Skip to main content

Full text of "Schopenhauer-Lexikon. Ein philosophisches Wörterbuch, nach Arthur Schopenhauers sämmtlichen Schriften und handschriftlichem Nachlass"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


■B 
2101 


I 


THE   OIPT  OF  S 


31 


(Sin  pf)ilofo))I)if(|cä  SBört«6u^, 


fämmtlü^m  iSc^iiften  unb  ^anbf<^nftlt%m  Kaäjta^  beaiBeitet 


feipjig: 

a.    9  r  0  d  ^  a  n  0. 


3)a4  Ucbccfctung^rcc^t  tfl  tcrbe^altcit. 


Sotkoott 

Sei  ben  großen  ^enferit  genügt  ed  und  nid^t^  b(od  im  9111« 
^  gemeinen  il^re  Seigre  jn  f ennen ,  f onbern  u>ir  l^aben  auc^  bad  9e« 
V  turfni^  einer  Ueberftd^t  über  bie  ganje  ^Qe  bon  ©egenftänben^ 
^  bie  fte  in  ben  ^ereid^  il^rer  9etr«d^tung  gejogen,  unb  ü6er  bad 
X  SBefenHid^e  T)cffen,  n)a«  fie  il6er  jeben  cinjefnen  ©egenftanb  gc^ 
?  (el^rt  ^aben.  !Da^er  ba«  ^ebfirfni^  nad^  SSSSrterbäd^ern  ber 
^  grofen  ^i^ilof o^i^en  ^  n>e(d^e  und  aber  ^etbed^  über  ben  ganjen 
«  Umfang  unb  ben  n>efent(id^en  dnl^att  ii^rer  Seigre  (etd^te  Ueber« 
^5   fi^ä^t  getoS^ren. 

®cläfc  Sdrterbfid^er  finb  leinedmegd  bou  b(od  l^iftorifd^em^ 
rucfkodrtd  gett>anbtem  dntereffe^  f onbern  fie  finb  bon  dntereffe  aud^ 
für  bte  jufunftige  SeiterfSrberung  ber  föal^rl^eitderfenntni^. 
X)emt  in  ben  @d^riften  ber  großen  ^i^Uofo)>]^en  finb  ja  nic^t  b(od  ber^» 
gonglid^e^  il^rer  ^tW  angel^Srige  ©ebanfen^  fonbern  ed  finb  in  il^nen 
müf  Ueibenbe^  fär  ade  3^^^^^  gültige  SSßai^rl^eiten  unb  föai^rl^eitd« 
feime  niebergelegt^  an  bte  man  anfnä)>fen  xxm%  um  bie  (Srfenntnig 
iDeiteT  }u  fSrbern. 

Da  nun  ®c^o)>en]^auer  }u  biefen  großen  S)entem  gel^&rt,  ein 
S^drterbud^  ber  eru>ä]^nten  9lrt  aber,  burd^  meld^ed  man  fid^  über 
ben  ganjen  Umfang  unb  ben  U)efentlid^en  dnl^att  feiner  Seigre  orien« 
tiren  fann,  bidl^er  nod^  gefel^It  l^at,  fo  ^^alt  vSf  mid^  jur  9(ud« 
arbeitung  etned  f otd^n  entfd^Ioffen  unb  lege  nun  bie  f^d^t  meiner 
arbeit  ^ermit  bem  publicum  bor. 


VI  Cortoort. 

^attc  c«  U^i)tx  wiäft  an  einem  fofd^cn  ßefifon  flcfel^It,  fo  njäreii 
lüd^t  fo  öiele  falfd^e  !Darftettiuigeu  unb  fd^iefe  ©eurtl^eirungen  ber 
Sc^o^jcn^auer'fd^en  Seigre  erfd^ienen.  3Rit  gegentüärtigem  Scjifcn 
in  ber  §anb  ipirb  man  filnftig  3eben,  ber  über  ®d^o^>en]^auer 
berichtet  unb  rid^tet,  controliren  fönnen. 

ßin  jmeite«  §au^)tmotiü,  njeld^e^  mid;  gnr  9lu«arbcitung  bcß 
öorliegenben  Sepfon«  beftimmt  ifat,  ift  fofgenbe«.  Unfere  3cit 
ift  jtoar  reid^  an  Äenntniffen  auf  olUn  ®ebieten  bcö  SBiffcu^, 
unb  bic  fogenannten  „9teaf'?eyifa"  fud^en  bic  errungenen  Äctnit* 
niff e  aUm  ©ifbungöbepiffenen  jugänglid^  ju  mad^en ;  aber  in  Solge 
ber  3Jerad;tung,  in  tofiAt  bic  ^]^irofo))l^ie  geratl^en  ift,  unb  an 
tüefd^cr  jum  2^ei(  bie  ^^itofp^j^en  felbft  ©d^ulb  finb,  l^at  bie 
Cfnttt)i(ffung  ber  ßinfic^t  nid^t  gfeid^cn  ©d^ritt  gel^alten  mit  ber 
(vriueitcrung,  unb  SJerbreitung  ber  fiuube,  unb  bod^  ift  Runbe 
nur  aW  aWittel  aur  ßiufid^^t  bon  ©ertl^.  (SSergl.  ben  Sfrtifel 
Sinfid^t  in  borliegenbem  Sefüon.)  Söic  fel^r  eö  felbft  äWänncru 
ber  SBiffenfd^aft  an  )>]^i(cfo)>]^ifd^er  3i(bung  fel^It,  bad  lann  man 
an  ber  mitunter  rollen  SBeife  feigen,  in  ber  bie  Slaturforfd^er  über 
bic  cm^)irifd^  ermittelten  Zf}at\a^cn  urt^eilcn.  5ßod^  immer  fommt 
i^r  Urt^eil  über  ben  ®egcnfafe  jtoifd^cn  aWaterialidmu^  unb 
®)>iritua(i^mu^  uic^t  ^inau^,  n>ä^rcnb  bod^  biefcr  ®egenfa^ 
(ängft  burd^  $ant,  boCcnb^  aber  burd^  @d^o^cnl^auer  fibcrtDun- 
ben  iftiji 

!Denr)bef(agten  SOtangcf  an  ))^i(ofo)>]^if(^er  Si(bung  nun  entgegen:^ 
julDirfen  tl^ut  ein  )>]^iIofo|)]^ifd^c9  Sepfon  3lotf),  ein  ii^cf ifon,  lt)e(d^e^ 
bif^Äunbc  gur  (Sinfid^t  erl^ebt,  ein  ©egriff«*8efi!on,  meiere« 
bie  burd^  bie  ©ad^=8ejifa  bargeftcKte  (Srfd^cinung^toelt  rid^tig 
beuten  feiert.  Son  aUcn  nac^tant'fd^en  ®l^ftemcn  fd^eint  mir  nun 
aber  fein  anbere«  geeigneter  ju  biefem  3^^^/  ^^^  ^^^  (Säfopm^ 
^auer'fd^e.  üDie  @d^o^>cn]^auer'fd^e  ^l^Uofo^jl^ic  ift,  al«  an^  ber 
augern  unb  inncm  ßrfal^rung  gefd^5^>ft,  reid^  tt)ie  bic  ^tlt  unb 
mit  ben  (Srgebniffen  ber  em^>irifd^n  ffiiffenfd^ften  4m  SSJefentlid^cn 


9orkoort.'  vii 

uiercteftimmenb^  toäi^rcnb  bicjcnigcn  nad^fant'fd^cn  ©^ftemc,  meldte 
bie  SBctt  a  priori  conftruiren,  arm  finb  an  ©egriffcn  unb  arg  gegen 
tit  (5iin>irie  öcrftoßen.  J)aju  fommt,  ba§  ©c^o^)enl^auer,  toie  fein 
anberer,  mit  bcr  2:iefe  ber  (Sebanfen  Älar^eit  be^  Jlu^bruct^  berbinbet; 
ma^rcnb  bie  Änbern  cnttocber  tief  finb,  cf^nt  tlax,  ober  Har,  o^nc 
tief  iu  fein.  3n  aßen  biefen  ©cjiel^ungen  fd^ien  mir  ein  au«  ben 
Se^o^en^auer'fd^en  ©d^riften  l^ergefteüte«  Sejifon  am  geeignetften, 
p^'dofop^ifi^  ^Ubung  unb  Sinftd^t  ju  berbreiten. 

Dbtoo^  bie  !DarfteIlung  in  biefem  Sejcilon  mit  ©d^o^enl^auer« 
eigenen  SSorten  gegeben  ift^  fo  tonnte  fie  bod^  nur  eine  fumma« 
rif(^c  fein  unb  mugte  bie  naivere  Äu^fü^rung  ben  Söerfen  ®äfopzn^ 
^auer^fdbft  uisetlaffen/  too  man  fie  an  ben  bon  mir  in  ^arent^efe 
bejeid^neten  ©teQen  finben  toirb.  9(ud^  n>irb  man  bie  fd^rift^ 
ftederifd^e  ®r9ge  ®d^o)>enl^auerd  nid^t  an^  meiner  einfad^  unb 
fd^nmdlod  gel^altenen  l^arfteQung^  fonbern  nur  au^  feinen  eigenen 
Serien  lernten  temen  fönnen. 

(Sd  koar  feine  leidste  Strbett,  bad  borliegenbe  Se^ifon  l^eraufteUen. 
I^eun  ©^o^penVuei  betrad^tet  einen  unb  benfelben  ©egenftanb  in 
\t\fx  berfi^iebenen  ©egiel^ungcn,  unb  loa«  er  in  biefen  berfd^iebenen 
^ejie^ungen  über  il^n  fagt,  fte^t  nid^t  immer  an  einem  Ort  bei* 
fammen,  fonbern  l^äufig  fel^r  gerftreut,  tt>orauf  er  fefbft  am  ®d^fn§ 
be«  erften  «anbe«  ber  ,,föe(t  a(«  mUe  'unb  SJorftcKnng''  auf* 
merffam  mad^t.  6«  galt  bal^er,  bie  jerftreuten  ©teilen  rx  fam* 
mein,  ju  orbnen,  unb  ba«  in  ii^nen  entl^aftene  SSSefentli^^e  mit 
ffiegfaffung  atte«  gur  bfogen  $(u«fö]^rung  ©el^&rigen  barjufteUen, 
um  ein  ®efammtbt(b  beffen  gu  geben,  toa«  ©d^o)>en]^auer  aber 
\(ben  eingefnen  ®egenftanb  feiert.  ÜDabei  toax,  ha  ©d^o)>eni^auer'. 
^aufig  benfefben  ©ebanfen  mit  anbem  ©orten  tt)ieber]^oIt ,  unter 
ben  berfd^iebenen  9Iu«bräd(en  eine«  unb  beffefben  ©ebanfen«  eine 
?Cu«n>a^(  ju  treffen.  3n  aßen  biefen  ©egiel^ungen  toax  bie  bor* 
Jiegenbc  Arbeit  fd^toierig  unb  jeitraubenbj  bod^  glaube  id^  bie 
©d^toicrigfelten  gtflcflid^  flberiounben  gu  l^aben.    !Dle  Ueberfc^riften, 


VIII  8or»Drt. 

burd^  tottdft  tmterl^aK  eine^  Slrtifeld  bie  berfd^iebenen  Oejtei^ungen, 
in  mtifm,  ober  bie  berfd^iebenen  ®t[i6ft^pmftt ,  bon  n>e(d^en 
aM  ber  ®egenftanb  betrad^tet  n>irb,  bejeid^net  finb,  rfil^ren  t>on 

mir  1^. 

3n  bem  ©ett)u6tfcin,  eine  eben  fo  nfi^tid^e,  al«  fd^u>ierige  9(r^ 
beit  boüenbct  ju  l^aben,  fel^e  id^  getroft  ber  aufnal^ine  entgegen^ 
n>e(d^e  biefelbe  beim  publicum  ftnben  n)irb. 

«erün,  im  «uguft  1871. 


IttÜM  ftantufiStl 


(5.  bebentet:  2)tc  bctben  <9runbprobIetne  ber  St^il,  2.  Suft. 

g.        ,,       Ueber  bad  @c^en  unb  bie  garben,  3.  ^uf(. 

(9.       ,,       Ueber  bie  oierfati^e  ®urgel   bed  ©a^e«   ootn  jureid^enben 

©Tunbe,  3.  Sufl. 
$.        ,,       9n«  Srt^ur  ©d^open^auerd  ^anbf^rtftlid^em  iRat^Iag. 
äR.      ,,       9rt^UT  ^c^open^auer:  9on  i^m,  über  t^n.     iD'^emora« 

btUen,  »riefe  unb  9la(^tag{ifi(!e. 
91.       „       Ueber  ben  SBillen  in  ber  9latur.  3.  «uft. 
$.       ,,       ^arerga  unb  ^ardtpomenar  2.  9uft. 
SB.      ,,       SBe(t  atd  Sille  unb  SorfieSung,  3.  Kuft. 


a. 


abttglaitbe. 

1)  3)0«  Söort  ,,«bcrglaubc". 

3)ie  Sßorte  ,, Aberglauben"  unb  „Vbtxtoi^"  ftnb  ma^rfd^einßd^ 
entffirungen  au«  ^^Ueberglauben"  unb  ,,Ueberloi|",  unter  Sermittelung 
oon  ,,DberflIattben"  unb  ;,Dber»it"  (toie  Ueberrod — ^Dberrod,  Ueber- 
^anb — Dber^anb)  unb  fobann  burc^  Sorru))tion  bed  D  in  9,  »ie 
umgefe^rt  in  ^^«rgwo^n"  fiatt  ,,«rgtoo^n".    (^.  U,  610.) 

2)  Duelle  U9  Xberglauben«. 

3)ur(^  bie  Vernunft  bem  @ebanlen  jugängtic^  geworben,  fte^t  ber 
^en^  aud)  bem  3rrt^ um  unb  bamtt  bem  SBa^ne,  bem  Aber« 
glauben  offen  (f,  drrtbum).  2)enn  in  ben  ©ebanlen,  ben  abfiracten 
begriff  ge^t  aOe^  nur  (Srfinntic^e ,  mitl^in  au(^  ha9  f^alfc^e,  bad 
Unm^gffc^e,  ba^  Stbfurbe,  bad  Unfinnige.  2)a  nun  Vernunft  Sllen, 
Urt^etl^troft  äBemgen  }u  X^eit  gen)orben  iß^  fo  iß  bie  Solge,  bag  ber 
9J{enf(^  bem  2Ba§ne  offen  {!e^t,  inbem  er  allen  nur  erbenlli^en  S^imären 
l^reid  gegeben  ifl,  looDon  bie  fu^erflitiöfen  !Z)ogmen  unb  Sultu^^anb« 
lungen  ber  t)erf(^iebenen  9?eligionen  }a^lrei^e  unb  auffaOenbe  Seifpiele 
liefern.    (SB.  U,  73—75.) 

3)  flberglaube^  bem  loa^rer  ®laube  3U  ©runbe  liegt. 

3>er  ®Iaube  an  ge^eimni§t)one  übernatftrlid^e  SBirlungen,  an  ©^m« 
pat^ie  unb  SRagie,  an  ©eiflererfd^einungen,  omina  u.  f.  to.  ifl  nid^t 
fc^fec^t^in  ald  Aberglauben  3n  üerioerfen,  toieioo^l  er  beim  Soße  flarf 
mit  Aberglauben  bermif^t  Dorlommt.  &  liegt  aSem  biefen  ©lauben 
meta))§t^f{f<^e  SBa§r^eit  ju  ©runbe.  Um  über  alle  gel^eime  ©^mpdtl^ie 
ober  gar  mogif^e  SSirlung  üorioeg  ju  lä^eln,  mug  man  bie  SBelt  gar 
fe^r,  \Q  gan^  unb  gar  begreifli^  ßnben.  S)ad  fann  man  aber  nur, 
toenn  man  mit  überaus  flachem  Slid  in  fie  l^ineinfd^aut,  ber  feine 
A^nbnng  bai^on  julägt,  bag  mir  in  ein  üReer  bon  9tat^feln  unb 
Unbegreifli(^Ieiten  oerfenft  finb  unb  unmittelbar  kveber  bie  Dinge  noc^ 
nn«  felbjl  i^on  ®mnb  m9  (ennen  unb  üerflel^en.    !Z)te  biefer  ©eflnnung 


2  Vbixgtaubt 

entgegengefe^te  ifl  e9  eben,  meiere  ma^t,  iag  faß  alle  groge  WiMtt,  \ 
nnab$ängig  i^on  Bett  unb  dlation,  einen  gelotffen  Knfht^  ))on  Kber«  ' 
glauben  öerrotl^en  ^aben.    (3?.  109.)  \ 

S)er  ©efpenflergUubc  tfl  bem  ÜRenf^en  angeboren;  er  finbet 
fl^  )tt  oOen  Seiten  unb  in  allen  Sttnbem,  unb  i^ielleid^t  iß  tein  ^m\^  i 
ganj  frei  bat)on.    3)er  große  $aufe  unb  bad  Soß,  mo^I  aQer  Sttnber  \ 
nnb  Seiten,  unterfd^eibet  ^{atürlid^ed  unb  Uebernatürlt^e^  ^'    . 
itoti  gnmb&erfd^iebene,  jebod^  juglet^  t)or§anbene  Orbnungen  ber  3)ii ,     4 
3)em  .Uebematilrlid^en  f^reibt  er  äBunber,  SBeiffagungen,  ®eft)en{)er    1 
nnb  3<tuberet  unbebenfti^  ju,  lägt  aber  überbie^  and^  mo^t  gelten,  bag    \ 
über^au))t  ni^td  burd^  unb  burc^  btd  auf  ben  legten  ®runb  nattttli^    | 
fei,  fonbem  bie  9Iatur  fetbfl  auf  einem  Uebematürlt^en  beruhe.    3m    1 
Sßefentlid^en  fttHt  nun  btefe  t)Ot)uiare  Unterf^eibung  jufammen  mit  ber    i 
ftantifc^en  jmif^en  Srfd^einung  unb  2)ing  cm  fid^;  nur  baß  btefe  bie 
Sad^e  genauer  unb  rid^tiger  beftimmt,  nttmli^  ba^in,  bag  SRatttrti(^el$ 
unb  Uebematürli^ed  ni^t  jmei  berfd^iebene  ttnb  getrennte  Xrten  lM>n 
SSefen  flnb,  fonbem  Sined  unb  !Ca^eIbe,  mel^ed  an  fii^  genommen 
ilbeniatiirUd^  {u  nennen  tfl,  n)eit  erß,  inbem  e^  erfd^etnt,  b.  ^.  in 
bie  iGBa^me^mung  unfern  duteüectd  tritt  nnb  ba^  in  beffen  Sormen 
eingebt,  bieSRatur  fi(^  borfteUt,  beren  phänomenale  ®efe^tt§igteit  e« 
eben  i%  bie  man  unter  bem  9latürlic^en  iierfle^t.    ($.  I,  284  fg.) 

SSie  bem  ®ef))enflerg(auben,  fo  liegt  auc^  bem  ©tauben  an  Omina, 
ber  fo  allgemein  unb  unt)ertilgbar  ifl,  bag  er  felbfl  in  ben  überlegenfien 
ftSpfen  nic^t  feiten  9taum  gefunben  l^at,  SEBa^r^eit  }u  ®runbe.    !Denn 
ba  nid^td  abf  olut  3uf2IIIig  ifl,  Dielme^r  SSe9  not^menbig  eintritt  unb 
fogar  bie  ©lei^jeitigleit  felbfi  ht9  caufal  ni^t  3i<f^<nienl^ängenben, 
bie  man  ben  B^f^O  nennt,  eine  not^menbige  ift,  inbem  [a  \>a9  jie^t 
®(ei^}eitige  fd^on  buri!^  Urfa^en  in  ber  entfemtef!en  Vergangenheit  a\9 
ein  fold^e«  befiimmt  tourbe;  fo  fptegelt  fidf  Wled  in  fiaem,  Hingt 
debed  in  debem  lieber.    3)er  um^ertilgbare  $ang  bed  IDtenf^en,  au; 
Omina  }u  ad^ten,  feine  extispicia  unb  opvi^aKOTUia,  fein  8ibe(auf= 
fd^tagen,  fein  ftartenlegen,  SIeigiegen,  fta^eefa^bef^auen  u.  bgl  seugei; 
t>on  feiner  ben  Semunftgrttnben  tro^enben  Soraudfe^ung,  bag  ed  trgen^e 
toie  m0g(id^  fei,  and  bem  i^m  ©egenmttrtigen  unb  Rar  t)or  9ugen 
Siegenben  bad  bun^  Kaum  ober  ^At  Serborgene,  atfo  ba«  Qtitferiite 
ober  3ttHi>iftig<  V^  erfennen,  fobag  er  to^i  and  dencm  2)tefe9  abtefci 
rsmite,  k9enn  er  imr  ben  to^ren  S^Uffel  ber  @e^etmf(^ft  ^ttt«. 
($.  I,  280  fg.)    Vuf  ber,  toemt  anc^  nic^t  beuttt(^  etfannten,  boi^  ^. 
^Utn  Uebei^ugnng   l^on  ber  flrengen   92ot^iDenbigtett   alU\ 
®efd^e^enben  beni|t  bie  bei  bQt  Xltot  fo  fefi  fie^enbe  «bifii^t  nom 
Saturn,  ber  cC^uxpiavir),  toie  anii  ber  Sataltdmnd  ber  SRo^mmeboner, 
fogar  and^  ber  überaQ  mtbertilgbare  ®Iaube  an  Omina,  toetl  eben 
felbfi  ber  flein^  änfall  not^ioenbig  eintritt  unb  aOe  OeMben^riten,  f o 
)tt  fagcn,  miteinanber  Sentfio  ^Iten,  mithin  9Qed  in  Wem  toterer«' 
Ringt    Snblif^  ^ttngt  fogar  bie«  bomit  jnfammen,  bag,  üer  o^e  btc 
teifep^  9bfi(^t  mtb  gan}  ixi^iaiii  rinen  Vnbem  mfUtmmelt  ober  getöbtet 


I 


f 


i 


IKrii^tung  3 

\^t,  biefed  $tacubutt  fein  gonget  Seben  ^inburd^  (etrauett,  mit  einem 
3efü^I,  loelc^ed  bem  ber  ®^ulb  bertoanbt  fd^etnt,  unb  mdf  bon  Knbem 
ate  persona  piacnlaris  (Ungliitf^menfc^)  eine  eigene  Srt  Don  5Di9' 
oAtt  erfahrt.    (6.  60  fg.) 

'  SScnbet  man  bie  Ue6ereinftimmung  jmifd^en  bem  SRe^onidmnd 
rf^  ber  Sed^nil  ber  9lattxx,  ober  bem  nezus  efiPectivns  mtb  bem 
'  .OB  finalis,  bemjufolge  bie  9{atur))robncte  fic^  ebenfo  rein  caufal 
.A  Uteologif^  erltttren  (offen  (f.  Seleologie),  auf  ben  Sebend« 
{a&\  be9  9Renif<^en  an,  fo  toirb  bie  äRöglic^Ieit  ber  omina,  praesagia, 
poTtenta  begreifli^.  ^a9,  mad  nad^  bem  i^anfe  ber  Statur  not§« 
toenbij  eintritt,  ifl  attbann  bod^  anbererfeitd  loieber  anjufe^en  att  für 
t-en  ?e6en0lauf  bed  (Sinjelnen  berechnet,  blog  in  Sejug  auf  i^n  ge« 
fdie^cnb  unb  epßirenb;  monac^  bann  ha9  97atürli^e  unb  strfäd^tid^ 
na(|»ridbar  9{ot^n)enbige  eine^  (2^eignif[ed  ba9  Ominofe  beffelben  feinet« 
tocg^  ouf^Sbe  unb  ebenfo  biefed  ni^t  iened.  !Z)a^er  finb  2)ie  gonj  auf 
bem  dnioege,  meldte  bad  £)minofe  eine^  (Sreigniffed  bobur^  )u  be« 
feitigen  Dermeinen,  bag  {ie  bie  UnDermeibli^Ieit  feinet  Sintrittd  bar« 
t^rni,  inbem  {te  bie  natürlid^en  unb  not^ioenbig  toirfenben  Urfac^en 
beffetben  nac^meifen.  j^enn  an  biefen  }ki)eifelt  fein  vernünftiger  SRenfd^, 
unb  für  ein  äKirafel  toill  deiner  ia9  Omen  ausgeben ;  fonbern  gerabe 
barau^,  bag  bie  m9  Unenblic^e  ^inaufreic^enbe  ftette  ber  Urfad^en  unb 
SBirtnngen  mit  ber  i§r  eigenen,  fhengen  9Iot§ttenbigIeit  unb  uni^or« 
benHic^en  $r&befKnation  ben  Eintritt  biefed  (Sreigniffed  in  folc^em  be«> 
bentfamen  SugenbtidC  unt)ermeibli(^  feflgefteOt  ^at,  ermttd^fl  bemfelben 
bad  Dminofe.  {%  I,  236  fg.  SB.  H,  384.)  Stnbererfeit«  j|ebod§  feigen 
toir  mit  bem  ®(auben  an  bie  Dmina  aud^  ber  Sfirologie  miebet 
bie  ^ür  geöffnet,  ba  bie  geringfle  atö  ominod  geltenbe  Gegebenheit 
arc^  eine  ebenfo  nnenblid^  (ange  unb  ebenfo  ftreng  not^ttenbige  9tttt 
lon  Urfa(!^en  bebingt  ifl,  »ie  ber  bered^enbare  @tanb  ber  ©efüme  ju 
incr  gegebenen  3«*-  i%  h  236.) 
abti^tung. 

1)  Sbric^tnng  ber  S^^iere. 

!3)ie  Xbri(!^tung  (iSreffur)  ber  ST^iere  berul§t  auf  ber  Sdmnijm^ 

St^  SrinnerungdDermögend  unb  ber  bei  i^nen  überaud  flarfen 

Rad^i  htx  ©ettol^n^eit  (f.  ®en)o^n^eit).     3)a9  (Srinnerung9« 

ccmOgen  ber  Zffxtxt  ifi,  tote  i§r  gefammter  dnteüect,  auf  bad  Xn« 

^ulid^  bef(^rttnft  unb  befielt  junttd^ft  blod  barin,  bag  ein  mieber« 

.  ^enber  Sinbmd  flc§   oM  bereite  bageioefen  anlünbigt,   inbem   bie 

gegtittDitrtige  Snfd^auung  bie  @tmr  einer  frül^em  auffrifd^t;  i^n  (Srin* 

nentng  ifl  ba^er  ftM  burd^  ia9  |e^t  koirflid^  ©egemottrttge  vermittelt. 

Diefe^  regt  aber  eben  bed^alb  bie  (Smpflnbung  unb  Stimmung,  me(^e 

bie  frühere  (Srfd^einung   ^ervorgebra^t   ^atte,  lieber  an,    Z)emnad| 

erfennt  ber  |iunb  bie  Sefamtten,  unterf^eibet  greunbe  unb  §etnbe, 

fnibet  ben  rinmal  jnrüdgelegten  Seg,  bie  fd^on  befud^ten  ^ttufer  leiAt 

trieber  mtb  loirb  burd^  ben  %nbtid(  ht9  £eQer9  ober  ben  be^  ®todn 

.fogUic^  in  bie  entfpred|enbe  Stimmung  verfemt.    8uf  ber  Senu^ung 

1* 


4  »bfolut 

biefe^  onf^auenben  Stinnening^üermögen^  unb  ber  bei  ben  Citren 
überaus  {!arlen  SO?a^t  ber  ©eioo^n^eit  berufen  äffe  Slrten  ber  96- 
rid^tung.  (9B.  II,  63.)  !Z)a9  2:^ier  iDirb  bur^  ben  gegentoärtigett 
Stnbrud  beflimmt;  nur  bie  Surc^t  t)or  bem  gegentofirtigen  3^<^"8^ 
fann  feine  Segierbe  jttl^men,  h\9  jene  ^wci^i  enbli^  )nr  ©etoo^n^eit 
gen)orben  ifl  unb  nunme^v  ate  fold^e  ed  beflimmt:  ha9  iß  Sreffur. 
(2B.  I,  44.)  !Z)ie  (Creffur  ifi  bemna^  bie  burd^  bod  üRebium  ber 
©emo^n^eit  wirlenbe  f^urc^t.  (@.  34  unb  $.  II,  620.)  ®ie  ma^t 
nur  eine  fd^einbare  9(udna§me  t?on  ber  93ef)inimbatfeit  ber  SE^iere 
bur(i^  bIo9  anfd^auli(f)c  unb  gegenh)ärtige  3Rotit)e.    ((£.  34.) 

Son  ber  menfc^lid^en  Srjie^ung  iß  bie  Slbridjtung  gerobe  fo  üer« 
fd^ieben  mie  Xnfd^auen  t)om  3)enlen.    (993.  II,  63.) 

2)  Slbric^tung  bed  9)tenf^en. 

Sei  äRenfc^en  tritt  ^ttufig  an  bie  @teOe  ber  Srjie^ung  unb 
Stlbnng  eine  Slrt  Don  ^bric^tung,  nantentUd^  beim  großen  $aufm. 
@te  wirb  bemertfieOigt  burc^  9eifpie{,  ©ewo^n^eit  unb  fel^r  frühzeitige« 
fefled  Sinprttgen  geioiffer  Segriffe,  e^e  irgenb  (Erfahrung,  Serfianb  unb 
Urt^iUtraft  ba  nittren,  ha9  SSerl  }u  ftören  (993.  II,  74.)  Qa,  ber 
iDlenfi^  übertrifft  fogar  an  9bri(^tungdfttl^igleit  aOe  X^iere.  S)te 
aDtodlem  ftnb  abgerichtet,  fünfmal  bed  Sage«  ba«  ©eflc^t  gegen  Sßetfa 
gerid^tet,  2^  beten;  t^un  e«  unoerbrü^Ud^.  6§rifien  {Inb  abgerichtet, 
bei  gemiffen  ©elegenl^eiten  ein  ftreu}  gu  fd^tagen,  fi^  gu  üemeigen  u.  bgl. ; 
lote  benn  überhaupt  bie  Religion  ba«  redete  SDVeiflerflüdt  ber  Xbric^tung 
ifl,  nämlic^  bie  Hbric^tung  ber  3)enffttl^igfeit.    ($.  U,  638.) 

SBie  bie  Xbrid^tung  ber  2)§iere,  fo  gelingt  aud^  bie  be«  ÜRenfc^en 
nur  in  früher  dugenb  DoUIommen.    ($.  II,  638.) 

;2lbfolitt.    I^M  2ihfolnit. 

1)  2)er  Segriff  be«  «bfotuten  f^at  Realität  allein  an 
ber  SWaterie. 

Serflel^t  man  unter  bem  fo  Diel  gebraud^ten  Ku«brud(  Kbfolutum* 
!Ca«,  toa«  nie  entflanben  fein,  no^  j|emal«  Derge^en  fann,  loorau«  ^in^ 
gegen  %0e«,  tta«  e^ftirt,  befle§t  unb  gemorben  iß,  fo  ^at  man  ba{fell3« 
ni^t  in  imaginären  9{ttnmen  ju  fud^en,  fonbern  e«  iß  ganj  Kar,  \^ 
jenen  Snforberungen  bie  ÜRaterie  gftnjli^  entfpri^t.    ($•  II,  114/ 
2)a«  $röbtcat  abfotut  §at  an  ber  SDtaterie  feinen  aOeinigen  Selej* 
baburc^  e«  Realität  er^ftlt  unb  juläfßg  iß,  angerbem  e«  ein  ^röbical 
für  meldte«  gar  lein  ©ubject  ju  ßnben,  mithin  ein  ou«  ber  Suft  g^ 
grtffener,  bnr^  nid^t«  gu  realißrenber  Segriff  fein  mürbe.  ((S.  Sorr.XXYL) 
Seffer  al«  alle  erfafelten  9{e6eIgeßo(ten  jener  feit  ftant  Derfu^ten  $^i(o« 
fopl^ie,  beren  aOeinige«  S^ema  ba«  Xbfotute  bilbet,  entfpric^t  ben  Kn« 
forberungen  an  ein  fold^e«  bie  SRate rie.    3)iefe  iß  unentßanben  unb        I 
unDergttngttd^,  olfo  toirfli^  unab^öngig  unb  qnod  per  se  est  et  per    "^j 
se  coudpitor.    9u«  i^rem  @^oog  ge§t  SlDe«  l^erDor  unb  90e«  in 
i^n  }urüdf:   ma«  fann  man  Don  einem  Slbfoluten  meiter  Derlangen?        j 
(995.  I,  674.) 


r 


« 


fCbflroct  5 

2)  2Bte  ha9  «bfolute  ntdpt  ju  benfen  ifl. 

'X:a9  9[bfo(ttte  ifl  ni^t  aU  erfle  Urfad^e  ^u  benlen^  loeti  t9  eine 

erße  Urfac^e  über^au))t  nic^t  gibt  (f.  Urfod^e).    (£d  ift  auc^  nic^t 

dU  bad  Unbebiugt^92ot^n)enbige  ju  benfen,  meil  SVot^toenbigfein 

burc^ond   unb  überall  nid)td  Slnbered  befagt  a\9  aud  einem  ®runbe 

folgen,  ein  folget  alfo  bte  Sebingung  aKer  Stot^menbigfeit  unb  mit» 

^in  bad  Unbebingt'9?ot^n)enbige  eine  contradictio  in  adjecto,  alfo  gar 

lein  ®cbanfc,  fonbern  ein  ^o^Ieö  SBort  i|i.    (^.  I,  199.)    ^nblid^  ip 

bad  Sbfolute  auc^  nidjt  ate  Objcct  }u  beulen ,  benn  aUed  Objectiüe 

i^  {tctd  nur  ein  @ccunbäred,  nämlid^  eine  ^orfteKung.    Seim  Db« 

jedilKn   fönnen  loir  nie  ju  einem  9{u§e^unlt,  einem  Seiten  unb  Ur» 

finilngltc^en,  gelangen,  loeil  loir  ^ier  im  @ebiete  ber  Sorftellungen 

fmb,  btefe  aber  fämmtlid^  bem  @a|  üom  @runbe  untermorfen  flnb, 

bfffen  Sorberung   febed  Obiect  fogteic^  üerfäOt.     9uf  ein  angenom« 

mened  objlectiüed  Sbfolutum  bringt  fogleid^  bie  grage  äEBo^er?  unb 

SBanim?  jerfUrenb  ein,  Dor  ber  t9  n)ei^en  unb  fallen  mug.  ($«  I,  84.) 

Die  ©ültigteit  be^  @a^ed  t)om  ©runbe  liegt  fo  fe^r  in  ber  ^oim  bed 

SetDugtfein^,  bag  man  fd^Iec^terbingd  fld^  nic^td  obiectiD  torfleKen 

foim,  bat)on  lein  SBarum  loeiter  )u  forbem  möre,  alfo  lein  abfoluted 

Sbfotutum,  koie  ein  93tctt  toor  bem  5topf.    !Z)ag  2)iefen  ober  Oenen 

feine  Sequemlid^Ieit  irgenbwo  fliO  flehen  unb  ein  folc^ed  flbfoüttum 

beliebig  annehmen  ^eigt  fann  nic^td  au^ric^ten  gegen  iene  unumjlögUc^e 

©ewiß^eit  a  priori.    (2B.  I,  573  fg.) 

3)  ®egen  ben  SRigbrand^,  ber  mit  bem  „Sbfoluten"  ge« 
trieben  ttiirb. 

3)ad  flan}e,  fid^  für  ^^ilofop^ie  au^gebenbe  @erebe  t)om  Sbfoluten 
lauft  auf  einen  lierfd^ämten  unb  ba§er  DerlarDten  fodmologifd^en  9eh)eid 
)ttrü(f.  (9B.  II,  50.)  &  ifl  nic^td  «nbered,  aU  ber  fodmologif^e 
9e»et0  tncognito.    (SB.  I,  574.  $.  I,  123.) 

diejenigen,  koelc^e  Dorgeben,  ein  Urtoefen,  Sbfotutum,  ober  n)ie  fonfi 
man  t^  nennen  kein,  nebfl  bem  $roceg,  beu  ©rünben,  üRotioen  ober 
foafl  toad,  infolge  meld^er  bie  SBett  baraud  ^eroorge^t  ober  quiQt,  ober 
fällt,  ober  probucirt,  ind  2)afein  gefegt,  „entlaffen"  unb  ^inaudlompti* 
mentirt  knirb,  ju  erfennen,  —  treiben  hoffen,  finb  SEBinbbeutel,  too  nic^t 
gar  ©c^arlatane.    (SB.  II,  206.) 

Uflract.    Abfitartt  iJorltellnng.    Tihfltacit  €rlutintni^. 

1)  3)a^  9(b|lracte  aU  ©egenfa^  bed  dntuitiüen. 

'Ser  ^ottf^tunterf^ieb  jtoifd^en  allen  unfern  Sorflellungen  ifl  ber  be^ 
3fftBitit>en  (Xnfd^oulid^en)  unb  Sibfiracten  (au0  bem  Sinf^anlid^en 
9bgqogenen).  Se^tere^  ma^t  nur  eine  5Haf[e  k)on  Sorflellungen  ava, 
bie  »egriffe.    (SB.  I,  7.) 

2)  Vb^ttngigleit  bed  Slbflracten  Don  bem  dntuitiben. 
SOe  abflracte  (Srfenntni§,  koie  fte  aud  ber  anfc^auKc^en  entf))rungen 

ifi,  §at  anii  allen  SBert^  allein  burd^  i^re  9e}ie§ung  auf  biefe,  dfo 
boburiii^,  bag  i^  Segriffe,  ober  beren  2:^eiIt)orfleIIungen,  burc^  fln» 


6  9(l6^act 

fd^auungett  )tt  realiflren,  b.  1^*  )u  belegen  fmb*  Segriffe  unb  Ubfttaetionen, 
bie  nt^t  jule^t  auf  Hnfd^uungen  Einleiten,  gletd^en  SBegen  im  SBalbe, 
bte  ol^ne  Ku^gong  enbtgen.    (9B.  II,  89.  l,  41.)    !Z)te  abftxactt  Sßors' 
fleüung  ^Qt  t|r  gonjed  SBefen  cinjig  unb  aOein  in  i^rer   SBejte^ung 
auf  eine  anbere  SorfteÜung,  todijt  i^r  Srienntniggrunb  ifi«      jl)tefe 
(ann  nun  itoax  mieber  )un&d^fi  eine  abfiracte  SorfieDung  fem,  unb  fo* 
gar  auc§  biefe  koirber  nur  einen  eben  fotc^en  abfiracten  @rlenntm§grunb 
§aben;  aber  nt^t  fo  ind  Unenbli^e,  fonbern  jule^t  muß  bie  9?et^e  ber 
^Ienntni§grünbe  mit  einem  33egriff  fc^Uegen,  ber  feinen  ®runb  in  ber 
anfd^auli^en  Srienntnig  ^at  (SB.  I,  48.)    !Z)a§er  f^ai  bie  Stta^e  bet 
abfiracten  SorfleOungen  Don  ben  anbem  ha9  Unterfd^eibenbe,    bag  in 
biefen  ber  @a^  Dom  ©runb  immer  nur  eine  93e)ie^ung  auf  eine  anbere 
SorfteÜung  ber  nttmtid^en  ^affe  forbert,   bei  ben  abfiracten  Sor« 
fieQungen  aber  jute^t  eine  Sejie^ung  auf  eine  SorfieOung  an9  einer 
onbern  «toffe.    (SB.  l,  49.) 

3)  SSitbung  be9  abfiracten  aud  bem  Slnfd^aulid^em 
Sei  ber  Silbung  ber  abfiracten  SorfleSungen  jertegt  bad  Xbffaractton^- 

vermögen  bie  anfc^autid^en  SorfieKungen  in  i^re  Sefianbt^eile,  um  biefe 
abgefonbert,  ieben  für  fic^,  beulen  ^u  fönnen,  ald  bie  Derfc^iebenen 
®genf(l^aften  ober  9ejie§ungen  ber  2)inge.  Sei  biefem  ^roceffe  nun 
aber  büßen  bie  SorfieOungen  not^iuenbig  bie  Snf^auli^leit  ein,  toie 
9Baffer,  toenn  in  feine  Sefianbt^eile  jertegt,  bie  Slüfflgfeit  unb  ®i^t« 
barleit.  !Cenn  jebe  alfo  audgefonberte  (abfha^irte)  Sigenfd^aft  lägt  fld^ 
für  fic^  aSeln  n)o^I  beulen,  iebo^  barum  nid^t  für  fi(^  oOein  aud^ 
attfc§auen.  iWan  ^at  fol^e  SorfieOungen  Segriffe  genannt,  toeil 
iebe  berfelben  unjtt^Iige  (Ein)e(binge  unter  fld^  begreift,  atfo  ein  Ow 
begriff  berfelben  ifi.  3Jtan  hm  fie  auc^  befiniren  att  Sorfiel« 
lungen  avi9  SorfieHungen.    (®.  97  fg.) 

4)  Ser^ttltnig  ber  abfiracten  (Srienntniß  3ur  intuitioen. 
5Die  abfiracte  Srienntnig   bereint   oft  mannic^f altige   intuitive 

(Erlenntniffe  in  eine  gform  ober  einen  Segriff,  fo  bag  fie  nun  nic^t 
me§r  }u  unterfd^eiben  finb.  2)a^er  fid^  bie  abfiracte  (Erlenntnig  jnr 
intttitiDen  berl^äU  U)ie  ber  ©Ratten  }u  ben  toirllid^en  ©egenfittnben, 
beren  groge  ÜRannid^faltigfeit  er  burd^  einen  fle  alle  befaffenben 
Umrt§  miebergiebt.  (SB.  I,  571.)  SDie  anf^aulid^e  (Erfcnntniß  erleibet 
bei  i^rer  Sufna^me  in  bie  Sieflqrion  beinal^e  fo  t)ie(  Serftnberung,  h)ie 
bie  9ta^rung0mitte(  bei  i^rer  Vu^a^me  in  ben  t^ierifd^en  Organismus, 
beffen  formen  unb  3Rif^ungen  burc^  i^n  felb|i  befiimmt  »erben  unb 
aus  beren  B^^fammenfe^ung  gar  nid^t  me^r  bie  Sefd^affen^eit  ber 
il?a(nmgSmitteI  )u  erfennen  ifi,  —  ober  (toeit  biefeS  ein  loenig  )u  biet 
gefagt  iß)  bie  Mefle^rion  ber^ttlt  fl(^  jur  anfd^oulic^en  (Srlemitni|  teineS« 
koegd  loie  ber  ©piegel  im  SBaffer  ju  ben  abpefpiMelten  ©egenfittnben, 
fonbent  (mun  nur  noc^  fo,  toie  ber  ©chatten  biefer  @egenfiftnbe  ju  i§nen 
felbfl,  ttel^er  Ratten  mir  einige  ttugere  Umriffe  toiebergibt,  aber  oui^ 
bod  SRomtid^faltigfle  in  biefelbe  @efialt  bereinigt  unb  bod  Serfd^iebenfle 
bur(^  ben  nttmlid^en  Umrig  barfieOt,  fo  bag  (einedtoegS  bon  i^m  au«« 


Wfhact  7 

%dienh  fi<j^  bie  ®tftalitn  bev  S)itige  t^ottficinbig  unb  fid^ev  conftrutrc» 
lir§cn.     (SS.  I,  538.) 

5)  SRittel  )ttr  Si^rtrung  ber  abflracten  SoYßeUuttgett. 
X)a  bie  3U  abfhacten  Segriffen  fuUtmtrten  unb  babei  jerfe^tm  Sot« 

ihflungcn  alle  %nf(^u(t(^tett  eingebüßt  ^aben,  fo  loiirben  fie  bem  9e» 
»ttgtfctii  gan3  eutf(^(ü)>fen  unb  U^m  ju  ben  bamit  beabfid^tigten  S)enN 
epcrattonen  gar  ni^t  @tanb  Ratten,  nienn  fie  ntc^t  burd^  3<^^n 
^uuilt^  fijrtrt  unb  feftge^lten  tvürben:  bte^  finb  bie  Sorte.    (@.  99.) 

6)  %u(ett  ber  obfiracten  $OTfiei(ungen. 

iHiburc^^  b(^g  bie  aud  bem  3(nfc^auli(^en  abfiro^irten  Segriffe  mentget 

in  fi^  enthalten  al^  bie  SorfteOungen,  baraud  fie  abfha^irt  loorben, 

fUtb  fie  letd^tev  }u  l^anb^aben  ote  biefe,  nnb  Dev^olten  fld^  ju  t§nen 

ungefS^,  mie  bie  Somieln  in  ber  ff^jtxn  Srit^metil  in  ben  SDenf* 

o|ieratioRcn,  im€  benen  fold^e  l^erborgegongen  fiub  unb  bie  fie  vertreten, 

obct  lote  ber  Sogorit^mud  )u  feiner  ^a^L    @ie  entgolten  Don  ben  Dielen 

Sorfidlitiigen,  aud  benen  fie  obgejogeu  ftnb^  gerabe  nur  ben  £§etl,  ben 

«an  ivan^t;  flott  bog,  loenn  mm  jene  SorfieÜungen  felbfl  bur^  bie 

^^«itafit  t>eigegemt)(irtigen  toollte,  ntan  gleid^fam  eine  Soft  bon  Un« 

wt^adüdfcm  mttfd^Ieppen  müßte  unb  babur^  Denoirrt  toürbe:  jie^t  aber, 

bnn^  Snlncnbung  t)on  Segri^en  (abffaracten  SorfieUungen),  benft  mon 

mx  bie  2:^et(e  nnb  Sejie^ungen  aller  biefer  SorfieOungen,  bie  ber 

jcbeMiattge  ßtotd  erforbert.    O^r  ©ebraud^  ifi  bemna^  bem  Slbtoerfen 

inmttl^  &tpid9,  ober  auc^  bem  £))>eriren  mit  Ouinteffeujen,  flatt  mit 

ben  ^fbutjcnfliecie«  fetbfi^  iu  bergleid^em    (®.  101.)    Seim  eigenen 

Katoden  ifl  bie  Xbßraction  ein  Sbtoerfen  unnü^en  ®e)ittd(^  yun 

Se^f   Md^terer  ^onb^abung  ber  ju  berglei(!^enben  unb  bamm  ^in 

mib  ^r  JU  toerfenben  (Srienntniffe.    ÜRan  lögt  nttmli^  babei  ba«  Diele 

tbnoefeittlic^e,  ba^er  nur  Serioirrenbe  ber  realen  2)inge  koeg  unb  operirt 

mit  tDcnigen  aber  toefentlid^en  in  abstracto  gebac^ten  SefUmmungen. 

lier  eben,  koeil  bie  Sllgemeinbegriffe  nur  bur^  Sßegbenlen  unb  Su^ 

taffen  bor^nbener  Seftimmungen  entftel^en,  unb  ba§er,  je  aUgemetner, 

bcfio  teerer  finb,  befd^ränlt  ber  Stufen  iened  Serfol^rend  fl(^  auf  bie 

Verarbeitung  unferer  bereite  ertoorbenen  (Srienntniffe.    Dtene  ©runb« 

eiofid^ten  hingegen  finb  nur  au9  ber  anfc^auli^en,  aU  ber  allein  Dollen 

«nb   rttd^en    Srfenntnig    ju    fc^öpfen    mit  $ülfe    ber  ttrt^eittlraft 

V8*  U,  68.  89.) 

7)  Unjulängli^reit  bed  %bflracten. 

ta^  ftbfhacte  lann  ba«  Suf^auU^e  nie  erfe^en,  toeil  Segriffe  fletd 
aUgemein  btriben  unb  ba^er  auf  bad  (Sinjelne  nid^t  ^erob  gelangen. 
})4cr  bie  Unjulänglid^reit  bed  ^bflracten  für  ba«  f)ralttf(^e  8äett,  »o 
ho^  bod  )u  Se^anbelnbe  ein  (Sinjelned  ifl.  dm  $raltifd^en  Detmag 
^vt  intnitiDe  (Srbnntnig  bed  Serflanbe^  unfer  Zf)m  unb  Sene|men  un« 
onttdbar  )«  leiten^  koäl^renb  bie  abfirocte  ber  Semunft  t9  nur  unter 
Seotttteltmg  bed  ®ebtt(^tnif[e^  (ann.  $terau^  entf)»ringt  ber  Serjug 
to  totettiben  drlenntnig  für  alle  bie  SWe,  bie  feine  ^t  juv  tteber« 
^Vng  gefiatten,  alfo  für  ben  tfigli^en  Sei^e^r,  in  koeld^em  eben  be^ 


8  ICbfurbe    —    Ibel 

I^at6  bie  SBeibet  e^ceUiren.  Sfud^  tttlM  fiäf  §ieraud,  marum  im  loirf- 
(t^en  Seben  ber  ®e(e§tte,  beffen  Sorjug  im  9tei(^t^um  abfiracter 
(Srfenntniffe  liegt,  fo  fe^r  jurUdfte^t  gegen  ben  Seltmonn,  beffen  Sorjug 
in  ber  tootITommenen  intuitiDen  @rTeuntni§  befielt,  bie  i^m  utf)nünglic^e 
Sinlage  Derliel^en  unb  reid^e  6rf abrang  audgebilbet  §at.  (9B.  U,  80 — 82.) 
üDie  abftracte  (£rlenntni§  ^ot  il^ren  größten  9ßert§  in  ber  SRitti^eilbar-^ 
feit  unb  in  ber  9)t5gli^feit,  fi^irt  anf behalten  )u  »erben.  (Srß  ^ier« 
bur(^  mirb  fie  fitr  bad  ^rahif^e  fo  unfc^S^bar  loi^tig.  (3B.  I,  66.) 
8}  ®egen  ha9  Xudge^en  oon  obflracten  93egriffen  in 
ber  $^iIofop§ic. 
3n  ber  $^itofo))^ie  toirb  and  b(o§en  obfirocten  Segriffen  leine 
äBeid^eit  ju  ^toge  geförbert.  äBeite,  obßracte,  jumal  aber  burc^  leine 
Xnfc^annng  ju  reoliflrenbe  Segriffe  bUrfen  nie  bie  Srienntntgqiteae, 
ber  IKu^gangdpunft  ober  ber  eigentlid^e  ®toff  bed  ^^itofop^irend  fein. 
(Sß.  II,  92.)  2)00  Dperiren  mit  toeiten  Kbfhacti«,  unter  gttnjlid^em 
Serlaffen  ber  anfd^aulic^en  Srfcnntnig,  aud  ber  fie  abge)ogen  U)orben 
unb  koeld^e  ba^er  bie  bleibenbe,  noturgemäge  (Sontrole  berfelben  ifi,  mar 
}u  aOen  3<(ten  bie  ^auptqueOe  ber  drrtl^ümer  bed  bogmatif(^en  ^Ho* 
fo)>^irend.  (S.  II,  93.)  3)ie  erflaunlid^e  flermlic^Ieit  unb  marternbe 
Sangtteiligfeit  iener  ))^i(ofo))l)if^en  @(^riften,  totldjt  mit  toeiten  86« 
firocti«,  loie  (Snblic^ed,  Unenblid^ed,  —  ©ein,  Slid^tfein,  Knberdfein,  — 
(Einheit,  Siel^eit,  aRanni^faltigfeit,  —  dbentitttt,  3)it)erfUät,  dnbif« 
feren)  u.  f.  m.  o^eriren  unb  ou«  fold^em  SRoteriat  i^re  Sonfiructionen 
aufbauen,  erKttrt  fl^  baraud,  bag  toei(  burd^  bergleid^en  mette  %b* 
fttacia  unenblid^  Sieled  gebadet  koirb,  in  i§nen  nur  äugerfl  menig  ge« 
bad^t  werben  tann;  ed  flnb  leere  hülfen.    (SS.  U,  91  fg.) 

Mfntbt^  bad. 

1)  S)ad  ®e6iet,  in  toelc^em  ba«  Sbfurbe  liegt. 

S)a9  9bfurbe  liegt  im  ©ebiete  ber  ©ebonlen,  ber  abfhacten  Se« 
griffe,  ald  in  mel^e  atled  nur  Srflnnli(^e,  mithin  anii  ia9  Sa(f(^e, 
ba«  UnmSglid^e,  bad  Sbfurbe,  bad  Unfinnige  eingebt.    (9B.  U,  74.) 

2)  ^errfd^aft  bed  Sbfurben. 

jDie  bleibenbe  ^errfc^aft  be^au))tet  in  ber  SBelt  bad  Sfbfurbe  unb 
Serle^rte  im  Kei^e  bed  3)enlend,  nur  burd^  furje  Unterbrechungen  ge« 
flört.  (3B.  I,  382.  $).  390.)  !Z)a«  Hbfurbe  erfüOt,  loie  ®oet^e  richtig 
fagt,  red^t  eigentlich  bie  3BeIt  (S.  92.  9R.  296.  3B.  I,  Sorrebe  XXX) 
unb  ma^t  am  leic^tefhn  ®Iüdt  in  ber  äSelt.    ($.  I,  6.) 

AccHftn}^  f.  @ubflan). 

Aetio  in  distans,  f.  9Ragie. 

2)00  dttdfi  bed  Sefi^ed  ifi  jMr  et^ifc^  unb  rationell  ungleich 
beffcr  begrünbet  att  ba«  9te^t  ber  ©eburt.  debod^  ifl  ed  mit 
biefem  benoanbt  unb  »ertpac^fen,  toeld^ed  man  ba^er  fd^tterltc^  kottibe 
megfc^neiben  föunen,  o^e  jicned  in  @efa^r  }u  fe^en.  2)er  ®runb  ^icr« 
l>on  iß,  bag  ber  meifie  Sejt^  enrbt,  folglid^  auc^  eine  Srt  ®eburtd' 


«e<^t    —    «eö^J)tet  9 

ttd^t  ifi;  nne  benn  eben  ber  alte  Sfbel  oud^  nur  ben  97atnen  be« 
Stcmimgnted  fü^tt,  atfo  burd^  benfeßen  blod  feinen  9e{i^  au^brüdt. 
X^etngemSg  foKten  aDe  IBeft^enben,  n)enn  fte,  flatt  netbtfd^  }u  fein^ 
ffug  mären,  anii  ber  (Sr^altung  ber  Siedete  ber  ©eburt  anhängen. 

jDtr  Stbel  ate  folc^er  geivä^rt  ben  bo^pelten  92u|en^  bag  er  etner*^ 

fcitd   ba^  9?ec§t  be^  93efi$ed  unb  anbererfeitö  bad  ©eburt^recl^t  bed 

jlönigd  fluten  l^ilft;  benn  ber  ftönig  ifi  ber  erfle  (Sbelmonn  im  ?anbe. 

3Rtt  9?cd^t  beruft  ein  Sbetmann  ftd^  auf  feine  Sorfa^ren,  n)eifl  auf 

feinen  Stammbaum  §in*    93omirt  unb  lä^ertid^  ifl  ed,  bie  Slbflam» 

vnntg  für  unbebeutenb  ju  l^alten^  nid^t  barauf  fe^en  )u  tooKen,  toeffen 

@o^  (Einer  ifi;  benn  oKerbingd  ifi  ber  (S^^aralter  Dom  Soter  erblic^. 

(V.  U,  276.  »ergl  SSererbung.) 

Vüte  ttrf))rüngli(l§e  unb  ba^er  aUt9  Steckte  int  SRenfc^en  mirlt,  a\9 
foli!^,  tote  bie  92aturMfte,  unbefugt  Sßa9  burd^  bad  Seiougtfein 
^nibitrc^  gegangen  ifi,  lourbe  eben  bamit  )u  einer  SorfieQung;  folglich 
ifi  bie  ftengerung  beffelben  geioiffermagen  äRitt^eilung  einer  SorfieOung. 
i>aamaif  mm  ßnb  aOe  ä^ten  unb  probe^altigen  (Sigenfd^aften  be^ 
(S^arolter^  unb  be^  ©eified  urfprttngtic^  unbetougt,  unb  nur  aM  fold^e 
mad^en  fte  tiefen  (Sinbrudt.  90ed  Semugte  ber  Slrt  ifi  fd^on  nad§« 
gebe^ert  unb  ifi  abfid^tlic^,  ge^t  ba^er  fd^on  über  in  Slffectation, 
b.  L  STrug.  !3)arum  i^  nur  ha9  angeborene  8d^t  unb  fiid^^altig. 
05.  n,  6870 

2Ug||pter. 

"Die  lUg^pier  ftnb  urfprüngliA  eine  ^inbulolonie,  ba^er  fo  Diel  beut 
Onbtfi^en  Xe^nlid^ed  in  i^rer  9cetigion,  ba^er  anif)  i^r  jtafientoefen. 
(SR.  174.)  3u  ben  Snjeic^en,  bag  bie  Sleg^pter  (Xet^iopen),  ober 
locntgfien^  i^re  $riefier,  au0  dnbien  gelommen  finb,  gel^ören  oud^  int 
{eben  bed  XpoDoniu^  ton  £§k|ana  bie  ©teOen  S.  III,  20  unb  VI,  11. 
(^.  IJ,  431.) 

2)ie  Xegtipter  glaubten  an  SRetempfkid^ofe  ($erob.  II,  123),  ton 
loeldE^en  Otpfftn^,  ^^tl^agorad  unb  $tato  fte  mit  Segeifierung  entgegen» 
nahmen«  (SB.  II,  577.)  3)en  neuplatonifd^en  ÜDogmen  liegt  Onbo« 
%eg9:|>tifc^e  S33ei0^eit  )u  ®runbe.  (^.  I,  63  f.)  SDie  Sleg^pter  ^aben 
ben  £)rhtd  Slment^ed  genannt,  mel^e^  nad^  ^lutarc^  (de  Is.  et  Osir. 
c.  29^)  bebentet  6  Xa|ißav6>v  xai  SiSouc,  „ber  9Ie^menbe  unb  ©ebenbe", 
nm  imdjubrüden,  bag  t»  berfelbe  OueO  ifi,  in  ben  Mt9  jurüdf  unb 
au«  bem  SOed  ^ertorge^t    ($.  II,  292.) 

Serni  man  bie  $5§e  bed  inteÜectueUen  Wvctf)t9  ri^tig  fc^ä^en  fann 
na^  bem  ®rabe,  in  »eld^em  ein  ilRenfc^  ba6  Problem  be9  S)afeind 
bme  toirb  nnb  fic^  barum  lümmert,  h)ie  |od^  fielen  bann  bie  $inbu4 
nttb  bie  alten  Seg^pter  gegen  bie  (Europäer.    ($.  430.) 

Son  ber  Siegel,  bag  ein  Sott,  fobalb  ed  einen  Ueberfc^ug  ton 
Sräf ten  fpürt,  auf  Staubjüge  au9ge§t,  fd^einen  bie  jkoei  fe^r  religiSfen 
SiMIet,  $inbu  unb  üegkipter,  eine  Su^na^me  gu  machen,  tvetd^e, 
toenn  fte  einen  Ueberfd^ug  ton  ftriiftcn  füllten,  fol^e  meifiend  nic^t 


12  KeHologte 

1)  ©egenflanb  unb  Umfang  ber  Vetiologie. 

3)ie  ^etiologie  ober  (SrKttrung  ber  Seränberungen  in  ber  97atut 
bitbet  eine  $auptabt^ei(ung  ber  iRatutkoiffenf^aft,  bie  üRorpl^oIogie  ober 
Seff^reibung  ber  @e{l alten  bie  anbete. 

SDie  9etio(ogie  betrachtet  bie  toanbclnbe  SRaterie  nac^  ben  @efe^en 
i^red  Uebergange^  me  einet  t^orm  in  bie  anbete,  ^nx  Xetiologie  ge« 
böten  aUe  bie  S^ti^t  bet  StatutMiffenfd^aft,  melden  bie  (Stfenntni§ 
bet  Utfad^e  unb  SBitfung  übetall  bie  $anptfad^e  ifl.  2)iefe  legten,  toit, 
gemäß  einet  unfe^tbaten  Siegel^  auf  einen  3ufl<^>i^  ^^  SRatetie  not^« 
»enbig  ein  beflimmtet  anbetet  folgt;  toie  eine  beflimmte  Serfinbetung 
not^koenbig  eine  anbete,  befiimmte,  bebingt  unb  ^ctbeifü§tt,  toeld^e  92a(^« 
toeifung  StKtttung  genannt  loitb.  $iet§et  geböten  ^auptfä^tid^ 
ÜRec^anir,  ^j^^ri^,  Sl^emie,  $§k|flo(ogie.    (3B.  I,  114  fgO 

2)ie  ätiobgif^e  (StKtttung  t^ut  im  ®tunbe  nid^td  weitet,  aM  bag 
fte  bie  gefc^mägige  Dtbnung,  na^  bet  bie  3uflttnbe  in  Mannt 
unb  3(tt  eintteten,  nad^toeifl  nnb  fUt  alle  ^ttlle  (e^rt,  mel^e  (Etf(^i« 
nung  ju  biefet  3^i^  <^n  biefem  £>tte,  not^toenbig  eintteten  mug;  {ie 
beflimmt  i^nen  alfo  i§te  @teOe  in  3^'^  unb  9taum  nad^  einem  ©efe^, 
beffen  beßimmtat  dn^alt  bie  (£tfa§tung  gele^tt  §at,  beffen  allgemeine 
t^otm  unb  Ütot^menbigTeit  iebo^  unabhängig  l^on  i^t  und  betougt  ifl. 
Uebet  bad  innete  SEBefen  itgenb  einet  jenet  (Stfc^einunpen  ermatten 
mit  babun^  abet  nidjt  ben  minbefien  Kuffc^Iug:  biefet  tottb  SZatut- 
Itaft  genannt  unb  liegt  auget^Ib  be^  ©ebietd  bev  tttiologifc^en 
StKärung,  meiere  bie  un»anbe(bate  donfianj  bed  (Sinttitt^  bet  9euf etung 
einet  fold^en  STtaft,  fo  oft  bie  i^t  belannten  Sebingungen  baju  ba  finb, 
9?atutgefe|  nennt,  übiefed  9{atutgefe$,  biefe  Sebingungen,  biefet 
(Sinttitt,  in  Sejug  auf  beßimmten  Ort,  ju  beflimmtet  3cit  fbib  9(0e9, 
wad  fle  meig  unb  j|e  toiffen  lann.  SDie  fttaft  felbfi,  bie  fi(^  ttugett, 
bad  innete  SBefen  bet  na^  ienen  ®efe^n  einttetenben  (Stfd^einungen, 
bleibt  i^t  etoig  ein  ©e^eimnig,  ein  gan)  S^tembe^  unb  Unbefannted,  fo- 
»0^1  bei  bet  einfac^fien,  toit  bei  bet  com))Iidrtefien  (Stfd^einung. 
(SB.  I,  116.) 

®elb|l  bie  DoIIfommenfie  tttiologifc^e  (StIUitung  bet  gefammten  Statut 
mäte  eigentlich  nie  me^t  al^  ein  Setjeid^nig  bet  unetnörlid^en  ffräfte, 
unb  eine  ftd^ere  Xngabe  ber  9tegrl,  nad^  toeld^er  bie  Qhrfd^einungen  ber« 
felben  in  Qtxi  unb  Staum  eintreten,  fld^  fuccebiren,  einanber  ^(a^ 
machen;  aber  bad  innere  SBefen,  bie  Sebeutung  bet  alfo  erf^einenben 
jhäfte  mUgte  fie,  toeil  ba«  ©efe^  ber  SaufalitSt,  bem  fle  folgt,  nid^t 
ba§in  fü§rt,  flet«  unerHärt  laffcn.    (SS.  I,  117.) 

2)  tJc^Itfr  totl^e  bie  fletiologie  ju  Dermeiben  ffat 
2)ie  ötiotogifc^e  SrKämng  l^at  richtig  jn  unterfd^eiben,  ob  eine  Set« 

fc^ieben^it  bet  (Stf Meinung  Don  einet  Serfc^ieben^it  ber  firaft,  ober 
nur  l)on  Serfd^ieben§eit  ber  Umflänbe,  unter  benen  bie  Jhaft  fic^ 
äugert,  l^errü^rt,  unb  ^at  gleid^  fe^r  fic^  ju  ^üten,  für  Srfd^einung 
l>erf(^iebener  Shräfte  )u  galten,   loa«  Seugerung   einer  unb   betfelben 


«ffe  13 

Straft,  ((o^  unter  Derfc^iebenen  UmftSnben,  ift,  ott  umgefel^rt,  für 
Sengerungen  (Siner  firaft  }u  ^aiUn,  »ad  urfprüngli^  üerfd^tebenen 
«räftcn  angehört.    (SB.  I,  166.) 

3)  Ser^ältnig  ber  Setiologte  jur  $^itofo))^ie  ber 
5Rotur. 

SBo  bie  tttiologifc^e  (Srßäntng  }u  (Snbe  ift,  bei  ben  aifgetneinen 
Katurfräften  unb  ben  ©efe^en^  nac^  benen  i§re  Seugerungen  eintreten^ 
ba  f fingt  bie  metap^^fijc^e  an.  2)te  Xetiologie  ber  9?atur  unb  bie 
^^ilofop^ie  ber  Statur  t^un  ba^er  etnanber  nie  Xbbrnd^,  fonbern  ge^en 
Q^en  etnanber,  benfelben  ©egenflanb  m9  oerfc^iebenen  ©eftd^td^unften 
bctiQi^tenb.  dene  giebt  in  ber  üoOftänbigen  S)ar(egung  ber  9?aturfrttfte 
nnb  @efe(e  ein  contpleted  Zi^atfac^enregifler,  infofern  j|ebed  Katurgefe^ 
bodi  nur  eine  aOgemetn  au^gefprod^ene  X^atfad^e,  un  fait  g6neraliB6 
tfi;  btefe  giebt  fluffc^Iug  über  ha9  innere  äßefen  biefer  aDgemeinen 
SD^atfo^cn*    (9B.  I,  167.) 

SBcnn  bie  Settologie,  ftatt  ber  ^^Uofop^ie  üorjuarbeiten  unb  t^ren 
itffctn  %nmenbung  bnid^  Belege  ju  liefern,  üielme^r  uteint,  ed  fei  i§r 
3iel,  aOe  urfprünglid^en  ftrttfte  megjuleugnen,  bx9  etioa  auf  eine,  bie 
aOgemeüifie,  5.  9.  Unburc^bringli^Ieit,  tuetd^e  fie  Don  ©runb  aud  ^u 
Derfte^en  ^df  einbilbet  unb  bentnac^  auf  fie  ade  anbem  gctealtfam 
jurüdjnfü^ren  fu(^t,  fo  entjie^t  fte  fic^  i^re  eigene  ®runb(age  unb 
tonn  nur  drrt^um  ftatt  SBa^r§eit  geben.    (993.  I,  168.) 

Äfe. 

1)  2)er  Sffe  aU  ©tantuttoater  bed  9)tenf(^en. 

Wa  «DoIIen  t9  und  nic^t  Der^e^Ien,  bag  toir  bie  er{!en  SDtenfc^en 
ua^  ju  beulen  ^aben  a\9  in  9flen  Dom  $ongo  (beffen  dunged  Drang» 
Utan  ^eigt),  in  Sfrifa  Dom  ©c^impanfe  geboren,  niieioo^l  nic^t  a\9 
äffen,  fonbern  fogteid^  aU  SRenfc^en.  3)iefen  Urfprung  (e^rt  fogar 
ein  bnbb^pifc^er  aRkjt^od.    ($.  n,  164.) 

9Benn  bie  ißatur  ben  testen  @(f)ritt  bid  gum  9Renf^en,  fiatt  Dom 
Vffen  aud,  Dom$unbe  ober  Step^anten  aud  genommen  ^ätte,  loie 
gan}  anberd  »Are  ba  ber  3Renf^.  (£r  loäre  ein  Demünftiger  Step^ant, 
ober  Demünftiger  $unb,  {!att  baß  er  ie^t  ein  Demünftiger  9^e  ift. 
@ie  na^m  i^n  Dom  Slffen  oud,  »eit  ed  ber  lürjefte  mar;  aber  burc^ 
eine  Heine  Venberung  i^red  frühem  ©anged  lottre  er  Don  einer  anbcrn 
€teae  oud  fürger  geU)orben.    (^.  348.) 

2)  SDie  ©eftalt  bed  Slffen. 

tk  (Seflatten  ber  2:^iere  flnb  bur^meg  nur  bad  9(bbilb  i^red  äBoÜend, 
brr  flc^tbare  Sudbmdt  ber  SBiOendbeftrebungen,  bie  il^ren  S^arafter 
antaiad^en  (97.  45);  ber  SBiOe  jum  Seben  ifl  bad  (Samardtfc^e)  Ur- 
t^ier,  »e((^ed  na(^  iDtaggabe  ber  Umfi&nbe  aud  einem  unb  bemfelben 
@niiibti)))ud  bie  SRannic^faltigteit  ber  ©eflalten  l^erDorbringt  SBiO  er 
ate  9ffe  auf  ben  Sttumen  um^erflettern,  fo  greift  er  atdbalb  mit  Dier 
^nben  nad^  ben  B^^^gen  unb  firedt  babei  Ulna  nebß  SRabiud  unmäßig 
in  bie  Sänge;  ^ugleic^  Deriflngert  er  bad  00  coocygis  ju  einem  eOen« 


12  Kettotogte 

:;iettologie. 

1)  ©egenflanb  unb  Umfang  ber  Vettologie. 

3)ie  3(etioIogte  ober  Stflttrung  bet  Seränberungen  in  ber  ffiatut 
bilbet  eine  ^ouptabt^eilung  ber  IRaturtoiffenfc^aft,  bie  9Ror)>^oIogie  ober 
Seff^retbung  ber  @efl alten  bie  anbere. 

SDie  Stetiologie  betrachtet  bie  toanbclnbe  SRaterie  nac^  ben  (^efe^cn 
i^red  Uebergange^  aud  einer  t^orm  in  bie  anbere.    ^ux  Xetiologte  ge^ 
V6xm  aUe  bie  S^^'S^  ^^^  97atum)iffenf(^aft,  totlifm  bie  (^rfenttttttg 
ber  Urfa<^e  unb  SBirfong  überaQ  bie  ^auptfa^e  ifl.    3)iefe  (e^ren,  tote, 
gemäß  einer  unfehlbaren  Megel,  auf  einen  3"^^^^  ^^^  SRaterie  not^» 
»enbig  ein  beflimmter  anberer  folgt;  tote  eine  befiimmte  Serttnberung 
not^toenbig  eine  anbere,  befiimmte,  bebingt  unb  herbeiführt,  meiere  9lad)^ 
meifung   Srilärung   genannt  toirb.     ^ier^er   gehören   ^auptfäc^Itd^ 
aRec^anir,  <^^pf#  @§emie,  '^^))[\x>Ufiit.    (9B.  I,  114  fg.) 

2)ie  ätiologifc^e  Srltärung  t§nt  im  ®runbe  nid^t«  weiter,  at^  bag 
fie  bie  gefc^mägige  £)rbnung,  nai)  ber  bie  3u{ittnbe  in  9Iaum 
unb  3(it  eintreten,  nad^meifl  unb  fUr  alle  ^ttSe  le^rt,  »elc^e  (Srfc^i" 
nung  ju  biefer  3^ii/  ^^  biefem  Orte,  not^toenbig  eintreten  mag;    fie 
befiimmt  i§nen  alfo  i^re  ©teile  in  3<it  unb  Kaum  nac^  einem  ©efe^, 
beffen  befHmmtat  dn^alt  bie  (Erfahrung  geleiert  ^at,  beffen  aügemetite 
t^orm  unb  Slot^koenbigleit  jebo^  unabhängig  Don  i^r  und  belügt  \fl. 
Ueber  bad  innere  äßefen  irgenb  einer  {euer  (Srf (Meinungen  erhalten 
loir  babun^  aber  nic^t  ben  minbefien  fluffc^lug:  biefe^  toixh  Statur- 
Iraft    genannt    uub    liegt  augerl^alb   bed   ®ebiet9   ber   tttiologifd^en 
Srildrung,  mel^e  bie  unwanbelbare  Sonfianj  be^  Sintrittd  ber  Seuf erung 
einer  fold^en  STraft,  fo  oft  bie  i^r  befannten  Sebingungen  baju  ba  ßnb, 
92aturgefe|  nennt,     übiefe^  9{aturgefe^,  biefe  Sebingungen,    biefer 
Eintritt,  in  9e)ug  auf  beflimmten  Ort,  ju  beflimmter  3cit  finb  Wlt9, 
wad  fie  »eig  unb  \t  »iffen  lann.    Die  ftraft  felbfi,  bie  fid^  äugert, 
bo«  innere  Sefen  ber  na^  Jenen  ®efe^n  eintretenben  (Srf^einungen, 
bleibt  i^r  emig  ein  ©e^eimnig,  ein  gong  gfrembetf  unb  Unbefannted,  fo« 
U)o§l  bei   ber   einfad^flen,   lote   bei  ber  com))lidrteßett   Srfd^einung. 
(aas.  I,  116.) 

©elbfl  bie  Dollfommenfle  tttiologifc^e  (Srltttrung  ber  gefammten  Statur 
toäre  eigentlich  nie  me^r  aU  ein  Serjei^nig  ber  unerllärli^en  5träftr, 
unb  eine  fici^ere  Xngabe  ber  9tegrl,  nai!^  »el^er  bie  Srfc^einungen  ber« 
felben  in  3^^^  unb  Siaum  eintreten,  fld^  fuccebiren,  einanber  ^(a^ 
machen;  aber  bad  innen  SBefen,  bie  Sebeutung  ber  alfo  erfd^einenben 
jhttfte  mügte  fie,  toeil  ba«  @efe^  ber  Saufalität,  bem  fie  folgt,  nid^t 
ba§in  fü^rt,  fletd  unerdttrt  laffen.    (9B.  I,  117.) 

2)  Segler,  toeld^e  bie  Stetiologie  ju  Dermeiben  ^ai 
Die  ätiologifc^e  (Srflttrung  §at  rid^tig  in  unterfc^eiben,  ob  eine  8er' 

fd^ieben^it  ber  Srfc^einung  bon  einer  Serf^ieben^eit  ber  Araft,  ober 
nur  Don  Serfd^ieben^eit  ber  Um  flau  be,  unter  benen  bie  ilraft  fic^ 
fingert,  ^crrü^rt,  unb  ^at  glei^  fe§r  fi^  }u  ^ilten,  für  (Erfc^einung 
oerfd^iebener  Xrftfte  ju  polten,   loa«  Xeugerung   einer  unb   berfelbeti 


«ffect  15 

mifcnt  Wüftm  tottfenbe  SorfteÜung  m9  fo  tt6cnttil§tg  nafft  tritt,  ba§ 
fte  und  aVit9  Uebrige  t^erbedft  imb  mir  ni^d  mdftf  M  \\t,  (e^n  Ktmen, 
tochuxdf  toit  für  beti  Kngenblidt  unfi^tg  n)erben,  bad  Hnbermetttge  gu 
6cdMfi^tigem    (S.  U,  164.) 

S)€T  X^t  tfl  bte  ))((H»(^e,  heftige  CEnegnns  be«  SBtOend  burd^  eine 
Hon  anSen  etnbringeiÄe,  {um  SRotib  tterbenbe  SorßeOung,  bte  eine 
foI(^  8et§aftigleit  ^t,  bag  fie  aQe  anbentr  toAift  t§t  ate  ©egenmottDe 
entgegciiMttfen  ttmiten,  betbiniMt  nnb  nii^t  bentlt^  in0  49emugtfein 
fMümen  «igt.    (fi.  100.) 

2>et  Xffect  iß  jiebo^  n«r  eine  liorübergel^enbe  (Erregung  beg 
SiOoig  bat<^  ein  SRotili,  koeCc^  feine  @ett>aft  ni<^t  bnrc^  eine  tief 
nMii}etnbe  Steigung,  fonbem  Mog  btbur^  erhält,  bag  t9,  pK^Itc^ 
eiirtveteiA,  bte  ©egennnrfnng  oQet  onbent  fKttw  für  ben  Xugen^ 
blicf  oudfc^Iiegt    (SEB.  n,  678.) 

3ur  Seibenf^oft  t)er§ätt  ft^  ber  Effect,  toie  bie  Sie6ert)l^itittt(ie  yi« 
SSa^nfbtn.    (993.  II,  679.) 

2)  SBarunt  ber  Slffect  bie  3ure(^nung  Derminbert. 

!3)ttr<^  ben  Slffect  loirb  bie  t$tt^igfeit  ber  Ueberlegung  unb  bantit  bie 
intenectuelle  grei^eit  (f.  S^^i^^it)  in  geioiffem  ®rabe  auf« 
gehoben.  (SB.  n,  679.)  ®ie  mirb  Derminbert  ober  partiell  auf- 
gehoben (£.  100.)  3)emnad^  ifl  bei  ben  im  Effect  begangenen  Z^aUn 
\moijii  bie  jiuribifd^e,  alg  bie  ntoralifc^e  Serantttortli^Ieit,  noc^  9e« 
^ffen^t  ber  UmftSnbe,  nte^r  ober  h)eniger,  bod^  immer  }um  Zf^til 
aufgehoben.    (S.  100.) 

23ag  im  Sffect  gefd^iel^t,  iß  niAt  gan}  eigene  S:^at  unb  gtebt  ba^er 
fem  tidloftltigcg  S^B^g  über  bie  9ef^affen^eit  ht9  (S^arafter^.  S)enn 
nur  folqe  Saaten  flnb  @i)m)»tome  beg  S^arafterd,  bie  bei  k^oüem  ©e» 
brani^  ber  Cermtnft,  alfo  überlegt  unb  befonnen  gef<|e^n.  $in« 
gegen  hMg  b(og  babun^  begangen  mirb,  bog  ein  SRotio,  toeil  eg  an« 
Jt^üulidi  mar  (gegenwärtiger  Mei)),  bie  Ober^nb  geh)ann  über  ein 
anbereg,  bag  alg  bloger  ®ebanfe  (Sorfa^,  iDta^me)  i^m  gegenüber« 
panb,  —  bieg  iß  äBirtung  beg  Xffect«,  unb  bie  49efd^affen^it  M 
SiOeng  barf  ni^t  gerabe^u  nad)  biefer  3;^at  bcnrt^eitt  toerben;  benn 
^ier  f^at  nic^t  unmittelbar  ber  SBiEe  @(^u(b,  fonbem  bie  Vernunft, 
beren  abfiracte  Sorßellungen  ju  f<j^toad)  ttioren,  um  ß^  im  Settugtfein 
)n  ermatten,  toii^renb  bag  anfc^auli^e  9Kotii>  geloaltfam  auf  ben  SEBiQen 
einbrang  unb  i^n  ßart  bewegte.  Xafftv  entfcl^ulbigt  man  eine  fol^e 
X^it  babur^,  bag  ße  im  9(ffect  gefc^e^en.  9)tan  ße§t  me^r  einen 
9#tr  ber  Srfenntnigfrttfte  barin,  al9  bc9  SBiOeng.  dm  Effect  t^ut 
ber  SRenfc^  Dag,  »ag  er  nid^t  ftt^ig  mttre  }u  bef^Iiegen.  Sllfo 
litS^  bie  ®a(^e  eigentlich  in  ber  Srfenntnig,  iß  me^r  ein  S^^ter  ber 
Srfenntnig,  alg  be«  aSSiOen«.  ($.  392—394.) 
S)  Gegenmittel  gegen  ben  Effect. 

Sin  gnteg  @egenmittel  gegen  ben  9[ffect  tt^ire,  bag  man  ß^  ba« 
^in  brühte,  bie  ©egemoart  unter  ber  SinbUbung  an}ufe^,  ße  fei 
Scigongen^t,  mithin  feiner  9)))iercet)tion  ben  Sriefßit  ber  9t&mer 


16  fiffectation    —    9((abemien 

angemO^nte.  SermSgen  \m  bod^  fel^r  mo^I  nnigelel^rt  bad  längfl  Ser« 
gangene  fo  lebl^aft  aU  gegenioartig  an)ufe§en,  bag  alte,  Ittngfl  fd^Iafenbe 
«[ffecte  babttrc^  kuieber  ju  boKem  Xoben  ertoad^en,  (SB.  II,  164.) 
ÜDq  im  Sffect  bod  9Rottt)  beti  SßiHen  nic^t,  mie  in  ber  Seibenf^aft, 
burd^  feine  SD?Qterie,  ©e^olt,  fonbern  bur^  feine  $orm,  Sfnfd^autic^' 
feit  in  ber  ©egenioart,  unmittelbare  Realität  belegt,  unb  bie  Semunft 
}u  fd^tta^  ift,  um  über  ben  unmittelbaren  Sinbrud  bed  Xnfd^ußd^en, 
©egentoärtigen  ^err  }u  werben,  fo  ifl  ed  gut,  bie  Semunft  bun^  ein 
anfd^auti^e«  $Bi(b,  $|antadma,  }u  ormiren,  bo9  man  an  bie  @teDe 
i^re^  falten  Segrip  fe^t,  wie  jener  dtalittner  t^ot,  ber  ben  ©c^merjen 
ber  Slortur  baburd^  wiberfianb,  baß  er  wä§renb  berfeßen  ba9  Stib  bed 
®algend,  an  wetzen  fein  ©eflttnbniß  i^n  gebracht  ^ahm  würbe,  tdift 
einen  VugenbßdC  au^  ber  $§antafle  entweid^en  (ie§.  ($.  I,  469; 
$.  393.) 

Zfftctaiion. 

1)  9ßa9  bie  flffectation  bebeutet. 

3)ad  Kffectiren  irgenb  einer  (Sigenfc^oft,  ia9  ©ic^-brüfien  bamtt, 
ifl  ein  ©etbflgeflttnbnig,  bag  man  fle  nic^t  ^at  ®ei  ed  "SKnÜ^  ober 
©etel^rfamfeit,  ober  @eiß,  ober  9ßi6,  ober  ®Uid  bei  SEBeibem,  ober 
9{etd§tl^um,  ober  t>ome^mer  ©tanb  ober  wa9  fonfl,  womit  einer  grog 
t^ut,  fo  fann  man  barau«  fd^lir§en,  bag  ed  i§m  gerabe  baran  in  etwa« 
gebrid^t;  benn  wer  wirflic^  eine  Sigenfc^aft  üoOfommen  befi^t,  bem  fällt 
etf  ni(|t  ein,  fie  ^erau^julegen  unb  ^u  affectiren.    (%  I,  485  fg.) 

2)  aSirfung  ber  «ffectation. 

S)ie  Sffectation  erwedtt  aOemal  ©eringf^ä^ung:  erßlid^  ol^Se« 
trug,  ber  a\9  fol^er  feige  ifl,  weil  er  auf  gurc^t  beruht;  jweitend  ald 
Serbammungdurt^eif  feiner  felbfl  burd^  flc^  felbfl,  inbem  man  fc^rinen 
wiQ,  wa9  man  ni^t  ifl  unb  wad  man  fotgli^  für  beffer  ^ft(t,  ald 
wad  man  tfl.  ($.  I,  485.)  iRac^a^mung  frember  Sigenfd()aften  unb 
Crigent^ümlic^feiten  ifi  t)iel  fd^impflic^er  aU  bad  Strogen  frember  5tteibcr; 
benn  t9  ifl  ha»  UrtJ^etl  ber  eigenen  SBert^Iofigfeit,  Don  fid^  fe(bß  aud« 
gef))ro(^en.    (93.  I,  361.) 

3)  Un^altbarfeit  ber  «ffectation. 

1>a9  affectiren  wirb  erfannt,  fclbfl  e§e  t(ar  geworben,  wod  eigent« 
iidi  Criner  affectirt.  Unb  enbßd^  l^ttlt  e«  ouf  bie  Sttnge  nic^t  @tid^, 
fonbern  bie  9Ra«fe  föKt  einmal  ab.    ($.  I,  486.) 

2lga)ie,  f.  $^iebe. 

2lgilität  ber  ©lieber,  f.  Bewegung. 

Matftmitn. 

1)  Aufgabe  ber  Sfabemien. 

3{eue   9ßa§r§eiten  t)on  8e(ang   ge^n   feiten   l^on  Xfabemien  aud. 

S)a§er  foOten  fie  wenigflend  wi^tige  Seifiungen  in  beurt^eilen  fä^ig 

fein  unb  gen  Steigt  werben,  ex  ofBcio  }u  reben.   SBenn  ber  größte  ®etfl 

einet  Station  eine  ©ac^e  jum  ^auptfiubium  feinet  Seben^  gemacht  ^at. 


tok  ).  S.  ®oet§e  bie  %axUnUf^xt,  unb  fle  ftnbet  feinen  Eingang,  fo 
tji  t9  $flid)t  ber  SlegterUngen,  toeb^e  Slfabemten  bejal^Ien,  bkfen  auf» 
antragen,  bie  ®ai)t  hutä^  eine  Sommiffton  unterfu^en  ju  laffen;  toie 
3)ted  in  Sronfreic^  mit  bie{  tinbebeutenbeten  S)ingen  gefc^iel^t.  ($.  U,  507.) 
Wabemien  ^aben  311m  S^td  bie  ^ufftnbung  t^atfäd^li^er,  mithin 
jletö  nur  befonberer  Sßa^^eiten;  biefem  3^^<^  iß  ^^^  Vereinte  iBe« 
mü^ng  Sieler  ongemeffen.  hingegen  bie  Slufftnbung  beraHgemeinen 
Sa^r^eiten  iß  ba^  2BerI  (Sinjelner  unb  ©eltener,  n)el(^e  iDKtarbeiter 
tpebffr  brauchen  noc^  ftid)en  lönnen.    ($.  468.) 

2)  Ser^fittnig  ber  Sllabemiler  ju  ben  grogen  ©eißern. 

ÜDte  luirKid^  überlegenen  nnb  prit^ilegirten  @ei{ler,  mlä^t  bann  unb 
mann  ein  Tlal  jur  @rleud^tung  ber  übrigen  geboren  toerben,  flnb  ed 
,,tion  ©ottc^  ®naben''  unb  Der^atten  fld^  bemnad^  ju  ben  HTabemien 
unb  3«  bereu  illustres  confröres,  toie  geborene  gürflen  ju  ben  ja^« 
reiben  unb  aud  ber  äRenge  gemä^Iten  Stepräfentonten  be^  S$o(fed. 
S>a^er  foHte  eine  gel^einte  ©c^eu  bie  $erren  9[Tabemiter  toarnen,  e^e 
pe  fli^  an  einem  folgen  rieben,  —  e^  toärc  benn,  fle  Ratten  bie  trtf« 
tigftcn  ©rünbe  oufjutoeifen.    (SB.  II,  303.) 

Sßenn  bie  ®rdge  ber  ©eifle^fraft  nic^t  eine  rein  intenfit^e  Märe, 
bie  bnrd^  fein  Stebeneinanber  unb  Seieinanber  antDüti^fl,  bann  niären 
Wabemien  Diel  tt)ert§.    ($.  468.) 

®etfle^ber(egen§eit  j[eber  Hxt  ifl  eine  fe^r  ifolirenbe  @igenfd^aft,  bie 
gefb^en  unb  gesagt  mirb.  ^nm  Sortuärtdlommen  in  ber  SBelt,  am^ 
jirr  Srlangung  bon  (S^renfieUen  unb  SBürben,  ia,  9tv!fpxi  in  ber  ge« 
(ehrten  Sßelt,  finb  greuubfc^aften  unb  ftamaraberien  bei  SBeitem  bad 
^auptmitteL  Do^er  P^*  J*  *•  i«  ^^  a!abcmien  bie  liebe  SRebiocrität 
Petd  oben  auf,  Seute  Don  Serbienfi  hingegen  lommen  f|)ät  ober  nie 
hinein.    (^.  I,  491.) 

3)  Ser^alten  ber  XTabemien  ju  ernfien  unb   beben!« 
liefen  Preisfragen. 

Sine  Stabemie  ifl  fein  ©laubenStribunal.  SBol^I  aber  f^cd  nun  jebe, 
e^e  fie  fo  ^o^e,  emße  unb  bebenflic^e  fragen,  n)te  j.  99.  bie  über  bie 
^ti^eit  bt9  SBiKenS  unb  ia9  ^nbament  ber  ÜRoroI  aufpeUt,  Dorl^er 
bei  ßc^  felbp  auSjumad^en,  ob  pe  auc^  toixtlxi^  bereit  ifl,  ber  SBal^r« 
^eit,  »ie  immer  Pe  lauten  mbge,  bffentlid^  beijutreten.  S)enn  hinter« 
^,  nad^bem  auf  eine  ernfte  ^age  eine  ernPe  Sntmort  eingegangen, 
ift  e«  nid^t  mel^r  an  ber  3«it,  pe  jurüijune^meu.  ©iefc  Sebenftit^fcit 
ifl  ^ne  S^ti\A  ber  ®runb,  toe^alb  bie  Slabemien  SuropaS  pd^  in 
ber  iRegel  too^l  pten,  grogcn  fol^er  «rt  aufjupeÖcn.   (G.  XVH.) 

1)  äBefen  ber  «Uegorie. 

dn  ber  lUIegorie  toirb  baS  ßunP^erf  obpc^tUc^  unb  eingepänblid| 

sunt  fbt^bmdt  eined  Segriffd  bepimmt.    (Sine  %Qegorie  ip  ein  5htnP« 

mtd,  meldte«  tttoa9  KnbereS  bebeutet,  atö  ed  barPeHt.    !Z)ur(^  bie 

XB^me  foQ  immer  ein  ^griff  bejet^net  unb  folglich  ber  ®eip  bed 


14  «ffect 

langen  Sßtdelfi^ioanje,  um  fid^  bamit  an  bte  ßtoti^t  ju  ^ngen  unb 
\>on  einem  Stfl  }nm  anbem  }n  fc^ioingen.    (9f.  52.) 
3}  SDie  dnteUigen)  U9  «ffen. 

Sßte  mit  iebem  £)tgan  unb  jeber  SBaffe,  jur  £)ffenfi))e  ober  IDefen^^ 
flDe,  ^at  fid^  auc^  in  {eber  Sl^iergeflalt  ber  äBtUe  mit  einem  entfpred^n^ 
ben  dn  teile  et  au^geriiflet,  aü  einem  äRittel  jnr  (2n:^altung  be«  dn« 
bimbuumd  unb  ber  Slrt.    S>er  außerorbentlid^e  Serßanb  ber  Slffen  mar 
nöt^ig,   t(ei(9  toeil  fte   bei   einer  Seben^bauer,   bie  felbfi  bei  benen 
mittlerer  ®rBge  ft(^  auf  funfjig  da^re  erfiredt,  eine  geringe  ^roUfica«' 
tion  ^aben,  nfimli<i^  nur  Sin  dünget  )ur  3^tt  gebären;   gumal  aber, 
mü  fie  $änbe  ^aben,  benen  ein  ^  gehörig  benu^enber  Serfianb  Dor* 
fielen  mu§te  unb  auf  bereu  @ebrau<^  fie  angetoiefen  flnb,  fomo^I  btt 
i^rer  Serti^eibigung  mittelfi  ftu§erer  SBaffen,  mie  @teine  unb  ©töde, 
ate  auif  bei  i^rer  Smfi^rung,  toelc^e  mand^erlet  fünfUic^e  SRittel  Der« 
{angt  unb  überhaupt  ein  gefeüiged  unb  Iünp(^ed  9{aubfl){lem  ntttl^ig 
ma^t,  mit  B^t^^^  ^  gefio§Ienen  ^vü^tt  toon  $anb  ju  $anb, 
VudfleHen  Don  @(^i(bkoa(^en  u.  bgl.  m.    ^ierju  lommt  no<^,   baß 
biefer  Serflanb  ^auptflic^ßc^  i^rem  jiugenblit^en  Sllter  eigen  ift,  aM  in 
loelc^em  bie  SOtu^Iellraft  noc^  unenttotdelt  ift;  ).  99.  ber  Junge  $ongo 
ober  Orang-Utan  ^at  in  ber  dugenb  ein  relatio  übenoiegenbe^  ®e§im 
unb  fe§r  oiel  grOgere  anteiligen},  ate  im  Sllter  ber  %eife,  n)o  bie 
9RudteItraft  i^re   groge  (Entttidelung  erreii^t  ^at  unb  ben  dnteSect 
erfe^t,  ber  bemgemlig  ßart  gefunlen  iß.    S)affelbe  gilt  t^on  aOen  üffen; 
ber  dnteüect   tritt   alfo   ^ier   einfttteilen   Dicarirenb   für  bie  fünftige 
9»u«cIfroft  ein.    (5».  48  fg.  SB.  U,  452—464.)    ®o  enttotdelt  ber 
dnteHect  ber  ooHtommenfien  3:§iere  auc^  ift  unb  fo  überrafc^enb  oft 
i^re  @agacitat,  fo  muffen  ttir  und  boc^  anbererfeitd  lounbern,  ba§  bie 
fingen  Oratm'Utane  bad  üorgefunbene  Seuer,  on  bem  fie  flc^  tt^ttrmen, 
ni^t  burd^  9ifa(^Iegen  Don  ßol)  unterhalten,  —  ein  S3eloeid,  bog  btefed 
ft^on  eine  Ueberlegung  erforbert,  bie  o^ne  abfiracte  Segriffe  nid^t  }u 
©taube  lommt.    (9B.  I,  27  fg.) 

S)ie  2:§iere  faffen  im  Stilgemeinen  an  ben  Obj[ecten  nur  ^a9  auf, 
toa9  9e)ug  auf  i§r  993oDen  ^at,  ber  dnteUect  fle^t  alfo  bei  i^nen  nod^ 
ganj  im  2)ienfte  bed  SßiOend;  fogar  bie  flügeren  !£§iere  fe^en  bie  £)i« 
iecte  nur,  fofem  fiz  9)Iotioe  für  ben  SBiUen  finb.  Sei  ben  aUer^ 
nUgfien  unb  noc^  bur(^  3^§^ung  gebilbeten  SE^ieren  j[ebo(^  flellt  fid^ 
bimoeilen  f^on  bie  erfte  fc^toac^e  ©pur  einer  ont^iMIofen  Suffaffung 
ber  Umgebung  ein.  ^unbe  bringen  ed  fc^on  i\9  jum  ©äffen,  Sffen 
fd^auen  bidn»eilen  uml^r,  ald  ob  fie  über  bie  Umgebung  fi^  )u  befin' 
ntn  flrebten.    (».  74  fg.  %  II,  71.) 

®ie  ^eftigfeit  ht9  mütn9  (filt  mit  ber  Sr^öbung  ber  dutcHigenj 
gleid^cn  Stritt.  S)ie  ^eb^aftigfeit  unb  ^f tigteit  m  Riffen  fie^t  mit  feiner 
f^on  fe^r  enttoidelten  dnteOigenj  in  genauer  Serbinbung.  (SB.  II,  318.) 

ftffccl. 

1)  ttrf))rung  unb  ffiirfung  ht$  «ffect«. 
deber  Effect  (animi  perturbatio)  entjfe^  bobnrc^,  bog  eine  auf 


m*m9^2tfjitt  19 

toartn.  SDtefer  unioerfeKeit  Slnalogie  unb  t^f^ifd^en  dbentttät  ber  S)mge 
oerbonft  bie  Xefopifd^e  trabet  t§ren  Urf))ntng,  unb  auf  t§r  beruht  t9, 
ba§  bad  ^tflorifd^e  aHrgorifd^,  bad  Sldegorifd^e  l^ißorifc^  »erben  lann. 
Ttt^i  ate  aUed  Snbere  j[ebod^  §at  üon  ie^er  bie  ÜR^t^oIogie  ber  ©riechen 
3toff  jn  aDegorifc^en  %td(egungen  gegeben,  meil  fle  boju  einlabet,  in« 
bm  fie  @(^entata  }ur  Seranfc^auli^ung  faß  jebed  ©runbgebanlend 
ütfert,  j[a  geloiffermagen  bie  Urt^pen  aKer  2)inge  unb  Ser^ältniffe 
art|a(t,  kuelc^e,  eben  ate  foldfe,  immer  unb  überall  burc^fdfeinen. 
15.  n,  439  fg.) 

1)  3)ie  8ltl»ein««8e^re  ijl  öon  je^er  bagettefcn. 

3)ag  in  öden  Srf (Meinungen  bad  innere  SBefen,  bad  f!(^  äßani« 
ffjJirenbe,  boö  Srfc^einenbe,  (gineö  unb  bad  ©clbc  fei, —  bie  große 
?c^re  Dom  £v  xac  Tuav,  —  ijl  im  Orient  wie  im  £)ccibent  frü§ 
uifgetreten  unb  ^at  ft(^,  aOem  Sßiberfpruc^  jum  2^ro^,  be^au))tet  ober 
bo4  petö  erneuert.    (338.  H,  362.  g.  268  fg.) 

2)  SBa^  ba^  (Sine  fei,  ^at  erfl  Schopenhauer  geleiert. 
2)ad  £v  }cai  Tcav  ^atte,  na^bem  bie  (Sleaten,  @fotud  @rigena,  dor« 

bono  9nmo  unb  @))ino}a  ed  au^fü^rlic^  gelehrt  unb  ©c^eding  biefe 
^t^e  aufgefrifd^t  ^atte,  ©^open^auer'd  3^^^  bereite  begriffen  unb  ein» 
Stft^en.  Ubtt  toa9  biefed  Sine  fei  unb  toie  ed  ba^u  fomme  ftc^  atö 
^  Siele  barjnflellen,  iß  ein  Problem,  beffen  Söfung  ^uerfit  bei 
^oj^en^oucr  ju  flnben  iji.    (28.  n,  736.  362.;  ü».  369.) 

3)  2)era9eU)ei«  ber  STU^ein^^Se^re  {ägt  fid^  allein  au9 
ftant  führen. 

3)ad  £v  xai  ^av  toor  ju  aOen  Qtittn  ber  ©pott  ber  Sporen  unb 
bie  enblofe  SRebitation  ber  äBeifen.  debod^  lägt  ber  ffarenge  SSetoeid 
gelben  ftc^  oOein  au9  ftant'9  Se^re  t^on  %aum  unb  ßtit  führen, 
i^o^I  ftant  felbfl  ba^  nidft  get^an  f)at,  fonbern  nad^  SEBeife  Iluger 
3tebner  nur  bie  ^rttmiffen  gab,  ben  ^nf^l^xzm  bie  t^reube  ber  (Son« 
^n  übertaffenb.  (S.  269  fg.)  3laii  SanH  tran^fcenbentaler 
l%tit  finb  9?aum  unb  3^^  ^^^  formen  unferd  Slufd^auung^oer" 
^M,  gehören  biefem,  nic^t  ben  baburc^  erfamtten  S)ingen  an,  tonnen 
^fo  mmmermel^r  eine  S9eftimmung  ber  S)inge  an  fid^  felbfl  fein,  fon« 
^  bmmen  nur  ber  (Srfc^einung  berfelben  ju,  »ie  fold^e  in  unferm, 
^  PÜ^fiotogifc^e  Sebingungen  gebunbenen  Senmgtfein  ber  außenloelt 
^  m0gti(^  ifi.  dfl  aber  bem  S)inge  an  ftdEf,  b.  f).  bem  magren 
%n  ber  SBelt,  ^tii  unb  {Raum  fremb,  fo  ifl  e«  uot^toenbig  aud^ 
^  Siel^eit;  folglich  fann  bajfelbe  in  ben  ja^Itofen  Srfd^einungen 
Mk  Simienioelt  bod^  nur  (Eined  fein,  unb  nur  bad  (Sine  unb  iben* 
%  9Sefen  ftäf  in  biefen  aden  mantfejUren.  Unb  umgete^rt,  toad  |i(^ 
'^  ein  Sieled,  mithin  in  3^i^  »>i^  9{aum  barfiedt,  tann  nidEft  S>ing 
^  H  fonbern  nur  (Srfc^einnng  fein.    (@.  267  fg.) 

4)  3)ie  Sn-eiitd-Se^re  im  Ser^SÜnig  guin  ^anti^eidmud. 
3^ie  «a-eind-£e§re  ifi  nic^t  not^kotnbig  ^ant^eidmud,   ba  bad 

2* 


20  inigegenttort    —    Wgemehie 

ibenttf<^e  SSBefen  aOer  SDinge  ntc^t  ci»  @oii,  unb  bte  (Srf(^eitmng^« 
mit  nic^t  old  eine  Z^eop^anie  gefagt  ju  toerben  braucht.  SO^it 
bem  ^ant^idmnd  f^at  bte  Sll^eind'Se^re  }tt)ar  ba^  £v  xai  Tcav 
gemein,  aber  im  Uebrigen  lann  jte  bo^  fe^r  Dom  ^ßont^eidmu^  ab^ 
meinen,  unb  bie  @(^open^anet'fd^e  3l0«ein^-Se^re  weidet  in  et^eblic^en 
fünften  Don  bem  ^ont^ei^mu«  ab.  (9B.  II,  736—740.  Sergl  aud) 
^ant^dmnd.) 

:HUgc8cna)att,  ber  iRaturlräfte,  f.  SRatnrIraft. 

Z\l%cmntu.  ba9.    ftrkenntni^  lue«  Mitmdtun.    Mi%tmtxne 
tDalyr^citen. 

1)  3^^i  Wirten  Don  t[({gemein^cit. 

S)ie  Mgemein^eit  bcd  Scgriff^  i{l  ju  unterfc^eiben  Don  ber  911^ 
gemein^eit  ber  dbee.  ©otoo^I  ber  Segriff  ate  bie  dbee  Dertritt,  ald 
ein  SlUgemeined  (universale),  eine  Siel^eit  Don  2)ingen,  bo(^  tft 
jtoifd^en  ber  Slllgemein^eit  bed  Segriffd  unb  ber  ber  dbee  ein  groger 
Unterfd^ieb.  S)er  Segriff  ifl  ein  ni(^t  anfc^anlid^ed,  fonbem  nur 
benfbare^  SHIgemeined,  bie  dbct  hingegen  ein  anf^auUd^ed.  2)te 
dbee  ifl  bie  Dermbge  ber  3^^^"  ^  Kaumform  unferer  intuittDett 
8[))))re^enflon  in  bie  Sie(§eit  jerfaHene  (Sin^eit;  hingegen  ber  99e griff 
iß  bie  mittelfi  ber  Vbfhaction  unferer  Semunft  au«  ber  Siel^ett 
tt)ieber§erge{lente  Cin^eit.  2)er  Segriff  tann  ba^er  bejeic^net  »erben 
al9  unitas  post  rem,  bie  dbee  at«  unitas  ante  rem.  (SB.  1, 275 — 277.) 
2)ie  dbeen  aU  urf  prünglid^e  Allgemeinheiten  Wnnen  in  ber  ®pra(^  ber 
@(^oIa{U(er  bejeit^net  toerben  ate  universalia  ante  rem^  bie  Segriffe 
ate  f  ecunblire,  burc^  bie  9{efIe^ion  ber  Semunft  entftanbene,  (jingegen 
aM  universalia  post  rem.  (SS.  II,  416  fg.)  Der  Segriff  tommt 
Itoax  an  Umfang  ber  dbee  glric^,  ieboc^  ^at  in  i^m  bad  SlOgemeine 
(universale)  rine  gan}  anbere  gorm  angenommen,  babur(^  aber  bie 
Vnfc^aulic^Irit  unb  mit  i§r  bie  burd^gttngige  Sefiimmt^eit  eingebüßt. 
(3B.  n,  416.) 

2)  CErlenntnig  be«  allgemeinen. 

ÜDie  dbee  ttirb  intuitiD  erlannt  (f.  dbee).  ÜDa«  (Sinjelne  tann 
unmittelbar  ate  ein  ungemeine«  aufgefaßt  »erben,  »enn  ed  }ur 
$(atonif(^en  dbee  erhoben  »irb.  (SB.  IT,  155.)  ^Dagegen  gelangen 
mir  jum  SOgemrinen  be«  Segriff«  nur  mittelbar,  burc^  Sb^action 
au«  bem  Sinselnen.  !Z)a«  j^ant'fd^e  Sorgeben,  bag  unfere  @rfenntnig 
einjetner  jDinge  burc^  eine  immer  loeiter  ge^enbe  (Sinfd^rttnfung  aO- 
gemeiner  Segriffe,  folglich  auc^  eine«  aOeraUgemeinpen,  ber  alle  Stealitttt 
in  \ii)  enthielte,  entfiele,  ifl  falfc^,  ba  gerabe  umgete^rt  nnfere 
(Srfenntnig,  Dom  Sinjelnen  au«ge^b,  jum  SOgemrinen  erkoritert  »irb 
unb  aOe  aügemrinen  Segriffe  burd^  9bfiraction  Don  realen,  einjetnen, 
anf(^auti(^  erlannten  3>tngen  entflel^en,  toel^e  bi«  3um  aOeraOgemrinfien 
Segriff  fortgefe^t  toerben  lann,  ber  bann  SOe«  unter  fic^,  aber  faß 
nii^t«  in  fic^  begreift.  @«  ifl  p^Uofop^ifc^e  (E^arlatanerie,  fiatt  bie 
Segriffe  für  au«  beti  Z)ingen  abfira^irtc  ®cban(en  )u  erfennen,  tm* 


Stttnod^t   —    %tttn  21 

gefe^rt  bie  begriffe  guttt  Srflen  gu  madfm  unb  in  ben  2)ingen  nur 
conoete  Segtt^  ju  fc^en.    (9B,  I,  603.) 

3)  atUgemeine  äßal^r^etten. 

S)te  emptrtfd^e  Snfd^auung  Tann  gunSd^fl  nur  etnjelne,  nid^t  aBet 
aOgemeine  SSSa^r^ctten  (egtünben;  bur^  bielfad^e  SBieberl^oIung  unb 
9eßättgting  erhalten  fol^e  itoax  aud^  SHIgemcut^ett,  jebo^  nur  eine 
cotnf)aTatt&e  unb  preläre,  toeil  fie  immer  noc^  ber  Hnfec^tung  offen 
jh^t    (SB,  n,  132.) 

^ot  ober  ein  ©afe  abfolute  ättgemeingüttigTeit,  fo  ifi  bie  Änf^auung, 
anf  bte  er  fl(^  beruft,  feine  empirifc^e,  fonbern  a  priori.  SJofflfommen 
fii^ere  SBtffenf^aften  finb  bemna(^  allein  Sogit  unb  SDtat^ematil. 
(358.  n,  132.) 

Mmadft^  it9  äBillen^,  f.  iD^agie. 

2lUioifftttI)tit^  f.  äßagneti^mu^* 

alle  iDtit^  f.  «merifa. 

lUcn,  bie. 

1)  Sorjiige  ber  mttn. 

Wan  fann  ben  ®eifl  ber  Sllten  babnrd^  (^ralterifiren,  bag  fte 
bnrc^gängig  unb  in  allen  2)ing€n  (efhebt  loaren,  fo  nal^e  ate  möglich 
ber  9?atur  gn  bleiben,  unb  bagegen  ben  ®€ifi  ber  neuen  ßtit  hnxdf 
^  Seftreben,  fo  toeit  ate  mögKc^  fic^  )3on  ber  Statur  }u  entfernen. 
SSon  betrac^e  bie  Reibung,  bie  @itten,  bie  @erätl^e,  bie  SBo^nungen, 
W  @efäge,  bie  Smft,  bie  Stefigion,  bie  Seben^ioeife  ber  SIten  unb 
»euen.    flJ.  n,  438.) 

^ie%Iteit  werben  nie  t)  er  alten.  @ie  finb  unb  bleiben  ber^olar^ 
fimi  für  aOe  unfere  ^efhrebungen,  fei  ed  in  ber  Sitteratur  ober  in  ber 
biftenben  Stmft,  ben  loir  nie  aud  ben  %igen  t^erfieren  bürfen.  (Sc^anbe 
ttttrtet  bed  ^tiMttx^,  mläftQ  fid^  Dermeffen  mbci^e,  bte  9tten  bei 
Seite  }n  fefeen.    (^.  U,  436.) 

SegUnfiigt  bur^  ben  (Sinfiug  be^  fc^dnen  gemttgigfen  Alimad  unb 
guten  SobeniS,  n)ie  auc^  ber  bieten  ©eeföften  ©riec^enlanbö  unb  Alein« 
tficn^  erlangten  bie  ^eHenen  eine  ganj  naturgemäße  (Snttoidtelung 
imb  rein  menf^Iid^e  Snltur,  in  einet  SoKIommen^eit,  toie  foldfe 
Berbern  nie  unb  nirgenbd  t^orgelommen  ifi.    {%  U,  435.) 

3)iefer  Station  ganj  allein  berbanlen  koir  bie  richtige  Suffaffung  unb 
natirgeni^e  S)ar{ienung  ber  menfc^Ii^en  @efialt  unb  @eberbe,  bie 
%tfftnbung  ber  allein  regelred^ten  unb  oon  i^nen  auf  immer  fefl» 
gtfielten  Ser^ältniffe  ber  S9au(unfl,  bie  @nttt)idelung  aOer  ächten  ^or* 
nm  ber  $oe{le  nebß  (Srftnbung  ber  toirüic^  fc^önen  ®\}Vbtnma%t, 
^^  Xnffhnung  ))§i{öf op^ifc^er  @9fteme,  nac^  aUen  ©runbric^tungen  be« 
^{^it^en  S)enfen9,  bie  (Elemente  ber  SRat^ematil,  bie  ©runblagen 
^  oemttnftigen  ©efe^gebnng  unb  überl^au))t  bie  normafe  S)ar{feQung 
^  toa^rlaft  fd^Snen  unb  ebeln  menfc^Iic^en  (S^riflenK.   ($.  n,  435.) 

3)te  @ried^en-,  biefed  Keine  audertoä^Ite  Soff  ber  SRnfen  unb  @ra)ten, 
^ten  mit   einem  Onfiinct  ber   ®dE|5n§eit   audgeflattet.    !Diefer 


22  ^Ite» 

crflredfte  fi^  ouf  «He^:  ouf  ©eflAter,  ©epolten,  ©tcnmtgen,  ©etoän- 
ber,  SBoffen,  ©ebttube,  ©efäge,  ©erät^e  itnb  toad  nod^  fonfi  mar,  unb 
üerticß  flc  nie  unb  nirgenbö.    (^.  11,  435.) 

S)ie  (Sculptur,  obgfeid^  ^au))tfäc^tid^  auf  Darfleüung  ber  ©^ött« 
^eit  (bed  ©attungdd^aralterd)  audge^enb,  l^at  bo(^  biefe  immer  in  etoaö 
bur^  bcn  inbiüibueKen  S^aralter  ju  mobificiren  unb  bie  dbee 
ber  ÜRenfc^^eit  immer  auf  eine  befiimmte,  inbit)ibueQc  S93eife,  eine  6e« 
fonbere  ®eite  berfelben  ^ert)or^e6enb,  au^iubrttden,  meil  bad  menfd^Ii^e 
dnbiDibuum  ald  folc^ed  gett)iffermagen  bie  SDignität  einer  eigenen  3bce 
f^ai  unb  ber  3bee  ber  iD^enfd^^eit  t9  eben  toefentli^  ifl,  bag  fte  fic^ 
in  dnbit)ibuen  t)on  eigent^ttmli^er  Sebentfamleit  barßeOt.  ÜDiefer 
Y^orberung  entf))red^enb  ftnben  Mir  in  ben  SBerfen  ber  Slten  bie  Don 
i^nen  beutiid^  aufgefaßte  @d^9n^eit  nic^t  burd^  eine  ein3ige,  fonbem 
burd^  t)ie(e,  t)erf(^iebenen  Sl^arafter  tragenbe  ©eflalten  audgcbrüdCt,  glcic^* 
fam  immer  t)on  einer  anbem  @eite  gefaßt  unb  bemjufolge  anberd  bar« 
gefteüt  im  ^poD,  anberd  im  SSacd^ud,  anber^  im  ^etfuled,  anberd  im 
«ntinou«.    (SB.  I,  266.) 

ÜDad  9tei3enbe  ifl  in  bet  ftunß,  ald  ben  Sefc^auer  avi9  ber  reinen 

Kontemplation   ^era6}iel^enb  unb  feinen  SBillen  aufregenb,  überall   gu 

Dermciben.     S)emgema§  {htb  bie  Sinti len,    bei  aller  ©c^önl^eit  unb 

töüiger  9?adtt^eit  ber  ®e{talten,  fafi  immer  babon  frei,  toeil  ber  ftünfHer 

elbfl  mit  rein  objectiüem,  t)on  ber  ibealcn  @(^ön^eit  erfüOten  ©eific 

le  fd^uf,  nidftt  im  ®eifte  fubjectiber,  fc^nbber  »egierbe.  (SB.  I,  245  fg.) 

SDie  ^aufunft  foK,  nienngleic^  ni^t  bie  formen  ber  9?atur,  niie 
Saumftämme  u.  bgL  nad^al^men,  bo(^  im  ©eiße  ber  9!atur  f (Raffen, 
namentli^  inbem  fie  aUt9  Ueberflüffige  unb  Qtotälc\t  t)ermeibet,  i^re 
lebeömalige  Sbfic^t  ftetd  auf  bem  Ittrgeften  unb  natllrlid^flen  9Bege 
erreicht  unb  fo  biefelbe  bur^  bad  Sßerl  felbft  offen  barlegt.  SDaburc^ 
erlangt  f!e  eine  geioiffe  ©rajie,  ber  analog,  toel^e  bei  tebenben  SBefen 
in  ber  Seid^tigleit  unb  ber  Slngemeffen^eit  jeber  Seuegung  unb  Stel- 
lung jur  Slbji^t  berfeßen  befielt.  ^Demgemäß  fe^en  mir  im  guten, 
antifen  Saujtil  jegKc^en  SE^eU  feinen  S^tä  auf  bie  gerabefte  unb 
einfac^fte  SBeife  erreichen,  i^n  babei  unDer^o^Ien  unb  nait)  an  ben  S^ag 
legenb,  eben  loie  bie  orgonifc^e  Statur  t9  in  i^ren  SBerfen  auc^  t\int 
(SB.  n,  472.)  2)a{fe{be  gilt  \>t>n  ben  antiten  ®efägen,  bereu  ©d^ön« 
^eit  baraud  entf))ringt,  baß  fte  auf  fo  naioe  Hxt  audbrüden,  toad  fie 
}u  fein  unb  gu  teifien  beJKmmt  flnb,  unb  ebenfo  Don  allem  übrigen 
©erät^e  ber  SIten;  man  fül^It  babei,  baß,  memt  bie  Statur  Safen, 
Smp^oren,  Sam))en,  Xi^äft,  @tü§te,  ^elme,  @(^i(be,  $an}er  u.  f.  to. 
^ertJorbrÄc^te,  pe  fo  aufife^jen  mürben.    (?.  ü,  460.) 

9hir  ber  antile  SBaufKI  ift  in  rein  objectiDem  ©inne  gebotet, 
ber  got^ifd^e  me^r  in  fubjectioem.  Oene  burc^gSngige ,  reine  9latio* 
naiität,  DermSge  melc^er  HUtS  fhenge  Xed^enfc^aft  juläßt,  [a,  fie  bem 
benlenben  Sefc^auer  fd^on  t>on  felbfl  entgegenbringt  unb  meiere  )um 
dl^arafter  bed  antifen  SonfKM  gehört,  ifl  l|ier  nic^t  me^r  ju  finben. 
(SB-  n,  474.) 


«tett  .23 

2)tc  grogen  aüen  $t{)ortfer  ffatb  im  6iiije(nen,  kpo  bie  S)ata  fie 
Mrlaffen,  3.  9.  in  ben  9{eben  t^rer  gelben,  S)i(^ter;  ja,  i§re  gatije 
Se^nblung^ort  bed  @toffed  nähert  ft^  bem  Spifd^en.  S)ied  aber  eben 
giebt  ifyctn  SDarfteDungen  Sin^eit  unb  lägt  ftc  bie  innere  SBa^rl^eit 
bellten,  felbfl  ba,  tno  bie  äugere  i§nen  nic^t  jugänglid^  ober  gar 
Decfätfd^t  toar.  3Bir  finben  äBindelmann*^  Sludfpmc^,  bag  baö  Porträt 
ba«  Ohtal  be^  dnbit)ibmun9  fein.  foK,  aud^  t)on  ben  alten  ^iflorilem 


befolgt,  ba  fte  bad  (Sinjelne  bo(^ 
fint^enbe  ©cite  ber  Obee  ber  iD2en 


0  barfieQen,  bag  bie  fic^  barin  aud« 
c^l^eit  ^erüortritt;  bie  neuen  bagegen, 


Sernge  aufgenommen,  geben  meifiend  nur  ,,ein  fiei^ric^tfag  unb  eine 
9tum|ietlaminer  unb  l^bc^fiend  eine  $au))t'  unb  ©taat^action.  (2B.  1, 290.) 
2)te  ällten  ßanben  in  99e}ug  auf  bie  für  t^ortfc^ritte  in  ber  SReta- 
))^))f  tt  Tiöt^ige  2)enlfrei^eit  im  Sort^eil  gegen  vmB,  ba  i^re  Sanbed» 
idigtonen  g^ar  bie  ÜRitt^eilung  bed  ©ebad^ten  ettoa^  befd^ränften,  aber 
Mvt  ^i^ett  bed  !DenIen«  felbfl  ni(^t  beeintrli^tigten,  nieit  fie  nic^t 
formttc^  unb  feterti(^  ben  ftinbem  einge))rSgt,  toie  anäf  überhaupt  nid^t 
\o  emfi^aft  genommen  tourben.  S)a^er  finb  bie  Sitten  nod^  unfere 
idfttt  in  ber  ÜRetap^^ftl.    (SB.  ü,  208.) 

3n  gefenfd^aftH4er  $inft(^t  fmb  ^  ^au))tfä(^tid^  itt)ei  !Z)tnge, 

iDe%  ben  3^1^^"^  i^^  ^^^  3^'^  ^<>n  ^^in  be^  S[(tert§umd  }um  92a^- 

t^  bed    erfleren   unterf treiben,    inbem   fie   bemfetben  einen   emflen, 

finifteni  %nflnd^  gegeben  ^aben,  t)on  ttelc^em  frei  bad  ^(tert^um  Reiter 

unb  unbefangen,  toit  ber  ÜRorgen  be^  Sebend,  bafle^t    @ie  ftnb:  bad 

nttedU^e    (S^renprincip  unb  bie  üenerifc^e  Kranl^eit,  —  par  nobile 

frairom!     (^.  I,  413.)     S)ad   ritterti4e   S^renprinci))   mit   feinem 

1)tte{boefcn,  biefe  emfl§afte  $offe,  toelc^e  biie  moberne  ©efeOf^aft  fieif, 

mift  unb  ttngfUic^  mad^t,  ttar  ben  Sitten  fremb  unb  unbelannt,  toeil 

fie  tu  oDen  ®tüd(en  ber  unbefangenen,  natürlid^en  Snfid^t  ber  2)inge 

getreu  blieben  unb  ba§er  folc^e  fmifbe  unb  ^eiUofe  ^a^en  fid^  nic|t 

einreben  Hegen.    {%  I,  401.  414.) 

2)  aRänget  ber  atten. 

du  ben  mec^anifc^en  unb  tec^nifc^en  Sttnfien,  toie  aud^  in 

oSmßtoetgen  ber  9Iatnrmiffenfd^aft,  flanben  bie  SUten  meit  hinter 

und  jurüdt,  toeil  biefe  S)inge  eben  me§r  ^txt,  ®ebulb,  ÜRet^obe  unb 

^o^rnng,  att  ^o^e  ©eiße^träfte  erforbem.   S)a^er  ifi  au^  ben  meiflen 

naturtoiffenfc^aftKd^en  äBerlen  ber  Sitten  für  und  n^enig  me^r  ju  lernen, 

Ol«  \ota  bo(|  SUed  fie  ni^t  genmgt  ^aben.    ($.  U,  436.) 

dn  etl^if^er  unb  religibfer  ^inftd^t  fianben  bie  Sitten  noc^  toeit 
)nril(f.  5n  ber  alten  3eit  mar  ber  C^arafter  bed  öffenttid^en  Sebend, 
^  Staate^  unb  ber  Ketigion,  mie  bed  ^riDattebend ,  entfc^i ebene 
Seja^ung  bed  Sitlend  jum  Seben.  (SD?.  350.)  a)ie  c^rifitic^e 
tt^t  t)on  ber  ©ünbe  unb  (Srtöfnng  toar  ben  ©rted^en  unb  S^iJmern, 
^  toclc^e  nod^  gttngli^  im  Seben  aufgiengen  unb  über  bajfetbe  nic^t 
^91«^  ^inaudblidten,  t)9tlig  fremb.  S)ie  Xlten,  obloo^t  in  fafi  atlem 
Ribera  meit  t)orgerüdft,  toaren  in  ber  ^auptfad^e  ftinber  geblieben  unb 
^i'inbm  barin  fogar  Don  ben  !Druiben  übertroffen,  bie  bodEf  SD^etempf^c^ofe 


20  9[0gegenttort    —    SKgemehie 

ibenttf<^e  SSBefen  aOer  SDüige  ntc^t  ol^  ®ott,  unb  bie  (Srf^etmtng^» 
toelt  ntd^t  atö  eine  S£^eop^anie  gefogt  ju  loerben  brauet.  iD?tl 
beut  ^ant^idmu^  ^at  bie  SQ'^ein^'l^e^re  jtoar  ba^  £v  xou.  tcocv 
gemein,  aber  im  Uebrigen  lann  fie  boc^  fe^r  bom  ^ant^eidmu^  ab" 
meinen,  unb  bie  @^open^auet'fd^e  SQ-eind-Se^re  meidet  in  er^ebü^cn 
fünften  t^on  bem  ^ont^ei^mud  ab.  (S93.  II,  736—740.  Sergl.  aud) 
^ant^^mn«.) 

ÄUjegcnwatt,  ber  iRaturfräfte,  f.  5»ot«rftaft. 

Z\l%emtxnt^  bad.    ftrkcnntni^  lue«   Mitmdatn.    Züitmexne 
\ßa\)Xiftxtcn. 

1)  3^(i  Sitten  t)on  tlKgemein^eit 

S)ie  SOfgemcin^eit  bed  99egriffd  ift  gu  unterfd^eiben  t)on  ber  9ltt= 
gemein^eit  ber  dbee.    ©omo^I  ber  Segriff  aü  bie  dbee  vertritt,  atd 
ein  Sngemeined  (universale),  eine  Siel^eit  bon  2)ingen,  bo(^  tft 
jtuifd^en  ber  SÜgemein^eit  bed  Segriffd  unb  ber  ber  dbee  ein  grogcr 
Unterfd^ieb.    !Z)er  Segriff  ifi  ein  nic^t  anfd^aulid^ed,  fonbem  nttr 
benibared  Sllgemeined,  bie  Obct  hingegen  ein  anf^anlic^eC    3)te 
dbee  ifl  bie  vermöge  ber  QAU  unb  Kaumform  unferer  intuittDeit 
Sl^pre^enfion  in  bie  Siel^eit  jerfaOene  Sin^eit;  hingegen  ber  Segriff 
ifi   bie  mittelfl  ber  Slbflraction   unferer  Semunft   an^  ber  Siet^ett 
toieber^ergefleüte  Sin^eit.    S)er  Segriff  fann  ba^er  begeic^net  iverben 
al9  unitas  post  rem,  bie  dbee  ate  unitas  ante  rem.  (SB.  1, 275 — 277.) 
S)ie  dbeen  ate  urf  prünglid^e  SUIgemein^eiten  Knnen  in  ber  ®prad^c  ber 
©(^olojUIer  bejei^net  toerben  ate  universalia  ante  rem,  bie  Segriffe 
aU  f  ecunbäre,  burdf  bie  9tef[e^ion  ber  Semunft  entftanbene,  hingegen 
aU  universalia  post  rem.    (SS.  II,  416  fg.)    Der  Segriff  fommt 
jmar  an  Umfang  ber  dbee  gleich,  jjeboc^  f^at  in  i^m  bad  allgemeine 
(universale)  eine  gan}  anbere  gorm  angenommen,  baburt^  aber  bie 
Xnfd^aulic^fcit  unb  mit  i^r  bie  burc^gttngige  Sefiimmt^eit  eingebüßt, 
(2B.  n,  416.) 

2)  (Srienntnig  bed  allgemeinen. 

Die  dbee  toirb  intuitiv  erlannt  (f.  dbee).  ÜDad  (Sinjelne  fann 
unmittelbar  aU  ein  ungemeinem  aufgefaßt  merben,  toenn  ed  jur 
$(atonif(^en  dbee  erhoben  loirb.  (SB.  n,  156.)  Dagegen  gelangen 
Mir  }um  allgemeinen  M  Segrif fd  nur  mittelbar,  bur^  Sbfhaction 
aud  bem  Singeinen.  Da9  ^anffd^e  Sorgeben,  bag  unfere  Stltemttnig 
eingelner  Dinge  burc^  eine  immer  koeiter  ge^enbe  (Sinfc^rttnfung  ad« 
gemeiner  Segrtffe,  folglich  auc^  einem  aüerallgemeinflen,  ber  aQe  9iea(itttt 
in  fi(^  enthielte,  entfiele,  ift  falfd^,  ba  gerabe  umgehört  unfere 
(Srienntnig,  t)om  Sinjelnen  audge^b,  gum  SlOgemeinen  erkoeitert  »irb 
unb  aOe  allgemeinen  Segriffe  burd|  9bfiroction  t)on  realen,  eingetnen, 
anfc^aulic^  erfannten  Dingen  entflel^en,  toel^e  bim  gum  aOeraUgenteinfhn 
Segriff  fortgefe^t  tt)erben  Tann,  ber  bann  fUfem  unter  fic^,  aber  faß 
ni<^tm  in  fi(^  begreift.  Q9  ifl  p^ilofop^ifc^e  (jt^arlatanerie,  ftatt  bie 
Segriffe  für  au9  beti  Dingen  abfira^irtc  Gebauten  gu  erf ernten,  Qm» 


tatet    —    Xmerifa  25 

¥|ibfojt)(ie,  al{0  bte  ber  Steuern  feit  Sartefhtd,  auf  beut  richtigen  993ege 
\ti,  »K^tn  bte  Wten  bte  ^ampt^aift  überfe^en  ^aben«  (^.  II,  17.) 
2)te  ^^Uofop^ie  ber  Xtten,  gleic^fam  noc^  im  @tanbe  ber  Unfd^ntb, 
|at  bie  )ioet  tieffien  unb  bebeuHi^flen  ^roUeuie  ber  neuem  $^i{ofo))^ie 
imi^  nic^t  gum  beut(t(^n  Seiou^ein  gebraut,  nSmUc^  bie  Srage  nac^ 
ber  B^rei^eit  beö  SBiüen^  unb  bie  na^  ber  9iealität  ber  Slugen-* 
»elt  ober  beut  Serl^Sttnig  bed  dbealen  }um  9italm.  (6.  64.)  ÜDie 
tiefe  ftinft  giDiffi^en  bem  Obealen  unb  Xeolen  gehört  nöntlic^  }u  ben 
Diogm,  beten  man  lote  ber  Setoegung  ber  (Srbe  nid^t  unmittelbar  inne 
tsirb;  bamm  l^otten  bie  Sitten  fie,  ttte  eben  aud^  biefe,  nid^t  bcnterft. 
(S.  H,  214.)  S)te  dnteKectuatität  ber  Snf^auung  jebo^ 
(DgL  Xnfc^auung)  ifl  im  allgemeinen  f^on  Don  ben  Stten  eingefe^en 
tooiben.    (@.  75.) 

alter,  f.  Lebensalter. 

aUe$  Vc^omtnt)  f.  SibeL 

amerika.    Zmtxxkarut. 

1)  Slmerila  in  p^^fifc^er  ^infid^t,  oergli^en  mit  ber 
alten  SBelt. 

3)U  alle  Sßelt,  SmerUa  unb  XuflraKen  ^aben  befauntlid^  OebeS  feine 
eisetit^mlic^  felbßßänbige  unb  t)on  ber  ber  beiben  anbern  gänjfic^ 
iKift^iebene  S^ierrei^e.  ÜDie  ©{lecieS  flnb  auf  jebem  biefer  grogcn 
Sootinente  burd^toeg  anbere^  §aben  aber  bo^,  loeil  aQe  brei  bemfelben 
'Planeten  angehören,  eine  burd^gängige  unb  parallel  loufenbe  älnalogie 
ttiteinanber,  ba^er  bie  genera  grd§tcnt^eild  bie  felben  ftnb.  ^iefe 
Snologie  iß  jwifd^en  ber  alten  SBett  unb  Slmerila  augenfällig  unb 
9m  fo,  bag  Smerita  an  @äuget^ieren  flets  baS  fd^Iec^tere  %ta(ogon 
onfioeifi,  bagegen  aber  an  Sögein  unb  Steptilien  bad  beffere.  @o  l)at 
^  )toar  ben  Sonbor,  bie  Krad,  bie  üoUbrite  unb  bie  grögten  Sotrac^ier 
inb  Op^ibier  DotouS;  aber  ).  99.  {latt  bed  Steppten  nur  ben  £apir, 
fUtt  be«  2'6totn  ben  ftuguar,  ßatt  bed  S^igevd  ben  Oaguar,  ßatt  bed 
fittiiicei0  baS  Saum  unb  fiatt  ber  eigentlid^n  Kffen  nur  üReerta^en. 
^^a  aud  biefem  (entern  9)2ange(  lägt  \Uij  fd^Iiegeu,  bag  bie  Statur 
^  in  Xmerila  nic^t  bL8  jum  ÜRenfd^en  §at  bringen  tonnen,  ba  fogar 
^  ber  nädftflen  @tufe  unter  biefem,  bem  Sfc^tmpanfee  unb  bem 
^aag^Utan  ober  $ongo  ber  Sd^ritt  bis  jum  äRenfd^en  nod^  ein  nn« 
^i  groger  koar.  üDem  entfpre^enb  ftnben  mir  bie  !Z)rei,  fotoo^I  aud 
Pt^Mogifc^cn  oi»  UnguifÜfc^en  @rünben  uid^t  }u  beameifelnben  g(eid^ 
vrftndUt^d^  ÜRenfc^enroceii,  bie  Iau!a{ifd|e,  mongolif^e  unb  ät^iopifd^, 
dein  in  ber  alten  3Beh  )u  $aufe,  Slmerifa  hingegen  oon  einem  ge« 
ntft^eit  ober  Ilimatifd^  mobificirten,  mongolifd^en  Stamme  beoößert, 
^  oott  SCften  ^mübergelommen  fein  mug.    (23.  U,  355.) 

2)  S^aralter  unb  Serfaffnng  ber  Storbamevtfancr. 
9n  ben  bereinigten  @taateii  oon  Sflorbamerila  fe§en  mir  ben  Serfud^ 

m:  @taatft)erfaffung  gemacht,  in  melc^er  baS  ganj  unoerfe^te,  reine, 
%acte  9te(^t  §errfd^    9Bein  ber  (Srfolg  ifl  ni^t  onlodtenb;  benn 


:>•  ' 


-■=»=*:. 
■   »=^>* 


> 


'=>='i^ 


Inotomie  27 

^Itntffe  flel^en,  tote  ber  ehi}e(ne  SBtIIendact  }ur  einzelnen  i^n  an^^ 
^^renbeit  Seibedacttott.  (92.  34.)  @on)o§I  bie  am  ^od^engerüfte  f\i^ 
^etgenbe  genaue  Sngetneffen^ett  bed  S3aued  }u  ben  ^imdm  unb  äugern 
^eben^ber^ältniffen  be9  ^tere^,  atö  aud^  bie  fo  bemunberungSloürbige 
3ioec(m&gigIeit  unb  Harmonie  im  ©etriebe  feinet  dnnern  tuirb  burd^ 
feine  anbere  (SrHärung  ober  %nna§me  aud^  nur  entferntertoeife  fo  6e« 
greifli^^  toie  bur^  bie  äBa^r^eit,  bag  ber  Seib  bed  Sl^iered  eben  nur 
fein  Sille  felbfl'if!,  angefd^cmt  ate  SorßeOung,  mithin  unter  ben 
grormen  ht9  9{aunte9,  ber  3^'^  ^^"^  ^^^  ß^aufaUtät  im  ®e^trne,  — 
dfo  bie  bloße  ©id^tbarfeit,  Dbiectität  beS  SBiOend.  (31.  54.)  SRan 
betrachte  bie  jQ^Qofen  ©eflalten  ber  Siliere.  SBie  iß  bod^  j|ebe9  burd^^^ 
»eg  nur  bad  3[6bi{b  feinet  MUtn9,  ber  fld^tbare  9u«bru(f  ber  Sßiaend« 
bejhebmtgen,  bie  feinen  (S^^aralter  audmad^en.  Son  biefer  ^erfd^icben» 
^it  ber  e^araltere  ifl  bie  ber  ©eflatten  blo«  ba^  Silb.    (31.  45.) 

2)  @ie  le^rt  bie  ^in^tit  be«  äBillend  aum  Seben  auf 
ben  Derfd^iebenen  ®tufen  feiner  @rfd^einung  lennen. 

S)a  in  allen  ^been,  b.  ^.  in  allen  Säften  ber  unorganifd^en  unb 
a0en  ©eflolten  ber  organifd^en  92atur  einer  unb  berfelbe  2Bi(Ie 
t9  ifl,  ber  fic^  offenbart,  b.  1^.  in  bie  ^oxtn  ber  SorfieKung,  in  bie 
Dbjiectitdt,  eingebt,  fo  mug  ftc^  feine  6tn§eit  auc^  burd^  eine  innere 
Senoanbtfc^aft  jtoifc^en  allen  feinen  (Srfd^einungen  ju  erlernten  geben. 
ÜDiefe  nun  o^enbart  fid^  auf  ben  l^5^em  @tufen  feiner  Dbj|ectität,  im 
'^ffanjen«'  unb  Xf^iztxAdf,  burd^  bie  allgemein  burd^greifenbe  Snalogie 
aDer  formen,  ben  ©runbt^pud,  ber  in  aOen  (Srfc^cinungen  fid^  t»ieber> 
finbet.  SHefer  totrb  am  üoDflttnbigfien  in  ber  Dergleic^enben  Slna« 
tomie  nac^getoiefen,  ate  runit6  de  plan,  Tunite  de  Pelement 
anatomiqne.  (SB.  I,  170.)  2)iefed  anatomif^e  @(ement  bleibt, 
»te  ©eoffro^  ®aint«$i(aire  grünblic^  nac^koeifi,  in  ber  ganjen  dtti^z 
ber  2Birbelt§tere  bem  9Bef entließen  na^  unoeränbert,  ifl  eine  conflante 
®rdge,  ein  jum  Soraud  fd^Iec^t^in  ©egebene^,  bur^  eine  unergrünb* 
U(^e  92ot^koenbigIeit  untuiberrufti^  Seflgcfe^te^,  beffen  Unmänbelborfeit 
ber  Se^ortli^feit  bec  SRaterie  unter  allen  (ij^^ftfc^en  unb  c^emifd^en 
Serünberungen  vergleichbar  ifl.  (9}.  52.)  2)iefed  feflfle^enbe,  unkoan« 
bettore  anatomifc^e  (Element  fällt  ni^t  innerhalb  ber  teleologifd^en 
SrRttmng,  fonbem  beutet  auf  ein  Don  ber  2:eIeoIogie  unab^ttngiged 
^nncbf,  loeld^e^  jlebo^  ba^  t$unbament  ifl,  auf  bem  fte  baut,  ober  ber 
fttitt  Soraud  gegebene  @toff  {u  i^ren  SBerfen.  (3B.  U,  378  unb  31.  53.) 
(£4  beruht  t^eite  auf  ber  (Sin^eit  unb  dbentitttt  htS  äBiflen«  gum  Seben 
üinfyaüft,  t^eite  barauf,  baß  bie  Urformen  ber  3:^iere  eine  au9  ber 
anbent  hervorgegangen  flnb  unb  ba^er  ber  ©runbt^pu^  be^  ganjen 
Stammet  beibef|alten  mürbe.  S)a^  anatomifc^e  (Element  ifl  ed,  toad 
Xrifbteled  unter  feiner  avaY>€aux  fuaic  verfielt.    (3t.  54.) 

3)  (Et^ifd^er  92u$en  bed  @tubium^  ber  ^[natomie. 
ÜDie  Sef^äftigung  mit  3oologie  unb  Snatomie  ifl  aud^  in  et^ifc^er 

^infU^t  nü^Iic^,  meil  fle  entfd^ieben  bie  Obentität  bed  9Befent' 
Ii(|en  in  ber  ISrfd^einung  bed  2:^iere^  unb  ber  be^  9RenfdE|en 


24  testen 

fel^rteit.  3)ag  ein  (war  ^ifio^op^,  tote  ^^tl^agora^  utib  ^(ato,  cmber^ 
badeten,  ünbert  in  Sejug  auf  bad  ©an^e  nid^td;  (2B.  H,  720.)  3tDif(^eK 
bem  ®eifte  be«  gried^if^-tömifc^en  ^eibent^umd  unb  bem  be^  iS^rtfien* 
t^umd  ifl  ber  eigentlid^e  ®egenfa$  ber  ber  Sejal^ung  unb  93eir« 
neinung  bed  äBiüend  jum  Men,  »ona^  an  testet  ©teUe  tKid 
e^rtflent^nm  9ie^t  behält.    ($.  II,  335.) 

2)ie  ^t§it  ber  Sllten  toar  (Subäntonil,  bie  ber  9{euen  meiftenö 
^Mel^re.     Unter  ben  HIten  mac^t  ${ato   allein   eine  Sudna^e, 
beffen  Stl^if  nid^t  eubämonifKf^  ifl.    hingegen  iß  fogar  bie  (St^if  ber 
ft^niler  unb  @toiTer  nur  ein  Subämonidmnd  befonberer  3(rt.  (S.  1170 
S)ie  ^^ilofop^n  bed  ültert^umd  ^aben  gmar  bie  ® er ec^ti gleit  a(d 
Sarbinaltugenb  anerlannt,  aber  bie  SRenfd^enliebe*  (caritas,  ayaTri]) 
^aben  fle  nod^  nic^t  aM  Xugenb  aufgeßeOt    ®e{bfl  ber  in  ber  ÜRorol 
^(^  am  ^9^{!en  er^ebenbe  $(ato  gelangt  bod^  nur  6i^  jur  freittiOigen, 
uneigennü^igen  @ered^tigleit.    ^raiftif^  unb  faltifc^  iß  gtoar  ju  jeber 
3eit  SRenf^entiebe  bogetoefen,  aber  t^oretifc^  }ur  @pra(^e  gejbrac^t  unb 
fömdid^  a(^  Singenb,  unb  jtvar  aU  bie  grb|te  tton  aflen  aufgcftellt, 
fogar  awdi  auf  bie  ^einbe  au^gebe^nt,  tourbe  fie  2uerfi  t)om  S^rifkn» 
t^um.    (S.  226.)    S)ad  ültert^um,  bon  feinem  niebrigern   et§tfc^en 
©tanbpunfte  an^,  biBigte,  ja  e^rle  ben  @e(bßmorb,  mä^renb  ba4 
S|rtflent^um,   Don   feinem    f)^ttn   (Stanbpuntt    (ivl9,    i^n    bermirft. 
i%  II,  332.)    ÜDiefem  @egenfa(  M  et^ifd^en  ®tanb))unltd  entfprtc^t 
auc^  ber  ©egenfa^  jkDifc^n  bem  antitcn  nnbc^rifUic^nStratterfpteL 
39Bie  ber  floifc^e  (SiA^muÜ)  Don  ber  (^rifUid^en  Stefignation  fid|  Don 
@runb  an9  baburd^  unterf Reibet,  bag  er  nur  gelaffcned  (Erträgen  unb 
gefaßte^  (Srtoiartcn   ber  unobänberlid^  not^menbigen  Uebe{  te^rt,   bad 
S^rifient^um  aber  Sntfagung,  aufgeben  bed  SSiOen^;  ebenfe  jetgen  bie 
tragifd^en  gelben  ber  tllten  flanb^afte^  Unterwerfen  unter  bte  uuau^ 
»etc^baren  @(^äge  be«  @c^idfa{9,  bad  c^rifUi^  2:rauerf))iel  bagegen 
aufgeben  beö  ganjen  SBiOend  }um  Seien,  freubige^  Serlaffen  ber  SBett. 
9[ber  ia9  Xrauerfpiel  ber  Steuern  fle^t  bavum  av^  ^^ec  atd  bad  ber 
Xften,  koeil  bie  Wten  nod|  ai(|t  jum  ©ipfel  unb  ^A  ht»  S^rauer« 
fpiete  (f.  StrauerfpieO,  j[a,  ber  Sebetidanflc^t  über^u))t  gelangt  »oren. 
(SB.  U,^  494  fg.)    du  iffren  ftomöbien  ^aben  nn«  bie  ffiten  emen 
treuen  unb  bletbenbcn  Xbbrudt  i^red  Reitern  Sebenö  unb  S^reibend  hinter« 
laffen.    {%  II,  471.) 

2)er  Segriff  be^  ©d^idtf  aU  bei  ben  9(ten  ifl  ber  einer  im  ©anjen 
ber  S)inge  Derborgenen  rücffic^t^Iofen  %ot^menbigIeit.  S>ie  Sor* 
f  e^ung  iß  bad  c^rifHanißrte  @<^idEfaI,  a(fo  bad  in  bie  auf  bad  Sefie 
ber  aßelt  gcri<^tete  abßi^t  eine«  @otted  Dertoanbelte.    ($.  ü,  471.) 

dn  ber  ^^ilof0))l^ie  Maren  bie  9Iten  mit  i^em  XuSge^en  bon 
ber  objlectiDfn  Xngenmelt  nic^t  anf  bem  ri<^gen  3Bege.  Sßemt  man 
bebenit,  bag  bad  Object  burc^  ba«  ©ubject  bebbtgt  iß,  ß>IgH(^  bie 
unermeg(i(^e  9[u§tntDcIt  t§r  2>afein  nur  im  9etoru§tfein  erienunber 
SBefen  ^at,  fo  ge^t  man  ju  ber  9[nß(^t  über,  ba|  mir  bie  na^  innen 
gerid^tete,   Dom  ©ubject   aU   bem  unmittelbar  begebenen  audge^enbe 


aitet    —    flmerifa  25 

ffftfi^op^it,  al{0  bte  ber  9?euem  fett  Sortefiii«,  auf  bem  ric^tigcit  993ege 
frc,  »tt^tn  bte  Stten  bte  ^axipt^aäft  überfe^en  f^abau  {%  II,  17.) 
2)te  $^tiofo))^te  ber  Xtten,  gletd^fam  noc^  int  ©tanbe  ber  Unf(i|nlb, 
|at  bie  3tDei  tteffien  unb  bebenüi^flen  Probleme  ber  neuern  $^tIofo))^ie 
1104  ntd|t  )um  beutltc^en  Seiou^etn  gebrad^t,  nSntIt(^  bte  Srage  nac^ 
ber  grct^ett  be9  SBtUeud  unb  bteita(^  ber  9iealität  ber  Slugen-* 
mtli  ober  bem  Serl^äUntg  ht9  dbeolen  jum  9{ea(en.  (S.  64.)  2)te 
tiefe  ft(uft  jkoif^en  bem  dbeoleu  unb  Sleolen  gehört  nämlid^  ju  ben 
2)iiigen,  bereu  man  lote  ber  Setoegung  ber  (Srbe  ntd^t  umntttclbar  tnne 
mrb;  barum  ^Mtn  bie  9(ten  pe,  tote  eben  caiij  biefe,  ntd^t  bemerft. 
(S.  U,  214.)  S)te  dnteUectuatttät  ber  Snfc^auung  iebod^ 
(»gL  Xttfc^auung)  tfl  im  allgemeinen  fd^on  Don  ben  %ten  eingefe^en 
ipoiAeit.    (@.  75.) 

aittr,  f.  Lebensalter. 

aitrs  Vrftomtnt)  f.  Sibel. 

Amttxka.    ;Ammkauer. 

1)  Slmerila  in  p^^fifc^er  ^infid^t,  oergtic^en  mit  ber 
alten  993e(t. 

2)ie  alte  SSBelt,  Smerifa  unb  Sufiralien  ^aben  befanntltd^  OebeS  feine 
eigent^ümlic^  felbßftönbtge  unb  t)on  ber  ber  beiben  anbem  gänjttc^ 
oerfd^tebene  £§ienei§e.  ÜDie  ©{lecied  flnb  auf  jebem  btefer  grogen 
kontinente  burd^toeg  anbere,  ^aben  aber  bod^,  mil  aüc  brei  bemfelben 
Planeten  angehören,  eine  burd^gängige  unb  paraQel  loufenbe  Slnalogie 
miteinanber,  ba§er  bie  genera  grögtcnt^eild  bie  felben  {inb.  ^iefe 
Xndogie  iß  jwifd^en  ber  alten  Sßelt  unb  Slmerifa  augenfällig  unb 
)t»ar  fo,  bag  Xmerifa  an  ©äuget^ieren  fietd  baS  fc^Iec^tere  %tatogon 
anfmeifl,  bagegen  aber  an  Sbgebt  unb  SReptilien  bad  beffere.  €0  ^at 
t9  )mar  ben  Sonbor,  bie  Krad,  bie  üotibrite  unb  bie  grögten  Sotrac^ier 
Httb  D))^ibier  Doroud;  aber  ).  99.  flatt  bed  Steppten  nur  ben  Zapix, 
fiatt  be«  2'6tom  ben  ftuguar,  flatt  bed  2:igei'd  ben  daguar,  flatt  bed 
ftomcett  baS  Sanm  unb  ßott  ber  etgentlid^n  Kffen  nur  üReerta^en. 
@i^on  aus  biefem  (entern  9)kngel  lägt  fl^  f daliegen,  bag  bie  Statur 
t9  in  Hmeräa  nic^t  bis  jum  9Renfc^en  l^at  bringen  tonnen,  ba  fogar 
OOB  ber  nädbfien  @tufe  mtter  biefem,  bem  Sfc^impanfee  unb  bem 
Orang-Utan  ober  $ongo  ber  Sd^ritt  bis  jum  äRenfc^en  nod^  ein  un» 
m&gifl  gtoger  toar.  üDem  entfprec^enb  ftnben  toir  bie  2)rei,  fokoo^I  aud 
p^^ftoIogif<^en  ate  linguifiifc^en  @rünben  uidEft  ju  bejtoieifeinben  g(ei(^ 
nrfprüngtid^  3Renf(^enraceii,  bie  faulafifd^e,  mongolifd^e  unb  ät^iopifd^, 
alkiii  in  ber  alten  SBett  )u  $aufe,  9merila  hingegen  oon  einem  ge« 
mifc^en  ober  Ilimatifd^  mobipcirten,  mongolifd^en  Stamme  beDbßert, 
bo  oott  Sfien  ^inübergelommen  fein  mug.    (23.  U,  355.) 

2)  S^aralter  unb  Serfaffung  ber  iRorbamevttancr. 
ds  ben  oereinigteu  @taate»  t)on  92orbameriIa  fe^en  mir  ben  Serfud^ 

einer  ©toot^erfa^ung  gemacht»  in  metc^er  baS  ganj  unoerfe^te,  reine, 
abfirade  9ttift  ^errfd^e.    SBein  ber  (Erfolg  ifl  ni^t  onbdFenb;  benn 


28  SngeBoren    —    fhntmatifd^tt  aRagnetidmud 

jnm  99ett)u§tfetn  bringt  unb  baburc^  ber  Stol^l^rit  tmb  Barbarei  in  ber 
Sel^anMung  ber  Sintere,  bent  Sontrt^I  ber  9tet^tIoflg!ett  ber  Spiere 
entgegenkoirft  unb  ben  ^^ierfd^uQ  beförbert.    (@.  238 1[.) 

eingeboren. 

1)  Da9  inteHectuell  angeborene. 

Dbfd^on  beut  dnteUect  bie  t^orm  feinet  (Sriennend  angeboren  ifi, 
fo  ifl  ed  bod|  nt(^  ber  (Stoff  ober  bie  2Raterte  berfelben.  SDted 
mar  t9,  toa^  bie  Se^re  Don  ben  angeborenen  Obeen,  bie  S^artefiud 
unb  SeibniQ  behaupteten  unb  Sode  befiritt,  eigentlich  befagte.  ($.  429.) 
@ine,  materielle  (Srienntniffe  urfprünglic^  unb  au^  eigenen  SRitteln 
liefembe  unb  ba^er  über  ade  ÜKöglic^teit  ber  Srfa^rung  ^inaud  pofttib 
bele^renbe  Semunft,  üÜ  meldte  ba^u  angeborene  dbeen  entölten 
mtt§te,  ifi  eine  reine  ^iction  ber  ^^ilofop^ieprofefforen*  (@.  117; 
%  1,  200.)  S)iefen  Verfechtern  ber,  ntaterieUe  ^entitniffe  aud  eigenen 
SRittetn  (angeborenen  dbeen)  liefemben  93emunft  ifi  2odt^9  erfleh, 
audbrüdlidi  gegen  alle  angeborenen  (Srienntniffe  gerid^teted  Suc^  ju 
empfehlen,  befonberd  im  britten  ftapitel  beffelben  bie  §§.  21 — 26. 
X)enn  obujo^I  Socfe  in  feinem  Seugnen  aller  angeborenen  äBa^r^eiten 
infofem  ju  koeit  ge^t,  ate  «er  ed  aud^  auf  bie  formalen  (Srienntniffe 
ottdbe^nt,  toorin  er  fpäter  Don  Aant  auf  bad  ©länjenbfte  berid^tigt 
toorben  \%  fo  ^at  er  boc^  ^inftd^tlic^  aQcr  materietlcn,  b.  i.  (Stoff 
gebcnben  (Srienntuiffe,  DoUfommen  unb  unleugbar  Stecht.    (®.  117  fg.) 

S)urc^  SBeif))icI,  ©emo^n^it  unb  fc^r  fcU^jettiged,  fcflcd  @in))rägjen 
geioiffcr  Segriffe,  e^  irgenb  Srfo^ng,  SBerfiaub  unb  Urt^eitefraft  ba 
ttüren,  ba^  Sßerf  ju  fiören,  kpcrben  bem  grogen  Raufen  @eban!en  eiu^ 
geim))ft,  bie  nai^^er  fo  fefi  unb  bur^  leine  Sele^rung  }u  erf c^Uttem 
haften,  aU  mären  ftc  angeboren,  mofür  fic  auc^  oft,  felb^  Don  $^iIo^ 
foppen,  angefe^en  merben.    (2B.  11,  74.  208.) 

2)  !Cad  et^ifc^  angeborene. 

(äß  giebt  nur  einen  angeborenen  drrt^um  mtb  ed  ifl  ber,  bog  mir 
ba  finb,  um  glücflic^  )u  fein,  angeboren  ifi  er  und,  rneil  er  mit 
unferm  2)afein  felbfi  iufammenfällt  unb  unfer  gmi)ed  äBefen  eben  nur 
feine  ^arop^rafe,  )a  unfer  Seib  fein  SRonogramm  ifi.  (S.  II,  726.) 
S)ie  Sttbämonologie  beru^  auf  biefem  angeborenen  Orr^um. 
{%  I,  331.) 

ÜDev  inbtDibueQe  &§aralter  ifi  angeboren  (f.  (S^arafter).  —  X)a 
ber  (S^ardtter  angeboren  ifi,  —  bie  £^aten  blod  feine  SRanifeflationen,  — 
ber  Sntag  ju  großen  iD^iffet^aten  nic|t  oft  (omm^  fiarle  ©egcnmotlDe 
abfc^rcdFen,  für  uu«  felbfi  unfer e  ©innedart  ftc^  burc^  SBünfd^e,  ®t- 
banten,  Effecte  offenbart,  mo  fie  tlnbem  unbefonnt  bleibt;  fo  liege  fid^ 
benlen,  baß  Siner  gemtffermagen  ein  angeborene«  fc^ed^te«  @miffcR 
glitte,  o^ne  große  S3o«^eiten  Derübt  au  ^aben.   ($.  398.) 

(lieber  bie  Vec^eit  bcd  Sngeborenen  im  @egenfa<^  au  bem  9e^ 
abftc^tigten  fie^e  Se^t.) 

2lttimalifd)er  Ütognetiefflu«)  f.  3Ragnetidmti9. 


Inotomie  27 

^altniffe  fiel^en,  lote  ber  etnjelne  SBtOendact  }ur  etn}elnen  tl^n  and» 
fü^nbcn  Seibedaction.  (31.  34.)  @oto)0§I  bte  am  ^oc^engerüfte  ft(^ 
^eigenbe  genaue  Sngemeffen^ett  be^  Saued  }u  ben  S^^eden  unb  äugern 
?ebendt>eT^öIhitffen  beö  ^tere^,  ate  aud^  bte  fo  bett)unberungdn)ürbige 
3tt>ccbn&gtgleit  unb  ^rmonte  im  ©etriebe  fetned  dnnern  tQtrb  burd^ 
feine  anbere  (SrHärung  ober  Sfnna^me  auc^  nur  entfernterkoeife  fo  be« 
grctf(i^,  wie  burd^  bte  äBa^r^eit,  bag  ber  Seib  bed  Xf^itxtß  eben  nur 
fein  SBilte  fetbß'if!,  angefd^aut  ate  Sorßeüung,  mithin  unter  ben 
Sormen  bt9  9laumt^,  ber  ^txt  unb  ber  daufalttSt  im  ©e^tme,  — 
alfo  bie  bloge  @id^t6arleit,  Dbiectttät  be«  SBtHend.  (31.  54.)  Tlan 
betrachte  bie  }a^nofen  ©eflalten  ber  Siliere.  SBie  ifi  boc^  jebed  burd^> 
tDcg  nur  bad  älbbilb  feinet  äßillend,  ber  {id^tBare  Xu^brucf  ber  Sßillend' 
beprebnngen,  bie  feinen  d^oralter  audmaii^cn.  Son  biefer  ^erfd^ieben» 
f)dt  ber  S^araltere  ifl  bie  ber  ©eflatten  blod  ba«  Silb.    (31.  45.) 

2)  @ie  (e^rt  bie  ^iti^tit  bed  3Bi(Ien9  ium  Seben  auf 
ben  Derfd^iebenen  @tufen  feiner  (Srf^einung  lennen. 

jba  in  aQen  dbeen,  b.  ^.  in  aQen  ^Sften  ber  unorganifd^en  unb 
allen  ©eflalten  ber  organifc^en  Statur  einer  unb  berfelbe  SBide 
t9  ifl,  ber  fid^  offenbart,  b.  1^.  in  bie  gorm  ber  SorfieKung,  in  bie 
DbiectitSt,  eingebt,  fo  mng  ftdEf  feine  (Stn^eit  au(^  burc^  eine  innere 
Sermanbtfd^aft  gtoifc^en  allen  feinen  Srfd^einungen  ju  erlennen  geben. 
3)iefe  nun  offenbart  fid^  auf  ben  l^5^em  @tufen  feiner  Objectität,  im 
^ffangen«  unb  2^§terreid^,  bur^  bie  aOgemein  burc^greifenbe  Analogie 
aller  formen,  ben  ©runbt^pud,  ber  in  aKen  Srfc^einungen  ftd§  mieber« 
fittbet.  !^efer  toirb  am  üoDflSnbigfien  in  ber  Dergleic^enben  Sna« 
tomie  nac^gekoiefen,  ciß  l'unit^  de  plan,  Tunite  de  l'el6ment 
anatomiqne.  (SB.  I,  170.)  ÜDiefe«  anatomif^e  (SIemcnt  bleibt, 
toit  ©eoffrot)  ®aint«$i{aire  grünblid^  nac^»eifl,  in  ber  gangen  9iei§e 
ber  SBirbelt^iere  bem  2Bef entließen  nac^  uuDeränbert,  ifl  eine  conflante 
®r9§e,  ein  gum  Sorau^  fd^Ied^t^in  ©egebene^,  burd^  eine  unergrünb* 
lic^e  ißot^iuenbigfeit  untoibermfli^  ^efigefe^ted,  beffen  Unmdnbelborfett 
ber  Se^orrli^fcit  ber  3Ratmt  unter  allen  p^^ftfd^en  unb  c^emifd^en 
SerSnberungen  Dergleic^bar  ifl.  (31.  52.)  s!)iefed  feflfle^enbe,  umuan« 
beibare  anatomifd^e  (Element  fällt  nic^t  innerhalb  ber  teleologifd^en 
(ErlUrtmg,  fonbem  beutet  auf  ein  Don  ber  2:eIeobgie  unab^ttngiged 
f  rinci)),  »el^e0  ieboc^  baö  t^unbament  ifl,  auf  bem  fte  baut,  ober  ber 
^am  Soraud  gegebene  ®toff  )u  i^ren  iBerfen.  (SB.  U,  378  unb  9^.  53.) 
&  beruht  t^eite  auf  ber  (Einheit  unb  dbentität  bed  miütn^  gum  Seben 
flbcr^oufrt,  ti^eite  barauf,  bag  bie  Urformen  ber  3:^iere  eine  au9  ber 
ottbem  l^erüorgegangen  jlnb  unb  ba^er  ber  ©runbt^^ind  bed  gangen 
Stammet  beibehalten  umrbe.  S>a^  anatomifc^e  (Element  ifl  ed,  koad 
VnfbteM  unter  feiner  ava^scaux  fuoic  Derjjle^t    (3t.  54.) 

3)  (Et^ifd^er  92u$en  bed  ©tubiumö  ber  ^naiomit. 
S)ie  Sefc^öftignng  mit  S^^^^i^^  ^"^  Snatomie  ifl  auc^  in  et^ifd^er 

^infic^t  nü^tid^,  toeil  fie  entfd^ieben  bte  dbentit&t  ht9  9Befent« 
Ii(|en  in  ber  (Srfc^einung  bed  2:^iere^  unb  ber  bed  9Renf(^en 


30  Snfd^onung 

einanbergefetjt,  toit  aud  ben  S)atid,  toeld^e  bte  (Sinne  liefern,  ber  Ser« 
fianb  bie  Snfc^auung  fc^afft,  xoit  burd^  Setgleid^ung  ber  (Einbrttde, 
meiere  Dom  nämlichen  £)6|ect  bie  berfd^iebenen  @imie  erhalten,  bad 
ftinb  bte  Hnfc^auung  erlernt,  tote  eben  nur  biefe^  ben  Kuff^Iug  über 
fo  oiele  @tnnen|)^&nomene  giebt,  über  bad  einfache  ©e^en  mit  }»et 
atugen,  über  ha9  (Doppeltfe^en  beim  ©d^ielen  ober  bei  unglei^er  6nt« 
fentung  hinter  einanber  fte^enber  ©egenftttnbe,  bie  man  jugleic^  inö 
fluge  fagt,  unb  über  ben  ©d^etn,  welker  burc^  eine  pU^Iic^e  Ser« 
änberung  an  ben  ©innedmertjeugen  ^eroorgebrac^t  n)irb.  —  jDaö 
©e^enternen  ber  ftinber  unb  o))erirter  Slinbgeborenen,  ha9  etnfa^e 
©e^en  bed  boppelt,  mit  jtoei  Xugen  Smpfunbenen,  bad  2)op))eItfe^en 
unb  2)o))))eIttaflen  bei  ber  Serrüdung  ber  ©innedmerfjeuge  au^  i^rer 
gett)ö^n(t^en  Sage,  bie  aufregte  Srf^einung  ber  ©egenjlttnbe,  tott^renb 
i§r  Silb  im  9uge  oerte^rt  fie^t,  bad  Uebertragen  ber  %axbt,  meiere 
bioö  eine  innere  Function,  eine  ))oIarif^e  jE^eitung  *ber  Si^iltigleit  be^ 
Sugeö  ift,  auf  bie  ttugem  ©egenßttnbe  unb  enblic^  au^  bad  ©tereoftop  — 
bied  SQe^  finb  fefle  unb  unmiberleglid^e  Setoeife  baoon,  bag  alle  31  n« 
fc^auung  nic^t  blod  fenfual,  fonbern  intellectual  (ober  objectit) 
au%brü(It  cerebral),  b.  ^.  nid^t  blod  Sßerl  ber  ©inne,  fonbern 
bed  Serflanbed  ifl,  nttmlid^  reine  Serflanbederlenntnig  ber 
Urfad^e  aud  ber  JBirlung,  folglich  bad  ®efe^  ber  Saufalitüt  oor» 
audfe^t,  üon  beffen  (Srienntnig  aUe  Xnfc^auung,  mithin  aOe  (Erfa^ng 
i^rer  erfien  unb  ganjen  9R0gIic^Ieit  nac^  ab^flngt.  (9EB.  I,  13—15. 
ffl.  n,  13.  23—30.  ®.  öl— 84.  g.  7—20.  %  I,  93.  96.  242.) 
2)  Ser^ältnig  be9  Snt^eiU  ber  ©inne  ju  bem  be9 
©e^irnd  in  ber  Xnfc^auung* 
SEBad  )ur  Snfc^auung,  in  ber  bie  obfectioe  Sßelt  bafle^t,  bie  btogen 
©inne  liefern,  ber^filt  {i(^  }u  2)em,  load  ba ju  bie  ©e^irnfunction 
liefert  (9taum,  ^At,  Saufalitttt),  toit  bie  9Raffe  ber  ©irnie^neroen  )nr 
9Raffe  be«  ®e^imd,  nac^  Xbjug  bedfenigen  2:§eUed  bon  biefer,  ber 
überbied  jum  eigentlichen  S)enfen,  b.  ^.  bem  abffaractcn  SorfteOen, 
i>eriDenbet  toirb.  2)enn,  oer(et§en  bie  ^ttt>tn  ber  ©innedorgane  ben 
erfc^einenben  £)b|e€ten  ^oxbt,  Klang,  ©efc^macf,  ®eru(^,  Ztmptta' 
tur  u.  f.  to.,  fo  twAvift  ba0  ®e§tm  benfelben  luAe^nung,  %tma, 
Unbon^bringlic^Ieit,  Setoegtid^feit  n.  f.  to.,  htr^  %üt9,  mod  erfl  mtttdft 
3eit,  9^amn  unb  @anfalit&t  DorfleObar  ift.  Sßie  gering  bei  ber  fb« 
fc^awmg  ber  Vnt^l  ber  ©inne  iß  gegen  ben  bed  dnteOectd  (Serftonbetf) 
bejeugt  alfo  anc^  ber  Sergleic^  Jtoifc^en  bem  9{en)ena|»parat  }iim 
Smpfangen  ber  Sinbrüde  mit  bem  jnm  Serarbeiten  berfelben,  inbem 
bie  9Raffc  ber  (Sm)ifhibung9neroen  f ämmtfic^er  ©tmiedorgane  fe^  gering 
ift  gegen  bte  bed  @e^imd,  felbfl  noc^  bei  ben  X^icren,  bereu  ®e^tm, 
ha  fie  ntc^t  eigenätc^,  b.  4.  obfiract  benfcn,  btog  )nr  ^emorbringung 
ber  Snfil^oinnig  bicnt  nnb  bo^,  iso  biefe  ooQbmmen  t^  alfo  bei  ben 
©finget^ieren,  eine  bebentenbe  9Raffe  ^,  aac^  nad^  Ibjng  bc0 
Keinen  @e^ini«,  beffen  Sunction  bie  geregelte  ?ettnng  ber  geuüegangett 
i|l.    (».  n,  23  fg.) 


9[ttfi|aimng  31 

3)  ©egenfianb  ber  Snf^auung. 

©egenjtonb  ber  Slnfc^ouung  flnb  unmittelbar  bte  S)inge,  ntd^t  Don 
biefen  terfd^iebene  SJotfleÜungen.  SDte  einjelnen  S)tnge  »erben  ate 
folc^e  angefc^Qut  im  Serßanbe  unb  burd^  bie  @inne.  ©obalb  mir 
hingegen  gnm  3)enlen  übergeben,  tierlaffen  toir  bie  einjelnen  jDinge 
unb  ^aben  t9  mit  allgemeinen  Segriffen  o^ne  Xnf^aulic^feit  }u  t^un, 
loenn  loir  gleich  bie  9{efultate  unfere^  S)enlen^  nad^^er  auf  bie  einjelnen 
3>iitge  omoenben.  ftont  mac^t  bie  einzelnen  S)inge  }um  ©egenfianbe 
t^cild  ber  Snfc^auung,  t^eild  bed  jDenlend.  SBirllic^  finb  fie  aber 
imr  (Erfiered.  9htr  mittelbar,  mittelfl  ber  Segriffe,  begießt  fi^  bad 
3>en!en  auf  ©egenfittnbe,  biefe  felbfl  aber  flnb  ^Qejeit  anfd^ anlief. 
dn  ber  Xnf^annng  felbfl  fd^on  i{l  bie  empirifd^e  ^Realität,  mithin  bie 
(Erfahrung  gegeben.    (SB.  I,  525.) 

S)te  intuitit)e  Sorftellung  befa§t  bie  gan}e  fl^tbare  äBelt  ober 
bie  gefammte  Srfal^rung,  nebfi  ben  Sebingungen  ber  äRöglid^Ieit  ber« 
jelbcn.    (SB.  I,  7.) 

4)  Ser^ttltnig  ber  Slnfd^auung  }umS)ing  an  fi^  ober 
3um  9tealen. 

3)er  Uebergang  oon  ber  @innedem))finbung  ju  i^rer  Urfac^e,  ber 
aOcr  ©inne^onfd^auung  }um  ®runbe  liegt,  ijl  itoax  ^inreic^enb,  un^ 
bie  em))irifd^e  ©egenn^art  in  diavm  unb  Qtit  eineö  empirif^en  Db« 
jectd  anjujeigen,  alfo  tiöDig  genttgenb  für  bad  ))raltif^e  Seben;  aber  er 
retd^t  leinedtoegd  ^in  und  Snffd^Iug  }u  geben  über  bad  ÜDafein  unb 
25efen  an  ftd^  ber  auf  fold^e  SJBeife  für  und  entfie^enben  (Srfc^einungen 
ober  t^ielme^r  i^red  inteDigibeln  ©ubflratd.  SDag  alfo  auf  Slnlag  ge« 
»iffer,  in  meinen  ©innedorgonen  eintretenber  @m))finbungen,  in  meinem 
So^fe  eine  Xnfc^auung  Don  röumlic^  audgebe^nten,  jeitlic^  beharren« 
ben  unb  urfttd^Iid^  toirlenben  !£)ingen  entfielt,  bered^tigt  mi^  burc^aud 
nid^t  2U  ber  Snna^me,  bog  aud^  an  fid^  felbfi,  b.  ^.  unab^ttngig 
Don  meinem  ftopfe  unb  auger  bemfelben,  bergleic^en  SDinge  mit  folgen 
i^nen  fc^Iet^t^in  ange^brigen  (Sigenf^aften  qrißiren.    (9B.  11,  13.) 

&  jengt  Don  Unlenntnig  bed  ©inned  ber  ^tage  nai)  htm  9itt^ 
^(tntg  ^»ifc^en  bem  dbealcn  unb  Realen,  tt^enn  biefed  Serl^ältnig 
bejeii^net  mirb  ate  bad  in)if(^en  S)enten  unb  @ein.  S)ad  S)enlen 
^t  gnnttd^fl  b(od  jum  Snf^auen  ein  Ser^ältnig,  bad  Snfd^auen 
aber  ^t  eined  jum  @ein  an  fid^  bed  Slngef (Rauten,  unb  biefed  Se^tere 
ifl  bad  eigentliche  Problem.  S)ad  SDenlen  entlel^nt  feinen  dn^alt  allein 
and  ber  anf^aulic^en  SorfieUung,  meiere  ba^er  Urerlenntnig  ifl  unb 
alfo  bei  Unterfuc^nng  bed  Ser^ttltniffed  itoifd^en  bem  Obealen  unb 
Meokn  aOein  in  Setra^t  lommt.    (SB.  n,  215.  $.  I,  29  fg.) 

5)  Sebeutung  ber  Snf^auung  für  bie  Srlenntnig,  bie 
993iffenf(^aft,  bie  ftunfl,  bie  $^iIofo))^ie  unb  bie 
Sugenb. 

!Z)te  9nf(^auung  ifl  nic^t  nur  bie  Duelle  aDer  (Srienntnig,  fonbern 
fie  felbft  ifi  bie  Srlenntnig  xax*  i^ox'^y  ift  aDein  bie  toa^re,  bie 
Ufit,  bie  i^red  97amend  ȟrbige  (Erfenntnig;   benn  fie  aDein  ert^eilt 


32  3bifil|<Miiiii9 

etgentti^e  (Sinfi^t.    (SB.  n,  83.)    9leue  ©tnnbetnfUl^ten  fUib  nur 
Qud  ber  au\ifaVLÜdfm,  al9  bei  aOetn  ooQett  unb  rei(^  Srfenntnig  ju 
fAöpfen,  mit  ^fe  ber  Urtl^eil^aft    (SB.  II,  68.  77.)    2)ie  otf 
f<9auenbe  Crfemttnig  tft  für  bad  ©^ßem  aller  unfeter  ©ebmden  S)a«, 
»ad  in  ber  @eognofte  ber  ©ronit  i%  ber  te^te  fejle  Soben,  ber  Wbt9 
trtfgt  nnb  über  ben  man  ntc^t  ^inaud  lonn.    (93.  U,  69.  76.)    SDOle 
Sa^r^eit  unb  aOe  SSeid^eit  liegt  jule^t  in  ber  Snf^auung.  (SB.  n,  79,) 
Um  irgenb  ettoad  loirllid^  mtb  toa^r^aft  jn  Derjle^en,  ifl  erforberliil^, 
bag  man  e9  an fc^ anlief  trfajf«,  ein  beutttc^ed  Sitb  bat)on  em)>fange^ 
momttglic^  aud  ber  8{ealität  fetbß,  augerbem  ofer  mittelfl  ber  i^fjcai^ 
tafle.    @eI6fl  toad  ju  grog  ober  }u  com)>Iicirt  ijl,  um  mit  Shteqt 
Stid  ttberfe^  ju  toerben,  mn^  man,  um  ed  moiSir^aft  ju  terfte^en, 
entweber  tl^eilmeife  ober  bur^  einen  überfe^baren  ^{^^röfentanten  fi(^ 
anf(^auti<^  oergegentoärtigen ;  !Z)a«  aber,  toAift9  felbfl  jDiefed  nic^t  ju- 
ltt§t,  mag  man  »entgftend  bur^  ein  anfc^aulic^ed  Sitb  unb  ©leic^nt^ 
fi^  faglt^  }u  ma^en  fud^en.    @o  fe^r  t|l  bie  Snfc^auung  bie  Saft<^ 
unfered  (Srfcnnend.    ($.  II,  50.  SB.  H,  76.)    9tur  m9  au«  ber  Hn« 
fd^auung,  unb  }tt)ar  ber  rein  objectiben,  entfprungen  ober  unmittelbar 
bnrc^  fle  angeregt  iji,  enthält  ben  tebenbtgen  ^eim,  au9  meinem  ä^te 
unb  origineDe  Seifhingen  enoad^fen  fbnnen,  nic^t  nur  in  ben  bilbenben 
^nflen,  fonbern  and|  in  ber  $oefte,  j[a,  in  ber  $^iIofo))§te.    jDad 
pnnctom  saliens  |cbed  frönen  SBerfed,  j[ebed  grogen  ober  tiefen  @e« 
banfend,  ifl   eine  ganj  objectiDe  Snfi^uung.    (SB.  II,  422.)     S)ie 
Xnfd^auung  ift  t9,  toAäftt  bad  eigentti^e  unb  ma^re  SBefen  ber  Dinge, 
menn  aml^  noc^  bebingtertt)eife,    fic^  auffc^Iiegt  unb  offenbart.    9De 
Segriffe,  alled  ®eba<^te,  fbib  {a  nur  Sbiftractionen,  mit^  £l^ei(oor« 
fleüungen  aud  jener  unb  blod  burc^  SBegbenfen  entftanben.    9Ue  tiefe 
Srienntnig,  fogar  bie  eigentliche  SBeid^eit  tourselt  in  ber  anfc^au« 
liefen  Suffaffung  ber  S)inge.    Sine  anf^aulid^e  Sluffaffung  ift  aOe- 
mal  ber  3^>iS^S^f^0c^6  gett^efen,  in  melc^em  (ebed  ttc^te  ftunfhoerf, 
jeber  unflerblid^e  ©ebonfe,  ben  Sebendfunlen  erhielt.    SUIed  Urbenfen 
gefd^ie^t  in  Silbern.    (SB.  U,  77.  431.)    VOt  grogen  $tlSp\t  l^aben 
^etd  in  ©egenkoart  ber  Snfc^anung  gebac^t  unb  ben  Süd  un« 
üem)anbt  auf  fte  geheftet,  bei  i^rem  2)enfen.    (SB.  II,  78.) 

@ogar  bie  SCugenb  ge^t  eigentlich  üon  ber  anfc^auenben  (Erlcnntni§ 
an9;  htm  nur  bie  $anb(ungen,  toelc^e  unmittelbar  burc^  biefe  ^eroor« 
gernfen  toerben,  mithin  au0  reinem  eintriebe  nnferer  eigenen  Statur  ge« 
fii^e^en,  fbib  eigentlid^e  (B^mptomt  nnfered  magren  unb  unt^ttnberlid^en 
S^rafterd;  ni^  fo  bie,  meldte  ata  ber  Stefie^on  unb  i^ren  S)ogmen 
hervorgegangen,  bem  S^arafter  oft  abgejtoungen  finb  unb  ba^  feinen 
nnoerSnberfic^en  ®runb  unb  Soben  in  miß  fyAtn.  (S3.  n,  83.) 
6)  SRSnget  unb  Sorgüge  ber  anfc^anenben  (Srfenntnig 
üor  ber  abflracten. 

$ie  Sbtf(|anung  tti§t  fi^  (eiber  »eber  fefi^alten,  nod^  mit' 
t^cilen;  aOenfaM  taffen  fic^  bie  objectioen  Sebingungen  baju  burd^ 
bie  bilbenben  ^fh  nnb  fc^on  oiel  mittelbarer  bnn^  bie  ^oefie,  gereinigt 


itnfd^auung  33 

sab  berbeutlid^t  ben  Slnbem  bodegen;  aber  fie  6erul^t  ebenfo  fe§r  auf 
fubjectiben  Sebtngungen,  bie  lüc^t  Oebem  unb  deinem  jeber3ett  ju 
@e6ote  ße^en,  ja  bie  in  ben  ^ö^ern  ©roben  ber  SoHfommen^eit  nur 
hit  Segün^igung  äBeniger  ftnb.  Unbebingt  mitt^eilbar  ifl  nur  bie 
fc^ted^tefle  Srfenntnigp  bie  abftracte,  bie  fecunbäre,  ber  Segriff,  ber 
Mo§c  ©d^atten  eigentUt^er  Srfenntniß.  (2B.  U,  79.  —  SSergL  auöf 
abfiract.) 

S)ie  auf ^Quenbe  Srfenntnig  i{i  jtoar  bie  DoKfornmenfie  unb  genügenbfle, 
ober  fie  ift  auf  ba9  ganj  Sinjelne,  ha9  dnbtOtbueKe  be^» 
f^ränrt.  (SB.  II,  155.)  dm  ^rolttf^en  oermag  bie  intuitive 
Sricnntnig  bed  SJerfianbed  unfer  £§un  unb  Sene^men  unmittelbar  jn 
leiten  unb  ift  baburd)  in  aDen  gäden,  bie  leine  3^^^  3ur  Ueberlegung 
gefiatten,  im  SJort^eil  Dor  ber  abfivacten  Srfenntnig  ber  Vernunft. 
H>xt  intuitit)e  @rfenntnig,  toeld^e  flet9  nur  bad  Sinjelne  auffagt,  fie^t 
in  unmittelbarer  Sesie^ung  jum  gegentuärtigen  ^aU:  9{egel,  %aü  unb 
Snioenbung  i|l  für  fie  Sind,  unb  biefem  folgt  bad  ^anbeln  auf  bem 
^g.  debod^  giebt  ed  aud^  üDinge  unb  lOagen,  für  toel^e  bie  abfhacte 
6r!emitni6  brauchbarer  ift  ate  bie  intuitiue.  SBenn  ed  nämlid^  ein 
Segriff  i|l,  ber  bei  einer  Angelegenheit  unfer  X^nn  leitet,  fo  ^at  er 
ben  Sorjug,  einmal  gefaxt,  unt^eränberli^  2u  fein,  ba^er  toir  unter 
feiner  l^eitung  mit  DoHfommener  ©ic^er^eit  unb  Sefligfeit  ju  SBerle 
ge^en.  HQein  biefe  @i^er^eit,  bie  ber  Segriff  auf  ber  fubj|ectit)en 
Seite  Derlei^t,  toirb  aufgetoogen  burd^  bie  auf  ber  objectioen  @eite  i^n 
begleitenbe  Unftc^er^eit;  nömtic^  ber  ganje  Segriff  lann  falf(^  unb 
gninblod  fein,  ober  auc^  bad  ju  be^anbefnbe  Dbfect  nid^t  unter  i^n 
gehören,  üfl  ed  hingegen  unmittelbar  bie  Snfc^auung  ber  ju  be^an« 
befalben  £)b)ecte  mib  i^rer  Ser^ältniffe,  bie  unfer  Z^un  leitet,  fo 
f (^maulen  mir  leicht  bei  jebem  ©d^ritt ;  benn  bie  Änf d^auung  ifl  burc^« 
UKg  mobiftcobel,  iß  jmeibeutig,  ^at  unerf^5))flid^e  Sinjel^eiten  in  ftd^ 
rnib  jeigt  Diele  (Seiten  nad^einanber;  toir  §anbeln  ba^er  o§ne  DoQe 
ßutierft^t.  SQein  biefe  fub|ectiDe  Unfic^erl^eit  mirb  bur^  bie  objecti^e 
©ic^er^eit  €om))cnflrt;  benn  ^ier  fie^t  fein  Segriff  j^ifc^en  bem  JObject 
unb  und,  KDtr  Derlieren  biefed  nic^t  aud  bem  Suge;  koenn  mir  ba^er 
nur  rt^tig  fe^en,  fo  merben  mir  bad  Ke^te  treffen.    (993.  ü,  81  fg.) 

@o  lange  mir  und  rein  anfc^auenb  oer^alten  i|l  SQed  tlax,  fcfl  unb 
gemig.  Da  giebt  ed  meber  Silagen  no^  3^eife(n,  no^  drren.  Die 
Snf^auung  ift  ft^  f eiber  genug;  ba^er  mad  rein  aud  i§r  entfprungen 
unb  i^r  treu  geblieben  ift,  mie  bad  öc^te  Jtunftmerl,  niemald  falfc^  fein, 
nod^  bnr^  irgenb  eine  3^it  miberlegt  merben  fann;  benn  ed  giebt  (eine 
9Reinung,  fonbern  bie  @ac^e  felbft.  3ber  mit  ber  abftracten  Srfennt* 
nig,  mit  ber  Sernunft,  ift  im  SEI^eoretifc^en  ber  Qtotx^d  unb  ber  drr- 
t^nm,  im  $raftif(^en  bie  ©orge  unb  bie  9ieue  eingetreten.  SSenn  in 
ber  onfd^aulic^en  SorfteOung  ber  ©c^ein  auf  Sugcnbticfe  bie  SBirN 
lid^fctt  entfieOt,  fo  fann  in  ber  abftracten  ber  drrt^um  dd^rtaufenbe 
l^^en,  auf  gan}e  SiJIfer  fein  eifemed  doä)  merfen.  (SB.  I,  41  fg.) 
3)ie  SZatur,  b.  i.  bad  ^(nfc^aulic^e,  lügt  nie  not^  oiberfprid^t  fie  ftd^, 


34  Kttt^ropologte 

ha  i^t  Sßefett  bergletc^en  oudfc^Itegt.  SEBo  bo^et  äBiberf))rud^  unb 
Süge  ifl,  ba  finb  ©ebanfen,  bie  ni^t  m9  obiectiber  Xuffaffung  tnu 
f))run8en  flnb,  3.  33.  im  Optimi^mud*  ($.  II,  13  fg.)  ftetne,  oud 
einer  objiectiDen,  anfd^auenben  Xuffoffung  ber  !Z)tnge  entf))rungenc  uiib 
folgerest  bur^gefü^rte  8n(t^t  ber  äBett  lann  burd^aud  f<i(f(^  f^in^ 
fonbem  fle  ifl,  fc^ttmmfien  S^Qe^,  nur  ein  feit  ig,  fo  }.  S3.  ber  üoOf« 
lontmene  iDJateriatidmud,  ber  abfolute  dbealidmuö  u.  a.  m.  —  Uut)o(I- 
fldnbig  unb  einfeitig  fann  eine  objlectiDe  Sluffoffung  fein;  bann  gebührt 
i^r  eine  (Srgttnjung,  ni^t  eine  Sßiberlegung.   {%  II,  13 fg.) 

2)ie  Segriffe,  »el^e  bie  Sernunft  gebtibet  unb  bad  ©ebä^tnig  auf« 
behalten  ^ot,  fönnen  nie  aQe  jugleid^  bem  9en)ugtfein  gegenmärtig  fein, 
t)ietnie^r  nur  eine  fe^r  fteine  Hnja^t  berfelben  }ur  3^i^*  hingegen  bie 
(Energie,  mit  toeld^r  bie  anfd^auli^e  ©egenmart  aufgefaßt  toirb,  erfüOt 
mit  i^rer  gonjen  SOta^t  ha9  SelDugtfein  in  (Sinem  SRoment.  hierauf 
beruht  bad  unenblic^e  Uebertuiegen  bed  ®enied  über  bie  ©ele^r- 
f  am  feit;  fie  oerl^alten  fic^  }u  einanber  toit  ber  JTe^t  bed  alten 
ftloffilerd  jtt  feinem  Kommentar.    (S93.  II,  79.) 

i>a9  Slnfc^aulid^e  toirlt,  meil  ed  bad  Unmittelbare  ifl,  auc^  unmtt« 
telbarer  auf  unfern  SBillen,  a(d  ber  Segriff,  ber  abfhacte  ®ebanfe, 
ber  blod  bad  allgemeine  giebt,  o^ne  bad  ^injefne,  m\^9  boc^  gerabe 
bie  {Realitttt  enthält,  infolge  biefer  Unmittelbarleit  bringt  bad  Hw 
fd^aulid^e  meit  ftärfer  auf  bad  ®emttt^  ein  unb  jlört  lei^ter  beffen 
Stu^e  ober  erf füttert  feine  SorfflJ^e.  (Sergl.  Effect.)  !3)ad  ®egen* 
mSrtige,  Slnf^auti^e  n)irft,  aM  leicht  überfe^bar,  ftti9  mit  feiner  gangen 
©etoalt  auf  ein  9Ra(,  hingegen  ©ebanfen  unb  @rilnbe  verlangen  ^tit 
unb  JRu^e,  um  flüdhioeife  bur^bac^t  ju  werben;  ba^r  man  fte  nic^t 
jeben  Sngenblic!  ganj  gegentnttrtig  f^aim  fann.  !Z)aratt9  entfpringt  bie 
©d^mierigfeit,  $err  ju  werben  über  ben  (Einbrudf  bed  Snfd^autid^en, 
mittelfi  bloger  ©ebanfen,  unb  ba^er  ifi  z9  rat^fam,  einen  anfd^außd^en 
(Sinbrud  burd^  ben  entgegengefe^ten  ju  neutralifiren.    ($.  I,  468  fg.) 

Hnt^rof^ologie  aÜ  (Srfa^rung^ioiffenfc^aft  ifi  t^et(d  Sfnatomie  unb 
$^^{{o(ogie,  t^eite  Möge  empirifc^e  $ft)^o(ogte,  b.  i.  au«  ber  8e« 
oba^tung  gefd^5pfte  ^emttntg  ber  moralif^en  unb  inteDectueUen 
Sengerungen  unb  @igent^ümli(|feiten  be«  SRenfd^eugefd^Iec^td,  hiie  au(^ 
ber  Serf^ieben^ett  ber  Onbinibualitäten  in  biefer  ^infid^t.  !Z)a«  3Bi(^< 
tigfie  baraud  mirb  jebo(^  not^menbig  al«  empirifc^er  ®toff  üon  ben 
brei  Streiten  ber  SRetap^tifif  (SRetap^^fif  ber  SJatur,  bed  @d^önen  unb 
ber  ©itten)  üortoeggenommen  unb  bei  i^ncn  verarbeitet.  ($.  n,  20  fg.) 

Sine  Int^ropologie  mügte  brei  Steife  ^aben:  1)  9efd|reibung  ht9 
äugem  ober  objectiDen  äKenfc^en,  b.  1^.  bed  Organismus ;  2)  Sefc^rei« 
bung  beS  innem  ober  fubjectioen  9Renf(^en,  b.  ^.  beS  SemugtfetnS, 
bad  biefen  OrganiSmud  begleitet;  3)  9?a(|toeifung  befiimmter  Ser^äft« 
niffe  itoi^äftn  bem  Setougtfein  unb  bem  Organismus,  alfo  jmifc^en 
bem  äugem  unb  iratem  SRenfc^en  (nad^  (SabaniS  gu  bearbeiten). 
9f9(^o(ogte  als  fetbfifiänbige  Sßiffenfc^ft  lamt  faum  befielen;  benn  bie 


?CttHd^ri|l   —    «nttdl)a«ott  35 

^^Snomene  be$  3)enrend  unb  äBoÜend  laffen  fl^  nid^t  grttnblid^  (e« 
trachten,  toenn  man  fie  nid^t  jugletd^  anfleht  aU  SBirfung  p^^flf^et 
tlrfa^en  im  DtganUmud.    (^.  350.) 

3trtid)rifl. 

Sad  ber  ©taube  ald  ben  %tti(^rt{i  perfonifictrt  f^at,  ifl  im  ©runbe 
jene  $ert)ecfität  ber  ©efinnung^  aud  ber  bie  Seugnmtg  ber  mora- 
üft^en  Sebcutung  ber  SBelt  ^eröorge^t    (?.  H,  2150 

1)  Xntici))ation  in  ber  92atur. 

2)ie  dnflincte  ber  Spiere  unb  ha9  SBirfen  ber  9?atnr  im  $ert)or» 
Mngen  organifc^et  Körper  erläutern  einanber  me^felfeitig  in  mand^er 
C^bfu^t  (f.  dnßinct)|,  befonberd  aixif  in  ^inft^t  ber  Slnticipation 
ie«  3w*ünftigen,  bie  in  Seiben  ^ertjortritt.  SKittelji  ber  Onjiincte 
snb  Sunfhriebe  forgen  bie  S:^iere  für  bie  Sefriebigung  fol^er  ^t" 
bürfniffe,  bie  f!e  noc^  ni^t  füllen,  ja,  ni^t  nur  ber  eigenen,  fonbem 
logar  ber  i^rer  tttnftigen  93rut;  fte  arbeiten  alfo  auf  einen  i^nen  noc^ 

nnbcfannten  3^^^  W»  ^i^^  S^¥  f^  ^^'^  ^^i  ^^  3*  ®*  bie  t$einbe 
i^rer  fünftigen  Sier  fc^on  jum  ooraud  t)erfoIgen  unb  tttbten.  Sbenfo 
nun  fe^n  tt)ir  in  ber  ganjen  S'orporifation  eined  Z^txt^  feine  fünf« 
tigm  Sebürfniffe,  feine  einfügen  S^^^^  burd^  bie  organifc^en  9Ber(« 
pge  jtt  i^rer  @rrei^ung  unb  Sefriebigung  anticipirt,  tooraud  benn 
JQie  DoKTommene  Sbtgemeffen^eit  bed  ^aued  jiebed  2:^iered  ju  feiner 
^ebendioeife,  jene  Su^rüflung  beffelben  mit  ben  i^m  nSt^igen  SBaffen 
^m  Xngri^  feiner  99eute  unb  |(ur  3[6tt)e^r  feiner  t^einbe,  unb  Jene 
Seret^nnng  feiner  ganjen  ©eflalt  auf  bad  (SIement  unb  bie  Umgebung, 
in  toeld^er  er  aU  Verfolger  aufzutreten  ^at,  l^er borgest,  nel^e  in  ber 
S%ift  „Ueber  ben  SBillen  in  ber  SRatur",  unter  ber  Siubrif  ,,®er* 
|)Iei(^enbe  Stnatomte''  au^fü^rlic^  gefc^ilbert  Sorben  ifl. 

Sfle  btefe,  fomo^I  im  Önflinct  ald  in  ber  Organifation  ^ert)ortreten«' 
^  l(ntici))ationen  lönnten  n)ir  unter  ben  Segriff  einer  @rlenntnig 
&  priori  bringen,  toenn  benfelben  überhaupt  eine  (Srienntnig  ju 
®nmbe  läge.  SHein  i^r  Urff)rung  liegt  tiefer,  al9  bad  ©ebiet  ber 
^mntnig,  nttmlic^  im  äBiDen  a(d  bem  S)inge  an  fl^,  ber  aU  fold^er 
<^B<^  t)on  ben  formen  ber  (Srfenntnig  frei  bleibt;  ba^er  in  $infl^t 
^  i^n  bie  3^tt  feine  Sebeutung  ^at,  mithin  bad  S^^nf^tfi^  ^^^  i^ 
nalie  liegt  toie  \>a§  ©egentoärtige.    (SB.  H,  397  fg.) 

2)  f[nticif>ation  in  ber  ftunjl. 

3)e(  ihinftler  fann  bad  ©c^öne  nic^t  burd^  bloge  97ad§a^mung  ber 
^fltnr  erreid^en;  benn  moran  foO  er  i§r  gelungene^  unb  nad^jua^men« 
^^  ®erf  erfennen  unb  e«  unter  ben  mißlungenen  ^crauöflnben,  »enn 
^  nic^t  öor  ber  Erfahrung  ha^  ©(^öne  anticipirt?  —  Stein  a  poste- 
^öri,  aud  Ho§er  Erfahrung,  ifl  gar  feine  Crfenntniß  be«  ©^önen 
"l^^;  fle  ift  immer,  toenigjlen«  jum  I^eil,  a  priori.  SBir  ^aben 
^  Intid||)ation  !IDeffen,  m€  bie  9latur  barju^etlen  fi^  bemüht, 
**%  «ntict^Kition  im  tt^ten  ®enin^  öon  bem  ®rabe  ber  SBefonnen« 


36  ^nixt   —    tCntinomien 

^eit  begleitet  ift,  bag  er,  inbetn  er  im  einjelnen  Dinge  beffen  dbee 
erlennt,  gleid^fam  bie9latur  auf  falbem  Sorte  oerflel^t  unb  nun 
rein  au9^pxxdft,  koad  fie  nur  ftammelt.  9?ur  fo  lonnte  ber  geniale 
®rie^e  ben  Urt^pu^  ber  menfc^Hc^en  ®efta(t  finben  unb  i^n  a(d 
Jfanon  ber  (Sd^vAt  ber  @cu(f)tur  auffleQen;  unb  aud^  aQein  t)erntöge 
einer  folc^en  SKnticipation  ift  t9  und  Sllen  möglid^,  bad  @d^öne  ba, 
roo  e0  ber  Statur  im  Grinjelnen  n^irtlid^  gelungen  ift,  ju  erfennen. 
S)iefe  anticipation  ift  bad  dbeal;  ed  ift  bie  dbee,  fofem  fie, 
toenigftend  jnr  Hälfte,  a  priori  erfannt  i|t  4inb,  inbem  fie  aU  folc^e 
bem  a  posteriori  bur^  bie  Statur  ©egebcnen  ergttnjenb  entgegenfommt, 
für  bie  jtunft  f)raTtif^  »irb.    (SB.  I,  262.) 

S)ie  ilRöglid^Ieit  fol^er  S[ntici))ation  beö  @(^Önen  a  priori  im 
jlünfller,  toie  feiner  SInerlennung  a  posteriori  im  Ji^enner,  liegt  barin, 
bag  fiünftfer  unb  jtenner  ^a9  Xnflc^  ber  Statur,  ber  fi(^  obiectit)irenbe 
SBiOe,  felbfi  flnb.  S)enn  nur  t)om  ©(eichen  n)irb  bad  ®(eic|e  erfannt; 
nur  9Iatur  fann  fid^  felbft  Derfte^en.  Sir  Hunten  nidjt  antici))iren, 
mad  fitr  eine  ©eftalt,  toa9  für  eine  Jförperform  bie  Statur  gemoIU 
§at,  mm  »ir  nid^t  felbfl  ber  SBiQe  mttren,  beffai  ObjectiDation  »ir 
ttft^etifc^  auffaffen  unb  beurt^eilen.    (SB.  I,  262.) 

äBte  in  ber  bi(benben  ftunft,  fo  »irft  aud^  in  ber  S)i(^tfun{l 
bie  9ntici))ation,  nur  mit  bem  Unterf^iebe,  bag  ed  bort  bad@(^Bne, 
^ier  ha9  S^arafteriftifc^e  ifl,  toa9  fie  antici))irt.  @o  toenig  bie 
©riechen  bad  dbeal  menf^Iic^er  ®d^Bn§eit  em))irifc^  jufammengelefen 
§aben,  ebenfo  toenig  ^at  ein  ©^afefpeare  bie  mannidjfaltigen,  fo  tt)a^rcn, 
fo  gehaltenen,  fo  aud  ber  j£iefe  herausgearbeiteten  Si^araftere  feiner 
S)ramen  auS  ber  eigenen  (Erfahrung  im  SBeltleben  fic^  gemerft  unb 
loiebergegeben.    (SB*  I,  263.) 

Um  |ebo(^  bad  Snticipirte,  ha&  a  priori  bunfel  ®etou§te,  jur  DoDen 
S)eutli(^(eit  }u  bringen  unb  eS  befoimen  barfieOen  ju  fönnen,  bebarf 
fomo^l  ber  bilbenbe  ftünfller,  aU  ber  Dieter,  ber  (Erfahrung  aU  eines 
©c^emaS.    (SB.  I,  263.) 

antik,  f.  b.  «Iten. 

;2liitin0mitn. 

1)  S)ie  Xntinomien  ^aben  i§ren  ®i^  ni(^t  im  SBM* 

Sei  ge^9riger  Ueberlegung  toirb  Oeber  eS  jum  Voraus  als  unmüg- 
lid^  erfennen,  bag  Segri^e,  bie  ri^tig  auS  ben  Srfc^einungen  unb  ben 
a  priori  gettiffen  ©efe^en  berfelben  abgezogen,  fobann  aber,  ben  ®e> 
fe^en  ber  Sogif  gemfig,  ju  Urt^len  unb  ©c^tüffen  üerfnüpft  finb,  auf 
SBiberfprtt^e  führen  foDten.  2)enn  alSbann  mügten,  in  ber  an' 
f(^auli(^  gegebenen  Srfc^einung  felbfi,  ober  in  bem  gefe^mttgigen  3"-' 
fammen^ang  i^rer  ©lieber,  Siberf))rüd^e  liegen,  tt^eld^eS  eine  unmögliche 
Annahme  ifl.  3)enn  baS  Snfc^aulic^e  als  fold^eS  fennt  gar  feinen 
SBiberfpruc^;  biefer  ^at  in  Sejie^ung  auf  baffelbe  feinen  @inn,  nod} 
Sebeutnng.    üDenn  er  qriflirt  bloS  in  ber  abflracten  Srfemttnig  ber 


tCntinotnlcn  37 

Xcflepon;  »an  lonn  too^(,  offen  ober  betiledt,  ettoo^  mttiäf  fe^en 
nnb  ni^t  fe^en,  b.  1^.  fid^  toiberfpred^en,  aber  ed  lann  nid^t  etload 
SBirllic^e«  gugleic^  fein  unb  nic^t  fein.     (?.  I,  114.) 

2)  »riti!  ber  Äont'f^en  «ntinomten. 

Die  ^attffd^e  bierfac^e  Antinomie  ifl  eine  grunblofe  @))tegel« 
ffc^terei,  ein  Moßer  ©c^einfamH.  (3B.  I,  36.  68ö.  %  l,  114.) 
%tr  bie  9e^aut)tun9en  ber  9 nti tiefen  berufen  toirRid^  auf  ben 
formen  unfern  (Srfenntnigüennögend,  b.  ^.  toenn  man  e€  objectto  au9' 
Mdt,  ouf  ben  not^toenbigen,  a  priori  gemiffen,  oOgemeinflen  Statur« 
gtfelen.  d^re  Seioeife  aOein  flnb  ba^er  and  06 j[e  etilen  ©rünben 
gefü^.  hingegen  ^aben  bie  9e^au))tungen  unb  Sekoeife  ber  S^efen 
feinen  onbent,  ald  fubjecttDen  @runb,  berufen  ganj  aOein  auf  ber 
Si^toäc^e  be«  Demilnftelnben  dnbiDibuumd,  beffen  (Einbilbungdfraft  bei 
einem  uneuMii^en  9fegreffud  emtübet  unb  ba^er  bemfelben  burc^  kniO« 
fiitli^e  Sorau^e^ungen  ein  (Snbe  mat^t,  unb  beffen  Urt^eildlraft  nod^ 
üBei^ied  bur(j^  frü^  unb  fefl  eingeprägte  Sorurt^eile  an  biefer  ©teOe 
gelähmt  ifl.     (SB.  I,  585  ff.  %  I,  113.) 

ftanfd  fritiff^e  Sntfc^eibung  ht9  ©treitd  ber  Antinomien  ifl  eigent« 
Mj  eine  SefiiStigung  ber  Sntit^efen  bur^  bie  Erläuterung  i|rer 
«u«fage.     (SB.  I,  592  ff.) 

6ine  geh)iffe  ©d^einbarteit  ifl  ben  Antinomien  nic^t  abjufpred^en* 
(9S.  I,  591.)  ©ie  fmb  prägnante  Andbrüde  ber  aud  bem  ©a^e  t>om 
@nmbe  entfpringenben  ^erple^ität,  bie  bon  fe^er  gum  $§i(ofop^iren 
getrieben  ^ot.     {%  l,  111.) 

3)  3^^i  naturtoiffenfd^aftlic^e  Antinomien. 

3flr  bie  9laturn)iffenf (^aft ,  toeId|e  am  Seitfaben  ber  Saufalität  ade 
nögli^en  3><ß^n^^  ^^^  äRaterie  aufeinanber  unb  jule^t  auf  einen 
)urtt(!)ufü^ren  fud^t,  entfielen  jmei  Antinomien,  bereu  eine  man  bie 
(i|emif(^e,  bie  anbere  bie  p^^fiologif^e  nenneu  lönnte. 

a)  S)ie  c^emifc^e  Antinomie. 

3)ad  ®efe6  ber  $omogenettät  leitet  auf  bie  SJoraudfe^nng  eined 
^m  c^emifd^en  S^O^nbed  ber  SDtaterie,  ber  aQen  anbem  aM  nic^t 
^entU(|en  vorhergegangen  ifl  unb  aQein  ber  ÜRaterie  aU  fold^er  gu« 
bmmt.  Anbererfeitd  ifi  nic^t  einjufe^en,  toit  biefer,  ba  no^  lein 
i^eiter,  um  auf  i^n  ju  mirlen,  ba  toar,  je  eine  c^emifd^e  Seränberung 
^Q^ren  lonnte.  !Ciefer  SBiberfpruc^  Unnte  ganj  eigentlid^  ate  eine 
<4emtf(^e  Antinomie  aufgefteOt  loerben.    (S3.  I,  34  fg.) 

b)  jE)ie  p^^ftologifd^e  Antinomie* 

3)te  obiectiDe  SBelt  fetjt  ©inne  unb  Serflanb  bed  erlennenben  ©üb« 
iect0  ))oraud.  3)enn  ©onnen  unb  Planeten  o^ne  ein  Auge,  bad  fie 
^^,  unb  einen  Serflanb,  ber  f{e  erlennt,  laffen  fid^  jMar  mit 
Motten  fagen,  aber  biefe  ifBorte  finb  fUr  bie  Sorfletlung  ein  SSiber« 
fptnc^.  gtiut  leitet  aber  bennot^  anbererfeitd  bad  ®efe^  ber  (Saufalitttt 
^^  bie  t^m  nad^gel^be  Setrad^tung  unb  gorfd^ung  ber  9{atur  und 
Qot(toenbig  )u  ber  Amial^me,  ba§,  in  ber  ^tit,  ithtx  ^6§er  organiflrte 
äu|lonb  ber  9Raterie  er^  auf  einen  ro^em  gefolgt  ifl,  bag  nämttd^ 


38  ^pa%o%t    —    «j)riori 

sediere  früher  aU  9Rmf(^ett,  gif^e  früher  ate  Sanbt^iete,  $f(att}ett 
au^  früher  ate  btefe,  bad  lUtotganifc^e  enblt^  üor  allem  Drgotiifc^en 
bagetuefen  ifl;  ba§  folglich  bie  urffirünglid^e  ÜRaffe  eine  lange  ^ei^e 
üon  SerSnberungen  bnrd^juge^en  gel^abt,  6et)or  bad  erfle  Xuge  fid^ 
offnen  fonnte.  Unb  benno^  bleibt  immer  t>on  biefem  etflen  Xuge,  bad 
fid^  öffnete,  unb  ^abe  ed  einem  dnfelt  angehört,  bad  !3)afein  jener 
gangen  SBelt  obl^ttngig  aU  Don  bem  notl^ttenbig  Sermittelnben  ber 
Srienntntg,  für  bie  unb  in  ber  fie  allein  ifl  unb  ol^ne  bie  fie  ntc^t 
einmal  gu  beulen  i{l,  ba  fie  att  SorfleDung  be9  erlennenben  ©ubjectd 
att  S^rttgerd  bebarf,  unb  jiene  lange  3^itrei^e  felbfl,  in  toel^er  bie 
SOtaterie  {tc^  üon  ^onn  ju  f$orm  ßeigerte,  allein  benlbar  tfi  in  ber 
dbentität  eined  Setnugtfeind«  @o  fe^en  tt)ir  einerfeitd  not^toenbig  ba^ 
üDafein  ber  ganjen  Sßelt  aBl^ttngtg  Dom  erflen  erfennenben  SSSefen, 
anbererfeitd  ebenfo  notl^ttenbig  biefe^  erjle  erlennenbe  Silier  DöQig  ab> 
gängig  bon  einer  langen  i^m  vorhergegangenen  Jtette  oon  Urfad^en  unb 
SEBirlungen,  in  bie  ed  felbfl  ate  ein  ®Iieb  eintritt.  S)iefe  jtoet  koiber* 
f))re(l^enben  Unfid^ten,  auf  iebe  bon  koelc^en  tnir  mit  gleid^er  9?ot^lt)en« 
bigleit  geführt  mxhm  —  biefe  ha9  ©egenflüd  gur  d^emifc^en  bitbenbe 
Antinomie  —  finbet  jebo^  feine  SlufUfung  in  ber  jtant'f^en  Seigre 
Don  9{aum,  B^i^  unb  Saufalität  aU  nid^t  bem  jDinge  an  fic^,  fonbem 
aQein  feiner  Srfd^einung  jufommenben  formen,  toonac^  alfo  bie  ob« 
jiectiDe  SBelt,  b.  ff.  bie  SBelt  att  SorfleHung,  nic^t  bie  einjige, 
fonbem  nur  bie  eine,  gletd^fam  bie  ttugere  ©eite  ber  S3elt  i|l.  (SB.  1, 35  fg.) 
&  liege  fid^  bemna^  fagen:  bad  Sett^ugtfein  bebingt  jene  fodmogoni- 
fc^en,  (^emifc^en  unb  geologifd^en  SorgSnge,  bie  bem  (Eintritt  eined 
Setougtfeind  lange  Dor|ierge^en  mußten,  Dermi$ge  feiner  formen,  ifi 
aber  toieberum  burc^  fle  bebingt  Dermöge  i^rer  Materie.  Om  ®runbe 
iebod^  finb  aKe  jene  Vorgänge,  tt)el(^e  jto^mogonie  unb  @eo(ogie  atd 
lange  Dor  bem  !^afein  irgenb  eined  erfennenben  Sefend  gef^e^en  Dor« 
aud}ufe^en  un€  nöt^igen,  felbfl  nur  eine  Ueberfe^ung  in  bie  ^piaift 
unfered  anfc^auenben  duteüectd,  au9  bem  i^m  nic^t  fagli^en  äBefen 
an  fld^  ber  Dinge.    {%  U,  150  fg.) 

apajogt,  f.  Cpagoge. 

Appttctftxon^  fk|nt^etif(^e  Grin^eit  ber  9))t)erce))tion,  f.  d^. 

1)  Sebeutung  ber  (Srfenntnig  a  priori« 

(Erlenntnig  a  priori  bebeutet  ni^td  Snbered,  aU  f,nid^t  auf  bem 
SBege  ber  (Erfahrung  gen^onnen,  alfo  nic^t  Don  ^^m  in  und  gefommen'^ 
(©•  I,  518.) 

2)  (Srdärung  berfelben. 

3)ie  Don  ftant  fheng  bemiefene  Si^atfac^e,  bag  ein  S;^eU  unferer 
ISrIenntniffe  und  a  priori  bekougt  ift,  lägt  gar  leine  anbere  SrHürung 
ju,  ald  bog  biefe  bie  t$ormen  unferd  OnteUectd  andmac^en,  bie 
aQgemetne  9rt  unb  SBeife,  toie  aDe  feine  ©egenflänbe  flc^  i^m  bar* 
{leOen  muffen*    „(Srienntniffe  a  priori^'  unb  ,,felb{teigene  formen  bed 


Sfrf^itectur  39 

dateOectd''  {inb  im  ®runbe  mx  fioti  ^n$hxädt  für  bte  felbe  ©ad^e, 
alfo  getoiff ermaßen  (S^non^ma.    (^.  I,  518  fg.) 

3)  3)ad  apriorifd^e  bebarf  bed  ©toffd  Don  Singen,  nm 
materielle  (Srfenntnig  jn  liefern. 

^a^  Slptiorifd^e  unb  Don  ber  Srfa^rung  Unabhängige  unfetö  ge- 
fammten  SrfenntnigDermögend  ifi  burd^aud  befc^ränlt  auf  ben  formellen 
£|eil  ber  @rfenntnig,  b.  ff,  auf  bad  Seiougtfein  ber  felbjleigenen  f^unc 
tionen  bed  dnteQectd  unb  ber  SBeife  i^rer  aKein  mögßd^en  St^ötigleit, 
tDcIc^e  Functionen  jiebod^  fammt  unb  fonbetd  beö  @toffd  Don  Singen 
bebihfen,  um  materielle  (Srlenntni{fe  )u  liefern.  (@*  115.)  ®o 
nimmt  ber  bie  anfd^aulid^e  äBelt  mittelfl  feiner  a))riorif^en  t^orm 
(be^  (Saufatitätdgefe^ed)  fc^affenbe  SJerftanb  ben  @toff,  koelc^er  biefer 
feiner  a))riorif(l^en  t^orm  dn^att  giebt,  aud  ber  @innedemf)ftnbung, 
rnib  bie  Vernunft  \d)'6p^  bie  Segriffe,  auf  bie  fid^  il^re  a))riorif^en 
Sonnen  (bie  togifd^en  ©efe^e)  bejie^en,  aud  ber  anf^aulid^en  Sßelt. 
(@.  115.)  (Sine,  materielle  fienntniffe  ane  eigenen  SRitteln  (an- 
Seborenen  Obeen)  liefernbe  Vernunft  giebt  e9  nic^t  (f.  eingeboren). 

4)  Unmittelbarleit,  Stotl^toenbigfeit  unb  SlUgemein^eit 
beö  af^riorifc^en  (Srfennen^. 

1)a€  a  priori  ©ettnffe  erfennen  toir  unmittelbar;  t9  iß,  ate  bie 
$otm  aller  @rfenntnig,  und  mit  ber  grögten  Stotl^toenbigleit  be« 
nugt.  3.  9.  bog  bie  SRaterie  be^arrt,  b.  ff.  loeber  entfielen  nod^  Der» 
Se^n  lann,  toiffen  toir  unmittelbar  ate  negatioe  Sßa^r^eit.  ^n  einem 
Sntfte^en  ober  Serfd^toinben  Don  SRaterie  gebrid^t  t9  und  an  t$ormen 
ber  SorfteUbarleit.  X)a^er  ift  fene  SSßa^r^eit  }u  allen  Seiten,  überall 
unb  debem  ebibent  gett^efen,  nod^  jemals  im  6mft  bejmeifelt  toorben; 
toad  nid^t  fein  lönnte,  toenn  i^r  Srfenntniggrunb  in  einem  f^koierigen 
»etoei«  bejUtnbe.    (SB.  I,  80.) 

5)  Sebeutung  eined  Serjeid^niffed  fümmtlid^er  in  un« 
ferer  anf^auenben  (Srfenntnig  a  priori  »urjelnben 
®runbtt)a^r^eiten. 

Sin  Serjeid^nig  biefer  Slrt,  loie  ed  in  ber  Xafel  ber  Praedicabilia 
a  priori  (Sß.  n,  S:afel  }u  @.  55)  gegeben  ift,  fann  angefe^en  toerben 
entioeber  a\9  eine  3ufoitt^^nftsQnng  ber  endigen  ©runbgefe^e  ber  SBelt, 
mitlitt  aü  bie  93afid  ber  Dntologie;  ober  ober  al9  ein  StapxtA  and 
^er^^fiologie  bed  ®e^irnd,  je  nad^bem  man  ben  realiflif^en 
oier  ben  ibeali|tifd^en  @efld^td))unlt  fagt,  toien^o^l  ber  {toeite  in 
leiter  Onfianj  «e^t  behält.    (SB.  U,  54.) 

*rd)ittrtut. 

1)  Aufgabe  ber  Xrd^itectur  aU  fc^Sner  Annfi. 
3)ie  Slrd^itectur,  blöd  ald  fd^öne  Jtnnft,  abgefe^en  Don  i^rer 
S^fiimmung  ju  nU^lid^en  3^^dCen  betrad^tet,  fann  (eine  onbere 
^^{U^t^aben,  ald  bie,  einige  Don  jenen  dbeen,  koeld^e  bie  niebrigften 
Stufen  ber  Objedität  (©ic^tbarleit)  bed  äBiOend  finb,  ju  bentlic^er 
^d^aulic^Ieit  ju   bringen,  nämli^  ^c^toere,   So^äfion,  ©tarr^ei^ 


40  ^(rd^itectttr 

^Mt,  biefe  aOgemetnen  Stgenfd^often  bed  ©tetned,  biefe  erflen,  ein« 
fad^Pen,  bumpfflen  ©td^tbarleiten  U9  SBtHend,  ©rutibbagtöne  ber  ^attxx; 
unb  bann  neben  t^nen  ha9  iUji,  mlä)t9  in  t)ie(en  ©tücfen  ber  ®cgett« 
faft  jener  ift.  ©etbjl  onf  bicfer  tiefflen  ©tufe  ber  Dbjectität  bcö  mu 
lend  fe^en  tt)tr  fc^on  fein  SBefen  fid^  in  B^i^troc^t  offenbaren;  benn 
eigentii^  ifl  ber  ^ampf  itoifd^en  <Sd^totxt  nnb  ©tarrl^eit  ber  alleinige 
äfil^etifd^e  ©toff  ber  fd^önen  Slrd^itectur.  Sfyx  auf  mannid^fattige 
Sßeife  beutlic^  hervortreten  )u  laffen  ift  il^re  Aufgabe.    (993.  I,  252.) 

2)  SSfung  bicfer  Slufgabe. 

ÜDie  Saulunfl  (oft  bte  bejeic^nete  Sufgabe,  inbem  fie  jenen  unoertilg» 
baren  Gräften  (®d^tt)cre  unb  Starrheit)  ben  Türjefien  9Beg  }u  i^rer 
S9efriebigung  benimmt  unb  fle  burd^  einen  Ummeg  ^in^&tt^  loobur^  ber 
ftampf  oerUngert  unb  bad  unerfc^öpfli^c  (Streben  beiber  ftrfifte  auf 
mannid^fattige  SEßeife  fid^tbar  toixh.  !Z)ied  gefc^ie^t  burc^  bad  richtige 
conflructioneüe  Serl^ttftnig  oon  ©tU^e  unb  Safi.  üDenn  nur  inbem 
|eber  X^cit  fo  t)iel  trägt,  a(d  er  f üglic^  tann,  unb  ieber  gefiü^t  ift  gerabe 
ba  unb  gerabe  fo  fe^r  al9  er  mug,  entfaltet  [xif  jened  Sßiberfpiel,  jener 
ftam))f  jtoifc^en  (Starrheit  unb  @^tt)ere,  toelc^e  bad  Seben,  bie  SEßiQend« 
ttugerungen  bed  Steinet  au^mad^en,  inx  DoKfornmenfien  ©id^tbarleit, 
unb  ed  offenbaren  ftc^  beutlic^  biefe  tiefflen  @tufen  ber  Dbjectitttt  bed 
SBiaend.  (SS3.  I,  253.  H,  466.)  3)ie  reinfte  «u^fU^rung  biefe« 
Z^ema'd  ifl  ©ttule  unb  ©ebäll;  bal^er  ift  bie  @äuIenorbnung  gleic§« 
fam  ber  ®enera(bag  ber  ganjen  Sr^itectur  gett^orben,  3n  @ttule  unb 
®ebütf  nämlid^  finb  @tU^e  unb  Saft  DoIIIommen  gefonbert,  too« 
burd^  bie  gegenfeitige  iBirfung  Seiber  unb  i^r  SJerl^ältnig  ju  einanber 
augenfällig  tt^irb.  On  $inftd^t  auf  bie  t^on  ber  S3aulunfl  burc^gängig 
angefhebte  reine  @onberung  ber  ©tü^je  unb  Safi  fie^t  ber  ®äu(e  mit 
bem  ©ebäRe  ate  eine  eigent^ümtit^e  Sonflruction  junäd^ft  ba9  @eb)5(6c 
mit  bem  $fei(er,  U)el(|ed  jebod^  bie  äft^etifc^e  SEßirfung  dener  bei 
SBeitem  nidit  erreicht,  koeil  ^ier  @tü|e  unb  Saft  nod^  ni^t  rein  ge« 
f onbert,  fonbern  in  einanber  überge^enb  oerfc^moijen  fmb.  (SB.  n,  467.) 

9ßä§renb  bie  conftructionelten  Ser^äUniffe,  b.  §.  bie  2n)ifd^en 
©tii^e  unb  $?aft,  in  ber  Xr^itectur  bie  ^auptfad^e  fmb,  fo  ftnb 
bagegen  bie  regelmäßige  gform,  $ro))ortion  unb  Symmetrie 
ül9  ein  rein  ©eometrifc^ed  nur  t)on  untergeorbneter  Sebeutung,  ba  fie 
ni^t  dbeen,  fonbern  nur  räumliche  Ser^ältniffe  audbrild(en.  SBären 
fte  in  ber  Sr^itectur  bie  ^auptfa^e,  fo  müßte  bad  SDtobell  bie  gleiche 
SEßirlung  tl^un,  toie  ha9  aufgeführte  SBerl,  toad  nid^t  ber  Sali  ifl 
Sftegelmägigfeit,  $ro))ortion  unb  Symmetrie  ftnb  nur  ber  leichten  %a^ 
tid^Ieit  unb  Ueberfel^barfeit  n^egen  nöt^ig.  9htr  mittelft  ber  Symmetrie 
fünbigt  ftd^  bad  ard^itectonifd|e  SBerl  fogteid^  ate  inbioibneDe  (Sin^eit 
nnb  ate  Snttoidfelung  cined  $auptgebanfen9  an.  (993. 1,  254.  U,  469  ff.) 

3)  ©c^ön^eit  unb  ©ragie  in  ber  9aulunft. 

3)ie  ©d^ött^eit  eine^  ®ebäube9  liegt  in  ber  augenfälligen  ßtotd' 
mägigleit  jebe^  St^eile^;  nid^t  gum  äugem  toiOHlrli^en  3^^'  ^^ 
SRenfc^en  (benn  infofem  gehört  bad  993erl  ber  nü^Hd^en  Soufunft  an); 


Sti^otiatle  43 

Mrf(|eibenbe,  tag  fe  ntd^t  eht  ^laifiHh,  fonbent  bte  ©ad^e 
\m  »tit     m.  l,  256.) 

dn  ber  Seei^e  ber  fiüttße  bilben  Sltd^ttectur  unb  SRufil  bie  bei- 
bm  öugerflen  (Snben.  @ie  ftnb  t^rem  innem  SBefen,  i^rer  Jftaft,  bem 
Umfang  i^rer  ®}f^xt  unb  i^ret  Sebentmtg  nad^  bie  l^eterogenflen,  ja 
na^e  Sntipoben.  S)iefer  ©egenfa^  erfhedt  fic^  auf  bie  formen  i^rer 
ürfc^eimmg,  inbem  bie  Sr^itectur  aDeiit  im  9{aunt  ift,  o^ne  93e« 
}ie^g  auf  bie  ^tii,  bie  9Ru{lf  aDein  in  ber  B^^^r  ^^"^  Sejie^ung 
auf  ben  Sftaunt.  ^ieraud  entfpringt  i^re  einjige  Analogie,  ia^  näm«' 
luf|,  koie  in  ber  9(r(^itectur  bie  ®k|mmetrie  ba9  Drbnenbe  unb  S^» 
faimnen^altenbe  i%  fo  in  ber  IDiuftl  ber  9I^t|t^mud*  2)iefe  Analogie, 
bie  cax^  ju  bem  SigtDort,  bag  Slrc^itectur  gefrorene  äßuftl  fei^  9[n(ag 
jegeben,  erfhedt  fl^  bemnad^  blod  auf  bie  äugere^^orm,  Teinedtoegd 
aber  auf  bod  innere  äBefen  beiber  jtünfle.  Sd  n)äre  täc^erlid^^  bie 
an^itectur,  bie  befd^ränheße  unb  fc^tDäc^fle  aOer  ^nfie,  mit  ber  3nu\\f, 
^er  oudgebe^nteflen  unb  koirifamfien,  im  SEBefentlid^en  gleii^fieHen  ju 
wollen,    (SB.  U,  616—518.) 

^^tifloktatu. 

1)  S)rei  Srten  Don  Slriflolratte,  ^ 

S9  giebt  brei  ftrten  t^on  S(rifloIratie :  1)  bie  Xrißolratie  ber  ®eburt 
unb  bed  Stange^;  2)  bie  ©elbariflolratte;  3)  bie  geiflige 
Sriflolratie.  Sediere  iß  bie  Dome^mfie.  (Ueber  bie  Sriflolratie  ber 
®ebttrt  bg!.  «bei.) 

9B%enb  jebe  biefer  brei  «rifloYratien  umgeben  ifl  t^on  einem  $eer 
oon  erbitterten  3ltihtxn,  fo  vertragen  fi^  bie  ber  einen  3(rifto!ratte 
%e§5rigen  mit  benen  ber  anbern  meiflend  gut  unb  o^ne  97eib,  tueil 
Oeber  feinen  Sorjug  gegen  ben  ber  anbem  in  bie  Sßaage  legt  (%  l,  459.) 

2)  dnteUectueUe  «riflotratie  ber  9latur. 

(ht  $infld|t  auf  ben  dnteUect  ifl  bie  9!atnr  l^öd^fl  ariflolratifd^. 
IHe  Unterf d^iebe,  bie  fie  ^ier  eingefe^t  ffai,  flnb  gr5|er  al€  bie,  meiere 
Sebnrt,  Mang,  9{ei^t^um  ober  Üafienunterf^ieb  in  irgenb  einem  Sanbe 
f#eQen.  S93ie  in  anbem  «riftolratien,  fo  auc^  (ommen  in  ber  übrigen 
^iele  tanfenb  Plebejer  auf  einen  iSblen,  biele  ilRiOionen  auf  einen 
Süijlen.  (3B.  U,  161.  $.  382.)  «riflolratifc^  ifl  bie  9!atur,  ariflO'» 
l^atifd^er  atö  irgenb  ein  ^eubal«  unb  ftafienn)efen.  SDemgemäg  (äuft 
i^te  $^ramibe  t)on  einer  fe^r  breiten  Safld  in  einen  gar  ffii^en  ®i))fe( 
^9.  Unb  »enn  ed  bem  $5bel  unb  ©eflnbel,  mläjt9  nid^td  über  (ic^ 
bttiben  toiU,  aud^  gelttnge,  aQe  anbern  «riflolratien  umjuflogen,  fo 
«Öfite  e«  biefe  bo^  befiei^en  laffen.    (%  1,  212.) 

3)  Q^ontraß  jtoifd^en  ber  9tanglifle  ber  Statur  unb  ber 
ber  S^onüention. 

3toif(^en  ber  9tangliße  ber  9tatur  unb  ber  ber  Sont)ention  ifl 
^  {(^cnber  Sontrafl,  beffen  «Ungleichung  nur  in  einem  golbenen 
ä^italter  )u  l^offen  flSnbe.  •3n}n)if^en  ^aben  bie  auf  ber  einen  unb 
^^  auf  ber  anbem  9{a»glifle  fe^r  ^oc^  ®te§enbm  bad  ©emeinfame. 


42  Krd^itectttt 

üRatetial  koir  @tetn  t^Draudfe^en,  kotttbe,  koenn  toit  ctfU^rett,  bag  ed 
t)on  $oI)  fei,  unfere  äß^etifc^e  tS^eube  p(ö6li(^  fe^r  Deningem,  locil 
nunmehr  bad  Ser^Utm§  jtoifd^en  @(^koere  unb  ©tart^ett  unb  baburd^ 
bte  93ebeutung  unb  9?ot^kDenbtgIeit  aUtx  jE^eile  fi^  änbert,  ha  j|ene 
9?aturlräfte  am  ^ö(3emen  ©ebäube  fld^  Dtet  f^toäc^er  offenbaren. 
SDa^er  fann  aud  $o(j  etgentlid^  fein  SEBerf  ber  fd^önen  S3aufunfl  tuet« 
ben,  fo  fe^r  baffelbe  au^  aQe  Somen  annimmt.  ÜDied  betoeifl,  bag 
bie  99aufunß  nid^t  blod  mat^ematifc^  toxxtt,  fonbern  b^namifc^. 
(SB.  I,  256.) 

7)  Setgleic^ung  bed  antilen  mit  bem  got^ifc^en  SBauflif. 
Ou  ber  Saulunft,  \m  in  ber  ©culptur,  fäDt  ba9  (Streben  nad^  bem 

dbeal  mit  ber  iRac^a^mung  ber  SIten  {uf^kmuten  (f.  b.  Ktten). 
S)enn  bie  SHten  f^abtn  bie  Saulunfi,  fo  toeit  fie  fc^öne  ftunfl  ifl,  im 
3Befent(t^en  boQenbet,  fo  baß  ber  moberne  Srd^itect  flc^  Don  ben 
9tegeln  unb  93orbi{bern  ber  %Iten  ni^t  merKi^  entfernen  fann,  o^ne 
eben  fd^on  auf  bem  Sege  ber  Serf^Iec^terung  ju  fein.  !Cem  got^if^en 
JBauflil  ifl  jioar  axiä)  eine  getoiffe  @4^n^eit,  in  feiner  %rt,  ntc^t  ab« 
3uff)re(^en,  aber  ebenbürtig  ifl  er  bem  antifen  burd^aud  ni^t.  Unfer 
äBo^IgefaDen  ait  got^ifd^en  Serfen  beruht  gri$§tent^eite  auf  ©ebanfen« 
affociation  unb  ^iflorif(|en  Erinnerungen.  9?ur  ber  antife  S3aufiil  ifl 
in  rein  objectiDem  ©inne  gebadet,  ber  gotl^ifc^e  mel^r  in  fubjectiDent. 
S)er  ©runbgebanfe  ber  antifen  Saufunß,  bie  (Entfaltung  bed  Stampfte 
}tt)ifd^en  ©^toere  unb  Starrheit,  ifl  ein  toa^rer,  in  ber  Dtatur  ge« 
grünbeter ;  hingegen  bie  Don  ber  got^ifc^en  Saufunfl  angefhebte  Ucber» 
toöltigung  unb  Seftegung  ber  ©^toere  burd^  bie  ©tarr^eit  bleibt  ein 
bloger  ©^ein.  3)er  mt)ßeri5fe  unb  ^tiperpl^^ftfd^e  S^arafter  ber  got^i'» 
fd^en  JBaufunfl  entfielt  ^auptftt^ttd^  baburd^,  bag  ^ier  ia9  aßiafiirlid^c 
an  bie  ©teQe  bed  rein  9{ationa(en,  ftd^  al9  burd^giingige  Slngemeffen- 
l^eit  bed  WlitUU  jum  3^^^  ftunbgebenben  getreten  iß.  hingegen  ifl 
bie  glänjenbe  ©eite  ber  ©ot^if^en  Airc^en  bie  innere,  toil^renb  an  an« 
ttfen  ©ebttuben  bie  Slugenfeite  bie  Dort^eil^aftere  ifl.  (9B.  n,  473—476; 
%  U,  460.) 

8)  Sergleic^ung  ber  Saufunfl  mit  ben  übrigen  fünften. 
S)a  bie  objectiDe  ^ebeutfamfeit  3)effen,  Mad  m9  bie  Saufunfl 

offenbart,  üerl^ttltnigmägig  gering  ift,  toeit  bie  dbeen,  meldte  fie  }ur 
bentUd^en  Sfnfd^auung  bringt,  bie  niebrigflen  ©tufen  ber  Objectität 
be€  SßiUend  bitben,  fo  befielt  ber  öfl^etifc^e  ®enug  beim  Sfnblid  eined 
f(^5nen  unb  günflig  beleuchteten  ©ebäubed  nic^t  fo  fe^r  in  ber  Xnf« 
faffung  berdbee,  aU  in  bem  reinen,  n)inendfreien  iSrfennen,  ber 
t)on  aQem  Seiben  bed  äBoQend  unb  ber  dnbiüibnatitttt  befreiten  Son» 
temptation.  (Sgl.  unter  Sefl^etifc^  bie  Elemente  bed  äfil^etifd^en 
aSo^IgefaUend.)  —  dn  biefer  ^infld^t  bilbet  in  ber  Mei^e  ber  fd^önen 
jtünfle  bad  !6rama,  toelc^e^  bie  aUerbebeutfamflen  Obeen  jur  Xn- 
fd^auung  bringt  unb  bei  beffen  @enug  ba^er  bie  objlectiDe  ©eite 
burd^aud  übermiegenb  ifl,  ben  ®egenfa^  }ur  Sr^itectur.  (993. 1,  255.) 
2)ie  Saufunfl  l^at  t^on  ben  biifbenben  ftünfien  unb  ber  $oefie  ba^ 


Sfi^tiatie  43 

Urfc^eibenbe,  tag  fe  triebt  ein  9tad^(tlb,  fonbent  bie  Sa^e 
tel6fi  gieU.    (9B.  I,  256.) 

du  bet  9{et§e  ber  fiünfle  bilben  Sltd^ttectur  unb  SRufil  bie  bei« 
bot  öttgerßen  Gnben.  ®ie  ftnb  intern  innern  SBefen,  i^rer  Jfraft,  bem 
Umfang  i^rer  @))^ttre  unb  i^ret  93ebeutung  nadf  bie  ^eterogenflen,  ja 
va^e  S(nti))oben.  S)iefer  ©egenfa^  erflredt  fic^  auf  bie  formen  i^rer 
€rf(^einung,  inbem  bie  Srd^itectur  aUein  im  Staunt  ifl,  o^ne  Se» 
^ie^ng  auf  bie  ^zit,  bie  SDtufif  aQeiu  in  ber  Stitf  o^ne  Sejiel^ung 
auf  ben  9?aum.  ^ierauö  entf))ringt  i^re  einjige  Analogie,  bag  nönt« 
^,  koie  in  ber  Krd^itectur  bie  ©^mmetrie  ha^  Drbnenbe  unb  3^" 
fammen^altenbe  i%  fo  in  ber  2){urtt  ber  9Il^t|t^niud*  !Z)tefe  Analogie, 
bie  au^  }n  bem  SBigtDort,  bag  Slr^itectur  gefrorene  äßuftf  fei,  Slnlag 
Ijcgeben,  erfhedt  f{^  bemnad^  b(od  auf  bie  äug  er  e  gor  m,  fetnedmeg^ 
aber  auf  bad  innere  äBefen  beiber  Jfünfie.  Sd  toüxt  lö^erlid^,  bie 
Sr^itectur,  bie  befd^ränltefle  unb  f^toäc^fie  aller  fünfte,  mit  ber  Tlu^xf, 
ber  au^gebe^nteflen  unb  n)irlfamflen,  im  SEBefenttt^en  g{ei(i^flellen  ju 
ttottcn.    (©•  n,  516—518.) 

1)  S>ret  arten  bon  «Iriflolratie.  ^ 

Sd  giebt  brei  S(rten  bon  S(rifioIratie:  1)  bie  %rifloIratie  ber  ©eburt 
nnb  bed  Stange^;  2)  bie  ©elbariflofratie;  3)  bie  geiflige 
Srißofratie.  Se^tere  tfl  bie  Dornel^mfle.  (Ueber  bie  Srißolratie  ber 
Stiurt  tjgl.  «bei.) 

SS^renb  jebe  biefer  brei  Srifiofratien  umgeben  ifl  t>on  einem  $eer 
(on  erbitterten  3ltiitxn,  fo  vertragen  fic^  bie  ber  einen  Slriftofratie 
%t^8rigett  mit  benen  ber  anbern  meiflend  gut  unb  o^ne  97eib,  meil 
Otber  feinen  Sorjug  gegen  ben  ber  anbern  in  bie  Sßaage  legt.  (%  1, 459.) 

2)  dntetlectuelle  Xriflolratie  ber  9?atur. 

dn  $infld|t  auf  ben  dnteUect  ifl  bie  9Iatur  l^öd^ß  arifiofratifd^. 
^  Unterfe^iebe,  bie  fie  ^ier  eingefe^t  §at,  finb  gröger  aU  bie,  n>eld^e 
Geburt,  Mang,  9{ei(^t^um  ober  ffaflenunterf^ieb  in  irgenb  einem  Sanbe 
f#enen.  SBie  in  anbern  Kriftolratien,  fo  aud^  fommen  in  ber  irrigen 
lÄele  tanfenb  ^lebejier  auf  einen  Sblen,  t)ie(e  SRiKionen  auf  einen 
Surften.  (SB.  H,  161.  $.  382.)  «riflofratifd^  iji  bie  SRatur,  arijio- 
l^atifd^  old  irgenb  ein  i^eubal«  unb  ftaflenn)efen.  SDemgemäg  (äuft 
i^Te  ^^ramibe  t)on  einer  fel^r  breiten  Safld  in  einen  gar  ffii^en  ®i))fe( 
Ol«.  Unb  »enn  ed  bem  $öbel  unb  ©eflnbel,  n^eld^e«  nid^td  über  fid^ 
Wen  »iU,  auäf  gelänge,  aKe  anbern  SIriftoIratien  umjußogen,  fo 
«üfite  t9  biefe  bo(^  befielen  laffem    (%  I,  212.) 

3)  Sontra^  jtoifc^en  ber  9{anglifle  ber  Statur  unb  ber 
ber  Sonüentiom 

3^f(^en  ber  9tanglifle  ber  9tatur  unb  ber  ber  Sont)ention  ift 
^  f(^enber  Sontrafl,  beffen  Sudglei^ung  nur  in  einem  golbenen 
ä^otter  )u  l^offen  flönbe*  dnjtt^if^en  l^aben  bie  auf  ber  einen  unb 
^c  auf  ber  anbern  Stanglifle  fe^r  ^od^  ©te^enben  ia9  ©emeinfame. 


44  ^ntl^mcHI 

bag  fte  ttteiflettd  in  Domel^mer  dfotatton  (eben. .  (S8.  n,  161.)  (Sine 
tQbica(e  93er6efferung  ber  menfd^Iid^en  ©efeÜfd^aft  fönnte  bauemb  nur 
boburc^  }n  @tanbe  lommen,  bag  man  bte  conüenttoneüe  Stongliße  nac^ 
ber  ber  9?atur  regelte.  2)te  @(^tt)ierig(etten  einer  folgen  Siegelmtg 
ftnb  freilid^  unabfel^bar.  @9  h)äre  ttbt^iQ,  bog  jiebed  ^nb  feine  9e« 
timntung  nid^t  na«^  bem  @tanbe  ber  (Slttxn,  fonbem  nad^  bem  9ud> 
prud^  bed  tieffien  äßenfd^enlennerd  empftenge.    ($.  383.) 

4)  9?ad^t§eilige  f^olgen  ber  SJertennung  ber  Slrifiofratie 
ber  9?atnr  unb  Sinken  i^rer  SInerfennung. 

SBeil  ha9  $ub(ifum  bie  Sriflolratie  ber  97atur  nie  erfennt  unb  be« 
greift,  tt)eil  t9  gute  ®rünbe  f^at,  fle  nic^t  erlennen  }u  »öden,  barum 
legt  t9  bie  SBerle  ber  geifligen  $eroen  foba(b  aud  ben  ^änben,  um 
fic^  mit  ben  ^robuctionen  bed  neueflen  ©tUmperd  betannt  ju  mad^en. 
($.  .1,  191.)  S)ad  ^ubUhtm  fönnte  burc^  nic^td  fo  fel|r  geförbert 
»erben,  ald  burd^  bie  Srfenntnig  jener  inteDectueDen  Sriftofrotie  ber 
9!atur.  @^  ȟrbe  in  f^olge  berfelben  nic^t  me^r  bie  i^m  ju  fetner 
Silbung  fttrgtic^  jugemeffene  3^it  fergeuben  an  ben  ^robuctionen  ge« 
tsö^nlid^er  ^öpfe;  e^  »Urbe  nid^t  me^r,  in  bem  finbifd^en  SBa^ne,  bag 
Sudler,  gleiA  Siern,  frifd^  genoffen  toerben  muffen,  ftetd  nad^  bem 
9teuefien  greifen,  fonbern  mürbe  fi^  an  bie  Setjlungen  ber  toenigen 
Suderfefenen  unb  berufenen  aller  3siten  unb  Söller  galten  unb  lönnte 
fo  aUmälig  )u  ä^ter  93i(bung  gelangen.  Dann  toürben  auc^  balb  jene 
Saufenbe  unberufener  ^robuctionen  ausbleiben,  bie  »ie  Unfraut  bem 
guten  Sßeiien  baS  Suflommen  erf^toeren.    (S.  n,  162.) 

Ztit\)mtixk, 

1)  SBorauf  bie  Slrit^metil  beruht. 

2)ie  Vrit^meti!  beruht  auf  ber  a))riorifd^en  Infc^auung  ber  Qtit, 
in  knetd^er,  ba  bie  3^^^  nur  eine  3!)imenflott  ^at,  (eber  gegentoärtige 
Xugenblidf  bebingt  iß  burd^  ben  vorangegangenen.  8uf  ber  a))rtorif^en 
(Einfielt  in  biefen  3ltpx9  ber  Steile  ber  3eit  beruht  aOeö  Säften, 
beffen  Sßorte  nur  bienen,  bie  einjelnen  ©d^ritte  ber  ©ucceffion  in 
marliren;  folglich  auc^  bie  ganje  Slrit^metÜ,  bie  burd^meg  nichts 
«nbered,  619  met^obifc^e  %blür)ungen  ht9  3ä^Iend  le^rt.  debe  3a^I 
fe^t  bie  Dorl^erge^enben  ate  ©rünbe  i^red  ®eind  üoraud;  jur  ^t^n 
lann  i^  nur  gelangen  bur^  alle  bor^erge^enben ,  unb  btog  vermöge 
biefer  Sinfid^t  in  ben  ® ein 9 grün b  (f.  (Setndgrunb  unter  ®runb) 
koeig  i^  bag  too  3e^n  finb,  auc^  %ijt,  ®ed^9,  Sier  flnb.  (®.  133. 
938.  I,  90.) 

2)  Setoeid,   bag   bie  Srit^metil   auf   ber  reinen  Hn^ 
f(^auung  ber  3ett  beruht. 

3)o6  bie  «rit^metif  auf  ber  reinen  (ajiriorifc^en)  «nfc^ouung  ber 
3eit  beruhe,  ifl  jtoar  nic^t  fo  augenfäOig,  h)ie  bag  bie  ©eometrie  auf 
ber  be«  ^anmt9  bafirt  fei.  iDIan  fann  t9  ober  auf  folgenbe  9rt 
bereifen.  HVit9  3ä^Ien  befleißt  im  »teber^olten  Se^en  ber  (Stnl^eit. 
Slog  um  fletd  jn  »tffen,  tote  oft  toir  fc^on  bie  Qin^it  gefegt  l^aben, 


^nt^metif  45 

norfimt  koir  fle  j[ebe9  Tial  mit  einem  anbem  SBort;  bie9  finb  bie 
3a^(toorte.  9?un  ifi  aber  äBieber^oIung  nur  mögli^  burc^  (Suc 
(cfjion,  biefe  aber,  a(fo  bad  Sßac^einanber,  beruht  unmittelbar  auf  ber 
inji^auung  ber  3^^^  if^  ^^^  ^^^  mittelfi  btefer  ))erß(inbK(^er  Segriff. 
$o(gl((§  if^  auc^  bad  Büßten  nur  mitteiß  ber  Seit  möglic^.  (9B.  U,  40.) 

3)  äJorjug  ber  3lrit^metit  uor  allen  anbem  SEBiffeu' 
fc^oftctt. 

Sie  ^rit^metif  übertrifft  in  ftlar^eit  unb  @enauigfeit  ade  anbem 
Siffcnfc^aften,  mad  fid^  baraud  erllttrt,  bag  bie  Qtxt  bad  einfädle,  nur 
)a^  äBefeutlic^e  ent^altenbe  ©d^ema  aQer  ©eflaUungen  bed  ®a(e^  t)om 
Scimbe  if}.  9[Qe  SBiffenfc^aften  nämlic^  berufen  auf  htm  ®a(e  tont 
9tmht,  inbem  fie  bur^meg  Sertnüpfungen  t)on  @rünben  unb  Solgen 
ünb.  S)te  3<^^I^n^^i^^  "^  ^^^  iß  ^^^  einfache  unb  aQeinige  9iei§e 
(tr  @ein^grütibe  unb  Solgen  in  ber  S^it  äßegen  biefer  DoUfornmenen 
Qinfa^^eit,  inbem  ni^td  i|r  jur  ©eite  liegen  bleibt,  nod^  irgenbtoo 
uniefiimmte  93e}ie§ungen  finb,  tagt  fie  an  ©enauigteit,  Xppbicticität 
nnb  3)eutli(^teit  ni^td  ju  mUnf^en  übrig,  hierin  fielen  ade  anbern 
Siffenf^aften  i§r  na^,  fogar  bie  ©eometrie,  toeil  au^  ben  brei 
Simenftonen  bed  9laume^  fo  oiele  Sejie^ungen  §ert)orge^en,  bag  bie 
Uelerfic^t  berfelben  fomo^I  ber  reinen,  mie  ber  em^irif^en  Snf^auung 
\n  f4ioer  fällt;  ba^er  bie  compticirten  3(ufgaben  ber  ©eometrie  nur 
Ditn^  Kec^mtng  getbß  »erben,  bie  ©eometrie  alfo  eilt,  {id^  in  Strit^« 
mettt  aufjulöfen.    (©.  151.) 

Unfere  unmittelbare  Slnfc^auung  ber  QafiUn  in  ber  3(it  reicht  jmar 
nu^t  meiter  aU  ettoa  bi^  3^1";  barüber  ^inaud  mug  fd^on  ein  ab* 
fhocter  Segriff  ber  3<t^Ir  ^^^^  ^in  SBort  fi^irt,  bie  ©teile  ber  Xu' 
jt^auung  (vertreten,  meiere  ba^er  ni^t  me^r  mirllid)  ooQjogen,  fonbern 
m  gon)  beftimmt  bejeidbnet  n^irb.  debod^  ifl  felbfi  fo,  bur^  ba9 
»it^tige  $ülf^mittel  ber  ^a^Ienorbnung,  mel^e  größere  S^f^Un  immer 
^tti(^  biefelben  Keinen  repräfentiren  lägt,  eine  anfc^aulid^e  Soiben}  jieber 
^edpurag  mbgtid^  gemalt,  fogar  ba,  »o  man  bie  Xbfhaction  fo  fe^r 
i»  $ütfe  nimmt,  bag  ni^t  nur  bie  3^^^^^^  fonbern  unbefHmmte  ©rögen 
nnb  gonge  Operationen  nur  in  abstracto  gebac^t  nnb  in  biefer  $infi^t 
M^net  merben.    (S.  I,  90.) 

4)  Untergeorbneter  9{ang  ber  arit^metif^en  ©eifted» 
t^tttigleit. 

3)ag  bie  niebrigfie  aOer  ©eifie^t^Stigfeiten  bie  arit^metifd^e  fei,  loirb 
babnrcl  belegt,  bag  fie  bie  einjige  iß,  »el^e  auc^  bur^  eine  9Raf^ine 
«ttlgefü^rt  merben  tann.    (%  ü,  52.) 

Kec^nen  iß  nid^t  SJerfie^en  unb  liefert  an  ftd^  fein  ^Jerßttnbnig 
^er  @a^en.  9te(^nungen  ^aben  b(o^  SBert^  für  bie  ^ra^id,  nid^t 
üi  bie  X^eorie.  @ogar  tann  man  fagen:  mo  ba^  Steinen  an' 
nngt,  ^0rt  \>a9  Serße^en  auf.  3)enn  ber  mit  B^^t^n  Mc^^iftigte 
I^Pf  iß»  Aä^renb  er  rennet,  bem  caufalen  3ufammen^ang  ht9  p^^ßfd^en 
^ergangd  gttn}(i^  entf rembet ;  er  ßedft  in  lauter  abßracten  3<i4I^^0^ff^^* 
^a«%efultat  aber  befagt  nie  me^r,  a»  9S$ie  biel,  nie  äBad.  (®.  77.) 


46  Vrmntl^ 

1)  Urft)tu»g  bet  Slrmut^* 

Xrmut^  unb  ©daueret  finb  nnr  jtoei  t^ormen,  fafl  mBd^te  man 
fagen  }mei  9{amen  ber  fetben  &aä)t,  beten  Sßefett  barin  befielt,  bag  bie 
Jhttfte  eines  SRenfc^en  gtogent^ei(d  nid^t  für  t^n  felbfl,  fonbem  ftir 
Snbere  t^erioenbet  merben,  n^oraud  für  i§n  t^eitö  Uebertabung  mit 
Arbeit,  t§eite  fttrglid^e  Sefriebigung  feiner  ^ebiirfniffe  ^ert>orge^t. 
S)enn  bie  iRatur  §at  bem  9Renf(|en  nur  fo  t)iel  Prüfte  gegeben,  bag 
er,  unter  mägiger  Vnftrcngung  berfelben,  feinen  Unterhalt  ber  (Erbe 
abgen)innen  tann;  großen  Ueberfc^ng  Don  itrttften  l^at  er  nid^t  erhalten. 
9hmmt  man  nun  bie  gemeinfame  9a^  ber  ))§^flf^en  Sr^attung  bed 
SRenfd^engef^Ied^td  einem  ni(^t  gau)  unbeträd^tlid^en  X^txit  beffelben 
ab,  fo  toirb  baburc^  ber  übrige  übermttgig  betaftet  unb  iß  elenb.  ®o 
)untt(^ft  entf))ringt  a(fo  j|ene9  Uebel,  mlijt^,  enttoeber  unter  bem  9{amen 
ber  ©claDerei,  ober  unter  bem  be9  Proletariats,  jieberjeit  auf  ber 
grogen  äRe^rja^t  beS  ÜRenf^engefd^Iec^td  gelafiet  ^at.  S)ie  entferntere 
Urfac^e  beffelben  aber  iß  ber  Su^rud  (f.  Su^ud).  —  S^if^^"  Slrmut^ 
unb  ©ctaoerei  ift  ber  ^nbamenta(unterf(|ieb,  bag  ©ctat^en  i^ren  Uv» 
ft)rung  ber  ©etoatt,  $[rme  ber  ißift  jujuf (^reiben  l^aben.  ($.  n,  261  fg.) 

2)  !Z)ie  «rmut§  in  et^if^er  $infi^t. 

S)er  ^rme,  ber  vermöge  ber  Ungleichheit  be9  Sefi^ed  fl(^  ju  SRanget 
unb  fc^merer  Arbeit  ))erbammt  fie^t,  n^ä^renb  Xnbere  oor  feinen  Sugen 
im  Ueberffug  unb  3Rüffiggange  teben,  mirb  fc^toerli^  erlennen,  bag 
biefer  Ung(eid!|^eit  eine  entfpred^enbe  ber  Serbienße  unb  be9  rebti^en 
@rtt)erbe^  ju  ®runbe  (iege,  SBenn  er  aber  bied  ni^t  erfennt,  mo^er 
foQ  er  bann  ben  rein  etfifc^n  antrieb  }ur  S^rttd^feit  nehmen,  ber  t§n 
abhält,  feine  $anb  nac^  bem  fremben  Ueberf(uffe  au^juflreden?  SReiflend 
ifi  t9  bie  gefe^Ii(|e  Drbnung,  bie  i^n  }urü(f§ätt.  On  fällen  aber, 
tt)o  er  Dor  ber  SSßirfung  bed  ®efe469  gefiebert,  \ldf  in  ben  SBefl|  bed 
fremben  ®uted  fe^en  fann,  toirb  in  ber  iRegel  nic^t  retigii^fer  ®(aube 
ober  gar  ein  rein  moralifd^ed  SRotio  i^n  oon  ber  Ungerec^tigfeit  ab» 
^(ten,  fonbem  nur  noij  bie  aud^  bem  geringen  SOtanne  fe^r  an» 
gelegene  ©orge  für  ben  guten  92amen,  a(fo  bie  bürgerliche  (E§re. 
((£•  189  fg.) 

Sine  et^tfc^e  (Sigent^ümlic^feit  ber  Vrmen  ifi  ed,  bog  fle,  ju  9Bo§(- 
fianb  gelangt,  meit  geneigter  jnr  Serfc^menbung  finb,  aU  bie  im 
SBo^Ifianbe  ©eborenen  unb  ©ebtiebenen.  !Z)er  ®runb  ift  biefer,  bag 
S)em,  ber  in  angeflammtem  Steid^t^ume  geboren  ifi,  biefer  aU  etma^ 
Unentbe^rlic^ed  erfc^eint;  ba^er  er  meifien^  Dorflc^tig  unb  fparfam  ift. 
S)em  in  angeflammter  %rmut^  ©eborenen  hingegen  erfc^eint  biefe  atd 
ber  natürliche  B^f'^"'^/  ^^^  i^^  banad^  irgenbmie  }ugefaOene  9teic^t^um 
aber  ate  ettoa^  Üeberflüffiged,  Mod  tauglich  gum  @eniegen  unb  Ser- 
firaffen,  inbem  man,  n^enn  er  fort  ifi,  fi^  fo  gut  mie  oor^er  o^ne  t§n 
beruft.  !Da}u  fommt  nod^  bad  übergtoge  3utrauen  folc^er  Seute  t^etld 
jum  ©c^icffal,  t^ite  }u  ben  eigenen  Mitteln,  bie  t^nen  fc^on  au9 
9}ot§  unb  armnt^  §eraudge^o(fen  (aben.    ($.  I,  368  fg.) 


irrt    —    «rst  47 

ixt. 

Srt  ober  ®{)ecie«  ifl  bo^  emptrifd^e  (Somlat  ber  dbee  (f,  dbee); 
b.  (.  S)q9,  m9,  at^  6(og  o6)ecttt)e^  9i(b,  Möge  ®efla(t  betrad^tet, 
nnb  baburdl  aud  ber  B^it,  tute  qu9  allen  9{e(ationen  l^erau^ge^oben, 
bie  patonifc^e  3b  ee  xfi,  ia9  i{l,  em^irifd^  genommen  unb  in  ber 
3eit,  bte  @pecied  ober  9Irt.  2)ie  dbee  i|l  enrig,  bte  Xrt  aber  Don 
mMiin  i>antt,  toenngleic^  bte  Srfc^einung  berfelben  auf  einem 
ikatUn  erlöfc^en  lamt*  9u4  bie  Benennungen  Seiber  ge^en  in  ein« 
anber  über:  iSea,  eiSo^,  species,  Srt.  ®ie  dbee  iß  species,  aber 
nid|t  genas;  barnm  finb  bie  species  ba^  äBerf  ber  Statur,  bie  genera 
bod  Sßerf  bed  9)7enfd^en,  benn  fie  finb  btoge  93egriffe,  @^  giebt 
species  naturales,  aber  genera  logica  allein.  (9B.  H,  415.) 
Srtefoct. 

1)  ©egenfa^  }tDif^en  ben  Srtefacten  unb  ben  92atur« 
probucten. 

Ventilat  ber  gorm  unb  SRaterie  iß  @§arafter  be^  9?atur))robuct^, 
^Mrfttät  beiber  be^  ftunf}))robuct0  («rtefact^).  dm  (ebenben  £)rga« 
nmn9  ifl  ber  ÜJteißer,  ba^  SBerf  unb  ber  @toff  (Sined  unb  S)affelbe. 
^er  §at  nid^t  ber  SBiUe  erfi  bie  ^bfid^t  gehegt,  ben  ^md  tilannt, 
bann  bie  äRittel  i|m  angepaßt  unb  ben  ©toff  beftegt,  fonbem  fein 
SoOen  ift  unmittelbar  aud^  ber^tfed  unb  unmittelbar  bad  Srreic^en; 
^  bebnrfte  fonad^  leiner  fremben,  erfl  }u  bejn)ingenben  9Ritte(;  l^ier 
tooi  SBoQen,  2^un  unb  Streiken  @ined  unb  3)af[elbe.  2)a^er  ift 
ieber  Drgani^mu^  ein  iiberfc^niängtid^  UoQenbeted  SReifierfUid.  2)agegen 
'i  bei  ben  SSBerfen  menfc^Iid^er  ^unfl,  j.  93.  einer  U^r,  2ut)5rberfl  ber 
SiQe  jum  äBerf  unb  ha9  2Berf  jmeierlei;  fobann  Hegen  jA^ifd^en  biefen 
Seiben  felbft  nod^  jtoei  Rubere:  erfilid^  bad  3){ebium  ber  ^orflellung, 
bur(^  meldfed  ber  ^iUe,  e§e  er  fic^  ))ertt)irni(^t,  ^inbur(^}uge§en  f)at, 
Dob  jioeitend  ber  bem  ^ier  toirfenben  SßiQen  frembe  ©toff,  bem  eine 
i^  ^embe  %oxm  aufgejtoungen  werben  foU.    (97.  54—56.) 

2)  ©egenfa^  jtoifd^en  ben  Srtefacten  unb  benSBerfen 
ber  fc^önen  Stnnft. 

Son  Srtefacten  giebt  t9  feine  dbeen,  fonbern  b(oge  Segriffe. 
^ffi.  n,  416.)  !Z)aburd^  bilben  bie  SIrtefacten  einen  @egenfa|  ju  ben 
SMten  ber  fd^önen  Jhinfle.  !Z)a^  %rtefact  ge^t  feiner  ^oxm  nac^  Don 
tinem  menfc^Ii^en  Segriff  au9;  bagegen  ifl  ba^  äBert  ber  frönen 
Jtimfi  Su^bmdf  einer  dbee.  Xrtefacten  bienen  }ttar  auc^,  aber  nur 
bon  Seiten  i^red  iDtateriald,  bem  flu^brudf  Don  dbeen,  nid^t  aber 
i>on  Seiten  ber  fUnftlic^en  t^orm,  bie  man  biefem  9)?ateria<  gab.  & 
ijl  falf^,  »enn  $Iaton  Don  ben  Obeen  M  2:ifd^ed  unb  ®tu^(ed  f))ric^t. 
tif(^  unb  @tul^I  brildPen  Dielme^r  nur  dbeen  aud,  bie  fc^on  in  i^rem 
Nm  3Rateria(  al9  folc^em  fi^  au^fprec^en.  (SB.  I;  249.) 
arjt. 

i)er  3(r)t  fie^t  ben  SRenf^en  in  feiner  ganzen  ©d^tott^e;  ber  durifl 
^  feiner  ganjen  ©c^Iec^tigfeit;  ber  ST^eoIog  in  feiner  ganjen  S)umm* 
W*    (%  U,  639.) 


48  ^feitttt    —    9[9!efe 

;afctiät. 

1)  %\tmt  aU  Sigenfc^aft  bed  SDinge^  an  fid^. 

Ufeität  ift  glei^bebeutenb  mitSrei^eit,  b.  ^.  Unab^ttngigfeit 
Don  einem  Slnbern  fomo^l  int  ©ein  unb  SBefen,  atö  im  S^un  uub 
äBirfen,  Slic^tuntevn^orfenfein  nnter  ben  ®q(  Dom  ®runb.  ®ie  fann 
ba^er  nic^t  bei*  (Srfc^einung,  nod^  auc^  einem  gef^affenen  äBefen 
jutommen,  fonbern  aDein  bem  uTf))rUngIi(^en,  and  eigener  Urhraft  unb 
ÜRa^tDoISommen^eit  S^ifiirenben,  bem  S)ing  an  fid^,  bem  äBiOen. 
(SB.  n,  364.  %  l,  68.) 

2)  ^feitüt  aU  Soraudfe(?nng  ber  Seranttootttic^feit 
unb  UnflerbHc^feit 

t^rei^eit  nnb  Serantmortlid^teit,  bicfe  ©mnbpfeiler  aOer  Qtiiit,  (äffen 
ftc^  o§ne  bie  S3oraudfe(ung  ber  ^f  ei  tat  bed  Wiüm9  n^o^I  mit  äßorten 
behaupten,  aber  ntc^t  benfcn.  S3erantmortlic^feit  ^at  t$i^i^eit,  biefe  aber 
Urfprünglic^reit  jur  93ebingung.  «feität  M  9BiOen«  i{l  atfo  bie 
erfte  93ebingung  einer  ernfUic^  gebadeten  St^it.  %6^ttngtgfeit  bem  ©ein 
unb  äßefen  nac^,  t)erbunben  mit  grei^eit  bem  2i§un  nac^,  ifl  ein 
aSBiberfprnt^.  (3i.  142;  (£.  72;  %  l,  68.  135.)  SBie  «feität  »c 
bingung  ber  Bu^^^nunS^f^^is'^^it  i^,  fo  ifl  fte  aud^  Sebingung  bev 
Unperbli^feit.    ($.  I.  137.) 

1)  Urfprung  ber  l[^(efe. 

3)ie  8[9fefe  §Qt  i^ren  Urfprung  in  ber  bad  principium  individua- 
tionis  burc^fc^auenben  Srfenntnig,  b.  ^.  in  jener  Srfenntni^,  n)e((^e 
ben  Unterfc^ieb  jn^ifc^en  bem  eigenen  unb  bem  fremben  3nbiDibmmt 
aufgebt  unb  bie  @in|eit  be^  Sßefend  in  aQen  (Erfc^einungen  intuitiv 
erlennt,  meiere  (Ertenntnig  awd)  f^on  ber  ächten  2^ugenb  ju  ©runbe 
liegt. 

3Benn  ein  9Renfc^  nic^t  mel^r  ben  egoiftifc^en  Unterfc^ieb  jAif^en 
fid^  unb  ben  flnbent  mac^t,  fonbern  am  Seiben  ber  %nbern  fo  Diel 
9nt^eil  nimmt,  a\9  an  feinem  eigenen,  fo  folgt  Don  felbf),  bag  ein 
fotc^er  in  aQen  Sßefen  fein  @elb{l  niiebererfennenber  SRenf^  au^  bie 
enblofen  Reiben  aOe^  Sebenben  ate  bie  feinen  betrauten  unb  fo  ben 
©(^merj  ber  ganjen  SBelt  fi(^  jueignen  muß,  Sr  erlennt  ba«  ®ange, 
faßt  bad  aßefen  beffelben  auf,  fie^t  bie  dtid^tigfeit  aOed  (Strebend  ein, 
unb  biefe  Sinft(^t  mirb  i^m  jum  OuietiD  bed  äBidend  (f.  OuietiD). 
3)er  äßille  »enbet  [\ä)  nunmehr  Dom  itbm  ab,  ber  ÜRenf^  gelangt 
jum  3uß<>nbe  ber  freiniiUigen  Sntfagung,  ber  SReftgnation,  ber 
Verneinung  bed  äBiDen^  )um  Seben.  1>a9  ^^änomen,  moburc^  biefed 
ft(^  (unbgiebt,  ber  ^bfc^eu  Dor  bem  äßefen  ber  äßelt,  bem  äBillen  }um 
2eben,  ifi  ber  Uebergang  Don  ber  lugenb  jur  ««fefi«.  (SB.  1, 447—449. 
ffi.  n,  694.) 

2)  ^eugerung^toeifen  ber  Sdfefe. 

S)ie  «9fefe  flugert  fic^  in  ber  gänjüc^cn  ©etaffen^eit  unb  ®let(|< 
güUigleit  gegen  bie  ÜDinge  biefer  Sett.    !Z)er  |[9let  ^tttet  ftd^,  feinen 


««fefc  49 

SiSen  an  irgenb  etwad  ju  Rängen.  Obgleich  fein  Seib  ben  ®t^ijUijt9* 
trieb  burc^  ©enitalien  au^fpri^t,  toill  ev  feine  ©efc^ted^t^befriebigung. 
SreimtUige,  DoIItommene  ffeufc^^eit  iß  ber  erfle  @4^itt  in  ber  Xdfefe. 
3obami  femer  geigt  fid)  bie  ^^fefe  in  freimilliger  unb  abftc^tlid^er 
irmut^.  Snbli^,  ba  ber  Sdfet  ben  in  feiner  ^erfon  erfc^einenben 
SiOen  felbft  Demeint,  fo  tuiberfirebt  er  auc^  nid^t,  menn  ein  9nberer 
d  t§ut,  b.  §.  i^m  Unrecht  jufügt.  !Z)a§er  freubige^  unb  getaffened 
(Ertragen  j|ebed  ©d^abend,  ieber  <Säfmadi,  jeber  Seleibigung. 
8.  I,  449—451.)  SBic  ben  SBiOen  fclbfJ,  fo  mortipcirt  er  bie  ©id^t» 
borfeit,  bie  Dbjectit&t  bcffelben,  ben  Seib.  3)a^er  greift  er  gum  Saften, 
ia  3itr  ifafletung  unb  ®elbfl))einigung,  um  ben  SBiQen  }u  bred^en. 
fiffed  oorfö^lid^e  Srec^rn  bed  SEBiQen^  bur^  Serfagung  br«  ^n» 
|tne^meti  unb  Sfuffud^en  bed  Unangenehmen,  bie  fe{bffgett)ä^Ite  bügenbe 
^eben^art  unb  ©elbfifafletung,  jur  an^altenben  9)7ortiftcation  bed  fBxU 
kn«,  iji  a«fefe  im  engern  ©inn.    (SB.  I,  451.  463.) 

9ßeU  iebod)  fd^on  bie  ))oIIfommene  Uebung  ber  Xugenben  ber  ®ere(^« 
tigfeit  unb  SRenf^entiebe  ein  ftaried  99eförberung9mitte(  ber  Semeinung 
^(^SBiOend  gum  Seben  ifl,  inbem  fte  o^ne  (Entfagung  unmögli^  ifl, 
iDell  alfo  Srmut^,  6ntbe§rungen  unb  eigene^  Seiben  Dielfad^er  Srt 
ii^on  burd^  bie  DoDfommenfte  Sudübung  ber  moralif^en  S^ugenben  ^er« 
b(tgefü§rt  werben,  fo  mirb  bie  Sfdfefe  im  engem  ©inne,  alfo  bie  ))or« 
ia^tic^e  @e(bft))einigttng,  ha9  %a^tn,  bad  ^ärene  $emb  unb  bie 
Sajteiung,  nic^t  mit  Unrecht  t)on  Stielen  a(9  überflüffig  t)ertt)orfen. 
Ö.  n,  694  fg.) 

3)  Uebereinftimmung  ber  Sldtefc  t^erf^iebener  Sftnber 

I  unb  Steligionen  i^rem  innern  ©inn  unb  ©eiffe  na^. 

^IRan  fann  fic^  nid^t  genugfam  t)ern)unbem  über  bie  Sin^eQigfeit, 
nxlc^e  man  ftnbet,  »enn  man  \>a9  itUn  eined  c^ri^Iid^en  S3ügenben 
vA  bad  rined  inbif(^en  tieft.  ®ei  fo  gmnbDerf^iebenen  üDogmen, 
citten  unb  Umgebungen  ifi  bad  ©treben  unb  bad  innere  Seben  Seiber 
San)  baffelbe.  (9ß.  I,  460.)  Ouieti^mud,  b.  i.  aufgeben  aUt9 
SlQen«,  Kdfeft«,  b.  i.  abfid^tlt^e  Srtöbtung  be«  eigentoiaen«,  unb 
9{i){iici«mud,  b.  i.  äSemugtfein  ber  dbentität  feinet  eigenen  SBefend 
mit  bem  aDer  !Z)inge,  ober  bem  Rem  ber  SEBelt,  fte§en  in  genauefler 
^binbung,  fo  bag,  toer  fid^  }u  einem  berfelben  befennt,  aQmälig  auc^ 
yir  Snno^me  ber  anbem,  felbff  gegen  feinen  Sorfa^,  geleitet  mirb. 
Si(^t9  fann  überraf^enber  fein,   aM  bie  UebereinfHmmung   ber  jene 

*  ve^ttn  ijortragenben  ©c^riftfieBer  unter  einanber  bei  ber  allergrbgten 
^(^iebm^eit  i^rer  3"trftcr,  Silnber  unb  Religionen,  ©ie  bitten  nic^t 
ttiDa  eine  ©efte,  Dielme^r  toiffen  fie  meiflent^eild  nid^t  t)on  einanber; 
'^,  bie  inbifc^en,  d^rtfilid^en,  mol^ammebanif^en  3R^^fer,  Duietiflen 
anb  lAeten  finb  ft^  in  %llem  heterogen,  nur  nid^t  im  innern 
Sinn  unb  ®eifl  i^rer  fie^ren.    (SB.  II,  702.) 

So  Diele  UebereinfKmmung,  bei  fo  üerfc^iebenen  Q^xUn  unb  Sötfem, 
4  ein  factifc^er  93emei^,  baf  ^ier  ni^t  eine  Serfc^roben^eit  unb  Ser- 
nUt^t  ber  ©eflnnung,  fonbern  eine  n^efenttid^e  unb  nur  burc^  i§re 


50  flffcrtion    —    Agronomie 

Xrefflid^feit  fic^  feiten  §erk)ort^uenbe  @ette  ber  menfc^Iic^eu  ÜUtwc  f\6i 
auöfpri^t.   (335.  l,  460.) 

4}  ®runbt)erf(^tebenl^eit  be^  ®ei{led   bed  ft^ni^mud 
t)on  bem  ber  Sdlefe. 

S)ie  alten  K^ten  Seniler,  bie  ein  für  aUt  3)?at  iebem  Sefl^,  aOen 
Sequemlic^Ietten  unb  ©enüffen  entfagt,  jetgen  ))iel  S(e|nti(^Iett  mit  ben 
ä^ten  unb  beffern  Settelmönd^en  ber  Steujett.  debod^  liegt  btefe 
ate^nlid^teit  nur  in  ben  äBirlungen,  nid^t  in  ber  Urfa^e.  @ie  treffen 
im  Stefuttat  jufammen,  aber  ber  ©runbgebanfe  Seiber  ifl  ganj 
Derfd^ieben;  bei  ben  ÜRönc^en  ifl  er,  kute  bei  ben  i^nen  Dertoanbten 
©aniaffid,  ein  über  bad  ?eben  ^inaudgeftedfted  S^d,  bei  ben  fttinitern 
aber  nur  bie  Ueberjeugung,  bag  jur  möglic^fien  @tü(ffeltgfeit  in  biefcm 
ithtn  ber  9Beg  ber  (Sntfagung  ber  fürjefie  unb  tei^tefie  fei.  2)ic 
@runbt)erf(i^ieben|eit  be^  ©eifle^  bed  ft^ni^ud  ))on  bem  ber  Vdtefc 
tritt  augenfällig  ^erDor  an  ber  ÜDemut^,  ate  kueld^e  ber  Sl^fefe  m]tnU 
U(^,  bem  ^ni^mu^  aber  fo  fremb  ifl,  bag  er  im  ©egentl^eil  ben  ©toi) 
unb  bie  Serac^tung  aller  Uebrigen  im  ©^itbe  fü^rt.    (3B.  n,  170.) 

^ffertloti. 

Sin  ©a^,  ber  fi^  unmittelbar  auf  bie  empirifd^e  Slnfc^auung  bc« 
ruft,  ift  eine  Kffertion;  feine  (Konfrontation  mit  berfetben  t)erlangt 
Urt^eil«fraft.    (938.  U,  132.) 

iLffocxation^  ber  dbeen,  f.  @eban(enaffociation. 

ZfLvol0%it. 

(Sinen  großartigen  Sen^eid  üon  ber  erbärmli^en  @ubj|ectit)ität  ber 
3Renfd^en,  in  golge  meld^er  fie  SlOe^  auf  fi^  bejie^en  unb  Don  iebem 
©ebanten  fogleid^  in  geraber  Sinie  auf  f!d^  jurüdfgel^cu,  liefert  bie 
9[fhoIogie,  meiere  ben  ®ang  ber  großen  9BeItför))er  auf  bad  omi« 
fetige  3df  begießt,  kuie  au(^  bie  ftometen  am  ^immel  in  Serbinbmig 
bringt  mit  ben  irbif^en  $änbeln  unb  £umf)ereien.  Dicd  aber  ifl  ju 
allen  unb  f(^on  in  ben  älteftcn  QAUn  gefc^e^en.    ($.  I,  478.) 

(Ueber  ben  Bufommen^ang  ber  älfhotogie  mit  bem  ®(auben  an 
Dmina  fie^e  Aberglaube.) 

^Iflronomit. 

1)  2Ba9  bie  Sflronomie  eigentlid^  jeigt. 

SKe^anil  unb  Sflronomie  jeigen  un^  eigentlid^,  toie  ber  Sille,  ber 
bad  SBefen  unb  ber  ftern  ber  2BeIt  ifl,  fid^  benimmt  fo  meit  aM  er,  auf 
ber  ntebrigflen  @tufe  feiner  (Erfd^cinung,  bloß  aM  ©d^mere,  ©tarr« 
^eit  unb  Irög^eit  auftritt.  (2B.  II,  337.)  SDa  bie  SWaterie  bloö 
bie  SBa^me^mbarteit  ber  Srf Meinungen  bed  S93iDend  ifl,  fo  l;at  maji 
in  iebem  ©treben,  koeldjed  aud  ber  Statur  eined  materiellen  SSScfem? 
^eröorgc^t  ^b  eigentlid^  bicfe  9?atur  auöma(^t  (alfo  aud^  in  ber  ®ra= 
Ditation  ber  ^immeldförper),  ein  äBoQen  }u  ertcnnen,  unb  ed  gi'bt 
bemnac^  feine  9Raterie  o^ne  äBiOendöußerung.  3)ie  niebrigfie  unb  bcd^ 
^alb  aUgemeinfle  SBiUendäußcrung  ifl  bie  ©c^mere.     (9}.  84.) 


^[fitonomie.  51 

2)  äBo^er  bie  ©i^er^eit  unb  Serftttnbltc^Ieit  ber 
Sflronomie  ftammt 

Die  @u^er§ett  ber  9ßronomie  flanmtt  ba^er,  bag  i|r  bie  a  priori 
gegebene,  alfo  unfehlbare  %nf(^QUung  bed  9taume^  }um  ®rmibe 
liegt,  aOe  r&umlic^en  Ser^ältniffe  ober  eine^  au9  bem  anbern,  mit 
einer  9{ot§kDenbigIeit,  tuetc^e  ©emig^eit  a  priori  (iefert,  folgen  unb 
jid)  bo^er  mit  ©ic^er^eit  au9  einonber  ableiten  (äffen,  ^n  biefen 
mrt^ematifd^en  Sefhmmungen  tommt  |ier  nur  nod^  eine  einjige  Statur» 
fraft,  bie  ®(^tt)ere,  toel^e  genau  im  S$er^tt(tnig  ber  SRaffen  unb  bed 
Qnobnitd  ber  Sntfemung  mirft,  unb  enbli^  ba9  a  priori  gefiederte, 
wä  ava  bem  ber  Soufatitttt  folgenbe,  ®efe^  ber  Srttgl^eit  (f.  Siräg- 
(eit),  nebft  bem  emptrif^en  S)atunr  ber  ein  für  aUtmai  jeber  biefer 
fXaffen  anfgebriicften  Seioegung.  2)ie^  ift  ha9  ganje  ÜRaterial  ber 
tjhronomie,  »eld^ed  fomol^l  bure^  feine  Sinfad^^eit  aU  feine  ©i^er^eit 
itt  feflen  mib,  vermöge  ber  ®r5ge  unb  ^ii^tigfeit  ber  ©egen^änbe, 
jctr  intereffanten  SRefuttaten  fü^rt.    (SB.  I,  79.) 

^e  Aufgabe,  au9  Dieterlei  {ufammenlDirfenben  9?aturlraften  ge« 
sehne  Crfc^einungen  )u  erllären,  unb  fogar  jene  erfi  au9  biefen  ^eraud« 
iDJinben,  i^  Diel  fc^mieriger,  al9  bie,  »elc^e  nur  jn^ei  unb  jmar  fo 
fimple  unb  einförmig  tt)irtenbe  ilrSfte,  toit  ©raüitation  unb  S^räg^eit, 
ini  miberflanb^Iofen  Slaume,  jn  berüdfi^tigen  ^at;  unb  gerabe  auf 
^ei  unDerglei^lid^en  (Sinfad^^eit  ober  Sermlic^feit  i^red  @toffe9  beruht 
^t  mot^ematifc^e  ©eioig^eit,  @i^er§eit  unb  ©enauigfeit  ber  Slfhonomte. 
1.  n,  135.) 

$ie  fo  genauen  unb  ri^tig  gutreffenbcn  afhonomifc^en  SSered^nungen 
jinb  nnr  baburc^  mbglie^,  bag  ber  9taum  eigentlid^  in  unferm  ftopfe 
if);  r»  betoetfen  atfo  bie  dbealität  be9  mum^.    {%  U,  46.) 

Sie  bie  größere  -©ic^er^eit,  fo  beruht  aud^  bie  gr5gere  Ser« 
JiSnbtic^feit  ber  Sfhonomie  barauf,  bag  in  i§r  bie  a))riorif(^e  gorm 
^  empirifc^en  ©e^alt  übenoiegt.  ®o  koeit  nttmtid^  bie  3)inge  rein 
1  priori  beftimmbar  finb,  gehören  fte  allein  ber  SJorftellung  an,  ber 
^lo§cn  (Erfd^einung,  bereu  un9  a  priori  ben)ugte  formen  ha9  ^rincip 
^  SerfUinblic^Ieit  finb.  !Z)a^er  §at  mau  DöKige,  burc^gängige  S3e« 
9reif(i(^{eit  nur  fo  tauge,  ald  man  {i(^  ganj  auf  biefem  ©ebiete  ^ttlt, 
■Kt^in  bloge  Sorflellung,  o^ne  empirifd^en  ®e^ait,  t)or  fid^  ^at,  bIo§e 
hm;  alfo  in  ben  9&if[enfd)aften  a  priori,  in  ber  Srit^metit,  ®eo' 
^t,  ^^oronomie  unb  in  ber  Sogil.  hingegen  beginnt  bie  UnDer» 
äobUc^teit  ba,  »o  toir  eö  nic^t  me^r  mit  ber  Mögen  Sorm,  fonbem 
«it  bem  98ad,  bem  ®e^att,  bem  2)ing>an  fic^,  bem  SBiden, 
iQ  %n  ^aben,  unb  fle  kott(||i  in  bem  9Ra§e,  aU  biefer  §ö^er  fleigt 
ob  bie  mat^ematifd^e  Sere^enbarleit  feiner  Seugerungen  abnimmt. 
^^er  nimmt  bie  8er{tänb(i(^Ieit  ber  9taturerfd^einungen  in  bem  9)7age 
1^  a(6  fle  ^ü^er  auf  ber  SBefenteiter  flehen  unb  il^r  empirifc^er  ®tf^alt, 
^t  SiOen9manifeftation,  ba^  aQein  a  posteriori  GErfennbare,   über« 

>ügt,  folglid^  Urfac^e  unb  äBirhmg  immer  ungleichartiger  unb   ber 

^'ate  3ufammen^ang  immer  unDerftttnbti^er  mirb.    (91.  86  fg.) 

4* 


52  ^{honomte. 

3)  ÜDie   bei   ben   afironomtfd^en   SntbedEuugen   ^att« 
ftnbenbe  Ser{ianbedo))etatton. 

Seine  SBiffenfc^aft  imponirt  ber  ÜRenge  fo  fel^r,  lote  bie  Sfhronomie. 
Sd  erregt  ©taunen,  bag  fte  fogar  xiodf  nic^t  gefe^ene  platteten  an« 
lünbtgt.  Unb  bod^  beruht  Se^tere^  nur  auf  berfelben  3$erfianbed- 
opttation,  bie  bei  iebem  Seftimmen  einer  noc^  ungefe^enen  Urfac^e  aud 
tf)rer  ft^  lunbgebenben  SBirfung  DoQjogen  mirb  unb  in  noc^  bemun« 
berungdioürbigerent  ®rabe  audgefü^rt  h)urbe  burc^  jenen  SBeinfenner, 
ber  QVL9  einem  ®Iafe  äBein  mit  @i^er§eit  erfannte,  e9  mügte  lieber 
im  gaffe  fein,  melc^ed  i|m  abgeleugnet  mürbe,  bü,  nad^  enblic^er  Stud« 
(eerung  beffelben,  ftd^  auf  beffen  Soben  Itegenb  ein  ©d^tüffel  mit  einem 
9tiemd^en  baran  fanb.  3)ie  l^ierbei  unb  bei  ber  @ntbedung  bed  3ltpt\m 
flattftnbenbe  Serfianbe^operation  i{l  bie  felbe,  unb  ber  Unterfc^ieb  liegt 
bIo9  in  ber  Snioenbung,  im  ©egenfianb;  f!e  ifl  b(od  burc^  ben  ®toff, 
feine«tt)eg«  bur(^  bie  gorm  oerfc^ieben.    {%  II,  134 — 136.) 

4)  ÜRet^obe  ber  Sftronomie. 

2)er  Urff)rung  ber  erflen  afironomifd^en  ©runbma^r^eiten  ift  eigent- 
lich dnbuction,  b*  ^.  3uf<i>nutenfaffung  M  in  Dielen  Slnfc^auungen 
©egebenen  in  ein  rid^tige^  unmittelbar  begrünbeted  Urt^eil;  au9  biefetn 
merben  nac^^er  $^f)ot^efen  gebilbet,  beren  Sefiätigung  burc^  bie  Sr« 
fa^rung,  aU  ber  SoKflänbigfeit  ft^  nä^enibe  dnbuction,  ben  Semeid 
für  jened  erfie  Urt^eil  giebt.  3*  ^*  ^i^  fd^einbare  Semegung  ber 
Planeten  ift  empirifd^  ertannt;  nad^  t)te(en  falfd^en  ^^pot^efen  über 
ben  räumlichen  B^fammen^ang  biefer  93emegung  (Planetenbahn)  marb 
enbtic^  bie  rid^tige  gefunben,  fobann  bie  @efe$e,  meldte  fie  befolgt  (bie 
fteplerifd^en),  jule^t  au^  bie  Urfac^e  berfelben  (allgemeine  ©raDitation), 
unb  fämmtlid^en  ^Qpot^efen  gab  bie  empirifc^  erfannte  UebereinfUm« 
mung  aller  Dortommenben  gttlle  mit  i^nen  unb  mit  ben  Folgerungen 
aud  i^nen,  alfo  dnbuction,  DoKIommene  ©emig^eit.    (993.  I,  79  fg.) 

5)  ÜDie  llfironomie,  oom  (Stanbpunit  ber  ^^J^ilofop^ic 
au9  betrachtet. 

Som  @tanbf)unlt  ber  $|ilofo))^ie  aud  tonnte  man  bie  Sfhonomen 
Seuten  oergleidben,  meldte  ber  äiuffü|rung  einer  großen  Oper  beimo^nen, 
jebod^  o^ne  ftcq  burc^  bie  ÜRuftt  ober  ben  dn|alt  bed  ©tüdCed  gereuen 
ju  laffen,  blöd  9(^t  gäben  auf  bie  ÜRafd^inerie  ber  SDecorationen  unb 
auc^  fo  glüdflic^  »ören,  bad  ©etriebe  unb  ben  Sttf^ntmen^ang  berfelben 
ooHfommen  ^eraudjubringen.    {%  U,  136»  685.) 

6)  (Sinflug  ber  Sftronomie  auf  ben  ©lauben. 

3)er  emftlid^  gemeinte  2:^cidmud  fe(}t  not^menbig  Doraud,  baß  man 
bie  Sßelt  eint^eilc  in  ^immel  unb  6rbe;  auf  biefer  laufen  bie 
3J?enf^en  ^erum,  in  jenem  fi^t  ber  ©ott,  ber  fie  regiert.  Stimmt 
nun  bie  S^ronomie  ben  ^immel  mcg,  fo  ^at  fie  ben  ©ott  mit  meg« 
genommen;  fte  §at  nSmli^  bie  SBelt  fo  oudgebe^nt,  bag  für  ben  ©ott 
fein  Slaum  übrig  bleibt.  Sber  ein  perf5nli(|ed  SSkfen,  mie  jeber  ©ott 
unumgttnglid^  ifl,  bad  feinen  £)rt  ^ätte,  fonbem  überall  unb  nirgenbd 
märe,  läßt  fic^  blöd  fagen,  nic^t  imaginiren  unb  banmi  nic^t  glauben. 


SCt^eiömu«    —    Slt^men  53 

lantm  inu§  in  bem  ÜRoage,  a(«  bic  pW^i^t  apvonowic  t)opularifirt 
»irb,  ber  Zf^ti^mn^  fdfjtoinbcn.    {%  l,  55  fg.) 

1)  Ucbcr  ba^  SBort  „«tl^ci^mu«". 

t>a9  3Bort  St^et^mud  enthält  eine  @rf(^[ei(^ung,  kueil  ed  t)or« 
iseg  ben  2:^ei9mud  atö  fid^  Don  felbfl  t)erf!e^enb  annimmt.  Tlan  foQte 
fiott  3)cffcn  fQflen:  SRic^tjubent^um,  unb  flott  at^cifl:  SWid^tjubc; 
fo  toärc  e«  e^rli(^  gercbet.    (®.  129;  %  l,  124.) 

2)  aaSo«  bem  Soriourf  be«  «t§ci«muö  Äraft  crtl^cilt. 
^tntet  bem  an  ftc^  abgef^madten,  aud^  meiflend  bod^aften  Sormurf 

bed  Xt^eidniud  liegt,  atö  feine  innere  Sebeutung  unb  i^m  Jhaft 
crt^ilmbe  Sßa^r^eit,  ber  buntte  Segriff  bed  auf  ben  X^ron  ber  Tltta» 
Pt9fif  gefegten  9?aturalidmu9  ober  ber  abfoluten  ^^^fif.  Sine 
fold^e  miigte  aOerbingd  für  bie  St^it  jerßörenb  fein,  a\9  ml^t,  tomn 
anc^  ntc^t  t)om  X^ti^mvi9,  bo4  t)on  einer  9)7etap^9fil  über- 
haupt, b.  f).  k)on  ber  Srfenntniß,  bag  bie  Drbnung  ber  9?atur  ni(^t 
bie  etngtge  unb  abfolute  Drbnung  ber  3)inge  fei,  unjertrennüc^  ip. 
«8.  II,  194.) 

3)  9t§ei«mu9  ift  nic^t  not^toenbig  aRateriali^mud. 
9id    auf  fiant  befianb  ein  ÜDUemma  jn^ifc^en  ÜRateriali^mud  unb 

I^idmu«,  b.  ^.  jtoifc^en  Ableitung  ber  Seit  m^  blinbem  S^^^^  un^ 
Ibfettung  berfelben  a\i9  einer  t)on  Singen  jioecfmägig  orbnenben  On« 
telligtn.).  !Da^er  mar  3[t|eidmud  unb  3RateriaIidmu9  gteic^« 
Meutenb.  3Jlan  ^atte  nur  bie  SBa^t  jniifc^en  S^eidmud  unb  3Ra« 
teriatidmu^.  Vber  ba  für  bie  3»edmäiigteit  ber  9Be(t  (nac^  fiant'd 
firitif)  eine  anbere  Srflärung  eröffnet  ift,  ald  bie  an9  einem  inteOigenten 
@ott  (f.  S^eleotogie),  fo  ffat  jened  !Z)itemma  ^mtfc^en  SRateriali^mud 
nb  Sl^et^mud '  feine  @üttigteit  berloren  unb  %tffn9mu9  f^Iiegt  nic^t 
Qot^wenbig  9RateriaIidmud  ein.    (9EB.  I,  608  fg.) 

4)  Kt^eidmud  ifi  ni^t  gleid^bebeutenb  mit  SReligion^^ 
lofigfeit. 

Religion  ift  nid^t  ibentifc^  mit  ZfjAßmu^,  folgttd^  ifl  ^t^eidmud 
ai^t  gletc^bebeutenb  mit  9teIigiondIoflgTeit.  S)ied  betoeifen  bie  factifd^ 
qnjKrenbcn  at^etflifc^en  Religionen,  ber  Sra^manidmud,  93ubb^aid« 
mid  unb  neben  bem  Subb^ai^mud  bie  beiben  onbern  fi^  in  @§tna 
lelfauptenben  Sieligionen:  bie  ber  Saoffee  unb  bie  bed  Sonfujiud. 
Mgion  unb  Stl^eidmnd  flnb  Ieinedh)egd  f^non^m,  f onbern  erflere  t^er* 
\fii  ftd^  }u  le^terem,  loie  bad  ®enud  }u  einer  einjigen  @))ecie9. 
9.  125—129.  ?.  I,  126.) 

1)  Ob  ba«  St^em^olen  }u  ben  toiltlürli^en  ober  nn^ 

»illtürlid^en  Setoegungcn  gehöre. 

9Ran  fönnte  berfu^t  toerben,  ba«  «tbemj^olen  ate  ein  SRittelglieb 

Aif(^en  ben  milllürtid^en,  b.  f),  auf  2ßotiD,  unb  ben  unn^itüür« 

U^eu,  b.  fj.  auf  9{ei}  erfolgenben  Semegungen  an}ufe§en.    SRarf^aO 


54  Sternen 

$an  evItäTt  t9  füt  eine  gemtfc|te  Function,  ha  cd  unter  bem  Sinfluß 
t^ette  ber  Serebral»  (minfürtic|en),  t^ettö  ber  @))inQt»  (untt)i(IfUr(i(^ett> 
92eri)en  fle^t.  Snbeffen  muffen  mx  t9  inU^t  bod^  ben  auf  3Rotit> 
erfolgenbcn  SBiUeudäugerungen  6et}ä^Ien;  benn  anbere  aRotiuc,  b.  ^.  b(oge 
Sorflellungen,  föiuien  ben  äBiOen  beflimmen,  t9  }u  genauen  ober  }u 
bef^Ieuntgcu^^unb  ed  t;at,  inie  jebe  anbete  tDiIIfürHc^e  .^anblung,  ben 
@^etn,  bag  \nan  cd  ganj  unterlaffeu  fönnte  uub  frei  erfiidfen.  jDied 
fbnnte  man  aud^  in  ber  Xf)ai,  fobatb  irgenb  ein  anbered  Tloti\>  ben 
SSBiÜen  fo  fiarf  befiimmte,  bag  cd  bad  bringenbe  ^ebürfntg  nac^  l'uft 
übertoöge.  (Sinige  follen  tDirfli^  auf  biefe  äBeife  intern  lieben  et» 
Snbe  gemacht  ^aben.  t^ür  bad  tt)entgflend  t^eitn^eife  SSebingtfein  bc9 
St^mend  burd)  cerebrale  Üt^üttgfeit  f priest  bie  S^atfad^e,  ba§  Stau» 
fäure  junäc^ft  baburc^  tobtet,  bag  fie  bad  @e^irn  lä^mt  unb  fo  mittet^ 
bar  bad  9t^men  ^emmt;  luirb  aber  bicfed  tUnfHic^  unterhalten,  bi^ 
jene  Betäubung  bed  &t\)ixn9  (vorüber  ifi,  fo  tritt  gar  fein  j£ob  ein. 
(338.  I,  138  fg.) 

2)  Sritärung  bed  3lbne^mend  ber  9!ef|)iratton  im 
Schlafe  unb  bei  geifiiger  9nftrengung. 

S)a6  bie  ^efpiration  im  &d}Iafe  abnimmt,  ifl  barand  }u  ertlären^ 
bag  fte  eine  combinirte  i^unction  ifl^  b.  ^.  jum  !£^eit  \)on  (SpinoU 
nerben  audge^t  unb  foiveit  9{efIe^betoegung  ift,  bie  atd  folc^e  auc^  im 
@(^Iafe  fortbauert,  jum  !£^eit  aber  t)on  ©e^irnnertoen  audge^t  unb  ba« 
!)er  t)on  ber  SßiKfür  unterflUt^t  h)irb,  bereu  ^aufiren  im  (Schlafe  bie 
Stefpiration  terlangfamt  unb  auc^  bad  ©d^nard^en  beranket.  Kud 
biefem  Snt^eil  ber  C^e^irnnerDen  an  ber  9{ef))iration  \\t  cd  auc^  ju 
erllären,  bog,  bei  @amm(ung  ber  @e^imt^ätigfeit  }um  augefirengten 
9{a(^benTen  ober  liefen,  bie  9iefpiration  teifer  unb  tangfamer  »irb. 
{%  U,  177.) 

3)  ^er  Vt^mungdproceg  ald  erfier  9nlnü))fungd))untt 
bed  Sebend  bed  t^ierif^en  Organidmud  an  bie 
Xugenmett. 

aRan  n^ürbe  ben  (ebenbeu  t^ierif^en  Drganidmud  anfe^en  fönnen  ald 
eine  o^ne  äugere  Urfad^e  fi^  betoegenbe  SRafc^ine,  ald  eine  SKei^c 
Don  SeMegungen  o^ne  flnfang,  eine  Jtette  t>on  Urfac^en  unb  Sirlungen, 
beten  (eine  bie  erfle  Aüre,  toenn  bad  lieben  feinen  ®ang  gienge,  o^ne 
an  bie  Xugenmelt  anjufntipfen.  über  biefer  !(n(nü))fungd))unft  tft  ber 
St^mungdproceg;  er  ifi  bad  näd!|f)e  unb  »efentßc^fle  ^erbinbungd- 
glieb  mit  ber  9[ugenh)e(t  unb  giebt  ben  erfien  9nftog.  Xci^tx  mttg  bie 
^emegung  bed  Sebend  atd  Don  i§m  audge^enb  unb  er  ald  bad  erfie 
@tieb  ber  ^aufaüette  gebaut  »erben.  ÜDemnac^  tritt  ald  erfler  Om* 
putd,  alfo  ald  erfie  äugere  Urfac^e  bed  bebend,  ein  koenig  lÖnft  auf, 
metc^e,  einbringenb  unb  o^birenb,  fernere  ^roceffe  einleitet  unb  fo  bad 
Seben  jur  Sotge  ^at*  Sad  nun  aber  biefer  äugern  Urfad^e  oon 
dnnen  entgegen  (ommt,  giebt  fid^  funb  ald  ^eftiged  Serlangen,  \a, 
unauf§a(tfamer  Drang,  )u  at^men,  atfo  unmittelbar  ald  äßiQe. 
(^.  II,  178.) 


9tom  55 

at0m.    Atomiflik. 

1)  2)te  9(nnQ§me  ber  äCtonte  ift  feine  not^menbige. 

Kaut*^,  fieilic^  nur  ju  bialeltifc^em  ^e^uf  aufgefleHte,  bte  ^torne 
Dtrlieibigenbe  Zf^tfx^  ber  jmeiten  Antinomie  ifi  ein  bloged  (Sop^idma 
DcrgL  Xnttnoniieu),  unb  teinedn)egd  (eitet  unfer  Serftanb  fetbfl  und 
itottkDcnbig  auf  bie  Slnna^me  t)on  Atomen  ^in*  2)enn,  fo  menig  toir 
pöt^tgt  ftnb,  bie  Dor  unfern  Sfugcn  toorge^cnbe  fletige  unb  glci^- 
tonnige  Setoegung  etned  fi'drperd  und  ju  benfen  aU  befle^enb  aud 
m^ö^Iigen  abfolut  fc^neden^  aber  abgefegten  unb  burc^  eben  fo  t)ie(e 
ai|olut  furje  B^i^punfte  ber  9tu^e  unterbrochene  $e)oegungen;  ebenfo 
ioenig  ftnb  \m  genöt^igt,  und  bie  ÜRaffe  eined  ftörperd  ald  and 
Itomen  unb  bereu  S^x[ä)mx\inmtn,  b.  f).  beut  abfotut  !Z)i(^ten  unb 
^  abfolut  beeren  befle^enb  ju  benfen;  fonbern  mir  f äffen,  o^ne 
c(^toierigfcit,  jene  beiben  @rf(^etnungen  aU  fietige  Sontinua  auf,  bereu 
tm  bie  S^xt,  bad  anbere  ben  9!aum  gtetc^ntägig  erfüllt.  9Bie 
iber  babei  bennod^  eine  Semegung  f Queller  ald  bie  anbere  fein, 
^.  ^.  in  gleicher  3^i^  ^^^^^  9{aum  burd^Iaufen  fann,  fo  fann  aud^  ein 
Äorper  fpccififc^  fetterer  ate  ber  anbere  fein,  b.  ^.  in  gleichem 
^aurne  mc^r  ÜRaterie  enthalten.  2)er  Unterf^ieb  beruht  nämti(^  in 
beiben  gällen  auf  ber  Ontenfität  ber  ttjirfcnben  Äraft.  —  Aber  fogar, 
ttnm  man  bie  ^ier  aufgefleDte  Sfnalogie  ni^t  gelten  laffen,  fonbern 
barauf  befielen  tüoUU,  bog  bie  Serfd^ieben^eit  bed  fpecififd^en  ®m\ijt9 
i^ren  @runb  Petö  nur  in  ber  ^orofitöt  ^aben  fönne,  fo  würbe  biefc 
Snna^me  noc^  immer  nic^t  auf  Sttome,  fonbern  blod  auf  eine  DÖlIig 
bi(^te  unb  in  ben  berf^iebenett  Körpern  unglei^  t^ert^eilte  ilRaterte 
leiten,  bie  ba^cr  ba,  too  feine  $orcn  me^r  ^inburd^fe^ten,  itoax  ^ijUä)^ 
terbingd  ni^t  loeiter  €om))rimabeI  niöre,  aber  bennoc^  ftetd,  »ie  ber 
^aum,  ben  fte  füllt,  ind  Unenbtid^e  t| eilbar  bliebe,  toeil  barin, 
bfl§  |le  o^ne  $oren  n)äre,  gar  nic^t  liegt,  bag  feine  mögliche 
i^taft  bie  Kontinuität'  t^rer  räumti^en  2:^ei(e  auf}u^eben  bermöc^te. 
(».  II,  344  fgO 

3)ie  Xtome  flnb  fein  not^toenbiger  ©ebanfe  ber  S^ernunft,  fonbern 
bto§  eine  $k|))ot^efe  gur  (SrflSrung  ber  $erf(^ieben^eit  bed  fpecififc^en 
®ett)i(^td  ber  Körper.  ÜDag  tt)ir  aber  auc^  btefed  anbenoeitig  unb 
fogor  beffer  unb  einfad^er  ate  burc^  Sltomiflif  erflüren  fönnen,  ^at 
Xant  in  ber  SD^namif  feiner  „iDtetap^^flfdjen  Slnfangdgrünbe  )ur 
Soturtoiffenfd^aft'',  öor  i^m  jebot^  ^JJrieple^  gejeigt.  Oa,  fc^on  im 
liifloteled  ip  ber  ©runbgebanfe  bauon  ju  finbcn.  (333.  I,  590.) 
3n  3)eutf(^(anb  ^at  ftant'd  Se^re  ben  abfurbitttten  ber  Stomifüf  unb 
ber  burc^weg  mec^anifc^en  $^9flf  auf  bie  Stauer  Dorgebeu^t,  tt)enngleic^  ' 
int  gegenftttrtigen  VugenMidf  biefe  Slnflc^ten  auc^  ^ter  grafftren. 
CB.  II,  343.)  du  S93a^r^eit  finb  bie  atome  eine  fi;e  dbee  ber  fran» 
l^^i^tn  ©ele^rten,  ba^er  biefe  t>on  i^nen  reben,  ate  §ätten  fte  fle  ge^ 
ie^en.  !Cag  aber  eine  fo  em))irifd^  geflnnte  97ation,  toit  bie  ^anjofen, 
fo  fefl  an  einer  Di^Oiig  trandfcenbenten,  aOe  SOtöglic^feit  ber 
^o^rungen  überfliegenben  ^^pot^efe  galten  fann,  ifl  eine  ^olge  bed 


56  ^tom 

bei  i^nen  jurücf gebliebenen  Buflanbe«  ber  mia\^\)}f\il    (9B.  n,  343; 
%  U,  117.) 

3)ad  Sttom  ifl  o|ne  9iealität  —  bie«  ifl  eined  ber  $räbica« 
bitten  a  priori  ber  SRoterie.  (3B.  II,  55,  ^fel  ber  Praedicabilia 
a  priori  ber  SWaterie  9?r.  24.) 

2)  3)ie  d^emifc^en  Stome  finb  nid^t   im  eigentli^cn 
(Sinne  Sltonte. 

!Die  d^emiff^en  ütome  finb  bloß  ber  SIudbrudE  ber  beflänbigen  fefleu 
Ser^Itntffe,  in  benen  bie  ©toffe  ftd^  mit  einanber  berbinben,  nietc^em 
Sludbrud,  ba  er  in  ^af)Un  gegeben  werben  mugtc,  man  eine  beliebig 
mtgenommene  Sin^eit,  bad  ©cmid^t  be9  Ouantumd  O^Qgen,  mit  bem 
f{d§  ieber  ©toff  Derbinbet,  ju  ®runbe  gelegt  ^at;  für  biefe  ©emi^td« 
Der^ältniffe  l^at  man  aber,  §öc^fl  unglüdEIid^er  Sßeife,  bcn  alten  und« 
brudP  Stom  geiott|(t,  unb  l^ierand  ift  unter  ben  ^änben  ber  franjö^^ 
fif^en  S^emifer  eine  craffe  Xtomiflil  ermac^fen,  metc^e  bie  @a(^e 
aU  Srnf)  nimmt,  jene  blogen  9{ed^en))fennige  al9  mirtlid^e  9tome 
I^Qpoflafirt  unb  nun  Don  bem  Arrangement  berfetben  in  einem  Jl'brper 
0,  im  anbern  anber^,  rebet,  um  baraud  bereu  Ouatitäten  unb  Ser^ 
d^ieben^eiten  }u  erltären,  o^ne  irgenb  eine  9(^nbung  t)on  ber  Sbfurbität 
ber  ©ac^e  au  ^oben.    {%  U,  117.) 

Senn  bie  d^emifc^en  Atome  im  eigentli^en  ©inn,  alfo  objectiD  unb 
aM  real  Derftanben  »erben;  fo  giebt  ed  im  ®runbe  gar  feine  eigent« 
lic^e  d^emifc^e  Serbinbung  me|r,  fonbern  eine  jebe  läuft  }urii(f  auf  ein 
fe^r  feinet  ©emenge  Derfd^iebener  unb  etuig  gef^ieben  Meibenber  Atome, 
»ä§renb  ber  eigent^ümlic^e  S^aralter  einer  dE|emifd^en  Serbinbung 
gerabe  barin  befielt,  bag  i^r  $robuct  ein  burd^au^  l^omogener  Stl^xptx 
fei,  b.  ^.  ein  folc^er,  in  loelc^em  fein  felbft  unenblid^  Heiner  Xf^til  an- 
getrogen  »erben  lann,  ber  nic^t  beibe  üerbunbene  ©ubftanjen  enthielte. 
{%  II,  120.)  Sei  ber  3utiidffü^rung  ber  c^emif^en  ^erbinbungen 
auf  fe^r  feine  Atomengemenge  finbet  freilid^  bie.SRanie  unb  fi|:e  dbee 
ber  Stanjofen,  Allein  auf  med^anifd^e  Hergänge  }urüdE}ufü^ren,  i§re 
Ste^nung,  aber  ni^t  bie  Sa^r^eit.    {%  U,  121.) 

3)  Sibertegung  ber  au€  ber  ^orofitttt  gefd^5))ften  Ser> 
t^eibigung  ber  Atome. 

Die  Sert^eibigung  ber  Atome  tiege  ftd^  baburc^  führen,  bag  man 
Don  ber  ^orofitttt  audgienge  unb  tttoa  fagte:  aUe  ftörper  ^aben  ^oren, 
alfo  aud^  alle  2:^eite  eined  ft5rt)er9 ;  gienge  e9  nun  hiermit  in^  Unenb« 
lid^e  fort,  fo  mürbe  oon  einem  fibrper  jule^t  ni^t^  ate  $oren  übrig 
bleiben.  —  Die  Sßiberlegung  »äre,  bag  ha9  übrig  Steibenbc  }»ar  aU 
o§ne  $oren  unb  infofern  ate  abfolut  bic^t  anjune^men  fei;  jebo^  barum 
noc^  nid^t  aU  avi€  abfolut  unt^eilbaren  ^artifeln,  Atomen,  bc|le§enb. 
ÜDemna^  märe  e^  mo^t  abfotut  tn!om)>refftbeI,  aber  nic^t  abfolut  nn^ 
t^eilbar;  man  mügte  benn  bie  Stl^eilung  eine^  fiör))crd  atö  aOein  burd^ 
(Einbringen  in  feine  $oren  möglich  be^auf)ten  moDen,  ma9  aber  gan^ 
unemjiefen  ifi.  Stimmt  man  ed  jeboc^  an,  fo  ^at  man  jtoar  Atome, 
b.  ff,  abfolut  unt^citbare  Sbxptt,  alfo  Körper  Don  fo  ftarter  Qo^äfton 


attraction«*  unb  Slcpultlonöfraft    —    5luge  57 

il^rer  räumlichen  XfttiU,  bag  feine  mSglic^e  ®eta)a(t  |te  trennen  lann; 
fo((^e  9bxptt  aber  !ann  man  aldbann  fo  gut  grog,  toit  Hein  anne^men^ 
imb  eht  9tom  Knnte  fo  grog  fein  n)ie  ein  £)äf^f  toenn  e9  nur  jebem 
mögli^en  Angriff  toiberfiänbe.    (2B.  n,  345.) 

4)  SGßie  Stome,  n^enn  e^  »el^e  gäbe,  befc^affen  fein 
mügten. 

Sin  %iom  märe  nic^t  ettta  b(od  ein  @tüd(  SRaterie  ol^ne  ade  $oren, 
fonbem,  ha  ed  nnti^eitbar  fein  mug,  enüoeber  o^ne  ^udbe^nung 
(bann  märe  e«  aber  nid^t  äJ^aterie),  ober  mit  abfoluter,  b.  ^.  jeber 
mogti^en    ©emalt    überlegener    (^o^äfion    feiner    Steile    begabt. 

(?.  n,  120.) 

ffiemt  e9  Stome  gäbe,  mügten  fie  unter fd^ieb^Iod  unb  eigen* 
f(^aftdIod  fein,  a(fo  nid^t  9tome  ©c^mefel  unb  Sftome  (Sifen  u.  f.  m., 
jonbem  btod  9tome  SRaterie;  meil  bie  Untcrfc^iebe  bie  (Sinfac^l^eit  auf« 
iK^en,  j.  SB.  bad  Sltom  Sifcn  irgenb  etmad  enthalten  miigte,  toa9  bem 
9tom  ©(^mcfel  fe^It,  bemnac^  nid^t  einfach,  fonbern  }ufammengefe$t 
uare.  Sßenn  überhaupt  Atome  möglid^,  fo  futb  fie  nur  al€  bie  legten 
Seflanbt^eile  ber  abfotuten  ober  abflracten  ÜRaterie,  nic^t  aber  ber 
bejfonmten  ©toffe  benfbar.    {%  U,  121.) 

attroctifftui^  unb  fitpnlfion^ktaft. 

^e  Staumerfttltung  —  biefe  med^anifc^e  SBirfungdart  bed  ßör« 
perd,  bie  alten  Sörpem  atö  fold^en  jutommt  unb  ba^er  ni^t  meg« 
gebadet  merben  !ann,  o^ne  ben  Segriff  bed  ftörperd  aufju^eben  —  ift 
fon  9ant  rid^tig  jertegt  morben  in  Ättractiond*  unb  8tef)uIf!ondfraft. 
Scibe  fträfte  im  Serein  jiellen  ben  Körper  innerhalb  feiner  ©ränjen, 
b.  ^.  in  beflimmtem  Solumen  bar,  roä^renb  bie  eine  allein  i^n  ind 
UnenbUc^e  3erfireuenb  auflöfen,  bie  anbere  aQein  i^n  in  einen  $un(t 
contra^iren  mürbe.  üDiefed  gegenfeitigen  Salanccmentd,  ober  Stentrati» 
iotion,  ungeadbtet  mirtt  ber  ftörper  noc^  repeüirenb  auf  anbere  Körper, 
bie  t^m  ben  92aum  flrcitig  mad^en,  unb  attra^irenb  auf  ade  Körper 
überhaupt,  in  ber  ©rabitation.  3)ag  Unburd^bringlid^feit  unb  ©c^mere 
tDiitlic^  genau  jnfammen^ängen,  bezeugt,  obmobi  mir  fie  in  ©ebanfen 
kennen  tonnen,  i^re  empirifc^e  Unjertrennlid^Ieit,  inbem  nie  eine  o^ne 
bie  anbere  anftritt.    (SB.  II,  56.) 

ittctoritöten^  f.  Sitate. 

^^(lörvtiji^  c^emifc^e,  f.  S^emie. 

1)  !Dad  Auge  atd  Sludgang^punlt  ber  Stnfc^auung. 

Unter  aOen  binnen  i|l  ba9  ®eftd^t  ber  feinßen  unb  mannid^faltigften 
^nbrifafe  Don  äugen  fä|ig;  bennod^  lann  e^  an  fi^  b(og  @mpfin« 
^QQg  geben,  mel^e  erfl  burd^  flnmenbung  be9  Serfianbed  auf  biefelbe 
^ut  ^nfd^auung  mirb.  (SBergl.  unter  Snfd^auung:  -Sutenectualität 
^  Snfc^auung.)  Könnte  demanb,  ber  toor  einer  fc^önen,  meiten 
^u^pc^t  fie^t,  auf  einen  SlugenblidC  alled  S^erflanbed  beraubt  merben, 


58  «uge 

fo  toitrbe  t^m  Don  ber  ganjen  Hudfic^t  nid^td  übrig  bleiben,  ate 
bie  Smpftnbung  einer  fe^t  nmtmic^fattigen  Sffection  feiner  Retina, 
ben  Dielerlei  garbenflecten  auf  einer  i[RaIer))Qtette  S^nli^,  —  toel^e 
gleic^fam  ber  ro^e  @toff  ifl,  aud  metd^em  Dor^in  fein  Serftanb  jene 
anfc^auung  fc^uf.  2)a9  ^inb  in  ben  crflen  2Bo(^eti  feinet  l'ebend 
empfinbet  mit  aOen  ©innen,  aber  ed  fc^aut  nid^t  an,  e^  appre^enbirt 
nic^t,  ba^er  fiarrt  e«  bumm  in  bie  SBelt  hinein. 

3)a9  jtinb  mug  bie  Snf  d^auung  erf)  erlernen,  inbent  c9  bie  Don 
bem  Singe  gelieferten  Data  ntittelfi  bed  Serftanbe^  ate  äßirtungen  auf« 
fagt  unb  auf  i^re  Urfad^en  jurüdCbejic^t.  !Da9  erfte  jur  (Srlernung 
ber  %tf(^auun^  9Befent(i^e  ift  bad  3lufred^tfe^en  ber  @egenf)änbe, 
n^ä^renb  i^r  (Embrudf  im  Sluge  ein  Dcrle^rter  i|i.  Xa^  itotitt  ifi,  baf^ 
bad  Ji^inb,  oblDO^I  t€  mit  jmei  9(ugen  fie^t,  bereu  jebed  ein  fogenannted 
9ilb  bed  ®egen|lanbed  er^Ut,  unb  itoax  fo,  bag  bie  9Iid^tung  Dom 
fetbigen  fünfte  be9  ©egenflanbed  ju  jlebem  finge  eine  anbere  ifl,  ben^ 
nod^  nur  einen  ©egen^anb  fe^en  lernt. 

sbie  @inne  fiub  b(od  bie  Sudgang^punlte  ber  Kufc^auung  bei 
'JBett.  O^re  ÜRobificationeu  ftnb  ba^er  Dor  aOer  Slnfd^auung  gegeben, 
ald  Möge  (Smpfinbungen,  fiub  bie  S)ata,  avL9  benen  erft  im  Serßanbe 
bie  erfennenbe  ^nfc^auung  tt)irb.  ^n  biefen  gehört  ^anj  Dorjügtit^  ber 
(SinbrudE  M  Sid^td  auf  bad  3luge  unb  bemnö^ft  bte  ^axU,  al9  eine 
SRobiftcatton  biefe«  (Sinbrudfd.  3)iefe  flnb  alfo  bie  3lffection  be^ 
Singet,  flnb  bie  993irfung  felbft,  meiere  ba  ifl,  auc^  o^ne  bag  fte  ottf 
eine  Urfa^e  bejogen  n^erbe.  3)ad  neugeborene  £inb  empfmbet  üüdjt 
unb  %axbe.  Sermanbelt  ber  Serfianb  bie  (Smpftnbung  in  Stnfd^auung, 
bann  niirb  freiließ  biefe  SBirfung  auf  i^re  Urfac^e  bejogen  unb  über- 
tragen unb  bem  einh)irlenben  Körper  l^i^t  ober  ^<^rbe  ate  Dualitäten 
beigelegt,    (g.  Sap.  1,  ®.  §.  21,  ©.  58  ff.) 

2)  !Z)a0  «uge  in  p^^fiologif^er  $infi(^t. 

3)ie  @inne  fiub  btod  bie  Sludtäufe  bed  ®e§irnd,  burc^  »elc^e  ed 
Don  Sugen  ben  @toff  (in  ©eflalt  ber  Smpflnbung)  empfängt,  ben  ed  jur 
onfd^auUc^en  SorfleOung  Derarbeitet.  ÜDiejenigen  (Smpftnbungen  nun, 
h)ei[4<^  ^auptfäf^Iid^  )ur  objectiDen  Suffaffung  ber  Sugenmelt  bienen 
fönten,  mugiten  an  fi^  felbfl  koeber  angenehm  nod^  unangenehm  fein, 
b.  ^.  ben  Tillen  nid^t  berühren,  ba  fonfl  bie  Smpftnbung  felbft 
unfere  Slufmertfamleit  feffeln  unb  un9  ^inbern  mürbe,  Don  i^r  al^ 
äSBirfung  fogleic^  jur  Urfad^e  überjuge^en.  S)emgemäg  finb  auc^  bie 
Smpftnbungen  ber  beibeu  eblern  @inne  (be^  ©efid^td  unb  ®e§5rd),  bie 
(färben  unb  79ne,  an  ftd^  felbfi  unb  fo  tauge  i^r  Sinbrud  bad  normale 
3Rag  nid^t  überfdE|reitet,  »eber  fd^merjlid^e  noc^  angenehme  Smpftn* 
bnngen,  fonbem  treten  mit  berjenigen  ®(ei(^gü(tigteit  auf,  bie  fte  jum 
©toff  rein  objectiüer  fbtfc^auungen  eignet,  ^^^ftologifc^  beruht  bie« 
barauf,  bag  in  ben  Organen  ber  eblem  ®inne  biejenigen  9IerDen,  »el(^e 
ben  fpeciflfc^en  äugem  (Sinbrui!  aufzunehmen  ^aben,  gar  feiner  Smpfin« 
bnng  Don  ©c^merj  fä^ig  flnb,  fonbem  feine  anbere  Smpfinbnng,  aU 
bie  i^nen  fpeciftfc^  eigent^ümlid^e,  ber  Mögen  9EBa§me^mung  bienenbe. 


tNe  59 

feitnen.  *S>tmnaä)  tf)  bte  ditixna,  tok  qu(^  ber  opttfc^e  'Slzxt),  gegen 
jebe  Serle^ung  unem^finbltd^,  unb  eben  fo  tfl  ed  ber  ©e^ötnerto;  in 
betbcti  Drganen  n)trb  ©c^merj  nur  in  ben  übrigen  ül|etlen  berfelben, 
beo  Umgebungen  bed  i^nen  eigent^ümlid^eu  ©inne^nert^en,  cmpfunben, 
nie  in  biefem  felbft;  beim  Suge  ^auptfftd^Ud^  in  ber  SoniunctiDa,  beim 
£)^r  im  meatus  auditoi-ius.  ^(fo  nur  Dermöge  biefer  i^nen  eigen- 
t^ütnlic^en  ®tei(^gütttgleit  in  Sejug  auf  ben  äSßillen  merben  bie 
(Smpfinbungen  be9  Suge^  g^f^i^t,  ^^nt  SJerflanbe  bie  fo  mannigfaltigen 
nnb  fo  fein  nüandrten  j^ata  }u  liefern,  au9  benen  er  bie  objectiüe 
3Bett  aufbaut    (3B.  U,  30  fg.) 

3)  2)ad  Suge  in  ))§^fiognomifd^er  ^infid^t. 

Siel  beffer^  ate  aud  ben  ®eflen  unb  9en)egungen,  fmb  au9  bem 
üntii^,  t)or  ädern  and  bem  Singe,  bie  geifligen  (Sigenfd^aften  eined 
^enfc^en  ju  erfennen,  bom  fleinen,  trüben,  mattblicfenben  ©c^meind^ 
äuge  an,  burd^  alle  S^tfc^enflufen,  bid  ^um  fira^Ienbcn  unb  bti^enben 
«uge  be«  ©enie«  hinauf.  —  SDer  Slidf  ber  Älug^eit,  felbft  ber 
feinflen,  ifl  Don  bem  ber  ©fuialität  baburd^  Derfc^ieben,  bag  er  ba^ 
(SeprSge  be^  SBiUendbienfled  trägt;  ber  anbere  hingegen  babon  frei  ift. 
CP.  U,  676.) 

Sn  ber  fiinbl^eit  liegt  unfer  ganje^  !Z)afein  Diel  mel^r  im  @rlennen, 
aU  im  äBoOen,  n)eld^er  Suf^^n^  gubem  no^  Don  Stußen  bur^  bie 
Steilheit  aOer  @egenflänbe  unterl^ü^t  tvirb.  ÜDa^er  liegt  bie  SBelt,  im 
SRorgengtonje  bed  Sebend,  fo  frifd^,  fo  }auberif(^  fc^immernb,  fo  an» 
3ie^enb  Dor  und.  3)ie  Reinen  93egierben,  fd^mantenben  Steigungen  unb 
geringfügigen  @orgen  ber  Kinb^eit  ftnb  gegen  jened  Sortoalten  ber 
erfennenben  2)§ätig!eit  nur  ein  f^mad^ed  ®egengeh)id^t.  !Z)er  unfc^ul^ 
bige  unb  tiare  9UdE  ber  ji^inber,  an  bem  mir  und  erquidFen  unb  ber 
bidkoeilen  im  einjebten  ben  erhabenen  contemplatiben  SfudbmdE,  mit 
mc(d|em  SRap^ael  feine  (Sngetdibpfe  Der^errlic^t  ^at,  erreicht,  iß  an^ 
bem  ©efagten  ernärlic^.    (2B.  U,  450;  $.  I,  509.) 

2BenngIei(^  bad  ÜRoralif^e  \^mxtx  and  ber  ^^^ftognomie  gu  erlen^ 
nen  iß,  aU  bad  dnteaectueOle,  fo  brüdt  ftc^  bod|  auc^  dened  in  i^r 
ava.  @(^Ie(^te  ©ebanlen  unb  nid^tdtoürbige  Sefhebungen  brüdten  aü» 
mälig  bem  Xntli^  i^re  ©puren  ein,  jumal  bem  Suge.    ("iß.  II,  677.) 

Kn  bem  XudbntdE  bed  8(idted  fann  man  tro(  aDer  fonftigen  Ser« 
änberungen  ber  f^orm  bed  l^eibed  auc^  nad^  Dielen  darren  no^  einen 
3tettf(^en  toiebererfennen,  to^etd^ed  betoeifl,  bag  tro^  aller  Seränberungen, 
bte  Ott  i^m  bie  ^tit  ^erDorbringt,  boc^  tttoa^  in  i^m  babon  DöHig  un« 
bertt^  bleibt,  ber  Sern  feined  äßefend.    (9B.  ü,  269.) 

dtt  ben  ÜRienen  ber  auf  ©emätben  bargefleOten  ^eiligen,  befon^: 
berd  ben  Xu  gen,  fe^en  toir  ben  Hudbrudt,  ben  Sßieberf^ein  ber  DoH» 
fommenften  Srlenntnig,  berjenigen  ndmlic^,  h^eld^e  nid^t  auf  einjelne 
2)tnge  gerid^tet  ift,  fonbern  bie  dbee,  atfo  bad  ganje  SBefen  ber  ^elt 
mib  M  Sebend  Dolßommen  aufgefaßt  ^at  unb  }ur  9lefignation  fü^rt. 
(SB.  I,  274  fg.) 


60  ^lugcnblitf    —    Hußenwelt 

Augenblich. 

Oeber  %ugenbltd(  tfl  bebtngt  burd^  ben  Dor^ergegangeneu  unb  tfl  nur, 
fofem  bicfer  aufgehört  f^at  ju  fein,  —  bicfc«  ®cfcfe  bcr  golgc  ge^Srt 
3U  ben  ^rftbtcabtlien  a  priori  bet  3^^!.  Suf  i^m  beruht  aUe^ 
3ä^Ien,  folglich  bic  gange  «rit^mctif.  (SB.  U,  66,  Jafct  bcr 
Praedicabilia  a  priori  ber  ^dt,  3lx.  26  unb  ®.  133.  Sergl.  and) 
atrit^metif.) 

2lU!e(lrel)nun0)  f.  aRaterie. 

Tiuftnmtlt 

1)  dbealttät  ber  «ugenioelt. 

@o  unermeglid^  unb  mafftD  bte  Stugentoelt  aud^  fein  ntag,  fo  ^ängt 
i^t  S)afetn  bod^  an  einem  einjigen  i^äbc^en,  unb  biefcd  ifl  bad  iebcd> 
maßge  Selougtfein,  in  meinem  fie  baflc^t.  ^tefe  Sebtngung,  mit 
loeld^er  bad  !Z)afein  ber  SBelt  untoiberrufltd^  behaftet  i\t,  briidft  i^r, 
tro^  aller  empirtf^en  9?eatität,  ben  (Stempel  ber  Obealität  unb 
fomit  ber  biegen  (Srfc^einung  auf,  tooburd^  {le,  »entgftend  Don  einer 
Seite,  ald  bem  STraum  Dertoanbt,  ya,  al9  in  bie  felbe  klaffe  mit  i^m 
ju  fe^en,  erfannt  iDerben  mug.  3)enn  bie  fetbe  ©e^imfunction,  mel^e 
loä^renb  bed  @^{afed  eine  DoQfommen  obj|ectit)e,  anfd^auli^e,  \a  ^anb* 
greiflid^e  SBelt  ^erborjaubert,  mug  eben  fo  btel  %tt^eil  an  ber  jDor» 
{Teilung  ber  objectiDen  SBelt  bcd  SBad^end  ^aben.  9eibe  Selten  nSmlic^ 
finb,  iDenn  au^  burd^  i^re  SRaterie  berfd^ieben,  bod^  offenbar  au9 
(Siner  ^orm  gegoffen.  !Z)iefe  gorm  ifl  ber  dnteüect,  bie  ©e^imfunction. 
(SB.  I,  17—21;  n,  4.) 

2)  3)ie  trandfcenbentale  dbealität  ^ebt  nid^t  bie  em)iu 
tif^t,  fonbern  nur  bie  abfolute  9?ealität  ber  Singen^ 
toelt  auf. 

Sei  aller  trandfcenbentalen  Obealität  behält  bie  obiecttde  Seit 
empirifd^e  Slealität;  bad  Object  ifl  gtoav  nic^t  3)ing  an  fi^,  aber 
ed  ifl  aie  empirifd^ed  Object  real,  ^toax  ifl  ber  dtanm  nur  in  meinem 
Stopf,  aber  empirifd^  ifl  mein  Jtopf  im  9{aum.  !Z)ad  Saufalitätd« 
gefe^  fann  g^ar  nimmermehr  bienen,  ben  Obealidmud  )u  befeitigen, 
inbem  t9  nämli^  {toifd^en  ben  !Z)ingen  an  ftd^  unb  unferer  @rTenntntg 
Don  i^nen  eine  SdxMt  bilbete  unb  fonad^  ber  in  ^olge  feiner  Slnioeti' 
bung  fid^  barfleHenben  Seit  abfolute  9{ealität  gufid^erte;  aDein  SDied 
^ebt  feinedmegd  ha9  daufalitätdber^dltnig  ber  Dbjecte  unter  ein* 
anber,  alfo  au^  ni^t  2)ad  auf,  toel^ed  2tt)if^en  bem  eigenen  Seibe 
jebed  (Srfcnnenben  unb  ben  übrigen  materiellen  Öbjecten  unftrettig  @tatt 
^at.  älber  bad  Saufalitätdgefe^  Derbinbet  blod  bie  Srf^einungen, 
fü^rt  hingegen  ntd^t  über  fie  ^inaud.  Sir  finb  unb  bleiben  mit  bem> 
felben  in  ber  Seit  ber  Dbj[ecte,  b.  ^.  ber  Srfd^einungen,  alfo  eigentlich 
ber  »orflellungen.    (S.  II,  22.) 

9}id^td  toixh  fo  an^altenb  migberflanben  al€  ber  Obealidmud,  in- 
bem er  ba^in  aufgelegt  tt)irb,  baß  er  bie  emptrifc^e  Realität  ber 
^ugcnkDelt  leugne.    Der  ma^re  Obeali^mud  (b.  i.  ber  tran^fcenbentale) 


trueetgeita^    —    9ln9fi^t  61 

lagt  bie  empirifd^e  Sleolttät  ber  3BeIt  unangetafiet,  ^&lt  aber  feft, 
bag  aQe«  Object,  alfo  ba^  empirtfc^  9?eale  überhaupt,  burd^  bad 
3u6|ect  jtoetfa^  bebingt  ifl:  erfilic^  materiell  ober  ald  Dbiect  über« 
hanpt,  »eil  ein  objectiDed  jiDafein  ate  fold^e^  nur  einem  @ubjiect  gegen« 
über  unb  ald  beff en  SorfleDung  bentbar  i^;  imxttn^  formell,  inbem 
bie  «rt  unb  S35etfc  ber  (S^ripcnj  bed  Dbject«,  b.  ^.  beö  Sorgeflettt« 
toerbenS  (9taum,  Qzxt,  Saufalit&t),  t)om  @ubj[ect  audge^t,  im  Subject 
inrSbtdponirt  ifi.  (9B.  II,  8  fg.)  3)er  tran^fcenbentate  dbeali^mu^ 
mac^t  alfo  ber  Dorliegenben  Seit  i^re  empirifd^e  9{ealität  burd^» 
and  ni^t  fireitig,  fonbem  befagt  nur,  bag  biefe  feine  unbebingte  fei, 
inbem  fie  unfere  ©e^irnfunctionen  jur  Sebingung  ^at;  bag  mithin 
biefe  empirif^e  Realität  felbfl  nur  bie  ^ealit&t  einer  (Srfc^einung  fei. 
i%  I.  90.) 

3)  äBa^rer  @inn  ber  ^rage  nad^  ber  9{ealit{it  ber 
Sugenioelt. 
3>er  n>a^re  ©inn  ber  t^rage  nac^  ber  8iealität  ber  ^ugentoelt, 
met^e  bie  ^^ilofop^en  fo  an^altenb  befc^ftftigt  f^at,  ifi  biefer:  äBad  iß 
biefe  anf(^auUd^e  SBelt  nod^  augerbem,  bag  fie  meine  Sorfledungifl? 
3ft  fte,  bereu  id^  mir  nur  einmal  unb  ixoax  al9  SorfleÜung  bemugt 
bin,  iß  fie,  »ie  mein  eigener  Seib,  beffen  ic^  mir  boppelt  (nämlid^ 
M  Sorfieflung  unb  äBiUe)  bett)ugt  bin,  ebenfalls  einerfeitd  Vorfiel« 
liing,  onbererfeit«  SBilte?  (SB.  I,  21  fg.) 

Zu^tV}dÜxd)^  f.  (Sioigfeit. 
2lu4ifid^t,  fd^öne. 

1)  SJerf^ieben^eit  bed  S9ilbe^  ber  felben  Sudfid^t  in 
üerfd^iebenen  Köpfen. 

Serm'dge  ber  dnteHectualität  ber  Stnf^auung  (f.  unter  Snfd^auung: 
dntellectuatität  ber  Snfd^auung)  ifl  aud^  ber  %nhM  fd^öuer  ©egeu' 
flänbe,  3.  9.  einer  f(^l$nen  Su^ftd^t,  ein  ®e§irnp§änomen.  SDie 
Steinzeit  unb  SJoIIfommen^eit  beffelben  §ängt  ba^er  ni(^t  blo^  t)om 
Dbjiect  ab,  fonbem  aud^  Don  ber  93efd^affen^eit  bed  ©el^irn^,  nämli^ 
Don  ber  i^orm  unb  ®röge  beffetben,  bon  ber  gein^eit  feiner  2:e^tur 
unb  Don  ber  93elebung  feiner  S^^ötigfeit  burd^  bie  Energie  be9  $ulfed 
ber  @e^tmabern.  !Z)emnad^  fäQt  gemig  baS  SSilb  ber  fetben  3(udfi^t 
in  Detfc^iebenen  l^öpfen,  aud^  bei  gleid^er  @d^ärfe  i^rer  Sugen,  fo  Der» 
f (Rieben  aud,  toit  tttoa  ber  erfle  unb  le^te  Sbbrud  einer  flart  ge« 
brani^ten  ^pferplatte.  hierauf  beruht  bie  groge  Serfd^ieben^eit  ber 
$&^igfeit  }um  ©enuffe  ber  fd^bnen  9?atur  unb  folglid^  aud^  jum  92ad^« 
bilben  berfetben  bnrc^  bie  Jhmfl.    (S.  n,  29.) 

2)  Sßirlung  ber  fd^önen  Sludfi^t  auf  ben  @eifl. 

S)er  ftttblidC  ber  fd^önen  97atur  toirft  burd^  ba^  $armonifd^e  i^red 
Cinbntcfd  läutemb  auf  unfer  gefammted  !Z)enIen.  (Sine  fd^9ne  Sfu^ßc^t 
iß  ba^et  ein  ftat^artifon  bed  ©eified,  toie  bie  aRuftf,  mif  f(ri{iote(e«, 
be^  ®emütl^9,  unb  in  i^rer  ©egennart  mirb  man  am  ri^tigfien  benfen. 
(ffl.  U,  459  fg.) 


62  fitttobtogva))l^ie    —    8ebtngen 

Tixiom. 

Sfat  @a^  t)on  unmittelbarer  ^^etotg^ett  tft  ein  %pom.  9?ur  bie 
®runbfä|}e  ber  Sogif  itnb  bie  aud  ber  ^nfd^auung  a  priori  gefc^öpften 
ber  aräat^ematif,  enbli^  mäf  ha9  ®efe^  ber  6aufa(itttt,  ^aben  unmit^ 
telbore  ©etoiß^cit.    (SB.  U,  132.) 


8. 

Batt. 

1)  Sßirfenbe  unb  (Enburfac^e  bed  93arted* 

S)ie  loirfenbe  Urfad^e  M  SSorted  tfl,  bag  überall,  too  bie  ©d^Ieitn« 
^aut  in  bie  äugere  ^ant  Übergebt,  $aare  in  ber  Ütä^e  toac^fen.  S)ie 
Snburfac^e  ifi  tiermut^tic^  biefe,  bag  ha9  ^at^ognomifd^e,  atfo  bie 
lebe  innere  Setoegung  bed  ®tmüt^9  tierrat^enbe  fc^nede  Stenberung  ber 
©efid^tdjüge,  ^ou))tfä(^Ii(l§  am  SRunbe  unb  beffen  Umgebung  fi^tbar 
mirb;  um  ba^er  biefe,  aU  eine  bei  Unter^anblungen  ober  bei  plö^Iid^en 
$orfttIIen  oft  gefährliche  bem  Sptt^erblid  ht9  ©egenpart^  ju  entjie^en, 
gab  bie  97atur  bem  SRanne  ben  S9art.  hingegen  fonnte  beffelben  bod 
SSBeib  entratl^en,  ba  i^r  bie  SerfleHung  unb  Selbfibemeiflerung  an« 
geboren  ifl.    (SB.  n,  383.) 

2)  !3)er  S3art  aU  Barometer  ber  Sultur. 

SDad  fragen  langer  Särte  ifi  ein  Symptom  über^anb  ne^menber 
Sto^^eit,  tixi^txi^tn,  bag  man  bie  ilRadcuUnitftt,  bie  man  mit  ben 
!£^ieren  gemein  §at,  ber  Humanität  üorjie^t.  SDad  Sbfd^eeren  ber 
93drte  in  allen  ^od^gebilbeten  ^tiialtttn  ift  aud  bem  entgegengefe^tcn 
Streben  hervorgegangen.  3)ie  Sartittnge  ^at  flctd  mit  ber  Barbarei, 
an  bie  fd^on  i^r  ^amt  erinnert,  gleiten  ©(^ritt  gehalten.  ÜDem 
äRenfd^en  im  Staturjnflanbe  ifi  ber  ISart  aDerbingd  ganj  angemeffen; 
tbtn  fo  aber  bem  Wenfd^en  im  cit)ilifirten  3"^^"^^  ^i^  9ia\nx.  !Der 
Sart  giebt  burc^  Sergrögerung  unb  $ert>or§ebung  bed  t^terifd^en  !^ei(ed 
M  ©efid^td  ein  brutaM  Xnfe^en.  3ubem  ift  alled  Se^aartfein 
t^ierifd^.  Xte  ©efd^Ied^t^abjeid^en  mitten  im  @efi(^t  ifl  ber  Sart 
obfcön.    {%  l,  189  fg.;  U,  482.) 

6a^,  f.  Wufif. 

Aaukunfl,  f.  Slrc^itectur. 

ifieHingen. 

ÜDad  SBort  ,,bebingen''  ifl  abftracter  unb  unbeflimmter,  al^  ,,bettiir(en'' 
ober  „t)txnx\aiitn'';  erfiere«  befagt  toeniger,  a\9  (entere«,  nftmlic^: 
„nxdit  o^ne  3)iefed'^  tt)%enb  (entere«  befagt:  „hutif  3)iefed'^ 
'S>a  nun  bie  mobenten  beutfc^en  Sc^riftfleHer  ben  abflracteren  %n9' 


©ebttrfnijfc    —    öcfticbiflung  63 

hmd  überoK  bem  concreteren,  bte  ©oc^e  ber  ünft^outtd^Ieit  näl^er  bringen' 
ben  Dotjie^en^  fo  fe^en  fte  migbräuc^Ud^  flatt  ,,ben)irlen''  ober  „tvc 
nrfac^en''  faß  überaO  ,,bebingen".    {%  U,  554.) 

9?ii^tig  unb  fd^ön  f^at  S))iIurod  bie  menj^Iit^eu  S9ebürfni{fe  in 
bret  Slaffen  get^eilt:  erfUid^,  bie  natUrtid^en  nnb  not^ioenbigen;  jtoeitend, 
bie  natttrlid^en,  jebo^  ni^t  not^toenbigen;  britteniS,  bie  toAtt  natür« 
liefen,  noc^  not^tt)enbigen. 

S)te  erflen  flnb  bte,  »eld^e,  tomn  niäjt  befriebigt,  ©^merj  t>tt' 
nrfac^en.  Sotgli^  ge^Srt  §ier^er  nur  SRo^rnng  nnb  ftleibung.  @te 
ftnb  leicht  iVL  befriebigen.  ^nx  petten  klaffe  gehört  bad  99ebürfnig 
ber  ©ef^Ied^töbefriebigung;  biefed  jn  befriebigen  iült  fd§on  fd^toerer. 
3itr  britten  klaffe  gehören  bie  Sebürfniffe  bed  Snpid,  ber  Ue))))igfeit, 
bed  ^runled  unb  ©lanjed;  fte  finb  enblod  unb  i^re  99efriebigung  ifl 
fc^r  fc^wer.    (?.  I,  365.) 

1)  SBorin  fie  befielt 

93efriebigung,  Sßo^Ifein,  ®IM  befielt  in  ber  Srreid^ung  bed  ^\tlt9 
ht9  äBiOend  unb  bitbet  folgßd^  ben  ©egenfa^  ju  bem  burd^  bie  $em« 
mmtg  bed  Sßiaend  betoirften  Seiben.    (2B.  I,  365.) 

2)  9tegatit)e  Statur  aller  Sefriebigung* 

HUt  ^efriebigung,  ober  »ad  man  gemeinhin  ®IM  nennt,  ifl  eigent« 
Viif  nnb  »efentUc^  immer  nur  negatit)  unb  burd^aud  nie  pofttio. 
3)eitn  SBunfd^,  b.  ^.  ST^angel,  ifl  bie  oor^errf^enbe  Sebingung  jeber 
Sefriebigung.  SDa^er  lann  bie  Sefriebigung  ober  S9egtü(fung  nie  me^r 
fein,  ate  bie  Befreiung  t)on  einem  @d^merj,  einer  9?ot^.  Unmittelbar 
gegeben  ifl  und  immer  nur  ber  9Range(,  b.  §.  ber  ©d^merj.  Die  93e» 
^iebigung  aber  unb  ben  @enug  lönnen  loir  nur  mittelbar  erfennen, 
bnr(^  (Erinnerung  m  bad  t)or§ergegangene  Seiben  unb  Sntbe^ren.  S)a^er 
tommt  ed,  bag  toit  ber  @üter  unb  l^ort^eile,  bie  mir  mirflid^  beft^en, 
gar  nic^t  rec^t  inne  werben,  noc^  fie  fd^ä^en,  fonbem  meinen,  ed  muffe 
ebenf 0  fein.  Srfl,  nad^bem  koir  fie  Derloren  ^aben,  mirb  und  i^r  SBert^ 
fühlbar;  benn  ber  9D{angeI,  bad  Sntbe^ren,  bad  Seiben  ifl  bad  $ofitit)e, 
fic^  unmittelbar  anfünbigenbe.    (S93.  I,  376  fg.  n,  657.  @.  210.) 

3)  Unerrei^barfett  bauernber  Sefriebigung. 

Jfeine  8efriebigung  ifl  bauemb,  oielme^r  ifl  iebe  fletd  nur  ber  8[n« 
fang  eined  neuen  ©trebend.  (993.  I,  365.)  9BeiI  aUz^  @iM  nur 
negatit)er,  nid^t  pofitikier  92atur  ifl,  lann  ed  eben  bed^alb  ni^t  bauernbe 
Sefriebignng  unb  JBeglüdFung  fein,  fonbern  immer  nur  t)on  einem 
6<^me¥3  ober  SRangel  erlbfen,  auf  toAd^m  enttoeber  ein  neuer  @d§mer} 
ober  auc^  languor,  leered  ©e^ncn  unb  Sangett)ei(e  folgen  mug.  3)ted 
finbet  einen  Seteg  an^  in  jenem  treuen  ©piegel  bed  Sffiefend  ber  993ett 
unb  bed  Sebend,  in  ber  ffunfl,  befonberd  in  ber  $oefie.  debe  epifdje 
ober  brantatifd^e  IDic^tung  nämlic^  lann  immer  nur  ein  9{ingen, 
Streben  nnb  täm))fen  um  ®lüd,  nie  aber  bad  bleibenbe  unb  ooUenbete 


64  «cgicrbc    —    «cgtiff 

®(U(f  felbfi  borflcHen.  (Sie  fü^rt  t^ren  Reiben  burd^  taufenb  ©d^lotertg« 
feiten  unb  ©efa^ren  jum  3^^^;  fobatb  e^  erreicht  ifl,  tdgt  fte  f^neO 
ben  Sor^ang  fallen.  2Bei(  ein  bleibenbed  ®Iüct  nid^t  möglich  i%  fanit 
e«  fein  ©eflenflanb  ber  Äunfl  fein.    (3B.  I,  377  ffl.) 

üDie  Uneneid^barfeit  bauernber  S3efriebigung  unb  bie  SfegatibitSt  aOed 
©IttM  finbet  feine  erflärung  borin,  bag  ber  äBiQe,  beffen  Objectioation 
ba^  ÜRenfc^enleben  toie  jebe  Srfc^einung  x\t,  ein  (Streben  ol^ne  Qiti  unb 
o^ne  Snbe  ift.    (2B.  I,  378.) 

1)  Segierbe  a(d  allgemeine^  Sefen  ber  9?aturbinge. 
ÜDurc^  bie  ganje  (Sd^rift  über  ben  „"SßiUtn  in  ber  97atur''  i{i  na^« 

getoiefen,  bag  Segierbe  nid§t  blod  ben  £§ieren  unb  SRenfc^en,  fonbern 
auc^  ben  ^flanjen,  ja  ben  unorganifd^en  fförpem  {ufommt,  bag  folg- 
lich Segierbe  auc^  ba  ftattflnbet,  tt)o  feine  Smpfmbung '  unb  feine 
Srfenntnig  ifl,  SSegierbe  mithin  unabl^ängig  ifl  t)on  Sm))finbung  unb 
Srfenntnil,  unb  bag  bied  bur^  bie  Sludfprüc^e  bebeutenber  9}atur> 
forfc^er  befl&tigt  tvirb. 

Sd  ifl  feinedtt)egd  blod  iufttOig,  bag  in  ben  meiften,  ya  DieHei^t 
aDen  Sprachen  bad  Sirfen  au^  ber  erfenntniglofen,  ja  ber  (ebtofen 
ft5rper  burd^  Sege^ren  ober  SBotlen  au^gebrüdCt  ttirb.  (Ed  jeigt 
fid^  barin  bie  tiefe  SBeid^eit  ber  Sprad^e.  Stuc^  ifi  t9  entfc^ieben  me^r, 
ald  btod  bilbüc^er  Xudbrud,  tomn  bie  mobemen  S^emifer  oon  ber 
Segierbe  ber  @toffe,  fid§  mit  einanber  ju  t)erbinben,  fpred^en.  (Sd  be- 
ruht biefer  3(u^bru(f  auf  beut  innig  Derflanbenen  unb  gefüllten  Hergang 
beö  (^emifd^en  ^roceffe«.    (5R.  95—97.) 

Serfc^iebene  groge  ST^änner  ber  alten  unb  neuen  Qtit  ^aben  ri^tig 
bie  SSegterbe,  ben  appetitus,  ate  bad  SEBefen  ber  Siaturfräfte  erfannt. 
(Sergt.  auger  ben  in  ber  Schrift  „über  ben  äBiUen  in  ber  97atur'' 
angeführten  no(^  befonber«  SB.  I,  151;  II,  333  fg.) 

2)  ÜDie  Segierbe  in  pf^d^ologifd^er  $infi(^t. 

3)ie  Segierbe  toirft  tt^nlic^  toit  bie  Sreube;  fie  ma(|t  unüberlegt, 
rüdfid^tölod  unb  oermegen,  —  ein  Semei«,  bag  ber  9Bil(e  bad  9teale  unb 
(£ffentiale  im  3)tenf^en  ifl,  ber  dnteHect  hingegen,  al9  ha9  Secunbäre, 
unter  bem  (Sinflug  bed  SBiUend  fie^t,  ba  jener  feine  t^unction  nur  fo 
lange  rein  unb  richtig  boUjie^en  fann,  al9  biefer  fd^to)eigt.  (993.  II,  241.) 

«tgrlff. 

1.  3)ie  Segriffe   aU  eine  eigentl^ümli^e  dlaffe  k)on 

Sorfiettungen. 

Ueber  bie  Segriffe  aM  eine  eigent^ümti^e  Slaffe  Don  SorfkDungen, 

bie  ben  ®egenfa^  bilben  )u  ben  anf^aulic^en  SorfteHungen,  nnb 

nur  in  ber  Sesie^ung  auf  biefe  i^r  SBefen  unb  i^ren  SBert^  ^ben, 

ifl  oben  unter  9bftract  bereite  bad  9}0t|ige  beigebracht. 

2)  3)ie  Segriff^bilbung  aU  Function  ber  Sernnnft. 

SBie  ber  Serflanb  nur  eine  Function  |at:  unmittelbare  (Erfenntnig 

bed  Ser^ttltniffe^  Don  llrfad^  unb  äBirfung,  unb  babinrd^  Organ  ber 


«egriff  65 

9nf(^attung  ifl  (Dergl.  Snfd^auung);  fo  f^at  auc^  bie  Vernunft 
eine  gimction:  Stibung  bed  S3egri|fd;  unb  aud  biefer  etnjtgen 
nflaren  fii^  aOe  jene  Svfd^etnungen,  bie  bad  Seben  bed  SRenf^en  Don 
bem  bed  ^iere^  itnterfc^eiben,  unb  auf  bie  Snmenbung  ober  97t(^t« 
Inioenbnng  jener  t^unction  beutet  fc^ted^t^in  Wlt9,  toad  man  überall 
nnbieberjeit  Dernünftig  ober  unDemUnftig  genannt  ^at.  (9&.  l,  1.  46; 
II,  72.  ©•  §.  26.) 

3}  dn^att  unb  Umfang  ber  Segriffe, 
dn^lt  unb  Umfang  ber  S3egriffe  flehen  in  entgegengefe^tem  Ser« 
^Üni|,  b.  ^.  j[e  mel^r  unter  einem  begriffe  gebac^t  tt)irb,  beßo  tt)eniger 
iDÜb  in  t^m  gebadet.  IDa^er  bilben  bie  Segriffe  eine  (Stufenfolge, 
m  $ierard^ie,  t)om  fpecieOften'  6i9  jum  aOgemeinflen,  an  bereu  unterm 
&ibt  ber  f(|oIafiif(l^e  9tealidmud,  am  obern  ber  9?ominatidmud  beinahe 
%t(^t  behält.  Denn  ber  fpecieHfle  Segriff  iß  fc^on  beinahe  bad  3n» 
Muum,  alfo  beinahe  real,  unb  ber  aUgemeinße  Segriff,  }..S.  ba^ 
2«n,  beinahe  nic^t«  olö  ein  SBort.    (SB.  II,  68.) 

4)  Scflriff«fp^ären, 

^t  man,  Derfc^iebene  onf^auli^e  ©egenfldnbe  betrad^tenb,  t)on  jebem 
etnad  Stnbered  fallen  laffen,  unb  bod^  bei  aÜen  ÜDaffetbe  übrig  behalten, 
|o  ifi  bied  bad  genus  jener  (Specie^.  SDemnac^  ifl  ber  Segriff  eined 
jeben  genus  ber  Segrtff  einer  jeben  barunter  befagten  ®))ecie^  nac^ 
%U9  aDe«  beffen,  n)ad  nic^t  alten  @))eciebud  g"'^'^^^'  ^^  ^<^"" 
^  ieber  möglid^e  Segriff  ald  ein  genus  gebockt  n)erben;  barum  ^at 
cc  eine  ©p^äre,  ate  meiere  ber  Onbegriff  aQed  burc^  i^n  ÜDenf- 
teen  ifl.     (®.  98  fg.) 

^ie  <S>^\ßct  jebed  Segriffd  ^at  mit  ben  (Sphären  anberer  etmad 
@tmeinfd^aftli(l§e^,  b.  ^.  ed  toirb  in  i^m  jum  2:^eil  baffelbe  gebac^t, 
^^  in  biefen  anbem,  unb  in  biefen  n)ieber  jum  £^cil  baffelbe,  tt)a^ 
in  jenem  erflern.  S)ie  ÜDarflellung  ber  Segriffdfp^ören  burc^  räumlid^e 
^guren  tfi  ein  überaus  glüdHi^er  ®eban!e.  @d  laffen  fld^  fogar 
*  priori  bie  möglid^en  Ser^ältniffe  ber  Segriffe  in  giguren  barfleHen, 
"nb  jtoar  auf  folgenbe  SBcife: 

1)  ®ie  (Sphären  jtoeier  Segriffe  fmb  fid^  ganj  gleic^ ,  g.  S.  ber 
^^S^ff  ber  9?ot^menbtgfeit  unb  ber  t$olge  aud  gegebenem  ©runbe;  ed 
Snb  SJec^f elbegriff c.  ©olc^e  fleHt  bonn  ein  eingigcr  Ärci«  bar,  ber 
fotDo^l  ben  einen  ald  ben  anbem  bebeutet. 

2)  jDie  ©pl^äre  eined  Segriffd  f daliegt  bie  eined  anbem  gan}  ein: 


^•pen^auersSifitfon.   i. 


;,'.  &•  Salto  mm  aw  obir  m^trt  «-   ».•  ^^ 


^,  ^^. uw...«,  i^v  «„«,  steril  ber  onbcrn  «„• 


'v      / 


3:  ^^.  <j>*i!-..  >  o^c«  in  einev  briücn   bic  ß^  ;.k  j:    ., 


iVk«  •<•««••«  M^H  diu  boii  all,-  «^  .« 
^.Mh.iN,  HK*,H  «,„„  ^„  ,„,,tK,„,X  «oS?E  «*""'**  *''*•    5)irt 


«egriff  67 

foD^rn  9?eprftfentanten  eined  Segtiffö  immer  betongt^  bog  er  bem  9e* 
gri^,  ben  er  ref)rttfentirt,  nid^t  aböqitat,  fonbern  DoQ  toiOlUrlic^  ange« 
nommener  Sefltmmungen  ifl.    (@.  §.  28;  fS.  1,  48.) 

6)  »egriff  nnb  SBort. 

(Sin  fo  »i^ttged  S93erf3ettg  ber  dntelligenii,  tote  ber  Segriff  ifi, 
(ami  offenbar  ni^t  tbentifd^  fein  mit  bem  9Bort,  biefem  fitang,  ber 
üi9  @innedeinbruc!  mit  ber  ©egeimart,  ober  al9  ®e^5rp§antadma  mit 
ber  ^tit  DerHänge.  2)enno(^  ift  ber  Segriff  eine  SorfleDung,  beren 
heatüd^tß  Sehiugtfetn  unb  beren  älufbctoa^rung  an  bad  S93ort  gebunben 
t|l,  obmo^t  er  fonio^t  Don  bem  SQSorte,  an  mli)t9  er  gebunben  ift, 
üld  auc^  Don  ben  Xnfc^aunngen,  avL9  benen  er  entfianben,  DiSQig 
Derfi^ieben  unb  gan)  anberer  Statur  ift,  ate  biefe  (Sinne^einbrüde. 
(SB.  n,  67.) 

jDie  enge  Serbinbung  ht9  Segriffed  mit  bem  äBorte,  alfo  ber  ©pra^e 
mit  ber  Vernunft,  berul^t  im  legten  ©runbe  auf  ^olgenbem.  Unfer 
gonjcö  Selongtfein,  mit  feiner  innem  unb  äugem  äßa^me^mung,  ^at 
bur^meg  bie  ^tit  jur  %om.  !Die  Segriffe,  aU  DöIIig  allgemeine 
i^or^ellungen,  ^aben  in  biefer  @igenf(^aft  ein  fetner  ^tiixAfit  ange= 
^orenbed  2)afetn.  S)a|er  muffen  fie,  um  in  bie  unmittelbare  ©egen« 
ttart  eine^  inbioibueHen  SetDugtfein^  treten,  mithin  in  eine  ^txttAf^t 
etngefc^oben  »erben  }u  tonnen,  gemiffermagen  toieber  gur  9?atur  ber 
etngelnen  üDinge  ^erabgejogen,  inbimbualifirt  unb  ba^er  an  eine  ftnnti^e 
SorfleDnng  gebiüpft  »erben;  biefe  ifl  hae  Sßort.  6d  ifi  bemnad^ 
ba^  fimtlic^e  S^xiim  be^  Segriffd  unb  ald  folc^ed  bad  notJ^menbige 
3RttteI  i§n  }u  fi^iren,  b.  ^.  i^n  bem  an  bie  3^iifo^^  gebunbenen 
SeiDugtfein  ju  Dergegenmörtigen  unb  fo  eine  Serbinbung  |er}u{lenen 
^toifc^en  ber  Semunft,  beren  £)bj[ecte  blod  allgemeine,  n)eber  Drt  nod^ 
ßeittmnft  lennenbe  Universalia  ^nb,  unb  bem  an  bie  3(it  gebunbenen, 
{initiieren  unb  infofem  blod  t^ierifc^en  Semugtfein.    (W.  ü,  70.) 

3)ie  äBorte  einer  Siebe  »erben  ooUfommen  oerfianben,  o^ne  an« 
fc^atilic^  SorfleQungen,  Silber  in  unferm  Sop^t  ju  oeranlaffen.  9Bir 
übctfe^en  nid^t  eüno,  mä^renb  »ir  einen  9nbem  fpred^en  l^5ren,  fogleic^ 
feine  9{ebe  in  Silber  ber  ^^antafte,  bie  bli^fc^neU  an  nn^  Doröber» 
fliegen  unb  fi^  verfetten.  3)enn  meld^  ein  l^umult  »ttre  bann  in 
nnfenn  ftopfe  mä^renb  bed  äln^örend  einer  Siebe  ober  bed  Sefeud  eined 
Sni^e^!  ©onbern,  ber  @inn  ber  Siebe  »irb  unmittelbar  Dernommen 
unb  aufgefaßt,  o§ne  bag  in  ber  Kegel  fic^  ^^antadmen  einmengten. 
Q9  ifl  bie  Semunft,  bie  jur  Semunft  f priest,  unb  toad  fte  mitt^eilt, 
ftnb  abffaracte  Segriffe,  nic^t  anfd^auli^e  Sorftellungen.  (SB.  I,  47; 
II,  71  fg.;   ®.  §.  26.) 

7)  Segriff  unb  dbce. 

lieber  ben  (Segenfag   Stoifc^en  Segriff  unb  dbee  ifl  unter  Hll« 
gemein ed  bad  $5tbige  beigebracht  »orben* 

8)  Segriffdfategoricn. 

Ginfai^e   Segriffe  müßten   eigentlich    unauflösbare    fein    unb 
tomiten  bemnac^  nie  bad  ©ubject  eines   analt)tif^en  Urt^eilS  bilben. 

5* 


68  «t«nff 

*S>it9  ifl  unmögHd^;  ia,  loenn  man  einen  Segriff  bentt,  man  ani^ 
feinen  dn^att  mug  angeben  fönnen.  äBad  man  al9  Seifpiele  ton 
einfachen  93egriffen  anjnfü^ren  pflegt,  fmb  gar  nid^t  me|r  Segriffe, 
fonbem  t^eite  b(oge  ©innedempfinbiingen,  n)ie  etma  bie  einer  beftimmten 
(Varbe,  t^ette  bie  a  priori  und  bemugten  i^ormen  ber  Stnfc^auung, 
a(fo  eigentli^  bie  testen  (SIemente  ber  anfc^auenben  (Srfenntni|. 
(äß.  11,  69.) 

Stiar  finb  eigentlich  nnr  2(nfc^auungen,  ni^t  Segriffe;  biefe  fönnen 
i)'6d)\tm9  beutlic^  fein,  ^ux  S)eutti(^fett  eined  Segriffed  ifl  er« 
forberli^,  ni^t  nur,  bag  man  i^n  in  feine  SDtertmale  jertegen,  fonbem 
anif,  bag  man  biefe,  falld  auc^  fte  Sbftracta  ftnb,  abermals  anatkiftren 
fönne,  unb  fo  immer  fort,  bid  man  jur  anfc^auenben  (Srienntnig 
^erabgetangt,  mithin  auf  concrete  3)inge  l^in^eifi,  burd^  beren  Rare 
^(nf^anung  man  bie  leisten  Stbfhacta  belegt  unb  babur^  biefen,  knie 
au(^  aQen  auf  i^nen  beru^enben  ^ö^ern  Sbflractionen,  9?ealitttt  gu» 
fld^ert.  Da^er  ifl  bie  gemö^nlic^e  (Srnäning,  ber  Segriff  fei  beutlid^, 
fobalb  man  feine  äßertmale  angeben  lann,  nic^t  audreic^enb;  benn  bie 
3ertegung  biefer  SRerfmate  fü^rt  uieQei^t  immerfort  nur  auf  Segriffc^ 
o^ne  bag  }ule^t  Slnfc^auungen  gum  @runbe  tagen,  met^e  allen  jenen 
Segiiffen  9eealitöt  ert^eilten.    (3S.  U,  69.) 

3Ran  ffat  biejenigen  Segriffe,  meldte  nid^t  unmittelbar,  fonbem  nur 
burc^  Sermittetung  eined  ober  mehrerer  anberer  Segriffe  ftd^  auf  bie 
anfc^aulic^e  (Srienntnig  bejie^en,  üorjugdmeife  abstracta,  unb  hin- 
gegen bie,  metc^e  i^ren  ®runb  unmittelbar  in  ber  anfd^aulic^en  SQSelt 
$aben,  concreta  genannt.  2)iefe  (entere  Senennung  ^agt  aber  nur 
gau}  uneigentli^  auf  bie  bur^  fie  bejeid^neten  Segri^e,  ba  natürlich 
anif  biefe  immer  noc^  abstracta  ftub  unb  feinedmegd  anft^autic^e 
SorfleUungen.  Seifpiele  ber  erflen  Slrt,  atfo  abstracta  im  eminenten 
Sinne,  ftnb  Segriffe,  mie  „Ser^ältnig,  Zugenb,  Unterfu^ung,  Xn«^ 
fang''  u.  f.  to.  Srifpiete  ber  le^tem  9rt,  ober  uneigentlid^  fogenannte 
concreta  fmb  bie  Segriffe  „5Kcnf(^,  ©tein,  ^ferb"  u.  f.  to.  SWan 
ßnnte  bilblic^  bie  le^tem  bad  Srbgefd^og,  bie  erflem  bie  obem  @tocf» 
merfe  bed  ®eb(iubed  ber  9{efIe^on  nennen.    (S93.  I,  49.) 

Steine  Segriffe  ftnb  folc^e,  bie  leinen  empirifd^en  Urfprung 
^aben.  flu  fotd^e  taffen  ftd^  b(od  bie  aufmrifen,  mel^e  Kaum  unb 
3rit,  b.  ff.  ben  blod  formalen  Steril  ber  Stnfc^ouung  betreffen,  folglich 
allein  bie  mat^ematif^en,  unb  ^iJ^flend  no^  ber  Segriff  ber  dau« 
falitflt,  burc^  ben  bie  Srfa^rung  erfl  möglich  mirb,  obgifeic^  er  mittelfl 
berfetben  m«  Settmgtfein  tritt.  (SB.  n,  200.)  $iema^  beanttoortet 
ft(^  au(^  bie  ^age,  ob  eö  angeborene  Segriffe  giebt,  bal^in,  bag 
nur  bie  ben  formalen  S^^eil  unfertr  Srienntnig  autoat^enben  Segriffe 
angeboren  ftnb.  (SergL  angeboren.) 
9)  äßic^tigfeit  hz9  Segriff«. 

Ueber  bie  t^eoretif^e  unb  praftifc^e  Sßid^tigfeit  ber  Segriffe  ifl  fd^on 
unter  „«bflract"  (f.  SKu^en  ber  abfhracten  SorfleUungen),  unb 
unter  „9(nf(^auung''  (f.  SRöngel  unb  Sor}üge  ber  anfi^anenben  &x- 


»egrtff  69 

lmnini%)  Shtiged  betgebro^t  Sorben.  @9  gehört  ^ierl^tr  noc^  %oU 
genbed: 

3)er  abfhracte  ^t\i^  aUt9  OntuittDen  im  ntd^t  anfc^autic^en  Segriff 
ber  SScmixnft  ifl  cö  allem,  ber  bem  9Kenft^en  jene  Scfonnen^ctt 
üerlet^t,  »elc^e  fein  93eiougtfetn  t)on  bem  be^  ^iered  fo  burd^au« 
nnterf Reibet,  ^ad  j£^ier  lebt  in  ber  ©egennatt  allein,  ber  SDtenf^ 
boBct  3uglei(l^  in  3"^""f*  «"^  SScrgangenl^eit.  ®ic  Spiere  pnb  bem 
Sütbruc!  bed  älugenblid^,  ber  SBirhing  bed  anfc^aulid^en  2Rotib«  gänj^ 
It(^  anheimgefallen;  ben  9)?enf(^en  befHmmen  abfhacte  93egriffe  unab» 
^öngtg  tion  ber  ©egcnloart.  !lDa^er  fü^rt  er  überlegte  $läne  aud, 
ober  ^avMi  nad)  SRa^imen,  o^ne  9{ü(fftc^t  auf  bie  Umgebung  unb  bie 
^uf äUigen  Sinbritcfe  be^  ^ugenblicfd.  ÜDad  Silier  t^eilt  feine  Smpftnbung 
nnb  Stimmung  burt^  ®cberbe  unb  Saut  mit,  ber  SRcnfd^  t^eilt  bem 
onbcrn  ©ebanfen  (Segriffe)  burc^  ©protze  mit,  unb  bringt  mit  ©Ulfe 
ber  @proc^€  feine  mid^tigften  Seiftungen  ju  @tanbe.  Ueberetnfiimmenbed 
^anbeln,  planüoOed  3uf<i^^^i^t>'i^^n  Vieler,  bie  SiDitifation,  ber 
©toat,  bie  SBiffenfc^aft,  —  oOeö  biefe«  ifl  SBerf  beö  »egriff«. 
(ffi.  I,  43  fg.;    ®.  101  fg.) 

ttfled  fiebere  Sufbema^ren,  alle  ST^itt^eilbarleit  unb  aKe  ftd^ere  unb 
toeitretc^enbe  3(niDenbung  ber  Srfenntnig  auf  bad  ^raltifd^e  ^öngt 
hax>on  ab,  bag  fte  eine  abfiracte  (begrifftid^e)  Srfenntnig  gemorben  fei. 
3)ie  intuitive  @rfenntnig  gilt  immer  nur  Dom  einzelnen  %aU,  ge^t  nur 
auf  bad  9!ä(^fle  unb  bleibt  bei  biefem  fte^en.  5ebe  an^altenbe,  ^n» 
fammengefel^te,  planmäßige  S^ätigTeit  mug  ba^er  Don  @runbfä|en, 
atfo  uon  einem  abfiracten  (Srfennen  (Don  Segriffen)  oudge^en  unb 
bonac^  geleitet  toerben.  (äB.  I,  63.)  äBeber  bem  augenblicflic^en 
Serfc^minben  be^  finnlid^en  (Sinbrucfd,  no(^  bem  aHmäligen  feine« 
^^antaftebilbed  untermorfen,  mithin  frei  Don  ber  @emalt  ber  ^Ai  ifl 
aSein  ber  Segriff.  On  i^m  mug  alfo  bie  bele^renbe  Srfa^rung 
mebergelegt  fein,  unb  er  attein  eignet  fid^  }um  ftd^ern  Senf  er  unferer 
Sd^ritte  im  Seben.  Um  im  mirtti^en  Seben  ben  9nbem  überlegen 
in  fein,  ifl  überlegt  fein,  b.  fj.  nad^  Segriffen  Derfa^ren,  bie  un« 
erlä§U(^e  Sebingung.  (9B.  n,  67.)  !Den  unfd^ä^baren  Sert^  ber 
Segriffe  fanu  man  ermeffen,  menn  man  auf  bie  unenblic^e  SRenge 
unb  Serfd^ieben^eit  Don  3)ingen  nnh  3nflänben,  bie  nac^  unb  neben 
etnanber  ba  ftnb,  ben  SlidE  h)irft  unb  nun  bebenit,  bag  (Sprache  nnb 
@c^rift  (bie  ^tiijtn  ber  Segriffe)  bennoc^  iebed  !lDing  unb  jiebed  Ser^ 
^tnig,  mann  unb  mo  ed  aud^  gemefen  fein  mag,  ju  unferer  genauen 
ftunbe  }u  bringen  Dermögen;  meil  eben  Der^ältnigmägig  toenige  Se« 
griffe  eine  Unenbli^feit  Don  3)ingen  unb  3^1^^"^^"  befaffen  unb  Der= 
treten.     (SB.  H,  68.) 

SBürbe  unb  ®röge  be«  ÜRenfc^engeifled  berufen  auf  ber  ©errfc^aft 
bed  Segriff  ed.  3)ad  Seflimmtmerben  burd^  ba«  Snfc^aulid^e  nad^ 
Seife  bed  2:^iered  ift  bcd  SRenfc^en  unmürbig.  d^m  jiemt  ed,  fein 
©anbeln  burc^  Segriffe  ^u  leiten.  3)aburd^  emancipirt  er  ftc^  Don 
ber  SRa^t  ber  anfc^auli^  Dorliegenben  ©egenmart.    3n  bem  SRaage, 


70  «cgriff 

att  ifyn  bie^  gelingt,  ^anbelt  er  t)evnüuftig,  ober  gemäg  ber  pxat^ 
tifc^en  SJcrnunft.     (SB.  11,163;    ®.  11(5.) 

3um  Sebendgtüdfe  t^  erforbertic^,  baß  man  bie  ^^antaftc  im 
3ügel  ^altc  unb  mit  bloßen  Segriffen,  in  trorfener  unb  falter  Ucbcr* 
Icgung  operirc.  3utti  i?citflcrn  feiner  Scftrebungcn  fott  man  nicf)t  Silber 
ber  $^antafie  nehmen,  fonbern  beutlid^  gebac^te  Segriffe,  iftnv 
ber  Segriff  ifi  ed,  ber  äSort  l^ält;  ba^er  ifl  e$  Silbung,  nur  t^nt 
jtt  trauen.     (^^5.  I,  462  unb  468.) 

Sein  S^araher  ift  fo,  bag  er  fid^  felbfl  überlaffen  bleiben  unb  fid) 
ganj  unb  gar  ge^en  laffcn  bürfte;  fonbern  jebcr  bebarf  ber  i?cn!mi(j 
bur^  Segriffe  unb  ÜJta^imen.  S(uf  ber  Uebung  hierin  beruht  ber 
erworbene  S^araftcr.  (©.unter  „S^araftcr"  ertoorbencr  (5!§ara!tcr.) 
(%  I.  484.) 

$öflid^!eit  ifi  baö  löbli^e  SBer!  be«  Scgriffö.    (SB.  l,  68.) 
10)  9ia(^t^eile  beö  Segriff«. 

Xnxif  bie  Segriffe  fie^t  ber  SDtenfd^  bem  drrt^um  unb  ^^a^n 
offen.  3)a«  2:^ier  ifann  nie  weit  Dom  SBege  ber  9{atur  abirren;  benn 
feine  3J{otit)e  liegen  aQein  in  ber  anfd^auUdjen  SBelt,  wo  nur  ba« 
SRi^gltd^e,  ja  nur  ba«  SBirüic^e  9tanm  fmbct.  ^^ingegen  in  bie  ab'^ 
firacten  Segriffe,  in  bie  (Sebanten  unb  SBorte  gel^t  alle«  nur  Srfinnlic^e, 
mithin  auc^  ba«  ^alfd^e,  ba«  Uumi$gli^e,  ba«  ^bfurbe,  ba«  Unrmnige. 
(SB.  n,  73  fg.) 

2)ie  3uf<^>ntncnfofrund  ^^^  Sielen  unb  Serfc^iebenen  in  einen  Se« 
griff  ifl  nur  mögtic^  burd^  ba«  SBeglaffen  ber  Unterfc^iebe,  mithin  ifi 
ber  Segriff  eine  fc§r  unDoflfommenc  ärt  be«  Sorfiellen«.    (SB.  II,  155.) 

ÜDie  Segriffe,  mit  i^rer  (Starrheit  unb  fc^arfen  Segränjung,  ftnb, 
fo  fein  man  fie  auc^  burd^  ntt^ere  Seflimmung  fpatten  möd^te,  boc^ 
flet«  unfähig,  bie  feinen  9Robiftcationen  be«  älnfc^anlic^en  ju  erreichen. 
d^ve  Vnwenbung  wirb  ba^er  jiörenb  bei  allen  @egenf)änben  unb  Ser^ 
rid^tmigen,  }u  benen  intuitit)c  (Srfenntniß  erforberlic^  ift.  3BiIbe 
unb  lo^e  SRenfc^cn  führen  barum  mand^e  ü?eibe«iibungen,  bcn  ili'ampf 
mit  liieren,  ba«  Streffen  mit  bem  ^fcil  u.  bgt.  mit  einer  ©ic^er^eit 
unb  ®ef4winbtgteit  au«,  bie  ber  reflectirenbe,  nad^  Segriffen  uerfa^» 
renbe  guroptter  nie  erreid)t,  weil  feine  Uebertegung  i^n  fd^wanlen  unb 
jaubern  nmc^t.  Seim  SiUarbfpielen,  t^ed^ten,  ©timmen  eine«  dn» 
ftrument«,  ©ingen  unb  folc^en  Serri^tungen,  wirft  bie  9{efIe^*ion  (ba« 
Serfa^ren  nad§  begriff lidfer  Uebcriegung)  i^inberlid^;  Ijicr  mug  bie  an» 
f(^aultd§e  (Erfenntnig  bie  S^ätigleit  unmittelbar  leiten.  Sluc^  beim 
Serfldnbnig  ber  $^t)fiognomie  wirft  bie  Xnwenbung  t)on  abfiracten 
Segriffen  ftörenb. 

3)tefe  Sefc^affen^cit  ber  Segriffc,  bie  feinen  SRüanccn  be«  SBirflit^en 
rnc^t  eneic^en  )u  fünnen,  we«^alb  bie  Xnfc^auung  flet«  i^re  9[ft|mptote 
bleibt,  ifl  au^  ber  ®nmb,  worum  in  ber  Äunfi  ni^t«  Öute«  bur^ 
fie  geleiftet  wirb.  933iD  ber  Sänger,  ober  Sirtuofe,  frinen  »ortrag 
burc^  9iefIe;ion  leiten,  fo  bleibt  er  tobt.  ®a«  ©elbe  gilt  t)on  bcn  onbem 
ftünflen*    Unif  im  perfönlid^en  Umgang  ifl  ba«  äln^ic^enbc,  @ratiofe, 


SBc^orrlit^fcit    —    «cifatt  71 

Siimt^nbe  be^  betragend  nic^t  äBer!  be^  Segrtffd.  SKe  Ser- 
Teilung  tfi  Sßerf  ber  9^efIepon.  —  3m  ^ol^en  Seben^brange,  mo  ed 
ber  raffen  @ntfd^(offen^eit  bebarf^  famt  bie  dtefle^ton  Uidfi  bertotrrenb 
tDtrfen  mtb  Unentfc^toffeu^ett  herbeiführen,  ^lud^  Siugenb  unb  $etligfett 
rmb  ntc^t  äSer!  be^  ^egrtff^,  fonbem  ber  tntuititien  Srfemttntg. 
(ffi.  I,  67—69.  «crgl  aud^  unter  ,,«bproct":  Unauföngüd^Wt  be« 
äi^fhracten,  unb  unter  ,,%nf(f)auung'':  Sorjüge  ber  anfd^auenben  t)or 
bn:  abfhracten  Srfcnntnig.) 

fitfjarrlidikeU)  f.  ©ubflanj  unb  SKaterie. 

6rifoU. 

1)  Quelle  bcö  »etfallö. 

Sie  OueDe  afle«  SBoljtgefaDen«  ijl  bie  ^omogeneität.  Dal^er 
»erben  3ebem  bie  SBerfe  ber  t^m  homogenen  ji^fagen,  alfo  n)irb  ber 
i^latte,  ©eichte,  Scrft^robcne,  in  blogen  Sorten  Äramenbe  nur  ben 
i^m  Serioaubten  feinen  aufrid)tigen,  toirHtc^  gefüllten  SeifaS  3onen;  bie 
Snte  ber  großen  Ocifter  hingegen  toirb  er  allein  auf  ?[uctorität, 
^.  ^.  buvc^  @(l^eu  gejioungeu,  gelten  laffen;  roä^renb  fte  i^m  im 
^^erjen  mißfaßen.     {%  U,  492  fg.) 

2)  Sßarum   bie  äBerle   ber  ©enied  fo   fd^ioer  Seifall 
finben. 

Urt^eitdlofigfeit  unb  ^J^eib,  alfo  ein  inteHectueHed  unb  mora* 
lift^eö  ^inbemiß  ber  Slnerleunung  beö  Siechten  flnb  ©c^ulb,  baß  bie 
SBetlc  ber  @enie3  fo  fd^ttcr  unb  fo  fpöt  SeifaH  finben. 

Sßcgen  ber  Urt§eitöIofig!cit  ber  ST^enge  gefd^ic^t  ed  nur  burc^  einen 
Vangjamcn  unb  complicirten  'ißroceg,  baß  bie  SBerfe  ber  ®enie«  Seifall 
unb  3tvLf)m  erlangen,  inbem  nämlic^  jeber  f^tec^te  l^op^  aOmcilig,  ge- 
^toungen  unb  gleid^fam  gebänbigt,  bad  Uebergeloidjt  bed  junäc^fi  über 
i^nt  @te^enben  anerfennt,  unb  fo  aufmSrtd,  njoburd^  e^  nad^  unb  na^ 
^in  fommt,  bag  ba^  bloße  9{efuttat  bed  ©emic^ted  ber  Stimmen 
^a«  ber  3af|t  berfelben  übertoältigt.    0^5.  II,  493.) 

%i(^t  weniger  jeboc^,  atö  bie  Urt^eiteiofigfeit,  fle^t  ber  Snerfennung 
bcd  95erbienfle^  in  ^o^er  ©attung  ber  9}eib  entgegen,  er,  ber  \a  felbfl 
iu  ben  niebrigfien  bemfelben  beim  erjlen  @(^ritte  ftd^  entgegenfieUt  unb 
^i«  }uui  legten  ni^t  Don  i^m  toeic^t.    ($.  II,  494  fg.) 

3)  Der    »eifatl    al^    äRaßfiab    be«    intellectueUen 
SBert^ed  eined  3^>talterd. 

3)en  ri^tigen  äRaßßab  für  ben  inteUectuenen  SBert^  eine^  Stxtaittx^ 
geben  nic^t  bie  großen  ©eifier,  bie  in  bemfelben  auftraten,  fonbem  bie 
^fna^me,  loclc^e  i^re  äBerle  bei  i§ren  3^itgenoffen  gefunben  ^aben, 
^^  nämlic^  i^nen  ein  balbiger  unb  lebhafter  Seif  au  n^arb,  ober  ein 
it^äter  unb  3äi|er,  ober  ob  er  ganj  ber  ^aijmlt  überlaffen  blieb. 
(?.  II,  505.) 

4)  Geringer  SBert^  bed  SeifatU  ber  3citgenoffen. 
^0  bie  3)teuf(^en  in  ber  Siegel  o^ne  eigened  Urt^eil  finb  unb  jumal 

W  unb  fd§n)ierige  Seiffaingen  abjufd^tt^en   burc^and  leine  S^^tfl^tit 


72  fßt\\pxtt 

^aben;  fo  folgen  fic  ^ier  ftetd  fvembei*  Xuctorttät,  unb  her  dtnfim,  in 
^o^er  (Gattung,  beruht  bei  99  unter  100  Stürmern,  blod  auf  Streu 
unb  ©tauben.  2)a^er  fonn  aud^  ber  titelfitmnügfle  SetfaQ  ber  3<it^ 
genoffen  für  benfenbe  Köpfe  nur  mentg  SBert^  ^aben,  inbem  fie  tu  t^tn 
ßet«  nur  ba^  Sd^o  tventger  (Stimmen  ^5ren,  bie  }ubem  fetbfi  nur  finb, 
»ie  ber  STag  fie  gebracht  ^at.  SEBitrbe  toofjil  ein  Sirtuofe  ftd^  gefc^meidjclt 
füllen  bur^  bad  taute  SeifaUdflatfc^en  feinet  ^ublilumd,  tuenn  t(|nt 
belannt  toäre,  bag  t9,  bi^  auf  Sineu  ober  S^ti,  aud  tauter  DöUtg 
!£auben  beflttnbe,  bie,  um  einanber  gegenfettig  i^r  ©ebrec^en  }u  ber-* 
bergen,  eifrig  Hatfc^ten,  fobalb  fie  bie  $ttnbe  \mt9  (Sinen  in  93eu)egung 
ftt^en?  Unb  nun  gar,  toenn  bie  Kenntnig  ^in}u  fäme,  bag  j[ene  Sor- 
natfd^er  fi^  oft  befte^en  liegen,  um  bem  elenbeflen  @eiger  beu  lauteften 
9))plau9  }u  oerfc^affen?    {%  I,  425  fg.) 

5)  3)ad  Ungcnügenbe  beö  einetien  SeifalU. 
Der  eigene  Seifall  ijl  nie  eine  ©arantie  bed  SSßert^e^  eined  (St* 
banfenttierfd;  benn  er  befagt  nur,  bag  bie  barin  audgebrüdtten  ©ebanfen 
ht9  %ntüx9  mit  feiner  anficht  ber  ^elt  übereinßimmen,  U)clc^ed  ftc^ 
oon  felbfl  oerfie^t;  too^I  aber  ift  ieber  aufrid^tige  frembe  93eifaII 
eine  fold^e  ©arantie.  ÜDenn  »enn  bie  ©ebanlen,  nad^bem  fie  il^ren 
S93eg  aud  einem  ftopf  in  ben  anbern  gemad^t  ^aben,  aud^  mit  ber 
in  biefem  üor^anbenen  Stnfc^auung  ber  Sßelt  übtreinfiimmen,  fo  lann 
bie«  feinen  @runb  nur  barin  §aben,  bag  fie  obiectib  flnb.  Den 
fremben,  einzelnen  SScifaQ  aud  jufäDigcr  Uebereinftimmung  ber  Denfart 
erflären,  ge^t  nur  bann,  toann  man  in  ber  äRanier,  SRobe,  ^errfc^enben 
Denfungdart  ber  ^tit,  alfo  ol^ne  Originalität  gefd^rieben,  ober  9tau 
fonnementd  gemacht  ^at,  »ie  Oeber  fie  felbfl  mac^t,  alfo  tribial  ifi. 
S(ugerbem  ift  bie  Serf^ieben^eit  ieber  dnbiDibualitftt  bon  ber  anberu 
ju  grog.  Wfo  fc^on  ein  ttd^ter  frember  competenter  Seifall  giebt  bem 
©elbflgebad^ten  unb  OrigineDen  ©arantie.    (JDt.  410.) 

Btifviti. 

1)  Sßorauf  ber  fiarfe  Sinflug  be«  SetfpieU  beruht. 
Der  ©nflug  be«  »eifpict«  ifl  mä^tiger,  ate  ber  ber  8e^rc.    Die 

fe^r  par!e  SBirfung  ht»  »eifpiett  beruht  auf  ber  UnfetbflänbigWt  ber 
meifien  äRenf^en.  Die  SReiflen  ^aben  )u  menig  Urt^eiMfraft  unb  ju 
toenig  fienntnig,  um  na^  eigenem  (Ermeffen  ju  §anbeln.  Da^er  ^e 
gern  in  bie  ^ugflapfen  Ruberer  treten.  Die  @^eu  Dor  eigenem  9{a4- 
benfen  unb  bad  groge  iDKgtrauen  gegen  ba«  eigene  Urt^eil  treibt  fte 
aur  Sßac^a^mung.    ($.  II,  254.) 

2)  Smiefac^e  äBirfungdtoeife  bed  SeifpieU. 

Do«  »eifpiel  toirft  cnttoeber  ^emmenb  ober  befbrbernb.  Crflere«, 
wenn  e«  ben  ÜRenf^en  bcpimmt,  ju  unterlaffen  toa«  er  gern  t^äte, 
fei  e«,  bog  er  e«  ni(^t  für  rät^lid^  pt,  ober  gar  on  einem  Änbem, 
ber  t»  getrau,  bie  f glimmen  Sotgen  wahrgenommen;  bie«  ift  ba« 
abff^redenbe  Seifpiet.  Seförbemb  mirlt  ba«  Seifpiel,  inbem  e« 
entloeber  ben  9Renf<^en  bekoegt,  jn  t^un  toa«  er  gern  untertiege,  ober 


«ejol^mig    —    «crcbfamlctt  73 

t^  ermut^tgt,  }u  t^ttn,  »ad  er  gern  if^ni,  \thoif  Btd^er  ava  ^nxdfi 
toT  @efal^  obev  ^ijan^it  unterließ;  bted  tfl  bad  Detfül^rertfd^e 
»rifptcL     (%  II,  253  fg.) 

3)  aRtttelbare  äBirlung  be«  Setfpteld. 

3Benn  bad  Seifpiel  ben  SRenfc^en  auf  (&txoa€  bringt,  bad  i^m  fonft 
gar  ntc^t  etngefaÖen  toäre,  fo  mirlt  ed  in  btefem  ^all  junäc^fl  nur 
auf  ben  O^ntellect;  bie  SBirlung  auf  ben  SBilten  ifl  babei  fecunbär 
nnb  »trb,  toenn  ^e  eintritt,  burc^  einen  9ct  eigener  Urt^eitelraft, 
ober  hnxdf  3^^^uen  auf  ben,  ber  \>a9  SBeifpiel  giebt,  t^emtittelt. 
(%  U,  254.) 

4)  SSerfd^iebene  Krt  ber  SBirfung   bed  9ti\phU   bei 
Derf^iebenen  Sl^aralteren. 

j£>it  9rt  ber  SBirlung  bed  Seifpiete  loirb  burd^  ben  S^aralter  eine« 
Ocbcn  beiUmmt;  ba^er  baffetbe  Seifpiel  auf  ben  @inen  berfü^rerifc^, 
auf  ben  S[nbem  abfc^redfenb  mirft.  2)er  @tne  benit:  „^fui,  nie 
egoifüfd^,  hiie  rüdfld^tdlod  ifl  bted;  ic^  totQ  ntic^  ^üten,  bergletc^en  ju 
t^un.''  S^^^^Ü  Änbere  beulen:  „Zf)nt  Der  3)ad,  barf  idf9  auc^/' 
{%  U,  254.) 

5)  SBirfung  bed  9eiff)ield  in  moralifd^er  ^infic^t. 
jDad  Seifpiel  lann,  iDie  bie  Se^re,  itoax  eine  cibite,  ober  legale 

9efferung  beförbern,  jeboc^  nid^t  bie  innerlid^e,  eigentlich  moralifd^e. 

jDad  Seifpiet   mirtt   nur   aU   ein  Seförberungdntittel   bed  $crt)or« 

tretend  ber  guten  unb  fc^Iec^ten  ^^araftereigenfd^aften,  aber  ed  fd^afft 

fie  m(^t.    (?.  II,  255.) 

6r)al)ung,  bed  äBiOend,  f.  Sille. 

6eltibi0Utig^  f.  Oniurie  unb  ®ro6l^eit. 

6erebfamkeU. 

1)  ÜDeftnttion  ber  Serebfamfeit. 

Serebfamfeit  ifl  bie  t^ö^igfeit,  unfere  Snfic^t  einer  @ac^e,  ober 
unfere  ©efinnung  ^infld^ttic^  berfelben,  aud^  in  Vnbern  ^u  erregen^ 
unfer  @efül^I  barüber  in  i^nen  ju  entjünben  unb  fie  fo  in  ©kimpat^ie 
mit  und  }u  Derfe^en;  bied  älDed  aber  baburc^,  bag  mir,  mittelft 
Sorten,  ben  ©trom  unferer  @ebanfen  in  i^ren  ftopf  leiten,  mit  folc^er 
@etoaIt,  bag  er  ben  i^rer  eigenen  t)on  beut  ©ange,  ben  fie  bereitd  ge« 
nomnten,  ablenit  unb  in  feinen  Ißauf  mit  fortreift.    (SB.  U,  129.) 

2)  Ouelte  ber  S3erebfam!eit. 

Sud  ber  angegebenen  3)eftnition  mirb  begreiflid^,  toarum  bie  eigene 
Ueberjeugung  unb  bie  Seibenfc^aft  berebt  mac^t,  unb  überl^aupt  9e« 
rebfamteit  me^r  (Saht  ber  9tatur,  ald  Serl  ber  ^unfl  ift,  obglei^  and^ 
^ier  bie  Äunfi  bie  iRatur  untcrflüftt.    (3B.  II,  130.) 

3)  9tegeln  ber  Serebfamfeit. 

Um  Sinen  Don  einer  Sßa^r^eit,  bie  gegen  einen  bon  i^m  feflge» 
^altenen  Orrt^um  fheitet,  }u  überjeugeu,  ifi  bie  erfie  Siegel  biefe: 
SRan  laffe  bie  ^rttmtffen  Dorange^en,  bie  Sonclufion  aber 


74  8erg|»rebigt    —    Sef^eibett^eit 

folgen.  3)ad  entgegeugefe^te  Seifa^rcn  bed  (Sifetd  unb  ber  9{e€^t« 
^aberei  mac^t  ben  @egncr  tetd)t  fo))f[d|cu,  mac^t  i^n  unjugängltc^  für 
ade  ©rünbe  uub  ^rämtffen,  t)on  benen  er  fd^on  üor^er  toeig,  ju 
weiter  unücbfanicn  Goncluflon  fic  fül^rcn.    (ÜB.  II,  130;  §.  41  fg.) 

Seim  fettleibigen  einer  ®a^e  bringe  man  ntc^t  atled  Srfmnftd^e, 
kQad  fid^  bafUr  fagen  Ußt,  äSa^red,  c^albtoa^rc^  unb  blod  (Scheinbarem 
burc^etnanber  t^or;  benn  ba^  galfc^e  ücrbdd^tigt  bad  mit  i§m  )ufamnten 
t^orgetragene  !£riftige  unb  3Ba^re.  3Ran  gebe  alfo  biefed  rein  unb 
allein  unb  ^Ute  fid^,  eine  SS$a§r^eit  mit  fop^iftifc^en  @rünben  ju  üer» 
t^eibigen,  ba  ber  @egner  burd^  Umflofjen  biefer  ben  ©^ein  geioinnt, 
aud^  bie  barauf  geftü^te  äBa^r^eit  umgeflogen  ju  ^aben.    (3B.  II,  130.) 

I3ersptelift0t^  f.  S^riflent^um. 

«efd^äftiflung. 

On  $infid^t  auf  t^a^  l'eben^glüdt  (eifiet  bem  geiflig  Sefä^igten  in< 
teüectuene  93efd)äftigung  me^r,  aU  bad  toirfli^e  ü?eben  mit  feinem 
beflänbigen  3Be^fet  bed  (Selingend  unb  3)tigtingend,  nebfl  feinen  Sr^ 
fc^Utterungen  unb  plagen,  ^a^  m6)  äugen  t^ätige  lieben  lentt  Don 
itn  ©tubien  ab  unb  benimmt  bem  (Seifte  bie  baju  erforbertic^e 
(Sammlung.  Snbererfeitd  mad^t  an^alteube  (Seiftedbefc^üftigung  }um 
!£retben  unb  Stummeln  bed  mirfli^en  !?eben^  me^r  ober  tt)eniger  un^ 
tüd^tig.  !fiJo  ba^er  energifc^c  pra!tifd)e  3:^ätigleit  erforbert  toirb,  tfl 
eö  rat^fam,  erftere  einjufteHen.    C|J.  I,  444.) 

ifiefd^eiHen^eit. 

1)  Sßurjel  ber  l^obreben  auf  bie  Sefd^eiben^ett. 

fficr  felbfl  Serbienfl  ^at,  läßt  aud)  bie  ä^ten  unb  toirüic^en  SJer« 
bienfie  Snberer  gettcn.  3lber  ber,  bem  fclbft  Sorjüge  unb  Serbienfic 
mangeln,  n)Unfd)t,  baf^  ed  gar  feine  gäbe;  i^r  Snblidf  an  9nbern  erregt 
feinen  ^J{eib,  er  möchte  aUc  ))erfi)nli(^  ^eoorjugten  ausrotten.  2)2ug 
er  fie  aber  Iciber  leben  laffen,  fo  foU  ed  nur  unter  ber  93ebiugung  fein, 
bag  fie  i^re  Sor}üge  t)erfte(fen.  ^ie^  ifi  bie  SBurjet  ber  fo  ^äu^gen 
l'obreben  auf  bie  »cf^cibenljcit.    (2ß.  II,  485;  l,  277;  %  U,  232.) 

Die  Sef^eibenl^cit  ifl  bemnac^  eine  }u  ®unf)en  ber  platten  ©etoö^n^ 
lid^Iett  erfunbene,  fd^Iaue  Stugenb,  koelt^e  bennod^,  eben  burc^  bie  in 
i^r  an  ben  !£ag  gelegte  92ot^toenbigfett  ber  (Schonung  ber  Srmfdiigfeit, 
biefe  gerabe  an«  ?id^t  jie^t.  (^.  II,  232.)  Die  Jugenb  ber  ^t' 
f^eiben^eit  ift  btod  jur  Sd^u^me^r  gegen  ben  3?eib  erfunben  loorben. 
{%  II,  496.)  Unfel)tbarer  ba^er  no4  al«  (Söt^e«:  „9tur  bie  ivanpt 
finb  bef (Reiben'',  märe  bie  9e^au))tung  gemefen:  Die,  meldte  fo  eifrig 
oon  3(nbcm  Sefd^eiben^eit  forbem,  auf  Sefd^eiben^eit  bringen,  flnb 
juüertäfrig  Sumpe.    (3B.  II,  485.) 

2)  Unüerträglid^feit  ber  93ef^eiben^eit  mit  Serbienfl 
unb  ®enie. 

Q9  gei|ört  }u  ben  nad)gefprod)enen  drrt()ümern:  „Serbienfi  unb 
Oenic  finb  oufrit^tig  befd^eibem"    {%  II,  64.) 


SScfdffrönfung    —    öcfonncnl^eit  75 

Sefc^eiben^eit  in  einem  gro§en  ®ei{le  ttJürbe  ben  Seuten  loo^t  gefaOen, 
nr  if!  fte  leiber  eine  contradictio  in  adjecto.  !Denn  ein  fotc^er 
Ifflin  ni(^t«  ©rogcö  f (Raffen,  ol^nc  bic  SIrt  «nb  SBeife,  bie  (Scbanfcn 
:nb  ^n^c^tett  feiner  ä'^itgenoffen  für  ni(^tö  ju  atzten.  D^nc  bicfc 
Jrrogans  ^'^^  ^^i"  S'^oßcr  üKann,  {%  11,  85  fg.)  63  ifl  fo  nn^ 
iaögüc^,  ha^  loer  Serbienfie  ^at  unb  n)et§  h)ad  fte  foflen,  felbfl  btiub 
^gegeu  fei,  iDte  ha^  ein  üßann  Don  fed)3  %u^  ^ö^e  ntd)t  mer!e,  bag 
T  Me  änbcm  überragt,  ^oroj,  Sucrej,  DDib  unb  faft  oQe  Sllten 
vabm  flolj  öott  fic^  gerebet,  beögleic^en  Dante,  ©l^alefjjeare,  Safo 
:m  $erulam  unb  Siele  ntc^r.  S)ag  @tner  ein  grof^er  ©eift  fein 
'mt,  o^nc  cttoa«  baüon  ju  merf en,  ifi  eine  Sl6f urbitöt.  (S33,  U,  484 ; 
l  U,  4960 

Seft^cibcn^cit  bei  mittelmäßigen  gä^lgfcitcn  ifl  bfo§e  C^rtic^feit,  bei 
p§m  Talenten  ifl  fte  $eu^e{ei.  S)arum  ift  SDtefen  offen  audge« 
fprodjened  (Selbflgefü^t  unb  unDer^o^IeneS  33cn)ugtfcin  ungen}ö^n(id)er 
Gräfte  gerabc  fo  »o^Ianpänbig,  ate  3cncn  if;rc  Sefc^ciben^cit.  {%  U, 
♦^38;   SB.  I,  2770 

Sefditäukuns. 

^efd^ränfung  ifl  93ebingung  bed  l^eben^glüde^.  äOe 
Sefc^ränhuig  bcgiüdt.  3e  enger  unfcr  ©epc^tö-,  333irfung«»  unb 
Scrü^rangöfreiö,  befto  gtödlid^cr  ftub  mir;  je  iueitcr,  befto  öfter  fügten 
B'ir  mi3  gequält,  ober  geängfiigt.  ©enn  mit  i^m  bemie^ren  unb  öer* 
ax%ttt  fi^  bic  Sorgen,  SBünfdje  unb  ©c^rcdniffc.  3e  weniger  ßr-- 
ffgwng  be«  aBillen«,  beflo  toeniger  Reiben,  »ef d)rönf t^eit  beö  2B  i  r  f  u  n  g  i3  := 
Steife«  benimmt  beut  SEBiKen  bie  äußern  SJeranlaffungen  ,5ur  Erregung; 
S^'^änlt^cit  be«  ®eifteö  bie  innern.  9?ur  ^at  (entere  tm  5Wa^t^eiI, 
•^B  fic  ber  gangettjcile  bie  2'^ür  öffnet,  toefd^e  mittelbar  bie  QucBe 
"on  ^^ciben  itjirb.  3luö  beut  bi\)U  ifl  ju  erfc^en,  wie  förberlid^  bie 
•^«Bcrc  »ef^ränfung  bcm  menf^tidjcn  ©lüde  ift.    ($.  I,  443  fg.) 

S^ön  ^üte  fl^,  baö  ©lud  feine«  Scbenö,  mittelfl  üieler  ßrf orber* 
^flf  in  bemfelben,  auf  ein  breitet  JJunbanient  gu  bauen;  benn 
^  einem  fo^cn  fle^enb,  flürjt  eg  am  leid^tcflcn  ein,  mcil  e«  t?iel 
^t  Unfällen  ©clegenl^eit  barbictet  unb  biefe  nic^t  auöbfeiben.  ®a« 
^.«föubc  unfere«  ©lüdö  uer^ält  fid^  alfo  in  biefer  ^m[xijt  umgc!e^rt 
5f^  öffc  anbereit,  aW  welche  auf  breitem  gunbamcnt  am  fcflcflcn  ftel^n. 
'^"nc  «nfprüc^e,  im  Ser^ättnig  ju  feinen  2WitteIn  jeber  «rt,  möglit|ft 
^^^^H  3U  fleHen  ift  bemnac^  ber  ftc^erfte  SBeg,  großem  Unglüd  ju 
%N.    ÄJ.  I,  437.) 

*%cd)t,  f.  abet. 

^ffittiun,  fi4  f.  ©ebäc^tniß. 

'^fonnettljcit. 

1)  Quelle  ber  Sefonnen^cit. 
*^tt«  J)cn!en,  bic  JRefIejion  ert^eilt  bem  50ienfc^cn  jene  Sefonncn^eit, 
^bcm  J§icre  abgebt    Denn,  inbem  fie  iljn  befä(;igt,  tanfcitb  Dinge 
^^  Sinm  SSegriff,    in  iebcm  aber  immer  nur  ba«  SBef entließe  ju 


74  8erg))rebtgt    —    Sefi^eiben^eit 

folgen.  3)a^  entgcgeitgefe^tc  Seifa^rcn  bed  (Stferd  unb  ber  SRec^t» 
^aberei  ma<i^t  bcn  ®egner  leii^t  lopffd^cu,  mad^t  tl^n  ungugängUd)  für 
ade  ®rünbe  unb  ^;|3rämtffen,  uon  beneu  er  fd^on  dotier  tueig,  ju 
tücld^er  unlicbfonicn  Goncluflon  fic  filmten.    (ÜB.  II,  130;  $.  41  fg.) 

Seim  Sert^etbtgen  einer  <Saä)t  bringe  man  ni^t  oGfed  @rfinnti({|e, 
»Q^  \iä)  bafür  fagen  Iäf?t,  SBo^re^,  ^albnia^rc^  unb  Mo^  Sd^einbare^ 
burd^einmtber  Dor;  benn  ba^  Scttfd^e  t)crbäd^tigt  ba^  mit  i^m  jufammcn 
t)orgetragene  S^riftige  unb  Sßal^re.  Tlan  gebe  alfo  btefe^  rein  unb 
aQein  unb  l)Ute  [xd),  eine  Sa^r^eit  mit  fop^iftifc^cn  (ärilnben  jn  Der« 
t^eibigen,  ba  bcr  @cgner  burc^  Umflogen  btefer  ben  ©d^etn  gewinnt, 
aud^  bie  barouf  geftU^te  2Ba^r^eit  umgeflogen  ju  ^aben.    (3B.II,  130.) 

ßtviptitiit^  f.  (E^riflent^um. 

Äefdjäftiflung. 

3n  $tnfid)t  auf  ba9  üleben^glüd  tetfiet  beut  geiflig  Scfä^igten  in« 
tetlectuene  9efd)äftigung  me^r,  aU  ha9  n^irfUc^e  lieben  mit  feinem 
beflönbtgen  3Bcd^feI  be^  (Gelingend  unb  SRigtingend,  nebfl  feinen  Sr» 
fc^Uttenmgen  unb  Pagen.  !l)a^  na^  äugen  t^ätige  lieben  lenft  bon 
ben  @tubien  ab  unb  benimmt  bem  C^eifle  bie  baju  erforberIid[)e 
Sammlung.  9nbererfeitö  mat^t  an^altenbe  (^eiftc^befd^äftigung  jum 
!Ireiben  unb  S^uutmeln  bc^  toirfli^en  liebend  me^r  ober  loeuiger  un-» 
tüd^tig.  !So  ba^er  energif^e  ))raltifd)e  Z^ätigleit  erforbert  ttirb,  ift 
ed  rat^fam,  erftcre  cinjuftellen.    {%  l,  444.) 

1)  SBurjel  ber  l^obreben  auf  bie  Sefc^eiben^eit. 

Ser  fetbfl  Serbienfl  ^at,  lägt  aud)  bie  ädjten  unb  mirftid^en  Ser« 
bicnjlc  Slnberer  gelten,  aber  ber,  beut  fclbfl  Sorjüge  unb  SJerbienfte 
mangeln,  h)ünf^t,  bag  e^  gar  feine  gäbe;  i^r  %ibltd  an  SCnbern  erregt 
feinen  "ihit,  er  möd^te  aQe  perfönlic^  Seoorjugten  ausrotten.  3){ug 
er  fte  aber  leiber  leben  taffen,  fo  foU  ed  nur  unter  ber  ÜBebingung  fein, 
bog  pe  i^re  Sorjüge  berfleden.  !I)ied  ifl  bie  äBurjel  ber  fo  ^äu^gen 
l^obreben  auf  bie  »efc^eibcn^eit.    (SB.  11,  485;  I,  277;  %  U,  232.) 

3)ie  Sefd^eiben^eit  ifl  bemnad^  eine  }u  (Sunflen  ber  platten  ©etoi^^n-* 
li^feit  erfunbene,  f^Iaue  jlugenb,  nieifc^e  bennod^,  eben  bur^  bie  in 
i^r  an  ben  £ag  gelegte  92ot^tt)enbigfett  ber  @d^onung  ber  Xrmfttligteit, 
biefe  gerabe  and  eid|t  jie^t.  ($.  II,  232.)  S)ie  !£ugenb  ber  Se^ 
fc^eiben^eit  ift  btod  3ur  Sd^u^me^r  gegen  ben  97ctb  erfunben  morben. 
C)$.  U,  496.)  Unfehlbarer  ba^er  noc^,  atö  (^öt^ed:  „9{ur  bie  2vmpt 
ftnb  befd^eiben'',  n)ttre  bie  Se^auptung  getvefen:  2)ie,  toeld^e  fo  eifrig 
Don  Xnbem  Sefd^eiben^eit  forbem,  auf  Sef^eiben^ett  bringen,  finb 
juberlöffig  Sumpe.    (üB.  II,  485.) 

2)  UnDertr&gli^Ieit  ber  Sefc^eiben^eit  mit  Serbienfl 
nnb  ®enie. 

6d  ge^iirt  ju  ben  nac^gefpro^euen  Orrti)ümcrn:  „Serbienfl  unb 
@enie  fmb  aufrichtig  befd^eiben.''    C)}.  U,  64.) 


L 


Sc(«^r(lnftttig    —■    ©cfonncnl^eit  75 

Sefc^etben^ett  in  einem  großen  ©etfte  tt)ürbe  ben  beuten  loo^I  gefaOen, 
aar  ifl  fic  Iciber  eine  contradictio  in  adjecto.  ÜDenn  ein  fotc^er 
fann  ntc^t^  @roged  f (Raffen,  ol^ne  bie  %xi  unb  Sßeife,  bte  (Sebanfen 
DRb  "iCu^^ten  feiner  3^i^9^"offct<  f^^  mdjt^  3U  atzten.  Dl^ne  btefe 
Srroganj  »irb  lein  großer  üKann.  CP.  11,  85  fg.)  S3  ifl  fo  nn= 
mogtic^,  bag  tuer  3$erbien{ie  f)at  unb  loeig  tva&  fie  foflcn,  fetbfi  bünb 
bagegeu  fei,  toie  ha^  ein  Wlann  üon  fed^d  i^ug  $ö^e  nid^t  nter!e,  baß 
:t  bie  Slnbem  überragt,  ^oraj,  Sucrej,  Duib  unb  faft  aDe  ^Iten 
^ben  flol3  Don  ftc^  gerebet,  be^gleic^en  2)ante,  ©l^aJfefpeare ,  99alo 
Don  Serulani  unb  Siele  ntc^r.  S)aß  @tner  ein  großer  @eift  fein 
lount,  of)m  ettoad  baDon  yx  mtxitn,  ifl  eine  3(bfurbität.  (9B.  U,  484 ; 
?.  n,  4960 

Sefi^cibenl^eit  bei  mittelmäßigen  gä^igleiten  ifl  bloße  S^rlic^feit,  bei 
grogfti  j£alenten  ifl  fte  $eud^e{ei,  3)arum  ift  SDiefen  offen  au^ge« 
fproc^ene^  ©elbflgefü^I  unb  unt)er^o^tene^  33en)nßtfcin  ungcioö^n{id)er 
Äräfte  gcrabc  fo  ttJO^Ianfiänbig,  aW  Scnen  if;rc  Sefc^cibenl^cit.  {%  II, 
638;    m  l,  277.) 

fitfdirätikung. 

Sefd^räntung  ifi  93ebtngung  bed  l^eben^glUdfe^.  %Vit 
93(fc^rönlung  bcgiüdt.  Oe  enger  unfer  &t\id)t^',  äBirfung^»  unb 
j?erül^rungdfrei^,  befto  glötflid^er  fiub  n)ir;  je  iveiter,  beßo  öfter  fügten 
oir  uix9  gequält,  ober  geängfiigt.  !Denn  mit  i^m  t^erme^reu  uub  t^er- 
grögern  fic^  bie  Sorgen,  3Bünfd)e  unb  (3d)re(fniffc.  3e  weniger  6r-- 
regung  be«  SBiQend,  beflo  tueniger  Seiben.  93ef djränf t^eit  bed  2B  i  r  f  u  n  g  ^  ^ 
freif  cd  benimmt  beut  SBiUcn  bie  äußern  SJeranlaffungeu  jur  Grrcgung; 
Seff^ränft^eit  bed  ©eifled  bie  inuern.  97ur  ^at  (entere  ben  9{a^t^eif, 
bag  fte  ber  i^angetocile  bie  Ziiüx  öffnet,  mldjz  mittelbar  bie  OueKe 
oon  treiben  toirb.  Sluö  bem  3bl)D  ifl  ju  erfe^en,  mic  förberiid^  bie 
äugcre  Sef^ränfung  bem  menf^tidjcn  ©lüde  ifl.    ($.  I,  443  fg.) 

2Ran  ^üte  fl^,  baö  ®Iüd  feine«  geben«,  mittelfl  üieler  ßrf orber* 
ntffe  JU  bemfelben,  auf  ein  breite«  t^unbameut  ju  bauen;  benn 
auf  einem  folc^en  fle^enb,  flürjt  e«  am  teid^teflen  ein,  mil  e«  t^iel 
me^r  Unfällen  Gelegenheit  barbietet  unb  biefe  ni^t  ausbleiben.  S)a« 
(SeWube  unfere«  ©füd«  ucr^ält  fld^  alfo  in  biefcr  ^infic^t  umgcle^rt 
mie  aDe  anberen,  al«  »elc^e  auf  breitem  (^unbament  am  feflef)en  fle^n. 
Seine  Änfprüc^e,  im  SJer^ältniß  ju  feinen  2WitteIn  jeber  ärt,  möglit^fl 
niebrig  ju  flcDen  ifl  bemna^  ber  fi^erfle  S33eg,  großem  Unglüd  ju 
entgegen.     (^.  I,  437.) 

6rft^r(d)t,  f.  91  bei. 

dtftnntn,  ftd^,  f.  @ebä(^tniß. 

Btfonntn^dt. 

1)  Quelle  ber  99efonnen^eit. 
Da«  Denlen,  bie  9tefIe^ion  ert^eilt  bem  9)ienf(^en  jene  SSefonnen^eit, 
bie  bem  Spiere  abgebt    2)enn,  inbcm  fte  ilju  befä(;igt,  taufeub  !Dinge 
bur(^  Sinen  Segriff,    in  j|ebem  aber  immer  nur  ba«  SBefentlic^e  ju 


76  8efotmenl^ett 

benlen,  lann  er  Unterfd^iebe  ieber  %xt,  a(fo  au^  bie  be^  SRaumed  unb 
ber  ^ni,  beliebig  faOen  (äffen,  looburc^  et  in  ©ebonlen  bie  Ueberfid^t 
ber  Vergangenheit  unb  S^^nft,  toit  auc^  be^  Sbioefenben,  erhält; 
n^&^renb  ba^  X^itx  in  jeber  ^infid^t  an  bie  ©egenttiart  gebunben  ifl. 
(®.  101.) 

1>uxdi  ben  int  9)2enf(^en  auftvetenben  iibertoiegenben  dnteDect  tfl 
nid^t  nur  bie  Sluffaffung  ber  SRotibe,  bie  SRannigfaltigteit  berfelben 
unb  ttberl^aupt  ber  $ori}ont  ber  3^^^^  unenblid^  berme^rt,  fonbetn 
au^  bie  I)eutti^Ieit,  mit  toel^er  ber  SßiDe  fic^  feiner  felbfl  bettjugt 
toxxh,  aufd  ^öd^fle  geweigert,  in  i^olge  ber  eingetretenen  j^tar^eit  bed 
ganjen  Seiougtfein^,  ttjeld^e,  burd^  bie  S^^igfeit  bed  abfiracten  Qx- 
fennen^  unterpü^t,  bi$  jur  DoUIornntenen  Sefonnenl^eit  ge^t  (9B.  II, 
317.)  2)ad  St^ier  lebt  o^ne  aOe  Sefonnen^eit.  9ett)ugtfein  ^at  ed, 
b.  ^.  tu  erlennt  fic^  unb  fein  9Bo§I  unb  SSBel^e,  baju  aud^  bie  ®egen* 
fiänbe,  meldte  beibed  Derautaffen.  916er  feine  (Srienntnig  bleibt  fietö 
fubjectit),  toirb  nie  objecttt);  aOeö  barin  Sorlommenbe  fd^eint  ft<i^  i^m 
üon  felbß  ju  Derfle^en  unb  lann  i^nt  ba^er  nie  tothtt  jum  C^bject  ber 
^DarfteÜung,  nod^  jum  Object  ber  SRebitation  ttjcrbcn.  Sein  Semugt- 
fein  ift  alfo  gau)  immanent.  Son  Derioanbter  9ef<i^affen^eit  iflba^ 
Seiougtfetn  be«  gemeinen  9Renfd^enf<^taged.  (9B.  11,  435;  92.  75.) 
üDie  Sefonnen^eit  entf))ringt  aud  ber  üDeutlid^Ieit,  mit  nield^er  man  bet 
2Bett  unb  feiner  fetbfl  inne  ioirb  unb  baburc^  jur  Sefinnung  barüber 
fommt.  ®ie  beruht  auc^  barauf,  bag  ber  OnteUect  burd^  fein  Ueber» 
gemic^t  fld^  Dom  SSBillen,  bem  er  urfprünglid^  bienflbar  ifl,  }u  Stitm 
Mmaift.    (S.  n,  436.) 

2)  2)ie  Sefonnen^eit  aU  SEBurjel  alter  grogen  tl^eo- 
rettfd^en  unb  |>rattifd^en  Seiflungen  be^SRenf^en. 

!Z)ie  Sefonnen^eit  ifl  bie  9Bur)et  aOer  jener  t^eoretif<i^en  unb  |)ral' 
tifd^en  Seiflungen,  burd^  loelc^e  ber  Tltn^ä)  bad  2:i^ier  fo  fe^r  übertrifft; 
junüc^fl  nämlic^  ber  (Sorge  für  bie  S^^t^f^  unter  Serüclfic^tigung  ber 
Vergangenheit,  fobann  bed  abfi^tti^en,  planmäßigen,  met^obifc^en 
Verfahrend  bei  jebem  Vorhaben,  bal^er  bed  3uf^^>^tentt)irlend  Vieler 
ju  (Einem  S^td,  mithin  ber  Orbnung,  bed  ©efe^ed,  bed  ©taated  u.  f.  to. 
(®.  lOlO 

!Die  Vefonnen^eit  ifl  ed,  tt)el^e  ben  ÜRaler  befähigt,  bie  92atur,  bie 
er  oor  Hugen  ^at,  treu  auf  ber  Seintoanb  ttiieberjugeben,  unb  ben 
S>i4ter,  bie  anf^aulid^c  ®egentt)art,  mittelfl  abfhacter  Vegriffe,  genau 
mieber  ^erüorjurufen,  inbem  er  fte  audf))ri(^t  unb  fo  jum  beutlid^en 
Semugtfein  bringt;  imgleid^en  Sltled,  ttjad  bie  Uebrigen  b(od  füllen, 
in  Sorten  audjubrürfen.  —  Vefonnen^eit  ifl  bie  SBurjel  ber  $^iIofopl^ie, 
ber  ftunfl  unb  ^oefte.  (9B.  U,  436.)  Vermöge  feiner  Obiectibitöt 
nimmt  bad  ®enie  mit  Vefonnen^eit  alled  2)ad  n)a^r,  tt)ad  bie  Xnbern 
nxdjt  fe^en.  2)ie«  giebt  i^m  bie  S^^igteit,  bie  9tatur  fo  anfc^oulic^ 
unb  lebhaft  aü  ÜDii^ter  }u  f^ilbem,  ober  atd  2Ra(er  bariufleQen. 
(?.  n,  4510 


»effenmg  77 

3)  3)ic  ®rabc  bcr  Scfonncn^cit. 

Sie  ©tobe  ber  S)eut(i(^!eit  bed  Semugffeind,  nüt^tn  ber  Se» 
fonnen^eit,  fönnen  angcfe^en  merben  ate  bie  ®rabe  ber  Realität 
U^  2)afeind;  benn  bie  unmittelbare  SteoKtät  tfl  bcbingt  burd^  eigene^ 
Setmigtftm.  9Iun  aber  flnb  im  äRenfd^engefd^led^t  bie  ®rabe  ber 
Sqomien^eit  ober  bed  beutli^en  9etDu§tfetit^  eigener  unb  frember 
^ißenj  gar  Dtelfa^  abgeffatft,  nad^  9Raa§ga6e  ber  natürlichen  ®eifled« 
frafte,  ber  9ndbt(bung  berfelben  unb  ber  SRuge  }nm  9}ad^bcnlen. 
1>.  n,  630.) 

4)  Sebingung  bed  befonnenen  Sebend. 

Um  mit  DoIIfommener  Sefonnen^eit  }u  (eben,  ifl  erforbert,  bag 
nan  oft  gurüdbenle  mtb  tDa9  man  ertebt,  get^an,  erfahren  unb  babei 
nnpfunben  ^at  recopituUrc,  aud^  fein  e^emaliged  Urt^eil  mit  feinem 
gegenmärtigen,  feinen  Sorfa^  unb  @treben  mit  bem  (Srfolg  unb  ber 
Stfriebigung  burd^  benfelben  t)ergteid^e.  SSBer  im  ®etümmet  ber  ®e« 
ji^äfte,  ober  Vergnügungen,  ba^inlebt,  o^ne  je  feine  Vergangenheit  }u 
nnainiren,  tiebne^r  nur  immerfort  fein  !Oeben  ab^a^pett,  bem  ge^t 
ttare  Sefonnen^eit  oerloren.  3)ie^  ifl  um  fo  me^r  ber  t^aQ,  je  grdger 
bie  äugere  Unruhe,  bie  3Renge  ber  (Sinbrüde,  unb  je  geringer  bie 
innere  SE^ätigleit  feine«  ®eifleö  ijt.  (^.  II,  444;  5».  8.) 
Beffcntisg. 

1)  @))^ttre  unb  Sereic^  ber  Vefferung, 

Snf  ber  S onfl an j  bed  S^arafterd  (f.  @§aralter)  beruht  ed,  bag 
tin  3Rettf(^,  fetbfl  bei  ber  beutlic^flen  (Srfenntnig,  \a  Serabfd^euung 
[ttner  moralif^en  f^el^ter,  \a  beim  aufric^tigflen  Vorfa^  ber  Sefferung, 
bo(^  eigentlich  flc^  nic^t  beffert,  fonbern  immer  lieber  in  biefelben 
3(!|(er  fdDt.  SIo«  feine  (Srlenntnig  tagt  flc^  beri^tigen;  bann 
änbert  er  bie  SDtittel  ju  feinen  ^mdm,  ni^t  bie  ^mdz.  üDie  ®p§ttre 
nnb  ber  Sereic^  aQer  Sefferung  unb  Serebelung  liegt  allein  in  ber 
Silenntnig.  SDer  S^aratter  iß  unberttnberlic^.  (@.  51  fg.  254.). 
^injtd^t,  (Srienntnig  lann  man  erlangen  unb  tt)ieber  Verlieren,  lann  fle 
ünbem,  beffern,  oerberben;  aber  ben  SEBiDen  lann  man  ni^t  ttnbem: 
barum  ,,i(^  begreife",  „i^  erfenne",  „idf  fe^e  ein''  —  ip  toanbetbar 
unb  nnft^er;  „i^  xoxU",  mdf  re^terlannten  SJtotiDen  gefagt,  iß  fefl 
»ie  bie  5Ratur  felbp.    (^.  394.) 

2)  Untoirifamleit  ber  St^il  nnb  9IeIigion  jur  mora« 
Itfd^en  Sefferung. 

Seiter,  aU  auf  bie  Veri^tigung  ber  (Srfenntnig,  erflredt  ft^  feine 
ntoraUfd^e  (Sintoirfung,  unb  ia9  Unternehmen,  bie  S^aralterfe^Ier  eine« 
Wenfi^en  bur^  Sieben  unb  3RoraIiftren  aufgeben  unb  fo  feinen  S^aralter 
Mbf(,  feine  eigentli^e  SDtoralitttt,  umfd^affen  ju  »ollen,  ifl  ganj  gleic^ 
bem  Vorhaben,  9(ei  burd^  ttugere  @intt)irfung  in  ®oIb  }u  Denoanbeln, 
i^ber  eine  Si^e  burc^  forgfüttige  Pflege  ba^in  }u  bringen,  bag  fle 
«Prilofen  trüge.    (6.  52.) 

9ßenn  nii^t  ber  S^orafter,  atö  Urf|>rüng(i(^e«,  unberftnberlic^  unb 
^^r  oder  9ef(erung  unjugfingtic^  mttre;  wenn  Dielme^r,  wie  bie  ))Iatte 


76  8efotmenl^ett 

benfen,  lann  er  Unterf^iebe  j[eber  Srt,  a(fo  auif  bie  bed  SRaumed  uti)> 
ber  3^^  beliebig  faOen  laffen,  moburd^  et  in  ©ebonlen  bie  Ueberfti^t 
ber  Vergangenheit  unb  S^^m^,  tt)ie  and)  be§  Sbioefenben,  erl^ält; 
n^ä^renb  bad  Xfjitx  in  jeber  ^inft^t  an  bie  ©egemoart  gebunben  ifl. 
(®.  101.) 

!X)ur(^  ben  im  a){enf(^en   auftvetenben   übenuiegenben  dnteDect    tft 
nid^t  nur  bie  ^uffaffung  ber  Tlotibz,  bie  äRannigfaltigleit  berfelbett 
unb  ttberl^aupt  ber  ^ori}ont  ber  S^tkt  unenbtid^   üerme^rt,   fonbertt 
audi  bie  I)eutli(^leit,  mit  ttjelc^er  ber  SBille  fi^  feiner  felbfl  bemugt 
toirb,  ouf«  ^ö^pe  gepcigert,  in  golge  ber  eingetretenen  Älar^eit  bc« 
gonjcn  Settjugtfeinö;  »ctd^e,  bur(^  bie  gä^igleit  bc«  abpracten  ©r* 
fennend  unterftii^t,  bi^  }ur  boUfornmenen  Sefonnenl^eit  ge^t.   (3B.  II, 
317.)    2)ad  Ül^ier  (ebt  o^ne  alle  Sefonnen^ett.    Settugtfein  i)(d  t9, 
b.  ^.  t9  erlennt  ftd^  unb  fein  9Bo^I  unb  SSBel^e,  ba}u  aud^  bie  ®egen- 
fiänbe,  tt)el^e  bcibed  ueranlaffen.    Slber  feine  &Ienntnig  bleibt  fitte 
fubjectit),  n)irb  nie  objecttt);  aÜed  barin  Sorlommenbe  f^eint  f!<i^  i^m 
Don  felbfl  }u  Derfle^en  unb  lann  i^m  ba^er  nie  mhtt  jum  C^bject  ber 
^DarfteÜung,  nod^  jum  Object  ber  3Rebitation  h)erbcn.   ®ein  9emugt=> 
fein  ifl  alfo  ganj  immanent.    Son  bertoanbter  Sefd^affen^eit  tflbad 
Seiougtfetn  be$  gemeinen  SDtenfd^enf^Iage^.    (9B.  II,  435;   92.  75.) 
3)ie  SBefonnen^eit  entff)ringt  avA  ber  S)eutli^leit,  mit  meieret  man  ber 
2BeU  unb  feiner  felbft  inne  to)irb  unb  babur^  jur  S3efinnung  barüber 
fommt.    @ie  beruht  auc^  barauf,  bag  ber  OnteOect  bur^  fein  lieber« 
gen)i^t  ftd^  Dom  SBillen,  bem  er  urfprUngfi^  bienftbar  ift,  }u  Seiten 
lodmad^t.    (3B.  n,  436.) 

2)  S)ie  Sefonnenl^cit  aU  9Bur}eI  alter  grogen  t^eo^ 
rettf^en  unb  |)rafttf(^en  Seißungen  ht9  ^tn\dftn. 

jDie  93efonnen^eit  ifl  bie  SBurjel  aller  jener  t^eoretifc^en  unb  pra!-* 
tif^en  Seiflungen^  burd^  ttield^e  ber  äßenfd)  bad  S^l^ier  fo  fe^r  übertrifft; 
junä^fl  nämlid^  ber  (Sorge  für  bie  B^funft,  unter  SerüdEfl^tigung  ber 
Vergangenheit,  fobann  bed  abfi^tli^en,  planmäßigen,  met^obifc^en 
Verfahrend  bei  jebem  Vorhaben,  ba^er  bed  3ufA^>i^<n^i^'^i<^  Vieler 
ju  (Einem  S^td,  mithin  ber  SDrbnung,  bed  ©efe^ed,  bed  ©taated  u.  f.  m. 
(®.  101.) 

Die  Vefonnen^eit  ift  e«,  n^eld^c  ben  äRaler  befähigt,  bie  ißatur,  bie 
er  Dor  Sugen  ^at,  treu  auf  ber  Seinioanb  toiieberjugeben,  unb  ben 
S>id^ter,  bie  anfd§aulid|e  ©egenttiart,  mittelfl  abfhacter  Vegriffe,  genau 
mieber  ^ert)orjurufen,  inbem  er  fte  audf priest  unb  fo  }um  beuüic^en 
Vett)ugtfein  bringt;  tmgleid^en  SHed,  mad  bie  Ucbrigcn  blod  fügten, 
in  SBorten  audjubrürfen.  —  Vefonncn^eit  iß  bie  SBurjel  ber  $^i(ofop^ie, 
ber  ftunfl  unb  ^oefte.  (SB.  II,  436.)  Vermöge  feiner  Objectibität 
nimmt  bad  ®enie  mit  Vefonnen^eit  alled  !Dad  toa^x,  mad  bie  Xnbern 
nid^t  feigen.  2)ie«  giebt  i^m  bie  gä^igleit,  bie  Statur  fo  anfc^aulti^ 
unb  lebhaft  aü  !Z)i(^ter  ju  fc^ilbem,  ober  ald  äRaler  barjuftellen. 
(%  U,  451.) 


©etoegung  79 

2)  Setoegung  aU  urff)rüngltd§er  S^ftanb  bcr  SBelt* 
!dr))er. 

!Da  jeber  St'6iptx  old  (Srfc^einung  bed  SBiOen^  angefe^en  loerben 
omg,  WiUt  aber  not^iuenbig  a($  ein  Streben  fid^  barjlellt;  fo  fann 
^  nrfprihigltfj^e  S^^ß^n^  K^^^  jur  ^uge(  gebauten  ^eltfö^erd  nic^t 
^nfft  fein^  fonbem  Setoegung,  (Streben  t)om)ärt$  in  ben  unenbli^en 
^amn,  o^ne  9{afi  nnb  ^itt  SDiefem  fle^t  ttjebef  ba$  @efe^  ber  Xx^' 
^it,  nüdf  ia9  ber  ftaufatität  entgegen;  benn  ba,  na^  jlenem,  bie 
Itaterie  ate  fol^e  gegen  9tu^e  nnb  ^eniegung  gleichgültig  ifi,  fo  tann 
9fioegung,  fo  gut  tote  dtnf^t,  i^r  urf))rüngli4er  But^^nb  fein;  ba^er, 
iDcim  iDtr  fie  in  äJetoegung  bor^ben,  n)ir  ebenfo  tt)enig  berechtigt  jlnb 
oorandjttfe^en,  bag  berfelben  ein  3^^^^^  ^^^  ^"^^  Vorhergegangen  fei, 
«nb  nac^  ber  Urfad^e  bed  Sintritt^  ber  Sen^egung  gu  fragen,  atö 
mngele^,  tnenn  toir  fie  in  9{u^e  fünben,  mir  eine  biefer  Dor^erge« 
gongene  ^etoegung  Doraudjufe^en  nnb  nad^  ber  Urfac^e  i^rer  Stuf« 
^img  gtt  fragen  Ratten.    (SB.  I,  176  fg.) 

3)  2)ie    Settjegung    atd    Seugerung    be^    ©elbfier« 
^altungötriebe^. 

%Ü  @rtmbbeffa:ebung  beö  SEBiDend  finben  mir  überall  bie  ©elbfl« 
ti^altung.  XOe  Sleugemngen  biefer  ©mnbbefhebung  aber  laffen 
^  fletd  jurüdtfü^ren  auf  ein  Suchen  ober  Serfolgen,  unb  ein  ^Reiben 
^tt  ^te^en,  j[e  nad^  bent  9ntag.  S)ied  jeigt  fi^  ni^t  bto9  bei 
Itknben  unb  erlennenben  SBefen,  fonbem  aud^  f^on  auf  ber  aller« 
nieWgjten  ©tufe  ber  9?atur,  mo  bie  Körper  nur  aö  Äörpcr,  alfo  rein 
mec^anifc^  mtrlen.  Xud^  ^ier  noc^  geigt  fld^  bad  @u^en  ate 
^oDitotion,  ba^  t^Ite^en  aber  a\9  Empfangen  Don  93emegung,  unb 
^t  öctoeglic^feit  ber  Äörper  bur^  Drudt  ober  ©tog,  toctd^c  bie 
Safid  ber  SJ^ed^anil  au^mac^t,  ifl  int  ©runbe  eine  SIeugerung  bed  auc^ 
4nm  tnnemo^nenben  ©trebend  nad^  ©elbßer^altung.  3)er  ge« 
)^o§ene  nnb  gebrücfte  Körper  mürbe  t)on  beut  {togenben  ober  brüdEenben 
^ermahnt  merben,  menn  er  ni^t,  um  feine  Sol^äflon  }u  retten,  ber 
^alt  beffelben  ftc^  burc^  bie  glu^t  entjöge,  unb  mo  biefe  t^m  be« 
nommen  ifl,  gef^ie^t  ed  mirflid^.  Qa,  man  lann  bie  elaflifd^en 
Körper  ate  bie  mut^igeren  betradEjten,  meldte  ben  t^einb  gurücfgutreiben 
fttJ^en.  ©0  fe^en  mir  berat  in  ber  2Ritt§eitbarfcit  bcr  Semegung  eine 
'«t§ening  ber  ©runbbeprebung  bc«  SBillen«  in  aflcn  feinen  6r- 
[(^eimmgen,  alfo  be«  triebe«  jur  ©elbjier^altung,  ber  ate  baö  SBefentlic^e 
^  aut|  noc^  auf  ber  unterjlen  ©tufe  erfennen  lägt    (SB.  U,  338  fg.) 

4)  6d  giebt  nt^t  jmet  grunboerfc^tebene  ^rincipten 
ber  Semegung. 

^te  gemö^nttd^e  Slnfld^t  ber  9?atur  nimmt  an,  bag  e^  jmet  grunb« 
'^(^iebene  ^rtnctpien  ber  SBemegung  gebe,  bag  nämtid^  bie  9}emegung 
^Qt^fiörperd  entmeber  Don  dunen  audge^e,  mo  mon  fie  bem  SBiden 
i%ei6t,  ober  Don  9ugen,  mo  fie  burd|  Urfad^en  entfielt,  älber  fo 
i^lt  unb  allgemein  biefe  Xnfi^t  aud^  fein  mag,  fo  falfd^  ifl  fie  bo^. 
^^  giebt  nic^t  gmei  grunbocrfd^iebene  Ürfprüngc  ber  9}emegung,  fonbem 


80  Setoegimg 

bie  Sekoegung  t>on  dnnen  unb  Don  9(ugen  finbet  6et  feber  Setoiegung 
etned  ^ürperd  jugleid^  unb  unjertrenuttc^  Statt.  Denn  bte  einge« 
fiänbltd^  au9  bem  SEBtUen  entf))rin9enbe  SSetoegung  fe^t  immer  aud^ 
eine  Urfa^e  Dorauö;  biefe  ifl  bei  erlennenben  SJefen  ein  SRotiD,  o^ne 
»el^eö  bei  biefen  bie  SBemegung  unmögli^  ifi.  Unb  anbererfeit^,  bie 
eingeflänbli^  burd^  eine  äußere  Urfac^e  betoirlte  Bewegung  eined 
£ör))erd  ifl  an  ftd^  bod^  Seugerung  feinet  WxlUn9,  mlift  burc^  bie 
Urfad^e  blod  hervorgerufen  koirb.  (Sd  giebt  bemnac^  nur  ein  einjigc^, 
einförmige^,  burd^gängiged  unb  au^na^mdlofed  ^rinctp  aller  Seniegung : 
i§re  innere  Sebingung  ifl  9BiI(e,  i^r  ttugerer  Slnlag  Urfa^e,  toelc^e^ 
naci^  93ef(^affeu^eit  bed  Semegten,  auif  in  ©eftalt  bed  %ei}ed  ober 
aWotio«  auftreten  fann.    (9?.  84  fg.) 

5)  Unterf^ieb  ber  unmillfürlic^en  unb  toitllürtic^en 
SSetoegung. 

jDie  nic^t  Dom  ©el^irn  audgel^enben  unb  ba§er  nic^t  auf  3RottDe, 
fonbem  auf  bloge  9{ei}e  gefc^e^enben  Settegungen  finb  unnillfür« 
ti^,  bie  erflem  hingegen  n)iUmrIi(^.  SDlarf^att  $aU  f^at  in 
ber  Sntbedtung  ber  9tefle^bemegungen  und  eigentlid^  bie  Si^corie  ber 
untt)itllürlic^en  93eU)egungen  geliefert.  üDiefe  flnb  t^eiU  normale 
ober  ))^9fiotogifd^e,  ttiie  bie  Serfd^Iiegung  ber  Sin«  unb  ^udgänge  bed 
Seibed  (ber  sphincteres  vesicae  et  ani),  ber  Xugenliber  im  @(^Iaf, 
fobann  bad  (Beiluden,  ©äl^nen,  92iefen,  bie  Srection,  Sjaculation  u.  f.  tv., 
t^eild  finb  fie  abnormale  unb  pat^ologif^e,  n)ie  bad  ©tottern,  ©c^lud^«  ^ 
Jen,  Srbred^cn,  bie  kämpfe  unb  ^onoulfionen  aller  Slrt.  3)iefe 
fämmtlic^en  93emegungen  ftnb  untoiQtUrlic^,  meil  fte  nic^t  Dom  @e^tm 
auöge^en  unb  ba^er  nidjt  auf  SDIotiDe  gef^el^en,  fonbern  auf  btoge 
9{ei}e.  SDie  fie  Deranlaffenbcn  9Iei)e  gelangen  blöd  jum  SRüdenmarf, 
ober  jur  medulla  oblongata,  unb  Don  ba  aud  gef^ie^t  unmittelbar 
bie  Steaction,  loelc^e  bie  Semegung  bekoirlt.  !Z)af(cl6e  Ser^ältntg, 
mel^ed  bad  ®el|im  ju  SRotiu  unb  ^anblung  §at,  ^at  bad  9tü(fenmarf 
ju  jenen  untoillhtrlic^en  9}en)egungen.  jDa§  bennodb,  in  ben  (Stncn, 
mie  in  ben  Xnbern,  bad  eigentlid^  beu)egenbe  ber  9Bille  iß,  fällt  um 
fo  beutlid^er  in  bie  Slugcn,  ate  bie  unniillfürlic^  bemegten  2Rudfe|n 
grogent^eite  biefelben  finb,  meldte,  unter  anbern  Umßänben,  Dom  ®el^im 
an9  ben^egt  werben,  in  ben  iDiDÜirlic^en  Slctionen,  tt)o  i^r  primum' 
mobile  und  burd)  bad  @elbflbemugtfcin  ald  Sßilte  intim  belannt  ift. 
(938.  n,  291  fg.;  9t.  23  fg.) 

S)ie  Dom  ©e^irn  audge^enben  loiEIürlic^en  Semegungen  ermüben 
und,  meiere  Srmübung  i^ren  ®i^  im  ®e^im,  ni^t,  mie  n)tr  tt)ii^nen, 
in  ben  ©liebern  ^at,  ba^er  fte  ben  Schlaf  beförbert;  hingegen  bie 
nic^t  Dom  ©e^im  aud  erregten,  alfo  unmiOIürlt^en  Semegungen  bed 
organif^en  lOebend,  bed  ^erjend,  ber  Sunge  u.  f.  m.  ge^en  nnermiib' 
li(§  fort.    ($.  n,  676.) 

6)  Sett)egli(^Ieit  (Sgilität)  ber  ©lieber. 
$^ilofo))^ifd^  mertoürbig  ifl,  bag  bad  Uebergemid^t  ber  SRaffe  bed 

©e^imd   über  bie   bed  %üdEenmarId  unb  ber  97erDen,   tt)elc^ed   na«^ 


«ctoct«  81 

3ommerrtng'd  -fd^arfflnniger  (Sntbedung  ben  malzten  tiäd^flen  SOtag« 
jlafc  für  ben  ®rab  ber  anteiligen},  fokoo^t  in  ben  S^iergef^Ied^tern, 
al^  in  ben  menfd^Iic^en  dnbibtbuen,  abgiebt,  jugleic^  bie  unmittelbare 
SetoegUd^feit,  bie  Slgilität  ber  ©lieber  temtel^rt;  koeil,  burd^  bie 
groge  Ungteidj^eit  beg  Serl^ftltniffed,  bie  3(6^ängigleit  aOer  motorifd^en 
Heroen  Dom  ©e^trn  entf^iebener  toixh;  ttjoju  loo^I  nod^  tommt,  bag 
an  ber  qualitativen  SoIIfomnten^eit  bed  großen  @e§tm9  aud^  bie  bed 
Reinen,  biefed  nSd^flen  Sen!erd  ber  SBemegungen,  ST^eil  nimmt;  burc^ 
9eibed  alfo  aUt  ttjilllürli^en  93en)egungen  grSgere  Set^tigfeit,  @^neOc 
onb  9el^(inbiglctt  geminnen.  SDarum  beutet  Sd^loerfäDigleit  im  ®ange 
^  9'6xptx9  auf  @(^tt)erfflnig!eit  im  ®ange  ber  ©ebanfen  unb  n)irb  atö 
nn  Seilten  ber  ©eifiloflgfeit  betrautet  (SQ5.  U,  321  fg.;  %  U,  675  fg.) 
7)  3Bi(^tig!eit  ber  Setoegung  für  bie  ©efunb^eit  unb 
ha9  Sebendglüd(. 

O^ne  tägü^e  gehörige  Settieguug  lann  man  nid^t  gefunb  bleiben 
unb  o^ne  ©efunb^eit  nid^t  Reiter  fein,  alle  Sebcnö^roceffc  erforbem, 
mit  ge^($rig  bolliogen  ju  merben,  äSemegung  fotoo^I  ber  Steile,  barin 
fie  vorgehen,  ate  be^  ©anjen.  üDad  Scben  befielt  in  ber  SSehiegung 
nnb  ^at  fein  SQSefen  in  i^r.  3m  ganjen  Innern  be«  Organismus 
t^rrf^t  unauf^Srlid^e,  rafd^e  SBen^egung.  äBerni  nun  ^iebei,  toie  eS  bei 
^  pftenben  ?eben«tt)cife  ber  gall  ifi,  bie  äugere  Semegung  fo  gut 
M  gou}  fe^tt,  fo  entfielt  ein  fd^reienbeS  unb  DerberbIid|eS  3Jli%t)tx» 
Wtn\^  jtotf^en  ber  äugern  9{u^e  unb  bem  tnnem  Sumult.  S)enn 
M^gat  tt)iQ  bie  beflänbige  innere  Settiegung  burd^  bie  ttugere  etmaS 
iQtterfhl^t  fein;  jenes  ^igber^ättnig  aber  n^irb  bem  analog,  toenn,  in 
Solge  irgenb  eines  SlffectS,  eS  in  unferm  dunem  lo^t,  loir  ober  nad^ 
'n§en  nichts  boüon  fe^en  (offen  bürfen.  ©ogar  bie  Süume  bebürfen^ 
^  )n  gebeil^en,  ber  S^etoegung  burd^  ben  äSinb.    (%  I,  343.) 

9Sie  unfer  i)^9ftf^eS  Seben  nur  in  unb  burc^  eine  unouf^örtid^e 
SeiDegung  befielet;  fo  oerlangt  aud^  unfer  inneres,  geifügeS  Seben  fort« 
»)%enb  Sef^ttftigung  mit  irgenb  etniaS  bur^  £§un  ober  üDenfen. 
Mcr  !Dafein  nämli^  ifl  ein  tocfentlid^  rafHofeS;  bal^cr  toirb  bie 
S^tic^e  Unt^ätigfeit  unS  balb  unerträgli^,  fü^rt  Sange»ei(e  ^erbei. 
liefen  Srieb  nun  foU  man  regeln,  um  i^n  met^obif^  unb  baburc^ 
^n  JU  befriebigen.  (^.  1,  466.) 
•ttDci». 

1)  SBaS  feber  9en)eiS  iß. 

.  %ber  Semeis  ift  bie  ÜDarlegung  beS  ©runbeS  }u  einem  auSge« 
^^^iftntti  Urt^eit,  meines  eben  baburc^  baS  ^rttbicat  toa^r  erl^ätt. 
[^•23.)  Sin  @a6  Don  mittelbarer  ©etoigl^eit  ifl  ein  Sel^rfa^,  unb 
^^  biefclbe  »crmitteinbe  iji  ber  »ctoeiS.  (SB.  U,  132.)  3*ber 
*^«i«  ip  bie  äurüdffü^rung  auf  ein  «nerfanntcS.    (®.  23.) 

2)  SBorauf  fic^  jeber  SeioeiS  {ule^t  flU^t. 

3)er  ben  SEBiffenf^aften  cigentl^ümli^e  SEBeg  ber  ßrfenntnig  Dom 
l^emeineu  }um  Sefonbem  bringt  eS  mit  fi^,  bog  in  i^nen  SieleS 
m^  Ableitung  auS  Dor^ergegangenen  ®2i^en,  alfo  bur^  93etoeife, 


80  Setoegimg 

bie  99etoegung  Don  dnnen  ttnb  Don  9(ugen  finbet  6ei  jeber  Setoegung 
eined  ftörper^   }ug(eid^  unb   un}ertrennlt(^  Statt.     Denn   bie   einge— 
pnbttd^  ava  bem  SEBiUen  ent[))ringenbe  Seioegung  fe^t  tntnter  aud^ 
eine  Urfa^e  Doraud;  biefe  ift  bei  erlennenben  Sßefen  ein  SRotiD,  o^ne 
mel^e^  bei  biefen  bie  93ett)egung  unmöglich  if!.    Unb  anbererfeitö,  bie 
eingefiänbtic^    burc^    eine   äugere   Urfac^e   bemirfte  Semegung  eined 
S^örper^  ifi  an  ftc^  boc^  9eu|emng  feinet  SEBiUend,  mel^e  bnrc^  bie 
Urfad^e  bloö  ^erDorgerufen  tt)irb.    &  giebt  bemnac^  nur  ein  einjigc^, 
einförmige^,  burc^gftngige^  unb  au^na^nt^Iofe^  $rinci))  aDer  Setoegung  z 
i§re  innere  Sebingung  ifl  äBtHe,  i^r  ttugerer  Sniag  Urfa^e,  tt)el(^e, 
nac^  Sefc^affeu^eit  bed  S3emegten,    aud^  in  ©eflalt   bed  9{ei}ed    ober- 
2KotiD«  auftreten  !ann.    ($R.  84  fg.) 

5)  Unterfd^ieb  ber  unmilKürli^en  unb  loiUfürltc^en 
SSewegung. 

üDie  nid^t  Dom  ®e^irn  audgel^enben  unb  bal^er  ni^t  auf  SRotiDe^ 
fonbem  auf  bloge  9{ei}e  gef^e^enben  Semegungen  fmb  un^tlllür^ 
lid^f  bie  erftern  hingegen  tDÜIfürli^.  ^arf^ad  ^all  §at  in 
ber  Sntbecfung  ber  Stefle^beioegungen  und  eigentlid^  bie  S^eorie  ber 
untt)iU!ürUc^en  S3eU)egungen  geliefert.  3)iefe  ftnb  ti^eitö  normale 
ober  f)l^9ftotogif(^e,  toit  bie  Serf^liegung  ber  (Sin»  unb  ^udgänge  bed 
Seibed  (ber  sphincteres  vesicae  et  ani),  ber  Stugenltber  im  @(^(af, 
fobann  bad  ©(finden,  @ä^nen,  ^tiefen,  bie  (Srection,  Sjaculation  u.  f.  id., 
t^eild  fmb  fie  abnormale  unb  f)at^oIogif c^e,  »ie  bad  Stottern,  @^Iu(^- .  ^ 
im,  Srbred^en,  bie  Rümpfe  unb  SouDuIfionen  aUer  9[rt.  S)iefe 
fämmtlic^en  SSeioegungen  ftnb  untt)iIItUrii^,  toeit  fie  nic^t  Dom  @e^tm 
audgel^en  unb  ba^er  nidjt  auf  SDIotiDe  gef^e^en,  fonbem  ouf  bloge 
dteije.  SDie  fie  Derantaffenben  SIeije  gelangen  blöd  jum  SRUdenmar!, 
ober  3ur  medulla  oblongata,  unb  Don  ba  aud  gef^ie^t  unmittelbar 
bie  ^eaction,  »clc^e  bie  Semegung  bewirft.  !3Daffelbe  Ser^flltnig, 
meld^ed  bad  ®el|irn  }u  äRotiD  unb  ^anblung  ^at,  ^at  bad  SIüdEenmarl 
}u  jenen  untuiUfürlt^en  S9ett)egungen.  jDa§  beunodb,  in  bcn  Sinen, 
tt)ie  in  ben  2lnbern,  bad  eigentlid^  beu)egenbe  ber  Sßtlle  ifl,  fflUt  um 
fo  beutlid^er  in  bie  Slugcn,  ald  bie  unn)ill!ürli<i^  beioegten  9RudIe(jt 
grogent^eite  btefelben  ftnb,  totld^t,  unter  anbern  Umflänben,  Dom  ®el^im 
aud  beh)egt  merben,  in  ben  iDiUIttrlic^en  Slctionen,  )do  i^r  primum 
mobile  und  burd)  bad  Selbfibemugtfctn  ald  SBille  intim  befannt  iß. 
(SB.  U,  291  fg.;  9e.  23  fgO 

Die  Dom  ©e^irn  audge^enben  loiaiürlic^cn  Semegungen  er m üben 
und,  iDelc^e  (Srmübung  t^ren  ®i^  im  @e§im,  ni^t,  toie  koir  loii^nen, 
in  ben  ©liebern  ^at,  ba^er  fte  ben  Schlaf  beförbert;  hingegen  bie 
nic^t  Dom  ©e^iru  aud  erregten,  alfo  unwtllfttrlic^en  Setoegungen  bed 
organifc^en  liebend,  bed  ^erjend,  ber  Sunge  u.  f.  to.  ge^en  unermiib" 
Ixit  fort.    ($.  II,  676.) 

6)  »etoegli(^!eit  («gilität)  ber  ©lieber, 
^^ilofop^if«^  merhoürbig  ift,  bag  bad  Uebergemi^t  ber  SDtaffe  bed 

©e^irnd   über  bie   bed  9{üd(enmarld  unb  ber  3lttt>tn,   koelc^ed  nac^ 


^enwgtfein  83 

nxA  mißlingt,  inbem  kotr  biefe  nid^t  }uin  beutlic^en  Setougtfein  (ringen 
foimen.  3)enn  6ei  {eber  nrf))rüngti^en  Sinfld^t  ifl  bie  Uebetjeugung 
n%r  bo,  ate  Ux  SSetueid;  biefer  toirb  erfl  ^inter^er  bagu  erfonnen» 
(51.  82  fg.) 

7)  Sßarum  beioetfen  f^toerer  x%  ate  miberlegen* 
hierüber  fle^e:   @))agoge, 

6eiDU^tfttn. 

1)  ^aö  Setougtfein  tfl  un9  nur  aU  Sigenfc^aft  ani« 
f      niatifd^er  SBefen  be!annt. 

Dad  Senjugtfetn  tfi  und  f^Iec^t^in  nur  aU  Stgenf^aft  animatifc^er 
SSefen  befannt;  folglich  bürfen,  ja  fßnnen  mir  ed  nic^t  anberd,  benn 
old  animaüf^ed  Selon gtf  ein  beulen;  fo  bag  biefer  Sludbrud!  fd§on 
tautologif (^  ijl.    (SB.  n,  227.) 

9en)u|tIoflgIeit  ifl  ber  urf))rünglid^e  unb  natürti^e  3uß<^nb  ^^^ 
Singe,  mithin  aud^  bie  93aftd,  auö  meiner,  in  einjelnen  Srten  ber 
Sefen,  ia9  9en)ugtfeiu,  atö  bie  ^öd^jle  Sffloredceng  berfeßen,  ^ert)or« 
ge^t,  med^alb  Qud|  bann  jener  ininter  mdf  bortoaltet.  2)emgeniäg  flnb 
bie  meiflcn  SBefen  o^ne  Sen^ußtfein;  fte  »irlen  bennod§  na^  ben  ®e« 
it^cn  i^rer  iRotnr,  b.  5.  i^rcö  SSJiaenö.  3)ie  ^Panjen  ^aben  ^ö^flenö 
nn  Snalogon  Don  93etoußtf ein,  bie  nnterßen  Siliere  b(o9  eine  ^Dämmerung 
btjfelben»  Hber  ou^  na^bent  ed  f{d§,  burd|  bie  ganje  2:$ierrei^e,  bid 
|um  aßenfd^en  nnb  fetner  SJernunft  geweigert  ^at,  bleibt  bie  Sdmn^U 
lofigleit  ber  $flanje,  Don  ber  ed  audgieng,  no^  immer  bie  ©runbtage, 
nnb  ift  ju  \püxtn  in  ber  97ot^iuenbig!ett  bed  @(^Iafed,  toie  ani)  in 
ben  knefentlic^en  unb  großen  UnooHIommen^eiten  iebed  burd^  fl^^fto- 
M^^  i^unctionen  ^erüorgebrac^ten  dnteUectd;  ton  einem  anbem  aber 
iaben  toir  feinen  Segriff,    (SB.  H,  156.) 

2)  Urf))rung  unb  ^totd  be«  Sekonßtfeind. 

3)Qd  Semußtfein  ifi  feinem  2^^^  i^nb  Urf))mng  na^  eine  bloße 
RXaw)  ber  Statur,  ein  Sludfunftdmittel,  ben  tl^ietifc^en  SBefen  jn 
i^rem  Sebarf  p  berl^elfen.  (^.  II,  290.)  2)ie  Stot^menbigleit  bed 
SeiQugtfeind  koirb  baburc^  herbeigeführt,  baß,  in  Solge  ber  geßeigerten 
Som))(ication  unb  baburc^  ber  mannigfaltigem  SBebürfnif(e  eined  JDr« 
Sam^mnd,  bie  Sfte  feine«  SBiDen«  bur^  SNotioe  geteuft  »erben 
ntüjfen,  ni^t  me^r,  toie  auf  ben  tieferen  ©tufen,  bnrt^  bloße  9{ei}e. 
3n  biefem  Se^ufe  mußte  ber  SSJiQe  ^ier  mit  einem  erfennenben  9e» 
^ngtfein,  alfo  mit  einem  OuteÜect,  ai9  bem  SDlebio  unb  Dxt  ber 
ÄotiDe,  Derfe^en  ouftreten.    (SB.  U,  284;    Stt*  69.) 

3)  @i6  be«  Semußtfein«. 

3)Qd  Seioußtfein  ^at  feinen  @i4  im  @el^trn  nnb  ifl  ba^er  onf 
Wsit  Streite  bed  Seibed  bef^ränft,  bereu  92ert)en  gum  ©el^irn  ge^en; 
^  fSQt  au^  bei  biefen  toeg,  toienn  fie  burc^fc^nitten  koerben.  (91.  24.) 
^ei  ®amme(pla$  ber  SRotioe,  »ofelbß  i^r  eintritt  in  ben  etn^eitlid^en 
hos»  be«  Semußtfeind  ©tatt  f)ai,  ijt  ha9  @e§irn.  $ier  koerben  fle 
^  Qemnnfttofen  Sekonßtfein  bto«  angefc^aut,  im  Demünfttgen  hux^ 

6* 


84  8eiouBtfdn 

Segriffe    Derbentltd^t,    alfo    in    abstracto    gebälgt    unb    üerglid^en* 
(SB.  II,  284.) 

4)  ÜDa9  @emetnfame  unb   bie  Untetfi^iebe  alU9  93e« 
mu§tfeind. 

9Bad  in  jebem  tl^ierifc^en  9ett)ugtfein,  aud^  bem  unüoOtommenflen 
xmh  fc^tuäd^flen,  fic^  fietö  Dorfinbet,  ja  i^m  ^xan  ©runbe  liegt,  ifi  ba^ 
unmittelbare  Onnemerben  eined  Verlangend  unb  ber  me^felnben  %e« 
friebtgung  unb  iRid^tbcfriebigung  beffelben,  in  fe^r  Derfc^iebcnen  ®raben. 
2)ie  Unterf  triebe  bed  9en)u|tfeind  liegen  in  ber  beflimmten  Srfennt« 
nigweife  unb  (Srlenntnigf|>^äre  ber  berf c^iebenen  @pecied.  Sin  Verfangen, 
Segc^ren,  SBoIIen,  ober  Serabf^euen,  t^ie^cn,  Stic^tmoDen,  ift  )cbetn 
SetDugtfein  feigen;  ber  3Renfd^  I)at  eö  mit  bem  ^ol^pen  gemein. 
S>iefed  iß  bemnac^  ha9  SBefentlic^e  Unb  bie  Saft«  {ebed  Seniugtfein«. 
2)ie  Serfc^ieben^eit  ber  9[eugerungen  beffelben  in  ben  berfc^iebenen 
@ef(^Ied^tern  t^ierifc^er  SBefen  beruht  auf  ber  uerfc^tebenen  Sudbe^nung 
i^rer  (Erlenntntgf))^ären,  ate  h)orin  bie  SDlotibe  jener  Xeugerungen 
liegen.     (SB.  II,  227  fg.) 

92ic^t  Mo«  }tt)if^en  !D{enf(^  unb  S^ier  ifl  ein  groger  Unterf^ieb 
ht9  Sen)ugtfeind,  fonbem  anij  }n)ifd^en  ben  berfc^iebenen  Sl^ierarten 
flnb  bie  Unterfci)iebe  be«  duteOect«  unb  baburd^  be«  Setuugtfein«  grog 
unb  unenbtic^  abgeßuft.  SDa«  bloge  Slnalogon  üon  Semugtfein,  totlöfte 
toit  noc^  ber  ^flanje  jufc^reiben  muffen,  Der^ätt  fid^  }u  bem  nod^  biet 
bum))fem  fubiectiben  SBefen  eine«  unorganifc^en  Sürjper«  ungefähr,  mie 
ba«  Settußtfein  be«  unterften  Spiere«  }u  jenem  quasi  Seu^ngtfein  ber 
$flan3e.  SRon  fmm  fic^  bie  ga^Hofen  Sbftufungen  im  ®xaht  ht§ 
Seto)u§tfein«  beranf(^auli<|en  unter  bem  Silbe  ber  berfc^iebenen  ©e« 
fc^minbig!eit,  mld^z  bie  dom  Sentro  ungleid^  entfernten  fünfte  einer 
bre^enbeu  @d^ei6e  ^aben.  Sber  ba«  rid^tigfte,  ja,  natürli^e  Silb 
{euer  Xbfhtfung  liefert  bie  Slonleiter,  in  i^rem  ganjen  Umfang,  bom 
tiefflen  no(^  ^i$rbaren  bi«  }um  l^öc^ften  Zon.  9hin  aber  ifl  e«  ber 
®rab  be«  Semugtfein«,  meld^er  ben  ®rab  be«  2)afein«  eine«  SBefen« 
befKmmt  S)enn  aDe«  unmittelbare  Dafein  ifi  ein  fubjectibe«;  ba« 
objectiue  3)afein  ifl  im  Settugtfein  eine«  anbent  bor^anben,  alfo  ganj 
mittelbar.  S)ur(^  ben  ®rab  be«  Semußtfeiu«  finb  bie  SBefen  fo  ber« 
fc^ieben,  »ie  fie  burc^  ben  SBiDen  gleich  ^nb,  fofem  biefer  ba«  ®emein« 
fame  in  i^nen  aOen  ifl.  —  SBie  )toif<i^en  ^flanje  unb  2:^ier,  unb  bann 
gmifd^en  ben  berf(^iebenen  2:^icrgef(^le(^tem,  fo  auc^  itoif^en  9Renf(^ 
unb  üRenfc^  begränbet  ba«  @ecunbttre,  ber  dnteHect,  mittelfl  ber  bon 
i^m  abhängigen  itlar^eit  be«  Settmgtfein«  einen  funbamentalen  unb 
unabfe^bar  grogen  Unterfc^ieb  in  ber  ganjen  SBeife  be«  S)afein«  unb 
babur^  im  ®rabe  beffelben.  (SB-  U,  318  fg.;  $.  ü,  630  fg.: 
91.  74—77.) 

6)  ®egenfa^  be«  ©elbßbettugtfein«  unb  be«Semugt' 
fein«  anberer  2)inge. 

SDa«  emt>irif^e  Semugtfein  serfaOt  in  ba«  Seuiugtfein  be«  eigenen 
@elbfl  (@elbflbeiDugtfein)  unb  in  ba«  Semugtfein  anberer  SDinge. 


©eioußtfeiii  85 

m 

.  H,  89.)  Se^tere^  enthält,  e§e  no^  jene  anbern  ^inge  barin 
torfomuien,  geioiffe  formen  ber  %xt  unb  9Beife  btefe^  33or!ommend, 
tDeldfe  bemnad^  SSebingungen  ber  SRögltd^fett  i^red  objectiben  Dafein^, 
l  ^.  i^xt9  S)afetnd  atö  Objecte  für  nnd  ftnb;  bergleic^en  ftnb  QtiU 
Xanm,  (laufatttät.  Dbgletc^  nun  btefe  t^ormen  bed  Srfennend  in  und 
idbfl  liegen,  fo  ift  bieg  boc^  nur  gu  bem  Se^nf,  ha^  toir  und  anbetet 
4)inge  ald  fold^et  beuiugt  werben  fönnen  unb  in  butci^gängiget  9c» 
')tti)nng  auf  biefe;  ba^et  h)it  jene  f^otmen,  menn  fte  gleich  in  und 
liegen,  ni^t  al9  }um  @el6fl6cn)u§tfein  ge^btig  angufe^en  l^aben, 
\k\mtfyc  a\9  ha9  Setougtfetn  anbetet  !Z)inge,  b.  i.  bie  objjecttüe 
&femitnig  inögUc^  nta^enb.    (@.  9.) 

$on  unfettn  gefammten  iBcn)ugtfein  ifl  bet  bei  »eitern  gtögte  2^^ci( 
oii^t  bad  @el6^be)i)u§tfein;  fonbetn  bad  93ett)ußtfein  anbetet 
3)tnge.  ^iefed  ifl  bet  ®(^au))Ia^  bet  tealen  Sugenmelt  Srft  ttjad 
»ir  nai^  96jug  biefed  bei  3Beitem  gtSgten  S^eiled  nnfeted  gefantntten 
Setmtgtfeind  übrig  behalten,  ifl  bad  ©elbfibeujugtfein,  alfo  ift  bet 
%ti(^t^um  beffelben  nt^t  gto^.  @egenflanb  bed  @e(bfiben)ugtfeind  ift 
^^tlt  nur  bad  eigene  SoDen,  lootuntet  ni^t  blod  bie  entfc^iebenen^ 
W  ^ttt  tnetbenben  SßiOendacte  unb  bie  f ötntltd^en  (Sntf ^lüffe^  fonbent 
fls(^  aOed  Segelten,  Stteben,  SEBünfc^en,  Setlangen,  ©eignen,  $offen, 
Üü^,  ^ntn,  3ubeln  u.  bgl.,  al9  ju  ben  Äeugetungen  bcö  aEBoBfen« 
Jt^örenb,  gu  öetfle^en  ifl,    (8.  10—12;    SB.  U,  226.) 

9^(^t  nut  bad  9en)ugtfein  bon  anbeten  3)ingen,  b.  i.  bie  SBa^t« 
nHimnng  ber  Sugenmelt,  fonbetn  aud^  bad  ©elb^beloußtfein  ent^ätt 
nn  (Stfennenbed  unb  gtfannteö;  fonfl  to'dxt  e«  fein  Sewußtfein; 
tarn  o^ne  ©egenflanb  ifl  fein  »etoußtfeln.  (ffi.  n,  225;  I,  17.) 
9I|o  anc^  bad  ©elbflbetoußtfein  ifl  ni^t  fc^Ie^t^tn  einfach,  fonbetn 
^äOt,  tt)ie  bad  Senjugtfein  bon  onbeten  Usingen,  in  ein  Stfennenbed 
«nb  (Stfannted.  3)icfeö  nun  ifl  f|iet  audfc^liepd^  bet  SBille  in  feinen 
'«rfc^icbenen  «egungen.    (ffl.  II,  225;   ®.  140.) 

3m  ©elbflbettjußtfein  fkeift  bad  3)ing  an  flc^,  bet  fBiiUt,  bie  eine 
ftiner  Stfcj^einungdfotmen,  ben  dianm,  ah  unb  be^tttt  aOein  bie  anbete, 
^«  3«it,  bei.  Sinn  abet  fann  in  bet  Mögen  3^**  fl(^  feine  bc« 
Hrttnbe  ©ubflau},  betgleic^en  bie  Tlatttit  ifl,  batfleOen,  »eit  eine 
W^  nut  butd^  bie  innige  Seteinigung  bed  SK^aumed  mit  ber  ^eit 
iii^Gc^  ttitb.  Da^et  toitb  im  ©etbflbemugtfein  bet  SBille  nic^t  a(d 
^  bleibenbe  ©ubfkat  feinet  »Jcgungen  toa^tgenommett,  mithin  nxift 
»to  be^Qttenbe.  ©ubflang  angefc^aut;  fonbetn  bloö  feine  einjelnen  Arte, 
jungen  unb  3uflänbe,  betgleic^en  bie  (Sntfc^Iiegungen,  SBünfi^e 
^  tffecte  fbib,  metben,  fucceffto  mtb  mä^tenb  bet  ^txt  \fittt  ^mtx, 
i^ittelbat  ettannt.  S)ie  (Etfenntnig  bed  mVim9  im  @elbßbe»ugtfetn 
^l^bcmna^  (eine  Xnf^auung  beffelben,  fonbetn  ein  ganj  unmittel» 
5f^  Snnetoetbcn  feinet  fucceffiüen  JRegungen.  (SB.  n,  279.)  S)aö 
^%ct  etfennt  ben  SBiden  eben  au(^  nut  »ie  bie  9ugenbinge,  an 
mn  Xeugetungen,  alfo  an  ben  einjelnen  SBiDendacten  unb  fonfligen 
%cti0nen,   folgtt^   etfennt   ed  i^n  immer  noi)  att  Stfd^einung, 


84  OekPugtfein 

begriffe    t)erbeutfid^t,    olfo    in    abstracto    gebockt    unb    Derglt^cti» 
(2Ö.  II,  284.) 

4)  S)ad  ©emetnfame  unb   bie  Unterfd^iebe  alled  ^t^ 
U)ugtfeind. 

3&a9  in  j[ebem  t^tmfd^en  äJetougtfein,  au^  bem  imbontommenften 
tinb  ^d^to'difim,  {Ic^  fletd  oorfinbet,  ja  t^m  }um  ©runbe  liegt,  ifi  ba^ 
unmittelbare  Onnetocrben  eine«  Serlang cn8  unb  ber  ttjc(^fclnben  93e« 
friebigung  unb  iRic^tbefrtebigung  beffelben,  in  fe^r  berfc^iebenen  ®raben. 
S)ie  Unterf  Cetebe  beö  !Bett)u|tfeind  liegen  in  ber  beflimmten  Srlennt« 
nigkoeife  unb  (Srlenntnigf))^äre  ber  t)erfci)iebenen  ©pecied.  Sin  Serfongen, 
Sege^ren,  SBoQen,  ober  Serabf^euen,  t^te^en,  ^idfttooütn,  ifl  iebcm 
9eh)u6tfein  feigen;  ber  3Renfd^  l)at  t9  mit  bent  $olt)))en  gemein. 
ÜDiefeö  iß  bemnad^  ha9  Sßefentlic^e  Unb  bie  Safid  jebed  SJemugtfein«. 
S)ie  Serf^ieben^eit  ber  Xeugerungen  beffelben  in  ben  berfc^iebenen 
@ef(^le(^tern  t^ierifd^er  SBefen  beruht  auf  ber  derf^iebenen  Slu^be^nung 
i^rer  Srlenntnigfp^ttren,  al^  morin  bie  SDlotibe  jener  Heugerungen 
liegen.    (SB.  II,  227  fg.) 

92i^t  bloö  }tt)if^en  !D{enf(^  unb  S^ier  ift  ein  groger  Unterfd^tcb 
be^  9en)ugtfeind,  fonbern  aud§  }»tf(^en  ben  uerfc^iebenen  S^ierarten 
finb  bie  Unterfc^iebe  be^  dntcQect^  unb  babur^  bed  Setougtfeind  grog 
unb  unenblid^  abgeflnft.  S)ad  blogc  9nalogon  üon  SBemugtfein,  nielc^ed 
tt)ir  no^  ber  $flan)e  jufc^reiben  muffen,  Der^ält  fi^  }u  bem  nod^  biet 
bum))fem  fubjectiDen  SBefen  eined  unorganifc^en  Sbrjperd  ungefähr,  »ie 
bad  Setougtfein  beö  unterflen  S^iered  }u  jenem  quasi  SeU)ugtfein  ber 
$flan3e.  ^m  lam  fid^  bie  ga^tlofen  Sbftufungen  im  ®rabe  beö 
Setougtfetnd  beranfd^auli^en  unter  bem  Silbe  ber  Derf^tebenen  ®e« 
f(^n)inbig!eit,  \otldft  bie  tont  Sentro  ungleid^  entfernten  fünfte  einer 
bre^enben  Sd^eibe  ^aben.  flber  ha9  rid|tigf}e,  ja,  natürli^e  8tlb 
jener  Sbfhtfung  liefert  bie  Slonleiter,  in  i^rem  ganjen  Umfang,  tom 
tiefflen  no4  ^i^rbaren  bid  }um  (duften  S^on.  9hin  aber  iß  ed  ber 
®rab  bed  äSettußtfeind,  melc^er  ben  ®rab  bed  üDafeind  eined  Sßefend 
beflimmt  3)enn  alled  unmittelbare  S)afein  ifi  ein  fubjectiüed;  ba9 
objectiüe  3)afein  ifl  im  Settugtfein  eined  anbem  oor^anben,  alfo  ganj 
mittelbar.  S)ur4  ben  ®rab  be^  Seiougtfeind  finb  bie  SEBefen  fo  ber« 
f(^ieben,  mie  fie  bur^  ben  SEBiOen  gtei^  finb,  fofem  biefer  bad  ®emein« 
fame  in  i^nen  aDen  ifl.  —  Sßie  jttif^en  ^flanje  unb  2:^ier,  unb  bann 
}»ifd^en  ben  t)erf(^iebenen  2:^iergef(^le^tern,  fo  auc^  }ttif^en  9D{enf(^ 
unb  SRenfc^  begrünbet  ba9  @ecunb2ire,  ber  dntellect,  mittelfl  ber  oon 
i^m  abhängigen  itlar^eit  be^  9ett)ugtfeind  einen  funbamentalen  unb 
unabfe^bar  grogen  Unterfd^ieb  in  ber  gangen  SBeife  be^  S)afeittd  unb 
baburc^  im  ®rabe  beffelben.  (3B.  U,  318  fg.;  $.  U,  630  fg.; 
91.  74—77.) 

6)  ©egenfa^  be«  ©elbßbetougtfein«  unb  be^Setougt« 
fein^  anberer  ÜDinge. 

Da«  emt>irif^e  9e»ngtfein  gerfttOt  in  ba«  Seiougtfein  ht9  eigenen 
@elbfi  (@elb{ibekDugtfein)  unb  in  ba«  Semugtfein  anberer  SDinge. 


BeioitStfein  87 

üt  t^olgc  i>i^^  <tuf  bie  Obcrfltt^e  {letgt,  finb  bte  Katen  Silber  ber 
$§antafte,  ober  bte  beutUd^en,  betougten  ©ebanfen  unb  bie  Sefc^Iüffe 
htS  SEBiQend.  @c(ten  liegt  ber  ganje  $roceg  unfereö  S)enlend  unb 
9ef(^Itegen9  auf  ber  Oberfläche.  Urt^eile,  Sinfciae  unb  Sefd^Iüffc 
fletgen  oft  unerto)artet  unb  |u  unferer  eigenen  SertDunbemng  auö  ber 
Siefe  unfered  Innern  auf.  3)ad  93eh)ugtfein  ift  bie  Möge  Dberflfl^e 
unfere^  ®t\ftt9,  t)on  toeld^ent,  toit  \>om  &ht6xptt,  toir  nic^t  bad 
dnnete,  fonbem  nur  bie  @^aale  fennen.    (993.  U,  148  fg.) 

Unfere  beflen,  fmnreic^flen,  unb  tieften  ©ebanlen  treten  ^lö^Iit^  tnö 
Setougtfctn,  ttiie  eine  Onfpiration.  JDffenbar  aber  ftnb  fte  %efultate 
langer,  unbeiougter  SDlebitation.  Seina^e  möchte  man  ed  ttagen,  bie 
p^qflologifc^e  $9))ot§efe  aufjufleDen,  bag  bad  bemugte  iDenten  auf  ber 
Dberflä^e  bed  ®e^im$,  \ia9  unbetougte  im  dunem  feiner  äRartfubfianj 
Dor  fxäi  ge^e*    {%  U,  §.  41.) 

8)  j£)ad  Sragmentarifd^e  be9  SBetougtfein^. 

jDa  unfer  Setougtfein  uid^t  bcn  ^anm,  fonbem  allein  bie  3^^^ 
}ut  t$orm  ^at,  fo  iß  t9  lein  fle^cnbe^^  fonbem  ein  fliegenbeö.  ÜDer 
dnteQect  a^pre^eitbirt  nämlid^  nur  fucceffit)  unb  mug,  um  ba9  Sine 
^u  ergreifen,  ba^  Slnbere  fahren  taffen,  ni^t^,  al9  bie  @))uren  oon 
i^m  gurüd be^altenb ,  toeld^e  immer  fd^uiäd^er  n)erben.  (Sined  berbrfingt 
bad  SUtbere  au$  bem  Senmßtfein.  9uf  biefer  UuDoIIIommen^eit  bed 
OnteUectd  bem^t  bad  9{^apfobifd^e  unb  gragmentarifc^e  unferd  9e« 
tDugtfein^.  S)er  @(^Iaf,  bie  berSnberte  ))^Qfif(^e  ÜRif^ung  ber  @&fte 
unb  Spannung  ber  92ert)en,  tot\i)t  nad^  (Stunben,  Stagm  unb  da^red« 
jeiten  loe^felt,  tragen  ba^  irrige  boju  bei.    (9B.  IL,  150  fg.) 

9)  2Bad  bem  Semugtfein  Sin^eit  unb  3ufammen^ang 
giebt. 

3)a^,  \oa9  bem  Setoußtfein  Sin^eit  unb  3ufammen^ang  giebt,  inbem 
t9,  bnrii^ge^enb  burd^  beffen  fämmtli^e  SorfieSungen,  feine  Unterlage, 
fein  bleibenber  Sräger  iß,  !ann  nid^t  felbfl  burc^  ha€  Semugtfein  be« 
bingt,  mithin  feine  SorfleOung  fein;  bielme^r  mug  t€  bad  Prius  be^ 
Setuußtfein^  unb  bie  SBurjel  bed  93aumed  fein,  loooon  jened  bie  Sm^t 
\%  jDiefed  iß  ber  SBille.  6r  allein  iß  untoanbelbar  unb  f^Iec^t^in 
ibentifc^,  unb  ^at,  ju  feinen  S^^^^^f  ^^^  9ett)ugtfein  ^ert)orgebra^t. 
3)a^r  iß  au^  er  ed,  toelc^er  i^m  (Sin^eit  giebt  unb  aOe  SorßeDungen 
nnb  ©ebanlen  beffelben  jufammen^ält,  gleic^fam  att  bur^ge^enber 
©mnbbag  ße  begteitenb.  !Der  SBiUe  iß  e^,  loetc^er  aOe  ®ebanlen  nnb 
SorßeDungen  aU  SRittel  ju  feinen  ^mitn  jufammm^ttlt,  ße  mit  ber 
Sarbe  feinet  S^arafterd,  feiner  ©timmung  unb  feined  Ontereffed  tingirt, 
bte  Xufmertfamleit  be^enf^t  unb  ben  ^ahta  ber  ÜRotioe  in  ber  $anb 
(tttt  6r  iß  ber  tt)a^re,  le^te  (Sin^eit^punlt  bed  9ett)ugtfeiud  unb  bad 
8anb  atter  Functionen  unb  «fte  beffelben.    (SB*  II,  153.) 

10)  Sntagoni^tnud    }niif^en    bem    ©elbßbemugtfetn 
unb  bem  93ettjugtfein  anberer  üDinge. 

de  me^r  bie  eine  Seite  bed  93eU)ugtfetn9  ^ert)ortritt,  beßo  me§r 
toei(^t  bte  anbere  }urttd.     2>emna(^  »irb  ba^  Semngtfein  anberer 


86  eetougtfein 

koemtgletd^  nid^t  mttet  ber  Sefd^rünfung  bed  Slamne^,  tote  bte  Slugen« 
bingc.    (?.  n,  48.) 

6)  Sefd^ränlung  beö  SBeluugtfetnö  auf  (Srfd^einungen. 

Unfer  Setoußtfetn  totrb  Reffet  unb  beutU(^er,  je  weiter  ed  nad^  3(ugen 
gelangt,  tote  benn  feine  größte  ßlat^cit  in  ber  ftnnltd^en  Snfc^auuttg 
liegt;  t9  tDtrb  hingegen  bunf(er  nac^  dnnen  ju  unb  fü^tt,  in  fetit 
dnnerfieö  tietfotgt,  in  eine  t^infiemiß,  in  ber  aQe  @vlenntnig  aufhört, 
j^ie^  ^at  feinen  ®runb  barin,  bag  ba^  S3eh)ugtfein  OnbiDibualität 
t)orandfe^t,  biefe  aber  fd^on  ber  blogen  &f(^einung  angehört,  inbent  fte 
aU  Siel^eit  beö  @(eid^artigen  bnrc^  bie  i^ornten  ber  Srfc^einung,  Staunt 
unb  ^tit,  bebingt  iß.  Unfer  ünnereö  bagegen  ^at  feine  Sßurgel  in 
bem,  tt)ad  nid^t  ntel^r  @rfd^einung,  fonbem  !I)ing  an  ft(^  ifl,  too^tn 
bal^er  bie  formen  ber  Srf^einung  ni(^t  reichen,  tooburc^  bann  bie 
$au))t6ebingungen  ber  dnbibibualität  mangeln  unb  mit  biefer  bad  beut^ 
lic^e  Setougtfein  toegfäQt.  du  biefem  S93ur}elpuntt  beö  S)afeind  nömtic^ 
l^ört  bie  S^erfc^ieben^eit  ber  SBefcn  fo  auf,  toie  bie  ber  iüaiim  einer 
ftngel  im  SDtittelpunlt;  unb  toie  an  biefer  bie  Dberfläc^e  baburd^  ent« 
fie^t,  ba§  bie  9{abien  enben  unb  abbrechen,  fo  ifl  bad  ^etougtfein  nur 
ba  möglich,  too  bad  SBefen  an  fic^  in  bie  Srfc^einung  ausläuft,  burc^ 
beren  formen  bie  gef(^iebene  dnbioibualitSt  möglid^  toixh,  auf  ber  bad 
Setougtfein  beruht,  toAift^  eben  bed^alb  auf  Srfc^ einungen  befc^ränft 
ifL  (SB.  n,  370  fg.)  3)a«  Seiougtfein  ifl  in  feinem  3nnern  bun!cl, 
ifl  mit  aUta  feinen  objectioen  SrlenntniOfrüften  ganj  nac^  9ugen  ge« 
ritztet.  S)a  braugen  liegt  oor  feinen  SüdFen  groge  ^eQe  unb  Jtlar^eit. 
9ber  innen  ifl  eö  finfler,  toit  ein  gut  gefd^toärjted  i$ernro^r;  fein 
@a^  a  priori  er^eDt  bie  ^aijt  feinet  eigenen  Onnern,  fonbern  biefe 
Seu^tt^ürme  flra^Ien  nur  nac^  äugen.  (@.  22.)  S)ad  d(^  ifl  ber 
ßnflere  $unft  im  Setoußtfein,  tok  auf  ber  97e^^aut  gerabe  ber  Sin» 
trttt^))unft  bed  ©e^neroen  blinb  ifl,  mie  bad  3[uge  SlQed  fte^t,  nur  üdf 
felbfl  nic^t.  Unfer  Srienntnigoermögen  ifl  ganj  nad^  Slugen  gerichtet, 
Sem  entf))re(^enb ,  bag  e^  bad  ^robuct  einer  jum  ^mdt  ber  biegen 
@e(bfler^altung  entflanbenen  ©el^imfwiction  ifl«  (3&.  n,  560.)  2Bir 
lömien  mt^  unferer  nic^t  an  nnd  felbfl  unabhängig  Don  ben 
Objjecten  beö  Srlennen^  unb  SBoIIen^  beiougt  toerben,  fonbern 
fobalb  koir,  van,t9  }u  oerfud^en,  in  und  ge^en  unb  und,  inbem  mir 
bod  Srlemten  nac^  Onnen  richten,  einmal  oöQig  beffatnen  tooHen,  fo 
t)erlieren  toir  und  in  eine  bobenlofe  Seere.    (9B.  I,  327,  9nmerlung.) 

7)  3)ad  8ekougte  im  ©egenfa^e  jum  Unbetougten. 

Sergleid^en  toir  unfer  Setougtfein  mit  einem  SBaffer  Don  einiger 
STtefe;  fo  ^nb  bie  beuttic^  befugten  ©ebanfen  blod  bie  Oberfläche;  bie 
^affe  hingegen  ifl  bad  Unbeutlid^e,  bie  ©efü^Ie,  bie  9?a(^em))^bung 
ber  8[nf(^auungen  unb  bed  Srfa^renen  iibttf^aiüft,  Derfe^t  mit  ber  eigenen 
@timmung  unfered  äBiÜend,  toelc^er  ber  ftent  unfered  9Befend  ifl. 
SDtefe  3Raf[e  bed  ganjen  Setougtfeind  ifl  nun,  me^r  ober  weniger,  nac^ 
9Raggabe  ber  inteÜectueDen  Sebenbigfeit  in  fleter  Setoegung,  unb  toad 


®e»iiftfein  87 

in  t^olge  btefer  auf  bie  Oberfläd^e  fieigt,  fuib  bie  Haren  93t(ber  ber 
^^antafie^  ober  bie  beutlid^en,  beifügten  ©ebanfen  unb  bie  Sefc^Iüffe 
bed  SBtIIend.  ©elten  liegt  ber  ganje  $roceg  unfered  3)enfend  unb 
Sef^üegen«  ouf  ber  Oberflöc^e.  Urtl^eile,  SinfciOe  unb  Sefc^Iüffe 
ßeigen  oft  unerwartet  unb  ^u  unferer  eigenen  Sertounberung  au^  ber 
Siefe  uttfered  dnnern  auf.  3)ad  S3etougtfein  ifl  bie  bloge  Dberflttd^e 
unferer  @eified,  t)on  tDeld^em,  n)ie  Dom  Srblörpet,  toit  nic^t  ba9 
innere,  fonbern  nur  bie  ©(^aole  fennen.    (SB.  11^  148  fg.) 

Unfere  beflen,  flnnreic^flen,  unb  tiefften  ®ebanfen  treten  ^lö^Iic^  ind 
9ctou§tfeut,  toie  eine  dnfpiration.  Offenbar  aber  flnb  fie  Stefultate 
langer,  unbetougter  SRebitation.  Seina^e  möchte  man  eö  wagen,  bie 
p^QfioIogif^e  $t)))ot^efe  oufju|teIIen,  bag  bod  bewugte  S)enfen  auf  ber 
Dberflä^e  bed  @cf)ixn9,  bad  unbefugte  im  dunem  feiner  äRarffubflau) 
bor  |lc^  ge^e,    {%  U,  §.  41.) 

8)  S)ad  Svagmentarifc^e  be9  Sewugtfein^. 

!lDa  unfer  93etougtfein  ntd^t  ben  3taum,  fonbern  aQein  bie  ^txi 
^ut  %oxm  f)ai,  fo  ifl  ed  lein  fte^cnbed,  fonbern  ein  fliegenbed.  2)er 
dnteUect  ap|)re^enbirt  nämlic^  nur  fuccefftt)  unb  muß,  um  ba^  (Sine 
^u  ergreifen,  bad  Rubere  fahren  laffen,  nic^tö,  al9  bie  ©puren  Don 
i^nt  jurüdbe^attenb,  toe((^e  immer  fc^wäc^er  Werben.  (Sine^  berbrängt 
baö  Slnbere  aud  beut  93ewugtfein.  Sluf  biefer  UnboQIommen^eit  be^ 
dnteUectö  beruht  bad  9{^apfobifd^e  unb  i$ragmentarif(^e  unfern  9e« 
tougtfeind.  3)er  ®4Iaf,  bie  Deränberte  p^^f^fc^e  SRif^ung  ber  ©äfte 
unb  @))annung  ber  Sterben,  Welche  nac^  @tunben,  S^ogen  unb  da^reö« 
jeiten  loei^felt,  tragen  bad  irrige  ba}u  bei.    (SB.  U,  150  fg.) 

9)  SBad  htm  Sewugtfein  @in§eit  unb  3ufammenl^ang 
giebt. 

3)ad,  wad  bem  Sewugtfein  Sin^eit  unb  3uf<^iniiicn^<>n0  fli^H  ini^^m 
t9,  bnrc^ge^enb  burc^  beffen  fttmmttic^e  SorfleOungen,  feine  Unterlage, 
fein  bteibenber  Xräger  ifl,  fann  nic^t  felbfl  burc^  bad  Sewugtfein  be« 
bingt,  mttl^in  feine  SorfleQung  fein;  bielmel^r  mug  t9  ba^  Priua  be^ 
Sewugtfeind  unb  bie  äBurjcI  bed  93aumed  fein,  wobon  jened  bie  f^ruc^t 
tfl*  !Diefe^  ifl  ber  3BiUe.  (Sr  allein  ifl  unWanbelbar  unb  fc^Ied^t^in 
ibentif^,  unb  ^at,  ju  feinen  ^totdtn,  bad  SSetougtfein  ^erborgebra^t. 
^a^r  ifl  au(^  er  ed,  weld^er  i§ut  Sin^eit  giebt  unb  aQe  SorfleQungen 
unb  ©ebanfen  beffelben  }ufammen^ält,  gletd^fam  aM  burc^ge^enber 
®rttnbba§  fte  begteitenb.  !lDer  äßille  ifl  e^,  welcher  aQe  ®ebanfen  nnb 
SorfleQungen  ate  SDtittel  ju  feinen  ^mdtn  }ufammen^ält,  fie  mit  ber 
Sarbe  feinet  S^aralter^,  feiner  (Stimmung  unb  feined  Ontereffed  tingirt, 
bie  Vufmerifamfeit  be^errf(^t  unb  ben  gaben  ber  SRotibe  in  ber  $anb 
^ält«  6r  ifl  ber  wa^re,  letzte  Sinl^eit^punlt  be9  Sewugtfeind  unb  bad 
Sanb  aQer  Functionen  unb  Sifte  beffelben.    (9B.  II,  153.) 

10)  Xntagonidmud    jwifc^eu    bem    @eIbflbetougtfetn 
unb  bem  Setougtfein  anberer  j^inge. 

de  me^r  bie  eine  @eite  M  Sewugtfeind  ^erbor tritt,   beflo   me^r 
toei^t  bie  onbere  jurUct.     "Dtmaaif  wirb  ba^  Sewnßtfein  anberer 


88  »»«« 

2)inge,  alfo  bte  anfc^auenbe  Sricmttntg,  \xm  fo  boQIommener,  b*  1^. 
ntn  fo  o6j[ecttt)er,  j[e  toeniget  kotr  un^  babet  bed  eigenen  @elbfl  bekougt 
finb.  de  me^r  toir  bed  Objectd  und  ben}ugt  ftnb,  beflo  tueniger  bed 
@ubiectd;  je  me^r  hingegen  biefed  bad  ^etvugtfcin  etmtimmt,  befto 
fd^toäc^er  unb  unüofffommener  ifl  unfere  3(nf(^auuHg  bet  Slugentoelt. 
3utn  reinen  toiQenlofen  @rlennen,  2"^  objiectiüen  Suff  äff  ung  ber 
SBelt  fommt  t9  nur,  toenn  bad  Semugtfein  onberer  2)tnge  ft^  fo 
^oc^  ))oten}irt,  bog  ia9  Setougtfein  üom  eigenen  @eI6p  üerfc^minbet. 
(SaS.  n,  418.) 

11)  (£rlbf(^en  beS  SetDugtfetnd  burc^  ben  %oh. 

3)Qd  99en)ugtfein  beruht  junäd^fl  auf  bem  OnteDect,  biefer  aber  auf 
einem  p^t^fiologifd^en  $roce§.  S)cnn  er  ifl  augenfc^eintic^  bie  t^unctioit 
bed  ®e^tmd  unb  ba^er  bebtngt  bur(^  haß  3uf<^in^^n^i^^cn  bed  Sterben« 
nnb  ®efö§f9pem9,  ntt^er,  burc^  bad  Dom  ^erjcn  a\x9  ernö^rte,  belebte 
unb  forttoä^rcnb  erfd^ütterte  ®e^irn.  @in  inbioibuelled  93en)ugt= 
fein,  otfo  überhaupt  ein  33ett)ugtfein,  lägt  fic^  an  einem  unförper* 
ticken  SBefen  nid^t  benfen,  )oei(  bie  99ebingung  jebed  93eh)ugtfcind,  bie 
Srfenntntg,  not^n^enbig  ©e^irnfunction  ifl.  So  olfo  ha9  9ett)ugtfein 
nic^t  unmittelbar  bem  SBiQen  an^öngt,  fonbern  burd^  ben  3nteQect  unb 
biefer  burd^  ben  Organidmud  bebingt  xft,  fo  bleibt  !ein  3^^if^^  ^^^ 
burd^  ben  2^ob  ba0  iBekougtfein  erlifc^t,  —  loie  j[a  fd^on  burd^  ben 
@d^Iaf  nnb  iebe  O^nmad^t.    {%  U,  289  fg.) 

12)  a)u))Uctt(it  bed  äSetougtfein«. 

6d  giebt  jtoei  entgegengefe^te  Sßeifen,  fid^  feined  eigenen  2)afeind 
belBU§t  }u  toerben:  einmal  in  empirifc^er  3(nfd^auung,  loie  ed  ton 
Sugen  fid^  barfleüt,  ate  eines  oerfc^minbenb  Keinen,  in  einer  ber  3ctt 
unb  bem  Staume  nac^  grttnjenlofen  SBelt;  —  bamt  aber,  tnbem  man 
in  fein  eigene«  dnnered  ft(^  t)erfenft  unb  fi(^  beiougt  toirb,  Hüt9  in 
aOem  unb  eigentlich  bad  aUein  toirflid^e  äßefen  ju  fein.    ($.  U,  236.) 

«ibel. 

1)  3)te    einjtge    metap^t|fifc^e    SSa^r^eit    im    Slten 
j£eflament. 

dliäfiS  ifl  gekoiffer,  ate  bag,  aQgemetn  auSgefproc^en,  bie  fc^toere 
@ünbe  ber  SBelt  e«  ifi,  loelc^e  bad  Diele  unb  groge  Seiben  ber 
933 elt  herbeiführt.  !Diefer  ünftd^t  gemäg  ift  bie  ©ef^i^te  oom  eünben« 
faQ  bie  einzige  metap^^ftfd^e,  mm  auij  im  ©eiomibe  ber  Slllegorie 
auftretenbe  SBSa^r^eit  im  %(ten  Sieftament.  2)enn  nichts  9nberem  fie^t 
unfcr  S)afcin  fo  ö^nlic^,  mie  ber  Solge  eine«  S^^ttvitt«  unb  eine« 
fhaf baren  OeBifienö.  (^.  U,  323.)  —  !Der  ®ott  dc^ooa^,  ber 
animi  causa  unb  de  gaiete  de  coeur  biefe  SBelt  ber  dhif)  unb  be« 
dammerd  hervorbringt  unb  bann  gar  ftc^  f eiber  SBeifaQ  ftatfc^t,  mit 
Tcavra  xoXa  Xiav,  —  a)a«  ifi  nic^t  ju  ertragen.    ($.  U,  322.) 

2)  ««fetifd^er  ®eifl  be«  Svenen  Seflament«. 

Om  fixten  urfprlinglid^en  S^rißenti^um,  tote  t9  fid^,  Dom  Stttn  be« 


«tBel  89 

3ltvittt  Xefiamentd  aud,  in  ben  Schriften  bcr  ^rc^enDäter  enttoidelte, 
tj!  bie  a^fettfc^e  S^enben^  unt)erfennbar;  fie  ifl  ber  ®ipfe(,  ju  melc^em 
^DeiS  emporßrebt.  $(te  bie  ^auptle^re  bevfclbcn  finben  mit  bie  (Smpfe()» 
lang  be^  ä(^ten  unb  reinen  ^ölibatd  (biefen  er{)en  unb  toi^tigflen 
Schritt  in  ber  Verneinung  bed  SBiQeniS)  f^on  im  9{euen  Sef^ament 
an«gcf proc^en :  SKott^.  19,  11  fg.  —  Suc.  20,  35—37.  —  1.  6or.  7, 
1—11  luib  25—40.  —  (1.  S^eff.  4,  3.  —  1.  3o^.  3,  3.—) 
«pofat.   14,  4.  —  (335.  U,  706.) 

9[nen  f)roteflantif(^»rationa(if}if^en  93erbre^ungen  jum  2^ro^,  bilbet 
ber  a^tetifc^e  ©eifl  gQnj  eigentlich  bie  ©eete  be«  9?euen  Seftamentö. 
S)iefcr  aber  ijl  bie  Verneinung  beö  SQäiDenö  jum  ?eben.   (?.  II,  335.) 

X)ad    neuteflamenttic^e   (S^^riflent^um   legt   beut  Reiben   al9   fold^em 

läuteriibe   unb  ^eiligenbe  ^aft  bei  unb  fc^reibt  bagegen  bem  grogen 

®o^(fcin  eine  entgegcngefefete  SBirfung  ju.    S)ie  berü^mteflen  ©tetten 

bcr  33crgprebigt  entgolten  fogar  eine  inbirccte  ?(inocifung  3ur  freiwilligen 

9rmut^  unb  baburc^  jur  Verneinung  bed  äBiden^  ^um  itUiu    2)enn 

bie  Sorfc^rift  Tlattf).  5,  40  ff.,  allen  an  und  gemachten  Sorberungen 

unbebingt  i$oIge  ju  leiflen,  ÜDent,  ber  um  bie  S^unila  mit  und  regten 

totQ,  Quc^  no(^  bad  Radium  baju  ju  geben  u.  f.  n).,  imgtetc^en  ha= 

fclbfl  (6,  25—34)  bie  Vorfc^rift,  und  atter  ©orgen  für  bie  3u!unft, 

^ogat  für  ben  morgenben  ia^,   ju  entf dalagen  unb  fo  in  ben  Xüq 

hinein    ju  leben,   flnb  Sebendregeln,   beren  Vefotgung   unfehlbar   jnr 

aänjlic^cn  Snunt^  fü^rt.    9?od^  entfd^iebener  tritt  bie«  ^eröor  in  ber 

Stefle  SD?att^.  10,  9—15,  tüo  ben  Slpojieln  jcbeö  Sigent^um,  fogar 

Sc^tt^e  unb  SBSanberjlab,  unterfagt  toirb  unb  fie  auf  baö  Sctteln  on* 

getoiefen  toerben.    3)iefe  Vorfc^riften  fmb  nac^matö  bie  ©runblage  ber 

Settelorbcn  geworben.    (SB,  II,  725  fg.) 

3)  ©egenfa^  bed  Slten  unb  92euen  %t\lamtnt9, 

aRit  ber  o))timiflif(^en  ®(^ö))fungdgef(^ic^te  bed  dubent^um«  ßej^t 
bie  Rente{iamcntli(^e,  weltüerneinenbe  9tid^tung  in  äßiberfpruc^.  SlÜein 
bie  Verbtnbnng  bed  9?euen  Zt\tammi9  mit  bem  SUten  ifi  im  ©runbc 
nur  eine  äugerlic^e,  eine  jufäOige,  ja  erzwungene,  unb  ben  einjigen 
BnbiUpfttngdpunlt  für  bie  c^riflli^^  Se§re  bot  biefe«  nur  in  ber  @e> 
^iji^te  tom  ©ünbenfaÜ  bar,  Welcher  übrigen«  im  9(ten  SEeflament 
ifolirt  bafie^t  unb  nic^t  weiter  benu^t  wirb.  @inb  e«  boc^,  ber  tt)an* 
gelifc^en  S)arßellung  gufolge,  gerabe  bie  ort^obo^en  Slnljänger  be«  3(Iten 
Jefioment«,  Wellte  ben  Rrenjedtob  be«  Stifter«  herbeiführen,  weil  fic 
fttne  Se^ren  im  SBiberfheite  mit  ben  irrigen  fmbcn.  (3B.  II,  710.) 
Sl^gefe^en  üom  ©ünbenfaÜ,  bcr  im  Sitten  Seßament  wie  ein  hors 
d'oeuvre  bajle^t,  ijl  bcr  ®eip  bc«  Sitten  lefiament«  bem  be«  5Weucn 
"icfiament«  biametral  entgegengcfcf^t:  jener  optintifltfc^,  biefer  peffimiflifd). 
(SB.  II,  711.)  3)em  eigentlichen  S(jripent^um  ifl  ba«  Travxa  xaXa 
Wv  be«  S(tten  S^eßament«  wirüic^  fremb;  benn  üon  ber  SBctt  wirb 
'o(  ^tiitn  S^eflament  burc^gängig  gerebet  al«  Don  etwa«,  bem  man 
^t  ange()0rt,  ba«  man  nid^t  liebt,  ja  beffen  Ve^errfc^er  ber  Steufel 


90  «tBel 

ifl;  a.  a  3ol^.  12,  26  unb  31.  —  14,  30.  —  15,  18.  19.  —  16, 
33.  —  ßoloff.  2,  20.  —  ep^.  2,  1—3.  —  1  3o^.  2,  16—17  unb 
4,  4.  5.  ÜDied  ftimmt  }u  bem  aSlettfc^en  ®etfle  ber  Sertäugnung  bc9 
etgfnen  @eI6{l  unb  ber  Ueberiutnbung  bet  993elt,  tuelc^er,  tote  gränjen» 
lofe  Siebe  ht»  ißäc^flen,  felbfl  be0  ^ünM,  ber  ©runbjug  ifl,  toeld^en 
bad  S^riflent^um  mit  bem  Sra^mant^mud  unb  SSubb^aiSmud  gemein 
§at,  unb  ber  i^re  SJerioonbtf^oft  beurfunbet.    (335.  II,  715.) 

©ere^tigleit  ifl  ber  gonge  et^ifc^e  Qnl^alt  bed  Ulim  2>flament9, 
unb  SDtenf^enliebe  ber  ht9  Sfltntn;  biefe  ifl  bic  xatvn)  evToXi)  (do^.  13, 
34),  in  toelc^er,  naä)  $aulud  (9iöm.  13,  8—10)  aOe  ^^iftltd^en 
2:ugenben  enthalten  finb.    (@.  230.) 

®ad  atUe  jfeflament  fteQt  ben  äRenfc^en  unter  bte  $errf(^aft  bed 
®efe(^ed,  U)cl(^e9  jiebod^  nic^t  jur  (Sriöfung  fü^rt.  2)ad  92eue  SCefla^ 
meut  hingegen  erllärt  bad  ©efe^  für  ungulängtic^,  ja,  f))ri(^t  baDon 
Io3  (j.  S.  SRöm.  7.  —  ®al  2  unb  3).  3)agegen  ^irebigt  eö  bo«  Sßcic^ 
ber  @nabe,  ju  metc^em  man  gelange  burc^  ©tauben,  SJüc^ftenliebe  unb 
gänglic^e  ^erläugnung  feiner  felbfl;  !Dic8  fei  ber  9Beg  jur  (SrISfung 
Dom  Uebel  unb  Don  ber  3BeIt.    (^.  II,  335.) 

dmmer  ifl  ber  SRenfc^  auf  fl(|  felb^  juriidCgeiotefen,  toit  in  j[eber, 
fo  in  ber  ^auptfad^e.  Vergebend  mad^t  er  ft(^  ©i^tter,  um  t)on  i^nen 
JU  erbetteln  unb  )u  erfd)mei(^eln,  luad  nur  bie  eigene  SBiQen^fraft 
^erbcigufü^ren  vermag.  $atte  bad  Site  S^eflament  bie  2BeIt  unb  ben 
äRcnfc^en  jum  2Ber!  tm^  ©otted  gemacht,  fo  fa^  bad  9?eue  2:efiament, 
um  in  teuren,  ha^  $eil  unb  @r(i)fung  au^  bem  dammer  biefer  Seit 
nur  Don  i^r  felbft  ausgeben  lann,  ftd^  genöt^tgt,  jenen  ©Ott  SRenfc^ 
»erben  ju  laffen.  2)ed  SRenfc^en  äBiOe  iß  unb  bleibt  e9,  tooDon  SDe^ 
für  i§n  ablj&ngt    (SB.  I,  384.) 

S)ie  %ina^nie,  bag  ber  3Renf(^  aud  ^iiji^  gefd^affen  fei,  fü^trt 
not^n)enbig  }u  ber,  bag  ber  %oh  fein  abfotuted  Snbe  fei.  hierin  ifi 
atfo  ha9  3(lte  S^eftament  DöIIig  confequent;  bemt  gu  einer  ©c^öpfung 
auö  3liijt9  pagt  feine  Unfterblic^teit^Ie^re.  S)a9  neutefiamentlic^e 
(S^riftent^um  ^at  eine  folc^e,  mett  ed  dnbifc^en  ©eifled  unb  ba^er, 
me^r  old  »aH(^cinli<^f  ^^^  dnbifc^er  ^erfunft  ifi,  loenngtetc^  nur 
unter  Seg^ptifc^er  Vermittlung.  SKetn  ju  bem  Öübifd^en  @tamm, 
auf  totli^tw  j|ene  dnbif^e  SBeid^eit  im  gelobten  Sanbe  gepfropft  toerben 
mugte,  pagt  folc^e,  loie  bie  i$rei^eit  bed  äBiÜend  jum  ©ef^affenfetn 
beffelbcn.    (SB.  U,  556.) 

4)  3)ie  ^ifiorifd^en  Stoffe  ber  9ibe(,   aU  Sorioürfe 
ber  $)i|}orienmaIerei  betrachtet. 

Sntf (Rieben  nac^t^eilig  toirlen  |iflorif(^e  Sorkoürfe  nur  bann,  loonn 
fie  ben  SRaler  auf  ein  n^iQIürUc^  unb  nic^t  ntc^  ftunflgmeden,  fonbem 
nac^  anbem  gen^ö^tted  t^elb  befc^ränlen,  DoDenb^  aber,  koann  biefe^  %t\h 
an  malcrifc^en  unb  bebeutenben  ©egenftänben  arm  ifl,  loenn  ed  }.  9. 
bie  ©ef(^id)te  eine9  Heinen,  abgefonberten,  eigenflnnigen,  ^ierard^if^ 
b.  ^.  bur(^  SEßa^n  be^errfc^ten,  Don  ben  gleid^icitigen  grogen  Sölfem 
be^  Drientd  unb  Occibent^  Derac^teten  aßinktootl«  ifl,  loie  bie  dubcn.  -* 


«iBUot^cfctt    —    ©tlbung  91 

Sefonberd  ober  koat  t9  für  bte  genialen  WlaXtx  dtaltend,  im  15.  nnb 
16.  da^r^unbert,  ein  f^Iintmer  @tcrn,  bag  fte  in  bem  engen  Greife, 
an  ben  fte  für  bie  2Ba^(  ber  Sorh)ürfe  toiOHirtici^  getoiefen  maren,  }u 
2Riferen  aller  ?lrt  greifen  nmgten;  benn  baö  SReue  Jeflament  ift^  feinem 
()ifbrifd^en  2^^cile  nai^,  für  bie  äßaterei  faft  nod^  ungünfliger,  ald  ha9 
Site.  Qtbodf  f)at  man  bon  ben  S3ilbem,  beren  ©egenflanb  bad  ®e« 
f(^tc^tltd)e,  ober  SRt^t^oIogifd^e,  bed  dubent^umd  nnb  S^riftent^nmd  iß, 
gar  fe^r  biejenigen  gu  unterfc^eiben,  in  iDctd^en  ber  eigentliche,  b.  Ij.  ber 
et^ifc^e  ®eifl  bed  6^riflent^um9  für  bie  älnfd^auung  offenbart  Inirb, 
burt^  S)aTfieIIung  t)on  ÜRenfc^en,  meiere  biefed  @eifled  DoQ  ftnb. 
(S5.  I,  274.) 

tibUott)ektn. 

1)  Sibliot^efen   bttoaf)xtn   bie   üerfteinerten  drrt^ü«» 
mer  auf. 

9Bie  bie  ^djidjitn  ber  @rbe  bie  lebenben  Sefen  vergangener  (Spod^en 
ret^entoeife  aufbewahren;  fo  betoal^ren  bie  Bretter  ber  93ibüot^efen 
rei^enmeife  bie  Vergangenen  Orrt^ümer  unb  beren  3)ar(egungen,  todif^, 
»oie  jene  (Srfleren,  ju  ir;rer  ^üi,  fe^r  tcbenbig  toaren  imb  öiel  8ärm 
matten,  je^t  aber  flarr  unb  Derfieinert  ba{lef;en,  too  nur  noc^  bie 
Ütterarifc^e  Paläontologie  fie  betrad^tet.    (^.  II,  589.) 

2)  9tb(iot^efen    finb    bad    papierne    @eb&d^tnig    ber 
3Renfc^^eit. 

Sott  bem  gefammten  men[(^Ii(^en  9Biffen  ifl  immer  nur  ein  Heiner 
I^cil  in  jebem  gegebenen  3^i^punlt  in  irgeub  toelc^cn  köpfen  toirflic^ 
Ubenbig.  3)cr  allergrögte  2^eil  ejiflirt  pet«  nur  auf  bem  Rapier,  in 
ben  9ü(^ern,  biefem  papicrnen  ©ebä^tnig  ber  äßenfc^^eit.  SBie  fc^tec^t 
toürbe  ed  um  bad  menfd^Iic^e  SBiffen  flehen,  loenn  ®c^rift  unb  3>rud 
nic^t  toären.  S)a^er  ftnb  bie  Sibltot^efen  allein  haß  fiebere  unb  blei^ 
benbe  @ebö(^tni§  bed  menfc^Ii(^en  ©efd^Iec^td,  beffen  einjelne  SRitglieber 
aUe  nur  ein  fe^r  bef(^rän!ted  unb  unboUIommene^  ^aben.   {%  II,  519.) 

«Uli,  f.  SRalerei. 

«tUnliaiterkitn^,  f.  ©culptur. 

1)  ©egenfa^  jkDifd^en  93itbung  unb  natürlichem  Ser« 
fianb. 

Slotürlic^er  Serflanb  fann  fafl  j[eben  ®rab  von  99iibung  erfe^en, 
öier  feine  »ilbung  ben  natürlid^en  »erflanb.    (SB.  II,  84.) 

2)  Silbung  Tann  ben  urfprünglic^en  Unterfdjieb  ber 
©eifler  nic^t  aufgeben. 

^er  gleiche  @rab  ber  Sitbnng  Tann  ben  urfprünglic^en  Unterfc^ieb 
^1^  @eifler  nic^t  aufgeben.  ÜDenn  felbfl  bei  jiemlid|  gleichem  ®rabe 
^  Silbung  gleicht  bie  Sonoerfation  jmifc^en  einem  großen  ©eijle  unb 
«wem  getoö^nlic^en  Kopfe  ber  gemcinfc^aftlic^en  SReife  eine«  Wanne«, 
^  auf  einem  mut^igen  SJoffe  ft|t,  mit  einem  guggäuger.    Seiben 


92  »ttttgfett    —    »iogra^^ie 

tvtrb  fte  bolb  ^bd^fl  (äflig  unb  anf  bte  Sänge  unmöglich.  9(uf  eine 
!uqe  ®tvede  faim  jmar  ber  9{eiter  abft^n,  um  mit  bem  Slubern  ju 
ge^en;  U)tett)O^I  quc^  bann  ii)m  bie  Ungebulb  feinet  ^^ferbed  Diel  ju 
fd)Qffen  mad^cn  toivb.    (SB.  II,  162.) 

3)  Ser^ältnig  ber  Silbung  ju  natürlichen  Sorjügen 
be«  @eifte^. 

Stibung  Der^ält  fld^  ju  natürlid^en  Sorjügen  bed  dntcffectö^  mie 
eine  n?äd)ferne  9?afe  ju  einer  mirftic^en,  aud^  h)ie  ^taneten  unb  3)?onbe 
ju  @ounen.  S)enn  vermöge  feiner  9i(bung  fagt  ber  SRenf^  ntd^t 
mad  er  benft,  fonbern  mad  ^nbere  gebac^t  i^aben  unb  er  gelenit  ^at; 
unb  er  t^ut  nid)t  fogleic^  maö  er  möchte,  fonbern  tt)ad  man  t^n  ju 
t§un  geivö^nt  ^at.    ($.  459.) 

«iUiSkeit. 

iDie  33tIIigTeit  ift  ber  ^ünb  ber  ®ere(^tigfeit  unb  fet^t  il^r  oft 
gröblich  ju;  ba^er  man  xijx  ni(^t  ju  Diel  einräumen  foll.  jDcr  2)eutf<i^c 
ift  ein  i^reunb  ber  $iQig!eit,  ber  6ng(änber  ^ält  ed  mit  ber  @txtdf' 
tigfeit.    (g.  221.) 

6i09rapl)it. 

1)  Sorjug  ber  Siograp^te  Dor  ber  ©cfd^ic^te. 

du  ^inftc^t  auf  bie  @rlcnntnig  bed  äßefend  ber  äJtenfd^fjeit  ifl  bcn 
S3iograp^ien,   Dorne^mtic^   ben  Slutobiograp^ien,   ein   größerer 
Sßert^  3Ujugefle^en,  ate  ber  etgentli^en  ©efAic^te,  loenigfiend  h^ie 
Ttc  getDö^nlidj  be^anbelt  niivb.    XtitiÜ  tiMlxif  jtnb  bei  itxmx  bie  üOata 
rid^tiger  unb  DoUftänbiger  jufammenjubringen,  ate  bei  bicfer;   t^eild 
agivcu  in  ber  eigentlichen  ©efd^ic^te  nic^t  fotvo^I  SRenfc^en,  cA9  Sö(fer 
unb  $eere,   unb  bie  @in}e(nen,   meiere  noc^  auftreten,   erfc^einen  in 
foldjer  Entfernung  unb  Ser^üIIung,  bag  ed  fc^toer  mirb,  burc^  biefc 
^inburd^  ha9  menfc^Iid)e  SBefen  ju  erlennen.    hingegen  ^eigt  ha9  treu 
gefd^itberte  Seben  bed  @in3e{nen  in  einer  engen  ©pl^äre  bie  ^anblungd« 
toeife  ber  äJtenf^en  tu  äffen  t^ren  97üoncen  unb  ©efialten  unb  eröffnet 
und  ben  ä3(i(f  in  bie   innere  Sebeutung  bed  Srfc^einenben,  für 
nietete  ed  fic^  gleid)  bleibt,  ob  bie  ©egeuflünbe,  um  bie  ed  fu^  ^anbelt, 
retatiD  Hein  ober  grog,  Sauer^öfe  ober  Königreiche  flnb.  —  S)ie  ®e* 
fc^id^te  jeigt  und  bie  3Renfc^l^eit,  toie  und  eine  Studfld^t  Don  einem 
^o^cn  93erge  bie  Statin:  jeigt.     2)agegen  }eigt  und  bad   bargefledte 
Scben  bed  Sinjelnen  ben  ÜRenfd^en  fo,  mie  n)ir  bie  9?atur  erTennen, 
menn  tuir  jiuifc^en  i^ren  Söumeu,  ^flanjen,  Seifen  unb  ©etDüffem 
um^ergc^en.     (4B.  I,  291—293.) 

2)  äBiberlegung   ber   ßwti^tl  an  ber  993a§r^aftig(eit 
ber  äutobiograp^ien. 

3Ran  ^at  Unrecht  j^n  meinen,  bie  9utobiogra))^ien  feien  Doffer  Xntg 
unb  SerfleOung.  Sielme^r  ift  bad  Sügen  bort  Dieffeic^t  fc^toerer,  a(« 
trgenbmo.  3n  einer  ©elbflbioqrop^ic  fic^  ju  Derfleffen  ifi  fo  fc^toer, 
bag  ed  Dieffeid^t  feine  einzige  giebt,  bie  nic^t  im  ©anjen  toa^nr  »öre, 


«lid  —   m\t  93 

al«  jebc  anbcrc  gcfc^ricbenc  ©cfd^id^tc.  ÜDer  üWenfc^,  ber  fein  Scben 
anfjftc^net,  überblidft  ed  im  ©anjen  unb  @rogen,  bad  @tn)e(ne  toirb 
firin,  baö  9?a^c  entfernt  fic^,  ba«  gerne  fommt  micbcr  nof},  bie  SRücf- 
iid)tcn  fd^runipfen  ein;  er  fl^t  fit^  fclbf^  jnr  Seichte  nnb  f^at  fld) 
freitoiHig  ^injefeftt;  ber  ®ei(l  ber  Süge  faßt  i^n  ^ter  nid)t  fo  tcid^t; 
benn  e«  liegt  in  iebem  SRcnfc^en  audj  eine  9?cignng  gnr  äßa^rljeit, 
^ie  bei  jeber  Süge  erfl  übersättigt  »erben  mug  unb  bie  eben  ^ier  eine 
ungemein  {larfe  ©teUung  eingenommen  ^at.    (9&.  I,  292.) 

«litk^  f.  «nge. 

eiul. 

1)  SDad  9(ut  qIö  Urflüffigleit  be«  Organidmuö. 

'Sod  Stut  ^at,  tt)ie  ed  aQe  2:§ei(e  beö  Seibed  ernährt,  auc^  fc^on, 
(Ai  Urftüfftgleit  be^  SDrganidmud,  biefelben  nrfprünglic^  aud  fi(^  erzeugt 
rnib  gebilbet;  nnb  bie  Smä^rung  ber  Steile,  h)el^e  eingeflänblic^  bie 
^uptfnnction  beö  Slute^  audmac^t,  ifl  nur  bie  t^ortfe^ung  jener  ur« 
fftünglicl^en  @r}eugung  berfelben.    (933.  JQ,  288.) 

3)er  SSiOe  objectibirt  fl(^  am  unmittelbarflen  im  Slute,  al9  n)et(^ed 
btn  Organidmud  urf))rüngltd^  \M^^  unb  formt,  i§n  burd^  äBac^^t^unt 
ooOenbet  unb  nac^^er  i^n  forth)ö^renb  er^öß,  fon)o§I  burc^  regelmögige 
Erneuerung  aller,  atd  bnrd^  augerorbentli^e  ^fleüung  oertet^ter  S^^eitc. 
(B.  n,  289.) 

3)aö  erfie  ^robuct  be«  »luteö  finb  feine  eigenen  ©cfäße.  (SB.  II, 
289.)  !Die  ©efttge  felbß  ^at  ha9  ä3(ut  gemad^t,  ba  t9  im  @i  früher, 
Ai  jie  erfc^eint;  fie  finb  nur  feine  freimillig  eingefd^tagenen,  bonn  geba^n« 
ttn,  enbtic^  aHmälig  conbenfirten  unb  nmfd^Ioffenen  Sege.   (3B.  H,  287.) 

2)  !Z)ie  Semegung  it9  Slute^. 

^  3)ie  Seioegung  bed  93Iute$  iß  eine  felbflßänbige  unb  urffirüngltc^e, 
fit  bebarf  nid^t  einmal,  n^ie  bie  drritabilitSt,  bed  9{ert)eneinfluffed, 
unb  i{l  felbfi  Dom  ^erjen  unab^öngig;  tt)ie  bie^  am  beutlic^fiten  ber 
^üdlauf  bed  Stuten  burc^  bie  Senen  jum  ^erjen  funb  giebt,  ba  bei 
^em  ni(^t,  toie  beim  Ärterienlauf,  eine  vis  a  tergo  ed  propeKirt, 
unb  au(^  aOe  fonfHgen  mec^anif^en  (Srllörungen,  toie  etnia  burc^ 
finc  ©ougelraft  ber  recfiten  ^erjfammer,  burAauß  ju  furj  fommen. 
^^  n,  286.) 

3)  !Z)er   Sauf   ht9  Slnted   benimmt   bie   ®efla(t   bed 
Seibed. 

3)tr  ?auf  ber  Arterien  befHmmt  bie  ©ejialt  unb  ©röße  atter  @Iic« 
^]  folglich  ifl  bie  ganje  ©eflalt  M  Seibe^  burc^  ben  Sauf  be9  Slute« 
«Simmt.    (SB.  n,  288.) 

1)  Sebeutung  bed  SBorte^  ,MU"' 
^\t  ijl,  fo  h)ie  gut,  auöbrutf  einer  Sielation.    Äfleö,  toaö  ben 
^Mmtgen  trgenb  eine«  inbit^ibueOen  SBiOen«  gemäg  ifl,  ^eifiit,  in 


94  S9fe 

ä3e}te^un9  auf  biefen,  gut^  3.  S3.  gute^  Sffen,  gute  äBege,  gute  Sor« 
bebeutung;  —  ba^  ®egent§etl  fd^Iec^t,  an  belebten  äBefen  böfe. 
((£.  265.)  2)er93egrtff  be^  ©egent^eild  Don  gut  tDtrb,  fo  lange  Don 
mc^terlennenben  SEBefen  bie  9{ebe  i\t,  huxäf  ba^  SBott  fc^ted^t,  feltener 
unb  abfiracter  burc^  Uebel  au^gebrüdt,  toelt^ed  affe^  beut  iebe^maßgeit 
(Streben  bc«  2Bt0en9  nic^t  ßufagenbe  bejeid^net.  dm  ÜDeutfd^en  unb 
t$ran}öfif(l^en  bejeic^net  man  biefe^  bei  erfennenben  äBefen  (Spieren  unb 
äßenfc^en)  burc^  ein  anbered  2Bort,  ate  bei  erlenntniglofen,  nttmli^ 
burc^  böfe,  mechant,  toä^tenb  in  faft  aQen  anbem  ®))ra^en  biefer 
Untetfc^ieb  nid^t  ®tatt  finbet  unb  xaxoc,  malus,  cattivo,  bad  Don 
SRenfc^en  h)ie  Don  leblofen  2)ingen  gebraust  toerben,  toelc^e  bcn  ßtotdtti 
eineö  beßimmten  inbiDibueQen  SEBiÜend  entgegen  finb.    (SB.  l,  426.) 

2)  993efen  unb  ©tunbelemente  be9  böfen  S^ataltertf. 

SEBenn  ein  SDtenfc^,  fobalb  Seranlaffung  baxu  ba  ift  unb  i^n  feine 
äußere  SRac^t  abhält,  {tet0  geneigt  ift,  Unreqt  }u  t^un,  nennen  mir 
i^n  bttfe.   ÜDiefed  ^eigt  nat^  beut  Segriff  bed  Unrec^t^  (f.  Unrecht), 
ba§  ein  fol^er  nic^t  allein  ben  äBillen  gum  Seben,  trie  er  in  feinem 
Seibe  erfd)eint,  bejaht;   fonbern  in  biefer  93ej[a^ung  fo  loeit  ge^t^  baf; 
et  ben  in  anbem  OnbiDibuen  erfc^einenben  SßiQen  Demeint;   koad  ftc^ 
barin  jeigt,  bog  er  i^re  ftröfte  jum  S)ienfle  feinet  Sßillen^  Derlangt 
unb  il^r  2)afein  )u  Dertilgen  fuc^t,  toenn  jie  ben  Seßrebungen  feinet 
äBiSend  entgegengehen.    S)ie  le^te  Duelle  l^terDon  ifl  ein  l^o^er  ®rab 
be^  (Sgoidmud.    B^^^^^^i  ifl  V^^  foglcic^  offenbar:  erfllid^,  bog  in 
einem  folc^en  SRenfd^en  ein  überaus  l^ftiger^  koeit  über  bie  Sejia^ung 
feined  eigenen  2t\htS  ^inau^ge^enber  SSille  gum  Seben  fid^  audf))ricl^t; 
unb  {toeitenö,  bog  feine  Srienntnig,  ganj  im  prindpio  individua- 
üonis  befangen  (f.  OnbiDibuation),  bei  bem  burc^  biefed  (elftere  ge« 
fetzten  gSngtic^en  Unterfc^iebe  }n)if^en  feiner  eigenen  ^erfon  unb  aOen 
anbem  fefl  {le^en  bleibt;  ba^er  er  aQein  fein  eigene^  SBo^Ifein  fu^t, 
DoQfommen   gleichgültig   gegen  bad  aDer  Sluberen,   bereu  SEßefen  i^m 
Dietme^r  fremb  i^,  burd)  eine  loeite  Stuft  Don  bem  feinigen  gefc^ie^^ 
ben,  \a,  bie  er  eigentlich  nur  ald  ülarDen,  o^ne  aQe  ^Realität,  anfleht. 
(SB.  I,  428  fg.) 

3)  ^^fiognomifc^er  S(u0brud  bed  böfen  S^arafter«. 

®roge  ^eftigleit  bed  SBoQend  ifl  an  fid^  eine  fiete  ZXntUt  bed  Sei« 
bend.  3Bei(  nun  Dieter  unb  ^eftiged  £eiben  Don  Dielem  unb  heftigem 
äBoQen  unjertrennlic^  iß,  trägt  ber  ®efic^tdaudbmdt  fel^r  bbfer  3Renf^en 
bad  ©epräge  bed  innem  l^eibend;  fetbji  menn  fle  alled  äugerlic^e  @tii(f 
erlangt  §aben,  feigen  fie  ftetd  unglüdtlic^  au9,  fobalb  fle  nic^t  in  äugen» 
blicflicöem  Oubel  begriffen  flnb,  ober  fic^  Derfictten.    (SB.  I,  429.) 

4)  äßefen  unb  Urfprung  ber  eigentlichen  Sod^eit. 
9ud  ber  bem  bttfen  SRenf^en  toefenttic^en  innem  Dual  ge§t  gule^t 

bie  nid^t  aud  blogem  (Sgoidmud  entfprungene,  fonbem  uneigenntt^ige 
Sreube  an  fremben  Seiben  ^erDor,  meldte  bie  eigentliche  Sod^eit  tfi 
unb  {{^  bid  )ur  ®  rauf  am  feit  fteigert.    S)iefer  ifi  bad  frembe  Seiben 


nic^t  me^r  SRittet  jur  (Srlongnng  ber  Qto^^  ^^  eigenen  SStllen^, 
[onbent  Qtotd  an  fic^.  S)er  bid  }ur  SBod^eit  fi(^  fleigembe  böfe 
ffiiOe  fuc^t  nämlid^  für  bie  innere  Dual,  an  ber  er  (etbet,  in» 
birect  bie  Sinbemng,  beren  er  birect  nic^t  ftt§ig  ifl,  fuc^t  burc^ 
ben  Sbiblid  fremben  Seibend,  ml^t9  er  jnglei^  al0  eine  Seugerung 
feiner  Wladfi  erfennt,  ia9  eigene  }n  milbem.  t^rembed  Seiben  mirb 
i^m  je^t  S^^^  on  fid^,  ifl  i§m  ein  SlnblidF,  an  bem  er  flc^  n^eibet. 
(3B.  I,  429  fg.) 

5)  Unterfd^ieb  ber  So^^eit  bont  Sgoidmud. 

2)er  (Sgoi^mud  fann  itowc  ju  Serbred^en  unb  Unikaten  aDer  9[rt 
führen;  aber  ber  baburd^  Derurfad^te  Schaben  unb  @(^ntcrj  Slnberer 
iji  i§m  b(od  SRittel,  nic^t  3^^<If  ^^^t  alfo  nur  accibenteQ  babei  ein. 
•Der  Sod^eit  unb  @raufamleit  hingegen  finb  bie  Seiben  unb  ®(^mer}en 
Snberer  S^tä  an  fic^  unb  beffen  Smid^en  ©enug.  3)cd^aI6  ntad^en 
Sod^cH  unb  ©raufamfeit  eine  ^O^ere  ^otenj  moralifc^er  @(^Iec^tig!eit 
Qtt9.  SDie  SRapme  be^  üugerften  Sgoidmud  ifl:  Neminem  juva,  imo 
omnea,  si  forte  oonducit  (alfo  innner  noc^  bebingt),  laede.  2)ie 
SRo^me  ber  So^^eit  ift:  Onmes,  quantum  potes,  laede.     (S.  200.) 

6)  S^^^mmtnfianq  ber  ntoralifc^en  ©d^Ied^tigleit  mit 
ber  ÜDumm^eit  f.  üDumm^eit. 

•  1)  3)er  Sra^mani^mud  ift  Slt^eiömnö  unb  fennt  feinen 
erfien  3(nfang  ber  SEBelt. 

3)ie  Urretigioncn  unfereö  ©efc^Iec^tö,  meiere  auc^  nod^  je^t  bie 
Stögte  Knja^I  Don  Selennem  auf  ßvben  ^aben,  atfo  Sra^manidmuö 
unb  Subb^ai^mud,  lennen  leinen  erflen  Sfnfang  ber  Sßtti,  fonbern 
ftt^ren  bie  Steige  ber  einanber  bebingenben  ßrfd^einungen  ind  Unenblic^e 
tinauf,  —  ein  ^ißorifd^er  Seleg  bafttr,  bag  bie  Sfnna^me  eined  abfotuten 
Snfangd,  bie  llnna^me  einer  ©ränje  ber  äBett  in  ber  3^^^/  feinedioeg^ 
(in  not^menbiger  ©ebanfe  ber  Sernunft,  alfo  fcinedmegd  im  SBefen  ber 
Semunft  begrünbet  iji.    (333.  I,  574.  587.) 

Sd  barf  un9  nic^t  in  ben  ®inn  tontmen,  ha9  Sral^m  ber  $)inbu, 
^^ed  in  mir,  in  bir,  in  meinem  $ferbe,  in  beinern  $unbe  lebt  unb 
itibct,  —  ober  au^  ben  93ra^nta,  ttcld^er  geboren  i|l  unb  ßirbt,  anbern 
^ta^nia'^  $Ia|}  )u  machen,  unb  bem  überbied  fein  ^evoovbringen  ber 
^U  }nr  @(^utb  unb  @ilnbe  angere^net  mirb,  mit  @ott  bem  ^tuu, 
^  ))erfönli4en  S^öpfer  unb  Stegierer  ber  9Be(t,  ber  SOcd  m^U 
8««a<^t,  JU  uenoed^feln.    (®.  125.) 

2)  üDer  9ra^mani0mu0  iß  dbeali^ntnd. 

^ie  ebleren,  älteren  unb  befferen  Keßgionen,  alfo  Sral^maniMu« 
^b  9ubb^at0mud,  legen  i^ren  Se^ren  burd^aud  ben  Obeatidmu^  gu 
®^ttbe,  beffen  Sbierfennung  fie  mithin  fogar  bem  9$o(I  jnmut^en. 
^%  U,  40.)  S(o9  in  (Europa  ifl  ber  dbea(i0mud,  in  Solge  ber  me- 
foitlic^  unb  unumgttnglid^  realifUfd^en  ©runbanfic^t,  parabo^  (®.  32.) 


00  ^vmt^   —    »üd^et 

3)  ^er  Sra^manttfmud  le^rt  9Retetn))f))d^ofe. 

3h  ben  $eben,  mt  in  aQen  fettigen  Sudlern  dtibten«  gelehrt,  ifi 
bie  9)}etempf^(^o{e  bcr  Sern  bed  Sra^manidmuö  unb  Subb^atdtnud, 
^errf^t  benutad^  noc^  je^t  im  ganjen  itic^t  idlamirte»  Slfien,  alfo  bei 
me^v  ate  bct  ^älfte  bc«  ganjcn  ffl?enf(^cngcf(I^Ic(^te,  otö  bic  fcflefle  Heber- 
jeugung  unb  mit  ungtaubtid^  flarfem  praftifc^en  @tnflug.    (SB.  II,  577.) 

4)  S)er  33rQ^manidmud  ifl  ^effimi^mud. 

Sva^ma  bringt  burc^  eine  %xt  ©ünbenfaO,  ober  Serirrung,  bic 
Seit  ^crDor,  bleibt  aber  bafür  felbfl  barin,  t9  abjubügen,  bid  er  ftd) 
barauö  erlöfl  f^ai;  —  fe^r  gut!    ($.  ü,  322;   ®.  125.) 

5)  Sra^manifc^e  Se^re  Don  ber  unt)eränber(id^en  9e« 
flimmt^eit  be^  angeborenen  @§aralterd. 

ÜDie  Sra^manen  brüden  bie  unk>eränber(i^e  Seflimmt^eit  be0  angc^ 
borenen  S^aralter^  m^t^ifd^  baburd^  a\i9,  bag  fie  fagen,  Sra^ma  ^abc. 


bei  ber  $ert)orbrin( 
®(^riftieid^en  auf 


ung  iebe^  SRenfc^en,  fein  jfl^un  unb  fein  Seiben  in 
einen  ©c^äbel  gegraben,  benen  gemäg  fein  Sebend« 

tauf   audfaUen   muffe.    3Ud   biefe  ©c^rift   kueifen  fie  bie  ßadm  ber 

@uturen  bcr  ©d^äbelfnoc^en  nac^.    {%  II,  243.) 

Antnft. 

!Z)ie  mannigfaltigen,  heftigen  SIeugerungen  ber  Srunfl  bei  beu 
S^^ieren  finb  bie  @timme  bed  SBiQend  jum  Seben,  mit  ber  er  ruft: 
„SDad  Seben  bed  dnbiDibuumd  t^ut  mir  nic^t  genug,  ic^  brauche  baö 
Seben  ber  ©attnng  jur  SfudfUQung  enblofer  ßeit,  bcr  t^orm  meinet 
erfd^einenö.''    ($.  406.) 

1)  ÜDer  SBert^   ber  Sucher  liegt  entkoeber   im  ®toff 
ober  in  ber  t^orm. 

6tn  S3u(^  lann  nie  mel^r  fein,  ol9  ber  SIbbrudF  ber  ®ebanfcn  be^ 
Serfaffer«.  Der  SBertl^  biefer  ©ebanfen  liegt  entwcbcr  im  ©toff, 
alfo  in  S)em,  h)orüber  er  gebac^t  ^at;  ober  in  ber  t^orm,  b.  ^.  ber 
Searbeitung  bed  @toffd,  alfo  in  ÜDem,  toa9  er  barüber  gebac^t  f^at 

3)ad  SBorüber  ift  mannigfaltig,  unb  ebenfo  bie  Sorjüge,  totli)t  cd 
ben  Suchern  ert^eilt  @in  9ud^  fann  fiofftid^  mistig  fein,  koer  aud^ 
immer  ber  Serfaffer  fei.  $Bei  ber  ^orm  hingegen  entfpringt  ber  Sßert^ 
nic^t  a\x9  bem  Öbject,  fonbem  and  bem  @ubjiect.  -Sfl  ba^er  ein 
Suc^  öon  biefer  ©eite  öortrefflit^,  fo  ifi  cd  ber  Serfaffer  auc^.  — 
SBcnn  ein  93u^  berühmt  ifl,  fo  ^at  man  too^l  ju  unterfc^eiben,  ob 
»egen  beö  ©toffcd,  ober  ber  gorm.    {%  II,  540  fg.) 

2)  Sucher  finb  nic^t  fo  bele^renb,  ald  bie  SBirflic^fcit. 
Betrachtung  unb  Beobachtung  j[ebed  äßirllic^en,  fobalb  cd  trgenb 

etmad  bem  Seobad^ter  9?eued  barbietet,  ifl  belel^renber,  ald  aDed  Sefen 
mtb  $ören.  Denn  fogar  ifl  in  jebem  SBirftid^en  aUt  SBa^r^eit  unb 
SBeid^eit,  ia,  bad  le^te  ©cl^eimnig  ber  Dinge  enthalten,  freiließ  nur 
in  concreto,  unb  fo,  loie  bad  ©olb  im  (Srje  fledt;  cd  tommt  barauf 
an,  cd  ^eraudjujie^cn.    Slud  einem  Sud^e  hingegen  erholt  man,  im 


mfyt  97 

befielt  %aU,  bte  Sa^tl^eit  bo^  nur  qu9  ikoetter  $anb,  öfter  aber  gar 
Hii^t.     (SB.  n,  77;   ?.  H,  51.) 

3)  SBarum  Sudler  nid^t  bte  Srfal^ritng  erfe^en  ISnnen. 
3)ag  Sudler  ntc^t  bte  (Erfahrung,  itnb  ©elej^rfamfeit  ni^t  bad  @ente 

erfe^t,  finb  }tt)et  Dertoanbte  $^änomette;  t^r  gemeinfamer  ®runb  t{l, 
bag  bad  3[bf)Tacte  nie  bad  Slnfci^aulid^e  erfe^en  fonn.  Sucher  erfe^en 
bormn  bte  (Stfal^rung  ntd^t,  toeit  Segrtffe  flet^  allgemein  bleiben 
mtb  ba^er  auf  ha9  (Sinjefate,  mlitt^  ioij  gerabe  ba9  int  ?eben  ju 
Se^anbetnbe  i%  niijt  ^erab  gelangen.  $ie}u  lommt,  bag  aQe  Segri^e 
eben  aud  bent  Sinjelnen  nnb  Snf(^auli(^en  ber  Srfa^rung  abßra^trt 
rmb,  ba^er  man  biefed  fc^on  {ennen  gelernt  l^aben  mu%  um  anif  nur 
ba^  Singetnetne,  toelc^ed  bie  Sucher  mitt^etlen,  gehörig  ju  t^erfh^en. 
(SB.  n,  80.) 

4)  SEBad   bie  meiften   Sttd^er  mittelm&gig   nnb   lang« 
toeilig  mad^t. 

Sei  ben  meiflen  Suchern,  Don  ben  eigentlid^  fc^Iec^ten  gau)  abgefe^en, 
^at,  metm  fie  nid^t  burc^aud  empirifd^en  dn^altd  flnb,  ber  Serfaffer 
3»Qr  gebaut,  aber  nic^t  gefc^aut;  er  ^at  au9  ber  9{efIe^on,  nic^t 
ottd  ber  (httuition  gef (^rieben;  unb  bie9  eben  iß  zi,  XDa9  fle  mittet* 
mSgig  unb  langmeilig  mac^t.  9hir,  mo  bem  üDenlen  eine^  ^utord  ein 
Schauen  }u  @mnbe  lag^  ba  i{l  t^,  aU  ft^riebe  er  and  einem  Sanbe^ 
)Do  ber  Sefer  nic^t  auc^  fd^on  getoefen  ift;  ba  ifl  SOeö  frifd^  unb  neu; 
bemt  e^  ifi  au9  ber  Urquelle  aller  (Erlenntniß  unmittelbar  gef(^ö))ft. 
(SB.  n,  77  fg.) 

5)  Sü^er,   aU  bie  Ouinteffenj   eined*®eipe«,   finb 
ge^altreid^er,  al^  fein  Umgang. 

2)ie  SBerle  finb  bie  Oninteffenj  eine^  ®eifie«;  fte  koerben  bal^er, 
au(^  loemt  er  ber  grttgte  ift,  fiet^  ungleid^  gehaltreicher  fein,  ald  fein 
Umgang.  @ogar  bie  ©Triften  einetf  mittelmäßigen  ftopfe^  Idnnrn 
bele^nb,  lefentoert^  unb  unter^altenb  fein,  eben  meil  fie  feine  jQuint' 
^ni)  finb,  bie  gntd^t  aUt9  feine«  SDenlen«  unb  ©tubiren«;  toS^enb 
fein  Umgang  vm9  ni^t  geniigen  lann.    ($•  n,  597.) 

6)  ©(^led^te  Sucher  finb   nii^t   b(o«  unnü^,   fonbern 
))ofitin  fc^äbHc^. 

^ie  f(^Ie(^ten  Sudler  finb  bad  toud^embe  Unhaut  ber  Sitteratnr, 
todc^e«  bem  SBeijen  bie  9?al^rung  ent}ie^t  unb  i^n  eiffiidt.  ®ie  reigen 
nSmtic^  3eit,  ®elb  nnb  Xnfmerifamleit  be0  ^nblifum«,  toetd^e  Don 
ätet^tdtoegen  ben  guten  Suchern  unb  i^nn  eblen  3^edten  gehören,  an 
^}  fie  finb  a(fo  ni(^t  blo0  unnü«,  fonbern  ))ofltib  fc^äbli^.  {%  U, 
^39.)  @(^{e(^te  Sü^er  finb  inteaectneOed  ®ift,  fie  berberben  ben 
®ei|l.    {%  U,  590.) 

7)  S)ie  neueren  Sucher  finb  nid^t  immer  bie  befien. 
Sein  größerer  drrt^um,  aU  gn  glauben,  baß  ba«  jule^t  gef))roc^ene 

%ort  ftet«  ba«  rid^tigere,  jebe«  fpäter  ©efc^riebene  eine  Serbefferung 
^  früher  ®ef(^riebenen  unb  j|ebe  Serttnbemng  ein  gfortfc^ritt  fei. 
£a9  titterarifd^e  ®efd^meiß  ift  ßet«  bei  ber  $anb  unb  emfig  bemüht, 


90  9iM 

ifl;  i.  S.  3o^.  12,  26  itnb  31.  —  14,  30.  —  15,  18.  19.  —  16, 
33.  —  doloff.  2,  20.  —  ep^.  2,  1—3.  —  1  3o^.  2,  16—17  nnb 
4,  4.  5.  ÜDieö  fUmmt  ju  bem  adlettfc^eu  ®etf}e  ber  SJerläugnung  bed 
eigenen  @elbfl  unb  ber  Ueberiutnbung  ber  äBelt,  loelc^er,  tote  grttnjen« 
lofe  Siebe  bed  ißäc^flen,  felbfl  bed  ^etnbed,  ber  ©runbjug  tfl,  loeld^en 
'  ha9  @§rtflent§um  mit  bem  Sra^manidmud  unb  ä3ubb§aidmu8  gemein 
l^at,  unb  ber  il^re  Senoanbtfc^oft  beurfunbet.    (2B.  ü,  715.) 

®cre(^ttgleit  ifl  ber  gonje  et^ifc^e  dn^alt  bed  9(ten  S^eflamentö, 
unb  äRenfc^enliebe  ber  bed  92eueu;  biefe  ifl  bie  xaivn)  ^vtoXy)  (do^.  13, 
34),  in  »eitler,  uac^  $aulud  (9iöm.  13,  8—10)  aOe  ^^ifilid^en 
2:ugeuben  entgolten  finb.    (@.  230.) 

®ad  alte  2:epament  fteQt  ben  aRenfd^en  unter  bie  $errfd^aft  be9 
©efct^ed,  U)el(^ed  jiebod^  ni<^t  }ur  @rlöfung  fü^rt.  S)a9  9!eue  Steßo^ 
ment  hingegen  erllärt  bad  @efe^  für  un}utängli(^,  ja,  fprid^t  bat^on 
lod  (}.  93.  9Iöm.  7.  —  ®at.  2  unb  3).  3)agegen  prebigt  ed  bo9  Sleic^ 
ber  @nabe,  ju  uield^em  man  gelange  burc^  ©tauben,  9!(ic^flenliebe  unb 
gänjtic^e  ^erlöugnung  feiner  felbß;  S)ic9  fei  ber  2Beg  jur  Sriöfung 
Dom  Uebel  unb  Don  ber  993elt.    (^.  II,  335.) 

dmmer  tfl  ber  SRenfc^  auf  fl^  fetb^  juriidCgetotefen,  tote  in  j[eber, 
fo  in  ber  ^auptfac^e.  Vergebend  mad^t  er  fid)  ®btter,  um  t)ou  i^nen 
}u  erbetteln  unb  ju  erfd)mei(^e(n,  toad  nur  bie  eigene  SiUen^fraft 
^erbeijufü^rcn  oermag.  $atte  bad  %lit  S^eflament  bie  SBelt  unb  ben 
äRenfc^eu  inm  2BerI  üm^  ®otte9  gemacht,  fo  fa^  bad  9?eue  S^efiament, 
um  ju  Icljren,  bag  $ei(  unb  @rlöfung  an9  bem  dammer  btefer  Seit 
nur  oon  i{;r  felbft  auöge^en  lann,  fid^  genöt^igt,  jenen  ®ott  ÜRenfd^ 
toerben  ju  Iaf[en.  !Z)ed  9)7enfc^en  9BiQe  iß  unb  bleibt  ed,  tt)Obon  %De^ 
für  i^n  abijängt.    (SB.  I,  384.) 

S)ie  Slnna^me,  bag  ber  3Renf(^  au9  9?td^t9  gefd^affen  fei,  fü^rt 
not^toenbig  }u  ber,  bag  ber  %oh  fein  abfotute«  Snbe  fei.  hierin  ift 
alfo  bad  9ite  S^eflament  OöIIig  confequent;  benn  ju  einer  ®c^c$pfung 
aud  310^19  pagt  feine  Un{}erbli(^feit«le§re.  ÜDa9  neuteftamentß^e 
(S^rifient^um  ^at  eine  foI(^e,  meit  t9  dnbifc^en  ®eipe9  unb  bo^er, 
me^r  aU  »aH<^ri"Ii<4f  <tu4  dnbifd^er  ^crfunft  ifi,  toenngteid^  nur 
unter  9egt)ptif(^er  Vermittlung.  SHein  )u  bem  dübifd^en  (Stamm, 
auf  toeld^en  Jene  dnbifc^e  SBei^l^eit  im  gelobten  Sanbe  gepfropft  toerben 
mugte,  pagt  fold^e,  mie  bie  i$rei^ett  ht9  9BiQend  jum  ®efd^af[enfetn 
beffelben.    (2B.  U,  556.) 

4)  S)ie  ^iflortfd^en  Stoffe  ber  99ibel,   aU  Sortoürfe 
ber  $)iflorienma(erei  betrachtet. 

(Sntf (Rieben  na^t^eilig  toirlen  |iflorif(^e  Sortoürfe  nur  bann,  toann 
fie  ben  SRaler  auf  ein  toinfürüc^  unb  nid^t  ntc^  ftunfljtoeden,  fonbem 
nac^  anbern  getoä^Ited  t^elb  befc^ränlen,  oollenbd  aber,  toann  biefe«  gelb 
an  malerifc^en  unb  bebeutenben  ®egen{länbeu  arm  iß,  toenn  ed  j.  9. 
bie  @ef(^irf|te  eine«  flcinen,  abgefonberten,  cigenjlnnigen,  ^ierard^if^ 
b.  ^.  burc^  SEßa^n.  be^errfc^ten,  oon  ben  glei(|)eitigen  grogen  ^Wtcn 
be«  Drient«  unb  Occibent«  t)era4teten  aSinktoolte  tfl,  tote  bie  dubcn.  — 


^iBHotl^rfen    —    Whmq  91 

9efonbetd  aber  mar  e^  für  bie  genialen  ÜRoIer  Otalten^,  im  15.  nnb 
16.  da^^imbert,  ein  f^Iimmer  @tem,  bag  fte  in  bem  engen  fireife, 
an  bcn  fte  für  bie  3Ba§(  ber  Sortoürfe  miSfürtic^  gemiefen  maren,  }U 
SRtferen  aller  %rt  greifen  niugten;  benn  bad  Steue  S^eftantent  ift,  feinem 
^tfiorifc^en  S^l^cile  nad^,  für  bie  äßaterei  fafl  no^  nngünfliger,  ate  ha9 
^(te.  Oebo^  ^at  nmn  Don  ben  Silbern,  beren  ©egenflanb  bad  ®e« 
fc^t^tltd}e,  ober  aS^t^ologifc^e,  bed  dubent^umd  nnb  @§rifient^umd  iß, 
gar  fe^r  biefenigen  gu  unterf^eiben,  in  loeld^cn  bcr  eigentliche,  b.  ^.  ber 
et^ifc^e  @eifl  beö  6^riflent^nm^  für  bie  Hnfd^auung  offenbart  mirb, 
burc^  S)orfieIIung  t)on  iDIenfc^en,  meldte  biefed  @ei{led  DoD  ftnb. 
(3B.  I,  274.) 

6ibUott)ektn. 

1)  Sibliot^efen   betoa^ren   bie   t)er{leinertcn  drrt^ü«' 
mer  anf. 

SBie  bie  @(^id^ten  ber  6rbe  bie  lebenben  Sßefen  vergangener  (Spotten 
ret^entneife  aufbema^ren;  fo  betoal^ren  bie  Bretter  ber  93ibliot^efen 
ret^enmeife  bie  vergangenen  Orrt^ümer  unb  beren  3)arlegungen,  meiere, 
mie  iene  @r{leren,  ju  i^rer  3cit,  fe^r  lebenbig  maren  tmb  Diel  Särnt 
matten,  j[e^t  aber  ftarr  unb  Derfieinert  baflef;en,  mo  nur  noc^  bie 
litterarif^c  Paläontologie  fie  betrad^tct.    (^.  II,  589.) 

2)  Sibliotl^efen    finb    bad    ))apierne    ©ebäd^tnig    ber 
SRenfc^^eit. 

Son  bem  gefammten  menfd^li^en  9Bif[en  ifl  immer  nur  ein  Heiner 
X^eil  in  jebem  gegebenen  3^i^punlt  in  irgeub  loelc^cu  Stoffen  U)trnic^ 
ttbenbig.  3)er  allergrößte  %f)t\{  e^iflirt  fletd  nur  auf  bem  Rapier,  in 
ben  9ü(^ern,  biefem  papicrnen  ©ebS^tnig  ber  SRenfc^^eit.  SBie  fc^lec^t 
tDttrbe  e^  um  baö  menfc^lic^e  SBiffen  flehen,  menn  ®c^rift  unb  3>ru(! 
nic^t  toären.  2)a^er  fmb  bie  Sibliot^efen  aDein  bad  ftc^eve  unb  blei^ 
benbe  @ebä(^tni§  bed  menfc^li^en  ©efd^lec^td,  bcffen  einjelne  äRitgliebcv 
aUe  nur  ein  fe§r  bef^ränftcd  unb  unDoUfommened  §aben.   {%  II,  519.) 

«ilfc,  f.  aRalerei. 

tÜi^anttkmfl^  f.  ©culptur. 

6ilft»ng. 

1)  ©egenfa^  jloifd^en  93ilbung  unb  natürlichem  Ser« 
flanb. 

5iatürlic^er  Serflanb  !ann  fafi  jeben  ®rab  Don  93ilbung  erfe^en, 
rter  feine  »itbung  ben  natürlid^en  »erflanb.    (SB.  II,  84.) 

2)  Silbung  fann  bcn  urfprünglid^en  Unterfc^ieb  ber 
©eifter  nid^t  aufl^eben. 

3)er  gleiche  ®rab  ber  Silbung  Tann  bcn  urfprüngtic^en  Unterfd^ieb 
^x  ®tifttx  nic^t  aufgeben,  '^tnn  felbfl  bei  jtemlid^  gleichem  @rabe 
^  Silbung  gleid^t  bie  donüerfation  jtoifc^en  einem  großen  ®eifte  unb 
'inem  gen)5^nlid^en  Kopfe  ber  gemeinfc^aftlid^en  9ietfe  eined  Wannet, 
^  auf  einem  mut^igen  Stoffe  fit^t,  mit  einem  t^ußgänger.    Seiben 


92  »tttigMt    —    »tosro^^te 

tvtrb  fte  balb  ^öd^fl  läßig  unb  auf  bte  Sänge  unmöglich.  9uf  eine 
fur}e  ®tvede  fann  {loar  ber  9{etter  abft^n,  um  mit  beut  Slnbern  }u 
ge^en;  luierao^I  auc^  bann  ii)m  bie  Uugebulb  feinet  $ferbe^  Diel  ju 
fd)affen  machen  »ivb.    (28.  II,  162.) 

3)  Ser^ältnig  ber  9Ubung  ju  natürlichen  Sorjügen 
be^  @ei|le^. 

Silbung  Der^öU  fld^  ju  natürlid^cn  Sorjügen  bed  dnteDectd,  kvte 
eine  tvä^fernc  9?afe  ju  einer  mirflic^en,  auc^  tt>it  Planeten  unb  äßonbe 
}u  <Sonnen.  S)enn  vermöge  feiner  Sitbung  fagt  ber  SRenfd^  nic^t 
mad  er  benit,  fonbem  mad  Rubere  gebac^t  ^aben  unb  er  getenit  ^at; 
unb  er  t^ut  nid)t  fogleic^  toa9  er  ntöd^te,  fonbem  toa9  man  i^n  ju 
t§un  geivö^nt  f^ai.    ($.  459.) 

AiUigktit. 

iDie  33tIIigfeit  ift  ber  S^inb  ber  ®ered)tigleit  unb  fe^t  il^r  oft 
gröblich  ^u;  ba^er  man  il)r  nic^t  ju  t)iel  einräumen  foll.  2)cr  2)eutf(^c 
ifl  ein  ^^reuitb  ber  $iQig!eit,  ber  (Sngldnber  ^ätt  ed  mit  ber  @ere(^« 
tigfeit.    ((S.  221.) 

1)  Sorjug  ber  Stograp^ie  t)or  ber  ©efc^i^te. 

dn  $infid^t  auf  bie  Srfcnntuig  M  SBefend  ber  äJtenfd^fjeit  ifi  bcn 
^Biographien,  Dorne^mlic^  ben  Slutobiograp^ien,  ein  größerer 
SBert^  3U}ugefle^en,  aU  ber  eigentlid)en  ©efd^ic^te,  menigßend  mie 
Tie  getoö^uttd)  bc^anbclt  ttirb.  ZtidÜ  nämtic^  |1nb  bei  [mtn  bie  Data 
nötiger  unb  t)oUftänbiger  jufammenjubringcn,  al9  bei  biefer;  t^eild 
agireu  in  ber  eigentlichen  ©cfd^i^te  nic^t  fotoo^I  SRenf^en,  aU  Sölfer 
unb  $eere,  unb  bie  Sinjelnen,  meiere  noc^  auftreten,  erfc^einen  in 
foldjcr  Entfernung  unb  Ser^üDung,  bag  t9  \ijmx  tt>ixh,  burc^  bicfc 
^inburd^  ha9  menfc^Iic^e  SBefen  ju  erfennen.  hingegen  ^eigt  bad  treu 
gefd^ilberte  Seben  be9  @inje(nen  in  einer  engen  Sphäre  bie  ^anblungd« 
»eife  ber  SJtenfc^en  in  allen  i(jren  iRüancen  unb  ©eflalten  unb  eröffnet 
und  ben  93Ii(f  in  bie  innere  Sebeutung  bed  (Erfc^einenben,  für 
»etd^e  ed  [\d)  gleic^  bteibt,  ob  bie  ©egenßönbe,  um  bie  t&  flc^  ^anbelt, 
relatiü  Hein  ober  groß,  Saucr^Sfe  ober  Königreiche  finb.  —  S)ie  ©e* 
fc^ic^te  jeigt  und  bie  üßenfc^^eit,  mie  nn^  eine  Studfld^t  Don  einem 
(jo^en  93erge  bie  92attn:  jeigt.  S)agegen  jeigt  und  bad  bargefledte 
Seben  bed  @in}elnen  ben  ÜRenfc^en  fo,  mie  mir  bie  9?atur  erlernten, 
menn  mir  }ioifd)en  i^ren  Säumen,  ^flanjen,  Seifen  unb  ®emäf[em 
um^erge^en.    (S.  I,  291—293.) 

2)  SBiberleguug   ber   S^c^f^^  ^^  ^^^  SSa^r^aftigfeit 
ber  Autobiographien. 

3Jlan  ^at  Unrecht  j^n  meinen,  bie  Autobiographien  feien  Dotier  Snig 
unb  SerfteHung.  Sielme^r  ifl  bad  Sttgen  bort  Dielleic^t  fc^merer,  a\9 
irgenbmo.  3n  einer  ©elbflbiograp^ie  {tc^  ju  DerfieUen  ifl  fo  fd^koer, 
bog  ed  DteKeic^t  feine  einjige  giebt,  bie  nic^t  im  ®an)en  magrer  tofire. 


»Ud   —    «bfc  93 

al^  jebe  anbete  gef^riebene  ©ef^i^te.  S)er  9Renfd^,  bet  fein  Seben 
aufzeichnet,  überblidTt  ed  im  ©anjen  unb  @togen,  ha9  (Sinjetne  toirb 
Kein,  iü€  9?a^e  entfernt  jtd^,  bo«  %zmz  fomntt  micber  no^,  bie  SRücf« 
Pesten  fd)mnipfen  ein;  er  fi^t  flc^  fclbfl  jur  Seichte  nnb  t^at  ftd) 
frritoinig  ^ingefe^t;  ber  @eifl  ber  Säge  fogt  i^n  ^icr  nidjt  fo  leidet; 
bnra  e«  liegt  in  jebent  SÄenfc^en  auc^  eine  9?eignng  jnr  äöo^r^eit, 
bie  bei  jeber  Süge  erft  übeno&ttigt  »erben  ntug  unb  bie  eben  ^ier  eine 
ungemein  {!ar!e  ©teüung  eingenommen  ^at.    (993.  I,  292.) 

ßlidi^  f.  Äuge. 

eint. 

1)  3)ad  Stut  aU  Urflüffigfeit  bed  Organidmud. 

S)ad  SIttt  ^at,  xoxt  t9  aUe  2:§eile  bed  Seibe^  ernährt,  auc^  fd^on, 
a(^  Urf(üfftgleit  bed  Drganidmud,  biefelben  nrfpriinglid^  aud  fic^  erzeugt 
nnb  gebilbet;  unb  bie  Smä^rung  ber  Zueile,  tt)eld)e  eingcfiänblic^  bie 
düuptfunction  bed  93Iuted  audmac^t,  ifi  nur  bie  ^ortfe^ung  iencr  ur« 
tpTünglid^en  Stjeugung  berfelben.    (S.  U,  288.) 

3)er  SS^iQe  objectiDirt  fid^  am  unmittelbarften  im  Stute,  al§  toAdjtS 
ben  Drganidmud  urfprünglic^  fd^afft  unb  formt,  t§n  burc^  äSJad^dt^unt 
t)oOenbet  unb  nac^^er  i^n  forttoä^renb  erhält,  fomo^I  burc^  regelmäßige 
Qmeuentng  aOer,  ate  burc^  augerorbentlic^e  ^erfieQung  üerle^ter  S^^eilc. 
(ffi.  n,  289.) 

Da«  erfle  ^robuct  beö  Sluteö  flnb  feine  eigenen  ©cfäge.  (SB.  II, 
289.)  S)ie  ©efäge  felbß  ^at  ba«  Slut  gemad^t,  ba  ed  im  (Si  früher, 
ate  fle  erf^eint;  fle  finb  nur  feine  freimiQig  eingefc^Iagenen,  bonn  geba^n> 
teti,  enbUc^  aümälig  conbenflrten  unb  umfd^Ioffenen  SEBege.   (SB.  II,  287.) 

2)  S)ie  Semegung  be«  Stute«. 

SDie  Sett)egung  be«  Stute«  ifl  eine  fetbftflänbige  unb  urf))rüngtt(^e, 
Tie  bebarf  ni(^t  einmal,  xoit  bie  drritabititlit,  be«  92erDeneinfIuffe«, 
unb  iß  fetbß  Dom  ^erjen  unabhängig;  »ie  bie«  am  beutlic^fien  ber 
Stücftauf  be«  Stute«  burd^  bie  Senen  jum  ^erjen  lunb  giebt,  ba  bei 
biefem  nic^t,  »ie  beim  ^rterientouf,  eine  vis  a  tergo  e«  propeUirt, 
unb  au(^  aUe  fonftigen  mcd^anifd^en  Srltärungen,  mt  tttoa  burdf) 
rine  @augefraft  ber  rechten  ^erjJFammer,  burc^au«  ju  !urj  fommen. 
(SB.  n,  286.) 

3)  S)er   Sauf   be«   Stute«   beflimmt   bie   ©eftatt   be« 
Seibe«. 

Der  Sauf  ber  Srterien  befKmmt  bie  ©efiatt  unb  ©röge  aOer  ©lie« 
bet;  fotglic^  ifl  bie  ganje  ©ejlatt  be«  Seibe«  burd)  ben  Sauf  be«  Stute« 
Mlimmt.    (SB.  n,  288.) 

flöft.    600l|tit. 

1)  Sebeutung  be«  Sorte«  „bbfe^ 

Siife  ift,  fo  tt)ie  gut,  9u«bm(f  einer  9ttlatiort.  Me«,  »a«  ben 
Stjbebungen  irgenb  eine«  inbiDibueHen  äBitlen«  gemäß  ifl,  ^etßt,  in 


100  (Satembourg    —    (Sl^atafter 

bed  ©elüfled  unb  Sertangend,  ber  ©hiitentäufii^ung  mtb  n>anbe(Baren 
gormcn,  bcö  ©cborcnmcrbcnö,  Altern«,  Crfranfcnö  unb  ©tcrbcn«. 
97irtoana,  b.  ^.  Srßfc^en,  ifi  bie  (Sriöfung  Don  allem  btefem  unb 
bejei^net  ^a«,  tt)a@  eintritt  nad^  Verneinung  be@  fünblid^cn  SBiOcnd, 
ber  bad  ^^änomen  biefer  9ße(t  hervorbringt,  alfo  bie  Srfd^eutung  be^ 
97i^tn)onend,  im  SBefenttid^en  baffelbe  mit  bem  magnum  sakhepat 
ber  Sebate^re  unb  bem  eTcexeiva  ber  97eu))Iatonifer.  (SB.  U,  581. 
640.  696.  698.   ?.  H,  334.  SB.  I,  421.) 


Q[altinb0itt$)  f.  unter  Sttc^erlid^e«:   SBi^. 
Cattcatur. 

S)ieientgen  ßünfie,  beren  S^td  bie  IDarfieüung  ber  ^ee  ber  SRenfc^- 
^eit  ifC  ^aben  neben  ber  @(^0n^eit,  ald  bem  S^arafter  ber  ©attung, 
no^  ben  S^aralter  bed  dnbtDibuum«,  melier  Dorjugdteeife S^oraf ter 
genannt  mirb,  jur  Aufgabe,  jeboc^  mug  aud^  ber  (inbiDtbuelle)  (^^araftet 
tbealifc^,  b.  ^.  mit  Hervorhebung  feiner  9ebeutfam!eit  in  Hinfielt 
auf  bie  dbee  ber  SReufd^^ett  aufgefaßt  unb  bargefieüt  »erben.  SBeber 
barf  bie  ©c^ön^eit  bur(^  ben  S^aralter,  nod^  biefer  bur^  jene  aufge« 
^oben  merben,  meil  Suf^ebung  bed  ©attungdd^arafterd  burc^  ben  ht9 
^nbtDibuum«  Saricatur,  unb  Suf^ebung  bed  dnbiüibuellen  burc^ 
ben  ©attungdc^araTter  Sebeutungöloftgteit  geben  »ttrbe.  —  @e§t  ba« 
S^aralteriftif(^e  bi«  }ur  mirtli^en  Xuf^ebung  be9  S^aralter«  ber 
©attung,  alfo  bid  ^um  UnnatUrlid^en,  fo  »irb  ed  Saricatur. 
(SB.  I,  265  fg.) 

Caritas,  f.  Siebe. 
Charakter. 

1)  Der  S^orafter  al«  9?aturIroft. 

!Dcr  aRenfd^  i^,  wie  jeber  anbere  I^eil  ber  »lotur,  Obiectität  bed 
äBtOen«.  Sie  iebed  3)ing  in  ber  SRatur  feine  fträfte  unb  Dualitäten 
^at,  bie  auf  beflimmte  Sinloirlung  beflimmt  reagiren  unb  feinen 
S^arafter  au^mac^en;  fo  §at  auc^  er  feinen  S^aralter,  au9  bem  bie 
^otit>e  feine  $anb(ungen  hervorrufen  unb  jmar  mit  Slot^ioenbtgfeit. 
(3B.  I,  339.) 

3)ie  f))eciea  unb  inbiDibueO  beflimmte  Sefd^affen^eit  be9  Siaen«, 
vermöge  beren  feine  9{eactton  auf  bie  felben  SDtotive  in  |ebem  SRenfc^en 
eine  anbere  ifl,  ma(^t  S)a9  aud,  xoa9  man  beffen  S^aralter  nennt. 
Durd^  i^n  tfl  bie  Sirfungdart  ber  Verfc^iebenartigen  9Rotive  ouf  ben  , 
gegebenen  SRenfc^en  beftimmt.  2)enn  er  liegt  aQen  SBirfungen,  meiere 
bie  3Rotive  hervorrufen,  fo  aum  ®runbe,  mie  bie  aOgemeinen  Staturlräfte 


Cl^arafter  101 

bot  hvttdf  Urfad^en  im  engfien  @tnn  ^erDorgentfenen  SBirlungen,  unb 
bie  itbtMftaft  ben  Sßtriitngen  ber  9{et}e.    ((S.  48.) 

Oebed  ©eienbe  mug  eine  i^m  mefentlid^e,  eigent^iimtic^e  Statur 
taben,  Dermöge  meieret  t9  iß  toa^  c^  x\t,  bie  ed  ßetd  6e^au))tet,  beten 
9ai§erungen  Don  ben  Urfac^en  mit  9?ot^tt)enbigIeit  ^etDorgenifen  merben; 
iD%enb  hingegen  biefe  9?atnr  felbfl  feine^nieg^  \>a9  SEßerf  jener  Ur« 
fachen,  no^  burc^  biefelben  mobiftcabel  ifl.  Sllied  bie^  gilt  Dom 
^enf^en  unb  feinem  SBiDen  eben  fo  fe^r  xoit  Don  allen  übrigen  SBefcn 
in  ber  Statut,  flüä)  er  ^at  jur  Ezisientia  eine  Esaentia,  b.  §.  grunb« 
toefentlid^e  (Sigenfd^aften,  bie  feinen  S^arafter  au^mac^en  unb  nur  ber 
Seifonlaftnug  bebürfen,  um  ^erborjutreten.    (S.  57  fg.) 

2)  Unterfd^ieb  }mif(^en  SE^ier  unb  3Renf(^  in  ^infic^t 
auf  ben  S^arafter. 

Set  ben  Silieren  x\t  ber  S^arolter  in  jeber  @))ecie9,  beim  3Renf(^ett 
in  jebem  dnbiüibuum  ein  anberer.  9tur  in  ben  aUeroberflen,  Kügflen 
2!^ieren  }etgt  fic^  fd^on  ein  merflic^er  dnbiDibualc^arafter,  »iemo^I  mit 
^wcd^au«  übermiegenbem  S^aralter  ber  ^ptdt9,  (S.  48.)  Die  groge 
Serfc^ieben^eit  inbi&ibueOer  S^arattere  im  2Renf(^engef(i^Ie^t  brüdt  flc^ 
i^on  2ht§erlid^  m9  burc^  ßarl  gejeid^nete  inbioibuelle  ^^^fiognomie, 
n^el^e  bie  gefammte  ftor^orifation  mitbegreift.  3)iefe  dnbiDibualität 
^at  bei  meitem  in  folc^em  ®rabe  fein  S^^ier.  de  »eiter  abmärt^  in 
ber  £§ierrei^e,  bejio  me^r  üerliert  fic^  jebe  ®))ur  Don  dubiDibualc^aralter 
in  ben  allgemeinen  ber  ®ptcU9,  beren  ^^^fiognomie  auc^  allein  übrig 
Unbt.  Tlan  Unat  ben  pf^d^ologifd^en  S^arafter  ber  ©attung  unb 
|ong  baraud  genau  ^  toa9  Dom  dnbiDibuo  }u  erwarten  fle^t;  nitt^renb 
in  btr  3ReQf($enf))ecied  jebed  dnbiDibuum  für  fl^  ffatbirt  unb  ergrünbet 
fein  toitt.     (SB.  I,  156.) 

3)  993efentüd^e$rttbicate  be«  menfc^üc^en  S^aralter«. 
^  e^aratter  be«  ÜRenfi^en  ifl  1.  inbiDibueU,   2.  empirif^, 

3«  conflant,  4.  angeboren.    (S.  48  ff.) 

1.  3)ie  dnbibibualitttt  bed  (S^aratter^  jeigt  fic^  befonberd  in 
ber  Serf(^ieben^eit  ber  SBirfung  eined  unb  beffelben  9)totiD9  auf  Der» 
l^iäene  SRenfd^en.  9tt9  ber  ffenntnig  be«  9RotiDd  aKein  lägt  f{(^ 
^§er  bie  jf^at  nid^t  Dor^erfagen,  fonbern  man  mug  §ieju  aiiij  ben 
^Muetlen  S^arafter  genau  lennen.    (S.  48.) 

,3.  3)ag  ber  S^aralter  empirif  (^  i%  b.  1^.  ha^  man  feinen  eigenen, 
^  ben  S^aralter  anberer  dnbiüibuen  nur  burd^  (Erfahrung  (ennen 
l^f  jeigt  fi(^  in  ber  häufigen  (Enttäufc^ung  über  fi^  unb  Slnbere, 
itt  ber  lEntbedung  ber  Kbkuefen^eit  bon  Sigenfd^aften  an  fid^  unb  an- 
^^  bie  man  Dörfer  Doraudfe^te.  Seit  man  ben  S^aralter  erfl  au9 
^  Srfa^rung  unb  koenn  bie  ©elegen^eit  lommt,  !ennen  lernt,  fann 
^wet  Dörfer  toijfen,  toie  er  felbji  ober  »ie  ein  Anberer  in  einer  be- 
f'Wen  Sage  ^anbeln  niirb.  9hir  nac^  beflanbener  $robe  ifl  man 
^  «nkem  unb  feiner  fettfl  gewiß.  (C.  49.  ?.  U,  247.)  3n  golge 
^  ber  inncm  l£rlenntni§  anl^ängenben  Sorm  ber  3^^^  erlennt  deber 
{einen  SßiOen  nur  in  beffen  fucceffiben  einjelnen  9cten,  nid^t  aber  im 


100  (Sotctnbourg    —    (B^atafter 

be^  ®e(ü{ie9  unb  Verlangend,  ber  @tnncntttuf(!^ung  unb  n>anbe(Baren 
t^ormen,  bed  ®eborenn)etben9,  %(ternd,  Srfranlend  unb  ©terben^. 
9?irtoana,  b.  §.  @r(0fc^en,  ifi  bie  Srlöfung  Don  aQem  btefcm  unb 
bejei^net  3)ad,  toa9  eintritt  mit  Verneinung  bed  fünblid^cn  SBiQcnd, 
ber  bad  ^^änomen  biefcr  Sßelt  ^erDorbringt,  alfo  bie  Srfc^einung  be^ 
9{i^tn)oUen9,  im  SBefentlid^en  baffelbe  mit  bem  magnum  sakhepat 
ber  Sebate^re  unb  bem  eTcexeiva  ber  97eu))Iatoni!er.  (SB.  II,  581. 
640.  696.  698.   ?.  U,  334.  2B.  I,  421.) 


Q[altinb0itt$)  f.  unter  Stt^erlic^ed:   SBi^. 
Cantatur. 

©iejenigen  Äünfle,  bcren  S^tä  bie  iDarflellung  ber  ^ee  ber  9»enfc^- 
^eit  \%  ^aben  neben  ber  @(^ön^eit,  al9  bem  S^arafter  ber  ©attung, 
no^  ben  d^arolter  bed  dnb  iDibuumd,  metd^er  tiorjugdteeife  @^aralter 
genannt  toirb,  jur  Aufgabe,  jebo^  mug  au(^  ber  (inbiDibueOfe)  (^^araftet 
tbea(if(^,  b.  ^.  mit  Hervorhebung  feiner  Sebeutfamleit  in  Hinfielt 
auf  bie  dbee  ber  SReufd^^ett  aufgefaßt  unb  bargefietlt  »erben.  SBeber 
barf  bie  ©c^ön^eit  burc^  ben  S^arafter,  nod^  biefer  hntif  jene  aufge« 
^oben  koerben,  meil  Vuf^ebung  bed  ©attungdc^arafterd  bur^  ben  bed 
^nbioibuumd  Saricatur,  unb  Suf^ebung  bed  dubimbueUen  burc^ 
ben  ®ottungd(^arafter  Vebeutungdtoflgfeit  geben  »ürbe.  —  @e§t  ba« 
S^arafterißif(^e  bid  }ur  wirfti^en  Xuf^ebung  bed  S^aratterd  ber 
®attung,  alfo  bid  ^um  Unnatarli(^en,  fo  toirb  t9  Saricatur. 
(SB.  I,  265  fg.) 

Caritas,  f.  Siebe. 
Charakter. 

1)  !Der  S^aralter  al«  5»aturlraft. 

3)er  9Renf(^  ifl,  »ie  jeber  anbere  2:^eil  ber  Slatur,  Dbiectitttt  be« 
äBiOend.  2Bie  iebed  S)ing  in  ber  Slatur  feine  fträfte  unb  Dualitäten 
^at,  bie  auf  beflimmte  Sinioirlung  beflimmt  reagtren  unb  feinen 
^^arafter  audmac^en;  fo  ffat  andf  er  feinen  S^aralter,  au9  bem  bie 
^otit>e  feine  $anbtungen  ^eroorrufen  unb  jmar  mit  9Iot^)oenbtgIeit. 
(3B.  I,  339.) 

SDie  f))ecieU  unb  inbtotbuell  beflimmte  Vef(^affen§eit  be9  äBtQend, 
oerm5ge  beren  feine  9{eactton  auf  bie  felben  SDtotive  in  jebem  9Renfd^en 
eine  anbere  ifl,  ma(^t  S)a9  aud,  load  man  beffen  S^aralter  nennt. 
3)urc^  i^n  ifi  bie  Sirfungdart  ber  berfii^iebenartigen  SRotiüe  ouf  htn  , 
gegebenen  SRenfc^en  befümmt.  2)enn  er  liegt  aUen  SBirfungen,  toAd^t 
bie  2Rotit)e  ^ert^orrufen,  fo  }um  ®runbe,  koie  bie  aOgemeinen  Stoturlrä^e 


Cl^arafter  101 

bcn  bun^  Urfa^en  im  engfien  @mn  hervorgerufenen  SBirlnngen,  unb 
bte  ^ebendfraft  ben  SBtrInngett  ber  9iet}e.    ((S.  48.) 

debed  ©etenbe  mug  eine  i^m  mefentUd^e,  eigent^iimlic^e  Statur 
^bttt,  Dermöge  nielc^er  ed  iß  toa9  c^  \\t,  bie  e^  ßet^  6e^ou))tet,  beren 
Xeugentngen  Don  ben  Urfac^en  mit  9?ot^n)enbigIeit  ^erborgenifen  merben; 
tDo^nb  hingegen  biefe  9?atur  felbfl  feineduegd  bad  Serl  jener  Ur« 
fa^en,  nod^  burc^  biefetten  mobiftcabel  ifl.  8IQe^  bied  gilt  üom 
3?eaf ^en  unb  feinem  SBiDen  eben  fo  fe^r  loie  bon  aUen  übrigen  Sßefen 
in  bcr  9latur.  Hud^  er  ^at  jur  Ezistentia  eine  Essentia,  b.  §.  grunb« 
loefentKd^e  Sigenfd^aften,  bie  feinen  S^arafter  au9ma(^en  nnb  nur  ber 
Seronlaffung  bebiirfen,  um  ^erbor}utreten.    (S.  57  fg.) 

2)  Unterfc^ieb  }kDif(^en  SE^ier  unb  3Renf(^  in  $infi(!^t 
auf  ben  S^arafter. 

Set  ben  jt^ieren  ifi  ber  S^arafter  in  jeber  @))ecie^,  beim  üRenfc^eu 
in  jebem  dnbi&ibuum  ein  anberer.  3lwc  in  ben  aQeroberflen,  flügflen 
Zeteren  geigt  flc^  fc^on  ein  mtttlxäjtt  dnbiDibual^aralter,  »ieteo^I  mit 
bur^and  überiuiegenbem  (S^aralter  ber  ^pecie^.  ((S.  48.)  S)ie  groge 
Serfc^ieben^eit  inbi&ibueHer  S^arattere  im  SRenfc^engef^te^t  brüdt  fic^ 
{d^on  Sttgerlid^  m9  burd^  ßarl  gejeid^netc  inbioibueöe  ^^^{iognomie, 
»etd^e  bie  gefammte  ftorporifation  mitbegreift.  3)iefe  dnbiDibuatitttt 
^t  bei  loeitem  in  folii^em  ®rabe  lein  S^^ier.  3t  weiter  abtt)ärtd  in 
ber  X^ierrei^e,  bejio  mel^r  verliert  ftd^  jebe  ®))ur  Don  dnbiDibuald^arafter 
in  ben  allgemeinen  ber  @))ecie^,  beren  ^^^fiognontie  aud^  allein  übrig 
bleibt.  Man  Unat  ben  ))f9(l^oIogif(^en  S^arafter  ber  ©attung  unb 
loeig  baraud  genau,  koa^  vom  dnbiüibuo  }u  ertoarten  fle^t;  »tt^renb 
in  ber  iEf{enfci^enf))ecied  jebed  dnbivibuum  für  ft^  ffatbirt  unb  ergrünbet 
fein  »in    (993.  I,  156.) 

3)  SBefentUc^e^rttbicate  be«  menfd^üc^en  (S§aralter9. 
3)er  C^aratter  ht9  Tltn^ijtn  ifl  1.  inbibibuell,   2.  empirif^, 

3.  conflant,  4.  angeboren.    (S.  48  ff.) 

1.  i>it  dnbibibualitttt  bed  (S^aralter^  }eigt  f{(^  befonberd  in 
ber  Serfc^ieben^eit  ber  SBirhtng  eined  unb  beffelben  SDtotivd  auf  ver« 
fc^iebene  SReufd^en.  9u9  ber  ffenntnig  be«  ÜRotiod  aSein  lägt  ftc^ 
b<^er  bie  2^^at  nid^t  vor^erfagen,  fonbem  man  mu§  ^ieju  aud^  ben 
mbtoibueOen  S^arafter  genau  fennen.    (S.  48.) 

2.  S)a6  ber  S^aralter  empirif  ^  ifi,  b.  1^.  bag  man  feinen  eigenen, 
tait  ben  S^aratter  anberer  dnbivibuen  nur  burd^  (Erfahrung  !ennen 
(entt,  aeigt  fic^  in  ber  häufigen  Snttttufc^ung  über  fi^  unb  Slnbere, 
in  ber  (Sntbedung  ber  Kbkoefen^eit  von  @igenfd^aften  an  fld^  unb  an- 
bcm,  bie  man  Vorder  voraudfe^te.  Seil  man  ben  S^arafter  erfl  an9 
ber  (Erfa^ng  unb  toenn  bie  ©elegen^eit  lommt,  fennen  lernt,  lann 
feiner  voriger  tt)i{fen,  tvie  er  felbfl  ober  loie  ein  Ruberer  in  einer  be« 
fümmten  Sage  ^anbeln  mirb.  9hir  nac^  beflanbener  $robe  ifl  man 
bc0  Xid)em  unb  feiner  felbfl  ge»ig.  (S.  49.  $.  n,  247.)  dn  f^olge 
ber  ber  innem  l£rlenntni§  anl^ängenben  %oxm  ber  3^it  erlennt  deber 
feinraSBiOen  nur  in  beffen  fuccefftven  einjelnen  Xcten,  nid^t  aber  im 


100  Cotembourg    —    (S^atafter 

ht9  ®e(äfle^  unb  Verlangend,  ber  @tnnentäuf(!^ung  mtb  h)anber6aren 
t^ormen,  bed  ©eborenmetbend,  Ultvcn^,  Srfranlend  unb  Sterbend. 
9?irtoana,  b.  §.  (Srtöfc^en,  tfl  bte  Sriöfung  Don  aQem  btef cm  unb 
bejet^net  ^ad,  mad  eintritt  mif  Semetnung  bed  fünUic^cn  SBiOcnd, 
ber  bad  ^^änomen  biefcr  Sßett  ^erDorbringt,  alfo  bie  (Srfc^einung  be9 
9{ici^tn)o((end,  im  SBefenttid^en  baffelbe  mit  bem  magnum  sakhepat 
ber  Sebale^re  unb  bem  eiCG>ceiva  ber  97eupIatontIer.  (9ß.  II,  581. 
640.  696.  698.   ?.  U,  334.  SB.  I,  421.) 


GL 

Q[altmb0itt$)  f.  unter  Sttc^erlid^ed:   Si^. 
Cattcatur. 

S)teiemgen  ^nfie,  bereu  ^md  bie  S)arfleaung  ber  dbee  ber  SRenfc^- 
^eit  \%  ^abeu  neben  ber  @(^0n^eit,  old  bem  S^arolter  ber  ©ottuug, 
no(^  ben  S^aralter  bed  dnbioibuumd,  meld^er  Dorjugdtoeife  @^araf ter 
genannt  »irb,  jur  Aufgabe,  yAoi^  mug  ani)  ber  (tnbiDibueOfe)  (^^arafter 
tbea(if(^,  b.  ^.  mit  Hervorhebung  feiner  Sebeutfamfeit  in  Hinfielt 
auf  bie  dbee  ber  SRenfc^^eit  aufgefaßt  unb  bargefleüt  merben.  äBeber 
barf  bte  ©li^ön^eit  burc^  ben  S^arafter,  nod^  biefer  invif  jene  aufge« 
^oben  merben,  meil  Vuf^ebung  bed  ®attung9(^aralterd  bur^  ben  bed 
^nbioibuumd  Saricatur,  unb  Suf^ebung  bed  dubiotbueUen  burc^ 
ben  ©ottungdc^araTter  Sebeutungdloflgteit  geben  mürbe.  —  @e§t  ba9 
S^arafteriftifc^e  btd  }ur  mirtli^en  %uf§ebung  bed  S^aralterd  ber 
®attung,  alfo  bid  }um  Unnatürlichen,  fo  mirb  ed  Saricatur. 
(SB.  I,  265  fg.) 

Caritas,  f.  Siebe. 
Charakter. 

1)  3)er  S^aralter  aU  9taturlraft. 

S)er  9Renfd^  tfl,  mie  jeber  anbere  Zt^tii  ber  Slatur,  Dbiectitttt  bed 
äBiOen«.  2Bie  febed  3)ing  in  ber  SRatur  feine  ^äfte  unb  Ouatitäten 
^at,  bie  auf  beflimmte  Sinmirrung  befltmmt  reagiren  unb  feinen 
^§arafter  ausmachen;  fo  ffai  auc^  er  feinen  @§ara!ter,  cai9  bem  bie 
^ottt>e  feine  $anb(ungen  hervorrufen  unb  }mar  mit  97ot^menbtgfett. 
(SB.  I,  339.) 

3)te  \ptcUU  unb  inbivibueO  beflimmte  Sef(^affen§eit  be«  aSiaen«, 
vermöge  beren  feine  9teactton  auf  bie  felben  SDtotive  in  jebem  SRenfc^en 
eine  anbere  ifl,  mai^t  S)a9  aud,  mad  man  beffen  S^aralter  nennt. 
Durc^  i^n  tfl  bie  SEBirfungdart  ber  Verfc^tebenartigen  SRotive  auf  ben  . 
gegebenen  SRenf^en  beftimmt.  2)enn  er  liegt  allen  SBirfungen,  me^e 
bie  3Rotioe  hervorrufen,  fo  aum  ®runbe,  mie  bie  aOgemeinen  9?oturIräfte 


m^tt  97 

bejlen  ^aU,  bie  SBa§t^ett  bod^  nur  an9  }loetter  ^otA,  Bfter  aber  gar 
nic^t.     (SB.  n,  77;    ?$•  n,  51.) 

3)  lEBarum  Sucher  nid^t  bie  Srfa^rung  erfe^en  I5nnem 
3)a§  SSüäftx  ni^t  bte  Srfa^mng,  utib  ©ele^rfotnreit  ni^t  bad  ®enie 

eifert,  ftnb  jmei  üertvanbte  ^^änomene;  t^r  getneinfamer  ®runb  x% 
bag  bad  Stbfiracte  nie  bad  Slnf^anli^e  erfe^en  fann.  Sudler  erfe^en 
bamm  bie  Srfa^rung  nic^t,  toeil  Segriffe  fietd  aUgemein  bleiben 
imb  ba^er  auf  bad  Stnjelne,  loelc^ed  bod^  gerabe  bad  im  !?eben  )u 
Se^anbelnbe  ifl,  ni(^t  ^erab  gelangen.  $ieju  f ommt^  ba§  aUe  S9egri^e 
eben  auö  bem  (Sin}elnen  unb  Slnfd^auHii^en  ber  Srfa^rung  abflra^irt 
ftnb,  ba^er  man  biefe^  fc^on  fennen  gelernt  §aben  mug,  um  au(^  nur 
ba9  SiOgetneine,  loeic^ed  bie  Sucher  mitt^eiten,  gehörig  }u  Derfle^en. 
(SB.  n,  80.) 

4)  SBad   bie   meiflen  9ü(^er  mittelmägig   unb   lang« 
meifig  mad^t. 

Sei  ben  meiflen  Slt^ent,  fon  ben  eigentli^  fd^Ied^ten  gou)  abgefe^en, 
|at,  toenn  fle  nic^t  burd^aud  empirif^en  dn^oltd  flnb,  ber  Serjfaffev 
jmar  geba(^t,  aber  nid^t  gefc^aut;  er  ^at  and  ber  9tef[qion,  nic^t 
au9  ber  Ontuition  gef (^rieben;  unb  bie^  eben  ifl  t9,  \oa9  fie  mittel« 
mägig  unb  (angtoeilig  mad^t.  9htr,  mo  bem  2)enlen  eine^  SJiutord  ein 
€(^auen  }u  ®runbe  (ag,  ba  ifl  t9,  ate  fc^riebe  er  au^  einem  Sanbe, 
&H)  ber  Sefer  nid^t  aud^  fd^on  getoefen  ifl;  ba  iß  S(0e9  frifd^  unb  neu; 
bemt  ed  tfl  an9  ber  UrqueQe  aller  (Erfenntnig  unmittelbar  gefc^öpft. 
(».  n,  77  fg.) 

5)  S9ü(^er,   aU  bie  Ouinteffenj   eine««@ei{le9,   finb 
gehaltreicher,  aU  fein  Umgang. 

Die  SGBerfe  finb  bie  Ouinteffeu}  eined  Seißed;  fie  »erben  ba^er, 
<uu^  memt  er  ber  größte  ifl,  ftetd  ungleich  gel^altreiii^er  fein,  aU  fein 
Umgang«  @ogar  bie  ®4^ften  eined  mittelmäßigen  ffopfe^  lönnen 
be{e(frenb,  Iefentoert§  unb  unter^altenb  fein,  eben  meil  fle  feine  Ouint« 
#»3  finb,  bie  gruc^t  alled  feined  2)enfend  unb  ©tubiren^;  kutt^enb 
fein  Umgang  und  ni(^t  genügen  lann.    ($.  U,  597.) 

6)  ©d^Iec^te  Sucher  finb  ni^t   blod  unnü^,   fonbern 
pofitiD  fc^ttblid^. 

S)ie  f^(e(|ten  Sucher  finb  bad  loud^embe  Unfraut  ber  Sitteratur, 
toelc^  bem  Sßeigen  bie  9?a^mng  ent3ie|t  unb  i^n  efflidCt.  ®ie  reißen 
näinli(^  3eit,  ®elb  unb  Snfmertfamleit  be«  $ubHIum9,  loeld^e  Don 
^^tdtoegen  ben  guten  Suchern  unb  i^ren  eblen  Qmdtn  gehören,  an 
f^;  |ie  ^nb  alfo  nic^t  b(od  unnü«,  fonbern  pofltit)  f^äbli^.  ($•  U, 
589.)  @c^Iec^te  Sudler  finb  inteüectueae«  ®ift,  fle  Derberben  ben 
6ti|l.    {%  U,  590.) 

7)  S)ie  neueren  SSüc^er  finb  niii^t  immer  bie  befien. 
ftein  größerer  drrt§um,  att  3u  glauben,  baß  bad  sule^t  gef))roc^ene 

38ott  jlet«  bad  richtigere,  jebe«  fpäter  ®ef{^riebene  eine  Serbefferung 
^  früher  ®efd^riebenen  unb  jjebe  SerÄnberung  ein  Sfortfii^ritt  fei« 
^a9  litterarifc^e  ®ef^meiß  ifl  fletd  bei  ber  $anb  unb  emflg  bmü^t, 

Moffii^9Kt«2(tiloii.    I.  7 


98  ©ü^crtitcl    —    ©ubb^oiötnuö 

bad  t)on  ben!enben  unb  urtl^eildfä^tgen  St'6p^tn  naij  tetfltd^er  tteberlegung 
©cfQfltc  auf  feine  SBcifc  gu  öcrbcjfem.  Da^cr  §üte  firf),  tocr  über 
einen  ©egcnflonb  ftc^  belehren  mU,  fogtetd^  nur  na^  ben  neuefien 
Süddcrn  barüber  ju  greifen,  in  bcr  SSorauöfcfeung,  bog  bic  SQäiffen* 
fd^often  immer  fortf^rcitcn.  ©d^on  oft  ijl  ein  ältere«,  Uortreffli^cö 
^ixij  burc^  neuere,  ^djUäjUxt  öerbrängt  worben.  ®en  5Kcuercm  ifl  cö 
mit  ntd)td  in  ber  äBelt  @rnfl,  fte  moOeu  ftc^  nur  geltenb  mod^en. 
Da^cr  ifl  oft  bcr  ©ong  bcr  SBiffenfd^aften  ein  retrogabcr.  (^.  n, 
538  fg.) 

1)  (Srforberniffe  etned  guten  Süd^ertitet«. 

9Ba«  einem  93riefe  bie  Sluffd^rift,  bod  foD  einem  93u(^e  fein  Zxttl 
fein,  atfo  gunäd^fl  ben  S^zd  ^aben,  boffelbe  bem  2:^ei(  M  $ubti!umd 
2ugufü()ren,  tt)c((^em  fein  dn^alt  intereffant  fein  fann.  S)a^er  foO  ber 
Site!  bejeid^nenb,  unb  ha  er  uiefentti^  lurj  ifi,  conci«,  tatonifc^,  prfig« 
nant  unb  n^o  miSglid^  ein  SDJonogramm  be9  dn^attd  fein.    {%  U,  540.) 

2)  SBeld^e  83ü(^ertitel  f^ted^t  finb. 

@d^Ied^t  ftnb  bie  tueitfd^meifigen,  bie  nid^t^fagenben,  bie  fd^telenben, 
bie  gmeibeutigen,  ober  gar  falfd^en  unb  irreftt^renben  ZM,  meldte 
festere  i^rem  Su^e  bad  @d^idEfa(  ber  falfc^  überfc^riebenen  Sriefe 
bereiten  tönnem    (?.  n,  640.) 

3)  auf  Süc^ertiteln  foll  ber  Sutor  nic^t  mit  feinen 
eigenen  Üiteln  ^jrunlen. 

Suf  9ü(§erttteln  mit  feinen  eigenen  S^iteln  unb  Xemtern  )u 
prunten  ifl  ^öc^fl  unpaffenb ;  benn  in  ber  Sitteratur  gelten  feine  anbere 
old  geiflige  SBorjUge:  mx  anbere  geltenb  mad^en  h)iD,  Denät^,  bag  er 
bicfe  ni^t  ^at.    (9R.  425.) 

6u^2(l)ai0mu$.  ^ 

1)  3)er  SBubb^aidmud    aH   bie   tiorne^mfle   9teIigion 
ouf  Srben. 

S)er  93ubb^aidmud  ifl  fon)o(|I  megen  ber  überuiicgcnbcn  STnja^t  feiner 
Sefenncr,  atd  megen  feiner  innem  Sortrefflid^Teit  unb  SBof/r^eit,  ol9 
bie  öome^mflc  {Religion  auf  Srben  ju  betradt)ten.  (9?.  130  fg.  2B.  II, 
186.    %  I,  139;    n,  241.) 

2)  (S^araTter  bed  S3ubbf|atdmud. 

!l)cr  S3ubb§ai«mu3  ifl,  fo  »ic  flrcng  ibealiflifd^  unb  peffimiflifc^, 
aud^  entf^ieben  unb  au^brücflic^  at^eiflifc^,  hnxi^  Moüdft  Ui^tm 
Sigenfc^aft  er  bcmeifl,  bag  biejienigen  irren,  n^eld^e  9{eIigion  unb 
Zf^zi^mn^  o^ne  SBeitered  at«  ibentifd^  unb  f^non^m  nehmen. 
(®.  125—128.  9t.  132  ff.  %  I,  126,  «nmer!.  $.  n,  40.  324. 
®.  32.) 

3)  $or}ug  bed  S3ubb^aidmu9  t^or  bem  SBra^manidmu«. 
S)er  Subb^ai^mu«    ifl   frei   Don   jener   fhengen  unb    übertriebenen 

H^tefe,   mlijt  im  Sra^mani^mu«  eine  groge  9?oIIe  fpielt,  alfo  Don 
ber  abftd^tlid^en  @elbfl))einigung.    (Sx  Iä|t  t9  bei  bem  6oe(ibat,  ber 


^ubbl^aistnud  99 

freitutlltgen  Slmtut^,  S)emitt(j  unb  ©el^otfam  ber  9R5n^e  uttb  (Snt- 
Gattung  Don  t^ietifd^er  9lQ^rung,  tote  auif  Don  aller  äSeltltd^teit  6e« 
tDcnben.     (SB.  II,  695.) 

Sie  Subbftaipen  laffen  feine  ffoflen  gelten.  (SB.  I,  421.)  (Ueber 
bcn  Sorjng  bed  93ubb^aidmud  Dor  ber  inbifd^en  9{eItgion  in  ^tnftc^t 
anf  bie  ©öttcrlc^re  fic^e:    Snber.) 

4)  SJorjug  beö  SnbbJ^Qiömuö  Dor  bent  Sl^rifient^um. 
Gin  cigcnt^ümlid)cr  ^flaiji^til  bc3  E^ripcnt^umö,  ber  befonberö  feinen 

Snfprüd|cn,  SBeltreligion  ^u  tocrbcn,  entgegenflc^t,  ift,  bog  cö  flc^  in 
ber  ^anptfad)c  um  eine  einjige  inbiDibucÜe  Gegebenheit  bre^t  unb  Don 
btefer  ha^  ®d)i(ffa(  ber  SBelt  abhängig  niad^t.  @ine  9{e(tgion,  bie  jn 
i^icm  gunbonicnt  eine  einzelne  Gegebenheit  ijai,  fie^t  ouf  fe^r 
fd^ioQc^em  f^unbament.  SBie  toeife  ifl  bogcgen  im  Gubb^oi^mud  bie 
tlmia()nte  ber  taufenb  S3ubb^Q§!  bantit  ed  ftc^  nic^t  ou^ne^me,  toie 
im  ßljripcnt^um,  too  3efu«  S^riflu«  bie  SBelt  erWji  §at  unb  außer 
i^m  fein  $«t  möglid^  ijt.  {%  U,  423.)  ®er  djrijilit^en  «öfefe  fe^It 
e^  an  einem  eigentlichen,  Haren,  beutlic^cn  unb  unmittelbaren  iD7otiD; 
fie  ^at  fein  anberc«,  al«  bie  5Wo^a§mung 'S^rifli.    ($.  431.) 

I)ie  3Woral  bcö  ß^ripent^umö  fic^t  ^intcr  ber  bc3  S3ra^moniömu3 
unb  Subb^aidmud  barin  jurüdf,  baß  fte  bie  S^^iere  nic^t  berücffic^tigt. 
(6.  241.) 

5)  Uebereinftimmung  bed  Gubb^ai^mud  mit  ber  @(^o« 
penl}a\Hx\ijtn  $^itofop^te. 

S)er  ®ubbl)aiömu3  ^ot  burtf)  feinen  Obealiömu«,  äft^eiömu« 
«nb  ^effimiömuö  bie  größte  Üebereinpimmung  mit  ber  @d^open= 
^aiicrfdjeu  ^^ilofop^ie,  —  eine  Uebereinftimmung,  bei  tt)etd)cr  bie 
leitete  nid)t  unter  bem  Sinffuß  bed  Gubb^ai^mud  gcf)anben  ^at. 
(SB.  n,  186.  $).  432.  %  n,  324.)  Sluc^  in  einjelncn  fc^ren  läßt 
f\d\  biefe  Uebereinftimmung  uad^tDcifen.  So  ftimmt  bie  Gubb^aiflifd)e 
SctToc^tung  ber  p^t)fifd]en  Uebcl  unb  ^ataftrop^en  dl9  t^olgen 
moralif^er  i^e^tcr  unb  Scrgc^en  i^rer  äBa^r^eit  nac^  mit  ber 
Sd)open^auerfc^eu  Sel)re  überein,  baß  bie  Statur  bie  DbjectiDation  bed 
SBiQen^  3um  lieben  ift  unb  feiner  moraIifd)en  S3ef(^af[euf|cit  gemäß 
m\m)  toic  ber  SBifle  ifl,  fo  ift  feine  SBelt.  ($).  430  fg.  ^.U,  322.) 
^ni)  Don  ber  6^opcn^auerfd)cn  £e^re,  baß  bie  9{otur  i^re  (Srtö* 
jung  Dom  iD^enfdjcn  ;;u  erwarten  ^at,  fiuben  fid)  im  Gubb^ai^mud 
manche  au«brüde.  {W.  I,  450.)  -3n  ^inftd)t  auf  bie  Sortbauer 
nad)  bem  S^obe  giebt  ed  im  Gubbljai^mud  eine  e^oterifc^e  unb  efoterifc^e 
^tc;  crflcre  ift,  loie  im  Srafjmauiömuö,  bie  ÜKctempf^c^ofe,  lefttcre 
if|  eine  Die(  fd})Derer  faßliche  ^alingenefie,  bie  in  großer  Ueberein« 
fiimntung  f)ef)t  mit  8c^open[}auerd  l'e^re  Dom  meta))^t)fifd)en  93e» 
flanbe  bed  SiKend  bei  ber  blod  p^t)fif(^en  Gefc^affeu^eit  unb  biefer 
,cntfpre(^enben  Sergöngti^feit  beö  ^ntettect«.  (^.  U,  293.  SB.  n,  574.) 
^er  Subb^aiflifdje  ®egenfa(  Don  Sanfara  unb  Stirmana  entfpric^t 
bnn  £(j^open^auerfc^en  Don  ber  Geja^ung  unb  Verneinung  be^ 
^iOcn^  3um  Hieben.    Sauf  ara  iß  bie  SBelt  ber  fleten  äBiebergeburten^ 

7* 


100  Cotcmbourg    —    (B^araftcr 

bed  ®e(üfled  unb  Verlangend,  ber  @innentttuf(!^ung  nnb  manbelBoren 
t^ormen,  bed  ©eborenmecbend,  Vlternd,  (Sriranfend  unb  Sterbend. 
9?trtoana,  b.  ^.  (Srßfd^en,  tfl  bie  Sriöfung  Don  aQem  biefem  unb 
bejeic^net  3)ad,  tead  eintritt  mi^  Verneinung  bed  fünMid^cn  WiiÜm&, 
ber  bad  $§änomen  biefer  Sßelt  hervorbringt ,  alfo  bie  Srf^etnung  bed 
iRid^tn^oUend,  im  SBefentlid^en  baffelbe  mit  bem  magnum  sakhepat 
ber  Sebote^re  unb  bem  eicexeiva  ber  97eu))lQtonifer.  (993.  U,  581. 
640.  696.  698.   %  U,  334.  SB.  I,  421.) 


Q[altinb0itt$,  f.  unter  Säc^erlid^ed:   SBi^* 
Caticatur. 

S)teientgen  ^nfie,  bereu  S^td  bie  IDorfleDung  ber  ^ee  ber  SRenfc^- 
^eit  x%  ^aben  neben  ber  @(^ön^eit,  qM  bem  S^oralter  ber  ©attung, 
nod^  ben  S^aralter  bed  dnbtDibuumd,  toet^er  Dorjugdtoeife  @^araf  ter 
genannt  »irb,  }ur  Aufgabe,  ieboii^  mug  anc^  ber  (inbiDibueOfe)  S^arafter 
ibeaUfd^,  b.  ^.  mit  Hervorhebung  feiner  Sebeutfamfeit  in  $infid^t 
auf  bie  dbee  ber  SRenfc^^ett  aufgefaßt  unb  bargefleüt  merben.  äBeber 
barf  bie  ©d^ön^eit  burc^  ben  @^ara!ter,  no^  biefer  burd^  jene  aufge« 
^oben  merben,  meil  Vuf^ebung  bed  ©attungdd^arolterd  burc^  ben  bc^ 
•dnbiDibuumd  Sartcatur,  unb  Suf^ebung  bed  dubiDibueUen  burc^ 
ben  ®attttngd(^araTter  Sebeutungdloflgteit  geben  mürbe.  —  @e^t  ba« 
S^arafterifKf(^e  hx9  }ur  mirtli^en  Vuf^ebung  bed  S^aralterd  ber 
©attung,  alfo  bid  lum  Unnatürlichen,  fo  mtrb  e9  Sartcatur. 
(SB.  I,  265  fg.) 

Caritas,  f.  Siebe. 

C^arakttt. 

1)  Der  e^arafter  aU  Slaturlraft. 

!Der  üKenfd^  ijt,  »ie  jeber  anbere  I^eil  ber  9?atur,  Obiectität  bed 
äBtOend.  mt  iebed  Ding  in  ber  9tatur  feine  ^äfte  unb  Ouaütäten 
^at,  bie  auf  beflimmte  (Sinmirfung  beflimmt  reagiren  unb  feinen 
^^arafter  andmac^en;  fo  ffat  a\xi)  er  feinen  @§aralter,  an^  bem  bie 
Tloi\\>t  feine  ^anblungen  ^roorrufen  unb  jmar  mit  Slot^menbtgleit. 
(SB.  I,  339.) 

Die  fpecieU  unb  inbivibuell  beflimmte  93ef(^affen§eit  be«  äßtOend, 
vermöge  beren  feine  9teactton  auf  bie  felbeu  SDtotiVe  in  |ebem  SRenfd^en 
eine  anbere  ifl,  mac^t  Da9  aud,  mad  man  beffen  S^aralter  nennt. 
Durc^  i§n  ifi  bie  SEBirfungdart  ber  Verfc^tebenortigen  9Rotive  ouf  ben  « 
gegebenen  SRenfc^en  befümmt.  Denn  er  liegt  aUen  SBtrIungen,  meldte 
bie  aRotive  hervorrufen,  fo  aum  ©runbe,  mie  bte  oOgemeinen  Staturlräfte 


d^araftev  101 

ben  hnxdf  Urfac^en  im  engfien  @tnn  J^etDorgentfenen  SBirlungen,  unb 
bte  eeben^hroft  ben  Sßirinngen  ber  9iei}e.    (S.  48.) 

debed  ©eienbe  mug  eine  i^tn  toefentlid^e,  etgent^ümlic^e  Statur 
(Ki6en,  üermöge  »eichet  t9  iß  toad  e^  tfl,  bie  ed  fletd  be^ouptet,  bereu 
8eu§entngen  Don  ben  Urfac^en  mit  9?otl^n)enbigIeit  hervorgerufen  loerben; 
tDQ^renb  hingegen  biefe  97Qtnr  felbfl  feine^uegd  ha9  SBerl  jener  Ur« 
[at^en,  nod^  bur^  biefelben  mobiftcabel  ifl.  ülied  bie^  gilt  Dom 
^Renfd^en  unb  feinem  SßiQen  eben  fo  fe§r  toit  Don  oUen  übrigen  SBefen 
in  ber  9latur.  finif  er  f^at  jur  Ezistentia  eine  Esaentia,  b.  §.  grunb« 
tDcfentlid^e  <Eigenf(^aften,  bie  feinen  (S^arafter  au^mad^en  unb  nur  ber 
Seronlaffnng  bebürfen,  um  §erDor)utreten.    ((S.  57  fg.) 

2)  Unterf^ieb  }kDif(^en  j^^ier  unb  SDtenfc^  in  ^infic^t 
auf  ben  (S^aralter. 

Sei  ben  X^ieren  ifl  ber  S^aralter  in  jeber  &ptck9,  beim  SRenfd^en 
in  jebem  ditbtDibuum  ein  anberer.  9htr  in  ben  oHeroberflen,  Kügflen 
Spieren  }eigt  fl^  fc^on  ein  merflic^er  dnbiDibua^arofter,  »iemo^I  mit 
buti^and  übermiegenbem  S^arolter  ber  ^))ecied.  ((S.  48.)  Die  groge 
Serfc^teben^eit  inbiDtbueHer  S^arattere  im  9Renfci^engefd^{ed^t  brüdt  flc^ 
jt^on  Sugerlid^  oud  burc^  flarl  gejeid^nete  inbioibueÖe  ^^^ftognomie, 
mläft  bie  gefammte  ftor^orifation  mitbegreift.  S)iefe  dnbiDibualitttt 
^at  bei  meitem  in  fo((^em  ®rabe  lein  S^^ier.  3t  meiter  abmärtd  in 
ber  £§ierret§e,  bejio  mel^r  verliert  ftd^  jebe  ®))ur  Don  dnbiDibuald^arafter 
in  ben  allgemeinen  ber  @))ecie9,  bereu  ^^^ftognomie  au(^  allein  übrig 
Meibt.  SRon  lennt  ben  f^f^c^ologifd^en  S^aralter  ber  ©attung  unb 
locig  baraud  genau,  toa9  Dom  dnbiDtbuo  }u  ertsarten  {k^t;  mtt^renb 
in  ber  ÜRenf^enft^eried  jebed  dnbiDibuum  für  fic^  ffatbirt  unb  ergrünbet 
fein  toitL     (9B.  I,  156.) 

3)  aSefentltd^e^rttbicate  be«  menfd^Iic^en  (S^aralterd. 
3)er  e^aratter  itß  ÜRenfi^en  ifi  1.  inbtDibuett,   2.  em))irif^, 

3.  conflant,  4.  angeboren.    (S.  48  ff.) 

1.  i>it  OnbiDibualitttt  M  (S^aralter^  }eigt  f{(^  befonberd  in 
to  Serf(^teben^it  ber  SBirfung  eined  unb  beffelben  SDtotiDd  auf  Der« 
f(^iebene  SRenfd^en.  9tt9  ber  ftenntnig  M  Wlotit>9  allein  lägt  fic^ 
Her  bie  X^at  ni(^t  Dor^erfagen,  fonbem  man  mug  ^ieju  auc^  ben 
inbiDibuellen  S^aralter  genau  lennen.    (S.  48.) 

2.  !Dag  ber  S^aralter  em))irif  (^  ifl,  b.  1^.  bag  man  feinen  eigenen, 
AKC  ben  C^oralter  anberer  dnbiDibuen  nur  burd^  (Erfahrung  fennen 
!^^  mt  fi^  in  ber  häufigen  (Enttttufc^ung  über  fic^  unb  Vnbere, 
^  ber  SntbedCung  ber  Kbkuefen^eit  Don  ßigenfd^aften  an  fld^  unb  an- 
bem,  bie  man  Dörfer  Dorau^fe^te.  Seil  man  ben  S^aralter  erfi  and 
^  Srfa^rung  unb  koenn  bie  Gelegenheit  fommt,  lennen  lernt,  lann 
Inner  Dörfer  »iffen,  lote  er  felbfi  ober  loie  ein  Ruberer  in  einer  be« 
femten  Sage  §anbeln  mirb.  Sfbxx  naäf  beflanbener  $robe  ifl  man 
^  «nbem  unb  feiner  felbfi  gewig.  (C.  49.  %  H,  247.)  3tt  golge 
^  ber  innem  (Srlenntnig  anl^ängenben  Sorm  ber  Btxt  erfcnnt  deber 
ieinmSBtaen  nm:  in  beffen  fuccefftDen  einjelnen  Xcten,  nic^t  aber  im 


100  Cotembourfl    —    (Sl^arafter 

bed  ®e(üfle9  unb  Verlangend,  ber  ©innentttufd^ung  mtb  iDanbetbaren 
t^ormen,  be9  ©eborenmerbend,  1Uttxn9,  (Srfranfend  unb  Sterbend. 
97trtoana,  b.  §.  @rI6fc^eu,  ifl  bte  Sriöfung  Don  aQem  btefent  unb 
bejet^net  3)Qd,  xoa9  eintritt  mäj  Semetnung  bed  fünbdc^cn  SEBiDend, 
ber  bad  ^^ünomen  btefcr  9ße(t  ^erDorbrtngt,  alfo  bie  Srfd^einung  bed 
iRt^tn^oUend,  im  SBefentßd^en  baffelbe  mit  bem  magnum  sakhepat 
ber  Sebate^re  unb  bem  eTcexeiva  ber  97eupIatonifer.  (993.  II,  581. 
640.  696.  698.   ?.  H,  334.  SB.  I,  421.) 


Q[altinb0itt$,  f.  unter  Sttd^erlid^ed:   SBi^. 
Caticatur. 

3)ieienigen  ^nfie,  beren  ^md  bie  IDarfleüung  ber  dbee  ber  SRenfc^- 
^eit  ifi  ^oben  neben  ber  @(^5n^cit,  ald  bem  S^arafter  ber  ©attung, 
no^  ben  S^ara!ter  bed  dnbtDibuumd,  »et^er  oorjugdteetfe @^aralter 
genannt  toirb,  }ur  Aufgabe,  [thoi^  mug  auij  ber  (inbiDibueQe)  S^arafter 
ibea(if(^,  b.  ^.  mit  $ert)or^ebung  feiner  Sebeutfamleit  in  ^infic^t 
auf  bte  dbee  ber  SReufd^^eit  aufgefaßt  unb  bargefieüt  n^erben.  äBeber 
barf  bte  ©(^ön^eit  burc^  ben  S^arafter,  nod^  btefer  bur(^  jene  aufge« 
^oben  koerben,  meil  Suf^ebung  bed  ©attnngdc^arafterd  burc^  ben  bed 
dnbiDibuumd  Saricatur,  mtb  Suf^ebung  bed  dnbiDibuellen  burc^ 
ben  ©attungd^araTter  Sebeutungdlofigteit  geben  »ttrbe.  —  ©e§t  ba« 
S^araIteri{Kf(^e  bid  gur  mirtli^en  Vuf^ebung  bed  S^aralterd  ber 
©attung,  alfo  bid  ^um  Unnatürlichen,  fo  n)irb  ed  Sartcatur. 
(SB.  I,  265  fg.) 

Caritas,  f.  Siebe. 
C^arakttt. 

1)  S)er  6§aralter  aU  9taturlraft. 

!Der  üKenfd^  ifl,  »ie  jeber  anbere  J^eil  ber  Statur,  Objectität  bed 
äBiDend.  9Sie  iebed  !Ding  in  ber  Statur  feine  ^äfte  unb  Dualitäten 
^at,  bie  auf  beflimmte  (Sinteirfung  beflimmt  reagiren  unb  feinen 
6§arafter  audmac^en;  fo  §at  au^  er  feinen  S^aratter,  aud  bem  bie 
^otiDe  feine  ^anblungen  ^eroorrufen  unb  itoax  mit  Slot^ioenbigleit. 
(SB.  I,  339.) 

Die  f))eciea  unb  inbibibueH  beflimmte  Sefc^affen^eit  bed  SBiOend, 
vermöge  beren  feine  9{eaction  auf  bie  felben  SDtotibe  in  jebem  2Renfd^en 
eine  anbere  ifl,  mad^t  S)ad  au9,  mad  man  beffen  S^arafter  nennt. 
Durc^  i^n  ifl  bie  SEBirfungdart  ber  Derfc^iebenartigen  9Rotit)e  auf  ben  « 
gegebenen  9Renfc^en  befUmmt.  2)enn  er  tiegt  allen  SBirfungen,  meldte 
bie  aRotioe  hervorrufen,  fo  3um  ©runbe,  toit  bie  aOgemeinen  9?otur(räfte 


(S^oraftcr  103 

4)  IBerl^ältnig    bed     intetügtbeln    jum    tm}fixx\i)tn 
(S§arafter. 

S93a^,  burc^  btc  not^tecnbige  Snttutdelung  in  ber  S^ii  unb  ha^  ba» 
burd^  bebtngte  ßtx^aUtn  in  einjetne  ^anblungen,  aU  entpirifc^er 
C^aroftcr  erfannt  rtirb,  i%  mit  Slbflipaction  üon  bicfer  jcitlid^cn  gorm 
ber  Srf^etmtng,  ber  intelligible  d^aratter,  nadj  bem  Slu^brudfe 
9:ani9.  S)er  inteUigible  S^aroTter  fäOt  olfo  mit  ber  Obee  ober  nod^ 
eigentUd^er  mit  bem  urfprünglic^en  SBiUendoct,  ber  ftd^  in  i^r  offenbart, 
^ufammen.  Onfofern  ifl  alfo  nic^t  nur  ber  empirifc^e  S^araftcr  jebeö 
372enfc^en,  fonbern  anä)  jeber  S^^ierfpecied,  ya  jeber  ^flanjenfpecied  unb 
jogar  jeber  urfprünglid^en  Äroft  ber  unorgonif^en  9?atur,  ofö  Sr» 
f^einung  eines  tnteHigibetn  S^arafterS,  b.  J).  eines  auger jeittid)en 
unt^eilbaren  SiQenSacted  anjufe^en.  (3B.  I,  185.)  SBie  ber  ganje 
Saunt  nur  bie  fietS  loieber^olte  @rfd^einung  eines  unb  bejfelben  S^riebeS 
iß,  ber  flc^  am  einfa^flen  in  ber  Safer  barfieOt  unb  in  ber  ^ufammen« 
fe^ung  3u  S3(att,  @tiel,  %ft,  @tamm  toieber^ott  unb  leitet  barin  }u 
ertennen  ifl;  fo  f^nb  alle  2^^aten  beS  äRenfd^en  nur  bie  fiets  n^ieber^olte, 
in  bet  $orm  etniaS  abmec^felnbe  9eugerung  feines  inteÜigiblen  ^^araf- 
terS,  unb  bie  anS  ber  @umme  berfelben  ^ert^orge^enbe  dnbuction  giebt 
jrinen  emjjtrift^en  S^arafter.  (935. 1,  341  fg.)  3)cr  inteKigible  S^arafter 
ifi  in  aäen  S^^aten  beS  OnbiDibut  gtei^mägig  gegenwärtig  unb  in 
i^nen  aOen,  toie  baS  ^etf^aft  in  taufenb  @iegetn,  ausgeprägt  $on 
i^m  er^ftlt  ber  empirifc^e  S^arafter,  ber  in  ber  ^üt  unb  ©ucceffton 
ber  8cte  f{(^  barfleUt,  feine  Seftimmt^eit,  unb  }eigt  in  allen  Don  ben 
9)lotit)en  l^erDorgerufenen  SIeugerungen  bie  ^onflanj  eines  97aturgefe^eS. 
(e.  175  fg.  251.) 

3)er  entpirifd^e  S§aratter  ifl  gang  unb  gar  burd^  ben  inteQigibeln, 
loelc^er  grunblofer,  b.  §.  als  SDing  an  fic^  bem  @a^  bom  ®runb  (ber 
$orm  ber  Srfc^einung)  nic^t  unterU)orfener  S93iUe  i^,  beflimmt.  über 
empirifc^e  S^arafter  mug  in  einem  SeSenSlauft  boS  ^bbilb  beS  inteOi^ 
gibein  liefern,  unb  fann  ni^t  anberS  ausfallen,  als  baS  äßefen  biefeS 
ed  erforbert.  SUein  biefe  SefHmmung  erfiredEt  fid^  nur  auf  baS 
Befentlic^e,  nid^t  auf  baS  Unn^efentti^e  beS  bemnad^  erfd^einenben 
Lebenslaufs.  ß\i  biefem  Unloefentlic^en  gehört  bie  nähere  93eftimmung 
ber  Gegebenheiten  unb  ^anblungen,  n^elc^e  ber  ©toff  finb,  an  beut  ber 
tmpirifd|e  (S^arafter  fit^  jeigt.    (SB.  I,  189.) 

5)  Sefeitigung  einer  falfc^en  t^olgerung  auS  ber  Un» 
Deränberli^Teit  beS  empirifc^en  &§ara!terS. 

SuS  ber  UnDeränber(i(^!eit  beS  empirifdEjen  (^^arafterS,  als  welcher 
bie  bloge  (Entfaltung  beS  augergeitlic^en  inteDigibetn  ifl,  fönnte  fe^r 
lei^t  bie  (Folgerung  }u  ®unflen  ber  Dertoerfli^en  Steigungen  gejogen 
Serben,  bag  eS  Dergeblic^e  SRü^e  toäre,  an  einer  Sefferung  feines 
S^arafterS  gu  arbeiten,  ober  ber  ©emalt  böfer  Steigungen  }u  ujiber« 
ftreben,  ba^er  eS  gerat^ener  märe,  fi^  bem  Ünabänberli^en  }u  unter« 
*ttftn  unb  ieber  Dlcigung,  fei  fic  auc^  bbfc,  fofort  gu  toiHfa^ren. 
^<fe  Folgerung  aber  ifl  falfc^.    S)enn,  öbgtei^  unfere  Zijaim  immer 


102  (S^Qtoftcr 

©aiijcn,  an  unb  für  jid^;  bol^cr  fcnnt  if einer  feinen  S^araftcr  a  priori, 
fonbem  3ebcr  lernt  i^n  erfl  erfol^rnngömäßig  unb  ftct«  unöoHfommen 
fcnnen.    (SB.  n,  220.) 

3.  jDie  donfianj  ober  Unüeränberlid^feit  be^  (S^^ara!ter^  \t)'df)^ 
renb  bed  ganjen  !Oeben^  tonh  burd^  bie  Srfa^ntng  befidttgt;  bog  man 
flc^  unb  Änbcre  oft  nad^  taugen  S^^^if^^^i^äuw^cn  öwf  benfclben  ^fabeii 
betrifft,  wie  c^cmalö.  SIoö  in  bcr  Stid^tuug  unb  bcm  Stoff  erfäljrt 
ber  S^arafter  f^einbar  SWobificationcn,  ttjetd)c  i^olgc  bcr  33crfd)ieben^cit 
ber  8ebeu«attcr  unb  i^rcr  Scbiirfniffe  flnb.  S3Io«  bie  Svfcnntniß 
änbert  fi(^  im  $^aufe  bed  {bebend,  unb  bamit  bie  .^anblung^meife, 
aber  nid)t  ber  S^ar öfter.  (S.  50 — 5.3.)  Sei  ber  9Scrgtcid)ung 
unferer  Denfung^art  in  öcrfd|iebcnen  Sebenöaltern  jeigt  fict)  un«  ein 
fonberborcö  Oemifc^  t)on  33ef|arrncf)!eit  unb  SSeränberlic^fcit.  ßiucrfeitö 
ijl  bie  nioraü{d)e  Eenbeuj  be«  ÜWanne«  unb  ©reifeö  norf)  biefclbc, 
njetc^e  bie  be«  Änaben  war;  anbererfeitö  ijl  i^m  Sielet  fo  cntfrembet, 
baß  er  ftd^  nid^t  mefjr  fcnnt  unb  fid)  wunbert,  wie  er  einft  ÜDiefc«  unb 
dene^  t^un  ober  fagen  gcfonnt.  Sei  näherer  Untcrfud^ung  aber  wirb 
man  fmbcn,  ba§  baö  Scränbcrlid^e  ber  Ontettect  War,  mit  feinen 
t^unctionen  ber  Sinftd^t  unb  (Srfenntnig.  %U  bad  Unabänberlic^e  im 
SBcwußtfcin  hingegen  weift  flc^  bie  SSafl«  beffclben  auQ,  ber  SBitte,  bcr 
S^arafter;  wobei  (cbod)  bie  3Robiflcationcn  in  9{ec^nung  ju  bringen 
futb,  welche  bou  ben  förperlid)en  i5äf)igfeitcn  jum  ©enuffc  unb  ^ieburc^ 
Dom  «Iter  abhängen.  (SB.  II,  251  fg.  %  H,  248.  I,  483.)  3)cr 
groge  SInatom  Sic^at  ift  auf  bcm  äBege  feiner  rein  p^tiftologifc^en 
Setrac^tungdweife  ba^in  gelangt,  bie  Unberänberlid^feit  bed  moraltfd)en 
d^arafterd  barauiS  in  erflären,  ha^  nur  ha9  animale  ?ebcn,  alfo 
bie  Function  bc«  ©c^irnö,  bcm  (Sinfluß  ber  ßrjie^ung,  Ucbung,  93il« 
bung  unb  ®ewo^n()eit  unterworfen  ift,  bcr  moralifc^e  (S^arafter 
aber  bcm  uon  äugen  nic^t  mobificabeln  organifc^en  $?cben,  b.  ^.  bcm 
oflcr  übrigen  IficUc,  angehört.     (3B.  U,  298.) 

(SJergteic^e  auc^  ben  ärtifet  SSeffcrung.)  ' 

4.  X)ie  ^ngeboren^eit  be^  inbioibucQen  S^arafterd  wirb  burd^ 
bie  Srblid)feit  beö  Sljaraftcr«  bewiefen.  (33crgt.  SJererbung.) 
ßufolge  berfelbcn  legen  bei  ber  aUergleic^ftcn  (Sr^icl^ung  unb  Umgebung 
t)erfd)icbenc  Äinbcr  ben  grunböerfc^iebcnftcn  Sljarafter  auf«  3)cutli^fte 
an  ben  Sag.  (@.  53.)  lugcnben  unb  ?afler  fmb  angeboren. 
(6.  53  ff.)  3)er  et^ifc^e  Untcrfc^ieb  ber  Sf|araftere  ift  angeboren 
unb  unoertilgbar.  jDcm  Sodt^aften  ift  feine  93o$()eit  fo  angeboren, 
wie  ber  ®d)tange  i^re  ®ift}ä^nc  unb  ©iftblafe;  unb  fo  wenig,  wie  fie, 
fann  er  cö  önbcrn.  (6.  249.)  3)ie  in  ben  üerfdjicbenen  9Kcnfd)cn 
fo  i)5(^ft  ocrfd)icbene  Qmpfänqlic^fcit  für  bie  SRotioe  bcd  Gigen- 
nu|je«,  bcr  So^^eit  unb  M  äWitleib«,  worauf  ber  ganje  movalifc^e 
ffiert^  be«  2Renfd)en  bcru{)t,  ift  nidjt  etwo«  an9  einem  Slnbern  (Sr» 
flörlid)e«,  nod)  bnrd)  Selc^nmg  }u  Qrlangcnbe«  unb  ba^er  in  ber 
3eit  Sntfie^enbe«  unb  Seränberlid^cö,  ja,  öom  S^^aü  abhängige«, 
f onbern  angeboren,  unoerönberlid^  unb nic^t weiter  erflärlic^.   (Q,  258.) 


(Sl^oroftcr  105 

lann  man  oft  an  geringfügigen  $anb(ungen,  an  Mögen  SRanieten, 
feinen  (S^arafter  lennen  lernen.    {%  1,  482.) 

2)a  ber  2ei6  be^  menfd^tici^en  dnbioibuumd  nur  bie  ©id^tbarleit 
feinet  inbiDibneOen  Sßillen^  iß,  alfo  biefen  objectiD  barfietlt,  fo  mug 
m(^t  nur  bie  Sef^affen^eit  feinet  dntellectd  aud  ber  feinet  ©e^imd 
unb  bem  baffelbe  e^dtirenben  9(utlauf,  fonbem  auc^  fein  gefammtet 
moralifc^er  S^oralter  mit  aDen  feinen  S^i^^  unb  Sigenl^eiten  mug 
an^  ber  nähern  Sefd^affen^eit  feiner  ganjen  übrigen  (Sor))orifation,  alfo 
an«  ber  Sq^ur,  ®r5ge,  Dualität  unb  bem  gegcnfeitigen  Ser^ältnig 
ht9  ^gen«,  ber  Seber,  ber  Sunge,  ber  SRit},  ber  9?teren  u.  f.  m.  ju 
Dcrfte^en  nnb  qb)u(eiten  fein;  »enn  n^ir  aud^  n)o§t  nie  ba^in  gelangen 
loerben,  bted  toirflic^  jn  (eiflen.  316er  o6j[ectiD  mug  bi^  3)?5glid^ifeit 
ba)u  tor^anben  fein.    ($.  n,  189.) 

8)  Sritttrung  ht9  2)i9^armonif^en  unb  ^armonifc^en 
im  S^arafter. 

Da«  jDid^armonif^e,  Ungteid^e,  @c^n)anfenbe  im  d^aratter  ber 
meiften  SOtenfc^en  möchte  oieSei^t  barau«  abjuleiten  fein,  bag  bad 
dnbitibnum  feinen  einfad^en  Urf))rung  ^at,  fonbern  ben  SSiOen  Dom 
Sater,  ben  dnteHect  Don  ber  SRutter  überlommt.  (SergL  S$erer« 
bnng.)  de  l^eterogener,  unangemeffener  in  einanber  beibe  (SUern 
»aren,  befh)  gr5ger  mirb  jene  (Disharmonie  fein.  993ä§renb  (Sinige 
ton^  i^  $er3,  Snbere  burc^  i^ren  Sop^  e^ceHiren,  giebt  ed  noc^ 
Snbere,  bereu  Sorjug  bloS  in  einer  getoiffen  Harmonie  unb  (Einheit 
be9  gongen  SefenS  liegt,  loelc^e  barauS  entfielt,  bag  bei  i^nen  $er) 
nnb  fto))f  einanber  fo  überaus  angemeffen  finb,  bag  fie  ftd)  mec^felfeitig 
ttnterftü^en  unb  §erDor^eben;  mel^ed  Dermut^en  lägt,  bag  i^re  SItcm 
eine  befonbere  Xngemeffen^eit  nnb  Uebereinflimmung  )u  einanber  Ratten. 
(».  n,  601.) 

9)  Suf^ebung  bed  S^aralter«. 

@o  lange  bie  (Erlenntnig  leine  anbere  ate  bie  im  principio  indivi- 
dnatioms  (f.  dnbiDibuation)  befangene,  bem  @a$  Dom  ®runb  fd^ted^t» 
^m  nac^ge^enbe  ifi,  ifi  aud^  bie  ©eioatt  ber  SDtottDe  auf  ben  SEBiUeu  un» 
lDibeTJte^Ii4;  n>ann  aber  bad  prindipiam  individuationiB  bur^fc^aut, 
Ue  dbeen,  ia  ica  SEBefen  ber  3)inge  an  fl^,  aü  ber  felbe  SBiOe  in 
lOem,  unmittelbar  erlannt  loirb,  unb  aud  biefer  Crfenntnig  ein  aQge» 
meines  OuietiD  (f.  jQuietiD)  bed  SoQend  ^erDorge^t,  bann  merben 
Ue  ein)clnen  ÜRotiDe  untoirffam,  tteil  bie  i^nen  entfprec^enbe  Srfennt» 
ni§tDeife,  burc^  eine  gang  anbere  Derbunfelt,  jurüdgetreten  ift.  3)a§er 
biui  ber  (S^arafter  fic^  gtoar  nimmermehr  t^eilmeife  änbern,  fonbem 
mu§,  mit  ber  (S^onfequenj  eines  9Iaturgefe(eS,  im  (Sinjelnen  ben  SBiQen 
i^usftt^ren,  bcffen  C^d^einung  er  im  ©angen  ifi;  aber  Am  biefeS 
®<^R)e,  ber  S^arafter  felbft,  fann  DöSig  aufgehoben  toerben,  burc^ 
bie  angegebene  Seränberung  ber  Srfenntnig.  S)iefe  feine  %uf§ebung  ift 
^t  toa«  in  ber  d^rijttid^cn  Äird^e,  fe^r  treffenb,  bie  SEBiebcrgcburt, 
^b  bie  Crlenntnig,  auS  ber  fie  |erDorge§t,  ift  S)aS,  teaS  bie  ©naben- 
ttitlnng  genannt  mürbe.    (9B.  I,  477.)    Sben  ba^er,  bag  nic^t  Don 


I  , 


108  (£§nflent^tun 

bag  fte,  tote  aud^  bte  dbee  Don  einem  äRenfc^  geworbenen  ®otte 
(SDatar),  and  Onbten  {lammt  nnb  über  9eg9))ten  nad^  dubtta  gelommen 
fein  mag;  fo  bag  bad  (S^riftent^um  ein  Sbgtan}  inbifc^en  Urlic^ted 
Don  ben  9tuinen  9egq))tend  koSre,  koeld^er  aber  (eiber  anf  dübifd^en 
»oben  peL    (6.  241.) 

3)  Sdfetifc^er  nnb  ))effimiftif(^er  ®eifl  bed  S^riflen« 
t^umd« 

Sticht  allein  bie  9teIigionen  bed  Crientd,  fonbem  auc^  ha9  tt)a§re 
S^ißent^um  §at  burd^aud  adletifc^en  ©mnbd^aralter.  $aben  bod^ 
fogar  bie  in  neuerer  ^tii  aufgetretenen,  offenen  §einbe  bed  S^riften- 
t^umd  i^m  bie  9tf^xtn  ber  Sntfagnng,  ©elbftoerleugnnng,  DoÜIommenen 
Jteufc^^eit  nnb  über§au))t  SDtortification  bed  SBiDend,  meiere  fle  gonj 
richtig  mit  bem  9tamen  ber  ,,antiIodmifc^en  j£enben)"  bejeic^nen, 
ald  mefentlic^  eigen  nad^gettiefen.  hierin  ^aben  {h  unleugbar  9ted^t. 
3)a§  fle  aber  biefed  <A9  einen  offenbaren  Sortourf  gegen  bad  S^rijlen* 
t^um  geltenb  mad^en,  mä^renb  gerabe  hierin  feine  tiefe  SSßa^r^eit,  fein 
^o^er  Sßert^  unb  fein  erhabener  S^arafter  liegt,  ia9  jeugt  oon  einer 
Serfin^erung  bed  @eifle0.    (993.  n,  705.) 

®Iei(4  bem  93ra^mani9mud  unb  Subb^aidmud,  betrachtet  auc^  batf 
Sd^te  S^riftent^um  Arbeit,  (Entbehrung,  9{ot^  unb  Seiben,  gefrönt  burc^ 
ben  Zot,  al9  S^td  bed  Sebend.  (Sergl.  Serg))rebigt  unter  Sibel.) 
dm  bleuen  SIeftament  i|l  bie  SEßelt  bargeflellt  ate  ein  dammert^al,  bad 
Seben  ate  ein  Sttuterungdproceg,  unb  ein  ^arterinfhument  i|l  batf  ®^mbo( 
ht€  S^rificnt^umd.  2)a§er  beruhte,  ald  Seibni^,  @(aftedburt^, 
Solingbrole  unb  ^opt  mit  bem  Optimidmud  hervortraten,  ber 
Xnflog,  ben  man  allgemein  baran  na^m,  (au))tftt(4Ii<^  barauf,  baß  ber 
£)))timi9mud  mit  bem  S^riftent^um  unvereinbar  fei.    (SB.  11,  669.) 

S)ad  S^riftent^um  trägt  in  feinem  dnnerften  bie  SBa^r^eit,  bag  bad 
Seiben  (ftreu))  ber  eigentlid^e  ^md  bed  Sebend  ift;  ba^er  Dertt)irft  t9, 
al9  biefem  entgegenfte^enb,  ben  @eIbftmorb,  »eichen  ^ingeaen  ba9 
Xltert^um,  Don  einem  niebrigem  @tanb))unlt  aud,  biOigte,  ja  e^rte. 
(?.  n,  33fe.) 

SDVan  beule  nur  ja  nic^t  etma,  bog  bie  d^rifUid^e  ©laubeuMe^  bem 
Dptimidmud  günflig  fei;  ba  im  ®egent^ei(  in  ben  (EDangelien  9Be(t 
unb  Uebe(  beinahe  ate  f^non^me  Sudbrüde  gebraust  »erben.  (S3. 1,  385.) 

3toif(^en  bem  ®eifte  bed  griec^ifc^^rümifc^en  $eibent§umd  unb  bem 
bed  Sdriflent^umd  ifl  ber  eigentliche  ®egenfa^  ber  ber  Seja^ung  unb 
SJerneinung  bed  SBiOend  jum  Seben,  »onad^  an  le^ter  ©teDe  bad 
6:^rißent^um  Ste^t  btf^m.    ($.  II,  335.) 

3)ie  ihaft,  Dermöge  toAijtx  ha€  S^riftent^um  junttc^fl  bad  duben« 
t^um  unb  bann  bad  gried^ifc^e  unb  rltmifc^e  ^eibent^um  übenoinben 
lonnte,  liegt  gang  aDein  in  feinem  $ef{{midmu9,  in  bem  (Singeftänbnig, 
bag  unfer  3uftanb  ein  ^öc^ft  elenber  unb  gugleic^  fünblic^er  ift,  toä^renb 
Oubent^um  unb  $eibent§um  o))timiftifc^  maren.  Oene  Don  debem  tief 
unb  fd^merjlic^  gefüllte  Sa^r^ett  fd^Iug  burc^  unb  ^atte  bad  Sebürfnig 
ber  (Ertöfung  in  i^rem  ®efo(ge.    (S.  n,  188.) 


Cttate  109 

4}  Sttxn  ber  ä^xiftüiftn  ®lau(endle^re. 

Slid^t  bte  dnbiDibuen,  fonbem  bte  dbee  M  Wltn\ä^txi  in  t^rer  Sin» 
f^tit  betrQ(i^tenb,  f^mbotiflrt  bie  c^riflli^e  ©(oubendle^re  bie  9?atur^ 
b.  t.  bie  SBeja^ung  bed  SBiKend  {nm  itbzn,  im  Stbom,  beffen 
auf  un9  Deierbte  @ünbe^  b.  ^.  unfere  Sinl^eit  mit  i^m  in  ber  dbee, 
vatlift  in  ber  3^'^  ^^^^  ^^^  ^^^^  ^^^  S^ufiung  ftd^  bQr|lcQt,  und 
^de  be^  Seibend  unb  bed  emigen  S^obed  t^eil^oftig  mac^t;  bogegen 
{))mboUftrt  fte  bie  ®nabe,  b.  i.  bie  Verneinung  bed  äBidend, 
bie  (Er(9fung,  im  menfc^getoorbenen  ®otte,  ber,  ate  fni  Don  aDer 
@ttnb^QftigIeit,  b.  §.  Don  aQem  SebendmiDen,  audf  nxiji,  toie  mir,  and 
ber  entf^iebenften  Seja^ung  bed  SEBtÜend  (ber  gefc^le^tlid^en  3^ugung) 
Vorgegangen  fein  lann,  noc^,  toit  mir,  einen  Seib  ^aben  fonn,  ber 
bnti^  nnb  bur^  nur  concreter  SBiOe,  Srfc^etnung  bed  SBiDend  ifl; 
fonbern  Don  ber  reinen  dungfrau  geboren,  auc^  eigentlich  nur  einen 
Sd^einleib  ^at.  —  SBirKi^  iß  bie  ?e§re  Don  ber  Srbfünbe  (Seja^ung 
bcd  äBiQend)  unb  Don  ber  (Sriöfung  (Verneinung  bed  SBiOend)  bie 
gtoge  9ßa^r^eit,  toeld^e  ben  ftern  htß  S^riflent^umd  autoad|t; 
ttHif|renb  bad  Uebrige  meifiend  nur  SinHeibung  unb  $üSe,  ober  Sei« 
taerf  ifl.     (SB.  I,  388.  479 fg.;    II,  719.) 

Set  leiner  ©ad^e  §at  man  fo  fe^r  ben  Sern  Don  ber  ©c^ale  ju 
unterfc^eiben,  mie  beim  S^riflent^um.    (SB.  n,  715.) 

SRit  %e(^t  (e^rt  bad  S^riflent^um,  bog  aUe  äußeren  äSerle  mert^Io« 

fuib,  koenn  {te  nic^t  and  jener  ächten  ©efinnung,  meiere  in  ber  toa^ren 

Sernioilligfeit  unb  reinen  ^iebe  befielt,  ^erDorge^en,  unb  bag  nid|t  bie 

oeiri(^teten  SBerfe  (opera  operata),  fonbern  ber  ©laube,  bie  äc^te  ®e» 

ftnnung,   meiere  oÜein  ber  ^eilige  ®ei{l  Derlei^t,  nid^t  aber  ber  freie 

unb  Überlegte,  bad  ©efeg  aOein  Dor  Singen  ^abenbe  SBiQe  gebiert,  fUig 

mi^t  unb   erlöfe.     (9B.  I,   624.)     2)a6  aber,   toie  @t.  $aulu9 

(Köln.  3,  21  ff.),  «uguflinu«  unb  Sut^er  (e^ren,  bie  Sßerfe  nid^t 

ttc^tfertigen  Knuen,  inbem  mir  XQe  mefentltd^  ©Unber  {inb  unb  blei^ 

bot,  —  beruht  )ule^t  barauf,  bQ§,  meil  operari  sequitur  esse,  menn 

i»it  §anbelten,  toie  mir  follten,  mir  au<^  fein  müßten,  mad  mir  foUten. 

^omi  aber  bebUrften  mir  feiner  Srlöfung  au9  unferm  je^igen  Qn» 

Nbe,  b.  ff.  mir  brandeten  ni<^t  etmad  ganj  Stnbered,  ja,  !Cem  mad 

^  fbtb  (Sntgegengefe^ted,  ju  merben.    SEBeil  mir  aber  ftnb  mad  mir 

"^t  fein  foQten,   t^un  mir  auii  not^menbig  mad  mir  nid^t  t^un 

iiiHten.    X)amm  alfo  bebttrfen  mir  einer  DdOigen  Umgeflaltung  unferd 

^ume«  unb  SEBefend,  b.  i.  ber  äBiebergeburt,   aM  beren  golge  bie 

5tl5|img  eintritt.    (SB.  H,  691.) 

titate. 

1)  ®egen  ben  häufigen  ®ebrau(^  ber  Sitate. 

.  ^ttr(^  Diele  Sitate  Derme^rt  man  feinen  9[nf))md^  auf  ®e(e^r^ 
i<^%ttit,  Derminbert  aber  ben  auf  Originalität,  unb  mad  ifl  ®ele^rfamlett 
Wa  Originalität!  9Ran  foD  fte  alfo  nur  gebrauchen,  mo  man  frember 
'«ctoritäten  mirHic^  bebarf.    ($).  474.) 


I  , 


108  (£§rtflent^tun 

bog  fte,  tote  aud^  bie  dbee  ))on  einem  äRenfc^  geworbenen  ®otte 
(SDatar),  aud  Onbten  flammt  nnb  über  9eg9))ten  nac^  dubtta  gelommen 
fein  mag;  fo  ba§  bad  (S^riftent^um  ein  Sbglanj  inbifc^en  Urli(^te9 
Don  ben  9tuinen  9egq))tend  wäre,  welcher  aber  (eiber  auf  dttbifd^en 
»oben  pcL    (g.  241.) 

3)  Xdletifc^er  unb  ))effimiflif(^er  ®eifl  bed  S^riflen« 
t^umd« 

SSlxijt  allein  bie  9teIigionen  bed  £)rient9,  fonbem  anc^  bad  toa^re 
6!§riflent^um  ^at  burc^and  adlettfc^en  ©mnbci^aralter.  $aben  bo(^ 
fogar  bie  in  neuefier  ^tii  aufgetntenen,  offenen  ^einbe  be9  S^riffen« 
t^um^  i^m  bie  ?e^ren  ber  Sntfagung,  ©elbftoerleugnnng,  DoÜIommenen 
Jteufc^^ett  nnb  überhaupt  SDtortificatton  bed  SBiQen^,  koeld^e  fle  gonj 
richtig  mit  bem  9tamen  ber  ^^antilodmifc^en  j£enben)"  bejeici^nen^ 
ate  »efentlid^  eigen  nad^gemiefen.  hierin  ^aben  {le  unleugbar  Sted^t. 
3)a§  fle  aber  biefed  ald  einen  offenbaren  SortDurf  gegen  bad  S^rifien« 
t^um  geltenb  mad^en,  mä^renb  gerabe  hierin  feine  tiefe  SEBa^r^eit,  fein 
^o^er  S93ert§  unb  fein  erhabener  S^arafter  liegt,  bad  jeugt  oon  einer 
»erfinfierung  be«  ©eifie«.    (ffi.  n,  705.) 

®(eid^  bem  Sra^manidmud  unb  Subb^aidmud,  betrachtet  aud|  bad 
däiit  S^riftent^um  Srbeit,  (Sntbe^rung,  ytotff  unb  Seiben,  gefrönt  burc^ 
benZiob,  al9  3tt^<f  bed  Sebend.  (Sergl  Serg))rebigt  unter  SibeL) 
dm  bleuen  3ieflament  ifl  bie  SBelt  bargeflellt  ald  ein  dammert^al,  bad 
Seben  ate  ein  Sttuterungdproceg,  unb  ein  lOtarterinflrument  ifl  batf  @^mbo( 
bed  S^rifient^umd.  2)a^er  beruhte,  aU  Seibni^,  ©(/aftedburt^, 
Sottngbrole  unb  $o))e  mit  bem  Optimi^mud  hervortraten,  ber 
Snftog,  ben  man  allgemein  baran  na^m,  ^au))tftt4Iid^  barauf,  bog  ber 
£)))timi9mud  mit  bem  S^riftent^um  unvereinbar  fei.    (SB.  U,  669.) 

2)ad  S^riftent^um  trügt  in  feinem  dnnerfhn  bie  Sßa^r^eit,  ba§  bad 
Seiben  (ftreuj)  ber  eigentlid^e  ^totd  M  Sebend  ifl;  ba^er  terh)irft  t9, 
a\9  biefem  entgegenfte^enb,  ben  @eIbfimorb,  meieren  hingegen  ba^ 
Xltert^um,  oon  einem  niebrigem  ©tanbpunft  and,  biOigte,  ja  e^rte. 
(?.  II,  33^.) 

SDVan  beule  nur  ja  nic^t  etma,  bag  bie  c^rifUid^e  ®(aubend(e^  bem 
D))timidmud  günftig  fei;  ba  im  ®egent^ei(  in  ben  (Soangelien  9BeIt 
unb  Uebe(  beinahe  aU  ft^non^me  Xudbrüdfe  gebrandet  »erben.  (S3. 1,  385.) 

3tDif(^en  bem  ®eifie  bed  grie(^if(^«r5mifd^en  $eibent§umd  unb  bem 
bed  Sdriftent^umd  ifl  ber  eigentliche  ®egenfa^  ber  ber  Seja^ung  unb 
SJemeinung  be^  SBiQend  jum  Seben,  toonac^  an  le^ter  ©teQe  ha9 
^^rißent^um  Stecht  bepit.    ($.  II,  335.) 

S)ie  ffraft,  vermöge  toelc^er  bad  S^rifhnt^um  junäc^fl  bad  duben« 
t^um  unb  bann  bad  gried^ifc^e  unb  römifc^e  ^eibent^um  übenoinben 
lonnte,  liegt  gang  allein  in  feinem  ^effimiMud,  in  bem  (£ingeflänbni§, 
bag  unfer  3uflanb  ein  pc^fl  elenber  unb  }ug(eid^  fünblic^er  ifl,  n)ä^renb 
Oubent^um  unb  $nbent§um  optimiflifd^  maren.  dene  von  debem  tief 
unb  fd|mer}Ii(^  gefüllte  Sa^r^ett  fd^Iug  burd^  unb  ^atte  bad  Sebürfnig 
ber  (Erlöfung  tu  i^rem  ®efo(ge.    (993.  n,  188.) 


Zitate  109 

4)  Sttxn  ber  d^rifllid^en  ®Iau(end(e^re. 

Üttd^t  bte  dnbtoibuen,  fonbem  bte  dbee  bed  iDtenfd^en  in  i^rer  Sin« 
§ett  betra(i^tenb,  f^mboKfirt  bie  (^riflli^e  ©(aubendle^re  bie  9?atur, 
b.  i.  bie  Seia^nng  bed  SBidend  jnm  Seben,  im  ![bam,  beffen 
auf  un9  \)txtxhtt  @ünbe,  b.  ^.  unfere  Sinl^eit  mit  t^m  in  ber  Oboe, 
rotläft  in  ber  ^At  btird^  bo^  9anb  ber  Beugung  fid^  barßcQt,  und 
SOe  be^  Seibend  nnb  bed  eloigen  S^obed  t^eil^aftig  mad^t;  bagegen 
f^mbolifirt  fie  bie  ®nabe,  b.  i.  bie  Verneinung  bed  äBidend, 
bte  (ErI5fung,  im  menfc^getoorbenen  ®otte,  ber,  atö  fni  oon  aller 
Sttnb^aftigleit,  b.  ^.  Don  aUem  SebendtoiDen,  audf  nxijt,  toit  mir,  au9 
ber  entfd^tebenflen  Sefa^ung  bed  SEBiÜend  (ber  gefc^Ie^tlid^en  3^uflung) 
(eniorgegangen  fein  lann,  no(^,  toie  toir,  einen  Seib  ^aben  fonn,  ber 
bnri^  nnb  bur^  nnr  concreter  SBiQe,  Srfd^einung  bed  SBiOend  ifl; 
fonbern  Hon  ber  reinen  dungfran  geboren,  au^  eigentlt(i^  nur  einen 
@<^einleib  ^ot.  —  SBirüic^  iß  bie  ?e§re  Don  ber  Srbfünbe  (»eja^ung 
bed  SßiQend)  unb  Don  ber  (Srlöfung  (Verneinung  bed  SBiQend)  bie 
groge  SBa^r^eit,  n)el^e  ben  ftern  bed  S^rtfient^umd  au0mad|t; 
toä^renb  ba«  Uebrige  meiflend  nur  SinHeibung  unb  $üSe,  ober  Set' 
tocrr  ifl.     (SB.  I,  388.  479  fg.;    II,  719.) 

Sei  fetner  ©ad^e  ^at  man  fo  fe^r  ben  Sem  oon  ber  ©c^ale  ju 
unterfc^eiben,  tüxt  beim  S^riflent^um.    (SB.  n,  715.) 

3)tit  9ie(^t  le^rt  bad  S^rijient^um,  bag  aOe  änderen  äSerle  mert^Iod 
finb,  tt)enn  fle  nic^t  aud  jener  ächten  ©efinnung,  meiere  in  ber  toa^ren 
®erntt)iUtgIeit  unb  reinen  l^iebe  befielt,  ^erDorge^en,  unb  bag  nid|t  bie 
mric^teten  SBerfe  (opera  operata),  fonbern  ber  ©taube,  bie  äc^te  ®e» 
ftmiung,  meiere  aÜein  ber  ^eilige  ®eifl  uerlei^t,  ni(i^t  aber  ber  freie 
unb  überlegte,  bad  ©efeg  allein  Dor  Singen  ^abenbc  SBiQe  gebiert,  fttlig 
mai^e  unb  erUfe.  (9B.  I,  624.)  2)ag  aber,  toie  @t.  $au(ud 
(Köm.  3,  21  ff.),  «ugnflinn«  unb  Sut^er  (e^ren,  bie  Sßerfe  nic^t 
rechtfertigen  f5nnen,  inbem  »ir  Slle  n)efentli(^  ©ünber  flnb  unb  blei« 
ben,  —  beruht  jule^t  barauf,  ba§,  toeil  operari  sequitur  esse,  koenn 
toir  §anbelten,  toie  h)ir  foOten,  toir  au<^  fein  miigten,  nmd  »ir  foUten. 
X)ami  aber  bebUrften  mir  feiner  Crlöfung  an^  unferm  ie^igen  Qn» 
flanbe,  b.  ^.  wir  brandeten  ni^t  etmad  gan}  Slnbered,  ja,  S)em  mad 
loir  ftnb  (Sntgegengefe^tcd,  jn  werben.  993eil  mir  aber  ftnb  mad  mir 
ni(^t  fein  f Otiten,  t^un  mir  aud^  not^menbig  mad  mir  ni(^t  t^un 
ioDtm.  !Damm  atfo  bebttrfen  mir  einer  DöOlgen  Umgeflaltung  unferd 
Simied  nnb  SBefend,  b.  i.  ber  SEBiebergeburt,  at9  beren  golgc  bie 
Sttüfutg  eintritt.    {W.  U,  691.) 

CitaU. 

1)  ®egen  ben  ^änfigen  ®ebrau(^  ber  Sitate. 

Durc^  Diele  Sitate  Detme^rt  man  feinen  Slnfpru^  auf  ®ete^r« 
famfeit,  Derminbert  aber  ben  auf  Originalitttt,  nnb  mad  iß  ®ele^rfamfett 
tegen  Originatität!  9Ran  foO  fte  atfo  nur  gebrauchen,  mo  man  frember 
«Bctoritäten  mtrftid^  bebarf.    ($).  474.) 


112  Dann 

t>zxhtdi;  —  unb  loenn  man  nun  babet  tot  fingen  l^ot,  tote  bte  meifleR 
SDtenfd^en  bicfe^  ^roblemd  fic^  ni^t  beutlid^  betougt,  ja,  feiner  gar 
ntc^t  tnne  3U  »erben  f^eincn,  fonbern  unbefüntmert  uui  baffelbe 
bo^inleben  ober  fi^  ^inftd^tlt^  beffelben  mit  irgenb  einem  ©laubend« 
f^fiem  Qbpiibcn  taffen;  —  fo  fann  mon  bcr  SWeinung  werben,  baß  bcr 
9Renf(^  bod^  nur  im  weiteren  @inne  ein  beulen bed  SEBefen  ^eige. 
(?.  II,  534  fg.) 

2)  9Md^tigIeit  bed  SDafeind. 

Die  9K(^tigIeit  bed  3)afeind  ftnbet  i^ren  ^(u^brucf  an  ber  gangen 
Sorm  beffelben,  an  ber  Unenb(td|!eit  ber  ^tit  unb  ht9  9taume9,  gegen« 
über  ber  (Snblic^Ieit  bed  3nbit)ibuum9  in  beiben;  an  ber  bauerlofen 
©egenwart,  ate  ber  aSeinigen  3)afeindmeife  ber  Sßirftic^feit;  an  ber 
Sb^ängigleit  unb  9telati))itttt  aller  3)inge;  am  fieten  SBerben  o^ne 
©ein;  am  fieten  SEBünfc^en  o^ne  8efriebigung.  Die  3^^^  ^^  ^i^ 
Sergänglt^Ieit  aller  Dinge  in  i^r  unb  mittelfl  i^rer  ifl  b(o9  bie 
Sorm,  unter  welcher  bem  SEBiUen  gum  Seben  bie  9{id^ti gleit  feinet 
Streben«  flc^  offenbart.    (?.  II,  303.  SB.  U,  656.) 

Unfer  Dafein  ^ot  leinen  ®runb  unb  Soben,  barauf  e«  fu§te,  oM 
bie  ba^in  fd|toinbenbe  ©egenwart.  Da^er  ^at  t9  wefentli<^  bie  be« 
flänbige  Sewegung  jur  ^orm,  o^ne  ^öglic^Ieit  ber  oon  vm9  fttt9 
angefhebten  9{u$e.  —  Uurul^e  ift  ber  Zt)pVL9  be«  Dafein«.  ($.  n,  304. 
©.  414  ff.) 

3)  3wed  bed  Dafeind. 

Dad  Dafein  ifi  anjufeben  al«  eine  Serirrung,  ton  Weld^er  jurüd« 
^ttlommen  Srtöfung  ifl;  auc^  trttgt  e«  burc^weg  biefen  6!^arafter,  unb 
in  biefem  ©inne  faffen  t9  bie  beffem  Stetigionen  auf.  Xld  S^td 
unfere«  Dafein«  ift  in  ber  X^ot  mdit^  S(nbered  anjugeben,  ald  bie  (Sr« 
fenntnig,  bag  wir  beffer  nic^t  ba  wttren.  Die«  aber  ift  bie  wii^tigfle 
aQer  SSßa^r^eiten,  bie  ba^er  audgefproc^en  werben  mvi%  fo  fe^r  fie  aud^ 
mit  ber  heutigen  (Suro))äif(^en  Denfweife  in  Sontraß  flc^t.  (9B.  II, 
693.    ?.  n,  343,  §.  173.) 

4)  Da«   unenbli<^e   Dafein   im   ®egenfa^    lum  enb« 
liefen. 

dm  ©egenfa^  jum  e  üblichen  Dafein,  beffen  (S^aralter  bie  Ke« 
latiDitSt,  «b^fingigteit,  Sanbelbarleit,  9tu^Iofig(eit  ifl,  wttre  ein 
unenbüc^ed  }u  beuten  aü  Weber  bem  Xngri^  ton  äugen  aud^ 
gefegt,  no(6  ber  $ülfe  Don  arx^n  bebiirftig  unb  ba^er  ewig  fic^  glei<^ 
bteibenb,  in  ewiger  %u§e,  Weber  entfle^enb,  no(^  terge^enb,  o^ne  SBec^fel, 
o^ne  3^t,  D^ne  Siet^eit  unb  Serfc^ieben^eit,  —  beffen  negatite  Sr» 
femitnig  ber  ©runbton  ber  $^i(ofo^^ie  bed  $Iato  ifl.  Sin  fo{<^ed 
mng  ba^ienige  fein,  wo^in  bie  Verneinung  M  äßiQend  iim  Seben  ben 
Seg  eröffnet.    {%  II,  305.) 

Die  SorfleDung  ber  Dauer  entfpringt  aud  ber  Sereinigung  be« 
9taumed  mit  ber  ^tit  du  ber  bloßen  3eit  giebt  ed  fein  3ug(ei(^- 
fein  unb  bed^alb  nid^td  Se^arrlt^e«  unb  leine  Dauer.    Denn 


IDcbuctton    —    3)cttfcn  113 

•t^ie  Stit  totrb  nur  wahrgenommen,  fofern  fte  erfüDt  tfl,  unb  t§r 
^[ortgang  nur  bur^  ben  Sßec^fel  be9  fte  (Srfttllenben.  Xa9  9e- 
(arten  eined  £)biectd  toirb  ba^er  nur  erlannt  burd^  ben  Se(i^fe( 
anbetet,  bie  mit  t^m  jugleic^  flnb.  S)te  SorfleÜung  bed  S^iUiii^ 
fetn^  (ber  ©tmuUaneität)  aber  ifl  in  ber  Mögen  S^it  nid^t  ui5g(id^; 
fonbem,  gut  anbem  $ä(fte,  bebingt  bur^  bie  SorfteDung  t)om  Staunt; 
totü  in  ber  Mögen  3^it  aUed  na^einanber,  im  9?aum  aber  neben^* 
etnanber  ifl.  3)iefeI6e  entfielt  alfo  erft  burd^  ben  herein  Don  3^1^ 
unb  «ounu    (®.  29.    SB.  I,  11.  559  fg.    ?ß.  I,  109.) 

Vtlmction)  f.  9en)eid  unb  2Ret()obe. 

ütUrium. 

SDq^  (Delirium  Derfälfd^t  bie  3(nf((auung,  ber  SBa^nftnn  bie  ®e« 
banfen.     (2B.  I,  226.   SJergl.  SBa^nfinn.) 

!Z)ad  Soll  tvirb,  tt)ie  aDe  Unmünbigen,  gar  {eid^t  bad  @piel  (iitter* 
lifiiger  ®auner,  »etc^e  beö^alb  3)emagogen  (eigen.    Oß.  II,  264.) 

2)ie  falfd^e  SBorfpiegelung,  ald  feien  bie  ^Regierungen,  ®efet^e  unb 
dffentltd^en  Sinrid^tungen  ®d(u(b  an  aDem  S(enb,  tvä^renb  bad  @{enb 
bo(^  Don  bem  menfd^Iid^en  3)afein  unjertrennlid^  ifl,  i|l  nie  auf  lügen» 
(aftere  unb  freiere  SEBeife  gemalt  morben,  aU  uon  ben  (Demagogen 
ber  „degtjeit''.  X)iefe  nämlic(  fmb,  ald  f^einbe  bed  (S(riflent(umd, 
Dptimißen.  S)ie  gegen  ben  £)t)timidmud  fc^reienben  foloffalen  liebet 
ber  äBclt  f ((reiben  fte  gän)Ii((  ben  ^Regierungen  gu;  träten  nämlid( 
nur  biefe  i(re  @((ulbigfeit,  fo  toürbe  mi)  i(rer  Sorf))iegeIuiig  ber 
^immel  auf  Erben  ejifliren.    {%  1/  275.) 

Mtnmil). 

Statut  (Definition:  ,;!Dad  Semugtfein  unb  @efü(I  ber  ©eringfügig- 
leit  feined  moraIif((en  äBert(ed  in  S$ergleid(ung  mit  bem  ©efeQ 
ifi  bie  moraIifd(e  2)emnt(  (hnmilitas  moralis)"  ijl  falf((;  benn  fie  (at 
m<(td,  toad  fle  Dom  ®efü(I  ber  @d)utb  unterf((eibet,  ate  etkoa  ben 
®rab.  3)emut(  ifi  Dielme(r  ber  in  meinem  SEBefen  lebenbige  SfudbmdC 
be«  @ebanrend:  „SRein  SReid^  iß  nid(t  Don  biefer  SBelt",  b.  (.  bad 
Setougtfein  ber  (5(({len  Ütugcnb  n)irb  mid(  nie  Derieiten,  für  fof^e  bie 
Beiden  ber  Serc(rung  unb  Unterwürfigleit  gu  f orbern,  bie  in  ber 
@innen»elt  ber  Uebermad(t  gejollt  n)erben.  —  iD?e(r  in  jfant^  3lud« 
brud:  3)emut(  ifi  bie  Betrachtung  ber  gäuili^en  Serf((ieben(eit  meiner 
o(d  homo  nonmenon  Don  mir  ald  homo  phaenomenon,  bad  Bemugtfein, 
bag  bie  Xrepd^Ieit  jened  ju  (o^  fle(t,  um  bief em  -ju  ®nte  ju  lommen. 
de  (5(er  ber  iD{enf4  ftd^  aM  bomo  noumenon  f((ä^t,  befio  toeniger 
toirb  er  auf  {t((  ate  homo  phaenomenon,  ober  auf  irgenb  einen  S^orjug, 
ben  er  aU  foldjer  (at,  einen  S23ert(  legen.    ($.  157  fg.   2».  281  fg.) 

Senken. 

1)  S)enfen  im  h)eitern  ®inne. 
VBit9  (Denlen,   im   »eitern   ®inne   M  äBortd,   atfo    aDe  innere 
®eifie0t(ötigleit    Ü6er(au))t,    bcbarf    enttoeber    ber  Sorte,    ober   ber 


114  S>tBttn 

^ontaftebtlber;  o^ne  (Eine«  bon  Seiben  ^t  ed  leineii  Xn^ob.  86cr 
Selbe  }tig(et<^  finb  indfi,  erforbert;  obtoo^I  fie,  ju  gegenfeittger  Unter- 
ßü^ung,  ineinottbergretfen  Knnen.    (®.  103«) 

2)  S)enlen  int  engern  (Sinne. 

3)enfen  im  engern  ©inne  ifl  ba9  Silben  abfhracter  Segriffe  aug 
Slnfc^onungen  nnb  bag  Dperiren  mit  i^nen.  (89$.  n^  312.)  dn 
ben  enblofen,  mit  $aife  ber  SSBorte  Donjogenen  Kombinationen  ber 
Segriffe  beße^t  bag  3)enlen.  {(&.  10.  33.)  !Z)ie  Sefc^ftignng  beg 
OnteQectg  mit  Segriffen  iß  eg,  lodere  eigentlid^  nnb  im  engem 
®inne  S)en(en  ^eigt.  (®.  101.)  3)ag  3)enfen  im  engem  @inne 
befielt  nid^t  in  ber  Mögen  ®egentt)art  abfhacter  Segriffe  im  Setongt« 
fein,  fonbem  in  einem  Serbinben,  ober  brennen  jmeier,  ober  mehrerer 
berfetben,  unter  mancherlei  Steftrictionen  nnb  3Robiflcationen,  totläft  bie 
Sogit  angiebt.    (®.  105.) 

3)  Unterfc^ieb   jtoifc^en  bem   rein  logifd^en  nnb  bem 
auf  Hufc^auungen  fi<^  bejie^enben  !£)enfen. 

S)ag  S)enfen  im  engem  ©inne,  alfo  bad  abfhacte,  mit  $IUfe  ber 
Sßorte  tmlljogene,  ifl  enttteber  ein  (ogifc^eg  9tfifonnement,  loo  eg  bonn 
gSn}ti^  auf  feinem  eigenen  ®e6iete  bleibt;  ober  eg  fhreift  an  bie  ®rfln}e 
ber  anf^aulic^en  SorßeOmigen,  um  fi(^  mit  biefen  angetnanberjufe^en, 
in  ber  Xbfld^t,  ba^  empirifc^  ®egebene  unb  anf^anltc^  (£rfa|te  mit 
beutti(^  gebauten  abflracten  Segri^  in  Serbinbung  ju  bringen,  van 
eg  fo  gang  ju  beft^en.  &  fnc^t  alfo  entnebcr  )um  gegebenm  an« 
fd^au(i(i^en  Sau  ben  Segriff,  ober  bie  9tegel,  unter  bie  er  gehört;  ober 
aber  }um  gegebenen  Segriff,  ober  9tegel,  ben  ^aO,  ber  fie  belegt,  dn 
biefer  Cigcnfc^aft  iß  eg  S^tttigreit  ber  Urt^eilgfraft.    (®.  103.) 

(Dad  mit  ^ülfe  anfd^außc^er  SorfteÜungen  o))erirenbe  ÜDmkn  ifl 
ber  etgentüd^e  itern  aQer  (Srienntnig,  inbem  eg  jurücfge^t  auf  bie  Ur* 
queQc,  auf  bie  ®runblage  aOer  Segriffe.  S)a^er  ifl  eg  ber  (Erjeuger 
aOer  loa^r^aft  origineOm  ®ebanfen,  aÖer  urfprüngfid^en  ®mnbanflc^ten 
unb  aOer  Srfinbungen,  fo  fem  bei  biefen  nid^t  ber  S^aÜ  bag  Seße 
getrau  ^at.  Sei  bcmfelbm  iß  ber  Serßanb  üonoaltenb  t^tttig,  »ie 
bri  jenem  erßem,  rrin  abßracten,  bie  Sernunft.    (®.  103  fg.) 

4)  Ser(ttltni§  ber  Sm))irie  jum  S)enlen. 

S)te  Möge  Srfa^mng  lonn  bog  Deuten  nic^t  erfe^  Die  nine 
(Empirie  t)er^ält  ß(^  jum  Denlen,  tt)ie  (Sffen  )um  Serbanen  unb 
Hfßmiliren.  Sßenn  iene  ß(i^  brüßet,  bag  ße  aOrin  bnrc^  il^re  Snt' 
bedungen  bag  menfc^Ud^e  äßißen  gefdrbert  ^be;  fo  iß  eg,  mie  koenn 
ber  SRunb  ß(i^  räumen  tooDte,  ba|  ber  Sefianb  beg  Sribeg  frin  Sßerf 
'  aBein  fei.    {%  U,  532.) 

5)  Oualitfit  unb  ed^neUigleit  beg  SDenleng. 

Der  Unterfc^ieb  ber  dnteQigenjcn  geigt  ßc^  üorgaglic^  in  ber  Oua» 
lität  unb  ©(^nelligleit  ht9  Denleng.  Die  Oualitfit  beßel^t  in  bem 
®rabe  ber  fttar^eit  beg  Serßänbuiffeg  unb  benraac^  in  ber 
Deutli(|teit  bed  gefammten  Denfeng.  Sßie  in  3inmieni  ber 
®rab  ber  ^de  üerfc^ieben  iß,   fo  in  ben  Köpfen.    Diefe  Oualit&t 


©cnict  115 

bed  ganjen  !CenIend  fpürt  mon,  foiolb  man  nur  einige  ®etteu 
eine«  ©fJ^iftpeDerd  gelefen  |at.  S)a  fie^t  man,  e^e  man  nod^  loeit^ 
10 ad  er  SHIed  gebac^t  ^at,  fogIei<^  tt)ie  er  benit,  nämltc^  toel^ed  bte 
formelle  Sefc^affen^ett,  bie  Se^tur  feined  3)enfeud  fei,  bie  fü^  in 
XDem,  »orüber  er  benit,  gleid^  bleibt,  unb  beren  Slbbrud  ber  ©ebanlen* 
gong  unb  @tit  ift  ÜDie  fc^Iec^en  ^5))fe  fbtb  t9  nic^t  blod  babnrd^, 
bog  fte  fc^ief  finb  unb  mithin  falfd^  urt^eilen;  fonbern  junSc^fl  bur^ 
bte  UnbeuttiAIeit  i^red  gefammten  S)enfen9,  al9  koeld^ed  bem  @e^n 
bur^  ein  f<^Ieqted  t^ernro^r,  in  »eitlem  aQe  Umriffe  unbeutGc^  unb 
mie  k)ertt)if(^t  erfc^einen  unb  bie  ©egenfiänbe  in  einanber  taufen,  )tt 
Dergleichen  if).  ©tatt  beutlic^er  Segriffe  begnügen  fte  fic^  mit  unbe* 
fKmmten  fe^r  abfkacten  SBorten.    (Sffi.  H,  158  fg.) 

Semer  jeigt  ber  Unterf^ieb  ber  dnteQigenjen  ftc^  in  ber  ©c^nelliga 
feit  bed  !^enlend.  2)ie  ^^rne  ber  golgen  unb  ®rünbe,  gu  ber  bad 
jDenlen  eined  deben  reid^en  lann,  fc^eint  mit  ber  ©^neHtgleit  bed  3)en« 
ttn9  in  einem  gettiffen  Ser^ältnig  ju  fiel^en.  SBa^rf^einlic^  mat^t 
boö  langfame  unb  an^altenbe  S)enfen  ben  mat^ematif^en  Jfopf,  bie 
Schnelle  bed  SDenlend  bad  ®enie;  biefed  ifl  ein  ^ug,  jened  ein  fic^ered 
®e^eu  auf  feflem  »oben,  ©^ritt  öor  ©(^ritt.    (SB.  n,  157.) 

6)  S)ie  Xnfad^ung,  beren  bad  !3)en!en  bebarf. 

iD^an  binn  fi^  jfoar  »illTürlic^  at)))(iciren  auf  Sefen  unb  Semen; 
auf  bad  3)enlen  l^ingegen  eigentli^  ni^t  S)iefed  nSmlic^  mug,  toit 
bad  Seuer  burc^  einen  Suftjug,  angefacht  unb  unterhalten  n)erben  burd^ 
trgenb  ein  dntereffe  caa  ©egenfianbe  beffe(ben;  mldjtß  entkoeber  ein 
rein  objiectibed,  ober  aber  btoö  ein  fubj[ectik)ed  fein  mag.  S)ad  tegtere 
ifi  aSetn  bei  unfern  ))erf5n(ic^en  S(nge(egen^etten  Dor^anben;  bad 
erftere  hingegen  nur  für  bie  bon  9?atttr  benlenben  itöpfe,  benen  bad 
!Z)enIen  fo  natürlid^  ifl,  n)ic  bad  9t§men,  »el^e  aber  fe^r  feiten  finb. 
{%  U,  526.) 

7)  SDie  Stolle  bed  ©e^irn«  beim  ÜDenlen,  f.  ®e^irn. 

8)  Ser§&(tnig  bed  2)enlend  lum  ©ein.  (®ie^e  unter 
Hnfc^auung:  Ser^ttltnig  ber  Snfd^auung  jum  ÜDing  an  ^  ober 
)itm  9lea(en.) 

9tnktc. 

1)  (Sint^eilung  ber  3)enler. 

9Ran  fann  bie  !DenIer  eint^eilen  in  folc^e,  bie  für  fic^  felbft,  imb 
folc^e,  bie  für  Rubere  benfen;  biefe  finb  bie  Kegel,  {ene  bie  Sud« 
tiaJ^me.  (Srftere  finb  bemna^  ©elbfibenler  im  )n)iefa(^en,  unb  Sgoifhn 
im  ebelflen  ©inne  be«  SEBorte«;  fie  allein  finb  t9,  oon  benen  bie  ffielt 
Selel^mng  em^^fttugt.  3)enn  nur  ba0  Sid^t,  toelc^ed  (Siner  fic^  felbet 
ongejünbet  ^at,  (enc^tet  nac^matt  aud^  Xnbem.    {%  I,  165;  n,  534.) 

2)  ©egenfaft  }tt)ifd^en  3)enlern  unb  ®e(e^rten. 

Die  ®e(e^rten  finb  bie,  totlä^t  in  b«t  Sudlern  gelefen  §a6en;  bie 
Denier,  bie  ©enied,  bie  9BeIter(eu(^ter  unb  ^i^rberer  ht9  9Renfd^en« 
geft^Ie^td  finb  aber  bie,  meiere  unmittelbar  im  Sni^e  ber  SEBelt  gelefen 
^aben.    ($.  ü,  527.)    Die  ®ele^rten  gleiten  benen,  loeld^e  au9  bielen 

8* 


116  ©cnffotmcn    —    ©enfgcfcjc 

9{etfe(ef(^reibungen  ft^  genaue  Jtunbe  Don  einem  Sanbe  ettt)or(en  §aben, 
bte  SDenfer  hingegen  \oli)tn,  bte  felbft  in  jenem  Sanbe  getoefen  ftnb. 
(?.  n,  530.) 

Stttkfomtni. 

1)  Segriff  unb  Sint^eilung  ber  S)enfformen. 

3)a  bad  2)enlen  bur(l^n)eg  im  Urtl^eilen  btftt^t,  fo  befielen  bie  un« 
Derfinberlid^en,  urfprUnglic^en  formen  bed  2)enlend  in  ben  »efent« 
lid^eu  formen  bed  Urt^eitd^  unb  jioar  in  folgenben: 

a)  Dualität:  9ej[a§ung  ober  Verneinung,  b.  i.  SerMnbung  ober 
jCrennung  ber  begriffe;  ixoti  f^ormen.    @ie  ^ängt  ber  So))u(a  an, 

b)  JDuantitttt:  ber  ©ubjectbegriff  toirb  ganj  ober  jum  j^^eil  ge* 
nommen:  SlQ^eit  ober  8iel§eit;  alfo  jmei  f^ormen.  @ie  ^ängt  bem 
@u6tect  an. 

c)  3)?obaIität:  ^at  brei  formen.  @ie  befiimmt  bie  Dualität  al9 
not^ioenbig,  ttirlüc^  ober  {ufttllig«  Sie  l^ängt  folglich  ebenfaOd  ber 
Sopula  an. 

d)  9te(ation.  ®ic  tritt  bio9  ein,  menn  über  fertige  Urt^ei(e  ge« 
urt^eilt  n)irb  unb  lann  nur  barin  befielen,  bag  fie  entkoeber  bie  K>* 
^ttngigleit  eine^  Urt^eitt  t)on  einem  anberit  angiebt,  mithin  fie  Derbiubet 
im  ^9))ot^etif^em  @a^;  ober  aber  angiebt,  bag  Urt^eile  cinanber 
audfc^Iiegen,  mithin  fie  trennt  im  bidj[unctiDem  ®a(?.  @ie  ^ängt 
ber  So))u(a  an,  me^e  ^ier  bie  fertigen  Urt^etle  trennt  ober  Derbinbet. 

S)ie  brei  erfigenannten  S)cntformen  entfpringen  aud  ben  Senfgefegen 
•t)om  93iberf))rud|  unb  oon  ber  dbentität;  bie  oierte  aber  entfielet  aud 
bem  @a6  oom  ®runbe  unb  bem  Dom  audgefdjloffenen  ^Dritten» 
(ffi.  I,  567  fg.) 

2)  Ser^ältnig   ber  S)enfformen   ju   ben  Sftebet^eilen, 
f.  ©rammatil. 

9nik0tfe^e. 

1)  S)ie  2)enlgefe^e  aU  83ebingungen  ber  9R0gU(^feit 
:a(Ied  3)enlend. 

2)ie  in  ber  Vernunft  gelegeneu  formalen  Vebiugungen  aQed 
3)enlend  {Inb  ber  ®runb  oon  Urt^eilen,  bie  man  2)enlgefe^e  ge« 
nannt  §at.  Solcher  Urt^eile  giebt  t9  Di  er,  bie  man  burd^  dnbuction 
giefnnben  ^at*  @ie  flnb  fotgenbe:  1)  Sin  ©ubject  ifl  g(ei^  ber  ©umme 
feiner  $rttbicate,  ober  a=a.  2)  Sinem  ©ubject  lann  ein  ^röbicat 
nid^t  jugleid^  beigelegt  unb  abgefpro^en  koerben,  ober  a  =  —  a  =  o. 
3)  Von  ieben  jmei  contrabictorifd^  entgegengefe^ten  ^rfibicaten  mu§ 
icbem  @ubject  eine9  }uIommen.  4)  3)ie  SBa^r^eit  tfl  bie  Vejie^ung 
«ine^  Urt^eil9  auf  ettoad  auger  i§m  aM  feinen  jureic^enben  ®runb. 

l)ag  biefe  Urt^eile  ber  Sudbrucf  ber  Sebingungen  aOed  3)enfend 
^b,  ertennen  »ir  an  ber  Unmöglic^Ieit,  biefen  @efe^en  jumiber  )u 
benfen.    (®.  108  fg.) 

2)  Vereinfad^ung  ber  2t\)xt  oon  ben  IDenfgefegen. 
SDtan  Knute  bie  ?e^re  Don  ben  3>enfgefe^en  babnr<^  Vereinfachen, 


©cnfmolc  117 

bag  mau  beten  nur  {»ei  onffieHte,  nämfid^  bad  Dom  audgef(^Ioffenen 
S)ritten  unb  ba«  t)om  anreid^enben  @runbe.  Srfieredfo:  „[thtm 
©ubjiect  ifl  jegli^e«  ^räbicat  enttoeber  beijulegen,  ober  objufpre^en.'' 
$ier  liegt  im  ßnüoeber  Ober  fc^on,  bag  nic^t  Seibed  jugletd^  g^f^^^n 
barf,  folglich  eben  S)q^,  toa9  bie  ©efe^e  ber  dbentitSt  nnb  bed  Stber- 
f^nt(^4  befagen;  biefe  toüiben  alfo  a(d  SoroDarien  jened  Safee«  ^in« 
}u!omnten,  meld^er  etgentlid^  befagt^  bag  ieglid^e  gmet  S3egrtff«f))^ttren 
(f.  Segrif fdfp^ären  unter  begriff)  entmeber  al9  vereint  ober  ate  ge» 
trennt  ju  beulen  jinb;  nie  aber  Seibed  3Ug(ei(^«  —  3)a9  jtoeite  !Denfgefe(?, 
ber  @a6  Dom  ®runbe,  loürbe  befagen,  bag  obiged  S3ei(egen  ober  9(6' 
fprec^eu  burc^  ettood  oom  Urt^etl  fe(b{l  i93erf^iebened  beflimmt  fein 
mug,  meld^ed  eine  Slnfc^auung,  ober  aber  Mo^  ein  anbetet  Urt^eil  fet» 
fann.  2)iefed  9(nbere  unb  äkrfc^iebene  fjti^t  aMbann  ber  ©runb  be^ 
Urt§eilö.     (335.  II,  113  fg.) 

3)  Unterfd^ieb  jkoifc^en  ben  !Denfgef e(}en  unb  empirifc^ 
ertannten  Ütaturgefe^en. 

3)ie  unerfd^ütterßc^e  @ett)ig(|eit,  mit  ber  toix  a  priori  in  aDen  S&Qeti 
Don  ber  Srfa^ng  ertoarten,  bag  fie  ben  3)enlgefe|en  gem&g  au^ 
fdllen  werbe^  unterfc^eibet  fti^  Don  ber  ©emig^eit  ber  emt^irifd^  erlannten 
92aturgefe(e  babur<^,  bag  ed  und  fogar  unmdglid^  ifl,  ju  beulen^ 
bog  j[eue  irgenbkDO  in  ber  (Erfahrung  eine  9(tt0na^me  erleiben,  tt)&^ren^ 
»ir  und  }.  8.  fe^r  kDo§(  beulen  Knneu,  bag  bad  ©efe^  ber  ©ra*' 
Dilation  einmal  aufhörte  gu  mirfen.  (®.  90.) 
Scnkmolc. 

1)  3Bert§  ber  ^ifiorifc^en  3)enfma(e. 

SBad  bie  Semnnft  bem  OnbiDibuum  iß,  ha9  i|l  bie  ©efd^ic^te  bem 
menfc^Iid^en  ©efd^le^te,  nämti^  bie  Sebingung  eined  befounenen  unb 
infammen^genben,  nid^t  auf  bie  bloge  ®egenn)art  befd^r&nften  S3e» 
iDugtfeind.  (@.©ef(^i(^te.)  Sad  nun  für  bie  Vernunft  ber  dubiDibuen,. 
att  unumgttnglic^e  Sebingung  be9  ©ebraud^9  berfelben,  bie  ®))rad^e 
xft,  hca  ift  für  bie  Sernunft  bed  ganjen  ©ef^Iec^td,  für  bie  ©efd^id^te,, 
bie  Schrift.  2)ie  @^rift  nämltc^  bient,  bad  bur^  ben  !£ob  un« 
anf^9rlid^  unterbrod^ene  unb  bemnac^  gerftüdelte  ^elougtfein  ht9 
9Renf(^engefc^Ie(^td  lieber  }ur  (Sin^eit  lerjuflelleu;  fo  bog  ber  ©ebauTe^ 
>o(I(^er  im  ![§n^errn  aufgefliegen,  Dom  Urenfet  ju  Cnbe  gebac^t  wirb, 
hierauf  beruht  ber  S93ert§  ber  gef<^  riebe  neu,  fo  ttie  ouc^  ber  nod^ 
alteren  {leinern en  ^enlmale.  !Der  ^md  ber  grogen,  mit  ungeheurem 
tbtftoanb  errichteten  fleinernen  2)enlma(e,  ber  ^^ramiben,  SRonoIit^en« 
Self^gtSber,  £)beßdlen  u.  f.  ».,  fann  fein  ephemerer  gett^efen  fein. 
Offenbar  toax  \f)x  toitHid^er  S^^^r  i^  ^^"  fpäteflen  iRac^Iommen  }» 
teben,  in  Sejie^ung  ju  biefen  }u  treten  unb  fo  bod  Sekougtfein  ber 
9)tenf(^^eit  )ur  (Einheit  ^er}uflenen.  Unb  nic^t  blod  ben  Sauten  ber 
$inbu,  fLtgtfpttx,  ©ried^en  unb  9tMtt,  fonbem  oud^  benen  ber  f))&teren 
3<it  fle§t  man  ben  !Crang  an,  }ur  9Iad^Iommenfd^aft  }u  reben.  IDa^er 
tfi  t9  f^änblid^,  menn  man  fie  jerflört,  ober  fte  Derunflaltet,  um  fle 
mebtigen,    nü^tic^en  Stotdtn  bienen   ju  laffen.     £)ie    gefd^riebenen 


118  S)e<||)eration    —    2)etenntnUmtt9 

tCenfmale  ^abm  ipentgec  oon  ben  (Stementm,  aber  itiel^r  bon  bet  9at6aret 
}n  ffitd^n,  ato  bie  {tetnemen;  fle  letfken  »tet  me^t.  (S.  n^  508  fg.) 
2}  8€tner(ungen  übet  bie  ben  gtogeu  äRönnern  er- 
richteten IDenlmole. 

Ueier  ba^  Serbienfl  groger  SRSnner  vermögen  bie  meiflen  9)tenf(|en 
nid^t  and  eigenen  SDtitteln,  fonbem  6(od  auf  frembe  Suctoritfit  }u 
urtl^tlen«  Hub  Ut9  ift  noc^  für  ein  ®(ü(t  ju  erachten  ^  ba,  inbem 
deber  nod^  fo  ^\A  etgened  Urt^eit  ^at,  um  bie  ®n))erioritttt  bed  }nnttc^fl 
<tter  i^m  ©te^enben  anjuerfennen,  jene  ^ierarc^ie  ber  Urt^eile  ju 
®tanbe  (oninit,  auf  ber  bie  SRigßd^Ieit  bed  feften  unb  loeitreid^ben 
9tn^me0  beruht.  Sür  bie  unterfle  Slaffe,  ber  bie  Serbienfte  eined 
grogen  ®eifM  gan}  unjugüngtic^  fUb,  ifl  am  (Snbe  blod  bad  SRonu* 
ment,  at9  todSft9  in  i§r,  burd^  einen  ftnnli(|eu  Sinbrucf,  eine  bumfife 
9[^nbung  baDon  erregt.    ($.  11^  494.) 

&  ift  gefc^maAod  —  toxt  in  unferer  QAi  gefd^e^t  —  auf  ben 
äßonumenteu,  toeld^e  man  grogcn  ÜRtfnnent  errichtet,  biefe  im  mobemen 
Soßüm  barjnfleOen.  S)enn  ha9  SRonnmcnt  iDtrb  ber  ibcalen  $erfon 
errid|tet,  nid^t  ber  realen,  bem  $erod  att  frfc^em,  nid^t  beut  mit 
%^Uxn  unb  @d^tt)tt(^en  be^ofteten  Onbinibnum.  Xfd  ibea(er  ilRenfd^ 
nun  aber  {leffe  er  ba  in  iKenfc^engeflalt^  Uod  nac^  SSkife  ber  Sitten 
6rfleibet.    ®o  aUein  ift  ed  aud^  ber  ©culptur  gemäg.    ($.  n,  483.) 

(Eine  augenfällige  ^(bgefc^madt^ett  ifl  t9  femer,  bie  @tatue  auf  ein 
je§n  bid  jtoanjig  gug  §o^ed  ^oftament  )u  ^eDen,  mo  man  fie,  jnmaC 
fie  in  ber  9?egel  t)on  Sronce,  atfo  fd^märjltc^  x\t,  nid^t  bentlic^  fe^n 
lann;  benn  aud  ber  ^eme  gefe^en  loirb  fie  nic^t  beutlic^,  tritt  mau 
aber  ntt^er,  fo  fieigt  fte  fo  |od^  anf,  bag  fie  ben  gellen  ^mmel  jum 
^tntergnmb  ^at,  ber  bad  Kuge  btenbet.  !Cie  !Z)entfd^en  fte^en  in 
biefem  fünfte  hinter  ben  Italienern  an  gutem  ®ef<^macl  jnrüd. 
OP.  n,  483.) 

ütsptration^  f.  Serjmeiflung. 

IDe0poti4;mu0. 

2)e4{)Dti6mud  unb  Stnard^ie  finb  }h)ei  polarif^  fic^  entgegengefe^te 
Uebel,  2tt)if(^en  benen  bie  menf(^(i<^e  (BefeOf^aft  ^in  unb  §er  fd^ebt. 
@o  tt)eit  fie  tmn  bem  einen  fi^  entfernt^  ntt^ert  fie  ftc^  bem  anbem. 
Seibe  Uebel  finb  Icinedtoegd  gbic^  f^Iimm  unb  gefä^rlid^,  fonbem  ha9 
erflere,  beffen  @(^(ttpe  blod  in  ber  9}t5gti(^Ieit  t^or^anben  finb  unb 
nt(^t  deben  treffen^  tfl  unglei^  weniger  }u  fürchten,  aU  bad  le^tere, 
beffen  ©erläge  mirKi^e  finb  unb  deben  t&gtic^  treffen.  —  Oebe  Ser« 
faffung  foU  fl<^  Diel  me^r  ber  3)e«))otie,  aU  ber  Xnar^ie  niO^an; 
ia,  fie  mug  eine  Heine  aßöglic^Iett  bed  3)edpotidmud  ent^atten.  ($.  381.) 
üttarmiiitemti^. 

1)  Unerfc^üttertid^feit  be«  2)eterminidmtt«. 
S)er  S)eterminidmttd,  b.  ^.  bie  Vnna^me,   bag  iebe«  SSefen  o^ne 
«btdna^me  mit  firenger  Kot^toenbigleit  wirft,  bag  folglich  aud^ 
bie  X^aten  ber  SReufd^en  mit  Stot^toenbigleit  aud  i^rem  Sf^arafter 


Deua    —    2)cutf<^  119 

nxb  ben  auf  benfeftcn  mtrlenben  SOtottDen  ^borgel^en,  tfl  unerfd^fttterfi«^. 
Vn  i^m  }u  rütteln  ^ot  mott  fld^  lange  genug  DergeMid|  (emtt^ 
(».  11,  366.) 

2)  Steltnng  aud  ben  Sonfequenjen  bed  !Z)etermt« 
nt^mud. 
dtt  Solge  bed  S)eterminidmu^  toirb  bie  SSSett  }u  einem  @ptet  mit 
^vüfptn,  an  3)rtt^ten  (3){ottDen)  gejogen;  o^ne  bag  au^  nur  absufe^en 
ttSre,  ju  loeffen  SdufHguug.  ^at  bad  @tii(f  einen  ipian,  fo  ifl  ein 
Sa  tum,  ^at  e^  feinen,  fo  ift  bie  Uinbe  Ütot^toenbtgfcit  ber  Director. 
Ibtd  biefer  Sbfurbitfit  giebt  z9  leine  anbere  Wettung,  aU  bie  6r« 
Nnntnig,  bag  bad  ©ein  unb  SEBefen  aller  X)inge  bie  (Srf^einung 
eine«  mtrnic^  freien  SBitlend  tfl,  ber  fl(^  eben  barin  felbfl  erfennt; 
benn  i^r  Sl^un  unb  SSßirlen  ift  Dor  ber  Slot^toenbigfett  nic^t  gu 
retten.  Um  bie  gfrei^it  Dor  bcm  ©c^idfal,  ober  bem  Befall  gu  bergen, 
muß  fteaud  ber  Xction  in  bie  Stiften}  Derfegt  merben.  3>ie  9?ot^> 
»enbigfctt  ift  in  ba«  Sßirfen  unb  Sl^nn  (Operari),  bie  ^rei^eit  in 
ba«  @ein  unb  SBefen  (Esse)  }u  Derlegen.    (S93.  II,  365  fg.) 

Dens,  f.  ©Ott. 

^wtBQog  yiXovg,  f.  unter  SSiUe:   SJemeinung  bed  SBiQend. 
9rtttUd)k€it,  f.  »egriff«fategorien  imter  ©egriff. 

Snttfd). 

1)  S^araTterjiige  ber  beutfd^en  ^Ration. 

jDie  2)eutf<^en  finb  frei  Don  9?ationa(ftoI)  unb  legen  l^ieburc^  einen 
Semeid  ber  i^nen  nachgerühmten  S^rlic^feit  ab;  Dom  ©egent^eiC  aber 
!Z)ie  unter  t^nen,  meldte  einen  foI(^en  Dorgeben  unb  läö^ttlidftx  äBeife 
affecttren,  to\t  bie  2)emofroten.    ($.  I,  381.) 

Sin  etgcnt^iimli(^er  ^e^Ier  ber  S)eutf(^en  i^,  bag  fte,  toad  Dor  i^ren 
$tt§en  liegt,  in  ben  SSBoIIen  fudjen.  Sin  audgejetc^neted  8eif))iel  ^teoon 
liefert  bie  abfiracte  Se^anblung  bed  IRaturrec^td  Don  ben  ^^ilofop^ie« 
profefforen.  Sei  gemiffen  SEBorten,  »ie  Stecht,  Sni^eit,  bad  ®ute^  bad 
@ein,  bie  dbee,  mirb  bem  S)eutf<^en  gan}  fc^minblic^.  Statt  bie 
Xealitfit  in«  Suge  ju  f äffen,  ergebt  er  ftd^  in  ni<^t«fagenben,  ^o^« 
trabenben  ?^rafen.    ($.  H,  256.   ®.  113.) 

2)er  ma^re  Stationalc^arafter  ber  S)eutfci^en  ift  ©^»erfttUigleit. 
@ie  (eu^tet  fittt>ox  a\x9  i^rem  ®ange,  t^rem  Z^un  unb  treiben,  i^rem 
Xeben,  Srjfi^Ien,  Serfte^n  unb  S)enlen,  gan)  befonber«  aber  avL9  i^rem 
6til  im  ©«^reiben.  ($.  II,  578.)  5Die  ©eutfc^cn  jeie^nen  fic^  burd^ 
^ad^iaffigfeit  M  ©titt,  toie  be«  9n)uged,  Dor  anbern  Stationen  au9, 
unb  beiberlei  @<^Ium))erei  entfpringt  au«  berfelben  im  92ationaI(^araTter 
Uegenben  Onefle.    {%  II,  576.) 

3)ie  S)eutf(i^en  finb  fe^r  tolerant,  ©ie  ben)unbem  unb  a^men  leicht 
iebe  neue  Starrheit  (namentli^  in  ®ti(  unb  ©(^reibart)  na^,  fiatt  fte 
)n  tabeln.     2)a^   greift   in  !3)eutf(l^(anb   jebe   fo  fd^neO  um  f^. 

flJ.  I.  487.) 
3>en  S)eutf(^en  finb,  in  allen  3)ingen,  £)rbnung,  9{eget  unb  @efe$ 


120  2)cu{i(^ 

tKt^agt;  ev  lieit  ft(^  bie  mbtotbueDe  aßtfilür  itnb  bad  eigene  (Sa)>rice» 
hn  gefeUigen  Vereinen,  (SM§  utib  bergtet<^en  lann  man  fe^,  »ie 
gern,  fclbfl  o^ne  oOen  Sort^eil  i^ier  Sequemlic^Iett,  Siete  bie  juiecf« 
mägigflen  ©efe^e  ber  ®efeQf<^aft  nmt^MiQig  brechen«  9btd  biefer 
befagtett  (Sigent^Umlic^Ieit  ber  !Z)eutf(^en  entfpringt  bei  i^nen  bie 
gegeutt^ttrtig  fo  allgemein  geworbene  SRanie  ber  @))ra(^Der^uniung* 
{%  Ih  568  fg.) 

fteine  9Iation  ifl  fo  toentg^  loit  bie  3)eutf(l^en,  geneigt,  felbfl  gu 
urt^eilen  unb  banac^  3U  uerurt^eilen,  tooju  bad  Seben  unb  bie 
Sitteratur  ftünblic^  S(n(a6  bietet.  @ie  fmb  o^ne  ©aOe,  tt)ie  bie  Zau» 
ben;  aber  totx  o^ne  ©alle  ifl,  ifl  o^ne  SSer^anb  unb  o^ue  bie  ixn^ 
biefcm  §erDorge§enbe  ®^ärfe  jum  SSabeln  tabel^after  2)inge,  »elci^e 
ooni  Ütad^a^men  berfelben  abhält.    ($.  U,  584.) 

ÜDte  Urt^eildlofigleit  ber  3)eutf4en  geigte  fi^  befonberd  in  i^rem 
SSer^alten  }ur  ©öt^'f^en  Sarbcnte^re  unb  }ur  ^egelfd^en  $^ilofop^ie. 
d^r  Urt^eil  über  ©öt^e'd  S^rbenU^re  entfprid^t  ben  (Emartnngen,  bie 
mau  flc^  ju  mad^eu  t^at  t>on  einer  97ation,  bie  einen  geifl«  unb  üer« 
bienfllofen,  Unftnn  fc^mierenben  unb  ^o^Icn  $^i(ofo))^afler,  n)ie  $egel, 
30  da^re  (ang  a(d  ben  größten  aQer  X)enler  unb  äßeifen  ^»rttcontfiren 
fonnte.    {%  J,  105;  U,  210.) 

Son  ben  3)eutf(^en  fagt  ST^omad  $oob  (up  the  Rhine),  für  eine 
muftTaHfc^e  Station  feien  fte  bie  lärmenbfie,  bie  i^m  \t  Dorgefommen. 
3)ag  fte  bied  finb,  liegt  aber  nic^t  baran,  bag  fie  me^r,  al9  Xnbere, 
gum  Särmen  geneigt  toäxtn,  fonbern  an  ber  an^  Stumpfheit  ent- 
fpringenben  Unempftnbli^feit  (Derer,  bie  ben  Sttrm  an}u^5ren  f^aUtt, 
ate  totli^t  baburd^  in  feinem  !Den!en  ober  Sefen  gefl5rt  werben,  mei( 
fie  eben  nic^t  beuten.  !Die  allgemeine  SSoIerau)  gegen  unnötdigen  Särm, 
}•  99.  gegen  ha9  St^ürenu^erfen,  ifl  gerabeju  ein  3^^^"  ber  a&gemeinen 
®tumt)f|eit  unb  ©ebonlenlcere  ber  Jföpfe.  du  3)eutfc^Ianb  ifl  ed,  aM 
ob  ed  orbentlic^  barauf  angelegt  wäre,  bag  t)or  Särm  9?iemanb  }ur 
iSertnuung  lomme.  ($.  U,  681.) 
2)  2)te  beutfd^e  (Sprache. 

ÜDer  einzige  wirHic^e  SJorjug,  ben  bie  beutfd^e  Dor  ben  übrigen 
europäifc^en  Stationen  ^at,  ifl  bie  (Sprad^e.  ÜDie  beutfc^e  ©prac^e 
näm(i(^  ifl  bie  ein}ige,  in  ber  man  beinahe  fo  gut  f(^reiben  lann,  toie 
im  ©rie<^if(^en  unb  Sateinifc^en,  mlijt^  ben  anbem  euro))fiif(^en  ^aupt« 
fprac^en,  aü  toeld^e  b(o§e  patois  fmb,  nac^rü^men  ju  wollen  lä^ertid^ 
fein  würbe.  3)a^er  eben  ^at,  mit  biefen  DergUc^en,  bad  !Deutfd^e  etwa^ 
fo  ungemein  Sbied  unb  Sr^abene«.  ($.  II,  572.)  !Z)er  pebantifd^e 
$uridmu9  leboc^,  bie  3)eutfd^t^üme(ci  unb  £)eutf^mi(^elei,  bie  aUe 
^rembwbrter,  namcntti^  bie  termini  techDici  ber  SSßiffenfc^aften,  Der« 
beutf(^en  wiD,  ifl  ju  verwerfen.    (SB.n,  134—136.  ^.  ü,  602.) 

Si^tenberg  ^at  über  ^unbert  beutfd^e  älu^brüde  für  Setrunlen« 
fein  aufgejä§lt;  lein  SBunber,  ba  bie  3)eutf(^en  Don  je^er  ate  (Säufer 
berühmt  waren.  Sbcr  merfwürbig  ifl,  bag  in  ber  Sprad^e  ber  für 
bie  e§rli(^fle  Don  aDen  geltenben  beutfc^en  Station  DieOeic^t  me^r,  M 


a)iafeftif  121 

in  irgenb  einer  anbem,  SCuftrücfe  für  betrügen  flnb;  unb  jtoor 
^6en  fie  metflcnd  etucn  triump^trenben  Stnfhi^,  bieQetclt  toeil  man 
bie  Sac^e  für  fe^r  fd^mcr  §telt;  j.  S.  hintergehen,  Hnftt^ren^  9e« 
f(^up))en,  Sdefd^nmmcln  u.  f.  h).    ($.  386  fg.) 

3)  2)ie  bcutf^e  $§iIofo))^te  unb  SSJiffenfc^aft. 

S)te  t)on  ftant  ^erDorgebrac^te  Umtoanblung  ber  ^^tl0fo))§ie  begrün* 
bet  in  mancher  ^inflc^t  einen  gunbamentalunterfc^ieb  i^ifd^en  beutfc^er 
unb  anbercr  eurot)äif4er  Stlbung.    (9?«  109.) 

Sn  ber  Ütaturtviffenfc^aft  flehen  bte  S)eutf(^en  in  fjolge  bed  Der* 
berblic^en  Sinfluffed  ber  ©c^eDing'fc^en;  a  priori  confhnirenben  97atur* 
^§i(ofot)§ie  jurüdC  hinter  ben  t$ran}ofen,  bte,  mit  i^rer  reblid^en  Smpirie, 
bejheit  ftnb,  nur  oon  ber  9?atur  ju  lernen  unb  i^ren  ®ang  ju  er« 
forf^en,  ni^t  aber  i§r  ©efe^e  üoriufd^reiben.    ($.  U,  62  fg.) 

4)  !Z)er  beutfc^e  ®e(e^rte. 

£>er  beutf^e  ©ele^rte  iß  ju  arm,  um  reblic^  unb  e^ren^aft  fein  ju 
Knuen.  !Da§er  i{l  bre^en,  U)inben,  fi^  accomobiren  unb  feine  Ueber« 
jnigung  verleugnen,  teuren  unb  fd^reiben,  toa^  er  nic^t  glaubt,  (riechen, 
fc^mei^eln,  gartet  mad^en  unb  Aamarabfd^aft  f^Iie|en  u.  f.  m.,  btr} 
SfleiS  e§er,  al9  bie  SBa^r^eit  fein  @ang  unb  feine  ÜRet^obe.  (Sr  »irb 
babur^  meifiend  ein  rücfftc^töDoOer  Sump.    (^.  II,  518.) 

5)  S)ie  beutfc^e  Serfaffung. 

Dem  beutfc^en  SoUe  i{i  fein  ©etl^eittfein  in  oiele  Stämme,  bie 
unter  eben  fo  Dielen,  toirflidi  regiercnben  dürften  {le^en,  mit  einem 
itaifer  über  90e,  ber  ben  Stieben  im  dnnern  ma^rt  unb  bed  9{eid|ed 
Sin^t  nac^  außen  Dertritt,  notürli^;  »eil  aud  feinem  6§arafter  unb 
feinen  Ser^äüniffen  hervorgegangen.  3)ed^alb  ifi  bie  beutfc^e  itaifer- 
toürbe,  unb  jmar  mögßd^ft  effectio,  »ieber^erjuflellen.  !3)enn  an  i§r 
(fängt  bie  beutfc^e  Sinl^eit  unb  »irb  o^ne  fte  ^ctd  blod  nomineO  ober 
pKför  fein.     {%  U,  273.) 

Walektik. 

1)  ÜDefinition  ber  2)talefti!. 

3)iabftit  ifl  bie  ffunfl  M  auf  gemeinfame  Srforfc^ung  ber  SSa^r* 
(eit,  namentlid^  ber  p^ilofop^ifc^en,  gerichteten  ©efpräd^d.  Sin  ©e« 
fpTä(^  biefer  ^rt  ge^t  aber  not^ttenbig,  me^r  ober  meniger,  in  bie 
<^ontroDerfe  über;  ba^er  !Cia(eItif  aud^  erHärt  merben  ifann  al9 
Si^putirlunfl.  9eifpiele  unb  ÜKufler  ber  3)ialeltil  ^aben  »ir  an  ben 
$tatonif(^en  (Dialogen,    (ffi.  II,  112.  $.  4.) 

3)ie  X^eorie  ber  2)ialeftir,  alfo  bie  2:ec^nil  M  S)i«putiren«,  liefert 
«e  (Jrijii».    (»ergl.  (griftif.) 

2)  3ufammcnge^0rigfeit  ber  Z)ia(eltif  mit  Sogit  unb 
9e^etorif. 

^ogil,  3)ia(ertit  unb  9l§etorif  gehören  jufammen,  inbem  fte  ha9 
®au}e  einer  Zec^nil  ber  Qernunft  au^mac^en,  unter  oeld^er  9e* 
nemiuug  fte  au^  jufammen  gelehrt  »erben  foQten,  Sogit  ald  Zec^nit 
^  eigenen   X)enlend,    3)ia(eltit  bed   S)idputirend  mit  Snbem    unb 


122  2)iaIog    —    ^tanoiologte 

Sl^etortl  ht9  Kebntd  ju  Stelen;  alfo  entfprec^enb  bem  Singular, 
^ual  unb  ^Irxtal,  lote  auäf  bem  9Rono(og,  !X)ia(og  unb  $aneg^rifu9. 
(».  n,  112.) 

1)  SSSarunt  tiefe  9Ba^r§eiten  nic^t  auf  beui  SBege  be9 
S)iaIogd  }u  2^age  geffirbert  loerben. 

3ur  eigenen  ernfUid^en  ÜRebitation  Der^ttlt  fl^  ha9  ®ef))rfi(^  mit 
einem  Snbern^  n^ie  eine  3)?af(^ine  ju  einem  lebenbigen  Organidmu^. 
S)enn  nur  bei  erflerer  ifl  SlQed  loie  aud  Sinem  ®tü(f  gefc^nitten; 
ba^er  t9  DoIIe  ^ar^eit,  !DeutItd^feit  unb  toaffttn  3ufammen^ang,  [a 
Sin^t  erlangen  lann.  Seim  anbem  hingegen  n)erben  heterogene  ©tttdfe, 
fe^r  Derf^iebenen  Urfptungd,  an  einanber  gefügt  unb  ttitrb  eine  gen)ifre 
<Sin(}eit  ber  Setoegung  erjtoungen,  bie  oft  unerwartet  ftodt.  97ur  {!d^ 
felbfl  nttmlid^  oerfle^t  man  ganj;  onbere  nur  §a(b.  3)enn  man  tanit 
tß  ^i^^flend  }ur  ©emeinf^aft  ber  Segriffe  bringen,  nic^t  aber  ju  ber 
ber  biefen  )um  ®runbe  liegenben,  anf^auli^en  S^nffa^ung.  2)al^er 
werben  tiefe,  ))^itofo))^if^e  2Ba^r^eiten  tt)o§I  nie  auf  bem  SBege  ht9 
gemeiufc^aftlic^en  !Z)enTend,  im  2)ia(og,  }u  Xage  gef9rbert  werben. 
(?.  n,  7.) 

2)  Sßojtt  ber  2)iaIog  hitnüd)  ifl. 

3)a^  gcmeinf^aftlic^e  3)enlen,  im  S)iaIog,  ifl  fe§r  bienlic^  )ur 
Sorübung,  jum  Sufjagen  ber  Probleme,  }ur  Sentitation  berfelben,  unb 
ita^^er  )ur  Prüfung,  Sontrole  unb  ^ritit  ber  aufgefledten  Süfung. 
dn  biefem  €inne  fmb  aui^  $Iato'«  ©efpräc^e  abgefaßt.    ($.  II,  7.) 

3)  Ser    gef^riebene    !3)iaIog    aU    Sorm    ber    9Rit- 
t^eilung. 

9(9  Sonn  ber  9Ritt^ei(ung  ))^i(ofo))^if(^er  ©ebanfen  ifl  ber  ge« 
fc^riebene  ÜDiafog  nur  ba  jwedCmtt^ig,  wo  ber  ®egenfianb  jwei,  ober 
mehrere,  gau)  oerfc^iebene,  wo^I  gar  entgegengefe^te  Snftd^ten  )u(ägt, 
über  welche  entweber  bad  Urt^ei(  bem  Sefer  an^eim  gefleüt  bleiben  foD, 
ober  welche  {ufammcngenommen  ftc^  jum  ooHfiänbigen  unb  rid^tigen 
Serfiönbnig  ber  @a^e  ergänjeu.  3um  erflem  ^aU  gehört  aud^  bie 
Siberlegung  erhobener  Einwürfe.  2>it  in  folc^er  Sbfic^t  gewählte 
bialogifd^e  ^orm  muß  aber  aldbann  baburc^,  bag  bie  Serf(^tebeu^eit 
ber  Snfid^ten  oon  ®runb  aud  ^eroorge^oben  unb  herausgearbeitet  ifl, 
ö(^t  bramatif(^  werben;  e^  muffen  wirKic^  ^toti  f))reci^en.  D^ne  ber« 
gteid^en  Sbft^t  ifl  fie  eine  müßige  Spielerei,  wie  meiflend.    ($.  II,  8.) 

Biattoialogit. 

1)  ®egenflanb  ber  3)ianoiologie. 

S)ie  2)ianoioIogie  ober  Serflaubedle^re,  ein  j^^eil  ber  Srfennt« 
nißle^re,  ^at  jum  ®egenflanb  i^rer  Setrad^tung  bie  primären, 
b.  i.  bie  anfc^auti<^en  Corftettungen.  (?•  ü,  19.)  (»ergl.  «n- 
fc^auung  unb  Serflanb.) 

2)  äur  ®efd^ic^te  ber  3)ianoioIogie. 

S)ie  ^ianoiologie,  welche,  ate  Stefultat  ber  ^orfd^ungen  beS  Carteftu«, 


a>i(^ten    —    a)ing  an  flc^  123 

M  bor  Sant  gegoben  fiat,  fmbet  man  en  resume  imb  mit  natoer 
2>cittiic^fcit  bftrgkegt  in  Muratori  della  fantasia,  (Sctp.  1—4  unb  13. 
S)ad  ®an)e  iß  ein  9te{l  »on  Orrt^ümern.  dene  gonje  3)ianoio(ogie 
unb  Vft^c^ologie  i^  auf  ben  falfc^en  Sartefanifd^en  ^ati^mud  gebaut. 
(?.  I,  84.) 

S>te  JMtif  ber  reinen  Semunft  ^at  bie  Ontotogie  in  SDianoio« 
logie  titniNinbett.    ($.  I,  89.) 

WiiiUn^  9td)ter  nn}f  llid)tkiin^,  f.  $oefie. 

•itrttimttn. 

1)  SEBoranf  bie  @eringfc^ä^ung  ber  üDitettanteit   6e« 
ru^t. 

S)i{cttanten  —  fo  koerben  2)ie,  meiere  eine  SBiffenfc^aft  ober 
jhiuß  an9  Siebe  ju  i^r  unb  S^eube  an  i§r  treiben,  mit  ®eringfd^ä|}ung 
genannt  bon  !Z)enen,  bie  fic^  bed  ©etoinned  falber  barauf  gelegt  §aben; 
loeil  fie  nur  ha9  ®elb  betectirt^  bad  bamit  ju  Derbienen  ifl.  ÜDiefe 
©eringf^tt^ung  beruht  auf  i§rer  niebertrttc^tigen  Ueberjeugung  ^  ba§ 
ftciner  eine  ©ac^e  emfili^  angreifen  tottht,  menn  i§n  ni(^t  92ot^^ 
^nnger,  ober  fonß  »elc^e  ®ier  ba}u  anf))omt.  S)a9  publicum  ifl 
beffeI6en  ®eißed  unb  ba^er  berfelben  äffeinung;  ^ieraud  entfpringt  fein 
bttrc^g&ngiger  Slefpect  oor  ben  ,,Seuten  oou  ^ac^''  unb  fein  Snißtvauen 
gegen  2)i(ettanten.    ($.  n,  515  fg.) 

2)  8or}ug  ber  üDilettanten  t}or  ben  Seuten  t}oit  t^ad^. 
3q  äBa^r^eit  iß  bem  3)i(ettanten  bie  ©ac^e  3^ cd,  bem  äKanne 

l^om  Sa^  aU  folc^em  btod  SKittel;  nur  j£)er  aber  koirb  eine  ®a(^e 
mit  ganjem  Cmße  treiben,  bem  unmittelbar  an  i^r  gelegen  iß  unb  ber 
fiif  Qu9  Siebe  ju  i^r  bamit  befd^öftigt,  ße  con  amore  treibt.  Son 
©old^n,  unb  nic^t  oon  ben  So^nbienem,  iß  ßetd  bad  ®r0ßte  audge» 
gangen.    (%  U,  516.) 

Ving  an  fidf. 

1)  !Die  Snna^me  bed  !Z)inged  an  fid^. 

Die  Xnna^me  eine9  !Dinged  an  ßd|  hinter  ben  (Erfc^einungen,  eine^ 
realen  Snn9  unter  fo  Dielen  $üQen,  iß  feine^megd  unioa^r;  ba  oiet» 
me^r  bie  Sbleugnung  beffelben  abfurb  märe.    {%  l,  96.) 

2)  @egenfa^  jtoifc^en  2)ing  an  fic^  unb  (Srf^einung. 
3>iBg  an  fid^  Gebeutet  ba«  unabhängig  oon  unferer  SBa^mc^mung 

8or^nbene,  a(fo  ba«  eigentlich  @eienbe.  ($.  II,  97.)  Srfc^einung 
1^  Sorfleanng,  unb  toeiter  nic^t«;  aUe  SorßeUung,  aUed  Dbject 
tß  (Erfd^einung.  3)a9  !Ctug  an  \idf  iß  burt^aud  nic^t  SorßeÜung, 
fonbem  toto  genere  oon  i^r  berf (Rieben;  e«  iß  S)a«,  toooon  aOe 
SorßeOmig,  ade«  Object  bie  (Erfd^einung,  bie  ©i^tborfeit,  bie 
Objectitfit  iß.  S«  iß  bad  dnnerße,  ber  Aem  jebed  Sinaelnen  unb 
etaifo  bed  ®an}en.  (9B.  I,  37.  41.  131.  517;  II,  8.  216.)  3)a« 
Sing  an  ßd)  iß  oon  feiner  (Srf^einnng  gän}Iid^  oerfc^ieben  unb  DöDlig 
frei  Hon  allen  formen  unb  @efe^fn  berfe(ben,  in  toetc^e  e«  eben  erß 
eingebt,  inbem  e«  crf^eint,  bie  ba^er  nur  feine  Dbjlectität  betreffen, 


124  2)inö  an  ftd^ 

i^m  felbfi  fremb  flnb.  (3B.  I,  118.  134.  144.  152;  U,  568. 
%  l,  93.)  Xa9  Z)ing  an  flc^  ift  bie  natura  naturans,  bie  (Sr* 
fc^einung  bie  natura  naturata.  ($.  U,  98.)  j£)cr  Unterfd^ieb  gtotfc^en 
!Z)tng  an  ft(^  unb  (Srfd^emung  (ttgt  fic^  aud^  au^brUdkn  ate  bec 
gtoif^en  bcm  innerlid^en,  fuBjectiben  unb  bem  ttußerliAen^  oBjecti* 
üen  993efen  eine«  2)inged.  (^.  n,  100,  anmethtng.)  S)a0  Sn«  unb 
t$ürfi(^fetn  jebed  üDinge«  mu%  not^toenbig  ein  fubjecttoe«  fein;  in 
ber  SorfieÜung  eine«  Snbem  hingegen  fielet  e«  eben  fo  not^toenbig  al9 
ein  objectiüe«  ba;  ein  Unterfc^ieb,  ber  nie  ganj  au^gegli^en  loerben 
fann.     (SB.  II,  217.) 

3)  8uf    totläftm    3Bege    allein    jur    ßrlenntnig    be9 
jCinged  an  fi(^  }u  gelangen  tfl. 

Da  ber  @a|}  Dom  ©runbe  feine  unbebingte  ®ü(tigfeit  x>ox,  auger 
unb  über  aller  Sßelt  ^at,  fonbem  nur  eine  relatibe  unb  bebtngte,  allein 
in  ber  Srf^einung  gettenbe,  fo  fann  ba0  innere  3Befen  ber  3Belt, 
bad  2)ing  an  fid|,  nimmer  an  feinem  Seitfaben  gefunben  Serben. 
(2B.  I,  38  fg.) 

Ueber^au]?t  ifi  ha9  2)ing  an  fid^  auf  bem  SEßege  ber  rein  objec« 
ttDen  (Srfenntnig  nimmermehr  ju  erreichen,  ba  biefe  immer  SorfleDung 
bleibt,  aU  folc^e  aber  im  @ubjiect  kourjelt  unb  nie  etwa«  oon  ber 
SorfleÜung  koirnid^  Serf^iebened  liefern  fann.  ©onbern  nur  baburc^ 
fann  man  }um  !3)inge  an  fid^  gelangen,  bag  man  bie  unmittelbare 
(Srfenntnig,  koeld^e  deber  Dom  innem  SEBefen  feiner  eigenen  leiblichen 
Srfc^einung  ^at,  auf  bie  übrigen,  (ebiglic^  in  ber  objectiDcn  Snfc^anung 
gegebenen  Srfc^einungen  analogifd)  übertrügt  unb  fo  bie  @elbfterfenntnig 
al0  @c^Iü{fe{  }ur  Srfenntnig  be«  innem  Sefen9  ber  S)inge,  b.  ^.  ber 
j&inge  an  f{(^  felbft,  benu^t.  ^n  biefer  a{fo  fann  man  nur  gelangen 
auf  einem  Don  ber  rein  objectiDen  @rfenntnig  ganj  Derfc^iebenen  2Bege, 
inbem  man  bad  @e(6fiben)ugtfein  jum  Xu^teger  be9  Setougti* 
fein«  anberer  üDinge  mad^t.  üDied  i|i  ber  adein  re^te  Sßeg,  bte 
enge  Pforte  jur  SBa^r§eit.  (^.  I,  100  fg.  ffi.  II,  14.  218  fg. 
I,  118  fg.   ®.  83.   ^.  I,  84.   9?.  91.   ffi.  I,  517.) 

4)  dn  »eitlem  Sinne  bet  SBiOe  aU  ba«  üDing  an  fid^ 
}u  betrad^ten  ifi. 

2)a9  !Ding  an  fic^,  mel^e«  al9  folc^e«  nimmermehr  Object  ift,  eben 
»eil  ade«  Object  ft^on  mieber  feine  bloge  Srfc^einung,  nidbt  me^r  ed 
felbß  ift,  mugte,  koenn  e9  benno^  objectiD  gebac^t  loerben  foute,  iRamen 
unb  Segriff  Don  einem  Obiect  borgen,  Don  etkoad  irgenbioie  objectiü 
©egebenem,  folglich  Don  einer  feiner  (Srfd^etnungen;  aber  biefe  burfte, 
um  ald  Serpäiü>igung9punft  3U  bienen,  feine  anbere  fein,  al8  unter 
allen  feinen  (Srfc^einungen  bie  DoUfornmenfle,  b.  ^.  bie  beutli^fle,  Dom 
(Srfennen  unmittelbar -beleuchtete.  2)iefe  aber  ifi  bed  9Renfc^en  SBille. 
Ü£)ie  Sejeid^nung  bed  üDinged  an  fid^  ald  Sßille  ift  }koar  nur  eine 
denominatio  a  potiori,  eine  SSenennung  be«  @enud  nad^  ber  Dorjüg« 
lic^ßen  @))ecie9,  tooburd^  ber  Segriff  SSille  eine  grögere  Xu^be^nung 
erhält,   ate   er  bi^^er  ^atte;    aber  biefe  äludbe^nung  i{l  toegen  ber 


2)tn9  an  fi(^  125 

dbentität  it9  SBefend  jeber  itgenb  ftrebenben  unb  loirfenben  jtraft  iit 
bec  9Iotitr  mit  bem  Sßideit  eine  berechtigte.    (993.  I,  131  ff.) 

3)te  Sßa^e^mung,  in  bet  »ir  bie  9tegungen  unb  Sfcte  ht9  eigenen 
SiOen^  erlennen,  i|i  eine  bei  SBeitem  unmittelbarere,  att  jebe  anbere; 
fie  iß  ber  $unit,  »o  baö  S)ing  an  fi(^  am  unmittelbarften  in  bie 
(Srfc^nng  tritt  unb  in  größter  9Ifi^e  Dom  erfennenben  ©nb^ect  be« 
(tnc^tet  mirb;  ba^er  eben  ber  alfo  intim  erfonnte  Vorgang  ber  Sndleger 
\At9  anbem  jn  »erben  einjig  unb  aOein  geeignet  iß.  Xtnn  bei  jebem 
^ert^mrtnten  eined  äBiUenöacted  au9  ber  bunfe(n  £iefe  unfere^  dnnem 
in  bad  erferatenbe  Setoufitfein  gefc^ie^t  ein  unmittelbarer  Ucbergang  bed 
anger  ber  Qtxt  liegenben  3)inged  an  fid^  in  bie  Srfd^einung.  3)emna(^ 
ifl  )tt)ar  ber  SEBiQen^ct  nur  bie  nöc^fie  unb  bentli(^(ie  (Srf Meinung 
M  S)inged  an  flc^;  boi^  folgt  ^ierau^,  bag  mcnu  alle  übrigen  Sr« 
f(|cinungen  ebenfo  unmittelbar  unb  innerlich  t}on  und  crTannt  »erben 
ßnnten,  mir  fie  für  eben  ba9  anfprec^cn  mügten,  toa9  ber  SßiHe  in 
und  iß.  Qn  biefem  @inne  a(fo  iß  bad  innere  äBefen  eined  tcben 
2)inge9  ald  SBille  aufjttfaffen  unb  ber  SEBiUe  bad  ^ing  an  fid)  }u 
nennen,  ftantd  Se§re  üon  ber  Unerlennbarfeit  M  S)inged  an  ßc^ 
loirb  ^icburc^  ba^in  mobißcirt,  baß  baffelbe  nur  ni^t  fc^te^t^in  unb 
Don  ©runb  aud  erlennbar  fei,  bag  iebod^  bie  bei  Sßeitem  unmittetbarße 
feiner  Srf^einungen  ed  für  und  Dertritt,  unb  »ir  fonac^  bie  gange 
9Be(t  ber  (Srfd^einungen  jurüdjufü^ren  ^aben  auf  biejenige,  in  »elc^er 
bad  Sing  an  ßd^  in  ber  aOerleic^teßen  Ser^üQung  ßd^  barßeUt  unb 
nur  no(^  in  fofern  (Erfc^einung  bleibt,  ate  mein  dnteDect,  ber  allein 
bod  ber  Srfenntnig  Sft^ige  iß,  non  mir  ald  bem  SEBoDenben  no^  immer 
unterfc^ieben  bleibt  unb  aud^  bie  (Erfenntnigform  ber  3tit,  felbß  bei 
ber  tnnent  ^erception,  nic^t  ablegt.    (3B.  n,  221.) 

5)  SBSarum   unfere    Srlenntnig    bed    ^inged    au    fid) 
feine  erfd^öpfenbe,  abäquate  iß. 

3)ie  innere  Sa^me^mung,  »etd^e  mir  Don  unfcrm  eigenen  9Befen 
(oben,  iß  )»ar  ber  einjige  2Beg,  }nr  (Srfenntni§  bed  SEEkfend  an  ßc^  ber 
S)titge  ju  gelangen;  aber  biefe  iSrlenntnig  iß  feine  erft^öpfenbe, 
ftbäquote*  Denn,  obgleid^  bie  ©elbßerfenntnig  eine  unmittelbarere 
ifl,  a(d  bie  ber  Vugenbinge,  fo  iß  ße  boc^  feine  gou}  unmittelbare, 
ba  auc^  ße  noc^  an  bie  §orm  ber  Sorßedung  gebunbene  fSSaffC' 
ne^mung  iß  unb  al9  fold^e  in  ©ubjcct  unb  Dbject,  in  ein  Srtennenbed 
tuib  (Srfannted  gerfailt.  Sflfo  au4  in  ber  innent  Srfenntnig  ßnbet 
no(^  ein  Unterfd^ieb  @tatt  'jniifc^en  bem  @ein  an  ßd^  i^red  Objectd 
Kttb  ber  SEBa^me^mung  beßelben  im  erfennenben  @ub]ect.  Oeboc^  iß 
bie  innere  (Srfenntnig  Don  }mei  formen  frei,  »ele^e  ber  äugem  an* 
Hängen,  nämlid^  Don  ber  bed  9taumed  unb  ber  Soufalität.  $in' 
gegen  bleibt  noe^  bie  t!form  ber  3^^^  ^^^  ^^^  ^^^  ^^^  Srfanntinerbend 
unb  Srftnnend  ütn^anpt  Demnat^  ^at  in  biefcr  innem  (SrTenntnig 
bfld  2)ing  an  ß^  feine  @^Ieier  gmar  großen  Zweite  abgemorfen,  tritt 
aber  bo(^  no^  nic^t  ganj  nadft  auf.    (S.  11,  220.  563  fg.) 

SBenn  ed  aud^  mitteiß  ber  93erfnü))fung  ber  nad^  ougen  gerichteten, 


126  2)iit9  an  fi^ 

objectioen  (Srlenntnt§  mit  ben  3)attd  bed  ©elbfttettugtfeind  inögUA 
tt)irb,  )U  einem  getoiffen  Serfiänbnig  ber  Seit  nnb  bed  9ßefen9  «t  fic^ 
bete  üDinge  ju  gelangen;  fo  ttirb  biefed  bo(^  nur  ein  fe^  limittrte^, 
ganj  mittelbare^  nnb  relatit)edf  nilmlid^  eine  ))araboIifd^e  lieber* 
fe^ung  in  bie  Sternen  ber  (Erfenntniß,  a(fo  ein  qüadam  prodiro 
tenus  fein,  »eld^e^  fietd  nodf  Diele  Probleme  ungetöfl  übrig  laffext 
mtt§.    (SB-  n,  327.) 

üDie  DoQfommenfie  (Erlennbarleit,  b.  ^.  bie  grögte  fifar^eit,  3>ent« 
li^feit  unb  erf(^9{>fenbe  Srgrünblic^Iett  fommt  nur  Z)em  ju,  \na»  ber 
(Erienntnig  a\9  fold^er  eigen  ifl,  alfo  ber  atiriorifc^en  $orm  ber  Sr» 
fenntmg,  nid^t  aber  üDem,  toa^,  an  fl<^  nic^t  ^erfteOung,  nt(^t 
Dbject,  erfl  burc^  bad  (Eingeben  In  biefe  tJformen  erfennbar,  b.  ^. 
SorfleHung,  Obfect  gen)orben  x\t.  deber  On^alt,  ben  bie  ^formen  be- 
lommen,  enthält  fd^on  tttoaß  niäft  me^r  DoDflänbig  feinem  gonjm 
äSSefen  nad^  Srfennbared,  alfo  etn^ad  ©mnblofe«,  moburd^  fogbic^  bie 
Srfenntnig  an  (Eüiben3  )>erliert  nnb  bie  tioObmmene  Z)nr(^ft(l^tigleit 
einbiigt.  3)iefed  ber  Srgrünbung  fid^  (Ent}ie^enbe  ifi  eben  ba9  3)ing 
an  fld),  ift  badj[entge,  load  mefentßd^  nic^t  Sorfiellung,  ntc^t  fDbjtct 
ber  (Srfenntnig  ifl,  fonbern  erft  inbem  t9  in  jene  $orm  einging,  er« 
fennbar  getoorben  ifl.    (SB.  I,  144.) 

!Dte  (Srfenntnig  nnb  bie  Qiel^ett,  ober  dnbioibiiation,  flehen  nnb 
faOen  mit  einanber,  inbem  fle  fic^  gegenfeitig  bebingen.  $ieraud  ifl 
}u  f^Itegen,  bag  jenfeitd  ber  Srfc^einnng,  im  SBefen  an  ftd^  aOer 
Dinge,  toel^em  3^^^  unb  diaum,  unb  bed^alb  auc^  bie  Vielheit  fremb 
fein  mug,  aud^  feine  Srfenntnig  Dor^anben  fein  fann.  (Sin  ,,(Srtennen 
ber  !Dinge  an  ^ij"  im  {foengßen  ®inne  be^  SBort9,  todre  bemnac^ 
fc^on  barum  unmi5g(ic^,  meil,  too  bad  SBefen  an  ftc^  ber  S)tnge  an« 
fttngt,  bad  Srfennen  megfflDt,  unb  aUt  Srfcnntnig  fc^on  grunbmefentlid^ 
blo«  auf  (Srf (Meinungen  ge^t.    (SB.  U,  311.) 

S)ie  objectioe  «fnfi^t  bed  dnteQect«  (f.  On  teile  et),  loe^e  eine 
©enefid  beffetben  enthält,  ma^t  begreiflii^,  bag  er,  au0fd^üeg(i(^  gu 
praftif^en  S^^dm  beflimmt,  ba9  btoge  3){ebium  ber  SRotiue  ifi^ 
mithin  burc^  richtige  !Z)arßeDung  biefer  feine  Sefiimmnng  erfüllt,  unb 
bog,  nenn  toir  oud  bem  ^om{>Ie^  unb  ber  ©efe^mttgigleit  ber  hierbei 
fi(^  und  ob)ectio  barflellenben  Srf^einungen  bad  SBefen  ber  !Z)inge  on 
ftd^  fclbft  }u  conjfouiren  unternehmen,  biefed  auf  eigene  ®efa^r  unb 
Serantwortlid^feit  gefiAie^t«  Unfer  dntelleot,  urfprttngtui^  nur  benimmt, 
einem  inbioibueOen  SBiOen  feine  fleinlic^en  3^^^^  oorju^lten,  fagt 
bemgemSg  bloge  9teIationen  ber  !Z)inge  auf  unb  bringt  nic^t  in  ibt 
O^nered,  in  i^r  eigene«  SBefen;  er  ift  bemnad^  eine  bloge  Släc^entraft, 
^oftet  an  ber  Oberflfic^e  ber  S)inge  unb  fagt  bloge  species  transitivas» 
nid^t  bad  toa^re  SBefen  berfelben.  hieran«  eben  entfpringt  t^,  bag 
mir  fein  einjige«  2)ing,  au(^  nic^t  \>a9  einfai^fte  unb  geringfie,  but^ 
unb  buri^  oerfie^en  unb  begreifen  fönnen,  fonbern  an  iebem  etmad  un« 
Dl^Oig  UnerHärlic^d  übrig  bleibt.    (SB.  n,  324  fg.) 


2)tng  an  fid^  127 

6}  3)a9  2)in9  an  fic^  in  ber  ©efd^ic^te  ber  ^^ilofopl^ie. 

S>ie  Unterfc^eibung  }totf^  Srfc^einnns  nnb  Sefen  an  fväf  htx 
3)uige  mar  im  ©ntvAc  ju  oQen  B^^^^^  t)a,  tomtbe  nur  mü^tnß  fe^ 
snooOfonmun  }uni  Sekougtfetn  gebraut  unb  ba^cr  ungenügenb  an^e* 
^ftodfin,  trat  fogar  oft  in  feltfonter  SerHeibung  auf.    (SB.  II,  195«) 

3)cin  jDemotritod  mar  ha9  S)ing  an  fi(^  bie  geformte  äRaterie; 
ba^  €ctbe  mar  ed  im  ®runbe  noc^  bem  Socfe;  Tanten  mar  e^  =  x; 
ei^open^auern  ifl  ed  Sffiille.  ($.  U,  97.)  Sine  auffaHenb 
beittli«]^  unb  bejttmmte  Unterfc^eibung  bed  2)inged  an  fld^  Don  bcr 
Srf Meinung,  eigentlid^  fogar  fc^on  im  ftant^c^en  ©inne,  fiubeu  mir 
in  einer  ©teile  bed^orp^^^iu«,  meldte  @tobtfu«  (Eclog.  L.  I,  c.  43^ 
Fragm.  3)  un9  oufbema^rt  ^at.    ($.  U,  98.) 

Xanten  infolge  ift  ba9  Don  unferm  ^orfieDen  unb  beffen  9[)))Htrat 
nnab^öngige  äBefen  ber  S)tnge,  mel^cd  er  ba«  S)ing  an  ftc^  nennt^ 
alfo  ia9  eigentlid^  9ttaU,  im  ©egenfot^  be^  Obealen,  ein  Don  ber 
fi(^  und  anf(^auli(^  barfietlenben  ©efialt  gan}  nnb  gar  $erf(^iebene9^ 
bem  fogar,  ba  ed  Don  9{aum  unb  3^^^  unabhängig  fein  foQ,  eigentlid^ 
meber  Xudbe^nung,  no<l^  2)auer  6ei}ulegeit  ifl;  obmo^I  t9  aOem  !Z)em^ 
mad  Xndbe^nung  unb  Stauer  ^at,  bie  Sraft  bajufein  ert^eilt.  Xuc^ 
©yinoja  ^at  bie  @a^  im  SlOgememen  begriffen,  mie  ju  erfe^en 
au«  Eth.  P.  n,  prop.  16,  mit  bem  2ten  Coroll.,  am^  prop.  18^ 
schol.  —  !Z)ad  So(f e'f d^e  S)ing  an  fic^  (9tea(e  im  ©egenfa^  bed  dbealen) 
ifl  im  ©runbe  bie  SDtaterie,  3mar  entblögt  Don  aÜen  beu  (Sigen« 
fc^aften,  bie  er,  al9  fecunbaive,  b.  tj.  burd^  unfre  Sinnesorgane  bebingte^ 
befeitigt;  aber  bod^  ein  an  unb  für  [xäf  al9  ein  Sudgebe^ntcd  u.  f.  m» 
C^fiirenbeS,  beffen  bIo§er  Steflc;  ober  8(b6itb  bte  Sorfie&uug  in  und 
fei  !Diefed  Dermeinte  9leale  Sodfe'd,  bie  SRaterie,  ge^t  j[ebod^  nad^ 
ftant  unb  ©(^otien^auer  ganj  unb  gar  in  bad  dbeale  unb  bamit  in 
bad  ©ubject  jurüdf;  b»  ^.  ed  qriflirt  allein  in  ber  SorfleKung  unb  für 
bie  SorfleOung.  ($.  I,  17  fg.  94.  9B.  II,  23.)  S)ie  granjofen  finb, 
burc^  ben  frühem  (Sinf(u§  Sonbitlacd  im  ©runbe  noc^  immer 
Sodianer.  üDa^cr  ifl  i^nen  bad  S)ing  an  ftc^  eigentltd^  bie  ÜRaterie, 
and  bereu  ©runbeigenfc^aften,  mie  Unburd^bringlid^feit,  ®e{ta(t,  $ärte 
unb  fonflige  primary  qualities  Sdled  in  ber  9Be(t  gulc^t  erQiirbar 
fein  muffe.    (SB.  H,  14,  343.) 

Sie  ganje  Sodfe'f^e  objectiDe  SBelt  Don  !Z)ingen  an  flc^  mürbe 
burc^  ftant  in  eine  Sßclt  Don  blogen  Srfd^einungen  in  unferm  (Sr* 
fenntni§at)))arate  Dermanbelt.  2)enno4  Heg  Xant  noc^  immer  bad  SDing 
on  flc^  ald  etmad  Don  unfern  93orf)eDungen  Unab^Sngigcd  beße^en, 
bad  benfelben  al9  blogen  (Srfd^einungen  }n  ©runbe  lüge.  @o  fc^r 
nun  au4  ftant  hierin  im  SDgemeincn  Ktijt  ^atte,  fo  mar  bo^  bie 
Xrt,  mie  er  bad  2)ing  an  ^df  einführte,  fe^Ier^aft  Jtanten  leitete 
bie  ftc^er  gefüllte  SEBa^r^eit,  bad  hinter  ieber  (Srfd^einung  ein  an  fic^ 
fe(bft  ©eienbed,  Don  bem  fie  i^ren  Seflanb  erhält,  alfo  hinter  ber 
SorfieOung  ein  SorgefleBted  liege,  aber  er  unternahm,  biefed  aud  ber 
gegebenen  Sor{)eQung  felbfi  abjuleiten,  unter  ^injujie^ung  i^rer  und 


128  2)t«t)utlrfn 

a  priori  (ett)ugtett  ©efe^e,  totlift  jeboc^,  gerabe  mil  fte  a  priori  ftnb^ 
m^t  auf  ein  tion  ber  (Erf(|etnung^  ober  SorfteQung,  Unab^fingtged  uttb 
Serfc^iebene^  leiten  I5nnen;  koe^^att  man  ju  biefem  einen  gonj  anbem 
aSeg  einjnfd^togen  l^at.  üDie  dnconf equenjen ,  in  loelc^e  ftant,  burc^ 
ben  fe^Ier^ften  ®ang,  ben  er  in  biefer  $injlc^t  genommen,  fid^  ber« 
loictelt  ^atte,  lourben  i^m  barget^an  Don  ®.  (S.  Sehnige  juerft  im 
„«enepbemn«"  (befonber«  ®.  374—381)  unb  fpäter  in  feiner  ,,Äritir 
ber  t^eoretifd^cn  ^§i(ofopl^ie"  (Sb.  2,  ®.  205  ff.);  koogegen  9tein^oIb 
ftanfd  Sert^eibigung,  tebod^  o^ne  fonberlic^en  6rfo(g,  geführt  ^at. 
(<P.  I,  96  fg.   SB.  I,  200.  516  fg.  595  fg.) 

Siatti  fleUt  bur^gängig  bad  9)toraIif(i^e  in  un9  ate  in  ber  engften 
Ißerbinbung  mit  bem  magren  Sßefen  an  fic^  ber  S)inge,  ja,  al9 
unmittelbar  biefed  treffenb  bar.  UeberaU  »o  bei  i^m  ^9  ge^eimnigDoDe 
SDing  an  fid^  irgenb  beutlic^er  ^erbortritt,  giebt  ed  fl^  yx  erTennen 
aM  ha9  ÜRoralifc^e  in  m9,  aü  Silte.  (S.  133.  $.  I,  145.) 
Sei  ber  dbee  ber  t^rei^eit  (in  ber  Vnfibfnng  ber  britten  Antinomie) 
toirb  ftant  bom  S)ing  an  fi^  an9fU^(i(i§er  3u  reben  geni5t^igt. 
Ueber^au))t  liegt  ^ier  ber  $unft,  mo  StmiQ  $^i(ofop^ie  auf  bie  ©d^open« 
^ouerf^e  l^inleitet,  ober  too  biefe  al9  au9  i^rcm  @tamm  ^eroorge^t. 
ftant  ift  mit  feinem  S)enfen  nid^t  in  Snbe  gelommen.  ©c^open^auer 
^ot  bIo9  feine  @ac^e  burc^gefU^rt,  inbem  er,  tüa9  Stant  bon  ber  menfc^« 
li^en  (Srfd^einung  allein  fagt,  auf  ade  Srfc^einung  übertrügt,  nänilic^ 
ba|  bad  äBefen  an  [xd)  berfetben  ein  abfolut  ^reied,  b.  ^.  ein  SBiDe 
ifi.    (935.  I,  595.   %  I,  145.) 

©(^open^auer  ^at  bad  !Z)ing  an  fidf]  nic^t  erfc^Iid^en  no(^  er« 
fd^Ioffen  nac^  ©efe^en,  bie  ed  au^fd^Iiegen,  inbem  \it  f^on  feiner 
Srfc^einung  angehören;  Dielme^r  ^at  er  t€  unmittelbar  nad^gemiefen, 
ba,  mo  ed  unmittelbar  liegt,  im  Sßilten,  ber  fic^  debem  atd  bad 
8n|id^  feiner  eigenen  (Erfdjeinung  unmittelbar  offenbart.  (SB.  I,  597.)  — 
@(^open^auer  lägt  ganj  unb  gar  ftantö  Se^re' befielen,  bag  bie  SBelt 
ber  Srfa^rnng  bloge  (Srf(!^einung  fei  unb  bag  bie  (Srfenntniffe  a  priori 
Mod  in  8e}ug  auf  biefe  gelten;  aber  er  fügt  ^in3u,  bog  fte  gerabe  ate 
Srf(^einung  bie  SRanifeflatiou  3)edicmgen  ift,'  n)ad  erf(^eiut,  unb  nennt 
ed  mit  i^m  bad  S)ing  an  fid^.  S)iefed  brüA  na^  Schopenhauer 
fein  SBefen  unb  feinen  @§arafter  in  ber  @rfa^rungdwelt  oud,  unb 
gmar  in  bem  @toff,  nic^t  in  ber  btogen  f$orm  ber  (Srfa^rnng. 
(SB.  II,  204.) 

Hiieiputirtn. 

1)  9?u6en  be9  2)idputiren9* 

j£)ad  2)i9putiren  über  einen  t^eoretifc^en  ©egenftanb  laun,  o^ne 
3n)eife(,  für  beibe  barin  impticirte  Parteien  fe^r  fruc^tbringenb  nierben, 
inbem  c9  bie  @ebanfen,  bie  f!e  ^aben,  berichtigt,  ober  befttttigt,  unb 
an^  neue  ermecft.  (Sd  ifl  eine  dteibung,  ober  SoOifton  jweier  Jtbpfe, 
bie  oft  ^unfen  fc^tfigt,  j[ebod^  au^  barin  ber  SoUifion  ber  jtörper 
analog  ifi,  bog  ber  f^tt^äc^ere  oft  barunter  ju  leiben  ^ot;  tott^renb  ber 


S)09tnati9inn6  129 

flfirfcre  fi(^  babei  )oo^(  (efinbet  unb  nur  einen  fiegreid^en  ftlong  t>tx* 
nehmen  läßt    ($.  n,  25.) 

2)  $au))t«@rforbcrniß  beim  2)idputiren. 

Sin  ^Qupt^Srforbevnig  beim  IDtdputiren,  luenn  ed  ftuc^tbringcnb 
loerben  foQ,  ifl,  bag  beibe  S)td))utanten  ttentg{!en^  einigermaßen  einanber 
{o)DO^(  an  ßenntntffen,  al^  an  ®eift  unb  ©emanbt^eit  getoad^fen 
{eien.  $e^It  t9  beut  Sinen  an  ben  Srfleren;  fo  ifl  er  xAäjt  aa  niveau, 
unb  baburd^  ben  äirgumenten  bed  Slnbcrn  nic^t  gngänglit^.  t^e^It  e^ 
i^m  aber  gar  am  ä^txttn;  fo  n)irb  bie  babur^  in  i^nt  ba(b  rege 
loerbenbe  Erbitterung  i^u  aDmöIig  ju  aOerlei  Unreblic^Ieiten,  äBinlel« 
,Migen  unb  S^ilanen  im  S)idputiren,  unb,  mnn  i^m  biefe  nac^geu^iefen 
loerben,  }ur  ©rob^eit  Derleiten.  S)araud  folgt,  bag  man  nur  mit 
SbenbUrttgen  bi^putiren  foQ,  alfo  nic^t  mit  Unmiffenben  unb 
nic^t  mit  3Renf(^en  Don  bef^ränltem  Serfianbe.    {%  II,  25  fg.) 

3)  Stec^ni!  bed  SDidputiren^. 

3)ie  formalen  Siegeln  bed  3)i^putirend  liefert  bie  (Sr  iftt  f.   (@.  (SrifHf.) 

Bogmati^mu«;. 

1)  ©egenfalj    jioifd^en     S)ogmati^mud    unb    $riti- 
cidmud. 

Sd  befielt  ein  funbamentaler  Unterfc^ieb  jmtfc^en  2)ogmatidmu^ 
ober  bogmatif^er  $^i(ofo))§ie  unb  ftriticidmud  ober  5£randfcenbenta(' 
p^ilofop^ie.  2)cr  2)ogmatidmud  menbet  bie  aud  bcm  menfc^Iic^cn 
dnteOect  (®e^irn)  cntfpringenben  apriorifdjen  äBa^rl^etten,  iDcId^e  btof^e 
®€fe^c  ber  (Srfc^einung  pnb  unb  ba^cr  nur  relative  ©ültigfcit 
taben,  auf  ha9  äBefen  an  \'iäf  ber  äBelt  an  unb  ^ttlt  fle  für  ett)ige 
SBa^r^eiten  (veritates  aeternas.)  919  SBiberfac^er  biefer  ganjen 
äRet^obe  \ft  mit  ^ant  bie  Iritifd^e  $§i(ofo)}^ie  oufgetreten,  mli^t 
gerabe  bie,  aQem  folgern  bogmatifc^en  S)au  3ur  Untertage  bienenben 
veritates  aeternas  }U  i^rem  Problem  mac^t,  bem  Urfprunge  berfelben 
tUK^forfc^t  unb  i^n  fobann  finbet  im  menfd)U(^en  jlopf,  tuofelbfl  nüm' 
l\ij  fie  au^  ben  biefem  eigent^ümlic^  ange^örenben  f^ormen,  mctc^e  er 
ium  Se^uf  ber  Suffaffung  einer  obiectioen  ^elt  in  ftc^  trägt,  ertt)a(|fen. 
3)abur(^,  bag  bie  hitifd^e  ^^ilofop^ie,  um  }u  biefem  9{efu(tat  }u  ge< 
langen,  über  bie  veritates  aeternas,  auf  nietete  aOer  bid^erige  3)og« 
matidmud  ft^  grünbete,  ^inau^ge^en  mußte,  um  biefe  felbfl  jum 
®egcnflonbc  ber  Unterfut^ung  ju  machen,  ifl  fic  2:ranöfcenbentoI- 
l^^tlofop^ie  gett)orben.  9(ud  biefer  ergiebt  fid^,  bag  bie  objectiDe 
Seit,  koie  mir  fle  erlennen,  ni^t  bem  SBefcn  ber  !Z)inge  an  ftc^  felbfi 
angehört,  fonbem  blogc  @rfd^  einung  beffelben  ifl,  bebingt  burd^  eben 
Kne  Sonnen,  bie  a  priori  im  menfc^Iid^en  OnteQect  (b.  f),  ©e^irn) 
^^tn,  ba^er  fie  auc^  nic^td  al9  Srfc^einungen  enthalten  fann. 
(SB.  I,  498  fg.) 

2)  ©runbfel^Ier  bed  S)ogmatidmud. 

X)er  ©runbfe^Ier  bcd  burc^  Sant  }erfi9rten  2)ogmatidmud  toat 
in  aQen  feinen  formen  biefer,  baß  er  fc^tec^tljin  Don  ber  (Erlenntnig, 

6^oiien(att€r»&C{tton.    1.  9 


laO  ©ogmen 

h.  l  bn  SScIt  a(d  SoYßellung,  audgieng,  um  ouö  beten  ©efe^en 
ba9  @eieube  Uberl^Qu))t  objulciten  unb  oufjubauen,  toobet  er  j[ene  äBelt 
bev  ^^ovftcQunai  ueb|t  i^ren  ©efe^en,  ate  ettoad  fc^Ied^t^tu  Sov^aubencd 
uub  abfolut  ^eoM  no^m;  loäbnnb  ba9  gauje  S)afetn  berfelben  ton 
&xm\i  m9  relativ  unb  ein  bIogci9  dtefultot  ober  ^^änomen  M  i^x 
)um  ©runbe  liegenben  £>efeni^  an  ftc^  ifl,  —  ober  mit  onbem  SBorten, 
bafi  er  eine  iDntologie  conflmule,  n)o  er  bIo9  ju  einer  2)ianoio" 
loflic  ©toff  ^atte.    ^3ß-  U,  327.) 

2)C¥  alte,  uon  Jtant  umgejiogtne  I^ogmati^mud  i|t  tranöfcenbent, 
lubtm  ev  über  bie  Seit  ^tnau^e^t,  um  fie  aud  etnmd  Hnberem  ju 
evlltt\tn;  ev  mac^t  fie  jur  $olge  eine^  ©runbed,  auf  totldfm  er  aud 
ibv  {(fließt,  wabvenb  ed  bo(^  allein  in  ber  SBelt  unb  unter  Soraud« 
\<^\\\\i  bevfelbett  ©rünbc  unb  folgen  giebt.    (^.  I,  142.) 

a)  iB^arum  alle  ^^ilofop^ie  }uerfl  3)ogmoti9mnd  ifl. 
<Him  ^^bil^l^^i^^^  ^<^b  ber  dnteüect  angewenbet  auf  ettoaö^  loogu 
(V  gav  uic^t  gemad^t  unb  berechnet  ift,  nämlic^  bad  S)afein  überhaupt 
uub  au  fl(^.  ^n  erfier  Serfud^  ift  nun  natürlich,  bie  ©efel^e  ber 
iSv|(b<iuMiig  ^bie  i^m  eigent^Umli^  flnb)  anjunienben  auf  bad  S)afeiu 
übevbauvt,  olfo  haiB  2)afetn  an  fic^  gu  conftruiren  nad^  ©efe^en  ber 
bWfiai  ^fc^einung,  ).  9.  Anfang,  Snbe,  Urfa^e,  ^md  hc9  2)afeind 
ilberb^uvt  )u  fn(^en.  2)a^er  ifl  iebe  $^tIofop^ie  }uer{l  2)ogmati<$' 
mu9,  9Iad^  beffen  iDliglingen  unb  bcm  SDart^un  biefe«  SRipngen^, 
UKldb^  ber  @feptici0mud  ift,  tritt  fpttter  ber  Jtriticidmu«  ein. 
(^  297;    ?.  n,  90 

■ognitn. 

1)  (Sinftuglofigleit  ber  2)ogmen  auf  bie  ©efinnung. 

Sffieil  bie  Xugenb,  b.  ^.  bie  ©Ute  ber  ©efinnung,  nic^t  oud  ab« 
fhracter,  begrlffli^er  Srfenntnig  ^erDorge^t,  fo  flnb  bie  obfiracten  !Z)ognien 
o^ne  (Einfluß  auf  bie  eigentlid^e  3:ugenb;  bie  fatfc^en  S)ogmen  ftören 
fie  nic^t,  unb  bie  loa^ren  beförbern  fte  fd^roerlic^.  Q^ax  auf  bad 
$anbeln,  bad  äugere  S^^un,  fbnnen  bie  SDogmen  ate  iDlotit^e  fiarfen 
6influ§  ^aben;  aber  bamit  iß  bie  ©efinnung  nxd^t  gettnbert.  iröotiDc 
Mnnen  überbauet  nur  bie  Kid^tnng  beö  äßidend,  nte  i^n  felbß  iinbern. 
aßie  bie  2)ogmen  ba^er  anäf  al9  9Rotit)e  ben  äBillen  (enfen  mögen, 
fb  iß  babei  bennoc^  immer  bie  tuefentlic^e  SBefc^affen^eit  be^  SßiQend 
biefelbe  geblieben.    (3B.  I,  434  fg.) 

2)  Sigentlid^erSßert^  ber!Dogmen  für  bie  ÜRoralität. 
3)ie  2)ogmen  ^aben  für  bie  9}?ora{ität  b(o9  ben  äBertb,  bag  ber 

aud  intuitiocr  Srienntniß  fc^on  S^ugcnb^afte  an  i^ncn  ein  @d^ema,  ein 
Formular  f^at,  nad^  n^elc^em  er  feiner  eigenen  Sernunft  bon  feinem 
nic^t  egoifKfc^cn  S^^un,  beffen  äBefen  er  ni^t  begreift,  eine  meifien^ 
nur  fingirte  Siec^enfd^aft  ablegt,  bei  meld^er  er  fie  gettiö^nt  ^at  ftc^ 
jufrieben  jn  geben.    (9B.  I,  435.) 

Sei  guten  2:^aten,  bereu  Sludttbcr  ftc^  auf  iDogmen  beruft,  mng 
man  immer  unterfc^cibcn ,  ob  bicfe  !S)ogmen  aud^  nyirtlit^  bad  SRotit) 


a)on  Ouijotc    —    2)rama  131 

hain  fiiib,  ober  06  fte  nic^td  koeiter  ald  bie  [(^einbare  S^ed^enfd^aft 
ftnb,  bur^  bie  dener  feine  eigene  Setnunft  }u  befriebigen  fuc^t,  über 
eine  aud  ganj  anberer  OueHe  fliegenbe  gute  Zi^at,  bie  er  vollbringt, 
meil  er  gut  iß,  aber  nic^t  gehörig  }u  erflären  oerfie^t.    (2B.  I,  436.) 

Oon  Clui|ott. 

£on  Ouijiote  aQegoriftrt  bad  uneben  |ebed  SO?enf(^en,  ber  nic^t,  toie 
bie  Süiberen,  b(o^  fein  perfönlic^ed  2A^n  beforgen  tuiQ,  fonbern  einen 
o6j[ectit>en,  ibealen  Stotd  verfolgt,  nield^er  ft^  feinet  S)enfend  unb 
üSoOend  bemäd^tigt  ^ot;  koomit  er  fic^  bann  in  biefer  SEßelt  freilid^ 
fonberbar  aufnimmt.    (SB.  I,  284.) 

Oramct. 

1)  SDa^    S)ranta    verglichen    mit    ber   (^rifc^en    unb 
e))if(^en  $oefie« 

SQSie  in  ber  t^rifc^en  ^oefie  bad  fubjective  (SIement  vor^errfc^t,  fo 
ifl  bagegen  im  üDrama  bad  objective^allein  unb  audf^Iieglic^  Vorlauben. 
3toif(^en  beiben  ^at  bie  epifi^e  ^efle,  in  allen  i^ren  formen  unb 
SDtobipcationen,  von  ber  erjö^Ienben  9{oman}e  bi^  }um  eigentlichen 
Spo9,  eine  breite  SRitte  inne.  2)enn  obtt)o^(  fie  in  ber  $)auptfa(^e 
objectiv  iß;  fo  enthält  fte  bod^  ein  balb  me^r  balb  nünber  ^erVor« 
tretenbed  fnbiectived  (SIement,  kvelc^e^  am  Xon,  an  ber  gorm  beö 
Sortragd,  tvie  aud^  an  eingefhreuten  9tef(e^ionen  feinen  Su^brud  finbet. 
Sßir  verlieren  nic^t  ben  üDid^ter  fo  ganj  au9  ben  Singen,  mz  beim 
S)rama.  (SEB.  n,  492.)  2)ad  2)rama  ift  bie  objectivße  unb  in  me^r 
ate  einer  $infi(^t  Vollfommenfie,  aud§  fc^koierigfie  ©attung  ber  ^oefte. 
(SB.  I,  293.) 

2)  Qtotd  bed  3)ramad. 

Z)er  S^td  bed  3)rama9  ifl,  und  an  einem  Seifpiel  gu  jeigen,  toad 
bQ9  SBefen  unb  üDafein  bed  iD^enfc^en  fei.  ü)abei  fann  nun  bie  trau>> 
rige  ober  bie  ^eitere  @eite  beffelben  und  }ugen)enbet  n)erben,  ober  aud^ 
bereu  Uebergänge.    (SB.  U,  492.) 

3)  iDtittel  3ur  @rreid^ung  bed  S^td9  bed  S)ramad. 
dn  ben  me^r  objectiven  jDi^tungdarten,  befonberd  beut  @pod  unb 

3)rama,  mxh  ber  B^^^f  ^^^  Offenbarung  ber  Obee  ber  SRenfd^^eit, 
befouberd  burc^  jmei  äRittel  erreid^t:  burc^  richtige  unb  tiefgef agte 
^Dorfiellung  bebeutfamer  S^araftere  unb  buxä)  @rfmbung  bebeutfamer 
Situationen,  an  benen  fie  ftc^  entfalten.    (993.  I,  296.) 

3)er  bem  SDrama  mit  beut  (Spo9  gemeinf^aftlic^e  B^td,  an  be* 
beutenben  (S^araTteren  in  bebeutenben  Situationen  bie  burc^  beibe 
ifetbeigefU^rten  augerorbentlic^en  $)anblungen  barjttfiellen,  kvirb  vom 
3)id)ter  am  voQfommenfien  erreicht  koerben,  mmx  er  und  }uerfl  bie 
Q^arattere  im  Buftcmbe  ber  9{u^e  vorführt,  in  toelc^em  blod  bie  aDge^ 
meine  Färbung  berfelben  flc^tbar  kvirb,  bann  aber  ein  äRotiv  eintreten 
Ugt,  melc^ed  eine  $anblung  herbeiführt,  aud  ber  ein  neued  unb  ßärfered 
3)^otiv  entfielt,  »cld^ed  kvieber  eine  bebeutenbere  $)anblung  hervorruft, 
bie  mieberum  neue  unb  immer  flärferc  SDtotive  gebiert,  mobur(^  bann, 

9* 


122  2)ia(o8    —    S)ianoio(ogtc 

9t^etorif  M  dtebend  ju  Stelen;  alfo  entfprec^enb  bem  (Singular, 
S>ttal  unb  ^UxaA,  voxt  aud^  bem  9RonoIog^  2)ta(og  nnb  ^neg^rifu^. 
(SB.  n,  112.) 

]Kal00. 

1)  Sßarum  tiefe  äßa^r^eiten  nic^t  auf  bem  Sßege  be0 
IDialogö  2^  S^age  gefSrbert  toerben. 

3ur  eigenen  ernfllid^en  9Rebitation  Der^t  fi(^  bo9  @t^pxä(ff  mit 
einem  Slnbern,  roie  eine  Sßafd^ine  ju  einem  lebenbigen  Drganidmud. 
Senn  nur  bei  erfierer  ifl  Slled  »ie  and  (Einem  @tüct  gefc^nitten; 
ba^et  t9  voUt  Jtlar^eit,  iDeutlid^feit  unb  toasten  3ufttmmen^ang^  |a 
(Einheit  erlangen  fann.  Seim  anbem  hingegen  nierben  heterogene  @ttt(fe, 
fe^r  üerf^iebenen  Urfptungd,  an  einanber  gefügt  unb  »irb  eine  getoiffe 
(Einheit  ber  Semegung  er}iDungen;  bie  oft  unern)artet  floA.  97ur  fld^ 
felbfl  n&mlic^  berfle^t  man  ganj;  anbere  nur  ^a(6.  üDenn  man  fann 
ed  ^öc^flend  jur  ©emeinfc^oft  ber  Segriffe  bringen,  nid^t  aber  }u  ber 
ber  biefen  jum  ®runbe  (iegenben,  anfc^auUc^en  %uffaffung.  !Z)a^er 
toerben  tiefe,  ))^iIofop^if(^e  Sßa^r^eiten  »o^I  nie  auf  bem  Sege  ht9 
ganeinfd^aftlid^en   3)enfend,   im   2)iaIog,   ju  Xage   geförbert   n)erben. 

OP.  n,  7.) 

2)  3Bo}U  ber  !Z)ia(og  bienlit^  ifl. 

SDad  gemeinfc^aftlid^e  2)enlen,  im  SDialog,  ifl  fe§r  bienlic^  gur 
Sotübung,  jnm  aufjagen  ber  Probleme,  jur  Sentitation  berfelben,  unb 
itac^^er  jur  Prüfung,  Sontrole  unb  ftritil  ber  aufgcfleüten  Söfung* 
dn  biefem  €inne  ftnb  aud^  $Iato'«  ®ef))rä(^e  abgefaßt.    ($.  II,  7.) 

3)  S)er    gefd^riebene    üDialog    al9    Sorm    ber   ÜRit« 
t^eilung. 

9[te  Sonn  ber  SRitt^eilung  p^ilofop^ifd^er  ®ebanfcn  ifl  ber  ge* 
fc^riebene  !CiaIog  nnr  ba  jioetfmttgig,  tt)0  ber  ©egenflanb  )tt)ei,  ober 
mehrere,  gau)  Derfc^iebene,  nio^I  gar  entgegengefe^te  Snfic^ten  }ulä§t, 
über  toetd^e  cntn^eber  bad  Urt^ei(  bem  Sefer  an^eim  gefleHt  bleiben  foO, 
ober  »elc^e  2uf<tnimengenommen  flc^  jum  toOflänbigen  unb  rid^tigen 
Serflänbnig  ber  ®ad^e  ergttnjeu.  S^m  erflem  %aU  gehört  aud^  bie 
äBiberlegung  erhobener  Sinmürfc.  !Die  in  folc^er  abfielt  gemä^Ite 
biologifd^e  ^rm  mug  aber  atdbann  baburc^,  ba§  bie  Serf(^iebett^it 
ber  Snfic^ten  bon  ©ntnb  an9  ^ert)orge^oben  unb  herausgearbeitet  ift, 
ä(^t  bramatifc^  merben;  t9  muffen  loirflid^  ^mi  fpred^en.  D^ne  ber* 
gleichen  Xbfid^t  ifl  fie  eine  müßige  Spielerei,  mie  meiflenS.    ($.  II,  8.) 

Biftttoiol00te. 

1)  ©egenflanb  ber  2)ianoio(ogie. 

S)ie  S)ianoioIogte  ober  SerflanbeSle^rc,  ein  3^ei(  ber  (Sriennt- 
nigle^re,  l^at  )um  ©egenflanb  i^rer  Setra^tung  bie  primören, 
b.  i.  bie  anfc^ anliefen  Sorflenmigen.  ($.  n,  19.)  (Serg(.  9n- 
ff^auung  unb  Serflanb.) 

2)  3uv  ©efd^i^te  ber  2)ianoiologie. 

Die  9Dianoio(ogte,  koeld^e,  aM  9{efultat  ber  gorfd^ungen  be«  Carteftu«, 


S>ici^ten    —    2>ing  an  ^df  123 

bor  Staat  gegeben  ^t,  fmbet  man  en  resume  tmb  mit  naber 
J>üsäiäfltit  borgcftgt  in  Muratori  della  fantasia,  (Sc/p.  1—4  unb  13. 
2)00  ®an)e  ift  ein  9teft  üon  Orrt^ümern.  dene  gouje  3)ianoio(ogte 
mib  $f9(^o(ogte  ift  auf  ben  falfc^en  Sartefanifd^en  ^ati^mu^  gebaut. 
(?.  I,  84.) 

S)ie  ftritif  ber  reinen  Sernunft  ^at  bie  Dntologie  in  SDianoio« 
logie  tiertoimbett.    ($.  I,  89.) 

WidilUn^  Sitztet  nrCt  llid)tkiin^,  f.  $oefie. 

•ilrttonitn. 

1)  äBoranf  bie  ©eringfc^ä^ung  ber  üDilettanteu   6e« 
ru^t. 

Z)i{cttanten  —  fo  locrben  S)ie,  meiere  eine  SBiffenfc^aft  ober 
Jhmß  an9  Siebe  ju  i^r  unb  Sreube  an  i^r  treiben,  mit  ©eringf^tt^ung 
genannt  Don  !Z)enen,  bie  fid§  be^  ®ett)inned  falber  barauf  gelegt  §aben; 
tpeil  fie  nur  ba9  @elb  betectirt^  bad  bamit  }u  Derbienen  ifl.  2)iefe 
©cringf^a^nng  beruht  auf  i§rer  niebertrttc^tigen  Ueberjengung  ^  ba§ 
Seiner  eine  ®a(^e  emfUic^  angreifen  mxit,  totxm  i^n  nid^t  92ot^, 
junger,  ober  fonß  »elc^e  ®ier  ba}u  anf))omt.  S)a0  publicum  tfl 
beffelben  ©eifle^  unb  ba^er  berfelben  äffeinung;  ^ieraud  entfpringt  fein 
bim^gSngiger  Slefpect  oor  ben  ,,Seuten  bon  ^aif''  unb  fein  Snißtvauen 
gegen  ^Dilettanten.    ($.  n,  515  fg.) 

2)  8or}ug  ber  !Z)iIettanten  bor  ben  Seuten  oon  %a(!^. 
3n  9Bo^r§eit  ifi  beut  3)i(ettanten  bie  ©ac^e  B^^^^  ^^^  SKanne 

bom  %adf  aU  fold^em  blod  SRittet;  nur  Z)er  aber  n)irb  eine  ®a(^e 
mit  ganjem  Smfie  treiben,  bem  unmittelbar  an  i^r  gelegen  ifjt  unb  ber 
fxit  au«  Siebe  ju  i^r  bamit  befc^öftigt,  fie  con  amore  treibt.  Son 
@oId^en,  unb  nic^t  oon  ben  So^nbienem,  iß  flet«  ha9  ®r0ßte  au^ge« 
gangen.    ($.  II,  516.) 

Sing  an  fidf. 

1)  3)ie  Snna^me  bed  !Z)inged  an  fi(^. 

Die  Vnna^me  eine«  Dinge«  an  flSj  hinter  ben  (Erfc^einungen,  eine« 
realen  ftent«  nnter  fo  btelcn  ^üden,  ifl  feine^meg«  untta^r;  ba  oiel* 
me^r  bie  Sbleugnung  beffelben  abfurb  märe.    ($.  I,  96.) 

2)  @egenfa$  jmifd^en  üDing  an  fic^  unb  (Srf^einung. 
3)ing  an  fi(^  bebentet  ba«  unabhängig  oon  unferer  9Baf|mel^mung 

Son^anbene,  a(fo  ba«  eigentlich  @eienbe.  {%  II,  97.)  Srfc^einung 
^fit  SorfteOnng,  unb  meiter  nic^t«;  aOe  i93orßeaung,  aUe«  Dbject 
^  Srfd^einnng.  3)a«  2)ing  an  fid^  ift  bur^au«  nic^t  SSorfieüung, 
fonbem  toto  genere  bon  i^r  berf Rieben;  e«  ift  S)a«,  toobon  aOe 
Socficanng,  ade«  Obfect  bie  (£rf(^einuiig,  bie  Si^tbarfeit,  bie 
Obiectitfit  i(l.  S«  iß  bo«  dnnerße,  ber  Aem  jebe«  (Sinaelnen  unb 
*enfo  be«  ®anjen.  (®.  I,  37.  41.  131.  517;  II,  8.  216.)  ©a« 
^ing  an  fid)  iß  bon  feiner  (Srfc^einung  g(tn}(id^  berfc^ieben  unb  bWig 
frei  bon  allen  formen  unb  ®efe^en  berfetben,  in  meiere  e«  eben  erß 
(mge^t,  tnbem  e«  crf^eint,  bie  ba^er  nur  feine  Dbiectität  betreffen, 


124  ©ing  an  ftc^r 

i^m  felbfl  fretnb  flnb.  (ffi.  I,  118.  134.  144.  152;  U,  568. 
%  l,  93.)  üDa^  3)ing  an  f{(^  ift  bte  natura  naturans,  bie  (Er« 
f^einung  bie  natura  naturata.  {%  U,  98.)  üDer  Unterfd^ieb  stt)if(^en 
2)tng  an  ft(^  unb  (Svft^cinung  läßt  fic^  auc^  audbrUden  ate  ber 
jmif^en  bem  innerlichen,  fubjecttoen  uub  beut  ttugerltd^en;  obiecti« 
üen  SaSefen  eine«  S)inged.  (^.  n,  100,  anmerhtng.)  SDo«  Sn«  unb 
t$ürfl(^fetn  j[cbe9  S)tnged  mug  not^toenbig  ein  fnbjectioe«  fein;  in 
ber  SorfteÜung  eine«  Slnbem  hingegen  fielet  e«  eben  fo  not^toenbig  al9 
ein  objectiüe«  bo;  ein  Unterfc^ieb,  ber  nie  ganj  au^geglid^en  loerben 
fann.    (SB.  U,  217.) 

3)  Stuf    nielc^em    SBege    allein    jur    (Srfenntnig    bcd 
S)inge«  an  ft^  }u  gelangen  ifl. 

X)a  ber  (Ba^  t}om  ©runbe  feine  unbebingte  ©ttitigfeit  t)or,  auger 
unb  über  aller  Sßelt  ^at,  fonbern  nur  eine  relatibe  unb  bebingte,  aUein 
in  ber  (Srfc^einung  gettenbe,  fo  fann  ba«  innere  SBefen  ber  3Belt, 
ha9  S)ing  an  fid),  nimmer  an  feinem  Seitfaben  gefunben  »erben. 
(SB.  l,  38  fg.) 

Ueber^au^t  ifi  ba«  3)ing  an  fid^  auf  bem  SEßege  ber  rein  objec« 
ttt}en  Srfenntnig  nimmermehr  ju  errei^en,  ba  biefe  immer  SorfleDung 
bleibt,  aü  folc^e  aber  im  @ub)ect  tourjelt  unb  nie  ettua«  üon  ber 
SorfleOung  njirflic^  Serfd^iebene«  liefern  fann.  ©onbern  nur  baburc^ 
fann  man  }um  S)inge  an  flc^  gelangen,  bag  man  bie  unniittelbore 
(Srfenntnig,  meldte  deber  t)om  tnnem  SBefen  feiner  eigenen  leiblichen 
(Erfc^einung  ^at,  auf  bie  übrigen,  lebiglic^  in  ber  objectiDen  %nfd^auung 
gegebenen  @rfd^tnungen  analogif^  übertrügt  unb  fo  bie  ®e(bfterfenntnig 
ald  @c^(üffe{  }ur  (Srfenntnig  be«  innem  Sßefend  ber  S)inge,  b.  ^.  ber 
S)inge  an  fid^  fe(bfl,  benu^t.  3"  ^i^f^^  ^(fo  '^^n  man  nur  gelangen 
auf  einem  Don  ber  rein  objectiDen  (Srfenntnig  ganj  Derfd^iebenen  SBege, 
inbem  man  bad  ©elbfibemugtfein  jum  9[n«Icger  be«  Sekougt« 
fein«  anberer  SDinge  mad^t.  S)ie«  ift  ber  allein  re^te  9Beg,  bie 
enge  Pforte  jur  SBaHrit.  (^.  I,  100  fg.  SB.  II,  14.  218  fg. 
I,  118  fg.    ®.  83.   ^.  I,  84.    9?.  91.   ffi.  I,  517.) 

4)  dn  toelc^em  ©inne  ber  SBiOe  al«  ba«!3)ing  on  fic^ 
}U  betrad^ten  iß. 

S>a«  !Ding  an  ftd^,  toelc^e«  al«  folc^e«  nimmermehr  Object  ift,  eben 
»eit  alle«  Object  fc^on  mieber  feine  bloge  Srfc^cinung,  nidbt  me^r  e« 
felbft  ift,  mugte,  toenn  e«  bennoc^  objectit)  gebac^t  »erben  foute,  97amen 
unb  Segrtff  Don  einem  Object  borgen,  Don  etkoa«  irgenbmie  objectiD 
©egebenem,  foIgIi(^  Don  einer  feiner  (Erfd^einungen;  aber  biefe  burfte, 
um  al«  Serftänbigung«punft  3u  bienen,  feine  anbere  fein,  al«  unter 
allen  feinen  i^d^einungen  bie  DoOTommenfte,  b.  ^.  bie  beuäid^fte,  Dom 
(Srfennen  unmittelbar -{beleuchtete.  2)tefe  aber  ifl  be«  iD2enfd^en  SBille. 
ÜDie  9e}ei^nung  be«  3)inge«  an  fid^  al«  SBitle  ifl  }»ar  nur  eine 
denominatio  a  potiori,  eine  Benennung  be«  @enu«  nad|  ber  Dorjüg- 
lic^ften  ©pecie«,  tuoburd^  ber  Segriff  SBiQe  eine  grögere  9u«be^ung 
erhält,   al«   er  bi«^er  ^otte;    aber  biefe  9[u«be^nnng  ifl  toegen  ber 


S)tng  CM  fxd^  125 

dbentität  itd  SBefend  j[eber  itgenb  flrebenben  unb  »irfenben  jtraft  in 
ber  9Iatttr  mit  bem  SEBillen  eine  berechtigte.    (S93.  I,  181  ff.) 

3>ie  äBa^rnedmung,  in  ber  toir  bie  Stegnngen  unb  Sfctc  bed  eigenen 
WxUtn9  erfennen,  ift  eine  bei  SBeitem  unmittelbarere,  ate  jebe  anbere; 
fie  iß  ber  $nnit,  »o  bad  3)ing  an  ftc^  am  unmittelbarfien  in  bie 
(Srfd^einnng  tritt  unb  in  gr9§ter  9Ifi^e  tiom  erlennenben  ©ubject  be« 
leuchtet  mirb;  ba^er  thtix  ber  alfo  intim  erfannte  Vorgang  ber  Sludleger 
iebed  anbem  ju  »erben  einjtg  unb  allein  geeignet  ifi.  !3Denn  bei  jebem 
hervortreten  eined  S93iOen«acted  an9  ber  bunfeln  £iefe  unfere^  dnnern 
in  ba9  er!emienbe  Setuufitfein  gef(^ie^t  ein  unmittelbarer  Uebergang  bed 
anger  ber  3«^^  liegenben  3)inge«  an  ftd^  in  bie  (£rfd)einung.  ^Sbemnac^ 
ifl  jtoar  ber  äBiUen^ct  nur  bie  näd^ße  unb  beutli^ße  (Srfd^einung 
M  !iDinged  on  fi((;  bo(^  fotgt  ^ierau^,  ba§  toenn  alle  übrigen  Sr« 
f(^einungen  ebenfo  unmittelbar  unb  innerlid^  t}on  und  crTannt  »erben 
(Bunten,  loir  fie  für  eben  bad  anfprei^en  mügten,  »ad  ber  SiDe  in 
m9  ifl.  dn  biefem  @inne  a(fo  ifl  ha9  innere  äBefen  eined  jieben 
S)inged  aM  SBiUe  auf}uf äffen  unb  ber  SBiOe  bad  2)ing  an  fl^  i^ 
nennen,  ftantd  Se§re  oon  ber  Unerfennbar!eit  bed  S)inge8  an  fic^ 
totrb  ^ieburc^  ba^in  mobificirt,  baß  baffetbe  nur  nid^t  f^Ied^t^in  unb 
bon  ®runb  an9  erlennbar  fei,  bag  iebod^  bie  bei  Sßettem  unmittelbarfle 
feiner  Srf^cinungen  ed  für  und  vertritt,  unb  »ir  fonac^  bie  gonje 
SBelt  ber  (Srfc^etnungen  jurüdiufü^ren  ^aben  auf  biejenige,  in  »elc^er 
bad  Sing  an  fic^  in  ber  aOerleic^teflen  Ser^üQung  fid^  barfieüt  unb 
nur  noc^  in  fofern  (Erfd^einung  bleibt,  ald  mein  dnteDect,  ber  allein 
bad  ber  SrTenntntg  Sft^ige  ifl,  von  mir  a\9  bem  SBoDenben  no^  immer 
unterfc^ieben  bleibt  unb  au(^  bie  (Erfenntnigform  ber  B^it,  fetbfl  bei 
ber  innem  $erce))tion,  nic^t  obtegt.    (9B.  U,  221.) 

5)  SBarum   unfere    Srfenntnig    bed    ^inged    an    fic^ 
leine  erfc^öf^fenbe,  abäquate  ifl. 

3)ie  innere  SEBa^me^mung ,  loelc^e  »ir  von  unferm  eigenen  9Befen 
^aben,  ifl  }ttiar  ber  einjige  9Beg,  jur  (£rfenntni§  bed  SBefend  an  fid^  ber 
3)inge  ju  gelangen;  aber  biefe  (Erlenntnig  i^  (eine  erf(^ö))fenbe, 
ftbSquate.  Denn,  obgleid^  bie  ®elbfler(enntmg  eine  unmittelbarere 
ift,  ate  bie  ber  Vugenbinge,  fo  ifl  fie  boc^  leine  ganj  unmittelbare, 
ba  auc^  fie  noc^  an  bie  Sorm  ber  ^orflellung  gebunbene  2Ba(|r« 
ne§mung  ifl  unb  ate  fold^e  in  ©ubject  unb  Dbject,  in  ein  Sr(ennenbed 
mib  (Sr(annted  serfttUt.  9[Ifo  au^  in  ber  innem  Sr(enntnif^  ftnbet 
no(^  ein  Unterfd^ieb  Statt  -iUiifd^en  bem  @ein  an  fid)  i^red  Objecto 
unb  ber  Sßa^me^mung  beffelben  im  er(ennenben  @ubject.  deboc^  ifl 
bie  innere  (Erfenntnig  von  jteri  formen  frei,  mlijt  ber  äußern  an» 
§Sngen,  nttmlid^  von  ber  bed  9taumed  unb  ber  Sanfalitüt.  $in' 
S^gen  bleibt  nod^  bie  $orm  ber  3tii,  toit  and^  bie  bed  (Sr(anntn)erbend 
ttttb  (Er(ennen0  über^an))t.  Demnach  ^at  in  biefer  innem  iEr(enntnig 
bod  S)ing  an  fi(^  feine  ©d^Ieier  gtoar  großen  2:§eild  abgemorfcn,  tritt 
^ier  bo(^  Mdf  nxdft  ganj  nadt  auf.    (993.  11,  220.  563  fg.) 

SBenn  ed  aud^  mittelfl  ber  93er(nüpfung  ber  nac^  äugen  gerichteten, 


126  2)in9  an  fi^ 

objiectioen  (Srlenntni§  mit  ben  3)ati9  bcd  ©ettfibettugtfeind  mSgüA 
»trb,  )u  einem  geioiffett  SJerfittnbnig  ber  Seit  unb  bed  Sßefend  an  fi^ 
ber  üDinge  )u  gelangen;  fo  »itb  biefed  hoif  nur  ein  fe^  limitirte^, 
gan)  mittelbare^  unb  re(atit)ed,  nttmlid^  eine  paraboUf^e  Udber« 
fe^ung  in  bie  formen  ber  (Srfenntniß,  alfo  ein  qüadain  prodire 
tenus  fein,  me((^ed  \ttt9  noc^  t)ie(e  Probleme  ungelöft  übrig  laffcn 
mn^.    (SB.  n,  327.) 

Die  ttoOfommenfie  (Erfemibarfeit,  b.  ff.  bie  größte  filar^eit,  S)ent« 
lic^fett  unb  erf(^9{>fenbe  ^rgrünblic^feit  fommt  nur  S)em  )u,  »a9  ber 
Srfenntnig  al9  f  old^er  eigen  ift,  atfo  ber  otiriorifc^en  $orm  ber  (Er« 
fenntnig,  nid^t  aber  2)em,  toa^,  an  fl<^  ni^t  ^rfteOung,  nic^t 
Dbject,  erfl  burc^  ba«  Stnge^en  'in  biefe  formen  erfcnnbar,  b.  ^. 
SorfleQung,  Object  gen)orben  i^.  deber  On^alt,  ben  bie  formen  be- 
fommeu,  enthält  fd^on  tttoaß  nic^t  me^r  DoÜflänbig  feinem  ganjen 
äSSefen  nac^  Srfennbared,  atfo  etn^ad  ®ninb(ofe9,  moburc^  fogleic^  bie 
(Srfenntnig  an  (St)iben3  )>erliert  unb  bie  tioSfonraiene  Z)nr(^fi(j^tigleit 
einbiigt.  !Z)iefed  ber  Srgrünbung  fi^  (Snt}ie^enbe  ifi  eben  ba9  j&ing 
an  fld),  ift  ba^ienige,  load  mefentli^  nid^t  Sorfiellung,  nt(^t  Dbject 
ber  (Srfenntnig  ifl,  fonbem  erft  inbem  e^  in  jene  %oxm  einging,  er« 
fennbar  getoorben  ifl.    (SB.  I,  144.) 

!D(e  6rfenntni§  unb  bie  Vielheit,  ober  dnbiDibuation,  flehen  unb 
faOen  mit  einanber,  inbem  fle  fid^  gegenfeitig  bebingen.  $ieraud  i{l 
3u  f^Iießen,  baß  jenfettd  ber  Srfc^einung,  im  äßefen  an  fic^  aDer 
S)inge,  meinem  3cit  unb  9?aum,  unb  bed^alb  auc^  bie  Vielheit  fremb 
fein  mug,  au^  feine  Srfenntnig  Dor^anben  fein  fann.  (Sin  „^xltmtn 
ber  Singe  an  fic^''  im  {foengflen  ®inne  bed  SBort9,  todre  bemnac^ 
f^on  barum  unmi5gn(i^,  nieil,  too  bad  SBefen  an  f!(^  ber  Dinge  an* 
fängt,  bad  (Srfennen  megfflDt,  unb  aUe  (Srfenntniß  fc^on  gmnbmefentlid^ 
bloö  auf  (grfc^einungcn  ge^t.    (®.  U,  311.) 

Die  obiectit>e  «nftc^t  be«  duteUect«  (f.  OnteUect),  loe^e  eine 
@enefid  bcffelben  enthält,  ma^t  begreiflid^,  baß  er,  oudfd^Iießlic^  3u 
praftifc^en  S^ieden  beftimmt,  ba9  bloße  3Rebium  ber  Wlotit>t  x% 
mithin  burc^  rid^tige  DarßeOung  biefer  feine  Sefiimmung  erfüllt,  unb 
baß,  nenn  )oir  an9  bem  ^omple^  unb  ber  ©efe^müßigfeit  ber  hierbei 
ftc^  und  obiectit)  barflellenben  (Srfc^etnnngen  bad  Sßefen  ber  Dinge  an 
[xd)  fclbft  )u  confhttiren  unternehmen,  biefed  auf  eigene  (Sefa^r  unb 
Serantn)ortIi(^feit  gefc^ie^t«  Unfer  dnteUeot,  urfprttnglul^  nur  benimmt, 
einem  inbioibueOen  äBiOen  feine  fleinlic^en  3^^^^  oorju^lten,  faßt 
bemgemttß  bloße  9tetationen  ber  Dinge  auf  unb  bringt  nic^t  in  i^t 
•dnnered,  in  i^r  eigene^  SEBefen;  er  ifl  bemnac^  eine  bloße  gläc^entraft, 
haftet  an  ber  £)berfltt<^e  ber  Dinge  unb  faßt  bloße  spedes  transitivas, 
nid^t  ha9  toaS^xt  SBefen  berfelbcn.  ^teraud  eben  etttf|)ringt  ed,  baß 
mir  fein  einjiged  Ding,  anif  nidft  bad  einfad^fie  unb  geringfie,  bur4 
unb  burc^  üerfie^en  unb  begreifen  fönnen,  fonbern  an  jebem  etn)ad  un9 
t)50ig  Unernttr(i(^e9  übrig  bleibt.    (98.  n,  324  fg.) 


2)mg  an  fid^  127 

6)  S)a«2)tQg  an  fid^  in  ber  ©efd^id^te  bcr  $l^t(ofopl^te. 

3>ie  Unterfc^eibung  }toif(^  Stfc^einung  nnb  Sefen  an  m  ber 
ÜDinge  mar  isi  ©ntnbe  ju  aDen  S^Un  ha,  mutbe  nur  meiflcnd  fe^ 
itnooOIonimen  }um  SetDußtfein  gebraut  unb  ba^er  ungenügenb  an^ge* 
\ptodfin,  trat  fogar  oft  in  feltfamer  ScrHetbung  auf.    (2B.  II,  195.) 

3)em  j&emotritod  »ar  bad  S)tng  an  fid^  bie  geformte  äRaterie; 
ba^  €c{be  mar  ed  im  ®mnbe  noc^  bem  Sodfe;  Tanten  mar  e^  =  x; 
ei^opcn^auern  ifl  ed  Sßille.  {%  U,  97.)  (Sine  auffaOenb 
bentli«]^  unb  beftimmte  Unterfc^eibung  beö  2)inged  an  fid^  Don  ber 
(Srf Meinung,  eigenttid^  fogar  fc^on  im  ftant'f<^en  ©inne,  finben  mir 
in  einer  @telle  be^^orp^t^riu«,  me%  @tobtfn«  (Eclog.  L.  I,  c.  43, 
Fragm.  3)  un9  aufbema^rt  ^t.    ($.  U,  98.) 

Xanten  jufolge  ift  ha9  bon  unferm  SorfieSen  unb  beffen  9[))))arat 
nnab^öngige  Sßefen  ber  S)inge,  metc^ed  er  bad  S)ing  an  fic^  nennt, 
alfo  ba<  eigentltd^  ^calt,^  im  ©egenfa^^  be^  dbealen,  ein  Don  ber 
fid^  un9  anfd^aulic^  barfietlenben  ©eflalt  ganj  nnb  gar  i9$erf(^iebene9, 
bem  fogar,  ba  e^  Don  Staum  unb  ^tit  unabhängig  fein  foQ,  eigentlich 
meber  Xu^be^nung,  nod^  ÜDaner  6ei}u(egen  ifl;  obmo^t  ed  allem  2)em, 
ma^  Xn^be^nung  unb  2)auer  ^at,  bie  Sraft  bajufein  ert^eilt.  Hud^ 
@{>ino)a  ^at  bie  ©ac^e  im  allgemeinen  begriffen,  mie  ju  erfe^en 
aud  Eth«  P.  n,  prop.  16,  mit  bem  2ten  Coroll.,  auc^  prop.  18, 
schol.  —  S)a9  Sode'fc^e  S)ing  an fic^  (9tea{e  im  ©egenfa^  bed  dbea(en) 
ifi  im  ®runbe  bie  SDtaterie,  }mar  entbUgt  Don  aUen  ben  (Sigen- 
f(^aften,  bie  er,  al9  fecunbaire,  b.  ^.  burc^  unfre  Sinnesorgane  bebingte, 
befeitigt;  aber  boi^  ein  an  unb  für  f{(^  aU  ein  S(udgebe]^nted  u.  f.  m. 
(S^ßirenbeS,  beffen  bloger  Steflc^  ober  übbilb  bie  SorfieKung  in  und 
fei.  !Diefe9  Dermeinte  Steale  Sodfe'S,  bie  ÜRaterie,  ge^t  j[ebo(^  nad^ 
ftant  unb  ©(^opcn^auer  gan)  unb  gar  in  baS  dbeale  unb  bamit  in 
batf  ©ubject  jurttdC;  b.  ^.  ed  e^rißirt  aOctn  in  ber  SorfieDung  unb  für 
bie  «orflettung.  (^.  I,  17  fg.  94.  SB.  II,  23.)  Die  gronjofen  flnb, 
burc^  ben  frühem  (Sinflug  Sonbitlacd  im  ©runbe  noc^  immer 
Sodianer.  ÜDa^er  iß  i^nen  bad  S)ing  an  ftc^  eigentlid^  bie  ÜRaterie, 
aus  bereu  ©runbeigenfc^aften,  mie  Unburc^bringlid^feit,  ©eßalt,  $ärte 
unb  fonflige  primary  qaalities  ^M  in  ber  9Bc(t  julc^t  erQ&rbar 
fein  muffe.    (äB.  U,  14,  343.) 

!Die  gonje  SodCe'f^e  objecttDc  SBelt  Don  !Z)ingen  an  ftc^  muibe 
hwcd)  ftant  in  eine  S3elt  Don  blogen  Srfd^einungen  in  unferm  Sr- 
fenntni§at)))arate  Dermanbelt.  2)enno4  Iie§  Xant  noc^  immer  baS  SDing 
an  fid)  a(9  etmaS  Don  unfern  SorfleDungen  Unabhängige^  beße^en, 
ba«  benfelben  aU  blogen  Srfc^einungen  }u  ©runbe  lüge.  @o  fe^r 
nun  au4  ftont  hierin  im  HOgemeinen  Ktdft  ^atte,  fo  mar  bo^  bie 
Xrt,  mie  er  ba«  üDing  an  fi^  einführte,  fe^Ier^aft  Jtanten  leitete 
bie  ftd^er  gefüllte  äBa^r^eit,  bad  hinter  jeber  (Srfd^einung  ein  an  ft4 
fcUft  @eienbe«,  Don  bem  fie  i^ren  Seflanb  er^ätt,  alfo  hinter  ber 
SorfleOung  ein  SorgefleUte«  liege,  aber  er  unternahm,  biefe«  an«  ber 
gegebenen  SorfieUung  felbfi  abjuleiten,  unter  ^injujie^ung  i^rer  und 


128  2)U))uttrfn 

a  priori  Betoitgten  ®efe^e,  toeld^e  jeboc^,  gerabe  koeU  fte  a  priori  finb, 
ni^t  ouf  ein  Don  ber  (Srfc^etnung,  ober  SorfleHung,  Unabhängige^  unb 
Serfd^iebened  leiten  Ibnnen;  loed^alb  man  ju  biefem  einen  ganj  anbem 
Wtq  einjuf dalagen  ^at.  ^ie  dnconfequenjen,  in  koeld^e  Stant,  bnrc^ 
ben  fe^Ier^often  ®ang,  ben  er  in  biefer  ^infld^t  genommen,  f{(^  ber« 
toxdAt  f^attt,  niurben  i^m  borget^on  oon  ®.  (£.  ©d^nl^e  juerfl  im 
,,f[enefibemud''  (befonber^  @.  374—381)  nnb  fpSter  in  feiner  ,,firitt( 
ber  t^eoretifd^en  pf)Ho\op^it"  (S9b.  2,  ®.  20b  ff.);  koogegen  Stein ^olb 
Stanfd  Sert^eibigung,  j[ebo(^  o^ne  fonberlid^en  (Erfotg,  geführt  ^at. 
{%  I,  96  fg.   ffi.  I,  200.  51 6  fg.  595  fg.) 

jtant  fleUt  bur^gängig  bad  9Dtoratifd^e  in  un9  aU  inberengften 
Serbinbung  mit  bem  nia^ren  SSBefen  an  fid^  ber  ÜDinge,  ia,  oX9 
unmittelbar  biefed  treffenb  bar.  UeberaU  koo  bei  i^m  bad  ge^eimnigboDe 
IDing  an  fid^  irgenb  beutlic^er  ^evk)ortrttt,  giebt  ed  fiq  ju  ertennen 
att  bad  SRoralifc^e  in  und,  ate  SBille.  (iS.  133.  $.  I,  145.) 
Sei  ber  dbee  ber  t^rei^eit  (in  ber  XufUfung  ber  britten  Xntinomie) 
toirb  ftant  k>om  3)ing  an  fid^  audfU^Ii^er  }u  reben  genöt^tgt. 
Ueber^au))t  liegt  ^ter  ber  $ttnTt,  »o  ftantd  ^^Uofop^ie  auf  bie  @d^open« 
^auerfc^e  Einleitet,  ober  n^o  biefe  atö  aud  i^rcm  @tamm  ^eroorge^t. 
ftant  ifl  mit  feinem  S)enTen  nid^t  in  Snbe  gefommen.  ®d^o))en^auer 
^at  b(od  feine  @ad^e  burd^gefü^rt,  inbem  er,  toa9  Jtant  Don  ber  menfc^» 
lid^en  (Srfd^einung  aQein  fagt,  auf  ade  Srfd^einung  übertr&gt,  nämli^ 
bag  ia9  äBefen  an  [i6)  berfelben  ein  abfolut  g[reied,  b.  f).  ein  SBide 
iji.    (SB.  I,  595.   ^.  I,  145.) 

@(^o))en^auer  f^at  ha9  2)ing  an  fid)  nic^t  erf(^(i(^en  noc^  er« 
f(^(offen  na4  ©efefjen,  bie  t9  audf(^Iiegen,  inbem  fte  fc^on  feiner 
(£rf(^einung  angehören;  Dielme^r  ^at  er  ed  unmittelbar  nad^gen^iefen, 
ba,  koo  t9  unmittelbar  liegt,  im  2Bi((en,  ber  fid^  Oebem  a(d  ia9 
Suftc^  feiner  eigenen  (Srfc^einuiig  unmittelbar  offenbart.  (9B.  I,  597.)  — 
&dioptnfiancx  ISßt  ganj  unb  gar  ftantd  Se^re' befielen,  bag  bie  SSßelt 
ber  Srfa^nmg  bloße  @rfc^einung  fei  unb  baß  bie  Srfenntniffe  a  priori 
blod  in  Sejug  auf  biefe  gelten;  aber  er  fügt  ^inju,  bag  ^\t  gerabe  ald 
Qrfc^einung  bie  9Ranifefiation  3)edicnigen  i^/  kvad  erf^eint,  unb  nennt 
ed  mit  i^m  ha9  SDing  an  \iä).  ÜDiefed  brüdft  naif  ©c^opcn^auer 
fein  SBefen  unb  feinen  S^arafter  in  ber  @rfa^rungdwelt  an9,  unb 
}mar  in  bem  ®toff,  nic^t  in  ber  bloßen  tjorm  ber  Srfafirnng. 
(©.  II,  204.) 

HiKpulircn. 

1)  9{u(}en  bed  2)id))utirend. 

3)ad  2)td))utircn  über  einen  t^eoretifd^en  ©egenfianb  lann,  o^ne 
3kocife(,  für  beibe  barin  impticirte  Parteien  fe^r  fruc^tbringenb  »erben, 
inbem  ed  bie  ©cbanfen,  bie  fie  ^aben,  berid^tigt,  ober  betätigt,  nnb 
anc^  neue  enoedt.  69  ifl  eine  9{eibung,  ober  SoÜifion  jmeier  ftSpfe, 
bie  oft  Sun!en  f(^tttgt,  t^boc^  auc^  barin  ber  SoUifton  ber  Stoiber 
analog  ifl,  baß  ber  fi^toäc^ere  oft  barunter  }u  leiben  ^at;  u^d^renb  ber 


^^ogmati^snnd  129 

flfitrere  fit^  babei  tool^(  befinbet  unb  nur  einen  fiegreic^en  ftlang  ber^ 
nehmen  lägt    ($.  U,  25.) 

2)  $Qut)t«Srforberntg  beim  3)i^t)utiren. 

(Sin  ^au^t^Srforbernig  beim  3)tdt)utiren,  menn  ed  fruc^tbringcub 
loerben  fotl,  ifl,  bag  beibe  SDidt)utanten  kDenigfien^  einigermogen  einanber 
fotDo^I  an  fienntniffen,  ald  an  ©eifl  unb  ©ewanbt^eit  gekDad^fen 
feien.  f^el^It  z9  bcm  (Sinen  an  ben  Srfleren;  fo  ifl  er  nic^t  au  niveau, 
unb  baburc^  ben  Argumenten  be^  Slnbem  ntc^t  }ngängti(^.  t^e^tt  t9 
i^m  aber  gar  am  ^mhtn;  fo  wirb  bie  babur^  in  i^m  ba(b  rege 
nerbenbc  (Srbitterung  i^n  aOmöIig  )u  allerlei  Unrebüc^Ieiten,  SßinleU 
.Migen  unb  S^ifanen  im  2)id))utiren^  unb,  U)enn  i(|m  btefe  nac^getoiefen 
merben,  }ur  @rob^eit  Derleiten.  2)araud  folgt,  bag  man  nur  mit 
Ebenbürtigen  bidputiren  foO,  alfo  nic^t  mit  Unmiffenben  unb 
nic^t  mit  SRenfc^en  ))on  befd^ränltem  Serßanbe.    {%  II,  25  fg.) 

3)  Sled^ni!  bed  S)id))utirend. 

a)ic  formalen  {Regeln  M  Di^putiren«  liefert  bie  gr  ifli  f.   (©.  Srifüf.) 

SosmatiismuK. 

1)  @egenfa<}    3tt)ifd^en     3)ogmati^mu^    unb    $riti- 
cidmu^. 

6d  befielt  ein  funbamentaler  Unterfc^ieb  }tt)if(^en  S)ogmati^mu9 
ober  bogmatifd^er  ^^ilofop^ie  unb  ffriticidmud  ober  Sran^fcenbentat« 
pl^ilofopi^ie.  !3)er  !t^ogmatidmu^  U)eubet  bie  aud  bcm  menfc^Iic^cu 
dnteHect  (®cbirn)  cntfpringenben  apriorifdjen  SBa^r^eiten,  loclc^e  bloge 
@cfe(e  ber  (Srfc^einuug  flnb  unb  ba^cr  nur  rclatiüe  ©ültigfcit 
!iaben,  auf  ha9  äBefen  an  \iij  ber  äBelt  an  unb  ^ält  fie  für  emige 
äBa^r^eiten  (veritates  aeternas.)  SM  Siberfad^er  biefer  ganjen 
äßet^obe  ifi  mit  ßant  bie  fritifd^e  $^itofot)^ie  aufgetreten,  koelc^e 
gerabc  bie,  aUem  folc^em  bogmatifc^en  ^an  inx  Unterlage  bienenben 
veritates  aeternas  ju  i^rem  Problem  mac^t,  bem  Urfprunge  berfetben 
nac^forfc^t  unb  i^n  fobann  finbet  im  menfc^Itc^en  5!o))f,  U)ofetbfl  näm« 
Ixdj  fit  and  htn  biefem  eigent^ümtic^  ange^örenben  Sinnen,  »elc^e  er 
jnm  Se^uf  ber  %iffaf[ung  einer  objectiDen  Sßctt  in  ftc^  trügt,  ertt)a^fen. 
3)aburd^,  bag  bie  {ritifc^e  ^^ilofop^ie,  um  ju  biefem  9{efu(tat  }u  ge< 
langen,  über  bie  veritates  aeternas,  auf  totldf^  aller  bi^^erige  SDog» 
mati^mnd  fidf  grünbete,  ^inau^ge^en  mugtc,  um  biefe  fclbfl  jum 
öegenflanbe  ber  Unterfu^ung  ju  ma^en,  ifl  fic  S:ran«fcenbental- 
"^^ilofop^ie  gemorben.  9ud  biefer  ergiebt  flc^,  bag  bie  ob]ectit)e 
SBelt,  toie  toir  fie  erfennen,  ni^t  bem  SBefcn  ber  S)ingc  an  fld^  felbfl 
angehört,  fonbem  bloge  @rf Meinung  beffelben  ifl,  bebingt  burc^  eben 
jene  formen,  bie  a  priori  im  mcnf^Iid^en  dntellcct  (b.  ^.  ©e^irn) 
liegen,  ba^er  fie  andj  ni^td  aU  Srfd^einungen  enthalten  lann. 
(JB.  I,  498  fg.) 

2)  ©runbfe^ter  bed  Dogmatismus. 

!{)er  @runbf elfter  bcS  burd^  Itant  jerfiärten  S)ogmatiSmuS  koar 
in  aOen  feinen  formen  biefer,  bag  er  fc^ted^t^in  Uon  ber  (Erfenntnig, 


130  ©ogmcu 

b.  i.  ber  SBelt  ald  SorßeUung,  au9gieng,  vm  aud  beten  ©efe^en 
ha9  @etenbe  ü6er^au))t  abjuletten  unb  aufzubauen,  toobei  er  jene  äBelt 
ber  SJorfieQung,  nebß  i§ren  ©efe^en,  ate  tttoa^  fci^Ied^t^iu  $ov^anbeucd 
unb  abfolut  SReale^  na^m;  U)ä^renb  ba9  gau}e  3)afein  berfelben  t)ou 
©runb  aud  re(attt)  unb  ein  bloged  9{efultat  ober  $^änomen  M  i^r 
jum  ©runbe  U6genben  ä&efen^  an  fic^  x%  —  ober  mit  anbem  SBorten, 
bag  er  eine  Ontotogie  confiruirte,  U)o  er  blo^  )u  einer  SDianoio« 
logie  ©toff  l^attc.    (SB.  U,  327.) 

SDer  alte,  Don  jtant  umgeflogene  Dogmatismus  iß  tronSf  cenbent, 
inbem  er  über  bie  SBelt  ^inauSge^t,  um  fie  auS  etn^aS  Snberem  ju 
erUären;  er  maci^t  fte  jur  golge  eines  ©runbeS,  auf  n)et(^en  er  aus 
i^r  f daliegt,  niä^renb  eS  boci^  adein  in  ber  SBelt  unb  unter  S3orauS<* 
fetjung  berfelben  ©rünbe  unb  folgen  giebt.    ($.  I,  142.) 

3)  SBarum  alle  ^^ilofop^ie  }uerß  ^Dogmatismus  ifl. 
Seim  $^ilofot)^iren  »irb  ber  dnteHect  angen)enbet  auf  ettoaS,  ii^oju 
er  gar  nic^t  gemad^t  unb  bered^net  i%  nämtid^  baS  S)afein  überl^aupt 
unb  an  fid^.  @ein  erfter  Serfuc^  ifl  nun  natUrtid^,  bie  ©efe^e  ber 
Srfd^einung  (bie  i^m  eigent^Umti^  finb)  anjun^enben  auf  boS  SDafein 
übcxi)aupt,  atfo  baS  Z)afein  an  fid^  ju  confhruiren  na^  ©efe(?en  ber 
btogen  Srfd^einung,  ).  9.  Snfang,  (Snbe,  Urfac^e,  Qmd  beS  !Z)afeinS 
überl^aupt  ju  fuc^en.  SDa^er  ifl  iebe  ^^ilofop^ie  juerfl  !3)ogmotiS' 
muS.  9lad^  beffen  SRigtingen  unb  beut  2)art^un  biefeS  SRigtingenS, 
koeld^eS  ber  ®Ie))ticiSmuS  ifl,  tritt  fpäter  ber  JtriticiSmuS  ein. 
(©.  297;    ?.  n,  9.) 

Il0gmtn. 

1)  (Einflttglofigleit  ber  SDogmen  auf  bie  ©efinnung. 

SBeil  bie  iXiugenb,  b.  ^.  bie  ©üte  ber  ©efinnung,  nic^t  auS  ab- 
flracter,  begriffli^er  Srfenntnig  ^erborge^t,  fo  ftnb  bie  abfhracten  2)ogmen 
o^ne  (Sinflug  ouf  bie  eigenttid^e  iXiugenb;  bie  fatfd^en  ÜDogmen  fiörcn 
fie  nic^t,  unb  bie  koa^ren  beförbern  fie  f(^tt)er(id^.  Qtoax  auf  baS 
$anbeln,  baS  äugere  2:^un,  fönnen  bie  SDogmen  als  SRotiüe  flarfen 
ßinflug  ^aben;  aber  bamit  ifl  bie  ©efinnung  niAt  geänbert.  SßotiDc 
fönnen  überhaupt  nur  bie  9Ii^tung  beS  SBiOenS,  nie  i^n  felbfl  ttnbern. 
SBie  bie  S)ogmen  bal^er  au(^  a(S  Wlotm  ben  SBiUen  lenfen  mögen, 
fb  ifl  babei  bennoc^  immer  bie  toefentlic^e  93efd^affen^eit  beS  SBiUenS 
biefelbe  geblieben.    (SB.  I,  434  fg.) 

2)  Sigentlic^erSBert^  ber  SDogmen  für  bie  SRoralitttt. 
3)ie  !3)ogmen  ^aben  für  bie  SRoratität  bloS  ben  SBert^,  bag  ber 

aus  intuitiver  Srienntnig  fc^on  2:ugenb^afte  an  i^nen  ein  ©c^ema,  ein 
f^ormutar  ^at,  no(^  koelc^em  er  feiner  eigenen  Vernunft  Don  feinem 
nid^t  egoiflifc^cn  I^un,  beffen  SBefen  er  ni^t  begreift^  eine  meiflenS 
nur  fiugirte  9?e(^enfc^aft  ablegt,  bei  koelc^er  er  fie  gen)ö^nt  ^at  fid^ 
jufrieben  ju  geben.    (SB.  I,  435.) 

Sei  guten  Isafen,  bereu  SluSübcr  fid^  auf  3)ogmen  beruft,  mng 
man  immer  unterfd^ciben ,  ob  bicfe  3)ogmcn  aud^  mirflid^  baS  Wlotxt) 


®on  Ouiiotc    —    S)tamo  131 

baju  ftnb,  ober  o(  fte  nid^td  toeiter  ate  bie  fd^etnbare  died^enfc^aft 
fmb,  bur^  bie  dener  feine  eigene  Semunft  }u  befriebigen  \nd)t,  über 
eine  aud  ganj  anberer  DueDe  fliegenbe  gute  Zf)at,  bie  er  vollbringt, 
meil  er  gut  ifl,  aber  nid^t  gehörig  ju  erflären  verfielt.    (2B.  I,  436.) 

Don  tftuiiote. 

S)on  Duijiote  aKegorifirt  bo^  Seben  jebed  2)?enf(^en,  ber  ni^t,  U)ie 
bie  Slnberen,  blod  fein  ))erf5nli^e^  Seben  beforgen  toiU,  fonbem  einen 
objectioen,  ibeden  Qtotd  »erfolgt,  toelc^er  fi^  feinet  3)enfend  unb 
ffioDend  bentäd^tigt  §at;  koomit  er  ftc^  bann  in  biefer  Sßelt  freittd^ 
fonberbor  aufnimmt    (9B.  l,  284.) 

Brama. 

1)  2)ad    2)ranta    verglichen    mit    ber   I^rifc^en    unb 
epifc^en  $oefie. 

äBie  in  ber  t^rifc^en  $oefle  bad  fubjiective  SIemeut  bor^errfd^t,  fo 
ifl  bagegen  im  3)rQma  bad  objectitie^allein  unb  audfc^IiegUc^  Vorlauben. 
3tt)if(^en  Reiben  f)at  bie  epif(^e  ^efte,  in  allen  i^ren  formen  unb 
äRobi^cattonen,  von  ber  er^ä^tenben  Stomanje  bi^  jum  eigenttid^en 
Qpo9,  eine  breite  ÜRitte  inne.  SDenn  obn)o^I  fie  in  ber  ^auptfa^e 
objectit)  ift;  fo  enthält  fie  bo(^  ein  batb  me^r  balb  niinber  ^ervor- 
tretenbeö  fubj[ectioed  SIement,  mli)t9  am  j£on,  an  ber  t$orm  beö 
Sortrag^,  »ie  au(^  an  eingeflreuten  9tefIe^ionen  feinen  SuöbrudC  finbet. 
SBir  verlieren  nic^t  ben  SDid^ter  fo  gan}  au9  ben  Singen,  loie  beim 
ÜDrama.  (SB.  II,  492.)  2)a9  S)rama  ift  bie  objectivße  unb  in  me§r 
ab  einer  $infld^t  volHommenfte,  oud^  fc^ttierigfle  ©attung  ber  ^oefte. 
(JB.  I,  293.) 

2)  Qtotd  bed  3)ramad. 

£er  S^td  bed  SDramad  ift,  und  an  einem  Seifpiel  ju  }etgen,  loa« 
ba«  SBefen  unb  3>afein  bed  SEVenfc^en  fei.  3)abei  fann  nun  bie  trau« 
rige  ober  bie  l^eitere  ©eite  beffelben  und  jugemenbet  toerben,  ober  aud^ 
beren  Uebcrgänge.    (SB.  U,  492.) 

3)  !D{itteI  jur  Srrei^ung  bed  3^^^^  ^^^  S)ramad. 
dn  ben  me^r  objectiven  SDic^tungdarten,  befonberd  beut  (St)od  unb 

3)rama,  toirb  ber  3**'^*/  ^i^  Offenbarung  ber  3bee  ber  SWenfc^^eit, 
befonberd  burc^  ju^ei  ÜRittet  erreid^t:  burd^  richtige  unb  tief  gefaxte 
3)QrPenung  bebeutfamer  (S^arattere  unb  burd^  Srfmbung  bebeutfamer 
Situationen,  an  benen  fie  ^(^  entfalten.    (SB.  I,  296.) 

S)er  bem  ®rama  mit  bem  epoö  gemeinfd)aftUd)e  3»«*/  ön  be* 
beutenben  S^arafteren  in  bebeutenben  Situationen  bie  burc^  beibe 
herbeigeführten  augerorbentlid^en  ^anbtungen  bar^ufieden,  koirb  vom 
2)t(^ter  am  VoQfommenflen  erreid^t  »erben,  tomn  er  und  juerfl  bie 
Sfjaraftere  im  3ufianbe  ber  ^nfjt  vorführt,  in  metc^em  b(o9  bie  aHge^* 
meine  gttrbung  berfelben  fld^tbar  kvirb,  bann  aber  ein  3Rotiv  eintreten 
^li,  tvelc^ed  eine  $anbtung  herbeiführt,  and  ber  ein  neued  unb  flärfered 
3Rotiv  entfielt,  melc^ed  toieber  eine  bebeutenbere  ^anblung  hervorruft, 
bie  tvieberum  neue  unb  immer  fiärtere  SDtotive  gebiert,  moburc^  bann, 

9* 


132  2)rama 

in  ber  beY  Sorm  angemeffenen  ^xx%  an  bie  @telle  ber  uTfi^tUnglii^cn 
atu^e  bie  (eibenfc^aftUd^e  Aufregung  tritt,  in  ber  nun  bie  bcbeutfamen 
^anblungen  gefc^c^en,  an  h)el(^en  bie  in  ben  S^arafteicu  Dor^in 
fc^lummemben  (Sigen[(()aften,  nebfl  bem  Saufe  ber  3Bett,  in  ^eUem 
iid^tt  hervortreten.    (2B.  II,  492  fg.) 

4)  Die  beiben  (S^trente  beö  S)ramad. 

Qtoax  flnb  bie  beiben  Stemcnte  bed  3)ramad:  bie  S^arattere 
einerfeitd  unb  haß  @^idfal,  bie  Gegebenheit,  bie  ^anblung  anberer^ 
feitd,  fo  feß  mit  einanber  bertooc^fen,  bag  too^l  i^r  Segriff,  aber  nic^t 
i^re  !I)arfienung  fi^  trennen  lägt.  !Demi  nur  bie  Umftänbe,  @d^i({» 
fate,  Gegebenheiten  bringen  bie  S^araltere  jur  ^lengerung  i^re^  iBefend, 
unb  nur  au9  ben  (S^oraTteren  entfielt  bie  ^anblung,  anß  ber  bie 
Gegebenheiten  hervorgehen.  3)o(^  lann  in  ber  !Z)arfieQung  bad  Sine 
ober  bo^  Rubere  me^r  hervorgehoben  fein;  in  mld^tt  $infi(^t  bad 
S^arafterfiiid  unb  ha9  dntriguenflüd  bie  beiben  (Sterne  bilben. 
(SB.  n,  492.) 

5)  3)rei  Stufen  bed  !Z)ramad. 

ÜDad  3>ramo,  ate  bie  voSfommenfie  Sfbfpiegelung  bed  menfc^Iic^en 
!Z)afeind,  ^at  einen  breifac^en  ftlima^  feiner  Suffaffungdkoeife  beffelben 
unb  mithin  feiner  Sbfid^t  unb  $rtttenflon.  Suf  ber  erflen  unb  fre- 
quenteflen  @tufe  bleibt  ed  beim  blod  dntereffanten:  bie  ^erfonen 
erlangen  unfere  S^eitno^me,  inbem  fle  i^re  eigenen,  ben  unfrigen  ä^n* 
liefen  3u)ed(e  verfolgen;  bie  ^anblung  f (^reitet,  mittelfi  ber  dntrigue,  ber 
S^araftere  unb  M  3uf<^n^/  vortoärtd;  Si^  unb  Biftxi  flnb  bie  äBttr^e 
be^  ©an^en.  —  9nf  ber  jmeiten  @tufe  n)irb  ba^  S)roma  feutimental: 
3RitIeib  mit  ben  gelben,  unb  mittelbar  mit  und  felbft,  mirb  erregt;  bie 
^anblung  koirb  pat^etifc^ ;  hodf  te^rt  fle  jur  SRu^e  unb  ^ur  Gefriebigung 
3urü(t,  im  @(^(ug.  —  Suf  ber  ^öc^flen  unb  fc^kvierigften  Stufe  mirb 
haß  Siragifc^e  beabflc^tigt:  haß  fc^koere  Setben,  bie  9^ot^  htß  2)afciuö, 
mirb  und  vorgeführt,  unb  bie  9{i(^tigfeit  aütß  tttenf(^li(^eu  Strebend 
ift  ^ier  haß  le^te  (Srgebuig.  Sir  merben  tief  erfd^Uttert,  unb  bie 
^bmenbung  bed  SBiUend  vom  Seben  mirb  in  und  angeregt,  entmeber 
birect  ober  ald  mitflingenber  (jarmonifd^er  Zoiu    ($.  U,  472.) 

6)  S)ie  äBa^r^eit  im  S)rania. 

S)ie  burc^gttngige  Gebeutfamleit  ber  Situationen  foQ  bad  ÜDrama, 
toie  and)  ben  dioman  unb  bad  S))od,  vom  mirflic^en  itbtn  unter« 
f(^eibcn,  ebenfo  fe^r,  a(d  bie  3uf<>^uf^nflenung  unb  S3abl  bebeutfamer 
S^arahere;  bei  beiben  iß  ober  bie  ßrengfie  Sßa^r^eit  unerläglic^e 
Gebingung  il^rer  Sffiirtung,  unb  Wlan^ti  an  (Sin^eit  in  ben  S^arafteren, 
äSiberfpruc^  berfelben  gegen  fic^  felbfi,  ober  gegen  bad  SSSefen  ber 
SRcnfc^^eit  übtxfyxnpt,  kvie  auc^  Unmbglic^feit,  ober  i^r  nal^e  fommcnbe 
Unmo^rf(^einU(^fcit  in  ben  Gegebenheiten,  fei  cd  andf  uur  in  9Ieben« 
umfiänben,  beleibigen  in  ber  ^oefie  ebenfo  fe^r,  mie  verzeichnete  Figuren, 
ober  falfc^e  ^erfpective,  ober  fehlerhafte  Gekuc^tung  in  ber  äffaierei; 
benn  mir  vei langen,  bovt  mie  ^ier,  ben  treuen  Spiegel  bed  Sebcnd, 


Xxama  133 

ber  3Renf(i^^eit,  ber  9ße(t,  nur  Derbcutltc^t  burc^  bie  IDarfleDnng  uttb 
btbfntfam  gemocht  bur^  bie  BufommenfleDung.    (98*  I,  297.) 

2)er  brontattfc^e  S)tc^ter  foQ  (koie  ber  e))if(^e)  mtffen,  bag  er  ba9 
@(^t(ffa(  \f^,  ittib  ba^er  mierbtttltd^  fein,  koie  biefe^;  —  imgleic^en,  bog 
er  ber  ©piegel  beö  a)?enfc^engef^(ec^tö  ij!,  unb  bo^er  fe^r  üiele  f^Iec^te, 
mitunter  ruc^Iofe  Sftaraftcre  auftreten  (offen,  tt)ie  ouc^  t)iele  Sporen, 
herf(^ro6ene  ftö))fe  unb  iRorren,  bonn  ober  ^in  unb  n^teber  einen  93er« 
Künftigen,  einen  ftlugen,  einen  9{ebli(^en,  einen  @uten  unb  nur  old 
ff(tenfle  Kudno^me  einen  (Sbelmüt^igen.    (S93.  II,  497.) 

%nf  ber  (in  ber  (St^il  borgetegten)  UnDeränberlic^feit  beö 
C^orofter«  (@.  S^orofter)  beruht  efi,  bog  ber  größte  geiler  eine« 
bramatifdyen  !Z)id^terd  biefer  ifl,  bog  feine  S^oroftere  nid)t  gesotten  finb, 
b.  ^.  nic^t,  gleich  ben  ))on  grogen  3)id^tern  borgefletlten,  mit  ber  Son« 
Oftn)  unb  flrengen  @onfequenj  einer  9?aturfroft  bur^gefü^rt  ftnb,  mie 
bei  ©^alefpeore.    (ffi.  51.) 

7)  S)a9  @ble  unb  Sr^obene  im  ÜDromo. 

Do  ber  9BiDe  al9  bod  9Den  @emeinfame  eben  ouc^  bo«  ®e meine 
unb  iebe«  f^t\tiit  ^erbortreten  beffelben  gemein  i{!,  fo  erfc^einen  auc^ 
im  ^roma  bie  Seibenfc^often  unb  S(ffecte  kxijt  gemein.  ÜDo«  6bte, 
b.  i.  bod  Ungemeine,  ja,  bod  (Sr^obene,  tt)irb  ouc^  in  bo«  SDroma 
oQererfl  burc^  bod  (ErTennen,  im  ©egenfo^  beö  SBotlen«,  ^ineingebro^t, 
inbem  boffelbe  über  ollen  jenen  Semegungen  bed  SJitlen«  frei  fc^n^ebt 
unb  fie  fogor  jum  @toffe  feiner  Setro^tung  moc^t,  mie  übie«  befon« 
ber^  @^aIefpeore  burd^gängig  fe^n  lögt,  }umol  ober  im  $omlet. 
Steigert  nun  gor  bie  Srfenntnig  flc^  ju  bem  fünfte,  mo  i^r  bie 
Siic^tigfeit  oHed  SBolIend  unb  Strebend  oufge^t  unb  in  t$o(ge  bot)on 
bet  äBiOe  fic^  felbfl  aufgebt;  bann  erfl  U)irb  bod  Droma  eigentUd) 
ttQgifc^,  mithin  too^r^oft  erhoben  unb  erreicht  feinen  ^öc^ften  S^tä. 
{%  U,  635.)    («ergl.  ou(^  Irouerfpiel.) 

8)  !Die  brci  Siu^eiten  bed  i)ramad. 

Die  ben  9?eucrn  fo  oft  üorgeMorfene  Semoc^Iäfrtgung  ber  Sin^eit 
bet  3eit  unb  bed  £)rtd  lutrb  nur  bann  fe^Ier^oft,  monn  fie  fo  koeit 
^^U  bog  fie  bie  Sin^eit  ber  $onb(ung  ouf§ebt.  !3)ie  ^in^eit  ber 
$Qnbtung  braucht  ober  ouc^  nic^t  fo  koeit  )u  ge§en,  bog  immerfort 
^on  bcrfelbcn  ©od^c  gerebet  »irb  unb,  n)ie  in  ben  fronjöflf^en  SErouers' 
Wen,  ber  bromotif^c  Scriouf  einer  geometrifc^en  ?inte  o^ne  Breite 
gW^t.  3^0«  ©^ofefpeorc'fc^e  Jrouerfpiel  gleicht  einer  ?inic,  bie  oud^ 
^feite  ^ot;  e«  Tommen  in  i^m  nebenfäd^Iic^e  9feben  unb  @cenen  bor, 
ht^  meldte  mir  jebod^  bie  l^anbelnben  ^erfonen  unb  i^re  Umflünbe 
nS^er  fennen  lernen  unb  bann  aud^  ba9  ©onje  grünb(i(^er  ber^e^en. 
Dir  $onb(nng  bleibt  jtDor  bie  $ou))tfo(^e,  iebod|  ni^t  fo  oudfc^Iiegtic^, 
^§  toir  borüber  Dergägen,  bog,  in  le^ter  Onfiona,  e«  ouf  bie  3)or- 
fteOung  M  menfc^Iid^en  9Befen9  unb  X)ofeind  ttber^ou))t  obgefe^en  tft. 
^».  n,  497.    Sro.  358.) 

Die  @§Qlef))eore'fc^en  ÜDromen  gehören  oudft  borum,  bog  fie  nid^t 
^n  gnober  finie  borkoärtd  fc^reiten,  fonbem  fi(^  feitkoärtd  in  bie  Breite 


i;V4  3)ra>)erie    —    2)uiimil^cit 

mtAe^^nen»  nid^t  eigentlich  in  bad  @e6tet  bed  d^ntereffanten;  benn 
bie  X^imenfion  M  dntereffanten  ift  bie  Sänge.  ÜDa^er  toixUn 
ö^^(iftf|)e«rt*ö  ÜDromen  nid^t  merllic^  Quf  ben  grölen  Raufen.  —  SDic 
li^ovbtntngen  ht9  S(rifioteted  in  Setreff  ber  brei  Sin^eiten  ftnb  aitf  bod 
Önttvef fönte  abgefe^en,  nic^t  auf  ha9  ®(^öne.  Ueberl^aupt  finb 
biefe  ^orbeningen  bem  ^a^e  Dom  @mnbe  gemäg  abgefaßt;  toä^rcnb 
Niv^  vS(6bnc  bod^  t)on  ber  $errfd^aft  bicfed  @a(cd  frei  i^.  —  SDie 
be|it  nnb  treffenbfle  SBiberlegung  ber  (Sin^etten  be^  3[riftoteIe9  ifi  bie 
t»on  SDtan}ont  in  ber  Sorrebe  ju  feinen  Strauerfpielen.    ($,  48  fg.) 

9)  Sine  befonbere  ®d§n)ierigTeit  bed  3)romad. 

Son  bem  ®pnd}mit:  9Qer  Anfang  ifi  fc^iDer,  gilt  in  ber  üDronta» 
turgie  bad  Umgele^rte:  aUed  (Snbe  ifi  fd^n)er.  SDied  belegen  bie 
uujä^Iigen  2)rQmen  mit  Derfe^Item  unb  unbefriebigenbem  @ube.  2)iefe 
(Sc^loierigfeit  bed  Sudgaugd  beruht  t^eiU  barauf,  bag  cd  überall  leichter 
ift,  bie  @ad^en  ju  berkoirren,  aM  ju  entkoirren;  t^eild  aber  auc^  barauf, 
bag  tvir  an  ia9  Snbe  beflimmte  Stnforbemngen  fleQen,  baß  z9  nänilid^ 
cnttoebcr  ganj  gtücflic^,  ober  ganj  tragifc^  fein  foK;  koä^renb  bie 
menfc^Iic^en  !Z)inge  nid^t  leicht  eine  fo  entfc^iebene  Senbung  nehmen. 
®obann  foH  ed  natiirlic^^  richtig  unb  ungejtuungen  §eraudfommen, 
babei  aber  bod^  t)on  97iemanbem  t)or^ergefe^en  fein.     ($.  n,  473.) 

Urapem^  f.  @lult)tur. 
Vreffur,  f.  abrit^tung. 
9ru(k,  f.  SRec^anil. 

llueU,  f.  unter  @l^re:   eine  Sffterart  ber  (S§re. 
Ilummi)eit. 

1)  Sßefen  ber  Dummheit. 

2)umm^eit  ifl  SRangel  an  Serflanb,  @tumpf§eit  in  ber  Sntoenbung 
bed  ©efe^ed  ber  Saufalttät,  Unfä^igTeit  jur  unmittelbaren  ^uffaffung 
ber  Verfettungen  bon  Urfad^  unb  Sirfung,  3Rotit)  unb  ^anbtung. 
@in  S)ummer  merlt  }.  S9.  nic^t,  baß  derfc^iebene  ^erfonen,  fc^einbar 
unabhängig  bon  einanbcr,  in  ber  ST^at  aber  in  i^erabrebetem  3ufammen^ 
^onge  ^anbeln;  er  lägt  |Id^  ba^er  leidet  m^ftificiren.  dmmer  mangelt 
bem  2)ummen  nur  bad  Sine:  ©d^ärfe,  ©^neUigfeit,  Sei^tigTeit  bet 
Hnn^enbung  M  @efe^ed  ber  Saufalität,  b.  i.  ^aft  bed  Serfianbed. 
(935.  I,  26  fg.) 

2)  Setiebtijeit  ber  SDummen. 

^aß  bie  Stummen  fo  beliebt  ftnb  unb  in  bem  9{ufe  befonberer 
$er)en0güte  fielen  ^  l^at  folgenben  ®runb.  deber  toä^It  ju  feinem 
Umgang  am  liebfien  Sinen,  bem  er  an  Serftanbe  überlegen  tß;  benn 
nur  bei  bicfetn  fü^tt  er  ftc^  be^aglid^.  Sud  bem  felben  ©runbe  fliegt 
unb  ^agt  deber  SDen,  ber  i^m  überlegen  ift.  Died  ifl  e9,  toa^  bie 
Dummen  fo  allgemein  beliebt  mad^t.  S)iefen  magren  ®runb  ber 
3uneigung  gefleht  fidf  iebod^  Keiner  ein^  unb  ba^er  koirb^  aU  ))Iauftb(er 


2)iimm^ett  135 

Sonoanb  für  btefe(6e^  bett  S)ummen  eine  6efonbere  ^erjendgüte  ange* 
biegtet     (3B.  n,  256  fg.) 

3)  S^\ammcn^ans  ber  ÜDumml^eit  mit  ber  moralifd^en 
©c^Ic^tigfeit. 

!Sa  man  S)umm^eit  fo  oft  mit  moraltfd^er  (S^Iec^tigfeit  (etfornmen 
finbet,  fo  entfielt  ber  Stnfd^ein,  ba§  betbe  eng  jufammen^ängen,  beibe 
aii9  (Stner  äBurjel  entfpriegen.  3)em  tfl  iebo(^  nic^t  fo.  Oenet  9[n^ 
fc^ein  ifl  gänjtid^  a\x9  bem  fe^t  häufigen  Sorlommen  Seiber  ju 
erhären,  in  i^olge  beffen  t^iien  leidet  begegnet,  unter  @inem  ÜDad|e 
too^ncn  gu  muffen.    {%  IL,  224.) 

®roge  Sefc^rünft^eit  be^  Sop^t9  lann  mit  gtoget  ®üte  bed  ^erjend 
}ttfammenbefie^en,  unb  Salt^ojar  ©racian  gefjt  ba^er  ju  tt)eit,  n^enn 
er  fagt:  No  ay  simple,  que  no  sea  malicioso  (@$  giebt  feinen 
2^ro))f,  ber  nid)t  bo^^aft  toUxt),  obtt)0^(  er  bad  ©panif^e  ©pric^^ 
toort:  Nunca  la  necedad  anduvo  sin  mallcia  (97ie  gel|t  bie  ÜDumm« 
^it  o^ne  bie  SBo^^eit),  für  {l(^  ffat  Oeboc^  mag  e^  fein,  baß  man^e 
3)umme,  au9  bem  felben  ©runbe  n)ie  manche  Sudlige,  bod^oft  totxhtn, 
nämtid^  aud  (Erbitterung  über  bie  bon  ber  97Qtur  erlittene  ^urüdfe^ung 
unb  tnbem  fle  gelegentlid^,  toa^  i^nen  an  Serflanbe  abgel^t,  burd^  $eini« 
tüdte  ju  erfeljen  Dermeinen,  barin  einen  furjen  £rium))^  fu^enb. 
(3B.  II,  255  fg.)  &  ifl  nici^t  ju  leugnen,  baß  3)umm^eit  unb  @(^(ed^^ 
tigleit  einanber  in  bie  $änbe  fpielen.  97amentli^  ifl  ber  Unt)erflanb 
bem  beutlid^en  ©id^tbarkoerben  ber  galfd^^eit,  92ieberträc^tig!eit  unb 
So^^eit  günfiig;  koä^renb  bie  JHug^eit  biefe  beffer  ju  Der^üüen  Derfte^t. 
Unb  toie  oft  Der^inbert  anbererfeit«  bie  ^erberfltät  bc«  $erjcnö  ben 
SRenfti^en,  993al^rl|eiten  einjufe^en,  benen  fein  Serftanb  ganj  mo^I  ge« 
tood^fen  märe.    (^.  U,  224.) 

4)  ®egenfo^  gmifd^en  !Z)umml^eit  unb   ©d^lec^tigleit 
in  $infi(^t  auf  bie  3ute(^nung. 

dfi  Siner  bumm^  fo  entfc^ulbigt  man  i^n  bamit,  baß  er  nidfi  bafür 
fomi;  aber  mollte  man  2)en^  ber  fd^Ied^t  ifl,  eben  bamit  entfc^ulbigen, 
fo  tDürbe  man  audgelad^t  toerben.  Unb  bo^  ifl  bad  Sine,  mie  ba^ 
Snbere  angeboren.  SDie^  betoeifl,  baß  ber  SBille  ber  eigenttid^e  9)?enfd^ 
^%  ber  OnteHect  blo«  fein  aBerfaeug.    (SB.  U,  259.) 

5)  SEßorauf  bie  ©d^Iau^eit  ber  IDummen  berul^t. 

^er  befd^ränfte  $o))f  fann  bie  menigen  unb  einfad^en  Ser^ttltniffe, 
Mift  im  S3ereid^  feiner  engen  äBirfung^fp^ttre  liegen,  mit  biel  größerer 
Sci(^tigteit  überfe^en  unb  bie  $ebel  berfetben  ^anb^aben,  ate  ber  emi» 
tttnte,  ber  eine  ungleid^  größere  unb  reid^ere  ©p^äre  überblidCt  unb  mit 
löngm  Rebeln  agirt,  eö  fönnte.  ©o  fle^t  ba«  Onfeft  auf  feinen 
®tänge(n  unb  Slttttd^en  Mt9  mit  minutiöfefier  ©enauigfeit  unb  beffer, 
^^  U)ir;  mirb  aber  nic^t  ben  SRenfd^en  getoal^r,  ber  brei  Schritte 
boDon  {le^t.  hierauf  beruht  bie  ©(^tau^eit  ber  SDummen  unb  bad 
^ftbofon:  II  y  a  an  mystere  dana  Tesprit  des  gens  qui  n'en 
^at  pas.    (SB.  n,  161.) 


136  ©urd^fid^ttgfcit    —    @brt 

6)  Huä)  3)ttmmli)t)fe  ffited^en  mttunter  eine  SGßa^r^ett 
Qu9,  bie  nid^t  gertngiufd^SQen  ift. 

^an  f(i^ä|;e  nt(^t  einen  neuen,  bieUei^t  um^ten  Sudfpruc^  ober 
©ebanfen  gering,  »eil  man  i^n  and  bem  SRunbe  etned  !Z)unim(opf9 
t)ernimmt.  Sin  fponift^cö  ©pric^ttjort  fagt:  ,,3n  feinem  $>aufc  toeig 
bcr  9?orr  beffer  Sef^eib,  ate  bcr  Äluge  in  einem  fremben."  5tuc§ 
ftnbct  \a  bt^luetlen  eine  blinbe  $enne  ein  Jtömc^en,  unb  ed  ift  loa^r: 
il  y  a  an  mystcre  dans  Tesprit  des  gens  qui  n'en  ont  pas. 
i%  U,  67.) 

Ilutrdiflditieluit,  f.  ^eltucibttät. 
98eltol0«,  f.  Sufoloe. 


tJftl. 

1)  Der  eble  S^orafter. 

Sin  ebter  Sf^arofter   n)irb  ni^t  teid^t  über  fein  eigene^  @c^idfal 

flogen;  Dielme^r  n)irb  Don  i^m  gelten  »ad  ^amlet  bem  ^oratio  nod^» 

rü^uit: 

2)enu  bu  »atfl  fletd  old  l^ättefl, 
Snbem  h'xd)  Wt9  traf,  bu  nickte  üu  (eiben: 
:iDe9  editafald  ^d^läge  unb  i^efi^enle  l^oft 
^it  gtetd^em  SDant  bu  l^ingenommen  u.  f.  n). 

Unb  bicd  ifl  bavaud  ju  oerfle^en,  bog  ein  fold^er,  fein  eigene«  SBefen 
QU(^  in  9nbcm  crTcnnenb  unb  ba^cr  an  i^rem  ©c^icffat  S^^eit  nel^mcnb, 
ringfi  um  ftc^  fafi  immer  nod^  ^örtere  iSoofe,  otd  fein  eigene«  erbttdt; 
med^atb  er  ju  einer  fftoge  über  biefe«  uic^t  fommen  Tamt.  ($.  II,  337. 
SaS.  I,  244.) 

Sinen  fe^r  eblen  S^aroTter  benfen  toir  un«  immer  mit  einem  ge^ 
miffcn  9nflric^  {KUer  Iraner,  bie  nic^t«  tocntgcr  ifl,  aU  beflänbige 
Serbricglid^Ieit  über  bie  täglichen  äBibermärttgfeiten  (eine  fo^^e  to'ixc 
rtn  unebler  Qmq  unb  liege  böfe  ®cfinnung  fürd^ten);  fonbern  ein  au« 
bcv  Srfeniitnig  ^eroorgegangene«  Setougtfcin  ber  97i^tig!eit  aOer  ®üter 
unb  be«  Reiben«  alle«  ?ebcn«,  ni^t  be«  eigenen  allein.    (333. 1,  468.) 

2)  äßarum    e«    ben    ebleren    9laturen    an    WUtt^i^tn» 
fenntniß  unb  SBeltflug^eit  fe§It. 

3)ag  f  eute  ebterer  ^rt  unb  ^öl^erer  Segabung  fo  oft,  jumat  in  ber 
Ougenb,  auffallaibcn  SWangel  an  SlMcnfd)cnfenntni§  unb  SBeltflug^eit 
üerrat^en,  ba^er  lei^t  betrogen  ober  fonft  irre  geführt  toerben,  »ä^wnb 
bte  nicbrigcn  9?atnren  fic^  Otel  fc^neHer  unb  beffer  in  bie  SBelt  ju 
pnben  wiffen,  liegt  baran,  bag  man,  beim  SWangcl  ber  Erfahrung, 


(Sgot^mud  137 

a  priori  jit  utt§et(en  ^ot,  unb  bag  überl^aupt  leine  Srfa^rung  e^  bem 
a  priori  g(et<i^t^ut.  S)ie9  a  priori  nSmlic^  giebt  2)cnen  üon  getoö^n» 
Wijtm  @(|lage  bad  eigene  @e{bfl  an  bie  ^anb,  ben  ßbten  unb  S$or« 
^ügtic^en  aber  nid)t;  bemt  eben  old  fo(^e  ftnb  fte  Don  beu  Vnbcrn 
mett  Derfd^icben.  dnbem  fie  ba^er  bercn  3)eii!en  unb  S^un  mif  bem 
irrigen  berechnen,  trifft  bie  9{e^nung  ntc^t  ju.     ($.  I,  480.) 

!{)er  9Renfd)  eblctet  9rt  glaubt  in  feiner  Ougenb,  bie  toefentlic^en 
unb  entfc^eibenben  Ser^ättniffe  unb  baraud  entfte^enbcn  Serbinbungen 
3toif^en  3Renf(!^en  feien  bie  ibeeßen,  b.  ^.  bie  auf  Vie^nlic^feit  ber 
®eftnnung,  ber  S)enfung^art,  bed  (Sefd^macfiS,  ber  ©eiftei^Iröfte  u.  f.  tu. 
beru^enbeii;  alein  er  toirb  fpüter  inne^  bag  e9  bie  reellen  ftnb,  b.  ^. 
bie,  tuetc^e  fic^  auf  irgenb  ein  materielle^  Ontereffe  fluten.  (%  l,  487.) 
8n  einem  jungen  SRenfc^en  ift  ed  in  inteUectueÜer  unb  aud^  in  mora- 
lifc^er  $tnfi(^t  ein  fc^Ie^ted  3^'^^"'  ^^^  ^^  '^  ^^""  ^^^  j£reiben 
ber  SRenfc^en  flc^  re^t  frü^  jurec^tjufinben  mi^,  fogleid)  bariu 
]\i  $aufe  tfl  unb,  mie  borbereitet,  in  baffelbe  eintritt;  ed  fünbigt  ®e< 
mein^eit  an.  hingegen  beutet  in  folc^er  äSejie^ung  ein  befrembeted, 
ßtt^iged,  ungef(^i(fted  unb  berfe^rted  93ene^men  auf  eine  9?atur  eblerer 
Xrt.    flS.  I,  514.) 

€got$mit0. 

1)  S)ad  SBort  (Sgoi^mud. 

3)a«  beutfc^e  9Bort  ©elbfifuc^t  fU^  einen  falf(^en  9?ebenbegriff 
bon  ftranf^eit  mit  fid^.  3)ad  2Bort  (Sigennu^  aber  bejeid^net  ben 
ßgoiömu«,  fofern  er  unter  Seitung  ber  SJernunft  fle^t,  meiere  \l)n  be« 
fä^lgt,  üermbge  ber  Sicfle^on  feine  ^totdt  planmößig  ju  »erfolgen; 
^üifn  man  bie  liniere  tuo^I  egotßifc^,  aber  nic^t  eigennützig  nennen 
fonn.  3[(fo  ifl  fUr  ben  allgemeinen  Segriff  bad  SBort  (Sgoidmud 
beljube^alten.    (6.  196.) 

2)  Urfprung  bed  Sgoidmud. 

Die  SicI^eit  t)on  OnbiDibuen,  in  tveld^er  ber  SiUe  fic^  erfc^eint, 
trifft  nic^t  i^n  felbfi  ate  ÜDing  an  ftc^,  fonbem  nur  feine  (Srf (Meinungen; 
n  ifl  in  jeber  Don  biefen  ganj  unb  unget^eilt  Dor^anben  unb  erMidt 
um  fid^  ^erum  bad  ja^IIod  tuieber^olte  Sitb  feinet  eigenen  3Befen9. 
^efe9  felbfl  aber,  olfo  bad  n^irKic^  9?ea(e,  finbet  er  unmittelbar  nur 
in  feinem  Onnern.  !Z)a^er  tviU  dcber  aUed  für  flc^ ,  miU  SOed  be« 
fi^n,  »eutgfiend  bc^errfc^en,  unb  n7a^  ft(^  i§m  tribcrfe^t,  mbc^tc  er 
bmii(^ten.  $icr}u  fommt,  bei  ben  erfamenben  2Befen,  bag  bad  On- 
bibibonm  Sträger  beö  erfennenben  ©ubjectd,  unb  biefeö  iEräger  ber 
^f(t  if},  b.  ^.  bag  bie  ganje  Statur  auger  i^m,  alfo  au(^  aUt  übrigen 
Onbhjibuen,  nur  in  feiner  SorfteCfung  e^'ifliren,  er  [idf  i^rer  ftet«  nur 
«1*  feiner  SorfieHung,  alfo  bloö  mittelbar  beionßt  ifl.  $)ieran^ 
<^^|0f  bog  jcbcd  dnbibibunm  ftc^  aOein  für  real  ^ält  unb  bie  anbei n 
öf^öiffennogen  afö  bloße  ^(jantomc  betrachtet,  »eil  Scber  fic^  fdbcr 
unmittelbar  gegeben  ifl,  bie  ?lnbern  aber  nur  mittelbar  burt^  bie 


138  (Sgot^mu« 

SorfieDung  Don  t§nen  in  feinem  ^opfe,  —  entfpringt  bet  @goi^mui9. 
(S.  I,  391  fg.   e.  197.   SB.  II,  687.) 

3)  Sßefen  unb  Umfang  bed  (Sgoidmu^. 

j£)er  Sgoidmud,  b.  1^.  bet  iDrang  jum  !Z)Qfetu  unb  SBotjIfein,  ifi 
bic  $am)ttriebfcbcr  im  SKenfd^cn,  tülc  im  Siliere.  St  nimmt  unter 
ben  bret  ©runbtriebfebem  bet  ^onbtungen:  Sgoidmud,  So^^eit, 
ÜRitleib,  bic  ctfie  ©teile  ein.  Et  ifl  mit  bcm  innetflcn  JTctn  unb 
3Befen  bed  SRenfd^en  oufd  genauefie  t)erlnü))ft,  [a,  eigentlich  ibentifc^. 
S)Q§et  entf))tingen  in  bet  9iege(  aQe  ^anblungen  au9  bem  6goidmu9. 
!DetfeI6e  ifl  feinet  Statut  nac^  gtänjenlod.  2)et  Tttn\ij  loiO  unbebiugt 
fein  3)afein  et^alten,  n)ill  t9  bon  @d^met}en  unbebingt  frei,  kuill  bte 
gtbgtml^glidje  @ummc  bon  SBo^Ifein,  unb  tt)i(I  jeben  ©enug,  ju  bem 
et  fä^ig  ifl,  )a,  fu^t,  koo  mbglid^,  nod^  neue  t^ä^igfeiten  juni  @enuf^ 
in  {l(^  }tt  enttoideln.  Sflled  tüa9  ftc^  feinem  ©tteben  entgegenfleOt^ 
ettegt  feinen  UntoiQen,  B^xn,  $a§;  et  tottb  ed  a(d  feinen  geinb  ju 
üetnic^ten  fud^en.  St  toiQ,  too  mbglic^,  Med  genießen,  %Ded  l^abett; 
ba  abet  bied  unmöglich  ifi,  tt)enigfiend  SHed  bel^ertf^en.  „SUed  für 
mid^,  unb  nid^td  fiit  bie  Snbetn''  ifi  fein  SBal^(f))tu(^.  9Cud  bent 
egoißifd^en  Onbibibuum,  fei  baffelbe  au^  nut  ein  Onfect,  obet  ein 
Sutm,  rebet  bie  Statut  alfo:  „3df  allein  bin  9ned  in  SSem;  an 
meinet  St^attung  iß  9IIed  gelegen,  bad  Uebtige  mag  ju  ®tunbe  gelten, 
ed  ifi  eigentlid^  ni^td.''  S)iefe  ©eflnnung,  bie  bie  eigene  Stiften}  unb 
SBo^lfein  bot  Allem  änbem  berücffl^tigt,  bereit,  aÖeö  Anbete  biefev 
aufjuopfetn,  ift  bet  Sgoidmud,  bet  jebem  S)inge  in  bet  9?atuv 
»cfentli^  ip.    (S.  196  fg.  210.   SB.  I,  392;  II,  687.) 

4)  Sßad  im  Sgoidmud  fic^  offenbatt. 

!Z)et  Sgoidmud  ifl  ed,  luobutd)  bet  innere  SBibetftteit  bed  SBett- 
SBtQend  mit  ftc^  felbfl  jut  fUr^terßd^en  Offenbarung  gelangt.  ÜDiefer 
SBiberflreit  erreicht  im  ÜRenfc^engefd^Iec^t  feinen  ©ipfel,  too  bet  Sgoid- 
mud  ben  l^öd^ften  ®rab  txxtiäft  unb  bet  burc^  i^n  bebingte  SBiberfhett 
ber  dnbibibuen  ba^er  auf  bad  entfe^Iid^fte  ^erbotttitt.  SDied  fe^en  koir 
iibetaK  bot  älugen,  im  kleinen  tbie  im  ©rogen,  fe^en  ed  balb  bon  bet 
fc^tedtßc^en  Seite,  im  lieben  gtoget  ST^tannen  unb  Söfemic^tet  unb  in 
n)ettbet^eetenben  Megen,  balb  bon  bet  löd^etlid^eu  @eite,  too  ed  ba9 
Ül^ema  bed  Sufif))ietd  ifl  unb  ganj  befonbetd  im  Sigenbünlel  unb 
Sitelteit  ^etbottritt;  mit  fe^en  ed  in  bet  SBettgefd^ic^te  unb  in  bet 
eigenen  Stfa^tung.    (2B.  1,  392  fg.) 

5)  S)et    aud   bem   Sgoidmud    entfptingenbe    ®tunb> 
ittt^um  unb  bie  ©c^ulb  biefed  dttt^umd. 

dn  t^olge  bed  Sgoidmu«  ift  unfet  Mcx  ®tunbittt^um  biefet,  bag 
»it  einanbet  gegenfeitig  9?i(^t»3t^  flnb,  baß  loit  3cit  unb  9tnum 
nid^t  aW  btoße  gotmen  be«  Ontettectö,  fonbetn  al«  Seflimmungcn  ber 
3)inge  an  fid^  bettac^tenb,  bie  metap^tififc^e  Obentität  atlet  SBefen 
nic^t  etlennen^  bad  principium  individuationis  uiAt  butdbfAauen. 
(SB.  n,  688.) 


S^c  139 

!Z)ie  ©c^utb  biefed  dnt^umd  fällt  auf  bett  SBiIten  jurüd;  benn 
W  S)ur^f(^QUung  bed  principü  individuationis  loürbe  in  Oebem 
oor§anbeit  fein,  mm  nic^t  fein  äBiUe  ftd^  i^r  ivibevfe^te,  a(d  mldftt, 
oermöge  feinet  unmittelbaren,  geheimen  uub  bedpotifd)cn  Sinftuffcd  auf 
ben  OntcBect,  p«  mciflcn«  nid^t  auflommcn  läßt.    (335.  II,  688.) 

6)  Unterfd^ieb  jn^ifd^cn  @goidmud  unb  Sod^eit,  f.Söfe. 
Sod^eit. 

7)  Unmittelbarer  unb  mittelbarer  Sgoidmud. 

Sgoiflifd^  ftnb  nic^t  blod  bie  $anblungen,  bie  man  offenbar  ju 
feinem  eigenen  9?u^en  unb  SSort^eil  unternimmt,  bcrgtcic^en  bie  aller^ 
meiflen  ftnb,  fonbern  auc^  biejenigen,  Don  bcnen  man  irgenb  einen 
entfernten  Grfolg,  fei  c3  in  biefer,  ober  einer  anbern  SBelt,  für  fi(^ 
ertoartet,  furj  atte  $anblungen,  bie,  i^r  SelDeggrunb  fei,  loelt^er  er 
luoQe,  jule^t  ba9  eigene  SBo^l  bed  ^anbelnben  jur  eigentlichen 
Iriebfebcr  ^aben.     (g.  207.) 

8)  Unüereinbarleit   be^  Sgoi^mud   mit  beut   morali» 
fc^en  SQSert^  ber  $anblungen. 

Sgoidmu^  unb  moralifd^er  9Bert^  einer  ^anMung  fc^Iiegen  einanber 
l4Ie(|t^tn  m9.  $at  eine  ^anblung  einen  egoiftifc^en  S^cä  jum 
'JKotit),  f 0  fann  fie  teiuen  moralif c^en  Sert^  ^aben ;  foÜ  eine  ^anblung 
moraIif(^en  2Bert§  ^aben,  fo  barf  fein  cgoifiifc^er  3^c<f#  unmittelbar 
ober  mittelbar,  na^e  ober  fern,  i^r  Wlctit)  fein.    (S.  206.) 

9)  tZ)er  t^eoretifd^e  Sgoiömud. 

3)er  abfotute  dbeali^mud,  ber  aUt  @rfd^eiuungen  auger  bem  eigenen 
Onbioibuum  für  ^^antome  ^ält,  ifl  ber  t§eDretif(^e  @gotdmud  unb 
t^ut  genau  baffelbe,  tote  ber  prattifc^e  Sgoidmud  in  ))raftif(^er  ^inftd^t. 
'tzx  t^eoretifc^e  Sgoidmu«  ifl  jtoar  burc^  Setoeife  nimmermehr  ju 
ivibertegen;  benno^  ifl  er  jubertäffig  in  ber  $^ilofo))^ie  nie  auberd, 
benn  oi9  ffeptifc^ed  @o))^idma,  b.  ^.  }ttm  @<i^ein  gebraud^t  ivorben. 
ii9  emftltc^e  Üeberjeugung  hingegen  ßnnte  er  aUein  im  XoU^aufe 
gefunben  koerben;  ald  fol^c  bcbürfte  ed  bann  gegen  i^n  nic^t  fotoo^t 
eine«  »eweife«,  aW  einer  Äur.    (SB.  I,  124.) 

ei)e. 

1)  e^e. 

a)  $aut)tjlved(  ber  S^e. 

9ßad  )tt)et  Onbit)ibuen  berfc^iebenen  @ef(^led^t9  mit  folc^er  ®ekoa(t 
Qn^ft^liepc^  ju  einanber  jie^t,  bag  fie  bie  unbertilgbare  ©e^nfu^t  ju 
tiner  toirtli^en  Sereinigung  unb  Serf(^mel3nng  füllen,  ifi  ber  in  ber 
Sanjen  ©attung  fic^  barfieHenbe  93i0e  )um  Seben,  ber  ^ier  eine  feinen 
i^otäm  entfpreAenbe  £)bicctit)ation  feinet  9Befend  antici))irt  in  bem 
OnbiDtbuo,  toetd^ed  j[eue  !93eiben  }cugen  lönnen.  S>em  gemäg  liegt  ed 
int  äßefen  ber  toa^en,  naturgemäßen,  aud  Siebe,  b.  ^.  im  Ontereffc 
^  ©attung  gef^loffenen  @^,  bag  i^r  $aut)t}tt)ed(  ntd^t  bie  gegen^ 
bärtige,  fonbern  bie  lommenbc  Generation  ifl.    (SB.  U,  637  fg.) 


140  ^e 

b)  ©egenfa^   smifc^ett  S^en   quo   Siefie   unb  S^en 
an9  Sont)enicn}. 

S^eit  aud  SieBe  metben  im  dntereffe  ber  Gattung  ^  ntd^t  ber  dnbU 
t)ibuen  gefc^Ioffen.  S^ax  mahnen  bie  9etl^et(tgten  t^r  eigene^  ®li\d 
ju  förbcm;  aflcin  i^r  irirflie^cr  3^^*  ^P  ^^"  ^6«^"  f^'^f^  frember, 
inbem  er  tn  ber  $erüor6rtngung  etned  nur  burc^  fte  mögttt^en  dn« 
btt)ibuutn9  liegt.  @e^r  oft  toirb  bad  butd^  (eibenfc^afttid^e  Ipiebe 
{nfamtnengebroc^te  $aar  int  Uebrigen  Don  ber  ^eterogenften  Sefc^affen« 
^ctt  fein,  unb  bied  Tommt  an  ben  Za^,  mnn  ber  leibenfd^aftlic^e  SBa^n 
t^erf c^n)inbet  S)emgemäg  fallen  bie  a  u  d  Siebe  gefd^Iofjfenen  Sl^en  in 
ber  Siegel  ungUidß^  a\x9;  benn  burd^  fte  tuirb  für  bie  !omntenbe 
Generation  auf  ftoflen  ber  gegenmärtigen  geforgt.  Umgefe^rt  ber^ölt 
ed  ft(^  mit  ben  an9  (Sont)enien}  gef ^(offenen  S^en.  S)ie  ^ier 
»altenben  9{ü(ffi(^ten  flnb  reale,  unb  burd^  fte  »irb  für  bad  @iüd 
ber  Sor^anbenen,  aber  gum  9?a(^t^ei(  ber  ftommenben  geforgt.  2)ema 
gemäg  Tommt  bei  Sbfc^ßegung  einer  S^e  meiflend  entn^eber  bad 
OnbiDibuum,  ober  bad  dntereffe  ber  ©attnng  gu  Tur|.  jDenn  bog 
SonDenienj  unb  teibenfd^aftUd^e  Siebe  $anb  in  $anb  giengen,  ifl  bet 
feltenfie  ©Ittddfall.  SBirb  jjeboc^  neben  ber  ^onbenienj  auc^  bie 
Steigung  in  getoiffem  @rabe  berüdflc^tigt;  fo  iß  ba^  gteid^fam  eine 
flbftnbnng  mit  bem  @eniu9  ber  ©attung.    (SB.  II,  637  fg.) 

c)  f^reunbfc^aft  unb  3ltit(eib  aU  f^örbcrungdmittel 
bed  el|e(i(^cn  Glücfd. 

O6n)o(jl  gtiidlic^e  @(;en  feiten  ftnb,  fo  fann  t9  bo^  liebenben  ®e< 
mUtl^crn  jum  S^rofte  gereichen,  bag  bidmeUen  ber  Ieibenf(^aftß(^en 
®efd^Ied^td(icbe  ftc^  ein  ®efü^(  gang  anbcm  Urf))mng9  }ugefeDt,  nfim« 
lid^  bie  auf  UebereinfKmmung  ber  ©eftnnnng  gegrünbete  ($rcnnbf(^aft^ 
mliit  nac^  bem  (Srtöfc^en  ber  eigentlichen  ®ef(^(ed^tdliebe  ^ert)ortritt 
unb  meidend  baraud  entfpringt,  baf  bie  einanber  ergänjenben  p^^fifc^en, 
moralifc^en  unb  inteüectuenen  Sigenfd^aften  beiber  dnbiDibuen,  au9 
meldten  in  Stüdfic^t  auf  bad  }u  Srgeugenbe  bie  ©efc^ted^tsUebe  entflanb, 
eben  uiud^  in  Sejie^ung  auf  bie  dnbioibuen  felbft  ate  entgegengefe^te 
jZ^emperamentdeigenfd)aften  unb  geiftige  ^orgüge  ^dj  }u  einanber  tV" 
gänjenb  t^er^atten  unb  baburd^  eine  Harmonie  ber  ®emüt^er  begrünben. 
(SB.  II,  639.) 

Caritas  (Siebe  im  Sinne  beö  2Rit(eibe)  unb  amor  (®efd^lec^t«» 
liebe),  auf  biefelbe  $erfon  unb  gegenfeitig  gerichtet,  geben  eine  g(üd(« 
lic^e  (S^e.    ($.  405.) 

d)  @runb  ber  Serabf(^euung  ber  ®ef^wiflere^e. 

dn  t^otge  ber  @rbß(^feit  ht9  S^arafterd  Dom  Sater  tmb  ber 
Ontelligeng  oon  ber  SWutter  (f.  Sererbung)  ifl  e«  ber  fefbe  S^a- 
raftcr,  alfo  ber  felbe  inbit)ibuca  befKmmte  äBilte,  ber  in  allen 
3)edcenbenten  etned  @tammed  (cbt.  hinein  in  jebem  berfelben  ifl  i^m 
ein  onberer  dnteHect  beigegeben,  baburc^  fieHt  ftc^  i^m  in  jebem  ber« 
fetben  ha9  Seben  in  anberm  Sichte  bar;  er  erhält  in  jiebem  eine  nette 


(Sf^t  141 

@rnnbanfi(j^t,  unb  burd^  btefe  (clommt  bad  SSBoUen  felbß  eine  anbere 
üAtxLttq,  mad  in  et^if(^er  ^inflc^t,  in  $infi^t  auf  bie  (Entfc^eibung 
pD\J)ta  Seia^ung  unb  Verneinung  beö  Sidend,  Don  iBid^tigleit  ift. 
DiT  aud  ber  S^ot^menbigleit  jkoeier  ©ef^Iec^ter  }ur  3^0^8  ^n^' 
fprtngcnbe  9{aturaiiflalt  ber  immer  toec^fclnben  Serbinbung  eined  S^iSend 
mit  einem  dnteHect  mirb  fo  jur  Safid  einer  $ei(dorbnung.  SBeit  nun 
bemfelben  SßiQen  gerabe  bie  beftttnbige  (Smeuening  unb  DSHige  Ser« 
änberung  be^  dntetlectd,  a\9  eine  neue  äBcItanfld^t  berlei^enb,  ben  Seg 
M  ^619  offni  ^ält,  ber  dnteOect  aber  Don  ber  ÜRutter  fommt,  fo 
bürfte  ^ier  ber  tiefe  ®runb  liegen^  aud  »eld^em,  mit  koenigen  ^lu^- 
nahmen,  aOe  Sütler  bie  ©efc^miflere^e  Derabfc^eueu  unb  »erbieten,  [a 
fogar  eine  ©efc^Ied^tdliebe  ^ttifc^en  ®ef(^tt)if][em  in  ber  9iege(  gor  nic^t 
entfielt.  ®enn  m9  einer  ®ef(|n)ifiere^e  fönute  nid^td  ftnbered  ^erDor* 
ge^en,  a(d  flet^  nur  ber  felbe  Sßide  mit  bem  felben  dntcOect,  toit  beibe 
fc^on  vereint  in  ben  Altern  epßiren,  atfo  bie  ^offnungdtofe  SBieber« 
^olnng  ber  fc^on  l)or^anbenen  (£rf(^einung.    (SEB.  n,  603  fg.) 

2)  S^elofigfeit. 

a)  (S^etofigleit  t)om  ^rifllid^en  unb  bom  et^ifc^en 
®tanbt)unlt  aud. 

!Z)ie  (S^e  gilt  im  eigentti^eu  (S^rißent^um  Uc^  ate  ein  Som- 
promig  mit  ber  fUnbü^en  9?atur  bed  3Reuf(^en,  ate  ein  SttScfl^n^ni^, 
ein  erlaubtet  für  Die,  mld}c\x  btc  jlraft  bad  $0(^fle  an^uftrcben 
mangelt,  unb  aU  ein  Stu^n^eg,  größerem  Serberben  oorjubeugen;  in 
biefem  @inne  er^ttlt  f^e  bie  @anction  ber  Si'irc^e,  bamit  bad  ^anb 
umiuflödbar  fei.  ^ber  a(^  bie  ^öfjcrc  Sei^e  bed  S^rifient^umd,  burd) 
meiere  man  in  bie  9{ei^e  ber  Vudenoä^Itcn  tritt,  n^ivb  bad  @oetibat 
mib  bie  Sirginitöt  aufgefieHt;  burc^  biefe  allein  erlangt  man  bie 
Siegerhone.  (SB.  U,  706  fg.)  Som  et^ifc^en  ©tanbpunft  aud  ift 
bie  S^  ala  entfc^iebenfler  Sudbrud  ber  Seja^ung  bed  SBiOend  }um 
?eben  ju  öermerfen.    (?.  U,  660,  «nmerl.) 

b)  S^e(ofig!eit     oom     cubämonologifd^en    @tanb« 
punft  aud. 

"Die  S^age,  ob  ed  beffer  fei  ju  ^eirat^en,  ober  nic^t,  (ägt  fid^  in 
fe^r  bieten  SdOen  barauf  iurüdfü^ren,  ob  Siebe^forgen  beffer  finb, 
q1«  9la^rungdforgeu.     (2R.  357.) 

gar  aRttnner,  öon  (jö^erem,  geiftigem  »erufe,  für  Dichter,  $^i(o« 
fop§en,  übcr^out)t  für  !S)ie,  koeld^e  fic^  ber  SBiffenfc^aft  unb  ftunfi 
tDtbmen,  ifi  (S^efofigfeit  ber  S^e  t)or}U}ie^en,  loeil  bad  3o(^  ber  S^ 
f«  ^inbert,  große  fflevle  ju  f^affen.    (2R.  357.) 

3)  (E^egefe^e. 

£ie  (Suropäifc^en  S^egefe^e  nel^men  bad  SBeib  ald  SequtDalent  beö 
SKamied,  gc^n  alfo  Dou  einer  unrichtigen  Soraudfe^ung  and.  de  me^r 
bie  Steckte  unb  (S^ren,  totid^t  bie  ©efe^e  bem  äBeibe  juertenneu,  bad 
iiatürli(^c  iSer^ältiiiß  beffclben  überfieigen,  beflo  mc^r  t)erriQgern  fte  bie 
3^1  bct  mirHic^  biefer  Sergünfiigungen  t^eil^aft  merbcnben.    2)enn 


142  e^re 

bü  ber  luibernatttrlid^  t)ott^eU§aften  Steaung,  toelc^e  bie  9Rono' 
gamte  unb  bie  i^r  beigegebenen  S^egefe^^e  bem  SBeibe  ert^eilen,  tragen 
Kuge  unb  oorfic^ttge  SRänner  fe(|r  oft  93ebenfen,  ju  ^eirat^en.  SESä^venb 
bo^er  bei  ben  pol^gamif^en  S5lfem  j[ebcd  Seib  Serf orgung  finbet, 
ifi  bei  ben  mo nog am if^en  bie  3^^t  ^^^  Dere^elic^ten  groueu  be* 
f(^ränlt  unb  bleibt  eine  Un}a^I  fiüQelofer  Seiber  übrig.  t$ür  bad 
tt)eib(id^e  ©efc^te^t  ate  ®an}ed  betrachtet,  iß  bemnaci^  bie  ^of^gamie 
eine  SBo^U^at.    (?.  U,  658.) 

9[ud  beut  iRaturred^t  lägt  {I^  bie  3Ronogamie  nic^t  ableiten,  fonbent 
fe  ifl  blod  t)o{ttii)en  Urfprungd.  %n^  bem  9?aturre(^t  folgt  nömlic^ 
b(o0  bie  S^erbinbUc^feit  bed  ÜRanned,  nur  ein  9Beib  ju  ^aben,  fo  lange 
biefe  im  @tonbe  ifi,  feinen  Strieb  ju  befriebigen,  unb  felbß  einen 
gleichen  j£rieb  ^at  93(eibenb  ifl  blod  bie  Serbinblic^feit  ber  ©orge 
ür  bad  S93eib,  fo  lange  fie  lebt,  unb  für  bie  ftinber,  biö  fie  txtoad)\m 
lub.  2)er  Xrieb  unb  bie  tS^^igleit  }ur  ©efd^Ied^t^befriebigung  bauert 
ieim  3Ranne  me^r  ate  bo))peU  fo  lange,  aU  beim  äBeibe.  S)a  ift  nun 
an9  bem  9taturre(^t  feine  Serbinblic^Ieit  abjuteiten,  bag  ber  3Rann 
feine  no(^  gebliebene  B^^dungi^fraft  unb  3(ugungdtrieb  bem  ju  beiben 
jegt  unfähigen  SBeibe  opfern  foÜte.  $at  er  fit  gehabt  t>on  feinem 
24.  hx9  40.  Oa^re,  unb  fie  ifl  nid^t  mel^r  taugli^/  fo  tl^ut  er  i^r 
fein  Unrecht,  koenn  er  ein  jnieite^  jüngere^  SBeib  nimmt,  fobalb  er 
bann  im  ©taube  ifl,  imi  Seiber  ju  unterl^atten,  fo  lange  beibe  leben, 
unb  für  ade  ftinber  ju  forgen.  (^.  379.) 
4)  @^ebrud^. 

3>ie  ©efd^Iec^tdliebe,  b.  i.  ba9  dntereffe  ber  ©attung,  überloiegt, 
obatb  fie  ind  ©piel  fommt  unb  einen  entfd^iebenen  Sort^eil  bor  \id) 
xtf)i,  iebed  anbere  noc^  fo  n)i(^tige  inbibibuelte  dntereffe.  3^ni 
allein  koeic^en  ba^er  S^re,  ^flic^t  unb  Streue,  nac^bem  fie  jeber  anbcm 
Serfu^ung,  nebfl  ber  S)ro()ung  bed  Zoht9,  n)iberflanben  ^aben.  ©o 
fmben  xoix  benn,  bag  in  feinem  ^^unfte  ©etoiffcn^afttgfeit  fo  feiten  ifl, 
tt)ie  in  biefem;  fie  tt)irb  ^ier  bisweilen  fogar  ton  fonfl  rebttd)en  unb 
gerechten  Seuten  bei  ©eite  gefegt,  unb  ber  S^ebrud^  rücffld^tdlod  be- 
gangen, koenn  bie  teibenf^aftlic^e  Siebe,  b.  ff.  bad  dntereffe  ber  ©attung, 
ftd)  i§rer  bemfld^tigt  ^at.  &  fd)eint  fogar,  al9  ob  fie  babei  einer 
^5^ern  Seredjtigung  flc^  ben)ugt  ju  fein  glaubten,  aM  bie  dntereffen 
ber  dnbioibuen  ie  berlei^en  fönnen,  eben  meit  fie  im  dntereffe  bei* 
©attung  ^anbeln.  SBer  fld)  hierüber  ereifern  tt)oate,  lofire  auf  bie 
auffaDenbe  Stac^flc^t  ju  oenoeifcu,  koeld)e  ber  $ct(anb  im  (Soangelto 
ber  S^ebrec^erin  niiberfa^ren  tagt,  inbcnt  er  jngteic^  bie  fctbe  ©^utb 
bei  aKcn  «ntoefenben  öorauöfefet.    (SB.  II,  631  fg.) 

(lieber   ba«   Stecht  ber  gürflen,   eine  SRaitreffe  ju   galten,   fie^c 
gürflcn.) 
Cl^re. 

1)  S)efinition  ber  (£^re. 

eine  ^Definition  mie  biefe:    bie  ß^re  ifl  ba«  äußere  ©etoiffen,  unb 
ba«  ®e»iffett  bie  innere  (S^re,  fönnte  oieOeic^t  SRanc^em  gefaCc«,  mttre 


(S^rc  143 

jeboc^  me^r  eine  glünjenbe,  atö  eine  beutlid^e  unb  grünblid^e  (StfUrung. 
3)eut(id|er  unb  griinblid^er  ifi:  bie  S^re  xft,  objectiD,  bie  SDtcinung 
Snberer  Don  unferm  SBert^,  unb  fubj|ectiu,  unfere  ^wcd^t  Dor  biefer 
üReinung.     ($•  I,  383.) 

2)  SEßuriel  unb  Urfprung  be«  iS^rgefü^U. 

3)ie  äBurjel  unb  ber  Urfprung  bed  j|ebem  nic^t  ganj  Derborbenen 
'J)}enfd^en  innemo^nenben  @efü^te  für  6§re  unb  Sd^anbe  liegt  in  beni 
Snnenjetben  bed  dnbiDibuumd,  bag  e$  nic^t  in  ber  dfolirung,  fonbern 
nur  in  ber  ©emeinfc^aft  ttvoa9  \\t  unb  t^emtag.  $ierau$  entfielt 
bad  SSefireben,  für  ein  tauglic^c^  SRitglieb  ber  menfc^Ii^en  ©efeOfd^aft 
}u  gelten  unb  baburc^  ber  Sort^eile  ber  menfc^Uc^en  ©emeinf ^aft  t^eit^aft 
IVL  »erben,  ^ieju  fommt  t9  auf  bie  günfitge  SReinung  ber  Snbern  an, 
nnb  ^ieraud  entfprtngt  bemnac^  bad  eifrige  @treben  naij  ber  günfligen 
ä^teinung  Ruberer  unb  ber  ^o^e  3Bert^,  ber  barauf  gelegt  toirb. 
(?.  I,  383.) 

3)  SSBirlungen  ber  @^re. 

9{ad|  il^rer  fubjectioen  ®eite^  ald  t^urd^t  Dor  ber  üReinung  Snberer, 
^Qt  bie  @^re  oft  eine  fe§r  §etlfame,  n^enn  au(^  leine^toegd  rein  mora- 
Uf^c  aaSirfung,  —  im  2Rann  öon  g^re.    {%  l,  383.) 

9{i(^td  flörh  ben  Se6endntut§  me^r^  ald  bie  erlangte,  ober  erneuerte 
©cteig^eit  oon  ber  günfligen  3Jieinung  Slnberer;  n^eil  fle  ben  @^u^ 
unb  bie  ^ülfe  ber  Vereinten  ffräftc  aflcr  öcrfpric^t.    {%  l,  383.) 

4)  Sßert^  ber  (S^re. 

*S>tt  SBertl^  ber  S^re  ifl  nur  ein  mittelbarer.  S)enn  bie  3){einung 
Ruberer  Don  und  lann  nur  infofern  äBert§  für  und  ^aben,  atd  fie  i^r 
^onbeln  gegen  und  beflimmt  ober  gelegentlich  beflimmen  lann.  S)ied 
ifi  ieboc^  ber  $aQ,  fo  lange  n)ir  mit  ober  unter  üRenfd^en  (eben. 
Unmittelbarer  SBert^  fommt  ber  e§re  nid^t  ju.  (^.  I,  386.)  «tte 
%e  beruht  gule^t  auf  ißü^ti^feitdrüdfi^ten.    ($.  I,  388.) 

5)  Serluft  ber  (S§re. 

9uf  ber  äßa^r^eit,  bag  ber  g^aralter  unoeränberlid^  ifl(f.(£^a' 
matter)  beruht  ed,  bag  bie  toat^xt  Sl^re,  ein  Wlal  oerloren,  nie  u^ieber 
^^juftellen  ift^  fonbern  ber  äRalel  einer  einjigen  ni^tdmürbigen  $anblung 
bem  äßenfd^en  auf  immer  auRebt.  (6.  51.)  dmmet  beruht  bie 
l^^re,  in  i^rem  leisten  @runbe,  auf  ber  Ueberjcugung  oon  ber  Unoer-- 
<inberli^!eit  ht^  moralif^en  g^arafterd,  oermöge  »eitler  eine  ein}igc 
]^Uiiit  $anb(ung  bie  gleid^e  moralifd^e  9ef(^affen^eit  aller  folgenben, 
fobatb  tt^nlic^e  Umflünbe  eintreten  »werben,  verbürgt.  !3)ed^alb  eben  ifl 
^«  Verlorene  ß^re  mijt  loieber  ^erjufteßen;  ed  fei  benn,  bag  ber  SScrluft 
tt^f  Sttuf^ung,  to)ie  ^erläumbung,  ober  falfd^cm  @^ein  berul^t  ()fttte. 
(?.  I,  384.) 

6)  ®egenfa(}  }n)if(^en  Sl^re  unb  9{u^m. 

®ie  (S^re  ^at  in  getoiffem  @tnne  einen  negatioen  6^araTter, 
nümti^  im  ©egenfag  }um  9{u§m,  ber  einen  pofittoen  S^arafter 
N.    !Z)enn  bie  S^re  ift  nic^t  bie  3Keinung  oon  befonbern^   biefem 


142  Q^rc 

kt  ber  kDtbernatürlid^  t^ort^eil^aften  @teSung,  rne^e  bte  SDtono' 
gomie  unb  bie  t^r  6etgegebenen  S^egefe^e  bem  SBeibe  ettl^eilen,  tragen 
Kuge  unb  tiorftd^tige  ajittnner  fe^r  oft  SSebenfen^  ju  ^eirot^en.  S93ä^renb 
bo^er  bei  ben  poltjgamtfd^en  Sölfern  jebcd  9Beib  SSerforgung  fmbet, 
i{t  bei  ben  monogamtfc^en  bte  3<i^t  ^^^  tiere^elic^ten  Stauen  be« 
f^ränlt  unb  bleibt  eine  Unja^l  fiüf^etofer  SBeiber  übrig.  %üx  bad 
meibli^e  ©ef^Ied^t  ald  ©anjed  betrachtet,  ifl  bemnad^  bie  ^ol^gamie 
eine  SBo^tt^at.    (%  U,  658.) 

^ud  bent  ißaturred^t  (ttgt  jld^  bie  äRonogamie  nid^t  ableiten,  fonbent 
fie  ifl  btod  pofttioen  Urfprungd.  "änB  bem  9?aturre(^t  folgt  näntlid) 
blod  bie  Serbinbtic^Ieit  bed  Wlanm^,  nur  ein  äBeib  ju  §aben,  fo  lange 
biefe  im  @tanbe  i|l,  feinen  S^rieb  ju  befriebigen,  unb  felb{l  einen 
jleic^en  SIricb  ^at.  9(eibenb  ifl  blod  bie  93erbinbtic^Ieit  ber  @orge 
ür  bad  Sßeib,  fo  lange  fie  lebt,  unb  für  bie  Sinber,  bi6  fte  ermac^f en 
tnb.  3)er  S^rieb  unb  bie  gö^igfeit  jur  ©efc^Ied^t^befriebigung  bauert 
)eim  äRanne  me^r  al^  boppelt  f o  lange,  ald  beim  SBeibe.  S)a  ift  nun 
axxe  bem  iRatune^t  leine  Scrbinblid^teit  ab}uleiten,  bag  ber  Wlamx 
feine  nod^  gebliebene  3^^9ungdlraft  unb  3^ugungdtrieb  bem  ju  beiben 
ieljt  unfähigen  SBeibe  opfern  foKte.  $at  er  fie  ^^fiait  t)on  feinem 
24.  bid  40.  da^re,  unb  fte  ifl  nid^t  me^r  taugli^,  fo  t^ut  er  i^r 
lein  Unrecht,  n^enn  er  ein  itotiM  lungeret  SEBeib  nimmt,  fobalb  er 
bann  im  ©taube  ifl,  })nei  Seiber  ju  unterhalten,  fo  lange  beibe  (eben, 
unb  für  alle  ftinber  ju  forgen.  (^.  379.) 
4)  @^ebru^. 

S)ie  ©efd^Iec^tdliebe,  b.  i.  ba^  dntereffe  ber  ©attung,  übertoiegt, 
fobalb  fie  ind  ®))ie(  fommt  unb  einen  entfc^iebenen  Sort^eil  uor  ftc^ 
fle^t,  iebe^  anbere  no^  fo  n)i(^tige  inbiüibuelle  dntereffe.  Sf}ni 
aUein  n^eic^en  ba^er  @§re,  ^flic^t  unb  3:reue,  nac^bem  fie  jjeber  anbem 
Serfud^ung,  nebfl  ber  S)ro()ung  bed  S^obed,  loiberflanben  ^aben.  @o 
fmben  \mx  benn,  bag  in  feinem  fünfte  ©etuiffen^aftigteit  fo  feiten  ift, 
tt)ie  in  biefem;  fie  toirb  ^ier  bi^meilen  fogar  t)on  fonfl  reblid^en  unb 
geredeten  Seuten  bei  @eite  gefegt,  unb  ber  @^ebrud^  rütffid^tdlo^  be- 
gangen, toenn  bie  leibenf^afttic^e  Siebe,  b.  ^.  bad  dntereffe  ber  ©attung, 
ftd)  i^rer  bemli^tigt  ^at.  @d  ftfjeint  fogar,  ald  ob  fie  babei  einer 
^5^crn  Sere^tigung  fi^  bemugt  }u  fein  glaubten,  ald  bie  dntercffen 
ber  dubiuibuen  je  uerlei^en  fönnen,  eben  meil  fte  im  dntereffe  ber 
©attung  ^anbeut.  2Ber  fid)  hierüber  ereifern  »oHte,  n)tire  auf  bie 
auffadcnbe  S^ac^fi^t  }u  üerraeifcn,  mld)z  ber  $ci(anb  im  (Soange(io 
ber  (S^ebrec^erin  n)iberfa^ren  lägt,  inbem  er  gngleic^  bie  fc(be  ©d^ulb 
bei  aOcn  ^nwefenben  Doraudfe^t.    (993.  U,  631  fg.) 

(lieber   baö   {Rec^t   ber  Surften,   eine  TOaitreffe   jn   Jjaltcn,    fle^c 
gürflcn.) 
elfte. 

1)  ^Definition  ber  (S^re. 

(Sine  S)efinition  mie  biefe:  bie  @§re  ifl  bad  äu§ere  ©etoiffen,  unb 
bad  ©etoiffen  bie  innere  S^re,  fönnte  DieUeic^t  äRan^em  gefaQen,  »äre 


Qtl^xc  143 

itbod^  me^r  eine  glänjenbe,  als  eine  beutli^e  unb  grünbltd^e  ßrltörung. 
Deutlid^er  nnb  grünbli^er  i{l:  bie  (S^re  ifl,  objectit),  bie  äReinnng 
Snberer  Don  mtfemt  Sßert^,  unb  fubjectiü,  nnfete  Surc^t  t)or  biefer 
SKeinung.    (^.  I,  383.) 

2)  SaSuracI  unb  Urfprung  bc«  e^rgefü^I«. 

^ie  äBurjel  unb  ber  Urfprung  bed  febem  nid^t  ganj  t)erborbenen 
'JRenfc^en  tnnetuo^nenben  @efU^te  für  6§re  unb  @^anbe  liegt  in  bent 
3imemerben  ht9  •3nbit)ibuunt9^  ha^  t9  nid]!  in  ber  dfolirung,  fonbern 
nur  in  ber  ©emeinfd^aft  ttma^  ifl  unb  t)ermag.  $ieraud  entfielt 
ba^  Seflreben,  für  ein  tauglic^e^  SRitglieb  ber  menf^Ii^en  ©efeOfd^aft 
}u  gelten  unb  baburc^  ber  Sort^eile  ber  menfc^Iic^en  ©emeinf^aft  t§eil^aft 
ju  merben.  $ieju  fommt  e^  auf  bie  günflige  äReinung  ber  Slnbern  an, 
imb  ^ieraud  entfpringt  bemnad^  bad  eifrige  @tre6en  nad^  ber  günftigen 
3)?einung  Ruberer  unb  ber  §o^e  3Bert^,  ber  barauf  gelegt  toirb. 
(?.  I,  383.) 

3)  SBirlungen  ber  @^re. 

9}ac^  i^rer  fubjectiDen  ®eite,  aU  t^urd^t  t)or  ber  üReinung  Ruberer, 
^at  bie  @^re  oft  eine  fe§r  ^eitfame,  n^enn  au^  leinedtoegd  rein  mora- 
lifc^e  SBir!ung,  —  im  SKann  öon  e^re.    (^.  I,  383.) 

kxift^  ftörft  ben  Sebendntut^  me^r,  ald  bie  erlangte,  ober  erneuerte 
@ctt)ig^eit  t)on  ber  günftigen  3Jieinung  Slnberer;  toeil  fie  ben  @d^u^ 
unb  bie  ^ülfe  ber  vereinten  ffräfte  «Her  öerfpric^t.    {%  I,  383.) 

4)  SBert^  ber  (£§re. 

2)er  ^ertl^  ber  S^re  ift  nur  ein  mittelbarer.  S)enn  bie  3){einung 
Snberer  t)on  und  fann  nur  infofern  äBert^  für  und  ^aben,  ol9  fie  i^r 
^anbeln  gegen  und  beftimmt  ober  gelegentli^  beflimmen  fann.  S)ied 
iß  ieboc^  ber  ^aU,  fo  lange  niir  mit  ober  unter  äRenfc^en  leben. 
Unmittelbarer  SSSert^  lommt  ber  ß^re  nic^t  ju.  ($.1,  386.)  Mt 
e^re  beruht  jule^t  auf  ißü^Uc^feitdrüdCfic^ten.    {%  I,  388.) 

5)  Serluft  ber  (S§re. 

Xuf  ber  SEBa^r^eit,  bag  ber  ^^araher  unt)eränberlt^  ifl(f.  (S^a- 
ralter)  beruht  ed,  baß  bie  toafjxt  Sl^re,  ein  Tlal  verloren,  nie  u^teber 
§er}ufieQen  ift,  fonbern  ber  Tlahl  einer  einjigen  nid^tdmürbigen  $anblung 
bem  äRenfc^en  auf  immer  auflebt.  (@.  51.)  dmmet  beruht  bie 
S^re,  in  i^rem  leisten  ©runbe,  auf  ber  Ueberjcugung  t)on  ber  UnDer^ 
änberli^feit  ht9  moralifc^en  (^^araftcrd,  t)ermöge  melc^er  eine  einjigc 
f(^k(^te  $anblung  bie  gleiche  moralifd^e  Sefd^affen^eit  aOer  folgenben, 
jobalb  tt^nli^e  Umfiänbe  eintreten  »werben,  verbürgt.  ÜDed^alb  eben  ifl 
bie  berlorene  S§re  nic^t  loieber  ^erjufieDen;  ed  fei  benn,  bag  ber  $er(ufi 
auf  Xäuf^ung,  toie  ^erläumbung,  ober  falfd^em  @^ein  berul^t  ()fttte. 
(?.  1,  384.) 

6)  ®egenfa(}  jmifd^en  (S^re  unb  9{u^m. 

3)te  (S^re  ^at  in  gen)iffent  (Sinne  einen  negativen  (S^arafter, 
nämlic^  im  ©egenfa^  }um  9{u§m,  ber  einen  po  fit  tuen  S^aratter 
N.    2)enn  bie  S^re  ifl  nic^t  bie  äReinung  Don  befonbern,   biefem 


144  e^rc 

@u6iect  aMn  jutommenben  Sigenfd^aften,  fonbetn  nur  Don  ben  ber 
9{egel  na^  Doraudjufel^enben,  toclc^e  ait^  i^m  nic^t  abgeben  foOen. 
®ie  befagt  ba^er  nur,  bag  bad  ©ubject  {eine  Studna^me  ma^e;  kofi^renb 
ber  9fu^m  befagt,  bag  ed  eine  mad^e.  diu^m  mug  ba^er  erfl  cnoorben 
U)erben;  bte  6^re  hingegen  braucht  b(od  ntc^t  Verloren  ju  gc^en.  Sem 
entfpred^eub  ifl  Srmangelung  bed  9{u^me^  £)bfcuritftt,  ein  9?egatit)ed; 
(Srmangelung  ber  (S^re  ifl  ©c^anbc,  ein  $ofitiüed.  ($.  1,  385.) 
!X)ic  S^re  betrifft  blod  folc^e  (Sigenfc^aften,  bte  Don  jiebem  in  benfelben 
Sev^ältniffen  @te^enbcn  geforbcrt  merben,  ber  9Iu^m  blod  fold^e,  bic 
man  Don  SKemanb  forbcrn  barf;  bie  @^re  fold^c,  bie  debcr  fid^  felber 
($ff entließ  beilegen  barf;  ber  Sttu^m  fotd^e,  bie  ji^ciner  flc^  felber  beilegen 
barf.  Sßä^renb  unfere  S^re  fo  n^ett  reicht,  toie  bie  ^unbe  Don  und; 
fo  ci(t,  umgele^rt,  ber  9tu^m  ber  fiunbe  Don  und  Doran  unb  bringt 
bicfe  fo  meit  er  felbfl  gelangt.  Sluf  IS^re  ^at  deber  Snfpruc^,  auf 
äiu^m  nur  bie  Sudna^men.  ($.  I,  415.)  3Btt§renb  bie  S^re  in  ber 
Siegel  gerechte  Üixdjttt  finbet  unb  lein  92eib  fic  anfi^t,  \a  fogar  fie 
dcbem  )um  Doraud,  auf  Srebit,  Derlic^en  tüixb,  mug  ber  9{u^m  bem 
^{eibe  }um  £ro^  erfflmpft  toerben  unb  ben  Lorbeer  t^eitt  ein  S^ribunal 
entfc^teben  ungünfiiger  »ic^ter  aud.  ($.  l,  421.) 
7)  «rten  ber  S^re. 
Hu9  ben  Derfc^iebenen  9e}ie^ungen,  in  benen  ber  9)7enf(^  }u  Snbern 
ftc^t  unb  in  $infi^t  auf  n^elc^e  fic  3»traucn  ju  i^m,  alfo  eine  gemiffe 
gute  SReinung  Don  i^nt,  }u  ^egen  ^aben,  entfielen  mehrere  Srten  ber 
@§re.  3)iefe  SBejie^ungen  flnb  ^auptfftc^Iid^  bad  ^ein  unb  S)ein, 
fobann  bie  Seiflungen  ber  Xn^cifd^igen,  cnbtid)  bad  ©e^ualoer^ältnig; 
i^nen  entfprec^en  bie  bürgerliche  (S^re,  bie  Smtdc^re  unb  bie 
<Sef  uale^re,  iebe  Don  )De(d)en  nod^  loieber  Unterarten  §at.    ($.  I,  .384.) 

a)  S)ie  bürgerliche  (S§rc,  welche  bie  toeitefle  Sphäre  ^at,  befielt 
in  ber  Soraudfe^ung,  bog  mx  bie  dted^te  eined  Oeben  unbebingt  a^ten 
unb  ba^er  und  nie  ungerechter,  ober  gefcl^üc^  unerlaubter  iWittel  ^u 
unferm  Sort^ci(e  bebienen  mcrben.  Gie  '\\t  bie  SSebingung  jur  !£^ciU 
na^me  an  aUem  frieblic^en  93erfe^r.  ($.  1,  384.)  !£)ic  @runbfä<}e 
ber  bürgerlichen  (E^re  berufen  auf  bem  moralifd^en  unb  nic^t  auf  bem 
Uod  pofitiDen  Siedet.    (2B.  U,  G83.) 

b)  3>ie  Smide^re  ift  bie  allgemeine  äRetnung  Slnberer,  baß  ein 
äRann,  ber  ein  3lmt  oerfie^t,  oUe  baju  erforberlic^en  Sigenfc^aften 
mirflic^  ^abe  unb  aud^  in  aOen  i^äUen  feine  amtlichen  Obliegenheiten 
pünftlic^  erfülle.  Die  Slmtde^re  erforbcrt  ferner,  bag  mer  ein  9mt 
Derfle^t,  bad  Smt  felbft  in  ^fefpect  erhalte.    (^.  I,  386  fg.) 

c)  ^ie  <Sefua(e^re. 

!Z)ie  ©qruale^ce  jerfädt  i^rer  92atur  nac^  in  SBetber*  unb  9){cinner« 
(i^re,  unb  iß  Don  beiben  Seiten  ein  wo^toerfianbener  esprit  de  corps. 
2)ie  meiblic^e  S^re  ifl  bie  aUgemeiue  ÜReinung  Don  einem  3)?ttbc^en, 
bag  fle  ftc^  gar  leinem  äRannc,  unb  Don  einer  $^rau,  bag  fie  ftc^  nur 
bem  i^r  angetrauten  Eingegeben  i^aht.  ($.  I,  388.)  S)ie  loeiblid^c 
Cüi^re  ^at  jkoar  grogc  Sßi^tigfeit  für  bad  »eibti^e  @Iüd;   aber  i^r 


e§rc  145 

XkrtI)  tfi  boc^  nur  ein  relattDer,  lein  abfotuter,  über  ha^  2 Am  unb 
jeine  ^totät  f)inaudtiegenber.  S)a§er  tfl  ben  überfpaiinten  Saaten  ber 
l'uaetia  unb  bed  3>irginiud  fein  Beifall  ^u  fc^enfen,  unb  ber  @d)Iug 
ber  Smtlia  ©alotti  f)at  titoa^  (Smpbrenbed.  üened  auf  bie  @pi$e 
Xreiben  bed  tveibUc^en  (S^renprincipd  gehört  juui  SJergeffen  bed  ßiuec!^ 
über  bie  ÜRittel.  S>ie  @e^uale§re  l^at  ine^r  atd  aKe  anbere  6^re  einen 
Mo^  relaüDen,  ja,  man  mbd)te  fagen  einen  6(0^  conuentioncllen 
ffiert§.     {%  I,  388  fg.) 

2)ie  @ef(^(e(^tde^re  ber  SRdnner  tuirb  burd^  bie  ber  SBeiber  ^eroor^' 
gerufen,  atö  ber  entgegengefe^te  esprit  de  corps,  tüdijtx  berlangt, 
ba^  Seber,  ber  bie  @^e  eingegangen  ifl,  barüber  mac^e,  bag  biefed 
'factum  nic^t  bnr(^  Sinreigen  einer  (a^en  Dbferbanj  feine  t$efligfeit 
Derliere.  3)cnigemäg  forbert  bie  @^re  bed  SRanned,  ha^  er  ben  @^e^ 
bru(^  feiner  ^rau  a^nbe  unb  menigftend  bur^  2:rennung  Don  i^r  ftrafe. 
{?.  I,  390  fg.)  ®ie  ben  2Rann  bur(^  SSerluft  ber  ®efd)(ec^t«e^re 
treffenbe  ®d)anbe  ifi  nid}t  fo  grog,  mie  bie  bad  2Betb  tieffenbc,  xotil 
beim  9)ianne  bie  ©efd^Iec^tdbejie^ung  eine  untergeorbnete  \^,  inbem  er 
in  noc^  Dielen  anbern  unb  uii^tigern  fie^t.  (%  J,  391.) 
8)  ©ine  Slfterart  ber  @^rc. 

Dbgleic^  bie  S^re  einen  negativen  (S^arafter  f^ai  (f.  ®egenfa^ 
)toif(^en  ß^re  unb  9{u^m),  fo  ifl  bod^  biefe  StegatiDität  nic^t  mit 
^affiüität  ^u  Dertt)ed}feln;  üielme^r  f^at  bie  @^re  einen  gang  actiDen 
S^arofter.  @ie  ge§t  nämtic^  aDein  Don  bem  @ub|ect  berfelben  au9, 
beruht  auf  feinem  I^un  unb  ?affen/  nic^t  aber  auf  3)cm,  loa«  Änbere 
t^un  unb  noa^  i^m  n^ieberfö^rt.  ÜDied  if^  ein  Unterfd^eibung^nierfmat 
ber  wahren  öftre  Don  ber  ritterlichen,  ober  Äftere^re.  (^.  I,  385.) 
SSä^renb  bie  J4(^ten  «rtcn  ber  gftre  ftd^  bei  allen  Sölfern  unb  ju  allen 
Seiten  finben,  ip  bie  ritter(id)C  @^re  ober  baö  point  d'honneur  erft 
im  3)2ittela(ter  entfianben,  unb  blo^  im  c^riflUdjen  Europa  unb  gkoar 
blo«  unter  ben  ^ö^eren  Stäuben  cin^eimifd^  gemorben.  QJß.  T,  39 J. 
398  fg.) 

Z)ie  ©runbfft^e  ber  rittertic^en  @ftre  fmb  Don  benen  ber  ttd^ten 
Srten  ber  öftre  gänjUd)  Derfc^icben,  j[a  iftnen  gum  £ftei(  entgegengefe^t 
unb  6i(ben  einen  ganjen  öobe^*  ober  @piege(  ber  ritterli^en  öftre. 
(%  l,  391  ff.)  Sag  biefer  feltfame,  borbarifdfte  unb  lächerliche  öobe^ 
bct  gftre  nic^t  a\\9  bem  SBefen  ber  menfc^Ii^en  iRatur  ober  einer  ge« 
fnnben  Snftc^t  menfd)(i^er  Serftättniffe  fterDorgegangen  fei,  erfennt  ber 
Unbefangene  auf  ben  erj^en  »lid.  {%  1,  398.)  Da«  ritterliche 
%enprincip  mit  feinem  abfurben  2)uean}efen  ifl  ein  fUnfi Hefte«,  ift 
ciu  itinb  iener  3^tt,  ipo  bie  ^äufie  geübter  »aren,  al«  bie  Jlbpfe,  wo 
bie  Pfaffen  bie  Vernunft  in  Ketten  ftielten  unb  fdftmierige  9{ed)t«fäae 
btttcft  JDrbalien,  ®otte«urtfteite,  bie  ftauptfäc^Iic^  in  3^ci'^n<Pf^n  ^^* 
[tanbiit,  entfc^ieben  n^urben,  alfo  ein  ftinb  be«  3){ittelatter«  unb  feine« 
»ittertftum«.     (?.  I,  402.) 

3)ie  2:enben/|  be«  ritterliciften  öftrenprincip«  ifi  biefe,  baß  man  burc^ 
Xnbroftung  pft^flfc^er  ©ematt  bie  äußerlichen  ^ejeugungen  berjenigen 

649i»cn^aucr«S(iiton.  l«  10 


146  (S^xiWtxt 

Hc^tüng  erjWtngen  toitl,  n)el(^e  tüMiij  )u  ertuerben  man  enttocber 
für  ju  Bcfc^werHc^,  ober  für  übcrflüfftg  ^ält.  SBä^rcnb  bie  bürgcrlit^c 
S^re  in  ber  SReinnng  ber  Slnbem  t)on  und  befielt,  bag  nir  DoU^ 
fommened  3utrauen  üerbtenen,  mil  tt)ir  bie  9?ed^te  eined  deben 
unbebingt  achten;  fo  befielt  bie  ritterltd^e  (S^re  in  ber  2)7einung  ton 
und,  bag  mir  3U  fürchten  ftnb  —  ein  @runbfa^,  ber  fo  falfc^  nic^t 
toüxt,  koenn  mir  noc^  im  97aturjuftanb  (ebten,  ber  tiber  im  ©tanbe 
ber  SiDiUfation  feine  ®ü(tigfeit  me^r  §at  unb  beffen  t$efl^atten  nur 
auf  einer  ber  92atur  unb  htm  Soofe  bed  SRenfc^en  gänjlid^  unange- 
meffenen  Ueberf^ä^ung  bed  äBert^ed  ber  eigenen  $erfon  beruht. 
(?.  I,  403,   $.  384.) 

S)ie  Sef^önigungen  bed  t)crmeffenen  $0^'  unb  Uebermut^ed  bed 
ritterlichen  S^renprindpd  mit  feinen  ^ucDen  finb  nic^t  fUc^^alttg. 
SBeit  entfernt,  eine  SBe^rmauer  gegen  bie  Sudbrüc^e  ber  9}o^^eit  unb 
Ungejogen^ett  ju  fein,  ifl  bad  ritterßd^e  (S^renprinci))  oft  bad  fiebere 
SfQlum,  mie  im  ®rogen  ber  Unreblic^Ieit  unb  ©c^Iec^tigleit,  fo  im 
Kleinen  ber  Ungejogen^eit,  9eü(ffl(^td(of{gIeit  unb  Flegelei.  (^.  I,  404  fg.) 

9)  2)ie  9tationaIe^re. 

2)ie  9lationaIe^re  i{l  bie  @§re  eined  ganjen  Solfed  ate  X^eiled  ber 
S5(Iergemeinf(^aft.  3)a  ed  in  biefer  lein  anbered  Sorum  giebt,  att 
bad  ber  ©ematt,  unb  bemnad^  jebed  SRitglieb  berfelbcn  felbfl  fein  9ted^t 
}u  f(^ü(}en  (at;  fo  befielt  bie  (E^re  einer  Station  nid^t  oOein  in  ber 
erworbenen  SDtcinung,  bag  i^r  }u  trauen  fei  (Srebit),  fonbem  aud^  in 
ber,  bag  fle  ju  fürd^ten  fei;  ba§er  barf  fie  (Singriffe  in  i^re  Steckte 
ntemaM  ungea^nbet  laffen.  @ie  ocrrinigt  alfo  ben  S^ren^unlt  ber 
bürgerlichen  mit  bem  ber  ritterlid^en  dfftt.    ($.  I,  415.) 

10)  !Z)ie  bem  Sllter  ermiefene  S^re,  f.  geben datter. 

1)  (S^rlid^teit  e^iflirt,   aber  aU  Xudna^me. 

SBer  alt  ifi,  benfe  jurüd  an  alle  Sie,  mit  meieren  er  ju  t^un 
gehabt  ^at;  toie  oiele  toirtlic^  unb  loa^r^aft  e^rtic^e  Seute  toerben  i^m 
oorgefommen  fein?  SBaren  nid^t  bei  Sßeitem  bie  SDtrifien,  tro^  i^rem 
fd^aamlofen  Vnffa^ren  beim  kifeflen  Serbad^t  einer  Unrebli^frit,  ober 
nur  Untoal^r^eit,  gerabe  ^eraud  gefagt,  bad  mirnid^e  ®egent^eil? 
(SB.  n,  732.) 

6d  giebt  in  ber  j^^at  ma^r^aft  e^rli(^e  Seute,  —  mie  t»  auc^ 
wirHid^  nierbUtterigen  iHee  giebt;  aber  $amtet  f))ri^t  o^ne  ^^perbel, 
toenn  er  fagt:  9taäf  bem  Saufe  biefer  SEBelt  ^eigt  e^rtic^  frin  ein 
and  3e§ntaufenb  Hudertott^Iter  fein.    ((S.  191.  203.) 

2)  9Befen  ber  ma^r^aft  e^rlid^en  Seute. 

S)ieienigen,  bie  gerecht  ^anbete  einjig  unb  aQein  bamit  bem  9nbern 
lein  Unred|t  gefd^e^e,  ja,  benen  gteic^fam  ber  ®rnnbfa^,  bem  %nbem 
fein  dttdft  loiberfa^ren  }u  laffen,  angeboren  ifi,  bie  ba^er  9?iemanben 
abfid^tlic^  ju  na^e  treten,  bie  i^ren  Sort^eil  nic^t  unbebingt  fu^en. 


(Sib  147 

foubem  batet  oud^  bie  9Ied^te  anbetet  6etüdF{ld^tigen,  bie  bei  gegenfeitig 
übernommenen  93er))fli^tmigen  nt^t  blod  barüber  toa^en^  bog  ber 
Snbere  bod  ©einige  leifle,  fonbent  au^  barüber,  bag  er  baö  ©einige 
em{)fange,  inbem  fte  aufrichtig  nid^t  n^oOen,  bag,  luer  mit  i^nen  ^an« 
Itlt,  gu  furg  fommc  —  bied  finb  bie  koa^r^aft  e^rlic^en  Seute,  bie 
iDcnigen  Aequi  unter  ber  Unja^t  ber  luiqui.    (6.  203.) 

ei^. 

1)  3tt)cdf  be«  eibc«. 

Der  unbeflrittene  ^md  bed  Sibed  i%  ber  nur  }u  häufigen  t^alfd^* 
^eit  unb  Sügen^aftigfeit  be$  äRenfc^en  auf  Uo9  moralifc^em  3Bege  }u 
begegnen,  baburd^,  bag  man  bie  Don  i^m  anerlannte  moralifc^e  Ser* 
))fli(^tnng,  bie  äBa^r^eit  ju  fagen,  bur^  irgenb  eine  außerorbentlic^^, 
^ier  eintretenbe  9{üd[ft(^t  er§9§t,  i^m  lebhaft  }um  93en)ugtfein  bringt. 
(?.  n,  281.) 

2)  X)ie  t)on  ber  Sieligion  unabhängige,  rein  moralif ^e 
93cbeutnng  bed  Sibed. 

Obtto^t  bei  feiner  Angelegenheit  bie  9?eUgion  fo  unmittelbar  unb 
angenfSQig  in  ba^  prattifd^e  Seben  eingreift,  mie  beim  (Sibe,  fo  ^at 
bo^  ber  6tb  eine  t)on  bem  retigi5fen  ©tauben  unb  beffen  SBanbtungen 
unabhängige,  bedl^alb  auc^  ben  SerfaS  ber  Religionen  überbauernbe 
rein  moraififc^e  Sebeutung,  nielc^e  ftc^  auf  beutlit^e  Segriffe  bringen 
läft.  Oeber  ÜRenfc^  trägt  nämtic^  bie,  menngleic^  unbeutlid^e  Ueber« 
^cngung  in  ftd^,  bag  bie  SBelt  nid^t  btod  eine  p^^fifd^e  Sebeutung 
tabe,  fonbern  )ugleic^  irgenbmie  eine  metap^^fifd^e,  unb  fogar  auc^, 
bQ§  in  Sejug  auf  fol^e  unfer  inbiliibuelle^  $anbeln  feiner  bloßen 
3Roratität  na^  noc^  gang  anberartige  unb  Diel  mid^tigere  folgen  ^abe, 
ate  i^m  vermöge  feiner  empirifd^en  SBirffamleit  gufommen,  unb  fonac^ 
ttirKit^  t)on  trandfcenbenter  Sebeutfamfeit  fei.  X)ie  Slufforberung  }um 
Sibe  flellt  nun  ben  SDtenf c^en  au^brüdRiA  auf  ben  @tanb))unft,  koo  er 
ftt^r  in  biefem  ©inne,  ald  blod  moraIif(^e9  Sßefen  unb  mit  Sen^ugtfein 
ber  ^o^en  SSid^tigteit  für  i^n  felbfl  feiner  in  biefer  (Sigenfc^aft  gegebenen 
Sntfc^eibungen  angufe^en  f)at,  looburd^  je^t  bei  i^m  ade  anberen  ätüd" 
fitsten  iufammenfd^rumpfen  foHen,  bid  jnm  gänjtic^en  Serfc^minben. 
(?.  n,  283.) 

3)  tZ)ie  ISibedformel. 

Sd  ifl  unioefentlid^,  ob  bie  beim  (Sibe  in  Anregung  gebrad^te  tteber« 
^eugmig  Don  einer  metap^Qfif(^en  unb  gugleii^  moralifc^en  Sebeutung 
nnjere«  !3)afeind  blod  bumpf  gefüllt,  ober  in  aOertei  SR^tl^en  geflcibet 
unb  babur(^  belebt,  ober  aber  jur  ftlar^eit  M  ))^i(ofop^if(^en  S)enlend 
gebracht  fei;  moraud  koieber  folgt,  bag  t9  im  SBefentlid^en  nic^t  barauf 
Qnfommt,  ob  bie  ISibe^formel  biefe,  ober  jene  m^t^ologifd^e  Segie^ung 
<Didbrfi(Ie,  ober  aber  gan}  abfhact  fei,  toie  bad  franj5flfd^e  je  le  jure. 
l^ie  Sormel  ifl  nad^  bem  ®rabe  ber  inteOectuellen  Silbung  M 
^tDlhrenben  au   kott^ten.     S)ie  @ad^,   fo  betrachtet,   Knnte   fogar 

10* 


148  (Sifetfud^t    —    ^igentl^um 

Stner,  bet  ft^  ju  temer  ^Religion  betennt,  fe^r  loo^l  jum  (Sibe  ^uge« 
laffcn  werben.    {%  II,  283.) 

€iferfud|t. 

SBeit  in  bcr  Icibcnfc^ofll^en  Siebe  ber  ®cijl  ber  ©attnng  feine 
3we(fe  mit  einer  ben  3ntere(fcn  be«  i)nbiöibuum^  unenblic^  überlegenen 
SWodjt  geltenb  moc^t,  bornm  ijl  ber  SJerlup  ber  ©cliebtcn  burd)  einen 
92ebenbu^(er,  ober  burc^  ben  Xoh,  für  ben  Ieibenf(^aftli(^  Siebenben  ein 
©c^merg,  ber  ieben  anbem  überfieigt;  eben  lueil  er  tran^fcenbenter  9rt 
ifl,  inbeni  er  i^n  nic^t  btod  ald  3nbit)ibuum  trifft,  fonbern  i^n  in 
feiner  essentia  aetema,  im  Seben  ber  ©attung  angreift.  3)a^er  ift 
Siferfuc^t  fo  qnatooü  unb  fo  grimmig,  nnb  ifl  bie  Abtretung  ber  ®e- 
Uebten  baö  größte  atter  Opfer.    (9B.  II,  631.) 

Cigettnulf,  f.  (Sgoi^mud. 

€tgtnfiim. 

Witt  Sigenfinn  beruht  barauf,  bag  ber  9BilIe  [\di  an  bie  <Ste(Ie 
ber  SrTenntnig  gebrttngt  ^at.    ($.  U,  625.) 

Ci0enU)ttm. 

1)  SBorauf  bad  ttd^te  (Sigent^um^rec^t  beruht. 

%ne«  ttd^te,  b.  §.  moralifd^e  (Sigent^nm^ec^t  grünbet  fic^  urfprünglid) 
einzig  nnb  allein  auf  Bearbeitung  ber  2)inge,  nid^t  auf  erfle  93  e« 
fi^ergreifung.  3)enn  wie  foUte  boc^  bie  bloge  (SrRärung  meine« 
äBiltend,  Snbere  t)om  ©ebraud^e  einer  @ad^e  audgufd^tiegen,  fofort  audj 
ein  SRed^t  bagu  geben?  Offenbar  bebarf  fle  fetbfl  er{l  eineiS  9ie(^td« 
gmnbe«.  (Ed  tami  ganj  unb  gar  feine  rei^tli^e  Sefi^ergreifuiig 
geben,  fonbern  ganj  allein  eine  rec^ttic^e  Aneignung,  Sefi^er* 
merbnng  ber  @ac^e,  burc^  Sermenbung  urfprünglic^  eigener  ftrttfte 
auf  fle.  9ßo  nämlic^  eine  ©ac^e  burd^  irgenb  eine  frembc  Tlü^t,  fei 
biefe  nod^  fo  Hein,  bearbeitet,  Derbeffert,  oor  Unfällen  gefc^ü^t,  bewahrt 
t|l;  ba  entgie^t  ber  Angreifer  folc^er  ©ad^e  offenbar  bem  Snbern  ben 
(Erfolg  feiner  barauf  l^ermenbeten  ^aft,  lägt  a(fo  ben  £eib  Oened,  ftatt 
bem  eigenen,  feinem  SEßiDen  bienen,  bejaht  feinen  eigenen  SEBiden  über 
beffen  (Erfd^einnng  ^inanö,  bid  jur  Sierneinung  bed  fremben,  b.  ^.  t^ut 
Unrecht,  hingegen  bloßer  @enug  einer  ®a^e,  o^ne  ade  Bearbeitung 
ober  ©ic^erfleKung  berfelben  gegen  S^^ft^^u^fl/  9^^^^  eben  fo  wenig  ein 
dltdft  barauf,  wie  bie  (Srftörung  feine«  killend  jum  9[(Ieinbefi|^. 
(SB.  I,  396  fg.;  U,  682  fg.    g.  188.    $.  146.) 

2)  Unab^flngigleit  be«  Sigent^umdrec^te«  Don  flaut' 
tiefer  Orbnung. 

S)te,  weld^e  mit  ©pinoja  leugnen,  ba§  e«  außer  bem  Staate  ein 
%e(^t  gebe,  uerwec^feln  bie  9Ritte(,  ba«  Sted^t  geltenb  ju  mad^en,  mit 
bem  Steckte«  ÜDe«  ©c^u^e«  ifl  ba«  Siecht  freiließ  nur  im  ©taute 
nerftc^ert,  aber  e«  felbfi  ifl  Hon  biefem  unabhängig  oor^anben.  3)enn 
burd^  ®ewa(t  fann  e«  Mo«  unterbrüdt,  nie  aufgehoben  werben.  (993.  II, 
680.)    S>em}ufo(ge  giebt  e«  au(^  im  Slaturanftanb  üoOtommene« 


ElfiapfievTj    —    ehifalt  149 

ßgcnt^umdrec^t,  b.  ^.  fold^ed,  toelt^ed  mit  t)oafomntenem  natürlichen, 
b.  ^.  et^ifd^en  {Redete  befeffen  toirb,  ba^er  o^ne  Unrecht  nic^t  Detle^t, 
aber  o§ne  Unrecht  aufd  Xengerße  Dert^eibigt  werben  lann.    ($.  375.) 

3)  9ßo}u  bad  (Eigent^umdred^t  9efugnt§  giebt. 

3)ad  ntoralif^  begrünbetc  @igent^mndred^t  giebt  feiner  Statur  nad^ 
bem  Sefi^er  eine  eben  fo  uneingefc^rttnfte  ÜRac^t  über  bie  ©ad^e,  »ie 
bie  ifi,  meiere  er  über  feinen  eigenen  Seib  l^at;  tvorand  folgt,  bag  er 
fein  Sigent^nni  bnrc^  S^aufc^,  ober  ©c^enfung,  %nbern  übertragen  !ann, 
iDe(((e  atebann,  mit  bem  fetben  moralifd^en  ditdfk,  mie  er,  bie  @aäjt 
bePe^n.     (SB.  I,  397,) 

4)  ©c^mierigleit  ber  Srfennnng  bed  et^ifd^en  Mec^td 
in  bem  anf  pofitioed  9le(^t  gegrünbeten  99efi^. 

3)ie  rein  et^ifc^cn  9Rotit)e  }ur  Q^rli^feit  !önncn  meiftentl^eil^  nur 
no(^  einem  meiten  Ummeg  i^re  3(nn)enbnng  auf  ben  bürgerli^en  Se|t^ 
finben.  @ie  fönnen  näm(id)  ft^  ^unädjft  unb  unmittelbar  adein  auf 
bad  natürlid)e  dttd^t  be}ie^en;  auf  ba^  pofitiüe  aber  erfi  mittelbar, 
fofem  nämlic^  jene^  i^m  ^u  @runbe  liegt.  3)ad  natürliche  dttdjt  aber 
(joftet  an  feinem  anbem  (Sigent^um,  atö  an  bem  burc^  eigene  SRü^e 
etioorbenen,  burc^  beffen  Angriff  bie  barauf  t)ern)enbeten  Jträfte  bed 
Seft^erd  mit  angegriffen,  i§m  alfo  geraubt  merben.  9hm  foU  freiließ' 
jeber  auf  yofitiocd  9tec^t  gegrüubete  Seft^,  menn  au^  burc^  noc^  fo 
Dieie  9Ritte(glicber,  jule^t  unb  in  erfter  OueOe  auf  bem  natürlichen 
Sigent^unidrec^te  berufen.  Stber  niie  uieit  liegt  nic^t,  in  ben  meiften 
Säuen,  unfer  bürgerlicher  93e{t6  oon  iener  UrqueQe  bed  natürlichen 
Sigent^um^re^ted  ab!  STteifiend  ^at  er  mit  biefem  einen  fe^r  fc^nier 
ober  gar  nic^t  nac^meidbaren  3"[<<>">"^>i^<>"8*  ^^  bebarf  fc^on  be* 
bentenber  Silbnng,  um  bei  allem  ))ofttiüen  Sefi^  bad  et^ifd^e  Stecht 
jn  etfenneit  unb  e«  bemnad^  and  rein  moralifd^em  Xntriebe  ju  achten. 
(6.  188  fg.) 

5)  3Barum  bei  Segrünbung  bed  natürlid^en  Sigen* 
t^um^re^ted  ber  Su^brudt  ^otmatiott  au  Dermei« 
ben  tfi. 

Sd  ifi  }mar  rid^tig,  bag  ed  jur  Segrünbung  bed  natürlichen  (Eigen« 
t^nmdred^ted  ntc^t  ber  Snna^me  jn)eier  9fec^tdgrünbe  neben  einanber, 
bed  auf  iDetention  gegrünbeten,  neben  bem  auf  t^ormation  gegrün« 
beten  bebarf,  fonbern  le^terer  allein  überaO  au^reic^t.  Sber  ber  S^ame 
Formation  ifi  ni^t  rec^t  paffenb,  ba  bie  Sermenbung  irgenb  einer 
3Rü^  auf  eine  @a^e  ni^t  inimer  eine  t$ormation  }u  fein  brandet. 
(SB.  I,  397  «nmer!.) 

BjULQi/Levri^  f.  t$atum. 

CinbiUitttt04;kraft^  f.  $^antafie. 

Cinfalt. 

Sie  (Einfalt  befielt  im  SRangel  an  Urt^eiUIraft.  (®.  I,  28. 
«etgl.  Urt^eit«fraft.) 


150  (StnfamMt 

■ 

€infamluit 

1)  SJorjüge  bct  Sinfamicit  bor  bct  ©cfcllfd^oft. 

2)ic  ginfamfeit  gicbt  grei^eit  unb  ®cmüt^«ru^e.  Ocbc  ®efeflf(^aft 
erforbert  not^toenbtg  eine  gegenfeittge  Sccomobation.  ®an)  er  felbß 
ein  borf  -Seber  nur  fo  longc  er  allein  ifl.  SBer  atfo  nic^t  bie  Sin« 
omfeit  liebt,  ber  liebt  and)  ni^t  bie  grci^eit;  benn  nur  wenn  mon 
attein  ifl,  ifi  man  frei,  ä^^^ng  ijl  ber  unjcrtrcnnlic^e  ©cfä^rte  ber 
©cfettf^aft,  unb  jcbe  forbert  Opfer,  bie  um  fo  ft^ioerer  fallen,  je  be* 
beutenber  bie  eigene  Onbiöibualität  ifl.  (?.  1,  446.)  Oeber  !ann  im 
öoUfommenjlen  Sinflange  nur  mit  fid^  fclbjl  flehen,  nid^t  mit 
feinem  greunbe,  nid^t  mit  feiner  ©elicbten;  benn  bie  Unterfd^iebe  ber 
Onbioibualität  unb  Stimmung  filieren  allemol  eine,  menn  aud^  geringe 
S)i|fonanj  l^erbei.  Da^er  ift  ber  ma^rc,  tiefe  gricbe  be«  ^erjenö  unb 
bie  öoHfommene  ©emüt^öru^e  aHein  in  ber  Sinfamfeit  ju  pnben  unb 
art  bauembe  Stimmung  nur  in  ber  ticfflen  3w^dtgejogen^cit.  {%  I» 
448.)  Die  ©eifle^ru^e  toirb  bur^  icbe  ®efeOf(^aft  gefä^rbet  unb 
lann  ba^er  o^ne  ein  bebeutcnbed  SRaag  Don  (Sinfamfeit  nic^t  befielen. 
(?.  I,  452.) 

Die  ginfamfeit  unb  Oebe  läßt  alle  i^re  Uebel  auf  ein  SWol,  UJenn 
aud^  nid^t  empfinben,  bo(^  überfe^en;  hingegen  bie  ®efellfc^aft  ifi 
infibiöö;  fie  öerbirgt  hinter  bem  Scheine  ber  fturjttjeil,  ber  SWit- 
t^eilung,  beö  gefettigen  ®enuffeö  u.  f.  f.  große,  oft  unheilbare  Uebel. 
(?.  I,  448.) 

3e  fi'6t)tt  (giner  auf  ber  9Janglifle  ber  IWatur  fle^t,  befio  einfomer 
fie^t  er,  unb  jtoar  toefentlid^  unb  unüermeiblic^.  Dann  aber  ifi  ^ 
eine  äBo^lt^at  für  i^n,  toenn  bie  p^Qfifc^e  (Sinfamfeit  ber  geifiigcn 
entf priest;  mibrigenfattd  bringt  bie  häufige  Umgebung  heterogener  2Befen 
fiörenb,  ia,  feinblic^  auf  i^n  ein,  raubt  i^m  fein  ©elb^  unb  l^at  nic^td 
ate  Srfa^  bafür  }u  geben,  ©obann,  nä^renb  bie  Statur  3toif(^en 
äJIenfd^en  bie  meitefie  Serfd^ieben^eit,  im  SRoralifd^en  unb  dntellectuellen 
gefegt  fjat,  fieBt  bie  ®efeafc^aft,  biefe  fttr  ni^td  ad^tenb,  fte  atte  iUid), 
ober  bielme^r  fte  fe^t  an  i^re  ©ette  bie  IttnfHic^en  Unterf^iebe  unb 
Stufen  bed  Staube«  unb  9?anged,  meiere  ber  Stanglifle  ber  9?atur  fe^t 
oft  biamctral  entgegen  laufen.    Sei  biefer  Xnorbnung  lommen  bie  t>on 

9?otur  ^oc^  Ste^enben  ju  htrj Die  ®efenf(^aft,  loelcftc  mön 

bie  gute  nennt,  l^at  nic^t  nur  ben  92a(^t^eil,  bag  fie  und  ÜRenfc^^n 
barbietet,  bie  toix  ni(^t  loben  unb  lieben  Tonnen,  fonbern  fie  Itt§t  au(^ 
nt^t  JU,  ba§  »ir  fclbfi  feien,  wie  e«  unferer  9?atur  ongemeffen  iff; 
öielmei^r  nöt^igt  fie  un«,  be«  ©uHange«  mit  ben  Änbem  wegen,  ein- 
)uf(^rumpfen,  ober  gar  und  felbfl  ju  Derunftalten.    ($.  I,  446  fg.) 

Dem  inteOectuea  ^oc^fte^enben  ÜRenfc^en  gemS^rt  bie  (Sinfamfeit 
einen  jioiefac^en  SJort^eil:  erftlic^  ben,  mit  fic^  f eiber  ju  fein,  w^ 
jweitenö  ben,  nid^t  mit  Änbem  ju  fein.  Diefen  lefetem  wirb  man 
|o(^  auf  (plagen,  menn  man  bebenft,  wie  Diel  ^toan^,  Sefd^werbe  unb 
felbfl  ®efa^r  ieber  Umgang  mit  fi(|  bringt   ®efeDigteit  gehört  }u  beti 


«tifomleit  151 

gefä^tltd^en,  ja,  berbetMtd^en  Steigungen,  ha  fte  und  in  (S'ontact  bringt 
mit  3Befen,  beren  groge  SRe^rja^I  ntoralifd^  fd^Iec^t  nnb  inteOectueÖ 
fhnnpf  ober  öerfc^rt  ifi.    (?.  I,  451.) 

(Sinfamfeit  ifl  baö  Sood  aller  l^ert)orragenben  ©eifter;  pe  werben 
foI(^e  biökoeiten  be[euf}en,  aber  fletd  aM  bad  Heinere  t)on  jtoei  Uebeln 
emä^Ien.    flj.  I,  465.) 

2)  Siebe  gur  Sinfamfeit  aU  ältaagflab  bed  inteUec- 
tualen  993ert^ed. 

Sttr  ben  intcOectualcn  SBert^  ber  ^erfon  iß  ber  ®rab  ber  gfi^igfeit 
)nm  Srtragen  ober  Sieben  ber  ßinfamleit  ein  gnter  SRaagflab.  (ffi.  I, 
240.)  deber  mirb  in  genauer  Proportion  }uni  äBert^e  feinet  eigenen 
@elb{i  bie  (Sinfantleit  fliel^en,  ertragen  ober  lieben.  S)enn  in  i^r  fü^It 
ber  O&mmertic^e  feine  ganje  Oämnterlic^feit,  ber  groge  ®eifl  feine  ganje 
©röge,  birg  deber  fid^  aU  toa€  er  ift.  (^.  I,  446.)  St  me^r  einer 
an  fi^  felber  ^at,  beflo  toeniger  Knnen  3lubere  i^m  fein.  (Sin  gen)i{fed 
®efü^t  oon  9KgenugfaniIeit  ifl  ed,  tuelc^eö  bie  Smit  bon  innerem 
ffiert^  {nnb  Stei^t^um  abhält,  ber  ©emeinfd^aft  mit  Snbem  bie  be« 
beutenben  £>p\n,  totläft  fie  t)erlangt,  gn  bringen,  gefc^raeige  biefelbe  }n 
fuc^en.  Xa9  ®egent^ei(  ^ieroon  ma^t  bie  getoö§n(i(^en  Seute  fo  ge^* 
jeQig  nnb  accomobant;  ed  mirb  i^nen  nttmlic^  leichter,  älnbere  )u 
ertragen,  aU  [läf  fetbß.  (%  I,  448  ff.)  &  ifl  ein  arifiolratifi^e« 
®efü^I,  n)el(^ed  ben  $ang  }ur  Sbfonberung  unb  Sinfamleit  nS^rt. 
XOe  Sum^e  jlnb  gefeUig,  )um  (Erbarmen;  bag  hingegen  ein  SRenfc^ 
eblerer  kxt  fei,  jeigt  fic^  an  feiner  Siebe  inx  (Einfam!eit.    {%  l,  454  fg.) 

3)  dn  totldftm  (Sinne  bie  (Einfamleit  bem JDtenfc^en 
natürlich  unb  »ieber  ttid^t  natürlich  ifl.  ^ 

Sie  nrfprünglic^  bie  9?ot^,  fo  treibt,  nac^  Sefeitignng  biefer,  bie 
iongetnetle  bie  SKenfc^en  jufammen.  O^ne  ^eibe  bliebe  tpo^t  debcr 
aOein,  fc^on  koeit  nur  in  ber  Sinfamleit  bie  Umgebung  ber  audfd^(ie|« 
tt(|en  SBic^tigfeit,  \a  (Sin)igteit  entfprid^t,  bie  deber  in  feinen  etgenes 
8ugen  ^at,  unb  locld^e  tom  Sßeltgebränge  }n  ni^td  üerHeinert  inicb. 
dn  biefent  ©tnne  ifl  bie  (Sinfamleit  fogar  ber  natürlid^e  3^^^^  ^i"^^ 
Seben;  fle  fe(}t  i^n  koieber  ein,  al9  erfien  Sbam,  in  bad  urff^rünglid^e, 
feiner  Statur  ongcmeffene  ©lud,    {%  l,  452.) 

dn  einem  anbem  @inne  lieber  ifi  bcm  3Renf(^en  bie  (Sinfamlett 
nic^t  natttrlid^;  fofem  n&mlid^  er,  bei  feinem  (Eintritt  in  bie  Sßett, 
^  nic^t  adein,  fonbent  jtDifd^en  (SItem  unb  ©efc^koiflem,  alfo  in 
®aneinfd|aft  gefunben  ffat  !3)em}ufo(ge  !ann  bie  Siebe  jur  (Sinfamleit 
nic^t  ate  urf{)riingti(i^er  $ang  ba  fein,  fonbem  erfi  in  golge  ber  (Er« 
fo^rnng  unb  bed  ißad^benlen«  entfielen;  nnb  bied  koirb  @tatt  ^aben 
nat^  iDiaaggabe  ber  Snttoidelung  eigener  grifüger  itraft,  juglei^  aber 
au4  mit  ber  3una^me  ber  Sebendja^re,    {%  l,  452.) 

4)  (Sinflug  bed  KIter9  auf  ben  $ang  }ur  (Einfamleit. 
3m  ©anjen  genommen  fle^t  ber  ®iefeQigIeitdtrieb  eined  deben  im 

smgebl^ett  &er§tt(tmf[c  feine«  SlteriS.    3)fkg  Heine  ftinb   er^bt  ein 


152  ©nfomfcU 

Vngfl«  unb  Oammergefd^rei,  fobalb  ed  nnr  einige  SRinulen  aOein  ge- 
toffen  tDtrb.  !Dem  Knaben  ift  bad  Sldcinfein  eine  groge  ^üniten^. 
Oünglinge  gefeDen  ftd^  leicht  }u  einanber,  nur  bie  ebleren  unb  ^oc^ge« 
finnten  unter  i^nen  fu^en  f^on  bi^ioeilen  bie  Sinfamfeit.  !2)er  Wann 
taun  fc^on  üiel  aDein  fein,  unb  bcflo  nie^r,  je  älter  er  wirb.  Der 
®reid  ftnbet  an  ber  (Sinfamfeit  fein  eigentlid^ed  SIement.  dmnier  aber 
n)irb  hierbei  in  ben  Siu}e(nen  bie  3>i>i<^^>}ic  ^^  Steigung  ^nx  Hh^ 
fonberung  unb  Sinfamtcit  nad)  97{aaggabe  i^reö  intcüectueUen  äBert^ed 
erfolgen.    (?.  I,  452  fg.) 

dn  hm  fed^jiger  -Sauren  ifl  ber  Sirieb  }ur  (Sinfamfeit  ein  mirllic^ 
naturgemäßer,  ja,  tnfiinctartiger.  S)enn  je^t  vereinigt  fic^  %ü^,  i^n 
^u  beförbern.  Cp.  I,  455  fg.)  97ur  ^5d||l  bUrftige  unb  gemeine 
92atttren  mxhzn  im  Sllter  noc^  fo  gefeOig  fein,  \m  el^ebem.   ($.  I,  456.) 

!Z)ad  bargelegte  cntgcgcngefe^te  ^erl^ältnig  ^wifc^en  ber  3^^^  ^^^ 
Sebcn^ja^re  unb  bem  ®rabe  ber  @efeQig!ctt  f^at  auc^  eine  teleo- 
(ogif(|e  ®eite.  Oc  jünger  ber  SDtenfc^  i|l,  befto  me^r  I}at  er  noc^ 
in  jjeber  Sejie^ung  in  lernen.  ®e^r  jmedtmägig  alfo  bcfuc^t  er  bie 
natürliche  Untem^tdanflalt  (bie  (SefeQfd^aft)  bejlo  fleißiger,  je  jünger 
er  ifl.     (^.  1,  457.) 

5)  9{a^t^eile  ber  (Sinfamteit. 

92eben  il^ren  großen  Sort^ei(en  ^at  bo^  bie  (Sinfamfeit  auc^  i^re 
fteinen  9?a(^t^ei(e  unb  Sefd^merben,  bie  iebod^  im  ^ergletrf)  mit  benen 
ber  Oefeflf^aft  gering  fmb.  Unter  jenen  9to(^t^eUen  ifr  einer,  ber 
nid^t  fo  (eic^t,  toie  bie  übrigen,  }um  Setnußtfein  gebracht  iDirb,  näm(i(^ 
biefer:  mie  bur^  an^altenb  fortgefe^tciS  3u^onfebIeiben  unfer  l'eib  fo 
empfinblic^  gegen  äußere  (Einflüffe  mirb,  baß  jebed  fü^Ie  Süftc^en  i^n 
franf^aft  afficirt;  fo  wirb  burc^  an^altenbe  ßnxiid^cio^tnf^üt  unb  Sin« 
famfeit  unfer  ©cmiit^  fo  empftnblic^,  baß  mir  burc^  bie  unbebeutenbfhn 
SorfäQe,  3Borte,  mo^i  gar  burc^  bloße  3Rieneu,  und  beunruhigt,  ober 
gelräiift,  ober  üerle^t  fü()Ien;  mä^renb  !3)er,  meld|er  ftetd  im  Getümmel 
bleibt,  S)erglei(^eu  gar  ni(^t  beamtet.    ($.  I,  457.) 

6)  9taili    }nr    Serbinbung    ber    Sinfamfeit    mit    ber 
©efellft^aft. 

Sßer,  jumat  in  jüngeren  Oal^ren,  fo  oft  i^n  au^  fc^on  gered^ted 
SRißfallen  an  ben  SDtenfc^en  in  bie  Sinfamfeit  jurUdgefd^eud^t  f^at, 
bo(^  bie  Dcbc  bcrfelben  auf  bie  Sänge  nid^t  ju  ertrogen  öermog,  bem 
ip  3u  ratzen,  baß  er  fic^  gemöftne,  einen  J^eil  feiner  Sinfomfeit  in 
bie  ©efeüfc^aft  mitzunehmen,  a(fo  baß  er  lerne,  aud)  in  ber  ©efellfc^aft 
in  gemiffem  ®rabe  attein  ju  fein,  bemnad)  toa9  er  benft  nic^t  fofort 
ben  Ruberen  mitjut^eiten,  unb  anbererfeitd  mit  S)em,  mad  fte  fagen, 
ed  nic^t  genau  ju  nehmen,  oielme^r  moratifc^  luie  inteüectuell  ni(^t 
Diel  boDon  ju  ermarten  unb  ba^er,  ^inftc^tlic^  i^rer  SReinmigen,  bie» 
jenige  ®letd^gültig!eit  in  ftd^  ju  befejligen,  bie  bo«  fid^erjie  SDKttel  ip, 
um  jletö  eine  lobenÄtoert^e  S^olerong  in  üben.  (Sr  »irb  aWbann,  ob* 
»0^1  mitten  unter  i^nen,  hod)  ntc^t  fo  ganj  in  t^rer  ©efedfc^oft  fein, 


einpd^t    —    (Ktetfttt  153 

fonbem  ^tnftc^Htd^  \f)xn  f{(^  me^r  rein  objectit)  Der^alten.  ÜDied  tvirb 
i^n  bor  31t  genauer  SerU^ruiig  mit  ber  ©efcOfc^aft  unb  boburc^  üor 
ieber  Sefubelung,  ober  gar  Serte(^ung,  fc^ü^en.    (^.  I,  457  fg.) 

Ctnfui|t. 

1)  Duette  ber  (Sinftd^t. 

!Die  Slufd^auung  aDeiu  ert^eiU  eigentti^e  Sinfic^t,  fie  aKein  n^irb 
Mm  9Reuf(^en  mirtlic^  afftmitirt,  ge^t  in  fein  3Befen  über  unb  fann 
mit  ootlcnt  ©runbe  fein  feigen;  h)ä^renb  bie  begriffe  il^m  blod  an« 
llebeu.    (9B.  I,  83.   Sergt.  anij  Slnfd^auung.) 

2)  Ser^ättntg  ber  ftunbe  jur  Sinfic^t. 

Son  SOem  Snnbe  ju  ^aben,  Don  aDen  Steinen,  ^flanjen  u.  f.  to., 
(at  an  {Id^  menig  993ert^.  !3)enn  bie  Sunbe  ij)  ein  bloge^  äRittet 
]m  Sinfic^t.  @ie  atd  bloge^  äRittel  jur  (Sinftc^t  ju  betrachten,  ift  bie 
'Senfung^art,  toAd^t  ben  ))^Uofop^ifc^en  j^opf  im  ®egenfa^e  ^um  blogen 
©fle^rten  ^orafteriflrt.    (%  II,  513.   S35.  n,  87.) 

Cittlknt. 

1)  Sebentung  be«  3Borted. 

dn  faß  allen  Sprachen  bebeutet  SitetTeit,  vanitas,  urfprünglid^ 
^eer^ett  unb  92ic^tigfeit,  momit  bad  @e^aIt(ofe  i^red  Strebend 
trtffenb  bejeit^net  ip.     (ffi.  I,  384.    ^.  I,  376.    $.  454.) 

2)  äBefen  ber  Sttclfeit. 

3)er  (Sitete  legt  auf  bie  ä)ieinung  Ruberer  Don  i^m  ben  ^ö^ften 
Sert^,  unb  ed  tfl  i^m  barum  me^r  ^u  t^un,  atd  um  !3)a^,  tt)a^  ü\9 
in  feinem  eigenen  93ett)u6tfetn  Horge^enb  unmittetbaren  Sert^ 
^t  (Sr  le^rt  bemnac^  bie  natürliche  Drbnung  um,  inbem  i^m  bad 
9ilb  feinet  SEßefend  im  jt'opfe  Ruberer  ber  reale,  fein  eigene^  SBefen 
Ifingegen  ber  b(od  ibeale  X^eit  feinet  üDafeiud  tft.  2)tefe  unmittelbare 
Sfrt^fc^d^ung  2)ef[en,  toa^  nur  mittelbaren  äBert^  ^at,  ift  btejenige 
I^or^eit,  toel^e  baö  XBort  ISitelfeit  bejeic^net.  Sie  gehört,  loie  ber 
®ei),  jum  Sergeffen  M  3med«  über  bie  ÜRittel.    ($.  I,  376.) 

3)  ®egenfa(^  j^ifd^en  (SitetTeit  unb  @tot}. 

Bkoifd^en  (Sitetfeit  unb  @tolj  beruht  ber  ®egenfa^  barauf,  baß  ber 
€tol)  bie  bereite  fefifte^enbc  Ueberjeugung  Dom  eigenen  überh)iegenben 
Sert(|e  in  irgenb  einer  $)infi^t  i^,  Sitelteit  hingegen  ber  äßunfc^, 
in  9nbem  eine  folc^e  Ueberjeugung  }u  eruiecfen,  meifiend  begleitet  Don 
bor  fKQen  Hoffnung,  ftc  in  t^olge  baDou  auc^  fetb{l  }u  ber  feinigen 
nai^ett  ju  Knnen.  !Z)€mnac^  ifi  ©tolj  bie  Don  innen  audgel^eube, 
folglich  birecte  ^od^fd^ät^ung  feiner  fetbft,  hingegen  Sitelfeit  bad  Streben, 
lol^e  Don  au§en  ^er,  alfo  inbirect  ju  erlangen.  3)em  entfprec^enb 
ina(^t  bie  (Sitetfeit  gefpräcifig,  ber  @tolj  fd^meigfam.    {%  1,  379  fg.) 

4)  ©tttrie  unb  Vttgemein^eit  ber  (Sitetfeit. 

Sie  (Sitetfeit  ifl  Don  aßen  Steigungen  beö  9Renfcl^en  bie  unjerfiör« 
^rfle  unb  t^ätigfle;   fle  ift  ed,  bie  fetbft  im  lieben  ber  ^eiligen  am 


154  eiet^afte    —    (Sitp^mt 

legten  ^xbt  (3B.  I,  463.)  @ie  tarn  aü  eine  Srt  aüsemem  »er« 
bretteter,  ober  Dtebnel^r  angeborener  SRanie  angefe^en  »werben.  @ie 
jetgt  fid^  f(^on  im  Jtinbe,  fobann  in  jjebem  Sebendalter^  jiebod^  am 
{lärlfien  im  f))äten.  33ei  ben  t^ranjofen  ifl  f!e  ganj  enbemifc^  unb 
bal^er  am  beutßc^flen  ju  beobad^ten.  ®ie  ijl  felbfi  im  Serbred^er  auf 
bem  ©c^affot  noc^  loirffam.    (^.  I,  377  fgO 

€kell)afU,  ba^. 

ÜDa«  eWHte  ip  ein  Sttegatili»3ieijenbeö  nnb  ijl  in  ber  ftunjt 
nod)  öertocrflic^er  aU  bad  ^optiö-Sieijenbe.  (SJergl.  baö  JReijenbe). 
SDenn  e«  ertoecft,  »ie  biefcö,  ben  SBiflen  beö  »efc^aucr«  unb  jerjlört 
babur(^  bie  rein  äft^elifd^e  Setrad^tung.  aber  t9  ifl  ein  heftige« 
S^t^üooOen,  ein  äBiberfireben,  toa9  babur^  angeregt  mirb;  e«  er« 
mät  ben  äEBiaen,  inbem  t9  i^m  ©egenftlinbe  feine«  Xbfc^eud  Dor^Ut 
(».  I,  246.) 

eiafticität,  f.  3Re^anif. 

€lepl)ant. 

1)  dntelligenj  bed  SIe))^anten. 

äBenngleid^  ben  S^^ieren  bie  Semunft  abgebt,  fo  giebt  fid^  hoif, 
gemäg  bem  ®efe|}e^  bag  bie  Statur  feinen  @prung  mad^t,  eine  fd^mac^e 
@pur  Don  Semunft,  Don  Kefle^on,  S)enlen,  Sorfa^,  tteberlegnng  in 
ben  Dorjüglic^flen  Onbiüibuen  ber  oberfien  S^^iergef^tec^ter  aÜerbing« 
bidlveilen  Imtb.  Die  auffaHenbflen  ^ü^t  biefer  %xt  l^at  ber  (S(e))^ant 
geliefert,  bef[en  fel^  entmidelter  dnteUect  noc^  burc^  bie  Uebung  nnb 
Srfa^rung  einer  bidmeilen  )n)ei^unbertj[(i§rigen  SebcnAauer  er^ö^  nnb 
unterfltttt  n^irb.  Son  ^rttmebitation,  meiere  und  an  Silieren  fiet« 
am  meifien  überrafd^t,  ^at  er  0fter  unDerfennbare  ^niftn  gegeben. 
(SB.  n,  66;    I,  27.) 

S)er  bemunberndtoürbige  Serfianb  ht9  (Slep^anten  mar  nttt^tg,  koeil, 
bei  jioei^unbertitt^nger  Sebendbauer  nnb  fe^r  geringer  ^rolification,  er 
für  lungere  unb  fixere  (Erhaltung  bed  dnbimbunmd  jn  forgen  ^atte, 
unb  }niar  in  Sttnbem,  bie  Don  ben  gierigften,  ftftrifien  unb  be^enbefien 
9laubt^ieren  loimmeln.    (9t.  48.) 

2)  ®efiatt  be«  (Elep^anten. 

Die  Derfc^iebenen  ©eflatten  ber  X^tere  finb  ber  Huibtuä  M  in 
i^nen  erfd^einenben  SebendmiOen«.  Der  SBiDe  jum  Seben  ift  bad 
(SamardTf^e)  Urt^ter,  bad  nac^  a)Iaggabe  ber  ttmftftnbe  feine  @e{lalt 
Deränbert  unb  bie  SRannigfaltigfeit  ber  formen  m9  einem  unb  bemfelben 
®mnbtt|))ud  }u  ©tanbe  bringt,  ßann  nun,  menn  ber  SiQe  }nm 
Seben  ate  (Step^ant  auftritt,  ein  langer  $att  bie  Safi  M  übergroßen, 
mafflDen  unb  noc^  mit  Hafterlangen  ^Hfintn  befd^merten  Slop^t^  un« 
möglich  tragen;  fo  bleibt  folc^er  audna^mdmeife  lurj,  unb  att  9}ot(« 
^ülfe  mirb  ein  Küffel  jur  6rbe  gefenft,  ber  f$utter  unb  SEBaffer  in 
bie  $ö§e  )ie§t  unb  auc^  ju  ben  ftronen  ber  Sttnmt  ^tntuflongt. 
(S».  52  fg-) 


(SItent    —    dmfiltm  155 

CUtnt. 

1)  glternlicbc. 

Xn  ben  ®efd^(ec^t«trie6  (nüpft  {td^  bie  Slterttliebe,  in  loel^er  fic^ 
alfo  bad  ©attungdleben  fortfe^t.  2)emgem2i§  ^ot  bte  Siebe  M 
Zf^xtxt9  }u  feiner  9rut  eine  ©tärle,  toeld^e  bie  ber  b(o^  auf  bad  eigene 
dnbtüibuum  gerichteten  Sefhebungen  tueit  übertrifft.  !Z)ied  jeigt  fl^ 
in  bem  ftampf  unb  ber  Aufopferung^  ju  bcnen  felbfl  bie  fanftefien 
I§iere  für  i^re  Zungen  bereit  finb.  Seim  SWenfd^en  toirb  biefe  in» 
ßinctiüe  Sftemliebe  burd^  bie  Semunft^  b.  ^.  bie  Ueberlegung  geleitet, 
bi^eilen  aber  auc^  gel^emmt  flu  fi^  felbft  ift  fie  jjeboc^  im  SRenfc^en 
nii^t  weniger  flarf,  toit  mand^e  Seifpiele  jetgen.  Sei  ben  Silieren 
jcbot^,  ba  fic  feiner  Ueberlegung  fä^ig  finb,  jeigt  bie  injiinctiöe  SRutter» 
Gebe  (bad  ÜRänn^en  ift  fid|  feiner  Saterfc^aft  meift  nic^t  bemugt)  ^df 
unDermittelt  unb  nnberfälfd^t,  ba^er  mit  t)oDer  3)eutU(^Ieit  unb  in 
ijrer  gonjen  ©tärle.  Sm  ©runbe  ijl  fie  ber  Sfu^bmdf  beö  Sewußt» 
fmtd  im  £^iere,  ba§  fein  tücifpct9  SBefen  unmittelbarer  in  ber  ®attung, 
qM  im  dnbiDibuo,  liegt,  ba^er  e9  nöt^igenfaOd  fein  Seben  opfert,  ba- 
mit  in  ben  düngen  bie  ®attung  erhalten  merbe.  Sllfo  mirb  ^ier,  toie 
imif  im  ©efd^Iec^t^triebe  (f.  ®efd^Ie(^t9trie(),  ber  Sßille  3um  ?eben 
jeiDiffermagen  tran^fcenbent,  inbem  fein  Sen)ugtfein  ftc^  über  bod  dn« 
biüibuum,  tueld^em  ed  in^ärirt,  ^inaud  auf  bie  ® at tu ng  erfiredtt. 
(SB.  n,  587  fg.) 

2)  $f(i(^t  unb  %ed^t  ber  SItern. 

XDe  ^flid^ten  berul^en  {war  auf  gegenfeitiger  Serpflid^tnng,  unb 
biefe  ift  in  ber  Siegel  eine  au^brüifli^e,  gegenfeitige  Uebereinhtnft. 
(6.  ^ftid^t.)  3)0^  giebt  ed  eine  Serpfiic^tung,  bie  nid^t  mittelfl 
einer  Uebnreinfnnft,  fonbem  unmittelbar  burd^  eine  bloge  ^anblung 
übernommen  mirb;  meit  Der,  gegen  ben  man  fte  ^at,  noc^  nic^t  ba 
bar,  aU  man  fie  übernahm.  &  x\t  bie  ber  (Sttem  gegen  i^re  ftinber. 
Ser  ein  Stmi  in  bie  SBelt  fe^t,  ^at  bie  ^flic^t  e^  ju  erhalten,  m 
e0  fxi^  felbfl  )u  ermatten  fä^ig  ifl;  nnb  foHte  biefe  ^tit,  toie  bei  einem 
9(inben,  Ihrüppel,  5hetinen  u.  bgl.  nie  eintreten,  fo  ^0rt  aud^  bie 
^fti^t  nie  auf.  3)enn  burd^  bad  bloge  91id^tleiflen  ber  $ü(fe,  alfo 
eine  Unterlaffung,  koürbe.er  fein  ftinb  i^erle^en,  ia,  bem  Untergänge 
iufii^ren.  ÜDie  moralifc^e  ^flic^t  ber  ftinber  gegen  bie  (Sttem  ift  ni^t 
fo  unmittelbar  unb  entft^teben.  ®ie  beruht  barauf,  ha^,  meit  iebe 
$ffi(^t  ein  Kec^t  giebt,  aud^  bie  (SItent  eine^  gegen  il^re  ftinber  ^aben, 
M(^e«  bei  biefen  bie  $flid^t  M  ®e^orfam^  begrünbet,  bie  aber  nac^* 
mote  mit  bem  SRed^t,  au^  tuelc^em  fie  entflanben  ifl,  auc^  auf§l$rt.  (£»  221.) 

3)  SOSarnm   Altern  bad   Iränflic^e  ftinb    am   meifien 
lieben. 

3)ag  (SItem  in  ber  9tegel  bad  frttnUi^e  ftinb  am  meifien  lieben, 
bmi^  barauf,  bag  e«  immerfort  SRitleib  erregt.    ((£.  238.) 

tjmMixoMfjlfitmy  f.  ©^{leme. 

Cmblcm,  f.  ©^mboL 


(Function  M  ^rfiaubed,  hnxif  meiere  anif  ein  T^ter  bte  Urfac^e, 
mid)^  auf  feiuen  ^eib  tDixit,  atö  Cbject  im  SRaum  aitfc^aut.  S)a^cr 
l'iiib  auc^  jeue  großen  (Siitbecfmigeit  aOe,  ebcu  tote  bie  Snfc^attuttg  unb 
iebe  $ci'flQ»be^(iu§criuig,  citie  unmittelbare  Sinftc^t  unb  atö  fo(d)e  bad 
'ildaxt  h^  ^ugenblicfö,  ein  apper^u,  ein  (SinfaQ,  nic^t  bad  ^robuct 
(angev  Sc^tugtettcn  in  abstracto.  (2B.  I,  25.)  iDer  ^crn  jeber 
gvof^eu  (Sntbetfung  ifl  ha^  Sr5cuguiß  eined  gtücflid|en  ^ugeublicfd,  in 
tvelc^em,  burd)  ^unfi  äugerer  unb  innerer  Umflänbe,  bem  SSerflanbe 
complicirte  (Saufalrei^en,  ober  tierborgene  Uvfac^en  toufenb  3)^al  gefe^ener 
''i^^änomeue;  ober  nie  betretene,  bunfte  SEßege  ftc^  p(ö(^Iic^  erhellen. 
(W.  78.) 

Cntl)smtmata. 

Sc^Iüffe  tuerben  feiten  förmlich  unb  in  extenso  t)orgetragen;  fonbent 
man  lägt  eine  ber  $rämiffen  toeg,  entnieber  tueit  fte  fic^  t)on  felbfl 
Ucrfte^t,  ober  m\l  fte  (bei  ^^pot^etifdien  unb  bi^jiunctioen  S^lüffen) 
a\i9  ber  anbern  $rämiffe  ^eroorge^t.  3*  ^*  ;,fi'ant  fonnte  irren,  benu 
er  toar  ein  9Renf(^.''  Solche  äBeglaffungen  ber  $räuiiffen  feigen 
Snt^^memata.    (^.  472.) 

Ctttfd^luf. 

1)  Ser^ttttniß  bed  Sntfc^Iuffed  jum  Sunfc^  unb  }ur 
2:^at. 

®o  lange  ein  SßiHendact  im  SQSerben  begriffen  ifl,  ^eigt  er  9Bunf4; 
raenn  fertig,  Sntfc^Iuß;  bag  er  bied  aber  fei,  betoeifl  bem  @elbft» 
berougtfein  erfi  bie  !t^at;  benn  bid  ju  i^r  ifl  er  t)er(inberU(^.  (S.  17.) 
XQein  ber  @ntf(^Iug,  nid^t  aber  ber  bloge  SBunfc^,  ifl  beim  9}{enf4en 
ein  gültigem  S^^^^^  U^^^^  S^arafterd,  für  i§n  fetbfl  unb  für  Slnberr. 
üDer  &ntfd|(ng  aber  toirb  aUein  burc^  bie  Ziiat  gewig.  3)er  SS^unf^ 
brücft  blo9  bcn  ®attmtgd^arafter  au9,  nic^t  ben  tnbit)ibuenen,  b,  ^. 
beutet  bIo9  an,  loa«  ber  iD^enfc^  über^au))t,  nit^t  toa9  ha9  bcn 
SBunfc^  fü^tenbe  dnbit)ibuum  }U  t^un  fä^ig  toäre.  Die  überlegte 
Zifat  aDein  ifl  ber  Sudbnnf  ber  intcHigibetn  SDta^inte  bed  ^anbelnd, 
bad  9{efn(tat  be«  innerfien  SSoOen^,  ber  @{)iegel  bed  ffiiaen^.  (SB.  1, 
354.   S.  169.) 

2)  Sebcn^regel  in  Sejug  anf  ha9  Scr^alten  Hot  unb 
nadf  beut  Sntfc^Iug. 

2Kan  überlege  ein  ^'or^aben  reif(i(^  unb  n)tcberr}oIt,  e^e  man  baffelbe 
ind  9BerI  fe(t.  3fl  man  aber  einmal  jum  (Sntfc^Iug  gefommen  ttnb 
^at  $anb  axi9  9Bert  gelegt,  fo  bag  je^t  XUed  feinen  Serlauf  ju  ne^mcit 
^at  unb  nur  nod)  ber  Su^gang  abjmuarten  fte^t;  bann  ängflige  man 
f{(^  nic^t  hxxxi)  fletd  erneuerte  Uebertegung,  beruhige  fic^  t)ielme^r  mit 
ber  Ueberjeugung,  bag  man  *ätit9  ju  feiner  ^tit  reiflich  em)ogen  ^abe. 
2)tefen  ^atti  ert§ei(t  auc^  ba^  ©{)ri(^mort:  „3)u  fattte  gut  unb  reite 
getroft.''    (?.  11,  459  fg.) 


Qhitßel^en  unb  Berge^en    —    (Stiagoge  unb  V^agoge  161 

S)od  befiänbigc  (Entfielen  unb  Serge^en  ber  dnbitiibuen  greift  leinet« 
»cgd  an  bte  Sßurjel  ber  2)inge,  fonbern  tft  nur  ein  oberftsc^lit^e^ 
$^Snomen,  Don  toelc^em  bod  eigentliche,  ftc^  unferem  99(i(f  entjie^enbe 
unb  burc^tueg  geJ^cimnigooKe  innere  SBefen  jebed  üDinged  nic^t  mitge« 
troffen  loirb,  Dielme^r  babei  ungeflört  fortbefie^t,  »enn  n^ir  gleic^  bie 
Seife,  toie  bad  juge^t,  »eber  toa^rne^men,  noc^  begreifen  lönnen. 
(Sß.  n,  540  fg.  546.)  ®q  nur  mittelfl  ber  anfc^ouung^form  be^ 
Saumed  bie  Siel^eit  unb  mittelfi  ber  ber  ^tit  bad  ^erge^en  unb  Snt« 
ße^n  möglich  i\t,  fo  !ann  bad  Sntfle^en  unb  Serge^en  leine  abfolute 
Realität  ^aben,  fann  bcm  in  ber  (Srfc^einung  ^ij  barfleüenben  SBefen 
Qfl  ftc^  felbfl  nid)t  juToutmen.  (?.  I,  91;  n,  287.)  $)ierou«  ergiebt 
fic^  ber  ma^re  ©inn  ber  ))arabo^n  Se^re  ber  (Eleaten,  bag  e^  gar 
fein  Sntflel^en  unb  Serge^en  gebe.    (äB.  U,  547.) 

1)  ©egenfatj  jmifc^en  ber  S))agoge  unb  S{)agoge. 

3)ie  S))agoge  (sTcaYcorp),  inductio  bei  9riflote(ed)  ifl  ha9  ®egen« 
t^eil  ber  9))agoge  (aTcaycjryT]).  SDiefe  tt)ei{l  einen  ®ai  a(d  fatfc^ 
nif,  inbem  fie  jeigt,  ha%  Xüa9  au9  i^m  folgen  n^ürbe,  nic^t  n^a^r  ifl; 
Qlfo  bur^  bie  instantia  in  contrarium.  !£)ie  S))agoge  hingegen 
loeifi  bie  SBa^r^eit  eined  (Bai^t^  baburc^  nad^,  bag  fie  jeigt,  bag,  toa9 
aud  i^m  folgen  toürbe,  »a^r  ifl.  ®ie  treibt  bemnad^  burt^  99eif{)ie(e 
in  einer  Slnna^nte  ^in;  bie  %))agoge  treibt  ebenfo  bon  i^r  ab. 
(SB.  n,  117.) 

2)  SBarum  bie  Spagoge  unfic^erer  ifl  aU  bie  a))agoge. 
S)a  bie  S))agoge,   ober  dnbuction,  ein  @4'ug  bon  ben  folgen 

auf  ben  ®runb  ifi,  unb  3n)ar  modo  ponente  (benn  fte  fleHt  an9  bieten 
SäKen  bie  9{egel  auf,  aud  ber  biefe  bann  toieber  bie  golge  finb);  fo 
tfi  fie  nie  boIRommen  fieser,  fonbern  bringt  ed  ^5(^ften^  ju  fe^r  groger 
SJa^c^einlid^Teit.  Onbeffen  lann  biefe  formelle  Unfic^er^eit  burd^ 
bie  3Renge  ber  aufgezählten  folgen  einer  materiellen  (Sid^er^eit 
^avm  geben.  S)ie  9{)agoge  l|ingegen  ift  gunäc^fl  ber  Schlug  bom 
®runbe  auf  bie  folgen,  berfä^rt  jeboc^  nad^^er  modo  tollente,  inbem 
fte  bad  9}id^tbafein  einer  not^n)enbigen  Solge  nac^n^eift  unb  babur^  bie 
Sßo^r^eit  be9  angenommenen  ©runbed  aufgebt.  (Eben  bed^alb  ift  fie 
fiel«  boOfommen  fieser  unb  leiftct  burc^  ein  einjige«  fidlere«  Seifpiet 
in  contrarium  me^r,  aU  bie  Onbuction  burc^  unjä^lige  Seif<)iele  für 
ben  aufgefleüten  Saft.  ®o  fe^r  biet  leichter  ifl  »ib erlegen,  att 
fce»eifen,  umwerfen,  al«  ouffletten.    (ffi.  II,  117.) 

3)  S)ie  9))agoge  beim  eriflif(^en  !£)id))utiren. 

Seim  erifiifc^en  2)i^{)utiren,  n>o  ed  gilt,  eine  aufgeflellte  X^efe  ju 
|oiberlegcn,  I5nnen  n)ir  inbirect  berfa^ren,  inbem  »ir  bie  JE^efe  bei 
itren  folgen  angreifen,  um  aud  ber  Unioa^r^eit  biefer  auf  W^xt  eigene 
Utimo^r^eit  ju  f^Iie^en.  ^ieju  lönnen  mir  und  entmeber  ber  blogen 
Onflau),  oberaberber  9))agoge  bebienen.   3)ie  dnflanj  (ev^aoic) 

64opcn^attcr»fi<sieon.   I.  11 


162  ^fiOftUi   —   dt^Vmht 

ifl  ein  bloge^  exemplum  in  contrarium ;  {ie  miberlegt  bie  S^efe  bur^ 
9tac^t9eifung  tion  S)tttgen  ober  Ser^ältni^en,  bie  unter  i^rer  Su^fage 
begriffen  finb,  bei  benen  fte  ober  offenbar  nic^t  iutrifft,  ba^er  fie  nic^t 
toafyc  fein  lann,  S)ie  9))Qgoge  bringen  mir  baburd^  ju  SBege,  ba§ 
mir  bie  2:^efe  t)orI&ufig  ote  ma^r  annehmen,  nun  aber  irgenb  einen 
onbem,  atd  toa^r  anerlannten  unb  mibejlrittenen  @a6  fo  mit  i^r  üer«^ 
binben,  bag  S9eibe  bie  $rttmiffen  eined  @(^(uffe$  »erben,  beffen  Sonclufton 
offenbar  falft^  ifl.  debenfaüd  mu§,  ba  bie  ^injugenommene  anbere 
$rftmiffe  t)Ott  unbefhittener  SBa^r^eit  ift,  bie  Satf(|l^eit  ber  Sondufion 
Don  ber  2:§efe  l^errü^ren;  biefe  !ann  alfo  nic^t  »a^r  fein.   {%  U,  30.) 

Cpitljeta)  in  ber  ^oefle,  f.  $oefie. 
Cp0«. 

1)  2)a^  (E{)0^  Derglid^en  mit  S^ril  unb  2)rama. 

2)ad  S))od  gehört  ju  bcn  ob|ecttt?en  3)i(^tungdarten,  in  melden 
ber  S)ariuftdlenbe  ton  bem  3)arfleaenben  t)erf(|ieben  ifi.  (9B.  I,  293.) 
^mifd^en  ber  S^ril,  in  melier  bad  fubjectiDe  SIement  t)orl^errf4t,  unb 
bem  !Z)rama,  in  meld^em  ha^  objectiDe  aKein  unb  au^fc^Iiegli^  oor« 
Rauben  ifl,  ^at  bie  e))ifc^c  $oefle,  in  allen  i^ren  formen  unb  äßobift- 
cationen,  k>on  ber  er}tt^Ienben  Stomanje  bid  jum  eigentlichen  Qpo9, 
eine  breite  ÜRitte  inne.  3)enn  obmo^I  fie  in  ber  ^auptfad^s  objectik) 
iß;  fo  enthält  fle  boc^  ein  balb  me^r,  balb  minber  ^ertortretenbed 
fubjectioe^  Clement,  ttyeld^ed  am  Xon,  m  ber  gorm  bed  Sortragd,  tote 
au4  an  eingeffoeuten  S^eße^ionen  feinen  Slu^brucf  finbet.  9Bir  oerlieren 
nid^t  ben  (Siebter  fo  ganj  aud  ben  Slugen,  »ie  bei  bem  !2)rama. 
(ffi.  n,  492.) 

2)  S^td  be^  (E{)0^  unb  SRittel  )ur  (Erreid^ung  bef felben. 

S)ad  (Epod  ^at  mit  bem  S)rama  ben  gemetnf^afttt^en  ^totd,  an 
bebeutenben  S^arafteren  in  bebeutenben  (Situationen  bie  burd^  beibe 
herbeigeführten  augerorbentlit^en  ^anblungen  barjuflellen.   (993. 11,  492.) 

du  ben  me§r  objectioen  3)i(^tungdarten,  befonber^  bem  9ioman, 
(!po9  unb  S)rama  mirb  ber  S^td,  bie  Offenbarung  ber  dbee  ber 
3Renf(^§eit,  befonberd  burc^  jmei  ÜRittet  erreicht:  burc^  rit^tige  unb 
tiefgejfagte  S)arfieaung  bebeutcnber  S^araftere  unb  burc^  Sr^nbung 
bebeutfamer  Situationen,  an  benen  fie  fidf  entfalten,    (SB.  1,  296  fg.) 

EquiYOqnef  f.  unter  Stfc^erlic^ed:  SBi^. 

Crbli^keit,  ber  (Sigenfd^aften,  f.  Vererbung. 

CrbfiinUt. 

1)  ÜDie  Srbfünbe  ald  bieUr«  uub  einjig  ma^re  @ünbe. 

2)ie  (Srbfünbe  ifl  bie  ©ttnbe,  burt^  melt^e  ber  ÜRenfi^  fd^on  Der« 
fc^ulbet  auf  bie  SBelt  fommt,  bie  ®ttnbe,  bie  nic^t  im  X^un  (operari), 
fonbem  im  äBefcn  unb  in  ber  (Efifleu)  (essentia  et  eiistentia), 
ottd  melden  ba^  2:^un  mit  Stot^toenbigleit  ^ertiorge^t,  liegt.  @ie  ifl 
eigent(i<^  unfere  etnjig  toa^re  @ttnbe,  i>on  ber  aOe  anbem  @iinben  bie 


Chection    —    (hfal^titttg  163 

gfolgeftnb.  @ie  oefte^t  in  ber  SJejial^ung  beö  SiOcnd  }unt  SeBen. — 
Der  (^rifUtc^e  Wlt)tf^o9  (ä§t  fte  gtoor  erf},  nod^bem  ber  üRenfd^  fd^on 
ba  »ar,  entfielen;  bie^  t^ut  er  aber  eben  aU  SR^t^o^.  —  S)a§  ber 
9R(nf(^  fd^on  t)erf(i^ulbet  auf  bic  äBelt  fommt,  lann  nnr  S)em  kotber» 
rmnig  erfc^einen,  ber  ifyx  für  erfl  fo  eben  cax^  3liäft9  gemorben  unb 
für  ha9  SBerf  eine«  «nbem  ^ält.    (SB.  U,  690  fg.  696,) 

2)  (Erlöfung  k>on  ber  Srbfänbe. 

8on  bet  Srbfünbe,  ber  Sejal^ung  bed  äBtHeitS  gnnt  2Ani,  erlöfen 
nii|t  bie  guten  fSkttt,  fonbem  einzig  unb  aDein  bie  DöDige  Umgeftaltung 
tmferd  Sinnet  unb  ^efend,  bie  SSiebergeburt,  b.  i.  bie  Verneinung 
M  SBiQen^  inm  Seben.  3^if<^^n  i^i^f^  itxhm  liegt  bad  9}?oraIif<^e; 
ed  begleitet  ben  ÜRenf^en  ald  eine  Senc^te  auf  feinem  9Bege  Don  ber 
Seja^ung  gur  Semeinung  bed  mUttt^.    (3B.  n,  696.) 

3)  )6ertoanbtf(^aft  bed  S)ognta  Don  ber  (Srbfünbe  mit 
ber  Se^re  Don  ber  @eelenn)anbevung.  (@.  SOtetem« 
1>f9<^ofe.) 

4)  Ser^ältnig  be9  Stationalidmud  jum  S)ogma  Don 
ber  (Srbfünbe.    (@.  9lationaltdmud0 

Crection,  f.  unter  ®enit alten:  Unab§ängigfeit be^ ©enitatientoillend 
Don  ber  (Erlenntnig.) 

Crfal^itS. 

1)  Dad  SRebium  ber  Srfa^rung. 

3)a9  3Xthx\xm,  in  koelc^em  bie  Srfa^rung  über^au))t  fid^  barfieDt, 
ift  bie SorfleQung,  bie  Srlenntnig,  alfo  ber  Ontellect.   (%ll,  18 fg.) 

2)  Die  beiben  (Elemente  ber  (Erfahrung. 

laut  ^at  untoiberteglic^  SCi^igt,  baß  bie  (Erfahrung  ü6er^au))t  ata 
pn  (Elementen,  nttmlic^  ben  (Ertenntnigformen  unb  bem  SBefen  an  {l(^ 
ber  3)inge,  ertoftd^fl,  unb  bag  fogar  beibe  fn^  barin  gegen  einanber 
obgrünjen  laffen;  närnlid^  atö  bad  a  priori  mid  Semugte  unb  bad 
a  posteriori  $)injttgeIommene.    (SB.  U,  203.) 

3)  S)ie  gefammte  (Erfahrung  atd  bIo§e  (Erft^einung. 

Seit  ber  eine  Seflanbt^eit  ber  (Erfahrung;  nttmlic^  ber  allgemeine, 
formelle  unb  gefe^mttgige,  a  priori  erfennbar  ifl,  eben  bed^alb  aber 
onf  ben  toefentlid^en  unb  gefe^mSgigen  i^unctionen  unferd  eigenen  du« 
teQectd  beml^t,  ber  anbere  hingegen,  nttmlic^  ber  befonbere,  materieOc 
imb  gttfäaige,  aud  ber  @innedemt>finbung  entf))ringt;  fo  flnb  beibe 
fttbiectiDen  Urffirungd.  ^ieraud  folgt,  bag  bie  gefammte  (Erfahrung, 
»ebfl  ber  in  i^r  fid^  barfteüenben  SBelt,  eine  bloße  (Erfd^einung, 
^'  ^.  ein  }untt(^ß  unb  unmittelbar  nur  für  ha9  t9  erlennenbe  ©ubject 
Sor^anbene^,  ijl;  jeboc^  »eifl  biefe  (Srfc^einung  auf  irgenb  ein  i^r  jum 
®nmbe  liegenbe«  3)ing  an  fic^  felbft  l^in.    ($.  I,  87.) 

4)  Sebingte  ©ültigleit  ber  (Erfa^rung^mal^rl^eit 

3)ie  aBa^r^eit  ber  (Erfahrung  ift  (nac^  Stant)  nur  bie  SBa^r^eit 
Roer  ^^))ot^efe;   tottrben  bie  suppositiones,  bie  aOen  Sufft^Uiffen  ber 

11* 


164  9tt^ahta 

Stfa^ntng  }um  ®runbe  liegen  (ntttnli<^  ©uBject,  DBiect,  3^^  Kaum 
(Eaufalttät)  weggenommen,  fo  blieBe  auc^  an  aUm  biefen  Suffc^Iüffen 
lein  roa^red SEBort.  —  S)te^  ^eißt:  bie Qnrfa^rung  ifl  bloge  Srf c^etnnng, 
nic^t  (Erlenntmg  Don  S)ingen  an  fic^.    ($.  390  fg.) 

5)  SBic^tigleit  bed  begriff«  für  bie  Srfa^rung. 

S)er  ttugere  Sinbrud  auf  bie  ©inne,  fammt  ber  Stimmung,  bie  er 
in  un0  ^ert)on:uft,  Oetfc^loinbet  mit  ber  ©egentoart  ber  2)inge.  dene 
beiben  Hnnen  ba^er  ni(^t  felbfl  bie  eigentlid^e  (Srfa^rung  audmac^en, 
beren  Sefe^rung  für  bie  B^'unft  unfer  ^anbeln  leiten  foQ.  Vielmehr 
mirb  biefe  erß  burc^  ben  ber  ®etuatt  ber  3^it  nid^t  unterworfenen 
Segriff  Dermitteb.  (@.  S9egriff.)  On  i^m  muß  bie  bele^renbe 
(Erfahrung  niebergelegt  fein,  nnb  er  aDein  eignet  fid^  inm  fiesem  Senler 
nnferer  ©(^ritte  im  Seben.  (Er  vermag  alle  9{cfu(tate  ber  Snfc^auung 
in  fldf  aufjune^men,  um  fte,  aud^  nac^  bem  Ittngfien  3<itraum,  unoer« 
ttnbert  unb  unoerminbert  toieber  }urü(I}ugeben;  erfi  ^iebur^  entfielt  bie 
(Erfahrung.    (Sß.  n,  67.) 

1)  Unterfd^ieb  bed  @efü^Id  bed  Sr^abenen  toon  bem 
be«  @(^önen. 

®o  tange  bie  Sebeutfamfeit  unb  S)eutlid^feit  ber  formen  ber  9{atur, 
aud  benen  bie  in  t^nen  inbit)ibuali{lrten  dbeen  un^  leicht  anffirec^en, 
t9  ifl,  loa^  m9  in  bie  ttfi^etift^e  Sontemptation  Derfe^t;  fo  (ange 
ifl  ed  Uod  bad  @(^5ne,  toa^  auf  und  wirft,  unb  ®efü^(  ber 
®d^0n^eit,  wad  erregt  wirb.  SBenn  nun  aber  eben  jene  @egen« 
fittnbe,  beren  bebentfame  ©eftalten  und  ju  i^rer  reinen  Sontemptation 
einlaben,  gegen  ben  menfc^Iid^en  äBiQen  ein  feinblic^ed  Ser^ttttnig 
^aben,  i^m  entgegen  finb,  burc^  i^re  aOen  SBiberfianb  auf^ebenbe  Ueber« 
madft  i^n  bebro^en,  ober  tor  i^rer  unermegUc^en  ©röge  i^n  bid  }um 
9ti(^td  Derfleinern;  ber  Setrac^ter  aber  bennoc^  nic^t  auf  biefed  fic^ 
aufbringenbe  feinblic^e  Ser^ältnig  j^  feinem  Siden  feine  Xufmertfamleit 
rietet,  fonbem  fic^  mit  Sewugtfein  boDon  abwenbet  unb  jene  bem 
aSSiOen  furd^tbaren  ®egenf)änbe  ald  reined  wiOenlofed  (Subject  bed  Sr« 
fennend  ru^ig  contempUrt,  i^re  dbee  allein  auffaffenb,  fotglic^  baburd^ 
über  fiif,  feine  $erfon,  fein  SBoDen  unb  alled  SoQen  ^inaudge^oben 
wirb;  —  bann  erfüllt  i^n  bad  @efü§(  bed  Sr^abenen.  Sad  aifo 
bad  ®efü^I  bed  (Erhabenen  oon  bem  bed  @(^5nen  unterft^eibet,  ifl 
biefed,  ba§  bei  festerem  bad  reine,  wiDentofe  Qnriennen  o^ne  Sampf  bie 
£)ber^anb  gewonnen  l^at,  hingegen  bei  erfierem  ber  3ttftoub  bed  reinen 
(Srtennend  aQererfi  gewonnen  ^  burd^  ein  bewu§ted  unb  gewaltfamed 
Sodreigen  toon  ben  ald  ungünfKg  erlannten  Sejie^ungen  bed  Dbjlectd 
amn  aSiOen.    (SB.  I,  237.) 

2)  @rabe  bed  (Erhabenen. 

Da  bad  ®efü^t  bed  (Erhabenen  mit  bem  bed  @(^i(nen  in  ber  ^npt* 
fad^e,  bem  reinen  wiHendfreien  (Sriennen  ber  dbeen,  (Sined  iß  nnb  nur 
bur^  einen  3vfo4r  nämlic^  bie  (Erhebung  über  bad  erlannte  feinbßc^e 


(Snmietttiig    —    Qbn^  165 

Ser^Itnig  bed  conteitt))Ittten  Objecto  junt  äBiaett  fld^  t)om  ©efü^t  be9 
€(^5nen  unterft^etbet;  fo  entfielen,  je  nad^bem  btefer  B^^f^ft  ^^^t  ^o^t, 
bringenb,  na^,  ober  mtr  fc^toad^,  fem,  blod  angebeutet  xft,  mehrere 
@rabe  bed  Srl^abenen,  ja,  Uebergänge  Dom  @(^5nen  gum  (Sr^abenen. 
(ffl.  I,  239  ff.   $.  361  fg.) 

3)  Srten  bed  (St^abenen. 

3)er  (Sinbrud  bed  Sr^abeiten  lonn  entfielen  beim  Slnbltd  einet  bem 
dnbiDibtto  Vernichtung  bro^enben,  i§m  überlegenen  SRac^t;  er  lann 
oBer  QU(^  entfielen  bei  ber  33ergegenn)ttrtigung  einer  blogen  ©röge  in 
Slaum  unb  ^üt,  beren  Unermeglic^Teit  ba^  ^bi^ibuum  ju  9!i^td 
üerfletnert.  Sßir  fönnen,  Sant^  Benennungen  unb  feine  rid^tige  (Ein* 
t^eilung  beibe^altenb,  bic  erfiere  9rt  bad  S)^nomifc^',  bie  jioeite 
bQ0  a»atl^ematif(^«er§Qbene  nennen.    (3B.  I,  242  fg.   $.  363.) 

4)  S)ad  et^ifc^  Gr^abene. 

8ttf  bod  (£t^if(^e  angetoenbet  bejeic^net  bod  ^räbicat  ,,erl^aben''  ben 
erhabenen  S^or öfter.  3)icfer  entf))ringt  baraud,  bap  ber  SQSiUe  ben 
SRenf^en  unb  bem  ©c^icffal  gegenüber  nic^t  erregt  n^irb  burci^  ®egen« 
ßünbe,  loelc^e  aUerbing^  geeignet  wären,  i^n  ju  erregen;  fonbern  bad 
Srfennen  auc^  hierbei  bic  £)ber§anb  bel^ält.  S)er  erhabene  S^arafter, 
bie  SRenfd^en  rein  objectiD  betrac^tenb,  iß  frei  Don  $aß  unb  92eib. 
(8.  I,  244.) 

5)  2)q0  @egent^ei(  bed  (Erhabenen. 

S)a9  eigentliche  ©egentl^eil  M  (Erhabenen  ift  bad  9tei)enbe. 
(ffi.  I,  244.   SergL  ba^  SRcijenbe.) 

Crinruruii0,  f.  ©ebät^tnig. 

Cri$. 

(Sine  $au))tquelle  be^  aDem  Seben  loefentlic^en  unb  unDermeiblit^en 
Reibend  ifl,  fobolb  t9  mirßic^  unb  in  befHmmter  ©eflolt  eintritt,  bie 
Srid,  ber  ftampf  oder  dnbiDibuen,  ber  Sudbrud  be^  2Biberf{)ru(i^d, 
mit  toelc^em  ber  SiQe  }um  Seben  im  Onnern  behaftet  ift.  dn  biefem 
urfprünglic^en  3^i^fP<^tt  liegt  eine  unDerfiegbare  OueHe  be9  Seibend, 
tro^  ben  Sorfe^rungen,  bie  man  bagegen  getroffen  l^at.    (SB.  I,  393.) 

CtifKk. 

1)  Definition  ber  (£rijiif. 

Sie  Srijlil  ift  bie  Stec^nil  be«  SDid))uttren«.  (9ß.  ü,  112.) 
3)a  jebed  auf  Srforfd^ung  ber  2Ba§r^eit  gerichtete  ©efprtfc^  mit  Xnbent 
tstgen  ber  9$erfc^ieben^eit  ber  Oubiüibualitttten  leidet  in  bie  ftontro* 
berfe  unb  koegen  ber  Unreblic^Ieit  ber  3)?enf c^en  leicht  in  %ec^t^aberei 
übnrge^t;  fo  mng  man,  um  regelrecht  }tt  bid))uttren  unb  befonberd  van 
ben  @(^lic^en  unb  jtniffen  ber  9{e(^t^aberei  ju  begegnen,  getoiffe  for« 
nate  Regeln  innehaben  unb  anmenben.  S)ie  £l^eorie  biefer  XegeUt 
$  bie  dxiftit  ober  eriftifd^e  3)ialeltil.  @ie  ifl  atfo  bie  geißtge 
Se(^tlunfi,  in  »egeln  gebracht.    ($.  n,  27  ff.  4  3  ff.) 


166  ^!eimtsii6 

2)  dn^alt  ber  (Etifttf. 
.  S)ie  (ErifUf  enthält  erflend  bte  S)a¥fleaung  ht9  SBefentli^en 
jeber  3)t^putatton,  ha9  abftracte  ©runbgerüfl,  gleic^fotn  ha9  ©lebtt 
ber  Äontroöcrfe  üUxiianpt  {%  U,  28—30.  $).  1 1—14.)  Sweiten« 
enthält  fte  bte  begriffliche  !Z>arIegung  ber  ©tratagemata  (ftunfigriffc), 
benen  flc^  bie  (^id))utirenben  infHnctib  ju  bebtenen  ))flegen.  (^.30  ff. 
$.  14—35.)  ®iefe  @tratagetnata  nehmen  aü  eriftifd^^bialeftifc^e 
Figuren  bie  ©teile  ein,  mldjt  in  ber  Sogt!  bie  fQKogifHf^en,  unb  in 
ber  St^'etoril  bie  r^etorifd^en  Figuren  auffüllen,  mit  mtiftn  beiben  fie 
ba^  ©enteinfame  ^aben,  bag  fie  gemiffermagen  angeboren  ftnb,  inbem 
i^re  $ra^id  ber  S^eorie  bor^erge^t,  man  alfo,  um  fie  ju  üben,  ni^t 
erfl  fie  gelernt  }u  §aben  braucht.    {%  U,  27.) 

Crktttntni^. 

1)  SBol^er   ha9  Sebürfnig   ber  (Srienntnig   überhaupt 
entfielt 

S)ie  9?ot^tt)enbigIeit,  ober  bad  Sebürfnig  berSrfenntnig  über« 
i^aupt  entfielt  aud  ber  Stel^eit  unb  bem  getrennten  Dafein  ber 
äßefen,  alfo  quo  ber  dnbibibuation.  Denn  benft  man  ftc^,  ed  fei 
nur  ein  einjiged  SEBefen  bor^anben;  fo  bebarf  ein  folc^ed  teiner  6r- 
tenntnig,  kueil  nic^td  ba  ift,  load  bon  i^m  fclbfl  Derf^ieben  to'dxt,  unb 
beffen  ^afein  ed  ba^er  erfl  mittelbar,  burc^  Srienntnig,  b.  §,  Silb 
unb  Segriff,  in  fic^  aufjune^men  ^ötte.    (SB.  II,  310.) 

2)  ®runb«  unb  Urform  ber  (Srienntnig. 

jßie  ®runb«  unb  Urform  aDed  (Sr!ennen$  ift  Dad,  »ad  man  aü 
bad  ^tx^aUtn  in  ©ubject  unb  £)bj|ect,  in  ein  (Sriennenbed  unb 
Srlannte«*,  bejeic^net,  a(fo  bad  Se»ugtfein.  ($.  I,  89;  U,  291. 
SSergL  »etougtfein.) 

3)  ^^^fiotogifd^e   unb  metap^^fift^e  Xnfit^t  ber  Sr* 
lenntnig. 

Sie  gan)e  i^orm  bed  Srfemtend  unb  (Er!anntioerbend  ifl  blo«  bur^ 
unfere  animale,  mithin  fe^r  fecunbäre  unb  abgeleitete  9{atur  bebingt, 
atfo  Ieinedn)egd  ber  Urjufianb  aDer  SBefen^eit  unb  aDed  S)afeind. 
(^.  n,  291.  3B.  U,  564.)  2Dad  üxUmtn  gehört  ate  £^ätigleit  bed 
©e^irnd,  mithin  ate  t^unction  bed  Drganidmud,  ber  blogen  (Sr- 
fd^einung  an.  (SB.  II,  565.)  jßie  Srfennbarleit  übtx'^aupt,  mit 
i^rer  mefenttid^ßen,  bal^er  fletd  not^ioenbigen  t$orm  Don  ©ubject  unb 
JDbiect,  gehört  bIo9  ber  (Srfc^einung  an,  nit^t  bem  SBefen  an  fic^ 
ber  S)inge.  9Bo  (Erlenntnig,  mithin  SorfleDung  ift,  ba  ifi  am^  nur 
(Srf(^einung,  unb  toir  ^e^en  bafelbft  fc^on  auf  bem  ©ebiete  ber 
(Erfc^einung.  (S.  II,  735  fg.)  %ber,  obgleid^  bad  (Er!ennen  atö 
Sunctioit  bed  Organidmud  gur  ^rf(^einung  gehört,  fo  gehört  ed  bod^ 
jnr  (Erfc^einung  bed  3)inge9  an  \id),  b.  i.  bed  SBidend;  auc^  in 
i^m  objectibirt  ftd^  ber  SBiOe  unb  )tt)ar  ate  SEßiOe  jur  SSa^me^mung 
ber  Sugenmelt,  alfo  ate  ein  SrlennentooUen.  ®o  grog  unb  funba* 
mental  ba^er  auc^  ber  Unterfd^ieb  ht9  SBoOend  Dom  (Erlennen  ifi,  fo 


MemttniS  167 

liäbt  betmod^  haß  le^te  @tt(fhat  SBeiber  ha9  fdbe,  ttMlidi  ber  SBille, 
a(0  bod  SBefen  an  flt^  ber  gangen  ®rfd^einung;  bad  Sriennen  aber, 
ber  dnteDect,  meld^er  im  @e(6ftben)tt§tfetn  ffd^  burd^aud  ald  bad 
Secnnbftre  barfhüt,  ifl  ni(^t  nur  a(d  fein  Xcriben},  [onbern  auc^  aU 
fein  SEM  anjnfe^en  unb  a(fo  bur(^  einen  Ummeg  bo4  toieber  auf  i^n 
juriiifjuftt^en.  $^k|fiotogifc^  angefe^en  ifl  bad  (Srknnen  eine 
Function  etned  Drgand  bed  Seibed,  be«  ©e^hrnd,  ntetap^9fif(^  §in« 
gegen  tfl  ed  Obj[ecttt)ation  bed  SBiltend  unb  }tnar  be^  Sßillend  )u 
erfennen.    (SB.  n,  293.) 

4)  Qtotd  ber  (Sr!enntni§.    (@.  unter  Semugtfein:    Ur« 
fprung  unb  2^td  bed  9ett)ugtfetnd.) 

5)  Seflanbt^eile  ber  Srlenntnig. 

3)ie  Srlenntnig  ^at  einen  forntellen  unb  materiellen  $3eflanbtl^eiL 
%a9  angeborene,  ba^er  Xpriorifd^e  unb  t)on  ber  (Erfal^rung  Unabhängige 
tmferd  gefammten  (Srfenntnigüermögend  mad^t  ben  formellen  St^etl 
aud.  (Sergl.  9))riori.)  SDed  hingegen,  toa^  fic^  uit^t  auf  biefe 
fu6ie€tit)e  Sorm,  felbfleigene  S^&tigTeit^meife,  Function  bed  ^teDect^ 
{nrücffU^ren  lägt,  mithin  ber  ganje  t)on  äugen,  b.  1^.  and  ber  t)on  ber 
Stnneöempfinbung  au^ge^enben  objectioen  Xnfd^auung  lommenbe  ©toff 
bübet  ben  materiellen  jit^eil  ber  (Srlenntni§.    (®.  116.) 

6)  Srten  ber  (Srienntnig. 

&  giebt  jmei  grunbDerfc^iebene  Wirten  ber  Srienntnig.  S)te  eine  ifl 
bie  bem  @a^  t)om  ®runbe  untermorfene,  bie  anbere  bie  t)on  biefem 
@a^  unabhängige.  3)ie  erflere  ifl  bie  gemeine,  b.  u  bie  bem  SBiüen 
bienenbe  (Srienntnig,  )u  ber  auc^  noc^  bie  SBiffenft^aft  ge^5rt,  bie 
^  nur  burt^  ^9§ere  f^flematifc^e  gorm  oon  ber  gemeinen  (Erfenntnig 
ttiltcTfd^eibet;  bie  jmeite  ifl  bie  toiUen^ freie  (Srienntnig.  ©egenflanb 
ber  erfleren  flnb  bie  einjelnen  3)inge  unb  i^re  Slelationen  ju  einanber 
unb  jnm  SBiQen,  ©egenßanb  ber  le^tem  bie  dbeen.  @ub]ect  ber 
erflem  ifl  ba^  dnbioibuum,  @ub|ect  ber  le^tem  bad  reine  @ub« 
iect  be«  Sriennend,  bad  @enie.  (S.  I,  181.  208  ff .  SergL 
aiu^  dbee  unb  ®enie.) 

i>xt  bem  ®a^  Dom  ®runbe  unterkoorfene  (Srienntnig  f^at  mteber 
itoei  Unterarten.  ®ie  jerfäDt  nämlit^  in  bie  anft^auenbe  ober 
8erßanbed«(SrIenntnig  unb  in  bie  abflracte  (begriffßt^e)  ober 
8ernttnft«(SrIenntnig.  (Ueber  beibe  oergl.  Xnfqauung  unb 
Begriff.) 

7)  @rabe  ber  (Srienntnig* 

S)ad  (Sriennen  toirb  um  fo  beutlid^er,  um  fo  reiner,  um  fo  objlec' 
tit>er,  |e  me^r  in  ber  auffleigenben  S^ieneil^e  ber  dnteUect  fldf  entttiidelt, 
boOfommener  tt)irb,  unb  je  me^r  baburc^  bad  (Sriennen  fld|  oom 
Sollen  fonbert.  du  bem  SRaage,  ate  in  ber  auffleigenben  S^ierreil^e 
bad  Üterüen«  unb  bad  3Ru9leIfk|flem  \idf  immer  bentltc^er  Don  einanber 
fonbern,  bi«  bad  erflere  in  ben  Sßirbelt^ieren  unb  am  DoOIommenflen 
in  9Kenf(^en   flc^  in  ein  organif(^ed  unb   cerebrale«  9)frDenfl)flem 


168  ®(7entttnt6 

fd^eibet  unb  btefed  mieber  {Id^  ju  bem  überaus  zusammengefegten 
flppaxat  Don  großem  unb  Reinem  ®e^irn,  verlängertem  ünb  9tMtn» 
SDlarl,  Cerebral«  unb  @ptna(«9{ert)en,  fenftbeln  unb  notorifd^en  Sleroen^^ 
bünbeln  fietgert;  in  bemfelben  äJiaage  fonbert  fid^  im  93e»ugtfein 
immer  beutUd^er  bad  äJiotiD  Don  bem  äBtUendact,  ben  ed  ^eroor- 
ruft,  atfo  bie  9$or{leUung  DomSBilten,  unb  baburc^  nun  nimmt  bte 
DbjlecttDität  bed  9e»ugtfeind  befiänbig  ju,  inbem  bie  Sor|]teQungen 
fic^  immer  beutlic^er  unb  reiner  barin  barfleDen.  2)ie  £)bj|ectiDitSt  ber 
ISrIenntni§,  unb  gunttc^fl  ber  anfc^auenben,  ^at  unjä^Iige  ®rabe,  bie 
auf  ber  Snergie  bed  dnteDectd  unb  feiner  @onberung  Dom  3BiOen 
berufen  unb  bereu  ^5d^fler  baö  ® enie  ip.   (S.  11,  329  fg.   5».  74-78.) 

8)  ObJectiDer  ®e^alt  ber  (Erlenntntg. 

de  uie^r  Ütotl^toenbigleit  eine  (Srlenntni§  mit  fi(^  fü^rt,  je  me^r  in 
i^r  Don  ÜDem  i^,  toa9  ftd^  gar  nic^t  anberd  beulen  unb  DorfteOen 
lagt  —  ttjie  g.  35.  bie  räumlichen  SJer^aitniffe  — ,  je  Härcr  unb  ge- 
nügenber  fie  ba^er  ifi;  beflo  meniger  rein  objectiDen  ®e^a(t  ^at  fte, 
ober  befio  meniger  eigentliche  9tealität  ifl  in  i^r  gegeben;  unb  um« 
gelehrt,  je  SRe^rered  in  i^r  ate  rein  )ufällig  aufgefaßt  n)erben  mu§, 
je  SDte^rered  fic^  un9  ate  blod  empirifc^  gegeben  aufbringt;  bef)o  me^r 
eigentlich  DbjectiDe^  unb  tt)a§r^aft  9teale^  ifi  in  fold^er  (Erfenntnig; 
aber  aud^  }ugteic^  beflo  me^r  Unertlärtic^ed,  b.  §.  au^  Xnberm  ni^t 
»eiter  ableitbare«.     (SB.'I,  145.) 

9)  SBarum  t9  fein  Srtennen  be«  (Srtennend  giebt. 

3)ad  DorfieDenbe  Si),  ba«  ©ubject  bed  (ErTennend  fann,  ba  t9,  o(« 
not^n^enbiged  Korrelat  aQer  33orfielIungen,  Sebingung  berfelben  ifi, 
nie  fetbfl  SorfleÜung  ober  Objject  tt)erben.  S)a§er  alfo  giebt  ed  fein 
Srlennen  bed  Srfennend;  mei(  baju  erforbert  »Urbe,  bag  bad 
@ubjiect  ftc^  Dom  (Srfennen  trennte  unb  nun  boc§  ba«  (Sriennen  er« 
lennte,  toa9  unmöglich  ifl.    (®.  141.) 

Unfere  Srfenntnig  fte^t,  toie  unfer  ^ugc,  nur  nad^  außen  unb  nic^t 
nac^  innen,  fo  baß,  menn  ba«  SrTennenbe  Derfuc^t,  flc^  nac^  innen  ju 
richten,  um  fic^  felbfi  ju  erfennen,  e«  in  ein  DöOig  S)unfele«  blidtt,  in 
eine  gttnjtic^e  Seere  geröt^.  {%  II,  47.)  SRic^tet  flc^  ba«  ©ubject 
be«  drfennen«  nac^  innen,  fo  erfennt  e«  gtoar  ben  SBiDen,  melc^er  bie 
9afi«  feine«  SBefen«  ifi;  aber  ÜDie«  ifi  für  ba«  erlennenbe  ©ubject 
boci)  feine  eigentli^e  @elbfierfenntniß,  fonbem  Srfenntniß  eine«  Sbtbem, 
Don  i^m  felbfi  no^  Serf^iebenen,  meiere«  nun  aber,  fc^on  al«  Sr» 
fannte«,  fogleid^  nur  (Srfc^einung  ifi.    (^.  H,  48.   3B.  II,  294.) 

(Serg(ei^e  aud^  unter  Semußtfein:  SBefc^rttntung  be«  Semußtfein« 
auf  (Erfc^einungen.) 

10)  (Einfluß  be«  3BiUen«  auf  bie  (Ertenntniß. 

Xuf  ber  dbentit&t  be«  erlenuenben  mit  bem  toollenben  ©ubject  beruht 
ber  (Einfluß,   beii  ber  äßtOe  auf  ba«  (Erfennen  au«übt,    inbem  er  e« 


(Srfetuittttg  169 

v&tffiSt,  Sorftedungen,  bie  bemfelben  ein  SRal  gegenmSrtig  getoefen, 
gtt  mteber^olen,  ü6er^att))t  bte  Sufmerffamlett  auf  biefe^  ober  jeneö  p 
richten  unb  eine  beliebige  ®ebanfenrei§e  ^erüor)urufen.  2)er  SBtlle  iß 
and^  ber  ^eimlic^e  Senf  er  ber  fogenannten  ^beenaffociation.  (®.  145  fg. 
SergL  ®ebonfen»affociation.) 

S)er  (Sinflug  bed  SßtUend  auf  bie  Srfenntnig  }eigt  ft4  ferner  befonberd 
barin,  bag  jeber  Effect,  ober  Seibenf^aft^  bie  (Srfenntnig  trübt  unb 
oerfälfc^t,  la,  jebe  Steigung  ober  Slbneigung  nic^t  etma  blöd  bad  Ur- 
ifitil,  fonbern  fc^on  bie  urfpriinglic^e  Snfd^auung  ber  jßinge  ent« 
jleflt,  färbt,  oerjerrt.    (SB.  n,  424  fg.) 

11)  (Sinflu§  ber  Srlenntnig  auf  ben  9Bi(Ien.  (®.  Sef« 
fernng,  unb  unter  (S^ar alter  fte^e:  Suf^ebung  M  S^a« 
roher«.) 

12)  (Einfluß  ber  (Erlenntnig  auf  ben  ®rab  ber  @nt« 
pfinbung  unb  be«  Seiben«. 

3Bie  bie  Crfc^einung  be«  SEBiQen«  boQfommener  »irb,  fo  teirb  auc^ 
bad  Seiben  me^r  unb  me^r  offenbar.  On  ber  ^flan^e  ifl  noc^  feine 
@eufibUität,  alfo  fein  ©d^merg;  ein  gett)ig  fe^r  geringer  ®rab  bon 
Men  too^nt  ben  unterfien  X^ieren,  ben  dnfuforien  unb  9{abiarien 
ein;  fogar  in  ben  dnfcften  ifi  bie  Stt^igfeit  ju  empfinben  unb  ja  leiben 
nod)  befc^ränft;  erfi  mit  bem  DoDfommenen  ißerbenf^fiem  ber  Sßirbet« 
t^iere  tritt  fte  in  ^o^em  ®rabe  ein,  unb  in  immer  ^ö^erem,  je  me^r 
bie  dnteDigenj  [id)  entmidelt.  On  gleid^em  Waa^z  alfo,  »ie  bie  (Sr* 
(enntnig  gur  S)eutli(^teit  gelangt,  ba«  99ett)ugtfein  flc^  fieigert,  n)ä(^ß 
auc^  bie  Dual,  meldte  folglich  i^ren  ^öc^flen  ®rab  im  ^enfd^en  er« 
rei^t,  unb  bort  »ieber  um  fo  me^r,  je  beutlic^er  erfennenb,  ]t  inteOigenter 
bei  äSenfc^  ift.  2)er,  in  meiern  ber  ®eniu«  lebt,  leibet  am  meifien. 
(3B.  I,  366  fg.)  S)ie  fttar^eit  ber  dnteQigen}  er^5§t,  mittelfl  ber 
lebhafteren  Suff  äff  ung  ber  ttugem  Umßänbe,  bie  burc^  biefe  ^erbor» 
gerufenen  Effecte.  2)a^er  j.  9.  laffen  fic^  junge  ßttiber  ru^ig  auf 
einen  3Bagen  paden  unb  fortfd^Ieppen;  junge  Sömen  aber,  toenn  Don 
ber  SRutter  getrennt,  bleiben  fortto&^renb  unruhig  unb  brüQen  unab» 
läffig;  ftinber  in  einer  folc^en  Sage  mürben  fi(^  faß  ju  S^obe  fd^reien 
ttnb  quälen.  Sluf  biefem  Ser^ältnig  beruht  e«,  bag  ber  SRenf^  über« 
lianpt  Diel  größerer  Seiben  fä^ig  ifi,  aU  ba«  !£^ier;  aber  aud^  größerer 
Sreubigfeit,  in  ben  befriebigten  unb  froren  Effecten.  Sbenfo  mac^t  ber 
n^B^te  dnteüect  i^m  bie  Sangemeite  fühlbarer,  al9  bem  S^^ier,  koirb 
aber  aud^,  menn  er  inbtDibueU  fe^r  Dollfommen  ift,  ju  einer  uner« 
f(^(irtU(^en  OueOe  ber  ffurjtoeil.    (SB.  II,  317  fg.   %  U,  316—318.) 

Die  ©teigerung  bed  @(^mer}e«  mit  ber  (Sr^ö^nng  ber  Srfenntniß« 
fraft  im  SRenfc^en  lägt  fi(^  auf  ein  aUgemetnere«  ®efe(^  }urüd(fü§ren. 
ferfenntniß  ifl,  an  fic^  felbfl,  ßet«  fc^merjlo«.  SDer  ©c^merj  trifft 
oOein  ben  SEBillen  unb  befielt  in  ber  Hemmung,  ^inberung,  S)urd^« 
heujung  beffelben;  bcnnoc^  ifi  baju  erforbert,  baß  biefe  $emmung  Don 
ber  Srfenntniß  begleitet  fei.     Sßie  nämlic^  ba«  Sid^t  ben  Kattm  nur 


170  Menntniggnmb    —   (Stüttrang 

bann  ttfyUt,  xoctxm  ©egenflttnbe  ba  fbtb,  t9  jttrttdjtttoerftn;  wie  ber 
!£on  ber  9?efonanj  bebarf;  ~  eben  fo  nun  ntu§  bie  Hemmung  be^ 
Sßillend,  um  a\9  ©d^merj  em))funben  }tt  »erben,  Don  ber  @r(enntui§, 
toelfi^er  boc^,  an  f{^  felbfl,  aller  ©t^merg  fremb  t{l,  begleitet  fein. 
(%  n,  319.) 

13)  äBorin    bie    9{eife    ber    Srienntnig    befielt    nub 
ttjoburd^  fie  bebingt  tfi. 

!3)ie  Steife  ber  (Erfenntnig,  b.  ^.  bie  SoIHontnien^eit,  }u  ber  biefe 
in  iebent  Sinjelnen  gelangen  !ann,  befielt  barin,  bag  eine  genaue  Set« 
binbung  gtoif^en  feinen  fttntmtlic^en  abfhacteif  Segriffen  unb  feiner 
anfc^auenben  Suff  äff  ung  jn  ©tanbe  gelommcn  fei;  fo  bag  jeber  feiner 
Segriffe,  unmittelbar  ober  mittelbar,  auf  einer  anf(|auli(^en  Safld  ru^e, 
a(d  »obur^  allein  berfelbe  realen  9Bert^  l^at;  unb  ebenfaDd,  bag  er 
jebe  i^m  Dorfommenbe  Snfd^auung  htm  richtigen,  i^r  ongemeffenen 
Segriff  ju  fubfumiren  bermdge.  Diefe  Steife  ifl  allein  bad  SSßerl  ber  (Sv' 
fa^rnng  unb  mithin  ber  ^At;  fie  ifl  gang  unabhängig  bon  ber  fonfligen, 
grbgern,  ober  geringern  SoUfommenl^eit  ber  Stt^igTeiten  eineö  deben, 
ate  toelc^e  ni^t  auf  bem  3ufammen^ange  ber  abfiracten  unb  intui^ 
tiben  Srfenntnig,  fonbern  auf  htm  intenfiben  ®rabe  Seiber  beruht. 
{%  n,  668.) 

Ctktntttni^gntniif  f.  ®runb. 

Crklärunfi. 

1)  $rinci))  unb  Segriff  aller  (Sritärung. 

jßer  @a^  bom  ®runbe  ifl  bad  ^rincip  aDer  (SrKttrung;  benn  eine 
@ad^e  erllttren  ^eigt  i^ren  gegebenen  Seßanb,  ober  3i^f<^>itin^n^<uig, 
jurüdfü^ren  auf  irgenb  eine  ©eftaltung  beö  @a^ed  bom  @runbe,  ber 
gemttg  er  fein  mug,  knie  er  ifl.  (®.  156.  S.  I,  88.)  Die  Sla^- 
koeifung  be^  Ser^Itniffed  ber  (Erf Meinungen  }u  einanber,  gemttg  bem 
@a^  bom  ®runbe  unb  am  Seitfaben  bed  bnrd^  il^n  aQein  geltenben 
nnb  bebeutenben  äBarum  ^eigt  SrHttrnng.    (993.  I,  95.) 

2)  ®rttn}e  ber  (Erüttrung. 

S)ie  (Erfittrung  lann  nie  weiter  ge^en,  att  bag  fte  gtoei  Sorfiellungen 
3U  einanber  in  bem  Ser^ttttniffe  ber  in  ber  ftlaffe,  ju  ber  fte  gehören, 
^errfd^enben  ®eftaltung  he9  ©a^e^  bom  ®rttnbe  }eigt.  dfl  fie  ba^in 
gelangt,  fo  fann  gar  nid^t  n^eiter  SSßarnm  gefragt  loerben;  bemt  ba^ 
nad^geioiefene  Ser^ttltnig  ifl  badjenige,  wetc^ed  fd^Iec^terbingd  nic^t 
anberd  borgefhDt  loerben  !ann,  b.  ff.  ed  ift  bie  f^orm  aOer  (Srfenntnig. 
3)a^er  frSgt  man  nid^t,  loarum  2  +  2=4  ift;  ober  mamm  auf 
irgenbeine  gegebene  Urfad^e  i§re  SSirtung  folgt;  ober  »amm  aud  ber 
äBa^r^it  ber  ^rfimiffen  bie  ber  Sondufion  einlenktet,  ^be  (Er- 
Hörung,  bie  ni(^t  auf  ein  Ser§ttltnig,  babon  toeiter  fein  SBarum  geforbert 
»erben  fann,  jnrüdCfü^rt,  bleibt  bei  einer  angenommenen  quab'ias  occolta 
jh^en;  biefer  Art  ifi  aber  anif  jebe  urfprüngüc^e  9?aturfraft.  Sei 
einer   folc^en   mug   jebe  natunoiffenft^aftlic^e  SrHärnng  )ule(t  fte^en 


Qhriafnng    —    (Entf^  171 

lUitn,  alfo  bei  efaiem  böOig  S)uRletn.  (SergL  Sletiologte.)  —  debe 
na(|  bem  Settfaben  bc9  ©aged  Dom  ©runbe  gegebene  (SrHSrung  i|l 
iimnet  nur  relatib;  fte  evßärt  bie  3)tnge  in  Sejie^ung  aufeinanber, 
((i§t  aber  immer  Stmad  unerflärt,  toAift^  fte  fc^on  ooraudfetjt.  3)tefed 
i^  }.  9.  in  ber  9Rat^ematiI  9iaum  unb  3eit;  in  ber  SRec^onif,  ^^^fU 
nnb  S^emie  bie  3J2aterie,  bie  Oualitäten,  bie  urfprünglicl^en  Gräfte, 
bie  Staturgefetje;  in  ber  93otanif  unb  B^^ot^fit^  ^i^  Serfd^ieben^eit  ber 
Specied  unb  ba^  Seben  felbß;  in  ber  ©ef^ic^te  bad  SDtenfc^engef^Ied^t, 
mit  allen  feinen  (Sigent^ümlic^feiten  be^  3)enlend  unb  äBollend;  —  in 
aOen  ber  @a^  bom  ©runbe  in  feiner  jiebe^mal  anjumenbenben  ®e> 
Patong.    (335.  I,  96  fg.) 

3)  ©egenfa^  jWift^en  p^^fifc^er  uub  metQ))§9fif(^er 
(Erltttrung. 

SBeil  iegtici^ed  SBefen  in  ber  9{atur  }uglei(^  (Erfc^einung  unb 
3)ing  an  fi^  ober  andj  natura  naturata  unb  natura  naturans  ifl; 
fo  ifi  t9  bemgemäg  einer  jtoeifadgen  (SrÜttrung  fä^ig,  einer  ))l^9fif(^en 
nnb  einer  metap^^fifd^en.  2)ie  p^^flfc^e  ifl  allemal  avL9  ber  Ur« 
fa(§e;  bie  meta^^tjfifc^e  aUemal  aud  bem  3)tng  an  fic^,  bem  SEBiUen. 
(?.  n,  98  fg.  lOlO 

(lieber  bie  (Srllttrung  ber  Srf (Meinungen  oud  ben  Ur fachen  fie^e 
Setiologie.) 

Crlöfuuj,  f.  6^riflent^um  unb  (Srbfünbe. 

(ntai^rung. 

!Dad  gonje  Seben  ifl  burt^  unb  burc^  ein  fleter  9Be(^feI  ber  SRaterie 
unter  bem  feflen  Se^arren  ber  ^orm,  unb  eben  bad  iß  bie  Sergttng- 
lii^Ieit  ber  dnbit)ibuen  bei  ber  Unt?ergttngli^!eit  ber  ©attung.  3)ie 
iefitobige  (Smä^rung  unb  9{e))robuction  iß  alfo  nur  bem  ©rabe  nad^ 
t)on  ber  Stn^vm^,  unb  bie  beßSnbige  (S^cretion  nur  bem  @rabe  nac^ 
tiom  jCobe  berfd^ieben.  Der  @mtt^rungd))roceg  ifi  ein  fleteö  S^^Ü^^t 
ber  3<ugungd))roce6  ein  ^5^er  ))oten}irted  (Srnü^ren.  Xnbererfeit^  iß 
bie  d^cretion,  bad  ßete  ilnßf^aniftn  unb  Sbtoerfen  tion  iDtaterie  bad 
Selbe,  toa9  in  er^ö^ter  $oten}  ber  Sob,  ber  ©egenfafe  ber  B^^Sung, 
iil    (SB.  I,  326.) 

1)  !Z)er  Srnß  aU  ©egent^eil  bed  @(^erjed. 

2)a^  ©egent^eil  bed  Sackend  unb  @(^er)ed  iß  ber  Srnß.  S>em* 
gcmäg  beßei^t  er  im  Sekougtfein  ber  t)oa(ommenen  Uebereinßimmung 
nnb  ^ongruenj  bed  Scgriffd,  ober  ©ebantend,  mit  bem  Slnfc^aulit^en, 
ober  ber  9{ealität.  Der  Crnße  iß  überjengt,  bag  er  bie  Dinge  beult, 
iste  ße  ßnb,  unb  ba§  ße  ßnb,  koie  er  ße  beult.  Sben  be^^atb  iß  ber 
Uebergong  k>om  tiefen  Smß  jum  Satten  fo  befonber^  leidet  unb  burd^ 
({einigfeiten  ju  betoerlßeäigen,  meil  jene  oom  (Smß  angenommene 
Uebereinßimmung,  ie  üoDIommener  ße  fc^ien,  beßo  leidster  felbß  burc^ 
^t  8^9^  #  unerkoartet  ju  £age  fommenbe  dncongruen)  aufgehoben 


172  iSrfc^eimnig 

kotrb.    Da^er  j[e  tne^r  ein  ÜRenfc^  beö  flanjen  Srnfted  ftt^ig  ifl,  beflo 
^er}(i(^er  lann  er  lachen.    (2B.  11,  108.) 

2)  3)er  Srnfl   aU  ben  Bi^tottpuntt   be«   gebend   be» 
fitmmenb. 

Xned  lommt  ^ule^t  barauf  an,  »o  ber  eigentlid^e  Srnfl  bed 
SRenfc^en  liegt.  Sei  faft  SlDen  liegt  er  audfd^tieglic^  im  eigenen  9Bo^( 
unb  bem  ber  d^rigen;  bo^er  fte  bied  unb  nid^td  Snbered  ju  förbern  im 
@tanbe  ftnb,  »eil  eben  fein'Sorfa^,  feine  »iQfUrlic^e  unb  abfl^ttit^e 
Hnflrengung  ben  toa^ren,  tiefen,  eigentlichen  @mfl  berlei^t.  !i)enn  er 
bleibt  fletd  bo,  too  bie  ^^otur  i^n  Eingelegt  ^at;  o(ne  i^n  aber  lann 
Sllled  nur  ^atb  betrieben  toerben.  SEBie  ein  btcierned  Sn^ttngfet  einen 
St'6xptt  immer  »ieber  in  bie  Sage  jurüdbringt,  bie  fein  burc^  baffetbc 
betermtntrter  ©c^merpnnTt  erforbert;  fo  jie^t  ber  »a^re  (Smfi  bed 
Sltenf^en  bie  jhraft  unb  Suftnerifamfett  feinet  3ntellect9  immer  ba^in 
gurüÄ,  n)o  er  liegt;  aUed  Snbere  treibt  ber  äJienfc^  o^ne  toa^ren 
ernjl.  (SB.  II,  438.) 
Crfd)tinung. 

^1)  ®egenfa(^  2n)ifc^en  (Erfd^einung  unb  S)ing  an  fid^. 

(®.  2)ing  an  fic^.) 
2)  ^ie   (Srfc^einung   aU   SDtanifefiation   bed   2)inge9 
an  fid^. 

!Z)ie  (Srfc^einung  ifl  ÜRanifefiation  (Demjenigen,  toa9  erft^eint,  betS 
3)ingem  an  fld^.  S)iefed  mug  ba^er  fein  äBefen  unb  feinen  CT^arofter 
in  ber  Srfc^einungdkoett  audbrücfen,  mithin  fold^er  aud  i^m  ^eraud« 
}ubeuten  fein,  unb  jtoar  aud  bem  @toff,  nic^t  aud  ber  Mögen  $orm 
ber  Srfd^einung.  (993.  II,  204.)  dn  ber  objectiiien,  b.  ^.  in  ber 
(Srf^einungdmelt  fann  flc^  ni^td  barfleUen,  wad  nic^t  im  SSefen  ber 
3)inge  an  fic^,  alfo  in  bem  ber  (Srfd^einung  jum  ®runbe  tiegenben 
2BiQen,  ein  genau  bem  entfprec^enb  mobiftcirted  @treben  ^tttte.  3)enn 
bie  2Be(t  ald  SorfieHung  lann  nic^td  aud  eigenen  SRitteln  tiefern,  eben 
barum  aber  auc^  lann  fie  fein  eitied,  müßig  erfonnened  SRttbrc^en 
auftifc^en.  3)ie  enbtofe  SRannigfaltigfeit  ber  formen  unb  fogar  ber 
Färbungen  ber  $f(an}en  unb  i^rer  Stuten  muß  bo(^  überall  ber  Xud- 
brudC  eined  eben  fo  mobiftcirten  fubjectioen  SBefcnd  fein;  b.  ^.  ber 
SßiDe  ate  2)ing  an  fld^,  ber  flc^  barin  barfleDt,  mug  burd^  fte  genau 
abgebilbet  fein.  {%  II,  188  fg.)  ®o  tocit  bie  3)inge  a  priori  be= 
fHmmbar  finb,  gehören  fie  ber  blogen  Srfc^einung  (Sorflellung)  an, 
hingegen  in  bem  Waa^t,  aU  fie  em))irif(^en,  a))of)eriorif(^en  ®t* 
l^a\M  ftnb,  offenbart  fi^  in  i^nen  bad  a)ing  an  {Id^,  ber  Sille.  (31. 86.) 
S)ie  em))irifd^en  (Sigcnfc^aften  (ober  üicTme^r  bie  gemeinfame  QueOe 
berfelben)  Derbleiben  bem  3)inge  an  f!^  felbft,  a\9  ^eugcrungen  feinet 
felbjleigenen  äBefend  bur(^  bad  ÜRebium  ber  apriorifc^en  ^formen  ^in- 
burd^.  ($•  I,  98.)  S^ax  mijt  in  ben  (Eigenfc^aften,  mebcr  ben 
opriorifc^en,  nod^  ben  em))trif^en,  ßellt  fid^  ia9  SBefen  bed  2)inge0 
an  fid^  bar,  ba  \a  andi  bie  cmfiirifd^en  (Sigenfd^aften,  aU  burd^  bie 
@inncdem))finbung  bebingt,  noc^  fubjectiten  Urfprungd  finb;  mobt 


^4eimnt0  173 

aber  muffen  bie  fpecteUen  unb  iitbtmbueDen  Unterfd^tebe  biefer 
(Sigenfc^ajten,  bie  Ünterf Cetebe  hn  SHIgeinemen  genommen,  iraenbwte 
ein  Xudbnnf  M  jDinged  an  {Ic^  fein;  j.  9.  »eber  bie  ©eftaft,  no(^ 
bie  Satbe  ber  %ofe,  mo^t  aber  2)iefe0,  ha%  bie  eine  flc^  in  rotier, 
bie  anbere  fi(^  in  getber  r^arbe  barfleüt;  ober  nid^t  bie  Sorm,  no(^ 
bie  Sarbe  bed  üRenfc^engefic^td,  aber,  baß  ber  Sine  biefe,  ber  Xnbere 
ienc  $§9f{o8nomie  ^at.    {%  I,  99  fg.   Wt,  594.) 

3)  *S)a9  ©runbgerüfi  ber  Srfd^einung. 

S)ie  (Erf(^einung9n)elt  (bie  Seit  ate  SorfieDung,  bie  objectiDe  Seit), 
bat  gmei  Jhige{«$ole:  nämlic^  bad  erlennenbe  ©ubject  f^fed^tbtn  unb 
bie  reine,  formlofe  SDtaterie.  ^an  tonn  bie  Sel^arrlic^feit  ber  SRaterie 
betrachten  atd  ben  Xefle^  ber  3^itIofifl'^it  be9  reinen,  fd^Iec^t^in  a(d 
Sebingung  alled  Db|ectd  angenommenen  ©ubjectd.  Seibe  gehören  ber 
Srf Meinung  an,  nic^t  bcm  ÜDinge  an  fic^,  aber  fie  fmb  bad  @runb» 
gerüfl  ber  (Srfd^einung.  Seibe  merben  nur  burc^  Xbfhaction  ^eraud« 
gefunben,  ftnb  nid^t  unmittelbar  unb  für  ftd^  gegeben.  (9B.  II,  18.) 
Sie  Srfenntnig  unb  bie  ÜRaterie  (@ubjiect  unb  Db|ect)  ftnb  nur  relatit 
ffir  einanber  unb  matten  bie  Srfc^einung  aud.  (97.  21.  S.  U, 
20—22.)  S)a«  Dbjcct*  für  ein  ©ubject^Sein  ifi  bie  crfle  unb  aO» 
gemeinfle  gorm  aller  (Srfc^cinung.    (2B.  I,  206.) 

4)  Unterfd^ieb  }n)if(^en  ber  unmittelbaren  unb  mittel« 
baren  Srfd^einung. 

Dbmol^I  1lüt9  Object  (Srfc^einung  ifl,  fo  ift  boc^  ein  Unterfc^ieb  ^u 
machen  }koifc^en  ber  urfprüngtic^en ,  unmittelbaren  Objectität 
(@i^t6ar!eit)  unb  ber  mittelbaren,  fecnnbären.  ^n  jener  gehören 
bie  dbeen,  (f.  dbee),  ju  biefer  bie  eingelnen  2)inge.  !3)ad 
cingelne,  in  ®emtt§^eit  M  @a$e9  Dom  @runbe  erfc^einenbe  S>ing  ifl 
mir  eine  mittelbare  £)b)ectioation  bed  3)inged  an  fid^  {totldft^  ber 
SEBide  ifi),  }mif(^en  toelc^em  unb  i^m  noc^  bie  dbee  fle^t,  ald  bie 
aOetnige  unmittelbare  Dbjectitttt  bed  äBillend,  inbent  fle  leine  an- 
bere bem  Srlennen  ald  fold^em  eigene  gorm  angenommen  ^at,  aU  bie 
ber  SorfleHung  überhaupt,  b.  i.  bed  Objectfeind  für  ein  ©ubject.  S)ie 
dbee  aOein  ifl  bie  mögli^ft  abSquate  Objectitttt  M  äBiOen«  ober 
!Z)inge^  an  fl(^,  bie  einjelnen  3)inge  hingegen  finb  leine  ganj  abäquate 
Objectität  bed  SBiQend,  fonbem  biefe  ift  ^ier  fi^on  getrübt  burc^  jene 
i^ormen,  bereu  gemeinfd^aftlic^er  Sudbrudt  ber  ®at^  oom  ®runbe  ifi. ' 
(SB.  I,  206;  II,  414  fg.)  2Bä^renb  bie  Onbioibuen,  in  benen  bie 
Obee  ^c^  barfleüt,  unjä^Iige  ftnb  unb  unauf^attfam  merben  unb  Der- 
ge^en,  bleibt  bie  dbee  unDeränbert  atö  bie  eine  unb  felbe  fielen,  unb 
bcc  @aft  Dom  ®runbe  ^at  für  fie  leine  Sebeutung.    (SB.  I,  200.) 

ö)  9{ot^tt)enbigIeit  ber  Srfc^einungen. 

1>it  Srfd^einung  ifi  burt^tteg  bem  ®a^  Dom  ®runbe  unterworfen 

in  feinen  Dier  ©eflaltungen.    (@.  ®runb.)    S)a  nun  ißot^ttenbig- 

feit  bnrc^aud  ibentifc^  ifi  mit  f^olge  aud  gegebenem  ©runbe,  unb 

bcibed  aSed^felbegriffe  finb  (f.  iRot^toenbigleit);   fo  ifl  SUled,  koa^ 


174  (Srfiautten    —    (Stsie^ttng 

}itr  (Erfc^etnung  gehört,  b.  ^.  £)bj[ect  für  ba^  erlennenbe  @n6)cct  ifl, 
etnerfeitd  ®runb,  onbererfeitd  Sotge,  unb  in  biefer  le^tem  Stgenfd^aft 
bttt(^ioeg  not^toenbig  beflunmt,  lann  bal^r  in  leiner  9e}iel^mig  anberd 
fein,  a(d  t9  ift.  S)er  gonge  On^alt  ber  9latixt,  i^re  gefamntten  (Er« 
fd^einungen,  finb  alfo  bnr^and  not^menbig,  nnb  bie  9totl^koenbigfeit 
iebed  Z^tiÜ,  jeber  Srfd^einung,  feber  Gegebenheit,  Iä§t  flc^  icbedmal 
nQ(i^n)ei{en,  inbent  ber  ®runb  gn  finben  fein  mug,  bon  bem  {le  ato 
Solge  abfängt.  S)ied  teibet  leine  Sndna^nte;  ed  folgt  and  ber  unbe« 
f^ränlten  ©ülttgfeit  be9  ®a(ed  Dom  ®runbe  innerhalb  bed  ©ebieted 
ber  grfc^cimmg,    (SB.  1,  338.) 

Ctfiaunen,  f.  ^ermnnberung. 

et}iel)ung. 

1)  ®egenfa^    }n)if(^cn    Srjiel^nng    unb    Xbrit^tnng. 
(©.  «bri^tung.) 

2)  ©egenfa^  jmifc^en  ber  natürlichen  nnb  !ünfi(ic§en 
Srjie^ung. 

Der  9{atur  unfern  OnteOectd  jufolge  foDen  bie  Segriffe  bur(^ 
Slbfiraction  a\\9  ben  9nf(^auungeu  entfielen,  mithin  biefe  früher 
bafein,  aU  jene.  Sei  SDem,  ber  blöd  bie  eigene  Srfa^rung  junt  Se^rer 
unb  jnm  Suc^e  ^at  ifl  biefed  totrllic^  ber  SqU;  er  weig  bai^er,  toetc^e 
Slnfd^auungen  cd  finb,  bie  unter  jebeu  feiner  Segriffe  gehören  nnb  Don 
bemfelben  Dertreten  »erben,  er  fennt  Seibe  genau  nnb  be^anbelt  bentna«^ 
aOed  i^m  Sorlommenbe  richtig.  Sd  iß  bied  ber  SBeg  ber  natür« 
tiefen  Srjie^ung. 

2)en  entgegengefe(^ten  SBeg  fd^ldgt  bie  lünfllif^e  Srgie^ung  ein. 
Sei  biefer  »irb  burc|  Sorfagen,  Serien  unb  Scfen,  ber  fio{)f  DoU  Se» 
griffe  gepro))ft,  beDor  nod^  burc^  (Erfahrung  eine  irgenb  audgebreitete 
Sefanntf^aft  mit  ber  anfc^aulid^en  äBeb  bo  ifi.  3)ie  beigebrachten 
Segriffe  »erben  ba^er  falfc^  angemenbet,  bie  S)inge  unb  bie  SRcnfc^n 
falfc^  angefe^en  unb  be^anbett  @o  mac^t  bie  lünfilic^e  <Er}ie^ung 
ff^iefe  K5))fe  nnb  Derfc^robene  a)!enf(^en.    {%  II,  663.) 

3)  Aufgaben  ber  (Srjie^ung. 

2)em  ©efagten  jn  golge  ifl  ein  ^auptfranlt  in  ber  (Srjie^ung,  bag  bie 
Setanntfc^aft  mit  ber  SBelt,  bereu  (Erlangung  ai9  ^md  aller 
(Srjiel^ttttg  bejeit^net  »erben  lann,  Dom  redeten  (Snbc  angefangen 
»erbe,  bag  alfo  in  jeber  ©ac^e  bie  Slnf^auung  bem  Segriffe 
Dor^erge^e,  femer  ber  engere  Segriff  bem  »eitern,  unb  bag  fo  bie 
gange  Sele^rung  in  ber  SDrbnung  gefc^e^e,  »ie  bie  Segriffe  ber  2)inge 
einanber  Doraudfe^en.  3)emna^  foUte  man  bie  eigentttd^  natürliche 
Reihenfolge  ber  (Srfenntnijfe  gu  erforfc^en  fuc^en,  um  bann  met^obifd^ 
nac^  berfetben  bie  Kinber  mit  ben  ÜDingen  unb  Ser^ältniffen  ber  3Belt 
befannt  gu  mad^en.  ÜDie  $au))tfa^e  bliebe  aber  immer,  bag  bie  Xn- 
f^anungen  ben  Segriffen  Dor^ergiengen,  unb  nic^t  umgett^rt  (?.  1, 513  j 
n,  664—666.) 

SBeil  eingefogene  dtrt^ümer  meifiend   unandKfc^lic^  finb   nnb   bte 


Esprits  forts    —    ^en  175 

Ur%tttfraft  am  f)>ätefieit  jur  SReife  tomtat,  foO  man  bie  Aittbev  bi^ 
jnm  fet^je^nten  da^re  t>on  aQen  Se^ren,  ttorin  groge  drrt^ümer  fein 
kmm,  frei  er^Iten^  alfo  t^on  aller  $§iIofo))^ie,  SJeügton  unb  aU'ge* 
meinm  Snftd^ten  jeber  "äxt.  ^an  (af[e  bie  Urt^eitöfraft,  ha  fte  Steife 
unb  Srfa^rung  tioraudfe^t,  no^  ru^en  unb  (ä^me  {le  nic^t  burd^ 
Sinprägmtg  Don  $orurtl^ei(en«  hingegen  ne^me  man,  ba  bie  dugenb 
bie  3eit  ifl,  S)ata  ju  fammeln,  befonberd  ba^  ©ebäd^tnig  in  %n« 
fpnid^  nnb  fülle  t9  mit  bem  SBefentli^ßen  unb  9{id^tigfien  in  jeber 
«rt  an,    {%  U,  666  fg.  349.    $.  428  fg.) 

Um  bie  3ugenb  nic^t  für  ha9  praftif^e  Seben  ju  Derbetben,  §at  man 
i^  eine  genaue  unb  grünbli^e  Äenntni^  baDon,  ton  ed  eigentlich 
in  ber  äBelt  ^erge^t,  beijubringen,  folglich  ju  t^erl^üten,  bag  fte 
ni(^t  eine  falfc^e,  c^imärif^e,  mit  ber  SBirflid^feit  nidft  übereinfiimmenbe 
Sebendanftd^t  aufnehme.  2)ed^a(b  ifl  ha^  Sefen  t>ott  9tomanen,  mit 
%idna^me  koeniger,  ben  falfd^en  (Sinbilbungen  entgegentoirfenber  9{omane, 
aa«juf(^Iiegen.  (jß.  U,  668  fg.)  %\xij  ifl  tS  nac^t^eilig,  bie  SRorafität 
brr  3^Slinge  baburc^  beförbern  ^u  n)oOcn,  ba§  man  fte  über  bie  toa^re 
mordifc^e  äSefdfaffen^eit  ber  3}{enf(i^en  taufest  unb  i^nen  Stec^tlid^teit 
nnb  Jugenb  afe  bie  in  ber  SBelt  allgemein  befolgten  SWa^imen  barfiellt. 
fficnn  bann  f))äter  bie  Srfal^rung  fle,  unb  oft  ju  i^rem  großen  Stäben, 
nne^  Xnbem  belehrt;  fo  !ann  bie  (Entbedung,  bag  i^re  Ougenb(e§rer 
bie  Srfhn  maren,  meldfe  fie  betrogen,  na(|t§eitiger  auf  i§re  eigene 
SRoralitttt  mirlen,  ate  menn  biefe  Se^rer  i^nen  bad  erfie  93eifpiel  ber 
Offener jigleit  unb  Keblid^Ieit  felbfi  gegeben  unb  uuDer^o^Iengefagt  Ratten: 
f;3)ie  SBett  liegt  im  %gen,  bie  SDtenfd^en  ftnb  nid^t,  mie  ftefein  foQten; 
ober  laß'  eö  bi^  ni^t  irren  unb  fei  !Du  beffer/'    (g.  193  fg.  $.  390.) 

4)  @rSn}e  ber  Qerjiel^ung. 
Sie  993trlfam!eit  ber  (Srjie^ung  ^at  foto)OI^I  in  inteüectueller,  al^  in 
nioralifd^er  ^inft^t,  an  bem  angeborenen  bed  399K"0^ '^^^  ®^^ni^* 
3Bie  unfer  moratifc^er,  fo  auc^  fommt  unfer  inteUectueUer  ^ert^  ni^t 
^on  Sugen  in  un^,  fonbem  ge^t  aud  ber  S^iefe  unfered  eigenen 
^efend  ^erDor,  unb  föttncn  feine  $efia(ojjifd^e  Srjie^ungdfünjle  and 
einem  geborenen  %xop\  eilten  benfenben  äHenfd^en  bilben;  nie!  er  ifl 
«I«  Iropf  geboren  unb  muß  al«  Iropf  perben.  {%  I,  510.)  «u« 
ber  angeborenen  Serfc^ieben^eit  bed  inbioibueQen  Sl^aralterd  ifl  ed  ju 
etfiören,  baß  tro^  ber  adergleid^flen  (Srjie^ung  unb  Umgebung  jtoet 
Sinber  benno^  ben  grunbt)erf(f)iebenflen  S^arafter  an  ben.!£ag  legen. 
So  menig  aU  ben  angeborenen  ®eifl,  zhtti  fo  menig  Vermag  bie 
&)ie§ung  ben  angeborenen  S§arafter  umjuf^affen.  $atte  bod^  gerabe 
Sero  ben  ©enefa  jum  Crjie^er.    (ffi.  53  fg.) 

Esprits  forts,  f.  unter  ®(aube:    @(l|öb(td^e  Sirlung  frü§  einge« 
t^rägter  ®(aubendte^ren. 

tfjrm. 

3)aburd^,  baß  mir  effen,  fallen  mir  bem  Xobe,  unb  baburc^,  baß 
^^  3 engen,  bem  Seben  not^loenbig  on^im.    3)enn  burt^  bad  Sffen 


176  Easentia  imb  existentia 

}erfi5ren  \oir  bte  frembe  ^onn,  imt  unQ  iffctx  Wtattxit  }u  (emetftem; 
haf)ti  mug,  koetf  alled  ?e6enbe  bemfelben  ®efe^  unterliegt,  auA  unfere 
Sorm  »ieber  ^crfiört  merben,  bamtt  i^re  äRaterie  toteber  anbem  gönnen 
jufaQc.  3)ie  3^9^14  ^^^^  iß  ^i^  boüenbete  Seja^ung  be^  SBtHend 
}um  ithtn,  bie  eben  ab  Seben  erfd^eincn  mug.    ($.  406.) 

Essentia  uttH  existentia. 

1)  Ser^&ftntg  beiber  ^u  einanber. 

debe  Existentia  fe^t  eine  Essentia  Doraud,  b.  ^.  }ebed  ©eienbe 
muß  eben  auc^  Stroad  fein,  ein  befümmted  SBefen  ^aben.  (Ed  fann 
ni(f)t  bafein  unb  babet  boc^  nic^td  fein;  fonbem  fo  toenig  eine 
Essentia  o^ne  Existentia  eine  Realität  liefert,  eben  fo  menig  bermag 
bied  eine  Existentia  o§ne  Essentia.  S)enn  |ebed  @eienbe  mng  eine 
i^m  n)efentli(i^e,  eigent^ilmlid^e  9Iatur  ^oben,  Dermöge  ivelc^er  ed  ifi 
tnad  ed  ifi.  Sine  S^i{ien3  o§ne  Sf fen^  tä§t  füf  ni^t  einmal  benfen. 
hingegen  fc^Iiegt  bie  bIo§e  Sff enj  noc^  nid^t  bie  Stiften}  ein;  benn, 
n)ie  f^on  ^rißoteled  tid^tig  gefagt  f^aU  „3)ie  Sofien j  fann  nie  gnr 
Cffenj,  bad  S)afein  nie  ^nm  SBefen  ht9  3)inged  gehören/'  ((£.  57. 
%  I,  68.   ®.  11.    SB.  I,  606.) 

2)  Sotgerungen  and  biefem  Serl^ttltnig. 

Srfiend  in  ^ejug  auf  bie  gftei^eit  bed  SBiüend:  S)a 
jebed  @eienbe  eine  i^m  roefentlid^e  eigentpntlic^e  9?atur  (Cffen))  ^aben 
mug,  beren  Seugerungen  t^on  ben  Urfac^en  mit  iflot^menbigfeit  ^erDor« 
gerufen  merben,  unb  biefed  Dom  2Renf(^en  unb  feinem  SiUen  eben  fa 
fe§r  gilt,  mie  oon  allen  übrigen  äBefen  in  ber  97atnr,  alfo  aud^  er 
jur  Existentia  eine  Essentia,  b.  ^.  grunbmefentlic^e  Sigenfd^aften  tfat, 
bie  eben  feinen  S^arafter  audmad^en  unb  nur  ber  Seranlaffung  t)on 
fingen  bebürfen,  um  (^ert)orjutreten,  fo  n^Sre  bie  (Srroartung,  bag  ein 
äRenfc^,  bei  glei^em  9nlaß,  ein  Tlal  fo,  ein  anber  3Ral  aber  gan^ 
anberd  ^anbeln  toerbe,  gleid^  ber  (Srttyartung,  bog  ber  felbc  Saum,  ber 
biefen  Sommer  jiirfc^en  trug,  im  nä^fien  kirnen  tragen  merbe.  S)ie 
2Binendfrei(^eit  bebeutet,  genau  betrad^tet,  eine  Existentia  o^ne  Essentia, 
metc^ed  ^eigt,  bag  Stn^ad  fei  unb  babei  bo(^  ißi^tö  fei,  loeld^ed 
toieberum  ^eigt,  nid^t  fei,  alfo  ein  2Biberf))ru^  ifi.  (@.  58.  %  I, 
68.  134.) 

3toeitend  in  93e)ug  auf  bad  S)afein  ©ottcd:  3)a  bie 
Sffen)  ni(f)t  bie  (S^ifienj  inooloirt,  fo  iß  bev  ontologifc^e  Seföeid 
für  bad  !3)afein  ©otted,  locld^er  aud  ber  (Sffen)  ®otted  feine  Soften) 
folgert,  unhaltbar,  ifi  ni^td  aU  ein  fpi|jfinbige6  ®))ie(  mit  Segriffen, 
o^ne  aOe  Ueber^eugungdfraft.  (SB.  I,  606.)  Der  Don  Snfelm  Don 
(Santcrbur^  überfommene  ®eban!e  bed  Sartefiud,  bag  aud  bem  blogen 
Segriff  einer  (Sac^e  ftd^  i^r  S) afein  folgern  laffe,  ober  mit  anbern 
SBorten,  bag  Dermöge  ber  Sef d^affen^eit  ober  3)eftnition  einer  btod  g  e  * 
badeten  Qadjt  t9  not^menbig  h)erbe,  bag  fte nic^t  me^r  eine  blod  gebadete, 
fonbern  eine  mirflic^  Dor(^anbene  fei,  biefer  auf  ®ott,  ate  bad  DoOfommcnftc 
äBefen  (ens  perfectissimum),  angemenbete  ©ebanfe  i{l  falfd^.    ($.  I,  77.) 


dtffit  unb  Wfi\^   —   (Su!o{o§  nnb  2)))«Io(o«  177 

3)  SnfammenfaUen  ber  (Sffens  nnb  iSjrtflen}  bei  bet 
reinen  Wliattxit, 

3)a  bie  reine  SWaterie  bie  objectil)  aufgefagte  eaufoKtät  feftp  ifi, 
inbem  i^r  gonae«  SBefen  im  ffiirfen  überhaupt  be^c^t,  fte  fclbfl 
olfo  bie  SBir!fotti(cit  (6V6pYeta=S5BirHi(^feit)  ber  ©inge  über^oupt 
\%  gWc^fom  ba«  «bjhQctum  aUt9  i^re«  berf^icbenen  ffiirfen«  (öergU 
ÜRaterie);  fo  (ttgt  ft^  bon  ber  äRaterie  behaupten,  baß  bei  i(r 
Existentia  nnb  Essentia  aufüttimenf allen  nnb  ©neö  feien;  benn  pe 
^t  feine  anbern  Attribute  ate  bad  2)afetn  fetbfl  überbau))!  nnb 
abgefel^en  bon  oder  nähern  Seßintntung  beffelben.  Slber  bie  reine, 
abßracte  SDtaterie  ifi  ein  ©egenfianb  be«  S)en!end  alletn,  nic^t  ber 
Snfc^annng.  SBir  benlen  nnter  reiner  üßaterie  bad  bloge 
ffitrien  in  abstracto,  ganj  abgefe^en  bon  ber  %xt  btefe^  Sirfend, 
Q(fo  bie  reine  (Saufalität,  nnb  ald  fold^e  ifl  fle  ni^t  ©egenjlanb, 
fonbent  Sebingung  ber  Srfa^mng.    (SB.  U,  52  fg») 

eti|ili  nnb  Ctl^tfd))  f.  ÜRorat  nnb  ÜRoralif^. 
Ctsmolosit^  f.  ©pra^e» 
turfämanoloeit^  f.  ©lüdfatigleit^U^re. 
Cukolos  unli  ID5$kol00. 

1)  Soranf  ber  ©egenfa^  jmifd^en  bem  (Sufolod   nnb 
S)9dIoIo9  beruht. 

SBte  im  (Erfenncn,  fo  ift  auc^  im  ©efU^I  bed  Seibend  ober  flQof)U 
feind  ein  fe^r  groger  !£^eil  fubjectib  nnb  a  priori  beflimmt  dn  jebem 
dnbtDibuum  ifi  nämli^  bad  ^aag  bed  i^m  niefentlic^en  f^o^finnd 
ober  S^rübflnnd  burc^  feine  yiatnx  ein  für  alle  9RaI  beflimmt,  toie(d^ed 
SRaag  [xd^  gleic^  bleibt,  n)ie  fe^r  auc^  bie  ttugern  Umflänbe  »ec^feln 
mögen,  ©ein  Seiben  nnb  SEßo^tfein  ifi  bemnac^  nic^t  bon  äugen, 
fonbcm  eben  nur  burc^  iened  2Raag,  jene  Anlage  benimmt,  »el^e 
IXDQX  hvxäf  bad  )>49rif4^  Sefinben  einige  9b«  unb  ^mtaf^mz  in  ber« 
fc^iebenen  ^AUn  erfahren  (ann,  im  ®an}en  aber  bie  felbe  bleibt  nnb 
nic^M  Slnbercd  ift,  ald  toad  man  fein  S^emt)erament  ober  feine  ®mnb« 
fKmntttng  nennt.  Ruf  ber  urfprünglid^en  Serf^iebenl^eit  biefer  berul^t 
ber  ^latonifc^e  ®egenfa$  jtoiifc^en  bem  (Snlolod  unb  2)^9loIod, 
^.  i*  3tt)if(^en  bem,  ber  leisten  nnb  bem,  ber  fd^weren  ©inned  i{l. 
(SB.  I,  372  fg.    ^.  I,  346  fg.) 

2)  (Sntgegengefe^ted    Serl^alten    be^    Snlolod    unb 
2)t^d(o(od. 

^adf  glei^er  SRöglic^Ieit  htß  glflcKic^en  unb  bed  nnglüdßd^en  Sud« 
gonge«  einer  Angelegenheit  mirb  ber  3)t^dfoIo9  beim  unglüdlid^en  fi^ 
Argem,  ober  grämen,  beim  glüdlid^en  aber  fic^  ni^t  freuen;  ber  (Su- 
loM  hingegen  mirb  über  ben  nngtüdtit^en  fid^  nic^t  ärgern,  no(^ 
grämen,  ober  über  ben  glü(fli(^en  flc^  freuen.  äBenn  bem  3)^d(o(od 
bon  it^n  Sor^ben  neun  gelingen,  fo  freut  er  fic^  nic^t  über  biefe, 
fonbem  ärgert  fic^  über  bad  (Sine  mißlungene;   ber  (Snlotod  toeig,  im 


178  Qttt^aitalle    —    CStoigfett 

ttmgcle^rtat  %aU,  [\df  boc^  mit  bem  (Einen  gelungenen  pt  tröflen  unb 
auf}u^eitem.  ($.  I,  345.)  !Sie  3}ht\t>t,  auf  meiere  ber  ©elbfhnorb 
erfolgt,  flnb  beim  S^^ölotod  unb  Sulolod  fe^r  Derfc^ieben.  Oe  gröger 
bie  SDt^dlolie  i%  ein  beßo  geringerer  9u(ag  reicht  ^in,  ?e6endüberbru6 
unb  ©elbfimorb  ^erbei}ufü^ren;  j|e  gröger  hingegen  bie  Sufolie  \% 
beflo  me^r  mug  im  äugem  Kniag  Hegen,  um  gum  @etbfhnorb  )u 
beftimmen,  bie  (S^retfen  bed  j£obed  gu  übenoinben.  (%  I,  346. 
«>.  449  fg.) 

3)  Sorjug  bed  3)9dIoIod  Dor  bem  Snlolod. 

Sie  nic^t  (eid^t  ein  Uebel  o^ne  alle  6!om))enfQtion  ifl,  fo  ergie6t 
fii)  au(^  ^ier,  bog  bie  3)9dIo(oi,  atfo  bie  finflern  unb  ängftUd^en 
(S^araltere  im  ©anjen  itoax  me^r  imaginäre,  bafihr  aber  mentger  reale 
UnfttOe  unb  Seiben  }u  überflel^en  l^aben  merben,  ate  bie  Reitern  unb 
forglofen;  benn  toer  flUed  fc^warj  fie^t,  ftM  bad  ©c^timmfle  befürchtet 
unb  bemnac^  feine  Sorle^mngen  trifft,  mirb  fic^  nic^t  fo  oft  Dertec^net 
^aben,  atd  mer  fietd  ben  S)ingen  bie  ^eitere  Sarbe  unb  Slutfftt^t  (ei^t 
i%  l  346.) 

CutlyaiiafU)  f.  2: ob. 

1)  Seltnen  @tt^en  St^ibenj  julommt. 

©%  Don  urft)rüngli(^er,  olfo  burc^  leinen  Setoeid  Dcmiittelter 
©ekoig^eit,  mie  fie  bie  Smnbma^r^eiten  aller  SBiffenfc^aften  an^mac^en, 
finb  ftetd  entflanben  burc^  Uebertragung  bed  irgenbtoie  anfd^außc^ 
aufgefaßten  in  bad  ©ebac^te,  Sbßracte.  !Z)iefem)egen  ^ei§en  fle  et)i« 
beut,  meld^e^  $rttbicat  eigentlich  nur  i^ueu  julommt,  nic^t  aber  ben 
btod  bemiefenen  ©fi^en,  meiere,  ate  conclusiones  ex  praemissis, 
nur  folgerichtig  }u  nennen  flnb.    (^.  ü,  23.    Sergt.  au^  Sem  ei  9.) 

2)  Unterfc^ieb  jtt)ifc^en  emt)irifd^er  unb  a))riorifc^er 
(Soibeu). 

XQe  le^te,  b.  ^.  urft)rüngtic^e  (SDibenj  ifl  eine  anfc^aulic^e; 
bied  toenttt^  fd^on  bad  Sßort.  2)emna(l^  if!  fle  entmeber  eine  em^i* 
rifc^e,  ober  aber  auf  bie  Snfc^auung  a  priori  ber  Sebingungen 
miiglic^er  (Erfahrung  gegrünbet.  du  betben  SttQen  liefert  fle  ba^er  nur 
immanente,  nid^t  trandfcenbente  Srfenntnig.    (SB.  I,  78.) 

3)  3)ad    $rttbicat    „eoibenf'    unterfc^ieben    »on    ben 
^rttbicaten  „richtig",  „too^r^  real^ 

(Sin  8egriff  i{l  richtig;  ein  Urt^eil  koa^r;  ein  SUxptx  real;  ein 
Ser^ttttnit  eDibent    (SB.  H,  132.) 

CiDigt  tttrtc^tt{ktit,  f.  (Serec^tigfeit. 
€iDt{ktit. 

1)  Segriff  ber  (S^igfeit. 
2>ie  Stoigfeit  ift  ein  Segriff,  bem  feine  Snfd^auung  ium  @runbe 
ßegt;  er  ift  auc^  be^^atb  bto9  negotiben  dn^M,  befagt  nfimlic^  ein 


<S]^enment  179 

jfitlofed  2)afetn.  (9B.  II,  551.)  ÜDem  Don  )e§er  bagetoefenen  93e« 
({Tiff  ber  (Emigfett  liegt  bad  SeiDugtfein  ber  dbealitöt  ber  ^tii  gum 
@Tunbe.  S)ie  Sttigleit  ifi  ntttnlic^  iDcfentttd^  ber  ©egenfa^  ber 
ßtit,  nnb  fo  ^aben  bie  trgenb  (Sinfic^tigen  i^ren  begriff  auc^  fletd 
gefagt,  toa9  [it  nur  (onnten  in  Solge  bed  ©efü^te^  bog  bie  3^it  blod 
in  unferem  dnteüect,  nic^t  im  SBefen  ber  3)inge  an  ftc^  liegt.  9(od 
ber  UnDerfianb  ber  ganj  Unfähigen  f)at  ben  Segriff  ber  @n)igfeit  nic^t 
anberd  ftc^  au^julegen  gemugt,  benn  a(d  eine  enblofe  3cit*  S)ied  eben 
n9t(igte  bie  @({)oIafiiIer  ju  au^brü(flic^en  Stndfprüd^en,  roie:  aetemitas 
non  est  temporis  sine  fine  successio,  sed  Nunc  stans;  ^attc  boc^ 
fd^on  $Iato  unb  nac^  i^m  ^lotinod  g^fagt:  bie  ^dt  ijl  ha9  bemegte 
9i(b  ber  (Smigfeit  (a((i>vo<;  e(x(i>v  xiv7)ry]  o  XP^^^O-  SRon  fönnte  in 
biefer  %[b{tc^t  bie  3^it  eine  audeinonbergejogene  (Smigfeit  nennen  unb 
barauf  bie  Se^auptung  flii^en,  bag,  n)enn  ed  leine  @toig!eit  gäbe,  andf 
bie  Qtit  nic^t  fein  fönnte.  @cit  itont  ifi,  im  felben  @inne,  ber  93e« 
griff  bed  augerjeitlic^en  ©eind  in  bie  $§i(ofop^ie  eingeführt 
»orben;  bod^  foQte  man  im  ®thxavi(li  beffelben  fe^r  be^utfam  fein,  ba 
er  gu  benen  gehört,  bie  fld^  toüffi,  nod^  benlen,  jeboc^  burd^  gar  leine 
Snfc^aumtg  belegen  unb  realißren  taffen.  ($.  II,  43.  9B.  I,  207. 
330;   n,  551.) 

2)  SEBem  (Stoigleit  julommt. 

Z>a9  3)tng  an  fic^  bleibt  unberührt  Don  ber  ß^it  unb  3)em,  n)ad 
nnr  bitrc^  fle  mögtid^  iß,  bem  (Sntfle^en  unb  Serge^en,  i|t  folglich 
eioig,  eben  fo  bie  dbeen.  !£)ie  ßtxt  ifl  blo^  bie  Dert^eilte  nnb  jer« 
fhidelte  Snftd^t,  toeld^e  ein  inbiDibueOed  SBefen  Don  ben  dbeen  bat, 
bie  ougcr  berSeit,  mithin  etoig  fmb.  (SB.  II,  551;  I,  207.)  ®en 
inbimbueKen  (Srfc^einungen  hingegen  fommt  Smigfeit  nic^t  ju;  boc^ 
föiraten  fogar  bie  (Srfd^einungen  in  ber  Qtxt  j|ene9  rafilod  flüchtige,  bem 
9Nd^t^  }unä(^ft  fie^enbe  2)afein  nic^t  ^aben,  ttenn  nic^t  in  t^nen  ein 
j^ern  au«  ber  Sioigfeit  lofire.    (SB.  U,  551.) 

3)  SEBoran  mir  und  ber  (Smigfeit  unferd  eigenen  in« 
nern  Sefend  ben)ugt  toerben. 

3t  beutlic^er  (Einer  ftc^  ber  ^infäüigleit,  ißic^tigfeit  unb  träum* 
artigen  99ef(^affen§eit  aller  3)inge  bemugt  toirb,  befto  beutlic^er  roirb 
er  {i(^  and)  ber  (Emigfeit  feinet  eigenen  innem  SEBefend  bemugt;  koeil 
boi^  eigentlich  nur  im  ©egenfa^  }u  biefem  jiene  8ef^affen§eit  erlannt 
toirb;  nie  mon  ben  rafc^en  Sauf  feinet  @c^iffed  nur  nac^  bem  fefien 
Ufer  fe^nb  loa^mimmt,  nic^t  menn  mon  in  ha9  @(l|tff  felbfi  fle^t. 
(?,  U,  287  fg.) 

Cfpttinuiit. 

1)  Der  SEBeg  be9  S^t'^^^^^^^^- 
jDer  geiDö^ntic^e  unb  meifi  ber  einjig  Dor^anbene  SSeg  ber  $orf(^ung 
in  ben  em))irif(^en  äBiffenfc^aften,  n)ie  auc^  in  ben  Angelegenheiten  bed 
totrftic^en  bebend,  i{l  ber,   Don  ber  i^olge  auf  ben  @runb  )u  ge^en, 

12* 


180  (S())enment 

roetd^er  Seg  fietd  unflc^er  xft.  S)a9  (Sf  ))erttnent  ifl  f<^on  ein  Serfu^, 
i^n  in  umgele^rter  {Richtung  }urü(fju(egen;  ba^et  ifl  e9  entfc^eibenb 
unb  bringt  toenigfiend  ben  drrt^um  }u  Siage,  Doran^gefe^t,  bag  ed 
ri^tig  getoä^It  unb  reblic^  angefleOt  fei.    (SB.  II,  97.) 

2)  SBie  ber  äc^te  gorfd^er  e^t)ertmenttrt. 

S)ie,  roetc^e  bie  gortfc^ritte  ber  ^^^pf  ganj  Don  ben  Rauben,  o^nc 
3ut^un  M  Sop^t9,  erwarten,  olfo  om  (tebflen  btod  e^pertntentiren 
möd^ten,  o^ne  babet  ^u  benfen,  nteinenb,  i^r  ))^t)ftfa(tfc^er  ober  d^emtfc^er 
Apparat  foQe  fiatt  t^rer  benfen  unb  folle  felbfi,  in  ber  Sprache  btoger 
(S^perimente,  bie  9EBa^r§eit  audfagen,  biefe  S)enlfd^euen  l^äufen  bie  ^peri« 
mente  ind  Unenbltc^e  unb  in  benfelben  mieber  bie  93ebingungen,  fo  bog 
mit  lauter  ^5(^fl  compitcirten,  ja,  enbüc^  mit  gan)  Dertracften  (S^pert« 
menten  operirt  koirb,  atfo  mit  folc^en,  bie  nimmermehr  ein  reinem  uiib 
entfd^iebene^  9{efultat  liefern  fönnen;  tott^renb  ber  ä^te  unb  felbfi- 
benlenbe  f^orfd^er  feine  S^perimente  mögüc^f^  einfach  einrichtet,  um  bie 
benttidfe  Su^fage  ber  97atur  rein  ju  Deme^men  unb  banac^  ju  uf 
treuen.    (?.  U,  116.) 

3)  Un}tt(ttngli(^leit  bed  Sfperimentd   o^ne  Urt^et(9' 
fraft. 

Stuc^  bad  6|rperiment  mug  »ieber  beurt^eilt  merbeii,  fe^t  alfo 
Urt^eitefraft  Doroud.  (S.  U,  97.)  Sol^in  3)enlen  o§ne  (Sirperimen« 
tiren  fü^rt,  §Qt  und  bad  9Ritte(aIter  gejeigt;  aber  unfer  da^r^unbert 
ifi  benimmt,  und  fe^en  }u  laffen,  »o^in  (S^perimentireu  o^ne  3)enten 
fü^rt.  Srifptel:  bie  unglaubliche  9{o^ett  ber  je^igen  mec^onifc^en 
$§9fil  mit  i^rer  abfurben  StomifKf.    ($.  II,  119.) 

3ur  Qntbecfung  ber  mic^tigflen  äBa^r^eiten  roirb  nic^t  bie  Se«» 
obac^tung  ber  feltenen  unb  verborgenen,  nur  burc^  (Experimente 
barfleObaren  Srfd)einungen  führen;  fonbem  bie  ber  offen  baUegenben, 
debem  jugttnglid^en  $^ttnomene.  3)a^er  ifl  bie  Aufgabe  nic^t  fotoo^I, 
iVL  fe^en,  mad  noc^  Keiner  gefe^en  ^at,  aU  bei  3)em,  mad  deber 
fle^t,  gu  benfen,  mad  noc^  fteiner  gebac^t  ^at.  S)amm  au^  ge« 
^0rt  fo  Diet  me^r  ba}u,  ein  $§itofop^,  al9  ein  ^^^f^'er  ju  fein. 
($.  n,  116.) 


^ahtt    -    garbc  181 


8. 


£abti. 

SDet  unbetfeKen  Slnatogte  unb  t^pifd^en  dbentitöt  bcr  3)tnge,  t^ermöge 
bcren  man  bte  (eterogenflen  S)inge  an  etnanbev  erläutern  ober  Deran« 
{(i^aulic^en  fonn,  Derbanft  bie  Slefoptfc^e  Sabet  i^ren  Urfpning. 
(?.  n,  439.) 

SadffidtfyAt^  ber,  f.  ©ele^rfamfeit. 

2)te  Sermebung  ber  iDtoral  mit  m^t^ifd^en  S)ogmen  in  ben  pofitiDen 
®lanbendle^en  —  totldft  Senoebung  jeber  pofttttoen  ®(aubend(e^re  t^re 
groge  ffraft  giebt  —  ^at  jur  Sotge,  bag  bie  ©laubigen  bie  9J2oraI 
t)on  bem  mit  i^r  Demiebten  SR^t^od  nid^t  me^r  ju  trennen  DermSgen 
unb  nun  jeben  Angriff  auf  ben  SDt^t^od  für  einen  Angriff  auf  SRec^t 
unb  Sjigenb  anfe^en.  S)ied  ge^t  fo  toeit,  bag  bei  ben  monot^eijlifd^en 
SSlfem  St^eidmud,  ober  ©ottbftgteit,  bad  ©^non^m  üon  %b^ 
»efen^eit  aller  9Rora(ität  gen)orben  ifl.  3)en  ^rieflent  finb 
fotc^e  Segriff^Dermet^felungen  toiHIommen,  unb  nur  in  ^ol^z  berfelben 
tonnte  jened  furchtbare  Ungeheuer,  ber  ^<^n<tti^mu^,  entfielen  unb 
nic^t  etwa  nur  einzelne  üerlel^rte  unb  böfe  dnbiDibuen,  fonbem  ganje 
SStfer  be^errff^en  unb  }ule^t,  \oa^  jur  S^re  ber  SRenfd^^eit  nur  Sin 
SRal  in  i^rer  @ef^id^te  bajle^t,  in  biefem  Cccibent  ft^  atö  dnqui« 
fition  mfbrpem,  meldte  in  aRabrib  allein  in  300  darren  300,000 
9tenfc^en,  ©laubendfac^en  ^atber,  auf  bem  ©d^eiter^aufen  qualDod 
perben  ließ.    (SB.  I,  427,  Hnmerf.    (&.  262  fg.) 

färbt. 

1)  ©ubjectiDer  Urfprung  ber  t^arbe. 

(Sine  grünblic^e  Betrachtung  ber  t^orbe  mu§  t^on  t^r  ate  p^^fio» 
(ogifc^er  f^unction  audge^en.  S)ie  Sarbe  bilbet  im  Sergteic^  3U 
bem  intellectneKen  TtftH  ber  Unfc^auung  ber  ftSrpenoeU  (t)erg(.  9n- 
fc^aunng)  einen  untergeorbneten  5£^eil  berfelben;  benn  toie  ber  in« 
teQectneOe  8nt^i(  berfelben  bie  Function  ber  fo  betrttd^tttc^en  3  bx6  5 
"^funb  wiegenben  9?eroenmaffe  bed  ©e^imd  iß,  fo  ift  bie  t^atbe  bie 
i^unction  eine^  feinen  9teroen^äut(^en9,  auf  bem  {)intergrunbe  bed 
8nga{)fe(8,  ber  SRetina,  bereu  befonberd  mobiftcirte  S^ätigfeit  fte  ifi. 
3)ie  ^axht  gel^ört  alfo,  toie  bie  anbem  @innedem))finbungen,  ju  ben 
blogen  t^or  oJDler  objectiDen  Snfc^auung  gegebenen  3)atid,  aud  beneu 
erft  im  Serftanb  bie  objectit^e  Snfd^auung  mirb.  @ie  ifl  ate  Sffection 
ht9  Suged  bie  äBirInng,  loetc^e  ba  ijl,  auc^  o^ne  bag  fle  auf  eine 
Urfac^e  belogen  mirb.  3)ad  neugeborene  ffinb  emt)ftnbet  8ic^t  unb 
Sarbe,  e^e  ed  ben  (enc^tenben  ober  gefärbten  ©egenftonb  a(9  folc^en 
ertennt  unb  aufc^aut.  Daburc^,  bag  mir  bte  t^^rbe  ald  einem  Sbxptt 
in^&rirenb   auf f äffen,   mirb  i^re  biefem  t)or§ergegangene   unmittelbare 


182  garbe 

SEBa^tne^ntung  burd^aud  nic^t  geänbert;  [n  tft  unb  bleibt  9[ffection 
bed  Sugcd.  9(od  ald  beten  Urfadje  iDtrb  ber  @egen{lanb  angcfc^aut, 
bte  garbe  felbß  aber  iß  allein  bie  äBirfung,  ifl  bec  im  S(uge  ^eroor« 
gebrachte  3ufianb,  unb  ate  folc^er  unabhängig  Don  ber  Snf^auung 
ht9  ©egenßanbed,  ber  nur  für  ben  Serßanb  ba  ift.  ,,^er  ftörper 
ifl  rot^"  bebeutet  bentna^,  bag  er  im  Suge  bie  rot^e  f^arbe  bemtrft. 
(».  19  fg.) 

2)  S)te  äugeren  Urfac^en  ber  gfarbe. 

(Srfi  nac^  ber  Setrad^tung  ber  garbe  al9  fpeciftfc^er  Qmpfinbung 
im  Huge  ifi,  ate  eine  DöIIig  ))on  i^r  Derfc^iebene,  bie  ber  äußeren 
Urfad^en  jener  befonbem  ^obificationen  ber  Sidftempftnbttng  anju« 
flellen,  b.  ^.  bie  Betrachtung  berjenigen  gfarben,  mld)t  @oet(e  fe^r 
richtig  in  ))^9fif(^e  unb  c^emif^e  einget^etlt  ^at.  ÜDie  genaue  Senntntg 
ber  Sarbe  aU  ))^9{to(os<f4^  Srf Meinung  ^  atd  Smpfinbung  im  9uge, 
liefert  nämlid^  S)ata  }ur  Sufftnbung  ber  Urfac^e,  b.  ^.  bed  äugern 
Keiged,  ber  fotc^e  (Smpfinbung  erregt.  3""^^^  näni(i4  vnnji  überaQ 
)u  jeber  möglichen  3Robification  einer  SBirlung  eine  i^r  genau  ent' 
fpred^enbe  90?obificabt(ität  ber  Urfac^e  nad^meidbar  fein;  ferner, 
IDO  bie  iD^obificationen  ber  SEBirlung  (eine  fc^arfen  ©rängen  gegen 
einanber  jeigen,  ba  bürfen  aud^  in  ber  Urfac^e  bergletd^en  nic^t  abgc« 
fledt  fein,  fonbem  mug  auc^  ^ier  bie  felbe  SUmSIigfeit  ber  Ueberg&nge 
fic^  Dorfinben;  enblid^,  mo  bie  SBirfung  ©egenfö^e  jeigt,  ba  muffen 
au(^  biegu  bie  Bebingungeu  in  ber  Statur  ber  Urfac^e  liegen.  Diefem 
gemäg  liefert  bie  (©d^open^auerfc^e)  !£^eorie,  loelc^e  bie  f$arbe  an  [id^ 
felbft,  b.  ^.  aU  gegebene  fpecififd^e  Smpftnbung  im  Suge  betrifft, 
'S>ata  a  priori  an  bie  $anb  jur  9eurt§eilung  ber  9?en)tonif(^en  unb 
©öt^ef^en  Se^re  Dom  Cbiectiben  ber  ^arbe,  b.  f).  oon  ben 
ttugeren  Urfac^en,  bie  im  9uge  fol^e  (Sm))ftnbung  erregen.  ($.  22. 
%  n,  191  fg.) 

3)  ©runbfe^Ier  ber  bid^erigen  Sarbent^eorien. 

iRelDton'6  Sunbomentaloerfe^en  loar,  bag  er,  o^ne  bie  %axit  a\9 
äBirtung  im  finge  irgenb  genau  unb  i^ren  innem  Sejie^ungen  nad^ 
fennen  ju  lernen,  voreilig  jur  Suffuc^ung  ber  ttugern  Urfa^e  berfelben 
fc^ritt.  deboc^  ifl  bad  felbe  Serfe^en  oKen  garbent^eorien,  Don  ben 
älteren  bid  ouf  bie  ©Qt^efc^e,  gemeinfam;  fte  alle  reben  blod  baDon, 
toeld^e  SRobification  ber  Oberfläche  ein  ftörper,  ober  loet^e  ÜRobiftcation 
ha9  Sic^t,  fei  ed  burc^  S^^^V^i  i"  f^i"^  93efianbt§ei(e,  fei  ed  burc^ 
2^rübung,  ober  fon^ge  Serbinbuug  mit  bem  ©chatten,  erteiben  mu§, 
um  Sarbe  )u  jeigen,  b.  ^.  um  jene  ft)eciftf(^e  Smpfinbung  im  Suge 
}u  erregen,  bie  [lii  nid^t  bef^reiben,  fonbern  nur  finnli«^  nac^toeifen 
lägt;  tt>ä§renb  offenbar  ber  redete  SBeg  ber  ift,  fli^  junäc^fl  an  biefe 
<Em))finbttttg  fetbft  gu  »enben,  um  )u  erforfc^en,  ob  nic^t  an9  i^rer 
8ef(^offen^eit  unb  ®efe«mägig(eit  ftc^  ^eraud  bringen  liege,  »orin  fi« 
an  unb  für  fl<^,  alfo  »)^fioIogifc^,  befiele,  (g.  21.  ?•  ^ 
190  fg.) 


8far6e  183 

4)  Sefen  ber  gfarbe. 

Unter  (Stntoirfmtg  bed  l^id^te^,  ober  bed  Sßetgen,  ifl  bie  Stetina  in 
boKer  2:^fttig!ett,  mit  Stoefen^eit  jener  beiben  aber,  b.  1^.  bei 
ginfternig,  ober  @f^)oarj,  tritt  ttnt^tttigfeit  ber  Stetina  ein.  3>ie 
garbe  nun  fi^t  jtoifc^en  biefen  beiben,  jmifd^en  ©c^niar}  nnb  Seig, 
»etc^e  fetbfl  feine  eigentlichen  Sarben  flnb.  3)ie  ^tixht  ift  nämUc^  bie 
quatttatio  get^eilte  Si^Stigleit  ber  »etina.  S)ie  iSerfc^ieben« 
^t  ber  %Qxtm  iß  ha9  9^efuttat  ber  Serf^ieben^eit  ber  quoiitatioen 
haften,  in  meiere  biefe  Si^ätigleit  audeinanberge^en  fann,  unb  i^red 
Ser^ältniffed  }u  einanber.  ®(ei(^  (önnen  biefe  ^älften  nnr  (Sin  mal 
fein,  unb  bann  fteOen  fle  bad  ma^re  Stot^  nnb  haß  ooOfommene  ®rün 
bar.  Ungleid^  (önnen  fie  in  unjä^tigen  Ser^ä(tniffen  fein,  unb  bal^er 
ift  bie  ^i  ber  möglichen  färben  nnenblic^.  debe  ein}elne  Sarbe  ifl 
ein  beftintmter  SaffUnbmij  ber  DoKen  S^ätigleit  ber  9?etina.  -deber 
garbe  toirb,  nac^  i^rer  (Erfc^einung,  i^r  im  finge  jurücfgebliebeneö 
Komplement  jur  ttoUen  Si^ätigfeit  ber  SRetina  a\9  p^^flolo« 
gifd^ed  Speltmm  nachfolgen.  Died  g^c^i^t,  »eil  bie  92ert)ennatur 
ber  Stetina  ed  mit  fic^  bringt,  bag,  MKnn  fie,  burd^  bie  Sefc^affen^eit 
eined  flugem  %ei}e9,  jur  Z^eilung  i^rer  !£^tttig!eit  in  gtod  toerfd^iebene 
giften  genötl^igt  »orben  ifl,  bann  ber  oom  9tei)  ^eroorgemfenen 
$SIfte,  nac^  SSSegna^me  beffelben,  bie  anbere  oon  fe(b{t  nachfolgt. 
dnbem  nämßc^  bie  Retina  ben  natürlichen  Srieb  ^at,  i^re  2!§ätigleit 
gan)  )u  Sugem,  fuc^t  fie,  nac^bem  fle  audeinanbergeriffen  toax,  fie 
»ieber  )u  ergänjen.  Sin  je  grögerer  Xf^zH  ber  ooHen  Si^Stigfeit  ber 
JSetina  eine  Sarbe  ift,  ein  befto  Heinerer  mug  i^r  Komplement  ju  biefer 
X^ätigteit  fein;  b.  ^.  je  mel^r  eine  garbe,  unb  jmar  uiefentlid^,  nid^t 
}uffiD[ig,  ^ell,  bem  Steigen  na^e  ift,  befto  bunfter,  ber  ginfternig 
n&^er,  totrb  baß  naif  i^r  flc^  jeigenbe  @peftrum  fein;  unb  umgele^rt. 
(g.  23.  32.   ?.  n,  194  fg.) 

©öt^ed  Urp^Snomen  oerbient  biefen  97amen  nic^t  me§r.  S)enn 
e^  ifl  nid)t,  »ie  er  tß  naf^m,  ein  f^Ied^t^in  ©egebened  unb  aOer  @t= 
Härung  auf  immer  (Sntjogened;  oielme^r  ift  tß  nur  bie  Urf ad^e,  toit 
fie,  ber  p^^fiologifc^en  S|eorie  jufolge,  }ur  ^eroorbringung  ber  SBirfung, 
b.  u  ber  $albirung  ber  S^tttigfeit  ber  9te^(aut,  erforbert  i^. 
(Eigenttic^ed  Urp^ftnomen  ifl  allein  biefe  organifd^e  gä^igfeit  ber  3ltti» 
liant,  i(|re  iReroent^ätigfeit  in  }tt)ei  quaßtatio  entgegengefe^te,  balb 
gtetd^e,  balb  ungteid^e  $fi(ften  au^einanbergeben  unb  fuccefflD  ^eroor- 
treten  3U  laffen.  2)abei  muffen  n^tr  fielen  bleiben,  inbem,  t)on  §ier  an, 
fi(^  ^öc^flend'  nur  noc^  Snburfad^en  abfegen  (äffen,  aie  unß  hxtß  in 
bet  ^^^ftologie  burd^gttngig  begegnet,  a(fo  tttoa,  bog  loir  bur^  bie 
Sarbe  ein  9RitteI  mel^r  l^aben,  bie  3)inge  }u  unterf (Reiben  unb  }u  er« 
rennen,    (g.  73.   %  II,  194.) 

5)  S)ie  $aupt»S<iYben  unb  il^r  Schema. 

3toar  fd^eint  tß,  ba  ber  gaibenlreid  eine  jufammenl^ttngenbe  ftettge 
®tdge  ifl  unb  aOe  feine  Sarben  burc^  unmerllic^e  9tttancen  in  einanber 
fibcrgel^,  beliebig,  koie  biete  %axbtn  man  annehmen  miO.    (iß  fiuben 


184  Sürbc 

fid^  iebod^  bei  allen  Sößern,  ju  aOen  Seite»,  für  9{ot§,  ©rün. 
Orange,  93(au,  ®e(6,  Siolett,  befonbere  ißamen,  niel^e  überod 
berßanben  totthtn,  aU  bie  nämti^en,  ganj  befitntniten  färben  be« 
}etc^nenb,  unb  iebe  emt)trtf^  t^orfomntenbe  §arbe  toirb  na^  berienigen 
aud  Jenen  fn^d  benannt,  ber  fle  am  nttc^fien  lontntt;  babei  aber  totrb 
i^re  Xbioeid^ung  bon  berfetben,  atfo  ber  ®rab  ber  9tetn^ett  ober  Un- 
reinheit, in  koelc^em  fte  biefe  barfieUt,  gefüllt.  S)iefe  fec^d  gfarben 
muffen  ba^er  getoiffermagen  a  priori  erfannt  fein  unb  ed  mu§  eine 
92orm,  ein  dbeat,  eine  8[ntici))ation  jener  färben,  unabhängig  bon  ber 
(Erfahrung  geben,  mit  meld^er  )ebe  teirnic^e,  em))irifd^e  $arbe  oerglid^en 
»irb.  3)en  ©^(üffel  ^ieju  liefert  bie  Srfenntnig,  bag  bad  ftc^  cl9  in 
gemiffen  ganjen  unb  ben  erßen  ^^ffitn  audbrttcfbar  barfieQenbe  Ser« 
^äUnig  ber  beiben  giften,  in  toeld^e  bei  ben  angeführten  Sarben  bie 
2:^ätigleit  ber  SRetina  fld^  t^eitt,  biefen  brei  $arbenpaaren  einen 
Sorgug  giebt,  ber  fle  Dor  allen  anbern  audjeic^net  SSßie  bie  fiebeu 
Xöne  ber  ®tala  [xdj  t^on  ben  unjä^Iigen  anbern  ber  ÜRögtic^feit  nac^ 
jroif^en  i^nen  liegenben  nur  bur^  bie  Slationatität  i^rer  Sibration^ 
}al^(en  auöjeid^nen,  fo  auc^  bie  fec^d  mit  eigenen  92amen  belegten 
Sarben  Don  ben  unjä^Iigen  3lDif(^en  i^nen  liegenben  nur  burc^  bie 
Nationalität  unb  ©implicitttt  bed  in  i^nen  fl(^  barfteKenben  Sruc^ed 
ber  S:§ätigfeit  ber  Stetina,  koie  aud  fotgenbem  ^i^tma  ju  erfe^en  i^: 

e^toaxi,  Violett,  i^lau,  ®rfin,  9tot]^,  Orange,  ®etb,  9S^etg. 
0  V4  Vs         V2         V2  73  V4         1 


©^marj  unb  S9Set§,  ba  fle  feine  S3rüd^e,  alfo  leine  qualitatibe  St^eilung 
barßeQen,  flnb  nic^t  im  eigentlichen  @inne  S^^^^^n.  ®ie  flehen  ^ier 
blod  aU  ©ränjpfoflen,  gur  Erläuterung  ber  @a^e.  S)ie  tool^re  %axbm» 
t^eorie  f^at  ed  bemna^  fietd  mit  f$arbenpaaren  ju  t^un,  unb  bie 
9{ein^eit  einer  gegebenen  Sarbe  beruht  auf  ber  Stic^tigfeit  be9  in  i^r 
fid^  barfiellenben  Sruc^ed.  S)ie  ^alfi  ber  ^axhtn  ifl  unenblit^;  bennoc^ 
enthalten  jebe  }toei  entgegengefe^te  ^axbm  bie  Elemente,  bie  DoIIe 
2l?5gli(f)leit  aller  anbern.  SDie  garbe  erf^eint  immer  aU  üDualitttt, 
ba  ^e  bie  qualitatiDe  SBi))artition  ber  £§ätigleit  ber  9tetina  if}.  2)ie 
Si^eilung^punlte  flnb  ungä^tig,  unb,  ate  burc^  äugere  Urfad^en  be- 
nimmt, infofern  für  bad  8uge  gufttÜig.  ©obalb  aber  bie  eine  $älfte 
gegeben  ifi,  folgt  bie  anbere,  ald  i^r  Komplement,  not^nienbig.  6d 
mar  ba^er  eine  bot)))eIte  Sbfurbität,  bie  Summe  aUer  ^axttn,  mit  bie 
9temtonianer  t^un,  and  einer  ungeraben  3^^^  befielen  }u  laffen. 
(g.  32—36.) 

6)  2)ie  f^^fifc^en  unb  c^emifc^en  Farben. 

Sn  ben  erflen  unb  loefentlii^ßen  Z^eit  ber  Farbenlehre,  toeld^er  bie 
Sorben  ate  3»f}ttnbe,  ajfectionen  bed  Suge«,  betrachtet,  alfo  on  bie 
Sarbente^  im  engten  Sinne  fd^Iieft  fi^  ate  ber  jtteite  2:^eil  bie 
Betrachtung  ber  Utfa^n,  meiere,  Don  Sugen  aü  ^eije  auf  bad 


gatunt.    gataUdniud  185 

Xuge  iDttfenb,  nic^t^  mte  ba9  reine  Sic^t  tmb  ha9  SEBeige,  bie  unge« 

ttcilte  £§ätigtett  ber  8ietuia  in  flärlern  ober  fd^teSd^em  @raben,  fonbem 

immer  nur  eine  qnatitaäDe  ^älfte  berfelben  ^erDormfen.    3)iefe  ttugem 

Ibfad^cn  ^at  ®5t^e  fe§r  richtig  unb  treffenb  in  jiuei  filaffen  gefonbert, 

njimlicii  in  bie  d^emifc^en  unb  ))^9fif(^en  färben,  b.  ^.  in  bie  ben 

Jt9r))em  in^ftrirenben^  bleibenben  t^arben,  unb  bie  Mod  temporären,  burc^ 

itgenb  eine  befonbere  Kombination  ht9  iiäjM  mit  ben  burd^fl^tigen 

Siebten  entfle^enben.     Qffx  Unterf^ieb  lägt  fic^  burc^  einen  einzigen 

Mq  allgemeinen  9u9brud(   fo   bejeic^nen:    ))^9fif(^e   t^arben   ftnb 

biejenigen  Urfac^en  ber  Anregung  einer  qualitatiüen  ^älfte  ber  SE^ätig« 

hit  ber  Retina,  bie  und  al9  folc^e  {ugängtic^  ftnb;  ba^er  niir  einfel^cn, 

ba§,  menn   mir  au^  über  bie  9trt  i^red  äBirlend  nod^  uneinig  flnb, 

baffelbe  bo^  gemiffen  ©efe^en  untermorfen  fein  mu§,  bie  auc^  unter 

ben  t)erf(^iebenf!en  Umfiänben   unb   hti   ben   üerfc^iebenflen  SRaterien 

obmalten,    fo  bag  ha9  ^(änomen  fletd  auf   fte  jurüdFgefU^rt  merben 

fann.    !I)ie  c^emif^en  färben  hingegen  flnb  bie,  bei  benen  bied  nic^t 

ber  gad  ifl,  fonbem  bereu  Urfad^c  mir  et^ennen,  o^ne  bie  8rt  i^red 

fpedeDen  2Bir!end  auf  bad  S(uge  irgenb  ju  begreifen.    3)enn,  menn 

toir  gleic^   miffen,  bag  }.  99.  biefer  ober  jener  ^emifd^e  9?teberfc^Iag 

biefe  beflimmte  $arbe   giebt  unb  infofern  il^re  Urfac^e  ifi;   fo  miffen 

toix  bod^  ^ier  nic^t  bie  Urfad^e  ber  ^arbe   aU   folc^er,   nic^t   bad 

®efe^,  bemjufolge  fte  eintritt,  f onbern  i^r  (Eintreten  mirb  nur  a  posteriori 

ertannt   unb   bleibt   für   und   infofern  {ufällig.    93on  ben  p^^flfc^en 

Starben  hingegen  miffen  mir  ald  folc^en  bie  Urfac^e,  bad  @efe^  i^rer 

Srfciieinung;  ba^er  au^  unfere  (Srienntnig  berfelben  nic^t  an  beflimmte 

SRaterien  gcbunben  if!,  fonbem  oon  jeber  gilt;  fo  }.  S3.  entfielt  ®etb, 

fobalb  Sid)t  burc^  ein  trübed  äßittcl  bricht,  bted  mag  nun  ein  ^erga« 

ment,   eine  ^(üfflgfeit,   ein  3)unf},    ober  bad  pridmatifc^e  9?ebenbilb 

fein.  —  Sem  ©efagten  jufolge  lann  man  bie  ))^9fif  d^en  t^arben  auc^ 

bie  Derflttnblid^en,   bie  c^emifd^en   ober  bie   unDerfiänbli^en 

nennen.   Durc^  ^vtxüd^^xunq  ber  c^emifc^en  t^arben  auf  ))^t)ftf(^e,  in 

irgenb   einem  @inne,   mürbe   ber   gmeite  j£^ei(  ber  f^arbente^re   jur 

SoQenbung  gebracht  fein.    (gf.  66  ff.  $.  ü,  200.) 

^tum.    iittalisnm«. 

1)  SBorauf  ber  S^tatidmud  beruht. 

!Die  bei  ben  8Iten  fo  fefl  fie^enbe  Sbtfld^t  üom  i^atum,  ber  eCpLappisvir), 
tote  au(^  ber  ^atalidmud  ber  3Ro^ammebaner,  beruht  auf  ber,  menn 
an(^  nic^t  beutli^  erlannten,  boc^  gefüllten  Ueberjeugung  Don  ber 
flrengen  97ot^menbigIeit  alled  ®efc|e§enben.    (S.  60.) 

2)  Semeidbare  @runbma^r§eit  bed  $atatidmud. 

3)od  Saturn,  bie  etftapi&sviQy  ber  Xlten  ifl  eben  nic^td  Snbered,  ald 
bie  ^vm  Semugtfein  gebrad^te  ©emig^eit,  bog  aQed  @ef(^e(enbe  burd^ 
bie  Saufalfette  feft  toerbunben  ift  unb  ba^er  fireng  not^menbig  eintritt, 
bcmnac^  bad  S^^nftige  fc^on  DoQtommen  fefl  fielet,  flc^er  unb  genau 
befKmmt  ifl  unb  baran  fo  menig  etmad  gettnbert  merben  fann,  mie  am 


186  %ütam,    fiataiimvi9 

Vergangenen.  9(od  haß  Sor^emiffen  beffelben  fonn  an  ben  fatatifitfc^en 
SR^t^en  ber  Wten  aÜ  fabelhaft  angefc^en  werben,  menn  tt)tr  hierbei 
Don  ber  SRügtid^fett  bed  ^eKfe^end  unb  bed  {»etten  ©eftc^t«  abfba^iren. 
®tatt  bie  ®runbtt)a^r^eit  bed  Satalidmnd  bnrc^  fetc^ted  ©efc^mä^  unb 
alberne  9[udflüd^te  befeitigen  }tt  woQen,  follte  man  fuc^en,  fte  rec^t 
beutltc^  gu  Derfle^en  unb  gu  ertennen,  ba  fle  eine  bemonftrabte 
Sa^rl^ett  i%  loelc^e  ein  rid^ttged  3>atum  }um  Serfiänbnig  unfern  fo 
rttt^ri^oftcn  ©afein«  liefert,    {%  II,  251  fg.) 

3)  Unterfc^ieb   gniifd^en  ^tttbeflination   unb  ^atalid« 
ntud,  Sorfe^ung  unb  $ata(idmu«. 

^räbefiination  unb  f^atalidmud  flnb  ni^t  in  ber  $au))tfad^e  Der« 
fd^ieben,  fonbem  nur  barin,  bag  ber  gegebene  (S^^aralter  unb  bie  t>on 
äugen  lommenbe  SBeflimmung  bed  menf^Iic^en  SE^und  bei  jener  Don 
einem  erlennenben,  bei  biefem  Don  einem  erfenntnigtofen  Sefen 
au^ge^t  Om  9{efultat  treffen  f^e  jufammen:  tß  gefc^ie^t  toa9  ge« 
fd^c^en  muß.    (^.  II,  252.) 

SBa«  bie  9Iten  @d^i(ffa(  (Fatom)  nannten,  ferner  3)ad,  \oa9  fie 
unter  bem  (eitenben  ®eniud  jebe«  Sinjelnen  Derflanben,  enblid)  S)ad, 
toaß  bie  (S^rißen  a(d  Sorfe^ung  (lüpovoia)  Dere^ren  —  biefe  3)rei 
unterfc^eiben  flc^  fioax  baburd^,  bag  haß  %at\xm  blinb,  bie  6eiben  Hnbem 
fe^enb  gebac^t  n)erben;  aber  biefer  ant^ropomorp^iflifd^e  Unterfd^ieb 
fällt  n)eg  unb  berliert  aDe  Sebeutung  bei  bem  tiefinnem,  tneta))^9ftf(|en 
SEBefen  ber  S)inge,  in  meinem  allein  mir  bie  SS$ur)e(  jener  unerflär« 
lid^en  Sin^cit  ieß  S^^^^^V^  ^'^  ^^^  9{ot^tt)enbigen  ju  fud^en  ^aben, 
n^elc^e  fic^  alß  ber  geheime  Senler  aller  menfc^lic^en  SDtnge  barfieQt. 
(?.  I,  225.) 

4)  Unterfd^ieb   gkoifc^en   bem   gettö^nlid^en   unb   bem 
^ö^ern  Satatidmud. 

3)ie  Ueberjeugung,  bag,  fo  fel^r  auA  ber  Sauf  ber  Dinge  fic^  ciß 
rein  {ufädig  barjledt,  er  tß  hodf  im  ©runbe  nid^t  i|i,  Dietme^r  aQe 
3uf2ine  Don  einer  tief  Derborgenen  9iot§tt)enbtgIeit  umfagt  »erben,  beren 
bloge«  ffierfgeug  ber  B^^aU  fetbft  ifl,  —  biefe  Ueberjeugung,  ber  jufolge 
jene  92ot^tt)enbtg!eit  alled  ©efc^e^euben  leine  blinbe  ifl,  foIg(i(|  auc^ 
ber  Sebendlauf  jiebe«  (Singeinen  einen  eben  fo  planmägigen,  tt)ie  not^^ 
menbigen  Hergang  ^at,  ifl  ein  gatalidmud  ^5^erer  9rt,  htt  fidf 
jebod^  nic^t,  h)ie  ber  einfa^e,  bemonfhriren  lägt,  auf  toelc^en  aber 
bennoc^  DieÜeic^t  deber,  früher  ober  fpttter,  einmal  gerät§.  ÜRan  fann 
benfelben,  }um  Unterfd^iebe  Don  bem  gemö^nlic^en  unb  bemonfhablen, 
ben  trandfcenbenten  Satalidmud  nennen.  (Sr  fiammt  nic^t,  toit 
jener,  auß  einer  eigentlid^en  t^eoretifd^en  (Srienntnig,  fonbem  er  fe(t 
fid^  au«  ben  erfa^rungen  htß  eigenen  SebenAauf«  aOm&Itg  ab,  »elc^er, 
fo  Dermorren  unb  gufäilig  er  au4  fd^einen  mag,  alß  ein  in  flc^  über« 
einßimmenbed,  be^tmmte  2:enben}  unb  bete^renben  ®tnn  ^abenbetf 
®anitß,  »ie  ein  burc^bac^ted  (&poß,  fü^  barfieQt.  3)iefer  trandfcenbente 
Satali^mu«,  ju  loetd^em  bie  anfmertfame  Betrachtung  be0  eigenen  iAtoß 


gciertage    —    glußflfc^c  187 

btdleic^t  debem  einmal  Stntag  giebt,  ^at  nic^t  nur  üiel  Zxoftmi^t9, 
fonbcrn  mcHci^taud^  Diel  %&afftt9,  bg^er  er  ;^n  allen  j^eitaLJiyag  aW 


i^-JUC.  -?>v^>>-'''^ 


w^^^^ 


) 


^rc^f  ißJ'"^-  JI- ^'"^f  i' *7 


m 

)te 

9« 
m 

)e. 
nt 

tte 
ne 
in 
r» 

n. 

I  ^^ 

I  »i^ 


ir 
6 

ib 
ttt 

m 
or 


jn 
'n 
5e 
er 

anc^  ber  ®rö§e  mtb  2:iefe  ber  Ströme  mirb  man,  felbfl  an  ben  &on 
ctnanber  entlegenften  Drten,  entmeber  ganj  bte  fetben,  ober  bod^  fe§r 
S^nltc^e  Sif(^f))ecied  ftnben.    ($.  U,  160  fg.) 


186  gatmn.    ^atalismu« 

8)crgotigcn«i.   S3(aS  baS  Soi^enDiffen  beffelben  tarnt  an  bin  fataliflifi^rii 

^JtttS  *!«  W™  Ol*   fabelet  onflife^™  Btrbtn,  »mn  mit  .Jlioiö 

bon 

©tu 

Qlbe 


t«^ 


aug 


Wl 


fani 

ntli 
CP. 


RivoTTcii  nnb  jufaäig  a  on^  fi^eincn  mag,  als  (in  in  fti^  Übet' 
Inntmetibcä,    bt(ltnimtc    Sntbmj    unb    btlt^ttnbtn   @tnn    tfabtobefl 
Bttnace,  mit  ttn  butdibo^hfl  (gpo«,  flt^  barpttlL   ffitef«  ttonSfcenbentt 
^Sotati^mu«,  jo  ledtfiein  bic  auftnerTfanu  8etn»f|tnna  bt6  ngtnui  ititui 


L 


geiertage    -    glugpfc^e  187 

bteHeid^t  debem  einmal  Sniag  giebt^  ^at  ni(^t  nur  Diel  Xroftmi^t^, 
fonbern  t)ielleic^t  aud^  Dtel  ^af)xt9,  ba§er  er  jn  allen  3^iten  fogar  at^ 
3)ognia  behauptet  ttorben  ifl.    ($.  I,  218  fg.) 

5)  S93tber(egung   einer  falfc^en   Sfo^S^^^^S    ^^^    ^^^ 
t$atalidmnd. 

SD^an  lönnte  aud  ber  2i§eorie  Dom  unabnienbbaren  ©d^idPfat  bie 
Folgerung  bed  !£iirtcng(aubend  }ie^en,  ba§  man  [xi)  bem  Sauf  ber  !Dinge 
gegenüber  pafftu  )u  unterwerfen  (abe,  n)ei(  ed  ja  unnü|^  fei,  bem 
Unab(inberli(^en  )u  n)iberfh:eben.  ÜDicfe  Solgc^ung  ifl  aber  eine  fatfc^e. 
Obtt)o^{  nämti^  9(0ed  atd  Dom  ©d^idCfal  unmiberruftid^  Dor^erbeflimmt 
angefe^en  werben  lann,  fo  if!  ed  bied  bo(^  eben  nur  mittelfl  ber  SttU 
ter  Urfad^en.  S)a^er  in  feinem  SaQe  beflimmt  fein  !ann,  bag  eine 
SBirfung  o^ne  i^re  Urfac^e  eintrete.  Sticht  bie  Gegebenheit  fd^Ie^t^in 
alfo  tfl  Dor^erbefUmmt,  fonbern  biefelbe  ald  (Erfotg  Dor^ergängiger  Ür* 
fad^en;  alfo  ift  nic^t  ber  (Srfolg  aOein,  fonbern  and^  bie  äRittet,  a(d 
beren  Erfolg  er  einjutreten  beftimmt  iß,  Dom  ©c^idFfal  befc^Ioffen. 
Surften  bemna^  bie  äRittel  nic^t  ein,  bann  au^  fl^erlic^  nid^t  ber 
iSrfoIg;  beibe^  immer  nad^  ber  SefUmmung  bed  @d^idtfald,  bie  wir 
aber  au^  immer  erfl  ^inter^er  erfahren.    (SB$.  I,  356.) 

Cd  wäre  DieKeid^t  beffer,  wenn  ed  gar  feine  ^^eiertage  gäbe,  bafUr 
aber  fo  Diel  me§r  S^i^^ßu^t^cn.  SEBie  wolf|U(ättg  würben  bie  16 
@tunben  bed  langweiligen  unb  eben  babürc^  gefährlichen  ©onntagd, 
wenn  12  baoon  auf  ade  jiEage  ber  SBot^e  Dert^eilt  wären,  ßux  S^c» 
ligiondUbnng  ^ätte  ber  @onntag  an  }weien  immer  noc^  genug,  unb 
me^r  werben  berfelben  boc^  faß  nie  gewibmet,  noc^  weniger  ber  an« 
bä(|tigen  ÜRebitation.  3)ie  Stten  Ratten  auc^  feinen  wöd^entUc^en 
9}u^etag.  t^eilid^  aber  WUrbe  ed  felfir  fd^Wer  galten,  bie  fo  erfauften 
^wei  tägli^en  SRugefiunben  ben  Seuten  wirf(i(|  ju  ermatten  unb  Dor 
(Eingriffen  ju  fi^em.    ($.  ü,  278.) 

Ätgljeit,  f.  ÜRut^. 

ttfit^  ^tflUdjktiten,  f.  S^^enbe. 

S)ie  Sergleid^ung  ber  ^lugfifd^e  in  fel^r  weit  Don  einanber  entfernten 
Sänbern  legt  DieKeic^t  bad  benttic^fie  S^^n'g  oi'  ^on  ^^  urf))rüngli(^en 
@(^5pferfraft  ber  97atur,  welche  \iz  überall,  wo  Ort  unb  Umflänbe 
ä^nlid^  finb,  auc^  auf  äbnlic^e  9Beife  an^^üht  f^at  93ei  ungefährer 
©lei^^eit  ber  geograpl^if^en  breite,  ber  topograp(|if(^en  $9^e,  enbüc^ 
anc^  ber  ®röge  unb  jtiefe  ber  (Ströme  wirb  man,  felbfi  an  ben  Don 
einanber  entlegenften  Drten,  entweber  ganj  bie  felben,  ober  bod^  fe^r 
tt^ntid^e  Sifc^fpeded  flnben.    ($.  U,  160  fg.) 


188  golgc    —    gorm 

1)  S)te   }ettUc^e  golge   aU   allein   DermSge  ber  Vn« 
fc^auung  a  priori  t)er{länblt(^ed  Ser^ttltntg. 

Sßad  in  $inr4t  auf  ben  Staunt  Sage  ^etgt,  bad  Ser^ättnig,  in 
toelc^em  bie  Streik  beffe(6en  }u  einanber  flehen,  ha9  ^eigt  in  $infi(^t 
auf  bie  Seit  golge,  ©uccefjlon.  (®.  131.)  ®icfc  »er^öttniffe  flnb 
eigent^ümlic^e,  t)on  aQen  anbern  möglid^en  Ser^ältniffen  unfercr  Sor> 
fleüungen  bur^aud  t)erf(l^icbene,  ba^er  »eber  ber  Serfianb,  noij  bie 
Vernunft,  mittclfl  bloßer  Segriffc,  fie  ju  f äffen  üemtag;  fonbcrn  einjig 
unb  allein  üermöge  ber  reinen  Slnfd^auung  a  priori  finb  fle  und  Der« 
flänblic^;  benn  n^ad  Dor  unb  na^  fei,  ifl  aud  blogen  Gegriffen  fo 
»enig  beutUd^  }u  mad^en,  a(d  n^ad  oben  unb  unten,  red^td  unb 
linld,  hinten  unb  Dorn  fei.    (®.  131.) 

2)  ®efe|}  ber  jeitli^en  golge. 

du  ber  ^üt  ifi  jeber  Slugenblid  bebingt  burd^  ben  t)origen.  ®o 
einfach  ifl  ^ier  ber  ®runb  bed  ®eind,  a\9  ®efe^  ber  gotge;  »eil  bie 
3eit  nur  (Sine  Dintenfton  I}at,  ba^er  leine  Sßannigfaltigleit  ber  9e« 
jie^ungen,  tt)ie  im  9taume,  in  i^r  fein  lann.  S)ad  ^^fjiltn  bient  boju, 
bie  einjelnen  ©d^ritte  ber  ©ucceffton  ju  marliren.  (®.  133.  Sergl. 
arit^metif.) 

3)  Unab^ängigleit  ber  jeitltd^en  golge  Don  ber  Sau> 
falität. 

dlai)  Sani  fönnen  toix  gar  feine  golge  in  ber  3^^^  ^^^  objiecttt) 
»a^medmen,  audgenommeu  bie  ton  Urfac^e  unb  Sßirtung;  j[ebe  anbere 
Don  und  n^a^rgenommene  gotge  ton  (Erfd^einungen  fei  blod  burd^  unfere 
9BiO!Ur  fo  unb  nic^t  anberd  befKmmt.  2)ted  ifl  falfc^.  3)enn  (Sr« 
f (Meinungen  lönnen  fe^r  U)o^I  auf  einanber  fotgen,  o^ne  aud 
einanber  in  erfotgen.  Unb  bied  t^ut  beut  ®efe$e  ber  (Saufalitttt 
feinen  Vbbruc^.  3)enn  ed  bleibt  gen^ig,  bag  j[ebe  Serttnberung  Sßirtung 
einer  anbern  ifl;  nur  folgt  fie  nic^t  blod  auf  bie  einjige,  bie  t^re 
Urfad)e  ifl,  fonbem  auf  alle  anbern,  bie  mit  j[ener  Urfad^e  gugteic!^  pnb 
unb  mit  benen  fie  in  feiner  (Saufalberbinbung  fle^t.  @ie  tt)irb  nic^t 
gerabe  in  ber  golge  ber  Steige  ber  Urfac^en  Don  mir  wahrgenommen, 
fonbern  in  einer  gau}  anbern,  bie  aber  bed^alb  nic^t  minber  objectiD  ift 
unb  Don  einer  fubjectiDen,  j.  8.  meiner  ^^antadmen,  fic^  fc^r  untcrfc^cibet. 
2)ad  Sufeinanberf olgen  in  ber  ^At  Don  93egeben^eiten,  bie  nic^t  in  ^aufat 
Derbinbung  fielen,  ifi  eben  load  man  Qn^all  nennt.    (®.  87  fg.) 

(lieber  bad  Ser^ttltnig  Don  @mnb  unb  golge  f.  ®runb.) 

1)  3)ie  gorm  aU  SBefltmmung  ber  iDtaterie. 

Unter  gorm  im  meitem  ©inne  Derfle^t  man  bie  3ufltttibe  ber 
3ßaterie.  (3B.  II,  49.)  dm  p^ilofop^ifc^en  @inne  ift  bie  gorm 
ber  ®egenfa^  ber  SRateric,  begreift  ba^er  aOe  Qualität.  ($.  II,  455.) 
dnbem   ber   2BtOe   (bad  2)ing  an  ftc^)   objectio   mirb,   b.  ^.  in  bie 


8form  189 

SorfieOung  übergebt,  ifl  bie  SRaterie  ha9  aOgenteine  ©ubflrat  btefer 
Dbjecttt^ation,  ober  melme^r  bie  £)6iecttt)ation  fetbfl,  in  abstracto  ge« 
nommen,  b.  ^.  abgefe^en  üon  Quer  ^onn.  S)ie  äRaterte  tft  bemnac^ 
bie  @t^tbar!eit  beö  äßtllend  überhaupt,  loä^renb  ber  S^arafter  feiner 
befKmmten  (Srf (Meinungen  an  ber  i$orm  unb  Ouatitöt  feinen  Su^brucf 
§at.    (935.  II,  350.) 

2)  ©egenfa^  }tDif(^en  %oxm  unb  STtaterie. 

Diegormen  »cc^feln,  bie  SWotctie  be^arrt.  (335.11,49.)  Da« 
einzig  SIeibenbe  ifl  —  bie^  muffen  tt)ir  qI9  bie  unmittelbare  unb  un» 
üerf allste  äu^fage  ber  SRatur  anerfennen  —  bie  SWoterie,  welche 
ttnentßanben  unb  unüergänglid^,  SHIed  aud  i^rem  ©c^ooge  gebiert, 
toe^^alb  i^r  9?ame  an9  mater  rerum  entftanben  f^eint,  unb  neben  i^r 
ifl  ate  ber  SSater  ber  S)inge  bie  goi'nt,  meiere,  eben  fo  flüchtig,  tok 
jene  be^arrtid^,  eigentlid^  ieben  Sugenblid  mec^felt  unb  fic^  nur  erhalten 
tonn,  f 0  lange  fte  fic^  ber  2Raterie  parafitifc^  onflammert  (balb  biefem, 
balb  jenem  j£^ei(  berfe(ben),  aber  menn  fte  biefen  %tl^a{t  ein  SDtal  ganj 
mliert,  untergeht,  toie  bie  ^aläot^erien  unb  -Sc^t^^ofauren  bezeugen. 
3)o(^  fönnen  mir  biefer  Studfage  ber  Statur  leine  unbebingte  fBai^x» 
(eit  gngefie^en,  fonbern  nur  bie  bebingte,  meiere  ber  ftant'fd^e 
^beati^mud  treffenb  ato  eine  fold^e  begeic^net  l^at,  tnbem  er  fte  bie 
Srfc^einung  im  ©egenfa^  bed  !lDinged  an  fic^  nannte.  (995.  11, 
327.   %  n,  286.) 

3lnt  bie  gorm,  al9  bad  iBec^felnbe,  ifl  bem  ©efe^  ber  Saufatität 
nntenoorfen,  bie  SRaterie  bagegen,  ald  bad  S3el^arrenbe,  ifl  frei  t)on 
bemfelben.  S)al^er  betrifft  bie  S^age  nad^  ber  Urfac^e  eined  2)inged 
|iet9  nur  beffen  $orm,  b.  ^.  3"P^n^  Sefc^affen^eit,  nic^t  aber  be^en 
a»aterie.    (SB.  U,  49.) 

3)ie  t$orm  begrünbet  bie  9$erf(^ieben^eit  ber  Dinge;  mä^renb  bie 
Waterie  a\9  in  aßen  gleichartig  gebac^t  werben  mu§.  2)a^er  fagten 
bie  @(^oIaftiTer :  forma  dat  esse  rei;  genauer  mürbe  biefer  ®a^  lauten: 
forma  dat  rei  essentiam,  materia  existentiam.     (S95.  II,  49.) 

3)  Serbinbung  ber  t^orm  mit  ber  SRaterie. 

Die  Serbinbung  ber  t^orm  mit  ber  SRaterte,  ober  ber  Essentia 
mit  ber  Ezistentia,  giebt  ba^  l^onlrete,  metc^ed  fletd  ein  Sinjelned 
ifi,  atfo  bad  Ding.  (S35.  U,  49.)  Durd^  bie  i^m  tnnemol^nenbett 
firSfte,  bie  feine  Oualität  ausmachen,  ifl  ieber  9'6xptx  bie  S  er  einig  ung 
oon  ÜRaterie  unb  f$orm,  mel^e  ©toff  (eigt.    (995.  H,  362.) 

4)  3^itt^c^  Urfprung  ber  f^ormen. 

Der  seitliche  Urf^irung  ber  formen,  ber  ©efhlten  ober  ®ptcit^, 
farat  füglid^  ni^t  irgenb  mo  anberd  gefu(^t  merben,  a(d  in  ber  iOtaterie. 
9ud  biefer  muffen  fle  einfl  ^ertorgebroc^en  fein;  eben  meil  fotd^e  bie 
Btoge  ©id^tbarleit  be«  995iaend  ifl,  melc^er  Da«  SBefen  an  fid^  aOer 
Srf «Meinungen  auSmad^t  dnbem  er  }ur  (Erfd^einung  mirb,  b.  ^.  bem 
dnteOect  fid^  objecttti  barfleüt,  nimmt  bie  SKaterie,  ate  feine  @i(^t« 
botleit,  mittel jl  ber  Functionen  be«  3ntellect«,  bie  gornt  an.    Da^er 


190  gortboucr    —    grojijofcn 

fogten  bte  Sd^ofafltler:  materia  appetit  formam.  3)a§  ber  Urf)mmg 
oKer  ©efiatten  ber  Se6enbtgen  ein  fold^er  luar,  tft  ntd^t  }u  Cejloeifeln; 
e^  lägt  [\dj  ni(!^t  einmal  anberd  benlen.  D6  aber  nod^  ie^t,  ba  bie 
SBege  jur  ^erpetuirung  ber  ©efiaften  offen  fielen  unb  Don  ber  Statur 
mit  grünjentofer  Sorgfalt  unb  Sifer  gefiebert  unb  erhalten  merben,  bie 
generatio  aequivoca  (Statt  ftnbe,  ift  aOein  burc^  bte  (Erfahrung  ju  ent* 
fc^eiben.  (3B.  II,  352.)  3n  SBa^r^eit  ifl  jkoar  leine^wegd  bte  te^te  unb 
erfc^öpfenbe  6r!(ärung  ber  3)tnge,  mo^I  aber  ber  jeitlic^e  Urfprung,  »ie 
ber  unorganifc^en  formen,  fo  auc^  ber  organif^en  äBefen  aÖerbingd  in 
ber  ÜÄoterie  ju  fud^em  (SB.  II,  354.  9?.  56.  Sergl.  au(^  gene- 
ratio aequivoca.) 

5)  ©egenfa^   ]n)tf(l^en   9?atur«  unb   ftunß^irobuct  in 
^infic^t  auf  bie  ^orm. 

dbentitttt  ber  gform  unb  SDtaterie  ifi  (S^arafter  bed  Slaturprobuctd; 
S)it)erfität  beiber  bed  ffunfiprobuct^.  Sei  Unterem  toxxh  Dom  SiOen 
bem  Stoff  eine  il^m  frembe  ^orm  aufgejraungen,  toeld^er  er  tniberfhebt, 
meil  er  fc^on  einem  anbem  SiQen,  nämlid^  feiner  Ütaturbefc^affenl^eit, 
feiner  forma  substantialis,  ber  in  i^m  fld^  audbrücfenben  ($Iatonif(^en) 
dbee  angehört;  er  mug  alfo  erfl  übenottitigt  »erben  unb  toixh  im 
Onnem  fletd  nod^  ttriberfheben,  fo  tief  auc^  bie  fünfltid^e  ^omt  ein« 
gebrungen  fein  mog.  ©an}  anberd  fte^t  eö  mit  ben  SBerlen  ber  9lotur; 
^ier  ifl  bie  ÜRaterie  Don  ber  ^orm  DöQig  burc^brungen.     (9?.  56  fg.) 

£cvnautt^  nad)  bem  Zoht,  f.  Unjerflörbarfeit. 

Fortuna,  f.  ©lüdf. 

^ratt}0fen. 

1)  9?ationaI(^araIter  ber  S^^^njofen. 

3)ie  übertriebene  Sorge  unb  Setiimmemig  um  bie  frembe  9Reinung 
(um  S)a9,  roa9  man  DorfleUt),  eine  Sorge,  meiere  allem  unferm, 
fo  oft  gefränlten,  meil  fo  franfi^aft  empfinbli^en  SelbflgefUI^I,  aOen 
unfern  (Eiteffeitcn  unb  ^rätenflonen,  mie  auc^  unferm  $runfen  unb 
©rogt^un  jum  ©runbe  liegt,  —  lögt  [xi^  am  beutlic^fien  an  ben 
t^ranjof  en  beobad^ten,  ate  bei  toeld^en  f^e  gan}  enbemif^  ift  unb  fld^ 
oft  in  ber  abgefc^matfteflen  (E^rfuc^t,  Uc^erlid^fien  97ational«(Siteireit 
unb  unDerfc^ttmtefien  ^ra^lerei  Suft  ma^t;  tooburd^  bann  i^r  Streben 
fid^  felbfi  Dereitelt,  tnbem  ed  fie  jum  Spotte  ber  anbem  iRationen  ge» 
mac^t  l^at  unb  bie  grande  naüon  ein  92e(fname  gemorben  ifl.  ($•  h 
377.  424.  $.  386.)  SDag  bie  graujofen,  bie  lebenöIufHgfle, 
^etterfte,  finnlt(^fte  unb  leic^tfinnigße  Station  in  Suropa, 
t9  ftnb,  unter  meieren  ber  bei  äßeitem  fheugfle  aQer  üRönc^tforben,  ber 
jSrappiftifc^e,  entfianben  ifi  unb  fld^  erhalten  ^at,  —  biefe  auffaOenbe 
S:(|Otfad^e  ftnbet  i^re  (Erläuterung  an  ben  SeTe^mngdgefc^id^ten  Solcher, 
bie  nac^  einem  fe^r  bemegten  Seben  im  S)range  ber  Seibenfc^aften 
pU&lic^  jur  MefignaHon  griffen,  Sinftebler  unb  9R9n(^e  nmrben. 
(2B.  I,  467.) 


gro«8ofcn  191 

@emtt§  ber  (Erfahrung,  ba§  ieber  S^aralter  ftd^  am  Dort^eit^aftefien 
in  einem  beflimmtett  Lebensalter  aufnimmt,  ift  an  ben  t^rangofen  ^öuflg 
}&  bemerfen,  bag  fte  ft^  am  t^ort^eil^aftefien  im  3(tter  barßeOen,  aU 
m  fte  milber^  »eil  erfahrener  unb  gelaffener  finb.    ($.  I,  518.) 

2)  ^^itofop^ie  ber  t$tan)ofen. 

dn  Srantreic^  fie^t  bie  ^^itofop^ie,  im  ©anjen  genommen,  faft 
no{^  ba,  mo  iodt  nnb  Sonbiltac  fie  gelaffen  ^aben.  (@.  85.) 
Sie  franjöfifc^en.Senfuatp^ilofopl^en,  loelc^e,  feitbem  Sonbiltac  in 
bie  Stt§{tapfen  Sotfe'S  trat,  fid^  abmühen,  toirHic^  barjut^un,  bag 
nnfer  ganjeS  SorfleÜen  unb  S)enfen  auf  bloge  ©innedempfinbungen 
^uriidKaufe  (penser  c'est  sentir),  meiere  fie,  nac^  Socfe'S  SSorgang, 
idees  simples  nennen,  l^aben  toirflid^  des  idees  bien  simples.  (SQß.  II, 
24  fg.   V,  I,  50.) 

3)ie  ^anjofen  finb,  burc^  ben  frühem  (Sinflu§  (Sonbiltac'd,  im 
®nmbe  nod^  immer  Sodianer.  S)a^er  ifl  i^nen  baS  2)ing  an  fic^ 
eigentlich  bie  9Raterie,  aud  beren  @runbeigenf(^aften,  nie  Unburc^- 
bringlic^Ieit,  ©efialt,  $ärte  nnb  fonflige  primäre  Dualitäten  (pnmary 
qaalities)  fie  SlQeS  in  ber  SBelt  erflären  gu  fSnnen  meinen,  d^re 
ftiOfc^kDeigetibe  Soroudfegung^  babei  ift,  bag  bie  ÜRaterie  nnr  burc^ 
me^anifd^eAräftebemegtmerbenlann.  (3B.II,  343.  $.U,121.127,) 

9n  ben  Srangofen  lönnte  man  f o  rec^t  ein  gutes  SEBerl  (une  charite) 
Qttdttben,  rnenn  man  i^nen  ftantS  metop^^ftfc^e  SnfangSgrünbe  ber 
9?otttrtoiffenf(^aft  richtig  unb  genau  überfe^en  moüte,  um  fte  t)om 
ätüctfall  in  ben  SDemoIrtttSmuS,  menn  eS  nodf  mitglic^  ifl,  }u  curiren. 
(?.  II,  118.) 

S)ie  Slo^^eit  ber  fe^igen,  namentlid^  Don  ben  Svanjofen  auSge« 
6ilbetett  mec^anifc^en  $§9fil  geigt,  loo^in  (S^perimentiren  o^ne 
3)enlen,  übertriebene  SBert^fc^tt^ung  beS  mat^ematifc^en  SalcUtö  unb 
Secnoc^lttfrtgung  ber  ftanffd^en  ^^ilofop^ie  fü^rt.  Cß.  II,  119. 
®.  77.   SB.  n,  343.) 

3ebo(^  gegenüber  ber  beutfc^en  a  priori  confhuirenben  Statur* 
pl^Uofop^te  fb^en  bie  Stangofen  fe^r  mürbig  ba,  mit  i^er  reblic^en 
Smpirie,  eingeftänblid^  befhebt,  nur  Don  ber  Sf^atur  }u  lernen  unb  i^ren 
®Qng  }u  erforfc^en,  nic^t  aber  i^r  ®efe^e  Dorgufclreiben.  S3loS  auf 
bem  Sßege  ber  Onbuction  §aben  fie  i^re  fo  tief  gefaxte,  mie  treffenbe 
(Einteilung  bed  ST^ieneic^«  gefunben.    ($.  U,  63.) 

3)  S^anjöfifd^e  Sprache  unb  Stil. 

Die  frangöfifd^e  ©prac^e  mit  i^ren  fc^euglid^en  Snbf^lben  unb  bem 
9{afal  ifl  ber  elenbefie  romanifc^e  dargon,  bie  fc^lec^tefie  %$erfiümmelung 
toeinifd^er  SBorte,  —  eine  armfäligc  ®pra(^.  {%  U,  612.)  ®ie 
Serunßaltung  unb  %$er^ungung  gried^ifc^er  SBorte  burd^  bie  frang5ftf(^e 
@(^ieibart  —  g.  S3.  Etiologie,  £stii6tique;  bradype,  Oedipe,  An- 
dromaqoe  —  iß  eine  fnaben^afte  Sarbaret,  Don  ber  bie  Slfabemifer 
^  abße^n  foOten.    ($.  n,  612.) 

dm  ©egenfa^  gum  beutfd^en  stile  empese  geid^net  fid^  ber  frangöfif^e 


192  grauen    —    grri^rit 

®tit  Dovtl^eit^aft  and.  fteine  $rofa  (iefl  ftd^  fo  (etd^t  rnib  angenehm, 
mt  bte  frangöfifcl^e.  S)er  ^ranjofe  rci^t  feine  ©ebanfen  in  möglic^fl 
Iogifd)er  unb  überhaupt  natürlicher  Drbnung  an  einfthber  nnb  legt  flc 
fo  feinem  Sefer  fuccefftt)e  ju  bequemer  SrföSgung  t)Ox,  bamtt  biefer 
einem  jeben  bevfelben  feine  unget^eilte  Sufmerffamleit  )un)enben  fönne; 
mä^renb  ber  beutfc^e  t)erf(^ränrte  ^eriobenbau  bem  leitenbcn  ©runbfa^ 
ber  ®ti(if\tf,  bag  ber  SÄenfc^  nur  einen  ©ebanlen  }ur  3^^^  beuttid^ 
benfen  !anu,  gumiber^anbelt,  inbem  er  i^m  gumut^et,  bag  er  beren  }tt)et 
ober  gar  mehrere  auf  ein  üKat  benfe.    ($.  n,  577.) 

4)  granjbfif(^e  $oefie. 

S)ie  älmtfättgfcit  franjöfifc^er  $oefle  beruht  ^ouptfäc^li^  barauf, 
bag  fie  (ba  ed  in  ber  frangbftfc^en  @))ra(l^e  lein  SDtetrum,  fonbem 
9teim  allein  giebt)  o^ne  ÜRetrum,  auf  ben  9{eim  aOein  bef^rttnft  iß, 
unb  ttjirb  baburd^  Dermel^rt,  ba§  fie,  um  i^ren  SOtangel  an  SRitteln  gu 
Derbergen,  burc^  eine  äRenge  pebantifc^er  ©a^ungen  t^re  9teimerei 
erf^n^ert  §at,  mie  ).  8.,  ba§  nur  glei^  gef^riebene  (Selben  reimen, 
bag  ber  $tatud  üerpönt  ifi,  u.  f.  Id.,  melc^em  Kllem  bie  neuere  fran« 
göpfc^e  S)i(^terf(^ule  ein  @nbe  gu  machen  fu^t.    (SB.  n,  486  fg.) 

S)ag  iebed  heftige  hervortreten  bed  SBiSend  gemein  tfl  unb  felbfl 
iot  3)rama  bie  Seibenfc^aften  unb  Slffecte  leicht  gemein  erfc^einen, — 
bied  mirb  befonberd  an  ben  frangöftfc^en  Stragifem  bemerfli^,  atö  tuelc^e 
fiij  fein  ^b^cred  3^^^/  oi^  ^^^  S^arfleHung  ber  Seibenf (^a^en,  geßedft 
^aben  unb  nun  balb  l^inter  ein  ftd^  blä^enbed,  Ittd^erlid^ed  $at^od,  balb 
hinter  e^igrammatifd^e  @))i|}reben  bie  ©emein^eit  ber  @ad^e  gu  t>tf 
Pccfen  fu^en.    ($.  II,  635.) 

äBtt^renb  jebe  (£m))ftnbung  ber  yoetifd^en  ^erfonen  bei  ®^afef peare, 
—  gang  entgegengefe^t  ber  Slrt,  tt)ie  fi^  in  ber  SBirflid^Ieit  bte  6m' 
pftnbung  äugert,  —  fo  berebt  ifl  unb  mir  Unred^t  ^aben,  bted  otd 
unnatürlich  gu  tabeln,  meil  t9  gum  dbealifc^en  ber  $erfon  gehört;  fo 
flnb  bie  grangofen  hierin  ber  9?atur  getreuer:  „Dieu!  —  Ciel!  — 
Seigneur!  *'  —  unb  f o  oiel  f^tec^ter.     ($.  366.) 

(lieber  bie  (Sinri(!^tung  bed  frongbfifd^en  Srouerfpield  in  ^infid^t  auf 
bie  (Sin^eit  t>ergl.  unter  2)rama:    3)ie  brei  Sin^etten.) 

5)  grangöfif^e  üBufil. 

SOegro  in  SKoH  iß  in  ber  frangöfifd^en  9Rufl!  fe^r  ^Sufig  unb 
(^arafteriflrt  fie;  ed  ifi,  toie  menn  (Siner  tangt,  mS^renb  i^n  ber  hifvii 
brüdft.    (ffi.  n,  521.) 

Staunt,  f.  Sßeiber. 

Aeit)tit. 
I.  Sie  Sfteitett  M  meto^l^^flff^e  ^genf^aft* 
1)  Segriff  ber  grei^eit. 

S)er  Begriff  ber  grei^it  ifl  eigentlid^  ein  negotiüer,  inbem  fein 
dn^alt  blöd  bie  Verneinung  ber  Stot^menbigleit,  b.  ^.  bed  atd  golge 
burd^  einen  ®runb  SefHmmtfeind,   ift.     3n   meta))^t|fifd^er  $in^t 


gteilctt  193 

Uhtutttal^o^xtifftit  fo  Diet  att  ©runblofigleit^  UYfprüngltd^Ieit 
(Sß.  I,  338.) 

2)  ®u6j[ect  ber  S^ei^^it. 

®a  bie  (Srfc^etnung  burd^tteg  bem  @a^  Dom  ®runb  imtertDOYfen 
nnb  ütot^iuenbigfett  bnrc^and  ibenttfc^  ifl  mit  %olQt  aii9  gegebenem 
@ruiibe,  fo  ifl  %Oeö,  toa9  }UY  (Srfc^einung  gehört,  bitrc^meg  not^«» 
toenbig  befHmmt,  Tann  ba^er  in  Tetner  93e}iel^nng  anber^  fein,  atd  t9 
iß*  Srei^ett  Tann  ba^er  nur  ÜDemjenigen  julommen,  toa9  nid^t  Sr« 
fi^einmig,  fonbern  S)tng  an  fid^  unb  atö  folc^ed  ni^t  bem  @a^  t)om 
@runb  untermorfen,  ni^t  atö  J^olge  burc^  einen  ®mnb  befiimmt  xft, 
alfo  nur  bem  SBiUen,  bem  ftem  aOer  Srfc^einung.    (SB.  I,  338.) 

3)  Sereinigung  ber  Srei^eit  mit  ber  iRot^menbigTeit. 

debe^  2)ing  ift  att  (Erfc^einung,  ate  Dbj[ect,  burc^weg  not^n)en» 
big;  baffelbe  i|l  aber  an  fid^  Sßille  nnb  aM  fold^er  fttr  aOe  SmigTeit 
frei.  SMe  (Srfc^einung,  baö  £>b)ect,  ift  not^menbig  unb  unabttnberfic^ 
in  ber  SerTettung  ber  @rünbe  unb  folgen  befiimmt,  bie  Teine  Unter- 
bret^ung  ^aben  Tann.  S)ad  üDafein  über^au))t  aber  biefed  Objecto  unb 
bie  Xrt  feinet  S)afeind,  b.  ^.  bie  dbee,  welche  in  i^m  ft^  offenbart, 
ober  mit  anbem  SBorten  fein  S^araTter,  iß  unmittelbar  ^rfd^einung 
^  SSiüen«.  dn  @emtt§^eit  ber  grei^eit  biefe«  SBiaend  Tonnte  ed 
alfo  überhaupt  nic^t  bafein,  ober  auc^  urfprüngli^  unb  mef entließ  ein 
gon)  Xnbereö  fein;  mo  bann  aber  auc^  bie  ganje  Jtette,  Don  ber  e« 
ein  @Iieb  ift,  bie  felbft  Srfd^einung  beffetben  SBiUend  ift,  eine  ganj 
anbere  mttre;  aber  einmal  ba  unb  oor^anben,  ift  cd  in  bie  9tei^e  ber 
@rünbe  unb  folgen  eingetreten,  in  i^r  ftetd  not^toenbig  beftimmt  unb 
^ann  bemna^  weber  ein  Ruberes  merben,  b.  1^.  ftd^  änbem,  nod^  au^ 
m  ber  aeei^e  austreten,  b.  ^.  üerfc^minben.  (993. 1,  338  fg.  Q.  96. 
174—178.) 

4)  tluDereinbarTeit  ber  ^ret^eit  mit  bem  2:^eidmu9. 

^em  Xf^ti9mu9  jufotge  ift  ber  SRenf^  feinem  ganjen  ©ein  unb 
Scfen  (Exiatentia  unb  Essentia)  nac^  bad  3Ber{  ®  Ott  ed.  Mein 
toie  fon  man  fi(!^  oorfteüig  mad)en,  bog  ein  SBefen,  metd^ed  feiner 
ganjen  Ezistentia  unb  Essentia  na^  bad  SBerT  eined  Snbent  ift, 
bo(^  ftc^  felbft  uranfänglic^  unb  Dom  ®runb  aud  befttmmen  unb  bem« 
nttc^  für  fein  I^un  oerantwortlid^  fein  Tonne?  Äuö  bem  ©a^  Operari 
sequitur  esse,  b.  ^.  bie  99BirTungen  jebed  2Befend  folgen  aud  feiner 
^fc^affen^eit,  ergiebt  fic^,  bog  ber  Urheber  feiner  Sef^affen^eit  au^ 
ber  Urheber  feiner  SBirTungen,  ober  ^anblungen,  unb  aU  folc^er  für 
biefelben  oerantmortlid^  ift.  2Benn  eine  fc^Iedjte  ^anbtung  aud  ber 
Katur,  b.  ^.  ber  angeborenen  8ef(^affen^eit  bed  SDtenfc^en  entf))ringt, 
fo  liegt  bie  @^u(b  offenbar  am  Ur^ber  biefer  9?atur.  SBad  mürbe 
man  Don  bem  Ubrmac^er  fagen,  ber  feiner^ U^r  jürnte,  meil  fte. unrichtig 
gienge?  O^ne  Sfeitttt  ift  bie  Srei^eit  unb  Seranmortlid^Teit  unbent« 
bat.    ((£.  71  fg.   %  1,  135;   H,  252.    »ergl.  auc^  «feität.) 


192  granen    —    Srd^eit 

®tit  DortJ^etl^aft  au9.  Stint  $rofa  ßefl  fic^  fo  (etd^t  rnib  angenehm, 
luie  bte  franjöfifc^e.  S)cr  ^anjofe  rci§t  feine  ©ebanfen  in  mögltc^fl 
logifc^er  unb  überhaupt  natürlicher  Drbnung  an  einffnber  unb  legt  fie 
fo  feinem  Sefer  fuccefftDe  }u  bequemer  (SrmSgung  nox,  bamit  biefer 
einem  j[eben  berfelben  feine  unget^eilte  Sufmerffamfeit  jumenben  fönne; 
mä^renb  ber  beutfc^e  oerfc^ränfte  $eriobenbau  bem  Icitenbm  ©runbfa^ 
ber  ©tiliflif,  bog  ber  üKenfc^  nur  einen  ©ebonfcn  jur  ^tit  bcutlid^ 
beuten  fann,  jutviber^anbelt,  tnbem  er  t^m  jumut^et,  bag  er  beren  }tt)ei 
ober  gar  mehrere  ouf  ein  ÜKol  benfe.    ($.  n^  577.) 

4)  granjöfifc^e  ^oefic. 

S)te  älrmfüUgfett  franjöftfc^er  ^oefle  beruht  ^ouptf&c^li^  barauf, 
bag  fte  (ba  ed  in  ber  fran^bftfc^en  ©prad^e  fein  iD?etrum,  fonbem 
9teim  allein  giebt)  o^ne  ÜRetrum,  auf  ben  9{eim  allein  bef^rttnft  \% 
unb  ttjirb  baburc^  t)timtf^xi,  bag  fie,  um  i^ren  SOtangel  an  SRitteln  )u 
Derbergen,  burc^  eine  SRenge  pebantifc^er  ©a^ungen  i^re  9teimerei 
tv^dftotxt  §at,  mie  ).  8.,  bag  nur  gleid^  gefc^riebene  (Selben  reimen, 
bag  ber  $iatud  Derpönt  ifl,  u.  f.  xo,,  loel^ent  Sllem  bie  neuere  fran* 
göftfc^e  2)i(^terf(^ulc  ein  @nbe  ju  machen  fuc^t.    (993.  n,  486  fg.) 

S)ag  jebed  heftige  hervortreten  be«  SBiKen«  gemein  ift  unb  felbfl 
iot  S)rama  bie  Seibenfc^aften  unb  Slffecte  leicht  gemein  erfc^einen, — 
bie^  »irb  befonberd  an  ben  franjöftfc^en  Stragifem  bemerflic^,  atö  meiere 
fxij  fein  ^5^cred  ^itl,  aU  eben  3)arfienung  ber  Seibenfd^aften,  geßedt 
^aben  unb  nun  ba(b  hinter  ein  ft(^  blä^enbe^,  Ittc^erli^ed  $atl^od,  balb 
hinter  epigrammatifc^e  ©pi^reben  bie  Lerneinheit  ber  ©ad^e  3«  Der' 
Pecfen  fuc^en.    ($.  II,  635.) 

äBtt^renb  j|ebe  (Smpftnbung  ber  poetifc^en  ^erfonen  bei  ©^atef  peare, 
—  gan}  entgegengefe^t  ber  Slrt,  toit  fic^  in  ber  SBirflid^feit  bie  (Sm» 
pfinbung  äugert,  —  fo  berebt  ifl  unb  mir  Unred^t  ^aben,  bie^  afö 
unnatürlich  }u  tabeln,  meil  t9  }um  dbealifc^en  ber  ^erfon  gehört;  fo 
finb  bie  granjofen  hierin  ber  9?atur  getreuer:  „Dieu!  —  Cid!  — 
Seigneur! "  —  unb  fo  Diel  fd)lec^ter.     ($•  366.) 

(Ueber  bie  (Einrichtung  bed  franjöfifc^en  Srauerfpiete  in  $infi(^t  auf 
bie  (Sin^eit  Dergl.  unter  3)rama:    i>it  brei  (Einheiten.) 

5)  Sranj^fifd^e  S»ufit. 

aOegro  in  TioU  iß  in  ber  franjbfifc^en  9Ruflf  fe^r  fiäuftg  unb 
(^arafterifirt  fte;  ed  ift,  mic  menn  Siner  tanjt,  mü^renb  i^n  ber  häfof) 
brildEt.    (ffi.  n,  521.) 

acuten,  f.  Sßeiber. 

I.  Sie  Sfteiteit  M  metaM9ftf(|e  Sigenf^aft. 
1)  Segriff  ber  grei^eit. 

©er  »egriff  ber  grei^it  ifl  eigentlid^  ein  negattDer,  inbem  fein 
dn^alt  blo9  bie  Verneinung  ber  ißot^wenbigfeit,  b.  ^.  ht9  a(«  golge 
bur^  einen  ®runb  Sefiimmtfeind,   ifl.     3n   metap^^fifc^er  ^infu^t 


gteilieit  193 

kbrutetalfo  Steige tt  fo  biet  afö  ©runblofigleit,  UYfprüngltd^Ieit. 
(ffi.  I,  338.) 

2)  ®n6j[ect  ber  t^rei^eit. 

S)a  bte  (Erfc^etiinng  burc^loeg  bem  ®a^  Dom  ®ntnb  unterioorfen 
nnb  92ot^menbigfeh  burc^aud  tbentifc^  ift  mit  9o(ge  an^  gegebenem 
@niiibe,  fo  ifl  "äUeS,  mad  )ur  Srfc^etnung  gehört,  bur^meg  not^« 
toenbig  befKmmt,  Tann  ba^er  in  leiner  93e}te^ung  anber^  fein,  ald  ed 
iß.  Srei^eit  lann  ba^er  nur  S)emienigen  }uIommen,  »ad  nic^t  (Sr- 
fi^einung,  foubern  S)ing  an  fic^  unb  a(d  folc^ed  ni^t  bem  @a$  t)om 
@runb  untermorfen,  ni^t  al9  J^olge  burd^  einen  ®mnb  befiimmt  ift, 
Qlfo  nur  bem  äBillen,  bem  ftem  aUer  Srfc^eiuung.    {%.  l,  338.) 

3)  Bereinigung  ber  Srei^eit  mit  ber  9lot^toenbigleit. 

debed  2)ing  ifi  att  Srfc^einung,  ate  £)6j[ect,  burc^meg  not^toen» 
big;  baffelbe  ifl  aber  an  fid^  SBille  nnb  aM  folc^er  für  aOe  (Siutgfeit 
frei.  2)te  (Srfc^einung,  ba«  Dbject,  ifl  not^wenbig  unb  unabänberfid^ 
in  ber  Serfettung  ber  ®rünbe  unb  folgen  befKmmt,  bie  leine  Unter« 
Brechung  ^aben  fann.  S)ad  SDafein  über§au))t  aber  biefed  Objecto  unb 
bte  9rt  feinet  2)afeind,  b.  ^.  bie  dbee,  meiere  in  i^m  ft^  offenbart, 
ober  mit  anbem  SBorten  fein  S^araTter,  ifl  unmittelbar  ^rf Meinung 
be«  aSiaen«.  3n  @emä§^eit  ber  ^ei^eit  btefe«  SBiaend  Knute  ed 
a(fo  überhaupt  nic^t  bafein,  ober  and)  urfprünglic^  unb  mef entließ  ein 
gonj  9nbered  fein;  tt)0  bann  aber  anij  bie  ganje  Jtette,  Don  ber  ed 
ein  ®tieb  ifl,  bie  felbf}  Srfd^einung  beffelben  SBiÜend  ift,  eine  gou} 
anbere  kottre;  aber  einmat  ba  unb  oor^anben,  ifl  ed  in  bie  9tei^e  ber 
@Tttnbe  unb  folgen  eingetreten,  in  i^r  fletd  not^menbig  befKmmt  unb 
fonn  bemna^  weber  ein  Vnbered  werben,  b.  ^.  flc^  änbem,  noc^  auc^ 
m  ber  deei^e  austreten,  b.  ^.  Derfc^minben.  (993. 1,  338  fg.  S.  96. 
174—178.) 

4)  tluDereinbarfeit  ber  ^rei^eit  mit  bem  Zf^zx^mn^. 

*X>tm  Zfiti9mn9  jufotge  ifi  ber  SRenfc^  feinem  ganjen  ©ein  uub 
SBcfen  (Existentia  unb  Essentia)  nac^  bad  SBerf  ®otted.  Mein 
tote  foD  man  fl(i^  DorfleÜig  machen,  bag  ein  SBefen,  mlijz9  feiner 
ganjen  Existentia  unb  Essentia  na(^  ha9  SBert  eined  Sfnbem  ifi, 
bo(^  ftc^  felbft  uranfänglic^  unb  Dom  ®runb  au9  befiimmen  unb  bem» 
na4  für  fein  I^un  Derantttjortlid^  fein  Wune?  Äu«  bem  ©a^  Operari 
sequitor  esse,  b.  f).  bie  SBirfungcn  jebed  Sßefend  folgen  and  feiner 
8ef(^affen^eit,  ergiebt  ftd^,  bag  ber  Urheber  feiner  Sef^affen^eit  au^ 
ber  Urheber  feiner  SBtriungen,  ober  ^anbtungen,  unb  ald  fo((^er  für 
biefelben  Deranttoiortlic^  ift.  SBenn  eine  f(^Ied)te  ^anb(ung  au9  ber 
Slatiur,  b.  1^.  ber  angeborenen  Sefc^affen^eit  beS  äReufd^en  entfpringt, 
fo  liegt  bte  ©c^ulb  offenbar  am  Urheber  biefer  97atur.  SBad  ttürbe 
man  Don  bem  Ubtmac^er  fagen,  ber  feiner^ U^r  jürnte,  meil  fle. unrichtig 
tienge?  JO^ne  Sfeitttt  ifl  bie  t$rei^eit  unb  Seranmortlid^feit  unbent« 
i>ttt.    ((g.  71  fg.   %  I,  135;   II,  262,    »ergl.  andt  Äfeitttt.) 


192  grauen    —    grd^cit 

®tit  bortl^ctl^aft  auö.  Seine  $rofa  lieft  ft(^  fo  leidet  rnib  angeneljint, 
rnie  bie  fronjöfifc^e.  S)er  ^ran^ofe  rci§t  feine  ©ebanlen  in  mögtic^fl 
togif^er  unb  überhaupt  natürttc^er  Drbnung  an  einflhber  nnb  legt  fle 
fo  feinem  Sefer  fuccefftDe  }u  bequemer  SrmSgung  Dor,  bamit  biefer 
einem  ieben  berfelben  feine  nnget^eilte  Sufmer!fam!eit  }u»enben  fönne; 
mä^renb  ber  beutfc^e  t)erfc^ränlte  ^ertobenbau  bem  (citenbcn  ©runbfa^ 
ber  ©titifttf,  bag  ber  SÄenfc^  nur  einen  ©ebanfcn  }ur  3^^^  beutlid^ 
beulen  famt,  juiviber^anbett,  inbem  er  i^ni  gumutl^et,  bag  er  bereu  }tt)ei 
ober  gar  mehrere  ouf  ein  üKoI  beule.    {%  U,  577.) 

4)  groujöfifc^e  ^oefie. 

S)ie  S(rmfä(ig!eit  franji^ftfc^er  ^oefle  beruht  ^au))tf&(^li4  barauf, 
bag  fte  (ba  e^  in  ber  fran^i^rtfc^en  Bprai^t  lein  Metrum,  fonbem 
9ieim  aKein  giebt)  o^ne  ÜRetrum,  auf  ben  9{eim  aKetn  bef^ränft  x% 
unb  wirb  baburd^  oermel^rt,  bog  fte,  um  i^ren  SRangel  an  SRittelu  ju 
oerbergen,  burc^  eine  SRengc  ))ebantifd^er  ©a^ungen  i^re  9teimerei 
tv^ijtotxi  ^at,  mie  ).  8.,  bag  nur  glei^  gefc^riebene  (Selben  reimen, 
bag  ber  $iatud  t^erpönt  ifi,  u.  f.  to.,  melc^em  Mem  bie  neuere  fran« 
}bftf(^e  SDic^terfd^uIc  ein  (Sube  ju  machen  fu^t.    (SB.  n,  486  fg.) 

S)ag  jebeö  heftige  $ert>ortreten  bed  SBiSend  gemein  ift  unb  felbfl 
iot  S)rama  bie  Seibeufc^aften  unb  Sffecte  (eic^t  gemein  erfc^eintn, — 
bied  mirb  befonberd  an  ben  franjöftfc^en  Stragifem  bemerflic^,  atö  totlijt 
ftc^  fein  ^b^ere^  S^tl,  aU  eben  2)arflenung  ber  Seibenfd^aften,  geßecft 
^aben  unb  nun  ba(b  hinter  ein  ftc^  blä^enbed,  Uc^ertid^ed  $at^o0,  ba(b 
hinter  epigrammatifc^e  ©pijjreben  bie  ©emetn^eit  ber  ©ad^e  3U  Der' 
ftedfen  fuc^en.    ($.  II,  635.) 

SEBä^renb  j[ebe  Smpfinbuug  ber  poettfc^en  ^fonen  bei  @^afef peare, 
—  ganj  entgegengefe^t  ber  Srt,  toie  fid^  in  ber  SBirflid^teit  bie  Sm» 
pfinbung  äugert,  —  fo  berebt  \\t  unb  mir  Unred^t  ^aben,  bied  ofö 
unnatürtid^  }u  tabeln,  meil  ed  }um  dbealifc^en  ber  $erfon  gehört;  fo 
flnb  bie  granjofen  hierin  ber  9?atur  getreuer:  „Dieu!  —  Ciell  — 
Seigneurl ''  —  unb  fo  oiet  f^led^ter.    ($.  366.) 

(Ueber  bie  (Einrichtung  bed  fran}öfif(^en  Srauerfpietd  in  ^infid^t  auf 
bie  Sin^eit  t>erg(.  unter  S)rama:    i>xt  brei  Sin^eiten.) 

5)  Sraujbfifc^e  ÜRufiT. 

SOegro  in  WIoH  iß  in  ber  fran}5ftfd^en  9Rufl!  fe^r  b^uftS  ""^ 
(^arafteriflrt  fie;  ed  ift,  mie  wenn  (Siner  tanjt,  mü^reub  i^n  ber  ©(^u^ 
briidEt    (ffi.  n,  521.) 

SvcMttt^  f.  Sßeiber. 

I.  Sit  Sfteitett  M  metopb^ftf^t  (Stgenf^aft* 

1)  Segriff  ber  grei^eit. 

S)er  Segriff  ber  grei^eit  ifl  eigentlid^  ein  ncgotiüer,  inbem  fein 
dn^att  blod  bie  Verneinung  ber  92ot^menbigIeit,  b.  ^.  ht9  aM  gotge 
burd^  einen  ®mnb  »efKmmtfeinö,   ift.     3n   metop^t|flf(^er  $inp(^t 


gtcilrit  193 

bebfittetatfo  Steige it  fo  bie(  aU  ®runb(ofigIeit,  Urfprüitglid^Ieit 
(ffi.  I,  338.) 

2)  ®u6iect  ber  t^rei^ett. 

2)a  bte  (Srfc^eitiung  burc^toeg  bem  @a^  t)om  ®ntnb  untcrioorfen 
nnb  Slot^koenbigfeit  burc^and  tbentifc^  ift  mit  %tiqz  an«  gegebenem 
@ruiibe,  fo  tfl  ^Üt9,  load  jur  Srfc^einung  gehört,  burc^meg  not^^ 
loenbig  beftimmt,  !ann  ba^er  in  feiner  93e}te^ung  anberd  fein,  a(9  t9 
iß.  ^^ei^eit  lann  ba^er  nur  ^Demjenigen  juTommen,  tood  nid^t  Sr« 
fi^inung,  fonbem  S)tng  an  fid^  nnb  ate  folc^ed  ni^t  bem  ®a$  t)om 
@ntnb  unterworfen,  ni^t  ate  J^olge  burc^  einen  ®runb  befitmmt  ift, 
alfo  nur  bem  äSSillen,  bem  ftem  aUer  Srfc^einung.    (SB.  I,  338.) 

3)  Sereinigung  ber  S^ci^^it  mit  ber  9lot^to)enbigIeit. 

Oebed  Ding  ift  ate  Srfc^etnung,  ate  D6j[ect,  bur^meg  not^toen» 
big;  baffelbe  if}  aber  an  fi^  SBiUe  nnb  ate  folc^er  für  aOe  Snyigfeit 
frei.  3)ie  (Srfc^einung,  bad  £)6ject,  ifi  not^n)enbig  nnb  unabänberfic^ 
in  ber  Serlettung  ber  @rünbe  unb  folgen  befKmmt,  bie  leine  Unter« 
brec^ung  ^aben  fann.  S)aö  !Dafetn  überhaupt  aber  biefed  Objecto  unb 
bie  Hxt  feinet  2)afeind,  b.  f|.  bie  dbee,  toelc^e  in  i^m  fiij  offenbart, 
ober  mit  anbem  SBorten  fein  S^aralter,  ifi  unmittelbar  @rf(^einung 
bc«  mUtn^.  On  ©emttg^eit  ber  Srei^eit  biefe«  SBiaend  »nnte  ed 
a(fo  über^oupt  ni^t  bafein,  ober  auc^  urfprüngß^  unb  loef entließ  ein 
gon)  Snbered  fein;  mo  bann  aber  auc^  bie  ganje  ftette,  t)on  ber  e^ 
ein  ®(ieb  ifl,  bie  felbf}  (Erfd^einnng  beffelben  SBiÜend  ifl,  eine  gonj 
anbere  toäre;  aber  einmal  ba  unb  oor^anben,  ifl  eö  in  bie  divJ^t  ber 
®ranbe  unb  folgen  eingetreten,  in  i^r  fietd  not^toenbig  befKmmt  unb 
fann  bemnac^  weber  ein  Vnbered  »erben,  b.  1^.  [xdi  änbem,  noc^  auc^ 
an«  ber  9{ei^e  austreten,  b.  ^.  Derfc^minben.  (993. 1,  338  fg.  S.  96. 
174—178.) 

4)  UnDereinbarfeit  ber  ^rei^eit  mit  bem  Zffz\9mvi^. 

SDem  ZfiA9mn9  3ufotge  ifi  ber  SRenfc^  feinem  ganjcn  ©ein  unb 
Scfen  (Existentia  unb  Essentia)  nac^  bad  SBerf  ®otted.  Mein 
tote  foK  man  fid^  üorflellig  machen,  ba§  ein  SBefen,  metd^ed  feiner 
ganjen  Existentia  unb  Essentia  nad^  ba«  SEBerf  eine^  Slnbem  ifl, 
bod^  fld^  felbfl  uranfängli^  unb  Dom  ®runb  auö  befiimmen  unb  bem« 
na4  für  fein  2:^un  Derantwortlid^  fein  fönne?  SIu^  bem  ®a^  Operari 
sequitor  esse,  b.  ^.  bie  SBirtungen  jebed  Sßefen«  folgen  and  feiner 
Sefi^affen^eit,  ergiebt  fld^,  bag  ber  Urheber  feiner  Sef^affen^eit  au^ 
ber  Urheber  feiner  äBirfungen,  ober  $anb(ungen,  unb  ate  folc^er  für 
biefelben  oerantmortlid^  ifl.  993enn  eine  fc^tec^te  ^anbtung  and  ber 
9Iatitt,  b.  1^.  ber  angeborenen  Sefc^affen^eit  bed  SRenfd^en  entf))ringt, 
fo  liegt  bie  @(^ulb  offenbar  am  Urheber  biefer  97atur.  SBa«  mürbe 
man  tion  bem  Ubrmod^er  fagen,  ber  feiner^ U^r  jürnte,  »eil  fle.unrid^tig 
gienge?  D^ne  Sfeitttt  ifl  bie  Sreil^eit  unb  Seranmortlid^teit  unbent« 
bar.    (6.  71  fg.   %  I,  135;   II,  262.    «ergl.  au(^  «feitttt.) 


192  grauen    —    grci^dt 

®tit  t)ort^ei(§Qft  an9.  Stint  $rofa  Keß  ftc^  fo  (etd^t  nnb  angenel^m, 
loie  bie  fran}5fifc^e.  S)er  t^ranjofe  rct^t  feine  ®ebanten  in  möglic^fi 
logift^er  unb  überhaupt  natürttc^er  Drbtmng  an  einStiber  nnb  legt  fle 
fo  feinem  Sefer  fuccefflüe  ju  bequemer  SnoSgung  t)or,  bamit  btefer 
einem  {eben  berfetben  feine  unget^eilte  Sufmerffamleit  junienben  fönne; 
loä^renb  ber  beutfc^e  üerfc^ränfte  $eriobenbau  bem  teitcnbm  ®ninbfa(i 
ber  ©tilifttf,  bog  ber  ÜKenf^  nur  einen  ©ebanfen  jur  3«t  beutlid^ 
beulen  !anu,  }un)iber^anbelt,  inbem  er  i^m  gumut^et,  bag  er  beren  }tt)ei 
ober  gar  mehrere  ouf  ein  üKat  beule.    (^.  11,  577.) 

4)  granjöfif(^e  ^oefie. 

S)ie  9(rmfäKg!eit  franalSftfc^er  $oefle  beruht  ^ouptf&c^ü^  barauf, 
bag  fte  (jba  t9  in  ber  frangöfifc^en  <Bpxai)t  lein  SOtetrum,  fonbem 
9ieim  aQein  giebt)  o^ne  SDtetrum,  auf  ben  9{eim  allein  bef^rttnft  \% 
unb  wirb  baburc^  üerme^rt,  bag  fie,  um  i^ren  9Range(  an  SRittetn  )u 
oerbergeu,  burc^  eine  äRenge  pebantifd^er  @a$ungen  i^re  Steimerei 
erf^koert  l^at,  mie  ).  8.,  bag  nur  gtei^  gefc^riebene  (Selben  reimen, 
ha^  ber  $iatud  ntxpM  iß,  u.  f.  ».,  »etc^em  SlOem  bie  neuere  fran* 
jüftfd^e  S)i(^terf(^u(c  ein  (Enbe  ju  machen  fu^t.    (S.  n,  486  fg.) 

3)ag  iebe^  heftige  hervortreten  beö  SßiSend  gemein  ifl  unb  felbß 
iot  !Z)rama  bie  Seibeufd^aften  unb  Effecte  leicht  gemein  etfd^einen, — 
bied  »irb  befonberd  an  ben  fran)5ftf(^en  Stragifem  bemerflid^,  a(9  tuetc^e 
fxij  fein  ^5^ered  Qitl,  aU  eben  S)arßenung  ber  Seibenfc^aften,  geftetft 
^aben  unb  nun  ba(b  hinter  ein  flc^  blä^enbed,  U^erti^ed  $at§o9,  balb 
hinter  e))igrammatif(l^e  ©pif^reben  bie  ©emein^eit  ber  @ad^e  )u  t>tx» 
Pedfen  fu(^en.    ($.  II,  635.) 

SBä^renb  jebe  (£m))finbung  ber  poettfc^en  ^erfonen  bei  @^a(ef  t^eare, 
—  ganj  entgegengefe^t  ber  S(rt,  tt)ie  fid^  in  ber  SBirflid^leit  bie  (Sm« 
pfinbung  äugert,  —  fo  berebt  ift  unb  mir  Unred^t  ^aben,  bie^  att 
unnatürlich  )u  tabeln,  »eil  ed  }um  Obealif^en  ber  $erfon  gehört;  fo 
flnb  bie  Sranjofen  hierin  ber  9{atur  getreuer:  „Dieu!  —  Ciel!  — 
Seigneur!''  — nnb  fo  üiel  f^lec^ter.     ($.  366.) 

(Ueber  bie  (Einrichtung  bed  franjSfifc^en  Sirauerfpiete  in  ^inßc^t  anf 
bie  (Einheit  Dergl.  unter  3)rama:    S)ie  brei  (Einheiten.) 

5)  granjöfif^e  SRufil. 

SOegro  in  TioU  iß  in  ber  franjöftfd^en  SRußt  fe^r  f|ttufig  unb 
c^arafterißrt  fie;  ed  iß,  mie  menn  Siner  tanjt,  mä^renb  i^n  ber  ©c^u^ 
brüdEt,    (SB.  n,  521.) 

SvcMttt^  f.  Seiber. 

I.  !S)ie  Sft^iteit  M  metapl^^rtf^e  Stgenf(|aß. 
1)  »egriff  ber  grei^eit. 

"Skt  Segriff  ber  gtet^it  iß  eigentttd^  du  negatioer,  inbem  fein 
dn^alt  blöd  bie  Verneinung  ber  9}ot^menbigfeit,  b.  ^.  M  ato  i^olge 
burd^  einen  ®runb  Seßimmtfein«,   iß.     Sn   meta))^t|ßfc^er  $>tnßc^t 


grei^cit  193 

6ebeuteta(fo  greife tt  fo  biet  a»  ©runblofigleit,  Urfprüngltd^feit 
(2B.  I,  338.) 

2)  ®n6tect  ber  t^rei^ctt. 

3)a  bte  (Srfc^etriung  burc^toeg  bem  ®q^  tiom  ®runb  unterlDorfen 
itnb  Stot^menbigfett  burc^aud  ibentifc^  ift  mit  $otge  qu9  gegebenem 
@runbe,  fo  i|l  ^Ut9,  toa«  int  grfc^etnung  gehört,  bitrc^meg  not^» 
loenbtg  befHmmt,  !ann  ba^er  in  fetner  Sejie^ung  anbete  fein,  ald  t9 
iß.  Srei^eit  fann  ba^er  nur  iCemjenigen  julommen,  n)ad  nic^t  @r- 
fi^inung,  fonbern  2)tng  an  fid^  unb  atö  folc^e^  nic^t  bem  @a$  Dom 
®runb  unterioorfen,  ni^t  al9  ^olge  burc^  einen  ®mnb  beftimmt  ift, 
alfo  nur  bem  SBillen,  bem  ftem  aOer  Srfc^einung.    (SB.  I,  338.) 

3)  Vereinigung  ber  Srei^eit  mit  ber  iRot^mcnbigleit. 

debed  S)tng  iß  oM  (Srf Meinung,  a(d  Objiect,  bur^meg  not^ioen« 
big;  baffelbe  ifl  aber  an  fic^  äBille  unb  aM  fold^er  für  oOe  Swigfeit 
frei.  3)ie  (Srfd^einung,  ha9  Object,  ift  not^menbig  unb  unabänberfid^ 
in  ber  Serlettung  ber  @rünbe  unb  folgen  befKmmt,  bie  feine  Unter- 
brec^ung  ^aben  fann.  2)ad  S)afein  überhaupt  aber  biefed  Objecto  unb 
bie  Art  feine«  Dafein«,  b.  ^.  bie  Obec,  meiere  in  i^m  fi^  offenbart, 
ober  mit  anbem  SBorten  fein  S^arafter,  ift  unmittelbar  @rf Meinung 
be«  aSiOen«.  dn  ©emäg^eit  ber  grei^eit  biefe«  SBiOend  (önnte  ed 
a(fo  überhaupt  nic^t  bafein,  ober  andf  urfprüngli^  unb  mef entließ  ein 
gan)  Snbered  fein;  mo  bann  aber  auc^  bie  gange  Kette,  üon  ber  e« 
ein  ®tieb  i|l,  bie  fetbf}  Srf Meinung  beffelben  SBiOend  ifl,  eine  gong 
anberc  kottre;  aber  einmat  ba  unb  oor^anben,  ifl  c«  in  bie  9teil)e  ber 
®rllnbe  unb  Solgen  eingetreten,  in  i^r  fiet«  not^toenbig  befKmmt  unb 
fann  bemnac^  weber  ein  Vnbere«  toerben,  b.  1^.  fld^  änbem,  noc^  auc^ 
and  ber  Kei^e  austreten,  b.  ^.  Derfc^minben.  (SB.  I,  338  fg.  S.  96. 
174—178.) 

4)  UnDereinbarfeit  ber  ^rei^eit  mit  bem  S^^eidmu«. 

3)em  !£(eidmud  jufotge  ifl  ber  3l?enf(^  feinem  gangen  ©ein  unb 
SBcfen  (ExiBtentia  unb  Essentia)  nac^  ha9  SBerf  ®  Ott  ed.  ^Uein 
mte  foU  man  fi(i^  t)orfleIIig  machen,  ba§  ein  SBefen,  meldte«  feiner 
gangen  Ezisientia  unb  Essentia  nac^  ha9  SBert  eine«  Sfnbem  ifi, 
bo<^  flc^  felbfl  uranfänglic^  unb  Dom  ®runb  aud  befiimmen  unb  bem<» 
na4  für  fein  Xf^vai  Derantmortßc^  fein  fönne?  Sud  bem  ®a^  Operari 
sequitor  esse,  b.  ^.  bie  äBirfungen  jebed  SBefend  folgen  and  feiner 
9ef<^affen^eit,  ergiebt  fid^,  bag  ber  Urheber  feiner  Sef^affen^eit  au^ 
ber  Urheber  feiner  SBiriungen,  ober  ^anbtungen,  unb  atd  foi^er  für 
biefelben  oeranttoorttic^  ifl.  SBenn  eine  fc^tedjte  ^anb(ung  aud  ber 
Statur,  b.  ^«  ber  angeborenen  Sefc^affen^eit  bed  SRenfc^en  entfpringt, 
fo  liegt  bie  @(^utb  offenbar  am  Ur^ber  biefer  9?atur.  SBad  loürbe 
man  tion  bem  Ubtmad^er  fagen,  ber  feiner  U^r  gürnte,  mei(  fle. unrichtig 
gtenge?  D^ne  Sfeitttt  ifl  bie  Stei^eit  unb  Seranmortlid^feit  unbenf» 
bar.    (C.  71  fg.   ^.  I,  135;   II,  262.    «ergl.  auc^  «feitttt.) 


194  gttiHt 

IL  2)ie  i^tmm  gfrei^eU. 

1)  Segriff  ber  ))rafttf(l^en  t^rei^eit 

Unäi  in  praftifd^er  ^infid^t  ifl  ber  Segriff  ber  ^et^eit  ein  nega» 
tiüer.  Sir  benten  burc^  i^n  nur  bie  ^bniefen^eit  aüe^  ^inbemben 
unb  $emmenben ;  bief ed  hingegen  mug,  aM  Sxa\t  äugemb,  ein  $o{{ti))e^ 
fein.    (ffi.  3.) 

2)  (Sint^etlung  ber  praltifd^en  S^ei^eit. 

S)er  möglichen  Sef^offen^eit  bt9  $emmenben  entfprec^enb  ^ot  ber 
Segriff  bicfer  §rei§eit  brci  fe^r  üerfd^iebene  Unterarten:  j)^5fif^e, 
intellectuede  unb  mora(if(i^e  t^rei^eit.    (@.  3.) 

a)  $^^fif^e  t^rei^eit  ifi  bie  Sbniefen^eit  ber  ntaterieden 
$inberni^e  ieber  S(rt.  dn  biefer  p^^flfd^en  99ebeutung  be9  Segriffd 
ber  Srei^eit,  in  toelc^er  er  att  bad  $rttbicat  animalifc^er  SBefen 
gebraucht  koirb,  toerben  Stetere  unb  SDtenfc^en  bann  frei  genannt,  mann 
toeber  Sanbe,  nod^  iierler,  noij  Sö^mung,  alfo  über§au))t  fein  materielle^ 
$inbemig  i^re  $anb(ungen  ^emmt,  fonbern  biefe  i^rem  SB i Ken  gemäg 
oor  fu^  ge^en.  S)iefe  ^rei^rit  bejie^t  ftc^  alfo  nur  auf  ia9  ftünnen. 
d^r  ifi  bie  ))otitifc^e  ^ei^eit  beiju^ä^Ien.  3)tefe  Sebeutung  bed  6e« 
griffd  ber  Srei^eit  ifl  bie  urfprüngtid^e  unb  ))o))uIäre.    (@.  4.) 

b)  dntellectttelle  ^rei^eit.  3)iefe  befielt  barin,  bag  ber  On' 
teKect  ober  bad  (£rfenntni§t)ermögen,  mldit^  bad  SRebium  ber  SRotibe 
ifl,  bur(^  tottift»  ^inburd^  fie  auf  ben  äBiOen  toxxUn,  fxij  in  einem 
normalen  S^f^^t"^^  befinbet,  feine  Functionen  regelrecht  boDjie^t  unb 
ba^er  bie  3Rotit>e  unDerfälfd^t,  mie  fie  in  ber  reaten  9u§entoeIt  oor» 
liegen,  bem  äSillen  }ur  SßafjH  barfieUt,  fo  ba§  biefer  ftc^  feiner  Slatur, 
b.  ^.  bem  inbioibueOen  S^aralter  bed  9)tenf^en  gemttg,  entf^eiben, 
alfo  unge^inbert,  nad^  feinem  felbfleigenen  SBefen  fic^  M%tm  !ann. 

aufgehoben  toirb  biefe  inteDectueOe  gtei^eit  t^eiM  burc^  banembe 
ober  Dorüberge^enbe  3^rrüttung  bed  (£rfenntnigoerm5gend,  tote  Sa^U' 
flnn,  S^etirium,  ^aro^^mu^,  @(^Iaftmn!en^eit,  t^eite  burc^  fingere 
Umflänbe,  meiere  bie  Sluffaffung  ber  ÜRotioe  oerfSIfc&en,  inbem  fie 
drrt^um  oerantaffen,  mie  ).  8.  menn  Oemanb  ®ift  flatt  Ärjnei 
eingießt. 

Serminbert  ober  paxiidl  aufgehoben  koirb  bie  inteüectuelle  ^ei^eit 
burc^  ben  Effect  unb  burd^  ben  9{aufd^. 

Ste  in  intellectueller  Unfreiheit  begangen  finb  alfo  oQe  bie 
Si^aten  anjnfe^en,  bei  benen  ber  ÜRenfc^  entkoeber  nid^t  tougte,  koa^  er 
t^at,  ober  f^tec^terbing«  nid^t  fö^ig  toar,  }u  bebenfen,  toad  i^n  bat)on 
^tttte  abgalten  f offen,  nämti^  bie  gotgen  ber  Xf^aU    ((S.  98—101.) 

c)  9RoraIif(^e  Freiheit  äBtt^renb  bie  p^^fifc^e  Freiheit  fi^  anf 
bad  Können  bejie^t,  be)ie|t  fic^  bie  moralifd^e  auf  bad  9ß ollen. 
äRan  marf  nfimlid^,  audge^enb  Don  ber  (Erfahrung,  bag  ein  ^enfd^ 
mand^mal  o^ne  burA  materielle  ^inbemiffe  gehemmt  ju  fein,  bnrd^ 
Möge  9Rotit)e,  loie  ettoa  S)ro§nngcn,  Serffpred^ungen,  ©efo^ten  u.  f.  xo. 


8frei§rit  195 

abgehalten  loirb  fo  )u  ffanhAxi,  tote  t9  augerbem  feinem  SßiDen  gemSg 
iDfire,  bte  ^rage  anf,  06  ber  SBiIIe  in  bem  @inne  frei  tfl,  baß  er, 
o^ne  burd^  ÜRotitie  al9  ®rünbe  }n  einer  Cntfc^eibung  genöt^igt  gu 
[ein,  fi^  t^on  felbfl,  b.  ^.  o^ne  oOen  ®mnb  ober,  »a«  gleic^bebentenb 
ift,  o§ne  alle  9?ot^n)enbigIeit,  in  bem  (Einen  ober  Knbem  entf(^eiben 
fann.  3)ie  ^rei^cit  in  biefem  @inne  ^ei§t  liberum  arbitrium  in- 
differeniiae.  3^r  mefentlic^e^  SRerlmal  ift,  bag  einem  mit  i^r  begabtem 
dnbioibunm  nnter  gegebenen,  ganj  inbit^ibueO  unb  bur^gttngig  be' 
fünimten  ftugern  Umflänben,  j^ei  einanber  biametral  entgegeugefe^te 
^onMungen  gleich  m5gli(^  finb.  Ob  eö  eine  folc^e  ^rei^eit  giebt, 
bo«  ijl  an  unterfn(^en.    ((£.  5—9.  13.) 

3)  Jtritit  ber  dnbifferena  bed  SEBiltend. 
a)  Stt^fage  bed  ©elbftbemugtfeind. 

2)a9  ®elbf!bett)ugtfein  fagt  amar  bie  grei^eit  bed  X^nnd  au€  — 
unter  Sorau^fe^^ung  bed  SEBoIIend;  aber  über  bief^rei^eit  be«  9Bo(« 
Und,  b.  f).  über  bte  Unab^ängigfeit  unferer  Sßillendacte  oon  SRotioen, 
über  bie  ÜRBglic^Ieit  alfo,  im  einjelnen  ^aUe  (Sntgegengefe^ted  »oOen, 
^  auf  entgegengefe^te  SBeife  beflimmen  ju  I9nnen,  fagt  ed  nid^td  and 
unb  fann  cd  ni^td  andfagen.  2)ie  $au))tquelle  bed  ©d^eind,  Dermöge 
beffen  ber  p^itofop^ifc^  9{o^e  in  einem  gegebenen  $aDe  entgegengefe^te 
ffiiOendacte  für  gleid^  m»gli(^  ^S(t,  ifl  Serwec^felung  bed  3Bünfd^en« 
mit  9BoI(en.  Sßünfc^en  !ann  er  (Entgegengefe^ted,  aber  SEBoUen  nur 
Sind  baoon,  unb  melc^ed  biefed  fei,  offenbart  bem  ©efbftbetougtfein 
aOererß  bie  S^at.  lieber  bie  gef ermäßige  92ot^n)enbig!eit  ober,  Der« 
mdge  beren  oon  entgegengefe^ten  9Bünf^en  ber  eine  unb  ni^t  ber 
anbere  gum  äBtOendact  unb  inx  St^ot  mirb,  fann  eben  bed^alb  bad 
@e(b^etDu§tfein  nid^td  enthalten,  ba  ed  bad  Slefultat  fo  gana  a  posteriori 
erfahrt,  nic^t  ober  a  priori  toeig.  (Entgegengefe^te  SEBünfc^e  mit  i^ren 
ättotioen  fteigen  oor  i^m  auf  unb  nieber;  über  j[eben  berfelben  fagt 
bad  ©elbfibemugtfein  aud,  ba§  er  im  Zfyit  tterben  ttirb,  menn  er 
{om  SBiÜendact  ttiirb.  Sber  biefe  fubfectiDe  SRögtic^Ieit  ifl  eben  gang 
tt|))ot§ettf(^.  Ueber  bie  objectiue,  ben  !(ttdf(^{ag  gebenbe  SRiig« 
lid^feit  hingegen  fagt  bad  @e(bf}bettu§tfein,  koetc^em  fie  a\9  in  ber 
objectioen  SEBett  (icgenb  fremb  ifl,  nid^td  aud.  dene  fubjiectiDe 
VtögKd^feit  ifl  glei(|er  SCrt  mit  ber,  n^eld^e  im  ©teine  tiegt,  Sunden 
)s  geben,  jebo^  bebingt  ifl  bur^  ben  @ta^I,  an  mel(^em  bie  ob» 
jectibe  9Rög(i4<eit  ^a^itt    ((S.  16—18.  42  fg.) 

Xbgefe^en  baoon,  bag,  »eit  ber  SiHe,  al9  ba«  toa^re  2>ing  an  fid^, 
ein  luirflid^  Urf(n:üngli(^ed  unb  Unabhängige«  ifl,  aud^  im  @elbßbetougt« 
fein  ba«  @efü^I  ber  Urf))rüng(id^Ieit  unb  (Eigenmäc^tigleit  feine,  obmo^I 
ft^on  beterminirten  9cte  begleiten  mng,  —  entfielt  ber  @d^ein  einer 
em{>irif(^en  ^^ei^eit  be«  SBiden«  (ßatt  ber  tran«fcenbenta{en,  bie  i^m 
allein  beigulegen  ifl),  a(fo  einer  ^ei^it  ber  eingetnen  Stuten,  an«  ber 
gefonberten  unb  füborbinirten  Stellung  be«  dnteOect«  gegen  ben  SBiOen. 
Jkt  dnteOect  erfährt  nämlic^  bie  »efd^Iüffe  be«  äBiOen«  erfl  a  posteriori 

13* 


196  grei^eit 

unb  em))trif(^.  SDemimc^  ^at  er  bei  einer  üovitegenben  9Ba§(  fein 
jCatum  borüber,  wie  ber  StUe  flc^  entfc^eiben  toerbe.  2)enn  ber  in* 
teOtgib(e  S^aralter  (t)ergL  (Sl^arafter),  bertnbge  beffen,  bei  gegebenen 
ÜRotioen,  nur  eine  Sntf (Reibung  mbgtic^  unb  biefe  bemnac^  eine  nott« 
toenbige  \\t,  fällt  nic^t  in  bie  Srlenntnig  beS  OnteOect^,  fonbern  blöd 
ber  empirifc^e  »irb  i§m  burc^  feine  einjetnen  9(cte  fucceffiüe  befannt 
S)a^er  a(fo  fc^eint  bem  erfennenben  Sewußtfein  OnteUect),  bag,  in 
einem  üorßegenben  ^aU,  beut  äBtUen  }n)ei  entgegcngefe^te  Sntfc^eibungen 
gteic^  möglich  niören.  hiermit  aber  üer^ätt  ed  ftc^  gerabe  fo,  m 
nenn  man  bei  einer  fenhe(!^t  ße^enben,  aud  bem  ©leic^geni^t  unb  W 
©(^loanfen  gerat^enen  (Stange,  fagt  ,,fie  fann  nad^  ber  rechten  ober 
na^  ber  linlfen  @eite  umfc^Iagen'^  koelc^ed  ,,Iann''  boc^  nur  eine 
fubj|ectit)e  Sebeutung  ^at  unb  eigentlich  befagt  ,,l^infl^tli^  ber  und 
befannten  2)ata'';  benn  objectit)  ifl  bie  8li(^tung  be^  gaQd  fc^on  not^' 
koenbig  beflimmt,  fobalb  bad  ©c^tDanlen  eintritt.  @o  bemna4  i{i  ^^^ 
bie  (Entfc^eibung  M  eigenen  SSBiÜend  b(o9  für  feinen  ^n^djautt,  ben 
eigenen  dnteKect,  inbeterminirt,  mithin  nur  relatiti  unb  fubjectio; 
hingegen  an  ftc^  felbfl  unb  ob)ectit)  iß  bie  (Sntfc^eibung  belerminirt 
unb  not^toenbig,  toenngleid^  biefe  Determination  erfl  burc^  bie  erfolgenbe 
Sntfc^eibung  xtC9  Seiougtfein  tritt.  (SB.  I,  342  fg.) 
b)  Su^fage  bed  Serßanbed. 
!Die  aOgemeinfte  unb  grunbvefentßd^fle  Socm  bed  Serfianbed,  M 
Organd  ber  Snfc^auung  ber  obj[ectit)en  93ett  (Dergt.  Serflanb),  ifl 
ha9  ®efe^  ber  Saufalitüt.  3Rit  bem  Serflanbe  nun  bie  in  ber 
(Erfahrung  Dorlommenben  tt)otIenben,  Dom  SEBtUen  bewegten 
Sßefen  betrac^tenb,  finben  wir  jwar,  bag  eine  groge  Serfd^ieben^eit 
in  ber  %xi  flattfinbet,  wie  bie  Saufalitttt  i^r  Ked^t  an  i^nen  gettenb 
mac^t,  inbem  bie  unorganifc^en  ftörper  burd^  Urfac^en  (im  engfien 
(Sinne  bed  9Bortd),  bie  $flau3en  burd^  9Ieije,  bie  X^tere  burc^  iDio* 
tioe  bewegt  werben;  aber  bur«^  biefe  Unterfd^icbe  ber  (Sauf alitttt  wirb 
ba«  allgemeine,  a  priori  gewiffe  ©efe^,  bag  j|cbe  Ser&nberung,  alfo 
au(^  ieber  äBiOen^act,  eineUrfac^e  ^at,  fo(gIi(^  not^wenbig  eintritt, 
nic^t  beeinträchtigt  3)er  9Renfc^,  fo  frei  er  auc^  fd^eint,  mac^t  boc^ 
feine  Kudna^me  oon  bem  ©efe^e  ber  Saufaßtät,  biefem  allgemeinen 
Ütaturgefe^e.  @eine  f^rei^eit  ifl  nur  eine  relative,  comparatit)e, 
^at  nur  ben  @inn,  bag  er  t)erm5ge  feiner  Semunft  unb  S)eIiberationd« 
fä^igfeit  frei  ifl  bom  unmittelbaren  3tt)ange  ber  anfd^autid^  gegen« 
wärtigen,  auf  feinen  Sßillen  att  SRotit^e  wirfenben  Dbj[ecte,  welchem 
bad  Silier  unterworfen  iß,  inbem  er  fi^  noc^  ©ebanlen,  welche 
feine  SRotioe  ftnb,  beßimmt.  !lDurc^  biefe  relatit^e  ^ci^eit  iß  aber 
gau)  aOein  bie  9rt  ber  üRotiüation  geänbert,  hingegen  bie  9!ot^' 
wenbigleit  ber  SBirfung  ber  iDtotiDe  nic^t  im  ÜJIinbeßen  aufgehoben, 
ober  au^  nur  verringert  S)a^er  fann  nur  eine  fe^r  oberßäc^lic^c 
%x\idit  jene  xAaim  unb  comparatit^e  S^ei^eit  für  eine  abfolute,  ein 
liberum  arbitrium  indififerentiae  Ratten.  !Cer  üRenfc^  iß,  wie  aOe 
©egenßänbe  ber  (Erfahrung,  eine  (Erfd^einusg  in  3^it  unb  kaum,  unb 


grcticit  197 

ba  ba9  ®efe^  ber  (Saufalität  fÜY  aOe  btefe  a  priori  unb  folglich  ax\9» 
na(md(od  gttt,  mn^  aud^  er  i^m  untertoorfen  fein.  @o  fagt  e^  ber 
reine  Serfianb  a  priori,  fo  beflttttgt  ed  bte  bsrc^  bte  ganje  3latux 
jefä^rte  Snalogte  unb  fo  bejeugt  t9  bie  @rfal^rung,  toenn  man  fld^ 
ni^t  bnrd^  bie  geifiige,  immaterteOe  Sefd^affen^eit  ber  ben  ÜRenfd^en 
beßimmenben  Urfa(|en  (®ebanfen)  täufc^en  läßt.  Sei  bem  Serfud^, 
h9  liberom  arbitrium  indififerentiae  fid^  DorfleÜig  }tt  machen,  fle^t 
einem  ber  SSerflanb  fiiQ,  ineil  er  feine  ^orm  f^at,  fo  etioad  }u  benfen. 
Ueitrbied  ifl  mit  ber  3(nna^me  einer  folc^en  äBiOen^frei^eit,  bie  barin 
kfle^t,  bog  iebem  SKenfd^en,  in  jeber  Sage,  entgegengefe^te  ^anblungen 
g(ei4  m9g(id^  fein  foDen,  bie  t^atfttd^Iic^e,  angeborene  ®runbt)er* 
fc^teben^eit  ber  S^araftere  unvereinbar.  (Sergl  S^arafter.) 
3)er  S^arafter  bed  dnbioibuumd  mü§te  Don  $aufe  au9  eine  tabula 
rasa  fein,  loenn  i^m  entgegengefe^te  ^anblungen  gleid^  möglich  fein 
foOten.  SBie  Don  Singen  aUt  S^irhtngen  burd^  bie  Urfad^en,  f o  flnb 
r»  Don  dnnen  burc^  ba9  SQßefen  bed  S)inged  befKmmt,  metd^ed  SBefen 
beim  3)?enfd^en  ber  inbiDibuelle  (S^ar alter  tfi;  ober,  inie  bie 
6(^o(afU!er  t9  audbrücften,  operari  sequitor  esse.  Sie  jebe  äBirfung 
in  ber  unbelebten  Statur  ein  not^menbiged  ^robuct  gmeier  gactoren  ifi, 
nämlic^  ber  ^ier  fic^  äußemben  allgemeinen  Statur  traft,  unb  ber 
biefe  Xeußerung  ^ier  ^erDormfenben  ein}elnen  Urf ad^e;  gerabe  fo  ifl 
jebe  Zt^at  eined  SlT^enfd^en  ha9  not^aenbige  $robuct  feinet  (l^aralterd 
nnb  bed  eingetretenen  SDtotiDö.  @inb  biefe  beiben  gegeben,  fo  erfolgt 
fie  unaudbleiblid^.  2)amit  eine  anbere  entflänbe,  müßte  enttoeber  ein 
anbered  ÜRotit)  ober  ein  anberer  6§aralter  gefegt  »erben.  (S.  26--  60. 
9.  48.) 

ftBnnte  ein  9Renfd^  unter  gleichen  Umflänben  ba9  eine  ^al  fo,  bad 
anbere  SDtal  anberd  ^anbetn;  fo  müßte  fein  Sßille  felbfl  fld^  inghiifc^en 
Sefinbert  ^aben  unb  ba^er  in  ber  ßAt  liegen,  ba  nur  in  biefer  Ser« 
Snbening  möglich  ifl.  S)ann  aber  müßte  entn)eber  ber  Sille  eine  bloße 
Srfc^etnung,  ober  bie  ^txt  eine  Seflimmung  bed  Dinget  an  fid^  fein. 
%>mnadf  bre^t  jener  @treit  über  bie  ^rei^eit  bed  einjelnen  X^und 
(ttber  bad  liberum  arbitrium  indififerentiae)  fic^  eigenttid^  um  bie 
Srage,  ob  ber  SiOe  in  ber  QAt  liege,  ober  nid^t.  dft  er  bad  S)ing 
an  fic^,  außer  ber  3^^^  ^"^  1^^^^  ^orm  be«  @a|e9  \>om  ®mnbe;  fo 
muß  nid^t  allein  ba«  dnbitoibuum  in  gleicher  Sage  fletd  auf  gleiche 
SBeife  ^anbeln,  unb  nid^t  nur  jebe  bbfe  SC^ot  ber  fepe  »ürge  für  un« 
3^Iige  anbere  fein,  bie  ed  vollbringen  muß  unb  nic^t  laffen  fann; 
fonbem  t9  ließe  fid^  anij,  »ie  ffant  fagt,  menn  nur  ber  em))irifd^e 
(S^aratter  unb  bie  SDtotiDe  DoOftttnbig  gegeben  loären,  ht»  2Renfd^en 
Ser^alten  auf  bie  S^^fut^f^  ^^^  ^^"^  @onnen«  unb  SRonbfinflemiß 
andm^nen.  SBie  bie  Statur  confequent  ifl,  fo  ifl  e^  ber  S^arafter; 
i^m  gemäß  mn^  jebe  eingelne  $anblung  auffallen,  mie  j[ebed  $^ttnomen 
btm  Statnrgefe^  gemäß  auffällt.  S)ie  ttrfad^e  im  le^tem  ^aü  unb 
ba«  9Rotit>  im  t^tm  flnb  nur  bte  ®etegen^eit9urfad)en.  SDer  SBide, 
^en  (Erfd^einung  ba9  ganje  @ein  unb  Seben  bed  SOtenfc^en  ifi,  fann 


198  grci^eit 

flil   im  etn}etnen  gfaH   ittd^t  Detleugnen,   unb   inad  bet  9Renf<l^  im 
©angen  intll,  koirb  er  aud^  ftM  im  Singetnen  tooflen.   (SB.  I,  344  fg.) 

4)  ©efd^tt^tlid^e  Sefltttigungen. 

STde  kotrKt^  tiefen  ^Denfer  aller  Bitten,  fo  toerfd^ieben  aftd^  il^re 
fonfHgen  Slnfid^ten  fein  mod^ten,  flimmten  barin  überein,  bog  fte  bie 
9?ot^n)enbig!ett  ber  SBiSendacte  bei  eintretenben  SDtotii^en  behaupteten 
unb  bie  SßiQendfrei^eit  (bad  liberum  arbitrium  indifferentiae)  Der« 
»arfen,  tutt^renb  bie  oberfläd^Iid^en  ©eifier  mit  bem  großen  $anfen 
ber  9BiQen^frei(eit  anhängen.  $ob6e9  }uerft,  bann  @pino)a^  bann 
^nme,  aud^  ^ o II bad^  im  Systeme  de  la  nature,  mib  enbtid^  am 
andfü^Iic^fien  unb  grünblic^ften  $riefileq,  ^aben  bie  ))oIIIomntene 
unb  fkenge  92ot§ioenbigfeit  ber  SBiQen^acte  bei  eintretenben  9ßotiDen 
fo  beutlic^  bett)iefen,  bag  fie  ben  DoOIommen  bemonfirirten  SBa^r§eiten 
beijttjtt^Ien  ift.  Unb  nit^t  btod  groge  ^^ilofop^en,  fonbem  auij  große 
St^eologen,  mie  Sluguflinu^  unb  Sut^er,  unb  groge  jCic^ter,  nie 
@^alef))eare,  ®öt^e,  @d^iller,  ^aben  biefe  Sa^r^eit  geteert,  fo 
bag  nur  noc^  ttnmiffenbe  unb  dio^t  Don  einer  Srei^eit  bed  ÜRenfc^en 
in  ben  einjetnen  ^anblungen  ju  reben  fortfahren  fönnen«  (Ed  giebt 
aber  nod^  einen  SDtittelfd^Iag,  melc^er,  flc^  Derlegen  fü^Ienb,  ^in  unb 
^er  latoirt,  fid^  unb  9(nbem  ben  ßiclpunft  \)müdt,  fid^  ^inter  SBorte 
unb  $§rafen  flüchtet,  ober  bie  f^rage  fo  lange  bre^t  unb  Derbre^t,  hx9 
man  nic^t  me^r  »eig,  toorauf  fie  ^inaudlief.  @o  ^at  ed  }.  93.  Seibni^ 
gemad^t.    ((g.  68  fg.  63—89.  174.   5».  23.    SB.  I,  598.    ®.  49.) 

5)  3ttfammen^ang  ber  falfc^en  Srei^eitdle^re  mit  ber 
falfc^en  ^f^c^ologie. 

SDie  93e§au))tung  einer  empirifd^en  S>^ei^eit  be^  äBiÜen^,  eine^  liberi 
arbitrü  indi£Pereiitiae  ^ängt  auf  bad  genauefle  bamit  }ufammen,  bog 
man  bad  SBefen  bed  SKenfd^en  in  eine  @eele  fefete,  bie  urfprünglic^ 
ein  er{ennenbe9,  ja  eigentlich  ein  abßract  benfenbed  SBefen  tottre 
unb  nur  erfl  in  Solge  ^iebon  andi  ein  toollenbed,  bag  man  alfo  ben 
SBiDen  fecunbärer  9latur  mad^te,  flatt  bag  in  äBa^r^eit  bie  @r{enntnig 
bied  iß.  SDanoc^  nun  »äre  j[eber  9Renf4  ba^,  mad  er  ifi,  erfl  in 
golge  feiner  (Srienntnig  gemorben;  er  fttme  ald  moralif^e  9{uO  auf 
bie  äBelt,  erfennte  bie  3)inge  in  biefer,  unb  befd^Uff^  barauf,  Der  ober 
ÜDer  gu  fein,  fo  ober  fo  gu  §anbeln,  Knnte  alfo  aut^  in  ^olge  neuer 
(Srienntnig  ein  gang  Snberer  »erben.  S)iefe  Sbtfic^t  i^  eine  Umle^rung 
be«  toa^ren  Ser^ttltniffe«.  3)er  SBiUe  iß  ha9  Crfle  unb  Urfprüngti^e, 
bie  (Srfenntnig  blod  ^ingugelommeu,  gur  (Srfd^einung  be^  SBiDend  aU 
ein  SBerlgeug  gehörig,  ^xä)  bie  ^ingugefommene  Srlenntnig  erfährt 
er  im  Saufe  ber  Srfa^rung  toad  er  ifl,  b.  ^.  er  lernt  feinen  ^(aralter 
lernten.  (Er  erlennt  f!(^  alfo  in  ^otge  unb  ©emttg^eit  bet  9e« 
fil^affen^eit  feinet  äBiOen^;  flatt  bag  er  nad^  ber  alten  Snftc^t  koill 
in  Solge  unb  ©emttg^eit  feine«  (Erfennend.  (9B.  I,  345.  S.  152.) 
Seit  entfernt,  bag  ber  (E^arofter  bad  äBerl  ))emünftiger  SBo^I  unb 
Ucberlegung  tottre,  ^at  ber  OnteOect  beim  Rubeln  mift9  meiter  gu 


grei^ctt  199 

if^m,  M  bem  SiDeti  bie  SRottoe  Dorgu^olten;  bann  aber  mug  et  aU 
bipger  3ttf(^auer  mtb  B^uge  }ttfe^en,  tote  aud  i^ter  SEBtrfung  auf  ben 
gegebenen  S^arafter  ber  SebenManf  ftc^  gehaltet,  beffen  fämmtlic^e 
Vorgänge,  genau  genommen,  mit  berfelben  Slot^toenbigfeit  eintveten, 
tote  bie  S3en)egungen  eine^  U^noerte.  ($.  U,  250.) 
6)  Sßo  bie  moralifc^e  t^rei^eit  liegt. 

3)te  Verneinung  ber  empirifc^en  3BiIIen9frei^eit  ifi  nid^t  gleitete« 
beutenb  mit  Verneinung  ber  SBiUen^fret^eit  überhaupt.  2)ie  Seugnung 
btr  äBiOen^frei^eit  fd^Ied^t^in  h)iberfhitte  ber  SE^atfac^e  bed  @efü^M 
ber6eranttt)ortti(^feit  für  S)a^,  toa^  toir  t^un,  ber  Surec^nungd«* 
ffi^igleit  für  unfere  ^onblungen.  S)a  nun  aber  bie  grrei^eit  aeber 
in  ben  ^anblungen,  no^  im  empirifd^en  S^aralter  liegt,  fo  mu^  fte 
m  anber^  gefud^t  toerben.  9?ur  hnidf  bie  Sanffc^e  Unterfd^eibung 
itotfd^en  em))irif(l^em  unb  inteQigibelm  S^aralter  gelangen  tt)ir  gur  nia^ren, 
^D§ern  Slnftc^t  über  bie  Srei^eit.  (SergL  unter  (S^araher:  Ser^ältni§ 
bed  inteDigibeln  gum  empirif^en  S^aralter.)  Der  empirifd^e  S^arafter 
ifl,  att  ©egenfianb  ber  (Erfahrung,  eine  bloße  Srfc^einung,  bo^er 
an  bie  Sonnen  aOer  Srfc^einung,  3^it,  %aum  unb  Saufalität  gebunben 
unb  bereu  ©efegen  unterworfen;  hingegen  ift  bie  ate  S)ing  an  fid^  oon 
biefen  t$ormen  unabhängige  unb  be^^alb  (einem  3^itunterf^ieb  unter« 
ttorfene,  mithin  be^orrenbe  unb  unoerttnbertid^e  Sebingung  unb  ©runblage 
biefer  gangen  @rf(^einung  fein  inteUigibler  d^axatttt,  b.  1^.  fein 
9SiIIe  aM  S)ing  an  fOf,  melc^em,  in  folc^er  dEigenfc^aft,  aüerbing« 
auif  abfolute  tlfrei^eit,  b.  ^.  Unab^ttngigleit  Oom  ©efe^e  ber  Saufalität 
{ufornrnt.  S)iefe  t^^eit  aber  ifl  eine  tran^fcenbentale,  b.  ^.  nid^t 
in  ber  (Srfd^einung  ^erOortretenbe,  fonbem  nur  infofern  oor^anbeiie,  att 
mir  oon  ber  (Srfd^einung  unb  allen  i^ren  (formen  abfha^iren,  um  gu 
bem  gu  gelangen,  toa9,  auger  aller  3citf  ald  bad  innere  SBefen  bed 
3Kenf(^en  an  fic^  felbft  gu  beuten  ift.  Sermdge  biefer  ^rei^eit  finb 
ade  Saaten  bed  SRenfd^en  fein  eigenem  Serf,  fo  not^menbig  fte  auc^ 
Qug  bem  empirifd^en  S^arafter  bei  feinem  3ufammentreffen  mit  ben 
äRotioen  ^erOorge^en;  koeil  biefer  emptrifc^e  (S§ara!ter  bJod  bie  (Sr« 
{(^einung  M  inteüigibetn  ifL  2)emgufo(ge  ifl  gnar  ber  SBiQe  frei, 
ober  nur  an  fic^  felbft  unb  außerhalb  ber  (Srf^einung;  in 
biefer  hingegen  flellt  er  fld^  fc^on  mit  einem  beftimmten  S^arafter  bar, 
meinem  alle  feine  Saaten  gemttg  fein  unb  ba§er,  nienn  burc^  bie 
tingugetretenen  SDtotioe  nä^er  beflimmt,  not^menbig  f  o  unb  nid^t  anber9 
QttdfaOen  muffen. 

i>a9  ißerf  unferer  ^rei^eit  §aben  mx  bemnac^  nic^t  in  unfern 
eingetnen  ^anblungen,  fonbem  im  gangen  @ein  unb  Sßefen  gu 
ftt^cn.  ü5ie  ^rei^eit,  ml^t  im  Operari  ntd^t  angutreffen  ift,  muß 
im  Esse  liegen,  hierauf,  bag  ber  ilRenfc^  3)ad  ift,  toti9  er  fein 
»t((,  beruht  ba^  9eh)ugtfein  ber  S3erantmort(id§feit  unb  bie  moralifd^e 
lenbeng  be«  geben«.    (&  90—98.   %  U,  242.) 

deber  erlennt  fiij  o^ne  Seitered  al9  ben  Sitten,  b.  ff.  af«  3)a^ 
jenige,  toad  otd  ^ing  an  fid^  nic^t  bem  @a6  oom  ®runbe  untenootfen 


200  Swi^eit 

ifl  utib  bad  fftbfl  üon  SKd^tö,  l^on  htm  l^ielme^r  aVit9  ffnbere  ob« 
^ttngt;  aber  ntc^t  deber  unterf (Reibet  jugleic^  mit  ))^itofo))^tf(i^er  firitU 
unb  SBefonnm^eit  ftd^  a(d  fd^on  in  ber  3^it  eingetretene  unb  befiintmte 
Srfd^einung  biefe9  StIIend,  man  fönnte  fagen  äBitlendoct,  Don 
jenem  äBtIIen  gum  Seben  felbfl  unb  fuc^t  ba^er,  fiatt  fein  ganje« 
!3) afein  ate  9ct  fetner  grei^eit  }u  erlernten,  biefe  Dtelme^r  in  feinen 
eingelnen  $anb(ungen,  alfo  an  einem  falfc^en  lOrte.  (SB.  1,  597  fg.) 

S)ie  moralifd^e  f^tet^eit  iß  nirgenbd  in  ber  iRatur,  fonbem  nur 
außerhalb  ber  9tatur  ju  fuc^en.  @ie  ifl  ein  SDtetapl^^fif^ed,  aber  in 
ber  p^^fifc^en  SBelt  ein  Unmöglid^ed.  S)emna4  finb  unfere  ein}etnen 
Senaten  feinedtt)egd  frei;  hingegen  ifl  ber  inbi))ibuene  S^aralter  an}U« 
fe^en  aU  feine  freie  S^at.  Sr  fclbfl  ifl  ein  ©otd^er,  mil  er  ein  fttr 
aOe  9Ra(  ein  ©olc^er  fein  tuiO.    (^.  ü,  242.) 

3)er  täufc^enbe  @d^ein  einer  f^ei^eit  in  ben  cinjelnen  $anb(ungen 
beruht  auf  ber  im  SKenfc^en  eintretenben  beutlic^en  ©onberung  be« 
dnteSect^  Dom  äßiHen  unb  folglich  be^  3RotiK)9  Don  ber  ^anblung. 
9Bo  im  Unorganifc^en  Urfad^en,  im  Segetabilifd^en  Steige  bie  äBirtung 
^erDorrufen,  i^,  toegen  ber  (Einfachheit  ber  Saufafoerbinbung,  nid^t  ber 
minbefle  @<^ein  Don  f^ei^eit  !(6er  fc^on  beim  animalifd^en  Seben, 
»0,  toa9  bid  ba^in  Urfad^e  ober  dltii  toax,  ate  3RotiD  auftritt,  folglich 
in  einem  anbern  ®ebiete,  im  ©ebiete  ber  Sorfledung  liegt,  ifl  ber 
caufale  3ufttnttnen^ang  jmifc^en  Urfac^  unb  SBirtung  nic^t  me§r  fo 
augenfällig.  Qtoax  ifl  er  beim  S^^iere  no(^  nuDerlennbar.  Sber  beim 
iDlenfd^en,  bem  eine  unfic^tbare  ®ebanfentt)elt  im  Stopfe  9RotiDe  unb 
©egenmotioe  fttr  fein  St^un  liefert,  ba  ent}ie§t  fl(^  jener  3ufammen^ang 
ber  Beobachtung.    (97.  77  fg.) 

7)  STeleotogifc^e  (Erllttrung  ber  Ollufion  ber  grei^eit 
bei  jieber  einjelnen  $anbtung. 

3)ie  Snburfad^e  bed  natürlichen  ©d^ein^  ber  Srei^eit  be^  SBiSend 
bei  ieber  einjelnen  ^anblung  ifl  folgenbe.  dnbem  bie  S^ci()sit  unb 
Urfprünglic^feit,  toel^e  in  3Ba^r^eit  aOein  bem  inteüigibeln  S^aralter 
eined  9Renf c^en,  beffen  bloge  Sluffaffnug  burc^  ben  dnteDect  fein  iAm9- 
lauf  ifl,  }u!ommt,  jeber  einjetnen  $anblung  anju^ängen  fd^eint  unb  fo 
ba9  urf))rttngUc^e  Sßer!  für  bad  empirif(|e  ^enmgtfein  fc^einbar  in 
ieber  eingelnen  ^anblung  aufd  92eue  Doübrad^t  niirb ;  f o  erhält  ^ieburc^ 
unfer  Sebendlauf  bie  grögtmöglic^fle  moralifc^e  Srma^nung  (vou- 
x&^ai4),  inbem  fttmmttic^e  fc^le^te  ©eiten  unferd  ^^aralterd  und 
babnrd^  erfl  re^t  ftt^Ibar  tt)erben.  debe  Si^at  nämlid^  begleitet  bad 
®eu)iffen  mit  bem  (Kommentar:  ,,/Du  Knntefl  aud^  anberd  §anbeln'',  — 
obwohl  beffen  ina^rer  ©inn  ifl:  ,,S)u  Knntefl  auc^  ein  Snberer  fein." 
(^.  n,  250.) 

8)  dEintritt    ber    grei^eit    in    bie    (Erfc^einung    beim 
äRenfd^eu. 

dm  SRenfc^en  aM  ber  DoDIommenflen  (Srfc^einung  bed  SBiOend  fann 
ber  äßiHe  }um  Dölligen  ©elbftbemngtfein,  2»«  bentlic^en  unb  erfd^Spfenben 


greimauverei    —    grcubc  201 

Srbmten  feinet  eigenen  Sefend,  toit  t€  fid^  in  ber  ganjen  SSBelt  ab' 
frä^I^  gelangen.  Sud  bem  toirHid^en  ^or^anbenfein  biefed  ®rabe9 
non  (Stlenntnig  ge^t  nic^t  nur  bte  ftunfi  ^ert)or  (f.  Jtunfl),  fonbent 
a  tofarb  burc^  fie  aud^,  inbem  ber  äßille  fle  auf  fid^  {elbfl  bejie^t,  eine 
Suf^ebung  unb  @el6ftoemetnnng  beffelben  in  fetner  t^oDirommenfien 
Srf Meinung  mögtid^;  fo,  bag  bte  grei^eit,  h)el(^e  fonfl,  ate  nur  bem 
3)uig  an  fi(^  jufomnienb,  nie  in  ber  Srfc^einung  fic^  feigen  fann,  in 
folc^em  SaO  auc^  in  biefer  hervortritt  nnb,  inbem  fle  bad  ber  @r« 
ji^ännng  ]um  ©runbe  tiegenbe  SBefen  aufgebt,  h)tt^renb  biefe  felbfl  in 
ber  3cit  no(^  fortbauert,  einen  äßiberfpruc^  ber  Srfd^einung  mit  fi<^ 
fdbfi  ^Dorbringt  unb  gerabe  baburc^  bte  ^^ttnomene  ber  ^eiligfeit 
unb  ©elbfiüerleugnnng  barfieüt  Der  ÜRenfd^  unterf^eibet  flc^  alfo 
Don  aOen  anbem  (Srf^einmtgen  bed  SEßiDend  baburc^,  bog  bie  f^rei^eit, 
b.  ^.  Unab^ttngigfcit  ))om  @a6  it9  ©runbed,  toelc^e  nur  bem  SBiOen 
ti€  !Ding  an  fic^  gutommt  nnb  ber  (Srfd^einung  n)iberff)ri(l^t,  bennod| 
bei  i|m  tnöglid^ertoeife  auc^  in  bie  (Srfd^einung  eintreten  fann,  loo  fle 
aber  bann  not^menbig  aü  ein  SBiberfpmc^  ber  (Srfc^etnung  mit  fld^ 
felbfl  fld^  barfteüt.  du  biefem  @inne  lann  nid^t  nur  ber  SBille  an 
ft(4,  fonbern  fogar  ber  SRenfd^  aOerbingd  frei  genannt  unb  baburc^ 
bon  aDen  anbem  Sßefen  unterfd^ieben  toerben.  (äS.  I,  339  fg.  355. 
476—478.) 

iteimanrttti,  f.  äR^ßerien. 

1)  ffiirlung  ber  greube. 

Sie  jebe  merHid^e  Erregung  bed  äBiüend  bie  Function  bed  dnteQcctd 
ftdrt  unb  burd^  feine  (Sinmifc^ung  i^r  9{efultat  berfälfc^t,  fo  anä^  bie 
Sreube.  2)ie  ghreube  mai^t  unüberlegt,  rüdftc^tdlod  unb  Dermegen. 
(ffl.  n,  241.) 

2)  ®egen  ba^  Uebermaag  ber  greube. 

Unmtt§ige  ^reube  unb  fe^r  heftiger  ©c^merj  ftnben  fld)  immer  nur 
in  ber  felben  $erfon  ein;  benn  beibe  bebingen  fic^  mec^felfeitig  unb 
Ttnb  au4  gemeinfc^aftlid^  burc^  groge  Seb^aftig!eit  bed  ®eiße^  bebingt. 
Seibe  tt)erben  nidE|t  burd^  ia9  rein  ®egenh)ärtige,  fonbern  burd^  %n* 
tiripation  ber  3u(unft  hervorgebracht.  !3)a  aber  ber  Schmer}  bem 
Seben  »efentlic^  ifl  unb  auc^  feinem  ®rabe  nadE)  burt^  bie  Statur  bed 
@nbj[ect0  beflimmt  iß,  ba^er  plö^Iid^e  Serttnberungen,  »eil  fle  immer 
fingere  finb,  feinen  ®rab  eigentlid^  nic^t  änbern  lönnen;  fo  liegt  bem 
äbermtfgigen  dnbel  ober  ©d^mer}  immer  ein  dnt§um  unb  933a^n  jum 
@nmbe;  folgtid^  liegen  {ene  beibe  tteberfpannungen  be9  ®emfit§^  fic^ 
bitrcl  iStnfld^t  vermeiben.  Oeber  unmttgige  dubel  (ezaltatio,  insolens 
laetitia)  beruht  immer  auf  bem  SBa^n,  6tn)a^  im  Seben  gefunben  jn 
^ben,  \Da9  gar  nid|t  barin  anjutreffen  ifl,  nämlic^  bauembe  Sefriebigung. 
8on  iebem  einjelnen  Sßa^n  biefer  9rt  mug  man  fpttter  unau^bleibli^ 
ittrütfgebrac^t  toerben  unb  i^n  bann,  koenn  er  verfc^minbet,  mit  eben  fo 
Kttem  @(^merjen  bejahten,  att  fein  Eintritt  ^eube  verurfad^te,    Qr 


202  gtennbfd^afc 

gleidit  tnfofetn  burd^au^  ettiev  $&^,  bon  ber  man  nur  huxif  Sau 
mieber  f^ttab  lonn;  nnb  ieber  plö^Iic^e,  übennttgtge  @(^met)  iß  eben 
nur  ber  Sau  i^on  fo  einer  ^j$^e,  bad  Serfd^toinben  eined  fo(c|en 
äBal^ned,  unb  ba^er  burd^  i^n  bebingt.  Um  beibe  }u  Dermeiben,  ^at 
man  bie  S)tnge  *fletd  im  ©anjen  unb  in  i^rem  3i<f^>>^^^"^^8  ^^f' 
jufaffen  unb  f{<^  }u  ^ttten,  i^nen  bie  fubjectibe  Sarbe  }tt  leiten.  3)te 
©toifd^e  (Et^il  gieng  ^auptfä^ttc^  barauf  au9,  ba9  ®emüt^  Don  aQem 
fold^en  äBa^n  gu  befreien  unb  i^m  fiatt  beffen  unerfd^ütterlif^en  ®(ei(^*  ' 
mut^  ju  geben.  (SB.  I,  374  fg.)  Ueber  (einen  Sorfall  foSte  man  in 
grogett  dubel,  ober  große  SBe^Hage  au^bred^en;  t^eiM  toegen  ber  Ser« 
änberlic^Ieit  aSer  S)inge,  bie  i^n  {eben  Sugenblid  umgefialten  fann; 
t^eite  »egen  ber  Srüglic^Ieit  unfern  Urt^eild  über  bad  und  ®ebei^Ii<4e, 
ober  Stad^t^etlige,  in  ^olge  metd^er  fafl  deber  ein  Wlal  geme^flagt  ^t 
über  SDad,  \oa9  nad^^er  ftd^  ate  fein  tna^red  IBefled  au9mt9,  ober 
gejubelt  über  *Da9,  xoa9  bie  OueQe  feiner  größten  Seiben  geworben  ifi. 
(?ß.  I,  5O30 

3)  Unterfc^ieb  ber  ttd^ten  Don  ber  gleißnerifc^enSrenbe. 

Die  aQermeifien  ^errlid^Teiten  finb  bloßer  Schein,  toit  bie  SC^eater« 
becoratton,  unb  ba9  SBefen  ber  @a(^e  fe§tt.  3*  ^*  behiimpelte  unb 
beirttnjte  @d^iffe,  Aanonenfd^üffe,  ditotinationen,  Raufen  unb  Zxom* 
peten,  Oauc^gen  unb  ©d^reien  u.  f.  tt).  —  bied  Äflee  ifl  ba8  Äu«- 
^ängeft^ilb,  bie  ^ierogt^pl^e  ber  greube;  aber  bie  S^eube  feUflifl 
babei  meifiend  nic^t  ju  finben;  fie  allein  ^at  beim  f$efte  abgefagt.  S)ie 
toirllic^e  $reube  bmmt  in  ber  9{egel  ungelaben  unb  ungemetbet,  bon 
felbfi  unb  saDs  ÜEiyon,  ja,  fiill  ^erangefd^Iic^en,  oft  bei  ben  unbebeu« 
tenbfien  Unlttffen,  unter  ben  aütttglid^ften  Umflttnben,  ja,  bei  ni^td 
koeniger  aU  gtänjenben,  ober  m^mDoIlen  ©elegen^eiten.  Sei  a&en 
oben  em)ä^nten  gleißenben  SDingen  unb  t$efl(i(^!eiten  ifl  aud§  ber  ^\oti 
btod,  Snbere  glauben  ju  madEjen,  ^ier  tottre  bie  ^reube  eingefe^rt;  biefer 
®(f|ein  im  Jtopf  Ruberer  ifl  bie  abfidjt  ©längenbe,  rauf(^enbe  $efle 
unb  Suflbarleiten  tragen  fletd  eine  Seere,  tt)o§I  gar  einen  SRißton  im 
Innern,  fd^  on  h)eil  fle  bem  SIenb  unb  ber  SDürftigTeit  unfern  SDafeind 
laut  miberfpred^en,  unb  ber  Sontrafl  er^ö^t  bie  9Ba^r^eit.    ($.  I,  436.) 

1)  2)ie  t^reunbfd^aft   aU  eine  SNifc^ung   heterogener 
Elemente. 

S)ie  Sreunbfc^aft  ifl  immer  SRifd^ung  oon  @elbflfu(^t  unb 
2RitIeib;  erflere  liegt  im  SBo^IgefaÜen  an  ber  ©egentnart  bed  Sh^eunbed, 
beffen  3nbit)ibnatttät  ber  unfrigen  entfprit^t,  unb  fle  mac^t  fafl  immer 
ben  größten  2:^eil  and;  SRitleib  geigt  flc^  in  ber  aufrid^tigen  St^eil« 
na^me  an  feinem  993o§(  unb  9Be^e  unb  ben  uneigennü^igen  Dpfem, 
bie  man  biefem  bringt    (993.  I,  444.) 

äSal^re,  äd^te  Sreunbfc^aft  fet^t  eine  flarte,  rein  objectibe  unb  DbOtg 
uninterefprte  Si^eilna^me  am  SBo^t  unb  äBe^e  bed  Snbem  ooraud, 
unb  biefe  »ieber  ein  tnirdic^ed  ©ic^*  mit  bem  ghreunbe-dbentiftctren. 


gmtibfd^aft  203 

Dem  fh^t  ber  (Sgot^mud  ber  menfd^lic^ett  92aiur  fo  fe^r  entgegen,  bog 
tta^te  ^eunbfd^aft  }tt  ben  2)ingen  ^tf^M,  bon  benen  man,  toit  üon 
bot  coloffolen  ©eefd^butgen,  ntc^t  toti^,  ob  fie  fabet^aft  finb  obet 
irgenbmo  epfKren.  dnbeffen  gtebt  ed  mancherlei,  in  bet  $au^tfa(^e 
freiließ  anf  Derfiedten  egotftif^en  9Rottt)en  ber  mannigfaltigfien  ffrt 
^eru^be  Serbinbungen  ^mifd^en  3)?enf(^en,  tueld^e  bennod^  mit  einem 
@ran  jener  toaf^xtn  ^eunbfc^aft  »erfe^t  ftnb,  looburd^  f^e  fo  Derebelt 
toerben,  bag  fte  in  biefer  unDoIRommenen  9ßelt  mit  einigem  §ug  ben 
Stamen  ber  f^reunbfc^aft  führen  bürfen.    ($.  I,  488.) 

Sei  ben  flittn  ifi  ^reunbf d^aft  ein  $aut>tca))itel  ber  iKoral.  »ber 
fte  ifl  eine  bloge  (Singefd^ränlt^eit  nnb  Sinfeitigleit,  bie  Sefc^rcinlung 
3)edientgen  auf  Sin  9nbit)ibnum,  tx>a9  ber  gangen  SRenfc^^cit  gebührt, 
be0  äSBieberertennen^  feinet  eigenen  SBefend  im  9(nbem;  ^öc^jlend  i|i 
fte  ein  Som))romig  jmifc^en  biefem  nnb  bem  (Egoidmud.    (^.402.) 

2)  SBert^  eine9  treuen,  anfri^tigen  g^^unbe^. 

SBegen  ber  Verunreinigung  faß  aller  (Srienntniffe  unb  Urt^eile  bed 
OnteUectd  burc^  bie  fubjectioen  Ontereffen  bed  SBiÜend  ifl  e9  und, 
namentlich  in  und  »idEjtigen  perfönlic^en  Angelegenheiten,  »o  bad  dn* 
tereffe  balb  aU  %üxijt,  balb  aiß  Hoffnung  )eben  ®^ritt  be9  dnteOectd 
oerfSIf^t,  faft  unmöglich,  ftar  ju  fe^en  unb  ba9  ^ic^tige  gu  treffen. 
3)ed(a(6  ifi,  unter  fe^r  erregenben  Umftänben,  ein  treuer  unb  aufrichtiger 
§reunb  Don  unfd^ä^barem  2Bert^;  meil  er,  felbfi  unbet^etligt,  bie 
3)inge  fie^t  toit  fie  pnb,  toä^renb  fie  unferm  Slicfc  burc^  bie  ®au!elei 
ber  Seibenfd^aften  berfätfc^t  fic^  barfleffcn.    {%  H,  69  fg.) 

3)  (Erprobung  bed  greunbed. 

3)ie  Sec^t^eit  eined  t^reunbed  )u  er))roben,  ^at  man  näd^fl  ben 
SftOen,  100  man  emfißd^er  $ülfe  unb  bebeutenber  Opfer  bebarf,  bie 
befie  Gelegenheit  in  bem  Sugenblid,  »o  man  i^m  ein  Unglüd,  batoon 
man  fo  eben  getroffen  loorben,  berichtet.  SUbann  nämfid^  malt  ftd^ 
in  feinen  3^9^^  entmeber  koa^re,  innige,  unoermifc^te  SSetrübnig,  ober 
aber  fte  beftfttigen,  bur^  i^re  gefagte  SRu^e,  ober  einen  flüd^tigen 
Kebeujug,  9toc^efoucauIbd  SSort,  bog  felbfi  in  htta  Unglücl  unferer 
beften  ^eunbe  (£ttoa9  ifl,  toa€  und  nic^t  migfäQt.  SDie  getoö^nlic^en 
logenannten  greunbe  berm5gen  bei  fold^en  ©elegen^eiten  oft  faum 
ba0  3ud(en  ju  einem  leifen,  too^IgefäSigen  Säc^etn  ju  unterbrücfen. 
(?.  I,  488.) 

4)  3Bad  teber  Sreunbfc^aft  ^Eintrag  t^ut 

{Entfernung  unb  lange  Sbtoefen^eit  t^un  jeber  f^eunbfc^aft  (Eintrag, 
0  ungern  man  ed  gefleht.  3)enn  äRenfd^en,  bie  h)ir  nic^t  fe^en,  »ären 
ic  auc^  unfere  geliebteflen  f^reunbe,  trocinen  im  Saufe  ber  da^re  aU» 
^ig  }u  abflracten  Segriffen  auf,  tooburc^  unfere  S^eilna^me  an  i^nen 
ne^  unb  me^r  eine  blöd  oernünftige,  \a  trabitioneOe  mirb;  bie  (ebi< 
Hfte  unb  tiefgefühlte  bleibt  S)enett  oorbe^alten,  bie  mir  t)or  Sugen 
^ben.    @o  flnnli^  ifl  bie  menfc^tid^e  Statur.    {%  I,  488  fg.) 


204  grö^Itt^fett    —    gürpen 

5)  3)ie  3a^(  ber  Srenube« 

S)ie  ßafjH  ber  gfreunbe,  bte  (Siner  (at,  ifl  fein  Seioeid  feinet 
SBert^fd.  9!tc^td  üenät^  lueniger  äRenfdbenlenntttig ,  atö  ivenn  man 
al^  einen  S3e(eg  ber  Serbienfie  unb  bed  SSert^e^  eineö  9Renfc^en  an« 
fü^rt,  bog  er  fe^r  biele  ^reunbe  l^at;  a\€  ob  bte  SRenfc^en  i^re 
^eunbfc^aft  nad^  bem  9ßert^  nnb  Serbienfl  ))erfd^eitften.  &  Iä§t  fid^ 
gegent^etM  behaupten,  ba§  ÜRenfc^en  Don  Dtelem  SBert^  unb  Serbtenfl 
nur  n)enig  ^reunbe  ^aben  fönnen.    (9R.  257.) 

6)  ttna6^ttngtg!eit  ber  t^reunbfd^aft  jtoifd^en  ^erfonen 
Derf(^tebenen  ©efd^Ied^td  Don  ber  ©efc^Iec^tdltcbe. 
(©.  ©efd^Iec^tdliebeO 

^ccil)licl)luit,  f.  ^eiterteit 

fiiJjUtt,  f.  ®efü^I. 

1)  SBirfung  ber  ^uxijt 

üDer  fiörenbe  Stnflug  ber  Erregung  be^  Sßillen^  auf  ben  dnteDect 
jetgt  fi(^  bei  ber  Surc^t  barin,  bag  biefelbe  und  in  ©efa^ren  Der« 
^inbert,  bte  noc^  Dor^anbenen,  oft  na^e  liegenben  Stettitngdmittel  )u 
fe^en  unb  \a  ergreifen.  f$emer,  wie  bie  Hoffnung  uii^  ^a9,  m9 
n)ir  toünf d^en,  fo  Ittgt  bie  f^urd^t  und  SDad,  load  toxx  beforgen,  a\9 
loa^rfc^einUc^  unb  na^e  erbliden,  unb  beibe  Dergrögem  i^ren  ®egen« 
flonb.    (SB.  n,  241  fg.) 

2)  Sie  f^urd^t  aU  Urf))rung  be9  ®0tterg(auben& 

Primus  in  orbe  Deos  fecit  timor  ifl  ein  alted  SEBa^rtoort  bed 
^etroniud.  9Ran  ßnnte  ba^er,  ha9  Seben  nnb  bie  poputfire  ST^eoIogie 
int  Suge  ^abenb,  lu  ben  brei  Don  ftant  !ritifirten  Setoetfen  für  bad 
SDafein  ©otted  no(^  einen  Dierten  fügen,  ben  a  terrore,  ald  beffen 
Jtritil  ^ume'd  unDergleic^Ii^e  natural  history  of  religion  ju  be« 
traci^ten  ifl.  dm  @inne  beffetben  Derflanben,  mttd^te  too^l  aud^  ber 
Don  @c^(eiemtad^er  Derfud^te  Scmetd  and  bem  ©efü^I  ber  fllb^ftngigfeit 
feine  äßo^r^eit  liabtn,  menn  aud^  nic^t  gerabe  bie,  koelc^e  ber  %uffteller 
beffelben  fi^  backte.    (SB.  I,  607.   9}.  38.) 

Itttd^tfamkeit. 

(Sin  gemiffed  üRaag  Don  t^urc^tfamfett  ifi  ju  unferm  Seßonbe  in 
ber  SBelt  not^toenbig ;  bie  geig^cit  ifl  b(od  bad  tteberf c^reiten  beffelben. 
(?.  I,  506.) 

^iirfUn. 

1)  9Bad  bie  t^ürften  urfprttnglic^  toaren  unb  mad  fie 
fpttter  tDurben. 
Soltaire  fagt:  Le  premier  qui  fut  roi  f ut  un  soldat  heurenx. 
Sinerbingd  ftnb  urfprünglic^  too^i  aQe  ^rflen  flegreid^e  $eerftt^rer 
gekoefen,  unb  lange  ^At  ^aben  fte  eigentfid^  in  biefer  (Sigenfc^aft  ge* 
$errf(^t.  9!a(^bem  fte  fle^be  $eere  Ratten,  betrachteten  fie  ha9  SoU 
a\9  bad  3RitteI,  ftc^  unb  i^re  ©olbaten  gu  emä^en,  folglich  aU  eine 


Süllen  205 

beerbe,  für  bie  man  forgt,  bamit  fle  äßoQe,  ÜRtld^  unb  Steife^  gebe, 
tied  beruht  barauf,  bag  Don  Statur,  olfo  urfprünglic^,  nic^t  bad 
Stecht,  fonbern  bte  ®ett)alt  auf  (Srben  §errf(^t  unb  ba^er  t)or  jienem 
ben  Sorjug  bed  primi  occapantis  §at.  2)emnac^  fagt  ber  S'ürfl: 
i(^  §errf^e  über  euc^,  burc^  ©emalt;  bafür  aber  f daliegt  nteiue  ®emalt 
jebe  anbere  aud.  9Rtt  ber  "^tw  unb  i^ren  gortfc^ritten  tfl  jener  Segriff 
in  ben  ^tntergrunb  getreten  unb  an  feine  ©tetle  ber  bed  Sanbeduaterd 
gclonmien  unb  ber  gürfl  (Röntg)  ifl  ber  @rfie,  unerfd^ütterlic^e  Pfeiler 
ber  ganjen  gefeilteren  Drbnung  unb  bie  @tü(^e  ber  ätec^te  Silier  ge» 
Mben.  S)ied  lann  er  aber  nur  letflen  t)erm5ge  feinet  angeborenen 
Sorrec^td,  bad  i^m  eine  unbejmeifelte,  unangefochtene  Suctorität  giebt, 
ber  deber  tnfKnctit)  ge^orc^t.  !£)a|er  ^eigt  er  mit  Stecht  ,,t)on  ©otte« 
@nabett''  unb  ifl  aOemat  bie  nü^Uc^fle  ^erfon  im  ©taat,  bereu  Ser« 
bienfle  butd^  leine  SiDtllifie  gu  treuer  t^ergolten  werben  lönnen.  ($.  II, 
264  fg.) 

2)  S)ie  conflitutioneden  Surften. 

3)ie  confiitutionellen  f^ürfien  (aben  eine  unläugbare  Sle^nlid^feit  mit 
ben  ®5ttern  bed  (Spifuro^,  atö  meiere,  o^ne  ftd|  in  bie  meufd^lidfen 
Angelegenheiten  }tt  mifc^en,  in  ungeßörter  @eligleit  unb  ©emüt^^rul^e 
ba  oben  in  i^rem  $immel  ft^en.  ®ie  finb  nun  aber  ein  ÜRal  je^t 
äRobe  geworben,  unb  in  iebem  beutfd^en  S)uobejfürßent^um  tt)irb  eine 
$Qrobie  ber  englifd^en  Serfaffung  aufgeführt.  %vA  bem  englifc^en 
%raher  unb  ben  englifd^en  Ser^ältniffen  hervorgegangen  ftnb  bie  con« 
fiitutionellen  formen  bem  englifd^en  Solle  gemttg  unb  natürlid^;  eben 
jo  aber  ifi  bem  beutfd^en  Solte  fein  ©et^eiltfein  in  t)iele  Stämme,  bie 
unter  eben  fo  ))ielen,  toirKic^  regierenben  ^^ürflen  fielen,  mit  einem 
Saifer  über  SlQe  natürlid),  meil  aud  feinem  6§aralter  unb  feinen 
Ser^ültniffen  hervorgegangen.    ($.  H,  273.) 

3)  ©egen  bie  morganatifi^e  (S§e  ber  Surften. 

%vt  Surften  ^anbeln  Diel  moralifc^er,  toenn  fie  eine  ÜRätreffe  galten, 
ate  loenn  fte  eine  morganatifc^e  S§e  eingeben,  bereu  De^fcenbenj,  beim 
etwaigen  Sudfierben  ber  legitimen,  einfi  3lnf))rü(ire  ergeben  (5nnte;  n)ed« 
^olb,  fei  ed  aud^  no^  fo  entfernt,  burd^  fold^e  @^e  bie  SKöglic^feit 
eine^  Sttrgerfrieged  herbeigeführt  »irb.  Ueberbied  ift  eine  folc^e  mor» 
gonatifc^e,  b.  ^.  eigcntlit^  allen  ttugem  Ser^dltniffen  i^xm  %x^%  ge* 
[«^(offene  S(|e  im  legten  ©runbe  eine  ben  äßeibem  unb  Pfaffen  gemalte 
<^onceff{on,  jmeien  klaffen,  benen  man  feine  Sonceffionen  machen  foll. 
Semer  ift  ju  erwägen,  bag  Oeber  im  Sanbe  bad  S33eib  feiner  SBa^l 
(^elic^en  fann,  bid  auf  (Sinen,  ben  Surften  nämlic^,  bem  biefed 
natürliche  9Ie(|t  benommen  ift.  ©eine  $anb  gehört  bem  Sanbe  unb 
tttrb  nac^  ber  ©taatdräfon  vergeben.  92un  aber  ifl  er  boc^  ein  SRenfc^ 
unb  toia  auc^  bem  $ange  feinet  $er}end  folgen.  ^^\fix  ift  ed  fo 
nngmc^t  unb  unbanibar,  »ie  fpiegbürgerlid^,  bem  Surften  bad  galten 
«incr  arfütreffe  vermehren,  ober  üorwerfen  gu  toollen.    (^.  I,  390.) 


206  CM^nen    —    OmtgUen 


Dad  ®ä^nen  gehört  )u  ben  Meffe^rbetof jungen.  Sermut^It^  iß 
feine  entfernte  Urfoc^e  eine  burc^  Sangemeile,  ©eifledtrfig^eit,  ober 
@(^Iäfrigfett  herbeigeführte  momentane  9>e))oten}imng  be^  @e^intd, 
über  »etd^e^  je^t  bad  9tüdenmarl  ba9  Uebergemic^t  er^ttlt  nnb  nun 
au9  eigenen  SDtittetn  jenen  fonberbaren  ftrani))f  ^ert>orruft.  hingegen 
foim  bad  bem  ©ä^nen  oft  gteid^jeitige  Sieden  ber  ©lieber,  ba  t9,  ob- 
n)0^(  unt)orfä^(t(^  eintntenb,  bod|  ber  SBiUIür  unterworfen  bleibt,  ni(^t 
me^r  ben  Steflqrbemegungen  beigejfi^It  »erben.  SBie  bo9  ©ä^nen  in 
letzter  dnfianj  oud  einem  3)eficit  an  ©enfibilttSt  entfielt,  fo  ba«  Keden 
aud  einem  ange^finften,  momentanen  tteberfd^ug  an  drritabititttt,  beffen 
mon  fid^  babur(^  gu  entlebigen  fuc^t.  S)emgemtt§  tritt  e«  nur  in 
^erioben  ber  etärle,  nid^t  in  benen  ber  ^äfto^t  ein.    ($.  U,  179.) 

Oalgcn. 

^er  ©algen  ifl  ein  Ort  gan)  befonberer  Offenbarungen  unb  eine 
SS^orte,  t)on  meldjcr  and  bem  üRenfdjen,  ber  bafelbft  feine  Sefinnung 
behält,  bie  9ui8fi(^ten  in  bte  (Smtgfeit  fic^  oft  Weiter  anft^un  unb 
bentlic^er  barfletlen,  al9  ben  meifien  ^^ilofofi^en  über  ben  $aragra))^en 
i^rer  rationalen  ^f^c^ologie  unb  S^^eologie.  S)ied  ge^t  aud  ben  und 
aufbewahrten,  Don  Serbre^em  gehaltenen  ©algenprebigten  ^ertor,  wel^e 
}eigen,  meiere  groge  unb  ((^neÜe  Umwtfljung  bed  innerflen  SEBefend  im 
9)9enf(^en  ba  eintritt,  wo  er  bei  t>oOem  Sewugtfein  einem  gewaltfamen 
unb  gewiffen  Zobe  entgegengeht,  alfo  bei  ^inrid^tungen.  (SB.  II, 
723—725.) 

Oang,  f.  unter  Bewegung:    Scweglic^teit  ber  ©lieber. 

eanglten. 

S)ie  SRoIIe,  welche  im  Organidmud  bie  ©anglien  fptelen,  §aben 
wir  aU  eine  biminutit^e  ©e^irnroDe  gu  benfen,  woburc^  bie  eine  )ur 
Erläuterung  ber  anbern  Wirb.  S)ie  ©anglien  liegen  überaO,  wo  bie 
organifc^en  t^unctionen  bed  DegetatiDen  @9fiem9  einer  Suffl^t  be« 
bürfen.  de  ifl,  ald  ob  bafelbfl  ber  äßiOe,  um  feine  ^totdt  burc^^ufe^en, 
nic^t  mit  feinem  birecten  unb  einfachen  Sßirlen  audreic^en  fonnte,  fonbern 
einer  Seitung  unb  bcd^alb  einer  Sontrole  beffelben  beburfte.  $ie}u 
reid^en,  für  bad  dnnere  bed  Organidmud,  bIo§e  ÜterDenfnoten  and. 
S)ie  ©anglien  ftnb  Heine  @enforia  im  dnnem,  für  fpecieOe  unb  bed^alb 
einfache  ^errid^tungen;  wtt^renb  bad  ^auptfenforium  bad  ©e^irn, 
ber  gro§e  unb  tün{lli4e  Separat  für  bie  complicirten  unb  bietfeitigni, 
auf  bie  unauf^Srlid^  unb  unregelmä§tg  wec^fetnbe  Sugenwett  bcjügti^en 
Serrid^tungen  ifi.  Sßo  im  Drganidmud  SlerDenfttbenin  ein  ©anglion 
}ufammenlaufen,  ba  ifl  gewiffermagen  ein  eigened  Silier  Dor^anben  unb 
abgef<^lo{fen,  we^ed,  mittelfl  bed  ©angtiond,  eine  9rt  t>on  fc^wac^er 


(Sattenfunfi  207 

ßrlenntntß  ^at,  beten  Sphäre  jebod^  befd^rSnlt  ifl  auf  bte  Steile,  an9 
benen  btefe  ^tt\>m  unmittelbar  (ommen.    (9B.  U,  290  fg.) 

S)te  t^ortfc^rttte  ber  $^^fio(ogte  feit  ^aller  ^aben  auger  B^^'f^I 
gefegt,  bag  nidit  blod  bte  t)om  9eu)ugtfein  begleiteten  äußern  ^anMungen 
(fiinctiones  animales),  fonbem  aud^  bie  DöIIig  unbefugt  t^orge^enben 
^eben^proceffe  (fonctiones  vitales  et  natorides)  burc^gängtg  unter 
Leitung  bed  SterDenf^ftemd  flehen,  unb  ber  Unterfd^ieb,  in  ^inftci^t 
auf  bad  Seiougtioerben^  b(od  barauf  beruht,  bag  bte  erfieren  burd^ 
Kernen  gelenit  »erben,  bie  ))om  ®e^irn  audge^en,  bie  (enteren  aber 
burc^  iRert>en,  bie  mdjt  birect  mit  jenem,  ^auptfttc^Kc^  nad^  Sugen 
gert^teten  $au))tcentrum  bed  92ert)enf^fiemd  communiciren,  bagegen 
Q6er  mit  untergeorbneten  Keinen  Sentrii8,  ben  9}er))enTnoten,  ©anglien 
unb  i^ren  Verflechtungen,  meiere  gleic^f am  aU  Statthalter  ben  Der« 
fc^tebenen  ^rot^injen  be^  iRerüenf^fiemd  torße^en  unb  bie  innern 
Vorgänge  auf  innere  9?ei}e  leiten,  toie  bad  ®e^irn  bte  ttugern  ^anblungen 
auf  fingere  äRotioe;  tuelc^e  a(fo  Sinbrücfe  be^  3nnern  empfangen  unb 
barauf  angemeffen  reagiren,  loie  bad  @e^im  SorfleHungen  er^äü  unb 
barauf  befc^Iiegt;  nur  bag  jeglic^e^  t)on  jenen  auf  einen  engeren 
SBirfungöfrci«  befc^rönft  ift.  hierauf  beruht  bie  vita  propria  j|ebe« 
S^flemd.  $ieraud  iß  auc^  bad  fortbauernbe  lOeben  abgefc^nittener 
I^eile  erflärüc^,  bei  -Snfccten,  JReptiüen  unb  anbem  niebrig  ße^enben 
Silieren,  bereu  ®e^irn  fein  groged  Uebergenjic^t  über  bie  ©anglien 
einjelner  Steile  ^at;  ingleic^en,  bag  man^e  9teptilien,  nac^  niegge^ 
nommenem  ®e§trn,  no(^  Socken,  ja  äßonate  lang  (eben.    (9^.  24.) 

ftarttnkunfl. 

1)  S)ie  Seiflungen  ber  ©artenfunfl. 

Was  für  bie  unterfien  @tufen  ber  Dbiectität  bed  SBiQen^,  bie  dbeen 
ber  flarven  unb  ber  flüfftgen  ÜRaterte,  bie  93an(unfl  unb  bie  fd^öne 
Sßafferleitungdlunft  (eiflen,  bad  leißet  für  bie  ^ö^ere  @tufe  ber  t)ege' 
tobiiifd^en  9?atur  getoiffermagen  bie  fc^öne  ©artenfunß.  2)ie  lanb« 
ft^aftli^e  ©c^ön^eit  etned  ^ledted  beruht  grogent^eil^  auf  ber  Sltanmg« 
faitigleit  ber  auf  i^m  fic^  beifammenfinbenben  natürlichen  ©egenflänbe, 
unb  fobann  barauf,  bag  biefe  fid^  rein  au^fonbem,  beutlic^  ^ertiortreten 
unb  bodb  in  paffenber  Serbinbung  unb  Sbmec^dlung  ftc^  barfleQen. 
^iefe  betben  Sebingungen  flnb  ed,  benen  bie  fc^öne  ©artenfunfl  nac^* 
§ttft;  iebod^  ifl  fte  i^red  @tof[ed  lange  nid^t  fo  ÜReifter,  »ie  bie 
Saulunfl  bed  irrigen,  unb  ba^er  i^re  SBirfung  befc^rSnft.  ÜDad  ©c^öne, 
toad  fie  Dorjeigt,  gehört  faß  gau}  ber  Statur;  fie  felbft  ^at  inenig  ba)u 
get^an,  unb  anbererfeitd  ifonn  fie  gegen  bie  Ungunft  ber  Statur  ttienig 
andric^ten,  unb  no  i^r  biefe  nid^t  \)ox»  fonbern  entgegenarbeitet,  flnb 
i^re  £eifiungen  gering.    (3B.  I,  257.) 

2)  Unterfc^teb   }tt)if(^en   ben   engüfc^en  unb  altfran« 
jöfif^en  ©ttrten. 

3)a9  ^rincip  ber  englifc^en  ©arten  ift,  bie  fiunfl  mögtic^fl  ju  t>tx* 
i^gen,   bamit  e^  au^fe^e,   ald   ^obe   §ter  bte  9tatur  frei  gemattet. 


'    208  Oattutig 

S)er  mSd^tige  Unterfi^teb  iiutfd^en  ben  engtifc^en,  rtc^ttget  (l^ine{lf(^eir 
©arten  unb  ben  j[e^t  immer  feltener  »erbenben,  jebod^  noif  in  einigen 
$rac^t«@femplaren  Dor^onbenen  attfronjöfifdien,  beruht  im  legten 
©mnbe  bar  auf,  ba§  jene  im  objectiDen,  biefe  im  fnbiectiüen  @inne 
angelegt  ftnb.  On  jenen  nämtic^  tnirb  ber  SEßiDe  ber  ^atur,  toit  er 
ftd^  in  93aum,  ©taube,  S3erg  unb  @ett)äffer  ob]ectit)irt,  )u  m5gli(^fl 
reinem  ^uSbrucf  btefer  feiner  dbeen,  alfo  feine«  eigenen  ^efend,  ge« 
brad^t.  On  ben  franjöfifc^en  @ärten  hingegen  fpiegelt  fl(^  nur  ber 
mnt  be«  ^efi^erd,  n)eld^er  bie  9?atur  unterioc^t  ^at,  fo  bag  fte,  flatt 
i^rer  Shttn,  bie  i^m  entfprec^enben,  i^r  aufgejmungenen  t^ormen,  al9 
Sbjeic^en  i^rer  ©ctaDerei,  trägt:  gefd^orene  ^eden,  in  aÜer^anb  @c» 
flalten  gefd^nittene  Säume,  gerabe  SQeen,  Sogengänge  n.  f.  m. 
(SB.  II,  460  fg.) 

1)  SSegriff  ber  ©attung- 

S)ie  ($(atontf(^en)  Obeen  ber  üerfd^iebenen  ©tufen  ber  äBefen, 
»elc^e  bie  abäquate  Db][ectit)atton  bed  SBiOend  jum  Seben  ftnb,  ftefaen 
fid^  in  ber  an  bie  $orm  ber  3^^^  gebunbenen  Srfenntnig  M  dn« 
bimbuumd  al«  bie  ©attungen,  b.  ^.  al9  bie  burd^  ba«  93anb  ber 
3cugung  Derbunbenen,  fuccefftDen  unb  gleichartigen  dnbiDibuen  bar. 
S)ie  ©attnng  ifl  ba^er  bie  in  ber  3^i^  audeinanber  gezogene  dbee 
(slSo^,  species.)     (SB.  II,  582.) 

2)  Uebermac^t  bed  ©attnngdleben«  über  bad  iubi))i' 
bue({e  lieben. 

Dbglei^  ber  äßiHe  nur  im  dnbitoibuum  gum  ©elbflbetougtfein  ge« 
langt,  alfo  unmittelbar  nur  a(«  dnbioibuum  erfennt;  fo  tritt  ba«  in 
ber  2:iefe  liegenbe  Semngtfein,  bag  eigentlich  bie  ©attung  eö  ifl,  in 
ber  fein  SBefen  fid^  objectibirt,  bocfj  barin  ^er))or,  bag  bem  dnbiüibuum 
bie  Angelegenheiten  ber  ©attung  al9  folc^er,  alfo  bie  ©efd^Ied^t«« 
))er^ältnif[e,  bie  3cugung  unb  (Smä^rung  ber  9rut,  nnglei^  toid^tiger 
unb  angelegener  finb,  ald  aOed  Snbere.  S)a§er  alfo  bei  ben  Spieren 
bie  Srunfi  unb  beim  äRenfd^en  bie  forgfältige  unb  caprici&fe  9u9tt)a^I 
be«  anbem  3nbit)ibuumd  }ur  Sefriebigung  M  ©efd^Ied^t^triebed,  meiere 
ftc^  bi9  2ur  (eibenfd^aftlid^en  !?iebe  feigem  fann;  eben  ba^er  enblid^ 
bie  iiberfd^ttängßc^e  Siebe  ber  eitern  }u  i^rer  9mt.  (S.  U,  582.) 
SQe  !£§atfad^en  beuten  barauf  ^in,  bag  \>a9  iBeben  be«  dnbi))ibuttmd 
im  ©runbe  nur  ein  Don  ber  ©attung  erborgte«  unb  bag  alle  Seben«' 
Iraft  gleidEjfam  burc^  Sbbämmung  gehemmte  ©attuugdiraft  ifl.  Diefe« 
aber  ift  barau«  ju  erHären,  bag  ba«  meta))§t|ftfd^e  ©ubfirat  bed  Sebend 
fic^  unmittetbar  in  ber  ©attung  unb  erfl  mittelfl  biefer  im  du« 
biDibuum  offenbart.  !3)ie  $eftig!eit  be«  ©efc^Ied^t^triebe«,  ber  rege 
Sifer  unb  ber  tiefe  (Smfl,  mit  melc^em  jebe«  S^ier,  unb  ebenfo  ber 
ilRenfd^,  bie  Angelegenheiten  beffelben  betreibt,  bejcugt,  bag  burc^  bie 
i^m  bienenbe  Function  bo«  Zfjitx  Sem  angehört,  toorin  eigentlich  unb 
^au))tfäd^fid^  fein  ma§re«  3Befen  liegt,  ntfmtic^  ber  ©attung;  ii)%enb 


iBtUxbt    —    ^MäfM^  209 

oDe  anbem  Functionen  unb  Drgane  unmittelbar  nur  bem  dnbit)ibuum 
bleuen,  beffcn  S)afein  im  Orunbc  nur  ein  fecunbärc«  ifl.  (ht  ber 
^eftigfeit  jene«  Iricbc«,  »eld^er  bie  Soncentration  bc«  gönjen  t^icrifc^en 
SBefen«  ifl,  brüdt  ferner  jlc^  baß  ©ettußtfetn  avi9,  bog  ba«  (hibiöibuum 
nidfi  fortboucrc  unb  ba^er  ?lHeß  an  bie  Erhaltung  ber~®attung  ju 
feften  ^abe,  in  »eld^er  fein  »a^reö  S)afein  Hegt.  (SB.  II,  583  fg.) 
3)cr  SBillc  jum  2eben  öugert  fid^  gioar  junät^fl  afe  Streben  inx  Sr* 
Gattung  be«  3nbiuibuumö ;  jeboc^  iji  bieö  nur  bie  ©tuf e  jum  ©treten 
mdf  dr^Qltung  ber  ©attung,  »etd^eß  (entere  in  bem  ®rabe  heftiger 
fein  mug,  al9  ha9  Seben  ber  ©attung  an  X)auer,  Slußbe^nung  unb 
»ert^  ba9  be«  3nbit)ibuum«  tibertrifft.    (SB.  II,  586.  639.) 

(Ucber  ©attung  im  logifc^en  ©inne  fie§e:    Genus.) 
tttbSrlrt^  f.  ©eflen.    ©efiiculation. 
tttbiittlrt)  f.  Src^itectur. 
tttbtt. 

1)  debe9  ©ebet  }eugt  t)on  dbotolatrie. 

£>i  man  fld^  ein  dbol  mac^t  au«  ^olj,  ©tein,  SRetall,  ober  t» 
gufammenfetjt  aud  abfhacten  99egriffen,  ift  einerlei;  eß  bleibt  dbolo« 
latrie,  fobalb  man  ein  f)erf5nli(i^ed  3Befen  Dor  fld^  ^at,  bem  man 
opfert,  bad  man  anruft,  bem  man  banft.  (S9  ifl  aud^  im  ©runbe  fo 
Derf (Rieben  nic^t,  ob  man  feine  ©c^aafe  ober  feine  Steigungen  opfert. 
deber  9{itud,  ober  ©ebet  jeugt  untoiberfprec^Iic^  t)on  dbololatrie. 
(^.  II,  405.) 

2)  SDaß  fd^önfle  ©ebet. 

Sd  giebt  lein  fc^önered  ©ebet,  aM  S)a9,  toomit  bie  Wt-dubifd^en 
©d^anfpiele  (toie  in  früheren  QtiUn  bie  (Snglift^en  mit  bem  für  ben 
ftönig)  f daliegen.  (&9  (autet:  „SRögen  ade  lebenbe  SBefen  ))on 
©^mergen  frei  bleiben.''    (E.  236.) 

etbitgt,  f.  unter  97atur:   S)ie  ttfi^etifc^e  SBirlung  ber  9?atur. 

OtbntUttd)!)  f.  9b el. 

ttcliäc^ttiiff. 

1)  3)aß  ©ebttc^tnig  aU  Function  be«  dnteHectd. 

S)er  SBille,  an  fl(^  unb  aU  folc^er,  ^at  fein  ©ebäc^tntg,  al9 
)oeI(^e9  eine  i^unction  M  dntellectd  i^,  ber,  feiner  9?atur  nad^, 
nid^tß  liefert  unb  enthält,  aU  btoge  Sorjlellungen.  Sa9  bal^er  nid^t 
Sorflellung  ifl,  Uegt  nid^t  im  Sereic^  be9  ©ebäc^tniffe«.  9Bei( 
(^reube  unb  Seib  nic^t  SorfleDungen,  fonbem  SBiÜen^affectionen 
finb,  liegen  fie  aud^  nid^t  im  Sereic^  ht9  ©ebäd^tniffed,  unb  toir  Der« 
mögen  nic^t,  f  ie  felbft  jurüdjurufen,  ate  ioeld^ed  ^iege,  fle  erneuern; 
fonbem  bloß  bie  Sorftellungen,  tion  benen  fie  begleitet  loaren,  Hnnen 
ioit  und  toieber  ))ergegenn)ttrtigen,  lumal  aber  unferer  burd^  fle  bamald 
hervorgerufenen  Sleugenmgen  und  erinnern,  um  baran,  tüa9  fie  geioefen, 

6<l^open^aucr«Secilon.   I.  14 


'    208  Oattung 

Der  mächtige  Unterfd^ieb  jiuifd^en  ben  engttf^en,  rtd^ttger  d§ineftf(^etr 
©arten  unb  ben  jegt  immer  feltener  merbenben,  {eboc^  no^  in  einigen 
$rQ(i^t«@^empIaren  Dor^anbenen  altfranjöfifd^en,  beruht  im  legten 
©runbe  bar  auf,  bag  jene  im  objiectiüen,  biefe  im  fu6j[ectiüen  @inne 
angelegt  ftnb.  On  jenen  nämlic^  toirb  ber  SEßtDe  ber  Slatur,  toit  er 
ftc^  in  93aum,  ©taube,  S3erg  unb  ®e»ä{fer  objectiDirt,  )u  m5gti^fl 
reinem  ^uSbrucf  biefer  feiner  Obeen,  alfo  feinet  eigenen  ^efenö,  ge^ 
brad^t.  3n  ben  franjöftfd^en  @ärten  l^ingegen  fpiegett  f!d^  nur  ber 
äBiae  bed  Seft^erd,  ipetd^er  bie  9?atur  unterjocht  ^at,  fo  hix%  fle,  flatt 
i^rer  S^ttn,  bie  i^m  entfprec^enben,  i^r  aufgezwungenen  t^ormen,  oM 
Sbjeic^en  i^rer  ®cla))erei,  trägt:  gefd^orene  ^eden,  in  aüer^anb  ®c« 
fialten  gefd^nittene  Säume,  gerabe  SOeen,  Sogengänge  u.  f.  m. 
(SB.  II,  460  fg.) 

Gattung. 

1)  SSegriff  ber  ©attung. 

3)ie  ($Iatonifc^en)  Obeen  ber  öerfd^iebenen  Stufen  ber  SBefen, 
meiere  bie  abäquate  Dbjecti))ation  be9  SBi&en^  }um  Seben  ftnb,  fteDen 
pc^  in  ber  an  bie  t^orm  ber  3^^^  gebunbenen  6rlenntni§  bed  dn* 
bioibuumd  al^  bie  ©attungen,  b.  ^.  a\9  bie  burc^  bad  93anb  ber 
3cugung  Derbunbcnen,  fucceffi))en  unb  gleichartigen  Onbioibueu  bar. 
2)ic  ©attung  ifl  ba^er  bie  in  ber  Qtit  audeinanber  gezogene  dbee 
(elSo^,  species.)     (SB.  II,  582.) 

2)  Uebermad^t  bed  ©attungdteben^  über  ba9  inbit^i« 
buelle  lieben. 

Dbgtei^  ber  SEBiQe  nur  im  dnbtDibuum  }um  @elbflben)u§tfein  ge- 
langt, alfo  unmittelbar  nur  al9  dnbiDibuum  erfennt;  fo  tritt  ba«  in 
ber  Xiefe  (iegenbe  Semugtfein,  bag  eigentlich  bie  ©attung  e^  ifl,  in 
ber  fein  SBefen  fic^  obj[ectit)irt,  bod^  barin  ^erDor,  bag  bem  dnbiüibuum 
bie  Angelegenheiten  ber  ©attung  ald  fold^er,  alfo  bie  ©efc^Ied^t^* 
k)er^filtnif[e,  bie  3cugung  unb  Srnä^rung  ber  9rut,  ungleich  mic^tiger 
unb  angelegener  ftnb,  ald  aDe^  Snbere.  S)a§er  atfo  bei  ben  j£^ieren 
bie  Srunfl  unb  beim  SD^enfd^en  bie  forgfältige  unb  caprtci&fe  9udma^t 
bed  anbern  3nbik)ibuumd  jur  Sefriebigung  M  ®efc^Iecf|t9triebe9,  toAd^t 
ft^  bi^  }ur  leibenfc^aftlid^en  Siebe  feigem  fann;  eben  ba^er  enblid^ 
bie  überfd^mängtid^e  Siebe  ber  Sltem  }u  i^rer  Srut.  (3B.  n,  582.) 
SOe  !£§atfac^en  beuten  barauf  ^in,  bag  \>a9  Seben  be9  dnbioibuumd 
im  ©runbe  nur  ein  ))on  ber  ©attung  erborgtet  unb  bag  alle  Seben^« 
fraft  gleic^fam  burc^  Sbbämmung  gehemmte  ©attmigdfraft  ifl.  Diefed 
aber  ifl  baraud  }u  erHären,  bag  bod  metap^^ftfd^e  ©ubfirat  bed  Sebend 
fic^  unmittelbar  in  ber  ©attung  unb  erfl  mittelfl  biefer  im  dn« 
biDibuum  offenbart.  Die  $eftigfeit  bed  ©efc^Iec^t9triebed,  ber  rege 
Sifer  unb  ber  tiefe  (Smft,  mit  meld^em  jebed  S^ier,  unb  ebenfo  ber 
äRenfc^,  bie  Angelegenheiten  beffelben  betreibt,  bejeugt,  bag  burc^  bie 
i^m  bienenbe  Function  bad  X^er  Dem  ange^5rt,  toorin  eigentlid§  unb 
^auptfftc^ßc^  fein  toa^red  SBefen  liegt,  nämlic^  ber  ©attung;  tt>ä§renb 


iBtUxht    —    (Bth^Mi  209 

QDe  onbent  f^tncttonen  unb  Organe  unmittelbar  nur  bem  Onbbibuum 
bienen,  beffen  S)afein  im  ©runbe  nur  ein  fecunbäred  ift.  dn  ber 
^eftigfcit  j[ened  Xriebe^,  »etc^er  bie  Soncentration  bed  ganjen  t^ierifc^en 
Sefend  ijl,  brüdt  femer  fic^  bad  99en)u§tfetn  au9,  baß  bad  dnbit)ibuum 
nic^t  fortbauere  unb  ba^er  3UIed  an  bie  &§altung  ber~®attung  ju 
fe^en  l^obe,  in  toele^er  fein  toa^re«  SDafein  liegt.  (SB.  II,  683  fg.) 
3)er  SBiDe  gum  ithm  Sugert  [xij  ffoax  }unSc^fl  aU  Streben  jur  Sr« 
Haltung  bed  -änbiDibunrnd ;  jeboc^  ijl  bied  nur  bie  @tufe  jum  ©treben 
nac^  dr^altung  ber  ©attung,  »eld^ed  le^tere  in  bem  ®rabe  heftiger 
fein  mug,  aH  bad  Seben  ber  ®attung  an  X)auer,  Su^be^nung  unb 
Sert^  ba«  be«  dnbimbuumd  übertrifft.    (SB.  II,  586.  639.) 

(lieber  ©attung  im  logifc^en  ©inne  fte^e:    Genus.) 
OtbürUt^  f.  ©eflen.    ©efiicutation. 
Otbaute^  f.  Slrc^itectur. 
»ebct. 

1)  Oebe9  ©ebet  }eugt  ))on  dbotolatrie. 

Db  man  fid^  ein  dbo(  mad^t  au^  ^olj,  ©tein,  SRetall,  ober  ed 
jufammenfe^t  au9  abfhacten  Segriffen,  ift  einerlei;  ed  bleibt  dboto» 
latrie,  fobalb  man  ein  perfi^nlic^ed  3Befen  bor  ftd^  §at,  bem  man 
opfert,  ba9  man  anruft,  bem  man  banft.  So  ifl  aud^  im  ©runbe  fo 
Derf (Rieben  nic^t,  ob  man  feine  ©d^aafe  ober  feine  Steigungen  opfert, 
deber  9{itud,  ober  @titi  jeugt  unniiberfprec^Ud^  Don  dbololatrie. 
(¥.  n,  405.) 

2)  S)ad  fc^önfle  ©ebet. 

S^  giebt  fein  fc^önered  ©ebet,  al9  S)a9,  »omit  bie  Slt'dnbifd^en 
@(^auf))ie(e  (toie  in  früheren  3^ten  bie  (Snglifc^en  mit  bem  für  ben 
fiönig)  f (fliegen.  @9  lautet:  „9R9gen  ade  lebenbe  SBefen  Don 
©(^merjen  frei  bleiben."    (6.  236.) 

©ebirge,  f.  unter  SRatur:   !Die  »P^etifc^e  SBirfung  ber  3?atur. 

Oebutt$tecl)t)  f.  9 bei. 

Oelräd)ttiif|. 

1)  SDa^  ©ebäd^tnig  a\9  f^unction  bed  dntetlectd. 

Der  2BitIe,  an  fl(^  unb  aU  fotd^er,  ^at  fein  ©ebä(^tni§,  att 
toelc^e«  eine  Function  be«  3nteIIect«  ifl,  ber,  feiner  9?atur  nad^, 
ni^td  liefert  unb  entl^ätt,  aU  bloge  SorfleQungen.  9Bad  bal^er  nic^t 
»orjlenung  ifl,  liegt  nid^t  im  Sereic^  be«  ©ebät^tniffe«.  SBeit 
i^reube  unb  Seib  ni^t  SorfteUungen,  fonbem  SBiüen^affectionen 
Pnb,  liegen  fie  auc^  ni^t  im  Sereic^  be«  ©ebäc^tnijfeö,  unb  »ir  Der- 
mögen  nic^t,  fie  felbft  }urüd)urufen,  aU  ineld^ed  ^iege,  fie  erneuem; 
fonbem  Mod  bie  Sor fie  (tun  gen,  t)on  benen  fie  begleitet  »aren,  fönnen 
ioir  und  niieber  t)ergegentt}ärttgen,  }umal  aber  unferer  burd^  fie  bamald 
hervorgerufenen  Sleugernngen  und  erinnern,  um  baran,  xoa9  fie  gewefen, 

@<lftopen^auer»S(sUon.   I.  14 


210  e^ikttniS 

)u  ermeffett.     C^.  H,  641.)    SDer  dnieOect  aOein  fyii  bte  Sä^tgTett 
ber  (Srtnnetung.    (9B.  n,  574.) 

3)te  Sigent^ümtic^reit  bed  erlennenben  @u6iectd  (OnteOectd),  ba§  ed 
in  Sergegenroärttgung  Don  SorfHeaungen  bem  SBiOen  befio  leichter  ge« 
^üxift,  ie  öfter  folc^e  SorfteOiungen  i^m  fc^on  gcgento&rtig  getoefen 
^b,  b.  f).  feine  Uebungdfä^igteit,  ifl  ba€  ©ebäc^tntg.  SDoffelbe 
ift  alfo  nic^t  ate  ein  Se^ättnig  )u  benten,  in  »elc^em  mir  einen  8or* 
rat^  fertiger  SorfieQungen  aufbewahrten,  bie  koir  folglich  immer  ^&tten, 
nur  o^ne  un^  berfelben  immer  betougt  gu  fein.  S)enn  teine^megd  ift 
eine  (Srinnerung  immer  bie  felbe  SorftcQung,  bie  gleic^fam  aud  i^rem 
8e^&(tnig  koieber  b^roorge^olt  mirb,  fonbem  iebeömal  entfielt  »irttic^ 
eine  neue,  nur  mit  befonberer  Seic^tigleit  burc^  bie  Uebung.  (®.  146  fg. 
SB.  II,  154.   %  JI,  642.) 

gttr  bad  ©ebttc^tnig  ifi  tt)o^(  bie  Senoirrung  unb  Sonfufion  ha 
©elernten  ju  beforgen,  aber  boc^  nic^t  eigentliche  Ueberfüflung.  ©eine 
Sä^tgfeit  »irb  bur^  bad  ®e(emte  nic^t  Derminbert,  fo  teenig,  toit  bie 
Sornien,  in  welche  man  fncceffiD  ben  @anb  gemobeit  ^ot,  beffen  t^ä^g« 
leit  gu  neuen  f^ormen  oerminbern.  dn  btefem  ©inne  ifl  bad  ®ebä(^tni§ 
bobenlod.  deboc^  mirb,  je  me^r  unb  Dtelfcitigere  Aenntniffe  (Sinrr  ^at, 
er  befio  me^r  Qtit  gebrauten,  um  2)ad  (eraud^uftnben,  mad  je^t  pfö^lic^ 
erforbert  ift;  meil  er  \\t,  tt)ie  ein  ftaufmann,  ber  aud  einem  grogcn 
nnb  mannigfaltigen  SRogajin  bie  eben  Derlangte  SBaare  ^eroorfudien 
foll;  ober,  eigentlich  jn  rebcn,  mei(  er,  au^  fo  Dielen  ibm  möglichen, 
gcrabe  ben  ®ebantengang  b^^orjurufen  f^at,  ber  ib»,  in  Sotge  frUberer 
SinUbung,  auf  bad  Scrtangte  leitet«  S)enn  bad  ®ebflci)ttiig  i(t  lein 
Sebttltnig  gum  Sufberoa^ren,  fonbem  blod  eine  Uebung^fä^igfeit  ber 
©eifiedfräfte;  ba^er  ber  Aopf  aÖe  feine  ftenntniffe  ftetd  nur  potenüa, 
nic^t  a(H;a  befttt.     ($.  n,  641  fg.) 

Kud  ber  gorm  ber  Qtit  unb  ber  einfad^en  2)imenfion  ber 
SorfieDungdrei^e,  vermöge  koelc^er  ber  dnteDect,  um  (Sined  auf jufaffen, 
alle^  Xnbere  faden  taf[en  mug,  folgt,  toit  feine  Stxftxtannfi,  fo  auc^ 
feine  »ergegUc^feit.    (ffi.  n,  154.) 

2)  Unterfc^ieb   jttifc^en   bem   t^ierifd^en  unb  menfd^« 
liefen  ©ebä^tnig. 

2>ie  Zetere  ^aben  ein  blod  anfc^auenbed  ©ebftc^tnig,  berüRenfc^ 
hingegen  auger  bem  anfc^auenbcn  ein  begriffliche^,  unb  ba^er  ^at 
ber  äRenfc^  eine  georbnete,  jufammen^ttngenbe,  bentenbe  Xttcferinnerung 
unb  mittelft  biefer  ein  beutlic^ed  8en)ugtfein  ber  Vergangenheit  unb 
iffta  ßufammen^anged  mit  ber  ®egen»art.  2)ie  2:^iere  ^aben  eigent« 
li^  leine  IBorfteOung  Don  ber  Vergangenheit  att  fol^er  unb  ba^er  fein 
eigentliche^  ®ebflc^tnig.  3)ad  (Erinnemng^ermSgen  ber  Spiere  ifi, 
mie  i^r  gefammter  dnteOect,  auf  bad  Snfc^auli^e  bef^ränft  unb 
befte^t  junft^ß  blod  barin,  bag  ein  toieberle^enber  (Einbrud  fic^  at9 
bereite  bogetoefen  anfünbigt,  inbem  bie  gegenkottrtige  Suf^auung  bie 
®))ur  einer  frühem  auffrifd^t;   i^re  (Erinnerung  iß  ba^er  fletd  burc^ 


«ebSd^fi  211 

bad  je^t  toitfixdt  ®egenm&rttge  vermittelt  Dtefed  regt  aber  eBen 
beö^Qlb  bte  (SmpfUtbung  unb  ©timmnng,  koeld^e  bie  frül^re  (Srfc^einung 
^ertiorgebrac^t  ^otte,  toieber  cm.  2)emnad^  erleimt  ber  $ttnb  bie  8e« 
faimten,  tmterf^eibet  f^eunbe  unb  g^inbe,  ftnbet  ben  etnmol  jitrüd'» 
gelegten  9ßeg  u.  f.  ».  loteber.  ^uif  toir  flnb  in  einzelnen  pllen,  »o 
ba9  eigentti^e  ®eb2i^tni§  feinen  2)ienft  t)erfagt,  auf  jene  anfd^auenbe 
9lü(Ierinnerung  6ef darauf t,  toobur^  toir  ben  Unterf^ieb  beiber  ata 
eigener  (Erfahrung  ermcffen  Knnen.  Sei  ben  Ilügfien  S^^icren  fteigert 
fidf  biefed  blod  anfc^auenbe  ©ebäc^tnig  bid  ju  einem  gemiffen  ®rabe 
Hon  $^antafie,  mldft  ifjm  wieber  na^^ilft  unb  vermöge  bereu 
g.  8.  bem  $uube  ba^  8i(b  bed  abkoefenben  $erm  vorfc^mebt  unb 
Serlangen  nad^  i^m  erregt,  ba^er  er  if)n,  bei  längerem  Studbleiben, 
f»(^t    (3B*  n,  63  fg.;   I,  227.) 

3)  SDie  auf  bod  ©ebäc^tnig  tuirtenben  (Sinflüffe. 

a)  Sinflug  ber  Uebung. 

2)a  ba9  ©ebä^tnig  lein  Se^ältnig,  fonbern  eine  bIo§e  Uebungd« 
fä^igfeit  im  hervorbringen  beliebiger  SorfteQungen  ijt,  fo  mug  t9  aud^ 
hmdi  fletc  äSBieber^oIung  bicfer  in  Uebung  erhalten  koerben,  ba  fie 
fonfl  fidf  aOmäUg  verlieren.  (28.  II,  154.)  SDie  miatUrlic^e  Sieber« 
^olung  gegenkoSrtig  getoefener  SorfleDungen  n)irb  burc^  Uebung  fo 
leidet,  bag,  fobolb  ein  ©lieb  einer  Kei^e  von  Sorßellungcn  und  gegen^» 
m&rtig  gemorben  ifl,  n)ir  aldbalb  bie  übrigen,  fetbfi  oft  fc^einbar  gegen 
unfern  SJillen,  ^injurufen,  ä^nlic^  tvie  ein  Xxxd^  bie  polten,  in  bie  ed 
oft  gelegt  ttorben,  nac^^er  gtcidjfam  von  fclbft  »icber  fc^Ugt.  äßie 
ber  Seib  bem  SBillen  burc^  Uebung  gef)or^en  lernt,  ebenfo  t>a9  Sor« 
fteOungdvermögcn.  Srmorbene  itenntniffe,  wenn  mir  fte  nicf)t  üben, 
verfc^minben  aümätig  aud  unferm  ©ebttc^tnig,  »eil  fte  eben  nur  au^ 
ber  ©emo^n^eit  unb  bem  ©riffe  lommenbe  Uebungdflüde  ftnb.  (©.  147.) 
debed  (Sriemte  mug  von  ^dt  }u  ^tit  huxdf  äßieber^olung  oufgefrifc^t 
»erben;  fonfl  koirb  ed  aUmölig  vcrgcffen.    ($.  II,  55,  Snmerfung.) 

fbx9  bem  (Sinflug  ber  SBieber^olung  auf  ia9  ®ebS(^tni§  erttärt  ed 
fic^,  toavnm  bie  Umgebungen  unb  Gegebenheiten  unferer  ftinb^eit  fid^ 
fo  tief  bem  ©cbä^tnig  einprägen;  totH  ttiir  nämtic^  aU  ftinber  nur 
menige  unb  ^auptfäc^Uc^  nur  anfd^aulid^e  SorfteQungen  ^aben  unb  ttiir 
biefe  ba^er,  um  befd^äftigt  )u  fein,  unabläffig  »ieber^olen.    (©.  148.) 

b)  Qinflug  ber  Snfc^auli^feit  ber  Sorflellungen. 

«nfc^anlic^e  Silber  ^aften  fefier  im  ©ebü^tnig,  aU  bloge  »egriffe, 
ober  gor  nur  SBorte.  3)arttm  begatten  mir  fo  fe^r  viel  beffer  »od 
toir  erlebt,  att  koad  tt)ir  getefen  ^aben.  $ieraud  ergicbt  fl(^  bie  Siegel: 
SRan  fu(^e  S)ad,  »ad  man  bem  ©ebäd^tnig  einverleiben  tviQ,  fo  viel 
ald  möglid^,  onf  ein  anfc^aulid^ed  Silb  }urüdf}ufü^ren,  fei  ed  nun 
mnnittelbar,  ober  ald  Seifpiel  ber  @a(^e,  ober  ald  btoged  ®Ieic^nt§, 
Inalogon,  ober  koie  no4  fonfi.  ^^antafiebegabte  ftöpfe  lernen  bie 
@prad|en  leichter,  ald  anbere;  benn  fie  verlnüpfen  mit  bem  neuen 
Sort  fogtet^  bad  anfc^aulic^e  Silb  ber  ©ai^t;   kott^renb  bie  Snbern 


212  Oebäd^tntg 

htü9  bad  äquivalente  SBort  bev  eigenen  (Spxaäjt  bamit  t)erlnü))fen. 
(®.  149.  %  U,  643.)  ein  ©ort  haftet  fcfter  im  ©ebä^tniß,  »enn 
man  e^  an  ein  ^^antadma  gefnü))ft  \)at,  ald  toenn  an  einen  blogen 
»egriff.    (?•  H,  55,  Slnmerfung.) 

c)  (Sinflug  bed  3ufammen^anged  ber  Sorftellungen. 

S(m  beflen  beimaßen  toir  fol^e  9?ei^en  t)on  SorfleOungen,  bie  unter 
fl(^  am  ^anbe  einer  ober  mehrerer  Srten  t)on  ©rünben  unb  Solgen 
gufammen^ttngen;  fd^toerer  aber  bie,  toelc^e  nid^t  unter  fic^  }ufammen' 
i^ängen,  fonbem  nur  toidlürlid^  jufamntengefiellt  finb  unb  jufammen« 
gel^alten  »erben.  93ei  j[enen  nttmlic^  ift  in  bcm  un9  a  priori  betougten 
Formaten  bie  $älfte  ber  WlOft  und  erlaffen.    (®.  149.) 

d)  (Sinflug  ber  (Snergie  bed  SJorftenungdbermögend 
unb  ber  äRenge  ber  Sorfletlungen. 

3)a9  ©ebäc^tnig  fte^t  unter  }toei  einanber  antogoniftifd^en  SinfUiffen: 
bem  ber  (Snergie  bed  Sorfienungd))enn0gend  einerfeitd  unb  bem  ber 
äRenge  ber  biefed  befd^äftigenben  SorfieÜungen  onbrerfeitd.  de  Heiner 
ber  erfie  t^actor,  befio  Heiner  ntug  auc^  ber  anbere  fein,  unt  ein  guted 
®ebtt4tni6  }u  liefern;  unb  je  gröger  ber  jtoeite,  beflo  gröger  ntug 
aud^  ber  anbere  fein.    (®.  148.) 

e)  (Sinftug  be«  SBitlen«. 

Oeber  ^at  ba9  nteifie  ©ebSd^tnig  für  ÜDad,  n)ad  i^n  intereffirt, 
bad  toenigfie  für  ha9  Uebrige.  3)a^er  bergigt  ntand^cr  groge  ®eifl 
bie  Keinen  Angelegenheiten  unb  Sorfttüe  bed  tttglid^en  Sebend,  fo  niie 
bie  i^nt  belannt  getoorbenen  unbebeutenben  äRenfd^en,  unglaublich  fd^neD; 
»%enb  befd^rttnfte  Sbp^t  bad  ^ütS  trepd^  behalten;  nid^tdbefio' 
weniger  tt)irb  dener  für  bie  i^m  toid^tigen  S)inge  unb  für  bad  an 
{i(^  felbfl  SBebeutenbe  ein  guted,  too^l  gar  ein  ftu))enbe9  ©ebüd^tnig 
^aben.    (®.  148.) 

S)urd^  ben  S)rang  bed  SiOend  »irb  ha9  ®ebä^tnig  gefieigert. 
@elbfl  tt)enn  ed  f^ttiac^  ift,  betoa^rt  e9  boOIontmen,  toa9  für  bie 
^errfd^enbe  Seibenfd^aft  9Bert^  ^at.  ÜDer  Serliebte  t)ergigt  feine  i^ni 
günflige  ®elegen^ett,  ber  S^rgeijige  leinen  }u  feinen  planen  ))a{fenben 
UmPonb,  ber  ®eijige  nie  ben  erlittenen  Serlujl  u.  f.  to.  3)icfcr  Sin« 
flug  bed  SiKendintereffe«  auf  \>a9  ®ebs4tnig  }eigt  fld§  aud^  bei  ben 
schieren.  Sud  bemfelben  erflttrt  ftd^,  »arum  eine  @a^e,  bie  bem 
®ebäd^tnig  entfoQen  ifl,  koofern  fle  nur  eine  9e}ie^ung  auf  unfern 
S&illen  ^otte,  am  Seitfaben  biefer  in  Erinnerung  gebliebenen  SBe« 
}ie^ung  leicht  toithtx  auäf  felbfl  in  bie  (Erinnerung  }urüdtgerufen  mirb. 
(Sben  fo  bem  ®ebäd^tnig  entfd^ttmnbene  ^erfonen,  koenn  fte  e^emote 
eine,  fei  ed  ^ongene^me  ober  unangenehme  9e}ie§ung  gu  unferm  Sßiflen 
Rotten  unb  ein  S^ac^tlang  biefer  Sejie^ung  in  unferm  ®ebä(^tni6 
)urtt(IgeUie(en  ifl.  äRan  fönnte  2)a9,  tt)a9  biefem  $ergang  }u  ®nmbe 
liegt,  bad  ©ebttd^tnig  bed  bergend  nennen;  baffelbe  ift  biet  intimer, 
qU  hoS  ht9  9op\t9.  3)ted  j^ängt  bamit  jufammen,  bag  bad  ®eb&(^tntg 
überhaupt  ber  Unterlage  eine«  Sßillend   beborf,   al«  eined  habend. 


©eb&d^tniS  213 

auf  toel^en  fld^  bie  Erinnerungen  reiben  unb  ber  fle  feft  jufammenl^ält.  Hn 
einer  reinen  anteiligen},  an  einem  Mod  erlennenben  unb  gang  »illenlofen 
SBefen  Ugt  fld^  bo^er  ein  ©ebtt^tnig  ni^t  too^I  beulen.  (2B.  n,  249  fg.) 

Hu«  beut  (Sinpug  U9  SBillend  auf  bad  ©ebä^tnig  lügt  fid^ 
folgenbe«  ^^önonten  erllären.  Sidmeilen  toiO  unfer  ©ebä^tnig  ein 
äBort  einer  freniben  ^piaä^t,  ober  einen  9iamen,  ober  einen  ^nfl» 
audbrud  nic^t  reprobuciren,  obtool^I  toir  i^n  fe^r  gut  toif[en.  9?a^bem 
toir  und  DergebK^  bamit  abgequält  unb  un9  enbH^  ber  ©ad^e  ent« 
f(^(agen  ^a(en,  fällt  un9  einige  @tunben  ober  STage  f))äter  ha9  gefugte 
äBort  iloifd^en  ganj  anbem  ©ebanten  t)on  fetbfl  ein.  S)ied  i{l  fo  ju 
crHttren:  3laif  bem  peinlichen,  bergeblic^en  @ud^en  behält  ber  SBitte 
bie  Regier  nad^  bem  9Bort  unb  beßellt  ba^er  bemfelben  einen  Suf^^ 
fiaffer  im  dnteHect.  @obotb  nun  fpäter,  im  Sauf  unb  @))iel  ber 
©ebanlen,  irgenb  ein  biefelben  Stnfangdbuc^flaben  l^abenbed  ober  fonß 
^n^idft&  äBort  zufällig  Dorfommt,  fpringt  ber  Sufpaffer  ^in}u  unb 
ergänjt  ed  jum  gefuc^ten,  toeld^ed  er  nun  pait  unb  ^tö^fli^  trium))§i« 
renb  5ert)orgef(^Ie^)j)t  bringt.    (%  U,  642.) 

(S9  giebt  }toei  SBeifen,  auf  meiere  3)inge  unferm  ©ebttd^tnig  ein« 
get)rSgt  tt)erben:  nämlid^  entkoeber  burd^  SJorf  a$,  inbem  koir  abft^t(i(^ 
fle  ttiemoriren;  ober  aber  fie  ))rfigen  ftd^,  o^ne  unfer  ^vdf)\m,  Don 
felbfl  ein,  vermöge  bed  (Sinbrud(d,  ben  jle  auf  und  mad^en.  S)a}u 
ifl  erforbert,  ba§  fie  und  in  irgenb  einer  9e}ie^ung  intereffant 
feien.  9n  je  mel^r  S)ingen  Siner  leb^afted  Ontereffe  nimmt,  befto 
SRel^rered  »irb  ftc^  i§m  auf  biefe  f))ontane.  äßeife  im  ©ebttd^tnig 
Pptcn.    (%  n,  66.) 

f)  (Sinflug  bed  Sebendalterd. 

Sud  ber  bem  jtinbedalter  eigenen  tieffinnigen  Sluffaffung  ber  erfien 
anf^autid^en  Sugentoelt  erHürt  ed  ftc^,  tvarum  bie  Umgebungen  unb 
Srfal^rungen  unferer  üinb^eit  fi^  fo  feft  bem  ©ebäc^tnig  ein))rägen. 
SBir  flnb  nämlid^  i^nen  ungeti^eitt  Eingegeben  gekoefen,  ni^td  l^at  und 
babei  gerflreut  ttnb  toir  ^aben  bie  2)inge,  hielte  ))or  und  flanben,  an» 
gefe^en,  ald  koären  fie  bie  einzigen  i^rer  Srt,  ja  überl^au))t  allein  t)or« 
lonben.    ($.  I,  510.) 

ÜDa  in  ber  Ougenb  bie  9?eu^eit  ber  SDinge  bad  dntereff  e  an  il^nen 
er^ö^t,  unb  bie  3)inge  fic^  nm  fo  beffer  bem  ©ebttc^tnig  einprägen, 
je  leb^aftered  dntereffe  mir  an  i^nen  nehmen,  fo  ^aben  »ir  in  ber 
dugenb  ein  beffered  ©ebäc^tnig,  ald  im  fpätem  Xlter.  ($.  II,  66.) 
Unfer  ©ebäc^tnig  gleicht  einem  ©iebe,  bad,  mit  ber  3ett  unb  burd^ 
ben  ©ebraud^,  immer  toeniger  bid^t  §ält,  fofern  nSmUd^,  ie  älter  toir 
»erben,  befio  f(^neller  aud  bem  ©ebä^tnig  SDad,  toa9  toir  i^m  je^t 
nod^  anoertrauen,  oerfd^toinbet,  hingegen  'S)a9  6Ieibt,  toad  in  ben  erfien 
Betten  fid^  fefigefe^t  ^at.  !^ie  (Erinnerungen  eined  Xlten  fM  ba§er 
um  fo  beutlid^er,  ie  toeiter  fte  jurüddiegen,  unb  toerben  ed  immer 
koeniger,  ie  nä^er  fte  ber  ©egentoart  tommen,  fo  bag,  toie  feine  S(ugen, 
am^  fein  ©ebäd^tnig  femfid^tig  geworben  ifi.    ($.  n,  643.) 


214  (B^lU^tnie 

g)  (Einflug  be^  ®eru(^«. 

2)ag  bidtoetlen,  fc^einbar  o^ne  aOen  Stnlog,  Ittngfi  t^ergongene  ©cenen 
und  ptö^tic^  unb  lebhaft  in  bte  (Srinnerung  ttcten,  mag  in  Dielen  gäden 
ba^er  tommen,  bag  ein  leichter,  nic^t  }um  bcutti^en  Setougtfein  ge« 
(angenber  ©etuc^,  {e^t  gerabe  toit  hamal9,  Don  und  geft)ürt  »utbe. 
3)enn  befonntlic^  ertocden  ©etliche  befonberd  leicht  bie  Erinnerung  unb 
überaQ  bebarf  ber  nezos  idearom  nur  eined  äugerfl  geringen  Snftoged. 
SBie  bad  ©eftc^t  ber  ©inn  bed  Serfianbed,  bad  ®e^0r  ber  ©tun  ber 
Sernunft,  fo  (5nnte  man  ben  ®eru(^  ben  ©inn  bed  ©ebä^tniffed 
nennen,  koeil  er  unmittelbarer,  aM  irgenb  etmad  Snbered,  ben  f^ectfifc^en 
(Einbrutf  eined  Sßorgonged,  ober  einer  Umgebung,  felbfl  aud  ber  fem^en 
Vergangenheit,  und  jurüdruft    ($.  II,  644.   fB.  U,  36.) 

h)  <EinfIu§  bed  Staufc^ed. 

(Sin  leidster  9{aufd^  er^b§t  bie  Srinnerung  Dergangener  SAttn  unb 
©cenen  oft  fe^r,  fo  ba§  man  ade  Umflttnbe  berfelben  flc^  DoOfommener 
juriidCruft,  ald  man  ed  im  nttd^temen  3ufianbe  getonnt  ^tttte;  hingegen 
ifl  bie  Erinnerung  SDeffen,  toa^  man  n)ä^renb  bed  9{auf^ed  felbff  ge- 
fagt,  ober  getrau  ^at,  untoHIommener,  ald  fonft,  [a,  nac^  einem  fiarten 
9taufc^e,  gar  nid^t  Dor^onben.  3)er  9{aufd^  er^ö^t  alfo  bie  Erinnerung, 
liefert  i^r  hingegen  toenig  ©toff.    ($.  n,  644.) 

i)  Einflug  bed  S^raumed  unb  Sa^nfinnd. 

Ser  £raum  ^at  eine  nid^t  )u  leugnenbe  Xe^nlid^teit  mit  bem  SBa^n« 
flnm  Ütttmlid^,  toa9  bad  trttumenbe  SetDugtfein  t>om  »ad^en  ^auj^t« 
fäc^Iid^  unterfc^cibet,  ifl  ber  9RangeI  an  ®ebä(^tnig,  ober  Dielme^r 
an  )ufammen^ttngenber,  befonnener  9iüdferinnerung.  SBir  träumen  und 
in  tounberlic^e ,  [a  unmöglid^e  Sagen  unb  Ser^ältniffe,  o^ne  bag  ed 
und  einfiele,  nac^  ben  9teIationen  berfelben  }um  Xbtoefenben  unb  ben 
Utfac^en  i^red  Eintrittd  ju  forf^en;  toit  DoOjie^en  ungereimte  $anb« 
lungen,  »eil  mir  bed  i^nen  (Sntgegenfle^enben  nid^t  eingebenl  finb. 
Sttngft  Serflorbene  figuriren  no^  immer  ald  Sebenbe  in  unfern  SCrttn« 
men,  tneil  toir  im  Xraume  und  ni(^t  barauf  beflnnen,  bag  fle  tobt 
flnb.  Oft  fe^en  mir  und  mieber  in  ben  SJerl^ttltniffen,  bie  in  unferer 
frühen  dugenb  beßanben,  Don  ben  bamatigen  ^erfonen  umgeben,  HOed 
beim  SQten;  meil  aQe  feitbem  eingetretenen  Serttnberungen  unb  Um« 
geflaltnngen  Dergeffen  finb.  dm  Traume  ift  alfo,  bei  ber  Z^tttigfett 
aQer  ©eiflediräfte,  bad  ©ebSd^tnig  aQein  nid$t  red^t  bidponibeL  hierauf 
beruht  feine  üe^nnd^Ieit  mit  bem  Sa^nflnn,  »eld^er  im  9EBef entließen 
auf  eine  getoiffe  B^^^^i^iing  bed  ErinnerungdDermDgend  jn« 
rttdfaufü^ren  ijJ.    (?.  I,  246.    SB.  I,  28.  226  fg.    SB.  H,  464  fg.) 

4)  Eine  8orf<^rift  für  bad  ©ebtt^tnig. 

SRtt  feinem  ©ebttd^tnig  foQ  man  fheng  unb  bed|)otif(^  Derfo^ren, 
bamit  ed  ben  ©e^orfam  nic^t  Derleme,  j.  8.  koenn  man  irgenb  eine 
©od^e,  ober  Serd,  ober  SBort,  fi(^  nid^t  jurüdFrufen  fonn^  fold^ed  ja 
nid^t  in  Söüäfttn  ouffc^lagen,  fonbent  bad  ©ebU^tnig  »o^enlottg 


®ebSd|tni6(utt{i   —    (»ebattlen  216 

ptxioii^äf  batntt  quälen,  6t9  ed  feine  ©d^ulbtgfett  get§an  l^at  !Z)enn 
je  länger  nton  fid^  ^at  borauf  6efinnen  muffen,  beflo  fefler  (oftet  t9 
nac^^er.  3ßa9  man  fo  mit  bielet  Snfhengung  an9  ber  SCiefe  feine« 
©ebäc^tniffe«  heraufgearbeitet  l^at,  toirb  bann  ein  anber  3RaI  Diel  leichter 
3tt  ©ebote  flehen,  ate  menn  man  t9  mit  ^tUfe  ber  Stt^er  »ieber 
anfgefrif(^t  ^ötte,    (?.  U,  54  fg.) 

0f H  adjitni^kun^.    (SR  n  e  m  o  n  i  I.) 

®tetd  fu^t,  »er  eine  (Srinnerung  ^erbormfen  toiti,  junSc^ft  nad^ 
einem  graben,  an  bem  fle  bur(^  bie  ©ebanlenoffociation  ^ttngt.  (®.  ®e« 
banfenaffociation.)  hierauf  beruht  bie  SRnemonil.  ®ie  voiä  jn 
aOen  attf}u6ett)a^renben  Gegriffen,  ©ebanlen,  ober  SBorten,  und  mit 
(cic^t  }u  finbenben  Snittffen  t)erfe^en.  3)ad  @d^Iimme  iebod^  tfl, 
bog  bo^  and)  biefe  Stniäffe  fetbft  erfl  n)iebergefunben  toerben  muffen 
unb  ^ieju  lieber  eine«  SIntaffe«  bebürfen.  (3B.  II,  146.)  3)ie 
SDtnemonil  beruht  im  ®runbe  barauf,  bag  man  feinem  SBi^e  me^r, 
aU  feinem  @ebä^tniffe  gutraut  unb  ba^er  bie  S)ienfte  biefe«  jenem 
überträgt.  (Er  nämlid^  mug  einem  f^ttier  }u  Se^attenben  ein  leidet 
)u  Se^altenbe«  fubftituiren,  um  e«  einfl  »ieber  in  -dene«  jurüd  )u 
überfe^en.  S)ie  3)7nemonit  berl^äU  fid^  aber  jum  natürlichen  ©e« 
bäc^tnig,  tt)ie  ein  fünfHic^e«  Sein  inm  xoxxtlxi^m.  S«  ift  bienli^,  fld^ 
t^rer  bei  neu  erlernten  S>ingen,  ober  Sßorten,  Knfang«  gu  bebienen, 
mte  einer  einftkoeitigen  ßrütfe,  bi«  fle  bem  natürlid^en,  unmittelbaren 
@eb&d^tnig  einverleibt  ftnb.  S)od^  nimmermehr  tonnen  bei  ber  unge« 
teuren  SRenge  unb  Sßannigfattigfeit  be«  @to^e«  bie  £)f)erationen  be« 
natürlid^en  ®ebä(^tniffe«  burc^  ein  fünftli^e«  unb  befugte«  <3pitl  mit 
Xnalogien  erfe^t  tt)erben,  bei  benen  ba«  natürlid^e  ®ebä(^tnig  bod^ 
immer  toithtt  ba«  primum  mobile  bleiben  mug,  nun  aber  ßatt  (Eine« 
gar  3^^  i"  behalten  ^at,  ba«  ßtxi^tn  unb  ba«  Sejeid^nete.  -Seben« 
faO«  lann  ein  fotd^e«  lün^Iid^e«  ®ebäd^tnig  nur  einen  t)er^ä(tntgmägig 
fe^r  geringen  Sonat^  faffen.    {%  n,  55  fg.) 

S)er  Stame  SRnemonil  gebül^rt  nid^t  fott)o^I  ber  ftunft,  ba«  un* 
mittelbare  9e§atten  burd^  S33it  in  ein  mittelbare«  )U  t)erkoanbeIn^  al« 
bietme^r  einer  fk|fiematif^en  Sl^eorie  be«  ®ebäd^tniffe«,  bie  aQe  feine 
(Eigenl^eiten  barlegte  unb  fle  au«  feiner  toefentlid^en  Sefd^affenl^eit  unb 
bann  au«  einanber  ableitete.    ($•  n,  643.) 

OtHfanktn. 

1)  3)ie  ©ebanten  al«  ^robuct  jtoeier  f^actoren. 

3)ie  Dualität  unferer  ®ebanTen  (xffx  formeQer  SBert^)  Tommt  ton 
innen;  aber  i^re  Stid^tung,  unb  babur^  xffx  ®toff,  t)on  äugen;  fo  bag, 
toa«  »ir  in  jebem  gegebenen  9[ugenblid(e  beulen,  ia9  ^robuct  jxotitt  grunb' 
berf^tebener  f^actoren  ifi.  S)emna(i^  flnb  für  ben  ®eifl  bie  SDbjecte  nur 
S)a«,  toa«  ba«  $IeRron  für  bie  Sk|ra;  ba^er  bie  groge  Serfd^ieben^eit  ber 
@ebanTen,  »el^e  ber  fetbe  IbibtidC  in  berfd^iebenen  ft5pfen  erregt  Ob 
bie  S^ra  »o^tgtftimmt  unb  ^oc^gefHmmt  fei,  Z)a«  Begrünbet  ben  grogen 
Unterff^ieb  ber  in  jebem  Ao))fe  ^  barfteOenben  SBelt    ($.  n,  57«) 


216  <9ebanlen 

2)  Unab^ttngtgleit  ber  ©ebanlen  t)on  ber  SEBtUIür. 

©ebanlen  lommen  nic^t,  mann  tvir,  fonbern  toann  fte  too&en. 
{%  U,  54.)  S)te  Dualität  unferer  ©ebanlen  ^ftngt  t)on  p^^flolo- 
gifd^en  unb  anatomtfc^en  Sebtngungen  ab,  bte  ©egenftlinbe  berfelben 
Dom  ^vi\QÜ,  Qmax  {leiten  bte  ©egenflttnbe,  mit  benen  totr  und  im 
3)enten  befd^äftigen,  juni  S^^eil  in  unferer  ftSiSÜHv,  unb  toir  fönnen 
l^ier  mit  metl^obifc^er  Sbflditltc^Ieit  berfa^ren.  debod^  gute,  emfte  ©e« 
banlen  über  koürbige  ©egenftänbe  taffen  fid)  ni^t  }u  j[eber  3^^^  ^il^' 
lürlid^  herauf befc^mören ;  SlOed  toad  ivir  t^un  fönnen  ift,  i^nen  ben 
Sßeg  frei  gu  galten,  bur^  Serfc^eud^ung  aOer  futilen,  läppx^^m, 
ober  gemeinen  {Ruminationen.  SRan  lajfe  ben  guten  ©ebanfen  nur  ben 
?ßlan  frei;  fle  toerben  lommen.    (^.  II,  57.) 

3)  ^örberung  ber  ©ebanlen  burc^  Setoegung  in  freier 
Suft. 

SDad  ®e^en  in  freier  Suft  ifl  bem  Sluffleigen  eigener  ©ebanfen 
ungemein  günfiig.  2)ie9  ifl  bem  bur^  jene  Setoegung  bef^Ieunigten 
S(t|mung9proceg  jujufd^reiben,  aU  mlijtx  t^eite  ben  Slutumlauf  fräf« 
tigt  unb  bef d^teunigt ,  t^eite  ba€  9Iut  beffer  o^^birt;  tt)obur^  erfilid^ 
bie  }tt)iefa(^e  Setoegung  be9  ©e^imd,  nümttc^  bie,  toAäjt  j[ebem  %tf)tm» 
3uge,  unb  bie,  »elc^e  j[ebem  ^utefc^Ioge  folgt,  raf^er  unb  energif^er, 
n)ie  au^  ber  turgor  yitalis  beffelben  gefpannter  toirb,  unb  jtoeitend 
ein  t)oinommener  o^t|birted  unb  becarbonifirted,  atfo  bitalered,  arterieOed 
93Iut  aud  ben  t)on  ben  ftarotiben  audge^enben  Ser Anzeigungen  in  bie  ganje 
^ubßan}  bed  ©e^irnd  bringt  unb  bie  innere  Sitalität  beffelben  er^ö^t. 
3)ie  burd^  a&ed  S>iefed  herbeigeführte  Belebung  ber  3)enlfraft  bauert  jeboc^ 
nur,  fo  lange  man  Dom  ©e^en  bur^aud  nid^t  ermübet   ($.  n,  1 75.) 

4)  ©ebante  unb  Sßort 

^a9  eigentlid^e  Seben  eine9  ©ebantend  bauert  nur,  bid  er  an  ben 
©rän}))un(t  ber  äBorte  angelangt  ifl;  ba  f)etriftcirt  er,  ift  fortan  tobt, 
aber  unbermüftli^,  gleid^  ben  Derfteinerten  j£^ieren  unb  ^flangen  ber 
SortQelt.  au(^  bem  bed  fir^ftaOd,  im  SugenblidC  bed  Hnfd^ießen«, 
lann  man  fein  eigentti^ed  Seben  Dergleid^en.    ($.  II,  542.) 

6)  Sßarnm  man  toert^DoKe  ©ebanten  balb  nieber« 
fd^reiben  folt 
aßert^boOe  eigene  ©ebanten  foQ  man  möglid^ß  balb  nieberfd^reiben. 
2)enn  bie  ©egenmart  eined  ©ebanten^  ift  koie  bie  ©egenkoart  einer 
©eliebten.  Sud  bem  Sugen,  aud  bem  ®inn!  S)er  f^önfie  ©ebanTe 
läuft  ©efa^r,  unttiieberbringlid^  Dergeffen  }u  »erben,  loenn  er  nid^t 
aufgefd^rieben,  unb  bie  ©etiebte,  Don  und  geflogen  }U  nzerben,  menn  {le 
nid^t  angetraut  morben.    ($.  n,  54.  534.) 

6)  UnterfdEiiebli^er  3Bert^  ber  ©ebanten. 

(£d   giebt  ©ebanten  bie  äRenge,   meiere  9Bert§   §aben   für  S)en, 

ber  fte  beult;   aber  nur  ttenige  unter  i^nen,  koeld^e  bie  itraft  befifren, 

nod^  bur(^  Steperlufflon  ober  9iefIe^on  }u  toirten,  b.  §.  nac^bem  fte 

niebergefd^rieben  morben,  bem  Sefer  ^nt§eU  abjugettinnen.   ($•  n,  534.) 


®eban!enaffodattoti  217 

7)  OueUe  aller  toa^r^aft  ortgineUen  ©ebanlem 
3)ad  mit  $ülfe   anf^auli^er  SorfteOiutgen   o{)mrenbe  Renten 
iß,  ato  Quf  bie  ©runbtage  aller  Segriffe  jurUdge^enb,   ber  (Srgeuger 
aOer  toa^r^aft  origineQen  ©ebanten,  oOer  urft)rüngtt4en  ©runbanfic^ten. 
(®.  104.)    (SergL  «nfc^auunj.) 

ftelifankenaff0ciati0ti. 

1)  SSSurgel  ber  ©ebanlenaffociation. 

S)ie  ©egentuart  ber  SorfleÜungen  unb  ©cbanTen  in  unferm  Setougt^ 
fein  ifi  bem  @a^  Dom  ©runbe  in  feinen  berfd^iebenen  ©eflalten  fo 
fheng  mitertt)orfen,  toie  bie  Semegung  ber  Körper  bem  @efe^e  ber 
(Faufalttttt.  @o  toentg  ein  ftörper  o^ne  Urfa^e  in  Setoegung  gerat^en 
tann,  e6enfo  »enig  i^  ed  mbgtid^,  bag  ein  ®ebanle  o^ne  Sniag  ind 
Setougtfein  trete.  SDer  9n(ag  ift  nun  entkoeber  ein  äuge r er,  alfo 
ein  (Sinbrud  auf  bie  @inne;  ober  ein  innerer,  olfo  fetbfi  lieber  ein 
®ebanfe,  ber  einen  anbern  herbeiführt  t)erm0ge  ber  Sffociation. 
Sie  ©ebanlenaffociation  ifl  bemnac^  nid^td  Snbered  oM  bie  SIntoenbung 
bed  ©a^e^  t)om  ©rnnbe  in  feinen  berfc^iebenen  ©efialten  auf  ben 
fubiectiDen  ©ebanfenlouf,  alfo  auf  bie  ©egentoart  ber  SJorfieQungen 
im  »ewußtfein.    (SB.  n,  146.   ®.  146.) 

2)  Wirten  ber  ©ebanfenaffociation. 

S)ie  Xffociation  beruht  entiocber  auf  einem  Ser^ältnig  t)on  ©runb 
nnb  golge  gtoif^en  ben  affociirten  ©ebanten;  ober  aber  auf  Sle^ntic^« 
teil,  aud^  bIo§e  Slnalogie;  ober  enblic^  auf  ®tei(^}eitigTeit  i^rer  erften 
Sitffaffung,  »eld^e  toteber  in  ber  räumlichen  9?oc^6arfd^aft  i^rer  ©egen« 
flttnbe  i^ren  ©runb  ^aben  lann.  f^Ur  ben  inteDectueOen  SBert^  eine«  Aopfe^ 
ifi  bad  Sorl^errf^en  be^  einen  biefer  brei  Sänber  ber  ©ebanfenaffociation 
Dor  ben  anbern  c^araIterifHf(^;  ba^  juerfl  genannte  toirb  in  ben  benlenben 
unb  grttnbfid^en,  bad  jtoeite  in  ben  toi^igen,  geifheic^en,  ))oetif^en, 
io»  le^te  in  ben  befc^rttnlten  ft5))fen  Dorl^errfd^em    (SB.  U,  145.) 

3)  @^einbare  9[udna§men  Don   bem  ©efe^e   ber  ©e« 
banlenaffociation. 

8on  bem  ©efe^e,  auf  metc^em  bie  ©ebanfenaffociation  beruht,  bag 
nSmlic^  fein  ©ebanfe  o^ne  einen  genügenben  finla%  m9  Setougtfein 
tretm  fann,  fc^einen  bie  ^üSe  eine  üu^na^me  ju  ma^en,  ttio  ein  ©e- 
bonfe,  ober  ein  Silb  ber  ^^antafle  un9  pß^Iid^  unb  o^ne  betougten 
Xnlag  in  ben  ®inn  fommt.  äReifiend  ifi  bie9  j[eboc^  Säufc^ung,  bie 
barauf  beruht,  bag  ber  flnla%  fo  gering,  ber  ©ebanfe  felbfl  ober  fo 
§eQ  unb  intereffant  n)ar,  bag  er  jenen  augenbtidli^  aud  bem  Setougtfein 
t)erbrängte.  S3i9toei(en  aber  mag  ein  folc^er  plü^lxijtt  (Eintritt  einer 
SorfieQung  innere  förderliche  (EinbrüdCe,  enttt)eber  ber  Steile  be^  ©e> 
(itnd  auf  einanber,  ober  auc^  bed  organif^en  9?erüenft|fiem^  auf  ba9 
®e§im  aur  Urfac^e  ^aben.    (SB.  H,  148.) 

4)  S>er  ^eimlid^e  Senfer  ber  ©ebanfenaffociation. 
Der  ^eimtic^e  Senf  er  ber  ©ebanfenaffociation   ifi   ber  SiUe   bed 

dnbiDibuum«.   (Sr  ifi  t9,  ber  bad  ganje  ©etriebe  in  2:^ätigfeit  Derfe^t, 


218  ®ebttntnifr«l^eit 

inbent  et  bem  dnterefTe,  b.  1^.  ben  inbibibueDen  Qtütdtn  ber  $erfon 
gfmli§,  ben  dnteOect  antreibt,  }u  feinen  gegentoürttgen  SorfleDungen 
bie  mit  i^nen  (ogifc^,  ober  analogifc^,  ober  bur^  räumliche  ober  jettlic^e 
iVac^barfd^aft  Derfd^miflerten  ^erbetjufd^affen,  koenngleidi  bie  St^fttiglett 
bed  IJBiQend  Riebet  fo  unmittelbar  i%  bag  fie  meiflend  ntc^t  xt\9  beut« 
Itd|e  Semußtfein  fäOt,  unb  fo  fd^ncQ,  bag  kotr  und  btdmeilen  nic^t  ein 
SRal  bed  Sniaffed  }u  einer  alfo  ^er))orgerufenen  SorfteOung  bewu§t 
»erben,  koo  ed  und  bann  fd|eint,  ald  fei  ütxoa^  o^ne  aQen  3ufa>nmen« 
l^ang  mit  einem  Snbem  in  unfer  99etougtfein  gefommen.  (®.  146.) 
dn  le^ter  -dnlian)  ift  alfo  bie  ©eflalt  bed  ©a^ed  Dom  ©runbe,  mlift 
bie  ©ebonlenaffociation  be^enfc^t  unb  tl^ätig  er^ttlt,  bad  ®efe^  ber 
SRotibation;  koeti  S>ad,  koad  bad  @enforium  lenft  unb  ed  6e« 
fiimmt,  in  biefer  ober  jener  9ii(i^tung  ber  Slnalogie  ober  fonfligen 
®ebanIenaf[ociation  na(^}uge§en,  ber  ^i(te  bed  benlenben  ©ubjectd 
ijl.    (SB.  n,  149.) 

6)  äBad  auf  ber  ©ebanfenaffociation  beruht. 

8(ttf  ber  ©ebanfenaffociation  beruht  bie  SRnemonif.  (®.  @t' 
bttc^tnigtunfi.)  dm  ©runbe  beruht  aber  auc^  unfer  nic^t  burc^ 
mnemonif^e  fünfte  üermittelted  9Bortgebttd^tnig  unb  mit  biefem 
unfere  gange  ©prac^fd^igleit  auf  ber  ©ebanlenaffociation.  S)enn  bad 
(Erlernen  ber  @j)ra4e  befielt  barin,  bag  toir  auf  immer  einen  Segriff 
mit  einem  äBort  fo  gufammenletten,  ba§  bei  biefem  Segriff  fletd  3u« 
gleich  biefed  äSBort,  unb  bei  biefem  SBort  biefer  Segriff  und  einfäDt. 
3)en  felben  $roceg  f)abm  h)ir  nad^mald  bei  (Erlernung  ieber  neuen 
@))ra4e  }u  koieber^olen*    (äS.  U,  146.) 

Suf  ber  ©ebanfenaffociation  beruht  femer  auc^  ia9  SBteberanhtüt)fen 
bed  habend  ber  burd^  ben  ©c^Iaf  unterbrod^enen  (Erinnerung,  deben 
iDtorgen  beim  (Erkoad^en  ifl  bad  Sekougtfein  eine  tabula  rasa,  bie  {t(^ 
f^neO  koieber  füllt.  S^^n^c^f^  nämlic^  ifl  ed  bie  je^t  koieber  eintretenbe 
Umgebung  bed  Dorigen  übenbd,  kueld^e  und  an  bad  erinnert,  koad  »ir 
unter  tbtn  biefer  Umgebung  gebac^t  §aben;  baran  btüpfen  fld^  bie 
(Sreigniffe  bed  vorigen  Xaged,  unb  fo  ruft  ein  ©ebanle  fd^neQ  ben 
anbem  |ert)or,  bid  S(Ded,  toa9  und  geflem  befc^ttftigte,  n)ieber  ba  ifl. 
3)arauf,  bag  bied  geprig  gefd^e^e,  beruht  bie  ©efunb^cit  bed 
©eifted,  im  ©egenfa^e  bed  SBa^nfinnd.  (38.  H,  147.  SergL 
Ba^nfinn.) 

S)er  ©ebonlenfrei^eit  fie^t  ni(^td  fo  ^inberlid^  im  SBege,  a(d  ber 
3koang,  ben  bie  ÜDogmen  ber  iebedmal  l^errfc^enben  ülanbedreligiou  auf 
ben  ©eifl  audüben.  yixijt  allein  auf  bie  3Ritt]§ei(ung  ber  ©ebanfcn, 
fonbem  auf  bad  S)enlen  fetbft  erflredtt  fic^  jener  3)k)ang  baburc^,  bag 
bie  Dogmen  bem  garten,  bilbfamen,  k)ertrauendk)onen  unb  gebanfen« 
lofen  ftinbedalter  fo  feft  einge))rägt  koerben,  bag  fie  mit  bem  ©e« 
^irn  k)erkDad^fen  unb  faß  bie  Statur  angeborener  ©ebankn  annehmen. 
(SB.  n,  207  fg.) 


ddmib    —    ®effi§(  219 

1}  3>ie  ®ebn(b  aU  angebotene  Stgenfc^afi 

@fbulb,  patientia,  l^eigt  fo  Don  leiben,  iß  mithin  $af{tt)itSt, 
ha9  ©egent^etl  ber  Scttottttt  bed  ©eifle^,  mit  ber  fte,  n)0  biefe  grog 
tfl,  fic^  fc^mer  bereinigen  lägt.  @ie  i^  bie  angeborene  S^ugenb  ber 
$^Ugmatici,  tt)ie  auc^  ber  ©eifiedträgen  unb  ©eifle^armen,  unb  ber 
SBeiber.    (^.  U,  626.) 

2)  3)er  Wtut^  aU  eine  Srt  ©ebulb.    (®.  SRutl^O 

3}  SBorauf  bie  Stot^toenbigleit  ber  ©ebutb  beutet. 

!Z)ag  bie  ©ebulb  fo  fe§r  nü^tic^  unb  nöt^ig  ifl,  beutet  auf  eine 
traurige  Sefd^affen^eit  biefer  Sßelt.    ($.  n,  625.) 

4)  SD2itteI  sur  (Erlangung  ber  ©ebulb. 

ßnx  @ebulb  im  Seben  unb  bem  gelaffenen  (Ertragen  ber  Uebel  unb 
ber  SRenfc^en  lann  nid^td  taugUd^er  fein,  aU  eine  Subbl^aiftifd^e 
lErtmtemng  biefer  Xrt:  ,,3)ied  ift  ©anfara,  bie  Seit  be«  (Selüfted 
unb  Sertangen9  unb  ba^er  bie  SBelt  ber  ©eburt,  ber  jhranll^eit,  bed 
fiütm9  unb  ©terbend;  e«  ifl  bie  Seit,  toelc^e  nic^t  fein  follte.  Unb 
bied  ^ier  ift  bie  9eo9IIerung  ber  @anfara.  Wa9  alfo  tonnt  i^r 
»fffere«  ermarten?"    {%  H,  327.) 

Um  unter  SRenfd^en  leben  }U  Idnnen,  muffen  h)ir  3eben  mit  feiner 
gegebenen  dnbit)ibualität  ertragen  lernen,  ^iegu  iß  nun  gut,  feine 
®fbulb  an  leblofen  ©egenfiänben  }u  üben,  meiere  t)ermöge  med^anifc^er, 
ober  fonfi  p^^ßf^^i^  9lot^ttienbigfeit  unferem  Si^un  fld^  ^artnüdCig  »iber* 
fe^en.  2)ie  babur^  erlangte  Sebulb  lernt  man  nad^^er  auf  iDlenfc^en 
übertragen,  inbem  man  fld^  gewöhnt,  }u  beuten,  bog  auc^  fie  }ufoIge 
Ihenger  Dtatumot^toenbigteit  fo  finb  unb  ^anbeln,  toie  fie  finb  unb 
(Kinbeln.    ($.  n,  473.) 

1)  (Sefü^I  aU  Zafifinn.    (@.  ©inne.) 

2)  ®efü(I  aU  ©egenfa«  bed  Siffend. 

dm  firengen  ©inne  genommen  ift  bie  abfhacte  begriffli^e  (Srtenntnig 
allein  ein  2Bif fen.  SBiffen  ifl  bad  gi^rirt^aben  in  Segriffen  ber  $Ber- 
mmft  .bed  auf  anbere  SBetfe  überl^auf)t  Crlannten.  (Sergl.  SBiffen.) 
3n  biefer  ^infic^t  nun  iß  ber  eigentlid^e  ©egenfa^  be6  SBiffend  ba9 
@effl^L  S)a9a93ort  (Sefü^I  (at  burc^au«  einen  negativen  dn^alt, 
nfitnlic^  biefen,  bog  (Sthiad,  ha€  im  9en)uptfein  gegenn)ttrtig  iß,  ni(^t 
Segriff,  nid^t  abßracte  (Ertenntnig  ber  Semunft  fei.  ©o 
»irb  üon  jeber  (Srienntnig,  ieber  SBa^r^eit,  bereu  man  ßc^  nur  erß 
intuitik)  bekougt  iß,  ße  aber  nod^  nic^t  in  abßracte  Segriffe  abgefegt 
W,  Oefogt,  baf  man  ße  fü^Ie.  SDie  @))^ttre  be«  Segriff«  (S>efü^( 
iß  ba^cr  eine  umnttgig  »eite,  bie  ^eterogenfien  3)inge  umfaßenbe,  »etd^e 
^ier  lebiglic^,  koeil  ße  in  ber  negatioen  9tüd(ß(^t,  nid^t  abßracte 
Segriffc  )tt  fein,  übereinßimmen ,  ton  ber  Sernunft  unter  einen 
Segrtff  jnfammengefagt  toerben,  S^nlid^  »ie  ber  (Shnec^e  aOe  ünbern 


220  begebene,  bad    —    (Segentoart 

unter  ben  begriff  Barbaren,  ber  ©laubige  aKe  Snbern  unter  ben 
Segriff  Steuer,  ber  @tubent  alle  Snbem  unter  ben  Segriff  $^ilifier 
}ttfammenfa|t.  Unfenntnig  biefed  Serl^ältniffe^  ifl  @d^ulb  m  ber 
falfd^en  Slufflellung  eined  befonbern  ©efU^teDermögen^  unb  ben  2:§eorien 
über  baffelbe.    (303.  I,  60—62.) 

3)  ®eftt§(  a(«  SBillendaffection. 

S)ie  @efü^(e  ber  Sufi  unb  Unluft  flnb  Sffectionen  bed  felben  SBiDend, 
ber  in  ben  Sntfd^IUffen  unb  $anbtungen  t^ätig  ift.  @ie  flnb  itoax  in 
groger  ÜRannigfaitigfcit  Don  ®raben  unb  Srten  t>ox^anhtn,  laffen  ftd^ 
aber  bod^  aOemal  jurüdfü^ren  auf  bege^renbe  ober  t)erabf^euenbe 
^ffectionen,  alfo  auf  ben  a(d  befriebigt  ober  unbefriebigt,  gehemmt  ober 
lodgelaffen,  ftd^  feiner  betougt  koerbenben  Sßillen  fetbf!;  [a  btefed  erfhedt 
flc^  bi9  auf  bie  fbrpertid^en,  angenehmen  ober  fd^merjli^en,  unb  aDe  jtoi« 
fd^en  biefen  beiben  (iegenben  ja^Qofen  @mf)ftnbungen;  ba  bad  Sefen  aDer 
biefer  Sffectionen  barin  befielet,  bog  fie  ald  ein  bem  SEBtÜen  ©enittged, 
ober  i^m  SBiberttittrtige^,  unmittelbar  vtC^  ©elbflbemugtfein  treten. 
(C.  11  fg.   ®.  143.) 

tftsebene,  bad. 

Sartefiud  kourbe  ergriffen  t)on  ber  SBol^r^eit,  bag  toir  3unttc^ft 
ouf  unfer  eigene^  Setougtfein  befc^ränft  flnb  unb  bie  SBelt  uni^  allein 
ate  Sorfledung  gegeben  ift;  burd^  fein  beTannted  dubito,  cogito 
ergo  Bum  moOte  er  bad  aÜein  ©eniiffe  beö  fubjectiben  Seiougtfeind, 
im  ©egenfa^  be9  $rob(ematifc^en  aUed  Uebrigen,  ^erbor^eben  unb  bie 
groge  SBa^r^eit  audfpre^en,  bag  bad  ein}ige  »irtlic^  unb  unbebingt 
©egebene  bad  @elbflben)ugtfein  ift.    ($.  I,  4.) 

ßant  fertigt  fehlerhafter  SBeife  nac^  ÜDarfleÜung  ber  blogen  Sorm 
ber  S(nf(^auung  i^ren  On^alt,  bie  ganje  cm))irifd^e  9Ba^me^mung,  mit 
bem  „fle  ift  gegeben"  ab  unb  fragt  nid^t,  tote  fie  ju  ©taube  lommt, 
ob  mit,  ober  o^ne  Serflanb.    (SEB.  I,  509.  565.) 

Oegtnfd^U4)ktit,  f.  Polarität 

OtgtnftanlT)  f.  Object. 

Oegenioart. 

1)  SDie  ©egentoart  aU  atieinige  govm  ber  Siealität 
unb  aU  bad  allein  Se^arrenbe. 

S)te  f^orm  ber  (Srfd^einung  ht9  SßiKend,  alfo  bie  ^orm  bed  Sebend 
ober  ber  9tealität  ift  eigentli^  nur  bie  ©egentoart,  ni(^t  bie  ßufunft, 
no(^  Sergangenl^eit.  3)iefe  flnb  nur  im  Segriff,  flnb  nur  im  ßu» 
fammen^ange  ber  bem  @a^  Dom  ©runb  folgenben  (Srienntnig  ba.  S)ie 
©egenhiart  fammt  i^rem  -dn^alt  ifl  immer  ba.  {Reale  Objecte  giebt 
ed  nur  in  ber  ©egentoart;  Vergangenheit  unb  3ufunft  enthalten  bloge 
Segriffe  unb  ^^anta^men;  ba^er  ifl  bie  ©egentoart  bie  ttefenttic|e 
f$orm  ber  (Srf^einung  bed  äBi&end  unb  Don  biefer  unjertrennlid^.  !Z)ie 
©egentDort  allein  ifl  X)ad,  toa9  immer  ba  ifl  unb  unoerrüdCbar  feflfle^t. 
Smpirifd^  aufgefagt  bad  ^lüd^tigfle  Don  älOem,  fleQt  fle  bem  meta« 


(Btqtntowct  221 

))^t|fif^en  9(i(f,  ber  über  bte  formen  ber  empirifc^en  Slnfd^auung 
§tnioegfle^t,  fldl  üU  bad  allein  S3e^artenbe  bar,  bad  Nunc  stans  ber 
©(§ota|Hfer.    (SB.  I,  328  fg.   %  I,  91;   H,  288.) 

&  giebt  nur  Sine  ©egenmart  unb  biefe  ifl  immer;  benn  fie  ifl 
bie  alleinige  t^orm  ht9  toirfli^en  S>afeind.  9Ran  mug  bo^in  gelangen 
rinjufe^en,  bag  bie  Vergangenheit  nic^t  an  fid^  Don  ber  ©egenkoart 
ticrf^ieben  ift,  fonbern  nur  in  unferer  9f)f)re^enflon,  atö  toet^e  bie 
3<it  jur  Sorm  ^at,  vermöge  koetd^er  aDein  ftc^  ^^^  ©egentoürtige  aM 
oerf^ieben  Dom  SSergangenen  barjleHt.    {%  U,  300.) 

2)  3)ie  beiben  $SIften  ber  ©egentuart. 

S)ie  ©egentoart  ^at  jtDei  ^älften,  eine  objectiDe  unb  eine  fub- 
jectit)e«  3)ie  objectit)e  aOein  ^at  bie  Slnfd^auung  ber  ^tit  jurt^orm 
unb  roQt  ba^er  unauf^altfam  fort;  bie  fubjectiüe  fielet  fefl  unb  ift  ba^er 
immer  biefelbe.  ^ieraud  entft)ringt  unfere  lebhafte  (Erinnerung  be^ 
längß  Sergangenen  unb  bad  äSetougtfein  unferer  Unüergängli^Ieit,  tro^ 
ber  erfenntnif  ber  gtüd^tigfeit  unfer«  SDafein«.    {%  11,  288.) 

SBir  fönnen  bie  ^tit  einem  enblod  bre^enben  Jheife  Dergleid^en:  bie 
M  finfenbe  $älfte  tottre  bie  Vergangenheit,  bie  ftetd  fleigenbe  bie 
Butunft;  oben  aber  ber  unt^eilbare  $unlt,  ber  bie  j£angente  berührt, 
toäre  bie  oudbe^nungölofe  ©egenmart«  SBie  bie  j^angente  nid^t  mit 
fortrollt,  fo  au(^  nid^t  bie  ©egentoart,  ber  Serü^rungdpunlt  bed  Objecto, 
beffm  f^ortn  bie  3^it  ifl,  mit  bem  @ubject,  bad  feine  t^orm  ^at,  toeii 
e^  ni^t  )um  (Srfennbaren  gehört,  fonbern  Sebingung  alled  (SrTennbaren 
ifi.  Ober,  bie  3^^^  gleist  einem  unauf^altfamen  @trom,  unb  bie 
Segenmart  einem  Reifen,  an  bem  fxdj  jener  bridE|t,  aber  nic^t  i^n  mit 
fortreißt.     (SB.  I,  329.   %  I,  111.  517.) 

3)  Verf(^iebener    SBert^    ber    erfüllten    ©egenttiart; 
morauf  er  beruht« 

3ebe  aSirKi^reit,  b.  ^.  jebe  erfüUte  ©egenkoart,  befielt  anß 
pti  Hälften,  bem  @ub][ect  unb  £)bjiect,  toietDO^I  in  fo  not^toenbiger 
unb  enger  Verbinbung,  xoit  O^^gen  unb  ^^brogen  im  äBaffer.  hierauf 
beruht  ed,  bag  bie  gegenwärtige  SBirlUd^feit  für  üerf^iebene  3nbit)ibuen 
t)on  fo  t)erf(^iebener  Vebeutung  ifi.  Sei  Döllig  gteid^er  objiectiDer  $tt(fte, 
aber  Derfd^iebener  fubjectiDer  ifl  fo  gut,  tt)ie  im  umgefe^rten  SaK»  bie 
gegentottrtige  SBirKidEifeit  eine  gang  anbere;  bie  f fünfte  unb  beße  ob« 
icctiüe  $ätfte  bei  ffatmf)fer,  fc^Iec^ter  fubjectioer,  giebt  boc^  nur  eine 
f(^le(^te  äBirllic^Ieit  unb  ©egenmort,  gteid^  einer  fc^önen  ©egenb  im 
f4te(^ten  SEBetter,  ober  im  9tefle^  einer  fd^Iec^ten  Camera  obscura. 
3)ec  SBert^  unb  bie  Vebeutung  ber  gegenkoSrtigen  2Birf(i(^Ieit  beruht 
Qlfo  §attptfä(^(i(^  auf  ber  Sef^affen^eit  be$  ©ubjiectd,  auf  3)em,  »ad 
einer  ip.     {%  I,  334  fg.) 

4)  ®enu§  ber  ©egentoart  a(d  ein  toid^tiger  $untt  ber 
Sebendmeid^eit. 

Sin  »tc^tiger  $un(t  ber  Sebendteeid^eit  befielt  in  bem  rid^tigen 
Ser^Itnig,  in  totldftm  n)ir  unfere  Sufmerffamleit  t^eite  ber  ©eg  enmart, 


222  (8e^afflg!ett    —    Oe^tm 

t^eitt  ber  gu'nnft  loibmen,  batntt  ntd^t  bte  eine  un9  bie  anbete  ttt» 
berbe.  Stele  leben  gu  fe^r  in  ber  ©egentoort:  bte  Seic^tflnnigen. 
Anbete  gn  fc^t  in  bet  Sw'w^ft«  ^ic  ÄcngjHit^en  «nb  Seforgüd^cn.  — 
(Statt  mit  ben  planen  unb  ©otgen  für  bie  3u'unft  audfc^Iieglt^  unb 
imntetbar  befc^Sftigt  ju  fein,  ober  aber  un^  ber  ©e^nfud^t  nad^  ber 
SSergangen^ett  ^tngugeben,  foOten  mir  nie  bergeffen,  bag  bie  ©egemoart 
alletn  real  nnb  allein  gemtg  ift,  hingegen  bie  3ulitnft  faft  immer 
anberd  au^fSQt,  ald  koir  fte  benlen;  [a,  auc^  bie  SJcrgangen^ett  anberd 
mar.  S)te  ©egenmart  allein  ift  ma^r  nnb  mirKid^;  fie  iß  bte  real 
etfüKte  ^At  unb  audf(^(ie§Ii(i^  in  i^r  liegt  unfer  S)afein.  S)a^ 
fönten  mir  fie  fletd  einer  Reitern  Kufna^me  mürbigen,  ^olglic^  j|ebe  er« 
trttgdd^e  ©tnnbe  mit  93emtt§tfein  ald  fold^e  gentegen,  b.  ^.  fte  nid^t 
trüben  burc^  berbrieglic^e  ©efic^ter  über  Derfe^Ite  Hoffnungen  in  ber 
Vergangenheit  ober  SJcforgniffe  für  bie  3uhmft.  ^.  1,  441—443.) 
9Bte  follte  ed  t^öri^t  fein,  ftetd  bafür  }u  forgen,  bog  man  bie  oDein 
filtere  ©egenmart  möglic^fl  geniege,  ba  ja  bad  ganje  Seben  nur  ein 
gtögered  ©tüd  ©egenmart  unb  ate  folc^ed  gan}  betgängttd^  ifl? 
($.  447.) 

0jel)äfftgktit,  f.  untet  SKoralift^:    Sbttimoralifd^e  Xrtebfebem. 

1)  anetap^^fifc^e  Setrad^tung  be«  ©el^irnd. 

äBad  im  ©clbfibemugtfein,  o(fo  fubjectit),  ber  dnteUect  ifl,  ba9 
fteUt  ftd^  im  SSemugtfein  anberer  S)inge,  alfo  objicctit),  ate  ha9  ©e^irn 
\>ax.  (S.  n,  277.)  3)ad  ©e^itn  unb  beffen  Function,  bad  Srlennen, 
alfo  ber  dnteUect,  gehört  mittelbar  }ur  (Srfc^einung  bed  SBiQend;  auc^ 
in  i^m  obj|ectit)irt  fic^,  mie  überhaupt  im  Dtganidmud,  bet  fHäiüt  unb 
}mat  att  fEHHt  jut  Sßa^tne^mung  ber  S(ugenme(t,  alfo  aü  ein  Sr* 
fennenmoUen.  Sie  ber  dnteOect  t)^QfloIogtfd^  fic^  ergtebt  atö  bie 
Function  eined  Organa  bed  Seibed  (bed  ©e^trnd);  fo  ifl  er  metapbtlfifd^ 
angufe^en  att  ein  äBert  be9  SiOend,  be^en  JDbjectiootion  ober  @i^t« 
barfeit  ber  ganje  Seib  ifl.  9Ifo  ber  SBiae  )u  erfennen,  obiecttk) 
angefc^aut,  ifl  bad  ©e^im;  mie  ber  SBiUe  }u  ge^en,  obiectit)  ange- 
fi^attt,  ber  gug  ifl;  ber  äBiDe  ju  greifen,  bie  $anb;  ber  SiOe  gu 
t)erbauen,  berüRagen;  ju  jeugen,  bie®enita(ienu.f.m.  (SB.II,  293.) 
S>a9  ©e^im  felbfl  ifl,  fofern  t»  Dorgeflellt  mirb,  —  alfo  im  8e- 
mugtfein  anberer  S)inge,  mithin  fecunbär,  —  felb^  nur  SorfleDung. 
Sn  fid^  aber  unb  fofern  ed  oorfledt,  ifl  ed  ber  SßiOe,  mei(  biefer 
bad  reale  @ubflrat  ber  gan}en  Srfc^einung  ifl;  fein  (SrlennenmoHen 
obiectioirt  fi(^  old  ©el^im  unb  beffen  Functionen.    (3B.  ü,  294.) 

S)ie  ma^re  ^^^flologie,  ouf  i^rer  $0^e,  meifl  ba«  ©eiflige  im 
üRenfd^en  (bie  (Erlenntnig)  al9  ^robuct  feine«  ^^^fifc^en  nad^;  ober 
bie  ma§re  ilRetop^^ftt  bete^  und,  bag  biefe«  $^9fif4e  fetbft  Möge« 
$robuct,  ober  uietme^r  Srfc^etnung,  eine«  ©eifligen  (be«  SSSillen«)  fei, 
io,  bag  bie  aßaterie  felbfl  burc^  bie  SorfleOung  bebiugt  fei,  in  mldjtx 
oQein  fte  efifKrt.    S>ad  Snfc^auen  unb  3>enlen  mirb  immer  me^  m9 


(9e^tn  223 

bem  £)rg<mt^mud  ertfärt  koerben,  nie  aber  ha9  SEBoOen,  fonbcm  aud 
biefem  ber  Organidmud.  Oc^  fef^e  alfo  erfllt^  ben  SBilten,  aU 
3)tng  an  ftc^,  l>5IIig  Urfprünglic^ed;  }koeiten9  feine  6Io§e  (Sichtbar' 
Uli  (£)6j[ectiDQtioti),  ben  itxb;  unb  brittend  bie  (Srtenntnig^  ote  bloge 
Function  erned  Xf^tiU^  btefe«  Setbed  (bed  ©e^trnd).  3)tefer  2:^eil  fetbfl 
ifl  bad  objecttüirte  (äJorfieQung  geworbene)  SrfennentooUen,  inbcm 
ber  SßiOe  ju  feinen  3^<^(Icn  ber  (Srfenntntg  bebarf.  S)iefe  Function 
nun  aber  bebingt  toieber  bie  ganje  SBelt  aU  Sorßenung,  mithin  auc^ 
ben  8eib  fclbjl,  fofern  er  anf^auli^e«  Dbject  ifl,    (9?.  20 fg.) 

2)  ^^^fiologif^e  Betrachtung  bed  ©e^irnd. 

a)  Urfprung  unb  Function  bed  ®e^irnd« 

§ür  bte  objectiDe  Betrachtung  ifl  ba^  ©e^trn  bie  Sfftoredcen} 
bed  £)rganidmud;  ba^cr  erft,  h)0  biefer  feine  f)5(^{le  BoQfommenl^eit 
mib  (Somplication  erlangt  §at,  e9  in  feiner  größten  (Sntn)t(f(ung  auf- 
tritt. (SB.  ü,  311.)  S)ad  ®e^im  ift  nebft  ben  i^m  an^fingenben 
9lerDen  unb  SZüdenmart  eine  bIo§e  t^ruc^t,  ein  ^robuct,  jia,  infofem 
ein  $arafit  be^  übrigen  £)rgani^mu9,  aU  e^  nic^t  birect  eingreift  in 
beffen  ©etriebe,  fonbern  bem  S^td  ber  @elbßer^altung  blod  baburc^ 
bient,  bag  ed  bie  Scr^ältniffe  beffetbcn  jur  Sugentoelt  regulirt.  (SB.  U, 
224.  %  n,  79.)  Biefieid^t  ifi  ed  Stiebeutann,  mli^tx  juerft  bad 
cerebrale  97ert)enf9ßem  mit  einem  $ar afiten  DergUc^en  ^at.  S)er 
Sergleic^  ifl  treffcnb,  fofcm  ba^  @ebirn^  nebfl  i^m  an^ängenbem 
%ildfenmart  unb  iReroen,  bem  £)rganidmu^  gteic^fam  eingepflangt  tft 
nnb  oon  i^m  gentt^rt  koirb,  o^ne  felbft  feinerfeitd  }ur  (Erhaltung  ber 
Oefonomie  beffeiben  birect  etua^  bei}utragen;  ba^er  ba6  iehtn  ou(^ 
o^ne  ®et)im  befielen  lann,  »ie  bei  ben  ^irnlofen  9Ri§geburten,  auc^ 
bei  @(^ilbfröten,  bte  no4  abgefc^ntttenem  Sofft  no^  brei  SEBo^en 
leben;  nuT  mug  babei  bie  medoUa  oblongata,  atö  Drgan  ber  9ief))ira' 
tion,  Derfc^ont  fein.  @ogar  eine  $enne,  ber  f$Iourend  bad  ganje 
groge  ©e^irn  toeggefc^nitten,  lebte  no^  je^n  SDtonate  unb  gebie^. 
@elbfl  beim  üRenf^en  fU^rt  bie  3erfl9rung  M  ©e^imd  ni^t  birect, 
fonbern  erjl  bur^  Scrmittelung  ber  Sunge  unb  bann  bed  $er}en9  ben 
Xob  ^erbei.  S)agegen  beforgt  bad  ©e^im  bie  Sentung  ber  Ber« 
^(tniffe  }ur  Slugeuttielt;  bied  aUein  ifl  fein  Smt,  unb  ^ieburc^ 
trügt  ed  feine  @d^ulb  an  ben  tS  emä^renben  Organiömud  ab;  ba  beffen 
<£|ri{ien}  burc^  bie  Sugern  Ber^ältniffe  bebingt  ifl.  S)emgemäg  bebarf 
ed,  unter  allen  Si^eilen  allein,  bed  ©d^Iafed;  kneil  nämlid^  feine  Z^H' 
tigfeit  uon  feiner  Sr^altung  uöUig  gefonbert  ifl,  jene  blod  jtrfifte 
unb  @ttbflan3  üerjel^rt,  biefe  üom  übrigen  Organi^mud  att  fetner 
Smme  geleiflet  tnirb;  tnbem  alfo  feine  S^^dtigfeit  ga  feinem  Beflanbe 
nic^td  beitr&gt,  knirb  fle  erf^öf)ft,  unb  erfl,  kuann  fit  f)aufirt,  im 
^ijHaU,  ge^t  feine  (Smä^rung  unge^inbert  k)on  ©tatten.  (2B.  U,  279.) 
S)ad  ©e^irn  ifl  Uo9  ha9  SDtiniflerium  bed  Beugern,  koie  ba^  ©anglien« 
f^flem  ba^  SRiniflerium  bed  dnnern  ifl.  S)ad  ©e^irn  mit  feiner 
Sunctton   bed  Sriennend   ifl  nid^td  »etter,   att  eine  oom  SBillen  }u 


222  (8e^afflg!ett    —    Qttf^vcn 

tf^iü  ber  3ulunft  toibmen,  bamit  nic^t  bte  eine  und  bte  anbete  Der« 
berbe.  Stele  (eben  gu  fel^r  in  ber  ©egenmort:  bie  Seic^tftnnigen« 
Slnbere  )u  fe^r  in  ber  3ufunft:  bie  SlengfHic^en  unb  Seforglid^en.  — 
@tatt  mit  ben  planen  unb  @orgen  für  bie  3u'unft  ou^fc^tieglid^  unb 
immerbar  bef^äftigt  jn  fein,  ober  aber  und  ber  ©e^nfuc^t  nod^  ber 
Vergangenheit  ^ingugeben,  foDten  mir  nie  Dergeffen,  bag  bie  ©egemoart 
aQein  real  unb  aQein  gemi§  ifl,  hingegen  bie  3ulnnft  faß  immer 
anberd  oudf äDt,  aU  xoit  fte  beulen ;  ja,  aud^  bie  SJcrgangen^eit  anberd 
»or.  3)ie  ©egenwart  allein  ifl  toa^x  unb  n)irHi^;  fie  i^  bie  real 
erfüffte  S^xt  unb  audfc^Iieglic^  in  i^r  liegt  unfer  2)afein.  SDal^er 
foUten  tt)tr  fte  ftetd  einer  Reitern  Sufna^me  »ürbigen,  Vgtic^  )ebe  er« 
trSglid^e  @tunbe  mit  93en)it§tfein  aU  fotc^e  gentegen,  b.  ^.  fle  nidfi 
trüben  burc^  k)erbrieg(i(^e  ©efic^ter  über  Derfe^Ite  Hoffnungen  in  ber 
Vergangenheit  ober  Scforgnijfe  für  bie  Suhtnft.  ($.  I,  441—443.) 
^te  foOte  ed  t^üric^t  fein,  fletd  bafür  }u  forgen,  bog  man  bie  oDetn 
filtere  ©egenmart  mbglic^ft  geniege,  ba  \a  bad  ganje  Seben  nur  ein 
grögered  ^tüi  ®egentt)art  unb  aM  folc^ed  gans  oergSnglid^  ifl? 
($.  447.) 

tftl^äfftgktit,  f.  unter  Sltoralifc^:    Xntimoraltfd^e  Zriebfebem. 

9t\)xtn. 

1)  9netap^9fif(^e  Setrad^tung  bed  ©e^irnd. 

2Bad  im  @clbfibeuugtfein,  alfo  fubjectit),  ber  dntettect  ift,  bad 
fteHt  flc^  im  Vemugtfein  anberer  2)inge,  alfo  objectio,  aU  bad  ©e^irn 
bar.  (3B.  ü,  277.)  S)ad  ©e^irn  unb  beffen  Function,  bad  Silennen, 
alfo  ber  dnteQect,  geprt  mittelbar  )ur  (Srfc^einung  bed  SBiOend;  au(^ 
in  i^m  obj|ectit>irt  jlc^,  toie  überhaupt  im  Drganidmud,  ber  SBiOe  unb 
}tt)ar  atd  SßtQe  jur  Sßa^me^mung  ber  Kugenmelt,  alfo  atd  ein  (Er* 
fennenmoKen.  Sie  ber  dnteOect  f)^Qflo(ogtf4  fl(^  ergiebt  ald  bie 
Function  eined  Organa  bed  Seibed  (bed  ©e^imd);  fo  ifl  er  meta))(t)ftfd^ 
anjufe^en  aM  ein  Sßerl  bed  Sßidend,  be^en  £)biectioation  ober  ©i^t- 
barteit  ber  ganje  Seib  ifi.  Slfo  ber  SBiQe  )u  ertennen,  objectit) 
angefd^aut,  ifl  bad  ©e^im;  mie  ber  SBiOe  }u  ge^en,  objectio  ange* 
fc^ant,  ber  Su§  i|l;  ber  SBiDe  3U  greifen,  bie  $anb;  ber  SBiOe  gu 
Oerbauen,  berüRagen;  ju  geugen,  bie®enitalienu.f.m.  (3B.n,  293.) 
S)ad  ©e^im  felbft  ifl,  fofern  ed  Dorgefledt  »irb,  —  alfo  im  8e* 
tougtfetn  anbetet  Dinge,  mithin  fecunbär,  —  felb^  nur  SotfleDung. 
9n  ftd^  aber  unb  fofern  ed  oorftedt,  iß  ed  ber  SßiOe,  meil  biefer 
bad  reale  @ubfhat  ber  gangen  (Erfc^einung  iß;  fein  SrfennenmoUen 
objectioirt  fi^  a\9  ©e^im  unb  beffen  Functionen.    (9^.  ü,  294.) 

3>ie  loa^re  ^^^flologie,  auf  i^rer  ^^t,  loeift  bad  ©eiftige  im 
iDIcnfc^en  (bie  (Erfenntnig)  ate  $robuct  feine«  $§9flf(^en  nad^;  aber 
bie  toaste  ilRetap^^ftt  bcle^  und,  bag  biefed  $^9^(4^  f^I^f^  ^toM 
$robuct,  ober  oielme^r  Srfc^etnung,  eined  ©eifUgen  (bed  SSSiOend)  fei, 
10,  bag  bie  aßaterie  felbft  burc^  bie  SorfteQung  bebingt  fei,  in  loelc^er 
aQein  fie  epfKrt.    *S)a9  Snfc^auen  unb  S)entett  »irb  immer  mc^  and 


(Skl^itn  223 

bem  Drgani^mud  erKärt  koerben,  nie  a6er  bad  SEßoQen,  fonbem  aud 
btefem  brr  £)rgam^mu9.  3d^  fe(}e  atfo  erfUid^  ben  SSilUn,  aH 
3)ing  an  fic^,  DöQig  UrfprüngKc|ed;  2to)ettmd  feine  btoge  @i(^tbar« 
feit  (£)bj[ecttDation),  ben  Setb;  unb  brittend  bie  (£r!enntnig,  al9  bloge 
gunctiott  eine«  2:^cilc3  bicfc«  gcibc«  (be8  ©el^irnö).  ÜDiefer  S^cil  fclbft 
ifl  ha9  o6)ectimrte  (S^orfieQung  geworbene)  (ErfennentooUen,  tnbcm 
bcr  aääillc  ju  feinen  ^xotdm  bcr  (gr!enntni§  bebarf.  S)icfe  Function 
nun  aber  bebingt  lieber  bie  ganje  SBelt  ald  Sorfieüung,  mithin  aud^ 
ben  8eib  felbp,  fofern  er  anf^auli^eö  Dbject  ijl.    (9?.  20  fg.) 

2)  $^9fioIogif^e  SSetra^tung  bed  ©e^irnd. 

a)  Urfprung  unb  Function  be^  ©e^irnd. 

9ür  bie  objectiüe  Setrad^tung  ifl  ha9  ©e^im  bie  (Sfftoredcen} 
bed  Drganidmud;  ba^er  erfl,  mo  biefer  feine  ^Sd^fle  SJoÜIomnien^eit 
unb  Somplication  erlangt  f^at,  c9  in  feiner  größten  Sntmidtung  auf« 
tritt.  0B.  U,  311.)  S)ad  ©e^im  ifl  nebfi  ben  i^m  an^ängenben 
iRerDen  unb  9{üäenmar!  eine  btoge  S^u^t,  ein  $robuct,  ja,  infofem 
ein  $araftt  bed  übrigen  £)rganidmu9,  ate  ed  ni^t  birect  eingreift  in 
beffen  ©etriebe,  fonbern  bem  ^xotd  ber  @eI6fler^a(tung  blod  baburc^ 
bient,  bag  ed  bie  Ser^ältniffe  beffelben  }ur  augentoelt  reguKrt.  (2B.  U, 
224.  %  U,  790  Sieaeid^t  ifl  ed  Siebemann,  koelc^er  }uerfl  ba« 
cerebrale  iRerüenf^flem  mit  einem  ^arafiten  berglic^en  ^at*  £er 
Sergleic^  ifl  treffcnb,  fofern  ha9  ©e^im,  nebfl  i^m  an^ängenbem 
dHxdtiimaxl  unb  3ltxmn,  bem  £)rgani0mud  gleic^fam  eingepflanzt  ifl 
unb  t>on  i^m  gen&^rt  koirb,  o^ne  felbft  feinerfeitd  }ur  Sr^altung  ber 
Oefonomie  beffelben  birect  ctmad  beizutragen;  ba^er  ba9  izbtii  auc^ 
o^ne  @el)tm  befielen  !ann^  »ie  bei  ben  ^irnlofen  äRtggeburten^  auc^ 
bei  ©c^ilbfröten,  bie  na(|  abgefc^nittenem  Jlopfe  noc^  brei  SBoc^en 
leben;  nur  muß  babei  bie  mediüla  oblongata,  ald  Organ  ber  9{efpira« 
tion^  Derfc^ont  fein.  @ogar  eine  ^enne,  ber  f^Iouren^  bad  ganje 
große  ©e^irn  meggefc^nitten,  lebte  noc^  ge^n  3)7onate  unb  gebie^. 
@e(b{l  beim  iDIenfc^en  fü^rt  bie  S^^ß^^ung  M  ©e^imd  ni^t  birect^ 
fonbem  erfl  burc^  ^crmittelung  ber  Sunge  unb  bann  bed  bergend  ben 
Sob  ^erbei.  SDagegen  beforgt  bad  ©e^im  bie  Senlung  ber  $er« 
^(tniffe  3ur  Slugenmelt;  bied  aQein  ifl  fein  9mt,  unb  ^ieburc^ 
trägt  ed  feine  ®(^ulb  an  ben  ed  emä^renben  Örganidmud  ab;  ha  beffen 
(£|dflen}  burc^  bie  äugern  äSer^ältniffe  bebingt  ifl.  S)cmgemäg  bebarf 
e^,  unter  allen  S:^eilen  allein,  bed  ©d^Iafed;  meil  nämlid^  feine  X^fi- 
tigleit  Don  feiner  (Erhaltung  böQig  gefonbert  ifl,  jene  blöd  ftrttfte 
unb  @ubflan3  üerge^rt,  biefe  oom  übrigen  £)rgani^mu9  atd  feiner 
Smme  geleiflet  »irb;  inbem  alfo  feine  2^§ätigleit  ju  feinem  Seßanbe 
nic^td  beiträgt,  n^irb  fle  erfc^öpft,  unb  erfl,  koann  fte  paufirt,  im 
@4tafe,  ge^t  feine  (Srnä^rung  unge^inbert  Don  ©tatten.  (SB.  U,  279.) 
SDad  ©el^im  ifl  b(od  bad  SDtiniflerium  bed  SIeugern,  mie  bad  ©anglien« 
f9flem  bad  ÜRiniflerium  bed  dnnern  ifl.  S)ad  ©e^irn  mit  feiner 
Function   bed  (Erlennend   ifl  nid^td  koeiter,   aU  eine  oom  SBiUen  }u 


224  (Be|tm 

feinen  braugen  (tegenben  3^^^'^"  aufgefieHte  Sebette,  toel^e  oben, 
auf  ber  Sßarte  bed  ffopfed,  burd^  bie  ^tn^tx  ber  @tnne  um^erfc^aut, 
anfragt,  bon  too  Unzeit  bro^e  nnb  xüo  9Iu|en  abgufe^en  fei,  unb  nadf 
bercn  Script  bcr  aBittc  [i^  cntf^eibet.    (SB.  H,  273.   5».  23  fg.) 

(lieber  ben  Slnt^eil   bed  @e^irnö  an   ber  Snf^auung   ber 
9ugenioeIt   im  Ser^ältmg   jum  Snt^eil   ber   @inne   fte^e:    Xn« 
d^auung.     lieber  baö  SSer^ältntg  bed  ©e^tmö  ju  ben  ©anglien 
ie^e:   ©anglten.) 

3)er  @ammetf)Ia6  ber  Wlotir)^,  niofelbft  il^r  Eintritt  in  ben  ein« 
^eitUc^en  gocud  beö  93en)u§tfeind  (Statt  ^at,  ifl  bad  ©e^irn.  $ier 
merben  fle  im  bernunftlofen  SSemugtfein  blod  angef^aut,  im  Der« 
nünftigen  bur^  Segriffe  oerbeutlid^t;  toorauf  ber  SBiDe  [\i),  feinem 
inbiüibueUen  @^arafter  gemäg,  entf(^eibet,  unb  fo  ber  Sntfc^Iug 
^erDorge^t,  toelc^tr  nunmehr,  mtttetfi  bed  SerebeHumd,  bed  3RarId  unb 
ber  9IerDen{iSmme,  bie  äugem  ©lieber  in  Semegung  fe^t   (SB.  U,  284.) 

SDie  ^flanje  fü^rt  no^  ein  lebigli^  fubjectibed  3)afein,  in  koeld^em 
fie  nod^  fein  99eh)ugtfein  Don  irgenb  tttoa&  auger  i^r  ^at.  hingegen 
f^on  bad  ber  ^flange  am  nä^ßen  fle^enbe,  unterfte  S^ier  ifl  burc^ 
gefteigerte  unb  genauer  fpecificirte  93ebürfniffe  Derantagt,  bie  Sphäre 
feincd  Dafeind  über  bie  ©rän}e  feined  Seibed  ^inaud  }u  erweitern. 
Died  gef^ie^t  burd^  bie  (Sr!enntnig;  ed  ^at  eine  bumpfe  SSBa^r* 
ne^mung  feiner  n'd6)^m  Umgebung,  aud  toel^er  i^m  SRotioe  für  fein 
j£^un,  )ttm  ^md  feiner  (Erhaltung,  tvtoadf^m.  ^ieburc^  tritt  fona^ 
ba^  SDtebium  ber  äJiotiDe  ein,  bie  in  ^txt  unb  9laum  obiectio  ba* 
fle^enbe  äßelt,  fo  bumpf  unb  laum  bämmemb  au^  biefed  erfte  unb 
niebrigfie  (S^emplar  berfetben  fein  mag.  8ber  beutti^er  unb  immer 
beutli^er  prägt  fie  fid^  a\x9  in  bem  SD?aage,  toie  in  ber  ouffieigenben 
S^ierrei^e  baö  ©e^irn  immer  DoKIommener  toirb.  3)iefe  ©teigerung 
ber  ©e^iment)oid(eIung  toirb  aber  herbeigeführt  burc^  hü9  immer  me^r 
flc^  er^ö^enbe  unb  complicirenbe  äSebürfnig  ber  Crganidmen.  S)enn 
o^ne  92ot^  bringt  bie  9Iatur  ni^td,  am  menigften  bie  fc^ioierigfie  i^rer 
^robuctionen,  ein  üolirommened  ©e^im,  ^eroor.  Oebe^  Silier  ^ot  fie 
au^geftattct  mit  ben  Organen,  bie  ju  feiner  Cr^altung,  ben  SGBaffen, 
bie  3U  feinem  dampfe  not^h)mbig  ftnb;  nad^  bem  nämli^en  ÜRaagfiabe 
ba^er  ert^eilte  fie  jebem  baö  mid^tigfle  ber  na^  ougen  geri^teten  Organe, 
ha9  ©e^irn,  mit  feiner  Function,  bem  (Srfennen.  Demgemäß  fe^en 
mir  bie  SorfteQungdträfte  unb  i^re  Organe,  ©e^im,  9?ert)en  uitb 
®innedioerf)euge,  immer  DoDfommener  ^eroortreten,  |e  ^9^er  koir  in 
ber  @tufenleiter  ber  Spiere  auftoärt^  ge^en;  unb  in  bem  Tlaa^t,  »ie 
ba^  ©erebralf^Pem  fic^  enttoidfelt,  flcOt  fi^  bie  außenmelt  immer 
beutli(^er,  öielfeitiger,  DoBirommener,  im  »etoußtfein  bar.  (SEB.  n,  229. 
315  fg.   %  II,  49.    SR.  48—52.) 

Durc^  ba^  ©e^im  ifl  ber  t^ierif(^e  Organidmud  geniiffermagen 
nxonaxifx\ä)  conflruirt:  ba«  ©e^irn  oKein  ifl  ber  genfer  unb  »egierer, 
bad  $egemoniIon.    SS$enngIei(^  $er},  Sunge  unb  ÜRagen  jum  93e{tanbe 


tttt  225 

ht9  ©onjen  Dtel  me()r  beitragen;  fo  lönnen  btefe  @))te§6ütget  barum 
hodf  ni^t  lenfen  unb  leiten.  S)ied  tfi  @a^e  bed  ©e^trnd  allein  unb 
ntu|  Don  (Sinent  fünfte  au^ge^en.    ($.  U,  271.) 

(Sin  benlenbed  Sefen  o^ne  ©el^irn  (atö  reiner,  immaterieller  ®eifi 
gebadet)  iß,  loie  ein  berbauenbe^  äBefen  o^ne  äffagen.  (äSS.  II,  70.) 
%n  ber  92ot^ioenbigIeit  bed  ©c^Iafed,  an  ben  SSeränberungen  burd)  bad 
SIter  unb  an  ben  Unterfc^ieben  ber  anatomifd^en  Sonformation  iß  bie 
bnr^gängige  Slb^ängigfeit  bed  ©eifleö  (dnteüectd)  üon  einem  einzelnen 
Organ,  htm  @e^irn,  beffen  f^unction  er  \%  tüit  bad  JtSVreifen  i^nction 
ber  $anb,  nad^gemiefen.  S)er  ®eift  (dnteÜect)  ifl  mithin  p^^fifc^, 
ttie  bie  Scrbanung,  ni^t  metap^^fif^,  tme  ber  äSSiUe.  SBie  gute 
Serbauung  einen  gefunben  flauten  SKagen,  toie  Slt^Ietenfraft  mudcul5fe 
fe^nige  ^rme  erforbert;  fo  erforbert  augerorbentlic^e  dntelligen)  ein 
ungewö^nlid^  enttoidfelted,  fc^ön  gebaute^,  burc^  feine  2;e^tur  audge- 
jei^neted  unb  burc^  energifc^en  $ul9fc^(ag  belebtet  ®e§irn.  hingegen 
ift  bie  ^efc^affen^eit  bed  SBiDend  üon  feinem  Organ  abhängig  unb  au^ 
feinem  ju  prognofiiciren.  3)er  größte  drrt^um  in  ®ülV&  @d)äbel« 
(e^re  iß,  bag  er  and)  für  ntoratif^e  (Sigenfc^aften  Organe  bed  @e^irnd 
aufßellt.  —  Äopfoerleßungen  mit  SSerluß  üon  ©e^irnfubßanj  toirfen  in 
ber  Siegel  fe^r  nac^t^eilig  auf  ben  ®eiß  (dnteKect);  fle  ^aben  gänj« 
lid^en  ober  t^eiltoeifen  Slöbfinn  }ur  ^^olge,  ober  ^ergeffen^eit  ber 
@pra^c,  auf  immer  ober  auf  eine  ^di,  bidtoeilen  |ebo(^  üon  me^rern 
gen)ugten  (Sprayen  nur  einer,  bi^meilen  n)ieber  blod  ber  (Sigennanten, 
imgleic^cn  ben  Serluß  anberer  befef[cner  Äcnntniffe.  dagegen  toirb  ber 
SBUIe,  ber  S^arafter,  al«  toelc^er  feinen  ©ig  ni(^t  im  ©el^irn  ^ot, 
fonbem  atö  bad  Wltiapf^t)^\djt  ha^  Prias  bed  ganjen  Seibed  iß,  burd^ 
@e^irnüerle(jungcn  ni^t  ücränbert.  —  9?a^  gemachten  SSerfud^cn  bleibt 
eine  ©c^nedEe,  ber  man  ben  ßopf  abgefd^nitten,  am  Seben,  unb  na^ 
einigen  Sßoc^en  »äd()ß  i^r  ein  neuer  ^opf,  nebß  f^ü^t^örnern;  mit 
biefem  ßeQt  ftc^  SSemugtfein  unb  SSorßeÜung  lieber  ein,  mä^renb  bx9 
ba^in  ha9  Xl^itx,  burc^  ungeregelte  Seteegungen,  blogen  blinben  äBillen 
ju  erfennen  gab.  9lud^  ^ier  a(fo  ßnben  n)ir  ben  SBiUen  ald  bie  @ub« 
ftanj,  »elc^e  be^arrt,  ben  dnteUect  hingegen  bebingt  burc^  fein  Organ, 
a\9  ba^  me^felnbe  3(ccibenj.  Sr  lägt  [xij  bejei^nen  a\9  ber  9{egu« 
Jotor  be«  SBillenÖ.     (SB.  H,  277—279.) 

b)  SDa«  ®e§irn  al«  Sebingung  beö  ©elbßbetougt« 
fein«. 

S»ic^t  nur  bie  Änf^auung  ber  äußentoelt,  ober  ba«  Senjußtfein 
onberer  3)inge,  iß  burd^  boö  ®e^irn  unb  feine  gunctionen  bebingt, 
fonbcrn  au(^  baö  ©elbßbeioußtfein.  Der  SBiUe  an  p^  felbß  ifl 
bemugtlod  unb  bleibt  t9  im  größten  2:()ei(e  feiner  (Srfc^einungen.  S)ie 
fecnnbäre  SBelt  ber  SJorßeUung  muß  ^injutreten,  bamit  er  ß^  feiner 
betuußt  merbe;  toie  bad  i^id^t  erß  burd^  bie  e^  jurüdfmerfenben  jtörper 
ß^tbar  toirb  unb  außerbem  [\d)  toirfung«lo«  in  bie  ginßemiß  üerliert. 
Snbem  ber  SBiOe,  jum  3wedt  ber  »uffaßung  feiner  »egie^ungen  iux 


224  Oe^itn 

feinen  braugen  Itegenben  S^tdtn  oufgefieOte  Sebette,  toel^e  oben, 
auf  ber  SBorte  bed  ffopfed,  burd^  bie  Senfler  ber  @tnne  um^erfc^aut, 
anfragt,  bon  too  Unzeit  bro^e  nnb  too  9Iu|en  ab}ufe^en  fei,  unb  naci^ 
beren  »eri^t  ber  aBiOe  [i^  entf^eibet    (SB.  IL,  273.   5».  23  fgO 

(lieber  ben  Slnt^eil  bed  ©e^irnd  an  ber  Snfd^auung  ber 
9ugenioeIt  im  Ser^ältntg  }unt  Snt^eil  ber  @tnne  fte^e:  Sn* 
fd^auung.  Ueber  ha9  SSer^ältntg  M  ©e^tmd  ju  ben  @anglien 
fte^e:   ©anglien.) 

3)er  (Samntelplag  ber  Wtotit>^,  toofetbfi  i^r  (Eintritt  in  ben  ein« 
^eitUd^en  gocud  bed  äSetougtfeind  @tatt  ^at,  ifi  baö  ©e^irn.  $ier 
toerben  fle  im  bernunftlofen  Setougtfein  blod  angefc^ant,  im  Der« 
nünftigen  burc^  Segriffe  t)erbeutlid^t;  toorauf  ber  9BiDe  fic^,  feinem 
inbiüibueQen  @^arafter  gemäg,  entfc^eibet,  unb  fo  ber  (Sntfc^Iug 
^erDorge^t,  ttjeld^er  nunmehr,  mittelfi  bed  Serebellum^,  be^  ftflaxU  unb 
ber  92ert)enflSmme,  bie  äugem  ©lieber  in  Seioegung  f e|t   (SB.  U,  284.) 

S)ie  ^flanje  fü^rt  no^  ein  lebigli^  fubjectioed  3)afein,  in  meld^em 
fle  no^  fein  99eti)u§tfein  bon  irgenb  tttoa9  auger  i^r  ^at.  hingegen 
f^on  ba^  ber  ^flange  am  nüc^ßen  fte^enbe,  unterfle  j£^ier  ifl  burc^ 
gefteigerte  unb  genauer  fpecificirte  93ebürfni^e  üeranlagt,  bie  Sphäre 
feinet  Dafeind  über  bie  ©ränge  feined  Seibe^  ^inau9  gu  erweitern. 
3)ied  gef^i^^t  burc^  bie  @r!enntnig;  t9  ^ot  eine  bumpfe  SSBa^r« 
ne^mung  feiner  nä(^^en  Umgebung,  au9  tueld^er  i^m  SRottDe  für  fein 
j£^un,  )um  ^md  feiner  (Erl^altung,  em)ac^fen.  ^ieburc^  tritt  fonac^ 
bad  SDtebium  ber  äJiotibe  ein,  bie  in  ^At  unb  9laum  obj[ectiD  ba« 
fie^enbe  2Be(t,  fo  bumpf  unb  laum  bämmemb  auc^  biefed  erfh  unb 
niebrigfte  S^emplar  berfelben  fein  mag.  8ber  beutli^er  unb  immer 
beutlid^er  prägt  fte  ftc^  aud  in  bem  Wlaa^t,  toie  in  ber  ouffleigenben 
S^ienei^e  baö  ©e^irn  immer  ttoKIommener  toirb.  S)iefe  Steigerung 
ber  ®e^iment)oi(fe(ung  mirb  aber  herbeigeführt  burc^  bad  immer  me^r 
fl(^  er^S^enbe  unb  complicirenbe  Sebürfnig  ber  Crganidmen.  S)enn 
o^ne  yiotf)  bringt  bie  9}atur  ni(^td,  am  toenigflen  bie  fd^mierigfte  i^rer 
$robuctionen,  ein  boQfommened  ©e^im,  f)ttt>ot.  Oebe«  ST^ier  ^at  fle 
audgeflattet  mit  ben  Organen,  bie  }u  feiner  (Erhaltung,  ben  Sßaffen, 
bie  gu  feinem  5?ampfe  not^ioenbig  flnb ;  na^  bem  nämlid^en  9Raa§flabe 
ba^er  ert^eilte  fie  jebem  bad  mic^tigfie  ber  nac^  äugen  geri^teten  Organe, 
ia9  ©e^irn,  mit  feiner  f^unction,  bem  (Erlennen.  S)emgemäg  fe^en 
tüxx  bie  SorfieHungdträfte  unb  i§re  Organe,  ©e^im,  9}ert)en  unb 
@inne^h)erf)euge,  immer  DoDIommener  ^erüortreten,  je  ^9^er  mir  in 
ber  (Stufenleiter  ber  Spiere  auftt^ärtd  ge^en;  unb  in  bem  SRaage,  »ie 
ha9  Cerebral [9 ftem  fic^  enttoicfelt,  flcllt  fic^  bie  Hugenmelt  immer 
beutli^er,  Dielfeitiger,  Donfommener,  im  »enjugtfein  bar.  (SB.  II,  229. 
315  fg.   $.  II,  49.    5B.  48—52.) 

2)ur(^  ba^  ©e^im  ifl  ber  t^terifc^e  Organitoud  gemiffermagen 
monar(^if(^  conftruirt:  bad  ©e^irn  aDein  ift  ber  Ü^enler  unb  Xegierer, 
bo^  ^egemonifon.    äBenngleic^  $er),  Sunge  unb  3Ragen  jnm  Seflanbe 


int  225 

ht9  ©anjen  üiet  me^r  beitragen;  fo  lönnen  btefe  ©ptegbürget  barum 
bod^  nt^t  lenfen  unb  leiten.  S)ied  ifi  @a(^e  bed  ©el^imd  alletn  unb 
muß  t)on  @inem  $nnlte  au^ge^en.    ($.  n,  271.) 

(Sin  benfenbe^  Sefen  ol^ne  ©el^irn  (ald  reiner,  immaterieller  ®eift 
gebockt)  ijl,  toic  ein  öcrbauenbcö  9Befen  o^ne  ÜWagen.  (SB.  II,  70.) 
^n  ber  Ütot^ioenbigleit  bed  ©c^tafed,  an  ben  ^eränberungen  burc^  bad 
9(ter  unb  an  ben  Unterfc^ieben  ber  anatomif^en  Sonformation  iß  bie 
bnr(^gängige  älb^ängigfeit  bed  @eifle^  (dnteHectd)  »on  einem  einzelnen 
SDrgan,  bem  ®e^irn,  beffen  f^unction  er  i%  tüxt  bad  ©reifen  i^nction 
ber  ^nb,  nad^geioiefen.  S)er  ®eift  (dnteÜect)  ifl  mithin  p^^fifc^r 
ttie  bie  Serbauung,  ni^t  metap^^fif^,  tme  ber  SBiQe.  SB3ie  gute 
Serbauung  einen  gifunben  flauten  SKagen,  tote  Slt^tetenfraft  mudculöfe 
fe^nige  9(rme  erforbert;  fo  erforbert  augerorbentli^e  anteiligen)  ein 
ungewö^nlid^  enttoidelted,  fc^ön  gebaute^,  burc^  feine  !£e^tur  audge» 
jei^neteö  unb  burc^  energifc^en  ^ul^fc^Iag  belebtet  ©e^irn.  hingegen 
i{l  bie  ^efc^affen^eit  bed  SBiUend  Don  feinem  Organ  abhängig  unb  aud 
feinem  ju  prognofiidren.  S)er  grögte  dnt^um  in  ©alTd  @c^äbel« 
le^re  tft,  bag  er  auc^  für  moralif^e  (Eigenfc^aften  Organe  bed  ©e^trnd 
auffleQt.  —  .föopfüerle^ungen  mit  äSerlujl  oon  ©e^irnfubftanj  teirfen  in 
ber  Siegel  fe^r  nac^t^eißg  auf  ben  ©eifl  (dnteKect);  fle  ^aben  gänj« 
üd^en  ober  t^eiltoeifen  Slöbfmn  jur  ^^olge,  ober  ^ergeffen^eit  ber 
Spraye,  auf  immer  ober  auf  eine  ß^i^f  bidtt)ei(en  jeboc^  t)on  me^rern 
geiDugten  Sprachen  nur  einer,  bidtoetlen  n)ieber  blod  ber  Eigennamen, 
imgleic^en  ben  Serluji  onbcrer  befeffener  Äenntniffe.  SDagegen  wirb  ber 
SBUIc,  ber  S^arafter,  al8  welcher  feinen  ©ig  nid^t  im  ©e^irn  ^ot, 
fonbem  atö  bad  äTietap^^fifd^e  bad  Prios  bed  ganjen  Seibed  ifl,  burc^ 
©e^irnoerlegungen  nid^t  Deränbert  —  9iaif  gemachten  Serfud^en  bleibt 
eine  ©c^nede,  ber  man  ben  ßopf  abgefd^nitten,  am  Seben,  unb  na^ 
einigen  SBo^en  wäc^ft  i^r  ein  neuer  Äopf,  nebjl  gü^I^ömern;  mit 
biefem  fletlt  ftc^  SSewugtfein  unb  S3or{ieIIung  mieber  ein,  teä^renb  bid 
bal^in  ha9  Xl^kx,  hnxdj  ungeregelte  Bewegungen,  bloßen  blinben  äBiDen 
3u  erfennen  gab.  9lu^  ^ier  alfo  ftnben  wir  ben  SBiUen  al9  bie  @ub« 
ftanj,  welche  be^arrt,  ben  dnteQect  hingegen  bebingt  burd)  fein  Organ, 
al9  ba^  wed^felnbe  Slccibenj.  Sr  tagt  ftd^  bejei^nen  ald  ber  9{egu« 
aotor  beö  SBillen«.     (SB.  H,  277—279.) 

b)  S)a«  ©el^irn  al«  33ebingung  be«  ©elbfibewugt« 
fein«. 

SKc^t  nur  bie  Änfc^auung  ber  äugenwelt,  ober  baö  Sewugtfein 
onberer  3)inge,  ijl  burt^  boö  ©e^irn  unb  feine  gunctionen  bebingt, 
fonbern  aud|  baö  ©elbfibewugtfein.  ÜDer  SBiBe  an  fi^  felbfl  ift 
bewußtlos  unb  bleibt  eS  im  größten  S^ljeile  feiner  (Srfc^einungen.  S)ie 
fecuubäre  SBelt  ber  SJotfiellung  muß  ^injutreten,  bamit  er  jld^  feiner 
bewußt  werbe;  wie  ba«  ?i^t  erfl  burd^  bie  eö  jurüdwerfenbcn  Äörper 
p^tbar  wirb  unb  außerbem  ftc^  wirfungölo«  in  bie  ginflemiß  öerlicrt. 
3nbem  ber  SBiOe,  jum  3wed  ber  Sluffaffung  feiner  Regierungen  jur 


224  Oe^im 

feinen  brau§en  tiegenben  ^mäm  aufgefieOte  Sebette,  toel^e  obett^ 
auf  ber  SBarte  bed  ffopfed,  bur^  bte  genfier  ber  ©inne  um^erf(^aut, 
anfragt,  bon  mo  Unzeit  bro^e  nnb  too  97n|en  abjufe^en  fei,  unb  nadf 
bcren  »eri^t  ber  aBittc  [i^  entf^eibct.    (SB.  TL,  273.   5».  23  fg.) 

(lieber  ben  Snt^eil  beö  ©e^irnd  an  ber  Snfc^auung  ber 
Sugenioelt  im  ^er^ältnig  gum  Snt^eil  ber  ©inne  fte^e:  Xn* 
f(^auung.  lieber  bad  SSer^ältnig  bed  @e^tmd  }u  ben  ©anglien 
fie§e:   ©anglien.) 

3)er  @ammet))Ia6  ber  Wlot\t>t,  mofelbft  i^r  Eintritt  in  ben  ein- 
^eitlid^en  Socu^  be9  93en)ugtfetn9  (Statt  ^at,  ifi  bad  ©e^irn.  $iet 
h)erben  fle  im  t)emunft(ofen  Semugtfein  Mod  angefc^aut,  im  Der« 
nun ft igen  bur^  Segriffe  Derbentlid^t;  toorauf  ber  9BiDe  fiäf,  feinem 
inbiüibueQen  @^arafter  gemäg,  entfc^eibet,  unb  fo  ber  Sntfc^Iug 
^erborgel^t,  toel^er  nunmehr,  mittetfl  bed  SerebeUumd,  be^  3Rarte  unb 
ber  SterDenfiümme,  bie  äugem  ©lieber  in  Sekoegnng  f e^t.   (99$.  U,  284.) 

!Z)ie  ^flanje  fü^rt  no^  ein  lebiglic^  fubjectiDed  S)afein,  in  melc^em 
fie  no(^  fein  SSemugtfein  Don  irgenb  etmad  auger  i^r  ^at.  hingegen 
fc^on  bad  ber  ^flange  am  nüd^ften  fle^enbe,  unterfte  S^ier  ifl  burc^ 
gefteigerte  unb  genauer  fpecificirte  93ebürfniffe  Derantagt,  bie  Sphäre 
feinet  3)afeind  über  bie  ©rän}e  feine«  Seibed  ^inau«  )u  erweitern. 
3)ied  gef^iel^t  burd^  bie  (Srienntnig;  t9  ^at  eine  bum))fe  SBa^r* 
ne^mung  feiner  nä^ften  Umgebung,  a\x9  tuetd^er  i^m  SRotioe  für  fein 
j£^un,  )nm  ^md  feiner  (Sr^altung,  ertoac^fen.  ^ieburc^  tritt  fonac^ 
bad  SDtebium  ber  äJiotiDe  ein,  bie  in  ^tit  unb  9laum  obj[ectiD  ba« 
fie^enbe  äßelt,  fo  bumpf  unb  taum  bämmemb  anif  biefed  erfh  unb 
niebrigfte  (S^emplar  berfelben  fein  mag.  Sber  beutlic^er  unb  immer 
beutlid|er  prägt  fie  ftd^  aud  in  bem  SD?aage,  mie  in  ber  auffleigenben 
X^ierrei^e  ba«  ©e^irn  immer  DoKIommener  toirb.  3)iefe  Steigerung 
ber  ©e^iment)oid(e(ung  toirb  aber  herbeigeführt  burc^  ba«  immer  me^r 
flc^  er^ö^enbe  unb  complicirenbe  Sebürfnig  ber  Crgonidmen.  3)enn 
o^ne  yiotf)  bringt  bie  9Iatur  nic^t«,  am  menigflen  bie  fc^ioierigfie  i^rer 
^robuctionen,  ein  DoUrommeneö  ©e^im,  ^eroor.  Oebed  j£^ier  ^at  fie 
audgeflattet  mit  ben  Organen,  bie  )u  feiner  (Erhaltung,  ben  SBaffen, 
bie  )tt  feinem  5?ampf e  not^nimbig  fmb ;  nac^  bem  nttmlid^en  SRaagflabe 
ba^er  ert^eilte  fie  jebem  ha9  toid^tigfle  ber  na4  äugen  geri^teten  £)rgane, 
ha9  ©e^irn,  mit  fetner  f^unction,  bem  Srtennen.  3)emgemäg  fe^en 
mir  bie  SorfteÜungdlräfte  unb  i^re  Organe,  ©e^irn,  3lttt)tn  unb 
©inne^merfjeuge,  immer  ooUtommener  ^eroortreten,  \t  ^ö^er  koir  in 
ber  (Stufenleiter  ber  Spiere  aufmttrtö  ge^en;  unb  in  bem  SRaage,  »ie 
ba«  Serebralf^ftem  ftc^  enttoidCelt,  ftellt  ft^  bie  Hugenmelt  immer 
beutli^er,  oielfeitiger,  DoUTommener,  im  Semugtfein  bar.  (9B.  U,  229. 
316  fg.   ?5.  II,  49.    SR.  48—52.) 

Durc^  ba^  ©e^im  ift  ber  t^ierifc^e  Organidmud  geniiffermagcn 
monarc^ifc^  confhruirt:  ha9  ©e^irn  allein  ifl  ber  Genfer  unb  Xegierer, 
bad  ^egemonilon.    äBenngleic^  $er),  Sunge  unb  ÜRagen  jnm  Seflanbe 


im  225 

bed  ©anjen  Diel  me^r  bettragen;  fo  (önnen  biefe  @^teg6ürger  barum 
boc^  ni<^t  lenlen  unb  leiten«  S)ied  ifi  ©ad^e  M  ©el^imd  aDetn  unb 
nml  Don  @inem  fünfte  au^ge^en.    ($.  n,  271.) 

Ein  benfenbeö  SBefcn  o^nc  ©el^irn  (ote  reiner,  irnttiateriellcr  ®eifl 
gebockt)  ifl,  toic  ein  Derbanenbc«  9Befen  ol|ne  ÜWagcn.  (äB.  II,  70.) 
an  ber  9tot^ioenbigIeit  bed  ©c^Iafed,  an  ben  SSeränberungen  burd^  ba^ 
SIter  unb  an  ben  Unterfc^ieben  ber  anatomif^en  Sonforniation  iß  bte 
bnrt^gängtge  Sb^ängigleit  bed  ©eifled  (dnteÖectd)  Don  einem  einzelnen 
Orgon,  bem  ®e^irn,  beffen  Function  er  ip,  ttic  bo8  ©reifen  Function 
ber  ^nb,  nad^getoiefcn.  S)er  ©eifl  (Ontellect)  ifi  mithin  p^^fifc^, 
toie  bte  Serbauung,  ni^t  metap^^fifd^,  me  ber  SBiÜe.  ^ie  gute 
Serbauung  einen  gefunben  ftavlen  SKagen,  mie  9t^(eten!raft  mu^culöfe 
fe^nige  arme  erforbert;  fo  erforbert  außerorbentlic^e  SnteHigenj  ein 
ungemö^nli(i^  entnidfelted,  fdjön  gebaute^,  burc^  feine  2:e^tur  au^ge^ 
^ei^neted  unb  bnrd^  energifc^en  $u{^fc^(ag  belebtet  @e§irn.  hingegen 
ifi  bie  ^ef^affen^eit  bed  äBiUend  Don  feinem  Organ  abhängig  unb  avi9 
feinem  }u  prognofiiciren.  S)er  größte  drrt^um  in  ®air^  ©c^öbeU 
(e^re  ift,  ha^  er  auc^  für  moralifc^e  (Eigenfc^aften  Drgone  be^  @e^tmd 
auffleHt.  —  ÄopfDerleftungen  mit  Scriuji  Don  ©e^irnfubPanj  »irfen  in 
ber  9{ege(  fe^r  nac^t^eiüg  auf  hzn  ©eift  (OnteDect);  fle  ^aben  gänj« 
fielen  ober  t^eilioeifen  Slöbfinn  jnr  i^olge,  ober  ^ergeffen^eit  ber 
Sprache,  auf  immer  ober  auf  eine  ^tit,  bidtt)ei(en  jeboc^  Don  me^rern 
gemugten  Sprachen  nur  einer,  bidtoeilen  »ieber  blod  ber  (Sigennamen, 
inigleic^en  ben  SJerluji  anberer  befef[ener  Äenntniffe.  ^Dagegen  toirb  ber 
SUIe,  ber  S^aratter,  al9  roeld^er  feinen  @t^  ni^t  im  ©el^irn  ^at, 
fonbem  aM  ba^  97{etap§9fif^e  bad  Prios  be^  ganjen  Seibed  i%  burc^ 
©e^truDerlegungen  nic^t  Deränbert.  —  97a^  gemachten  Serfud^en  bleibt 
eine  ©c^nedCe,  oer  man  ben  Sopf  abgefc^nitten,  am  Seben,  unb  nad^ 
einigen  SEBoc^en  toMj\t  i^r  ein  neuer  Äopf,  nebjl  f^ü^I^ömeru;  mit 
biefem  flellt  fic^  äSemugtfein  unb  SorfleQung  lieber  ein,  tnä^renb  bid 
ba^in  ba9  %\jikx,  burc^  ungeregelte  Setoegungen,  btogen  blinben  äBiOen 
^n  ertennen  gab.  9lud^  ^ier  a([o  ftnben  mir  htn  SBiOen  atö  bie  ®ub« 
ftanj,  »elc^e  be^arrt,  ben  dnteQect  hingegen  bebingt  burd)  fein  Organ, 
atö  ha9  wec^fetnbe  SIccibenj.  Sr  lägt  fld^  bejei^nen  a\9  ber  9{egu« 
lator  be«  SBillen«.     (SB.  U,  277—279.) 

b)  3)a«  ©e^irn  aU  SSebingung  beö  ©elbfibetongt» 
feind. 

yad^t  nur  bie  älnfc^auung  ber  Slugenmelt,  ober  ba^  93en)ugtfetn 
anberer  Dinge,  ifl  burc^  ba^  ©e^irn  unb  feine  Functionen  bebingt, 
fonbem  au(^  bad  ©elbf^beiougtfein.  S)er  SBiQe  an  \xd)  felbfi  ifi 
bemugtlod  unb  bleibt  e9  im  größten  XijtiU  feiner  (Srfc^einungen.  S)te 
fecniibäre  Seit  ber  ^otfleOung  muß  ^injutreten,  bamit  er  ^d^  feiner 
bemußt  merbe;  loie  bad  !^i(^t  erft  burd^  bie  ed  jurüdhuerfenben  ftörper 
fu^tbar  toirb  unb  außerbem  ftc^  tnirtung^Iod  in  bte  t^inflemiß  Derliert. 
3nbem  ber  äSiOe,  jum  3^^^^  ^^^  Suff  äff  ung  feiner  Sejie^ungen  }ur 

6d^openl^aue(«S(cieon.    I.  15 


226  ütffixn 

Ättgcntoeft,  im  t^tcrifc^cn  Onbiöibuo  ein  ©eJ^irn  l^cröorbringt,  entjlc^t 
erji  In  bicfcm  ba«  Scnjugtfein  bcö  eigenen  ©elbfl,  mittclfl  be«  ©ubjcct« 
bcd  Sriennend;  n)e{c^ed  bie  S)ingc  ald  bafeienb,  bod  0(^  ül9  tt)oOenb 
auffagt.  ißämtic^  bie  im  ©e^irn  auf^  $ö(^f)e  gefleigerte,  iebo^  in 
bie  üerfc^iebenen  Steile  beffetben  ausgebreitete  ©enftbilitöt  mng  ju« 
DSrberfl  alle  Strahlen  i^rer  j£§ätig!eit  jiufammenbringcn ,  fie  gleid^fam 
in  einen  Srennpunft  concenttiren.  SDiefer  äSrennpunft  ber  gefammten 
©c^irnt^ätigfeit  tfl  S)a«,  load  ftant  bie  f^nt^etifc^e  Sin^eit  bei 
Spperception  nannte;  er(l  mittelfl  berfelben  »irb  ber  SßiDe  ftc^  feiner 
felbfl  bemngt,  inbem  biefer  f^ocuS  ber  ©e^irntl^StigTeit,  ober  baS  Sr« 
fennenbe,  {tc^  mit  feiner  eigenen  ^a\i9,  barauö  er  entfprungen  ift,  bem 
SBoOenben,  ate  ibentifc^  auffagt  unb  fo  \>a€  d(^  entfielt.  (3B.  II,  313  fg.) 
c)  (Sinflug  ber  (Sntmicflung  unb  ber  äBanblungen  bed  t 

@e^irndauf  bie  dntelligenj  in  ben  t>erfc^iebenen 

l^ebenöaltern. 
Die   frü^e  Jlinb^cit    bleibt   ber  Slbern^eit   unb  S)umm§eit   preis- 
gegebetf;   junäd^fl  meil  bem  ©e^irn  noc^  bie  S$oQenbung  fe^lt,  ttetc^e 
eS  foh)O^I  feiner  ©röge,  als  feiner  SEe^tur  nad^  erfl  im  ftebenten  da^re 
erreicht«    ©obann   aber   ifl   3U  feiner  energif^en  !£^ättgfeit  nod^  ber 
Antagonismus  bcS  ©enitatf^jlfemS  erforbert;   ba^er  |ene  erfl  mit  ber 
Pubertät  anfängt.    SDurd^  biefelbe  aber  ^at  alSbann  ber  dnteOect  erfl 
bie  btoge  t^ä^tgleit  ju  feiner  pf^c^ifc^en  SluSbitbung  erlangt;    biefe 
felbfi  lann  allein  bur(^  Uebung,  Srfa^rung  nitb  93ele^rung  gcmonnen 
werben,  loeS^alb  man  bie  üoQfommcne  9teife  erft  inS  Dierjigfle  Oa^r, 
baS  ©c^mabenalter,  üerfe^t  ^at.    %üm  mä^rcuK  biefe  pfQ^ifd^e,  auf 
$ü(fe  Don  äugen  beru^enbe  ^uSbilbung  noc^  im  SBac^fen  ifl,  fttngt  bie 
innere  p^^fifc^e  (Energie  beS  ©e^imS  bereits  a\\  wieber  }u  flnlen.    jDiefe 
nämlic^  ^at,   vermöge  i^rer  ä(b^ängig!cit  Dom  99Iutanbrang  unb  ber 
@inwirfung  beS  "^ulSfd^IageS  auf  baS  ©e^im,  unb  babur^  toieber  t>om 
Uebergewi^t  bcS  arterieüeu  (S^flemS  über  baS  ücnöfe,  wie  andCj  Dou 
ber  frifc^en  S<^^^¥^^  ^^^  ©e^irnfafern,  }ubem  aud^  burd)  bie  Snergic 
beS  ©enitalf^flemS,  i^ren  eigentlid^en  ^ulminationSpunft  um  baS  breigigfle 
3a^r;    fc^on   nac^   bem   fünfunbbreigigflen   wirb  eine   letfe  Hbna^me 
berfelben  merl(i(^,  bie  burd^  baS  aDmätig  ^eranfommenbe  Uebergewic^t 
beS  Denöfen  (S^fiemS  über  baS  arterielle,  wie  anä)  hx\x6)  bie  immer 
fefhr  unb  fpröber  wcrbenbe  Sonfiflenj  ber  ©e^irnfafern,  me^r  unb  mrbr 
eintritt   unb   Diel  merflif^er  fein  würbe,    wenn  nic^t  anbererfeitS  bie 
pf^c^ifc^e  SerDoÜTommnung  burc^  Uebung,  (Srfaf^rung,  ^utoadf^  ber 
^enntniffe   unb   erlangte  i^ertigfeit  im   $anb^aben  berfelben   i^r   cut« 
gegenwirfte;  Wetter  Antagonismus  glüdftic^erWeife  bis  inS  fpäte  Alter 
fortbauert,  inbem  me^r  unb  mel^r  baS  ©e^im  einem  auSgefpicIten  dn* 
jtrumente  )u  Dergleichen  ifl.    Aber  bennod^  f^reitet  bie  Abnahme  ber 
urfprünglid^en ,  ganj  auf  organif^en  Sebingungen  beru^enben  (Snergie 
beS  dnteOectS  jwar  langfam,  aber  unauf^altfam  weiter,  unb  fo  gc^t 
es  @(^ritt  Der  @(^ritt   abwärts   bis   ^inab   in   baS   Tinbifd^e  Slter. 
(SB.  n,  264  fg.    237.) 


®eljlrn  227 

d)  Ser^altungdregel  in  Sejug  auf  bte  Snflrengung 

3>er  dnteOect  (bad  @e^irn)  ift  al9  ein  ©ecunbäre«  unb  $^t|ftf(^e9, 
toie  alled  ^l^^pf^^^  ber  Vis  inertiae  unterioorfen  nvk  ermübet 
burc^  fortgefe^te  Stnftrengung  6id  }ur  gän;;Ud^en  96fhimpfung.  2)arum 
erfotbert  jebe  an^altenbe  ©etfledarbeit  Raufen  unb  9ivil)c.  6ben  begen 
biefcr  feiner  fecunbären  9?atur  bcbarf  ber  Önteflcct  auf  fap  ein  S)rittel 
jetner  gangen  ii^ebendjcit  ber  gänjlid^en  ©udpcnfion  fetner  Xi^tttigfeit 
im  ®d|lofe,  b.  ^.  ber  SRu^c  bcö  Oe^irn«.    (ffi.  II,  239  fg.) 

lud  biefer  p^^f^fc^en  Sef^affen^ett  be«  dnteHectd  ergtebt  flc^  für 
bic  9eh)a^rung  unb  ^efeßigung  ber  jum  Seben^glücf  fo  not^wenbigen 
®efunb^eit  bie  9{ege(:  SD^an  ^üte  bad  ©e^irn  bor  gejn)ungener,  gu 
on^abenber,  ober  ungeitiger  Snftrengung.  S)emna(^  laffe  man  ed  xnf)m 
too^renb  ber  S3erbauung;  h)ei(  bann  eben  bic  felbe  l^ebendfraft,  toelc^e 
im  ©c^irn  ©ebanten  btibet,  im  3)?agen  unb  ben  @ingemeiben  ange« 
^engt  arbeitet,  S^^mud  unb  @^t)Iu9  }u  bereiten;  ebenfalls  toä^renb, 
ober  aud^  nac^  bebeutenber  !D?udfe(anfhengung.  S)enn,  ed  ber^ält  ft(^ 
mit  ben  motorif(^en,  toit  mit  ben  fenfibeln  92erDen,  unb  n)ie  ber  @(^mer}, 
ben  loir  in  Derlegten  ©liebern  empfinben,  feinen  magren  @i^  im 
®e^irn  ^at;  fo  fmb  ed  eigentlid^  auc^  ni^t  bie  Seine  unb  ^rme, 
tselc^c  ge^en  unb  arbeiten,  fonbern  haß  ©e^irn,  nSmti(^  ber  Si^eil 
beffeiben,  toel^cr,  mittcljl  be«  verlängerten  unb  SRücfenmarfö,  hit  Sterben 
jener  ©lieber  erregt  unb  baburc^  biefe  in  Seniegung  fe^t.  S)emgemäg 
^at  au(^  bic  (Srmübung,  »el^e  tuir  in  ben  ^Seinen  unb  Sdmcn  fügten, 
i^ren  tta^ren  ®i(j  im  ©e^irn.  Offenbar  alfo  ttirb  baö  ©eljim 
beeinträd^tigt,  nenn  man  i^m  ftarTe  97{udTeIt^ätigIeit  unb  geiftige  Sn« 
pannung  jugleic^,  ober  au^  nur  bi^t  hinter  einanbcr  abjmingt.  S3e« 
onberd  aber  gebe  man  bem  ©c^irn  haß  gu  feiner  9{cfection  nöt^ige, 
t)one  ^aa^  bed  @(^Iafe9.  2)iefe9  ^aa^  toirb  um  fo  größer  fein, 
je  enttbidclter  unb  t^ätiger  haß  ©el^im  ifl.  Ueberl^aupt  begreife  man 
^ofjli,  bag  unfer  3)enfen  nic^td  Snbered  ifi,  ald  bie  organifd^e  f^unction 
bed  ©e^im?,  unb  fonad)  fl(|,  in  $in{t^t  auf  Slnflrengung  unb  9{u^e, 
jebcr  anbern  organifc^cn  S^^ätigTeit  analog  ber^ält.  SBie  übermäßige 
Snftrengung  bie  Singen  berbirbt,  eben  fo  bad  ©e^im.  2Rit  Stecht  ifl 
gefagt  norben:  haß  ©e^im  beult,  koie  ber  SRagen  berbaut.  a)?an  foQ 
^  ba^er  gemö^nen,  feine  ©eißedfräfte  burd^aud  a\ß  p^^flologifc^e 
Sunctionen  gu  betrad^ten,  nm  hamij  fie  ju  be^anbetn,  }u  fc^oncn, 
anjufhrengen,  u.  f.  ».,  unb  foD  bebenfen,  baß  jebe«  lörperü^e  Seiben, 
Sef^merbe,  Unorbnung,  in  melc^em  S§eil  tß  a\i^  fei,  ben  ©eiß 
alficirt.     (?.  I,  470  fg.) 

Srgnmngene  Snfhengung  eine^  ftopfed,  ju  @tubien,  benen  er  nic^t 
getoad^fen  ifl,  ober  mann  er  mübe  getborben,  ober  überhaupt  gu  an» 
^Itenb^  fhimpft  bad  ©e^irn  fo  ab,  h)ie  Scfen  im  SRonbfd^ein  bie 
%ngen.  ©ang  bcfonberö  t^ut  bie9  au^  bie  Snfhengung  htß  noc^  un« 
reifen  ©e^irn«,  in  ben  frühen  ftinberj[a^ren,    (9B.  11,  86.) 

15* 


228  9e^ 

e)  Sereingelte  Semerlungen. 

3n  ber  ntenfc^ttc^en  ©attimg  fe^  tDtrbai  Onbit)ibua((^ara!ter 
bebeutmb  ^ertortreten,  mä^renb  bei  ben  Zl^ittta  ber  @attungd« 
dfaxatitx  üor^errfc^t  unb  je  koetter  obtoM^,  beflo  mc^r  jebe  (Zpnx 
Don  dnbt))iouaI<^araher  ftc^  m  ben  aDgemeinen  ber  (Epccted  DerUert. 
2Ba^rf(^etnIu^  ^ttngt  t6  mit  btefem  Unterfc^iebe  ber  9Renf(^engattnng 
Don  aßen  anbern  jufammen,  bog  bte  Snxt^en  unb  SSinbnngen  bed 
@e^tmd,  n)el<^e  bei  ben  Sögein  noc^  gang  fehlen  unb  bei  ben  9}age* 
t^ieren  noc^  fe^r  fc^toad^  ftnb,  felbfl  bei  ben  obern  Silieren  meit 
fl^mmetrifc^er  an  beiben  leiten  unb  conflanter  bei  iebem  dnbiDibuo  bie 
felben  jlnb,  aü  beim  SRenfd^en.    (SB.  I,  156.) 

Sßenn  man  enoägt,  bag  bie  @<^äbel  ber  Obioten,  koie  anii  ber 
9teger,  aDein  in  ber  SrettenbimenfLon,  a(fo  Don  ©(^(cife  jn  @(^ISfe, 
burc^gängig  gegen  anbere  @d)&bel  jurücffte^en,  unb  bog  im  ®egent^eil 
groge  ÜDenler  ungewö^nli^  breite  fiöpfe  ^aben;  —  menn  man  femer 
ba}u  nimmt,  bag  ia€  Sßeigioerben  ber  $aare,  mlijt9  me^r  bie  t$o(ge 
ber  ©etfledanftrengung,  mie  auc^  bed  ®ram9,  aU  be«  Xlter^  i%  — 
Don  ben  Schlafen  aud}uge^en  pflegt;  fo  loirb  man  )u  ber  Sermnt^ung 
geführt,  bag  ber  unter  ber  @d^(äfengegenb  Itegenbe  Zfftil  M  ©e^imd 
ber  beim  2)enlen  Dorjugdmeife  t^ätige  fei.    ($.  U,  182.) 

@teDt  man  ftc^  bie  S)enf Operationen  aU  mit  koirftic^en,  toenn  auc^ 
no(^  fo  tleineu;  Setoegungen  in  ber  ©e^immaffe  Derfnüpft  Dor,  fo 
mügte  bur^  ben  S)ni(I  ber  Heineren  j£^eile  auf  einanber  ber  Sinflug 
ber  Sage  ein  fe^r  groger  unb  augcnb{t<f(i(^er  fein.  S)ag  er  nun  aber 
ble9  nic^t  ifl,  beioeifl,  bog  bie  @a^c  nic^t  gerabe  mec^anif^  Dor  ftc^ 
ge§e.  ÜDennoc^  lann  bie  Sage  bed  Jfopfed,  ba  Don  i^r  nic^t  nur  jener 
Sbrud  ber  ®e^tmt^ei(e  auf  einanber,  fonbem  au^  ber,  |ebenfalld  kotrl- 
fame,  grögere  ober  geringere  Slutjuflug  ab^&ngt,  ni<^t  glei^gültig  fein. 
Sür  \>a9  Denfen  fd^eint  bie  Dort^eil^aftefle  Sage  bie,  bei  loetc^er  bie 
basis  encepbali  gan)  ^ori}ontaI  ju  liegen  lommt.  S)a^er  man  beim 
tiefen  Sttac^benfen  ben  ffopf  nac^  Dome  fenft.    (^.  II,  183.) 

SDer  @enia(e  if}  nic^t  immer  genial,  fonbem  nur  in  lucidis  inter* 
valifl.  ßben  fo  ijl  ber  Vernünftige,  ber  Älugc,  ber  @cle§rtc  nid^t  ju 
aDen  ©tunben  Dernünftig,  Hug,  gelehrt  fturj,  nemo  omnibus  boris 
sapit.  tlUe^  SDiefed  f^eint  auf  eine  getoiffe  ^Intf)  unb  (Ebbe  ber 
©äfte  M  ®e^im9,  ober  ©pannung  unb  Slbfpannung  ber  gibem 
beffelben,  ^injubeuten.    (?.  ü,  53  fg.) 

3n  ^tnfic^t  auf  bte  !£:§atfa^e,  bog  aud  ber  unbetougten  STiefe  unfern 
dnnem  oft  unermartet  unb  )u  unferer  eigenen  Sertounbemng  ©ebanfen 
aufpeigen,  bie  un«  »ic  Oufpirationen  erfc^einen,  obgleid^  pe  Äefultate 
langer,  unbetougter  »lumination  ftnb,  —  in  ©infic^t  auf  biefe  J^at- 
fac^e  mVc^te  man  beinahe  t&  h)agen,  bie  p^^fiologifi^e  ^^pot^efe 
aufiufteOen,  bog  ba^  bemugte  !Z)enIen  ouf  ber  Dberfläd^e  be«  ©e« 
iim«,  ba«  unbemugte  im  3nnem  feiner  SWarffubftan*  Dor  fi4  gebe. 
{%  U,  59.) 


©el^ör    —    ®fi|l  229 

f)  3)te  Sl^Stiglett  bed  ©el^trnd   im   Traume.    (@. 
j£raum.) 

g)  3)ad  ©e^irn  bed  ©enied.    (®.  unter  ®enie:  Stna» 
•            tomifc^e  unb  p^^flologtfc^e  Sebingungen  be^  ©enied.) 

h)  Sinflug    be^    ®e^irn^    auf    bte    äSetoegttc^fett 
(Sgilttät)  ber  ©lieber.    (@.  Setoegung.) 

i)  Sinflug  bed  Särmd  auf  ba«  ®e§irn.    (®.  Särm.) 

t^öv^  f.  Sinne. 

etifl. 

1)  S)er  »egriff  „®eijt". 

SKit  bcm  SBort  ,,®eifl"  toirb  in  ber  J«egel  »ein  bcutlid^er  »cgriff 
t)er6nnben.  SDenn  jur  S)eutli^leit  eined  SBegriffed  genügt  e^  nic^t, 
ba§  man  i^n  in  feine  äßerlmale  jertege,  fonbcrn  ed  i|^  auc^  erforbert, 
bag  mon  biefe,  faQd  au^  fle  Stbfhacta  ftnb,  abermatö  anal^ßren  fönne, 
unb  fo  immerfort,  bi9  man  }ule|t  ju  Snfc^auungen  ^erabgelangt, 
«Deiche  allen  ienen  Segriffen  91ealttät  ert^eifen.  9?un  ne^me  man  ben 
Segriff  ,,®eifl"  unb  anal^fire  i^n  in  feine  5KerImaJe:  „ein  benfenbe«, 
moQenbed,  immaterieDe^,  einfa^ed,  leinen  9{aum  füllenbed,  unjerftbr- 
bared  SEBefen'';  fo  ifl  babei  boc^  ni^tö  'S>tvimiit9  gebaut,  toeil  bie 
demente  biefer  Segriffe  {t(^  nic^t  burii^  Snf^auungen  belegen  laffen, 
benn  ein  benlenbed  Sßefen  offne  ®e^im  ifl  ttie  ein  oerbauenbed  SEßefen 
o^ne  üKagen.    (SB.  n,  69  fg.) 

@egen  bie  plumpe  UnDerfd^Smt^eit,  mit  ber  bie  Hegelianer  in  aDen 
i|ren  ©d^riften  o^ne  Umflänbe  unb  (Sinftt^rung  ein  Sänget  unb  Sreited 
über  ben  fogenannten  ;,®ei{l''  reben,  märe  bie  geeignete  Sprache: 
,,®eif}?  mer  ijl  benn  ber  Surfc^e?  unb  toofftx  lennt  i^r  i^n?  tfi  er 
ni^t  ettoa  blod  eine  beliebige  unb  bequeme  ^i^poflafe,  bie  t^r  nic^t  ein 
g»at  beflnirt,  gef^toeige  bebudrt,  ober  betoeifl?"  u.  f.  to.    ($.1,  185.) 

SelnfUgenb  iß  t€,  mie  Sinige,  bie  fl^  nic^t  me^r  unterließen,  t)on 
ber  ^eißeit  bed  Sßillend  ju  reben,  fiatt  beffen,  um  t9  fein  }u  machen, 
fagen  ,,Sreißeit  be^  ®eißed'^  unb  bamit  burcß}uf(|lei<^en  ßo^en, 
obgleidß  boc^  ha9  SBort  „®eifi'^  eigentlich  ein  tropifd^et  Su^brucf, 
überaQ  bie  tntenectuellen  S^ßigleiten  im  ®egenfa^  be^ 
SBitlend  bejei^net,  unb  biefe  in  ißrem  2BirTen  burcßauö  ni^t  frei 
fein,  fonbern  ft^  juntt^ft  ben  Siegeln  ber  Sogif,  fobann  aber  bem 
iebe^maligen  £)biect  M  Srfennend  anpaffen  f ollen.  Ueberßaupt  ifl 
biefer  ,,®eifl'^  ber  in  je^iger  beutf^er  Siteratur  fl^  überaO  ßerum- 
tnibt,  ein  bur^aud  Derbft^tiger  ®efeDe,  ben  man  baßer,  tvo  er  ft^ 
betreffen  Ittgt,  nacß  feinem  $ag  fragen  foll.  ÜDer  mit  Sfeigßeit  Der« 
bunbenen  ®ebanlenarmutß  ate  SRadle  ju  bienen  ift  fein  ßttuflgfhd 
©eioerbe.  Uebrigend  ifl  bad  SBort  „®eifl'^  belanntlicß  mit  bem 
Sorte  ®a9  tertoanbt,  met^ed,  aud  bem  Slrabif^en  unb  ber  SHcß^mte 
^fiammenb,  2)unfl  ober  Suft  bebeutet,  eben  koie  aucß  spiritus,  icvevfjia, 
arnmuB,  Dertoanbt  mit  ave|jio(.    (S.  86  fg.) 


230  (BAfttt 

Der  loa^rc  Segriff  bc«  ©cifieö  ifl  bcr  bcö  3nteltcct«  att  ®c» 
^tmfunctton.    (äSergl.  Anteil ect  unb  ©e^irn.) 

2)  !Der  ©egenfa^  gkotfc^en  ®etfl  unb  aRaterie. 

Unter  p^ilofop^tfc^  ro^en  Seuten  beße^t  noc^  ber  alte,  grunbf«If(!^e 
©egenfa^  ^loifc^en  ©eifl  unb  3Raterte,  ben  bie  $egeltaner  unter  bem 
9Iamen  ,,®ctß  unb  92atur''  ton  Steuern  in  ®ang  gebraut.  Unter 
Soraudfe^ung  biefe^  fa(f(^en  @egenfa^e9  gtebt  ed  bann  ©piritua« 
liflen  unb  ^ateriaiißen. 

dn  SBa^r^eit  aber  giebt  e^  toeber  ®ei{l,  noc^  äRaterie,  n)ol(|I  aber 
Dtel  Unftnn  unb  $irnge[))innße  in  ber  SBelt.  SDad  (Streben  ber  @c^ioere 
im  (Steine  ifl  gerabe  fo  unerQärlic^,  toie  bad  2)enlen  im  menfc^Iic^en 
@e^ime,  toürbe  alfo,  au9  biefem  ®runbe,  auc^  auf  einen  ®eift  im 
Steine  fc^Iießen  laffen.  9?e^mt  3ftr  im  ÜKenfc^cnfopfe,  art  Deum  ex 
machina,  einen  @eifi  an;  fo  mügt  i^r  aud^  icbem  ©tein  einen  @ei|l 
jugeflel^en.  Sann  hingegen  Sure  tobte  unb  rein  pafflDe  äRatcrie  aU 
®(^tt)ere  flreben,  ober  a(d  (Electrtcität  an}ie^en,  abflogen  unb  t$unTcn 
f erlagen;  fo  fann  fie  auc^  aU  ®e^irnbrei  beuten.  Jlur},  jebem  an» 
geblichen  ®eifi  lanu  man  SRaterie,  aber  du(^  jeber  ÜRaterie  ®etfl 
unterlegen;  tnoraud  fic^  ergiebt,  bog  ber  ®egenfa^  falfc^  ifl. 

Sllfo  ni^t  jene  Sarteftanif^e  (£int^ei(ung  aller  S)inge  in  ®eifl  unb 
aRaterie  ifl  bie  p^ilofop^ifc^  richtige;  fonbern  bie  in  SSBille  unb 
SSorfteUung  ifl  e^;  biefe  aber  ge^t  mit  jener  leinen  (Schritt  parallel. 
3)enn  fie  t)ergei{ligt  9(11  eö,  inbem  fle  einerfeitd  aud^  ba^  bort  gan) 
Steale  unb  D6j[ectit)e,  ben  ftörper,  bie  SRaterie,  in  bie  SJorflellung 
üerlegt,  unb  anbererfeitd  bad  SEßefen  an  ftc^  einer  j[eben  (Srfc^einung 
auf  SB  in cn  jurüdfü^rt.    {%  U,  111  fg.   %  l,  12.  20.) 

3)  Unterf^iebe    ber    geifligen    Seftt^igung.     (@.  3n* 
telligenjenO 

tf ti^tr  (®efpenfler.) 

1)  S^arafter  unb  Problem  ber  ®eiflererf(^einiing. 

&  liegt  fc^on  im  IBegriff  eined  ©eifled,  bag  feine  ®egenU)art  und 
auf  ganj  anberem  SBege  funb  mirb,  a\9  bie  cined  ftörperd.  SBad  ein 
®eiflerfe^er,  ber  fl(^  felbfl  red^t  Derflänbe  unb  audjubrüdten  toiigte, 
behaupten  mürbe,  ifl  blo^  bie  Sntuefen^eit  eine^  SSitbcö  in  feinem  an* 
fc^auenben  dnteOect,  üoIRommen  ununterfd^eibbar  Don  bem,  melc^ed, 
unter  SJermittelung  be^  Sic^ted  unb  feiner  Singen,  bafelbfl  Don  ftörpem 
Deranlagt  toirb,  unb  benno(|  o^ne  mirlli^e  ®egenmart  fot(^er  ftörper; 
bedgteid^en,  in  $infi(^t  auf  bad  ^5rbar  ®egenmSrtige,  ®eräuf(^e,  Söne 
unb  Saute,  gauj  unb  gar  gleic^  ben  hvtxif  Dibrirenbe  itörper  unb  Suft 
in  feinem  D^r  hervorgebrachten,  bo^  o^ne  bie  Stntoefen^eit  ober  9e« 
toegung  fol^er  ftörper.  Sben  ^ier  liegt  bie  OueHe  bed  aRigDerflänb« 
nifed,  ml6)t^  aUed  für  tmb  toiber  bie  iRealität  ber  ®eiflererf^einungen 
®efagte  burc^ji^^^«    92ämli^  bie   ®eiflererf^einung   fledt  fi(^ 


©eifler  231 

bar  DiSlItg  mie  eine  ft5r))ererf(i§etiiung;  fte  iß  iebod^  leine, 
unb  foO  ed  and)  nt^t  fein.  @d  lotnmt  fo(g(i^  barauf  an,  3U  6e« 
greifen,  bag  eine  (Sinmirfnng  glei(^  ber  Don  einem  Körper  nid)t  not^« 
oenbig  bie  S(ntt)efen^eit  eined  Jlörperd  t)orandfe(}e.  SDa  nun  aQe 
Xnfc^auung  intellectual,  b.  f).  (objectiD  au^gebrüdt)  cerebral  ifl, 
inbent  bie  @innedem))ftnbungen  blod  ben  @toff  liefern,  aud  toAijtm 
allerer ji  ber  SJerfianb  (baö  ®c^irn)  biefe  Äörpermelt  burd^  Sin« 
toenbung  bed  i^m  a  priori  Befugten  @aufalitätdgefet^ed  unb  ber 
apriorifc^en  formen  9?aum  unb  3^i^  aufbaut  (Dergl.  9[nfc^auung), 
fo  entfielt  bie  f^rage,  ob  nid^t  au^  noc^  auf  anbere  Sßeife,  ate  burd^ 
bie  ©innedempfinbung,  bie  Srregung  bed  ®e^imd  ju  biefem  3(n« 
fc^auungdocte  gefc^el^en  Ibnnte.  SBarum  foDte  ed  aber  nic^t  möglich 
fein,  ba§  an^  ein  2)?al  eine  Don  innen,  Dom  JDrgani^mud  felbft 
au^ge^enbe  Erregung  ium  ®e(im  gelangen  unb  Don  biefem  mittelfi 
feiner  eigent^ümli(^en  t^unction  eben  fo  toie  bie  normale,  Don  ber  @inned« 
emt>ftnbung  audge^enbe  Derarbeitet  toerben  fönnte?  Sei  einem  SaDe 
biefer  %xt  koürbe  bie  ^rage  entfielen,  06  bie  baburc^  ^erDorgebrac^te 
Srf (Meinung  nic^t  no^  eine  entferntere  Urfac^e,  al9  au^  bem  dunem 
bed  Organidmu^,  b.  f).  eine  äu§ere  Urfad^e  ^aben  ISnnte,  »elc^e  bann 
freili^  in  biefem  ^alle  nid^t  pl^^flfc^  ober  !5r))erlid^  getoirlt  ^aben 
mürbe.  SBeiter  h)ürbe  bann  bie  grage  entfielen,  toeld^e^  Serl^ältnig 
bie  gegebene  (Srfc^einung  }ur  Sefd^affen^eit  einer  fold^en  entfernten 
äugern  Urfac^e  f^ahm  ßnne,  atfo  ob  fle  ^bicia  über  biefelbe  enthielte, 
ja  mo^t  gar  i^r  SBefen  audbrüdCte.  SUfo  föme  ed  aui^  ^ier,  toie  bei 
ber  realen  Sör))ertDeit,  auf  bie  äJeonttoortung  ber  ^rage  nac^  bem 
Ser^älinig  ber  (Srfd^einung  jum  SDing  an  fid^  an.  {%  I, 
241—243.) 

debenfaÜd  ifl  eine  @eiftererf(^einung  junäi^fl  unb  unmittelbar  nic^td 
»eiter,  ald  eine  Sifion  im  ©e^im  be^  ©eiflerfe^erd.  S)ag  Don 
Xugen  ein  ©terbenber  folc^e  erregen  lönne,  ^at  häufige  (Srfa^rung 
bejeugt;  bag  ein  Sebenber  ed  lönne,  iß  ebenfaUd,  in  me^rem  fällen, 
Don  guter  ^anb  beglaubigt  toorben.  !Z)ie  t^tage  iß  blod,  ob  auc^  ein 
©efiorbener  t&  lönne.    (^.  I,  328.) 

2)  ftritil  ber  S3ertoerfung  ber  ©eiftererf^einungen. 

jDie  Slbleugnung  a  priori  jeber  ÜRögtid^teit  einer  ©eiflererfc^einung 
unb  bod  Serlad^en  be^  ©(anbeut  an  biefelbe  fann  auf  nic^t^  Ruberem 
berufen,  aU  auf  ber  Ueberjeugung,  bag  ber  2^ob  bie  abfolute  Ver- 
nichtung be^  äRenfc^en  fei.  üDenn  fo  lange  biefe  fe^U,  ifl  nid^t  objufe^en, 
»arum  ein  Sßefen,  bad  noc^  irgenbmie  epflirt,  ni^t  auc^  follte  irgenbkoie 
{t(^  manifeftiren  unb  auf  ein  anbered,  toenngleid)  in  einem  anbern 
Buflanbe  befinblid^ed,  einioirfen  Tonnen,  dfl  am  9Renf(^en  auger  ber 
SRoterie  nod^  irgenb  ettoad  Unjerflörbare«;  fo  iß  toenigßend  a  priori 
ni<l^t  einjufe^en,  bag  dened,  toel^ed  bie  tounberDoHe  Srf Meinung  be^ 
bebend  |erDorbra(^te,  nac^  Seenbigung  berfelben,  j[eber  Sinloirlung 
auf   bie   nod§   Sebenben   burc^aud   unfähig   fein   foQte.     3)ie   ®a(|e 


234  .^etflet 

SorfleOung  raumerfüOenber  ©egcnfiänbe  unb  jum  Seme^men  tmb 
Ser^e^en  Don  Xönen  unb  ©ttmmen  icber  Hxt,  SBeibe^  o^ne  bie  ftugere 
Anregung  bcr  @innedem))ftnbungen,  —  toelc^ed  Vermögen  fic^  am  ^af« 
feiibßen  a\9  Sraumotgan  be^ei^nen  lägt,  —  biefe  leinetn  ß^^^f^^ 
untertDorfene  S^^atfac^e  ^abett  mir  bei  SrKärung  ber  ©eißererfd^einungen 
feflju^alten;  benn  fle  tjl  ba^  Urp^änomen,  auf  »el^ed  ^ier  ^urüd« 
jugc^cn  ijt.  {%  l,  248—254.)  aBir  l^abcn  uit«  bei  erflätung  ber 
®etflererf(^etnungen  flet^  }u  erinnern,  bag  fämmtlic^e  burc^  ba^  2:rauni» 
orgon  DoKgogene  9nf^auungen  oon  ber  getoö^nlid^en,  ben  toa^en  3"^ 
fianb  begrünbenben  äBa^me^mung  ftc^  babur^  unterf (Reiben,  ba§  bei 
ber  (entern  ba$  ®e^im  t)on  äugen,  burc^  eine  t>§9fif(^e  Sintoirlung 
auf  bie  @iune  enegt  mirb,  moburd^  e^  iugleid^  bie  S)ata  erhält,  nac^ 
melden  t9,  mittelfl  Stntoenbung  feiner  Functionen,  bie  empirif^e  Xn« 
f^auung  )u  ©tanbe  bringt;  mü^renb  hingegen  bei  ber  Slnfc^auung 
bur^  bad  SEraumorgan  bie  (Snegung  t)om  3nnem  beö  £)rgani^mu^ 
au^ge^t  unb  Dom  plaflif^en  SJerDenf^fiem  and  fld^  in  ba^  ®ebim 
fortpflanzt,  toel^ed  baburc^  gu  einer  ber  erflem  gauj  ä^nlic^en  Sin« 
fc^auung  veranlagt  toirb,  bei  ber  jeboc^,  toeil  bie  Anregung  baju  tion 
ber  entgegengefe^ten  ®eite  fomtnt,  alfo  aud^  in  entgegengefe^ter  dtiii' 
tung  gef^iel^t,  anjune^men  ifi,  baß  auc^  bie  ©c^mingungen,  ober 
überhaupt  innern  Semegungen  ber  ©e^irnfibem,  in  umgele^rter  Kid^tung 
erfolgen  unb  bemnac^  erß  am  @nbe  ftc^  auf  bie  ©inne^nerDen  er* 
flreden,  meiere  alfo  ha9  l^ier  }ule^t  in  St^ätigleit  Serfe(}tc  fmb,  flalt 
bog  fte,  bei  ber  getoö^nli^en  Slnfc^auung,  3u  aQererfi  erregt  »erben* 
fl}.  I,  321.) 

5)  SBa&  in  ber  ©eifiererfc^einung  bad  t)on  äugen 
(Sinkoirlenbe  unb  meld^er  9rt  feine  Sintoirfung  ifi. 
S)a  bie  mirlli^e  ©eifiererfc^einung  eine  burd^  bad  Sraumorgan 
vermittelte  Sfnf^auung  ift,  aber  eine  fo(d^e,  bie  bennoc^  ft(^  auf  etmaö 
mirftic^  Seugered,  empirifc^  Sor^anbene^,  alfo  dorn  ©ubject  ganj 
Unabhängige^  bejie^t;  fo  frttgt  ft(^,  toa^  biefe«  SIeugere  ifi  unb  mie 
t9  auf  ba«  geiflerfe^enbe  ©ubject  toirlt.  Offenbar  mu§  e«  mit  bem 
dnnern  bed  Drganidmu«,  t)on  toelc^em  au«  bie  Snfi^auung  erregt 
koirb,  in  irgenbeine  Sommunication  getreten  fein.  S)iefe  fann  aber 
feine  p^^fifc^e,  fonbem  nur  eine  metap^^fifc^e,  folglid^  nur  eine 
im  3)ing  an  fi^  murjelnbe  fein.  SDie  (Eintoirfung  lann  bemnac^  nur 
eine  Dom  SBillen  aU  bem  aDen  dnbibibuen  gu  ®runbe  liegenben,  bie 
©(graulen  ber  dnbioibuation  bur(^bre^enben  S)ing  an  fic^  ^errü^renbe 
fein,  alfo  eine  ma gif d^e.  S)er  SBiOe  al9  3)ing  an  fid^  liegt  außerhalb 
bed  principii  individuationifii  (9{aum  unb  ^tit),  burc^  mel^ed  bie  dn* 
biDibuen  gefonbert  ftnb;  bie  bur^  baffelbe  entfle^enben  ©(^raufen 
fmb  alfo  für  i^n  nic^t  ba.  hieran«  erüdrt  fi^  bie  unmittelbare 
(Stnmirlung  ber  OnbiDibuen  auf  einanber,  unabhängig  Don  i^rer  9{ä^e 
ober  %ttnt  im  Kaum,  im  ^eQfe^en  unb  in  ben  magifc^en  SBirfungen. 
dnbem  ber  SBiDe  be«  Sinen,  burd^  feine  ©(^raufen  ber  3nbiDtbuation 
gehemmt,  alfo  unmittelbar  unb  in  distans,  auf  ben  SßiUen  bed  9nbem 


<ietfler  235 

mit,  ffot  er  c6en  bamtt  auf  ben  £)rgamdtnud  beffelben,  aU  meldtet 
bie  Objectioatton  eben  J)iefed  äBtHend  i{}^  etngemirft.  Senn  nun  eine 
folc^e,  auf  btefem  SSBege  ia9  dnnere  bed  Drganidmu^  treffenbe  (Sin« 
ttirfnng  fic^  auf  beffen  Senler  unb  Sorflanb,  ha9  ©anglienf^flem, 
erßiecft  unb  bann  üon  biefem  aud  flc^  bid  tn^  ®e^im  fortpflanjt; 
fo  tonn  fie  Don  biefem  bod^  immer  nur  auf  ©e^imtoeife,  alfo  ju  an- 
|(^auli(^en  Silbern,  verarbeitet  merben.  dn}h)ifc^en  mirb  eine  (Sinttirfung 
icner  Xrt  nod^  immer  ba^  ©epräge  i^red  Ürfprunged  an  fic^  tragen 
nnb  biefed  ber  im  @e^irn  hervorgerufenen  ©ef^att  aufbrücfen.  SEBirft 
j.  9.  ein  ©terbenber  burc^  flarle  ©e^nfud^t  ober  fonftige  energifc^e 
SiQendintention  auf  einen  Entfernten;  fo  koirb  bie  @efla(t  beffelben 
[((^  im  ©e^irn  bed  SInbem  barfieüen,  b.  ^.  gau}  fo  toie  ein  Körper 
in  ber  SßirTlic^feit  i^m  erfc^einen. 

S)a  nun  ber  Sßille,  fo  fem  er  !Ding  an  ^6)  ift,  burd^  ben  2^ob 
^W  jerflbrt  loirb;  fo  lägt  fic^  a  priori  ni^t  bie  SRögtid^Ieit  ab« 
leugnen,  bag  eine  magifi^e  SBirhing  ber  bef^riebenen  8rt  nic^t  auc^  foHte 
öott  einem  bereit«  ©ejiorbcnen  au%^en  fönnen.   ($.1,321 — 325.) 

6)  ©d^toierigteiten  bei  ber  9nnal^me  MirKic^er  ©eifier« 
erfd^einungen* 

SBenngtei^  fi(^  a  priori  nic^t  gerabeju  bie  9)2ög(ic^feit  einer  ma« 
gifc^eu,  üon  einem  bereit«  ©eftorbenen  au«ge^enben  (Einn)ir(ung  ableugnen 
t&gt,  fo  IS§t  fic^  eine  folc^e  äRöglic^feit  jeboc^  auc^  nic^t  beutlic^ 
abfegen  unb  bal^er  ))ofttit>  behaupten,  inbem  ^e,  koenn  anif  im  SUge« 
meinen  ni^t  unbenibar,  bo(^,  bei  näherer  Betrachtung,  grogen  ©c^toie^ 
rigleiten  unterworfen  ifl* 

S)iefe  ©^loierigleiten  liegen  t^eil«  auf  ber  ©eite  be«  bie  ©eifler 
toa^e^menben  ©ubjject«,  t^eil«  auf  ber  objectiDen  ©eite,  b.  f).  auf 
ber  ©eite  be«  angenommenermagen  eintotrieuben  Serftorbenen. 

a)  ©(^tDtertgfeiten  auf  ber  fubjectioen  ©eite.  S)a  koir  ba« 
im  !£obe  unterfe^rt  gebliebene  innere  SEßefen  be«  3Renfd^en  un«^ju 
benlen  ^aben  al«  auger  ber  ^tit  unb  bem  9taume  e^ßirenb ;  f o  lönnte 
eine  Sinmtrfmig  beffelben  auf  un«  Sebenbe  nur  unter  fe^r  vielen  Ser« 
mittelungeiL  bie  aQe  auf  unferer  ©eite  lägen,  ©tatt  finben;  fobag  f(^)oer 
aud)uma(^en  fein  toürbe,  toie  Viel  bavon  toirlUc^  Von  bem  Serftorbenen 
ausgegangen  wäre.  S)enn  eine  berartige  (Sinnirlung  ^Mz  nic^t  nur 
juüdrberfl  in  bie  Snfc^auung^formeu  bed  fte  »a^nte^menben  ©ubject« 
cinpgc^en,  mithin  ft(^  barjupeUen  aU  ein  9{öumli(^e«,  3^it(i(^  unb 
tiaif  bem  Saufa(ität«gefe(  materiell  SBirlenbe«;  fonbern  fie  mügte 
überbie«  mif  noc^  in  ben  3ufammen^ang  feine«  begrifflichen  S)enlen« 
treten,  inbem  er  fonfl  ni(^t  tviffen  Würbe,  loa«  er  barau«  ju  machen 
bat,  ber  i^m  (Erfc^einenbe  aber  nic^t  bto«  gefe^en,  fonbern  auc^  in 
feinen  9[bftd^ten  verflanben  »erben  will.  S)emnad^  ^dtte  biefer  ft(^ 
att(§  noc^  ben  bef^ränften  Slnfic^ten  unb  Sorurt^etlen  be«  ©ubj[ect«, 
betreff enb  ba«  ©anje  ber  Dinge  unb  ber  äSJelt,  ju  fügen  unb  ju 
accommobiren.     8ber  nod^  me§r,  obwohl  bur^  eine  innere,  au«  bem 


240  (Sele^rfatnleit.    (BtU^xtt 

8)  ©egenfa^  jtDifd^en  bem  ©ele^rten  unb  beut  2Rann 
üon  nQtürIid)em  SSerftanb. 

U\i9  bem  SJorjug  ber  tntuttiben  Srfennttttg  üor  ber  obflracten 
(Dergt.  9nfd^auung  unb  93egrifF)  crflärt  [i^,  toaxnm  im  tDirfttc^en 
ithtn  ber  ®c(e^rte,  beffen  äJorjug  im  Sßet^tl^um  abjlracter  Sriennttiig 
liegt,  fo  fe§r  jurüdjle^t  gegen  ben  SB  eltmann,  beffen  $$orjug  in  ber 
t)on(ommenen  intuitiven  Srfenntnig  befte^t,  bie  i^m  urfprünglic^e  Sn« 
läge  verliefen  unb  reid^e  (Erfahrung  audgebilbet  ^at.    (9B.  U,  82.) 

Unter  allen  @tänben  finben  toir  äRenfd^en  t)on  inteOectueller  Ueber« 
legen^eit,  unb  oft  o^ne  ade  @ele^rfam!eit.  SDenn  natürlicher  Serflanb 
!ann  fafi  jeben  ®rab  t)on  Silbung  erfe^en,  aber  feine  Si(bung  ben 
natürti^en  $er{lanb.  3)er  ©ele^rte  l^at  t)or  Solchen  aüerbingd  einen 
9{eic^t^um  t)on  gäOen  unb  S^atfad^en  (^iflorifc^e  ^enntnig)  unb  S'aufaf« 
beftimmungen  (9?atur(e^re)  vorauf;  aber  bamit  ^at  er  bod^  noc^  ni(^t 
bie  richtigere  unb  tiefere  @inft^t  in  bad  eigentliche  Sßefen  aOer  jener 
Säde,  2;^at[ad^en  unb  (Saufalitäten.  S)er  Ungele^rte  Don  ©^arfbtirf 
unb  Penetration  ttieiß  jened  9?eic^t^um^  ju  entrat^en.  Q^n  le^rt  Sin 
SaQ  aud  eigener  Srfa^rung  me^r,  ate  mond^en  ©ele^rten  taufenb  gäUc, 
bie  er  fennt,  aber  ni^t  t)erfte^t;  benn  ba9  n)enige  äBiffen  }ciiei^ 
Ungele^rten  ifl  leben  big,  hingegen  ift  bad  biete  9Bif[en  ber  gett)(>4n« 
liefen  @ele^rten  tobt.  !^a^er,  n)%enb  manchem  Ungele^rten  ^it 
ri^tigc  9[uffaf[ung  ber  anfc^aulic^en  SEBelt  ben  ©tämpel  ber  Sinflc^t  unb 
äBei^^eit,  auf  bie  ©time  gebrücft  ^at,  trägt  bad  ©efic^t  mandjed  ®e* 
lehrten  oon  feinen  t)ielen  ©tubien  feine  anberen  ©f)uren,  aU  bie  ber 
(£r[c^5f)fung  unb  Slbnu^ung  burc^  übermößige,  erjUjungene  Slnfhengung 
ht9  @ebäd^tnif[ed  }u  toibernatiirlic^er  Sln^äufung  tobter  Segriffe. 
(3B.  n,  84.) 

4)  gelter  ber  meiften  ©ele^rten. 

3)en  meipen  ©ele^rten  ifi  i^re  SSSiffeufd^aft  aWittel,  nic^t  Smi. 
ÜDarum  »erben  fie  nie  etmad  @roged  barin  leiflen;  m\l  ^ieju  erforbcrt 
ifi,  baß  fic  S)em,  ber  pe  treibt,  S^zd  fei  unb  atteö  Änbere,  ja  fein 
SDafein  felbft,  nur  iDiittel.  Die  ©ele^rten,  toic  fie  in  ber  JRegel  finb, 
flubiren  }u  bem  S^^^f  ^^f^"  ^^^  f (^reiben  ju  fönnen.  S)a^er  gleicht 
i^r  ^of)f  einem  SD^agen  unb  ©ebärmen,  baraud  bie  @f)eifen  unverbaut 
mieber  abgeben.  (Sben  bed^alb  toirb  aud^  i^r  IBe^ren  unb  Schreiben 
menig  nü(}en.  S)enn  Snbere  ntt^ren  fann  man  nic^t  mit  unDcrbauten 
Abgängen,  fonbem  nur  mit  ber  Sßilc^,  bie  aud  bem  eigenen  ä3Iut  fi4 
abgcfonbert  ^at.    (?.  H,  514  fg.) 

S)ic  überrafd^enbe  Unwiffen^eit  t)ieler  ©ele^rten  in  3)ingen  i$rf^ 
^ad^z^  ^at  }um  legten  ®runbe  i^ren  ÜRanget  an  objectiDem  -3"' 
tcreffe  für  bie  ©egenftänbe  beffelben,  ba^er  bie  folc^e  betreffenben 
iS3o^rnel^mungcn,  SBemerfungen,  ©infid^ten  u.  f.  ».  feineu  lebhaften 
(Einbrucf  auf  fte  mad^en,  folgüd^  nid^t  ^aften;  toie  fte  benn  über^au|)t 
nic^t  con  amore,  fonbem  unter  ©etbfljmang  flubiren.  (?.  II,  56.  Ucbec 
ben  Sorjug  bc^  S)tlettanten  t)or  bem  ©ele^rten  ftel^e:   3)iIettont.) 


®ela{fenl^eit  237 

• 

toed^felt  man  ®etj  ntd§t  mit  ^ab\uä)f  (avaritia),  fo  lägt  fid^  f ür  t^n 
[agen,  bag  er  Don  bem  richtigen  ©rnnbfage  audge^enb,  ba§  aOe  ©enüffe 
btod  negatto  totrlen,  bie  ©d^merjen  hingegen  poftttD  unb  fe^r  real  |inb^ 
[lä)  j[ene  oerfagt,  um  ftd^  Dor  btefen  bcßo  beffer  ju  fiebern,  fonad^  ba<^ 
sustine  et  abstine  ju  feiner  SKajimc  mad^t.  ©ogar,  lücnn  bcr 
@ei3ige  hierin  gu  koeit  gienge,  koürbe  btefer  %i^Ux  ^öd^flenö  i^m  felbfl, 
nic^t  9nbem  gum  ©d^aben  gereid^en.  3)ie  t)on  i^m  aufgehäuften 
@4s|?e  fommen  meifl  Slnbent  }u  ®ute;  aber  ani)  tioij  bei  feinem 
Seben  lägt  fic^  in  f^äHen  groger  9?ot§  immer  nod^  e^er  t)on  i^m  etn)ad 
^offen,  ate  üon  bem  audgebeutelten,  t)erfc^ulbeten  SSerfc^toenber. 

Snbererfeitd  aber,  üon  einem  anbem  ©eftc^t^punft  au^,  lägt  ftd^ 
gegen  ben  ®eij  fagen^  bag  er  bie  Ouinteffenj  ber  Safler  ift»  ®enn, 
roäV^nb  ber  Serf^menber,  blo^  t)om  steige  ber  ©egenmart  ^ingeriffen, 
feiner  pnntic^en  9?atnr  unterliegt  unb  unüberlegt,  um  bie  3^^^"!^ 
unbefihnmert,  ^anbelt,  fo  überlebt  hingegen  in  SDem,  beffen  t^ä^igfeit 
in  ftnnlic^en  ©enüffen  erflorben  ifl,  nienn  er  ftc^  gum  ®eije  nienbet, 
bie  geiftige  ®ier  bie  fleifc^Iid^e.  ®a«  ®elb,  ber  9?cptäfentant 
oHer  ®titer  bcr  SBrit,  bo8  abfhactum  berfelben,  toirb  jeftt  ber  bürre 
@tainm,  an  meieren  feine  abgeftorbenen  93egierben,  aU  Sgoidmud  in 
abstracto,  fid|  Hämmern.  @ie  regeneriren  fld^  nunmehr  in  ber  Siebe 
3um  ÜRammon.  Slud  ber  flüchtigen,  finnlic^en  Segierbe  tfl  eine  über« 
legte  unb  berec^nenbe  ®ier  nac^  ®elbe  gemorben.  (£^  ifl  bie  l^artnäcfige, 
glei(^fam  ^ij  felbfl  überlebenbe  Siebe  gn  ben  ®enüffen  ber  Sßelt,  bie 
fublimirte  unb  t)ergei{iigte  g[Ieifd^edIu{L  S)er  ®eig  ift  ba^  Saßer  be^ 
altera,  h)ie  Serf(^n)enbung  bad  ber  dugenb.    (%  U,  221—223.) 

Cbtlaffenlirit. 

1)  »Ortzeit  ber  ®elaffenl^eit. 

Wlan  getob^nt  ftc^  an  SlOe^;  ba^er  ifl  ®e{affenfein  b(o^  ber 
©cmo^n^eit  guDorTommen,  —  ein  groger  Sort^eil:  ber  ®ekD0^n^eit  nid^t 
bebürfen.    ($).  448.) 

2)  Sßad  bie  ®elaffen^eit  befonber^  befbrbert. 

!Der^  koeld^er  bei  aOen  UnfäQen  gelaffen  bleibt,  jeigt,  bag  er  toeig, 
mie  coloffal  unb  taufenbfältig  bie  möglichen  Uebel  bed  Seben^  finb; 
tot9^Qlb  er  ba^  jie|$t  eingetretene  anfielt  ald  einen  fc^r  fleinen  2:^ei( 
beffen,  ma^  lommen  Ibnnte.  S)ie^  ifl  bie  floifd^e  ®efinnung,  in  ®e« 
mäg^eit  melc^er  man  niemals  bed  menfd^tic^en  Soofed  uneingebenl  fein 
fod,  fonbent  eingeben!,  toie  ungä^tig  bie  Uebel,  benen  ba^  menfc^Iid^e 
3)afein  au^gcfe^t  ifl.  S)iefe  Sinftd^t  aufjufrifd^en,  brandet  man  überaO 
nur  einen  Süd  um  fid^  ju  toerfen.  {%  I,  503.)  iHid^td  aber  »irb 
und  jum  getaffenen  (Ertragen  ber  und  treffenben  UnglüdtdfäOe  beffer 
befähigen,  aü  bie  Ueberjeugung,  bag  Slled  ttad  gefd^ie^t,  bom  ®r5gten 
bid  jum  ftleinflen,  not^toenbig  gefd^iel^t.  S)enn  in  bad  unDermeiblid^ 
9{ot^ttenbige  »eig  ber  iD!enf(^  ftd|  batb  ju  finben.  SBer  oon  ber  (Sr» 
fenntnig  ber  92otl^tt)enbigTeit  burc^brungen  tft,  n)irb  }ut)5rberfl  toiUig  t^nn 
toad  er  lann,  bann  aber  »iOig  leiben  koad  er  mug.    ($.  I,  504  fg.) 


238  ®erb    —    ©elellrfamfeit.    ®ele^rte 

# 

1)  »cgriff  bc«  ®clbc«. 

®elb  t|l  !cin  SonfumtionöartiM;  öiclmc^r  ifl  c«  ein  Bloßer  Äe» 
^)rafentant  bcr  lüirffic^cn,  Braud^borcn  ®ütcr,  ni^t  felbfl  ein  fol(^e«. 
3)ic  3)itcatcn  fmb  im  ®runbc  felbfl  nur  Sicc^cnpfcnnigc;  xixdft  fic  §abcn 
Scrt^,  fonbcm  Do«,  toa9  fie  öertrctcn.    (^.  II,  222.) 

2)  Urfad^e  ber  ®elbltebe  ber  ÜRenfc^en. 

S)ag  bie  äBünf^e  ber  ÜRenfc^en  §auptfad)ttc^  auf  ®elb  gerichtet 
fmb  unb  fte  btefed  über  Sllled  lieben,  ifl  natürttd^,  n)o^l  gar  unDcr« 
niciblic^.  SDenn  ba«  ®clb  ifl  ate  ein  «nerniüblic^cr  ^rotcuö  jcbcn 
Sugenblicf  bereit,  \\(Sj  in  ben  j[ebcdmatigen  ®egen{ianb  unferer  SBitnfc^e 
unb  mannigfaltigen  93ebürfniffe  ju  t)ern)anbeln.  debed  anbere  @ut 
nämlic^  !ann  nur  einem  SBunfc^,  einem  S9ebUrfnig  genügen,  ift 
folglich  nur  ein  relatiued  ®ut;  ®elb  allein  ifl  bad  abfolute  @ut, 
iveil  ed  nic^t  blo9  einem  Sebürfnig  in  concreto  begegnet,  fonbem 
bem  Sebürfnip  überhaupt,  in  abstracto.  {%  I,  367.)  ®o«  ®clb 
ifi  bie  menfc^lic^e  ®lUcrfälig!eit  in  abstracto;  ba^er,  iner  nic^t  me^r 
fä^ig  ifl,  fie  in  concreto  ju  genießen,  fein  gange«  $erj  on  bajfclbc 
iläiigt.    (?5.  II,  625.    «ergl.  auc^  ®cij.) 

OtUI)rfantluit.    0tlel)rtt. 

1)  Untcrgeorbneter  SBert^  ber  ®ete§rfamTeit. 

!I)er  ®eifl  bebarf  jwar  aOerbing«  ber  9?a^ning  bc5  ©toffc«  bon 
ttnßen.  Hber  niie  ni^t  SOe«,  niad  uir  effen,  bem  Drganidmud  fofort 
einverleibt  »irb,  fonbern  nur  fofern  e«  »erbaut  morben,  wobei  nur  ein 
fleiner  S^^eil  babon  toirflic^  afftmilirt  tnirb,  ha9  Uebrigc  tnieber  abgebt, 
wedfjatb  mc^r  effen,  ato  man  affimilircn  fann,  unnii|j,  ja  fd)äbli(^  if); 
gerabe  fo  ber^ätt  t9  ftd^  mit  bem  Sieltniffen  ber  ®elc^rten:  nur  fofern 
baö  ®etefcnc  unb  ®cternte  Stoff  gum  3)enfen  giebt,  üerme^rt  t9 
nnfere  Sinftd^t  unb  eigentliche«  SSJi^en.  Stoße  ^nfäüung  be«  ®c> 
bäd)tnif[e«  hingegen  giebt  feine  Sinftc^t.  S)ie  ®ele^rfamfeit  ifl  mit 
einem  fc^meren  ^arnifc^  gu  t)erglei(^en,  al«  tnelc^er  aüerbing«  ben 
ftarfen  SRann  billig  unübertoinblid)  mad^t,  hingegen  bem  @(^tDad)en 
eine  ?ofl  ifl,  unter  ber  er  üollenbe  gufammenfmh.  (SB.  H,  86  fg.) 
!Dic  Jfunbe  ifl  ein  Möge«  SRittel  gut  (Einfl^t,  ^at  aber  an  T^d) 
toenig,  ober  feinen  SSßert^.  S9et  ber  impofanten  ©ele^rfamfeit  ber 
Sietwiffer  brttngt  fid^  un«  bie  Setrad^tung  auf:  o,  wie  wenig  muß 
boc^  einer  gu  benfen  gehabt  ^aben,  baß  er  fo  bie(  ^at  lefen  unb 
flubiren  fbnnen.    {%  II,  513  fg.) 

9Bie  gar  unbcbeutenb  ifl  e«  cigentlid^,  wa«  gelehrt  werben  fann, 
Mnb  wie  wenig  bemnad)  ifl  bamit  gefagt,  baß  man  Sinen  einen  ©e* 
lefjrten  nennt.  %m  meiflen  fü^It  man  biefe«  in  gätten,  wo  e«  eigentli* 
auf  ba«  3ubicium  anfommt,  unb  Wo  ba^cr  „®ef(^eut"  mc^r  am 
Orte  wäre,  aW  „®ele^rt".  Dffenbor  ip  in  icbem  aScnfc^en  ba« 
angeborene,  ber  ®eifl,  ba«  ®enie,  Don  größerem  ©ewic^t,  aU  bad 
erworbene,  gu  weld^em  lefetem  bie  ®eIe^rfomfeit  gel^Ört.   (SB.  421.) 


dtUffc^arnftit    (Sefe^rte  239 

(Sinfic^t  unb  Xüaffxt  SBetfl^eit  ^at  t^re  OueQe  in  ber  rtii^ttgen  unb 
tiefen  anf^aulic^en  Suff affung  ber  Sßelt^  nid^t  im  abflracten  Sßtffen. 
Sa^er  anq  Knnen  2Beife  in  ieber  ^dt  (eben,  unb  bie  bcr  Sorjeit 
bleiben  ed  für  ade  fommenben  ©ef^Iec^ter.  ©ele^rfamfeit  hingegen  ifl 
xtlaixo;  bie  ©ele^rten  ber  Sorjeit  ftnb  meiflend  ftinber  gegen  und  unb 
bebürfen  bcr  JRo^P^t.    (S33.  U,  87.) 

3)ad  wol^tgemS^ttc  ©^mbot  bed  reinen  ®ele^rten  aU  fold^en  ifl  bie 
Vertiefe.  @ie  giert  ben  Stop^  mit  einem  rei^Iic^en  ^aa^t  fremben 
$aared,  bei  (Ermangelung  bed  eigenen;  toit  bie  ©ele^rfomfeit  in  ber 
is^fiattung  bed  ßopfed  mit  einer  grogen  SRenge  frember  ©ebanfen 
befielt,  meiere  benn  freiließ  i^n  nic^t  fo  n)0^(  unb  natürltd^  Ileiben, 
no(^  fo  fefl  lourjetn,  noc^,  toenn  üerbrauci^t,  fogleic^  burd^  9nbere  aud 
ber  felbcn  OueUe  crfe^t  »erben,  toie  bie  bem  felbfleigenen  ®runb  unb 
Sobcn  entfproffenen.  —  SBirltic^  t>txf)ii\t  aui^  bie  DoQenbetfle  ©ele^r« 
famfeit  ftd^  jum  @enie,  h)ic  ein  Herbarium  gur  fletd  fid^  neu  ergengenben, 
etoig  frifd^en,  jiungen  unb  mec^fetnben  ^flanjentuelt.    (^.  JI,  515.) 

3)ie  ©ele^rten  fmb  S)ie,  toctc^e  in  ben  93üd§crn  gelefcn  l^aben; 
bie  3)en!er,  bie  ®enied,  bie  2Be(terIeud^ter  unb  f$0rberer  bed  ÜReufd^en« 
gefc^tec^td  ftnb  aber  S)ie,  tuelc^e  unmittelbar  im  Sud^e  ber  SBelt 
Briefen  ^aten.    {%  II,  527.) 

Xuf  ber  intuitiDen  Srfeuntnig  beruht  bad  unenblid^e  Uebermicgen 
bed  ®enied  über  bie  ®ele^rfam!eit;  fte  t)er^alten  ftc^  gu  cinanber,  h)ie 
ber  ?e^  bed  alten  ftlafftferd  }u  feinem  Kommentar.  (SB.  U,  79. 
%  II,  82.  515.)  Sin  ®ele^rter  ift  toer  Diel  gelernt  ^at;  ein  ®enie 
'itt,  t)on  bem  bie  SRenfd^l^eit  lernt,  XDa§  er  t)on  j!einem  gelernt  ^at. 
(%  U,  82.) 

2)  ®egenfa6  jmifc^en  bem  ^ad^gele^rten  unb  $§i(o« 
foppen. 

Sin  qrcIufiDer  f^ad^gele^rter  ifl  bem  i^abrifarbeiter  analog,  ber,  fein 
ithm  lang,  nichts  Snbered  mac^t,  ald  eine  beftimmte  Schraube,  ober 
$aten,  ober  ^anb^abe  ju  einem  beflimmten  9SBerf}euge  ober  ÜRafc^ine, 
iDorin  er  bann  freiließ  eine  nngtaublic^e  SirtuofttSt  erlangt.  Sud^ 
fann  man  ben  t$ac^geU^rten  mit  einem  37{anne  Dergleichen,  ber  in  feinem 
eigenen  $aufe  mo^nt,  \Aoi)  nie  ^eraud  fommt.  dn  bem  $aufe  fennt 
er  %Ut^  genau,  )ebc9  Xxtppd^m,  jieben  2Bin!e(  unb  {eben  9a(!en;  aber 
au§er^aI6  beffelben  ifi  i^m  Sded  frcmb  unb  unbefannt.  —  SBal^re 
Silbung  jur  Humanität  hingegen  erforbert  burc^aud  Sielfeitigfeit  unb 
Ueberblidf,  alfo,  für  einen  ®e(e^rten  im  ^ö^em  ©inne,  aüerbingd  ettoad 
^ot^^ifloria.  SBer  aber  DoQenbd  ein  $^i(ofo))^  fein  min,  mug  in 
feinem  9op\t  bie  entfernteften  Snben  bed  menfd^Iic^en  SBiffend  }u« 
fammenbringen.  —  ®eifler  erftcn  9{anged  nun  gar  toerben  niemaU 
Sai^gele^rte  fein,  d^nen  ifi  bad  ®an)e  bed  S)afeind  jum  Problem 
gegeben  unb  über  baffelbe  teirb  dcber  bon  i^nen,  in  irgenbeiner 
Sorm  unb  Seife,  ber  ÜRenf^^eit  neue  «uffd^tüffe  ert^eilen.  {%  U, 
520.) 


t 


242  (Scmüt§ 

9Renfd§en  bem  Xf)itxt  bariu  no^e,  ha%  er  t^m  Sßefen  itnb  2)afeui  nur 
in  bcr  ©»)ccicö  jugeflc^t.    (?.  U,  633.) 

2)  S)cr  ©i§  bzx  ©cuicitt^cit. 

SBad  tDir  mit  aQen  iDtenfd^en;  ja  mit  ben  S£[)iercn  gemein  \)ahtn, 
ttjorin  tüir  alfo  Ocbem  gleid)  finb,  ifl  bcr  SBitlc.  (Dagegen  ifl  ®a«, 
tt)a«  äBcfcn  über  SEBcfen  ergebt,  bie  Srfenntniß.  2)er  SBiflc  alß 
ha€  burd^aud  ©emeinfame  ifl  eben  anc^  \>a9  @emeine.  S)emgetnä§ 
ifl  jcbeö  ^tige  ^cröortreten  bcffclbcn  gemein,  b.  §.  eö  fc^t  miö 
l}era6  ju  einem  blogen  93eifpie(e  (S^emplare)  ber  ©attung.  ©cmein 
bo^er  ifl  aller  ßotn,  unbänbige  greube,  ^a^,  gurc^t,  fnr^  icbcr 
Äffe  et,  b.  ^.  jcbe  Seloegung  beö  SBiUen«,  wenn  fte  fo  flar!  wirb, 
bag  fie  im  Seiougtfein  haS  Srfennen  entfc^ieben  überwiegt.  SiQ  man 
nid)t  gemein  werben,  fo  i)at  man  feinen  äBiUcn  3U  t)erbergen,  wie  feine 
@enitalien,  obgleich  Seibe  bie  äBurjel  unfern  ^cfend  ftnb,  unb  f)at 
Mo«  bie  Srfenntnig  fe^en  ju  laffcn.    C$.  U,  634  fg.) 

3)  S)er  @tnn  unb  ha^  Xreffenbe  bed  Slu^brucfd  „fic^ 
gemein  mad^en". 

Seber  mißt  ben  Snbern  nur  nod^  ÜKaf^gobc  feiner  eigenen  Sntelligcnj. 
gür  ben  geiflig  9tiebrigen,  SSuIgärcn,  bcffen  Erfennen  ganj  nur  im 
SDicnfie  feincö  aSBiÖen«,  feiner  pcrfönli(^en  ßtocdt  unb  Slngclegcn^citcn 
aufgebt,  ifl  ba^cr  ber  geifiig  §o§c  fo  wenig  öor^anben,  wie  bie  ^axit 
für  ben  a3Iinbcn.  äHe  ©eifler  fiub  2)cm  unfid^tbar,  bcr  fetbfl  feinen 
^at;  jcbe  S05ert^fd^ä(jung  i|l  ein  ^>robuct  auö  beut  SBert^e  be«  @c* 
fc^äfeten  mit  ber  6r!cnntnigfp^äre  bc5  ©(^ä(jer«.  $icrauß  folgt,  ha^ 
man  flc^  mit  3ebem,  mit  bem  man  fprid^t,  niüctlirt.  SrwSgt  man 
nun,  wie  nicbrig  gefinut  unb  begabt,  alfo  gemein  bie  meijlen  2)?cnf(^en 
fmb,  unb  wie  fd)Wer  ba^er  eö  ifl,  mit  i^nen  ju  üerfc^ren,  o^ne  auf 
fold^e  3cit  felbfl  gemein  ju  werben,  fo  wirb  man  ben  eigentlidjen 
©inn  unb  ba«  S:reffenbe  beö  auöbrudö  „fi(^  gemein  mod^en" 
grünbUc^  berfle^en.  (?.  I,  476.)  ©cfeHigfeit  mit  ©emeinen,  bloö 
eine«  fubjcctiöen  Ontereffeö  gärigen,  ifl  3)egrabation,  rec^t  eigentliche« 
@i(^  gemein  ma^en.    (^.  II,  74.) 

BtmüÜf. 

1)  ©egenfa(}  jwtfd^en  ©emüt^  unb  ©eifl. 
ÜDcr  ©egenfaft  3Wifd^en  ©emüt§  unb  ©eifl  ifl  berfelbe,  wie  jwifc^cn 
$erj  unb  Äopf;  c«  ifl  alfo  ber  ©egenfaf  3Wifd)cn  9BiI(e  unb 
OnteUect,  bem  primären  unb  ©ecunbären.  (©.  ^erj.)  Gin  ©efil^I 
biefee  Ser^ältniffe«  ifl  au(^  in  bcr  lotcinifc^cn  ©pra^e  au^gebriicft, 
wo  ber  3ntettect  mens,  ber  aBiße  hingegen  animua  ^cißt.  Animus 
ijl  ba«  belebenbc  «ßrincip  unb  jugleic^  ber  SBifle,  ba«  ©ubject  ber 
Steigungen,  «bfld^tcn,  ?eibenf(^aften  unb  Slffectc;  cö  ifl  bad  ffcitiiW 
5^U|Jioc,  alfo  ©cmüt^,  nidjt  aber  Äoj)f,  Animi  perturbatio  ifl  ber 
affect,  mentis  perturbatio  würbe  Serrücftbeit  bebeutcn.  (äJJ-  ^^f 
268  fg.) 


(Gemein  341 

« 

3n  ber  ®ele^rten-9{e))u6{if  ifi  ed,  tote  in  anbern  9te]}uMtIen:  man 
ßebt  einen  f(^(t(|ten  SRann;  ber  füll  t)or  fid^  ^inge^t  unb  nic^t  Hüger 
fein  tDiÜ,  otö  bie  Slnbern.  ®egen  bie  e^centrijc^en  jföpfe,  a\9  koeld^e 
Oefo^r  bro^cn,  ocrcinigt  man  flc^.  3cber  fuc^t,  unbefümmcrt  um  bad 
@an^t,  nur  ftd^  geltenb  ju  ma^en,  um  Slnfe^en  ju  gewinnen;  ba^ 
®njige,  toorin  flc  aHe  übereinpimmcn,  ift,  einen  toirliid^  eminenten 
fiopf,  tocnn  er  p^  jeigen  follte,  nid^t  auffommcn  ju  loffen.  (%  U, 
518.)  3«  oß^  Seiten  ioar  man  in  ber  ®eIe^rten«»{Rei)ubIif  bemüht, 
bad  SRittelmögige  in  jeber  Gattung  ^erau^jufheic^en  unb  bad  eigentlich 
Sßert^DoQe^  t^  ®roge,  ate  unbequem  ju  üerfleinent;  j[a  gu  befeitigen. 
($.  467.) 

S93a9  bie  Sudler  ber  meifien  ®elel^rten  fo  langweilig  ma^t,  i{!  mi)t 
bie  S^rotfen^eit  be$  ®egenitanbed;  fonbem,  »te  bad  Diele  Sefen  unb 
Semen  bem  eigenen  X)enTen  ^bbru^  t^ut,  fo  entmö^nt  ha^  t)iele 
©(^reiben  unb  Se^ren  ben  SRenfc^en  oon  ber  S)eutti(^feit  unb  eo 
ipso  ®rünbUdf|Ieit  be«  SSSiffen«  unb  S erflehen«,  Ujeil  eö  i^m  nic^t 
3eit  tagt,  biefe  ju  erlangen.  S)a  muß  er  bann  in  feinem  Vortrage 
bie  Süden  fetned  beutli^en  (Srfennend  mit  Sorten  unb  $§rafen  aud« 
füUen.     (^.  n,  514.) 

!Z)ad  unauf^örlid^e  Sefen  unb  ©tubiren  t)erbirbt  gerabeju  ben  Jfof)f. 
S)ie^  trägt  Diel  bei  jum  Wlan^tl  an  Originalität  ber  ®ele^rten. 
S)a3u  fommt  aber  noc^^  bag  fte  Dermeinen,  gleich  anbern  Seutcn  i^re 
Seit  jtDifd^en  ®enug  unb  Arbeit  t^eilen  ju  muffen.  92un  galten  fte 
bad  Sefen  für  i^re  Slrbeit  unb  eigentüd^en  S9eruf,  überfreffen  ftd^  atfo 
baran  bid  gur  Unberbaulic^feit.  S)a  fpielt  nun  nid)t  me^r  blod  ha9 
Sefen  bem  teufen  ba^  ^räDenire,  fonbcrn  nimmt  Neffen  ©te0e  ganj 
ein;  benn  fie  beulen  an  bie  @ad)en  auc^  gerabe  nur  fo  lange,  toie  f!e 
barüber  lefen,  alfo  mit  einem  fremben  ^of)f,  nid^t  bem  eigenen.  Oft 
aber  ba^  SBud^  weggelegt,  fo  nehmen  ganj  anbere  !Dinge  i^r  dntereffe 
Dte(  lebhafter  in  Snf))ru4,  nämlid^  f)erf5nli(^e  Sngelegenl^eiten,  fobann 
(Bijau\pitt,  ftartenfi)icl,  ifegelff)ie(,  Slage^begeben^eiten  uub  ©eftatfd^. 
(S.  n,  85  fg.    f.  U,  527.) 

(Ueber  bie  fpecieüen Sedier  ber  beutfd§en®ele§rten  fie^e:  3)eutfd^.) 

tttnttin. 

1)  SSJorum  ,,gemein"  ein  Äu«brudf  ber  Serad^tung  ijt. 

@emein  bebeutet  urff)rüngtic^  bad  allen,  b.  ^.  ber  ganjen  ©pecie^ 
eigene  unb  ®emeinfame.  Demnach  ifi  wer  weiter  leine  Sigenfc^aften 
^lat,  ote  bie  ber  SKenf^enfpecieö  über^au^t,  ein  gemeiner  SKenfd^. 
Sßelf^en  9ßert|  aber  lann  ein  äßefen  ^aben,  weld^e^  Weiter  ni^td  ifi, 
atö  aRiQionen  fetned  ®Ieid^en?  SDad  3(udjeid^nenbe  bed  SReufd^en  Dor 
bem  Z^iere  ifi,  ba§^  wä^renb  biefe^  nur  ®attung9c^aralter  §at,  jenem 
dnbtDibualc^aralter  }u!ommt.  deboc^  ifl  in  ben  SDteiften  nur  wenig 
wirflid^  OnbiüibueOe^.  3§r  äBoQen  unb  S)enlen,  wie  i^re  ^^^{lognomie 
fmb  bie  ber  ganjen  @f)ecte«,  aUenfaK^  ber  filaffe,  ber  fie  angehören, 
unb  barum  alltägßc^,  gemein.     2)er  f$Iud^  ber  ®emein^eit  fleOt  ben 


242  ^emüt^ 

SRenfd^m  bem  S^^tere  bariit  no^e,  ha^  er  i^m  SBefeii  nnb  2)afeüi  nur 
in  ber  ®<)ecicö  jugcfle^t.    {%  U,  633.) 

2)  ®cr  ©ig  b«r  (Scmcin^cit. 

3Bad  toir  mit  allen  iDtenfc^en,  \a  mit  ben  Silieren  gemein  ^aben, 
ttorin  tuir  alfo  3ebem  g(ei^  fmb^  tfl  ber  SBiUe.  ^Dagegen  ifi  S)a«, 
toad  äBefen  über  SBefen  ergebt,  bie  Srfenntnig.  X>er  ä&ide  a(g 
ba^  burd^aud  ©emeinfame  ifl  eben  au^  ha^  @emeine.  !Demgeinä§ 
tfl  iebe^  H^^S^  $ert)ortreten  beffelben  gemein,  b.  f).  ed  fegt  mi^ 
^erab  ju  einem  blogen  93etfpie(e  (S^emplare)  ber  (Sattung.  @cmeiii 
ba^er  ifl  aller  S^xn,  nnbänbige  greube,  ^a^,  gurc^t,  hirj  jcbcr 
Äffcct,  b.  ^.  jcbe  Setoegnng  M  SBiUenÖ,  Wenn  fte  fo  flarf  toirb, 
ha^  fle  im  S9elougtfetn  bad  Srfennen  entfd^ieben  überwiegt.  äEBiD  man 
nic^t  gemein  werben,  fo  ^at  man  feinen  äBiUcn  3U  t)erbergen,  wie  feine 
(Genitalien,  obgteic^  Seibe  bie  Sßurjel  unfern  ^cfend  ftnb,  unb  ^at 
Mo«  bie  (Srfenntnig  fe^en  ju  loffen.    ($.  U,  634  fg.) 

3)  ®er  einn  unb  baö  Ireffenbe  be«  au«bru(fö  „fi^ 
gemein  mad^en". 

•3eber  migt  ben  SInbcm  nur  nad^  ÜKafegabc  feiner  eigenen  Snteßigenj. 
^r  ben  geiflig  9tiebrigcn,  SSutgärcn,  bcffen  Erfennen  ganj  nur  im 
2)ienfie  feine«  SOSiÖen«,  feiner  Jjerfönlic^en  ^totdc  unb  Sfngclegen^eitcn 
aufgebt,  ifl  ba^cr  ber  geifiig  §o§c  fo  wenig  öor^anben,  wie  bie  %axU 
für  ben  Slinben.  SHe  (Seiflcr  pnb  35cm  unfid^tbar,  ber  felbfl  feinen 
^at;  iebe  SBert^f^ägung  ifl  ein  ^robuct  au«  bem  Sert^e  be«  &C' 
fd^ägteu  mit  ber  (Srfenntnigfp^äre  be«  @d^äger«.  ^ierau«  folgt,  ha^ 
man  fic^  mit  debem,  mit  bem  man  f)3ric^t,  nitcUirt.  SrWSgt  man 
nun,  wie  niebrig  gefimit  unb  h^^abt,  olfo  gemein  bie  meijlen  SO^cnfdjcn 
flnb,  unb  wie  f^wer  bo^er  e«  ifl,  mit  i^nen  ju  ücrTcbren,  o^ne  auf 
fold^e  3"t  f^t^P  gemein  ju  werben,  fo  wirb  man  ben  cigentlidjen 
©inn  unb  ba«  S:reffcnbe  be«  au«brucf«  „fic^  gemein  mad^en" 
grtinblid^  öerfle^en.  (^.  I,  476.)  ©efefligfeit  mit  ©emcinen,  bloö 
eine«  fubjiectiücn  Ontcreffe«  gö^igen,  ifl  ©egrabation,  rec^t  eigentliche« 
©ic^  gemein  mad^en.    {%  II,  74.) 

Oemütl). 

1)  ©egenfag  jWifd^en  ®^mütf}  unb  ®eifl. 

!Der  ©egenfag  jwifd^en  ®emüt^  unb  (3)eifl  ifl  berfelbe,  wie  jwifd^en 
©erj  unb  Äopf;  e«  ifl  alfo  ber  ©egenfag  jwifcfjen  SBille  unb 
dutellect,  bem  primären  unb  ©ecunbären.  (©.  $erj.)  (Sin  (Sefii^I 
biefe«  Ser^ältniffe«  ifl  auc^  in  ber  lateinifd^en  ®)3rac^e  au«gebrü(ft, 
wo  ber  dnteHect  mens,  ber  SßiUe  hingegen  animus  ^eigt.  Animus 
ifl  ba«  belebenbe  ^rincip  unb  jugleic^  ber  SBitte,  ba«  ©ubject  ber 
Steigungen,  «bfid^ten,  Seibenfc^af ten  nnb  Slffecte;  c«  ifl  ba«  grie^if(^c 
5^U|Jioc,  alfo  ©emtit^,  nid^t  aber  ffo^jf.  Animi  perturbatio  ifl  ber 
affect,  mentis  perturbatio  würbe  Serrücftbeit  bebcutcn.  (333.  Ih 
268  fg.) 


Generatio  aequivoca  243 

2)  ©emüt^öcrrcgung.    (©.  Slffcct.) 

3)  Tlad^t  ber  Stugentuelt  über  bad  ©ernüt^. 

3Bad  ber  Slugentvelt  unb  fidjtbaren  S^ealität  t^re  groge  ©malt  über 
bad  ®emüt^  ert^ettt,  ifl  bte  9?ä^e  unb  Unmittelbarlett  berfelben.  9Bie 
bie  iD^agnetnabel  burd)  ein  Hehted  i^r  rec^t  na^e  gebrac^te^  ©tüdfd^en 
Sifcn  perturbirt  unb  in  heftige  ©d^monfungcn  bcrfefet  ttjcrbcn  !antt; 
fo  fann  bi^iücitcn  felbfl  ein  l^orfcr  ©eifl  burc^  geringfügige  Segeben» 
Reiten  unb  Snenf^en,  menn  fte  nur  in  groger  ^t^t  auf  i^n  einnirfen, 
QUd  ber  Raffung  gebracht  unb  perturbirt  toerben.  @in  fe^r  fteined, 
aber  fe^r  naijt  liegenbed  2)?otiu  Tann  ein  an  \iij  Diel  {iär!ere6,  j[ebod^ 
aus  ber  gerne  ivirfenbed  übertuiegen.  S)ie  S9efc^affen^eit  be^  ©emüt^ed 
aber,  vermöge  bereu  ed  biefem  ©efe^e  gemttg  ft^  beflimnten  lägt  unb 
ni^t  hraft  ber  praftifc^en  Vernunft  fi(^  if)m  entjie^t,  ifl  t§,  toa9  bie 
%lUn  hnxij  animi  impotentia  be3ei4neten,  ttelc^ed  eigentlich  ratio 
regendae  voluntatis  impotens  bcjeid^net.     (SB.  II,  164.) 

4)  STtefen  unb  S)unlel§eiten  bed  @emüt§^. 

3)ad  menfc^Iic^e  @emüt§  ^at  S'iefen,  S)un(et(}eiten  unb  SJertoicflungen, 
kDeI(^e  aufzuhellen  unb  gu  entfalten  nm  ber  äugerfien  ©d^iuierigleit  i% 
(SB.  I,  476.) 

5)  Siegeln  }ur  Seförberung  ber  ©emütl^dru^e. 

Son  SBtd^tigfeit  für  bie  ©emüt^^ru^e  ifl  ba«  rid^tige  SJer^ältntg, 
in  meiern  luir  unfere  Slufmerffamfeit  t^eiW  ber  ©egenttart,  t^eife  ber 
3ulunft  hiibmen,  bamit  ni(^t  bie  eine  un^  bie  anbere  Derberbe.  @d 
ifl  bnrd^aud  t^5ric^t,  bie  ©egenmart  ft^  ju  trüben  burc^  t)erbriegn^e 
©efw^ter  üb^r  t)erfe^Ite  Hoffnungen  in  ber  Vergangenheit,  ober  S3cforg= 
niffe  für  bie  3"^>"ft«  ®«^  ©orge,  ja  fetbft  ber  {Reue  fei  i^rc  befHmmte 
3tit  getoibmet.  Und  gu  bcunrut;igen  finb  blod  fold^e  fünftige  Uebel 
berechtigt,  toelc^e  getvig  fntb  unb  bereu  Sintrttt^ieit  ebenfalls  gemig  ifl. 
3)ied  n)erben  aber  fe^r  iuenige  fein;  benn  bie  Uebel  ftnb  entn^eber  blod 
m'dgli^,  aDenfaQd  loa^rfd^einlid^;  ober  fie  ftnb  itoax  geti}ig,  aOein  i^re 
Sintrittdjeit  ifl  DöOig  ungemig.  i'd^t  man  nun  auf  biefe  beiben  arten 
fn^  ein;  fo  ^at  man  leinen  ruhigen  Slugenblicf  me^r.  Um  alfo  nic^t  ber 
%n^e  unferd  bebend  burd^  ungetoiffe  ober  unbeflimmte  Uebel  oertuflig 
3u  toerben,  muffen  n)ir  und  geniö^nen,  jene  angufe^en,  atd  fämen  fie 
nie;  biefe,  al«  fämen  flc  getoig  nid^t  fobalb.    ($.  I,  441  fg.) 

8on  SBic^tiglcit  für  bie  ©emüt^dru^e  ifl  ferner  bie  »efdiränfung 
(f.  Sefc^ränlung),  bie  ginfamfcit  (f.  Cinfamfeit)  unb  bie  Süflclung 
ber  ^^ontafie  (f.  ^^antcrpe). 

Generatio  aequivoca. 

1)  S)ie  generatio   aequivoca   a(d  ®ieg   ber    ^öl^ern 

über  bie  niebern  Obecn. 

SSJenn  üou  ben  Srfc^einungcn  beö  SBiDend  auf  ben  niebrigern  Stufen 

feiner  ObjectiDation,  alfo  im  Unorganifc^en,  mehrere  unter  einanber  in 

Sonflict  geratl^en,  inbem  iebe  fid^  ber  tor^anbenen  ÜRaterte  bemtt^tigen 

16* 


246  ^ente.    Mentalität 

bcr  übrigen  2Bett  niittelp  ber  erfcnnenben  Suffaffung  berfcttcn,  ate  in 
feiner  eigenen  ^crfon.  S'^m  benimmt  bie  ganj  abnorme  @r^ö§ung  bcr 
erfenntnißfräftc  bie  üWöglic^feit,  feine  ßeit  bnrc^  ba«  bloße  ©afein 
unb  beffen  ^mät  auöjufünen;  fein  ®eijl  bebarf  beflönbiger  unb  flarfcr 
»ef^dftigung.  (?.  II,  74.  SB.  H,  438.) 
2)  3)ie  geniale  Srlenntnißtoeife. 

SDie  n)efentlid^e  Srfenntnigmeife  bed  ®cnie$  ifl  bie  anfd)auenbe 
unb  jtoar  ni^t  bie,  bcrcn  ©egcnpanb  bie  einzelnen  SDinge  unb  bercn 
33ejiei^ungen  finb,  fonbern  bie  in  bicfcn  fid^  ou^fpred^enben  ^latonif^en 
3been.  (2B.  II,  432.)  S)a  bie  geniale  ©rfenntniß,  ote  er!enntni§ 
bcr  3b ee,  biejenige  ifl,  luelc^e  bcm  ©aft  öom  ®runb  nid)t  folgt, 
hingegen  bie,  iveldje  i^m  folgt,  im  Sebcn  Älug^eit  unb  SScrnünftigfeit 
crt^eilt  unb  bie  9Biffenf(^aftcn  ju  ©tanbe  bringt;  fo  »erben  geniale 
^nbtoibuen  mit  ben  3)!öngetn  behaftet  fein,  n)cld)c  bie  Sernad^läffigung 
ber  lettern  Srfcnntnißmcifc  nad)  fid)  3ie^t.  S)ie  Slbueigung  genialer 
Onbiöibuen,  bie  äufmciffamfcit  auf  ben  Onfjalt  bc^  ©afceö  üom  @nmb 
gu  richten,  wirb  ftd)  ^ucrft  in  ©inpc^t  auf  ben  @runb  beö  Sein« 
(öergl.  unter  ®r  unb:  ©runbbe^Sein«)  jcigen  alö  Abneigung  gegen 
SWat^ematif.  Sud)  ^at  bie  Erfahrung  betätigt,  baß  große  ®enicii 
in  ber  Äunfl  feine  gä^igfeit  jur  SlWat^emotif  ^aben.  3)a  ferner  fdjorfc 
Suffaffung  ber  Sejicl^ungcn  ber  3)inge  gemäß  beut  ®cfc(jc  ber  Gau* 
falität  unb  3)!otit)ation  eigentlid)  bie  ^(ug^eit  au^ma^t,  bie  geniale 
Srfenntniß  aber  nid^t  auf  bie  ^{elationen,  fonbern  auf  baö  Sefen  ber 
®inge  gerichtet  ifl;  fo  luirb  ein  ®enialer,  fofern  unb  luä^rcnb  er  cö 
ifl,  nid^t  flug  fein.  (Snblic^  ße^t  überhaupt  bie  anf(^aulid)e  Cr- 
fenntniß,  in  bercn  ®ebiet  bie  dbee  liegt,  ber  t)ernünftigen  ober  abfiracten, 
toeld)e  ber  Sa(j  t)om  ®runb  beö  Srfennenö  leitet  (f.  unter  @runb: 
@rlenntnißgrunb)  gerabe  entgegen.  S)a^er  ifl  große  ®enialität  md)t 
mit  üor^errfdjcnber  9?erniinftig!eit  gepaart.    (33J.  I,  222  fg.) 

3)ie  SJermanbtfc^aft  jmifc^en  ®enialität  unb  äBa^nfinn  beruljt 
auf  ber  beiben  mangelnben  @rfenntniß  bcr  9{elationen  ber  ÜDinge. 
3ßenn  ber  äSa^nfinnige  bad  etn3elne  ®egcnmärtige,  auc^  mand^ed  ein« 
jelnc  Sergangeuc  rid^tig  crfennt,  aber  \)tn  3wfammen^ang,  bie  Stelotioncn 
Derhnnt  unb  ba^er  irrerebet,  fo  iji  eben  bicö  ber  ^unft  feiner  Sc* 
rül)rung  mit  beut  genialen  Onbiüibuo;  benn  au^  biefeö,  ba  cd  bie 
Srlenntniß  ber  S^elationen  ober  bie  bcm  Qai^  bed  ®runbed  gemäße 
Srfenntniß  t)erläßt,  um  in  ben  ÜDingen  nur  i^re  3becn  ju  fuc^cn,  läßt 
barilber  bie  ßrfcnntniß  beö  3"f<^^^f^i^^«9«^  ^^^  3)ingc  an^  ben 
^ugen;  bad  einjelne  £)bj|ect  feiner  93ef4auung,  ober  bie  übermäßig 
lebhaft  öon  i^m  aufgefaßte  ®egentt)art  erfc^cinen  in  fo  J^eDem  SidfU 
baß  glei^fam  bie  übrigen  ®lieber  ber  Äette,  ju  ber  fic  gehören,  baburc^ 
in  Duufel  jnrüdtretcn,  unb  bicö  giebt  eben  $§änomene,  bie  mit  benen 
beö  SBa^nfinn«  eine  längfi  erfanutc  «e^nlic^feit  fjaben.  (SB.  I,  228. 
Sergt.  oud^  SBa^nfinn.)  Sioifc^en  bem  ®enic  unb  bem  SBa^nftmi 
ifl  bie  äe^nli^feit,  baß  fie  in  einer  anbem  SBclt  leben,  aö  bie  füt 
JUIe  t)or^anbene.    ($.  357.) 


®eneratlon«act    —    ©cnie.    ©emafität  245 

barfiefft;  nimmermehr  fann  btc  ®ef}a(t  bed  il^mn,  bed  Sßolfe^^  bed 
QUp^anttw,  bc«  Stffcn,  ober  gar  bc8  aWcnfc^cn  nac^  SIrt  bcr  3nfupon«» 
t^icrc^cn,  ber  ©ntojoen  itnb  Spijoen  entjianbcn  fein  unb  cttoa  gcrabcgu 
ftd^  erhoben  ^aben  au9  gufammengcrinnenbem,  fonnebebrütetem  ÜReered' 
fc^lamm,  ober  ©^teirn,  ober  au«  faulenber  orgonifd^er  3Kaffe;  fonbern 
i^re  Sntfle^ung  fann  nur  gebadet  n^erben  otS  generatio  in  utero 
heterogeneo,  folglich  fo,  baß  au8  bcm  Uteru«,  ober  öielrael^r  bem  ffii 
eine«  befonberö  begünfttgten  t^icrifd)cn  ^aarcö  beim  ^u^ammmtxt^zn 
aller  günfligen  Sinpffc  audna^m^ioeifc  nid|t  me()r  feine«  ©leieren, 
fonbern  bte  i^m  gunäd^fl  t)ermanbtc,  jebod^  eine  ©tnfe  §9^er  fle^enbe 
®eflalt  fjertjorgegangen  toörc;  fo  baß  biefe«  ?aar,  bicfc«  Wtci,  nic^t 
ein  bloße«  dnbioibuum,  fonbern  eine  ©pecie«  crjeugt  l()ätte.  9$orgänge 
biefer  Srt  fonnten  natürlich  erfl  eintreten,  nac^bem  bie  aüerunterften 
X^iere  ftd^  bur^  bie  gen^ö^nlic^e  generatio  aequivoca  au«  organifd^er 
gäulniß,  ober  au«  bcm  ßcüengettjebe  lebenbcr  ^flanjen  an«  ?i^t  empor« 
gearbeitet  Rotten  al«  erpe  Sorbotcn  ber  !ommcnben  I^iergefd^Ied^ter. 
flj.  II,  163  fg.) 

ecnttaiioMact^  f.  B^ud^ng,  B^usu^^S^^^t. 

9tnu.    Oentalttät. 

1)  Sßefen  be«  ®enie«  im  Stlgemeinen. 

3)a«  Sefen  be«  ®enie«  befielt  in  ber  f^äl^igfeit  }n  jener  gan}  im 
Dbjiect  aufge^enben  reinen  Kontemplation,  burc^  n^elc^e  bie  dbeen 
ber  3)inge  aufgefaßt  ivcrben«  S)a  nun  biefe  ein  gänglic^e«  Sergeffen 
ber  eigenen  ^erfon  unb  i^rer  Sejicl^ungen  »erlangt;  fo  ifl  ©enialität 
nic^t«  Rubere«,  at«  bie  DoUfommenße  DbiectiDität,  b.  ^.  objectiDe 
Wid^twng  be«  ©eiflc«,  entgegcngefe(jt  ber  fubjectioen,  auf  bie  eigene 
^erfon,  b.  i.  bcn  aBitten,  gefjenben.  ®emna(^  ifl  ©cnialität  bie  gültig« 
feit,  fid^  rein  anfc^auenb  ju  tier^atten,  fid)  in  bie  9nfd^auung  ju 
Derlteren  unb  bie  @rlenntniß,  meiere  nrfpriingli^  nur  jum  2)ienfte  be« 
äBUIen«  ba  iß,  biefem  S)ienjle  ju  entgie^en,  fonac^  feiner  $erf5n(i(^Teit 
ftd^  auf  eine  ^zit  Döttig  ju  entöußern,  um  a(«  rein  erlennenbe« 
@ubject,  Kare«  äßeUauge  übrig  }u  bteiben;  unb  biefe«  nic^t  auf 
3(ugenblidfe,  fonbern  fo  an^altenb  unb  mit  fo  üiel  Sefonnen^eit,  al« 
nöt|ig  iß,  um  ba«  Stuf  gefaßte  burc^  überlegte  Sunß  ju  n)teber§oIen. 
Damit  ber  ®cniu«  in  einem  Onbiöibno  ^erüortrete,  muß  biefem  ein 
aWaaß  ber  SrTenntnißfraft  jugcfatten  fein,  tocldje«  ha9  jum  3)ienfle 
eine«  inbiöibuettcn  aBitten«  erforberlic^e  toeit  tiberfleigt,  welcher  frei 
getoorbene  Ueberfc^uß  ber  ©rfenntniß  jefet  jum  njinen«reinen  ©ubject, 
jum  fetten  ©piegel  be«  SBefen«  ber  SBctt  toirb.  (SB.  I,  218  fg, 
3S.  n,  230.  428.  435  fg.    S».  70.    %  II,  72.  451.) 

dm  @enie-  erreid^t  ber  freie  unb  ba^er  abnorme  ®tixavii)  be«  On« 
tettect«  ben  @rab,  »o  ba«  Srfennen  jur  $au{)tfad^e,  jum  S^td  be« 
ganjen  Seben«  toirb,  ba«  eigene  SDafein  hingegen  }ur  92ebenfad^e,  jum 
bloßen  SKtttel  ^erabftnft,  alfo  ha9  normate  Ser^ältniß  fic^  gänjlic^ 
umfe^rt.     S)emna^  lebt  ba«  ®enie  im  ®anjen  genommen  me^r  in 


Ik 


@ente.    Mentalität 


\i  nUu^hu  <V^i?\t  uiittdfl  bcr  erfenncnbcn  Äuffaffunj  bcrfclbcu,  aö  in 
K«ua  vi^V'^^'^^  'i^ufon.  d^m  benimmt  bie  ganj  abnorme  Sr^ö^ung  bcr 
v\WciiuniiiUv\Mtc  bic  aWöglic^fcit,  feine  ßcit  burc^  ba«  bloße  ©ofciu 
uiuv  ^c|lcu  tiluerfc  aufzufüllen;  fein  ®eijl  bcbarf  bcflünbiger  unb  parier 
**c|a)a|liöuuö.  {%  U,  74.  335.  II,  438.) 
'J)  '«Plc  geniale  Srfenntnißtoeifc. 

^\c  \ucf(iitU(I)e  (Srlenntntgtt)eife  bed  ©enicS  tfi  bie  aufc^auenbe 
uu^  \mx  \\\d)t  bie,  bereu  ©egcnflanb  bic  chi^clncn  SDinge  unb  bereu 
\^V'^iciuuflCu  flnb,  fonbern  bic  in  bicfcu  fid^  au^fpred^cnben  ^lotonif^en 
,Ucni.  (SB.  Ilf  432.)  ®a  bic  geniale  grfenutnig,  aU  erfenntnig 
hov  Obcc,  biejcnige  ip,  toel^e  bem  ©afe  Dorn  ®runb  nic^t  folgt, 
OiiiflOflcu  bic,  iücldfje  i^m  folgt,  im  2thtn  Slug^eit  unb  SSemünftighit 
cUI)ci(t  unb  bie  SBiffcufd^aften  ju  ©taube  bringt;  fo  »erben  geniale 
Jubioibueu  mit  ben  3)!ängclu  behaftet  fein,  tucld)c  bie  Serna^läfftgung 
bcv  Uiittxn  Srfcnntnißttjcifc  nad)  fid)  3icl;t.  ®ie  Slbueigung  genialer 
;hibiulbuen,  bic  äufmevffamfcit  auf  ben  Onljalt  bc^  ©afecö  üom  ®runb 
ju  richten,  tmrb  fid)  ^ucrft  in  ©inpc^t  ouf  ben  @runb  bc3  ©ein« 
(ucrgl.  unter  0r unb:  ®runb  bc5  ©ein«)  jcigen  alö  Abneigung  gegen 
a»atl}em at if.  «ud^  ^at  bie  (grfa^rung  betätigt,  baß  große  ®cnicu 
in  ber  Ifunft  feine  ^ä^ifllcit  jur  2Kat^ematif  ^aben.  3)a  ferner  fd)orfc 
Sluffaffung  ber  Sejiel^imgcn  ber  35inge  gemäß  bem  ©efe^e  ber  Sau* 
falität  unb  S)totit)ation  eigentlich  bie  jltug^eit  au^ma^t,  bie  geniale 
(Srieuntuiß  aber  nic^t  auf  bie  ditlaiiomn,  fonbern  auf  bad  SBefeu  bcr 
Dinge  gerid^tet  iP;  fo  loirb  ein  ®cnialer,  fofcrn  unb  loö^renb  er  c3 
ip,  nid^t  flug  fein.  @nbli^  Pe^t  überhaupt  bie  anf(^aulid)e  Qx' 
fenntniß,  in  bercn  ®ebiet  bie  Obce  liegt,  ber  Dernünftigcn  ober  abProctcn, 
U3eld)e  ber  ©a(j  öom  ®runb  bcö  Srfenncuö  leitet  (f.  unter  ®runb: 
ßrfenntnißgrunb)  gerabe  entgegen.  ®a§er  iP  große  ©cnialität  uidjt 
mit  t)or§errfd)enber  SJcrnünftigfeit  gepaart.    (SB.  I,  222  fg.) 

Die  Sermanbtfc^aft  im^ä^tn  ®enialität  unb  äBa^nfinn  beruht 
auf  ber  beiben  maugelnben  (Srfcuntniß  bcr  9Wationcu  bcr  Dinge 
^l$euu  ber  SBa^uPnnige  bad  einzelne  ®egenmärtige,  auc^  mand^ed  ein« 
jcluc  ©ergangene  ri^tig  erfennt,  aber  hm  3ufanimen^ang,  bie  Stelotioncn 
Ucrfcnut  unb  bafjer  irrerebet,  fo  ip  eben  bie«  bcr  ^unft  feiner  ®c* 
rli()ruug  mit  beut  genialen  Onbit)ibuo;  beun  aixä^  biefe«,  ba  e«  bic 
(Srfeuutuiß  ber  Sielationeu  ober  bie  bem  ©a^  bed  ®runbe«  gemäße 
Srfenntuiß  Dcrläßt,  um  in  ben  Dingen  nur  i^re  Sbeen  ju  fud^en,  läßt 
barüber  bic  (Srfeuutniß  be«  3"fö"*^"*^ßwfl«^  ber  Dinge  au«  ben 
3tugen;  ha9  ein}elne  £)biect  feiner  Sef^auung,  ober  bie  übermäßig 
leb^oft  »Ott  t§m  aufgefaßte  ®egentoart  erfc^einen  in  fo  l^eHem  2i(^tf 
baß  gleic^fam  bie  übrigen  ©lieber  ber  ftette,  ju  ber  pe  gel^ören,  babur^ 
in  DunM  jurüdtreteu,  unb  bie«  giebt  eben  'Jß^önomene,  bie  mit  benen 
be«  Sa^npun«  eine  täugp  erfaunte  «e^nli^Ieit  rjobcn,  (SB.  I,  228. 
Sergl.  aud^  SBa^nfinn.)  ß^^if d^cn  bem  ®enic  unb  bem  SBo^npn« 
ip  bie  ae^ulid^feit,  baß  pc  in  einer  anbem  SBelt  leben,  ol«  bie  für 
ane  t)or^attbene.    (.^.  3ö7.) 


®ctttc.    ©cnioUtät  247 

3)  (Sin  mcfeutlid^cr  S3c(]tonbt§cil  bei*  ©cnialität. 

6ln  tuefcntüdjcr  Scflanbt^cil  bcr  ©cniatität  ift  btc  ^^antafic. 
Xa  bte  Dbjectc  bed  ©eniud  al9  folgen  bie  etutgeit  Obeen,  btc  6e« 
^arreitbett  tuefentUc^en  i^omten  ber  äBett  unb  aütt  U)xtx  (Srfd^einungen 
[xnb,  bie  @r!enntntß  ber  dbec  aber  not^n^enbig  anfc^aulid},  nid^t  abfiract 
ift;  fo  )uürbe  bie  @r!enntnig  be^  ©eniit^  bcfd^ränft  fein  auf  bie  -Sbeen 
ber  feiner  ^crfon  tüirfli^  gcgcntüärtigen  Öbjecte  «üb  abhängig  öon 
bcr  Serfettung  ber  Umftänbc,  bie  ifjm  jene  gufü^ren,  »enn  nid^t  bie 
^^antafie  feinen  ^ori^ont  iücit  über  bie  2Birni^!cit  feinet  perfön* 
{iäfcn  (Srfa^rnng  enueiterte  unb  i§u  in  ben  @tanb  fe^te,  au9  beut 
SBenigcn,  jüq^  in  feine  njirflirfjc  Slpperception  gefomnicn;  aUe^  Uebrigc 
ju  conflrnircn  unb  fo  foft  oDc  möglichen  Scbenöbiftcr  an  [x6)  öorüber» 
ge^en  ju  laffen.  3"^^^"  f^"^  ^i^  tüirflid^en  Dbjccte  fafl  immer  nur 
fetjt  mangelhafte  (S^emplare  ber  in  i^nen  fid^  barftcQenben  dbee;  bafjer 
bcr  @enin9  ber  $(;antafie  bebarf,  um  in  htn  SDingen  nid^t  2)ad  ju 
fc^en,  \va9  bie  9?atur  luirflic^  gcbilbct  ^at,  fonbern  \m9  fie  ju  bilbcn 
beflrebt  mar.  ©ic  ^fjantafie  ertoeitcrt  alfo  ben  ©cfic^t^frei^  be^  ©eniuö 
über  bie  feiner  ^crfon  fic^  toirHic^  barbietenben  Dbiccte  fowo^I  ber 
Dualität,  al9  ber  Ouantitöt  na^.  SDc^^alb  ifl  ungen)ö^nlid^e 
Störfc  ber  ^tjantafie  Begleiterin,  ja  S3ebingnng  ber  ©eniolität.  (SB«  I, 
219  fg.    SB.  II,  431.) 

4)  Snftinctartige    SJot^toenbigfeit    be«    SBirTen«    beö 
©enicö. 

2)orau«,  ba§  bie  ©rfenntniglücife  beö  ®enic3  toef entließ  bie  öon 
allem  SBoHen  unb  feinen  Schiebungen  gereinigte  ijt,  folgt,  ha^  bie 
SBcrfe  beffelbcn  nidjt  au3  9lbft^t  ober  SBillfür  fjerüorgc|cn,  fonbern 
cö  babei  geleitet  ift  tjon  einer  inflinctartigen  5Wotötoenbig!eit.  (SB.  II,  433.) 
2)a«  Unuorfäelid^e,  Unabfid[)tlid)c,  ja  jum  Z^cil  Unbetoußte  unb  ün* 
ftinctiöc,  njcicleö  man  öon  je^er  an  ben  SBcrlcn  beö  ©enieö  bemerft 
^ot,  ifl  bie  golge  baüon,  ha^  bie  fünft(erifd)e  Urerfenntniß  eine  öom 
ißJiUcn  ganj  gefonbcrte  unb  unabl^ängige,  eine  toiHenÖreine,  lüiHcnßtofe 
ifl.  Unb  eben  iucit  ber  SBillc  ber  eigentlid)e  ü)?enfd)  ip,  f^reibt  man 
jene  einem  öon  biefem  bcrf^icbenen  SBefen,  einem  ®eniu«  ju. 
(f.  II,  451.) 

3cbo^  ifl  bcr  ®eniu«  im  Scbcn  ber  genialen  3nbitoibuen  nic^t  in 
jcbcm  augenblidf  t^ätig,  ba  bie  grogc,  lüietoo^l  fpontane  atnfpannung, 
wel^c  jur  toiHenöfreicn  Slnffaffung  ber  3bcen  erforbert  h)irb,  not^« 
wenbig  toieber  na^täßt  unb  grqge  3n)ifd)cnräume  ^ot,  in  »el^en  baö 
geniale  3nbiöibuum  ben  getDö^'nlidjen  SKcnf^en  jicmlid^  gleid)  fle^t. 
5Kon  §at  biefer^alb  ha^  SBirfen  bcö  @eniu3  bon  je  ^er  al«  eine  On« 
fpitation,  [a,  toie  bcr  9?ame  felbfl  bcjei^net,  aU  baö  SBirfen  eine« 
üom  3nbiöibuo  felbjl  öcrfdjicbcncn  übcrmenfd^lic^cn  SBefen^  angefe^cn, 
bad  mir  periobifc^  iene«  in  Scfit}  nimmt.    (SB.  I,  222.) 

5)  ßfjaralter  bcr  ^robuctionen  beö  ®cnic«. 

3)a§  ba«  ®cnic  im  SBirfen  bc3  freien,  b.  ^.  öom  ©ienfte  be« 
mUmß  cmancipirten  OntcUectö  befielt,  —  bie«  ^at  jur  golge,  baß 


248  <^eme.    (^entatität 

bie  ^robucttonen  bcffelben  leinen  nü^Iid^en  ^mdtn  btenen.  &  toerbe 
muficirt,  ober  p^ilofop^trt,  gemolt  ober  gcbid^tet;  —  ein  SBerf  befi 
©enied  i|l  fein  3)tng  jum  92ugen.  Unnütz  gu  fein,  gel^ört  }ttm  S^a* 
rafter  ber  Serie  bed  ©ented;  z€  ifi  i^r  Sbel^brief.  SBä^renb  aOe 
übrigen  SOtenfd^cnmerle  ha  ftnb  }ur  Sr^altung,  ober  ^(eid^terung  un« 
fcrer  Sjipenj;  fo  flnb  bie  SBerfe  beö  ®enieö  i^rer  felbp  toegen  ba, 
finb  a\9  bie  SUit^e,  ober  ber  reine  Ertrag  bed  S)afein9  Qn}ufe|en. 
(3B.  II,  442.) 

2)ag  bie  äBerfe  ht9  ®enie^  bie  aller  ^nbern  ^immetoeit  übertreffen, 
!ommt  blo^  ba^er,  bag  bie  2Be(t,  bie  eö  ftc^t,  imb  ber  ed  feine  9u0' 
fagen  entnimmt,  fo  t)ie(  flärer,  gleic^fam  tiefer  herausgearbeitet  ifi,  aU 
bie  tu  ben  5!öpfen  ber  Hnbern,  meldte  freilid)  bie  felben  ©egenflänbc 
enthält,  aber  ju  jener  fic^  t)er^ä(t,  toit  ein  c^ineflfc^eS  93itb,  o^ne 
©chatten  unb  $erfpectioe,  jum  boHenbeten  Oelgemätbe.  (S.  II,  81.) 
3ln  bem  2:reffenben,  Originellen  unb  ber  @a^e  ßetd  genau  Sngepagten 
beS  SuSbrudS,  an  bem  92aioen  ber  SuSfagen,  an  ber  92eu§eit  ber 
SSitber  unb  bem  Sc^Iagenben  ber  ©leic^niffe,  toelc^ed  SIDeS  bie  Serie 
großer  J{öf)fe  auSjei^net,  benen  ber  %tbern  hingegen  ßetd  abgebt,  er« 
fennt  man,  bag  jene  fletS  in  ©egennart  ber  Snfc^auung  ge» 
bac^t  unb  ben  S31i(f  un&ernjanbt  auf  fte  geheftet  bei  i^rem  S)en{en. 
(935.  II,  78.) 

6)  Snatomifd^e  unb  ))l^^ftoIogifd§e  Sebingungen  be^ 
®enied. 

Son  ber  fomatif^en  ©eite  betrad^tet,  i{!  ha9  ©enie  burd^  mehrere 
anatomifc^e  unb  p^^fiotogif^e  Sigenf^ctften  bebingt,  bereu  felteiied 
Seifammenfein  bie  Seltenheit  beS  ®enieS  er!(ärt.  S)ie  ®runbbebtngung 
ifl  ein  abnorme^  Uebertoiegen  ber  ©enfibilität  über  bie  drrita« 
btlitttt  unb  9leprobuctiondIraft,  unb  ^mar,  tt)ad  bie  ®aijt 
erfc^mert,  auf  einem  männlichen  ftörper.  dmgleid^en  muß  baS  Serebrat« 
9f!em  t)om  ©anglienf^flem  burc^  t)oniommene  dfolation  rein  gefd^iebeu 
ein,  fo  bag  bad  ®e^irn  ein  mögtid^fl  unabhängige«  Seben  fü^rt. 
t$reilid|  toirb  e«  burc^  fein  er^ö^te«  Seben  unb  rafllofe  !£^ttttgTeit  Iei(^t 
aufreibenb  auf  ben  übrigen  Organismus  mxtzn,  mnn  nic^t  aud^  er 
felbfl  bou  energifc^er  SebenSfraft  unb  guter  Sonjlitution  ifl.  !Darum 
gehört  oud^  bieS  Se^tere  }u  ben  Sebingungen.  da,  fogar  ein  guter 
SJIagen  gehört  ba ju,  niegen  beS  fpecieüen  unb  engen  (^onfenfud  biefeS 
S^eiteS  mit  bem  ®e^irn.  $auj)tfad^Iid^  aber  mug  baS  ®e^im  bon 
ungeroö^nlid^er  SutkoicHung  unb  ©röße,  befonberS  breit  unb  ^o(^  fein; 
hingegen  mirb  bie  !£:i.efenbimenflon  jurüdflel^en,  unb  baS  große  ®e§im 
im  Scr^ältniß  gegen  baS  Beine  abnorm  übertoiegen.  !Cie  leytur  ber 
®e^irnmaf[c  mug  t)on  ber  äugeiilen  i^ein^eit  unb  SoOenbung  fein  unb 
aus  ber  erregbarpcn  SReröenfubftanj  befielen;  getoi§  ^at  au^  baS 
quantitative  Ser^ältnig  ber  »eigen  unb  grauen  ©ubflauj  entfc^icbenen 
einflug.  Sm  ®egenfae  3««  übertoiegenben  ®e§im  muffen  SRücfen- 
marl  unb  ?2ertoen  ungen)ö^nlid|  bünn  fein.    (Sin  fc^ön  Qtto&bttt,  ^o^er 


®ente.    O^eniatitat  249 

unb  breiter  @d^SbcI,  bon  bünner  ^od^enmaffe;  mug  ha9  ®e^int 
fi^ü^en,  o^ne  t9  etnjuengen.  ßu  biefer  Sefd^affen^eit  bed  ©el^tmd 
unb  9?ert)enf9flemd,  n)e(d^e  ote  Srbt^etl  t)on  ber  äRutter  ju  betrachten 
tfl,  niu§,  ate  Srbt^eil  Dom  Später,  ^injulommen  ein  leb^afted,  leiben* 
[d^aftlic^ed  Stemperament,  fid^  fomatifd^  barfleOenb  al^  ungeniö^nlid^e 
(Energie  be^  $erjen6  unb  folglich  bed  Slutumlaufd,  3umal  na^  bem 
5opfe  ^in.  Senn  ^ieburd)  tuirb  junSd^f!  jene  bem  ©e^irn  eigene 
Snrge^ceng  t)erme^rt,  bermöge  beren  e^  gegen  feine  äBänbe  brüdt; 
^meitend  erhält  burd^  bie  gehörige  ftraft  bed  ^erjend  bad  ®e^irn  bie» 
jenige  innere^  üon  feiner  beflänbigen  $e6ung  unb  @enfung  bei  jebem 
Xt^emjuge  noc^  üerfd)iebene  Setoegung,  niel^e  in  einer  Srfc^ütterung 
feiner  ganjen  SDhffe  bei  jebem  $utöf erlöge  ber  t)ier  Cerebral«  Srterien 
befielt  unb  beren  (Snergie  feiner  ^ier  üermel^rten  Ouantität  entfpre^en 
mu§,  tuie  benn  biefe  93en)egung  überhaupt  eine  unerläpd^e  SSebingung 
feiner  SC^ätigleit  ifl.    (SB.  U,  447  fg.) 

7)  ftinblid^er  S^aralter  bed  ®enied. 

!Z)ie  Sfe^nlic^feit,  kueld^e  jtoifc^en  bem  ®enie  unb  bem  ^inbedalter 
@tatt  finbet,  beruht  auf  bem  S9eiben  eigent^ttm(i(^en  Ueberf d^ug  ber 
Srfenntnigfräfte  über  bie  93ebürfniffe  bed  äBiUend  unb  bem  boraud 
entfpringenbcn  Sormalten  ber  blo^  erfennenben  S^ütigfeit.  SBirTßd^ 
ifl  jebed  jtinb  getoiffermagen  ein  @enie,  unb  j|ebe^  ®enie  gen)if[ermagen 
ein  jtinb.  3)ie  Sertoanbtfd^aft  S9eiber  jeigt  fid^  }unäc^ft  in  ber 
^J^aioetät  unb  erhabenen  Sinfalt^  toeld^e  ein  ©runbjug  bed  ächten 
©enic^  ifl;  fte  tritt  außerbem  in  mand^en  SH^  <^^  ^^^  ^^Sf  f^  ^^^ 
eine  geteiffe  ßinblic^Ieit  aOerbingd  jum  S^aralter  bed  ®enie9  gehört. 
Oebed  ®enie  ifl  fc^on  barum  ein  groged  Jtinb,  n)eil  ed  in  bie  ^elt 
^ineinfc^aut  aU  in  ein  i^rcmbed,  ein  @d^aufpiel,  ba^er  mit  objectiüem 
Ontereffe.  Oened  bem  ftinbedalter  natiirKd^e  Uebertniegen  be^  fenfibeln 
@9fletnd  unb  ber  erlennenben  SE^ätigTeit  er^ttlt  ftc^  beim  ®enie,  ah'^ 
normer  Seife  ^  ba^  ganje  Seben  ^inburd§,  n)irb  alfo  §ier  ein  perenni« 
renbe«.     (SB.  U,  449—452.) 

8)  !Dad  ®enie  in  et^ifd^er  ^infi^t. 

Om  genialen  OnbiDibuum  bemeiftert  tott^renb  bed  Bui^^n^^^  ^^^ 
reinen  (Kontemplation  gleid^fam  ba^  Sccibenj  (ber  dntellect)  bie  ^uh^' 
flan)  (ben  SBiOen)  unb  §ebt  fie  auf,  loenn  gleic^  nur  auf  eine  lurje 
Seife,  ^ier  tiegt  bie  Analogie  unb  fogar  Sertoanbtfc^aft  ber  ©enialität 
mit  ber  ©eiliglcit,  ber  »emeinung  be8  SBitten«.  (SB.  II,  420.) 
$eiIigTeit  unb  ®enie  ^aben  eine  SJertoanbtfd^aft.    @ei  ein  ^eiliger 


Qüäf  no^  fo  einfältig 
^abt  ein  ®enie  nod^ 


,  er  koirb  bod^  einen  genialen  3ug  ^aben;   unb 
0  tiele  S^emperament^«,  ja  n)irf(id§e  S^arafter»  ' 

feister,  fo  koirb  ed  bo(^  eine  getoiffe  (Erhabenheit  ber  ®eftnnung  jeigen,  ' 

tDobttr^  e^  bem  $ei(igen  oertoanbt  ifl.  (^.  399.)  dm  ®enie  ifl  ber 
allein  lautere  unb  unfd^ulbige  Xfftii  \>t9  menfd^Iid^en  Sßefen«,  ber 
dntellect,  ba^  Uebern)iegenbc  unb  Sorioaltenbe.  $ierin  liegt  im 
®rttnbe  bie  eigentlid^e  äBürbe  bed  äRenfd^en  bon  ®enie  unb  *S>a9, 


250  ®cnie.    (Genialität 

\m9  xffti  übtx  bie  3Inbern  crl^ebt,  in  benen  nic^t^  tfl,  atö  ber  fünbige 
äßtlle  mit  fo  utet  dnteUcct,  atd  erforbert  ifl,  feine  ©dritte  ju  tenfcn. 
($.  399.)  3)a«  ®cnic  fü^rt  jum  $eil  unb  jnr  ©riöfung;  benn  cö 
ift  immer  ba^  Seiben,  bad  angefc^aute,  ober  bad  felbflempfmibene,  luad 
ben  SBillen  jum  Seben  bri^t  unb  baburc^  bon  biefer  3BeIt,  bie  feine 
eic^tbarfeit  ifl;  erlöfl.  ^m  tfi  f^on  S)ad  bem  ®enie  aU  folgern 
eigene  i^eiben,  feine  £)ebe  unb  (Stnfamfeit  in  einer  i^m  heterogenen 
3ßAt,  ^inrei^enb,  ben  Sßillen  ^um  Sieben  gn  bred^en  unb  i^n  ab}u« 
toenben  öon  biefer  freubeleeren  2BcIt.    (§.  360.) 

©entalc  §aben  oft  heftige  ^egierben,  ftnb  ber  äBoHuft  unb  bcm 
3orn  ergeben,  ^n  großen  Serbrcc^cn  fonnnen  fie  jeboc^  md)t,  loeil, 
luenn  biefe  ftd)  t^nen  barbieten,  fte  bie  dbee  berfelben  (eb^aft  unb 
tief  erlernten  unb  nun  biefe  (Srfeuntnig  bie  Uebermac^t  über  ben  SBtQcn 
gewinnt,  i(;n  nunmehr  (eben  Juic  beim  ^eiligen)  iocnbet,  unb  bie  SKiffc= 
tl}at  alfo  unterbleibt«  dmmer  atfo  participirt  bad  @enie  cttoa^  Don 
ber  $eitigTeit,  inbem  e$  bie  93cbingung  ju  biefer  f)at,  fo  tvie  ber  ^eilige 
etwa«  oom  Ocnie.    (ü)t.  275.   $•  136.) 

jTein  Tiann  t)on  ©enie  \mx  [t  ein  SSöfemic^t,  loeit  bte  Soi^^eit 
bie  Slenßerung  eincd  fo  f;eftigcn  Sollend  ifl,  ha^  felbiged  ben  dntellcct 
adcin  }u  feinem  S)icnfle  braud)t  unb  ni6)t  julägt,  bag  er  frei  n^erbe 
ju  einer  rein  objcctiucn  93ctrad)tung  ber  35ingc.  (Sin  Söfettidjt  !aun 
einen  geiualtigen  Ontetfect  I;aben,  aber  er  fann  i^n  nur  auf  S)ad  rid)ten, 
waö  irgenb  eine  93ejief)ung  auf  feinen  aBillcn  i)at    ($.  399.) 

3n  bem  cntfd^iebcncn  Ucbcrmicgcn  bcö  Grfemienö  über  baö  SBoffcn 
liegt  bie  S3cnoanbtfd)aft  jioiic^en  Sugcnb  unb  @cnie.  S)er  Itnterfc^icb 
liegt  aber  barin,  baf;  bad  Uebergen)ic|t  bed  SrfennenS  beim  @eme  fic^ 
M  \olA)c9f  b.  [).  al9  t)onfommene  Srienntnig  äußert;  im  Üugenbl^aften 
aber  feine  äVadjt  auf  ben  SBiQen  übt  unb  bur^  bie  Senfung  biefciS 
ftd)  «ußcvt.  Öcrncr  ifl  beim  ®cnie  bie  Ontenfität  ber  ®eifleöfröftc 
eine  rtbfolute,  ein  fefjr  bo^er  @rab  fi^lec^t^in.  hingegen  ifl  jur 
Juflcub  unb  Wüte  nur  eine  rclatiüc,  b*  1^.  im  SJer^ältnig  jum  tnbiüi= 
hudkn  äöiUcn  große  anteuptät  ber  ©rfenntnißfraft  erforbert,  bie  tt)o^I 
oft  biu'd)  bie  geringe  natürliche  $eftigfeit  beö  SBoIIen«  unterflüfet  wirb. 
^\\    UM).) 

•I^er  mit  ®enic  93cgabte  opfert  fl(^  in  feinen  9Ber!en  gan3  für  baö 
(^Vuiie,  Da^er  ifl  er  frei  üon  ber  Serbinblic^feit,  fid)  im  Ginjelnen 
fllv  (Siujelne  ju  opfern,  ©iefernjegcn  !ann  er  man^c  «nforbernng 
abweifcn,  bie  änbere  billig  erfüHen  muffen,  gr  leibet  unb  leiflet  bo^ 
mef)r,  alö  atte  «nbern.     (2».  275.) 

9)  ®cgenfo<j  jwifc^en  bcm  ®enialen  unb  bcm  gcioö^n* 
(ic^en  2Renfd§en. 

Der  gcn)ö§nli(^c  SWenf^,  biefe  gabrifmaare  ber  9?atur,  ip  einer 
DöHig  unintereffirten  Betrachtung  ber  ÜDinge,  Wetd^cö  bie  cigenttid^e 
Scf^auli^feit  ifl,  nic^t,  tocnigflen«  nic^t  anljaltenb  fö^ig.  gr  richtet 
feine  aufmcr!fam!eit  auf  bie  S)ingc  nur  infofern,  otd  fie  irgcnbeine, 


Oenie.    Genialität  251 

totnn  aud^  nur  fel|t  mittelbare  Sesiel^ung  auf  feinen  SBtIIen  I|a6en. 
üDer  ®enia(e  bagegen  t)ern)ci(t  bei  ber  Setrad^tung  bcd  Sebend  fclbft, 
ftrcbt  bte  Obee  jebed  S)tnged  ju  erf äffen,  nid)t  beffen  9ietationen  ju 
anbern  2)ingen  unb  }um  äBiden.  äBä^renb  bem  geU)ö^n(id^en  SRenfd^en 
fein  @rlenntnigt)ermögen  bte  lOaterne  iß,  bie  feinen  2Beg  beleuchtet,  iß 
ed  bem  ©enialen  bie  (Sonne,  toelc^e  bie  SBelt  offenbar  mac^t.  ÜDiefe 
fo  Dcrfc^tebene  äßeife,  in  bad  Seben  ^tneinjufe^en,  iDtrb  aud^  im  Heusern 
Leiber  fic^tbar.  S)er  Süd  bed  ®enia(en  trägt  ben  S^^arafter  ber 
9ef^ault(^!eit;  l^ingegen  tvirb  im  Süd  ber  ©etDö^nlic^en,  ivenn  er 
nic^t  pum))f  ober  nüd^tern  ifl,  (eid^t  ber  ma^re  ®egenfa^  ber  ^on- 
templotion,  baö  ©<)ä^cn,  fic^tbar.  (333.  I,  221.  %  U,  73—76. 
2B.  n,  433—435.)  SBenn  ber  SRormoImenfcf)  au«  %  SBiDe  unb 
Va  OnteJlect  befielt;  fo  fjat  hingegen  ba«  @enie  ^s  OnteHect  unb 
Vs  2BiBc.  (335.  H,  429.)  3m  ßinjelnen  fict«  ba«  äDgcmeinc  ju 
fe^cn  ifl  ber  ©runbjug  be«  @enied,  roä^renb  ber  92orma(menfd^  im 
Cinjelnen  auc^  nur  ha^  Stn^elne  al9  folc^e«  erlennt,  ha  e«  nur  aU 
fold^ed  ber  SSSirllic^feit  angehört,  toclc^e  aQein  für  i^n  Ontercffe, 
b.  ^.  Scjie^ungen  ju  feinem  3BiUcn  f)at  (335.  II,  432.)  Der  gc* 
toö^nli^e  9Renf(^  U)irb,  menn  i(jm  ^unbert  SBünfc^e  fe(}If^(agen,  ben 
lOltcn  aufrichten,  unermübtid)  im  $offen  unb  auf  taufenbfältige  älrt 
};a  Oefricbigcn.  S)cm  Ocnic  giebt  fein  beigefcflter  heftiger  33JiDc  ben 
Stnlag  }ur  Sntjnjciung  mit  ber  SlBelt,  locl^e  bem  intereffelofen  (S.o\u 
UvXfüxtn  berfelbcn  öorljcrgefjen  muß.  (.^.  356.)  3)er  9tormaInienfc^ 
\\t  gänjlid^  auf  bad  (Sein  üerioiefen;  ha^  ©cnie  hingegen  lebt  unb 
mebt  im  Qrlennen.  SDarau«  folgt,  ba  aQe  2)iuge  ^errfic^  ju  fe^en, 
aber  fc^recflid^  ju  fein,  bag  auf  bem  Seben  ber  gen)ö^n(ic^en  !?eute 
ein  bumpfcr,  trüber,  einförmiger  @rnß  liegt,  Uiä^renb  auf  ber  <3tirn 
bcd  ©enie«  eine  .^eiterfeit  eigener  Wct  gtänjt,  meiere,  obfc^on  feine 
«Sd^merjen  (jeftiger  finb,  ate  bie  ber  @en)5^nlid^cn,  bod^  immer  nod) 
burc^brid^t,  mt  bie  (Sonne  burc^  SIegemoolfen;  mldjt^  am  fic^tbarften 
wirb,  loeiut  man  ha^  ®enic  mit  ben  Slnbem  in  gleicher  ^ebrängnig 
crbtidt;  ba  crfennt  man,  bag  ed  )u  biefen  ftd^  üer^ält,  mie  ber  äßenfc^, 
bem  aOein  ba«  !Üac^en  }ufte^t,  }u  bem  in  bumpfem  @rn|l  ba^tnlebenbcn 
liiere,  ($).  355.  335.  11,  433.  437.)  3a5ic  offenbar  bie  J^ierc 
manche  3}erßanbedt)erric^tungen,  Uiie  j.  5B.  ba«  3iirüctfmben  eine« 
935eged,  bad  (Srfennen  einer  ^crfon  u.  bgl.  iDeit  beffcr,  al9  ber  SRenfd^ 
ooQjie^en;  —  eben  fo  ifl  ju  oielen  3(ngelegen^eiten  bed  njirftic^en  !üebend 
bad  ®enie  ungleid^  ujeniger  fä^ig  unb  tauglid^,  al9  ber  gemeine  ^opf. 
Unb  mie  ferner  bie  !£^iere  eigentlich  nie  auf  Starrheiten  gerat^en;  eben 
fo  ifi  biefen  ber  gemö^nlic^e  SRenfc^  nid^t  in  bem  ®rabe  imtern^orfen, 
»ie  bad  ®enie.    (^.  356.    333.  H,  441  fg.    ^.  U,  75.  617.) 

10)  Unterfd^ieb  jlvifd^en  ®enie  unb  2^a(ent. 

3)ad  Xalent  ifl  ein  Sorjug,  ber  me^r  in  ber  grögern  ®en)anbt^eit 
unb  Schärfe  ber  bi^curfiben,  ate  ber  intuitiven  (Srfenntnig  liegt. 
Der  bamit  93egabte  beult  rafc^er  unb  richtiger  atö  bie  Uebrtgen;   ba0 


252  ®eme.    ®cnta1ttät 

@ente  hingegen  fd^aut  eine  anbete  SEßelt  an,  al9  ftc  Stile,  toietüo^I  nut 
tnbem  e^  in  bie  aud^  il^nen  Dorliegenbe  tiefer  ^ineinfd^aut^  koeit  fte  in 
feinem  ffopfe  flc^  objectitier,  mithin  reiner  unb  beutlic^er  barfleUt. 
(SB.  II,  428.)  S)ie  SBerfe  bcö  ®enie«  entfpringen  au«  ber  «n- 
fc^auung,  bie  be«  6Io§en  Statentd  hingegen  an9  Segriffen.  (2B.  II, 
431.)  !2Die  Unterfuc^ung  ber  eingelnen  ^^änomene  ifl  bad  f^elb  ber 
latente  in  ben  Siealmiffenfd^aften,  beren  ©egenflanb  eigentlid^  immer 
nur  bie  93e}te^ungen  ber  S)tnge  ju  einanber  ftnb.  iSer  eigentti^e 
©egenflanb  bed  ®enied  hingegen  ifl  ha9  SEßefen  ber  S)inge  überhaupt, 
bad  SlOgemeine  in  ifjuen,  bad  ©ange.  (SB.  U,  432.)  ÜDad  Stalent 
Detmag  jn  leiflen  »ad  bie  !Oeiflungdfä^ig!eit,  j|ebo(^  nic^t  bie  Uppxt* 
^enf!ondfS^igteit  ber  Uebrigen  überfd^reitet;  ba^er  finbet  e«  foglei^ 
feine  ©^äger.  hingegen  ge^t  bie  !Oeifhtng  be«  ©enied  nic^t  nur 
über  bie  Seifhingd«,  fonbern  au6)  über  bie  3())pre^enftondfä^igfeit  ber 
Snbem  ^inaud;  ba^er  »erben  biefe  feiner  nic^t  unmittelbar  inne.  Dad 
j£alent  gleicht  bem  ©trügen,  ber  ein  ^xA  trifft,  »e(d)ed  bie  Uebrigen 
nid^t  erreichen  fönnen;  bad  ®enie  !Z)em,  ber  eine«  trifft,  bid  ju  toelc^em 
fie  nic^t  einmal  ju  feigen  Demtögen.    (SB.  II,  446.) 

S)a«  Talent  arbeitet  um  ®elb  unb  9{u^m;  l^ingegen  ifl  bie  S^rieb- 
feber,  »elc^e  ba«  ®enie  }ur  Studarbeitung  feiner  SBerfe  betoegt,  ein 
dnflinft  gau}  eigener  %rt.  S)ad  ®enie  probucirt  and  berfclben  97ot^- 
»enbigteit,  mit  meiner  ber  Saum  feine  i^rüdjte  trägt.  9?ä^er  betrautet, 
ift  e«,  al9  ob  in  einem  genialen  Onbit)ibuum  ber  SBiQe  jum  Seben  a(9 
®ei{l  ber  9Jtenf(^engattung,  [\i}  bemugt  würbe,  ^ier  eine  größere  ftlar« 
^eit  be«  dnteUectd  burd^  einen  feltenen  B^f^II  ^"f  eine  furje  ©pamte 
3eit  erlangt  )u  ^aben  unb  nun  »enigfiend  bie  9{efultate  ober  ^robucte 
jene«  Haren  @(^auend  unb  S)en!en<$  für  bie  gan3e  ©attimg  }u  erwerben 
tradfjtete.    {%  II,  91  fg.) 

SDie  Mögen  j£a(entmänner  fommen  fletd  }u  rechter  ^At;  benn,  mt 
fie  Dom  ®ciflc  i^rer  ^txt  angeregt  unb  Don  bem  Sebürfniß  berfclben 
hervorgerufen  »erben;  fo  ftnb  jie  auc^  gerabe  nur  fä^ig,  biefem  ju 
genügen.  @ie  greifen  baber  ein  in  ben  fortf^rcitenben  Sitbungdgang 
i^rer  3«tfl«»oJTen,  ober  in  bie  fd^ritt»cifc  görberung  einer  fpecieDen 
SBiffenfc^aft;  bafür  »irb  i^nen  ?o^n  unb  Seifall.  ÜDer  nöd^pen 
@eneration  jebod^  ftnb  i§re  SBerfe  nid)t  me^r  geniegbar.  S)ad  ®enie 
hingegen  trifft  in  feine  B^'t,  »ie  ein  dornet  in  bie  ^anetenba^nen, 
beren  »o^tgeregelter  unb  überfe^barer  £)rbnung  fein  DöUig  e^centrifc^cr 
ISauf  fremb  ifl.  3)emnad^  fanu  ed  nic^t  eingreifen  in  ben  Dorgefunbenen 
regelmäßigen  Sitbungögang  ber  3cit,  fonbern  »irft  feine  Sffierfc  »eit 
^inaud  in  bie  t)orliegenbc  Sa^n,  auf  »eld)er  bie  3^it  fotc^e  erfl  ein« 
}ubo(en  ^at.  IDa^er  fle^t  ba«  ®enie  in  feinem  ÜTreiben  unb  Seiften 
meijlen«  mit  feiner  3"t  im  SBiberfprud^  unb  Kampf.    (SBJ.  II,  445  fg.) 

2)aö  SBefen  bc0  ®enie«  ifl  ein  SKaag  ber  Erfenntnigfraft,  »eld^eö 
ba«  )Um  3)ienfl  be«  SBilTen«  erforberlic^c  »eit  überfleigt.  9(ber  bie« 
ifl  eine  blo«  relatiüe  Seflimmung;  fte  »irb  erreid^t  fo»obt  burc^ 
$erabflimmung   be«   SBitlen«,   at«   burd^   (Sr^ö^ung   ber  (Srfenntnig. 


®ente.    ©eniatitöt  253 

&  gtebt  Wltn\i)ti\,  bei  benen  bad  (Sxtmntn  über  bad  SBoHen  über* 
miegeitb  ift  o^ne  eigentlid^ed  ®ente.  d^re  (Srtenntnigfraft  ifi  ^toor 
gröger,  atö  bie  geiDö^nltc^e,  jebod)  ut^t  in  ^o^em  ©rabe;  i^r  SiDe 
aber  iß  fc^mac^;  fte  tooQen  ni^t  |eftig;  ba^er  bef^äftigt  fle  bad  @r« 
fetuien  an  unb  für  ftc^  me^r,  aU  i^re  B^cdEe;  fte  flnb  Seute  t)on 
Talent,  t)erftänbig  uttb  babei  fe^r  genügfam  unb  Reiter.  Sin  fot^er 
mar  f^ernon).  (^.  354.)  ^^tegmatif^e^  Sialent  ifi  mögU(^,  aber 
)»^Iegmatif(^e9  ©enie  ifi  unmöglich.    (S8.  n,  449.) 

11)  ®egenfa^    jtDifc^en    ®enie    unb    ®e(e^rfamfeit. 
(©.  ®ele|rfam!eit.) 

12)  ®egenfa9   jnjtfd^en  bem  ®enie   unb   bem   ptatiU 
f(^en  gelben. 

2)a9  @enie  fielet  ber  i^ä^tgleit  }um  ))rQfttf(^en  SEßtrfen  gerabeju 
entgegen,  }umat  auf  bent  ^bd^flen  STummelpIa^e  berfelben,  xoo  fie  ftc^ 
im  polittfc^en  SBelttreiben  l^erDortl^ut;  toeit  eben  bie  l^ol^e  SoUfornmen^eit 
unb  feine  @m))f(inglid^feit  bed  dntellectd  bie  Energie  bed  SBitlend 
^emmt,  biefe  aber,  a(d  ^ü^n^eit  unb  ^^efUgfeit  auftretenb,  menn  nur 
mit  einem  tüd^tigen,  geraben  Serflanbe,  nötigem  Urt(}eil  unb  einiger 
Sd^Iau^eit  au^geflattet,  t9  gerabe  ifl,  bie  ben  Staatsmann,  ben  t^elb« 
§erm,  unb,  menn  fte  bis  jur  Sermegen^eit  unb  bem  ©tgrrftnn  ge^t, 
unter  günftigen  Uuißänben  aud^  \>m  nielt^iflorif^en  S^arafter  mad^t. 
Sä^erlic^  aber  ift  eS,  bei  bergteic^en  Seuten  bon  ®enic  reben  ju 
wollen.  (^.  II,  75.)  Der  fluge,  ja  ber  eminente  Äo<)f,  ber  ju  grogen 
Seiflungeu  im  ^raftifc^cn  ©eeigncte,  ift  cö  gerabe  baburd^,  bag  bie 
Dbjecte  feinen  äBiUen  teb(jaft  erregen  unb  jum  rafilofen  iRad^forfc^en 
i§rer  ä^er^ältniffe  unb  Schickungen  anf])ornen.  ©ein  dnteHect  iß  atfo 
mit  bem  SBiQen  feß  t^ermac^fen.  $or  bem  genialen  Sopf  l^ingegen 
fc^toebt,  in  feiner  obiectiücn  äluffaffung,  bie  Srfd^einung  ber  SBett  ate 
ein  i(}m  t^embed,  ein  ©egeufianb  ber  Kontemplation,  ber  fein  SBoQen 
aud  bem  Setoußtfein  t)erbrängt.  Um  biefen  $un!t  bre^t  ftc^  ber 
Unterfc^ieb  juiifdien  ber  Sefä^igmtg  gu  Si^aten  unb  ju  SBerfen. 
3)ie  le^terc  »erlangt  Dbjcctiöität  unb  Sicfe  ber  @r!enntni§,  ttjelc^e 
gäitjlic^e  @onberung  bed  ^ntellectd  Dom  SBillen  jur  äioraud« 
fe^ung  f)at;  bie  erflere  hingegen  t)erlangt  9(nU)enbung  ber  (Srfenntniß, 
©cifieSgegentoart  unb  6ntfd)Ioffen^eit,  welche  erforbert,  ha^  ber  -Sn« 
teQect  unaudgefe^t  ben  Dienft  M  SBiUenS  beforge.  (2B.  II,  441  fg. 
^.  n,  450.) 

13)  $ort^ei(e  nnh  9!ad)t()ci(e  ber  ®enialität  für  bad 
geniale  3nbit)ibuum. 

a)  93ort^eiIe.  DaS  ®enie  ift  fein  eigener  So^n;  benn  bad 
äSefte  toa&  ßiner  ifl,  mug  er  uot^lDcnbig  für  fic^  felbft  fein.  SEBenn 
mir  in  einem  grogen  äßanne  ber  S$or3cit  hinauf bliden,  benten  mir 
nic^t:  „SBie  glüdClic^  ift  er,  Don  und  allen  noc^  jegt  bemunbert  ju 
merben^^;  fonbern:  „S3ie  glüdlic^  mug  er  gemefen  fein  im  unmittelbaren 
0eitug  eined  ©eifleS,   an  beffen  jurüdgetaffenen  ©puren  da^r^unberte 


254  <^cnie.    Genialität 

f!(^  crquidcn."  ißtd^t  im  SRu^mc,  fonbcm  in  Dem,  »oburc^  man 
i^n  erlangt,  liegt  bcr  SBcrt^,  nnb  in  bcr  3ciifl""9  nnjlcrblit^cr  Äinbcr 
bcr  ©cnuß.    (833.  II,  440.) 

Me  $ein  ge^t  and  bem  SBoDen  ^erbov,  bad  Srfennen  hingegen  tfl 
an  unb  für  fic^  fc^mer^Iod  nnh  fetter.  3)a  nun  beim  (Senie  bad 
Srfennen  über  baö  SBoKcn  üor^errfd^t,  bcr  SntcHect  Dom  3)icnPe  bc« 
SBiOen«  lo^gcfprod^en  ifl,  fo  genießen  bie  ©cnieö  jene  gleic^fam  über» 
irbifd)e  ©eiterfeit,  bic  in  i^ren  ^^tifiognomicn  jnm  Äuöbmcf  !ommt 
unb  bie  fe^r  n)o(}I  mit  i^rer  fonfligen  Sßeland^olie  jufammenbefle^t. 
(SB.  n,  433.) 

S)er  ÜRenf^  Don  überteiegenben  ©eiftedlröften  ifi  ber  teb^afteflcn 
S^cilna^mc  auf  bem  SBege  ber  blogcn  ©rfenntnig,  o^ne  alle  Sin« 
mifd^ung  be^  SBillend,  fä^ig.  ÜDiefe  S^eilna^me  aber  Dcrfe^t  i^n  in 
eine  Stegion,  toetd^er  bcr  ©djmcrj  ujcfentlic^  frcmb  ijlt.  SBä^rcnb  \ia^ 
Seben  bcr  ©enib^ntic^cn  in  S)umpf^eit  ba^tnge^t,  inbem  i^r  !3)ic^ten 
unb  S^rac^ten  gänjK^  auf  bic  ncin(icf)cn  dntcrcffcn  ber  ))erfönlid^en 
SJJoIjIfa^rt  unb  babur(^  auf  SWifcren  aöcr  Slrt  gerid^tet  ijl,  toeö^olb 
unerträglid^e  Sangcnieile  fic  befaßt,  fobatb  bic  8cfd)äftigung  mit 
jenen, 3^^c(fcn  jlodtt  unb  fie  auf  fi^  fclbfl  3urü(fgeh)icfcn  finb;  fo  l)at 
bagcg'en  bcr  mit  übcrtoicgcnben  ©cijieÄröftcn  Sluögcfiattcte  ein  gcbonfcu« 
rcid)cd,  burd)n)cg  belebtet  unb  bebeutfamed  !Z)afein,  unb  in  ^c^  fe(bfl 
trägt  er  eine  QucHe  bcr  cbclfien  ©enüffc.  ®r  fü^rt  neben  feinem 
))crfönli(^en  Seben  noc^  ein  ^tDcitcd,  intcllcctucllcd,  metd^eS  i^u  über 
jencö  ergebt.  Unfer  praftif^cö,  realeö  geben  ifl,  mcnn  ni4t  bie  f  cibcn- 
fd^aften  cd  behiegcn,  (angt^eilig  unb  fabe;  kocnn  fic  aber  cd  bcniegcn, 
)mrb  cd  balb  f^mcrjtic^;  barum  fmb  !Z)ie  allein  bcgiüdt,  bencn 
irgenb  ein  Ucberfd^uß  bed  dnteQcctd  über  bad  jum  (Dienftc  bed  SBidend 
crforbcrte  SWaaß  ju  2:(jcil  geworben,  unb  nad)  bcr  ®rö§e  bicfcö  Ucbcr^ 
f^uffcö  rid^tet  fid)  bic  ©röße  i^rcö  Scbcnegtüdcö.  3§r  intcaectucaeö 
geben  fd)ü6t  ni^t  nur  gegen  bie  gangen) eile,  fonbcrn  auc^  gegen 
bie  golgen  berfelbcn.    ($.  I,  356—358.) 

b)  9? ad) t^ eile.  2)a«  ®enie  ijl  ein  feiner  Scflimmung,  bem  Dicnftc 
bc«  SBiUcnö,  untreu  gcujorbcncr  äntcDcct  unb  infofern  naturmibrig. 
©icrauf  berul^en  bie  bcmfclben  beigegebenen  9{ad^t^eile: 

SBä^renb  bcr  OntcUcct  bcö  SJormalmcnfd^cn,  ftrcng  an  bcn  3)icnft 
bed  äßtllend  gebunben,  b(o$  mit  ber  3(ufna^me  bcr  2)7otiuc  befd)äftigt 
ifl  unb  felbfl  ber  OnteOcct  bcd  übcraud  berftänbigcn  unb  vernünftigen 
SRannc^  eine  praftifc^e  9ii(^tung  be^ölt,  auf  hit  äßa^I  bcr  U^cn 
ßmedfe  unb  9Ritte(  bebac^t,  alfo  im  !lDienfle  bc«  SBiUen^  {Ictd  auf 
feinem ^Pojlen  unb  bcmnad^  naturgemäß  befc^äftigt  ift;  fo  Dcrnad^Iöfflgt 
bagcgen  bcr  emoncipirte,  entfeffcite,  bo9  SBoHen  aud  bem  Semußtfein 
öerbrängenbe,  auf  bic  auffaffung  bcö  objectiöcn  SBcfcn«  bcr  Dinge 
gerichtete  dnteOect  bc^  ©enied  bcn  Dienfi  bed  SBiUcnd,  nnb  barau^ 
entfpringen  bann  jene  ß^centricitäten,  pcrfönli^cn  gc^Itritte,  \a  S^or* 
Reiten,  bie  baö  @enie  d)ara!terifiren.  SDie  oft  bcmcrftc  Serujanbtf^aft 
bed  ®enie^  mit  bem  SBa^nfinn  beruht  eben  auf   jener  bem  ®enie 


©enle.    Mentalität  255 

loefentltc^en,  bennod^  aber  natunotbrigen  (Sonberung  be0  dnteKectd  Dom 
mUtn. 

Xtx  dnteDect  bed  ®mk9  iDtrb  überhaupt  bie  Segler  jetgeu,  bte  bei 
jebem  SBertjeug,  loeld^e^  ju  ÜDem,  nioju  ed  nid^t  gemacht  i%  gebraucht 
lotrb,  ntc^t  au@3ub(eiben  ))flegen.  3iin^(^P  ^'^^  ^^  gleid^fam  ber  S)iener 
iioeter  fetten  fein,  inbem  er  bei  jeber  ©elegen^ctt  ftc^  Don  beni  feinet 
Sefiintmung  entfprec^enben  j£)ienfle  lo9maä^t,  um  feinen  eigenen  ^mdtn 
nad^^uge^en,  moburc^  er  ben  SBiQen  oft  fe^r  jur  Ungcit  im  @ti(^  Iä§t, 
unb  ^tenac^  bad  fo  begabte  dnbtüibimm  für  bad  Seben  me^r  ober 
meniger  unbrauchbar  mirb,  ja,  in  feinem  betragen  bisweilen  an  ben 
Sa^nftnn  erinnert.  @obann  toirb  t9,  vermöge  feiner  gefieigerten  (£r« 
lenntnigfraft,  in  ben  S)ingen  me^r  baö  SlQgemeiue,  al9  ha9  Sinjelne 
fe^en,  mä^renb  ber  S)ienfl  bed  äBlQend  ^auptföc^lic^  bie  Srfenntnig  be$ 
Qin^elncn  erforbert.  älber  »enn  nun  koieber  gelegentlich  jene  ganjc, 
abnonn  erl^ö^te  @r!enntnigfraft  fi^  plö^Iic^  mit  aQer  (Energie  unb 
Soncentration  auf  bie  9[nge(egen^eiten  unb  SJttferen  beö  äBiDend  richtet; 
fo  toirb  fie  biefe  (eic^t  }u  lebhaft  auffaffen,  SlQe^  in  ju  grellen  f^arben, 
in  JU  ^eOent  Sid^te,  unb  m9  Ungeheure  uergrögert  erblicfen,  tt)oburd) 
bad  dnbibibuum  auf  (auter  (S^treme  DerfäÜt.  ^terau^  erßärt  fid^, 
bag  geniale  dnbioibuen  bidn)ei(en  über  £Ieinigfeitcn  in  (}eftige  9(ffectc 
gerat^en.  Jturj,  ed  fe^It  beut  ©cnie  bie  ißüc^tern^eit,  a(d  n^elc^e 
gerabe  barin  befielt,  ha^  man  in  ben  S)ingen  nic^td  loeiter  fie^t,  atö 
mad  t§nen,  befouber^  in  ^infic^t  auf  unfere  möglicfjen  S^tdc,  ivirKid^ 
^ulommt.  ^n  ben  angegebenen  9?ac^t^eilen  gefeilt  ftc()  nun  noc^  bie 
übergroße  ©enfibilität,  njclc^e  ein  abnorm  er^öfjtcö  9?erüen-  unb 
Cerebral« Seben  mit  fid^  bringt,  unb  itoax  im  SJerein  mit  ber  ha^  ®ente 
ebcnfaQ^  bebingenben  ^eftigleit  unb  ^eibenfd^aftlidjfeit  bed  äBoDen^,  bie 
fic^  p^^fif^  ald  Energie  M  ^erjfd^Iag^  barßeQt.  Sud  allem  biefcm 
entfpringt  jene  Ueberfpannt^eit  ber  Stimmung,  jene  ^eftigfeit  ber  äffecte, 
jener  fc^ndle  SBec^fel  ber  Saune,  unter  uor^enfcl^enber  Sßeland^olie,  bie 
(Söt^c  im  laffo  un«  t>or  äugen  gebrad^t  f)at  (SB.  I,  224—228; 
II,  440—444.  ^.  II,  75.)  3)ie  bem  ®enie  beigegebene  SWetand^oIie 
beruht  im  ©aujen  unb  allgemeinen  barauf,  ha^  ber  äBtlle  jum  Seben, 
Don  je  ^euerem  dnteQect  er  ftc^  beleudjtet  finbet,  befto  beutUc^er  bad 
S(enb  feine«  Buftanbed  »a^rnimmt.    (3B.  II,  437.) 

S)q«  ®ente  lebt  niefentlid^  einfam.  @«  ifi  ju  feiten,  um  leicht  auf 
feine«  @Ieic^en  }u  treffen,  unb  ju  Derfc^ieben  Don  ben  Uebrigen,  um 
i^r  ©efeOe  }u  fein.  @ie  merben  an  il;m  unb  feiner  brücfenben  Ueber« 
legenl^eit  fo  tt)entg  t^reube  ^aben,  loie  er  an  i^ncn.  ®ie  loerben  ba^er 
fi^  behaglicher  mit  i^re«  ©leieren  füllen,  unb  er  toirb  bie  Unterhaltung 
mit  feine«  ©(eichen,  obmo^t  fte  in  ber  Siegel  nur  burd^  i^re  nac^ge* 
laffenen  SBerfe  möglich  ift,  Dorjie^cn.  (S5J.  II,  445.  SR.  32.)  3)er 
äRenfc^  Don  ©cnie  ift  Derbammt,  in  einer  oben  SBelt  }u  leben,  mo  er 
nic^t  auf  feine«  ©leieren  trifft,  toit  auf  einer  dnfel,  bie  leine  anbern 
Setoo^ner  f^at,  al«  H^fen  unb  Papageien.    ($•  359.) 

3u  ben  bereit«  genannten,  ben  Seben«(auf  be«  ©enie«  tetne«)Deg« 


256  Genitalien 

}u  einem  glüdHi^en  ma^enben  (Stgenfc^aften  unb  B^^ß^n'^^ti  lommt 
noi)  ein  iD^igDer^ältnig  nac^  Singen,  tnbent  bad  ®ente  in  feinem 
Sireiben  unb  Seifleu  nteiflend  mit  fetner  ^zxt  im  3Biberf))rud^  unb 
$am))fe  fie^t,  tneil  t9  bcr  €ntn)id(ungdflufe  feiner  ^txt  mit  t)orau^ 
unb  t>on  biefer  erjl  einju^olen  ifl.  2)ie  SBerte  ht9  ©enicd  finben  bem« 
gemttg  in  ber  9?egel  ni^t  bei  ber  Sl^itinett,  fonbern  erfl  bei  ber 
dladitotÜ  «nerfennung.     (®.  n,  445— 447,    m.  TL,  439.) 

tttnitoUtn. 

1)  üDie    ©enitalien    aU    entgegengefe^ter    $ol    bed 
©e^irnd. 

2)ie  ©enitalien  flnb  ber  eigentltd^e  9rcnn))unft  be^  äBiUend  unb 
folglich  ber  entgegengefegte  $oI  be9  ©e^imd,  be^  9{e))rttfentanten  ber 
(Srfenntnig,  b.  i.  ber  anbem  ©eite  ber  SBelt,  ber  Seit  old  SJorfleHung. 
3enc  Pub  bo3  tebcner^oltenbe,  ber  ^üi  enblofeö  Seben  jufic^embe 
$rinct^;  in  »elc^er  (Eigenfc^aft  fie  bei  ben  ©riechen  im  ^^aÜnd,  bei 
bcn  $tnbu  im  Stngom  Dere^rt  »urben,  mld)t  a(fo  ba^  Symbol  ber 
SBeja^ung  bed  killend  finb.  S)ie  Srlenntnig  bagegen  giebt  bie 
äßöglic^Ieit  ber  9(uf Hebung  be«  SßoUtn^,  ber  (Erlöfung  burc^  gfrei» 
^eit,  ber  Uebemiinbung  unb  Vernichtung  ber  Seit.  (SB.  I,  390; 
II,  383.) 

Onnerlic^  ober  ))f9(^oIogif(^  angefe^en,  ift  ber  SSJtDe  bie  SBurjel,  ber 
dnteüect  bie  jtrone.  Slengertic^  aber,  ober  ))^^fioIogif(^,  ftnb  bie 
©enitalien  bie  SBurjel,  ber  Sop\  bie  Jhone.  2)6nn  burc^  bie  ©enitalien 
^ängt  bad  dnbiDibuum  mit  ber  ©attung  {ufammen,  in  loet^er  ed 
»urjelt.  dn  Uebereinflimmung  mit  biefcm  IBer^ältniß  iß  bie  grbgte 
Vitalität,  n)ie  aud^  bie  !Decre))ität  be^  ©efjtrnd  unb  ber  ©enitalien 
gleid^jcitig  unb  fte^t  in  Serbinbung.  Sin  dnbibibuum  caflriren  ^eigt 
ed  Dom  Vaum  ber  ©attung,  auf  toAd)mx  ed  f))rogt,  abfc^neiben  unb 
fo  gcfonbert  öerborren  lajfen;  ba^er  bie  Degrabation  feiner  ©cifle^r 
unb  Seibeöhäfte:    (SB.  II,  582  fg.) 

2)  Unab^ängigfeit   ber  ©enitalienbemegung  Don  bei* 
Srienntnig. 

2)ie  ©enitalien  ftnb  Diel  me^r  aü  irgenb  ein  anbered  äugered  ©Heb 
M  Seibed  blod  bem  SBiUen  unb  gar  ni^t  ber  Srienntnig  untertoorfen; 
\a,  ber  SBiKe  ^eigt  ft(^  ^ier  fafi  unabhängig  Don  ber  Srfenntnig,  n?te 
in  hm  auf  Kntag  bloger  Steige  bem  DegetatiDen  Seben,  ber  9{eprobuctiou, 
bienenben  S^^eilen,  in  ivelc^en  ber  3BiQe  blinb  mirft,  mie  in  ber  er« 
fenntniglofen  97atur.  (3B.  I,  389.)  du  ber  S:^at  toirlen  Sor- 
fletlnngen  auf  bie  ©enitatien  nic^t,  »ie  fonft  auf  ben  SBiQen  überall, 
atd  äßotiDe,  fonbern,  »eil  bie  Qrection  eine  9ief(e^'beloegung  ifl,  Uod 
ate  JReije.  (?.  ü,  181.)  SDcr  «ntag  ber  Crection  ijl  ein  SRotiü, 
ba  er  eine  VorfieKung  ift;  er  mirft  jieboc^  mit  ber  Ütot^koenbigTeit 
eined  9{eijeö;  b.  ^.  i^m  lann  ni(^t  miberftaitben  »erben,  fonbern 
man  mug  i§n  entfernen,  um  t^n  unn)ir!fam  ju  madjen.    (SB.  I,  138.) 


©cnrcBilb    —    Genas  257 

3)  Untcrfd^icb   jttjift^cn   ^flanjc,   Xf)\tx  unb  SWcnfd^ 
in  $tnft(^t  auf  bie  ©enitatien. 

äBeil  bie  *ißflanje  erfenntniglo^  x\t,  trägt  fte  i^re  ©efd^ted^t^t^eile 
prunknb  gur  @(^an,  in  gänjlid^er  Ünfc^ulb;  fte  nieig  ni^td  baDon. 
3o6aIb  hingegen,  in  ber  SBefeitrei^e,  bie  Srfenntnig  eintritt,  üerlegen 
bie  ®ef^le(^tdt^etle  ftd^  an  eine  verborgene  ©teile.  !£)er  ÜRenfd^  aber, 
bei  meinem  bied  n^ieber  loeniger  ber  %aU  ifi,  Der^üQt  fie  abfi^tlid^; 
er  fc^ämt  fi^  i^rer.  (335.  II,  335.)  3ene  Unfc^ulb  ber  ^flanjc 
beruht  auf  i^rer  Srfenntntßlofigfeit;  nid^t  im  äßoHen,  fonbern 
im  aSoOcn  mit  (Srienntnig  liegt  bie  ©c^ulb.    (SB.  I,  186.) 

4)  SBad  bie  <Säfam  über  bie  ©enitalien  benietft. 

2)ie  üon  bem  3^ugungdgef(^äft  fic^  fogar  auf  bie  bemfelben  bienenben 
X^eile  (bie  ®enitalien)  erfiredenbe  @c^am  iß  ein  f(^(agenber  SSeioeid 
baDon,  bag  nid^t  Mod  bie  ^anblungen,  fonbern  fc^on  ber  Seib  bed 
SRenfc^n,  bie  Srfc^einung,  £)biectit)ation  feinet  SBiDend  unb  ate  ha9 
SBert  beffelbeu  }u  betrachten  ifi.  S)enn  einer  @ac^e,  bie  o^ne  feinen 
Blüm  ha  koäre,  fönnte  er  fic^  nic^t  fc^ämen.    (SB.  U,  652.) 

5)  3)ie  ft|mboIif(^e  9{aturf])rad)e  ber  ©enitalien. 

Da  ber  9renn))unft  bed  SBilleniJ,  b.  f).  bie  (Soncentration  unb  ber 
i^lidfftt  Sudbrud  beffelben,  ber  ©ef^Ied^t^trieb  unb  feine  Sefriebigung 
ift;  fo  ifl  eö  fel^r  bejeid^nenb  unb  in  ber  f^mbolifc^en  @))rad)e  ber 
Statur  natt)  audgebrüdt,  baß  ber  inbivibualiftrte  SBiQe,  alfo  ber  Wlttn^äj 
nnb  ha9  Zf^ivc,  feinen  Eintritt  in  bie  3Be(t  bnrc^  bie  Pforte  ber  ®e^ 
fc^Ie^tdt^eile  mac^t.    (9B.  U,  653.) 

ttcnrtbUlf,  f.  SRalerei. 

Genus. 

1)  ©egenfaf}  jioif^en  genus  unb  species. 

üDie  platonifc^e  3bee,  em))irif(^  genommen  unb  in  ber  ^txt,  ift 
Specie^  ober  ilxt  S)iefe  ifl  a(fo  ba^  em))irif^e  (Korrelat  ber  3bee. 
Sie  Obee  iß  eigentlid^  ttoiq,  bie  91  rt  aber  Don  unenblic^er  !Dauer; 
»enngleic^  bie  (Srfc^einung  berfelben  auf  einem  Planeten  erUfd^en  lann. 
2/ie  dbee  ifl  species,  aber  nid^t  genus;  barum  finb  bie  species 
ha9  SSert  ber  ^atur,  bie  genera  bad  SBerf  be^  2ßenfd]en;  fle  flnb 
nämli^  bloße  Segriffe.  Sd  giebt  species  naturales,  aber  genera 
logica  aOein.    (SB.  n,  415  fg.) 

2)  Stibung  beö  logifc^en  genus. 

!Z)ie  Silbung  eined  Segri^d  gefd^ie^t  über^au))t  baburd^,  baß  Don 
bem  anf^aulid^  begebenen  Sieted  faQen  gelaffen  irirb,  um  bann  ha9 
Uebrige  für  fi^  aUein  benfen  }u  f 9nnen ;  berfelbe  ifl  alfo  ein  SBeniger« 
benfen,  al9  angefc^aut  mirb.  $at  man,  Derfc^iebene  anfd^aulic^e  ©cgen- 
ßfinbe  betrac^tenb,  Don  jebcm  tttoa9  SInbered  fallen  laffen  unb  boc^  bei 
SQen  bad  @e(be  übrig  besaßen;  fo  ifl  bied  bad  genus  jener  ®))ected. 
Demnach  ift  ber  Segriff  eined  icbeu  genus  ber  Segri^  einer  jebcn 
bamnter   begriffenen  ©pecied,   noc^  fibjug   aUt9  !Z)effen,    mad   nid^t 

6^o^ii^iicr«2(siloti.   I.  17 


258  ®enu6 

alten  ®))eciebud  jufommt.  97un  fann  aber  jeber  möglidje  Segriff 
al9  ein  genus  gebadet  nierben;  bo^er  ifl  er  ftetd  ein  ältlgemcined  imb 
aö  ein  fol^e^  ein  ni(^t  anf^auüc|eö.    (®.  98  fg.) 

dn  i^rem  gefe^mä§igen  ©angc  bitbet  bie  Vernunft  einen  f)'6f}m\ 
®ef(^Ie(^töbegriff  (genus)  immer  nur  babur^,  bog  fie  mehrere  Srt-- 
begriffc  neben  einonber  jleDt,  nnn  bergleid^cnb,  btöcurfiö  üerfäfjrt  unb 
burc^  SBeglaffen  t^rer  Unterfd^iebe  unb  beibehalten  i^rer  Ucbercin* 
Hmmungen  ben  flc  alle  umfafjfenbcn,  aber  tocniger  ent^altenben  @c= 
c^Ied^t^begriff  erhält;  nioraud  fo(gt,  bag  bie  Slrtbegriffe  bem  ©efd^ted^td* 
)egriff  immer  Dor^erge^en  müRen.    (2B.  I,  582.) 

äßan  ifl  nie  jur  XuffleDung  eined  genus  befugt,  miift9  und  nur 
in  einer  cinjigen  ©pecied  gegeben  ifl,  in  beffen  ©egriff  mon  ba^cr 
fc^Ied^terbingd  nic^td  bringen  fönnte,  al9  »ad  man  biefer  einen 
©pecied  entnommen  ^ätte,  ba^er  raad  man  Dom  genus  audfagt,  hoij 
immer  nur  Don  ber  einen  ©peded  }u  ucrfte§en  fein  loiirbe;  n^ä^renb, 
inbem  man,  um  ha9  genus  }u  bitben,  unbefugt  lueggebad^t  §tttte,  m9 
biefer  ©pecied  julommt,  man  üieQeidjt  gerabe  bie  Sebingung  ber  S^ög» 
ti^feit  ber  übrig  getaffenen  unb  ald  genus  ^tipoflaftrten  (Stgenf(^aften 
aufgehoben  ^atte.  SBir  fmb  bafjer  j.  33.  nid^t  befugt,  ein  genus 
,,9Scrntinftigc  SBefen"  aufjufleDcn,  mld}c9  öon  feiner  uuö  allein 
befannten  ©pecied  „SKenf^"  abflra^irt  njöre.  (g.  131.)  oben  fo 
fmb  toir  nid^t  befugt,  bon  bem  Segriff  ber  9Kateric  ben  ber  ©ub-- 
flanj  aU  bed  ^ö^eren  geuus  ju  abfira^iren,  ba  bie  3)7aterie  bie  einzig 
koa^re  Unterart  bed  Segriffed  ©ubfianj  bleibt,  bad  einjig  97a(^toeidbare, 
nioburd)  fein  On^alt  realifirt  mirb  unb  einen  Scteg  erhält,  immatc^ 
rielle  ©ubftanj  hingegen  nur  eine  erfd^Iic^ene  9^ebenart  ifl.  (2B.  1/ 
582  fg.) 

Otnu^. 

1)  Scbingung  jebed  ©enuffcd. 

deber  ®enug  befielt  nur  barin,  bag  eine  @ntbef)ntug  aufgehoben, 
ein  ©d^merj  geflillt  »irb,  ifl  alfo  negativer  Sßatur.  (Sergl.  Scfric* 
bigung.)  !Dal^er  ifl  Sebürfnig  unb  SSJunfdj  bie  Sebingung  jebcö 
©cnuffed.  II  n'est  de  vrais  plaisirs,  qu'avec  de  vrais  besoins,  wie 
Soltaire  fagt.  (ig.  210.)  3n  bem  aWaage,  aU  bie  ©enilffc  jnne^« 
men,  nimmt  bie  (Smpfähglid^Teit  für  fle  ab;  bad  ®etuo^ute  loirb  mdft 
mtf)X  a\9  ®cnu6  cmpfunben.    (2B.  11,  657.) 

2)  3)rci  «rten  Don  ©enüffen. 

Die  brei  p^^fioIogifAcn  ©runbfräfte  bilben  bie  Dnettcn 
breicr  Arten  möglicher  (Senüffe.  ®ö  giebt  bcninad^  ©enüffe  ber 
JRcprobuctiondfraft,  ©cnüffe  ber  Irritabilität  unb  ©enüffe  ber 
©cnfibilität.  3t  nad^  bem  SSornjaltcn  ber  einen  ober  ber  önbem 
biefer  brei  fträfte,  flrebt  ber  2Kenfd^  übcrtoiegenb  nac^  ber  einen  ober 
ber  anbem  biefer  Strtcn  bed  ©enuffeö.  Oe  eblerer  Art  bie  bem  ©«»»6 
ju  Orunbc  liegcnbe  Rraft  ifl,  beflo  eblerer  «rt  »irb  ber  ©enuß 
fein.    3)er  »orrang,  ben  in  biefer  $infl(^t  bie  ©cnfibilität,  beren 


Geometrie  259 

entfc^iebene^  Uebertoiegen  bad  Slu^jetc^nenbe  bcd  2)?enf^en  bor  ben 
übrigen  £^iergef^(ed^tevn  ifl,  uor  ben  betben  anbem  ))^^fioIogif(i^en 
@ninb!räfteu  ^at,  aU  meiere  in  gleichem  unb  fogar  in  ^ö§crem  ©rabe 
bm  Silieren  einioo^nen,  ifi  unlengbar.  S)er  ©enfibilität  gehören 
unfere  (Srienntnijsfräfte  an;  ba^er  befö^tgt  ha^  Ueberiotegen  berfe(ben 
iu  ben  im  (Srtennen  befle^enben,  alfo  ben  getßigen  ©enüffen,  unb 
jtDQr  ju  um  fo  größeren,  je  entf^icbener  jene«  Ucberwiegen  ijl.  {%  l, 
354  fg.)  SDer  größte  beut  Sßenfd^en  mögliche  ®enuß  tft  bie  intui« 
tiöc  ©rfcnntniß  bcr  SBa^r^eit    (SW.  334.   $.  298.) 

3)  aaScrt^  bcr  irbifd)eu  ©cnüffe. 

debem  Vorgang  unfern  Sebend  gehört  nur  auf  einen  ^ugenbtidF 
Oft;  fobann  für  immer  \ia9  Sßar.  !3)te  ^txt  tfl  ha&,  vermöge 
beffen  SDed  jeben  ^(ugenbUcf  unter  unfern  Rauben  }u  ^xd)i9  tvirb; 
iDoburc^  ed  aQen  toafjxtn  SBert^  verliert.  9iea(  ifl  allein  bie  ®egen« 
luart,  toed^alb  Dor  ber  bebeutenbften  93ergangen^ett  bie  unbebeutenbfle 
©egentoart  bie  9BirfIi(^teit  boraud  ^at.  äluf  Betrachtungen  biefer 
%Tt  larat  man  nun  aQerbingd  bie  !?e^re  grUnben,  bag  bie  ©egenniart 
in  genießen  bie  größte  äBeid^eit  fei,  \ml  ja  j[ene  aQein  real,  aQed 
Xnbere  nur  ®ebanfenf))iet  fei.  ^ber  eben  fo  gut  fönnte  man  ed  bie 
gtögte  ST^orl^eit  nennen;  benn  n)a^  im  nä^fien  S(ugenbli(fe  nic^t 
me^r  ifi,  toa9  berfd^niinbet  toie  ein  Siraum,  ifl  nimmermei^r  eined  ernfl^ 
üj^cn  ©trebcn«  mert^.  {%  U,  303  fg.)  SBie  t^öri^t,  ju  bcbauern, 
bog  man  in  »ergangener  3^^^  ^^^  ©etegen^eit  }u  biefem  ober  jenem 
@enuß  nnbenu^t  getaffen  ^at!  —  Sßad  ^ütte  man  benn  jie^t  me^r 
baöon,  ate  bie  bürre  SRumic  einer  Srinnerung?  —  ©ic  gorm  ber 
Seit  iß  gerabeju  ba^  ^Rittet  unb  n)ie  barauf  berechnet,  un9  bie 
»i(§tig!eit  aOer  irbifd^en  ©enüffe  beijubringen.    (?.  H,  309.) 

Btomttxt. 

1)  On^att  ber  ©eometrie. 

%if  bem  3lipi9  bcr  Sage  ber  j£^cile  bed  9?aumed  beruht  bie  ganjc 
@cometrie.  ®ie  ifl  bemnac^  bie  Sinfn^t  in  iencn  97e^ud.  (©.  133.) 
9ßer  ben  ©a^  bom  ©runbe,  toit  er  im  bloßen  rein  angefd^auten  9taum 
^errfc^t,  erfannt  ^at,  ber  ^at  eben  bamit  bad  ganje  SBcfcn  bed  9taumed 
eTf(^öj)ft;  ba  biefer  burA  unb  burc^  nid^td  Slnbered  ifl,  al9  bie  a)?ög« 
li(^Wt  ber  tücc^fclfcitigcn  83efllmmungen  feiner  3:^cile  burc^  einanber, 
»«%  ?agc  ^eißt.  S)ie  auöfü^rlit^e  Setra^tung  biefer  unb  9?iebcr:» 
(egung  ber  fl^  baraud  ergebenben  {Refultate  in  abflracte  Segriffe,  }u 
bequemer  Sntoenbung,  ifl  ber  dn^att  ber  ganjen  ©eometrie.  (9B.  I,  9. 
e.  28.) 

2)  S)ie  9ßet^obe  ber  ©eometrie. 

3)a  bie  (Einfiel  in  ben  9?e^ud  bcr  Sage  ber  2:^eile  bed  diamm^ 
ni^t  burc^  Segriffe  möglich  ifl,  fonbern  nur  burd^  Slnfc^auung; 
fo  ifl  ieber  geometrif^e  ©a^  auf  biefe  }urüdf}ufU^ren,  unb  ber  Senieid 
befte^t  Mo«  baritt,   baß  man  ben  92e|ud,   auf  beffen  9lnf(^aunng  cd 

17* 


260  ®eräuf(]^    —    ©ercd^ügfcit 

öttfommt,  bcutttd^  §crau«  ^cbt;  »citcr  fann  man  md)i9  t^iin.   ®af;cr  ifl 
bic  gufKbift^c  Sc^anblimgöort  bcr  Ocomctric  bcrlc^rt.   (®.  133—139.) 
9?aci^bcm   totr   öon  ftont   flctcmt   ^a6cn,    ba§  bie  Sfnfc^Quungcn  be? 
9{aiimed  unb  ber  ^At  Doit  ber  emptrif^en  gSnjIic^   berf erleben,   Don 
aQem  Sinbrud  auf  bic  ®tnne  gänjlid^  unabhängig,  biefen  Debingenb, 
nic^t  burt^  i^n  bebingt,  b.  ^.  a  priori  fmb,  erfl  jcftt  fönncn  mx  ein=^ 
fe^en,  bag  bed  (SuHibed  (ogtf^e  Se^anblungdart  ber  "SRaiffeinatit  eine 
unnüftc  SJorrtd^t,  eine  Ärürfe  für  gcfunbc  Seine  iji.    (SB.  I,  85  ff.; 
n,  142  fg.) 
©tröttfd),  f.  Sätm. 
Ottt(t|tigKcit. 
'  I.  !Sie  @ere((ttglett  al^  Sugeub. 

1)  SQScfcn  unb  Urfpruug  bcr  ©ercd^tigfcit. 

!Dic  ©crec^tigfeit  ifl  bie  erflc  unb  imc^tigfte  Sarbinaltugenb. 
((S.  199.  226.  SB.  U,  694.)  Sic  öer^ätt  ftd)  jnr  ^weiten  Sacbinol- 
tugenb,  bcr  iDtenfd^enliebc,  voit  baö  9?egatiDe  jum  ^ofittüen, 
koie  bad  92id^tD6r(e^cn  jum  Reifen.  !Dad  Snitteib,  biefe  äc^te  unb 
natürlid^c  moralifd^e  !£riebfeber,  ^at  nämtid)  imi  bcnttid^  getrennte 
®rabc  feiner  SBir!famfeit.  Om  erften  ©robe  wirft  eö  ben  cgoiftifc^en 
ober  boshaften  SDtotiben  blod  negatiD  entgegen,  inbem  cd  abl)ä(t,  bcm 
3(nbern  ein  Seiben  }u  uerurfadjen,  i^n  ju  »erleben;  im  jmeiten  unb 
^ö^cm  ©rabe  bagcgen  treibt  c^,  pofttib  n)irfenb;  ju  t^ötiger  $ülfe  an. 
ibic  ©ered^tiglcit  iß  bcmnac^,  ald  blogc  97egation  bed  93öfcn,  eine 
negative  SDugenb.  üDcrjcnige,  kueld^er  frcimillig,  aud  blogent  S)?itteib, 
alfo  ani^  ba,  n)0  fein  @taat  ober  fonftigc  ©emalt  ha9  Unrecht  bebro^t, 
t(^  be9  Unrc^td  enthält,  ifl  gcrcd)t.  @in  folc^er  Der^ängt  nic^t,  um 
ein  eigene^  SBo^lfcin  ju  öermc^rcn,  Seiben  über  Änberc,  b.  ^.  er 
«ge^t  fein  Scrbrec^en,  refpectirt  uiclnic^r  bic  Siedete  cine0  Oeben. 
3)ad  ©entüt^  bed  ©ercd^tcn  ifl  b\9  ju  bcm  ©robe  für  ha9  amtleib 
cmpfängli^^  bag  biefed  i^n  }urü(f^ä(t,  too  unb  luann  er,  um  feine 
ßttjede  jU  erreichen,  frembed  Seiben  aU  WiM  gebraud^en  möchte; 
gleid^oicl,  ob  biefed  Seibeu  ein  augcnblidlid^,  ober  fpätcr  eintretcnbeö, 
ein  birectc«,  ober  inbirectcö,  burd^  3^if*)«nflficber  öcrmitteltcö  fei.  Der 
©crec^tc  »irb  folgßd^  fo  tvenig  ba^  (£i gentium,  al9  bic  ^erfon 
bed  Snbcrn  angreifen,  i^m  fo  loenig  ge  ifl  ige,  aU  förperli^e 
Seiben  Derurfad^en,  atfo  nid^t  nur  iebcr  p§t)ftfc^en  Serle^ung  ftd^  ent« 
galten,  fonbem  auc^  eben  fo  nienig  auf  geifligem  SBege  bem  SInbern 
@c^er)  bereiten  burd^  jhänfung,  SIengfligung,  3(crgcr  ober  8$er^ 
läumbung.    (SB.  I,  437.    S.  212  ff.) 

Dbtoo^I  aber  bie  ©ered^tigfeit  ald  äd)te,  freie  S^ugenb  i^ren  Ur> 
fprung  im  2)7itleib  ^at;  fo  ifl  bo^  teincöwegd  erforbcrlid^,  bag  in 
jlcbem  etn)clnen  ^aU  hü9  9Rit(eib  »irftid^  erregt  loerbe;  fonbern  an9 
ber  ein  für  aDe  9Ra(  erlangten  ^enntnig  oon  bem  Seiben,  mläft9 
j[cbc  ungere^tc  ^anblung  not^n^enbig  über  Snbere  bringt,  ge^t  in  eblen 
©cmüt^em  bic  SRa^mc:    Serielle   9?iemanb!   (neminem  laede!) 


©ered^agfcit  261 

^rl^or,  unb  bie  bernünftige  Ueberlegung  ergebt  fte  ju  bem  ein  für 
Mz  Wtal  gefaßten  fefien  Sorfa^,  bie  ditdfk  eined  Oeben  ju  ad^ten, 
r«^  feinen  Siuflriff  in  biefelbeu  gn  erlauben.  3n  bcn  einzelnen  ^anb« 
lungen  bed  ©erec^ten  niirft  bemnac^  ba^  3)?ttleib  nur  no^  inbtrect, 
mittelfl  bcd  ©runbfa^ed,  unb  nic^t  folDo^t  actu,  a(d  potentia. 
(ß.  214  fg.) 

2)  ©elten^eit  ber  Seiten  ©erei^tigfett. 

3)ad  WHaa^  ber  äd^ten,  freimidigen,  uneigenuü^igen  unb  ungc« 
fi^minhen  ©ered^tigfett  ifl  gering.  S)iefe(6e  fomnit  immer  nur  a(d 
iiierrafd^enbe  Sudna^me  bor  unb  Der^öU  fld)  ju  i^rer  3Ifterart,  ber 
auf  b(oger  ftlug^eit  beru^enben  unb  überaQ  laut  angefünbigten  @e« 
red^tigfett,  ber  Dualität  unb  Ouantität  nad^,  nite  ®otb  ju  ^u))fcr. 
3)iefe  legtcrc  läßt  fl^  alö  StxatoouvT]  TcavSTjpio^,  bie  crfie  ate  oupavia 
bcjeic^nen.     {(£.  216.) 

3)  ©tnbe  ber  ©ered^tigleit. 

@o  tote  bei  jjeber  ungerechten  ^anblung  ia9  Unre^t  jioar  ber 
Ouatität  nad^  baffelbe  i\t,  nämli^  93erle^ung  etned  SInbern  (fei  ed 
an  feiner  $erfon,  ober  grei^cit,  ober  (Sigentfum,  ober  S^re),  aber  ber 
Ouantität  na^  fe§r  Derfc^icben  fein  fann;  eben  fo  t)er^ätt  t9  [idj 
mit  ber  ©crcc^tigfeit  ber  ^anblungen.  3)er  Steic^c  j.  8.,  »cl^cr 
[einen  Slagelö^ner  bejQ^It,  ^anbelt  geredet;  aber  toxt  Hein  ift  biefe  ©e» 
rsii^tigfeit  gegen  bie  eine^  Slrmen,  ber  eine  gefunbene  ©olbbörfe  bem 
Äeit^en  frciwiKig  jurüdEbringt.  2)aö  3)laa^  ber  fo  bebeutenben  SBer- 
ft^icben^eit  in  ber  Ouantität  ber  ©cred^tigfcit  unb  Ungered^tigfeit  ip 
^ein  birecte^  unb  abfoluted,  toxt  ha^  auf  htm  2)?aag{iabc,  fonbern  ein 
mittelbare^  unb  relatiDe^,  tnie  bad  ber  @inu@  unb  S^angenten.  (Sd 
tait  [xij  baf ür  f olgenbe  tjormel  auf fteHen :  bie  ©rbge  ber  Ungered^tig« 
^cit  meiner  ^anblung  ifi  g(eid)  ber  ©röge  bed  Uebelö,  koelc^ed  id)  einem 
Sttbem  baburc^  3ufüge,  bit)ibirt  burd]  bie  ©rbge  bed  $ort§eiId,  ben 
'<^  felbfl  baburc^  erlange ;  —  unb  bie  ®rö§e  ber  ©crec^tigf eit  meiner 
^anblung  ifl  gleic^  ber  ©rüge  bed  SJort^eil^,  ben  mir  bie  SSerte^ung 
^td  Xnbem  bringen  mürbe,  biuibirt  burd^  bie  ©röge  bed  ©c^abend,  ben 
«  baburd^  erleiben  luürbe.    (ig.  219.) 

3)er  ^b^fie  ©rab  ber  ©erec^tigleit  ber  ©efinnung  (bereu  Sorfa^ 
(^  ifi,  in  ber  Seja^ung  bed  eigenen  SBiKend  nic^t  fo  meit  )u  ge^en, 
^<i§  man  bie  fremben  SBiUen^erfd^einungen  uerneint,  inbem  man  fte 
l^em  eigenen  ju  bienen  jtoingt),  ge^t  fo  loett,  bag  man  feine  9{ed^te 
onf  ererbtet  (Eigent^um  in  3^^ifel  gie^t,  ben  Seib  nur  burd^  bie 
«B^nen  Kräfte,  geijiige  ober  töxptxlxijt,  erhalten  n)itt)  j|ebc  frembe 
^ienfileiflung,  jeben  Su^d  al9  einen  S^ormurf  em))finbet  unb  gule^t 
)ut  freimitligen  Slrmut^  greift,  ^a^cal  }.  93.  iDoUte  feine  Sebienung 
^e^r  leiben,  obgleich  er  ÜDienerfc^aft  genug  ^atte.  SRand^e  ^inbu, 
fogar  Stabf^ad,  Deru^enben  i^ren  Steic^t^um  nur  jum  Unterhalt  ber 
£§ngen,  i^re^  ^ofe^  unb  i^rer  !3)ienerfd^aft,  unb  befolgen  mit  fhenger 
®cru)mIofttttt  bie  äßa^ime,  nid^td  ju  effen,  ate  toa^  fie  felbfl  eigcn^änbig 


262  ©ercd^tigfeit 

gefäet  unb  geetnbtet  ^abett.  @tn  getotffe^  äRtgberflänbnig  Itegt  babei 
bo(^  junt  ©runbe;  benn  ber  (Sinjelne  tann,  gerabe  voett  er  retc^  unb 
niüd^ttg  tfl,  bem  ©angen  ber  menfc^Iid^eu  ©efeKfc^aft  fo  beträ^tltc^e 
S)icnPc  Icipen,  bog  fic  bcm  ererbten  JRetc^t^iini  gtctt^toiegen,  bc|fcn 
©i^erung  er  ber  ©cfetlfc^aft  öerbanft.  Eigentlich  ifl  jene  übermäßige 
©ere^tigfeit  fd^on  me^r  al€  ©ere^tigfeit,  nämlid^  tDtrMtd)  Sutfagung, 
Verneinung  lt9  aBitten«  jum  Seben,  «öfefe.    (SB.  l,  438.) 

4)  !3)ie  ©ered^tigfett  a(^  Sorflufe  jur  9{eftgnatton. 

ÜDie  moratifd^en  jEugcubeu,  ©erec^tigleit  unb  Snenfc^enltebe,  fxiib 
ein  Seförberungömittet  ber  ©clbflöerläugnung  unb  bemnat^  ber  Scr« 
neinung  bed  äBiUen^  }um  Seben.  3)enn  bie  iDa^re  Siec^tfc^offen^eit, 
bie  unberbrüc^Iid]e  ©ered^tigfeit,  bicfe  erfie  unb  ric^tigfte  Sarbinaltugenb, 
ifl  eine  fo  fc^mcre  Aufgabe,  bog,  mer  flij  unbebingt  unb  au9  $erjen^> 
grunbe  }u  t^r  befennt,  D))fer  gu  bringen  f)at,  bie  bem  ?eben  ba(b  bie 
@ü§e,  welche  baö  ©enügen  an  i^m  erforbert,  benehmen  unb  baburc^ 
ben  SBiQen  Don  bemfelben  abioenben;  a(fo  }ur  9?efignation  leiten. 
(SB.  U,  694.) 

II.  Sie  liergeltenbe  ^eredütigleit. 

!Z)ie  jeitlic^e  ©erec^tigfeit,  meiere  im  ©toate  i^ren  @i^  f^at,  b.  i.  bie 
üergeltenbe  ober  flrafenbe  ©erec^tigfeit,  loirb  aKein  burc^  bie  9Iii(ffi(^t 
auf  bie  3w^"«f*  J"^  ©eret^tigfeit;  ba  o^ne  foI(^c  SJüdpc^t  aM 
©trafen  unb  93ergelten  eined  ^e^ete  o^ne  9ted^tfertigung  bliebe,  ja, 
ein  btoßed  ^injufügen  eine^  jtDeiten  Uebete  jum  ©ef^e^enen  Witt, 
o^ne  ©inn  unb  93ebcutung.    (SB.  I,  414.) 

III.  Sie  etoige  @ere4ttgleit. 

1)  ©egenfaf}  jmifc^en  ber  emigen  unb  }eitli(^en  (St* 
rec^tigfeit. 

SDie  en)ige,  ntc^t  ben  ©taat,  fonbern  bie  SBelt  be^enfd^enbe  @e« 
rec^tigfeit  ifl  ntd^t  Don  menfc^Iic^en  Sinrid^tungen  abhängig,  nic^t  bem 
äufafi  unb  ber  läufc^ung  untertoorfen,  nic^t  unflt^er,  fc^wanfcnb  unb 
irrenb,  fonbern  unfehlbar,  fefl  unb  fldber.    2)a  ber  Seoriff  ber  öer* 


geltung  bie  3cit  in  ft(^ 
Dergeltenbe  fein,  fann  at 


fd^tießt,  fo  fann  bie  etoige  ©erec^tigfeit  ferne 
fo  nic^t,  toie  biefe,  äuffd^ub  unb  grifl  geflotten 
unb^,  nur  mittelfl  ber  S^xt  bie  f^Itmme  2:§at  mit  ber  fc^limmen  golge 
audgleic^enb,  ber  3^it  bebtirfen,  um  ju  befielen.  93ielme^r  muß  f}xtt 
bie  ©träfe  mit  bem  SSerge^en  fo  uerbunben  fein,  bag  beibe  Sined  fmb. 
(SB.  I,  414.) 

2)  SBorauf  bie  ckoige  ©ere^ttgfeit  beruht. 

ÜDer  »eft^affen^eit  be«  SBillenö  mug  feine  ©rfd^einung  genau 
cntf})re(^cn;  hierauf  beruht  bie  ewige  ©ercd^tigfett.  (SB.  U,  677.) 
SDie  SBelt  felbjl  ijl  ba«  SBeltgeric^t.    (SB.  I,  415.) 

a)ie  SBelt  ifl  gerabe  eine  fol^e  (fo  leiben-  unb  übelöoffe),  weil  ber 
SBiOe,  beffen  (Srfd^einung  fle  ifl,  ein  fold^er  ifl,  toeil  er  fo  »itt.  5*^ 
bie  Seiben  ifl  bie  9{e(^tfertigung  bie,  bag  ber  aBtOe  anc^  auf  biefe 


P 


©crcd^ttgfeit  263 

Srfc^cinung  ftdj  fetbji  bejaht;  unb  btcfc  Scja^ung  ifl  gered^tfcrtigt  unb 
ouögcgTid}cn  baburc^,  \>a^  er  btc  ?cibcu  trägt.  (SB.  I,  390.)  S)ic 
3SBfU  in  aQcr  SJicI^cit  if;rer  Xf)dk  unb  ©cftaltcn  ijl  bic  Grfd^cinung 
bed  einen  SBtÖend  jum  2tbm.  3n  jebem  S)inge  erfd^etnt  ber  SBiUe 
gerabc  fo,  lüie  er  fl^  fclbfl  an  fid^  unb  außer  ber  ^üt  benimmt.  S)ie 
Seit  ift  nur  ber  ©piegcl  biefc0  aBoIIenö,  unb  aUe  (Snblit^feit,  alle 
Jciben,  alle  Oualen,  luctd^e  fic  enthält,  gehören  jum  Sluebrud  bcffen, 
wo8  er  toin,  finb  fo,  roeil  er  fo  miß.  Wlit  bcm  ftrcngjlen  Jtted^te 
tragt  fonac^  jebed  S93e[en  bad  !3)afein  ü6er^au))t,  fobann  bad  !3)afem 
feiner  9rt  unb  feiner  cigent^ümtic^en  dnbiüibualität,  ganj  n)te  fte  ifl 
unb  unter  Umgebungen,  wie  fie  ftnb,  in  einer  SBcIt  fo  loie  fie  ift, 
Dom  3uf^Q  unb  Dorn  drrt^um  be^errfd^t,  jeittic^,  üergüngU^,  fletd 
(eibenb;  unb  in  S(IIem,  ti)ad  i^m  n)iberfä^rt,  gefc^ie^t  i^m  immer 
«e(^t.  S)cnn  fein  ijl  ber  SBiße;  unb  wie  ber  SBiDe  iji,  fo  i|l  bic 
Belt.  dammer  unb  @^ulb  ber  993e(t  galten  einanber  bie  3Baage. 
(SB.  I,  415  fg.    %  II,  233.    3».  304  fg.) 

3)  Urfa^e  bed  Serfennen^  ber  endigen  ©ered^tigfeit 
unb  Sebingung  bed  Srfennend  berfelben. 
^em  in  ber  (Srfenntnig,  totlifz  bem  ®a^  t^oni  @runbe  folgt,  in 
hm  principio  individuationis  befangenen  Slicf  bed  ro^en  dnbit^ibuumd, 
b.  ff.  bem  931idf,  ber  fiatt  in  aller  drfc^einung  ta9  eine  SBefen  an  ftc^ 
ber  £inge  ju  erfaffen,  nur  an  ^tn  einjelnen,  in  ^üt  unb  Staunt  (bem 
principio  individuationis)  gefonbcrten,  getrennten,  unjä^Ibarcn,  fc§r 
öerfdjiebcncn,  ja  entgegengefefeten  Srfd^einungen  fleben  bleibt,  —  biefem, 
»ie  bie  -Snber  fagen,  burd^  ben  ©c^lcier  ber  SKaja  getrübten  ©tief 
entgeht  bie  emige  Oerec^tigfeit;  er  bcrmißt  fie,  wenn  er  fie  nic^t  etwa 
i>ut(^  Sicttonen  rettet.  (Ir  fie^t  ben  Sbfen  nac^  Unt^aten  unb  ©rau^^ 
famfeiten  aller  ärt  in  JJreubcn  leben  unb  unangefochten  an^  ber  SBelt 
Se^en.  (Sx  fle§t  ben  Unterbrüd(ten  ein  ithtn  \)oU  Seiben  bid  and  Snbe 
Wepjjen,  o^ne  baß  fic^  ein  SRäd^er,  ein  SSergcIter  jeige.  Diefer 
5Kenfc^  crft^eint  i^m  aö  Reiniger  unb  SWbrber,  jener  ate  3)ulber  unb 
Oj)fer,  aDen  Einen  fielet  er  in  greuben,  Ueberfluß  unb  aBonüflcn 
leben,  ben  ünbem  Dor  beffen  S^^üre  burc^  äßangel  unb  ^älte  quatooH 
flerben.  !Da  fragt  er :  wo  bleibt  bie  Vergeltung.  @r  würbe  f o  uid^t 
ftagen,  wenn  er  erfennte:  bie  ^erfon  ift  bloge  (Srfc^einung,  unb  i^re 
Serfc^ieben^eit  Don  anbern  dnbibibuen  unb  ha9  f^reifein  Don  ben  Seiben, 
toeld^e  biefe  tragen,  beruht  auf  ber  gorni  ber  Srft^einung,  bem  prin- 
cipio individuationis;  bem  Wahren  SBefen  ber  2)inge  nad^  ^at  3eber 
ölle  gciben  ber  SBelt  att  bie  feinigen  ju  betrad^ten.  —  abie  ewige 
©ere^tigfeit  wirb  nur  3)er  begreifen  unb  f äffen,  ber  über  bie  an  bie 
rinjelnen  Srfd^einungen  gebunbenc  ©rfenntniß  fld^  ergebt  unb  bad 
prindpium  individuationis  burdjfd^aut.  !Diefem  wirb  ed  beutUd^,  bag, 
meil  ber  äBiUe  bad  Stufig  aQer  Srfc^einung  ifl,  bie  über  Rubere  Der* 
^<lngte  unb  bie  felbfterfa^rene  Oual,  bad  93öfe  unb  bad  Uebel,  immer 
pur  fened  Sine  unb  felbe  äBefen  treffen,  wenngleich  bie  (Srfc^einungen, 
in  loeld^en  bad  @ine  unb  \>a9  Knbere  flc^  barjleOlt,  ald  ganj  Derf^iebene 


264  (Btm^    —    Ocfd^cl^cn 

3ttbtt)tbuett  bafie^en.  (Sr  {te^t  ein,  bag  bie  93erf^ieben^ett  jiDifd^en 
S)em,  ber  bad  i^eiben  t)er^ängt,  itnb  2)em,  melc^er  cd  bulben  mug,  nur 
$^änomen  ifi  unb  ntd^t  bad  3)tng  an  ft^  trifft,  kocld^ed  ber  in  beiben 
lebenbe  äBiUe  ifl,  ber  ^ier,  bnrc^  bie  an  feinen  S)ienf}  gebunbene  (Sr= 
fcnntnig  getäufd^t,  fic^  fclbji  öcrfennt,  in  einer  feiner  Grf^cinungcn 
gefieigerted  SBo^Ifein  fud^enb,  in  ber  anbern  groged  Seiben  ^erDor« 
bringt  unb  fo  bie  3^l^ne  in  fein  eigene«  Steife^  fc^ßgt.  (S33.  I, 
416—419.  422  fg.) 

IV.  ^ie  «oetifr^e  (Sere^ttglett. 

3)ie  ^orberung  ber  fogenannten  poetifdjen  @erec^tigfeit  beruht  auf 
gön}Iid^em  Serfennen  bed  9Befen6  hc9  2:raucrfpield,  ja  felbfl  be«  3Befend 
ber  SBcIt.  9?ur  bie  platte  optintipifc^e,  protcftantifc|*rationaIiflifd^c^ 
ober  eigentlich  iübifd^e  äBeltanfic^t  niirb  bie  ^^orberung  ber  poetifc^en 
©crec^tigfeit  moc^cn  unb  an  bcren  Sefriebigung  i^re  eigene  ftnben. 
ÜDer  koa^re  @inn  bed  Sirauerfpiete  ifl  bie  tiefere  Sinfic^t,  ha^  toad 
ber  $elb  abbügt,  ni^t  feine  ^articularfünben  f!nb,  fonbern  bie  Srb^ 
fünbe,  b.  ^.  bie  ©d^utb  beö  Dafcinö  felbjl.  (SB.  I,  299  fg.  $).  165  fg.) 
3)a«  2rauerfpiel  iji  ber  ma^re  Oegcnfafe  aller  ^^ilificrei;  c3  ift  ber 
9udfprud^  ber  Unjulänglic^teit  aQer  praftifd)en  Vernunft.  f^iUfler 
lieben  ba|er  nic^t  bad  2:rauerfpiel,  §aben  bie  poetifd^e  ©erec^tiglett 
erfunben.    (ÜR.  315.) 

Snie  großen  S^ragifer,  ©op^oKed,  @(;alefpeare,  Salberon,  ®öt^e, 
^aben  bem  $rincip  ber  poetifd^en  ®ere^tig!eit  $o^n  gefprod^en.  3Bad 
^at  bie  2)e$bemona,  bie  Dp^elia,  bie  Sorbelia  t)erfd^u(bet?  —  \oa^ 
ber  Sgmont,  ber  jlanb^afte  ?ßrinj,  ber  Dcbip?  —  felbp  Sear?  —  einen 
3rrt§um  auQ  9[Iterdfc^n)S(^e.  ®ogar  ©exilier,  ber  bcn  !Don  darlod 
unb  ben  $ofa  elenb  enben  lieg,  bürfte  ba^er  flc^  moquiren  über  bad 
proteflantifd^e,  fategorifc^e  dntperatiD^^rindp  ber  poetifd^en  ©crec^tigfeit : 

„SBcnn  fic^  baö  Safler  erbrid^t,  fefet  jld)  bie  SEugenb  ju  Jifc^." 
(2».  578.) 

3nit  2)reifligfeit  tritt  bie  ^orberung  ber  poetifd)en  ©erec^tigleit  in 
i^rer  ganjen  ^latt^eit  auf  in  Dr.  @amuel  do^nfond  ju  ben  eingelneu 
©tüdten  ®§afcfpeare0  gelieferten  Jhitifcn.    (SB.  I,  299.) 

tttnu^,  f.  @inne. 

tfefang,  f.  SWufif. 

1)  9{ot^)uenbig!eit  alle«  @efd^ef|end. 

3nie€  »ad  geft^ie^t,  t)om  ©rbgten  bid  }um  SIeinfien,  gefc^ie^t 
not^koenbig.    (Quidqoid  fit  necessario  fit.)     (&  60 fg.) 

S)ap  SCQed,  o^ne  üudna^mc,  »ad  gefc^ie^t,  mit  flrenger  iRot^* 
»enbigfcit  eintritt,  ifl  eine  a  priori  einjufe^enbe,  folgli^  unumfiögli^e 
SBa^r^eit*    (?.  I,  217.) 


©efd^el^en  265 

2)  (Sntpirtfd^e  Seflättgung  btefer  fBiaffx^tit 

3)iefe  Sßoi^r^eit  tt)trb  em))trif(^  uitb  a  posteriori  befldttgt  burc^  bie 
mift  tne§t  jioeifel^afte  Z^at\aijt,  ba§  magnettfd^e  ©omnombule,  bog 
mit  bem  3tiictten  @eftc^t  begabte  Slßenfd^en,  ja,  bag  btdnieilen  bie 
Xräume  bed  geiDö^nltc^en  ®(^(afd  ba^  Bu^^nf^ifi^  gerabeju  unb  genau 
öor^er  öerfitaben.  Cß.  l,  217.)  SBcnn  »ir  bie  prcnge  9?ot^tt)cnbigfeit 
aDe^  ©cfc^e^enben  vermöge  einer  aQe  Vorgänge  o^ne  Unterf^ieb  bei« 
hiüpfenben  Saufallette  ntc^t  annehmen,  fonbern  biefe  le^tere  an  unjä(;tigen 
Stellen  burc^  eine  abfolute  ^i^ei^eit  nnterbrod^en  luevben  laffen;  fo  mxh 
aOed  Sor^erfe^en  bed  B^^^^ftigen  im  Sraume,  im  l^eQfe^enben 
@omnambuUdmud  unb  im  jtoeiten  ©efic^t  (second  sight),  fe(b|l  ob« 
jectiD,  folglid^  abfotut  unmöglich,  mithin  unbenibar;  n)ei(  ed  bann 
gar  leine  obj[ecttt)  totrHic^e  3"^^"^!^  8^^^^  ^^^  ^"4  ""^  möglic^ertDeife 
t)or^ergcfe^en  koerben  tonnte.    (@.  61.) 

3)  (Sinf)tit  bed  in  ber  9?ot§n)enbigfeit  alled  ©efd^e^end 
\id)  barfiellenben  SBefend. 

3>te  fid^  und  Dermtttelfl  bet  Kette  ber  Urfac^en  unb  Sirhtngen 
barfieaenbe  92ot§n)enbtgleit  alled  ®efd)e^enben,  b.  ^.  in  ber  ^tit  fucceffiD 
Sintretenben,  ifl  blod  bie  Krt,  tt)ie  mir,  unter  ber  Sorm  ber  ßtxt,  ia^ 
ctn^eitltc^  unb  unberönbert  S^flirenbe  nia^mel^men;  ober  aud^,  fte  ifl 
bie  Unmögtic^Ictt,  bag  bad  S^iflirenbe,  obgleich  ed  Don  und  ^eute  afö 
itttttnftig,  morgen  al9  gegentoärtig,  übermorgen  a(d  Dergongen  erlannt 
^oirb,  ni^t  bennod)  mit  ftc^  felbfl  ibentifc^,  (Sind  unb  unberänberlic^ 
fei.  Sßic  in  ber  ^mdm^iflttit  bed  £)rganidmud  fld^  bie  (Sin^eit  bed 
üt  i§m  ftc^  objiectiDirenben  killend  barfieUt,  mld)t  |ebod^  in  unferer, 
an  bcn  SRaum  gebunbenen  9))pre^enfton  aU  eine  SSiet^eit  Don  Steilen 
»nb  bereu  Uebereinflimmung  jum  Qtotd  aufgefaßt  mirb;  eben  fo  fiellt 
^ie,  burc^  bie  Saufalfette  herbeigeführte  9iot§n)enbigfeit  aUt§  ©efc^e^enben 
^ie  (Einheit  beö  barin  ftc^  obj[ectit)irenben  SBefend  an  ft^  ^er,  n^elc^e 
i€bo(^  in  nnferer  an  bie  3^'^  gebunbenen  8l))))re^enfton  a(d  eine  ®uc« 
ceffion  Don  3ufittn^^"#  <^tfo  ^^^  Vergangenem,  ©egenmürtiged  unb 
SttBinfttged  aufgefaßt  »irb;  toü^renb  bad  äBefen  an  fic^  fetbfi  ha9 
SDcd  ni^t  fennt,  fonbern  im  Nunc  stans  qrißirt.    ($.  II,  45.) 

4)  Folgerungen  für  bie  Sebendtoeid^eit  an9  ber97ot^« 
»enbigfeit  alled  ©efd^e^end. 

SBfinfd^en,  bag  irgenb  ein  Sorfall  nic^t  gef(^e^en  märe,  iß  eine 
t(|ört(^te  @elbflquä(erei;  benn  ed  ^eigt  etmad  abfolut  Unmögli^ed 
^Ünf4^n*  ^^^i  ^^c"  ^^^^  ©ef^el^enbe,  ®roged  mie  ftleined,  ftreng 
not^toenbig,  ifl  t9  burc^aud  eitel,  barüber  nad^jubenfen,  koie  geringfügig 
itnb  )ufäQig  bie  Urfa^en  maren,  ml6)t  jenen  SSorfaQ  herbeigeführt 
^aben,  unb  toie  fo  fe^r  (eid^t  fte  Ratten  anberd  fein  fönnen;  benn  üDied 
iß  iOuforifc^.  (@.  61.)  ^ei  einem  unglüdfli^en  (Ereignig,  metc^ed 
bereite  eingetreten,  alfo  nid^t  me^r  }u  ttnbern  ifl,  foQ  man  ftd^  nic^t 
(in  9Rat  ben  ©ebanfen,  bag  bem  anberd  fein  fönnte,  noc^  weniger  ben, 
^obttr^  e0  l^ütte  abgemenbet  koerben  fönnen,  erlauben;  benn  gerabe  er 


rj-i-i*:  «rl*     Xi*i  TU  t-jt^  üt:v.  •jri^zsr  ri^rr^,  rl*  t«  pMT  pi 

.i^otf,  tfei  E:i<irr»ral  rc*^  xe  r'-iiTiriTlii  rri  •ijcrnriiK  Ufberlcgimg, 
9;c  Rtr  ve«  Ct'T^iäi/axM  rrrA  ^fcinf :  iii  ^PwaciiiT:  fscna  iwrr* 
i»f«fQi  firrns,   et  tcrnti  S:^in=5  ac:l  Sr^rrxa^  rar  ^  3>>^D>ift# 

]>  Stt^ltidiuuj  htx  (?efd|!dbtt  Mit  ^et  Siftcafii^aft, 

Xu  Cf^äiidfit  ift  ^nnir  ein  StMen,  jtboc^  trinc  Siffenfii^aft; 
knn  il^  fe^ft  tn  ^htaiifdixiattn  her  Sittenff^h.  Xic  Stffcnfi^ft 
brinj^t  tübniiA  boi  nn^ä^UKir  Sidt,  äRaonigtaltigr  mb  Safi^id^c 
tttiUr  Hxtbtgnfft,  tsnb  btefe  miebcr  unter  (Sattung^bcgrine,  loobnrc!^  fte 
bcn  Söeg  )u  einer  (hfenntniß  be0  SOgemeinen  nnb  Scfonbrm  erdf^et, 
mtUft  imdt  ba#  nniäi^tbar  (Einzelne  i^a^,  inbem  fte  Don  SDem  gilt, 
0^  ba§  man  Oeglic^d  fta:  ftc^  )n  betrachten  ^abe.  Xer  (Scfi^i^tc 
ifittitgm  fe^U  biefe  Snborbination  be0  Geengten,  fiatt  beren  fte  bloge 
CFoorbfnation  beffelben  anf^moeifen  fykt  Xa^  gtebt  t9  fein  ©^fleni 
ber  (fk^dfiäfit,  tpte  hodf  jeber  anbem  Sßiffenfc^aft.  Xcnn  ntrgenbd 
erfennt  fie  bod  Sinjelne  ntittelfi  M  SOgenteinen,  fonbem  muß  bad 
(finjefne  unmittelbar  faffen  nnb  fo  g(ei(^fam  anf  bem  Soben  ber  (Sr» 
fa^rung  fortfriecl^en;  toü^renb  bte  uirftic^en  Sßiffenfd^aften  borfiber 
jc^toeben«  Xie  9Biffenf(^aften,  ba  fte  @^fleme  t^on  gegriffen  ftnb, 
reben  fletl  bon  ®attnngen;  bie  @t\dfHfU  t^on  3nbiDibnen.  3)ic 
9Biffenf(^aften  reben  fämmtUc^  t^on  3)em,  ma  immer  ifl;  bie  ©ef^i^te 
()ingegen  t)on  ^cm,  toa^  nur  ein  fDlal  nnb  bann  nic^t  me^r  ifl. 
Xa«  Xapemeine  in  ber  ®ef(^i(^te  befielt  blo«  in  ber  Ueberftc^t  ber 
{)aut»tt»eYtoben,  au^  benen  aber  bie  befonbem  Gegebenheiten  flc^  ni^t 
ableiten  laffen  nnb  i^nen  nur  ber  3eit  naii  fuborbinirt,  bem  Segriff 
mdf  coorbinirt  flnb.  3u  bem  tillgemeinen  in  ber  ©efc^ic^tc,  ben  3ett» 
abfd^nitten,  ober  {^auptbegeben^eiten,  oer^ält  fi(^  bad  Sefonbere,  roie 
ber  X^eil  )um  ©anjen,  uic^t  aber  »ie  ber  %aVi  }ur  {Regel;  »ie  bied 
^ittgeaen  in  allen  eigentlichen  äBiffenfc^often  @tatt  §at,  mit  fte  Se« 
griffe,  «iÄt  bloße  I^atfoc^en  überliefern.  (SB.!,  76;  II,  500 fg.) 
4)ie  (9efc()ic^te  ifl  für  bie  Seit,  m9  bie  ®eograp^te  für  ben  dtanm, 
Miib  Ifl  baher  fo  toenlg,  \m  biefe,  eine  eigentliche  SBiffcnfc^aft.  {%  II, 
470.)  mt  in  ber  gefeafdjaftlic^eu  Sonberfation,  mie  fie  in  ber  SEBelt 
gdng  unb  gäbe  ifi,  fo  fe^en  toir  auc^  in  ber  ©efc^ic^te  ben  ®eifl  mit 
bcni  ganj  (Siuielnen,  aM  folc^cm,  befc^äftigt.  SBic  in  ber  Siffenfc^oft, 
erijclit  er  flc^  aucf)  in  jebem  ebtern  ®cfpräc^  jum  «agemeinen.  (?.  II,  479.) 
b)  Wefc^idjte  nnb  ^ß^ilofop^ie. 

Sofern  bie  ®cfc^ic^te  eigentlich  immer  nur  bad  ©njelne,   bie  in- 
bibibueUe  Z^atfac^e  )um  ®egenflanbe  ^at  unb  biefed  al«  bad  au^fc^tieglid^ 


<9ef4i((te  267 

ffttalt  anfielet,  tft  fie  bad  gerabe  ©egent^eil  unb  SBtbcrfpiet  bet  $(|tl0' 
foppte,  atd  meiere  bic  3)iitge  Dom  aUgemeinfien  ®ef}(^td))unft  aud 
betrachtet  unb  audbriidlic^  bad  HHgemeine,  in  ollem  Sinjetnen  tbenttfd) 
33(€i6enbe  jum  ©egenflanbe  §Qt.  SEBä^renb  bte  ©ef^i^te  un9  le^tt^ 
bag  ju  ieber  3(it  ^ttoad  Kiibered  getuefen,  tfl  bie  $^t(ofo))l^ie  bemüht, 
und  }u  ber  ®nf}(^t  }u  ber^etfen,  bog  ju  allen  3^^^^^  gani  bad  ®cI6e 
loar,  tfl  unb  fein  totrb.  £)ie  ®ef(^t(^te  ^offt  bie  Üiiefe,  na^  toelc^er 
bie  ^^itofop^ie  flrebt,  burc^  bie  Sänge  unb  breite  ju  evfe^en;  i^t  ifl 
lebe  ®egento)art  nur  ein  ber  (Ergänzung  6ebiirftige9  Snu^ftücf,  loö^renb 
bie  ^^itofop^ie  in  j[eber  ©egentvart  bad  ganje  äBefen  bed  Se6en6  er« 
fa§t.  hierauf  beruht  bad  33iberfpicl  jnjifc^en  ben  p^ilofop^ifc^en  unb 
ben  ^iflorifd^en  Jtöpfen.    (SB.  II,  502  fg.   $.  305  fg.   3».  301.) 

c)  ®ef(^i(^te  unb  $oefie. 

du  ber  jfunfl  gilt  nur  bie  innere  Sebeutfamfeit  ber  ^anblungen, 
bie  2:iefe  ber  Sinfl^t  in  bie  Obee  ber  3Renf(^^eit;  in  ber  ©efc^ic^te 
hingegen  bie  äug  er  e,  bie  äBicfjtigTeit  ber  $anb(ungen  in  Sejie^ung 
auf  bie  Solgen  berfelben  für  unb  in  ber  ttirltic^en  SBett,  olfo  nac^ 
bem  @a$e  t)om  ®runb.  (Sß.  I,  272.)  3)ie  ©efc^ic^te  le^rt  und 
me^r  bie  3Renf(f)en,  bie  ^oefte  hingegen  ben  3Renfd()en  lennen.  !Cie 
&t\d)idjtt  ber^ält  fic^  jur  ^oefie,  toie  ^orträtmalerci  3ur  ^iflorien« 
nmlerei.  dene  giebt  bad  im  CEin^etnen,  biefe  bad  im  !(IIgemeinen 
Sßa^re;  jene  ^at  bie  Sßa^r^eit  ber  (Srfc^ einung,  biefe  bie  SBo^r^eit 
ber  dbee.  !Z)er  !£)i(^ter  fleOt  mit  SEBa^I  unb  Slbfic^t  bebeutenbe 
S^araltere  in  bebeutenben  ©ituotioneu  bar;  ber  ^ifloriler  nimmt  beibe 
ti)ie  fie  lommen.  da,  er  ^at  bie  Gegebenheiten  unb  $erfonen  nic^t 
nac^  i^rer  innern,  ächten,  bie  dbee  audbrüdfenben  93ebeutfamleit  anju« 
fe^en  unb  audjutoä^Ien,  fonbem  nad^  ber  öußem,  f^einbaren,  retatiben, 
in  9e}ie^ung  auf  bie  Serhtüpfung,  auf  bie  folgen  tt)i(f)tigen  Sebeut« 
famfeit.  !9Denn  feine  89etraci^tung  ge§t  bem  ®a|}  uom  ®runb  nac^ 
unb  ergreift  bie  (Erf(f)einung,  bereu  %otm  biefer  ifl.  3)er  !Cic^ter  aber 
fa§t  bie  Obee  auf,  bad  Sffiefen  ber  ÜRenfc^^eit  auger  aller  S^elation. 
3n  ber  SDi^tung  ifl  ba^er  biel  me^r  äc^te,  innere  SS^a^r^eit  ju  finben, 
ate  in  ber  ®ef^i(^te.  !Cer  ^ifioriler  foQ  bic  empirifd^e  Gegebenheit 
genau  loiebergeben,  mad  bei  ben  mangeinben  !3)atid  oft  unmöglich  ifl. 
ÜDie  (Srienntnig  bed  ^xijttx^  hingegen  ift  eine  ^alb  apriorifc^e;  er 
f(^öpft  au«  feinem  eigenen  Onnern  bie  Obee  ber  SWenfc^^eit  bon  irgenb 
einer  beftimmten,  eben  barjufleHenben  ®eite.  3ßer  a(fo  bie  9Renf(^^eit 
i^rem  innern,  in  allen  Srf (Meinungen  unb  (Snttoidflungen  ibentif^en 
Sßefen,  i^rer  Obee  nac^,  erlennen  min,  bem  merben  bie  SBerfe  ber 
grogen,  unfierbli^en  S)i(^ter  ein  biet  treuered  Gi(b  bor§a(ten,  ald  bie 
©iflorüer  je  bcrmbgen.    (9B.  1,  288—291;   U,  503.) 

(lieber  ben  Sor3ug  ber  Giograpl^ie  bor  ber  ®ef(^i^te  fie^e  Sio« 
grapste.) 


270  Oefd^ic^te 

einen  falfc^en  3^9  i^i  entfleüte  älc^ntid^Iett,  bi^ttieiten  aber  gar 
feine  ^aben.    ($.  TL,  480  fg.) 

!Die  ©e^i^te  ifl  }n)ar  um  fo  intereffonter,  j[e  fpecieOer  fle  ifl,  aber 
ouc^  um  fo  unjuDerläffiger,  unb  nähert  fic^  aldbann  in  j[eber  ^tnfti^t 
bem  Nomone.  —  3Ba^  ed  übrigen^  mit  bem  gerühmten  ^ragma« 
ttdmud  ber  ®ef(^id^te  (b.  ^.  bem  ableiten  ber  Gegebenheiten  nac^  bem 
®efe^e  ber  3RotiDQtion)  auf  ftc^  ^abe,  lotrb  !Cer  am  beflen  ermeffen 
lönnen,  melier  fi^  erinnert,  bag  er  bi9n}ei(en  bie  93egeben^eiten  feined 
eigenen  Sebend  i^rem  toa^ren  3ufammen^ange  nac^  erfi  }toanjig  da^re 
^iuter^er  Derflanben  ^at,  obmo^I  bie  üData  baju  i^m  DoDflänbig  t)or« 
lagen;  fo  fc^ttiierig  ift  bie  Kombination  bed  Sßirlend  ber  3l?otiDe,  unter 
ben  befiänbigen  Singriffen  bed  S^f^Od  unb  bem  Ser^e^Ien  ber  9b^ 
fid^ten.    (S.  I,  217;  II,  502.) 

j^er  ^tflorifer  foll  ber  inbiDibueÜen  Gegebenheit  genau  na^  bem 
Seben  folgen,  toie  fte  an  ben  Dielfac^  üerfd^tungenen  jtetten  ber  ®rünbc 
nnb  Solgen  ficf)  in  ber  ^üt  entn}i(lclt;  aber  unmögli^  lann  er  ^ieju 
aOe  !Z)ata  befi^^en,  9Ile9  gefe^en,  ober  Hüt9  erfunbet  ^aben;  er  lutrb 
jeben  ^(ugenblid  Dom  Driginal  feinet  Silbed  uerlaffen,  ober  ein  fatf^ed 
fc^iebt  fld^  i^m  unter,  unb  bied  fo  häufig,  bag  man  Urfa^  ^at  anju« 
nehmen,  in  aller  ©efc^ic^te  fei  be9  t^alfd^en  me^r,  a(d  bed  Sßa^ren. 
(2B.  I,  289.) 

gontenelle  nennt  bie  ©efc^i^te  eine  fable  convenue.     ($.1,  206.) 

5)  ®egenfa^  jmifc^en  ber  potitifc^en  unb  ber  Siteratur« 
gef^ic^te. 

&  giebt  jtoei  ©efc^ic^tcn:  bie  poIitif(^e  unb  bie  ber  Literatur 
unb  ffunf).  dene  ifl  bie  bed  SBillcnd,  biefe  bie  be^  du  teile  et  9. 
Sa^er  ifl  jene  bnrd^meg  beängfligenb;  bie  anbere  hingegen  ifl  überall 
erfreuli^  unb  Reiter,  »ie  ber  ifoltrte  dnteUect,  felbfl  n}0  [xt  drnuegc 
fd^itbert.  d^r  $aupt}n)eig  ifl  bie  ©ef^ic^te  ber  ^^itofop^ie.  Sigent- 
It(^  ifl  biefe  i^r  ©runbbag,  ber  fogar  in  bie  anbere  ©efc^ic^te  hinüber« 
tbnt  unb  au^  bort  aud  bem  i^unbament  bie  SReinung  leitet.  ÜDte 
aWeinung  ober  be^errf^t  bie  SBelt.    (?.  U,  598.) 

6)  ©egenfa^    jkuifc^en    ber    SEBeltgefdjic^te    unb    ber 
©efd^i^te  ber  ^eiligen. 

Die  SBeltgefd^ic^te  fc^tveigt  jtDar  Don  ben  $  eiligen,  ben  Reiben 
ber  Verneinung  bed  SBiQen^  jum  Sieben;  benn  ber  ®toff  beräBelt« 
gefc^ic^te  ifl  ein  gan)  anberer,  ja  entgegengefe^ter,  nämli^  nic^t  bad 
Verneinen  unb  aufgeben  bed  SBiÜend  3um  Seben,  fonbem  fein  Gejla^en 
unb  Srfc^einen  in  unjä^ligen  OnbiDibuen,  in  meieren  feine  (Sntjmeiung 
mit  [xii  felbfl,  auf  bem  f|öc^flcn  ©tpfel  feiner  DbjectiDation,  mit 
DoDenbeter  !Z)eutlid^feit  ^erDortritt  uub  nun  und  balb  bie  Ueber(egen(|ett 
bed  Sin}e(nen  bur^  feine  filug^ett,  balb  bie  ©etoalt  ber  3l?enge  hwcdf 
i^re  ÜRaffe,  balb  bie  Tlaä\t  bed  fidf  jum  Sd^icffal  perfonificirenben 
3ufaad,  immer  bie  Gergebli^feit  unb  iRic^tigleit  bed  gan}cn  Strebend 
Dor  Hugcn  bringt,   ^iix  ben  ^l^ilofop^en  aber,  ber  bie  eti^if^e  Sebcutung 


üef^Ie^t^ttebe  271 

ber  $anbliutgen  }um  SRaagfiab  nimmt,  tfl  bte  gT5§te,  mid^tigfle  mib 
6ebeutfamfie  Srfd^etnmig,  loctc^e  bte  Seit  aufjeigen  ifann,  ntc^t  ber 
SBelter oberer,  fonbem  ber  SBettübcrioinber.  Sür  iffn  ftnb  alfo 
bte  Sebendbefc^retbungen  ^eiliger,  ftc^  felbß  Derleugnenber  ^enf^en,  fo 
fc^Iec^t  fie  aud^  metficnd  gef daneben,  ja  mit  Sberglauben  unb  Unftnn 
uennifd^t  Dorgetragen  ftnb,  bod^  bur^  bie  Sebeutfontleit  bc9  Stoffen 
ungleich  bele^renber  unb  totc^tiger,  ate  felbft  $(utar^o0  unb  SiDiu^. 
(335.  I,  465  fg.   51».  301.) 

1)  Stealität  unb  aßac^t  biefer  Seibenfd^aft. 

S)ie  ©efc^led^töliebe  fpielt  nic^t  blod  in  ©d^aufpielen  unb  {Romanen, 
fonbem,  to)ie  bie  (Srfa^mng  befiätigt,  auc^  in  ber  toirKid^en  Sßelt  eine 
fo  bebentenbe  9{oIIe,  bag  bie  bei  einigen  ©^riftfleOern  borfommenbe 
^eugnung  ber  9{ea{itöt  unb  Sßic^tigfeit  biefer  Seibenfc^aft  ein  groger 
drrt^um  ifl.  !Z)ie  @rfa§rung  }eigt,  bag  bie  ©efd^te^tdtiebe  unter 
Umflänben  }u  einer  $?eibenf(^aft  antoa^fen  Tann,  bie  an  $eftigleit  jebe 
anbere  übertrifft  unb  bann  aUe  dtüdfftc^ten  befeitigt,  alle  $inbemiffe 
mit  unglaubli^er  ßraft  unb  Sludbauer  übenoinbet,  fo  bag  für  i^re 
Sefriebigitng  unbebenTtid^  ha9  Seben  gesagt,  ia,  menn  fol^e  fc^te^ter» 
bingd  Derfagt  bleibt,  in  ben  $auf  gegeben  nirb.  S)ie  ®ef(^(ed^tdliebe 
ertoeifl  ftc^,  näd^ft  ber  l^iebe  }um  Sebeu,  aU  bie  flärlfle  unb  t^ätigfle 
aQer  j£riebfebem,  nimmt  bie  Hälfte  ber  ^äfte  unb  @ebanfen  bed 
iüngem  S^^eiled  ber  ÜRenfc^^eit  forttoö^renb  in  Snfpruc^,  ifl  bad  le^te 
3iel  faft  jebed  menfc^Ii^en  93efirebend,  erlangt  auf  bie  toid^tigflen 
S{ngetegenl^eiteu  nad^t^eitigen  Sinflug,  unterbri^t  bie  emfl^aftefien  93e« 
fd^äftigungen  ju  jeber  @tunbe,  fe^t  bidiueilen  felbft  bie  größten  Jtöpfe 
auf  eine  S93ei(e  in  Sern^irrung,  }ettelt  tägtic^  bie  bertoorrenflen  unb 
f^Iimmflen  Raubet  an,  töfl  bie  toert^tioüfien  Ser^ältniffe  auf,  aerreigt 
bie  fefiefien  Sanbe,  nimmt  bidmeilen  Seben,  ober  ©efunb^eit,  bidn^eilen 
9{eid^t^um,  Slang  unb  ®IüdE  ju  i^rem  Opfer,  ja  ma^t  ben  fonfl 
9{ebli(^en  getoiffentod,  ben  bi^^er  Streuen  jum  Serrät^er,  tritt  bemnad^ 
im  ©anjen  auf  alö  ein  fcinbfcligcr  Dämon.  (SB.  U,  606—609.  631  fg.) 

9!id^t  aQein  bie  unbefriebigte  Derliebte  üJeibenfc^aft  (jot  bi^iuei{en 
einen  tragifc^en  9(udgang,  fonbern  aud^  bie  befriebigte  fü^rt  5fter  jum 
UngQldC  aU  }um  ®(üdf.  SDenn  i^re  ^Inforberungen  coQibiren  oft  fo 
fe^r  mit  ber  perfönlic^en  SBo^Ifa^tt  M  Set^eiligten,  \>a^  fte  fotc^e 
untergraben,  inbem  fie  mit  feinen  übrigen  Ser^öltniffen  unbereinbar 
ftnb  unb  ben  barauf  gebauten  Scben^))Ian  }erfiören.  Öa,  nid^t  aQein 
mit  ben  äugem  Ser^ältniffen  ifl  bie  Siebe  oft  im  äBiberfpruc^,  fonbern 
fogar  mit  ber  eigenen  dnbioibualität,  inbem  fte  fidb  auf  ^erfonen  toirft, 
iDeld^e,  abgefe^en  t)om  ©efd^lec^t^Der^ältnig,  bem  $!iebenben  t)er^agt,  ja 
aum  Slbfd^eu  fein  mürben.  Sber  fo  fe^r  t)iet  mächtiger  ifl  ber  äBiUe 
ber  Oattmtg  ate  ber  bc3  Onbiüibuum«,  bag  bor  Siebcnbe  in  feiner 
Serbicttbung  alle  jene  i^m  mibcrlic^en  Sigenfd^aftcn  überfielt.  —  3n 
ber  Zfjat  füfjrt  ber  ©cniuö   ber  ®attung  burd)toeg  ffrieg  mit  ben 


270  Oefd^id^te 

einen  falfd^en  3^9  9^i  entfteOte  äle^nHd^Teit,  M^ttietlen  aber  gar 
feine  ^obcn.    (?.  TL,  480  fg.) 

3)ie  ©efd^i^te  ifl  jmar  um  fo  intereffanter^  j[e  fpecteüer  fle  ijl,  aber 
auc^  um  fo  unjuDerläffiger,  unb  nähert  fic^  atebann  in  jeber  ^infti^t 
bem  %omane.  —  9Bad  e^  übrigen^  mit  bem  gerühmten  $ragma« 
tidmud  ber  ©efc^ic^te  (b.  ^.  bem  ableiten  ber  Gegebenheiten  nac^  bem 
®efe^e  ber  3Rotit)ation)  auf  fi^  ^abe^  ttitrb  SDer  am  beflen  ermeffen 
lönnen^  Wetter  fid^  erinnert,  bag  er  bid)oeiIen  bie  Segebenl^eiten  feinet 
eigenen  Sebend  i^rem  ttia^ren  3uf^>nmen^ange  mi\  erfi  }toan}ig  Öa^re 
^inter^er  Derfianben  ^at,  obmo^I  bie  !Z)ata  ba}u  i^m  DoÜflftnbig  Dor« 
lagen;  fo  f^mierig  ifl  bie  Kombination  bed  äBirlend  ber  9RotiDe,  unter 
ben  befiänbigen  Eingriffen  bed  S^f^Od  unb  bem  Serl^e^Ien  ber  9lb« 
fid^ten.    (9B.  I,  217;   II,  502.) 

j^er  ^iftorifer  foll  ber  inbiDibucÜen  Gegebenheit  genau  nac^  bem 
Seben  folgen,  mie  fle  an  ben  üielfac^  Derfd^Iungenen  jtetten  ber  ®rünbc 
unb  S(>l8^n  ^^  in  ber  3^'^  entn}i(lclt;  aber  unmögtid^  lann  er  ^ieju 
aUe  !Z)ata  befi^^en,  aOed  gefe^en,  ober  SQed  erhtnbet  ^aben;  er  luirb 
leben  ^(ugenblid  bom  Original  feinet  Gilbet  Derlaffen,  ober  ein  falfc^ed 
f(^iebt  fid|  i^m  unter,  unb  bied  fo  häufig,  bag  man  Urfac^  ^at  an3u« 
nehmen,  in  aller  ©efc^ic^te  fei  bc«  t^alfd^en  me§r,  atd  bed  Sauren. 
(SaS.  I,  289.) 

go  Uten  eile  nennt  bie  Oefc^i^te  eine  fable  convenue.    (%  1,  206.) 

5)  ©egenfa^  }n)ifd^en  ber  politifc^en  unb  ber  Sitcratur* 
gef^ic^te. 

Sd  giebt  jU^ei  ©efd^i^tcn:  bie  politifc^e  unb  bie  ber  Literatur 
unb  ftunfl.  dene  ifl  bie  bed  SBillend,  bicfe  bie  bed  dntedect«. 
Da^er  ifl  jiene  burc^toeg  beängfligenb;  bie  anbere  hingegen  ifl  überall 
erfreuli^  unb  Reiter,  koie  ber  ifotirte  OnteUect,  fe(bfl  wo  fte  Orrmege 
f^ilbert.  d§r  $»oupt}n)eig  ifl  bie  ©efd^ic^te  ber  $^i(ofopl^ie.  (Sigcnt* 
li^  ifl  biefe  i^r  ©runbbag,  ber  fogar  in  bie  anbere  ®efd^id)te  hinüber« 
tbnt  unb  au^  bort  aud  bem  i^unbament  bie  SReinung  leitet.  2>ie 
aWeinung  aber  be^errf^t  bie  SBclt.    (^.  U,  598.) 

6)  ©egenfa^    akuifc^en    ber    SBeltgefc^ic^te    unb    ber 
©efd^i^te  ber  ^eiligen. 

!I)ie  SEBeltgefc^id^te  fc^iucigt  jioar  bou  ben  $  eiligen,  ben  gelben 
ber  Verneinung  bed  SBiUend  jum  ?eben;  benn  ber  ®toff  berSBelt« 
gef(^i(^te  ifl  ein  gana  anbercr,  ia  entgegengefe^ter,  nftmlic^  nid^t  bad 
Verneinen  unb  aufgeben  M  SBiUend  }um  ithtix,  fonbem  fein  Sejia^en 
unb  Srf^einen  in  unjft^ttgen  OnbiDibuen,  in  tuelc^en  feine  (Ent}ttieiung 
mit  ^(^  felbfl,  auf  bem  ^öc^flcn  ®i))fel  feiner  ObjectiDation,  mit 
DoDenbeter  !Z)euttid^teit  ^erüortritt  unb  nun  und  balb  bie  Ueberlegen^eit 
bed  Sinjelnen  bur^  feine  filug^eit,  balb  bie  ®mcAi  ber  SRcnge  burd^ 
i^re  3Raffe,  balb  bie  Tlaiji  bcö  fl^  jum  ©d^icffal  perfoniftcirenben 
3ufaIId,  immer  bie  Gergeblic^feit  unb  9^id)tigfeit  M  ganjcu  Strebend 
Dor  Stugcn  bringt,   gür  ben  ^^ilofop^en  aber,  ber  bie  eti^if^e  Gebeutung 


©ef^ted^tdßebe  271 

ber  $anblmtgen  }um  2ßaagfta(  nimmt,  ifl  bie  größte,  »id^tigfle  unb 
bebetttfamfie  Srfd^etnung,  meiere  bie  SSJelt  aufzeigen  lann,  nic^t  ber 
SBelteroberer,  fonbem  ber  23e(tü6criuinber.  i^ür  i^n  finb  alfo 
bie  Sebend6ef(^rcibungen  ^eiliger,  ftc^  felbft  Derteugnenber  Wltn\i)tr\,  fo 
fd)Ied^t  fte  aud^  meiflend  gef daneben,  ja  mit  Aberglauben  unb  Unfinn 
Dermif d^t  vorgetragen  finb,  bod^  bur^  bie  Sebeutfamleit  bed  Stoffel 
ungtei^  belel^renber  unb  midjttger,  al9  felbft  ^(utarc^od  unb  Sibiu^. 
(936.  I,  455  fg.   3».  301.) 

1)  Stealität  unb  a»a^t  biefer  Seibenfd^aft. 

S)ie  ©ef^lec^töliebe  fpielt  nic^t  blod  in  ©d^aufpielen  unb  Romanen, 
fonbem,  mte  bie  (Srfa^rung  befiättgt,  auc^  in  ber  njirflic^en  S93elt  eine 
fo  bebeutenbe  9toUt,  ha^  bie  bei  einigen  ©^riftfleOern  t)orfommenbe 
^eugnung  ber  9?ealttät  unb  SSJic^tigfeit  biefer  Seibenfc^aft  ein  groger 
Orrt^unt  ifl.  Die  Srfa^rung  }eigt,  ba§  bie  ®efd^(ed|tdliebe  unter 
Umflänben  }u  einer  $?etbenf(^aft  ann^ac^fen  lann,  bie  an  ^eftigfeit  jebe 
anbere  übertrifft  unb  bann  aUe  9{üdFfid^ten  beseitigt,  aUe  $inbemiffe 
mit  unglaublicher  Sraft  unb  älu^bauer  übertoinbet,  fo  bag  für  i^re 
ä3efriebigung  unbebenflic^  \>a§  Seben  gemagt,  ja,  toenn  fold^e  fc^Ie^ter- 
bingd  Derfagt  bleibt,  in  ben  Sauf  gegeben  toirb.  S)te  @ef(^Ied^td(iebe 
enoeifl  ftd^,  näd^fl  ber  !i?iebe  jum  itbm,  ate  bie  flärlfie  unb  t^ätigfie 
aller  2^riebfebem,  nimmt  bie  $ä(fte  ber  Gräfte  unb  @ebanTen  be^ 
lungern  S^^eile^  ber  äRenfd^^ett  fortniö^renb  in  Slnfprud),  ifl  bad  (e^te 
3iet  faft  iebed  menfc^Iic^en  93e{irebend,  erlangt  auf  bie  toi^tigflen 
Sngelegenl^eiten  nac^t^eiligen  Sinflug,  unterbricht  bie  ernfl^afteflen  9e« 
fc^äftigungen  ju  ieber  @tunbe,  fe^t  bidn^eilen  felbfl  bie  grögten  ftöpfe 
auf  eine  SBeile  in  Serttiirrung,  }ettett  tägtid^  bie  tiertoorrenflen  unb 
fc^Iimmflen  $änbel  an,  (öfl  bie  n^ert^tioüfien  ^er^ältniffe  auf,  jerreigt 
bie  fefleflen  ä3anbe,  nimmt  bidmeilen  geben,  ober  @efunb§eit,  bi^n^eiten 
9{eid|t^um,  Slang  unb  ®tüdE  ju  i^rem  Opfer,  ja  mac^t  ben  fonfl 
9lebtid^en  gemiffenlod,  ben  bid^er  Streuen  jum  Serrät^er,  tritt  bemnad^ 
im  ©anjen  auf  aW  ein  feinbfeüger  Dämon.  (SB.  U,  606—609.  631  fg.) 

3liijt  a0ein  bie  unbefriebigte  verliebte  lüeibenfd^aft  ^at  bidtoeilen 
einen  tragif^en  9(u^gang,  fonbern  aud^  bie  befriebigte  fü^rt  öfter  jum 
Unglüd  ate  }um  ®{üd.  Denn  i^re  S(nforberungen  coQibiren  oft  fo 
fe^r  mit  ber  perföntic^en  SBo^Ifa^tt  be^  Set^eiügten,  bog  fte  folc^e 
untergraben,  inbem  fte  mit  feinen  übrigen  SJerl^ältniffen  unvereinbar 
futb  unb  ben  barauf  gebauten  Scbendplan  jerfiören.  Öa,  nid^t  aQein 
mit  ben  M^tm  Ser§ä(tniffen  ifl  bie  Siebe  oft  im  SBiberfprud^,  fonbern 
fogar  mit  ber  eigenen  dnbioibualitSt,  inbem  fte  fldb  auf  ^erfouen  ttiirft, 
lueld^e,  abgefe§en  vom  @cfd^(ed^t^ver^(i(tnig,  htm  !?iebenben  Vertagt,  ja 
}um  Abfegen  fein  toürben.  Aber  fo  fe^r  viel  mächtiger  ifl  ber  SßiUe 
ber  ©attung  ald  ber  bed  dnbivibuum^,  bag  ber  Siebenbe  in  fetner 
Serblenbung  aHe  jene  i§m  loibcrlic^en  ßigenfd^aften  überfielt.  —  Sn 
ber  2:^at   füfjrt  ber  @euiud   ber  ©attung  burd)n)eg  Jhieg  mit  ben 


272  @ef(^Ie<^t9tttbe 

f(^a^ben  ©ettiett  ber  3nbtt)ibiim,  iß  t^  Scrf olger  unb  Semb,  fletd 
bereit,  bad  perfBnlic^e  ®Ifi(f  fd^ommg^od  gu  gerfiSren,  tim  feine  ^totdt 
burd^3ufe^en;  \a,  ha9  9ßo^(  ganger  Stationen  tjl  biötoeilen  bo^  Opfer 
feiner  Saune  getoorben.  ÜDied  SOed  beruht  baranf,  bag  bie  ©attung, 
ate  in  loeld^er  bie  Sßurjel  unferd  SBefend  liegt,  ein  nä§ere^  nnb  frü^red 
%ec^t  anf  nn9  f^at,  ald  bad  dnbioibunnt;  ba§er  i^re  Angelegenheiten 
Dorge^en.     (9B.  n,  634—6380 

2}  SBurgel  unb  Sebentung  berfelbem 

%tf  ber  metop^^fifc^en  dbentität  M  aSBiOend,  ate  ht9  2)inged  an 
fl(^,  bei  ber  ja^IIofen  Siel^eit  feiner  (Srfc^einungen,  berufen  brei  $^o« 
mene,  mel^e  man  unter  ben  geuieinfamen  Segriff  ber  ©^mpat^ie 
bringen  Tann:  ])  ha9  SRitletb  (caritas),  bie  Safid  ber  ©ere^tigleit 
unb  9Renf(^enIiebe;  2)  bie  ©efd^Iec^t^liebe  mit  eigenftmtiger  in9* 
toa^I  (amor),  Meiere  bad  ?thzn  ber  ®attung  ift,  ba9  feinen  SSorrang 
oor  bem  ber  ^biüibuen  geftenb  moc^t;    3)  bie  9Ragie.    (Sß.n,  689.) 

aUe  Verliebtheit,  mie  ät^erifd^  fie  fic^  an^  geberben  mag,  murgelt 
aHein  im  ®ef(^Ie(^tdtriebe,  \a,  ift  burc^aud  nur  ein  nS^er  befUmmter, 
fpecialifirtcr,  mo^I  gar  im  ftrcngflen  ®inne  inbtüibuatiftrter  ®ef(^(e(^td^ 
trieb*  (993.  H,  608.)  Sd  ift  leine  ftleinigleit,  um  bie  e«  ftd^  ^ier 
^anbelt.  !Z)er  (Enbgtoed  aUer  Siebc^l^änbel  ift  toirflid^  tt)i(^tiger,  ald 
ade  anbem  Qtotit  im  äßenfc^enleben  unb  ba^er  bed  tiefen  Srnfied, 
tDomit  jeber  xffti  Derfotgt,  DöHtg  mert^.  S)ad  nämlic^,  uiaö  babnrc^ 
entfc^teben  koirb,  ifl  nic^td  ©eringered,  ald  bie  S^fantinenfe^ung 
ber  nttc^flen  ©eneration.  9Bie  bad  ©ein,  bie  Existentia  unferer 
yiadjltommm  bur^  unfern  ©efdjlec^tdtrteb  überhaupt,  fo  ift  ba^  SSefen, 
bie  Essentia  berfetben  burc^  bie  inbititbuelle  9udtoa^I  bei  feiner  Se- 
friebigung,  b.  i.  bie  ©efc^tei^t^liebe,  burc^iueg  bebingt  unb  mirb  baburc^ 
unwieberruflic^  feftgefleUt.  (S9  §anbett  fid)  alfo  in  ben  Siebedangetegen* 
beiten  nidjt,  »ie  in  aQen  übrigen  Angelegenheiten,  um' tnbiDibneUed 
aßo^(  unb  9Be^e,  fonbern  um  ba«  !3)afeiu  unb  bie  fpecieüe  Sefc^affen^eit 
bed  aRenfc^engefc^Ie^td  in  lUnftigen  3^it^n#  ^'^  ba^er  tritt  ^ier  ber 
9StOe  bed  (Sinjelnen  in  erf^b^ter  ^otenj,  atö  SBiDe  bev  ©attung  auf. 
S)ie  Klüftige  ©eneration,  in  i^rer  ganjen  inbiDibueOen  Sefiimmt^eit, 
ifi  ed,  bie  fid),  mittetft  bed  gangen  SCreibeud  unb  9ßü§en9  Serliebter 
um  (Erlangung  bed  geliebten  ©egenflanbed ,  m9  3)afein  brängt.  da, 
fie  felbfl  regt  flc^  fc^on  in  ber  fo  umftc^tigen,  befiimmten  unb  eigen« 
finnigen  tludma^I  gur  Sefriebigung  bed  ©ef^Iec^tdtriebed,  bie  man 
Siebe  nennt.    (SB.  II,  608—612.  627.) 

8)  ©vabe  berfetben. 
^ie  9eibenfd)aft  ber  Siebe  ^at  uujä^Iige  ©rabe,  bereu  beibe  Sterne 
man  al9  'A^po&iTir)  7cavSi(]|jL0C  unb  o{)pavta  begeid^nen  mag;  bem 
SBejcn  uod|  ift  fie  tebod)  ilberaQ  bie  fe(be.  hingegen  bem  ©rabe  nad] 
)vitb  fie  um  fo  mistiger  fein,  je  iubioibuatifirter  fte  ijl.  !S)ie 
l^^flcu  0Habe  entfpriuQeu  aud  bericnigen  ftngcmcffen^eit  beiber  du« 
bibibuAUtÜlcu  gu  eluaubcr,  oermöge  »elc^er  ber  S^aratter  ht9  Sater« 


©cWred^töUebc  273 

unb  ber  dntellect  ber  SRutter,  in  i^rer  $er6tubung^  gerabc  badtentge 
dnbbtbuum  t)oKenben,  nad)  mldftm  ber  SßtQe  ^um  lO^en  a\^  ©attungd« 
loiOe  eine  bad  SKaaß  etned  flerUid^en  ^erjcnd  überfletgenbe  ©e^nfuc^t 
em^ftnbet.  de  DoIIfommener  bte  gegenfeittge  ^ngemeffen^eit  itotm 
dnbiüibuen  ju  einanber  in  j[eber  ber  mannigfa^en  S^üdftc^ten,  bie  ^ter 
malten,  ifl,  beflo  flärler  mirb  i^re  gegenfettige  Setbenfd^aft  audf allen« 
(SB.  n,  612  fg.  628.) 

3e  nte^r  ©eifl,   befio  befiimmtere  dnbiuibualität,   ba^er  beflo  6e« 

fltmmtere  f^orberungen   an  bie  biefer  entf))red^enbe  dnbi&ibuatität  bed 

anbern  ©efc^Ied^td;  tooraud  folgt,  bag  geifhei^e  dnbit)ibuen  fld^  be*^ 
fonberd  in  leibenf^afttic^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  S)ie  dtoUt  bed  dnflinctd  in  ber  ©efd^tec^t^Iiebe. 

äiaer  ©efc^Iec^tdUebe  liegt  ein  bur^aud  auf  bad  ju  (£r}eugenbe  ge« 
rii^teter  Onftinct  imi  ©runbe.  !Dic  9?atur  ))flan}t  über^au))t  ben 
OnfHnct  ba  ein,  too  bad  ^anbelnbe  dnbiDibuum  ben  ^md  ju  berfle^en 
unfähig,  ober  i^n  ju  Verfolgen  untoillig  fein  toürbe.  3)a^er  pflanjt 
fie  xfyx  in  beut  ^ier  betrad^teten  gaQ  auc^  bem  äKenfcl^en  ein,  al9 
u>e((^er  ben  ^md  )ioar  Derfte^en  I5nnte,  i^n  aber  nid^t  mit  bem 
uöt^igen  Sifer,  nämlic^  fogar  auf  Sofien  feined  inbitiibueOen  Sßo^tö, 
verfolgen  mürbe,  ätlfo  nimmt  ^ier,  mie  bei  allem  dnflinct,  bie  SBa^r« 
^eit  bie  ©eftalt  bed  SBa^ne9  an,  um  auf  ben  äBillen  ju  mirlen. 
Um  bad  -SubiDibunm,  meld^ed  t)ermbge  bed  tief  in  i^m  murjelnben 
Sgoi^mud  nur  für  egotflifc^e  ^mdt  empfdnglid^  ifl,  für  ben  ^efknb 
unb  bie  S3efc^affen§cit  ber  ©attung  in  2:^(itigfcit  ju  fe^en  unb  fogar 
ber  Opfer  für  ben  ©attungöjmcd  fö^ig  ju  machen,  mußte  bie  SRatur 
bem  3nbiüibuo  einen  gemiffcn  SBa^n  einpflanjen,  vermöge  beffen  i^m 
aU  ein  ©ut  für  fi^  felbfl  erfd^eint,  m9  in  äBa^r^eit  bIo9  eine^  für 
bie  ©attung  ifl,  fo  bag  baf[e(be  biefer  bient,  mS^renb  ed  fic^  felber  )u 
bienen  mä^nt.  !Z)iefer  Sßa^n  ifl  ber  dnflinct.  ICerfelbe  ifl  in  ben 
meiflen  Sollen  anjufe^cn  att  ber  ©inn  ber  ©attung,  toAdftx  aber 
ha9  i^r  t^ommenbe  nur  burd^  bie  Sdufd^ung  bed  •3nbit)ibuumd,  bag 
t9  inbit)ibueUen  ^tütdm  nad^}uge^en  mä^nt,  mä^renb  ed  in  993a§r*' 
^eit  blod  generelle  i^erfolgt,  erreid^en  lann. 

Sn  tl^olge  bed  dnflinctd  mirft  bei  ber  gefd^Ied^tli^en  Slu^ma^t  bor 
aKen  !Z)ingen  bie  StüdFftc^t  auf  @d^ön§eit  bed  anbern  dnbiDibuum^, 
ald  burc^  meiere  ber  S^pud  ber  ©attung  möglid^fl  rein  unb  richtig 
erhalten  mirb.  !Z)a^  f^minbelnbe  dniiMm,  meld^ed  ben  9J{ann  beim 
XnblidC  eine^  SQSeibe^  t)on  i^m  angemeffener  ©c^ön^eit  ergreift  unb  i^m 
bie  iSereinigung  mit  i^r  atd  bad  ^ö^fle  ©ut  Dorfpiegelt,  ifl  eben  ber 
@inn  ber  ©attung,  metdjer,  ben  beutlid^  au^gebrüdtten  @t2lmpet 
berfelben  erlennenb,  fie  mit  biefem  perpetitiren  m'6djk.  9itt(^fl  ber 
©d^ön^eit  begehrt  (in  golge  be«  Onflinct«)  -9ebcr  befonber«  ^cftig 
biejenigen  Sofilommen^eiten  am  anbern  dnbiuibuo,  meldte  i^m  felbfl 
abgeben,  ja  fogar  bie  UnDoÜlommen^eiten,  meiere  bad  ©egent^eil  feiner 
eigenen  jlnb.    (SB.  H,  614—618.) 

Sd^openl^au(r»2<st(on«   I.  18 


272  ®efd§rcd§t«nebe 

((^ü^enben  ®emen  ber  dnbbtbuen^  ifl  i^r  Verfolger  unb  ^Anb,  flet^ 
bereit;  ha9  petfönßd^e  ©lud  fdjonung^Iod  ju  jerflören,  um  feine  ^wtdt 
burc^juf e^en ;  \a,  ha9  SSJo^I  ganjer  Stationen  ifl  bt^meilen  baö  Opfer 
feiner  Saune  getoorben.  2)ie9  SlQed  beruht  barauf,  bog  bie  ©attung, 
aU  in  metc^er  bie  Sßurjel  unfern  S&efen^  liegt,  ein  näheres  unb  frü^red 
%e(^t  auf  und  ^at,  als  bad  dnbiüibuum;  ba^er  t^re  Angelegenheiten 
t)orge§en.    (9B.  n,  634—638.) 

2)  SBur^el  unb  Sebeutung  berfelben. 

Sluf  ber  metap^^fifc^en  dbentität  bed  äßiHend,  o(d  bed  S)inged  an 
flc^,  bei  ber  }al^liofen  Siel^eit  feiner  Srfc^einungen,  berufen  brei  $^ttito« 
ntene,  toeld^e  man  unter  ben  gemeinfomen  ä3egriff  ber  ®^m]^at^tc 
bringen  Tann:  1)  bad  SRitletb  (caritas),  bie  Safid  ber  ©ered^ttgleit 
unb  Snenf^entiebe;  2)  bie  ©efcfjlec^tdliebe  mit  eigenjtmtiger  Sud' 
xoofjii  (amor),  »elc^e  bad  Seben  ber  ©attung  ift,  bad  feinen  Sorrang 
Dor  bem  ber  dnbibibuen  gettenb  mac^t;    3)  bie  9ßagie.    (Sß.II,  689.) 

%Üt  SerUebt^eit,  toxt  ät^erifc^  fte  fic^  and)  geberben  mag,  ttmrjelt 
aUetn  im  ©efc^Iec^tdtriebe,  ja,  ift  burc^aud  nur  ein  ntt^er  be|Hmmter, 
fpeciatifirter,  mo^t  gar  im  ftrcngflen  ®inne  inbibibualiflrter  ©efd^Iec^td« 
trieb.  (995.  U,  608.)  (Sd  ifl  leine  ftleinigleit,  um  bie  ed  fid^  ^ier 
^anbelt.  üDer  (Enbgtoed  aller  Siebed^änbel  ift  toirflic^  nichtiger,  ate 
ade  anbern  ^wzit  im  äßenfd^enteben  unb  ba^er  bed  tiefen  (Srnfied, 
momit  jeber  i§n  verfolgt,  t)5Hig  toert^.  !Cad  nämlic^,  mad  baburc^ 
entf (Rieben  koirb,  ifl  nic^td  ©eringered,  ald  bie  3uf<^inmenfe$ung 
ber  näd^flen  ©eneration.  9Bie  bad  ©ein,  bie  EziBtentia  unferer 
9tac^Iommen  burd^  unfern  ©efd)Ie(^tdtrieb  überhaupt,  fo  ifl  bad  SSefen, 
bie  Esaentia  berfelben  burc^  bie  inbibtbueHe  Sludma^l  bei  feiner  93e« 
friebigung,  b.  i.  bie  ©efc^Iec^tdliebe,  burc^meg  bebingt  unb  tt)irb  babur^ 
unmieberrufli^  feftgefleQt.  @d  ^anbelt  fid)  alfo  in  ben  Siebedangelegen* 
I)eiten  nid^t,  »ie  in  aOcn  übrigen  Slngetegen^eiten,  um  inbiDibuellcd 
SBo^l  unb  9Be^e,  fonbem  um  bad  !Dafein  unb  bie  fpecieOe  Sefd^affen^eit 
bed  SRenfc^engefc^Iec^td  in  tünftigen  S^xttn,  unb  ba^er  tritt  ^ter  ber 
aßiae  bed  (Einjelnen  in  er^ö^ter  ^otenj,  ald  SBiOe  ber  ©attung  auf. 
S)ie  lünftige  ©eneration,  in  i^rer  ganjcn  inbiDtbueHen  93eflimmt^eit, 
ifl  ed,  bie  \xi),  mittelfl  bed  ganjen  ^treibend  unb  äRü^end  Serliebter 
um  Sriangung  bed  geliebten  ©egenflanbed,  ind  S)afein  brttngt.  da, 
fte  felbfl  regt  flc^  fc^on  in  ber  fo  umfid^tigen,  beflimmtcn  unb  eigen* 
finnigen  Sludna^I  gur  Sefriebigung  bed  ©efd^Iec^tdtriebed,  bie  man 
Siebe  nennt.    (S35.  U,  608—612.  627.) 

3)  ©rabc  berfetben. 

jDie  Seibenfdjaft  ber  Siebe  ^at  intjä^Iige  ©rabe,  bereu  beibe  (Sftreme 
man  ald  'k^gohr-q  7üav&v](jL0^  unb  oupavia  bejeid^nen  mag;  bem 
Sßefen  nad^  ifl  fie  ieboc^  iiberaD  bie  fetbe.  hingegen  bem  ©rabe  nad) 
toirb  fie  um  fo  mKdjtiger  fein,  je  inbioibualifirter  fie  ifl.  S)ie 
l^bc^flen  ©rabe  entfpringen  aud  berjenigen  Sngcmeffen^eit  beiber  dn« 
biDibualitäten  ju  einanbcr,  vermöge  »elc^er  ber  S^aratter  bed  Saterd 


©efd^Icd^tdUebe  273 

unb  ber  dntellect  ber  Wlnittx,  in  i^rer  Serbiitbung,  gerabc  badjienige 
dnbtDtbuum  t)oKcnben,  na^  koelc^em  ber  SEBiUe  jum  lieben  afd  ©attungd« 
iDiQe  eine  bad  ^aa^  eine^  fterbltd^en  ^erjen^  überfleigenbe  ©e^nfuc^t 
emf)finbet.  de  DoUfommener  bte  gegenfettige  ^ngemeffen^eit  jt^eier 
dnbiüibuen  }u  einanber  in  j[eber  ber  manntgfa^en  S^üdflc^ten^  bie  ^ter 
»alten,  ifl,  beflo  flärler  toirb  i^re  gegenfettige  Seibenfd^aft  auffallen. 
(333.  n,  612  fg.  628.) 

3e  nie^r  @eifl,  beflo  beflimmtere  dnbiüibuatität,  ba^er  beflo  Be*^ 
fiimmtere  i^orberungen  an  bie  biefer  entf))red^enbe  dnbitiibuatitüt  bed 
anbern  ®ef(^{e(^td;  moraud  folgt,  bag  geifheic^e  dnbit)ibuen  ftc^  be*^ 
fonberd  in  Ietbenf4aftli^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  S)ie  9Ipne  bed  dnfiinctd  in  ber  ®efd^(e^tdliebe. 

Siner  ©efc^le^töliebe  liegt  ein  bur^aud  auf  bad  ju  (Srjeugenbe  ge« 
tic^teter  Onfiinct  imi  ©runbe.  S)ie  9?atur  ))flan}t  überhaupt  ben 
dnfiinct  ba  ein,  n)0  bad  ^anbelnbe  dnbit)ibuum  ben  ^xotä  ju  Derfle^en 
unfähig,  ober  i^n  jn  Verfölgen  untoiQig  fein  )Dürbe.  !Da§er  pflanjt 
{te  i^n  in  bent  ^ier  betrad^teten  %aU  audj  bem  äRenfd^en  ein,  ate 
»eld^er  ben  S^^^  S^^^  t)erfte§en  lönnte,  i^n  aber  nic^t  mit  bem 
itöt^igen  (Sifer,  nämtic^  fogar  auf  jfoflen  feinet  inbiDibueOen  Sßo^I^, 
verfolgen  mürbe,  ätlfo  nimmt  ^ier,  tuie  bei  allem  dnftinct,  bie  SBa^r« 
^eit  bie  ©eflalt  bed  SBa^ncd  an,  um  auf  htn  äBiUen  ju  toirlen. 
Um  baö  dnbiüibuum,  melc^ed  vermöge  bed  tief  in  i^m  tuurjetnben 
Cgoidmuö  nur  für  egoiftifd)e  ^mtdt  emt)fängli(^  ifl,  für  ben  Sefhnb 
unb  bie  Sefc^affen^eit  ber  ©attung  in  S^^ätiglcit  ju  fe^en  unb  fogar 
ber  £)pfer  für  ben  ©attung^jmecC  filzig  ju  machen,  mugte  bie  Statur 
bem  3nbit)ibuo  einen  getoiffcn  SBa^n  einpflanjen,  Dermöge  beffen  il^m 
al^  ein  ©ut  für  fic^  felbfl  erfd^etnt,  m9  in  äBa^r^eit  b(od  eined  für 
bie  ©attung  ifl,  fo  bag  baffelbe  biefer  bient,  n)ä§renb  e^  fi^  felber  3u 
bicnen  toä^nt.  ©iefer  SBa^n  ifl  ber  Snflinct.  ©erfclbe  ifl  in  ben 
meiflen  SüQen  anjufe^en  ald  ber  @inn  ber  ©attung,  ttield^er  aber 
bad  i^r  t^ommeube  nur  burd^  bie  Säufd^ung  be^  Onbit)ibuumd,  bag 
ed  inbiDibuelten  3^(<I^ii  nad^juge^cn  koä§nt,  koä^renb  ed  in  fBia^X" 
^eit  blod  generelle  i^erfolgt,  erreichen  lann. 

Sn  t^olge  bed  dnflinctd  toirft  bei  ber  gefdjlec^tlic^en  Slu^toa^t  Dor 
allen  S)ingen  bie  9{üdFrtd^t  auf  @d^ön§eit  be9  anbern  OnbiDibuum^, 
ate  burc^  meldte  ber  Z\jpu9  ber  ©attung  möglid^fl  rein  unb  richtig 
erhalten  toirb.  S)ad  fc^toinbelnbe  (EntjüdCen,  mlä^t^  ben  iDtann  beim 
^nblidC  eine^  SQSeibe^  Don  i^m  angemeffener  ©c^ön^eit  ergreift  unb  i^m 
bie  SJereinigung  mit  i^r  aU  bad  ^5^fle  ©ut  Dorfpiegelt,  ifl  eben  ber 
@inn  ber  ©attung,  n)el^er,  ben  beutli^  au^gebrüdCten  ©t^lmpel 
berfelben  erfennenb,  jle  mit  biefem  perpetniren  möd^te.  Siät^fl  ber 
©4ö«Öcit  begehrt  (in  golge  be«  3nflinct0)  -Seber  befonber«  ^cftig 
biejenigen  93oniommen^eiten  am  anbern  dnbioibuo,  toe^e  i^m  felbfl 
abgeben,  ia  fogar  bie  UnboQTommen^eiten,  »eld^e  ha9  ©egent^eil  feiner 
eigenen  fmb,    (SB.  H,  614—618.) 


272  ®efd§rcd^t6liebc 

fd^ü^enben  ©enien  ber  dnbtoibuen,  tfl  i^r  Verfolger  unb  Seinb,  fletd 
bereit,  ha9  perfönlid^e  ®IM  fc^onung^Iod  ju  }er{lören,  um  feine  ^totdt 
burc^jufe^en;  ja,  ba^  äBo^I  ganger  9!otionen  ifl  btdmetlen  \)a9  Opfer 
[einer  Saune  getoorben.  2)ied  %Uc9  beruf}t  barauf,  bag  bie  ®attung, 
at^  in  toelc^er  bie  SBurjel  unferd  3ßefend  liegt,  ein  nä^ered  unb  frü^ered 
%e(^t  auf  und  ^at,  aU  bad  dnbiuibuum;  ba^er  i§re  Angelegenheiten 
tjorge^en.    (ffi.  U,  634—638.) 

2)  Sßurjel  unb  Sebeutung  berfelben. 

Sluf  ber  metap^^r^fc^en  dbentität  M  äßiHend,  ate  bed  S)inged  an 
fl^,  bei  ber  jal^IIofen  Siel^eit  feiner  (Srf^einungen,  berufen  bret  $^tttu>« 
utene,  toeld^e  man  unter  ben  gemeinfomen  Segriff  ber  @^m]^at^t€ 
bringen  Tann:  1)  bad  3RttIeib  (caritas),  bie  Sofld  ber  ©ered^tigfeit 
unb  9nenf(^enliebe;  2)  bie  ©efc^teci^td liebe  mit  eigenftmtiger  Sud« 
xoafjH  (amor),  loelc^e  bad  Seben  ber  ©attung  ift,  bad  feinen  Sorrong 
üor  bem  ber  dnbiDibuen  geltenb  mac^t;    3)  bie  äßagie.    (Sß.n,  689.) 

%Ut  Verliebtheit,  mie  ät^erif^  fie  [xij  au(^  geberben  mag,  kourjelt 
aHein  im  ©efc^Iec^tdtriebe,  jia,  ift  burd^aud  nur  ein  nä^er  be|)immter, 
fpedaliflrter,  tt)0^t  gar  im  ftrengflen  ©inne  inbit)ibualiftrter  ®ef(^Ied^td» 
trieb.  (995.  H,  608.)  Sd  ift  leine  ^einigleit,  um  bie  ed  fl^  ^ier 
^anbeß.  !Cer  (Enbgmed  aDer  Siebed^önbel  ifl  uiirflid^  mic^tiger,  a(d 
aOe  anbern  ^mit  im  ÜRenfc^enleben  unb  ba^er  bed  tiefen  (Smfied, 
nomit  ieber  i^n  verfolgt,  t^öUig  mert^.  S)ad  nämlid^,  mad  babur^ 
entfc^ieben  koirb,  i{l  nidjtd  ©eringered,  ald  bie  3ufammenfe$ung 
ber  näd^flen  ©eneration.  Sßie  bad  Sein,  bie  Existentia  unferer 
9tac^Iommen  burd^  unfern  ©efdjtec^tdtrieb  überhaupt,  fo  ifl  ba6  SSef  en, 
bie  Essentia  berfelben  burc^  bie  inbit)ibuelle  Sudma^I  bei  feiner  93e« 
friebigung,  b.  i.  bie  ©efc^Iec^tdliebc,  burc^meg  bebingt  unb  n)irb  baburc^ 
unmieberrufUd^  feftgefteüt.  @d  ^anbelt  fid)  alfo  in  ben  Siebedangelegen* 
l^eiten  nic^t,  loie  in  aQen  übrigen  Slngelegenr^eiten,  um  inbiDibuellcd 
äBo^t  unb  9Be^e,  fonbern  um  bad  3)afein  unb  bie  fpecieOe  Sefc^affen^eit 
bed  SRenfc^engefi^Ie^td  in  !ünftigen  ^tittn,  unb  bal^er  tritt  ^ier  ber 
SiDe  bed  (Singeinen  in  er^ö^ter  $otenj,  a(d  äBiUe  ber  ©attung  auf. 
3)ie  Ittnftige  ©eneration,  in  i^rcr  gangen  inbiDtbueHen  83eflimmt^eit, 
ift  ed,  bie  ftd),  mittelfl  bed  gangen  SCrcibend  unb  SRü^end  Verliebter 
um  Sriangung  bed  geliebten  ©egenflanbed,  ind  Dafein  brttngt.  da, 
fte  felbfl  regt  ftc^  fd)on  in  ber  fo  umfic^tigen,  befiimmten  unb  eigen« 
finnigen  Sludna^I  gur  Sefriebigung  bed  ©efd^Iec^tdtriebed,  bie  man 
Siebe  nennt.    (333.  II,  608—612.  627.) 

3)  ©rabe  berfelben. 

Die  Seibenfc^aft  ber  Siebe  ^at  ungä^ligc  ©rabe,  bereu  bcibe  (Sjtreme 
man  aU  'A9poSinQ  TtavSiQiJLOC  unb  oupavta  begetd^nen  mag;  bem 
Sßefen  nac^  ift  fie  jeboc^  iiberaD  bie  felbe.  hingegen  bem  ©rabe  nad) 
tt)irb  fie  um  fo  mädjtiger  fein,  je  inbiuibualifirter  fie  ift.  ÜDie 
^öc^flen  ©rabe  entfpringen  au^  berjenigen  9ngcmef[en^eit  beiber  Qn- 
biDibualitäten  gu  einanbcr,  vermöge  toelc^er  ber  S^aratter  M  Saterö 


^cfd^Icd^tdaebe  273 

unb  ber  ^tellect  ber  Tluikx,  in  i^rer  Serbiubung,  gerabc  bad|emge 
dnbtoibuum  DoKenben,  mtS)  koel^em  ber  SEBille  }um  lieben  a\Q  ©attungd« 
tviOe  eine  bod  SKaag  etned  flerUtd^en  ^erjcn^  überfleigenbe  ©e^nfuc^t 
emf)ftnbet.  de  t^oüfornmener  bte  gegenfeittge  ^ngemeffen^eit  ^tveier 
dnbiüibuen  }u  etnanber  in  j[eber  ber  mannigfad^en  S^üdftd^ten^  bie  ^ier 
matten,  \\i,  befto  fiärler  toirb  i^re  gegenfeitige  Seibenfd^aft  auffallen« 
(333.  n,  612  fg.  628.) 

üe  nte^r  ®ei{l,   beflo  beflimmtere  dnbiuibualttät,   ba^er  beflo  be« 

fiimmtere  f^orberungen   an  bte  biefer  entfpred^enbe  dnbiDibualitüt  bed 

onbern  ©efc^Iec^t^;  »oraud  folgt,  bag  getfhetd^e  dnbiDtbuen  fid^  be*^ 
fonberd  ju  letbenfc^aftlic^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  SDie  SIoKe  bed  dnftinctd  in  ber  ©ef^Ied^t^Iiebe. 

S(0er  ©efc^Ied^tdliebe  liegt  ein  burd^aud  auf  ha9  }u  (Srjeugenbe  ge« 
rii^teter  Onftinct  3um  ©runbe.  üDie  9?atur  ^f(an}t  überhaupt  ben 
dnflinct  ba  ein,  tuo  ha9  ^anbelnbe  dnbit)ibuum  ben  Qmd  ju  t)crße$en 
unfähig,  ober  i^n  3U  verfolgen  unwillig  fein  toürbe.  S)a^er  pflangt 
fie  i^n  in  bem  ^ier  betrachteten  gaU  au(^  bem  äRenfc^en  ein,  ate 
melier  ben  3^^^  S^^^  Derfle^en  lönnte,  i^n  aber  nid^t  mit  bem 
nät^igen  (Sifer,  nämtic^  [ogar  auf  jfoflen  feinet  inbiDibueOen  flßofß, 
verfolgen  mürbe.  HIfo  nimmt  ^ier,  mie  bei  aKem  dnftinct,  bie  9EBa§r' 
^eit  bie  ©eflalt  bed  SBa^ncS  an,  um  auf  ben  äBiQen  2^  mirlen. 
Um  bad  dnbioibuum,  meld^ed  vermöge  bed  tief  in  i^m  murjelnben 
(Sgoi^mud  nur  für  egotflifc^e  3^^dte  emt)föngli(^  ifi,  für  ben  Seffamb 
unb  bie  Sefc^affen^eit  ber  ©attung  in  St^ätiglcit  ju  fe^en  unb  fogar 
ber  Opfer  für  ben  ©attungdjmecC  fä^ig  }u  mad^en,  mugte  bie  9?atur 
bem  dnbiüibuo  einen  gemiffcn  SBa^n  einpflanjen,  vermöge  beffen  i^m 
ate  ein  ©ut  für  fi^  fe(6{i  erfd^eint,  mad  in  äBa^r^eit  Ho9  eined  für 
bie  ©attung  ifl,  fo  bag  baffelbe  biefer  bient,  mä^renb  ed  ftd^  felber  )u 
bicncn  toä^nt.  QDiefer  SBa^n  ift  ber  Snflinct.  SDerfetbe  ijl  in  ben 
meifien  fällen  anjufe^en  ate  ber  ©inn  ber  ©attung,  meld^er  aber 
bad  i^r  t^rommenbe  nur  burd^  bie  Sdufd^ung  bed  dnbibibuumd,  bag 
ed  inbiüibuetlen  3^^<I^n  nac^juge^en  mä^nt,  mä§renb  ed  in  SBa^r' 
^eit  blod  generelle  i^erfotgt,  erreichen  lann. 

dn  t^otge  bed  dnflinctd  mirlt  bei  ber  gefdjled^ttid^en  Sludma^I  Dor 
aOen  2)ingen  bie  StüdPftd^t  auf  ®d^ön§eit  be9  anbem  -dubiDibnum^, 
ate  burc^  mel^e  ber  Ztjpn^  ber  ©attung  mSgtic^jl  rein  unb  richtig 
erhalten  mirb.  S)ad  fd^minbelnbe  SntjüdCen,  meld^ed  ben  3Rann  beim 
SnbtidC  eined  SQSeibed  Don  i§m  angemeffener  ©c^ön^eit  ergreift  unb  i^m 
bie  iSereinigung  mit  i^r  aM  bad  ^b^ße  ©ut  Dorfpiegelt,  ifl  eben  ber 
@inn  ber  ©attung,  melc^er,  httt  beuttid^  audgebrüdtten  ©t^lmpel 
berfelben  erfennenb,  fie  mit  biefem  ))er))etitiren  mb^te.  9itt^{l  ber 
@^9n^eit  begehrt  (in  ^olge  bed  dnfiinctd)  deber  befonberd  ^eftig 
biejientgen  SSofifornmen^eiten  am  anbern  dnbiüibuo,  met^e  i^m  felbft 
abgeben,  jia  fogar  bie  UnboIIIommen^eiten,  meiere  ha9  ©egent^eil  feiner 
eigenen  jlnb.    (SB.  H,  614—618.) 


272  ®efd§r«l^t6liebe 

fc^ü^enben  (Senien  ber  dnbtütbuen,  ifl  i^v  SSerfotger  unb  ^tinh,  fletd 
bereit,  bad  perföntt^e  ©IM  fd)onungd(o9  ju  jetftören,  um  feine  ^xotdt 
burc^jufe^en;  ja,  bad  äBo^I  ganjer  Stationen  ift  M^meilen  ha9  Dpfer 
feiner  Saune  getuorben.  2)ie9  9[0ed  beruht  barauf,  bag  bie  ©attung, 
at^  in  tueld^er  bie  äBurgel  unferd  S&efend  liegt,  ein  ntt^ered  unb  frü^ered 
%e(^t  auf  und  (jat,  a\9  bad  dnbiüibuum;  ba^er  i^re  Sngelegenl^eiten 
borge§en.     (S.  n,  634—638.) 

2)  SBurjel  unb  ä3ebeutung  betfelben. 

Sluf  ber  mctap^^rifc^e"  dbentität  bed  Sßillend,  a(d  bcd  3)inged  an 
flc^,  bei  ber  jal^liofen  Siel§eit  feiner  (Srfd^einungcn,  berufen  btei  $^ttito« 
mmt,  toetc^e  man  unter  ben  gemeinfamen  äSegriff  ber  @^mpat^tc 
bringen  fann:  1)  bad  SRittetb  (caritas),  bie  Safid  ber  ©ere^tigfett 
unb  3Renf(^entiebe;  2)  bie  ©efc^Iec^t bliebe  mit  eigenftmtiger  Slud* 
xoafjji  (amor),  tt)el(^e  bad  Seben  ber  ©attung  tft,  ba9  feinen  Sorrang 
oor  bem  ber  dnbiDibuen  geltenb  mac^t;    3)  bie  9Ragte.    (Sß.II,  689.) 

Sine  Verliebtheit,  to)te  öt^erif«^  fie  fic^  and)  geberben  mag,  tourjelt 
aHein  im  ©efc^Iec^tdtriebe,  ja,  ifl  burc^aud  nur  ein  n&^er  be|)immter, 
fpedaliflrter,  xootH  gar  im  ftrengflen  ©inne  inbit)ibualifirter  ©efd^tec^td« 
trieb.  (995.  H,  608.)  Sd  ifl  leine  ftleinigleit,  um  bie  t9  fi^  ^ier 
^anbelt.  üDer  Snbgmed  aller  Siebed^änbel  ift  toirflic^  ttiid^tiger,  ald 
ade  anbem  ^mät  im  äßenfi^enleben  unb  ba^er  bed  tiefen  (Srnfle^, 
nomit  jleber  i^n  verfolgt,  t^öUig  mert^.  S)ad  nüntlic^,  \oa9  baburc^ 
entf Rieben  toirb,  i{l  ntc^td  ©eringered,  aU  bie  B^f^nt^ienfe^ung 
ber  näc^flen  ©eneration.  9Bie  bad  Sein,  bie  EziBtentia  unferer 
9tac^Iommen  burc^  unfern  ©efc^lec^tdtrieb  überhaupt,  fo  ifl  bad  SSefen, 
bie  Essentia  berfelben  burc^  bie  inbiDibueDe  Sludioa^I  bei  feiner  9e« 
friebigung,  b.  i.  bie  ©efc^lec^tdliebe,  burc^tueg  bebingt  unb  tt)irb  baburc^ 
unmieberrufli^  feftgefteüt.  (£d  ^anbelt  fid)  alfo  in  ben  Siebedangelegen- 
I)eiten  nt(^t,  »ie  in  aOen  übrigen  Angelegenheiten,  um  inbiDibnellcd 
SBo^l  unb  SBe^e,  fonbem  um  bad  3)afein  unb  bie  fpedeOe  Sefd^affen^ett 
bed  SRenf(^engef(^Ie(^td  in  fünftigen  Briten,  unb  ba^er  tritt  ^ier  ber 
SBiOe  bed  (Eingelnen  in  er^ö^ter  ^otenj,  ald  SEBiOe  ber  ©attung  auf. 
3)ie  Ittnftige  ©eneration,  in  i^rer  ganjen  inbiDibueDen  Seflimmt^eit, 
ifl  ed,  bie  ftd),  mittelfl  bed  gangen  ^treiben«  unb  SKü^en«  Serliebter 
um  Sriangung  bed  geliebten  ©egenflanbed,  in6  S)afein  bröngt.  3a, 
fie  felbft  regt  fl(^  fc^on  in  ber  fo  umfU^tigen,  befUmmten  unb  eigen« 
finnigen  tludna^I  gur  Sefriebigung  bed  ©efd^Iec^tdtriebed,  bie  man 
Siebe  nennt.     (SSS.  II,  608—612.  627.) 

3)  ©rabe  berfclben. 

3)ie  Scibenfd^aft  ber  Siebe  ^at  ungültige  ©rabe,  bereu  beibe  S^reme 
man  ate  'AfpoSttT]  7üav5i(]|jLoc  unb  oupavta  begeid^nen  mag;  bem 
SBefen  nac^  ift  fte  jeboc^  überaQ  bie  felbe.  hingegen  bem  ©rabe  na^ 
wirb  fie  um  fo  mädjtiger  fein,  je  inbiöibualifirter  fie  ijl.  SDie 
^bd^flen  ©rabe  entfpringen  au«  berjenigen  Ängcmeffen^cit  beiber  On» 
biDibualitäten  gu  einanbcr,  oermSge  loctd^er  ber  S^^aralter  bed  Saterd 


©efd^Icd^tdaebe  273 

unb  ber  -Sntellect  ber  äRutter^  in  i^rer  9$er(tubung,  gerabc  bad][entge 
dnbtoibuum  t)oKenben,  natS)  »eld^em  ber  SBiQe  ^um  ^Atn  a\Q  ©athing^ 
»ille  eine  bad  SRaag  eined  |lerUid^en  ^erjen^  überfleigenbe  ©e^nfuc^t 
em))finbet  de  DoIIfommener  bie  gegenfettige  ^ngemeffen^eit  3raeier 
OnbiDibuen  ju  einanber  in  jeber  ber  mannigfachen  S^üdfic^ten,  bie  ^ier 
matten,  ifl,  beflo  flärler  toirb  i^re  gegenfeitige  Seibenfd^aft  au^f allen. 
(2B.  n,  612  fg.  628.) 

3e  nie^r  ©eifl,  befio  beflimmtere  dnbiüibuatität,  ba^er  beflo  Be« 
fiimmtere  f^orberungen  an  bie  biefer  entfpre^enbe  3nbit)ibualität  bed 
anbern  ®ef(^Ie^td;  tooraud  folgt,  bag  geifheid^e  dnbiDibuen  ftd^  be*^ 
fonberd  in  letbenf^aftlid^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  ®ie  JÄpIIe  be«  3fnflinctö  in  ber  ®ef(^re(^t«Iiebe. 

SIQer  ®ef(^(e(^tdlie6e  liegt  ein  burd^aud  auf  bad  ju  (Srjengenbe  ge« 
rtc^teter  Onfiinct  jum  ©runbe.  !Ctc  9?atur  ))f(anjt  ü6er^au))t  ben 
Onflinct  ba  ein,  too  bad  ^anbelnbe  dnbiüibuum  ben  Qmd  3U  t)erfle^en 
unfähig,  ober  i^n  gu  t)erfo(gen  untoillig  fein  toürbe.  S)a§er  ))f[anjt 
fte  i^n  in  bem  ^ier  betrachteten  ^aQ  aud^  beut  äRenfc^en  ein,  ate 
toAiftx  ben  S^cd  jtuar  Derfle^en  lönnte,  i^n  aber  nic^t  mit  bem 
itöt^igen  Sifer,  nämltc^  fogar  auf  Sofien  feinet  inbiDibueQen  2Bo§(^, 
oerfolgen  mürbe.  HIfo  nimmt  ^ier,  mie  bei  aQem  -duftinct,  bie  SEBa^r« 
^eit  bie  ©eflalt  bed  SBa^nc^  an,  um  auf  ben  äBiKen  2^  toirlen. 
Um  bad  •3fnbt))ibuum,  melc^ed  vermöge  bed  tief  in  i^m  murjelnben 
Cgotdmud  nur  für  egciflifc^e  ^totdt  empfänglich  ifl,  für  ben  Seflanb 
unb  bie  Sefc^affen^eit  ber  @attung  in  St^ätigtcit  gu  fe^en  unb  fogar 
ber  £)))fer  für  ben  ©attungdjmecf  fä^ig  }u  mad^en,  mufte  bie  Statur 
bem  OnbiDibuo  einen  gemiffcn  SBa^n  einpflanjen,  bermöge  beffen  i^m 
al9  ein  ®ut  für  Tt^  felbfl  erfd^eint,  m9  in  3Ba§r^eit  b(od  eined  für 
bie  ®attung  if^,  fo  bag  baffelbe  biefer  bient,  mä^reub  ed  flc^  felber  )u 
bicnen  mä^nt.  3)iefer  Sßa^n  ifl  ber  dnflinct.  S)erfetbe  ifl  in  ben 
meifien  f^äUen  anjufe^en  ald  ber  ©inn  ber  ®attung,  melc^er  aber 
bad  i^r  Srommeube  nur  burc^  bie  Säufd^ung  bed  -dnbibibuumd,  bag 
t9  inbit)ibuenen  ^tütdm  nad^juge^en  tuä^nt,  mä^renb  ed  in  SBa^r*' 
^eit  blod  generelle  Derfolgt,  erreichen  lann. 

dn  t^olge  bed  dnflinctd  mirlt  bei  ber  gefd^Ied^ttid^en  Slu^ma^I  bor 
aDen  !Cingen  bie  StüdFft^t  auf  @d^5n§eit  bed  anbern  dnbiDibuum^, 
ald  burc^  meiere  ber  Z\jp\x9  ber  ®attung  möglic^fl  rein  unb  richtig 
erhalten  mirb.  S)a9  fd^minbelnbe  (Snt3üd(en,  melc^ed  ben  iDtann  beim 
^nbtidC  eined  äBeibed  Don  i^m  angemeffener  @(^ön^eit  ergreift  unb  i^m 
bie  Sereinigung  mit  i^r  aU  bad  ^öc^fle  ®ut  borfpiegelt,  ifl  eben  ber 
@iun  ber  ®attung,  melier,  ben  beutlid^  au^gebrüdften  ©tämpel 
berfetben  erfennenb,  fie  mit  biefem  perpetniren  mlidftt.  9!ä(^ft  ber 
©4önöeit  begehrt  (in  golge  be8  Onflinctö)  deber  befonber«  ^eftig 
biejenigen  SSofiTommen^eiten  am  anbern  Onbiüibuo,  me^e  il^m  fetbft 
obge^en,  jia  fogar  bie  UnboIIIommen^eiten,  meiere  ha9  ®egent^eil  feiner 
eigenen  flnb.    (SB.  H,  614—618.) 


272  ®efd§red§t«tiebc 

((^ü^enben  ®emen  ber  dnbiDtbuen,  ifl  i^r  Verfolger  unb  Seinb,  fletd 
bereit^  bad  perfönlid^e  @IM  f^onung^tod  ju  jerftören,  um  feine  ^mdt 
buvc^jufe^en;  ja,  bad  So^I  ganjet  9}otionen  tft  bt^meilen  ha^  Dpfet 
feiner  Saune  getuorben.  2)ied  9[0ed  beruht  barauf,  bag  bie  ®attung, 
al^  in  toeld^er  bie  äBurjel  unferd  SBefend  liegt,  ein  ntt^ered  unb  frü^red 
%e(^t  auf  und  ^at,  als  bad  dnbibtbuum;  ba^er  i^re  Sogelegendeiten 
öorge^en.     (SB.  n,  634—638.) 

2)  995ur3el  unb  Sebeutung  berfelben. 

Sluf  ber  metap^^r^fc^en  dbentität  bed  äBiaend,  ald  bed  3)tnged  an 
flc^,  bei  ber  ja^llofen  Siel^eit  feiner  Srf^einungen,  berufen  brei  $^ttito« 
mene,  toeld^e  man  unter  ben  gemetnfamen  äSegriff  ber  ©^mpat^ic 
bringen  fann:  1)  bad  SRttletb  (caritas),  bie  Safid  ber  ©ered^tigfctt 
unb  3Renf(^enIiebe;  2)  bie  ©efc^tec^tdliebe  mit  eigenjtmtiger  9(ud' 
xooSjji  (amor),  netc^e  bad  Seben  ber  ©attung  ift,  bad  feinen  Sorrang 
t)or  bem  ber  dnbit)ibuen  gettenb  ma^t;   3)  bie  9ßagie.    (Sß.n,  689.) 

9IIe  Verliebtheit,  mie  ät^erif«^  fie  [\6)  andf  geberben  mog,  murgelt 
ollein  im  ©ef^Iec^tdtriebe,  \a,  ifl  burd^aud  nur  ein  ntt^er  Be|)immter, 
fpccialiflrter,  mo^I  gar  im  ftrcngflen  @inne  inbtt)ibualif}rter  ®ef(^Ie(^td- 
trieb.  (993.  U,  608.)  Sd  ift  leine  Jtleinigfeit,  um  bie  e«  fl^  ^ter 
^anbelt.  üDer  Snbjmed  aOer  Siebed^ftnbel  ifl  toirflid^  ttii^tiger,  aü 
aät  anbem  ^mit  im  äßenfc^enleben  unb  ba^er  bed  tiefen  (Sxnftt9, 
nomit  jleber  i^n  Derfolgt,  t^öHtg  mert^.  !Cad  nämlid^,  »ad  baburc^ 
entfc^ieben  toirb,  ifl  nic^td  @eringered,  ate  bie  S^f^ntmenfe^ung 
ber  nä(|{ten  ©eneration.  2Bie  bad  ©ein,  bie  EziBtentia  unferer 
9tad^Iommen  burd^  unfern  ©efc^lec^tdtrieb  überhaupt,  fo  ifl  bad  Sßefeit, 
bie  Essentia  berfelben  burc^  bie  inbibibueHe  Sludma^I  bei  feiner  9e» 
friebigung,  b.  i.  bie  ©cfc^Iec^tdtiebe,  burc^meg  bebingt  unb  toirb  baburc^ 
unmieberrufli^  feflgefleüt.  @d  l^anbelt  ftd)  alfo  in  ben  Siebedangelegen* 
beiten  nic^t,  »ie  in  aQen  übrigen  Slngelegen^eiten,  um  inbiDibuellcd 
SBo^l  unb  2Be^e,  fonbem  um  bad  S^afein  unb  bie  fpecieüe  Sefc^affen^eit 
bed  SRenf(^engef(^Ie(^td  in  fUnftigen  S^^^^^r  "^^^  ^^^^  ^<t^  ^^er  ber 
aßiae  bed  (Einjelnen  in  er^ö^ter  ^otcnj,  atö  SEBiUe  ber  ©attung  auf. 
3)ie  lünftige  ©eneration,  in  i^rer  gangen  inbiDibuellen  Seflimmt^eit, 
ifl  ed,  bie  ftd),  mittelft  bed  ganjen  SCreibend  unb  9ßü§end  SerUebter 
um  Srlongung  bed  geliebten  ® egenflanbed ,  ind  3)afein  brängt.  3a, 
fie  fetbfl  regt  fl^  fc^on  in  ber  fo  umfic^tigen,  befHmmten  unb  eigen« 
finnigen  9ttd»a^t  }ur  Sefriebigung  bed  @efd)Ied)tdtriebed,  bie  man 
Siebe  nennt.    (SB.  U,  608—612.  627.) 

3)  ©rabe  berfelben. 

jDie  Seibenf(^aft  ber  Siebe  ^at  unjä^Iige  ©rabe,  bereu  beibe  (S^treme 
man  aU  'AfpoSttT]  7üav5i(]|jLOC  unb  oupavia  bejeid^nen  mag;  bem 
SBefen  nac^  ift  fte  jieboci^  iiberaÜ  bie  fctbe.  hingegen  bem  ©rabe  nac^ 
n)irb  fie  um  fo  mächtiger  fein,  je  inbi))ibualifirtcr  fie  ijl.  ÜDie 
^öc^flen  ©rabe  entfpringen  aud  berjenigen  Sngcmcffen^eit  beiber  3n» 
biDibuatitätcn  ju  einanbcr,  vermöge  »elc^er  ber  CE^aratter  bed  Saterd 


®efd^(ed^tdUebe  273 

unb  ber  -dntellect  ber  ÜRutter,  in  i§rer  SSerbinbung,  gerabe  badj[entge 
dnbiDtbuum  ooDenben,  nad^  loelc^em  ber  äBiQe  jum  lieben  a\&  ©attungd- 
loille  eine  bod  Tlaa^  etne^  fierbltd^en  $erjcnd  überfietgenbe  Se^nfuc^t 
em))finbet.  de  ))oII!ommener  bie  gegenfeittge  Sngemeffen^ett  jmeier 
dnbttoibuen  gu  etnanber  in  jeber  ber  mannigfad^en  S^Udft^ten,  bie  ^ter 
malten,  if!,  beflo  flärler  totrb  i^re  gegenfettige  Seibenfd^aft  auffallen« 
(908.  n,  612  fg.  628.) 

3e  me^r  ©eift,  befio  befiimmtere  dnbiüibualität,  ba^er  beflo  be- 
^immtere  f^orberungen  an  bie  biefer  entfpred^enbe  Onbiuibnaßtät  be^ 
anbern  ©efd^Ie^td;  moraud  folgt,  bag  geifhei^e  Onbiüibuen  ftd^  be« 
fonberd  in  letbenf^aftlid^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  SDie  diolU  be^  dnfiinct^  in  ber  ©efd^Ied^t^Iiebe. 

%Qer  ®ef(^(ed^tdliebe  liegt  ein  burc^aud  auf  bad  }u  (Srjeugenbe  ge« 
Tt^teter  dnfiinct  jum  ©runbe.  ÜDie  9?atur  ))flan}t  über^au^t  ben 
dnflinct  ba  ein,  tuo  ba$  ^anbelnbe  dnbiuibuum  ben  ^xotd  ]u  t)er{le§en 
unfähig,  ober  i^n  3U  verfolgen  unh)illig  fein  toürbe.  ÜDa^er  pflanit 
{ie  i^n  in  bem  ^ier  betrad^teten  SaD  auc^  bem  2Renf(^en  ein,  ate 
toeld^er  ben  S^td  jtvar  t)erfle^en  !5nnte,  i^n  aber  nic^t  mit  bem 
uot^igen  Sifer,  nämli<^  fogar  auf  Sofien  feinet  inbiuibueKen  SBo^te, 
»erfolgen  koürbe.  Sllfo  nimmt  ^ier,  toie  bei  allem  dnflinct,  bie  SBa^r* 
^eit  bie  ©eflalt  bed  SBal^nc^  an,  um  auf  ben  äBiKen  2^  toirlen. 
Um  ba^  dnbiuibuum,  toel^ed  t)ermöge  bed  tief  in  i^m  tourjelnben 
Sgoi^mud  nur  für  egoiflifc^e  ^mdt  cm))fäng(i^  ifl,  für  htn  Säeflonb 
unb  bie  93ef(^affen§eit  ber  ©attung  in  St^iitiglcit  }u  fe^^en  unb  fogar 
ber  D^fer  für  ben  ©attungdjtoedC  fä^ig  gu  machen,  mugte  bie  92atur 
bem  ^bit)ibuo  einen  getoiffcn  ^af)n  einpflanjen,  t)ermöge  beffen  i^m 
Ott  ein  ©ut  für  fic^  fclbfl  erfi^eint,  \va9  in  SBa^rl^eit  bloö  eine«  für 
bie  ©attung  1%  fo  bag  baffetbe  biefer  bient,  mä^renb  e$  fl^  felber  ju 
bienen  toä^nt.  S)iefer  S3}af}n  ifi  ber  Snjlinct.  ©erfelbe  ifl  in  ben 
meiflen  %^Um  angufe^en  att  ber  ®inn  ber  ©attung,  toet^er  aber 
bad  i^r  Srommeube  nur  burd^  bie  2:äuf<^ung  bed  Onbit)ibuum$,  bog 
t9  inbit)ibueUen  B^^^^n  nad^guge^en  toft^nt,  lod^renb  e$  in  993a^r« 
^eit  Mo^  generelle  uerfolgt,  eneic^en  lann. 

dn  t^olge  bed  dnflinctd  toirlt  bei  ber  gefd)led^tlid^en  Sludma^l  bor 
allen  S)ingen  bie  SZüdffic^t  auf  ®d^5n§eit  bed  anbern  '3nbit)ibuum9, 
att  burc^  meiere  ber  Z\)\in9  ber  ©attung  möglid^fl  rein  unb  rid^tig 
erhalten  toirb.  ÜDa^  f^toinbelnbe  (Ent}üdFen,  toeld^e^  ben  Wlann  beim 
Snblidf  eined  SBeibed  l^on  i§m  angemeffener  ©^ön^eit  ergreift  unb  i§m 
bie  Bereinigung  mit  i§r  att  ba^  ^iid^jle  ©ut  l^orfpiegelt,  ifl  eben  ber 
@inn  ber  ©attung,  meld^er,  ben  beutlid^  audgebrüdEten  ©tämpel 
berfelben  erlennenb,  fie  mit  biefem  ^erpetuiren  möd^te.  9täd^fl  ber 
©c^ön^eit  begehrt  (in  golgc  beö  Onpinct«)  3eber  befonber«  ^eftig 
bieienigen  SoQfommen^eiten  am  anbern  Snbiüibuo,  toel^c  il^m  felbjt 
abgeben,  ja  fogar  bie  Um^oKYommen^eiten,  toetc^e  ia9  ©egent^eil  feiner 
rigeuen  finb.    (©•  H,'  614—618.) 

€4op(n^aner>S€siIon.   I.  18 


274  ©cfd^rcd^teticbe 

SDte  inflincttt)  (eitenben  ^M\ii)ttn,  mli)t  bei  bem  gef(^(ed)tHd^eit 
äBol^Igefallen  unb  bet  gefd^Ied^tüdjen  3lu^tt)a(}(  ivalten,  jerfaden  in  fol^e, 
ml^t  unmittelbar  ben  Stt^pud  ber  ©attung,  b.  i.  bie  @^i5n^ett  be^ 
treffen,  in  foI(^c,  mld)t  auf  pfijd^ifd^c  ßigcnfd^aftcn  gerietet  finb,  unb 
enblid^  in  6Ioö  rclotiöc,  wcld^c  ai\9  ber  erforderten  (Jorrcction  ober 
9?cutralifation  ber  ©infeitigleitcn  nnb  Slbnormitöten  ber  beiben  -Snbiöi^ 
buen  burd^  einanber  ^eröorgc^cn.     (SB.  II,  619—627.   5W.  390  fg.) 

5)  Unabl^üngigfeit  ber®cfd^(ed^tdIiebe))on  ber^reunb^ 
f^aft. 

SBeil  bie  Verliebte  ISetbenfdjaft  fld^  eigentlid^  um  ia9  }u  (Srjengenbe 
unb  beffen  (Sigenf^aften  bre^t,  lann  j^^ifci^cn  imi  jungen  beuten  der« 
fd^iebenen  ©efd^Ied^td,  t)ermöge  ber  lieber  ein  fiimmiurg  i^rcr  ©eflnnung, 
il^reö  S^orafterg,  i^rcr  ®eifie«ri^tung ,  Srcunbfc^aft  befielen,  o^ne 
bag  ®ef(^Ied^t^(iebe  fld^  einmifc^te;  ya  fogar  (ann  in  biefer  $inft(^t 
eine  gen)tffe  Sbneigung  }h)ifd^en  i^nen  l^orl^anbeu  fein.  ÜDer  ®runb 
i)mt>on  ifl,  bag  ein  l^on  i^nen  erjeugted  ^inb  Hrperlic^  ober  geifUg 
bi^^armonirenbe  Sigenfd^aften  l^aben,  hirj,  feine  S^flenj  unb  ^e« 
fd^affen^eit  ben  ^mdtn  ht9  Sßillend  3um  Seben,  toie  er  fi(^  in  ber 
®attung  barfieHt,  nid^t  entfpred^en  toürbe.  dm  entgegengeje^ten  %qU 
lann,  bei  ^eterogeneität  ber  ®eftnnung,  bed  S§arafter^  unb  ber  ®eified« 
rtc^tung,  unb  bei  ber  baraud  ^ert)orge^enben  Sbneigung,  ja  t^einbfäligfeit, 
bo^  bie  ®ef^(e(^tdtiebe  auflommen  imb  befleißen;  h)o  fie  bann  über 
jened  SOed  t)erblenbet;  t}erleitet  fie  l^ier  }ur  (S^e,  fo  toirb  ed  eine  fe^r 
unglüdflic^c.    (335.  U,  613  fg.) 

6)  2)ad  (Sr^abene  unb  ^omifd^e  in  ber  ®ef(^(ed^td(tebe. 

3)a8  SScrIiebtfein  eine«  9D?enfd^en  liefert  oft  lomifd^e,  mitunter 
and^  tragifd^e  $§ünomene;  Seibe«,  loeil  er,  t)om  ®eifle  ber  ®attung 
in  S3efi|}  genommen,  ie^t  t)on  biefem  be^errfd^t  wirb  unb  nxäjt  mtf)x 
^d)  felber  angehört.  S)abur(^  toirb  fein  ^anbeln  bem  dnbiuibuo  un* 
angemeffen.  SEBad,  bei  ben  ^ö^ern  ®raben  bed  Serliebtfein«,  feinen 
®ebanten  einen  fo  ^oettfd^en  unb  erhabenen  Slnflrid^,  fogar  eine 
tran^fcenbente  unb  ^^perp^^r^fd^e  S^ic^timg  giebt,  t)ermbge  n)e((^er  er 
feinen  eigentK^en,  fe^r  ))^^ftf^en  ^md  gan}  an9  ben  klugen  }u  Der* 
lieren  f^eint,  iji  im  ®runbe  SDiefeö,  baß  er  je^t  oom  ®eipe  ber 
®attung,  be^cn  Sngetegenl^eiten  unenblid^  tt)id^tiger,  aU  alle  bIo9  in« 
bioibueüen  finb,  befeelt  ifl.  S)ad  ©efü^I,  in  Angelegenheiten  t)on  fo 
trandfcenbenter  äBic^tigfeit  ju  ^anbeln,  ift  c«,  toa«  ben  Verliebten  fo 
^0^  über  alled  drbif^e,  ja  über  fic^  felbft  emporhebt  unb  feinen  fe^r 
^§9fifd^en  äBünfc^en  eine  fo  §^))erp^l9ftfd^e  Sinfleibung  giebt,  bag  bie 
Siebe  eine  ))oetifc^e  Spifobe  fogar  im  Seben  bed  profaifd^eflen  SRenfi^en 
koirb;  in  loelc^em  letzteren  gatle  bie  Sac^e  bi«n)eiten  einen  lomifd^en 
Änjlrid^  gewinnt.  —  S)er  SSerliebte  fud^t  im  ®runbe  nic^t  feine 
(Sadft,  fonbem  bie  eine«  ^Dritten,  ber  erjl  entfielen  foll;  »ietoo^t  i§n 
ber  äEßa^n  umfängt,  ald  koäre  toa9  er  fud^t  feine  ©ac^e.  Aber  gerabe 
biefe«  9lid§t«feine»®ad^e*fud^en,  welche«  überoH  ber  ©tttrapel  ber  ©röße 


®cfc^(cd^t«t5etlc    —    @efd^Icd^t«tncB  275 

ifl,  gte6t  aitd^  ber  (eibenfd^aftlid^en  Siebe  ben  9(n{lrtd^  bed  ©vl^abenen 
nah  maift  fte  jum  mürbtgen  ©egenfianbe  ber  2)t(^tung.   (2B.  II,  633  fg.) 

ttefd)Ud)totl)tiU,  f.  ©enitotien, 

tttfti)Ud)totntb. 

1}  Unterfc^ieb  }to)tfd^en  2:i^ter  unb  3Renf<^  in  ^infid^t 
auf  ben  ©efd^Ied^tdtrieb. 

(S9  ift  otö  ein  $^ttnomen  be$  ben  SRenf^en  l^on  allen  ST^ieren 
unterfc^eibenben  eigentlichen  dnbit)ibual(^aratter^  anjufe^en,  bag 
bei  ben  Spieren  ber  ©efdfte^tötrieb  feine  93efriebigung  o^ne  nterftid^e 
3Iu^n)a^(  fud^t,  ivä^renb  biefe  Slu^n^at;!  beim  äRenfc^en,  unb  }toar  auf 
eine  ton  aQer  9}efIefion  unabhängige,  inflinctmägige  äBeife,  fo  ^od^ 
getrieben  tüirb^  bog  fie  1x9  jur  gewaltigen  Seibenfc^aft  fleigt.  (SB.  I, 
156.)  An  bic  ©teile  ber  bloö  t^ierifd^en  ®runfi  tritt  beim  SKenfd^en 
Die  forgfttitige  unb  capriciöfe  Sudkua^I  bed  anbcm  -dnbiuibuumd  }ur 
Sefriebigung  beö  ©efd^Ied^t^triebeö,  mli^t  fi^  bi9  jur  leibenfc^aftlid^en 
Siebe  feigem  !ann.  (SB.  II,  582.)  !Curc^  biefe  Steigerung  be« 
@ef(^Ied^tdtriebed  aber  }ur  Siebe  fleigern  fld^  beim  3Renfd^en  aud^  bie 
an  bie  ©ef^tct^t^bcfriebigung  fid^  fnüpfenben  Seiben,  toic  überl^aujrt 
bie  (Steigerung  ber  Sffecte  beim  3)?enfc^en  eine  Steigerung  ber  Seiben 
jur  golge  ^at.    {%  U,  315  fg.   §.  409.) 

2)  Sebeutung  unb  3Rad^t  bed  ®ef(^Ied^tdtrtebe9. 

S)er  @ef^(e^tdtrie6  ifl  anjufe^en  ate  ber  innere  3^0  ^^^  Saumed 
ber  ©attung,  auf  toeld^em  ha9  Seben  bed  3nbit)ibuuni$  fptogt,  toie  ein 
Statt,  ha9  ooni  Saume  genährt  toirb  unb  t^n  }u  nähren  beiträgt; 
ba^er  ifl  jener  Srieb  fo  flar!  unb  au^  ber  Siiefe  unferer  9!atur. 
(SB.  n,  583.  Sergl.  aud^  ©attung^Ieben  unter  ©attung.) 
üDie  Sefriebigung  bed  ©efc^Ied^t^triebed  ge^t  über  bie  Seja^ung  ber 
eigenen  (S^iflenj,  bie  eine  fo  furje  ^tit  füQt,  ^inaud,  bejaht  ia9  Seben 
über  bem  STob  be^  3nbit)ibuum9  in  eine  unbeflimmte  ^At  §inaud* 
(SB.  I,  387.   SB.  n,  649.   f.  U,  310.) 

3)ie  Segierbe  bed  ©efc^Ie^t^  trägt  einen  bon  jeber  anbem  fe^r 
öerf(^iebenen  S^araltcr;  fle  iji  nid^t  nur  bie  flärffle,  fonbern  fogar 
fpeci^fd^  t)on  mächtigerer  Srt  aU  aDe  anbern.  ®ie  ifl  ni^t,  n^ie 
anbere  SBünfd^e,  @a^e  bed  ©efd^madfd  unb  ber  Saune.  !Denn  fle  ifi 
ber  bad  SBefen  bed  SRenfd^en  audmad^enbe  SBunfc^.  3m  Sonflict 
mit  i^r  ijl  lein  SWotio  fo  (larf,  baß  e«  be«  ©iege«  gctoiß  wäre,  ©ie 
ifl  fo  fe^r  bie  $au))tfad^e,  bog  für  bie  @nt6e§mng  i^rer  Sefriebigung 
leine  anbern  ©enüffe  entf^äbigen;  aud^  übernimmt  Xfjkx  unb  SOtenf^ 
ihretwegen  jebe  ©efa^r,  j[eben  ffampf.  SDie^  flimmt  bamit  überein, 
bag  ber  ©ef^Ied^tdtrieb  ber  ftem  be^  Sillend  jum  Seben,  mithin  bie 
Soncentration  aUt9  SBoDend  ifi.  S)er  SBiOe  jum  Seben  äugert  fld^ 
}war  }unäc^fl  ald  ©treben  jur  @rl^altung  be9  dnbiuibuumd;  teboc^  ifl 
bied  nur  bie  ©tufe  jum  ©treben  nad^  (Srl^altung  ber  ©attung,  wetc^ed 
Untere  in  bem  ©rabe  heftiger  fein  mug,  aU  ha9  Seben  ber  ©attung 

18* 


274  ©cfd^rcd^teücbe 

SDie  inflincttt)  (eitenben  9{ii(f {leisten/  mli)c  bei  bem  gefd^Ie({)tKd^en 
3ßo^(gefaIlen  unb  ber  gefd^Icd^tlid^en  Slu^tva^I  ivalten,  jetfaden  in  fol^e, 
n)e(4e  unmittelDar  ben  Stt^pud  ber  ©attung,  b.  t.  bie  @(j^5n^eit  bc^ 
treffen^  in  fol^c,  hjctdjc  auf  })f^d^if(I)c  Gigcnfd^aftcn  gerietet  fmb,  nnb 
enblic^  in  bloö  rclotiüc,  toctd^c  au«  ber  crforbcrtcn  (Jorrcction  ober 
9?cutrolifation  ber  ©infeitigicitcn  unb  Slbnorniitätcn  ber  beibcn  Onbiöi* 
buen  burd^  cinanbcr  l^eröorgc^en.     (SB.  II,  619—627.   5W.  390  fg.) 

5)  Unob^üngigfeit  ber ®efd)(cd^t«(iebet)on  berS^^unb^ 
ft^aft. 

SBeil  bie  ijertiebte  Seibenfdjaft  ftd^  eigentlich  um  ba«  }u  Srjeugenbe 
unb  beffen  (Sigeufd^aften  bre^t,  lann  2^if<^e"  itt)ei  jungen  beuten  Der^ 
fc^iebenen  ®t\dfUä)%  l^emtöge  ber  lieber  ein  fiimniunig  ^^^  ©efinnnng, 
il^red  S^arafter«,  i^rer  ®ei{le€ri(^tung ,  ^rennbfdjaft  befielen,  o^ne 
bag  ®ef^led^tdltebe  flc^  einmifc^te;  ja  fogar  !ann  in  biefer  ^inftc^t 
eine  gen)tffe  Slbneigung  jtvifc^en  i^nen  t)orl^Qnben  fein.  SDer  ®runb 
(;iert)on  ifl,  bag  ein  t)on  i^nen  erjeugte«  ^nb  förperlic^  ober  geifKg 
bid^amtonirenbe  (Sigenfd^aften  ^aben,  hirj,  feine  Sofien j  unb  Se« 
fd^affen^eit  ben  ^t^^den  be«  SßiDen«  junt  Seben,  tt)ie  er  fld^  in  ber 
®attung  barfleüt,  ni^t  entfpred^en  mürbe,  dm  entgegengeje^ten  SaO 
lann,  bei  ^eterogeneität  ber  ®efmnung,  be«  6§arafter«  unb  ber  ®etfled« 
rid)tung,  unb  bei  ber  baraud  ^erüorge^enben  Sbneigung,  ia  t^einbfäligfeit, 
bo(^  bie  ®efd^(ec^tdtiebe  auflommen  unb  befleißen;  tDo  fie  bann  über 
iened  SOe«  t)erblenbet;  t)erleitet  fie  ^ier  }ur  (S§e,  fo  U)irb  e«  eine  fc^r 
unglüdlid^c.    (SB.  U,  613  fg.) 

6)  ÜDa«  Srl^abene  unb^omifc^e  in  ber  ®ef^(e(^tdticbe. 

3)a3  SSerliebtfein  eincö  5IKenfd^en  liefert  oft  fomifd^e,  mitunter 
aud^  tragifd^e  $§änomene;  93etbed,  toeit  er,  \)om  ®eiße  ber  ©attung 
in  S3ef{|}  genommen,  je^t  t)on  biefem  be^errf^t  wirb  unb  nid^t  me^r 
ftd^  feiber  angehört.  S)abur^  toirb  fein  ^anbeln  bem  dnbitiibuo  nn« 
angemeffen.  SEBad,  bei  ben  ^ö^ern  ®raben  bed  Serüebtfein«,  feinen 
®ebanlen  einen  fo  ^oetifc^en  unb  erhabenen  Slnflri^,  fogar  eine 
trandfcenbente  unb  ^^per{)I)^fif^e  S^id^tung  giebt,  t)erm5ge  totldftx  er 
feinen  eigentli^en,  fe^r  ))^^r(f^en  ^totd  gauj  an^  ben  Sugen  }u  Der« 
lieren  fd^eint,  ifl  im  ®runbe  3)iefeö,  baß  er  jeßt  oom  ®eipe  ber 
®attung,  beffen  Angelegenheiten  unenblid^  n}id^tiger,  al9  aKe  bIo9  in« 
bioibueOen  fmb,  befeett  ifl.  S)a«  ©efü^I,  in  Angelegenheiten  Don  fo 
trandfcenbenter  SBic^tigTeit  ju  ^anbetn,  ifl  cd,  tt)ad  ben  Verliebten  fo 
^0^  über  aKe«  Orbif^e,  ja  über  fid^  felbfl  emporhebt  unb  feinen  fe^r 
^§Qfifd^en  Sünfc^en  eine  fo  ^^perp^l^fifd^e  SinHeibung  giebt,  bag  bie 
Siebe  eine  ))oetif^e  Spifobe  fogar  im  Seben  be«  ))rofaifd^eflen  3ßenf(^cn 
koirb;  in  koeld^em  te^tercn  i^alle  bie  (Sadjt  bidtoeilen  einen  (omif^en 
Slnflrid^  getoiimt.  —  S)er  SSerliebtc  fud)t  im  ®runbe  nii^t  feine 
®a(^e,  fonbem  bie  eine«  ^Dritten,  ber  erfl  entfielen  foH;  toieioo^t  i§n 
ber  SBa^n  umföngt,  alö  märe  »a«  er  fud^t  feine  ©o(^e.  «ber  aerobe 
biefe«  SWid^t*feine«®a^e«fud^en,  toeld^eö  überall  ber  ©tämpel  ber  ©röge 


©cfd^Ied^tet^cilc    —    Ocfd^tcd^WtricB  275 

tfl,  giebt  aud^  ber  (etbenf^aftlid^en  Siebe  ben  9(n{lrtd^  bed  dxf^aitntn 
nah  mad^t  fie  jum  mürbigen  ©egenfianbe  ber  !Dic^tung.   (2B»  U,  633  fg.) 

tt(fd)ltd)t8itl)tiU^  f.  ©enit alten. 

tftfti)Ud)totticb. 

1)  Unterfd^ieb  2tt>tf(^en  Silier  unb  SRenfc^  in  ^infid^t 
auf  ben  ©efd^ted^tdtrieb. 

6^  ift  aU  ein  ^^dnomen  bed  ben  SRenfd^en  t)on  allen  ST^ieren 
unterfc^eibenben  eigentlichen  dnbit)ibual(l)atatter9  anjufe^en,  bag 
bei  ben  S^^ieren  ber  ®efd)(e^tdtrieb  feine  ^efriebigung  o^ne  merftid^e 
%u^xt)ai)l  fu^t,  ivä^renb  biefe  Slu^ioa^I  beim  Wlm^ijtn,  unb  itoax  auf 
eine  t)on  aQer  Stefle^ion  unabhängige,  infiinctmägige  Seife,  fo  ^od^ 
getrieben  tuirb,  bog  fie  btö  gur  gewaltigen  Seibenft^aft  fleigt.  (SB.  I, 
156.)  an  bie  ©teile  ber  bloö  t^ierif^en  Srunfl  tritt  beim  SKenfd^en 
bte  forgfältige  unb  capricibfe  Slu^ma^I  bed  anbcrn  -dnbiüibuumd  }ur 
Sefriebigung  bed  ©efd^Iec^t^triebed,  meldte  fid^  bid  }ur  leibenfd^aftli^en 
Siebe  feigem  !ann.  (SB.  II,  582.)  !Curd^  biefe  Steigerung  beö 
©efc^Ied^tdtriebed  aber  gur  Siebe  fieigern  fi^  beim  3Rm\djtn  aud^  bie 
an  bie  ©ef^Ied^t^befriebigung  ftd^  Inüpfenben  Sei  ben,  tok  überl^au))t 
bie  (Steigerung  ber  Effecte  beim  2)7enfd^en  eine  Steigerung  ber  Seiben 
jur  golgc  §at.    (^.  II,  315  fg.   §.  409.) 

2)  Sebeutung  unb  ÜRad^t  bed  ©efd^Ied^tdtrtebed. 

S)er  ©efc^Ie^tdtrieb  ifl  angufe^cn  ate  ber  innere  3ug  bed  Saumed 
ber  ©attung,  auf  tt)e(^em  ha^  Seben  bed  3nbit)ibuumd  fptogt,  mie  ein 
Statt,  ha9  t)om  Saume  genährt  toirb  unb  i^n  }u  näl^ren  beiträgt; 
ba^er  ifl  jener  S^rieb  fo  {larl  unb  au^  ber  STiefe  unferer  9!atur. 
(SB.  n,  583.  SSergl.  aud^  ©attungöleben  unter  ©attung.) 
üDie  Sefriebigung  be^  ©efc^Ied^t^triebed  ge^t  über  bie  Seja^ung  ber 
eigenen  (Efifleng,  bie  eine  fo  furje  ^dt  füKt,  ^inau^,  bejaht  bad  Seben 
über  bem  S^ob  bed  3nbit)ibuumd  in  eine  unbefiimmte  ^txt  §inaud« 
(SB.  I,  387.   SB.  U,  649.   %  U,  310.) 

3)ie  Segierbe  bed  ©efc^te^td  trägt  einen  bon  jeber  anbem  fel^r 
uerfc^iebenen  S'^aralter;  fie  ifl  nid^t  nur  bie  fiärifie,  fonbern  fogar 
fpeci^fd^  Don  mächtigerer  SIrt  atö  aKe  anbern.  ®ie  ifl  nic^t,  U)ie 
anbere  SBünfd^e,  @a^e  bed  ©efd^madfd  unb  ber  Saune.  S)enn  fte  ifl 
ber  bad  Sefen  bed  SRenfc^en  audmad^enbe  SBunfd^.  3m  Sonflict 
mit  i§r  ifl  lein  SlRotil?  fo  flarf,  bag  e^  be^  ©ieged  geh)ig  tt)äre.  @ie 
ifl  fo  fe^r  bie  ^auptfad^e,  bag  für  bie  @ntbel^rung  i^rer  Sefriebigung 
feine  anbern  ©enüffe  entf^äbigen;  anij  übernimmt  S^^ier  unb  SOtenf^ 
i^retmegen  jebe  ©efa^r,  jeben  ffampf.  ÜDied  flimmt  bamit  überein, 
bag  ber  ©efd^Ied^tdtrieb  ber  Sttxn  bed  SBiDend  jum  Seben,  mithin  bie 
Soncentration  aüt€  SBoDend  ifl.  S)er  SBille  gum  Seben  äugert  fid^ 
gmar  gunäc^fl  al9  Streben  gur  (Sr^attung  bed  dnbiuibuumd;  jebod^  ifl 
bie^  nur  bie  Stufe  gnm  Streben  nac^  (Srl^altung  ber  ©attung,  toeld^eö 
le^tere  in  bem  ©rabe  heftiger  fein  mug,  al9  ba^  Seben  ber  ©attung 

18* 


276  ©efci^rcd^tStrieB 

an  S)auer,  Slu^be^nung  unb  Sßert^  ba^  bed  dnbbtbuumd  übertrifft. 
SDa^er  ifl  ber  ©ef^I^c^tdtrteb  bie  üoQfommenfie  ^eugerung  bed  SEBiQen^ 
3um  Seben,  fein  am  beittlid^flen  audgebrüdfter  j£t)pud;  unb  hiermit  ifl 
foh)o^I  ba$  (Sntfle^en  bed  3nbi))ibuuntd  a\x9  i^m,  al9  fein  ^timat 
über  aUt  anbern  SBünfd^c  bed  natürlichen  ÜRenfd^en  in  boUTommener 
Ucbcrcifiintmung.    (SB.  n,  585—587.   2B.  I,  389.) 

3)  $^9fioIogif(^e^   (S^orrelat   ber   (S^oncentration   be9 
äaSUIend  im  ©efd^Ied^t^triebe. 

SEBie  ber  ©efd^Ied^t^trieb  bie  l^eftigfle  ber  S3egierben,  ber  SBunfd^  ber 
SBünfd^e,  bie  Soncentration  aDed  unfern  SßiDend  ifl;  —  fo  finben  toir, 
aU  p^^ftologifd^e^  @^orre(at  ^iet)on,  im  obj[ectit?irten  SBiOen,  alfo  im 
menfc^li^en  Örgani^mud,  \>a9  (Sptxma  a\^  bie  @ecretion  ber  ®ecre« 
tionen,  bie  Ouinteffenj  aller  ©äfte,  bad  leiste  9{efultat  aDer  organifd^en 
i^unctionen  unb  l^aben  hieran  einen  abermaligen  Seleg  ba}u,  baß  ber 
Seib  nur  bie  Objectitüt  bed  SEBiKend,  b.  |.  ber  SEBiOe  fetbfl  unter 
ber  gorm  ber  SJorfiettung  ifi.    (SB.  U,  587.) 

4)  !Der  ©efd^Iec^tdtrieb,  in  93e}ie^ung  auf  bad  Sebend« 
g(ü({  betrachtet. 

SBenn  ber  SEBiKe  }um  Seben  fic^  b(od  barflellte  ald  STrieb  }ur  @elbfl« 
er^altung;  fo  toürbe  bied  nur  eine  SSeja^ung  ber  inbiüibueSen  dv 
fd^einung,  auf  bie  (Spanne  ^tit  i^rer  natürlichen  !Dauer  fein.  3)ie 
ÜRü^en  unb  @orgen  eine^  fold^en  ISeben^  toürben  uid^t  grog,  mithin 
bad  üDafein  leidet  unb  Reiter  auffallen.  SEBeil  hingegen  ber  SBiOfe  bad 
Seben  fcj^led^t^in  unb  auf  aDe  ^tit  n)ill,  fieQt  er  fl^  gugleic^  bar  ate 
©efc^Ied^t^trieb,  ber  t§  auf  eine  eublofe  9{ei§e  ton  ©enerationen  ab« 
gefe^en  §at.  2)iefer  S^rieb  ^ebt  j[ene  ©orglortgTeit,  ^eiterfeit  unb 
Unfd^ulb,  bie  ein  blod  inbit)ibuelle^  ÜDafein  begleiten  loürben,  auf, 
inbem  er  in  bad  93en)u§tfein  Unruhe  unb  Melancholie,  in  ben 
Sebenölauf  UnfäCe,  Sorge  unb  9?ot5  bringt. ,  (SB.  U,  649.) 

iKit  Sßed^t  fc^ä^t  $(ato  bad  ©reifenalter  glüdflid^,  fofern  ed  ben 
bid  ba§in  und  unabläfftg  beunrul^igenben  ©efd^Ied^tdtrieb  cnbli^  (od  tft. 
©ogar  liege  ftd^  behaupten,  ha^  ber  SDtenfd^  er^  mäi  (Srlöfd^en  bed 
©efd^te^tdtriebed  ganj  t}ernünftig  loirb.  ®en)ig  aber  ifl,  bag  bie 
SRelanc^oIie  ber  dugenb  mit  ))on  ber  bämonifd^en  $enfd^aft  bed  ©e- 
fd^Iec^tdtriebed  §errül^rt,  bie  ^eiterleit  bed  SIterd  bagegen  bie  ^eiterfeit 
Deffen  ift,  ber  eine  lange  getragene  treffet  lod  ifl  unb  fic^  nun  frei 
beisegt.  —  9nbererfeitd  j[eboc^  liege  ftc^  fagen,  bag  na^  ertof dienern 
©efc^Iec^tdtrieb  ber  eigentli^e  Sttn  bed  Sebend  Derje^rt  unb  nur  noc^ 
Sie  ©d^aolc  beffelben  oor^anben  fei.    (^.  I,  524.) 

5)  SreiujiUige  (Sntfagung  ber  Sefriebigung  bed  ®t* 
fd^Iec^tdtriebed. 

2)a  in  ber  ©efc^Ied^tdbefriebigung  flc^  bie  99eial^ung  bed  SBiOend 
3um  Seben  audbrüdft,  fo  ifl  fr  ei  toi  lüge  unb  bur^  fein  SDtotit)  be« 
grünbete    (Sntfagung    ber  ^efriebigmtg    bed    ©efd^Iec^tdtriebed    fc|fon 


&t\äilUä^imxWtnii  277 

Verneinung  bed  SEBtDen^  )um  Stirn,  i|t  eine  auf  eingetretene,  al9 
Ouiettt)  tDirlenbe  Srienntnig,  fveimillige  ®e{6ßauf§ebung  beffelben. 
SDefngentä§  fieQt  \olijt  Verneinung  bed  eigenen  l^etbed  [lä^  fd^on  al^ 
ein  SBiberfpruc^  bed  SiHend  gegen  feine  eigene  (Srfd^einung  bar.  ÜDenn 
obgleich  .auc^  ^ier  ber  Seib  in  Un  ©enitaltcn  ben  Wiüm  jur  go^t« 
))f{an2ung  obiectiDirt,  n)irb  biefe  bennod^  nic^t  geh)oIIt.  @ben  bed^atb, 
nämtic^  toeil  fte  Verneinung  ober  Suf^ebung  bed  2BiIIen6  junt  itbtn 
\%  ifl  fol^e  (Sntfagung  eine  f^toerc  unb  f^merjli^e  ©elbflüberttiinbung. 
(535.  I,  394.    2B.  U,  649.) 

6)  SBibernatürlid^e    Sefrtcbigung     be«    ©efd^Ied^tö» 
triebe«.    (©.  ^äbcrafiie.) 

e^tfd)  Ud)  t$t)et  I)  ältni^. 

1)  3)ie   JRoUe,    tüelc^c    baö  ©efc^Ied^töber^öUniß   im 
5D?cnf^enIc6en  fpielt. 

S)et  Vebeutung  unb  Wlaiit  be«  ©efd^tcd^t^triebe«  entfpri^t  bie 
mii^tige  9ioUt,  »eld^e«  bad  @efd){ed^t$oer^ä{tntg  in  ber  äRenfd^enmelt 
fpte(t,  atö  wo  t9  eigentlich  ber  unft^tbare  äRittelpunlt  oQed  ST^und 
unb  STreiben«  ifl  unb  tro^  allen  i^rn  übergeworfenen  Schleiern  überall 
^erDorgucft.  g3  ifi  bic  Urfad^c  beö  Sriege«  unb  ber  ^mi  beö  grie« 
bcnö,  bic  ©runblagc  beö  Srnfle«  unb  baö  S^A  beö  ©d^erjeö,  bie 
unerf(^ö})flid^c  OucOc  beö  SQ3i(jc«,  ber  ©djiüffet  ju  aüen  anf^)ielungcn 
vaü  ber  ©inn  aHcr  gel^eimcn  SBinfe,  aller  unauögcfprod^enen  Anträge 
irnb  Otter  oerfto^tcnen  Vürfe,  ba«  tägliche  S)id[)tcn  unb  Kragten  ber 
3lragen  unb  oft  aud^  ber  «Iten,  ber  ftünblic^c  ©cbanfc  bc«  Unlcufc^en 
unb  bic  gegen  feinen  aEBiÜen  ftet«  wieberfe^renbe  Träumerei  bc«  Seu* 
fd^en,  ber  aUejeit  bereite  ©toff  jum  ©^erj,  eben  nur,  weil  i^m  ber 
tiefpe  @mjt  juni  Orunbc  liegt.  (938.  II,  586.)  ©oß  bie  ©ef^Ied^t«* 
Der^ältniffc  ben  leid^tepcn,  jeberjcit  bereit  tiegenbcn  unb  aud^  bem 
fc^toÄc^fien  SOSi^j  errcid^baren  ©toff  jum  ©d)crjc  abgeben,  wie  bie 
^äufigfcit  ber  3o^«tt  beweifl,  lönntc  nic^t  fein,  wenn  nic^t  ber  tief  fte 
(Smfl  gerabe  i^ncn  jum  Orunbe  läge.    (3B.  11,  109.) 

2)  ®ic  auö  htm  ©efc^tcd^tööcr^ättniß  f}cröorgel^enbcn 
Verbinblic^fetten. 

«te  eine  befonbere  JRubril  beö  Unred^tö  Wnnte  man  bie  Verlegung 
ber  auö  ben  ©e^ualtjcr^ältniffen  ^crüorge^enben  SSerbinblic^feitcn 
anfe^en.  ©er  SKann  ifl  üon  ber  Statur  gegen  baö  SBeib  förpcrlic^ 
«nb  geipig  bebeutenb  beöorjügt.  Sllfo  ijl  offenbar,  baß,  wenn  ber 
2»ann  bic  Vorjüge,  Weld^e  bic  9?atur  fo  ^arteiifd^  auf  feine  ©eite 
warf,  nic^t  compenflren  wollte  baburd^,  baß  er  für  ha9  335cib  unb  bic 
Äinbcr  bic  ©orge  auf  fid)  nimmt,  er  in  ber  Sefriebigung  feine«  ®e« 
fc^te^tdtriebe«  feinen  SBiden  }um  Sebcn  beia^tc  unb  babci  }ugleid)  ben 
SS8iBcn  bc«  weibli^cn  3nbiüibuum«  ücrncintc,  alfo  Unred^t  ausübte.  — 
3ebc  ®cfd^ted^t«befriebigung  o^nc  Uebema^me  ber  Vcrbinblit^fcit,  für 
SaScib  unb  Äinber  3U  forgen,  ifl  Unrecht,  b.  §.  SScja^ung  beö  eigenen 


276  ©cfd^rec^tstrieB 

an  ©aucr,  Äuöbc^nung  unb  SBcrt§  baö  bcö  Onbbibuumö  übertrifft. 
!3)a^et  ifl  ber  ®ef(|(e(i^tdtrieb  bie  üolltommenfle  ^eugerung  bed  SSBilleiid 
jum  Scbcn,  fein  am  bcuttid^jlcn  ouögebrütftcr  ST^puö;  unb  JJicnnit  ifl 
'foxüofjH  bad  Sntfiel^en  bed  3nbtt)tbuumd  aud  i^m,  al^  fein  Primat 
über  aDe  anbern  SBünfd^c  bed  natürtid^en  Wlm\i)m  in  boHfommener 
Uebcreipimmung.    (S.  n,  585—587.   SB.  I,  389.) 

3)  ^§5fioIogif(^cö   Sorrelat   ber   Soncentration   be« 
SäilUn^  im  ©efd^Iec^t^triebe. 

äBie  ber  ©ef^Ied^tdtrieb  bie  ^eftigfle  ber  ^egierben,  ber  Sßunf^  ber 
SBünfti^e,  bie  Soncentration  aCeö  unferö  SBiCenö  ifl;  —  fo  finben  ttir, 
ald  p^l^ftologif^ed  @'orre(at  f)itt>on,  im  obj[ectit)irten  SßiDen,  alfo  im 
mcnfc^üc^en  Örganiömuö,  baö  ©perma  ott  bie  ©ecrction  ber  ©ecrc« 
tionen,  bie  Ouinteffenj  aller  ©äfte,  ha9  Ui^tt  9{efu{tat  aller  organifd^en 
i^unctionen  unb  l^aben  hieran  einen  abermaligen  Seteg  ba}u,  baß  ber 
2ei6  nur  bie  DDiectität  bcö  SBittenö,  b.  ^.  ber  SBitte  felbfl  unter 
ber  gorm  ber  Sorfleaung  ifl.    (SB.  H,  587.) 

4)  2)er  ©efd^Ie^t^trieb,  in  Sejie^ung  auf  bad  Sebend« 
glüdE  betrad^tet. 

Senn  ber  SBille  gum  Seben  fid^  b(od  barfieQte  ate  SCrieb  gur  ©elbfl* 
erl^aßung;  fo  toürbe  bied  nur  eine  Seja^ung  ber  inbit)ibueDen  (£r« 
fd^einung,  auf  bie  ©panne  3^^^  ^^^^  natürlichen  S)auer  fein.  2)ie 
SDtü^en  unb  ©orgen  eined  fo(d)en  Sebend  tDürben  nid^t  groß,  mithin 
bad  2)afein  leicht  unb  Reiter  auffallen.  Seil  hingegen  ber  SBiDe  bad 
Schm  fd^lec^t^in  unb  auf  aDe  Qtit  »iU,  ftellt  er  fldf)  }ug(ei(^  bar  atö 
©efd^te^t^trieb,  ber  ed  auf  eine  enblofe  9{ei§e  ))on  ©enerationen  ab* 
gefc^en  fjat  Diefer  Iricb  l^cbt  jene  ©orglopgleit,  ^eiter!eit  unb 
Unfd^ulb,  bie  ein  blod  inbit)ibuelled  ^afein  begleiten  koürben,  auf, 
inbem  er  in  bad  93etDU§tfein  Unrul^e  unb  ^elan^otie,  in  ben 
Sebenölauf  UnfäHe,  ©orge  unb  9?ot§  bringt. ,  (2B.  II,  649.) 

3Kit  Sttec^t  fc^äfet  ?Iato  ba«  ©reifeualter  glüdtlid^,  fofern  eö  ben 
bid  ba^in  und  uuabtüfftg  beunrul^igenben  ©efc^Iec^tdtrteb  enblid^  it9  ift. 
©ogar  liege  fi^  behaupten,  bag  ber  SDtenfc^  er^  nac^  (Srlöfd^en  be« 
©efd^Ie^tdtriebed  gang  t}ernünftig  mirb.  ®en)ig  aber  ifl,  ha%  bie 
SRetand^oße  ber  dugenb  mit  bon  ber  bämonifd^en  $enf(^aft  bed  ®f 
fd^tec^tdtriebed  ^enül^rt,  bie  ^etterleit  bed  älUerd  bagegen  bie  ^eiterfeit 
2)effen  ift,  ber  eine  lange  getragene  treffet  lod  ifl  unb  fl^  nun  frei 
beisegt.  —  9nbererfeitd  jebo^  ließe  fi(^  fagen,  bag  nad^  erlof dienern 
©efd^Ied^tdtrieb  ber  eigentli^e  Sem  bed  liebend  Derge^rt  unb  nur  nod^ 
bie  ©^aatc  beffelben  oor^anben  fei.    (^.  I,  524.) 

5)  SreitDÜIige  (Sntfagung  ber  Sefriebigung  bed  ®e« 
fd^Iec^tdtriebed. 

2)a  in  ber  ©efd^Ied^tdbefriebigung  flc^  bie  a9eia]^ung  bed  SBiOend 
3um  Seben  audbrüdft,  fo  ift  freimütige  unb  bur^  fein  üßotit)  bc 
grünbete    (Sntfagung    ber  ^efriebigmtg    bed    ©efc^Iec^ttftriebed    f(|fon 


&t\6^UäfmttW^^%  277 

Verneinung  bed  SEßiDend  jum  2Atn,  ifi  eine  ouf  eingetretene,  a(d 
Dutetit)  tt)tr!enbe  6t(enntntg,  freimillige  ®eI6ßauf§e6ung  beffelben. 
3)eingentäg  fleDt  folc^e  Sernetnung  bed  eigenen  ^eibed  fUj  f^on  ald 
eht  äBiberfprud^  bed  äBtdend  gegen  feine  eigene  Srfd^einung  bar.  ÜDenn 
obgleich  .aud^  ^ier  ber  Seib  in  ben  (Genitalien  ben  SQSillen  jur  gort« 
))f{an}ung  objectiüirt,  wirb  biefe  bennod^  ni(i^t  gen)oIIt.  @ben  bed^atb, 
nämlic^  toeit  fte  Verneinung  ober  Suf^ebung  bed  äBiden^  junt  Stbtn 
\%  ifl  fotd^e  (Sntfagung  eine  fd^were  unb  fdfmcrjlic^e  ©elbjHibcrtoinbung, 
(©.  1,  394.    2B.  n,  649.) 

6)  SBibernatürlic^e    ®efricbigung     bc«    ©efd^led^tö» 
triebe«.    (®.  ^äberajiie.) 

®  ef d)  led)  Uoet  I)  ältni^. 

1)  ÜDte   StoUe,    n^elc^e    bad  ©efd^Ie^tdber^ättnig   int 
äßenfc^enleben  fpielt. 

S)er  Vebeutung  unb  Tlaiit  bed  @efd^{ed^tdtriebe«  entfprid^t  bie 
n}t^tige  ätoUe,  »el^ed  ba«  @efd){ed^t«t)er^ältni§  in  ber  9)7enfd]enn)elt 
\pitli,  al9  too  ed  eigentlich  ber  unftd^tbare  SRittelpnnIt  olled  S^un« 
unbjtreibend  ifl  unb  tro^  allen  i§ui  übergctoorfenen  @^teiern  überall 
^erDorgudCt.  &  ifi  bie  Urfac^e  be«  Kriege«  unb  ber  ä^md  bed  t^rie« 
bend,  bie  ©runblage  be«  Srnfle«  unb  bad  3isl  ^^^  @d^er}e«,  bie 
unerf(^ö})flic^c  OucIIe  bc«  Si(je3,  ber  ©c^lüffcl  ju  oüen  Slnfrietungen 
unb  ber  ©inn  aller  gel^eimcu  SSBinfe,  aller  unauögefprod^enen  Sntröge 
unb  oller  t^erflo^Ienen  Vlicfe,  bad  tägliche  S)id)tcn  unb  Straften  ber 
Oungen  unb  oft  auc^  ber  Alten,  ber  ftünblid^c  ©cbanic  bc3  Unleufd^en 
unb  bie  gegen  feinen  SBiffen  ftctö  toicberfe^rcnbe  Träumerei  M  Äeu- 
^fyn,  ber  affejeit  bereite  ©toff  jum  ©d^crj,  tbtn  nur,  toeil  i^m  ber 
tiefPe  emft  jum  Orunbe  liegt.  (938.  U,  586.)  S)a6  bie  ©eft^Ie^t«* 
Der^iUtniffe  ben  leic^tefien,  jeberjcit  bereit  liegenben  unb  aud^  bem 
fc^toäc^flen  SBi^  crreid^baren  ©toff  jum  Sdjerje  abgeben,  toie  bie 
$iiufigfett  ber  3<'^^n  betoeift,  lönntc  nid}t  fein,  luenn  nid^t  ber  tieffle 
emfl  gcrabe  i^nen  jum  Orunbe  läge.    (3B.  11,  109.) 

2)  S)ie  an^  bem  ©efc^led^t^ber^ültnig  ^erborgel^enben 
Serbinbüd^Ieiten. 

aW  eine  befonbere  JRubril  be«  Unrecht«  fönnte  mon  bie  SJerleftung 
ber  aud  ben  @e(ualt)er^ttltniffen  ^erborge^enben  Verbinbtid^teiten 
anfeuern  S)er  Tlamx  ifl  Don  ber  Statur  gegen  ba«  SBeib  T6xpzxlidf 
unb  geipig  bebeutenb  beuorjügt.  Sllfo  ip  offenbar,  baß,  »enn  ber 
SRann  bie  Vorjttge,  totldjt  bie  97atur  fo  ^arteiifd^  auf  feine  @ette 
toarf,  nic^t  compenftren  tooUte  baburd^,  bag  er  für  ba«  SBeib  unb  bie 
ffinber  bie  ©orge  auf  flc^  nimmt,  er  in  ber  Sefriebigung  feine«  ®e* 
f(^ted^t«triebe«  feinen  SBiDen  }um  2tizn  beio^te  unb  babei  juglei^  ben 
SBitten  be«  loeiblic^cn  3nbioibuum«  üerncintc,  olfo  Unrecht  ausübte.  -— 
Öebe  ®efd^ted^t«befriebigung  o^ne  Uebema^me  ber  Verbinblic^Ieit,  für 
SSSeib  unb  ftinber  ju  forgen,  ifl  Unrecht,  b,  ^.  Veja^ung  be«  eigenen 


276  ^t\6jUä)mxHh 

an  S)auer,  Slu^be^nung  unb  SBert^  bad  be^  dnbtt)ibuumd  übertrifft. 
SDa^et  tfl  ber  ®e[(|le(i^tdtrte6  bie  üoUtommenfie  ^eugerung  be^  9S3tQen9 
3um  Seben,  fein  am  beutUc^fien  audgebrüdfter  Zt)\iVi9;  unb  hiermit  tfl 
foh)0§I  bad  (Sntfle^en  be^  3nbit)tbuumd  anß  i^m,  aü  fein  Primat 
über  aUt  anbern  SBünfci^c  bed  natürlid^cn  ÜRenfc^en  in  boUrommener 
Uebcrciflintmung.    (SB-  n,  685—587.   SB.  I,  389.) 

3)  $^9fioIogif(^ed   Korrelat   ber   (S^oncentratton   bed 
äBillend  im  ©ef^Iec^tdtriebe. 

SBie  ber  ®efd^(ed^tdtrieb  bie  ^eftigfle  ber  Segierben,  ber  SBunf^  ber 
SBünf^e,  bie  Soncentration  alled  unferd  SBiQend  tfl;  —  fo  finben  tobe, 
al9  p^^fiologifd^e^  S^orrelat  ^iet)on,  im  objecttt^irten  SiDen,  atfo  im 
menfc^li^en  Örgani^mud,  ba9  @))erma  ate  bie  @ecretion  ber  ®eae« 
tionen,  bie  Ouinteffenj  aller  ©äfte,  bad  leiste  9{efultat  aDer  organif^en 
i^unctionen  unb  ^aben  hieran  einen  abermaligen  Seleg  ba}u,  bag  ber 
Seib  nur  bie  Obiectitdt  bed  aBiOend,  b.  ^.  ber  SBiOe  felbfl  unter 
ber  gorm  ber  Sorflettung  ifi.    (2B.  U,  587.) 

4)  S)er  ©efd^Ie^t^trieb,  in  Sejie^ung  auf  bad  Sebend« 
glüdC  betrachtet. 

SBenn  ber  Sßille  jum  Seben  fid^  b(od  barßeDtc  a\9  Zxith  jur  ©elbfi* 
erl^altung;  fo  kDürbe  bied  nur  eine  Seja^ung  ber  inbikiibueSen  (St* 
fc^einung,  auf  bie  @panne  ^txt  i^rer  natürlichen  S)auer  fein.  S)ie 
Smü^en  unb  @orgen  eincd  foldjen  Sebend  n^ürben  nid^t  grog,  mithin 
bad  S)afein  leicht  unb  l^eiter  ou^faDen.  SBeil  l^ingegen  ber  SBiDe  bad 
Seben  fc^Iec^t^in  unb  auf  aDe  Qüt  toiä,  fieKt  er  fid^  gugtetc^  bar  ald 
®efd^{ed^tdtrieb,  ber  ed  auf  eine  eublofe  9{ei§e  t}on  (Generationen  ab* 
gefe^en  ^at.  2)iefer  S^rieb  ^ebt  iene  ©orgloftgleit,  ^eiterfeit  unb 
Unfd^ulb,  bie  ein  b(od  inbil^ibueDed  ÜDafein  begleiten  koürben,  auf, 
iubem  er  in  M9  93etDugtfein  Unrul^e  unb  ^eland^olie,  in  ben 
2eben«auf  UnfäHe,  ©orge  unb  9?ot§  bringt. .  (2B.  n,  649.) 

aWit  Stted^t  fd^äfet  ?ptato  ba«  ©reifenalter  'glüdtlic^,  fofern  e9  ben 
bid  ba^in  und  unabläfftg  beunrul^igenben  ©efd^Iec^tdtrieb  enblid^  (od  tfl. 
©ogar  liege  [lä)  behaupten,  bag  ber  SDtenfd^  er^  nad^  (Srtöf d^en  bed 
©efd^Iec^tdtriebed  ganj  t}emünftig  toirb.  ©etoig  aber  ifl,  bag  bie 
SReland^oIie  ber  dugenb  mit  ))on  ber  bämonifc^en  ^enfd^aft  bed  ©e- 
fd^Ied)tdtriebed  ^errü^rt,  bie  ^eiterleit  bed  ällterd  bagegen  bie  ^eiterfeit 
ÜDeffen  ifl,  ber  eine  lange  getragene  f$effe(  lod  ifl  unb  fic^  nun  frei 
beioegt.  —  9nbererfeitd  ieboc^  liege  ftc^  fagen,  bag  nac^  ertof dienern 
©ef^te^tdtrieb  ber  eigentlid^c  Sttxn  bcd  liebend  t^erje^rt  unb  nur  nod^ 
bie  ©^aale  beffelben  öor^anben  fei.    ($.  I,  624.) 

5)  t^reiioiltige  @ntfagung  ber  Sefriebtgung  bed  ®e« 
fd^ted^tdtriebed. 

2)a  in  ber  ®efc^Ied^tdbefriebigung  flc^  bie  Seia^ung  bed  SBiOend 
jum  2thtn  audbrüdft,  fo  ifl  freitoitlige  unb  burd^  fein  SRottö  be» 
grünbete    Sntfagimg    ber  ^efriebignng    bed    ®efd^Iec^tdtriebed    f(|fon 


(9ef(^(e(^t9üeT^tt(tmg  277 

Verneinung  bed  SEßiDend  jum  itbtn,  t|t  eine  auf  eingetretene,  old 
Duietit)  n)ir!enbe  (Srienntnig,  fretn^tKige  @e{6ftauf§e6ung  beffelben. 
SDemgemäg  fteDt  folc^e  SJernctnung  bed  eigenen  ^etbed  fid^  fd^on  al9 
ein  äBiberfprud^  bed  äBidend  gegen  feine  eigene  (Srf^etnung  bar.  ÜDenn 
obgleich  .anc^  ^ier  ber  Seib  in  ben  ®entta(ien  ben  äBtllen  jur  ^oxU 
))f[an}ung  objectiDirt,  )T)irb  biefe  bennod^  nid^t  geh)o]It.  @6en  be^^atb, 
nömlic^  n)eit  fie  Verneinung  ober  Suf^ebung  bed  äBiUend  }um  Seben 
ifl,  ift  fo{^e  Sntfagung  eine  fd^toere  unb  fdjmerjli^e  @elbftübem)inbung. 
(2B.  I,  394.    SQ3.  U,  649.) 

6)  SBibernatürlid^e    Sefriebigung     bc«    ©ef^Ie^tö» 
triebe«.    (©.  $äbera|lie.) 

e^tf d)  U  d)  Uott  I)  ältni^. 

1)  3)ie   ^oUt,    totlift    ha9  ©ef^Ie^tdoer^ättnig   im 
2Wcnfc^enIeben  \^itlU 

Set  Vebeutung  unb  Tlai^t  bed  @efd^(ed^tdtriebe«  entfprtd^t  bie 
tnii^tige  9}oIIe,  »eld^e«  bad  @efd]{e^tdDer^äItni§  in  ber  9)7enfd^enn)e(t 
f))ie(t,  ate  wo  ed  eigentlid^  ber  unfi^tbare  äRittelpuntt  oQed  2:^und 
unb  Sreibend  ifl  unb  tro^  allen  i^m  übergcn)orfenen  Schleiern  überall 
^eröorgucft.  ®ö  iji  bic  Ürfad^e  beö  ffriege«  unb  ber  ^md  beö  grie* 
bend,  bie  ®runb(age  be«  SrnfieS  unb  bad  3i<^t  ^^^  @d^er}ed,  bie 
unerfc^dpftid^e  OueKe  bed  Si|^e«,  ber  @c^lüffel  in  aütn  Aufbietungen 
unb  ber  @inn  aller  gel^eimen  SBinfe,  aDer  unau^gefprod^enen  Anträge 
unb  aOer  Derflo^Iencn  Vlidfe,  ha9  tögttc^e  S)id)ten  unb  Sra^tcn  ber 
jungen  unb  oft  aud^  ber  Alten,  ber  ftünblic^e  ©ebanfe  bc«  Unleufd^en 
unb  bie  gegen  feinen  SBiffen  ftct«  wicberfe^renbe  S^räunterei  bc«  Seu- 
f(^en,  ber  affejeit  bereite  Stoff  juni  ©^erj,  thm  nur,  tocit  i^m  ber 
tiefpe  (Sxn^  jum  Orunbc  liegt.  (2B.  II,  586.)  ©aß  bie  ©efd^led^t«* 
öer^ältniffe  ben  leid^teflcn,  jcberjcit  bereit  liegenbcn  unb  aud^  beut 
fd^toäd^ften  Si^  erreidjbaren  ©toff  jum  Sdjerje  abgeben,  n)ie  bie 
$äuftgfeit  ber  ^oUn  beh)eifl,  fönntc  nid)t  fein,  tuenn  nt(^t  ber  tieffte 
6mfl  gerabe  i^nen  jum  ©runbc  lüge.    (2Ö.  11,  109.) 

2)  S)ie  au«  beut  @efd]led^t«t)erl^ältnig  (;erDorge^enben 
Serbinblic^Ieiten. 

Ate  eine  befonbere  JRubri!  be«  Unred^tö  Wnnte  man  bie  SJcrfefeung 
ber  a\x9  ben  ©ejualöer^ättniffen  ^ertjorge^euben  SSerbinblid^feiten 
anfe^en.  S)er  aRann  ifl  Don  ber  Statur  gegen  ha9  SBeib  Ibrperli^ 
unb  geiflig  bebeuteub  beuorjügt.  Alfo  ijl  offenbar,  bag,  n)enn  ber 
SRann  bie  Vorzüge,  todi}t  bie  97atur  fo  parteitfd^  auf  feine  @eite 
toarf,  nic^t  compenflren  tnoUte  babur^,  bag  er  für  ba«  SBeib  unb  bie 
ftinber  bie  @orge  auf  fl^  nimmt,  er  in  ber  Vefriebigung  feined  ®e« 
fc^Ied^tdtriebe«  feinen  SBillen  }um  2tim  bt\afitt  unb  babei  }ugtei(^  ben 
ffiiKen  be«  toeibli^cn  Snbiöibuum«  üerneinte,  alfo  Unred^t  ausübte.  — 
3ebc  ®efd^le(^töbefriebigung  o^ne  Uebema^me  ber  Serbinblic^feit,  für 
äBeib  unb  ftinber  gu  forgen,  ifi  Unrecht,  b,  ^.  Sejal^ung  bed  eigenen 


276  ©efd^rec^tStrieB 

an  ÜDauer,  S(udbe^nung  unb  Sßevt^  ia9  bed  dnbtutbuutnd  übertrifft. 
SDa^er  ifi  ber  ©ef^Ied^t^trteb  bte  üoUfommenfie  ^eugerung  bed  SSBtQend 
jum  Stbm,  fein  am  beuttic^flen  aitdgebrüdfter  j£t)pud;  unb  hiermit  ift 
fowo^I  bad  Sntfie^en  bed  3nbit)tbuuntd  aud  i^m,  qIö  fein  Primat 
über  aDe  anbem  ^ünfd^c  bed  natürlichen  üßenfd^en  in  boOfornmeiier 
Ucbcreiflimmunfl.    (S.  n,  585—587,   SB.  I,  389.) 

3)  $^9ftoIogtf(i^e^   (S^orrelat   ber   (S^oncentration  be^ 
^itlend  im  @efd^(ed^t^trtebe. 

SEBie  ber  ©ef^led^tdtrieb  bie  ^eftigfle  ber  S3egierben,  ber  SBunfc^  ber 
äBünfd^e,  bie  Soncentration  alle^  unferd  SßiDend  ifl;  —  fo  finben  »ir, 
al9  ^^i^fiologifd^e^  Korrelat  l^iet)on,  im  obiectit)irten  SBiDen,  alfo  im 
menfc^li^en  Örgani^mud,  bad  ®^erma  al^  bie  @ecretion  ber  ®ecre« 
tionen,  bie  Ouinteffenj  aller  ©äfte,  bad  leiste  9{efu(tat  aOer  organift^en 
i^unctionen  unb  ^aben  hieran  einen  abermaligen  Seteg  baju,  bag  ber 
8eib  nur  bie  Dbjectität  be«  SBiUenö,  b.  |.  ber  SBiae  felbfl  unter 
ber  gorm  ber  »orjleHung  ifi.    (SB.  U,  587.) 

4)  ÜDer  ©efd^Ie^tdtrieb,  in  9e}ie^ung  auf  bad  Sebend« 
glüc!  betrachtet. 

SBenn  ber  SBille  3um  Seben  fi^  blod  barfieUte  aU  SCrieb  aur  ©etbjl« 
er^altung;  fo  toürbe  bie^  nur  eine  $ej[a^ung  ber  inbiütbueSen  Sr^ 
fd^einung,  auf  bie  @panne  3^^^  ^^^^^  natürlichen  ÜDauer  fein.  3)i^ 
SRü^en  unb  @orgen  eincd  fo(cf)en  bebend  n^ürben  itid^t  grog,  mithin 
^a9  2)af6in  (eic^t  unb  Reiter  auffallen.  äBeil  hingegen  ber  SEBiDe  ba0 
Seben  fcj^ted^t^in  unb  auf  alle  3eit  toiä,  fleOt  er  fid^  }ug(ei(^  bar  a\9 
©efd^ted^t^trieb,  ber  e^  ouf  eine  eublofe  9{ei§e  t)on  (Generationen  ob* 
gefeiten  §at.  3)iefer  Irieb  §ebt  jene  ©orglofigleit,  ^eiterfcit  unb 
Unfd^ulb,  bie  ein  b(od  inbiüibueDe^  S)afein  begleiten  ttjürben,  auf; 
inbem  er  in  baö  Selüußtfein  Unrul^e  unb  fflleland^olie,  in  bcn 
2eben«lauf  UnfäHe,  ©orge  unb  9?ot^  bringt. .  (SB.  II,  649.) 

3Kit  aicc^t  fc^öfet  ?piato  baö  ©reifenalter  glücfiid^,  fofern  e«  bcn 
bid  ba^in  und  unabläfftg  beunrul^igenben  ©efc^lec^tdtrieb  enblid^  M  iP- 
©ogar  liege  fid^  behaupten,  bag  ber  SDJenfd^  er^  nad^  Srlöf^en  M 
©efd^led^tdtriebed  ganj  Vernünftig  n^irb.  ©etoig  aber  ifi,  bag  bie 
SReland^olie  ber  dugenb  mit  \)on  ber  bämonif^en  ^enfd^aft  M  ®^ 
fd^led^tdtriebed  ^errü^t  bie  ^eiterleit  bed  Sllterd  bagegen  bie  ^eiterleit 
Dcffen  ifl,  ber  eine  lange  getragene  geffet  loö  i|l  unb  flc^  nun  frei 
beioegt.  —  «nbererfeit«  jeboc^  liege  fid^  fagen,  bag  na^  erlof ebenem 
©efc^lec^tötrieb  ber  eigentliche  Äem  beö  geben«  Derje^rt  unb  nur  noäl 
Sie  ©^aale  beffelben  öor^anben  fei.    (^.  I,  524.) 

5)  greitoillige  gntfagung  ber  Scfriebigung  be«  ®«' 
f^led^tatriebe«. 

!Da  in  ber  ©ef^led^tdbefriebigung  fic^  bie  SSeja^ung  be^  SBiffm^ 
}um  itUn  au^brücft,  fo  ift  frein)illige  unb  bur^  fein  iDlotit)  bc 
grünbete    (Sntfagung    ber  ^efriebignng    bed    ©efc^led^ttftriebe«   ^^^^ 


&t\ä^Uä^tmxW^t^  277 

t^erneinung  bed  äßiden^  }um  Seben,  tfl  eine  auf  eingetretene,  (A9 
Outetit)  to)ir(enbe  (Stlenntiu§,  fretmillige  ®eI6ftQuf§ebmtg  beffelben. 
j&etngemäg  fteQt  foId[)e  SJerneinung  bed  eigenen  ü^etbed  fid^  fd^on  at^ 
ein  3Btberfpru(^  bed  SiQen^  gegen  feine  eigene  &f^einung  bar.  3)enn 
obgleich  .auc^  §ier  ber  SeiB  in  ben  ©enitatien  ben  äBillen  jur  ^oxU 
Pflanzung  objectiDirt,  wirb  biefe  bennod^  nic^t  geh)oIIt.  (Sben  bed^alb, 
ndmlic^  koeil  T^e  Verneinung  ober  Suf^ebung  bed  äBiUend  jum  Seben 
ifl,  tft  fold^e  (Sntfagung  eine  fd^ivere  unb  fc^merjlid^e  @etb[tüberh)inbung. 
(SB.  I,  394.   SQ3.  U,  649.) 

6)  aBibernatürlid^e    »efriebigung     bcö    ©ef^Ied^t«» 
triebe«.    (®.  ^äberafiie.) 

1)  2)ie   9toUe,    n^elc^e    bad  ®efd^{e^tdüer^ältnig   im 
SUfenfd^enlcben  fpiett, 

2)er  Sebeutung  unb  Wlaijt  ht9  ©efd^Icc^t^tricbed  entfprid^t  bie 
triftige  9toIIe,  mid)t9  ba«  @efd){ed^t«oer^äItni§  in  ber  aRenfd^entoett 
f))te(t,  al9  wo  ed  eigenttid^  ber  unfi^tbare  SRittelpunIt  olled  2:^und 
unbSTreibend  ifl  unb  tro^  allen  i§m  übergeworfenen  @^Ieiern  überall 
^eröorgucft.  ©ö  iji  bie  Urfad^e  be«  Äriegcö  unb  ber  ^mi  beö  grie« 
benö,  bie  ©runblagc  bcö  Srnjicö  unb  boö  3^^  be3  ©d^crje«,  bie 
unerf(^ö})fli^c  Ouette  be«  SQ3i(jc«,  ber  ©djlüffel  jn  oüen  anfpietungen 
unb  ber  @inn  aOer  gel^eimen  SBinfe,  aDer  unau^gefprod^enen  Anträge 
unb  aller  uerflo^tencn  ^Mt,  bad  töglic^e  S)idr)ten  unb  2:rad)ten  ber 
3ungen  unb  oft  aud^  ber  Alten,  ber  ftünblic^c  ®eban!c  beö  Unleuf^en 
unb  bie  gegen  feinen  SBiffen  ftetö  wieberle^rcnbe  Träumerei  be«  Seu- 
\ä)tn,  ber  atteseit  bereite  Stoff  junt  ©^erj,  titn  nur,  weit  i^m  ber 
tiefpe  em|t  jum  Orunbc  liegt.  (2B.  II,  586.)  S)a6  bie  ©eft^Ie^tö« 
oer^Sltniffe  htn  leid^teflen,  jeberjcit  bereit  tiegenben  unb  aud^  bem 
fc^toäc^flen  SBife  crreid^baren  ©toff  jum  ©djcrje  abgeben,  wie  bie 
^öufigfcit  ber  3oten  bewcifl,  lönntc  nidjt  fein,  wenn  nid^t  ber  tieffie 
(Smft  gerabc  i^nen  jum  ©runbc  lüge.    (2Ö.  11,  109.) 

2)  ÜDie  avi9  bem  ©efc^Iec^t^Der^ättnig  ^ert)orgel^enben 
Serbinblid^Ieiten. 

Ate  eine  befonbere  JRubri!  beö  Unred^tö  fönnte  man  bie  SJerIe(jung 
ber  au«  ben  ©e^ualöer^ältniffen  ^crborge^enben  ?5erbinblid)!eiten 
anfe^en.  3)er  SRanu  ip  oon  ber  Statur  gegen  baö  SBeib  Ibrperli^ 
unb  geipig  bebeutenb  beuorjügt.  9lIfo  ip  offenbar,  ha^,  wenn  ber 
SRann  bie  SJorjüge,  weld^e  bie  97atur  fo  parteüfd^  auf  feine  ©eite 
warf,  nic^t  compenpren  wollte  baburd^,  bag  er  für  ba«  SBeib  unb  bie 
Rinbcr  bie  ©orge  auf  pd^  nimmt,  er  in  ber  Scfriebigung  feine«  ®e« 
f(^ted^t«triebe«  feinen  SßiDen  }um  2tim  bej[a(}te  unb  babei  }ugleid^  ben 
ffiillen beö  weibli^cn  3nbit)ibuum3  öerneintc,  alfo  Unrecht  ausübte.  — 
Sebe  ®efd^te(^t«befriebigung  o^ne  Uebema^me  ber  ?5erbinbtid)!cit,  für 
äBeib  unb  ftinber  }u  forgen,  ip  Unrecht,  b»  ^.  Seja^ung  be«  eigenen 


278  ®ef4mad    —    (^efd^toinbigfeit 

SSJiOend  benntttetfl  Semeinung  bed  fremben,  im  loetblic^en  Onbikitbumn 
erf^eincnben. 

Stu9  biefer  SJetbmbltd^feit  bed  SOtanne^  ge^t  notl^toenbig  bie  bed 
SBeibe^  ^ertor,  t^m  treu  }u  fein,  fo  n)ie  toieberum  au^  i^rer  ä$er« 
binblid^!eit  }ur  Streue  bie  feinige  ^erljorge^t,  i^r  treu  }u  fein,  ^ieroud 
ift  iebo^  nitj^t  bie  5IKonogamie  ju  folgern.  ($.  377 — 379.  3n 
Setreff  ber  SDlonogomie  bergt.  Sl^egefefec  unter  6^e.) 

1)  ©efc^mad  inp^^fioIogifd^crSebeutung.  (@.®inne.) 

2)  @t\i)mai  in  äfl^etifd^er  Sebeutung. 

a)  SBa«  baö  SBort  ,,@ef(^raatf"  befagt. 

äßit  bem  ni(^t  gefc^marfdoK  getoä^tten  Sludbrud  „®t\d)mad**  bejeid^net 
man  biejenige  Sluffinbung,  ober  quc^  &Io§e  3(nerlennung  bed  äfi^ettfc^ 
Sticht  igen,  todijt  o^ne  Anleitung  einer  9{egct  gef^ie^t,  inbem  cnt« 
toeber  feine  9{egel  fi^  bid  bo^in  erflrecft;  ober  au^  biefelbe  bem 
SuMbenben,  refpectiDe  Uo9  Urt§eilenben,  ni^t  betannt  n)ar.  —  @tatt 
©efd^mac!  toiixht  man  äfi^etifc^ed  ®efü^I  fagen  fönnen,  toenn 
ÜDied  nid^t  eine  SEautoIogie  enthielte.    {%  U,  486.) 

b)  Ser^ättnig  beö  receptiüen  ©efd^madd  jum  })ro« 
buctiben  S£alent  ober  ®enie. 

ÜDer  auffaffenbe,  urt^eilenbe  ©efc^macf  ifl  gteid^fam  bad  SBeiblic^e 
jum  9RännIid^en  bed  probuctii^en  italcut^,  ober  ©enied.  92i^t  fö^ig 
in  erjeugen,  befielt  er  in  ber  f^ä^igfeit  }u  empfangen,  b.  f^.  bod 
Steckte,  bad  ®4)öne,  bad  ^affenbe,  ald  foId)ed  ju  erfcnnen,  —  n)ie  auc^ 
beffen  @egent§eil;  alfo  bad  ®ute  bom  @c{)(ed)ten  }u  unterf (Reiben, 
3ene«  ^erauöjupnben  unb  ju  toiirbigcn,  S)icfe^  ju  bcrtoerfen.  (^.  11^ 
486.) 

tftf4)iDinH0krit. 

SUr  bie  Ouantität  gegebener  SRaterie  ifl  bad  oDeinige  Waa^  bie 
®rö§e  iftrer  Sctoegung.  3n  biefer  aber,  wenn  fie  gegeben  ifl, 
tritt  bie  Ouantität  ber  SRaterie  noc^  mit  hzm  anbem  Factor  berfelben, 
ber  ®ef(^tt)inbigleit,  bcrfefet  unb  berfd^moljen  auf;  biefer  anbere 
t^actor  alfo  mug  audgef (Rieben  »erben,  tvenn  man  bie  Ouantität  ber 
SKaterie  (bie  SWaffe)  erlennen  luitt.    SRun  toirb  jmar  bie  ®efd^tt)in- 

bigfeit  unmittelbar  erfannt;  benn  fle  ijl  — •   'fKein  ber  anbere  gactor, 

ber  burd^  üu^f (Reibung  biefed  übrig  bleibt,  alfo  bie  9Raffe,  ifl  fietd 
nur  relatit)  erfennbar,  nttmlii^  im  Scrgteid^  mit  anbem  5Kaffen,  bie 
aber  felbjl  ttieber  nur  mittclfl  ber  ®rö6c  i^rer  Sewegung,  alfo 
in  i^rer  Serfetjung  mit  ber  ®efd^tt)inbigfeit,  erfennbar  fmb.  2Ran  mug 
a(fo  ein  Duantum  Setoegung  mit  bem  anbem  Dergleichen,  bann 
au«  beiben  bie  ®cfd^n)inbigfeit  abrechnen,  um  ju  erfe^en  ttie  öiet  jebe« 
berfelben  feiner  9»affe  terbanfte.    (SDJ.  II,  59  fg.) 


®cfc§n)ijietc^e    —    ©efettfd^aft  279 

6efti)totfltrtl)f,  f.  @^e. 
ßtfdimottnt^  f.  3\xxt). 
OtftUiskrit. 

1)  SBaö  bic  5Dtcnf^cn  gcfclüg  tnad^t 

2Ba9  bie  äRenfdfen  gefeUig  mad)i,  if!  i^ve  Unfä^igfett,  bie  @infam< 
feit,  unb  in  bicfcr  fid^  fclbjl,  ju  ertragen.  Onnere  ?ccre  wnb  Ucbcrbruß 
jinb  t9,  üon  bcncn  fic  fowo^l  in  bic  ©efcDfd^aft,  wie  in  bic  S^^cmbc 
unb  auf  Steifen  getrieben  toerbcn.  d^rem  ©ci^e  utangcU  ed  an  ^eber« 
Fraft,  fic^  eigene  Setocgung  ju  ert^cilcn.  3)a(;er  bebürfen  fic  ber  fietcn 
Qrrregung  ton  9ugcn  unb  j^ar  ber  flärfflcn,  b.  i.  ber  burc^  SBcfen 
i^re^  @(eid^en.  Omgleid^cn  liege  ft(^  jagen,  bag  3ebcr  Don  i^nen  nur 
ein  Heiner  Sruc^  ber  Obcc  ber  5IRenfrf|§cit  fei,  ba^er  er  öicier  @r* 
gSnjung  bur^  %tbcre  bebarf,  bantit  einigermaßen  ein  üoDcd  menfdjlic^ed 
Setougtfctn  ^erau^fomme.  hingegen,  n^er  ein  ganjer  3)?enfd^  ift,  ein 
äßenfd)  par  excellence,  bcr  ficUt  eine  @in^eit  unb  leinen  $rud|  bar, 
^ot  bo^cr  an  fid^  felbfl  genug.    {%  I,  449  fg.) 

Uebrigen^  fann  ntan  bie  ©cfclliglcit  anä)  betrad^ten  ai9  ein  gcifliged 
6rto)ärmen  ber  3Renfd^en  an  einanber,  gleid^  ienent  förperlid^cn,  tt)el(^ed 
fie  bei  groger  Jlälte  burd)  3uf^^>"^^^^^ng^ti  ^ert)orbringen.  Slllein 
wer  fetbjl  t)iel  gctflige  Sßärnie  ^at,  bebarf  fotd^er  ©ruppirung  nic^t. 
(?.  I,  451.) 

2)  ÜDie  ©efedigleit  aU  2Raagflab  bcd  intellcctuenen 
SBert^ed, 

jDem  ©efagten  }ufotge  fielet  bie  ©efeQiglctt  eined  deben  ungefö^r 
im  umgefe^rten  $er^ä(tnif[e  feinet  intcDcctucKen  äBert^ed;  unb  „er  ifl 
fe^r  ungefeQig'^  befagt  beinahe  fc^on  „er  ijl  ein  Wlann  bon  großen 
ßigenfc^aftcn".  {^.  I,  451.  SScrgl.  aud^  unter  ©infamfeit:  Siebe 
gur  Sinfamfeit  aU  ÜRaagflab  bed  inteHectueUen  SBertr;e^.) 

3)  ©cfo^ren  bcr  ©cfclligfeit. 

©efelligfeit  gehört  ju  bcn  gefö^rüdjcn,  Ja  berberbüc^cn  Steigungen, 
ba  fie  un^  in  (Sontact  bringt  mit  Xßefen,  beren  große  üne^rja^I  mo» 
ralifc^  fc^Iec^t  unb  inteUectucII  fiumpf  ober  Derfe^rt  ifl.  ^n  fld^  felber 
fo  Die{  }u  ^aben,  baß  man  ber  ©cfeQfd^aft  nic^t  bebarf,  ift  fd^on 
be^^alb  ein  großem  ©lüdf,  tocil  fafl  aKe  unfere  Setben  an9  ber  ®e« 
fcHfd^aft  cntfpringen,  unb  bie  ©cijlcöru^c,  ttjcld^e,  näd^jl  ber  ©efunb^eit, 
bad  »efenttic^fle  Sfement  unfered  ©lUcfe^  audmad^t,  burd)  icbe  ©e« 
feQfd^aft  gefä^rbet  n)irb  unb  ba^er  o^ne  ein  bebeutenbe^  SKaaß  t)on 
ginfamfeit  nid^t  befielen  fann.  {%  l,  451  fg.  %  U,  325.  SScrgl. 
aud^  unter  Sinfamfcit:    SSorjüge  ber  ginfamfcit  üor  ber  ©efcHfd^aft.) 

«tftUfdiaft. 

1)  ©teißncrei  unb  gob^cit  bcr  ©cfeltfAaft. 

Sin  ®eif})ie{  bon  bcr  ©leißnerei  ber  9Bctt  geben  unter  onbern  öiele 
gctabcne  ©äflc  in  f^eierflcibern,  unter  fefitid^em  (Smpfange;  fte  finb  bad 


278  ®cWmad    —    ^efd^winbigfcit 

fH&iUtn^  t)ermitte(ft  Semeinung  bed  fremben,  im  koetblid^en  dnbioibuum 
erfd^einenben. 

Sud  biefer  SJetbinblid^feit  bed  9)?anned  gel^t  not^toenbig  bte  hiß 
SBetbe^  l^erDor,  i^m  treu  ju  fein,  fo  luie  loieberum  aud  i^rer  Ser» 
binblid^Ieit  jur  Streue  bie  feinige  ^erborge^t,  i^r  treu  ^u  fein,  ^ieran^ 
ifi  jebod^  nid^t  bie  2Konogamie  ju  folgern.  ($.  377—379.  3n 
betreff  ber  ÜRonogantie  bergt.  (S^egefe^e  unter  @^e.) 

Gtfd)tnadi. 

1)  ©efd^mad  in))^^fioIogifd^cr93ebeutung.  (@.®inne.) 

2)  ©efd^mad  in  ofl^etifd^er  ^ebeutung. 

a)  3Bad  bad  3Bort  „®t\ijmaä''  befagt. 

2ßit  bem  nid^t  gefd^maddoH  gen}ä^(ten  Sludbrud  ,,®efc^mad''  be^etd^net 
man  biejenige  Sluffinbung,  ober  auc^  bloge  ^(nerfennung  bed  äft^etifc^ 
9?id^tigen,  toMjt  ol^ne  Anleitung  einer  9{egel  gefd^ie^t,  inbem  cnt- 
koeber  feine  9Iegei  fi^  bid  ba^in  erfhedCt;  ober  auc^  biefelbe  bem 
äludübenben,  refpectibe  b(od  Urt^eitenben,  nid^t  befannt  toar.  —  @tatt 
©efd^madE  h)ürbe  man  äjl^etifc^ed  ©efü^l  fagen  fönnen,  menn 
S)ie9  nic^t  eine  Slautologie  enthielte.    {%  U,  486.) 

b)  Ser^ältnig  bed  receptiben  ©efd^madd  jum  pro- 
buctiben  STalent  ober  ®enie. 

3)er  auffaffenbe,  urt^eilenbe  ©efc^macf  ifl  gteid^fam  bad  SEBeiblic^e 
)um  üRännlid^en  bed  probuctiben  !talentd,  ober  ©enie^.  9!id^t  fä^ig 
}u  erjeugcn,  befleißt  er  in  ber  gä^igfeit  }u  empfangen,  b.  ^.  baö 
9ted^te,  bad  @d^5ne,  bad  ^affenbe,  aU  \o\d)t9  ju  erfcnnen,  —  mie  auc^ 
beffen  ©egent^eil;  atfo  bad  ®ute  bom  (2d)(ed^ten  }u  unterfd^eiben, 
Oeneö  ^erau^jufinben  unb  ju  n)iirbigcn,  !£)icfed  ju  bermerfen.  ($.  II, 
486.) 

OtfdjminlnijBktit. 

Sür  bie  Quantität  gegebener  SRaterie  ifl  bad  alleinige  Waa^  bte 
©röge  i^rer  Seioegung.  On  biefer  ober,  wenn  fie  gegeben  ifl, 
tritt  bie  Quantität  ber  äRaterie  nod^  mit  bem  anbem  Factor  berfetben, 
ber  @efd^tt)inbigfeit,  öerfefet  unb  berf^moljen  auf;  biefer  anbete 
i^actor  alfo  mug  au^gef (Rieben  merben,  ivenn  man  bie  Quantität  ber 

äRaterie  (bie  iDtaffe)  erfennen  toiVi.    3lvin  n}irb  gmar  bie  ©efc^min« 

g 

bi gleit  unmittelbar  erlannt;  beun  fle  ift  — .   SHein  ber  onbere  gactor, 

ber  burc^  Sludfd^eibung  biefed  übrig  bleibt,  alfo  bie  äffaffe,  ifi  fletd 
nur  relatiö  erfennbar,  nämlic^  im  Sergteic^  mit  anbem  SRaffen,  bie 
aber  felbfl  »ieber  nur  mittelfl  ber  ©röße  i^rer  »eioegung,  alfo 
in  i^rer  SJerfefeung  mit  ber  ©efd^winbigfeit,  erfennbor  fmb.  2Ron  muß 
alfo  ein  Quantum  9en)egung  mit  bem  anbem  dergleichen,  bann 
au^  beiben  bie  ®cfd^n)inbigleit  abrechnen,  um  ju  erfe^cn  lote  biet  j|ebed 
berfelben  feiner  SRoffc  Derbanfte.    (S.  n,  59  fg.) 


Ocf(^tt)tjietc5c    —    ©cfettfd^oft  279 

fttfd^tootjetu,  f.  durQ. 
fttftUigktit. 

1)  993ad  bic  äRenfd^en  gefettig  mad^t. 

äBad  bte  SDtenfc^en  gefellig  madji,  ifl  t^ve  Unfä^igleit,  bte  (Stnfam« 
feit,  unb  in  bicfer  fic^  fetbjl,  ju  crtrogeru  innere  f  cere  unb  Ue6erbrw§ 
{inb  e^,  k)ou  benen  fie  foivo^I  in  bie  (SefeHfc^aft,  n)te  in  bie  i^rembe 
unb  auf  Steifen  getrieben  tverbcn.  O^rem  ©eifle  mangctt  ed  an  t$eber« 
fraft,  fic^  eigene  Sen^egung  ju  crt^cilcn.  3)o§er  bebürfen  fic  ber  fietcn 
Qhregung  t)on  klugen  unb  ^toax  ber  flärffien,  b.  i.  ber  burd^  SBefen 
i^rc9  ©teid^en.  dmgtetd^en  tiege  fid^  jagen,  bag  Seber  t)on  i^nen  nur 
ein  Heiner  Sru^  ber  Obee  ber  STOcnfd^^cit  fei,  ba^er  er  öieler  Sr» 
g&njung  burd^  Stubere  Bebarf,  bamit  einigermaßen  ein  DoIIeö  menfd^ti^ed 
^etDugtfein  ^eraudfomme.  hingegen,  toer  ein  ganzer  3Renfd^  ifl,  ein 
SWenfd)  par  excellence,  ber  flefit  eine  Einheit  unb  feinen  S3rud^  bar, 
^at  ba^er  an  fld^  fetbji  genug.    {%  I,  449  fg.) 

Uebrigen^  fann  man  bie  ©efelligfeit  aud)  betrad)ten  al^  ein  geifiiged 
6rU)ärmen  ber  3)?enfd§en  an  einanber,  gtei^  j[enem  förpertid^en,  tod^t^ 
{le  bei  groger  ^ätte  burd)  3ufammenbrängen  hervorbringen,  ätllein 
»er  fetbft  t)iet  geiftige  S93ärme  §at,  bebarf  fotc^er  ©ru^ptrung  nic^t. 
{%  I,  451.) 

2)  SDie  ©efelligfeit  aU  ÜRaagflab  bed  inteltectuellen 
SBcrt^c«, 

3)em  ©efagten  infolge  fle^t  bie  ©efeHigfeit  eine^  deben  ungefähr 
im  umgete^rten  $er^ättnif[e  feinet  inteUectuelten  SBert^e^;  unb  „er  ifl 
fe^r  nngefeUig''  befagt  beinahe  fc^on  „er  ifl  ein  3Rann  Don  grogen 
ßigcnfd^aften".  {^.  I,  451.  SSergt.  auc^  unter  Sinfamfcit:  Siebe 
}ur  (Sinfamfeit  aU  Sßaagflab  bed  inteHectueDen  SBert§e9.) 

3)  Oefa^ren  ber  ©efcttigfeit. 

@e  fettig  feit  gehört  ju  ben  gefät)rti(^en,  j[a  berberbtic^en  Steigungen, 
ba  fte  und  in  Sontact  bringt  mit  S^efen,  beren  groge  äJZe^rja^t  mo« 
ratifd^  f^ted^t  unb  intellectuclt  flumpf  ober  üerfe^rt  ifl.  äln  flc^  fetber 
fo  ))tet  }u  ^aben,  bag  man  ber  @efellfd^aft  ni^t  bebarf,  ifl  fc^on 
bed^atb  ein  groged  ®tüd,  mil  fafl  aUe  unfere  Seiben  aud  ber  @e« 
fetlf^aft  entfpringen,  unb  bie  ©eifledru^e,  n)etd^e,  näd^fl  ber  ©efunbl^eit, 
bad  »efenttic^fle  Sfement  unfered  ©tUded  audmad^t,  burd)  jebe  ®e« 
fetlfd^aft  gefä^rbet  n^irb  unb  ba^er  o^ne  ein  bebeutenbed  äRaag  üon 
(Sinfamfeit  nid^t  bejle^en  fann.  {%  I,  451  fg.  %  H,  325.  SScrgt. 
anäi  uii^^^  Sinfamfeit:    93orjüge  ber  (Sinfamfeit  tor  ber  ©efetlfd^aft.) 

OtfeUfd^aft. 

1)  ©tcigncrei  unb  gab^eit  ber  ©efettf^aft. 

ein  Seifpiet  Don  ber  ©teignerei  ber  SBett  geben  unter  anbern  öietc 
getabene  ©öfle  in  geierfteibern,  unter  feflti(^em  Smpfange;  fie  flnb  bad 


278  ©cfi^mad    —    ^efd^iötnbtgfeit 

Stilen^  t)mnitte(ft  Semetnung  bed  fremben,  im  koeiblid^en  dttbioibttum 
etfd^einenben. 

Sud  biefer  SJetbtnbti^fett  bed  9)?anned  gel^t  notl^toenbig  bte  bed 
SBetbed  l^etDor,  t^m  treu  ju  fein,  fo  n)ie  loiebentm  auö  i^rer  Ser« 
binblid^Ieit  jur  STreue  bie  feinige  ^erborge^t,  i^r  treu  in  fein,  ^ieraud 
ifi  j[cbo(^  nid^t  bie  2Konogamie  ju  folgern.  ($.  377—379.  On 
Setreff  ber  SKonogamie  bergt.  S^egefefee  unter  @§e.) 

Otfd)tuadi, 

1)  ©efd^mad  in))^^fioIogifd^er9ebeutung.  (@.®inne.) 

2)  ©ef^mad  in  äfl^etifc^er  Sebeutung. 

a)  SSJa«  bae  SBort  ,,®ef^ma(f"  befagt. 

ÜRit  bem  nid^t  gefd^ntadCboH  gen}ä^(ten  Sudbrud  „©efc^macf''  bejetd^net 
man  biejenige  ^ufftnbung,  ober  auc^  bloge  3lnerfennung  bed  öfi^etifc^ 
9{i^tigen,  tbclc^e  ol^ne  Einleitung  einer  9{ege(  gefc^ie^t,  inbem  cnt- 
koeber  feine  9iegei  fl(^  bid  ba^in  erfhecft;  ober  auc^  biefelbe  bem 
Su^übenben,  refpectibe  b(od  Urt^eitenben,  nid^t  belannt  toar.  —  @tatt 
©efd^madE  toiixht  man  äjl^etif^ed  ©efü^l  fagen  Knnen,  loenn 
!£)ie^  ni^t  eine  Slautologie  enthielte.    {%  U,  486.) 

b)  Ser^ättnig  bed  receptiben  ©efd^madE^  gum  pro- 
buctiben  STalent  ober  ®ente. 

3)er  auffaffenbe,  urt^eilenbe  ©cfd^macf  i|l  gleic^fam  bad  SEBeibtic^c 
)um  üRännlid^en  bed  probuctiben  !talcntd,  ober  ®enie9.  9!id^t  fä^ig 
}u  erjeugen,  befleißt  er  in  ber  gä^igfeit  in  empfangen,  b.  ^.  bad 
9ted^te,  bad  @d^öne,  bad  ^affeube,  ald  fotc^ed  ^u  erfcnnen,  —  luie  auc^ 
beffen  ©egent^eil;  alfo  ba^  ®ute  bom  (2d)(ed^ten  ju  unterfc^eiben, 
dened  ^eraudjuftnben  unb  ju  toürbigcn,  ÜDicfed  ju  bewerfen.  ($.  II, 
486.) 

Otfdjminlnigktit. 

^ttr  bie  Ouantität  gegebener  SOtaterie  iß  bad  alleinige  3ffaag  bie 
®rö6e  i^rer  Bewegung.  3n  biefer  aber,  wenn  fie  gegeben  i|l, 
tritt  bie  Quantität  ber  äRaterie  noc^  mit  bem  anbem  Factor  berfetben, 
ber  @ef(^U)tnbigIeit,  berfe^t  unb  berf^moljen  auf;  biefer  anbete 
t^actor  alfo  mug  audgef trieben  merben,  n)cnn  man  bie  Ouantität  ber 
äRaterie  (bie  iDtaffe)  erlennen  n^id.    92un  toirb  jmar  bie  @ef^h)in« 

bi gleit  unmittelbar  erlannt;  benu  fie  iß  -7=^.   allein  ber  anbere  t^actor, 

ber  burd^  Sludfd^eibung  biefer  übrig  bleibt,  alfo  bie  äffaffe,  ifl  fletd 
nur  relatib  erfennbar,  nttmlic^  im  Sergleic^  mit  anbem  äRaffen,  bie 
aber  felbfl  »ieber  nur  mittclfl  ber  ©röße  i^rer  Sewegung,  alfo 
in  i^rer  SJerfefeung  mit  ber  ®cf(^tt)inbig!eit,  erfennbor  finb.  2»an  muß 
alfo  ein  Ouantum  Seniegung  mit  bem  anbern  bergteic^en,  bann 
au^  beiben  bie  ©efd^minbigfeit  abrechnen,  um  ju  erfe^cn  toxt  biet  jebed 
berfelben  feiner  ÜRaffe  berbanftc.    (©.  U,  59  fg.) 


@cf(^iptjiete§c    —    ©efetlfd^oft  279 

i^d^wiftttt^t^  f.  6^e. 

fttftUightit. 

1)  993ad  bie  äRenf^en  gefeUtg  mad^t. 

3Ba^  bie  äRenfc^en  gefeüig  mac^t,  ifl  i^ve  Unfä^igTeit,  bie  Sinfam« 
feit,  unb  in  biefer  fic^  felbjl,  ju  crtrogcn.  innere  Sccrc  unb  Uebcrbrwß 
jinb  e«,  Don  bcncn  fic  fotDO^l  in  bie  ©cfcKfc^oft,  wie  in  bie  grcmbc 
unb  auf  Steifen  getrieben  toerben.  -Syrern  ®eipe  mangelt  e«  on  gebet» 
fraft,  fic^  eigene  Bewegung  ju  ert^cilcn»  ®af;er  bcbürfen  fie  ber  petcn 
Qfrregung  t)on  Sugen  unb  jmar  ber  flärfflen,  b.  i.  ber  burd^  SBefen 
i^rc^  ©leieren,  dmgleic^en  liege  ftd^  fagen,  bag  3ebcr  t)on  i^nen  nur 
ein  Heiner  Srud^  ber  Obee  ber  STOenfd^^cit  fei,  bal^cr  er  Dieter  @r* 
günjung  burd^  Stnbere  bebarf,  bamit  einigermaßen  ein  DoKed  menf^tid^e^ 
^etDugtfein  ^eraudfomme.  hingegen,  mx  ein  ganzer  3Renfd^  ifl,  ein 
ÜKcnfd^  par  excellence,  ber  fiefit  eine  Sin^eit  unb  feinen  SSrud)  bar, 
^at  ba^er  an  fic^  fribji  genug.    {%  I,  449  fg.) 

Uebrigend  fann  man  bie  ©efeüigTeit  auc^  betrad^ten  atd  ein  geifüged 
ßrmärmen  ber  3Renfd§en  an  einanber,  gteic^  jenem  förperli^en,  toA^t9 
fte  bei  groger  ^ä(te  burc^  3ufammenbröngen  hervorbringen.  9(E(ein 
»er  felbf!  Diel  geiftigc  S93ärme  §at,  bebarf  fol^er  ©ruppirung  nic^t. 
(?.  I,  451.) 

2)  SDie  ©efelligfeit  aU  SWaagflab  beö  intenectuellen 
Sßert^ed, 

3)em  ©efagten  infolge  fle^t  bie  ©efelligfeit  eined  Oeben  ungefähr 
im  umgete^rten  $er^ä(tnif[e  feinet  inteüectucllen  SBert^e^;  unb  ,,er  ifl 
fe^r  mtgefeKig'^  befagt  beinahe  fc^on  ,,er  x\t  ein  SJ2ann  Don  grogen 
ßigenfd^aften",  (^.  I,  451.  SSergl.  aud^  unter  Sinfamfcit:  Siebe 
gur  (Sinfamfeit  ald  972aagflab  bed  inteUectuellen  3Bert§e9.) 

3)  ©efa^ren  ber  ©efelligfeit. 

©efelligfeit  gehört  ju  ben  gefö^rüdjen,  ja  Derberbüd^en  Steigungen, 
ba  fte  nn9  in  Sontact  bringt  mit  SBefen,  beren  groge  SJZe^rja^I  mo« 
ratifd^  f^Iec^t  unb  inteQectueH  flumpf  ober  Derfe^rt  ifl.  Sn  fld)  felber 
fo  Diel  ju  ^aben,  bag  man  ber  ©efeKfd^aft  ni^t  bebarf,  ift  f^on 
be«§alb  ein  groge^  ©lud,  weil  fafl  alle  unfcre  Seiben  auö  ber  @e« 
feüf^aft  entfpringen,  unb  bie  ©eifle^ru^c,  ttjcld^e,  näc^jl  ber  ©efunbl^eit, 
ba«  wefetttli(^flc  ©lement  unfereö  ©lüde«  auömac^t,  burd)  jebe  ©e^^ 
feQf^aft  gefä^rbet  kDirb  unb  bal^er  o^ne  ein  bebeutenbe«  äRaag  Don 
ßinfamfeit  nid^t  bejle^en  fann.  (%  I,  451  fg.  %  U,  325.  SScrgl. 
au^  unter  Sinfamfeit:    SSorjüge  ber  ©infamfeit  Dor  ber  ©efettfc^aft.) 

etfeUfd^aft. 

1)  ©leignerei  unb  gab^eit  ber  ©cfeltf^aft. 

Sin  93eifpicl  Don  ber  ©leignerei  ber  SBeft  geben  unter  anbern  Diele 
gclabene  ©öfle  in  geierfleibcrn,  unter  fe|lli(^em  Smpfange;  fie  flnb  ba« 


266  ®cfd^t(^te 

peigcrt  bcn  ©d^merj  iu^  Uncrträgti^e,  fo  bag  mau  bamit  jum  (3et6{l« 
quälcr  toirb.  ^oi)  tfl  bicfc  Stcgcl  infofern  cinfcitig,  ate  fic  jtt)ar  ju 
unferer  nnmtttetbaren  Srlctd^terung  unb  Seru^igung  bei  UnglUcf^fäHen 
bient,  ober  anbcrerfeitd  bod^  bie  tuiebet^olte  unb  fdjmevjtid^c  Uebertegung, 
toie  n)ir  bem  ©efd^e^enen  burd^  93orfl(i^t  unb  Sefonnen^eit  l^ätten  ))or» 
beugen  fönnen,  ju  unferer  SBi^ignng  unb  33cfferung  für  bie  ^nt\m\t, 
^eilfam  ifl.    (^.  I,  460  fg.) 

1)  Sergteid^ung  ber  @efd^t(^te  mit  ber  äBiffenfd^aft, 
$6i(ofo))(}ie  unb  $oefie. 

a)  ©ef^i^te  unb  äßiffenf^aft. 

3)ie  ©efc^id^te  iji  jtoar  ein  SBiffen,  jcbod^  feine  SBiffenf^aft; 
benn  i^r  fe^tt  ber  ©runbd^arafter  ber  SBiffenfd^aft.  S)ic  SBiffenfc^aft 
bringt  nämlid^  bad  unjä^Ibar  Stete,  ÜRannigfaitige  unb  Serfc^tebenc 
unter  Hrtbegriffe,  unb  biefe  toieber  unter  Gattungsbegriffe,  »oburd^  fte 
ben  S93eg  }u  einer  Srfenntnig  beS  3[IIgemeinen  unb  SJefonbern  eröffnet, 
mel^e  aud^  ha€  un^ä^Ibar  (Singeine  befagt,  inbem  fle  t)on  Sllem  gilt, 
ol^ne  bag  man  Oegli^ed  für  ftd^  }u  betrad^ten  ^abe.  ÜDer  ©efc^ic^te 
l^ingegen  fe^It  biefe  ©uborbination  beS  ©eniugten,  ftatt  bereu  fie  bloge 
Qoorbination  beffelben  aufgumeifen  §at.  !Da^er  giebt  ed  fein  (S^flem 
ber  ©efd^id^te,  luie  boc^  jieber  anbern  SBiffenfc^aft.  !Z)enn  nirgenbd 
erfennt  fte  bad  Singelne  mittelfl  beS  Slllgemeinen,  fonbern  ntug  bad 
(Singeine  unmittelbar  faffen  unb  fo  gleid^fam  auf  bem  Soben  ber  6r« 
fa^rung  fortfriec^en;  mö^renb  bie  mirftic^en  SBiffenfc^af ten  barüber 
f^ttjebcn.  Die  SBiffenf^aften,  ba  fie  ©t^fleme  öon  Gegriffen  fmb, 
reben  ftetd  Don  ©atturigen;  bie  ©efc^ic^te  t)on  OnbiDibuen.  !Z)ie 
SBiffenfc^aften  reben  fämmtlic^  Don  S)em,  \m9  immer  ifl;  bie  ©efd^tc^te 
hingegen  öon  S)em,  toa«  nur  ein  2RaI  unb  bann  nid^t  me^r  ijt. 
SDa«  äOgemeine  in  ber  ©efd^id^te  befielet  bloö  in  ber  Ueberflc^t  ber 
^auptpcrioben,  au^  benen  aber  bie  befonbem  Gegebenheiten  ftc^  ntc^t 
ableiten  laffen  unb  i^nen  nur  ber  geit  nad^  fuborbinirt,  bem  Segriff 
na^  coorbinirt  flnb.  3«  ^^^  allgemeinen  in  ber  ©efd^ic^te,  ben  3eit« 
abfd^nitten,  ober  ^auptbegeben^eiten,  üer^ält  ftc^  bad  »efonberc,  wie 
ber  SC^eil  jum  ©angen,  nid^t  aber  wie  ber  gatt  gur  JUegel;  »ie  bie« 
hingegen  in  äffen  eigentlid^cn  SBiffenfc^aften  Statt  ^at,  weil  pc  Se« 
griffe,  ni^t  bloge  I^atfad^en  überliefern.  (335.1,  75;  II,  500  fg.) 
2)ie  ®ef(^i^tc  ijl  für  bie  3eit,  wa«  bie  ©eograp^ie  für  ben  Sttaum, 
unb  ifl  ba^er  fo  wenig,  wie  biefe,  eine  eigentliche  ©iffeufd^aft.  (?.  U, 
479.)  aSie  in  ber  gefeöfd)aftli^en  Sonöerfation,  wie  fle  in  ber  SBelt 
gäng  unb  gäbe  ijl,  fo  feigen  wir  aud^  in  ber  ©efc^id^te  ben  ©eijl  mit 
bem  ganj  (Sinjelnen,  al«  folc^em,  befc^äftigt.  SBic  in  ber  aBiffenfc^aft, 
ergebt  er  ftd^  aud^  in  jebem  ebtern  ®cfprä(^  jum  «ügemeinen.  (?.  H,  479.) 

b)  ©efd^i^te  unb  ^^l^ilofop^ie. 

®ofern  bie  ©efc^id^te  eigentlid^  immer  nur  bad  (Sinjelne,   bie  in* 
btDibueffe  2:^atfad^e  jum  ©egenflanbe  ^at  unb  biefe«  al«  ba«  au«f(^lieglid^ 


®efd^t(ite  267 

Xeale  anfleht,  ifl  fte  ha9  gerabe  ©egent^eit  unb  SBiberfpiel  ber  ^^ilc 
foppte,  aU  metd^e  bic  S)itige  t)om  aUgemetnIlen  ©eftc^tdpunlt  qu^ 
betrachtet  unb  audbrüdHic^  bad  allgemeine,  in  aOem  Sinjelnen  ibentifc^ 
9(ei6enbe  jum  ©egenfianbe  ^at.  SBä^renb  bie  ©ef^i^te  und  te^rt, 
bag  3u  |eber  3^'^  ctn)ad  S(nbered  gen)efen,  if!  bie  ^^itofop^ie  bemüht, 
und  3u  ber  ©nftc^t  ju  üerl^elfen,  bag  }u  aOen  S^iitn  gan^  bad  @cI6e 
toar,  tft  unb  fein  teirb.  £)ie  ©efd^id^te  ^offt  bie  !Z:iefe,  nad^  toetc^er 
bie  ^^ilofop^ie  flrebt,  burd^  bie  Sänge  unb  breite  ju  erfegen;  i^r  ifl 
iebe  ©cgenmart  nur  ein  ber  (Srgänjung  bebürftiged  93ru^flüdF,  iDä^renb 
bie  ^^ilofop^ie  in  j[cber  ®egcnn)art  bad  ganje  S93efcn  bed  liebend  er* 
faßt.  C^ierauf  beruht  bad  ^iberfpicl  jtoifd^en  ben  p^ilofop^ifd^en  unb 
ben  ^iflorifd^en  »öpfen.    (SB.  U,  502  fg.   $.  305  fg,   2».  301.) 

c)  @ef(^ic6te  unb  ^oefie. 

3n  ber  Jtunfl  gilt  nur  bie  innere  SSebeutfamleit  ber  $anb(ungen, 
bie  j£iefe  ber  (Sinfid^t  in  bie  dbee  ber  ÜRenfc^^eit;  in  ber  ©efd^id^te 
hingegen  bie  äug  er  e,  bie  9Bi^tigfeit  ber  $anblungen  in  Sejiel^ung 
auf  bie  folgen  berfelben  für  unb  in  ber  ujirKid^en  S93elt,  alfo  noc^ 
best  @age  ))om  ©runb.  (993.  I,  272.)  3)ie  ©efc^i^te  le^rt  und 
me^r  bie  äRenfd^en,  bie  $oefte  hingegen  ben  3Renfd^en  lennen.  ÜDie 
©efc^ic^te  t)er^ä(t  fic^  gur  ^oefte,  U)ie  ^orträtmaterei  }ur  ^tfiorien« 
nialerei.  Oene  gtebt  ha^  im  Sinjelnen,  btefe  bad  im  SlDgemeinen 
SJa^re;  j[ene  f)ai  bie  SBa^r^eit  ber  Srfc^einung,  biefe  bie  Sa^r^eit 
ber  dbee.  !Der  2)i^ter  fleOt  mit  Sßa^I  unb  abfid^t  bebeutenbe 
S^araftere  in  bebeutenben  Situationen  bar ;  ber  ^iftorifer  nimmt  beibe 
lote  fte  lommen.  Sa,  er  ^at  bie  Gegebenheiten  unb  ^erfonen  nic^t 
nat^  i^rer  innern,  ächten,  bie  dbee  audbrüdfenben  Sebeutfamfeit  anju« 
fe^en  unb  an^nto'd^Un,  fonbem  nac^  ber  äugem,  fc^einbaren,  relatiben, 
in  Sejie^ung  Auf  bie  )SerfnUpfung,  auf  bie  folgen  n^i^tigen  Gebeut» 
famlett.  Denn  feine  Betrachtung  gel^t  bem  ©ag  t)om  ©runb  nad^ 
unb  ergreift  bie  Srfd^einung,  beren  0orm  biefer  ifl.  !Z)er  !£)ic^ter  aber 
fagt  bie  dbee  auf,  ha9  S^efen  ber  äRenf^^eit  auger  aller  S^etation. 
3n  ber  üDid^tung  ift  ba^er  Diel  me^r  äc^te,  innere  Sa^r^eit  )u  finben, 
aU  in  ber  ©efdji^te.  Der  ^ifloriter  foU  bic  empirifd^e  Gegebenheit 
genau  miebergeben,  toa9  bei  ben  mangeinben  Datid  oft  unmüglid^  ifl. 
ÜDie  Srienntnig  bed  Did^terd  hingegen  ifl  eine  ^alb  apxiox\\i)t;  er 
\il'6p\t  aud  feinem  eigenen  dunem  bie  dbee  ber  SRenfc^^eit  t)on  irgenb 
einer  beßimmten,  eben  barjufleüenben  @eite.  Sßer  atfo  bie  SRenfc^l^eit 
i^rem  innem,  in  aOen  @rf (Meinungen  unb  (SuttoidTIungen  ibentifc^en 
Sefen,  i^rer  dbee  nac^,  erlennen  »iO,  bem  »erben  bie  SEBerfe  ber 
grogen,  unflerblic^en  Dieter  ein  t)iel  treuered  Gilb  t)or^a(ten,  aü  bie 
^iflorifer  je  bermögen.    (935.  I,  288—291;   U,  503.) 

(Ueber  beuGorgug  ber  Giograp^ie  Dor  ber  ©efd^i^te  fle^e  Gio« 
grop^ie.) 


270  ©ef^id^te 

einen  falfd^en  3^S   S^^i   entfteOte  9(e^n(t^fett;   (Utoeilen  aber  gar 
feine  ^abcn.    ($.  H,  480  fg.) 

Die  ©efd^i^tc  ifl  jwar  nm  fo  intercffantcr,  je  fpccicllcr  fic  iji,  aber 
au(^  um  fo  unjuDerläfftger,  unb  nähert  ftd^  atebann  in  jeber  ^infic^t 
bem  dtomane.  —  9Bad  ed  übrigen^  mit  bem  gerühmten  $ragma« 
ti^mud  ber  ©efc^id^te  (b.  ^.  bem  ableiten  ber  S3egeben^eiten  na^  bem 
©efe^e  ber  SRotitation)  auf  ftd^  l^abe^  n)irb  ÜDer  am  beften  ermeffen 
fönnen^  meld^er  fid^  erinnert,  bag  er  bidmeiten  bie  iBegebenl^eiten  feinet 
eigenen  Sebend  i^rem  nia^ren  S^^f^w^ct^^AnS^  ^^^  ^^P  itt'^injig  da^re 
^inter^er  Derftanben  ^at,  obmo^I  bie  S)ata  baju  i^m  DoQflänbig  Dor« 
tagen;  fo  f^n)ierig  ifi  bie  Kombination  be^  Sßirfen^  ber  3Rotit)e,  unter 
ben  beflänbigen  Singriffen  bed  B^f^^^  u^^b  bem  Serl^el^Ien  ber  96« 
flehten.    (®.  I,  217;   II,  502.) 

!Cer  ^iftoriter  foO  ber  inbiDtbueOen  93egebenl^eit  genau  nac^  bem 
Seben  folgen,  toit  fle  an  ben  Dietfad^  t^erfd^Iungenen  jtetten  ber  ®rünbe 
nnb  Solgen  fi^  in  ber  3^it  entn}idett;  aber  unmöglid^  fann  er  ^ieju 
alle  S)atQ  befll^en,  ^Qed  gefeiten,  ober  SlUed  erlunbet  ^aben;  er  mirb 
jeben  Slugenblid  Dom  Driginat  feinet  Silben  üerloffen,  ober  ein  falfc^e^ 
fd^iebt  fid^  i^m  unter,  unb  bicd  fo  ^äuftg,  bag  man  Urfac^  ^at  anju- 
nehmen,  in  aller  ©efc^id^te  fei  bcd  ^^alfd^en  me^r,  a\9  htß  Sßa^rcn. 
(SB.  I,  289.) 

gontenelle  nennt  bie  ®cfc^id§te  eine  fable  convenue.     ($.1,  206.) 

6)  ©egenfa^  jmifd^en  ber  poütifd^en  unb  ber  Literatur« 
gef^i^te. 

Sd  giebt  }n)ei  ©efc^id^ten:  bie  ))oIitif^e  unb  bie  ber  Siteratur 
unb  Snn\t.  dene  ifl  bie  be^  SBilten^,  biefe  bie  be^  dnteUectö. 
!£)a^er  ifl  iene  burd^toeg  beängfligenb;  bie  anbere  hingegen  ift  überaQ 
erfreulich  unb  Reiter,  »ie  ber  ifolirte  Onteflect,  felbfl  too  R«  Orrinegc 
f^ilbert.  dl^r  $QU))t}n)eig  ifl  bie  ©ef^id^te  ber  $^i(ofopl^ie.  Sigent» 
li^  ifl  biefe  i§r  ©runbbag,  ber  fogar  in  bie  anbere  ©efc^id^te  hinüber« 
tönt  unb  au^  bort  au^  bem  i^unbament  bie  SReinung  leitet.  3)ie 
5IMeinung  aber  be^enf^t  bie  SBelt.    (?ß.  U,  598.) 

6)  ®egenfa$    jtoifd^en    ber   9ßeltgefd)i(^te    unb    ber 
©efd^id^te  ber  ^eiligen. 

Die  äBeltgefd^i^te  fc^tDcigt  }n)ar  Don  ben  $  eiligen,  ben  gelben 
ber  Verneinung  bed  äBiOenö  juni  lieben;  benn  ber  @toff  ber  993ett« 
gefc^id^te  ifl  ein  ganj  anberer,  ja  entgegengefe^ter,  nttmlic^  nic^t  bad 
Verneinen  unb  Xuf geben  be^  äBiUend  }um  Seben,  fonbem  fein  Seja^en 
unb  Srfd^einen  in  uniä^Iigen  3nbit)ibuen,  in  iveld^en  feine  (Sntjmeinng 
mit  ftc^  felbfl,  auf  bem  ()5d^flcn  ©ipfel  feiner  DbjectiDation,  mit 
DoOcnbeter  Deutli^feit  ^erDortrttt  unb  nun  und  batb  bie  Uebertegen^eit 
M  @injelnen  bur^  feine  jllug^eit,  balb  bie  ©etooU  ber  SRenge  burc^ 
i^re  3Raffe,  batb  bie  Wlai^t  beö  ftd^  jum  ®d^idfal  perfonificirenben 
3ufaIId,  immer  bie  93evgeblid^lcit  unb  9{id^ttgfeit  bed  ganjcn  @trebend 
oor  älugen  bringt.   %i\x  ben  $^i(ofop^cn  aber,  ber  bie  eti^if^e  Sebeutung 


(9efd^Ie(^t«Ite5e  271 

ber  ^anblmtgen  jum  aRaagßab  nimmt,  ift  bte  grSgte,  toid^tigfle  unb 
bebeutfamfle  Srfdieinung,  toeld^e  bte  Sett  aufjeigen  lann,  nic^t  ber 
3BeItero6crcr,  fonbcm  bct  SJcttübcrminber.  gür  il^n  finb  alfo 
bie  Sebenöbcf^reibungcn  ^eiliger,  fi(^  fclbjl  tjcrlcugncnbcr  SKenfd^cn,  fo 
\ijki^t  fie  aud)  meiflen^  gef daneben,  [a  mit  Slberglauben  unb  Unfinn 
Dermifd^t  Dorgetragen  fmb,  bo^  bur^  bte  Sebeutfamleit  bed  Stoffe^ 
ungleid^  bete^renber  unb  toiijü^tx,  ol9  felbft  ^lutar^o^  unb  Siüiu^. 
(2B.  I,  455  fg.   2R.  301.) 

etfd)led>ti$lubt. 

1)  Stealitüt  unb  a^a^t  biefer  ^E^etbenfd^aft. 

3)te  ®ef(^Ied^td(iebe  fptelt  ni^t  blo^  in  @(^aufpie(en  unb  diomamn, 
bnbtnt,  tote  bte  (Srfa^rung  beflätigt,  anij  in  ber  n)irnid^en  SEBelt  eine 
0  bebcutenbe  Stolle,  bog  bie  bei  einigen  ©^riftfiedern  Dorlommenbe 
Seugmmg  ber  Steatitdt  unb  Sßid^tigleit  biefer  Seibenfc^aft  ein  groger 
Orrt^um  ifl.  ÜDie  Srfa^rung  jeigt,  bag  bie  ®efd)(e(|tdliebe  unter 
Umfianben  )u  einer  ^eibenf^aft  anhiad^fen  fonn,  bie  an  ^eftigleit  jebe 
anbere  übertrifft  unb  bann  ade  9{ü(fftd^teu  befeitigt,  aOe  $inbemiffc 
mit  unglaublicher  Sraft  unb  Sudbauer  Uberminbet,  fo  ha^  fUr  i^re 
Sefriebigung  unbebenftid^  bad  Seben  gen)agt,  [a,  mixn  fold^e  fd^fe^ter^» 
bingd  üerfagt  bleibt,  in  ben  ^auf  gegeben  U)irb.  S)ie  ©efd^Ied^tdliebe 
meifi  ftc^,  nttd^ft  ber  l^iebe  }um  Seben,  atd  bie  fiärffle  unb  t^ätigfle 
oder  j£riebf ebem,  nimmt  bie  $älfte  ber  ^äfte  unb  @ebanfen  beö 
jungem  St^eilcd  ber  SWenf^^eit  fortn)ä§rcnb  in  Slnfprud^,  ift  bad  le^te 
3itl  faft  iebed  menfd^Iic^en  93efirebend,  erlangt  auf  bie  toid^tigften 
Angelegenheiten  nad^t^eiligen  6inf(u§,  unterbrid^t  bie  emfl^afteflen  SSe« 
ff^äftigungen  ju  ieber  @tunbe,  fe^t  bidmeilen  fetbft  bie  grögten  Jtöpfe 
auf  eine  3Beite  in  Senoirrung,  jettelt  tägli^  bie  Dern^orrenfteu  unb 
fd^Iimmflen  $Snbet  an,  t5{i  bie  »ert^DoUften  Ser^ältniffe  auf,  jerreigt 
bie  fefieflen  Sanbe,  nimmt  bidnieilen  Seben,  ober  ©efunb^eit,  bidn)eiten 
^rid^t^um,  8{ang  unb  ®lüd  ju  il^rem  Dpfer,  ya  madjt  ben  fonft 
%ebii(^en  gemiffenlod,  ben  bid^er  !Z^reuen  jum  SJerrät^er,  tritt  bemna^ 
im  ©anjcn  auf  alö  ein  feinbfetigcr  Dämon.  (53$.  11, 606—609.  631  fg.) 

Sticht  allein  bie  unbefriebigte  üerliebte  i^eibenfc^aft  ^at  bidmeiten 
^inen  tragifd^en  äludgang,  fonbern  auc^  bie  befriebigte  fü^rt  öfter  jum 
UngUid  aU  jum  ®lü(f.  3)enn  i^re  Slnforberungen  coüibiren  oft  fo 
W  mit  ber  perfönlid^eu  SBo^lfa^rt  bed  SJet^eiligten,  bag  flc  fol^e 
untergraben,  inbem  fle  mit  feinen  übrigen  Ser^ältniffen  unvereinbar 
ftnb  unb  ben  barauf  gebauten  Scbend|)lan  jerftören.  da,  nic^t  aOein 
ittit  ben  äugem  Ser^ültniffen  ift  bie  Siebe  oft  im  SBiberfprud^,  fonbern 
fog^t  mit  ber  eigenen  (htbioibualität,  inbem  fte  flA  auf  ^erfouen  tt)irft, 
Atl(^c,  abgefe^en  t^om  @efd^Ie^tdt)er^ältnig,  bem  $5iebenben  vertagt,  ja 
{um  %bf(^eu  fein  niürben.  Sber  fo  fe^r  t^iel  mäd^tiger  ifl  ber  S33ille 
^tt  @attung  ate  ber  bed  dnbiüibuumd,  bag  ber  Siebenbe  in  feiner 
Serblenbung  alle  jene  i§m  miberlid^en  Sigenfc^afteit  überfte^t.  —  du 
^t  X^at   fUfjrt  ber  ®eniu$   ber  ©attung  burdjtocg  jtrieg  mit  ben 


282  ©efcfegebung    —    ®cfl(^t 

3lIIer  ))ofiti))en  ©efe^gebung  t)or^erge^enb  unb  folglich  Don  i^r  un* 
ab^öngig  finb  bte  Segriffe  Unrecht  unb  9? e(^t,  ol^  gleid^bebeutenb 
mit  Serte^ung  unb  9{i(i^tt)erte|^ung.  (Sd  giebt  foIgIi(^  ein  rein  et^ifc^ed 
dttiji,  ober  ^lainxxtdjt,  unb  eine  reine,  b.  1^*  Don  aOer  ))ofltit)en  ©a^ung 
unabhängige  91ed^tdle^re.  SDie  dtti)t^Uf)xt  ifl  ein  if^M  bcr  Ttoxal, 
midjtx  bie  ^anblungen  feflfteUt,  bie  man  uid^t  ausüben  barf,  menn 
man  nid^t  älnbere  üerle^en,  b.  ^.  Unrecht  begel^cn  »iO.  S)ie  3)7oral 
^at  alfo  ^iebei  ben  actiDen  2:^et(  im  Singe.  3)ie  ©efe^gebung  aber 
nimmt  biefe^  (iapiiA  ber  äRoral,  nm  ed  in  dtüdflc^t  auf  bie  pafftDe 
@cite,  atfo  umgele^rt,  }u  gebraud^en  unb  bie  fe(beu  ^anMungen  jn 
betrachten  a\9  fotd)e,  bie  Seiner,  ba  i^m  !ein  Unred^t  n)iberfa^ren  foO, 
ju  teibcn  braud^t  ®egen  biefe  ^anblungen  errichtet  nun  bcr  ©taat 
ha9  ^oUmxt  ber  ©efcf^e,  ald  )}ofttit)ed  9{ed^t.  @eine  W)[\ä)t  i%  bog 
iRciner  Unred^t  leibe;  bie  Slbfid^t  ber  moratifd^en  91e^tdle^re  hingegen, 
baß  Äeiner  Unrc^t  t§ue.    (ß,  218  fg.   SB.  I,  409.) 

1)  S)er  ©inn  beö  ®efi^t«.    (©.  ©inne.) 

2)  !Z)a^  @eft^t  in  pl^^fiognomifd^er  $infid6t. 

a)  ^^Qfiognomifd^e  Sin^eit  be^  ©efi^t^. 

S93enn  man  betrad^tet,  n)ie  in  jebem  SRenfdjengefld^t  ütoa^  fo  gau) 
Urfprünglid^e^,  fo  burd^aud  Originelle^  liegt  unb  boffelbe  eine  ©anj« 
l^eit  }eigt,  toetd^e  nur  einer  m€  lauter  notJ^nienbigen  S^^etlen  befle^enben 
@in^eit  jufommen  Tann;  fo  mug  man  bein}eifeln,  bag  etma?  bon  fo 
luefentlic^er  Sin^eit  unb  fo  gtoger  Urf)}rüng(td^Ieit  je  au^  einer  anbern 
Duelle  l^eroorge^en  fbnne,  ald  an^  ben  ge^eimnigbollcn  liefen  bc9 
dnnern  ber  iRatur.  !£)a|er  au^  mug  man  bei  jebem  Don  einem 
Sünßler  b(od  crfonnenen  ©eft^t  )n)eif€ln,  ob  e^  in  ber  Xf^at  ein 
möglid^ed  fei.  S)enn  tok  foOte  er  eine  n^irltid^e  ))^9ftognomif(^e  (Ein« 
^eit  jufammcnfe^en,  ba  üjm  bod^  bad  ^rincip  biefer  Sin^eit  eigentlid^ 
unbefannt  ijl?    (SB.  U,  479.) 

b)  Sriennbarleit  bed  moralif^en  unb  intellec- 
tuellen  SBefen«  eine^  SRenfc^en  au^  ben  ®e« 
fi^töjügen. 

debed  äRenfd^engefid^t  iß  eine  $ierogt^p^e,  bie  ftc^  aüerbingd  ent* 
jiffern  lägt,  \a  bereu  ^(p^abet  niir  fertig  in  und  tragen.  !3)a$  ®efic^t 
f agt  me^r,  aU  ber  2Runb ;  benn  ed  ifl  bad  Sompenbium  alled  X)effen, 
\m9  biefer  je  fagen  h)irb,  inbcm  cd  bad  SOtonogramm  alled  üDenfcnd 
unb  S^ra^tend  eincd  3Renfd)en  ifl.  9((Ie  ge^en  flillfd^iDeigenb  Don  bem 
©runbfofe  au«,  baß  3cber  ijl,  wie  er  audfie^t.  ÜDiefer  ©runbfa^ 
ifl  aud^  richtig;  aber  bie  ©(^mierigleit  liegt  in  ber  ^nnienbung,  bei 
tDcIc^er  aud)  bcr  ©eübtefle  drrt^ümer  begebt.  !Dcnnoc^  lügt  bad  ©e* 
fld)t  mi)t    {%  II,  670  fg.  674.) 


^efd^Iet^tdltebe  273 

mtb  ber  dnteSect  ber  äRutter,  in  i^rer  Serbinbung,  gerabc  badjentge 
4}nbi))tbuum  Doffenben,  nad^  mliftm  ber  fSiiUt  gum  lieben  a\Q  ©attungd- 
toiDe  eine  bad  ^aa%  etne^  flerUid^en  ^erjend  überfietgenbe  ©el^nfud^t 
em))finbet.  3e  üollfommener  bte  gegenfeitige  ätngemeffenl^eit  giveiev 
dnbiDibuen  ju  einanber  in  jeber  ber  mannigfa^en  9^ü(f jld^ten,  bie  ^ier 
»alten,  iß,  befio  flSrfer  n)irb  i^re  gegenfeitige  Seibenfd^aft  auffallen. 
(35$.  n,  612  fg.  628.) 

3e  nie^r  ®eifl,  beflo  beftimmtere  Onbioibnalität,  bal^er  befto  be- 
ftimmtere  f^orberungen  an  bie  biefer  entf))red^enbe  3nbit)ibua(ität  be^ 
anbern  ©efc^Iec^td;  tDoraud  folgt,  bag  geifheid^e  dnbiDibuen  fid^  be« 
fonbetd  }u  leibenfc^aftli^er  Siebe  eignen.    ($.  408.) 

4)  SDie  Stolle  bed  dnflinct^  in  ber  ©efd^ted^t^tiebe. 

älller  ©efc^Icc^t^Iiebe  liegt  ein  burd^aud  auf  ba^  }u  (Srgeugenbe  ge« 
richtetet  dnftinct  inm  ©runbe.  S)ie  9iatur  pflanjt  überhaupt  ben 
Onftinct  ba  ein,  too  bad  ^anbelnbe  dnbik)ibuum  ben  Q^ntä  ju  ucrfie^en 
unfähig,  ober  il^n  gu  verfolgen  unloillig  fein  n)ürbe.  S)a^er  ))flan}t 
fte  Ufa  in  bent  ^ier  betra^teten  SaH  au^  bem  3Renfd^en  ein,  afö 
melier  ben  ßnedt  itoax  t^erfie^en  !önnte,  i^n  aber  nid^t  mit  bem 
uöt^igen  Sifer,  nämlic^  fogar  auf  Sofien  feined  inbit)ibuellen  3ßo\)% 
oerfolgen  toürbe.  Slfo  nimmt  l^ier,  toit  bei  aOcm  dnfUnct,  bie  SEBa^r« 
§eit  bie  ®e{ta(t  bed  S93a^ncd  an,  um  auf  ben  SSJiUen  ju  n)irfen. 
Um  bad  dnbiDibuum,  mldjt^  t)ermöge  be^  tief  in  i^m  lourjelnben 
Sgoitoud  nur  für  egoiflifd}e  ^mdt  cm)}fänglid^  ifl,  fUr  ben  Sefhmb 
unb  bie  Sef^affen^eit  ber  ©attung  in  j£^ätiglcit  ju  fe^^en  unb  fogar 
ber  Dpfer  für  ben  ®attungd2tt)ed(  fä^ig  gu  mad^en,  mugte  bie  92atur 
bem  ^biüibuo  einen  gen)iffcn  SBa^n  ein))flan}en,  (vermöge  beffen  i^m 
a(d  ein  ®ut  für  fic^  fetbfl  erfd^eint,  m9  in  SQSa^r^eit  blod  eine^  für 
bie  ©attung  ifl,  fo  \>a^  baffelbe  biefer  bicnt,  toäl^renb  tß  ftd^  felber  }u 
bicnen  toäftnt.  3)iefer  SBa^n  ift  ber  dnflinct.  a)erfel6e  ifi  in  ben 
meipen  trauen  anjufe^en  ate  ber  ®inn  ber  ® attung,  »elc^er  aber 
ba«  i^r  Srommeube  nur  bur(^  bie  2:äufc^ung  be^  dnbiDibuum^,  bag 
ed  inbitoibuellen  ^mim  nad^juge^cn  n^S^nt,  toä^renb  ed  in  SSJa^r" 
§eit  blod  generelle  verfolgt,  errei^en  fann. 

3n  gotge  bed  dnftinct^  n)ir(t  bei  ber  gefd^Iec^tß^en  9u^n)a^I  toor 
allen  S)ingen  bie  9{üÄftd^t  auf  ©c^ön^eit  bed  anbern  dnbibibuum^, 
ate  burc^  »elc^e  ber  Z)ip\x9  ber  ®attung  mSglid^ft  rein  unb  ri^tig 
erhalten  »irb.  S)a^  f^ttinbetnbe  (EntjüdEen,  toetd^ed  ben  SRann  beim 
9nbßd(  eine^  äBeibed  t^on  i^m  angemeffener  @(^ön^eit  ergreift  unb  i^m 
bie  Sereinigung  mit  i^r  atö  baß  ^bd^fle  ®ut  uorfpiegclt,  ifl  eben  ber 
@inn  ber  ©attung,  nietd^er,  ben  beutlid^  au^gebrttAen  ©tämpel 
berfetben  erlennenb,  {le  mit  biefem  ))er))etniren  möd^te.  Städ^fl  ber 
©c^ön^eit  begehrt  (in  golge  be^  3njiinct^)  Oeber  bcfonber^  ^eftig 
biejenigen  äJoDIommen^eiten  am  anbern  dnbit)ibuo,  koelc^e  i^m  felbfl 
obge^en,  ia  fogar  bie  Unt)oniommen^eiten,  meldte  haß  ®egent^eil  feiner 
eigenen  flnb.    (2B.  TL,  614—618.) 

64open^aner>2«rtlfon,   l.  18 


274  ©cfd^tcdjWltcbc 

!Z)ie  inflinctiD  leitenben  ^M^ifUn,  miijc  6et  bem  gefc^ted)tttd^en 
SBo^IgefaÜen  unb  ber  gefc^(cd)tü^cu  ^udma^t  roalUn,  jerfaDen  in  fol^e, 
mid^t  unmittelbar  ben  2:t)pud  ber  ©attung,  b.  i.  bie  ^c^ön^eit  bc< 
treffen,  in  fotc^e,  weldjc  auf  pft)d^if(i^c  Sigcnfd^aften  gcrid^tct  fmb,  iinb 
cnblid^  in  bloö  rclotibe,  ttjclc^e  a\x9  ber  crforbcrten  Sorrection  ober 
9?cutraUfation  ber  (Sinfeitigicitcn  unb  Slbnormitötcn  ber  beiben  Onbibi* 
bucn  burd^  einanber  ^erborgel^en.     (SB.  II,  619—627.   ÜR.  390  ffl.) 

5)  Unab^Sngigteit  ber®efd^tc^tdne6et)on  ber^^reunb^ 
fc^aft. 

SBeit  bie  berliebte  Seibenfd^aft  ftc^  eigentlid^  um  ia9  gu  Srjengenbe 
unb  bcffen  ßigenfc^often  bre^t,  !ann  3tt)ifd^cn  jtoei  jungen  Seuten  ber" 
fc^icbenen  ®t\i)Ui)i9,  Vermöge  ber  Uebereinflimntutrg  i§rer  @efinnitng, 
i§red  S^arafterd,  i§rer  ©eifie^rid^tung ,  ^reunbfc^aft  befielen,  o^ne 
bag  ©efd^Ied^t^Itebe  fic^  einmifc^te;  j[a  fogar  lann  in  biefer  ^inpc^t 
eine  getoiffe  Abneigung  }tutf^en  i^nen  t)or^anben  fein.  !6er  ®runb 
(jierDon  ifl,  bag  ein  t)on  i^nen  erscugte^  ^inb  lörperlic^  ober  geifHg 
bid^amtonirenbe  ßigenfd^aften  §aben,  furj,  feine  Soften)  unb  9e« 
fd^affen^eit  ben  ^totdm  M  SBiQend  jum  Seben,  mie  er  fic^  in  ber 
©attung  barfleQt,  nid^t  entfpred^en  toürbe.  dm  entgcgengefe^ten  S^D 
lann,  bei  ^eterogeneität  ber  ©efinnung,  be^  S^arafterd  unb  ber  ©eifleiJ« 
ric^tung,  unb  bei  ber  baraud  ^erDorge^enben  Abneigung,  ja  t$einbfä(igfeit, 
bo^  bie  ©ef^Ied^tdUebe  auffommen  unb  befielen;  mo  fie  bann  über 
iened  SQe^  uerblenbet;  berleitet  fte  ^ier  jur  @§e,  fo  tnirb  ed  eine  fe§t 
unglüdfli^e.    (333.  U,  613  fg.) 

6)  3)a9  (Sr^abene  unb^omif^e  in  ber  ©efd^tec^t^Iiebe. 

SDo^  SSerüebtfein  eine«  SKenfc^en  liefert  oft  fomifc^e,  mitunter 
and^  tragif^e  ^^änomcne;  Seibed,  toeil  er,  Dom  ©ei^e  ber  ©attung 
in  93eft|}  genommen,  jie|^t  bon  biefem  bel^errfd^t  toith  unb  nic^t  me^r 
fi(^  felber  angehört.  S)aburd^  mx\>  fein  ^anbeln  bem  dubibibno  uif 
augemeffen.  SBad,  bei  ben  ^ö^ern  ©raben  bed  Serliebtfeind,  feinen 
©ebanfen  einen  fo  ))oetifd^en  unb  erhabenen  Slnflric^,  fogar  eine 
tran^fcenbente  unb  ^^))er)}^^|ifd^e  9{i^tung  giebt,  Derutbge  welker  er 
feinen  eigentlid^en,  fe§r  ))^t)ftf(^en  Qmi  ganj  aud  ben  Sugen  ju  ber« 
tieren  f^eint,  ifl  im  ©runbe  üDiefe«,  baß  er  jeftt  oom  ©eiflc  ber 
©attung,  beffen  ?lngelegcnl^eiten  unenbli^  mid^tiger,  ote  alle  bloö  in» 
bibibuellen  flnb,  befeelt  ifl.  Sa«  ©efü^I,  in  Angelegenheiten  »on  ' 
trandfcenbenter  äBi^tigfeit  }u  ^anbeln,  ifl  c«,  ma«  ben  Serliebten 
^oc^  über  alle«  Orbif^e,  ja  über  fld^  felbfi  emporhebt  unb  feinen  fe^r 
^^Qflfd^en  SEBünfd^en  eine  fo  ^Qperpl^^fifd^e  (SinHeibung  giebt,  ba§  bie 


Siebe  eine  poeti 


(^en 


fc^e  (Spifobe  fogar  im  Seben  be«  profaifc^eften  iDten 
loirb;  in  ioetd^em  le^tercn  ^aUt  bie  @ac^e  bi«mei(en  einen  fomif^cn 
Änjirid^  geiüinut.  —  Der  SSerliebte  fu^t  im  ©runbc  ni(^t  feine 
®a^e,  fonbem  bie  eine«  Dritten,  ber  crfl  entfielen  foD;  wiewohl  i^n 
ber  Sßa^n  umfängt,  a(«  toüre  koa«  er  fud^t  feine  @a^e.  Aber  gerabe 
biefe«  9tt^t*feine«©ad^e«fud^en,  weld^c«  überall  ber  ©täm})el  ber  ©röße 


iß,  gtebt  anif  ber  letbenfd^aftli^en  Siebe  ben  Snflrid^  be^  @vl^a6enen 
tuib  mac^t  fte  jum  koürbtgen  ©egenfianbe  ber  !£)i(^tung.   (Sß.  II,  633  fg.) 

9(fd)Ud)t$tl)eiU,  f.  ®enit alten. 

9efd^Ud)ti$tneb. 

1)  Unterf^ieb  jtotf^en  STl^ter  unb  äßenfc^  in  ^infid^t 
auf  ben  ©efc^Iec^t^trieb. 

(S^  ift  aU  ein  ^^ttnomen  be9  ben  SOtenfd^en  t)on  aQen  ST^ieren 
unterfd^eibeuben  eigentlichen  dnbtDibuat^arafter^  anjufe^en,  bag 
bei  ben  Silieren  ber  ®efd)Iec^tötrieb  feine  ^efriebigung  o^ne  nterltic^e 
Xudwa^I  fu(^t,  n)ä^renb  biefe  Slu^mal;!  beim  äRenfd^en,  unb  jtoar  auf 
eine  Don  aller  9{efIepon  unabhängige,  inflinctmägige  Seife,  fo  ^o^ 
getrieben  ttjirb,  ba§  pe  biö  jur  gettjaltigen  Seibenfc^aft  jleigt.  (SB.  I, 
156.)  9n  bie  @telle  ber  btod  t^ierifd^en  Srunfl  tritt  beim  SRenf^en 
bie  forgfältige  unb  capriciöfe  1i\x9toafil  bed  anbem  3nbit)ibuum9  jur 
Sefriebigung  ht9  ©efd^ted^tdtriebed,  toA6)t  fid^  bi^  }ur  teibenfd^aftti(|en 
?iebc  Peigern  (ann.  (SB.  11,  582.)  ©urd^  biefe  Steigerung  be« 
©efc^Iec^tdtriebed  aber  }ur  Siebe  ßeigern  P^  beim  äßenfc^en  anäi  bie 
an  bie  ®efc^Ie^t«befricbigung  P^  fnüpfenben  8  ei  ben,  wie  überbau})! 
bie  Steigerung  ber  Slffecte  beim  SRenf^en  eine  Steigerung  ber  Seiben 
jur  Solge  ^at.    (^.  II,  315  fg.   $.  409.) 

2)  Sebeutung  unb  2Rad^t  bed  ©efc^Ie^tdtriebed. 

2)er  ©ef^Ie^t^trieb  ip  anjufe^en  ald  ber  innere  ßug  be^  S3aumed 
ber  ©attung,  auf  neld^em  ba9  Seben  ht9  Onbit)ibuuni^  fptogt,  nie  ein 
Statt,  haß  t)om  93aume  genö^rt  toirb  unb  i^n  ju  nähren  beiträgt; 
ba^er  ip  jener  Srieb  fo  Pari  unb  aud  ber  5£iefe  unferer  Statur. 
(SB.  U,  583.  Sergl.  auc^  ©attung^teben  unter  Gattung.) 
2)ic  Sefriebigung  bed  ©efc^Ied^t^triebed  ge^t  über  bie  Sejia^ung  ber 
eigenen  Sppenj,  bie  eine  fo  furje  ^txt  füOt,  ^inau^,  bejia^t  ba€  Seben 
über  bem  Xob  bed  dnbit)ibuum^  in  eine  unbepimmte  ^üt  §inau^« 
(SB.  I,  387.    S.  n,  649.    %  ü,  310.) 

a>ie  Segierbe  be«  ©efc^Iet^t«  trägt  einen  Don  jcber  anbem  feljr 
uerf^iebenen  (^^arafter;  pe  ip  nid^t  nur  bie  PärfPe,  fonbern  fogar 
fpecipfd^  Don  mä^tigerer  Slrt  aU  alle  anbern.  Sie  ip  nid^t,  toie 
anbere  SBünfc^e,  Sad^e  bed  ©efd^madfd  unb  ber  Saune.  S)enn  pe  ip 
ber  bad  iBSefen  be^  äRenfd^en  audmad^enbe  SBunfc^.  3m  Sonpict 
mit  i^r  iP  lein  äRotit)  fo  ParT,  bag  t9  be9  Siegel  geniig  n)äre.  Sie 
ip  fo  fe^r  bie  ^auptfad^e,  bag  für  bie  Sntbe^rung  il^rer  99efriebigung 
leine  anbern  ®enüPe  entfd^äbigen;  aud^  übernimmt  Xf)Xtx  unb  äJlenf^ 
i^retmegen  iebe  ®efa^r,  j[eben  Jtampf.  !£)ie9  pimmt  bamit  überein, 
bag  ber  ®efd^te^tdtrieb  ber  jtem  bed  SBiQend  3um  Seben,  mithin  bie 
Soncentration  aUt9  SBoOend  ip.  !Der  SBille  jum  Seben  äugert  p^ 
jmar  junä^p  ate  Streben  jur  @r Gattung  bed  dnbioibuumd;  iebod^  ip 
bied  nur  bie  Stufe  jnm  Streben  nad^  (Erhaltung  ber  ®attung,  koelc^ed 
le^tere  in  bem  ®rabe  heftiger  fein  mug,  ate  ha9  Seben  ber  ®attung 

18* 


276  ®t\6)Uä)t9ttxtb 

an  ®auer,  Äuöbc^nung  unb  SBcrt^  boö  beö  3nbit)tbuumö  üBertrifft. 
SDa^cr  ifl  bcr  ©cfc^Icc^tötricb  bic  öoBfornmcnjic  äcugerung  bc«  SBtllw« 
jum  Scben,  fein  am  bcittü^jicn  Qu«gebrü(ftcr  Zt)pvi9;  unb  J^iennil  i|l 
fomo^I  bad  Sntflel^en  bed  dnbtbtbuumd  aud  i^m,  ot«  fein  Primat 
über  aßc  anbcrn  SBünfd^c  bcö  natürlichen  aKcnfd^cn  in  öottforamencr 
Ucbcvcijiimmung.    (SB.  U,  585—587.   SB.  I,  3890 

3)  ^§k|ftoIogif(J^e^   Sorrclat   ber   Sonccntrotion  be^ 
SJillen^  im  ©efc^Ied^t^tricbc. 

SBic  bcr  ©efd^Icd^Wtricb  bic  ^cftigflc  bcr  93cgicrbcn,  bcr  2Bunf(^  bcr 
SBünfc^c,  bic  Sonccntration  aOc«  unfcrö  SBißcnö  ifi;  —  fo  flnbcn  wir, 
ate  p^ljflologif^c^  ß^orrclat  ^tetjon,  im  objectiDirtctt  SBittcn,  olfo  im 
mcnfc^üd^cn  Örganiömuö,  ba^  ©pcrma  ort  bic  ©ccrction  bcr  ®eae* 
tioncn,  bic  Ouintcffenj  aller  ©äftc,  baö  Icfetc  9?cfultat  aller  organif(^en 
Functionen  unb  ^aben  hieran  einen  abermaligen  ScTeg  baju,  ba§  ber 
Seib  nur  bic  Dbjcctität  bcö  SBiacnö,  b.  f.  ber  SBitte  felbfl  unter 
ber  gorm  ber  Sorpcaung  ifi,    (2B,  U,  587.) 

4)  S)er®efd^Ic^tötrieb,  in  Sejic^ung  auf  ba«  geben«» 
glücf  betrad^tet. 

SBenn  bcr  SBittc  jum  geben  fid^  bloö  barftettte  ate  SErieb  jur  ©elbjl' 
cr^attung;  fo  würbe  bic^  nur  eine  SScia^ung  bcr  inbiöibucllcn  St* 
fc^cinung,  auf  bic  Spanne  3^it  ifjrer  natürlichen  Dauer  fein.  2>ic 
SKü^cn  unb  Sorgen  eine«  fold)cn  Sebenö  toürbcn  nid^t  groß,  mit^i« 
ha§  Dafein  Ici^t  unb  l^eiter  auffallen.  SBeit  hingegen  ber  SBille  ba« 
geben  fc^Ied^t^in  unb  auf  alle  geit  wiO,  ftcllt  er  fld^  auglcic^  bar  ott 
©cfd^lcci^tötricb,  ber  c«  auf  eine  cublofc  5»ci^c  Don  ©cnerationen  ob« 
gefc^en  ^at.  ©icfcr  SErieb  ^ebt  jene  ©orglofigfeit,  ^eitetfeit  unb 
Unfd^ulb,  bic  ein  btoö  inbiöibuclle«  3)afcin  begleiten  toürben,  m, 
inbem  er  in  baö  Setoußtfcin  Unrul^e  unb  ffltcland^olie,  in  ben 
Scbenölauf  Unfälle,  ©orge  unb  5»ot§  bringt. .  (SQ5.  II,  649.) 

2Rit  {Rc^t  fc^ätjt  ?ßlato  ba«  ©rcifcnattcr  glüdli^,  fofern  c«  bw 
bi3  ba^in  unö  unabldfflg  beunru^igenbcn  ©efd^lcc^t^tricb  cnblic^  lo«  if^- 
©ogar  liege  ftd^  behaupten,  bag  ber  SDJenf^  crpt  nad^  Grlöfc^cn  be« 
Oef^lc^tötriebcö  gang  t)ernünftig  wirb,  ©ewig  aber  ifi,  bog  bte 
SKelan^olie  bcr  5ugcnb  mit  öon  bcr  bömonifc^cn  ^crrf^aft  be«  ®C' 
fc^lcc^tötricbeö  ^cnü^rt,  bic  ^citerleit  bc«  älter«  bagegen  bic  ©citerfcit 
SDcffcn  ijl,  ber  eine  lange  getragene  geffct  toö  iji  unb  fl^  nun  fre« 
bewegt.  —  änbercrfeitö  jcboc^  ließe  fid^  fagen,  baß  nad^  crlofc^enew 
®efd|led^t«trieb  bcr  eigcntlid^e  Äem  bc«  gebend  öcrjc^rt  unb  nur  not? 
bic  ©d^aale  beffelben  ))or^anben  fei.    ($.  l,  524.) 

5)  freiwillige  (gntfagung  ber  Scfriebigung  be«  ®*' 
fc^led^tdtriebe«. 

S)a  in  bcr  ®efd^le^t«befricbigung  p(^  bie  »eja^ung  be«  ^^^^ 
jum  geben  auöbrüdtt,  fo  ijl  freiwillige  unb  burd^  fein  SWotit)  bc 
grünbete    (Sntfagung    ber  iBefriebigmig    be«    ©efc^led^t^triebe«   W^ 


(Bt]^U^imxW^^i  277 

«cracinung  bc3  Sitten«  jum  8c6cn,  t(i  eine  auf  eingetretene,  ate 
Ouietib  wirfenbe  Srfenntniß,  frcittjiHige  ©clbftauf^ebung  bcRelbem 
3)emgenttt§  fiettt  fold^e  äJernetnung  be«  eigenen  Üeibed  ftd^  fd^on  at« 
ein  aBiberfpmd^  beö  SBittenö  gegen  feine  eigene  ©rfd^einung  bar.  ÜDenn 
obgtcid^  .aud^  §ier  ber  8eib  in  ben  Oenitolien  bcn  SBißen  jur  JJort* 
))f[an}ung  obj[ecttDirt,  niirb  biefe  beunod^  nid^t  getoottt.  66en  bed^alb, 
nömtic^  toeil  fie  Semeinung  ober  äluf^ebung  bed  ä93iQen«  jum  Seben 
ip,  ift  fold^e  Sntfagung  eine  fd^ioere  unb  fc^merjlid^c  ©elbftübertüinbung, 
(SB.  I,  394.    SB.  n,  649.) 

6)  aBibernatürlid^e    Sefrtcbigung     bc«    ©efd^Ied^tö» 
triebe«.    (©.  ^äberapie.) 

1)  S)ie   dtolU,    nield^e    ba«  ©efc^Iec^t^Der^ältnig   im 
SWcnfc^entcben  \pit\U 

SDer  Sebeutung  unb  äßac^t  be«  ®efd^Ic^t«triebe«  entfprt^t  bie 
mtd^tige  Spotte,  totl6jt9  ha€  @efd)(ed^t«oer^äItntg  in  ber  2nenfc^entt)elt 
fpteü,  ate  mo  e«  etgentlid^  ber  unfid^tbare  2ßitte()}unft  atted  ST^und 
unb  jtreiben«  ifl  unb  tro^  aQen  i^rn  übergeworfenen  ©ci^Ieiern  überatt 
^crDorgudt.  g«  ifl  bie  Urfac^e  be«  ffricgeö  unb  ber  3^^^^*  bc«  grie* 
ben«,  bie  ©runblage  be«  @rnfle«  unb  ba«  S^d  be«  ©^erje«,  bie 
unerfd^öpflid^c  Onettc  be«  SBi^e«,  ber  ©(^tüffcl  ju  attcn  Slnf<)ielungen 
unb  ber  ©inn  atter  geheimen  äBin!e,  atter  unau«gefpro^enen  Slntröge 
unb  aller  Derflo^Ienen  S3U(fe,  ba«  tägliche  ÜDidjten  unb  S^radjten  ber 
Oungen  unb  oft  au^  ber  bitten,  ber  ftünblid^c  ©ebauTe  be«  Unleufd^en 
unb  bie  gegen  feinen  SBillen  fict«  toieberfe^renbe  Träumerei  be«  Äeu* 
f(^en,  ber  allejeit  bereite  ©toff  jnm  ©^crj,  tbm  nur,  weit  i^m  ber 
tieffle  Srnft  jum  Orunbe  liegt.  (SB.  II,  5860  ©aß  bie  Oefc^Iec^t«- 
oer^ältniffe  htn  lei^teflen,  jcberjcit  bereit  liegenben  unb  aud^  beut 
f(^tt)ä^{len  W\i^  crreidjbaren  ©toff  jum  ©djerje  abgeben,  toit  bie 
^äufigfcit  ber  ^^tm  betoeifl,  Knute  nidjt  fein,  tvenn  ni^^t  ber  tieffle 
emp  gerabe  i^nen  3um  ©runbc  läge.    (2B.  11,  109.) 

2)  ÜDie  ane  beut  ®ef^(ed^t«berl^ältnig  f;ert)orge^enben 
SerbinbHd^Ieiten. 

m«  eine  befonbere  9{ubri!  be«  Unred^t«  fönnte  man  bie  93er(e^ung 
ber  ün§  ben  ©c^ualDer^dttniffen  ^erborge^euben  $erbinbtid^!eiten 
anfe^en.  S)er  iDIanu  ip  t)on  ber  Shtur  gegen  ba«  SBeib  tör]per(ic^ 
unb  geipig  bebeutenb  bet)or}ügt.  Slfo  ip  offenbar,  bag,  tütnn  ber 
SRonn  bie  Sorjüge,  toeld^e  bie  9tatur  fo  parteiifd)  auf  feine  ©eite 
marf,  ntd^t  compenpren  ivottte  baburd^,  bag  er  für  ba«  SBeib  unb  bie 
Äinber  bie  ©orgc  ouf  pd^  nimmt,  er  in  ber  Scfriebigung  feine«  ®e* 
fd^Iet^t«triebe«  feinen  SBillen  lum  Sebcu  bejahte  unb  babei  }ug(ei^  ben 
Süllen  be«  tt)eibli^en  dnbiDibuum«  oerneinte,  alfo  Unred^t  au«übte.  — 
debe  ®ef^Ied^t«befnebigung  o^ne  Uebema^me  ber  Serbinblid^feit,  für 
äBeib  unb  jtinber  )u  forgen,  ip  Unrecht,  b*  ^.  Seja^ung  be«  eigenen 


278  ©efi^mad    —    ^efd^ttinbtgfeit 

StQend  üermittelft  Semeinung  M  fremben,  tut  koetbltd^en  dnbtotbuum 
etfd^etnenben. 

Sud  biefer  SJerbinbli^feit  bed  SDtanne^  gel^t  not^toenbig  bie  bed 
SBeibed  ^ert)or,  i^m  treu  ju  fein,  fo  loie  loteberum  aud  i^rer  Set« 
btnblic^Ieit  jur  Streue  bie  [einige  ^erborge^t,  i^r  treu  ^u  fein,  ^teraud 
iji  iebod^  nic^t  bie  SRonogamie  ju  folgern.  ($.  377—379.  3n 
Sctrcff  ber  SKonogamie  t)ergt.  S^cgefcfee  unter  (5§e.) 

1)  ©efd^mad  in))^^fioIogifd^cr9ebeutung.  (@.@inne.) 

2)  ©efd^modC  in  öfi^etifd^er  ^ebeutung. 

a)  SSJae  bae  SBort  „®t\ä^mad"  bcfagt. 

Sßit  bem  ni(^t  gefd^madooll  gen^ä^Uen  SuSbrud  ,,®ef(^mad''  bejeid^net 
man  biejenige  Sluffmbung,  ober  ou^  Möge  3lnerfennung  bed  äfi^ettfc^ 
9?i(^ttgen,  n)cl4e  ol^ne  Anleitung  einer  9{egel  gefd^ie^t,  inbem  cnt- 
koeber  feine  9Iegei  fi^  hx9  ba^in  erftredt;  ober  auc^  biefelbe  bem 
Äuöübenben,  refpcctiöe  blo«  Urt^eilenben,  nid^t  befannt  »ar.  —  ©tott 
©ef^mad  tuürbe  man  äfi^etifc^ed  ©efü^t  fagen  fönnen,  menn 
S)ie«  nic^t  eine  Tautologie  enthielte.    (?J.  II,  486.) 

b)  Ser^ältntg  bed  receptiDen  ©efd^madd  2^m  pro- 
buctiüen  STatent  ober  ®ente. 

3)er  auffaffenbe,  urt^eUenbe  ©efd^mad  ifl  gteid^fam  bad  SBeibli^e 
jum  üRänntid^en  bed  probuctit^en  !ta(cntd,  ober  ®enied.  Sticht  ftt^ig 
}u  erjeugcu,  befielt  er  in  ber  gä^igfeit  gu  empfangen,  b.  ^.  bad 
dted^te,  ha9  @cf)öne,  bad  ^affenbe,  ald  fotd)e9  ju  erfcnnen,  —  mie  auc^ 
beffen  ®egent§eit;  alfo  ha9  ©ute  Dom  ©c^Ied^teu  ju  unterfd^eiben, 
deneö  ^eraudjufinben  unb  ^n  toürbigen,  !£)icfed  ju  Dermerfen.  (^.  U, 
486.) 

6efd)minDii8keit. 

^ür  bie  Ouantität  gegebener  äRaterie  ifl  bad  alleinige  3Raag  bie 
®rö§e  i^rer  Setücgung.  3n  biefer  aber,  wenn  pe  gegeben  x% 
tritt  bie  Quantität  ber  äRaterie  nod^  mit  bem  anbem  Factor  berfelben, 
ber  ®efd^n)inbtgleit,  Derfe^t  unb  Derf^motjen  auf;  biefer  anbere 
i^actor  alfo  mug  au^gefdjieben  luerben,  loenn  man  bie  Ouantität  ber 

9J{aterie  (bie  iDtaffe)  erlennen  mü.    9htn  tvirb  jmar  bie  @ t\ii mn» 

g 

bi gleit  unmittelbar  erlannt;  bemt  flc  ijl  — .   Allein  ber  anbere  gactor, 

ber  burc^  9udf(^eibung  biefed  übrig  bleibt,  atfo  bie  SRaffe,  ifl  fletd 
nur  retatit)  crfennbar,  nttmlic^  im  Sergleic^  mit  anbem  äRaffen,  bie 
aber  fetbft  mieber  nur  mittelfl  ber  ®röge  i^rer  Setuegung,  atfo 
in  i§rcr  SJerfefeung  mit  ber  ®cf^tt)inbig!eit,  erfennbar  [mh.  2»on  mw§ 
a(fo  ein  Ouantum  Sen)egung  mit  bem  anbem  ))ergteic^en,  bann 
anß  beiben  bie  ®cfd^n)inbigTeit  abregnen,  um  }u  erfc^en  mt  üiel  jebeö 
berfelben  feiner  ÜRoffc  Derbanfte.    (SB.  U,  59  fg.) 


®ef(^tutfleteljc    —    ©cfettft^aft  279 

9>tfdifmiftttt\)t^  f.  @§e. 
»tfdfwoxtntj  l  dnrt). 
OtftUi^htit. 

1)  S93ad  bie  iUtenfd^en  gefeltig  mad^t. 

2Bad  bie  SRenfc^en  gefeOig  ma6)t,  ifi  t^ve  Unfä^igfeit,  bie  (Sinfam« 
feit,  unb  in  biefer  ftc^  felbfl,  ju  ertrogeit.  dnnere  !^eere  unb  Ueberbnig 
{tnb  ed,  bon  benen  fte  fomo^I  in  bie  ©efeOfc^aft,  mie  in  bie  i^rembe 
unb  Quf  9teifen  getrieben  merbcn.  -Sl^rem  ®eiße  mangelt  e^  an  i$eber> 
fraft,  fic^  eigene  Scioegung  jn  crt^cilcn.    3)afjcr  bcbürfen  fie  ber  petcn 


lärfflcn,  b.  i.  ber  burd^  SBefen 
agen,  ba§  Seber  Don  i^nen  nur 
c^^cit  fei,   ba^er  er  vieler  Qx> 


Qfrregung  Don  Vugen  unb  gmar  ber 

i^red  ©(eid^en.    Ontglei^en  liege  ftd^ 

ein  Meiner  33ruc^  ber  Obee  ber  Tim 

gängung  burc^  Rubere  bebarf,  bamit  einigermaßen  ein  DoIIed  menfd)(ic^ed 

9eniu§tfein  §eraudfomme.    hingegen,  mx  ein  ganjer  äRenfc^  ifi,  ein 

ÜRenfd)  par  excellence,  ber  fieUt  eine  Sin^eit  unb  leinen  93rud[)  bar, 

^at  ba^er  an  fld^  felbß  genug.    {%  I,  449  fg.) 

Uebrigenö  fann  man  bie  ©efeHigTeit  aud)  betrad^ten  aU  ein  geifHge^ 
Ormärmen  ber  SRenfc^en  an  einanber,  gleid^  Jenem  !örf)erttd^en,  n)el(^ed 
fte  bei  groger  j^ätte  burc^  3uf<^^>n^>^b^^nS^i^  hervorbringen.  SQein 
loer  felbß  üiel  gcifiige  SEßärme  ^at,  bebarf  fold^er  ®ru))pirung  nic^t. 
(?.  I,  461.) 

2)  3)te  ©efelligleit  aU  iD^aagflab  bed  intedectueUen 
Sßert^e«, 

S)em  ©efagtcn  jufolge  fie^t  bie  ©efeUigleit  eined  Oeben  ungefähr 
im  umgele^rten  ä$er^ältnif[e  feinet  inteUectueDen  SBert^e^;  unb  „er  ifi 
fe^r  itngefeHig''  befagt  beinahe  fc^on  „er  ifi  ein  3)lann  Don  großen 
(Sigenfd^aften".  (^.  I,  451.  äJergt.  auc^  unter  (Einfamicit:  Siebe 
}ur  (Sinfamleit  al€  äRaagfiab  bed  intedectueQen  SBert^e^.) 

3)  ©efa^ren  ber  @efe{Iigfeit. 

©efelligfeit  gehört  }u  ben  gefä()rlid^en,  [a  Derberblid^en  Steigungen, 
ba  fie  und  in  Sontact  bringt  mit  Sefen,  beren  große  aJie^rga^I  mo« 
rolifc^  f(^{e^t  unb  inteOectueD  |lumpf  ober  DerFe^rt  ifi.  Sn  ^d^  fe{ber 
fo  Diel  ju  ^aben,  baß  man  ber  ©efedfd^aft  nid^t  bebarf,  ifi  f^on 
bed^atb  ein  großem  ©lud,  mil  fafl  alle  unfere  Reiben  aud  ber  ®e» 
feüfc^aft  entfpringen,  unb  bie  ©eifiedru^e,  tueld^e,  näd^fi  ber  ©efunb^eit, 
bad  tDefentlic^fle  (S(ement  unfered  ©lUded  audma^t,  burd)  j[ebe  ®e« 
feOfc^aft  gefä^rbet  h)irb  unb  ba^er  o^ne  ein  bebeutenbed  ^aa^  Don 
Ginfomfeit  nid^t  befleißen  fann.  ($.  I,  451  fg.  %  U,  325.  SScrgl. 
ou^  unter  Sinfamfeit:    Sorjüge  ber  Sinfamfeit  Dor  ber  ©efeDfd^aft.) 

eeftUfd^aft. 

1)  ©leißnerei  unb  gab^eit  ber  ©efellfcfiaft. 

(Sin  Seifpiel  Don  ber  ©leißnerei  ber  SBelt  geben  unter  anbern  Diele 
getabene  ©äfie  in  geierfleibern,  unter  fefitic^em  @mt)fange;  fie  finb  bad 


282  ©cfe^gcbung    —    Oefld^t 

Met  ))oflttt)en  ©efe^gebung  oor^ergc^enb  unb  folgttc^  Don  t§r  un* 
abhängig  ftnb  bte  Segriffe  Unrecht  unb  Stecht ,  cA9  glctc^bebeutenb 
mit  Serle^ung  unb  ^iid^tüerle^ung.  @d  giebt  folglich  ein  rein  et^ifd^ed 
dttijt,  ober  92aturred)t,  unb  eine  reine,  b.  1^.  ton  aller  pofttit^en  ©a^nng 
unabhängige  9ted^tdlel^re.  SDic  9Ie(^td(e^re  ifl  ein  S^^eil  ber  SRoraf, 
ioeld^er  bie  ^anblungen  fefifleüt,  bie  man  nid^t  ausüben  barf,  totm 
man  mi)t  Slnbere  Derle^en,  b.  f).  Unred^t  begeben  n^id.  3)te  ÜRoroI 
^at  atfo  ^tebei  ben  actiDen  Xi)zxl  im  Huge.  3)ie  ©efe^gebung  aber 
nimmt  btefed  S^apttel  ber  äRorat  um  e^  in  9tü(ff[d^t  auf  bie  paff  ibe 
(Seite,  alfo  umgele^rt,  ju  gebraud^en  unb  bie  felben  ^anblungen  gn 
betrafen  a\9  fot^e,  bie  deiner,  ba  i^m  fein  Unrecht  n^ibcrfa^ren  foQ, 
gu  leiben  brandet,  ©egen  biefe  ^anMungen  errichtet  nun  ber  @taat 
baö  Soatoer!  ber  ©cfcfee,  ate  pofitibe«  JRcc^t.  ©eine  abpd^t  i%  ba§ 
5!einer  Unred^t  leibe;  bie  Slbftd^t  ber  moralifc^en  9Ied)t6(e^re  hingegen, 
baß  Äeiner  Unre^t  t^ue.    ((£•  218  fg.   SB.  I,  409,) 

tteftd)t. 

1)  S)er  ©inn  bc«  ©cfi^tö.    (©.  ©inne.) 

2)  S)ad  ©efic^t  in  p^tjfiognomif^er  ^infiAt. 

a)  $^9fiognomifd^e  @in^eit  bed  ©efid^td. 

28enn  man  betrad^tet,  n^ie  in  iebem  iD2enfd)engefid^t  ettuad  fo  gonj 
Urfprünglic^e^,  fo  burd^aud  Originelle^  liegt  unb  baffe(be  eine  ©anj* 
l^eit  }eigt,  loeld^e  nur  einer  aud  (auter  not^tüenbigen  Steilen  beftel^enben 
Sin^cit  }uIommen  fann;  fo  mug  man  begttieifeln,  bag  ettua?  üon  fo 
loefentlid^er  @in^eit  unb  fo  groger  Urfprüngtic^Ieit  j;e  aud  einer  aubern 
Duelle  ^erüorge^en  I5nne,  aU  aud  ben  ge^eimnigüollen  Siiefen  M 
dnnern  ber  i^atur.  3)a§er  aud^  mug  man  bei  jebem  Don  einem 
Künßter  blod  erfonnenen  ©eftd^t  jtoeifeln,  ob  t9  in  ber  Zf^at  ein 
mögtic^ed  fei.  3)enn  n^ie  foHte  er  eine  h)irnid^e  p^^ftognomifd^e  Sin» 
^eit  }ufammcnfe^en,  ba  i^m  bod)  bad  $rincip  biefer  Sin^eit  eigentlich 
unbefannt  ifl?    (SB.  II,  479.) 

b)  @rlennbarleit  beö  moralifc^en  unb  inteUec* 
tuellen  SEBefend  eined  SRenf^en  aud  ben  ©e« 
fic^töjügen. 

debed  2}?enfd^engefic^t  ifl  eine  ^ierogl^p^e,  bie  fi^  oKerbingd  ent« 
jiffern  lägt,  \a  bereu  ätp^abet  tt)ir  fertig  in  unö  tragen.  3)aö  ©eflt^t 
fagt  mel^r,  a\9  ber  ÜRunb;  benn  ed  ifl  bad  Sompenbium  aüt9  2)effen, 
lua^  biefer  \t  fagen  h)irb,  inbcm  ed  bad  ä)?onogramm  alled  ÜDenifcnd 
unb  S^rac^tend  eined  9Renfd)en  ifl.  SlQe  ge^en  fliOfc^meigenb  bon  bem 
©runbfafc  au3,  bag  Oebcr  ifl,  toie  er  au«fie^t.  Diefer  ©runbfae 
ifl  aud^  vid^tig;  aber  bie  ©d^mierigleit  liegt  in  ber  Slntuenbung,  bei 
toAijtv  ani)  ber  ©eübtefle  Orrt^ümer  begel;t.  S)ennoc^  lügt  bad@c- 
fld)t  mi)t    ($.  n,  670  fg.  674.) 


®cfc<}  281 

1)  Serff^tebene  ^ebeutungen  bed  93egriff9   bed  ©e* 

3)te  eigentltd^e  unb  urfprünglid^e  93ebeutung  beffelben  befc^ränlt  fic^ 
auf  bad  bürgerliche  ®efe^,  lex,  vofjLOC,  eine  menfc^fid^c  ßinrid^tung, 
auf  menfc^Iid|er  SOSiOfür  beru^enb.  @tne  jtoette,  abgeleitete,  tro^tfd^e, 
]neta))^orif(^e  93ebeutung  §at  ber  Segriff  ®efe^  in  feiner  Slntoenbung 
ouf  bie  9?atur,  bereu  t()eite  a  priori  erfannte,  t^eite  i^r  em))trifd^  ob« 
gemerlte,  ftc^  ßet^  glei^bleibenbe  Serfa^rungdtDeifen  )oir,  metap^orifc^, 
92aturgefe^e  nennen,  ^üx  ben  menfc^Iid^en  SBillen  aU  fold^en 
giebt  e^  au^  ein  ®efe^,  fofern  ber  äRenfc^  }ur  9!atur  gel^i$rt,  unb 
jmar  ein  au^na^mdlofed,  bad  ®efe$  ber  2)7otiDation,  eine*  ^orm 
bed  (^aufalität^gefe^ed.  @d  befagt,  bag  jjebe  $anblung  nur  in  t^ofge 
eine^  3ureic^enben  9)2otiDd  eintreten  lann.  @d  i\t,  toit  bad  Saufalität^« 
gefe^  überhaupt,  ein  97aturgefe{j.  hingegen  moraltfd^e  ®efe^e, 
unabhängig  \>on  menfc^tid^er  @a^ung,  @taat^einrid^tung  ober  9te(igiond:= 
le^re,  bürfen  o^ne  SBetueid  nid)t  atd  Dor^anben  angenommen  toerbem 
ftant  begebt  alfo  bur^  bie  Sorau^na^me  be^  ÜRoralgefe^je^  eine  petitio 
principii.     (g.  120—122.) 

2)  Urfprung  bed  polittf^en  ®efe^e9. 

S)ie  beu  menf^Ii^en  dubidibuen  gemeinfame,  \>a9  ®anje  itberbenlenbe 
Vernunft  l^at  fie  auf  SRittel  bebad^t  gemacht,  bad  an9  bem  Sgoidmud 
burc^  Ünrec^tt^un  für  Sllle  entfpringenbe  Setben  ju  t)erringern,  ober 
100  möglich  aufju^eben  burd^  ein  gemetnfc^aftlid^ed  Cpfer,  n^elc^ed  j[eboc^ 
Don  bem  gemeinfc^aftlic^  baraud  ^erDorgel^enbcn  ^ort^eil  übern)ogcn 
toirb.  !Z)ie  Vernunft  fa^  ein,  bag  fomo^I  um  ha9  über  Me  verbreitete 
Seiben  in  minbern,  atö  um  ed  mbglid^ß  gleid|förmig  }u  vert^eilen, 
bad  befie  imb  etnjige  SDtittel  fei,  Sllen  ben  ©c^merj  be^  Unrec^tleiben^ 
ju  erf sparen  babur^,  bag  au4  !lKe  bem  burc^  ba9  Unrec^tt^un  gu 
ertangenben  ®enug  entfagten.  2)iefed  atfo  Don  bem,  burd|  ben  ®tc 
hxaviij  ber  93ernuuft  met^obifd^  Derfal^renben  unb  feinen  einfeitigen 
©tanbpunit  Derlaffenben  (Sgoi9mu9  leidet  erfonnene  unb  aDmälig  Der« 
DoIDommnete  SRittel  ifl  ber  ©taat^oertrag  ober  bad  ®efe^. 
(ffi.  I,  404  fg.) 

3)  ßtotd  ber  ©trafgefc^e  unb  SJorau«fefeung  berfelben. 

S>ie  ©trafgefe^e  ge^en  au9  Don  ber  richtigen  äJoraudfe^ung,  bag 
ber  3BiHe  nic^t  frei  (unbeflimmbar  burd^  äRotiDe)  fei,  in  n^eld^em  gaK 
man  i^n  nid^t  lenlen  fönnte;  fonbern  bog  er  ber  9?ötl^igung  burc^ 
2RottDe  unterkDorfen  fei.  !Z)emgemäg  h)oIIen  fle  allen  ettoaigen  ÜRo« 
tioen  )u  93erbrec^en  fiärfere  ®egenmotiDe  in  ben  angebro^ten 
©trafen  entgegenfleOen,  unb  ein  ^iminalcobe^  ifl  ni(i)t9  Slnbereö,  aU 
ein  Ser}eid^nig  Don  ®egenmotiDen  ju  Derbrec^erifd^en  ^anblungen. 
(6.  99.    SB.  1,  407.) 


280  Ocfeüfd^aft 

afudl^ftngefd^ilb  bet  ebelen,  er^öl^ten  ©efeUigfett.  Hbtx  flatt  i^er  i% 
in  ber  9tege(,  nur  S^^^Sf  ^^^^^  unb  Sangetoeile  gelomnten ;  benn  f^on 
m  t)iele  ®äße  flnb,  iß  t)iel  ^ad,  —  nnb  Ratten  [\t  aud^  fämmtlit^ 
©tctnc  auf  bcr  »ruft.  Die  toirflid^  gute  OcfcDfc^aft  ifl  nämlic^, 
übcraO  unb  not^tucnbig,  fe^r  Hein.  {%  l,  436.)  3cbe  ©efeüf^^aft 
erforbert  not^nienbig  eine  gegenfetttge  Siccomobation  unb  S^ewperatur; 
ba^er  U)ttb  fte,  j[e  gtöger,  bc^o  faber.    ($.  I,  446.) 

2)  ©egenfa^  }toifd|en  ber  9tangtifle  ber  Statur  nnb 
bcr  9iang(ifle  ber  ©efeUfd^aft. 

SSßä^renb  bie  9}atur  jh^ifc^en  3Renf(^en  bie  nieitefle  Serfc^ieben^eit, 
im  ÜRoralif^en  unb  duteaectueUen,  gefegt  f^at,  fteUt  bie  ©efeUfc^aft, 
biefe  für  nic^tö  ad^tenb,  fie  alle  gleic^,  ober  üielme^r  fle  fe^t  an  tf|re 
@teDe  bie  fünßlid^en  Unterfd^iebe  unb  ©tufen  bed  ©tanbeö  unb  9Iang(d, 
n^eld^e  ber  SRanglifle  ber  9{atur  fel|r  oft  biantetral  entgegen  laufen. 
^a9  ben  grogen  ©eiflern  bie  ©efeUf^aft  verleibet,  ifl  bie  ©leic^^eit 
ber  di^ijtt,  folglid^  ber  Snfprii^e,  bei  ber  Ungleid^l^eit  ber  gä^ig' 
leiten ;  folgtic^  ber  (gefeQfc^aftli^en)  l^eifiungen  ber  Slnbern.  ^|t 
fogenannte  gute  ©odetttt  lägt  $or}üge  aller  9rt  gelten,  nur  ni(^t  bie 
geißigen.  @ie  t)er))fli^tet  un9,  gegen  jebe  2:^orHt/  97an§eit,  Scp 
le^rt^eit,  ®tum))fl^eit,  grttnjenlofe  ©ebulb  ^u  bereifen;  ))erf0n(id)e 
Sor3Üge  l^ingegen  follen  fid^  Serjei^ung  erbetteln,  ober  flc^  tierbergen; 
benn  bie  geifiige  Ueberlegen|eit  oerle^t  burc^  i^re  bloge  (S^iflenj,  o^ne 
aUz€  3ut^un  bed  Sßillend.    ($.  I,  446  fg.) 

3)  SBid^tigleit  ber  gleid^en  ©timmung  für  bie  ge« 
fellige  ©emeinfd^aft  unb  Seförberung^mittel  ber» 
felben. 

@elbfl  )to)tfd^en  ben  J^omogenfien,  J^arntonirenbften  $erfönli(^feiten 
entfielen  burd^  bie  Serfd^ieben^eit  il^rer  gegenuiärtigen  Stimmung 
leidet  S)tf[onan}en ,  gu  bereu  ^uf^ebung  ßetd  eine  gleid^f(^toe6enbe 
j^emperatur  einführen  gu  Tonnen  eine  $?eißung  ber  ^öd^fien  0i(bnng 
koSre.  SBie  t>\A  ©(eid^^eit  ber  Stimmung  für  bie  gefeKige  ©emein« 
fd^aft  leifte,  lägt  ftd^  boran  ermeffen,  bag  fogar  eine  jal^treid^e  ®t" 
feUfd^aft  }u  lebl^after  geiftiger  SRitt^cilung  unb  aufrichtiger  2:^eilna(mr, 
unter  allgemeinem  93e§agen,  erregt  koirb,  fobalb  irgenb  etmad  ObjectiDe«, 
fei  t€  eine  ©efa^r,  ober  eine  Hoffnung,  ober  eine  ^iai^xidfi,  ober  ein 
feltener  SlnblidE  u.  f.  ko.  auf  aKe  gugletd)  unb  gleichartig  einniirft. 
!Z)enn  2)ergleid^en,  inbem  ed  alle  ^riDatintereffen  übertpäUigt,  erzeugt 
unitierfeUe  (Sin^eit  ber  Stimmung.  Sn  Ermangelung  einer  folc^en 
objectiDen  (Sintoirlung  n)irb  in  ber  9tegel  eine  fubiectitie  ergriffen 
unb  finb  bemna^  bie  Slafd^en,  and)  X^tt  unb  Kaffee  bad  ge)o5$nti(^e 
SDtittet,  eine  gemeinfc^aftlic^e  Stimmung  in  bie  ©efellfc^aft  ju  bringen. 
(?.  I,  475.) 


®cfc<}  281 

1)  Scrff^tebene  ^ebeutungen  be^  Segtiffd   bed  ©e* 

!2)te  eigentlid^e  unb  urfprünglid^e  93ebeutung  beffelben  befd^ränlt  ftd^ 
auf  bad  bürgerliche  ®efe^,  lex,  vofjLOC,  eine  menfc^Kd^e  ßinrid^tung, 
auf  menfc^It^er  SOSiDfür  beru^cnb.  @tne  jtüeite,  abgeleitete,  tropifd^e, 
tnctap^orif^e  93ebeutung  ^at  ber  Segriff  ®efe^  in  feiner  ^ntoenbung 
auf  bie  9?atur,  beren  t(;eite  a  priori  erlannte,  t^eild  t^r  emptrifd^  ob« 
gemerfte,  ftd^  ßetö  glcii^bleibenbe  Serfa^rungdtDeifen  toir,  meta))^orifc^, 
9}aturgefe^e  nennen,  ^üx  ben  menfd^Ii^en  SBillen  aU  fold^en 
giebt  ed  aud^  ein  ®efe^,  fofem  ber  äRenfc^  }ur  92atitr  ge^i$rt,  unb 
jtoar  ein  audna^mdlofed,  bad  ®efe^  ber  äßotibation,  eine^^orm 
bed  Saufalitätdgefe^ed.  (Sd  befagt,  baß  j;ebe  $anblung  nur  in  t$o(ge 
eined  3ureic^enben  9){otit7d  eintreten  lann.  @d  ift,  mt  ba^  Saufalität^» 
gefe^  überhaupt,  ein  97aturgefe{j.  hingegen  moraltfd^c  ®efe^e, 
unabhängig  uon  menfd^ßd^er  @a^ung,  @taatdeinrid^tung  ober  9teIigiond^ 
le^re,  bürfen  ol^ne  SBetoeiö  nid^t  ah  Dor^anben  angenommen  werben« 
ftant  begebt  alfo  bur^  bie  äJorau^na^me  bed  ÜRoralgefe^e^  eine  petitio 
principii.     (®.  120—122.) 

2)  Urfprung  bed  politifc^en  ®efe^e9. 

3)ie  ben  menf^fid^en  dubidibuen  gemeinfame,  bad  ®anje  itberbenlenbe 
Semunft  l^at  fie  auf  ilRittel  bebad^t  gemacht,  bad  and  bem  Sgoidmud 
burc^  Unre^tt^un  für  SlQe  entfpringenbe  Seiben  ju  t)eningern,  ober 
too  möglich  auf}u^eben  bur^  ein  gemeinfd^aftlic^ed  £)))fer,  loeld^ed  j[ebod^ 
Don  bem  gemeinfc^aftlic^  baraud  ^erDorge^enben  äJort^eil  übertoogen 
mirb.  S)ie  Vernunft  fa^  ein,  ha^  fotDO^I  um  bad  über  aide  verbreitete 
Seiben  in  minbern,  al€  um  ed  möglic^ß  gleid|förmig  ju  Dertl^eilen, 
bad  befie  unb  einjige  Wflitttl  fei,  Sllen  ben  Sd^merj  bed  Unrec^tleibend 
}u  erf sparen  babur^,  bag  aud)  SlKe  bem  bnrd^  bad  Unrec^tt^un  ju 
erlangenben  ®enug  entfagten.  2)iefed  alfo  Don  bem,  burd^  ben  ®ee 
braud|  ber  93ernunft  met^obifd^  Derfal^renben  unb  feinen  einfeitigen 
©tanb))unlt  Derlaffenben  @goidmud  leicht  erfonnene  unb  aDmälig  Der« 
DoOIommnete  SRittel  ifl  ber  ©taat^Dertrag  ober  ha9  ®efc^. 
(ffi,  I,  404  fg.) 

3)  3^^^  ^^^  @trafgefe^e  unb  93oraudfe^ung  berfelben. 

2)ie  @trafgefe^e  gelten  au9  Don  ber  rid^tigen  S$oraudfe^ung,  bag 
ber  äBide  ni^t  frei  (unbeflimmbar  burd^  ÜRotiDe)  fei,  in  »eld^em  gaK 
man  i^n  ni^t  lenlen  fönnte;  fonbern  bag  er  ber  9?5t^tgung  burd^ 
3RottDe  unterworfen  fei.  3)emgemög  h^oQen  fle  aQen  ettoaigen  ÜRo» 
tiDen  )u  93erbre^eu  fiärlere  ®egenmotiDe  in  ben  angebro^ten 
©trafen  entgegenfieOen,  unb  ein  ftriminalcobe^  ifl  ni(i)td  älnbered,  al9 
ein  Serjetd^nig  Don  ®egenmotiDen  ju  Derbrec^erifc^en  ^anblungen. 
((g.  99.    SB.  I,  407.) 


282  ©cfe^gcbung    —    Oefld^t 

3(ller  poflttDen  ©efe^geBung  tor^ergc^enb  unb  fotglt^  t)on  t^r  un* 
abhängig  finb  bte  Segriffe  Unrecht  unb  SJed^t,  atö  glcic^bebeutenb 
mit  Serle^utig  unb  ^iid^tüerle^ung.  Q9  giebt  folglich  ein  rein  et^ifc^e^ 
dtti^t,  ober  92atuvred)t,  unb  eine  reine,  b.  t).  Don  aKer  ))ofttit7en  ©a^ung 
unabhängige  Sted^tdle^re.  SDie  Sted^tdle^re  tfl  ein  2:^eit  ber  3Roxa\, 
ioeld^er  bie  ^anblungen  fefifieOt,  bie  man  nid^t  ausüben  barf,  toenn 
man  nic^t  Slnbere  beriefen,  b.  f).  Unrecht  begeben  loiQ.  3)ie  Floxal 
ffdi  alfo  ^iebei  ben  actiben  Streit  im  Huge.  S)ie  ©efe^gebung  aber 
nimmt  biefed  @^apite(  ber  äRorat  ma  c9  in  Slücfflci^t  auf  bie  ))affit)e 
@eite,  alfo  umgelel^rt,  gu  gebrauchen  unb  bie  felbeu  ^anblungen  gu 
betrafen  a\9  \olijt,  bie  deiner,  ba  i^m  lein  Unred^t  toiberfa^ren  foll, 
2U  leiben  brandet.  ®egen  biefe  ^anblungen  errid^tet  nun  bot  @taat 
bad  SoOmerl  ber  (Scfc^e,  ate  po\[t\r)t^  9Iec^t.  @eine  3(bftd^t  if!,  bag 
deiner  Unrecht  leibe;  bie  Slbfic^t  ber  moraßfc^en  9{ed^t6le^re  hingegen, 
baß  »einer  Unre^t  t^ue.    ((£•  218  fg.   SB.  I,  409.) 

tteftd)t. 

1)  S)er  ©inu  beö  ®efi^tö.    (@.  ©inne.) 

2)  SDad  ®eft(^t  in  ))^9fiognomif(^er  $infi(6t. 

a)  $^9fiognomifc^e  @in§ett  bed  ©eftd^td. 

28enn  man  betrad^tet,  tvic  in  j;ebem  SDtenfc^engeflc^t  ettuad  fo  gong 
Urfprünglid|ed,  fo  burc^aud  Originelle^  liegt  unb  baffe(be  eine  ©anj« 
l^cit  }eigt,  toeld^e  nur  einer  a\i9  lauter  not^menbigen  S^^eilcn  beftel^enben 
Sin^eit  julommen  Tann;  fo  mug  mau  bejiocifeln,  bog  ettoa?  t)on  fo 
)t)efentlid^er  Sin^eit  unb  fo  groger  Urfprüngtic^Ieit  Je  an9  einer  anbern 
OueHe  l^erDorge^en  lönne,  al€  aud  ben  ge^eimnißüollen  liefen  bcd 
dnnern  ber  ^atur.  3)a^er  aud^  mvL%  man  bei  jebem  bon  einem 
»ünßler  b(od  erfonnenen  ©efid^t  ^toeifeln,  ob  ed  in  ber  %f)at  ein 
möglic^ed  fei.  2)enn  toie  foDte  er  eine  loirTIic^e  ))^9f!ognomifd^e  (Ein- 
heit gufammcnfe^en,  ba  i^m  bo^  ha9  ^rincip  biefer  Sin^eit  eigentlich 
unbe!anut  ifl?    (SB.  II,  479.) 

b)  Sriennbarlett  bed  moralifc^en  unb  intellec* 
tueUen  SEBefend  eined  ÜRenf^en  aud  ben  ©e- 
fid^t^jügen. 

Oebed  2}?enf^engeftc^t  ifl  eine  ^ittoghfpfjt,  bie  ftd^  oKerbingd  ent« 
giffem  lägt,  ja  bereu  Slpl^abet  toir  fertig  in  und  tragen.  3)a9  ©efic^t 
fagt  me^r,  a\9  ber  SRunb;  benn  ed  ifl  bad  (Sompenbium  alled  Steffen, 
load  biefer  je  fagen  toirb,  inbem  ed  bad  SRonogramm  alled  2)enfend 
unb  S^rac^tend  eined  ÜRenfd^en  ifl.  SlQe  ge^en  fliüf^toeigenb  t)on  bem 
©runbfafe  au«,  ba§  Oeber  ifl,  toie  er  auöfie^t.  Diefer  ©runbfag 
ifl  aud^  tid^tig;  aber  bie  ©^^ierigfeit  liegt  in  ber  ^(ntoenbung,  bei 
toeld^er  aud^  ber  ©eübteflc  Orrt^ümer  begebt.  S)ennoc^  lügt  bad  ®e« 
fld)t  nic^t    (?.  n,  670  fg.  674.) 


^eful^t^Ireid    —    <9ef))tä(i^  283 

3)ad  intettectuelle  SBefen  etned  ÜRcnfi^en  ifl  am  beflen  au€ 
Suge  unb  ©tint,  bad  moralifd^e  and  9Runb  utib  jhnn  ju  erlennen. 
(3».  280.) 

c)  ©cltcnl^cit    erfreulicher    ®c[i^ter    unb    Orunb 
^tet)on. 

3Sat  S(udna^me  ber  fc^önen,  ber  gutmüt^tgen  unb  ber  getflrei^en 
(Stfid)Uv,  —  alfo  ^ö(^ji  weniger  unb  fcitener,  —  »irb  fein  fü^Ienbcn 
^erfonen  jebed  neue  ©eftd^t  meiflend  eine  bem  ©d^recf  Derwanbte 
(Snii)ftnbnng  erregen,  inbent  t9,  in  neuer  unb  überrafc^enber  Kombination, 
bad  Unerfreuli^e  barbietet.  äßeta))^Qfifd^  tagt  ftd)  bied  baraud 
erHären,  bag  bie  ^nbibibnalität  eined  deben  gerabe  3)ad  ifl,  kooüon 
er  jurücfgebrac^t,  corrigirt  koerben  foll;  pftjc^ologifc^  aber  baraud, 
bag  in  bem  Onneren  ber  9)?eifien  ein  langet  Scben  ^inburd^  f)6dj^ 
feiten  etmad  Snbered  aufgefiiegen  ifl,  ate  tleinlic^e,  nicbrige,  miferabte 
Gebauten,  unb  gemeine,  eigennü^ige,  ndbifd^e,  fdfjlec^te  unb  bod^afte 
äSttnf^e.  S)iefed  Mt9  ^at  bem  ©eftd^te  feine  ©puren  eingebrücft, 
unb  biefe  ©puren  §aben  ftc^,  bur^  uicie  ^ieber^olung,  mit  ber  2^\i 
tief  eingefur^t.    (%  U,  672.) 

Oeftd)tokrti«,  geipiger. 

Son  einem  t)or}ügIi(^en  OnteHect  V\9  gu  bem,  ber  fii^  bem  S3(öbftnn 
nähert,  ftnb  ber  9(6f!ufungen  unjö^Iige.  SDiefem  gemdg  fäQt  ber 
geiflige  ©efic^tdlreid  eined  deben  fe^r  oerfc^ieben  and,  uämtic^ 
Don  bem  ber  bloßen  Sluffaffnng  ber  ®egenn)art,  bie  fetbfl  bad  j£^ier 
\^at,  gu  bem,  ber  bo^  aud)  bie  näd)fte  ©tunbe,  ju  bem,  ber  ben  Slag 
umfagt,  felbfl  nod^  ben  morgeuben,  bie  Sßod^e,  bad  da^r,  bad  2Am, 
bie  Oa^r^unberte,  da^rtaufcnbe,  bi9  ;\u  bem  eined  Seivugtfeind,  toetd^ed 
fafl  beflänbig  ben,  n^enn  anä)  unbeutlic^  bämmernben  $ori}ont  ber  Uw 
enbtid^Ieit  gegenwärtig  f)ai,  beffen  ©ebanten  ba^er  einen  biefem  ange« 
meffenen  S^aralter  annehmen.    (903.  ü,  157.) 

ecfptttfttt)  f.  ©ctfler. 

6tfpräd). 

1)  3Bad  fid^  im  ©efprSc^e  lunbgiebt. 

(S9  ift  jum  Srpaunen,  wie  leicht  unb  fc^neD  $omogeneität,  ober 
^eterogeneität  bed  @ti\tt€  unb  @emttt^e9  jwifd^en  SRenfc^en  ftc^  im 
@efprä(^e  funb  giebt;  an  jjeber  i{(etnigleit  wirb  ftc  fühlbar,  betreffe 
bad  ©efprfic^  aud^  bie  frembarttgflen,  gleid^gültigßen  2)tnge;  fo  wirb, 
jwifc^en  wefentlt<^  heterogenen,  faß  j;eber  ©a^  bed  Sinen  bem  S(nbem 
me^r  ober  minber  migfaücn.  homogene  hingegen  füllen  fogleic^  unb 
in  XOem  eine  gewiffe  Uebereinßimmung,  bie  bei  groger  ^omogeneitttt 
balb  3ur  DoUIommenen  Harmonie,  fa,  }um  Unifono  jufammenfiiegt. 

(?.  I.  473  fg.) 

3wif(^en  geißig  heterogenen  ifi  nur  eine  moralifc^e,  leine  inteOectueOe 
Serbinbung  mögtic^.  ©ogar  bei  giemlic^  'gleichem  ®rabe  ber  Silbung 
gleicht   bie   (Sonüerfation    jwifc^en   einem    grogen   ©eifle   unb   einem 


286  ©efuttb^eit 

3)  SJotütUt^er  Urf^wrung  bcr  ©cflcn. 

üDen  fle^enben  unb  allgemein  befolgten  f^ornten  ber  ©efKcuIatton 
liegt  feine  SSerabrebung  gum  ©rnnbe,  fonbent  fie  finb  natürlich  unb 
nrfprüngti^,  eine  toai^xt  9?Qturfprad^e,  n^ietuo^I  fle  bur^  9?ad^a^tnnng 
nnb  ©ctDo^n^it  befefligt  fein  mögen.     (^.  II,  647.) 

4)  Äünplcrifc^c  ©arflellung  ber  ®cflen. 

@in  genauere^  ©tubium  ber  ©efien  liegt  belannttic^  bem  @(^(ui« 
fpieler  unb,  in  befc^ränfterer  Sludbe^nung,  bem  öffentUd^en  Siebner  ob; 
boc^  mug  ed  r;auptföd)Ii^  in  9eo6ad)tnng  unb  97ad^a^mung  6eflel)en. 
!Denn  auf  abflracte  9tegeln  lägt  fic^  bic  @ac^e  nic^t  too^I  i\xxüä\üf)xtn, 
mit  %udna()me  einiger  ganj  allgemeiner  leitenber  ©runbfä^c,  tvte  g.  93. 
baß  ber  @efiu0  nic^t  bem  SBortc  na(!^fo(gen,  üielme^r  bemfelben  bic^t 
t)or^erge^en  miiffe,  e^  anlünbigenb  unb  babnrd^  Slufmerffamfeit  erregenb. 
{%  U,  647.) 

(Ueber  bie  äSerad^tung  ber  ©efiicutation  bei  ben  Snglänbern  fte^c: 
(Snglänber.) 

1)  3)te  ©efunb^eit   aU  ®ieg   be^  JDrganidmud   Aber 
bie  ^^^fifd^en  unb  c^emifd^en  Gräfte. 

^ein  Sieg  ol^nc  ^am))f.  Onbem  jebe  ^5^ere  Obee,  ober  Wiütn9' 
obiectiDation,  nur  burd^  Uebertottitigung  ber  nicbrigeren  ^erDortreten 
lann,  erleibet  ftc  ben  Sßiberflanb  biefer,  \r)Ai)t,  menngleic^  gur  SDienfl^ 
barleit  gebraut,  bod^  immer  no^  ^reben,  gnr  unabhängigen  unb 
t)oIlflänbigen  ileugerung  i^re^  Sßefend  gu  gelangen.  Sfud^  bie  im 
menf^Iic^en  Drganidmud  erfc^einenbe  dbee  untcr^ä(t  einen  bauemben 
tampf  gegen  bie  p^tiftfd^en  unb  (^emifd^en  Strafte,  mldjt  aU  nicbrigere 
dbeen  ein  frü^ered  Hnrec^t  auf  bie  SRaterie  ^aben.  3)a^er  i(l  ba^ 
be^aglic^e  ©efül^I  ber  ©efunb^ett,  metd^ed  ben  @ieg  be9  £)rgantdmu9 
über  bie  pl^^fifc^cn  unb  d^emif^en  jträfte  au^brüdCt,  fo  oft  unterbrod^en, 
\a  eigentlid^  immer  begleitet  t)on  einer  getoiffen  grSgern  ober  Heincm 
Unbe^aglic^feit,  n^elc^e  aud  bem  äBiber^anb  jener  ^äfte  ^erDorge^t, 
unb  n)oburd)  fc^on  ber  Degetatit^e  !£^eit  unfern  Sebcnd  mit  einem  Icifen 
Reiben  beflänbig  ücrfnüpft  ifl.    (SB.  I,  173  fg.) 

2)  S)ad  dnnelDerben  ber  ©efunbl^eit. 

SBegen  ber  97egatiDität  aQer  Sefriebtgung,  alled  ©enuffed 
(t)ergl.  Sefriebigung)  im  ©egenfa^  gu  ber  $ofitit)it&t  be^  @d^mcrge9 
I0nnen  nur  ®d|merg  unb  SRangel  pofttil)  cm))funben  toerben  unb 
(ünbigen  fid^  felbfl  an,  bad  Sßo^Ifcin  hingegen  ift  blod  negatit). 
S)a^er  h)erben  mir  ber  brei  größten  ©üter  be^  Sebend,  ber  ©efunb^eit, 
dugcnb  nnb  Srei^eit,  nic^t  ate  fol^er  inne,  fo  lange  ioir  fie  befi^en, 
fonbem  erf},  nad^bem  to)ir  fie  berloren  ^aben;  benn  aud^  fie  finb 
Slegattonen.    (3B.  U,  657.) 


Oefunb^cit  287 

3)  äßid^tigfett  bet  ©efunb^eit  füt  bad  8e6endg{üdf. 

2)a§  für  unfer  ©tttdC  t>\A  toefentlt^er  iß  toa9  toxi  \\n\>,  aU  tüa€ 
toxv  ^ahtn,  beflütigt  flc^  in  3(Ilem.  Scfonberd  übenuiegt  ©cfunb^ett 
üUt  äugent  ®üter  fo  fe^r,  bag  toa^TÜd^  ein  gefunber  ^Bettlet  glücfli^ev 
i(l,  Ol«  ein  hanfer  Äönig.  (?.  I,  336  fg.)  SReun  Sehntet  nnfcr« 
@ltt(fe«  berufen  allein  auf  ber  ©efunb^eit.  Wlit  ii)x  toith  atde«  eine 
ÖueOe  be«  ©enuffd^;  l^ingegen  ifi  o^ne  fie  lein  äugere«  ®ut,  met^er 
9rt  e«  anc^  fei,  genießbar,  unb  fetbfl  bie  übrigen  fubJectiDen  ©üter, 
bie  Sigenfc^aften  be«  ®cifle«,  ©emütl^e«,  ^Temperament«  werben  bnrd^ 
ftränllid^Icit  ^erabgefiimmt  unb  fe^r  Derlümmert.  !Z)emna(^  gef^ie^t 
e«  ni(^t  o^ne  ®runb,  baß  man  t)or  aOen  3)ingen  ^\i)  gegenfeitig  nad^ 
bem  ®efunb^eit«}u{lanb  bcfrfigt  unb  einanber  fic^  niol^tiubefinben  tt)ünf^t; 
benn  mirflii^  ifi  biefe«  bei  Sßeitem  bie  $auptfac^e  }um  menf(!^{ic^en 
@(ü(f.  ^ierau«  aber  folgt,  bag  bie  größte  aOer  !£^orl^eiten  iß,  feine 
©efunb^eit  aufjuopfern  für  (Srtoerb,  9ef ürberung,  ®ete^rfamleit,  9{u(;m, 
SBoIIuß,  ober  tüa«  e«  oud^  fei.  Sielme^r  foQ  man  \f)x  Sßle«  nad^« 
fe^en.    (?.  I,  344.) 

4)  iDtittel  )ur  Sr^attung   unb  SBefeßigung   ber  @e« 
funb^eit. 

!Z)ie  SRittel  l^iejn  finb  Sermeibung  aller  (S^ceffe  unb  S(u«f^toeifungen, 
aller  heftigen  unb  unangenel^men  ®emüt§«beu)egungen,  aud^  aKer  ju 
großen  ober  }u  an^altenben  ®eiße«anßrengnng,  tägli^  jioei  @tunben 
TQ^d^er  S3eit)egung  in  freier  Suft,  t^iel  falte«  SBaben  unb  ä^nlid^e  biäte« 
tifi^e  ÜRaßregeln.  (%  I,  343.)  @oIange  man  gefunb  iß,  ^ärte  man 
ß(^  baburd^  ab,  baß  man  ben  ftörper  bur^  auferlegte  9nßrengung 
unb  Sef^toerbe  gett)ö^ne,  »ibrigen  Sinßüffen  j[eber  Strt  gu  koiberße^en. 
®oba(b  hingegen  ein  franf^after  3^^^^^^  P4  ^^  fl^ebt,  iß  foglei^ 
ba«  entgegengefe^te  93erfal^ren  }u  ergreifen  unb  ber  fraufe  !?eib,  ober 
Z^eil  beffelben  }u  fc^onen  unb  gu  pßegen;  benn  ba«  Seibenbe  unb 
©efd^wftd^te  iß  feiner  Sb^ttrtnng  fä^ig.    (%  I,  470.) 

jDer  9nu«fel  toirb  burc^  ßarfen  ®ebraud)  geßärft;  ber  3ltt\)  l^in» 
gegen  baburc^  gefc^mttc^t.  Slfo  übe  man  feine  SKu«fe{n  burd^  jiebe 
angemeffene  9nßrengung,  l^üte  hingegen  bie  IKerüen  Dor  j[eber;  a(fo  bie 
Xugen  toor  gu  gellem,  befonber«  reßectirtem  Sic^t,  l^or  ieber  Snßrengung 
in  ber  SDämmerung,  toie  aud^  ))or  an^altenbem  ä3etra^ten  gu  fleiner 
®egenßänbe;  eben  fo  bie  D^ren  Dor  ju  ßarfem  ®erfittfd^;  oorgüglic^ 
aber  ba«  @e^im  t)or  gejtoungener,  }u  an^altenber,  ober  unjeitiger 
«nßrengung.  {%  I,  470.  Cergl.  unter  ®e§irn:  Cer^altung«regd 
in  8ejug  auf  bie  Snßrengung  be«  ®c^im«.) 

5)  (Sinfluß  ber  äRonate  auf  bie  ®efunb]§eit. 

deber  SRonat  bc«  dal^re«  ^at  einen  eigent^ümßc^en  unb  unmittet« 
baren,  b.  ^.  tom  Sßetter  unabl^ängigen,  Sinßuß  auf  unfere  ®efunb^eit, 
mifere  förperlid^en  3i^f^^<^^^  überhaupt,  ja,  auc^  auf  bie  geißigen. 
(?.  I,  472.) 


•  •   %  •     •   • 


290  @eb)i{fen 

geUf^t  merben  aud  bem  93Ube  unferd  äBUIend,  iT)cI(l^ed  unfer  Se&endlauf 
ip.     (SB.  I,  354.    g.  169  fg.) 

4)  SEßarum  bad  ©etotffen  erß  na$  bet  Zf^at  \pxiä^U 

3)a  bad  ©etptffen  bie  nähere  unb  immer  intimer  toerbenbe  93efannt* 
fd^aft  mit  ber  morolifc^cn  8cfd^affcn§cit  «nferö  SBiUen«  ifl,  toir  biefe 
Sefc^affcn^eit  aber  erfl  aud  unferett  ^anblungen  em))irif(^  fennen 
lernen,  fo  liegt  t9  in  ber  97atur  ber  ©oc^e,  bag  ba9  ®en)iffen  birect 
erß  ^inter^er  (na^  ber  ^anMung)  \fni)i,  m^Qß>  ed  and^  bad 
rid^tenbe  ©eioiffen  ^eigt.  SSor^er  fi)re(^en  lann  ed  nnr  inbirect, 
inbem  bie  9tefIe(ion  qu^  ber  (Srinnemng  ä^nltc^cr  f^älle  auf  bie  fünf« 
tige  SWißbilligung  einer  erfl  projectirten  ST^ot  fd^Iiegt.  (@.  95.  257.) 
hierauf  fc^eint  fogar  bie  St^mologie  be9  SEßorted  ®en)iffen  }n  6c« 
ru^en,  inbem  nur  ba^  bereite  ®ef(|e§ene  gen) ig  ifl.    (6.  169  fg.) 

5)  Urf))rung  ber  ®en)tffendpein  unb  i^red  ©egent^etld. 

!3)er  93od§eit  ifl  eine  befonbere  $ein  beigefeDt,  toAdjt  bei  j^eber 
böfen  ^anblung  fühlbar  niirb  unb,  naij  ber  Sänge  i^rer  S)auer, 
®en)iffen9bi|,  ober  ®en)iffendangfi  ^eigt.  !3)iefe  $ein  entfpringt 
an^  einer  }n)iefac^en  (Erlenntniß.  (S^  regt  fid^  nämlic^  tro^  ber  Se« 
angen^eit  bed  93ö[en  im  principio  individuationis,  b.  ^.  trogbem  er 
eine  ^erfon  t)on  jieber  onbern  aU  abfolut  Derfd^ieben  unb  bur^  eine 
»eile  Kluft  getrennt  anfielt,  bo^  im  3nnerfien  feinet  93emußtfein9  bie 
geheime  Sl^nbung,  bag,  fo  fe^r  auij  S^xt  unb  9?aum  i^n  Don  anbern 
OnbiDibuen  unb  beren  Dualen,  bie  fie  teiben,  \a  burc^  i^n  leiben, 
trennen,  bennoc^  biefe  Orbnung  ber  S)inge  nur  (Er fd^ einung  ifl, 
an  fid^  hingegen  ber  Duä(er  mit  bem  ®equä(ten  ibentif^  ifl,  ba  tß 
ber  eine  SBiUe  )um  Seben  ifl,  ber  in  Stilen  erfd^eint  unb  ber  ^ier  nur, 
fi^  felbfl  t)erfennenb,  feine  SBaffen  gegen  fic^  felbfl  toenbet  unb  inbem 
er  in  einer  feiner  Srfc^einnngen  gefleigerted  äSSo^tfein  fud^t,  eben  baburc^ 
in  ber  anbern  Dual  leiben  mug. 

Sugerbem  entf))ringt  bie  ®etoiffend))ein  nod^  aud  einer  }n)eiten,  mit 
j[ener  erflen  genau  berbunbenen,  unmittelbaren  (Srienntnig,  nSmlic^  ber 
ber  ©tdrfe,  mit  n^eld^er  im  b5fen  Ottbii^ibuo  ber  SSSide  jum  Seben  fl^ 
bejaht,  koeld^e  »eit  über  feine  inbiDibueUe  @rfd()einung  ^inaudge^t,  bi9 
gur  gänjü^en  Semeinung  bed  felben,  im  fremben  dnbiDibuo  crfd^einenben 
SßiQend.  S)ad  innere  Sntfe^en  folglid^  bed  S3öfen)i(^td  über  feine 
eigene  Xf^ai  enthält  neben  jener  S^nbung  ber  blogen  ©c^einbarfcit  ht€ 
{mifd^en  il^m  unb  SInbem  gefegten  Unterfc^iebe^  gugleic^  au^  bie  (Er« 
lenntnig  ber  $eftigteit  feinet  eigenen  SEBitlend.  @r  erfennt  ftc^  ate 
concenttirte  (Erfc^einung  bed  äBiOen^  jum  Seben,  fü^ß  bid  ju  »eitlem 
®rabe  er  bem  SBiden  )um  Seben  unb  bamit  aud^  ben  bem  Seben 
Mefentlid^en  gal^IIofen  Seiben  anheimgefallen  ifl.  —  Ulfo  neben  ber  blod 
gefüllten  (Srfenntnig  ber  ©d^einbarieit  unb  9{id^tigleit  ber  bie  Onbitoi« 
buen  abfonbernben  i^ormen  ber  SorfleOung  (8{aum  unb  3^i0#  ^^  ^^ 
bie  @e(bßerfenntnig  beö  eigenen  SßiOend  unb  feinet  ®rabed,  toelc^e  bem 
©emiffen  ben  @ta^el  giebt.    (S.  I,  431—434.   SR.  733.   $.  340.) 


^eioiffen  291 

3)a0  ©egent^eil  bev  ©etotffenöpein  ifl  bad  gute  ©etoiffen,  bic 
Scfriebigung,  totiijt  toxx  nad^  \thtx  guten  Zl)at  Derfpüren.  @ic 
entfpringt  baraud,  bog  fold^e  St^at,  tote  -l^crüorgegangcn  aud  bem 
ä&iebererfennen  unferd  eigenen  SBefend  an  ftc^  aud)  in  ber  frcmben 
(Srfc^etnung,  fo  und  aud^  toieberum  bie  Beglaubigung  biefer  (Srfenntnig 
giebt,  unb  baburd^  fic^  bad  ^erj  enüeitcrt  fü^It,  niie  burc^  ben  @goid« 
tnud  jufammengejogen.  SDer  Sgoifl  fü^tt  ftd^  ton  fremben  unb 
feinbOd^en  (Srfd^einungen  umgeben,  unb  aUe  feine  Hoffnung  ru^t  auf 
beut  eigenen  äBo^{.  S)er  ®ute  lebt  in  einer  SEßelt  befreunbeter  Sr« 
fc^etnungen;  bad  SEßol^I  einer  jeben  berfelben  ifl  fein  eigene^.  S)a^cr 
bie  ®Iei(^mägig!eit  unb  ^eiterleit  ber  ®tintmung  bed  ®uten.  S)cnn 
ber  über  ungd^lige  (Srfd^einungen  Derbreitete  Slnt^eil  (ann  nic^t  fo  be« 
ängpigen,  »ie  ber  auf  eine  concentrirte.    (SB.  I,  441  fg.) 

6)  S)a«  unäc^te  ©etttffen. 

69  giebt  ein  unäc^ted  ®en)tffen  (conscientia  spuria),  bad  oft  mit 
bem  natürlid^en  ©emiffen  üertoed^felt  n)irb.  2)ie  9?eue  unb  93eängf!igung, 
iDelc^e  ÜRanc^er  über  feine  !£§aten  emf)finbet,  ifl  oft  im  ©runbe 
nic^td  Slnbered,  ald  bie  gurc^t  üor  S)em,  n)ad  i§m  gcfc^e^en  fann* 
2)ie  Serle^ung  äugerUc^er,  n^illfürUc^er  unb  fogar  abgefc^macfter 
Satzungen  quöU  9)?an^en  mit  innern  ^orn^ürfen,  ganj  nad)  kxt  bed 
©emiffend.  SDtand^er  n)ürbe  pc^  n)unbern,  nienn  er  fä^e,  nioraud  fein 
©etoiffen,  bad  i^m  ganj  flatttid^  Dorfonimt,  eigentlich  jufammengefe^t 
ifl,  etwa  auö  %  5Kcnfd)enfurc^t,  %  3)eiftbcimonic,  Yj  SJorurt^eil, 
Vft  IgiteKcit  unb  %  ©etoo^nl^eit.  —  JReligiöfe  ?cute,  iebc«  ©tauben«, 
öerfle^en  unter  ©ewiffen  fe^r  oft  nid^td  Änberc«,  alö  bie  Dogmen 
nnb  Sorfd^riften  i^rer  SReUgion  unb  bie  in  Sejie^ung  auf  biefe  uor« 
genommene  ©elbfl|)rüfung.  —  SBie  toenig  ber  Segriff  bee  ©etoiffenö, 
gleich  anbcrn  Segriffen,  burc^  fein  Dbject  fetbfl  fcflgeflellt  ifl,  tote 
k^erfd^ieben  er  üon  Serfd^iebenen  gefaßt  morben,  toie  fc^manfenb  unb 
iinfl(|er  er  bei  ben  '©c^riftftellern  erfd^eint,  fann  man  and  ©täublind 
,,®ef^i^te  ber  Se^re  üom  ©ewiffen"  erfel^en.    (6,  192  fg.) 

7)  ®ad  intettectuenc  ©emiffcn.  • 

(Sd  giebt  eine  intedectuelle  ©djlec^tigleit,  tok  eine  moralifd^e, 
fotglid^  aud)  ein  intellectuelled  ©emiffen,  oermi$ge  beffeu  j;cber 
©op^ifl  unb  Sftertüeife  n^eig,  bag  er  ein  fold^er  ifl.    ($.  399.) 

8)  Äriti!   ber  iuribif^-bramotif^cn   gorm   bed   ©e» 
koiffend  bei  ßant. 

3)ie  ganje  iuribif^*bramatif^e  gorm,  in  ber  ffant  bod  ©emiffen 
barfleUt  (ald  einen  DoUflänbigen  ©eri^td^of  im  Innern  bed  ©emüt^ed 
mit  ^roceg,  »Hd^tcr,  «nÜäger,  ©crt^eibiger,  Urt^eilöfpru(^),  ifl  bem 
©etoiffen  DöQig  unmefentlic^  unb  feinedmegd  eigent^ümlid^.  Sietme^r 
ifl  fle  eine  Die[  allgemeinere  t$orm,  mel^e  bie  Ueberlegung  ieber  pxaU 
tifc^en  Angelegenheit  leicht  annimmt  unb  bie  ^auptfttc^Iic^  entfpringt 
aud  bem  babei  meiflend  eintretenben  Sonflict  entgcgengefe^ter  SDtotiDe, 
beren  ©emic^t  bie  Vernunft  fuccefrit)e  prüft;   toobei  ed  gleic^oiel  ifl, 

19* 


292  (^toil^ett 

ob  btefe  Ttoiiöt  motalifc^er,  ober  egoißifc^er  ä(rt  finb,  unb  ob  t9  eine 
SDettberation  be9  no(^  )u  jt^utnben,  ober  eine  9tumuiation  bed  f(^on 
Soaaoflencti  betrifft.    (6.  170—174.) 

OttDif(l)tit. 

1)  Unterfc^teb  jmtf^en  ©etoig^eit  unb  SEBtffenf^aft* 
(t^Ieit  ber  (Irlenntnig. 

®en)ig^eit  fann  bie  obgeriffenße  einzelne  Crtenntnig  eben  fo  fe^r 
^aben,  ate  bie  »iffenfc^oftli^e.  3)er  3^^^^  ^^  SSßiffenfd^aft  ift  nic^t 
größere  ©cmißl^eit,  fonbctn  (Er{ei(i^terung  bed  SSßiffend  burd^  bie  t$orm 
beffelben  unb  baburc^  gegebene  äR5gK(^feit  ber  SoÜflänbigfeit  bed 
9Bi{fen9.  (S9  ifl  be^^alb  eine  jtoar  gangbare,  aber  Derfe^rtc  Wfltu 
nung,  bag  SBiffenfc^aftlic^fett  ber  (Srienntnig  in  ber  großem  ©emtg^eit 
befiele,  unb  ebenfo  falf^  ifl  bie  (ierau^  hervorgegangene  Se^ouptung, 
bog  nur  ÜRat^ematil  unb  Sogtl  SBiffenfc^aften  im  eigentlichen  ©inne 
n^dren,  tveil  nur  in  i^nen,  n^cgen  i^rer  gänjlic^en  Priorität,  unum« 
ftbglidje  ®en)i6l^eit  ber  (Srfenntniß  iß.  S)iefer  le^tere  Sor^ug  fetbft 
ift  i^nen  nic^t  abjußreiten;  nur  giebt  er  i^nen  leinen  befonbem  8[n« 
fpru4  auf  SBiffenfc^aftlic^Ieit,  aU  kneife  nid^t  in  ber  @id^er^eit, 
fonbern  in  ber  bur^  ha9  flufennieife  ^erabfieigen  Dom  SlOgemetnen 
lam  Sefonberen  brgrünbeten  f^flematif^en  ^ormber  (Stfenntnif 
liegt.    (935.  I,  76.) 

2)  Sorjug  ber  unmittelbaren  (anfd^aulic^en)  Dor  ber 
mittelbaren  (erfd^Ioffenen)  ©etoig^eit. 

2)ie  n)if[enf^aftli(^e  %oxm  bringt  ei8  mit  fid^,  bag  bie  SBa^rl^eit 
toieler  ®ä^e  nur  logifc^  begrünbet  koirb,  nSmßc^  burd^  i^re  9b^ 
^ängigleit  Don  anbem  ®tt(}en,  alfo  bur^  @(^Iüf|e,  bie  }ug(ei^  ote 
9eto)eife  auftreten.  9Ran  foD  aber  nie  Dergeffen,  bag  biefe  ganjc 
f$orm  nur  ein  (Erleid)terung^mittel  ber  Srfcnntnig  ifl,  ni^t  aber  ein 
3RitteI  3u  größerer  ©en^ig^eit.  Sd  iß  leichter,  bie  93ef(^a^en^eit  etne9 
Xf^itxt^  avi9  ber  ©pecied,  }u  ber  t9  gehört,  unb  fo  aufuittrtd  au^  bem 
genas,  ber  Familie,  ber  JDrbnung,  ber  6(affe  gu  erlenncn,  aü  ba9 
j[ebedma{  gegebene  £^ier  für  fic^  gu  unterfu^en;  aber  bie  SEBa^r^eit 
aQer  burc^  ®^lüffe  abgeleiteten  @ä(}e  ifl  immer  nur  bebingt  unb  ju** 
le^t  abhängig  Don  einer,  bie  nid^t  auf  @d^Iüffen,  fonbent  auf  9n« 
fc^auung  beruht.  Säge  biefe  le^tere  un^  immer  fo  na^e,  toit  bie 
Ableitung  burd^  einen  @d^tug,  fo  tofire  fte  burc^aud  Dorju^ie^n. 
S)enn  alle  Slbleitung  aud  Segriffen  ifl,  loegen  bed  mannigfaltigen 
Oneinanbergreifcnd  ber  ©paaren  unb  ber  oft  f^ioanlenben  93eftimmung 
i^reö  3nt)alt9,  Dielen  Sttufd^ungen  au^gefe^t.  —  ©(^lüffe  fmb  itoax 
ber  9orm  nac^  D5Qig  gemig;  allein  fte  finb  fe^r  unfic^er  burc^  i^re 
3Raterie,  bie  Segri^e.  UeberaO  folgli^  iß  unmittelbare  SDibenj  ber 
bemiefenen  SEBa^r^eit  n^eit  Dorjuite^en,  unb  biefe  nur  ba  an^une^meu, 
mo  iene  }u  lueit  l^erju^olen  iDttre,  nic^t  aber,  too  fte  ebenfo  na^e  ober 
gar  nä^er  liegt,  aU  biefe.  (9B.  I,  81  fg.  Sergl.  and)  9e»ei9  unb 
(SDibenj.) 


(9ett)ol^n^ett    -^    ®(auBe.    (Glaubenslehre  293 

1)  Serioanbtfc^aft  ber  ®etoo§n^ett  mit  ber  j£räg§eit. 

ÜDie  SRac^t  ber  ©etuo^n^ett  Beruht  auf  ber  S^rüg^ett,  unb  bie9 
ifl  im  eigentlichem  @inne  }u  l^erfle^en,  qU  ed  fc^eint.  Sßad  nämlic^ 
für  bie  burc^  mec^anifc^e  Urfad^en  bemegten  j^örper  bie  J^raft  ber 
Xräg^eit  iß,  eben  S)iei8  ifl  fiir  bie  burc^  ÜRotiüe  belegten  ftörper 
bie  SRac^t  ber  ®eu)0^nl^eit.  !3)ie  quo  ®emo§n^eit  gefc^e^enben 
$anb(ungen  gefd^e^en  o^ne  inbiütbueDed,  einjelne^,  eigend  für  biefen 
^aU  toirfcnbed  äßotib.  S3(od  bie  erflen  S^eniptare  jeber  }ur  ®eto)o^n« 
^eit  gen)orbenen  ^anbluug  ^abcu  ein  ÜRotiD  gefjabt,  beffen  Stac^toirlung 
bie  jie^ige  ®eit)0§n^eit  ifl,  gerabe  fo  loie  ein  burd^  @tog  belegter 
Si'6xptx  leinet  neuen  ©toßed  me^r  bebarf,  um  feine  93emegung  fort« 
jufe^cn.  SDiefe  S3erU)anbtf(^aft  ber  ®e.oo^n^eit  mit  ber  Siräg^eit  ifl 
fein  bloge^  ®(eid^nig,  fonbern  ed  ifl  dbentität  ber  (Bad^t,  nämlid^  be9 
SBiQend  auf  koeit  Derf^iebenen  ©tufen  feiner  Objectitoation,  koeI(^en 
gemäg  flc^  bad  felbe  Setoegung^gefe^  fo  Derfc^ieben  geflaltet.  (%  U, 
619  fg.) 

2)  Unterfd^ieb  jtoifc^en  ben  getDO^n^eitdmügigen  unb 
ben  aud  ber  Sonflan3  be9  ^^aralterd  ^eroorge^en« 
ben  ^anblungen. 

®ar  Wlanift9,  hmd  ber  9ffac^t  ber  ©emo^n^eit  }ugef (^rieben 
toirb,  beruht  Dielme^r  auf  ber  Sonftau}  unb  UuDeränberlic^feit  ht9 
ongeborenen  S§ara!ter9,  in  ^olge  me(d|er  mir  unter  gleid^en 
Umflänbeu  fletd  bad  @elbe  t^un,  miift^  ba^er  mit  gleicher  92ot^> 
menbigfeit  ha9  erfle,  toie  bad  l^unbertfle  3RaI  gefd^a^.    {%  U,  619.) 

0laube.    Olaubnt«lel)t:t. 

1)  9tabica(e  9Serf(^ieben§eit  jiuifd^en  ®(auben  unb 
aaSiffen. 

^Die  äBiffenfc^aft  f^ai  ed  mitbem  )u  t^un,  mad  man  koiffen  lann; 
ber  ®(aube  hingegen  (e^rt,  toa9  man  nid^t  h)iffen  lann.  i>mn  Ibnnte 
man  ed  n)tffen,  fo  loürbe  ber  ®Iaube  aU  unnü^  unb  läc^erlid^  ba- 
flel^en,  etma  mt  menn  §infic^tti^  ber  ÜRat^ematit  eine  ©taubendle^re 
aufgefleüt  »ürbe.  ÜDer  ®Iaube  fönnte  nun  immerhin  me^r  teuren, 
aU  bie  3Biffenfd)aft,  o^ne  mit  biefer  in  Sonflict  ju  lommen,  ieboi^ 
miii9  mit  ben  (Ergebniffen  biefer  Unüereinbared,  meit  nämlic^  bad 
Sßiffen  au9  einem  Wärtern  ®toff  ifl,  ote  ber  ®(aube,  fo  bag,  teenn  fte 
gegen  einanber  flogen,  biefer  bri^t.  debenfaUd  fmb  beibe  Dom  ®mnb 
au9  t)erf(^iebene  3)inge,  bie,  ju  i§rem  beiberfeitigen  9Bo^(,  fheng  ge« 
fc^ieben  bleiben  muffen.  ($.  II,  386  fg.)  ®Iauben  unb  Sßiffen  ver- 
tragen flc^  ni(^t  IDO^I  im  felben  Jtopfe;  fle  flnb  barin,  mie  SBolf  unb 
©c^aaf  in  (Sinem  iläfig;  unb  jmar  ifl  ha9  S&iffen  ber  äBoIf,  ber  ben 
Stac^bar  aufjufreffen  bro§t.    {%  U,  419.) 


294  ®(aube.    ©(aubetiMe^re 

2)  S(6na^me    bed    ©tauben^    mit    bet   S^na^mt    ber 
Suttur. 

@d  giebt  einen  @tebepunft  auf  ber  @cala  ber  Sultur,  too  aller 
®Iau6e,  oKe  Dffenbarnng,  äffe  Sluctoritäten  fid^  öcrflüd^tigen,  ber 
iDJenfd^  nad^  eigener  Sin^d^t  Verlangt,  belehrt,  aber  aud^  überjeugt 
fein  tvin.  S)ann  tuirb  ed  Srnfl  mit  bem  Verlangen  nac^  $^iIofop§ie; 
benn  ha9  metap^tjftfc^e  93ebürfnig  ift  fo  unt^ertitgbar,  <\l€  irgenb  ein 
p^^fifc^e^.  mt  ber  Unfä^igfeit  }nm  ©tauben  loäc^fi  ba«  Sebürfnig 
ber  erfenntnig,    (®.  122.) 

(£&  iß  augenfc^einlic^,  bag  nad^gerabe  bie  Söller  fd|on  bamit  inn« 
ge§en,  bad  3od^  bed  ©tauben^  abjufc^Uttetn;  bie  @t|m))tonie  bat)on 
jeigen  ftd^  überod,  toietuo^t  in  iebem  l^anbe  auberö  mobificirt.  3)ic 
Urfad^e  i{l  bad  ju  tiele  SBiffen,  n)eld^e9  unter  fie  gefommen  ifi.  SDie 
fic^  täglich  Derme^renben  unb  nac^  aUen  8{id^tungen  ftc^  immer  koeiter 
berbreitenben  Äenntniffe  j[eber  Art  ertoeitern  bcn  ^orijont  eine«  3cben^ 
fo  bag  ber  äR^t^englaube  fd^toinben  mug.  S)ie  SRenfc^^eit  n^äd^fl  bie 
SReligiott  au«,  »ie  ein  ÄinberHcib.    (?.  II,  419.) 

3)  Uner}toingbarfeit  ht€  ©tauben«. 

S)er  ©taube  ifi  niie  bie  Siebe;  er  tögt  fid^  ni^t  erjh)ingen.  S)a^er 
ifl  e«  ein  migttd|e«  Unterne^ten,  i^n  bnrd^  ^toatdmagregetn  einführen 
ober  befefiigen  }u  n^oUen.  2)enn  mie  ber  Serfud^,  Siebe  gu  erjmingen, 
$a§  erjeugt;  fo  ber,  ©tauben  ju  erjtuingen,  erfl  ret^t  Ungtauben. 
9?ur  gan}  mittetbar  unb  fotgtic^  burd^  lange  jum  Soraud  getroffene 
älnflolten,  lann  man  ben  ©tauben  beförbern,  inbem  man  nämtic^  i^m 
ein  gute«  (Srbreic^,  barauf  er  gebeizt,  i^orbercitet;  ein  fotc^e«  ifl  bie 
Untoiffen^eit.     {%  II,  420.) 

4)  ®(^äblid)e  Sßirlung  frü^  eingeprägter  ©tauben«* 
teuren. 

3um  ©tauben  ifl  bie  f^ä^igleit  am  flftrlflen  in  ber  JKnb^eit.  3)urd^ 
SBemäc^tigung  bal^er  biefe«  jarten  Sttter«  t>\tl  me^r  noij,  al«  burc^ 
S)ro^ungen  unb  ^eri^te  t)on  SEßunbern,  fd^tagen  bie  ©tauben«te^ren 
äBurjel.  SBenn  nämti^  bem  Sltenfd^en  in  früher  $inb§eit  geh)if[c 
©runbanfic^ten  unb  Seigren  mit  ungewohnter  t^eierlic^Ieit  unb  mit  ber 
SRiene  be«  ^0d|flen,  bi«  botjin  t)on  i^m  nod^  nie  gefe^enen  (Smfle« 
koieberl^ott  vorgetragen  koerben,  babei  bie  SRögtic^feit  eine«  3^^^^^ 
baran  ganj  übergangen,  ober  barauf  at«  auf  einen  ®d^ritt  }um  etoigen 
Serberben  ^ingebeutet  n)irb;  ba  n)irb  in  ber  9{eget  ber  SDtenfc^  beinahe 
fo  unfähig  fein,  an  ][enen  Seigren,  n)ie  an  feiner  Stiften},  gu  jtDeifeln; 
tt)e«^atb  bann  unter  Dieten  Saufcnben  laum  (Siner  bie  ©tärTe  be« 
©ei^e«  ^aben  loirb,  nad^  ber  äBa^r^eit  ber  itbertieferten  ©Iauben«te^re 
}u  fragen.  $affenber,  at«  man  backte,  ^at  man  bo^er  S)ie,  tt)etd^e  e« 
bennof^  t^ermögcn,  flarfe  ©eifler,  esprits  forts,  benannt,  f^ür  bie 
Uebrigen  aber  giebt  e«  ni^t«  fo  Slbfurbe«,  ober  (Smpörenbe«,  bag 
nic^t,  menn  auf  ienem  SEßege  eingeimpft,  ber  feflefle  ©taube  baran  in 
i^nen  ä&urjet  f^tüge.    {%  U,  349  fg.) 


' 


5)  gmtd  ftHcr  ^iMshimiiitttm, 

Xtx  gtü%em  9c=^,  cdik  2s  Sn^riirit  mz  =z>  is  «sä  pi  ^.ma 
nif^t  fS^  ifi,  cn  ^sir^^ir  )e:^ds«z  ix  gcm  k#  9^::^  »  fd«^ 

et^iifd^e  S^aitng  bmiks,  ix  Icr  3 

niBtoeife  grmS%  Ws  Safe  t:a  (r: 

ßeOiiiig  falfii^  nuirt,  —  ift  ^e^  3=^ 

fammtfu^  ntil^nc^  (n:rfT::^a£i  te  tat  it^  Sm'c^canait  m^a« 

gonglic^en  So^r^  fub.     S.  I,  42iX 

6)  Sa«  ieber  Gfaiftei^Ie^re  t^re  gTofe  firaft  gtcbt 

Sad  jebnr  pc^nKa  &2si€!iPjtizt  i^rt  gnffe  Jhatt  gicte,  bcr  Sb» 
^alt^unh,  biml^  lodc^  n<  Hf  @>niin:^«T  feft  in  9fn$  nimmt,  iß 
bur^aud  i^re  et^iic&e  Seite,  ir.nrc^l  nic^t  nsmitttibar  al«  fol(^ 
fonbern  tnbcm  fie  mit  bem  ü^Igoi,  ber  |eb€#maligcn  <?laaba^f^ 
eigent^ümfifi^  m^t^ifi^en  Xc^ma  fdi  l>er^uipft  nnb  Denoebt,  M  aOcin 
bur^  baffelbe  etflärbor  erfc^räit,  fo  ba§  bie  @länbigcn  bte  et^tf«^ 
Sebtutnng  bc9  ^anbeut«  nnb  i^ren  SRi^t^o«  für  guq  imyitieaüli<ft, 
ja  fc^Ie^t^  Sind  fyättn  nnb  mm  jeben  Angriff  mif  ben  SK^t^o«  für 
einen  Angriff  onf  ^t^  nnb  Xngenb  galten.    (S.  t  ^^7,  amncrf.) 

1)  @(eic^l^eit  ht9  Sriennenben  nnb  Srfannten. 

dnfofern  ote  bad  9Milrfni§  ber  Cifemitnig  überhaupt  an«  ber 
Stel^eit  unb  Serfc^teben^  ber  SBef^n  entf)nrtngt,  iDfire  t9  richtiger  )n 
fagen:  „nur  ha9  Serfc^iebene  lotib  Dom  Serfc^tebenen  erfannt",  aU, 
toit  Sm))ebot(ed  fagte,  „nnr  bad  @leic^e  Dorn  ©leieren",  toelc^e« 
ein  gar  fc^ioonfenber  nnb  toielbeutiger  @a^  iDor;  obgleich  {t(^  and^ 
©efi^tdpnnfte  f äffen  taffen,  l>on  toelc^en  and  er  toa^x  ijl,  toie  ).  Sß. 
ber  bed  ^eloetind,  loenn  er  fagt:  n  n'y  a  que  Fesprit  qui  sente 
Fesprit;  c'est  one  corde  qtii  ne  fremit  qu'ä  Timisson,  koelc^e«  ju« 
fammentrifft  mit  bem  SEenop^anifd^en  aofov  eivai  5$i  tov  ^mifvo^o* 
IJievov  xov  0090V  (Sapientem  esse  oportet  enm,  qui  sapientem 
agnitams  sit.)     (2B.  n,  310.) 

2)  ©teic^^eit  ber  %e^te. 

Dbgleic^  bie  fträfte  ber  SRenfc^en  ungtcic^  finb,  fo  fbtb  boc^  t§re 
Siechte  glet(^;  neil  biefe  ni(^t  anf  ben  Säften  berufen,  fonbern,  loegen 
ber  moralifd^en  9tatiix  bed  9{ec^td,  barauf,  bog  in  Oebem  ber  felbe 
SEBtlle  lum  Seben,  anf  ber  gleid^en  @tnfe  feiner  Obiectibotion,  fic^ 
bdrfieOt.  3)ie9  gilt  {eboc^  nur  bom  urfprünglic^en  unb  obfiractcn 
9ttdtt,  me((^ed  ber  9Renf^  ald  SDtenfc^  ^at  3)ad  (Eigent^um,  tolt 
aud^  bie  (&f^xt,  toAd^t  deber  mittelfl  feiner  Kräfte  fi(§  enoirbt,  richtet 
fl(^  noc^  bem  9ffaa§e  unb  ber  Hxt  biefer  ^äfte  unb  giebt  bann  feinem 
Siechte  eine  weitere  @))^fire;  §ter  ^brt  alfo  bie  ©leid^^eit  auf.  Der 
hierin  beffer  Sludgefiattete,   ober  S^ätigcre,  ertoeitert,  burc^  grbgern 


296  eind^nm    —    ^^M 

(SttDtxb,  ntd^t  fein  9ttäit,  fonbern  nur  bie  ^dj/l  ber  2)inge,  auf  bie 
e«  fic^  ncfhrcdt.    (^.  U,  257.) 

•Uidiimttl),  f.  ©totci^mud. 

tfUidinif. 

1)  SSJett^  ber  ©teic^niffe  fttt  bie  (Erlenntnig. 

®(ei(^ni{fe  f^nb  Don  grogem  SBert^e,  fofem  fie  ein  nnbelannte« 
Ser^attnig  auf  ein  befannted  jurttcffü^ren.  Sogar  beruht  aOe  8e» 
griffdbilbung  im  ©runbe  auf  ©(eic^ntffen,  fofem  fte  an9  bem  Vuffaffen 
ht9  Se^nlid^en  unb  ^aUentaffen  M  Unft^nttc^en  in  ben  3)ingen  er» 
toäc^fl.  Serner  befielt  iebed  eigentliche  Serfle^en  jule^t  in  einem 
Suffaffen  Don  Ser^ättniffen;  man  »trb  aber  iebed  Ser^ättnig  um  fo 
beutlid^er  unb  tiefer  auff äffen,  ald  man  ed  in  meit  Don  einanber  Der« 
fc^iebenen  Säuen  ate  baffetbe  miebererfennt,  alfo  feine  b(od  inbiDibueOe, 
anft^aulic^e  (SrTenntnig,  fonbern  einen  Segriff  Don  ber  ganjen  Strt 
beffelben  ^at.    ($.  U,  580  fg.) 

2)  3BirIung  ber  ®(ei(^niffe  in  ben  rebenben  ftünflen. 
(@.  unter  Stieg  orte:  ßi^täfflgteit  ber  StOegorie  in  ber 
^oefte.) 

3)  ®(ei^niffe  aU  ein  3^^^^  ^o"  Serflanb. 

SBeil  ©(eid^niffe  ein  fo  mächtiger  $ebet  für  bie  Srfenntnig  ßnb, 
}eugt  ba«  SuffleOen  überrafc^enber  unb  babei  treffenber  ®(ei(^niffe  Don 
einem  tiefen  Serflanbe,  toie  f^on  Srifloteled  erlannt  ^at.   ($.  II,  581.) 

tfliick. 

1)  ®(ü(f  im  ©inne  Don  Sefriebigung. 

SDe  Sefriebigung ,  ober  toa9  man  gemeinhin  ®Iü(f  nennt,  ifl 
tt)efentU(^  immer  nur  negatiD.   (SB.  II,  376.  Sergt.  ©efriebigung.) 

Xa9  einzige  reine  ®lüd,  toelc^em  toeber  Seiben,  no(^  SebUrfnig 
Dor^erge^t,  noc^  auc^  97eue,  Seiben,  Seere,  Ueberbruß  not^nenbig 
folgt,  ifl  bad  reine  »iltendfreie  ISrtennen  (bie  tt{l^etif(^e  Kon- 
templation); nur  lann  biefe«  @IM  nic^t  bad  ganje  Seben  füDen, 
fonbern  blod  Sugenblicfe  bejfelben.    (S3.  I,  378.) 

2)  ®Iücf  im  @inne  Don  fortuna. 

Son  ben  brei  Weltmächten  ftlug^ett,  ©tttrie,  ®(ttcf  Dermag 
bie  )u(e^t  genannte  am  meiflen.  3)enn  unfer  Sebendtueg  ifl  bem 
Sauf  etuetf  @^iffe0  ju  Dergleichen.  3)ad  ©d^idfat,  bie  tuxt),  bie 
secanda  aut  adyersa  fortuna,  fpielt  bie  Stolle  bed  SBinbed,  inbem 
fie  und  fernen  »eit  förbert,  ober  n>eit  jurüdmirft;  toogegen  unfer 
eigene^  9Rü^en  unb  treiben,  koetc^ed  babei  bie  Stode  ber  9{uber 
fpielt,  nur  menig  Dermag.  3)iefe  Wad^i  bed  ®lüdt9  brücft  bad 
fpanifc^e  ©prüc^mort:  „®ieb  betnem  @o^ne  ®Ittdt  unb  mirf  i^n  ind 
aWeer"  treffenb  au«.    (?.  I,  497  fg.) 


®Iü(ffäligfett  297 

tflitdifäUgkeit. 

1)  ^ie  ©{üdfttttgfett  Dom  ©tonbpunlt  ber  f)^txn, 
über  bie  Srfi^etnung  ftc^  er^ebenben  Srienntntg 
angefe^en. 

Vtlt9  itiüiijt  ©lud  fle^t  auf  untergrabenem  Soben.  ®lüd  nnb 
fffug^ett  [(^ii^en  jtoar  bie  $erfon  Dor  UnföKen  unb  Derfc^offen  i^r 
©enüffe;  aber  bie  ^erfon  ifl  bloge  Srfc^einung  unb  il^re  ^erfc^ieben^eit 
Don  anbern  Onbioibuen  unb  bad  $reifein  üon  ben  Seiben  biefer  beruht 
auf  ber  f^orm  ber  Srfd^einung,  bem  principio  individuationis.  ^em 
magren  SBefen  ber  S)inge  na^  i^Qt  deber,  fo  lange  er  bad  lieben  be« 
ja^t,  alle  Seiben  ber  SEBelt  al9  bie  feinigen  }u  betrachten,  gür  bie 
bad  priocipium  individuationis  burc^f^auenbe  (£rfenntni§  ifl  ein 
g(ü(flt(f|ed  Seben  in  ber  3citr  mitten  unter  ben  Seiben  unjfi^Iiger 
Snberen,  —  bo^  nur  ber  S^raum  eines  99ett(erd,  in  »eld^em  er  ein 
ftönig  ifl,  aber  an^  bem  er  ertoac^en  mug,  um  ju  erfahren,  baß  nur 
eine  flüchtige  S^äufdjung  xf)\x  Don  bem  Seiben  feinet  Sebend  getrennt 
^tte.    (SB.  I,  417  fg.) 

2)  UnmögUc^teit  ber  ©(üdfttligreit  in  einem  !3)afein, 
tote  baS  unfrtge. 

Ott  einem  2)afein,  toie  baS  unfrige,  toelc^ed  luefentlic^  bie  beflttnbige 
9ett>egung  jur  i^orm  ^at,  beffen  Zt)pVL9  atfo  Unruhe  ifl,  unb  in 
einer  iffielt,  toie  bie  unfrige,  »o  feine  ©tabilitttt  irgenb  einer  %rt 
m5gti(^,  fonbern  Sded  in  rafllofem  Sßirbet  unb  SBec^fet  begriffen  ifl, 
(ftgt  ®(tt(!fiiligleit  f!(^  ni(f|t  einmal  benten.  ®ie  tann  ni(^t  tuo^nen, 
»0  $(Qto'd  „  beflttnbigeS  SBerben  unb  nie  @etn''  aQein  ®tatt  finbet. 
ff  einer  ifl  glüddic^,  fonbern  deber  flrebt  nur  fein  Seben  lang  nad) 
einem  oermeintlic^en  ®lü(f.  {%  U,  304  fg.)  griebc,  9iu^c  unb 
®(ü(!fdtigfeit  too^nt  allein  ba,  tt)o  t9  fein  9Bo  unb  fein  SBann  giebt. 
($.  n,  47,  anmert) 

SOed  im  Seben  giebt  funb,  bog  ha9  irbifc^e  ®lüd  beflimmt  ifl, 
Dereitelt  ober  al9  eine  OQurton  erfannt  jn  »erben.  $ie}u  liegen  tief 
im  S93efen  ber  Dinge  bie  anlagen.  3)emgem{l6  füQt  baS  Seben  ber 
metflen  9Renf(^en  trübffttig  unb  für)  au9.  3)ie  comparatio  ©lUdlid^en 
flnb  t9  meiflenS  nur  fd^  ein  bar,  ober  aber  fie  finb,  toie  bie  Sang« 
lebenben,  feltene  Sudna^men.  2)ad  Seben  fleÖt  ftc^  bar  atS  ein  jort« 
geje^ter  Betrug,  im  Äleinen,  toie  itn  ®ro§en.  a)aö  Seben  mit  feinen 
ßfinbltd^en,  täglichen,  toöc^entlic^en  unb  jü^rUc^en,  fleinen,  großem  unb 
gro§en  Sßibertottrtigfeiten,  mit  feinen  getäufdjten  Hoffnungen  unb  feinen 
aOe  Berechnung  Deretteinben  UnfäQen  trügt  fo  beutlic^  bad  ®e))r{|ge 
Don  etioaS,  baS  und  Derleibet  »erben  foll,  bag  eS  f^tuer  }n  begreifen 
ifl,  koie  man  bieS  ^at  Derfennen  fönnen  unb  flc^  übeneben  laffen,  t9 
fei  ba,  um  banfbar  genoffen  }u  »erben,  unb  ber  SRenfci^,  um  gtUcflic^ 
ju  fein.    (SB.  ü,  655  ff.    Sergt.  auc^  »efriebigung.) 

9Iid^t  nur,  bag  fein  reined  ®(ücf,  fein  duf^^"^  »irflic^er  unb 
banernber  Befriebiguug  anjutreffen  ift,  oielme^r  felbigcS  blod  als  ein 


Bimnb,  n*  (ein  »t*'  fUff^  ^ji  if«i  esimät« 

.8  M  orihrft.     (<p  ^  ^^vA  bovf  .in 

•Ittdimut!),  f.  S        ..^       ^/rf'fÄ'?^''i''f'.*K'?' 

®fci4m|I.  P'S;  »^v  ..» ^;ij*,  «W  «Kf  ®Imfa.«I.t..n 

»ttWItmJ  .  l^M'l"'r li*l.>SZ'^m''i  iiginbmie  in  8«. 

Sriffibiltaf  ■'•  L  f»5j&«' 'U  »'"  ®"6  >"«  SBikMpnicil«, 

bis  «.^nli  /* 'S ''5r""E9»'f "'»'■"   "'f"  '«"'btt  jum 

»iiiili.    f       ^••"■„Äw  '•<««•  I«  »•*". '™"  (»fWiW; 

anffad.n  ,5^'i»»  ?**  "Li  irton:  äüeltm,   Ol«   bie  btr  &. 

binllUev  rf'S'^'S  *•""»»■   9'«<»Mn   Ml   bie   na^te 

Miebene  ■''^'1,3  "'i  «"'"  ""•  '^V'''  f  ■«  "««"  «'« 

^^■»W'l  ?!£»''"■  •"*  "'  li'nHWilet  nnb  W«. 

S«''*.L'i«»'""t«lli4  i"  '•"'■l'».  '«6  bie  S«9enb  ^inrei^e, 

'?*SlÄ'3*.;   W<  SrMvunsMri.    Iml    bajeaen. 

»'*';  .«»«'*  !",,  JiatW'l™'  »ennsM  '*"'"  "4'  benlliiii 

»*  'i  »«>»•'"  '  ffl».l'  '»a.   "•  '«  """»»SeWte  @t,ti,. 

*'  "^irfli*  '1.  rtniblb«  mt,  fönte  oni^  frei  »on  Seiben, 

,,  f-ffSs'"'  £r  "*  >"  *il«i*n  Sebie  «(«Ifertigen  bie 

ei  "'*   iWf^  I""'  jTm  SDJ'nf*,  'wenn  et  oud)  alle  Oerec^iigleit  unb 

0  fl  ;j,r-  ienrn**'      ^va-Dv,  lioneatum  ouSfleübt  ^ai,  bennoi^ 

'  fttol*'  "if to'w  (»"«  S«l»""«  Sf»«  1»«  »"Wen 

^Ä"'"!,';  ?!  et  «*"<"  "»rt-   3">i5«He  »iefe,  Ee^nlb 

"41*«  ,'11  «*.  ""t  "'"  «  "'"'  i""  itnsenben  jeübt 

S  »*!l,rw>  rl"»"  *''''"  »'"•«■«'l'"'.   •(•  "'1»  »'* 

,    p.)i  F""'' I     (imfg-    äicrgt.   unter  ©erei^tiflfeit;   bie    einige 

^igä)  '^ 

»iüf'"''"^  ,^,^ml  bet  ©ludfärigleinle^re. 

'^      V  Wtlle6re  (Subümonotoflie)  i(l  bie  Anleitung  ober  Sn* 

j,|,  ®Bfl'W"  „liijll  ongeneliinen  nnb  glMlil^en  Seben.     eie 

mrifonfl  i"  ""    ,g    bog  bfl«  5)ofein  bem  SRit^tfein  entft^ieben  bor. 

W<  '•"''''/»Tni'i'  '*''  ""  ä'""'*  i"  !''"•  ®''  '"«*'  »'I« 
Lie^e"'  ,.„;n;i*en  Soronflieljung ,  bie  Dergli(^en  mit  ber  floujen 
y  ei«"  'P"  i2  »'I'""''*'"  Sbntnfler  be«  Seben«,  nnb  nngefeSen 
ffltfAoffen^"''  ,^"7^(i(*.et6iii^ert  Stonbpunltc  on«,  fli  öt«  3rrtbum 
,„)l(,tn»jtafWl''5B.  u,  72Gff.) 

"""''„  Berit  >•'  ®m''l«"l!'"'"'4"- 

afAtO  ©Wnbliuiilt  oaB,  loelc^tr  bie  Qorauflfe^iinB  bct 
8oin  ptir'ff"'^  (intn  Ottt^nm   wnuirft,   (ann  bie  «ufilEflunfl 


®nabe  299 

einer  fold^en  nur  auf  einer  Slccomobotion  an  ben  gelob^nIi(^en  @tanb« 
))unft  berufen.  2)entna^  fann  oud^  i^r  äBert^  nur  ein  bebingter 
fein,  bo  felbfl  ha9  Sßort  (Subttmonologie  nur  ein  (Su))^emi^niud  i{!. 
{%  1,  331.) 

3)  3n§alt  ber  ©lüdffältflfeitölel^re. 

®Q  ber  Unterfd^ieb  im  Soofe  ber  (Sterblichen  auf  folgenben  brei 
©runbbeflimntungen  beruht: 

1)  SEBad  einer  ift:    bie  ))^t|flf(^e,   inteQectiteHe   unb   ntoralifd^e 
Sefc^affeul^eit  ber  ^erfon. 

2)  9BQd  Siner  ^at:    @igent^um  unb  99ef[^. 

3)  aSBa«  ®ner  öor|lc(tt:    e^re,  SRang  unb  SJu^m  — 

fo  betroditet  bie  (©d^open^auerfci^e)  Subämonologie  ben  @inf[ug  btefer 
Seben^güter  auf  bad  Seben^gtüd  unb  Dergleid^t  fte  in  biefer  ^infic^t  mit 
einanbcr.  3)a^  Srgebntg  biefer  Betrachtung  unb  S3ergleic^ung  ifl,  bag  ber 
(Sinflug  beffen,  toad  Siner  ifl  ober  an  fic^  f eiber  ^at,  atfo  ber  Sinflug 
ber  eigenen  ^erfönltd^feit  auf  bad  Seben^glüdC  Diel  toefentli^er  unb 
burc^greifenber  ifl,  atö  ber  Stnffug  beffen,  niad  Siner  ^at  unb  toa^ 
(Siner  Dor (teilt.  S)ie  6ubümonologte  Derlennt  ji^ar  ni^t  ben  2Bert§ 
biefer  beiben  legten  Slrten  oon  Seben^gütern  für  bad  Seben^gtüdf,  be« 
flimmt  i^n  jebod^  nur  al9  einen  relatiöen.    {%  1,  333 — 429.) 

Singer  ber  93etrad^tung  unb  SJergleid^ung  bed  (Sinfluffed  ber  brei 
i^auptarten  Don  Seben^gütern  auf  bad  SebendgtüdE  enthält  bie  (@d^open« 
^aucrfc^e)  (Subämonologie  nod^  ,,$aränefeu  unb  SRa^imen'',  Slnjlc^ten 
unb  Sßat^fdiläge,  betreffenb  ba^  glüdtic^e  Seben,  iDeld^e  jerfaQen  in  a)  aQ» 
gemeine,  b)  in  folc^e,  mld^t  unfer  Ser^alten  gegen  und  felbf),  c)  fold^e, 
meiere  unfer  Ser^alten  gegen  äfnbere,  d)  folc^e,  meiere  unfer  Ser^alten 
gegen  ben  aSJeltlauf  unb  baö  ©d^idfal  betreffen.    {%  l,  431— ö07.) 

tfnaDrt. 

1)  ©egenfa^  gloifd^en  9?atur  unb  ®nabe. 

9?ot^tt)enbig{eit  iji  baö  SRcic^  ber  9?atur,  ^rcil^eit  ijl  ia9 
dtnij  ber  ®nabe.  97atur  ifi  bie  93ej[a^ung  bed  SBiUend  jum 
geben,  ®nabe  bie  Verneinung  beö  SEBiüenö,  bie  Srlöfung.  (SB.  I, 
478  fg.  483.  93erg{.  aud^  unter  (S^riftent^um:  $em  ber  c^ripdjen 
@laubendle^re.) 

2)  ©nabenmirfung. 

Seit  bie  ©elbpauf^ebung  bc3  SBiffenö  Don  ber  ©rfenntniß  au«ge§t, 
aDe  @rfenntnig  unb  Sinfi^t  aber  atd  folc^e  Don  ber  SßillfUr  unab' 
l^ängig  ifl;  fo  ifl  aud^  bie  Verneinung  bed  SSBiQend,  ber  Eintritt  in 
bie  t^ei^eit,  ntc^t  burd^  Vorfa^  ju  erjtoingen,  fonbern  ge^t  aud  beut 
innerften  Verl|ä(tntg  bed  @rfennend  jum  SßoDen  im  ilRenfd^en  ^erDor, 
lommt  ba^er  ))t5^Ii^  unb  toie  Don  Sugen  angeflogen,  ^a^er  eben 
nannte  bie  fiiri^e  fie  ®nabentt)irtung.  Unb  mil  in  golge  fold^er 
®nabenn)irlung  bad  gange  SBefen  bed  STienfc^en  Don  ®runb  aud  geänbert 
unb  umgehört  toirb,  fo  bag  er  ni(^t9  mc^r  toiU  Don  SlHem,  u^ad  er 


298  €^(tt<!fäUgreit«lel^re 

und  Dorfc^loebenbed  unb  (eitenbed  Obeol,  ober  etgentti(^  eine  @^tmftre 
Don  ber  Srfa^ning  befunbet  ivtrb;  —  fonbem  t9  fann  unb  barf  ein 
folc^ed  nic^t  möglich  fein ;  benn  ed  tuttre  eine  Dodflänbige  Ste^tfertigung 
bed  äBiUend  jum  Seben,  biefer  be^iette  Üttijt,  unb  bod  aufgeben 
beffelben  kDäre  ST^or^eit.    ($.  422.) 

3)  ©UtdCfttligleit  unb  Zugenb. 

S)ie  et^tf^en  ©^fleme,  fotDO^I  pl^ilofop^ifc^e,  atö  ouf  ©laubendle^ren 
geflü^te,  fu^en  bie  ©Uidtfätigleit  mit  ber  Stugenb  irgenbnjie  in  ^er» 
binbung  }u  fe^en,  bie  erfiem  entmeber  burc^  ben  ®q^  bed  äßiberf))ru(^9, 
ober  au(^  burd^  ben  bed  ®runbed,  ©lüdfäligteit  alfo  enttteber  }um 
dbentifd^en,  ober  }ur  ^olge  ber  2:ugenb  ju  niadjen,  immer  fop^iflifc^; 
bie  le^tem  ober  bur^  93e^au))tung  anberer  SSBelten,  ald  bie  ber  Sr« 
fa^rung  mbgüc^ertDeife  befannte.  3)em  gegenüber  fle^t  bie  toaf)xt 
Betrachtung,  für  bie  bad  innere  SBefen  ber  Sugenb  \lij  ergiebt  al9 
ein  Streben  in  ganj  entgegengefe^ter  ^id^tung,  ott  ha9  naif  ®IM» 
fälighit,  b.  i.  SBo^Ifein  unb  Seben.    (2B.  I,  427.) 

S)ie  9[(ten,  namentli^  bie  @toiIer,  mi)  bie  ^eripatetiler  unb  ftta* 
bemiler,  bemühten  fu^  Dergeblic^,  gu  betoeifen,  ba^  bie  SCugenb  ^iureic^e, 
bad  Seben  glücfUd^  }u  motten;  bie  @rfa^rung  fc^rie  laut  bagegen. 
SEBad  bem  Semü^en  jener  $^Uofo))§en,  koenngtei(^  i^nen  nic^t  beuttid^ 
betuugt,  eigentlid^  )um  ®runbe  tag,  mar  bie  Doraudgefe^te  ©erec^» 
tigteit  ber  @a(^e:  »er  f(^u(bIod  toar,  follte  au(^  frei  Don  Reiben, 
a(fo  gUidttic^  fein.  Slber  nad^  ber  d^rifllid^en  Se^re  red^tfertigen  bie 
SBerle  ntc^t;  bemnai^  ein  ÜRenfc^,  toenn  er  auc^  alle  ©evec^tigleit  unb 
iDtenfd]enIiebe,  mithin  bad  aya^ov,  honestum  ausgeübt  f^at,  bennoc^ 
nic^t  f^ulblod  ifi,  fonbern  (na(^  Salberond  ®))rud^)  bed  SDtenfc^en 
grögte  ©d^ulb  bleibt,  bag  er  geboren  toarb.  On  i$oIge  biefer  @(^ulb 
bleibt  ber  SRenfd^  mit  9te(^t,  auc^  toenn  er  aQe  jene  S^ugenben  geübt 
^at,  ben  ))^t|ftf(^en  unb  geizigen  Seiben  ))rei^gegeben,  ift  alfo  nic^t 
gtücfli(^.  (2B.  n,  690  fg.  Sergl.  unter  ©ere^tigfeit:  bie  eioige 
©ered^tigleit.) 

tflüdifaltjghttt$ltl)rt. 

1)  SSoraudfc^ung  ber  ©(üdfftUgleitdle^re. 

ÜDte  ©lüdfttligfeitdle^re  (Subämonologie)  ift  bie  Anleitung  ober  Sit» 
lueifung  in  einem  mSgti^fl  angenehmen  unb  glüdlic^en  Seben.  ®ie 
fe^t  fo(gIi(^  Doraud,  bag  bad  S)afein  bem  92id^tfetn  entf (Rieben  bor» 
}u^ie^en,  unb  bag  mir  bafinb,  um  glüdtlic^  ju  fein.  ®ie  beruht  alfo 
auf  einer  opttmiflifc^en  93orau^fe|jung,  bie  Derglid^en  mit  ber  ganzen 
Befc^affen^eit,  bem  mef entließen  d^araher  be9  Sebend,  unb  angefe^en 
Dom  ^5^ern  metap^9jlfc^«et^tf(^en  @tanb))unltc  arx^,  fid^  aü  drrt^um 
ermeifl.    (%  l,  331.    SB.  U,  726  ff.) 

2)  SBert^  ber  ©lüdFfdligfettdle^re. 

Som  ))effimifiif(^en  ®tanb))unlt  m9,  mläftt  bie  Soraudfe^ung  ber 
(Subfimonologie   üU  einen  drrt^um   t>enoirft,  laun  bie  SuffteOung 


®nabe  299 

einer  folc^en  nur  auf  einet  Slccomobotion  an  ben  geloö^nltc^en  @tanb« 
))itnft  berufen.  2)emna(^  fann  aud^  t^r  äBert^  nur  ein  bebtngter 
fein,  ba  fclbfl  bad  Sßort  @ubftmono(ogte  nur  ein  @u))§emt9niud  x% 
(^.  I,  331.) 

3)  On^alt  ber  ©lütffäligfeitöle^re. 

jDa  ber  Unterfc^ieb  im  Soofe  ber  (Sterblichen  auf  folgenben  brei 
©runbbeflimntungen  beruht: 

1)  Siad  (Siner  ifl:    bie  ))§^fif(^e,   inteQectueDe   unb   moralifc^e 
Sefd^Q^en^eit  ber  $erfon. 

2)  Sad  Siner  ^at:    Stgent^um  unb  93efi^. 

3)  a35a«  (Sincr  Dorfteltt:    e^re,  SRang  unb  SJul^m  — 

fo  betrachtet  bie  (®ci^o))en^auerfc^e)  (Subämonologie  ben  Sinflug  biefer 
?eben9güter  auf  bad  Seben^glüdC  unb  Dergleic^t  fie  in  biefer  ^infi^t  mit 
einanbcr.  2)ad  (Srgebnig  biefer  Setrad^tuug  unb  9$ergleic^ung  i%  bag  ber 
<Sinf(u§  beffen,  »ad  Siner  ifl  ober  an  f  ic^  f  etber  ^at,  alfo  ber  Sinflug 
ber  eigenen  $erf5ntic^fett  auf  bad  Sebendgtücf  Diel  loefentli^er  unb 
burc^greifenber  if!,  a{9  ber  Sinfluß  beffen,  toa9  Siner  ^at  unb  n)ad 
(Siner  DorfieUt.  S)ie  Subttmonologie  Dertennt  ji^ar  ni^t  ben  SBert^ 
biefer  beiben  testen  Slrten  oon  Sebendgütern  für  bad  Sebendglüdf,  be- 
ftimmt  i^n  jebod^  nur  atö  einen  relativen.    ($.  I,  333 — 429.) 

Singer  ber  93etrac^tung  unb  SJergleic^ung  bed  (Sinfluffed  ber  brei 
i^auptarten  t)on  Sebendgütern  auf  bad  IfebendglUcf  ent^ä(t  bie  (fSäfopm^ 
^auerfc^e)  (Subttmonologie  no^  ,,$arönefen  unb  SRa^imen",  Slnfic^ten 
unb  9{at^fd){äge,  betreffenb  bad  glUcftic^e  Seben,  toelc^e  jerfallen  in  a)  ad» 
gemeine,  b)  in  folc^e,  toelc^e  unfer  Ser^alten  gegen  und  felbf),  c)  folc^e, 
n^eld^e  unfer  Ser^alten  gegen  Snbere,  d)  folc^e,  tuelc^e  unfer  $$er^a(ten 
gegen  ben  SBeltlanf  unb  baö  ©c^idfal  betreffen^    (%  l,  431— ö07.) 

GnaDrt. 

1)  ©egenfa^  gmifc^en  9?atur  unb  ®nabe. 

9?ot^n)enbig{eit  ifl  bad  ^tiäf  ber  97atur,  ^rei^eit  ifl  bad 
%eic^  ber  ®nabe.  92atur  ifl  bie  Seia^ung  bed  SBiUend  jum 
Seben,  ®nabe  bie  Verneinung  bed  SBiQend,  bie  @rI5fung.  (SB.  I, 
478  fg.  483.  93ergl.  auc^  unter  S^riftcnt^um:  $em  ber  c^ri^tic^en 
©laubendle^reO 

2)  ©nabenmirfung. 

Seil  bie  ©elbfiauf^ebung  bed  SßiOend  Don  ber  SrTenntnig  audgel^t, 
aDe  Srfenntnig  unb  Sinfi^t  aber  a(d  folc^e  Don  ber  SßidfUr  unab« 
gängig  ifl;  fo  ift  au(^  bie  Verneinung  bed  SßiOend,  ber  Eintritt  in 
bie  Srei^eit,  nic^t  burc^  Vorfa^  }u  erjttingen,  fonbern  ge§t  aud  bem 
innerjlen  Verl|ä(tnig  M  Sriennend  jum  SBoQen  im  ilRenf^en  ^erüor, 
lommt  ba^er  ))Iö^ti^  unb  toit  oon  Singen  angeflogen.  2)a§er  eben 
nannte  bie  fiir^e  fie  ©nabentoirlung.  Unb  toeit  in  gotge  fo{(^er 
@nabentt)irlung  bad  gange  SBefen  bed  STienfc^en  Don  ®runb  aud  geänbert 
unb  umgehört  toirb,  fo  bag  er  nic^td  me^r  mü  Don  Sinem,  tt}ad  er 


Mi^  f0  H^  tooDte,  alf0  mMä^  glcti^oi  rin  wata  SRaiff^  oi 
bie  StfSe  M  o&m  tritt,  maatr  fb  btcfc  ^rigt  ber  Onobcatotitaig 
Me  Stebergebsrt  (S.  I,  478  fg.  SÖgL  mter  ebaraltcr:  Snf- 
^bnng  bei  ^l^afteri.)  Xit  gSn^li^e  CtmiMiibmiiig  bei  SRenfd^ 
rSiebergebntt;  tfi  ni^lt  bie  Strhuig  abftracter  (Sitaiitni§  (St^if)^ 
fonbent  intuttttier  (£damtaa%  "(SnabemDixfinig).    (;S.  I,  625.) 

1)  Sa^r^ett  ber  Seigre  oon  ber  @nQbeni0al^L 

Xt€  4rifHi(^en  ?e^e  Don  ber  (Sna^tnma^l  gab  bie  Sinftc^t  ben 
Urflmtiig,  ba§  ber  ^anptfac^e  iinb  bem  Onnem  nac^  bie  ÜJigenb  ge« 
totffenna§ett,  tote  ber  ©enini,  angeboren  ifl,  nnb  bog  fo  tt)emg  olg 
abfiracte  Sefi^etif  Stnem  bie  Sa^igfeit  genialer  ^robuction  beibnngen 
fann,  eben  fo  toenig  abflracte  St^it  einen  nneblen  S^after  jn  einem 
tngenb^aften,  ebebt  nnt^nfc^affen  oennag.  (®.  I,  624  fg.  $.  U,  243.) 
!Dai  Xogma  oon  ber  ^räbeflination  in  ^olge  ber  ©nabemoa^I  unb 
Ungnabenma^t  (9t 9m.  9,  11—24)  ift  offenbar  and  ber  Sinftc^t  ent« 
ft»rungen,  ba§  ber  SRenfc^  fi(^  nic^t  Snbert,  fonbent  fein  2eben  unb 
SBonbel,  b.  i.  fein  empirifc^er  S^arafter,  nur  bie  (Entfaltung  bei  in* 
tedigtbeln  if},  bie  (Snttoiiftnng  entf^iebener,  fd^on  im  ftinbe  erfennbarer, 
unoeränberlic^er  Vntagen,  ba^er  gteic^fam  fc^on  bei  feiner  ©ebnrt  fein 
Sanbel  fefl  befiimmt  ifi  nnb  fic^  bii  ani  (Snbe  im  3Bcfent(i(^en  gleic^ 
bleibt.    (SB.  I,  346.) 

2)  S)ie    Sonfequen}en    ani    ber   Serbtnbung    biefer 
(Einfielt  mit  jiübifd^en  3>ogmen. 

!Cie  CEonfequenjen,  toetd^e  ani  ber  Sereinigung  biefer  ganj  richtige» 
(Sinfic^t  mit  ben  in  ber  iübtfc^en  @(au6eni(e||re  Dorgefunbenen  3)ogmen 
^erDorgtengen  unb  nun  bie  aOergrögte  (Sc^mierigleit,  ben  emig  unauf« 
ItfiUd^en  gorbifc^en  Sfnoten  gaben,  um  meieren  fld^  bie  aOermeifien 
®treitigleiten  ber  fttr(^e  bre^en,  fann  bie  ^^ilofop^ie  ni(^t  übernehmen 
unb  Dertreten.    (ffi.  I,  346.) 

/Vofrt  öavtov,  f.  ©elbjlerfcnntniß. 

Ooti)ifd)e  4aukunft,  f.  Src^itectur. 

0ott.    lbottt$0laube.    Gotte$beiDuf(tfein. 

1)  UrfJ)rung  bei  SBortei  „®ott". 

0ui  lOrmujb  ifl  de^oDa  (fo  »ie  ani  S^riman  @atan)  gemorben. 
I0rmu}b  fclbfl  ober  flammt  aui  bem  Sra^mantimui ;  er  x\t  nämU(^ 
leiu  anberer,  ati  dnbra,  jener  untergeorbnete,  oft  mit  SRenfc^en 
rtualifirenbc  ®ott  bei  Sfirmamenti  unb  ber  9tmof))§ttre.  2)iefer 
Onbra*Drmu;\b'Oe^oua  mußte  nad^mali  in  bai  S^riftent^um ,  ba  ei 
tu  Oubtta  entflanb,  übergeben,  beffen  toimo))oltttf(i^em  S^aratter  jufolge 
er  ieboc^  feine  (Eigennamen  ablegte,  im  in  ber  ^anbeifprad^e  jebcr 
belehrten  Station  burc^  bai  SppeOatioum  ber  bnrc^  i^n  Derbrttngten 
Ubermenf(^It(^en  dnbiDtbuen  bejetc^net  )u  werben,   ali  ^coc,  DeuB, 


(a^ott.    (dottedglauBe.    ^otte^Betougtfein  301 

meld^ed  t)om  ©audirtt  Deva  tommt  (»oDon  au^  devil,  Seufel),  ober 
bei  ben  @ot^tfc^'®ermantf^en  Sölfem  burd^  bad  Don  JDbtn  ober 
SBobon,  ©uobau,  ©obait  ftammenbe  Sßort  God,  ®ott.  @6en  fo 
na^m  er,  in  bem  gleic^faOd  an9  bem  dubent^um  jtammenben  ddlom, 
ben  in  Arabien  ouc^  f(^on  früher  Dor^anbenen  9?amen  fLüaf)  an, 
(ffl.  II,  714  ffl.) 

2)  (SigentUd^er  unb  richtiger  ®inn  bed  äBorte^  „®ott". 

dn  feinem  eigentlichen  unb  richtigen  ©inn  gebraucht  bod  9Bort 
©Ott  bie  Synagoge,  bte  jtirc^e  unb  ber  QAam.  {%  U,  108.) 
Dad  äBort  ®ott,  e^rUi^ermeife  gebraucht,  bejeic^net  eine  Don  ber  Sßelt 
Derfc^iebene  unb  getrennte  SBeÜurfac^e,  mit  ^injufügung  ber  ^er» 
fönlic^teit.  @in  un))erf Mieter  ®ott  hingegen  i^  eine  contradictio 
in  adjecto.  (®.  13.)  Sie  8[nna(ime  irgenb  einer  Don  ber  SBelt 
oerfc^tebenen  Urfac^e  berfelben  ifl  allein  noc^  !ein  S^^ei^mud.  S)iefer 
Derlangt  nic^t  nur  eine  Don  ber  iBelt  Derfdjiebene,  fonbern  eine  intelli» 
gcnte,  b.  ^.  erfennenbe  unb  toollenbe,  alfo  perfbntidje,  mithin  auij 
inbiDibueOe  S93c(turfa(^e;  eine  folc^e  tjl  ed  gang  allein,  bie  \>a9  Sßort 
®ott  bejeic^net.  (Sin  unperfönlic^er  ®ott  ifl  gar  lein  ®ott,  fonbern 
b(od  ein  migbrau(^ted  SSBort,  ein  Unbegriff,  eine  contradictio  in  ad- 
jecto. ($.  I,  125.)  ^erfonalität  unb  Saufalität  finb  gniei 
ungertrenntid^e  Dualitäten  ®otted.    ($.  435.  437.) 

3)  9[nt^ro))omor))^idmud  bed  ®ottedgIaubend. 

^erfönli^feit,  b.  ^.  bie  felbflbetougte  dnbiDibualität,  njelc^e  erft 
erlennt  unb  bann  bem  Srfannten  gemög  loid,  ift  ein  ^^änomen, 
tt^elc^ed  und  gang  aQein  aud  ber,  auf  unferm  fteinen  Planeten  Dor» 
l^anbenen,  onimalifc^en  Statur  befannt  unb  mit  biefer  fo  innig  Der!nü))ft 
ifl,  ba§  e^  Don  i§r  getrennt  unb  unabhängig  gu  benfen  toir  nid)t  nur 
nic^t  befugt,  fonbern  auc^  nic^t  ein  3RaI  fä^ig  finb.  Sin  SBefen 
fol^er  9rt  nun  aber  a\9  ben  Urf))rung  ber  Statur  felbfl,  ja,  aÜeö 
S)afeind  über^au))t  angune^men,  ifl  ein  coloffater  unb  überaud  fü^ner 
®ebanle,  über  ben  mir  erflaunen  würben,  n^enn  niir  i^n  gum  erflen 
Wiai  Dernä^men  unb  er  ni(^t  burd^  bie  frü^gcitigfle  Sinprägung  unb 
beftänbige  SBieber^oIung  und  geläufig,  ja  gur  fi^en  3bee  geniorbeu 
tottre.  ($.  I,  125.)  Der  9nt§ro))omorp^idmud  ifl  eine  bem  X^eid' 
mn9  burc^aud  toef entließe  Sigenfc^aft,  unb  gmar  befielt  berfelbe  ni(^t 
etwan  b(od  in  ber  menfd(|Ii($en  ®erta(t,  felbfl  nid^t  allein  in  ben 
menfc^Iic^en  tlffecten  unb  Seibenfdjaften;  fonbern  in  bem  ®runb^ 
pf^änomm  felbfl,  nämlid^  in  bem  eined,  gu  feiner  IPeitung  mit  einem 
dnteQect  audgerüfleten  äBidend,  meld^ed  ^^änomen  und  blod  aud  ber 
animalifc^en  Statur,  am  Dolltommenflen  aud  ber  menfc^Iic^en,  befannt 
ifl  unb  fic^  allein  ald  •dnbiDibualität,  bie,  toenn  fle  eine  Demünftige 
ifl,  ^erfönfic^teit  ^eigt,  benTcn  lägt.  S)ied  beflätigt  aud^  ber  Sudbrud 
„fo  toaf^x  ®ott  lebt'';  er  ifl  ein  Sebenbed,  b.  1^.  mit  Crlenntnig 
SBoOenbed.  Sogar  ge^ött  eben  bed^alb  gu  einem  ®otte  auc^  ein 
$immel,  barin  er  thront  unb  regiert.    ($.  I,  126  fg.) 


298  m&m^ttmtixt 

un9  Dorfc^mebenbed  unb  lettenbed  Obeal,  ober  etgeittUc^  eine  S^imöve 
t>on  ber  Srfal^rung  belunbet  toirb;  —  fonbern  t9  tonn  unb  barf  ein 
fold^ed  niä^t  mSglic^  fein;  benn  e^  to&xt  eine  DoOflänbige  %e^tfertigung 
bed  äBiUend  gunt  Seben,  btefer  be^tette  9tiift,  unb  \>a9  aufgeben 
beffelben  toäre  ST^or^eit.    ($.  422.) 

3)  ©UtcfftttigTeit  unb  Zugenb. 

S)ie  et^ifc^en  @t|fleme,  fomo^I  ))^iIofop^if(^e,  ate  auf  ©(auben^Ie^ren 
gefltt^tc,  fuc^en  bie  ®Uidf&Iigfett  mit  ber  SDugenb  irgenbmie  in  8er= 
binbung  }u  fe^en,  bie  erfiem  entmeber  burd^  ben  @a^  bed  äßtberfpruc^ö, 
ober  anä}  bur(^  ben  bed  ©runbe^,  ©lücfffttigfeit  olfo  enttteber  }um 
dbentifd^en,  ober  )ur  ^otge  ber  S^ugenb  in  machen,  immer  fop^ißifc^; 
bie  (entern  aber  burc^  93e§auptung  onberer  Sßelten,  atd  bie  ber  Sr» 
fa^ntng  m5g(ic^ern)eife  befannte.  SDem  gegenüber  fle^t  bie  »a§re 
Betrachtung,  für  bie  bad  innere  SBefen  ber  S^ugenb  ftc^  ergiebt  att 
ein  Streben  in  gang  entgegengefe^ter  9{i(^tung,  al9  bad  nad^  ®lüd* 
fäligfeit,  b.  i.  SBo^lfein  unb  geben.    (SB.  I,  427.) 

S)ie  Sllten,  namentlich  bie  (Stoiler,  auc^  bie  $eri))atctiler  unb  Kla« 
bemifer,  bemühten  ft(^  Dergebtic^,  gu  betoeifen,  bag  bie  SEugenb  ^inreic^e, 
bad  Seben  glücfßd^  }u  machen;  bie  Srfa^rung  fc^rie  laut  bagegen* 
SBad  bem  ^emü^en  jener  $^i(ofo))^en,  toenngleid^  i^nen  ni(^t  beutlic^ 
betougt,  eigent{i(^  )um  ©runbe  (ag,  koar  bie  Doraudgefe^te  ©erec^« 
tigteit  ber  @a(^e:  koer  f(^u(bIo9  koar,  follte  auc^  frei  Don  Reiben, 
alfo  glüdlic^  fein.  Sber  nad^  ber  (^riflUd^en  Se^re  red^tfertigen  bie 
SBerle  ntc^t;  bemnac^  ein  ÜRenfc^,  nienn  er  au(^  alle  ®ere(^tigleit  unb 
SRenfc^enltebe,  mithin  bad  aya^ov,  honestum  ausgeübt  ^at,  bennoc^ 
mi)t  fd^ulblod  ifi,  fonbern  (nac^  Salberon^  ^pxnif)  bed  SDtenfd^en 
grögte  @(^u(b  bleibt,  bag  er  geboren  koarb.  On  i$o(ge  biefer  (Sc^ulb 
bleibt  ber  Sßenfc^  mit  ^zdjt,  auif  koenn  er  aUe  jene  S^ugenben  geübt 
^at,  ben  ))^t|fif4en  unb  geizigen  Seiben  ))rei^gegeben,  ifl  alfo  nic^t 
gtücflic^.  (2B.  H,  690 fg.  Sergl.  unter  ©ere^tigfeit:  bie  en)ige 
®ere(^tigfeit.) 

OlüdifaligktiUltl)». 

1)  SSoraudfe^ung  ber  ©lüdCfäligfeitöle^re. 

2)ie  ©lüdfäligfcitdle^re  (Subämonologte)  ifl  bie  Anleitung  ober  Sn« 
toeifung  }u  einem  mögtii^j^  angenehmen  unb  glüdlic^en  Seben.  Sie 
fe^t  folglich  Dorauö,  bag  bad  S)afein  bem  92i(^t[ein  entf (Rieben  Dor» 
jugie^en,  unb  bog  koir  bafinb,  um  glüdtlic^  ju  fein.  Sie  beruht  alfo 
auf  einer  optimtflifc^en  Soraudfe|^ung,  bie  t)erglic^en  mit  ber  gangen 
Befc^affen^eit,  bem  »efentlic^en  S^aralter  ht9  Sebend,  unb  angefe^en 
Dom  f)'6^txn  metap^^fifc^^et^ifd^en  ®tanb))unftc  aud,  ftd^  ate  drrt^um 
crkoeifl.    {%  l,  331.    SB.  U,  726  ff.) 

2)  SBert^  ber  ©lüdEfttligleitdle^re. 

Som  ))effimiflif(^en  ©tanb))unlt  avL9,  toel^er  bie  Sorau^fe^ung  ber 
(Subfimonologie  atö  einen  drrt^um   Denoirft,   tann  bie  SuffieOung 


®nabe  299 

einet  fold^en  nur  auf  einet  Xccomobation  an  ben  gemb^nlic^en  Staub* 
pnntt  berufen.  2)emna^  fann  au^  i^t  äBett^  nut  ein  bebingtet 
fein,  ba  fclbfl  bad  SBott  @ubftmono(ogie  nur  ein  @u))^emi^niud  i{!. 
(?.  I,  331.) 

3)  On^alt  ber  ©lücfffiligleitdle^re. 

^a  ber  Unterfd^ieb  im  Soofe  bcr  (Sterblichen  auf  folgenben  brei 
@runbbef)immungen  berul^t: 

1)  Wa9  Siner  ift:    bie  ))^t|fif(^e,   inteDectuelle  unb   ntoratif(^e 
Sef^a^en^eit  ber  $erfon. 

2)  9Bad  (Siner  ^at:    Sigent^um  unb  Sefi^. 

3)  3&ad  (Siner  Dorfteltt:    @^re,  97ang  unb  8{u^m  — 

fo  betrachtet  bie  (©c^open^auerfc^e)  (Subämonologte  ben  @influ§  biefer 
i?e6en0güter  auf  ha9  Sebendglüdf  unb  t7erg{ei(^t  fte  in  biefer  ^tnfi^t  mit 
einanbcr.  S)ad  Srgebnig  biefer  Setrad^tung  unb  S3ergteid^ung  i%  bag  ber 
Cinflug  beffen,  mad  Siner  ift  ober  an  f  ic^  f  eiber  ^at,  alfo  ber  Sinflug 
ber  eigenen  ^erfönlic^Ieit  auf  bad  Sebendgtücf  Diel  tDefentüc^er  unb 
burc^greifenber  ifl,  atö  ber  Sinflug  beffen,  niad  Siner  ^at  unb  toa^ 
(Siner  Dorflellt.  S)ie  (Subämonologie  Derlennt  jmar  ntc^t  ben  9Bert§ 
biefer  beiben  legten  Sitten  oon  Sebendgütern  für  haß  Seben^gtüdC,  be- 
flimmt  i^n  j[ebod^  nur  ald  einen  relativen.    {%  1,  333 — 429.) 

Xuger  ber  93etrad^tung  unb  9$erg(ei(^ung  bed  Sinfluffeö  ber  brei 
^auptarten  Don  Sebendgütern  auf  bad  Sebendglüdf  ent^ä(t  bie  (@d^o))en« 
^aucxfc^e)  (Subttmonologie  no^  ,,$arttnefen  unb  Sßa^imen",  9[n{lc|ten 
unb  ^at^fc^Iägc,  betreffenb  bad  glUcftic^e  Seben,  meiere  jerfaüen  in  a)  a&» 
gemeine,  b)  in  folc^e,  njeld^e  unfer  Ser^alten  gegen  und  felbfl,  c)  folc^e, 
meldte  nnfer  Ser^alten  gegen  Snbere,  d)  folc^e,  njeld^e  unfer  Ser^alten 
gegen  ben  ffieltlauf  unb  baö  ©c^idtfat  Betreffen.    (^.  I,  431—507.) 

1)  ©egenfa^  jttiifd^en  9?atur  unb  ®nabe. 

9?ot§tt)enbigfeit  ifl  bad  9{eic^  ber  Statur,  ^rei^eit  ifl  ha9 
fUeiif  ber  ®nabe.  9?atur  ifl  bie  93ej[a^ung  M  SBiUend  jum 
Seben,  ®nabe  bie  Verneinung  bed  SBiQend,  bie  @r(5fung.  (SB.  I, 
478  fg.  483.  Sergl.  au^  unter  S^riflent^um:  $em  ber  c^rijllic^en 
©laubendle^re.) 

2)  ©nabentoirfung. 

SBeil  bie  ©elbfiauf^ebung  bed  SiHend  Don  ber  Srfenntnig  audgel^t, 
aDe  (Srfenntnig  unb  Sinfid^t  aber  atö  folc^e  Don  ber  äBiOfür  unab« 
gängig  ifl;  fo  ifl  au(^  bie  Verneinung  bed  SBillend,  ber  Eintritt  in 
bie  Srei^eit,  nic^t  burc^  Vorfa^  }u  ersioingen,  fonbem  ge^t  aud  beut 
innerften  Serl|ttttnig  M  Stfennend  jum  äBoIIen  im  SDJenf^en  ^etDot, 
lommt  ba^er  ))tö^Iid^  unb  toie  Don  0ugen  angeflogen,  ^a^er  eben 
nannte  bie  fiirc^e  fie  ©nabenmirtung.  Unb  meil  in  golge  folc^er 
©nabenioirlung  bad  ganje  Sßefen  bed  STienfc^en  Don  ©runb  avi9  geünbert 
unb  umgeTe^tt  loitb,  fo  bag  et  nic^td  mc^t  toiU  Don  SlQem,  U)ad  er 


300      <S)nabenh)a^I    —    <9ott.    ®otte0gIauBe.    ^ottedBetougtfein 

btd^er  fo  ^efttg  tooDte,  atfo  kottTItc^  gtetc^fam  ein  neuer  ÜRenfc^  an 
bte  ©teile  be^  alten  tritt,  nannte  fie  biefe  f^olge  ber  ©nabenmirfnng 
bie  aBiebergeburt.  (3B.  I,  478 fg.  Sergl.  unter  (S^arafter:  Sluf« 
Hebung  be^  ^^aratter^.)  2)ie  gttnjltc^e  @innedttnberung  M  ilRenf^en 
(SBiebergeburt)  ifl  nic^t  bie  äBirfung  abfiracter  Srfenntnig  (St^if), 
fonbern  intuitiver  (Srtenntnig  (©nabentoirfung).    (2B.  I,  625.) 

1)  SBa^r^eit  bcr  Ife^re  üon  ber  ©nabenloa^I. 

S)er  c^riftlid^en  Se^re  üon  ber  ©nabentoa^I  gab  bie  Sinfi(^t  ben 
Urfprung,  baß  ber  ^auptfad^e  nnb  bem  Onncrn  nad^  bie  ji:ugenb  ge« 
»iffemtagen,  toit  ber  ©eniu^,  angeboren  ifl,  unb  bag  fo  teenig  ai9 
abfhacte  Sefl^etit  Sinem  bie  S^ijigfeit  genialer  $robnction  beibringen 
!ann,  eben  fo  n)enig  abflracte  St^il  einen  uneblen  S^aralter  3U  einem 
tugenb^aften,  ebeln  um^ufc^affen  üermog.  (2B.  1,624  fg.  $.11,243.) 
SDad  S)ogma  üon  ber  ^räbeftination  in  ^olge  ber  ©nabenma^I  unb 
Ungnabenma^I  (Äöm.  9,  11 — 24)  iji  offenbar  au«  bcr  ffiinfld^t  ent* 
f))rungen,  bag  bcr  ÜRcnfc^  flc^  nid^t  ftnbert,  fonbern  fein  Seben  unb 
S93anbc(,  b.  i.  fein  empirifd^cr  S^araltcr,  nur  bie  (Entfaltung  bed  in« 
teOigibeln  ifl,  bie  SnttoidCIung  cntf^iebener,  fc^on  int  J(inbe  crTennbarer, 
unoeränberlic^er  Anlagen,  ba^er  gteid^fant  fc^on  bei  feiner  ©cburt  fein 
993anbe{  feft  beftimmt  ifl  unb  jlc^  bi9  an«  Snbe  im  9Bcfentti(^cn  gleic^ 
bleibt.     (93J.  I,  346.) 

2)  S)ie    6onfcquen}en    an«    bcr   Serbinbung    biefer 
(Einfielt  mit  jübifd^en  3)ogmen. 

SHc  Sonfequenjen,  toelc^e  au«  ber  ^Bereinigung  biefer  ganj  richtigen 
(Einfielt  mit  ben  in  ber  jübifd^en  @(auben«te^re  üorgefunbenen  2)ogmen 
^crDorgiengen  unb  nun  bie  aOergrbgte  (Sd^mierigTcit,  ben  emig  unauf« 
I0«U^en  gorbifc^en  Jtnoten  gaben,  um  meieren  fidj  bie  aOermeißen 
©treitigleiten  ber  Stixiit  bre^en,  fann  bie  $^iIofo))^ie  nic^t  übernehmen 
unb  ücrtretcn.     (SB.  I,  346.) 

Pi/cD&L  öavtov,  f.  ©elbflerfcnntniß. 

0ott)ifd)t  6auhunft,  f.  ard^itectur. 

Oott.    OotU$Qlaube.    tfotttdbtiDuf^tfein. 

1)  Urffrung  be«  SBorte«  „®ott". 

Su«  £)rmu}b  ift  Oe^oDa  (fo  mie  au«  S^riman  @atan)  gemorben. 
Ormujb  felbft  aber  flammt  au«  bem  9ra§mani«mu« ;  er  ifl  näm(i(^ 
fein  anberer,  al«  dnbra,  iener  untergeorbnete,  oft  mit  SRenfc^en 
rioatirtrenbe  ®ott  be«  Firmament«  unb  ber  ^tmofp^ttre.  S)iefet 
Onbra'DrmuAb«Oe^ot>a  mugte  nadjmal«  in  ba«  S^riftent^um ,  ba  e« 
in  Oubfta  entftanb,  übergeben,  beffen  !o«mo))olittfc^cm  S^arafter  jufolge 
er  iebo^  feine  (Eigennamen  ablegte,  um  in  ber  ?anbe«fpra(^e  j[eber 
belehrten  Station  burc^  ba«  StppedatiDum  ber  burc^  i^n  Derbrttngten 
übermenf(^ti(^en  dnbtDibuen  bejeicbnet  )u  werben,   al«  ^coc,  DeuB, 


Oott.    ®oned0(QuBc.    Gottedbemugtfetn  301 

toAift9  t)otn  ©aiidfrit  Deva  {ommt  (toot^on  aixif  devil,  Seufet),  ober 
bei  ben  ®ot§tfc^'@ennantf^en  $$5tfern  burc^  bod  bon  JDbui  obev 
SBoban,  ©uobait,  ®oban  ftammenbe  Sßort  God,  ®ott.  (Sben  fo 
na^m  er,  in  bem  gtet(^faQd  an9  bem  dubent^um  ftamtnenben  ddlom, 
ben  in  Arabien  oud^  fc^on  früher  Dor^anbenen  Ütanten  flüal)  an. 
(ffl.  II,  714  fß.) 

2)  SigentUd^er  unb  richtiger  @tnn  bed  SBorted  „®oti". 

dn  feinem  eigentlichen  unb  richtigen  ©inn  gebraucht  ha9  9Bort 
©Ott  bie  @t|nagoge,  bie  jtir^e  unb  ber  Qilam.  (%  U,  108.) 
^ad  äBort  ©Ott,  e^rUc^ermeife  gebraucht,  be^eid^net  eine  Don  ber  9Belt 
Derfc^iebene  unb  getrennte  iBelturfad^e,  mit  ^injufügung  ber  ^er» 
fönlid^Ieit.  Sin  unperfönUc^er  ©Ott  hingegen  i^  eine  contradictio 
in  adjecto.  (©.  13.)  Sie  9nnQ(ime  irgenb  einer  Don  ber  SBelt 
Derfc^iebenen  Urfac^e  berfelben  ifl  aQein  noc^  fein  Zf^tiimuQ.  2)iefer 
t>ertangt  nic^t  nur  eine  Don  ber  ä93ett  Derfc^iebene,  fonbern  eine  inteÜi» 
gente,  b.  ^.  erfennenbe  unb  tooHenbe,  atfo  ))erfönli^c,  mithin  auij 
inbiDibueHe  SBeUurfad^e;  eine  fotc^e  tjl  t9  gonj  allein,  bie  bad  SBort 
©Ott  be}ei(^net.  @in  unperfönli(^er  ©Ott  ifl  gor  fein  ©ott,  fonbent 
b(o9  ein  mtgbrQU(!§ted  SBort,  ein  Unbegriff,  eine  contradictio  in  ad- 
jecto. {%  I,  125.)  $erfonaIität  unb  Saufalität  finb  {toei 
unjertrennlid^e  Dualitäten  ©otte^.    ($.  435.  437.) 

3)  9[nt§ro))omor))^idmu^  bed  ©ottedglaubend. 

^erfönlic^fett,  b.  ff,  bie  felbjlbeteugte  dnbiDibualität,  toelc^e  erft 
erfeunt  unb  bann  bem  (Srfannten  gemäg  loill,  ifl  ein  ^^änomen, 
ml^^  und  ganj  allein  an9  ber,  auf  unferm  f (einen  Planeten  Dor« 
^anbenen,  animalifc^en  Statur  befannt  unb  mit  biefer  fo  innig  Der!nü))ft 
ifl,  bag  ed  Don  t§r  getrennt  unb  unabhängig  ju  benfen  toix  nid)t  nur 
nid^t  befugt,  fonbern  auc^  nic^t  ein  Sßal  fä^ig  finb.  Sin  SSBefen 
fo((^cr  0rt  nun  aber  atö  ben  Urf))rung  ber  9?atur  felbfl,  ja,  aÖed 
S)afeind  über^aufit  anjune^men,  ifl  ein  coloffater  unb  überaus  fü^ner 
©ebanle,  über  ben  mir  erflaunen  toürben,  n)cnn  »ir  i^n  jum  erflen 
9Rat  Dernä^men  unb  er  ni(^t  burc^  bie  frü^geitigfle  Sinprägung  unb 
beflänbige  SBieber^oIung  und  geläufig,  '\a  jur  fi^en  Obee  geniorben 
märe.  ($.  I,  125.)  3)er  Snt^ropomorpl^idmud  ifl  eine  bem  X^eid* 
mud  burc^aud  koef entließe  (Sigenfc^aft,  unb  itoax  befielt  berfelbe  nic^t 
etnan  b(od  in  ber  menfc^Hc^en  ©eftalt,  felbfl  nid^t  allein  in  ben 
nenfi^Ud^en  tlffecten  unb  Seibenfc^aften;  fonbern  in  bem  ©runb« 
y^änomen  felbfl,  nämlid^  in  bem  eined,  }U  feiner  ipeitung  mit  einem 
dnteOect  andgerüfleten  SBidend,  tt)el(^ed  ^^änomen  und  blod  an9  ber 
animaßfc^en  9?atur,  am  Dodfommenflen  aud  ber  menfc^üc^en,  befannt 
tft  unb  fic^  allein  ald  -SubiDibnaUtät,  bie,  teenn  fie  eine  Dernünftige 
ifl,  $erf0nli(^feit  ^eigt,  benfen  läßt.  S)ied  beflätigt  aud^  ber  Sudbrud 
„fo  iDQ^r  ©Ott  lebt'';  er  ifl  ein  Sebenbed,  b.  1^.  mit  Crfenntuig 
SoOenbed.  Sogar  gehört  eben  bed^atb  3U  einem  ©otte  an(^  ein 
$imme(,  bariu  er  thront  unb  regiert.    {%  I,  126  fg.) 


302  ®ott    (Sottedglottbe*    ©otte^bekongtfem 

2)te  Serfu^e,  ben  j£§ei^mud  Dom  8[nt^ro))omor))^i9]nu9  ju  reutigeu, 
greifen,  inbem  fte  nur  an  ber  @c^aate  ju  arbeiten  mahnen,  .gerabeju 
fein  tnnerfle^  SBefen  an;  burc^  i§r  Semü^en,  feinen  ©egenftanb  abfhroct 
gn  faffen,  fubtimiren  fte  i^n  jn  einer  unbenttic^en  9}ebelge{lalt.  S)em 
©Ott,  ber  nrf))rüngli(^  3tl)t>\>a  mar,  ^aben  $§ttofo))^en  nnb  ST^eotogen 
eine  $üOe  nac^  ber  anbern  au^gejogen,  bi^  am  Snbe  9?id^td,  atö  bad 
SBort  übrig  geblieben  ift,    (?.  I,  127.   $.  435,  441.) 

4)  @goi{iif(^er  Urf))rung  bed  ©ottedglauben^. 

ÜDer  ©otte^gtaube  (2:§eitoud)  tonrjelt  im  Sgoi^mu«.  (Sr  ifl  lein 
(Srjeugnig  ber  Srtenntnig,  fonbem  be9  Sßillend.  Sßenn  er  ur^ 
fprünglic^  t^eoretifc^  tottre,  toit  fönnten  benn  alle  feine  Senieife  fo 
unhaltbar  fein?  S)ie  3lt>i\),  bad  befittnbige  t^ür^ten  nnb  hoffen, 
bringt  ben  SDZenfc^en  ba^in,  bag  er  bie  $t|pof!afe  perföntic^er  SBefen 
mac^t,  jn  benen  er  beten  Tbnne.  ®inb  flnfang^  ber  ®5tter  mehrere, 
fo  toerben  f^e  f))äter  bur^  ba^  SSebürfniß,  Sonfequeng,  Orbnung  unb 
(Einheit  in  bie  Srlenntnig  jn  bringen,  ©nem  unterworfen ,  ober  gar 
auf  (Sinen  rebndrt.  S)ad  SBefenttic^e  jeboi^  ifl  ber  S)rang  bed 
geängfleten  3Renf(^en,  fi^  niebergumerfen  unb  ^ülfe  anjuflel^en.  !l)amit 
alfo  fein  $er}  (SBille)  bie  (Erleichterung  be9  Setend  unb  ben  Slrofl 
bed  hoffend  ^abe,  mu§  fein  dnteDect  i^m  einen  ®ott  fc^affen;  nic^t 
aber  umgete^rt,  toeit  fein  dntellect  auf  einen  ®ott  logifd^  richtig  ge« 
fd^loffen  |at,  betet  er.  (^.1,127—131.  SB.  1,607.)  SDaß  SRenfc^en 
in  i§rer  ^erjen^not^  fi(^  überall  SBefen  erbad^t  l^aben,  meiere  bie 
9tatur!räfte  unb  i^ren  Sauf  be^errfc^en,  um  fot^e  anrufen  ju  I5nnen, 
ijl  fe^r  natürlich.    (?.  I,  117,  «nrner!.) 

2Bie  ber  ^ol^t^eidmud  bie  ^erfonißcation  einjetner  Streite  unb 
5häfte  ber  9?atur  ifl;  fo  ift  ber  3Ronot^eidmud  bie  ber  gangen  9^atur,  — 
mit  einem  Schlage.    {%  U,  404.) 

5)  äßiberlegung  ber  99e^au))tun9,  bag   tß  ein   ange» 
borened  „©ottedbetoußfein''  gebe. 

(S9  ifl  eine  (Srfinbung  mobemer  ^^ilofop^ieprofefforen,  ha9  S)afein 
©otted  fei  jtoar  leined  Semeifed  fä^ig,  bebürfe  aber  auc^  beffelben 
nic^t;  benn  ed  t>erfittnbe  fid^  Don  felbfl,  märe  unbegmeifelbar,  mir  Ratten 
ein  unmittelbare^  „©otte^bemugtfein'^  beffen  £)rgan  bie  Ser« 
nunft  fei,  —  eine  9e^au))tung,  bie  bur^  ben  magren  Segriff  ber 
Sentunft  miberlegt  mirb.  (Sergl.  Sernunft.)  9Bie  t9  ftc^  mit  ber 
©enefid  bed  ©ottedbemugtfeind  eigentli^  Der^ftlt,  fonn  eine  bilbUd^e 
SDarjleOung,  ein  fiu))ferfli4  lehren,  ber  und  eine  äRutter  geigt,  bie  i^r 
breiitt^rige«,  mit  gefalteten  $änben  auf  bem  S3ette  Inieenbed  Jtinb  gum 
93eten  abrichtet;  gemig  ein  häufiger  Sorgang,  ber  eben  bie  ©enefid  M 
©ottedbemu^tfeind  ausmacht;  benn  ed  ifl  nid^t  gu  begmeifetn,  ba§, 
nac^bem  im  garteflen  S((ter  bad  im  erften  SBad^dt^um  begriffene  ©e» 
l^im  fo  gugeric^tet  morbcn,  i^m  bad  ©ottedbemugtfein  fo  fefi  einge« 
mad^fen  ifl,  ate  märe  ed  mirllic^  angeboren.  ($.  I,  122.  ©.112  fg. 
e.  150  fg.   SB.  I,  617  fg.) 


(9ott    ©otte^glauBe*    @otte9Bett)uBtfehi  303 

3u  hex  ^^Uofop^ie  }u  legten,  ber  t^eologifc^e  @runbgeban!e  (bad 
!Z)afem  bed  ))erföntid^en  ®otte«)  Derflttnbe  ftd^  Don  felbfl  unb  bte  ^er« 
nnnft  Mxt  eben  nur  bte  t^ä^tgfett,  benfetben  unmittelbar  gu  foffen 
unb  ate  n)a^r  ju  erfennen,  ifl  ein  unDerfd^ämted  ^Jorgeben.  ^liä^t  nur 
barf  in  ber  $^i(ofop^ie  ein  fold^er  ©ebanle  nic^t  o§ne  ben  toHgüItigflen 
9en)eid  angenommen  werben,  fonbern  fogar  ber  9{eIigion  ift  er 
bur^aud  ni^t  loefentlic^,  toie  ber  at^eiflifc^e  93ubb^aidmu^  bejeugt. 
{%  I,  125  fg.  200.) 

6)  3)ie  Seioeife  für  ha9  ^afein  ©otted. 

a)  Urfprung  ber  Seioeife. 

*S)a  bie  SBirflid^teit  bed  ^afeind  ®otted  nic^t  burd^  em))irif^e 
Ueberfü^rung  ge}eigt  werben  fann;  fo  n)äre  ber  näd^fie  (Stritt  eigent« 
lid^  gemefen,  bie  SDtögtic^Ieit  beffelben  au^^umac^en.  ©tatt  beffen 
unternahm  man,  fogar  bie  97ot^menbig!eit  beffelben  }n  ben^eifen, 
alfo  ©Ott  ate  not^menbiged  Sßefen  barjut^un.  9?un  ifl  97ot^« 
menbigfeit  überall  nic^td  Snbered,  ate  Hb^ängigleit  einer  Solge  Don 
i^rem  ©runbe,  a(fo  ba^  Eintreten  ober  ©e^en  ber  i$o(ge,  loeil  ber 
©runb  gegeben  ifl.  (Sergl.  9?ot^tt)enbigfeit.)  Unter  ben  üier  Sfrten 
Don  ©rünben  aber  (Dergl.  ©runb)  fanb  man  l^ieju  nur  ben  ©runb 
ht9  äßerbend  (Urfac^e)  unb  ben  ©runb  bed  (Sriennend  (Segriff) 
brauchbar.  S)emgem(ig  entfianben  itoti  9en)eife  be«  S)afein0  ©otte^, 
ber  lodmologif^e  unb  ber  ontoIogif(^e,  ber  eine  nad^  bem  @at$ 
Dom  ©runb  bed  S93 erbend  (Urfac^e),  ber  anbere  nad^  bem  Dom  ©runb 
bed  (Erfennend  (Scgnff).  ^er  erfle  toiS  nad^  hem  ©efe^e  ber 
Saufalitttt  bie  Stot^toenbigfeit  M  S)afeind  ©otted  ald  eine  }ff)t)' 
fifd^e  bartl^un,  inbem  er  bie  SBelt  aU  eine  93)irfung  auffagt,  bie 
eine  Urfac^e  ^aben  muffe.  Diefem  fodmologifd^en  Seioeife  »irb  fo«> 
bann  ald  Seifianb  unb  Unterfiü^ung  ber  ))^t|fi{ot6eoIogifd^e  bei« 

gegeben,  tozläfvc  bie  3^^<^^6^S^^i^  ^^^  ^^^^  ^I^  ^^"^  SBirfung 
auffaßt,  bie  einen  erlennenben  unb  n)oIIenben  9BeItur§eber  }ur  Urfad^e 
^aben  muffe. 

ÜDer  jkoeite  Semeid  bed  ^afeind  ©otted,  ber  ontologifd^e, 
nimmt  nic^t  ha^  ©efe(}  ber  (Saufatttöt,  fonbern  ben  @a^  Dom  ©runbe 
bed  (Erfennend  jum  Seitfaben,  fuc^t  alfo  bie  92ot^tt)enbigfeit  bed  !Z)a« 
feind  ©otted  d9  eine  logifc^e  barjut^un.  97ämlid^  bur^  b(od 
analst tfc^ed  Urt^eilen  aud  bem  Segriff  ©ott  foU  ftd^  ^ier  fein 
3)afein  ergeben,  fo  bag  man  bem  ©ubject  ©ott  bad  $rttbicat  'S^a» 
fein  nid^t  abf))redben  tonne,  obne  einen  äßiberfprui^  }u  begeben.  3)ied 
fud^t  man  mittelft  bed  Segriff d  „SoHfommen^eit"  ober  audj  „9tea« 
litflt"  ald  terminus  medius  }n  erreichen.    ($.  I,  115  ff.) 

b)  Äritif  ber  Setoeife. 

1.  2)er  lodmotogifc^e  Semeid,  melc^er  am  flärffien  in  ber 
äBoIfif^en  Saffung  fo  audgebrüdt  mirb:  „menn  irgenb  etmad  e^iflirt, 
fo  e^ifiirt  aud)  ein  fc^Iec^t^in  not^menbiged  Sefen",  —  giebt  }unft(^fl 


306  ®rammatt(    —    (dragte 

je^tetn  xo^m,  Iraffen,  abfc^eult^en  Ouben'3)ogtna  (bed  ®ott:»©d^ö))ferd) 
fonn  fo  tDenig  UnflerMtc^Iett  att  gret^eit  be^  SBiDend  befielen.   ($.  439.) 

Grammatik. 

3ur  Sögtt  Der^ttlt  fic^  bte  ©rarnrndttl,  lote  bad  ßleib  jum  Seibe, 
ober  mie  bte  toefentUc^en,  bie  ©runbbeflanbt^eile  j[eber  ®pxaijt  btibenbeu 
@))ra^fotinen  }u  ben  aOgemeinen  allem  ÜDenten  ju  ©runbe  liegcnben 
2)enIformen.  tllletn  bie  3)entform  unb  bie  grammatifd^e  Sorm 
brouc^en  ftd^  nic^t  gu  becfen.  Slled  ÜDenfen  beße^t  im  Urteilen  unb 
jebed  Urt^eil  enthält  ©ubject,  $räbicat  unb  Sopuld,  leitete  entmeber 
affttmotiD  ober  negotto;  ober  nic^t  jebe^  oon  biefen  brei  9eflanbt^ei(en 
bed  Urt^eitö  braud^t  burc^  ein  eigene^  SBort  ober  einen  eigenen  S^ebe« 
t^eil  begeid^net  gu  fein.  £)f t  bejei^net  e  i  n  Sßort  ^rttbicat  unb  Sopula, 
loie:  ^/Sajud  altert";  bi^toeilen  ein  993ort  aQe  S)rei,  n)ie:  concumtor, 
b.  §.  bie  $eere  »erben  ^anbgemein.  $ieran^  er^eOt,  ba§  man  bie 
t^ormen  bed  2)enTen^  bod^  ni^t  fo  gerabeju  unb  unmittelbar  in  ben 
SBorten,  noc^  fetbfl  in  ben  9{ebet^eilen  ju  fuc^en  ^at;  ba  bad  fetbe 
Urt^eil  in  Derfd^iebenen,  ja  fogar  in  ber  felben  @))rac^e  burc^  oer« 
fd^iebene  SBorte  unb  felb^  burc^  oerfc^iebene  Sfebet^eile  au^gebrüdFt 
»erben  fann,  ber  ®eban!e  aber  bemtoc^  ber  fetbe  bteibt,  fotglid^  anc^ 
feine  ^otm;  Denn  ber  ©ebante  fönnte  nic^t  ber  felbe  fein  bei  oerfc^te« 
bener  ^orm  be^  3)enlend  felbfl.  SSBo^I  aber  lann  bad  SßortgebUbr, 
bei  glei^em  ©cbanlen  unb  gleicher  Somt  beffelben,  ein  oerfc^iebened 
fein;  benn  t9  ifl  blod  bie  äußere  SinHeibung  beö  ©ebanlend,  ber 
hingegen  Don  feiner  gorm  ungertrennlid^  i^.  Klfo  erläutert  bie 
©rammatif  nur  bie  (Einüeibung  ber  3>enIformen.  ÜDie  9{ebet^ei(e  laffen 
fic^  ba§er  ableiten  an9  ben  urf))rüngli(^en,  Don  allen  @pro(^en  unab- 
hängigen ^euTformen  fetbfl;  biefe  mit  aUen  i^ren  iÖJobificationen 
audjubrüdten  ifl  i^re  93eflimmung.    (SB.  I,  566—668.) 

0raufamkritf  f.  95fe.    Sod^eit 

tfratiität. 

!Der  fefie,  ))raltif^e  Seben^ernfl,  »etc^en  bie  9{ömer  oU  gravitas 
bejeic^neten,  fe^t  ooraud,  bag  ber  OnteÜect  nid|t  ben  ^ienfl  bed 
SSiOend  oerlaffe,  um  ^inaudjufc^toeifen  )u  3)em,  toad  biefen  nid^t 
angebt;  bamm  (Sgt  er  ni(^t  \tnt9  Sudeinanbertreten  beö  dnteUectd 
unb  bed  äBiOend  ju,  tot^t»  Sebingung  ht9  ®enie^  ift.   (9B.  n,  441.) 

tfrouitation,  f.  ©c^toere. 

1)  Unterfd^ieb  }»if^en  ®ra}ie  unb  @d^6n^eit. 

@^ön^eit  ift  bie  entf))re(^enbe  2)arfleIIung  (abSqnate  £)b|ectioatton) 
M  SBillend  überhaupt  bur^  feine  b(od  rciumli^e  @rf Meinung; 
®ra}ie  hingegen  ifl  bie  entfpred^enbe  ^arfiellung  be^  äBiDend  bur(^ 
feine  jeitlic^e  (Srf^einung,  b.  ^.  ber  ooHIommen  ri^tige  unb  ange« 
meffene   XudbrudF   iebed    SBiUenöacte^    burc^    bie    i^n    objectiDirenbe 


—    ©riedjen  307 

Setoegung  unb  Stellung.  3)a  Setoegung  unb  Stellung  ben  Setb 
f^on  Doraudfe^en,  fo  fagt  SBindelmann  ri^tig:  „S)te  ©ragte  ifi  ha9 
eigent^ümltc^e  Ser^ättntg  ber  ^anbetnben  $erfon  }ur  $anbtung/'  3)ie 
©rajte  befielt  battn,  ba§  jebe  ^etoegung  unb  Stellung  auf  bte  (etc^« 
tefle,  angemeffenße  unb  bequemfle  Srt  audgefü^rt  totrht  unb  fonad^ 
ber  rein  entf))red6enbe  Sndbrud  i^rer  Sbfic^t,  ober  bed  SBtQen^acte^ 
fei,  o^ne  Ueberflüfflged,  toaö  aU  }to)edCn)ibriged,  bebeutungdlofed  Raubtieren 
ober  Derbre^te  SteUung,  o^ne  (Srmangelnbe^,  toa9  aU  ^Stjerne  Steifheit 
fi^  borflellt.    (SB,  I,  263  fg.) 

2)  ©egenfa^  ber  ^ftauje  gegen  Z^itx  unb  ÜRenfc^  in 
Sejte^ung  auf  ©rajie. 

3)a  bte  ^flonje  eine  blo9  rftumlid^e  Srfd^einung  bed  SBiDend  i\t,  ha 
feine  Setuegung  unb  folglich  feine  ^egie^ung  auf  bie  ^tit  (abgefc^en 
Dou  i^rer  Suttticflung)  }um  Sludbrud  i^re^  SBefend  gehört,  bie  ©rajie 
(hingegen  in  ber  Bewegung  fic^  geigt,  fo  folgt,  bag  ^flangen  gtoar 
@49n§eit,  aber  feine  ©rajie  beigelegt  »erben  fann,  e^  fei  benn  int 
figiitli^en  Sinn,  Spieren  unb  SReitf^en  aber  %eibe^,  Sd^5n§eit  unb 
©rogie.    (SB.  I,  264.) 

3)  2Sad  bie  ©ragie  aU  t^re  93ebingung  oorau^fe^t. 

S)ie  @ragie  fe(t  ein  rid^tiged  Sbenntaag  aOer  ©lieber,  einen  rege!« 
testen,  ^amtonifd^en  Körperbau  al9  i^re  Sebingung  tioraud;  ba  nur 
mtttelfl  biefer  bie  oollfonintene  Seic^tigleit  unb  augenfc^etnlic^e  S^id^ 
mdgigfeit  in  allen  Stellungen  unb  Setoegungen  ntöglid^  ift.  Slfo  ifl 
bte  ©ragie  nie  o^ne  einen  gen)iffen  ©rab  ber  Sc^ön^eit  bed  ftörperd. 
Seibe  DoDfontnten  unb  im  Serein  ftnb  bie  beutltc^fie  (£rf(^einung  be^ 
äßillend  auf  ber  oberfien  Stufe  fetner  Dbiectitiation.    (2B.  I,  264  fg.) 

Bttn}t. 

ytaäi  ber  ariflotetif^en  Senieidfü^rung  für  bie  aOmäligfeit  j|eber 
Serättberung  §etgt  an  einanber  grengen  bie  gegenfeitigen  ttugerflen 
(Snben  getneinfc^aftUc^  ^aben;  folgltd)  fönncn  nur  givei  Sudgebe^nte, 
niift  gtoei  Unt^eilbare  (ba  fie  fonft  (Sind  tettren),  an  einanber  grengen, 
folglich  nur  Sinien,  nic^t  bloge  fünfte.  3)ied  toirb  aldbann  t)om 
9?auin  auf  bie  ^tit  übertragen.  SBie  gniifc^en  gnei  fünften  immer 
no^  eine  Sinie,  fo  ift  gtoifc^en  gtuei  de^t  immer  noc^  eine  ^tit,  unb 
biefe  tfl  bie  ßtxt  ber  Serftnberung.  S)er  Sa^  bed  Xrifloteied  oux 
eon  oXXiqXcjv  exo|xeva  xa  v\)v  finbet  ft^  bei  Jtant  loiebergegeben 
mit  „gtttf(|ett  gloei  Sugenblicfen  ift  immer  eine  S^iV\  ©egen  biefen 
Vn^ntd  Iftgt  ^d^  etntoenben :  ,,  f ogor  gn)if(l^en  gtoei  Oa^r^unberten  ifi 
feine;  met(  ed  in  ber  QAi,  toit  im  Kaum,  eine  reine  ©renge  geben 
muß/'    (©.  94—96.) 

C(ritc4ttt)  f.  bie  Xlten. 

20* 


308  ®xob§ett 

1)  ©rob^eit  a(d  ©egenfa^  ber  ^öfUc^fett. 

$öfU(^Tett  ifl  nur  eine  grtn^enbe  Wta&t,  Sßenn  aber  (Smer  grob 
iptrb,  ba  ifl  t9,  ald  ^ätte  er  bie  fileiber  abgeworfen  unb  fiänbe  in 
poriB  naturalibus  ba.  Sreitic^  nimmt  er  ftc^  bann,  koie  bie  meiften 
aWcnfc^en,  in  biefem  3upanbe  f(^Ie(^t  an«.    (^.  I,  493.) 

2)  ©rob^eit  aU  inftinctit)er  ^unftgriff  beim  S)id))U' 
tiren  unb  ©egenregel  gegen  benfelben. 

@o))^iflen  ujenben  bem  überlegnen  ©egner  gegenüber,  ber  i^nen  i^re 
@ot>E|tfltf  nac^toeifi,  erfi  ©c^Itc^e  unb  ©(Juanen  an  unb  tovchtn  bann 
fc^IiegUcI^  grob  unb  beleibigenb.  S)enn  bied  ifl  bad  WtxtUl,  burc^ 
mlijt^  3eber  {tc^  debem  gteic^  fe^en  unb  felbfl  bie  gr5§te  inteUectueDe 
Ungleichheit  augenblidClic^  ausgleichen  tann.  ^n  biefem  ÜRittel  fU^It 
ba^er  bie  niebrige  92atur  eine  fogar  inflinctioe  Sufforberung,  fobatb  fte 
geiftige  Ueberlegen^eit  3U  f puren  anfängt.  ($.  I,  47.)  S)ad  $er« 
fSnltc^koerben,  bei  »etc^em  man  ben  ©egenflanb  beS  Streitet ^'ganj 
oeriftgt  unb  feinen  Singriff  auf  bie  $erfon  bed  ©egnerd  rid^tet,  inbem 
man  fränfenb,  ^ämif^,  beleibigenb,  grob  n)irb,  ifl  ein  fe^r  be* 
liebter  ertfiifc^er  Jlunfigriff,  teeit  deber  jur  9udfü^rung  tauglich 
ifl.    (©.  34.) 

©elaffen^eit  unb  jtattbtütigfeit  ifl  gegen  biefen  Jlunflgriff  nic^t 
audreic{)enb,  ifl  auc^  nid)t  Oebem  gegeben.  ÜDie  einjig  ftd^ere  ©egen* 
regel  ifl:  9Hc^t  mit  bem  Srflen  bem  Seflen  }u  bidputiren,  fonbem 
aQein  mit  (Solchen,  bie  man  aH  oerflänbig  unb  als  empfänglich  für 
©egengrünbe  unb  für  äBa^r^eit,  auc^  mnn  fie  aud  bem  SRunbe  beS 
©egnerd  tommt,  tennt.    (^.  34  fg.) 

3)  3)ie  ritterliche  Smpfinblic^teit  gegen  ®rob§eit 

S)ad  ritterliche  S^renprincip  forbert  für  Seleibigungen  blutige 
9iac^e.  SBa^re  ©elbflfc^ä^ung  hingegen  oerlei^t,  ben  dnjurien  gegen« 
über,  ©teic^gültigfeit.  SBenn  man  bemnad^  nur  erfl  ben  Aberglauben 
beS  ritterli(^en  (l^renprincipd  (od  nittre,  fo  bag  9!iemanb  meE|r  Der« 
meinen  bürfte,  burc^  ©c^impfen  irgenb  etwad  ber  (S^re  eined  Snbern 
nehmen  ober  ber  feinigen  koiebergeben  3U  fönnen,  auc^  nid^t  me§r  j[ebe 
Sto^^eit  ober  ©robl^eit  fogleic^  legitimirt  »erben  I5nnte  burc^  bie 
Sereittoilligteit,  ©atisfaction  }u  geben,  b.  ^.  fic^  bafür  }u  fc^Iagen; 
fo  niürbe  balb  bie  Sinft^t  allgemein  totrhtn,  bag,  nienn  ed  an'S 
®({|mä^en  unb  @c^impfen  ge§t,  ber  in  biefem  Stampfe  Sefiegte  ber 
©ieger  ifl.  gcmer  »ürbe  in  ber  ©efeüfc^aft  ber  wa^re  gute  Ion 
herbeigeführt  merben;  bie  p^^ftfc^e  (Sourage  niürbe  ni^t  me^r  ben 
Primat  über  bie  geiflige  Ueberlegenl^eit  f)abm,  unb  bie  Dorjügtic^en 
aWenfc^en  ni^t  mc§r  oon  ber  ©efeflf^aft  gurüigefc^recft  »erben. 
($•  I,  406 fg.    «ergl.  auc^  (8mpfinblid^!eit.) 


©töge   —    ®runb  309 

Otöft  (im  geifltgen  @tnne). 

1)  SBorin  ber  @egetifa^  jioifc^en  (geifitger)  ©rbge  unb 
ÄIcin§eit  bcjicl^t. 

®ro§  ifl  nur  S)er,  ipelc^er  bei  feinem  SBirfen,  biefed  fei  nun  ein 
prafttfc^eö,  ober  ein  t^eoretifd^ed,  nic^t  feine  ©ac^e  fuc^t;  fonbern 
atletn  einen  objecttDen  S^td  verfolgt;  er  ifl  ed  aber  felbft  bann  noc^, 
toann,  im  ^raftifc^en,  biefer  ^totd  ein  migoerfianbener,  unb^fogar,  toenn 
er,  in  golge  baDon,  ein  Serbrec^en  fein  foHte.  S)ag  er  nic^t  fic^ 
unb  feine  ©ac^e  fuc^t,  bie^  mad^t  i^n,  unter  allen  Umflänben, 
gro§.  ff  lein  hingegen  ifl  aUe^  auf  perfönlic^e  ßxotdt  gerichtete 
treiben;  meit  ber  baburc^  in  £^ätigfeit  Serfe^te  fi(^  nur  in  feiner 
eigenen,  Derfc^winbenb  üeinen  $erfon  erfennt  unb  fmbet.  hingegen 
mer  grog  ifl,  erfennt  ftc^  in  SDem  unb  ba^er  im  ©anjen;  er  lebt 
nic^t,  mie  dener,  aOein  im  SDtitrofo^mod,  fonbern  noc^  me^r  im 
aRafroIodmod.    (9B.  U,  439.) 

2)  ©em  ba«  ?räbicat  „groß"  gebührt/ 

3)em  ©efagten  jufolge  gebührt  nur  bem  n)a§ren  gelben,  in  irgenb 
einem  @inn,  unb  bem  ©enie,  aü  mldft,  ber  menfc^Iic^en  Statur 
entgegen,  ntd^t  i^re  eigene  ©ac^e  gefuc^t,  nic^t  für  fid^,  fonbern  für 
aOe  gelebt  ^aben,  bad  erhabene  ^rftbicat  „grog''.    (2B.  II,  439.) 

3)  SBarum  ber  ®roge  nic^t  fletö  grog  ift 

SBte  offenbar  bie  SSermeifien  fletd  ffein  fein  muffen  unb  nie» 
male  groß  fein  tonnen;  fo  ifl  bod^  bad  Umgele^rte  nic^t  möglich, 
ba§  nftmfic^  Siner  ftetd  unb  jeben  Stugenblid  grog  fei.  3)enn  jeber 
große  3Rann  muß  bennoc^  oft  nur  bad  dnbioibuum  fein,  nur  f  ic^  im 
§[uge  §aben,  unb  bad  ^eißt  tiein  fein.  $ierauf  beruht  bie  fe§r 
loid^tige  Semerfung,  baß  fein  $etb  e^  bor  feinem  ffammerbiener  bleibt, 
nic^t  aber  barauf,  baß  ber  ffammerbiener  ben  gelben  nic^t  ju  fc^ä^en 
mfle^e.    (SB.  ü,  439.)  ^ 

Ontnlli.    ®a^  t^om  jurcic^enben  ®runbe. 

I.  tnigemeine^  über  ben  @a^  bom  sttrei(|enben  (Brmtbe* 

1)  ©inn  unb  gormel  beffelben. 

!3)er  allgemeine  ®inn  be^  ©a^e^  bom  ®runbe  läuft  barauf  3uriid, 
baß  immer  unb  überall  deglic^ed  nur  ber  möge  eine«  Xnbern  iß. 
(®.  158.)  Die  allgemeine  gormel  beffelben  ifl  bie  SBolftf(^c:  Nihü 
est  sine  ratione  cur  potius  sit  quam  non  sit:  Ütid^tÖ  ift  o^ne 
®runb  »arum  ed  fei.    (®.  5.) 

2)  «»)rioritat  beffelben. 

Der  ©a^  bom  ®runbe  ift  bie  f^orm,  in  ber  bad  flet^  burd^  ba^ 
©ubjlect  bebingte  Dbject,  tnddjtx  Xrt  ed  axxdi  fei,  überall  ertannt  n)trb, 
fofent  bad  ©ubject  ein  erfennenbed  dnbibibuum  ifl.  (933. 1,  Sorrebe  XL) 
(St  ifl  ber  %udbrud[  ber   allgemeinflen   unb  burc^gttngigflen  gorm 


310  ©ntnb 

unferd  dntellectd.  9n  i^n  uitb  feine  t)erf(^iebenen  ©efialten  ifl  unfer 
gefammte^  Sriennen  unb  begreifen  gebunben.  (S.  11,  734  fg.) 
®er  ®q6  Dom  ©runbc  ifl  ein  f^nt^ctifc^cr  a  priori.  (®.  158.)  @t 
ifl  ber  gemeinfc^aftttd^e  Sudbrudf  für  aQe  und  a  priori  belougten 
fjornicn  bc«  Dbicctö  (3eit,  JRanm  unb  eaufalität),  unb  bo^er  ifl  «aeö, 
n)ad  mir  rein  a  priori  niiffen,  nic^td,  al9  eben  ber  dn^alt  bed  @a^ed 
Dom  ©runbc  unb  toa9  aud  biefem  folgt.  On  i§m  ifi  alfo  eigentlid^ 
unfere  ganje  a  priori  gett)iffe  SrTenntnig  audgefproc^cn.    (9B.  I,  6.) 

3)  ©ebiet  ber  ©Ultigfeit  beffelbem 

S)a  ber  ©a^  bom  ®ntnbe  in  allen  feinen  ©eflalten  af)riorif(^ 
ifl,  alfo  in  unferm  On  teile  et  lourjett;  fo  barf  er  nic^t  auf  bad 
©anje  aDer  bafeienben  S)inge,  bie  2BeIt,  mit  Sinfc^Iug  biefed  dn* 
tellectd,  in  tceld^em  fte  baf!el^t,  angen^enbet  »erben.  S)enn  eine  folc^e, 
Vermöge  apriorifc^er  i^ormen  ftc^  barfleQenbe  ä93e(t  ift  eben  be^^alb 
bloge  (Srfc^einung;  load  ba^er  nur  in  ^otge  eben  biefer  formen 
Don  i^r  gilt,  finbet  leine  Snn^enbung  auf  fte  felbfl,  b.  ^.  auf  bad  in 
i§r  fl(^  barfteOenbe  2)ing  an  fid^.  S)a^er  fann  man  nic^t  fagen: 
„ÜDie  SBelt  unb  aQe  !Cinge  in  i^r  e^ifiiren  bermöge  eined  Xnbem^'; 
toelc^er  @a^  ber  fodmologifc^e  Setueid  bed  (Cafeind  ©otted  ift. 
(®.  158.  m  I,  SSorrebe  X.  SB.  I,  96.  SB.  n,  677.  734.)  Oeber 
®runb  fann  nur  innerhalb  einer  ber  ben  berfc^iebenen  Srten  bon 
®rünben  entfprec^enben  klaffen  bon  £)b)ecten  unferd  SorßeQung^* 
bermögend,  —  bie  fotgli^,  mit  fammt  biefem  Sermbgen,  fein  ®ebraud^ 
fc^on  al9  gegeben  borau^fe^t  unb  fic^  bieffeitd  ^ält,  —  gelten,  nic^t 
aber  auger^alb  berfelben,  ober  gar  au§er^alb  aOer  Objiecte.  (®.  160.) 
&  lann  ni^t  genug  eingefc^ftrft  koerben,  bag  gmifc^en  @ubj[ect  unb 
Dbiect  gar  lein  Ser(}ttltnig  nad^  bem  ®a^  bom  ®runbe  @tatt  finbet. 
£)bj[ect  unb  ©ubject  ge^en  ate  erf!e  Sebingung  aller  Srfenntnig  bem 
©a^e  bom  ®runbe  überhaupt  bor^er,  ba  biefer  nur  bie  t^omt  alle^ 
Objecto,  bie  burc^gängige  9rt  unb  Sßeife  feiner  @rfc^einung  ift,  ba^ 
Dbject  aber  immer  f^on  ba^  @u6)ect  boraudfe^t;  jmifc^en  beiben 
alfo  fann  fein  Ser^ältnig  bon  ®runb  unb  Solge  fein.  Seibe  liegen 
folglich  auger^alb  bed  ®ebiete^  ber  ®ültigfeit  be^  ®a^ed  bom  ®runbe. 
(3Q.  I,  16.  38  fg.)  2)er  ©a^  bom  ®runb^e  ^at  nur  innerhalb  bed 
®ebieted  ber  Dbjecte  ®eltung.  Oebed  irgenb  mögliche  Dbjiect  ift 
bemfelben  unterworfen,  b.  §.  fle^t  in  einer  not^nienbigen  Se^ie^ung 
}u  anbern  Dbjlecten,  einerfeitd  ate  befiimmt,  anbererfeitd  ate  befiimmenb; 
bie9  ge^t  fo  meit,  bag  bad  ganje  3)afein  aQer  Dbjecte,  fofem  fie 
Dbiecte,  b.  §.  SorfieOungen  unb  nic^td  Snbered  ftnb,  ganj  unb  gar 
jurüdläuft  auf  jene  i^re  not^loenbige  Sejie^ung  ju  einanber,  nur  in 
fold^er  befiehlt,  olfo  gänjlic^  relatib  ifi-    (SB.  1,  7.) 

4)  SBic^tigfeit  beffelben. 

3>er  ©a^  bom  ®mnbe  barf  bie  ®mnbtage  aQer  äBiffenfd^aft 
genannt  »erben,  ba  SBiffenfc^aft  fein  bloge«  Aggregat,  fonbem  ein 
@9{tem  bon  Srtenntniffen  ift.   S)ad  eben  unterf Reibet  jebe  SBiffenfd^aft 


®rttnb  311 

tioti  bem  biegen  Aggregat,  bag  t§re  @rtenntsttffe  eine  au^  ber  anbern, 
aU  i^rem  ®runbe  folgen,  ßuhtm  enthalten  fafl  aDe  SBtffenfc^aften 
Senntniffe  ton  Urfac^en,  m9  benen  bie  äBirfungen  fid^  beftimnten 
(äffen,  unb  eben  fo  anbete  (Srfenntniffe  bon  t^olgen  an9  ©rUnben. 
S)ad  SBarum,  mif  »eitlem  bte  Sßtffenfd^aften  fragen,  bte  9?ot^« 
wenbigfeit,  nac^  ber  fie  forfd^en,  f)ai  bte  apriorifd^e  ®etoi§§ett,  bag 
9Qed  einen  ®runb  ^abe,  }ur  Soraudfe^ung.  dnfofern  ifi  alfo  ber 
®a^  Dom  ®runbe  bie  SRutter  aller  SBiffenfc^aften.  (®.  4.)  «uc^ 
finbet  ftc^,  bag  in  jeber  Sßiffenfc^aft  Sine  ber  ®ef}a(tungen  bed  ©a^ed 
Dom  @runbe  Dor  ben  übrigen  ber  Seitfaben  ifi,  unb  bag  nac^  biefem 
^rincip  ft(^  bie  oberfle  Sint^eilung  aller  SSBiffenfc^aften  andfü^ren  lägt 
(©•  157.   9B.  l,  97;  II,  139.  —  SergU  SQBiffenfc^aft.) 

SDer  ®a^  bom  ®mnbe  ifl  bad  $rincip  alter  SrlUrung. 
(®.  156.   835.  I,  88.  —  Sergt.  Srflttrung.) 

5)  Unben)eidbarleit  beffetben. 

Sinen  Semeid  für  ben  @a^  bom  ®mnbe  ju  fu^en  ifi  eine  bon 
üRangel  an  Sefonnen^eit  jeugenbe  Serfe^rt^eit.  S)enn  j[eber  Setoeid 
tfl  bie  S)artegung  bed  ®rnnbed  }u  einem  audgefpro^enen  Urt^eil, 
loelc^ed  eben  baburc^  bad  ^rttbtcat  ma^r  erhält.  @6en  bon  biefem 
(Srforberntg  eined  ®runbed  fUr  iebed  Urt^eil  ifl  ber  @a^  bom  ®runbe 
ber  %udbrudE.  äBer  nun  einen  Sewcid,  b.  i.  bie  S)arlegung  eined 
@runbed  für  t^n  forberte,  fe^t  i^n  eben  baburc^  fd^on  aU  ma^r  bor« 
aud,  la,  fiü^t  feine  t^orberung  eben  auf  biefe  Soraudfe^ung,  gerät^ 
a(fo  in  einen  Sirlel.  (®.  23  fg.)  SDad  ®ek9iffefte  unb  überaU  Un« 
erffärbare  ifl  ber  On^aU  bed  Sa^ed  bom  ®runbe.  SDe  Srttttrung  ifl 
3unidfü^rung  auf  i^n.  Sr  if!  fonac^  bad  ^rincip  aDer  Srllcirung 
unb  ba^er  nid^t  fetbfi  einer  SrnSrung  ftt^ig,  noc^  i^rer  bebürftig;  ba 
jebe  i§n  fc^on  boraudfe^t  unb  nur  bur^  i^n  Sebeutung  erhält.  92un 
f^at  aber  feine  feiner  ©eftalten  einen  Sorjug  bor  ber  anbem;  er  ifl 
gleich  getuig  unb  unbemeidbar  al9  Safe  bom  ®runbe  bed  @eind,  ober 
bed  SEBerbend,  ober  bed  ^anbelnd,  ober  bed  (Srfennend.  (2B.  I,  88.  96. 
®.  156.) 

6)  S)ie  bierfad^e  äSSurjel  ^beffelben   unb  i^r   gemein« 
fc^aftlic^er  Urfprung. 

SDer  @afe  oom  jureic^enben  ®runbe  ifl  ein  gemeinfc^afttic^er  3(ud< 
brud  für  bier  ganj  berf^iebene  SSer^ttttniffe  (bier  Srten  bon  ®rünben 
unb  Solgen),  bereu  j[ebe9  auf  einem  befonbern  unb  (ba  ber  ®afe  bom 
jureid^enben  ®runbe  ein  f^nt^etifc^er  a  priori  ifl)  a  priori  gegebenen 
@efefee  beruht.  ÜDiefe  bier  Ser^ältniffe  bilben  bie  bierfac^e  9Bur}eI 
M  ©afeed  bom  }ureid^enben  ®mnbe.    (®.  3.  27.  158.) 

®emftg  nämlid^  ben  berfc^iebenen  (Slaffen,  in  koelc^e  bie  Dbiecte 
)erfallen,  erfc^eint  jene  not^menbige  93e)ie^ung,  koel^e  ber  @afe  bom 
®rnnbe  im  allgemeinen  audbrüdt,  in  berf^iebenen  ®efla(ten.  (3B.  I,  7.) 
8ott  ben  bier,  nad^  bem  met^obifc^en  ®runbfafe  ber  ©pecification 
gefnnbenen  ®efla(ten  mug  nad^  bem  ®runbfafe  ber  $omogeneität 


312  ®runb 

(f.  STlet^obe)  angenommen  toerbcn,  bog,  fo  tvte  fle  in  einem  gemein« 
fd^aftli^cn  Sludbrudf  jufammcntreffen,  fte  anif  aud  einer  unb  berfelben 
Urbefd^affen^eit  unferd  ganzen  @rfenntntßt)erm5gend,  a{9  i^rer  gemein« 
,f(i^QftIid|cn  SBurjct,  entf»)ringen.  (®.  158.)  Diefe  Urbcft^affen^eit 
befielt  barin,  ba|  Miji^,  b.  ^.  feine  Sorfiellung,  lein  £)b][ect  bed 
erfennenben  ©ubject^,  ol^ne  ^n^ammtnfianQ  mit  Snberm  W9 
Semugtfein  treten  fann.  Unfer  erfennenbed  Setuugtfein,  a(d  öu§erc 
unb  innere  ©inntit^feit  (9teceptioität),  S3crflanb  unb  Vernunft  auftretenb, 
jcrfädt  in  ©ubject  unb  Objcct.  Dbject  für  ba^  ©ubject  fein  unb 
unfere  Sorflellung  fein  ifl  bad  @eI6e.  92nn  aber  flnbet  fid^,  bag 
ade  unfere  SorfteHungen  unter  einanber  in  einer  gefe^mägigen  unb 
ber  t^ornt  nac^  a  priori  beflimntbaren  Serbinbung  flehen,  Derm5gc 
tüAä)tt  mijt9  für  fic^  Sefte^enbed  unb  Unabhängige^,  aud)  nic^t^ 
(Sinjelned  unb  Slbgertffened,  Object  für  und  werben  Tann.  SDiefe 
Serbinbung  ift  t9,  meiere  ber  @a(  Dom  ^ureic^enben  ®runbe,  in 
feiner  Allgemeinheit,  audbrüdft.  (®.  27.)  ÜDer  ©a^  Dom  jureic^enben 
©runbe  ifl  9udbru(f  ber  im  Onnerflen  unferö  SrfenntnigDermögend 
liegeuben  ©runbform  einer  not^menbigen  Serbinbung  aQer  unferer 
Dbjccte,  b.  ^.  Sorfleffungen.  (®.  90.)  So  lann  feine  SSorfleUung 
o^ne  allen  3"f^^^^"^^"9  ^^^^  ^i"<^^  anbern  in  unfer  S3en)ugtfcin 
fommen;  bag  aber  bied  ni^t  gefc^e^en  fann,  ifi  eben  bie  (gemeinfc^aft« 
lic^e)  SBurjet  bed  ©a^jed  Dom  gureic^enben  ®runbe.    (®.  146.) 

u.  2)ie  Dier  @efta(ten  be^  Sa^ed  Dom  anrei^enben  Srunbe* 
1)  ®efc^i(^tli(^ed. 

3!)ie  SUten  brachten  ed  noc^  nic^t  gur  beutfid^en  Unterfc^eibung 
jtüifc^en  ber  gorberung  eined  (Erfenntniggrunbed  gur  Segrünbung 
eined  Urt^eitd  unb  ber  einer  Urfac^e  gum  (Eintritt  eined  realen  Sov« 
ganged.  (®.  9.)  Seibnif^  ^at  guerfl  ben  ©a^  Dom  ® runbe  a\9 
einen  ^auptgrunbfafe  aQer  Srfenntnig  unb  SBiffenfc^aft  f5rmli(^  auf« 
gefteQt,  Sßotf  ift  ber  Srfle,  »eldjer  bie  beiben  $au))tbebeutungen 
beffelben  (Srfenntniggrunb  unb  Urfac^e)  audbrüdlic^  gefonbert  unb  i^ren 
Unterfd^icb  audeinanber  gefegt  E|at.  (®.  17  fg.)  dm  ®an^en  ergicbt 
fi(^  an9  ber  gefdfic^tüc^en  Ueberfid^t  bed  (Dor  @d^of)en^auer)  über  ben 
©a^  Dom  ©runbe  ©ele^rten,  bag  man,  obmo^I  erfl  aOmäüg  unb 
auffollenb  fpSt,  aud^  nic^t  o^ne  öfter  Don  92euem  in  Sern)ed)felungen 
unb  Se^Igriffe  gu  gerat^en,  gmei  Stnmenbungen  bed  ©at^ed  unter« 
fc^ieben  ^at:  bie  eine  auf  Urt^eile,  bie,  um  ma^r  gu  fein,  immer 
einen  ®runb,  bie  anbere  auf  SerSnberungen  realer  Dbjecte,  bie 
immer  eine  Urfac^e  ^aben  muffen.  3J2an  ^at  a(fo  noc^  nic^t  alle 
f^älle  erfannt  unb  unterfd^ieben,  in  benen  ber  ©a|}  Dom  ®runbe  gut 
^rage  SBarum  berechtigt.  (Srfl  ©c^open^auer  ^at  gu  ben  beiben 
genannten  Arten  M  ®runbed  (Srfenntniggrunb  unb  ttrfac^e)  noc^  gtoet 
^ingtt  entbecft,  bie  Don  {enen  Derf (Rieben  finb,  ben  ©eindgrunb  rnib 
ba«  SRotiD.    (®.  25.) 


Oruttb  313 

2)  Darlegung  ber  bier  ©cjlaltcn. 

3)cr  ©Qß  t)om  ®runbc  l^at  ütcr  öcrfc^icbcnc  ©cflaltcn,  bcrcn  {cbc 
in  einer  anbeni  Älaffc  öon  SSorpclIungen  (öon  Dbj[cctcn  für  baö  ©ub^^ 
ject)  ^crrft^t. 

a)  ®Q^    tont    ©runbe    bed  Sßerbend.     (©efe^   ber 
Soufalität) 

3n  biefer  (Seflalt  ^errfc^t  ber  ®o6  öom  ©runbe  in  ber  filaffe  ber 
anf^aulic^en,  Doltfidnbigen,  entf)irif({|en  93or{!eUungen, 
b.  ij.  im  ©ebiete  ber  concrcten  ©egenftänbe  ber  entpirifc^  realen  S$elt 
Sllle  in  bem  S^ompte^:  ber  erfo^rung^mägigen  9{eaUtät  {td^  barfleUenben 
Objiecte  futb,  ^infic^tlic^  be^  Sin«  unb  9udtrittd  i^rer  3ußänbe, 
mithin  in  ber  9ti({|tung  bed  Saufet  ber  Qzit,  burc^  bad  ©efcg  ber 
Saufalttöt  mit  cinanber  üerfnüpft,  b*  §.  jebe  Serünberung  ifl  Sßir« 
hing  einer  onbem,  i^r  oorl^ergegangenen  93eränberung,  toel^e  in  Se« 
gie^ung  auf  fie  Urfa^e,  in  93e}ic^ung  auf  eine  britte^  i§r  felbft  lieber 
not^menbig  t^or^ergegangene  Seränberung  aber  2Bir!ung  l^eißt.  üDie^ 
ifl  bic  anfang«Iofe  Rette  ber  Saufalitat.  3)aö  ©cfcft  ber  eaufalität 
fle^t  bemnac^  in  au9f(^(ieg(i({|er  9ejie()ung  ouf  Seränberungen  unb 
^at  e«  nur  mit  biefen  ju  t^nn;  eö  ip  falfc^,  ju  fagen,  ein  Dbject 
fei  Urfac^e  eined  anbern,  ba  immer  nur  ein  3uf^<^n^  Urfac^e  eined 
onbcm  iji,     (®.  28—36.   333.  II,  46—50.) 

Son  ber  enblofen  itette  ber  Urfac^en  unb  SBirfungen,  toeld^e  aQe 
Seränberungen  leitet,  aber  nimmer  \iij  über  biefe  §inaud  erfhedt, 
bleiben,  eben  be^^atb,  jmei  Sßefen  unberührt;  bie  SRaterie  unb  bie 
urfprilnglic^en  9?aturfröfte,  jeneate  ber  2  rag  er  aller  Seränberungen 
ober  ha9,  tooran  fie  Dorge^en;  biefe  al9  ^a9,  t)ermöge  beffen  bie 
Seränberungcn  ober  Sirhingen  überhaupt  möglid^  finb.  ®aö,  toa^  ben 
Urfa(^cn  bie  gä^igfcit  ju  njirfen  affererft  ertljcilt.    (®.  45  fg.  93.) 

®ic  ©aufalität,  biefer  8en!er  alter  unb  jcber  SJeränberung,  tritt  in 
ber  9?atur  unter  brei  tierfc^iebenen  ^formen  auf:  a(^  Urfac^  im 
engflen  ©inn,  at«  SReij,  unb  a\^  SKotiö.  Sben  auf  biefer  3?er- 
f(!^ieben^eit  beruht  ber  toa^re  unb  loefentlic^e  Unterfc^ieb  jtoifc^en  un» 
organif^em  Äörper,  ?flanjc  unb  J^ier.  (©.  46.  —  Ueber  ben 
Unterf^ieb  jtvifc^en  Urfad^e,  9{eij  unb  ÜRotib  bergl.:  Urfa^e.) 

b)  ®a$  t)om  ©runbe  bed  (Sriennend. 

3n  biefer  ©eflalt  f|enf(^t  ber  ©aft  öom  ©runbe  in  ber  filaffe  ber 
abflracten  SSorjlettungen,  alfo  ber  Segriffe.  3n  ©ejie^ung  nömlic^ 
auf  bie  Segriff dDer^ältniffe  ober  Urt^ei{e,  in  benen  bad  3)en!en 
befielt,  mac^t  ftd^  ber  @a^  bom  ©runbe  geltenb  atö  ©a^  Dom  ©runbe 
be^  @rfennend.  Site  fold^er  befagt  er,  bag  ipenn  ein  Urt^eil  eine 
(Srfenntnig  audbrüden  foO,  ed  einen  3urei({|enben  ©runb  ^aben  mug, 
bnr^  ben  ed  fobann  ia9  ^räbicat  tva^r  erhält.    (@.  105.) 

ÜDte  ©rünbe,  koorauf  ein  Urt^eil  berufen  fann,  (äffen  flc^  in  bier 
Srten  abt^eilen,  nad)  j[eber  bon  meieren  bann  aud^  bie  Sa^r^eit,  bie 
t9  erhält,  eine  Derfc^iebenc  ifl: 


312  ®tttnb 

(f.  STlet^obe)  angenommen  werben,  bog,  fo  tute  fle  in  einem  gemein« 
fd^aftlic^en  atudbmdf  ^ufammentreffen,  fte  au^  and  einer  unb  berfelben 
Ur6ef(i^affenr}eit  unferd  ganjen  @rfenntnißt)erm5gend,  ald  i^rer  gemein« 
,fd^aftad|cn  SBurari,  entf»)ringen.  (®.  158.)  SDiefe  Urbcft^offen^eit 
befielt  barin,  bai|  92ic^td,  b.  ^.  feine  SJorfiellung,  fein  Öbject  bed 
erfennenben  (Subjectd,  o^ne  ^u\ammtnf)anQ  mit  Snberm  tn'd 
Semugtfein  treten  fann.  Unfer  erfennenbed  Setuußtfein,  aU  ändere 
unb  innere  @innli(^feit  (9tece))tiDität),  S3crflanb  unb  Vernunft  auftretenb, 
jcrfädt  in  ©ubject  unb  Dbject.  Dbjcct  für  ha9  ©ubjcct  fein  unb 
unfere  Sorftellung  fein  iff  bad  @elbe.  3lnn  aber  flnbet  ftc^,  bag 
ade  unfere  SorfieHungen  unter  einanber  in  einer  gefe^mägigen  unb 
ber  t^orm  nai)  a  priori  beflimnibaren  Serbinbung  fielen,  Dermögc 
tütli)tx  niditd  für  fic^  Sefie^enbed  unb  Unabhängige^,  aud)  nic^td 
(Singelned  unb  Slbgertffened,  Object  für  und  »erben  fann.  3)iefe 
%)erbinbung  ift  ed,  meiere  ber  @a(  Dom  jureic^enben  ®runbe,  in 
feiner  Allgemeinheit,  audbrüdft.  (®.  27.)  3)er  ®a^  t)ont  jureic^enben 
©runbe  ifl  Sudbrud  ber  im  Onnerflen  unfcrd  @rfenntnigoermögend 
(iegenben  ©runbform  einer  notE|n)enbigen  93erbinbung  aller  unferer 
Dbjectc,  b.  ^.  SSorfleffungen.  (®.  90.)  Sö  fann  feine  SSorfleUung 
o§ne  allen  3ufammen^ang  mit  einer  anbern  in  unfer  9en)ugtfctn 
fommen;  bag'aber  bied  ni^t  gef({|e^en  fann,  ifi  eben  bie  (gemeinfc^aft* 
lic^e)  SBurjel  bed  ©a^jed  t)om  }urei(^enben  ©runbe.    (@.  146.) 

u.  2)ie  Dier  @efta(ten  ht§  Sa^ed  tiom  anrei^enben  (Srunbe. 
1)  ©ef^ic^tlic^ed. 

SDie  S(Iten  brachten  ed  noc^  nic^t  jur  beutlid^en  Unterfc^eibung 
}to)if(^en  ber  gorberung  eined  Srfenntniggrunbed  }ur  Segrünbung 
eined  Urt^eitd  unb  ber  einer  Urfac^e  }um  (Eintritt  eined  reaten  fßox* 
ganged.  (®.  9.)  Seibnif^  ^at  juerfl  ben  ©afe  Dom  ®runbe  ald 
einen  ^auptgrunbfa^  aSer  Srfenntnig  unb  SBiffenfc^aft  förmlich  auf» 
gefiedt  Sßolf  tft  ber  Srfle,  totlijtx  bie  beiben  ^auptbebeutungen 
beffelben  (Srfenntniggrunb  unb  Urfac^e)  audbrüdlic^  gefonbert  unb  i^ren 
Unterfc^ieb  audeinanber  gefegt  §at.  (®.  17  fg.)  3m  ®an^en  ergiebt 
fic^  aud  ber  gcfdfid^ttid^en  Ücberfic^t  bed  (Dor  @(^of)en^auer)  über  ben 
®a^  Dom  ®runbe  ®e(e^rten,  bag  man,  obroo^I  erfl  aHmäüg  unb 
auffaHenb  fpät,  aud^  ni^t  o§ne  öfter  Don  Steuern  in  Sermec^felungen 
unb  Sc^Igriffe  gu  gerot^en,  jmei  Snmenbungen  bed  Qai^t^  unter« 
f (Rieben  ^at:  bie  eine  auf  Urt^eile,  bie,  um  ma^r  ju  fein,  immer 
einen  ®runb,  bie  onbere  auf  Seränberungen  reoler  Dbjecte,  bie 
immer  eine  Urfac^e  baben  muffen.  3J2an  ^at  alfo  noc^  nic^t  alte 
f^SQe  erfannt  unb  unterf (Rieben,  in  benen  ber  ®a^  Dom  ® runbe  3ur 
i^rage  SBarum  berecf)tigt.  (Srft  ©c^open^auer  ^at  }u  ben  beiben 
genannten  Srten  bed  ©runbed  (Srfenntniggrunb  unb  Urfac^e)  noc^  jmei 
linjtt  entbedt,  bie  Don  ienen  Derfc^ieben  finb,  ben  @eindgrunb  unb 
bad  SRotiD.    (®.  25.) 


Örunb  313 

2)  Darlegung  ber  t)tet  ®efta(ten. 

3)cr  ©Qß  t)om  Orunbc  l^at  öicr  öcrfc^icbcnc  ©cflaltcn,  beten  jcbc 
in  einer  anbern  klaffe  üon  SSorPcDungcn  (üon  Dbjecten  für  baö  ©ub^* 
ject)  ^errfc^t. 

a)  ®a^    t)om    ©runbe    bed  Sßerbend.     (®efe^   ber 
Saufalität.) 

3n  biefer  (Scflolt  ^errfc^t  ber  ©o^  öom  ©runbe  in  ber  filaffe  ber 
anf(^auH(^en,  t^ollfiänbigen,  emptrif({|en  93orfte(Iungen, 
b.  ^.  im  ©ebiete  ber  concreten  ©egenfiänbe  ber  empirifd^  realen  S$eU. 
9[IIe  in  bem  (^ompte^:  ber  erfa^rung^mäßigen  ätealität  [xi)  barfleDcnben 
D&iecte  ftnb,  f)inrid)t(td)  bed  Sin«  unb  Sudtrittd  i^rer  3ußänbe, 
siit^iu  in  ber  9ti({|tung  M  Saufet  ber  3^'^,  ^^^^  ^^^  ©efe^  ber 
Saufatität  mit  cinanber  Derfnüpft,  b.  ^.  |ebe  Seränberung  ift  2Bir» 
hing  einer  anbern,  i^r  oorl^ergegangenen  Seränberung,  toel^e  in  Se- 
^ie^ung  auf  {ie  Urfac^e,  in  93e^ie§ung  auf  eine  britte,  i^r  fe(b{t  n)icber 
not^menbig  (vorhergegangene  Seränberung  aber  SBirlung  l^eigt.  üDie^ 
ifl  bie  anfang«Iofe  Rette  ber  Saufalitöt.  3)a8  ©efefe  ber  Saufalitöt 
fle^t  bemnac^  in  auSfc^Iiegtic^er  Se3ie[)ung  ouf  Seränberungen  unb 
^at  ed  nur  mit  biefen  ju  tl^un;  e^  ift  falfc^,  gu  fagen,  ein  Dbject 
fei  Urfac^e  eined  anbern,  ba  immer  nur  ein  3uftant^  Urfac^e  etned 
anbern  ijl,     (®.  28—36.   SQ3.  U,  46—50.) 

Son  ber  enblofen  Sfette  ber  Urfac^en  unb  SBirfungen,  koeld^e  aQe 
Serünberungen  leitet,  aber  nimmer  \\ij  über  biefe  §inaud  erfhedt, 
bleiben,  eben  be^^alB,  jmei  SBefen  unberührt:  bie  SRaterie  unb  bie 
urfprilnglic^cn  3?aturf räf te,  jene  ate  ber  Jräger  aller  SJeränberungen 
ober  bad,  n)oran  fle  Dorge^en;  biefe  a(d  S)ad,  t) ermöge  beffen  bie 
Seränberungen  ober  Sirlungen  überhaupt  mögli^  ftnb.  !Dad,  toad  ben 
ttrfat^en  bie  gä^igfeit  gu  njirfen  aKererp  ert(;eitt.     (©.  45  fg.  93.) 

Die  Saufatität,  biefer  ?enfer  aüer  unb  jeber  SSeränberung,  tritt  in 
ber  9?atur  unter  brei  öerfc^iebencn  tJormen  auf:  aU  Urfac^  im 
eitgften  ©inn,  at^  9teij,  unb  ote  SDfotiö.  Sben  auf  biefer  3?er« 
f(!^icben^eit  beruht  ber  toal^re  unb  tuefentttc^e  Unterfd)ieb  jtoifc^en  un« 
organif^em  Äörper,  ^flanje  unb  Xf)\ex,  (©.  46.  —  Ueber  ben 
Unterfc^ieb  jtvifc^en  Urfad^e,  9{ei}  unb  iDtotib  Dergl.:  Urfac^e.) 

b)  ©at;  t)om  ©runbe  bed  Srlennen^. 

3n  biefer  ©eftalt  f|enfc^t  ber  ©aft  t)om  ©runbe  in  ber  Älaffc  ber 
abjlractenSorflenungen,  atfo  ber  Segriffe.  3n  Segie^ung  nämlic^ 
ouf  bie  Segriff^öer^öltniffe  ober  Urtf|ei(c,  in  benen  ba«  Denfcn 
befielt,  mac^t  ftc^  ber  ©a^  Dom  ©runbe  geltenb  aU  ©a^  Dom  ©runbe 
ht9  (Srfennend.  %l9  folc^er  befagt  er,  bag  toenn  ein  Urt^eil  eine 
(Srfenntniß  au^brüden  foO,  e«  einen  gureic^enben  ©runb  ^aben  mug, 
hwcij  ben  e«  fobann  ba«  ?räbicat  toa^r  erhält.    (©.  105.) 

2)te  ©rünbe,  koorauf  ein  Urt(|eit  berufen  fann,  {äffen  ft(^  in  Di  er 
9rten  abt^eilen,  nad)  jeber  Don  meieren  bann  aud^  bie  Sa^r^eit,  bie 
e«  erl^ält,  eine  Derfc^iebene  iß: 


312  ®rttttb 

(f.  STlet^obe)  angenommen  toerben,  \>a%  fo  tote  fle  tn  einem  gemetn- 
f^oftttd^ch  Sudbrud  jufammentreffen,  fte  au^  and  einer  unb  berfelben 
Urbefd^affcn^eit  unfcrö  ganzen  Srfenntnigöcrmögcnö,  ate  il^rer  gemein* 
,fd^oftIicf)cn  aBurjcI,  entfpringen.  (®.  158.)  3)icfe  Urbcf(^affen^eit 
befielt  barin,  ba|  5Ric^t«,  b.  &.  feine  Sorflcltung,  lein  Dbiect  be« 
crfennenben  ©ubjcctd;  o^ne  S^^ffl^^wien^ang  mit  Snberm  in*ß 
Setoußtfein  treten  fann.  Unfer  crfcnnenbeö  Sctoußtfein,  al«  äußere 
nnb  innere  ©innlit^fcit  (Siece^jtiöität),  93crflanb  unb  SSernunft  auftretenb, 
jcrfädt  in  ©ubject  unb  Object.  Object  für  baö  ©ubjcct  fein  unb 
unfere  SSorftellung  fein  ifl  baö  ©elbc.  SRun  aber  finbet  [\ij,  ba§ 
ade  unfere  Sorfleüungen  unter  einanber  in  einer  gefe^mä§igen  unb 
ber  Sorm  nac^  a  priori  beftimnibaren  Serbinbung  flehen,  oermögc 
loelc^er  nic^td  für  ftc^  Sefte^enbed  unb  Unabhängige^,  auc^  ni^td 
(Sin^elned  unb  Slbgeriffened,  £)bject  für  und  nierben  Tann.  S)iefe 
Serbinbung  if!  ed,  meiere  ber  @a(  tom  jureidienben  ®runbe,  in 
feiner  SSgcmein^eit,  audbrüdt.  (®.  27.)  S)er  ®a^  bont  ^urcic^enben 
(Srunbe  ift  Sudbrud  ber  im  dnnerflen  unferd  SrlenntnigoermSgend 
(iegenben  ©runbform  einer  not^menbigen  Serbinbung  aCler  unfern 
Dbjccte,  b.  f).  SJorfleßungen.  (®.  90.)  ®ö  fann  feine  SSorflcttung 
o^ne  allen  3ufammen^ang  mit  einer  anbern  in  unfer  S3en)u§tfcin 
fommen;  bag'aber  bied  ni^t  gefc^e^en  fann,  ifi  eben  bie  (gemeinfc^aft* 
lic^e)  2Sur}e(  bed  (Ba^t9  Dom  gureic^enben  ®runbe.    (®.  146.) 

u.  Sie  Dier  @efta(ten  ht§  Sa^ed  Dom  anrei^enben  @runbe. 

1)  ®ef(^i(^tli(^ed. 

3)ie  9Iten  brachten  ed  noc^  nic^t  gur  beutlic^en  Unterfc^eibung 
gloifc^en  ber  gorberung  eined  (Erfenntniggrunbed  gur  Segrünbung 
eined  Urt^eild  nnb  ber  einer  Urfac^e  gum  (Eintritt  eined  realen  Sor« 
ganged.  (®.  9.)  Seibnif^  ^at  guerfl  ben  ©a^  Dom  @runbe  aU 
einen  ^auptgrunbfat?  aller  Srfenntniß  unb  äBiffenfd^aft  förmlich  auf« 
gefledt  SÖ3o(f  ift  ber  Srfle,  todijtx  bie  beiben  $au))t6cbeutungen 
beffelben  (Srfenntniggrunb  unb  Urfad^e)  audbrüdlic^  gefonbert  unb  i^ren 
Unterf(^ieb  audcinanber  gefegt  ^at.  (®.  17  fg.)  -Sm  ®an^cn  ergicbt 
{t(^  aud  ber  gcfc^ic^tlic^en  Ücberpdit  bed  (Dor  (Schopenhauer)  über  ben 
@a^  Dom  ®mnbe  ®ete^rten,  bag  man,  obmo^I  erfl  aSmäfig  unb 
auffaQenb  fpSt,  anij  nic^t  o^ne  öfter  Don  92euem  in  Sertt)ed)felungen 
unb  Se^Igriffe  gu  gerat^en,  gm  ei  Snwenbungen  bed  @at?ed  unter« 
fc^ieben  tiai:  bie  eine  auf  Urtdeile,  bie,  um  ma^r  gu  fein,  immer 
einen  ®runb,  bie  anbere  auf  Scränberungen  realer  Dbjecte,  bie 
immer  eine  Urfa(^e  ^aben  muffen.  STian  ^at  atfo  noc^  nic^t  alle 
i^äUe  erfannt  unb  unterf (Rieben,  in  benen  ber  ©a^  Dom  @runbe  gur 
i$rage  SBarum  berechtigt.  Srfl  (Schopenhauer  t^at  gu  ben  beiben 
genannten  Srten  bed  ®runbed  (@rfenntniggrunb  unb  ttrfac^e)  no^  gwei 
^ingtt  entbedt,  bie  Don  jenen  Derfd^ieben  finb,  ben  ©eindgrunb  unb 
bad  üRotiD.    (®.  26.) 


(Srunb  313 

2)  S)ar(egung  ber  biet  @ef!aUen. 

Der  ©oft  bom  Orunbc  l^ot  üicr  öcrfc^icbene  ©cflaltcn,  bcrcn  jebc 
in  einer  anbern  klaffe  öon  SSorPcffungcn  (üon  Objcctcn  für  baö  ©ub^» 
ject)  ^crrfc^t. 

a)  ®a^    t}om    ©runbe    be^  Sßerbend.     (©efe^   ber 
Soufolität.) 

dn  biefer  ©eflatt  ^errfc^t  ber  ®a(  t)om  ©runbe  in  ber  5^Iaf[e  ber 
anfc^auUc^en^  DoIIftänbigen,  empirifc^en  S3or{teHungen, 
b.  i).  im  ©ebiete  ber  concrcten  ©egenftänbe  ber  em))trif(^  reaten  S$ett. 
8((Ie  in  bem  (^ompte^  ber  erfa^rung^mäßigen  ätealitüt  [xi)  barfieüenben 
O&jecte  fuib,  fjinficltlic^  be^  Sin«'  unb  Sudtrittd  i^rer  3^^^"^^^^ 
mithin  in  ber  9ti(^tung  bed  Saufet  ber  3^^^  ^^^^  ^^^  ©efeg  ber 
SaufalitSt  mit  einanber  üerlnüpft,  b.  ^.  jebe  Seränberung  ifl  SBir« 
fung  einer  anbern,  i^r  vorhergegangenen  Seränberung,  toel^e  in  3e« 
^ie^ung  auf  fle  Urfa^e,  in  äSejte^ung  auf  eine  britte,  i§r  felbft  »ieber 
not^menbig  t)or^ergegangene  93eränberung  aber  SBirlung  ^eißt.  üDie^ 
ifi  bie  anfangdlofe  Kette  ber  ^aufatitöt.  3)a3  ®efe$  ber  (£aufa(itdt 
fie^t  bemnac^  in  audf(^1ieg(i(^er  Sejie^ung  ouf  Seränberungen  unb 
^at  e^  nur  mit  biefen  in  tl^un;  ed  ift  falfc^,  ju  fagen,  ein  Dbject 
fei  ttrfad^e  eined  anbern,  ba  immer  nur  ein  3uf^<^"^  Urfa^e  eincd 
anbcm  ijl.     (®.  28—36.   2B.  II,  46—50.) 

Son  ber  enbtofen  itette  ber  Urfac^en  unb  SBirfungen,  tselc^e  aQe 
Serttnberungen  leitet,  aber  nimmer  flc^  über  biefe  ^inaud  erfhedtt, 
bleiben,  eben  be^^alb,  jkoei  SBefen  unberührt:  bie  SRaterie  unb  bie 
urfprünglic^en  9?aturfrSfte,  \tntal9  ber  S^räger  aQer  SJeränberungen 
ober  bad,  n)oran  fle  vorgehen;  biefe  al€  !Dad,  t)ermöge  beffen  bie 
SerSnberungen  ober  Sirhingen  überhaupt  mbglid^  finb.  ÜDad,  toa9  ben 
Urfa^en  bie  tjö^ig^it  ju  wirfen  aKererft  ert^eitt.    (©.  45  fg.  93.) 

®ie  Saufalitat,  biefer  Senfer  oüer  unb  jebcr  SBeränberung,  tritt  in 
ber  9?atur  unter  brei  öerfc^iebencn  tJormen  auf:  oW  Urfat^  im 
engf!en  ©inn,  aU  8?eij,  unb  a\^  SKotiö.  Sben  auf  biefer  3?er- 
f^ieben^eit  beruht  ber  toal^re  unb  ipefenttic^e  Unterf({|ieb  jtoifc^en  un« 
organif^em  Äörper,  ^flanje  unb  J^ier.  (©.  46.  —  Ueber  ben 
Unterfc^ieb  jniifc^en  Urfac^e,  9{ei}  unb  9){otit)  t^ergl.:  Urfac^e.) 

b)  ©a^  t)om  ©runbe  bed  (Srfennend. 

3n  biefer  ©eflalt  ^errfc^t  ber  ©a^  t)om  ©runbe  in  ber  filaffe  ber 
abfiracten  SorfleUungen,  a(fo  ber  S3egriffe.  3n  93ejie§ung  nttmüd^ 
auf  bie  Segriff duer^ältniffe  ober  Urt^ei{e,  in  benen  bad  3)enten 
befielt,  mac^t  ftc^  ber  ©a^  t)om  ©runbe  gettenb  atö  ©a^  bom  ©runbe 
be«  (Srtennend.  Site  folc^er  befagt  er,  bag  nienn  ein  Urt^eil  eine 
(Erfenntniß  au^brüden  foÜ,  ed  einen  gureic^enben  ©runb  ^aben  muß, 
bntc^  ben  t9  fobann  ba«  $räbicat  ma^r  erhält.    (©.  105.) 

2)te  ©rünbe,  koorauf  ein  Urt^eil  berufen  lann,  laffen  fid)  in  tiier 
Xrten  abt^eilen,  tiatS)  jjeber  bon  meieren  bann  aud^  bie  äBa^r^eit,  bie 
t9  erhält,  eine  Derfc^iebene  i{l: 


314  i^unb 

(Srflend:  (Sin  Urt^eil  fann  ein  anbred  Urt^ett  gum  ®runbe  ^aben; 
bann  ifi  feine  SBa^r^eit  eine  logtfc^e,  ober  formale. 

^toettend:  Sin  Urt^eil  fann  eine  burc^  bie  ©inne  ))ennittelte 
ätnfc^auung,  mithin  (Srfa^rung,  jmn  ©runbe  ^aben;  bann  f^at  ed 
materiale  SBa^r^eit,  totläft,  fofern  ha9  Urt^etl  fic^  unmittelbar 
auf  bie  @rfa^rung  grünbct,  emf)irifc^e  SEBa^rE|eit  x% 

!Drittend:  @in  UrtE|ei(  fann  bie  a  priori  Don  und  angef Rauten 
i^ormen  bed  Staumed  unb  ber  3cit,  ober  ia9  und  a  priori  betougte 
®cfe(j  ber  Saufatität,  olfo  bie  im  SSerflanbe  unb  ber  reinen  Sinn* 
lic^feit  tiegenben  formen  ber  (Srfenntniß,  mlijt  bie  Oebingungen  ber 
SRöglic^feit  aDer  (Erfahrung  finb,  jum  ©runbe  ^aben.  @eine  SEBa^r« 
l^eit  ift  atebann  eine  trandfcenbentale.  ©olc^e  Urt^eile  enthält  btc 
reine  SRat^ematit  unb  bie  reine  9?aturn)i{fenf(^aft. 

Siertend:  @in  Urt^eit  fann  bie  in  ber  Vernunft  gelegenen  for» 
malen  S3ebingungen  alled  3)enfend  (bie  SDenfgefe^e)  gum  ©runbe  ^aben; 
feine  SBa^r^eit  ift  aldbann  eine  metatogifc^e.    (®.  105 — 110.) 

c)  ©afe  t)om  ©runbe  bed  @eind. 

On  biefer  ©eftalt  ^errfc^t  ber  ©a^  bom  ©runbe  in  berjenigen  Jtlafle 
ber  SJorfieQungen,  n^eldfe  ben  formalen  St^eil  ber  concreten  Objecte 
ber  empirifc^  realen  Sßelt  bilben,  b.  fj.  in  ben  apriorifc^en  Snfc^auungen 
ber  formen  bed  SRaumed  unb  ber  ä^t.  -SuberS^it  bilbct  bie  Solgc 
i^rer  Wlomtntt  unb  im  9taume  bie  !?age  feiner  fic^  in'd  Unenb(id|e 
nied^fetfeitig  beftimmenben  2!^eile  eine  eigent^ümlic^e  klaffe  Don  Ser< 
^ältniffen,  bie  nieber  nac^  bem  ©efe^e  ber  Saufatität  (©runb  be^ 
äßerbend),  no^  na^  bem  ©runbe  bed  Srfennend,  fonbem  nac^  bem 
©eindgrunb  Derfnüpft  finb.  3)ie  ©(eic^^eit  ber  SBinfel  j.  9.  im 
Striangel  ifl  nic^t  Urfac^e,  nod^  aud^  bloger  (Srfenntniggrunb  ber 
©leic^l^eit  ber  ©eiten,  fonbem  ©runb  bed  ©o«@eind.  llbenfo  ftnb 
bie  auf  einanber  fotgenben  3^^^^f^^^ii^^  ^^^^^  ^^^  ^^»^  SBerben^^^, 
noc^  nac^  bem  Srfenntniggmnbe  Derfnüpft,  fonbem  nac^  bem  ©eind* 
grunbe;  benn  burc^  fein  btoged  3)afein,  beffen  (Eintritt  jebod^  unaud* 
bleiblic^  niar,  ^at  ber  je^ige  Sugenbltci  ben  Dor^erge^enben  in  ben 
bobentofen  Sbgmnb  ber  Vergangenheit  geflürjt  unb  unkoieberbringlii^ 
gemacht,  um  felbfl  n)ieber  eben  f o  fc^neU  Vertilgt  )u  totthtn.  (äB.  I,  8. 
©.  25  fg.  130  ff.) 

d)  ©a^   Dom   ©runbe   bed  ^anbelnd.     (©efe^  ber 
aWotiDation.) 

du  biefer  ©eflalt  §ei*rf^t  ber  ©a$  Dom  ©runbe  in  einer  eigenen 
Ätaffe  Don  ©egenflänben  beö  ©ubject«  (SJorfleffungen),  bie  Oebem  nur 
mittelfl  bed  innern  ©inned,  ober  im  ©elbftbetDugtfein  gegeben  ifi.  & 
ftnb  bied  bie  äBtUendacte:  @ntfd^Iüffe  unb  ^anblungen.  $ier  tritt 
htx  ©at?  Dom  ©mnb  a(d  ©efe^  ber  SKotiDation  auf.  deber 
äEBiüendact  ^at  nämlic^  ein  SDIotio,  bad  in  einer  bIo§en  Sorßellung 
befielt,  jur  Urfac^e  unb  ifl  o^ne  ein  fold^ed  tbtn  fo  unbeitfbar,  »ie  bie 
Seniegung  eined  leblofen  ftörperd  o^ne  ®to§,  ober  3uS*   S)ad  SNotiD 


®tttnb  315 

gehört  im  fireng{!en  @inne  ju  ben  Urf  ac^  en,  benn  e^  ifl  eine  ber  brei  unter 
ber  erfien  ®efialt  bed  ©a^ed  t)om  ®runbe  aufgeführten  t^ormen  ber 
Q'aufatität  ^ber^  loeil  bie  Srienntnigart  ber  3ßotit)atton  eine  Don  ber 
ber  Saufatitftt  t)erf(^iebene  i^,  ba  bie  (Sintvirfung  bed  SKotiod  t)on  und 
nt(^t  Mod,  koie  bie  ber  anbern  Srten  bon  Urfac^en,  bon  außen  unb 
ba^er  nur  mittelbar,  fonbem  ^ugleic^  bon  innen,  gan}  unmittelbar  er- 
fannt  tt)trb,  bie  äRotiDation  alfo  bie  ^aufalität  bon  innen  gefe^en 
t{l,  fo  ifi  biefetbe  ald  eine  befonbere  unb  eigent^ümlic^e  @eftalt  bed 
@a|ed  k)om  ©runbe  aufjufü^ren.    (®.  144  fg.) 

m.  Setglei^nngen  nnb  Solfienmgen» 

1)  3)ie  f^olge  (in  ber  einen  ©eftalt)  aU  ®runb  (in 
ber  anbern), 

S)ie  (Einfielt  in  einen  @eindgrunb  fann  (Srfenntniggrunb  tcerben, 
eben  mie  au4  bie  (Sinftc^t  in  bad  ®efe6  ber  (Saufalitüt  unb  feine 
Xnloenbung  auf  einen  beflimmten  ^aU  @rfenntni§grnnb  ber  Sßirfung 
ifi.  2)aburd^  tuirb  aber  feinedmegd  bie  gän}Ii(l^e  Serfc^ieben^eit  3mif({|en 
®runb  bed  ®eind,  bed  SBerbend  unb  M  Srfennend  aufgehoben,  du 
bieten  %äüm  ifl  S)ad,  toa9  nadf  einer  ®eftaltung  bed  (Sa^ed  bom 
®mnbe  ^olge  xft,  na^  ber  anbern  @runb;  fo  ifl  fe§r  oft  bie 
Sßirlung  @r!enntntggruub  ber  Urfa^e.  3*  ®*  bad  Steigen  bed  Xf)ct' 
mometerd  ifi,  nac^  bem  ®efe6e  ber  ^aufalität,  ^olge  ber  berme^rten 
SBärme;  nac^  bem  @a^e  bom  @runbe  bed  @rfennend  aber  ifl  ed 
®rnnb,  Srfenntniggrunb  ber  berme^rten  SBärme,  »ie  aud^  bed  Ur« 
t^eite,  h)e%d  biefe  audfagt.    (®.  131  fg.) 

2)  ©ec^felfeitigleit  (SReciprocität)  ber  ®rünbe. 

3)er  @eindgrunb  im  dtanmt  f^at,  mxi  im  9{aume  leine  @uc» 
ceffton  ifl,  bad  (Sigent^ümlic^e,  bog  bei  bemfetben  ein  Snalogon  ber 
fogenannten  SBec^fetniirfung  flattfinbet,  ba  jebe  Sinie  in  ^inftdjt 
auf  i^re  !?age  fon)o^t  beflimmt  burc^  aOe  anbern,  atö  fie  beflimmenb 
ifl  unb  ed  nur  äBiOtür  ifl,  tuenn  man  irgenb  eine  Stnie  btod  ald 
bie  anbern  beflimmenb  unb  nid^t  al9  burc§  fie  beftimmt  betrachtet. 
(®.  132.  152.) 

hingegen  ha9  ®efe4  ber  Saufalität  lägt  leine  9?eci))rocation  ju, 
ba  bie  Sßirfung  nie  bie  Urfac^e  i^rer  Urfac^e  fein  fann,  n^ed^alb  ber 
Segriff  ber  Sßed^feltuirfung,  feinem  eigentlichen  ©inne  nac^,  nic^t 
juWfflg  ifl.    (®.  42.  153.   SB.  I,  544-549.) 

(Eine  Sieciprocation  md)  bem  @a(  bom  ®runbe  bed  Srfennend 
ßnnte  nur  bei  SBec^felbegriffen  flattftnben,  inbem  nur  bie  @f)^ären 
biefer  flc^  gegenfeitig  becfen.  Sugerbem  giebt  fie  ben  circulus  vitiosus. 
(®.  153.) 

3)  Keinen  ber  @rünbe  unb  Solfi^n. 

2)te  Steige  ber  SBerbendgrünbe  (Urfac^en)  ge^t,  ba  ^ier  jebe 
Sebingung  immer  mieber  burd^  eine  bor^ergttngige  bebingt  ifl,  rücf« 
toMS  (a  parte  ante)  in'd  Uuenblic^e  (in  infinitom).  —  ÜDie  Steige 


316  ®nmb 

ber  ©eindgrünbe  im  dtanmt  ifl  ebenfalls  eine  unenblic^e  imb  )toat 
mif  allen  3)tmenf!onen.  On  ber  3^'^  ^ot  bie  9teiE|e  ber  ©etndgrünbe 
fomo^t  rücfmttrtd  atd  t)Orki)(irtd  (a  parte  ante  unb  a  parte  post)  eine 
unenbßc^e  S[udbe^nun(|,  inbem  jeber  SlugenbHd  burc^  einen  frü^ern 
bebingt  ift  unb  ben  folgenben  not^menbig  herbeiführt.  —  ÜDie  Steige  ber 
Srienntniggrünbe  bogegen  enbigt  immer  irgenbmo,  nämtic^  entweber 
in  einer  empirifc^en,  ober  trondfcenbentalen,  ober  metalogif^en  äBa^r» 
^eit.  (®.  ©atj  öom  Omnbe  beö  Srfennenö.)  —  Con  ben  SRotiöen 
(®rünben  be^  $QnbeInd)  giebt  t€  jwar  Steigen,  inbem  ber  Sntf^fug 
}ur  (Srreid^ung  eined  3^^^^^  SOtotio  mirb  bed  (Entfc^tuffe^  }u  einet 
gongen  Steige  ton  äßitteln;  bo^  enbigt  biefe  9{ei^e  immer  rüdmärt^ 
(a  parte  priori)  in  einem  legten  SKotib,  fei  biefe«  nun  ein  reoleö, 
anfc^autic^ed  Dbject,  ober  ein  btoger  begriff,  xoelijt^  urfprüng« 
(ic^  oermod^te,  biefen  inbioibueQen  äBillen  in  ^emegung  jn  fe^en. 
(®.  155—157.) 

4)  S)ie  bierfa^e  9?ot^tt)enbigIeit. 

3)ad  Ser^ftltniß  be«  ©runbe«  jur  f^olge,  in  aDen  feinen  ®efialten, 
ifl  ein  not^menbige«,  \a  c9  ift  Überlauf)!  ber  Urfprung,  toit  bie  aÜeinige 
^ebeutung  bed  Segriffed  ber  92ot^n)enbigIeit.  S«  giebt  feine  anbere 
9?ot^tDenbtgfeit,  a\9  bie  ber  t^olge,  toenn  ber  ®runb  gegeben  ifl,  unb 
ed  giebt  feinen  ®runb^  ber  nic^t  9?ot^n)enbigfeit  ber  t^olge  herbeiführte. 
(SB.  I,  88.   ®.  91.  153.) 

©ernäß  ben  bier  ®eflQlten  M  ©afeed  bom  ®runbe  giebt  ed  bemnat^ 
eine  bierfad^e  92ot^n)enbigfeit:  1)  bie  logifc^e,  nac^  bem  ©a^e  Dorn 
Srfenntnißgrunbe,  Dermbge  koetc^er  qu«  ben  ^rämiffen  bie  Sonclufton 
folgt;  2)  bie  p^Qfifd^e,  mi)  bem  ®efe6e  ber  (Saufalitttt,  bermöge 
toeldfer  au«  ber  Urfat^e  bie  SBirfung  ^erborge^t;  3)  bie  mot^e* 
matifc^e,  nac^  bem  ©at?  bom  ®runbe  bed  @eind,  vermöge  koe^er 
jebe«  t)on  einem  magren  geometrifc^en  Se^rfa^e  audgefogte  Ser^SUnig 
fo  ifl,  toit  er  e«  befagt,  unb  jebe  ridftige  SRec^nung  untoiberlegUdj 
bleibt;  4)  bie  moralifc^e,  bermbge  nieder  jeber  ÜRenfc^,  anif  \tM 
Zf^itt,  nac^  eingetretenem  ^otib,  bie  $anb(ung  boüjie^n  mu^,  miiit 
feinem  angeborenen  unb  unberänberlic^en  S'^arafter  gemäg  ifi.   (®.  154.) 

5)  9{e(atibität    ber    bem    ©a^    bom    ®runbe    unter« 
morfenen  Cbjecte. 

!2)a  ber  ©afe  bom  ©runbe  in  allen  feinen  ®efialtungen  ba9  ^xvadf 
ber  S)ef)enben2,  ^{elatibität,  (Snblic^feit  in  allen  Dbiecten  für  bad 
®ub)ect  ift,  fo  folgt,  baß  i)erm5ge  M  <Ba^t9  bom  ®runbe,  al9  ber 
attgemeinen  gorm  aller  Dbjecte  beö  ©ubjectö,  biefe  Dbjecte  felbft  bur(^ 
unb  burc^  nur  in  ber  9{e{ation  ju  einanber  befielen,  nur  ein  relatiDe«, 
bebingte«  S)afein  ^aben,  nic^t  ein  abfolute«,  ein  Sefie^en  an  unb  für 
ftc^.  dene  dnftabilitftt,  bie  ber  @a^  Dom  ®mnbe  ben  Dbiecten  er« 
t^eilt,  ifl  am  auffaSenbflen  unb  fic^tbarflen  in  feiner  einfac^flen  ®e' 
flaltung,  ber  3^^^*  d"  ^1^  ^f^  i^^^  Sugenbßd  nur,  fofern  er  ben 
bor^ergc^enben  bertiigt  f)at,  um  fetbfl  »ieber  eben  fo  fc^neO  bertUgt 


©runbgefcfee    —    ©rnnbfätc  317 

3u  koerben.  S)tefeI6e  92t^tig{eit  aber,  bte  und  ^ter  augenfdStg  ent« 
gegentritt,  lägt  fic^  ouc^  in  aOen  anbern  ©efialten  M  @a(ed  oom 
@runbe '  koiebererf ernten  unb  ed  lügt  [xif  etnfe^en,  bag  nite  bte  Qtit, 
fo  and)  ber  dtanm,  unb  n)ie  btefer,  fo  auc^  Sllled,  toa9  in  i^nt  unb 
ber  3^^^  }ugletc^  iß,  Sldel^  alfo,  niad  aud  Urfac^en  ober  SERottDen 
^erborgel^t,  nur  ein  relatiüed  3)afein  f)at,  nur  burc^  unb  für  ein 
Änbcreö,  i^m  gleic^artiflcö,  b.  ^.  toieber  nur  eben  fo  befle^enbcö  ifl,  — 
eine  Snfic^t,  bereu  Sßefentlic^ed  att  ifl  unb  in  ben  bebeutenbflen 
^^ilofop^ten  unb  9teIigionen,  nienn  aui)  in  Derfc^iebenen  Sludbrüden, 
wieberle^rt.    (SB.  I,  8  fg-   ^.  417—420.   ®.  158.) 

6)  Unjuläffigteit    bed    unbeflimntten    ©ebrauc^d   bed 
SBorte«  ®tnni, 

&  giebt  fo  loenig  einen  ®runb  überhaupt,  mie  einen  S^riangcl 
über^upt,  auger  in  einem  abfhacten,  burc^  bidcurfioed  ÜDenlen  gc^ 
tDonnenen  Segriff,  ber  atö  SorfteHung  aud  SJorfteOungen  nic^td  miUx 
ift,  att  ein  Wlitttlf  SSieIed  bur^  Sined  3u  benfen.  Sßie  jjeber  2!riange( 
fpi^s,  ober  rec^t-  ober  fhtmpf'teinllid^,  gleic^feitig,  ober  gleic^fc^entüc^ 
ober  ungleic^feitig  fein  ntug;  fo  mug  auc^  )eber  ©runb  ju  einer  ber 
titer  möglichen  9rten  oou  ©rünben  gehören.  Sn  jeben  ^^Uofop^en 
ba^er,  ber  bei  feinen  ©peculationen  t)on  einem  ©runbe  fpric^t,  ifi 
bie  gorberung  gu  fleHen,  bag  er  befiimme,  nielc^e  Srt  Don  ©runb  er 
meine.  (®.  158 — 160.)  Ocber,  ber  auf  ben  ©aft  öom  ®runb  einen 
©il^tug  grünbet,  §at  bie  ^erbinbttc^Ieit,  genau  gu  beflimmen,  auf  »elc^e 
ber  Derfc^iebenen,  bem  ©a^e  jum  ©runbe  liegenben  97ot§menbigfeiten 
er  ft(^  fiü^e  unb  folc^e  burc^  einen  eigenen  9iamen  }u  bejeic^nen. 
(®.  3.)  SWan  barf  nid^t,  an  ben  abftractcn  «uöbrudt  „©runb"  fit^ 
^oltenb,  bie  ocrfc^iebenen  ftlaffen  bon  ©rünben  confunbiren.  (SB.  I,  575.) 

0mnli0eft^t^  apriorifc^e,  ber  äBelt.  (©.unter  Slpriori:  93ebeutung 
eined  ^erjeic^niffed  fämmttid^cr  in  unferer  anfc^auenben  Srfenntnig 
a  priori  kourjelnben  ©runbma^r^eiten.) 

1)  Uncntbe^rlic^fcit  ber  ©runbfäfee  }u  einem  moraIt= 
fc^en  Sebendioanbel. 

Dbkoo^I  ©runbfä^e  unb  abfhacte  Srfenntnig  leinednegd  bie  Ur- 
quelle ober  erfle  ©runblage  ber  9)?oraIitdt  ftnb;  fo  finb  fte  bo^  ju  einem 
moralifi^cn  Sebendnanbel  unentbehrlich,  al9  ha9  Se^ciltnig,  bad  9{e« 
fert)oir,  in  meinem  bie  aud  ber  Duelle  aller  9)?oraIitttt  (bem  ÜRitletben), 
aM  mläjt  ni^t  in  iebem  Sugeubtide  fliegt,  entfprungene  ©eftnnung 
aufbema^rt  nirb,  um,  n^enn  ber  ^aU  ber  9nn)enbung  lommt,  burc^ 
Xbteitungi^tanäle  ba^in  }u  fliegen.  D^ne  feft  gefagte  ©runbfft^e 
tofirben  mir  ben  antimoralifc^en  Zriebfebern,  tomn  fie  burc^  ttugere 
Sinbrücfe  }u  Effecten  erregt  finb,  untoiberfle^lic^  $reid  gegeben  fein. 
2)ad  Sefl^alten  unb  befolgen  ber  ©mnbfä^e,  ben  i§nen  entgegen  koir« 
lenben  SRotioen  jum  SEro^,  iß  ©elbflbe^errf^ung.    (S.  214  fg.) 


318  ®ttt 

2)  Unfä^tgfett  bed  Z^tered  }u  ©runbfä^en  unb 
@(l^n)ftd^e  ber  SBetber  im  93erfle^en  unb  Sefolgen 
bcrfclbctt. 

3)a  ©runbfä^e  bur^  bte  abfhacte  ober  Sentunfterlenntnig  bebtngt 
ftnb,  btefe  aber  bem  2:§teYe  gänjltc^  fe^It,  fo  tfl  ia9  Xf^itt  feiner 
©runbfä^e  unb  mithin  leiner  ©elbflbe^crrfc^ung  fft^ig,  fonbem  bem 
Sinbrudf  unb  Äffect  »e^rloö  Eingegeben.  (6.  215.)  93ei  ben  SBcibcrn 
überwiegt  bie  intuitive  @r!enntnig  bte  abflracte.  3)ad  9nf(f|Quli(^e, 
©egeniDttrtige,  unmittelbar  9?eale  ifl  i^nen  faglic^er,  ate  ba9  nur  mittelfl 
ber  Segriffc  crfennbarc  Entfernte,  Äbtoefenbe,  ©ergangene,  3w'^i*"P^fl^- 
SEBegen  btefer  ©c^mäc^e  i^rer  93emunft  ftnb  fte  loeit  locniger,  ate  bie 
äRftnner  fft^tg,  allgemeine  ©runbfft^e  ju  Derfle^en,  fef}}uEaIten  unb 
jur  {Ric^tfc^nur  ju  nehmen,    (g.  215.) 

3)  Unbefugte  ©runbfä^e. 

9ia^  abfiracten  ©runbfö^en  ^anbeln  tfl  ferner  nnb  gelingt  erfl 
nad^  Dteler  Uebung,  unb  felbfl  ba  nic^t  )ebe^  Wal;  auc^  ßnb  fte  oft 
ni^t  audreic^enb.  hingegen  ^at  deber  gemtife  angeborene,  con* 
crete  ©runbfä^e,  bie  i^m  in  S3(ut  unb  @aft  fieden,  inbem  fte  ba« 
9{efultat  aUt9  feine«  3)enlend,  ^üffitn9  unb  SBoDend  finb.  (Sr  lennt 
ie  meiflen^  ni^t  in  abstracto,  fonbem  mirb  erfi  beim  Stüdbticf  anf 
ein  Seben  ge^a^r,  bag  er  fie  ftet^  befolgt  ffat  unb  bon  i^nen,  toit 
bon  einem  unftc^tbaren  gaben  ifl  gejogen  morben.  Oe  nac^bem  fte 
finb,  n)erbeu  fie  i§n  gu  feinem  ©lud  ober  Unglüd  leiten.   ($.  I,  500.) 

Out. 

1)  ftritif  ber  Se^anblungdmeife  bed  Segriffd  „gut" 
in  ber  mobernen  ^^ilofop^ie. 

93iete  mobeme  ^^itofop^en  galten  fftlf^Iic^  bie  Segriffe  gut  unb 
bSfe  für  einfache,  b.  ff,  feiner  (Srhärung  bebürftige,  no^  fähige 
Segriffe  unb  reben  bann  meiften^  fe§r  ge§eimnigt)oII  unb  anbttc^tig  t)on 
einer  „dbee  bed  ©uten",  au9  loeld^er  fte  bie  ^tüi^t  i^rer  St^if, 
ober  loenigflend  einen  S)edmantel  i^rer  S)ürftigleit  machen.  (6.  264. 
3B.  I,  425.)  iSben  fo  machen  fte  ed  mit  ben  Segriffen  „fc^ön"  unb 
„toaf)x",  benen  fie  no^  burc^  ein  angehängtem  M^^it''  eine  befonbere 
^eierlic^Ieit  geben,  fo  bag  bann  jeber  }um  S)enTen  Unfä^igfle  nur 
glaubt,  mit  feierlicher  SDtiene  )ene  brei  Sßorte  borbringen  ju  bürfen, 
um  groge  äBeid^ett  gerebet  ju  ^aben;  loS^renb  boc^  biefelben  in  Wa^x* 
f)zxt  brei  fe^r  loeite  unb  abffaracte,  folglich  gar  nic^t  in^altreic^e  Segriffe 
begeid^nen,  loelc^e  fe^r  berfc^iebenen  Urfprmtg  unb  Sebeutung  ^aben. 
(SB.  I,  425.   ®.  114.) 

2)  8lelatibität  be«  «egriffe«  „gut". 

S)er  Segriff  „gut''  ifl  loefentlic^  retatib  unb  bejeic^net  bie  Sngei» 
meffen^eit  einem  Dbjectm  3u  irgenb  einer  befiimmten  Se« 
flrebung  bem  äBiUenm.  aifo  bam  Serfc^iebenfte,  toofem  em  nur 
bem  Sillen  in  irgenb  einer  feiner  Seugerungen  }ufagt,  feinen  QiaHd 


Oat  319 

erfüat,  er^ätt  iaß  $räbtcat  „qvlV.  Sßte  aOe  anbem  28efen,  bte  in 
S3e}ie§uns  }um  SBiOen  treten  fönnen,  f^at  man  nun  andf  äßenfc^en, 
bte  Un  gerabe  gewollten  ßro^ätn  günfitg,  förberlic^  loaren,  gut  ge«' 
nannt,  in  berfelben  SSebeutung  unb  immer  mit  äSeibe^altung  bed 
92e(atit)en.  jDiejenigen  aber,  beten  S^aralter  e9  mit  jlc^  brachte, 
überhaupt  bie  fremben  SBiOen^befirebungen  nic^t  }u  ^inbern,  t)ie(me§r 
jtt  beförbem,  alfo  bie  ^ülfreid^cn,  SEßo^ItooOenben,  greunblic^en,  Sßo^l» 
t^ätigen,  finb  loegen  bicfer  9teIation  i^rer  ^anblungdmeife  jum  SEBiDen 
Ruberer  überhaupt,  gute  SRenfc^en  genannt  loorben.  (SB.  I,  425  fg. 
e.  265.)  SBegen  ber  9eelatimtät  tebed  @uten  i^  „%b^oluU9  @nV* 
ein  SBiberfpruc^.  (So  giebt  lein  abfoluted,  fein  f)'6dj^t9  ®ut,  feine 
fina(e  93efriebigung  bed  SßiQend;  fonbern  fletd  nur  ein  einpmeiliged. 
8ber  tropifc^  fönnte  man  bie  gftnjUc^e  @e(bfiauf^ebung  unb  SSerneinung 
ht9  äBiUen^  ba«  abfolute  ®ut  nennen.    (SB.  I,  427  fg.) 

3)  Qmti  Unterarten  beö  Segriffe«  ffgut". 

Der  äSegriff  bed  @uten  jerfäDt  in  gtoei  Unterarten,  n&mlid^  bie 
ber  unmittelbar  gegenn)örtigen  unb  bie  ber  nur  mittelbaren,  auf  bie 
3ufunft  ge^enben  Sefriebtgung  be«  jebedmaligen  SBiDen«,  b.  ^.  haß 
angenehme  unb  bad  9itt«Iic^e.    (3B.  I,  426.) 

4)  SBefen  be«  guten  ÜRenfc^en,  anfic^felbfi  betrautet. 

(Srfl  nad^bem  ber  gut  genannte  SDtenfc^  biefed  $rttbicat  in  Sejie^ung 
auf  im  paffiDen  Z^eil,  ben  fremben  SBiQen,  beffen  99eprebungen 
bnr^  i^n  geförbert  loerben,  ermatten  §atte,  fonnte  fpöter  bie  Setra^tung 
vom  pafftt)en  auf  ben  actiDen  Streit  übergeben  unb  bie  ^anblungdtoeife 
ht9  guten  ÜRenfc^en  nic^t  me§r  in  Sejug  auf  Snbere,  fpnbem  auf 
i^n  felbfl  unterfuc^en,  nac^  i^rer  innern  Duelle  unb  nac^  bem  ©runbe 
i^rer  et^ifc^en  SiKigung  forf^enb,  »oraud  bie  et^ifd^en  ©^{teme  ent« 
ßanben.    (SB.  I,  426.) 

Unterfudben  loir  nun  ben  S^arafter  eine«  guten  ST^enfd^en  nid^t 
Uod  in  $mftc^t  auf  Snbere,  fonbern  an  flc^  felbfl;  fo  ergiebt  flc^/ 
bag  bie  gang  unmittelbare  2:§eilna§me  am  äBo^I  unb  SBe^e  SInberer, 
au«  ttelc^er  bie  Stugenben  ber  ©ered^tigfeit  unb  SRenfc^enliebe  in  i§m 
(€r))orge§en,  i^re  OueDe  bar  in  ^at,  bag  er  n)eniger,  al«  bie 
Uebrigen,  einen  Unterfc^ieb  jmifc^en  fi^  unb  Snbern  mad^t, 
ha%  er  ba«  prmcipium  individuationis  burd^fc^dut,  ft^  in  ben  Snbem 
loiebererfennt.  (<g.  266.  271.  2B.  I,  439  fg.  447.  2B.  H,  580. 
«ergL  »öfe.) 

5)  Unterf^ieb  jioifc^en  bem  ®uten  unb  bem  fd^einbar 
©utmüt^igen. 

Der  gute  SDtenfc^  ift  feine«tt)eg«  für  eine  urfprünglic^  f(^n)äd^ere 
9ßinen«erf Meinung,  al«  ber  böfe,  }u  galten;  fonbern  e«  ift  bte  (Sr« 
fenntnig,  toelc^e  in  i§m  ben  blinben  SBillen^brang  bemeifiert.  & 
giebt  giDar  3nbit)ibuen,  tuelc^e  blo«  f (feinen  gutmüt^ig  }u  fein,  loegen 
ber  BdjtoHdjt  be«  in  i^nen  erfc^einenben  3BiQen«;   toa9  fle  finb,  jeigt 


320  Min    —    $oare 

\i}  aber  ialh  haxan,  bag  fte  lettier  beträchtlichen  @e(6{tii6eriDtnbung 
Wi  ftnb,  um  eine  gerechte  ober  gute  Xf)at  au^jufü^ren.   (S93. 1,  439.) 

Oättr. 

1)  Sint^etlung  ber  menfd^Iid^en  Seben^güter. 

S)ie  ©üter  bed  ntenfc^Iic^en  i^ebend  jetfaOen  in  brei  (^(affen: 

1.  SBad  Siner  ip:  alfo  bie  $erfönlic^lett,  im  loeiteflen  Sinne, 
hierunter  ifl  ©efunb^eit,  ^aft,  @(^ön^eit,  Stemperament,  moralifc^er 
^^aralter,  dnteOigenj  unb  Su^bilbung  berfelben  begriffen. 

2.  fSia9  Siner  ^at:  alfo  Sigent^um  unb  äSeft^  in  jeglichem  @inne. 

3.  SBad  (Siner  Dorfiellt;  b.  ^.  toa9  er  in  ber  SorfteDung  9n« 
berer  ifl,  atfo  cigentlid^  loie  er  bon  i()nen  DorgeflelU  luirb.  & 
befielt  bemnac^  in  i^rer  SDteinung  bon  i^m  unb  jerfftÜt  in  S§re,  9{ang 
unb  JRu^m.    Cß.  I,  333.) 

2)  Sinflug    berfelben    auf    ba^    menfc^Iic^e    itbti\9' 
glüd.    (©.  ©lüilfäligleitöle^rc.) 

Suf  ©Qmnaften  follte  leine  altbeutfd^e  Sitteratur,  9?ibelungen 
unb  fonflige  $oeten  bed  ST^ittelalter^  gelehrt  toerben;  biefe  2)ingc 
finb  {»ar  ^öc^fi  nierlroürbig,  auc^  lefendueri^,  tragen  aber  nic^t  )ur 
Silbung  bed  ©efc^mad^  bei  unb  rauben  bie  3^it,  meiere  ber  alten, 
loirfU^  flafftfd^en  Sitteratur  angehört.  2)ie  9iibetungen  mit  ber 
Öliad  }u  dergleichen  ifi  eine  re^te  ^la^pf)tmit,  mit  tt)etc^er  bie 
D^ren  ber  -Sugenb  öor  allem  öerfc^ont  bleiben  foHen.  CP.  11,  607.  — 
Sergl.  aud^  Slaffiler,  tmb  über  bie  SBii^tigleit  M  $!ateintfc^en 
fte^e:   Satein.) 


1)  Sinologie  smifd^en  Aopf  unb  ©enitalien  in  ^infic^t 
bed  IBe^aartfein^. 

3)ie  Snburfac^e  ber  Pabes,  bei  beiben  ©efd^Iec^tem,  unb  be^ 

Mons  Yeneris  beim  toeibtic^en,  \\t,  bag  auc^  bei  fe^r  magern  ®ub« 

ecten  loä^renb  ber  Sopulation  bie  Ossa  pubis  nic^t  fühlbar  »erben 

büen,   ate   tueld^e^  Sbfc^eu   erregen   lonnte;   bie   loirlenbe  Urfad^e 

hingegen  ifl  barin  }u  fuc^en,  bag  überall,  mo  bie  ©c^teim^aut  in  bie 

äußere  $aut  übergebt,  $aare  in  ber  9?ä^e  toac^fen,   näd^ßbem  auc^ 

barin,  bag  Sopf  unb  ©enitalien  geioiffermagen  entgegengefet^te  $o(e 

Don  einanber  ftnb,  ba^er  man^erlei  Se^ie^ungen  unb  Analogien  mit 

einanber  ^aben,  }u  loelc^en  anii  ha9  Se^aartfein  gehört.    !£)ie  felbe 

mirlenbe  Urfa^e  gitt  auc^  Dom  SBart  ber  SRänner.    (3B.  n,  382  fg.  — 

»ergl.  »ort) 


^anblitng.    ^anblnngdtoeife  321 

2)  lieber  iveige  ^aore. 

3)ad  Sßei§merben  ber  ^aaxt,  töelc^e^  me^r  t$oIge  ber  ©eifle^an« 
frengung,  \m  and)  bed  ®ram^,  ald  be9  8{(tcrd  ijl,  ))f(egt  t)on  ben 
@(^läfen  audjuge^en;  toa9  }u  ber  SSermut^ung  fü^rt,  bag  ber  unter 
ber  ©^läfengegenb  liegenbe  2;^et(  be«  ©e^intd  ber  beim  S)enfen  üor« 
jugdmeife  t^ättge  fei.    ($.  II,  182.) 

S)a9  graue  unb  loeige  ^oar  ifl  für  ben  SOtenfc^en,  toad  für  bie 
93äume  bad  rot^e  unb  gelbe  Saub  im  Dctobcr,  unb  Seibe^  nimmt 
ft(^  oft  red^t  gut  au^;  nur  barf  fein  Su^faD  ^injugefommeit  fein. 
(?.  n,  182.) 

9Rerfn)ürbig  ifl  ^9,  bQ§  bem  SOtenfc^en  ein  geioiffer  9{efpect  bor 
»eigen  paaren  angeboren  unb  ba^er  tt)irni^  inftinctiü  ift.  Stunjeln, 
ein  ungleich  fid)erered  ^enn^eic^en  bed  9((terd,  erregen  biefen  9{efpect 
feinetoegd;  nie  n)trb  t)on  ef^rtoürbigen  9f unfein,  aber  ftetd  Dom  e^r» 
tDürbigen  meigen  $aar  gerebet.    (%  I,  386.) 

jQan^lung.    iQanblungsmtife. 

1)  S)ie  ^anblung  aU  not^ioenbiged  $robuct  jmeier 
gactoren. 

SEßie  jebe  äBirfung  in  ber  unbelebten  97atnr  ein  not^toenbiged  ^robuct , 

gkoeier   S<ictoren   ift,    nänilic^    ber    ^ier   fic^    ftugemben   aKgemeinen 

Slatnriraft,  unb  ber  biefe  Seugerung  ^ier  ^erDorrufenben  einjelnen 

Urfac^e;  gerabe  fo  ifl  iebe  ^anblung  eineö  äßcnfd^en  bad  not^n)enbige 

$robuct  feinet  S^arafterd  unb  bed  eingetretenen  äRotiod.    ®inb 

btefe  beiben  gegeben,  fo  erfolgt  [xt  unaudbleiblid^.    3)amit  eine  anbere 

entfiänbe,  müßte  entmeber  ein  anbered  äßotio  ober  ein  anberer  S^aralter 

gefegt  tuerben.    Suc^  loürbe  jiebe  $anblung  ft^  mit  ©ic^er^eit  Dörfer« 

fagen,  ja  berechnen  laffen,  n)enn  nic^t  if)t\[9  ber  S^arafter  fe^r  fd)tt)er 

gu  erforfc^cn,   t^eiU   aud^  ba^  SRotio   oft   tierborgen  unb   fletd  ber 

(^egentuirhtng  anberer  SRotioe,  bie  allein  in  ber  ©ebanlenfp^äre  be9 

SDtenf(^en,  Knbent  unjugttnglic^,  liegen,   blo^gcftellt  loäre.    (6.  56.) 

QtU9  3)ing  mxtt  gem&g  feiner  Sef^affen^eit,  unb  fein  ouf  Urfad^en 

erfolgenbe«  äSJirten'giebt  bie  Sefc^affen^eit  funb.    deber  äKenfd^  ^an« 

belt  nad^  bem  mie  er  ifl,  unb  bie  bemgemäg  jebed  ÜRat  not^menbige 

^anMnng  mtrb,  im  inbioibueüen  ^aU,  allein  burc^  bie  äRotioe  be« 

ftimmt.     8u9   bem   Esse  ((S^arafter)   unb   ben  iDIotiDen   folgt   bad 

Operari  ((^anbelu)  mit  Slot^menbigfeit.    (S.  97.  176.    $.  II,  247.) 

Jteine  ^anbtung  tann  o^ne  }urei^enbe9  3Rotio  gefc^e^en;   fo  wenig, 

oU  ein  ®tein  o^ne  jureic^enben  ®tog,  ober  3^8  f<<^  bemegen  fann. 

(Eben  fo  »enig  fann  eine  ^anblung,  ju  nielc^er  ein  für  ben  (Ojaxatttc 

be9  ^anbelnben  jureid^enbe^  ÜRotio  oor^anbeu  ifl,  unterbleiben,  »enn 

ntd^t  ein   flttrfere9  ©egenmotiD  i^re  Untertaffung   not^menbig   mac^t. 

(S.  206.) 

2)  ßn^ammtnbt^tfitn  ber  gfrei^eit  unb  8erant»ott« 
li^teit  mit  ber  Ütot^menbigfeit  ber  $anb(ungem 
(@.  unter  greifet t:    9Bo  bie  moraltfc^e  S^i^eit  liegt.) 


322  ^anbtung.    ^anMung^koelfe 

3)  Setter  S^Dtd  jeber  ^anbtung. 

SBad  ben  SBincn  benegt,  ifi  allein  9Bo^(  imb  SBc^e  überhaupt  m\b 
im  kuctteflen  ©tnne  bed  Sorten  genommen;  koie  ouc^  umge!e()rt  SBo^t 
unb  9EBe()c  bebeutet  ,, einem  SSßtKen  gemäg,  ober  entgegen".  Slfo  mug 
jiebed  SRotio  eine  Sejiel^ung  auf  SBo^t  unb  3Bc^e  ^aben.  (^olgUc^ 
bejte^t  jebe  $anb(nng  fi(^  auf  ein  für  SBo^I  unb  Sße^e  empfönglic^e^ 
SBefen,  a\9  i^ren  legten  3^^<^*«  3)iefe«  SBefcn  ifl  ent»eber  bcr  $an- 
betnbc  felbp,  ober  ein  Sluterer,  totl6)tx  atebann  bei  ber  ^anblung 
|)affit)  bet^eiligt  ift,  inbem  fte  }u  feinem  ©traben  ober  }u  feinem 
9?u6  unb  grommcn  gefc^ie^t.    (S.  205  fg.) 

4)  S)ie  brei  ©runbtricbfebern  ber  menfd^tic^en  ^anb* 
lungen.' 

(£d  gicbt  überhaupt  nur  brei  ©runbtriebfebern  ber  menfc^tic^cn 
^anblungen,  unb  allein  burc^  Erregung  berfelben  hiirlen  aOe  irgtnb 
mi^glic^en  SDRotioe.    Sie  ftnb: 

a)  Sgoidmu^,  bcr  bad  eigene  SBo^I  toill  (ifi  gränjenloö). 

b)  So^^eit,  bie  bad  frcuibc  äS$e^e  toiQ  (ge^t  bi^  jur  öugcrflen 

@raufamfeit). 

c)  SJ{it(eib,  melc^cd  bad  frcmbe  Sßo^t  »iU  (gc^t  bi9  jum  (Sbel* 

mnt^  unb  jur  ©rogmutl)). 

debe  mcnfc^Iic^e  ^anblung  muß  auf  eine  biefer  Sriebfebent  }urüd  ju 
führen  fein;  )i)ien}ot)I  aud)  jtuci  betfelben  t)creint  mxUn  fönnen.  ((£.  210.) 

5)  Seröubcriidjteit   ber  $anbIungdioeife   bei   Unber« 
änberlid)teit  bed  S^arafterd. 

Sud  bcr  UnDcränbcrUc^fcit  M  (E^arafterd  folgt  }toar,  ha%  ciii 
SKenfd),  loie  er  in  einem  t^aQc  ge^anbclt  ^at,  fo  unter  übllig  gleid)eu 
llmftänben  ftetd  micbcr  ^anbcln  n)irb,  xva^  anif  3eber  üorau^fe^t^ 
inbem  er  !Z)em,  ben  er  ein  SDlai  unreblid)  befunben,  nie  tvicber  traut, 
flber  }u  ben  Umflänbcn  gehört  ouc^  bie  Srfenntnig,  bie  Snftc^t  bc^ 
-Qnbimbuumd  bon  ben  SDingen,  unb  bicfe  ift  bcr  $)etänberung  unter« 
ivorfen,  bai^er  aud)  bie  ^anblung^nicife  beränbcrlic^  ift.  3^a^  du« 
bioibuum  fann  ju  ber  (Sinfid)!  gelangen,  baß  bicfe  ober  )ene  iDättel,  bie 
ed  früher  anuiaubtC;  nid)t  )u  feinem  ^itU  führen,  ober  uic^r  9{a(^t^eUe, 
aU  ©cujinn  bringen;  bann  önbert  cd  bie  3}2itte(,  tocnnglcic^  nid^t  bie 
3tuede.  2:ro^  ber  Unbcrönberlic^teit  bed  (S^araftcrd  unb  tro(  bcr 
Dtot^mcnbigfeit,  mit  ber  bie  3}{otibe  toirfen,  ifi  alfo  hoij,  mcil  bie 
3Rotioe  burd)  bie  Srfenntniß,  ald  meiere  bad  9}{cbium  bcr  iERotioe 
ift,  ^iubur(^}uge^eu  ^aben,  bie  (Srtenntnig  aber  ber  mannigfaltigftcn 
(^rmeiterung  unb  ber  immem^ä^rcnben  Berichtigung  fä^ig  ift,  —  bie 
^anblungdioeife  fc^r  bcränberlic^.  Unter  glcidKn  öußern  Um« 
fUnben  lann  boc^  bie  l^age  cincd  9){enf(^en  bad  jioeite  Wlal  in  bcr 
^^at  eine  ganj  anbcre  fein,  ald  bad  cifie,  loenn  er  ntimlid)  erft  in  bcr 
^toifc^cnjeit  fä^ig  geworben  ifl,  jene  Umftänbe  richtig  unb  boQftänbig 


Harmonie    —    $aforbf<)icf€  323 

ju  begreifen,  »oburc^  icftt  SWotiüc  auf  i^n  mivfcn,  bcndi  er  früher 
«niUflöngiic^  toax.    ((S.  50 — 52.) 

6)  @rfenn6ar!ett  bed  S^orofterd  an9  ben  ^anblungeiu 
(@.  unter  S^aralter:    Srfennbaricit  be^  ß^arafter^O 

7)  3)ic  $QnbIung  im  jDrQma.    (©.  5)roniaO 

8)  Jlrtterium   ber  $anb(ungen   t)on   äd|t  moralifc^em 
Sa3ert§.     (®.  aJioralifct).     SIRorQlität.) 

j^annonie. 

1)  Harmonie  in  bcr  Siotuv.    (@.  ^immcl.) 

2)  C^armonie  in  ber  aWufif.    (®.  5Kufif.) 

3)  ^Qt^agoräifd^e  Harmonie  ber  ©paaren.    (@.$tm* 
mcl.) 

4)  ^etbni^'d  präfla&iltrte  Harmonie. 

Seibnt^,  ber  bad  Sebingtfein  be^  DbjectiS  burd)  bad  ®ubj[ect  mo(]f 
ftt^tte,  iebo(^  fxi)  öon  bcni  ©etonfen  eine«  Sein^  an  pd^  ber  Objecte, 
unabf)ängig  Don  i^rer  SSejie^ung  auf  ba^  ©ubject,  b.  tj.  Dom  Sor* 
ge|lentn)erben,  nic^t  frei  mad^en  fonnte,  na()m  eine  ber  Sßelt  ber 
^ovfleQung  genau  gleiche  unb  if)r  paraQcI  laufenbe  2BeIt  ber  SDbjecte 
an  fic^  on,  bic  aber  mit  jener  nid)t  bircct,  fonbern  nur  äußerlic^^ 
mittelfl  einer  harmonia  praestabiKta,  oerbnnbcn  War;  —  augenfc^ein* 
lid^  bofi  Ucberflüfflgftc  auf  bcr  SQScIt,  ba  fie  fclbft  nie  in  bie  2Ba^r- 
ne^mung  fttOt  unb  bie  i^r  ganj  glcid[)e  2Be(t  in  bcr  ^orfteUung  auc^ 
o^nc  fle  i^ren  ®ong  gefjt.  (®.  32  fg.)  3)ic  harmonia  praestabilita^ 
bie  un«  jnjci  gänjlic^  üerfd)icbcnc,  einanber  parallel  laufenbe  unb  auf 
ein  $aar  mit  einanber  !£act  f)a(tenbe  Sßelten  liefert,  jebe  unfät|ig,  auf 
bie  anbere  ju  mirfen,  jebe  bie  DöOig  überflüffige  ÜDoublette  ber  anbern, 
liege  ft(^  DteQeic^t  am  befteu  bur^  bie  93crgleic^ung  mit  ber  Sü^ne 
aglid)  machen,  al^  toofelbfl  fe^r  oft  ber  iniluxus  physicus  nur 
c^einbar  oor^anben  ift,  tnbem  Urfac^  unb  SBirfung  b(od  mittelft  einer 
Dom  Sßegiffcur  pröfiabitirten  Harmonie  jufantmen()ängen,  3.  S.  tüann 
ber  Sine  fcfjießt  unb  bcr  Snbcre  a  tempo  fäQt     {%  I,  7.) 

2Bo«  bic  51Kcnfrf)cn  (;ortf}crjig  mod^t,  ifl  ®icfe3,  baß  Ocber  aii 
feinen  eigenen  plagen  genug  ju  tragen  tjat,  ober  boc^  t9  meint.  ®o^cr 
mac^t  ein  ungewohnter  gliidflic^er  3"f^^"^  ^'e  2Rcifien  t^eilne[)men^ 
unb  too^tt^ätig.  Sber  ein  an^altenber,  ftetd  bagewefcner,  wirft  oft 
limgefefirt,  inbem  er  fic  bcm  Seiben  fo  fe^r  entfrembct,  ba§  fie  nid^t 
me^r  baran  Ztjdl  nefjmen  lönnen;  baljer  tommt  e$,  \>a^  biSmeiicn  bie 
8rmcn  pd^  ^ülfreit^er  erwcifen,  ate  bie  9?cic^en.    ("iß.  ir,  627.) 

i^afarlifpicUj  f.  ®piel. 

21  * 


324  *a6    —    m^^¥ 

1)  !£)er  $ag  aU  m  ber  tnoraüfc^en  ®d)Ie(^tigfeit  ber 
menfc^Iic^en  9{atur  lourjelnb. 

3um  gränjenlofen  (Sgot^mud  unferer  Statur  gefeilt  fii)  no(^  ein, 
me^r  ober  loeniger  in  jeber  2Reii[c^en6rufl  üor^onbener  Sorrat^  üon 
^a%  ä^xn,  Stcib,  ®cifer  unb  So«^eit,  angcfonimclt,  toie  baö  ®ift  in 
ber  Slafe  bed  ©d^tangenja^n«,  unb  nur  auf  ®e(egeu^eit  marteub,  fi^ 
Suft  }u  ma^en,  um  bann  koie  ein  entfeffetter  jDöttton  }u  toben  unb 
gu  njüt^en.     (?J.  U,  228.) 

2)  Ser^ttltnig  bed  $affe9  a^m  Born. 

2)er  $ag  Der^ttlt  ftd^  gum  3^^"/  ^^e  bie  d^ronifc^e  gur  ocuten 
JtranRiett.  Seibe,  loenn  fie  nur  auf  feinen  Sßiberflanb  flogen,  ge« 
währen  füge  »efriebigung.    (%  11,  228  fg.) 

3)  8ntagonidmu9  jiotfd^en  $ag  unb  SScrac^tung. 

$ag  ifl  @ac^e  ht9  ^erjend,  Serad^tung  be^  ftopfed.  $a§  unb 
Serac^tung  {)e^en  in  entfc^iebenem  Sntagoni^mud  unb  fc^tiegen  einanber 
a\x9.  Sogar  ^at  mand^er  $ag  feine  anbere  Duelle,  a(d  bie  $oc|' 
4i(^tung,  koetc^e  frembe  3}or}üge  ergmingen.    ($.  II,  626.) 

4)  Sßarunt  bad  Oc^  ben  $ag  fo  toentg,  toxt  bie  Ser' 
ac^tung  in  feiner  ©ematt  ^at. 

üDad  Säf  I;at  fo  menig  ben  $ag,  toit  bie  Sera(^tung  in  feiner 
©eaatt;  benn  fein  ^cr^  ifi  unDerünberlic^  unb  n^irb  burc^  SRotioe 
betoegt,  unb  fein  jtopf  urt^eilt  na(^  unioanbelbarcn  Siegeln  unb  ob« 
jectiDen  S)atid.  S)a^  Sif  ifi  b\o9  bie  Scrfnüpfung  biefe«  ^erjend  mit 
*iefem  »opfe.    CP.  U,  626.) 

5)  S)er  unüerfö^tic^fle  $ag. 

ftein  $ag  ifi  fo  unüerfö^ntic^,  ivie  ber  ißeib;  bal^er  tuir  nic^t  unab' 
läfPg  bemüht  fein  f oflten,  i^n  )u  erregen,  t)ie(mel^r  beffer  träten,  biefen 
<9enug,  ber  gefährlichen  (folgen  megeu,  un9  }u  tierfogen.  ($.  I,  458  fg.) 

6)  Sebendregel  in  S3e}ug  auf  ben  $ag. 

3ont  ober  ^ag  in  SBorten,  ober  3Rienen  bliden  ju  laffen  ift  unnü^, 
ifi  gefä^rlid^,  ifi  unltug,  ifi  täc^erlic^,  ifi  gemein.  iD2an  barf  alfo 
3om  ober  ^ag  nie  anber9  }etgen,  a\9  in  Staaten.  Se^tere9  mirb  man 
um  fo  üoDtommener  fönnen,  ate  man  (£rflere9  DoOIommener  t)ermieben 
^at.    {%  1,  497.) 

^afHiift^  bad. 

1)  Sßarum  un9  mand^e  9laturob|e€te  l^ttglic^  erfd^einen. 
(@.  @(^8n.    @(^0n^eit.) 

S)  2>a9  j^ttgUd^e  al9  ©egenfianb  ber  ftunfl.    (@.  unter 
analer  et:    ©egenfa^  atoifc^en  90ta(eret  unb  ©culptur.) 


^an^frcunbc    —    ^riligfcit.    ^ii%t 


i^auefreunHc 


»         a  •■  m^ 


xviit^.'ii 


t-cr 


na 

r-CL 


! 


r 

r 


t 


w|tw  «rr  ^uiljftit 


324  *a6    --    mW 

1)  i)tx  $ag  a\9  ux  ber  tnoraüfc^en  ©djled^tigfett  ber 
menf^Hc^eu  9{atur  iDutjelnb. 

3utn  grftnjentofen  (Sgotdmud  unferer  Statur  gefeilt  fid^  nod^  ein, 
me^v  ober  koeniger  in  )eber  äRenfd^enbrufl  üor^onbener  Sorrat^  Don 
$Qg,  3^^"'  ^^^^  @eifcr  unb  So^^eit;  angefammelt;  n)ie  bad  ®ift  in 
ber  93Iafe  M  ©d^Iongenja^nd,  unb  nur  auf  ®e(egen§ett  marteub,  ft^ 
Suft  }u  machen,  um  bann  tote  ein  entf  off  elter  jDcinton  }u  toben  unb 
ju  njüt^en,    (^.  II,  228.) 

2)  Ser^ättnig  bed  $affe9  jum  Born. 

2)er  $ag  Der^tttt  ft(^  }um  3<>^i^f  ^^^  ^i^  d^rontfc^e  jur  acuten 
jtranf^ett.  Selbe,  loenn  fte  nur  auf  feinen  Sßiberflanb  ffogen,  ge« 
währen  füge  »efriebigung.    C?J.  11,  228  fg.) 

3)  %ntagoni^mu9  jnjifd^en  $ag  unb  SJcrac^tnng. 

^ag  ifl  <Bai)t  bed  ^er^end,  Serac^tung  bed  ftopfed.  $ag  unb 
Serac^tung  {)e^en  in  entfd^iebenem  Stntagoni^mu^  unb  fd^Iiegen  einanber 
and.  @ogar  ^at  mand^er  $ag  feine  anbere  OueQe,  a\9  bie  $o^« 
4i(^tung,  koet(^e  frembe  ^^orjüge  ergmingen.    ($.  II,  626.) 

4)  SBarum  bad  Sdj  ben  $ag  fo  n)enig,  tuie  bie  Set« 
ac^tung  in  feiner  ©emalt  f}at 

üDad  3^  (;at  fo  n)entg  ben  $ag,  mie  bie  Sera(^tung  in  feiner 
®en)att;  benn  fein  $crj  ifl  unoeränberlic^  unb  toirb  burc^  9D?ottoe 
bemegt,  unb  fein  Stopf  urt^ciU  na^  unioanbetbaren  Siegeln  unb  ob« 
jectioen  S)atid.  2)a9  3^  ifi  blod  bie  Scrfnüpfung  biefed  $er}cn9  mit 
iiefem  »opfe.    (?.  U,  626.) 

5)  S)er  unoerfö^nlid^fle  $ag. 

ftein  $ag  i^  fo  unoerfö§n(id^,  h^ie  ber  ißeib;  bal^er  tt)ir  nic^t  unab« 
läfPg  bemüht  fein  f oflten,  i^n  )u  erregen,  oielmel^r  beffer  träten,  biefen 
<9enug,  ber  gefährlichen  i^otgen  megen,  und  ju  üerfagen.  ($.  I,  458  fg.) 

6)  Sebendregel  in  Sejug  auf  ben  $ag. 

3ont  ober  $ag  in  äBorten,  ober  9)7ienen  bUden  ju  taffen  ift  unnü^, 
ifl  gefä^rlic^,  ifl  uuttug,  ifl  täc^erlic^,  ifl  gemein.  iD2an  barf  alfo 
3om  ober  ^ag  nie  anber9  jeigen,  a\9  in  Staaten.  Se^tered  »irb  man 
um  fo  oodtommener  lönnen,  ol9  man  (Srflered  ooQfommener  oermieben 
^ot.    (^.  1,  497.) 

i^äf^lxift^  ba«. 

1)  SEBarum  und  mand^e  9}aturob|e€te  l^ttgUc^  erfc^einem 
(®.  @(^5n.    @(^0n^eit.) 

S)  3)a0  j^ttgttd^e  aU  ©egenflanb  ber  ftnnfl.    (ß.  unter 
SD^aleret:    ®egenfa^  jtoifc^en  90ta(erei  unb  @culptur.) 


©armonic    —    ^aforbfjjicfc  323 

ju  begreifen,  »oburc^  jcft  SWotiöe  auf  i^n  toivfcn,  benrti  er  früher 
unjugöngltd^  »or.    (S.  50 — 52.) 

6)  (£rfenn6arfett  bed  S^arofterd  quo  ben  $anblnngei\ 
(@.  unter  S^orofter:    (Sriennbarleit  be^  ß^arafterd.) 

7)  Die  ^anbtung  im  jDrQUiQ.    (©.  5)rQmo.) 

8)  Jlrtterium  ber  ^anbtungen   üon  äd|t  moraltfc^cut 
SaSert^.    (©•  SKoralifct).     SIRoraUtät.) 

jQarmonte. 

1)  Harmonie  in  ber  9?otur.    (@.  $immel.) 

2)  ^ormonie  in  ber  iWufif.    (®.  5Kufif.) 

3)  $9t§agoräifd^e  Harmonie  ber  @p^ären.    (@.  $tm« 
mc(.) 

4)  ^eibni^'^  präflabilirte  Harmonie. 

Seibni^^  ber  bad  SSebingtfein  be^  Objecto  burc^  bad  ®ub)cct  mo^f 
füllte,  j[ebo4  [xi)  t)on  bem  ©ebonlen  eined  Sein^  an  [xif  ber  Dbj[ecte^ 
unabhängig  üon  i^rer  SSejie^ung  auf  ba^  Subiect,  b.  ^.  üom  Sor* 
gefletltmerbeu,  nic^t  frei  mad^en  fonnte,  naf|m  eine  bor  Sßelt  ber 
SovfleQung  genau  gleiche  unb  i^r  paraQcI  kufenbe  äBcIt  ber  SDbjecte 
an  itd)  an,  bie  aber  mit  iener  nidjt  birect,  fonbern  nur  üugerlic^^ 
mtttelfi  einer  harmonia  praestabiüta,  ocrbunbcn  mar;  —  augenfc^ein- 
!ic^  ^a«  Ueberpifigpe  auf  ber  2Bctt,  ba  fic  fcfbft  nie  in  bie  SBa^r« 
ne^mung  fttOt  unb  bie  i^r  ganj  glcid)e  S93e(t  in  ber  ^orftcUung  auc^ 
o^ne  fle  i^ren  ®ong  ge^t.  (®.  32  fg.)  3)ie  harmonia  praestabilita, 
bie  und  jmci  gänjUc^  Derfc^iebenc,  einanber  parallel  (aufenbe  unb  auf 
ein  $aar  mit  einanber  !lact  f)altenbe  S93e(ten  liefert,  jebe  unfähig,  auf 
bie  anbere  }u  mirfen,  j|cbe  bie  t)öQig  überfliiffige  ÜDoublette  ber  anbern, 
Ite§e  ft(^  t)ieQei(^t  am  befteu  bur^  bie  äJergleic^ung  mit  ber  5BU(ne 
fagUc^  machen,  atö  mofelbfl  fe^r  oft  ber  iniluxus  physicus  nur 
fc^einbar  Dor^anben  ift,  inbem  Urfac^  unb  SBirfung  b(od  mittelft  einer 
Dom  9{egiffeur  pröfiabitirten  Harmonie  2ufanimen()(ingen,  3.  9.  mann 
ber  Sine  f(^iegt  unb  ber  Änbere  a  tempo  föüt.     (^.  I,  7.) 

SBad  bie  9}?cnfd)en  (;artl)cr}ig  mad^t,  ifl  Dicfed,  bag  Ocber  an 
feinen  eigenen  plagen  genug  ju  tragen  tiat,  ober  boc^  e^  meint.  Da^cr 
mac^t  ein  ungemo^nter  glüdüc^er  3"f^^n^  ^i^  SKcifien  t^ei(nel|menh 
unb  mo^It^tig.  Sber  ein  an^altenber,  fietd  bagemefcner,  ivtrft  oft 
umgefe^rt,  inbem  er  fie  bem  !^eiben  fo  fe^r  entfrembct,  ba§  fie  nic^t 
me^r  baran  Zf^iH  nehmen  !i$nnen;  baljer  fommt  e^,  bag  biSmeilcn  hit 
Sinnen  pd)  ^iHfreit^er  ermeifen,  ote  bie  9?ci(^en.    ($.  II,  C27.) 

i^afavtfpxde^  f.  ©pieL 

21  * 


324  *ö6    —    ^äf(t(^e 


m 

3um  gri 
me^r  ober 

ber  S31afe  b 
Suft  }u  nu 
3U  toiit^en. 

2)  a 

2)ct  ^of 
JtranRiett. 
iDÜ^ren  füg< 

3)  a 

$a6  ifl 
Sera^tung  < 
au^.     ®og( 
4i(^tuttg,  koe 

4)  a 

©etDalt;  bc 
bemegt,  un 
jecttt)en  ^at 
bk\tm  ftopf 

ö)  a 

ftetn  $af 
l&fPg  bemü 
®enug,  ber 

6)  2 

3oru  ob 
ifl  geffi§rlt( 
3orxi  ober 
um  fo  üoll' 

1)  3l5aruin  um?  mu«i»^v  - 


S>ou«frcunbc    —    ^ciHöWt.    ^eilige  325 

iQauisfrtttttlrti  .  

rrn 

Dnn 


iL 


it 


r 
.1 
t 


•  .wv)(u  ucr  {)eiltgfeit. 

S)ad  innere  SBefen  her  ^etltgleit,  abfhract  unb  rein  Don  oOent 
ÜR^t^ifc^en  ou^gefproc^en,  ifjt  Sernetnnng  br^  9BiItend  }um  Se« 
ben,  eintretenb,  na^bem  i§m  bie  DoIIenbete  (intuitive)  (Srfennfntg 
feinet  eigenen  Sefen^  jum  OuiettD  olled  3BoOend  getuorben. 
CB.  I,  452  fg.) 


324  *«6    --    WSKci^c 


3i 

ber  ^ 

Snft 

I 
Ärar 

Serc 


3 
®en 
betD* 
jecti 

i 

täff 


A«SAf#**  !%•«> 


1 


3o 
ntn 

1)  SBotum  un0  manche  ifiuiuiwiwviv  Y*«p..^  --i  / 

(@.  @(^8n.    @(^0ti^ett.}  I 

S)  2>a0  j^ttgtid^e  aU  ®epen{lanb  ber  Stnnft.    (@.  unter 
3D?aIeret:    ©egenfa^  jtotf^en  äRaleret  unb  ©culphtr.) 


©ou«frcunbc    —    ^eingfeit.    ^eilige  325 

üDte  ^andfreunbe  feigen  nteiflend  mit  9iti)t  \o,  inbem  fie  me^r 
bie  i^reunbe  bed  $aufe^,  a\9  bed  $erm,  alfo  ben  jf o^en  ä^nltd^er,  otö 
ben  ^unbcn  fmb.    (^.  I,  489.) 

S)te  $au9le^vcrfleQeu  finb  oto  eine  redete  €(^u(e  bev  Untemilrfigfeit 
unb  ^ügfatnfeit  unter  ben  SBiQen  unb  bic  Slnftc^tcn  bc^  33rob^erm 
eine  fe^r  nac^t^eitige  Sorfd^ule  jur  ^rofeffur  ber  $^i(ofop^ie.  S)enn 
^nm  mirtü(^en 'iß()iIofop^iren  ifl  Un  ab  gängig  feit  eine  $au))t6ebingung. 
(?.  I,  208.) 

^an$ ti)tert)  f.  X^ier. 

^tlionik. 

1)  @.egenfa$  )n)if(^en  $cbont(  nnb  Sl^fetif. 

Sdtettf  ifl  97egQtton  bed  jeitlic^en  Sen)iigtfeinS,  ^ebonit  feine 
affiTmation.  3)cr  Svennpunft  bicfev  afpvniQtion  ifl  ®efrtebigung 
bed  ©efd^te^t^triebed ;  ba^cv  ifl  ffeufc^fjeit  bie  erfle  @tnfe  ber  ^dfetit. 
(ÜR.  729.) 

2)  9{e(ati))e  SBa^r^eit  ber  ^ebonif. 

On  ber  9{Qngorbnnng  ber  befonbern  ©eftc^tdpnnfte,  nietete  bie  toer* 
fc^iebenen  pl^ilofop^ifd^en  ©Qfleme  repräfentiren,  nimmt  bie  ^ebonif 
jtoar  bie  niebrigfie  ®tnfe  ein,  ^at  aber  bod^  relative  9Q3a^r^eit.  ($.  318. 
131^  Snmcrf.  —  SScrgl.  andj  unter  ©enuß:  SQSertf)  ber  irbifc^eii 
©enüffe.) 

i^eilien. 

6on  ben  93efenncrn  bed  eigentlichen  Zf^A^mn^,  ber  aDein  in  ber 
dübifd^en  nnb  ben  beiben  au9  i^r  hervorgegangenen  9{eIigionen  gu 
ftnben  i\t,  merben  bie  S(n^änger  aller  anbem  9{etigionen  auf  (Srben 
unter  bem  92amen  Reiben  jufammcngefagt,  —  loa^  ein  ^Bc^fl  einföl« 
tiger  unb  ro^er  Sudbrud  ift,  ber  n)enigflend  au^  ben  @(^riften  ber 
@e(e^rten  Derbannt  fein  foOte,  mil  er  Sra^maniften,  Snbbl^aiflen^ 
9eg^pter,  ®rie(^en,  KMtt,  ©ermanen,  ©aQier,  droTefen,  ^atagonier^ 
ftaraiben,  Ota^eiter,  Suflralier  u.  a.  m.  ibentificirt  unb  in  Sinen  @a(f 
flcdft.  9ür  Pfaffen  ifi  folc^er  Sudbrud  paffenb;  in  ber  geteerten  Seit 
aber  mug  i§m  fogteid^  bie  S^üre  gemiefen  mxhtn.    (SB.  l,  577.) 

^eiUsfcttt.    iQciltse. 

1)  !Z)a9  innere  SBefen  ber  $eiltgleit. 

3)ad  innere  SBefen  ber  $eiligfeit,  abfhract  unb  rein  Don  aOem 
3R^t^ifc^en  audgefpro^en,  ifl  Verneinung  bed  äBillen^  }um  Se« 
ben,  eintretenb,  nad^bem  i^m  bie  t)oIIenbete  (intnitioe)  GMenninig 
feinet  eigenen  SBefend  jum  OnietiD  alled  SBoQen«  gemorben. 
(»,  I,  452  fg.) 


326  <>et((raft    —    $ei(fiorbnung 

2)  Unab^ängtgleit   ber   ^etligfcit   bon  ÜDogmen   unb 
abpracten  ®t|fleinen. 

Unter  bell  berfc^iebenfien  ©(aubendgenoffen  finbeu  ftc^  fettige.  ®o 
f e^r  Derfd^iebene  S)ogtnen  aud^  i^rer  äSernunft  eingeprägt  loaren,  fprac^ 
bennoc^  ft^  bte  innere,  unmittelbare,  intuitiue  (Srienntnig,  t)on  luelc^er 
oOein  alle  Slugenb  unb  $eitigleit  ausgeben  fann,  anf  bie  gleite  unb 
u&mlid)e  äBetfe  burc^  ben  Sebendwanbel  aud.  (SB.  I,  452.)  Sei 
gleicher  innerer  Srfenntnig  fü^Tten  bie  ^eiligen  Derfc^iebener  Ütationen 
eine  fe^r  Derfd}iebene  Sprache,  gemäg  ben  l^ogmen,  bie  fie  einmal  in 
i^re  Sernunft  aufgenommen  Ratten  unb  meieren  gufolge  ein  Oubifc^er 
^eiliger,  ein  S^ri{llid)er,  ein  i^amaifc^er,  üon  feinem  eigenen  2^^un, 
jeber  fe^r  berfc^iebene  9?ed)enfcl^aft  geben  mug,  xoa9  ober  für  bie  Sac^e 
gan)  gleichgültig  ifl.  (Ein  ^eiliger  fann  DoD  bed  abfurbeften  9(ber' 
glaubend  fein,  ober  er  fann  umgefe^rt  ein  ^^ilofop^  fein;  beibed  gilt 
g(eid).  ©ein  St^un  aUcin  belunbet  i^n  ald  ^eiligen;  benn  ed  ge^t,  in 
moralif^er  ^iufic^t,  ni^t  aud  ber  abfhacten,  foubern  (xi\9  ber  tntuttib 
Qufgefagteu  unmittelbaren  (Srienntntß  ber  SBelt  unb  i^red  Sßefcnd 
^erbor,  unb  loirb  Don  i^m  nur  jur  93efriebigung  feiner  S3ernunft  burc^ 
irgenb  ein  3)ogma  aufgelegt.  Sd  ifl  ba^er  fo  menig  nöt^ig,  bag  ber 
^eilige  ein  ^l^ilofop^,  ald  bag  ber  ^§i(ofop§  ein  ^eiliger  fei;  fo  tote 
ed  nic^t  nöt^ig  ift,  bog  ein  Doülommen  fc^öner  SDtenfc^  ein  S3i(b^auer, 
Dber  bag  ein  groger  SBilb^auer  au^  felbfi  ein  fc^öner  iDtenfc^  fei. 
<3B.  I,  453  fg.  466.) 

3)  ©egenfa^  }n)if(^en  ber  ©efc^tc^te  ber$ei(igen  unb 
ber  SBeltgefc^ic^te.    (©.  ©efc^id^te.) 

4)  Serioaubtfc^aft  ber  ©eniatität  mit  ber  $)eiligfeit* 
(®.  unter  @enie:    ©a«  Oenie  in  et^ifc^er  ^infic^t.) 

j^eilkcaft,  ber  5»atur.    (©.  Sebendfraft) 

i0tiUsorlrnuns. 

S)er  ^md  unfern  2)afeind  fann  nic^t,  loie  ber  Optimidmud  an« 
nimmt,  ber  fein,  gtüdtic^  ju  fein,  ba  ftc^  bem  unbefangenen  Slicf  bad 
Seben  barfieDt  toie  ganj  eigentlich  barauf  abgefe^en,  bog  mir  nn^ 
nic^t  glüÄid^  barin  füllen  foQen.  3)er  ß^ed  be9  bebend  fann  auc^ 
nic^t  gau}  aOein  unb  unmittelbar  in  ben  morafifc^en  Zugeuben,  alfo 
in  ber  0u9übung  ber  ©erec^tigfeit  unb  SDtenfc^enliebe  liegen.  Sielme^ 
ifl  ber  ßrotd  bed  Sebend  {Läuterung,  SBenbung  M  SSSiQend,  (Sit5fung 
t)on  bem  fünb^aften,  bie  traurige  Sefc^affen^eit  biefer  SBelt  ^erbei« 
fü^renbcn  SßoQen.  3"  biefem  ^mä  flnb  li^eiben  unb  Üob  mie  berechnet 
®ad  Seben  ifi  üom  Ißeiben  un^ertrennli^;  ein  Knftric^  oon  Sbfic^t« 
lic^feit  ifl  hierin  nic^t  ^u  Derfennen.  ÜDad  Seiben  ifl  ber  Säuterungd« 
f)roceg,  bun^  meieren  aQein  in  ben  meiften  fällen  ber  SRenfc^  geheiligt, 
b.  ^.  Don  bem  drrmeg  bed  SiQend  jum  ithm  gurüdgefü^rt  mtrb. 
du  noc^  ^ö^erem  ®rabe  fommt  bem  me^r  ol9  alled  Seiben  gefürc^teten 
j^obe  bie  ^eiligenbe  ftroft  ju.    9ei  bem  naturgcmögen  93erlauf  fommt 


^eiterfett  327 

im   tnter   ba«   %6fiev6en   be«   8ei6ed   bem    %b^txbm   U9   SiOend 
entgegen. 

@e^t  man  alfo  ben  S^td  U9  2)afein^  in  bie  gänjtici^e  Umfe^rung 
unfered  SBefen«,  fo  ifl  bamit  ber  Serfouf  bcd  Sebend,  bad  {Reiben  nnb 
fc^neglic^  ber  Stob  in  Ueberetnflimmuno.  S)ad  ?ebcn  fledt  ft^  al^bann 
bar  a\9  ein  Säuterung^proceß,  bcffen  reinigenbe  Sauge  ber  ©c^merj 
ift.  Ofl  ber  ?roce§  rooUbxadjt,  fo  lägt  er  bie  i^nt  vorhergegangene 
ämmorafitöt  nnb  ©c^Iec^tigfcit  al«  ©c^locfe  jnrüd,  (2B.  II,  726—7330 

j^ttterkeit. 

1)  !Da9  unmittelbar  Seglücfenbe  ber  ^eiterfeit. 

Unter  ben  }nm  Sebendgliidf  nöt^igen  fubjectiDen  ©ütern,  toelc^e 
bie  (Subämonologie  an  bie  @pi(e  fleat  (f.  ©liicffäligleitd« 
le^re),  b.  ^.  unter  ben  ©iitern  bie  in  S)cm  befielen,  toa9  Siner  ift, 
in  ben  perfbntic^en  Sigenfc^aftcn,  ifl  bie  $eiterfeit  ht9  @inned  am 
unmtttelbarflen  begtiicfenb.  9?i(^td  faun  [o  fe^r,  toit  biefe  @igen< 
fc^aft,  iebed  anbere  ®ut  DoDfommen  erfef^en;  kott^renb  fie  fefbft  burd^ 
itic^td  ju  erfeften  i%  giner  fei  jung,  fcftön,  reic^  unb  geehrt,  fo  fragt 
fic^,  »enn  man  fein  ®iM  beurt^eilen  \mU,  ob  er  babei  Reiter  fei;  ift 
«r  ^lingegcn  Reiter,  fo  ijl  e«  einerlei,  ob  er  jung  ober  alt,  gcrobc  ober 
pndiidi,  arm  ober  rei(^  fei;  er  ip  glücfüi^.  !Die  ßcitcrfeit  allein  i|l 
gleic^fam  bie  baare  SRiinje  bed  ®\i\d9  nnb  nic^t,  toie  alled  Snbere, 
bto9  ber  Sanfjettel,  )uei(  nur  fie  unmittelbar  in  ber  ©egemoart  be« 
glüdt;  locd^alb  pe  bad  t)8d}fte  @ut  ifl  fUr  äßefen,  beren  SBirKic^feit 
bie  Sonn  einer  unt^ei(baren  ©egenioart  3)uifc^en  jmei  unenblic^en 
gelten  ^at.     Cß.  I,  342.) 

2)  ©runbbebingung  ber  ^eiterfeit. 

&  ift  gettig,  bag  }nr  ^eiterfeit  nidjtd  Weniger  beiträgt,  aü  9feic^« 
t^nm,  unb  nic^td  me^r,  atö  ® efunb^eit.  3\\  ben  niebrigen,  arbeitenben, 
gnmal  \>a9  Sanb  befleOenben  Jt  (äffen  finb  bie  Reitern  unb  jnfriebenen 
©epc^ter,  in  ben  reichen  nnb  Dorne^men  bie  üerbrieglic^cn  }u  $aufe. 
gotglic^  fönten  wir  uor  90em  beflrebt  fein,  und  ben  bo^en  @rab 
t)oOfommener  ©efuiib^eit  }u  ermatten,  ai9  beffen  93(Ute  bie  ^eiterfeit 
fiit  einfleOt.    {%  I,  343.    S$erg(.  ®efunbl)eit.) 

3)  $eriobifc^e  ^eitcrfeit  be9®enied  bei  Dormaltenber 
SRelanc^oiie. 

©0  t)ie(  auc^  }U  ber  fUr  unfer  ®li\d  fo  )uefent(ic()en  $citerfeit  bie 
©efunb^eit  beiträgt,  fo  ^ängt  jene  boc^  nic^t  oon  biefer  aOein  ab; 
benn  auc^  bei  ooOtommener  ©efunb^eit  fann  ein  metanc^olifc^ed 
Temperament  unb  eine  ))or^ervfd)enb  trübe  (Stimmung  befielen.  jDer 
lef^te  @ntnb  bation  liegt  of)ne  S^tx^i  in  ber  urfprUng(i(^en  unb  ba^er 
unabttnberli(^en  Sefc^affen^eit  M  JDrganidmnd,  nnb  jiuar  }umetfl  in 
bem  me^r  ober  minber  normalen  93erl)ä(tnig  ber  Seuftbiütät  }ur  •drri« 
tabilität  unb  SReprobuctionMraft.  9bnormed  Uebergemic^t  ber  @enribi(ität 
toirb  Ungleichheit  ber  Stimmung,  periobifc^e  übermäßige  ^eiterfeit  unb 


828  ^eafc^cn    —    ^cvg 

tjovioattcnbe  üRelan^otie  herbeiführen.  Sßeit  nun  aud)  ha9  ©cnie 
burd)  ein  Uebermoag  ber  97ert)enfraft,  alfo  ber  ;@enrtbilität,  bebtngl 
ifi;  fo  ^at  Slrtftoteled  gan}  ri^tig  bemerft,  bog  aOe  audgejeic^nete  unb 
überlegene  SDicnfc^en  meIan(^oUf(§  feien.  (^.  I,  344  fg.  —  »ergL 
unter  ®enie:   9{ac^t§eile  bed  ©enied.) 

4)  S)ie  $eiterfett  bed  blod  inbil^ibueden  SDafetnd  im 
©egenfa^  }u  ber  a){eIan(^olie  ber  über  bie  inbiDt« 
buelte  @rf(^einung  ^tnandge^enben  Seja^ung  bed 
9e6eu9. 

Der  ®ef(^Ic(^t«trieb  ^cbt  icnc  ©orglofigfcit  unb  ^iciterfeit  Quf,  bie 
ein  MoO  inbioibnenc«  SDafcin  begleiten  würben,  inbcm  er  in  bad  Sc« 
wußtfein  Unruhe  unb  ÜRcIant^olie  bringt,  ffiirb  er  hingegen  freitoittig 
untevbrücft,  infccm  ber  SBinc  fic^  wenbet,  fo  wirb  bem  SBewußtfein  jene 
SorglofigTeit  unb  ^eitcrfcit  bc«  blo«  inbit)ibucflen  3)afein«  wiebergegeben, 
unb  jwctr  auf  einer  erl)i5^tcu  ^^otcnj.    (2B.  U,  649.) 

tleUfebcH)  f*  a){agie  unb  3}{agneti«mud. 
Qtrmapbrol^itUniu«. 

'J){auubcit  unb  älHnblidtfcit  taffen  unjä^Iige  ©robe  ju,  burd)  welche 
ieue  h\^  jum  Wibevtic^en  ^^nanber  unb  ^^pofpabäud  fmlt,  biefe  bi^ 
)uv  aumuti)igen  ^ubrog^ue  |)eigt;  k)on  beiben  Seiten  a\\€  fann  ber 
volUommtuc  ^cnnop^irobitiöniuö  erreicht  werben,  auf  welchem  3n» 
biDibucu  flehen,  wctdje,  bie  gcrabe  Wiitt  jwifc^en  beiben  ©efc^lec^tent 
M\u\\  tcincm  bei^ujä^Icn^  fofgüd^  jur  iSortpflanjung  untauglich  finb. 
Oii\  U,  024.) 

iSin  gtücflic^e«  Scben  ifi  unmöglich,  ^8(^ftend  fann  ber  SReufd) 
einen  b<^voif(^en  $?eben^(auf  etkugen.  (Sinen  folc^en  fü^rt  S)er, 
Wetd)er  in  irgenb  einer  9(rt  unb  Slngelegeu^eit  für  bad  ^Oen  irgenbwie 
)U  (5hUe  J^ontmenbe  mit  übergroßen  @(^wierigfeiten  tämpft  uub  am 
Ütube  fiegt,  bobci  aber  fd)(ed)t  ober  gar  nic^t  belohnt  wirb.  S)auii 
btcibt  er,  am  Schluß,  wie  ber  ^rinj  im  Ee  corvo  bed  ®0})t,  t>tx* 
fleiucrt,  aber  in  ebler  (SteQnng  uub  mit  großmüt^iger  ©ebärbe  fielen, 
^ein  Slubcufen  bkibt  unb  wirb  a(d  !Z)a9  eined  ^erod  gefeiert;  fein 
^it(e,  burc^  SRü^e  unb  «vbeit,  fd)(ec^ten  (Srfolg  unb  Unbanf  ber 
SBelt  ein  ganje^  Seben  (jiuburc^  mortiftcirt,  erlifd^t  in  ber  9{irwana. 
{%  U,  346.) 

1)  3)ad  $er}  ald  bad  Zentrum  unb  primum  mobile 
be^  Sebeni^. 

X(i9  erße  ^^robuct  beö  99(ute9,  wetc^eö  ben  Organi^mud  urf))rüng« 
lid^  fc^afft  unb  formt  (f.  9 tut),  ftnb  feine  eigenen  @efäße  unb  bann 
bie  Wiu^Mw,  ()ieniit  aber  auc^  ba^  $^rj,  al9  welc^e^  3ug(ei(^  ©effiß 
unb  3)htdfe(,  unb  be^§a(b  bad  wal^re  Zentrum  unb  primum  hiobile 


«crj  329 

bed  ganjen  Seiend  ifl.  (9ß.  n,  289.  240.)  Da«  $er}  ge§i$vt  fonio^I 
bem  3Rudfel«  ate  bem  ^lut«  ober  ®efttg«@Q{lem  an;  moran  erfic^U 
itc^  \%  bag  93eibe  na^e  oerwatibt,  ja  ein  ©anjed  ftnb.   (S.  II,  287.) 

2)  ÜDte  Seiuegung  bed  ^erjend. 

3)te  Don  ber  be^  9(uted  nn}ertrennli(^e  Setoegung  be9  $erjend  ift, 
tDenngleid)  bur^  baö  93ebiirfnig  93(iit  in  bie  !?unge  ju  fenben  Deran- 
lafet,  bo(^  eine  urf^)rüng(i«^e,  fofcrn  fic  Dom  ^ferüenf^flcm  unb  ber 
SenfiMIitttt  unabhängig  ifl.     (38.  II,  287.) 

3)  ©egcnfaß  jmifd)cn  ^erj  unb  Äopf. 

!Der  $riniat  M  Wiüm9  über  ben  dnteaect  gtebt  Tic^  t^^t^ftotogifc^ 
bariu  JU  ertennen,  bog  mä^renb  bie  S^ätigfeit  bcd  ftopfed  (bed  ©e* 
^irnd)  im  tiefen  @ci)Iafe  pouftrt,  bad  ^erj  bagegen  unermüb(i(^  ifl; 
loeit  fein  ©c^Iag  unb  ber  93(utumlauf  nic^t  unmittelbar  burc^  9?erDen 
bebingt,  fonbern  bie  nrfprüngtic^e  Seugerung  bed  äBiOenö  ftnb.  (S.  U, 
272.)  Der  SBille,  ber  nid)t,  ttjie  ber  ünteßect,  eine  Function  bcö 
2t\bt9,  fonbern  beffen  Function  ber  Seib  ift,  t(;ci(t  feine  Unermiiblic^feit, 
auf  bie  a)auer  be«  Jebenö,  bem  ^er^en  mit.  (SB.  II,  240.)  gerncr, 
ivä^renb  ber  ^opf  altert,  überhaupt  in  feiner  !l^cittgfeit  bem  SBerben, 
2ße(^fe(  unb  S93anbc(  untenoorfen  ift,  Dcmafjxt  hix9  ^erj  M  in'd 
fpötefle  3l(ter  uuDeränbert  feinen  Sljor öfter.  S:ie  ®üte  M  ^erjend 
mac^t  ben  ®reid  noij  Dere^rt  unb  geliebt,  loenn  fein  ftopf  fc^on  bie 
®d)tt)ä(l^en  jeigt,  bie  i^n  bem  ^inbe^alter  n^ieber  ju  ni1f;ern  anfangen. 
(2B.  II,  263—267.) 

Xk  odgemein  gebraud^ten  unb  burd^gängig  fe^r  ivo^(  Devflanbenen 
STudbriirfe  $er3  unb  ßopf  flnb  an«  einem  richtigen  ®eftt^{  bed 
funbamentolen  Unterfc^iebed  jioifc^en  bem  SQiUen  otö  bem  primären 
unb  bem  dn  teile  et  atö  bem  @ecunbttren  entfprungen.  9Rit  DoOem 
9tti)t  ifl  bad  ^erj  )um  Si)mbo(,  ja  St^non^m  bed  9Bi(Ien9,  ald 
bed  Urfernd  unferer  Srfc^einung  gekoä(}(t  tvorben  unb  bejeic^net  biefen 
im  @egenfa(  beö  dnteUectö,  ber  mit  bem  ffopf  gerabeju  ibentifc^ 
i%  XOe^  niad  im  meiteflen  ©inne  (Sadje  bed  SBiUend  ifl,  toirb  bem 
$er)en  beigelegt,  hingegen  bejeic^net  ber  $opf  9IQc9,  \oa9  ®acf|c 
ber  (Ertenntuig  ifl.  $er)  unb  ftopf  be^eic^net  ben  ganjen  Sßen« 
f(^en;  aber  ber  ffopf  if}  fletd  ha9  S^^^^^»  ^^^  abgeleitete;  benn  er 
ift  nic^t  bad  (Sentrum,  fonbern  bie  (}5(^fte  CEfflore^ceu}  bed  Seibe^. 
(SB.  II,  267  fg.) 

9Benn  Don  einem  9Renfc^eu  gefagt  tuiib:  „er  ^at  ein  guted  $erj, 
mctto^t  einen  fd)Ie(^ten  Jtopf",  oon  einem  Zubern  aber:  „er  ^at  einen 
fe^r  guten  l^opf,  jeboc^  ein  fc^iec^ted  $er}'^*  fo  fü§It  deber,  bog  beim 
(Srftem  ha9  ?o6  ben  £abe(  lueit  überwiegt,  beim  Slnbern  umgefe^rt. 
Diefer  Sorjug,  ben  man  ber  ^etjendgüte  oor  glttnjenben  @eifle4gaben 
giebt,  fo  toie  bad  33emü^eu,  ($el)(er  bed  ^er^end  für  gelter  bed  ffopfe^ 
an^jngeben,  bejeugt  genugfam,  bog  ber  ^itle  aOein  bad  Sffiirflic^e 
unb  Sffiefentlic^e,  ber  fteru  bcd  9J{enfc^en  ifi,  ber  dnteOect  aber  bto^ 
fein  ffierfjfug.     (SB.  II,  258—263.) 


332  ©immelrctd^    -—    ©tnrici^tung 

iDtec^antf,  loet^e  bon  ber  irbtfc^en  fid^  burc^  bte  Slötoefeu^ett  aDed 
©toged  unb  S)ru(Ied  unb  fogar  be^  toixtlid)  DoVbtaijUn  %aUt^  auf 
erhabene  SBetfe  unterfc^eibet,  inbem  fie  neben  ber  vis  inertiae  feine 
anbete  6en)egenbe  unb  lenlenbe  ftraft  tennt,  al9  b(od  bte  ©roDttatton, 
btefe  an9  bem  eigenen  <3nnern  ber  R'Axptx  ^erüortretenbe  ©e^nfuc^t 
berfelben  nac^  SSereinigung.  Senn  man  nun  an  biefem  gegebenen  SaQ 
flc^  i^r  SBirfen  h\9  in'd  Sinjelne  t)eranf(^auli(i^t;  fo  erlennt  man 
beutlic^  unb  unmittelbar  in  ber  ^ier  bemegenben  Kraft  eben  S)ad,  koad 
im  @elbflben)ugtfetu  und  ate  Sille  gegeben  x%  SDenn  bie  %en« 
berungen  im  ^aufe  ber  @rbe  unb  bed  SDtonbed,  fe  nac^bem  eined 
berfelben  burc^  feine  @teQung  bem  @influg  ber  ©onne  balb  me^r, 
batb  tueniger  audgefe^t  ift,  ^at  augenfätlige  %ta(ogie  mit  bem  (Sinflug 
neu  eintretenber  SRotiDe  auf  unfern  SBiQeu  unb  mit  ben  ÜRobificationcn 
unfcr«  ^anbeln«  banac^.    (SB.  II,  339  fg.) 

5)  Srfjaben^eit  bed  $imme(d. 

SBenn  ber  näc^tlid^e  ^immet  und  ja^dofe  SBelten  Dor  9ugen  bringt 
unb  fo  bie  Uncrmeßlic^fcit  bev  SBclt  auf  baö  Sctoußtfein  einbringt,  fo 
füllen  tt)ir  un«  felOjt  ju  3lidji^  öcrneinevt,  filmten  und  aö  Onbiöibuum, 
a\9  Dergöng(i(^e  SßiKeniScrfdjeinung,  mt  ein  Xvopfen  im  Dcean.  916er 
jugteic^  erf)ebt  flrf)  gegen  fold)c«  ©efpenjl  unfercr  eigenen  9?ic^tiflfeit 
bad  unmittelbare  ^enmgtfein,  baß  alle  biefe  Selten  [a  nnr  in  unferer 
SorfteQung  ba  flnb,  nur  al9  Sßobificattonen  bcd  eioigen  (Subjectd  bed 
reinen  ©rtcnnenö,  njetd)cd  ber  bcbingcnbc  Irägcr  aKer  (objcctiüen) 
Selten  ift.  3)ie  ®r5ge  ber  Seit,  bie  und  t^orl^er  beunruhigte,  ru^t 
je^t  in  und;  nnfcre  ^(b^ängtgfeit  t)on  if}r  ujirb  aufgehoben  bur^  i^re 
Sb^ängigfeit  r>on  und.  SDied,  obtuo^I  nidjt  beutfic^  ind  93en)ugtfein 
tretenb,  fonbern  nur  gefüllt,  ifi  bad  burd)  \>m  Slublid  M  ^immeld 
bett)irtte  ©efii^t  bcd  @r^abenen.  (Sd  ift  Sr^ebung  über  bad  eigene 
Onbioibuum.    (S.  I,  242  fg.) 

i^immelmd),  f.  ©üligleit. 

^in>u,  f.  3 über. 

iQinndjtung. 

1)  2)ad  ©raufen  bei  einer  Einrichtung  ald  S3e« 
weid,  bag  ber  SiUe  3um  ?eben  bad  3(Uer» 
realftc  ijl. 

3>7an  febe  bad  flarre  Sutfe^en,  mit  melc^em  ein  S^obednrt^eil  Der« 
nommen  mirb,  bad  tiefe  ©raufen,  mit  meld^em  mir  bie  Hnftalten  }u 
beffen  Sod^ie^ung  erbUden,  unb  bad  ^erjjerreigenbe  SRitteib,  metc^e^ 
und  bei  bicfer  felbft  ergreift.  Hn  fotd^en  Srfc^einungen  h)irb  fu^tbar, 
bog  ber  Sille  jum  «eben  bad  «llerrealpe,  ja  ber  Äem  ber  9teatität 
felbfl  ip.    (S.  II,  401.) 

2)  Die  innere  UmttJäljung,  bie  fic^  in  ben  9febeu 
ber  8erbred)er  oor  ber  ^iinric^tung  funb  giebt. 
(®.  ©atgen.) 


«>itnmcr  331 

pimtnuitfl  Beflrünbct  ift,  üermögc  toctt^cr  bic  urönfänglic^flett, 
Minben,  Yo^eit,  niebrigftcn  9}aturhfifte,  von  ber  florrflen  ©efe^It^kit 
geleitet,  bur^  i^ren  (Sonflict  an  ber  if|nen  gemetnfc^aftlic^  preisgegebenen 
SKaterie  unb  burc^  bie  folc^en  beglcitenben  accibenteQen  folgen  ntd^td 
@eriiigered  ju  ©tanbe  bringen,  a\9  bad  ®rnnbgerüfl  einer  ^elt,  mit 
bcmunberungdmürbiger  3^v^<^ntägig!eit  jum  Sntfle^ungdort  unb  Sinfent« 
f^alt  lebenber  äBefen  eingerichtet,  in  ber  SoOfommen^eit;  tote  eS  bie 
bejonnenfie  Ueberlegung  unter  Leitung  beS  burcbbringenbfien  Serftanbed 
unb  ber  fc^ärfflen  Serec^nung  nur  irgenb  Dennodit  ^ätte.  SBir  fe^n 
*  (ier  a(fo  in  überrafc^cnbfler  Sßeife  bie  n^irfenbe  Urfac^e  (causa 
efficiens)  mit  ber  3tt)e(!urfo(^e  (causa  finalis)  jufammcntreffen.  S)iefe 
Harmonie  ifl  nur  oud  ber  Sin^eit  beS  äBiOend  auf  aQen  (Stufen 
ber  SRotnr  ju  erüären.  3)er  (gine,  aücn  SWoturflufen  ju  ®runbe 
liegenbe  SBiüe  ijl  e«,  welcher  bereit«  in  bcn  unterften  iWoturfröften,  an 
bcnen  er  feine  crfle  Äeußerung  ^at,  feinem  3W  entgegenflrebt  unb 
burc^  i^re  ©efefte  felbjl  auf  feinen  (Sub^toedt  l)inarbeitct.  3I)m  muß 
ba^er  SKIed,  toa9  mi)  blinben  9{aturgefetjcn  gefc^ie^t,  not^n^enbig  bienen 
imb  entfprec^en.  Slfo  frf|on  bie  unterften  SWoturfräftc  felbfl  p»b  üon 
jenem  fefben  SEßiQeu  befeelt,  ber  ftc^  nac^^er  in  ben  mit  OnteOtgeu} 
QUdgeftattete'n,  inbit)ibueQen  Sßefen  über  fein  eigene«  SBerf  betmunbert. 
(?.  n,  143—148.    I,  228.    SB.  II,  368—370.) 

dn  SfüdFfitfjt  auf  bie  ^^t^agorciifc^e  Harmonie  ber  Sphären  foHte 
man  bo(^  einmal  berechnen,  n)eld)er  !(ccorb  ^crauSfäme,  luenn  man 
eine  ^ol^t  uon  Sönen  im  ^er^ttltnig  ber  uerfc^iebenen  Selocitäten  ber 
Planeten  }ufammenfie(Ite,  fo  bag  9?eptun  bcn  S3ag,  9Rer!ur  ben  @opran 
abgäbe.    {%  n,  137.) 

3)  UnDereinbarfeit  ber  aftronomifc^eu  Snfic^t  Dom 
$immel  mit  bem  ©tauben  an  ben  perfönlic^en  ®ott« 
(@.  unter  Sfironomie:  Sinflug  ber  Slfh'onomie  auf  ben 
©tauben.) 

4)  Analogie  ber  Semegung  ber  $immel«lörper  mit 
bem  $anbe(n  be«  SRenf^en. 

6in  crläutcrnbed,  grogartige«  SSeifptel  für  ba«  !3)afein  unb  SQSirfen 
t)e«  SßiUen«  in  ber  unorganif(^en  9{atur  unb  bie  dbentität  be« 
SSefentUd^en  in  ber  Seroegung  ber  ^immeUförper  unb  in  bem 
$)anbeln  be«  S)?enfdjcu  liefert  ber  !?auf  be«  ÜRonbe«  um  bie  (Srbe. 
2)ur(^  bie  Derfd)iebcncn  Kombinationen,  loctc^e  ber  beflänbige  2Be^fe( 
ber  ©teOung  Don  @onne,  2)toub  unb  Srbe  gegen  einanber  herbeiführt, 
loirb  ber  ©ang  be«  a)?onbe«  bafb  bef^tennigt,  balb  Derlangfamt,  unb 
tritt  er  ber  (Erbe  balb  ntt^cr,  balb  fa-ner;  biefc«  nun  aber  mieber 
anber«  im  ^eri^etio,  a(«  im  Sp^elio  ber  Srbe;  »etc^e«  Sfle«  ju« 
fammen  in  feinen  iau^  eine  fotc^e  Unregelmägigteit  bringt,  bag  berfelbc 
ein  mirftic^  capridöfe«  9(nfe^cn  erhält,  inbem  fogar  ba«  britte  fteppte* 
rtfd^e  @efe(  nid)t  me^r  unmanbribar  gUttig  bleibt,  fonbern  er  in 
gleichen  3(<ten  ungleid)e  ^läc^en  umfd^reibt,  S)ie  Betrachtung  biefe« 
?aufe«   t|l   ein   fleine«   unb    abgefcf|(offenc«  Sapitel   ber   I;immlifc^en 


382  ^immelrcid^    —    ©tnrici^tung 

Mtäfanit,  tocl^e  bon  ber  irbifd^en  fid^  burc^  bte  Slötoefen^ett  aVit9 
Stoged  unb  S)ru(fed  unb  fogar  be^  tutrHic^  DoObra^ten  ^aOe^  auf 
erl^abcne  Sßetfe  untevfc^eibet ,  inbem  fie  neben  ber  vis  inertiae  feine 
anbete  ben)egenbe  unb  lenlenbe  ^aft  lennt,  cA9  blod  btc  ©raDttation, 
biefe  aud  bem  eigenen  Innern  ber  Jlörper  ^ert)ortretenbe  ©e^nfuc^t 
berfelben  nac^  Sereinigung.  äBenn  man  nun  an  biefem  gegebenen  ^aU 
fl(^  i^r  SBirfen  bid  in'd  (Sinaelne  t^eranfc^oultci^t;  fo  erfennt  man 
beutlid)  unb  unmittelbar  in  ber  ^ier  beiuegenben  Kraft  eben  S)ad,  »ad 
Im  Setbftberougtfein  und  atd  äBille  gegeben  i%  S)enn  bie  3[en« 
berungcu  im  iMufe  ber  (Srbe  unb  bed  äRonbed,  ie  nac^bem  eined 
berfelben  burc^  feine  Stellung  bem  @tnflug  ber  ©onne  balb  me^r, 
batb  weniger  audgefe^t  ifl,  l^at  augenfäUige  Analogie  mit  bem  (Sinflug 
neu  eintretenber  SRotit^e  auf  unfern  SBiQen  unb  mit  ben  ÜRobificationcn 
unferd  ^anbeln«  banac^.    (3B.  II,  339  fg.) 

6)  (Srfjabcn^eit  bed  ^immeld. 

SEOeun  ber  nädjtti^e  $imme(  und  ja^dofe  SBelten  t^or  klugen  bringt 
unb  fo  bie  llncrmegUdjfcit  ber  SBelt  auf  ba«  Setoußtfein  einbringt,  fo 
filblcu  \m  und  fctblt  ju  9?i(^td  üerfteiuert,  füllen  und  atd  Onbiöibuum, 
atd  Ucrganglic^c  SBiUeudcrfdjcinung,  njic  ein  Svopfen  im  Dcean.  Sber 
jufllcic^  erbebt  flc^  gegen  fol^ed  ©cfpenfl  unferer  eigenen  9?ic^tigfeit 
oad  unmittdbav«  ^öewußtfein,  baß  alle  biefe  ®elten  ja  nur  in  unferer 
©ovileliung  ba  flub,  nur  ald  9)Jobificationen  bcd  ewigen  Subjcctd  bed 
Ytlucn  CJrtcuucnd,  U)eld)cd  ber  bcbingenbe  Iräger  aKer  (objcctiDen) 
ivU^Ucn  i|>»  'rie  Öhößc  ber  SBelt,  bie  und  öorl^er  beunruhigte,  ru^t 
|c(jit  iu  und;  «ufere  ?lb()ängigfeit  üon  i^r  njirb  aufgehoben  bur^  i^rc 
Vlbbvlnglötcit  UM  und»  3)ied,  obtuo^l  nidjt  beutlidj  ind  S3ewu§tfein 
tvctCi\b/fo»bcvn  nur  gefü(|U,  ijl  bad  burd)  ben  anbtitf  bed  ^immeld 
imwtU  OVIilbl  bcd  erhabenen.  (Sd  ift  (Sr^ebung  über  bad  eigene 
;»nbi\nbM«m.    ^i».  I,  242  fg.) 

^jimmetvcldK  f.  ©üligfeit. 

^intu,  f.  Oubcr. 

1)  'I)ad  ©raufen  bei  einer  Einrichtung  atd  Sc» 
tueid,  bag  ber  Sßille  3um  ?eben  bad  %((er» 
reatfle  if^. 

"ühn  febe  bad  flarre  (Sntfe^en,  mit  luetc^em  ein  2:obedurt^eiI  Der« 
nommen  n^irb,  bad  tiefe  ©raufen,  mit  metd^em  mir  bie  Hnftalten  ju 
beffen  Sonjie^ung  erbliden,  nnb  bad  ^erjjerreigenbe  3Rit(eib,  meld^ed 
und  bei  biefer  felbfl  ergreift.  Hn  fotd^en  (Srfc^einungen  wirb  fic^tbar,. 
baß  ber  SQSidc  ^um  «eben  bad  «Oerrealfle,  ja  ber  Äem  ber  Sttealität 
fetbfl  ifl.     (SB.  II,  401.) 

2)  Die  innere  Umwäljung,  bie  fic^  in  ben  Stebeii 
ber  Serbrec^er  oor  ber  ^inrid^tung  funb  giebt. 
(©.  ©algen.) 


^iponenmaleret    —    $öfli(^reit  333 

f^iftotitnmnltvtiy  f.  Wlaltxtl 

1)  äBefen  unb  ä&trtung  ber  Hoffnung. 

S)te  Hoffnung  ifl  ein  Slffect,  in  i^r  übt  bal^cr,  tote  in  aOen 
Effecten,  ber  SSßiQe  einen  Detfä(fc^enben  @influg  auf  ben  OnteOect. 
SDie  Hoffnung  lägt  und  ÜDad,  luad  mx  toünfc^en,  fo  toie  bie  i$ur(^t 
S)Qd,  ivad  iDir  beforgen^  a\9  ma^vfc^einüd^  unb  na^e  evbiicfen,  unb 
beibe  uergrögern  i^ven  ©egenftanb.  $(ato  ^at  fe^r  fc^ön  bie  Hoffnung 
ben  j£raum  M  äBac^enben  gcnonnt.  O^r  äBefen  liegt  barin,  bag  ber 
Sßifle  feinen  !Diener,  ben  Anteile  et,  toenn  biefer  nic^t  vermag,  bad 
©emünfc^te  ^erbeijufc^affen,  nöt^igt,  ed  i^m  toenigfiend  üorjumaten, 
il6er^au|)t  bie  dtoUt  bed  Üröflerd  }u  übernehmen,  feinen  $erm,  \m 
bie  fimmt  bad  Sinb,  mit  äßä^r^en  ju  befc^toic^tigen  unb  biefe  auf« 
gufiu^en,  bag  fie  Schein  gewinnen;  toobei  nun  ber  -dnteOect  feiner 
eigenen  Statur,  bie  auf  $$al^r^eit  gerichtet  ifl,  ©enialt  ant^un  mug. 
(SaS.  n,  242  fg.)  Hoffnung  ifl  bie  Serwec^elung  beß  Sunfc^eö  einer 
Gegebenheit  mit  i^rer  SBa^rfd)einIic^!eit.    (^.  II,  622.) 

2)  Slllgemeine  $crrfc^aft  ber  Hoffnung. 

Sießei^t  ifl  fein  2Rcnfc^  frei  üon  ber  9?arr^eit  be«  $erjenö,  »etc^e 
beut  dnteUect  bie  richtige  Sc^d^ung  ber  ^nobabilität  fo  fe^r  berrücft, 
bag  er  Sind  gegen  Siaufcnb  für  einen  Ieid)t  möglid^en  gaÖ  ^ä(t.  Unb 
hoi)  gleicht  ein  ^offnungdlofer  UnglüddfaU  einem  rafd)en  Zobedftreic^, 
hingegen  bie  {!etd  vereitelte  unb  immer  ivieber  auflebenbe  Hoffnung  ber 
langfam  marternben  S^obedart.    {%  II,  622.) 

3)  Slb^Sngigleit  bed  guten  ober  fc^Iimmen  ©tanbed 
ber  Hoffnung  Don  bem  Ser^ältniß  if|rer  beiben 
gactorem 

!Z)ie  Hoffnung  ifl  ein  3ufi^<^^f  i^  toelc^em  unfer  ganjed  SBcfen, 
nttmlic^  SßiQe  unb  OnteOect  concurrirt;  jener,  inbem  er  ben  ©egenflanb 
berfelben  toünfc^t,  biefer,  inbem  er  i§n  a(d  toa^rfd^einlic^  bered^net. 
de  gröger  ber  Slntl^eil  bed  letztem  f^actord  unb  je  Keiner  ber  bed 
frflem  ifl,  befio  beffer  fie^t  ed  um  bie  Hoffnung;  im  umgef ehrten  t^atl 
beflo  f^timmer.    (^.  U,  622,  «nmerf.) 

1)  Urfprung  ber  ^öftic^Itit. 

S)en  (Sgoidmud  ald  unfere  partie  honteuse  gu  lierfleden  ^aben  mir 
bie  $öf(i(^Ieit  erfunben.  ^  (S.  163.)  SDie  ^5f(i(^feit  ifl  bie  con- 
DenttoneOe  unb  f^flematifc^e  Verleugnung  bed  Sgoidmud  in  ben  J^Ieinig« 
leiten  bed  täglichen  Serfe^rd  unb  ifl  freiließ  anerlannte  ^uc^elei; 
htrmt^  koirb  fie  geforbert  unb  gelobt,  mei(,  toa9  fie  k)erbirgt,  ber 
Sgoidmud  fo  garftig  ifi,  bag  man  ed  nt^t  fe^en  iviO,  obf^on  man 
toetg,  bag  ed  ba  ifl,  mie  man  loiberlic^e  ©egen^ttnbe  koenigflend  bur(^ 
tinen  Vorgang  bebeA  miffen  toid.    (S.  198.) 


334  ^ol^ngcläc^ter    -^    «öffe 

2)CT  anbcre  ©runb  ber  |)5f(i(^feit  liegt  in  Solgenbcm.  ®te  iß  eine 
fliOfc^nieigcitbe  Uebcreinfunft,  gegenfettig  bie  moralifc^  unb  inteüectucQ 
elenbe  Sefc^affen^eit  t)on  einonber  ^n  ignorirea  unb  fie  \\ö)  nic^t  Dor* 
jurücfen;  —  n^obnrc^  btefe  }u  beiberfeitigem  8$ott^eil  tttoa9  weniger 
leicht  in  Sage  fommt.    {%  I,  492.) 

2)  SJcv^ä{tni§ber$öflic^!cit  jnr  ächten  5Räc^|lentiebe, 

3ii}ifc^en  bcn  3(eugerungen  ber  $öfli(^feit  uub  ber  Seiten  iOiebe  be^ 
97äd)ftcn;  ivclc^e  nicf)t,  \m  jene,  jum  (Schein,  fonbevn  teirtlic^  ben 
(Sgoi^mud  ilberminbct,  ifl  ein  anotogcd  Ser^ältnig^  toit  jmifc^en  ber 
®ercd)tigfeit,  ttjcl(^e  bie  ÜWenfc^en  anhüben  (ber  Jegotität)  unb  ber 
ätzten  aJcblidjfcit  bc«  $)erjcne.     ((S.  187.) 

3)  5Ru6cn  ber  ^öflic^feit. 

Sie  bad  fHäadi^,  üon  Slotur  ^art  unb  f probe,  burc^  ein  n^enig 
Sßotnie  fo  gcfc^mcibig  mxh,  ba§  e^  jebe  beliebige  ®eftalt  annimmt; 
fo  fann  niou  feibft  ftörrifc^e  unb  feinbfflUge  äRenfc^en  bur^  etioad 
$öflid)feit  unb  Srcnnblid)feit  biegfont  unb  gcfaQig  machen.  Sonac^ 
ift  bie  $öf(ic^!eit  bem  3){enf(^en,  load  bie  SSBörme  bem  ^üadfi. 
Ciß.  I,  492.    2)?.  256  fg.) 

4)  ®ränjen  ber  $öfli(^feit. 

3tt)ar  ifl  $öflic^feit  Klugheit;  fic^  burc^  Un^öflic^feit  Seinbe  machen 
ifl  bogegen  UiiDerflanb.  3)enn  ^iJflic^feit  ift,  mie  bie  9{e(^en))fenmge^ 
eine  offenfnnbig  falfc^e  iDhin^e,  unb  mit  einer  fold^en  f))arfam  }u  fein 
beroeift  Unoerftonb,  f^veigebigfeit  mit  i^r  Serftanb.  2)oc^  barf  bie 
$öfüc^feit  nid}t  bid  ^nut  Opfern  reoler  Ontereffen  getrieben  toerben; 
benn  bad  ^iege  äc^te  ©olbfliicfc  flatt  9Ie(^enpfcnnige  geben.   {%  l,  492.) 

du  ber  ^itteratur  ift  bie  $öf(id)fcit,  alö  )oetd)e  aud  ber  ©efcll' 
fc^oft  ftammt,  ein  frcmbortigc^,  fc^r  oft  fc^äblic^ed  Slement;  xotH  fie 
Derlangt,  t>ai  man  bad  Sd)lcd)te  gut  ^eige  unb  babnrc^  ben  3^^^<^tt 
ber  SKffcnfdjoft,  \m  ber  Slunft,  gcrabe  entgegenarbeite,   ("iß.  II,  545  fg.) 

(lieber  bad  ®cgent^ei(  ber  ^bflic^Fcit,  bie  ©rob^cit,  fie^e:  ®rob« 
^cit.) 

iQot)ngcläd)ter,  f.  unter  fachen:    ha9  beleibigenbe   unb   bad  bittere 
üadjcn.) 

1)  Die  ^öHenortige  S3ef(^affen^eit  ber  SBelt. 

Die  SBett  ift  bie  ^öUe,  unb  bie  äRenfc^en  finb  einerfeit^  bie  ge* 
quälten  Seelen,  anberetfeitö  bie  Zeufel  bo^in.    (^.  II,  322.) 

©leid)  luie  in  ber  $öQe  SlQed  nac^  Sc^loefct  riecht,  fo  trägt  SlOe« 
maö  und  umgiebt,  bie  Spur  baoon,  bag  unfer  B^f^^i^  @tmad  ifl,  bad 
beffer  nid)t  wäre.  Die  ^auptqneQe  ber  Ucbel  ifl  ber  972enf4  bcnt 
2jienfd)en  felbft:  bomo  homiui  lupus.  ä&er  bied  Untere  rec^t  in'^ 
Suge  fa§t,  erblicft  bie  Seit  aU  eine  ^öUe,  meiere  bie  ted  Dante  baburc^ 
übertrifft,  baß  (Siner  ber  leufel  be3  «nbern  fem  muß.    (338. 11,  660.) 


^omogcnettät    —    ^ittnor  335 

So^er  beim  aitbevd  ^at  3) ante  bcn  ©toff  }u  fetner  $511[e  gcnommciv 
aM  aud  biefer  unfercr  tDirflic^en  S93e(t?  Unb  boc^  tfi  ed  eine  rec^t 
orbenttic^e  $5He  getvovbeu.  hingegen,  ald  er  an  bie  SlufgaOc  iam^ 
bcn  $tmme(  unb  feine  i$reuben  ju  fc^ttbem,  ba  ^atte  er  eine  unüber^ 
minblic^e  @c^U)ierigfeit  oor  ^\i))  totW  eben  unfere  933e(t  gar  feine 
SRaterialien  ju  fo  etn^ad  bavbietet.  $ierau9  aber  er^eQt  genugfam^ 
welcher  «rt  bicfc  S3?c(t  ifl.    (933.  I,  383.) 

2)  So(gerung  barau^  für  bie  Seben^meiö^eit. 

Sd  ifl  koirflid)  bie  grögte  Serfe^rt^eit,  biefen  @(^aupTatj  bcö  dam-^ 
mvc9  in  einen  i^nflort  Dcnvanbeln  ju  nioOen  unb,  ftatt  ber  mögttc^fieit 
<S(^mer}(ofig(eit,  ©cnüffe  unb  f^reuben  fic^  j^^"'  3'<^(^  i"  flccfcn.  Siet 
weniger  irrt,  toer  mit  ju  ftnflerm  ©liefe  biefe  SBelt  ald  eine  ?lrt  ^öHe 
anfielt  unb  bemnac^  uur  barauf  bcbac^t  ifl,  flc^  in  berfdbcn  eine 
feuerfcftc  ®tnbe  ju  berft^affcn.  Der  £^or  läuft  bcn  ©enüffen  na^ 
unb  fie()t  fic^  betrogen,  ber  SBeife  oeimeibet  bie  Ucbel.  ÜDie  optimtflifcf)e 
auffaffung  ber  SBelt  ifl  bie  OucOe  fielen  Unglild«.    (^.  I,  432  fg.) 

iQomogtntität,  f.  SRct^obe. 

jQonotar,  f.  ©c^riftftelterei. 

iQorcn,  f.  ©innc. 

4)0ti}0nt,  f.  ®cfid)töfrciß. 

i^ttmam0mu0.    i^umanitätsflulricn. 

1)  ®cgenfa(}  }n)ifrf)en  ^uutanidmud  unb  9{omantif. 

!Z)er  ^umanidmud  trägt  ben  Dptimidmud  in  ftc^  unb  ifl  tu 
fofern  falfd),  einfcitig  unb  oberfiäcf)lid^.  !Darum  thm  er()ob  fid)  gegen 
feine  t)errfc^aft  in  ber  bcutfc^cn  fd)öiien  IMtteratur  bie  Siomantif,. 
tubetn  fle  auf  ben  ©eifl  bcd  pcfftniiflifdien  6i)rijlcnt^umd  f|inn)ie9. 
^cut  ju  Sage  ergebt  ftd)  aud  bcmfclben  ©runbe  gegen  ben  $umanid« 
ntu9,  bcffen  Stuflug  am  @nbe  Snatcrtalidmud  IjcrDorjurufen  bro()t^ 
bie  ort^obo^-e  unb  fromme  Partei,  l}ä(t  bie  peffmiiftifd^c  ©cite  fefl,. 
mac^t  bat|er  Srbfünbc  unb  SBelterlöfer  geltcnb,  fommt  aber  burc^ 
SCufua^me  unb  Verfechtung  ber  ganzen  c^riftUc^en  il)(i;t^oIogie  in  i^rem 
bud^fläbltc^en  ©iune  mit  bem  3^i^0ci|^  in  doiiflict.    ($.  434.) 

2)  9{u^en  ber  ^umanitätdflubien. 

©e^r  paffenb  nennt  man  bie  Sefc^äftigung  mit  bcn  alten  jllafrifern 
$umanttätdftub-ten;  beun  burc^  ^\t  mirb  ber  ©c^iUer  juuörberfi 
wiebcr  ein  SDienfc^,  tnbcm  er  eintritt  in  bie  äBclt,  bie  nod)  rein  roar 
oon  aOen  t^ra^en  bc^  ro^en  ÜRittclalterö  unb  ber  9{omantt!  mit  i^rem 
fc^änblic^en  $faffentnig  unb  ^alb  brutalem,  ^alb  geden^aftcm  dritter« 
»efen,  luelc^e  fo  tief  in  bie  (£uropäifd)e  3Rcnfd)^eit  einbrangen,  ba§ 
^eber  bamit  übcrtünd)t  ^ur  S93elt  fommt  unb  \\t  erft  abjuflrcifen  t|at^ 
um  nur  guDörbcrfl  mieber  ein  3Rcnf(^  ju  »erben.    (28.  U,  136.) 

^mor,  f.  unter  Sädierfid^fd:   ba9  abfic^tUc^  Säc^crlic^e. 


326  <>ct(frQft    —    ^ci(«orbniing 

2)  Unab^üngigleit   ber   ^eiligfett   t^on  S^ogmen   unb 
abfiracten  ®k)fiemen. 

Unter  ben  üerfc^iebenfien  ©laubendgenoffen  finben  ft^  fettige.  @o 
f e^r  Derfc^iebene  X)ogmen  qu^  t^rer  SJernunf t  eingeprägt  tvoren,  fprac^ 
benno(^  fi^  bie  innere,  unmittelbare,  intuitiue  Srfenntnig,  ))on  loelc^er 
allein  alle  Siugenb  unb  ^eiligleit  au^ge^cu  lann,  auf  bie  gleiche  unb 
iiämlidie  S93eife  burd|  ben  Sebendiuanbel  au^.  (SB.  I,  452.)  Sei 
gleicher  innerer  (Erfenntnig  führten  bie  ^eiligen  oerfc^iebenec  Stationen 
eine  fe^r  t)erfd)iebene  Spraye,  gemäg  ben  !£ogmeu,  bie  fi'e  einmal  in 
i^re  Sernunft  aufgenommen  Ratten  unb  koelc^en  jufolge  ein  3nbif(^er 
^eiliger,  ein  S^riftlic^er,  ein  Samaifd^er,  Dou  feinem  eigenen  2^^un, 
jeber  fe^r  Derfc^iebene  9?e^enf^aft  geben  mug,  toa9  aber  für  bie  @a(^€ 
gan}  glei^gültig  ifl.  Sin  ^eiliger  fann  »od  bed  abfurbeften  Sbej' 
glaubend  fein,  ober  er  fann  umgefe^rt  ein  $^iIofop^  fein;  beibed  gift 
glei^.  @ein  Zt^mx  adein  befunbet  i^n  aU  $ei(igen;  benn  ed  ge^t,  in 
moralif^er  ^infic^t,  uic^t  aud  ber  abfhacteu,  foiibern  aii9  ber  intuitiv 
Qufgefa§teu  unmittelbaren  (Erlenntniß  ber  SBelt  unb  i^red  9Befen9 
^eruor,  unb  uiirb  bon  i^m  nur  }ur  93efriebigung  feiner  S3ernunft  bur(^ 
irgenb  ein  SDogma  aufgelegt.  (Id  ift  ba^er  fo  »cnig  nöt^ig,  baß  ber 
^eilige  ein  ^^ilofop^,  atö  bog  ber  ^^ilofop^  ein  ^eiliger  fei;  fo  m 
ed  nic^t  nöt^ig  ifi,  bag  ein  DoOfommen  fc^Sner  SRenfc^  ein  Sitb^auer, 
Dber  bog  ein  großer  93i(b^auer  aud)  felbfi  ein  fc^öner  3Renf4  f^i* 
(SB.  I,  453  fg.  466.) 

3)  ©egenfa^  jmifc^en  ber  ©cfc^ic^te  ber$eiligen  unb 
ber  aSeltgefc^ic^te.    (©.  Oefc^ic^te.) 

4)  Ser)uanbtf(^aft  ber  ©eniatitüt  mit  ber  $eiligfeit. 
(@.  unter  ©enie:    S)ad  ®enie  in  etl^ifc^er  ^infic^t.) 

j^eilhtaft,  ber  SRatur.    (@.  ?ebcndfraft.) 

j0eiUotirnun0. 

S)er  3^^^  unferd  Z)afeind  fann  nid^t,  mie  ber  Optimidmud  an« 
nimmt,  ber  fein,  glücflic^  }u  fein,  ba  ftc^  beut  unbefangenen  Sücf  M 
itbm  barfleOt  toie  ganj  eigentlich  barauf  abgefe^en,  ba%  mir  und 
iii^t  g(ü(f(i(i|  barin  füllen  foQen.  3)er  ^mä  bed  itbm^  fann  anif 
nic^t  ganj  aÜein  unb  unmittelbar  in  ben  moralifc^en  Sugenben,  alfo 
in  ber  %udübung  ber  ©erec^tigfeit  unb  aßenf^enliebe  liegen.  Stebne^ 
ifl  ber  Bmecf  bed  gebend  (Läuterung,  SBenbuug  bed  SßiQend,  (SrUfung 
ton  bem  fUnb^aften,  bie  traurige  Sefc^affen^eit  biefer  äBelt  ^erbei« 
fü^renben  SBoDen.  Qn  btefem  3^^^  f^"^  $?eiben  unb  ^ob  mt  berechnet. 
^a9  Seben  ift  bom  Seiben  unzertrennlich;  ein  Slnflric^  Don  Hbft^t« 
lic^feit  iß  hierin  nic^t  }u  Derfennen.  ^a^  Seiben  ifl  ber  Säuterungd* 
proceg,  bur(^  meieren  aQein  in  ben  meiften  t^äßen  ber  SRenfc^  ge^eUigt, 
h.  ^.  Don  bem  drrmeg  bed  äBiüend  jum  Seben  }urU(fgefü^rt  mirb. 
du  no(^  ^ö^rem  ©rabe  fommt  bem  mti^x  ald  aüz9  Seibeu  gefttrc^teten 
SEobe  bie  ^eiligenbe  Kraft  }u.    93ei  bem  naturgemäßen  Serlouf  tommt 


«u«g«r  337 

aDein  eigenen  itnb  (^acaltertfitfc^en  Sfct  t>tx  aOen  anbeni  S^icrett 
Doraud,  uämlic^  ha9  fo  audbruddüoOe,  koo^lioolknbe  unb  grnnbe^tli(|e 
3Bebe(n.  SBte  Dort^etl^oft  fit(^t  bo(^  btefe  t^m  uon  ber  9?atur  gegebene 
Segrügung  ab  gegen  bie  Sücflinge  unb  grinjenben  $5f (i(^fettdbe}eugungfn 
ber  Wttn^dftn,  beren  Scrftc^etung  inniger  Steunbfc^aft  unb  Ergebenheit 
99  CM  ^üttxlH^flfHüt,  toenigfien^  für  bie  ®egenn)Qrt,  taufenbmal  über« 
trifft     (S35.  n,  108.) 

9Ber  nie  einen  $unb  gehalten  l^at,  fagt  ber  ©panifc^e  SeQetrift 
Sarra,  mijß  mi)t,  toa9  lieben  unb  geliebt  fein  ifl.    ($.  l,  79.) 

9ür  ba9  Sebürfnig  auf^eiternber  Unterhaltung  unb  um  ber  (Sin* 
famfett  bie  £)ebe  }u  benehmen,  fmb  bie  $unbe  ^u  empfehlen,  an  beren 
tnoralif^en  unb  inteQectueden  Sigenfd^aften  man  fafl  ademal  S^eube 
unb  Sefriebigung  erleben  n)irb.  {%  U,  88.)  SBoran  foOte  man  fic^ 
üon  ber  enblofen  SerfteOung,  i^alfc^^eit  unb  ^eimtüdPe  ber  üRenfc^en 
erholen,  rnenn  bie  $unbe  nic^t  toäxtn,  in  beren  e^rlic^ed  ©efic^t  man 
o^ne  SRigtrauen  flauen  fann?  ($.  II,  225.)  !Z)er  $unb  iß  ber 
aDeinige  ma^re  ®efä§rtc  unb  trcuefle  f^reunb  bed  SRenfc^en,  bie  lofl« 
barfle  Eroberung,  mc  (Sud i er  fagt,  bie  ber  SRenfd^  gemalt  f^at 
(%  II,  403,  «nmerf.   $.  349.) 

3)  ®räufamleit  be9  ÜRenfc^en  gegen  ben  $unb. 

Sd  iß  emf)5renbe  ©raufamfeit  unb  foDte  poIiseUici^  verboten  fein, 
ein  fo  ^5^fl  intelligente«  unb  fein  fü^Ienbed  Sßefen,  koie  ber  |)unb, 
gleich  einem  Serbrec^er  an  bie  Jtette  gu  (egen,  n)o  er  i^om  972orgen 
bi9  ium  Vbenb  nic^t«,  ald  bie  fietd  erneute  unb  nie  befriebigte  @e$n« 
fu^t  nac^  Sreil^eit  unb  Semegung  em))ftnbet,  fein  Seben  eine  (angfame 
IDtarter  ifl,  unb  er  burc^  folc^e  ®raufam!eit  enblic^  ent^unbet  »irb, 
fic|  in  ein  milbe«,  lieblofe«,  untreue«  ST^ier  t)ermanbe(t.  ($.  U,  403, 
Unniert.  unb  318.)  Selber  toirb  au(^  }tt  ben  Sibifectionen  am  ^ttn* 
figfien  bad  moridifc^  ebelfle  aller  St^iere  genommen :  ber  $unb,  melden 
übetbie«  fein  fe^r  enttoitfelted  S^eroenf^fiem  für  ben  @(^mer}  empfang« 
(tf^er  mac^t.    ($.  n,  403.) 

SefiSubige  Setoegung,  o^ne  3R8gIic^feit  ber  Don  un«  fiet«  ange« 
firebten  9{u(e,  ifl  bie  »efentlic^e  f^orm  unfer«  S)afeind.  dnjroifc^en 
tnug  man  fld^  tounbem,  toie  in  ber  aRenf^en«  unb  ^^tenoelt  j|ene  fo 
grogc,  mannigfaltige  unb  rajMofe  »eteegung  ^erüorgebrac^t  unb  im 
@ange  erhalten  »irb  burc^  bie  {toei  einfachen  2:riebfebem,  junger 
nnb  ®ef(^le(^t«trieb,  benen  allenfalls  nur  noc^  bie  Sangemeile 
ein  tvenig  nad^^ilft,  unb  bag  biefe  ed  vermögen,  ba«  primum  mobile 
einer  fo  complicirten,  ba«  bunte  ^uppenfpiel  bemegenben  9Raf(^ine  ab« 
Sngeiem    ($.  n,  305.) 

3>er  ®ef(^(e(^t«trieb  arbeitet  flet«  (burd^  Serme^rung  ber  8e))5Iferung) 
bcm  ^tttiger  in  bie  $änbe,  fo  mie  biefer,  koann  er  befriebigt  ifl,  bem 
(Sef^(^t«irieb.    ($.  U,  166.) 

64oycft^tter«Sccieoii.   I.  22 


328  ©ettfc^ett    —    ©cvj 

k)ortt)attenbe  iDtetan^oIie  ^er6etfü§ren.  S93ett  nun  and)  ia9  ©ente 
burc^  ein  Uebermaag  ber  Stert^enfraft,  alfo  ber  i@enr(biUtät,  bebtngt 
ifl;  fo  f)at  Srifloteled  ganj  rid^tig  bemerft,  baß  aüt  oudgejetc^nete  unb 
überlegene  SRenfc^en  nietonc^oUfc^  feien.  ($.  I,  344  fg.  —  Sergt. 
unter  ®enie:   9{ac^t§et(e  beö  ©enied«) 

4)  ÜDie  $etter(eit  ht9  b(od  inbil^tbueden  3)afetnd  im 
©egeufa^  ju  ber  SRelanc^otie  ber  über  bte  inbiui« 
bueüe  @rf(^einung  ^inaudge^enben  93e]a^ung  bed 
bebend. 

!I)er  @ef(^(ec^t0trieb  (jcbt  jene  @org(of[gfcit  unb  ^citerfett  auf,  bie 
ein  blod  inbioibueOed  Dafcin  begleiten  mürben,  inbem  er  in  bad  9e* 
n)ugtfein  Unruhe  unb  ÜRcIand^ofie  bringt.  SBirb  er  hingegen  freitt)iQig 
unterbrücft,  inbem  ber  SSiUe  [\ij  it^enbet,  fo  n)irb  bem  ^emußtfein  jene 
<SorgIoftg!eit  unb  ^eitcrfeit  beö  bfod  inbioibucüen  S)afeind  n^iebergegeben^ 
unb  jtuar  auf  einer  er^ö^ten  ^otcnj.     (SB.  11,  649.) 

)0eUftl)en)  f.  SRagie  unb  äßagnetidntu^. 

i^etmap  I)  tobitii$mu0. 

äRann^eit  unb  23eib(id)fcit  taffen  unjäfjlige  ©rabe  ju,  burc^  toel^c 
jene  b\9  ^um  n)iberlid)en  ®t)nanber  unb  $Qpofpabäud  finlt,  biefe  bi^ 
}ur  anmut^igen  Slnbrogtjue  fleigt;  ton  beiben  Seiten  and  fann  ber 
uoOfommene  $erntap^robitidmud  erreicht  nierbcn,  auf  ivelc^em  du« 
bioibueu  fielen,  m\d)t,  bie  gcrabe  ÜKitte  juifc^en  beiben  ©efc^lec^terit 
^attenb,  feinem  bei^ujäljlcn,  folglich  jur  i^ortpflanjung  untauglich  flnb. 
(335.  II,  624.) 

Sin  glücflic^ed  Seben  i|t  unmöglich,  ^öc^ftend  fann  ber  iDtenfc^ 
einen  ^eroifdjen  !?ebend(auf  erlangen.  @inen  folc^en  fU^rt  S)er^ 
tueld^er  in  irgenb  einer  Slrt  unb  S(nge(egen^eit  für  bad  ^Qen  irgenbivie 
}u  ©Ute  J^ommenbe  mit  übergroßen  ©c^tuierigfeiten  fäm))ft  unb  am 
Snbe  pegt,  babci  aber  fd)(e(()t  ober  gar  mdjt  belohnt  »irb.  X^anii 
bleibt  er,  am  Schlug,  )vie  ber  $rin}  im  Ee  corvo  bed  ©oiji,  ber« 
{leinert,  aber  in  ebler  Stellung  unb  mit  großmüt^iger  ©ebärbe  fielen. 
Sein  Slnbenfen  bleibt  unb  loirb  atö  !Z)ad  eined  ^erod  gefeiert;  fein 
SBiUe,  burc^  SRii^e  unb  Vrbeit,  fd)(e(^ten  (Srfolg  unb  Unbauf  ber 
2Be(t  ein  ganjed  itbtn  (jiuburc^  mortiftcirt,  erlifdjt  in  ber  9{irmana. 
{%  n,  346.) 

1)  Xa9  ^erj  ald  bad  6!entrum  unb  primum  mobile 
bed  Sebend. 

X)ad  erf^e  ^^robuct  bed  99(uted,  loelc^ed  ben  Drganidmud  urf))rttng- 
Ii(^  f(^afft  unb  formt  (f.  9Iut),  finb  feine  eigenen  ©efäge  unb  bann 
bie  Snudfeln,  tjxtmit  aber  auc^  bad  ^^^h  ^^^  tütli^t^  3Ug(ei(^  ©efäg 
unb  iDhtiSfel,  unb  bed§a(b  bad  ma^re  Zentrum  unb  primum  tnobile 


«crj  329 

be«  ganjen  Seiend  ifl.  (9ß.  n,  289.  240.)  S)Qd  $er}  ge(i$ct  fomo^I 
bem  SRudfel«  a(9  bem  ^lut«  ober  ®efttg«(£Qflem  an;  moran  erfi^t« 
lt(^  i%  bog  93eibe  na^e  oertvanbt,  ja  ein  ®anjed  ftnb.   (S.  II,  287.) 

2)  S)te  Semegung  bed  ^erjend. 

3)te  Don  ber  M  Shtted  nn}ertrenn(i(^e  Setoegung  bed  $erjend  t{}, 
tuenngfeid)  bur^  bod  Sebürfnig  Stitt  in  bie  !?unge  ju  fenben  t^eran- 
lafet,  bo(^  eine  urfj}tüngli(^e,  fofcrn  fie  tjom  ^ferüenf^fiem  unb  ber 
eenflMIitttt  unabhängig  ijl.     (SB.  II,  287.) 

3)  (Segenfaß  jmifdjcn  $crj  unb  flopf. 

3)er  $rimat  bcd  äßtOend  über  ben  OnteQcct  giebt  Ttc^  )>^9flo(ogifc^ 
barin  in  erlernten,  bag  mä^renb  bie  S^tttigfcit  beö  Äopfed  (bed  ®t» 
^irn0)  im  tiefen  @ci)(afe  pauftrt,  bad  $er}  bagcgen  unermübüc^  ifl; 
raeil  fein  Schlag  unb  ber  93iutunitauf  nic^t  unmittelbar  burc^  3lttt)t\\ 
6ebingt,  fonbern  bie  urfprüngUc^e  Seugerung  M  äBiOend  ftnb.  (S.  II, 
272.)  3)er  SäJiDe,  ber  nid)t,  ttjic  ber  üntcßect,  eine  ^""ction  bc« 
?eibeö^  fonbern  beffen  Function  ber  Scib  ift,  tljcilt  feine  Unermüblic^feit, 
auf  bie  S)auer  beö  gebend,  bem  ^erjcn  mit.  (SB.  II,  240.)  gerncr, 
»tt^renb  ber  ^opf  altert,  überhaupt  in  feiner  !£^ätigfeit  bem  SBerben, 
Sßec^fel  unb  SQSanbcI  untevmorfen  ifl,  bematjtt  ha^  ^er^  bi9  in'd 
fpätefle  9t(ter  unDeränbert  feinen  Sljarafter.  S^ie  ®üte  M  ^erjend 
mac^t  ben  ®reid  noc^  Dere^rt  unb  geliebt,  loenn  fein  ftopf  fc^on  bie 
®d)tt)(id)en  jeigt,  bie  i^n  bem  ßinbe^alter  wieber  ju  nfif^cru  anfangen. 
(SB.  II,  263—267.) 

!Dte  oUgemein  gebrausten  unb  burd^gängig  fe^r  tvcf)l  t^erflanbenen 
STudbrücfe  $er}  unb  üopf  finb  and  einem  richtigen  @efü^t  bed 
funbamentolen  Unterfc^iebed  jroifc^eu  bem  SQiUen  ate  bem  primären 
unb  bem  dnteHect  alö  bem  @ecunbären  entfprungen.  9Rit  boOem 
dttijt  ift  bad  $erj  )um  @t)mbo(,  ja  St)non^m  be^  9ßil(end,  ald 
bed  Urfernö  unferer  (Srfc^einung  geloö()(t  Sorben  unb  bejeic^net  biefen 
im  ©egenfaß  beö  Ontellectd,  ber  mit  bem  ffopf  gerabeju  ibentifc^ 
ifl.  %üt9  toad  im  weiteften  @inne  (Sadje  bed  SBiUend  ifl,  toirb  bem 
^erjen  beigelegt,  hingegen  bejeic^net  ber  $opf  SIQcd,  koad  ©a^c 
ber  Srtenntnig  ift.  $erj  unb  üopf  bejeic^net  ben  ganjen  9Ren« 
fc^en;  aber  ber  ffopf  ifi  fletd  baö  3^^^^^/  ^^^  abgeleitete;  benn  er 
ift  nic^t  bad  (Sentrum,  fonbern  bie  (}9(^fte  CEffloredcen}  bed  Seibed. 
(SB.  II,  267  fg.) 

Senn  uon  einem  9Renf(i)en  gefagt  )oiib:  „er  ^at  ein  guted  $erj, 
mctto^I  einen  fdjle^ten  Jtopf",  oon  einem  Snbern  aber:  „er  ^at  einen 
fe^r  guten  ftopf,  jeboc^  ein  fc^Iec^ted  $er}";  fo  fü§It  deber,  bag  beim 
(Srflem  bad  ?ob  htn  ZaM  mit  überwiegt,  beim  Slnbern  umgele^rt. 
Diefer  Sorjug,  ben  man  ber  ^er^en^güte  uor  gfttujenben  ©eifte^gabcn 
giebt,  fo  »ie  bad  93emü^eu,  ($el)(er  bed  ^er^end  für  geiler  be9  ftopfe^ 
an^jngeben,  bejeugt  genugfam,  bog  ber  ^i((e  allein  ba9  SEBirfüc^e 
unb  ^efentlic^e,  ber  ftern  bed  SKenfc^en  ift,  ber  dnteOect  aber  b(o^ 
fein  ffierfjfug.    (SB.  II,  258—263.) 


330  ^cycrei    —    $tmmc( 

(Ueber  baö  Sudeinanbertreten  Don  fio)}f  unb  ^erj  in  ben  t>tx\ifit' 
Untn  Lebensaltern  fte§e  unter  Lebensalter:  ®egenfa^  {toif^^n 
^ugenb  unb  Älter.) 

4)  Sortn  bte  $er}enSgUte  befielt. 

S!)te  @üte  beS  ^erjenS  befte^t  in  einem  tief  gefüllten,  uniDerfeOen 
URitleib  mitSQcm,  toae  Leben  l^at,  }unä(()rt  aber  mit  beut  änenfdjen, 
tueit  mit  ber  Steigerung  ber  dntedigens  bie  (£mpfängli(^fcit  für  bad 
Seiben  gteirfjen  @^ritt  ^ä(t;  ba^er  bie  unjäl^figen,  geiftigen  unb  förper» 
(ic^en  Leiben  beS  iD^enfc^en  baS  ÜRitfeib  oiel  ftärfer  in  Slnfpnu^ 
nehmen,  al9  ber  aOein  förperli^e  unb  felbfl  ba  bumpfere  ©c^merj  M 
schiere«,    ((g.  253.) 

5)  933arum    bie    LiebeSangelegen^eiten    Dorjugdtoeife 
^etjettöangelegen^eiten  genonnt  iverben. 

3)ad  Sßcfen  an  ft^  beS  ÜRenfc^en  liegt  me^r  in  ber  ©attung, 
als  im  dnbil^ibnum.  !Cenn  jenes  dntercffe  an  ber  fpecieOen  9e« 
fc^affen^eit  ber  @attung,  kveldjeS  bie  Surfet  aller  LiebeS^önbcI,  l^on 
ier  flü^tigften  97cigung  bis  jur  ernfilic^flcn  Lcibenfd)aft  aii^mad^t,  ifl 
debem  eigent(i(^  bie  ^öd^fle  Angelegenheit,  nämlic^  bie,  bereu  ©elingen 
ober  iDtiglingen  i^u  am  empftnbUc^flen  berührt.  S)a^er  tt)irb  fie  uor« 
jugSiDeife  bie  ^erjenSangelegen^eit  genannt.    (SB.  II,  639.) 

i^ttttti^  f.  ÜRagie  unb  2){agnetiSmuS. 

^immtl. 

1)  Db  ber  $immel  begrängt  ober  unbegrönjt  fei. 
3)ie  ^i^age,  ob  bie  äBelt  im  9?aume  begränjt  ober  unbegrttn^t  fei, 

ifl  ni(^t  fc^te^t^in  tranSfcenbent,  t)ie(me^r  an  pdj  fetbfl  empirif^;  ba 
%ie  @a(^e  immer  noc^  im  99erei(^e  mbgli^er  Srfa^rnng  liegt,  wett^e 
tuirflid)  }U  machen  nur  burc^  unfere  eigene  p^^fif^^  Sefc^affen^eit  und 
benommen  bleibt.  A  priori  giebt  eS  ^ier  fein  bemouftrabel  fic^ereS 
Argument,  koeber  für  bie  eine,  noc^  für  bie  anbere  Alternative;  fo  bag 
bie  ®ad)e  koirüid)  einer  Antinomie  fe^r  ä^nlic^  fie^t,  fofern  bei  ber 
^einen  \m  bei  ber  anbern  Annahme  bebeutenbe  Uebelftänbe  ftc^  ^rt^or« 
t^un.  9{ämlic^  eine  begränjte  SBelt  im  unenbnd)en  9taume  fc^toinbet, 
fei  fie  and)  uoc^  fo  grog,  ju  einer  unenblic^  ((einen  ®röge,  unb  man 
fragt,  n)ojtt  benn  ber  übrige  9{aum  ha  fei,  toeldjeS  93orre(^t  benn  ber 
erfüOte  Z^eil  beS  9taumeS  Dor  bem  unenbüc^cn,  (eer  gebliebenen  gebabt 
Ijabe?  Anberer  feitS  lieber  fann  man  ni<^t  f äffen,  bag  fein  ^iicfitm 
ber  äugerfle  im  9;aume  fein  foQte.  ($.1,  114.  SB.  I,  588.  $)•  345. 
aW.  170.) 

2)  2)ie  Harmonie  beS  $imme(S. 

S)ie  flaut 'Laplace'fc^e  2:^eorie  ber  (Sntftebnng  beS  $(anetenft|ftemS, 
bereu  SBafirfc^etnUc^feit  ber  ®eu)igf|eit  fe^r  na^e  fle^t,  geigt  nnS,  toit 
aus  bem  ©piele  blinber,  i^reu  unabönberlic^en  @efe(en  folgenber 
9?atur!iäfte  jule^jt  biefe  too^Igeorbuete,  bemuuberungSwürbige  ^lanetenweft 
^eröorge^cn  mußte.  !CieS  giebt  junäc^fl  ju  ber  mctap^ijpfc^en  9«' 
tvadftung  Anlag,  baß  im  SBefeu  aller  SDinge  eine  3"fö"'"^^"' 


Zimmer  331 

flimtnuitg  BegrUnbet  tft,  t)erm5ge  tuelc^cr  bte  uranfängtic^fien, 
Mtnben,  vo^en,  niebrigftcn  9}aturhafte,  k)on  ber  florrflen  ©efe^Itc^Ieit 
geleitet,  bur^  i^ren  (Sonflict  an  ber  tf|nen  gemeinfc^aftUc^  preisgegebenen 
äRaterie  unb  burc^  bie  fol^n  begtctteiibcn  accibenteQen  folgen  nid^td 
©eringereö  ju  Stonbe  bringen,  ate  ha9  ®rnnbgerüft  einer  Ißelt,  mit 
beounberungdwürbiger  3ra(<fni2igtgfeit  jum  Sntfte^ungdort  unb  %ufent» 
^alt  lebenber  äBefen  eingerichtet,  in  ber  SoOfommen^eit;  koie  eö  bie 
bejonnenfie  Ueberlegung  unter  l^eitung  beS  burdibringenbfien  Serfianbed 
unb  ber  fc^ärfflen  Serec^nung  nur  irgenb  Dermocf)t  ^fitte.  SBir  fe^n 
(ter  olfo  in  überraf(^cnb|ler  Sßeife  bie  ttirlenbe  Urfac^e  (causa 
efficiens)  mit  ber  Qto^ dwx^aijt  (causa  finalis)  jufommcntreffen.  3)iefe 
Harmonie  i|l  nur  aud  ber  @in^eit  bed  SBiQend  auf  aUen  Stufen 
ber  iRatur  ju  erflttren.  3)er  (Sine,  aOen  9?aturfiufen  ju  ©runbe 
liegenbc  SBiüc  ifl  eS,  »el^er  bereite  in  bcn  unterften  Dtaturträften,  an 
benen  er  feine  erfle  9(eu§eruHg  f^at,  feinem  ^lA  entgegenfirebt  unb 
burc^  i^re  ©efe^e  felbfl  auf  feinen  Sub^tuecf  [einarbeitet.  -Slem  muß 
ba^er  SlQeS,  toa^  naij  blinben  9}aturgefe^cii  gefd)ie^t,  not^n^enbig  bienen 
unb  entfprec^en.  3(Ifo  fcfjon  bie  unterften  SRaturhäfte  felbfl  f^ub  t)on 
jenem  felben  SEBideu  befeeit,  ber  \\d)  md)f)tx  in  ben  mit  OnteKigenj 
ondgeflattete'n,  inbit)tbueOen  SEBefcn  über  fein  eigene^  SBerf  Dernmnbert. 
(?.  n,  143—148.    I,  228.    SB.  II,  368—370.) 

3n9{ttcfflrf}t  auf  bie  ^Qt^agorätfc^e  Harmonie  ber  Sphären  foQte 
man  bod^  einmal  berechnen,  loeldjer  !(ccorb  ^craudfäme,  )uenn  man 
eine  tjolge  k>ou  Sönen  im  ^erbültniß  ber  oerfc^iebenen  Selocitäten  ber 
Planeten  gufammenfiellte,  fo  bag  92eptun  beu  S3ag,  ÜRerfur  ben  @opran 
abgäbe.    {%  U,  137.) 

3)  UnDereinbarfeit  ber  aflronomifc^en  Hnfic^t  Dom 
^immel  mit  bem  ©tauben  an  ben  perföuHc^en  ©Ott. 
(®.  unter  ^[fironomie:  Siuflug  ber  Slftronomie  auf  ben 
©(auben.) 

4)  Analogie  ber  Semegung  ber  ^immetsförper  mit 
bem  $anbe(n  beS  ÜRenf^en. 

(Sin  erläutcrubeS,  großartigeiS  93eifpie(  fitr  bad  Z)afetn  unb  SQSirfen 
t)ed  SEßillenS  in  ber  unorgamfd|cn  9{atur  unb  bie  dbentität  bed 
SBef entließen  in  ber  Semeguug  ber  ^immeMförper  unb  in  beut 
^anbeln  beS  äReufdjeu  liefert  ber  !?auf  bed  ÜRonbed  um  bie  (Srbe. 
^urc^  bie  Derfdjiebeueu  (Kombinationen,  iDelc^e  ber  beftänbige  2Be^fe{ 
ber  ©teDung  Don  Sonne,  SWoub  unb  (Erbe  gegen  einanber  herbeiführt, 
totrb  ber  ©ang  beS  aRonbed  balb  befd)Ieunigt,  ba(b  Derlangfamt,  unb 
tritt  er  ber  (Erbe  balb  nä^er,  balb  ferner;  biefed  nun  aber  mieber 
anber«  im  ^eri^etio,  a(«  im  Äp^elio  ber  Srbe;  »elc^eö  Äfle«  ju- 
fammen  in  feinen  iau^  eine  fo(d)e  Unregelmäßigleit  bringt,  bag  berfelbe 
ein  mirflic^  capriciöfeö  ?(nfef|en  erhält,  inbeui  fogar  baö  britte  Äeppte- 
rifc^e  @efe(  nid)t  me^r  unmanbribar  gültig  bleibt,  fonbem  er  in 
gleichen  3«ten  ungleiche  glädjen  umf^reibt.  S)ie  Betrachtung  biefeö 
Kaufes   i|l   ein   tleineS   inib   abgefc^toffened  Sapitel   ber   Ijimmtifc^en 


332  ©tmmetrcid^    —    $tnti(]^tung 

^Jltdfaml,  toelc^e  t>on  ber  irbif<^en  ft^  bur^  bte  S[6n)efeu^ett  aOed 
<Bto%t9  unb  S)nt(fed  unb  fogar  be^  mxtliif  )?oOirac^ten  gaOed  ouf 
erl^abene  äßeife  unterf (Reibet,  inbem  fte  neben  ber  vis  inertiae  feine 
anbete  bemegenbe  unb  (enfenbe  ^aft  lennt,  a(d  btod  bte  ®ra)?itatton, 
biefe  au6  bem  eigenen  -dunem  ber  jtörper  l^erDortretenbe  ©e^nfuc^t 
berfelben  nac^  SJeretnigung.  2Benn  man  nun  an  biefem  gegebenen  ^aO 
fid^  i^r  SBirfen  bx9  M9  (Sinjelne  t)eranf(^auU(^t;  fo  erfennt  ntan 
beutlic^  unb  unmittelbar  in  ber  §ier  bemegenben  ^raft  eben  S)ad,  mod 
im  @elbfibeh)ugtfein  und  atd  ^ilte  gegeben  ift.  S)eun  bie  9en> 
berungen  im  ^aufe  ber  @rbe  unb  bed  äJ?onbed,  je  nat^bem  eineö 
berfelben  burc^  feine  ©teUung  bem  Sinflug  ber  ©onne  batb  me^r, 
ba(b  weniger  audgefe^t  ifl,  l^at  augenfällige  Slnalogie  mit  bem  (Sinffug 
neu  eintretenber  SOtotide  auf  unfern  SSiOen  unb  mit  ben  2)7obiftcationcn 
unfer«  ©anbelnö  banad^.    (3B.  II,  339  fg.) 

5)  (Srr}aben^eit  bed  ^immetd. 

SBenn  ber  näc^tlid^e  $imme{  \m9  3a^((ofe  SBetten  bor  3(ugen  bringt 
unb  fo  bte  Uncrmeglic^Teit  ber  2Be(t  auf  bad  Sen^ußtfetn  einbringt,  fo 
fügten  tt)ir  und  fetbfl  ju  SRic^td  öcrHeiiicrt,  fiKjteu  un«  atö  ^nbiDibHum, 
afö  t)crgängti(^c  SQ5itten§crfd)einung,  Ujic  ein  Kröpfen  im  Dcean.  SOcr 
jugteic^  ergebt  fi(^  gegen  fotd)c5  ©cfpnijl  unfcrer  eigenen  Sltc^tigfeit 
bad  unmittetOare  SBemugtfcin,  baß  aKe  biefe  SBelten  [a  nur  in  unferer 
SSorPeDung  ba  flnb,  nur  afö  SWobificationen  beö  ewigen  Subjectd  be« 
reinen  ©ffcinienö,  njetdjc«  ber  bebiugenbe  Irügcr  aller  (objcctiücn) 
SBelten  ift.  S)ie  ®rö§c  ber  SQäelt,  bie  un«  öorl^er  beunruhigte,  ru^t 
]t^i  in  und;  unfere  tlb^ängigfeit  t)on  i^r  tt)irb  aufgehoben  bur^  i^re 
9b(|ängtgleit  Don  nnß.  S)ied,  obiuo^l  nid}t  bcut(id)  imS  93en)ugt|ein 
tretenb,  fonberu  nur  gefüllt,  ifl  ha§  burd)  ben  ^ublid  bed  $imme(^ 
bemirfte  ®efü(}(  bed  (Sr^abenen.  @d  ift  @r§ebung  über  bad  eigene 
3nbit)ibuum.    (333.  I,  242  fg.) 

iQimmclrtid),  f.  @ä(tgleit. 

jQinliu,  f.  3nbcr. 

iQinnd)tun0. 

1)  Da«  ©raufen  bei  einer  Einrichtung  atö  Se» 
meid,  baß  ber  SBiile  3um  uneben  bad  Sder» 
realjle  ip. 

9Ran  fe^e  bad  flarre  (Sntfe^en,  mit  toelc^em  ein  S:obednrt^ei(  Der' 
nommen  toxxh,  ha9  tiefe  ©raufen,  mit  »eld^em  mir  bie  %tfta(ten  }u 
beffen  SoIIjie^ung  erblidfen,  unb  ia^  ^er}jeri*eigenbe  SDtitteib,  u^eYc^e^ 
und  bei  biefer  felbfi  ergreift.  Sfn  fofc^en  Srft^einungen  mirb  fic^tbar,. 
baß  ber  SBiUe  jum  öeben  ba«  SJUerrcatfle,  ja  ber  Äem  ber  SJealitöt 
felbfi  ift.    (S33.  II,  401.) 

2)  Die  innere  Ummätjung,  bie  fic^  in  ben  9?eben 
ber  Serbrec^er  öor  ber  Einrichtung  funb  giebt» 
(®.  ©algen.) 


^iporienmateret    —    ^öflicl^fett  333 

i^xftotxtnmaltttiy  f.  iDfalerei. 

1)  SBefcn  unb  SBirlung  bcr  Hoffnung. 

S)ie  Hoffnung  i{l  ein  Slffect,  in  i^r  übt  ba^cr,  tote  in  allen 
Effecten,  ber  SiQe  einen  t)erfä(fc^enben  (Sinflug  auf  ben  dnteUect. 
S)ie  Hoffnung  lägt  und  !3Dad^  U)ad  mir  koUnfc^en,  fo  tt)ie  bie  f^urd^t 
!3)ad,  töad  loir  beforgen,  a\9  ma^rfc^einlid^  unb  na^e  evbiidcn,  unb 
beibe  Dergr5gern  i^ven  ©egenflaub.  ^(ato  ^at  fe^r  [^5n  bie  $)offnung 
hm  !£raum  bed  SSac^enben  genannt,  d^r  Sßefen  liegt  barin,  \>a^  ber 
SBiOe  feinen  !Diener,  ben  dntellect,  wmn  biefer  nic^t  t}crmag,  bad 
©etoünfc^te  (;evbei3ufc^affen,  nöt^igt,  ed  i^m  toentgftend  üorjumalen, 
ü6er^au|)t  bie  9{oQe  bed  !£röflerd  ju  übernehmen,  feinen  $erm,  toie 
bie  8mme  bad  Sinb,  mit  äRä^rc^en  ju  befdjtoid^tigen  unb  biefe  auf« 
guflu^en,  ba[^  fie  (Schein  gewinnen;  toobei  nun  ber  dnteQect  feiner 
eigenen  9latur,  bie  auf  ^a^r^eit  gerichtet  ifl,  ®ma\i  ant^un  muß. 
(SB.  n,  242  fg.)  Hoffnung  ift  bie  SSerwed^öIung  beö  SBunfc^c«  einer 
»cgebcn^eit  mit  i^rer  SBa^rfc^einIi(^!eit.    (^.  11,  622.) 

2)  allgemeine  ^crrfc^aft  ber  Hoffnung. 

33ieHei(^t  ifl  lein  SKenfd)  frei  öon  ber  9?orrl^eit  beö  ^^erjen«,  meiere 
bem  -dnteQect  bie  richtige  ©c^ä^ung  ber  ^^lobabilität  fo  fe^r  t}errüdt, 
bag  er  Sind  gegen  S^aufenb  für  einen  Ieid)t  möglichen  gaÜ  ^äU.  Unb 
hod^  gleicht  ein  ^offnungdlofer  UnglüddfaU  einem  rafd}cn  Sobedftreid^, 
hingegen  bie  fletd  t}ereitelte  unb  immer  mieber  anf(ebenbe  Hoffnung  ber 
langfam  marternben  S^obedart.    ($.  n,  622.) 

3)  3(&|ängigleit  bed  guten  ober  fd^limmen  @tanbed 
ber  Hoffnung  )?on  bem  S$cr()ä(tnig  i^rer  beiben 
t^actoren. 

!Die  Hoffnung  ifi  ein  3^^^"^/  3"  U)eld)em  unfer  gaujed  SBefen, 
ttttmlic^  SßiQe  unb  dnteHect  concurrirt;  j[ener,  inbem  er  ben  ©egenftanb 
berfelben  koünfc^t,  biefer,  inbem  er  i§n  a(d  koa^rfc^einlic^  bered^net. 
Oe  gröger  ber  9nt§ei{  bed  (entern  ^actord  unb  je  f(einer  ber  bed 
frflein  ifl,  befio  beffer  fle^t  ed  um  bie  Hoffnung;  im  umgete^rten  ^aU 
beflo  fd^Ummer.    ($.  U,  622,  «nmerf.) 

1)  Urfprung  ber  $öf(i^hit 

3)en  (Egoidmud  ate  unfere  partie  honteuse  )u  t^erfteden  l^aben  toir 
bie  ^Sfli^feit  erfunben.  ^ (S.  163.)  !Z)te  ^öflic^Ieit  ifl  bie  con- 
teitttoneDe  unb  f^flematif^e  Verleugnung  bed  Sgoidmud  in  ben  jtfeinig« 
fetten  bed  tttgtic^en  Qerfe^rd  unb  ifl  freiließ  anerfannte  ^euc^elei; 
bennof^  tpirb  fte  geforbert  unb  gelobt,  loeil,  mad  fie  verbirgt,  ber 
Sgotdtnud  fo  garftig  ifl,  bag  man  e9  ntc^t  fe^en  toiQ,  obfc^on  man 
toeig,  bog  ed  ba  ift,  mie  man  toiberlic^e  ©egenßttnbe  toenigflend  bur^ 
einen  Sor^ang  bebeA  toiffen  totO.    (S.  198.) 


334  ^o^ngeläi^ter    -^    ^m 

SDcr  anbere  ®vunb  ber  $5fli(^fett  liegt  in  golgenbcm.  ®ie  ift  eine 
jliOfc^iueigcube  Uebcreinhinft^  gegenfeitig  bie  moralifc^  unb  intellectmll 
e(eube  Sefd|affcnf|eit  Don  einanber  in  ignoriren  unb  \\t  [\ij  nic^t  \)ox* 
}urü(fen;  —  moburc^  biefe  }u  beibrrfeitigetn  ^ort^eil  tttoa9  loeniger 
leicht  jn  Jage  fommt.    ("iß.  I,  492.) 

2)  ©cr^ädnißbcr  $öfti(^fcit  jur  ächten  9?ä(^flenliebe. 

3njifc^cn  bcn  9lcu§cvungcn  ber  $öflic^feit  unb  ber  ä(^tcn  Siebe  be^ 
9?äc^flcn,  m\d)^  ii\d)t,  tute  jene,  jum  Schein,  fonbern  toirllic^  ben 
(Sgoi^miid  ilberniinbct,  ijlt  ein  analoge^  Ser^öltnig,  »ie  jwifc^en  brr 
®crec^tig!eit,  meldje  bie  9Kenf(^en  ausüben  (ber  ?egalität)  unb  ber 
deuten  9icb(id)fcit  bc«  ©erjcnfi^.     ((£.  187.) 

3)  9?u|}en  ber  C)öfH(^!eit. 

SBie  bad  SBac^d,  üon  Sflatixx  l^ort  unb  f probe,  burd^  ein  tt^enig 
SBötnie  fo  gefc^meibig  mirb,  ba§  e^  j[ebe  beliebige  ®eflalt  annimmt; 
fo  tann  mau  felbft  ftörvifdje  unb  feinbfSlige  SRenfc^en  burd)  i\m9 
$öflid)feit  unb  Srennblid)Ieit  bieg f am  unb  gcföllig  machen.  Sonai^ 
ifl  bie  $öf(id)feit  bent  2?^enfc^en,  toa9  bie  äBürme  bem  ^aifi. 
(?.  1,  492.    2)?.  256  fg.) 

4)  (Srönjen  ber  Jpöflic^Ieit. 

Smx  ift  $5fli(^feit  SIng(}eit;  fi^  burd^  Un^öfUc^feit  Seinbe  ma^eo 
ifl  bagegen  Unüerjlanb.  3)cnn  ^öflit^feit  i{l,  mie  bie  SRet^enpfennige, 
eine  offenfunbig  falfd^e  äliiin^e,  unb  mif  einer  fold^en  fparfam  }u  fein 
bereift  Unüerftanb,  ^veigebigteit  mit  i^r  Serftanb.  3)o(^  barf  bie 
$5fli(^feit  nid)t  bid  jum  Cpfern  realer  dntereffen  getrieben  »erben; 
benn  bad  ^iege  äc^te  ©olbflildc  flatt  9{e(^enpfenuige  geben.    ($.  I,  492.) 

3n  ber  f  itteratur  ift  bie  $>öflic^fcit,  ald  njeld)e  auö  ber  (SefcÜ- 
fc^aft  ftannnt,  ein  fvcmbartigrd,  fc^r  oft  ft^äblic^ed  Clement;  mxi  fte 
Derlangt,  \>a^  man  ba^  <S(^led}te  gut  ^eige  unb  baburc^  ben  3^^^'^" 
ber  SBiffenfdjaft,  niic  ber  ftunft,  gerabe  entgegenarbeite.    (^.  II,  545  fg.) 

(lieber  baö  Ocgcnt^eil  ber  $)öfli(^fcit,  bie  ©rob^cit,  fie^e:  ®rob» 
^cit.) 

Qol)ngcläd)tcr,  f.  unter  Sachen:    bad  beleibigenbe   unb   ba9  bittere 
Vadjen.) 

]0öUt. 

1)  Die  döHenartige  öefc^affen^eit  ber  SBcIt. 

!Die  Sßelt  ift  bie  $öUe,  unb  bie  äRenfd^en  finb  einerfeitd  bie  ge* 
quälten  Seelen,  anbereifeitd  bie  Zeufel  bo^in.     ($.  II,  322.) 

©Icic^  iDie  in  ber  ^öQe  %Qed  nac^  Sc^mefct  riecht,  fo  trägt  aOe« 
lua^  und  umgiebt,  bie  (Spur  badon,  baß  uufer  3"fi<>ii^  Qitoa^  ifl,  ^<i9 
beffer  nic^t  märe.  Sie  {)auptqu£Qe  ber  Uebel  ifl  ber  iDZenfcd  bem 
3)ienf(i^en  felbft:  bomo  homiui  lupus.  2Ber  bicd  letztere  rcc^t  in'd 
Sugc  fQ§t,  erblidt  bie  993elt  ald  eine  ^öHe,  meiere  bie  be«  SDante  babun^ 
übertrifft,  bag  Giner  ber  leufel  be«  «nbern  fem  muß.    (ffi.  U,  660.) 


©omogcncitat    —    Junior  335 

9Bo^er  benn  anbevd  ^at  Dante  bcn  ©toff  ju  fetner  $5IIe  genommen^ 
aU  m^  btefer  unferer  mirflic^en  3Be(t?  Unb  boc^  tfi  ed  eine  redjt 
orbentlid^e  ^öOe  geworben,  hingegen,  ate  er  an  bie  Slufgabc  fom^ 
bcn  ^tntrnel  unb  feine  f^reuben  ju  fc^itbem,  ba  ^atte  er  eine  unüber« 
mtnblic^e  ©c^miertglett  Dor  fic^;  ^^il  eben  unfere  SBelt  gar  feine 
SRatertalien  }u  fo  ttxoa^  barbietet.  $terauiS  aber  er^eOt  genugfam^ 
welcher  «rt  bicfe  SDfcIt  ift.     (2B.  l,  383.) 

2)  Solgernng  baraud  für  bie  Sebendtueid^eit 

S«  ijl  toirttid)  bie  grögte  ©erle^rt^eit,  biefen  ©d^oupfo^  bcö  3am» 
nteriS  in  einen  !i?n{}ort  Denvanbeln  ju  moOen  unb,  ftatt  ber  nit$g(id^fteit 
@(^merjlopg!eit,  ©enüffc  unb  greuben  fl(^  jnm  ^kU  ju  fiecfcn.  SSiet 
meniger  irrt,  loer  mit  ju  pnflerm  S3Ii(fc  biefe  SBelt  aW  eine  ?Irt  ^öDe 
anfielt  unb  bemnacf)  nur  barauf  bebad^t  \ft,  ficQ  in  berfetben  eine 
feuerfcfle  ©tnbe  ju  öerfc^affcn.  S)cr  Zijox  (äuft  bcn  (Senüffen  na^ 
unb  fiefjt  pc^  betrogen,  ber  äBcife  öermeibct  bie  Uebel.  3)ic  optiuiiflift^e- 
auffoffung  ber  SBelt  ifl  bie  Oueae  Dielen  Unglild«.    {%  1,  432  fg.) 

j^omogcncität,  f.  iD?ct^obe. 

ijonorar,  f.  ©c^riftfteHerei. 

iQortn,  f.  Sinne. 

IJonjont,  f.  ®cfid)tö!rciö. 

i3ttmam$mu9.    i^umanitäti^llutitcu. 

1)  ®egenfa(}  jiuifdjcn  ^umanidmud  unb  9}omantif. 

2)er  ^umanidmud  trögt  ben  Dptimidmu^  in  ftc^  unb  tfi  in 
fofern  falfd),  einfcitig  unb  obcvfiäd)ltd[).  !Darum  eben  er()ob  ftd)  gegen 
feine  {)errf(^aft  in  ber  bcutfc^en  fd)öiien  l^itteratur  bie  ^{omantil,. 
inbem  fte  auf  ben  @eift  bcd  pcffiniil^ifdien  @()riflcnt(}umd  ^inivie^. 
^cut  3U  £age  ergebt  fid)  a\i9  bcmfclbcn  ©runbe  gegen  ben  ^itntanid« 
%in\^,  beffen  (Sinflug  am  @itbe  3}?atcria(idmud  iicjroorjurufen  broljt^ 
bie  ort^obo^'e  unb  fromme  Partei,  ()ä(t  bie  peffimiftifc^c  @cite  fefi,. 
niac^t  baf)er  Srbfünbe  unb  SBelterlöfer  geltenb,  fommt  aber  bur(^ 
aufnähme  unb  Verfechtung  ber  ganzen  d)rifllic^en  iD(l)t^otogie  in  i^vem 
bu(i|fiäb(id)en  ©inne  mit  bem  B^^^S^if^  i^^  Sonflict.    ($.  434.) 

2)  9{u|}en  ber  $)umanitätdflubien. 

©c^r  paffenb  nennt  man  bie  Scfc^äftigung  mit  ben  alten  J^Iafrt!ern 
$umanitätdftub-ien;  benn  burc^  fie  wirb  ber  ©d)ülcr  juDörbcrfl 
wiebcr  ein  2){enf(^,  inbem  er  eintritt  in  bie  äBclt,  bie  noc^  rein  mar 
oon  aQen  t^ra^eit  be^  ro^en  äRittelaltcr^  unb  l^cr  9{omantif  mit  i^rem 
fc^änbtic^en  ^faffentrng  unb  ^alb  brutalem,  ^alb  geden^aftcm  Siitter* 
mefen,  meiere  fo  tief  in  bie  (Suropäifd)e  äRcnfd)^eit  einbrangen,  ba§ 
•3eber  bamit  übertüncht  jur  äBelt  fommt  unb  fie  erft  abjuftrcifcn  ^at^ 
um  nur  guDl^rbcrft  loieber  ein  äRcnfc^  ju  »erben.    (28.  II,  136.) 

%amot^  f.  unter  Süc^erlic^rd:    ba^  abft((|tli(^  Säc^crlidje. 


346  3bee 

^te  dbeen  finb  unoergängltd^;  bte  dnbiotbuen  hingegen  entfielen 
unb  t)erge§em  @e§ct  bad  9!ä(^fle,  fe^t  ^mm  $unb  an.  Stete  Zan- 
fenbe  t)on  ^unben  §a6en  flerben  muffen,  e^e  ed  an  btefen  tarn,  ju  lebem 
96er  ber  Untergc^ng  Jener  Xaufenbe  ^ai  bte  Obee  bed  $unbed  m(^t 
angefochten;  fie  tfl  burd^  aUed  jene^  Sterben  nic^t  im  mtnbcflen  ge* 
trübt  toorben.    (SB.  IL,  551.) 

6)  ®ic  Srfenntniß  ber  Obeen. 

SBtr  n^ürben  ntd^t  me^r  ctnjelne  !Dinge,  noc^  Gegebenheiten,  no(^ 
SBec^fel,  noc^  SJieI|eit  crfcnncn,  fonbem  nur  -Sbeen,  nur  bie  ©tufen= 
leiter  be^  einen,  ha9  toafyct  !Ding  an  ftc^  btibenben  SBtDend  in  reinec 
ungetrübter  Srfenntnig  auff äffen,  unb  fotglic^  mürbe  unfere  Seit  ein 
Nunc  stans  fein,  knenn  mir  nic^t  ald  Subject  M  Srlennen^  3ug((i(^ 
dnbi)?ibuen  kottren  unb  al9  folc^e  bte  ^txt  unb  aDe  anbern  formen 
bed  ®a^e$  Dom  ©runbe  jur  i^orm  itnfere^  (Srlennen^  l^ätten.  (2B.I, 
207.  ?.  n,  452.)  Um  olfo  fit^  jur  ffirfcnntniß  ber  3bcen  ju 
erl^eben,  muß  im  erfennenben  ©ubject  eine  SScränbcrung  üorge^en,  Der» 
möge  tucld^cr  t9  nic^t  me^r  OnbiDibuum  ifl,  fonbem  entfprec^enb 
ber  ganzen  $(rt  bed  Objecto  (ber  dbee),  meldje  ebcnfaOd  nic^t  einjelned 
S)ing,  nic^t  3nbioibuum  ifl,  jum  reinen  ®ubject  bcd  Sr!ennend  »irb, 
koelc^ed  bie  !Cinge  nic^t  me^r  in  i^rer  Sejie^ung  jum  inbiDtbueSen 
S35iIIen,  fonbem  in  i^rem  felbflcigeren  SBefen  auffaßt.  $at  ber  3n« 
tedect  ^aft  genug,  ha9  Uebergemic^t  über  ben  SBillen  }u  erlangen 
unb  bie  $e}ie^ungen  ber  S)inge  auf  ben  SßiOen  gan}  fahren  ju  (äffen, 
um  flott  i^rcr  ha^  huxij  aDe  9IeIationen  ^inburc^  ftd^  audfpre(^enbe, 
rein  objectiüe  SBefen  einer  (Srfdjeinung  auf juf äffen;  fo  Derlägt  er  mit 
bem  ÜDienfle  bed  SBiQcnd  jugleid^  aud^  bie  Suffaffung  b(oger  Delationen 
uub  bamit  eigentlich  aud^  bie  M  einzelnen  übingcö  a\9  folc^en.  Sr 
f darnebt  aldbann  frei,  feinem  SBiQen  me^r  ange^örig;  im  einjelnen 
üDinge  erfennt  er  blod  bad  SQSefentlid^e  unb  ba^er  bie  ganje  ©attung 
beffelbcn,  fofgtic^  §at  er  ju  feinem  Dbiecte  je^t  bie  3becn.  (SB.  h 
200.  207  ff.;   U,  155.  414.  417  fg.  423  fg.) 

3)er  Uebergang  üon  ber  gemeinen  (Srienntnifl  etnjelner  ÜDinge  jui* 
grfenntnig  ber  dbee  gefc^ie^t  ))IÖ6lic^,  inbem  bie  @rfenntnig  fld^  Dom 
2)ienfle  bed  SiOend  loi^reigt,  eben  baburc^  bad  @ubjcct  aufhört,  ein 
Mo^  inbiDibuelled  }u  fein,  unb  j[e(^t  reined,  b.  ^.  miQenlofed  @u6' 
ject  ber  Srfenntnig  ift,  meld^e^  nid^t  me^r,  bem  @at^  Dom  ©mnbe 
gemäß,  ben  9{etationen  nac^ge^t;  fonbern  in  fcfler  Kontemplation  bed 
bargebotenen  Dbj|ect^,  außer  feinem  3uf ^^nien^ange  mit  irgenb  anbern, 
ru^t  unb  barin  aufgebt.    (SB.  I,  209  ff.) 

3Ba^  biefen  3"ßAni>  erfd^ioert  unb  ba^er  fetten  mac^t,  ifl,  baß 
barin  gleic^fam  bad  Sfccibeng  (ber  dnteüect)  bie  ©ubflang  (ben 
äBiDen)  bemeifiert  unb  aufgebt,  menngleic^  nur  auf  eine  lurje  S93et(e. 
(SB.  n,  420.) 

SBad  biefen  3#^>^^  audna^mömeife  herbeiführt,  muffen  innere 
p^^fiologifc^e  S$orgttnge  fein,  meiere  bie  S^^ätigfeit  M  ®t\^im9  reinigen 


Sbeenaffoctation    —   Sbetitttätdp^Uofo^l^te  347 

ttnb  vcffif^,  in  bem  ®rabe,  bag  eine  folc^e  f»U^ti^e  @f»ringflttt§ 
berfelben  entße^t.  Son  angen  ift  berfeUe  babur^  6ebingt,  ba§  xm 
ber  }tt  betrac^tenben  ©cene  t)5Qig  fremb  unb  Don  il^r  abgefonbert 
bleiben^  unb  fdEflec^terbing^  nid^t  t^fttig  barin  oerfloc^ten  finb.  (SB.  II, 
424  fg.) 

S)te  dbee  unb  bad  reine  (Dom  ÜDienfie  bed  SEBiKend  freie)  @ubjiect 
bed  (Srfennend  treten  aU  not^koenbige  Sorelata  immer  }uglei(^  ind 
Setougtfein,  bei  meiern  (Eintritt  auc^  aQer  3^i^u"i^^f^i^^  fogtetc^ 
Derfi^inbet,  ba  beibe  bem  ®a^  Dom  ®runbe  in  allen  feinen  ®e*> 
Haltungen  DöOig  fremb  finb  unb  außerhalb  ber  burc^  i^n  gefegten 
Delationen  liegen,  bem  9tegen6ogen  unb  ber  ®onne  }u  Dergleidjen,  bie 
an  ber  fieten  Sehiegung  unb  ©uccefflon  ber  fadenben  tropfen  leinen 
%\^t\i  ^aben.  S)a^er  ifl  e9  j.  9.  bei  93etra(^tung  eined  9aume9  für 
bie  (Erfenntni§  feiner  3b ee  of}ne  Sebeutung,  ob  ed  biefer  9aum  ober 
fein  Dor  taufenb  darren  blU^enber  Sorfa^r  ifl,  unb  ebenfo,  ob  ber 
Setrac^ter  bie^i?,  ober  irgenb  ein  anbered,  irgenbtoann  unb  irgenbmo 
(ebenbed  dnbiDtbuum  \%  Unb  nic^t  oUein  ber  ^t\i,  fonbern  aud|  bem 
dtaum  ifl  bie  dbee  enthoben;  benn  nic^t  bie  mir  Dorfc^n^ebenbe  räum« 
(ic^e  ©efialt,  fonbern  i§r  innerfled  äOScfen  ift  eigentUd)  bie  dbee  unb 
fann  ganj  ba^  @elbe  fein  bei  grogem  Unterf^iebe  ber  räumlichen 
»er^ältniffe  ber  ©eflatt.    (SB.  I,  247.) 

7)  Die  ©tufen  ber  3been  in  ber  9Jatur.  (©.  unter 
97a tur:  2)ie  ©tufen  ber  9?atur  unb:  Q^ontinuität  ber 
SRaturflufen.) 

8)  3)ie  dbeen  aU  ©egenfianb  ber  ^unß.    (@.  ftunfl.) 

JOfecnaffociation,  f.  ©ebanlenaffociation. 
JUtntitttt,  ©efefe  ber,  f.  ©enfgefe^e. 

JIieiitität$pl)ilofopl)it. 

3>ie  @(^ening'f(^e  3bentitfttd))^i(ofo))^ie  fc^eint  jtoar  ben  i^e^Ier  ber 
enttoeber  Dom  Sjbiect,  ober  Dom  ©ubject  audge^enben  ©^{leme  ju 
Dmneiben,  fofern  biefetbe  »eber  Object,  noc^  @ubiect  {um  eigentlichen 
erpen  Vudgang^punfte  mac^t,  fonbern  ein  üDritted,  ba9  burc^  inteOeC' 
tuale  9nf($auung  erlennbare  ^[Ofolutum,  melc^etS  mcber  Object,  noc^ 
©ubject,  fonbern  bie  Sinertci^eit  bciber  ijl.  Dcnnoc^  ifl  bie  Obcntität«» 
p^ilofop^ie  Don  bem  ertt^ä^nten  Segler  nic^t  frei  ju  fpred)en,  \ia  fle 
ba9  entgegengefe(te  Sfudge^en  Dom  Objiect  unb  Subject  nur  in  fic^ 
Dereinigt,  inbem  fle  in  jkoei  Sicfciplinen  }crfötlt,  ndmlid^  ben  trondfccn« 
bentaten  dbealidmud,  ber  bie  gic^te'fc^e  3(^>9e^re  i{l  im))  foIgIi<^  \ia^ 
Objiect  mittelfl  bed  ®a^ed  Dom  ®runbe  aud  bem  ®ubj[ect  ableitet, 
unb  jmeitend  bie  Staturp^itofop^ie,  toeld^e  ebenfo  au9  bem  Object  bad 
@nbiect  n)erben  (ttgt;  mä^renb  in  SSa^r^eit  ba9  Ser^ältniß  )h)if(^en 
Object  unb  ©ubject  ber  ^errfc^aft  bed  @a^ed  Dom  ©runbe  }u  ent« 
)ie§en  unb  i^r  blo«  ba9  Object  ju  (äffen  ifl.    (SB.  I,  30  fg.) 


348  3bt)S    ~    SmmAnent 

• 

2)ttr(|  bie  breifie  ißeglftugnung  bed  ®egenfa^eg  ))mf4ett  bem 
Stealen  uttb  dbeolen  unter  Ißa^a^mnng  ber  Seicht  €puioja'< 
toarf  bie  ©(^eHing'fc^e  dbentittttdt>^Uof0)^4ic  »ieber  »Üb  butc^  einanbcr, 
t»a6  bie  jenen  ®egenfa$  oUniätig  nnb  fc^ritt»etfe  }um  9en)n§tfein 
bringenbe  befonnene  $^iIofop^te  fo  snül^fam  gefonbert  ^atte.  (^.  I, 
27— 29,   m.l,  495;  11,  214.) 

1)  2Batum   bo«   db^U    al«   foli^ed   ft^   nid^t  galten 
lann. 

Sßett  ein  ^M  bleibenbed  ®lüi  nt^t  möglich  ift,  fann  e0  (ein 
©egenflanb  ber  Jhinft  fein,  ß^ar  ifi  ber  S^^i  bed  db^Od  )9o(I 
eigentlich  bie  @^ilbemng  eined  folc^en;  aQein  mau  jle^t  onc^,  bog 
ha9  db^n  a(9  foId)e9  fc^  nic^t  galten  Tann,  dnimer  mirb  t9  bem 
SDi^ter  unter  ben  $änben  entn)eber  epifc^,  unb  ift  bann  nur  ein  fe^r 
mtbebeutenbed  @pod,  au9  ((einen  Seiben,  Heinen  t$reuben  unb  fltinen 
©efhebnngen  jufammengefett,  —  bie«  ifl  ber  Wufigpe  gaO;  ober  aber 
t»  toxxi  }ur  Mo«  befc^reibenben  ^oefie,  fc^ilbert  bie  ©^i^n^eit  ber 
Statur,  b.  ^.  eigentlich  ha^  reine  luiOendfreie  Sr!ennen.     (SB.  I,  378.) 

2)  S)a«    dbt)!!    al«    Setoei«,    mie    not^toenbig    8c* 
fd^tatlfUttg  für  ba«  menfc^Iic^e  ®(ä(f  fei. 

SBie  fe^r  bie  ttugere  ä3ef(^ränfung  bem  menfc^Itc^en  ®lüdt,  fo  koeit 
e«  ge^en  fann,  förberlic^,  j[a  notfi^enbig  fei,  ifl  baran  erffc^tlic^,  ba§ 
bie  einjige  S)ic^tung«art,  ttielc^e  glücflic^e  SRenfc^en  )u  fc^ilbcm  unter' 
nimmt,  ba«  Ob^II,  fie  f)et«  unb  mefentlid)  in  ^öc^jl  befd^rSufter  Soge 
unb  Umgebung  barfieat.    ($.  I,  444.) 

JUumttit^mu«,  f.  unter  $^i(ofo))^ie:    SRet^obe  ber  $^iIofo))^e. 
Sntntantnt. 

1)  ©egenfa^    ber    immanenten    unb    tran«fcenbenten 
Srtenntnig. 

£ran«fcenbente  (Srienntniß  ifl  bie,  meiere  über  alle  9R5gIi(^feit 
ber  (Srfa^rung  ^inau«ge^enb,  ba«  SBefen  ber  SDinge,  n)te  fie  an  f!4 
felbfl  finb,  }u  beflimmen  aufhebt;  immanente  Srfenntniß  hingegen 
bie,  meldte  fid^  innerhalb  ber  ©c^ranten  ber  äRöglic^feit  ber  Srfa^rung 
^filt,  ba^er  aber  auc^  nur  t)on  (Srfc^einungen  reben  fann.  „Xxan9^ 
fcenbenf'  bebeutet  „alle  2Äbgtid)feit  ber  Erfahrung  überfliegenb"  «nb 
%at  feinen  ©egenfa^  an  „immanent",  tt)el(^e«  bebeutet:  in  ben  Sd^ranTen 
Jener  ÜWöglic^fcit  bleibenb.    {%  U,  296.    SB.  ü,  201;   I,  204.)     ' 

ä»it  „tran«fcenbeut"  ifl  „tranöfcenbental"  nic^t  ju  bei* 
mec^febi,  koelc^e«  ben  apriorifc^en  £^eil  ber  menfc^Iic^en  Srtemitiiil 
bebeutet,  fofern  i^n  ba«  9ekmigtfein  feiner  Sl^iriorität,  olfo  feine«  fnb« 
iectiocn  Urfprung«  begleitet.    (SB.  n,  201;   I,  204,) 


3tiM)erattii    —    Snbec  349 

2)  ttnii(eYtr«g(at!eit   hti    Xrandfcenbenten    in    bte 
immanente  (Ertenntni§* 

Zran^fcenbente  9r«gen  itt  ber  für  immanente  (Srlenntnifi  gef^affenen 
&pxQiilt  beanümnrten  }u  moUen,  filmet  auf  SBibetfprfi^e.  Wkmx  ba0 
Srandfcenbente  in  bie  immanente  Srfenntm§  gebraut  merben  foD,  fo 
gefc^ie^t  btefer  babet  eine  Krt  ©eumlt,  inbem  fie  migbrottfl^t  mtrb  ju 
bcm^  »6Jn  fie  nic^t  geboren  ift.    ($.  U,  295  fg.) 

3)  SDtifbraud^  ber  Sßorte  ,,immanent  nnb  trandfcen« 
bent"  in  ber  nad^tantifc^en  $§t(ofof»^te. 

2)ie  Vndbrücfe  ,,  immanent  unb  tran^cenbcnt'^^  bie  in  ber  ifant'fc^en 
^ilofop^ie  fic^  auf  ben  ©ebran^,  nebft  ©ttltigfeit  unferer  Srlennt^ 
ni§  bejie^en,  »erben  bon  ben  nat^fant'fc^en  @))a6p^Uofop^en  mi§« 
btHuäflidf  auf  ben  lieben  ®ott,  ber  bad  ^au)>tt^ma  i^rer  ^(fUofop^ie 
bilbet,  angemenbet,  inbem  fle  barüber  bidputtren,  ob  er  in  ber  SBelt 
brinne  fiecfe,  ober  aber  braugen  bleibe,  b.  ^.  alfo  in  einem  %aume,  too 
feine  SBett  iß,  fic^  aufhalte;  im  erften  ^alle  nun  tituliren  fie  i^n 
immanent,  unb  im  anbern  trandf cenbtnt,  toobet  fle  ^bdi\t  emfl^aft 
unb  gelehrt  t^un.    ($.  I,  186;   H,  295  fg.) 

Jmptratin^  fategortfc^er.   (@.  unter  9RoraI:   ftritif  ber  imperatiben 
5onÄ  ber  üWoral.) 

Jmptotitfator. 

(Ein  dmprooifator  ifi  ein  9){ann,  ber  omnibus  horis  sapit,  inbem 
er  ein  boO^änbiged  nnb  mo^laffortirte«  SRagagin  bon  @emein))Iä|en 
jeber  Uxt  bei  fic^  ftt^rt,  f onac^  für  jebed  Sege^ren,  nac^  8ef^affen^tt 
be«  goOed  unb  ber  ®elegen^t,  ))rompte  Sebienung  berfprid^t,  nnb 
docentos  versus,  staiis  pede  in  nno  liefert     (f.  ü,  461.) 

1)  dnbifd^e  9te(igion  unb  ®i$tterle§re. 

Heber  bie  inbtfc^e  Steligion  im  Hügemeinen  fte^  bie  Srtifel: 
Sra^manidmu^,  Subb^aiömud  unb  S^riflent^um. 

ÜDie  fo  {»^antaflifc^e,  ja  mitunter  barode  inbifc^e  ©ötterle^re,  toie 
fie  no4  ^tute,  fo  gut  mie  bor  da^rtanfenben,  bie  9Ieligion  bed  SoOed 
audmac^t,  iß,  mim  man  ben  Sachen  auf  ben  ®runb  ge^t,  bo^  nur 
bie  nerbilblic^te,  b.  f^.  mit  9{ü(ffi^t  auf  bie  gaffungdfraft  bed  Solle« 
in  Silber  eingefleibete  unb  fo  perfoniftcirte  unb  m^tl/iflrte  Se^re  ber 
Upanifc^aben,  toeldie  nun  aud  i^r  jeber  $inbn,  nac^  SRaggabe  feiner 
itrüfte  unb  Silbung  (Krau«f^ttrt,  ober  fü^tt,  ober  a^bet,  ober  fie 
bttrc6f(^auenb  Kar  ba^inter  erbUA*  ^ngegen  mar  bie  VbfU^i  bei 
Qnbb^a  ©c^at^a  äRnni,  ben  Sem  auß  ber  Sd^ale  abjnlöfen,  bie  (o^e 
Se^  felbfi  oon  allem  SUber«  nnb  (Sittermefen  )u  befreien  nnb  i^ 
reinen  ®e^It  fogor  bem  Solfe  jngttnglii^  nnb  faglii^  gn  machen. 
Dit9  tfl  ^m  »nnberboS  gebwgen,  unb  ba^  tfi  feine  Xeligion  bte 
bortrefflu^e  unb  bnrd^  bie  grilgte  Hnja^  bon  ©Ittnbigeii  bertretese 
«if  (Erben.    ($.  II,  2410 


350  3iibec 

2)  S)te  inbifd^e  9Rl^ßtf,  bergli^en  mit  ber  mo^amme» 
banif^en  nnb  ber  äfxiftlidftn. 

dn  ber  SR^ßtl  ber  ^tnbu  tritt  Diel  fiärler,  att  in  ber  ber  @ufi, 
bad  aufgeben  aOe9  SBoHen^,  ate  loobnt^  aUein  bie  Befreiung  t»on 
ber  inbioibneOen  (S^fteng  nnb  i§ren  Seiben  möglich  xft,  ^erbor,  unb  in 
ber  ^riftlii^en  ^R^fKf  iß  biefe  @eite  gong  bor^errfc^enb,  fo  bag  jene^ 
pant§eifKf<^e  Semufitfein,  mtd^t^  aOer  äOf^^fhl  toefentli^  ifl^'l^icr  erß 
fecunbttr,  in  i$otge  be«  aufgebend  aOed  Sollend,  ate  Sereinigung 
mit  ©Ott  eintritt.  S)iefer  Serfc^ieben^it  ber  Huffaffung  entf))re^enb 
f^at  bie  mo^ammebanif^e  9Rt)f)if  einen  fe^r  ^itern  d^oralter,  bie 
^rifilid^e  einen  büflern  unb  fd^merjlid^en,  bie  ber  $inbu,  über  beiben 
fic^cnb,  l^ält  au(S)  in  biefcr  $)infic^t  bie  2Rittc.    (SB.  n,  701  fg.) 

3)  S)ie  inbifc^e  ©culptur,   Derg(i^en  mit   ber   grie« 
c^if^en. 

3)ie  grie^ifc^e  ©culptur  menbet  ftd^  on  bie  Snfc^auung,  barum  ifi 
fie  äfll^etifc^;  bie  ^inbofianifc^e  toenbet  fic^  an  ben  Segriff,  ba^er 
ifl  ftc  Mo«  ftimbolif^.     (ffi.  I,  282.) 

4)  !Z)ie  inbifc^e  ^§i(ofo))^ie  unb  SBeid^eit. 

ÜDte  Sertuonbtfc^aft  ber  inbif^en  $§i(ofop^ie  nnb.  SBeid^eit  mit 
ber  @^open^auerf4en  Se^re  ge^t  au9  ÜRe^rerem  ^crbor;  fte  }eigt 
ftc^  befonberd  in  ber  !?e^re  bom  un6ett)ugten  SBoüen  (Kfu),  in  ber 
UnflerMic^fettdle^re,  inbem  fie  gan}  confequent  jur  ^ortbauer  nad^ 
bem  £obe  ein  S)a(ein  bor  ber  @eburt  annimmt,  beffen  8erf(^u(bung 
objubügen  biefe«  Seben  ha  ifl,  unb  in  ber  meta)9^9flf^en  %(u«(egnng 
be«  et^ifc^en  Urp^önomen«,  be«  SRitleiben«  mit  aDem  Sebenben. 
(9?.  30  fg.   SB.  II,  556  fg.   (S.  274.   %  I,  137;  H,  237.) 

Die  ©anI^9Q'$§i(ofop^ie  ifl  intereffant  unb  bele^renb,  fofern  fie  bie 
^QUptbogmen  allev  inbifd^en  $f)Uofo))^ie,  koie  bie  Stot^toenbigfeit  ber 
Srlöfung  au«  einem  traurigen  ÜDafein,  bie  2:ran«migration  na^  iDtag« 
gäbe  ber  ^anblungen,  bie  (Srienntnig  al«  ©runbbebingung  jur  Sriöfung 
u.  bg(.  m.  un«  in  ber  S[u«fü^rlid()leit  unb  mit  bem  ^ol^en  Srnfl  Dor« 
fü^rt,  toomit  fic  in  Onbien,  feit  Oa^rtaufcnben,  betrautet  toerben. 
3njtt3if(^cn  fc^en  toir  biefe  ganje  ^^itofopljie  berborben  burd)  einen 
fatfd|cn  ©runbgebanfen.    {%  II,  429  fg.) 

(Ueber  2Raia,  9Retempft|(^ofe  unb  Seben  fie^e  biefe  SrtiteL) 

5)  3)a«  inbifc^e  jtaflentrefem 

S)er  Sra^mani«mu«  fle^t  bur^  fein  jfaflentoefen  hinter  bem  iBubb^oi«- 
mu«,  »el^er  leine  ftaflen  gelten  lägt,  jurüdC.    (äB.  I,  421.) 

!3)ag  bie  brei  obern  ifafien  bie  tt)iebergeborenen  feigen,  mag 
immerhin,  »ie  gen^ö^nlid^,  barau«  erftärt  »erben,  bag  bie  Onbeflitur 
mit  ber  ^eiligen  @d)nur,  neld^e  ben  OUnglingen  berfelben  bie  ai^iinbig* 
leit  bertei^t,  gleic^fam  eine  jtoeite  ©eburt  fei;  ber  ma^re  ©runb  aber 
ifl/  bog  man  nur  in  golge  bebeutenber  Serbienfle,  in  einem  bor^er« 
gegangenen  Seben,   }ur  ©eburt  in  jenen  jfaflen  gehngt,   folglich  in 


Snbtotbuation.    Snbbibualitftt  351 

folc^em  fc^on  aM  SRenf^  e^tflirt  |a6en  mug;  mä^renb  mx  in  ber 
imterfien  ^afie,  ober  gar  noc^  niebrtger,  geboten  n^trb,  \)Ox^tx  anif 
sedier  jetoefen  fein  fonn.    (?.  II,  430  fg.) 

(Ueber  bie  SJettoonbtfc^oft  |jcr  alten  Segiiptet  mit  ben  Onbern 
fle^e:   «eg^pter.) 

JnMoiliuation.    Jntiimliualität. 
I.  Snbiütbuation* 

1)  ^rincif)  ber  dnbtoibuatton. 

3ett  unb  9{aum  finb  ha9  ^rindp  ber  Onbiüibuatton.  3)enn 
3eit  unb  9{aum  allein  ftnb  te,  mtttelft  toAijtx  ha9  bem  Sßefen  unb 
Segriff  na^  ©(eid^e  unb  (Sine  hoä)  a(d  berf(f)ieben,  ald  $iel§eit  neben 
unb  nac^  einanber  erfc^eint.  (SB.  I,  134.)  SBorauf  berul^t  aOe 
SJicI^eit  unb  numerifc^e  Scrfc^icbcn^eit  ber  SBefcn?  —  Huf  ^anm 
unb  3cit;  bur^  biefe  allein  ifi  fte  möglich,  ba  ba6  $ie(e  ftd^  nur 
entmeber  ald  nebeneinanber,  ober  ald  nac^einanber  beulen  unb  DorfleQen 
lägt.  Sßeil  nun  ha9  gleichartige  Stete  bie  Onbi)?ibuen  ftnb;  fo  ftnb 
dtanm  unb  3^^^  i"  ^^^  $)inftc^t,  baß  fie  bie  Siel^eit  möglich  mad^tn, 
bad  principium  individuationis.  ((g.  267.  SB.  J,  152;  H,  550. 
^.  397  fg.) 

2)  ÜDie  im  principio  individuationis  befangene  (Sr« 
lenntnig  im  ©egenfa^  3U  ber  t9  burd^fc^auenben. 

S)er  (Srienntniß,  mie  fte,  beut  äßiHen  ju  feinem  2)ienfi  entfproffen, 
bem  OnbiDibuo  a(9  folc^em  mirb,  fleUt  fxi)  bie  SBelt  nic^t  fo  bar, 
n)ie  fie  bem  Sorfdfjer  fic^  enthüllt,  a\B  bie  Dbjcctität  bed  einen  unb 
alleinigen  SBiOend  jum  Seben;  f onbern  ben  ^lid  \>t9  ro^en  Onbioi* 
buumd  trübt,  koic  bie  Onber  fagen,  ber  Schleier  ber  fSflaia;  i^m  ;eigt 
fi(^,  fiatt  bed  3)inge9  an  fic^,  nur  bie  (Srfc^einung,  in  3^it  unb 
Kaum,  beut  principio  individuationis,  unb  in  ben  übrigen  ©cftaltungen 
bed  €a^e9  t)om  ©runbe,  unb  in  biefer  gorm  fetner  befc^ränlten  @r« 
fenntntg  fie^t  er  nii^t  bad  äBefen  ber  S)inge,  toelc^ed  (Sined  ifl, 
f onbern  beffen  @rf (Meinungen,  ate  gefonbert,  getrennt,  uujS^Ibar,  fe^r 
tocrf erleben,  ja  cntgegcngefe^t.  !2Der  im  principio  individuationis 
99efangene,  burd^  ben  @(^(eier  ber  SDtaia  ©ebtenbete  erfennt  nic^t  fein 
eigene^  993efen  in  bm  Slnbem  toieber  unb  fud^t  oft  burc^  bad  835fe, 
b.  ^.  burc^  Serurfac^ung  bed  fremben  9eiben9,  bem  Uebet,  bem  Seiben 
be«  eigenen  dnbimbuumd,  ju  entgegen.  (SB.  I,  416  fg.)  !Die  dn« 
btt)tbuation  erhält  ben  äBiUen  }um  Seben  über  fein  eigene^  SBefen  im 
drrt^um.  S)er  3!ob  ifl  eine  SBiberlegung  btefed  O^rrt^nm^  unb  §ebt 
i^n  auf.  Sm  ^ugenbltdfe  bed  ©terbend  n^erben  toir  inne,  bag  eine 
bloge  S^äuf^ung  unfer  Dafein  auf  unfere  ^erfon  bef^rfinft  ^attc. 
(SB.  n,  689.) 

!Z)ie  freiminige  ©erec^tigleit  ^at  t^ren  innerflen  Urfprung  in  einem 
getoiffen  ®rabe  ber  ^Durc^f^auung  beö  principii  individuationis; 
mä^renb    in   bi^fem   ber  Ungerechte   ganj   unb   gar   befangen   bleibt. 


352  SnbioibuQtton.    3nbioibttaIität 

3)iefe  ÜDur^fd^aumtg  fann  nic^t  nur  in  bem  ^ie)u  erforberlii^eni  Jon« 
bern  and)  in  ^ö^erem  ®rabe  ®tatt  ^ben,  mliitx  )ttm  }^of\üm 
SBo^tooOen  unb  SBo^It^un,  p  9Renf4enIte6e,  treibt,  mtfctni  ber 
(^oifl  unb  ber  So^^afte,  im  principio  individuationis  befangen, 
einen  mächtigen  Unterfc^teb  jmifc^en  fic^  unb  ben  anbem  dubiDtbuen 
machen,  fo  ertennt  ber  e$  3)ur(^fc^auenbe,  ber  Sble,  baß  ber  Unter- 
f^ieb  2»if(^en  il^m  unb  ben  Snbem  nur  einer  bergttnglic^en  tüufc^enben 
(Srfc^einung  angehört;  er  erlennt  unmittelbar  unb  o^ne  ©^tüfife  (alfo 
tntuitib),  baß  ha9  Slnftc^  feiner  eigenen  (Srf^einung  auc^  bad  ber 
fremben  x%  näm(tc^  jener  SBiUe  jum  Seben^  meld^er  ha9  Sßefen  jegGc^en 
3)inged  audmac^t  unb  in  SDem  lebt;  [a,  bag  biefed  ft^  fogar  auf  bie 
sediere  unb  bie  ganje  97atur  erfhedt;  ba^er  nirb  er  auc^  lein  S^ier 
quälen.    (SB.  I,  439  fg.;  U,  688.) 

,,S)ie  dnbtüibuation  ifl  real,  bad  principium  individuationis  ifl 
bie  £)rbnung  ber  üDinge  an  fid^"  ifl  bie  allem  Sgoidmud  unb  aOer 
SBod^eit,  fo  nie  ber  Serfennung  ber  einigen  ©eredftigfeit  ju  ®runbe 
Itegenbe  Srfenntnig.  „'S)k  dnbiüibnation  ifl  bloße  (Srfc^etnung 
(SJorfleHung)"  ifl  bie  Srienntuiß,  auf  ivetc^er  aOe  tfc^te  jtugenb,  fo 
n^ie  bad  begreifen  ber  endigen  ©ered^tigleit  beruht,  unb  meiere  auf  i^rem 
®if)fe(  aU  Ouietib  bed  Sitten^  »irfenb,  bie  9?efignation  herbeiführt,  ba« 
Sufgeben  ni(^t  hU9  bed  gebend,  fonbem  bed  gaui^en  SBiOcnd  ^um  Seben 
felbjf.    ((£.270  ff.  SB.  I,  416—419.  %U,  337.  SB.  I,  299.  365.) 

3)  JiDurc^brec^ung  bed  principii  individuationis  im 
animaltf<^en  äRagneti^mud  unb  in  ber  SRagie. 
(®.  IDtogie  unb  3Ragnetidmud.) 

4)  !Z)ad  ©raufen  beim  Orrenierben  am  principio  in- 
dividuationis. 

®o  fe^r  au^  \>a9  Sett)ußtfein  befangen  ifl  im  principio  indivi- 
duationis unb  in  f^olge  beffen  deber  eine  abfolute  ©(Reibung  jmifc^en 
feinem  @e(bfl  unb  ben  anbern  dnbioibuen  mac^t,  fo  lebt  boc^  in  ber 
tnnerflen  £iefe  eined  Oeben  bie  ganj  bunUe  X^nbusg,  bag  ilfin  bie 
Xnbern  fo  f remb  nid^t  fmb,  fonbern  er  einen  QvL\ammznf)caiQ  mit  i§nen 
(at,  Dor  loelc^em  bad  principium  individuationis  i^n  nic^t  f (Ruften 
fann.  Hn9  biefer  S^nbung  flammt  j[ene8  fo  unoertilgbare  nnb  aÖen 
SKenfc^en  (ja  oieOeic^t  felbfl  ben  Kügem  S^^ieren)  gemeinf ame  ©ran* 
f  en,  bad  fie  fiK^Iic^  ergreift,  menn  fte,  burdi  irgenb  einen  Qn\aU,  irre 
kperben  am  principio  individuationis,  inbem  ber  @a6  Dom  ®nmbe, 
in  irgenb  einer  feiner  ®eßaltungen,  eine  Üudna^me  ju  erleiben  fi^cint; 
j.  89.  toenu  e9  ft^etnt,  baß  irgenb  eine  Seränberung  o^ne  Urfac^e  oor 
fl(^  gienge,  ober  ein  ©eflorbener  »iebcr  ba  mSre,  ober  fonil  irgenboie 
bad  Sergangene  ober  baö  Bu^^^ftig^  gcgenmttrtig,  ober  ha9  %tmt  nate 
toäre.  Z)ad  ungeheure  (Sntfe^en  über  fo  ittoa9  grünbet  fldj  baraof, 
baß  fie  pUfelic^  irre  werben  an  ben  (Erlenntnißformen  ber  (Srfc^etnwigf 
meiere  aQein  i(|r  eigene^  dnbibibuum  bon  ber  übrigen  Seit  gefonbert 
^Iten.    (SB-  I,  417.   $.  340  fg.) 


SnbbtbuQtion.    SnMbibuarität  353 


n.  aniüittiialüät 


1)  S>ie  dnbtDtbualität  aU  im  3)tng  an  fi^  kourgetnbe 
(ETf<^etnttng. 

dnbit)tbuQ(itSt  gehört  ber  bioffen  (Srfc^etnung  an,  inbem  fie 
aU  Siel^ett  bed  ©(et^artigen  bur^  bte  gormen  ber  @rf(^einung,  3^^^ 
unb  «awm  bebtngt  ifl.  (ffi.  U,  370  fg.;  I,  324.  327.)  Die  SJicl^cit 
ber  dnbit>ibuen  t{l  burc^  3^^^  ^"^  ^anm,  ha9  Sntfie^n  unb  S3er« 
gefjen  berfelben  burc^  ^aufatitSt  allein  borfleübar,  in  »eichen  f^omten 
oOen  mir  nur  bie  berf^iebenen  ©eflaltungen  bed  @a^ed  üom  ®runbe 
erfennen^  ber  bad  le^te  $rinci))  aHer  @nbli(f)leit,  aller  dnbibibuation 
unb  bie  allgemeine  gorm  ber  SorfleQung,  roie  fte  in  bie  Srfenntnig 
bc«  Onbiüibuumö  aW  foI(^en  [düt,  i|!.  (SB.  I,  199.)  Da«  Onbiöi« 
buum  ald  folc^e«  iß  nic^t  frei;  benn  e«  ifl  ni^t  SSßiQe  aU  Ding  on 
ft^,  fonbem  f^on  Srfc^ einung  bed  SßiOcnd  unb  al9  fotc^e  fc^on 
beterminirt  unb  in  bie  gönn  ber  (Srfc^einung,  ben  <Baf^  bom  ©runbe, 
eingegangen.  (SQ3.  I,  135.)  Da«  Önbiuibunm,  bei  feinem  unberän- 
berlic^en  angeborenen  S^arafter,  in  allen  feinen  Seugerungen  burc^ 
ba«  ®efe^  ber  Q^aufatitcit  flreng  beflimmt,  ift  nur  bie  (Srfc^einung. 
Da«  biefer  jum  ®runbe  liegenbe  Ding  an  fic^,  a(«  auger  9{aum 
unb  ^tit  befinblic^,  frei  bon  aller  ©uccefflon  unb  93iel^eit  ber  Slcte, 
ifl  Sine«  unb  unberänberlic^.  (@.  175.)  Die  Onbibibualität  beruht 
jeboc^  ni(f)t  allein  auf  beut  principio  individuationis  unb  ifl  ba^er 
nic^t  burc^  unb  burc^  bloge  (Srfd) einung,  fonbem  tt)ur}ett  im 
Dinge  an  ft^.  SBie  tief  nun  aber  §ier  i^re  SBurjetn  ge^en,  gehört 
IVL  ben  tran«fcenbenten,  bie  i^ormen  unb  t^unctionen  unfer«  OnteUcct« 
überfleigenben  gragen.  {%  U,  243.  ^.  397  fg.)  e«  ließe  fic^ 
auf  bie  i^rage,  n)ie  tief  im  SBefen  an  fi(^  ber  2BeIt  bie  SBur^eln 
brr  3nbibibuatitöt  ge^en,  oQenfall«  noc^  antn^orten:  fte  ge^en  fo  tief, 
tote  bie  Sejia^ung  be«  SBiden«  ^um  J!eben;  too  bie  $3erneinung  ein* 
tritt,  ^ören  fie  auf;  benn  mit  ber  SSeja^ung  finb  fie  entfprnngen. 
(».  II,  734.) 

Die  Onbibibualität  in^ärirt  jmar  gunäc^fl  nur  bem  dnteüect,  ber, 
bie  Crfc^einung  aifpiegetnb,  ber  (Erfdjeinung  angetjört,  nielc^e  ba« 
prindpiam  individuationis  }nr  t^orm  l^at.  %[ber  fie  in^ürirt  aud^ 
bem  S^iOen,  fofern  ber  ^^arafter  inbibibuell  ifl;  biefer  fe(6fl  jeboc^ 
mirb  in  ber  Verneinung  be«  äBillen«  aufgehoben.  Die  Onbibibualität 
in^ärirt  alfo  bem  SBiUen  nur  in  feiner  93eia^ung,  nic^t  aber  in 
feiner  33erneinung.  Seja^ung  bc«  SBiKen«  jum  iPeben,  Srf^einung«« 
»e(t,  Diberfität  aller  SOSefen,  3nbibibualitat,  egoiömn«,  ^og,  So«* 
^it  entfpringen  au«  einer  SBurjel;  unb  ebenfo  anbercrfeit«  S93ett 
be«  Dinge«  an  fld),  3*entitat  aller  SBefcn,  ©ere^tigfeit,  SWenfc^en- 
Hebe,  Semeinung  be«  SBiUen«  jum  Seben.     (SJ.  II,  698.) 


352  Snbiotbuatton.    Snbikitbttalttät 

2)tefe  ÜDurc^f^umtg  hm  ntci^t  nur  itt  bem  ^ie)u  erforbcrlic^en,  foH« 
bem  Qud^  in  ^l^^erem  ®rabe  ®tatt  fyiim,  w^Ic^er  ivaa  )>of{ti»eR 
SBo^tooOen  unb  SBo^It^un,  }ux  SDtenfc^nliebe,  treibt  SBft^renb  ber 
(^oifl  unb  ber  So^^fte,  im  principio  individuationis  befangen, 
einen  mächtigen  Unterfc^ieb  )tDif4en  Ifld^  unb  ben  anbern  dttbioibuen 
ma^en,  fo  erlennt  ber  ed  3)ur(^f(f)auenbe,  ber  Sble,  bag  ber  Unter« 
fc^ieb  }tt)if(^en  i§m  unb  ben  9(nbem  nur  einer  bergängüc^en  täuf^enben 
(Srfd^einung  ange(|ört;  er  erlennt  unmittelbar  unb  o^ne  @4(U{|e  (alfo 
intuitiv) ^  baß  ba^  Slnfic^  feiner  eigenen  Srf Meinung  aud^  ba^  ber 
fremben  ift,  nämltc^  jener  SBiQe  jum  Seben^  toeld^er  baS  äßefen  iegüc^en 
2)mged  au^mac^t  unb  in  SlHem  lebt;  ja,  ba§  biefed  fic^  fogar  auf  bie 
sediere  unb  bie  ganje  97atur  erfhedt;  ba^er  niirb  er  auc^  fein  SEl^ier 
quMen,    (©•  I,  439  fg.;  II,  688.) 

„S)ie  dnbiüibuation  ift  real,  bad  principium  individuationis  ifl 
bie  £)rbnung  ber  3)inge  an  fi(^''  ifl  bie  allem  Sgoidmu^  unb  aOer 
IBod^cit,  fo  toiz  ber  Serfennung  ber  ekoigen  ©eredfttgfeit  }u  ®runbe 
(iegenbe  @r!enntnig.  „'S>it  dnbiDtbuation  ifl  bloge  (Srf Meinung 
(SorfleHung)"  ifl  bie  (Srlenutniß,  auf  toetc^er  aOe  tf^te  jtugenb,  fo 
nie  baö  begreifen  ber  etoigen  ©ere^tigfeit  beruht,  unb  metc^e  auf  i^rem 
®ipfel  al^  Ouietib  be^  SiQend  toirfenb,  bie  9?eflgnation  herbeiführt,  ba9 
Hufgeben  nic^t  b(od  be6  gebend,  fonbem  bed  gaui^en  äBtQcnd  jum  Seben 
feftjl.    ((£.  270  ff.  SB.  I,  416— 419,  %  U,  337,  SB.  I,  299.  355.) 

3)  SDurd^Srec^ung  beö  principii  individuationis  im 
anima(if<^en  äRagnetidmud  unb  in  ber  SRogie. 
(®.  IDtagie  unb  9Ragneti«mu9.) 

4)  üDad  ©raufen  beim  Orren^erben  am  principio  in- 
dividuationis. 

®o  fe^r  ou^  ba6  Sekvugtfein  befangen  ifl  im  principio  indivi- 
duationis unb  in  f^olge  beffen  deber  eine  abfolute  (Sc^eibung  jmifc^ 
feinem  @elbfl  unb  ben  anbern  dnbiuibuen  maift,  fo  lebt  boc^  in  ber 
innerflen  £iefe  eined  Oeben  bie  ganj  bunUe  X^nbusg^  baß  i^m  bie 
Xnbern  fo  fremb  nid^t  flnb,  fonbern  er  einen  3uftt>u<>i^ii^Qn8  ^^^  ^^^^^ 
(at,  Dor  »elftem  bo^  principium  individuationis  i^n  nic^t  fc^ttfeen 
lann.  Sud  biefer  S^nbung  flammt  jened  fo  unoertilgbare  unb  aQcn 
SDlenfd^en  (jia  oieOeic^t  felbß  ben  Kügem  Spieren)  gemeinfame  ©rau* 
f  en,  bad  fie  fiK^Iic^  ergreift,  menn  fie,  burc^  irgenb  einen  S^^atl,  irrt 
koerben  am  principio  individuationis,  inbem  ber  @a6  bom  ©runbe, 
in  irgenb  einer  feiner  ©eftattungen,  eine  Sudna^me  ju  erleiben  f c^eint ; 
j.  fd.  »emt  t9  f(^eint,  bag  irgenb  eine  Seränberung  o^ne  Urfa<^e  oor 
{lc§  gienge,  ober  ein  ©eflorbener  »ieber  bo  ttttre,  ober  fonil  irgenbtt^ie 
bad  Vergangene  ober  bad  3ulünftige  gcgenmttrtig,  ober  bad  $eme  no^ 
koäre.  Z)ad  ungeheure  Sntfe^en  über  fo  tttoa^  grünbet  ß(^  barouf, 
bag  fte  ))I06li(4  irre  kuerben  an  ben  Srlenntnigformen  ber  (Srfc^eimtng, 
meiere  aUein  xfyc  eigene^  dnbibibuum  bon  ber  übrigen  SEBeU  gefonbert 
galten.    (SB.  I,  417.   $.  340  fg.) 


3tibt)ifbuQtton*    3nbioibuarttät  353 


1)  S>te  dnbtt)tbtialttät  a(^  im  3)ing  an  fi^  tDurgetnbe 
(Srf^einung* 

Onbit)ibua(ttät  gehört  ber  bioffen  Srfc^einu.ng  an,  tnbem  fie 
al^  SStel^ett  bed  ©lei^artigen  burc^  bie  So^t^t^n  ^^^  Srfc^emung,  3^'^ 
unb  SRautti  bebingt  tfl.  (SB.  U,  370  fg.;  1,  324.  327.)  ÜDic  »icl^cit 
bcr  Onbtoibucn  iji  bur^  3^'*  wnb  ^oum,  ba«  Entfielen  unb  SJcr« 
gelten  berfelben  burd^  Saufalität  aUetu  borfleübar,  in  meieren  f^ormcn 
aDen  n^ir  nur  bie  Derfc^iebenen  ©efiattungen  M  @a$ed  Dom  ©runbe 
erfennen,  bcr  bad  (e^te  ^rinci))  aOer  (Snblic^feit,  aQer  dnbiDibuation 
unb  bie  allgemeine  $orm  ber  ^orfteQung,  roie  fle  in  bie  @r!enntnig 
bcö  SnbiDibuumö  at«  fold^en  fättt,  i|!.  (SB.  I,  199.)  3)oö  3nbiui« 
buum  al9  folc^ed  i{l  nic^t  frei;  benn  ed  ifi  nic^t  SBiUe  al9  S)iug  an 
fid^,  fonbern  fd^on  @rfc^ einung  be@  Sßidend  unb  ate  fot(f)e  f(f)on 
beterminirt  unb  in  bie  ^orm  ber  ^fd^einung,  ben  @a|^  Dom  ©runbe, 
eingegangen.  (Sß.  I,  135.)  3)ad  OnbiDibunm,  bei  feinem  unDerän« 
berlic^en  angeborenen  S^^arafter,  in  aQen  feinen  3(eugerungen  burc^ 
bad  ®efe^  ber  SaufaUtät  ftreng  beflimmt,  ifl  nur  bie  (Srf(|einung. 
ÜDad  btefer  jum  ®runbe  liegenbe  !Z)ing  an  fic^,  atö  auger  Staunt 
unb  3rit  bcfinblic^,  frei  Don  afler  ©ucccffion  imb  Sicfljeit  ber  ?lcte, 
ip  Eine«  unb  unDerönbertid^.  (E.  175.)  Die  OnbiDibuatitöt  beruht 
jeboc^  nic^t  allein  auf  bem  principio  individuationis  unb  ifl  ba^er 
nic^t  burc^  unb  burd)  bloge  (Srfd) einung,  fonbern  murgelt  im 
S)inge  an  fi^.  Sßie  tief  nun  aber  ^ier  i()re  2Burje(n  ge^en,  gehört 
ju  ben  tran^fcenbenten,  bie  gormen  unb  Functionen  unfer«  -antcHect« 
überflcigenben  gragen.  {%  U,  243.  $.  397  fg.)  6«  ließe  fic^ 
auf  bie  Frage,  mie  tief  im  Sßefen  an  flc^  ber  SBelt  bie  SBur^eln 
ber  dnbiDibualität  ge^en,  aOenfall^  noc^  antn^ortcn:  fie  ge^en  fo  tief, 
tote  bie  Seja^ung  bed  SBiden^  }nm  Seben;  n)0  bie  Verneinung  ein« 
tritt,  ^ören  pe  auf;  benn  mit  ber  Seja^ung  pnb  fle  entfprungen, 
(SB.  II,  734.) 

®ic  OnbiDibuatität  in^ärirt  jujar  gunäc^ft  nur  bem  QntcHect,  ber, 
bie  (Srfc^einung  abf^iegelnb,  ber  (Erfdjeinung  angeljört,  ivelc^e  bad 
prindpiom  individuationis  jur  go^tit  ^^t.  fltber  fie  in^örirt  a\x^ 
bem  SBillen,  fofern  ber  S^arafter  inbiDibueH  ifl;  biefer  felbfl  jebod^ 
mirb  in  ber  Verneinung  bc«  Siflenö  aufgehoben.  Die  OnbiDibualität 
in^ärirt  alfo  bem  aBifien  nur  in  feiner  SBeia^ung,  nid^t  aber  in 
feiner  SSerneinung.  Ceja^ung  beö  SBiDenö  jum  ?eben,  Srfd^einung«« 
»elt,  S)iDerfität  afler  SBefen,  OnbiDibualität,  ggoiömu«,  ^aß,  Soö* 
^cit  entfi)ringen  an9  einer  SBurjel;  unb  ebenfo  anbercrfeit«  SQBelt 
be«  3)inge«  an  {l(^,  3*cntität  afler  2Befcn,  ©erec^tigleit,  SRcnfc^en« 
liebe,  Semeinung  M  SBiflen«  jum  geben.    (355.  II,  698.) 


354  dabbibnaüom    SnbibibBatHftt 

2)  Die  Onbiöibualitat  auf  ben  öerfc^Ubenctt  ©tufen 
ber  yiainx. 

auf  bcn  obcnt  ©tufcn  ber  Dbicctität  beö  SBiOcn«  fe^en  »ir  bie 
dnbtbibualität  bebeutenb  J^erDortreten,  befonber^  beim  9Renf(^en,  ott 
bic  große  SSerfc^icben^cit  tnbitibueHcr  S^aroftcre,  b.  ^.  ote  bollpänbige 
^erfönlt^fett,  fc^on  äugertt^  audgebrüdt  bur^  Pari  gejetc^nete  in« 
biöibucilc  $§9pögnomie,  toctc^c  bie  gcfammte  S^orporifotion  tnitbcgreift. 
!Z)iefe  dnbibibualität  ^at  bei  SBeitem  in  folgern  ®rabe  tetn  ^ltx] 
fonbern  nur  bie  obern  Siliere  ^aben  einen  9lnfhi<^  hat>ott,  über  ben 
ithoäf  ber  ©Qttung^c^arafter  noc^  ganj  unb  gar  t)orl^errfd^t.  Sät« 
renb  nun  alfo  j[eber  9Renfc^  aü  eine  befonberd  beftimmte  unb  (^orol' 
teriflrte  Srf Meinung  be«  SBiUen«,  fogar  gctoiff ermaßen  ate  eine  eigene 
3bce  anjufe^en  ip,  bei  ben  liieren  aber  biefer  3nbiüibttaI(^orafter 
im  ©anjen  fe^It  unb  feine  ®))ur  immer  me^r  Derfd^minbet,  je  loeiter 
fte  \)om  9D?enf(^en  abpe^en,  bie  ^Panjen  enblic^  gar  tcine  anbem 
Sigent^ttmßc^Ieiten  be^  Onbitibuumd  me^r  ^aben,  ate  fol^e,  bie  fit^ 
au9  äußern  günpigen  ober  ungünpigen  Sinpitpen  bed  93obend^  bed 
Atima^  unb  anbem  3ufA'^i9f<^iten  DoOtommen  erKttren  la^en;  fo  ber« 
fd^minbet  enblid^  im  unorganifc^en  Steic^e  ber  9?atur  gän)li(^  oDt 
dnbibibualitSt  93(od  ber  ^^paK  ip  no4  geuji^ermaßen  al9  {htbim- 
buum  anjufel^en.  3)ie  OnbiDibuen  berfelben  ©attung  Don  ftr^Pallen 
lönnen  aber  feinen  anbern  Unterfc^ieb  ^aben,  ate  ben  äußere  SufäUig^ 
leiten  herbeiführen.  3)ad  dnbibibuum  aber  ate  fol^ed,  b.  ^.  mit 
®))uren  eines  inbibibueüen  (I^araTterd,  Pnbet  pc^  burc^auS  nxifi  me^t 
in  ber  unorganifc^en  Statur.  fUIe  i^re  @rfc^einungen  Pub  Seußerungen 
allgemeiner  9?aturträfte^  b.  f).  folc^er  ©tufen  ber  £)b|ectit)ation  M 
SBiOend,  mel(f)e  pc^  bnrc^aud  nic^t  (toit  in  ber  organifc^en  Statur) 
burd^  bie  Sermittelung  ber  SSerfd^ieben^eit  ber  dnbibibualitäten^  bie 
ha9  ©anje  ber  dbee  t^eilkoeife  audf))red^en,  obj[ectibiren;  fonbern  pc^ 
allein  in  ber  ©pecied  unb  biefe  in  |eber  einjelnen  Srfd^einung  gan} 
unb  o^ne  aDe  «btoeic^ung  barfletlcn.    (SB.  I,  165--157.) 

dnner^atb  ber  menfc^Iic^en  ©attung  ip  bie  OnbiDibualität  am 
Pärfpen  au%t^rägt  bei  ben  ©enie'S;  benn  i^re  JDriginalität  iP  fo 
groß,  baß  nid^t  nur  i^re  Serfc^ieben^eit  Don  ben  übrigen  SOtenfc^en 
augenfällig  loirb,  fonbern  aud^  jmif^en  aßen  jie  ba  gemefenen  ©enicd 
felbp  ein  gän}U(^er  Unterf^ieb  beS  S^arafterS  unb  ©eiped  ©tatt 
Pnbet,  berm5ge  bePen  jebed  berfelben  an  feinen  Serfen  ber  Sße(t  ein 
©efc^enT  bargebrad^t  ^at,  meld^ed  Pe  außerbem  Don  gar  feinem  Xnbem 
in  ber  gefammten  ©attung  iemate  ^ätte  erhalten  fönncn.  ÜDarum 
eben  ip  arioPo'd  natura  lo  fece,  e  poi  ruppe  lo  stampo  ein  fo 
überau«  treffenbeö  ©Iei(^niß.    ($.  n,  89.) 

3u  betounbem  ip  t9,  xoit  bie  dnbibibualität  jebe«  SKenff^cn 
(b.  f).  biefer  bepimmte  S^arafter  mit  biefem  bepimmten  dnteHect) 
gteid^  einem  einbringenben  Särbepoff,  aDe  ^anblungen  unb  ©ebonlüt 
beffelben,    h\9   auf   bie   unbebeutenbpen  ^erab,    genau   bepimmt;   in 


Snbünbuation.    Snbibibualitilt  365 

Solge  ftoDon  ber  ganje  SebenAauf,  b.  ff.  bie  Sugere  unb  ttmete  ®e« 
fi^i^te,  ht9  (Sinen  fo  gninbDetf Rieben  Don  ber  htß  Snbem  ottdfäDt 
($.  n,  246.) 

3)  3)te   @))ra<i§e  ber  97atur  in  9e}ug   auf    bie  dn« 
btoibuen. 

!Z)ie  t$orm  ber  (Srfc^einung  bed  SBiOen^  jum  Seben  tfi  3^tt,  9tanm 
nnb  Saufalität,  mtttelj}  biefer  aber  bie  dnbioibuatton,  bie  e9  mit  fic^ 
bringt,  ha^  ha9  dnbioibuum  entfielen  unb  oerge^en  mug,  naö  aber 
ben  SBiDen  jum  Seben,  t)on  beffen  (Srfc^einung  baö  dnbiDibuum 
gteic^fant  nur  ein  einjelneö  @^nt))(ar  ober  @pecimcn  ifl,  fo  loenig 
anficht,  a(d  baö  ©anje  ber  97atur  gelränit  n)irb  burd^  ben  Stob  eined 
3nbit)ibuumd.  2)enn  ni^t  biefe^,  fonbent  bie  ®attung  allein  ifl 
e^,  n)oran  ber  97atur  gelegen  i^,  unb  auf  bereu  Sr^altung  fie  mit 
allem  (Smf}  bringt,  inbem  fte  fttr  biefelbe  fo  Derf(^n)enberif(l^  forgt, 
bur^  bie  ungeheure  Ueberja^I  ber  Jteime  unb  bie  groge  9Ra(^t  bed 
Sefntd^tung^triebed.  hingegen  ^at  ha9  dnbioibuum  für  fie  leinen 
SSert^  unb  lann  i^n  ni^t  ^aben,  ba  unenblic^e  ^tit,  unenblid^er 
iianm  unb  in  biefen  unenblic^e  Qa^l  möglicher  dnbiDibuen  i^r  ditii) 
{Inb;  ba^er  fte  ßetd  bereit  i^,  ha9  dnbioibuum  faDen  gu  laffen. 
©anj  mit)  fpri^t  ^ieburf^  bie  9}atur  felbf}  bie  groge  9Ba^r^eit  aud, 
bag  nur  bie  dbeen,  nic^t  bie  dnbi))ibuen  eigentlich  9tea(ität  ^aben, 
b.  ^.  t)oaiommene  Obiectitöt  be«  SBiOend  finb.  (9B.  I,  325;  II, 
401  fg.  —  Sergl.  über  bad  $er§aitnig  ber  dnbiDibuen  }ur  dbee  unb 
jur  Gattung  bie  beiben  9rtilel  dbee  unb  Gattung.) 

!Die  iRatur  h)iberf))ri(^t  ftc^  gerabeju,  ie  nac^bem  fie  Dom  Sin« 
feinen  ober  oom  Sllgemeinen  aud,  Don  dunen  ober  Don  %ugen, 
Dom  Zentrum  ober  Don  ber  "ißerip^erie  aud  rebet.  d^r  Zentrum 
nSmlic^  ^at  fte  in  iebem  OnbiDibuo;  benn  jebe^  ifl  ber  ganje  SiOe 
}um  Sebem  SDa^er,  fei  ba^elbe  auc^  nur  ein  dnfect,  ober  ein  SEBurm, 
bie  Statur  felb{l  alfo  an9  i^m  rebet:  „Säf  allein  bin  HUt9  in  9IIem, 
an  meiner  Sr^altung  ifl  StQed  gelegen,  bad  Uebrige  mag  ju  ©runbe 
ge^en,  t9  ifi  eigentlich  ni^t^.''  ^iugegen  Dom  allgemeinen  @tanb« 
punft  au9,  alfo  Don  äugen,  Don  ber  ^erip^erie  a\x9,  rebet  bie  9Iatur 
fo:  „Saö  dnbiDibuum  ifl  nic^td  unb  n)eniger  atd  nic^t^.  ÜRiOionen 
dnbiDibuen  jerfti^re  id)  tagtägli^,  SRilltoneu  neuer  OnbiDibuen  fc^affe 
idj  jieben  Za^,  o^ne  aQe  Serminberung  meiner  ^erDorbringenben  ^aft. 
2)ad  dnbiDibuum  \\t  nichts/'  S)icfer  offenbare  SBiberfprud^  lägt  fld^ 
fo  erläutern:  debed  dnbiDibuum,  inbem  z9  nac^  3nnen  bUctt,  erlennt 
in  feinem  SBefen,  tot\d)t9  fein  SßiDe  ift,  bad  !Cing  an  fic^,  ba^er  bad 
überafl  aDein  9tea(e.  S)emna(i^  erfagt  ed  fld^  al9  ben  Jfem  unb 
9RitteIpun(t  ber  Seit  unb  fmbet  fic^  unenblic^  toi^tig.  mit  t9 
^gegen  nad^  Vugen;  fo  iß  q9  auf  bem  ©ebiete  ber  SorfleSung,  ber 
blogen  (Srfd^einung,  n)o  ed  {ic^  fie^t  ald  ein  OnbiDibuum  unter  unenb* 
U(^  Dielen  dnbioibuen,  fonad^  ate  ein  l^'öij^  Unbebeutenbt^,  ia  gttnjlic^ 
$erf f^minbenbe^.   t^olglid^  ifi  iebe^,  auc^  bad  mtbebeutenbfie  dnbiDibuum, 

23* 


356  Snbbibuaüon.    Snbi&ibualitat 

jlebed  Säf,  oon  dnncn  gefe^en,  SQcd  in  Man;  Uon  Sugen  gefe^eu 
hingegen,  tfl  ed  ntc^td,  ober  bod^  fo  t)iet  n)ie  ntd^t^.  $ierauf  beru^ 
ber  gYoge  Untcrfc^ieb  jiuifc^en  3)em,  ma^  not^menbig  dcber  in  feinen 
eigenen  %ugen,  unb  2)emi.  toa9  er  in  ben  ^ugen  aOer  Xnbem  \% 
mitlitt  ber  (ggoiömu«,  ben  3eber  3ebem  Dormirft.  (SB.  11^  687  fg. 
$.  n,  236.  SSergL  aut^  unter  Settjußtfein:  S)u})ücität  be«  8e- 
ttjugtfeind.) 

4)  B^^f^ftu^O  ^^^  3nbit)ibnum9  burd^  ben  !£ob. 
deber   fyit   einen    uäterli^en    unb   einen   mütterlichen  Seflonbt^eil 

(tiergl.  SSererbung);  unb  loie  biefc  burc^  bie  Beugung  t^ereint  tt^erben, 
fo  merben  fle  bur^  ben  Sob  jerfe^t,  meldjer  alfo  bad  Snbe  M 
dnbi))ibuunid  ifi.  S)iefed  dnbiutbuum  ifl  t9,  beffen  Sob  toir  fo  fe^r 
betrauern,  im  ®efü^I,  bog  t9  niirHid^  Verloren  ge^e,  ba  e^  eine  Möge 
Serbinbung  mar,  bie  unmieberbring(id)  aufhört  @d  finbet  ober  anij 
eine  ^alingenefie  ftatt,  inbem  ber  SBille  be^arrt  unb,  bie  ©efloft 
eined  neuen  SBefend  anne^menb,  einen  neuen  dnte&ect  erhält*  2)ad 
dnbibibuum  }erfe$t  flc^  alfo  mie  ein  STeutratfatj,  beffen  Safif  fobaun 
mit  einer  anbern  @tture  fid^  ju  einem  neuen  ©alj  berbinbet. '  (%  n, 
293  fg.   SB.  U,  574  fg.) 

2)ie  flarre  Unoeränberlid^feit  unb  mefentlic^e  Sefd^rttnTung  jeber 
dnbiuibualität,  ald  folc^er,  mü^U,  (ei  einer  enblofen  gortbauer  ber« 
felben,  enblid},  burc^  i^re  SRonotonie,  einen  fo  grogen  Ueberbrug 
erzeugen,  ha^  man,  um  i^rer  nur  entlebigt  gu  fein,  lieber  )u  9li<^td 
mürbe.  Unflerblic^Ieit  ber  dnbiDibualitttt  uerlaugeu,  ^eißt  eigentli^ 
einen  drrt^um  ind  Unenbtic^e  perpetuiren  moOen.  Denn  im  @runbe 
i{}  boc^  iebe  dnbiDibualität  nur  ein  fpecieOer  Orrt^um,  ge^Itritt,  eM 
bad  beffer  nic^t  märe,  ja  mo))on  und  jurüdjubringen  ber  eigenttic^e 
Smcrf  be«  ?eben«  ift.  (SB.  11,  661.)  SDie  Onbiöibualität  i|l  feine 
SoHfommen^eit,  fonbern  eine  Sefc^rttnlung;  ba^er  iß,  fte  lod  jn 
»erben,  fein  SJerlup,  üielme^r  ©eminn.  {%  II,  299.)  SBenn  man 
flirbt,  foOte  man  feine  3nbit)ibualitttt  abmerfen,  mie  ein  alted  ftfeib, 
unb  fic^  freuen  über  bie  neue  unb  beffere,  bie  man  j[e^t,  nad^  erhaltener 
Sele^rung,  bagegen  annehmen  mirb.    ($.  n,  301.) 

SBenn  mix  unfer  eigene^  SBefen  bur^  unb  burc^,  bid  in«  dnnerfte, 
ganj  erlannt  Ratten,  mürben  mir  te  (äc^erlic^  finben,  bie  Unbergäng' 
lic^Ieit  bed  dnbi))ibuumd  ju  Derlangen;  meil  bie^  ^iege,  jened  Skfen 
felbfl  gegen  eine  einjelne  feiner  ja^lfofen  Äeußeningen  —  gutgurotionen 
aufgeben.    {%  U,  301.) 

S)em  inbiDibueOen  S)afein  liegt  ein  ganj  anbered,  beffen  Seugerung 
eö  ifl,  unter.  a)icfe8  fennt  feine  ßtit,  alfo  au^c^  meber  gortbauer, 
no(^  Untergang.    {%  II,  301.) 

5)  ^f^d^ologifc^e  Semerfung  über  ben  ©d^merj  beim 
2:obe  eined  befreunbeten  Onbibibuum«. 

Der  tiefe  <Bdfmtti,  beim  STobe  iebed  befreunbeten  SBefend,  entfielt 
an«  bcm  @efü^(e,  bog  in  [tUm  dnbioibuo  etma«  Unaxa^pttäfiidtt», 


Siibiicttott    —    Sttinrie  357 

üfm  aOeut  CSgene«  mtb  ba^er  buri^au^  nnioteberbringlid^ed  liegt. 
Omne  individuum  ineffabüe.  !Die9  gilt  felbß  Dom  t^terifd^en  On« 
btotbno,  too  e«  am  lebhafteren  3)er  empftnben  lutrb,  toeld^er  jufälltg 
ein  geliebte«  2:^ier  tbbttid^  berieft  liai  unb  nun  feinen  (Sd^eibeblicf 
empfängt,  »eld^c«  einen  ^erjjerreigenben  ©c^merj  Derurf ad^t.  i%U,  621.) 

6}  ^f^c^ologiff^e  Semerlung  über  bie  Urfac^en  irri^ 
ger  Senrt^eilung  frember  dnbioibuen. 

!Da§  mir  und  fo  oft  in  Xnbern  irren  ifi  nic^t  immer  gerabeju 
©c^ulb  unferer  Urt^eitefraft,  fonbern  entfpringt  meißend  boraud,  bag 
unfer  OnteOect  Dom  SßiOen  unb  ben  Slffecteu  beeinflugt  ift,  inbem  toix 
nMüäi,  o^ne  t9  ju  miffen,  gleic^  Snfang«  burc^  ftleinigleiten  für, 
ober  gegen  fie  eingenommen  finb.  ©e^r  oft  Hegt  ed  au(^  baran,  bag 
mir  Don  ben  an  i^nen  ma^rgenommeiieu  Sigenfc^afteu  no^  auf  anbere 
fc^fiegen,  bie  &)ir  für  unjertrennlic^  Don  jenen,  ober  aber  für  mit  i^nen 
unDereinbar  galten,  }.  9.  Don  wahrgenommener  g^eigebigleit  auf  ®e« 
rec^tigleit,  Don  S^ömmigfeit  auf  @§r(t(^{eit  u.  f.  h?.,  meiere«  Dielen 
Orrt^ümem  bie  St^üre  öffnet,  in  f^olge  t^eite  ber  ©eltfamfeit  ber 
menfc^fid^en  (S^araltere,  t^eitö  ber  StufcitigTeit  unferö  @tanbpunlte9. 
3mar  ifl  ber  S^aralter  burd^toeg  confequent  unb  jufammen^ängenb, 
ober  bie  SEBurjel  feiner  fSmmtltc^en  (Sigeufc^aften  liegt  ju  tief,  ate  ha^ 
man  an9  Dereinjelten  S)ati9  bcßimmen.fönnte,  meldte,  im  gegebenen 
^aO,  jufammen  befielen  lönnen  unb  meldte  nic^t.    (^.  U,  622  fg.) 

3iillittti0tt)  f*  Spagoge  unb  9Ret^obe. 

Snfttiontat. 

@eiflige  UeBerlegenl^eit  ju  jeigen  i{}  lein  9Ritte(  ftc^  in  ©efeDfc^aft 
beliebt  ju  mad^en,  erregt  Dielme^r  $ag  unb  ®roII*  2)enn  merft  unb 
empfinbet  (Einer  groge  geiflige  Ueberlegen^eit  an  2)eui,  mit  melc^em  er 
rebct,  fo  ma^t  er  im  ©tillen  ben  @d^Iu6,  bag  in  gleichem  2Rage 
ber  Snbere  feine  Inferiorität  merfe.  3)iefed  (Snt^^mem  erregt 
feinen  ^ag.  hingegen  gereicht  in  ©efeüfc^aft  geiflige  Onferiorität  }ur 
magren  (Empfehlung.  !Z)enn  mad  für  ben  Seib  bie  2Bärme,  ba«  ifl 
für  ben  ®eifl  bad  mo^It^uenbe  @efü^l  ber  Ueberlegen^ett;  ba^er  3eber 
inflinctmägig  fic^  3)cm  nähert,  ber  ed  i^m  Der^eigt,  b.  |^.  bem  ent« 
fi^ieben  tiefer  @tel^enben  an  (Eigenfc^aften  bed  ©ei^ed,  bet  üRännern, 
an  @(^ön^eit,  bei  SEBeibern.  jDemgufoIge  finb  unter  3Rännern  bie 
bummen  unb  unmiffenben,  unter  Seibern  bie  ^ttglic^en  allgemein  beliebt 
unb  gefuj^t    ($.  I,  489—491.) 

Jniurit. 

1)  (r§ara!ter  ber  3njurie. 

!2)ie  dniuric,  bad  bloge  ©d^impfen,  if}  eine  fummarifd^e  Serläum« 
bung,  o^ne  Vngab»  ber  @rünbe.  3)ur(^  biefelbe  legt  !X)er,  ber  ftc^ 
i^er  bebtent,  an  ben  Zag,  bag  er  nid^t«  SSirfiid^e«  unb  SBal^re«  gegen 
ben  Vnbem  Dorjubringen  l^at;   ba  er  fonfl  ÜDiefc«  a\9  bie  ^rämiffen 


58  Snqnifltion    —    Snfecten 

geben  unb  bte  Sonclufton  getrofl  htm  $0rer  üterlaffen  toürbe.  @tatt 
beffen  gtebt  er  bte  (Sonclufion  unb  bleibt  bte  ^rämtffen  f^ulbtg;  aOein 
er  Derlägt  ft^  auf  bte  ^räfumtton,  bag  bted  nur  beliebter  Sürje  l^alber 
flefd^c^e.    (^.  I,  384.) 

2)  Smpftnbltc^fett     be«     ritterlichen     6^ren})rinct))d 
gegen  Onlurten. 

(©.  unter  (Sfjxt:  gine  Sfterart  bcr  (S§re,  unb  unter  ©rob^cit: 
S)ie  rüterlid^e  (Smpftnblic^teit  gegen  ©rob^eit.) 

Jftu|uifUi0n,  f.  i^anatt^mud. 

SnftcttTX. 

1)  SKetamorp^ofe  ber  Onfccten. 

®ie  SBot^ttjenbigfeit  ber  SKetontorp^ofe  bcr  Onfecten  läßt  pt^ 
folgenbermaßen  crttärcn.  S)ie  ntctap^^fifd^e  Äraft,  »eld^e  ber  &' 
f (Meinung  eine«  folc^en  SE^ierc^en«  ju  ©runbe  liegt,  i(l  fo  gering,  bag 
jle  bie  öerfc^iebenen  Functionen  be«  t^ierifd^en  ?cben«  nic^t  gtcid^s^^ig 
öoajie^en  fann;  bo§cr  muß  fle  biefclBcn  üert^eilen,  nm  fucccfftö  ju 
leijien,  toaö  bei  ben  ^ö^er  flc^enben  Spieren  glcid^^eitig  üor  fi(^  ge^t. 
©emnac^  t^cilt  fle  ba«  Snfectenleben  in  jttjci  ©älften:  in  ber  erjlen, 
beut  ?Qrt)cnjuflanbe,  PcKt  fle  flc^  au^fd^Iicglid^  bar  aU  »cprobuction«* 
Iraft,  emä^rung,  ?5IajKcität.  On  bcr  jttjeitcn  $älfte  (lem  bie  an  fi(§ 
metap^^fift^e  Sebenöfroft  fic^  bor  ate  ^unbcrtfa(|  bcrnte^rtc  Irritabili- 
tät, —  im  uncrmüblic^cn  gluge,  —  ate  ^o^gefieigerte  (Senflbilität,  — 
in  üoDfomniencn,  oft  ganj  neuen  ©innen,  —  ^auptfäd^lic^  ober  ol« 
©enitalfunction.  S)iefe  gänjli^e  Seränberung  unb  ©onberung  bcr 
?eben«functioncn  jIcKt  alfo  getoiffermaßen  jtoei  fucceffiD  lebenbc  ST^icre 
bar,  bereu  ^öc^fl  berfd^iebene  ®efla(t  bem  Unterfd^ieb  bcr  gfunctionen 
entfprtd^t.  Die  Katur  öoKbringt  alfo  bei  biefcn  SE^ieren  in  8»«  '*' 
fäfeen,  toa«  i^r  ouf  (gin  Tial  ju  bicl  »äre;  fle  t^citt  t^re  «rbeit. 
5Demgcmä§  ip  au(^  bie  SKctamorp^ofc  bort  am  boWommenflen,  wo 
bie  ©onberung  ber  Functionen  flt^  am  cntfAiebenflen  xciot,  A.  Ä  *" 
ben  gepibopteren.    (%  U,  186  fg.)  »      «  ö  ^  « 

2)  On|iinct  ber  3nfecten.    (©,  3n|tinct.) 

3)  3)a«  geben  abgef(^nittener  SE^eile  bei  3fttfecten. 

SBo  im  Drganiftnu«  9?ert)enfäben  in  ein  Oanglion  jufammcn- 
laufen,  ba  ifi  gewiffermoßen  ein  eigene«  SE^ier  üor^anben  unb  abge* 
f(^Ioffen,  welche«  mittctfl  be«  ©anglion«  eine  «rt  Don  ft^wac^er 
grfenntnig  IJat,  bereu  ©p^äre  iebot^  bcfc^ränft  ifi, auf  bieSE^cile,  au« 
benen  biefe  Werken  unmittelbar  fomraen.  hierauf  beruht  bie  vita 
propria  iebe«  SE^eitt,  »te  auc^  bei  Onfccten,  al«  toelc^c,  flatt  M 
aeücfenmarte,  einen  boppelten  SRerüenfbang  mit  Oanglien  in  regrf- 
mägigcn  entfernungen  l^aben,  bie  Sä^igWt  jebe«  SE^eitt,  naä)  SErenmmg 
oom  «opf  unb  übrigen  JRumpf,  nod^  tagelang  m  leben,  (ffi.  D, 
291.   91.  240 


3nftirotton    —    SnfHncf  359 

4)  Ueber   bad  gfüegen   Heiner  dnfecten   in  bie  Sid^t- 
flo  mme. 

Xuf  ben  niebrigfhn  ©tnfen  be«  t^ierifd^n  gebend  ifl  bad  iKotiti 
no^  bem  ^leije  na^e  Demanbt;  ballet  liegt  auf  biefen  ©tnfen  bie 
SBittung  bed  iD7otiDd  und  nodf  gan}  fo  beutltd^,  unmittelbar,  ent« 
f (Rieben  nnb  unsMeibeutig  Dor,  toie  bie  bed  S^eijed.  I^Ieine  dnfecten 
»erben  Dom  ©d^^ine  bed  Sid^ted  bid  in  bie  ^^amme  gejogen.   {(£.  39.) 

995ad  bie  ^rage  betrifft,  ob  bie  9?atur  ben  dnfecten  nid^t  tt^enig« 
ftend  fo  tnel  Serflanb  ^ätte  ert^eilen  foOen,  tt^ie  nbt^ig  \\t,  um  ftc^ 
nid^t  in  bie  Sic^tflamme  }n  flürjen;  fo  iß  bie  9ntn)ort:  freili^  toüffl; 
nur  toax  i^r  nid^t  belannt,  ba§  bie  ÜRenfc^en  Siebter  giegen  unb  an« 
)ünben  mürben,  unb  natura  nihil  agit  firustra.  Sllfo  b(od  3U  einer 
nnnatttrli^en  Umgebung  reicht  ber  Serfianb  ber  Onfecten  nid^t  and. 
(«•  50.   ÜR,  166  fg.) 

Snftiiratioit. 

1)  dnfpiration  bed  ®enied.    (@.  unter  ®enie:   dnflinct' 
artige  9tot^tt)enbigIeit  bed  SBirlend  bed  ©enied.) 

2)  dnfpiration  ber  nentefiamentHc^en  ©d^riftßeller. 

Sei  ben  infpirirten  ©d^riftfleUern  bed  92euen  2:e{!amentd 
muffen  »ir  bebauem,  ba§  bie  Onfpiration  fl(^  nid^t  au^  auf  ©prac^e 
nnb  ©tH  erfkedtt  §at.    ($.  430.) 

Sn^on;,  f.  Spagoge  unb  Vpagoge. 
Snßinti. 

1)  S)er  Onfiinct  ald  ein   gmedfuiägiged  SßirTen   ol^ne 
(Srfenntnig  bed  3^^^^* 

!Z)ag  ber  äBille  aud^  ba  mirlt,  mo  feine  (Erlenntnig  i^u  leitet, 
fe^en  mir  an  bem  dnßinct  unb  ben  jhmfltrteben  ber  S^^iere.  S)ag  fie 
SorfleOungen  unb  (Srienntnig  §aben,  lommt  ^icr  gar  nic^t  in  Setrad^t, 
ba  ber  S^^t  i^  ^^^  P^  ('^  ^^^  Onfiinct^anbtungen)  gerabe  fo  ^in« 
loirlen,  ald  märe  er  ein  erlannted  ^otit>,  bon  i^nen  ganj  unerTannt 
bleibt.  S)er  einjährige  Sogel  ^at  leine  SorfleÜung  üon  ben  (Siern, 
für  bie  er  ein  dltft  baut;  bie  junge  ©pinne  nic^t  Don  bem  %aube, 
ju  bem  fie  ein  Vlt^  toixit;  nod^  ber  Xmeifenlbme  Don  ber  Smeife,  ber 
er  jum  erjlen  2RaIe  eine  ®rube  gräbt,  u.  f.  m.  On  folc^em  I^un 
ber  X^iere  xft  bo(^  offenbar  mie  in  i^rem  übrigen,  ber  äBille  t^ätig; 
ober  er  iß  in  bßnber  2:^ätigleit,  bie  jmar  Don  Srfenntnig  begleitet, 
aber  ni<^t  Don  i§r  geleitet  iß.    (S*  I,  136.  180;  n,  391.) 

2)  Ser^ältnig  ber  dnßinctieitung  jnr  Settung  burd^ 
9RotiDatton. 

2)er  ®egenfa^  gmifd^en  bem  Semegtmerben  bed  SEßiDend  entmeber 
bnrd^  dnßinct  (Don  Ottnen),  ober  burc^  SRotiDation  (Don  %ugen), 
iß  lein  fo  fc^arfer,  mie  ed  f<^eint,  fonbern  läuft  im  ®mnbe  auf  einen 


360  Snjttnct 

Unterfd^teb  bed  ®rabed  juYüd.  2)enn  bad  9Rotit}  toirtt  eBenfaHd  nur 
unter  ^oraudfe^ung  etned  tnnem  %mU9,  b.  ^.  einer  beßttnmten  9e« 
fd^offen^eit  bed  äBiIIen^,  ^peld^e  man  ben  S^aralter  beffetben  nennt 
unb  melden  bad  iebe^moUge  2J!otit)  nur  für  ben  concteten  SaQ  ix« 
bibibualiflrt.  Snbcrcrfcitö  toirlt  ber  Onjiinct,  obttjo^l  ein  entf^icbwcr 
2:tte6  bed  SßiQend,  nic^t  burd^auö  'nur  üon  Onnen,  fonbem  audi  er 
n)artet  auf  einen  baju  not^menbig  erforberten  äußern  Umflonb,  weld^er 
n^enigftend  ben  3^^^^""'^  f^^"^^  S(eugerung  beflimmt.  ^ierond  folgt, 
bog  bei  ben  äßerlen  ber  ^n|ltrieDe  }unäc^fi  ber  Onfiinct,  unftrgeorbnet 
jiebod^  aud^  ber  dnteUect  t^citig  ijl;  ber  dnflinct  nämlid^  gicbt  bad 
ungemeine,  bie  Siegel,  ber  OnteHect  bad  Sefonbere,  bie  Snwenbung, 
inbent  er  beut  SDetail  ber  Hudfü^rung  t)orfte^t,  bei  ml6)tm  ba^er  bie 
dnftinct^Srbeit  offenbar  fid)  ben  j[ebe^maligen  Umflänben  anpagt. 
(333.  n,  391  fg.  395  fg.  g.  34.)  ©emuad^  ijl  ber  Untcrfc^ieb  beö 
Onffinct«  t)om  bloßen  S^arafter  fo  fcjl  ju  peilen,  baß  jener  ein 
S^arafter  ifi,  ber  nur  burd^  ein  gau}  f})eciel(  beflimmted  SRotit) 
in  ^emegung  gefegt  loirb;  loä^renb  ber  ^^arafter  jmar  ebenfalls  eine 
bleibenbe  SBiKendbefc^affen^eit  ifl,  iebod}  eine  bur^  fe^r  oerfc^iebene 
SRotiüe  betoegbare  unb  biefen  fid^  anpaffenbe»  SDfan  lönnte  bemna(^ 
ben  dnfiinct  erftttren  al9  einen  über  alle  SRagen  einfeitigen  unb 
jircng  beterminirten  S^aroftcr.    (333.  II,  392.) 

3)  SIntagonidmud  }n)ifd^en  dnflinct  unb  Seifung  burc^ 
SDtotioation. 

3)ad  Seflimutttoerben  burd^  bloge  äßotibation  fe^t  fd^on  eine 
getüiffe  ä&eite  ber  Srlenntnißfp^äre,  mithin  einen  üoIIIomuteneY  ent* 
toidPelten  OnteDect  Doraud;  ba^er  cd  ben  obern  Spieren,  Dorjiiglid^  aber 
bem  ilRenfd^en  eigen  ijl;  n)ä^renb  bad  Seflimmtmcrben  burc^  dnflinct 
nur  fo  t)iel  duteUect  erforbert,  toie  nöt^ig  iß,  bad  gan}  fpedeH  be* 
pimmte  eine  äßotit),  toelc^ed  allein  unb  audfc^Iießli^  fbxla^  3ur 
älcugerung  bed  dnflinctd  toirb,  n^a^riunel^men;  locd^alb  c9  in  ber 
9{egcl  nur  bei  ben  SE^ieren  ber  untern  klaffen,  namentli^  ben  3nfecten, 
Statt  finbet.  2)al^er  ift  aud^  bad  ®e^im  bei  biefen  S^^ieren  nur 
fc^mad^  entniidFelt  unb  i^re  äußern  ^anblungen  flel^eu  großent^eild 
unter  ber  felben  Leitung  mit  ben  inner n,  auf  bloße  %eije  Dor  fiij 
ge^enben  i$unctionen,  alfo  beut  ©anglienftjftent,  U)el(^cd  ba^cr  bei  i^nen 
übcrtt)iegenb  entioidfelt  ift.  3)iefem  Slllen  gemäß  fielen  Onflinct  unb 
Leitung  bur^  bloße  SiRotiDation  in  einem  getoiffen  Slntagonidmnd, 
in  Sotge  beffen  jener  fein  SRa^imum  bei  ben  dnfecten,  biefe  i^re« 
beim  wenfd^en  ^at  unb  }ioifd)en  beiben  bie  SIctuirung  ber  übrigen 
Stetere  liegt,  mannigfaltig  abgefluft,  je  na^bcm  bad  6^erebra(»  ober 
®anglienft^j)em  übertoiegenb  enttoidfclt  ifL  (333.  II,  392  fg.)  debo^ 
ift  beim  ilRenfd^en  bie  ©ef^Iec^tdliebe  unb  ber  3(ugungdact  bem  dn* 
pinct  unterworfen.  (333.  H,  585.  614—618.  »ergt.  unter  ®e. 
fd^ted^tdliebe:    3)ie  äfolle  bed  dnpinctd  in  ber  ®ef(^Ie^t«liebe.) 


SnteVect  361 

4)  Serloattbtfd^aft  be9  dnflinctd  mit  bem  Somnam« 
bult^mud. 

3)a§  bad  tnfKnctit>e  S^^un  unb  bte  JhinflDerric^tungen  ber  dnfecten 
^anptfäc^Itc^  Dom  ®ang(tenfk|ftem  aud  geleitet  luerben,  bied  giebt  biefem 
Zl^nn  eine  bebcutfame  Se^nlic^Ieit  mit  bem  ber  ©omnambulen,  aü 
loetc^ed  ja  ebenfaOd  baraud  erfitttt  toirb,  bag,  ßatt  bed  ®e^imd,  ber 
f9m))at^tf(^e  9?ero  bie  Leitung  aud^  ber  üugern  SIctton  übernommen 
W;  bie  Onfecten  finb  bemno^  getoiffermagen  natürliche  (Somnambule, 
äßa^  bei  Somnambulen  Dorfommt,  bag  i^nen  ifl,  ate  mügten  fte  eine 
befHmmte  $anb(ung  üerric^ten,  ol^ne  bag  fte  toiffen  toarum,  bad  ge^t 
Qu6)  in  ben  Onfecten  bei  ben  ßunfitrieben  oor;  ber  jungen  ©pinne  iß, 
M  mügte  fle  t§r  9^e^  weben,  obgleich  fie  ben  3^^^  beffe(ben  nic^t 
fennt,  nod^  Derfle^t*  Sluc^  werben  wir  babei  an  \>a9  2)ämonion  bed 
@ofrated  unb  an  aOe  bie  merfwürbtgen  ^HUt  erinnert,  wo  ÜRenfd^en, 
aud  einer  bunfeln  9^nbung,  alfo  obne  Jfenntuig  bed  ©runbe^,  gewiffe 
^anbtungen  ju  unterlagen  flc^  getrieben  füllen.    (SB.  U,  393  fg.) 

5)  SBed^felfeitige  (SrISuterung  be^  Onftinctd  unb  bed 
organifirenben  SBirlend  ber  97atur. 

(£^  ift,  al9  l^ätte  bie  Statur  ju  i^rem  SEBirlen  nac^  (Snburfac^en 
unb  ber  baburd^  herbeigeführten  bewunberung^würbigen  3)oedfmä6igfeit 
i§rer  organifc^en  ^robuctionen  bem  gotf^er  einen  ertSutemben  Som«« 
mentar  an  bie  $anb  geben  wollen  in  ben  dnfecten  unb  ^unfitrieben 
ber  X^iere.  2)enn  fo,  wie  in  biefen  bie  S'^iere  auf  einen  ^wd  ^in« 
arbeiten,  o§ne  i§n  }u  erTennen,  gerabe  fo  wirft  aud^  bie  organifi« 
renbe  iRatur,  we^^alb  fid^  Don  ber  Snburfad^e  (im  organiprenben 
Sßirfen  ber  9?atttr)  bie  ^arabo^  (ErHärung  geben  lägt,  bag  pe  ein 
SRotiD  fei,  welc^ed  wirft,  o^ne  erlannt  }u  werben.  Unb  wie  im  Sßirlen 
an9  bem  ftunfltriebe  bad  barin  X^tttige  augenfc^cinlic^  ber  9BiIIe  ifl; 
fo  ifi  er  t9  auij  im  organifirenben  SBirlen  ber  Statur.  (SB.  II,  391.) 
@an3  ungejwungen  laun  man  im  Slmeifen^aufen  ober  im  Stenenßod 
ba^  9bbilb  eine^  au^einanber  gelegten  SDrgani^mud  erblidfen.  3Bie 
im  t^ierifc^en  £)rganidmud,  fo  in  ber  Onfectengefe&f^aft  ifl  bie  vita 
propria  jebe^  !£§eUe^  bem  !feben  bed  ©anjen  untergeorbnet,  unb  bie 
(Sorge  für  ha9  @anit  ge^t  ber  für  bie  eigene  (Spfieu}  oor.  (3B.  II, 
394  fg.)  2)ie  Onpincte  unb  bie  l^ierif^e  £)rganifation  erläutern 
einanber  wec^felfcitig,  befonberd  aud^  burc^  bie  in  beibcn  ^erDortrctenbe 
Xnticipation  bed  3ulünftigen.  (SB.  U,  397.  m.  47  fg.  ®. 
9ntici]pation.) 

JnteUed. 

L  Ser  reine  Sutelfect» 

3)ie  SBelt  aU  Sorfieümtg,  bie  objectiDe  2Be(t,  ^at  glei^fam  }wet 
Sugel'^ole:  nämti(^  ha9  erfcnnenbe  @ubject  fd)(e(^t§in,  ben  reinen 
duteOect  o^ne  bie  ^o^n^^n  feinet  (Srfennend,  unb  bann  bie  reine 
SRatcrie  o^ne  Sorm  unb  Dualität.    Seibe  flnb  bie  ©runbbebingungen 


364  3tttc0cct 

!3>et  dnteQect  tfi  falt,  nimmt  an  Stielet«  %nt^ea  ober  dntereffe,  — 
man  fagt:  ber  falte  Serfianb;  ber  SSBiQe  erß  giebt  einer  Unterrebiuig 
ober  Unterfuf^nng  bie  9Bärme.  ÜDa«  dntereffe  entf^eibet  ttber 
Slnerlemiung  ober  Sertoerfung  ber  9Ba^r§ett,  fo  lote  über  bie  SEBilr« 
bigung  ber  Seiffatngen.  (SB.  II,  253 — 255.)  S)em  erlennenbcn 
©ubjcct  Ontelliect)  fttr  fwi^  ifi  an  nic^t«  gelegen.     (SB.  U,  570  fg.) 

SSorjüge  unb  ^ttfitt  be9  Ontetlect^  toerben  bem  dnbioibumn 
nid^t  ate  Serbienft  unb  ©d^ulb  jugered^net,  hingegen  ^orjüge  unb 
geiler  be«  SBillen«  (S^aralter«).  S)ie  moraItf(^e  ©c^&^ung  Hnbcrer 
unb  unferer  felbfl  bejie^t  {l(^  nic^t  auf  bie  intellectuelle  Segabung, 
bie  ©eifle^gaben ,  bie  man  aUejeit  aM  ein  ©efd^enl  ber  92atur  ange* 
fe^en  §at,  fonbem  auf  bie  Sef^affenl^eit  bed  WilUn9,  bie  man 
ate  ben  Sttn,  bad  SBefen,  bie  Sffeu}  bed  ÜRenf^en  anfielet.  ©Ifinsenbe 
(Sigenf^aften  be9  ®eißed  ermerben  93ett)unbemng,  aber  nid^t  Su^^fluiiSr 
biefe  bleibt  ben  moralifc^en,  ben  (Sigenf^aften  M  (S^arafterd  t)orbe' 
galten.  (SB.  II,  258 — 263.  Sergl.  aud^  unter  $er}:  ®egenfa6 
}mif(^en  $er)  unb  Aopf.) 

S)er  Ontellect  erleibet  ^ö^ft  bebeutenbe  Seränberungen  burc^  bie 
3cit,  toä^renb  ber  SBille  unb  (S^aratter  oon  biefen  unberührt  bleibt 
SBä^retib  ber  dnteQect  eine  lange  9tei^e  aDmttliger  €ntioidetungen  jn 
burd^Ioufen  ^at,  bann  aber,  toie  aQed  $^9flfd^e,  bem  SerfaO  entgegen* 
ge^t,  nimmt  ber  SBiKe  hieran  feinen  X^eil,  al9  nur,  fofem  er  Snfang^ 
mit  ber  UnooQfommen^eit  feinet  SBerfjeugd,  be9  dnteQectd,  unb  juIcQt 
n)ieber  mit  beffen  Slbgenu^t^eit  )u  fämpfen  ^at.    (SB.  U,  263—267.) 

S)er  dntetlect  toirb,  aM  Möge  Function  be«  ®e|im9,  nom 
Untergang  M  Seibed  mitgetroffen;  hingegen  feine^megd  ber  SBille. 
8u8  biefer  $eterogeneit&t  Seiber,  nebfl  ber  fecunbären  97atur  bed 
OnteOectd,  toirb  t9  begreiflich,  bog  ber  9Renf(^  in  ber  SCiefe  feinet 
@elbfiben)ugtfeind  f{(^  etoig  unb  unjerflörbar  fü^It,  bennoc^  aber  feine 
(Erinnerung  über  feine  Sebendbauer  ^inau9  ^aben  fann.   (SB.  II,  306.) 

2)  S^^i  ^^^  dnteKectd. 

3um  S)ienfle  eine«  inbioibueaen  SßiDen9  ^at  i^n  bie  9!atttr  ^or- 
gebrad^t;  ba§er  ifi  er  aOein  befiiunnt,  bie  !Dinge  }u  erfemten,  fofem 
jle  bie  9Rotit)e  eine«  fold^en  SBillen«  abgeben;  nic^t  aber,  fie  jn 
ergrünben,  ober  i§r  SBefen  an  fi(^  auf }uf äffen.  (SB.  U,  156.  284. 
322  fg*  31.  69.  %  n,  103.290.  Sergl.  au<^  unter  S9eU)ugtfein: 
ttrfprung  unb  ^toti  bed  S3emugtfetnd.) 

SBie  mit  jebem  Drgan  unb  ieber  SBaffe,  jur  JDffenflDe  ober  2)cfen- 
flt)e,  ^at  ft4  au^,  in  {eber  Z^icrgeftalt,  ber  SBiOe  mit  einem  dn« 
tellect  au^gerüfiet,  ate  einem  ÜRittel  )ur  Sr^altung  be«  OnbiDibumnö 
unb  ber  Slrt;  ba^er  ^aben  bie  SlUen  ben  OnteOect  bad  ^gemoniton, 
b.  ^.  ben  SBegmeifer  unb  gü^rer  genannt  sremjufolge  ifl  ber  On« 
tellect  aOein  jum  !Z)ienfie  bed  SßiQend  befUmmt  unb  biefem  flberaD 
genau  angemeffem  S^iejenigen  Spiere,  bie  im  Ser^ttltnig  )u  ü^rer 
£)rganifation ,  i^rer  SebenAoeife,  ?eben«bauer  unb  $roUftcation  me^r 


Sntellect  363 

(Euiffttffe,  für  p^t^firalifc^e  unb  i^emifd^e  (Suitotrhingen;  nur  bag  in 
ttnd  btefe  Srnpffingltd^fett  fo  überaus  ^oc^  geweigert  x\i,  bog,  t)emibge 
i^rer,  bte  ganje  objectiüe  iSklt,  bie  äSBett  atö  SorflcKung  f{4  barfleOt. 
($.  U,  49.)  3)ie  fccunbäre  97atuv  be9  dnteOcct  im  Serl^ttltnt§ 
junt  Sizilien  ül9  bem  primäre»  ge^t  befonberd  au9  f^ofgenbem  ^Mox: 

Senn  mir  bie,®tufenrei^e  ber  Spiere  abmärtd  burd^Iaufen,  fe^en 
mir  ben  dnteUcct  immer  fc^ioä^er  unb  unboOIommener  werben;  aber 
feinc^meg^  bemerfen  toir  eine  entfprec^enbe  2)egrQbation  beö  SBiDend. 
Sielme^r  behält  biefer  übcraU  fein  ibentifc^cö  3Befen  unb  ^eigt  fl^ 
M  gro§e  Vn^ängtic^feit  am  !i^eben,  @orge  für  dnbibibuum  unb 
@Qttnng,  (Sgoi^mud  utib  9}üdfrtc^tö(ofigIeit  gegen  aOe  Snbem,  nebfl 
ben  ^ieraud  entf))ringenben ,  Slffecten.  Sermdge  ber  (Einfachheit,  bie 
bem  äBiOen  ate  bem  ÜDing'  an  \xif  jutommt,  lägt  fein  Sßefen  leine 
@rabe  jn,  blo^  feine  (Erregung  ^at  ®rabe.  3)er  dnteUect  hingegen 
^t  ni^t  blod  @rabe  ber  (Erregung,  fonbem  auc^  ®rabe  feined 
2Befen«  fdbfl.    (SB.  n,  230—232.) 

S)er  duteOect  ermübet,  ber  SEBiUe  ift  unermübtid^.  «Qe« 
Sriennen  ifl  mit  Slnfhengung  t)erlnüt)ft.  Sotten  l^ingegen  ge^t  Don 
felbfl  unb  o^ne  aOe  9Rü^e  bor  ftc^.  @äugtinge,  bie  fanm  bie  erfle 
fc^mac^e  @))ttr  bon  dnteDligenj  jeigen,  flnb  fc^on  boller  (EigenmiOen. 
S)er  dnteHect  hingegen  enUbicfelt  fid^  langfam,  ber  SoIIenbung  bed 
@e^im4  unb  ber  9{eife  M  ganjen  Drgani^mud  fotgenb.  S)er  du« 
teOect  ifi  oft  trSge  unb  unaufgelegt  jur  2:§ötigldt;  er  bebarf  ber 
9tul)e  nai^  ber  Snfhengung  unb  toirb  burd^  an^altenbe  Arbeit  abge« 
ffafflipft.  SDer  SiOe  l^ingegen  ift  nie  trttge  unb  rn^t  nie;  benn  im 
tiefen  ©d^Iaf  mirft  er  no^  atd  SebenMraft«  S)er  dntellcct  ifi  mannig* 
fad^en  ©c^mäc^en  unb  UnboOfornmen^eiten  unterworfen;  bad  Sollen 
ge^t  aOemat  boOfommen  bon  Statten.    (S.  II,  236—241.) 

Der  dnteHect  erfft^  ©tOrungen  tmb  Slrübungen  bom  SiOen; 
er  mirb  unfähig,  rid^tig  }u  operiren,  fobatb  ber  SiOe  irgenbmie  in 
Seinegung  gerttt^.  Sntfpred^enbe,  unmittetbare  Störungen  bt€  Sillend 
burd^  ben  Ontellect  hingegen  giebt  t9  nic^t.  jDie  einjige  entfc^iebene, 
nrnnittetbare  ^ernmnng  unb  ©tbrung  ht9  Si0en9  burc^  ben  dnteOect 
ifi  bie  gan)  e^ceptioneUe,  bog  bad  @enie  ber  (Energie  be^  (^^arafterd 
unb  folgti^  ber  S^athaft  entfd^ieben  ^inberlic^  ift.   (S.  II,  241—247.) 

Die  $errff^aft  be«  Sitten«  über  ben  dnteOect  }eigt  flä^  nic^t  blo« 
in  ben  Störungen  unb  Hemmungen,  bie  biefer  bon  jenem  erfährt, 
fonbem  aud^  in  ben  gi^rberungen  unb  Steigerungen,  bie  feine  f^unctio» 
nen  burc^  ben  Sntrieb  unb  Sporn  bed  SiOen«  ermatten;  ber  dntetlect 
ge^or(^t  bem  SiOen.  hingegen  ge^or^t  eigentlich  nie  ber  SiOe  bem 
dntellect,  fonbem  biefer  ift  btod  ber  ÜRinifterrat^  jene«  Souberaind. 
Uebcr  bie  ®runbric^tung  be«  Sillen«  ^at  ber  dntellect  feine  S^tac^t. 
Qu  glauben,  bag  bie  SrTeimtnig  mirHiii^  imb  bon  ®mnb  aud  ben 
Sitten  beftimme,  ift  toie  gtauben,  bag  bie  Saterne,  bie  (Einer  bei 
Stacht  trägt,  bad  primom  mobile  feiner  Schritte  fei.  (S.  II, 
247—262.) 


364  9tttettect 

!3>et  dnteQect  tfl  UU,  nimmt  an  9K(l^t9  «nt^eil  ober  dntereffe,— 
mon  fogt:  ber  laltc  »crflonb;  bcr  aBiffc  erjl  gicbt  einer  Untembung 
ober  Untcrfud^nng  bic  SBärme.  S)a«  3ntereffe  cntf^eibet  übet 
SbierTennung  ober  9$enoerfung  ber  SBa^r^eit,  fo  toit  über  bte  2Biir> 
bigung  ber  Scifhingen.  (ffi.  II,  253—255.)  Dem  erfennc»ben 
©ubjcct  Onteflcct)  für  [xä)  iji  on  nit^W  gelegen.    (SB.  U,  570  fg.) 

Sorjüge  unb  geiler  be9  dnteUect^  »erben  bem  dnbimbuuin 
ni^t  al9  Serbicnfi  unb  @(^ulb  jugered^net,  hingegen  Sorjüge  unb 
geiler  be«  2Bi(Ien9  (S^aralter«).  S)ie  moroltfc^e  ©c^ä^ung  Hnberer 
unb  unferer  felbfl  bejie^t  fn^  ntc^t  auf  bte  inteUectuelle  Segabung, 
bte  ©etfle^gaben,  bie  man  aUejeit  aM  ein  ©efc^enf  ber  92atur  ange< 
fe§en  ^at,  fonbem  auf  bie  Sef^affen^ett  beö  SBiltend,  bte  man 
al9  ben  Sm,  ba9  Scfen,  bie  (Sffen}  be9  iDtenft^en  anfielt.  ©länjenbe 
(Etgenfc^aften  be^  ©eißed  enoerben  Seiounberung,  aber  nid^t  B^n^igung, 
btefe  bleibt  ben  moralifc^en,  ben  (Sigenfd^aften  bed  S^aralterd  üorbe« 
galten.  (9B.  11,  258—263.  $ergl.  au^  unter  ^erj:  ©egenfafi 
}ttKf(i^en  $er)  unb  ftopf.) 

S)er  Ontellect  erleibet  ^öc^ft  bebeutenbe  Serftnberungen  bur«^  bte 
3ett,  tnä^renb  ber  2Bi(le  unb  (Sl^aratter  Don  biefen  unberül^rt  Ueiit 
9Bä§renb  ber  OnteOect  eine  lange  Steige  aOrnttfiger  ^ntttidelungen  jn 
burd^taufen  ^at,  bann  aber,  lote  alle«  $^fif<i^e,  bem  SerfaO  entgegen« 
ge^t,  nimmt  ber  SBiKe  hieran  feinen  2)§ei(,  aM  nur,  fofent  er  Snfang« 
mit  ber  UnDoOIommen^eit  feine«  9BerI}eug«,  be«  duteOect«,  unb  jutc^t 
n)ieber  mit  beffen  «[bgenu^t^eit  ju  lämpfen  ^at    (SB.  U,  263—267.) 

35er  Ontellect  toirb,  aM  Woge  Function  be«  ©el^im«,  öom 
Untergang  be«  Seibe«  mitgetroffen;  l^tngegen  Teine«meg«  ber  SEßtde. 
S(u«  biefer  $eterogenettät  Seiber,  nebfl  ber  fecunbären  ißatur  be0 
dntcKect«,  U)irb  e«  begreiflich,  bog  ber  SRenfc^  in  ber  Xiefe  feiiie« 
@elbfiben)ugtfein«  fic^  ekotg  unb  unjerflörbar  fül^It,  bennoc^  aber  feine 
(Erinnerung  über  feine  Sebendbauer  ^inaud  ^aben  fann.   (SB.U,  306.) 

2)  BmedC  be«  dntellect«. 

3um  3)ienf}e  eine«  inbioibueOen  2BiDen«  ^at  il^n  bie  9?atur  ^er)>or' 
gebraut;  ba^er  ifl  er  allein  befiiuunt,  bie  2)ittge  }tt  erf ernten,  fof^ni 
fie  bie  SRotiDe  eine«  fold^en  SßiOen«  abgeben;  ni^t  aber,  fie  h^ 
ergrünben,  ober  i§r  SBefen  an  fi(^  auf}ufaf[en.  (993.11,  156.  284. 
322  fg,  31.  69.  %  U,  103.290.  »ergl.  aud^  unter  »etougtfein: 
ttrfprung  unb  Qmä  be«  Semugtfein«.) 

Sie  mit  iebem  Drgan  unb  ieber  äSSaffe,  jur  JDffenflDe  ober  2)efen- 
floe,  ^at  rt4  (tu^f  in  jeber  Z^iergeflalt,  ber  SBiOe  mit  einem  3n* 
tellect  au«gerüf}et,  al«  einem  ÜRittel  jur  (Sr^altung  be«  dnbibtbnvm« 
unb  ber  Htt;  ba§er  ^aben  bie  VIten  ben  dnteHect  ba«  ^egemonifon, 
b.  ff.  ben  iEBegmeifer  unb  t^ül^rer  genattnt  srem}ufoIge  ift  ber  dn* 
teOect  aQein  jum  !3)ienfie  be«  aSiflen«  befiimmt  unb  biefem  überau 
genau  angemeffem  ^Diejenigen  Z^iere,  bie  im  Ser^ttltnig  }u  '^^^^ 
£)rganifation ,  i^rer  Seben«)oeife,  ?eben«bauer  unb  ^roliftcation  me^t 


Snteffect  365 

dnteQect  hxanä^Un,  f^altxt  beffen  aud^  offenbar  uiel  mc^r.  (Sergl. 
Xffe  unb  (SUpi)ant)  dm  9Renf(^en  fle^t  ber  ben  Silieren  fo  fel^v 
überlegene  dnteÖect  boc^  eben  nur  int  Ser^ttltntg  t^eik  ju  feinen 
Sebürfniffen,  loeld^e  bie  ber  SC^iere  tveit  überfleigen,  t^eild  ju  feinem 
gänslid^en  Sf^angel  an  natürlid^en  SBoffen  unb  natürlid^er  SebeAing, 
nnb  fetner  Der§tt(tnigmägig  f^iottc^ern  iKu^Iettraft,  enblic^  auc^  gu 
feiner  langfamen  Sort))f{QU}ung,  langen  5hnb^eit  unb  langen  Sebend« 
bouer,  mldft  fidlere  (Erhaltung  be9  3nbit>ibuum9  forberte.  fUät  biefe 
grogen  gforbeningen  mugten  burd^  inteüectneOe  jhrttfte  gebedCt  »erben; 
ba^er  finb  biefe  ^ier  fo  übenoiegenb.  UeberoQ  aber  flnben  toix  ben 
dnteQect  aU  bad  @ecunbttre,  Untergeorbnete,  6lod  ben  3^^<f^ii  ^^^ 
aSillen«  jn  bicnen  Seflimmte.    (97.  48—51.) 

3)  2)ie  ©tufen   be9  dntedect^   in   ber   auffleigenben 
!£l^terrei^e  unb  im  ^Renfd^engefc^Iec^t. 

dn  bem  iKaage,  a(d  in  ber  auffieigenben  S^ierret^e  ber  dnteOect 
{i^  immer  me^r  enhoidfelt  unb  boKIommener  auftritt,  fonbert  ftc^ 
ha9  (Erfennen  immer  beutltd^er  Dom  2BoI(en  unb  »irb  baburc^ 
retner.  (SB.  n,  329.  ®.  unter  (£rlenntni§:  ®rabe  ber  Srfennt« 
nig,  unb  unter  9eU)ugtfein:  Unterfd^iebe  be^  Setougtfeind.)  Sluf 
bem  ®rabe  biefer  ©onberung  beruht  im  tiefflen  ®mnbe  ber  Unter- 
f^ieb  unb  bie  Stufenfolge  ber  inteOectueOen  Sä^igleiten,  fowo^I  jwifc^en 
Mrf(^iebenen  Si^ierarten,  ate  auc^  jtoifc^en  menfc^Iic^en  dnbibibuen; 
er  giebt  alfo  ha9  ÜRaag  für  bie  inteOectueDe  SoDIommen^eit  biefer 
jßefen.  !Z)ad  2:^ier  nimmt  bie  3)inge  nur  fo  n^eit  »a^r,  aU  fte 
9RotiDe  ^r  feinen  SEBiOen  ftnb.  hingegen  fagt  felbfl  ber  flumpff^e 
SRenf^  bie  SDinge  fd^on  einigermaßen  objectiD  auf;  jebod^  bei  ben 
SBenig^en  eneic^t  bied  ben  ®rab,  ba§  fie  einer  rein  objectioen  $rü= 
frnig  unb  Seurt^eilung  ber  ©ac^en  fä^ig  tt)(iren.  SDte  SDbjectioitttt 
ber  (Srfenntnig  ^at  unjtt^Uge  ®rabe,  bie  auf  ber  (Snergie  be9  du« 
teKectd  unb  feiner  ©onberung  Dom  Sßillen  berufen  unb  bereu  ^6(^fier 
ba9  ®enie  ift.  (®.  ®enie.)  2)ie  Steigerung  ber  dnteDigen}  Dom 
bnmtifflen  t^ierifd^en  Semugtfein  b\9  ju  bem  bed  SRenfc^en  ijl  atfo 
eine  fortf^reiteube  flblöfung  bed  dntellectd  Dom  9ßi(Ien, 
loelc^e  DoIRommen,  toietoo^t  nur  andna^mdmeife,  im  ®enie  eintritt. 
(838.  n,  330.   5tt.  74—78.) 

9uf  ber  txft  im  SRenfc^en  eintretenben  beutltd^en  ©onberung  bed 
dnteQectd  Dom  äBillen  unb  folglich  bed  iKotiDd  Don  ber  $anb(ung 
beruht  ber  tttuf(^enbe  Schein  einer  Sret^eit  in  ben  einjelnen  ^anblungen. 
(W.  77  fg.    ®ergl.  unter  grei^eit:    ffio  bie  moralifd)e  grei^cit  Hegt.) 

4)  @parfam(eit  ber   9{atur    in   Srt^eilung    bed   On« 
tellect«. 

"Skm  ®efe$e  ber  @))arfamlett  ber  9iatnx  ifi  ed  D^üig  gemttg,  bo§ 
fie  bie  geißtge  (Smineu}  über^au))t  ffidß  SEBenigen,  unb  ba9  ®enie 
nur  att  bie  feltenfie  aller  8lu9na^men  ert^eilt,  ben  grogen  Raufen  be^ 


366  SntfSect 

SERenfd^engef^Ied^t«  aber  mit  nidft  me^r  ©eifie^Iräften  attdßattet,  dd 
bte  (Sr^altung  bed  @tn)elnen  unb  ber  ©attung  erforbert  ^ikm  bie 
großen  unb  fi(^  befUUtbig  Demte^renbm  Sebürfniffe  be9  3Rcnf(^en' 
gef^Iec^tö  nm^en  t9  not^toenbtg,  bog  ber  bei  toettem  grbgte  £^etl 
beffetben  fein  Seben  mit  grob  I5rperlt(|en  unb  ganj  mec^amfc^en  Sr« 
beiten  jubringt;  woju  foDte  nun  biefem  ein  lebhafter  ®etfl,  eine 
g(tt§enbe  $§antafie,  ein  fubtiler  Serftanb,  ein  tief  einbringenber  ©c^arf« 
flnn?  Dergleid^en  U)Urbe  bie  Seute  nur  untauglid^  mib  ungfihfli^ 
machen.  Da^er  alfo  ift  bie  9{atnr  mit  bem  toftbarftcn  aDer  i^rer 
(£r)eugnif[e  am  n^enigfhn  berfc^ioenberifc^  umgegangen.  —  ^taifUni^ 
mttij  ift  t9,  bag  im  ©üben,  h)o  bie  92ot§  bed  Sebend  n^eniger  f^tser 
auf  bem  SDienfc^engefd^tec^te  (aßet  unb  me^ir  Wbx^t  gemattet  ^  au^  bie 
gcipigcn  gä^iglcitcn,  fclb|t  ber  ÜMenge,  fogleic^  rcgfamer  unb  feiner 
werben.    (S.  II,  321.) 

5)  Sefd^r&nlung  bed  dnteUect^  auf  (Srfd^einungen. 

«ud  ber  Seflimmung  bed  OnteOectd,  bad  SRebium  ber  3)lotit)t, 
bie  $!eud)te  unb  ber  Senler  ber  @(^ritte  bed  993i0end  ju  fein,  erflärt 
t9  fic^,  warum  er  unjulttnglic^  ifl,  bad  wa^re  SEBefen  ber  ^inge  }u 
erfaffen.  Sr  ift  eben  urft)rüngli(^  nic^t  befiimmt,  und  über  bad  iffiefen 
ber  Dinge  ju  belehren,  fonbem  nur  i^re  8{elationen  in  Sejug  auf 
unfern  9Bi0en  und  )u  jeigen«  Sr  ift  gleic^fom  eine  bloge  SKid^enlraft, 
wie  bie  Slettricitttt,  unb  bringt  nic^t  in  bad  dnnere  ber  SEBefen. 
Sd^on  bie  (^rifilic^en  ÜRi^füler  ertlären  ben  dnteHect,  inbem  fie  i^u 
bad  Sic^t  ber  92atur  nennen,  für  unjutängtic^,  bad  wa^re  SSßefen 
ber  2)inge  }u  crf äffen.  (S03.  U,  195.)  (Sin  folc^ed  audfd^Iiegtic^  )u 
))rafttf(i^en  B^ecfen  Dor^anbencd  (Srlenntni§))ermögen,  wie  ber  dnteOect, 
wirb  feiner  Statur  nac^  ftetd  nur  bie  9te(ationen  ber  SDinge  )u 
einanber  auffaffen,  nic^t  aber  bad  eigene  äBefen  berfelben,  wie  ed  on 
fl^  fclbfl  ift.  (SB.  n,  322—327.)  S)a  bie  (Sr!enntni§  nur  jum 
Se^uf  ber  (Sr^altung  jjebed  t^ierifc^en  Onbioibui  ba  ift;  fo  ift  aud| 
i^re  ganje  SSefc^affen^eit,  aUc  i^rc  f^ormen,  wie  ^tit,  dtavaxt  u.  f.  u>. 
blod  auf  bie  ßmdt  eined  folc^en  eingerichtet.  SDiefc  nun  erforbem 
b(od  bie  @rlenntnig  üon  93er^ttltniffen  }Wtf(^en  einjelnen  Sr« 
f (Meinungen,  leinedwegd  aber  bie  t>om  ^efen  ber  SDinge  unb  bem 
äSSeltganjen.  {%  U,  103.  Sergl.  au^  unter  Sewugtfein:  9e« 
fd^ränlung  bed  Sewugtfeind  auf  Srf (Meinungen ,  unb  unter  3)tng  an 
fid^:    SEBarum  unfere  (Srfenntnif^  bed  2)inged  an  fic^  feine  abäquate  ift.) 

6)  UnboIIIommen^eiten  bed  Ontedectd. 

a)  SBefentlic^e  UnDoUfommen^eiten. 
SDie  grögte  ber  wefentlid^en  UnDoHIommen^eiten  unferd  dnte0ecti$ 
entfpringt  aud  bem  ©ebunbenfein  an  bie  gorm  ber  3cit,  toüd^tß 
ma<^t,  bag  wir  SUIed  nur  fucceffiüe  erleunen  unb  imr  (Sined  jnr 
3eit  und  bewugt  werben.  Um  bad  (£ine  }u  ergreifen,  mug  ber  dn* 
teKect  bad  Slnbere   fal^reu  laffen,   nic^td,   ald  bie  @pnren  t>on  i^m 


l  Sutellect  367 

iWcüdbt^QÜtalb ,  toel^e  immer  \^toliiftt  toerben.  Vuf  biefer  UnüoU« 
lommen^ett  bed  OtiteOectd  berul^t  ha^  9t^apfobtfcl^e  unb  oft  ^tag« 
mentarifc^e  unfer9  ©ebanlenlauf^,  unb  au9  biefem  entfielt  bie 
tmkienneibltqe  3^^f^^^uu>t8  unferd  !Z)enIend.  dn  f^olge  bed  unDer^ 
metbU(^  ^ttfbcmtm  unb  ^agmentarifd^en  aUe^  unfern  SDenfend  unb 
bed  babnY(^  herbeigeführten  ©emtfc^ed  ber  ^eterogenften  SorfteUungen 
^aben  mir  nur  eine  ^albe  Sefinnung.  9ud  ber  t$orm  ber  ^tii 
folgt,  mie  bie  3crf)reuung,  fo  au(^  bie  Serge gU^Ieit  be9  OnteQectd. 

2)tefe  tnnern  unb  tDefentlid^en  UnDoKIommen^eiten  bed  dnteDectö 
merben  nod^  er^5^t  bur^  eine  i^m  gemiffermo^en  Sugerlid^e,  aber  un» 
audbteiblic^e  ©tdrung,  nämli^  bur^  ben  (Sinflug  bed  iBiKen^  auf 
feine  JD)»erationen,  b.  i.  ben  (Sinflug  ber  Ontereffcn,  Süeigungen,  Slffecte, 
Seibenf^aften. 

3u  aQen  biefen  UnüoQIommenl^eiten  be^  dntellecti^  lommt  enblt(( 
nod^  bie  bed  Slltern^  mit  bem  ©e^im  unb  folgtid^  U9  Slbne^mend 
feiner  gnergie.    (SB.  II,  150—156.) 

b)  Unmefentli^e  UnboUIommen^eiten. 

!Z)ie  nad^gemiefenen  mefentlid^en  Untionfommen^eiten  be^  dn« 
teOectd  merben  im  einzelnen  §alle  flet9  nod^  burd^  unmefentlid^e 
er^9§t.  9{ie  ifl  ber  dnteüect  in  Jeber  $infi(^t,  toa9  er  möglicher» 
metfe  fein  lürntte;  bie  i^m  mbglid^en  SoUfommen^eiten  fte^en  einanber 
fo  entgegen,  bag  fie  fic^  au^fc^Kegen.  S)a^er  lann  j^einer  $Iato  unb 
Sriftoteied,  ober  ®^alef))eare  unb  iRemton,  ober  ftant  unb  ®oet^e 
jugleic^  fein.  Die  UnDoHIommen^eiten  bed  3nteIIectd  hingegen  ucr« 
tragen  fiä)  fel^r  mo^I  jufammen.  ©eine  ^nctionen  Rängen  t)on  fo 
Dielen  (anatomifc^en  unb  p^tifiologifc^en)  Sebingungen  ab,  bag  ein  aud^ 
nur  in  einer  Stid^tung  entf (Rieben  e^ceÜirenber  dnteHect  ju  ben  fei« 
tenflcn  5«oturerfd^einungen  gehört.    (S.  H,  156— 162.) 

7)  Verunreinigungen  bed  duteUectd. 

9ßad  für  bie  ttugere  ftDrpermelt  ha9  Hd^t,  baö  ift  für  bie  innere 
SSBcIt  bc^  9emu§tfeind  ber  dnteQect.  !Denn  biefer  oer^Ut  fld^  jum 
SSBiOen,  alfo  au^  }ttm  Organismus,  ber  ja  b(od  ber  objectiD  ange« 
f<^ottte  SiKe  ifl,  ungefähr  fo,  mie  baS  Si(|t  gum  brennenben  Körper 
unb  bem  Oft^gen,  bei  beren  Bereinigung  eS  ausbricht.  Unb  mie  biefed 
um  fo  reiner  ifl,  ie  meniger  t9  fi(§  mit  bem  9tau(^e  beS  brennenben 
ft5r)»er9  üermifd^t;  fo  au(^  ifi  ber  dnteQect  um  fo  reiner,  je  DoD« 
fommener  er  Dom  SSSiÜen,  bem  er  entfproffen,  gefonbert  ifl.    (^.  II,  47.) 

S^  lann  feinen  OnteOect  geben,  ber  nic^t  bem  2Befent(ii^en  unb 
rein  ObjectiDen  ber  (Srienntnig  ein  biefem  frembeS  ©ubjectiDeS,  auS 
ber  ben  OnteKect  trogenben  unb  bebingenben  $erf5nlid^teit  Sntffiringen» 
be^,  alfo  etmad  dnbiDibuelleS,  beimifd^te,  moburd^  benn  OeneS  oQemal 
Derunreinigt  mirb.  3)er  dnteHect,  bei  metc^em  biefer  Sinflug  am 
geringflen  ifl,  mirb  am  reinflen  objectiD,  mithin  ber  DoHIommenfle  fein. 
debo^  ein  abfolut  objectiDer,  mithin  DoQIommen  reiner  dnteQect  ifl 


368  Snteaectualttät    —    Sntemgengen 

fo  unmögtid^,  n)ie  ein  abfotut  reiner  3^on.  —  3"  ^^^  Semnreintgnngen 
ber  (Srfenntnig  burd^  bte  ein  für  alle  9RaI  gegebene  9ef<^Qffen^ett  bed 
©ubjectd,  bie  dnbtDtbualität,  lommen  no^  bte  birect  au9  bem  SSBiden 
unb  feiner  einfin)ei(igen  Stimmung,  a(fo  quo  bem  dntereffe,  ben  Setben« 
ft^aften,  ben  Effecten  IJcrDorge^enben.    {%  U,  68—70.) 

8)  Die   richtige   $ro))ortion   jtotfc^en   dnteUect   unb 
SB  Ute. 

debe^  antmalifd^e  äBefen^  jumot  ber  üRenfc^,  bebeirf,  um  in  ber 
SBelt  befielen  unb  fortfommen  ju  lönnen,  einer  gen)t{fen  9(ngemeffen^eit 
unb  Proportion  )n)ifd)en  feinem  2BiIIen  unb  feinem  dnteUect.  de 
genauer  unb  richtiger  nun  bie  9?atur  biefe  getroffen  ^ot,  bcflo  leichter, 
fliftxtx  unb  angenei^mer  n)irb  er  burd^  bie  3BeIt  tommen.  dnjmifc^en 
reicht  eine  bloge  9nntt^erung  }u  bem  eigentltd)  richtigen  fünfte  ft^on 
^in,  i^n  oor  Serberben  ju  fd^üf^en.  @d  giebt  bemnad^  eine  gemiffe 
breite  innerhalb  ber  ©rttnjen  ber  9ti(^ttgleit  unb  Slngemeffenbeit  be^ 
befagten  Ser^ättniffed.  jDie  babei  geltenbe  iRorm  ifl  nun  fotgenbe. 
S)a  bie  SefKmmung  M  dnteKectd  iß,  bie  Seut^te  unb  ber  Senfer  ber 
©(^ritte  M  9BiQen9  ju  fein;  fo  mug,  ie  heftiger,  migeflümer  unb 
teibenfc^aftlic^er  ber  innere  SDrang  eined  SßtQend  ifl,  befio  DoUIommener 
unb  ^eOer  ber  i^m  beigegebene  dnteüect  fein,  bamit  bie  ^eftigfeit  bed 
SS^oQend  unb  Strebend  ben  äJIenfd^en  ni^t  ine  fU^re  nnb  ind  Ser« 
berben  fiürje.  hingegen  tann  ein  pl^Iegmotifc^er  S^aratter,  alfo  ein 
fc^toa^er,  maittx  SBiQc,  fc^on  mit  einem  geringen  OnteÜect  audlommen; 
ein  mäßiger  bebarf  eined  mäßigen.  Oebed  t>on  ber  angegebenen 
92orm  abmeic^eube  SOtigoer^ältnig  jtoifc^en  einem  SBiQeu  unb  feinem 
dnteOect  ifl  geeignet,  ben  SRenfc^en  unglücflic^  ju  machen,  folglich 
au(^,  menn  bad  äRig&er^ältnig  baö  umgele^rte  ift,  b.  i.  tt)enn  ber  3n« 
teQect,  toie  beim  ®enie,  ben  SBitlen  ganj  unoer^ältnigmäßig  übenoiegt. 
(Sergl  ®enieO  ©otc^ed  Uebenoiegen  ifl  für  bie  Scbiirfniffe  unb 
3toetfe  bed  bebend  nic^t  blod  überflüffig,  fonbern  benfetben  gerabeju 
^inberlid^.  S)ad  @enie  mirb  nie  in  ber  gemeinen  Sugemocit  unb  bem 
bürgerlichen  Seben  fic^  fo  }u  $aufe  füllen  unb  fo  ri^tig  eingreifen, 
toit  ber  Stormalfopf.  i>a9  ®enie  ift  im  ®ntnbe  ein  monatrum  per 
excessum,  koie,  umgete^rt,  ber  (eibenft^aftltc^e,  heftige  3Renf^,  o^ne 
Serflanb,  ber  ^imlofe  Sßiit^erid^,  ein  monstrum  per  defectnm  if). 
i%  II,  616  fg.) 

JfnteUcctualitat,  ber  ^tfd^auung.    (@.  9(nfd^aunng.) 

1)  ®cala  ber  ^ierard^ie  ber  duteKigenjen. 

®ic  Tic^tigfle  ©cota  jnr  «bmeffung  ber  $ierar^ie  ber  3nteUi» 
genjen  liefert  ber  ®rab,  in  neld^em  fle  bie  2)inge  bto^  inbiDibueU, 
ober  aber  me^r  unb  me^r  aUgemein  auff äffen.  !Z)a9  !£^ter  erfennt 
nitr  ba0  (Einzelne  al9  fot^e«,  bleibt  affo  ganj  in  ber  Suffaffung  M 
Onbioibueaen  bcfongen.     debcr  SRenft^  aber  faßt  ba«  dnbtmbueOe  in 


SnteffiötMer  (Sljoraftcr    —    Sntetcffontc  369 

Segriffe  jufammen,  unb  biefe  toerben  immer  allgemeiner,  {e  ^ö^er  feine 
^tdligen}  ße^t.  2)ringt  nun  bie  Sluffoffung  beö  Sllgemeinen  oud^ 
in  bie  tntuttiüe  (Srfenntnig  unb  erfaßt  bad  tlngefc^aute  unmittel&ar 
a(d  ein  Slllgenieined;  fo  entfielt  bie  Srfenntnig  bcr  ("ißtatonifd^en) 
Obeen:  SDiefe  ifl  ttfl^etifc^,  toirb,  totxm  felbfh^ätig,  genial  unb  er« 
reicht  ben  ^öd^flen  ®rab,  toenn  fte  p^ilofop^ifc^  »irb,  inbem  aldbann 
bad  ©anje  bed  Sebend  unb  ber  2Be(t  in  feiner  h)a^ren  Sefc^affen^eit 
intititi))  aufgefaßt  toirb.  (&9  ifl  ber  ^öd^fle  ®rab  ber  Sefonnen^eit. 
^m\dftn  biefem  unb  ber  b\o9  t^ierif^en  (Srienntniß  liegen  unjä^üge 
®rabe,  bie  f{(^  burd^  bad  immer  allgemeiner  äBerben  ber  Suff  äff  ung 
unterfd^eiben.    (?.  U,  78.) 

2)  Unterfd^ieb  ber  dntelligenjen  in  ber  Oualitttt  unb 
©d^neUiglcit  bed  3)en!end.  (@.  unter  !3)enlen:  Ouali« 
tat  unb  @(^ne0tgleit  bed  !Z)enIen9.) 

JnttUigibltr  Clyarakter,  f.  S^arafter. 

3itttttffante,  ha9. 

1)  ©egenfa^  jmifd^en  bem  dntereffanten  unbSd^bnen. 

3)a9  Sort  ,,tntereffant"  bebeutet  überhaupt  S)ad,  mad  bem 
inbimbueüen  SBiden  9nt^et(  abgewinnt,  quod  nostra  interest.  S)a« 
bur(^  f(^eibet  flc^  ha9  dntereffante  Dom  @(^i{nen.  Se^tcred  x\i  <Bad)t 
ber  Srfenntnig  unb  itoax  ber  aUerreinflen.  Srflereö  nirft  auf  ben 
23 tuen,  ©obann  befielt  bad  ®(^öne  im  Sluff äffen  ber  dbeen, 
met(^e  (SrTenntni§  ben  ©a(  boni  ®runbe  Derlaffen  ^at;  hingegen  ha9 
dntereffante  entfielt  immer  au9  SJcrflec^tungen,  toAd^t  nur  burd)  ben 
@a^  Dom  ®runbe  in  feinen  Derfd^icbenen  ®ef}aUen  möglich  flnb. 
($.  44.  50.    SB.  I,  208.) 

2)  Sereinbarleit  bed  dntereffanten  mit  bem  @(l^önen. 

Dbgleid^  ba9  Ontereffante,  ald  bem  ©c^bnen  entgegengefef^t,  nic^t 
ßioed  ber  ihtnf}  ifl,  fo  ftnbet  e^  ft^  bod^  an  ben  Sierlen  ber  S)i(^t- 
funfl,  namentlid^  ber  epifd^en  unb  bramatifc^en,  unb  ed  mu§  atfo 
boc^  mit  bem  $)aupt}n)ed(  ber  ftunß  vereinbar  fein.  &  ifi  nun  aOer« 
bing^  mit  bem  ©c^bnen  vereinbar,  aber  nur  in  einem  eingefc^ränften 
9Raa§e.  Set  bramatifc^cn  unb  epifc^en  SBerlen  ifi  nSmlic^  eine  Sei« 
mifi^ung  be«  dntereffanten  notf/menbig,  n)ie  flüchtige,  bloö  gasartige 
©ubftanaen  einer  materieOen  Saft«  bebikfen,  nm  aufbema^rt  unb 
mitget^eitt  ju  »erben.  S)a«  Ontereffante  foH  aU  Sinbemittel  ber 
Vufmerffamteit  ba«  ®emüt^  tenffam  machen,  bem  ^iDic^ter  yt  aUen 
I^eilen  feiner  DarjleHung  ju  folgen.  aSJenn  ba«  3ntereffante  eben 
^tnreic^t,  biefe«  ju  {eiflen,  fo  iß  t^m  DoÜIommen  ®enüge  gefc^e^en; 
bcnn  e«<  foO  jur  Serbinbung  ber  Silber,  bur(^  toAijt  ber  3)id^ter 
un«  bie  Obee  jur  (Srfenntnif  bringen  h)in,  nuv  fo  bienen,  mie  eine 
@(^mtr,  auf  metc^e  perlen  gereift  flnb,  fle  jufammen^ölt  unb  }um 
®an)en  einer  ferlenfc^nur  madft   Ueberf d^reitct  hingegen  ba«  dntereffante 


370  Sntcreffe    —    SrritabiUtät 

btefe^  9RQQg,  fo  loirb  e^  bem  ©d^önen  nac^t^ettig.  !Z)ad  Ontereffonte 

iß  ber  Seib  be^  ©ebtc^td,  ba«  @d^5ne  bte  @eete.  S)q«  dutereffaiite 

tfl  bie  9Raterie,  beren  bad  @45ne  atö  bte  gorm  bebarf,  um  fiifU 
bor  }u  loerben.    ($.  50  fg.) 

3tttarcffjc. 

1)  3)a^  dntereffe  aU  bte  Sebingung  ieber  $anblung. 

dntereffe  itnb  ÜRottt)  finb  Sße^felbegrtffe;  ^ittereffe  ^etgt,  tooran 
mir  gelegen  ifl,  unb  bied  ifl  überl^aupt  STOed,  )oq9  meinen  SBiDen 
anregt  unb  bewegt.  Sßad  ifl  folglid^  ein  Ontereffe  Snbered,  old  bte 
ein»ir!ung  eined  Wloi\\)9  auf  ben  äBiOen?  Sßo  atfo  ein  9Kotit) 
ben  SEBiden  6ett)egt,  ba  ^at  er  ein  dntereffe;  tto  i^n  aber  fein 
Wtotx\)  bemegt,  ba  fann  er  fo  tnenig  ^anbeln,  aU  ein  ®tein  o^ne 
@tog  ober  3^8  ^^^  ^^^  ©teile  fann.  $terau^  aber  folgt,  bag  jebe 
$anb(ung,  ba  {le  not^tt)enbig  ein  SRotit)  ^aben  ntug,  aud^  not^menbig 
ein  Sntereffe  borau^fegt,  ba§  folglich  Sant9  HufßeOung  einer  )loei' 
ten,  ganj  neuen  Srt  bon  $anb(ungen,  nämlid^  bon  ^anblungen  o^ne 
alte«  Ontereffe  (inbem  ber  WxUt  fic^  beim  SBoDen  au9  $fli^t  tion 
allem  Ontereffe  Io«fage)  falf(^  ift.    (6.  165.) 

2)  Sinflug  bed  dntereffed  auf  ben  Ontellect  (©.unter 
dntellect:  ©ecunbäre  9?atur  be^  dnteUect^;  unter  ®e« 
bttd^tnig:  Sinflug  bed  äBiOen^;  unter  ©ebanfenaffo* 
ciation:   3)er  ^eimlid^e  Senfer  ber  ©ebanfenaffociation.) 

3nttt\tcixantv^  f.  ©prad^e. 

JnUrpunktion. 

3)cr  „iefttjeitigen"  SSer^unjung  ber  ©^)rad^e  ift  auc^  bie  dnter» 
punftion  }ur  Seute  geniorben,  atö  meldte  ^eut  ju  Zage  f oft  aOgemein 
mit  abfi^tlic^er,  felbfigefttdiger  Sieberlic^feit  ge^anb^abt  mirb.  9hm 
aber  fledft  in  ber  dnterpunftion  ein  !£§eil  ber  Sogif  jjeber  ^eriobe, 
fofem  biefe  baburd^  marfirt  mitb;  ba^er  ifl  eine  folc^e  abfid^tlic^e 
Stcberli^fett  gerabeju  frebel^aft.  @^  liegt  am  !£age,  bag  eine  la^ 
Onterpunftton,  wie  etwa  bie  fran^bfifc^e  ©prac^e,  wegen  i^rer  ffareng 
logtfc^en  unb  ba^er  fur^  angebunbenen  Sßortfolge,  unb  bie  englifci^e, 
wegen«  ber  großen  Sfermlid^feit  t^rer  ©rammatif,  fie  julägt,  ni^t  an- 
wenbbar  ift  auf  relatibe  Urfpvac^en,  bie,  ald  folc^e,  eine  comptidrte 
unb  gelehrte  ©rammatif  §aben,  welche  fünfUic^ere  ^erioben  mSglid^ 
ma^t;  bergteic^en  bie  gried^t^d^e,  (atetnifd^e  unb  beutfd^e  ©pra^e  fbib. 
(?.  II,  573  fg.) 

Jnttisucnftiidi,  f.  3)rama. 

Jtonit,  f.  unter  Säc^erlid^:    'Ji>a9  abrt^tlid^  Stt^erlid^e. 

Jrritabilitat. 

1)  ÜDie  Orritabilität  aU  eine  $orm  ber  Sebendfraft. 
(©.  gebcnöfraft.) 


i- 


.  anlegte  371 

2)  SDte  drrttabiütät  oU  ^auptc^aralter  bed  Zf)uxt9. 
(©.  ?cbcii«!raft.) 

3)  3)08  ractap§^fif(^e  ©ubftrat  bcr  Orritabtiität  unb 
i^r  SJcröältntg  jur  ©cnfibtHtät. 

3)ic  gä^iflWt  bcö  a»u8!cl8  jur  eoittroction  ^ci§t  arritobilität, 
b.  ^.  Sßcijbar!cit;  ftc  ip  auöfd^Iicfelic^c  ©gcnfd^aft  bc«  ÜKuöfcl«, 
tote  @enftbtlttät  au^fd^ItegUd^e  Stgenfc^aft  bed  92ert)en  ifi.  2)tcfer 
giebt  }tear  bem  SRudfel  Den  Slnlag  }u  fetner  Sontractton;  aber 
feine^megd  tjl  er  e^,  meiner,  trgenbiDte  mec^antfc^,  ben  üRudfel  }u« 
fammenjöge,  fonbem  bied  gefc^te^t  gan}  allein  Vermöge  ber  drrita* 
bttttät,  koelc^e  be^  SRu^fetö  felbfleigene  ftraft  ifl.  2)a9  metap^qftf^e 
Subfhrat  ber  drritabitität  M  ^JlnAtU,  alfo  ber  aKögltc^fett  ber 
Ictutrung  beö  SRn^Iete  burd^  ®e^tm  unb  SRttt>,  ifl  ber  SEBtlle,  ber 
Qu§er^alb  ber  (SaufaÜette  liegt,  unb  beffen  (Srfd^einung  ba^er,  nic^t 
SBirfung,  bie  2Wu«eIoction  i|l.  On  ber  Orritabilität  objectiöirt  ftd^ 
ber  SßtOe  uumittelbar,  ni(^t  in  ber  @enftbi(itttt  (SB.  U,  282  fg.) 
3)er  ^iOe  ifl  in  qOen  URudfelfafem  be9  gan}en  Seibed  aU  drrttabttität 
uitmittelbar  gegeniofirtig,  al9  ein  forttoö^renbed  @treben  jur  St^ättgfeit 
überhaupt.  @on  nun  aber  biefed  ©treben  fic^  realiftren,  atfo  ftd^  al9 
Setoegung  ttu§em;  fo  ntug  biefe  Seioegung,  eben  ol9  folc^e,  irgenb  eine 
%t(^tung  ^aben;  biefe  Stiftung  aber  ntug  bur(j^  irgenb  etmad  befltmntt 
»erben,  b.  ^.  fie  bcbarf  eined  Senlerd;  biefer  nun  ifi  ha^  92ert)enf9flent. 
3)enn  ber  bloßen  drritabißtttt,  loie  ^t  in  ber  SDtudlelfafer  liegt  unb 
an  ftd^  pnrer  Sßille  ift,  finb  aOe  dtid^tungen  gleichgültig;  a(fo  be« 
fltmmt  fie  ftc^  nac^  feiner,  fonbern  t^er^ttlt  fic^  »ie  ein  Körper,  ber 
na^  aUen  SRic^tungen  glcic^mttgig  gebogen  »irb;  er  ru^t.  dnbeni 
bte  9{ert)ent^ätigfeit  al9  SRotit)  (bei  9{efle^bett)egttngen  aU  9tei})  ^in}u« 
tritt,  erhält  bie  fhrebenbe  ftraft,  b.  i.  bie  Irritabilität,  eine  befiimmte 
9ii(^tung  unb  liefert  je^t  bie  Seioegungen.    (SB.  U,  285  fg.) 

4)  Qu\ammtn^anQ  ber  Irritabilität  mit  bem  99(ute. 

!Z)ie  SRudfeln  ftnb  bad  ^robuct  unb  Serbi(^tung^tt)erf  be^  Sluted, 
ja,  getoiff ermaßen  nur  feßgetoorbened,  g(eid)fam  geronnene^  ober 
fr^flalliflrted  9tut.  3)ie  Jtraft  aber,  meldte  a\x9  bem  S3Iute  ben 
SRu^fet  bitbete,  barf  nic^t  a1^  t^erfc^ieben  angenommen  merben  bon 
ber,  bie  ita^^er  aW  örritobilität  auf  SReröenreij  benfelbcn  bctoegt. 
Bubem  beioeifl  ben  na^en  Sufammen^ang  }n)if4cn  bem  Slut  unb  ber 
Orritabifitat  au(^  biefe«,  ba§  wo,  loegen  UnDoOfornmen^eit  bc«  Heinen 
©lutumtouf«,  ein  I^eil  be«  »lutc«  uno^^birt  gum  ^erjen  jurüdfe^rt, 
bie  Orritabilitttt  fogteic^  ungemein  fd^wad^  ift,  loie  bei  ben  Satrad^iern. 
(SB,  n,  286.) 

3ttUi)tt. 

®ne  3rrle^te,  fei  fie  au«  falf^er  «nfld^t  gefaßt,  ober  au«  f(^Ied^ter 
Ibpd^t  entf))ningen,  ifl  fiet«  nur  auf  fpecieOe  Umfiänbe,  folglich  auf 
eine  gemiffe  geit  bered^net;   bie  Sa^r^eit  aOein  auf  afle  Seit,  wenn 

24* 


372  Sttt^um 

fie  aud^  eine  Sßeile  Derlannt,  ober  erftidtt  »erben  fann.  !Denn  fobatb 
nur  ein  menig  Sid^t  Don  innen,  ober  ein  h^enig  Suft  Don  äugen  fommt, 
ftnbet  fic^  Oemanb  ein,  fie  ^if  Derfünbigen,  ober  ^u  Dert^eibigen.  SEßetl 
fle  nämlic^  nic^t  aud  ber  %6ft(^t  irgenb  einer  Partei  entfprungen  ifi; 
fo  mirb,  iVL  ieber  3^'^  1^^^  Dorjüglid^e  Sop\  t^r  Serfec^ter. 
i%  n,  15.) 

3txi\)nxa. 

1)  Unterfd^ieb  jn)i[(^en  Orrtl^nm  unb  @^ein. 

3)q^  Dom  Serflanbe  rid^tig  (Srlannte  iß  SRealitöt,  nttmtit^ 
ri^tiger  Uebergang  Don  ber  SBirfung  im  unmittelbaren  Object  (itih), 
auf  bereu  Urfad^e;  bad  Don  ber  SSernnnft  richtig  (Srfannte  ifi 
SEßa^r^eit,  b.  i.  ein  Urt^eit,  totlä)t9  jureic^enben  ®runb  ^at.  S)er 
Siealität  nun  fte^t  ber  @d^ein  (bad  ftttfc^Iic^  Sngef^aute)  a(d 
Sirug  bed  Serftaube^,  ber  Sßa^r^eit  fle^t  ber  Orrt^um  (bad 
fttlf^Ii^  ©ebadjte)  aU  STrug  ber  Sernunft  gegenüber.  (3B.  I,  28. 
®.  71  fg.   %.  16.) 

@(^ein  tritt  ddbann  ein,  menn  eine  unb  biefelbe  äBirfung  burt^ 
}tt)ei  gän}(i(^  Derfc^iebene  Urfac^en  herbeigeführt  »erben  fann,  beren 
eine  [e^r  ^äufig,  bie  anbere  feiten  tt)irlt;  ber  Serflanb,  ber  fein  SDatum 
^at,  }u  unterfc^eiben,  tteld^e  Urfac^e  ^ier  »irft,  ba  bie  äBirfung  gaitj 
biefetbe  ift,  fe^t  bann  allemal  bie  ge»öl^nlid)e  Urfac^e  Doraud,  unb 
»eil  feine  S^ittigfeit  ni^t  reflectiD  unb  bidcurflo  ifl,  fonbern  intuitio 
(f.  Hnfd^auung),  fo  fte^t  folc^e  falfd^e  Urf ad^e  alö  ongefd^aute« 
Dbjicct  Dor  und  ba,  »elc^ed  thtn  ber  falfd^e  ©c^ein  ifi.  2)er  ©(^ein 
entfielt  entmeber,  »ie  beim  ÜDo))peItfe^en  unb  2)o))pe(ttaPen,  babur(^, 
bag  bie  @innedtt)erf}euge  in  eine  ungemö^nlid^e  ?age  gebracht  |inb; 
ober  er  entfielt  baburc^,  ba§  eine  Sßirfung,  »eld^e  bie  @inne  fonp 
titgtic^  unb  ftünbH^  burc^  eine  unb  biefelbe  Urfac^e  erhalten,  einmal 
burc^  eine  gau}  anbere  Urfac^e  (erDorgebrac^t  »irb;  fo  3.  9.  »enn 
man  eine  SRalerei  für  ein  9ie(ief  anfielet,  ober  ein  ind  SEBaffer  getauchter 
®tab  gebrochen  erfc^eint,  u.  f.  ». 

drrt^um  hingegen  ifl  ein  Urt^eil  ber  Sernunft,  melc^ed 
nid^t  ju  tttoa9  auger  i^m  in  bcrjienigen  9e}ie^ung  ße^t,  bie.i)er  @a( 
Dom  ®runb  (in  ber  ©efiatt  bed  (Srfenntniggrnnbed)  erforbert, 
alfo  eine  grunblofe  9nnaf)me  in  abstracto,  ein  falfc^ed  Urt^eil. 
(Sergl.  unter  ©runb:    @ag  Dom  ©runbe  bed  (Srfennend«) 

Schein  fann  dnt^um  Deranlaffen,  menn  er  Seranlaffung  ^u  einem 
fatfc^en,  b.  ^.  bed  ^ureid^enben  @runbed  ermangeinben  Urt^eil  mirb. 

3)er  Srrt^um  lägt  fic^  burc^  ein  »a^reö  Urt^eil  tilgen,  ber 
©c^ein  aber  nidit.  2)enn  aOe  täufd^enben  (Steine  flehen  in  un* 
mittelbarer  Sbtfc^auung  Dor  und  ba,  meldie  burc|  fein  9{ttfonnemeiit 
ber  Sernunft  megjubringen  iß;  ein  folc^ed  fann  blod  ben  drrt^um, 
b.  §.  ein  Urt^eil  o^ne  jureic^enben  ®runb,  Der^üten  burc^  ein  ent* 
gegengefe^ted   »a^red,   aber   ber  @d^ein  bleibt   jeber  abfhacten  (Der* 


Srrtium  373 

ntinftigen)  (Erfenntnig  jum  Xiol^  unt^errücfbar  fte^en.  debo(^  tatin 
ber  @(j^em  aOmttItg  Derfd^minben,  loenn  feine  Urfac^e  bletbenb  iß  unb 
boburc^  bad  Ungeioo^nte  getoo^nt  loirb.  SEßenn  man  j.  9.  bie  9ugen 
immer  in  ber  fc^ielenben  Sage  lägt,  fo  fuc^t  ber  Serßanb  feine 
Xppre^enfton  gu  berichtigen  unb  burc^  rid^tige  Suffaffung  ber  äugem 
Urfac^e  UebereinfKmmung  gmifd^en  ben  SBa^me^mungen  auf  t^erf^iebenen 
Sßegen,  }«  9.  gtoifc^en  @e^en  unb  haften  ^eroor jubringen.  (%.  16  fg. 
338.  X  28  fg.   ®.  71.) 

2)  Analogie  jmifd^en  drrt^um  unb  ©d^ein. 

2)ie  3RögIi(i)feit  be^  drrt^umd  ift  ganj  analog  ber  ht9  ®c^eined. 
3eber  drrt^um  ift  nämlic^  ein  ®((|Iug  t)on  ber  Solge  auf  ben 
®runb,  teelc^er  jmar  gilt,  hio  man  meig,  bog  bie  golge  jenen 
unb  burc^aud  feinen  anbern  ®mnb  ^aben  !ann,  augerbem  aber  nic^t. 
ÜDer  3rrenbe  fe^t  entweber  ber  So(ge  einen  ®runb,  ben  fie  gar  nid^t 
^aben  !ann;  h)orin  er  bamt  mirflic^en  9)tangel  an  Serßanb,  b.  ^. 
an  ber  ^ä^igfeit  unmittelbarer  Srfenntnig  ber  Serbinbung  jkoifc^en 
Urf adie  unb  Sßirlung,  jeigt;  ober  aber,  toad  ber  häufigere  ^aU  iß, 
er  benimmt  ber  t^olge  einen  ^toax  möglichen  ®runb,  fegt  jlebod^  }um 
Oberfag  feinet  ©d^Iuffe^  t)on  ber  golge  auf  ben  ®runb  noc^  §in}u, 
bag  bie  befagte  Solge  allemal  nur  au9  bem  Don  i^m  angegebenen 
®ntnbe  entße^e,  wogu  i^n  nur  eine  DoIIflttnbige  dnbuction  berechtigen 
fönnte.  2)ag  ber  dtrenbe  aber  fo  Derfä^rt,  ifl  enttt)eber  Uebereilung, 
ober  3U  befc^ränlte  ftenntnig  ber  ilRöglic^feit,  »e^^atb  er  bie  9tot^- 
menbigfeit  ber  }u  mac^enben  Onbuction  nid^t  meig.  3)er  Orrt^um 
ifi  alfo  bem  ©d^ein  ganj  analog.  Seibe  {Inb  ©c^Iüffe  Don  ber 
golge  auf  ben  ®runb,  ber  @d^ein  ftM  mi)  bem  ®efe^e  ber  (ian^ 
falität  unb  Dom  bioffen  Serflanbe,  alfo  unmittelbar  in  ter  Sufc^auung 
felbfl,  DoOjogen,  ber  Orrt^um  Don  ber  Sernunft  im  3)enlen  DoO« 
jogen.    (SB.  I,  94  fg.) 

3)ie  groge  ®c^tt)ierig!ett  bed  Urt^cild  beruht  in  ben  meiflen  SttOen 
barauf,  bag  mir  Don  ber  ^otge  auf  ben  ®runb  )u  ge^en  §aben, 
melc^er  2Beg  fletd  unftc^er  iß.  $ier  liegt  bie  OueDe  aDed  drrt^um^. 
(9B.  II,  97.) 

3)  Unterfc^ieb    jtoifc^en    drrt^um    unb    9iec^nungd- 
feister* 

9uf  einen  ©c^Iug  au4  einem,  oft  nur  fälfc^Uc^  generatißrten  ^^po* 
t^etifcf^en,  aud  ber  Snna^me  eined  ®runbed  gur  golge  entfprungenen 
£)berfag  mug  jeber  3rrt^um  jurücfgufül^ren  fein;  nur  nic^t  tttoa 
9lec^nung9fe^Ier,  welche  eben  nic^t  eigentlich  drrt^ümer  {Inb, 
fonbem  ^e^Ier;  bie  Operation,  meiere  bie  Segriffe  ber  Sa^tnaxt^ahtn, 
iß  nic^t  in  ber  reinen  Snfc^auung,  bem  3^41^><f  DoDgogen  morben, 
fonbem  eine  anbere  ßatt  i^rer.    (^.  I,  95.) 


374  Srrt^um 

4)  Unterfc^ieb  ^mifdien  Zf^itv  unb  SRenfd^  in  ^inft^t 
auf  ben  drrt^um. 

®Qd  S^ier  fanit  nie  meit  ))oni  Sßegc  ber  Statur  abirren;  benn 
feine  ST^ottüe  liegen  aQein  in  ber  anfc^auHd^en  2Be(t,  mo  nur  bad 
Wöglic^e,  ja  nur  bad  äBirftic^e  9?aum  ftnbet;  hingegen  in  bie  ab« 
(hracten  begriffe,  in  bie  ©ebanfen  unb  SBortc,  ge^t  atleö  nur  @rfinn» 
iic^e,  ntit()in  auc^  ba^  f^alfd^e,  bad  Unmögliche,  bad  Sbfurbe,.  bad 
Unfinnige.  3)a6er  fte^t  ber  WUtn^i^,  burd)  bie  Vernunft  ben  ®t' 
ban{en  jugänglic^  getuorben,  unb  »eit  itoax  Vernunft  (ha9  SJermögen 
ber  ©ebanfen)  llQen,  Uvt^ett^fraft  aber  nur  SEßenigen  }u  2^6ei(  getuorben, 
bcm  SBa^ne  offen,  inbem  er  aQen  nur  erbenflic^en  S^imärcn  $rcid 
gegeben  ifl,  bie  man  i^m  einrebet  unb  bie,  al9  3Jlotit)t  feinet  SßiQen^ 
tuirfenb,  i^n  ju  S3erfe^rt^eiten  unb  S^^or^eiten  jeber  2[rt,  }u  ben  un« 
erf|5rtefien  S^tratoagangen,  toie  auc^  }u  ben  feiner  t^ierifc^en  Statur 
»iberßrebenbf^en  ^anbtungen  betoegen  fönnen,  moDou  befonberd  bie 
9{eIigionen  unb  i{)re  Suttud^anblungen  ga^Ireic^e  unb  craffe  Seifpiele 
liefern.    (SB.  ü,  74  fg.) 

5)  @c^äbli(i)leit  bed  drrt^umd. 

Oeber  Orrt^um  muß,  früher  ober  fpäter,  ©(^aben  (tiften,  unb 
bef^o  grögern,  je  gröger  er  roar.  3)en  inbiDibueQen  Orrt^um  mug, 
n)er  i^n  ^egt,  ein  Tlai  bügen  unb  oft  treuer  be^a^Ien;  bad  @e(be 
loirb  im  ©rogen  Don  gemeinfamen  Orrt^ümern  ganzer  SSöIfer  gelten. 
'Da^er  fann  nt(f)t  ju  oft  luieber^ott  toerben,  bag  jeber  Onrt^um,  mo 
man  i()n  auc^  antreffe,  a[9  ein  i^einb  ber  SRenfc^^eit  ju  toerfotgen 
unb  auszurotten  ifl,  unb  bag  e^  leine  prioitegirte,  ober  gor  fanctio» 
nirte  Orrt^ilmer  geben  fann.  3>er  Dcn!er  foU  fle  angreifen,  mnn 
auc^  bie  äRenfc^^eit,  gleich  einem  firanfen,  beffen  ©efc^miir  ber  Hr^t 
berührt,  laut  babei  auffd^riee.  (3B.  ü,  73  fg.)  SBenn  in  ber  an« 
fc^aulic^en  SJorfteQung  ber  @(^ein  auf  Sugenblide  bie  äBirtlic^feit 
entfleOt,  fo  Tann  in  ber  abftracten  ber  drrt^um  da^rtaufenbe  i^err« 
fc^cn,  auf  ganje  Sö(fcr  fein  eiferned  doc^  toerfen,  bie  ebelflen  Biegungen 
ber  9)?enfd)^eit  erfliden  unb  felbfl  iCen,  meldten  ju  töufc^en  er  nic^t 
öermag,  burc^  feine  ©daöen,  feine  Octäufc^ten,  in  gejfeln  legen 
laffen.  äRan  foH  ba^er  beflrebt  fein,  jeben  drrt^um  aufjubeden  unb 
auSjurotten,  aurf)  ioo  fein  ©c^aben  üon  i^m  ab}ufel^en  ifl,  loeil  biefcr 
fe^r  mittelbar  fein  unb  etnft  ^crt)ortreten  fann,  mo  man  i^n  nic^t 
ertoartct;  benn  jeber  Orrt^nm  trögt  ein  Oift  in  feinem  Innern.  6d 
giebt  feine  unfdjäblic^en  drrt^ümer,  noc^  n^eniger  e^rmürbige,  ^eilige 
Orrt^ümer.  (SB.  I,  42.  $.  440.)  Ocber  Orrt^um  ftiftet  unenblic^ 
me^r  ©c^aben,  ald  Stützen.     (@.  259.) 

6)  3)ie  tragifc^e  unb  bie  fomifd^e  ©eite  beS  3r.rt^um«. 

!Cie  tragifc^e  ©eite  be4  3rrt^um^  unb  Sorurt^eitd  Hegt  im 
^ractifc^en,  bie  fomifc^e  ift  bem  X^eoretifc^en  üorbe^olten. 
(SB.  I,  75.) 


3«Iam    —    3taliener  375 

7)  9Bad  ^ur  ^erpetutrung  ber  Otrt^ümer  beiträgt. 

3)te  drrt^ilmer  mevben  burc^  93eifpte(,  ©emo^n^ett  unb  [e^r  frii^» 
^eittged,  fefled  Einprägen,  e^e  noc^  (Srfa^rung  unb  Urt^eil^fraft  ^u 
i^rer  grfc^üttcrung  ha  morcn,  pcrpctuirt.  (S3J.  II,  74.)  Sluc^  baö 
ben  urt^eilMofen  köpfen  etgent^ümltd^e  ©enügen  an  SBorten  trägt 
me^r  a\e  irgenb  ttxoa^  bei  gnr  ^erpetuirung  ber  Orrt^Umer.  (SB.  II, 
160.)  9u(^  ift  ed  natürlich,  bag  n)ir  gegen  jebe  neue,  unfere  bid« 
berige  Ueber^eugung  erfc^ütternbe  Slnftd^t  und  abme^renb  ))er§a(ten. 
@e^n  loir  alfo  fc^on  bad  dnbioibuum  ^avtnäcftg  im  t^efl^alten  feiner 
drrt^Umer,  fo  tfl  ed  bie  äRaffe  noc^  i^iel  me^r;  an  i^ren  ein  Wtal 
gefaßten  SReinungen  liJnnen  Srfa^rung  unb  93e(e§rung  fid^  Oa^r- 
^unberte  lang  t^ergeblic^  abarbeiten.  ^al)n  gtebt  e^  benn  auc^  ge« 
miffe  allgemein  beliebte  unb  fefi  accrebitirte,  fotgtic^  üou  Unjä^tigen 
mit  @e(bflgenügen  nac^gefproc^ene  drrt^ümer,  »te  }.  9.  ,,@elbflnH)rb 
ifi  eine  feige  ^anbluug."  „SBer  «nbern  mißtraut,  ift  felbfl  unrebli(^." 
„«crbienft  unb  ®enie  flnb  anfriditig  befd^eiben."    U.  f.  to.  (^5.  II,  63  fg.) 

1)  S^arafter  unb  SEBert^  bed  ddlam. 

ÜDer  39lam,  ber  gang  optimiflifc^  1%  ifl,  tvie  bie  neuefle,  fo  auc^ 
bie  fc^Ie^tefle  aUer  9ieIigionen.    (3B.  II,  693.) 

S)a§  mit  bem  metap^^ftfd^en  Sebürfnig,  aud  melc^em  bie  9?e» 
ligionen  entfpringen*  unb  gu  beffen  Sefriebigung  fie  bienen,  bie  meta« 
p|;9ftf(^e  ^ä^igfeit  nic^t  $anb  in  $anb  ge^t,  betecifi  unter  anbern 
ber  ^oran,  biefed  fc^Ied^te  Suc^,  wtldjt^  bennoc^  ^inreic^enb  mar, 
eine  2Be(tre(igion  gu  begrünben,  ha^  metap^k^fifd^e  ^ebürfnig  ga^Uofer 
9Ri(lionen  9){enf(i)en  feit  1200  darren  gu  bef riebigen,  bie  @runb(age 
t^rer  äRorat  unb  einer  bebeutenben  Serac^tung  bed  S^obed  ju  merben, 
toie  auc^,  fie  gu  blutigen  Kriegen  unb  bcn  audgebe^nteften  Eroberungen 
)U  begeifern.  SBir  ftnben  in  i^m  bie  traurigfte  unb  ärmlic^fle  ©efialt 
be«  I^eiömu«.     (2Ö.  H,  177  fg.) 

2)  S)ie    bem    t^atali^mud    ber    üRo^ammebaner     ju 
®runbe  liegenbe  äßa^r^eit. 

2Bie  bie  bei  ben  Eliten  fo  fefifle^enbe  9(nftc^t  oom  t^atum,  fo 
beruht  auc^  ber  )$atalidmud  ber  SRo^ammebaner  auf  ber,  menn  auc^ 
nic^t  beuttic^  erfannten,  boc^  gefüllten  Uebergeugung  Don  ber  ftrengen 
S^ot^menbigfett  aUed  ©efc^e^enben.    (6.  60.) 

3talxtntt. 

1)  S^arafter  ber  Otaliener. 

3)er  ^auptgug  im  9?ationaI(^araher  ber  dtaliener  ifl  t^oU* 
fommene  Unoerfc^ämt^eit.  3)iefe  befielt  barin,  bag  man  eined 
ST^eild  ftc^  für  ni(f|td  g"  W^^^  4^^^  ^^^  anmagenb  unb  frec^  ifi; 


376  Sommer    —    Sefetjett 

anbem  X^etld  ftc^  für  nic^td  ju  gut  f)ält,  alfo  meberträc^tig  ifl. 
2Ber  hingegen  @c^am  ^at,  ift  für  einige  3)tnge  ^u  blöbe,  für  anbete 
ju  jlolj.  3)cr  Otaliencr  ip  mcber  baö  eine,  noc^  ba«  anbete,  fonbetn 
nac^  Umftänben  aOenfatt^  furc^tfam  unb  ^oc^fa^renb.    (SR.  349.) 

2)  SJorjug   bet  dtatienet   t)ot  ben  S^^njofen   in   bet 
ftunfl. 

3toliener  unb  3)cutf(^e  fHmmen,  troß  großer  SSerfc^icben^eit  in 
üielcn  ©türfen,  boc^  ttberein  im  ®efü^t  für  baö  3nnige,  Stufte 
unb  äDa^re  in  bet  $unft  unb  treten  babut(^  in  ®egenfa^  ^u  bcn 
t^ran^ofen,  »eichen  jene^  ®efü^I  gan^  abgebt,  tt)ad  ftd)  überaQ  üer> 
rät^  unb  befonber^  bei  Sergtei^ung  bed  @pield  bet  Stächet  mit  bem 
bcr  SRipori  bcmerHic^  machte.     (^.  II,  635.) 

3)  2)ie  itatienifc^e  @ptac^e. 

3n  bie  itaticnifc^e  ©prac^e  ifl  bet  Segriff  bed  WolUn9  fo  tief 
eingebtungen,  bag  et  ^ur  Se^eicbnung  |ebe^  Srfotbetniffe^,  j[rbe^  9}ot^« 
wenbigfein«  angemenbet  mirb:  vi  vuol  un  contrapeso;  —  vi  vuol 
pazienza.     (9?.  96.) 


3- 

3ammtr^  f.  ©c^Iec^tigfeit,  unb  unter  ®ete(^tig!eit:    Swige  ®e- 
rec^tigfeit. 

3ti)0J)a\)^  f.  ®ott  unb  Oubentt^uni. 

m 

Je^tjeit. 

1)  Dptintidmu^  bet  de^tjeit. 

On  ber  gegenwärtigen,  geiflig  impotenten  unb  ftc^  butc^  bie  Ser« 
e^rung  bed  BijUifUn  in  jeber  ®attung  oudjeic^nenben  l^eriobe,  — 
toclc^c  fic^  tcc^t  poffenb  mit  bem  felbjlfabricivten,  fo  prätentiöfen,  toie 
fafop^iifc^en  SBovte  ,,degt}eit''  be^eid)net,  ald  märe  i^r  de^t  ha^ 
Oe^t  xaT  e^ox^Qv,  ba^  Stt^i,  me(d)cd  heranzubringen  ade  anbern 
Oe^t  aQein  bagemefen,  —  entblöbcn  btc  $ant^eiften  fic^  nic^t,  ju 
fagen,  baö  Seben  fei,  loie  fle  eö  nennen,  „©elbfl^werf".  —  SBenn  bicfcö 
unfer  S)afein  ber  (e^te  ^\otd  ber  äßelt  märe;  fo  märe  t9  ber  a(bernfle 
3n)e(f,  ber  ie  gefegt  morben,  möditen  mir  nun  fetbfi,  ober  ein  Ruberer 
i^n  gefefet  ^laben.     (?.  II,  306.) 

3)ie  a>cmagogen  bcr  „Ocßtaeit"  legen  ba«  bem  menf(^li(^en  ©afein 
fetbfi  unjertrennli^  an^ängenbe  (SIenb  auf  freche  unb  lügenhafte  SQieifc 
ben  ^Regierungen  jur  ?ap.  ©ie  flnb  nämlit^,  afe  geiube  be«  S^riften« 
t^um«,  Dptimiften;   bie  SBelt  ifi  i^nen  „©elbjljmcdf"  unb  ba^et  an 


^  SournaUjlen    —    Subent^um.    Suben  377 

fic^  felbfi,  b.  ^.  xfixtx  natürlid^eu  Sefc^affenl^ett  nod^,  gang  üortreffltc^ 
eingerichtet,  ein  rechter  SEBo^npta^  ber  ®tüdfö(tgfeit.  3)ie  nun  ^te« 
gegen  fc^reienben  foloffalen  Uebel  ber  3Belt  fc^reiben  fie  gän}Ii(^  ben 
SJegierungen  ju.    (?.  II,  276.) 

2)  S^^arafter»  unb  ®e[c^ma(f(oftg!eit  ber  de^tjeit* 

3)te  ie^ige  3^^^  ^^^9^  ^"^^  ä)tange(  an  £)rtgtuatttät,  in  SSauart, 
®erätl^en,  9R5beIn,  ^(eibung  u.  f.  to,  ben  Stempel  ber  S^araTter« 
toftgfeit.  9Rit  welcher  S^rfur^t  ttirb  bie  ytai^mit  unfere  im  elen^ 
beften  %ofo!ofiil  aufgeführten  ^aläfle  unb  Sanb^äufer  betrachten!  — 
ilber  fc^werlic^  mirb  fxt  toiffen,  voa^  fie  auf  (konterfeien  unb  SDaguerro» 
tt)pen  aud  ben  ©c^u^pu^erp^^fiognomien  mit  @oIratifc^en  Särten  unb 
aixß  ben  @tu^ern  im  Soßüme  ber  @c^ac^eriuben  mad^en  fo0.  ^nx 
burc^gängtgen  ©efc^madlofigfeit  biefe^  3^'^^^^^^^^  gehört  aud^,  bag  auf 
ben  9Ronumenten,  meiere  man  grogen  9Rännern  errichtet,  biefe  im 
mobernen  (^oftüme  bargefteUt  tt)erbcn.  ($.  II,  482  fg.  Sergt.  !Z)enf» 
male.) 

Sin  luculente«  Seifpiet  t)on  Safl  o^ne  @tü^e  (ben  äjl^etifc^en 
Sorberungen  ber  93au!unfi  }Ukoiber)  bieten  bie,  an  ben  (Scfen  mancher, 
im  gefc^macfüollen  @til  ber  ^^de^tgeit"  erbauten  $äufer  [)inaudge' 
fcEjobenen  Srfer  bem  Singe  bar.  2Ran  fte^t  nic^t,  toa9  fte  trägt;  fie 
fcEjeinen  )u  fc^weben  unb  beunruhigen  bad  ®emüt^.    (SB.  II,  468.) 

(Ueber  bie  Serirrung  ber  ÜKufif  ber  üc^tjeit,  f.  unter  SKufif: 
9bmeg,  auf  mii)cm  ft^  bie  9Ru{it  heutigen  Stage^  befinbet.) 

3)  @prad^«  unb  ©tilDer^ungung  ber  Oe^tjeit. 

9{ie  foQ  man  ber  ftttrge  bed  ^u^brucfd  bie  ÜDcutUc^feit,  gefc^ujeige 
bie  ©rammatif  gum  Opfer  bringen.  jDen  Sudbrud  eine^  ©obanlend 
fc^mäc^en,  ober  gar  ben  @inn  einer  ^eriobe  t)erbunle(n,  ober  t)tx» 
fümmern,  um  einige  SBortc  weniger  ^ingufe^en,  ifl  bedagen^mert^er 
Unoerflanb.  @erabe  iCie^  aber  ifl  ba^  !£retben  Jener  falf^en  ^rje, 
bie  ^eut  }u  SEage  im  ©ctjmange  ijt  unb  barin  beflebt,  bag  man  bad 
3mec!bienli(^e,  \a,  ha9  grammatifc^,  ober  logifd^  ^{ot^ioenbige  meg* 
lägt.  3n  3)eutf4(anb  ftnb  bie  fc^Ied^ten  @cribenten  {ewiger  3^^t  t)on 
it)r,  mie  Don  einer  9Ranie,  ergriffen  unb  üben  fte  mit  unglaubli^em 
Uimerpanb.     (%  II,  569  ff.    $.  53  ff.    3B.  U,  136  ff.) 

3)0«  ?eben  ber  „Oefetjeit"  ifl  eine  groge  ©allopabe;  in  ber 
?itteratur  giebt  fie  fic^  funb  aW  äugerfle  glü^tig!cit  unb  giebcrli^feit. 
(^.  II,  677.) 

Joittnaliftm,  f.  ©d^riftpeller. 
Jubtl^  f.  greube. 
3ubentl)um.    Julrcn. 

1)  ^iflorifc^er  Urfprung  bed  3ubent^um^. 

2)a9  dubent^um  flammt  au9  ber  3<i^^^^ti9i(>"*  ^^"^  fc^Iagenbe 
Seflütigung,  bag  de^oüa^  Drmujb  fei,  liefert  ba«  erfte  9u^  (Sfra 


374  Srrt^um 

4)  Unterf(^ieb  ^mtfc^en  Steter  unb  äRenfc^  in  ^inftc^t 
auf  ben  Ortt^um. 

®Qd  S^ier  fann  nie  mit  Dom  Sßegc  ber  Statur  abirren;  benn 
feine  Sälotxt>t  liegen  aQein  in  ber  anfc^aulid^en  SEBett,  mo  nur  ba^ 
WoQiiiit,  [a  nur  bad  äBirflic^e  9?aum  finbet;  ^iugegen  in  bie  ab« 
(hracten  Segriffe,  in  bie  ®eban!en  unb  SBorte,  ge^t  alleö  nur  (Srfmn» 
{idjt,  mitljin  auc^  ba^  Satfdie,  bad  Unm(5gtici)e,  bad  %bfurbe,.  bad 
Unpnnige.  ©after  jle^t  ber  9Kenfd^,  burt^  bie  Vernunft  ben  ®e» 
bauten  jugängtic^  gemorbeu,  unb  U)eit  jUiar  Vernunft  (bod  Vermögen 
ber  ©ebanfen)  2lQen,  Uvt^eildfraft  aber  nur  SEßenigen  }u  j£6ei(  geworben, 
beut  SBa^ne  offen,  inbem  er  allen  nur  erbenflic^en  S^imörcn  $reid 
gegeben  if^,  bie  man  i^m  einrebet  unb  bie,  aU  äRotioe  feinet  äBiOen^ 
tutrfenb,  i^n  ^u  S3erfe^rt^eiten  unb  j£^or^eiten  jeber  Hxt,  ^u  ben  un« 
eri)örte{ien  S^traDagangen,  tt)ie  ouc^  }u  ben  feiner  t^iertfc^en  9?atur 
roiberßrebeiibften  ^anblungen  betoegen  lönnen,  woDon  befonberd  bie 
dtetigionen  unb  i{)re  (^ultud^anblungen  ja^Ireic^e  unb  craffe  9eif)>icle 
liefern.    (©,  ü,  74  fg.) 

5)  @d^ttblic^feit  bed  drrt^umd. 

3cber  drrt^um  mu^,  f rillet  ober  fpäter,  ©(i^aben  (tiften,  unb 
befto  grögern,  je  größer  er  luar.  3)en  inbiDtbueQen  Orrt^um  ntu§, 
xocx  i^n  ^egt,  ein  9)ta(  bügen  unb  oft  treuer  be^a^ten;  bad  @elbe 
U)irb  im  ©rogcn  oon  gemeinfamen  drrt^ümern  ganjer  ^blfer  gelten. 
'Da^er  !ann  nid)t  ju  oft  loieber^ott  h)erben,  ha^  jieber  -dn-t^um,  too 
man  i()n  aud)  antreffe,  atd  ein  f^einb  ber  ä)tenfc^^eit  ju  Derfo(gcn 
unb  auszurotten  ifi,  unb  ba§  ed  leine  pri^itegirte,  ober  gar  fanctio' 
nirte  3rrtt)ilmer  geben  fann,  3)er  Denfcr  foU  flc  angreifen,  »enn 
auc^  bie  9Renf(^^ett,  gteic^  einem  firanfen,  beffen  ©efc^mür  ber  Üxit 
berührt,  laut  babei  auffdjriee.  (SB.  H,  73  fg.)  SBcmi  in  ber  on- 
fd)aultc^en  SorfteQung  ber  @(^ein  auf  Sugenblicfe  bie  äSSirfUc^teit 
entfleöt,  fo  fann  in  ber  abftracten  ber  Orrt^um  Oa^rtaufenbe  ^en« 
fd)en,  auf  ganje  Sölfer  fein  eiferneö  3od^  loerfen,  bie  ebelficn  {Regungen 
ber  5Wenfd)(|cit  erftiden  unb  fclbjt  Den,  ttjeld^en  ju  täufc^en  er  nid)t 
oermag,  burd^  feine  ©claüen,  feine  Oetöufc^ten,  in  gejfeln  legen 
laffen.  5IRau  f oll  bo^er  bejlrebt  fein ,  jeben  Orrt^um  auf jubeden  unb 
auSjurotten,  aud)  wo  fein  ©traben  Don  i^m  ab}ufel^en  ifl,  tueit  biefer 
fe^r  mittelbar  fein  unb  einft  ^ertjortreten  fann,  too  man  iftn  ni(ftt 
ertoartet;  benn  jeber  Srrt^um  trägt  ein  ®ift  in  feinem  3nnern.  & 
giebt  feine  unfdiöblic^en  3rrt^ümer,  noc^  n^eniger  ej^mttrbige,  ^eilige 
Orrt^ümer.  (2B.  I,  42.  $.  440.)  5cber  ^rrt^um  fKftet  unenblic^ 
me^r  ©c^aben,  aU  ^Wuften.     (@.  259.) 

6)  3)ic  tragifc^e  unb  bie  fomifc^c  ©eite  bc«  3r.rt^um«. 

S)ie  tragifc^e  ©eite  be«  Orrt^um«  unb  Sorurt^eil«  liegt  iw 
^ractifc^cn,  bie  fomifc^c  ift  bem  Z^coretifc^en  üorbei^olten. 
(SB.  I,  76.) 


3«Iam    —    3toUener  375 

7)  SBqö  }ur  $erpetutrung  ber  -Ofttt^mer  beiträgt. 

Die  drrt^ümer  loerben  burd)  8eifpie(,  ©etDo^n^eit  unb  [e^r  frü^» 
^eittged,  fefled  Einprägen,  e^e  noc^  (Srfa^rung  unb  Urt^eili9fraft  gu 
t^rer  Srfc^ütterung  ba  toaren,  perpetutrt.  (S9$.  II,  74.)  Sluc^  bad 
ben  urt^eitdlofen  köpfen  eigent^ümlid^e  ©enügen  an  SBorten  trägt 
me^r  ald  irgcnb  etmad  bei  gnr  ^erpetuirung  ber  drrt^ttmer.  (SB.  II, 
160.)  9u(^  ift  t9  natürlid),  bag  ivir  gegen  |ebe  neue,  unfere  bid» 
berige  Ucber^eugung  erfc^ütternbe  Slnftc^t  und  abme^renb  üer^olten. 
@e^n  »ir  a(fo  f(^on  bad  dnbioibuum  l^artnädig  im  i^efl^alten  feiner 
Orrt^ümer,  fo  ifl  ed  bie  SRaffe  noc^  i^iel  me^r;  an  i^ren  ein  9Ra( 
gefaßten  SReinungen  fönnen  Srfa^rung  unb  SSete^rung  ftc^  Oa^r» 
^unberte  lang  Dergeblic^  abarbeiten.  S)a^er  gtebt  ed  benn  auc^  ge« 
miffe  allgemein  beliebte  unb  fefl  accrebitirte,  fotgtic^  t)on  Unjä^ligen 
mit  @e(b{lgenügen  nac^gefproc^ene  Orrt^ümer,  tt)ie  g.  9.  „@elbflntorb 
ifi  eine  feige  $anbluug."  „3Ber  Unberh  mißtraut,  \\t  felbfl  uureblic^.'' 
„»crbienft  unb  ®enie  flnb  onfrit^tig  bcf^eiben."   U.  f.  to.  {%  II,  63  fg.) 

1)  (S^aralter  unb  3Bert^  bed  ddlam. 

!Z)er  ddtam,  ber  ganj  optimifiifc^  iß,  ifl,  tvie  bie  neueße,  fo  auc^ 
bie  fc^te^tefle  aOer  9ie(igionen.    (9B.  II,  693.) 

3)ag  mit  bem  metapb^flfci^en  Sebürfnig,  au9  toelc^em  bie  SRe« 
tigionen  entfpringen*  unb  ju  beffen  Sefriebigung  fie  bienen,  bie  meta«' 
pi^^ftff^e  ^ä^igleit  nic^t  $anb  in  $anb  ge^t,  bemeifl  unter  anbern 
ber  ftoran,  biefed  fc^led^te  Sud),  Xütidjt^  bennoc^  ^inreic^enb  mar, 
eine  Sßeltreligion  ju  begrünben,  ha9  metap^^ftfc^e  Sebürfnig  }ab(Iofer 
SRiflionen  9){enf(^en  feit  1200  darren  ju  befriebigen,  bie  @runb(age 
i^rer  Wloxal  unb  einer  bebeutenben  Serad)tung  bed  S^obed  ju  mcrben, 
toie  auc^,  fie  ||u  blutigen  Jtriegen  unb  ben  audgebe^nteften  Eroberungen 
)u  begeiflern.  SBir  ftnben  in  i^m  bie  traurigfle  unb  ärmlic^fle  ®eßa(t 
be«  I^eigmu«.     (2Ö.  H,  177  fg.) 

2)  3)ie    bem    Stttalidmud    ber    üRo^ammebaner     ju 
©runbe  liegenbe  Sßal^r^eit. 

Sie  bie  bei  ben  8(ten  fo  feflfle^enbe  Slnfid^t  üom  t^atum,  fo 
beruht  au(4  ber  t^atalidmud  ber  9Ro^ammebaner  auf  ber,  menn  auc^ 
nic^t  beutlic^  erfannten,  boc^  gefüllten  Ueber^eugung  t)on  ber  flrengen 
Slot^menbigreit  aOed  ©efc^e^enben.    (6.  60.) 

Stalitntt. 

1)  S^arafter  ber  dtaliener. 

ÜDer  ^auptjug  im  Dtationatc^aralter  ber  Otaliener  ifi  ooU* 
bmmene  Unoerfc^ämt^eit.  !Z)iefe  befielt  barin,  bag  man  eine« 
Zttti\9  fic^  für  nic^td  ju  fc^led^t  ^ält,  a(fo  anmagenb  unb  fre(^  ifl; 


376  3omm«    —    Sefetaeit 

anbem  2)^etU  ftd)  für  ni(^td  ju  gut  l)'dU,  alfo  nieberträc^ttg  ifl« 
2Ber  hingegen  @c^am  {)Qt,  tft  für  einige  3)inge  ^u  blöbe,  für  onbere 
3U  flot^.  2)er  dtaliener  ifl  tveber  ba^  eine,  noc^  bad  anbere,  fonbem 
nac^  Umftänben  aUtn^aü^  furc^tfam  unb  ^oc^fa^renb.    (3R.  349.) 

2)  Sor}ug  ber  Italiener   t)or  ben  granjofen   in   her 
ftunfl. 

Italiener  unb  ^eutfc^e  ftimmen,  tro|}  groger  Serfc^ieben^eit  in 
t)ielen  @tü(!en,  boc^  überein  im  ©efü^I  für  ba^  dnnige,  (Smfte 
unb  äDa^re  in  ber  $unft  unb  treten  baburc^  in  ©egenfaf^  ^u  bcii 
t^ran^ofen,  loelc^en  iened  ®efü^(  gan^  abgebt,  toa^  ftd)  überaQ  Der» 
rät^  unb  befonber^  bei  Sergteic^ung  bed  @pietd  ber  Stächet  mit  bem 
ber  SRiflori  bcmerHic^  mochte.     (^.  II,  635.) 

3)  Die  italienifd^e  Sprache. 

On  bie  itaticntfc^e  ©prac^e  ifi  ber  Segriff  be^  2B ollen ^  fo  tief 
eingcbrungen,  baß  er  jnr  SSe^eidjnung  jebeö  Srforberniffe«,  jtcbe«  9}ot^« 
wenbigfein«  Qngett)enbet  ttirb:  vi  vuol  un  contrapeso;  —  vi  vuol 
pazienza.     (9?.  96.) 


3. 

3ammer^  f.  ©c^lec^tigfeit,  unb  unter  @ered^tig!eit:    Smige  ®e« 
rec^ttgfeit. 

3ti)0i>a\)^  f.  ®ott  unb  dubent^um. 

m 

Je^t^eit. 

1)  Dptimi^mu^  ber  de^tjeit. 

3n  ber  gcgemoärtigen,  geiflig  impotenten  unb  fic^  burc^  bie  Ser* 
c^rung  ht9  @c^(e^ten  in  jeber  ©nttung  aud}eid)ncnben  IJeriobe,  — 
»etc^e  fic^  rec^t  paffcnb  mit  bem  felbflfabrictrten,  fo  prätentiöfen,  mie 
fafop^onifd^en  SBovte  ,,3e(^t}eit"  be^eid^net,  a\9  märe  i^r  de^t  ba^ 
Oeßt  xoLX  e^oxTQv,  bad  Stt^t,  tt)cW)cö  ^eron^ubringen  olle  anbern 
de^t  aQein  bagemefen,  —  entb(bbcn  bie  $ant^eiften  ftc^  ntc^t,  ju 
fagen,  ba^  Scben  fei,  mic  fie  eö  nennen,  „©elbfl^merf".  —  2Benn  biefe« 
unfer  S)Qfein  ber  (e^te  ^\md  ber  äßelt  märe;  fo  märe  t9  ber  albemfle 
2^td,  ber  ie  gefegt  morben,  möditen  mir  nun  felbft,  ober  ein  9nberer 
i^n  gefefet  ^oben.    (^.  II,  306.) 

ÜDie  S)emagogen  ber  „Oe^t}eit"  legen  bad  bem  menfc^lic^en  3)afein 
fetbft  un^ertrennli^  an^ängenbe  (Stenb  auf  fred^e  unb  lügenhafte  S93eifc 
ben  Stegicrmigen  ^ur  Safl.  @ie  finb  nämtid),  aU  getube  be^  S^rtflen* 
4^m^,  Dptimifien;   bie  äßelt  ifl  i^nen  „©elbfltmecf"  unb  ba^er  an 


^  SournoUjlen    —    Subent^um.    Suben  377 

ftc^  felbfi,  b.  ^.  t^rer  natürttc^eu  Sefd^affenl^ett  nac^,  gan}  Dortreffßc^ 
eingerichtet,  ein  rechter  äBo^npto^  ber  ©lödfäligfeit.  3)te  nun  ^ie« 
gegen  f(^reienben  foloffaten  Uebel  ber  äßelt  [(^reiben  fte  gitnjlid^  ben 
Stegierungcn  ju.    (?.  II,  276.) 

2)  (S^araftet'  unb  ©efd^macfloftgfeit  ber  de^t^eit. 

3!)ie  ledige  ^tit  trägt,  burc^  Tlan^tl  an  Drtgtualität,  in  SSauart, 
®erätl^en,  aR5beIn,  Sieibung  u.  f.  m.  ben  @tem))e(  ber  (SfiaraTter« 
lofigfeit.  9Rit  melc^er  S^rfnr^t  ttirb  bie  ^ad^mlt  unfere  im  elen« 
bcften  %ofo!ofiil  aufgeführten  $a(ttfle  unb  Sanb^äufer  betrachten!  — 
^ber  fd^werlic^  mirb  fxt  »iffen,  toa9  {le  auf  konterfeien  unb  SDaguerro» 
tqpen  au^  ben  ©cf^u^pu^erp^^ftognontien  ntit  @oIratifc^en  Särten  unb 
an^  ben  @tn^ern  im  ^oflüme  ber  @c^a<^eriuben  mad^en  foQ.  ^m 
burc^göngigen  ©efc^macHofigfeit  biefed  3<^i^^^^'^^  gehört  aud^,  ba§  auf 
ben  SRonumenten,  meiere  man  grogen  ä)tännern  errichtet,  biefe  im 
mobernen  Soßüme  bargeftedt  merbcn.  ($.  II,  482  fg.  SergL  S)enf» 
male.) 

Sin  tucutente^  Seifpiel  Don  Safi  o^ne  @tü^e  (ben  öfl^etifc^en 
gorberungen  ber  Saufunfi  jutoiber)  bieten  bie,  an  ben  (Sden  mancher, 
im  gefc^macfüoOen  ®til  ber  „de^tjeif  erbauten  $äufer  [)inaudge' 
fc^obenen  (£r!er  bem  9uge  bar.  2Ran  [iti^t  nic^t,  tt)a^  fte  trogt;  fte 
feinen  )u  fc^tteben  unb  beunruhigen  bad  ©emttt^.    (SB.  U,  468.) 

(Ueber  bie  Scrirrung  ber  ÜWufif  ber  Se^tjeit,  f.  unter  SKufif: 
Sbmeg,  auf  toetc^em  fi^  bie  SRuftf  heutigen  Stage^  befinbet.) 

3)  @prac^«  uub  @tilt)er^un}ung  ber  de^tjeit. 

yiit  fod  man  ber  JHir^e  be^  ^udbrucfd  bie  ÜDcuttic^feit,  gefc^n)eige 
bie  ®rammatif  }um  Opfer  bringen.  üDen  Su^brud  eine^  @cbanlend 
fc^mäd^en,  ober  gar  ben  @tnn  einer  ^eriobe  Derbunfein,  ober  Der» 
fUmmem,  um  einige  SBorte  weniger  ^in^ufe^en,  ifl  beKagen^ioert^er 
Unoerflanb.  ®erabe  jDied  aber  ift  bad  !£retben  jener  falf^en  ^rje, 
bie  ^eut  3U  j£age  im  @c^mange  ifl  unb  barin  beflebt,  bog  man  ba^ 
3n>ec!bienlici^e,  ja,  bad  grammatifc^,  ober  logifc^  9{ot^menbige  meg« 
lägt,  du  3)eutf4tanb  ftnb  bie  fc^Ied^ten  ©cribenten  fe^iger  3^'t  ^on 
i^r,  mie  Don  einer  äRanie,  ergriffen  unb  üben  fte  mit  ungtaubli^em 
UnDerflonb.     (%  II,  569  ff.    ^.  53  ff.    SB.  U,  136  ff.) 

Da«  Sebcn  ber  „Oefttjeit"  ifl  eine  große  Ootlopabe;  in  ber 
?ttteratur  giebt  fte  ftc^  htnb  ate  äußerpe  ^lü^tigfcit  unb  gieberlic^feit. 
CiJ.  II,  677.) 

3anvnalxfitn^  f.  ©d^riftfteller. 
3ttbel)  f.  greube. 
3ubentl)um.    Julben. 

1)  ^ifiorifc^er  Urfprung  be9  Subent^um«. 

2)a9  dttbent^um  flammt  aud  ber  B^n^^^^isio"*  ^i"c  fc^Iagenbe 
Seflättgung,  bag  de^oDai)  £)rmu}b  fei,  liefert  bad  erfte  9u^  (Sfra 


378  Subcnt^um.    3ttben 

in  bev  LXX  (6,  24.)  «ud^  bad  jtDcite  Sud^  ber  SKofrabfier,  Sop.  1 
iinb  2,  Quc^  Qap.  13,  8  betoeifl,  bag  bie  Steßgion  ber  duben  bte 
ber  Werfer  getoefen  iß.  2Bie  de^oüol^  eine  !£randfonnatton  M  Or- 
mni(b,  [o  ifl  bte  entf))re^enbe  bed  9^riman  ber  @atan,  b.  ^.  ber 
SBtberfac^er,  nttmlid^  bed  Drmujb.  SDie  audfü^rltc^e  ^Darlegung  j[ened 
Urfprungd  ^at  geliefert  3.  ®.  Si^obe  in  feinem  Suc^e  ,,bie  ^eilige 
©oge  be«  Senboolfö".    (^.  H,  406—407.   SB.  H,  714.) 

2)  @^Qrafter  bed  dubent^umd. 

3)a^  Oubent^nnt  ^at  }um  ©runbc^aralter  9teali^mnd  unb  Dpti« 
ntidmu^,  d^  mel^e  na^e  t^ermanbt  unb  bie  Sebingungen  bed  etgent« 
lid^en  Zf)ti9mvi9  ftnb,  ha  btefer  bte  materteOe  SEBelt  für  obfolnt 
reat  unb  ha9  Seben  für  ein  und  gemac^ted,  angene^med  ©efd^enf 
Qudgiebt.  ^oburd)  fie^t  bad  dubent^um  im  ©egenfa^  jum  Sra^ma* 
ntdmud  unb  Subb^atdmud,  beren  ©runbc^arafter  Öbealt^mud  unb 
$efftmidmud  x^,  ha  fie  ber  äBelt  nur  eine  tranmartige  (Soften) 
}ugejie^en  unb  bad  Seben  aU  ^olge  unferer  @(^u(b  betrachten.  {%  II, 
40.  405.  322.)  dn  ber  ßenbat^efiale^re,  »elc^er  befanntlic^  ba« 
dubent^um  entfproffen  ifl,  mtrb  bad  peffimifHfc^e  (SIement  boc^  noc^ 
burc^  ben  ^L^riman  t^ertreten.  Om  Oubent^um  ^at  aber  biefer  nur 
noc^  eine  untergeorbnete  @teDe,  ate  @atan.  3)a9  dubent^um  t>er« 
n^enbet  i^n  fogleic^  jur  92a(^befferung  feined  optimifiifc^en  ®runb« 
irrt^nmd,  nämßd^  }um  ©ünbenfall,  ber  nun  bad  pefftmtfÜfc^e  (Element 
in  iene  9{e(tgton  bringt  unb  noc^  ber  ric^tigfle  ©runbgebanfe  berfelben 
ifl;  obmo^I  er  iu  ben  Verlauf  bed  2)ofeind  üerlegt,  mad  atd  ©runb 
beffelben  ttnb  i^m  t)or^crgängig  bargefleÜt  »erben  mügte.  ($.  II,  405. 
SB.  II,  714.    »ergl.  oud)  Sibel.) 

3)2onot^eidmud  unb  Oubent^um  ftnb  SBec^felbegriffe.  ($.  I,  44. 
138;  II,  280.)  2)ad  dubent^um,  meldte«  urfprüngtic^  bie  einzige 
unb  alleinige  rein  monot^eiftifc^e,  einen  ttjirtltc^cn  ®ott«  Schöpfer 
$immrld  unb  ber  (Srben  le^renbe  9{e(igton  ifl,  ^at,  mit  DoOfommener 
S^onfequenj,  feine  Unfterbltc^feitdle^re,  alfo  auc^  leine  SSergeltung  nac^ 
bem  jtobe,  fonbern  blod  }eitltc^e  ©trafen  unb  Belohnungen;  moburc^ 
ed  ftd^  ebenfaUd  Don  aDen  anbern  SRctigionen,  wenn  auc^  nic^t  ju 
feinem  Sort^eil,  unterfd^eibct.  S)ie  bem  dubent^um  entfpr offenen 
3n)ei  9{eIigionen  finb,  inbem  fte,  au^  beffcren,  i^nen  anbermeittg  be« 
fannt  geworbenen  ©laubendle^ren,  bie  Unfterbttc^feit  ^tn}una^men  unb 
boc^  ben  ®ott'@d)5pfer  beibehielten,  l^ierin  eigentlid^  inconfequent  ge» 
toorben.     {%  I,  137;    U,  323.) 

ÜDie  eigentliche  dubenreltgion,  wie  fie  in  ber  ®enefid  unb  allen 
^iflorifd^en  Supern,  h\9  }um  (Snbe  ber  @^roni!a,  bargeßeDt  wirb,  ift 
bie  ro^efle  aUer  ^Religionen,  Weil  fte  bie  eingtge  iß,  bte  feine  ©pur 
t>on  Unfkrblid^feitdle^re  ^at.  !Die  Serad^tung,  in  ber  bie  Ouben  ftetd 
bei  aOen  i^ren  gleichzeitigen  S5flern  flanben,  mag  grogen  X^tö 
auf  ber  armfäßgen  Sefc^affen^eit  i^rer  Xetigion  beruht  ^abcn. 
3)iefelbe  ifl  eine  Religion  o^ne  aDe  metap^^fifc^e  Xenbenj,  befle^b 


Subent^um*    3uben  379 

in  einem  abfurben  unb  empönnben  Zf^tÜmuS,  ber  barouf  ^inaudl&uft, 
bag  ber  ^err,  ber  bie  äBelt  gef (Raffen,  oere^rt  fein  miQ;  ba^er  er 
oor  aOen  üDingen  eiferfüc^tig  tfl  auf  bie  übrigen  ©ötter.  ($.  I, 
137  fg.   Snmerf.) 

3)  @(^ttbli(j^er  (Einflug  be9  dubent^untd. 

(Sd  ifi  ate  ein  groged  Unglüd  anjnfe^en,  ba§  ba^  SSotf^  beffen 
grmefene  Sultnr  ber  unfrigen  ^auptfäc^Itc^  jur  Unterlage  btenen 
foQte,  nic^t  etwa  bie  dnber,  ober  bie  ©riechen,  ober  aud^  nur  bie 
Xömer  maren,  fonbern  gerabe  biefe  duben  —  ein  Heiner,  abge> 
fonberte«,  eigeuflnnige^^  ^ierarc^ifc^ed,  b.  ^.  burd)  2Ba^n  be^errfcf^ted, 
Don  ben  gleichzeitigen  grogen  Golfern  be^  Oriente  unb  Dccibentd 
»eroc^tetc«  SBinfcIöoff.    (935.  I,  274.) 

SBad  beut  über  ba^  ganje  SRenfc^engefd^Ied^t  Verbreiteten  unb  ben 
3Beifen,  h)ie  beut  So(fe  einleud^tenben  ©tauben  an  SRetenipf^c^ofe 
entgegenlieft,  ift  bad  dubent^unt,  nebfl  ben  an9  biefem  entfproffenen 
Itoti  Stetigionen,  fofem  fie  eine  (Schöpfung  ht9  a)tenfc^en  and  3liä^t9 
(ebren,  an  metd^e  er  bann  ben  ©tauben  an  eine  enblofe  f^ortbauer 
nac^  bem  Sobe  }u  Tnüpfen  bie  ^arte  Aufgabe  b<tt«  dt)nen  freiließ  iß 
ed,  mit  ^euer  unb  @(^tt)ert,  gelungen,  a\x9  (Suropa  unb  einem  ^tiU 
Sfien^  jenen  tröfl!i(^en  Urgtauben  ber  äRenfc^^eit  )u  Derbrttngen;  ed 
fie^t  nod^  ba^in  auf  mt  lange.    (9B.  II,  578.) 

dntolerauj  ifl  nur  bem  3)?onot^ei^mud  »efentlic^;  ein  alleiniger 
©Ott  iß  feiner  92atur  nac^  ein  eiferfüd^tiger  ©ott,  ber  feinem  anbern 
bad  Seben  gönnt,  ^afjtx  ftnb  t9  bie  monot^eiftifc^en  9{e(igionen 
aOein,  alfo  \>a9  dubent^nm  unb  feine  %er}roeigungen,  @^riflen« 
tbum  unb  O^Iam,  welche  und  bad  ©c^aufpiel  ber  9{eIigiondtriege, 
9teligion^erfo(gungen  unb  Ste^ergeric^te  liefern,  toit  auc^  ta9  ber 
SMIberjlürmerei  unb  Vertilgung  frember  ©ötterbilber  u.  f.  tu.  {%  II, 
382—384.) 

2)ie  Dermeinte  9{eci)tIoftgIeit  ber  X^iere,  ber  2Bat)n,  bag  unfer 
^anbeln  gegen  fte  o^ne  moratifd^e  Scbeutung  fei,  ober  baß  ed  gegen 
X^iere  feine  $fltc^ten  gebe,  ift  gerabeju  eine  empörenbe  9{ob^eit  unb 
Sarbarei  bed  Dccibentd,  bereu  OueHe  im  dubent^um  liegt.  (6.  238  ff. 
162,    %  I,  79;    n,  397—399.  402.    2».  467.) 

aOe  Seiten  unb  aOe  Sauber  i^ahtn  fe^r  mo^t  ha9  SR it leib  atd 
bie  Duelle  aller  SKoralität  erfannt,  nur  Suropa  ntc^t;  »oran  allein 
ber  foetor  judaicns  @(^ulb  ifl,  ber  i^xtr  %M  unb  Hut»  burd^jie^t. 
!Z)a  mug  eö  bann  fc^lec^terbingd  ein  ^flic^tgebot,  ein  @ittengefe^, 
ein  OmperatiD,  furjum  eine  Drbre  unb  ftommanbo  fein,  bem  parirt 
mtrb;  bat)on  ge^en  fie  nt(^t  ab,  unb  mollen  nic^t  einfe^en,  bog  X)er« 
gleichen  immer  nur  ben  Sgoidmud  jur  ©runblage  ^at.  (S.  249. 
ü».  467.) 


380  Subcnt^um.    Subcn 


4)  älnt^ropologtfc^e  unb  ^tflorifc^e  Semerfungen  über 
bie  duben. 

yik  ift  ein  »etger  SRenfc^  utfprüngltc^  quo  bem  ©c^ooge  ber 
^Jtatur  ^erDorgegangen.  2)emnacl^  muß  ber  Slbam  unferer  9{ace 
fd)»ar;\  gebad)!  merben.  ^a  ferner  de^oüo^  i^n  nac^  feinem  Silbe 
gefc^affen,  fo  ifl  auf  ßunflmerfen  anij  biefer  fc^tDorj  bar^ufleOen; 
xoobti  man  i^m  {eboc^  ben  ^erlömmlic^en  »eigen  93art  (äffen  fann; 
ba  bie  ^ünnbärttgfeit  nic^t  ber  fc^warjen  %Qxit,  fonbern  blod  ber 
^et^iopifc^en  9iQce  anfängt.  @inb  ja  boc^  auc^  bie  ältefien  9Ra« 
bonnenbilber  fammt  bem  S^rtflFinbe  t)on  fd^marjer  ©eflc^t^farbe.  On 
ber  Ztiai  ifl  ha9  ganje  au^ertoä^Ite  Sotf  ®otted  f^niar^,  ober  bo(4 
bunfelbraun  geiuefen  unb  ift  noc^  je^t  bunfler  atö  mir,  bie  loir  Don 
früher  eingemanberteu  ^eibnif^en  ^öltcrfc^aften  abflammen.  ($.  II,  169. 
SB.  II,  625.) 

STOofe«  (4.  Söuc^,  (Jap.  13  ff.,  nebjl  »u(^  5,  Sap.  2)  giebt  un« 
ein  Ic^rreid^ed  93eifpic(  bed  ^ergang^  bei  ber  aUmäUgen  Seböl« 
ferung  ber  (Srbe,  mt  nämlid^  au^geioanberte  mobile  Sorben 
bereite  angefeffcne  S5((er  ^u  Derbrängen  fuc^ten,  bie  gute^  i^anb  inne 
l^atten.  ÜDie  dioüt  ber  Ouben,  bei  i^rer  9?ieberlaffung  im  gelobten 
^anbe,  unb  bie  ber  SRömer,  bei  ber  irrigen  in  dtatien,  ifi  im 
9ße[cntlic^en  bie  '\dbt,  nttmUc^  bie  eined  eingeuianberten  Solfe^, 
votldji^  feine  früher  bagemefenen  9?ad)barn  fortmä^renb  befriegt  unb 
fie  enbU^  unterioc^t.  92ur  baß  bie  9{ömer  ed  ungleich  »weiter  ge« 
brad)t  ^aben  nlö  bie  3uben.    {%  U,  279,  «nmerf.) 

5)  (Smancipation  ber  Ouben. 

^er  ett)ige  dube  ^l^adüerud  ifl  nic^td  Snbered,  atö  bie  $er« 
foniftcation  bed  ganjen  iübifc^en  SSoße^.  SBeil  er  an  bem  ^eilonb 
unb  SQSeltertöfer  \ijmt  gefrevelt  f^at,  foU  er  Don  bem  (Srbmlebcn 
unb  feiner  Saft  nie  erlöfl  »erben  unb  babei  ^eimat^dlod  in  ber 
f^rembe  umherirren.  3)ied  if)  [a  eben  ba^  Serge^en  unb  ba^  @^t(!- 
fal  M  Tleinen  jübif d^en  SSoHed,  »eld^ed  tro^  feiner  ^eimat^dlofigleit 
bennoc^  mit  beifpietlofer  ^artnädßgfeit  feine  9tationa(itttt  behauptet 
unb  gern  »ieber  }u  einem  Sanbe  gelangen  möchte.  9id  ba^in  lebt 
ed  parafitifc^  auf  ben  anbem  S$5(fem,  ifi  aber  babei  ntc^tdbeflo« 
meniger  Dom  (eb^afteflen  $atrioti9mud  für  bie  eigene  Station  befeelt, 
ben  ed  burc^  bad  feflefle  3uf^"i^^"^^Ii^>t  ^n  b^n  2^ag  legt  S)a9 
Saterlanb  ber  duben  finb  bie  übrigen  Ouben.  3)arau^  ge^t  ^etDor, 
toit  abfurb  eö  ifi,  i^nen  einen  9(nt^eil  an  ber  ^Regierung  ober  Ser^ 
»attung  irgenb  eine^  Staaten  einräumen  ju  ttoDen.  3)ie  (Smancipation 
ber  3uben  borf  nirf|t  fo  weit  getrieben  werben,  bdß  fie  ®taat«rcd^te, 
alfo  ST^eilna^me  an  ber  Sertt)altung  unb  ätegierung  c^rifittc^er  S&nber 
erhalten.  ÜDenn  aldbann  merben  fie  erft  rec^t  con  amore  duben 
fein   unb   bleiben.     2)ag   fie   mit  Snbem   gtei^e   bürgerliche  Xec^te 


augenb    —    9ur^  381 

geniegen,  ^^if^t  bie  ©ere^tigteit;  aber  t^nett  %nt^ei(  am  @taat 
ein^urSumen,  iß  abfurb;  fie  ftnb  unb  bleiben  ein  frembed,  orientali« 
fc^ed  Sott,  muffen  ba^ev  ßetd  nur  at9  anf äffige  ^rembe  gelten. 
(^»  n,  278—281.) 

6)  SESarum  bie  dfft  jloifd^en  duben  unb  S^viflen  ju 
geflatten  ifl. 

3)ag  bie  bem  9?ationaId^avafter  ber  duben  an^ängenben  belannten 
Segler,  tooruntev  eine  lounberfame  %6n)efen§eit  düt9  S)effen,  toa9 
ba9  993ort  verecundia  anöbrüctt,  ber  l^erDorflec^enbfie,  menn  g(eld)  ein 
ÜRangel  ifl,  bev  in  ber  äBelt  beffer  loeiter  §ilft,  aU  tiieHei^t  irgenb 
eine  pofitiDe  (Sigenfc^aft,  —  bag  biefe  geiler  ^aut)tfä(^(ic^  bem  langen 
nnb  ungerechten  ÜDmcfe,  ben  fte  erlitten  ^aben,  ju^ufc^reiben  finb,  ent« 
fc^ulbigt  folc^e  }loar,  aber  ^ebt  fie  ni^t  auf.  S)er  vernünftige  dube, 
ber  aOe  Sorurtl^eile  aufgebenb,  burc^  bie  2^aufe  au9  einer  ©enoffen« 
fc^aft  austritt,  bie  i^m  meber  (S^re  nod^  (einlebte  SttUe  aufgenommen) 
Sort^eil  bringt,  ifl  burc^aud  ju  (oben,  fe(b^  »enn  t9  i^m  mit  bem 
(^rifili^en  ®(auben  lein  groger  (Srnfl  fein  foUte.  Um  i^m  jeboc^ 
au(^  biefen  Schritt  )u  erfparen  unb  auf  bie  fonftefle  Srt  Don  ber 
9BeIt  bem  ganjen  tragifomifd^en  Unmefen  ein  Snbe  ju  machen,  ifl 
gemig  ba9  befle  ÜRittel,  bag  man  bie  (S^e  ^mifc^en  duben  unb  S^riflen 
geflatte,  ia  begünfHge.  S)ann  »irb  e^  über  ^unbert  da^re  nur  noc^ 
fe^r  loenige  duben  geben.    {%  U,  280.) 

JugtnDf^  f.  Seben^alter. 

3itriMfd).    3nxi»pxv3ftn)j  f.  Stecht.    9{ec^t9le^re. 
Jnri^,  f.  Srjt. 

S)ie  dur^,  au9  bem  ro^efien  englifc^en  9Kitte(a(ter  flammenb, 
ifl  ba9  fd^Iec^tefie  aller  Sriminalgeric^te,  ba  nttmlic^,  fiatt  geteerter 
unb  geübter  Sriminalric^ter,  mli^t  unter  täglid^er  Sntmirrung 
ber  Don  ÜDieben,  SRörbem  unb  ®aunern  verfügten  @c^(i(^e  grau 
getoorben  finb  unb  fo  ben  (Sachen  auf  bie  (Spur  ^u  fommen  ge« 
lernt  ^aben,  nunmehr  @et>atter  @(^neiber  unb  $anbf(^u^mac^er  ju 
®eri(^te  fi^en,  um  mit  i^rem  ))tumpen,  ro^en,  ungeübten,  [a  nid^t 
einmal  einer  an^altenben  Sufmerifamleit  gemo^nten  Serflanbe  bie 
SBa^r^eit  an9  bem  tttufc^enben  @emebe  be9  2^ruged  unb  @(^cine^ 
^roudjttfinben,  mä^renb  fie  no(^  obenbrein  bajloifc^en  an  i^r  Xud^ 
unb  ii^r  Seber  benten  unb  fic^  nac^  $aufe  fernen,  DoUenbd  aber 
Dom  Unterfc^iebe  jmifc^en  Sßa^rfc^einlid^feit  unb  ©emig^eit  burc^aud 
feinen   beutlic^en   Segriff    ^aben.      Vui^   ifl  ^arteißc^Ieit   )e^n  mal 


382  3n^ 

n^  IHN!  bot  @to]ibc««@leid|cii  M  Scflogtoi  }ii  bcffinJ^toi,  als 
IHN!  bot  i^  MiCg  franbcn,  in  goi^  tnbcni  Stegioncn  Ubenben, 
UBobftt^biuan  uBtb  üfctx  fbntdc^rt  fiil^  DoouQlui  Scmiuiolni^tcni. 
9hiii  abn  gar  bte  8crbitd|cn  gegen  ben  €taat  nnb  fein  Ober^oiipt, 
nebß  ^refnerge^,  lM>n  bei  dint^  rügten  Uiffen,  ^et^  rec^t  eigentftd^ 
ben  Sod  jnnt  ©firtnei  mn^en.    (¥.  II,  274  fg.) 


%>Tüd  Ml  9.  O.  S9t*tf^aa«  in  ^riMig. 


S(l^o|iettftattet-£e-eikoti. 


3tt)eiter  Sanb. 


staimm^uit  M  S^tiM  »tfi^it 


{ 


Sin  t)I)iIofopt)if(i)eä  äBörterk^, 


fäatmtttt^en  ©Triften  unb  ^onbfc^riftlic^em  9Iod^(a6  fcearbeiiet 
Satins  ^ititneti^iiti 


«etpjij: 

1871. 


|i«l  tfcSeai^iiLi«-ta  üE  a 


t. 


ftoltblittigkrit)  f.  ©etjledgegentoart. 
Aannibalbiimiei)  f.  Unrecht. 

ftarDfinoltustnUtn. 

1)  3>ie  betben  fforbinalttigenbem 

Die  STugenb  ber  ©erec^ttgfeit  unb  bie  ber  SDtenf^enUebe  {!nb 
bie  briben  üarbtnaltugenben,  loeif  aud  i^nen  ade  übrigen  ))raftif(^  ^er« 
DOTge^en  unb  t^eoretif^  fic^  ableiten  laffen.  Seibe  tourjefat  in  bem 
natürlichen  aRttleib.  ((£.  213.  230.  SergL  unter  ÜRoralifdi:  SDie 
moralifc^e  3:riebfeber.) 

2)  !Z)ie  ilarbinaltugenben  bei  ben  alten  $§i(ofo))§en. 

!Z)ie  ©erec^tigfeit  ^aben  aud^  bie  $^i(ofo))^en  bed  SUtert^umd  ate 
üarbinaltngenb  anetlannt,  iebo^  i^r  brei  anbere  unpaffenb  geioä^(te 
coorbinirt.  hingegen  ^abeu  fie  bie  iD^enfcl^euIiebe  noc^  nic^t  M  jEugenb 
aufgeßeQt.  @etb{l  $(ato  gelangt  nur  bid  inx  freiuiiOigen  uneigen« 
nii^igen  ©erec^tigleit.  (S.  226.)  Sergtei^t  man  mit  ben  tiefgefagten 
orientalifc^en  ©runbbegriffcu  ber  @t^if  bie  fo  berühmten  unb  Diele 
taufenb  9Ra(  mieber^olten  $(atontf(^en  ftarbinaltugenben,  ©erec^tigleit, 
2:at>ferleit,  äRägigteit  unb  Sßeid^eit;  fo  ftnbet  man  fie  o^ne  einen 
beutlic^en,  teitenben  ©runbbcgriff  unb  ba^er  oberflächlich  gemä^It,  )um 
X^eil  fogar  offenbar  falfc^.  jCugenbcn  muffen  Sigenf^aften  be9  993inend 
fein;  Seiö^eit  aber  gehört  iunöd^ß  bem  dnteQect  an.  Die  ci^go" 
auvi),  äRägtgfeit,  iß  ein  gar  uubepimntter  unb  Dielbeutiger  Xu^brucf. 
£a))fcrleit  iß  gar  leine  Slugenb,  »ieioo^I  bisweilen  tin  Diener  ober 
SBerfjeug  berfelben;  aber  fie  ifi  auc^  eben  fo  bereit  ber  gr0gten  9H(^td« 
mürbigleit  ju  bienen;  eigentlich  ifl  fie  eine  £em))erament9etgenfc^aft« 
(^.  n,  217  fg.) 

3)  Die  ftarbinaltugenben  bed  S^rißent^umd. 

Da9  (S§riflent§um  §at  nid^t  ftarbinal«,  fonbem  j£^eo(ogaI-Xugeilben: 
®(aube,  Siebe  unb  Hoffnung.    ($.  n,  218.) 

e^oycn^ttfr^Scrtfon.   IL  1 


2  Äortenfriel    —    Äotoleffte 

4)  3>te  ftarbinaltugenben    bev   39ubb^aifien  unb   ber 
C^tnefen* 

Die  93ubb§aifien  ge^en  in  ^olge  i^rer  tiefem  et^ifc^en  unb  meta« 
))^9ftf(^en  (Sinfli^ten  ni^t  Don  ffarbinaltugenben,  fonbern  Don  ffarbinat« 
laflem  au^,  aU  beren  ©egenfS^e,  ober  Verneinungen,  aOererfl  bie 
fforbinoltugenben  auftreten,  nfimUd§:  fteuf(^^eit  (ate  ©egenfa^  bar 
aSoaufl),  Sreigebigleit  (ate  ©egenfa«  be«  ©eise«),  9Ri(be  unb  ÜDenut^ 
(att  ©egenfa«  be«  Borne«  unb  $o(^nmt§9).    ($.  II,  217.) 

3)ie  C^inefen  nennen  fünf  üarbinaltugenben :  äRitletb,  ®ere^tigfett, 
$9fli(^tett,  Seid^eit  unb  Sufri^tigkit,  unter  toelc^en  ba«  9Rft(etb 
obenonfie^t    ($.  n,  218.   6.  248.) 

MLatttnffidj  f.  ®pitl 

Aaftta^  f.  dnber. 

tLüfixvttn* 

1)  9ßa9  e«  (^i§t,  ein  dnbiDibuum  lafirirem 

Sin  dnbibibuum  taflriren,  §eigt  e«  Dom  Saunt  ber  @attnng, 
auf  meinem  t9  ftirogt,  abfc^neiben  unb  gefonbert  Derborren  bffen; 
ba^er  bie  IDegrabation  ber  ®ei^«  unb  Seibe^fräfte  be«  fafirirteu  du* 
biDibuum«.    (9B.  U,  683.   SergL  au(^  ©enttatien.) 

2)  S93e((^en  Sinken  bie  ftaflration  gett)if{er  dnbiDtbnen 
für  bad  9Renf(^engef(^Ie(^t  §a6en  tonnte. 

Sud  ber  @r(Iid^feit  bed  S^aratter«  oom  Sater  unb  M  duteOect« 
Don  ber  9)tutter  ergiebt  f{<^,  bag  eine  tt^irlTK^e  unb  grttnblii^e  SereMung 
bed  SRenfd^engefc^Iec^td  nid§t  foioo^I  Don  Vngen  aU  Don  dnnen,  alfo 
nic^t  fomo^I  bnrc^  Se^re  unb  Silbung,  aü  Dielme^r  auf  bem  SBege 
ber  ©eneration  ju  erlangen  fein  ntdc^te.  üdnnte  man  ba^er  aOe 
@(^urlen  laftriren  unb  alle  bummen  ®ttnfe  in'9  iHofter  fletfen,  ^n< 
gegen  bie  üRänner  Don  ebfem  S^araTter  mit  ben  SVäbd^en  Don  ®et{t 
unb  Serftanb  ))aaren;  fo  loürbe  baß)  eine  ©eneration  erße^en,  bie  ein 
me^r  aU  ^erilteifc^e«  B^italter  barfhtlte.  —  %n(^  abgefe^en  Don  foI<^en 
uto))if(^en  $(änen,  liege  ft(^  in  (Srmfigung  nehmen,  baß,  tt)enn  nä^f) 
ber  2:obe^afe  bie  üafiration  aM  bie  fc^toerfle  Strofe  befittnbe, 
ganje  ©tammbänme  Don  ©c^urTen  ber  3ße(t  erlaffen  fein  tt)ürben; 
um  fo  geioiffer,  a(d  bie  meiften  Verbrechen  fc^on  in  bem  Wter  jmifc^en 
}n)an)ig  unb  breigig  darren  begangen  »erben.    (SB.  IT,  602.) 

3n  $o(ge  ber  Sefc^reibung  ber  Verjte  erfc^eint  9atate))fle  ald 
gftn}(i^e  ü^ä^mnng  ber  motorifc^en  9?erDen,  @omnambu(t«mtt9  ^in* 
gegen  aÜ  bie  ber  fenfibetn,  ^üx  meiere  fobami  hoB  Xraumorgan 
Dicarirt.    ($.  I,  264,  Knmerf.) 


jfategorien  3 

1)  SRiPrauc^  be6  SBorte6  6ei  ben  Hegelianern. 

2>te  Hegelianer  treiben  2)ttgbrau(^  mit  bent  993orte  ,,ffategorien'', 
inbem  fie  bamit  allerlei  toeite,  allgemeine  Segriffe  bejeid^nen,  unbe« 
fUsimert  um  Slrißotele«  nnb  ßant,  in  glücfUc^er  Unfc^ulb.    ($.  1, 186.) 

2)  Sritil  ber  Sant'f(^en  ftategorieutafel. 

S)ie  StanV^äft  ftategorientafel  foU  ber  Seitfaben  fein,  nac^  melc^em 
jebe  meta))^9f{f(^e,  \a,  jjebe  tniffenfc^aftUc^e  Betrachtung  an^ufieQen  i% 
(SergL  ftantd  $rolegomena,  §.  39.)  dn  ber  Zfyit  iß  fie  nic^t  nur 
bie  ©runblage  ber  gangen  ßantifc^en  ^^ilofop^te  unb  ber  Sl^pu^,  nac^ 
welchem  beren  Symmetrie  überall  burc^gefü^rt  »irb;  fonbem  fte  iß 
ait(^  rec^t  eigentlich  bad  Bett  be«  $ro(rußed  geworben,  in  »etc^ed 
ffant  iebe  mi^glic^e  Betrachtung  geiuattt^ätig  ^ineinjn^ttngt.  (993.  I, 
657—559.) 

!Z)a9  @aufalitätdgefe^  iß  bie  toirfli^e,  aber  auc^  alleinige  Sorm  M 
Serßanbe^,  bie  übrigen  elf  Kategorien  ßnb  nur  blinbe  genßer.  (SB.  I, 
529.  %  I,  100.)  Son  ben  Kategorien  ßnb  elf  jum  gcnßer  ^inauö* 
gumerfen  unb  allein  bie  ber  Saufalität  in  behalten.  (SEB.  I,  531.) 
!Durc^  ben  glücfli^en  gfmib  ber  Slprioritöt  Don  9taum  unb  3^ii  ^' 
freut,  wollte  ffant  bie  Sber  beffelben  nod^  weiter  verfolgen,  unb  feine 
Siebe  jur  ard^iteftonif^cn  ©qmmetrie  gab  t^m  ben  Seitfaben.  S93ie 
er  nämlic^  ber  empirifc^en  Snfc^auung  eine  reine  Snfc^auimg  a  priori 
aM  Bebingung  untergelegt  gefunben  §atte;  ebenfo,  meinte  er,  mürben 
audi  tpo^l  ben  empirifcf|  erworbenen  Begriffen  gewiffe  reine  Be« 
griffe  ald  Boran^fe^ung  in  unferm  @rtenntnigt)ermögen  jum  ©runbe 
liegen,  unb  ba9  em))irifc^e  wirllic^e  !Z)enfen  atlererß  burd|  ein  reinem 
!Denfen  a  priori  möglich  fein.  Bon  ie(t  an  war  Kant  nic^t  me^r 
unbefangen,  nic{)t  me|r  im  3"^^"^^  ^^^  reinen  t$orfcf|end  unb  Beob» 
ac^ten^  bed  im  Bewugtfein  Bor^anbenen;  fonbern  er  war  burd^  eine 
Borau^fe^ung  geleitet,  unb  »erfolgte  eine  ^bßcf|t,  nämlic^  bie,  ju  ßnben, 
wa^  er  Dorau^fe^te,  um  auf  bie  fo  glücflid^  entbedte  tran^fcenbentale 
Seß^etit  eine  i^r  analoge,  alfo  i^r  ftimmetrifc^  entfprec^enbe  trand* 
Jcenbentale  {^ogif  ald  jweited  ©todfwerf  aufjufe^en.  ^itin  nun  Derßet 
er  auf  bie  2^afel  ber  Urt^eile,  aud  welcher  er,  fo  gut  t9  ge^en  wollte, 
bie  Kategorientafel  bilbete,  ald  bie  Se^re  Don  jwSlf  reinen  Be« 
griffen  a  priori,  Welche  bie  Bebingung  unferd  3)enfend  eben  ber 
'iDinge  fein  foUten,  bereu  %nfd)auung  burc^  bie  jwei  gönnen  ber 
@tnnlic^Ieit  a  priori  bebingt  iß;  f^mmetnfc^  entfprad^  alfo  je^t  ber 
reinen  @innlic^Teit  ein  reiner  Berßanb.  Danad^  fuc|te  er 
mittelß  ber  Snna^me  it9  @c^ematidmud  ber  reinen  Berßanbed* 
begriffe  bie  ^laußbilität  ber  @acf|e  nod^  )u  er^ö^en.  Hätte  er  hingegen, 
wie  bei  ber  (Sntbecfung  ber  9nfcf|anung  a  priori,  au^  ^ier  ßc^  unbe- 
fangen unb  rein  betra^tenb  Der^alten;  fo  mügte  er  gefunben  ^aben, 
baß  wa9  )uv  reinen  Snfc^auung  be9  9Iaume^  unb  ber  Qtit  ^inju« 
fommt,  wenn  aud  i^r  eine  em)>irifc^e  wirb,  einer feit^  bie  (Sm))ßnbung 


4  ftategorifc^er  SrnperattD    -^    ^at^oncidnittd 

unb  anbercrfeitd  bie  Srfenntiüß  ber  (SanfaUtat  ifl,  ivelc^e  Vie  Möge 
@mpftnbung  in  objcctiue  empirifc^c  Hnfc^auung  DeriDanbelt,  eben  bed^att 
aber  nt^t  erfl  aud  biefer  entlehnt  unb  erlernt,  fonbern  a  priori  üor* 
^anben  unb  eben  bie  gorm  unb  Function  bed  reinen  ^erfianbed  ift, 
aber  anij  feine  einjige,  jeboc^  eine  fo  folgenreiche,  ba§  ade  empirif^e 
grfenntniß  auf  i^r  beruht.  (SB.  I,  632—535.)  gür  bie  »egriffe 
bürfen  loir  leine  anbere  a  priori  beftimmte  gorm  annehmen,  oid  bie 
t$ö^igfcit  )ur  Stefle^ion  überhaupt,  beren  SBefen  bie  Silbung  ber  9e« 
griffe,  b.  t.  abfhacter,  ni(i)t  aufc^auUc^er  SorfieOungen  ifl,  loel^e  bie 
einjige  Function  ber  Sernunft  au^mac^t  (93$.  I,  531.)  3)ie  gonje 
reflectiDe  @rtennt)üg,  ober  bie  Vernunft,  ffat  nur  eine  ^auptforoi, 
unb  biefe  ifl  ber  abfhacte  Segriff.  3)ie  Sereinigung  ber  ^egri^e  ju 
Urt^cilen  ^at  aber  getoiffe  beflimmte  unb  gefe^Iic^e  f^ormen,  mlifi, 
bur^  dnbuction  gefunben,  bie  Safel  ber  Urt^eite  au^mac^en.  3)iefe 
iJormen  ftnb  grögtent^eite  abjuleiten  aud  ber  reflectioen  @rlenntni§art 
felbfi,  alfo  unmittelbar  aud  ber  Vernunft.  S(nbere  t>on  biefen  gönnen 
^aben  aber  i^ren  ®runb  in  ber  anfc^auenben  Srienntnigart,  a(fo  im 
Serflanbe,  gebe»  aber  bed^alb  feine^megd  Xnmeifung  auf  eben  fo 
oiele  befonbere  gormen  be9  ^erflanbe^;  fonbern  finb  gouj  unb  gar 
aud  ber  einjigen  Function  beffelben,  nftmUc^  ber  unmittelbaren  h' 
lenntnig  t)on  Urfac^  unb  SBirlung  abzuleiten.  3loi)  anbere  Don  jenen 
gormen  enbti^  finb  enlflanben  aud  bem  3^^f<^in^^ntreffen  unb  ber 
SJerbinbung  ber  ref(ectiuen  unb  ber  intuitiven  (Erlenntnigait,  ober 
eigentlid)  aud  ber  Slufna^me  biefer  in  jene.  Sine  jDebuction  oon 
Kategorien  au^  ben  Urt^eildformen  ifl  ba^er  unfiatt^aft,  unb  bie 
älnna^me  biefer  ifl  eben  fo  grunblod,  ald  i^re  DarfleOuug  Dermonen 
unb  fic^  felbft  loiberfireitenb.    (SB.  I,  539—557.) 

§iaUfiOtxfd)tt  Jmptratii),  f.  unter  iWoral:   ^tif  ber  imperatioen 
gorm  ber  SJioral. 

Aati)tDftrpl)Uof0pi)it,  f.  UniDerfitätdp^ilofop^ie. 

ftatl)0liri$nm$. 

1)  2)er    ffat^olici^mud     in    et^ifc^er   ^iufic^t    oer* 
glichen  mit  bem  $roteflantidmu9. 

^er  $roteflantidmu^  ^ai,  inbem  er  bie  Sdtefe  unb  beren  Sentral« 
puntt,  bie  Serbienfili(4feit  be^  Sölibatd,  eliminirte,  eigentlich  fc^ou  ben 
inner^eu  ^rn.bed  (S^rißent^umd  aufgegeben  unb  iß  infofern  aU  ein 
SbfaQ  Don  bemfelben  an^ufe^en.  Sut^er  mochte,  oom  praftif^^n 
@tanbpunfte  aud,  b.  ^.  in  Sejie^ung  auf  bie  S'ir^engräuel  feiner 
3eit  bie  er  abfieQen  moQte,  ganj  Stecht  ^aben;  nic^t  aber  ebenfo  Dom 
t^eoretifc^en  ©tanbpuulte  aud.  de  erhabener  eine  Se^re  ifi,  beflo  nte^r 
f}e§t  fte,  ber  im  ©an^en  niebrig  unb  fc^le^t  geftnnten  SKeuf^eimotur 
gegenüber,  bem  fDTigbrauc^  offen;  barum  fmb  im  Jtat^olicidmud  ber 
SRigbrttu^e  fo  fe^r  Diel  me^r  unb  größere,  al9  im  ^rotcflantidmu^* 
®o  }.  9.  ift  bad  aRönc^St^um,  biefe  met§obifd^e  unb,  ju  gegenfeittger 


Stanfltntt  5 

Stmut^igung,  gememfam  betriebene  Semeinung  bed  SBiOend,  eine  Sn« 
flalt  erhabener  Hxt,  bie  ober  eben  banim  meiflenö  intern  ©eifle  untren 
»irb.  ®ie  empörenben  SWißbräuc^e  ber  ftirt^e  riefen  im  reblid^cn 
©eifle  Jttt^er«  eine  ^o^e  Onbignation  ^crbor.  Aber  in  ijotge  berfelben 
tarn  er  ba^in,  Dom  (F^rißent^um  felbfl  möglich  Diel  abbingen  ju  tt)oQen, 
;iu  toelc^em  3»^^«^  «  3«"^!^  «*  onf  bie  ©orte  ber  Sibet  befc^ränfte, 
bann  aber  aud^  im  »o^tgemeinten  @ifcr  ^u  meit  ging,  inbem  er,  im 
artetif^en  ^ßrincip,  bo8  ^erg  bcffelbcn  ongriff.  SDenn  nod^  bem  ?[u6« 
treten  be«  o«!etif4en  ^rincipö  trot  not^wenbig  bolb  bo«  optimifKf(^e 
an  feine  ©teile,  —  ein  ©runbirrt^uni,  ber  in  ben  SReligionen,  loie  in 
her  ?}§iIofop6ie,  otfer  SBo^r^eit  ben  93?eg  öertritt.  9?ad^  bem  otten 
fc^eint  ber  j{at(|oIicidmud  ein  fc^mä^Iic^  ntigbraudjted,  ber  $roteflan« 
tttfmud  aber  ein  ausgeartete^  S^rißeut^um  ju  fein,  bad  @^riflent^um 
ü6er^au))t  alfo  bad  ©d^icffal  gehabt  }u  ^aben,  bem  aKed  @b(e,  (Sr^abene 
unb  ©rofie  an^eim  fällt,  fobalb  ed  unter  SRenfd^en  beße^en  foH. 
(2B.  II,  716  fg.  ?J.  II,  416.)  ®er  Äat^oliciemn«  ifl  eine  «nweifung 
ben  ^immel  )u  erbetteln,  loetdjeu  ju  berbienen  gu  unbequem  toäre. 
S)ie  Pfaffen  Pub  bie  Vermittler  biefer  »ettelei.    (SR.  349.) 

2)  Der    ilat^oticidmud     in     intellectueller    $infid^t 
Dergli^en  mit  bem  ^roteflantidmud. 

dn  ben  ))rotef}antif^en  Sird^en  ifl  ber  angenföUigfle  ®egenf!anb  bie 
Standet,  in  ben  Tat^olifc^en  ber  9(Itar.  3)ied  f^mbolifirt,  bag  ber 
VrotefiantidmuS  ftc^  junä^fi  an  bad  Serflänbnig  nienbet,  ber  ffat^o« 
Iict^muS  an  ben  ©lauben.    ($•  434.) 

90e  ©uperflitionen  l^aben  ben  gar  nid^t  gu  Dera(^tenben  ®en)inn, 
bog  fie  bur^  bie  imaginäre  2Be(t,  bie  fte  fd^affen,  ben  ©laubigen  in 
Umgang  mit  Dämonen,  ©Ottern  unb  ^eiligen  bringen,  —  ein  Umgang, 
ber  beßänbig  bie  Hoffnung  unterl^ält  unb,  burc^  ben  Sfci}  ber  ZUn^ 
fc^nng,  oft  intereff anter  niirb,  a(9  ber  Umgang  mit  toirftic^en  Sßefen. 
3)Qrau9  ernärt*ed  ft^,  toarum  ber  ftat^oticidmuS  jauberifc^er  toirft, 
aM  ber  $roteftanti«mud.    (Sß.  I,  380  fg.   $.  426  fg.) 

3)ie  fat^oltfd^e  ftir^e  f^at,  ri^tig  erfennenb,  bag  ber  %f)ti9mn9 
in  bem  3!flaa^t  f^n)inben  mug,  als  bie  ))^9fifd^e  ^fironomie  ))opuIarirtrt 
totrb,  confequenter  SEBeife  baS  jtopernilanifc^e  ®^flem  tierfolgt,  morüber 
ba^et  fl^  fo  fel^r  unb  mit  3^*^S^f<^^^i  ^^^  ^^^  Sebrängnig  beS 
@alilei  gu  bertounbern  einfältig  ifi.    {%  I,  56.  127.) 

ftaitfirutt. 

Unfere  cibiliftrte  äßelt  ifl  nur  eine  groge  ÜRaSTerabe,  unter  beren 
iRaSlen  meiflenS  (auter  {htbuftrieOe,  ^anbeldleute  unb  @))elu{anten 
fledbtt  du  biefer  ^infic^t  machen  ben  einzigen  e^rlic^en  ©taub  bie 
ftaufleute  auS;  ba  fte  allein  ft(^  für  S)ad  geben,  »aS  fie  ftnb,  fle 
ge§en  alfo  unmaSTirt  ^erum,  {le§n  ba^er  aud^  ntebrtg  im  SRang. 
flj.  n,  225  fg.) 

Vnf   ftauf[eute    ifi    bie   eubämonologifd^e    Siegel   in    Setreff   ber 


6  Äaufofität    —    Stlai 

(Erhaltung  M  Vermögend  (Derg(.  SSeimögen)  nic^t  ootoetibbar;  benn 
t^nen  ifl  bad  @elb  felb^  3Rttte(  jum  femern  ^xtottb,  glei^fam  $onb« 
koerldgcrät^;  bo^er  fle,  aud^  tueun  ed  ganj  t)on  leiten  fe(b{i  ermorben  i|ii 
ed  fic^,  hnxdj  S9enut^ung,  ju  erhalten  unb  ju  Derme^ren  f uc^en.  S)em8emäg 
ifl  in  feinem  ©tanbe  ber  9iei^t^um  fo  eigentlich  ju  $aufe,  »ie  in 
bicfem.    ($•  I,  368.) 

ftaufolität,  f.  Urfad^e. 

Atnntt^  f.  unter  Slnticipation:    %itict))ation  in  ber  jhtnfl. 

ftenntnifft. 

^enntniffe  unb  9?a(^benfen  ter^alten  fic^  }u  ber  eigenen  (Erfahrung, 
tote  ber  Sommentar  jum  Jejt.  Siel  9?a^ben!cn  unb  ffenntniffe,  bei 
wenig  Srfo^rung,  gleicht  ben  Slu^goben,  beren  Seiten  jwei  ^tiUn  lejt 
unb  bierjig  geilen  Sommentar  borbieten.  Siel  ©rfa^rung,  bei  wenig 
^aä^htnUn  unb  geringen  ftenntniffcn,  gleist  ben  bipontinifc^en  Sud- 
gaben  ol^nc  9toten,  meiere  Sieled  unDer^tanben  (äffen.    {%  l,  445.) 

fttufd)l)n^  f.  Sldlefe. 

AinDf,  ftm»t|eit,  f.  Sebendalter. 

§Atii)t. 

1)  ©egentottrtiger  Bi^f^^nb  ber  fttrd^e. 

Sine  (fingfl  ))rop^ejeite  (Spoijt  ifi  eingetreten:  bie  ifird^e  mvitt, 
toanft  fo  jiarf,  bag  e«  fid^  fragt,  ob  fie  ben  ©d^loerpunft  wieberpnben 
»erbe;  benn  ber  ®Iaubc  ift  ab^anben  gefontmen.  Oß  t9  bo(^  mit 
bem  Sid^te  ber  Offenbarung  toie  mit  anbem  gid^tern:  einige  ÜDuitW» 
§eit  ip  bie  Sebingung.  SDie  3a^l  ®erer,  mld^t  ein  getoijfer  ®rab 
unb  Umfang  Don  ftenntniffen  jum  ©lauben  unffi^ig  mad|t,  ifl  bebend 
li^  grog  geworben.  3)a  wirb  e9  @mß  mit  bem  Serlangen  na^ 
^^itofop^ie,  unb  e«  bebarf  einer  ern|Mid^  gemeinten,  b.  ff.  einer  auf 
Sßa^r^eit  gerid^teten  $§i(ofo))^ie.    (®.  122.) 

« 

2)  aßarum  bie  fttrd^e  ju^allen  geiten  bie  SKagtc  t^ep 
folgt  ^at* 

3)er  graufame  Sifer,  mit  weld^em,  gu  aDen  S^itn,  bie  fttrc^  bie 
äRagie  oerfolgt  ^at,  unb  t>on  welkem  ber  ))ä)>fUtd^c  Malleus  malefi- 
carum  ein  furchtbarem  3^ugnig  ablegt,  fc^eint  nid^t  Mod  auf  ben  0f< 
mit  i^r  t)erbunbenen  oerbrec^erifd^en  ^bftc^ten,  noc^  auf  ber  Doraud« 
gefegten  KoUe  bed  SEeufett  babei,  }u  berufen;  fonbem  }um  2^M 
$ert)or}uge^en  aud  einer  bunfeln  S^nbung  unb  Seforgntg,  ba§  bte 
SRagie  bie  Urfraft  an  i^re  richtige  OueOe  gurüd  Dertege,  »fi^renb  bu 
ftir^e  i^r  eine  ©teOe  au^er^alb  ber  ^atur  ongewiefen  ^atte.  (9}.  l^'^*) 

(Ueber  bie  Serfolgung  be«  Äopemifanifc^en  ©^flem«  bur^  bie  Äit^« 
fie^e:    9at^oltcidmu9.) 

ftlat)  f.  unter  Segriff:    Segriff^fategorien. 


£(Qf{lfer    --    jtletbitng  7 

i)  SSirfung  ber  Seetüre  ber  alten  ftlafftlet  auf  ben 
@eifl. 

&  gtebt  feine  grögere  (SrqutdFnng  für  ben  (Stift,  aU  bie  Seetüre 
ber  alten  ft(afflfer;  fo6a(b  man  irgenb  einen  t>on  i^nen,  unb  Mxt  ed 
an(^  nur  auf  eine  dalbe  ©tunbe,  in  bie  $anb  genommen  ^at,  fü^It 
man  attbalb  fic^  erfrifc^t,  erleichtert,  gereinigt,  gehoben  unb  geflärlt, 
nt^t  anberd,  ald  ^ätte  man  an  ber  frtf^en  ^elfenqueOe  flc^  gelabt. 
Siegt  bie^  an  ben  alten  Sprachen  unb  i^rer  SoUIommen^eit,  ober  an 
ber  ®röge  ber  ©eifler,  bereu  SBerfe  Don  ben  da^rtaufenben  uuDerfe^rt 
unb  ungefc^mäc^t  bleiben?  SieÜeid^t  an  Reiben  gufammen.   ($.  IT,  597.) 

2)  äBarum  Don  ben  alten  ftlaffifcrn  neben  i§rtn  guten 
©c^riften  nid^t  aud^  noc^  f(^Ie(f|te  toor^anben  finb. 

2)a6  mir  a\x9  bem  Vltert^ume  ftlaffifer  (oben,  b.  ^.  ©eifter,  beren 
©d^riften  in  nnberminbertem  dugenbglan^  hxxxij  bie  dal^rtaufenbe  ge^en, 
lommt  gro^nt^eite  ba^er,  bag  bei  ben  ülten  bad  Sü^erfdireiben  lein 
Snuerb^jtteig  gemefen  ifl;  ganj  aOein  ^ierand  aber  ifl  ed  abjuleiten, 
baß  Don  biefen  ftlafftfern  neben  i^ren  guten  Schriften  nic^t  ani)  nod^ 
f(^(ed^te  Dor^anben  f!nb;  inbem  fte  nt(f|t,  loie  felbß  bie  beften  unter 
ben  Steueren,  na^bem  ber  ®))iritud  verflogen  mar,  no^  bad  $^Iegma 
jtt  5Warfte  trugen,  (Selb  bafür  ju  löfen.    (?.  II,  462.) 

(Sergl.  ouc^  bie  ülten.) 

ülaffifdit  potfit^  f.  unter  $oefie:    Unterfd^ieb  itoifc^en  Kafflfd^er 
unb  romanttf(|er  ^oefle. 

ftUtlTtttlg. 

1)  2>te  ftletbung  al«  allegorifi^er  Sudbrudt  U9  Sun« 
bamentaluntffrfd^iebed  jloifc^en  9Kenfd^  unb  2:^ter. 

&  giebt  in  ber  Seit  nur  ein  lügenhaftem  SBefen:  ed  ift  ber 
SRenfd^.  debed  anbere  ifi  mal^r  unb  aufrichtig,  inbem  cd  ftd^  unber« 
(olen  giebt  att  Dad,  mad  t9  iß,  unb  flc^  Sufert,  mie  t9  ft^  fü^It. 
Sin  emblematifd^er,  ober  aOegorifc^er  Sudbrud  biefed  gunbamental« 
untcrff^iebed  iß,  bag  aOe  Spiere  in  i^rer  natürlid^en  ©efialt  um^erge^en, 
kDod  Diel  beiträgt  )u  bem  fo  erfreulid^en  Sinbrud  i^red  Knblidfd;  mfi^« 
renb  ber  9Renfd^  bur^  ftleibung  ju  einem  Sta(,  einem  ÜRonfhum 
gemorben  ijl,  beffen  Änblidt  fc^on  babu«^  wibermärtig  ifl.  —  3)ie 
©ried^en  bef^ränften  bie  ftteibung  mügli^ft,  meil  jle  t9  füllten 
(f.  n,  618,  171.) 

2)  ©e^enfa^    jioifd^en    unferer    ftleibung    unb    ber 
ftletbung  ber  SIten. 

9a|t  auf  aOe  »ufere  @tellungtn  unb  ©ebttrben  ^at  unfcre  ftleibung 
einen  gemiffen  Sinflug,  ni^t  eben  fo  bie  ber  8((ten,  melc^  DieOei^t 
intern  äft^tifd^en  @inne  gemäg,  burc^  bad  Sorgefü^t  eined  fold^en 


8  ftlein    ~    jtlofler.    ftloflerIcBen 

Uebelflanbed  mit  betoogen  lourben,  i^re  loeite,  nt^t  anfc^Iiegtnbe  Sfeibiinj 
beijube^attett.  Dcd^olb  ffot  ein  @(^aufpieler,  wann  er  anitte^  9opm 
trügt,  QQe  bie  Bewegungen  unb  ©teOungen  ^u  oermeiben,  toel^e  irgenb' 
wie  burd^  unfere  Sleibung  veranlagt  unb  baun  jur  ©ewo^n^eit  gettorben 
flnb;  bo^  braud^t  er  bed^alb  ftc^  nic^t  ju  {preisen  unb  ju  bl&^en, 
wie  ein  franjöfifd^er,  feinen  Stacine  tragirenber  ^on^wurfl  in  Soja 
unb  Junifa.    (^.  n,  438.) 

ÜDer  eble  @inn  unb  ©efc^niacf  ber  %Iten  fuc^te  ben  and  ber  Sc* 
Reibung  entfpringenben  Uebelflanb  (bte  groten^aftigleit)  baburdj  ^u 
ntilbern,  bag  bie  Selleibnng  mbglic^fl  leicht  war  unb  fo  gcflaltet,  ba§ 
fie  nt^t,  eng  anfc^ßegenb,  mit  bem  Sei6e  ju  (Sin^  oerfc^mol^,  fonbctn 
ald  ein  ^mbed  aufliegenb  gefonbert  b(ieb  unb  bie  menfc^Iid^e  @eflalt 
in  aUtn  STbeilen  möglid^fl  beutßd)  erfennen  lieg.  3>ur(l^  ben  entgegen* 
gefegten  @inn  iß  bie  ^leibung  bed  SRittelalterd  unb  ber  neuen  B^it 
gef(^mad(od,  barbarifc^  unb  wiberwärtig.  Sbcr  boiS  SBiberwttrtigfte 
ifl  bie  heutige  itleibung  ber,  Damen  genannten  äBeiber,  welche,  bet 
©efd^madlofigteit  i^rer  Urgroßmütter  nac^gea^mt,  bie  m0gti(^fi  gro§t 
Sntfleaung  ber  iWettfc^engeftatt  liefert.    {%  II,  171.) 

3)  Die  Selleibung  in  ber  ©culptur.    (©.  unter  Scnlp • 
tur:    Die  Sebentung  ber  Draperie  in  ber  ©culptur.) 

Ältiti^  f.  ®rö§e. 

Alofttt.    Alofltrltbtn. 

1)  9}orma(begriff  bed  fttofterd. 

Sin  jtlofler  ift  ein  ßufammentreten  t>on  SRenfd^en,  bie  Hrmutl^, 
^eufc^^eit,  ©e^orfam  (b.  i.  (Sntfagnng  bem  Eigenwillen)  gelobt  ^aben 
unb  fld^  bur^  bad  3uf<ttnmenleben  t^eitd  bie  (E^ipeng  felbft,  no^  ntr^r 
aber  ienen  3uftanb  fd^werer  (Sntfagung  gu  erbittern  fud^en,  inbem  ber 
Snblid  tt^ttlic^  ©efinnter  unb  auf  glei(^e  Seife  Sntfagenber  i^ren 
(Sntfc^Iug  ftärlt  unb  fie  tröfiet,  fobanu  bie  ©efeüigfeit  ht9  3ufammen* 
lebend  in  gewiffen  ©d^ranfen  ber  menfc^Iid^en  97atur  angemeffen  unb 
eine  unfd^ulbige  Srl^olung  bei  Dielen  fc^weren  (Entbehrungen  ifi.  Die^ 
ifl  ber  iRormotbegriff  ber  Rtöfler.    (^.  n,  340.) 

2)  dunerer  ®eifl  unb  @inn  ht9  Seiten  ftloflerlebend. 

Der  innere  ®eifi  unb  ®inn  bed  ächten  ff(ofierIebend,  wie  ber  Xdtefe 
überhaupt,  ifl  biefer,  bag  man  pc^  eined  beffeni  Dafeind,  aU  unfere« 
ifl,  wUrbig  unb  filzig  erfannt  ^at  unb  btefe  Uebergeugung  babun^  U* 
(räftigen  unb  erhalten  will,  bag  man,  wad  biefe  äBelt  bietet,  üera^tet, 
ade  i^re  ©enttffe  ate  wert^Iod  t>on  fic^  wirft  unb  nun  bad  6nbe 
biefed,  feinet  eiteln  Jlöberd  beraubten  bebend  mit  9?u^e  unb  B^M^^t 
abwartet,  um  einfi  bie  ©tunbe  ht9  Siobe«,  ate  bie  ber  (SrUfnug,  »iO' 
lommen  gu  feigen.    ($.  II,  340.) 


3)  Stt^artung  be9  ftlofterlebend* 

®er  llrf|)ruiifl  bc8  W6r\ijifinm9  toax  on  flc^  rein  unb  ^eilifl,  aber 
eben  barutn  bem  grögten  7^etl  ber  3)7cnf(()cn  gatij  unangemeffeit,  ba^er 
bad  ficf)  baraud  6ntti>idfe(nbe  nur  ^eitd^etei  unb  Slbfd^eult^fett  fein 
fonnte;  benn  abusus  optimi  pessimus.  (SB.  I,  457;  II,  716.)  S3ei 
feiner  ^ai^t  entfpric^t  bie  $rQ|:i^  fo  feiten  ber  S^^eorie,  toie  |beim 
^5n(^^t^um,  eben  iveil  ber  ©runbgebanfe  beffelben  fo  ergaben  iß. 
ein  achter  ÜRönc^  ifl  ein  ^öd^fl  e^rn)ürbtged  äBefen;  ober  in  ben 
allermeifien  ^^Den  ifl  bie  J!utte  ein  bloger  SRadfenanjug,  in  miijtm 
fo  toentg  toie  in  beni  auf  bor  äRadlerabe  ein  toirllic^cr  3)Iön^  fiedtt« 
{%  U,  341.) 

Alitg.    Alugi)eit. 

1)  SBefen  ber  fflug^eit. 

!Z)ie  ftlug^ett  ifl  @d^ärfe  bed  Serftanbed  in  feiner  praftifc^en  Sin«* 
toenbung.  S)ie  @c^ärfe  be^  S3erfianbed  im  Sluffaffen  ber  caufalen 
93e}ie§ungen  ber  mittelbar  (b.  ^.  mittelfl  bcd  l^cibe^,  be^  unmittel« 
baren  Objecto)  erfannten  Dbjecte  ftnbet  nämlic^  i^re  Slntoenbung  nid^t 
alltin  in  ber  9?atunuiffenf^aft,  beren  fämmttidfte  Sntbedungcn  i^r  }u 
nerbanTen  ftnb;  fonbern  an^  im  praftifc^en  !S!eben,  too  fie  ^Ing^eit 
(eigt;  ba  fte  hingegen  in  ber  etfiem  Sumenbung  beffer  @(^arfflnn, 
^etratton  nnb  ©agacität  genannt  toirb.  ®enau  genommen  bejeid^net 
ftlugl^ett  andfc^tiegtid^  ben  im  3>ienf}e  bed  SßiQend  fie^enben  ^er< 
ßanb.  (9B.  I,  25  fg.  ®.  78.  %.  8.)  dn  ber  SoIIfornmen^eit  ber 
unmittelbaren  9uffaffung  ber  Saufalität^Der^ältniffe  befielt  aDe 
Ueberfegen^eit  be9  SJerflanbed,  alle  ülug^eit,  ©agacität,  Penetration, 
®<^arffinn;  benn  jene  liegt  aller  Senntniß  be9  S^^^mmtnfianit^ 
bnr  3)inge,  im  meitcflen  @inne  be^  äBorted,  )um  ©runbe.  d^re 
@(^drfe  unb  9{i^tigleit  ma^t  ben  Sinen  terflfinbiger,  Rüger,  fd^Ianer 
aU  ben  Vnbern.  (6.  149.)  ©d^arfe  ^uffaffung  ber  Sejie^ungen 
gemftg  bem  ®efe^e  ber  (^aufatität  unb  SDtotiüation  mac^t  bie  jtlng^eit 
au9.    (993.  I,  223.) 

2)  formen  ber  ft(ug§eit. 

2)te  ))rafttf(^e  Snmenbung  be^  Serftanbed,  meldte  bad  SBefen  ber 
filngl^eit  andmac^t,  toirb,  menn  fle  mit  Ueberliftung  Snberet  gefc^ie^t, 
®4Iait^eit  genannt;  toenn  feine  ßtotät  fe^r  geringfügig  finb, 
Vftfftgteit;  menn  fie  mit  bem  «Stac^t^eU  Xnberer  oerfnüpft  flnb, 
»erft^mifet^eit.    (®.  78.) 

3)  Unterfd|ieb  3»if(^en  „fing"  unb  „vernünftig". 

S)ie  '©(^ftrfe  be^  ^erflanbe^  in  Xuffaffung  ber  caufalen  Ser^filtniffe, 
in  beren  prafttfc^er  Snmenbung  bie  Slug^eit  befielt,  fann  nid^t  bur^  ab' 
fhacte  Segriffe,  weld^e  bad  äßerl  ber  Sern unft  flnb,  beigebracht  merben; 
ba^  Dentünftig  fein  unb  Hug  fein  jloei  fe^r  Derf^tebene  Stgenfd^aften 
ftnb.    ($.  8.)    eermmft  ,^at  ieber  Zrof^f;   giebt  man  i^m  bie  $rä' 


10  Stnaht    —    ItSnigf^unt 

miffen,  fo  t)oUiit\^i  et  ben  (S^Itig.  X6et  ber  ^er^aiib  liefert  bte 
prtmttre  (Srienntnig,  fotglii^  bte  intuiti))e,  unb  ba  liegen  bte  Unter* 
triebe.  3)te  ^öd^ß  ))erfd^tebenen  ®rabe  fetner  ©d^ärfe  finb  angeboren 
unb  nic^t  }u  ertemen.    (®.  78.) 

4)  ©egenfa^  jn^tf^en  bem  fingen  unb  ©eniaten. 

2)0  fc^orfe  Äuffaffung  ber  SScjie^ungcn  gcmä§  bem  ®efe^  bcr 
Saufalttftt  unb  SRotiüation  eigentlich  bie  ^(ug^eit  au^mac^t^  bie  geniale 
(SrTenntnig  aber  nid^t  auf  bie  9?eIattonen  gerietet  ifl  (t)ergl.  @enie); 
fo  »irb  ein  jlluger,  fofern  unb  »ä^renb  er  ed  iß,  nic^t  genial,  unb 
ein  ®cnialer,  fofern  unb  mä^rcnb  er  t9  ip,  ni^t  flug  fein.    (85. 1,  223.) 

ÜDer  SStidf  ber  Älug^cit,  fclbfl  ber  fcinficn,  ift  öon  bem  bcr  ©emalitiit 
baburd)  Derfc^ieben,  baß  er  ha9  ®epröge  bed  993iQen9bienfle9  trttgt,  ba 
anbere  hingegen  baöon  frei  ifl.    ($.  II,  676  fg.) 

5)  ®efä^rlid^leit  ber  ftlug^eit. 

92td^t  »er  grimmig,  fonbern  »er  Itug  breinfi^aut,  fie^t  furd|tbar 
unb  gefä^rlic^  and,  —  fo  gemig  bed  SRenfi^en  ®e^im  eine  furchtbarere 
Sßaffe  ift,  ate  bie  Jttaue  bed  Sötten.    ($.  I,  505.) 

6)  2)ie  jflug^eit^  k)om  et^if^en  ®tanb))unft  and  be- 
trachtet. 

mt9  jeitlid^e  ®Iüdt  fte^t  unb  aDe  SHug^eit  ttmnbelt  —  auf  unter* 
grabenem  99oben.  @ie  fd^ü^en  }limr  bie  ^erfon  bor  UnfftÖen  «tb 
tjerf^affen  i^r  ®entiffe;  aber  bie  ^crfon  ifl  bloge  ©rfd^etaung.  Söt 
bie  bad  principium  individuationis  burd^fd)auenbe  Srfenntni§  ifl  ein 
glttdnid^eö  Seben  in  ber  ^tit,  bom  S^^^^  gefc^enft,  ober  t^m  burc^ 
ftlugl^eit  abgeiuonnen,  mitten  unter  ben  Seiben  un}tt^ttger  fbiberer  — 
bod^  nur  ber  Xraum  eined  9ettler0,  in  koelc^em  er  ein  ftöntg  ift^  ober 
au0  bem  er  ertoad^en  mn^.    (9B.  I,  417  fg.) 

Attabt)  f.  Sebendalter. 

fkomöiit^  f.  Snflf))tel. 

tiomvtnixtnfdiVtibtt^  f.  ©d^riftfleller. 

llompUatoren,  f.  ©c^riftfieller. 

fkovxfoniftj  f.  unter  9Hufi(:   2)er  ^om))onifl. 

ftonception^  f.  unter  finnflioerl:    jfoncefition  M  Jhtnfhoerl9. 

llöntgti)ttm. 

1)  ^iftorif^er  Urfprung  bed  ftönigt^^um«.  (@.  nnter 
Surften:  äßa«  bie  prfien  urfprünglid^  ttaren  unb  m9 
fie  fpttter  mürben.) 

2)  ®runbibee  unb  3Bert§  be«  Jtönigt^um«. 

3>er  grofie  Scrt§,  ia  bie  ®nmbtbee  be«  fiSntgt^uaid  liegt  boriitf 
ba§,  metl  SRenf^  SRenfd^n  bleiben,  (Sner  fo  l^o^  gefkOt,  i^»  f^ 


» 


itonfretc    ^    Koitftünttoitaft^mu«  11 

biet  3Raäfi,  Metd^t^um,  ©td^er^ett  unb  abfolute  UnDetle^Iid^it  itgtitn 
toetben  mug,  bag  i^m  für  f  t^  nidjt^  )u  toünfc^en,  }u  l^offen  unb  ju 
fürchten  bleibt;  toobur^  ber  i^m,  xoxt  debem,  inioo^nenbe  (Sgoidmu0 
gleid^fam  burc^  Stetttraltfation  üernic^tet  loirb,  unb  er  nun,  gleid^  aU 
mfire  er  lein  SRenfd^,  befähigt  iß,  ©ered^tigfeit  ju  Üben  unb  ni<^t  nte§r 
feilt,  fonbem  aUctn  bod  öffcntltd^e  SBo^I  im  Suge  )u  ^aben.  2)ied  ifl 
ber  Urft)rung  bed  gleid^fam  übemtenfd^tid^en  SBefend,  »eld^ed  ÜberaO 
bt€  ftönig^toürbe  begleitet  unb  fie  fo  ^immetoeit  bon  ber  Mögen 
$rftfibentnr  unterf(^eibet.    (3B.  U,  681  fg.) 

3)  Sorjug   be9   erblichen   t)ox  bem  niä^Ibaren  ftönig» 
t^unt. 

9u^  ber  befugten  ©mnbibee  ge^t  f^tttox,  bog  bte  fiönigdtuürbe 
erblid^,  nid^t  loä^Ibar  fein  ttiu§;  t^eitö  bamit  Seiner  im  ftSnig  feinet 
©leiten  fe^en  fönne,  t^eild  bomit  biefer  für  feine  92a(^Iommen  nur 
baburc^  forgen  fann,  bag  er  für  ha9  SBo^t  bed  Staate^  forgt,  ate 
toelc^e«  mit  bem  feiner  t^amitie  ganj  (Sined  ifi.  (9B.  II,  682.)  !3)er 
itikiig  famt  ber  feße,  unerfd^ittterlid^e  Pfeiler  ber  ganjen  gefe^Iic^en 
Orbnung  nur  loerben  t)erm0ge  feinet  angeborenen  Sorrec^t^,  toeld^ed 
t^m,  unb  nur  i^m,  eine  Sluctoritfit  giebt,  ber  leine  gleid^  (ommt,  bie 
mift  bejtoeifelt  unb  angef ödsten  toerben  lami,  [a,  ber  ein  deber  toit 
tnfUnctit)  ge^r^t.  ($.  II,  265.  9)7.  198.)  3)arauf,  bag  t9  eine 
f$ami(te  giebt,  bereu  SBo^t  toon  bem  beö  Sanbed  ganj  unjertrennlic^ 
xfi;  fo  bag  fle,  toenig^en^  in  $att))tfad^en,  nie  ha9  Sine  o^ne  ha9 
9nbere  bcförbern  (ann,  beruht  bie  Stva\t  unb  ber  Sor}ug  ber  erblichen 
SKonarc^ie.    (SB.  I,  406.   %  II,  272.) 

fkonkttU^  bo^. 

Die  Serbinbung  ber  Sorm  mit  ber  SRaterie,  ober  ber  Essentia 
mit  ber  Existentia,  giebt  ba^  ftonirete,  toeld^ed  fietd  ein  (Sinjelned 
ip,  alfo  baö  Ding.    (®.  n,  49:   $.  II,  454.) 

(lieber  ben  ©egenfa^  Jtoifd^en  lonireten  unb  ob^racten  Segriffen 
fitfft  unter  Segriff:    Segri^dTategorien.) 

Aomkitiiinat. 

On  ^tnfld^t  auf  bie  au0  ber  monogamifc^en  Sinrid^tung  entf))ringenbe 
üMe  Sage  ber  SEBeiber  (f.  (S^egefe^e  unter  (S^e)  ift  be9  Sl^omnfiu^ 
gnotbgek^rte  Xb^anblung  de  concubinatu  ^öc^fl  lefenMert^,  inbem 
man  barau0  erfl^t,  bag,  unter  allen  gebilbeten  Saliern  unb  }u  aOen 
3eiten  bi9  auf  bie  Sut^rifc^e  ^Deformation  b^rab,  ia9  Jtonlubinat  eine 
erlaubte,  [a,  in  getoiffem  ®rabe  fogar  gefe^Iid^  anerlannte  unb  t)on 
feiner  Unehre  begleitete  Sinri^tung  getoefen  ifl,  mltf^t  t>on  biefer  @tufe 
b(o^  burc^  bie  Sut^erif^e  ^Deformation  betabgeßogen  tourbe,  ald  loelc^e 
l^terin  ein  SRittel  me^r  )ur  9?e(^tfertigung  ber  (S(e  ber  ©eiftlic^en  er^^ 
rannte.    (?.  H,  659;   I,  389.) 

Aon^ttttiOKaiismn^)  f.  unter  Surften:  S)ie  lonPittttioneDen  prfkm 


12  ÄontJtrfotton    —    Äo}>f 

ftoittittfatioit,  f.  ©efpröd^. 

fkonmttitttt. 

92ur  bte  jltnb^eit,  ntd|t  ba^  3)IannedaIteT^  t{!  btc  ^txi,  bte  @QQt 
bed  ©loubend  ju  fäctt,  jumal  nic^t,  )oo  f<^on  ein  früherer  lourjelt;  bie 
gewonnene  Ueber^ettgung  aber,  meiere  emac^fene  Konvertiten  bot« 
geben,  ifl  in  ber  9?egel  nur  bie  3Ra^Ie  irgenb  eines  perfönUc^en  3n« 
tereffeS.  @ben  n^eit  man  fü^tt,  bag  !lDied  fafl  nic^t  anberd  fein  fönne, 
ttjirb  ilberott  ein  SKcnfdj,  ber  im  reifen  Älter  feine  Religion  toec^fdt, 
üon  ben  äReiflen  Dera^tet;  gleic^mo^t  legen  eben  biefe  baburc^  an  ben 
2:ag,  bag  fie  bie  9teIigion  nic^t  für  ©ac^e  vernünftiger  Ueberjeugung, 
fonbern  hlt>9  bed  frü^  unb  Vor  aQer  Prüfung  eingeimt>ften  ©tauben^ 
polten.    {%  n,  351  fg.) 

Aopf. 

1)  S3er^ä(tnig  bed  jtopfe«  }um  stumpfe  bei  ben  Zlieven 
unb  beim  SRenf^en. 

SBä^renb  bei  ben  Sedieren  bie  3)ienf}barleit  ber  Srtenntnig  untev  bem 
SQSiQen  nie  aufju^eben  ifi,  tritt  bei  ben  Sßenfc^en  fold^e  Aufhebung 
auSna^m^eife  in  ber  äft^etifdien  ^Kontemplation  ein.  2)tefer  Unter* 
fc^ieb  jwif^en  3Rm\ii  unb  S:^ier  ifi  äugerltc^  audgebrüdt  burc^  bie 
Serfc^ieben^eit  bed  ä3er^ältniffed  bed  jtopfed  )um  stumpf.  Sei  ben 
unteren  Silieren  finb  beibe  noc^  ganj  venoadjfen;  bei  allen  ifl  ber  ftol^f 
jur  Srbe  gerichtet,  too  bie  Objecte  beö  äBiüend  liegen;  fetbft  bei  ben 
oberen  finb  j^opf  unb  9{umpf  no(^  viel  nte^r  SineS,  aU  beim  9Ren' 
f(^en,  bcffen  ^aupt  bem  ?eibe  frei  aufgefegt  erft^eint,  nur  von  ii« 
getragen,  nidjt  i^m  bienenb.  ÜDiefen  menfd^ti^en  Sorjug  fleOt  im 
$ö(^flen  ®rabe  ber  «poH  von  SSetvebere  bar.    (SB.  I,  209.) 

2)  Serl^öltnig  be«  Äopfe«  jum  i^erjen.   (©.unter  ©erj: 
©egenfag  )tt)ifd^en  $er}  unb  Jlopf.) 

3)  Serl^ältnig  bed  Kopf  e«  }u  ben  ©enttalien.   (®.@e« 
nitalien.) 

4)  Unterfc^ieb  ber  ft5pfe. 

OTa^iaveUi  ^at  9?c(^t,  toenn  er,  —  loie  f^on  Vor  i^m  $ejtobu« 
(epya,  293),  —  fagt:  „e«  giebt  breierlei  »öpfe:  erfHtt^  fol<^e,  mW 
aus  eigenen  SRitteln  (Sinftc^t  unb  Serflonb  von  ben  ©ad^en  erlangen; 
bann  folc^e,  bie  baS  Ke^te  erfennen,  »enn  Snbere  t9  i^nen  barlegcn; 
enblid^  folc^e^  ivelc^e  »eber  3um  (Sinen,  nod^  )um  Snbem  ftt^ig  finb.'' 
(ü  principe,  c.  22.)     (®,  51.  fg.    $.  458  fg.    SR.  184  fg.) 

5)  SBarum  eö  fo  ft^toer  ijl,   unter  aufregenben  Um* 
fiftnben  ben  ftopf  eben  ju  behalten. 

9Beil  ber  dnteaect  ein  bloßer  @clave  unb  leibeigener  be^  Sßil»^ 
ifl  unb  ba§er  vom  SSßillen  leicht  bei  ©eite  gefd^oben  tt)irb,  »tttvenb  er 
feinerfeltö  mit  ber  äugerften  Änprengung  laum  vermag,  ben  ffl^«* 
aud^  nur  )u  einer  furjen  ^aufe  ju  bringen,  um   )um  Sßorte  a^' 


itcpnia   —   $tlixptt,    tatptmtU  13 

f onrnien,  —  be^^alb  flnb  bie  Seute  f o  feiten  unb  »erben  fofl  nnr  unter 
@))Qntem,  Xlirlen  nnb  aUenfatld  (Englänbern  gefunben,  meldte  anc^ 
unter  ben  proDocirenbflen  Umfiftnben  ben  Stop^  oben  behalten,  bie 
Kuffaffung  unb  Unterfuc^ung  ber  ©ad^Iage  imt)erturbirt  fortfe^en; 
todiff9  ttma9  ganj  Snbercd  iß,  aü  bie  auf  ^^legnta  unb  ©tuntpf^eit 
berui^nbe  ©elaffcni^eit  Dieler  SDeutfc^en  unb  ^oOttuber.  (3B.  U,  238. 
Sergl.  auc^  Effect.) 

Aopula. 

a)ie  «ejlimniung  ber  ffoj)uIa  „xft  —  ip  nid^t"  if»,  ba«  SSereint* 
ober  @etrenntfein  )h)eier  Segriffdff>^ftren  aud)ubrii(fen.  S)ur^  biefelbe 
iß  jebed  ^erbunt  mittelfl  feinet  ^articipd  audbrüdbar.  S)a^er  befte^t 
aQed  ttrt^eiten  im  ©ebrauc^  eined  Serbi,  unb  umge!e^rt.  3)emnad^ 
iß  bie  Sebeutung  ber  Kopula,  bag  im  ©ubject  bad  ^räbicat  mit}u« 
bcnfen  fei  —  ni^t«  weiter.    (S5J.  11,  114  fg.) 

Aorau^  f.  3^1  am. 

Aötper.    fkoxfttwdt 

1)  2)te  ibeale  t^orm  unb  ber  reale  ®e^a(t  ber  ftört^er« 
»elt. 

2)ie  ft5r))er  legen  burc^  bie  mannigfaltige  Serfd^ieben^eit  i^rer 
Dualitäten  unb  beren  SEBirfungen  an  ben  Zag,  bag  fte  nic^t  blod 
ibeal  fmb,  fonbern  jugleic^  ein  objectio  9tealed,  ein  S)iug  an  fic^ 
felbfi,  in  i^nen  fid^  e^enbart,  fo  oerfc^ieben  fold^ed  aud^  Don  biefcr 
feiner  Srfd^eiuung  fein  m5ge.  ($.  II,  42.)  Jtein  Jtör)>er  fann  o^ne 
i^m  inmo^nenbe  ftrftfte  fein,  bie  eben  feine  Oualitttt  audmad^en. 
(SS.  n,  351).    Straft  aber  an  [xdi  felbß  iß  SBiUe  (SDafelbß). 

Sei  ber  ob|ectiDeu  Suffaffung  ber  ft9r))er»elt  giebt  ber  duteUect 
bte  fttmmtlid^en  t^ormen  berfelben  auß  eigenen  SRitteln,  nömlic^  3^^^ 
8taum  unb  Saufalität,  unb  mit  btefer  auij  ben  Segriff  ber  abffaract 
gebadeten,  eigenfd^aftd«  unb  formlofen  SRaterie,  bie  al9  fotd^e  in  ber 
(Erfahrung  gar  nid^t  oorfommen  fann.  @obalb  nun  aber  ber  dnteDect, 
mittelß  btefer  formen,  unb  in  i^nen,  einen  (ßetd  nur  oon  ber  @inne4« 
eiti))ftnbung  auöge^enben)  realen  ®e§alt,  b.  ^.  etioad  Don  feinen  eigenen 
C^enntnigformen  Unabhängige^  fpürt,  mli^te  nic^t  im  SEBirfen 
überhaupt,  fonbern  in  einer  beßimmten  iEßirfungdart  ß^  fimbgiebt; 
fo  iß  ed  2)ied,  mad  er  aU  R^xptt,  b.  ^.  ate  geformte  unb  fpecififc^ 
beßimmte  SRaterie  fe^t,  meiere  atfo  al9  ein  Don  feinen  t^ormen  Unab« 
^ängige^  auftritt,  b.  f).  al9  ein  burc^aud  DbjiectiDe^.  $iebei  ^at  man 
ß(^  aber  }U  erinnern,  bag  bie  empirifc^  gegebene  SRaterie  ß^  itberaQ 
nur  burc^  bie  in  i^r  ß^  äugemben  Strafte  manifeßirt;  toie  aud^  um« 
gelehrt  |ebe  firaft  immer  nur  aU  einer  9Raterie  in§ärirenb  erlannt 
»irb;  Oeibe  jufammen  ma^en  ben  empirif^  reaten  Körper  aud. 
SOe«  empirifc^  Steole  be^tttt  [thodi  tran^fcenbentale  dbealität.  1>a9 
in  einem  folgen  empirif^  gegebenen  Jt0rper,  alfo  in  jleber  Srfc^einung, 
ß(^  barßeOenbe  SDing  an  ßc^  felbß  iß  9ßilte.    ($.  n,  113  fg.) 


14  i(oTt>oiHfattoii    ^    ^odmogmiie 

ftatitd  mtf|ttgfte  mib  glänjeitbfle  ©runUe^e,  bte  t^on  ber  OfeedHU 
bc^  Sloumed  tmb  ber  Mo9  pff^nomznaUn  djcx^tni  ber  Störper« 
loelt  finbet  m  fc^ou  breigtg  Sa^xt  frü^r  au9gef)>ro^en  bei  3Rou' 
l^ertttt«,    (SB.  n,  ö7.) 

2)  2)te  Semegung  ber  ft5r))er. 

2)er  ^latonifd^e  ®egenfa|  jtutf^en  bem  ft^  t>on  innen  Semegenbcn 
(®ee(e)  itnb  3)em,  h)ad  bte  Semegung  nur  t>on  äugen  em|)fängt 
(Äörpcr)  —  ein  ®cgenfo|,  ber  bi«  in  bie  ncucflc  3*^*  ^^^^^^  ^^^' 
fontmt  —  ifl  falf^,  ba  ed  uid^t  }n)ei  grunbDerfc^iebene  Urfprüuge  ber 
Semegung  giebt,  fonbern  Seibe^,  bie  Semegung  t>on  innen  nnb  bon 
äugen,  unjertrennlic^  tfi  unb  bei  jeber  SJemegung  etned  Jf5rper9  }ng(ti(4 
©tatt  finbet.    (5».  84 fg.   Sergl.  Setoegung.) 

3)  2)ie  Knfc^auung  ber  jtörper. 

3)er  ^erftanb  ifl  t9,  ber  bie  (Smpfinbung  beim  @e^n  in  9nf(|QUttng 
umarbeitet  unb  aud  ben  burc^  bie  (Smpfinbung  gemonneneu  blogen 
Stächen  Jibrper  conßruirt,  alfo  bie  britte  !£)inten{!on  ^injufUgt,  inbem 
er  bie  Sluöbe^nung  ber  ftörper  in  berfelben,  in  bem  i^m  a  priori  6e» 
tt)ugten  9{aume,  mif  äRaggabe  ber  9rt  i^rer  @intt)ir(ung  auf  bo9 
Singe  unb  ber  ©rabationen  bed  iiäjM  unb  @d^atten^,  catifal  beurteilt. 
SBft(|renb  nämli^  bie  Dbjiecte  ben  9}aum  in  allen  breien  S)imen{ion(n 
fUOcn,  fönnen  fte  auf  bad  Suge  nur  mit  jUieien  ttirfen;  1>ie  (Smpfinbnng 
beim  @e^en  iß,  in  ^olge  ber  9{atur  beö  Organe^,  b(od  f)tanimetrif<^^ 
nic^t  fiereometrifc^.  XQed  @tereonietrifc^e  ber  Vnfc^aunng  »irb  tota 
Serfianbe  aQererft  ^in)uget§an,  feine  alleinigen  üData  ^iejn  finb  bie 
Siic^tung,  in  ber  ba^  «uge  ben  ßinbrucf  er^fltt,  bie  ©rttnaen  beffelben 
unb  bie  üerfc^iebenen  3(bfhifungen  bed  $eQen  unb  S)unfeln,  »e((^e 
unmittelbar  auf  i^re  Urfa^en  beuten  unb  monoc^  loir  etfennen,  oft 
mir  j.  93.  eine  ©treibe,  ober  eine  jfugel,  \>ox  nn«  ^aben.  (@.  64.) 
ftönute  demanb,  ber  üor  einer  fc^önen  meiten  ^udfic^t  fte^t,  auf  einen 
Xugenbticf  alled  Serflanbed  beraubt  merben,  fo  mUrbe  i^m  oon  ber 
gonjen  lludfic^t  nic^td  übrig  bleiben,  atö  bie  Smpfinbung  einer  fe^r 
mannigfaltigen  Slffection  feiner  Stetina,  ben  oieterlei  garbenf(erfen  anf 
einer  äRaterpalette  ä^nlic^,  —  welche  gleic^fam  ber  ro^e  @toff  x%  flud 
mel^enf  t)or^in  fein  Serflanb  jiene  Xnfc^auung  fc^f.    (§.  9.) 

(Ueber  bie  al«  ftörpererf(^einung  p^  barpeffenbe  ©eiflerei-f^einung 
f.  ©eijler.) 

Aotporifation,  f.  Setb. 
Ao^mofionit. 

1)  Vorläufer  ber  ffant^Saplace'fc^en  Sodmogonie. 

3)te  ftant-SapIace'fd^e  ftodmogonie  ^at  bereite  in  ber  Dorfofratifc^en 
V^ifofop^ie  Derfd^iebene  Sorlflufer  gehabt«    ($.  I,  40  fg.) 


Ao^moloflifd^er  lOcttei«    —    Araft    -  15 

2)  SBo^ri^eit  ber  Sant'8a)>Iace'fc|(n  Aodmogoiiie. 

Xn  bev  Ktd^ttglett  ber  fo  fd^arffinnigen,  gnetfl  Don  Rani  mb 
)»IHer  Don  2a)>Iace  aufgefieOten  Z^ovie  ber  Stitfle^ng  be^  ^aneten« 
^flem^  }u  itoetfetn  ifl  faum  mtfglid^.  (SB.  n,  368.)  S)ie  äBa^r« 
d|emli(^feit  biefer  2:^eorte  fle^t  ber  ©etutf^it  fe^r  na^e.  ($.  I,  228.) 
S)ie  S93a§r^tt  berfelben  beruht  nid^t  alletn  auf  bev  t)on  Saf^Ioce 
»rgirteit  ®rutiblage  be^  rttutitltd^en  Ser^ttftmffeö,  bag  näm(i(i^  45 
9BeItr5r))er  fttmmttt^  nac^  einer  Kic^tung  circuliren  unb  juglet«!^  mdf 
eben  berfetben  rotiren;  fonbern  fte  ^at  eiue  no(^  fefiere  @tü^e  an  bem 
jeitHd^en  Ser^ältntg,  »el^e^  bur^  ha9  erfie  unb  britte  ftet^pterf^e 
®efe6  au^gebrücft  toirb.    ($.  U,  144  fg.) 

3)  ^toti  meta))^9ftfc^e  Setrad^tungen,  jn  benen  bie* 
felbc  Xnlog  gtebt. 

SDie  ftant'$a))lQ€e'fd^  fto^mogonie  gtebt  gu  jioet  metot^l^fifd^en  8e* 
trod^tungen  Snlag.  Srfitid^  ju  ber,  ba§  im  9Befen  aller  2)inge  eine 
teivunberungdtoürbige  3i<f<^i>>^^f^^^""8  ^^  toirTenben  mit  ben 
3 wedurfa^en  begrünbet  ip.  {% TL,  148  fg.  154.  2B.  II,  368  fg.); 
jtoeiten^  bie,  bag  eine  nodf  fo  toeit  reid^enbe  pl^^fifc^e  SrHttrung  ber 
Sntfh^ung  ber  SBelt  bennoc^  nie  ha9  Serlangen  nac^  einer  meta« 
p^^fif^en  auf^ben,  ober  bie  ©teile  berfelben  einnehmen  fann,  ba, 
je  »eiter  man  ber  (Srfc^einung  auf  bie  ^pwc  gefommen  ifl,  man 
befto  beut(i(^er  merft,  bag  man  ed  nur  mit  einer  fold^en  unb  nic^t  mit 
bem  ffiefen  ber  !Z)inge  an  fl^  fettfl  ju  t^un  ^at.  (^.  II,  149—152. 
SB.  n,  191  ff.  SergU  ani)  «ntinomie.) 

Aa$tt0lO0ifd)tr  BmM^  M  SDofein«  ®otted.    (@.  unter  ®ott: 
bie  8eioeife  fUr  ba«  ÜDafein  ©otte«.) 

Araft. 

1)  Unterfd^ieb  jtoifc^en  ftraft  unb  Urfad^e. 

dn  Solge  ber  }u  loeiten  Saffung  be^  Segriffed  Urfad^e  ^at  man 
mit  bemfeloen  ben  Segriff  ber  ftraft  t>txtotif\th;  biefe,  Don  ber  Ur« 
fad^  böOig  oerf (Rieben,  ifl  jeboc^  SDa6,  ma^  jeber  Urfac^  i^re  (Sau« 
falitttt,  b.  ^.  bie  iDlbgtid^feit  )u  ivirfen  ert^eitt.  (Sd  ifl  unmi^glid^, 
mit  feinem  Denfen  im  ftlaren  )u  fein,  fo  tauge  barin  i^raft  unb 
Urfac^c  ni^t  aM  D50ig  oerf^ieben  beutlid^  erlannt  merben.  (SB.  II, 
51.)  S)ie  ifräfte  finb  !Da9,  Dermi^ge  beffett  bie  Seränberungcn,  ober 
SBirfungen,  über|aut)t  möglich  finb,  2)o^,  toa9  ben  Urfad^en  bie  (Sau* 
faßtSt,  b.  i.  bie  Sä^igfeit  )u  mirfen,  aQererfl  ert^eitt,  Don  mc((^em  fie 
alfo  biefe  b(og  }ur  Se^n  ^ben.  Urfac^e  unb  SBirhtng  finb  bie  ju 
not^ivenbtger  ©uccefflon  in  ber  S^it  Dfrfnttf)ften  Serflnberungen; 
bie  Sßatnrlräfte  hingegen,  DermVge  metc^er  aöe  ttrfa^en  mivfen,  ftnb 
Don  ädern  ffiei^fel  angenommen,  ba^er  in  biefem  Sinne  auger  aQer 
3ett,  eben  be^^alb  aber  flet^  nnb  überall  Dor|anben,  aügegenmttrtig 
nnb  unerf(^b)>fli(i^,  immer  bereit,  flc^  2^  ttugem,  fobalb  nur,  am 
8eitfaben  ber  (SaufalitSt,   bie  ®e{egen^it  baju  eintritt.    2)ie  Urfac^e 


16  traft 

iß  aUtmal,  tote  auc^  t§re  SEBitTung,  ein  (Singelned,  eine  einjebe  8er« 
änberung;  bie  9{aturfraft  hingegen  ifi  ein  SQgemeined,  Unberönberti^e«, 
gu  aUer  Seit  unb  überatt  »or^onbene«.  (@.  45.  SB.  1, 157—163.) 
3)ie  Sxa^t  ift  bie  not^menbtge  Soroudfe^ung  aOer  ötiologif^en  Sr« 
fl&ntng.    (äß.  I,  133.    SSergl.  auc^  Sletiologie.) 

Urfac^  [otoo^t  atö  äBirlung  iß  Buf^n>  ^on  üRaterie.  Sraft 
ifl  Urfac^,  fofern  fie  unbelannt  ifl,  b.  ^.  ni^t  meiter  ate  S9i$irlinig 
einer  tinbern  Urfo^  erfiftrt  toerben  lann.    ($.  122.) 

2)  Unjertrennlid^Ieit  t)on  Kraft  unb  @toff. 

SSeil  bie  Wlakxit  bie  ©ic^tbarleit  bed  SiDen«,  jebe  Jhoft  ober  an 
ft(^  felbfl  SBiDe  ifl,  fonn  feine  Jtraft  o^ne  materieQed  ©ubftrat  auf« 
treten,  unb  umgele^rt  lein  ftör))er  o^ne  t^m  intoo^nenbe  Strafte  fein, 
bie  eben  feine  Qualität  ausmachen,  ftraft  unb  ®toff  finb  unjcT' 
trenntic^,  »eil  fie  im  ©runbe  @ine^  fmb;  ba,  mt  Rani  barget^an  ffit, 
bie  Sßaterie  felbfl  und  nur  aü  ber  Serein  jiueier  jhräfte,  ber  i^' 
))anrtond^  unb  Sttractiondfraft  gegeben  ift.  (3B.  n,  351  fg.)  ÜDo 
jebe  9{aturfraft  Srfc^einung  bed  SBiOend  unb  bie  ST^aterie  bie  ®i(^t' 
barfeit  bed  3Biaend  ift;  fo  folgt,  bag  feine  Kraft  o^ne  materitae« 
©ubflrat  auftreten,  mithin  aud|  feine  Kraftäugerung  o^ne  irgenb  eint 
materielle  93erdnberung  üor  fl4  ge^en  fann.  3)ie0  ftimmt  }u  brr 
Se^auptung  M  QooiitmiUx^  Sie  big,  bag  jebe  9)?udfe(action,  [a  jebcr 
©ebante  im  ©e^irn,  t)on  einer  d^emif^en  @toffumfe|ung  begleitet  fein 
muffe.    ($.  II,  114.) 

3)  93ebeutung  bed  Xudbru(f9  „lebenbige  Kraft". 

(£rft  in  ber  S9ett)egung  »irb  bie  Kraft  ber  SRaterie  glet^fam 
lebenbig;  ba^er  ber  Sudbrucf  lebenbige  Kraft  für  bie  Kroftäugerung 
ber  bewegten  SKaterie.    (SB.  H,  59.) 

4)  3urti(ffü^rung  ber  Kraft  auf  SBille. 

S)er  SBille  ifl  ed,  ber  in  ber  erfenntniglofen  97atur  {i(^  barjieQt 
ate  9{aturfraft,  §ö^er  hinauf  aM  Sebendfraft,  in  S^ter  unb 
SRenfc^  aber  ben  ^amtn  SBillen  erhält.  ($.  U,  98.)  Siö^er  fub« 
fumirte  man  ben93egriff  äBitle  unter  ben  Segriff  Kraft,  ed  ifi'aber 
gerabe  umgefe^rt  iebe  Kraft  aü  SBiOe  }u  benfen.  !Z)ie  Surüctfü^rung 
ber  Kraft  auf  Sitte  ifl  Don  grögter  äßi^tigteit.  ÜDenn  ber  Segri^ 
äBille  ifl  ber  einjige,  welcher  feinen  Urfprung  nic^t  in  ber  6t' 
fc^einung,  nic^t  in  bloger  anfc^auli^er  SorfieOung  ^at,  fonbem  au9 
beut  dnnem  fommt,  an9  bem  unmittelbarßen  Setuugtfein  eined  deben 
^eruorgc^t.  gurren  wir  ba^er  ben  Segriff  ber  Kraft  auf  ben  be4 
SBillend  gurücf,  fo  §aben  wir  in  ber  St^at  ein  Unbefonntere«  auf  ein 
ttueubli^  Sefanntereö,  \a  auf  bad  einjige  und  unmittelbar  unb  gon] 
SBefannte  }urü(fgefü^rt  unb  unfere  (Srfenntutg  um  ein  ©roged  erweitert, 
©nbfumiren  wir  hingegen,  wie  bid^er  gef d^a^,  ben  Segriff  äBiHe 
unter  ben  ber  Kraft;  fo  begeben  wir  und  ber  etnjigen  unmittelbaren 
Srienntnig,  bie  wir  Dom  tnnern  SEBefen  ber  SBelt  ffahtu,  inbem  wir  pe 


Kraftgeffil^t    —    ihronr^eit  17 

ttitterge^n  (äffen  in  einen  au0  ber  Srfc^einung  abfiro^irten  Segviff, 
mit  toeld^em  ton  bo^er  nie  über  bie  Srfd^einnng  ^inaudfönnen. 
(SB,  I,  133.) 

Araftgtfül)!. 

(Es  gtebt  eigentlid^  gar  leinen  ®enug  anber^,  atö  im  ®ebrau^ 
unb  ®efü§(  ber  eigenen  £h:äfte,  unb  ber  größte  @^nier)  ifl  mo^rge» 
nommener  ÜRangel  an  Gräften  ^  nio  man  i^rer  bebarf.    (SB.  I,  360.) 

Arampf. 

!Z)ie  kämpfe  unb  SonDnIftonen  aQer  9[rt  gehören  }u  ben  mimU- 
fürlic^en  93eh)egungen  pat^ologifd^er  S(rt.  (@.  unter  Semegung: 
Unterfc^ieb  ber  unmiUfUrtic^en  unb  niOfürli^en  39eh)egungO  SQe 
Ürttmpfe  flnb  eine  SRebeOion  ber  ÜterDen  ber  ©lieber  gegen  bie  @ou» 
Deränitftt  bed  ©e^imd;  hingegen  ftnb  bie  normalen  Steße^betnegungen 
bie  legitime  %utofratie  untergeorbneter  Seamten.    (9B.  II,  291.) 

lltantolo0ie^  f.  ®^ttbe(  unb  (S^äbelle^re. 

Araniit)tit. 

1)  2Befen  ber  ßranf^eit. 

ÜDie  in  ber  neuefien  3^^^  enblid^  geltenb  genmd^te  p^^fiatrif^e 
SbtP^t,  xotli)tt  infolge  bie  ^anf^eiten  ein  $eiIpro€e§  ber  9^atur  finb, 
ben  {ie  einleitet,  um  eine  irgenbmte  im  Drganidmud  eingeriffene  Un« 
orbnung  burc^  Uebenoinbung  ber  Urfac^en  berfetben  )u  befeitigen, 
geminnt  i^re  ganje  Stationatität  erft  ))on  bem  ©tanbpunft  ava,  mldftx 
tu  ber  Sebendtraft,  bie  ^ier  a(d  vis  naturae  medicatrix  auftritt,  ben 
SBilten  erlennen  läßt,  ber  im  gefunben  Buß^"^  ^^^^  organifc^en 
Functionen  )um  ®runbe  liegt,  je^^t  aber,  bei  eingetretenen,  fein  ganjed 
SEBerf  bebro^enben  Unorbnungen  ftc^  mit  bictatorifi^er  ®eh)a(t  betreibet, 
um  burd^  gan}  augerorbentli^e  SRagregetn  unb  völlig  abnorme 
Operationen  (bie  ftranf^eit)  bie  rebeUifd^en  ^otenjen  ju  bftmpfen  unb 
aOed  in«  ®Ieid  jurücfjufü^ren.  SDag  hingegen  ber  SBille  fe(b|t 
frant  fei,  loie  »ranbi«  fagt,  iß  ein  grobe«  aßißüerftänbnig.  (S.  II, 
295.)  2)ie  ffranf^eiten  fmb  eigentlich  nur  ba«  SDtebicament  ber  vis 
naturae  medicatrix.     ($,  II,  184  fg.) 

2)  2)ie  $eilarten.    Sorjug  ber  9?atur^eitung  Dor  ben 
ftunß^eilungen. 

2)em  ftranI^eit«proce§  arbeitet  bie  90opat^ie,  ober  Snantiopat^ie, 
au«  oDen  S(rttften  entgegen;  bie  ^omoiopat^ie  i^rerfeit«  trautet  i^n  ju 
(efd^Ieunigen,  ober  }u  Derflttrfen;  menn  nic^t  etn^a  gar,  burc^  Jlariliren 
bejfetbeu,  i^n  ber  ißatur  }u  t)er(eiben;  tebenfaU«,  um  bie  überaQ  auf 
jebe«  Uebermag  fo(genbe  9{eaction  ju  befc^Ieunigen.  Scibe  bemna(i^ 
»ollen  e«  beffer  oerfte^en,  al«  bie  97atur  felbfi,  bie  bo^  getoig  fomo^I 
ba«  Wiaa%  aU  bie  8{i(^tung  i^rer  $ei(met§obe  fennt.  SDa^er  ift  r>\tU 
me^r  bie  $^^fiatrif  in  aOen  ben  gSUen  in  empfehlen,  bie  nid^t  ju 

e<^open^aMcr'8(iifon.   ii.  2 


18  Ärebit    —    Äricg 

ben  9(udna^men  gehören«  92ur  bie  $et(uugen,  toe^e  bte  Statut  {dbji 
unb  au9  eigenen  iDtttteln  gu  @tanbe  bringt,  ftnb  grünbUc^.  3)ie 
Heilmittel  ber  aterjte  ftnb  meiflend  blod  gegen  bie  ©^mptome  gerichtet, 
ate  meldte  fte  für  bad  Hebet  felbfl  galten;  bo^er  »ir  na^  einer  {olc^en 
Heilung  und  unbe^agtid}  fügten.  Sä§t  man  ^inge^en  ber  3latxct  nttr 
3eit;  fo  üoObringt  ^e  aDmatig  felbß  bie  Heilung,  nad^  tuel^er  iDtr 
aldbann  und  beffer  beftnben,  atö  bor  ber  ^anl^eit.  2)a§  t9  SuS* 
nahmen  giebt,  atfo  %W[t,  too  nur  ber  S(r}t  Reifen  lann,  ift  }U)ugeben. 
916er  bei  iBeitem  bie  meiflen  ©cnefungen  finb  6(od  bad  9Beit  bet 
SRatur,  filr  njelc^e«  ber  Sfrjt  bie  Seja^Iung  einpreic^t.    (%  II.  185  fg.) 

ÄteDrit. 

iBeilanb  h)ar  bie  Hauptflü^e  bed  Xijtont^  ber  ©laube;  ^eut  ju 
2:age  ift  ed  ber  ärebit.  ftaum  mag  bem  $a)){te  felbfl  bad  Sutrouen 
feiner  ®(ftubigen  me^r  am  ^txim  liegen,  a(d  ha9  feiner  ©täubiger. 
Seitagte  man  e^ematd  bie  @^utb  ber  SEBett,  fo  fie^t  man  je^t  mit 
©raufen  auf  bie  @d^utben  ber  äBelt  unb,  toit  e^emald  ben  iüngfien 
S^ag,  fo  prop^ejeit  man  je^t  ben  unit)erfellen  ©taatdbanirott,  \thoi\ 
ebenfalls  mit  ber  juberft^ttid^en  Hoffnung,  i^n  nid^t  felbft  ju  erleben. 
(?.  n,  276.) 

1)  SDer  Ärei«  at«  S^mbot  ber  3?atur.    (©.  unter  SRa» 
tur:    S)er  ßrciötauf  ber  3?atur.) 

2)  3)er  ftreid  aU  Wl'ititl  iVLx  Seranfc^auttc^ung  ber 
S3egriff«f))^ären.    (®.  unter  »cgriff:  ©egrifföf^ören.) 

Araij^  f.  S^riftent^um. 

1)  Urfprung  be«  Ärieged. 

3tt)ifd^en  bem  Sßirlen  ber  fc^affenben  97atur  unb  bem  ber  3Renf(^en 
iß  eine  eigent^ümtic^e,  aber  nid^t  jufäQige,  fonbcrn  auf  ber  ObentitSt 
bed  SBiDend  in  beiben  beru^enbe  ätnatogie.  Stac^bem,  in  ber  gefammten 
t^ierifc^en  92atur,  bie  bon  ber  ^ftanjentoett  {e^renben  Siliere  aufgetreten 
xoaxcn,  erfd^ienen  in  feber  St^ierllaffe,  not^menbig  3ule(^t,  bie  9taubt^iere, 
um  bon  ienen  erßeren,  aU  i^rer  93eute,  ju  teben.  Sbenfo  nun,  na^* 
bem  bie  iDtenfdden,  e^rtid^  unb  im  ©d^meige  i^red  Sngeftc^td,  bem 
Soben  abgewonnen  ^aben,  Xüa9  )um  Unterhalt  eined  Sollet  nöt^tg  ifir 
treten  aQemat,  bei  einigen  berfetben,  eine  älnja^I  äßenfc^en  jufammen, 
bie,  Patt  ben  ©oben  urbar  ju  machen  unb  oon  feinem  Srtrag  )u  teben, 
eö  öorjie^en,  i^re  ^ant  ju  SKarfte  ju  tragen  unb  Scben,  ©cfunb^eit 
unb  f^ei^eit  auf 9  ©piet  ju  fe^en,  um  über  bie,  loetd^e  ben  reblid^ 
ertoorbenen  Sefii^  innehaben,  lerjuf alten  unb  bie  ^üc^te  i^rer  Strbeit 
fl^  anjueignen.  S)iefe  Staubt^iere  bed  menfd^tid^en  ®ef(^Ie(^td  finb 
bie  erobemben  Sötler;  ba^er  §at  Sottaire  Stecht  }u  fagen:  Dans  toates 
les  guerres  il  ne  s'agit  que  de  voler.     (^.  H,  259.)    2)er  Urfpruttg 


Ärtmittonobej    —    Äritif  19 

atted  »ricgcö  i|i  3)ic6c«9elüfl.    flJ.  n,  480.)    goji  attc  Äricgc  flnb 
im  ®runbc  Waubjüge.    (?.  I,  484,) 

2)  3)te   im   Kriege  jur   (Srfc^einung   fotnmenbe   Sri«. 
(©.  gri^O 

llriminalkoDreir,  f.  unter  ®€fe|:    3we(f  ber  ®trofgefe|e  unb  Sor« 
audfe^ung  berfelben.) 

llniin$mtt$. 

1)  SDer  firtticidmud  im  9(Igemeinen. 

Die  $^t(ofo))^ie  aller  QüUn  fc^tutngt,  loie  ein  $enbel,  ^in  unb  ^er 
jioif^en  S^ationali^mnd  unb  dllumini^mud,  b.  ^.  jmifc^en  bem 
©ebrou^  ber  objecttoen  unb  bem  ber  fubjectiDen  (ErlenntnißqueOe. 
SDer  Slationalidmud  nun,  midjtt  ben  urfprünglid^  jum  SDienfie 
bed  SBiltend  olletn  befHmmten  unb  be^^alb  nac^  äugen  gerichteten 
dnteHect  }um  Organ  ^at,  tritt  }uerß  ald  3)ogmati«mud  auf,  aU 
loel^er  er  ft^  bur^au«  obiectiD  Der^ält.  3)ann  h)ed^felt  er  ab  mit 
bem  ©lepticidmud  unb  h)irb  in  t$oIge  ^iet)on  ^ule^t  ftriticidmud, 
loelc^er  ben  ©treit  burc^  SSerücffid^tigung  M  ©ubjiectd  3U  fc^Ii^ten 
unternimmt.  ($.  II,  9.)  (Ueber  ben  ©egenfa^  }h)tf(^en  ftritici^mud 
ttnb  ÜDogmati^mud  üergL  Dogmatismus.) 

2)  Der  Jtant'fc^e  ftriticiSmuS. 

Die  ftanff^e  fritif^e  $^iIofot)^ie  l^at  ju  ber  $^i(ofo))^ie  feiner 
Sorgfinger  eine  breifa^e  9e}ie^ung:  erßcnS,  eine  befitttigenbe  unb  er« 
meitentbe  )u  ber  Socfe'S;  jmeitenS,  eine  berid^tigenbe  unb  benu^enbe 
3u  ber  $ume'0;  brittenS,  eine  entfc^ieben  polemifc^e  unb  jerflörenbe 
3ur  Seibni^'SSoIftf^ett  ^^Uofop^ie.  Der  ®runb}ug  unb  baS  ^aupt« 
Derbienfl  beS  ftanffd^en  ^riticiSmuS  iß  bie  Unterf^eibung  ber  (Sr< 
f(^einung  üom  Dinge  an  fid^,  a(fo  bie  Se^re  t>on  ber  gänglid^en 
Diüerfitftt  beS  dbealen  unb  9tealen.  Die  beutlic^e  (Erfenntnig  unb 
ruhige,  befonnene  DarfieDung  ber  fd^on  bor  $ant  bon  $(aton  unb  in 
ber  iubiff^en  l^e^re  bon  ber  Tlaya  m^t^ifc^  auSgefprod^enen,  träum« 
ortigen  Sefc^affen^eit  ber  fSklt  ifl  eigentli^  bie  8afiS  ber  ganjen 
ftantifd^en  ^^itofop^ie,  ifl  i^re  ©eele  unb  i^r  allergrSgted  Serbienfl. 
@ie  jetgte,  bog  bie  @t\t^t,  totlijt  im  Dafein,  b.  ^.  in  ber  (Erfahrung 
überhaupt,  mit  unberbrü^Iic^er  iRot^toenbigfeit  ^errfd^en,  nic^t  anju« 
»enben  flnb,  um  baS  Da  fein  felbfl  abjuleiten  unb  }u  erKttren,  bog 
alfo  bie  ©ültigleit  berfelben  boc^  nur  eine  relatibe  ifl,  biefelben 
folglid^  nic^t,  toit  alle  frühere  occibentalifc^e  $^i(ofot)^ie  n)S^nte,  ehiige 
ffla^r^eiten  (aetemae  veritates)  fiub.    (SB.  I,  494—499.) 

ftritik. 

1)  Sebingung  ber  SBirIfamleit  ber  j^ritil. 

3Bie  eine  Strjnei  i§ren  ^totd  xiidji  enoirlt,  toenn  bie  DoflS  )tt  flarl 
geioefen;  ebenfo  ifl  eS  mit  @trafreben  unb  Stritifen,  toenn  ^e  baS 
ÜRoag  ber  ®ere(^tiglett  überfc^reiten.    (%  U,  488.) 

2» 


20  Är#att 

2)  ©cltcn^cit  bee  fritifd^en  ©cifleö  unb  ber  borou« 
entf))rtngeitbe  Uebeißanb. 

3)ct  Unflcrn  für  flcifHge  SJcrbienflc  ift  bic  (Seltenheit  ber  Urt^eitt' 
froft.  Unterft^eibungööcrmöflen,  esprit  de  discernerent,  baran  gebrid^t 
t9.  3)te  9}letßen  koiffen  ntc^t  bad  Siechte  t>om  Unarten,  nic^t  ben 
$ofcr  Don  ber  ©pre«,  nid^t  ba«  ®oIb  öom  Äupfer  ju  unterfd^eibcn 
unb  nehmen  nic^t  hm  weiten  flbfianb  toaf)x  jmifc^en  bem  gemö^nlic^en 
ffopf  unb  bcm  fettcnjlcn.  S)q«  Stcfuttat  bauon  ifl  ber  Ucbefponb  ber 
fc^mercn  unb  fpäten  Sriennung  unb  Snerlennung  be^  !(ed|ten  unb 
«ortrcp(^cn.    (?.  H,  488  ff.) 

3)  SDünlel  ber  ftritifer. 

Äritilcr  gicbt  t9,  bereu  Ocber  ucrmeint,  bei  i^m  pänbe  e«,  waö  ini 
unb  ttjoö  fdjtcc^t  fein  foHc;  inbem  er  feine  Äinbertrompete  für  bie 
?ofaune  ber  gamo  §ält.    {%  II,  488.) 


1)  Sinfac^^eit  ber  Sebendäugerung  bed  Jtr^flaU^. 

Die  öerf(^iebcnen  Sbcen,  meiere  bie  Dbiectitöt  beö  SEBiffen«  in  ber 
9?atur  ou«ntQ(^en,  toffen  fid^  alö  einjelne  unb  an  flc^  einfache  SBillen^ 
octc  betrad^ten.  9tun  behält,  ouf  ben  niebrigflen  ©tufen  ber  Dbjectitiü, 
ein  folc^er  Slct  (ober  eine  Obce)  a\x^  in  ber  Srfdjcinung  feine  6in§eit 
bei;  wä^renb  er  ouf  ben  ^ö^ern  ©tufen,  um  gu  erf feinen,  einer  gonjen 
9tet^e  Don  Buf^^^ben  unb  (Sntn)i(f(ungen  in  ber  3^it  bebarf,  totli^t 
ade  }ufammengenommen  erfl  ben  Su^brudt  feinet  äBefend  oollenben. 
©0  j.  95.  (|at  bie  Obce,  mel^e  fi(^  in  irgenb  einer  ongemeinen  SBatur* 
fraft  offenbort,  immer  nur  eine  einfo(^e  äeußerung,  toenngleic^  biefe 
nod^  aMooßgobe  ber  äußern  SSer^öItniffe  ft^  oerf^ieben  borfltHt 
@benfo  ^ot  ber  Jfr^floQ  nur  eine  Seben^öugerung ,  fein  8lnf (Riefen, 
»eld^e  nad^^er  on  ber  erftorrtcn  gorm,  bem  ?ei^nom  jene«  momentanen 
Sebend,  i^ren  DöQig  ^inreic^enben  unb  erfc^öpfenben  ^u^brud  ^ot. 
©^on  bie  ^flonje  hingegen  brüdtt  bie  Obee,  bereu  ©rfc^einung  ftc  i% 
nid^t  mit  Sinem  SÄoIe  unb  burc^  eine  einfo^e  Sleugerung  au«,  fonbern 
in  einer  ©uccefjlon  öon  Cntmidtlungen  i^rer  Drgone,  in  ber  3^^- 
(9B.  I,  185.) 

2)  Die   grftarrung    be«   Är^flotl«   im   SWomente  ber 
Setuegung. 

Om  SCnf^iegen  be«  ftr^flall«  fe^en  loir  gleidjfom  no^  einen  Xnfa^f 
einen  Serfu^  jum  Sieben,  ju  toeid^em  e«  jeboc^  nic^t  fommt,  toeil  bie 
glüffigfcit,  ouö  ber  er,  gleic^  einem  !?ebenbigen,  im  tfugeublirf  JP^^ 
Setoegung  befielt,  ni^t,  ttjie  jlet«  bei  biefem,  in  einer  ^aut  einge* 
fd^loffen  iji,  unb  er  bcmnoi^  »eber  ®efä§e  ^ot,  in  benen  jene  S«* 
h)egung  fl^  fortfe^en  fönnte,  nod^  irgenb  etmod  i^n  Don  ber  atugcntoeU 
obfonbert.  S)of}er  ergreift  bie  (grfiarrung  aföbalb  jene  augenblicfli^* 
Semegung,  Don  ber  nur  bie  ©pur  aU  ftr^fiaO  bleibt.    (3B.  II,  336.) 


Äunbe    —    Äunji  21 

!2)er  ftr^fioO  ifi  eine  Stn^eit  \>t9  Strebend  nac^  befiimmten  9{ic^« 
tungen,  t>on  ber  Srflarrung  ergriffen,  bie  beffen  ©pur  bleibenb  ma^t. 
(333.  I,  157.) 

3)  Onbiüibualität  be«  Ar^ßalU. 

3m  unorganifd^en  Steige  ber  Statur  k)erf(^toinbet  aUt  Onbioibuatität; 
bloö  ber  Jh^fiaQ  iß  noc^  gemtffemtagen  aU  dnbiDibuum  anjufe^en. 
®ic  Onbiöibuen  berfelben  ©attung  t)on  Är^floUcn  fönnen  aber  feinen 
anbem  Unterfd^ieb  ^aben,  ol«  ben  äugere  äufälligfeiten  herbeiführen; 
man  !ann  fogar  {ebe  ®attnng  nad|  93elieben  }u  großen,  ober  Keinen 
Är^jlatten  anf (Riegen  ma^en.    (SB.  I,  157.) 

ftunlrt,  f.  Sinfid^t. 

Aunft. 

1)  Urfjjrung  unb  S^^edf  ber  ffunfl. 

3)te  SBiffenfc^aften  ge^en  bem  ®a^  t)om  ®runbe  in  feinen  ber- 
fd^iebenen  ©eßaltungen  nac^  unb  i^  X^tma  bleibt  bie  (Srfc^einung, 
beren  ©efe^e,  3ufA°i>n<n§QnS  ""b  baraud  entfte^enbed  Ser^ättnig.  3)ie 
ftunft  hingegen,  bad  Serf  beö  ©eniud,  betrachtet  bad  auger  unb  un« 
abhängig  oon  aDer  9{e(ation  befleljenbe,  aQein  eigentlid)  SEßefentlid^e  ber 
9BeIt,  ben  Xüaf)xtn  ©e^alt  i^rer  (Erf Meinungen,  bad  feinem  SBec^fel 
Unterttiorfene,  bie  dbeen.  @ie  loieber^olt  bie  bur^  reine  (Sontem))Iation 
aufgefagten  eh)igcn  dbeen.  O^r  einjiger  Urfprung  ifi  bie  Srfenntnig 
ber  dbeen;  i^r  einjiged  3'^^  iD7itt(|eiIung  biefer  Srfenutnig.  3Bir 
fdnnen  fte  gerabeju  be^eic^nen  aU  bie  Sctrad^tungdart  ber  3)inge 
unabhängig  oom  ©age  bed  ©runbed,  im  ®egenfa|  ber  gerabc 
biefem  nac^ge^enben  SSetrac^tung,  »eld^e  ber  SEßeg  ber  (Erfahrung  unb 
SBiffenfd^aft  ip.  (SB.  I,  217  fg.;  n,  414.  %ll,  449  fg.  $.302.) 
^mä  ber  jtunfl  ifl  bie  (Srtci^terung  ber  Srfenntnig  ber  dbeen  ber 
aBelt  (im  ))(atonif4en  ©inne).    (393.  U,  464.) 

!Die  fiunfi  iß,  ba  bie  dbee  i^r  ©egenflanb  ifl,  nic^t  Stac^a^mung 
ber  Statur,  bed  SBirRid^en,  fonbern  fte  übertrifft  bie  9{atur,  inbem 
ber  ßünfiter  burc^  Snticipation  beffen,  load  bie  9iatur  barjußeQen 
ft(^  bemüht  §at,  burc^  (Srfenntnig  ber  dbee  im  einjelnen  Dinge,  bad 
©d^öne  fc^aut,  fo  »ie  ber  3)ic^ter  bad  S^arafteriflif^e.  (23.  I, 
261—263.   $.  364— 368.  —  »crgl.  «nticipation.) 

2)  S)a«  Dbiect  ber  Äunfl,  bie  Obee.    (©.  3bee.) 

3)  2)ad  ©ubjlect  ber  ftunfl,  bad  ®ente.    (©.  ®enie.) 

4)  Sertoanbtf^aft  ber  Jtunfl  mit  ber  ^^ilofop^ie  unb 
Unterf^ieb  beiber. 

92i(^t  blod  bie  ^^ilofop^ie,  fonbern  auc^  bie  frönen  ftünfle  arbeiten 
im  ®runbe  barauf  ^in,  bad  Problem  bed  Dafeind  2u  löfen.  S)enn 
ha9  tta^re  SBefen  ber  3)tnge,  bed  Üebend,  bed  3)afeind  §at  allein 
dntereffe  für  ben  t)on  ben  B^^den  M  393iQend  frei  gemq^benen  dnteQect. 


22  itanfl 

2>e^^Ql6  tft  bad  Srgebnig  ieber  rein  obiecttoen,  alfo  auif  jeber  lünfl« 
lerifd^en  9uffaffung  ber  2)tnge  ein  Hudbntd  tne^r  k)om  äBefen  be« 
Sebend  unb  3)afetnd,  eine  Xnnoort  me^r  auf  bte  Srage:  „Wa9  t{l 
bad  Seben?"  W)tt  bte  Sünfie  reben  nur  bte  natoe  unb  finbfi^e 
@))ra^e  ber  Sfnfd^auung,  nid^t  bte  abftracte  unb  emfle  ber  9tt» 
fle^ion;  t^re  XntiDort  tfl  ba^cr  ein  flü^tiged  9ilb,  nic^t  eine  bleibenbe 
allgemeine  Srfenntnig.  @te  gen)ä^ren  immer  nur  ein  f^ragment,  ein 
8eif))iel,  ftatt  ber  9{egel,  ni^t  bad  ©anje,  aM  melc^e^  nur  in  ber 
Snigemein^eit  bed  Se griffet  gegeben  merben  lonn.  %\ix  biefen  ba^er, 
alfo  für  bie  9{efIe^ion  unb  in  abstracto,  eine  eben  be^^alb  bleibenbe 
unb  auf  immer  genilgenbe  Seantoortung  iencr  ^age  ju  geben,  —  ifl 
bie  Aufgabe  ber  $^i(of9p^ie.  (9B.  n,  461  fg.)  dn  ben  SBerlen  ber 
barfteOenben  jhinfie  ifl  juiar  alle  Sßeid^eit  enthalten,  jebod^  nur  vir- 
tualiter  ober  implicite;  l^ingegen  biefelbe  actutJiter  unb  explicite  ju 
liefern  ifl  bie  ^^ibfop^ie  bemüht,  meldte  in  biefem  @inne  fic^  }u  jenen 
Der^ält,  »ie  ber  SBein  )u  ben  ICrauben.    (3B.  n,  463.) 

5)  ®egenfa|  jmif^en  ftunfi  unb  ©efc^id^te. 

ÜDer  ©toff  ber  Äunp  ifl  bie  3b  ec,  ber  ©toff  ber  SEBiffenf(^oft  ber 
Segriff.  Seibe  ftnb  a(fo  mit  2)em  befd^äftigt,  toa^  immer  ha  ifl 
unb  fletd  auf  gleid^e  SEßeife.  S)a^er  eben  ^aben  Seibe  e9  mit  Dem 
JU  t^un,  xoa§  $(ato  au^fc^Iießlid^  ate  ben  ©egenflanb  loirRi(^en 
SBiffend  auffleQt.  2)er  ©toff  ber  ©efd^i^te  hingegen  ifi  ba«  (Ein)etne 
in  feiner  Sinjeln^eit  unb  3"f^Qi9'eit,  mad  (Sin  9Ra(  iß  unb  bann 
auf  immer  nid^t  me^r  ift,  bie  t)orüberge§enben  Verflechtungen  einer 
n)ie  SBoIfen  im  9Binbe  bemegli^en  9)7enf(^entoeIt,  n>elc{)e  oft  bur^  ben 
geringfügigfien  S^^aU  gau)  umgeflaUet  loerben.    (Sß.  II,  503.) 

3n  ber  ffunft  gilt  nur  bie  innere  SebeutfamTeit;  bie  öugere  gilt 
in  ber  @ef(^id(|te.  Seibe  finb  DöIIig  unabhängig  t)on  einonber,  fSnnen 
gufammen  eintreten,  aber  auc^  jebe  allein  erf feinen.  Sine  für  bie 
®ef(^i(^te  ^öc^ft  bebeutenbe,  b.  ^.  eine  in  Sejie^ung  auf  bie  Solgen 
mic^tige  ^anblung  fann  an  innerer  8ebeutfamfeit,  b.  §.  in  9e}ie^nng 
anf  bie  Siefe  ber  @inrt(^t  in  bie  3bee  ber  SRenf^^eit,  toelc^e  fie 
eröffnet,  eine  fe§r  aOtftglid^e  unb  gemeine  fein,  unb  umgefe^rt  fann 
eine  ©cene  and  bem  aMglid^en  Seben  t)on  groger  innerer  Sebeutfamleit 
fein.    (SB.  I,  272.  288  fg.) 

6)  2)ad  angeborene  unb  bad  (Ertoorbene  in  ber  JtunfL 

3)er  ftilnfller  lügt  und  burc^  feine  9ugen  in  bie  3BeIt  blidm. 
Dag  er  biefe  Xugen  ^at,  baß  er  iaS  SEBefentlid^e,  auger  aOen  %<* 
lationen  $!iegenbe  ber  2)inge  erlennt,  if)  bie  ®abe  bed  ®eniu9,  bad 
angeborene;  bag  er  aber  im  ©taube  ifl,  and^  und  biefe  ®abe  )u  lei^r 
und  feine  Saugen  aufjufe^en,  bied  ifl  bad  (Ermorbene,  bad  S^ec^ntfi^e 
ber  »unfl.    (SB.  I,  230.) 

7)  2)ie  beiben  (Extreme  in  ber  9{ei^e  ber  fünfte. 

3)ie  OueOe  bed  äfl^etifc^en  ®enuffed  liegt  balb  me^r  in  ber  S»f' 
faffung  ber  erTannten  dbee,  batb  me^r  in  ber  ©eeltgfeit  unb  @eifhdni$< 


Äunfl  23 

be^  Don  aOem  SBoIIen  unb  feiner  $ein  befreiten  reinen  &ttnntn9,  unb 
iiDOX  ^ängt  bied  Sor^errf(i^en  bed  einen  ober  bed  onbern  Seflanbt^eitt 
be«  äß^ettfc^en  ©enuffe«  baoon  ab,  ob  bie  tntuitio  aufgefaßte  dbee 
eine  ^ö^ere  ober  niebere  ©tufe  ber  Obiectität  bed  SBiOend  ift.  3)a6er 
iß  bei  9etrad|tung  ber  SBerle  ber  frönen  Saufunß  ber  ®enug  bed 
reinen  teiHenlofen  (Erlennend  übermiegenb,  teett  bie  ^ier  aufgefaßten 
dbeen  nur  niebrige  ©tufen  ber  Obiectitttt  bed  Sßillend,  ba^er  nic^t 
Srfc^einungen  Don  tiefer  SSebeutfamfeit  unb  Dielfagenbem  dn^alt  finb. 
hingegen  befielt,  toenn  X^iere  unb  SRenfd^en  ber  ©egenjlanb  ber 
äfl^etifc^en  S)ar{teaung  finb,  ber  ®enug  me^r  in  ber  objectioen  Stuf« 
foffung  biefer  dbeen,  toeld^e  bie  bebeutfamflen  unb  bie  beutlic^flen 
Dffenborungen  be«  SBitten«  flnb,  (3B,  I,  250  fg.)  3n  biefer  {linfl^t 
bitten  9rd)itectur  unb  3)ranta  bie  beiben  S^treme  in  ber  Steige 
ber  f(^5nen  fünfte.  3)ort  übcrh)iegt  toegen  geringer  obj[ectioer  Se« 
beutfamteit  ber  offenbarten  dbeen  bie  fubjectibe  ©eite,  ^ier  Ifingegen 
toegen  tiefer  Scbeutfamleit  ber  jur  (Erlenntni§  gebrachten  Obeen  bie 
objectiüc  ©eite  be«  äp^etifc^en  ©cnuffe«.    (SB.  I,  255.) 

8)  $)o^er  fficrt^  unb  SBic^tigfeit  ber  Äunfl. 

S)ie  gefammte  ftd^tbare  Sßelt  i{l  nur  bie  £)bjiectioation,  ber  ©piegel 
be«  Sinen9,  ju  feiner  ©etbfterfenntnig,  la  jur  iDtöglic^fett  feiner  (Sr« 
I5fung  i^n  begleitenb,  unb  juglei^  i|t  fte,  toenn  man  fte  a(^  993elt  ber 
SorfteQung  abgefonbert  betrachtet,  inbem  man  oom  äBoQen  lo^geriffen, 
nur  fte  allein  bad  93etoußtfein  einnehmen  lägt,  bie  erfreulid^fte  unb  bie 
aDein  unfc^ulbige  ©eite  bed  Sebend.  3)er  |o^e  äEBert^  unb  bie  3Bi^« 
tigfeit  ber  Sun^  befielt  nun  barin,  bag  fte,  aU  bie  ^b^ere  ©teigerung, 
bie  ooDfommnere  Suthiidflung  Don  allem  iDiefem  toefenttic^  eben  bad 
(Selbe,  nur  concentrirter,  ooQenbeter,  mit  Sbflc^t  unb  93efonnen^eit, 
leifiet,  »ad  bie  fic^tbare  SBelt  felbft,  unb  fte  ba^er,  im  Dollen  ©inne 
\>t9  3Borted,  bie  Stütze  be«  bebend  genannt  loerben  mag.  (SB.  I,  315.) 
ÜDie  fünfilerifc^e  (£ontem))Iation  §at  fi^on  Analogie  unb  fogar  Sertoanbt' 
fci^aft  mit  ber  Verneinung  bed  SEBiÜend  }um  Seben,  »eil  in  i^r  bad 
Hccibenj  (ber  dntellect)  bie  ©ubftau}  (ben  SiOen)  bemeiflert  unb  auf« 
^ebt,  »ennglei^  nur  auf  eine  furje  Seile.  (2B.  II,  420;  I,  316. 
^.  399.  8K.  275.  —  Sergl.  and)  unter  ®cnie:  Da«  ®enie  in 
et^ifd^er  $inftc^t.) 

9)  ®egenfa^  jtoifd^en  ben  nü^Iic^en  unb  ben  fc^bnen 
ftünflen. 

Die  SDtutter  ber  nü^Iic^en  ftünfie  ifl  bie  92ot^;  bie  ber  fc^Bnen  ber 
Ueberflug.  B^ni  ^^^^^  U^^^  K^e  ben  Serfianb,  biefe  bad  ®eme, 
toelc^e«  felbft  eine  Srt  Ueberflug  ifl,  nttmtic^  ber  ber  (Srfenntnigiraft 
über  ba«  }um  ÜDienfie  be«  SBiDend  erforberli(|e  SDIag.    (3B.  U,  466.) 

Die  9toOe  ber  mannigfaUigen  Stutnen  }mifc^en  ben  3(e§ren  tra« 
genben  $a(men  im  Jfornfelb  ift  bie  felbe,  »eld^e  bie  $oef{e  unb  bie 
fc^önen  ftttnfle  im  ernfien,  nü^ti^en  unb  fmc^tbringenben  bürgerlichen 


24  Äun|lJ)robnct    —    Äunflwct! 

Seben  ff)ie(en;   halftx  fie  aU  ®tnn6i(b  btefet  betrachtet  toerben  f5nnen. 
(%  II,  684.) 

(lieber  btc  einjelnen  fd^önett  ßünfie:  Saulunfl,  ©artenlnnfl, 
@cttlptur,  SDlaUxti,  0oefie  unb  SRuftl  fle^c  biefe  artilel.) 

ftunflprolruct^  f.  9rtefact 

ftun^ttiebt,  f.  dnflinct. 

1)  2:enben}  bed  Sunßtoerf^. 

Oebed  ftunfitoerf  tfl  eigentlid^  bemüht,  und  bad  Seben  unb  bte 
^inge  fo  in  geigen,  tute  fte  in  SBa^r^eit  ftnb,  aber,  burd^  ben  9{ebet 
objiecttoer  unb  fubj[ectiüer  BufäQtgleiten  ^inburc^,  nid^t  ton  Oebcm 
unmittelbar  erfagt  »erben  lönnen.  2)iefen  92ebel  nimmt  bie  ftunfl 
^intoeg.    (SB.  II,  462.) 

2)  ftonce))tion  bed  ftunfltt)erld. 

a)  Ser^ältnig    bed   Objiectd    }ttm   ©ubjiect    in   ber 
fionception. 

2)er  9udbrud(  „  ^onceptton "  für  ia9  @ntfle^en  bed  ®runbgebanfend 
ju  einem  Äunftocrfe  ijl  fe^r  treffenb;  benn  fie  ifl,  »ie  gnm  Entfielen 
beö  ilRenfd^en  bie  B^uflung,  bad  2Be[ent(i(^fle.  S)ad  Obj|ect  übt  gleic^* 
fam  a(9  älßönnUc^ed  einen  beflänbigen  S^S^nS^^^^  ^uf  ^^^^  ©ubiect 
atö  SBeiblic^ed  aud.  2)iefer  »irb  j[ebo(^  nur  in  einjelnen  gtttd((t(|en 
ä(ugenblid(en  unb  bei  begünfligten  ©ubjecten  frud(|tbar.  Unb  eben  auc^, 
n)ie  bei  ber  pl^^flfc^en  B^^S^^Sf  ^^"9^  ^^^  ^ruc^tbarleit  Diel  me^r  bom 
loeiblid^en,  ald  Dom  männlid^en  it^eile  ab;  ifl  j[ener  (bad  ©ubjlect)  in 
ber  }um  (£mt)fangen  geeigneten  ©timmung,  fo  mirb  fafi  j[ebed  je^t  in 
feine  Spperception  faQenbe  Object  anfangen,  }u  i^m  ju  reben,  b.  ^. 
einen  lebhaften,  einbringenben  unb  originellen  ©ebanlen  in  i^m  jn 
erjeugcn.    ($.  n,  460  fg.) 

b)  Ser^ältnig  ber  Sonception  jur  Sludfü^rung  bed 
ftunflmerld. 

(Sine  rein  objectiDe,  Dom  SßiOen  unb  feinen  Qtotdm  freie  Sluffaffung 
mug  ed  aOemal  fein,  meiere  ber  ^onception,  b.  i.  ber  erfien,  aDemal 
intuitiven  @rlenntnig  Dorfte^t,  bie  nac^matö  ben  eigentli^en  @toff  unb 
Kern,  glcid^fam  bie  @cele  eined  ä^ten  Sunflmerld  au9mad|t.  hingegen 
bei  ber  Xudfü^rung  bed  äBerfed,  ate  mo  bie  ÜRitt^eilung  unb  3)ar« 
{leQung  bed  alfo  Srfannten  ber  ^wtd  ift,  fann,  \a  mug,  eben  toetl 
ein  B^td  Dor^anben  ifl,  ber  SBiUe  xoithtx  tl^ätig  fein;  bemnac^ 
^errf^t  ^ier  auc^  lieber  ber  @a^  Dom  ©runbe,  melc^em  gemäg  ihtnft^ 
mittel  gu  Kunflgioedten  gehörig  angeorbnet  loerben.  @o,  mo  ben  SRatec 
bie  9?i^tigleit  ber  B^i^n^nS  ^^^  ^^^  9e§anb(ung  ber  färben,  ben 
3)i(^ter  bie  Slnorbnung  bed  $(and,  fobann  Sudbrudt  unb  ÜRetnim 
befd^öftigem    {%  U,  450  fg.)    SDenlen  foO  freUic^  ber  ftfinfUer  bei 


Ännfitoerf  25 

ber  9(norbming  feinet  SBerle^;  aber  mtv  bad  ©ebac^te,  mad  geflaut 
tDutbe,  e^e  e^  gebaut  toax,  §at  nad^matd,  bei  ber  äRitt^etlung,  an« 
regeube  ftraft  unb  tvirb  baburd^  unoergänglid^.    (Sß.  II,  465.) 

3}  ^ertterfttd^Ieit     ber    Dom    S9egriff     audge^enben 
ftunfltoerle. 

S)a  ber  3^(<I  i^^^  ^unf!  (Erleichterung  ber  (Srienntnig  ber  Obeen 
ber  Sßelt  ifl,  bie  Obeen  aber  loefentli^  ein  9nf^auli^ed  unb  ba^er 
in  feinen  nähern  SSefUntmungen  Unerf^ü^flt^ed  ftnb,  fo  lann  bie 
Sßitt^eilung  eined  folgen  nur  auf  beut  SBege  ber  Stnfc^auung  gefc^e^en. 
3)er  Möge  S9egriff  hingegen  ifl  ein  DoQIommen  Seflimmbared,  ba^er  }u 
^rfd^öpfenbed,  beutlic^  ©eba^ted,  feinem  ganjen  On^alt  na^  bur^ 
SSorte  lalt  unb  nüchtern  2)7itt^eilbared.  @in  ©ol^ed  nun  aber  burc^ 
ein  jtunfttoert  mittl^eilen  }u  teoQen,  ifl  ein  fe^r  unnü^er  Umtoeg. 
Sin  Kunftnierl,  beffen  ^once^tion  aud  blogen  beutlic^en  Segriffen 
^vorgegangen,  if!  aQemal  ein  unä^ted  unb  enegt  SIe(  unb  UnmiQen. 
@an)  befriebigt  bur^  ben  Sinbrucf  eined  ^unjhoerfö  finb  wir  nur 
bann,  menn  t9  ettoad  ^interlägt,  bad  wir,  bei  aQem  9?a^benlen  barüber, 
nid^t  bx9  }ur  SDeutli^Ieit  eiue^  SSegriffd  ^erab}ie^en  !5nnen.  (993.  U, 
464  fg.)  SDa^er  ifl  ed  ein  fo  unwUrbiged,  wie  alberned  Unternehmen, 
bie  2)i^tungen  eine^  @^aleff)eare  ober  ®5t^e  jurücffü^ren  gu  wollen 
auf  eine  abfhracte  SBa^r^eit,  bereu  ÜRitt^eilung  i^r  S\ntd  gewefen 
wäre.  (Dafcftp.)  S)er  Segriff,  fo  nüfeli^  er  für  baö  ?eben  unb  fo 
brauchbar,  not^wenbig  unb  ergiebig  er  für  bie  SBiffenfd^aft  iß,  ifl  für 
bte  ftunfl  ewig  unfni^tbar.  hingegen  ifl  bie  aufgefaßte  dbee  bie 
waljre  unb  eingige  Oueße  jebeö  ächten  Sunpwcrfö.  (SB.  I,  277. 
$.  369.) 

SBiD  man  ben  Sorgug,  welken  bie  anfc^auenbe  (Srienntnig,  a(d  bie 
t)rimttre  unb  funbamentale,  üor  ber  abfhacten  ^at,  unmittelbar  empfinben 
unb  baraud  inne  werben,  wie  bie  $unf!  und  me^r  offenbart,  ald  aDe 
93iffenf(^aft  t)ermag;  fo  betrachte  man,  fei  ed  in  ber  Statur,  ober  unter 
Sermittelung  ber  ^unfl,  ein  fc^öned  unb  bewegtet  menfc^lid^ed  Sntli^ 
t)on  Sudbrutf.  SBel^e  tiefere  Sinftc^t  in  bad  äBefen  M  äJ^enfc^en,  ja 
ber  97atur  über^au^t,  giebt  ni^t  biefed,  al9  aQe  SBorte,  fammt  ben 
«bfhracti«,  bie  fte  bejeic^nen.    {%  II,  454  fg.) 

Sin  winiürlic^ed  ©pielen  mit  ben  SRitteln  ber  Sunfl,  o^ne  eigent* 
lic^e  ftenntnig  beö  3*o^*^#  ^P;  i"  l^^^^f  ^^^  ©runb^arafter  ber 
^fufd^erci.  (SB.  II,  464.)  S)ie  SDarjleßung  eine«  abprocten,  burc^ 
SBorte  falt  unb  nüchtern  mitt^eilbaren  Segriff 9  bur^  ein  ^unfl« 
»er!  ifl  ein  fe^r  unnü^er  Umweg  unb  geprt  gu  bem  ©pieten  mit 
ben  SRitteln  ber  £unfl  o^ne  ^enntnig  bed  3wedfd.  (S)afeIbflO  9)a 
bad  Kudge^en  t>on  Segriff  in  ber  £iinf!  DerWerfli^  ifl,  fo  lann  ed 
nic^t  gebilligt  werben,  wenn  man  ein  ftun^werf  abfit^tlid)  unb  einge^ 
flSnbtic^  jum  Sudbrud  eined  Segriffed  beflimmt,  wie  in  ber  Slllegorie 
gef^ic^t.    (Sergl.  «Uegorie.) 


26  Ihinfhoert 

4)  SBatum  aud  bem  Jtunfttterf  bie  dbee  nnd  leichter 
entgcgenttitt,  al9  au^  ber  Statur. 

2)ad  äß^etifc^e  SBo^IgtfaHen  ifl  gtoar  toefentlic^  dintS  tmb  baffetbc, 
cd  mag  burc^  ein  SBerl  ber  ftnnfl,  ober  utimttteKar  bnrc^  bte  fixu 
fc^auung  ber  %atur  unb  bed  Sebend  ^ert)orgentfen  fein.  916er  bad 
^nfhoerl  ifl  ein  (Srleic^terungdmittel  berjenigen  (Scienntnig,  in  totli^tx 
iened  2Bo^IgefaDen  befh^t.  3)ag  aud  bem  ^unfhoerf  bie  dbee  und 
leichter  entgegentritt,  ate  unmittelbar  and  ber  9?atur  unb  ber  993irN 
lic^feit,  lommt  ba^er,  bag  ber  ^nflter,  ber  nur  bie  dbee,  nic^t  me^r 
bie  SBirKic^feit  erfannte,  in  feinem  SBert  auc^  nur  bie  dbee  rein 
tt)ieber§oIt  f^at,  fte  audgefoubert  ^at  aud  ber  SßirKic^Teit,  mit  9ud» 
laffung  atter  ftörenben  3uf(iaig!citen.  (S.  I,  229  fg.;  U,  421.) 
@d  beruht  aber  aud^  barauf,  bag  bad  }ur  rein  obiectit)en  9uffaffung 
bed  SBefend  ber  3)inge  erforberte  gänjücle  @c^n)etgen  bed  SßiQend  am 
fic^erflen  baburc^  errei^t  toirb,  bag  bad  angef traute  Dbject  felbft  gar 
ni^t  im  ©ebiete  ber  S)inge  liegt,  tDeld^e  einer  Se^ie^ung  jum  SBiffen 
fä^ig  fbtb,  inbem  ed  fein  SBirflic^ed,  fonbem  ein  btoged  Silb  ifi. 
(3B.  n,  421.)  SaSad  mac^t,  bad  ein  93ilb  und  leichter  )ur  Sfuf- 
faffung  einer  (^latonifc^en)  dbee  bringt,  ald  ein  SBirKic^cd,  alfo  S)ad, 
tDonal  bad  SUb  ber  dbee  nö^er  fle^t,  ald  bie  3Birf(i(^Ieit,  ifl  im 
SlQgemeinen  2)iefed,  bog  bad  ßunfhoerl  bad  fc^on  burc^  ein  Subject 
^inburd^gegangene  Dbject  ifl.  9?ä^er  aber  betrad^tet,  beruht  bie  @a(^e 
barauf,  bag  ^a9  ftunffaDerl  nic^t,  koie  bie  Sßirfli^feit,  und  'I>a9  }eigt, 
tead  nur  Sin  Sßal  ba  ifl  unb  nie  toieber;  fonbem  bag  ed  und  bie 
i^orm  allein  }eigt.  SDad  8ilb  leitet  und  mithin  fog{ei(^  Dom  On^ 
bit)ibuo  toeg  auf  bie  bloge  gorm.  Sd^on  biefed  9bfonbem  ber  ^omt 
Don  ber  SRaterie  bringt  f  old^e  ber  dbee  um  Sieled  nä^er.   ($.  U,  454.) 

5)  üDie  jum  ®tnni  eined  ftunfltoerld  erforberte  SRit« 
mirlung  bed  Sefc^auerd. 

deber,  ber  ein  ®ebi(^t  liefl,  ober  ein  Sunflkoerl  betrai^tet,  mug 
aud  eigenen  SRitteln  beitragen,  bie  in  jenem  enthaltene  S93eid§eit  gu 
2:age  }u  förbern;  folglich  fagt  er  nur  fo  oiet  baDon,  ald  feine  gä^ig» 
teit  unb  feine  Silbung  )u(ägt;  toie  ind  tiefe  Sßeer  jeber  Schiffer  fein 
©entblei  fo  tief  ^inablägt,  ald  beffen  Sänge  rei^t.    (SB.  U,  462.) 

(Sine  SBiffenfc^aft  lann  deber  erlernen,  menn  aud^  ber  (Eine  mit 
me^r,  ber  Slnbere  mit  meniger  9)?ü^e.  Slber  Don  ber  fiunfl  erholt 
Oeber  nur  fo  Diel,  ald  er,  nur  unentloidelt,  mitbringt.  SBad  Reifen 
einem  Unmufttalif^en  3)to}art'fd^e  Opern?  SEBad  fe^en  bie  SDteiflen 
an  ber  Stafaerfc^en  SRabonna?  Unb  »ie  Stiele  fc^tt^en  ®5t^e'd  gaufl 
nic^t  blöd  auf  «uctoritttt?  —  Denn  bie  ftunfl  ^at  ed  nic^t,  knie  bte 
SBiffenfc^aft,  blöd  mit  ber  Semunft  ju  t^un,  fonbern  mit  bem  innerfien 
SBefen  bed  SRenfd^en,  unb  ba  gilt  deber  nur  fo  Diel,  ald  er  koirfli«^ 
ifl.    (§.  301.) 


Äu|)fet|ltd^e  27 

6)  3Barum  bad  ^unftlDetl  nic^t  9t(e^  bcn  ©innen 
geben  barf. 

debed  Sfunflkoerl  fann  nur  buvd^  bad  Sßebtnm  ber  ^^antafte  totrien, 
ba^er  e^  biefe  anregen  mn^  unb  f!e  nie  aud  bem  @ptel  getaffen 
»erben  unb  unt^ätig  bleiben  barf.  3)ie9  ifl  eine  Sebingung  ber 
äfi^etifc^en  SQSirfung  unb  ba^er  ein  ©rnnbgefe^  aller  f(^5nen  Itünfle. 
3(ud  bemfelben  aber  folgt,  ba§  burc^  ba^  ^unjlmert  ni^t  ^Qe9  gerabe}u 
ben  ©innen  gegeben  to)erben  barf,  Dielme^r  nur  fo  t)ie(,  aU  erforbert 
ifi,  bie  ^^antajle  auf  ben  regten  9Beg  gu  leiten ;  i^r  mug  immer  no^ 
ettoad  unb  jkoar  ba^  i^e^te  }u  t^un  übrig  bleiben.  S)a^er  bringen 
äBac^tffiguren,  obgleich  gerabe  in  i^nen  bie  97a4a^mung  ber  97atur 
ben  ^öc^flen  ®rab  errei^en  lann,  nie  eine  äfl^etifd^e  3Birfung  ^erüor 
unb  finb  nic^t  eigentlif^e  SBerfe  ber  fc^önen  ^nfl.  Denn  ^e  taffen 
ber  ^^antafie  nic^t«  au  t^un  übrig.    (S.  II,  463  fg.) 

Sbfonberung  ber  ^orm  Don  ber  SDtaterie  gehört  gum  S^aralter 
be^  SJl^etifc^en  Sunfhuerfö,  to)eil  beffen  ^totd  ifl,  und  gur  (Srienntnig 
einer  ($(atonif(^en)  Obee  }u  bringen.  &  ifi  alfo  bem  5(un{ln)erf 
mef entließ,  bie  t^orm  allein,  o^ne  bie  SDftaterie,  ju  geben,  unb  jioar 
iDted  offenbar  unb  augenfällig  }u  t§un.  $icr  liegt  nun  eigentli^  ber 
®runb,  toarum  Sßac^dftgurcn  (einen  äfl^etifc^en  Sinbrucf  ma^en  unb 
ba^er  (eine  Sunfhoerfe  (im  äfi^etifd^en  ©inne)  finb.    {%  II,  454.) 

7)  Sorgug  ber  in  ber  Segeijlerung  ber  erjlen  Äon= 
ce^tion  gefc(}affenen  SBerfe  t)or  ben  Sßerten  Don 
langfamer  unb  überlegter  Sudfü^rung. 

jiDie  in  ber  SSegeiflerung  ber  erflen  ßonception  DoÜenbeten  SEBerle, 
bie  SSerle  aud  einem  ®ug,  bie  o^ne  alle  9{efIe^ion  unb  DOIIig  tvie 
burc^  (Eingebung  gu  ©tanbe  fommen,  toie  bie  ©tigge  ber  3RaUx,  bie 
Tiüoixt,  bad  t^rifc^e  ©ebi^t,  ^aben  Dor  ben  grögem  SBerfen  Don 
langfamer  unb  überlegter  Sudfü^rung  ben  großen  Sorgug,  ha9  lautere 
23er(  ber  SSegeiflerung  bed  Slugenblicfd  o^ne  aQe  (Sinmifc^ung  ber 
Xbfid^tlic^Ieit  unb  9tefIe^ion  gu  fein,  d^re  S93ir(ung  ifi  Diel  unfehl- 
barer, aU  bie  ber  grögten  ßunflwerfe,  ber  grogen  ^iflorifc^en  ©emälbe, 
langen  S^o^öen^  großen  Opern  u.  f.  h).,  ireil  an  biefen  bie  9{efle^ion,  bie 
llbftc^t  unb  burc^bad^te  3Ba^I  bebeutenben  «nt^eil  ^at.  Serfianb,  2:e(^ni( 
unb  9tontine  muffen  ^ier  bie  Süden  auffüllen,  mld^t  bie  geniale  Jtonception 
gelaffen  §at  unb  allerlei  not^toenbiged  9?ebentDerf  mug,  ate  SSment  ber 
eigentlich  allein  äd^ten  ©langpartien,  biefe  burd^gie^en.   (2B.  II,  465  fg.) 

8)  ©egenfa^  gteifc^en  ben  ^unfltt)erfen  unb  Slrtefacten, 
f.  «rtcfact. 

Aupferftidie. 

@(^tt)arge  ^^ferflid^e  unb  Suf^bilber  entfpre^en  einem  ebleren 
unb  ^6§em  ©ef^madl,  ald  colorirte  Tupfer  unb  Slquarellbilber; 
tott^renb  hingegen  biefe  bem  toeniger  gebilbeten  ©inne  me^r  gufagen. 
*S)it»  beruht  offenbar  barauf,  bog  bie  fc^toargen  S)arfienungen  bie 
gorm   allein,   gleic^fam  in   abstracto,   geben,   bereu   üppre^enfion 


28  J^nUmud 

inteüectuat,  b.  ^..©acl^e  be^  anfc^auenben  Serflanbed  tft.  2)te  Sarbe 
hingegen  iß  blod  ©ad^e  bed  ©inne^organd  unb  jtoar  einer  ganj  be« 
fonbern  QEintic^timg  in  bemfelben.  (SergL  %avbt.)  On  biefet  $inft(^t 
lann  man  au^  bie  bunten  ^upferfti^e  ben  gereimten  Serfen,  bic 
fc^marjcn  ben  blod  metrifc^en  üerglei^en.    ($.  II,  456.) 

1)  ©eif!  unb  ©runbgebanle  bed  S^ni^mud. 
Die  Ct^it  ber  Ä^nHer  unb  ©toifer  iji  nur  ein  Cubamoniömu« 
befonberer  «rt.  (ffi-  117.)  SDie  gt^fi!  ber  S^nifer  fefttc  flc^  bm 
Smd  bed  gtüdtic^flen  Sthtn9.  9?ur  aber  f^Iugen  bie  fi^nirer  )u 
biefem  3^^^  ^i"^"  fl^"J  befonbem  SBeg  ein,  einen  bem  getoö^nli^ca 
gerabe  entgegengefeftten :  ben  ber  mögli^ji  »eit  getriebenen  Entbehrung, 
^er  ©runbgebante  bed  ^^nitoud  ifi,  ba§  ba^  Seben  in  feiner  ein-- 
fad^Pen  unb  nacftefhn  ©eflolt,  mit  ben  i^m  öon  ber  Statur  beigegcbencn 
Qef^merben,  bad  ertrliglic^fle,  mithin  ju  ertott^Ien  fei;  »eil  iebe  ^ülfd 
^equemlii^feit,  Stgö^lic^feit  unb  ©enug,  n^oburd^  man  t9  angenehmer 
aiad)C«  motzte,  nur  neue  unb  größere  flogen  ^erbeijöge,  ott  bie  bem» 
felbeu  utfl)rttn9U^  eigenen.    (2B.  II,  167—169.)    a)ie  ft^nifer  mxtn 


wnlung  bev  (Senü|fe  nöt^ig  eroc^teten.  (^.  I,  434.)  Um  beö  ®mt^ 
bev  i5^elpe«ni()e  tdei^aft  ju  »erben,  entfagten  bie  fi^nifer  jcbem  Sefi^. 
(%<.  I.  452.) 

2)  »ettoQttbtfc^aft  ber  gebenöonfic^t  ber  Ä9nifer  mit 
ber  be9  dtouffeau. 

3>cm  ®eiPe  ber  ©oc^e  na^  trifft  bie  ?eben«anfic^t  ber  Stitiittx  mit 
ber  be«  3.  3,  »ouffeou  im  Discours  sur  Forigine  de  Finegahte 
^ufammcn ; ,  ba  auc^  er  un^  ^um  ro^n  9tatur}uflanbe  3urii(f h'i^^^" 
möd^tc  unb  ba«  $erabfeften  unferer  »cbürfniffe  ouf  i^r  Minimum 
aU  ben  pc^erflen  SBeg  jur  ©lürffäligfeit  betrachtet,    (ffi.  II,  17O0 

3)  Orunboerfc^ieben^eit  be«  S^niömu«  Don  ber  ««'«(f* 
!3)ie  ©runbDerfc^ieben^eit  htß  ®eifte9  ht9  jt^nitau«  t>on  bem  ba 

a^Iefe  tritt  augenfsaig  ^erDor  an  ber  S)emut^,  ald  toelc^e  ber  M^ 
toefentlid^,  bem  ßl^nidmud  aber  fo  fremb  ifl,  bag  er  im  @egent§eil  ben 
©tolj  unb  bie  «erac^tung  oaer  Ucbrigen  im  ©i^ilbe  fü^rt.  SKit  ben 
üRönc^en  treffen  bie  Ä^uifer  nur  im  «efultat  jufammen;  ö^^r  wj 
®runbgeban!e  öeiber  iji  oerf (Rieben;  bei  3enen  ifl  er  ein  über  bo» 
?eben  ^iuouögefledte«  3iel,  bri  IBiefen  miJglic^jle  ©lürffäligfeit  in  m^ 
?eben.    (SB.  n,  170.) 

(Ücbcr  bo«  «er^ältnig  ht9  Ä^niömu«  ju  bem  6toici«muö  f"^^- 
©toici^mud.) 


Uä^tln    —    ?a(^en  29 


2. 

ßuDerläfftg  Derbantt  3)7an(^er  bad  @lüi  feinet  Sebend  blod  bem 
Untfianbe,  baß  er  ein  angene^med  Säckeln  beft^t,  tuomit  er  bte  ^erjen 
getDtnnt.  debo^  träten  bte  $er}en  beffer^  [läj  in  SCc^t  ju  nehmen 
unb  an9  $am(etd  ©ebäd^tnigtafel  ju  tuiffen,  bag  Siner  lächeln  unb 
fächeln  rann,  unb  ein  ©d^utfe  fein.    ($.  II,  637.) 

Ccui)ttt. 

1)  2)a^  Sadjen  aU  p^t|[if(^e  Sekoegung. 

Sachen  gehört,  toie  äBeinen,  }u  ben  Kefle^bemegungen,  aU  entfc^ieben 
nntsiOIiirlic^e  8etoegung.  SDa|  Sad^en  unb  Sßeinen  auf  blogen  Sti- 
mulus mentalis  eintreten,  ^aben  fie  mit  ber  (Srection,  tDel^e  ben 
^{efle^betoegungen  beige}ä^It  toirb,  gentein;  überbied  lann  ha9  ?a^en 
auf^  ganj  ^^^fifc^,  burd^  ^^eln  erregt  werben,  ©eine  getDÖ^nlid^e, 
alfo  mentaie  (Erregung,  ifl  barand  }u  erKären,  bag  bie  @e^imfunction, 
mittelfl  welcher  toir  ein  ^äd|erli(^ed  erfennen,  eine  eigent^üntlic^e  (Sin« 
»triung  ouf  bie  MeduUa  oblongata,  ober  fonjl  einen  bem  cjcitor« 
motorifc^en  ©pflem  ange^örigen  j£§cil  ^at,  Don  bem  fobann  biefe  feltfame, 
Diele  2^eite  jugleic^  erf^üttembe  dJefle^bewegung  au^ge^t.  2)a9  par 
qtiintum  unb  ber  nervus  vagus  fc^einen  ben  meiflen  Snt^eil  baran 
JU  ^oben.    (%  H,  180.) 

2)  SDad  Sachen  aU  pftjc^ifd^er  Kct. 

SDad  Sachen  entfielt  iebe^mal  au0  nic^t^  Ruberem,  al9  auQ  ber 
plö^lic^  toa^rgenommenen  Oncongruenj  jtoifc^en  einem  Segriff  unb  ben 
realen  Objecten,  bie  burc^  i^n  in  irgenb  einer  8e}ie§ung  gebaut 
morben  waren,  unb  e^  tfl  felbfl  eben  nur  ber  Sudbrud  biefer  dncon« 
gmenj.  ©ie  tritt  oft  baburd^  ^erDor,  ha^  jtoei  ober  mehrere  reale 
Ob|ectc  burc^  einen  Segriff  gebucht  unb  feine  dbentität  auf  fie  über- 
tragen wirb;  barauf  aber  eine  glinglic^e  Serfd^ieben^eit  berfelben  im 
Uebrtgen  t9  auffaüenb  mai^t,  ba§  ber  Segriff  nur  in  einer  cinfeitigen 
9lü(ffi(^t  auf  fie  pagte.  (Sben  fo  oft  ieboc^  tfi  e^  ein  einjiged  realem 
06|ect,  beffen  Oncongruenj  }u  bem  Segriff,  bem  ed  einerfeitd  mit 
9te^t  fubfumirt  worben,  plöglic^  fühlbar  wirb,  de  richtiger  nun 
cinerfeitd  bie  ©ubfumtion  fold^er  Sßicflic^Ieiten  unter  ben  Segriff  ift, 
unb  je  gröger  unb  greQer  anbererfeitd  i^re  Unangemeffen^eit  )u  i^m, 
befio  fiärter  ift  bie  aud  biefem  ©egenfa^  entfpringenbe  993irfung  bed 
?äci§erii(^en.  debed  Sad^en  alfo  entfielt  auf  9nlag  einer  parabo^en 
unb  ba^er  unerwarteten  ©ubfumtion;  gleid^Diel,  ob  biefe  burc^  SQSorte 
ober  burd^  Saaten  flc^  au«fprid^t.    (SB.  I,  70;   H,  99  fg.) 

(tteber  ba^  ©egent^eil  be^  Sad^en^  unb  ©d^erjed,  ben  Srnfl,  Dergl. 
Crnp.) 


32  Sad^ert^e,  ha9 

ber  (Strenge  baninter  gehört,  iebod^  ^tmmelmett  t)erf(^ieben  tfl  Don  ber 
eigentlichen  unb  urfprünglid^en  96ft(^t  unb  9{i(^titng  ht9  ©ebanlend. 
3)emgemög  befielt  ^i^,  atd  ®ei{ledfS§tgIett,  ganj  aOein  in  ber  !ei(^« 
tigfeit,  ju  iebent  Dorlommenben  ©egenflanbe  einen  S3egriff  )u  finben, 
unter  totlijtm  er  aOerbingd  ntitgebad|t  toerben  lann,  jeboc^  aOen  anbem 
boruntcr  gehörigen  ©egenjiänben  fe^r  heterogen  ijl.  (SB.  II,  105.)  — 
9Bi^  unb  ©c^arfftnn  flnb  %eugerungen  ber  Urt^eildtraft;  in  [mm  ifl 
fic  reflectirenb,  in  biefem  fubfumirenb  t^ätig.    (SB.  II,  98.) 

Sine  9fterart  be^  SBi^ed  ifl  H9  SBortfpiel,  calembourg,  pun,  }u 
tt)el^em  au^  bie  ^^^i^^u^iO^ci^f  r^uiyoque,  beren  ^auptgebrand)  ber 
obfcöne  (bie  3ote)  ifl,  gejogen  werben  fann.  SBie  ber  SBi^  jmei  fe^r 
Derfc^iebene  reale  Objecte  unter  einen  Segriff  jkoingt,  fo  bringt  ha9 
äBortfpiel  jn)ei  üerfd^iebene  Segriffe,  burc^  Senu^ung  bed  S^\c;% 
unter  ein  2Bort;  ber  felbe  Sontraft  entfielt  h)ieber,  aber  üiel  matter 
unb  oberflächlicher,  loeil  er  nic^t  aud  bem  SBefen  ber  SDinge,  fonbern 
avi9  bem  3"f^ä  ^^^  97amenge6ung  entfprungen  ifl.  Seim  9Bit  iß 
bie  dbentitttt  im  Segriff,  bie  Serfc^ieben^eit  in  ber  äBirflid^feit;  beim 
äBortfpiel  aber  ifl  bie  Serfc^ieben^eit  in  ben  Segriffen,  bie  ObentitSt 
in  ber  SBirtli^Ieit,  aU  }u  tDeld^er  ber  SBort(aut  gehört.    (9B.  I,  72  fg.) 

b)  Starrheit. 

!Die  9?arr^eit  ge^t  Dom  abflracten  Segriff  }u  bem  burc^  biefen 
gebac^ten  9tealen,  ober  Slnf^autic^en,  toel^ed  nun  aber  irgenb  eine 
dncongruenj  i\x  bemfelben,  bie  überfe^en  tnorben,  an  ben  2^og  legt, 
tt)obur^  eine  Ungereimtheit,  mithin  in  praxi  eine  närrifc^e  ^anblung, 
entfielt.  3)a  bad  ©c^aufpiel  ^anblung  erforbert,  fo  ifl  biefe  Srt  ht9 
i^äd^erli^en  ber  ^omöbie  »efentlic^.    (SB.  II,  105.) 

9Bi6  ald  92arr^eit  }u  ma^tiren  ifl  bie  ftunfl  be^  Hofnarren  unb 
bed  ^an^murfl.  (Sin  folc^er,  ber  2)it)erfttät  ber  Obiecte  fid)  »o^t 
bewu§t,  Dereinigt  biefelben  mit  ^eimlic^em  SBig  unter  einen  Segriff; 
Don  meld^em  fobann  au^ge^enb  er  Don  ber  nad^^er  gefunbenen  ÜDiDexfttät 
ber  Objecte  biejenige  Ueberrafd^ung  er^öU,  koelc^e  er  felbfl  fid^  Doibe* 
reitet  ^atte.    (SB.  I,  71.) 

3ur  9?arr^cit  gehört  auc^  bie  ^ebanterie.  Diefe,  ben  Serflanb 
ganj  unter  bie  Sormunbfd^aft  ber  Semunft  fleOenb,  ge^t  immer  oon 
aQgemetnen  Segriffen,  Siegeln,  SRa^imen  au9  unb  toiü  fic^  überaQ 
genau  an  fie  galten,  Hebt  ba^er  an  ber  i$orm,  an  ber  SRanier,  am 
fludbrud  unb  SBort.  ÜDa  geigt  flc^  benn  batb  bie  dncongnien)  be0 
Segriff«  jur  SJealitöt,  ba  jener  in  feiner  flarren  Allgemeinheit  nie 
genau  gu  ben  feinen  iRüancen  ber  SBirllic^feit  pa§t.  3)er  $ebant 
fommt  ba^er  mit  feinen  allgemeinen  äRa^imen  im  Seben  fafl  immer 
ju  furg,  ))robucirt  in  ber  Äunfl  fieifc  manierirtc  äftcrgeburten  unb 
trifft  auc^  in  et^ifc^er  ^inpc^t  nic^t  bad  Siedete.  (S.  I,  71  fg«; 
II,  83.) 


Sad^etl^e,  bad  33 


3)  3)q9  abfid^tUc^  Säc^erUd^e:    dronte  unb  ^urnor. 

S)ad  Q6fid}tltd)  i^äc^erlic^e  ifl  ber  ©^erj;  er  ifH  bad  SSeftrebeu, 
}to)i)c^en  ben  Segriffen  bed  Snbern  unb  ber  9teaIttSt,  bur^  Serfc^ieben 
bed  Suien  biefer  Seiben,  eine  Sidcrepanj  gu  2Bege  ju  bringen;  mölj« 
renb  fein  ©egent^eil,  ber  Srnfl,  in  ber  nienigfien^  angefirebten  genauen 
Sngemeffen^eit  Seiber  }u  einanber  befielt.  Serfledt  nun  aber  ber 
®^er}  fi(^  hinter  ben  Srnfl,  fo  entfielt  bie  dronie;  }.  9.  loenn 
loir  auf  bie  äRetnungen  be^  9nbern,  meiere  bad  @egent^eil  ber  un« 
ferigen  ftnb,  mit  fd^einbarem  Smfi  eingeben  unb  fie  mit  i^m  }u  t^eiten 
fimuUren,  bid  enblic^  ba^  9{efultat  i^n  an  und  nnb  i^nen  irre  mad^t. 
!Z)ad  Umgele^rte  ber  Oronie,  ber  hinter  ben  @d^er^  berfiedte  Srnft,  ifl 
ber  ^urnor.  2)ie  dronie  ifl  objectib,  nämli^  auf  ben  9nbem  be« 
rechnet;  ber  ^urnor  aber  fubj[ectio,  nümtid|  junäc^fl  hur  für  bad 
eigene  Selbfl  ha.  9?ä^er  betrachtet,  beruht  ber  Junior  auf  einer 
fubjectiben,  aber  ernften  uub  erhabenen  ©timmung,  toelc^e  unmiUIürlic^ 
in  Sonflict  gerfit^  mit  einer  i^r  \tf^x  heterogenen,  gemeinen  9Iugenn)ett, 
ber  fte  iDcber  audtteic^en,  noc^  ^dj  felbfl  aufgeben  lann;  ba^er  fte  )ur 
Sermittelung  berfuc^t,  i^re  eigene  Sn^c^t  unb  jene  9u§entt)e(t  burc^ 
bie  felben  Segriffe  }u  benfen,  luetc^e  ^ieburc^  eine  boppette,  ba(b  auf 
biefer,  balb  auf  ber  anbern  @eite  tiegenbe  dncongruenj  )u  bem  baburc^ 
gebadeten  dteaicn  erhalten,  tt)oburc^  ber  Sinbrud  bed  abflc^tli^  Säc^er- 
ticken,  alfo  bed  ©c^erjed  entfielt,  hinter  meiern  jebod^  ber  tief  fie 
dtnft  berßedt  ift  unb  burd^fc^eint.  Sängt  bie  dronie  mit  ernfier 
äRiene  an  unb  enbigt  mit  (ä^elnber,  fo  ^ält  ber  $umor  ed  umgefe^rt. 
(SB.  n,  109—112.  ä«.  241  fg.)  &  ifl  SWißbraud^,  ba«  ©ort 
„()umoriflif(^",  in  ber  Sebeutung  t)on  „fomifd^"  über^au))t  ju  ge» 
braud^en  unb  jeben  @pag,  iebe  $and)ourfiiabe  mit  „^umor"  }U 
betiteln.    (SB-  U,  111  fg.) 

Die  dronie  ifl  platt  unb  gemein,  toenn  mit  plumper  Hbfic^ttid^feit 
ein  SteaM  unb  flnfc^autid^ed  gerabe}u  unter  ben  Segriff  feinet  ®egen« 
t^(9  gebracht  toirb;  benn  bann  ifl  bie  dncongruen}  jmifc^en  bem 
®tba(iten  unb  bem  ftngefc^auten  eine  totale.  9}ur  ffinber  unb  Seute 
o^ne  aDe  Si(bung  la^en  bei  fol^er  platten  dronie.  (9B.  II,  104.)  — 
S)iefer  ©attung  bed  Sttc^erlic^en  ifl  teegen  ber  Uebertreibung  nnb 
bctttlic^en  3(bfl^tIic^Teit  in  ettt)ad  t)ertDanbt  bie  ^arobie.  3^r  Ser« 
fahren  befielt  barin,  ba§  fie  ben  Sorgängen  unb  SBorten  eined  ernfi» 
haften  ©ebi^ted  ober  S)ramad  nnbebeutenbe,  niebrige  ^erfonen,  ober 
netnlic^c  SRotioe  nnb  $anblungen  unterfc^iebt.  ®ie  fubfumirt  a(fo 
bie  Don  i^r  bargefleHten  platten  ^Realitäten  unter  bie  im  2:^cnta  ge« 
gebenen  ^o^en  Segriffe,  unter  meiere  fie  nun  in  gen^iffer  ^infic^t 
paffen  muffen,  mS^renb  fte  übrigen^  benfelben  fe^r  incongrueut  flnb; 
mobur^  bann  ber  äBiberfheit  }mif(^en  bem  Sngefc^auten  unb  bem 
®fba(^ten  fe^r  greU  ^erbottritt.    (9B.  U,  104  fg.) 


32  ne^tttiä^t,  bad 

ber  (Strenge  baninter  ge^tt,  \tioä)  ^immeltDeit  t^erfd^teben  tft  Don  ber 
eigentlichen  unb  ursprünglichen  9bft(f|t  unb  ^ic^tung  bed  ©ebanlend. 
S)emgemög  befielt  SBi^,  ate  ©eifle^fS^tgleit,  gang  aOetn  in  ber  ?et<^^ 
tigfeit,  ju  jebem  Dorfommenben  ©egenflanbe  einen  Segriff  }u  finben, 
unter  toel^em  er  aQerbingd  mitgebac^t  toerben  !ann,  jeboc^  aDen  anbem 
barunter  ge^rigcn  ©egenjiänben  fe^r  heterogen  ifl.  (335.  n,  105.)  — 
SBi^  unb  ©d^arfftnn  flnb  %eugerungen  ber  Urt^eitötraft;  in  j[enem  ifl 
fie  reflectirenb,  in  biefem  fubfumirenb  t^ätig.    (SB,  II,  98.) 

Sine  Sfterart  M  SBi^e^  ifl  bad  SBortfpiel,  (^embourg,  pun,  ju 
tt)el(^em  ai\6)  bie  ^^^i^^^tigleit,  T^quiyoque,  bereu  $auptgebrati(^  ber 
obfcbne  (bie  3ote)  ifl,  gegogen  merben  tann.  S93ie  ber  9Bi^  gmet  fe^r 
berfd^iebene  reale  Dbiecte  unter  einen  Segriff  jtoingt,  fo  bringt  baS 
SBortfpiel  ^n)ei  berfd^iebene  Segriffe,  bur^  Senu^ung  be^  3uf<^0^» 
unter  ein  2Bort;  ber  felbe  Sontraft  entfielt  toieber,  aber  biet  maütx 
unb  oberflächlicher,  toeU  er  nic^t  avL9  bem  2Befen  ber  SDinge,  fonbem 
au^  bem  3"f^^  ^^^  97amengebung  entfprungen  ifl.  Seim  äBi^  ifl 
bie  dbentitiit  im  Segriff,  bie  Serf^iebenl^eit  in  ber  äBirßic^feit;  beim 
äSJortfpiel  aber  ifl  bie  Serfd^ieben^eit  in  ben  Segriffen,  bie  dbcntitfit 
in  ber  SBirHic^Ieit,  ate  ju  toelc^er  ber  SBortfaut  geprt.    (335. 1,  72  fg.) 

b)  Starrheit. 

!Die  9?arr^eit  ge^t  bom  abflracten  Segriff  }u  bem  burc^  biefen 
gebac^ten  9tealen,  ober  Slnfc^auli^en,  tot{djt9  nun  aber  irgenb  eine 
dncongruenj  gu  bemfelben,  bie  überfe^en  worben,  an  ben  S^ag  legt, 
loobur^  eine  Ungereimtheit,  mithin  in  praxi  eine  närrifc^e  ^anblung, 
entfielt.  3)a  bad  ©c^aufpiel  ^anblung  erforbert,  fo  ifl  biefe  Slrt  be« 
SSd^erlic^en  ber  jtombbie  tt)efentlid^.    (335.  II,  105.) 

SBi^  ald  Starrheit  }u  ma^Iiren  ifl  bie  Jhxnfl  bed  Hofnarren  unb 
bed  ^andmurfl.  Sin  folc^er,  ber  üDiberfttät  ber  Objecte  fic^  mo^( 
bettugt,  bereinigt  biefelben  mit  ^eimlic^em  9Bi^  unter  einen  Segriff, 
bon  )oeIc^em  fobann  audge^enb  er  bon  ber  nad^^er  gefunbenen  jDiberfltät 
ber  Dbiecte  biejenige  Ueberrafd^ung  erhält,  koelc^e  er  felbfl  fi^  botbe« 
reitet  ^atte.    (335.  I,  71.) 

3ur  92arr^cit  ge^brt  auc^  bie  ^ebanterie.  !Dtefe,  ben  Serfiaub 
ganj  unter  bie  Sormunbfd^aft  ber  Sernunft  fleOenb,  ge^t  immer  bon 
allgemeinen  Segriffen,  Siegeln,  SDta^men  aud  unb  koiU  flc^  überaQ 
genau  an  fie  Ratten,  Hebt  ba§er  an  ber  i$orm,  an  ber  ÜRanier,  am 
fludbrud  unb  SSSort.  !Da  }eigt  flc^  benn  balb  bie  dncongruenj  M 
Segriffd  }ur  SRealität,  ba  jener  in  feiner  flarren  Xllgemein^it  nie 
genau  }u  ben  feinen  iRüancen  ber  SBirüic^feit  pagt.  2)er  $ebant 
fommt  ba^er  mit  feinen  allgemeinen  äRa^imen  im  Seben  fafl  immer 
ju  furj,  probucirt  in  ber  $unfl  fleife  manierirte  Sftergeburten  tinb 
trifft  aud^  in  et^ifc^er  ^inftc^t  nid^t  bad  Steckte.  (S.  I,  71  fg.; 
II,  83.) 


Hongenpeife  35 

9Raa§e,  aM  ed  m9  glücft  t>cn  einem  berfet(en  )u  entfernen,  ntt^erii 
mir  un9  bent  anbem  unb  umgeb^rt;  fo  ba§  unfer  lieben  toirflic^  eine 
fiärlere,  ober  fc^loäd^ere  O^cillation  jwifc^en  i^ncn  barfieüt.  SDic8 
eiftfpringt  baroud,  bag  Seibe  in  einem  boppelten  3(ntagonidmud  ju 
einanber  flehen,  einem  äugeni,  ober  obj[ectit)en,  unb^  einem  inuern,  ober 
fttbjectioen.     (?.  I,  347.   $.  447.) 

3)  ®ie  Sangemeile  aU  Semeid  ber  Sert^«  unb  ®e- 
^altloftgleit  be«  !Dafein9  an  fic^  felbfl. 

^ie  Sangemei(e  bemeift  gerabeju,  bag  ba9  S)afein  an  fic^  felbfl 
feinen  SBertl^  ^at;  benn  fte  ifl  eben  nur  bie  Smpftnbung  ber  Seer^eit 
beffelben.  Senn  nfimlic^  bad  Seben,  in  bem  Serlongen  mi)  me(d)em 
unfer  9Befen  unb  SDafein  befielt,  einen  ))ofitit)en  SBert^  unb  realen 
®e^a(t  in  {Ic^  felbfl  ^tttte;  fo  tonnte  ed  gar  feine  Sangemeile  geben, 
fonbern  bad  bloge  SDafein  an  fl(^  fe(bfi  mü§te  und  erfüllen  unb  be- 
friebigen.  ($.  U,  307.)  !Z)ag  (inter  ber  9?ot§  fogleic^  bie  Sangemeile 
liegt,  meldte  fogar  bie  Kttgeren  Spiere  befädt,  ifl  eine  t$oIge  bat)on, 
ba§  ba9  Seben  leinen  magren  fid^ten  @e^t  §at,  fonbern  blöd  burc^ 
SßebUrfnig  unb  30u{ton  in  Semegung  erhalten  mirb;  fobalb  aber 
biefe  flocft,  tritt  bie  gShjtid^e  fia^t^eit  unb  Seere  bed  S)afeind  ein. 
(?.  II,  311.) 

4)  SBirlungen  ber  Sangemeile. 

3)ie  Sangemeile  mac^t,  bag  äBefen,  meiere  einanber  fo  menig  lieben, 
mie  bie  SReufd^en,  boc^  fo  fe^r  einanber  fud^en,  unb  mirb  baburc^  bie 
OueDe  ber  ®efeUigreit.  (SB.  I,  369.  $.  I,  349.  449  fg.)  Suc^ 
merbeu  überall  gegen  bie  Sangemeile,  mie  gegen  anbere  allgemeine 
(Salamitäten,  öffentliche  Sorte^rungen  getroffen,  fc^on  an^  (Staatdflug« 
^it;  meil  biefed  Uebel,  fo  gut  old  fein  entgegengefe^tcd  S^trem,  bie 
J^ungerdnot^,  bie  äRenfc^en  }u  ben  griSgten  3Ufl^(^opflI^iici<  treiben 
fann.  (9B.  I,  369.)  3)ie  9teifeftt><^t  ifl  eine  Solge  ber  Sangemeile. 
9ßad  bie  äRenfc^en  bur(^  bie  Sauber  jagt,  ifl  bie  felbe  Sangemetle, 
meiere  )u  ^aufe  fte  ^au^nmeife  )nfammentreibt  unb  gufammenbrttngt, 
bag  ed  ein  @))ag  ifl,  ed  anjufe^n.  ($.  II,  645.)  ferner  ftarteu' 
fpiel  unb  anbere  @))iele.  Der  Sangemeile  )u  begegnen,  f triebt  man 
bem  Sßillen  f leine,  blöd  einflmeilige  SRotioe  oor,  i^n  }u  erregen  unb 
babur^  am^  ben  duteüect,  ber  {le  auf)ufaffen  ^at,  in  jitl^ätigfeit  )u 
nerfe^en.  Solche  SOtotioe  nun  ftnb  bie  Spiele,  mit  harten  u.  f.  m., 
meiere  ju  befagtem  Qmd  erfunben  morben  fmb;  fe^tt  ed  baran,  fo 
(ilft  ber  befd^rttntte  9Renf(^  flc^  burc^  klappern  unb  Xrommeln,  mit 
flDem,  mad  er  in  bie  ^anb  friegt.  Sud^  bie  Sigarre  ifl  i^m  ein 
miatommened  ©urrogat  ber  ©ebonlen.  ($.  I,  350.  S.  I,  370  fg.) 
Sud  ber  innem  Seer^eif,  meiere  bie  OueDe  ber  Sangemeile  ifl,  entfpringt 
bie  ©ud^t  na^  ©efeüfc^aft,  B^l^^uunflf  ^(tgnUgen  unb  Su|ud  jeber 
Vrt,  meiere  Stele  )ur  Serf^menbung  unb  bann  }um  (Slenbe  fü^rt. 
{%  I,  348.) 

3* 


32  Sa^ert^e,  ha9 

ber  Strenge  barunter  ge^rt,  {eboc^  ^immetmett  t^erfd^ieben  ift  t)Ott  ber 
eigenttt(^en  unb  ursprünglichen  Sfbflc^t  unb  Stiftung  bed  ©ebanlend. 
SDemgemög  befielt  SSBi^,  ate  ®ei{le^fS§tgIett;  ganj  aOein  in  ber  ?ei(^« 
tiglett,  }u  jebem  Dortommenben  ©egenflanbe  einen  Segriff  }u  ftnben, 
unter  to)el^em  er  aUerbingd  mitgebac^t  toerben  fann,  |ebo(^  allen  anbcm 
barunter  gehörigen  ©egenjlänben  fe^r  heterogen  ijt.  (SB.  II,  105.)  — 
SBig  unb  ©^arfftnn  {Inb  %eugerungen  ber  Urt^eitdtraft;  in  j[enent  ifl 
fie  reflectirenb,  in  biefem  fubfumirenb  t^ätig.    (335.  II,  98.) 

Sine  ^fterart  M  9Bi(;ed  ifl  ba9  Sßortfpiel,  calembourg,  pun,  }u 
toelt^em  au^  bie  3^«i^cwtigleit,  F^quivoque,  bereu  ^ouptgebraiK^  ber 
obfcöne  (bie  3ote)  ifl,  gejogen  »erben  fann.  2Bie  ber  9Bi^  jtoet  fe^r 
Derfc^iebene  reale  Dbjecte  unter  einen  Segriff  jmingt,  fo  bringt  bad 
SBortfpiel  jn)ei  Derfd^iebene  Segriffe,  burc^  Senu^ung  M  3"^^» 
unter  ein  2Bort;  ber  fe(be  Sontrafl  entfielt  tt)ieber,  aber  Diel  matter 
unb  oberflächlicher,  meil  er  nic^t  an^  bem  2Befen  ber  SDinge,  fonbem 
au9  bem  3"fo^  ^^^  97amengebung  entfprungen  ifl.  Seim  S9$i^  ifl 
bie  dbentitttt  im  Segriff,  bie  Serf^ieben^eit  in  ber  äBirflic^feit;  beim 
993ortfpie(  aber  ifl  bie  Serfd^ieben^eit  in  ben  Segriffen,  bie  dbentitfit 
in  ber  äSirtli^Ieit,  aü  }u  toetc^er  ber  SBortlaut  geprt.    (9B.  I,  72  fg.) 

b)  Starrheit. 

!Die  9?arr^eit  ge^t  Dom  abflracten  Segriff  }u  bem  bur^  biefen 
gebac^ten  SRealen,  ober  Slnfc^autic^en,  ttel^ed  nun  aber  irgenb  eine 
dncongruenj  j|u  bemfelben,  bie  überfe^cn  toorben,  an  ben  2:ag  legt, 
teobur^  eine  Ungereimtheit,  mithin  in  praxi  eine  nttrrifc^e  ^anb(ung, 
entfielt.  3)a  bad  ©c^aufpiel  ^anblung  erforbert,  fo  ifl  biefe  Srt  bc« 
^Sd^eriic^en  ber  ^ombbie  teefentlid^.    (SB.  II,  105.) 

Si^  ald  Starrheit  )u  ma^Iiren  ifl  bie  ^nfl  bed  Hofnarren  unb 
M  $an«tt)urfl.  Sin  folc^er,  ber  2)iDerfltüt  ber  Cbjecte  fic^  »o^( 
bewugt,  Dereinigt  biefelben  mit  ^eimlic^em  Sig  unter  einen  Segriff, 
Don  lüelc^em  fobann  audge^enb  er  Don  ber  nad^^er  gefunbenen  !3)iDerfttät 
ber  Dbjecte  biejenige  Ueberrafc^ung  erhält,  koetc^e  er  felbfl  ft^  Dotbe> 
reitet  §atte.    (SB.  I,  71.) 

3ur  9?arr^cit  ge^brt  aud^  bie  ^ebanterie.  !Diefe,  ben  Serflanb 
ganj  unter  bie  Sormunbfd^aft  ber  Semunft  fleOenb,  ge^t  immer  Don 
aOgemeinen  Segriffen,  Siegeln,  SRapmen  aud  unb  toiU  fl^  überaO 
genau  an  fie  galten,  Hebt  ba^er  an  ber  i$orm,  an  ber  Wlanitt,  am 
ftudbrudf  unb  S93ort.  ÜDa  }eigt  flc^  benn  balb  bie  dncongruen}  ht9 
Segriffd  3ur  SRealität,  ba  jener  in  feiner  flarren  Sügemein^it  nie 
genau  }u  ben  feineu  9?iiancen  ber  SSSirllic^reit  pagt.  2>er  gebaut 
fommt  ba^er  mit  feinen  allgemeinen  iDta^imen  im  Seben  faft  immer 
ju  furj,  probucirt  in  ber  Äunfl  fleife  manierirte  Äftcrgeburten  unb 
trifft  auc^  in  et^ifc^er  $)inflc^t  nic^t  ba«  »leckte.  (SB.  I,  71  fg.; 
II,  83.) 


8atein  37 

momentan  bie  2)cnttraft.  &  ifl  bie^  banmd  etfifttttd^,  bag  ba^  $ören 
Devmöge  fincr  mc(^amf<^en  Srfc^tttterung  bed  ®c§5rncrben4  oor  ftc^ 
ge^t^  bte  fi(^  foglric^  bid  tief  tnd  ©e^rn  fortpftanjt,  beffen  ganje 
iWaffe  bie  burc^  ben  ®e^5rnert)en  erregten  (Sc^totngungen  brö^nenb 
mit  empfinbet.  2)en(enbe  Aöt>fe  unb  überhaupt  Seutc  don  Dtetem  ®eifl 
fönnen  ba^r  leinen  Särm  bertragen.  93e»unberung9mürbtg  bagegen 
ifl  bie  Unempfinblic^feit  gewöhnlicher  S$))fe  gegen  ben  Särm.  Xie 
Ouantitdt  iHxm;  bie  deber  nnbefc^toert  bertragen  faim,  fle^t  »iitltc^ 
in  umgele^rtem  Ser^ältnig  )u  feinen  ©eifle^tröften  unb  fann  aU  bad 
ungeftt^re  SRag  berfelben  betrad^tet  werben.  (2B.  ü,  33  —  35. 
%  U,  678  fg.) 

2)  3)ie  SEoteran)  gegen  Sttrm  ald  ein  ^tidftn  geifliger 
@tnmpf(ett. 

Unmöglich  fSunte,  wenn  biefe  Sßelt  bon  etgentlid^  benfenben  SSSefen 
fcebUfert  wftre,  ber  i^xm  j[eber'  9rt  fo  nnbef^r&nft  erlaubt  unb  frei» 
gegeben  fein,  wie  fogar  ber  entfe^Kd^fle  unb  babei  jwecflofe  t9  ift. 
{%  U,  535.) 

3>ie  allgemeine  2:oIeran}  gegen  unn5t§igcn  Sdrm,  }.  9.  gegen  bad 
fo  ^öd^fi  nnge^^ogene  unb  gemeine  St^Urenwerfen,  tfi  gerabeju  ein 
3eic^en  ber  aÜgcmeinen  Stumpfheit  unb  ©ebanfenleere  brr  fiöpfe. 
($.  II,  681.)  ®an}  cibilifirt  werben  wir  erfl  fein,  wann  auc^  bie 
D^ren  nid^t  me^r  bogelfrei  fein  werben  unb  nid^t  Oebem  bad  S^ed)t 
)upe^  wirb,  ba4  Sewngtfein  iebed  bentenben  äBefend  auf  toufenb 
Schritte  in  bie  9{unbe  ju  bur^fc^netben  mittelfl  pfeifen,  beulen, 
SdlOen,  kümmern,  ^eitfc^euKatfc^en,  SeOenloffen  u.  f«  w.  (SB.  n,  35.) 

£attin. 

1)  ®egenfa6   Jtbifc^en  ben   Satein   Serfle^enben  unb 
ben  t9  9{ic^tber{le^enbem 

Der  SRenfc^,  weld^er  !ein  Satein  berfte^t,  gleid)t  (Stnem,  ber  flc^  in 
einer  fc^Snen  @egenb  bei  nebligem  XBetter  befinbet;  fein  $ori}ont  ift 
ttu§erft  befc^rttnft.  !Der  ^orijont  bed  Sateiner^  bagegen  ge^t  fe^r 
weit,  burc^  bie  neuern  O'a^r^unberte,  ba«  SRittektter,  ba^  SHtert^um.  — 
Sßer  hin  Satein  berfle^t,  gehört  }um  Solfe,  auc^  wenn  er  ein  groger 
Strtuofe  auf  ber  Sleftriftrmafc^ine  wäre  urtb  bad  Stabical  ber  ^ug- 
fpat^faure  im  2:iegel  |tttte.    ($.  H,  606.) 

2)  äBic^tigfeit  bed  Satein«  aU  aUgemeiner  ®ele^r- 
tenfprad^e. 

9)ie  9bfc^affung  be«  Sateinifc^en  att  aOgemeiner  ©ele^rtenfprac^e 
unb  bie  bagegen  eingeführte  ffleinbürgerei  ber  9?ationaIUtteraturen  ift 
für  bie  SJiffenfc^ften  in  (Europa  ein  wa^re«  Unglttd  gewefen.  ßu* 
nftc^fi,  weit  t9  nur  mittelft  ber  tateinifdjen  Sprache  ein  aDgemeine« 
etiropKifd^«  ®e(e^rtenpuUicttm  gab,  an  beffen  ©efammt^eit  iebe«  er« 
f ^einenbe  9u(^  ft^  birect  wanbte.   Ütun  ifl  aber  bie  SoSfi,  ber  eigentlii| 


38  Saune 

benfenben  unb  urt^etldfä^igen  ftöpfe  in  gan}  (Srxxopa  o§nc§tn  f<i^on  fo 
Hein,  bag^-ioenn  man  t^r  Sorum  noc^  bnri^  ©prad^gYänjen  jetfifldelt  unb 
au^einanbcr  reigt,  man  i^re  loo^It^Ktige  3Birffam!eit  unenblid^  fc^mäi^t. 
hieran  mxh  ft^  6a(b  ein  itotiUx,  no(^  größerer  SZac^t^eil  Inü))fcn: 
ba^  anfrören  ber  (Erlernung  ber  alten  ©prad^en.  ($.  11,  521.  576.) 
i^ateinifd^e  SutoTen  mit  beutfd^en  97oten  ^erand}ugeben,  mic  je^t 
gcf^ie^t,  ift  eine  ©c^wcinerei  unb  eine  Infamie.    (^.  II,  521.  606.) 

3)  !Dad  Sateinfc^reiben  aU  befle  Sorfc^ule  jum  t>e\U 
lommenen  9u^bru(f  in  ber  SD^utterfprac^e. 

ÜDurc^  ha9  Ifateinf^reibeh  allein  (emt  man  bie  S)iction  al9  ein 
Äunflmerf  be^anbcln,  beffen  ©toff  bie  ©prat^e  ijt,  meiere  ba^er  mit 
grdgter  ©orgfalt  unb  9e§utfam!eit  be^anbett  »erben  mug.  3)emna4 
richtet  fi^  j|e^t  eine  gef^ärfte  «ufmerffamleit  auf  bie  Sebeutung  unb 
ben  SBert^  ber  SBorte,  i^rer  3ufammen{lenung  unb  ber  grammatifattfc^en 
t^ormen;  xnan  lernt  biefe  genau  abioägen  unb  fo  bad  f oftbare  SRaterial 
^anb^aben,  toeld^ed  geeignet  ifl,  bem  ^udbrud  unb  ber  (Sr^aUnnj 
h)ert^t)oIIer  ©ebanfen  ju  bienen;  man  lernt  S^efpect  ^aben  t>or  ber 
©prad^e,  in  ber  man  fc^reibt,  fo  bag  man  ui^t  na^  SBiOIür  unb 
Saune  mit  i^r.umfpringt,  um  fte  unt}umobetn.  £)^ne  biefe  Sorft^ule 
artet  bie  ©Treiberei  leicht  in  blogcd  ©etoäfc^e  aud.    ($.  U,  605  fg.) 

4)  ®egen  bad  SRac^a^men  bed  ©tiU  ber  9Iten  beim 
Sateinf^reiben. 

Sremben  ©tU  nac^a^men  ^eigt  eine  äRaAe  tragen.  !3)antm  glei^^n 
benn  auc^  bie  lateinifc^  fc^reibenben  ©^riftfleUer,  meiere  ben  ©til  btr 
9lltAi  nac^a^men,  bo(^  eigentlich  ben  3Ra9!en.  ÜRan  ^ört  nämii4 
»ob!  toad  fle  fagen,  fie^t  aber  ni^t  baju  andi  i^re  ^^^ftognomie,  ben 
©tit.  WofjH  aber  fiebt  man  anc^  biefe  in  ben  Iateinif(^en  ©(griffen 
ber  ©elbflbenfer,  ald  meiere  ft(^  }u  jener  9?ad^a§mung  nic^t  bt» 
qucmt  ^aben,  j.  93.  ©fotu«  Srigena,  Cetraria,  »ato,  ÄortePu«, 
©))ino}a,  ^obbed  u.  a.  m.    (^*  II,  550.) 

5)  Sigent^ümüc^er  3auber  gereimter  tateiuifc^er  @e' 
bi^te. 

Sn  feiner  ©pradie  mac^t  ber  9{eim  einen  fo  mo^Igefätligen  unb 
mäd^tigen  Sinbrud,  loie  in  ber  lateinif^en;  bie  mittelalterlichen  gc« 
reimten  lateinifc^en  ©ebic^te  ^aben  einen  eigent^ümlic^eu  3<^uber.  Ww 
mug  ed  baraud  erllären,  bag  bie  latetnifc^e  ©prac^e  o^ne  aUen  Sergleic^ 
t)onfommener,  fc^öncr  unb  ebler  ifl,  ald  irgenb  eine  ber  neueren,  nvb 
nun  in  bem,  eben  biefen  ange^Srigen,  bon  i^r  felbft  aber  urfprüngli^ 
berfc^mä^ten  $u6  unb  Mütter  fo  anmut^ig  ein^erge^t.    (93.  II,  487.) 

€annt. 

Durc^  ben  Segriff  Saune  (tua^rfc^einlid^  t)on  Luna)  mtrb  in  afle« 
feiheu  9Robiftcationen  ein  entfc^iebened  Ueberkoiegen  bed  ©ubiectiDcn  ü6ec 
ba«  Objectibe  bei  ber  «uffaffung  ber  »ugenwelt  gebälgt.  !Der  i^m^^ 
beruht  auf  einer  befonbem  Art  ber  goune.  (&.  II,  111.  Se^'- 
u)iter  Sftc^erlid^:    ^umor.) 


2thtn  39 

Ccbett. 

A.  Sa^  P^fi\(f^t  Scbeit« 

1)  SBefen  bed  2tbtn9  unb  ©egenfa^  be«  Sebenben  gegen 
ba«  Seblofe. 

2)ad  ?eben  Ittgt  fic^  befintren  ate  ber  ^uflanb  eine«  Körper«,  in 
toelc^em  er  unter  beflänbigem  SBec^fel-ber  ä)?aterie  feine  i^m  mefent« 
lic^e  (fubflantieOe)  gorm  aae}eit  behält.  {%  U,  172.)  Da«  9Bc» 
fenttic^e  aUt9  bebend  ift  allein  ber  beflünbige  SEBec^fel  ber  SRaterie  beim 
»c^arren  ber  gotm.    ($.  n,  143.   SB.  n,  335.) 

<3ett  Anfang  biefe«  da^r^unbert«  §at  man  gar  oft  bem  Unorga» 
iiifc^en  ein  geben  beilegen  »oßen;  —  fe^r  fälfc^Iic^.  Jebenbig  unb 
Drganif (^  ftnb  äßec^felbegriffe ;  auc^  ^0rt  mit  bem  S^obe  bad  Organif c^e 
auf,  organifc^  ju  fein.  On  ber  ganjen  i^atur  aber  ifl  feine  ®rän}e 
fo  fd^arf  gebogen,  roie  bie  }n)ifc^en  Drganifc^em  unb  Unorganifc^em, 
b.  f).  3)em,  »0  bie  Sorm  bad  SBefentüc^e  unb  9(eibenbe,  bie  SRatcrie 
bad  SccibenteQe  unb  äBerfjfelnbe  ifl,  —  unb  SDent,  tt)0  bie«  ftc^  gerabe 
umgefe^rt  Der^ätt.  ^ie  ®rttn;ie  fc^toanlt  ^icf  uic^t,  tute  biellei^t 
3tti{(^en  S:^ier  unb  ^flanje,  fefl  unb  flüftlgf  ©Q«  unb  SDanipf;  atfo 
fte  aufgeben  tooOcn  ^cißt  abfic^tUc^  Sertoinung  in  unfere  Segriffe 
bringen,  hingegen  tommt  bem  Sebiofen,  Unorganif^en  fo  gut,  n)ie 
bem  Sebenbigen,  Organifc^en,  SBille  ju.  (31.  83  fg.)  !Z)ad  in  unfern 
Sagen  fo  beliebte  ®enbe  Dom  Seben  bed  Unorganif^en,  ja  fogar  bcd 
6rbßr))erd,  unb  ba6  biefer,  toie  au(^  ba«  ^lanetenf^flem ,  ein  Orga» 
ni^mu«  fei,  ifl  burc^aud  unflattl^aft.  9?ur  bem  Organifc^en  gebührt 
ba9  ^räbicat  Seben.    (993.  II,  335  fg.) 

ane  Sebendproceffe  erforbem,  um  gehörig  DoII}ogen  m  werben,  9e> 
loegung  fonn)^!  ber  3^ei(e,  morin  fie  Dorge^en,  a\9  ht9  ©anjen.  2)a^er 
fagt  Srifiotele«  mit  9iti^t:  h  ßio^  ev  rf]  xivif)asi  6(m.  S)ad  Seben 
beße^t  in  ber  Seioegung  unb  ^at  fein  9Befen  in  i^r.  3)a(er  bad 
(S<^äblic^c  ber  fi^enben  lOebendmeife.  ©ogor  bie  Säume  bebürfen,  um 
JU  gebei^en,  bet  Sekoegung  burc^  ben  Sßinb.  (%  I,  343.  466.)  3)er 
unorganifd^e  Körper  ^at  feinen  Sefianb  burc^  Stu^e  unb  Sbge« 
f(^(offen^eit  t)on  äu§ern  Sinflüffen;  ^iebei  aOein  er^ü(t  ^df  fein  S)afein, 
unb,  n)enn  biefer  3uf^on^  boÜIommen  ifi,  ift  ein  folc^er  Körper  Don 
enblofer  Dauer.  Der  organifc^e  hingegen  ^at  feinen  Seflanb  gerabe 
bnrc^  bie  fortto)tt^renbe  Bewegung  unb  fleted  (Smpfangen  äugerer 
ßin^üffe;  fobalb  biefe  toegfaOen  unb  bie  93ett)cgung  in  i^m  flodt,  if) 
er  tobt  unb  ^0rt  bamit  auf  organifd^  ju  fein,  wenn  aud^  bie  @pur 
bed  bagewefenen  Organidmud  no^  eine  9Bei(e  be^arrt.   (SB.  II,  335  fg.) 

2)  Die  ttugern  Urfac^en  be«  Sebend. 

Der^e  Snlnüpfungdpunft  be«  Seben«  an  bie  Xugentoelt  tft  ber 
Xt^mnngtfptoceg;  ba^er  mug  bie  Sekoegung  be«  Klebend  ald  Don  t^m 
au^ge^enb  unb  er  a\9  ha9  erfte  ®(ieb  ber  ftaufalfette  gebadet  werben. 
Dcmna<^  tritt  al9  erfler  dmpuM,  alfo  aU  erfie  äugere  Urfac^e  bed 


32  ^äd^ert^e,  ha9 

ber  (Strenge  baninter  ge^Srt,  \thoäf  ^tmmeltueit  Derfd^teben  tfl  Don  ber 
eigentlichen  unb  urfprüngltd^en  96fi(^t  unb  9{t(^tung  ht9  ©ebanfend. 
S)emgemög  befielt  ^i^,  a(d  ©eifle^fä^igleit,  ganj  aOein  in  ber  Seit^« 
tiglett,  3u  jebem  Dorlommenben  ®egen{lanbe  einen  Segriff  }u  finben, 
unter  mlijcm  er  aüerbingd  mitgeba^t  tnerben  fann,  ieboc^  aOen  anbctn 
borunter  gehörigen  ©egenflänben  fe^r  heterogen  i(i.  (SB.  II,  105.)  — 
SEBife  unb  ©d^arfjinn  jlnb  Äeußerungen  ber  Urt^eilöfraft;  in  iencm  ijl 
fie  reflectirenb,  in  biefem  fubfumirenb  t^ätig.    (ffi.  n,  98.) 

Sine  Sfterart  M  9Bi|^ed  ifl  \>a9  SBortfpiel,  calembonrg,  pun,  }u 
teel^em  aixij  bie  ^^^'^^utigleit,  r^quiyoque,  bereu  $auptgebrau(^  ber 
obfcöne  (bie  3otc)  ijl,  gejogen  werben  fonn.  SBie  ber  SBift  jtoei  fc^r 
öerfd^iebene  reale  Dbjecte  unter  einen  Segriff  jtoingt,  fo  bringt  ba« 
3Bortf))ieI  itoti  üerfd^iebene  Segriffe,  burc^  Senu^ung  bed  3"^^' 
unter  ein  2Bort;  ber  felbe  Sontraft  entfielt  lieber,  aber  Diel  matUx 
unb  oberflächlicher,  tueil  er  nicfjt  au^  bem  SBefen  ber  SDtnge,  fonbern 
avi^  bem  3"f<^ä  ^^^  97amengebung  entfprungen  tfl.  Seim  3Bit  iß 
bie  dbentitiit  im  Segriff,  bie  Serfc^ieben^eit  in  ber  äBirflic^feit;  beim 
aSJortfpiel  aber  ifl  bie  Serfc^ieben^eit  in  ben  Segriffen,  bie  dbentitöt 
in  ber  9Btr(Iic^Ieit,  atö  }u  toelc^er  ber  2Bort(aut  gehört.    (993. 1,  72  fg.) 

b)  Starrheit. 

2)ie  9?arr^cit  ge^t  bom  abflracten  Segriff  ju  bem  burc^  bicfcn 
gebuchten  9?ea(en,  ober  Slnf^auli^en,  melc^ed  nun  aber  irgenb  eine 
dncongruenj  ^n  bemfelben,  bie  überfe^en  tt)orben,  an  ben  2^ag  legt, 
loobur^  eine  Ungereimtheit,  mithin  in  praxi  eine  närrifc^e  ^anblung, 
entpe^t.  SDo  baö  ©c^aufpiel  ^anblung  erforbert,  fo  ifl  biefe  «rt  bc« 
gäd^eriic^en  ber  ffomöbie  toefentlid^.    (SB.  II,  105.) 

9S8i(}  al«  5Warr^eit  ju  mo«!iren  ifl  bie  ffunjl  be«  Hofnarren  nnb 
beö  ^anötüurp.  ein  folc^er,  ber  ©iüerfität  ber  Dbjccte  [li)  w^W 
betuugt,  bereinigt  biefelben  mit  ^eimlic^em  SBig  unter  einen  Segriff, 
Don  )velc^em  fobann  audge^enb  er  Don  ber  nad^^er  gefunbenen  ÜDiDerfttät 
ber  Objecte  biejenigc  Ucberrofc^ung  erhält,  toclcl(e  er  felbft  flc^  Doib«' 
reitet  ^atte.    (SB.  I,  71.) 

3ur  5Worr^cit  gehört  ouc^  bie  ^ebantcrie.  Diefc,  ben  «erftanb 
gau)  unter  bie  Sormunbfc^aft  ber  Sernunft  fleOenb,  ge§t  immer  Don 
aUgemeinen  Segriffen,  8?egcln,  SKapmen  aud  unb  koiQ  fld^  ^^^^^ 
genau  an  fie  galten,  Hebt  ba^er  an  ber  t$orm,  an  ber  Spanier,  <^^ 
Kudbrud  unb  SBort.  !Da  jeigt  flc^  benn  balb  bie  dncongmen)  M 
Segriff ö  jur  Realität,  ba  jener  in  feiner  jlarren  Allgemeinheit  nie 
genau  ju  ben  frinen  SRüancen  ber  SSJirflic^feit  pa^t  ®er  $<ba«t 
fommt  ba^er  mit  feinen  oügemeinen  ÜKo^imen  im  2eben  föfl  ^^^ 
JU  furj,  ))robucirt  in  ber  ^nfi  fteifc  manierirte  äftergeburten  «no 
trifft  auc^  in  et^ifc^er  ^inpc^t  nic^t  bo«  JRec^te.  (S.  I,  71  ffl«; 
II,  83.) 


ndinttd^t,  bad  33 


3)  3)ad  abfid^tUc^  Säd^erUd^e:    drotite  unb  ^urnor. 

3)a9  abftc^tltc^  ^ädjtxMd^z  ifl  ber  ©d^erj;  er  tfH  bod  8eflre6eu, 
^luifc^en  ben  Segriffen  bed  Zubern  unb  bet  9^eatttSt,  but^  Serfc^teben 
bed  Sinen  bicfer  Seiben,  eine  Sidcrepanj  gu  Sege  )u  bringen;  wö(j« 
renb  fein  ®egent^ei(,  ber  @rnft,  in  ber  menigflen^  angefirebten  genauen 
Sngemeffen^eit  Seiber  ju  einanber  befielt.  Serfledt  nun  aber  ber 
@^er}  fic^  hinter  ben  Srnfl,  fo  entfielt  bie  dronie;  }.  S.  toenn 
loir  ouf  bie  äReinungen  be^  Snbern,  tt)e((^e  ha9  ©egent^eit  ber  un« 
ferigen  ftnb,  mit  fci^einbarem  Srnfl  eingeben  unb  fie  mit  i^m  }u  t^eilen 
ftmuliren,  bid  enblic^  bad  SRefuItat  i^n  an  und  unb  i^nen  irre  mac^t. 
Dad  Umgefe^rte  ber  Oronie,  ber  hinter  ben  @(i|er}  berflecfte  Srnfl,  ifi 
ber  ^urnor«  S)ie  dronie  ifl  objectio,  nSmlic^  auf  ben  9nbem  6e» 
rechnet;  ber  ^umor  aber  fubjectio,  nümlid^  junäd){l  hur  für  ha9 
eigene  ®e(bfl  ba.  9?(i^er  betrad^tet,  beruht  ber  ^untor  auf  einer 
fttb|ectit)en,  aber  ernften  unb  erhabenen  ©timmung,  toelc^e  untoillfürlic^ 
in  Sonflict  gerät^  mit  einer  i^r  fe^r  heterogenen,  gemeinen  Stugeniuelt, 
ber  fie  iDeber  audweic^en,  noc^  fl^  felbfl  aufgeben  lann;  ba^er  fie  jur 
Sermittelung  Derfuc^t,  i^re  eigene  %nfl(^t  unb  jene  9u§entt)ett  burc^ 
bie  felben  Segriffe  ju  beuten,  luelc^e  ^teburc^  eine  boppelte,  balb  auf 
biefer,  balb  auf  ber  anbern  ©cite  liegenbe  dncongruen)  ju  bem  baburc^ 
gebauten  Uteaien  erhalten,  tuoburd^  ber  (Sinbrucf  bed  abfic^tlic^  Sucher- 
liefen,  atfo  bed  @(^er}ed  entfielt,  (}inter  »elc^em  ieboc^  ber  tiefße 
(Snifi  t>tx^tdi  ifl  unb  burd^fc^cint.  tjängt  bie  dronie  mit  ernfler 
ÜRiene  an  unb  enbigt  mit  (tt(|elnber,  fo  ^iUt  ber  $umor  ed  umgele^rt. 
(SB.  n,  109—112.  m.  241  fg.)  Ö«  ijt  aWißbraut^,  ba«  ©ort 
„(jumoriflifd^",  in  ber  Sebeutung  t)on  „hm\\ä)"  überhaupt  }u  ge- 
braud^en  unb  jebcn  @pag,  iebe  $and)ourfiiabe  mit  „$umor"  ju 
betiteln.    (SB.  U,  111  fg.) 

!Z)ie  dronie  ifl  ))Iatt  unb  gemein,  koenn  mit  plum))er  9bft<j^t(i(^feit 
ein  Steale«  unb  flnfc^auli^e«  gerabeju  unter  ben  Segriff  feine«  ®egen- 
0^9  gebracht  mirb;  benn  bann  ijl  bie  dncongruenj  jioifd^en  bem 
®eba(iten  unb  bem  Sngefc^auten  eine  totale.  9?ur  ffinber  unb  Sente 
o^ne  aOe  Silbung  (a^en  bei  folc^er  platten  dronie.  (9B.  II,  104.)  — 
S)iefer  ©attung  be«  SSd^erlid^en  ifl  toegen  ber  Uebcrtreibung  unb 
bcutlid^en  Slbftc^tli^feit  in  etwa«  t)ern)anbt  bie  ^arobie.  3^r  Ser« 
fahren  befielt  barin,  ba§  fie  ben  Sorgttngen  unb  SBorten  eine«  ernfl« 
^ften  @ebi(^te«  ober  S)rama«  nnbebeuteube,  nicbrige  ^erfonen,  ober 
neittfid^c  SRotiDe  unb  $anblungen  unterf(^iebt.  @te  fubfumirt  a(fo 
bie  Don  i^r  bargefleHtcn  platten  9{ealitäten  unter  bie  im  2:(jcma  ge« 
gebenen  ^o^en  Segriffe,  unter  knetete  fie  nun  in  geteiffer  ^inft^t 
paffen  muffen,  tufl^renb  fie  übrigen«  benfe(ben  fe^r  incongruent  flnb; 
moburc^  bann  ber  äBiberflreit  }toif(^en  bem  Sngefc^auten  unb  bem 
®thaäfttn  \tffc  grea  ^erbottritt.    (9B.  U,  104  fg.) 

64opeii^aufr'2<iUon.    II.  3 


34  2ogc    —    ^angetoette 

Ca0e. 

2)ie  toec^felfcitige  Seftimmung  ber  2:§et(e  be^  Stauntet  burc^  einmtber 
tft  bie  Sage.  @ie  iß  für  beit  9{aum  baffelbe,  load  für  bie  3^*^  ^i^ 
golgc  (©ucccfrion).     (SB.  I,  9.    ®.  131.) 

CanUfdjaft^  f.  unter  Statur:    !Dte  äfi^etifc^e  3Birfung  ber  %atur. 

iranlifd)aft$maUrei,  f.  aWolerci. 

1)  Unterfc^teb  jtoifc^en  3)?enf(^  unb  X^ter  in  l^infii^t 
auf  bie  Sangetoeile. 

!Z)er  SRenfc^  ^at  3U)ar  t)or  beni  j£^iere  bie  eigentlich  intcOectitelleu 
®enüf[c  üoraud,  bie  gar  üiele  Sbfiufungen  ^utaffen,  üon  ber  eiufSl' 
tigflen  (Spielerei  ober  auc^  SonDerfation  bid  ju  ben  ^5(^flen  geifligen 
Seißungen;  aber  a(d  @egengen)i(^t  baju,  auf  ber  ©eite  ber  Reiben, 
tritt  bei  i^m  bie  Sangetoeile  auf,  toeld^e  bad  Xf^itv,  toenigltend  im 
92aturiuflanbe,  nic^t  lennt,  fonbern  Don  ber  nur  im  gejä^mten  3"' 
ftanbe  bie  oUerflüg^en  2:^iere  leichte  Einfälle  fpüren;  »tt^renb  fle  beim 
aSenfc^en  gu  einer  »irHic^en  ®ei§el  ujirb.  ($.  U,  316.)  9?ur  in 
ben  aderflügllen  j£^ieren,  tvie  ^unben  unb  Slffen,  mac^t  ftc^  bie  Sänge* 
weile  fühlbar.    (?.  U,  71.) 

2)  9{ot^    unb    Sangetoeile    aU    bie    beiben  $o(e   be0 
9J{enf(^enIeben9. 

iRot^  unb  Sangeioeile  fmb  bie  beiben  $o(e  bed  3)tenf(^en(ebend. 
($.  II,  316.)  @obaIb  yiotf)  unb  Seiben  beut  Wltn^d^tn  eine  9eafi 
Dergönnen,  ifl  gtetc^  bie  Sangemeile  fo  na^e,  bag  er  be^  ßtitdtttttxM 
noti^menbig  bebarf.  Sa9  alle  Sebenben  befi^äftigt  unb  in  Semegung 
erhält,  ifl  bad  (Streben  nac^  !Dafein.  2Rit  bem  3)afein  aber,  »enn 
ed  i^nen  gefiebert  ifl,  miffen  fle  nid^td  anjufangen;  ba^er  i{l  bad  QtotiU, 
»ad  fie  in  Semegung  fe^t,  bad  (Streben,  bie  Saß  bed  !Dafetn«  (od  ju 
»erben,  ed  unfül^Ibar  }u  machen,  „bie  ßeit  ju  tobten",  b.  §.  ber 
Sangetoeite  }u  entgegen.  S)emgemäg  fe^en  toir,  bag  fajl  alle  Dor  %ot^ 
uub  @orgen  geborgene  SRenf^en,  nac^bem  fte  nun  enbtic^  ade  anbent 
Saften  abgemäljt  ^aben,  ie^t  flc^  felbfi  }ur  Saß  fmb.  Die  Sangeioeitc 
aber  ifl  nic^td  kueniger,  aU  ein  gering  )u  ac^tenbed  Uebel;  fie  matt 
3u(e^t  roa^re  93erimeiftung  auf  bad  @eft(^t.  S)er  fiampf  gegen  bie 
Sangemeile  ifl  eben  fo  quätenb,  luie  ber  gegen  bie  92ot§.  (SB.  I,  368  fg.) 
92otl^  unb  @(^mer)  erfüllen  bie  Sßett,  unb  auf  Die,  mlä^  biefen 
entronnen  fuib,  lauert  in  allen  SBinfeln  bie  Sangelueile.  ($.  I,  352.) 
Sßie  bie  3loif^  bie  beflänbige  ©eigel  M  93otfe«  ift,  fo  bie  Sangeloeile 
bie  ber  toome^men  SBelt.  3m  bürgerlichen  Seben  ifi  fie  burc^  ben 
(Sonntag,  mie  bie  9{ot^  burc^  bie  fec^d  äBoc^entage  repräfentirt. 
(SB.  I,  370.    ^.  I,  347.) 

Der  aQgemeinfle  UeberbUcf  jeigt  und,  aU  bie  beiben  %tiüU  M 
menfc^tic^en    ®(ücfed,   ben  ©c^merj   unb   bie  Sangemeile.     3n  bew 


SongemeUe  35 

3)taa§e,  ate  ed  und  glücft  t)on  einem  berfelben  }u  entfernen,  nähern 
totr  und  bem  anbern  unb  umgele^rt;  fo  bog  unfer  iAtn  tDirfltc^  eine 
|)ärlere,  ober  \ifio'd6)txt  DdciQation  }toif(^en  i^nen  barfleUt.  ÜDicS 
eiiffpringt  baraud,  bog  Seibe  in  einem  bop))eUen  Slntagonidmud  ^u 
einanber  flehen,  einem  äugern^  ober  objectiDen,  unb^  einem  innern,  ober 
fubjectiöen.     (?.  I,  347.   $.  447.) 

3)  ÜDie  Sangemeile  aU  Semeid  ber  SBert^«  unb  ®e» 
^altlofigleit  bed  S)Qfeind  an  fic^  felbft. 

üDte  Sangemeile  bemeiß  gerabeju,  bag  bad  S)afein  an  ftc^  felbfl 
feinen  SEBert^  f^at;  benn  {te  ijl  eben  nur  bie  ßmpfinbung  ber  Seer^eit 
beffetben.  Senn  nämlic^  bad  Seben,  in  bem  Serlangen  nac^  me(d)em 
unfer  SBefen  unb  S!)afein  befielt,  einen  pofttitoen  S^ert^  unb  realen 
@ti^alt  in  ftd^  felbfl  ^ätte;  fo  lönnte  t9  gar  feine  Sangemeile  geben, 
fonbern  bad  Möge  S)afein  an  fic^  felbfl  müßte  und  erfüllen  unb  be« 
friebigen.  {%  U,  307.)  S)a§  hinter  ber  9?ot^  fogleic^  bie  Sangemeile 
liegt,  metc^e  fogar  bie  flügeren  Siliere  befäOt,  iß  eine  ^olge  bat)on, 
bag  bad  Seben  feinen  magren  ächten  @e^alt  ^at,  fonbern  blöd  burc^ 
SebUrfnig  unb  dOufion  in  Qemegung  erhalten  mirb;  fobalb  aber 
biefe  fiocft,  tritt  bie  gftnjlic^e  fia^l^eit  unb  Seere  ht^  2!)afeind  ein. 
(?.  n,  311.) 

4)  Sßirfungen  ber  Sangemeile. 

*S>\t  Sangemeile  mac^t,  bag  SBefen,  meiere  einanber  fo  menig  lieben, 
mie  bie  SRenfc^en,  boc^  fo  fe^r  einanber  fuc^en,  unb  mirb  baburc^  bie 
Quelle  ber  ©efelligfeit.  (SB.  I,  369.  %  I,  349.  449  fg.)  «u^ 
merben  überall  gegen  bie  Sangemeile,  mie  gegen  anbere  allgemeine 
(Salamitäten,  öffentliche  Sorfe^rungen  getroffen,  fc^on  aud  @taatdf(ug< 
^it;  meit  biefed  Uebel,  fo  gut  ald  fein  entgegengefe^tcd  S^trem,  bie 
^ungerdnot^,  bie  SRenfc^en  ju  ben  grögten  3^9cU<'P8^^i^cii  treiben 
fann.  (SB.  I,  369.)  3)ie  8teif  efuc^t  ifi  eine  ^olge  ber  Sangemeile. 
393ad  bie  SRenfc^en  burc^  bie  Sänber  jagt,  ifl  bie  felbe  Sangemeile, 
loclc^e  }u  $aufe  fte  ^aufenmeife  }ufammentreibt  unb  jufammenbrttngt, 
bag  ed  ein  @pag  ift,  ed  anjufe^n.  ($.  II,  645.)  ferner  ff  arten« 
fpiel  unb  anbere  ©piele.  3)er  Sangemeile  }u  begegnen,  f triebt  man 
bem  Sillen  f  leine,  blod  ein  jimeilige  9Rotioe  oor,  i^n  }u  erregen  unb 
babuT^  auc^  ben  dnteüect,  ber  fle  auf)ufaffen  b^t,  in  ST^tttigfeit  )n 
Derfe^en.  ©olc^e  SKotioe  nun  finb  bie  @piele,  mit  ftarten  u.  f.  m., 
meiere  ju  befagtem  3^^'  erfunben  morben  \\\\h;  fe^lt  ed  baran,  fo 
^tlft  ber  befiS^rdnfte  iD?enfc^  ftc^  burc^  fflappem  unb  Zrommetn,  mit 
Hllem,  mad  er  in  bie  ^anb  triegt.  S(ud^  bie  Sigarre  ifl  i^m  ein 
tmOfommened  @urrogat  ber  ©ebanfen.  ($.  I,  350.  SB.  I,  370  fg.) 
find  ber  innern  Seer^eit,  meiere  bie  Queue  ber  Sangemeile  ift,  entfpringt 
bie  @ud^t  na(^  ©efellfc^aft,  3^fheuung,  SJergnügen  unb  Supid  jeber 
fixt,  wAift  Siele  jur  Serfc^menbung  unb  bann  }um  Slenbe  fü^rt. 
(?.  I,  348.) 


36  Saofoon    —    Särm 

5)  @egenf a^  jtoif ^en  ber ©eißedflumpf ^ett unb  ®eifle9« 
rcgfamfeit  in  ^tnftd^t  auf  bie  Sangetoette. 

%n^  ber  ©etflcdflunipf^eit  ge^t  jene  auf  ja^Uofen  ©efid^tem  aud« 
geprägte,  \m  ouc^  burc^  bie  6efi(inbig  rege  3(ufmerf)amfeit  auf  aOe, 
felbfl  bie  üeinflen  Vorgänge  in  ber  Su§emDeIt  ftc^  Derrat^enbe  innere 
Seer^eit  ^ert)or,  welche  bie  lua^re  DueOe  ber  Sangemeile  ifl  unb  fletd 
nac^  äugerer  Anregung  lec^gt,  um  @eiß  unb  ®emUt^  burc^  irgenb 
etma^  in  Semegung  gu  bringen.  {%  l,  347.)  ^Dagegen  (ägt  ber 
innere  9iei(^t^um,  ie  me^r  er  fic^  ber  Sminen}  nähert,  ber  ^ange« 
meile  immer  weniger  9taum.  2)ie  unerfc^öpflic^e  9{cgfamfeit  ber 
©ebanfen  aber,  i^r  an  ben  mannigfaltigen  Srfd^einungen  ber  dmten- 
unb  Außenwelt  fld^  jlct«  erneuembeö  ©piet,  bie  5Iraft  unb  ber  5trieft 
}n  immer  anbem  Kombinationen  berfetben,  fegen  ben  eminenten  Sopf, 
bie  %ugen6(i(fe  ber  Slbfpanmmg  abgerechnet,  ganj  auger  bem  Sercid^ 
ber  gangetüeilc.  (^.  I,  348.)  S)em  SÄannc  öon  ®cnic  fann  bie 
Sangetueile,  biefer  beflünbige  $audteufel  ber  ©emö^nlic^en ,  fic^  nic^t 
nähern.    (?.  II,  84.) 

S)a6  bie  befc^rttnften  Söpfe  ber  $?angen)ei(e  fo  fe^r  aufgefegt  pnb, 
fommt  ba^er,  bag  i^r  OnteQect  bur^aud  nic^td  weiter,  ald  M 
SRebium  ber  Wlot\t>t  für  i^ren  SEßiOen  ifi.  @inb  nun  t)or  ber 
$anb  feine  ÜRotiDe  aufjufaffen*  ba,  fo  ru^t  ber  SiDe  unb  feiert  ber 
•SnteQect;  biefer,  weil  er  fo  wenig,  wie  j[ener,  auf  eigene  $anb  iu 
S^OStigfeit  gerät^.  3)ad  SRefuItat  ifl  fdjredfUc^e  Stagnation  aOer  ftrüftc 
im  ganjen  2)ienfc^en,  —  8angewei(e.    {%  I,  350.) 

6)  Ser^üttnig  ber  Sebendalter  jur  l^angeweile. 

Die  ^txt  unfern  Sebend  ^at  in  ber  fubiecttt^en  @(^ä|ung  eine  Be« 
fc^Ieunigtc  Bewegung,  inbem  debem  nac^  3)?agga&e  feiner  Entfernung 
Dom  Seben^onfange  bie  3<^tt  fd^neQer  unb  immer  fc^neller  Derfliegt. 
9Bir  finb  ba^r  ber  Sangeweile  burc^weg  im  umgefe^rten  Ser^ältni§ 
unfer«  «Iterö  unterworfen,  ffinber  bebürfeu  bcftänbig  be«  Seitoer* 
treibe«,  fei  e«  ©piel  ober  Arbeit;  florft  er,  fo  ergreift  fic  augenblicffic^ 
entfeglic^e  Sangeweile.  $(u(^  düngtinge  fmb  i^  noc^  fe^r  untenuorfen 
unb  fe^en  mit  Seforgniß  auf  unaui3gefüDte  ©tunben.  Sm  männlichen 
Stter  fc^winbet  bie  Sangeweile  me^r  unb  me^r;  ©reifen  wirb  bie  3^^' 
ftet«  ju  furj  unb  bie  läge  fliegeu  pfeilfc^neU  vorüber.  Dur^  biefe  9e* 
fc^teunigung  bed  Saufe«  ber  Qtit  fdQt  alfo  in  fpfitern  darren  meiflen« 
bie  Sangeweile  weg.    ($.  I,  619  fg.) 

Caokomi,  f.  ©culptur. 

fdttti, 

1)  3Barum  Särm  pörenb  auf  ben  ©eift  wirft. 
3)a«  ©e^br  ift  ein  paffiDer  ©tnn.    3>Q^er  wirfen  Xöne  fiörenb 
unb  fcinbtic^  auf  unfern  ©eift,  unb  }Wor  um  fo  me^,  je  t^Stiger 
unb   entwicfelter   biefer   if);    fie    }erreigen   ade   ©ebonfen,    jeroltte» 


eatcot  37 

momctiiaii  Ue  üDetAcaft  &  ift  hit9  banmd  nflarlii^,  ba§  bad  $ören 
MrmSge  rincr  mcf^anif^n  Srfc^ttttcniiig  bc^  ©e^SrncnKnfl  iior  fti^ 
ge^t^  bie  fii^  fogleic^  bid  tief  ind  ®e^ni  fortpfknjt,  beffen  gonje 
äRaffe  bie  bttrll^  ben  @e^5nicrDen  erregten  (Sc^ioingungen  brö^nenb 
mit  eiiif)ftnbct.  2)enlenbe  fl9)>fe  unb  über^nfit  Seilte  iioii  Dietcnt  ®eifl 
tSnnen  ba^  feinen  88mi  vertragen.  Sewunberungtoütbig  bagegen 
ift  bie  Unent|)ftnblt^feit  geioö^nlic^et  Köpfe  gegen  ben  Jffirm.  Xie 
Öitantit&t  Sfirm;  bie  deber  nnbefc^toert  oertragcn  laiui,  fie^t  toiiflic^ 
in  umgefe^rtem  Ser^ättnig  }n  feinen  ®ei{le«häften  unb  tann  a(d  bad 
ungefähre  SRflf  berfelben  betrachtet  merben.  (SB.  ü,  33  —  35. 
%  n,  678  fg.) 

2)  3)ieXoteran)  gegen  S&rm  qU  ein  ^zidttn  geifliger 
@tnni)>f§eit. 

Unmöglich  fSnnte,  n>eun  biefe  SBelt  )>on  eigentlich  benfenben  SBefen 
bet>9ffert  tBäxt,  ber  SSrm  ieber  Srt  fo  unbef^ränft  ertanbt  unb  frei'» 
gegeben  fein,  mie  fogor  ber  entfe^tid^fle  unb  babei  {toecKofe  t9  ift. 
(?.  II,  536.) 

!2)ie  allgemeine  S^oleronj  gegen  unnöt^igcn  Särm,  j.  9.  gegen  bad 
fo  (ö(!^ft  ungezogene  unb  gemeine  5t§(irentt)erfen,  ifl  gerabejn  ein 
3ei(!^en  ber  aDgemeinen  Stumpfheit  unb  ©ebanlenlecre  ber  Köpfe. 
($.  II,  681.)  ®an}  cioilifirt  werben  mir  erfl  fein,  tt^ann  auc^  bie 
£)fyctn  nic^t  me^r  oogelfrei  fein  merben  nnb  nid^t  debem  bad  Sffec^t 
gtt^e^  mirb,  haß  Oemu^ein  jjebed  benfenben  Sßefen^  auf  taufenb 
©c^ritte  in  bie  Ximht  3U  burc^fc^neiben  ntittetfl  pfeifen,  $)eu(en, 
SMIOen,  $ämmem,  ^eitfcf^enflatfc^en,  SeOenlaffen  u.  f.  m.   (993.  II,  35.) 

fattin. 

1)  ©egenfa^   jmifc^en  ben   Satein  Serße^enben  unb 
ben  t9  Stic^tDerjle^enben. 

^er  SDIenfc^,  metc^er  fein  Satein  oerfte^t,  gleidjt  (Sinem,  ber  flc^  in 
einer  fc^önen  @egenb  bei  nebligem  Sßetter  befinbet;  fein  $ori)ont  ift 
äu§erfl  befc^ränft.  3)er  ^orijont  bed  Sateinerd  bagegen  ge^t  fe^r 
toett,  burc^  bie  neuem  Oa^r^unberte,  bad  9Rittela(ter,  ba9  Slltert^um.  — 
9Ber  f^in  Satein  oerfte^t,  gehört  jum  6o(fe,  auc^  meun  er  ein  groger 
Virtuofe  auf  ber  Slettriflrmafd^ine  lottre  uitb  bo^  97abicat  ber  ging' 
fpat^fdure  im  Stieget  ^tttte.    ($.  n,  606.) 

3)  äOiic^tigfeit  be^  Satein^  a(9  allgemeiner  @e(e^r* 
tenfprac^e. 

Die  Slbfc^affung  bed  Sateinifc^en  ate  allgemeiner  ©ele^rtenfprac^e 
unb  bie  bagegen  eingeführte  ftleinbiirgerei  ber  Slattonaditteraturen  ifl 
für  bie  äBiffenfc^often  in  Suropa  ein  »a^red  Ungfüd  gemefen.  ßn» 
nftc^fi,  »eil  t9  nur  mittelfl  ber  tateinifc^  ©prac^e  ein  allgemeine^ 
enropäifd^el  ®e(el^rtenpttb(icam  gab,  an  beffen  ®efanunt^eit  jebe«  er» 
f ^einenbe  9u(^  fl^  btrect  manbte.   Stun  ifl  aber  bie  3a^I  ber  eigentlich 


38  Coline 

bentettbcn  unb  urt^tttfä^igen  ftöpfe  in  gait)  (Sttro))a  o^ne^in  fd^on  fo 
tlein,  bag,«  tuenit  man  t^r  gomm  noc^  burd^  ®)>ra(^grätt)en  jerftttdtett  unb 
Qudeinanbcr  reigt,  man  i^re  loo^It^ätige  SBirtfornfett  uncnbttd^  fc^ttlh^t. 
hieran  koirb  fid^  ba(b  ein  }n)eitcr,  noc^  grSgcrer  Stad^t^eil  Inüpfen: 
ba«  aufhören  ber  Erlernung  ber  alten  (Sprachen.  ($.  U,  521.  576.) 
l^ateinifd^e  Sutoreu  mit  beutfc^en  9?otcn  ^eran^jugeben,  mie  je^t 
gefc^ie^t,  iß  eine  ©(^mcinerei  unb  eine  Infamie.    (^.  II,  521.  606.) 

3)  3)a^  Sateinfc^reiben  aU  belle  Sorfc^ule  jnm  lotlU 
fommenen  Sudbrucf  in  ber  ÜRutterfprac^e. 

3)urc^  bad  l^ateinfc^reiben  oKein  (ernt  man  bie  ^iction  ate  ein 
^unßtoerf  be^anbeln,  beffen  ©toff  bie  ©prac^e  ifl,  meiere  ba^er  mit 
grögter  @orgfa(t  unb  Sel^utfamleit  be^anbelt  merben  mug.  Demnach 
richtet  fl(^  je^t  eine  gefc^örfte  Stufmerifamfeit  auf  bie  Sebeutung  unb 
ben  äBert^  ber  äSBorte,  i^rer  3uf<tni"^nß^Dung  unb  ber  grammatilaUfi^en 
i^ormeu;  man  lernt  biefe  genau  abmägen  unb  fo  ha9  loflbare  3Rateria( 
l^anb^aben,  »elc^ed  geeignet  ijl,  bem  lludbrud  unb  ber  (Sr^attnng 
tt)ert^t)oDer  @ebanlen  }u  bienen;  man  (ernt  9?efpect  ^aben  Dor  ber 
@pra(^e,  in  ber  man  fc^reibt,  fo  bag  man  nic^t  ua^  SBiOfür  unb 
Saune  mit  i^r.umfpringt,  um  fie  umjumobeln.  O^ne  biefe  Sorfc^ulc 
artet  bie  ©c^reiberci  (eic^t  in  blogc«  ©etottfc^e  au9.    {%  U,  605  fg.) 

4)  ®egen  bad  S^ac^a^men  bed  ©tiU  ber  9tten  beim 
Sateinfc^reiben. 

^emben  @ti(  nac^a^men  ^eigt  eine  äRadfe  tragen.  3)arum  gleiten 
benn  auc^  bie  (ateinifc^  fc^reibenben  ©(^riftfleüer,  meiere  ben  ®ti(  ber 
auAi  nac^a^men,  bo(^  eigentlich  ben  9RaMen.  2Ran  ^drt  nämfi^ 
mobi  toad  fie  fagen,  ft^^t  aber  nic^t  baju  auc^  i^re  ^b^fiognomie,  ben 
®ti{.  SBobI  aber  ß^bt  man  aud)  biefe  in  ben  (atcinifc^en  Schriften 
ber  ©etbftbenfer,  atd  mel^e  fit^  ju  jener  Stac^a^mung  nic^t  be* 
qucmt  l^aben,  j.  SB.  ©fotu«  erigcno,  ^etrarfa,  öafo,  Äarteflu«, 
©pinoja,  jobbte  u.  a.  m.    ($.  II,  550.) 

5)  Sigent^ümlic^er  3auber  gereimter  lateiuifc^er  @C' 
biegte. 

du  leiner  Sprache  mac^t  ber  9teim  einen  fo  mo^tgefäfiigen  unb 
mächtigen  (Sinbrud,  »ie  in  ber  lateinifd^en;  bie  mittelattertic^en  ge* 
reimten  (ateinifd^en  ©ebic^te  §aben  einen  eigent^ümlic^eu  ßaubtx.  Won 
mug  ed  baraud  erllüren,  bag  bie  lateinif^e  Sprache  o^ne  afien  Serglei<i^ 
t)oniommener,  fd^öncr  unb  ebler  i\t,  ale  irgenb  eine  ber  neueren,  unb 
nun  in  bem,  eben  biefen  ange^Drigen,  t)on  i^r  felbfl  ober  urfpriingli^ 
mfc^mtt^ten  ^u^  unb  glitter  \o  anmut^ig  ein^erge^t.  (9B.  II,  487.) 
Canttt. 

3)ur(4  ben  Segriff  Saune  (ma^rfc^etntic^  Don  Lima)  mitb  in  äffen 
feilten  SRobificationen  ein  entf^iebened  Uebenoiegen  bed  ©ubjectiDen  übet 
ba«  Dbjectioe  bei  ber  Vuffaffung  ber  Sugenmett  gebälgt.  2)er  ^ttmot 
beruht  auf  einer  befonbem  Srt  ber  Saune.  (&.  U,  111.  Seigt 
u(iter  Säc^ertic^:    ^umor.) 


?cbeii  39 

Ccben. 

1)  äSScfen  bed  2thtn9  unb  ©egenfaft  bed  l^ebenben  gegen 
ba9  Seblofe. 

ÜiDa«  ?cben  (tfgt  flc^  befiniren  al^  ber  3uPanb  etned  Sdr)>erd,  in 
meiern  er  unter  beflänbigem  äBec^fel-ber  Wtattvit  feine  i^m  »efent* 
lic^e  (fubfiantieQe)  gorm  aaejeit  bel^ält  ($.  II,  172.)  !Z)a«  9Be» 
fentlic^e  aOe^  Sebend  ifl  aDein  ber  beflänbige  SBec^fel  ber  SRaterie  beim 
»e^arren  ber  gotm.    (^.  II,  143.   SB.  U,  336.) 

€ett  )(nfang  btefed  Oa^r^unbertd  ^at  man  gor  oft  bem  Unorga» 
nifc^en  ein  lieben  beilegen  n)onen;  —  fe^r  fä(f(^{ic^.  I^ebenbig  unb 
Drganif (^  f^nb  äßec^felbegriffe ;  auc^  ^ört  mit  bem  S^obe  bad  Organif c^e 
auf,  organifc^  ju  fein,  dn  ber  ganjen  Statur  aber  ifl  feine  ©ränje 
fo  fc^arf  gejogen,  roie  bie  jmifc^en  Organifc^em  unb  Unorganifc^em, 
b.  ^.  ÜDem,  mo  bie  Sonn  bod  9ßefentti(|e  unb  ^leibenbe,  bie  äRaterie 
ba«  accibenteOe  unb  SBedjfelnbe  ifl,  —  unb  üDem,  mo  bicd  flc^  gerabe 
umgefe^rt  oer^tflt.  !Die  ®räu;(e  fc^knanlt  ^ief  nid^t,  mie  bieüetc^t 
jtoifc^en  2:^ier  unb  ^flan^e,  fefl  unb  fliiffig,  ©od  unb  (Dampf;  alfo 
fle  aufgeben  »oOen  ^cigt  abfic^tlic^  Senuirrung  in  unfere  begriffe 
bringen,  hingegen  tommt  bem  Seblofen,  Unorganifc^en  fo  gut,  nie 
bem  Sebenbigen,  Organifc^en,  SßiUe  ju.  (92.  83  fg.)  S)ad  in  unfern 
Zagen  fo  beliebte  ©erebe  üom  Seben  bed  Unorganifc^en,  ja  fogar  bcd 
6rbt9r)>eTd,  unb  bag  biefer,  loie  au^  bad  Panetenf^fieni ,  ein  Drga« 
ui^mu^  fei,  ifi  burc^aud  unftatt^aft.  Stur  bem  Organifc^en  gebUdrt 
ba«  ^rttbicat  geben.    (90.  U,  335  fg.) 

SlQe  Seben^proceffe  erforbem,  um  gehörig  DoDjogen  m  merbcn,  9e« 
tnegung  fomo^l  ber  X^eile,  »orin  fle  Dorge^en,  ald  bed  ©onjen.  iDa^er 
fagt  Xriflotete^  mit  S^e^t:  h  ßioc  ev  vfi  xivTjasi  san.  ÜDa«  Seben 
befte^t  in  ber  93etocgung  unb  ^at  fein  SBefen  in  i^r.  IDa^er  ba^ 
@(^ttb(i^c  ber  fi^enben  $!ebcn9oeife.  ©ogar  bie  9äume  bcbttrfen,  um 
JU  gebei^n,  ber  Setoegung  bur^  ben  SSJinb.  ($.  I,  343.  466.)  ÜDer 
unorganifc^e  Körper  ^at  feinen  Seßanb  burc^  ätu^e  unb  Vbge» 
fc^Ioffen^eit  Don  ttugern  Sinflüffen;  ^iebei  allein  erhält  fid^  fein  Dafein, 
unb,  »enn  biefer  3uflanb  t)onfommen  ift,  ift  ein  folc^er  S^örper  Don 
enbtofer  ÜDauer.  SDer  organifd|e  hingegen  ^at  feinen  Seflanb  gerabe 
burc^  bie  fortmft^renbe  Semegung  unb  flete^  Smpfangen  ftugerer 
Sinpuffe;  fobatb  biefe  koegfaSen  unb  bie  Semcgung  in  i^m  flocft,  ifi 
er  tobt  unb  d5rt  bamit  auf  organifc^  ju  fein,  menn  auc^  bie  @pur 
ht€  bagemefenen  Drgani^mu^  no^  eine  Sßetle  be^arrt.   (SB.  II,  335  fg.) 

2)  3)te  äugern  Urfa^en  be«  Sebend. 

!Z)et^e  Xnlnüpfung^punlt  bed  Seben^  an  bie  Vugentoelt  ifl  ber 
Xt^mung^proceg;  ba^er  mug  bie  9emegnng  M  gebend  afd  Don  i^m 
an^c^enb  unb  er  ald  ba«  erfte  ®Iieb  ber  ftaufalfette  gebälgt  toerben. 
'iDcmnat^  tritt  ald  erfler  dmpuM,  alfo  ald  erfte  äugere  Urfac^e  ht» 


40  S^^cn 

ithtn9  ein  koenig  Saft  auf,  meldte  etnbrttigenb  unb  o^^btrenb,  fernere 
$roceffe  einleitet  unb  fo  bad  Seben  jur  golge  ^t.  2)ie  ^toeite 
äugere  Uvfac^c  bed  bebend  ifl  bie  92a^rung.  9uc^  fte  kntrTt  anfangt 
t)on  äugen,  cid  3Rot\\>,  hoäj  nic^t  fo  bringenb  unb  o^ne  9uff(^ub  $u 
geftatten,  mie  bie  Suft;  erfl  im  2Ragen  fängt  i^re  {i^9poIogtfd|e 
faufate  aBir!fonifcit  an.    {%  II,  178.) 

3)  3)er  Jfampf  bed  Sebend  gegen  bie  me^anifc^cn  unb 
(^entifc^en  Gräfte. 

Obgleich  ber  Organidmud  !ein  gufäOiged,  burc^  bad  SBirTen  me^a« 
nifc^er  unb  d^emifc^er  Kräfte  ^erDorgebrad^ted  $^ftnomen  ifl,  fonbern 
eine  ^ö^ere  dbee,  tuelc^e  flc^  jene  niebrigeren  bur^  übern^ältigenbe 
Sfffimilatton  unteriuorfen  ^at;  fo  ifl  bod^  fein  ©ieg  o^ne  Äompf. 
3nbem  bie  ^ö^ere  Sbee  nur  bnr^  Uebcrlüättigung  ber  niebrigcm 
^eröortreten  fann,  erleibet  fle  ben  SBiberflanb  biefcr.  ©o  unterhält  ber 
£)rgani^mud  einen  bauernben  Stampf  gegen  bie  Dielen  t^^^r^fc^en  unb 
c^emifi^en  fitäfte,  nielc^e,  alö  niebrigere  3been,  ein  frühere«  Siedet  ouf 
bie  9){aterie  ^aben.  S)a^er  fmlt  ber  0rm,  ben  man  eine  Seile  mit 
Uebermältigung  ber  ©diniere  gehoben  ge(}alten;  ba^er  ifl  ba^  bcl)agtid|e 
®efü^I  ber  ©efunb^eit  fo  oft  Don  Unbe^aglid)feit  unterbrochen.  ®a(cr 
auc^  beprimirt  bie  Serbauung  alle  animalifcffen  t^unctionen.  ^a^cr 
überhaupt  bie  ?ajl  bed  p^pftfc^en  SebeniS,  bie  Stot^tvenbigleit  M 
@d)Iafe«  unb  juleftt  be«  SCobe«.    (9B.  I,  173  fg.) 

4)  3)er  ©egenfa^  jtoifc^en  bem  organifd^en  unb  oni* 
malifc^en  Seben. 

Sic^at'd  ©egenfa^  t>on  organifc^em  unb  animalifc^em  ?eben 
entfprid^t  beut  ©egenfat^  ^o"  WilU  unb  dn  teile  ct.  SlDed,  m^ 
bie  ,,2Be(t  aU  mUt  unb  SorfteDung"  bem  eigentlidjen  SBiütn  ju« 
f treibt,  legt  Si^at  bem  organifc^en  Seben  bei,  unb  9Hed,  wad  f^^ 
al«  Ontellect  faßt,  ifl  bei  i^m  ba«  animote  Scbcn.  «i^at*«  »«• 
trac^tungen  unb  bie  ber  „SBett  al«  SBJille  unb  SorjleDung"  unterflüten 
fld^  nie^felfeitig,  n^ie  p^^flotogifc^er  unb  p^itofop^ifc^er  Somnietitar. 
dener  ge^t  bom  Dbjectiöen,  b.  ^.  bom  SBemnßtfein  anbercr  ©ingf» 
biefe  t)om  ©ubiectiben,  öom  ©etbflbeiuußtfetn  au«.   (SB.  H,  296-304.) 

B.  e^aralter^  Scrt^  unb  Stoetf  M  Seben«  im  ^an^tn. 

1)  2)er  Sebendmitte  aU  btinber  SDrang. 

SEBiOe  jum  Seben,  »eit  entfernt,  eine  beliebige  ^^poflafe,  ober  gav 
ein  leere«  SBort  ju  fein,  ifl  ber  allein  wa^re  Äuöbrudf  bc«  iunerftea 
aaSefen«  ber  SBelt,  toie  ber  unioerfclle  8eben«brang  unb  baö  öerjwcifelte 
©träubcn  unb  SBe^ren  gegen  ben  lob  in  ber  I^ier-  unb  SWenfc^en* 
koelt  bemeift.  @e^en  mir  un« .  nun  aber  ben  bürftigen  (Srtrag  M 
ganjen  mü^fäligen,  auf  Sr^altung  be«  Seben«  bebo(^ten  Sreibtn^  ^f 
fo  muffen  mir  ju  ber  (Sinftt^t  gelangen,  bag  ber  überfd^toängli^  M^ 
$ang  aUer  2:§iere  unb  iDienfc^en,  ba«  Seben  fu  erhalten  unb  ml^8fi# 


Scben     '  41 

lange  fortjufe(^cn,  fetttedmegd  bad  9Ief«i(tot  trgeitb  eiucr  obiccttDen  @r» 
!enntnt§  Dom  SStxtfft  bed  Scbend,  fonbern  ein  Don  aller  (Srienntntg 
unab^&ngiged  UrfpriingUc^ed  unb  Unbebtngted,  ein  blinber  ÜDrang,  ein 
DöUig  grunMofer,  unmotiDirtcr  Xrieb  tfi,  ober  mit  anbern  SEBorten, 
bag  iene  SBefeit  itic^t  aU  Don  Dome  gejogen,  fonbern  atö  Don  ^tnten 
getrieben  {tc^  barftellen.  97ur  and  ber  Urfprüngtic^feit  unb  Unbcbingt' 
$eit  bed  SSJiQend  jum  Seben  ift  ed  erflärlic^,  bag  ber  SDtenfc^  ein 
!I)afein  DoU  9?ot^,  $Iage,  ©c^merj,  9ngß  unb  bann  lieber  doQ 
i^angemeite,  melc^ed,  rein  obj[ectiD  betrautet  unb  erlogen,  Don  i^m  Der« 
abfc^eut  werben  mü§te,  über  Stlled  liebt  unb  beffen  @nbe  über  9Qed 
fürchtet.  äBie  mit  bem  Sud^arren  im  ?eben,  fo  ift  ed  auc^  mit  beut 
S^reiben  unb  ber  Bewegung  beffelben«  S)iefe  ifl  nic^t  etmad  irgenb  frei 
(Srmä^Itcd;  fonbern,  mä^renb  eigentlich  deber  gern  ru^en  möchte,  finb 
92ot^  unb  Sangetoeite  bie  ^eitfc^en,  meiere  bie  Setoeguug  ber  Greifet 
unterhalten.  S)a^er  trägt  bad  ®an}e  unb  jebed  Sinjelne  bad  ©epröge 
eine^  erjiDungenen  3uf^anbed,  unb  §ier  liegt,  beiläufig  gcfagt,  ber  Ur= 
fprung  bei  ftomifc^en,  bei  93ur(ellen,  ©rottelfen,  ber  frauenhaften  ®cite 
bei  Sebenl.    (9B.  n,  ^ap.  28.) 

üDie  auf  ber  ganzen  Srbe  gebrttuc^Iid^e  Stnioünfc^ung  langen  lOebenl 
lägt  fl(^  nic^t  kDo^I  aul  ber  ftenntnig,  mal  bal  Seben,  (jingegcn  aul 
ber,  toa9  ber  3Renfc^  feinem  Sßefen  nac^  fei,  nämßc^  äßille  jum  Seben, 
erüären.    ($.  U,  620.) 

2)  Sertuanbtfc^aft  jmifc^en  Seben  unb  SZ:raum. 

3)ie  enge  Sertoanbtfc^aft  }n)if(^en  Seben  unb  2:raunt  ifl  Don  Dielen 
gro§en  ©eifiern  anerfannt  unb  aulgefproc^en  morben.  ®ie  lägt  [\dj 
gfeid^mgmeife  f o  aulbrücfen :  2)al  Seben  unb  bie  jEräume  ftnb  Slätter 
einel  unb  bei  nämlichen  99u(^el.  ÜDol  Sefen  im  3uftttnmen^ang  ^eigt 
»irHtc^el  Seben.  äßann  aber  bie  jebelmalige  Sefefiunbe  (ber  Sag)  }u 
Snbe  unb  bie  @r^o(ungl)eit  gelommen  ifi,  fo  blättern  wir  oft  noc^ 
mttgig  unb  f plagen,  o^ne  Drbnung  unb  Buf^^^^^^^^t^Sf  ^^^^  W^t 
balb  bort  ein  Statt  auf;  oft  ift  el  ein  fc^on  gelefenel,  oft  ein  no^ 
unbefamitel^  aber  immer  aul  bem  felben  9ndj.  ®o  ein  ein}elu  ge« 
lefenel  Slatt  ift  jwar  auger  3ufA^^c"^^"8  ^^^  ^^  folgerechten 
3>urc^(ef ung ;  boc^  fte^t  el  ^ieburc^  nic^t  fo  gar  fe^r  hinter  biefcr 
jurttcf,  tuenn  man  bebenft,  bag  auc^  bal  ®Qnit  ber  fotgere^ten  Seetüre 
eben  fo  aul  bem  @tegereife  anhebt  unb  enbigt  unb  fonad^  nur  all  ein 
grSgerel  einjelnel  Slatt  anjufe^en  ift    (9B.  I,  20  fg.) 

debel  OnbtDtbnum  unb  beffen  Sebenllauf  \ft  nur  ein  furjer  Straum 
me^r  bei  unenblid^en  97aturgeiflel,  bei  be^anlic^en  SEBiDenl  jum  Seben, 
ift  nur  ein  flüd^tigel  ®ebi(be  me^r,  bal  er  f))irtenb  ^injeic^nct  auf 
fein  nnenblic^el  Statt,  Kaum  unb  S^xt,  unb  eine  gegen  biefe  Der« 
fc^winbenb  fteine  Seile  befielen  lägt,  bann  aullöfc^t,  neuen  ^ta^  }u 
mad^en«    (SB.  I,  379.) 


42  ^tUn 

3)  2)te  tragtfc^e  unb  bte  fomif^e  @ettc  bed  2eben«. 

2)ad  Seben  tfl  nie  fd^Sn,  fonbecn  nur  bte  Silber  be«  2tbtn9  finb 
cö,  nämlid^  im  öerftärcnben  Spiegel  ber  Runfl  ober  ber  ^oefie.  (SB.  II, 
426.)  S)ad  Seben  im  ©anjen  unb  StOgemeinen  überfe^en  ift  immer 
ein  Srauerfpiel,  im  Sinjelnen  burc^gegangen  f^at  t9  ben  (S^arafter  bed 
SupfpieW.  (SB.  I,  380.  $).  371.  447.)  SBenn  man  t»ott  ber  »e« 
trac^tung  bed  SBettlaufd  im  ©rogen  unb  jumal  ber  reigenb  fc^neUen 
(Succefflon  ber  ÜRenfd^engefc^Iec^ter  unb  i^red  ephemeren  (Sc^einbofeind 
flc^  ^inmenbet  auf  bad  3)etai(  bed  3)?enf(^en(eben9,  n)ie  etwa  bic 
Som5bie  e^^barfteDt;  fo  tfi  ber  (Einbrutf,  ben  \tt^t  biefe^  mac^t,  bem 
Änbtid  ju  Dergleichen,  ben,  mittclfl  be«  @onnenmifrof!op«,  ein  Don 
Önfujlon^t^terc^en  »immetnber  S^ropfen,  ober  ein  fonfl  nnfic^tbore« 
;^Suf(ein  J!fifemi(ben  gemft^rt,  beren  eifrige  S^atigfeit  unb  (Streit  und 
^um  lOac^en  bringt.  2)enn  »ie  ^ier  im  engflen  Staum,  fo  bort  in  ber 
ifürjeflen  Spanne  ^tii,  toxxtt  bie  groge  unb  cmfttic^e  Sctiüität  fomifc^. 
{%  II,  309.) 

4)  3)ie  Unfetigleit  bed  Sebend. 

um  Seben  iß  koefentli^  Seiben.  du  bem  ^aa^t,  ate  bie  Sr* 
fd^einungen  bed  SBillend  üoOifommener  tt)erben,  »irb  auä)  bad  l'eibcn 
me^r  unb  me^r  offenbar.  iD?it  ber  (Steigerung  bed  Sewugtfeiud  mäc^ft 
and)  bie  Dual,  toetd^e  folglich  i^ren  ^öc^flen  ®rab  im  SRenfc^en  er« 
rei^t  unb  bort  tokhtx  um  fo  me^r,  j|e  inteOigenter  er  ifl.  (S.  I, 
365  fg.)  S)ad  beflttnbige  ©treben  o^ne  3'^^  unb  97aß,  ha€  m\9  fc^on 
in  ber  erfenntnigtofen  92atur  ald  beren  innere^  Sßefen  entgegentrat, 
tritt  nn^  bei  ber  Setrad^tung  bed  S^iered  unb  bed  9)tenfd^en  noc^ 
beutUc^er  entgegen.  SBoDen  unb  Streben  ifl  fein  ganjed  9Befen,  einem 
unlöfc^baren  S)urfl  vergleichbar.  Die  Qafid  allee  SBoOen«  aber  tfi 
Sebürftigfeit,  SRangel,  alfo  Sc^merj,  bem  er  folglid^  fc^on  urfprüngli^ 
unb  burc^  fein  Sßefen  anheimfällt.  Se§(t  ed  i^m  hingegen  an  Db« 
iecten  bed  SBoOend,  inbem  bie  ^u  leichte  Sefriebigung  fie  ibm  fogteic^ 
lieber  megnimmt;  fo  befäQt  i^n  furchtbare  Seere  unb  Sangetocile. 
©ein  Seben  fc^koingt  alfo,  gleic^  einem  ^enbet,  ^in  unb  ^er,  }tt)if(^en 
bem  Schmer}  unb  ber  Sangeweile,  n^elc^e  beibe  in  ber  X^t  beffen 
lefetc  ©epanbt^eite  flnb.  (äB.  I,  367—371;  II,  406.  —  »ergl.  auc^ 
Sangekoeite.) 

SßoDon  und  f^on  bie  Unterfuc^ung  ber  erflen  elementaren  ®runb' 
)Uge  bed  9Renfc^eutebend  a  priori  ttberjeugt,  bo§  nämlicf^  baffetbe 
ifc^on  ber  ganzen  Xnlage  nac^  feiner  wahren  ©lücffätigteit  fä^ig,  fon« 
bern  mefentlic^  ein  Dielgeflaltete«  Seiben  unb  ein  burc^meg  unfeltger 
3uPanb  ifl,  —  baoon  iß  bie  Seflätigung  a  posteriori  überaU  (etc^t 
;iu  ^abcn.  (SB.  I,  382  fg.;  U,  (Jap.  46.  %  II,  6ap.  12,  ^.  421  fg.  — 
Sergt.  auc^  ©lüdCfäligleit.) 

5)  S^td  bed  itbtn^. 

3)ie  $ant^etflen  entblöben  fic^  nic^t,  }u  fagen,  bad  Sebcn  fei 
r^Selbfljtoecr".     SBenn  biefe«  unfer  ÜDafein  ber  (e^te  3mecf  ber  SBelt 


eebendafter  43 

loäre;  fo  toUxt  ti  ber  atbcrnfle  Qw^r  ^  V  S^f^ft^  tuorben,  mSd^ten 
nun  mir  fetbfl,  ober  ein  ünberer  i^n  gefegt  ^aben.  (%  II,  306.) 
SBcnn  ni^t  ber  nfic^fte  unb  mtmittelbari^e  ^md  unferd  Seben^  bad 
Selben  ifi;  fo  ifi  unfer  Dafetn  bod  3^^<^i)>Yi9f^^  ^^  i^  ^^(t.  ÜDenn 
e^  ifi  abfurb  an}mie^nten,  bag  ber  enblofe,  au9  ber  bem  Seben  mefent« 
liefen  9?ot^  entfpringenbe  @^mer},  tooDon  bie  9Be(t  überall  Doli  ifi, 
jtDecflod  unb  rein  snftfOig  fein  foOte.  ($.  n,  312.)  fflenn  bie  Sßelt 
unb  ba9  Seben  @elb{}}n)e(f  fein  unb  bemnac^  t^eoretifc^  feiner  KtifU 
fertigung,  l^raftifc^  leiner  (hitfd^äbigung  ober  ®uhna(^ung  bebürfen 
fodten;  bann  müßten  ni(^t  tttoa  bie  Seiben  unb  plagen  be^  Sebend 
burd^  bie  ®enü{fe  unb  bad  So^Ifetn  in  bentfelben  DöOig  *audgeg(i(^ctt 
i0crben,  fonbern  e^  mü§te  gau)  unb  gar  feine  Seiben  geben  unb  auc^ 
ber  j£ob  nic^t  fein,  ober  nid|td  @(^reä(i(^e9  für  und  ^aben.  9Iur  fo 
tottrbe  ba«  Seben  für  fic^  felbfl  beja^fen.  (9B.  n,  659  fg.)  «Iter 
unb  j£ob,  )u  benen  jebed  Seben  not^toenbig  l^inetlt,  flnb  bad  aud  ben 
{>dnben  ber  92atur  fetbfi  erfolgenbe  Serbammungdurt^eil  über  ben  SiOen 
}um  Seben,  mldft^  andfagt,  bag  btefer  SßiQe  ein  @treben  ifi,  bad  ftc^ 
felbfl  vereiteln  muß.  „9Bad  bu  gemoDt  f^aft'*,  f priest  ed,  „enbigt  fo; 
tooOe  tijna^  Qeffered/'  -—  9(fo  bie  Sele^mng,  »elc^e  debem  fein 
Seben  giebt,  befielt  im  ©anjen  boriu,  baß  bie  ©egenflänbe  feiner 
93ünfi^e  bcfltfnbig  täufc^en,  »anten  unb  fallen,  fonac^  me^r  dual  ate 
grtube  bringen,  bid  enbüc^  fogoi^  ber  ganje  ©runb  unb  Soben,  ouf 
bem  fie  fämmtlic^  flehen,  einflürjt,  inbem  fein  Seben  fetbfl  Dernic^tet 
mtrb  unb  er  fo  bie  leiste  Sefrfifttgung  er^Stt,  bog  ad  fein  @treben 
unb  SoOen  eine  Serfe^rt^eit,  ein  drrmeg  tvar.  (9B.  II,  656  fg.) 
Dad  menf(^ti(4e  SDafein,  meit  entfernt,  ben  S^arafter  eined  ©efc^enfd 
jtt  tragen,  ffit  ganj  unb  gar  ben  einer  contra^irten  @(^ulb.  2)ie 
(Stnforberung  berfelbeu  erfc^eint  in  ®efla(t  ber,  bnrc^  jened  S)afein 
gefegten,  bringenben  Sebürfniffe,  qudlenben  SBüufi^e  unb  enbtofen  92ot^. 
ftttf  fibja^Iung  biefer  ©i^ulb  mirb,  in  ber  Kegel,  bie  ganje  Sebendjeit 
Dertuenbd;  bo(^  finb  bamit  erft  bie  3<nf^  getilgt.  Die  Sapttat' 
abja^tnng  gefc^ie^t  burc^  ben  Stob.  —  Unb  mann  mürbe  biefe  ®(^u(b 
contra^irt?  —  Sei  ber  Beugung.  Senn  man  bemgemüg  ben  9Renf(^en 
anfielt  aM  ein  äßefen,  beffeu  3)afein  eine  Strafe  unb  Suge  ift;  — 
fo  erblitft  man  i^n  im  nötigen  Sichte.  (2ß.  II,  663.  650.)  a)er 
aBert^  bed  Sebend  befielt  gerabe  barin,  ha9  t9  und  te^t,  ed  nic^t  }u 
moOen.    ($.  II,  343.) 

(8frgL  auc^:  (^eildorbnung  unb  unter  ÜDafein:  S^^^  ^^^ 
3>afeind.) 

frben^altcr. 

1)  Se^arrlic^ed  unb  Ser&nberlic^ed  in  ben  berfc^ie« 
benen  Sebendattern. 

9ci  ber  Sergleii^ung  unferer  2>enfungdart  in  l^erfc^iebenen  Sebend- 
altem  bietet  fid^  und  ein  fonberbared  ©emifc^  bon  Se^arrfic^feit  unb 
SerSnbetIi<^feit  bar.   (Einerfeitd  ift  bie  morolifc^e  Stenbenj  bed  a^anned 


44  2ebvMatttt 

unb  ®retfed  nod§  bic  felbe^  tuetc^e  bte  M  ^aben  toar;  ONbererfetU 
iß  i^m  Sielet  fo  entfrembet,  bag  er  p^  ni(^t  mc^v  tennt  tmb  jt«^ 
tuunbert,  tuic  er  ctnft  S)iefcd  unb  3ene9  t^un  ober  (agen  gefonnt 
Set  näherer  Unterfuc^ung  kotrb  man  finben,  bog  bad  Serönberüc^e  bcr 
OnteUect  toav,  mit  feinen  Functionen  ber  (Sinftc^t  unb  Srfenntnig. 
%(d  bad  Unabänberlic^e  im  Setongtfein  hingegen  meifl  {tc^  gerabe  bte 
93aftd  beffe(ben  aud,  ber  SBiQe,  atfo  bie  Steigungen,  Seibenfc^often, 
Effecte,  ber  (S^arolter;  koobei  |ebo(^  bie  3RobiftcQtionen  in  Ste^nung 
gtt  bringen  finb,  meldte  Don  ben  lörperti^en  f^ä^igleiten  )um  ©ennffe 
unb  ^ieburc^  Dom  SIter  ob^äitgen.  ®o  ).  S.  wirb  bie  @ier  no^ 
finntid^cm  ^enug  im  Knabenalter  atö  d^afc^l^aftigfeit  auftreten,  im 
•Süngtingd«  unb  SRanne^atter  al9  $ang  }ur  SEBoÜn^,  unb  im  ©reifen* 
alter  miebet  aU  ^afc^Htigleit.    (SB.  II,  252.  263—267.) 

Unfer  ganje^  Seben  ^inburc^  ^aben  toir  immer  nur  bie  ©egen« 
wart  inne,  unb  nie  me^r.  SEBad  biefelbe  unterfc^eibet  ifl  blöd,  bog 
tt)tr  am  Anfang  eine  lange  3^"^"?^  ^^^  ""d,  gegen  H9  (Enbe  aber 
eine  lange  Vergangenheit  ^rnter  nnd  fe^en;  fobann,  bog  unfer  !£em« 
perament,  toiewo^t  ni^t  unfer  S^arafter,  einige  belannte  Serttnberungen 
buni^ge^t,  tooburc^  iebed  3RaI  eine  anbere  ^firbung  ber  ©egentoart 
entfielt.    {%  I,  508.) 

2)  S^araTter  ber  ftinb^eit. 

du  ber  ftinb^'eit  Derl^atten  wir  und  Diel  nie^r  erlennenb,  aU 
woUenb.  ®erabc  l^ierauf  beruht  jene  ©türffäligfeit  bed  erfien  Sierteli 
unfer  Sebend,  in  ^olge  weiter  ed  nac^^er  wie  ein  Derlorened  ^arabicd 
hinter  und  liegt.  SBir  ^aben  in  ber  fiinbbeit  nur  wenige  Sejte^ungen 
unb  geringe  Sebürfniffe,  a(fo  wenig  Anregung  bed  SBiOend;  ber 
grögere  2^i(  unferd  SBefend  ge^t  bernnad^  im  Srlennen  auf,  unb 
)war  in  bem  Sricnnen,  bad  im  ©titlen  an  ben  inbiDibueOen  SDingen 
unb  93orgängen  bie  ®runbt9)>en,  bie  Obeen,  bad  Sefen  bed  Sebend 
felbfl  aufaufaffen  bef(^äftigt  ifl.  $ieraud  entfpringt  bie  $oefte  tuib 
©eligfcit  ber  Äinberja^re.  (%  l,  508—511.  SB.  II,  449  fg. 
^.  II,  456.) 

3um  @Iü(f  ber  ftinb^eit  trägt  auc^  noc^  biefed  bei,  bog  mir  in 
früher  Kinb^eit  aQe  einanber  ä^nlic^  flnb,  ba^er  Dortrefflic^  (armoniren. 
aber  mit  ber  $ubertttt  fängt  bie  S)iDergen)  an  mtb  wirb,  wie  bie  ber 
9fabien  eined  (Sirleld  immer  gröger.    ($.  I,  511.) 

ÜDie  Sembegierbe  ber  fiinber  ifl  flarf,  wenn  fie  bad  wa^r^oft 
93rau(^bare  unb  92ot^wenbige  Dor  flc^  fie§t,  unb  erfc^eint  nur  bann 
f^wat^,  wenn  wir  bem  ftinbe  bad  i^m  Unangemeffene  aufbringen 
wollen.  (®.  100.)  jfnaben  jeigen  meifiend  SBigbegier;  Keine  9)?äb(|cn 
bloge  9?eugier,  biefe  aber  in  ftupenbem  ®rabe  unb  oft  mit  wtber« 
Wärtiger  9?aiDetät.  S)ie  bem  weiblit^en  ©ef^tec^te  eigent^ümlic^c 
Stiftung  auf  bad  (Sinjelne,  bei  Unempfängtit^tett  fttr  bad  allgemeine, 
tünbtgt  fl(^  hierin  fd^on  on.    ($.  n,  65.) 


8eben«a(ter  45 

3)  S^arafter  bed  dugenbolter«. 

9Bad  ben  SReß  ber  erfien  $ä(fte,  bte  fo  Dtele  Sorjtige  Dot  bet 
imittn  fiat,  alfo  bad  iugenblic^e  ^(tet  trübt,  ja  ungtüdltc^  maäft  ift 
bad  dogen  nac^  ©lücf,  in  ber  feften  Soraudfe^ung,  ed  muffe  im 
itkn  anjutreffen  fein.  S)araud  entfpringt  bie  fortmä^renb  getäufc^te 
Hoffnung  nnb  aud  bicfer  bie  Unjufrieben^cit.  SBir  finb  in  unfern 
dtingling^lQ^ren  mit  unferer  Sage  unb  Umgebung  meiflend  unjufrieben, 
meil  loir  i^r  jufc^retben,  mad  ber  Seer^eit  unb  SrmfeltgTeit  be0 
menf(^(i(^en  Seben9  überall  jufommt^  unb  mit  ber  mir  je^jt  bie  erfle 
9(fanntf(^aft  machen,  nac^bem  mir  ganj  anbere  IDinge  erm^et  Ratten. 
(?.  I,  511.  433.)  Der  Oüngting  ermortet  feinen  SebenÄauf  in  Sorm 
eiued  intcreffanten  fflonian9.  l£erg(eic^en  meland^olifc^e  Oüngling^« 
f(4iüSrmeret  oerlangt  eigentlich  etwa?  fic^  gerabeju  Sßiberfpre^enbed. 
'S)tnn  bie  @c^5n§eit,  mit  ber  bie  erfeljnten,  poetifc^en  @egenflttnbe 
unb  Situationen  ftd§  bai-fieüen,  beruht  gerabe  auf  ber  reinen  Dbjectiui« 
tat,  b.  i.  dnteref[c(o{Igfeit  t§rer  Snfc^auung  unb  mürbe  ba^er  bur^ 
bie  Sejie^ung  anf  ben  eigenen  99$tQen,  meiere  ber  Oüngliyg  fc^merjlic^ 
Dermigt,  fofort  aufgehoben,  mithin  ber  ganje  ^anhtx  gar  nic^t  oor- 
^anben  fein,  ^ermirflic^t  merben  ^eigt  mit  bem  SEBoUen  aufgefüllt 
»erben,  melc^ed  Soden  unau9meic^bare  ©c^merjen  herbeiführt.  (3S.  II, 
426.  486.  %  I,  512.)  On  ber  Oitgcnb  ift,  befonberö  ouf  lebete 
unb  p^antafiereic^e  ftöpfe,  ber  Sinbrud  bed  llnfc^aulic^en,  mithin  auc^ 
ber  lugenfeite  ber  S)inge,  fo  übermiegenb,  bag  fle  bie  2Be!t  anfe^cn 
otd  ein  9itb;  ba^er  i^nen  ^auptfäc^Iid^  angelegen  ifi,  mie  fle  barauf 
figniriTen  unb  fic^  audne^men,  —  me^r  aW  mie  t^nen  innertic^  babci 
3n  9Rut^e  fei.  3)ie4  jcigt  ftc^  fc^on  in  ber  ))erfBn(i(i^en  Sitelfeit  unb 
*u6fn(^t  ber  3ünglinge.    {f.  I,  521.) 

4)  ®egenfat^  jmifd^en  Ougenb  unb  8(tcr. 

S)ie  dugcnb  ift  bie  ßeit  ber  dKufionen;  bo«  alter  bie  ber  (Snt« 
tüufc^ungen.  dn  ber  ftinb^ett  fleUt  ha^  Seben  fi^  und  bor,  mie  eine 
X^eaterbecoration,  Don  SBeitem  gefe^en;  im  Sltter,  mie  biefelbe  in  ber 
grttgten  mf)t.  [%  l,  511.)  Oft  ber  (S^arafter  ber  erften  bebend« 
i)ftifte  unbefriebtgte  ®e^nfud)t  nad)  @tüd,  fo  iß  ber  ber  jmetten  »e« 
forgnig  oor  Unglücf.  {%  I,  512.)  3)ie  jmeite  Hälfte  be«  2thm9 
entölt,  tme  bie  jmeite  $tflfte  einer  muflfalifc^en  ^eriobe,  meniger 
@trebfamleit,  aber  me^r  ^eru^igung,  aM  bie  erfle,  meiere«  barauf 
bcni^,  bag  man  in  ber  dugenb  benft,  in  ber  SBett  fei  Sßnnber  ma€ 
fih  (gUM  nnb  (Bktiug  anjutreffen,  nur  f ferner  ba)n  )u  gefangen; 
»%enb  man  im  Xlter  me^,  bog  ba  nic^td  ju  ^o(en  i^,  alfo  Doli« 
fommen  barttber  beru^gt,  eine  ettrdglii^  ©egenmart  geniegt  {%  I, 
^12  fg.  623—526.)  dn  ber  dngenb  ^errf^t  bie  anfc^auung,  im 
tnter  bad  Sienfen  Dor;  ba^er  ifi  ji^ne  bie  ßeit  für  $oe(ie,  biefe«  me^r 
für  ^i(ofo)>^ie.  ($.  I,  521.)  SDie  !Z)i^tergabe  bittet  eigentlich  nur 
in  ber  Ougenb;  au4  bie  (Smpfttngtid^Ieit  für  ^oefie  ift  in  ber  dugenb 
^t  teibenf^aftli(§,  ber  dttngling  l^at  t^resbe  an  Werfen   aM  fotc^en 


46  2zhtvL9aÜtv 

unb  nimmt  oft  mit  geringer  SBaare  toor{te(.  SDKt  bcn  darren  nimmt 
biefe  Steigung  aümäifig  ab  unb  im  Slter  jie^t  man  bie  ^rofa  üor. 
S)ur(^  j[ene  poetifc^e  S^enbenj  bcr  3ugenb  »irb  bann  leicht  bcr  @tntt 
für  bie  Sßirni^Ieit  Derborben.  (S.  U,  486.)  !Z)a^  9(ter  ^t  üor 
ber  Ougenb  bie  Unbefangenheit  Dorau^.  Der  gereifte  Waan  fie^t  bie 
S)inge  gan}  einfa^  unb  nimmt  bie  S)inge  für  2>ad,  »ad  fte  ftnb; 
mtt^renb  bem  ^aben  nnb  Jüngling  ein  S^mgbUb,  jufammengefe^t 
and  felbfigcfc^affenen  ©riOen,  überfommenen  Somrt^eilen  unb  feltfamen 
$§antaften,  bie  ma^re  Sßelt  bebetft  ober  Derjerrt  ($.  1,  513.)  S)ie 
$eiterteit  unb  ber  Sebendmut^  ber  (htgenb  beruht  3um  Xt^\i  barauf, 
bag  n)ir,  bergauf ge^enb/  ben  S^ob  ntc^t  fe^en.  3ladi  Ueberfc^reitung 
bed  ®if>feld  aber  tt>erben  mir  ben  Stob  anfic^tig,  tnoburc^,  ha  ju 
gleicher  ^tit  bie  Sebendiraft  }u  ebben  beginnt,  auc^  ber  Sebendmut^ 
ßnlt  unb  ein  trüber  (Emfi  ben  jugenblic^en  Uebermut^  üerbrfingt. 
($.  I,  514  fg.)  Som  (Stonbpunfte  ber  Ougeub  aud  gefe^en  ifl  bad 
Seben  eine  unenblic^  lange  ßuTunft;  Dom  ©tanbpunft  bed  SIterd  au9, 
eine  fefjr  furje  Vergangenheit.    (^.  I,  515—517.  528.) 

!Z)ur(^  bad  SßegfaOen  ber  Sangetoeite  in  fpätem  darren  unb  ba9 
Serflummen  ber  Seibenfc^aften  mit  i^rer  Dual  mirb,  »enn  nur  bie  @C' 
funb^eit  fic^  erhält,  im  ©anjen  genommen  bie  Saß  bed  S^bend  geringer, 
ate  fk  in  ber  dugenb  iß;  bol^er  nennt  man  ben  bem  (Eintritt  bei 
Xtterdfd^mäc^e  üor^erge^enben  3^traum  ,,bie  beflen  da^re''.  dn  ^in* 
ftc^t  auf  unfer  SSßo^Ibe^agcn  mögen  fie  ed  mirflii^  fein;  hingegen  bleibt 
ben  dugenbja^ren  ber  Sorjug,  bie  befruc^tenbe  3^'^  für  ben  ®eifi,  ber 
Stützen  anfe^enbe  iH^Iing  beffetben  ju  fein.  S)ie  größte  Snergie 
unb  ©pannung  ber  ®ri{te«frfifte  ftnbet  in  ber  dugenb  ßatt,  fpätefiend 
bid  ind  35te  da^r;  t)on  bem  an  nimmt  fie  ab.  Oebod^  fmh  bie 
f patent  da^re  nic^t  o^ne  Sompenfation  bafür,  inbem  bie  reichere  Sr« 
fa^rung  unb  bie  Sielfeitigleit  ber  Betrachtung  bie  SKtige  aUererfi  je^t 
im  3ttfammen^ange  Derfle^  le^rt  du  ber  dngenb  ifl  me^r  Son« 
ception,  im  Slter  me^r  Urt^eit,  Penetration  nnb  ©rOnUic^kit.  (^*h 
520—523.  527.) 

dm  Serlaufe  bed  Sebend  treten  ffopf  unb  $er}  immer  me^  au^' 
einanber;  immer  nie^r  fonbert  man  feine  fubtecttDe  (Empftnbung  ^w 
feiner  obiectiDen  (Srienntnig.  dm  fiinbe  ftnb  bribe  noc^  ganj  oer« 
fe^moljen;  el  meig  fi^  Don  feiner  Umgebung  loitm  ju  unterfc^ben, 
ed  oerfc^mimmt  mit  i|r.  dm  düngling  mirft  aDe  äBa^me^mnng 
3ttnä(^ft  Smpftnbung  unb  ©timmmig,  ia  Dermifc^t  ft<^  mit  btefer. 
Sben  ba^cr  ^aftet  ber  düngling  fo  fe^r  an  ber  anfc^tc^en  Hngenfeite 
ber  2)inge;  eben  ba^er  taugt  er  nur  jur  (l^rtfc^en  $oefie  nnb  erfl  ber 
9Rann  pr  bramatife^en.  S)en  ®reid  fann  man  ft^  ^mk»d  no4 
ai«  (Sptler  beulen,  »ie  Offian,  $omer;  benn  Srjtt^leu  gehört  im 
(S^aralter  be«  @reife9.    (993.  I,  296.) 

5)  äBorauf  bie  bem  9[{ter  ermiefene  Xc^tnng  bevv|t. 

ÜDie  Vd^tung  uor  bem  9Hter  fc^eint  barauf  }u  beru^n,  bo|  bie 
S^re  junger  Seute  jhMr  (A^  Sorau^fe^ung  angenommen,  aber  no<| 


2ebendon|l(!^t    —    SeBendbauer  47 

ni^t  erprobt  ifl,  bo^er  etgentttc^  auf  Srebit  befielt.  9et  ben  Kelteren 
aber  ^Qt  e^  ftd^  im  Saufe  bed  gebend  ankeifen  muffen,  ob  fie  burc^ 
i^ren  äBanbet  i^re  @^re  behaupten  fonnten.  ÜDenn  loeber  bte  da^re 
an  flc^,  ate  totii^z  auc^  Spiere,  unb  etmge  in  totel  ^ö^erer  3^^^  ^^' 
reichen,  noc^  (xai^  bie  (Erfahrung,  a\%  bloge,  nähere  ftenntni§  Dom 
Saufe  ber  3Be(t,  fmb  ^inreic^enber  ®runb  für  bie  Sc^tung  ber  düngeren 
gegen  bie  Selteren,  meiere  boc^  überall  geforbert  toirb.  3)ie  bloge 
©d^mä^e  bed  ^ö^eren  Xlterd  toürbe  mel^r  auf  ©c^onung,  ald  auf 
H(^tung  «nfpruc^  geben.    (?.  I,  385  fg.) 

6)  9e}ie^ung  gn^ifc^en  Sebendalter  unb  S^aralter. 

X)er  ^^arafter  faft  jebed  ä)2enf(^en  fc^eint  üorjugdmeife  Sinem 
Lebensalter  angemeffen  ju  fein;  fo  \iOi%  er  in  biefem  {t^  üort^eil^after 
aufnimmt.  Sinige  finb  Iicbendn)ürbige  dünglinge,  unb  bann  iß'd 
borbei;  Snbere  fräftige,  t^ätige  3Ränner,  benen  bad  Stter  aQen  äBertl^ 
raubt;  3)tan(^e  fteOen  fic^  am  Dort^eit^afteßen  im  alter  bar,  als  mo 
fie  ntilber,  mei(  erfahrener  unb  gelaffener  finb;  bieS  ift  oft  bei  iJran» 
pfen  ber  gad.  !i)ie  ©ac^e  mug  baronf  berufen,  bog  ber  (S^aralter 
felbfl  etma«  dugenbU^eS,  aR2innti(^ed  ober  SleltUc^ed  an  fi^  ^at, 
U)onüt  bod  iebedmalige  Sebendalter  übereinflimmt,  ober  ald  ^orrectio 
entgegenmirit.    ($.  I,  518.) 

7)  Ser^ältnig    be«    SebenSalter«    )ur    SebenSfraft. 
(@.  Sebenölraft.) 

8)  93er^filtni§  bed  Sebendalterd  jur  Sangemeife.    (©. 
Sangen)ei(e.) 

9)  Ser^dltnig     bed     SebenSalterS     jur    Sinfamfeit. 
(@.  (Einfamfeit.) 

jCeben$anfi4)t. 

de  nac^bem  bie  (Energie  beS  OnteOectS  angefpannt,  ober  erfc^Iofft 
ifi,  erfc^eint  i^m  bad  Seben  fo  lurj,  fo  Hein,  fo  flü^tig,  ba§  nichts 
barin  SorfommenbeS  »ert^  fein  fönne,  und  }u  bemegen;  —  ober  aber 
nmgelc^rt,  fo  lang,  fo  toic^tig,  fo  SQed  in  SOem,  ba§  mir  banad| 
und  mit  ganjer  ©eele  auf  baffefbe  merfen,  um  feiner  ®üter  tl^eil^aft 
3u  werben.  !Diefe  erflere  Sebendanflc^t  iß  bie  trandfcenbente,  bie 
le^tere  bie  immanente.  S)ort  ^at  bad  (Erfennen  bad  Uebergemi^t, 
^iet  bad  2ß ollen.  Der  ^enf(^  ifl  grog,  ober  Hein,  \t  uac^  bem 
Sor^nfc^en  ber  einen  ober  ber  anbern  Sebendanfic^t.    ($.  II,  635  fg.) 

frben^Hauer. 

S)ad  menfc^lic^e  Seben  ifl  eigentlich  meber  lang,  no(^  fnrj  }u 
nennen,  meit  ed  im  ®runbe  bad  Sßag  ifi,  monac^  mir  ade  anbern 
BeitUngen  abfc^ä^n.  —  mi  Stecht  mirb  im  U)>amf(^ab  bed  Seba 
bte  natttrlit^e  Sebendbaner  auf  $unbert  da^re  angegeben,  mei(  nur 
Die,  meldte  bad  neunjigjle  da^r  überfc^ritten  ^aben,  ber  Sut^anafie 


48  ^ebendglüd    —    Sebendtroft 

t^eit^aft  »erben,  b.  §.  o^ne  aUt  Jhrant^ett  unb  ^Mtamp^,  toor  Xlter 
fierben  ober  Dieltne^r  ju  (eben  anfrören.  3n  j|ebem  frühem  Vtttr 
fttrbt  man  b(od  an  ^anT^eiten,  alfo  t)or}eitig.    (^.  I,  ö28,  Knmerf.) 

£eben$0lüdi,  f.  ©lücff&Itgleitdle^re. 

Ccbensgütcr^  f.  ®ütcr. 

Ceben^Kraft. 

1)  ©egen  bad  Seugnen  ber  Sebendfraft. 

2)ad  l'eugnen  ber  Seben^h-aft  tft  abfurb.  SEBenn  ntc^t  eine  eigen* 
t^üntüd^e  97aturTraft,  ber  t9  fo  »efentlid|  ift,  ^loecfmägig  }u  üerfaljren, 
toxt  ber  @€^n}ere  wefentlic^,  bie  Körper  einanber  ^u  ntt^m,  ha9  ganje 
complicirte  ©etrtebe  bed  Drgamdmud  belegt,  fenft,  orbnet;  nun  bann 
ifl  bad  lieben  ein  falfc^er  @^etn,  eine  3^Suf(^nng,  unb  ift  in  äBa^r^if 
|ebed  Sßefen  ein  bioged  Automat,  b.  ^.  ein  ®))ie{  mec^anifc^er,  p^^^* 
falifc^er  unb  c^emifc^er  Kräfte.  SOerbing^  n^irfen  im  Örganidmud 
p^^ftfalifc^e  unb  c^emifc^e  Kräfte;  aber  koad  biefe  }ufammen^ä(t  unb 
lenft,  fo  bag  ein  }tt)e(Imägiger  Drgani^mud  barau^  »irb  unb  be» 
fle^t,  —  baö  ifl  bie  Seben«fraft.  {%  II,  172  fg.  9?.  »orr.  VI,) 
S)te  SeDendfraft  benu^t  aDerbingd  unb  gebrandet  bie  fträfte  ber  un- 
organif(^n  9?atur,  befielt  iebod^  leinedtuegd  aud  i^nen;  fo  menig  tuie 
ber  ®(^mieb  aud  bem  Jammer  unb  Kmbo^.  S)a^er  toixh  nie  auc^ 
nur  \ia9  fo  ^b(^|l  einfache  ^flangenleben  aud  i^nen,  etma  an9  ber 
^aarrö^rc^enlraft  unb  ber  (Enbodmofe,  erflärt  totthm  tonnen,  gefc^meige 
bad  t^ierifc^e  lieben.    (S93.  I,  169.) 

2)  ©egenfat  }koifd)en  ber  Sebenölraft  unb  ben  anbern 
92aturrräften. 

SRan  ^at  einen  funbamentalen  Unterfc^ieb  ber  !?ebendlraft  bon  aOen 
anbern  97aturträften  barin  finben  »oDen,  ba§  fie  ben  Körper,  ton  bem 
fle  einmal  gemieden  ifl,  ni^t  »ieber  in  Sefi^  nimmt.  Son  ben 
Kräften  ber  unorganifc^en  Statur  meieren  einige,  mie  9Ragnetii9mu^ 
unb  (SIeltricität ,  nur  ati^na^m^meife  oon  bem  Kbrper,  ben  fxt  einmal 
be^errfd^cn;  anbere,  mie  bie  @d^mere  unb  bie  ^emifi^e  Dualität, 
meieren  nie  t>on  einem  Kbrper.  X)ie  Sebendtraft  aber  fann,  nad^bem 
fle  einen  Körper  berlaffen  ^at,  i^n  nic^t  »ieber  in  9eft^  nehmen. 
Z)er  ©runb  babon  ifl,  bag  fle  ntd^t,  wie  bie  Kräfte  ber  unorgantfc^en 
97atur  an  bem  blogen  @toff,  fonbem  }unä(^fl  an  ber  gorm  ^ftet. 
d^re  j^^ätigteit  befielt  ja  eben  in  ber  ^erborbringung  unb  (Sr^altung 
biefer  t^orm;  ba^er  ifl,  fobalb  fie  bon  einem  Körper  meidet,  an^ 
fd^on  feine  Sorm  ^erflört.  9lun  aber  ^at  bie  ^erüorbringung  ber 
Sorm  i^ren  regelmäßigen,  pfanmägigen  Hergang  in  bejlimmter  @uc« 
ceffion.  SDa^r  miig  bie  lüebendfraft,  loo  immer  fie  bon  Sfeurm 
eintritt,  au(^  i^r  ®vmbt  bon  oom,  ab  ovo  anfangen.   (?.  II,  173  fg.) 


8eiicii9(raft  49 

3)  2)ie  Sebendiraft  an  fi(^  unb  il^re  brei  (Srf  (^einungd« 
fprmem 

Vn  ftc^  ifl  bie  Sebendiraft  ber  SßiDe.  @ie  iß  getobeju  ibentifc^ 
mit  bem  SBiDen,  fo  bag,  luad  im  ©elbfibeimigtfein  M  SEBiDe  auftritt, 
im  betougttofen,  organifc^en  Seben  {ened  primum  mobile  beffelben  i^, 
h)el(^e9  fe^t  paffenb  ate  Sebendfraft  bejeic^net  Sorben.  ($.  II,  173  fg. 
SB.  II,  335.)  S)ie  durücffü^rmtg  ber  Sebendiraft  auf  SBiOen  fte^t 
ber  atten  @int^ei{ung  i§rer  t^unctionen  in  9?ef)robuction^frQft,  Srrita« 
bitität  unb  ©enftbilitSt  burd)au9  nic^t  entgegen.  S)iefe  bleibt  eine 
tiefgefagte  Unterfc^eibung.  (97.  31.  Sß.  II,  dap.  20.)  Sn  ftc^  ift 
bie  Ißebendiraft  nur  eine,  nietete,  —  att  Urfraft,  al^  metop^^^fc^, 
ate  3)ing  an  flc^,  aU  SBide,  —  unermübtid^,  alfo  feiner  9?u^e  bt» 
bürftig  \%  debo(^  i^re  (Srfc^einungdformen,  drritabUitttt,  @enftbi(itttt 
nnb  9{ef)robucti))itttt,  ermüben  aüerbingd  unb  bebürfen  ber  Ku^e; 
eigentlich  n^o^I  nur,  mei(  fie  aOererfl  mittetß  ber  Uebertoinbung  ber 
SBiOenderfc^etnnngen  niebrigerer  @tnfen,  bie  ein  frü^ered  Stecht  an  bie 
fdbe  äRaterie  ^aben,  ben  Organi^ud  hervorbringen,  ermatten  unb 
be^errf^en.    Oß.  n,  174—177.    SB.  I,  174.) 

DU  Sebendfraft  fann  nid^t  gleic^jeittg  unter  t§ren  brei  gformen, 
fonbem  immer  nur  unter  einer  gang  unb  unget§eitt,  ba^er  mit  t^oOer 
aWad^t  »irfen.    (?.  II,  175.) 

4)  S)ie  brei  Functionen  ber  Sebendiraft  aU  Unter- 
fd^eibung^merfmale  jmifd^en  $ftan}e,  X§ier  unb 
9»enf(^. 

S)ie  Steprobuction^Iraft,  objectioirt  im  B^^^^be,  ift  ber 
^au^tc^orafter  ber  ^flanje  unb  ha9  $flan)lid^e  im  SOteufd^ett.  SBenn 
fie  in  i^m  übenoiegenb  Dor^errfd^t,  üermut^en  mir  ^^tegma,  Srttg^ett^ 
@tnmpffmn  (S99otter).  —  2)te  drritabilitttt,  objectioirt  in  ber 
9)tu9felfafer,  ift  ber  ^auptd^aralter  bed  X^iered  unb  ift  ha9  Z^ierifd^e 
im  SRenf(^äi.  993enn  fie  in  i^m  übertoiegenb  oor^errfd^t,  finbet  flc^ 
©c^Änbigfeit,  ©törfe,  a:ot)fer!eit  (©partoner).  —  Die  ©enfibilitai, 
objiecttDirt  im  3ltxt>tn,  i|t  ber  ^auptc^aralter  bed  9Renf(^cn  unb  ift 
ha9  eigentß^  SRenfc^Iic^e  im  SRenf^en.  Uebermiegenb  oor^rrfd^enb 
giebt  fte  ®enie  («t^ener).    (91.  31  fg.) 

5)  S)ie  Sebendiraft  ßl9  ^eilfraft. 

S)ie  Sebendiraft  mirft  mtt^renb  M  ©d^tafe«,  b.  ff.  ht»  Sinßeaend 
aQer  animalifd^en  Functionen,  fi(^  gttnjlic^  auf  ba9  organifd^e 
$?eben,  unb  ifi  bafelbfl,  unter  einiger  Verringerung  be9  St^mend,  bed 
^nlfed,  ber  SBttrme,  auc^  faft  aller  ©ecretionen,  ^auptfäd^Iid^  mit  ber 
langfamen  Keprobuction,  ber  ^erfteHung  aOcd  Serbraud^ten,  ber  ^ilung 
afle^  Seriefeten  unb  ber  Sefeitigung  aOer  eingeriffenen  Unorbmingen, 
befc^äftigt;  ba^er  ber  ©c^taf  bie  3^t  ift,  n^tt^renb  toelc^er  bie  vis 
natürae  medicatrix  in  aQen  itranl^eiten  bie  ^eilfamen  ihrtfen  ^erbei« 
fü^rt,  in  toetc^en  fie  aMbamt  ben  entfc^eibenben  ©teg  über  ba«  oor* 


50  Sebendimtf 

l^anbene  tteBel  ttUmpft,  unb  mmäj  ba^er  bet  ftranle,  mit  bcm  fl^ 
®efü^t  ber  l^eranlommenben  ©enefung,  erleichtert  unb  frenbig  enoac^t. 
%6er  auäf  bei  bem  ©efunben  loirft  fie  bad  @eI6e,  nur'  in  miglei(| 
geringerem  ®rabe  an  aÖen  fünften,  n)o  e9  nöt^ig  ifl.  (¥•  I,  249. 
275;  n,  176.  185.  SB.  H,  240.  295.  396.  —  8ergl.  ouc| 
Itranl^eit.) 

6)  SDie  Seben^Iraft  in  ber  dugenb  nnb  im  Xlter. 
^inflt^ttic^  ber  Scbcnöfraft  finb  wir  Bio  jum  SGtcn  3a^re  Letten 
}u  dergleichen,  toeld^e  Don  i§ren  B^ttfen  leben.    Sber  k)on  Jenem  ^tit' 
))unrt  an  ift  unfer  Sinalogon  ber  ditnUnitx,  mtäjzx  anfängt,  fein  ftapitat 
anjugrcifen.    (^.  I,  Öl'Zrfg.) 

Ceben^louf. 

1)  !Der  8e6en«touf  at«  ^robuct  jtoeier  goctoren. 
Unfer   Sebendlauf    i{l  letnedmegd   f^Ie^t^in   unfer   eigene«  Serl, 

f  onbem  ba«  $robuct  }tt)eier  Sactoren,  n&mlid^  ber  Steige  ber  Sege^en^ 
Reiten  unb  ber  9{ei§e  uuferer  Sntfc^Ittffe,  kpelc^e  flet«  in  einanber  greifen 
unb  fid^  gegenfettig  mobiftciren.  SSon  beiben  finb  und  koegen  ber  Se» 
fd^rttnlt^eit  unferd  $ori}ontd  eigentltd^  nur  bie  gegenwärtigen  re^t 
befannt.  !3)eö§al6  fönnen  toix,  fo  lange  unfer  S^tl  no(^  fem  liest, 
nic^t  ein  SWat  gerabe  barauf  ^infienem;  f onbem  nur  appropmtttiö 
unb  na^  iDtut^magungen  unfere  SJid^tung  ba^in  lenlen,  muffen  alfo 
oft  (an^iren.  SQe«  nömfic^,  toae  toir  vermögen,  ifi  unfere  Sntfc^Uff^ 
aQe^eit  nad^  3Raggabe  ber  gegenn)Srtigen  Umfiönbe  ju  faffen,  in  bn 
©Öffnung,  e«  fo  ju  treffen,  bag  eö  un«  bem  ©auptjiel  nä^er  brinje. 
@o  finb  benn  meiftend  bie  Gegebenheiten  unb  unfere  ©runbabftd^tcn 
gmeien,  nac^  oerfc^iebenen  @eiten  jie^enben  fträften  }u  bergletc^en  uno 
bie  barau«  entfie^enbe  S)iagona(e  ifl  unfer  Sebendlauf.    ($.  I,  498 fg) 

2)  ©ie  unbewußte  ffieiö^eit  im  ?eben«Iauf  be«  Ei«' 
jelnen. 

&  giebt  in  unfemt  Sebendlauf  zttoa9  über  unfer  (ett)u§ted  unb 
bere^neted  iC^un  ©inaudliegenbed.  6d  giebt  ctwad  SBeifered  in  ^^i 
att  ber  Stop^  ift.  Sßir  ^anbeln  nämlid^,  bei  ben  grogen  Bügen,  ^ 
©au})tf(i^ritten  unfere«  8cben«Iauf e« ,  nid^t  fonjo^l  nad^  beutlic^er  &' 
lenntnig  be«  9te^ten,  aU  nac^  einem  innem  dmpul«,  man  nt^^^ 
fagen  3nfiinct,  ber  au«  bem  tiefflen  ©runbe  unfere«  SBefen«  tomt, 
unb  bemttWn  na^§er  unfer  Zffxxn  nai)  bcutlic^en,  ober  au(^  bürftige«/ 
erworbenen,  ja  erborgten  ^Begriffen;  ba  werben  wir  leicht  ungete«?» 
gegen  un«  felbfl.  {%  I,  499  fg.  Scrgl.  unter  ©c^idffal:  ®«  ^"' 
fi^einenbe  Vbfid^tli^teit  im  S^idEfale  be«  Sinjelnen.) 

3)  ÜDie  fucceffiöe  ©errfc^oft  ber  ^loneten  im  Seiend 
lauf  be«  SDtenfd^en. 

^mx  ift  nid^t,  wie  bie  Sfhotogie  e«  woOte,  ber  Seben«(a»f  ^ 
(Etnjebten  in  ben  platteten  borgeietd^net;  wo^I  aber  ber  itbtn^lo»^  ^^^ 


SebenStoeifc    —    Sextett  unb  Setnen  51 

SRenfd^en  ttber^ottpt,  fofem  iebem  Stter  beffelBen  ein  planet,  ber 
9tei^foIge  naä^,  entfpric^t  unb  fein  Seben  bemnac^  fuccefftoe  ton 
oOen  ^(aneten  be^errf^t  toirb.    ($.  I,  529  fg.) 

4)  5Der  Seben^Iauf  aU  Solge  eined  früheren  üDafeind. 
(@.  unter  $rtte^tflen}:  SDte  ^räe^riflen)  ate  moratif^ed 
^ojhilat.) 

Cebetumieift^  ber  Spiere,  f.  unter  Organifd^:    SSer^ttltnig  berOr- 
ganifation  jnr  Sebentoeife. 

£tben0i0ei$i)tit,  f.  ©lücffätigfeit^Ie^re. 

ttctntt^  f.  Sefen. 
ftgalitöt,  f.  SRoralitttt 

€t^ttn  unb  tttntn. 

1)  @d^einbarer  unb  toirllic^er  3^^'  ^^^  Se^rend  unb 
Sernen^  bei  ber  ÜRe^rja^I  ber  äRenfd^en. 

aOBemt  «an  bie  dielen  unb  mannigfaltigen  9nßa(ten  jnm  8e§ren 
nnb  Semen  unb  ba«  fo  groge  ©ebrSnge  oon  ©drittem  unb  Tlüfttxn 
^äft,  (önnte  man  glauben,  bag  t9  bem  ÜRenfc^engefd^Ied^te  gar  fe^r 
nm  (Einfielet  unb  SBa^r^eit  jn  t^mt  fei.  9ber  auäf  ^ier  trfigt  ber 
@4cin.  dene  lehren,  um  ®elb  ju  l^erbienen,  unb  (heben  nic^t  nac^ 
SSBeid^t,  fonbem  na(^  bem  (Sd^ein  unb  Srebit  berfdben;  nnb  biefe 
tttmn  nic^t,  um  ftenntni§  unb  (Einfielt  ju  erlangen,  fonbem  nm 
f^loft^en  }u  lönnen  unb  f!^  ein  Ibfe^  ju  geben.    (%  II,  513.) 

2)  Stad^t^eil  bed  oielen  Se^rend  unb  Sernend. 

93ie  bad  t>xtU  Sefeh  nnb  Semen  bem  eigenen  !2)en(en  9bbm^ 
t^nt;  fo  entn^ö^nt  bad  t>xtU  ©(^reiben  unb  Seigren  ben  SKenfd^en  t>m 
ber  3)eutli^leit  unb  eo  ipso  ©rünblid^Ieit  it9  SBiffen«  unb  8er* 
ßel^en^,  »eil  t9  i^m  nic^t  3^^^  1^6^  i^M^  i»  erlangen«  ^a  mn§ 
er  bann  in  feinem  SSortrage  bie  Süden  feinet  beutlid^en  Srfennend  mit 
9Borten  unb  $^rafen  audfüQen.    ($.  II,  514.) 

3)  Sorjug  ber  SDiUttanten  oor  ben  Se^rern  l)on 
^rofeffion. 

Unfheitig  befähigt  ben  geiftreic^en  9Renf(^en  fein  rein  inteflectnelled 
Sebm  t>ot  aüm  Snbem  jum  Se^ren,  meil  er  leinen  anbem  3^^'  ^^^ 
bie  Crlemttnig  nm  i^rer  fetbß  toillen  ^at.  SBeil  er  aa9  eigenem  Striebe 
fletd  benit  unb  lernt,  loirb  er  accidentaliter  gur  9e(e|mng  ftf^g. 
@eto5^nli^e  9Renfd^en  hingegen,  bie  ben  Sorfa^}  g^fofit  §aben, 
Se^rer  ju  toerben,  oereiteln  ii^n  fd^on  baburc^,  bag  bei  aflem  i^em 
Semm  unb  ergtoungenen  SDenlen  ber  3^'  bed  Se^ren«  i^nen  l>or« 
fc^toebt  unb  fie  oer^inbert,  tief  einjuge^en  in  bie  ©egenfiänbe  ber  Cr- 
femitnig.    (9R.  424  fg.) 

4* 


52  ^e^tfa«    —    SciB 

3){e  ® eiterten,  n^tc  fic  in  ber  %ege(  finb,  ffatbiren  }u  bem  3^^'^ 
lehren  nnb  fc^reiben  gu  I5nnen.  3)a^er  gteic^t  i^r  fto))f  einem  SRagen 
unb  ©ebttnnen,  barand  bie  ©petfen  unt^erbant  mtcber  abgeben.  Sben 
be^^alb  »irb  aud^  i^r  Se^ren  unb  ©^reiben  ttenig  nü^en.  ($«  11, 
515.)  ®^on  Diberot  ^at  ed  in  SJameau'd  iReffen  gefagt,  bag  S)ie, 
meldte  eine  SBiffenfc^aft  teuren,  nic^t  !3)ie  ftnb,  toüä^t  fie  »erße^n 
unb  ernftttc^  treiben,  ate  n)el(^en  feine  3^it  }um  Seiten  berfetben  bleibt, 
dene  Snbern  leben  blod  t)on  ber  Sßtffenf^aft;  fie  ifl  i§nen  „eine 
tü^tige  Stnf),  bie  fie  mit  »ntter  üerforgt".  (^.  II,  516,  »ergL  mic^ 
ICilettantenO 

(Sut  @a^  oon  mittelbarer  ®etoig^eit  ifl  ein  &e§rfa^,  unb  bo6 
biefclbe  Sermitteinbe  ifl  ber  8ett)ei«.    (SB.  II,  132.) 

Ctib. 

1)  !Cer  Seib  aU  Obiect  nnter  Objecten. 

£er  Seib  ift  bem  rein  erfennenben  ©nbjiect,  toel^e^  ber  bebingenbe 
Xrttger  ber  gan}en  SBelt  ald  SorfleOnng  ift,  eine  Sorftedmig  mie 
jebe  anbere,  ein  Object  unter  Objecten.  dnfofem  er  ber  Vu^gang^* 
^unlt  für  bie  Snfc^aunng  aQer  onbem  Objecte,  alfo  bad  biefe  9er' 
mitteinbe  ifl,  Ugt  er  fic^  ol9  ha9  unmittelbare  JDbject  bejetd^ncn, 
n^elc^er  Hu^brud  jeboc^  nid^t  fo  ju  Derfte^en  ifl,  bog  er  unmittelbar 
aU  Object  fid^  barfteOe.  !Z)enn  objlectiD,  olfo  aU  lObiect,  toirb  au<^ 
er,  »ie  aQe  anbem  Öbjecte,  aQein  mittelbar  erfannt,  inbem  er,  gtei(^ 
aOen  anbem  Objecten,  fi(^  im  Serflanbe,  ober  ®e^im,  al9  ertamite 
Urfa(^e  fubjectio  gegebener  Sm))finbung  unb  eben  babnrc^  objectio 
barfleUt;  uel(^eö  nur  baburc^  gefc^e^en  tann,  baß  feine  Zweite  auf 
feine  eigenen  @inne  n^irfen,  a(fo  bad  Suge  ben  Seib  fie^t,  bie  ^onb 
i^n  betaftet  u,  f.  f.,  aU  auf  meiere  3)ata  bad  ®e§irn,  ober  Serßanb 
(oetc^ed  Sind  ift),  au(^  i^n,  glei4  anbern  lObjecten  feiner  ©efialt  unb 
Sefd^affen^eit  nac^  rttumlic^  confhuirt.  (®.  84.  9B.  I,  6.  13.  22— 
24;  11.  7.) 

2)  dbentitSt  bed  Seibed  unb  9Bi(Iend. 

!Cem  Gubject  bed  Srfennend,  meld^ed  burc^  feine  dbentitttt  mit  bem 
Seibe  ate  dnbioibuum  auftritt,  ift  biefer  Seib  auf  j^ei  ganj  üerfc^iebene 
SBeifen  gegeben:  einmal  att  SorfieUung  in  oerjlttnbiger  flnfd^ounng, 
att  Object  unter  Objecten,  unb  ben  ©efe^en  biefer  untermorfen; 
fobonu  aber  auc^  jugteid^  auf  eine  gan)  anbere  SBeife,  nttmtid^  qU 
jene«  debem  unmittelbar  Sefannte,  »el^e«  ba«  SSort  iEBiUe  bejeic^net. 
deber  nirftic^e  Set  feine«  SBiUend  ift  fofort  unb  unausbleiblich  ou^ 
eine  Seuegung  feine«  Seibe«.  S)er  aBiIIen«act  unb  bie  Xction  U9 
Seibe«  finb  nic^t  jmei  obiecti)>  erfannte  oerf^iebene  3ußttnbe,  bie  bo« 
aanb  ber  CattfaÜtttt  nerhiUpft,  flehen  nic^t  im  Ser^ttltnig  ber  Uifad^e 
unb  äBrrfung;  fonbern  fie  finb  (Sine«  unb  bo«  ®e(be,  nur  auf  jioei 


8eiB  58 

g(in}fid^  Derfd^iebene  Seifen  gegeben:  einmal  gonj  nnnittenar  mtb 
einmal  in  ber  Snfd^auung  für  ben  Serflanb.  2)te  9ction  bed  Seibed 
ifi  nid^td  Vnbered,  al9  ber  objectiüirte,  b.  §.  in  bie  Xnfd^amntg  ge- 
tretene fict  bed  fEHUta9.  SDtefed  gitt  Don  jeber  Semegung  bed  Seibed, 
ntd^t  btod  t»on  ber  toiQIürti^en,  auf  SRotiüe,  fonbem  andi  ton  ber 
untoiMOrlic^en,  auf  bloße  dtetje  erfotgenben;  ja,  ber  gan}e  Seib  iß 
nt^td  Vnbered,  aü  ber  obj[ectit)trte,  b.  ^.  jur  SorfieHung  getoorbene 
SStUe,  ober  bie  £)b|ectität  be^  SStUend.  (9ß.  I,  119  fg«  126— 
130;   n,  277.  280—300.    9?.  34—54.    %  I,  322.    ©.  360.) 

Die  dbentität  bed  Seibed  unb  äßtllend  jetgt  fl^  unter  anberm  aud^ 
barin,  bag  jebe  heftige  unb  übermütige  Sctoegung  betf  SBiOend,  b.  1^. 
jeber  Effect,  ganj  unmittelbar  ben  Seib  unb  beffen  innere^  ©etriebe 
erfc^üttert  unb  ben  ®ang  feiner  üitalen  ^nctionen  ß6rt.  (2B.1, 121. 
128.    5».  28.    %  U,  618  fg.) 

3)er  äßtOe  ifl  nic^t,  n^ie  ber  dnteOect,  eine  f^ction  be^  8eibe9; 
fonbern  ber  Seib  iß  feine  t^unction;  ba^er  iß  er  biefem  ordme 
rerum  Dorgängig,  aü  beffen  metat)^9fif4ed  @ubflrat,  al9  bad  Hnfld^ 
ber  CErf^einung  beffelben.    (SB.  II,  240.) 

3)  Serl^ältnig   ber  ))^9fioIogif^en  jn  ber  meta))l^9« 
fifc^en  ertlttrung  bed  Seibed. 

Son  ber  (SntßeJ^ung  unb  oon  ber  (Entmidflung  mtb  (Erhaltung  bed 
Seibed  tagt  ßd^  jtoar  aud^  ätiotogif^  eine  9te(^enfc^aft  geben,  loelc^e 
eben  bie  ^§)^fio(ogie  iß;  adein  biefe  erHttrt  i^r  S^ema  gerabe  nur  fo, 
wie  bie  Tlotit>t  ha9  ^anbeln  erHttren.  @o  toenig  bal^er  bie  Segrünbung 
ber  etnje(nen  ^onblung  bur^  ba9  iDtotio  unb  bie  not^toenbige  9o(ge 
berfelben  and  biefem  bamit  ßreitet,  bag  bie  ^anblung  ühtt^aupi  utU) 
i^rem  SBefen  nad^  nur  (Erfd^einung  eined  an  ßd^  felbß  grunblofen 
aSiOend  iß;  eben  fo  uienig  tl^ut  bie  ))(9ßoIogifd^e  (Srllttruttg  ber 
Functionen  bed  Seibe«  ber  ))§ilofop^if(^en  Sa^r^eit  (Eintrag,  bag  bod 
gotije  3)afein  biefed  Seibed  unb  bie  gefammte  9tei^e  feiner  Sunctionen 
nur  bie  JDbj[ectioirung  eben  jened  SBiüend  iß,  ber  in  beßelben  Seibed 
äugertid^en  «ctionen  nad^  SRaggabe  ber  ÜRotil^e  erfd^eint.  (9B.  1, 128  fg. 
Sergl.  au(^  9etioIogie.) 

4)  SBorauf  bie  Btoedmägigleit  be«  8eibe9  beru^ 

!Z)arattf,  bag  ber  Seib  nid^td  Snbere«  iß,  aü  bie  (Srfd^einung  ht9 
Siaen«,  bie  ©i^tbanoerbung,  Obiectitttt  be«  SBiDend,  beruht  bie 
boHIommene  Stngemeffen^eit  M  menfc^tic^en  unb  t^ierifc^en  Seibed  jum 
menf(^tt^en  unb  t^ierif^en  SßiOen  ültrfympt,  beqenigen  S^nlic^,  aber 
ße  meit  Übertreff enb ,  bie  ein  abß(^tlid^  üerfertigted  SBerfgeug  inm 
SÖBiDen  bed  Serfertigerd  ^at,  unb  biefer^alb  erf^einenb  aU  Qatd* 
rnttgigfett,  b.  i.  bie  teleologif^e  SrKärbarleit  be«  Seibed.  3)ie  SC^eile 
it9  Seibed  müßen  bed^alb  ben  ^auptbege^rungen,  burc^  mel^e  ber 
aSiae  ßd^  manifeßirt,  üoQfommen  entf))red^en ,  müßen  ber  ß^tbare 
Vudbmd  berfelben  fein.    Süf^nt,  @d^Innb  unb  Dormlonal  ßnb  ber 


54  9etbeigenf(^aft    —    Sad^tfertigfett    Setd^t^nn 

o6iecti))ttte  junget;  bie  ©enitalten  ber  ob{ectit)trte  ®^ifitdit9taA; 
bte  gretfenben  ^ttnbe,  bte  raffen  gfttße  entf^nred^en  bem  fc^on  mt^x 
mUtelborm  (Streben  bed  aßtllend,  toel^ed  fie  barfleüen«  SBie  bie  aO« 
gemein  meufd^fu^e  gform  bem  allgemein  menfc^Itd^en  SBUIeR,  fo  entf^nrt^t 
bem  tnbil)ibuell  mobifictrten  SEBtUen,  bem  S^oratter  bed  Sinjelnen,  bie 
tnbioibueOe  ftorporifatton,  tt)dd^e  ba^er  bur^aud  unb  in  aVitn  XfftiUn 
d^arafteriftifc^  unb  an^brudC^tioa  tfl.    (SB.  I,  129  fg.   ^.  350.) 

5)  3)te  (Srienntntg  unfern  eigenen  Setbed  aU  @^IüffeI 
jur  Srtenntnif  bed  Sßefen^  ber  !2)inge. 

2)ie  hopptltt,  auf  gmet  oöllig  l^eterogene  äBeifen  gegebene  Srienntnig, 
meldte  toir  oom  äBefen  unb  SBirTen  unferd  eigenen  Seibed  (aben,  iß 
bev  @d§Iüffe(  jur  Grienntnig  bed  äBefend  j[eber  Srfd^einung  in  ber 
3lafax,  ba  alle  Objecte,  bie  nid^t  unfer  eigener  Seib,  ba^er  nic^t  auf 
bo))))ette  SBeife,  fonbem  allein  al^  SSorfieQungen  unferm  8emu§tfein 
gegeben  flnb,  eben  na^  Slnalogie  iened  Seibed  ju  bcurt^eilen  ftnb  unb 
ba|er  anjunel^men  ift,  bag,  koie  jle  einerfeitd,  ganj  fo  toit  er,  8or» 
fleOung  unb  barin  mit  i^m  gleichartig  finb,  au^  anbererfeitd,  loeim 
man  i^r  2)afein  ate  SorfleQung  bed  @ubj[ectd  bei  @eite  fe^t,  ba« 
bann  nod^  übrig  93Ieibenbe  feinem  ganjen  SBefen  nad^  bo«  fetbe  fein 
muß,  aU  »a«  mir  an  und  SSille  nennen.   (SB.  1, 125.  130  fg.  97. 93.) 

6)  ftritil  bed  ©egenfafeed  }tt)if d^en  Seib  unb  ®eele  aU 
}tt)eier  grunbüerfd^iebener  @ub{lan)en.    (®.  @eele.) 

Ctibti0tnfd)aft. 

3toif(i^en  Setbeigenf ^aft,  toie  in  Kuglanb,  unb  ©rtmbbefl^,  tote  in 
(Englanb,  unb  ühttf^aupt  }toif^en  bem  Seibeigenen  unb  bem  ^i^ter, 
(Sinfaffen,  ^^^ot^fcnfd^ulbner  u.  bgl.  m.,  (iegt  ber  Unterfc^ieb  mc^r 
in  ber  %txni,  M  in  ber  ®ad^e.  Ob  mir  ber  Sauer  gel^ihrt,  ober  baö 
Sanb,  t)on  mefd^em  er  fU^  nähren  mug,  ifl  im  SBefentlid^n  loeirig 
Derfd^ebcn.  2)er  freie  Soner  ^at  itoax  !3)ie9  ooraud,  bag  er  batoon 
ge^en  lann  in  bie  meite  SBelt;  wogegen  ber  Seibeigene  unb  gleliae 
adscriptos  ben  tnedeid^t  größeren  Sort^eil  l^at,  ba§,  loenn  SDtt^c^d, 
ihant^eit,  SIter  unb  Unftt^igTeit  i^n  ^iilflod  mad^en,  fein  $err  für 
i^n  forgen  mug;  bal^er  fd^täft  er  ru^ig,  to)ä§renb,  bei  Wlxitoaä}^,  ber 
$err  {l^  fc^Iaflod  auf  bem  Sager  toüit,  auf  äRittel  flnnenb,  feinen 
Seibeigenen  8rob  ju  fd^affen.    ($.  II,  260.) 

Ctic^nam)  f.  Xob. 

f(id^tf(tti{ktit.    Ceid)tfiun. 

SS^renb  ba«  Rubeln  nad^  Gegriffen  in  ^ebonterie,  fo  lann  ba« 
nad^  bem  anfc^autid^en  (SinbrudF  in  Seid^tfertigleit  unb  S^or^cit  Aber* 
ge^en.    (9B.  U,  83.) 

S)er  Seid^tfinn  beße^t  im  SDtangel  ber  Sntoenbung  ber  Vernunft 
auf  ba«  $raliif^e,  im  @id^Ieiten(af[en  bur^  ben  gegentoSrtigen  an« 
fc^auttd^en  (Einbnuf,  o^e  Stttctfi^t  auf  bie  gnlunft.    *£>tx  Vernünftige, 


Seiben    —    8eibenfd|aft  55 

b.  i.  3)er,  koeld^t  bie  abfhacte  ober  9itmm\t'(Sxttmtnx%  jur  Kid^t* 
fc^nur  feine«  Z^vmß  nimmt  unb  bemnad^  beffen  folgen  unb  bie  3tAtnft 
aDejeit  bebenft,  übt  ^Suftg  bad  Sustine  et  abstine.  3)a^r  borgt  bei 
i§m  fletö  bie  3ulmtft  t)on  ber  ©egenioart.  Seim  leid^tflnnigen  Sporen 
borgt  umgele§rt  bie  ©egenivart  Don  ber  S^^^nft/  toet(^e,  baburc^ 
oerarmt,  nac^^er  »milrott  toirb.  (SB.  n,  166.)  a)ie  Seidjtjlnnigen 
teben  ju  fe^r  in  ber  ©egentoort.    ($.  I,  441») 

1)  Sdlgemetnl^eit  unb  aRaßlofigleit  be«  Seiben«. 

S)a    bad  ben  ftem  unb   ba«   9nf{^   jebe«  ICtnged   audmac^enbe 

©treben  bad  @eIBe  ifl,  toa«  in  und  SBille  ^eigt,  Hemmung  bejfelben 

aber   bur^  ein  $tnbermg,  koeld^e«  fid^  Jioif^en  i^n  unb  fein  einft* 

ttcifigef  B^cl  ß^II^  Seiben,   hingegen  fein  Srreid^en  bed  QitÜ  8e- 

friebtgung,    SSJo^Ifein,    ®tüd  genannt   toirb;    fo   fönnen   toir   biefe 

Senemmngen  qu^  auf  bie  bem  ®rabe  nod^  f^tott^eren,  bem  iSefen  nad^ 

mit  und  ibentif^en  Srf^einungen  ber  erlenntniglofen  Sßelt  übertragen. 

üDiefe  fe^en  toir  atebonn  in  fletem  Seiben  begriffen  unb  o^e  Ueibenbed 

(SlüdC.     SDenn  alle«  @treben  entf))rtngt  an€  äRangel,  an«  Un)ufrieben- 

^ett  mit  feinem  3ufianbe,  ifl  alfo  Seiben,  fo  lange  e«  nid^t  befriebtgt 

ift;   leine  Sefriebigung  aber  ift  bauemb,   Dielme^r  ifl  jebe  flet«  nur 

ber  Xnfangdpnnit   eine«  neuen  (Streben«.     !Ca«  ®treben  fe^en  mir 

überaD  üielfad^  gehemmt,  überall  fttm^fenb;   fo  lange  a(fo  immer  al« 

Seiben.     ftein  teilte«  3iel  be«  (Streben«,  alfo  lein  ÜRag  unb  3tel  be« 

Seeben«.    (SB.  I,  365.) 

2)  Seibett  be«  Seben«.    (ß.  Seben.) 

3)  Sttuternbe  ftraft  unb  (SJ^rmürbigfeit  be«  Selben«. 

XQe«  Seiben  t^ai,  inbem  e«  eine  SRortificatton  unb  Hufforberung 
)ur  9{e{!gnatton  ifl,  ber  äRögli^Ieit  na^  eine  ^eiligenbe  ihaft  hieran« 
iß  e«  3U  erHären,  bog  große«  Unglüd,  tiefe  ®d^mer}en  fd^on  an  flc^ 
eine  gemiffe  S^rfurd^t  einflößen.  ®an)  el^ürbig  mtrb  vm9  aber  ber 
Seibenbe  erfi  bann,  mann  er,  ben  Sauf  feine«  Seben«  al«  eine  &tttz 
Don  Selben  ttberbßdenb,  ober  einen  großen  unb  unheilbaren  ©d^merj 
betrouemb,  feinen  Slid  t)om  Sinjelnen  jum  XDgemeinen  erhoben  l^at 
unb  fein  eigene«  Seiben  nur  al«  9eif))ie(  be«  ©anjen  betrachtet  unb 
bamt  ba«  ®an}e  be«  Seben«,  a(«  mefentKd^e«  Seiben  aufgefaßt,  i^n 
)ur  9leflgnatton  bringt.    (9B.  I,  468.    8ergL  au^  $eiI«orbnung.) 

(eilrettfd^aft. 

1)  3)efinition  ber  Seibenf^aft. 

Seibenfd|aft  ifl  eine  fo  flarfe  iReigung,  baß  bie  fie  anregenben  Wtofy>t 
eine  ©emalt  über  ben  SBiOen  att«üben,  meiere  flSrler  ifl,  al«  bie  {ebe« 
tuttgUc^en,  i^nen  entgegenmirlenben  äRotit)«,  mobur^  i§re  {^f<|aft 
über  ben  SiQen  eine  abfotute  mirb,  biefer  folgßd^  gegen  fle  fld^  )iaf  f  iii, 
teibenb  ber^SIt.    SHe  Selbenf^aften  eneic^en  iebod^  feiten  ben  ®rcA, 


elben  Uetit. 


52  Se^rfo«    —    8d( 

3)te  ®ele^tten,  tote  fie  in  ber  %egel  finb,  ffatbiren  }tt  bem  S^td, 
lehren  itnb  fc^retben  gu  fönnen.  3)a^er  gletd^t  i^r  ftopf  einem  iDtagen 
unb  ©ebttrnten^  baraud  bie  ©petfen  unoerbaut  U)icber  abgeben.  (Sben 
bed^alb  toirb  anif  i^r  Seiten  unb  Schreiben  toenig  nü^en.  ($.  H, 
515.)  ®(^on  3)iberot  ^at  ed  in  SRameau'd  Steffen  gefagt,  bagSie, 
toeld^e  eine  äBiffenfc^aft  lehren,  nic^t  3)ie  ftnb,  n^el^e 
nnb  ernftlid^  treiben,  ald  toAttim  feine  3ctt  }um  Se^ren  ber 
dene  Snbern  leben  blo9  oon  ber  Sßtffenft^aft;  fie  i{l  i^nen  „tm 
tüchtige  ftu^,  bie  fle  mit  »utter  oerforgt".  (^.  II,  516-  »ergL  a«d| 
3)ilettanten.) 

(Sin  ®a6  &on  mittelbarer  ®etoig§eit  ift  ein  Se^rfa^,  unb  ba8 
biefelbe  Sermitteinbe  ifl  ber  Setoeid.    (993.  n,  132.) 

Ctib. 

1)  Der  Seib  aU  Object  unter  Objectett. 

ÜDer  Seib  iß  bem  rein  erlennenben  (Subject,  totldft^  ber  bebingenbe 
Xrttger  ber  gangen  SEBelt  ate  Sorflenung  ift,  eine  Sorfleanng  mt 
jebe  onbere,  ein  Dbject  unter  JDbjecten.  3nfofem  er  ber  auÄgong«« 
punlt  für  bie  Vnfc^auung  oDer  anbem  JObjecte,  atfo  ha9  biefe  9tt' 
mitteinbe  ifl,  Ugt  er  fic^  al9  bad  unmittelbare  Obiect  bejeic^nen, 
tt)et(^er  Hudbrud  jeboc^  nic^t  fo  }u  Oerfte^en  ift,  ba§  er  unmittelbar 
aU  Object  flc^  barfteOe.  2)enn  objectio,  olfo  ate  Object,  toirb  QXiii 
tx,  mie  aUe  anbem  Objecte,  allein  mittelbar  erfannt,  inbem  er,  gl«<^ 
aOien  anbem  Objccten,  fii)  im  Serflanbe,  ober  ®ef|im,  aU  erfantite 
Urfa(^e  fubjectio  gegebener  Smpfinbung  unb  eben  baburc^  objectio 
barfleUt;  meiere«  nur  babnrd§  gefc^e^en  tann,  bag  feine  Zf^^iU  auf 
feine  eigenen  @inne  mirfen,  alfo  bad  8uge  ben  Seib  fte^t,  bie  $anb 
i^n  betafiet  u.  f.  f.,  M  ouf  meiere  ©ata  ba«  ®e^im,  ober  Cerflcn» 
(wel^e«  Sin«  iji),  au(^  i^n,  gleid^  anbem  Dbjiecten  feiner  ©cjlalt  unb 
»ef(^affen§eit  na^  rttumli<^  conjhuirt.  (®.  84.  SB.  I,  6.  13.  22- 
24;  II.  7.) 

2)  dbentitttt  bed  Seibed  unb  mtUn^. 

Dem  ©ubject  be«  ©rfennen«,  mli)tß  hwcä)  feine  3tentitöt  mit  b<» 
Seibe  att  dnbioibuum  auftritt,  ip  biefer  Seib  auf  jwei  gan)  oerf(^ieböi« 
äBeifen  gegeben:  einmal  aU  Sorjiellung  in  oerfittnbiger  Unff^auungi 
att  Obiect  unter  Objecten,  unb  ben  ©efe^en  biefer  unterworfen; 
fobann  aber  anc^  mUiij  auf  eine  gau)  anbere  2Beife,  n(imU(§  aU 
icne«  debem  unmittelbar  Sefannte,  met^ed  ba9  SSort  SBitle  btji^¥^' 
deber  oirftic^e  Xct  feine«  äBiUen«  iji  fofort  unb  unaudbleiblii^  ^^ 
eine  »emegung  feine«  Seibe«.  SDer  SBiIlen«act  unb  bie  Äction  be« 
Seibe«  finb  nic^t  jttiei  objectilJ  erfannte  oerf(iiebene  Suftanbe,  bie  m 
Sanb  ber  Caufalitttt  mhtüpH,  fielen  nic^t  im  Ser^tt(tnig  ber  Urfoc^e 
unb  äSrrfung;  fonbem  {!e  finb  (Eine«  unb  ba«  Selbe,  nur  auf  l^^ 


8eiB  68 

gan}Ucl^  Derfd^iebene  Sßeifen  gegeben:  einmal  gan}  nnmittelBar  mtb 
einmal  in  bet  Snfd^auung  für  ben  Serflonb.  2)ie  Sfction  bed  Seibe9 
ifi  nid^td  ünbered,  aM  ber  objectiüirte,  b.  §.  in  bie  9nfd^anung  ge^ 
tretene  Sd  bed  SßiHend.  SDiefed  gilt  Don  j[ebet  Setoegung  bed  Seibed, 
ni^t  blod  t»on  ber  n)illfürtid^en,  auf  äRotite,  fonbern  au(^  Don  ber 
mttoiUfürUc^en,  auf  Möge  Steije  erfolgenben;  ia,  ber  ganje  Seib  iß 
nid^td  Snbere^,  ate  ber  obj[ecttDtrte,  b.  §.  }ur  SorfieOnng  geworbene 
ffiiBe,  ober  bie  Dbjectität  bc«  SBillcnö.  (®.  I,  119  fg.  126— 
130;    n,  277.  280—300.    9?.  34—54.    ?.  I,  322.    ^.  360.) 

2)ie  dbentität  bed  Seibe^  unb  äEBi0en0  jeigt  fld^  unter  anberm  auif 
barin,  bag  jiebe  heftige  unb  übermägige  Scmegung  bed  SBiOend,  b.  ^. 
ieber  Vffect^  ganj  unmittelbar  ben  Seib  unb  beffen  innere^  ©etriebe 
crf(^üttert  unb  ben  ®ang  feiner  üitalen  f^unctionen  fl6rt.  (2B.1, 121. 
128.    5».  28.    $.  n,  618  fg.) 

2)er  SBiOe  ifl  nid^t,  n^te  ber  dnteHect,  eine  ffunction  bed  Selbe«; 
fonbern  ber  Seib  if}  feine  t^unction;  ba^er  iß  er  biefem  ordine 
rerum  Dorgttngig,  aU  beffen  meta))^9f[f4ed  @ubflrat,  aU  bad  %nf{d| 
ber  Srfc^einung  beffelben.    (SB.  H,  240.) 

3)  Ser^ältnig   ber  ))^9fioIogifd^en   gu  ber  meta))^^« 
fifd^en  (Srllärung  bed  Seibed. 

Son  ber  (Sntfie^ung  unb  üon  ber  Suttoidflung  mtb  (Erhaltung  be« 
Selbe«  lägt  f[(^  jtoar  aud^  tttioIoglfd|  eine  9Ie^enfc^aft  geben,  n^elc^e 
eben  bie  ^§^flo(ogie  ift;  allein  biefe  erHttrt  i^r  iE^ema  gerabe  nur  fo, 
toit  bie  SDtotibe  ba«  $anbeln  erHttren.  ®o  toenig  bal^er  bie  Segrünbung 
ber  ein}e(nett  ^onblnng  buri^  ba«  üRotio  unb  bie  not§toenbige  9oIge 
berfetben  an«  biefem  bamit  fheitet,  bag  bie  ^anblung  über^ont^t  unb 
iffm  SBefen  nad^  nur  (Erfd^einung  eine«  an  flc^  felbfl  grunblofen 
SBlQen«  iß;  eben  fo  toenig  t^nt  bte  {p^^ßologlfc^e  SrKttrung  ber 
Smictionen  be«  Selbe«  ber  ))^ilofo))^if(4en  SSa^r^elt  Cintrag,  bag  ba« 
9<m)e  !Cafem  blefe«  Selbe«  unb  bie  gefammte  9tei^e  feiner  Functionen 
nur  bie  Objectlolrung  eben  jene«  SBlIIen«  Iß,  ber  In  beffelben  Selbe« 
ängertic^en  «ctionen  nad^  SRaggabe  ber  ÜRotloe  erfc^eutt.  (Sß.  1, 128  fg. 
^gl.  anäf  aietlologle.) 

4)  SBorauf  bie  dtoedmäglglelt  be«  Selbe«  beru^ 

3)orauf,  bag  ber  Selb  nlc^t«  Snbere«  Iß,  al«  bie  (Srfd^elnung  be« 
aSiOen«,  bie  ©l^tbanoerbung,  Objectltät  be«  SBlDen«,  beruht  bie 
^oOfommene  Slngemeffen^elt  be«  menf^Ilc^en  unb  t^lerlfd^en  Selbe«  }um 
inenfc^Iic^en  unb  t^lerlfc^en  SSlUen  über^au))t,  berjenlgen  il^I^,  aber 
fle  toelt  itbertreff enb ,  bie  ein  abßc^tßd^  oerfertlgte«  SEBerlgeug  jnm 
SBlIIen  be«  Serfertiger«  ^at,  unb  blefer^alb  erfi^elnenb  al«  3^^' 
«figlalelt,  b.  l.  bie  teteologlfd^e  Srnärbarlelt  be«  Selbe«.  3)le  SC^elle 
^  Selbe«  muffen  be«^a(b  ben  ^auptbege^rungen,  burc^  ttelc^e  ber 
SBiOe  ßd^  manlfeßlrt,  boOTommen  entf^red^en,  muffen  ber  ßd^tbare 
Vtt«bmd(  berfelben  fein.    3ft^ne,  @d^tnnb  mtb  3)armlana(  ßnb  ber 


46  Sebendatter 

unb  nimmt  oft  mit  geringer  äBaare  DorlieB.  äRit  bcn  darren  trimmt 
biefe  Steigung  aDmStig  ab  uub  im  Xlter  jie^t  man  bte  ^rofa  l»or. 
S)ur(^  j[ene  poctifd^e  Slenbenj  ber  dugenb  mirb  bann  (eic^t  ber  ®tnn 
für  bie  SSirKic^Teit  üerborben.  (9ß.  U,  486.)  SDa«  «Her  ^at  k)or 
ber  Ougenb  bie  Unbefangenheit  t)oraud.  3)er  gereifte  3Rann  {te^t  bie 
3)inge  ganj  einfach  unb  nimmt  bie  S)inge  für  ^a€,  toa^  fte  finb; 
mtt^renb  bem  ^aben  unb  düngling  ein  Xrugbtlb,  jttfammengefe^t 
auö  feI6flgef(^affenen  ©rillen,  überfommenen  Sorurt^eilen  unb  feltfamen 
^^antajjen,  bie  toa^re  SBett  bebedt  ober  t^erjerrt  {%  l,  513.)  S)ie 
$eiterteit  unb  ber  Sebendmut§  ber  dugenb  beruht  jum  Xfftil  barauf, 
bag  mir,  bergaufge^enb/  ben  Stob  nic^t  fe^en.  97a(^  Ueberf(^reitung 
bed  ©ipfetd  aber  merben  mir  ben  3^ob  anftc^tig,  moburc^,  ba  ^u 
gleid^er  ß^t  bie  li^eben^traft  }u  ebben  beginnt,  andi  ber  Sebendmut^ 
finft  unb  ein  trüber  Sm|}  ben  jugenblic^en  Uebermut^  k)erbr&ngt. 
($.  I,  514  fg.)  Som  ®tanbf)unfte  ber  dugeub  au«  gefe^en  iß  ba« 
Seben  eine  unenblic^  tange  3ufunft;  t)om  ©tanbpunft  bed  Stterd  aud, 
eine  fe^r  furje  ?Sergangen§eit.    (^.  I,  515-7-517.  528.) 

3)ur(^  bad  äSSegfaSen  ber  Sangemeite  in  fpätem  darren  unb  ba« 
Serflummen  ber  Seibenfc^aften  mit  i^rer  Dual  mirb,  menn  nur  bie  &t' 
funb^eit  ftc^  erhält,  im  ©anjen  genommen  bie  Safl  be«  S^ben«  geringer, 
ate  fle  in  ber  dugenb  ifi;  bal^er  nennt  man  ben  bem  Eintritt  ber 
SUter^fc^mSc^e  üor^erge^enben  S^i^^um  „bie  beflen  dal^re''.  3n  $in« 
ft^t  auf  unfer  SBo^Ibe^agen  mögen  fie  e«  mirKid^  fein;  hingegen  bleibt 
ben  dugenbja^ren  ber  SBorjug,  bie  befruc^tenbe  3^^^  für  ben  Seifi,  ber 
Stützen  anfe^enbe  S^^Iing  beffelben  )u  fein.  3)ie  größte  (Snergie 
unb  ®))annung  ber  ©etfledIrSfte  ftnbet  in  ber  dugenb  ^att,  f)ifiteflen« 
bi«  in«  d5te  da^r;  t)on  bem  an  nimmt  fle  ab.  -debod^  finb  bie 
fptttem  daf|re  nic^t  ol^ne  (Sompenfatiou  bafür,  inbem  bie  reichere  (Sx* 
fa^rung  unb  bie  Stelfeitigleit  ber  Betrachtung  bie  2>inge  oüererft  ief^t 
im  3ufammen^nge  berfte^en  le^rt.  dn  ber  dugenb  iß  me^r  fton« 
ception,  im  S(ter  me^r  Urt^eil,  Penetration  tmb  ®rünb(i(^Ieit.  ($.  I, 
520—523.  527.) 

dm  Serlaufe  be«  Seben«  treten  ffopf  unb  ^erj  immer  me^  ou«« 
einanber;  immer  nie^r  fonbert  man  feine  fubtectide  (Smpftnbung  l»on 
einer  obj[ectioen  (Srienntnig.  dm  ftinbe  finb  beibe  no^  gang  tmr« 
c^moI}en;  t9  meig  fid^  oon  feiner  Umgebung  lanm  )tt  nnterf^etbcn, 
t9  berfd^mimmt  mit  i|r.  dm  düngting  mirft  aOe  Sßo^nte^misng 
junfic^fl  (Smpfinbung  unb  @timmitng,  ja  l^ermifc^t  ftc^  mit  bicfer. 
Sben  ba^er  ^aftet  ber  düngling  fo  fe^r  on  ber  anfc^oulic^en  Xugenfeitc 
ber  Dingt;  eben  ba^er  tangt  er  nur  jur  (l^rifc^en  $oefic  unb  erfi  ber 
SRann  pr  bramatifc^en.  3)en  ®rei«  (ann  man  fi(^  ^5f^fUn«  nodp 
a(«  SpUer  beuten,  mie  Oifmn,  ^omer;  benn  (Eritf^leu  gebort  gniit 
(S^arafter  be«  ©reife«.    (SS.  I,  296.) 

5)  SBorauf  bie  bem  ?(Iter  ermiefene  Xc^tung  bern^t. 

S)ie  Sc^tung  Dor  bem  SIter  f(^eint  baranf  ju  bern^n,  bog  bie 
(S^re  junger  Seute  gmar  a(«  Sorau^fefeung  angenommen,  aber  noi^ 


£eben«anjl4t    —    (cbendbauer  47 

nic^t  erprobt  ifi,  bal^er  eigentlich  auf  Srebit  befielt.  Sei  ben  Sfelteren 
ober  ^üt  t9  {td^  im  Saufe  bed  Sebend  au^etfen  muffen,  ob  fte  burc^ 
i^ren  SBonbel  i^re  (&fyct  btf^anptm  lonnten.  !3)enn  koeber  bie  do^re 
an  flcl^,  ate  mii)t  aud^  Spiere,  unb  einige  in  üiel  ^öl^erer  3^^^  ^^' 
reichen,  noc^  aud^  bie  (Stfa^rung,  a\9  bloge,  ntt§ere  Jfenntni|  oom 
Saufe  ber  SBelt,  pnb  ^inretc^enber  ®runb  für  bie  Vc^tung  ber  düngeren 
gegen  bie  Veiteren,  »eld^e  boc^  überall  geforbert  toirb.  X)ie  Möge 
©c^mdc^e  be^  §ö^eren  9tterd  »ürbe  me^r  auf  ©c^onung,  ald  auf 
ac^tung  anf))ni(^  geben.    ($.  I,  385  fg.) 

6)  Sejie^ung  jmifc^en  Sebendalter  unb  S^aratter. 

!Der  S^arafter  faß  jebed  äRenfd^en  fd^etnt  ^»orjugdloeife  Sinem 
Sebendalter  angemeffen  )u  fein;  fo  ha^  er  in  biefem  {ic§  oort^eil^after 
aufnimmt.  (Sinige  finb  lieben^toürbige  dünglinge,  unb  bann  ifi'd 
k)orbei;  Snbere  fräftige,  t^&tige  ÜRänner,  benen  bad  SIter  aKen  9Bert^ 
raubt;  SRanc^e  fleüen  fid^  am  oort^eil^afteflen  im  HIter  bar,  alö  mo 
fte  mtlber,  mei(  erfahrener  unb  gelaffener  flnb;  bietf  ifl  oft  bei  grau« 
jofen  ber  gaQ.  i)\t  ®a(^e  mug  barauf  beru^n,  bag  ber  @^araTter 
felbft  ttma^  Augenblicke«,  9R&nnIi(^e«  ober  XeUIic^e«  an  Tt^  ^at, 
U)omit  bod  iebedmaüge  Lebensalter  übereinfiimmt,  ober  atö  ^onectio 
entgegenloirft«    (%  l,  518.) 

7)  Ser^ttttni§    beS    Seben«a(ter«    )ur    SebenSfraft. 
(6.  SebenSfraft.) 

8)  Ser^ftltnig  beS  SebendalterS  }ur  Sangemeile.    (6. 
Sangen)eile.) 

9)  Ser^ttttnig     ht9    Sebendalterd     }ur    Sinfamteit. 
(@.  (Sinfamfeit.) 

Cebtn^anfu^t. 

de  uQC^bem  bie  Snergie  beS  dnteOect«  angef))annt,  ober  erfc^Iafft 
ift,  erfc^eint  i^m  ia9  Seben  fo  tur},  fo  «ein,  fo  flüd^tig,  ba§  nichts 
barin  Sorfommenbed  toert(|  fein  fönne^  und  }u  bettegen;  —  ober  aber 
umgete^rt,  fo  lang,  fo  koic^tig,  fo  SQe«  in  SiOem,  bog  h)ir  banac^ 
und  mit  ganjer  Seele  auf  bajfetbe  nierfen,  um  feiner  ®üter  t^eit^aft 
)u  werben.  !Ciefe  erßere  Sebendanfic^t  iß  bie  trandfcenbente,  bie 
Untere  bie  immanente.  !Z)ort  ^at  bad  (Sriennen  bad  Uebergemic^t, 
^ier  bad  SB  ollen.  3)er  iDtenfc^  ifl  grog,  ober  Hein,  je  nac^  bem 
Sor^nfc^en  ber  einen  ober  ber  aubern  Sebendanfid^t.    ($.  II,  635  fg.) 

Cebenis^auer. 

!Dad  menfi^Iic^e  Seben  ifl  eigentlich  hieber  lang,  no^  lurj  ju 
nennen,  toeil  ed  im  ®runbe  bad  9Rag  ifl,  toonoc^  mir  alle  anbern 
Beitlttngen  abfc^ttt^n.  —  W\t  9iec^t  mirb  im  Upanifc^b  bed  Seba 
bie  natürliche  Sebendbaucr  auf  ^unbert  da^re  angegeben,  meii  nur 
'Die,  meiere  bad  neunjigfle  3a^r  überfd^ritten  ^aben,  ber  Sut^anafie 


48  eeben^glücf    —    Seben«!raft 

t^etl^aft  toerben,  b.  1^.  o^ne  aDe  5(rant§ett  unb  XobeöTantpf,  l)or  Xlter 
fterben  ober  t)ie(me§r  }u  leben  aufhören,  dn  {ebem  frühem  SIter 
jWrbt  man  Ho«  on  Äranf^eiten,  alfo  öorjeitig.    (^.  I,  528,  ?tnmer!.) 

£tben$slüdi,  f.  ©tüdfäligfeit^Ie^re. 

Cebett«gütcr,  f.  ®ütcr. 

Ctben$kraft. 

1)  @cgen  ba«  leugnen  bcr  Scbenöfraft. 

S)ad  ü^eugnen  ber  l^eben^fraft  tfl  abfurb.  SBenn  ntc^t  eine  eigen* 
tf)üm(id^e  ^^oturlraft,  ber  t9  fo  niefcntUc^  ifl,  jmecf  mägtg  ju  üerfal^nn, 
mz  ber  <S(^n)ere  niefenttic^,  bie  S'6xptx  einanber  ju  nähern,  bod  gon^e 
complicirte  ©etriebe  bed  Drganidmud  beniegt,  fenft,  orbnet;  nun  bann 
ifl  ba«  Seben  ein  falf^er  @^ein,  eine  2:äuf(^ung,  unb  ifl  in  SBa^r^eit 
lebe«  Sßefen  ein  bloge«  Automat,  b.  ^.  ein  ®))iel  mec^anifc^er,  p^^ft« 
fatifc^er  unb  d^emifd^er  Mfte.  SDerbingd  n^irfen  im  Örganidmu^ 
p^^ftfalif^e  unb  ^emi[(^e  Gräfte;  aber  toa9  biefe  jufammen^ält  unb 
ienft,  fo  bag  ein  jmedniägiger  Drganidmn«  baran«  h)irb  unb  ht-- 
pe^t,  —  boö  ifl  bie  gebenölraft.  {%  II,  172  fg.  SR.  «orr.  VI.) 
S)ie  Sebendtraft  benu^t  aOerbing«  unb  gebrandet  bie  firSfte  ber  un- 
organifc^en  Statur,  befielt  iebod^  Teinedn)egd  aud  i^nen;  fo  nienig  m 
ber  S^ntieb  au«  beut  Jammer  unb  8(mbo«.  Xaf^tx  toixh  nie  au^ 
nur  ba«  fo  ^öc^fl  einfa^e  ^flanjenleben  au«  i§nen,  eth)a  au«  ber 
$aarrö^rd^enTraft  unb  ber  Snbo«ntofe,  erfidrt  toerben  lönnen,  gefc^meige 
ba«  tl}ierifc^e  ?eben.     (3B.  I,  169.) 

2)  ©egenfa^  }kDif((]en  ber  Seben«Iraft  unb  ben  anbern 
5Ratur!räften. 

äRan  §at  einen  funbantentalen  Unterf^ieb  ber  Seben«Traft  t)on  allen 
anbern  9?atur{räften  barin  finben  niollen,  bag  fie  ben  Jtörfier,  t)on  bem 
fie  einmat  gemieden  ift,  itid^t  »ieber  in  9efi^  nimmt.  Son  ben 
Ar&ften  ber  unorganifd^en  Statur  nieid^en  einige,  mie  iIRagneti«mn^ 
unb  @leltricität,  nur  an«na§m«meife  üon  bem  ftörper,  ben  fl^  einmal 
be^enfd^cn;  anbere,  mie  bie  ©cuttere  unb  bie  c^emif^e  OualitSt, 
mcid^en  nie  t)on  einem  Körper.  i>it  Seben«Iraft  aber  fann,  nac^bem 
fie  einen  ffbrper  oertaffen  ^at,  i^n  nic^t  niieber  in  Sefi^  nehmen. 
3)er  ©runb  bat)on  ifl,  bag  ^e  md^t,  mie  bie  Jtrttfte  ber  unorgonifc^en 
92atur  an  bem  b{ogen  @toff,  fonbem  )unä(^fl  an  ber  ^orm  ^ftet. 
d^re  2:6ättgleit  befielt  ja  eben  in  ber  $ert)orbringung  unb  (Sr^altnng 
biefcr  gorm;  ba^er  ijl,  fobalb  fie  Don  einem  fiörper  meiert,  an4 
f(^on  feine  f?orm  jerpbrt.  Sinn  aber  fjat  bie  ©ertwrbringung  ber 
gorm  i^ren  regetmögigen,  planmäßigen  Hergang  in  beflimmter  ©uc* 
ceffion.  SDa^er  mn^  bie  ?eben«!roft,  mo  immer  fie  oon  9ttnm 
eintritt,  aud^  i^r  ©emebe  öon  üom,  ab  ovo  anfongen.   (?. U,  173 fg) 


8eiien«(raft  49 

3)  SDte  Seben^Iraft  an  fi(^  unb  il^re  brei  Srf  d^einungd- 
formem 

Vit  fi(^  ifl  bie  Sebendiraft  ber  SßtDe.  @te  iß  gerobeju  ibentifd^ 
mit  bem  SBiUcn,  fo  bag,  toa^  im  ©elbfibetougtfein  att  SBiDe  auftritt, 
im  bemugtlofen,  organifc^en  ithtxi  ]tnt9  primum  mobile  beffelben  i^, 
mldit9  fe^t  pafjenb  ate  Seben^Iraft  bejei^net  »otben.  ($.  II,  173  fg. 
SB.  II,  335.)  2)ie  durücffü^rung  ber  Sebendtraft  auf  mUtn  fte$t 
ber  aßen  @tnt§eilung  i§rer  gitnctionen  in  9{ef)robuction^frQft,  3rrita* 
bilttSt  unb  ©enftbilität  bur^aud  nic^t  entgegen.  S)iefe  bleibt  eine 
tiefgefoßtc  Unterf^eibung.  (9?.  31,  3».  II,  6ap.  20.)  An  ft(^  ifl 
bie  Ißebendtraft  nur  eine,  nietete,  —  att  Urftaft,  M  metop^^fifc^, 
a(d  3)ing  an  {Ic^,  ate  SBide,  —  unermüblid^,  atfo  feiner  9tu^e  be« 
bürftig  \%  debo(^  i^re  Srfc^einungdformen,  Irritabilität,  @enftbi(itttt 
unb  9te))robuctiDitttt,  ermüben  aOerbingd  unb  bebttrfen  ber  Ku^e; 
eigentlid^  n^o^I  nur,  meti  fte  aQererß  mittelß  ber  Ueberioinbung  ber 
SiOenderfc^etnnngen  niebrigerer  @tufen,  bie  ein  frü^ered  %e(^t  an  bie 
fdbe  äRaterie  ^aben,  ben  Organidmud  hervorbringen,  erhalten  unb 
be^errfi^en.    Oß.  n,  174—177.    SB.  I,  174.) 

"DU  Sebendfraft  lann  nid^t  gleid^jeittg  unter  t§ren  brei  Sformen, 
fonbern  immer  nur  unter  einer  ganj  unb  unget^eilt,  ba§er  mit  t^oOer 
ÜRad^t  »irfen.    (?.  II,  175.) 

4)  S)ie  brei  Functionen  ber  Sebendfraft  aU  Unter- 
fd^eibungdmerfmale  }toif(i^en  ^flanje,  X§ier  unb 
9»enf(^. 

!Z)ie  9leprobuction0fraft,  objectioirt  im  S^üimAt,  ift  ber 
J^au^tc^arafter  ber  ^flanje  unb  ha9  $flan}li(^e  im  SOteufd^en.  SBenn 
fie  in  i^m  übermiegenb  oor^errfd^t,  üermut^en  mir  ^^legma,  Strttg^ett, 
@tumpffmn  (95otier).  —  3)ie  Irritabilität,  obJectiDirt  in  ber 
9Ru9feIfafer,  ifl  ber  ^auptd^arafter  bed  X^iere^  unb  if}  bad  Z^ierifc^e 
im  SRenf(^äi.  SBenn  fie  in  i^m  übertoiegenb  oor^enfc^t,  finbet  fld^ 
Se^ttiibigfeit,  ®tärfe,  a:apferleit  ((Spartaner).  —  S)te  ®enfibtIttSi, 
objiectioirt  im  3ltx\>tn,  ift  ber  ^auptc^aralter  bed  9Renf(^cn  unb  ift 
ha9  eigentlid^  SRenfc^Iic^e  im  SRenf^en.  Uebermtegenb  oor^fd^enb 
giebt  fie  ®enie  («treuer).    (St.  31  fg.) 

5)  !Cie  Sebendiraft  aU  ^eilfraft. 

S)ie  $?ebendlraft  mirft  koS^renb  be«  @(^Iafe9,  b.  ^.  M  Sinßeaend 
aOer  animatifd^en  Sunctionen,  fic^  gttn}ttd^  auf  bad  organifd^e 
$?eben,  unb  ifi  bafelbfl,  unter  einiger  Verringerung  be^  St^men^,  be^ 
$nlfe9,  ber  SBttrme,  auc^  fafl  aller  @ecretionen,  §auptfäd^Ii(^  mit  ber 
iangfamen  Keprobuction,  ber  ^erfleDung  aUcd  Serbraud^ten,  ber  ^ilung 
alle#  Seriefeten  unb  ber  Sefeitigung  aOer  eingeriffenen  Unorbnungen, 
bef^öftigt;  ba^er  ber  ®(^(af  bie  ^Ai  ifi,  nitt^rcnb  toelc^er  bie  vis 
nattirae  medicatrix  in  aQen  itranl^eiten  bie  ^eilfamen  ihrtfen  §erbei« 
fü^rt,  in  meldten  fie  atebomt  ben  entfc^eibenben  ®ieg  über  ba«  Dor« 

64o^en^a»ft»IBestton.   n.  4 


50  SeBenSlottf 

l^anbene  UcBel  erläitit)ft,  unb  toonad^  bol^er  bet  ftranle,  mit  betti  ftd^em 
®efü^I  ber  ^eranlommenben  ©enefung,  erleichtert  unb  freubig  enoac^t. 
8Uer  aud^  (ei  bem  ©efunben  loirft  fte  bad  @eI6e,  nur*  in  ungleich 
geringerem  ®rabe  an  aÖen  fünften,  wo  e^  nötl^ig  ifl.  (¥.  I^  249. 
275;  n,  175.  185.  SB.  U,  240.  295.  396.  —  »ergt.  aud^ 
ftrant^eit.) 

6)  SDie  SeBen^fraft  in  ber  dugenb  nnb  im  Xlter. 

^infi^tßd^  ber  Seben^fraft  finb  toix  bi9  }um  36ten  da^re  S)enen 
ju  oergleid^en,  totli^t  t>on  i^ren  S^^tfen  leben.  96er  Don  jenem  ßeit« 
f)unTt  an  ift  unfer  Sinalogon  ber  9?entenier,  »el^er  anfttngt,  fein  fta))ital 
anjugrcifen.    ($.  I,  51'Zrfg.) 

Ctben^louf. 

1)  üDer  Seben^Iauf  aU  ^robuct  }n)eier  ^actoren. 

Unfer  Seben^tauf  ift  (eine^megd  f^ted^t^in  nnfer  eigene^  SSßerl, 
f  onbem  ba^  ^robnct  jioeier  gactoren,  n&mlid^  ber  Steige  ber  Segeben* 
Reiten  unb  ber  9tei§e  uuferer  Sntf^Ittffe,  kpet^e  fletd  in  einanber  greifen 
unb  fl(^  gegenfeitig  mobiftciren.  Son  beiben  finb  und  ttegen  ber  Se* 
fd^rttnlt^eit  unferd  $ori}ontd  eigenttid^  nur  bie  gegenkoärtigen  rec^t 
befannt.  3)ed^aI6  fönnen  toix,  fo  lange  unfer  ^lA  nod^  fem  liegt, 
nid^t  ein  3Ra(  gerabe  barauf  §infteuem;  f onbem  nur  ap))ropmatio 
unb  na(^  3Rut^magungen  unfere  9tic^tung  ba^in  lenlen,  muffen  alfo 
oft  (atoiren.  SSed  nömlic^,  mad  toir  vermögen,  ifl  unfere  @ntf^(üffe 
aOejeit  na(^  3Ra§gabe  ber  gegenwärtigen  Umfittnbe  }u  f äffen,  in  ber 
Hoffnung,  t9  fo  }u  treffen,  bag  ed  und  bem  ^auptjiel  nä^er  bringe. 
<So  finb  benn  meiftend  bie  Gegebenheiten  unb  unfere  ©runbabflc^ten 
gioeien,  na(^  l}erfc^iebenen  @eiten  jie^enben  Gräften  jn  Dergleichen  unb 
bie  baraud  entflel^enbe  ^Diagonale  ift  unfer  Sebendtauf.    ($.  I,  498  fg.) 

2)  ®ie  unbefugte  äBeid^eit  im  $?ebendtauf  bed  Sin» 
jelnen. 

Sd  giebt  in  unferm  Sebendlauf  etn^ad  über  unfer  betou§ted  unb 
bere^neted  !C^un  ^inaudliegenbed.  6d  giebt  ctmad  SBeifered  in  und, 
ald  ber  Stp^  ift.  Sßir  ^anbeln  nämlid^,  bei  ben  großen  S^^^i  ben 
$au))tfd^ritten  unfered  Sebendlaufed,  nic^t  fon^o^I  nad|  beut(td§er  (Sr^ 
lenntnig  bed  9ted^ten,  ald  nac^  einem  innem  dmpuld,  man  möchte 
fagen  dnftinct,  ber  qi\9  bem  tieffien  ®runbe  unfered  9Befend  tommt, 
unb  bemttMn  nad^l^er  unfer  S^un  na^  beutlic^en,  aber  auc^  bttrftigen, 
ermorbenen,  [a  erborgten  Segriffen;  ba  kDerben  toir  leidet  ungerecht 
gegen  und  felbfl.  (^,  I,  499  fg.  Sergl.  unter  ©^idffal:  !Bie  on- 
fd^einenbe  Vbfid^tli^hit  im  ©^idEfale  bed  Sinjelnen.) 

3)  Die  fucceffioe  $errfd|aft  ber  Planeten  im  Sebend^ 
lauf  bed  äßenfd^en. 

3toar  ift  nid^t,  koie  bie  9ftroIogie  ed  tooKte,  ber  Sebendfauf  bed 
einlebten  in  ben  Planeten  borgejeid^net;  tt)0^t  aber  ber  ^ebendlauf  bed 


&ben8tt)dfe   —    Sextett  unb  Setnen  51 

SRcnfd^en  über^on))!,  fofem  jebem  SDter  beffelBen  ein  planet,  ber 
Stct^folge  na^,  entfpric^t  unb  fein  Seben  bemnad^  fucceffiDe  k)on 
oOen  f^bneten  be^enf^t  toirb.    ($.  I,  529  fg.) 

4)  2)er  Sebendlanf  qU  Solge  eined  fvtt^eren  üDafeind. 
(@.  unter  ^rSe^iflenj:  3)te  $rSe|iflen3  ald  moralifd^ed 
$ofhtIat.) 

Ctbemmeift^  ber  Spiere,  f.  unter  Organifd^:    Ser^ältnig  berOr- 
ganifation  jnr  Sebentoeife. 

£tben0i0tieil)tit,  f.  ©lüdfäligleitdle^re. 

fertitre,  f.  Scfen- 
ftgalitöt,  f.  3Rora(itttt 

Cti)rtn  unb  Ctriun. 

1)  @(i§einbarer  nnb  toirfUc^er  ^^lA  bed  Se^rend  unb 
Sernend  bei  ber  ÜRe^rjQ^I  ber  SRenfd^en. 

Semt  «an  bie  oielen  unb  mannigfaltigen  Xnflatten  jnm  Se^ren 
nnb  Semen  nnb  bad  fo  groge  ©ebrSnge  l}on  ®d^ülem  unb  ilReißem 
fU^t,  Knute  man  glauben,  bag  ed  bem  SRenfc^engefd^Ie^te  gar  fe^r 
nm  (Einfidit  unb  äBa^r^eit  jn  t^mt  fei.  9ber  oxA^  ^ier  trfigt  ber 
@4ein.  Oene  leieren,  um  ®e(6  ju  l^erbienen,  unb  ßreben  nid^t  nad^ 
SSeid^t,  fonbem  nad^  bem  @<^ein  unb  Srebit  berfelben;  nnb  biefe 
lernen  ntd^t,  ^xm,  ftenntni§  unb  Sinfld^t  ju  erlangen,  fonbem  nm 
f(^tt)tt^  }u  tönum  unb  fld^  ein  llnfel^en  ju  geben,    (f).  II,  513.) 

2)  9}a(^t^eil  bed  i}ie(en  Se^rend  nnb  Sernen^. 

SSie  ba^  biele  Sefeh  unb  Semm  bem  eigenen  3)enlen  Hbbrn^ 
t^ut;  fo  entmB^nt  bad  xixAt  ©d^reiben  unb  Seigren  ben  SKenfd^en  k)on 
ber  3)etttlid^(eit  unb  eo  ipso  ©rünblid^Ieit  be«  SBiffend  nnb  8er« 
ße^end,  »eil  ed  i^m  nic^t  3^it  lägt,  biefe  ju  erlangen«  2)a  mng 
er  bann  in  feinem  Sortrage  bie  Süden  feine«  beutlid^en  Srfennen«  mit 
SJorten  unb  $^rafen  auffüllen.    ($.  II,  514.) 

3)  Sorjug  ber  ^Dilettanten  oor  ben  Se^rern  t>on 
^rofcffion. 

Unfheitig  befäl^igt  ben  geifheid^en  9Renfd^en  fein  rein  inteQectneOe« 
Scbm  t)or  allm  Snbem  jum  Se^ren,  tt)eil  er  leinen  anbem  ^x^ti  att 
bie  (Srienntnig  um  i^rer  felbß  n)UIen  §at.  SBeil  er  an«  eigenem  Xriele 
ftet«  beult  unb  lernt,  loirb  er  accidentaliter  jur  8ele|rung  ftf^ig. 
@cto9^ntic^e  SDtenfd^en  hingegen,  bie  ben  Sorfa^}  gefaßt  ^aben, 
Se^rer  ju  loerben,  oereiteln  i^n  fd^on  baburd^,  bag  bei  allem  i^rem 
Semm  unb  erjtoungenen  2)entm  ber  ^^ü  be«  Se^ren«  i^nen  l>or« 
fc^mebt  unb  fie  »er^inbert,  tief  einjuge^en  in  bie  ®egenfittnbe  ber  Cr- 
fenntnig.    (9R.  424  fg.) 

4* 


58  Liberum  arbitrium  indifferentiae    —    8td^t 

SDtan  gletd^t  alAann  S)em,  ber  an9  ber  freien  Statur  fUe^t,  um  ein 
Herbarium  ju  befe^en,  ober  um  fd^Dne  ©egenben  im  ftu))ferflitj^  gu 
betrachten.    (%  H,  5280 

3)a  man  fid^  ixoax  toMüxlidj  auf  bad  Sefen  appitctren  fann,  auf 
bad  S)enlen  aber  etgentlic^  nid^t,  }u  biefem  t)tetme^r  bie  gute  ©tunbe 
abgekartet  fein  tuiK  unb  fogar  ber  grögte  ftopf  nid^t  jieberjeit  )um 
@elbfibenkn  ftt^ig  ift,  fo  t^ut  man  tuo^I,  bie  3cit,  too  man  }um  @e(bfl< 
beulen  nt^t  aufgelegt  ifl,  jum  Sefen  )u  benu^en,  att  toeld^ed  bem 
©eijie  ©toff  aufü§rt.    {%  U,  526.  531.) 

Libernm  arbitrinm  indifferentiae,  f.  S^ei§eit. 

fid^t. 

1)  UnguUffigfeit    med^anifd^er   (SrIUruugdtoeife    ber 
Sigenfd^aften  bed  Si(^td. 

SDie  Stgenfd^aften  bed  Stc^td,  ber  SBärme  unb  <S(eftricit&t  laffen 
ft^  nic^t  med^anifc^  crflttren,  forbem  t)ielme^r  eine  b^namifc^e  Sr« 
Härung,  b.  ^.  eine  folc^e,  loeld^e  bie  (Erf Meinung  au9  urfprüngtii^en 
Gräften  erflärt,  bie  t)on  benen  it9  ©toßed,  'S>xuät9,  ber  Sd^tuere  u.  f.  tu. 
gänglid^  t)erf(^ieben  unb  ba^er  ^ö§erer  Srt,  b.  ff.  beutlid^ere  ObjectiDa' 
tionen  jjened  SiOend  flnb,  ber  in  aDen  SDingen  jur  ©id^tbarleit  gefangt 
SDad  Sic^t  ifl  toeber  eine  (Smanation,  nod^  eine  Vibration;  betbe  Vn« 
ftc^ten  ^nb  ber  Dertoanbt,  meldte  bie  S)urd^fl(^tigleit  burd^  $ortn 
erfiärt,  unb  beren  offenbare  Salfc^^eit  bemeifl,  bag  bad  Sid^t  leinen 
mec^onifd^en  ©efe^en  unterworfen  ift.  S)ie  oon  ben  Sfranjofen  aud« 
gegangenen  @!onfiructionen  bed  Sid^td  aud  2Ro(ecü(en  unb  Xtomen 
rtnb  eine  em))örenbe  «bfurbitttt.  (S.  n,  342  fg.  %  U,  123.)  S)ie 
Ableitung  ber  SBirlung  unb  f^ärbung  bed  Sid^td  aud  ben  Vibrationen 
eined  DöDig  imaginären  Set^erd,  —  biefe  mit  unerl^5rter  S)reifUgfeit 
vorgetragene,  foloffale  Xuffc^neiberei  unb  9{arrend))offe  tt)irb  befonber^ 
)}on  ben  Untuiffenbflen  ber  ©ele^rtenrepublil  mit  einer  fo  linblid^en 
3ut)errt(^t  unb  ©id^er^eit  na(^gefprod^en,  ba§  man  beulen  foOte,  fie 
Ratten  ben  %et§er,  feine  ©c^mingungen,  Stome  unb  toa9  fonfl  für 
hoffen  fein  mögen,  mirflid^  gefe^en  unb  in  ^änben  gehabt.  ($.  II, 
117.  122.  128.)  S)er  (Sxfinhtx  be«  Setter«  ifl  Sartefiu«. 
{%  II,  123.)  &  giebt  im  ©runbe  nur  eine  med^onifi^e  SEBirtung«* 
art,  fle  befte^t  im  SinbringenmoIIen  eine^  ftörf^er«  in  ben  9taum, 
ben  ein  anberer  inne  ^at;  barauf  (&uft  SDrud  unb  ©tog  gurttd. 
Slber  fein  J{br))er  lann  bur^  ©tog  mirlen,  ber  nic^t  guglei«^  fd^toer 
ift;  bad  Si(^t  ift  ein  imponderabile,  alfo  lann  e9  ni^t  metj^anifd^, 
b.  ^.  burc^  ©tog  wirren.    ($.  n,  122  fg.  127  fg.) 

2)  Ser^ttltnig  bed  Sic^t^  gur  ®rat)itation. 

SDtit  ber  ©rabitation  ße^t  bad  Sid^t  o^ne  Qtm^d  in  einem  ge»tffen 
3ufammen^ang,  iebo(^  inbirect  unb  im  ©inne  eined  Sßtberfpiete,  att 
t^r  abfoluted  ®egent^ei(.     S«  ifl  eine  toefentlid^  audbreitenbe  itiaf^ 


«^t  59 

toit  bie  ®rat)ttatton  eine  jufammenjte^enbe.  Selbe  Strien  fiti9  gevab» 
Itnig.  SieKetc^t  fann  man  in  einem  tropifc^en  ©inne  ba^  Sic^t  ben 
atepe^  ber  ©raöitation  nennen.    (?.  11,  123.) 

3)  Ser^SItnig  bed  Sid^t^  }nr  SQßttrme. 

Sic^t  unb  3Bärme  (inb  iIRetamor))^ofen  Don  etnanber.  ÜDte  ©onnen« 
prallen  finb  lalt,  fo  lange  fie  leuchten;  erfl  kuann  [xt,  auf  unburc^fic^flge 
S'öxptt  treffenb,  ju  leuchten  aufhören,  Derkuanbelt  [xdj  t§r  Sid)t  in 
Sßärme.  Umgete^rt  t)e):n)anbe(t  jld)  bie  äBttnne  in  Sid^t,  beim  ®lü§en 
ber  Steine,  bed  ©lafe^,  ber  SßetaQe  unb  bed  SIug())at§d  fogar  bei 
geringer  Srkuärmung.    {%.  77.) 

S)er  nS(^fie  Sernianbte  bed  Si(^tö,  im  ®mnbe  aber  feine  bloge 
SRetamorp^ofe,  ifl  bie  SB  arme,  beren  9?atnr  ba^er  am  erflen  bienen 
fünnte,  bie  feinige  ju  erläutern.  2)ad  Satent«  unb  lieber  frei<*9Berben 
ber  SBärme  bemeift  unmiberfpred^Ii^  i^re  tttaterielle  92atur  unb,  ba  fte 
eine  äRetamor)>^ofe  be^  Sic^td  iß,  aud^  bie  be«  Sid^t^.  3)od^  nidjt 
fo  materiell,  mie  bie  SEBKrme,  Der^ätt  fld^  ba^  Si(^t,  al9  melc^e^  Diel« 
me^r  nur  eine  ®ef))enfiematur  ^at,  inbem  t9  erfc^eint  unb  berfd^ioinbet, 
o^ne  ©pur,  too  ed  geblieben  fei.  Slod  iDonn  ia9  Sic^t,  auf  einen 
o^palen  S'öxptt  treffenb,  fl^  nac^  SRaggabe  feiner  SDunfel^eit  in  SBärme 
Dertoanbelt  unb  nun  bie  fubflantieQere  ißatur  biefer  angenommen  ^at, 
tSnnen  mir  infofem  Sted^enf^aft  Don  i§m  geben.  3)agegen  nun  }eigt 
ed  eine  gemiffe  ÜRaterialitttt  in  ber  9{efIe^ion  unb  9{efraction. 
{%  n,  123—127.)  S)ie  SDletamorp^ofe  bed  Si^t^  in  SBärme  unb 
umgele§rt  erhält  einen  fra)))>anten  Seleg  burc^  bad  Ser^alten  bed 
®Iafed  bei  ber  SriDärmung.    ($.  H,  131.) 

4)  Ser§ä(tnig  bed  S\d)i9  }ur  garbe.    (@.  f^arbe.) 

5)  Sntagoni^mu^  jlDifd^en  Si^t  unb  ®djall 

SDie  befannte  SEI^atfac^e,  ba§  9?ad^td  aOe  Söne  unb  @eräuf^e 
(auter  fd^aOen,  aU  bei  Xage,  toirb  getoö^Ii(^  aü9  ber  allgemeinen 
©tiQe  ber  ^atifi  erfUrt.  Sei  öfterer  Beobachtung  iened  $§änomend 
fttl^It  man  fi^  ithoäj  ju  ber  Knna^me  ber  ^^pot^efe  geneigt,  bag  bie 
©ad^e  auf  einem  mirHic^en  Xntagonidmud  jtoifd^en  ©d^aQ  unb  Si^t 
6eru|e,  toeld^er  Sntagonidmud  baraud  erfl&rt  werben  lönnte,  bag  bad 
in  abfolut  geraben  Sinien  fhebenbe  SBefen  beö  Sid^td,  inbem  t9  bie 
Suft  burd^bringt,  bie  (Elaflicität  berfelben  Derminbere*  SB&re  nun  bied 
confiatirt,  fo  toürbe  ed  ein  SDatum  mel^r  gur  Senntnig  ber  9?atur  be^ 
ixift9  fein.  SEBäre  ber  9et^er  unb  ia9  Sibrationdf^flem  ertoiefen;  fo 
tvürbe  bie  (SrÜärung,  bag  feine  SeQen  bie  bed  ©d^aKed  burc^Ireujen 
unb  l^emmen,  HUt9  für  ftc^  l^aben.  !S)ie  (Snburfac^e  hingegen  märe 
^ier  biefe,  bag  bie  übmefen^eit  bed  Si(^td,  mä^renb  fie  ben  t^ierifdjen 
SBefen  ben  ®ebrau(^  bed  ®ef{d^t0  benimmt,  ben  bed  @e^brd  er^ö§te. 

(f.  n,  132.) 


58  Liberum  arbitrium  indifferentiae    —    Sid^t 

Wim  gleicht  alAonn  3>em,  ber  an9  ber  freien  9?atttr  fliegt,  um  ein 
$)er6artum  ju  befe^en,  ober  um  fd^öne  ©egenben  im  fihi))ferfHtJ^  )u 
betrachten.    (%  U,  528.) 

3)a  man  füf  itoax  toidtürlic^  auf  ha9  Sefen  appitctren  fann,  auf 
ha9  3)enlen  aber  eigentlich  ni^t,  }u  biefem  Dietme^r  bie  gute  ©tunbe 
abgekartet  fein  miO  unb  fogar  ber  größte  $opf  nid^t  jieberjeit  }uui 
@eI6fiben(en  fä^ig  ifl,  fo  t^ut  man  m^l,  bie  ^tit,  mo  man  }um  ©elbfl« 
beulen  ni^t  aufgelegt  ifl,  jum  Sefen  ju  benu^en,  oi€  toeld^etf  beut 
®eijic  ©toff  jufü§rt,    ($•  II,  526.  531.) 

Libernm  arbitrinm  indifferentiae,  f.  S^ei^eit. 

fid^t. 

1)  UnjuUffigfeit    mec^anifd^er   (Srllärungdmeife    ber 
Sigenfd^aften  be^  Sid^td. 

Die  Sigenfc^aften  bed  Stc^td,  ber  SBärme  unb  <S(eftricit&t  laffen 
ftd^  nic^t  medjanif^  erflären,  forbem  Dielme^r  eine  b^namifc^e  Sr» 
Härung,  b.  ^.  eine  folc^e,  loeld^e  bie  Srfc^einung  avA  urf))rünglic^en 
Gräften  erflärt,  bie  t)on  benen  bed  Stoged,  3)rud[ed,  ber  Sd^toere  u.  f.  m. 
gänjli^  Derfc^ieben  unb  ba^er  l§ö§erer  Srt,  b.  ff.  beutßd^ere  ObjecttDa* 
tionen  jened  SiOend  finb,  ber  in  aDen  SDingen  jur  ©id^tborleit  gefangt 
S)a9  Sic^t  ifl  iDeber  eine  Smanation,  nod^  eine  Vibration;  beäe  Vn« 
ftc^ten  finb  ber  Dertoaubt,  meldte  bie  3)urd§fld^tigleit  burd^  $oren 
erfiört,  unb  bereu  offenbare  Salfc^^eit  beloeifl,  bag  ha9  Sid^t  leinen 
me^onifd^en  ©efe^en  unterworfen  ift.  2)ie  Don  ben  ^ranjofen  au^ 
gegangenen  @!onftructionen  bed  Sicj^td  aud  ÜRoIecüIen  unb  Xtomen 
finb  eine  empörenbe  «bfurbitttt.  (3S.  n,  342  fg.  %  U,  123.)  2>ie 
Ableitung  ber  SBirlung  unb  f^ärbung  bed  Sid^tö  aud  ben  Vibrationen 
eine^  t)0IIig  imaginären  Set^erd,  —  biefe  mit  unerl^5rter  S)reifUgfeit 
vorgetragene,  foloffale  9uff^neiberei  unb  9{arrendf)offe  tnirb  befonberd 
)}on  ben  Untoiffenbfien  ber  ©ele^rtenrepublil  mit  einer  fo  tinblid^en 
SuDerftc^t  unb  ©id^er^eit  nac^gefpro^en,  bag  man  benlen  follte,  fie 
Ratten  ben  Slet^er,  feine  ©d^toingungen,  Stome  unb  mad  fonfl  fiir 
hoffen  fein  mögen,  mirflid^  gefe^en  unb  in  Rauben  gehabt.  ($.  II, 
117.  122.  128.)  S)er  (Sr^nber  be«  Setter«  ifl  Sartefiu«. 
(^.  II,  123.)  Sd  giebt  im  ©runbe  nur  eine  med^onifc^e  SEBirtung«« 
art,  fle  befielt  im  SinbringentooIIen  eine«  fti5r))er9  in  ben  9tmm, 
ben  ein  anberer  inne  ^at;  barauf  (Hüft  S)rucf  unb  ©tog  jurtttf. 
Slber  fein  Jtörper  lann  burd^  ©tog  mirlen,  ber  nic^t  sugleic^  fd^toer 
ifl;  bad  Sid^t  ift  ein  imponderabile,  affo  fann  e«  nic^t  mec^anifd^, 
b.  ^.  burc^  ©tog  toirfen.    ($.  ü,  122  fg.  127  fg.) 

2)  Ser^KUnig  be«  Sic^t«  jur  ©raDitatiom 

9Rit  ber  ®rat)itation  fle^t  bad  Sid^t  o^ne  ßmeifel  in  einem  geloiffen 
3ufammen^ang,  jebo^  inbirect  unb  im  ©inne  eine«  Sßtberfptett,  ott 
i^r  abfolute«  ©egent^eU.     (£«  ifl  eine  mefentti^  auArettenbe  Sttalft, 


«^t  59 

tute  bie  ®rat)ttatton  eine  jufammenjte^enbe.  Setbe  Strien  fietd  gerab- 
ttntg.  SteHetc^t  fann  man  tu  einem  troptfc^en  ©tnne  ba^  Stc^t  ben 
fütflt^  ber  ®rat)ttation  nennen.    (%  U,  123.) 

3)  Ser^liltnig  bed  Si^t^  }nr  SQßärme. 

Sidft  nnb  SEBttrme  ftnb  iIRetamor))^ofen  Don  einanber.  ÜDte  ©onnen« 
flro^Ien  finb  laU,  fo  lange  fle  leuchten;  erfl  kuann  fte,  auf  unburc^ftd^flge 
S'öxptx  treffenb,  }n  leud^ten  aufhören,  oerkuanbelt  ft^  i§r  Sic^t  in 
äBärme.  Umgete^rt  DerkDonbelt  ftd)  bie  SEBärme  in  Sid^t,  beim  ®(ü§en 
ber  ©teine,  bed  ®Iafe^,  ber  SßetaQe  unb  bed  SIugf))at^d  fogar  bei 
geringer  Srtoärmung.    ($.  77.) 

S)er  nS^fie  Senoonbte  bed  iidit9,  im  ®mnbe  aber  feine  bloge 
SRetamorp^ofe,  tfl  bie  SB  arme,  beren  97atnr  ba^er  am  erflen  bienen 
fönnte,  bie  f einige  ju  erlttntern.  ÜDad  Satent«  unb  tuieber  frei«9Berben 
ber  SßSrme  betueift  untoiberfpred^Ii^  i^re  »uleriene  9?atur  unb,  ba  fie 
eine  aRetamorf)§ofe  be^  2iijt€  ifl,  and^  bie  bed  Si^tö.  S)o^  nidjt 
fo  materiell,  mie  bie  äBftrme,  oer^ätt  fid^  bad  ii^t,  atö  mlijt9  \>itU 
me^r  nur  eine  ®efpenfiematur  ^at,  inbem  e^  erfc^eint  unb  berfd^minbet, 
o^ne  ©pur,  too  ed  geblieben  fei.  Slod  toam  bad  Sic^t,  auf  einen 
Opalen  St'öxptt  treffenb,  fl^  na4  SDtaggabe  feiner  3)untel§eit  in  9Bärme 
i^ertoanbelt  unb  nun  bie  fubflantieUere  ißatur  btefer  angenommen  ^at, 
fönnen  loir  infofem  9{e(^enf^aft  t)on  t§m  geben.  Dagegen  nun  }eigt 
ed  eine  geloiffe  SRaterialitttt  in  ber  9iefIe^ion  unb  9{efraction. 
{%  n,  123—127.)  a)ic  SKetamorp^ofe  beö  Si^W  in  SBärme  unb 
umgele^rt  er^Stt  einen  frappanten  Seleg  bnrc^  ha9  Serratien  be^ 
®Iafe«  bei  ber  grtollrmung.    (^.  U,  131.) 

4)  Ser^SItnig  bed  Sid^td  }ur  garbe.    (@.  f^arbe.) 

5)  Sntagoni^mud  )n)ifd§en  Sid^t  unb  ©d^all. 

ÜDie  belannte  SEI^atfa^e,  bag  SVad^td  aOe  Söne  unb  @erSuf(^e 
lauter  fd^aOen,  aü  bei  Xage,  n)irb  getoö^nlid^  aud  ber  aOgemeinen 
©tiOe  ber  ^aäfi  erHttrt.  Sei  öfterer  Beobachtung  iened  $^änomend 
fttl^lt  man  ft^  jeboc^  ju  ber  9nna§me  ber  ^^pot^efe  geneigt,  bag  bie 
®a(^e  auf  einem  n^irHi^en  Xntagonidmud  }tt)if(l^en  ©d^aQ  unb  Sic^t 
beruhe,  ise^er  Sntagonidmud  barau9  erK&rt  werben  tonnte,  bag  ha9 
in  abfotut  geraben  Sinien  ftrebenbe  SBefen  bed  Si(^td,  inbem  t9  bie 
Suft  bur^brtngt,  bie  Slaflicität  berfetben  Derminbere.  SBäre  nun  bied 
conflatirt,  fo  loürbe  ed  ein  2)atum  me^r  gur  ^nntnig  ber  9?atur  bed 
Sic^td  fein.  SSre  ber  Htt^tx  unb  ba«  Sibrationdf^ßem  ertoiiefen;  fo 
toürbe  bie  (SrHSrung,  bag  feine  SBellen  bie  M  (Sd^aUed  burc^freujen 
unb  l^emmen,  %tit9  für  ft^  ^aben.  !3)ie  Snburfac^e  hingegen  mttre 
^ier  biefe,  bag  bie  übmefenl^it  be«  Sid^t«,  n^ä^renb  fie  ben  t^ierifc^en 
SBefen  ben  ®ebraud^  bed  ®eftd^td  benimmt,  ben  bed  @e^br^  er^5§te. 
(?.  n,  132.) 


58  Liberum  arbitrium  indifferentiae    —    Sid^t 

SDtan  gleicht  aldbonn  S)em,  ber  and  ber  freien  9?atttr  fliegt,  um  ein 
Herbarium  jn  befe^en,  ober  um  f^bne  ©egenben  im  ftu))ferfiitl^  gu 
betrachten.    ($.  U,  528.) 

3)a  man  fic^  gniar  miOtürlt^  auf  bad  Sefen  a))))Itctrett  lann,  auf 
bad  S)enlen  aber  eigentlich  nic^t,  }u  biefem  t)ie!me§r  bie  gute  ©tunbe 
abgekartet  fein  toiof  unb  fogar  ber  grögte  Slopf  nid^t  iebergeit  )um 
©elbfibenlen  fä^ig  ifl,  fo  t§ut  man  tooifi,  bie  ^dt,  too  man  }um  @c(bf}- 
beulen  nid^t  aufgelegt  ifl,  gam  Sefen  gu  benu^en,  ate  toeld^ed  bem 
©eijie  ©toff  gufü^rt.    ($.  II,  526.  531.) 

Libernm  arMtrinm  indifferentiae,  f.  S^ei^eit. 

fid^t. 

1)  UnguISffigfeit    me^anifd^er    (Srflärungdmeife    ber 
Sigenfd^aften  bed  Sid^td. 

Die  Sigenfd^aften  bed  Sic^td,  ber  SBärme  unb  (SIeltrtcttät  laffen 
ftc^  nic^t  med^anifc^  crflSren,  forbem  Dtelme^r  eine  bt|namifc^e  Sr« 
Härung,  b.  ^.  eine  folc^e,  oield^e  bie  (Erfc^einung  au9  urfprünglic^en 
Gräften  erflärt,  bie  t)on  benen  bed  @toged,  S)ruc!e9,  ber  ©^loere  u.  f.  to. 
gänglid^  t)erfc^ieben  unb  ba^er  l§ö§erer  Srt,  b.  ff.  beutlid^ere  JDb|ectit)a« 
tionen  jeued  bittend  flnb,  ber  in  aDen  SDingen  gur  ©id^tbarleit  gelangt 
Dad  Sid^t  ifl  toeber  eine  Smanation,  nod^  eine  Vibration;  beibe  Vn« 
fiepten  flnb  ber  Dertoaubt,  mel^e  bie  3>ur(i^fl(^tigkit  burc^  $oren 
erfiärt,  unb  bereu  offenbare  Salfc^^eit  beloeifl,  bag  bad  Sic^t  feinen 
utec^anif^en  ©efe^en  unterworfen  iji.  SDie  Don  ben  Sfrangofen  an^ 
gegangenen  (Sonfiructionen  bed  Sic^td  aud  SRoIecüIen  unb  Xtomen 
finb  eine  em))örenbe  «bfurbitttt.  (993.  n,  342  fg.  $.  n,  123.)  2>ie 
Ableitung  ber  SBirlung  unb  Färbung  bed  Sid^td  aud  ben  Vibrationen 
eined  DbKig  imaginären  Setter 9,  —  biefe  mit  unerl^brter  2)reifKgIett 
vorgetragene,  foloffale  Xuffd^neiberei  unb  ißarrendf)offe  mirb  befonber^ 
oon  ben  Untoiffenbfien  ber  ®ele^rtenre))ublil  mit  einer  fo  finblid^en 
3ut)errt(^t  unb  ©i^erl^eit  nad^gef^iro^en,  bag  man  benfen  foKte,  fie 
Rotten  ben  Slet^er,  feine  ®^n)ingungen,  Sltome  unb  toad  fonfl  für 
hoffen  fein  mbgen,  toirfli^  gefe^en  unb  in  $änben  gehabt.  ($.  II, 
117.  122.  128.)  S)er  Srfinber  ht»  Setter«  ifl  Sarteftu«. 
(^.  n,  123.)  &  giebt  im  ®runbe  nur  eine  med^onifc^e  SEBirtung«« 
art,  fie  befielt  im  (SinbringentooKen  eined  ftbrperd  in  ben  Kaum, 
ben  ein  anberer  inne  ^at;  barauf  ISuft  2)ru(f  unb  ®to§  guriitf. 
9ber  fein  ftbrper  fann  bur^  @tog  mirfen,  ber  nid^t  guglei^  fc^toer 
ift;  ha9  Si^t  ift  ein  imponderabile,  alfo  fann  ed  ni^t  mec^amf«^, 
b.  f).  burd^  Stoß  toirfen.    ($.  H,  122  fg.  127  fg.) 

2)  Ser^ältniß  bed  Si^td  gur  ®rat)itation. 

9Rit  ber  ®rat)itation  fie^t  bad  Sid^t  o^ne  Qm\\A  in  einem  getniffcn 
3uf ammen^ang ,  jeboc^  inbhrect  unb  im  @inne  eined  SStberfpieU,  ott 
i^r  abfoluted  ©egent^eil.     &  ifl  eine  toefentIi(^  au6bretteid)e  itiaft. 


«^t  59 

lote  bte  ©rot^ttatton  eine  jufammenjie^enbe.  Selbe  totrien  fietd  gerab« 
tttttg.  SieHeic^t  fann  man  in  einem  tropif^en  ©inne  bad  Üüd^t  ben 
%effe;  ber  ©rat^itation  nennen.    {%  U,  123.) 

3)  Ser^SItnig  be^  Si^td  }nt  SQßttrme. 

Sidft  nnb  SBärme  ftnb  iIRetamor)>^ofen  Don  einanber.  ÜDie  ©onnen« 
{trauten  finb  falt,  fo  lange  fie  leudjten;  erfl  kuann  fte,  auf  unburc^ftc^flge 
Soviler  treffenb,  ju  (endeten  aufhören,  Derkuanbelt  ftd^  i§r  Sic^t  in 
SBärme.  Umgete^rt  betkuanbelt  fid)  bie  äBttrme  in  Sid^t,  beim  ®Iü§en 
ber  ©teine,  be^  ©lafe^,  ber  SßetaKe  nnb  be^  SIugf))at^^  fogar  6ei 
geringer  Srtottrmung.    {%,  77.) 

S)er  nSc^fie  SerlDanbte  be^  2x6)19,  im  ®runbe  aber  feine  bloge 
9Retamorf)^ofe,  ifi  bie  SBärme,  beren  97atnr  ba^er  am  erflen  bienen 
fi^nnte,  bie  feintge  ju  erläutern.  2)ad  Satent«  nnb  lieber  frei<>9Berben 
ber  SBärme  bemeifi  unmiberfprec^Ii^  i^re  materiene  92atur  nnb,  ba  fte 
eine  9Retamor))§ofe  be^  Sid^td  ifl,  anä}  bie  bed  Si^tö.  S)od^  nidjt 
fo  materiell,  »ie  bie  SSßärme,  oer^ält  fi^  ^^^  ^Wf  ^^^  toAä)t9  biet« 
me^r  nur  eine  @efpenfiematur  §at,  inbem  e9  erf^eint  unb  berfd^minbet, 
o^ne  (Spur,  too  t9  geblieben  fei.  9Io^  toam  ia9  Hijt,  auf  einen 
Olafen  Sörper  treffenb,  fl^  naäj  SDtaggabe  fetner  ÜDunlel^eit  in  SBärme 
bertoanbett  unb  nun  bie  fubflantieUere  ißatur  biefer  angenommen  §at, 
tSnnen  mir  infofem  9ted^enf^aft  t)on  i§m  geben.  3)agegen  nun  }eigt 
tS  eine  geiDiffe  SRaterialität  in  ber  9{efIe^ion  unb  9tefraction. 
i%  U,  123—127.)  S)ie  SRetamorp^ofe  bed  Sic^td  in  SSJärme  unb 
umgele^rt  erhält  einen  frappanten  Seleg  bur^  ha9  Serratien  bed 
®Iafed  bei  ber  Srmärmung.    {%  U,  131.) 

4)  Ser^ältnig  bed  Sid^td  jur  garbe.    (@.  garbe.) 

5)  SCntagonidmud  )n)ifd§en  Sid^t  unb  @d^aU. 

3He  belannte  SEI^atfa^e,  ba§  3iadfi9  aDe  Söne  unb  @eräuf^e 
(auter  fd^aOen,  aU  bei  Xage,  toirb  gekoö^fid^  au9  ber  aOgemeinen 
@tiae  ber  ^ai^  erHärt.  Sei  öfterer  Beobachtung  )ened  $^änomen« 
fü^b  man  fic^  j|ebod^  ju  ber  Knna^me  ber  ^^pot^efe  geneigt,  bag  bte 
@ad^e  auf  einem  mirKid^en  9ntagoni^ud  jtoifd^en  ©d^aQ  unb  Stc^t 
bent^e,  toeld^er  Sntagonidmu^  baraud  erflärt  merben  lönnte,  bag  bad 
in  abfolut  geraben  Sinien  fhebenbe  SBefen  ht6  Sid^td,  tnbem  t9  bie 
Snft  buTC^bringt,  bie  (Elaflicität  berfelben  berminbere*  SBäre  nun  bied 
conftatirt,  fo  mürbe  e^  ein  SDatum  mel^r  inx  Senntnig  ber  9?atur  be^ 
Ei^td  fein.  SBäre  ber  Setter  unb  ha9  Sibration^f^ßem  erto^iefen;  fo 
koürbe  bie  (SrHärung,  bag  feine  SBeQen  bie  bed  ©d^aDetf  burd^heujen 
unb  l^emmen,  XDed  für  fi(^  ^aben.  SDie  (Snburfa^e  hingegen  märe 
(ier  biefe,  bag  bie  übmefenl^it  bed  Sid^td,  mä^renb  fte  ben  t^ieriff^en 
Sefen  ben  @ebrau(^  be«  ®ef!d^t0  benimmt,  ben  be^  ®tffM  er^b^te. 
(f.  II,  132.) 


60  Siebe 

6)  CErllttrung  bed  SBo^Igefallend  am  Std^te. 

!Z)ad  Si^t  ifl  ba^  Srfreultc^fle  ber  2)inge,  ®t|mboI  aUt9  ®vAm 
unb  ^etUringenben.  S[6ti3efen^ett  bed  Stc^td  mac^t  und  unmittelbar 
traurig;  feine  äBieberle^r  begtüdt.  üDied  fommt  ba§er,  bag  bad  Sic^t 
bad  (Sonelat  unb  bie  Sebingung  ber  DoQtommenficn  anfc^auUc^en  6r« 
fetintnigtueife  ifl,  ber  einzigen,  bie  unmittelbar  burc^aud  nic^t  ben 
aBitten  afpcirt.  ®ie  greubc  über  bod  Sic^t  ifi  in  ber  £§ot  nur  bie 
greube  über  bie  obiectit)e  SRöglid^hit  ber  reinflen  unb  DoOfommenflen 
anf(^auli(i§en  Srfenntnign^eife  unb  ate  foldje  baraud  abguleiten,  ba§ 
ha§  reine,  bon  atteni  Sßotten  befreite  unb  entlebigte  (Srtennen  ^9(^fl 
erfreulich  ift  unb  f^on  ald  folc^ed  einen  grogen  Snt^eil  am  ttfl^etif^en 
Oenuffe  §at.  (2B.  I,  235  fg.;  U,  427.)  SBaö  für  ben  SBiaen  bie 
SBärme,  ifl  für  bie  Srfenntnig  bad  Si^t.  3)ad  Sid^t  ifl  eben  ba^er 
ber  grbgte  S)emant  in  ber  ^one  ber  ®(^5n^eit  unb  ^at  auf  bie  Sr« 
fenntnig  iebed  fc^önen  ©egenftanbed  ben  entf^iebenften  Stnflug;  feine 
8(nU)efen^eit  überhaupt  ifl  unerläp(^e  Sebingung,  feine  günftige  ©tellung 
er^ö^t  andf  bie  ©c^ön^eit  bed  @(^önften.    {B.  l,  239.) 

7)  ©egenfa^  gioifc^en  bem  p^^fif^en  unb  geiftigen 
Si^t  in  ^infid^t  auf  bie  ©^neUigfeit  ber  gort« 
pflanjung. 

3)ad  flarre  f^efl^alten  bed  grogen  Raufend  an  SSorurt^eilen,  Sßa^n« 
begriffen,  @itten,  ©ebrttud^en  unb  Strac^ten,  bad  langfame  Einbringen 
erfannter  SBa^r^eiten  in'd  Soll  bemeifl,  bag  in  ^infic^t  auf  bie 
®d)nettig!ett  ber  Sort))f[an}ung  bem  p^^ftfd^en  Sid^te  ni^td  untt^nlid^er 
ift,  ttte  baö  geijlige.    (?.  n,  65.) 

Sxtbt. 

1)  DadSßort  ,,Siebe"  in  ben  alten  unb  in  ben  neuern 

^rmut^  ber  ©prad^e  lann  eine  bauembe  SCequibocation  unb  baburd^ 
Sertoirrung  ber  Segriffe  Deranlaffen.  ®o  bebeutet  „Siebe"  im  üDeut» 
fc^en  1)  Caritas,  ayarv),  meldte  Sßitleib  ifl,  ha9  im  tieffhn  ®runbe 
auf  (Srtenntnig  ber  meta))^Qf{f4en  dbentität  mit  bem  SInbem  beruht; 
2)  amor,  epo^,  toeld^er  ber  äBitte  ber  ©attung  ate  foI(^er  ift. 

Amour,  love,  amore  fUtb  eben  fo  äquiDof  toie  ,, Siebe'';  alfo  fiel^en 
hierin  atte  neuem  @))rad§en  ben  alten  nad^.    ($.  403.) 

2)  Sßefen  aller  nia^ren  unb  reinen  Siebe. 

3>a  jiebe  Sefriebigung  nur  ein  ^inmeggenommener  ©^merj,  letii 
pofltitied  ®ut  ift,  bie  gi^euben  alfo  nur  negativer  9Iatur  flnb  nnb  nur 
bad  Snbe  eined  Uebett,  fo  ift,  load  aud^  ®üte,  Siebe  unb  Sbelmnt^ 
für  Snbere  t^un,  immer  nur  Sinberung  i^rer  Seiben,  unb  folglid^  tfl 
toa9  fie  belegen  lann  ju  guten  Staaten  unb  Sßerfen  ber  Siebe,  immer 
nur  bie  Srienntnig  bed  fremben  Seibend,  aud  bem  eigenen 
unmittelbar  t)erflttnbli4  unb  biefem  glei(^gefe|t.    hieran«  aber  ergtebt 


?teb    —    fiitteratttt  61 

fi(^,  bag  bte  reine  Steie  (aYairi),  Caritas)  t^rer  9{atur  mdf  SRitletb 
x%  aOe  tüa^xt  unb  reine  Siebe  i^  äRitleib,  nnb  jebe  Siebe,  bie  nic^t 
SJKtleib  x%  ifi  ©elbflfuc^t.  ©etbfifu^t  ifl  ber  sptx;,-  ÜKitleib  ifl  bie 
ayaocq.     il)?if(^nngen  Don  beiben  finben  ^ttnfig  ©tatt.   (9B.  I,  443  fg.) 

3)  @emeinf^aftli(^e  Sßur^el  bon  Caritas  unb  amor. 

Caritas  unb  amor  l^aben  ganj  in  ber  Siefe  eine  gcnteinfc^aftlic^e 
SGBurjeL  On  6eiben  nämlic^  ^anbett  burc^  bad  dnbiutbuum  fein  j[enfeit^ 
ber  Srfd^etnnng  nnb  ber  dnbioibualitftt  liegenbed  nteta))§9fifd)ed  @ub« 
{hat,  ber  SEBiOe  jum  Seben,  einmal  ate  ®eifl  ber  ©ottung,  inbem  er 
fie  gu  perpetuiren  unb  i§ren  Zt)fvi9  rein  ^u  galten  flrebt  (Dgl  ®t^ 
fc^Iec^tdliebe),  —  int  anbem  ^aU,  inbem  er  fid^  au(^  ^ier  über  bie 
dnbtDtbualitftt  ergebt  unb  in  Derfc^iebenen  dnbioibuen  feine  eigene 
dbentität  erlennenb,  eined  für  bad  anbere  forgen  lägt.    ($.  405.) 

«Uä,  f.  S^ril. 

fingni^k,  f.  Sprache. 

S\%  f.  8üge. 

fUUtotitr. 

1)  ^ofitiDe  @(^äblid^leit  ber  fc^Iec^ten  Sitteratur. 

Sd  ifl  in  ber  Sitteratur  ni(^t  anberd,  aU  im  Seben;  n)o^in  auc^ 
man  fic^  menbe,  trifft  man  fogleid)  auf  ben  incorrigibeln  $öbet  ber 
9Renf(^^eit,  iDelc^er  Mz9  erfüOt  unb  %m  befc^mu^t,  xoit  bie  i^tiegen 
im  ©ommer.  2)a^er  bie  Unja^I  fc^Iec^ter  Sucher,  btefed  mtn^embe 
Uniraut  ber  Sitteratur,  melc^e^  bem  äBeijen  bie  9fa^rung  entjie^t  unb 
i^n  erfiicft.  @ie  reigen  nämli(^  3^i^  ®^^^  unb  ^ufmerlfamfeit  bed 
^ublicuntd,  toet^e  Don  Stec^tdmegen  ben  guten  Sudlern  gehören,  an 
t^ij,  mil^renb  fte  6Iod  in  ber  Stbflc^t,  ®elb  einjutragen,  ober  Semter 
iu  üerfd^affen,  gefc^rieben  finb.  ®ie  finb  alfo  nid^t  blod  unnü^, 
fonbem  pofitiD  fc^äbli^.    (%  U,  589  fg.) 

2)  ®egenfa^  ber  n)irl(i(^en  unb  fd^einbaren  Sitteratur. 

S^  B^^^^  l^  ^^^^  3^!ten  {»ei  Sitteraturen,  bie  )iemli(^  fremb  neben 
einanber  b^S^^^n«  ^^^  n^irfli^e  unb  eine  blöd  fc^einbare.  dene  er^ 
lottc^fl  jur  bleib enben  Sitteratur.  Setrieben  oon  beuten,  bie  für 
bie  3ßi{fenf(^aft,  ober  bie  $oefte,  leben,  ge^t  fte  i§ren  ®ang  entfi  unb 
fUQ,  aber  ttugerft  langfam,  probucirt  in  iSuropa  laum  ein  IDu^enb 
^Bierle  im  da(|r^unbert>  koelc^e  )ebo(^  bleiben.  !Z)ie  anbere,  betrieben 
i'on  Seuten,  bie  Don  ber  SSJijfenfc^aft,  ober  $oefle,  leben,  ge^t  im 
®olopp,  unter  grogem  Särm  unb  ©efc^rei  ber  Set^eiligten,  unb  bringt 
i%U(^  Diele  SCaufenb  äBerfe  gu  äRarhe.  Slber  nac^  »enig  Oa^ren 
f^ägt  man:  mo  finb  fie?  iDIan  lann  ba§er  aud^  biefe  att  bie  fließenbe, 
m  qM  bie  fie^enbe  Sitteratur  begeic^nen.  ^  ($.  ü,  591.) 

SBie  in  ber  flunjt,  fo  i|i  and^  in  ber  Sitteratur  fafl  jeber  ^tit  irgenb 
<uie  falfc^e  ®runbanfi^t,  ober  ^eife,  ober  SRanier,  im  @(^mange  unb 


62  Sittetatttvgefd^td^ic 

totrb  6(lDunb(rt  SDte  gemeinen  ftöpfe  finb  eifrig  bemüht,  fold^e  fid^ 
angueignen  unb  ju  üben.  2)er  Sinftd^tige  erlennt  unb  Derf^mtt^t  fle; 
er  bleibt  auger  ber  SDlobe*  SCber  na^  einigen  darren  Tommt  auc^ 
bad  publicum  bo^inter  unb  erlennt  bie  go^ce  für  5Da«,  toa«  fle  ift, 
öcrla^t  fie  icßt,  unb  bie  betüunbcrte  ©(^minfe  ottcr  {euer  ntanierirten 
aBcrfe  fällt  ab,  toie  eine  f(^Ied^te  O^p^Derjierung  Don  ber  bamit  be* 
ficibcten  SKauer,  unb  wie  biefc  flehen  fie  atebann  ba.    (^.  U,  644.) 

3)  ®egen  bielolerang  unb  ©öflid^feit  in  ber  gitteratur. 

(Sd  ifl  burc^aud  falf^,  bie  Stolerau},  meldte  ntan  gegen  flumt)fe, 
^irnlofe  ÜRenf^en  in  ber  ©efeUf^aft  not^toenbig  ^aben  ntug,  aud^  anf 
bie  Sitteratur  übertragen  gu  mUttt.  ÜDenn  ^ier  flnb  fle  unt)erfd^Smte 
(Sinbringlinge,  unb  ^ier  bad  @d^Ied§te  ^erabjufe^en  ifl  ^flid^t  gegen 
ha9  ®ute.  Ueber^aupt  ifl  in  ber  Sitteratur  bie  $6fli(^teit,  a(« 
tt)e((^e  aud  ber  ©efeHf^aft  flammt,  ein  frembartiged,  fel^r  oft  fc^&btic^ed 
Clement;  loeit  fte  verlangt,  bag  man  ia9  ®d^Ie(^te.  gut  ^eigt  unb 
baburc^  ben  ^mim  ber  SBiffenf^aften,  roit  ber  Stnn^,  gerabe  ent« 
gegenarbeitet.    (^.  II,  545  fg.) 

4)  ©egen  bie  Snon^mitttt  in  ber  Sitteratur.   (@.  Slno^ 
n^mität.) 

jirtttnratut0efti)iti)te. 

1)  2)er  Sauf  ber  Sitteraturgefd^id^te. 

SSJtt^renb  in  ber  Seltgefd^ic^te  ein  ^albed  da^r^unbert  immer  für 
bie  SntniidRung  betrö^tlid^  iß,  fo  ifl  hingegen  in  ber  ©efc^i^te  ber 
Sitteratur  bie  felbe  ^üt  oft  für  gar  feine  }u  rennen;  man  fle^t  nod^, 
\x>o  man  bor  funfjig  darren  geniefen.  ÜDenn  flüm))er^afte  Serfuc^e  ge^n 
fte  nic^t  an.  2)ie0  ju  erläutern,  benfe  man  fl^  bie  Sortf^ritte  ber  (Er« 
fenntnig  beim  iD7enf(^engefd^Ie^te  unter  bem  9i(be  einer  Planetenbahn. 
!Z)ann  laffen  fld^  bie  drrmege,  auf  meldte  t9  meiflenö  batb  nac^  jicbem 
bebeutenben  f^ortfc^ritte  gerSt^,  burd^  ^tolemäifd^e  S^jict^Ken  barfleOen, 
nad)  ber  ÜDur(^(aufung  eined  {eben  t)on  meieren  ed  mieber  ba  ifl,  ivo 
cd  Dor  bem  eintritt  berfelben  loor.  ÜDie  grogen  ftöpfe  jcbod^,  tueld^e 
mirfU^  auf  jener  Planetenbahn  ia9  ©efc^Ie^t  weiterführen,  machen 
ben  iebedmaligen  Spic^Hud  ni^t  mit.  SRit  biefem  Hergänge  ber 
üDinge  ^ängt  ed  jufammen,  bag  wir  ben  toiffenf^aftlid^en,  titterarifc^en 
unb  artiflifd^en  B^^tgeifl  ungefähr  aOe  30  da^re  beHarirten  Sanfrott 
machen  fe^en.  3n  fold^er  3^it  nSmUd^  ^aben  aUbann  bie  j[ebedmatigen 
drrt^ümer  ftd)  fo  gefleigert,  bag  fie  unter  ber  Safl  i^rer  Hbfurbitfit 
}ufammenflür)en,  unb  gugleid^  ^at  bie  Oppofltion  flc^  an  i§nen  geflärft. 
92un  alfo  f erlägt  ed  um;  oft  aber  folgt  {e^t  ein  dnt^um  in  ent« 
gegengefe^ter  SRic^tung.  SDiefen  ®ong  ber  Dinge  in  feiner  pertobifc^ 
SBicberfe^r  ju  jeigen,  wäre  ber  rechte  J)ragmatifd^e  ©toff  ber  Sitterof 
gefd^ic^te.    (?.  II,  591-^593.) 


Stttetatutidtnngen  63 

2)  Sie  tragtfil^e  ©eite  ber  Sttteraturgefd^id^te. 

(Sint  2)arfleIIung  ber  trogif^en  @ette  ber  Sitteraturgefd^id^te  toürbe 
3etgen,  mie  bte  t)erf(^iebenen  ißattonen,  boren  )ebe  t^ren  ^öc^flen  ®toI} 
in  bie  grogen  ©d^riftfteDer  unb  iNinfiler,  totläjt  ^e  oufjumeifen  ^at, 
fefet,  btefe  mS^renb  i§red  Sebend  be^anbelt  ^aben.  ®te  bräd^te  und 
alfo  jenen  enblofen  Jtantpf  oor  bie  Sugen,  ben  bad  ®ute  unb  Ke^te 
QDer  3^^^it  ^^  Sauber  gegen  ha9  j[ebed  SRal  ^errfc^enbe  Serfc^rte 
unb  S^Ied^te  gu  befielen  f^ai,  bad  äRärt^rert^um  fafi  aDer  toa^ren 
Srleud^ter  ber  äRenfd^^ett,  fafl  aller  grogen  SReifler  in  jeber  Sfrt  unb 
ftunji.    ($.  n,  594  fg.) 

3)  ©egenfa^  glDif^en  ber  ))oIitifd^en  unb  berSittera» 
turgefc^id^te.    (@.  ©ef^id^te.) 

4)  @egen  bieüRonomanie,  Sitteraturgef^id^te  gulefen. 

®egen  bie  ^eut  ju  S^age  ^errfd^enbe  SRonomanie,  Sitteraturgefc^i^te 
}u  lefen,  um  t)on  SUem  fdjUJtt^en  ju  tonnen,  o^ne  irgenb  etn)Qd  eigentlich 
}u  lennen,  ifi  eine  ^öd^fl  lefendloert^e  ©teile  in  Si^tenbergd  Schriften 
(Sb.  II,  @.  302  ber  alten  «udgabe)  }u  empfehlen.    ($.  II,  594.) 

fittetatttt^tUuttgm. 

1)  Aufgabe  ber  Sitteraturgeitungen. 

ÜDie  Sitteraturjeitungen  foQten  gegen  bie  immer  ^ö^er  ßeigenbe 
@ünbf[ut^  unnü^er  unb  fc^Ied^ter  IBü^er  ber  3)amm  fein,  inbem  fle, 
unbefied^bar,  geredet  unb  firenge  urt^eilenb,  jjebed  SRac^uerf  eined  Un» 
berufenen^  lebe  ©d^reiberei,  mittelfi  meld^er  ber  leere  ^opf  beut  (eereu 
Seutel  }u  $ü(fe  lommeu  tuill,  folglid^  tt)o§(  %o  aOer  Sucher,  fc^onungd» 
U9  geigelten  unb  baburd^  ^f[i(^tgemSg  bem  ©c^reibeti^el  unb  ber 
^reDerei  entgegenarbeiteten,  fiatt  folc^e  iobnxäj  gu  beförbem,  bag  i^re 
niebertrtt(^ttge  Solerang  im  %unbe  {le^t  mit  9[utor  unb  Serleger,  um 
bem  publicum  Qtii  unb  ®e(b  gu  rauben.    0ß.  II,  544.) 

2)  Son    Sßem    allein    eine    i^re    Stufgabe   erfüKenbe 
Sitteraturgeitung  audge§en  lann. 

(Sine  i§re  Aufgabe  erfüllenbe  Sitteraturgeitung  f5nnte  nur  t)on  ü^euten 
gef daneben  luerben,  in  meldten  unbeflec^bare  SRcblic^Ieit  mit  feltenen 
Henntniffen  unb  no(^  f ebenerer  Urt^eitefraft  Dereint  »ttre;  bemna^ 
fönnte  gang  S)entf erlaub  aüer^ödiflend  unb  laum  eine  folc^e  Sitteratur» 
geitung  gu  ©tanbe  bringen,  bie  bann  aber  bafie^en  mürbe  ald  ein 
gerechter  Xreopag,  unb  gu  ber  j[ebed  SRitglieb  Don  ben  fämmtli^en 
anbem  genitt^It  fein  mügte;  fiatt  bag  je^t  bie  Sitteraturgeitungen  Don 
UniDerfitätdgilben,  ober  Sitteratenfliquen,  im  ©tiKen  bieOeidit  gar  Don 
Su^^SuMem,  gum  97u$en  bed  Suc^^anbett  betrieben  werben  unb  in 
ber  Siegel  einige  Koalitionen  fd^te^ter  StUp^t  gum  9{id|tauftommen(affen 
bc«  ©Uten  ent^altem    (?.  U,  546.) 


62  Stttetattttgefd^td^le 

loirb  betounbert  3)te  getneinen  ftöpfe  finb  eifrig  bemüht,  fold^e  ft^ 
angucigncn  unb  ju  üben.  ®cr  ©nft^tigc  ericnnt  unb  Ocrfd^mä^t  pe; 
er  bleibt  auger  ber  SRobe.  Kber  na^  einigen  darren  Tontmt  auc^ 
bo«  ^ublicnm  bo^inter  unb  erfennt  bie  ga^  für  5Da«,  tt)Q«  fle  ifl, 
öerla^t  ftc  jefet,  unb  bie  bctüunberte  ©(^minfe  oHer  {euer  manicrirten 
aBcrfe  fällt  ab,  toic  eine  f(^Icc^te  ©tjp^öerjierung  Don  ber  bamit  bc* 
ficibctcu  SHauer,  unb  wie  biefe  flehen  fie  otebann  ha.    (^.  U,  644.) 

3)  ®egen  bieloleronj  unb^öflid^teit  in  berSitteratnt. 

@d  ift  burc^aud  fatf^,  bie  Stoler onj,  meldte  man  gegen  fhtnt))fe, 
^irnlofe  aRenfdjen  in  ber  ©efeUfd^aft  not^loenbig  ^aben  mug,  audf  auf 
bie  Sitteratur  übertragen  ju  toottcn.  ÜDenn  ^ier  fmb  j!e  unberfc^ämte 
Sinbringlinge,  unb  ^ier  bo«  ©ci^Ied^te  ^erabjufefeen  ifi  ^ffid^t  gegen 
ha9  ®ute.  Ueber^aupt  ifi  in  ber  Sitteratur  bie  $6fli(^Ieit,  aH 
tDeldje  aud  ber  ©efeUfc^aft  flammt,  ein  frembartiged,  fel^r  oft  fc^äblic^cd 
(SIement;  loeil  fte  verlangt,  bag  man  ba^  ®i)Uä)tt  gut  ^eigt  unb 
baburd^  ben  ^totitn  ber  SQBiff enf d^often ,  toie  ber  Äunft,  gerabe  ent« 
gegenarbeitet*    ($.  11,  545  fg.) 

4)  ®egen  bie  Snon^mität  in  ber  Sitteratur.   (@.  Sno^ 
ntimität) 

jirtttnrattttgefti)iti)te. 

1)  3)er  Sauf  ber  Sttteraturgefd^id^te. 

SSJS^renb  in  ber  Sßeltgef^i^te  ein  ^albed  da^r^unbert  immer  für 
bie  Snttt)idRung  beträd§t(id^  iß,  fo  ifi  hingegen  in  ber  ®ef(^id^te  ber 
Sitteratur  bie  felbe  S^xt  oft  für  gar  leine  }u  rechnen;  man  fie^t  nod^, 
\x>o  man  bor  funfjig  darren  gemefen.  S)enn  fiümf)er^afte  9Jerfu(^e  ge^ 
fte  ni(^t  an.  ÜDied  ju  erläutern,  beule  man  ftd^  bie  Sortfd^ritte  ber  (St* 
fcnntnif3  beim  SRenfd^engefd^Ied^te  unter  bem  %i(be  einer  panetenba^n. 
üDann  laffen  fi^  bie  drrmege,  auf  meldte  ed  meiflend  balb  mif  jiebem 
bebeutenben  t^ortf^ritte  gerät^,  burd^  $toIemäifd|e  SpictiKen  barfleDen, 
nad^  ber  ÜDurc^Iaufung  eined  feben  t)on  meieren  ed  ttjieber  ba  ifi,  too 
c9  t)or  bem  eintritt  berfelben  mar.  Sie  grogen  Jt9pfe  jeboc^,  meldte 
toirtli^  auf  jener  Planetenbahn  ba^  ©efc^Ie^t  weiterführen,  ma<^en 
ben  iebe^maligen  Spic^Hu^  nid^t  mit.  SRit  biefem  Hergänge  ber 
SDinge  ^ängt  ed  }ufammen,  bag  wir  ben  loiffenf^aftK^en,  Utterarifc^i 
unb  artifiifc^en  B^i^S^iß  ungefähr  alle  30  da^re  beHarirten  Sanfrott 
machen  fe^en.  -Sn  fol^er  B^it  näm(i(^  ^aben  atAann  bie  jebedmafigcn 
drrt^ümer  ftc^  fo  gefieigert,  bag  fie  unter  ber  Safi  i^rer  HbfurbttSt 
gufammenflürjen,  unb  }ug(eid^  ^at  bie  £)ppofltion  ftc^  an  i§nen  gefifirft. 
92un  alfo  fc^lägt  e9  um;  oft  aber  folgt  j[e$t  ein  drrt|um  in  ent» 
I  gegengefe^ter  SRic^tung.    SDiefen  ®ang  ber  Dinge  in  feiner  periobtfc^n 

äßieberle^r  )u  jeigen,  wäre  ber  redete  ))ragmatif(^e  ©toff  ber  Sitterat« 
gefc^id^te.    ($.  II,  591—593.) 


Stttetatur)dtnngen  63 

2)  S)te  tragtfil^e  ©ehe  ber  Sttteraturgefd^td^te. 

Snte  S)QrfieIIung  ber  tragifd^en  @ette  ber  Sitteraturgefd^ic^te  iDürbe 
}eigen,  tote  bte  Derfd^tebenen  ißattonen,  bcren  jebe  i^ren  ^öc^flen  ®toIj 
in  bie  grogen  ©d^riftfieOer  unb  iNinfller,  mel^e  fie  aufjuioetfen  ^at, 
fe|t,  btefe  lt)ä§renb  i^red  Seben^  6e§anbelt  l^aben.  @te  bräd^te  und 
olfo  jenen  enblofen  ftantpf  t)or  bte  Sugen,  ben  bad  ®ute  unb  Kec^te 
aÖer  3^^^^"  ^  Sänber  gegen  ha9  [tM  SRal  ^errfc^enbe  Serfe^rte 
rnib  @(^Ie(i§te  ju  befielen  f^at,  bad  Sßärt^rert^um  fafl  aller  toa^ren 
Srleud^tet  ber  äRenfd^^eit,  fafl  aQer  grogen  äReifler  in  jeber  Srt  unb 
»unjl.    ($.  n,  594  fg.) 

3)  ©egenfo^  }toif^en  ber  ))oIitifd§en  unb  berSittera- 
turgef(^id^te.    (@.  ©efd^i^te.) 

4)  ®egen  bieSRonomante,  Sttteraturgefc^id^te  julefen. 

®egen  bie  ^eut  ju  S^age  ^errf^enbe  äRonomanie,  Sitteraturgefd^id^te 
JU  (efen,  um  t)on  Sfiem  fc^iDä^en  }u  lönnen,  o^ne  irgenb  etioad  eigentlid^ 
)u  tennen,  tfi  eine  ^öc^fl  Iefendn)ert^e  SteDe  in  Si^tenbergd  ©c^riften 
(9b.  II,  @.  302  ber  alten  «umgäbe)  au  em))fe^(en.    ($.  II,  594.) 

fiUtratitr^eituttgen;. 

1)  Aufgabe  ber  Sitteraturjeitungen. 

Die  Sttteraturjettungen  foQten  gegen  bie  immer  ^ö^er  ßeigenbe 
@ttnbflut^  unnü^er  unb  fc^Iec^ter  Sü^er  ber  S)amm  fein,  inbem  fle, 
nnbeßec^bat,  geredet  unb  fhenge  urt^eitenb,  iebed  Wlai^tottl  eined  Un» 
bentfeneiv  1^^  ©d^reiberei,  mitteffi  loeld^er  ber  leere  ^opf  beut  (eereu 
Sentcl  )u  $ülfe  lomnteu  mill,  folglid^  too^I  %o  aller  ^üijtx,  fc^onungd« 
^  geigelten  unb  baburd^  pflid^tgemSg  bem  ©(^reibeli^el  unb  ber 
Prellerei  entgegenarbeiteten,  flatt  fold^e  babur(^  ju  befSrbem,  bag  i^re 
nieberträd^tige  Xoleranj  im  SBunbe  ße^t  mit  Sfutor  unb  Serleger,  um 
bem  publicum  3eit  unb  ®e(b  ju  rauben.    ($.  n,  544.) 

2)  Son   Sßem    allein    eine    t§re    Slufgabe   erfUKenbe 
Sitteraturjeitung  audgel^en  lann. 

Sine  t§re  Aufgabe  erfüOenbe  Sitteraturjeitung  Knute  nur  t)on  ü^euten 
flef<^rieben  merben,  in  meieren  unbefiec^bare  Sicblic^feit  mit  fettenen 
ftointniffen  unb  nod^  f ebenerer  Urt^eitefraft  vereint  mftre;  bemnad^ 
(ünnte  ganj  S)eutf erlaub  aüer^öc^flend  unb  laum  eine  fol(^e  Sitteratur« 
yitung  ju  ©tanbe  bringen,  bie  bann  aber  bafie^en  mürbe  ald  ein 
gereifter  8lreo))ag,  unb  }u  ber  jebed  äRitglieb  Don  ben  fttmmtli^en 
onbem  gemtt^It  fein  mügte;  ftatt  bag  je^t  bie  Sitteratur}eitungen  bon 
UniDerfltiltdgilben,  ober  Sitteratenfliquen,  tm  ©tiHen  bieUeic^t  gar  bon 
%u(^^änb(em,  )um  Stufen  ht9  Sud^^anbeM  betrieben  merben  unb  in 
ber  9}ege(  einige  ^Koalitionen  fd^Ied^ter  S^\t  }um  92i(^tauftommen(affen 
be«  ®uten  ent^aftem    (?.  II,  546.) 


66  Sogo« 

griffe  erlannt  unb  ber  ®a^  bont  ©runbe  bed  (Sriennend  au^fü^rtii^ 
betvad^tet  merbe.  (993.  I,  55.) 

4)  Sßorauf  bte  ©tc^er^ett  ber  Sogif  unb  bie  Ueberein« 
{iimmung  S(l(er  im  Sogtf(^eu  beruht. 

ÜDie  DoIIfommene  ©tc^er^ett  ber  993if[enf(^aften  a  priori,  alfo  bet 
Sogif  trab  SRat^ematil,  beruht  ^au)>tfädfjn^  barauf,  baß  in  i^nen  un« 
ber  SBeg  t)om  ©runbe  auf  bte  ^ol^t  offen  fle^t,  ber  oDemot  ftc^er  iß. 
^k9  t>ttUif^t  i^nen  ben  (^^arolter  rein  objectioer  2Bif[enf^aften, 
b.  ^.  fold^er,  über  beren  äBa^r^eiten  KDe,  toelc^e  biefelben  üerfte^en, 
andf  ttberein^inimeitb  urt^eilen  ntüffen;  toüdft^  um  fo  auffadcnber  \% 
a(d  gcrabe  fie  auf  ben  fu6iectit)en  t^ormen  bed  dnteDectö  berufen,  toä^* 
renb  bie  empirif^en  Sßiffenfdjaften  allein  e^  mit  bem  ^anbgreif(t(^en 
Dbiectit^en  gu  t^un  ^aben.  (SB.  II,  98.) 

2)ie  not^menbige  Ücbereinflimmung  SlOer  int  Sogifd^en  unb  Wtatff* 
mattfd^en  rü§rt  ni^t  t)on  tt\oa9  Heugerem  ^er,  fonbern  Don  ber  glei(^ 
9ef4affen^eit  ber  fubicctiDen  (Srienntnigformen  in  allen  dnbit^ibiiai. 
99etm  Sogif^en  unb  iDIat^entatifd^en  ift  ber  ©toff  ganj  unb  gar  im 
ffopfe  eined  deben;  unb  biefer  ftopf  ift  entiueber  fo,  bag  er  bie  %m* 
tionen  gar  nid^t  (ber  SIbbfinnige),  ober  fo,  bag  er  fie  richtig  DoOjie^t. 
($.  331  fg.) 

5)  @egen  ben  falf^en  ©ebraud^  bed  äBorte«  „iH^^'*- 
(i9  ifl  un))af[enb,  menn  man  Sogil  fagt,  mo  man  gefunbe  Srr* 


®tt|iune",  oDer  man  ^ört:  „er  |oute  er|t  l'ogit  |tuDircn",  jtan:  „« 
foKte  feine  Sernunft  gebraud^en  unb  benteit,  e^e  er  fc^reibt'^  ($^-  37.) 
Die  Kudbriidfe  Dernünftig  unb  Iogif(^  t^er^altcn  ftd^  gu  einanbtr, 
mie  $rapd  unb  St§eorie.  (®.  116.) 

1)  Sogoö  im  ©inne  üon  Vernunft.  (©.  Cernunft.) 

2)  2)er  Sogo^  im  (Singang  bed  do^anni^'Sbangelintnd. 

3Benn  man  lieft,  tood  über  bie  3a^Ien))bi(ofopl^ie  ber  ^^tH^r^f^ 
in  ben  ©d^olien  jum  Krifloteied  gefagt  toirb;  fo  lann  man  auf  bir 
Sennut^ung  gerat^en,  ba^  ber  fo  fettfante  unb  ge^eimnigoolle,  an  bo^ 
Äbfurbe  jheifenbe  ©ebranc^  be«  SBorte^  Xo^oc  im  Singang  be«  bew 
do^anne^  }ugef(^riebenen  @t)angetiumd,  »ie  aud^  bie  frül^eren  Xnalog^ 
belfelben  beim  ^§Ho,  Don  ber  ^^t^agorif^cn  3a^(cn^)^ilofopftic  ö^' 
flamme,  udmlic^  t)on  ber  Scbeutung  bc«  SJBortc«  Xoyo^  im  orit|inct»^ 
f(^en  ©innc,  alö  ä^^^^tt^cr^ß^tniS/  ratio  numerica,  \i{x  ein  folc^e«  "^^ 
^ffltniß  nac^  ben  ^t|t^ogoräern  bie  innerfle  ungerpbrbarc  GIfcnj  jc^ 
SSBefen«  au^ma^t,  alfo  beffcn  erfle«  unb  urfprünglid^e«  ^rincipi»»/ 
apxTQ,  ift;  toona^  benn  öon  jebem  2)inge  gälte:  im  Anfang  wß«^  ^'^ 
?ogoö.  (?.  I,  42  fg.) 


Süße  67 

1)  Urfprung  unb  3^^'  ^^^  Süge. 

(Sd  gtebt  ffüti  Xrten  ber  Sludübung  ht9  Unrec^td,  ®ett)a(t  unb 
Sifl.  (Sergt.  @e)Da(t.)  SDie  Süge  gehört  }ur  Se^teren.  Son  ber 
Sudübung  bed  Unrc(^td  bur(^  ©ematt  unterf (Reibet  nttmlic^  bie  burc^ 
Sifl  fi(^  baburd^,  bag  mä^renb  jene  ftd^  ber  p^^ftfd^en  Saufalitttt 
bebient,  btefe  bie  geiflige  Saufolitttt,  b.  t.  bie  burc^  bad  (Sriennen  burc^« 
gegangene  Saufatität,  bie  SRotioation  (üergl.  über  btefe  unter  ®runb: 
@a^  Dom  ®runb  bed  ^anbetnd)  onmenbet,  inbem  fle  beut  fremben 
Onbimbmtm,  bad  fie  jmingen  kotD,  @(^einntotibe  üorf^iebt,  üermSge 
ttie((^ed  ed  feinem  SßiOen  gu  folgen  gfoubenb,  bo(^  nur  bem  bed  Kn- 
bem  folgt.  2)a  bad  ÜRebium,  in  mefc^em  bie  SRotiüe  liegen,  bie  (Sr« 
fenntnig  ifl,  fo  lann  ber  Sißige  feinen  ^totd  nur  burc^  Serfälfd^ung 
ber  fremben  Srfenntnig  erreid^en,  unb  btefe  eben  ifi  bie  Süge.  (3B.  I, 
398.    (S.  222.) 

S)ie  ?ttge  begmectt  aDemat  (Sinmirfung  auf  ben  fremben  SEBiDen, 
ntc^t  auf  feine  drfenntnig  allein  für  fic^  unb  ald  fold^e,  fonbem  auf 
btefe  nur  aM  SRittel,  näm(i(^  fofem  fie  feinen  SBiDen  befiimmt.  3>enn 
bad  Sügen  felbfi,  aM  oom  äBillen  audge^enb,  bebarf  eined  äRoüDd; 
ein  fol^ed  lann  aber  nur  ber  frembe  äBiUe  fein,  nic^t  bie  frembe  (Sr* 
tenntni§  an  unb  für  ft(^.  2)ied  gilt  nid^t  nur  oon  aOen  au9  offen» 
barem  (Sigennu^  entfpmngenen  Sügen,  fonbern  au(^  t)on  ben  avA 
reiner  So^^eit,  bie  fid^  an  ben  fd^merjlid^en  gfolgen  bed  t)on  i^r  Der« 
an(a§ten  fremben  drrt^umd  toeiben  miO,  ^erborgegangenen.  ©ogar 
bie  bloge  äBtnbbeutelei  bejtoectt,  mittetfl  baburc^  er|[ö$ter  Xc^tung,  ober 
Dcrbefferler  SDteinung  Don  (Seiten  ber  Xnbem,  grbgem  ober  leichtem 
(Sinflug  auf  i§r  SSoDen  unb  Sl^un.   (SB.  I,  398.   S.  222.) 

S)te  OueOe  ber  Süge  ifl  aOemal  bie  Xbfld^t,  bie  ^errfd^aft  feine« 
SBtOend  audjube^nen  über  frembe  OnbiDibuen,  ben  SBiOen  biefer  ju 
Derneinen,  um  feinen  eigenen  beflo  beffer  ju  bejahen;  fötgli^  ge^t  bie 
i^üge  ate  föld^e  avi9  Don  Ungerec^tigfeit,  Uebelmoaen,  Sod^eit.  ($.  402.) 

2)  SEBorauf  bie  Unred^tmägigfeit  ber  Süge  beruht. 

flu9  bcm  über  Urf))rung  unb  ^md  ber  Süge  ©efagten  ergiebt  fl(^, 
bag  iebe  l^üge,  wie  jebe  ©eioaltt^dtigleit,  aM  foI(^e  Unrecht  ifl,  toeil 
fie  fc^on  ate  fo((^e  jum  Qtotd  ^at,  bie  $errfd^aft  bed  äBillend  ht» 
i^ügenben  auf  frembe  dnbiDibuen  audjnbe^nen,  alfo  feinen  SBiOfen 
bur(^  Verneinung  bcd  irrigen  ju  befa^en,  fo  gut  mie  bie  ©eloalt. 
(993.  I,  399.)  S)ie  Unred^tmttgigfeit  ber  Süge  beruht  barauf,  bag  fie 
ein  aßerTjeug  ber  2ifi,  b.  ^  bed  B^angcd  mittelfl  ber  9RotiDation  ifl. 
Die«  aber  ifl  [it  in  ber  »egel.  (6.  222.) 

3)  Unterfc^ieb  jkoifc^en  Süge  unb  bloßer  Serkoeigerung 
einer  Sudfage. 

^3)0«  Möge  Sertoeigem  einer  Sßa^r^eit,  b.  ^.  einer  Sudfage  über« 
fiaupt,  ifl  an  fid^  fein  Unred^t,  too^I  aber  jebe«  Suf heften  einer  Süge. 


68  Sügc 

2Ber  bem  Derirrten  äSattberer  ben  redeten  9Beg  ju  }etgen  fi(^  koeigert, 
t^ut  t^m  fein  Unrecht,  roo^t  aber  ber^  tütlijn  i^n  auf  ben  fatf(^en 
^imoetfi.   (9B.  I,  398.) 

4)  dnlDietoett  e^  ein  Stecht  )ur  Süge  giebt. 

ÜDie  Slbrae^rung  fremben  Unrec^t^  ifi  nur  bie  Verneinung  einer  Ser> 
neinung,  alfo  9{ed^t.  dc^  lann  o^ne  Unreal  ben  meinen  äBtOen 
)}emeinenben  fremben  äBiOen  jniingen,  t>on  btefer  Semeinnng  ab)u* 
fte^en,  b.  ^.  id^  ^abe  fomit  ein  Stoan^^tttf^t  3n  aUen  ^äOen 
ba^er,  U)0  t(^  ein  3^<^n9^^4^  ^i>t  DoUfommened  9{e(^t  ^abe,  @e* 
»alt  gegen  Slnbere  ju  gebraudjen,  famt  ic^  nac^  äßaggabe  ber  Um' 
flänbe  ebenfomo^l  ber  fremben  @ma\i  au4  bie  Sifi  entgegenfleUeu, 
o^ne  Unrecht  }tt  t^un,  unb  ^abe  folglich  ein  9ttift  jur  Süge,  ge^ 
rabe  fotoeit,  koie  i^  ed  iumß^tiange  ^abe,  j.  93.  gegen  9{ftu6er 
unb  unbered^tigte  ©etoaltiger  ieber  «rt.  (SS.  I,  401  fg.   S.  222.) 

9ber  bad  ^ec^t  }ur  Süge  ge^t  fogar  no(^  »eiter;  t9  tritt  ein  bei 
jeber  Dödtg  unbefugten  t^rage,  bereu  Seantioortung  nic^t  nur,  fonbern 
fc^on  beren  bloge  ßurücfmeifung  mid^  in  ©efa^r  bringen  tottrbe.  $ier 
iß  bie  Süge  bie  9lot^tt)e^r  gegen  unbefugte  ißeugier,  beren  SKotit) 
meiflend  lein  loo^IkDoQenbed  i{L  Sber  au^  nur  für  ben  %aü  ber 
92ot^tt)e§r  gemattet  bie  SRoral  ben  ®ebrau^  ber  Süge.  S)en  t^oO  ber 
9lot^)De^r  gegen  ©etoalt  ober  Sif!  aufgenommen,  ifi  iebe  Siige  ein  Un« 
red^t;  ba^er  bie  ©erec^tigfeit  SBa^r^aftigfeit  gegen  debermonn  forbeit. 
Sber  gegen  bie  t)bDig  unbebingte,  audna^mdlofe  93ermerf(i(^Ieit  ber 
£üge  f)>ri(4t  f^on  bied,  bag  ed  f^ttOe  giebt,  mo  Süge  fogar  $f(i(^t 
ifi,  namentlich  für  Ser}te;  ebenfoOd,  bag  ed  ebelmüt^ige  £ügen 
giebt  S)ie  gangbare  itf^tt  oon  ber  Stot^lüge  ifl  ein  elenber  ^itfen 
auf  bem  ftleibe  einer  armfttligen  SRoral.  ftantd  ^olemif  gegen  bie 
Süge  ifi  ni^t  fUc^^altig.  (@.  222—225.) 

5)  SBarum  bie  Süge  fd^im))fli^er  iß  unb  für  fd^impf« 
lid^er  gilt,  aU  @txoalt 

Unrecht  burc^  ©emalt  ifi  für  ben  Sfu^über  ni(^t  fo  fc^impflic^,  »ie 
Unrecht  Dur^  Sifi,  meil  {ened  i)on  p^^fifc^er  ^raft  jeugt,  koctc^e  unter 
allen  Umflttnben  bem  SDtenfc^engefc^lec^te  imponirt,  biefed  hingegen  burc^ 
©ebrau^  bed  Umtoegd  ©c^tDttc^e  oerrttt^  unb  i^n  alfo  ald  ))b#f(4^^ 
unb  moralifd^e^  SBefen  gugleic^  ^erabfe^t;  }ubem,  koeil  Sug  unb  Se^ 
trug  nur  babur^  gelingen  fann,  bag  loer  ße  ausübt  ju  gleicher  S^\i 
felbfi  ^bfd^eu  unb  Seradjtung  bagegen  äugem  mug,  um  3"^^"^"  i^ 
gewinnen,  unb  fein  ©ieg  barauf  beruht,  bag  man  i^m  bie  9{ebli^fcit 
jutraut,  bie  er  nid§t  ^at.    (2B.  I,  399.) 

S)ag  na^  bem  $rincip  ber  ritterli^en  S^re  (Dergl.  unter  S^re: 
eine  Kfterart  ber  S^re)  ber  Sorkourf  ber  i^üge  al9  fo  ferner  unb 
eigentlid^  mit  bem  Slute  bed  Snf^ulbigerd  ab^umafc^cn  genommen 
loirb,  mtt^renb  bie  Snfd^ulbigung  eined  burd^  ©emolt  oerübtcn  Un« 
xtifi^  nic^t  ate  fo  brüdfenb  betrad^tet  loirb,  liegt  baran,  bag  m^  bem 


2rmcpt    —    ^TO^pitt  69 

^rincip  ber  ritterltd^en  S|re  eigentlid^  bte  ©etoolt  bad  SRed^t  begrttnbe ; 
roer  nun,  um  ein  Unred^t  audjufü^ren,  gut  Süge  greift,  btto^ft,  bog 
i^m  bte  ©emalt,  ober  ber  gur  Hntoenbnng  biefer  nöt^ige  9Rut§  abgebt 
debe  Süge  geugt  Don  gurtet;  bad  bricht  ben  @ta6  über  i(n.  ((S.  226.) 
$iftorif($  fd^reibt  fic^  bte  ^o^e  Onbtgnatton  bed  ritterlichen  S§ren))rtnct))d 
über  ben  Sortoutf  ber  Süge  an«  bem  SRittelalter  ^er.   ($.  I,  394.) 

6)  Sertrag^brud^,  Setrng  unb  Serrat^. 

!Z)te  uoniommenfle  Süge  iß  ber  gebrochene  Sertrag,  toeil  ^iet 
bte  bad  äBefen  unb  ben  ^totd  ber  Sttge  au^niac^enben  SefUmmungen 
DoIIfiänbtg  unb  beutttc^  üor^anben  ftnb.  SDenn,  inbem  i^  einen  Ser« 
trag  eingebe,  ift  bie  frenibe  uer^eigene  l^eiftung  unmittelbar  unb  eigent« 
liij  bad  äRotiu  }ur  nteinigen  nunmehr  erfolgenben.  SDie  Serfprec^en 
»erben  mit  39ebac^t  unb  f5rmlid^  gemec^felt.  Srid^t  ber  Xnbere  ben 
Sertrag,  fo  ^at  er  mic^  getäufc^t  unb,  burc^  Unterfc^ieben  bloßer 
@f^einmotioe  in  meine  (Srienntnig,  meinen  äßiOen  nac^  feiner  Sbftc^t 
gelenft,  bie  ^errfc^aft  feinet  äßtUend  über  bad  frembe  dubitibunm 
au^gebe^nt,  alfo  ein  oollfommene^  Unrecht  begangen,  hierauf  grünbet 
flc^  bie  moralifc^e  Ked^tmägigleit  unb  ©ültigfeit  ber  Serträge.  (SB.  I, 
399.  6.  222.)  S)o«  a$eräd^tlid^e  be«  93etruge«  lommt  böiger,  ba§ 
er  burc^  ©leignerei  feinen  SRann  enttt)affnet,  e^e  er  i^n  angreift.  3)er 
Serrat^  ift  fein  (Sipfel  unb  tt)irb,  ttieil  er  in  bie  ffategorie  ber  bop« 
ptUtn  Ungerec^tigleit  gehört,  tief  oerabfc^eut.   ((£.  222.) 

S)er  tiefe  Hbfc^eu,  ben  «rglift,  STreuIoftgleit  unb  Serrat§  überaO 
erregen,  beruht  barauf,  bag  Streue  unb  9teblid^(eit  bad  93anb  finb, 
toel^ed  ben  in  bie  9$iel|eit  ber  dnbioibuen  jerfplitterten  SBiDen  bod^ 
Don  fingen  mieber  jur  (Sin^eit  Derbinbet  unb  boburc^  ben  Solgen  be^ 
an9  jener  3^vfplttterung  hervorgegangenen  Sgoi^mud  @c^ran(en  fe^t. 
Zreulofigleit  unb  Serrat^  gerreigen  biefed  le^te,  ttugere  9anb  unb 
geben  baburc^  ben  folgen  be^  (Egoi^mu^  grttngenlofen  ©Kielraum. 
(338.  I,  399.) 

7)  Sin  ÜRittel  gur  SntlarDung  ber  Süge. 

SBenn  man  argio5§nt,  bag  ISiner  lüge,  fieDe  man  fic^  gläubig;  ba 
»irb  er  breifi,  lügt  jlärfer  unb  ifl  entlarüt.   (?.  I,  494.)     ' 

€nmpt. 

1)  Sefd^eiben^eit  ber  2nm}ft.   (@.  Sefc^eiben^eit.) 

2)  ©efelligleit  ber  Sumpe.  (®.  ©efelligleit,  unb  unter 
S  infam  feit:  Siebe  gur  Sinfamleit  (A9  äRagflab  inteDec« 
tualen  Sert^ed.) 

At^batktiten,  f.  S^eube. 

fu^fpiti. 

1)  ©egenfa^  be^  SuflfpieU  gegen  ba9  SEranerfpteL 

SBa^renb  bie  2:enbeng  unb  le^te  Vbflc^t  be^  Sranerfpieto  ein  {^in- 
loenben  gur  9teflgnation,  gur  Verneinung  be9  SSiOend  gnm  Seben  ift; 


70  SuWptcr 

fo  tfl  in  feinem  ©egenfat^,  bem  Suflfpiel,  bie  Xnfforberung  jur  fort» 
gefegten  Seja^ung  bed  SBiOend  leidet  erfemibar.  3u)ar  muß  auc^  bad 
Suflfpiel,  tnie  unau^meic^bar  icbe  2)arftenung  bed  äRenfd^cnlcbend,  Sei« 
ben  unb  SBibertt)ärtigIeiten  Dor  bie  Slugen  bringen;  aÖein  e9  jeigt  fte 
und  \>ox  ate  Dorüberge^enb ,  fic^  in  greube  auflöfenb,  überhaupt  mit 
©elingen,  ©iegen  unb  hoffen  gcmifd^t,  »elc^e  am  @nbe  bo^  ü6er<^ 
tt)iegen;  unb  babei  ^ebt  ed  ben  unetfd^öpflic^en  @toff  gum  Sad^en  ^er» 
t>or,  Don  bem  bad  Seben,  [a,  beffen  9Bibertt)ttrtig!eiten  felbfl  erfüllt 
finb,  tmb  bev  und  unter  allen  UmflSnben  bei  guter  Saune  erhoben 
foOte.  &  befogt  alfo,  im  dtefultat,  bog  bad  Seben  im  ®an^en  re(^t 
gut  unb  befonberd  bur^weg  lurjuieilig  fei.   (SB.  II,  498  fg.   ^.  371.) 

2)  3)ie  Aomöbie  ber  «(ten. 

ÜDie  SUten  ^aben  in  t^rer  ftomöbie  und  einen  treuen  unb  bleibenben 
SbbrudE  t^red  Reitern  Sebend  unb  S^reibend  ^interlaffen,  fo  beutlic^  unb 
genau,  bag  ed  ben  ®^ein  erhält,  ald  Ratten  fle  ed  in  ber  Slbfu^t  ge» 
t^an,  oon  ber  fd^önen  unb  ebeln  @fiflenj,  bereu  glüc^tigfeit  fie  be> 
bouerten,  koemgßend  ein  bleibenbed  Sbbilb  auf  bie  fpdtefle  yiaifmli 
2U  t)ererben.  ^iOltn  koir  nun  biefe  und  überlieferten  ^Ullen  unb  goi 
men  koieber  mit  gteifd^  unb  Sein  aud,  burc^  S)arfieaung  bed  $(autut^ 
unb  2^eren)  auf  ber  9ü§ne;  fo  tritt  jened  längfl  Dergangene,  rege 
Seben  koieber  frifc^  unb  fro^  Dor  und  ^in,  —  tt)ie  bie  antifen  Wiu\a\l' 
fugböben,  menn  benegt,  koieber  im  ®Ian}e  i^rer  alten  t^arben  bafle^en. 
{%  U,  471  fg.) 

3)  3)ie  beutfd^e  Jfomöbie. 

S)ie  allein  äc^te  beutfc^e  jlomöbie,  and  bem  9Befen  unb  @eifte  ber 
92ation  hervorgegangen  unb  i^n  barfieüenb,  ifl,  nad)  ber  cin}ig  ^<\ 
fie^enben  SUZinna  oon  SJarn^etm,  bad  Offlanb'fc^e  (Sc^aufpiel.  ^ii* 
Sorjüge  biefer  @tü(fe  fiub,  eben  mt  bie  ber  92ation,  bie  fie  treu  ob« 
bitben,  me^r  moralifc^,  ald  inteOcctucII;  tt)OOon  bad  Umgefc^rte  t)on 
ber  frangöfifc^en  unb  englif^en  ftom5bic  behauptet  loerben  fönnte. 
(?.  II,  472.) 

4)  £)b  ed  fd^n)ieriger  fei,  eine  gute  Aomöbie,  ald  eine 
gute  S^ragöbie  ju  fd^reiben. 

du  bad  Sergeid^nig  beliebter  unb  Don  Unjä^Iigen  mit  ©elbflgenüge 
uad^gefproc^ener  drrt^ümer  ge^rt  auc^  ber  @a^:  (Sd  ift  leichter 
eine  gute  S^ragöbie,  ald  eine  gute  ftomiibie  ju  fc^reiben.  ($.  II,  64.) 

5)  SEBarum  Sürficn  lein  geeigneter  ©egenflanb  für  hü^ 
Suflfpiel  finb. 

2Bä^renb  jum  j£rauerfpiel  nur  fold^e  ^anblungen  taugen,  bie  ba^ 
Seben  im  ©anjen  unb  @rogcn  betreffen  unb  nic^t  ind  (Eingelne  ge^Rf 
ba^er  fafl  nur  dürften  unb  ^eerfü^rer  barin  auftreten  ffimien,  bad 
bürgerli^e  Slrauerfpiel  hingegen  nid^t  leidet  gelingt,  »eil  bad  Sebeu 
en  detail,  aud^  V9vm  ed  no^  fo  Derbrieglic^  i{l,  immer  ein  Sufifpic^ 


Cufu«  71 

if};  fo  tottrbe  bagegen  ein  Sttflfptel  Doit  Sttrflen  ntd^t  leü^t  gelingen, 
loeil  i(r  S^un  in'd  ®roge  ge^t,  t9  fei  benn,  bag  man  fle  nt^t  aU 
surften  im  ©tüd  anficht,  fonbern  nur  ald  ©Heber  i^rer  S<^inilie. 
($.  3720 

1)  @egen  ben  £u|u9. 

^  Der  Su^nd  ifl  bie  entferntere  ttrf ad^e  {eneö  Uebete,  melc^e^  entmeber 
unter  bem  9?amen  ber  ©ctaDerei,  ober  nnter  bem  bed  Proletariats, 
jeberjeit  onf  ber  grogen  3)7e^r)a^(  be9  3)?enfc^engef(^Ied^td  gelafiet  ^at. 
S)amit  nämlid^  einige  äBenige  baS  (Snt6e|rlid^e,  Ueberflüffige  unb  9taf» 
finirte  ^aben,  [a,  erßinflelte  Sebürfniffe  befriebigen  Knnen,  mug  anf 
3)ergleid^en  ein  grogeS  SO?ag  ber  bor^anbenen  SDtenfd^enlräfte  uertoenbet 
nnb  bo^er  bem  S^ot^toenbigen,  ber  |^ert)orbringung  beS  ttuentbe^Iid^en, 
entgogen  koerben.  @o  lange  ba^er  auf  ber  einen  (Seite  ber  2upx9  6e« 
fle^t,  mug  not^menbig  auf  ber  anbem  übermäßige  SLrbeit  unb  fc^tec^* 
M  ^eben  befielen,  fei  ed  unter  bem  92amen  ber  Xrmut^  ober  bem 
ber  ©ctauerei.  ÜDer  ganje  unnatürliche  ^uftanb  ber  ©efeÜfc^aft,  ber 
allgemeine  ftampf,  um  bem  (Elenb  ju  entgegen,  bie  fo  uiel  Seben 
foflenbe  @eefa^rt,  baS  üertoidEelte  ^anbelsintercffe  unb  enbtic^  bie 
^ege,  ju  meldten  ha9  XOed  Snlag  giebt,  —  aOeS  DiefeS  ^at  gur 
alleinigen  SBurjel  ben  inpi9.  S)emna(^  tt)ürbe  }ur  Serminberung  beS 
menfd^Iid^en  @Ienb9  bad  äBirffamfle  bie  Serminberung,  ia,  %uf^ebung 
be«  8upt«  fein.   {%  U,  261  fg.) 

2)  Sür  ben  Su^rud. 

@o  t)ie(  äEBa^red  auc^  bie  angegebenen  ©egengrünbe  gegen  ben  Su^uS 
^aben,  fo  ISßt  fi(^  i^nen  bo^  S^^ls^nbed  entgegenftellen«  SBaS  bur^ 
bie  bem  infn^  frö^nenben  arbeiten  baS  3Renf(^engef(I^Ie(^t  anäRuSlel« 
frttften  (Irritabilität)  für  feine  not^loenbigflen  Qtotdt  oerUert,  koirb 
i^m  reic^lic^  erfegt  bur(^  bie  gerabe  bei  biefer  ©elegen^eit  frei  koerbeu' 
ben  9{ert)enlräfte  (©enflbititttt,  OnteOigeng).  ftünpe  unb  Siffen« 
fc^aften  finb  ftinber  beS  Su^d,  unb  i^r  SEBerl  i^  itnz  SerDoÜIommnung 
ber  Zed^nologie  in  allen  i^ren  Stoti^tn,  mlijt  baS  Sßafc^inentoefen  ju 
einer  früher  nie  gea^nbeten  $ö^  gebracht  §at«  ÜDie  (Erjeugniffe  ber 
SDtafc^inen  aber  lommen  reine^megS  ben  9{eid^ett  aBein,  fonbern  SQIen 
gu  ®ute.  9ud^  bad  Seben  ber  niebrigflen  Klaffe  |at  ba^r  gegen 
ifrü^ere  3<^^^^n  uiel  an  Sequemlid^Ieit  gemonnen,  unb  burd^  Serminbe« 
rung  fc^werer  lörperlid^er  Arbeit  ifl  bie  ©eifleScuItur  allgemeiner  ge» 
morben.  SEBeil  ferner  bie  ftünfte  bie  @itten  milbem,  fo  werben  anif 
bie  ftriege  unb  SDueOe  immer  feltener.  Xbgefe^en  ^ierDon  aber  iß 
gegen  bie  Vbfd^affung  beS  Su^S  unb  gegen  bie  (Einfügung  gleic^« 
mäßiger  Sert^eilung  aOer  lörperlic^en  Arbeit  }u  ertoägen,  baß  bie 
große  beerbe  beö  Sßenf^engefc^Uc^td  ber  gü^rer  nnb  Seiter  bebarf, 
unb   baß   biefe  fokoo^I  Don  Krperli^er  Arbeit,   aü  Don  gemeinem 


72  ^t^ 

9)?angel  befreit  gu  Bleiben,  |a  aud^  na^  3Ra§ga(e  i^er  \M  grügem 
Seifhtngen  me^r  gu  befigett  nnb  ju  gentegen  berechtigt  fhib,  att  bet 
gemeine  SKann.   (?.  n,  262—264.) 

1)  ©ubjectiDitttt  ber  (^rifc^en  ©attung. 

®er  I^rifc^en  $oef[e,  bem  eigentlichen  Siebe,  too  ber  S)i(^tenbe  nur 
feinen  eigenen  3^^^^^  (eb^oft  anfc^aut  unb  befc^retbt,  ber  ^orgefhllte 
alfo  auc|  ber  jDarßeOenbe  ifl,  ifl  eben  be^^atb  eine  gemiffe  ©ubjec« 
tiDitttt  »efentli^.  S)ie  I^rifc^e  ©attung  iß  be^§atb  auc^  bie  leic^teflr, 
unb  mm  bie  ftunfl  fonft  nur  bem  fo  feltenen,  ächten  ®eniu9  an^ 
gehört,  fo  lann  felbfi  ber  im  @Qn)en  nic^t  fe^r  eminente  ÜRenfc^, 
menn  in  ber  Xfyit  burc^  flarfe  Slnregung  uon  ^u§en  irgenb  eine  8e> 
geißerung  feine  ©eiftedtrSfte  er^ö§t,  ein  fc^öneö  Sieb  gu  ©tanbe 
bringen;  benn  e^  bebarf  bogu  nur  einer  lebhaften  Stnfc^auung  feinet 
eigenen  Stif^^n^^  ^^  aufgeregten  SRoment.  SDie  ©timmung  M 
Sugenblidd  ju  ergreifen  unb  im  Siebe  ju  Derlörpem  iß  bie  ganje 
Seifiung  biefer  poetifc^en  ©attung.  ÜDennoc^  bilbet,  ba  ber  SHc^ter 
überhaupt  ber  aQgemeine  SRenfc^  ifl,  in  ber  I^rifc^en  $oefle  achter 
3)ic^ter  fi^  ba^  dunere  ber  ganjen  SRenfc^^eit  ab.   (iB.  I,  293  fg.) 

2)  Sefen  be«  Siebet. 

S)ad  eigent^ümlic^e  Sßefen  be«  Siebet  befielt  in  Solgenbent.  &  ifi 
bad  ©ubject  be^  SBillen^,  b.  ^.  bad  eigene  SBoHen,  ma^  bad  Scwngt« 
fein  bed  ©ingenben  füQt,  oft  al9  ein  entbunbened,  befriebigte^  SEBoUen 
(t^reube),  tt)o^t  no^  bfter  aber  al9  ein  ge^emmte^  (Trauer),  immer 
atd  Sffect,  Seibenfd^aft ,  bekoegter  ©emüt^dgußanb.  92eben  biefen 
jiebo^  unb  gugleid^  bamit  tt)irb  burc^  ben  XnblidE  ber  untgebenben 
9?atur  ber  ©ingenbe  [xif  feiner  bemußt  aU  ©ubjectd  bed  reinen, 
miQenlofen  (Srfennehd,  beffen  unerfc^ütterlid^e,  feiige  8{u^e  nunmehr  in 
Sontrafi  tritt  mit  bem  j2)range  bed  immer  bef (^rauften,  immer  no(^ 
bürfttgen  äBoÜend.  2)ie  (Smpßnbung  biefed  Sontrafled,  biefe«  Sec^fel« 
fpiete  iß  ed  eigentlich,  xoa9  ßc^  im  ©anjen  bed  Siebet  au^fpric^t  unb 
mad  überhaupt  ben  Il^rif^en  Qn^ani  audmac^t.  (SB.  I,  294 — 296.) 


9Ra(l^tat>eQt«mu9    —    Tla%it  unb  SRagnetUmu«  73 


Wi 


Wiadf\at>tU9  $ro6tem  toax  bie  Suflöftmg  ber  S^age,  mie  ftd^  ber 
Surft  unbebtngt  auf  bem  2:^ron  erhalten  ttnm,  tro^  tnnern  unb 
Snfem  gfemben.  @ein  Problem  mar  dfo  leine^meg^  baö  ct^ifc^e,  ob 
ein  ^rft  aU  SRenfd^  bergleic^en  mollen  foOe,  ober  ntc^t;  fonbern  rein 
ba«  potitifc^e,  toie  er,  toenn  er  e9  totO,  ed  au^fü^ren  fönne.  $ier}u 
nun  giebt  er  bie  8nf(öfnng,  toie  man  eine  Snmeifnng  jnnt  ©c^ad|« 
fpielen  fc^retbt,  bei  ber  t9  boc^  t(5ri(^t  märe,  bie  Seantmortung  ber 
Srage  ju  oermiffen,  ob  ed  moratifc^  rät^Uc^  fei,  überhaupt  @(^a^  )u 
fpielen.  3)em  SRac^iaDeO  bie  dntmoralität  feiner  @d^rift  Dormerfen, 
ift  eben  fo  angebracht,  al9  t9  mttre,  einem  gec^tmeißer  oorjumerfen, 
bag  er  ni^t  feinen  Unterricht  mit  einer  moralifc^en  Sortefung  über 
9Rorb  unb  Zobfc^tag  eröffnet.  (äB.  I,  612.)  %u«  ber  Se^re  be« 
SRac^iatoelli  Iä§t  ^(^  entnehmen,  bag  gmar  jmifc^en  -SfnbiDibuen,  unb 
in  ber  SDloral  unb  9tec^t9le^e  für  ÜDiefe,  ber  ©runbfa^  quod  tibi 
fieri  non  vis,  alteri  ne  feceris  aOerbingd  gilt;  hingegen  gmifd^en 
SSDent  nnb  in  ber  $oUtif  ber  nmgele|rte:  quod  tibi  fieri  non  vis, 
id  alteri  tu  feceris.  SEBillfi  bu  ni^t  unterfod^t  merben,  fo  unterjo^e 
bei  ßttttn  ben  9?ad^bar,  fobalb  nämlic^  feilte  ©c^mttc^e  bir  bie  ©e- 
tegen^eit  barbietet.  ($.  U,  259.  $.  6.)  9Ra^iat)eaid  9u(^  ift  blo^ 
bie  auf  bie  Z^eorie  jurüdgefü^rte  unb  in  biefer  mit  f^flematifc^er 
Confeqneu}  ^orgefteüte,  bamald  no^  ^errfd^enbe  ^ra^^,  bie  bann  eben 
in  ber  i^r  neuen,  t^eorettfd^en  gform  unb  SoÜenbung  ein  §5c^ß  pifan* 
M  Xnfe^en  er^ttlt.  —  dm  ÜRa^iaDeO  finbet  übrigen^  Siele«  aud^ 
auf  hü»  Privatleben  «nmenbung.    ($.  n,  265  fg.) 

Aogit  unb  MagatXvimw. 

1)  Uebernatürlid^Ieit  be9  magifd^en  unb  magnetifd^en 
äßirlen«. 

ftnimaUfd^er  SDtagnetiemud,  f^mpat^etifd^e  fturen,  SRagie,  jmeite« 
<St{{(^t,  Sa§rträumen,  ©eifterfe^en  unb  Sifionen  aller  «rt  finb  Der- 
toanbte  Srf Meinungen,  Stoti^t  (Sine«  (Stamme«,  unb  geben  fidlere, 
unabmei«bare  Xnjeigc  t)on  einem  3ttfn9  ber  Sßefen,  ber  auf  einer  gong 
anbem  Drbnung  ber  Dinge  beruht,  aM  bie  Ütatur  iß,  att  meldte  gu 
t^rer  Safi«  bie  ©efe^e  be«  9Iaume«,  ber  Seit  unb  ber  SaufatitSt  ^at; 
lofi^tenb  jene  anbere  Orbnung  eine  tiefer  liegenbe,  urf))rüngtt(^ere  unb 
tmmittelbarere  ifi,  ba^er  t>or  i^r  bie  erflen  unb  aDgemeinfien,  mei(  rein 
formalen  ©efe^e  ber  Statur  ungültig  flnb,  bemna^  ^tit  unb  9Iaum 
bie  Onbioibuen  nic^t  me|r  trennen  unb  bie  eben  auf  jenen  t^ormen  be« 


64  ßofi« 

3)  SertoerfHd^Ieit  ber  Sluon^mttttt  in  Sitteratut' 
jettungen. 
On  Sittetaturgettuttgen  ^at  gur  @tnfü^rung  ber  9[nont)mitüt  ber 
Sortoanb  gebient,  bag  fle  ben  reblid^en  9tecenfenten,  ben  fEiaxntx  beö 
^ublicumd,  fd^U^en  foQte  gegen  \im  ®roII  be«  Sbttotd  unb  {einer 
®5nneY;  oOein  gegen  (Stnen  %aü  biefer  3lrt  n)erben  ^unbert  fein,  m 
fte  blod  bient,  S)en,  ber  bad  niad  er  fagt  nic^t  Vertreten  tann,  aüev 
Serantmortlic^feit  }u  eitt}ie§n,  ober  tüoi^l  gar  bie  Sc^onbe  2)e{frn  )u 
Der^üUen,  ber  feil  unb  nieberträc^tig  genug  ift,  für  ein  2:rintgelb  Dooi 
Serleger  ein  f(^Ied)ted  93uc^  bem  ^ubttcum  anjupreifen.  SlUed  aito* 
nt)me  äiecenftren  ifl  auf  Sug  mit  Srug  abgefe^en.  ^non^me  Sitteratnr' 
Leitungen  [xnh  gang  eigentlich  ber  Ort,  wo  ungefhaft  Untoiffen^eit  ttbev 
Oele^rfamfeit,  unb  a)ttmni^eit  über  SJcrflonb  gu  ®erid|t  fitt,  unb  wo 
bad  publicum  ungeftraft  be(ogen,  auc^  um  ®elb  unb  Qtit  bur(^  Sob 
M  ©c^Ie^ten  gepreOt  mirb.  ($.  II,  546  fg.  SergL  caxif  Xno* 
n^mitttt) 

C00ik. 

lX3)efinition  ber  Sogif. 
2)ie  Sogtl  ifl  ein  S^^eil  ber  Srfenntnigle^re,  alfo  ber  philosophia 
prima.  S)iefe  jerfäQt  nSmlic^  in  bie  93etra(^tung  btr  prim&ren, 
b.  i  anfc^auUc^en  3$orßeIIungen,  u^elc^en  £§eil  man  üDtanoioIogit 
ober  9$er^anbedle^re  nennen  fann,  unb  in  bie  93etra(^tung  ber  fecun« 
baren,  b.  i.  abftracten  SorfleQungen,  nebft  ber  ©cfe^mttligleit  i§rer 
$anb§a(ung,  alfo  Sogit  ober  Semunftte^re.  {%  U,  19.)  3n  ber 
Sogit  ifi  ber  formeQe  2:^eil  ber  abfiracten  (Srfenntnig  niebergelegt 
unb  bargefieQt,  unb  bed^atb  ifi  fte  t)on  unfern  Sfttem  ganj  richtig 
S3ernunftle^re  benannt  »orben.  (®.  115.)  Z)ie  Sogif  ifi  eben 
nur  bad  al9  ein  @i|fiem  oon  9{egeln  audgefproc^ene  natürliche  Ser- 
fahren  ber  Vernunft  fetbft.  (@.  116.)  SDie  Sogit  ift  bad  aagemeine, 
burc^  ®eIbftbeoba^tung  ber  Vernunft  unb  Sbfbraction  Don  allem  dn^sft 
erlannte  unb  in  ber  Si'nu  t)on  Siegeln  au^gebrüdte  SBiffen  ton  ber 
Serfa^mngdtoeife*  ber  Semunft.  ®ie  ift  bie  fpeciclle  itimntnig  ber 
Drganifation  unb  «ction  ber  «ernunft.  (SB.  I,  54  fg.)  ®ie  UM 
mit  ber  üDialeltif  unb  di^etorit  gufammen  ba^  ®an}e  einer  £e(^nif 
ber  Vernunft.  (335.11,  112.)  ®ie  fonn  nur  auf  bie  formale 
äBa^r^eit,  nic^t  auf  bie  materiale  führen.  @ie  fe^t  ba^  Sor^anbenfei» 
ber  93egriffe  Doraud  unb  le^rt  nur,  mie  man  regelred^t  bamit  ju  operiren 
§a6e;  fte  bleibt  babei  immer  auf  bem  ®ebicte  ber  Segriffe.  £)b  ^ 
aber  in  rerum  natura  ÜDinge  gebe,  bie  biefen  Segriffen  entfprec^cK/ 
ob  bie  Segriffe  ftc^  auf  mirtlic^e  2)inge  begießen,  ober  blo«  »iOKirli^ 
erfonnen  ftnb,  ba^  ge^t  fie  nic^t^  an.  S)arum  lann  aud^  bei  bem 
fc^tfrffien  unb  regelrec^teften  2)enfen  oft  gar  fein  ma^r^er  @tkoÜ 
fein  unb  ed  ftc^  um  lauter  S|imären  breiten.  Urt^eile  and  Ur« 
t^eilen  ableiten  ifl  Slled  mad  bie  Sogil  le^rt  unb  m9  bie 
Semunft  allein  unb  abgefonbert  burd^  fic^  fclbfl  oermag.    ($.  36 fg) 


eogt!  65 

2)  äßert^  ber  Sogtl. 

tDie  Sogt!  lann  nie  oon  ptalttfc^em  9hi^en;  fonbern  nur  Don  tJ^eo« 
retifc^em  dntereffe  für  bie  ^§tIofop^ie  fein.  S)enn  obloo^I  fl(i^  fagen 
(te§e,  baß  fte  ftc^  jnm  vernünftigen  üDenfen  Der^SIt,  koie  ber  ®cneral<» 
ba|  aur  "üJlnfa,  bie  (St^if  gur  Xugenb,  ober  bie  Hefl^etit  gur  Sunß, 
fo  ifl  boc^  gu  bebenlen^  bog  noc^  fein  ftünfHer  e9  burd^  ©tubium  ber 
%{)^etif  gemorben  iß,  no^  ein  ebler  S^aralter  burc^  @tubium  ber 
Qii^ii,  bog  lange  uor  Stameou  rid^tig  unb  fd^9n  componirt  tt)urbe,  nnb 
anii,  bag  man  ni(^t  ben  ®eneraI6af  inne  ju  ^aben  braucht,  um  üDi^- 
Harmonie  }n  bemerfen.  Sbenfo  menig  nun  braucht  man  Sogit  }u  roiffen, 
um  ftc^  nic^t  burc^  Xrugfc^Iüffe  tüufc^en  }u  (äffen.  <3ebo(^  ifl  ein> 
3ur8umen,  baß,  menn  auc^  nic^t  für  bie  9eurt^ei(ung,  benno^  für  bie 
Xudübung  ber  mufitalifc^en  Sompofition  ber  @eneraibaß  uon  großem 
^n^tn  ift;  fogar  aud^  mögen,  menngleid^  in  geringerm  ®rabe,  ^(efit^e«^ 
ttf  unb  felbft  @t^i{  für  bie  Sludübung  einigen,  n)iett)O^I  §aut)tfä4lid) 
negativen  9?u$en  ^aben,  alfo  aud^  i^nen  nic^t  aQer  praftifc^e  SBert^  ab^^ 
gufpre^en  fein;  aber  Don  ber  Sogif  lägt  fiif  ni(^t  einmal  fo  Diel 
rühmen.  @ie  ifi  nämtid^  Mo9  bad  Sßiffen  in  abstracto  beffen,  toa^ 
deber  in  concreto  loeig.  3)a^er,  fo  menig  aU  man  fte  brauet,  einem 
falfc^en  9{äfonnement  nid^t  bei}ufiimmen,  fo  menig  ruft  man  i^re  9}ege(n 
in  $ülfe,  um  ein  ric^tiged  ju  machen,  unb  felbft  ber  gef(^id(tefte  Sogifer 
fe^t  fie  bei  feinem  »irflic^en  ÜDenfen  gang  bei  @eite.  (SB.  I,  53  fg.) 
$rartif(^en  ißu^en  tt)irb  bie  Sogt!,  »enigßend  für  bad  eigene  SDenfen, 
nt(^t  ^aben.  üDenn  bie  t$e^(er  unferö  eigenen  9{äfonnementd  liegen 
faß  nie  in  ben  ©c^Iüffen,  nod^  fonfl  in  ber  ^omt,  fonbern  in  ben 
Urt^eilen,  alfo  in  ber  SRatcrie  bed  S)enlend.  hingegen  fönnen  tt)ir  bei 
ber  SontroDerfe  bi^meilen  einigen  praftifc^en  Stufen  Don  ber  Sogif 
gießen,  inbem  mx  bie,  auö  beutlic^  ober  unbeutlid^  bemühter  Hbft^t 
trügerifd^e  Argumentation  beö  ®egner9  auf  bie  ftrenge  gönn  regeU 
mäßiger  ®(^(üffe  jurüdfü^ren  unb  bann  i|re  Segler  gegen  bie  Sogit 
noc^toeifen.  (SB.  n,  113;  I,  55.   $.  36—38.) 

JObglei^  bie  Sogit  aber  o^ne  praftifc^en  Stufen  ifl,  fo  ift  fle  bod^ 
t^eoretifc^  intereffant  unb  »id^tig  unb  muß  ate  p^ilofop^ifd^e  3)id« 
dpltn  beibehalten  »erben,  ald  fpecieOe  ftemttntß  ber  Drganifotion  unb 
«ction  ber  Semunft.  (SSß.  I,  54  fg.;  U,  113.   $.  36.) 

3)  aSie  bie  Sogil  ju  lehren  ift. 

%19  abgefd^Ioffene,  für  fl^  befie^enbe,  in  fi^  DoÜenbete,  abgerunbete 
unb  DoUfommen  fidlere  Di^dptin  ift  bie  8ogi!  berechtigt,  für  flc^  allein 
unb  unabhängig  Don  allen  anbern  koiffenfc^aftlidl  abge^anbelt  unb 
ebenfo  auf  Unioerfttttten  geteert  }u  toerben;  aber  i§ren  eigentlichen 
äBert^  er^ttlt  fie  erfl  im  3ufammen^ange  ber  gefammten  ^^tlofcp^ie, 
bei  Setrad^tung  bed  (Srtennen^,  unb  }tt)ar  be^  Demünfttgen  ober  ab« 
ftracten  Srlennend.  Demgemäß  follte  i^r  Sortrag  nid^t  fo  fe|r  bie 
Sorm  einer  auf  bad  ^rattifd^e  gerichteten  SBiffenf^aft  ^aben,  aU  Diel« 
me^r  barouf  gerid^tet  fein,  baß  bad  9Eßefen  ber  Semunft  unb  M  9e« 

e4open^aucr<'£csifpn«    II.  5 


74  ÜRogte  unb  ä^agnetidmud 

ru^enbe  S^ereinjelung  unb  dfolatton  berfelDen  ntc^t  mc^t  ber  9Rttt^t« 
lung  ber  ®ebanlen  unb  bem  unmittelbaren  Stnf[u§  be^  äBiOend  un* 
übcrpeigbare  ©ränjen  fcfet.  ($.  I,  282.)  demgemäß  ijl  ber  eigen» 
t^ümtt(^e  S^arafter  fümmttic^er  ^ier  in  9tebe  fiel^enber  animater 
^^änomene  visio  in  distans  et  actio  in  distans,  folDO^I  ber  3^^ 
ald  bem  dianmt  nad^*  ($.  I,  282.)  (Sine  magnetif^e  ober  über* 
^aupt  magifc^e  (Sinkoirlung  ifl  uon  ieber  onbem,  burc^  ben  influxus 
physicas  gefd^e^enben,  toto  genere  t>erf Rieben,  inbem  fte  eine  etgent« 
Uc^e  actio  in  distans  iß,  mel^e  ber  gtoar  bom  (Sin}e(nen  an^gefienbe 
üBille  betmoc^  in  feiner  metap^l^fifd^en  (Sigenfc^aft,  ate  bad  aügegen« 
wärtige  ©ubßrot  ber  ganjen  Statur,  vollbringt.  Son  ber  urfprüng- 
Ud^cn  Xllmac^t  bed  killend,  totli^t  in  ber  ^arfieüung  unb  Sr^ol' 
tung  ber  Organismen  i^r  äEBerl  ooQbringt,  koirb  im  magifd^en  SBirIcn 
gteic^fam  ein  Ueberfd^ug  ondna^mStoeife  t^Stig.  (9B.  II,  372.)  3m 
magif^en  Sßirlen  giebt  fu^  bie  Slllmac^t  bed  SBiUend,  int  fornnam« 
bulen  C)cafe^en  bie  «llteiffen^eit  funb.  (ÜR.  201  fg.  456.  $.  l 
281;  n,  44  fg.) 

Om  animalifc^en  9Ragnetidmud  verrichtet  ber  SBille,  bad  2)ing  an 
ftd^,  baS  aQein  9tea(e  in  allem  3)afein,  ber  ßern  ber  92atur,  Dom 
menfd^Uc^en  dnbivibuum  aud  unb  barüber  ^inauS  3)inge,  toetc^e  mif 
ber  (S^aufalDerbinbung,  b.  ^.  bem  ©efe^  ht9  9{aturIaufS,  uid^t  ju  er< 
Hären  ftnb,  ja,  biefeS  @efe^  gen)if[ermagen  aufgeben;  er  übt  mirtlic^e 
actio  in  distans  an^  unb  legt  mithin  eine  übetnatürtic^e,  b.  t.  mcta« 
p^^flfc^e  $errfd^aft  über  bie  Slatur  an  ben  2^ag.  ÜDer  onimalifc^ 
äRagnetiSmuö  tritt  bemnad^  gerabegu  ate  bie  praltifc^e  SRetap^^fit 
auf;  er  ifl  bie  empirifd^e  ober  S^perimentatiDtetap^^fU.  —  SBeil  ferner 
im  animatifd^en  SRagnetidmud  ber  äBille  atö  S)ing  an  fic^  ^eroortritt, 
fe^en  mir  baS  ber  bloßen  Srfd^etnung  ange§5rige  prindpiam  indivi- 
duationis  (9?aum  unb  ^At)  al9baü  vereitelt;  feine  bi»  Onbioibuen 
fonbemben  @(^ranfen  toerben  bur^brod^en;  gmifc^cn  SRagnetifeur  unb 
@omnambu(e  f^nb  SRüume  leine  Trennung,  ©emeinfc^aft  ber  ©cbanttn 
unb  SEBiOendbemegungen  tritt  ein ;  ber  Buftonb  bed  ^eOfe^end  fc^t  über 
bie  ber  btogen  Srfd^einung  angel^örenben,  burc^  9Iaum  unb  ^tit  be« 
bingten  Ser§ä(tniffe,  92tt^e  unb  ^erne,  ®egenn)art  unb  ßu^unft  |inaud. 
(5».  104  fg.  SB.  n,  372.  689.  %  l,  285.)  ©a«  ^eHfe^cn  ip  eine 
93eflätigung  ber  ftantifd^en  Se^re  von  ber  dbeatität  bed  9tmmt9,  ber 
3eit  nnb  ber  Saufalitttt,  bie  Sßagie  aber  überbied  auc^  eine  Seß&tignng 
ber  @d^open^auer'fd^en  Se^re  von  ber  aOeintgen  SRealitttt  beS  äBillend^ 
aM  bed  ^ernS  aller  ®inge;  ^ieburc^  nun  koieber  mirb  auc^  noc^  ber 
!SaIonif(^e  Hui^fpruc^,  bag  bie  ÜRagie  bie  praftifc^e  aRetap^^r^f  \^ 
bcft&tigt.  ($.  I,  320  fg.  283.)  Huf  ber  metop^^ftfc^en  Obentität  M 
mUtn9,  aU  beS  2)inge«  an  fic^,  bei  ber  sa^IIofen  Siel^eit  feiner  &' 
fd^einungen,  berufen  überhaupt  brei  $§änomene,  meiere  man  unter  ben 
gemeinfamen  Segriff  ber  @))mpat^ie  bringen  fonn:  1)  baS  ^i^" 
leib;  2)  bie  ©efc^ted^tSliebe;  3)  bie  SRagie,  ju  lodd^er  ou4 
ber  ouinmUfc^e  ÜRagnetidmuS  unb  bie  f^mpat^etifc^en  Jhtren  ge^üren. 


SRagte  unb  9)>2agnetidtntx9  75 

(SB.  n,  689.)  ÜDen  ÜDingm  mit  Umgebung  be«  prindpü  indivi- 
duationiB  gerabeju  t)on  innen,  flatt  auf  bem  getuö^nlic^en  9Bege  oon 
äugen,  6ei}un)o^nen,  unb  fo  un^  berfetbcn,  im  ^eüfe^en  erlennenb,  in 
ber  äRagie  mirlenb,  }u  bemächtigen,  —  eine  Seiflung  biefer  Stt  ifl 
nur  metap^tjfif^  bcgreiftid^,  p^^fifc^  ift  fie  eine  Unmögli^teit  ($.  I, 
320  fg.) 

2)  ©egenfa^  steiferen  bem  magif(i^en  unb.'p^^fifd^en 
SBitfen. 

2)ie  SRagie  ifl  ein  uon  ben  caufalen  93ebingungen  bed  p^^ftfc^en 
SSBtTlend,  alfo  be«  Sontactd,  im  toeiteften  @inne  bed  äßortd,  befreitet 
unmittelbare«  Sßirfen  ht9  äSBiUend  felbfl.  3)a«  magifd^e  Der^ätt  fic^ 
ba^er  jum  p^^ftfc^en  SBirlen,  toic  bie  9RantU  jur  vernünftigen  Son« 
jectur;  e«  ifl  tDirRicI^e  unb  gänjtid^e  actio  in  distans,  tuie  bie  ttc^te 
SRantif,  j.  9.  baö  foumambute  ^eOfe^en,  passio  a  distante  ifl.  SBie 
in  biefem  bie  inbioibuelle  Ofolation  ber  Srienntnig,  fo  ifl  in  jener  bie 
inbiüibueOe  dfolotion  be«  äSBiOen«  aufgel^oben.    {%  I,  281  fg.) 

jDer  tta^re  Segriff  ber  actio  in  distans  ifl  biefer,  bag  ber  diamx 
jkoifc^en  bem  SBirlenben  unb  bem  93ett)irtten,  er  fei  doQ  ober  leer, 
burc^auö  leineriei  Hinflug  auf  bie  SBirhmg  f^abt,  —  fonbern  ed  böQig 
einerlei  fei,  ob  er  einen  ßoü,  ober  eine  93iIIion  Uranudbo^nen  beträgt. 
ÜDenn,  loenn  bie  SBirfung  burc^  bie  (Sntfemung  irgenb  gef(^tt)ä(^t  tt)irb; 
0  ifl  ed,  enttt)eber  toeil  eine  ben  9taum  bereit«  füQenbe  SDtaterie  bie« 
etbe  fort}u|)flan}en  ^at  unb  ba^er  vermöge  i^rer  fleten  @egentoirfung 
ie  nod^  SNaggabe  ber  (Entfernung  f^ioäd^t;  ober  auc^,  mil  bie  Urfad^e 
e(6fl  blo«  in  einer  materiellen  Sudflrömnng  befielt,  bie  fld^  im  Slaum 
Derbreitet  unb  alfo  beflo  me^r  uerbiinnt,  je  gr5ger  biefer  ifl.  hingegen 
tantt  ber  leere  9{aum  felbfl  ouf  leine  SSJeife  toiberflel^en  unb  bie  dau» 
falitftt  fc^ttäd^en.  iBo  atfo  bie  3BirIung  nad^  SRaggabe  i^rer  ^t- 
femnng  Dom  9u«gang«))unlte  ber  Urfac^e  abnimmt,  loie  bie  be«  üi^M, 
ber  ©raDitation,  be«  SRagneten  u.  f.  ko.,  ba  ifl  leine  actio  in  distans, 
unb  eben  fo  menig  ba,  loo  fle  burd^  bie  Entfernung  auc^  nur  Derfpätet 
toirb.  hingegen  ^aben  bie  SRagie  unb  ba«  ^eüfe^en  gerabe  bie  actio 
in  distans  unb  passio  a  distante  }uut  fpecififc^en  jtennjeid^en. 
fl}.  I,  281—283.) 

3)  ÜDer  animalifd^e  3Ragneti«mu«  unb  bie  SRagie  a(« 
Sßiberlegung  be«  90^ateriali«mn«  unb  9?atura« 
ti«mu«. 

3)er  ammalif(^e  i[Ragneti«mu«  unb  bie  SRagie  geben  eine  factifc^e 
unb  DoQIommen  fiebere  SBiberlegung  nxifi  nur  be«  iDtaterialiömu«, 
fonbern  auc^  be«iRaturaIi«mu«  ober  ber  auf  ben  j£^ron  ber  9Reta« 
pk^^  gefegten  ^ffi^fH,  inbem  fie  bie  Orbnung  ber  Statur,  meiere  bie 
beiben  genannten  Vnfi^ten  al«  bie  abfolute  unb  einjige  geltenb  machen 
loollen,  nad^meifeu  al«  eine  rein  p(|änomena(e  unb  bemnac^  b(o«  ober« 
flftd^lic^e,  loet^er  ba«  bon  i^ren  ©efcgeit  unabhängige  SBefcn  ber  S)inge 
an  fic^  felbfl  gum  ©runbe  liegt.    ($.  I,  284.) 


76  Wtaqit  uitt)  9^agneti«niud 

4)  2)Qd  magnetifc^e  %gen9   im  Unterfd^iebe  non  ber 
magnettfc^en  9RQnt))ulQtton. 

3tnt9  tief  eingretfenbe  Xgend,  toAä)^,  Dom  SRagnetifeut  audge^enb, 
SBirfungen  (lerDomtft,  bic  bem  gefe^mägigen  ^taturlouf  fo  gon)  ent- 
gegen f^b;  iß  nic^t^  anbere^,  al9  ber  Sattle  bed  SRagnetiftrenben. 
2)ie  magncttf(^e  ÜRanipuIation  hingegen  ift  nur  ein  SRittel,  ben  SBillend« 
Qct  bed  SRognetifeurd  unb  feine  ^id^tnng  gu  ft^en  unb  gteic^fam  gu 
Derlörpem,  eben  mil  äugere  9cte  o^ne  aQen  Siillen  gar  nic^t  möglich 
ftnb,  inbem  ia  ber  Seib  unb  feine  Drgane  nid^td,  ato  bie  ©ic^tbarleit 
be«  SBiUend  fetbfl  Ttnb.  $ieraud  erfittrt  t9  fiä^,  ba§  3Ragnetifeur« 
bisweilen  o^ne  bemugte  Snffarengung  i§red  SBiQend  unb  beinahe  ge^ 
banfenlod  magnetiftren,  ober  boc^  toiricn,  Ueber^aupt  iß  ed  nic^t  ba« 
33en)u§tfein  bed  SBoDen^,  bie  9tefIe|ion  über  baffelbe,  fonbem  bad  reine, 
Don  aQer  SorßeOung  möglic^ft  gefonberte  SBoQen  felbß,  melc^ed  magne« 
tif(^  tt)ir!t.  S)er  ®runb  baDon  ifl,  bag  §ier  ber  SEBiOe  in  feiner  Ur* 
fprUngti(^feit,  ote  jDing  an  ftc^,  »irffam  iß,  melc^ed  erforbert,  bag  bie 
SorßeKung,  ate  ein  Don  i|m  Derfd^tebened  ©ebiet,  ein  ©ecnnbftred, 
mbglid^ß  au^gef(^Ioffen  loerbe.  gactifc^e  Setege  ber  äßo^r^cit,  bag 
ha9  eigentli^  SEBirfenbe  beim  9Ragnetißren  ber  SSJille  iß  unb  jebcr 
äugere  Set  nur  fein  Se^ilel,  ßnbet  man  in  aQen  neuem  unb  beffem 
©Triften  über  ben  Sltagnetidmud.    (Sl.  99—104.) 

5)  @^m))at|etifd^e  Auren  unb  $e^erei. 

3)ad  Sol!  ^at  nie  aufgehört,  an  SRagie  gu  gtauben.  Sin  ßtoti^ 
ber  alten  SRagie  §at  ßd^  unter  bem  SoKe  fogar  offenfunbig  in  tfig« 
liijtx  äudübung  erhalten,  nämtic^  bie  f^mpat^etifc^en  Suren,  an  btreti 
9tea(itttt  too^I  !aum  gu  gmeifeln  iß.  Sei  biefen  iß,  koie  beim  9Ragne> 
tißren,  ba^  eigentliche  Sgend  nid^t  bie  ßnnlofen  äBorte  unb  (S^eremo* 
nien,  fonbem  ber  SBiDe  be«  ^cilcnben.     (SR.  105  fg.) 

3)er  animatifd^e  äJfagnetidmud  unb  bie  f^mf^at^etifd^en  Suren,  meiere 
emptrifc^  bie  äRöglid^Ieit  einer  ber  p^^ßf^en  entgegengefe^ten  magifc^en 
SEBirfung  beglaubigen,  liefem  nur  loo^tt^tttige,  Reifung  begniedCenbe  Sin« 
toirfungen;  bie  alte  Sßagie  hingegen  mürbe  Diel  öfter  in  Dcrberbtic^er 
Sbßd^t  angeteanbt.  9?ad^  ber  Analogie  iß  ed  jeboc^  me^r  aU  toQfyc» 
fdjeinlic^,  bag  bie  inloo^nenbe  ftraft,  toel^e,  auf  bad  frembe  dnbiDibuum 
unmittelbar  toirfenb,  einm  ^eilfamen  (Sinßug  audguüben  Dermag,  menig* 
ßend  ebenfo  mäd^tig  fein  mirb,  nad^t^eitig  unb  gerßörenb  auf  t9  }n 
mirfen.  SBenn  ba^er  irgenb  ein  2:^eil  ber  alten  SRagie  auger  bem, 
ber  ßd^  auf  animalif^en  aRagneti^mud  unb  f^mpat^etifc^e  Suren  }u« 
rüdffü^ren  lägt,  Stealität  ^atte,  fo  mx  ed  gemig  Dasjenige,  ma^  ci» 
Maleficimn  unb  Fascinatio  bejeid^net  koirb  unb  gerabe  }tt  ben  meißen 
^c^enproceffen  Sntag  gab.  Senngteic^  bie  Verfolgung  ber  $qrerei  in 
ben  aOermeißen  i^ttOen  auf  drrt^um  unb  ÜRigbrauc^  bem^t  ^at;  fo 
bürfen  tt}ir  bod^  nid^t  unfere  Sorfa^rcn  für  fo  gong  Derbtenbet  Ratten, 
bag  ße  fo  Diele  Oa^r^unberte  ^inburd^  mit  fo  granfamer  ©trenge  ein 
Verbrechen  Derfolgt  Ratten,  meld^e^  gang  unb  gar  nic^t  möglich  gemefen 


SKagie  unb  9Ragneti0mu9  77 

I 

toäxu  Dennod^  ift  nirgenbd  me^r,  a\9  ^itt,  SBe^utfamleit  nöt^ig,  um 
aud  einem  Sßuß  Don  Sug,  Xnig  unb  Unfinn,  bergleic^en  toir  in  ben 
auf  bie  ÜRagie  bejügltc^en  ©c^riften  ftnben,  bie  t)etein}e(ten  äBa^r^etten 
^er«td}nftfd^en.  Denn  Sttge  unb  Setnig,  überaD  in  ber  SBelt  ^äuftg, 
^aitn  ntrgenbd  einen  fo  freien  @pielranm,  al9  ha,  n)o  bie  ©efet^e  ber 
ytatax  eingeft&nb(i(^  oerlaffen,  ia  für  aufgehoben  erHärt  mxbzn. 
(97.  107  fg.)  Sd  fehlte  uiet,  bag  ber  ©runbgebanfe,  au&  bem  etgent« 
lif^  bie  SD^agic  entfprungen,  fofort  in9  bentlic^e  Setuugtfein  über^ 
gegangen  nnb  in  abstracto  erfonnt  tt)orben  tt)äre,  unb  bie  SOtagie  fo« 
glei^  ft(^  felbfl  t)erflanben  ^tttte.  @^  oerbanb  fic^  Dielme^r  bei  ben 
SReipen  mit  i^r  ber  S)ämonen«  unb  2:eufeteg(aube;  bie  SRagie  na^m 
bie  @e{lalt  ber  2:^eurgie  unb  2)ämonomagie  an,  unb  biefe  bIo§en 
Sn^Iegungen  unb  (Sinfleibungen  ber  ®a(^e  mürben  für  bad  äBefentltc^e 
berfelben  genommen.  üDa  ober  jDSmonen  unb  ®ötter  jeber  Srt  bo^ 
immer  ^^pot^efen  finb,  mittelfl  totliftt  bie  ©laubigen  jeber  ^arbe  unb 
@ecte  fl^  bad  äRetap^^fifd^e,  bad  hinter  ber  9tatur  Siegenbe,  i^r 
3)afein  unb  93efianb  Srt^eitenbe  unb  ba^er  fte  Se^errfc^enbe  faßlich 
mod^en,  fo  ifl,  »enn  gefagt  mirb,  bie  iDJagic  mirfe  burc^  $ütfe  ber 
!X)ämonen,  ber  biefem  ©ebanlen  }um  ®runbe  liegenbe  ®inn  boc^  ber, 
bag  fte  ein  SEßirIcn  ni^t  auf  ))(i9fif(^em,  fonbem  auf  metap^^fifc^em 
SEBege,  ni(^t  natürlid^e«,  fonbern  übernatürliche«  äBirfen  fei.  {31.  113 
—  115.) 

2)ie  SRagie  mürbe  be^megen  ato  bem  60fen  $rinci))  t^ermanbt  unb 
aQer  Xugenb  unb  $eißgleit  entgegengefe^t  betrachtet,  meil  fte  gerabe, 
mie  bie  2:ugenb  unb  reine  Siebe,  auf  ber  metap^tjftfd^en  (Einheit  bcö 
SBiflen«  beruht,  aber  flatt,  mie  iene,  ha9  SEßefen  bed  eigenen  Onbioi« 
bumnö  im  fremben  mieberjnerlennen,  biefe  (Einheit  benu^t,  um  ben 
eigenen  inbioibucOen  äBillen  meit  über  feine  natürlid^en  ®(^ran!en 
^tnan«  koirffam  gu  machen.    ($.  340.) 

6)  Xtlgemein^eit  unb  Unt)ertilgbarleit  be«  ©tauben« 
an  SRagie  unb  Urfprung  biefe«  ©lanben«. 

3u  ollen  ßtittn  unb  in  allen  Säubern  l^at  man  bie  SReinung  ge« 
(egt,  bog  auger  ber  regelrechten  Urt,  Seränberungen  in  ber  Sßelt 
^erDorjubringen,  mittelft  be«  Saufalne^u«  ber  $5rper,  e«  noc^  eine 
anbere,  Don  jener  gang  oerf^iebene  9rt  geben  muffe,  bie  gar  nic^t  auf 
bem  ^aufalnept«  beruhe;  ba^er  auc^  i^re  ÜRittel  offenbar  abfurb  er< 
fd^ienen,  toenn  man  fie  im  Sinne  jener  erflen  9rt  auffaffte.  SOein  bie 
babei  gemachte  Soraudfe^ung  mar,  bog  e«  auger  ber  Sugem,  ben 
nexom  physicum  begrünbenben  Serbinbung  gmifc^en  ben  (Erfd^einungen 
biefer  Seit  noc^  eine  anbere,  burd^  ba«  SSßefen  an  ftd^  aQer  Dinge 
gc|enbe  geben  muffe,  gleid^fam  eine  unterirbifc^e  Serbinbung,  bermögc 
welcher  oon  einem  fünfte  ber  Srfc^einung  au«  unmittelbar  auf  jeben 
onbern  gemirft  merben  I5nne  burd^  einen  nexnm  metaphydcum ;  bog, 
mie  mir  caufal  a(«  natura  naturata  mirlen,  mir  auc^  mo^I  eine«  Sßir* 
tut«    at«    natura  naturans  fä^ig  fein   unb  für   ben  3[ugenbli(f  ben 


78  aWogitctiönm«    —    SRajitt 

SRifroIo^mod  afd  WlahtHomo9  ^AUni  tnad^en  TSrniten;  ba§,  mte  ed 
im  fomnambuten  ^eQfe^en  eine  Xtrf^ebung  ber  inbiüibueDen  dfo(ation 
ber  (Srienntntg  gtebt,  eS  mi)  eine  Suf^ebung  ber  inbiDibueUen  Ofo« 
lation  be9  SßtUend  geben  fönne.  Sin  folc^er  ©ebante  fann  ntc^t 
entpirif^  entflanben,  noc^  fann  bte  93efiätigung  burd^  6rf abrang  t9 
fein,  bie  i^n,  alle  QtxUn  ^inburc^,  in  allen  Sönbern  crf^atten  l)at;  benn 
in  bcn  aDermeiflen  ^äQen  mugte  bie  (Stfa^rnng  i^m  gerabegu  entgegen 
auffallen.  S)er  Urfpmng  biefed,  in  ber  gangen  9Renfd^^eit  fo  aOge*^ 
meinen,  ja  unoertilgbaren  CSebanlen^  ifl  oielme^r  fel^r  tief  ju  fuc^en, 
nämli^  in  bem  inncrn  ®eftt§I  ber  HUmaäit  be«  SBiOen«  an  ^c^, 
jened  bad  innere  Sßefen  bed  SRenfd^en  unb  ber  ganjen  Statnr  bilbenben 
SEBiOenö,  unb  in  ber  fi^  baran  hiü))fenben  Soraudfe^ung,  ba§  iene 
SQmad^t  n)o|(  ein  SRal  auf  irgenb  eine  SBeife  and^  t)om  Onbiotbuum 
an9  geltenb  gemacht  n)erbcn  tonnte.    (31.  111  fg.) 

7)  SBorauf  ber  Unglaube  an  SDtagnetiSmud  unb  äRagic 
beruht. 

üDer  entfd^iebene  Unglaube,  mit  loetd^em  oon  jebem  benfenben  SRen« 
fc^en  einerfeitd  bie  S^atfad^en  M  ^eüfe^en^,  anbererfeit^  bed  magif^^ 
(Sinfluffed  }uerß  Demommen  merben,  beruht  auf  einem  unb  bemfelben 
®runbe,  nämlic^  barauf,  bag  alle  beibe  ben  und  a  priori  bemugten 
©efe^en  bed  Sftaumed,  ber  ^txi  unb  ber  SaufalitSt,  xoxt  fle  in  i^rtm 
Somple^  ben  Hergang  möglid^er  (Erfahrung  befümmen,  )ttU)iberlaitfeti, 
—  bad  ^eüfe^en  mit  feinem  Srlennen  in  dutans,  Ut  9Ragte  mit 
i^rem  äBirlen  in  distans.    ($.  I,  320.    $.  342.) 

8)  ®ie  9$erboppeIung  bed  Setougtfeind  im  magnett« 
f^en  ©omnambuli^mnd. 

Om  magnetifd^en  @omnambuIi^mud  Derboppelt  fic^  bad  Sekungtfein ; 
}tt)ei,  iebe  in  [xif  felbß  gufammen^ttngenbe,  t>on  einanber  aber  DSQig 
gefd^iebene  (Srfenntnigrei^en  entfielen;  ba^  mac^enbe  9ett)ugtfein  toeig 
nid^td  Dom  fomnambulen.  9ber  ber  9BiDe  behält  in  beiben  benfelbcn 
S^arafter  unb  bleibt  burd^aud  ibentifd^,  er  2iu§ert  in  beiben  biefelbm 
Steigungen  unb  Hbneigungcn.  ÜDenn  bie  gfunction  Ugt  fi^  t>erbop)>eIn, 
nic^t  bad  SQSefen  an  fi^.    (SB.  U,  276.) 

(Ueber  bad  9?a(^ttt)anbeln  im  urfprttngli^en  unb  eigentlichen  ©tmie 
f.  97ad^ttt)anbeln.) 

KtagnetiieKmui^^  animalifd^er.    (®.  ben  üorigen  Xrtifel.) 

jDie  9tetatit)itttt  ht9  ÜDafetnö  ber  bem  ©a^  Dom  ®runbe  unter* 
»orfenen  99ßelt  aU  SorfleDung  fprid^t  bie  uralte  SSeid^eit  ber  dnber 
fo  au9:  „t9  ift  bie  iDtaja,  ber  ©^leier  be^  j£mge9,  toelc^er  bie 
Sugen  ber  ©terbttd^en  um^tint  unb  fle  eine  2Be(t  fr|en  lägt,  ton  ber 
man  »eber  fagen  lann,  bag  fie  fei,  nod^  an«^,  bag  fe  nic^t  fei;  bemi 
fle  gleicht  bem  S^raume,   gleicht  bem  @onneng(anj  auf  bem  ©anbe, 


9Warro!o«mo«    —    SWorcret  ^  79 

totU^tn  ber  iBanberer  bott  ferne  für  ein  äBdffer  ^ält,  ober  anii  bem 
^ittjetoorfenen  ©trid,  ben  er  für  eine  ©erlange  onfle^t/'  (SB.  I,  9.) 
3)te  Seben  unb  ^urano^  tt)if[en  für  bie  ganje  (Srfenntnig  ber  mtrfltd^en 
äBelt,  loeld^e  fte  bad  ©eloebe  ber  ÜRoia  nennen,  leinen  beffem  Ser« 
glei(^  unb  braud^en  leinen  häufiger,  atö  ben  Xraum.  (993.  I,  20.) 
3)te  dnbiDibuation  iß  t9,  votlä^t  ben  9BiQen  ^nm  itbtn  über  fein 
eigene^  SBefen  im  drrt^um  erl^SIt;  fie  iß  bie  Tla'ia  bed  Sra^moi* 
nt^mn«.  (S.  U,  689.  366.  (S.  270.)  Qn  ber  Se^re  Don  ber  ÜRaja 
tritt  ber  bem  $)inbui9mu9  mefentli^e,  entfd^iebene  dbealidmud  aU 
Solfdglanbe  onf.    (Si.  133.) 

ÜDie  aRaja  ber  dnber,  beren  Sßerf  unb  ©etoebe  bie  ganje  ©c^ein« 
toctt  tfl,  wirb  burc^  amor  ))arQ))|rafirt.    (SB.  I,  389.) 

jDer  ©elbftmorb,  bie  teilßürli^e  B^^^^i^O  ^^^^^  einzelnen  Srfd^ei« 
nung,  bei  ber  bad  2)ing  an  ftc^  ungeflört  {le§en  bleibt,  iß  eine  ganj 
t>crgeMi(^e  unb  t^öri^te  $anbtung,  iß  überbied  ober  auc^  bad  SReißer* 
ßüd  ber  Wlaia,  al9  ber  fc^reienbße  Hudbrucf  be«  Sßiberfprud^^  be^ 
mUme  }um  geben  mit  ß4  f^I^ß*    (^*  h  ^"^^O 

makrokoiesmoieS)  f.  ÜRilroIodmod. 

1)  ©egenfog  jmifc^en  äRalerei  unb  ©cnlptur. 

du  ber  ©cutptnr  bleiben  ©(^önl^eit  unb  ©ragte  bie  ^auptfac^e. 
ÜDer  eigentliche  @^arafter  bed®eißed  l^tngegen,  ^eroortretcnb  in  Effect, 
Seibenfd^aft,  SBe^felfpiel  ht9  Srfennend  unb  äBoUend,  burd^  ben  Hu^^ 
hvud  bed  ©eßd^td  unb  ber  ©ebttrbe  allein  barßeübar,  iß  oorgüglid) 
Stgent^m  ber  iDtalerei.  Denn  obmo^I  Xugen  unb  Sarbe,  nietete  au§er 
bem  ®ebiet  ber  ©culptur  liegen,  Oiet  jur  ©c^ön^cit  beitragen;  fo  ßnb 
ßc  bo(^  für  ben  S^aralter  noc^  toeit  koefentKd^er.  ferner  entfaltet  ß(^ 
bie  ©d^bn^it  DoIIßänbiger  ber  Betrachtung  an9  mehreren  ©tanbpunlten; 
hingegen  !ann  ber  Sudbrud,  ber  S^aralter,  au^  au9  einem  ©taub» 
pnnft  ooIRommen  aufgefaßt  toerben.    (SB.  I,  266.) 

Sßeil  in  ber  SRaterei  nid^t,  toit  in  ber  ©cnl^tur,  ©c^ön^eit  unb 
(Shrajie  bie  $au))tfa(i^e  ßnb,  fonbem  Sudbrud,  Seibenfc^aft,  (I^arafter 
bad  Uebergeiuic^t  erl^alten,  mug  in  i^r  üon  ber  ^^orberung  ber  ©(^ön« 
^it  ebenfo  t)iet  nad^gelaffen  merben.  2)enn  eine  burc^gängige  @d^5n« 
^it  aQcr  ©eßatten,  mie  bie  ©cutptur  ße  forbert,  koürbe  bem  S^araN 
terißifc^en  Hbbrn^  t^un,  au(^  burd^  bie  9Ronotonie  ermüben.  3)em« 
na4  barf  bie  Walerei  auc^  ^äßlic^e  ®cß(^ter  unb  abgeje^rte  ©eßalten 
barßeOen.  S)ie  ©atlptur  hingegen  bertangt  ©c^bn^eit,  koenn  auc^  nic^t 
ßetd  boDfornmene,  burd^aud  aber  jhraft  unb  ^iiOc  ber  ©eßalten. 
9o(g(id^  iß  ein  magerer  Sl^rißu^  am  ftreu},  ein  oon  8(ter  unb  ^anf« 
^it  abgewehrter,  ßerbenber  ^eiliger  ^ieron^mud,  wie  bad  SReißerßüd 
'Domrni^ino'd,  ein  für  bie  9RaIerei  t)aßenber  ®egenßanb.  —  Son 
biefem  (Seßc^tdpunft  aud  fc^eint  bie  ©cutptur  ber  Bejahung,  bie  Wla» 


80  TlaUxtx 

(erei  ber  Sernemmtg  ht9  2BiIIen9  }um  Se6en  anitm^m,  unb  ^terand 
liege  ftd^  ertlSren,  toatum  bte  ©culptur  bie  Svm^  htt  fUitn,  bie  äXa« 
(erei  bie  ber  ^rifiUc^en  ^tiUn  geiuefen  ifl.    (äB.  11,  476.) 

2)  UebertDtegen  ber  fubjecttuen  ober  ob|ectiuen  @ette 
bed  Sft^etifd^en  SBo^IgefaUend  je  nac^  ber  Set- 
fc^ieben^eit  bed  ÜDargeftellten  in  bem  ©emälbe. 

Seim  ©tiOIeben  unb  gemalter  bloffer  Str^itectur,  9{uinen,  Stirere  m 
dmten  u.  bgt.  ifi  bie  fubjectiDe  @eite  bed  fiß^etifc^en  ©enuffed  bk 
übertoiegenbe ;  b.  ^.  unfere  ^^eube  baran  liegt  nic^t  ^ouptmiii^  in 
ber  Xu^affung  ber  bargefleOten  dbeen  unmittelbar,  fonbem  me|r  im 
fubjectioen  Sorretat  biefcr  äluffaffung,  in  bem  reinen  tDiUentofen  Sx-- 
(ennen;  ba,  inbem  ber  9RaIer  und  bie  üDinge  burd^  feine  Slugen  fe^en 
lägt,  mir  ^ier  jugteic^  eine  2)titem))ftnbung  unb  bad  9?a(^gefü§t  ber 
tiefen  ©eifledru^e  unb  M  gän3li^en  ©^toeigend  bed  SBiüend  erholten, 
meiere  nöt^ig  loaren,  um  bie  @rlenntnig  fo  gan)  in  jene  leblofen  ©egen 
ftänbe  }u  t)erfen{en  unb  fle  mit  fold^er  Siebe,  b.  ^.  ^ier  mit  fol4^ 
@rabc  ber  DbjectiDität,  oufjufajfen.  —  SDie  SBirfung  ber  eigentlid^« 
Sanbfd^aftdmalerei  ifl  nun  itoax  im  ©an^en  aud^  noc^  Don  biefer  9rt; 
aOein,  meil  bie  bargefleOten  dbeen,  aU  ^ö^ere  @tufen  ber  JObjedität 
be«  äBiQend,  fc^on  bebeutfamer  unb  oielfagenber  finb,  fo  tritt  bie  ob* 
iectiDe  (Seite  bed  äß^etifc^en  SBo^tgefaDcnd  fc^on  me^r  ^ert)or  unb  ^fib 
ber  fubjiectioen  bad  ©(eid^gemi^t.  !2)ad  reine  Sriennen  aU  folc^e^  if^ 
nic^t  me^r  gan}  bie  ^auptfad^e,  fonbern  mit  gleicher  üRac^t  »irtt  bie 
erlannte  dbee,  bie  SBett  aU  SorfleOung  auf  einer  bebeutenben  ©tufe 
ber  DbiectiDation  bed  SEBiüend.  über  eine  noc^  t)iel  ^ö^ere  ©tofe 
offenbart  bie  St^iermalerei  unb  2:^ierbitb^auerei,  bei  beren  2)arftenmtgen 
bie  obj[ectit)e  ©eite  be«  ttfi^etifd^en  SBo^IgefaDend  ein  entfd^iebened  lieber« 
gett)id^t  über  bie  fubjectiDe  erhält.  (9B.  I,  258.)  Set  ber  ^iflorien* 
maleret  ifl  bie  objectit^e  @eite  ber  tlh^eube  am  @d^önen  burc^aud  über- 
toiegenb  unb  bie  fubjectiDe  in  ben  ^tntergrunb  getreten.    (SB.  I,  260.) 

3)  9Bir(ung  ber  nebenf&(^Iid^en  ©^ön^ett  in  bet 
a^alerei. 

Cbgteid^  ber  eigentliche  Q^td  ber  ÜRaterei,  toie  ber  Shmfl  über^aot^tr 
ifi,  und  bie  «uffaffung  ber  ($tatonif(^en)  dbeen  ber  SEBefen  biefer  SBett 
}u  erleid^tem;  fo  lommt  i^r  augerbem  nod^  eine  baDon  unabhängige 
unb  für  ftd^  gel^enbe  ©(^i^n^eit  gn,  toetc^e  |erDorgebrad^t  »irb  burc^ 
bie  bloße  Harmonie  ber  ^^tben,  bad  SBo^tgefttUige  ber  ©ruppititngi 
bie  giinfHge  Sert^eUung  bed  iBi^td  unb  ©d^attend  unb  ben  2^on  be^ 
ganjen  Silbed.  S)iefe  i^r  beigegebene,  untergeorbnete  Xrt  ber  ©(^ön* 
^eit  beförbert  ben  3"^^^  ^^^  ttiam  Srlennend  unb  tß  in  ber  IXa» 
lerei  2)ad,  toa9  in  ber  $oefie  bie  S)iction,  bad  SRetrum  unb  ber  Keim 
ifl ;  beibe  nSmlid^  ftnb  nic^t  bad  Sefenttid^e,  aber  bad  guerfl  unb  vn* 
mittelbar  Sßirhnbe.    {B.  H,  480.) 


aXalraet    .  81 

4)  SBobutc^  bte  Zed^nir  bed  3JlaUx9  ben  ®(^etn  ber 
SBirfIi(i^Ieit  ^erDorbringt. 

3)ie  ftunfl  be«  SRaler^,  btod  betrachtet  fofetn  fie  ben  (Schein  ber 
SBirfltc^feit  ^erDor^nbringen  begtoedt,  tft  im  legten  ®runbe  barauf  gu« 
rüd}ufü^ren,  ba§  er  ^a9,  maö  beim  @e^en  bte  Möge  (Smpftnbung  ifl, 
alfo  bte  Hffection  ber  ^ztina,  b.  t.  bte  aQetn  unmittelbar  gegebene 
SBirlung,  rein  in  fonbern  Derfie^t  r>on  i^rer  Urfac^e,  b.  t.  ben 
Objecten  ber  9ugentt)ett,  beren  Xnfd^äuung  im  9$crftanbe  allerer^  barauf 
ent^e§t;  »oburc^  er,  menn  bie  S£ed^nif  ^injulommt,  im  @tanbe  tfl, 
btefelbe  äßtriung  im  finge  burd^  eine  gan)  anbere  Urfad^e,  ntthtlic^ 
aufgetragene  garbenffede,  ^ert)or}ubringen,  tt)orau9  bann  im  Serftanbe 
bed  Setrac^terd  burc^  bie  unau^bleiblicj^e  ^urücffü^rung  auf  bie  ge« 
loö^nlid^e  Urfac^e  bte  nämli^c  Snf^auung  tt)ieber  entfielt.  (SB.  n,  479. 
®.  65.) 

6)  SEBorauf  bie  groge  Serfd^ieben^eit  ber  Stt^tgleit 
)um  IRa^bilben  ber  fc^önen  Statur  in  ber  SRalerei 
beruht 

3>a  ber  XnMid  einer  fc^ünen  Sludflc^t  ein  ®e^trn))^nomen  if^, 
bie  Reinheit  unb  SoIHommen^eit  beffelben  ba^er  nic^t  bIo9  nom  Db» 
Itct,  fonbern  auc^  bon  ber  93efcl^af[en^eit  be^  ®e^imd  unb  ber  8e« 
lebnng  feiner  X^fltigfeit  abfängt,  fo  fttOt  bad  »t(b  berfelben  «u^fic^t  ^ 
in  Derfd^iebenen  ftöpfen  fe^r  Derfd^ieben  an^,  unb  hierauf  beruht  bie 
groge  Serfc^ieben^eit  ber  gä^igfeit  gum  ©enuffe  ber  fc^önen  9{atur 
unb  folglich  auc^  gum  S^ad^bilben  berfelben  in  ber  SRalerei.  (SB.  II,  29.) 
SBorum  flellt  ein  gewöhnlicher  SRaler,  tro^  aOer  SRü^e,  bie  Sonbfc^aft 
fo  fd^Ie^t  bar?  BAI  er  fie  nic^t  f^öner  fie^t.  Unb  toarum  fie^t  er 
fie  nic^t  f^öner  ?  SBeil  fein  dnteOect  nid^t  genugfam  t)on  feinem  SBiOen 
gcfonbert  iji.    (Stt.  76.) 

6)  3)ie  ^ißorienmaleret. 

S)ie  $iflorienmaIeret  ^at,  toie  ba^  S)rama,  bie  dbee  bed  bom  t)onen 
(Ertennen  beleuchteten  äBtOen^  }um  Dbjcct.  (9B.  I,  251.)  3)ie  dbee, 
in  »el^er  ber  SBiQe  ben  ^öc^flen  ®rab  feiner  Objectiüation  erreid^t, 
unmittelbar  anfc^aulic^  barjuflellen,  ift  bie  gro§e  Aufgabe  ber  $i{}orien« 
malerei  unb  ber  @culptur.  (993.  I,  260.)  S)ie  ^iflorienmolerei  f)at 
neben  ber  ©d^ön^eit  unb  ©rajie  noc^  ben  S  Baratt  er  }um  $au))t« 
gegenftanb.  ®ie  Entfaltung  ber  Sielfeitigteit  ber  dbee  ber  SReufd^- 
^eit  in  bebeutung^DoIlen  3nbit)ibuen  üor  bie  %ugen  ju  brinaen  unb 
biefe  in  i^rer  Sebeutfamleit  burc^  mannigfaltige  ©cenen^  Sorgttnge 
unb  $anblungen  fi^tbar  )u  machen,  ifl  i^re  Aufgabe,  welche  fie  ba« 
bnrd^  löß,  ba§  fie  Seben^fcenen  jeber  9rt,  t>on  groger  unb  geringer 
Sebeutfamfeit,  bor  bie  Sugen  bringt.  3)a  »eber  irgenb  ein  dnbibibunm, 
noi^  irgenb  eine  ^onblung  o§ne  Sebeutung  fein  lann,  fonbern  in  aOen 
nnb  burc^  aOe  ft^  me^r  unb  me^r  bie  dbee  ber  iDtenf^^eit  entfaltet; 
fo  iß  burd^au«  lein  Sorgang  be^  äRenfc^enleben«   bon  ber  SRalerei 


82  aniolerif^ 

attd}ufd|{iegen.  SOtan  t^ut  foIgItd|  ben  üortrefftid^en  SRalent  bet  Dttcber* 
{änbtfc^en  Schule  Unrecht,  luenn  man  bloö  i^re  ted^nifc^e  ^ertigleit 
fc^ä^t,  im  Uebrigen  aber  üera^tenb  auf  fie  ^erabfte^t,  toetl  fte  meijlend 
©egenflänbe  avi9  bem  gemeinen  Seben  barfleOen,  man  hingegen  nur  bic 
SorfäQe  au^  ber  Sßeltgefc^i^te  ober  biblif^en  ^ifiorte  für  bebeutfam 
^ält.  Wian  foQte  bebenlen,  bag  bie  innere  Scbeutfamlcit  einer  $aitb- 
lung  üon  ber  äugern  gau}  tierfc^ieben  ifl  unb  in  ber  ftunf)  nur  bte 
innere  Sebeutfamleit  gilt  9(u§erbem  finb  bie  @cenen  unb  Vorgänge, 
meiere  ba^  Sebcn  fo  tiieler  SOtidionen  t)on  ÜRenfc^en  au^mad|en,  f(^on 
be^^alb  toic^tig  genug,  um  ©egenfianb  ber  itunfl  }tt  fein,  unb  miiffeii 
burc^  t^re  rei^e  SOtanntgfaltigfeit  ®toff  genug  geben  jur  (Sntfattung 
ber  Dielfeitigen  dbee  ber  SOtenfc^^eit.  Sogar  erregt  bie  glüc^tigtett 
beö  augenbltd^,  tt^el^en  bie  jtunfl  in  einem  @enrebi(b  fi^irt,  eine 
eigcnt^ümlic^e  %U^rung ;  benn  bie  flUd^tige  2BeIt  feflju^alten  im  baueni' 
ben  Silbe  iß  eine  l^eipung  ber  üRalerlunfl,  burc^  meldte  fte  bie  3^'^ 
felbfl  2um  StiQfianbe  }u  bringen  f^eint,  inbem  f^e  ba9  (Singeine  juc 
dbee  feiner  ®attung  ergebt.  (Snbltc^  ^aben  bie  gefc^id^tßc^en  unb  mi) 
8ugen  bebeutenben  Sortt)Urfe  ber  SJialerei  oft  ben  ^adfti^Al,  ha%  gerabe 
baö  Sebeutfame  berfelben  ni(^t  anfc^aulic^  barfieObar  ift,  fonbem  i^inju' 
gebaut  »erben  mug.  (SB.  I,  271—273.)  Sud  ber  ®ef4i(^te  ge« 
nommene  Sonoürfe  ^aben  üor  ben  and  ber  blogen  iERbglic^teit  genom« 
menen  unb  ba^er  ni^t  inbiüibtteQ,  fonbem  nur  genereQ  gu  benennenben, 
nid^td  Doraud;  benn  bad  eigentlich  Sebeutfame  in  ienen  iß  boc^  ntc^t 
bad  dnbtt)ibuelle,  bie  eingelne  SBegebenl^eit  ald  foId|e,  fonbern  bad  iܫ 
gemeine  in  i^r,  bie  ®eite  ber  dbee  ber  2Renf(^^eit,  bie  fic^  burc^  fie 
QUdfpric^t.  Xnbererfeitd  f^nb  ober  aud|  beflimmte  ^ifiorifc^e  ©egen« 
{Ittnbe  bed^alb  leinedtoegd  }u  Dermerfen;  nur  ge^t  bie  eigentlich  tünfi« 
lerifc^e  Xbfic^t  berfelben  nie  auf  bad  eigentlid^  $i{lorif(^e  in  i^nen,  fom 
bem  auf  ha9  aOgemeine,  bie  dbee.    (3B.  I,  273  fg.) 

3)arau9,  bog  fein  Künfiler  fä^ig  iß,  bie  urfprüngli^e  Sigent^üm« 
Iid|Ieit  eined  SRenfc^engefic^td,  bie  nur  a\x9  ben  ge^eimnignoQen  liefen 
ber  97atitr  ^erDorge^en  lann,  in  erfmnen,  ergiebt  fid|,  bag  auf  ^ißo^ 
rifil^en  Silbem  immer  nur  $ortraitd  ftguriren  bürften,  koelc^e  bann 
freiließ  mit  ber  grbgten  Sorgfalt  andjunitt^Ien  unb  in  ettoad  }u  ibeali« 
flren  »ftrem  Setanntlic^  ^aben  groge  ftünfiler  immer  nac^  (ebenben 
äRobeOen  gemalt  unb  Diele  Portrait«  angebracht.    (9B.  n,  479  fg.) 

7)  Un3uläffigleit  ber  Allegorie  in  ber  iKalerei.    (©- 
Allegorie.) 

iKaUrifci). 

3)ie  ant^itelofe,  koiHenlofe  unb  baburd^  rein  objectiDe  Xuffaffimg 
ifl  t9,  tüAijt  einm  angef (Rauten  ©egenftanb  malerifd^,  einen  ßot» 
gang  M  koirflidlen  Sebend  poetifd^  erf (feinen  I&gt;  inbem  nnr  fit 
über  bie  ©egenfiSnbe  ber  SBirRic^feit  jenen  janberifc^en  Stimmer  i)(r« 
breitet,  mli^tn  man  bei  finnlic^  angebauten  lObjecten  bad  SRalerifc^r 
bei  ben  nur   in  ber  ^^antafie  gefc^auten  bad  ^oetifc^e  nennt«  ^ 


Wtanm.    äRammflett    —    atottil  83 

3)arau^,  bag  bie  92eit^ett  unb  ia9  DbOige  Stembfem  ber  (Segenßänbe 
einer  folc^en  ant^ettehfen,  rein  objectitien  Xuffaffung  berfelben  günfHg 
i{i,  erHärt  ed  flc^,  bag  ber  ^embe,  ober  blod  3)urd^reifenbe  bie  SBtr' 
lung  bet9  9}?alerif(^en,  ober  $oetif(^en,  bon  ©egenftänben  er^ttlt, 
toel^e  biefelbe  anf  ben  (Sin^eimtfd|en  ni(^t  ^ert)or}ubrtngen  DermiJgen. 
(SB.  n,  421  fg.) 

,,9ßalertf(^"  bebentet  im  ©runbe  bapbe,  toie  „^dfW;  benn  e9 
totrb  3)ent  beigelegt,  ma^  fic^  fo  barfieOt,  bag  eö  bie  dbee  feiner 
®attnng  beutli^  an  ben  Za^  legt;  ba^er  e^  }ur  ^DorfieOnng  be0 
SKttler«  taugt.    (5p.  H,  457.) 

mattitr.    idammften. 

äStt^renb  ber  tt(^te  JIünfHer  ber  ä[6fld|t  unb  bed  Biele^  feinet  Sßer* 
led  fl(^  ni(^t  in  abstracto  bemugt  ift,  ba  nic^t  ein  Segriff,  fonbern 
eine  dbee  i^m  Dorf^tt^ebt;  fo  ge^en  bagegen  bie  tiadfal^mtt,  äRonieriften, 
imitatores,  servum  pecus,  in  ber  ftunß  Dom  Segri^  aud;  fle  merlen 
ft(^,  toa^  an  ächten  SBerten  gefäUt  unb  loirlt,  f offen  e9  im  Segriff 
ottf  unb  a^mttt  ed  nun  mit  fluger  Sbflc^tlic^Ieit  nac^.  Segriffe  aber 
Knnen  einem  3Beid(e  nie  innere^  Seben  ert^eilen.  S)ad  Qtitalttt,  b.  ff. 
bie  jebe^maßge  an  Segriffen  flebenbe  fiumpfe  SOtenge  nimmt  jtoar 
manierirte  äßerfe  mit  fc^neQem  unb  {autem  SeifaU  ouf;  biefelben  flnb 
ober  nad^  toenigen  darren  fc^on  tieraltet  unb  ungenießbar.  —  ßu  jeber 
3eit  unb  in  jeber  ftunft  vertritt  iDtanier  bie  Stelle  bt9  ®ei{le4,  ber 
\tM  nur  ba^  (Sigent^um  Sinjelner  ifi;  bie  iDtanier  aber  ifl  ba9  alte, 
abgelegte  fileib  ber  jule^t  bagetoefenen  unb  erfannten  Srfc^einung  be9 
Oeifle«.    (aaj.  I,  278  fg.) 

Mann. 

1)  ©egenfa^  itoifc^en  SRann  unb  SBeib.    (@.  SBeiber.) 

2)  ®egenfa^  )n)if(^en9)tann  unb  düngling.  (®.  Seben^« 
alter.) 

Mantxk. 

debe  iDtantil,  fei  ed  im  Xraum,  im  fomnambnien  Sor^rfe^en,  im 
gtoeiten  ®efi(^t,  ober  toie  noc^  fonft,  befte^t  nur  im  Kuffinben  bed 
SBege^  )ur  Sefreiung  ber  (Ertenntnig  Don  ber  Sebingnng  ber  3^it. 
($.  I,  281.)  S)ie  äc^te  SRantil,  j.  S.  bad  fomnambule  ^eOfe^en,  iß 
passio  a  distante,  gleic^toie  bie  iDlagie  actio  in  distans  ifl.  ($.  I, 
281  fg.  —  Sgl.  9Ragie  unb  iDtagnetidmnd.)  dn  bie  tief  tierborgcne 
ißot§toenbig(eit,  Don  xotlä^tt  alle  3^?^^  i^  ^^^f  ber  ÜDinge  umfa§t 
»erben  unb  bereu  bloged  SEBerljeug  ber  Q^^aU  felbfl  x^,  einen  Süd 
gu  t^nn,  ifi  Don  je^er  bad  Sefireben  aller  9RantiI  gett)efen.  fbx9  ber 
t^tffid^Ii^en  9ßanti(  aber  folgt  eigentlid^  ni^t  b(od,  bag  aOe  Segeben« 
Reiten  mit  DoDflttnbiger  9Iot^menbigIcit  eintreten;  fonbern  caxdf,  baß  fie 
irgenbkoie  fc^on  jum  Sorau9  beffimmt  unb  objectiD  feflgefieUt  flnb, 
inbem  fle  {a  bcm  @e^erauge  al^  ein  ®egentottrtige9  fld^  borfiellen« 
(*•  h  218.) 

6* 


84  aJZäStgfett    —    aMatertalidmud 

iltafigktit,  f.  ftarbinaltugenben. 

1)  Segler  beö  SD^ateriali^mud. 

S)er  SOtatertartdmud  gehört  ju  ben  bom  Object  auöge^enben  @9' 
flcmen.  (33J.  I,  31.)  (Sr  fcfet  bic  aRatcrtc,  unb  ßcit  unb  »aum  mit 
t^r,  ate  fd^Ie^t^in  befle^enb,  unb  überfpringt  bte  S3eiie^ung  auf  ba« 
©ubjiect,  in  totlijtx  bied  %üt9  boc^  allein  ba  ifl.  (Er  ergreift  ferner 
ba^  ®efe^  ber  Saufalität  jum  Seitfaben^  an  bcm  er  fortfc^reiten  »iQ, 
ed  aU  an  fic^  befie^enbe  Drbnung  ber  S)inge  ne^menb,  folglid^  ben 
Serfianb  überf))ringenb ,  in  loelc^em  unb  für  loel^en  aOein  Saufalitat 
ifi.  9hin  fu^t  er  ben  erfien  einfac^flen  3"^^"^  ^^  ST^ateric  ju  pnben, 
unb  bann  avi9  i§m  aQe  anbern  ^u  enttDidfeln,  t)om  blogen  äRe^ani^mud 
auffleigenb  biö  jum  anintalifc^en  Sriennen,  meld^e^  folglich  je^t  oM 
eine  6(oge  9Robiftcation  ber  äßaterie,  ein  burc^  Saufalität  ^erbeige^ 
ftt^rter  B^^fianb  berfelben  auftritt.  S)a  iebod^  bie^  le^te,  fo  mü^fatn 
herbeigeführte  9?efultat,  ha9  (Sriennen,  fd^on  beim  aQererflen  Su^gang^ 
punit,  ber  biegen  äßaterie,  aU  unumgängli^e  Sebingung  tioraudgefe^t 
loar,  fo  ent^üÜt  flc^  ^ier  bie  enorme  petitio  principii  bed  ÜRateriatid« 
mud.  ^ie  ©runbabfurbität  be9  SOtateriali^mud  befielt  bemnac^  barin, 
bag  er  t)om  Objectitien  au^ge^t,  ein  DbjlectiDed  jum  legten  Sr* 
Körung^grunbe  nimmt,  fei  biefeö  nun  bie  3RaUm  in  abstracto,  ober 
bie  entpirifc^  gegebene,  alfo  ber  ®toff,  etkoa  bie  c^emifc^en  ®mnb' 
ftoffe.  S)erglei(^en  nimmt  er  aU  an  fid^  unb  abfolut  e^ftirenb,  um 
barau^  bie  organif^e  9?atur  unb  jule^t  bad  erlennenbe  ©ubject  )U 
erllärcn;  —  ttä^renb  in  SBa^r^eit  alle«  Dbjectioc,  fd^on  att  fold^e^r 
bur(^  baö  erlennenbe  ©ubject  mit  ben  formen  feinet  Sriennend  be« 
bingt  ifl.  SDer  9}?ateriali9mud  ifl  a(fo  ber  Serfu(^,  baö  und  unmittel« 
bar  ©egebene  auö  bem  mittelbar  (begebenen  ju  erflären.  (9B.  ^t 
32  fg.  36;  n,  367.)  Der  aRateriali^mu«  ijt  bie  ^^ilofop^ie  be« 
bei  feiner  9te^nung  flc^  fclbjl  oergeffenben  ©ubiect«.    (SB.  II,  16.) 

9?ä^flbem,  bag  ber  ältateriali^mud  ber  SOtaterie  eine  abfolute, 
b.  ^.  t)om  ma^me^menben  ©ubject  unabhängige  Stiften}  beilegt,  — 
worin  fein  ©runbfe^Ier  befielt  —  mug  er,  tocnn  er  reblid^  ju  SBerfe 
ge§en  to)ill,  bie  ben  gegebenen  äRaterien,  b.  ^.  ben  Stoffen,  in^ärirenben 
Oualitäten,  fammt  ben  in  biefen  ft^  öugernben  9?aturlröften,  unb  enb' 
{i(^  aud|  bie  Sebenöfraft,  ate  unergrünbtic^e  qualitates  oocultas  ber 
2Raterie  unerllärt  bafle^en  laffen  unb  Don  i^nen  au^ge^en.  8ber  gt' 
rabe,  um  biefed  ju  t^ermeiben,  Derfäi^rt  ber  ^aterialidmud,  loenigften^ 
toie  er  bi^^er  aufgetreten,  ni^t  reblid|;  er  leugnet  nümlic^  oDe  jene 
urfprünglic^en  firäfte  toeg,  inbem  er  J!e  alle,  unb  am  Snbe  au^  bie 
Sebenölraft,  üorgeUic^  unb  fc^einbar  }urüdfü^rt  auf  bie  bM  mec^a« 
nif(^e  Sßirffamleit  ber  9ßaterie.  @ein  Sor^aben  ift,  aüt9  OuoIitatiDe 
auf  ein  blod  Ouantitatioed  jurüdjufü^ren,  inbem  er  jeneö  jur  Uofen 
Sorm,  im  ©egenfa^  ber  eigentli^en  SRaterie,  jä§(t.  S)iefer  ffieg 
fü^rt  i^n  not^toenbig  auf  bie  giction  ber  Stome.    3)a6ei  ^at  er  e^ 


abtt  etgentnd^  gar  ni(^t  tnel^r  mit  ber  empirifdl  gegebenen,  fonbem 
mit  einer  SOtaterie  gu  t^un,  bie  in  rerum  natura  nid^t  anzutreffen, 
öielme^r  ein  blogeö  «bjhactmn  jener  wirKici^en  iWaterie  ip.  (SB.  U, 
357  fg.) 

Tlan  tonnte  fagen,  ber  SRaterian^mu^,  niie  er  Md^er  aufgetreten, 
koSre  bloö  baburd|  mißlungen,  bag  er  bie  SDtaterie,  aud  ber  er  bie 
a93elt  ju  confhuiren  gebadete,  ni^t  genugfam  gefannt,  unb  ba^er, 
flatt  i^rer,  t9  mit  einem  eigenf^aft^Iofen  äBec^felbatg  berfelben  }u  t^un 
gehabt  l^ätte;  memt  er  hingegen,  flatt  beffen,  bie  loirfli^e  unb  trapi- 
^if^  gegebene  372aterie  (b.  f).  bie  ®toffe)  genommen  ^Stte,  au^ge« 
ftattet,  h)ie  fte  ift,  mit  aDen  p^^fitalif(^en,  c^emifc^en,  eleltrif^en  unb 
au(^  mit  ben  au^  i^r  fclbft  ha9  Seben  ff)ontan  §ert)ortreibenben  (Sigeu«^ 
fc^aften;  fo  ^ätte  au9  biefer,  b.  1^.  au^  ber  tiollflänbig  gefaßten  unb 
crfc^öpfenb  gefannten  SRaterie,  fiä)  fc^on  eine  Sßelt  confiruiren  laffen, 
beren  ber  SDtaterialiömu^  fld^  ni^t  ju  fd^ttmen  brauchte.  ®ani  re(^t; 
nur  ^ätte  ha9  Jhmflflüd  bann  barin  berauben,  bag  man  bie  Quaesita 
in  bie  Data  tierlegte,  inbem  man  angeblid^  bie  bloge  iDIaterie,  knirlli^ 
aber  aDe  bie  ge^eimnigüoDen  Jtr&fte  ber  9?atur,  toetd^e  an  berfelben 
^aften,  ober  ri^tiger,  mittelfi  i^rer  und  fic^tbar  loerben,  ate  bad  ©e« 
gebene  nä^me  unb  }um  Xudgangdpunit  ber  Ableitungen  ntad^te;  — 
ungefähr  mie  tt)enn  man  unter  bem  97amen  ber  @(^U^eI  baö  S)arauf' 
liegenbe  tierjle^t.    (Sß.  n,  360  fg.) 

3u  ben  materialißifc^en  ©^{temen,  toeld^e  aud  ber  mit  blod  mec^a« 
nifc^en  Sigenf(^aften  audgeflatteten  SKaterie,  unb  gemäß  ben  ©efe^en 
berfelben,  bie  ^elt  entfielen  laffen,  {Kmmt  nic^t  bie  burd^gSngige  be« 
n^unbemngdloUrbige  Bmedfmttßigfeit  ber  9?atur,  noc^  bad  3)afein  ber 
(Srienntnil,  in  koe{d|er  bod^  fogar  jene  SDtaterie  aOererfi  fic^  barfleUt. 
(%  I.  73.) 

2)  9Ie{atit)e  Sered^tignng  bed  SDtaterialtdmud. 

!Z)er  SDtaterialidmud  §at  au^  feine  Sered^tigung.  @d  ift  eben  fo 
toaf)X,  bag  baö  Sriennenbe  ein  ^robuct  ber  SItaterie  fei,  a{d  bag  bie 
SRaterie  eine  bloße  SorfteOung  bed  (Sriennenben  fei;  aber  t9  ift  auc^ 
tbm  fo  einfeitig.  2)cnn  ber  SOtateriali^mud  ift  bie  ^^ilofop^ie  bed  bei 
feiner  %ec^nung  fid^  felbft  Dcrgeffenben  ©ubjectd.  SDarum  eben  muß 
ber  93e^au))tung ,  bag  ic^  eine  bloge  äRobiftcation  ber  9Raterie  fei, 
gegenüber  btefe  geltenb  gemacht  merben,  bag  aDe  9)7aterie  b(od  in 
meiner  SorfieOung  e^iflire;  unb  fie  ^at  nid^t  minber  9ie(^t.  (SB.  II, 
15.  538;  I,  33.    %  H,  13.) 

3)  3)er  ©egenfa^  )tt)if^en  SRaterialiömud  unb  ©piri« 
tuaUdmuö  im  Ünterfd|ieb  t)on  bem  ©egenfa^  }tDi' 
fd|en  9tealidmud  unb  dbealidmud. 

3>er  @egenfa^  Jtoifc^en  SOtateriaKömud  unb  ©pirituali^muö  ift  nid|t 
ju  üenoe^fetn  mit  bem  jmifd^en  ^ta\i9tm€  unb  dbeali^mud.  Oener 
betrifft  bad  Sriennenbe,  ba9  ©ubject,  biefer  hingegen  bad  dv 
lannte,  ha»  Object.    ($.  I,  14  «nmerf.    S^ergl.  dbeali^mud.) 


86  SRoime 

4)  2>a9  falfc^e  uttb  bad  tool^re  Rettungdmtttel  gegen 
ben  äRaterialidtttttd. 

9Rit  bem  %eoßtoud  fäOt  ber  9RateriaIi9inud,  ate  beffen  ©egeit' 
getötet  man  ben  ©ptrttualidmu^  erfonnen  ^atte,  t)on  felbfl  toeg,  inbem 
attbonn  bie  iERoterie,  nebfl  bem  9?aturlQnf,  jur  bbgen  (Srf^einung 
toixh,  tt)eld|e  burc^  ben  dnteüect  bebingt  i^,  inbem  fie  in  beffen  Sor- 
fleUnna  oQein  i^r  3)afetn  f^at  (Sonac^  ift  gegen  ben  SRateriali^mud 
bad  fdbembare  nnb  falfc^e  S^ettung^mittel  ber  Spirituali^mnd,  bad 
toirKiqe  unb  koa^re  aber  ber  dbealidmnd,  ber  baburc^,  bag  er  btc 
obiecttt^e  S93e(t  in  Xb^ttngigteit  t)on  und  fe^t,  baö  nöt^ige  ©egen« 
getoid^t  giebt  )u  ber  Xb^ängigleit ,  in  ttel^e  ber  9?atur(auf  und  üon 
i^r  feftt.    (SB.  II,  16.) 

5)  UngüUigleit  bed  3)ilemma  }tt)if^en  2RateriaUdmud 
unb  2:§eidmud.    (@.  St^eidmud.) 

Maittlt. 

1)  jDie  reine  äRaterie  unb  i^re  apriorifc^en  Seßtm» 
mungen. 

3)ie  SRaterie  ifl  burd^  unb  burd^  (Saufalitttt.  3)a  nun  ber  Serfianb 
bad  fubjectitie  (Korrelat  ber  Saufalität  ifl,  fo  ifl  bie  2Raterie  nur  für 
ben  Serpanb  ba,  er  ifl  i^re  Sebingung,  i§r  Xrttger,  ald  i^r  not^- 
toenbiged  Korrelat.  (9B.  1, 13. 160*  Sergl.  au(^  über  bad  Sorrelat 
ber  SDtaterie  unter  du  teile  et:  ber  reine  dnteüectO  SDie  SDtaterie,  blod 
nad|  i^rer  Sejie^ung  ju  ben^  f^ormcn  bed  dnteOectd,  nic^t  aber  )um 
S)inge  an  fid|  betrachtet,  ift  bie  obj[ectit)e,  j[ebo^  o^ne  nfi^ere  Se^m» 
mung  aufgefaßte  SBirtfamleit  iibeiLl^auf)t  !Cenn  bad  SDtaterieOe 
ifl  bad  sSirfenbe  (3Birt(id^e)  überhaupt  unb  abgefe^en  Don  ber 
fpeciftf^en  8rt  feined  SSßirlend.  3)a^er  ifl  bie  reine  SDtaterie  nic^t 
©egenflanb  ber  9nfd§auung,  fonbern  allein  bed  !CenIend,  folgtid^ 
eine  Xbßraction;  in  ber  ünfc^auung  hingegen  lommt  fie  nur  in  Ser< 
binbung  mit  ber  ^orm  unb  Dualität  t)or,  ald  ft0r))er,  b.  f).  M  eine 
ganj  beflimmte  Srt  bed  SBirlend.  S)ie  reine  2Raterie,  toelc^e  aOein 
ben  mirili^en  unb  bere^tigten  dni^alt  bed  Segriffd  (Subflau)  aud« 
ma^t,  iß  bie  objectimrte  Sau falitttt  felbft,  ben  9{aum  erfUQenb  unb 
in  ber  3^it  be^anenb.  Ste  fold^e  gehört  ße  bem  formeUen  S^eU 
unferer  Srfenntnig  an.  dnfofern  aber  ifl  bie  SOtaterie  eigentlich  anc^ 
ni(^t  ©egenflanb,  fonbern  SBebingung  ber  Srfa^rung.  ®ie  iß 
bad  bur(^  bie  formen  unferd  dntellectd  not^koenbig  herbeigeführte 
bletbenbe  @  üb  {trat  aller  üorüberge^enben  Grrf  Meinungen,  bad  miter 
aOem  Sec^fel  f^Iec^t^in  93e§arrenbe,  alfo  bad  jeitlic^  Snfangd'  nnb 
(Snblofe.  6on  ben  eigentlichen  Xnfc^auungen  a  priori  unterfc^eibet 
fie  ald  ein  a  priori  ©ebac^ted  fid^  }tt)ar  baburc^,  bag  toir  fie  onc^ 
gon}  toegbenfen  fönnen,  9{aum  unb  3^^^  hingegen  nimrnerme^r.  Xber 
bie  ein  Sßal  in  fie  ^ineingefe^te  unb  bemnac^  ald  bor^anben  gebac^te 
iDlaterie  Knnen  toir  fc|led|terbingd  nic^t  me^r  koegbenlen ;  infof em  atf o 


SRaterie  87 

■:: ! .  ift  fit  mit  unfetm  (Srfemttnt§tiennSgett  e6en  fo  ttn}ertrennltd|  t^tänüf^, 

toit  9taiiin  unb  Qtit  fdbß.    debod^  bet  Unterfc^teb,  bog  fie  babtt  }u« 

^-.i  erfl  beliebig  aU  t)or^anben  gefegt  fein  muß,  beutet  fd^on  an,  ba§  fie 


Fr'-* 


:lc: 


i^- 


tr  J 


!Die  SRaterte  ifl  IDa^jentge,  tooburd^  ber  ffiitle,  ber  bad  innere 
9ßefen  ber  3)inge  autoad^t,  in  bie  SDSa^e^mbarlett  tritt,  anfd|aultc^, 
fic^tbar  loirb.    On  biefem  ©irnie  ifl  alfo  bie  SRatetie  bie  bloße 


86  anatme 

4)  !Da9  falfc^e  uttb  bo9  toaste  Rettung^mtttel  gegen 
ben  9RateriaUdmud. 


9 
d 

n 

b( 
to 
ot 


ÜRit  bem  Keaß^mitd  fällt  ber  SRaterialtdmud ,  al«  beffett  ©egen*  J 


-••»< 


iE 


ba 
bei 
tot 
bet 
na( 
3)i 
mu 

®e 

etm 

bin 

gw 

ben 

mo 

in 

unf 

nic^ 


lönnen,  dimm  unb  ^tit  hingegen  ntmmenne^r.  96^ 
fie  ^ineingefe^te  unb  bemnac^  aU  bor^anben  gebaute 
tote  fc^led^terbing^  ni^t  me^t  koegbenfen ;  infof er»  olfo 


SRoterie  87 

ift  f[e  mit  unfetm  (Srletmtnt§t)ennögen  eben  fo  unjertrennlid^  t>tAnüpft, 
toit  ^cam  unb  3^^^  H^ß*  debod^  bet  Unterfc^teb,  bag  fie  bobtt  }u« 
erfl  beliebig  qM  Dor^anben  gefegt  fein  mug,  beutet  fd^on  an,  ba§  fle 
ntc^t  fo  gänjlic^  bem  formolen  £^eil  unferer  (Srlenntnig  angehört, 
mie  9{aum  unb  ^tit,  fonbern  jugleic^  ein  nur  a  posteriori  gegebene^ 
Slement  enthält.  ®ie  ifl  in  ber  kf)at  ber  Slnbiüpfung^punlt  beö 
etnpirifc^en  Stf^tiU  unferer  Srienntnig  an  ben  reinen  apriorifc^en,  mit« 
^in  ber  eigent^ümlic^e  ©rnnbflein  ber  (Srfa^rungötDelt  (SB.  U, 
346—348;  I,  10.  682;  II,  52.  ®.  82  fg.  —  Ueber  ba«  äufammen- 
faQen  ber  Sffeu}  unb  Q^fien}  bei  ber  reinen  9Raterie  DergL  Essentia 
unb  Ezistentia.) 

2>a  bie  Saufalitftt  ben  Kaum  mit  ber  3^t  tiereinigt  unb  im  äBir* 
fen,  alfo  in  ber  Saufatit&t,  baö  gonje  SBefen  ber  SRatcrie  befielt;  fo 
muffen  auc^  in  biefcr  Kaum  unb  Qni  t)ereinigt  fein,  b.  §.  fie  mug 
bie  (Sigenf4af ten  ber  3^^^  ttnb  bie  M  9{aumed,  fo  fe^r  fid^  beibe 
toiberfhreiten,  jugleic^  an  fid|  tragen,  unb  toa^  in  jebem  ton  jenen 
beiben  für  fic^  unmöglich  iß,  mug  fie  in  fic^  tiereinigen,  a(fo  bie  be« 
flanblofe  Slu^t  ber  3^^^  ^^^  ^^^  ftarren  unt)eränberli(^en  Se^arren 
be^  9?aumed;  bie  unenbß^e  Zi^eilbarleit  ^at  fie  tion  beiben.  (Sxft 
hwcdi  bie  Sereinigung  t)on  3^it  unb  8?aum  ertoäc^ft  bie  SRaterie,  b.  i. 
bie  SR5gIi(^Ieit  bed  3"fll^i<4f<^<"^  ^^^  baburd^  ber  S)auer,  burd|  biefe 
mieber  bed  9e^arren9  ber  ©ubflau)  bei  ber  Serönberung  ber  3uf^ttn^c* 
dm  Serein  Don  ^tii  unb  9taum  i^r  Sßefen  ^abenb,  trägt  bie  SOiaterie 
burd^meg  baö  ®e))röge  Don  beiben.  ®ie  beurtuubet  i^ren  Urfprung 
flud  bem  9?aum,  t^eite  burc^  bie  gorm,  bie  Don  i^r  ungertrennlid^  ift, 
befonberö  aber  burd|  i^r  Se^arren  (@ubflanj);  i^ren  Urfprung  aud 
ber  3^ii  <^^^  offenbart  fie  an  ber  Ouaßtät  (^cciben}),  o^ne  bie  fle 
nie  erfc^eint,  unb  nielc^e  fc^Ied^t^in  immer  Saufalitüt,  Sßirlen  ouf  an« 
bere  iD^aterie,  alfo  Seränberung  (ein  3eitbegriff),  i%  Z)ie  ®efe^' 
mägigfeit  biefeö  SBirfen^  aber  bejie^t  fi(^  immer  auf  Slaum  unb  3^it 
)ug(ei(^.  3Ba^  für  ein  3ufianb  ju  biefer  3^i^  ^^  biefem  Ort 
antreten  mug,  ifl  bie  SBeflimmung,  auf  toeld^e  ganj  aOein  bie  ®efe^« 
gebung  ber  Saufalitttt  fid^  erflrecft.  8uf  biefer  Sbleitung  ber  ®runb< 
beflimmungen  ber  äßaterie  au^  ben  und  a  priori  bemugten  Sonnen 
unferer  iSrIenntnig  beruht  ed,  bog  koir  i^r  getoiffe  (Eigenfc^aften  a  priori 
luerfennen,  nttmltd^  Staumerfüdung,  b.  l  Unburc^bringltd^Ieit,  b.  i. 
SBirffamfeit,  fobann  Xudbe^nung,  unenblic^e  Z^eilbarteit,  Se^anfic^teit, 
b.  ^.  Unjerfiörbarleit,  unb  enbßd^  9ett)egli(^(eit.  hingegen  ift  bie 
@(^n)ere,  i^rer  Xu^a^mdlofigleit  ungea^tet,  boc^  mo^l  ber  Srbnntnig 
a  posteriori  beijujtt^Ien.  (ffi.  I,  10—13.  661 ;  II,  350  unb  U,  66, 
!£afel  ber  Praedicabilia  a  priori  ber  iDtaterie.    ®.  43  fg.) 

2)  S)ie  SRaterie  im  Serl^ttltnig  )um  S)ing  an  fi(^. 

Die  SRaterie  ifl  jDadjenige,  kooburd^  ber  äBille,  ber  bad  innere 
SBefen  ber  jDinge  audmad^t,  in  bie  SEBa^me^mbarfeit  tritt,  anf^aulic^, 
fi<^tbar  tt)irb.    du  biefem  @inne  ifi  alfo  bie  SRaterie  bie  Möge 


88  SRaterie 

@id^t6arleit  bed  SBillen«,  ober  ha»  Sanb  ber  Seit  qU  SBille  mit 
ber  SSelt  ate  SorfleOung.  3)tefer  gehört  fle  an,  fofem  f!e  bod  $ro« 
buct  ber  Functionen  bcö  OnteKccW  tfl,  jener,  fofem  ba^  in  qUcii 
niQterteOen  SBefen,  b.  i.  ßrfc^etnungen  fl(|  äßanifeftirenbe  ber  Sßide 
x%  S)al^er  ifl  febed  Dbjiect  al9  S)ing  an  ft^  SBiOe,  unb  al9  6rf(^ei- 
nung  SOtaterte.  könnten  mir  eine  gegebene  SRaterie  Don  aDen  i§T 
a  priori  gutommenben  (Sigenfc^aften,  b.  ^.  Don  aDen  formen  unferer 
Stnfc^auung  unb  %))f)rel^enf!on  entfleiben ;  fo  ivürben  mir  ha9  S)ing  an 
Pd^  übrig  behalten,  nämlid^  2)a^ienige,  toa9,  mittelfl  {euer  gormen, 
a\9  ha»  rein  @nt])irif(i^e  an  ber  SOtaterie  auftritt,  mel^e  felbfi  ahtt 
aMbann  nid^t  me^r  al9  ein  Su^gebegnteö  unb  äBirfenbed  erfc^einen 
mürbe;  b*  ^.  mir  mürben  feine  9}faterie  me^r  Dor  und  ^aben,  fonbern 
ben  Sßillen,  ha»  3)ing  an  fid^.  (Sben  biefed  tritt,  inbem  ed  jur  Sr< 
fd|etnung  mirb,  b.  f^.  in  bie  formen  unfered  dnteOectd  eingebt,  ate  bie 
äißaterie  auf,  b.  f).  ate  ber  felbfl  unfi(^tbare,  aber  not^menbig  üor* 
audgefe^te  Sirttger  nur  burd^  i^n  fid^tbarer  (Sigenfc^aften;  in  biefem 
®inn  alfo  ifi  bie  SOtaterie  bie  ©ic^tbarleit  bcd  WiiiUn».  Hut  bf 
flimmte  (Sigenfd^aft,  a(fo  alled  @m))irifd^e  an  ber  iD'^aterie,  beruht  auf 
S)em,  mad  nur  mitte Ift  ber  iDtaterie  fid^tbar  mirb,  auf  bem  S)ing 
an  fld^,  bem  aBittcn.  3)ie  SKatcrie  ifl  bemjufolge  ber  SBiUe  felbft 
aber  nid|t  me^  an  flc^,  fonbern  fofern  er  angefd^aut  mirb,  b.  |. 
bie  t^orm  ber  obj[ectioen  SJorfleOung  annimmt.  S(fo  mad  objectio 
ÜWaterie  tp,  ijl  fubjectiD  SBiDe.  ®ic  SWotcrie  giebt  aDc  »ejie^ungen 
unb  (Sigenfd^aften  ht»  SEBiUend  im  jeitlic^en  Silbe  mieber.  @ie  ifi  ber 
©toff  ber  anfd^aulid^en  3BeIt,  mie  ber  mUt  ha»  Sßefen  an  fi^  aD» 
SDinge  i|l.  ©ic  ©efialten  flnb  unjä^Iig,  bie  aWatcrie  ifi  ffiine,  tbta 
mie  ber  SEBiDe  Siner  ifl  in  aQen  feinen  DbjectiDationen.  Sie  ber 
mnt  fid^  nie  ate  «agemeine«,  b.  f).  ate  SBiOe  fc^Iec^t^in,  fonbem 
ftetd  ate  Sefonbered,  b.  1^.  unter  fpecieHen  S3ef)tmmungen  unb  ge* 
gebcnem  (S^arafter,  objectiDirt;  fo  erf^eint  bie  SRaterie  nie  ate  fo(^(f 
fonbern  fletö  in  Serbinbung  mit  irgenb  einer  Form  unb  Dualität 
ajJie  ber  SBiDe  ber  inner jte  ffem  aller  erfdffcinenben  SEBcfen  ifi;  fo  if^ 
fie  bie  ©ubftanj,  meiere  nac^  Xuf^ebung  aDer  «ccibenjien  übrig  b(ei6t. 
äBie  ber  SBiQe  ha9  f^Iec^t^in  UnjerftSrbare  in  allem  3)afeienben  if^l 
fo  ifi  bie  iDtaterie  ba«  in  ber  S^^t  UnDergfinglic^e,  meiere«  unter  allen 
»eränberungen  be^arrt.    (SB.  II,  349—3510 

3)  SSer^ättnig  ber  SWaterie  jur  gorm.    (©.  gorm.) 

4)  SerJ^ältnig  ber  iDtaterie  jur  3bee  unb   i^rer  6p 
fc^einung. 

a)ie  SKaterie  ate  fold^c  fann  nid^t  ©arfteauttg  einer  Obee  fei»« 
3)enn  fie  ifl  bur^  unb  burd^  ßaufalitöt,  ßaufalität  aber  ifl  ®fi|«^ 
tung  ht»  ®a|e«  Dom  ®runbe;  (Srfenntntg  ber  3bee  l^ingegen  \ilW 
mefentlit^  ben  3nl|att  jene«  ©afee«  au«,  «ud^  ifl  bie  ÜRatcrie  M 
gemeinfame  ©ubfirat  aBcr  einjelnen  Srfc^einungen  ber  ^been,  f#^^ 
ha9  Serbinbnngdglieb  gmifc^en  ber  dbee  unb  ber  Srf^einung  ober  bem 


) 


SD^atJ^emottl  89 

etnjelnen  2)tng.  8{fo  oud  bem  einen  fotoo^I,  ote  ata  htm  anbeten 
©rrnibe  fann  bie  iERoterie  für  flc^  leine  Obee  barfleOen.  3)agegen  mug 
onbeterfeitö  jebe  Srfd|einung  einer  dbee,  ba  fie  al9  fo(d|e  eingegangen 
ifi  in  bie  ^omt  bed  @o^ed  t)Om  ©runbe,  ober  in  bad  prindpiom 
indiyiduatioms,  an  ber  SDtaterie,  olö  Oualitüt  berfeUen,  fic§  bar« 
fteSen.  dnfofem  ifl  a{fo  bie  SRaterte  baö  Sinbnng^glieb  jn^ifc^en  ber 
Obee  nnb  bem  prindpio  individttationis.  ^loton  ^at  ba^er  gan} 
richtig  neben  ber  dbee  nnb  i^rer  (Srfc^einung,  bem  eingelnen  S)inge, 
nur  noc^  bie  9}faterie  aü  ein  S)ritted,  t)on  beiben  Serfd^iebened  auf= 
gefleOt.    (93}.  I,  251  fg.) 

5)  ®egen  bie  Serttec^^Inng  bon  äRaterie  nnb  @toff. 

Unfere  genügen  unn>i{fenben  3RateriaIißen  Derkoec^feln  ben  ®toff  mit 
ber  2Raterie;  ®toff  ifl  bie  em))irif(^  gegebene,  fd^on  in  bie  ^üÖe  ber 
formen  eingegangene  9Raterie.  (993.  II,  33.  52.  352.)  3)er  @toff 
ifl  bie  fc^on  qnaüficirte  aRaterie,  b.  ^.  bie  ^erbinbung  ber  9Raterie 
mit  ber  Sorm,  »elc^e  fic^  au(^  lieber  trennen  fönnten.  S)ad  93e« 
^rrenbe  ifl  aOein  bie  iD^aterie,  ni^t  ber  @toff,  aU  melc^er  möglt^er* 
meife  immer  nod^  ein  anberer  tt^erben  lamt.  Sd  ift  ba^er  falfc^,  üon 
Un{lerMi(^reit  ht9  @toff^,  »ie  Sü^ner  t^ut,  flatt  Don  Se^arrßc^teit 
ber  9}?aterie,  ju  reben  nnb  einen  empirifc^en  Setoeid  für  biefelbe 
ju  geben,  niä^renb  fle  bo^  eine  af)riorif(^e  SBa^r^eit  ifl.  ($.  II,  61.) 

6)  Ser^ättnig  be«  Segriffd  „3Raterie"  }u  bem  93e« 
griff  „Subftanj". 

Son  bem  abfhacten  Segrtff  ber  9}?aterte  ifl  Subflanj  niieber  eine 
Sbfhraction,  folglich  ein  l^5^ered  Genus,  baburd^  ent^anben,  bog  man 
t>on  bem  Segriff  ber  SRoterie  nnr  baö  ^rttbicat  ber  Se^arrlid^feit 
flehen  lieg,  aQe  i^re  übrigen,  niefentlic^en  Sigenf d|aften ,  Xndbe^nung, 
Unbur(^bringlic^feit,  X^eilbarleit  n.  f.  ».  aber  toegba^te.  Sie  j[ebed 
^5^ere  Genus  enthält  alfo  ber  Segriff  @ub{lan}  tt^eniger  in  fic^, 
aU  ber  Segriff  SJiaterie;  aber  er  enthält  ni^t  bafür,  ttiie  fonft  immer 
haß  ^9§ere  Genus,  me§r  unter  fid^,  inbem  er  ni^t  mehrere  niebere 
genera  neben  ber  SJiaterie  umfaßt;  fonbern  biefe  bleibt  bie  einjige 
toaffct  Unterart  be^  Segriffed  ©ubflan},  ha9  einjige  Ütac^meidbare,  too* 
hnxd)  fein  dn^alt  rcatifttt  mirb  unb  einen  Seleg  er^ttlt.  (93}.  I,  582; 
II,  347.    ^.  I,  76.    ®.  44.) 

7)  ftritilbe«  ©egenfa^e«  3toifd|en  ®eifl  unb  ilRaterie. 
(©.  ®eifl.) 

iRatl^entatik. 

1)  Siffenf^aftlic^feit  ber  SRat^ematil. 

3)ie  f^flematifc^e  Sorm  ifl  ein  mefentti^e^  unb  d|aralteriflif(^ed 
9Rerfmal  ber  äBiffenf^aft.  £)b)ttar  nun  in  ber  SKat^matif,  ba  bie 
(SuHeibifi^e  Se^anblung  i^r  nid^t  ttefentlic^  ifl,  feber  Se^rfa^  eine  neue 
tttumfid^e  Sonflmction  anl^ebt,  bie  an  fi^  ^on  ben  Dor^erigen  unob« 


90  SKtttl^emati! 

gängig  ifl  unb  etgentttdl  anäj  toVOx^  tmab^ttnstg  t)on  i^nen  erforntt 
koetbm  fann,  anß  fic^  \tlbft,  in  ber  reinen  Xnfd^aunng  bed  Stoumed, 
in  tt>e{(^er  auc^  bie  tjermideltße  (S^onfhnction  eigentlich  fo  unmittelbar 
eüibent  iß,  koie  bad  äl^riom;  fo  bleibt  bod^  immer  ieber  mat^ematif(l^e 
@a4  eine  aOgemeine  SBa^rl^eit,  tütldft  für  unj&^Iige  einjelne  ^&0e  gilt, 
Qud^  ifl  ein  flnfentueifer  ®ang  t)on  ben  einfa^en  ©S^en  ju  ben  com» 
plxcittm,  koe(d|e  auf  iene  jurttdjufü^ren  flnb,  i^r  »efentli^.  t$oIgti(^ 
ifi  bie  ÜRot^ematif  in  ieber  $inf!(^t  S93iffenfc§aft.    (S.  I,  74  fg.) 

(Ueber  Strit^metil  unb  ©eometrie  fiel^e  biefe  Hrtifel) 

2)  SBorauf  bie  Unfe^Ibarleit  unb  ßlar^eit  beraRat^e« 
motil  beruht. 

S(nf  ber  tion  Stcati  entbedten  9ef(^Qffenl^eit  ber  allgemeinen  Sormot 
ber  Hnfc^Quung  (9tanm  unb  3^^)/  bog  fle  nttmli(^  für  fidf  unb  un« 
ab^&ngig  Don  ber  Srfa^rung  anfc^ault^  unb  i^rer  ganjen  ©efe^mägtp» 
feit  na^  erfenitbor  flnb,  beruht  bie  Unfe^Ibarleit  ber  iDtat^ematif. 
(993. 1,  8.)  Sfpobictifd^e  ©e^ig^eit  ifl  aOein  burd^  (Srienntnig  a  priori 
mbgli^,  bleibt  alfo  bad  (Eigent^um  ber  Sogil  unb  ^atf)tmati1.  !3)ieft 
SBiffenfc^aften  tel^ren  aber  au^  eigentlich  nur  1>a9,  tüa9  deber  f(^on 
t)on  \tlift,  nur  nic^t  beutli^  toti^.    (SB.  U,  201  fg.) 

3)ie  t)onfommene  @id^er|eit  ber  SBiffenfd^aften  a  priori,  alfo  ber 
Sogit  unb  ST^at^ematit,  berul^t  ^auptfttc^Ud^  barauf,  baß  in  i^nen  und 
ber  2Beg  Dom  ®runbe  auf  bie  §oIge  offen  fle^t,  ber  allemal  fi(^er  ifi. 
(SB.  U,  98.) 

9?ur  in  ben  auf  apriorifd|er  (Srfenntnig  beru^enben  SSBiffenfc^aften, 
alfo  in  ber  gefammten  reinen  SOtat^ematil  unb  reinen  9!aturn)iffenf^Af^ 
a  priori  ifl  feine  S)unfel^eit;  fle  flogen  nic^t  auf  bad  Unergrünbli(^e 
*(®runblofe,  b.  l  äBiOfe),  tt)eil  fte  t»  blod  mit  ben  und  a  priori 
beiDugten  formen  aller  (Srfd^einung,  bie  fic^  gemeinfc^aftlic^  oi^ 
@a4  Dom  ©runbe  audfprec^en  laffen,  ju  t^un  ^aben.  ^nbererfeit^ 
aber  geigen  und  biefe  (Srfenntniffe  n^eiter  nid^td,  ald  bloge  Ser^ältniffo 
9{eIationen  einer  SorfleOung  jur  anbern^  §orm,  o^ne  aQen  dni|alt. 
(äB.  I,  143  fg.) 

dn  ber  äRat^ematif  fd^lägt  ber  ftopf  fic^  mit  feinen  eigenen  St« 
femünigformeu/  ^dt  unb  9{aum,  ^erum,  —  gleist  ba§er  ber  9(iVt 
bie  mit  i^rem  eigenen  ©(^»anje  ff)ielt.    ($.  329.) 

3)  ©egenfa^  ber   mat^ematifc^en  unb   geniolen  Sr* 
fenntnigkoeife. 

®ie  geniale  Crfenntnig,  ober  ßrfenntnig  ber  3bee,  ifi  biejeiiijf» 
tt)eld|e  bem  @a^  Dom  ©runbe  ni(^t  folgt.  (Sergl.  unter  ©enie:  bie 
geniale  (Srfenntnigioeife.)  hingegen  ifl  bie  mat^ematifd^e  @rfenntni§' 
»eife  bie  bem  ®a^  Dom  ©runbe  in  ber  ©eflatt  bed  ©eindgrtmbe^ 
noc^gel^enbe.  (Sergl.  unter  ©runb;  ©runb  bed  @eind.)  ^erou' 
erfittrt  flc^  einerfeitd  bie  Abneigung  genialer  dnbtDibnen  gegen  btf 
aRot^ematif  im  fUlgemeinen  nnb  gegen  bie  logifc^e,  bie  eigentli^  ^' 


3Rfttl^eiiuttif  91 

f{(^t  Derf(4fie§enbe  Se^aitbtung^ort  betfelBin  int  Sefonbent,  otiberetfeit^ 
Ue  geringe  (Srnpfänglid^kit  an^gejeic^neter  aRat^emotifer  fUr  bie  Serie 
ber  frönen  ftnnfl.    (993.  I,  222  fg.) 

4)  SRet^obe  ber  Tlaifjtmaiil 

Um  bie  ÜRet^obe  ber  SRat^ematil  }u  t)er6effem,  »irb  t^orjüglid^  er« 
forbert,  bag  man  bca  Sorurt^eil  oufgebe,  bie  bemiefene  äBal^r^eit  j^obe 
irgenb  einen  Sorjng  bor  ber  anfd^anlic^  erlonnten^  ober  bie  logifc^e, 
auf  bem  ®q^  Dom  äBiberfprud^  beru^enbe,  bor  ber  metop^^fifc^en, 
meiere  unmittelbar  et^ibent  ifl  unb  )u  ber  au(^  bie  reine  Hnf^ftuung 
M  Seaume«  gehört.    (SB.  I,  87.) 

(lieber  bie  Serle^rt^eit  ber  SuKeibifd^en  SRet^obe  fie^e:  ©eometrie.) 

5)  Unterfd|ieb  ber  mot^emotif^en  Don  ber  logifc^en 
Unmöglic^Teit. 

„(ixn  rec^tttinüic^er  gleic^fettiger  Triangel''  enthält  leinen  Iogifd|ett 
SBtberff>ruc^;  benn  bie  $räbicate  ^eben  einjeln  leine^tt^eg^  \>a9  @ubtect 
auf,  no^  finb  fie  mit  einanber  unvereinbar.  Qxft  bei  ber  Sonfhuction 
i^reö  ©egenßanbe^  in  ber  reinen  Sfnfc^auung  tritt  i§re  Unt^ereinbarleit 
an  i§m  ^erDor.  SBoQte  man  biefe  aber  be^^atb  für  einen  SBiberff>m(^ 
galten;  fo  tottre  aud^  jebe  p^^fifc^e  unb  erft  nac^  da^r^unberten  ent* 
bedte  Unmögßd^feit  ein  fold^er.  3(Dein  b(o9  bie  logifd^e  Unmögtid^teit 
ift  ein  SBiberfpru(^,  ni(^t  aber  bie  p^^fifc^e,  unb  ebenfo  tt^enig  bie 
matbematifc^e.  ®{ei^feitig  unb  rec^tteinnid^  n)iberff>red^en  einanber 
nid^t  (im  Onabrat  finb  ^e  beifammen),  no^  miberfpric^t  jjebe^  Don 
i^nen  bem  S)reie(f.  2)a]^er  lann  bie  UnDereinbarfeit  obiger  begriffe 
nie  burd^  bloged  3)enlen  erfannt  werben,  fonbem  ergiebt  flc^  erfl  ou9 
ber  Snfd^auung,  u^elc^e  nun  ober  eine  fo{d|e  i^,  3U  ber  ed  feiner 
(Srfo^rung,  leinet  realen  ©egenfianbed  bebarf,  eine  bloö  mentale, 
(ffi.  II,  38.) 

6)  Sert§  ber  iWat^ematif. 

SM  Unterfud^ung  bed  Stnfluffed  ber  9)}at^ematil  auf  unfere  ®ei^- 
httfte  unb  i^re«  .9hi^end  für  tt)iffenfd^aftli(|e  SBilbung  über^au))t  ifi 
{^ami(ton'9  fe^r  grttnbßc^e  unb  lenntnigreic^e  Xb^anblung  „Ueber 
ben  SBert^  unb  Umoert^  ber  SRat^ematiF^  )u  empfehlen.  S)a9  Srgeb« 
ni§  berfelben  ifl,  bag  ber  SEBert^  ber  SOtat^atif  nur  ein  mittelbarer 
fei,  nttmlid^  in  ber  Xntoenbung  )u  Qtütdni,  toAdft  allein  burc^  fie 
erreichbar  finb,  liege;  an  fi^  aber  {äffe  bie  iDtat^ematil  ben  ®eifi  ba, 
tDD  fie  i^n  gefunben  f^at,  unb  fei  ber  aOgemeinen  Sfuöbilbung  unb  (Ent« 
wiiHung  beffelben  feineöivegd  ffirberlic^,  ia  fogar  entf (Rieben  §inberfl^. 
!Z>er  ein}ige  unmittelbare  Stufen,  koelc^er  ber  SDtat^ematit  gelaffen  ttirb, 
ift,  ba§  Pe  unftäte  unb  flatterhafte  ftöpfe  geniö^nen  fann,  i^re  8uf' 
merifamfeit  }u  fifiren.  —  @ogar  Sartefin^,  ber  hoi)  felbfl  ate 
3Rat^matiIer  berühmt  toax,  urti^eilte  eben  fo  über  bie  9Rat^emati(. 
(SB.  n ,  144  fg.)  Lichtenberg  mac^t  fid^  über  ben  „mat^ematifd^en 
Sieffinu''  lufKg.    (?.  H,  62.) 


94  aRebitaüon    — -    ^dnvnq 

MtWatbfn. 

1)  Ser^SItnt§  ber  9Rebttatton  jum  ©efprtt^    (@. 
3)taIofl.) 

2)  SBanim  man  toert^Dode  2Rebttationen  6atb  nteber* 
fc^retbeti  fotl. 

S)og  man  mett^t^oOe  eigene  äRebitotionen  mögHi^fl  balb  niebet' 
fc^reiben  foQ,  üerfle^t  fic^  t^on  felbft;  ücrgeffen  toir  hoäf  bi9tovim, 
mad  totr  erlebt,  tote  t)iel  me^t  maö  mir  gebaut  ^aben.  ©ebonlen 
ober  lommen  nid^t,  mann  mir,  fonbem  monn  f  ie  moDen.    ($.  IT,  54.) 

Jßlttt. 

1)  3)a«  ÜReermaffcr. 

@egen  ben  SRigbraud^  ber  äu§ern  QmdmU^iflttit,  meiere  fletd 
}meibeutig  bleibt,  ju  pj^^ftlot^eologifc^en  Semonfhrationen,  mie  fte  iei 
ben  (Sngtänberii  üblid^  finb,  giebt  ed  9eif))iele  in  contrariom,  atfo 
Sfteleologien,  genug.  (Sine  ber  ftttrlfien  bietet  un^  bie  UntrinI6atfeit 
bed  SReermafferd,  in  f^olge  meld^er  ber  Wltn^if  ber  ©efa^r  jn  m« 
burflen  nirgenb^  me^r  au^gefe^t  ifl,  aU  gerabe  in  ber  9Rttte  ber 
grogcn  SBaffermaffe  feinet  Planeten.  „SBoju  brandet  benn  bad  3flttx 
fal}ig  }u  fein?''  frage  man  feinen  Snglänber.   (9B.  ü,  384.) 

2)  S)ad  Seui^ten  beö  SDteered. 

Sad  fafl  ollen  goOertortigen  9tabiarien  eigene  f>^odf»^ore9cirenbe 
Sendeten  im  SReere  entfpringt  bieUeic^t,  eben  mie  bod  Senaten  bc« 
^^o^p^orö  felbß,  ouö  einem  longfornen  Serbrennungd))ro€eg,  mie  ja 
att(^  bod  Xt^men  ber  ffiirbeltl^iere  ein  foli^er  iß,  beffen  SteDe  ed  ber» 
tritt,  ote  eine  9{ef))iration  mit  ber  gonjen  OberfIttd|e  unb  bemnoc^  ein 
äugerlid|ed  (ongfomed  Serbrennen,  mie  jeneö  ein  innerlichem  ifl;  ober 
t)ie(me^r  fänbe  ouc^  ^ier  ein  innerlichem  Serbrennen  @tatt,  beffen 
Sid^tentmidelnng  blo«  Dermttge  ber  t)anigen  ÜDurd^flc^tigteit  oOer  biefer 
goUertortigeu  liiere  äugerlit^  fn^tbar  mürbe.   (%  H,  187.) 

iatitmfi0* 

1)  Z)am  ®efe|,  meiere«  bie  ÜReinung  befolgt. 

2)ie  SDtetnnng  befolgt  bam  ®efe^  ber  ^enbelfd^mtngnng ;  ifi  fie  auf 
einer  Seite  über  ben  ©(^merpunf t  ^inaumgemi^en ,  f o  mu§  fie  t9  ha- 
naij  eben  fo  meit  auf  ber  anbem.  (Erfl  mit  ber  ^tit  finbet  fie  ben 
redeten  «u^epunft  unb  fie^t  fefi.   (?.  H,  640.) 

2)  !2)ie  Sltgemein^eit  einer  iDteinung  ift  lein  Semei^ 
i^rer  9{id^ttgleit 

Die  SQgemeitt^eit  einer  SReinung  ifl  lein  9emel9,  ja  nic^t  einmal 
ein  9Ba§rf(^einIi(^feitmgrunb  i^rer  9;i(^tigleit.  X)ie,  meiere  bom  ©egof^ 
t^eil  ht^aupitn,  muffen  annel^men:  1)  bog  bie  (Entfernung  in  ber  3^'^ 
jener  Allgemeinheit  i^re  Semeimfroft  roubt;  fonfl  mügten  fie  oQe  alten 


9Retntmfl  95 

dnt^ümer  intüdxnftn,  bie  euimol  allgemein  für  SEBo^r^eit  gatten, 
g.  9.  bad  $tolemäifc^e  ©^flem,  ober  tnügten  in  aOen  proteßontifc^en 
SSnbern  ben  ftat§olicidmud  lerfieüen;  2)  bag  bte  (Entfernung  im  9t aum 
baf[e(6e  (eißet;  fonfl  mirb  fie  bte  SIQgemetn^eit  ber  SReinnng  in  ben 
Setennern  bed  Subb^ai^mu^,  bed  S§rifient§umd  unb  beö  d^Iam  in 
Verlegenheit  feiern   (^.  28  fg.) 

3)  (Sntfle^ung^art    ber    fogenannten    allgemeinen 
2)teinnng. 

993a9  man  fo  bie  allgemeine  SDteinung  nennt,  ifl,  beim  2id|te 
betrachtet,  bie  ÜReinnng  jtt^eier  ober  breier  ^erfonen,  tootion  loir  uvA 
ü6er}eugen  Uiürben,  tt^enn  toir  ber  (Entfle^ungdart  fo  einer  allgemein 
gültigen  SReinung  jufe^en  lönnten.  Sir  m^^^^n  ^<tnn  finben,  bag 
jtoei  ober  brei  Seute  t9  finb,  bie  folc^e  juerfl  auffleOten,  unb  benen 
man  fo  gütig  mar,  bie  grünblic^e  Prüfung  berfelben  jujutrauen.  Stuf 
haß  ^orurt^eil  ber  hinlänglichen  $ä^igfeit  2)iefer  nahmen  juerft  einige 
Snbere  bie  SReinung  ebenfadd  an.  3)iefen  loieber  folgten  aud  £räg« 
^eit  8nbere.  ®o  muc^d  oon  Xag  }u  Stag  bte  3o§I  fold^er  trägen 
unb  leichtgläubigen  Sn^änger,  unb  bie  noc^  Uebrigen  Maren,  um  nid§t 
für  unruhige  ft5))fe  ju  gelten,  genöt^tgt,  bie  angenommene  ÜReinung 
gelten  ju  laffen.  de^t  tourbe  bie  SBetjiimmung  ^flic^t.  9hmme§r 
mugten  bie  wenigen  Urt^eitefä^tgen  fc^meigen.  ($.  29.) 

4)  SBert^  ber  SReinung  Xnberer  üon  und  für  unfer 
Sebenöglüd. 

Der  übertriebene  SBert§,  ben  toir  in  i^olge  einer  befonbern  ©^mäd^e 
unferer  Statur  auf  bie  3)?einung  Slnberer  Don  und  ober  auf  unfer  S)a« 
fein  in  ber  fremben  SOteinung  legen,  toirlt  auf  unfer  eigened  ®Iü(f, 
}unä^ft  auf  bie  biefem  fo  mefentli^e  ®emüt^dru]^e  unb  Unabhängig« 
feit,  me^r  fiörenb  unb  nad^t^eilig,  ab  förberKd^  ein.  Siel  mefentlic^er 
für  bad  Sebendglütf  iß,  m^  man  in  unb  für  fid|  felbft  ifi,  att 
!Z)ad,  mad  man  blod  in  ben  Sugen  Snberer  iß.  3utn  (Erßeren  ge*' 
gebärt  bie  ganje  Sfudfüllung  ber  3'^^  nnferd  eigenen  S)afeind,  ber 
innere  @e^a{t  beffelben,  mithin  alle  bie  ®üter,  mel^e  bie  Subämonologie 
unter  ben  Titeln  „mad  (Einer  iß''  unb  „mad  (Einer  ^at"  betrad^tet. 
(@.  ©tücffäligteitdle^re.)  S)enn  ber  £)rt,  in  toelc^em  aOed 
2)iefed  feine  StBirlungdfp^äre  §at,  Iß  bad  eigene  Sekougtfein.  $in« 
gegen  iß  ber  Drt  beffen,  mad  mir  für  Snbere  ßnb,  bad  frembe 
Vewugtfein.  Z)ied  nun  iß  nur  Don  mittelbarem  SEßert^,  fofern  bad 
8etrogen  ber  Xnbern  gegen  und  baburc^  beßimmt  mirb.  3unäc^ß  nnb 
toirtlid^  lebt  bod^  deber  in  feiner  eigenen  ^aut,  ni^t  aber  in  ber 
SReinung  Snberer;  bemnac^  iß  unfer  realer  unb  f^erf0nli^er  S^fi^n^f 
toie  er  burc^  ®efunb(eit,  jEemperament,  Sä^igfeiten,  (Einlommen,  äßeib, 
fttnb,  Srennbe,  993o^nort  u.  f.  to.  beßimmt  mirb,  für  unfer  ®iü(f 
^unbert  mal  mid^tiger,  atd  mad  ed  Snbern  beliebt  an^  und  )u  machen« 
S)er  entgegengefe^te  Sa^n  mad^t  nngUidHid^.    Siel  }u  Diel  893ert^  auf 


96  fOttiaa^oXit    —    3Renf(^.  SRenfci^engefc^Ied^t 

bie  9}fetnung  Snberer  )u  legen  tfi  ein  allgemein  ^errf^enber  dntta^n, 
bem  entgegenjutoirten  tfl.  {%  1,  373—376.  —  «ergl.  aud^  (Sitcl* 
(eit  unb  S^te.) 

5)  SBie  man  \iif  gegen  bie  9Reinnngen  bet  SRenfii^en 
»erhalten  foll. 

9Ran  beflrette  feinet  SOtenfc^en  SOtetnung ;  fonbern  bebenf e,  bag  toenn 
man  aOe  Kbfurbttttten,  bie  er  glaubt,  i^m  au^reben  moQte,  man 
iD'^et^ufalem^  Sllter  erreichen  lönnte,  o^ne  bamit  fertig  }U  loerben. 
(?.  I,  493.) 

Mdanitolxt. 

1)  Unterf(^ieb   jmifd^en   2)?eIan^otie   unb   Serbrie§' 
lid^feit. 

Serbrieglid^feit  unb  SDteland^oIie  liegen  toeit  au^etnanber;  Don  ber 
Sufiigfeit  }ur  äRelan^otie  ifi  ber  993eg  Diel  nfl^er,  ate  Don  ber  Str» 
brieglic^Ieit  —  SRelan^oIie  jie^t  an,  SerbriegUc^reit  flögt  ab.  (¥• 
n,  625.) 

2)  SRelan^oIie  aU  (Sigenf^aft  bed  ©enied  nnb  M 
ebelen  ^^arafter.d. 

Ueber  bie  bem  @enie  betgegebene  2ReIand^oIie  fle§e  unter  @enie: 
Sort§ei(e  unb  9?a^t^etle  ber  ©entalität  für  ha9  geniale  dnbiDtbuitui. 

(Sinen  fe^r  ebelen  @§aralter  benfen  mir  und  immer  mit  einem  ge* 
loiffen  9[n{lri(^  fiiQer  Strauer,  bie  nid^td  to)eniger  ifl  ate  beßfinbige 
Serbriegli^Ieit  über  bie  tflgK^en  SBibern^ärtigfeiten;  fonbern  ein  au« 
ber  (Srienntnig  l^crDorgegangene^  Semugtfein  ber  9K(i^tigIett  aller  ©üter 
unb  bed  Seibend  alled  Seben^,  ni^t  bc^  eigenen  aDein.   (SB.  I,  468.) 

MdoKixt^  f.  aRufif. 

Mens,  im  ©egenfa^e  ju  Animus.    (@.  ®emüt^.) 

ittenfdi.  itttnfd)tnjgtfd|Ud)t. 

1)   Qu\ammtnffan%    bed   SRenfd^en    mit    ber   übrisen 
SRatur. 

&  barf  nid^t  angenommen  loerben,  ber  SOtenfc^  fei  Don*ben  übrigen 
SBefen  unb  SDingen  ber  92atur  fpedfifd^,  toto  genere  unb  Don  ©mnb 
üu9  Derf(^ieben,  Dielme^r  nur  bem  ©rabe  nad^.   (9B.  II,  192.) 

£)bgtei(^  im  SRenf^en,  aU  (^Iatonif(^er)  dbee,  ber  äBiOe  feine 
beutlic^fle  unb  Dollfommenfte  ObjectiDation  ftnbet;  fo  fonnte  benno(( 
biefe  allein  fein  äBefen  nic^t  nudbrüden.  S)ie  dbee  bed  aRmff^cn 
burfte,  um  in  ber  gehörigen  Sebeutung  ju  erfc^einen,  nic^t  aUein  unb 
abgeriffen  fi^  barflellen,  fonbern  mugte  begleitet  fein  Don  ber  @t]tfcn< 
folge  ahxoM9  burd|  oUe  ©efialtungen  ber  S:^iere,  burc^  ba9  ^flanjen« 
rei^,  bi^  }um  Unorganifc^en ;  fle  alle  erfl  erg2ln}ett  fid^  jur  DoDfifinb^en 
DbiectiDation  be9  äBiOen^;  ^e  n^erben  Don  ber  dbee  be«  SRenfc^en  fo 


aRenfd^,  a^enf^engefc^le^t  97 

toraudgefe^t,  »ie  bte  Stützen  bed  ^aumed  9(tttter,  Sefie,  Stamm 
unb  Sßurjel  Dorau9fe^en;  fle  Silben  eine  ^^ramibe,  beren  @))i^e  ber 
SWcnfd^  ip.  (ffi.  I,  182.)  3)iefe  innere,  öon  ber  abäqnaten  Ob- 
jectttttt  bed  SBiOend  ungertrennli^e  Stot^teenbigleit  ber  Stufenfolge 
feiner  (Srf (Meinungen  ftnben  toir  aber  andf  burd^  eine  äugere  92ot|* 
tneiibigleit  anögebrücft,  bur(^  biejenige  nämtid^,  Dermöge  »eld^er  ber 
9)?enf^  )u  feiner  (Sr^altnng  ber  2:^iere  bebarf,  biefe  flufenmeife  eine^ 
bed  anbern,  bann  ouc^  ber  ^flanjen,  intlift  micber  bed  93oben9  be* 
bUrfen,  bed  S9iafferd>  ber  (^emifc^en  SUmente,  bed  Planeten,  ber 
©onne  u.  f.  f.   (SB.  I,  183.) 

3)er  2Renf(^,  aU  bie  DoÜfomnienfle  Objectii^ation  ht€  SBiüend  }um 
Seben,  ifl  bemgemäg  auc^  ha9  bebUrftigße  unter  oHen  SBefen.  (SB. 
l,  368.) 

2)  dbenititttt  ht9  SSiefentHc^en  in  Z^ier  unb  9Renf(^. 

Sluf  bie  (Srienntnig  ber  dbentität  ht9  2Befentti(^en  in  ber  6rf(^ei- 
nung  bed  Xf^itt^  unb  bed  ÜRenf^en  leitet  nic^td  entfd^iebener  ^in,  aM 
bte  SSefc^ttftigung  mit  S^otoS^^  ^"^^  Xnatomie.  2Ran  mug  »a^rli^^ 
an  allen  ©innen  blinb  fein,  um  nic^t  ju  erfennen,  bog  bad  Sßefent« 
Itc^e  nnb  ^auptfUc^Iic^e  im  2:^iere  unb  im  SKenfc^en  bad  @elbe  iß, 
nnb  bag  toa^  Seibe  unterfc^eibet  uic^t  im  primären,  im  principe,  im 
innem  Sßefen  unb  im  ßcrn  beiber  Srf Meinungen  liegt,  aU  totliitx  in 
ber  einen  toit  in  ber  anbem  ber  äBille  iß,  fonbcm  allein  im  ©ecun« 
bdren,  im  duteOect,  im  ®rabe  ber  (Srienntnigfraft.  3)ed  ©leic^artigen 
}iDif(^en  2:^ier  unb  äRenfc^,  fomo^I  pf^ifc^  M  fomatifd^,  ifl  o^ne  aOen 
Sergteid^  me^r,  al9  bed  Unterfc^eibenben.  (@.  240  fg.) 

find)  in  et(|ifd^er  ^infi^t  finbet  n)efentli(^e  ©lei^artigleit  »eiber 
®tatt.  S)ie  iD?a^me  ber  Ungerec^tigteit,  bad  $errf4en  ber  ®emalt 
ftatt  M  Vttäjt9,  iß  bad  »irlüc^  unb  factif^  in  ber  Statur  ^errfd^enbe 
@cfe^,  nid^t  etwa  nur  in  ber  S^iermett,  fonbem  au(^  in  ber  SRen- 
fc^enteelt.  ©einen  na^t^eiligen  folgen  ^at  man  bei  ben  cioilißrten 
Söllern  burcj^  bie  Staatdeinric^tung  Dorjubeugen  gefud^t;  fobalb  aber 
biefe,  too  unb  ttie  t9  fei,  aufgehoben  ober  elubirt  wirb,  tritt  iened 
9?atHrgefe^  gleic^  lieber  ein.  ^o^tott^renb  aber  ^errfc^t  e^  {»ifc^en 
Soir  unb  Soll;  ber  }n)ifd^en  biefen  übliche  ©erec^tigleit^'dargon  iß 
belannt(i(^  ein  btoger  ftan)(eißi(  ber  3)i))IomatiI;  bie  ro^e  ©emalt  ent« 
f Reibet.  (6.  159.)  9uf  ber  dbentitttt  bcd  SBiOend  in  ber  X^ier-  unb 
9){enf(^en»e(t  beruht  ber  ftrieg.  (®.  Jtrieg.)  3)er  9Renf^  iß  im 
©raube  ein  »ilbed,  entfe^Iid^ed  Z^ier.  SSiir  fennen  t9  blod  im  3u' 
ßanbe  ber  Sttnbigung  unb  S^^^unSf  melc^er  Sioilifation  ^eigt;  ba^r 
erfi^reden  und  bie  gelegentlid^en  Sludbrü^e  feiner  9Iatur.  9ber  »o 
unb  mann  ein  ÜRal  ®<^Iog  unb  StiU  ber  gefeilteren  Orbnung  ab* 
faOen  unb  Xnarc^ie  eintritt,  ba  jeigt  ßd^  mad  er  iß.  —  Sßer  in» 
amifc^en  auc^  o^ne  folc^e  ©elegen^eit  ß(^  bartiber  aufllfiren  möchte, 
ber  lann  bie  Ueberjeugung,  bag  ber  SRenfc^  an  ©raufamleit  unb  Un* 
erbtttli^Ieit  feinem  Xiger  unb  leiner  ^^äne   nac^ße^t,  au9  ^unbert 


100  äJlenfd^.  aRenfc!^engefd^(e(!^t 

bürfniffen.  (SB.  II,  316.  9t..6l.  —  «ergl.  ou(^  unlet  antcllect: 
3»e(I  bed  dnteQectd.)  3)uvc^  btefe  Sr^ö^ung  ifi  aber  ntd^t  nur  bte 
Xuffaffung  ber  SRottoe;  bte  aRannigfaUtgleit  berfelben  unb  überbau))! 
ber  $ort}ont  ber  3^^^^  itneubtid^  Derme^rt,  foiibem  and)  bte  3>eut* 
lic^fett,  tnit  tüAi^tt  ber  SBille  ft^  feiner  felbfl  beiDußt  koirb,  anfö 
l^öd^ße  gefletgert.  3)Qbur(^  aber,  tote  au^  burc^  bie  ald  S^räger  eine« 
fo  er^ö^ten  dntcHectd  not^ioenbig  Dordudgefe^te  Se^cmenj  bed  SBtHend, 
iß  eine  (Sr^^ung  aDer  SSlffecte  eingetreten,  \a  bie  9Rög(id^!eit  ber 
8eibenf^aft,  »elc^e  bad  Silier  eigcntUd^  nic^t  fennt  (äS$.  U,  317.) 
S)er  äßenfd^  ift  oiet  größerer  Setben  fä^ig,  atd  bad  £§ier,  aber  aud^ 
größerer  S^eubigleit,  in  ben  bef riebigten  unb  froren  Slffecten.  6bcn  fo 
nia<|t  ber  er^öl^te  dntellect  i^m  bie  &angcn)ei(e  fühlbarer,  a(d  bem 
S^ier,  tuirb  aber  aud^,  iveun  er  inbiDibueQ  fe^r  boOfommen  ifl,  gu 
einer  unerft^öpfUc^en  OueDe  berturjwcil.   (925.  U,  318.) 

S)ie  burc^  bie  Vernunft  beim  äRenfc^en  eingetretene  3>eliberatton0^ 
ftt^igleit  ober  Sä^igfeit,  fid^  bur^  obfhacte  äKotiDe  beflintmen  yoL 
loffen,  gehört  gu  ben  S)ingen,  bie  fein  S)afein  fo  fe§r  Diel  quatooUer 
machen,  otf  bod  bed  S^^iered;  n)ie  betin  überhaupt  unfere  grögten 
©c^nterjen  nic^t  in  ber  ®ege)tn)art,  old  anfc^attttd^e  SorfleQungen  ober 
unmittelbare^  ®efü^I  liegen;  fonbem  in  ber  Vernunft,  aM  abffaracte 
^Begriffe,  quälenbe  ®ebanfen,  Don  benen  bad  allein  in  ber  ©egentoart 
unb  ba^et  in  betteiben^mert^er  ©orglofigTcit  lebeube  S^ier  DöOig  frei 
ifi.   (835.  I,  351  fg.) 

4)  S:rondfcenbente  (Sin^eit  bed  SOtenfc^ettgefc^Ied^td. 

Wlan  fann  ftd^  bad  SRenfc^etigef^ted^t  bitblid)  ald  ein  animal  com- 
positum DorfleKeu,  eine  Sebendform,  Don  totiijtx  Diele  ^ol^pen,  be« 
fonberd  bie  f c^iDimmenben ,  n)ie  Veretillum,  Funiculina  unb  anbere, 
Seifpiele  barbieten.  iEBie  bei  biefen  ber  ßopft^eil  iebed  einjelne  S:^ter 
ifoiirt,  ber  untere  X^eil  hingegen,  mit  bem  gemeinf(^oftIid^en  SRogen, 
fle  alle  jur  (Einheit  eined  Sebcndproceffcd  Derbinbct;  fo  ifolirt  bad  ®e« 
l^tm  mit  feinem  9en)ugtfein  bie  menfd)tic^en  dnbioibuen;  hingegen  ber 
unbemußte  S^eil,  ba«  Degetatioe  Seben,  mit  feinem  ©anglienf^fiem,  ifi 
ein  gemeinf amed  ithzn  SlOer,  mittelfi  beffen  [xt  fogar  audna^mömeife 
communidren  Mnnen,  lote  ber  animatifd^e  äKagnetidmud  unb  bie  SKagte 
beweijl.   (835.  11,  371  fg.) 

5)  !Z)er   SDienfc^   aU   SSJenbepunft   bed   äBitlend   jum 
Seben  unb  aU  Sribfer  ber  92atur. 

3)a  im  SD?enf<^en  ber  SßiHe  gur  93efinnung  unb  folglich  auf 
ben  $unft  fommt,  n)o  er  beim  Sichte  beutlic^er  (Srfenntuig  f[(|  jur 
Seja^ung  ober  Verneinung  bed  äSJiUcnd  }um  Seben  entfd^eibet;  fo 
^oben  iDir  leinen  ©riinb  onjune^men,  ba§  z9  irgenbmo  noc^  }u  ^0^ 
gefictgerten  DbiecttDotionen  be«  935iIIeiid  fomme,  ba  er  ^ier  fd^on  an 
feiitem  fflenbepunfte  angefommen  ifi.  (S35.  11,  664.  698  fg.  ?.  II, 
164.) 


@.  48.  97  fj.  110.  ?.  n,  617  fg.  $.  849.  —  «ergt.  aud^ 
Sefonnenl^ett.) 

2)ctt  SOtenfc^en  oudgeiiommen,  tounbert  flc^  fein  SSiefen  über  fein 
eigene«  S)afein;  fonbern  i^nen  Slllen  ücrfh^t  baffetbe  ftd^  fo  fe^r  Don 
felbfl,  bag  fie  cd  nic^t  bemcrien.  Xu«  ber  Stuj^e  bed  Sücfd  ber 
X§iere  fprt^t  noc^  bte  äBeid^eit  ber  92atur;  n)etl  in  i^nen  ber  SßiQe 
ititb  ber  dntcKcct  nod^  nic^t  m\t  genug  audeinonbergetreten  pnb,  um 
bei  i§rem  SBieberbegegnen  flc^  über  einanber  t^enounbern  ju  Fönnen. 
@rfl  beim  Eintritt  ber  Semunft,  a(fo  im  SRenfc^en,  gelangt  bo« 
innere  SBefen  ber  Statur  (ber  SBiQe  jum  lieben)  gur  SSefmnung;  bann 
munbert  ed  fic^  über  feine  eigenen  SBerfe  unb  fragt  fü^,  toa9  ed  felbft 
fei.  9ßit  biefer  Sefinnung  unb  Senounbemng  entfielt  ba^er  bad  bem 
SDtenfd^en  allein  eigene  9ebürfni§  einer  SOtetap^^fif.  S)er  SRenfc^ 
ifl  fonac^  ein  animal  metaphysicam.    (3B.  II,  175  ff.  653.) 

Srfl  beim  9Renf(^en  anc^  tritt  jene  )>oniommene  @onberung  be«  du« 
teDectd  t>om  SBiOen,  bed  Srfenncnd  t)om  äBoQen,  ein,  auf  ttetc^er  bie 
£)biectit)itttt,  fotglic^  bie  äß^etifd^e  «uffaffung  unb  3)arpeaung 
ber  2)inge,  bie  ftunfl,  beruht.  (@.  unter  Anteile  et:  bie  @tufen  bed 
dnteDectd.)  S)ie  S)ienflbarleit  ber  Srfenntnig  unter  bem  äßillen,  bie 
bei  ben  Silieren  eine  nnauf^eblic^e  tft,  n)irb  beim  SRenfc^en  (in  ber 
ffnnfl)  aufgehoben.  2)iefer  Unterfc^ieb  itoifd^en  2Renfd§  unb  2:^ier  ift 
äugerlic^  audgebrüdft  burc^  bie  Serfc^ieben^eit  M  Ser^ältAijfe«  M 
»opfe«  jum  Stumpf.   (335.  I,  209.  —  8ergl.  Äopf.) 

Snblic^  au(^  tritt  ti^  beim  SRenf^en  bie  fonfl  nur  bem  SDing  an 
{i(^  }uIommenbe  ^rei^eit  in  bie  (Srfc^einung  ein.  (®.  unter  grei« 
^eit:  (Eintritt  ber  gtei^eit  in  bie  (Srf Meinung  beim  SDtenfci^en.) 

3)ie  äRenfd^enfpecied  unterfc^eibet  fld^  Don  allen  anbem  burc^  ha9 
bebeutenbe  hervortreten  bed  dnbioibuald^aralterd  in  i^r.  (@.  unter 
dnbit)ibuation,  dnbit>ibualitftt:  3)ie  dnbioibuafitttt  auf  ben  oer» 
f ^(ebenen  ©tufen  ber  92atur.)  SBa^rfd^eintic^  ^ängt  e«  mit  biefem 
Unterfd^iebe  ber  90?enfd^engattung  }ufammen,  bog  bie  Surd^en  unb 
SSinbungen  bed  ©e^imd,  meiere  bei  ben  Sögein  noc^  ganj  fehlen  unb 
bei  ben  ißaget^ieren  nod^  fe^r  fc^teac^  finb,  fetbfl  bei  ben  obent  Z^ie« 
ten  toeit  f^mmetrifd^er  an  beiben  ©eiten  unb  confianter  bei  iebem  du« 
btDibnum  bie  felben  flnb,  aU  beim  Sßenfc^en.  Semer  ift  t9  q19  ein 
$^änomen  jene«  ben  3Rcnf(^en  oon  allen  2:^ieren  unterfc^eibenben 
eigentlichen  dnbioibuatc^aralterd  anjnfe^en,  bog  bei  ben  2:^ieren  ber 
@ef(^te4tdtrieb  feine  SBefrtebigung  o^ne  mevKid^e  Vudwa^I  fuc^t,  n^ö^» 
renb  biefe  Sudma^I  beim  aRenfd^en  b\9  )ur  getoaltigen  8eibenfd)aft 
lleigt.  (S.  I,  156.  —  Sergl.  auc^  ©efc^Ied^t^trieb  unb  ®e« 
fc^Ied^tdliebe.) 

Sine  too^t  nod^  nid^t  bemerße  p^flfd^e  Serf(^ieben^eit  M  9Renfc!^cn 
bom  2:§iere  ifi,  bag  ha9  893eige  ber  Sclerotica  befiftnbig  fld^tbar  bleibt. 
(?}.  II,  171,  «nmerl.) 

3)ie  (Sr^b^nng  M  menfd^fid^en  dnteOect«  über  ben  t^ierifd^en  fie^t 
im  Ser^ttltnig  ju  ben  in  ber  menf^Iic^en  ®attung  gepeigerten  9e« 

7* 


100  iXßenfd^.  iWenf^engefd^Ie^t 

bürfniffcn.  (SB.  H,  316.  9i..6i:—  «crgl.  Qud^  unter  OntcUcct: 
^mä  bed  dnteQectd.)  3)ur(^  btefe  Sr^ö^ung  if)  aber  nt^t  nur  bte 
Xuffofyung  ber  SRotioe;  bie  9)?anmgfalttgfeit  berfelben  unb  über^Qu))t 
ber  $ori}ont  ber  ^mdt  unenbüd^  Dermc^rt,  fonbern  andf  bie  2)eitt* 
lic^Tett,  tttit  loeld^er  ber  SBiOe  Tt^  feiner  fetbfl  beiDugt  kotrb,  anfd 
l^öd^fie  geweigert.  !3)aburd^  aber,  toie  au^  burc^  bte  a\9  S^räger  eine« 
fo  er^ö^ten  ^teHectd  not^koenbig  Doraudgefe^te  ^tf^tmtni  ^^^  SBiüend, 
iß  eine  Sr^^ung  aDer  Effecte  eingetreten,  \a  bie  SRögßd^feit  be( 
Seibenf^aft,  loel^e  bad  Silier  eigehtlid^  nic^t  fennt.  (SB.  II,  317.) 
3>er  SOtenfd^  ift  oiet  größerer  Seiben  fä^tg,  atd  bad  £§ter,  aber  au^ 
größerer  greubigfeit,  in  bcn  bcfriebigten  unb  froren  Effecten.  @6cn  fo 
mai^t  ber  er^öl^te  dnteUect  i^m  bie  Sangcmeite  fühlbarer,  ai9  bem 
St^ier,  loirb  aber  and),  loenn  er  inbibibueQ  fe^r  DoOfommen  ifi,  in 
einer  unerfd^öpftit^en^ntteöe  berÄurjweiL   (SB.  II,  318.) 

S)ie  burc^  bieSernnnft  beim  SDtenfc^en  eingetretene  3>eltberation0^ 
ftt^igteit  ober  Sä^igfeit,  {i(^  burd^  abfhacte  äKotiDe  beßimmen  jn 
laffen,  gel^ört  gu  ben  S)tngen,  bie  fein  S)ofein  fo  fe§r  Diel  quateoOcr 
mad^en,  al9.  bad  bed  S^^iered;  tt)ie  benn  überhaupt  unfere  größten 
©c^nterjen  nic^t  in  ber  ®egenn)art,  ald  anfc^autid^e  SorfleDungen  ober 
unmittelbare^  ®efü^t  liegen;  fonbern  in  ber  Semunft,  al€  abfkacte 
Segriffe,  qu&Ienbe  ©ebanfen,  t)on  benen  bad  aOein  in  ber  ©egentoart 
unb  ba^et  in  beneibendmert^er  ©orglofigTcit  lebenbe  S^ier  DöOig  frei 
ifi.   (SB.  I,  351  fg.) 

4)  Siran^fcenbente  (Sinl^eit  bed  9)?enf(^engef(I^Ied^td. 

Wan  fonn  fld^  bad  3Renfd^engef^Ied^t  bilb(id)  al9  ein  aniinal  com- 
positum i)otfleIIen,  eine  Lebensform,  t)on  metc^er  mele  ^ot^pen,  be« 
fonberd  bie  f c^ioimmenben ,  tvie  Veretillum,  Funiculiiia  unb  anbere, 
Seifpiete  barbieten.  iEBie  bei  biefen  ber  ftopft^eil  {ebeS  eingelue  S^tet 
ifolirt,  ber  untere  X^eit  hingegen,  mit  bem  gemeinfc^aftlic^cn  äRagen, 
fie  alle  jur  (Einheit  eined  SebcndproceffcS  üerbinbct;  fo  ifoßrt  bad  ®e« 
^im  mit  feinem  Semugtfein  bie  menfc^ti^en  dnbiuibuen;  hingegen  ber 
unbettjußte  2:^etl,  baS  DegetattDe  Seben,  mit  feinem  ©anglienf^fiem,  ifi 
ein  gemeinf amed  geben  Silier,  mittelfi  beffen  fte  fogar  oudna^mdioeife 
communiciren  lönnen,  toie  ber  animalifd^e  SOtagnetiSmud  unb  bie  äffagie 
betoeifl.   (2B.  ü,  371  fg.) 

5)  !Z)er   SDienfd^   aU   SBenbepuntt   beS   SBitlenS  jum 
Seben  unb  al9  Srlöfer  ber  92atur. 

3)a  im  SD?enf<^en  ber  SBiDe  jur  93efinnung  unb  folgtii^  anf 
ben  $unft  tomnit,  mo  er  beim  Sichte  beutlic^er  (Srlenntuiß  ft^  inx 
Seja^ung  ober  Semeinung  bed  SBiUcnS  jum  Seben  entfd^eibet;  fo 
^aben  mir  feinen  ©rimb  anjune^men,  bag  ed  irgenbmo  noc^  gn  ^5§er 
geficigerten  Dbjectit)ationen  bed  SBiOend  Tomme,  ba  er  ^ier  fc^on  an 
feinem  fflcnbepunfte  angefommen  ift.  (SB.  II,  654.  698  fg.  ?.  ^ 
164.) 


9Renf(^.  iD^enfd^engef^Ied^t  101 

SSürbe  bte  adfettfd^e  Semetnttng  bcd  SBidend  )um  Seben  hnxdf  frei« 
mtDige  Jleufc^^eit  eine  aD^entetne  im  äRenfc^engefd^Iec^t,  fo  fiUrbe 
biefed  arx9,  unb  ba  alle  äBiQenderjc^einungen  tu  ber  9^Qtut  {ufantmen« 
^ttitgen,  fo  lügt  fid)  annehmen,  bol  mit  ber  ^ö^fien  SBiKenderfc^ei« 
nung  anij  ber  fd^tDäd^ere  SBtberfc^ein  bejfetben,  bie  S^dier^eit  iDCgfaOen 
tuürbe.  3Jlit  gSnjlic^er  Suf^ebung  ber  Srfenntnig  fc^tvSnbe  bann  andf 
Don  fc(bft  bie  übrige  993e(t  in  ^üji^,  ba  o^ne  ©ubject  fein  Dbject. 
SDie  übrige  Statur  ^at  alfo  i^re  Srtöfung  t)om  äßcnfc^en  ju  ermorten, 
ttjc((^er  ^riefler  unb  Opfer  a«9lei(^  ijl.   (SB.  I,  449  ff!) 

3mar  lünbigt  me^r  ate  SlOed  bie  3Renfc^entt)e{t,  atd  in  iDetd^er 
tnoralifc^  ©d^ec^tigfeit  unb  9?iebertrttc^tig!eit,  inteüectueD  Unfä^tgfcit 
unb  IDumm^eit  in  erfd^recfenbem  äRaoge  uor^enfd^en,  bod  @anfaro 
an.  3)enno(^  treten  in  i^r,  n)ie»o^(  fe^r  fj^orabifc^,  aber  bo(^  ßetd 
unb  Don  9}euem  überrafc^enb,  (Srfc^einungen  ber  9tebli(^leit,  ber  ®ÜU, 
|a  bed  (Sbelmut^ed,  unb  eben  fo  auc^  bed  großen  Serftanbed,  M  ben* 
Fenben  ©eifle^,  fa  beö  ®enied  auf.  92ie  ge^en  biefe  gan}  au8.  9Btr 
muffen  fie  ate  ein  Unterpfanb  nehmen,  bag  ein  guted  unb  ertSfenbed 
^rincip  in  biefem  @anfara  fledt,  n)el(^ed  jum  3)ur(^bru(^  lommen 
unb  ha9  ®an}e  erfüHen  unb  befreien  !ann.   ($.  II,  233  fg.) 

6)  3)ie  (Sntfle^ung  bed  SRenfc^engefd^Ied^td,  feine  ur« 
fprünglid^e  f^arbe  unb  9?a^rung. 

2)ad  ÜJJenfci^engefc^tec^t  ifl  ^öc^ft  »a^rfc^einlid^  nur  au  bret  @teDett 
entf!anben;  meil  mir  nur  brei  beftimmt  gefonberte  S^^pen,  bie  äiif  wc^ 
fprüngUc^e  9lacen  beuten,  ^aben:  ben  lautafifc^en,  ben  mongolifc^en 
unb  ben  ttt^iopifc^en  X^pud.  Unb  jmar  '^at  biefe  Sntfle^ung  nur  in 
ber  alten  Sßelt  ©tatt  finben  tonnen,  i^enn  in  Slufhatien  ^at  bie 
Statur  t9  ju  gar  feinen  Sffen,  in-  Smerifa  aber  nur  }n  lang« 
gef^mttngten  2Reerfo$en,  mijt  aber  jn  ben  tur}gefid§mttn}ten,  gefc^meige 
}u  ben  oberften,  ben  ungefd)män)ten  Xffengefd^te^tern  bringen  fttnnen, 
meli^e  bie  te^te  @tufe  oor  bem  3Renf(^en  einnehmen.  (SergL  9(ffe.) 
ferner  ^at  bie  Sntjie^ung  bed  SOtenfd^en  nur  jmifc^en  ben  SEBenbe« 
Ireifen  eintreten  fönnen;  meil  in  ben  anbern  3onen  ber  neu  entftanbene 
ilRenfc^  im  erfien  3Binter  nmgefommen  mftre.  dn  ben  ^igen  B^nen 
nun  aber  ifl  ber  9Renf(^  ^^i^an,  ober  menigflend  bunfelbraun.  3)ie« 
a(fo  ifi,  o^ne  Unterfd^ieb  ber  9tace,  bie  ma^re,  natürliche  unb  eigen« 
t^ümfid^e  Sarbe  M  SRenfc^engefd^tec^td  unb  nie  §at  t9  eine  Don 
9Iatur  meige  Kace  gegeben.  (Erfl  na^bem  ber  9Renf(^  auger^alb  ber 
i^m  onein  natürli^en,  jmifd^en  ben  SSJenbefreifen  gelegenen  ^eimat^ 
lange  3eit  ^inburd^  flc^  fortgepflanjt  ^at,  unb  in  golge  biefer  «er- 
me^rung  fein  ©efci^Iec^t  flc^  in  bie  tttttern  3onen  Derbreitet,  mirb  er 
^a  unb  enblic^  meig.   OP.  U,  167—170.    ffi.  H,  625.) 

Sie  bie  buntte  t^arbe,  fo  auc^  ifl  bem  SDfenfc^en  bie  Degetobilifc^e 
gta^rung  bie  natürliche,  «ber  mie  iener,  fo  bleibt  er  andf  biefer  nur 
im  troj>if(^en  »lima  getreu,  «tt  er  fl^  in  bie  fältern  Bonen  Der- 
breitete,  mugte  er  bem  i^m  unnatürlichen  jttima  burd^  eine  i^m  un« 


102  3Renf4.  aRenfc^etigcf^Iecftt 

natürlt^e  92a^ng  entgegenkotrlen.  2)er  9Renfc^  tfi  olfo  guglet^  loetg 
itnb  camtoor  geworben.  (Sben  baburc^  aber,  »te  auc^  bnrc^  bte  ßär^ 
lere  SeKeibung  f^ai  er  eine  gemiffe  unreine  itnb  elet^afte  9ef(^affen(^t 
angenommen.   ($.  n,  170  fg.) 

7)  Sltmälige  2)egrabotion  bed  iD^enfc^engefc^Ied^td. 

&  fc^eint,  bag  3)ie,  »elc^e  ber  Sntfie^ung  be«  SRenfc^engefi^Iec^tö 
nnb  bem  ttrqueO  ber  organifd^en  9?atur  bebeutenb  ntt§er  ftanben,  ald 
mir,  rndf  nol^  t^eite  größere  (Energie  ber  intnitt)>en  (Srlenntniglrttfte, 
t^M  eine  richtigere  @timmnng  M  @eifle^  Ratten,  moburc^  {ie  einer 
reinem,  unmittelbaren  Suffaffnng  M  SSefend  ber  Stojtur  fa^ig  unb 
baburi^  im  @tanbe  maren,  bem  metap^^ftfc^en  Sebürfnig  ouf  eine 
mftrbigere  SEBeife  )u  genügen;  fo  ent(lanben  in  ben  UrDätent  ber  93ra^ 
manen,  ben  9tif(^id,  bie  faft  übermenfc^Iic^en  Sonce))tionen,  meiere 
fpäter  in  ben  U)>anif traben  ber  Seben  niebergelcgt  mürben.  (9B. 
U,  178.) 

3)ie  aDmftlige  S)egrabation  ber  (Sprayen  ifl  ein  bebenllic^e^  argu« 
meut  gegen  bie  beliebten  2:§eorien  unferer  £)))timiflen  t)om  ,,flätigett 
Sortfc^ritt  ber  9Kenf(^l^eit  }um  SSeffem",  moju  fte  bie  beplorable  @t* 
f^ic^te  bed  bi^ebifc^en  ©efd^Iec^td  oerbre^en  möchten;  überbied  ober  ifl 
fie  ein  fc^mer  }u  Kfenbed  Problem.  SBir  fönnen  bod^  nic^t  um^in, 
bod  erfle  aud  bem  ©c^ooge  ber  Statur  irgenbmie  ^emorgegangene 
SRenfc^engefd^Ied^t  und  im  B^ßanbe  gänjlic^er  unb  (inbifc^er  Untunbe 
unb  folgli^  ro^  unb  unbeholfen  ju  beuten;  mie  foD  nvai  ein  folc^ed 
®ef(I^Ied|t  biefe  ^öc^fl  lunftüoDen  ©prad^gebfiube  erbatet  ^aben?  — 
S>a9  $Iauflbdfle  fc^eint  bie  Sbtna^me,  ba§  ber  iDtenfc^  bie  ®pra<^e 
inßinctit)  erfunben  ^at,  inbem  urfprUnglic^  in  i^m  ein  dnßinct 
liege,  )>ermöge  beffen  er  bad  }um  ©ebrau^  feiner  Sernunft  unent« 
be^rtif^e  9BerI)eug  unb  JDrgan  berfelben  ol^ne  Stefle^on  unb  bemngte 
9(bfl(^t  hervorbringt,  meld^er  dnflinct  fic^  nac^^er,  menn  bie  Spraye 
einmal  ba  ift  unb  er  nic^t  mel^r  jur  Xnmenbung  lommt,  iiertiert. 
Sßie  nun  alle  SBerle  bed  dnftinctd  eine  i^nen  eigent^Umlic^e,  bemun« 
berungtoürbige  SoIIIommen^eit  ^aben,  —  eben  fo  ifl  ed  mit  ber 
erfhn  nnb  utfprttngti^en  Sprache;  fie  ^atte  bie  ^o§e  SoQIommen^t 
aller  äBerle  bed  dnflinctd.   {f.  n,  599  fg.) 

£)b  mo^I  gar  bie  SRenf^^eit  in  bem  SRaage,  ate  fie  an  Du  an  ti tat 
)unimmt,  an  Ouatität  i^erliert?  toie  (nac^  @d^nurrer9  ©efd^ic^te  ber 
@eu<^en),  aU  nac^  bem  fc^toarjen  %oi  im  14.  da^r^unbert  eine  fo 
ungeiii0^nli(^e  Sru^tbarleit  ber  SBeiber  eintrat,  ba|  3>»iO<n0^8^^urten 
alltttgti^  tourben,  biefen  fttmmtlic^en  Zubern  jmei  3^^"^  fehlten, 
aßenu  man  ©riechen  unb  9tömer  mit  bem  ie^igen  ©efc^Iec^t  Der^ 
gleicht,  bie  Urjeit  benit,  in  ber  bie  Sebad  t)erfagt  mürben,  unb  bie 
Srbfirmßc^Ieit  M  gegenmftrtigen  ©efc^Iec^td  betrad^tet,  bad  fid^  mie 
Unfraut  vermehrt,  au(^  ertoSgt,  bag  unter  einer  grbgem  ^oHjH  nod^ 
me^r  groge  üRttnner  aritl^metifc^  mögli^  finh  unb  leine  lommen;  — 
fo  lann  man  auf  eine  folc^e  ^^pot^efe  fommen.   ($•  387  fg.) 


a»enf(^en!emttntg  103 

iRtnfdltnkenntnifi. 

1)  ©runbtage  unb  ^ropäbeutil  ju  aller  SRenfc^en« 
lenntnig. 

2)te  ©rnnbtage  unb  bie  ^ropäbeuttf  ju  aller  9Renf(^enfenntnig  tft 
bie  Ue6er}eugung,  bag  bad  $anbe(n  bcd  3Rcnf(^en,  im  ®anjen  unb 
SBefenttii^en ,  ni(^t  Don  fetner  Semunft  unb  bereu  Sorftt^eu  geleitet 
toirb ;  ba^er  jtetnet  !^iefed  ober  dened  baburc^  toirb,  bag  er  e9,  menn 
auif  nod^  fo  gern,  fein  müd^te;  fonbern  aud  feinem  angeborenen  unb 
unt^eränberlic^en  S^arafter  ge^t  fein  2;^un  ^ert^or,  toirb  nH^  unb  im 
Sefonbern  beflimmt  burd^  bie  Woiit>t,  ift  folglich  bad  not§menbige 
^robuct  biefer  beiben  gactoren.    ($.  U,  247.) 

2)  Srfennbarteit    bed    S^aralterd    au9   Sinjel}ttgen. 
(®.  S^oralter.) 

3)  SBorauf  ber  drrt^um  bei  93eurt§eilung  frember 
S^araltere  beruht 

debe  menfc^U^e  SoOfommen^eit  ifl  einem  gelter  Dertoanbt,  in  mU 
c^en  überjuge^en  fie  bro^t;  jeboc^  auc^  umgefe^rt,  jeber  gelter  einer 
SoQfommen^eit.  jDa^er  beruht  ber  Orrt^um,  in  n)e{d^en  tt)ir  ^in» 
fic^tlic^  eined  iDtenfc^en  gerat^en,  oft  barauf,  baß  »ir,  im  Anfang  ber 
SBetonntfd^aft,  feine  %ttjHtx  mit  ben  i^nen  Derioanbten  SoQfommen^eiten 
lierwed^feln,  ober  auc^  umgetel^rt.  3)a  fc^eint  und  bann  ber  Sorflc^* 
tige  feige,  ber  Sparfame  geizig;  ober  auc^  ber  Serfc^menber  tiberat, 
ber  ®robiau  gerabe  unb  aufrichtig,  ber  X)ummbreifie  ate  mit  eblem 
©elbfloertrauen  auftretenb,  u.  bg(.  m.    {%  II,  224.) 

(lieber  anbere  Dueüen  M  drrt^umd  bei  Setnrt^eitung  frember 
C^arattere  f.  unter  dnbiDibuation,  dnbioibualität:  ^f^d^o« 
logifc^c  Semerfung  über  bie.Urfad^en  irriger  Seurt^eitung  frember 
dnbioibuen.) 

4)  Sinflug  be«  Stubiumd  ber  S)i(^ter  auf  bie  SRen» 
fd^entenntni§.    ' 

üDurd^  bad  @tubium  ber  !Z)id^tcr  gen)inncn  )uir  an  SRenfc^en« 
fenntntß  fttr  bad  loirTlid^e  Seben,  ober  richtiger,  toir  »erben  baburc^ 
fähiger  )ur  (Srioerbung  Don  SOtenf^enlenntniß  im  toirfUc^en  ?eben; 
benn  e^  ift  nic^t  fo,  bag  toir  auf  ^erfonen  {liegen,  bie  bad  Originol 
und  bclaunter  poetifc^er  S^araftere  tottren  unb  bcren  Zf^un  mir  bo« 
burc^  beurt^eileu  tonnten,  fonbern  nur  fo,  bog  mir  burc^  bad  ©tubium 
poettfc^er  (E^araftere  ftt§iger  merben,  bie  und  t)orIommenbcn  dnbiDt* 
buatitäten  fc^ueQ  unb  fi(^er  aufjufaffen  unb  bad  S^aralteriflifc^e  in 
t^rem  Setragen  Dom  B^f^l^iS^n  }u  unterfc^eiben.  Unfer  Stid  fttr  bie 
9uffaf(ung  bed  S^arafterifiifd^en  ber  SReufc^en  mirb  baburc^  eben  fo 
gefd^ftrft,  mie  burd^  ^tiiftitn  ber  Stid  fttr  bie  Suff  äff  ung  ber  räum« 
liefen  Scr^ättniffe  gefc^ärft  mirb.   ($).  368.) 


104  3)>{enf4en(eben    —    äRenfd^enltebe 

iKtnf4)tnUbtn. 

1)  !Z)ret  SBetfen  bed  S^enfc^enleben«. 

SDton  lann  brei  (Extreme  bed  9Renfc^en(eben9  t^eorettfc^  annehmen 
unb  fte  atö  Elemente  be^  totrfttc^en  Sröenfd^enleben^  betrauten.  Srfl* 
tic!^,  bod  ge»Qttt9e  SBoUen,  bte  grogen  Sctbenfd^aften  (9tabf(^a'®uno). 
Sd  tritt  ^erüor  in  ben  grogen  ^tflorifc^en  S^arattereii;  ed  tfl  gefc^tl* 
bert  im  Spo^  unb  3)rQmQ;  t9  lann  ftd^  aber  auc^  in  ber  Ileinen 
(Sphäre  jeigen.  ©obann  jmeitend  bad  reine  Srfennen,  bo9  9uff äffen 
ber  3been,  bebtngt  burc^  Befreiung  ber  @rlenntnig  Dom  2)ienfie  hti 
SBiOend:  ba^  Seben  bed  @entud  (©attna-iSuna).  (Snbttd^  brittemS, 
bte  grögte  Set^argie  bed  SBiSend  unb  bamit  ber  an  i^n  gebunbcnen 
QrTenntnig,  Ieere9  ®e§nen,  (ebenerftarrenbe  Sangetoeile  (Stama«®unQ). 
(9ß.  I,  379.)  2:ama-®una,  (Stumpfheit,  3)umm^ett,  entfpri^t  ber 
8leprobuction8fraft;  —  8iobfd^a»®una,  Seibenfc^aftüc^feit,  ber  3rri* 
tabilität;  —  ®aixoa»®ma,  Sßei^^eit  unb  Slugenb,  ber  @enftbtlit&t. 
(5R.  32.) 

2)  S^aratter  unb   Seflimmung    ht9    ÜRenf^enlebend. 
(®.  Seben  unb  ^eildorbttung.) 

Attnf4)tnlitbt. 

1)  3)ie  üRenfc^enliebe  aU  Itarbinaltu^enb.    (®.  ftar« 
binattugenben.)  ■'^f.x, 

2)  Ser^mtnig  ber  äRenfd^enliebe  ju  ber  ©erec^tigleit. 
(©.  ©eret^tigleit.) 

3)  Duelle  ber  SRenf^enliebe. 

3n  ber  unmittelbaren,  auf  feine  Argumentation  geßü^ten,  noc^  beren 
bebürfenben  St^eifna^me  liegt  ber  allein  lautere  Urfprung  ber  SDtenfc^en« 
liebe,  ber  Caritas,  aycocti,  alfo  berjenigen  S^ugenb,  beren  äRo^ime  iß: 
omnes,  quantnm  potes,  juva,  unb  aud  melc^cr  aOe^  2)ad  fliegt,  koa^ 
bie  (St^if  unter  bem  92amen  Siugenbpflic^ten,  Siebe^pflic^ten,  unooO^ 
lommene  $fli<^ten  t)orf(^rei6t.  ÜDtefe  ganj  unmittelbare,  ]a,  infiinct« 
artige  St^eilna^me  am  fremben  Seiben,  olfo  ba«  äSitleib,  ifl  bie 
alleinige  Duelle  folc^er  $anblungen,  »enn  fie  moralifc^en  SBert^ 
^aben,  b.  1).  Don  allen  egoifHfd^en  3Rotioen  rein  fein  foDen.  (S.  227 
— 229.  —  Cergl.  au^  Siebe.)  3)iefe  unmittelbare  S^eilna^mc  feftt 
Doraud,  bag  idf  mi^  mit  bem  Xnbem  gemiffermagen  ibenttficirt  §obe, 
unb  foIgIi(^  bie  ©c^ranle  }mif(^en  Oc^  unb  !Rid^t*3(i^  für  ben  Kugen^ 
blid  aufgehoben  fei.  SDiefer  Sorgong  ifl  m^fieriöd.  (S.  229.)  9Ber 
Don  ber  Sugenb  ber  üRenfc^enliebe  befeelt  ifl,  §at  fein  eigene«  SEBefen 
in  |ebem  Vnbern  »iebererlonnt.  Sr  burc^fc^aut  bad  prmcipiom  in- 
dividuationis.  (SB.  II,  694.  —  Sergl.  au(^  unter  ®ut:  9ßefen  be« 
guten  SRenfc^en,  an  fi(^  felbfl  betrachtet,  unb  unter  dnbioibuation: 
bie  im  prindpio  individaationis  befangene  (Srienntnig  im  ®egenfa^ 
}u  ber  t9  burc^fc^auenben.) 


aWeßBor    —    TlttaUt  105 

4)  ©efc^ic^tti^e«. 

Die  luflcnb  ber  2Rcnf(i^cnIic6e  fc^lt  bei  «ripotclc«,  wie  bei  aUen 
atten.  (S.  251.)  !Z)te  ^^ilofop^en  bed  «ttert^umd  ^aben  }n)ar  bte 
©enc^tigleit  aU  ffarbtnattugenb  anerfaunt;  hingegen  f^abtn  fte  bte 
9D?enfd)cnIicbc  not^  nit^t  oI«  Siugenb  QufgefleHt.  ©ctbp  ber  in  ber 
SRoral  [lij  am  ^öc^flen  er^ebenbe  $(Qto  gelangt  boc^  nur  bid  jur 
fretn)tQigen,  nneigennii^igen  ©erec^tiglett  (Erfi  bod  ^^rifient^um  ^at 
bte  Sßenfc^enltebe  fQrmti^  ate  Xugenb,  mib  gmar  aU  bte  grögte  üon 
aDen,  aufgefleüt,  fogar  auc^  auf  bte  ^^etnbe  au^gcbe^nt.  hierin  be- 
fielt ha9  grögte  Sevbienfl  bcd  S^nfient^itm^,  mietoo^t  nur  ^infld^tti^ 
auf  Suropa;  ba  in  %\\m  fc^on  taufenb  da^re  früher  bie  unBegränjte 
Piebe  bc^  5Rä(^flen  geteert  unb  geübt  toorben.  —  ©puren  ber  an» 
erfennung  ber  äßenf^enltebe  laffen  ftd)  übrigen«  au^  bei  ben  Stten 
pnben.    ((g.  226.) 

iSeflibar. 

aWegbar  ifl  bie  3«t  nic^t  birect,  burd^  fl(i^  fclbfl,  fonbem  nur  in« 
birect,  burd^  bie  SeiDegung,  ate  »etd^e  im  ^aim  unb  in  ber  ^tit 
)uglei(^  ifl;  fo  mißt  bie  93eioegitng  ber  ®onne  unb  ber  U^r  bie  3cit* 

SReßbar  iß  ber  9?aum  birect  burc^  ftc^  felbfl,  unb  inbirect  burc^ 
bie  S3etoegung,  aU  totld^t  in  ^tii  unb  dtanm  jugleic^  ifl;  ba^er  3.  99. 
eine  @tunbe  äßeged,  unb  bie  (Sntfernung  ber  gi^fierne,  audgebrücft 
burc^  fo  üie(  ^^^re  Sauf  be«  Sichte«. 

9Re§bar,  b.  ^.  i^rer  Ouantität  nac^  befiimmbar,  ifl  bie  9}{aterie 
al9  folc^e  (bie  SRaffe)  nitr  inbirect,  nämlic^  oQein  burc^  bie  ®rögc 
ber  SeiDegung,  meiere  fle  empfängt  unb  giebt,  inbem  fte  fortgef!ogen 
ober  angezogen  toirb.  (Sß.  II,  Stafel  ber  Praedicabilia  a  priori  ju 
@.  65,  SRr.  18.) 

Mtfft^  bie  gefungene. 

Sinen  \nd  reineren  mnflTalif^en  ®enug,  aU  bie  Dper,  gcuiä^rt  bie 
gefangene  Wic^t,  bereu  meiftend  unoernommene  Sorte,  ober  enblo« 
miebcr^olte  ^aOeluja^,  ®toria,  (Steif on,  Vmen  u.  f.  w.  ju  einem 
Uo§en  @o(feggio  »erben,  in  metc^em  bie  äRufif,  nur  ben  allgemeinen 
ffirc!^en(^QraIter  bema^renb,  fic^  frei  ergebt  unb  nic^t,  toit  beim  £)pern« 
gefange,  in  i^rem  eigenen  @ebiete  uon  ÜRiferen  aller  9rt  beeinträc^' 
tigt  h)irb;  fo  bag  fle  ^ier  unge^inbert  aOe  i^re  Sltäfte  entmicfelt. 
SReffe  unb  ©^mp^onie  aOein  geben  ungetrübten,  t)oOen  mufilatifd^en 
®enu6;  »ä^renb  in  ber  Oper  bie  SRufir  fic^  mit  bem  fetalen  @tü(f 
unb  feiner  Sfterpoefie  elenb  ^erumquätt  unb  mit  ber  i^r  oufgelegten 
frefflben  Safl  burc^jufommen  fuc^t,  fo  gut  fie  fann.    {%  II,  467  fg.) 

BXttaüt. 

1)  2)ie  ÜRetaKe  ald  9eflanbt§ei(e  be«  (euc^tenben  Ur« 
nebeU. 

On  bem  teuc^tenben  Umebet,  aud  totlditm  naäf  Saplacefc^er  ftod* 


106  a^etamorp^ofe    —    WltiapW^t 

mogonie  bie  6U  jum  Steptun  reid^enbe  Sonne  beflonb,  fonnten  bic 
(^emifc^en  Urfioffe  noc^  ntc^t  actu,  fonbern  blo9  potentia  bor^anben 
fein;  aber  bad  erfie  unb  urfprünglic^e  Sudetnanbertreten  ber  SKaterie 
in  $9^vogcn  unb  D^^ßcn,  ©d^tocfcl  unb  Äo^Ic,  ?ljot,  S^Ior  u.  f. »., 
n)ie  anij  in  bie  t)erf^iebeneu,  einanbec  fo  ä^nli^en  unb  boc^  ((^atf 
gcfonberten  aWetoDe,  —  toax  baö  erjic  Slnfd^tQgcn  be«  ©runbaccorb« 
ber  fficlt.    ($.  II,  110.) 

2)  SKutl^ntQgung  über  bie  ßvi]ammtn\t^nnQ  ber  SKc- 
tatle. 

SlDe  3)?etaIIe  finb  tDo^rf^etnlic^  bie  Serbtnbung  itütitx  und  no(^ 
unbeTannter,  abfoluter  Urftoffe  unb  unterf (Reiben  flc^  blod  burc^  bad 
Der^ältnigmägige  Ouantunt  beiber,  tporauf  aud)  i^r  eleltrtfc^er  ©egen^ 
fa^  beruht,  naij  einem  ©efe^e,  bemienigen  onolog,  in  ^ol^t  bcffen 
bad  D^^gen  ber  ^a\x9  eined  ©aljed  gu  feinem  9{abicQl  in  umgefe^rtem 
93er^Sltniffe  l)edienigen  fie^t,  mlä)t9  Seibe  in  ber  ©äure  beffelben 
©aljcd  in  einanbcr  ^aben.  SBenn  man  bie  iD?etaQe  in  jene  Sefiaiib« 
t^eite  ju  gerfe^en  üermöd^te;  fo  luUrbe  man  toa^rfd^cinli^  fie  auif 
machen  fönnen,    Da  aber  ifi  ber  9tiegcl  t)orgef(^oben.    flp.  II,  110.) 

iÄctam0rpl)0fc,  ber  ^flanjen  unb  ber  Onfcctcn.    (©.  ^flanjc  unb 
Onfecten.) 

Wltiapf)tx,  ©leid^nig,  Parabel  unb  SDcgorie  unterfc^eiben  fi(^  mir 
burc^  bie  Sänge  unb  ^u^ftt^rlid^fcit  i^rer  X)arfteQung.  @ie  flnb  in 
ben  rcbenben  j^linften,  n)o  ed  oft  gilt,  einen  Segriff  ober  abfiracten 
©cbanlen  bnrdi  ein  ^eifpiel  }u  t)eranf4au(id^en,  t)on  trefflicher  993ir« 
!ung.     (SB.  I,  284.) 

£nietapl)srtii. 

1)  Urfprung  ber  aWetap^ijfil. 

S)ie  Wltta}ffit}[xi  ^ai  i^ren  Urfprung  in  bem  metQ))^^flfd^en  Sebürf« 
nig  bed  SOtcnfd^en.  3)er  9Kenfc^  allein  ifl  ein  animal  metaphysicum 
unb  unterfd^eibct  flc^  burd^  bod  i^m  eigene  Sebiirfnig  einer  WlcUipf)0f 
bad  aud  ber  bei  i^m  in  §oIge  ber  ©onbemng  bed  -SnteQectd  üoin 
äßillen  eingetretenen  93efinnung  unb  Sertounberung  über  bad  2)afrin 
entfpringt,  öoni  liiere.  (©.  unter  SKenfd^:  Unterfc^icb  jwifd^en 
j£§ier  unb  9Renf(^.)  92ur  bem  gebonfenlofen  !£^iere  f4eint  fl(^  bie 
Sßelt  unb  bad  S)afein  ))on  felbfi  ju  t^erfie^en;  bem  SRenfd^en  hingegen 
ifi  fie  ein  ^roMem,  beffen  fogar  ber  9{o^eße  unb  Sefc^ränftefte  in 
einjelnen  feueren  Stugenbticfen  lebhaft  inne  mirb,  bad  aber  debem  um 
fo  beutlic^er  unb  an^altenber  in'd  Setoußtfein  tritt,  je  ^eQer  unb  bt* 
onnener  biefcö  ifl  unb  je  me^r  ©toff  gum  Denfen  er  bnrc^  Silbnns 
Id^  angeeignet  ^at,  »etc^ed  SlUed  enblic^  in  ben  gum  $^i(ofo|)^i^^ 
geeigneten  Äöpfen  fit^  gu  ber  jenigen  Sertounberung  fleigcrt,  bic  ba? 


Tltiapfi^^t  107 

Problem  be^  !3)afetnd  in  feiner  ganzen  ®rö§e  erfa§t.  On  ber  Xf^ai 
iß  btc  Unrul^e,  toelc^e  bie  nie  ablaufenbe  U^r  ber  S^etap^^ftl  in  99e« 
megung  erhält,  bad  ä3en)ugtfein,  bag  \>a9  9{i(^tfein  biefer  SEßelt  eben  fo 
mögtic^  fei,  ttne  i^r  3)Qfein.  (2B.  n,  175—177.  189  fg.  $.  334.) 
3)a^  metop^^r^fd^e  Sebiirfnig,  toel^ed  fo  unüertilgbar  iß,  n)ie  irgenb 
ein  p^9nf(^c^#  nta^t  {t(^  ber  3)?enfd)^eit  2"  QUen  ^titm  innig  nub 
lebhaft  fühlbar,  am  fiäriflen  aber,  menn  bad  Snfe^en  ber  ©laubend» 
Ic^rc  ntc^r  unb  mc^r  gefunfcn  ijl.  (®.  122.  %  l,  160.  —  8crgl. 
©laube.    ©(auben^Ic^re.) 

2)  Definition  ber  SWetap^^fif. 

Unter  SRetap^^fif  ift  jebe  angebliche  Srienntnig  ju  Derfle^en,  mldjc 
über  bie  iDt5gtid|Ieit  ber  (Erfahrung,  alfo  über  bie  9?atur,  ober  bie 
gegebene  Srfd^einung  ber  3)inge,  ^inau^gc^t,  um  ^uffc^Iuß  ju  ert^eilen 
über  1>a9,  nioburc^  jene,  in  einem  ober  bem  anbern  @inne,  bebingt 
toSre,  ober,  populär  }u  reben,  über  SDad,  toa9  hinter  ber  9}atur  fiedt 
unb  pe  mägli4  ntad^t.  (SB.  II,  180.)  ÜDie  ÜRetap^^ftl  begnügt  ftc^ 
ntc^t  bamit,  nur  bad  S3or^anbene,  bie  Statur,  fennen  }n  (e^ren,  }u 
orbnen  unb  in  feinem  S^fonimenl^ange  )tt  betrachten;  fonbem  fte  fagt 
ed  auf  a\9  eine  gegebene,  aber  irgenbn)ie  bebingte  (Srfc^einung,  in 
koelc^er  ein  Don  i^r  fetbfl  Derfc^iebened  Sßefen,  n)et^ed  bad  3)ing  an 
fic^  ifi,  fic^  barfleOt.  !3)iefed  nun  fuc^t  fte  ntt^er  fennen  ju  lernen. 
($.  II,  19.)  2)ie  aRetap^^r^f  ge^t  über  bie  Srfc^einung,  b.  i.  bie 
97atur  ^inaud,  ju  bem  in  ober  |inter  i^r  ^Verborgenen  (to  (xeToc  to 
9\>aixov),  ed  jeboc^  immer  nur  aU  ha9  in  i^r  Srfc^einenbe,  nic^t  aber 
unabhängig  Don  aDer  (Srfc^einung  betrac^tenb;  fie  bleibt  ba^er  imma« 
nent  unb  n)irb  nic^t  trandfcenbent.  3)enn  fte  reißt  \id)  Don  ber  6r- 
fa^rung  nie  ganj  lod,  fonbern  bleibt  bie  bIo§e  ^Deutung  unb  Sud« 
legung  berfelben,  ba  fie  Dom  S)inge  on  fic^  nie  anbcrd,  aH  in  feiner 
Sejie^ung  jur  (Srf(!^einung  rebet.  (2B.  II,  203.)  3)er  ©runb  unb 
Sobcn,  auf  bem  aOe  unfere  Sricnntniffe  unb  SBiffenf^aften  ru^en,  ift 
ha9  UnerKärtic^e.  «uf  biefed  fü^rt  ba^er  jebe  SrHürung,  mittelfl 
me^r  ober  »eniger  SRittelglieber,  jurüdt.  2)iefe8  UnerHärlicfie  fällt  ber 
2Wetap^9f«  on^eim.    (?.  H,  3.    SB.  I,  97.    %  II,  151.) 

3)  Sint^eilung  ber  SRetap^^fif. 

Die  SKetap^^ftl  aerfäOt  in  bret  Steile: 

1)  2Retap^9fiI  ber  Statur, 

2)  aOtetap^tifU  M  @d^önen, 

3)  9)?etap^9fir  ber  @itten. 

Die  9Retap()9f{I  ber  Statur  betrachtet  bad  Ding  an  ftc^,  bad  innere 
unb  {e^te  SBefen  ber  (Srfc^einung,  ben  SBiüen,  tuie  er  in  ber  äugem 
Stotur  flc^  barfleUt.  Die  ÜJJetap^^fll  bed  ©d^önen  nimmt  bie  DoD- 
tommenpe  unb  reinfle  Snffaffung  feiner  äugern  ober  objectioen  (Sr« 
fc^einung  in  S3etrac^t.  Die  Sßetap^^fil  ber  (Sitten  unterfuc^t  feine 
unmittelbare  SDtanifeflation  in  unferm  dnnern.    ($.  n,  20.) 


98  Wltxi\di.  iD^enfd^engefd^tei^t 

atten  iinb  neuen  Sendeten  fc^öpfen.  ($.  IJ,  226  —  228.)  ©obincan 
^at  ben  äRenfc^en  mit  9?e(^t  ranimal  m^chant  par  excellence  genonnt; 
benn  bcr  SDtenfd^  ifi  ha9  etn}tge  Zf^ict,  mlift9  mibcm  (Schmer;  m« 
urfod^t  o^ne  toeitern  Qmd,  aU  eben  biefen.  S)te  anbem  X^tere  t^rm 
ed  nur,  um  i^ren  junger  gu  befriebtgen,  ober  im  3om  bed  ftampft^. 
ff  ein  Z^ier  jemals  quält,  blo9  um  }u  quä(en;  aber  bied  t^ut  ber 
Wttn\ii,  unb  bied  mac^t  ben  teuflifc^en  S^arafter  aud,  ber  locit 
ärger  i^,  aU  ber  blod  t^ierifd^e.   {%  U,  229  fg.) 

ÜDer  burc^  bie  ganje  9!atur  ge^enbe  ©treit  ber  Srf^einungen,  tod* 
c^er  bie  Dffenbarung  ber  bem  Tillen  mefentUc^en  @nt^U)eiung  mit  fi^ 
felbfl  i\t,  lommt  jute^t  im  SOtenfc^engefc^Iec^t,  metc^ed  aUe  onbem  über* 
tottttigt  unb  bie  9iatur  für  ein  gabricat  ju  feinem  ®ebrau(^  anfteH 
jur  fur^tborflen  ©eutlid^Teit.   (SB.  I,  175.) 

3)  Unterfc^ieb  jmifc^en  S§ter  unb  9Renf^. 

3)ie  3{e))robuctiond(raft ,  objectioirt  im  ^tU^ztotht,  ifi  ber  $oupt' 
(^arafter  ber  $f[an}e  unb  bed  $flan}li(^en  im  äRenfd^en.  S)ie  drri< 
tQ bitittt,  objectiüirt  in  ber  iDtudfetfafer,  ifi  ber  {)att))t(^QraTter  M 
Zf^itxti  unb  ifi  bad  X^ierifc^e  im  ÜKcnfc^en.  S)ie  ©enfibilttSt; 
objectit)irt  im  97ert)en,  ifi  ber  ^auptc^aroftcr  be9  ilßcnfd^cn  unb  ifi  ba« 
eigentlich  9){enfd)Iic^e  im  3)?enfd)en.  ffein  S^^ier  !ann  fl^  hierin  mit 
i^m  anif  nur  entfernt  Dergteid^cn.   (92.  .31.) 

SDer  9Renf(^  allein  unter  aQen  ^emo^ncm  ber  (Srbe  beft^t  au§(T 
bem  Vermögen  ber  Snfd^auung,  toelc^ed  ouc^  \>a9  X^itx  f^at,  no(4 
eine  anbete  Srlenntni^fraft,  bie  man  treffenb  SRefte^ion  genannt  W' 
3)iefed  ^5^er  poten^irte  SSeiDußtfein,  biefer  abflracte  9{ef(e|:  aDcd  dn« 
tuitioen  im  nid^t  anfc^aulic^en  begriff  ber  Vernunft  ifi  t9  adein,  ber 
bem  3Renfc^en  iene  Sefonnen^eit  t)erlei^t,  toelc^e  fein  SBemugtfcin  unb 
feinen  gangen  SBanbel  auf  (Srben  fo  fe^r  t)on  beut  ber  Siliere  tintcT* 
fd^eibet.    ®ie  leben   in  ber  ©egentnart  allein;   er  babei  )ugtei4  ^" 
ßutunft  unb  Vergangenheit.    @ie  ftnb  bem  Sinbrucf  bed  9ugenb(itf^> 
ber  SBirlung  bed  anfc^aulic^en  SRotijDd  gänglic^  anheimgefallen;  i^o 
beflimmen  abflracte  Segriffe  unabhängig  Don  bcr  ©egenteart.    jta^ 
bad  planmäßige  ^anbeln  M  SRenfc^en,  bad  ^anbcln  nac^  3R(qrimai, 
bie  Sä^igleit  bcr  SBa^I  jtoifc^en  me^rern  SDtotioen,  ober  2)e(i6eration^ 
fä^igteit,  bie  gä^igfeit  ber  SerfteUung,  luä^renb  bad  £^ier  bun^  ben 
gegenwärtigen  Sinbrud   beflimmt   wirb.     !3Dad  Steter  eni{»finbet  m^ 
fc^aut  an,   ber  äRenfd^  bentt  überbie^  unb  ineig;   Seibe  tooKe»- 
3)ad  Silier  t^eilt  feine  (Smpfinbung  unb  Stimmung   bnr^  ®tirAt 
unb  Saut  mit;  ber  SRenfc^  t^eilt  ©ebanlen  mit  burd^  Spxaiit,  —  ^^ 
Crjeugnig  unb  not^wenbige  SSJerlgeug  feiner  Vernunft.   Hut  bie  nofl' 
nic^fa^en  unb  toeitreic^enben  Sctflungen,  burc^  bie  ber  2Venf($  ^ 
liiere  überlegen  ifi,  entfpringen  au3  einem  gemeinf(^aftlic^e«  ^^^' 
aud  iener  iefonbern  ©eifle^fraft,   bie   ber  S0?enf4   t>or  bem  3Jßt^ 
Dorou«   ^at,   ber  »ernunft.     (ffi.  I,  43—45.   100—102.  851. 
478;  II,  62-66.  663  fg.     (S.  38—36.  148  fg.     SR.  2ifj.  7«* 


ällenfd^.  SRenfd^engefd^ted^t  99 

®.  48.  97  fg.  110.     ?.  U,  617  fg.     $.  849.  —    «ergL  auc^ 
Sefonnen^eit.) 

2)cn  SRenfc^en  andgeitommen,  tounbert  flc^  fein  9Befcn  über  fein 
eigene^  S)afein;  fonbent  i^nen  StOeti  Dcrfh^t  boffelbe  fic^  fo  fe^r  toon 
felbft,  bag  fie  ed  nic^t  betncrfen.  %u9  bet  Stu^e  ht9  Sßlidi  ber 
X^ierc  fprtc^t  iioc^  bte  äBei^^cit  ber  92atur;  mil  in  i^ncn  ber  SBille 
uitb  ber  dntcDect  iiod^  nid^t  tueit  genug  audetnanbergetreten  finb,  um 
bei  t^rem  äBteberbegegueu  flc^  über  etnanber  Derkouubern  }u  Föunen. 
(£r{l  beim  Eintritt  ber  Sernunft,  a(fo  im  äRenfc^en,  gelangt  M 
innere  äBefen  ber  Statur  (ber  SSiiQe  jum  lieben)  gur  Sefinnung;  bann 
tounbert  ed  flc^  über  feine  eigenen  9Berfe  uub  fragt  ftc^,  koad  ed  fclbfi 
fei.  9ßit  biefer  Sefinnung  unb  Senounberung  entfielt  ba^er  bad  bem 
9Renf(^en  aDein  eigene  Sebürfnig  einer  9Reta{>^9fit.  2)er  SDtenf (^ 
ift  fonac^  ein  animal  metaphysicam.    (3B.  II,  175  ff.  653.) 

Srfl  beim  3)tenf(^en  auc!^  tritt  jene  tooHIommene  @onberung  be^  dn« 
teDect^  Dom  SBillen,  bed  Srfenncnd  Dom  äBoKen,  ein,  auf  ttelc^er  bie 
£)biectiDitttt,  folgtic^  bie  äft^etif^e  «uffaffung  unb  3)arfteamig 
ber  3>inge,  bie  ftunfi,  beruht.  (@.  unter  dntellect:  bie  @tufen  bed 
dnteDectd.)  S)ie  2)ienflbarleit  ber  Srienntnig  unter  bem  SßiQen,  bie 
bei  ben  Silieren  eine  unauf^eblid^e  ift,  wirb  beim  SKenfc^en  (in  ber 
ffunfi)  aufgehoben.  2)iefer  Unterf^ieb  giDifc^en  SD?enf4  unb  S^^ier  ift 
üngerlic^  au^gebrüdt  burc^  bie  Serfc^ieben^eit  bed  Ser^ältAiffe«  U9 
Äopfe«  jum  Stumpf.   (2B.  I,  209.  —  Sergl.  ftopf.) 

(Snblic^  auc^  tritt  ti^  beim  SRenf^en  bie  fonfl  nur  bem  SDing  an 
fid^  }nfommenbe  ^rei^eit  in  bie  (Srfc^eimmg  ein.  (®.  unter  Srei- 
^eit:  (Eintritt  ber  grei^cit  in  bie  (Srf Meinung  beim  SDtenfc^en.) 

S)ie  9Renf(^enfpecie^  unterfc^eibet  fid^  Don  allen  anbem  burc^  ba9 
bebeutenbe  $erDortreten  bed  dnbiDibuald^araßer^  in  i^r.  (@.  unter 
dnbiDtbuotion,  dnbiDibualitftt:  3)ie  dnbiDibuatitttt  auf  ben  Der» 
fc^iebenen  @tufen  ber  92atur.)  SBa^rfd^einlic^  ^ängt  ed  mit  biefem 
Unterfd^iebe  ber  SRenfd^engattnng  }ufammen,  bog  bie  gurren  unb 
SSinbungen  bed  ©e^irnd,  meiere  bei  ben  Sdgcin  nod^  ganj  fehlen  unb 
bei  ben  9{aget^ieren  nod^  fe^r  fd^mac^  finb,  felbfl  bei  ben  obem  2)^ie« 
ren  toeit  f^mmetrifc^er  an  bciben  ©eiten  unb  confianter  bei  iebem  dn< 
bioibuum  bie  felben  flnb,  aU  beim  Sßenfc^en.  ferner  ifl  ed  ald  ein 
$^änomen  jene^  ben  3Rcnf({)en  Don  aQen  X^ieren  unterfc^eibenben 
eigentli^en  dnbiDibnald^aralter«  anjufe^en,  bag  bei  ben  2:^ieren  ber 
@ef(^Ie4tdtrieb  feine  SBefriebigung  o|ne  merKi^e  fln9toafjH  fuc^t,  ivä^' 
renb  biefe  fln^mffi  beim  9Renf(^en  bid  jur  getoattigen  Seibenfc^aft 
fteigt.  (98.  I,  156.  —  Sergl.  oud^  ©efc^Iec^t^trieb  unb  ®e- 
fc^Ied^tdliebeO 

Sine  IDO^I  no(^  nid^t  bemerlte  p^^flf^e  Serfc^ieben^eit  ht9  9Renf(^en 
y  Dom  2:^iere  ift,  bag  bad  893etge  ber  Sclerotica  befittnbig  {id^tbar  bleibt. 

(?.  II,  171,  anmer!.) 
^  3)ie  Sr^b^ung  M  menfc^Kc^en  dnteOect^  über  ben  t^ierif^en  fle^t 

im  Qer^ttltnig  }tt  ben  in  ber  menf<^(i(^en  ®attung  geßeigerten  9e« 

i  7* 


c 


106  9Retainot)>4ofe    —    9Reta|it9pt 

mogonie  bie  6id  ^um  9te))tun  retc^enbe  @ottne  6e|lanb,  fonnten  bie 
c^emifc^en  Urf!offe  noc^  nt^t  acta,  fonbent  blod  poteniia  bor^anben 
fein;  aber  bad  erfie  unb  urfprünglic^e  Sudetnanbertreten  ber  SRateric 
in  ^Qbrogen  uub  Df^gen,  ©d^kuefel  unb  ^o^(e,  Kjot,  d^Ior  u.  f.  id., 
h)te  andf  in  bie  Derfc^iebenen,  einanbtr  fo  tt^nlic^en  unb  hoä^  fc^arf 
gefonberten  ÜRetaKe,  —  mar  bad  erfle  9nf erlogen  bed  ©runbaccorbd 
ber  aaSett.    (?.  IL,  110.) 

2)  9Rut^ma§nng  über  bie  ßufammenfe^nng  ber  9Rc« 
tatte. 

9De  3)?etoOe  finb  tto^rfc^cinlic^  bie  Serbinbung  jmetcr  und  ncx^ 
unbefannter,  abfoluter  Urßo^e  unb  unterfc^eiben  fid^  btod  burc^  bad 
Der^öltnigmäßige  Ouantum  beiber,  loorauf  auc^  i^r  eleftrifc^er  ®egen« 
fa^  beruht,  nac^  einem  ©efe^e,  bemicnigeu  analog,  in  ^olge  beffen 
bad  D^gen  ber  Saftd  eined  ©alged  ^u  feinem  dtabicat  in  umgefe^rtetn 
Ser^&Itniffe  bedjenigen  {le§t,  »elc^c«  Seibe  in  ber  @aure  be|fetben 
©al^ed  }n  einanber  ^aben.  SSienn  man  bie  WlttaUt  in  jene  Seßoiib« 
t^eile  }n  jerfe^cn  t)ermöd^te;  fo  »ürbe  man  toa^rfd^cinlic^  fte  au(^ 
machen  fönnen.    2)a  aber  iß  ber  9{iegc(  Dorgefc^oben.    (f.  II,  110) 

iUetamorpljofc,  ber  ^ftanjen  unb  ber  dnfecten.    (@.  ^flanje  unb 
3nfecten.) 

ittaapljet. 

SRetap^er,  ©teic^uig,  ^arabct  unb  Allegorie  unterfc^eibm  p4  nur 
burd^  bie  Sänge  unb  Sudfii^rlic^fcit  i^rer  2)arfhDung.  @ie  (inb  in 
ben  rcbenbcn  5{ünfleu,  mo  t9  oft  gilt,  einen  Segriff  ober  abpradtn 
©cbanfen  burc^  ein  Scifpiel  jn  Deronfc^anlic^en,  )>on  trefflicher  SBit' 
fung.     (SB.  I,  284.) 

mctaplfsftk. 

I)  Urfprung  ber  SRetap^^fit. 

2)ie  ÜRetop^^ftf  ^at  i^ren  Urfprung  in  bem  metop^^fifci^en  Scbflrf' 
nig  bed  SRcnf^en.  2)er  SKenfc^  aQein  ifl  ein  animal  metaphysicam 
unb  unterfd^eibct  ^df  burd^  bod  i^m  eigene  93ebürfnig  einer  Wttapfi^^f 
bod  aud  ber  bei  i^m  in  ^olge  ber  Sonbemng  bed  -SnteOectd  )>om 
SBiDen  cingetntenen  Sefmnung  unb  Senounberung  über  bad  2)a{cin 
entfpringt,  Dom  ^(iere.  (®.  unter  SReufd^:  Unterfc^ieb  iioif<4^ 
2:^ier  unb  SDtenf^.)  9hir  bem  gebanfenfofen  Siliere  fd^eint  f{<^  ^'^ 
SBelt  nnb  ha9  ÜDafein  Don  fetbtl  ju  Derfle^en;  bem  SRenfd^en  ffinitt^ 
ift  fte  ein  Problem,  beffen  fogar  ber  SRol^e  unb  Sefd^rfinftefle  in 
einzelnen  ^eDeren  Sugenbtiden  lebhaft  inne  tt)irb,  ha9  ober  debem  um 
fo  benttic^er  unb  an^oltenber  in'd  Semugtfein  tritt,  je  ^eOer  unb  bf 
fonnener  biefcd  ift  unb  je  me^r  ©toff  }um  SDenfen  er  bnrc^  SilbnnS 
fic^  angeeignet  §at,  »elc^ed  SQcd  enblic^  in  ben  jum  $^i(ofop^i^ 
geeigneten  äöpfen  fl(^  jn  berjenigen  Sertounberung  fleigert,  bie  ba^ 


SWctart^jlt  107 

Problem  bed  Dafetnd  in  feiner  gangen  @r9ge  erfa§t.  3n  ber  Zf^ai 
i{l  bie  Unruhe,  toeld^e  bie  nie  ablaufenbe  U^r  ber  S^etop^^ftf  in  ^e« 
koegung  erholt,  ba^  Seteugtfein,  bag  bad  Stic^tfein  biefer  SBelt  eben  fo 
möglich  fei,  ttne  i^r  3)Qfein.  (SB.  U,  175—177.  189  fg.  $>.  334.) 
S)ad  metop^^fif^c  S3ebürfnig^  n)eld^ed  fo  unt)ertilgbar  iß,  toie  irgenb 
ein  p^^nfc^^df  tna^t  \id)  ber  SDtenfd^^eit  gn  aDen  3^'^^"  (""'S  "<i^ 
lebhaft  fühlbar,  am  fUirlfien  aber,  tocnn  bad  Snfe^en  ber  ©tauben^« 
le^re  mc§r  unb  me^r  gefunfcn  ijl.  (®.  122.  ?.  I,  160.  —  SSergl. 
@(aube.    ®laubend(c^re.) 

2)  3)efinitton  ber  SRetap^^ftf. 

Unter  9}2etap^l)fif  if)  iebe  angebliche  Srienntnig  ju  berfie^en,  mlijt 
über  bie  iDtögtid^feit  ber  (Erfahrung  ^  alfo  über  bie  9?atur,  ober  bie 
gegebene  Srfc^einnng  ber  S)ingc,  ^inan^gc^t,  um  ^uffd^Iug  gu  ert^eilen 
über  Xa9,  iooburc^  jene,  in  einem  ober  bem  anbern  @inne,  bebingt 
iDäre,  ober,  poputttr  ju  reben,  über  ^a9,  n)ad  hinter  ber  9}atur  fletft 
unb  fte  mögti^  tna^t.  (9B.  II,  180.)  ÜDie  mttapfi)9\a  begnügt  ftc^ 
nt^t  bamit,  nur  bad  Sor^anbene,  bie  97atur,  fennen  gn  (e^ren,  }u 
orbnen  unb  in  feinem  3ufo^in^"^<^n9^  i^  betrachten;  fonbem  fte  fa§t 
t€  auf  a\9  eine  gegebene,  aber  irgenbn)ie  bebingte  (Srfc^einung,  in 
iQclc^er  ein  Don  ii^r  fetbfl  Derfd^iebene^  Sßefen,  wet^ed  bad  3)ing  an 
fid^  tfl,  fic^  barfleQt.  !3)iefed  nun  fuc^t  fle  nö^er  fennen  ju  (erneu. 
($.  II,  19.)  2)ie  SRetap^tirtt  ge^t  über  bie  Srfc^einung,  b.  i.  bie 
Slatur  ^inaud,  ju  bem  in  ober  |inter  i^r  ^Verborgenen  (to  [lsxol  to 
9\>aixov),  ed  jieboc^  immer  nur  aU  ha€  in  i^r  (Erfc^einenbe,  nic^t  aber 
unabhängig  Don  aÖer  (Srfc^einung  betrac^tenb;  fle  bleibt  ba^er  imma* 
nent  unb  n)irb  nic^t  trandfcenbent.  3)enn  f^e  reißt  fic^  Don  ber  6r- 
fa^rung  nie  ganj  lo9,  fonbern  bleibt  bie  bloge  S)eutung  unb  9(ud» 
legung  berfelben,  ba  fie  Dom  S)inge  on  ftc^  nie  anberd,  al€  in  feiner 
Sejte^ung  jur  (Srf^einung  rebct.  (9B.  II,  203.)  3)er  ®runb  unb 
Soben,  auf  bem  aOe  unfere  (Srienntniffe  unb  SBiffenfc^aften  ru^en,  ift 
bo^  UnerKttrtic^e.  Suf  biefed  fü^rt  ba^er  jebe  SrNttrung,  mittclfl 
me^r  ober  weniger  SRittelglieber,  gurüdt.  SDiefed  Unerllärlicfie  fäDt  ber 
SW€ta»)^l)P!  an^eim.    (^.  H,  3.    SB.  I,  97.    ^.  II,  151.) 

3)  (Eint^ctlung  ber  aRetap^^fit. 

SDie  WttiQpl^tffxt  gerfäOt  in  brei  Streite: 

1)  Tlttapf^tj^xt  ber  Statur, 

2)  3Reta))^9fir  M  @d^5nen, 

3)  9)tetap^9flf  ber  ©itten. 

S)ie  9Reta))()t|PI  ber  Statur  betrachtet  bad  Ding  an  ftc^,  bad  innere 
unb  ie^te  äBefen  ber  (Srfd^einung,  ben  Saiden,  ivie  er  in  ber  äu§em 
yiatux  fOf  barfleOt.  Die  äRetap^^fif  bed  ©cÜ^önen  nimmt  bie  DoO« 
lommenpe  unb  reinfie  Suffaffung  feiner  äugern  ober  objectiDen  Sr« 
fc^einung  in  Setrac^t.  Die  ÜRetajp^^fil  bet  @ittcn  unterfud^t  feine 
unmittelbare  9Ranife{tation  in  unferm  Onnern.    ($.  n,  20.) 


108  3ftetart^Pt 

4)  2)te  Srienntntgquenen  ber  iDtetap^^fil. 

Site  iD^tttel  jur  Söfung  be«  $ro6Iem^  ber  2Rctap^t|flf  fmb  t^tt 
bad  3"f<^^^^^^^^^"9^"  ^^^  äußern  mit  ber  innem  Srfa^ntng;  t^Id 
bte  Srlangung  etned  Serfiättbniffed  ber  gefammten  (Srfd^einung,  mittelfl 
Äuffinbung  i(}re«  ©inneö  unb  3wfömmen^angeö,  —  ;;u  Dergleichen  ber 
3(6Iefung  bx9  bo^in  rät^fe(f|after  S^araftere  einer  unbefannten  @c^rift. 
flj.  II,  19.)  ®ie  aWetQp^^fi!  ifi  toeber  eine  SBiffenfcftaft  au«  Woge« 
Segriffen,  no^  ifl  fie  ein  ©^fiem  bon  Folgerungen  au«  Säften  a  priori; 
fonbern  fle  ift  ein  ä93if[en,  gefc^öpft  au«  ber  Snfc^auung  ber  äußern, 
toirflidien  äBelt  unb  bem  Suffd^Iug,  toeld^en  über  biefe  bte  tntimße 
S^^atfac^e  be«  ©elbfibemugtfein«  liefert,  niebergetegt  in  beutlic^e  9e* 
griffe,  ©ie  ifl  bemnad)  6rfa^rung«njiffenfc^aft;  aber  nic^t  einjehte 
Erfahrungen,  fonbern  ba«  ©anje  unb  ^Dgemeine  aOer  (Erfahrung  iß 
i^r  Oegenflanb  unb  i^re  OueOe.    (SB.  n,  199—204.) 

5)  Unterfd^ieb  }U)eier  SIrten  t)on  3Jl ttap\)t)\it 

S)ie  groge  urfprüngtid^e  Serfc^ieben^eit  ber  Serflanbe«fräfte,  too)n 
nod)  bie  ber  9u«bilbung  berfelben  fommt,  feftt  einen  fo  grogen  Unter« 
fc^ieb  jiDif^en  ÜRenfc^en,  bag  nid)t  too^t  eine  9Reta))^9ft(  für  8fle 
au«rei(f)en  fann;  ba^er  toir  bei  ben  cibilifirten  Sölferit  bur^gängig 
jmei  Derfc^icbene  Srten  berfelben  antreffen,  beren  eine  i^re  ^Beglaubigung 
in  fic^,  bie  anbere  auger  fid^  §at.  dene  ifi  bie  )>^ilofo))^if(^^ 
biefe  bie  religiöfe  SKetap^^pI,  bie  man  aud^  al«  SolI«meta^^# 
bcjeid)nen  fonn.  Öene  erforbert  SRad^benfen,  ©ilbung,  SWuge  unb  Ur» 
t^eil,  fann  ba^er  nur  äugerft  äBenigen  jugttngltc^  fein.  jDiefe  flü(t 
fic^  auf  Offenbarung,  bocumentirt  burc^  S^iii^n  unb  993unber,  unb  iß 
ba^er  für  bie  groge  9n}a^l  ber  SWenfc^en,  ald  meldte  ntc^t  ^u  benfen, 
fonbern  nur  ju  glauben  befähigt  unb  nic^t  für  ©rUnbe,  fonbern  nur 
für  Autorität  empfänglid^  ift.  »eibe  «rten  ber  aRcta»)§9ft!,  beren 
Ünterfc^ieb  ftd^  lurj  burc^  Ueberjeugungdle^re  unb  ®lauben9le^re  U* 
jeic^nen  lägt,  ^aben  3)ied  gemein,  bag  jiebed  einjelne  ©^fiem  berfelben 
in  einem  feinbli(^en  Serl^ältnig  ju  allen  ^übrigen  feiner  Art  fJe^t 
(SB.  n,  180  fg.) 

(Sin  ©9fiem  ber  erflen  »rt,  alfo  eine  ?^ilofo<)^te,  mad^t  bcn  Sin* 
fprud^  unb  ^ot  ba^er  bie  SJerpflid^tung,  in  SlHem,  toa9  fle  fagt,  wnsn 
stricto  et  proprio  wal^r  ju  fein;  benn  fle  loenbet  fid^  an  ba«  3)en!en 
unb  bie  Ueberjeugung.  Sine  9{eligion  hingegen,  für  bie  Unjä^ßgfn 
beflimmt,  loelc^e  bie  tiefflen  unb  ft^toierigfien  SBa^r^eiten  sensu  proprio 
JU  faffen  unfähig  fmb,  ^at  au(^  nur  bie  SSerpflid^tung  sensa  allegorioo 
wa^r  JU  fein.  3fi  pc  biefe«,  fo  erfüllt  fte  i^re  SefHmmung  für  *>« 
groge  SRenge  unb  fann  unangefod^ten  neben  ber  p^ilofop^ifc^en  SK^^^' 
p^^fif  befielen.  3^re  allcgorifd^e  5»atur  entjie^t  bie  »eligion« 
ben  ber  ^^ilofopl^ie  obliegenben  9ett)eifen  unb  überhaupt  ber  $rüfnng- 
3)abur(^  aber,  bag  bie  Sieligioncn  i§re  atlegorifc^c  Slatur  nie  finge* 
fielen  bürfen,  fonbern  \läf  ald  sensu  proprio  toaf)x  ju  belauf ^^ 
^obcn,  t^un  jie  einen  Eingriff-  in  ba9  ®eWet  ber  eigentlichen  {0^ 


SWet(H)§^pf  109 

fop^if(^en)  Wltiafif^t)[\i  unb  rufen  ben  Iftttagonidinud  biefer  §ert)or,  ber 
haf)tx  i\i  allen  3^^^"^  ^n  ^^^^  ftc  ntc^t  an  bte  Jtette  gelegt  n^orben, 
fl(^  äugert    (SB.  II,  183  fg.) 

6)  3tt)et  Slaffen  Don  äßenfc^en,  bte   Don  ber  ^tia^ 
p^^ft!  leben. 

9}ienia(d  ^at  e9  an  Seuten  gefehlt,  toAd^t  auf  bad  ntetapl^^rifc^e 
Sebiirfnig  bed  3Renf(^en  i^ren  Unterhalt  ju  grünben  unb  baffelbe  mijg* 
lic^fi  au^jubeuten  bemüht  »aren.  ^ie  eine  unb  ja^htic^fie  klaffe  ber« 
felben  flnb  bie  ^rieftet,  bie  9Rono))o(if!en  unb  ®tntxalp}idjUx  befjelben, 
benen  jeboc^  i^r  ®eh)erbe  überall  baburc^  gefldjert  n^erben  ntugte,  bag 
fle  ha9  Ked^t  erhielten,  t^re  ntetap^^ftfc^en  3!)ogmen  ben  9}?enf(^en 
fc^on  in  ber  erflen  Stinb^eit,  e^e  woij  bie  Uvt^eitölraft  ermac^t  i% 
beigubringen.  (Sine  jtoeite,  toiemo^l  nic^t  ja^Ireic^e  (Slaffe  machen  jDie 
an9,  bie  Don  ber  ^^ilofop^ie  leben;  bei  ben  ©ried^en  Riegen  fie 
®o})§ipen,  bei  9?euern  ^rofefforen  ber  ^^ilofop^ie.    (SB.  II,  178  fg.) 

7)  »er^ältttig  ber  2Retap§5fil  jur  ?§9fi!. 

3n  ber  ^atux  ber  (Srf(Srnngen,  toelc^e  bte  ^^^fif  (im  toeiteflen 
®inne  bed  3Bortd)  Don  ben  (Srfc^einungen  giebt,  liegt  fc^on,  bog  fte 
nit^t  geniigen  fönnen.  3)ie  $^9fi(  Dcrmag  nid)t  auf  eigenen  trügen 
}it  fielen,  fonbern  bebarf  einer  SJ^etap^^fif,  fic^  barauf  gu  fiü^en; 
benn  fie  erflärt  bie  Srfc^einungen  burd^  ein  no^  Unbefanntered,  atö 
biefe  felbfl  flnb:  burc^  9?aturgefe<je,  beru^enb  auf  92aturfr21ften.  SlOer' 
bing9  mn§  ber  ganje  gegenwärtige  3"!^"^  <^Öer  3)inge  not^n)enbig 
an9  rein  p^^fifc^en  Urfac^en  ertlärbar  fein.  SDein  eben  fo  not^menbig 
mttgte  eine  folc^e  (Erüttrung  fletd  mit  gmei  tt)efentli(^en  ÜnDoDlfommen» 
fetten  behaftet  fein,  Dermöge  h)etc^er  alle^  fo  (SrKttrte  boc^  lieber 
eigentlich  unerflttrt  bliebe.  (Srfilic^  nämlic^  mit  biefer,  bag  ber  %n« 
fang  ber  VOed  erHärenben  £ette  Don  Urfac^en  unb  SBirtungen  unauf« 
ffMidf  in9  Unenbti(^e  iurildmiäft,  unb  jmeiten^  mit  biefer,  bag  fämmt* 
Itc^e  n)ir?enbe  Urfad^en,  au9  benen  man  VQed  er!(ärt,  flet9  auf  einem 
D0nig  UnerHürbaren  berufen,  nfimlic^  auf  ben  urfprünglic^en  Duali- 
töten  ber  Dinge  unb  ben  in  biefen  fic^  ^erDort^uenben  92atur' 
trtfften.  (Sergl  Ifetiologie.)  3)iefe  beiben  aßängel  jetgen  an,  bag 
bie  |)^^fif(^e  SrnSrung  a\9  fol^e  ungeniigenb  ift  unb  nod)  einer 
metap^fifd^en  bebarf,  mli)t  ben  @c^lü{fel  gu  allen  i^ren  iSSoraud« 
fe^ungen  liefert,  eben  be^^alb  aber  auc^  einen  gau}  anbern  SEBeg  ein« 
fd^Iagen  mug.  (SB.  H,  191--196.)  SBie  groge  gortf^ritte  aud^  bie 
$^9^t  je  machen  möge;  fo  ttirb  bamit  nod^  nic^t  ber  neinfle  @^ritt 
gut  SRetap^^fit  gefc^e^en  fein.  3>cnn  folc^e  Sottfc^ritte  werben 
immer  nur  bie  (Srienntnig  ber  (Srfc^einung  DerDoQftftnbigen;  wS^renb 
bte  aRetop^qfit  über  bie  Srfd^einung  felbfl  ^inau9firebt  jum  Srfc^ei« 
nenben.  (ffi.  II,  197.  %  II,  98.  ^.  337.)  Oeboc^  ip  anberer- 
feit^  an)uerfennen,  bag  bie  möglic^ß  DoOflttnbige  9?at|irertenntnig  bie 
berichtigte  (Darlegung  be9  Problems  ber  SRetop^^fil  ifl;   ba^er 


1 10  iD2eta))^4{i! 

foQ  Seiner  fic^  an  biefe  koogen,  o^ne  judor  eine  jufammeii^ängenbe 
Jfenntnig  aller  S^^^i^  ^^^  9taturtoif[en[^aft  fid^  erworben  )u  ^abcn. 
S)enn  ba^  Problem  mug  bcr  !05fung  üor^erge^en.  (Sß.  II,  198.) 
3)te  äßetap^t))!!  mttcrbrid)t  ben  ®ang  ber  $^Qftf  nie,  fonbern  nimmt 
nur  ben  traben  ba  auf,  tt)o  biefe  i^n  liegen  läßt,  nämlic^  bei  ben  ur* 
fprUnglic^en  Gräften,  an  welchen  alle  ^aufalerffärung  i^re  ©ränje  ^at. 
^ier  erfi  ^ebt  bie  meta))^9fifd^c  SrHärung  and  bem  SSSiUen  ate  !Ding 
an  ftc^  an.  (9B.  U,  339.)  9Bei(  {eglid^ed  SBefen  in  ber  3iatnx  gn« 
gleic^  Srf(^einung  unb  S)ing  an  \ii),  ober  andf  natura  naturata 
unb  natura  naturans  ifl;  fo  ifl  ed  bentgemäg  einer  gniiefoc^en  (Erflä« 
rung  fä^ig,  einer  p^^fifc^en  unb  einer  metap^^fifc^en.  3>ie  plfii^' 
flfc^e  ifl  aDemat  aud  berUrfac^e,  bie  metap^^flft^e  aDemal  aud  bem 
S)ing  an  fic^,  bem  SBiOen.    (?.  II,  98.) 

8)  SRögtic^Ieit  einer  2Reta))^9fiI,  toetc^er  ©emig^eit 
unb  Unmanbetbarfeit  julommt. 

S)er  nic^t  abjuleugnenbe  Urfprung  ber  äRetap^^ftl  au9  em))irif(^en 
@rIcnntni§queDen  benimmt  i^r  freilid^  bie  3(rt  apobictifc^er  ©emig^eit, 
-  toelc^e  aOein  burc^  (Srienntnig  a  priori  mSglic^  iß;  biefe  bleibt  bad 
(Sigent^um  ber  Sogit  uub  SRat^ematil.  ^öc^flend  (äffen  no(^  bie  aOer« 
erfien  SIemente  ber  9tatur(el^re  ftd^  oud  ber  (Srfenntnig  a  priori  ab« 
leiten.  3>ur^  biefed  (Singeflänbnig  giebt  bie  ÜRetap^^fit  nur  einen 
alten  Snfprud^  auf,  mld^tx  auf  SKigüerflänbuig  beruhte  unb  gegen 
n^elc^en  bie  groge  ä$cr{c^ieben^eit  unb  SBanbelbarfeit  bcr  metap^t^fifc^eu 
@9fieme  ieber;;eit  gejeugt  ^at.  ®egen  i^re  äßögli^feit  überhaupt  (ann 
jeboc^  biefe  SBanbelbarfeit  uic^t  gettenb  gemalt  hierben;  ba  biefetbe 
eben  fo  fe^r  aUe  S^m^t  ber  97atunoiffenfd^aft  unb  fogar  bie  ©efd^ic^te 
trifft.  SBenn  aber  einmal  ein,  fomeit  bie  ©d^ranfen  bed  menfc^tid^en 
dnteOectd  ed  julaffen,  ric^tiged  @^f}em  ber  SRetap^^fif  gefunben  fein 
toirb;  fo  \mvh  i^m  bie  Untoanbelbarleit  einer  a  priori  erfannten  äBiffen« 
f(^aft  bod)  julommen,  loeil  fein  t^unbament  nur  bie  (Srfa^rung 
überhaupt  fein  fann,  nid)t  aber  bie  einjelneu  unb  befonbern  (Srfo^* 
rungen,  burd^  loelc^e  hingegen  bie  ißaturttiffenfc^aften  unb  bie  ®t' 
fc^id^te  mobiftcirt  loerben.  iSenn  bie  (Erfahrung  im  @an}eu  unb  90« 
gemeinen  luirb  nie  i^rcn  d^arafter  gegen  einen  neuen  Dertaufc^en. 
{3ß.  n,  201  fg.)  3)ie  Unmöglic^feit  einer  ÜRetap^^ftl  auf  bem  9ßege 
ber  borfantifd^en  S)ogmatit,  koelc^e  nad^  geniiffen  und  a  priori  bc> 
tt)ugten  ®efe(en  Dom  begebenen  auf  bad  92id^tgegebene,  Don  ber  Solge 
auf  ben  ®runb,  a(fo  Don  ber  (Erfahrung  auf  bad  über  i^t  ©eienbc 
f daliegen  tooUte,  t^at  Aant  bar.  SDein  ed  giebt  noc^  anbere  9Bege 
2ur  9Retap^^fi!.  3)ad  ®an}e  ber  (Erfahrung  gleid^t  einer  ®e^m« 
(^rift,  bereu  (Snt}ifferung  fi^  bur^  ben  überall  ^erDortretenben  Qu* 
ammenl^ang  ben)ä|rt  3Benn  biefed  ©ange  nur  tief  genug  gefagt  unb 
an  bie  ttugere  bie  innere  (Erfahrung  gefniipft  wirb,  fo  mug  e9  aud  fxä) 
fclbß  gebeutet,  audgetegt  n^erben  lönnen.  (SB.  ü,  202  fg.;  I, 
505—607.) 


ürjctö<)]6»)ft!  111 

9)  ßennjeid^en  ber  toaf^ttn  iDtetap^^fif. 

(Sine  fotc^e  Ghitjifferung  ber  Seit  in  Scjte^ung  auf  ba^  in  i^r 
(Etf^einenbe,  tt)ie  bie  SRetop^tirtt  ifi,  mng  i^re  Setuä^rung  aud  ftc^ 
felbfi  erhalten,  burc^  bic  Uebereinflimmung,  in  m{d)t  fte  bie  fo  Der« 
fc^iebenartigen  (Srfc^einungen  ber  SBelt  gu  einanber  fe^t.  fSitim  man 
eine  ®(^rift  finbet,  bercn  Slp^abet  unbcTannt  ip;  fo  Derfud^t  man  bie 
Hudlegung  folangc,  6i9  man  auf  eine  Snnal^me  ber  Sebeutung  ber 
S3ud^f}a6en  gerät$,  unter  n^eld^er  fte  oerflünblic^e  SBorte  unb  jufantmen« 
^üngenbe  gerieben  6i(ben.  S)ann  aber  bleibt  fein  ^tod^tl  an  ber 
9{i(^tigteit  ber  Entzifferung;  iseil  e^  nic^t  ntöglid^  ift,  bag  bie  Ueber« 
etnfiimmung  unb  ber  3ufa<nincii^<i"S  ^(^^  {ufätlig  n^äre.  Sufö^n* 
(id^e  9(rt  ntug  bie  Sntjifferung  ber  Seit  fi(|  aud  ftc^  felbft  DoIIfom« 
nten  ben)äl^ren.  @ie  mug  ein  gleic^mägiged  Sid^t  über  aUe  Srfc^ei* 
nungen  ber  SBelt  l^erbreiten  unb  aud^  bie  ^eterogenflen  in  Ueberein« 
flintmung  bringen,  fo  bag  auc^  jloif^en  ben  contraflirenbfien  ber 
2Biberfprud^  gel5ft  iDirb.  3)iefe  Seioä^rung  aud  fii}  felbfU  ifi  \>a9 
ftennjeid^en  i^rer  Hed^t^eit.  S)enn  j[ebe  falfd^e  Sntjifferung  toirb,  toenn 
fie  auc^  ju  einigen  Srfc^einungen  pa^t,  ben  übrigen  beflo  greüer  n)iber« 
fprec^en,  luie  [id)  benn  au^  t^atfäc^Iic^  ein  unabfel^bared  Stegifler  ber 
SBiberfprüc^e  bogntatifd^er  Slnna^men  mit  ber  gegebenen  SBirfüc^feit 
ber  S)inge  jufammenfleÜen  lägt,  hingegen  ertoeift  ftc^  bad  gefunbene 
Sßort  eines  9{ät^fete  aU  \>a9  rechte  baburc^,  bag  aUe  SluSfagen  beffelben 
}U  i^m  pajfen.    (S.  II,  204—206.) 

10)  Urfac^e  ber  geringen  tjortfc^ritte  ber  SRetap^fif. 

SBenn  man  ber  3Reta))^9fif  t)orn)irft,  im  Saufe  ber  da^r^unberte 
fo  geringe  gfoftfd^^^itte  gemacht  }u  (laben;  fo  foUte  man  auc^  berüdf« 
ftc^tigen,  bag  leine  anbere  S33tf[enf(^aft  gleid)  i^r  unter  fortttä^renbem 
!Z)rudf  ertoa^fen,  leine  ton  Slugen  fo  gehemmt  unb  ge^inbert  loorben 
tft,  loie  fte  aÜejeit  burd^  bie  9{eIigion  jebed  2anbed.  Sticht  aDein  auf 
bie  SRitt^eilung  ber  (Sebanfen,  fonberu  auf  ba9  £)enfen  felbfl  erfiredt 
ft^  ber  t>on  ber  prioilegirten  SRetap^^fit,  ber  Sanbedreligion,  andge» 
übte  B^anQ,  baburd^,  ha^  i^re  S)ogmen  bem  }arten,  bilbfamen,  tcv 
tvaueit^DoHen  unb  gebanfenlofen  fiinbedalter  fo  fefi  unb  feierlid^  einge« 
prägt  iserben,  bag  fte  t>on  bem  an  mit  bem  ©el^irn  t)ern)a^fen  unb 
faß  bie  9?atur  angeborener  ©ebanfen  annehmen.  (2B.  II,  207  fg. 
%  n.  14.) 

(Ueber  ben  SSorjug  ber  9(ten  t)or  ben  ißeuen  in  ^inft^t  auf  bie 
für  Sortfc^ritte  in  ber  iDietap^^ftl  nöt^ige  2)enffrei§eit  f.  b.  9Iten.) 

11)  SDienp,  ben  bie  aRetap^fil  ber  a^enfd^^eit  ge« 
leitet  ^at. 

Sei  bem  Sortourf  ber  geringen  gortfi^ritte  ber  SRetopl^tyftf  unb 
i^tetf  nod^  immer  nic^t  erreichten  S^^^^  ^^^^^  ^^^  ermägen,  bog  fte 
nntenoeilen  immerfort  ben  unfd^ä^baren  2)ienß  geleifiet  ^at,  ben  un» 


112  Tttiapfmf^t 

enblid^en  Slnfprüc^en  ber  priDilegirten  SRetap^^fif  (ber  Sanbedreligionen) 
©ränjeu  ju  fe^en  unb  babei  jugletc^  boc^  bem,  gerabe  burc^  biefe  q19 
unau^bleibltd^e  9?eaction  hervorgerufenen,  eigentlt^en  Ißaturaü^tnud  unb 
S)7Qtertatt^mu^  entgegen  ju  orbeiten.  WHan  bebenfe,  koo^tn  ed  mit  bcn 
Vnmagungen  ber  ^rieficrfc^aft  j|eber  S^eltgion  fommen  mürbe,  tsenn  ber 
®Iau6e  an  i^re  Se^ren  fo  fefl  unb  blinb  toäre,  »te  jene  eigentlich 
tt)Unf(^t.  (SB.  U,  208  fg.)  3)ad  @tubinm  ber  URetap^^fit  fleOt  fidi 
bem  93etruge  über  bte  ©egenfiänbe  bcrfefben,  b.  ^.  ben  pofitioen 
Sleligionen,  aU  ®(^u|^tt)el^r  entgegen.    ($.  334.) 

12)  Verpflichtung  beY  SRetap^^fir. 

!Z)ie  üßetap^^ftt  ^at  nur  eine  einzige  Verpflichtung;  benn  c^  ifi 
eine,  bie  feine  anbere  neben  p^  bulbet:  bie  Verpflichtung  koa^r  ju 
ein.  iBoHte  man  neben  biefer  il^r  no^  anbere  auflegen,  toit  etwa  bie, 
piritualifiifc^,  optimiflifc^,  ja  auc^  nur  bie,  moralifd^  ju  fein;  fo  fann 
man  nic^t  jum  t>oxavL9  wiffen,  ob  biefe  nid^t  ber  (Erfüllung  jiener  erfien 
entgegenfiänben,  o^ne  weld^e  aQe  i^re  fon|ltgen  Seiflungen  offenbar  loert^' 
Io0  fein  müßten.    (2B.  H,  209.) 

13)  ©d^ranlen  ber  SRetap^^fif. 

Obtuo^t  äRetap^tifil  ald  wiberfpruc^Iofe  (Sntjifferung  ber  SBelt  mög- 
lic^  ifi,  fo  ifi  fte  e^  bod^  nid)t  in  bem  ©iune,  bag  fie  fein  Problem 
}u  (Öfen  übrig,  feine  mögliche  ^rage  unbcantmortet  liege.  S)ergleic^en 
ju  behaupten,  wäre  eine  t)erme{fene  Sbleugnung  ber  ©d^ranfen  menfc^* 
lieber  erfenntniß  überhaupt.  ÜDie  U^tt  Söfung  be«  9;ätMete  ber  9Be(t 
mügte  not^wenbig  b(od  t>on  ben  3)ingen  an  f!c^,  nic^t  me^r  Don  Sr« 
fc^einungen  reben.  Slber  gerabe  auf  biefe  aÜein  finb  aDe  unfere  Sr* 
fenntnigformen  angelegt;  ba^er  muffen  wir  und  SlDed  burc^  ein  Sieben* 
einanber,  9?ac^einanber  unb  Saufalittttdoer^ältniffe  faßtic^  machen.  Sber 
bie  3)inge  an  fic^  felbfl  unb  i^re  möglichen  Ver^ältniffe  laffen  fid^ 
burc^  iene  formen  nic^t  erf äffen.  (Vergt.  Ding  an  ftc^,)  3)a^er 
mug  bie  wirf(ici)e  pofitioe  S5fung  bed  mt^Ul9  ber  SBett  etwa«  fein, 
bad  ber  menfc^Iic^e  Ontetlect  }u  faffeu  unb  }u  benfen  nnf&^ig  ifi. 
(3B.  n,  206.)  S)ie  Söfung  bed  %ät^fel9  ber  3Bett  ift  nur  inner^^ 
gewiffer  @^ranfen,  bie  oon  unferer  enbli^en  Statur  un}ertrenn(ic^  f!nb, 
möglid^,  mithin  fo,  bag  wir  }um  richtigen  Verflänbnig  ber  Seit  ge- 
langen, o^ne  ieboc^  eine  abgefc^toffcne  unb  aDe  ferneren  Probleme  ouf* 
^ebenbe  (Srflärung  i§red  3)afein9  ju  erreichen.  (SB.  I,  507.)  ftant 
^at  nac^gewiefen,  bag  bie  Probleme  ber  äRetap^^fit  feiner  birecten, 
überhaupt  feiner  genügenben  Söfung  fä^ig  feien.  ^it9  nun  aber  be- 
ruht im  legten  ®runbe  barauf,  baf  fie  i^ren  Urfprung  in  ben  formen 
unferd  dnteüectd,  S^ii,  9{aum  unb  Saufalität  ^aben,  wS^renb  biefer 
dnteOect  b(od  bie  Vefiimmung  ^at,  bem  inbiDibnenen  SßtOen  bie  ©egm* 
fiänbe  feinet  SBoÜend  nebfi  ben  9Ritte(n  ju  i^rer  (Erreichung  ju  jeigen. 
SBirb  ieboc^  biefer  3nteQect  abusive  auf  bad  SBefcn  an  fic^  ber  2)ttige 
gerietet,  fo  gebttren  bie  befagten,  i^m  an^ttngenben  formen  i^m  bie 


Wtttmpff^dfo^t  113 

]tteto^^9fif(^en  Probleme.  3>rafen  totr  ma  nun  aber  einmal  jene 
Sonnen  oufge^oben,  f o  kottrben  biefe  Probleme  gonj  koegfoDen.  ($.  U^ 
103;  1,  90.) 

14)  a)ie|)roftif(^e5Wetop^5fif.   (®.  OTaflie  unb  ÜRogne- 
ttdmu9.) 

Ületempfsdiofe. 

1)  dnl^alt  unb   ^o§er  Sert§   be«   SR^t^od    Don   ber 
aRetem))f9(^ofe. 

3)te  Srienntnig  ber  etoigen  ®ere(^tigtett  (f.  unter  ©erec^tig' 
feit:  bie  ewige  ©erec^tigtett),  meiere  gftnjUc^e  (Erhebung  über  bie 
OnbioibuaKtttt  unb  ha9  $rtnci))  i^rer  9Rög(i(^fett  erforbert,  loirb  ber 
SRe^rja^I  ber  ÜRenfc^en  fletd  nur  in  ^orm  bed  ä^^t^od  jugttnglic^ 
bleiben.  !Dad  Solf  empfing  ba^er  ein  @urrogot  jener  grogen  SBa^r« 
^ett,  koetd^e^  ate  KeguIatiD  für  ba9  $anbeln  ^inreid^enb  toax,  in  bem 
3R9t^o9  Hon  ber  @ee(enU)anberung.  S)erfelbe  le^rt,  bag  aDe  Seiben, 
welche  man  im  Seben  über  anbere  Sßefen  t)er§ängt,  in  einem  fofgenben 
Seben  auf  eben  biefer  3Bclt,  genau  burc^  bie  felben  Seiben  ttieber  ab« 
.  gebüßt  toerben  muffen.  (Sr  le^rt,  hai  böfer  SEBanbel  ein  fünftige« 
*  §eben,  auf  biefer  2Be(t,  in  leibeiiben  unb  verachteten  SBefen  nad^  ^df 
gte^t.  XKe  Oualen,  bie  ber  SDt^t^od  bro^t,  belegt  er  mit  Snfc^auungen 
QU«  ber  wirtlichen  993ett,  burc^  leibenbe  SSBefen,  welche  auc^  nic^t  wiffen, 
lote  f!e  i^re  Dual  t)erfd^u(bet  ^aben,  unb  er  brauet  feine  anbere  ^ölle 
3U  ^tilfe  )u  nehmen.  Xte  Seto^nung  aber  Der^gt  er  bagegen  Sieber« 
geburt  in  beffenn,  ebleren  ©eftolten.  3>ie  f^'dißt  SBelo^nung,  welche 
ber  ebetften  Saaten  unb  ber  völligen  9{ef{gnation  wartet,  fann  ber 
aR^t^o^  in  ber  ©prad^e  biefer  Sßelt  nur  negativ  au^brüden,  burc^  bie 
Ser^eigung,  gar  ni^t  me^r  wiebergeboren  i^u  werben.  —  97ie  ^at  ein 
9Dtt;t^o9  unb  nie  wirb  einer  fic^  ber  fo  Sßenigen  jugKngtic^en  p^ilo« 
fop^ifc^en  9Ba^r^eit  enger  anfd^Iiegen,  aM  biefe  uralte  Se^re  be^  Uteflen 
unb  ebetften  Sollet.  dene9  non  plus  ultra  m^t^ifc^er  SDarfieOung 
^aben  bal^er  f^on  ^^t^agorad  unb  $(aton  mit  SBewunberung  aufge« 
fagt,  Von  dnbien  ober  Xeg^pten  ^erübergenommen,  verehrt,  angewanbt 
nnb,  wir  wiffen  nic^t  wie  weit,  fetbfi  geglaubt.  (SB.  I,  419—421.) 
!Z)ie  Se^re  von  ber  SRetempf^c^ofe  entfernt  fid^  von  ber  SBa^rl^eit  bM 
baburi^,  bag  fie  in  bie  Sufunft  verlegt,  wa«  fc^on  je^t  ifl.  ®ie  lägt 
nttmti^  mein  innere«  SBefen  an  fic^  erfl  nac^  meinem  2:obe  in  Snbem 
bafein,  wä^renb  ber  SBa^r^eit  nac^  e9  fd^on  je^t  au(^  in  i^nen  Uht, 
nnb  ber  £ob  b(od  bie  2:äuf(^ung,  vermöge  bereu  xif  beffen  nic^t  inne 
werbe,  aufgebt.    (SB.  n,  688  fg.) 

2)  XUgemeine  Verbreitung  ber  Se§re  von  ber  SRetem** 
H^^ofe. 

3)ie  Se^re  von  ber  SRetempf^c^ofe,  an9  bcn  urttlteften  unb  ebetfien 
3eiten  M  9Renf(^engefd^fe(^t«  fiammenb,  war  flet«  auf  ber  (Srbe  ver» 


114  3»etcttH)H)<iJofc 

Breitet  q(9  ber  ©laube  ber  grogeti  SDtaioritat  bed  SRenfc^engefc^te^td, 
la,  eigentlich  aU  Se^re  aller  9{etigtonen,  mit  Sludna^me  ber  jlübtfc^eti 
unb  ber  jturi  Dou  btefer  ausgegangenen;  am  fubtilflen  jeboc!^  nnb  ber 
Sßa^r^eit  am  nS^flen  fommenb  im  Subb^aidmud.  (Sergl.  8ubb^ai9' 
m  u  d.)  Sä^renb  bemgemäg  bie  S^^rtflen  ^ij  tröften  mit  bem  SSieber« 
fe^en  in  einer  anbem  Seit,  ifi  in  jenen  übrigen  9{etigionen  bad  SBieber« 
fe^en  fc^on  je^t  im  ©ange,  jeboc^  incognito;  nfimlid^  im  ifrei^Iauf  ber 
©eburten  unb  fraft  ber  ÜRetempf^c^ofe,  ober  ^olingenefie,  toerben  bie 
^erfonen,  toelc^e  jef^t  in  na^er  ^erbtnbung  ober  S3erü§rung  mit  und 
flehen,  au(^  bei  ber  näc^flen  ©eburt  jugleid^  mit  und  geboren.  — 
SEBad  bem  über  bad  ganje  iDtenfd^engef^Ie^t  verbreiteten  unb  ben 
äBeifen,  tt)ie  bem  S$oße  einteud^tenben  ©(auben  an  iD'{etem|)f9(l^ofe  ent« 
gegenfie^t  ift  ba9  dubent^um,  nebfl  ben  aud  biefem  entfprojfeneit  jmei 
Religionen  mit  i^rer  Se^re  oon  ber  ©c^öpfung  bed  ^enjc^en  au« 
92ic^td.  SBie  fd^n^er  ed  i^nen  jeboc^  gett)orben,  jenen  trSfllid^en  Ur« 
glauben  ber  ÜRenfc^l^eit  }u  berbrängen,  bezeugt  bie  ättefte  Sirenen« 
gef(^i(^te.  !3)ie  Öuben  felbfi  finb  ^um  2:^ei(  ^ineingerat^en.  3m 
6§ri{ient^um  ift  übrigen^  an  bie  @telle  ber  ©eelentoanberung  unb  ber 
Vbbügung  aDer  in  einem  frühem  iitbm  begangenen  ©ünben  burc^  bie 
fetbe  bie  Se^re  oon  ber  (Srbfünbe  getreten,  b.  ^.  t)on  ber  8uge  für  bie 
@ünbe  eined  anbern  dnbibibuumS.  S3eibe  nftmlic^  ibentificiren,  nnb 
5tt)ar  mit  moraltfc^er  S^enbenj,  ben  Dor^anbenen  ÜRenf^en  mit  einem 
früher  bagekoefenen,  bie  @eelenh)anberung  unmittelbar,  bie  (Srbfünbe 
mittelbar.    (835.  n,  675—579.) 

3)  93ernunftgemSg§eit  bed  ©laubend  an  ÜRetempf^« 
c^ofe. 

3>er  ©laube  an  3Retem))f9^ofe  ßeDt  fi(^,  toenn  man  auf  feine  au« 
gemeine  Verbreitung  fie^t,  bar  al9  bie  natürlid^e  Ueberjeugung  be9 
SRenfc^en,  fobatb  er,  unbefangen,  irgenb  nad)bentt.  @r  n)ftre  bemna^ 
tüixtliij  3)ad,  toad  ffant  fttlfc^tic^  t)on  feinen  brei  vorgeblichen  dbeeit 
ber  Vernunft  behauptet,  nftmlic^  ein  ber  menfc^lid^en  Vernunft  natüt« 
Ud^ed,  aud  i^ren  eigenen  formen  l^erDorge^enbed  ^^ilofop^em;  unb  wo 
er  fic^  nic^t  ftnbet,  koäre  er  burc^  pofitiDe,  anbertoeitige  9{etigion9i» 
lehren  erjl  öerbrängt  Äuc^  leuchtet  er  Sebem,  ber  jum  erfien  OTal 
baoon  ^ört,  fogleid^  ein.  (SEB.  11,  578.)  3)er  9)?9tl^o9  oon  ber  Seelen* 
toanberung  fönnte,  in  ftantd  ©prac^e,  ein  ^ofhilat  ber  praftifi^en 
Vernunft  genannt  toerben;  ald  ein  foI^e9  betrachtet  aber  t^at  er  ben 
Vorzug,  gar  leine  Elemente  ju  enthalten,  al9  bie  im  Steid^e  ber  993irt« 
lic^Ieit  bor  unfern  Slugen  liegen,  unb  ba^er  alle  feine  Begriffe  mit 
Snfc^auungen  belegen  }u  I5nnen.    (SB.  I,  420.) 

4)  3)er  moralifc^e  @inn  ber  9)tetem|)f9c^ofe. 

3)er  moranfd^e  @inn  ber  a)Ietem))f9(^ofe  in  aQen  inbifc^en  Meligionen 
ifi  nic^t  blod,  bag  n)ir  jebed  Unrecht,  mläft9  loir  Derüben,  in  einer 
folgenben  Sicbergeburt  abjubügen  ^aben;  fonbern  auc^,  bog  loir  jebe« 


Wtttf^oht.    met^obotogte  115 

llnrei^t,  toA6^t9  und  miberffi^rt,  anfe^n  muffen  ate  tiio^lDerbient,  hmäf 
irafere  SNiffet^aten  in  einem  frü^  2)afein.    ($.  II,  430.) 

5)  ttnterfc^teb   jttifc^en  äRetemfif^c^ofe    unb  ^alin* 
genefie. 

@e^r  tool^I  Knnte  man  unterfc^etben  2Retemt)f9c^ofe,  a(9  Uebcr« 
gang  ber  gefommten  fogenannten  @eele  in  einen  anbern  itih,  —  nnb 
^altngenefie,  a\9  S^^f^^ung  unb  9?eubi(bung  bed  dnbibibm,  in« 
bem  allein  fein  SSSilte  be^arrt  unb,  bie  ©efialt  eined  neuen  Sßefen^ 
annc^menb,  einen  neuen  dnteOect  erhält  {%  U,  293  fg.  SB.  II, 
574  fg.  —  Sergt.  untet  dnbibibuation;  3nbit>ibualität:  3er:^ 
fe^nng  be9  dnbinibuumd  burc^  ben  SJob.)  SRit  biefer  Xnfic^t  flimmt 
anäi  bie  eigentliche,  fo  )n  fagen  cfoterif^e  ?e^re  bed  Subb^ai^mnd 
iibenin,  inbem  fie  nic^t  a)Ietem|)f^d^ofe,  fonbern  eine  eigent^ttmli^e, 
auf  moraIif(^er  Sofid  ru^enbe  $aUngene{ie  (e§rt.  (9ß.  II,  574. 
%  II,  293.  —  «ergL  »ubb^aiömu«.) 

iReti)olrt.    Ktttt|0lr0l0gie. 

1)  angemeine  Kegel  aur  SRet^obe  aUe9  $^t(ofo))^i' 
ren^,  ja  alted  Siffen9  überhaupt.* 

Sie  fd^on  $(ato  unb  Jtant  anem|)fo^(en,  foll  man  jtoeien  @efe^en, 
bem  ber  ^omogeneitSt  unb  bem  ber  ©pecification  auf  gleiche 
Sßeife,  ni^t  aber  bem  einen  }um  97ac^t^ei(  be^  anbern,  ©enüge  leiflen, 
!Z)ad  ®efe^  ber  $omogeneitfit  ^eigt  un9  bie  Srten  ber  S)inge  er« 
f äffen,  biefe  eben  fo  ju  ©attungen,  unb  biefe  ju  @ef(^(e(^tem  Der« 
einigen,  bi^  mir  gum  oberften  VDed  umfaffenben  Segriff  gelangen. 
üDiefed  unferer  Semunft  toefentlic^e  ®efe$  fe(}t  Uebereinflimmung  ber 
Statur  mit  fic^  Doraud,  n^elc^e  Soraudfe^ung  audgebrüdt  ifl  in  ber 
alten  9teget:  entia  praeter  neoessitatem  non  esse  maltiplicanda.  — 
2)ad  ®efe^  ber  Specification,  Don  fiant  fo  Qu9gebrücft:  entium 
varietates  non  teme^e  esse  minuendas,  ^eifd^t,  ba§  U)ir  bie  unter 
einem  Dielumfaffenben  ©efc^Ied^tdbegriff  Dereinigten  ©attungen  unb 
»ieberum  bie  unter  biefen  begriffenen,  ^5^em  unb  niebern  Srten  tt)o^I 
unterf (Reiben,  und  ^ütenb,  irgenb  einen  ©prung  ju  machen  unb  too^t 
gar  bie  niebern  Xrten,  ober  DoHenbd  dnbiDibuen,  unmittelbar  unter  ben 
®efc^Ie(^t«begriff  ju  fubfumircn.  (®.  1  fg.  ffi.  I,  98. 132.  —  Ueber 
bie  toa^re  SRet^obe  ber  $^iIofo))^ie  Dergl.  unter  $^iIofo))§ie:  9Re« 
t^obe  ber  ^^itofop^ie.) 

2)  ®egenfa6  ber  anal^tifc^en  unb  fqnt^etifc^en  SKe« 
t^obe. 

3)ie  anat^tifd^e  9Ret§obe  befielt  im  Buriicffü^ren  bed  ®egebeneu  auf 
ein  gngeflanbened  $rincip,  bie  f^nt^etifc^e  hingegen  in  bem  Vbleiten 
an«  einem  f olc^en.  @ie  ^aben  ba^er  Snatogie  mit  ber  Sfiagoge  unb 
t^'ogoge  (f.  6))ogoge  unb  Xfiagoge),  nur  bag  (entere  nic^t  auf 
ba«  Segrünben,  fonbern  fletd  auf  bad  Umflogen  oon  @tf^en  gerichtet 

8» 


116  SD^etrutn    —    aßtdotodmod  unb  SRafrofofmod 

ifl.  S)te  anal^tifc^e  üRet^obe  ge^t  t)on  ben  SCl^atfoi^en,  bem  9e|on«  ' 
bern,  ju  ben  Se^rftt^en,  bem  Sagemeinen,  ober  Don  ben  golgen  {u  ben 
©rünben;  bie  anbete  untgele^rt.  3)a^er  märe  ed  oiet  nötiger,  {ie  aM 
bte  inbncttDe  unb  bie  bebuctioe  9)!et§obe  ^n  bejeic^nen;  benn  bie 
hergebrachten  9{amen  finb  unpaffenb  unb  brttden  bie  @Qd^e  f(^Iei^t 
au«.    (SB.  II,  133.) 

!Z)ie  inbuctilje  SDJet^obe  giebt  nie  folc^e  ©ekoig^eit,  »ie  bie  bebudioe. 
flQe  em))irif^e  Snfd^auung  unb  ber  gr5gte  3:^eit  aOer  (Erfahrung  ge^t 
Don  ber  ^olge  }um  ©runbe,  beruht  atfo  auf  Onbuction.  ÜDa  nun 
aber  biefe  Srfenntnigart  nid^t  unfehlbar  ifl,  toeit  9?ot^ti)enbigfcit  aOein 
ber  Solge  jufommt,  fofern  ber  ®runb  gegeben  i^,  nic^t  aber  ber  (Er* 
fenntnig  be«  Orunbeö  au«  ber  Solge,  ba  biefclbe  golge  an^  üerfi^ie* 
benen  ©rünben  entfpringen  (ann;  fo  ifi  bie  SEBa^r^eit  ^ier  au(^  nie 
fo  gemig,  toxt  bei  ben  bie  ^olge  an9  bem  ©runbe  erlennenben  be« 
buctiben  S38iffenf(^aften.    (SB.  I,  91  fg.) 

3)  ÜDie  fofratifd^e  Wttf^oht. 

S>er  Sort§ei(  ber  fofratifc^en  Sßet^obe,  h)ic  n)ir  fle  au«  bem  $Iato 
lennen  temen,  befielet  barin,  bag  man  flc^  bie  ©rünbe  ber  ©ä^r, 
n^elc^e  mm  }u  bemiifen  bcabflc^tigt,  Dom  SoOocutor  ober  ©egner  ein« 
geln  angeben  (ftgt,  e^e  er  bie  folgen  berfelben  überfe^en  f^at;  ba  er 
Ifingegen  au«  einem  bibaltif^en  SSortrage  in  fortläufenber  9?ebe  golgeii 
unb  ©rünbe  gleic^  al«  fotc^e  ju  ertennen  ©elegen^eit  ^aben  unb 
ba^er  biefe  angreifen  toüxht,  totxtn  i^nt  jene  nic^t  gefielen.    {%  l,  46.) 

4)  Untergeorbneter  SBert^  ber  SRet^oboIogie. 

äßoHte  ein  $^i(ofop^  ba'mit  anfangen,  bie  9)?etl^obe,  na^  ber  er 
p^Uofop^iren  toitl,  ftc^  au«3ubenlen;  *fo  gliche  er  einem  XidjUx,  ber 
^uerfl  fi^  eins  Sefi^etil  fc^riebe,  um  fobann  na^  biefer  gu  bieten; 
93eibe  aber  glichen  einem  9Renfd^en,  ber  }uerfi  fic^  ein  Sieb  fange  unb 
^inter^er  banad^  tankte.  jDer  benfenbe  ©eifi  mug  feinen  SBeg  avi9 
urfprüngftc^em  3^riebe  ftnben,  Siegel  unb  9(nn)eftbung,  ÜRet^obe  unb 
Seijlung  muffen,  xoxt  9Raterie  unb  Sorm,  unjertrennlic^  auftreten. 
S[ber  na^bem  man  angelangt  ifi,  mag  man  ben  jnrüdgelegten  S$eg 
betrauten.  Sefi^etU  unb  SRet^oboIogte  fmb,  i^rer  97atur  nad),  jünger 
a(«  ^oefie  unb  ^^ilofop^ie;  koie  bie  ©rammatil  jünger  ip  al«  bie 
@prad^e,  ber  ©eneralbag  jünger  al«  bie  SRuftf,  bie  l^ogit  jünger  a\9 
ba«  ÜDenfctt.    (SB.  n,  133  fg.) 

Ütetnim,  f.  unter  $oefie:  $ülf «mittel  ber  $oe{le. 

1)  dbentität  be«  SBefen«  be«  9Rirroro«mo«  nnb  iRa« 
troto«mo«. 

S)a«  äBefen  an  fid^  be«  iDtenf^en  lann  nur  im  Serein  mit  bem 
SBefen  an  ft(^  aUer  S)inge,  alfo  ber  SBelt,  Derftanben  merben.    äKifro' 


S^fantl^ro))ie  117 

tü9mo9  tmb  9Rafroro9mo9  erläutern  {{(^  nätntt(^  gegenfettig,  koobet  fie 
ül9  im  SBefentl^en  ba«  @etbe  fxäf  ergeben.  (^.  n,  20.)  On  jebem 
(Sinjelnen  erfc^etnt  ber  ganje  unget^eiüe  SEBille  jum  Seben,  bad  Sßefen 
an  ^(^,  unb  ber  ÜRihoIodntod  ifl  bem  9}?Qlrofo9mod  gleic^.  (9B.  U,  676.) 
3eber  finbet  ftc^  fetbfl  al^  btefen  SBiUen,  in  n)el(^em  ha9  innere  SBefen 
ber  9Be(t  befielt,  fo  toic  er  ft(^  au^  aU  ba9  erlennenbe  ©ubject  finbet, 
beffen  SorfleUung  bte  ganje  Sßett  ift,  n^elc^e  infofem  nur  in  Sejug 
auf  fein  Sett)ugtfein,  al9  i^ren  not^n)enbtgen  2irttger,  ein  3)afein  ^at. 
debcr  ifi  alfo  in  biefem  bopfielten  Setroc^t  bie  gonge  SBelt  felbfi,  ber 
ST^tfroIodtnod  finbet  beibe  ©etten  berfelben  ganj  unb  DoUpänbig  in  fjOf 
felbfl.  Unb  »ad  er  fo  atd  fein  eigene^  SBefcn  ertennt,  baffetbe  er« 
fc^öpft  Qttc^  bad  SEBefen  ber  gangen  SBelt,  bcd  9)!alrofodmo9;  auc^  .f^^ 
alfo  ifi,  toit  er  felbfl,  burc^  unb  burd^  SEBtlle,  unb  burc^  unb  burc^ 
SorfleQung,  unb  ni^td  bleibt  »eiter  übrig.    (SB.  I,  193.) 

2)  Darfieltungen  bed   Buf^n^nten^anged   bed  9Ritro« 
lodmod  unb  SRafrofodmod  in  ber  SR^t^oIogie. 

SDer  Suf^tntttten^ang,  ja  bie  (Sin^eit  ber  menfc^Ii(^en  mit  ber  t^ie« 
rtf<^en  unb  gangen  übrigen  ^atnx,  mithin  bed  3Rilro!odmod  mit  bem 
3Ratrofo9mod,  fptic^t  aud  ber  ge^eimnigDoKen,  rftt^felfc^mangem  ®pf^in}c, 
au9  ben  Kentauren,  aud  ber  Sp^efifc^en  Srtemid  mit  ben,  unter  i^nn 
gal^nofen  Srüflen  angebrad)ten,  mannigfaltigen  S^^iergcßatten,  eben  koie 
au9  ben  Seg^ptifc^en  9ßenfc^enförpern  mit  ^^ierföpfen  unb  bem  inbi« 
fc^en  ©anefa,  enblic^  auc^  aud  ben  ißintüitifd^en  @tieren  unb  Sömen 
mit  SRenfc^entöpfen,  bie  und  an  ben  Sloatar  att  9)tenf(^l5n)e  erinnern, 
fl?.  ü,  442.) 

Ütifanttiropie. 

1)  Sntße^ung  ber  iDtifant^ropie. 

Sei  ber  obiectit)en  (Erregung  bed  UebetooQend  burc^  ben  ^[nblid  ber 
Safier,  Segler,  @(^mäd^en,  Xl)or^eiten,  3)}ängel  unb  UnooQtommen^eiten 
aOer  fixt,  meieren  me^r  ober  weniger  deber  ben  Sfnbem  barbietet,  tann 
ed  fo  meit  tommen,  ba§  DieQeic^t  SRand^em,  gumal  in  Hugenbtitfen 
^9po(^onbrif(^er  Serfiimmung  bie  Sßett,  Don  ber  ttfi^etifc^en  Seite  be- 
trachtet, al9  ein  Jtaritaturenlabinet,  üon  ber  inteUectuellen  atd  ein 
92arren§aud,  unb  t)ou  ber  moralifc^en  atd  eine  ©auner^crberge  erfc^eint. 
SBirb  folc^e  Serliimmung  bleibenb;  fo  entfielt  SRifant^ropie.    (S.  199.) 

2)  6inf(ug  bed  Sebendatterd  auf  bie  üRifant^ropie. 

deber  irgenb  norgüglii^e  SRenfc^  n)irb  nac^  bem  Diergigften  Oa^re 
üon  einem  getoiffen  Xnfluge  Don  SRifant^ropie  fc^mertid^  frei  bleiben. 
Denn  er  ^atte,  »ie  ed  natürlid^  ifl,  non  f!(^  auf  Vnbere  gefc^toffen 
unb  ifl  aDmtttig  enttttufc^t  tt)Orben,  ^at  eingefe^en,  bag  [\t  entmeber 
Don  ber  @eite  bed  Jtopfed,  ober  bed  bergend,  meiflend  fogar  8eiber, 
t^m  in  9lü(fflanb  bleiben;  med^alb  er  fiel  mit  i^nen  eingutaffeu  Der* 
meibet,  mie  benn  überhaupt  deber  nai)  SDtaggabe  feined  tnnem  SDer« 


120  9Ktfftb    —    SttttelffanBe 

ber  Scgtfidte  imb  ®eiitc§eiibe  rein  aU  fo((^er  erregt  unfere  nn- 
mittelbare  ^iiaafimt,  lote  t9  ber  Seibenbe,  Sntbe^renbe,  Unglfictlit^e 
rein  aU  folc^er  t^nt.  @ogar  lann  ber  Sbibtid  bed  ©läcfß^en  nnb 
©eniegenbesi  rein  a\9  folc^en  fe^r  leicht  unfern  9{etb  enegen. 
(6.  210  fg.  237.) 

AttUiDf)  f.  unter  SNoratifc^:  bie  morafif^e  S^riebfeber. 

Mittd^  f.  3^^'* 

Jlitttlaltct. 

Serglei^t  man  ba9  9ttert^um  mit  bem  barauf  folgeuben  9RitteI> 
alter,  ettoa  ba«  S^itaUer  be^  ^riHe«  mit  bem  14.  da^r^unbert,  fo 
glaubt  man  faum  in  beiben  bie  felbe  8rt  Don  SBefen  üor  fid)  ju 
^abcn.  3)ort  bie  fc^önfle  Entfaltung  ber  ^umanitftt,  oortreffli^e 
©taatöeinric^tnngen ,  neife  ©efe^e,  ttug  Dert^eitte  SRagtflraturcn,  Der- 
nttnftig  geregelte  Srei^eit,  fämmtlic^e  ^nfte,  nebft  ^oefte  unb  $^ilo« 
\opffxt,  auf  il^rem  ©tpfel,  unb  babei  ba9  ?eben  bur(^  bie  ebelfle  ®efeOig< 
feit  Derfc^önert;  ^ier  hingegen  bie  ^At,  ba  bie  Stirere  bie  ®eifhr  nnb 
bie  ©etoalt  bie  Seiber  gefcffelt  ^atte,  bamit  9litter  unb  $f äffen  i^rem 
gemeinfamen  Safh^iere,  bem  britten  @tanbe,  bie  ganje  Sürbe  ht9 
itbm9  auflegen  tonnten.  SDa  ftnbet  man  gfaußred^t,  Senbalidmnd 
unb  t$<inatidmud  im  engen  Sunbe,  unb  in  i^nm  ©efolge  grSueli^e 
Unkoiffen^eit  unb  ©cifledpnfiemig,  i§r  entfprectenbe  dntolerau),  ©lau* 
ben9)U)ifte,  9leIigion9friege,  Jh:eu))iige,  ite^eroerfolgungen,  Onquijttionen ; 
atö  ^oxm  ber  ©efetligtcit  aber  bad  aud  9to^]^cit  unb  ©ecfcrei  )u« 
fammengeflicfte  Stittermefen  mit  feinen  pebantif^  audgcbilbeten  unb  in 
ein  @9^em  gebrachten  fragen,  mit  begrabirenbem  SIberglauben  unb 
affentoürbiger  SBeiber^eneraHon.    (^.  n,  373  fg.) 

SDa9  ritterliche  (S^renprincip,  Ieinedtt)eg9  ein  urf))rüngli(^ed,  in  ber 
menfc^ßd^en  Statur  gegrünbete«,  ifi  ein  $inb  jener  3cit,  too  bie  {Räufle 
geübter  Maren,  al«  bie  ftöpfe,  unb  bie  Pfaffen  bie  Sernunft  in  Letten 
hielten,  bed  belobten  SRittelalterd  unb  feine«  9{ittert^um«.  S)amal« 
lieg  man  für  flc^  ben  lieben  ®ott  nic^t  nur  forgen,  fonbem  auc^  nr« 
t^eilen.  2)emnac^  n^urben  fd^mierige  Ste^t^fäOe  burd^  Drbalien  ober 
©ottedurt^eile  entfc^ieben,  bie,  mit  wenigen  Xudna^men,  in  3^'^* 
tSm))fen  befianben.  Unb  hieran«  ging  ba«  S)uelIioefen  ^ertoor.  (^« 
I,  402.) 

Om  9Rittelalter,  biefem  SKiQenninm  ber  Slo^^eit  unb  Unwiffen^it, 
florirten  bie  Sttrte,  ein  Seid^en  ber  Barbarei.  ($.  I,  190.  Sergl. 
9art.)  S)ie  ftleibung  be«  SThttelalter«,  gegen  bie  ber  Xlten  gehalten, 
ift  gefd^macHo«,  barbarifd^  unb  »ibermttrtig.    ($.  ü,  171.) 

mittelfttd^e. 

2)e«  ariflotele«  ©runbfa^,  in  allen  Dingen  bie  ilRittelfirage  ju 
galten,  pagt  fc^Ie^t  )um  äRoralprinci)) ;  aber  er  möchte  leidet  bie  bc^e 
allgemeine  ltlttg§eit«regel  fein,  bie  befte  Snmeifung  )um  glflddic^en  Seben. 


Ttntmonit    —    mHiidfltit  121 

!£)enn  SDed  ifi  im  SeBen  fo  nttgttd^,  auf  allen  @eiten  liegen  fo  t>ie(e 
Unbequcmlic^feiten,  Saften,  Setben,  ®efa§ren,  bag  man  nnr  mie  mitten 
burc^  kippen  glücfltc^  unb  flehet  fä^rt.  3)a9  {xiqSsv  ayav  unb  nil 
admirari  flnb  ba^er  treffti(^e  Siegeln  jur  Seben0tt)eid^eit.   ($.  445.) 

Mnemonik^  f.  ©ebttc^tnißlunfi. 

Modalität. 

3>a6  bie  Kategorien  ber  SRobaKtät,  alfo  bie  Segriffe  bed  9Rög(i(^en, 
9Birf(i(^en  unb  ^^ot^toenbigen  e9  finb,  h)el(^e  bie  proMematifc^e,  affer« 
torifc^e  unb  apobictifc^e  Sonn  bed  Urt^eitö  )}eran(af[en,  ifi  tüaf^x.  2)ag 
aber  jene  Segriffe  befonbere,  urfprüngli^e  unb  nxd^t  Leiter  abjuleitenbe 
(Srtenntnigformen  bed  Serfianbed  klären,  ifi  ni^t  toa^r.  Sietmel^r 
flammen  fle  aud  ber  einjigen  urfprünglic^en  unb  ba^er  a  priori  und 
bcniu^ten  ^^ormen  alled  Crfennend  §er,  an^  bem  ®a(e  Dom  ®runbe, 
unb  3mar  unmittelbar  aud  biefem  bie  (Srfenntnig  berStot^toenbigleit; 
hingegen  erfl  inbem  auf  biefe  bie  9{ef[qrion  angett)anbt  n)irb,  entfielen 
bie  »egriffe  Don  Sufäfligfeit,  äKöglid^feit,  Unmögli(^!eit,  SBirffic^feit. 
XQe  biefe  urfiänben  ba^er  feinedmegd  an9  einer  ©eif^edfraft,  beut 
Serfianbe,  fonbem  entfielen  burc^  ben  Q^onflict  M  abflracten  @r« 
fennen«  mit  bem  intuitiven.*  (SB.  I,  549—556.) 

On  (Europa  toirb  bie  SBeltgefc^id^te  Don  einem  ganj  eigent^ümlic^en 
djronologifc^en  Z^agedanjeiger  begleitet,  meld)er,  bei  anfc^aulic^en  3!)ar^ 
fieUungexi  bor  Gegebenheiten,  iebed  3)ecennium  auf  ben  erflen  Sßd 
erfenncn  läßt;  berfelbe  fle^t  unter  ber  Scitung  bcr  ©(^neiber.  (3-  S. 
ein  in  t^ranffurt  1856  au9gefiellted  angebtid^ed  Portrait  SRojartd  in 
feinem  -Siiuglingdalter  tt)ar  fogleic^  baran  atö  unä(^t  ju  erlenneit,  bag 
bie  ftletbung  einer  )tt)an)ig  da^re  früheren  3cit  onge^örte.)  9(od  im 
gegenmSrtigen  2)ecennium  ifi  jener  Ziagedanjeiger  in  Unorbnung  ge^ 
ratzen;  toeil  foI^e9  nid^t  ein  Tial  Driginatitftt  genug  beft(^t,  um,  toie 
jebed  anbere,  eine  i^m  eigene  Jf(eibermobe  gu  erfinben,  fonbern  nur 
eine  iTOadlerabe  barfieUt,  auf  ber  man  in  aQerlei  (ttngfl  abgelegten 
Zra(^ten  an9  vergangener  3^'^  ^erumlftuft,  ald  ein  lebenbiger  Sna- 
c^ronidmud.  ©etbfl  bie  i^m  vorhergegangene  ^eriobe  ^atte  boc^  nod^ 
fo  viel  eigenen  ®eifi,  mt  nbt^ig  ifi,  ben  t^ratf  ju  er^nben.  {%  II, 
481  fg.  —  »ergl.  aud^  3cfttjcit.) 

MoUll^  in  ber  Slrc^itectur.   (®.  ard^itectur.) 

fltöfiltdikeit: 

1)  Unterfd^ieb  ber  3R5g(i(^teit  überhaupt  Von  ber  em» 
ptrif(^en  3R0gIi(^Ieit. 

9R0gti(^feit  überhaupt  ifi,  tvie  fiant  )nr  ©enlige  gezeigt  ^at,  Ueber« 
einfümmung  mit  ben  und  a  priori  bewußten  9ebingungen  aOer  Cr* 
fo^rnng.  (®.  18.)  SOed  ben  unferem  dnteUect  ange^örenben  ©efe^en 
a  priori  ©emfige  ifi  überhaupt  mögltc^.    SDad  ben  empirifc^en  Statur« 


122  SRo^ammebaner 

gefe^en  Sntfprec^enbe    hingegen   i{l   bad    in  btefer   Seit  SRöglii!^. 
(SB.  I,  664.) 

2)  Urfprung  ber  Sategotie  ber  3RögIi(^fett  aud  ber 
9tef(e^ion. 

Serlafyen  isir  bte  anfc^auti^e  Statur  unb  ge^en  über  jimt  abfhracten 
Denten;  fo  tonnen  rpxx,  in  ber  9ttfltjc\on,  aüt  9?aturgefe^e,  bte  und 
t^ette  a  priori,  t^etld  erfl  a  posteriori  befannt  finb,  und  DorficQen, 
unb  biefe  abflracte  SorßeDung  ent^ölt  Hüt^,  isad  in  ber  Statur  ju 
irgenb  einer  3^^^  ^^  irgenb  einem  Orte  i^,  aber  mit  Sbftraction 
Don  iebem  bejiimmten  Oirt  unb  3^^^?  ^"^  ^^>^<it  <^^"r  ^urc^  folc^e 
Kefle^ion,  finb  tovt  ind  n^ette  %eid^  ber  ÜRöglic^feit  getreten.  9Bad 
aber  fogar  aud^  ^ier  leine  @teDe  ftnbet,  ifl  bad  Unmögliche.  <Sd  ifl 
offenbar,  bag  3}29gli^feit  unb  Unmöglid^Ieit  nur  für  bie  Slefle^ion, 
für  bie  abfiracte  Sifenntnig  ber  Semunft,  nid^t  für  bie  anfd^autid^c 
Srfenntniß  ba  ftnb;  obgtei^  bie  reinen  formen  biefer  ed  finb,  meiere 
ber  Vernunft  bie  Seftimmung  bed  9)25g{i^en  unb  Unmöglichen  an  bie 
^anb  geben.  Oe  na^bem  bie  Staturgefc^e,  oon  benen  tt)ir  beim  S)en« 
fen  bed  9RögIi(^en  unb  Unmöglid^en  audge^en,  a  priori  ober  a  posteriori 
erlannt  f!nb,  ifl  bie  SRöglic^feit  ober  Un^öglic^feit  eine  metap^^fifc^^f 
ober  nur  t)^t)rtfc^e.   (3B.  I,  551.) 

3)  3ufammenfaIIen  unb  üudeiuanbertreten  bed  2)t5g« 
liefen,  S33irf(i(^en  unb  Stot^toenbigen. 

3>er  Unterfc^ieb  gniifc^en  not§U)enbig,  toirfUc^  unb  möglich  ifl  nur 
in  abstracto  unb  bem  Segriffe  nac^  bor^anben;  in  ber  realen  SBett 
hingegen  fallen  aQe  S)rei  in  Sind  jufammen.  3)enn  Slled,  niad  ge* 
fc^ie^t,  gefc^ie^t  not^toenbig,  toeil  ed  and  Urfac^en  gcfc^ie^t.  3)em« 
gemäg  ifi  aOed  SBirflid^e  jugteic^  ein  9tot^menbiged,  unb  in  ber 
9{catität  jmifc^en  2Birf(id)Ieit  unb  97ot^n)enbigIeit  fein  Unterfc^ieb ;  unb 
ebenfo  leiner  jmifd^en  Sirllic^feit  unb  Sßöglic^feit;  benn  toa9  ni^t 
gefc^e^en,  b.  $.  nic^t  n^irtlic^  geworben  ifi,  toax  auc^  nic^t  niögti4r 
loeil  bie  Urfac^en,  o§ne  tuclc^e  ed  nimmermehr  eintreten  fonnte,  felbfl 
nic^t  eingetreten  flnb,  noc^  eintreten  fonnten  in  ber  grogen  Serfettung 
ber  Urfad^en,  ed  loar  alfo  ein  Unmöglichem,  deber  Vorgang  ifl  bem« 
nac^  entmeber  not^tt)enbig,  ober  unmöglich*  Diefed  SQed  gilt  aber 
blod  üon  ber  empirifc^  realen  SBelt,  alfo  üom  gan}  (Sin}etnen  aM 
folc^em.  Setrac^ten  isir  hingegen  mittelft  ber  Sernunft  bie  Dinge  im 
SlOgemcinen,  fie  in  abstracto  auffaffenb;  fo  treten  Stot^menbigteit, 
SCirflic^feit  unb  iDtöglid^feit  toithtx  audeinanber;  tt)ir  ertennen  bann 
aÜed  ben  unferm  dnteüect  ange^örenben  ©cfetjen  a  priori  ®cmö§e 
atd  überhaupt  möglich,  bad  ben  empirifc^en  97aturgefe^en  (Sntfprec^enbe 
a(d  in  biefer  SBelt  möglich,  auc^  loenn  ed  nie  n^irflic^  gemorben,  uuter« 
fc^eiben  alfo  beuttic^  bad  SRögtic^e  bon  bem  SirRic^en.  (SB.  I, 
554  fg.) 

Atot^ammtlrantt,  f*  Odtam. 


SlßoS    —    Wlomxäiit  123 

iKoU,  f*  unter  äRufif :  SDte  ))§9fif(^e  unb  arit^tnettfc^e  ©runblage  ber 
3)?uftf  in  i^rer  Sejie^ung  jur  metop^^fifc^en  ^ebeutung. 

Monatfolofixt. 

3)te  !?et6m^'f(^e  iD?onabologte  Denoirft  bte  SI  tonte  unb  bie  rein 
mec^anifc^e  ^^^fU,  um  eine  b^namifi^e  an  i^re  @telle  ju  fe^en, 
koorin  [it  ftanten  Dorarbeitete.  Seibni^  gelangte  }u  ber  @infid)t,  bag 
fetbfl  bie  b(od  nted^anifd^en  Gräfte  ber  ÜRaterie  tttoa^  ©eiftiged  jur 
Unterlage  l^aben  mugten.  S)iefe^  nun  aber  tougte  er  ftc^  nic^t  an- 
ber^  beutlit^  }u  nia^en,  ate  butd^  bie  l^öd^ft  unbeholfene  gictton,  bag 
bie  ÜRaterie  aud  lauter  @eelc^en  beflänbe,  tuelc^e  jugleic^  formale 
%tome  toären  unb  meiflend  int  3>^f^^"^^  ^^^  Setäubung  fid^  befänben, 
jeboc^  etn  9na(ogon  ber  perceptio  unb  bed  appetitus  Ratten.  $iebei 
führte  i^n  S)ied  irre,  bag  er,  Xüiz  alle  äinbern,  jur  ©runblage  unb 
conditio  sine  qua  non  aQed  ©eifiigeu  bie  @rtenntnig  machte,  |latt 
bed  993iOen9.  Onbeffen  Derbient  Seibni^en^  93e{lreben,  beut  ©eifte  unb 
ber  äßaterie  ein  unb  baffetbe  $rinci))  gnm  ®runbe  }u  legen,  Sner» 
tennung.  @ogar  fönnte  man  barin  eine  Sora^nbung  fott)o§I  ber 
ftanffd^en  aU  aud^  ber  ®(i^o))en^auer'f(^en  Se^re  finben,  bie  er  jebo^ 
nur  tt)ie  burd^  einen  9{ebel  fa^.  S)enn  feiner  3){onaboIogie  liegt  fc^on 
ber  ©ebanle  }u  ©runbe,  bag  bie  äRaterie  fein  jDing  an  fid^,  fonbern 
bloge  Srfd^einung  ift;  ba^er  man  ben  legten  ©runb  i^red,  felDfi  nur 
med^anif^en  iBirlend  nid)t  in  bem  rein  ©eometrifc^en  fuc^en  mug, 
b.  §.  in  Dem,  tuad  blod  jur  @rfd)einung  gehört,  toie  Sludbe^nung, 
Setoegung,  ©efialt;  ba^er  fc^on  bie  Unbur^bringlic^teit  ntc^t  eine  b(od 
negatiüe  Sigenfc^aft  iß,  foitbern  bie  Sleugerung  einer  {)ofttit)cn  fträft. 
(?J-  I,  80  fg.) 

itlonardiie. 

1)  9{ot^tt)enbigfeit  unb  Ütatürlic^feit  ber  ÜRondrd^ie. 

(Eine  @taatdberfaffung,  in  »etd^er  blöd  ha9  abflracte  S^cc^t,  o^ue 
oKen  S^^ap  Don  SBiUIür  unb  @emalt,  flc^  Derl5r)}ert,  ))agt  nid^t  für 
äBefen,  toie  bie  ÜRenf^en  f!nb.  äBeil  nömtid^  hk  groge  SRe^rja^I 
berfelben  ^i5(^fi  egoifiif^,  ungerecht,  rütfftc^tdlod,  lügenhaft,  mitunter 
fogar  bod^aft  unb  babei  mit  fe^r  bürftiger  dnteUigenj  audgeftattet  ifi, 
fo  emitfc^fl  §ieraud  bie  9lot^n)enbig!eit  einer  in  @incm  3)?enf(^en  con« 
ceiitrirten,  felbft  über  bem  ®efe^  unb  bem  9?ed^t  fle^cnben,  böUig  un» 
Derantn)orttic^en  ©eioalt,  ))or  ber  flc^  SlOed  beugt,  unb  bie  betrachtet 
n)irb  ate  ein  SEBefen  §5§erer  9rt,  ein  ^errf^er  t>on  ©otted  ©naben. 
97ur  fo  lägt  fi(^  auf  bie  Sttnge  bie  9Renfd^§e)l  jügeln  unb  regieren. 
(%  U,  269.) 

Ueber^aupt  iß  bie  monarc^ifd^e  Stegierungdform  bie  bem  3){enfd^en 
natürliche,  fafl  fo  tsie  fie  ed  ben  8tenen  unb  Slmeifen,  ben  rcifenben 
^anid^en,  ben  ttanbemben  Slep^anten,  ben  }u  S^aubjügen  Dereinigten 
3ßMfen  unb  anbem  Si^eren  me^r  ift,  nielc^e  aDe  (Sinen  an  bie  ©))i^e 
i§rer  Unternehmung  ßeSien.    Hudf  mng  jebe  menfc^Iic^e,  mit  ®efa§r 


122  aRoJ^ommebaner 

gefe^en  (Entfpred^enbe    hingegen   iß   ba^    in  biefer  SBett  2R9fl(t(^(. 
(SB.  I,  654.) 

2)  Ur[))rung  bet  ^otegorie  ber  SRöglic^Ieit  and  ber 
9tefte^ion. 

Serlaffen  n)tr  bie  anfc^aulid^e  Statur  unb  gelten  tt6er  jum  abfhacten 
3)en(en;  fo  (önnen  ^tr,  in  ber  9{efIe^ton,  qQc  9?Qturgefe^e,  bie  und 
t^eite  a  priori,  t^eiU  erfl  a  posteriori  belannt  ftnb,  und  t)orfieaen, 
unb  btefe  abfhacte  SorfleDung  enthält  Hütß,  toa9  in  ber  Statur  )u 
irgenb  einer  3^^^  ^^  irgenb  einem  Orte  x\t,  aber  mit  Sbflraction 
Don  iebem  befiimmten  Oirt  unb  3^it;  unb  bamit  eben,  burc^  fo((^e 
9{efIepon,  flnb  xoix  ind  n^eite  Steid^  ber  SRöglic^feit  getreten.  3Bad 
aber  fogar  aud^  ^ier  (eine  @teUe  ftnbet,  ifl  bad  Unmögliche.  Sd  ifl 
offenbar,  bag  3}25gli(i^feit  unb  Unmbglic^Teit  nur  für  bie  S^cflqrton, 
für  bie  abflracte  @ifenntntg  ber  Vernunft,  mi)t  für  bie  anf^aulic^e 
Srienntntg  ba  ftnb;  obgtetd^  bie  reinen  formen  biefer  ed  flnb,  meiere 
ber  Vernunft  bie  93eflimmung  bed  3728gli(^en  unb  Unmöglid^en  an  bie 
$anb  geben.  Oe  nac^bem  bie  9iaturgefe^e,  oon  benen  toir  beim  S)en^ 
fen  bed  SDJöglid^en  unb  Unmöglid^en  audge^en,  a  priori  ober  a  posteriori 
ertannt  finb,  ifl  bie  Snögltc^feit  ober  Un^ögli^feit  eine  meta))^9pf(^<r 
ober  mir  p^^fif^e.   (338.  I,  551.) 

3)  3ufammenfaIIen  unb  üudeinanbertreten  bed  9){69« 
ticken,  iBirftid^en  unb  Stot^loenbigen. 

SDer  Unterfd^ieb  gtoifc^en  not§U)enbig,  tt)irHi(^  unb  möglich  ifl  nut 
in  abstracto  unb  bem  Segriffe  nac^  Dor^anben;  in  ber  realen  SBelt 
hingegen  fallen  aQe  S)rei  in  Sind  jufammen.  iknn  %Qed,  toad  ge* 
fc^ie^t,  gefc^ie^t  not^loenbig,  kseil  ed  aud  Urfac^en  gefc^ie^t.  2)ein' 
gemäß  ift  alled  SBirflid^e  jugteic^  ein  Stot^menbiged,  unb  in  ber 
9!ealitat  jmif c^en  SEßirf lid^feit  unb  9tot^to)enbig(eit  (ein  Unterf c^ieb ;  unb 
ebenfo  (einer  jmifd^en  2Birntc^(eit  unb  3)ti{g(i^(eit;  benn  toa9  md^t 
gefc^e^en,  b.  ^.  nic^t  loirfli^  geworben  ifi,  toax  au(^  nic^t  m5g(i4 
lueil  bie  Urfac^en,  o^ne  welche  ed  nimmermel^r  eintreten  (onute,  felbjt 
nid^t  eingetreten  flnb,  nod^  eintreten  (onnten  in  ber  großen  Ser(ettung 
ber  Urfac^en,  ed  loar  alfo  ein  Unmöglichem,  deber  Vorgang  ifl  bem« 
nac^  entmeber  not^tt)enbig,  ober  unmöglich.  SDiefed  SQed  gi(t  aber 
blod  Don  ber  empirifc^  realen  Sßett,  alfo  Dom  ganj  Sinjelnen  M 
fotd^em.  Setrac^ten  tt)ir  l^ingegen  mittelft  ber  Sernun^  bie  S)inge  im 
Singemcinen,  fie  in  abstracto  auffaffenb;  fo  treten  9?ot^n)enbig(eitf 
SBirntd^(eit  unb  2Rögtid^(eit  koieber  audeinanber;  n^ir  er(ennen  bonn 
aOed  ben  unferm  dnteOect  ange^örenben  ©cfetjen  a  priori  ®einö§t 
atd  überhaupt  mögli^,  bad  ben  empirifc^en  97aturgefe^en  @ntf))re(^enbe 
ald  in  biefer  SEBett  möglich,  auc^  toenn  ed  nie  toirflic^  geworben,  unter« 
fc^eiben  atfo  beutlid^  bad  SD^ögtic^e  Don  bem  SBirRic^en.  (93.  I, 
554  fg.) 

Atoijammtlrantr,  f.  dmtam. 


r 


SRoS    —    aRonar^te  123 

A0tt^  f.  unter  9Rnf  tl:  3>te  {>^)fPf(^e  unb  arit^mettfc^e  ©ntnblage  ber 
SRufil  in  i^rer  Sejte^ung  jur  mtt(ipffif[i\iftn  Sebeutung. 

monaDfologu. 

2)te  ?etbm('f<^e  iTOonaboIogie  oemirft  bie  Stome  unb  bie  rein 
me^anifc^e  $^9fU,  um  eine  b^namifd^e  an  t§re  ©teile  ju  fe^en, 
iDorin  fie  ftanten  Dororbcitete.  Seibni^  gelangte  )u  ber  (Sinftc^t,  bog 
felbft  bie  btod  mec^anifd^en  firäfte  ber  SOtaterie  tttoa^  ©eiflige^  )ur 
Unterlage  ^oben  mußten.  3)iefed  nun  aber  mugte  er  ft^  ni^t  an« 
berd  beuttic^  2^  machen,  ald  bur^  bie  ^ö^ft  unbeholfene  Siction,  bag 
bie  Sltaterie  aud  lauter  @ee((^en  befiänbe,  toelc^e  }ug(ei(^  formale 
Xtome  mären  nnb  metfiend  im  3^^^^"^^  ^^^  Setäubung  fl^  befänben, 
jebo«^  ein  9na(ogon  ber  perceptio  unb  bed  appetitus  Ratten.  $tebei 
fährte  i^n  !Z)ied  irre,  bag  er,  mie  alle  Slnbem,  }ur  ©runblage  unb 
conditio  siue  qua  non  alled  ©eiftigen  bie  Srienntnig  machte,  ftatt 
bed  SBiDend.  dnbeffen  t)erbient  SeibniQend  Sefireben,  beut  ©cifle  unb 
ber  iD^aterie  ein  unb  baffetbe  $rincip  jnm  ®runbe  ju  legen,  Slner« 
lennung.  @ogar  lönnte  man  barin  eine  Sora^nbung  foioo^t  ber 
ftant'fd^en  aM  auc^  ber  ©^open^auer'f^en  Se^re  flnben,  bie  er  j[ebo^ 
nur  tt)te  burc^  einen  Ütebet  fa§.  ICenn  feiner  9}tonabotogie  Hegt  f^on 
ber  ©ebanle  lu  ©runbe,  bag  bie  Sffaterie  lein  !Z)ing  an  fic^,  fonbern 
bloße  (Erf Meinung  iß;  ba^er  man  ben  legten  ®runb  i^red,  felbfi  nur 
me^anifc^en  Sßirlend  ntc^t  in  bem  rein  ©eometrtfc^en  fu(^en  mug, 
b.  §.  in  !Dem,  »ad  blod  jur  Srfc^einung  gehört,  toit  Sudbe^nung, 
9en)egung,  ©efialt;  ba^er  f^on  bie  Unbur^bringli^Ieit  nic^t  eine  b(od 
negatit>e  Sigenf(^aft  ifi,  fonbern  bie  Heugerung  einer  poftttDeu  Straft. 
i%  l,  80  fg.) 

SXonavdiit. 

1)  9lot(n)enbigIeit  unb  SfatUrtid^Ieit  ber  äRonärd^ie. 

(Sine  ©taatdoerfaffung,  in  »eld^er  blod  bad  abfiracte  dtcäfi,  o^ne 
aUen  3ufa^  bon  SBiaiür  unb  ®ematt,  fid^  oerl0r))ert,  pa^t  nid^t  für 
Sefen,  »ie  bie  SRenfc^en  flnb.  SBeit  nSmlic^  bie  groge  9Re§rja^I 
berfetben  ^5(^fl  egoiftifd),  ungerecht,  rücffic^tdlod,  lügenhaft,  mitunter 
fogar  bo^^aft  unb  babei  mit  fe^r  bürftiger  anteiligen)  audgeflattet  ift, 
fo  ermttc^fl  §ieraud  bie  Stot^menbigteit  einer  in  Sincm  Wenfc^en  con- 
ceutrirten,  fetbfl  über  bem  ®efe^  unb  bem  9{ed]t  fle^enbeu,  k)0Oig  un- 
teranttt)ortti(^en  ®emalt,  bor  ber  fi(^  Hlled  beugt,  unb  bie  betrautet 
lotrb  ate  ein  SBefen  ^ö^erer  Srt,  ein  $errf(^er  bon  ®otted  ®naben. 
3iwc  fo  lägt  {{(^  auf  bie  Sttnge  bie  9Rettf(^^e)l  jügeln  unb  regieren. 
(*.  U,  269.) 

Ueber^au))t  i{l  bie  monarc^ifd^e  9tegterungdform  bie  bem  3)tenf(^n 
natürlid^e,  fafl  fo  ttie  fle  ed  ben  Sienen  unb  Hmeifen,  ben  reifenben 
Jtranic^en,  ben  »anbemben  (Elep^anten,  ben  )u  Kaubjügen  bereinigten 
SBHfen  unb  anbem  Stieren  me^r  ifi,  totlijt  aOe  (Einen  an  bie  Bpi^ 
if)xtt  Unternehmung  fieDien.    Sfud^  mug  jebe  menf(^(i(^e,  mit  ®efa^r 


124  9loMte    ~    9l0nb 

tfvMBpfit  Unterne^img,  ieber  $em0}ng,  febe^  ®c^tff,  (Einem  JD6cc' 
bcfe^Id^abfr  ge^ord^m;  fiboraH  mug  Sin  SStOe  ber  feitcnbc  fein.  @o« 
gar  ber  t^tmfd^e  Orgonitattd  ifi  monan^ifd^  confhmirt;  bad  @e(ftni 
aDein  ift  ber  Center  nnb  Xegierer,  bad  ^egemouifon.  @elb{i  ba9 
^lonetenf^fiem  iR  monorc^ifc^.  (f.  H,  271  fg.  ^  SergL  anif 
ftönigt^um.) 

2)  SEBo^in  bie  9Ronar(^ten  tenbirem 

jDie  9tet>nb(t!en  tenbtren  }itr  Snard^ie,  bie  iTOonan^ien  )itr  ^t^ 
poiit,  ber  be^^alb  erfomiene  SOKtteltDeg  ber  confütittioneDen  ^onan^ie 
tenbirt  )ur  ^errfd^aft  ber  ^cttonen.   (SB.  I,  406.) 

3)  (Ein  großer  Sorjng   ber  iTOonarc^ie  bor  ber  9te* 
pnblif. 

.dn  Stepubtilen  tt^irb  ed  ben  überlegenen  fiöpfen  fc^merer^  jn  §o^(n 
€teOen  unb  babnrc^  ju  unmittelbarem  ))oIitif(^en  (Sin{Iu§  3U  gelangen, 
ate  in  SRonarc^ien.  !Z)enn  gegen  folc^e  fi9))fe  finb  nun  einmal  überall 
unb  immer  fämmttic^e  bomirte,  fc^ma^e  unb  gemd^nlic^e  fföpfe  in« 
flinctmttßig  Derbünbet.  d^rer  ftctd  }a^Irei(^en  ®^aar  nun  toirb  t9 
bei  einer  republilanif^en  Serfaffung  (eic^t  gelingen,  bie  überlegenen  }u 
Unterbrüden  nnb  audjnf fliegen,  um  )a  ni^t  bon  x^mn  überflügelt  )u 
merben.  Sn  ber  9Ronar^ie  bagegen  iß  biefe  überaD  natürlich  Siguc 
ber  bomirten  gegen  bie  beborjugten  fiöpfe  bod^  nur  einfeitig  bor^an« 
ben,  nämlic^  b(od  bon  unten;  bon  oben  hingegen  §aben  ^ier  Serfionb 
unb  Sialent  natürti^e  gürfirrac^e  unb  Sefc^ü^er.  du  äßonan^ien  ^t 
ber  Serfianb  immer  noc^  biel  beffere  (E^ancen  gegen  feinen  unberfS^n* 
(ic^en  unb  aOgegenmärtigen  $einb,  bie  !Z)umm^t,  aU  in  StepuMiten. 
a)iefer  Corjug  aber  ifl  ein  großer.   (?.  II,  270  fg.) 

Ütonaft. 

Ueber  ben  (Einflug  ber  9Ronate  auf  bie  @efnnb§eit  f.  ®efunb^eit. 

Ütönditlfttm,  f.  ^atl^olicidmud  unb  fttofler. 
SBiontf. 

1)  Sine  $>\ipot^t\t  über  bie  iTOonboberftftc^e. 

!Z)ad  SBaffer  bed  ÜRonbed  —  bied  ifi  [ebo^  nur  ate  eine  gesagte 
$9))0t^efe  .}u  betrauten  —  ifl  ni^t  abmefcnb,  fonbem  gefroren,  inbem 
ber  a^angel  einer  Ktmof))^ttre  eine  fafi  abfolute  Mte  ^erbrifü^rt, 
meiere  fogar  bie,  aufierbem  bur(^  benfelben  begünftigte  Serbnnfiung  M 
(Sife«  nid^t  }ulttgt.  9tttmli(^  bei  ber  Steinzeit  be«  9Ronbed  muffen 
mir  feine  innere  SBärmequeDe  ald  erf(^b))ft,  ober  menigfiehd  ate  ni(^t 
me^r  auf  bie  Dberflä(^e  mirfenb  betrachten.  Son  ber  @onne  erhält 
er  ni(^t  me^  SEBürme,  att  bie  (Erbe.  Sßir  (aben  atfo  (einen  f!ät(em 
ermttrmenben  (Einfluß  ber  @onne  auf  ben  SRonb  anjune^men,  aM  ber 
ifl,  ben  fie  auf  bie  (Erbe  ^at;  |a  fogar  einen  fc^toäc^em,  ba  berfelBe 
für  iebe  @eite  }mar  14  Stage  bauert,  bann  aber  bnrd^  eine   eben  fo 


Snonogamie    —    SRonmnente  125 

lange  Stacht  untetbrod^en  totrb,  toüijt  bte  Sfn^äufung  feiner  SBtthtng 
Der^inbert  —  9{un  aber  ifi  iebe  (Smärmung  burd)  baö  ©onnen(i(^t 
Don  ber  ®egenmart  einer  Sftmofp^re  abhängig.  !Da  biefe  nun  bem 
SDtonbe  fe^It,  fo  Ratten  mir  und  oOed  SEBafjer  auf  bemfetben  att  in 
Sid  üenoanbelt  nnb  namentlich  ben  ganjen,  fo  rät^fel^aften,  grauern 
X^eil  feiner  Oberfläche,  ben  man  anejeit  ate  maria  bejeic^net  i^at,  aU 
gefrorene«  SBajfer  anaufel^en.   ($.  II,  140—143.) 

2)  !Z)er  Sauf  bed  aRonbe«  ald  93eif))iel  für  bie  dben« 
tit&t  bed  Sßefentlic^en  in  ber  Semegung  ber^im« 
meld!9r))er  nnb  im  ^anbeln  bed  9Renfc^en.  (@.  unter 
Fimmel:  Analogie  ber  Semegung  ber  ^immeMIörper  mit 
bem  ^anbeln  bed  äRenfd^en.) 

3)  Db  geben  auf  bem  ÜRonbe  möglich  iß. 

S)er  ®^(ug  t)om  ilRangel  ber  Sltmofp^ttre  unb  M  SBafferd  auf 
Sbttefen^eit  aOed  Sebend  ifl  nic^t  ganj  fidler;  fogar  lönnte  man  i^n 
fletußäbtifc^  nennen,  fofem  er  auf  ber  Soraudfe^ung  partont  comme 
chez  nou8  beruht.  jDad  ^^ttnomen  bed  t^ierifd^en  Sebend  !0nnte  mobt 
noc^  auf  anbere  SBeife  vermittelt  merben,  ald  burd^  9{efpiration  unb 
Slutumlauf,  ba  bad  äBefentlic^e  alled  bebend  allein  ber  beflfinbige 
SSec^fel  ber  äRaterie  beim  Se^arren  ber  gorm  ift.  9ßir  freiließ  fDnnen 
und  bied  nur  nnter  Sermittelung  bed  $$lüffigen  unb  !Z)unftförmigen 
beuten.   (?.  II,  143.) 

4)  Sefi^etif^e  SEBirlnng  bed  iDtonbed. 

SEBamm  mirlt  ber  Sublid  bed  SoOmonbed  fo  mo^lt^fttig  unb  er« 
^ebenb?  Seil  ber  SDlonb  ein  ©egenftanb  ber  Snfc^unng,  aber  nie 
bed  SBollend  ift.  Semer  ift  er  ergaben,  b.  (.  ftimmt  und  ergaben, 
koeil  er,  o^ne  alle  93e}ie^ung  auf  und,  bem  irbifc^en  ^treiben  emig 
fremb  ba^in}ie^t  unb  Hlied  fle^t,  aber  an  nic^td  ünt^eil  nimmt.  Sei 
feinem  Snblid  f^minbet  ba^er  ber  SEBiOe  mit  feiner  fieten  9fot^  aud 
bem  Settußtfein  unb  Ifigt  ed  ald  ein  rein  erlennenbed  jurtid.  Sielteic^t 
toirb  ber  (Einbrnd  bed  (Erhabenen  noc^  er^ö^t  burd)  bad  fi^  beimifc^enbe 
®efübl,  bog  mir  biefen  Snblid  mit  ^iQionen  t^eilen,  beren  inbioibuelle 
Serfd^ieben^eit  barin  erlifc^t,  fo  bag  fle  in  biefem  9nfc^auen  (Sind 
flnb.  Snbliij  mirb  ber  (Sinbrud  bed  Sr^abenen  auc^  baburc^  beför« 
bert,  bag  ber  3ßonb  leuchtet,  o^ne  gu  mfirmen,  njprin  gimig  ber  ®mnb 
liegt,  bag  man  i§n  leufd^  genannt  ^at.   (9EB.  II,  426  fg.) 

MoMiamit^  f.  nnter  S^e:  S§egefe^e. 
in0ttotl)et«intt$f  f.  dubent^nm  unb  ®ott. 
ÜtonitmenU,  f.  2)enlmale. 


126  SRoToI 

Ütoral. 

1)  ©egenflanb  ber  SRorat. 

On  ber  SKoroI  ifi  ber  SBiQe,  bie  ©efUmung,  ber  ©egenftonb  ber 
Betrachtung  uiib  bad  allein  %ea(e.  S)aburc^  uaterf^eibet  ^e  ft(^  Dom 
Staat,  ben  äSBiQe  unb  ®e|tnnung,  Mod  aü  folc^e,  ganj  nnb  gar  nic^t 
rümmern,  foubem  aQein  bie  Z^at   (S.  I,  406.) 

6d  fommt  ber  St(|i!  blod  auf  üDad  an,  »ad  gemoUt  loirb,  nt(^t 
auf  S)ad  »ad  gef^ie^t;  mit  bem  (Erfolg  ber  2^at  mögen  na^^r 
3ufan  nnb  drrt^um  fpielen,  in  beren  9tt\ä^  bie  b(o§e  9egäen§eit  aM 
f olc^e  liegt,  —  bad  finbert  ni^tö  am  et^ifd^cn  Sßert^  ber  2:^at.  ^flr 
bie  (St^if  ^at  bie  Sußeniocit  unb  i^re  Segeben^itcn  6(od  infofem 
9{ealität,  (d9  fte  Seiten  bed  SBiOend  ftnb,  ber  bnr^  fie  beßimmt 
mürbe;  angerbem  ftub  fte  i^r  ni^tig.   ($.  389.) 

9ud  bem  erneuerten  @))ino3idmud  unferer  ^ge  ifl  bie  ^gelifd^« 
pant^ißif ((e ,  auf  bem  platteflen  Xealidmud  beru^enbe  Kn^^t  tnU 
ßanben,  bie  Ct^il  foOe  nic^t  bad  Zf^vm  ber  (Sinjelncn,  fonbem  bad  ber 
^oltdmaffen  )um  ©toffe  ^ben.  9{i(^td  fann  oerte^rter  fein,  ato  biefe 
Vnfid^t.  S>enn  in  |ebem  (Einzelnen  erfc^eint  ber  ganje  unget^eilte 
SiQe  )um  Seben,  bad  äßefen  an  ft(^,  nnb  ber  SRilroIodmod  iß  bem 
3){afrofodmod  gleic^.  S)ie  9Raffen  ^aben  ni^t  me^r  dn^att,  ate  j[eber 
(£in)etne.  9?i^t  oom  Z^un  nnb  (Srfolg,  fonbem  oom  SßoUen  (an* 
bett  ed  fxii  in  ber  St^if,  unb  bad  aBoQen  felbfi  ge^t  fietd  nur  im 
Onbioibuum  Dor.  9Kd^t  bad  S^idEfal  ber  Söder,  mel^ed  nur  in  ber 
6rf(^einung  ba  ifl,  fonbem  bad  bed  (Sinjelnen  entfc^eibet  fic^  mora« 
lifdl.  S)te  SStfer  fmb  eigentlich  btoße  Sbfiractionen,  bie  dubinibuen 
aQein  qnfKren  ttirKic^.   (9B.  n,  675  fg.) 

2)  aufgäbe  ber  aRoral. 

!Cer  3^^^  ^  9Rora(  att  Sßiffenfc^aft  ifl  ntc^t  anjngeben,  tote  bie 
9Renf((en  b^nbeln  f  o  1 1  e  n.  (® .  unter  firittl  ber  int))eratiben  ^orm  ber 
^^oral.)  Sielme^r  ^at  fte  ed  mit  bem  koirf liefen  ^anbeln  ber  3){en- 
fc^cn  }u  t^utt  mib  ^at  ben  3^<fr  ^ic  in  moratifc^er  ^inftc^t  ^0d)f} 
Derf(^icbene  ^anblungdmeife  ber  9Renfc^cn  ju  beuten,  in  erNfircn,  nnb 
auf  i^ren  legten  ®ntub  ^urücfjufü^ren.  2)a^er  bleibt  )ur  Kufftnbung 
bed  gniibamentd  ber  3)}ora(  tein  anberer  Sßeg,  ate  ber  empirifc^e, 
nämlic^  }u  unterfuc^en,  ob  ed  überhaupt  ^anblungen  gicbt,  benca  mir 
tt^ten  moralifc^en  SBerlb  }uerTennen  muffen,  —  metc^ed  bie  ^anb- 
lungen  freimiOiger  ®ere^tigtett ,  reiner  SRenfc^enKebe  unb  mirHic^en 
SbeUnnt^d  fein  merbm.  3)iefe  fmb  fobann  ate  ein  gegebeited  ^ffi* 
nomeu  ju  betrachten,  melc^ed  mir  ri^tig  ju  erKären,  b.  I).  auf  feine 
ma^en  ©rünbe  iurüd^ufü^ren,  mithin  bie  iebenfaOd  eigent^fimlic^e 
Xriebfeber  nac^}nmeifen  ^aben,  meiere  ben  ÜRenfc^m  ju  $anb(ungen 
biefer,  oon  ieber  anbern  fpecifif^  Derfc^iebenen  Srt  bemegt.  3)iefe 
!lriebfeber,  nebfi  ber  Smpfängli^feit  für  fie,  mirb  ber  le^te  ®runb 
ber  ÜRoratitttt  unb  bie  fienntniß  berfelben  bad  gunbamcnt  ber  9Rora( 


SWotoI  127 

feilt,  hingegen  eine  (lonfhuctton  a  priori,  eine  abfotute  ©efe^gebung 
für  alle  Vernünftige  SEBefen  in  abstracto  ent^a(tenb,  ju  tiefern,  fann 
ni^t  «ufgabe  ber  St^if  fein.  ((£.  195.)  S)ie  2Rora(  ijat  ed  mit  beut 
loirfti^en  $onbe(n  be^  SDtenfc^en  unb  nic^t  mit  apriorif^em  ftorten« 
^äuferbau  )u  t^un,  an  beffen  (Srgebniffe  flc^  im  (Ernfi  unb  !Z)range 
be^  Sebend  fein  iDtenfc^  lehren  tüüxht,  bereu  SBirhtng  ba^er,  bem 
@turm  ber  Seibenfc^often  gegenüber,  fo  t)iet  fein  tt)ürbe,  toie  bie  einer 
.^It)fHerf))ri^e  bei  einer  ^euerdbrunß.   ((£.  143.) 

3)  SBi^tigleit  ber  mora(if(^en  Unterfuc^nngen. 

2)o6  moralifd^e  Unterfnc^ungen  ungleich  h)i(^tiger  ftnb,  q\9  pf^^- 
flfalifc^e,  unb  über^au))t  a\9^  alle  anbern,  folgt  baraud,  bag  fte  fafl 
unmittelbar  baö  S)ing  an  fic^  betreffen,  nämli^  bieienige  (Erfdjeinung 
beffelben,  an  bei^  t9,  t)om  Si^te  ber  (Sr!enntnig  unmittelbar  getroffen, 
fein  SBefen  offenbart  aU  2Bi(Ie.  $^^fi(a(if(^e  9EBa§r^eiten  hingegen 
Dieiben  gan}  auf  bem  ®ebtete  ber  SorfteÜung,  b.  i.  ber  (Srfc^einung, 
unb  jeigen  b(o0,  mie  bie  niebrigflen  (Srfc^einungen  bed  SSBillen^  ^if  in 
ber  SorfieOung  gefe^mägig  barfleüen.  —  ferner  bleibt  bie  Betrachtung 
ber  SEBelt  t>on  ber  ))^^fif(^en  Seite  in  i^ren  9?efuItoten  für  und 
trofHo0;  auf  ber  moralif^en  @eite  allein  ift  Sirofl  3u  finben. 
(ffi.  n,  674.)  ^^^fifalifc^e  ^Saf^xi^tiUn  lönnen  t)iel  äugere  93ebeut- 
famfeit  6aben;  aber  bie  innere  fe^tt  i§uen.  S)iefe  ifl  bad  Sorrec^t 
ber  inttOectueQen  unb  moralif(^en  SBa^r^eiten,  aM  tt^el^e  bie  ^öd)flen 
©tufen  ber  DbjectiDation  M  SBiOend  jum  Z^ema  §aben;  tvä^renb 
jene  bie  niebrigflen.   ($.  n,  215.) 

4)  ©egen  bie  fle^itifd^e  Snfi^t  Don  ber  aRoral.  ^ 

9}a(^  ber  fte))tif^en  Snflc^t  giebt  ed  gar  Ttine  natürliche,  bon  menf(^* 
li^er  ©a^ung  unab^fingige  9Rora(,  fonbem  biefe  ifl  burc^  unb  burc^ 
ein  SIrtefact,  ein  97^itte(  erfunben  }ur  beffern  Sänbigung  be0  eigen* 
fü^tigen  unb  bod^aften  9Renfc^engef^tec^ti9.  9tun  märe  ed  aOerbingd 
ein  grofier  drrt^um,  menn  man  glaubte,  bag  alle  gerechte  unb  legale 
^anblungeu  ber  Wltn^^tn  rein  moratifd^en  Urfprungd  mflren.  3)ie 
oDermeifle  (S^rlic^feit  im  menfd^Iic^en  Serfe^r  lägt  ^(^  t^ielme^r  auf 
egoi|ltif(^e  3)?otibe  jurüdfü^ren.  Sßir  ^abcn  a(fo  nic^t  fogleic^  in  ^ei« 
ligem  Qifer  aufjufa^ren,  toenn  ein  SKoralifl  einmal  bad  Problem  auf« 
mirft,  ob  nic^t  vielleicht  alle  %ebli(!^feit  unb  ©erec^tigteit  im  ®runbe 
b(od  couDcntionell  märe,  unb  er  bemnttd^f},  biefed  ^rinci))  meiter  Der« 
folgenb,  aud^  bie  ganje  übrige  SRorat  auf  entferntere,  mittelbare,  }ule(t 
aber  bo(^  egoiflifd^e  ®rünbe  jurüdjufü^ren  fic^  bemtt^t,  mie  ^olbac^, 
$ie(tietiu0,  b'Wembert  unb  Unbere  il^rer  ^tit  t9  verfuc^t  l^aben.  Son 
bem  grögten  3:^eU  ber  gerechten  ^anblungen  ift  bied  fogar  mirüic^ 
koa^r.  3)ag  ed  auc^  Don  einem  beträc^tti^en  X^eit  ber  ^anbtungen 
ber  ÜRenfc^enliebe  ma^r  fei,  leibet  leinen  B^^if^^  ^^  ft<  oft  ^"^ 
Oflentation,  fe^r  oft  a\\9  bem  ®tauben  an  eine  bereinfiige  9?etribution 
ober  au9  fonfiigen  egoiflifc^en  ®rünben  Verborgenen.    Sllein  eben  fo 


128  9RoraI 

geioig  ifi  cd,  ba§  ed  ^anbtnngen  gonj  uneigennü|}tget  SOtenfc^fnlieie 
unb  ganj  frcimiOtger  ®ere(^tig!eit  giebt,  loenngtcic^  fie  gu  ben  fdtmen 
Vui9ua§ineu  gehörnt.  S)ie  fämmtKc^en  ffeptif^en  ^ebentlic^teiteii  fuib 
alfo  ixoax  geeignet,  unfcre  Snoartungen  oon  bcr  moratifc^en  Vntage  Uti 
9Reufd^en  unb  mithin  Dom  naürttc^en  Sunbantent  ber  (St^if  2»  mäßigen, 
reiben  aber  letnedwegö  ^ui,  bad  !Z)afetn  oOer  äd^ten  9RoraIität  abju« 
leugnen,   (ffi.  186—195.) 

5)  Unterf(^teb  )tttf(^en  $rinct))  unb  Sunbament  ber 
SNoral. 

^rinctp  unb  Sunbamcnt  ber  (Et§tl  pnb  jmei  ganj  Detfc^iebene  3)mgf, 
obwohl  {le  meiftend  unb  btdmeiten  u>o^l  obfic^tli^  Dermifc^t  merben. 

Dad  $rincip  ober  ber  oberfte  ©runbfag  einer  (St^il  ifi  bcr  tür« 
ae|le  unb  bttnbiglle  Sudbrud  für  bte  $anbtung9»eifc,  bie  fie  tox\6fcvbt, 
ober,  mm  {le  feine  imperatiDe  Sorm  ^ot,  bie  $anblungtoeife,  mld^tx 
fie  eigentlichen  motalif^en  Sßertb  a^erlennt.  @9  ifi  mithin  i^re,  burc^ 
einen  @a9  audgebrücfte  Snmeifung  )ur  STugenb  überhaupt,  bad  o,xi 
ber  Siugenb.  —  3)ad  Sunbament  einer  St^il  hingegen  ifi  bod 
fiioTi  ber  S^ugenb,  ber  ®runb  jener  Verpflichtung  ober  Snempfe^lung 
ober  {Belobung,  er  mag  nun  in  ber  Statur  bed  SRenfd^en,  ober  in 
ttugern  Seltoer^ältniffen,  ober  »orin  fonfi  gefuc^t  uierben.  !Z)ad  o,ti 
ifi  leidet,  baö  dto-ci  hingegen  fe^r  fc^mer  anzugeben.  Ueber  beu  dv 
balt  be^  o,n,  M  $rincip0  ober  ©runbfa^e«  finb  eigentlich  oOe 
Steifer  einig,  in  fo  Derfc^iebene  formen  fie  i^n  aud^  tleiben.  Da« 
gegen  toirb  bad  eigentliche  ^unbament  ber  (St^if,  »ie  ber  @tein  ber 
SSeifen,  feit  da^rtanfenben  gefugt  ((S.  136  fg.) 

6)  formet  bed  Sltoralprincipd. 

!Z)er  einfac^fle  unb  rrinfle  Hudbrud,  auf  ben  fic^  bad  $rincip,  ber 
©runbfa^  ber  9Roral  jurüdfü^ren  lä§t,  ifi:  Neminem  laede;  imo 
omnes,  quantum  potes,  juva.  S)ied  ifi  eigentlich  ber  @a^,  meieren 
}u  begrünben  aOe  ©ittenle^rer  ftc^  abmühen,  bad  3)atum,  ju  mU 
ijtm  haß  Quaesitum  ha9  Problem  jeber  St^it  ifi,  bie  t^olge,  ^u  ber 
man  bcn  @runb  verlangt,  debed  anbere  SDloralprincip  t^  aU  eine 
Umf^reibung,  ein  inbirecter  ober  berblümter  Su^brud  jcned  einfachen 
©a^ed  an}ufe^en.    (@.  137  fg.) 

7)  ftritil  ber  imperativen  ^orm  ber  SRoral. 

SHe  imperatioe  Sorm  ber  SRoral  ober  bie  SRoral  in  t^orm  M 
®efe^ed,  ©eboted,  ©ollend,  ^at  i§ren  Urfprung  in  ber  t^eolo« 
giften  SRoral.  du  ben  c^rtfllid^en  da^r^unberten  ||at  bie  p^ilofop^ifc^e 
(St^il  i^re  gorm  unbett)u§t  Don  ber  t^eologif^en  genommen.  3)a  nun 
biefe  ttefentli^  eine  gebietenbe  ift;  fo  ifi  auc^  bie  p^iIofop§if(^e  iu 
gorm  tion  Sorf^rift  unb  $flic^tenle^re  aufgetreten,  tiermeinenb,  bir^ 
fei  i§re  eigene  unb  natürliche  @eflalt.  @o  unleugbar  nun  aber 
aucf|  bie  metop^^flfc^e,  b.  §.  über  biefe^  erfc^einenbe  3)afein  ^inan^ 


9)^oral  129 

fiäf  erffaredenbe  unb  bte  Stuigfeit  beril^renbe  et^if(^e  Scbeutfamfeit  bed 
nienf(^(t(^en  ^onbelnd  ifl;  fo  loenig  ifl  t9  btefer  mefenttic^,  in  ber 
9orm  bed  ©ebietend  unb  ®tf)oxiitn9,  ht9  ©efe^ed  unb  ber  $flic^t 
aufgefaßt  ju  tuerben.  S)ie  Raffung  ber  St§it  in  einer  imperattDen 
dorm,  aU^flic^tente^re,  unb  ha9  !Z)enfen  bed  moraltfc^en  SEBert^ed 
ober  Uniocrt^ied  mcnf^ü^er  $anb(ungen  al9  SrfitOung  ober  S$er(e^ung 
t)on  $fU^ten,  ßammt,  mit  fammt  bem  ©oUen,  unleugbar  nur 
Qud  ber  t^eologifc^en  Wloxal  unb  bemnä^ß  auö  bem  !Z)efaIog.  S)em« 
gemttg  beruht  fie  mefenttic^  auf  ber  Soraudfe^ung  ber  Sb^ängigleit 
M  SDVenfd^en  Don  einem  onbern,  i^nt  gebietenben  unb  93e(ol^nung  ober 
@trafe  Dertünbigenben  äBiDeit  unb  iß  bat)on  nic^t  3tt  trennen.  ®o 
au9gema(^t  bie  Soroudfe^ung  eined  fotc^en  in  ber  S^^eologie  iß;  fo 
»enig  borf  fie  fiiOf^meigenb  unb  o^nc  SBeitered  in  bie  p^i(ofo))^if4e 
3Jtoxal  gejogen  toerben.  üDann  barf  man  aber  au^  ntc^t  bonoeg  an* 
nehmen,  bag  in  biefer  bie  imfieratioe  ^orm,  bad  HuffleDen  oon 
(geboten,  ®efe^en  unb  $flt(^ten,  flc^  Don  felbfl  t>erf)e^e  unb  i^r  tot\tnU 
ttd^  fei;  »obei  ed  ein  fc^Ie^ter  97ot^be^e(f  ift,  bie  folgen  Segriffen 
i^rer  9?atur  nac^  loefentlid^  an^ttngenbe  äußere  Sebingung  burd|  bad 
SGBort  ,,abfo(ut''  ober  ,,Iategorif^"  3u  erfe^en,  a(d  moburc^  eine 
Contradictio  in  adjecto  entpe^t.    (S.  120—126.    935.  I,  620.) 

8)  Sebürfntg  ber  metafi^^fifc^en  ®runb(age  für  bte 
iRorat. 

SBie  am  @nbe  jeber  Y$orf(^ung  unb  jeber  9}ealn)iffenf(^aft;  fo  fte^t 
auc^  in  ber  SRorat  ber  menf^Iid^e  ®eift  oor  einem  Ur))^ttnomen,  »et« 
d^e«  2^^^  ^^^^  ""^^^  i^^  Gegriffene  unb  au9  i^m  Sotgenbe  erflUrt, 
felbfi  aber  unerKärt  bleibt  unb  ate  ein  9?ätbfel  vorliegt.  Huc^  ^ier 
a(fo  fieQt  ftd^  bie  gorberung  einer  9R et a))4^fil  ein,  b.  ^.  einer  tc^« 
teu  (ErHarung  ber  Ur))^ttnomene.  !Diefe  Sorberung  ergebt  aud^  ^ier 
bie  i$rage,  »arum  bad  Sor^anbene  unb  Serßanbene  fid^  fo  unb  nic^t 
anberd  oer^alte,  unb  mie  an9  bem  Sßefen  an  flc^  ber  ^inge  ber  bar» 
gelegte  (S^aralter  ber  Srfc^einung  ^erDorge^e.  da,  bei  ber  9Rora(  tfl 
ba9  9ebttrfni§  einer  meta^^^fif(!^en  ©runbtage  um  fo  bringenber,  al9 
bie  ))^i(ofo))^if(^en,  ttie  bie  retigibfen  @^{ieme  bovilbcr  einig  finb,  ba§ 
bie  et^ifd^e  Sebeutfamleit  ber  ^anblungen  jugfeic^  eine  meta))^^flfc^c, 
b.  ff.  über  bie  bloge  Srf^einung  ber  !Z)inge  unb  fomit  au^  über  aüt 
SDtögtic^Ieit  ber  Srfal^rung  ^inaudrei(^enbe,  bemnac^  mit  bem  ganjen 
SDafein  ber  993elt  unb  bem  i^oofe  M  SRenfc^en  in  engfier  Sejie^ung 
ße^enbe  fein  muffe.  (6.  260—263.  109.) 

9)  firitif  ber  {»okulären  Segrünbnng  ber  SDtoral  burc^ 
bie  X^eologie. 

!Dem  Solle  toirb  bie  9Rora(  burc^  bie  X^eotogie  begrttnbet,  a(0 
au^gefpro^ener  SBiOe  ®otted.  ®emig  läßt  fiif  feine  mirlfomere  Se* 
grünbung  ber  SRorat  benfen,  aU  bie  t^eologif^e;  benn  tter  »ürbe  fo 
oermeffen  fein ,  fU^  bem  SBiOen  M  liamä(|tigen  unb  SOmijfenben  }» 


130  9Rorarif(!(.    9RoraIttSt 

tDiberfe^en?  ®ttox%  9äemanb;  menn  nur  betfeKe  auf  eine  gan} 
aut^entif(^e,  unbe^metfelbare,  fo  jn  fagen  offtcielle  SEBeife  ütrlünbigt 
loftrf.  9ber  biefe  Sebingung  ifl  t9,  bie  fi(^  nid^t  erfüIIcR  (ttgt.  ^ter^u 
fommt  no^  bie  Srfenntnig,  bafi  ein  blod  butc^  angebro^tc  ©träfe 
unb  t)er^ei§ene  Selo^nung  beloirlted  morQ(if(^ed  ^nbeln  im  ©ntnbe 
auf  (Sgoidmud  beruht,  atfo  lein  moralifc^ed  märe.  Soüenbö  aber  fett 
Santd  )er|li$renber  ^til  bcr  fpecuIattDen  Si^eologie  ifl  tt^eniger  aU  je 
an  eine  Segrünbung  ber  @t^tf  bunj§  S^^eologie  3U  benten.  ((£.  111  fg.) 
@oO  nnn  aber  einmal  bie  3Rora(  btnrd^  ein  m^t^ifc^ed  3)ogma  ge« 
fiü^t  werben,  n)ie  ^oc^  {te^t  ba  ba9  ber  9)?etem))f^(^ofe  über  jebem 
anberen!   ($.  428.  —  SJergL  SKetemH^^ofe.) 

10)  Unoereinbarlett  ber  fKoral  mit  bem  S^^eidmu?^ 
^ant^ei^mud  unb  97atnraU9mud.  (@.  unter  ®ott: 
®egenbett)eife  gegen  bad  S)afein  ©otteö;  femer  f.  $an« 
t^ei^mud  unb  iRaturatidmud.) 

11)  !Z)ie  ÜRoral  ber  «Uen.   (@.  b.  «(tem) 

12)  !Z)ie  aRoral  be9  S^riflentl^umd.  (®.  S^riflent^um.) 

(lieber  bie  2ur  ÜRoral  gehörigen  begriffe :  3:ugenb,  ¥fli(^t,  ®ut, 
grei^eit,  ©ettiffen  fie^e  biefe  SlrtUeL) 

SXovalxfdi.    ilt0ralUät. 

1)  Kriterium  ber  $anblungen  t>on  üd^t  moratifc^em 
aSert^. 

Inegale  $anblungen  lönnen  and  egoiflif^en  Striebfebern  Verborgenen, 
aber  ni^t  äd^t  moralifd^e.  S)ogmen  finb  2U)ar  geeignet,  Legalität 
jn  erzeugen,  aber  nic^t  iD?oraIität.  angenommen,  bag  ber  ®(aube  on 
©Otter,  beren  SBille  unb  ®ebot  bie  fitttic^e  ^anblungdtoeife  märe,  unb 
mlijt  biefem  ®ebot  bur^  Strafen  unb  Selo^nnngen,  entmeber  in 
biefer,  ober  in  ber  anbern  SBett,  9?a(l^bru(!  ert^cittcn,  allgemein  SBurjel 
fagte  unb  bie  beabftd^tigte  SEBirfung  ^crDorbrä^te;  fo  mürbe  baburd^ 
Itoax  Legalität  ber  ^anblungen,  felbß  über  bie  ©ränje  l^inaud,  bi9 
}u  melier  duflij  unb  ^otijet  reiben  !önnen,  ju  Sßege  gebracht  fein; 
aber  debcr  fü^It,  baß  ed  hine^megd  S)adienige  märe,  mad  mir  cigent« 
Ixif  unter  SRoratität  ber  @cftnnung  Oerfie^en.  S)enn  offenbar  mürben 
aOe  bur(^  9Rotit)e  fold^cr  9[rt  ^eroorgemfcne  $anMtuigen  immer  nur 
im  bto§en  Sgoidmud  murjeln.  S)agegen  ifi  bad  ihiterium  ber  $anb» 
(ungen  Don  ädjt  moralifd^em  SStxti)  bie  Sludfd^Iieguug  berjenigen 
Strt  oon  iD?otioen,  burc^  meldte  fonfl  aDe  menfc^Iic^en  ^anblungen 
^erborgerufen  merben,  nämti(^  ber  cigennü^igen  im  meitefien  Sinne 
bed  3Borte9.  ^bmefen^eit  aOer  egoifiifd^en  ^otibation  ifl  atfo  bad 
jtriterium  einer  $anb(ung  bon  moralifd^em  SSJert§.  ((S.  202—204. 
206.  2070 


Wtüxarx^äi.  Wlotamt  131 

2)  Snttmoralifd^e  2irte6febern. 

Sie  erfle  iinb  ^auptföd^Iid^ßc,  tuietuo^I  ntd^t  bie  eutjige  fBlai^t, 
meiere  bie  moralifi^e  STriebfeber  ju  belämpfen  f^at,  \\t  ber  Sgoii^mud. 
(®.  @goidmud.)  @r  ifl  bie  Dorjügttd^  bcr  2!ugenb  ber  ©erec^tig« 
feit  ft(^  entgcgenfledeiibe  antimoralif^e  Siriebfeber.  SDte  jloeite,  me^r 
ber  S^ugenb  berüRenfd^enttebe  gegenübertretenbe  antimoralifc^e  Xmi» 
febcr  ifl  ha9  UcbeltDoUen  ober  bie  ©epffiglett.  Sud  bem 
egoiömnd  entfpringcn  ®ier,  SSölIerei,  ffiollull,  ©gennufe,  Öabfui^t, 
Ujigercc^tigfcit,  ^artl^erjigfeit,  Stotj,  §offart^  u.  f.  w.;  aud  ber  ®e« 
fjäfpgfctt  aber  SWißgunp,  5Wcib,  93oö§eit,  ©d^abenfreube,  fpä§enbe 
9?eugier,  SSerläumbung ,  -Snfolenj,  ^etulanj,  $a6,  S^xn,  SSerrat^, 
SEücfe,  Stad^fud^t,  ©raufamfeit  u.  f.  m.  —  !Die  erpe  SBurjel  (ber 
@goidmitd)  ifi  me^r  t^terifc^,  bie  jtDette  (bie  ©e^ftfftgfett)  me^r  teuf« 
«f^.   ((g.  196-201.) 

3)  !Die  niorolifd^e  S^rtebfeber. 

S)ie  moralifd^e  Siriebfcber  mw^  f^Iec^terbingd,  toie  jiebed  ben  SiSen 
betoegcnbe  SRotib,  eine  fid^  Don  fetbjl  anfiinbigenbe,  bed^alb  ))ofttib 
tnirfenbe,  fo(g(ic^  teale  fein;  unb  ha  für  ben  iD?enf(^en  nur  bad  @m- 
))irifd^e,  ober  bod)  al9  möglid^ertDeife  empirifd^  t^or^anben  Soraud« 
gefegte  9{eaIitSt  f)ai;  fo  ntug  bie  moraßfd^e  2:riebfeber  in  ber  Zf^ai 
eine  emp trifte  fein  unb  qM  fotd^e  ungerufen  fld^  onlünbigen,  an 
und  fommen,  o§ne  auf  unfer  t^ragen  bana^  }u  toarten,  t)on  fetbfl  auf 
nn9  einbringen,  unb  bied  mit  folc^er  ©emalt,  bag  fie  bie  entgegen« 
fie^cuben,  ricfenfiarfen,  egoiflif d^en  äRotite  koenigfiend  miJgli^ertoeife 
übertoinben  fann.  (6.  143.)  ©iefcr  gorberung  entfprid^t  allein  ba« 
5Wit(cib. 

!Z)ie  Duelle  aller  freien  ©cred^tigleit  unb  aller  ftd^ten  SRenfd^en» 
liebe,  biefer  beiben  ffarbinaltugenben,  ifl  bad  ÜRitteib,  b.  ^.  bie  gan) 
unmittelbare,  Don  aQen  anberh)eitigcu  9?üd(fi(^tcn  unabhängige  XfftiU 
na()me  jttnäc^fi  <)nt  Reiben  bed  Slnbern  unb  babur^  an  ber  Ser*' 
^inberung  ober  ?luf^ebung  biefcd  K^eibend,  atd  koorin  jule^t  aUt  Se* 
friebigung  unb  aOe«  SBo^Ifcin  unb  ©lud  befielt.  (S.  208.  —  Sergl. 
@ered)tigfeit  unb  9}{enfd^entiebe.)  3)ad  SRitleib  befielt  in  ber 
O^cntification  bed  eigenen  Sctbfl  mit  bem  bed  Hnbent  unb  entfpringt 
aud  ber  ÜDurdjfc^auung  bed  principü  individaationis,  a(fo  ani  jener 
iutnitioen  Srfcnntnig,  weldje  bie  gänjlidjc  Unterfc^eibung  Jtoifd^en  mir 
unb  bem  Zubern,  auf  melc^er  gerabe  ber  (Sgoidmud  beruht,  aufgebt. 
(SScrgl.  unter  dubiDibnation:  3)ie  im  principio  individuationis  be» 
fangene  (Srfenntnig  im  ©egenfa^e  )u  ber  ed  bur^fd^anenben.)  (Sd  iß 
ein  drrt^um,  )u  meinen,  bad  9){itleib  entfiele  bur^  eine  augeubtidHid^e 
Xäufc^ung  ber  $^antaf{e,  inbem  to)ir  felbfl  und  an  bie  Stelle  bed 
Seibenben  Derfe^^ten  unb  nun  in  ber  Sinbilbung  feine  @d§mer}ett  an 
unferer  $erfon  ju  (eiben  n)tt^nten.  ®o  ifl  ed  leinedioegd;  fonbem 
ed  bteibt  und  gerabe  jeben  Sugenblid  Rat  unb  gegenwärtig,  bag  (Er 
bcr  Seibenbe  ift,  nic^t  toir,  unb  gerabeju  in  feiner  $erfon,  ni(|t  in 

9» 


132  ilRoraUfi^.    a^orolitst 

unferer,  füllen  loir  bad  K^eibeu,  in  unfertr  93etTü6mg.  Sßit  leiben 
mit  i^m,  alfo  in  t^m;  koir  filmten  feinen  ©dornet)  cid  ben  feinen 
unb  ^aben  nic^t  bie  6in6i(bung,  bog  c^  ber  unferigc  fei.  Die  6t^ 
ftärung  ber  iDtöglid^Ieit  biefed  ^öc^ft  »ic^tigen  "iß^cinomend  tonn  nur 
metap^^fif^  auffallen.    (6.  208—212.  264—274.) 

S)Qg  bad  äRitleib,  aU  bie  einzige  nic^t  egoifiifc^e,  ouc^  bie  QÜeinige 
äc^t  moralifc^e  Sriebfeber  fei,  \oix\>  burc^  bie  ^rfa^rung  unb  bie  9u^ 
f))rU(^e  be«  aOgemeinen  iD?enf^engcfü^I«  befiätigt.   (@.  231—249.) 

4)  @egenfa$  ber  moraUf^en  ®runbgefinnung. 

üDer  $unlt,  an  mldjtm  bie  moralifc^en  Xugcnben  unb  ?afiet  bej 
3)tenf^en  3uerfi  audeinanbcrge^en,  x\t  ber  ©egenfa^  ber  ©runbgeftnnung 
gegen  3(nbere,  mlijt  nttmlid^  enttteber  ben  ^^aralter  bed  Steibed,  ober 
aber  ben  M  SKitleibd  annimmt  S)enn  biefe  ^mei  biametral  ent^ 
gegengefe^ten  (Eigenfd^aften  trägt  jeber  9Renf(^  in  fic^,  inbem  fie  ent« 
fpringen  aud  ber  i^m  unt)ermeibli(^en  Serglei^ung  feinet  eigenen 
3uflanbe9  mit  bem  ber  Hnbem.  3e  nac^bem  nun  bad  9?efu(tat  biefer 
auf  feinen  inbiDibucOen  S^arafter  to'ixlt,  h)irb  bie  eine  ober  bie  anbete 
Sigenf^aft  feine  ©runbgefinnung  unb  bie  OueOe  feinet  $anbe(n9. 
2)er  9?eib  nämlic^  baut  bie  iD?auer  atuifc^en  S)u  unb  3ldf  fefier  auf; 
bem  SRitleib  tuirb  fie  bünn  unb  bur^flditig ;  \a  bidmeilen  reigt  e^  pc 
gan3  ein,  tt)0  bann  ber  Unterfd^ieb  2n)ifd^en  d(^  unb  3lid)i^Sii  titt' 
f^ttjinbet.    (?.  II,  218.) 

5)  ©(eid^^eit  ber  mora{if(^en  Sebeutung  ber  $anb« 
tungen  bei  äJerfc^ieben^eit  ber  öugern  Srfc^einung. 

Sin  fid^  flnb  alle  $anblungen  (opera  operata)  b(od  (eere  Silber 
unb  aDein  bie  ©efinnung,  h^elc^e  ju  i^nen  leitet,  giebt  i^nen  moraIi[(6( 
Sebeutfomleit.  S)iefe  aber  lann  luirlßd^  gan^  bie  felbe  fein  bei  fe^r 
Derfc^iebener  öugerer  (Srf^einung.  93ei  gleichem  ®rabe  Don  So^^eit 
fann  ber  Sine  auf  bem  9}abe,  ber  Slnbere  ru^ig  im  ©(^ooge  ber  @ci 
nigen  flerben.  (Sd  fann  berfelbe  ®rab  t)on  ^od^eit  fein,  ber  fi^  bei 
einem  Söffe  in  groben  ä^gcn,  in  ÜRorb  unb  Äannibaliömu«,  beim 
anbern  hingegen  in  C^ofintriguen,  Unterbrücfungen  unb  feijien  »änfen 
aller  Srt  fein  unb  (eife  en  miniature  au^^pxxdft}  haß  SBefen  bleibt 
ba«  felbe.  (SB.  I,  436.)  6«  ifi  unioefentllc^,  ob  man  um  9MfI« 
ober  ^onen  fpiett;  ob  man  aber  beim  ®))iel  betrügt,  ober  e§r(i(^  yi 
Serie  ge^t,  bad  ifi  bad  äSJefentßc^e.   (3B.  J,  189.) 

6)  Der  moralif^e  Untcrfc^icb  ber  S§ara!tcre. 

Dad  Sonsalten  ber  einen  ober  ber  anbern  ber  bciben  antimoraßfc^en 
STricbfebcrn  (CgoiÄmuÖ  u«b  ©e^öffigfeit),  ober  ober  ber  moralifc^tn 
Iriebfeber  (5Kittcib),  giebt  bie  ^auptlinie  in  ber  ct^if^en  (Jfaffificotion 
ber  C^araftere.  ((g.  201.)  Der  fo  große  Unterf^ieb  im  moralift^en 
«erhalten  ber  3Kenf(^en  beruht  auf  bem  angeborenen  unb  unoertifjboren 
Unterf(^ieb   ber   S^araftere.    (®.  S^arafter.)     Die   bni  et^en 


mox<di\<!i.    moxalim  133 

®runbtrie6febern  bc«  ÜWenfc^en,  egoiömu«,  »oö^cit,  aWittcib,  pnb  in 
debem  in  einem  anbern  nnb  unglanMtc^  Derfd^iebenen  Ser^ättniffe  t)or« 
^anben.  ÜDiefer  nngloubßd^  grogcn,  angeborenen  nnb  urfprüngtic^en 
Serfd^ieben^eit  gemäß  regen  3eben  nur  bieicnigen  SWotiüe  öorwaltenb 
an,  für  met^e  er  übermiegenbe  Smpfänglic^reit  f)ai,  fo  mie  ber  eine 
Äörper  nur  auf  ©Suren,  ber  anbcre  nur  auf  Sllfaüen  reagirt;  unb  mie 
3)iefed,  fo  iß  aud^  dened  nic^t  )u  änbem.  S)ad  ©runbloef entließe, 
bad  Cntf^tebene,  ifl  im  ältorolifc^en,  )oie  im  dnteUectueOen  unb  $^9« 
fifc^en,  bad  Angeborene.  (6.  249—266.  $.  U,  245.)  Die 
moratifc^e  Serfc^iebenbeit  ber  @§araftere  ift  fo  groß,  loie  bie  inteQec» 
tueOe  ber  fföpfe;  momit  getoig  biet  gefagt  ifl.    (@.  194.) 

Unmögli^  fönnen  mir  annehmen,  bag  folc^e  Unterfc^iebc,  bie  baö 
gan}e  SBefen  be9  SRenfc^en  umgeßalten  unb  burd^  ni^td  aufju^eben 
finb,  meiere  ferner  im  (Sonflict  mit  ben  Umflänben  feinen  Sebendlauf 
beßimmen,  o^ne  ©c^ulb  ober  Serbienfl  ber  bamit  Se^afteten  Dor^anben 
fein  fBnnten  unb  ha^  bIo§e  3Ber!  bed  äu^aUe  mören.  ®(^on  ^ieraud 
tfl  eDibent,  ba§  ber  iD?enf^  in  gemiffem  ©inne  fein  eigened  SBerf  fein 
tnu§,  fo  fe^r  auc^  fein  empirifc^er  Urfprung  ein  jufäOiger  ju  fein 
fc^eint.    (SB.  U,  685  fg.    %  U,  242  fg.) 

(Ueber  ben  (Sinflug  ber  (Srjie^ung,  93e{e^rung  unb  bed  9eif))ield  auf 
bie  SRoratität  be9  6§arafterd  f.  8efferung,  Seifpiel,  @r- 
jie^ung.) 

7)  9Bad  bei  ber  moralif^en  Seurt^eitung  ber  $anb* 
lungen  ber  eigentliche  ©egenftanb  beö  Sobed  ober 
Stabel«  ip. 

9uf  ber  (Erfenntnig  ber  Unberänberlic^feit  bed  S§aralterd  be« 
ru^t  e^,  bag  menn  mir  ben  moratifd^en  Sßert^  einer  $anb(ung  beur» 
teilen  moUen,  mir  bor  lUem  über  i^r  äRotio  @emig§eit  ju  erlangen 
fm^en,  bann  aber  unfer  iob  ober  Slabel  nic^t  bad  Tlctio  trifft,  fon« 
httn  benS^arafter,  ber  \id)  hnxij  ein  fol^ed  Wlotit)  befKmmen  lieg, 
äl9  ben  jmeiten  unb  allein  bem  äftenfc^en  in^örirenben  Factor  biefer 
X^at.  —  Suf  ber  felben  (Srienntnig  beruht  t9,  bag  bie  ma^re  S^re, 
ein  3Jtal  t^erloren,  nie  mieber  ^erjufleDen  ift,  fonbern  ber  WtaM  einer 
ftn}igen  nic^tömürbigen  ^anbtung  bem  ÜRenfd^en  auf  immer  onKebt, 
i^n,  mie  man  fagt,  branbmar!t.    ((£.  50  fg.) 

8)  ^3)ie  über  bie  9?atur  ^inaudge^enbe  OuetU  unb 
SBirlung  ber  aRoraÜtttt. 

3)ie  ÜRoralität  ^at  eine  Ouelle,  meiere  über  bie  Statur  ^inaud  liegt, 
ba^er  fie  mit  ben  Sudfagen  berfelben  in  9Biberf))ru(^  fie^t.  2)amm 
aber  tritt  fle  bem  natürlichen  äBiOen,  al0  melier  an  fid^  fc^lec^t^in 
egoiflifc^  iP,  gerabeju  entgegen,  ya,  bie  t^ortfeftung  i^re9  SBege«  fü^rt 
gur  Suf^ebung  beffelben.    (9Eß.  U,  241.) 

üDie  moralifc^cn  Xugenben,  ©ered^ttgleit  unb  äRenf^enliebe,  ba  fie, 
toenn  tanter,  batouC  etttft)ringen,  bag  ber  SSiOe  }um  Seben,  ha9  prin- 


134  SRoralifc^.   SRototttSt 

cipimn  individaatioms  but^fc^ottenb,  ftd^  fclbfi  in  aQen  feinen  &» 
fc^einmigen  miebererfennt,  fmb  bemjnfolge  3nt>örberfl  ein  Snjeic^en,  ein 
@l|mptoni,  bag  ber  erfc^einenbe  SGBille  in  j|enem  äSBa^n  ni^t  me^  ganj 
fefl  befangen  iß,  fonbent  bie  (Snttäuf(^ung  fc^on  eintritt;  fo  ba§  man 
glei(^ntgtt)eife  fagen  fönnte,  er  f daläge  bereite  mit  ben  Stügetn,  um 
bQt)on}ufItegen.  Untgele^rt,  finb  Ungered^tigfeit,  Soö^eit,  ©raufont' 
!ett^  Xnjet^en  bcö  ©egent^eilö,  alfo  ber  tiefßen  Befangenheit  in  icnnn 
Wafjitt.  9täd^flbeni  aber  pnb  jene  ntorattfc^en  Xugenben  ein  Sefür« 
bentngdmittet  ber  ©elbftoerlengnung  nnb  bemnad^  ber  Semeinung  M 
SBiOend  jum  Seben.    (2B.  U,  693  fg.) 

3)ad  iDIoraßfc^e  liegt  gtoif^en  ber  93ej|a^ung  bed  WiUtn9  jnm  2eben 
((Srbfünbe)  nnb  ber  Verneinung  beffelben  ((Srtöfung);  e^  begleitet  ben 
9Renf(^en  ate  eine  Sendete  auf  feinem  SSJege  t)on  ber  Seja^ung  jur 
Verneinung  bed  SEBiOend.  (3S.  U,  696.)  @(^on  bie  ^eiligteit,  inelt^e 
ieber  rein  moraUfdjen  ^anblung  auffingt,  beruht  barauf,  bag  eine  fotc^t 
im  legten  ©runbe  and  ber  unmittetboren  (Srfenntnig  ber  numerift^en 
Obentität  bed  inneren  SBefend  aOed  Sebenben  entfpringt.  S)iefe  dben« 
tit&t  ifl  aber  eigentßd^  nur  im  3>tfl^n^^  ^^^  Verneinung  be^  SBiOcntf 
(9{irtuana)  l^or^anben,  ba  feine  Veja^ung  (Sanfara)  bie  6rfd}cinung 
beffelben  in  ber  Vielheit  jur  gorm  ^at.  Vejia^ung  bed  SEBiOend  jum 
£ebett,  (Srfc^einungdtoeU,  SDiberfttät  aOer  SBefen,  dnbitibualität,  Sgoi«^ 
mnd,  $a§,  Voö^eit  entfpringen  aud  einer  äBur}e(;  unb  eben  fo  an- 
bererfeitd  äSJelt  be9  SDinged  an  fl^,  Obcntitöt  aOer  SBefen,  ®ere<^tig« 
feit,  SOtenf^enliebe,  Verneinung  bed  SBiUend  }unt  Seben.  SEBenn  nun 
f^on  bie  nioralifc^en  STngenben  aud  bem  dnnemerben  jener  dbentitSt 
ader  SSefen  entfielen,  biefe  aber  ni^t  in  ber  Srfc^einung,  fonbern  im 
!Z)inge  an  fic^,  in  ber  SBurjet  aOer  SBefen  liegt,  fo  iß  bie  tugenb^afte 
^anblung  ein  ntomentaner  SDurc^gang  burc^  ben  $unlt,  gu  toeld^em 
bie  bleibenbe  Stiidfe^r  bie  Verneinung  bed  äBidend  jum  Seben  ift 
(SB.  n,  698.) 

(Ueber  bie  Unfä^igleit  ber  X^iere  }ur  eigentlt^en  9Rora(ität  f. 
sedier.)  - 

9)  9RoraUf(^e  Vebcutung  ber  äBelt 

S)ag  bie  SSBelt  b(od  eine  ))^^ftf(^e,  feine  moratifd^e  Vebeutung  §abc, 
ift  ber  grögte,  oerberbltc^fie  drrt^um,  bie  eigentliche  ^erl^erfitöt  ber 
©ejlnnung.  {%  II,  206.)  On  ber  ©^rift  „Ueber  ben  ffliaen  in  ber 
yiatVLX**  ifl  beriefen,  bafj  bie  in  ber  Statur  treibenbc  unb  toirfenbe 
Straft  ibentif^  ifl  mit  bem  SBiUen  in  und.  2)aburd^  tritt  bie  mo» 
ralifc^e  SSeltorbnung  in  unmittelbaren  3ufoinmen§ang  mit  ber  boJ 
^^änomen  ber  Sßelt  l^erborbringenben  Sraft.  3)enn  ber  Vefd^affen^eit 
be9  SBi(ten9  mug  feine  @rf^einung  genau  entfprec^en.  hierauf 
beruht  bie  emtge  ©erec^tigfeit  (f.  unter  ©erec^tigfeit:  bie  emige 
©ere^tigfeit),  unb  bie  2Bc(t,  obgleid^  aud  eigener  ^aft  befte^enb,  erhält 
burc^meg  eine  moralif^e  Stuben j.  @ona(^  ifl  je^t  aOeretfl  htA  feit 
@ofrated  angeregte  Problem  tvirflid^  gelöfl  unb  bte  gorbenmg  ber 


3KoraItl^eorogie   r-    ^oxp^oU^it  135 

benfenbett,  auf  bad  SDtoralifd^e  gerichteten  Senumft  befriebigt.  (9B.  n, 
676  fg.)  @tne  bloße  9)tora{))^tIofop^te  ol^ne  SrHärung  ber  ^atax, 
tote  ftt  ©ofrate^  einführen  moQte,  ifl  einer  SDtelobte  o^ne  Harmonie, 
meiere  Kouffeou  audfc^IießU^  iDoOtc,  gan)  analog,  unb  im  ©egenfa^ 
^tebon  lotrb  eine  bloße  ^^^fif  unb  SKetap^^ftl  o^ne  St^il  einer  bloßen 
Harmonie  o^ne  äRelobie  entfpre^en,    (993.  I,  313.) 

Mov(dV)tolo%xt. 

S)ie  t>on  ftant  aud  ber  Tloxal  enttticfette  S^^eologte,  bie  belännte 
btod  auf  SRorat  gefiügte  Xi^eologie  ifl  nur  fd^einbar  ouö  feiner  ÜRoroI 
^erDorgegangen,  ba  biefe  in  i^rer  im))eratiben  Somt  i)ielme§r  bie  2i§eo« 
(ogie  f(^on  }ur  Soraudfe^ung  ^atte.  On  ber  Sornt  ^at  bie  @a(^e 
Analogie  mit  ber  Ueberrafc^ung,  bie  ein  ^ünfUer  in  ber  natürlichen 
äRagie  und  bereitet,  inbcm  er  eine  @a(^e  und  ba  finben  (ägt,  iDO^in 
er  fte  jubor  toeidli^  ))racticirt  ^atte.    (@.  125  fg.) 

ffantd  !Z)ar{teQung,  »enn  too^I  t^erftanben,  befagt  nid^td  Slnbered, 
Ql9  baß  bie  Stnna^me  eined  nad^  beut  Xobe  Dergeltenben,  gerechten 
@otted  ein  brauchbarem  unb  audrcic^enbed  regulatioed  @c^ema  fei, 
}um  93e^uf  ber  Hudlegung  ber  gefüllten  ernflen,  et^ifc^en  93ebeutfam« 
leit  miferd  ^anbelnd,  mie  aud^  ber  K^eitung  biefed  ^anbetnd  felbß,  atfo 
getoiffermaßen  eine  Allegorie  ber  SBa^r^eit,  analog  bem  no^  toa^rem 
unb  koert^DoOern  SDogma  Don  ber  oergettenben  ^etem^f^d^ofe.  (©. 
aRetem))f9d)ofe.)  dn  biefem  @inne  ^at  man  Stant9  9RoraU§coIogie 
3u  nehmen,  obgtci^  er  felbfi  nid^t  fo  unttmU)nnben,  toie  ^ier  gefd^ie^t, 
fld^  über  bad  eigentliche  @ac4t>er§ältniß  audbrüdten  bnrfte.  2)ie  t^eo' 
logifd^en  unb  ))^i(ofo))^ifc^en  ©d^riftfleOer  ber  nac^Ianf fc^en  Qtii  ^aben 
tneißend  gefugt,  ber  jfant'fc^en  iDtoratt^eoIogie  H9  3lnfe§en  einem 
toirflic^en  bogmaüfc^en  ST^eimmum,  einem  neuen  93eioeifem  bem  Dafeinm 
@ottem  }tt  geben.  'S>a^  ijl  fle  aber  burd^aum  nic^t;  fonbern  fle  gilt 
ganj  oOein  imierl^atb  ber  ÜRoral,  blom  ^um  Sel^uf  ber  SRoral  unb 
lein  @tro^breit  koeiter.    ($.  I,  120  fg.) 

morDf^  f.  Unrecht. 

Movianaiifäit  Cl|t,  f.  t$ürflen. 

Mot^fn^  f.  2:ag. 

ittorpt^olasu. 

Son  ben  jtt)ei  ^auptabt^eUungen  ber  Staturkoiffenfc^aft,  Xetiologie 
unb  3Ror))§oIogie  (oergL  Setiologie),  bat  em  bie  (entere  mit  ber  Se« 
fd^reibung  ber  ®eßa(ten,  ber  bleibenben  Sotmen,  }tt  t^un,  @ie  iß  bam, 
loam  man,  U)enngteic^  uneigentHc^,  92aturgefc^ic$te  nennt,  in  feinem 
ganjen  Umfange.  Sefonberm  atm  Sotanil  unb  Biologie  le^rt  fle  unm 
bie  t)erfc^iebenen,  beim  unouf^brlid^en  9ßec^fe(  ber  dnbibibuen  bleibenben, 
organifc^en  unb  babur^  fefl  bejKmmten  ©eftolten  lennen,  tojelc^e  einen 
großen  3:^eit  bem  dn^altm  ber  anfc^aulid^en  SorfleQung   aummad^en; 


136  Wotit>.    antotitjotion 

flc  loerben  t)Oti  t§t  clafftftctrt,  gefonbert,  t>eretntgt,  na^  natütfid^ev  nnk 
WnjWi^cn  @l)Pemcn  gcorbnet,  unter  Scgriffc  gebracht,  we^e  «m 
Ueberfld^t  unb  ^enntniß  oder  möglid^  tna^en.  @0  toirb  ferner  onc^ 
eine  burc^  alle  ge^enbe,  unenbti^  nfiancirte  Analogie  berfelben  im 
©an^en  unb  in  bcn  2!^ei(en  nac^gemiefen  (unite  de  plan),  otmoge 
totliftv  fie  fe^r  mannigfaltigen  SJariationen  auf  ein  ntd^t  mitgegebfne« 
2:^enta  gteid^en.  S)er  Uebergang  ber  SRaterie  in  jene  ©efialtcn,  b.  4. 
bte  (Sntße^ung  ber  dnbibibuen,  ifl  fein  $auptt§eil  ber  Betrachtung,  ba 
jebed  dnbimbuunt  and  ben  t^m  gleichen  bur^  S^^i^H  ^c^<^^9^^^ 
totldjt,  überall  gleich  ge^eimnigDoII,  fi^  bi^jegt  ber  beutH(^en  (Srtenst* 
m§  entjie^t;  ba^  Sßenige  aber,  tüa^  man  babon  toti^,  flnbet  feine 
©teile  in  ber  'iß^^flotogie,  bie  f^on  ber  ätiotogifc^en  Statunoiffenft^aft 
angehört.  Qu  biejer  neigt  ftd^  au^  fc^on  bie  ber  ^auptfad^e  nüi\ 
3ur  2Ror))§oIogie  ge^örenbe  9RineraIogie  ^in,  befonberd  ba,  »0  ^t 
©eologie  njirb.    (SB.  I,  114  fg.  167  fg.) 

Motiv.    Motivation. 

1)  ®efe^  ber  9Rotit)ation.    (®.  unter  ®runb:  ©oMom 
®runbe  bed  ^anbelnd.) 

2)  3Bad  burc^  bie  aRotibe  benimmt  ttirb. 

!Z)ie  SRotil^e  befiimmen  nie  me^r,  ate  bad,  »ad  ic!^  }u  biefer  3^^ 
an  biefem  Ort,  unter  biefen  Umfittnben  n)iO;  nic^t  aber  bat  i<4 
über^au))t  toill,  noc^  »ad  i^  überhaupt  »iQ,  b.  ^.  bie  ÜRo^me, 
»ele^e  mein  gefammted  SßoIIen  c^aralteriftrt.  ÜDal^er  ifi  mein  SBoDen 
ni(^t  feinem  ganjen  Sßefen  nac^  aud  ben  ÜRotiben  ju  erflären;  foo' 
bern  biefe  befiimmen  btod  feine  Sleugerung  im  gegebenen  3^'^)^""^' 
ftnb  blod  ber  Hnlag,  bei  bem  fid^  mein  SBiOe  )eigt,  biefer  fettfi  hin- 
gegen liegt  auger^aib  bed  ®ebieted  bed  ©efe^d  ber  SRotioation. 
Sebiglic^  unter  Soraudfe^ung  meinet  empirife^en  S^arafterd  ift  ba« 
3Rott))  ^inreic^enber  (SrHttrungdgrunb  meinem  ^anbelnd;  abftra^ire  i(^ 
aber  t)on  meinem  S^aralter  unb  frage,  »antm  id^  überhaupt  biefe« 
unb  nie^t  jene«  »ill;  fo  if}  feine  äntmort  barauf  m8gli^,  »eil  eben 
nur  bie  Srf^einnng  bed  SEBiKend  bem  ®a^  Dom  @mnbe  unter« 
»otfen  ifl,  ni^t  aber  er  fetbfl,  ber  infofem  grunbtod  ju  nennen  ift- 
(SB.  I,  127.  194.)  SBie  iebe  «eußerung  einer  5Raturh:aft  eine  Urfoi^e 
^at,  bie  iRaturlraft  felbfl  aber  leine;  fo  ^at  ieber  einjelne  SßiOen^act 
ein  SRotit),  ber  SßiDe  überhaupt  aber  letned;  ja,  im  ®runbe  ifl  bie« 
Seibed  Sind  unb  bad  @elbe.    (Sß.  II,  407  fg.) 

S)ie  SRotit^e  befiimmen  eigenttid^  bie  gan3e  inbibibueDe  Sefd^affen(eit 
ber  ^anblnngen,  »ä^renb  i§r  StOgemeined  unb  SEBefentli^ed,  ntimli^ 
i^r  moralifc^er  ©runbc^arafter,  Dom  @ubj|ect  audge^t.    (S.  92.) 

3)  SBad  bem  3Rotib  bie  ftraft  au  »irlen  ert^eiü. 

3)ad  SRotiD  »irtt  nur  unter  ber  Soraudfe^ung,  bag  ed  üijo^i^ 
ein  SefKmmungdgrunb  bed  ju  erregenben  SBiOend  fei,  fo  »ie  a«^  ^ 


9)^otiü.    äRotibatton  137 

{>^9fila(ifc^en  unb  c^emifd^en  Urfod^ett,  be^gleic^en  bte  9tti)e  ebenfaQd 
nur  mirlen,  fofern  ber  ju  afftcttenbe  S'6xptx  für  fte  em))fängti(^  ift. 
3)er  SBiUe  tfl  1>a9,  tood  eigentli^  bem  9)?otto  bte  ^raft  }u  mirfen 
crt^etU,  bie  geheime  ©prungfcber  ber  burd^  baffelbe  ^ert^orgerufenen 
Semegung.  ((S.'33.)  3)ad  3Rottk)  totrft  nur  nnter  Sorauöfe^ung 
eiue^  innern  Sriebed,  b.  ^.  einer  b^tmmten  93ef(^offen^eit  bed  S93t(« 
(end,  meiere  man  ben  S^arofter  beffelben  nennt;  btefem  giebt  bad 
iebe^mattge  9Rotiü  nur  eine  cntfc^tebene  Kic^tung,  —  inbii^tbualiftrt 
t^n  für  ben  concreten  goff.    (9B.  II,  391.) 

^         4)  dntedectueKe    Sebingung    ber    SSBirffamteit    ber 
9Rotibe. 

3ur  SBirffamfeit  ber  iD^otioe  ifl  nid^t  btod  t§r  Sorl^anbenfein#  fou' 
bem  auc^  i§r  (Srlanntuierben  erforbert;  bcnn,  naäf  einem  fe^r  guten 
tln^brudC  ber  ®(^oIaßiIer,  causa  finalis  movet  non  secundum  suum 
esse  reale,  sed  secundum  esse  cognitum.  !Camit  j.  33.  bad  Ser« 
^fittnig,  mläft9  in  einem  gegebenen  SRenfd^en  (Egoi^mud  unb  3)7itteib 
)tt  einauber  ^aben,  ^ert)ortrete,  iß  e^  nid^t  ^inrei(^enb,  bag  berfelbe 
ettoa  dlei^t^um  beft^e  unb  frembed  Stenb  fe^e;  fonbern  er  mug  auc^ 
tt)iffen,  »Qd  {1(^  mit  bem  9?ei(^t^um  machen  lägt,  fomo^I  für  fi^,  al9 
für  Rubere;  unb  nic^t  nur  mug  frembed  Seiben  {I(^  i^m  barfieOen, 
fonbern  er  mug  oud^  toiffen,  ttmd  Seiben,  aber  aud^,  mad  @enug  fei. 
SieDei(^t  »eig  er  bei  einem  crfien  Snlag  biefed  9Qe0  nic^t  fo  gut, 
ttie  bei  einem  jmeiten;  unb  menn  er  nun  bei  gteid^em  Snlag  Derf (Rieben 
^anbe(t,  fo  liegt  bie9  nur  baran,  bag  bie  Umflänbe  eigentli«^  onbere 
»aren,  uttmlic^  bem  X^U  nQ(^,  ber  Don  feinem  Srlennen  berfelben 
abfängt,  menn  fie  gteic^  biefelben  ju  fein  fd^einen.  —  9Bie  bad  iHii^U 
fennen  mirflic^  i^or^anbener  Umflflnbe  t^nen  bie  SEBirlfomleit  nimmt, 
fo  fönnen  anbererfeitd  ganj  imaginäre  Umßänbe  mie  reale  loirfen,  nid^t 
nur  bei  einer  einjetnen  Xäufd^ung,  fonbern  aud^  im  ®aujen  unb  auf 
bie  S)auer.    (®.  I,  348  fg.) 

5)  Slnalogie  ber  SEBirlung  ber  SRotiDe  mit  ber  Sir« 
fung  ber  Sentri))etatlraft. 

9Ratt  fann  bad  $anbeln  betf  ÜRenfc^en  aM  bad  not^menbige  $robuct 
bfd  S^aratterd  unb  ber  9Rotiüe  fic^  üeranfc^aulic^en  an  bem  Sauf 
eine^  Planeten,  atö  ttelc^er  bad  9{efu(tat  ber  biefem  beigegebenen 
tangential*  unb  ber  Don  feiner  @onne  au^  n)irtenben  (^entri))etalfraft 
ifi,  mobei  bie  erflere  jfraft  ben  S^orafter,  bie  (entere  ben  (Sinflug  ber 
SRotioe  barfleOt.  X)ad  ifl  fafi  me^r  al9  ein  bloged  ®tei(^nig,  fofern 
nämti(4  bie  S^angentialfraft,  Don  toetc^er  eigentli«^  bie  Semegnng  aud- 
ge^t,  mä^renb  fie  oon  ber  ©roDitation  bef^ränft  tt)iTb,  metop^^flfc^ 
genommen,  ber  in  einem  fott^en  ftärper  ft^  barßeDenbe  9BiQe  ift. 
{%  II,  247.) 


138  SRotiD*   fllotü^tttion 

6)  Stnflttg  bet  3l^t  bed  motit>9  auf  bte  @tätle  fei* 
nct  SQSitfung. 

2)en  ü6erlegtcflen  @ntf^(ug  fann  ein  unbebeutenbe^,  aber  unmtttettar 
gegenioärtiged  @egenitiottt)  in  momentane^  993anfen  t)erfe^en«  2)enn  ber 
relative  (Sinflug  ber  Woü\>t  fle^t  unter  einem  ®efe^,  melc^e^  bem,  nai^ 
n)el(^em  bie  ©eniic^te  auf  ben  ^a^tialUn  toixUtt,  gerabe  entgegengefe(t 
1%  unb  in  ^^olge  beffen  ein  fe^r  !(eined,  aber  fel^r  na^e  Itegenbed  9Ko« 
ii\>  ein  an  fid^  t)tel  flärfered,  iebod^  auö  ber  %exnt  totrfenbe«  übet» 
loicgen  fann.    (2B.  II,  164.  —  »ergl.  «ffect.) 

7)  SDa«  flärfer  n)irfenbe  Wlotit)  aU  ein  3^^^"  ^^^ 
STjarofterö. 

3Benn  jUiei  entgegengefe^te,  unb  beibe  fel^r  florfe  äRotiüe,  A  unb  B, 
auf  einen  äJ^enfc^en  n^trfen,  mir  nun  aber  fe^r  baran  liegt,  baß  er  A 
n^ä^Ie,  nod^  ute^r  aber  baran,  bog  er  feiner  äßa^t  ni^t  loieber  ungc' 
treu  tverbe;  fo  mug  iij  nid^t-etroa  ben  tooDen  Sinbruct  be^  9Rotit)9B 
auf  i^n  ücr^inbem  unb  i^m  nur  immer  A  t)or^Qlten;  üietme^r  mu§ 
id^  ein  Wlal  beibe  3Jlptm  i§m  ^5(^fi  lebhaft  imb  beutlid^  t)orf|Qtten, 
fo  bag  fie  mit  i^rer  ganjen  ©tärle  auf  i^n  niirfen.  äßa^  er  nun 
erU)ä§It,  ifi  bie  @ntfd]eibuug  feinet  innerften  äBefend  unb  fle^t  ba(n 
fefl.  3äi  ^abe  nun  feinen  SSiden  erlonnt  unb  fann  auf  beffen  SBicten 
fo  fefl  bauen,  toie  auf  ba^  einer  9?aturfraft.  ®o  gemig  bad  geuer 
jünbet  unb  ha9  SEßaffer  näßt;  fo  gen^ig  ^anbelt  er  nac^  bem  SKotiüe, 
bad  fld^  ate  bad  {lärfere  für  i^n  ertuiefen.    ($.  394.) 

8)  Stot^tuenbige  93ejie§ung  jebed  ÜRotiDd   auf  9So§( 
unb  3Be]^e. 

SDa  SDad,  toa^  ben  äBiden  beniegt,  aQein  Sßo^l  unb  SBe^e  ü6er< 
^anpt  unb  im  n^eiteften  (Sinne  ht9  Sorten  ifi;  fo  mug  jebe^  äRotit) 
eine  99ejie^ung  auf  3Bo§t  unb  3Be§e  l^aben.    ((&.  205.) 

9)  Einfluß  ber  SKotiöe  auf  ben  3nteIIect, 

(Sin  por!  niirfenbed  Tloti\>,  ttiie  ber  fe^nfüc^tige  SSBunfc^,  bie  brin- 
genbe  3loif),  fteigert  bidn^eilen  ben  dnteDect  ju  einem  ®rabe,  beffen 
toit  i(}n  l^orl^er  nie  fä^ig  geglaubt  Ratten,  ©d^ioierige  Umflftnbe,  mel(^e 
m9  bie  9{ot^n)enbigfeit  geioiffer  Seifiungen  aufleget/,  entn^itfebt  gan) 
neue  Siatente  in  und,  bereu  ^eime  und  Verborgen  geblieben  toaren. 
(SB.  II,  248  fg.) 

10)  ©egeufa^  jtuifc^en  9){otit)ation  unb  dnfiinct.   (®. 
3njlinct.) 

11)  Einfluß  ber  SWotiöe  auf  bie  ÜJJoralität. 

SDur^  Wotx\>t  läßt  ft^  Legalität  erjmingen,  nic^t  aRoralität; 
man  fann  bad  ^anbetn  umgeftaften,  nic^t  aber  bad  eigentliche  S93o(' 
len,  meld^em  allein  moralifc^er  SEBert^  jufte^t.    (S.  255.) 

12)  3)ad  aRebium  ber  Wlotit)t  f.  d^ntellect  unb  @e^irm 


SKttjH  139 

Ütttfik. 

1)  Unterfc^tcb  ber  aßufif  Don  ben  anbern  fünften. 

S)ie  3}}ufi{  fie^t  goii^  obgefonbert  Don  ben  anbem  fc^öuen  ^iünfien. 
@ie  tfi  ntc^t  bte  9^ac^bilbung,  äBieber^olung  irgenb  einer  3bee  ber 
SBefen  in  ber  äüßelt;  bennoc^  ntug  fic  ftd^,  analog  ben  übrigen  ^liinflen, 
}ur  3BcU  in  irgenb  einem  Sinne  koie  SDarfleüung  ^nm  S^argefieQten, 
U)ie  9ta(^bi(b  ^um  ^orbilbe  ber^alten.  Slu^  mug  i^re  nad^bi(bUd)e 
Sejiel^ung  }ur  äBelt  eine  fe^r  innige^  nnenblic^  tua^re  nnb  rid)tig 
tre^enbe  fein,  mil  fle  Don  debem  augenblicfüd^  Derflanben  tuitb  nnb 
eine  getoifte  Unfe^lbarfeit  baburc^  }u  erfennen  giebt,  bag  i^re  gorm 
fic^  auf  gan^  beflintmte,  in  3^^^^"  aud}ubrü(fenbe  ^Regeln  }urü(ffü^ren 
lägt.  SBorin  befielet  nun  biefe  eigent^ümlic^e  nac^bilblic^e  $e}ie^ung 
ber  ä){ufit  }ur  SBelt,  burd^  bie  fte  fic^  Don  ben  anbern  ^iinflen  unter» 
fd^eibet?  dn  golgenbem.  ^md  aller  anbern  j^ünfle  ifl,  bie  (Srfenntnig 
ber  Obeen  burc^  SDarfleOung  einjelner  üDinge  anjuregen.  ®ie  ade  ob» 
jectiDiren  alfo  ben  SBiUen  nur  mittelbar,  nttniUd^  mittelfl  ber  Obeen. 
3)ie  äRuft!  hingegen,  bie  3been  überge^enb,  ifl  eine  fo  unmittelbare 
ObiectiDation  unb  3[bbilb  bed  ganjen  SBiden^,  mie  bie  2BeIt  felbfl 
ed  ifl,  ja  mie  bie  Obeen  ed  flnb.  !Z)ie  9Ruftf  ifl  alfo  feinedwegd,  gleid^ 
ben  anbern  jlünfien,  bad  Stbbilb  ber  3been;  fonbem  ^bbilb  bed 
Sßillend  felbfi,  beffen  Dbiectität  aud^  bie  dbeen  fuib.  3)e^^alb  eben 
ifl  bie  Sßirfung  ber  9RufU  fo  fe§r  Diel  mächtiger,  ald  bie  ber  anbern 
fünfte;  benn  biefe  reben  nur  Dom  ©chatten,  fle  aber  Dom  SBefen.  S)a 
ed  injtoifd^en  ber  felbe  Sßille  ifi,  ber  fid^  foh)o^l  in  ben  dbeen,  aU  in 
ber  Tln[it,  nur  in  )ebem  Don  beiben  auf  Derfc^iebene  SBeif e,  obJectiDirt ; 
fo  mug  ein  ^arallelidmud,  eine  Analogie  fein  }mifd^en  ber  2)7uftt  unb 
ben  3been.    (SB.  I,  302—304.) 

!lDie  9Rufif  ifl  barin  Don  allen  anbern  fünften  Derfd^ieben,  bag  fie 
nic^t  Vbbilb  ber  (Srfc^einung  ober,  rid^tiger,  ber  abäquaten  £)bicctit&t 
be0  aaSiaen«,  fonbem  unmittelbar  Sbbilb  bed  SBiUend  felbfl  ifl  unb 
alfo  ju  allem  ^^^fifd^en  ber  Sßelt  baö  SRetap^^pfd^e,  ju  aller  (£r- 
fc^einung  \>a9  2)ing  an  ftd^  barfleUt.  9Ran  Knute  bemnac^  bie  äBelt 
ebenfo  mo^t  Derförperte  Tlufit,  ate  Derförperten  993illen  nennen.  (28. 
I,  310.)  ©efe^t  ba^er,  ed  gelänge  eine  Dollfommen  rid^tige,  DoKfläu' 
bige  unb  ind  Sin^elne  ge^enbe  Srflärung  ber  SRufif,  alfo  eine  au9« 
fü^rli^e  SBieber^olung  beffen,  toa9  fie  audbrücft,  in  Segriffen  ^u  geben, 
fo  toUrbe  biefe  fofort  aud^  eine  genttgenbe  SSßieber^olung  unb  Srfl&mng 
ber  SBelt  in  Segriffen,  ober  einer  fold^en  gau)  gteic^lautenb ,  alfo  bie 
malere  ^^ilofop^ie  fein.  (2B.  I,  312  fg.)  allgemein  unb  )ugleid^ 
populär  rebenb  f ann  man  fagen :  bie  äRufit  überhaupt  ifl  bie  9ReIobie, 
JU  ber  bie  SBelt  ber  Stc^  ifl.    {%  II,  463.) 

(Ueber  ben  ®egenfa^  jtoifc^en  SRufil  unb  ^rc^itectur  unb  bie  Vna» 
fogie  beiber  f.  unter  Xrc^itectur:  Sergleic^ung  ber  Sauhmfl  mit 
ben  übrigen  ftünflen.) 


140  a^ufi! 

2)  Snatogte  ^totfc^en  ber  SDtuftf  unb  ber  erfc^eittenben 
aBett. 

3n  ben  tteffien  Tontn  ber  Harmonie,  im  ®runb6a§^  ftnb  bie  niebrig« 
flen  @tufen  ber  Dbjectitoation  bed  SBiDend  tvteberjuerlennen,  bie  un> 
organifd^e  Sflainx,  bie  äRaffe  bed  $(aneten,  auf  ber  HOe^  ru^t  irab 
au9  ber  ftd^  90e«  ergebt  unb  enttoicfcit.  du  ben  gefammten  bie^at« 
ntonie  ^erDorbringenben  9{i))tenftimmen,  jmifc^en  bem  S9a{fe  unb  bei 
leitenben,  bie  SRetobie  ftngenben  Stimme,  ift  bie  gefammte  Stufenfolge 
ber  dbeen  tnieberjuerfenneii,  in  betten  ber  SßiDe  ftd^  objectioirt.  S)ie 
bem  9a§  nä^er  fte^enben  ftnb  bie  niebrigem  j[ener  Stufen,  bie  no<l^ 
unorganifc^en,  ober  fc^on  me^rfac^  fid^  äugemben  ff0r))er;  bie  ^ö^fct 
liegenben  repräfentiren  bie  ^flanjen-  unb  I^iertoelt.  —  3n  ber  SWe» 
lobie,  in  ber  ^o^en,  ftngenben,  bad  ©anje  (eitenben  unb  in  bebeutungd' 
boUem  3uf<^^i)i^n^on8^  eine^  ©ebonfend  Don  Snfang  6i^  jum  (Enbe 
fortfc^reitenben,  ein  ©anjeö  barfleHenben  ^auptftimme  tfl  bie  (ö^fie 
Stufe  ber  £)6iectit)ation  be^  SBiDen^  teieberjuerfennen,  bad  befonnene 
Sebeit  unb  Streben  be9  SRenfd^en.  !Z)ie  Sßelobie  brtttft  in  i^rem  tb' 
kDeid^en,  Stbirren  t>om  ©runbton,  auf  taufenb  SBegen,  ba«  t)ielgefta(tete 
Streben  be^  SBiDeud  and,  aber  immer  aud^,  burc^  bad  enblid^e  Sßieber' 
ftnben  einer  ^armonifc^en  Stufe,  unb  noc^  me^r  M  ®runbtoned,  bie 
SJcfriebigung.  —  335ie  fc^neUer  Ucbergang  Dorn  SSBunfc^  jur  Sefriebi» 
gung  unb  t)on  biefer  jum  neuen  SBunfd^  ©(iid  unb  2Bo§(fein  ift,  fo 
finb  rafc^e  SRcIobien,  o^ne  groge  Abirrungen,  frb^ßd^;  langfame,  ouf 
fc^merjli^e  2)i{fonan3en  gcrat^enbe  unb  erft  burd^  mete  jtacte  ft<4 
toieber  }um  ©runbton  jurUdCminbenbe  ftnb,  ald  analog  ber  Derjögerten, 
erfc^tuerten  S3efriebigung ,  traurig.  !Z)ie  Unerfc^öpflic^Ieit  möglicher 
aRelobien  entfpric^t  ber  Unerf(^öpf(id^Ieit  ber  9tatur  an  Serfc^ieben^t 
ber  dnbit)ibuett,  ^^^fiognomien  unb  Sebendlöufe.  (SB.  I,  304—308. 
183.  378;  II,  509  fg.  515.    %  I,  42.) 

So  tt)ie  bie  ^öd^fle  Stufe  ber  Dbiectit)ation  bed  993taend,'ber  9Renf(^, 
nic^t  allein  unb  abgeriffen  in  ber  ^atur  erfd^etnen  tonnte,  fonbem  bie 
unter  i^m  fie^enben  Stufen  unb  biefe  immer  »ieber  bie  tiefem  boran^ 
festen;  ebenfo  nun  ifl  bie  9Ruftt  erfi  t)oniommen  in  ber  t)oQf!ftnbigeit 
Harmonie.  3)ie  ^o^e  leitenbe  Stimme^  ber  iDIelobie  bebarf,  um  t^ren 
ganjen  Sinbrucf  }u  mad|en,  ber  Segleitung  aller  anbem  Stimmen,  btd 
}um  tteffien  Sag,  melc^er  aU  ber  Urfprung  aller  anjufe^en  ift;  bie 
SRetobie  greift  fclbfl  atö  integrirenber  X^eil  in  bie  $)armonie  ein,  loie 
aud^  biefe  in  j[ene;  unb  toie  nur  fo,  im  DoDflimmigen  ®anjen,  bie 
SRufif  audf priest,  mad  fie  au^jufpred^en  b^mdt,  fo  finbet  ber  eine 
unb  augergeitlic^e  SBiOe  feine  DoÖbmmene  ObiectiDation  nur  in  ber 
DoOflänbigen  Bereinigung  aller  ber  Stufen,  meldte  in  unjä^ttgen  ®raben 
gefieigerter  2)eutHd)Ieit  fein  SBefen  offenbaren.    (SB.  I,  313  fg.) 

(Eine  fernere  fe^r  merfmürbige  Analogie  ifl  fotgenbe.  dn  ber*3tatin: 
bleibt,  ungeachtet  bed  Sic^anpaffend  aOer  SBiOenderfc^einungen  jn  ein« 
anber  in  $infi(^t  auf  bie  Xrten,  bennod^  ein  nic^t  aufju^ebenber  Sßibet' 
fhreit  jmifd^en  jenen  (Erfc^etnungen  aU  dnbit)tbuen,  iß  auf  oQen  Stufen 


STOul«  141 

berfelben  fid^tbat  unb  mad^t  bie  3ße(t  )u  einem  befiänbigen  Stamp^^ 
pla^  aller  iencr  (Srfd^etnungen  bed  einen  unb  felben  äßiUend,  beffen 
innerer  SBiberf))ruc^  mit  f!(^  felbfl  boburc^  fiifibax  mirb.  'Diefem  ent« 
f))re(^enb  ifl  in  ber  SRuftf  ein  üoQTomnten  reinem  (jarmonifc^ed  @))fiem 
ber  2^öne  nic^t  nur  p^^ftfc^,  fonbern  fogar  fd^on  arit§metifd^  unm5g« 
lt(^.  3)al^er  (&gt  eine  t)onfommen  richtige  SDtuftf  ftd^  nic^t  einmal 
benfen,  gefc^meige  au^fü^ren^  unb  bed^alb  miift  iebe  möglid^e  3Rufif 
Don  ber  ooObmmenen  97ein^eit  ab.    (SB.  I,  314.) 

3)  9(Igemein^ett  ber  Sprache  ber  SDtufil  bei  burc^« 
gttngiger  Sefltmmt^ett. 

SDa  bie  ÜRufif  nie  bie  Srfd^einung,  fonbern  aDein  ba9  innere  Sßefen, 
bad  9nfic^  aOer  (Srfc^einung,  ben  äBillen  felbfl  au6fpric^t,  fo  ifl  i^re 
Sprache  eine  im  ^5c^{)en  ®vab  allgemeine.  ®ie  brütft  ni(^t  biefe 
ober  jene  einzelne  unb  bejlimmte  ^reube,  biefe  ober  jene  Setriibniß, 
ober  @(^merj,  ober  (Sntfe^en^  ober  ©emitt^^ru^e  an9;  fonbern  bie 
l^reube,  bie  SetrUbnig,  ben  ©c^mer^,  ba^  (Sntfe^en,  bie  ®^mütf)9'' 
rn^e  fetbjl,  gemiffernioßcn  in  abstracto,  ba9  ©efentüc^c  berfelben, 
o^ne  aOe^  Seimerf,  a(fo  au(^  o^ne  bie  äRotioe  ba^u.  SDennoc^  oer« 
flehen  loir  fie  in  biefer  abgezogenen  Ouinteffen^  oollfommen.  UeberaU 
brüdtt  bie  SRufit  nur  bie  Ouinteffenj  bed  itbzn^  unb  feiner  Vorgänge 
au9,  nie  biefe  felbft,  bereu  Unterf triebe  ba^er  auf  jene  nic^t  aUemal 
einfließen.  ®erabe  biefe  i^r  au^fc^Iieglic^  eigene  V0gemein^eit,  bei  ge« 
naueßer  99eßimntt^eit,  giebt  i^r  ben  ^o^oi  SBert^,  melden  fle  a\9 
$anaTeion  aller  unferer  Seiben  f)at  !>Die  im  ^öc^fien  ®rab  allgemeine 
(Sprache  ber  SDtuflf  oer^ält  flc^  fogar  }ur  XHgentein^eit  ber  Segriffe 
ungefähr,  mie  biefe  ju  ben  einjetneu  3>ingen.  S)enno(^  ifl  i^re  %ü' 
gemein^eit  feine^meg^  jene  leere  ber  Sbflraction,  fonbern  gau)  anberer 
llxt  unb  ijl  Derbunben  mit  burc^gttngiger  beutlid^er  Seflimmt^eit.  @ie 
gleicht  hierin  ben  geometrifc^en  Figuren  unb  ben  S^k^^^t  ^<^I4^  ^^^ 
bie  aDgemeinen  t^ormen  oder  möglid^en  Objecte  ber  Srfa^rung  unb 
auf  a0e  a  priori  antt)enbbar,  boc^  ntc^t  abfhact,  fonbern  anfc^aulic^ 
unb  burc^gängig  beflimmt  finb.    (993.  I,  302.  309  fg.    $.  n,  462.) 

4)  Die  p^^fifc^c  unb  arit^metifc^e  ©runblage  ber 
SRufil  in  i^rer  SSejie^ung  jur  metap^^fifc^en  9e« 
beutung. 

S)te  9Ruftf  ifl  ein  9Ritte(,  rationale  unb  iiTationale  Ba^(ent)er^ä(t« 
niffe  ni(^t  etwa,  mie  bie  «rit^metir,  burc^  $ü(fe  bed  Segriff«  fagHc^ 
IVL  machen,  fonbern  biefelben  )u  einer  gonj  unmittelbaren  unb  fimul* 
tonen  ftnnlic^en  (Srienntniß  }u  bringen.  S)ie  Serbinbnng  ber  meta« 
p^i^ftfc^en  Sebeutung  ber  ^ufif  mit  biefer  i^rer  p^i^flfc^en  unb  arit^« 
metifd^en  ©mnblage  beruht  nun  barauf^  bag  bad  unferer  Sfppre^en- 
fion  SBiberffarebenbe,  bad  irrationale,  ober  bie  S)iffonan2,  )um  nattir« 
li(^en  Silbe  M  unferm  Sßilten  SBiberflrebenben  loirb;  unb  umgele^rt 
mirb  bie  Sonfonanj^  ober  bod  Stationale,  inbem  fie  unferer  Suffaffung 
ft^  leicht  fügt,  au»  ^^^^  ^^  Sefriebigung  be«  SiHend.    Da  nun 


142  SWuflf 

ferner  ytm9  Nationale  itnb  irrationale  in  ben  S^^^I^^c^^ttniffen  her 
Vibrationen  nn)8^(ige  ®rabe,  9?Uancen,  Solgen  unb  Sbwet^felungcn 
gulägt;  fo  toirb,  inittelfi  feiner,  bie  äRuftf  ber  ®toff,  in  meiern  ade 
$en)egungen  bcd  ntenfd^Iii^en  ^jcnd,  b.  i.  be^  äBiUend,  beren  Sßefent' 
lid^ed  immer  auf  Sefrtebigung  nnb  Unjufricben^eit,  tt)iett)0^l  in  tm< 
jä^ligeu  ®raben  (hinausläuft,  jld^  in  allen  i^rcn  feinften  ©c^attirungen 
nnb  änobiftcationcn  getreu  abbilben  unb  niiebergeben  laffen,  n)el^ed 
nüttclfl  (Srfiubung  ber  SKelobie  gefd)ie^t,  SBir  fe^en  alfo  ^ier  We 
SBiIIendben)egungen  auf  ha9  @ebiet  ber  Mögen  Sorflellung  ^inU6er« 
gefpielt,  alß  mli^t  ber  audfc^tiepd^e  @(^aupla^  ber  Seijlungen  oUtr 
fd^önen  Sünfle  ift.  S)ie  aKufif  erregt  in  i^rcm  Stoffe  uic^t  ben 
SQBilleu  fclbjl,  foubern  giebt  nur  ein  SSilb  ber  Scfriebigunj  M 
äBißenS,  fo  n)ie  feiner  ^enunung  unb  feinet  Seibend.  (9ß.  11/ 
513—515.    ^.  l,  42.) 

2)ie  3){e(obie  befte^t  au^  ^mei  @(ementen,  einem  r^^t^mifd^en  unb 
^armonif(^en,  unb  ifl  n^efenttid^  eine  abioec^fetnbe  @nt^n)eiung  unb 
9$erfö^nung  berfelben.  S)iefe  beftäubige  @nt}tueiuug  unb  Serfö^nung 
i^rer  beiben  Elemente  ifl,  metQ))^9fifd)  betrautet,  bad  %[bbi(b  ber  Snt« 
ftefjuug  neuer  äSSünfd^e  unb  fobaun  ifjrer  Scfriebigung.  9}d^cr  6f 
trad)tct,  fe^cn  n)ir  in  biefcm  Hergang  ber  ÜRetobie  eine  gen^iffermagen 
innere  Sebiugung  (bie  ^armonifc^e)  mit  einer  ttugern  (ber  r^^t^' 
mifc^cn)  loie  burd)  einen  3"?^'^  jufammcntrcffcn,  —  toeld^en  frcili(^ 
ber  Somponifl  fjerbeifü^rt  unb  ber  iufofern  bem  SReim .  in  ber  ^oefie 
gu  oergteid^en  ifl.  S)ied  aber  eben  ifl  ha9  Slbbitb  bed  Suf^t^"*^*^' 
treffend  unfcrcr  SEßünfd^e  mit  ben  oon  i^nen  unab()ängigen  günfligrni 
äußern  Ufuftänben,  atfo  ha9  9itb  bcß  ©lüdd.  —  2)urc^gängig  beßc^t 
bie  SRufif  in  einem  jleten  äßec^fel  t)on  me^r  ober  miuber  beunni^igcn* 
ben,  b.  i.  3$erlangen  erregenben  SIccovben  mit  mc^r  ober  minber  k' 
rul^igenbeu  unb  befriebigenbcn ;  titn  toie  bad  lieben  bcd  ^erjend  (ber 
SBitte)  ein  fleter  SBcc^fel  oon  größerer  ober  geringerer  SSeunru^igung, 
burd)  äBunfc^  ober  Surd^t,  mit  eben  fo  t)crfd)ieben  gemeffener  Seru^i» 
gung  iß.  SDemgemäg  beflef)t  bie  ^armouifdje  ^ortfdjreitung  iu  ber 
funflgerce^ten  Sb^ec^felung  ber  ©ijfonanj  unb  ©onfonanj.  3a,  e« 
giebt  eigentlich  in  ber  ganjen  2Ruflf  nur  jtrei  ©ruubaccorbe:  be« 
biffonanten  ©e|)timenaccorb  unb  ben  ^armonifc^en  3)reiHang,  at«  auf 
»etc^e  alle  üorfommeuben  Äccorbc  jurüdjufil^ren  flnb.  S)ieö  ip  eben 
3)em  entfprcc^enb,  bog  eö  für  ben  SBitfen  im  ©runbe  nur  Unjufrieben» 
(}eit  unb  93cfriebigung  giebt.  Unb  h)ie  c9  ^mi-  allgemeine  @nmb* 
pimmnngen  bed  ®cmüt^<$  giebt,  ^eiterfeit  unb  Setrübnig;  fo  §Qt  bie 
SRuflt  jtoei  allgemeine  Stonarten,  2)ur  unb  WiloU,  meldte  fenen  ent< 
fprec^en.    (SB,  II,  516—521.) 

5)  Se^ie^ung  ber  SUhtfif   )n  untergelegten  einzelnen 
@cenen  unb  iiBilbern  bed  Sebend. 

Stuf  ber  Stllgemetn^eit  ber  ©prac^e  ber  SRufif  beruht  e«,  bog  mon 
ein  ®ebi(^t  ate  ©efang,  ober  eitie  anfd^aulic^c  3)arfienung  ald  ^anto- 


SRnfl!  143 

mime,  ober  betbed  ate  D}ftx  bcr  WinfU  unterlegen  Tonn,  ©otc^e  ein^ 
}elne  Silber  bed  Snenfd^enleben^,  ber  aVgemetnen  @prad^e  ber  WItxxfxt 
untergelegt,  finb  nie  mit  burc^gSngiger  9}otl^it)enbigTcit  i^r  üerbunben, 
ober  entfpred^enb;  fonbern  fle  flehen  }u  i^r  nur  im  Serl^ttltnig  cine^  be« 
liebigen  S9eifpiel9  gu  einem  aUgemeinen  Segriff.  S)em  allgemeinen 
@inn  ber  einer  S)i(^tung  beigegebenen  SRelobie  Tonnten  no^  anbere, 
eben  fo  beliebig  gen^tt^Ite  Seijpiele  bed  in  i^r  Qu^gebrii((ten  Slllgemeinen 
in  gleichem  ®rabe  entfprec^en;  ba^er  pagt  bte  felbe  fi^ompofltion  }u 
t)ielen  @trop]^en,  bo^er  auc^  ha9  Yaudeville.  3)0^  aber  überhaupt 
eine  Sejie^ung  2tt)ifd)en  einer  ^ompofltion  unb  einer  anfc^aulic^en 
DarfieHung  möglich  ifi,  beruht  barauf,  ha^  beibe  nur  gan)  Derfc^iebene 
Slu^briide  bed  felben  innern  SEBefend  ber  äBcIt  finb.  SBenn  nun  im 
einzelnen  ^aU  eine  foId)e  9e}ie§ung  toirflic^  Dor^onben  ifl,  alfo  ber 
^omponift  bie  SBiUendregungen,  n^el^e  bett  ffern  einer  Gegebenheit  au9* 
machen,  in  ber  allgemeinen  ®pxa(!^t  ber  3Ruflf  au^jufprec^en  geiDugt 
^at;  bann  ifl  bie  9^eIobie  hc9  $?iebe9,  bie  9Rufit  bcr  £)))er  audbrudf^« 
toQ.  3)ie  t)om  ßomponiflen  aufgefunbene  Snalogie  }it)ifd|en  jenen  bei« 
bcn  mu§  aber  an^  ber  unmittelbaren  @rlenntnig  bed  Sßefend  ber  SBelt, 
fetner  Semunft  tmbemu^t,  hervorgegangen,  barf  alfo  nic^t  ben)ngte, 
obftd^tlid^e  9{a(^a§mung  fein;  fonft  fpri^t  bie  iWuftl  nic^t  bad  innere 
9Befen,  ben  äBillen  felbfl,  an^,  fonbern  a^mt  nur  feine  Srfc^einung 
nac^,  n)ie  bied  aHe  eigentlich  nac^bilbenbe  aRuftf,  3.  S.  „bie  da^red« 
}eiten'',  auc^  „bie  ©(^öpfung"  t)on  ^a^bn  in  t)ielen  ©teilen  t^ut. 
©old^c  malcnbc  2»ttfi!  ifl  gänjlid^  ju  öcrttjerfen.  (SB.  I,  310—312; 
II,  510  fg.    %  II,  462.) 

SBenn  bie  iUlnfil  ju  fe§r  fic^  ben  Sßorten  anjufc^liegen  unb  nad^ 
ben  Gegebenheiten  ju  mobetn  fu^t,  fo  ifl  fie  bemüht,  eine  (Spxaift  gu 
reben,  ttwld^e  nid^t  bie  irrige  ifl.  i^on  biefem  geiler  ^at  Äeiner  fld) 
fo  rein  gehalten,  mie  9{offini;  ba^er  fprid^t  feine  SRuflT  fo  beutlid^ 
unb  rein  i^re  eigene  ©prad^e,  baß  fte  ber  SQSorte  gar  nid^t  bebarf 
unb  ba^er  anij  mit  blogen  dnflrumenten  andgefüf;rt  ifjre  \>oüt  SBir* 
fnng  t^ut.    (SB.  I,  309-) 

SDie  SKuftf  fte^t  in  analoger,  n)ieloo^l  nid^t  ebenfo  unbermeibli^er 
Dienflbarfcit  jnm  Stellt,  ober  ben  fonfligen  i^r  aufgelegten  8?ealitäten, 
mie  bie  Hrc^itectur  ald  bloö  fd)i$ne  J^unfl  ju  ben  loirüid^en  93auU)erfen 
mit  i^rcn  nü^lic^cn  3^^f*n*  ®f«  ^^^  eine  gfh)iffe  ©omogencität 
mit  beut  !£e^*te  annehmen  unb  eben  fo  auc^  ben  S^arafter  ber  übrigen, 
t^r  ettt)a  gefegten,  toillKlrüd^en  S^tdt  tragen  unb  bemnac^  ffirc^en«, 
Dpern-,  iWilitär*,  lanj-ÜKuflf  u.  bgl.  m.  fein.  S)a«  «tte«  aber  ifl 
i^rem  393efen  fo  fremb,  toit  ber  rein  ttfl^etifd^en  SauTunfl  bie  menfd^« 
lic^eu  9?üilic^feitd)n)cde,  benen  alfo  S3eibe  fld^  ju  bequemen  unb  i^re 
felbfleigenen  ben  i^nen  fremben  3^eden  unterjuorbnen  l^aben.  S)er 
Saufunfl  ifl  Die«  fafl  immer  unöermeiblid^,  ber  SWufl!  nid^t  alfo;  fle 
betoegt  fu^  frei  im  ÖToncerte,  in  ber  @onate  unb  bor  SOem  in  ber 
@^mp§onie,  i^rem  f^önflen  Xummelpla^,  auf  toel^em  fie  i^re  @atur^ 
naiien  feiert.    (5ß.  n,  463  fg.)    ©aß  übrigen«  bie  3ugabe  bcr  2)i(^- 


144  a^ni» 

tung  jur  SDtuftf  und  fo  mtUfoinmen  tfi^  unb  ein  ©efang  mit  DerflSnb' 
liefen  SEBorten  und  fo  innig  erfreut,  beruht  barauf,  ha%  babei  unfete 
unmittclbarfte  unb  unfere  ntittelbarfle  Srienntnigmetfe  jugleic^  unb  im 
herein  angeregt  loerben.  Sei  ber  ®))ra(^e  ber  (Sm))finbung  mag  bie 
Vernunft  nic^t  gern  gonj  mügig  fi^en.  ^ie  SRuftf  t)ennag  ixoax  aud 
eigenen  ÜRitteln  iebe  Semegung  bed  SEBiÜend,  jebe  (Smpfinbung,  audju« 
brücfen;  aber  burc^  bie  Begäbe  ber  äBorte  erhalten  mir  nun  überbied 
ouc^  nod^  bie  ©egenflönbe  biefer,  bie  SRotiDe,  metc^e  jene  üeraniaffen. 
(SB.  n,  511.    $.  n,  466.) 

6)  Birfung  ber  SRnfü. 

SBeil  bie  SRuftf  ntc^t,  gleid^  allen  anbem  fiünflen^  bie  Obeen,  ober 
Stufen  ber  DbjectiDation  bed  SBiSend,  fonbern  unmittelbar  ben  9Bi(' 
len  felbfl  barfleOt;  fo  ift  ^ieraud  erltttrlic^,  bag  fie  auf  ben  9Biaen, 
b.  i.  bie  ®efü^(e,  Seibenfc^aften  unb  Effecte  bed  ^öretd,  unmittelbar 
einmirlt,  fo  bag  fie  biefelben  fc^nell  er^5^t,  ober  auc^  umftimmt.  (3B. 
II,  510.)  —  Äuö  ber  ÄÖgemein^eit  ber  ©prad}e  ber  üWuftf  entfpringt 
ed,  bog  unfere  ^^antafie  fo  leicht  burc^  fte  enegt  koirb  unb  nun  oer* 
fud^t,  )ene  gan}  unmittelbar  ju  und  rebenbe,  unfic^tbare  unb  bo4  fo 
lebhaft  ben^egte  ©eiflermelt  )u  geflatten  unb  fie  mit  Steife^  unb  Sein 
IVL  befteiben,  alfo  biefetbe  in  einem  analogen  SSeifpiel  3U  Derlörpem. 
3)ied  ifi  ber  Urf))rung  bed  ©efanged  mit  äBorten  unb  enblic^  ber  Oper. 
(SB.  I,  309.) 

Sind  bem  innigen  Ser^ttltnig,  toüijt^  bie  9){ufU  jum  toa^ren  Sefen 
aQer  2)inge  ^at,  ifl  ed  ju  erftSren,  ba§  n^enn  )u  irgenb  einer  <Scene, 
$anbtung,  Sorgang,  Umgebung,  eine  paffenbe  SOtufit  ertönt,  biefe  und 
ben  ge^eimjlen  ®inn  berfelben  aufjufc^Iießen  fc^cint  unb  a(d  ber  ri(^« 
tigfie  unb  beutli^fle  (Kommentar  baju  auftritt;  imgleic^en,  bag  ed  Dem, 
ber  ft(^  bem  (Sinbrud  einer  S^mp^onie  ganj  §ingiebt,  ifl,  a(d  fä^e  er 
aße  möglichen  Vorgänge  bed  liebend  unb  ber  9Se(t  an  fi^  vorüber' 
}ie^cn;  bennod^  fann  er,  menn  er  fic^  befinnt,  feine  Se^ntic^feit  an« 
geben  jmifc^en  ienem  S^onfpiel  unb  ben  X)ingen,  bie  i^m  torfc^mebeu. 
(SB,  I,  310;  II,  512  fg.) 

2)ad  unaudfpred^Iic^  innige  oder  üRnril,  t)erm5ge  beffcn  fte  ate  ein 
fo  ganj  oertrauted  unb  boc^  emig  fcmed  ^arabied  an  und  t>oräberjiet|(, 
fo  gan)  oerfiänblic^  unb  bod^  fo  unerflttrlid^  ifi,  beruht  barauf,  bag  fit 
aQe  9?egungen  unferd  innerfien  SBefend  miebergiebt,  aber  ganj  o^ne 
bie  ä93irHi(^feit  unb  fern  Don  i^rer  Dual.  Omgleic^en  iß  ber  i^r 
mefentlid^e  Srnf},  melc^er  bad  Sdc^erlid^e  aud  i^reut  unmittelbar  eigenen 
©ebiet  gan)  audf (fliegt,  baraud  )u  erHären,  bag  i^r  Object  nic^t  bie 
äJorfieOnng  ift,  in  ^infic^t  auf  meiere  2:äuf(^ung  unb  Säc^erlic^teit 
aOein  möglic^  ftnb;  fonbern  i§r  JObject  unmittelbar  ber  SBiUe  iß  unb 
biefer  toefentlic^  bad  aOeremfleße,  ald  toooonXaed  abfängt.  (28.1,312.) 

%>a  bie  9Rufif  in  i^ren  3:önen  unb  Sa^lenoer^ftltniffen  nic^t  bot 
SBiQen  felbfi,  ben  fte  abbilbet,  erregt,  fonbern  eben  nur  ein  9ilb  fei' 
ned  ©trebend,  feined  ©(^merjed  unb  feiner  93efriebigung  giebt,  alfo, 


a»uflf  145 

tote  oHe  fc^öncii  Äünfle,  nur  auf  bic  Sotpellung  toirft;  fo  Mcibt  fic 
auc^  in  i^ren  f^nierjUc^ften  Vccorben  noc^  erfreulich,  unb  mir  Der« 
nehmen  gern  in  i^rer  Sprache  bie  geheime  ©cfc^tc^te  unfern  killend, 
fletbfl  noc^  in  bcn  toe^müt^igflen  äßelobien.  äBo  hingegen  in  ber 
2Birnid)!cit  unb  i^rcn  ©(^rccfcn  uufer  SBille-felbfl  bad  fo  (grregtc 
unb  ©equälte  ift,  ba  ^aben  luir  ed  nic^t  mit  Xomn  unb  i^ren  3^^^^"' 
Der^ältniffen  ^u  ti)\xn,  fonbern  ftnb  üietme^r  jc^t  felbfi  bie  gefponnte, 
gefniffeue  unb  jittenibe  ©oite.  (ffi.  II,  514.)  3)ie  9}?ufif  ifi  ein 
ffottiartifon  M  @mütf)t^,  tote  eine  fc^öne  "än^^idfi  ein  Aat^artifon 
be«  @eipe«  ifl.     (2B.  II,  460.) 

jfeine  ^infl  toirft  auf  ben  SRenfc^cn  fo  unmittelbar,  fo  tief  ein,  afd 
bie  aRufif,  toeil  feine  \m9  bad  toa^re  2Befen  ber  3BeIt  fo  tief  unb 
unmittetbar  erfennen  (äßt,  aU  biefe.  SDad  Sln^ören  einer  grogen,  t)oS« 
fiimmigeu  uub  f(^önen  SDtufif  ifl  gleic^fam  ein  S3ab  bed  ©eifle^;  ed 
fpütt  aOed  Unreine,  aHed  ^(einlic^e,  aM  @(^Ie^te  toeg,  flimmt  Oeben 
hinauf  auf  bie  ^ö^pe  geifligc  ©tufe,  bie  feine  9?otur  juläßt,  unb 
toä^renb  beö  9(n^5rend  einer  grogen  Wlü^xl  fü^K  deber  beutlic^,  toad 
er  im  ®anjen  toert^  ifl,  ober  üielme^r,  toad  er  toert^  fein  Tonnte. 
($.  373.) 

aud  ber  paffiben  Ütatur  bed  ©e^brd  erflärt  fid^  bie  fo  einbrin- 
genbe,  fo  unmittelbare,  fo  unfehlbare  393irTung  ber  SRufif  auf  ben 
®ei{l,  nebfl  ber  i^r  bidtoeilen  folgenben,  in  einer  befonbern  Qrr^abem 
^ett  ber  ©timmung  befle^enben  9?a(^totrfung.  2)ie  in  combinirten, 
rationalen  S^^^^i^^^^^^'^i^iff^"  erfolgenbrn  ©c^toingungen  ber  S^öne 
oerfe^en  nämlic^  bie  ©e^irnftbern  felbfl  in  gleite  ©c^toingungen. 
(SB.  n,  36.) 

7)  2Bie  bie  üRufif  percipirt  toirb. 

!Dte  SRufif  toirb  einjig  unb  allein  in  unb  burd^  bie  3^'^  perdpirt, 
mit  gän}li(^er  Sudfc^liegung  bed  9?aumed,  aud^  o^ne  Sinfluß  ber  Sr« 
fenntnig  ber  Saufalität,  alfo  bed  Scrflanbed;  benn  bie  2^5ne  mad^en 
fd^on  ate  SBirfung  unb  o^ne  \>ai  toir  auf  i^re  Urfad^e,  toie  bei  ber 
9(nfd^aunng  jurüdCgiengen,  ben  äfl^etifd^en  Sinbr ud.    (993.  I,  314.) 

8)  SDer  ftomponijl. 

S)ie  (Erfinbung  ber  SRelobie,  bie  Vufbecfung  aller  tieffien  ®e^eim- 
niffe  bed  menf^tic^en  SBoQend  unb  SmpftnbeniJ  in  i^r,  ifl  ba«  SBerf 
be«  ©entud,  beffen  SEßirfen  ^ier  augenf(^einlic^er,  al9  irgenbtoo,  fem 
üon  aOer  SRefle^ion  unb  betougter  Sbfi^tUdjfeit  liegt  unb  eine  dn« 
fptration  Reißen  Tonnte.  2)er  93egriff  ift  ^ier,  toie  überall  in  ber 
ßnnfi,  unfruchtbar.  3)er  ßomponijl  offenbart  ba«  tnnerfle  SBefen  ber 
SBelt  unb  fpric^t  bie  tieffie  SBeid^eit  a\i9,  in  einer  ©prad^e,  bie  feine 
Sernunft  nid^t  t)er{)e^t;  toie  eine  magnetifc^e  ©omnambule  tluffc^lüffe 
giebt  über  Dinge,  Don  benen  fie  toa^enb  Teinen  Segriff  ^at.  S)a^er 
ifl  in  einem  ftomponiflen,  me^r  aM  in  irgenb  einem  anbem  ftünfllet, 
ber  SOtenfc^  Dom  ftünfller  ganj  getrennt  unb  unterfc^ieben.   (93. 1, 307.) 

64open^auer'£cstfon.    II.  10 


146  amidfel   —    ^u%t 

9)  @egenfa^  jiuif^en  9Ruft!  unb  ©d^anfptel  in  $iti' 
fi^t  auf  bte  9udfü^rung. 

On  bcr  aWupf  übcmicgt  ber  ®ert^  ber  Som^)orition  ben  ber  Su«« 
fü^Tung;  hingegen  beim  ©c^aufpiel  üer^ält  e«  fid^  gerabe  umgete^rL 
9?ftintid^  eine  t)ortTcffli(i^e  ffontpofition,  fe^r  tnittelm&gtg,  nur  eben  rein 
unb  richtig  au^gefü^rt,  giebt  Diel  me^r  ©enug,  ä(<$  bie  Dortrept^ße 
Sudfü^rung  einer  fc^Iec^ten  jfompofitioit.  hingegen  (ciftet  ein  fc^let^ted 
Sr^eaterfiüd,  ton  au^gejeic^neten  ©(^oufpielent  gegeben,  t)iel  nte^r,  ate 
ha9  öortrepc^fte,  öon  Btümptxn  gefpielt.    (?.  n,  469.) 

10)  Sbnieg,  auftoeld^em  fic^  bie  SRufit  heutigen  Sage« 
befinbet. 

3)er  S(btt)eg,  auf  totld^tm  fid^  unfere  9Ru{if  befinbet,  ifl  bem  onalog, 
onf  toetd^en  bie  rbmtfc^e  Hrc^itectur  unter  ben  fpätern  ^aifern  gerat^en 
toar,  too  nümlic^  bie  Ueberlobung  mit  Vermietungen  bie  »ef entließen, 
einfa^en  Ser§ältniffe  tl^eitö  Dcrftecfte,  t§ei(d  fogar  t)errU(fte;  fte  bietet 
nftmlid^  Dielen  SSrm,  Diele  dnfhrumente,  tiel  Sm\t,  aber  gar  menig 
beuttid^e,  einbringcnbe  unb  ergreifenbe  @runbgebanfen.  ^nitm  finbet 
man  in  ben  f^aalen,  nic^t^fagenben,  melobielofen  ^om))ofitionen  M 
l^eutigen  S^aged  benfelben  Stit^t^ifmai  mieber,  »et^er  bie  nnbeutlic^e, 
fd^wanfenbe,  nebet^afte,  rät^fel^afte,  [a  ftnnleere  ®(^retbart  fic^  gefaOen 
U^t,  beten  Urf))tung  ^auptfttc^Iic^  in  ber  mtferabeln  $egelei  unb  t§rtm 
@^ar(atanidmud  }u  fud^en  \%  —  3n  ben  Aompofitionen  je^iget  3^^ 
ifl  ed  fne^r  auf  bie  Harmonie,  atö  bie  äßelobie  abgefe^en.  !lDie  ^* 
tobie  ifl  jebod^  ber  Sem  ber  SRufif,  ju  meiern  bie  Harmonie  fi(^  üer< 
^illt,  n)ie  }um  traten  bie  ©auce.    {%  ü,  464.) 

(Ueber  bie  große  Dper  üergt.  Dpcr.) 
OLMkd^  f.  Irritabilität. 

BXnft. 

1)  !Die  9Ruge  aU  ber  Srtrag  be^  ganjen  2)afeind. 

S)em  entfprec^enb,  bag  ha9  ©e^irn  ate  ber  ^araftt,  ober  ^enfionoir 
bed  ganjen  Drganidmud  auftritt,  ifl  bie  errungene  freie  Tln^t  eine^ 
deben,  inbem  fie  i^m  ben  freien  ®enug  feinet  9en)ugt[ein9  unb  feiner 
dnbitnbualitttt  giebt,  bie  ^rud^t  unb  ber  Örrtrag  feinet  gefammten  2)a^ 
fein«,  meiere«  im  Ucbrigen  nur  SWü^e  unb  «rbeit  ifl.    {%  I,  349.) 

2)  9Jerf(^iebener  SBert^  ber  SDtuge  für  ben  gen)5^n(i4en 
SRenfd^en  unb  für  ben  geiflig  ^eroorragenben. 

3)en  meiflen  SDtenfd^en  tt)irft  bie  freie  9J2uge  nid^t«  ab  ate  ^ange« 
»eile  unb  S)um))f^eit,  fo  oft  nic^t  finntic^e  ®enüffe,  ober  Albernheiten 
ba  fmb,  ftc  au«}ufüaen.  Sßie  DöOig  mert^to«  fie  ifl,  jeigt  bie  Vrt, 
loie  fie  fold^e  }ubringen.  Die  gen)5^nli(^en  2t\tit  flnb  blo9  barauf  be« 
bac^t,  bie  2tii  jugubringen;  toer  bagegen  ein  2:a(ent  §ot,  — <  fie  jn 
benu^en.   (¥•  I,  349  fg.)    Die  großen  ©eiflet  oOer  3eit  fe^  m 


aWtit^  147 

.  anf  freie  SRuge  beii  aDer^öc^fieit  äBert^  legen.  3)enn  bte  freie  ilRuge 
eines  deben  iß  fo  t)iet  mert^,  ivie  er  feI6fl  toert^  ifl.  —  Sreie  SRule 
)U  befl^en  ifl  nid^t  nur  bent  geiDÖ^nlic^en  ©c^idfal,  fonbern  aud^  ber 
geioö^nlic^en  9?Qtur  bed  SRenfc^en  fremb;  benn  feine  natürlid^e  Se» 
jUrnmung  ifl,  baß  er  feine  3ctt  mit  ^erbeifc^affung  bed  ju  feiner  unb 
fetner  Familie  (S^iflenj  Stot^menbigen  }u6ringe.  (Sr  iß  ein  ®o§n  ber 
9}ot^,  nic^t  ber  freien  dnteUigenj.  ÜDem  entf))re(^enb  toirb  freie  3Ru§e 
bem  geioö^nlic^en  9Renfd)en  bolb  gur  2a%  ja,  enblic^  }ur  Qual,  mnn 
er  fie  nid^t  ntittelß  allerlei  ertUnflelter  unb  fingirter  Qmät,  burc^ 
€piel,  3^<^^(^^i6  unb  ©tecfenpferbe  aufzufüllen  üermag;  auc^  bringt 
fte  i^m  aud  bem  felben  ©runbe  ®efa§r.  SDagegen  bebarf  ber  mit 
einem  augergemö^ntid^en  OnteDect  Segabte  für  fein  @\iid  eben  jjener, 
bem  ^nbern  balb  läfligen,  balb  oerberblid^en  freien  ÜRuße;  ba  er  o^ne 
biefe  ein  $egafnd  im  doc^,  mithin  nnglüd^ic^  fein  toirb.  ($.  I, 
360  fg.) 

iSttti). 

1)  Serfc^iebene  ©eltung  bed  SRut^eS  als  2:ugenb  bei 
ben  9(ten  unb  bei  ben  9?euern. 

ÜDie  HIten  jtt^Iten  ben  SRut^  ben  Zugenben,  bie  S^igt^'^  ^^^  iafttxn 
bei;  bem  c^rißlid^en  ®inne,  ber  auf  SBo^hDoDen  unb  3)u(ben  gerichtet 
ifi,  unb  be^en  S^e^re  aQe  Seinbfä(igfeit,  eigentlich  fogar  ben  SBiberftoob 
verbietet,  entfpri^t  S)ieS  nic^t,  ba^er  t9  bei  ben  Steuern  toeggefaOen 
ifl.  3)enuo(^  muffen  mir  jugeben,  bag  S^ig^cit  und  mit  einem  ebelen 
d^arafter  uid^t  ido^I  bertrilglic^  fc^eint;  f^on  megen  ber  übergroßen 
Seforglic^feit  um  bie  eigene  ^erfon,  meiere  ß(^  barin  t)errttt^.  {%  U, 
219.)  Sei  ber  oerfc^iebeneu  ©ettung  bed  9J2ut§ed  atö  £ugenb  bei  beu 
Slten  unb  ben  Steuern  ifl  {eboc^  in  Srmägung  ju  gießen,  bag  bie 
Sitten  unter  2^ugenb  iebe  SCrefflid^Ieit,  fte  mod^te  moratifc^/  inteOectueO 
ober  b(oS  P^^\^\^  fein,  Derfianben,  im  (^§rifient§um  hingegen,  beffen 
S^enbenj  eine  moraIif(^e  ifl,  unter  bem  Segriff  ber  Siugenb  nur  nod^ 
bie  moralifc^en  Sorjüge  gebac^t  mürben.    ($.  II,  220.) 

2)  SBorauf   ber   et^ifc^e  SBert^  bed  äRut^ed  unb  bie 
^oc^fc^ttfenng  beffelben  beruht. 

.  2)er  SRttt^  läßt  fic^  barauf  jurüdfü^ren,  bag  man  ben  im  gegen« 
n)ärtigen  Kugenbßcfe  bro^^nben  Uebeln  h)iQig  entgegengeht,  um  baburc^ 
größern,  in  ber  S^'unft  liegenben  Dorjubeugen;  toä^renb  bie  S^ig^eit 
ed  umgefe^rt  ^ttU.  3lm  ifl  jene«  (Erfiere  ber  S^arafter  ber  ®ebu(b, 
ald  loetc^e  eben  in  bem  beut(ic§en  Settmßtfein  befielt,  baß  ed  nod^ 
größere  Uebel,  a(d  bie  eben  gegenwärtigen,  giebt  unb  man  burc^  heftige« 
Stiegen,  ober  Kbme^ren  biefer  jene  ^erbeigie^en  lönnte.  S>emna(^  lofire 
benn  ber  9Rut^  eine  9rt  ©ebulb,  unb  loeil  eben  biefe  t9  x%  bie  und 
3U  (Entbe^iiingen  unb  ©elbflübenoinbungen  jeber  Krt  beftt^igt;  fo  ifi, 
mittelfi  i^rer,  auc^  ber  3Rut^  toenigftend  ber  ^ugenb  oemmnbt  S)od§ 
reid^t  eine  folc^e  gan)  immanente,  atfo  rein  em))irifd^e  SrHärung,  bie 

10* 


148  üRutterUebe    —    aWuttctttJife 

nur  auf  ber  iRü^Iid^feit  bed  ÜRut^ed  fugt,  nid^t  aud,  um  }u  erllfiren, 
toed^atb  t$etgf)ett  t^eräc^tlid) ,  perfönltc^er  äßut^  hingegen  ebel  unb  er« 
l^aben  erfc^cint.  SJtelme^r  ifl  ^ier)u  noc^  eine  ^b|cre  Säetrod^tung^« 
iDeife  in  ©runbe  ju  legen.  2Jta\\  fönnte  nämlid^  alle  Zobedfurc^t 
jurüdfü^ren  auf  einen  3)?anget  an  berjenigen  natürlichen,  ba^cr  ou^ 
blo^  gefüllten  SRetap^^fif,  üemtöge  melier  ber  3Renf(^  bie  ®etoig^eit 
in  ft^  trägt,  bag  er  in  ^Oen,  ja  in  SHIem,  eben  fo  h)0^1  e^ifiirt,  m 
in  feiner  eigenen  $erfon,  bereu  2iob  i^ut  bat^er  n^enig  angaben  tann. 
Sben  aud  biefer  ©emig^cit  hingegen  entfprönge  bemnac^  ber  ^eroifc^e 
2Rut^,  folgli^  aud  berfelben  Duelle,  toie  bie  2:ugenben  ber  ©erec^tighit 
unb  ber  5IRenfci^enliebe.    (^.  H,  219  fg.    $).  403  fg.) 

3)  IBerh)erfli(^Teit   bed    ro^en,    au9    bent    ritterlii^cn 
6^ren))rincip  entff)ringenben  Tl\itf)i9. 

^aij  beut  ritterlichen  @^renprinci|)  unb  feinem  2)uel]tn)efen  be^au))tft 
ber  perfiJnlid^e  9Rut^  fic^  ju  raufen  unb  ju  fc^lagen  ben  Vorrang  Dor 
jeber  anbern  Sigenfd)aft;  mä^renb  er  boc^  eigentlich  eine  fe^r  unter« 
georbnete,  eine  bloge  Unterofftcierdtugenb  ifl,  ja,  eine,  in  meld^er  fogar 
agiere  m9  übertreffen.  (%  l,  405.  —  Sergl.  unter  S^rc:  eine 
Äfterart  ber  @§rc.) 

4)  9?ot^ta)enbigfeit  bed  2Rut^ed  für  unfer  ©lue!. 

iRäc^fi  ber  ^lug^eit  ifi  Wlnt^  eine  für  unfer  ©lud  fe^r  n)efentli(4e 
(Sigenfc^aft.  i^reilid^  {ann  man  nieber  bie  eine,  noc^  bie  anbere  ftc^ 
geben,  fonbern  ererbt  jene  t)on  ber  ÜRutter  unb  biefen  Dom  Sater; 
jeboc^  lägt  fid^  bur^  ^orfa(  unb  Ucbung  bem  baüon  Sor^anbenen 
nacf)l^elfen.  —  @o  lange  ber  9u<$gang  einer  gefö^rlic^en  @ac^e  nur 
no(^  jmeifel^aft  ift,  fo  lange  nur  noc^  bie  iD^5glic^Teit,  bag  er  ein 
glüdflic^er  »erbe,  bor^anben  ifi,  barf  an  fein  S^&^^^  gebadet  merben, 
fonbern  blöd  an  SBiberfianb.  Unb  boc^  ifi  audj  ^ier  ein  S^rceg  mög* 
lid^ ;  benn  ber  9Rut^  f ann  in  Sermegen^eit  ausarten.    ($•  I,  505  fg.) 

Üttttttrliebt. 

3)ie  an  ben  ©efd^le^tdtrieb  fi^  Inü))fenbe  infiinctioe  (Sltemlirbe 
mirb  beim  ÜRenf^en  burc^  bie  S3enmnft,  b.  ^.  Ueberlegung  geleitet, 
bi^nieilen  aber  auc^  gehemmt,  n)eld^ed  bei  fc^le^ten  S^arafteren  b\9 
3ur  völligen  S3erleugnung  berfelben  ge^en  fann.  3)a^er  fönnen  mir 
i§re  SBirfungen  am  reinfien  bei  ben  S^^ieren  beobadjten.  Sei  biefen, 
ba  fte  feiner  Ueberlegung  fä^ig  finb,  jeigt  bie  infiinctiDe  3Rutterlie(c 
(bad  9Rönn(^en  ifi  fld)  feiner  Saterfc^aft  meifiend  nic^t  belügt)  fi(^ 
unt)ermittelt  unb  unüerfälfc^t,  ba^er  mit  Dotier  3)eutlic^feit  unb  in  i^rer 
gonjen  ©tärfe.    (SB.  II,  587—589.) 

BluiUtm^^  f.  Screrbung. 


3R^flerien    —    2R^fHf.    SÄ^jHfer  149 

MTiftttitn. 

1)  3)te  SDt^flerien  ald  ein  ipefentlid^ed  dngrebien^  ber 
atetigion. 

@ut  (Symptom  bcr  QÜegorifc^en  9?atur  ber  9{eIigtonen  flnb  bie 
DteQetc^t  bei  jeber  anjutreffenben  Wlt)\ttxm,  nämlid^  oen)tffe  S)ogmen, 
bie  fidj  nic^t  ein  Ttal  beutlic^  benfen  (offen,  gefc^meige  tDörtlid^  toa^x 
fein  T5nnen.  Oo,  DteQeic^t  liege  f{^  behaupten,  bag  einige  t)($Ilige 
Sßiberftnnigfeiten,  einige  tuirnid^e  Slbfurbitöten,  ein  mefentUd^e^  dn» 
grebien^  einer  DoQfomntenen  9teIigion  feien;  benn  biefe  ftnb  eben  ber 
©tömpel  i^rer  aIIegorifd)cn  9{atur  unb  bie  aDein  pofjenbe  Slrt,  bem 
gemeinen  @inn  nnb  ro^en  Serflonbe  fühlbar  ju  machen,  bog  bie 
9{e(igion  bon  einer  ganj^  anbern  Orbnung  ber  S)inge  rebet,  at^  ber 
erfc^einnngömägigen.    (9B.  II,  183.    ^.  II,  358.) 

2)  ÜDie  an^flerien  ber  «(ten. 

3)en  9Rk|flerien  ber  fltten  fd^eint  bie  Xbftd^t  }um  ©runbe  }u  liegen, 
bem  and  ber  Serfc^ieben^eit  ber  geifiigen  Einlagen  unb  ber  Silbung 
entfpringenben  Uebetftanbe,  ber  nic^t  eine  SRetap^^flf  für  Sllle  julägt, 
abgu^elfen.  3^r  $lan  babei  mar,  and  bem  grogen  Raufen  ber  SRen« 
fd^en,  melc^em  bie  unDerfd^teierte  SBa^r^eit  burc^aud  unjugänglidi  if^, 
Qintge  audjufonbern,  benen  man  fol^c  b\9  auf  einen  gekoiffen  ®rab 
enthüllen  burfte;  ax\9  biefen  aber  tuieber  (Sinige,  benen  man  nod^  me^r 
offenbarte,  ba  fie  me^r  }u  f äffen  üermoc^ten;  unb  fo  aufn^ärtd  bid  }u 
ben  Spopten.  ®o  gab  ed  benn  (xixpa  xai  (lei^ova  xai  [le'^iaxoL 
|i,ucTi)pia.  Sine  richtige  Srfenntnig  ber  inteQectueQen  Ungleic^^ett  ber 
9ßenfd^en  lag  ber  ®a^e  gum  ®runbe.    {%  U,  364.) 

3)  3)er  feltfame  S^arafter  ber  (^rifilic^en  SR^fteriem 
(©.  e^riftent^nm.) 

4)  Freimaurerei,    ©nfidmud.    äR^flerien  ber  9tömer. 

Son  ben  SR^flerien  ber  ©riechen  ifi  bad  einzige  Ueberbleibfel  ober 
oielme^r  analogen  bie  ^Freimaurerei.  S)ie  Sufna^me  in  biefelbe  ifl 
bod  (lueto^ai  unb  bie  TeXetat;  h)ad  man  ba  lernt  flnb  bie  (jLuary)pta 
unb  bie  oerfc^iebenen  ®rabe  flnb  bie  (jiixpa,  (lei^ova  xai  (leyiora 
liDOrvipia.  @oIc§e  Xnalogie  tfl  nid^t  }ufäUtg,  nod|  oererbt,  fonbern 
tommt  ba^er,  bag  bie  @a^e  aud  ber  menf^Iic^en  9?atur  entfpringt. 
Sei  ben  äRo^ammebanem  ifl  ein  Hnalogon  ber  äR^fierien  ber  @uftd^ 
mud.  Seit  bie  dtMtx  feine  eigenen  2Rk|fierien  Ratten,  n)urbe  man  in 
bie  ber  fremben  ®0tter  eingen^ei^t,  befonberd  ber  dfid,  bereu  (^ultnd 
in  Korn  in  frU^e  3eit  ^inaufrei^t.    {%  II,  488.) 

IKsflik.    Ütsfliknr. 

1)  Un)ugftngli^reit  bed  ©ebieted  ber  SR^flit  für  bie 
(Erfenntnig. 

dn  UeberemfUmtnung  bamit,  bag  bad  le^te,  ^5d^fie  SBerf  ber  On« 


150  3»#^    SR^lfcr 

teHtgenj  bie  Huf^eBung  be«  äBoDend  ifi  unb  Demnach  felbjl  bie  tioO« 
lommenfle  mögtic^e  anteiligen}  nur  eine  Uebergangdflufe  fein  tann  }u 
Dem,  wol^in  gar  feine  Srfenntniß  je  reid^en  fann,  fe§en  toir  atfe 
atettflioncn  auf  i^rem  ®ipf etpunf te  in  3»9fHf  unb  SR^jiericn ,  b.  ^. 
in  ÜDun{eI  unb  S^erpQung  ankaufen,  »el^e  eigentlid^  blod  einen  für 
bie  Srfenntnig  leereu  ^Ud,  nämlid^  ben  $unft  anbeuten,  tt)0  aDe  (Sr« 
fenntnig  not^nienbig  aufhört;  ba§er  berfelbc  für  ba9  3)enfen  nur 
burc^  9?egattonen  audgebrüdt  n^erben  fonn,  für  bie  ftnnlic^e  anfc^auung 
aber  bur^  f^mbotifc^e  B^^^^^t  in  ben  Stempeln  burd^  X)unle(^dt  unb 
©c^meigen  bejeid^net  ivirb,  im  Sra^mani^mud  fogar  burc^  bie  gefor« 
berte  Sinfiedung  aOed  3)enlend  unb  Snfd^ouend,  jum  Se^uf  ber  tief« 
{len  Sinfe^r  in  ben  ®runb  bed  eigenen  ®e(bfl,  unter  mentaler  Slud- 
f<)re(l^ung  be«  m^fleriöfen  Dum.    (SB.  11,  699.) 

2Slt)^it  im  »eiteflen  (Sinne  ifi  jebe  Anleitung  }um  unmittelbaren 
dnnemerben  3)ef[en,  nio^in  toeber  Slnfc^auung,  noc^  begriff,  alfo  über* 
^aupt  feine  grfenntnig  teit^t.    (SB.  II,  699.) 

2)  ®egenfa|  an)ifc^en  aR^flif  unb  ^^ilofop^ie. 

'  !lDer  SR^flifer  fte^t  gunt  $^iIofop^en  baburd^  im  ©egenfo^,  baß  er 
t)on  dnnen  anhebt,  biefer  aber  Don  klugen.  !Der  ÜR^fiiler  nttm(t(^ 
ge^t  au^  t)on  feiner  innern,  t)ofttit)en,  inbiDibueDen  (Srfa^ung,  in 
toeld^er  er  fld^  finbet  aU  ha9  etoige,  alleinige  SBefen  u.  f.  f.  ilber 
mitt^eitbar  ifl  ^ieDon  nid^td,  ald  eben  Behauptungen,  bie  man  auf  fein 
9Bort  }u  glauben  ^at;  folglich  fann  er  nic^t  überjeugen.  S)er  f^ilo* 
fop^  l^ingegen  ge^t  au9  t)on  bem  Sfden  ®emeinfamen,  Don  ber  objec* 
tiüen,  VQen  Dorliegenben  (Srf^einung  unb  Don  ben  in  debem  flc^  Dor- 
finbenben  Z^atfad^en  M  ©elbflbemugtfein^.  @eine  ÜRet^obe  ifl  ba^er 
bie  %ef{e|iou  über  aOed  2)iefed  unb  bie  GFombination  ber  barin  ge» 
gebenen  S)ata;  bedn)egen  fann  er  überjeugen.  (S.  n,  699  fg.;  $. 
11.  10  fg.    ©.  431.) 

3)  (Empfe^Ien^toert^e  m^flifd^e  Sitteratur. 

SBer  )u  ber  negatioen  Srfenntnig,  bid  ju  meld^er  aOein  bie  $^ito* 
fop^ie  i^n  leiten  fann,  bie  %rt  Don  (Srgönjung,  koelc^e  bie  9R^{}iI  ltc> 
fert,  toünfc^t,  ber  finbet  fie  am  f^önflen  unb  reid^Uc^ften  im  £)upnel^at, 
fobann  in  ben  Snneaben  bed  ^lotinod,  im  @cotud  Srigena, 
fteHenmeife  im  dafob  95§m,  befonberd  aber  in  bem  n)unberDoOen 
Serfe  ber  ®uion  Les  torrens,  unb  im  Kngelud  @i(efiu0,  enb« 
Ii(^  noc^  in  ben  ©ebic^ten  ber  @ufi  unb  in  ben  (Schriften  ber  d^rift» 
ti^en  aR^fer,  befonberd  bed  SReifter  (EdT^arb.  (SB.  n,  701; 
I,  457  fg.    $.  II,  427.) 

4)  ®cgenfa6  stoifc^en  SR^flif  unb  2:§ei0mud. 

!Cer  2^§ei0mud,  auf  bie  (^apacität  ber  3Renge  berechnet,  fegt  ben 
UrqueQ  bed  S)afetnd  auger  und,  ate  ein  Dbjiect ;  alle  SR^flit  )ie^t  i^n 
auf  ben  Derfc^iebenen  (Stufen  ber  SBei^e  aümälig  loieber  ein,  in  und, 
att  bad  @nbiect,  unb  bet  Kbept  ertennt  }u(egt  mit  Scnornibenrng  unb 


9h)^t    mti^hx  151 

^renbe,  ba§  er  e«  felbfl  iß.  2)tefen  aller  äR^fitl  getttetnfamen  $er« 
gong  finben  mir  t>Dn  Sißeificr  Scf^arb,  bem  Sater  ber  beutfd^en 
9);^fltr  ^5d}fl  natu  bargerteDt  66en  biefem  ©etfle  gemöß  öugett  {i(^ 
bur%öngtg  aud^  btc  ÜJi^fit!  ber  ©uft  ^auptföd^Iic^  aU  ein  @^toelgen 
in  bem  9en)ugtfein,  bag  man  felbfi  ber  ftern  ber  SBelt  imb  bie  Duelle 
alle«  SDofein«  i|l,  3U  ber  «Ce«  jurücffe^rt.    (SB.  U,  701.) 

5)  Unterf^ieb  jlvif^en  ber  mo^ammebanifd^en,  d^rifl« 
liefen  unb  inbtfi^en  ÜK^ftü.    (©.  -Snber.) 

6)  Serkuanbtfc^aft  be«  ÜRtifitcidmu«,  Duiett^mu«  unb 
ber  Xdfefe.untereinanber.    (@.  8«fefe.) 

7)  »er^Ältniß    ber    (^ripii^en    ü»t)flirer    jum  5Reuen 
2:e|tament. 

Die  d^rifHid^en  SDt^fiifer  prebigen  neben  ber  reinfien  Siebe  aud^  t)'6U 
lige  SRefignatton,  freiwillige  gänjtid^e  Urmut^,  ksa^re  ©elaffen^eit,  üoK« 
tommene  ®(ei^gü(tigleit  gegen  äße  iDeltlic^e  SDinge,  Hbflerben  bem 
eigenen  SEBiUen  unb  Sßiebergeburt  in  ®oit,  gilnjUc^e«  SJergeffen  ber 
eigenen  $erfon  unb  Serfenten  in  bie  Slnfc^auung  ®otte«.  Ütirgenb« 
iß  biefer  ®eiß  bcd  S^riftent^umd  fo  l^oüfornmen  unb  fräftig  audge« 
f))ro(^en,  loie  in  ben  ®d)riften  ber  beutfc^en  SKt)ßiIer,  atfo  be«  SKeifter 
Cdf^arb  unb  in  bem  mit  9ied^t  berühmten  93u(^e  ,,S!)ie  S)eutfd^e 
X^eologie".  dn  bemfelben  üortrefflic^en  ©eiße  gefc^rieben,  obwohl 
ntd^t  ganj  gleich  ju  fd^ä^en  iß  Spanier«  ,,97a(^foIgurig  be«  armen 
Seben  C^rißi"  nebß  bejfen  ,,Medulla  animae".  S)ie  ?e§ren  biefer 
Sd^ten  c^rißßc^en  SIJQßifcr  oer^alten  ßd^  }u  benen  M  Svenen  Sleßa« 
meut«,  mie  jum  SBein  ber  äBeingeiß.  Ober :  toa9  im  9?euen  il^eßäment 
un«  tt)ie  burc^  @d^(eier  unb  9{ebel  ßd^tbar  toirb,  tritt  in  ben  9Ber!en 
ber  SR^ßifer  o^ne  $ülle,  in  \>oUtx  Rlaxfitit  unb  ÜDeutlic^Ieit  und  ent« 
gegen.  (Snbtic^  auc^  fönnte  man  ba«  S^eue  Z^eßament  al«  bie  erße, 
bie  SD?9ßiTer  ato  bie  jmeite  SBei^e  betrachten  -r—  (itxpa  >eai  (icyoXa 
(xuoTvipia.    (SB.  l,  457  fg.) 

8)  Uebereinßimmung  ber  tl^rißlic^en  SDt^ßiler  mit  ber 
Äritif  ber  reinen  SJernunft. 

SBeil  ber  dnteOect  ein  $robuct  ber  9?atur  unb  ba^er  nur  auf  i^re 
ßmtdt  bered^net  iß,  §aben  bie  ^rißüc^en  SK^ßifer  i^n  rec^t  artig  ba« 
„Sid^t  ber  9?atur"  benannt  unb  in  feine  ©c^ranfcn  jurüdfge»iefen; 
benn  bie  9?atur  iß  ba«  Object,  )u  n^elc^em  allein  er  ba«  ®ub)ect  iß. 
denem  Sfudbrucf  liegt  eigentlich  fc^on  ber  ®ebanfe  }um  ®runbe,  an9 
bem  bie  ftritif  ber  reinen  Semunft  entfprungen  iß.  (9B.  U,  326  fg. 
?.  n,  37.) 

9)'  !Z)ie  praftif^e  9Rk)ßif. 

debe  ganj  lautere  So^tt^at,  )ebe  DöOig  unb  toa^r^aft  uneigennii^ige 
^ttlfe  iß,  toenn  mx  bid  auf  ben  testen  ®runb  forfd^en,  eigentlich  eine 
mlyßeviflfe  ^anÜung,  eine  praltifd^e  ilR^ßit,  fofern  ße  )ule^t  au«  ber« 


152  Wtt^t^tn.  ÜR^tl^otogte 

feften  Srfenntmg,  bie  bad  Sefen  aller  etgentKd^en  9R^fitt  audmad^t, 
entf))ringt  unb  auf  leine  anbete  Seife  mit  äBal^r^ett  etnärbar  ift 
(6.  272  fg.) 

UlSttitn.  ittsti)0l00U. 

1)  9?otur  bcr  2R^t^en. 

3ufoIge  ber  aUegorif^en  Statur  ber  SR^t^en  giebt  bte  9Rt^t§o(ogie 
reichen  ©toff  ju  attcgorifc^cn  Deutungen.  (Scrgt.  Allegorie.)  gür 
jebed  fodmologif^e  unb  fetbft  (ebed  metap^^Pfc^e  ©^fiem  toirb  ftc^  eine 
in  ber  3)?^t^oIogte  t)or^anbene  Slllegorie  finben  laffen.  Ueber^aupt 
l^aben  n)tr  bie  metflen  3R^t^en  ate  ben  Su^brud  mel^r  blo9  gea^nbeter 
al9  beutlid^  gebac^ter  SBa^r^eiten  an^ufe^en.  hingegen  bad  Don  ^reu' 
3er  aufgeführte,  ernfle  unb  penible  ^u<$(egen  ber  iDt^t^oIogie  a(d  M 
Depofttorium^  abfid^tlid^  barin  niebergelegter  p^^ftf^er  unb  meta* 
p^^Pfc^er  SßJo^r^citcn  i|l  ju  uertoerfen.    ($,  II,  439  fg.) 

2)  S)ie  äß^t^ologie  ber  ©rieben. 

Die  Urgriec^en  n^aren,  n)ie®5t^e  in  feiner  3ugenb ;  flc  toemtoc^ten 
gar  nid^t,  i^re  ©ebanfen  anberd,  aU  in  ^i(bem  unb  ©(etc^niffen  an^ 
jubriidfcn.  Da^er  bcr  rci^c  ©toff,  ben  bie  SWpt^oIogie  ber  ®nti)tn 
ju  aSegorifc^en  3[ud(cgungen  l)on  je^er  gegeben.  ®ie  labet  ba}u  ein, 
inbem  fie  ©d^einata  jur  Seranfd^aulic^ung  faft  iebed  ©runbgebanfend 
liefert,  j|a,  geioiffermagen  bie  Urt^pen  aller  Dinge  unb  3}er^fi(tniffc 
ent§dlt,  mldft,  eben  ald  fot(^e,  intmer  unb  überall  burc^fc^einen.  djl 
fie  |a  bo^  eigenttic^  aud  bem  fpietenben  triebe  ber  ©ried^en,  %M 
JU  perfoniftciren,  entfianben.  Da^er  niurb'en  fc^on  in  ben  älteflen 
3eiten,  ja,  fd^on  Dom  ^eflobu^  felbft,  jene  3R^t^en  aQegorif^  auf« 
gefaßt.   (^.  II,  439—445.) 

3)  Die  tnbifc^e  SR^t^oIogie. 

Die  inbifc^e  2Rk)t^o(ogte  ifl  überaQ  burc^ftd^tig.   ($.  I,  67.) 
(Ueber  bie  inbifc^e  ©ötterle^re  f.  duber,  unb  über  ben  SR^t^o« 
t)on  ber  SRetempftic^ofe  f.  SRetempf^d^ofe.) 


9la(^o]^mer.    9{a(^o^mung    —    ^Jod^fld^t  153 


^. 


ltad|at)mtt.  )ltad)alymitng. 

1)  Dii  3iad)al)mn  in  ber  Äiinfl.   (®.  STOonier.) 

2)  9?Q(^Q^mung    frember   (Sigenfd^ofteii.    (@.   Sffec» 
tatton.) 

3)  9{a(^a^mung  im  ^rattifd^en.   (®.  Drtginalität.) 

1)  !Der  97a(i)brucf,  t^om  ©tanbpunft  be^  9itdfi9  oud 
betrad^tet. 

3)ad  ©ebanlenmetf  eined  3(utorö  tjl,  n^enn  irgenb  etmoö  auf  ber 
993elt,  fein  (Sigent^um.  (£r  miO  cd  benu^en  burc^  SRitt^eilung;  bie 
%xt  rnib  äBeife  biefer  fie^t  i^m  frei.  S)ad  ®efeg  foll  fein  Sigent^um, 
iDie  jcbed  fc^ii^en.  S)a  biefed  (Sigentl^um  jeboc^  ein  immaterieUc^ 
ifl  unb  nur  bie  SRittet  feiner  9}{itt^eilung  materieller  Slrt  finb,  fo 
wirb  ber  S^arafter  ber  ba9  (Sigent^mndrcc^t  bed  Huiox9  fc^ü^enben 
©efe^e  ein  ganj  eigent^ümlid^er  unb  fpecieQer  fein;  ba^er  bie  ©cfe^e 
gegen  ben  9{ac^brud  gang  ungerc^t  audfeden  muffen,  toenn  mau,  ben 
immateriellen  ©egenßanb  berfclben  ignorircnb,  fte  betroc^tet  a\9  auf  bad 
materteOe  ÜRittel,  tooüon  fie  gunttc^jl  reben,  fclbft  geri(i)tet.  ($.  380  fg.) 

2)  ©c^öblic^reit  be«  Serbotd  bed  SUjdjbrudd  für  bie 
Sttteratur. 

$onorar  unb  Serbot  bed  97a(^brucfd  pnb  im  @runbe  ber  Serberb 
ber  Sitteratur.  @(^reibentoert^ed  fd^reibt  nur  toer  ganj  allein  ber 
&ad)t  megen  fc^reibt.   ($.  11,  536.) 

Illad)ttt^m^  f.  9tu^m. 

1)  Stufen  ber  ißac^fic^t. 

Um  burc^  bie  SEBelt  )u  fommen,  iß  t9  jmecfmägtg,  einen  großen 
Sorrat^  t)on  Sorfic^t  unb  Ütac^fic^t  mitgune^men;  burdE)  erflere 
loirb  man  t)or  ©d^aben  unb  Serlitß,  burdE)  le^tere  toor  ©treit  unb 
^änbel  gefc^tt^t.   {%  l,  472  fg.    Sergl.  auc^  @ebulb.) 

2)  SBeldEje  SBeltanfc^auung  bie  Slac^fic^t  beförbert. 

Und  mit  yiaiffxi^t  gegen  etnanber  )u  erfüllen,  ifl  nic^td  geeigneter, 
a(9  bie  Ueberjeugung,  bag  bie  SEBelt,  alfo  auc^  ber  SRenfd^,  etioad  ifl, 


154  9ta<ift 

bad  etgentlid)  nid^t  fein  follte;  benn  tuQö  !ann  man  t>i>n  SSefen  unto: 
fotc^em  $räbicament  ertoarten?  —  3a,  t)on  btefem  ®efid|tdpttnft  auS 
lönnte  man  auf  ben  ©ebanfen  fommen,  ha^  bie  eigentlich  paffenbe 
3lnrebe  jmifc^en  SRenfc^  unb  SRenfc^,  \tati  Monsieur,  Sir  u.  f.  n. 
fein  möd^te  „Scibenöflefä^rtc",  Soci  maloriim  u.  f.  to.  ®o  feltfam 
bied  Hingen  mag ;  fo  entfpric^t  ed  bod^  ber  @acl^e,  n^irft  auf  ben  Sn« 
bern  ba^  ric^tigfie  Zidft  unb  erinnert  an  ha9  97St^ig{}e,  an  bie 
Solerau),  ®ebulb,  @(i)onung  unb  9?ä(^{lenUe6e,  beren  deber  bebatf 
unb  ba^er  ouc^  Ocbcr  ft^ulbig  ifl.    (?.  II,  325.) 

Itdd)t. 

1)  SSJarum  in  ber  ^aijt  alle  Söne  unb  ®erfinf<^e 
lauter  f drallen.  (@.  unter  iiiji:  3(ntagoni9mu9  itA» 
fc^en  SidEjt  unb  ©c^aUO 

2)  (Erhabenheit  ber  iRad^t. 

@(^on  bie  eintretenbe  @tiOe  iebe^  fc^bnen  Kbenbd,  too  ba9  ®etttn 
unb  ©etreibe  bed  Saged  f(^tt)eigt,  bie  ©eftirne  aUmtttig  ^ettoottreten, 
ber  9){onb  aufgellt,  —  fKmmt  ergaben,  toeil  t9  und  ablenft  bon  ber 
S^^ötigfeit,  bie  unferm  SEBiKcn  bient  unb  gur  (Sinfamleit  unb  Setrai^« 
tung  einlabet.    S)ie  Ütac^t  ifl  an  flc^  ergaben.   ($.  361.) 

3)  !3)ie  92adE)t  aU  bie  3eit  ber  ©c^redTbilberunb  @et' 
fiererfd^einungen. 

2)ie  (Sinbitbungdfraft  ift  um  fo  t^ätiger,  j|e  toemger  äußere  In« 
fc^auung  und  burc^  bie  ©inne  jugefü^rt  loirb.  jDa|er  flnb  @tiOe, 
SDttmmerung,  SDunfel^eit  i^rer  SE^ätigfeit  fbrberlic^.  {%  II,  639  fg.) 
!3)a^er  foQte  bie  Sebendregel,  in  ^infic^t  anf  bie  unfer  Sßo^t  unb  SEße^e 
betreff enben  2)inge  bie  ^l^antafie  im  ßü^tl  3U  Ratten,  am  firengßen 
Sbenbd  beobachtet  merben. 

S)ed  ^benbd,  mann  bie  aibfpannung  Serf!anb  unb  Urtl^eitetraft  mit 
einer  fubjectiüen  3)unfel^eit  übet3ogen  f^at,  nehmen  bie  ©egenfittnbe  nn« 
ferer  SKebitation ,  toenn  fie  unfere  perfönltc^en  8er§ältniffe  betreffe», 
leidet  ein  gefft§rIidE)ed  Slnfe^en  an  unb  koerben  }u  ®4^ed(brlbem.  int 
meifien  ifi  bied  ber  %aU  3iai)i9,  im  Sette,  aU  mo  ber  ®ei^  iFöOig 
abgefpannt  unb  ba(]et  bie  Urt^eildfraft  i^rem  ©efc^äfte  gar  nid^t  me^r 
gema^fen,  bie  ^^antafie  ober  noc^  rege  iß.  2)a  giebt  bie  iRo^t 
«Dem  unb  Oebem  i^ren  fc^watgen  STnfltic^.    {%  l,  462.) 

S)ie  yiai^t  ifl  btod  barum  bie  ©eifterjett,  koeit  ^infiemig,  @tifle 
unb  Sinfamleit,  bie  üugeren  ©nbriicfe  anf^ebenb,  ienet  Don  innen 
audge^enben  Z^ätigfeit  bed  ©e^imd,  meiere  bie  SBebingung  ber  Siffanten 
iß,  ©pielraum  geflatten;  fo  bag  man,  in  biefer  ^inftc^t,  biefetbe  bem 
^^ttnomen  ber  ^^odp^oredcenj  oergtei^en  fann,  aU  wetc^ed  and^  bttr<^ 
"DunhUjüt  bebingt  ifl.   {%  l,  291  fg.) 


9{afl^ttt)attbetn    —    9laio*    Slabet&t  155 

Itadjtioatilitln. 

Seim  ^otnnam6ulidmu9  im  urfprünglidien  unb  eigentlichen  ®inne, 
alfo  bem  franf^ften  9?a€^tn>Qnbetn,  ftnbet,  n^tc  im  magnetif^en  ©c^Iof, 
ein  2Ba§rträumen  fiatt  (oergl.  2^raum),  j|ebod|  ein  6(od  auf  bie  nät^fle 
Umgebung  [xdj  erflredenbed,  meil  fc^on  hiermit  ber  ßmd  ber  9?atnr  in 
biefem  t^all  erreid^t  h)irb.  Qn  fold^em  3uf)onbe  nttmlid)  f}ai  nii^i,  voit 
im  magnetifci^en  @(^{af,  im  fpontanen  ©omnambuli^mn^  unb  in  ber 
ftatalepfie,  bie  Sebendtraft  ald  vis  medicatrix  baö  animale  Seben  ein= 
geßellt,  um  auf  ha9  organifd^e  i^te  gan^e  Wladjt  üermenben  unb  bie 
barin  eingeriffenen  Unorbnungen  aufgeben  ^u  Knnen;  fonbem  fte  tritt 
^iet  üermöge  einer  franl^aften  Serfiimmung,  ber  am  meijlen  bad  Sllter 
ber  Pubertät  unterworfen  ifi,  ate  ein  abnorme^  Uebermag  bon  dni^ 
tabilität  auf,  beffen  nun  bie  9?atur  pc^  h^  entlaben  firebt,  totlift9 
burc^  äBanbeln  unb  fflettern  im  ©c^Iaf  gefc^ie^t.  !Da  ruft  benn  bie 
9?atur  3uglcid^  a(^  ben  Sßäc^ter  biefer  fo  gefährlichen  ©c^ritte  jened 
SBa^rträumen  ^ertoor,  toelc^ed  fic^  ^ier  aber  nur  auf  bie  näc^fle  Um« 
gebung  erftrecft,  ba  biefed  ^ier  ^inreid^t,  ben  UnfäQen  Dorjubeugen. 
^a9  SEBa^rträumen  6at  alfo  ^ier  nur  ben  negatioen  ßto^ä,  ®c|aben 
)u  bereuten,  mä^renb  ed  beim  ^eUfe^en  ben  (»optioen  ^at,  $ii(fe  bon 
ougen  auf^ufinben;  ba^er  ber  gro§e  Unterfc^ieb  im  Umfange  be^  ©e» 
f«^t«»reife«.   {%  l,  277.) 

ItaAt   Itadit^tit 

1)  Sarum  bie  ©culptur  bad  Slücfte  liebt.  (@.  ®cul))» 
turO 

2)  Sarum  bie  ©c^ön^eit  fic^  am  liebften  nadCt  jeigt. 

Sie  fd^öne  ftörperform  ifi  bei  ber  leic^tefien  ober  bei  gar  feiner 
SeKeibung  am  bort^eil^afteften  fic^tbar,  unb  ein  fe^r  fc^öner  äRenfc^ 
iDÜrbe  ba^er,  menn  er  jugleic^  ©efc^mod  f^Hik  unb  auc^  bemfelben 
folgen  bttrfte,  am  liebfien  beinahe  nadEt,  nur  nad^  993etfe  ber  Slntilen 
beReibet  ge^en.  (Sben  fo  jeigt  [xi^  ein  f^bner  ®eifi  nadt,  b.  ^.  inbeur 
er  ftc^  immer  auf  bie  natürli^ße,  einfac^fie  SEBeife  au^brütft,  am  lieb« 
ficn.  (938.  I,  270  fg.) 

Ilaiü.   Itaioetät. 

1)  9{aibet2lt  ber  9latur. 

2)ie  9?atur  fann  nimmer  lügen  unb  tft  naib,  mie  ba9  ®enie.  8ber 
man  berfie^t  bie  @))rad^e  bev  Ütatur  ntc^t,  toeil  fie  )u  einfach  ifi. 
(».  58.    ©.  I,  325.  332.  387.  449;  U,  653.    ^.  U,  101.  308.) 

Dad  X^ier  ifi  um  eben  fo  biet  naiber,  al9  ber  9)7enf(^,  n^ie  bie 
^fianje  natber  iß,  aU  bod  X^ter.  dm  t^iere  fehlen  lotr  ben  Stilen 
}um  geben  glei^fam  nadter,  al9  im  ÜRenfc^en,  »o  er  mit  bieler  Sr- 
!enntni§  überHeibet  unb  }ubem  burd^  bie  gtt^iglett  ber  SerfteDung 
üttJ^tiOt  iß.  ®an)  nadt  jetgt  et  fi(^  in  ber  $^an)e.  (S.  I,  186. 
%  U,  618.   $.  451.) 


156  nanfiüt    i«orrl^eiten 

2)  92attoetät  in  ben  rebenben  ftünflen. 

3)te  3Ba^r§ett  tfl  nadi  am  f (fünften,  unb  ber  @tnbru(f,  ben  fit 
madft,  um  fo  tiefet,  al9  t^r  Su^bruc!  einfädlet  ivar;  t^eild,  koeil  fte 
bann  bad  d^nit,  burd^  feinen  Stebengebanfen  jerflreute  ©emüt^  bed 
$örer^  unge^inbert  einnimmt;  t^eite,  koeil  er  fü§It,  bag  er  ^ier  nic^t 
bur(^  r^etorifc^e  fünfte  beflod^en,  ober  getäufc^t  ifi,  fonbern  bie  gan^e 
SBirfung  bon  ber  ®ac^e  felbß  audge^t.  3)a^er  pe^t  bie  naioe  $oefte 
@öt^e'^  fo  nnüergängtic^  l;ö^er,  ale  bie  r^etorifcf|e  ©c^iderd.  jDa^et 
andj  bie  fiarfe  SBklung  mancher  Solf^lieber.  3)eö§alb  ^at  man,  loie 
in  ber  S3aufunfl  bor  ber  Ueberlabung  mit  ^imaü^tn,  in  ben  rebenben 
i^ünften  ft^  bor  aDem  Ueberflüffigen  im  Sludbrudt  ^u  ^üten.  3)a9 
@efeg  ber  @infa(^^eit  unb  9?atbetät,  ha  biefe  ftd^  auc^  mit  bem  Gr^ 
l^abenfien  berträgt,  gilt  für  aOe  fc^önen  tUnfie.    {%  II,  559.) 

3)aö  9?aibe  jie^t  an,  bie  Unnatur  hingegen  fc^redt  überall  gurttd. 
($.  U,  553.) 

3)  ©egenfat^  bed  ©enied  g^gen  bie  getoö^nlid^en  fiöpfe 
in  ^infic^t  auf  bie  9!aibetät. 

^Qe  formen  nimmt  bie  ®eifiIofigIeit  an,  um  fic^  ba^inter  }u  ber^^ 
flecfen;  fie  berl^üOt  ftc^  in  ©c^toutfi,  in  ^ombaft,  in  ben  Slon  ber 
Ücbertegen^cit  unb  Sorne^migTeit ;  nur  an  bie  97a  ib  et  dt  madjt  fte  fic^ 
ni^t,  tbeil  fte  l^ier  fogleic^  blog  fielen  unb  bloge  @infä(tigfctt  gu 
SRarfte  bringen  mürbe.  @c(bf)  ber  gute  ^opf  barf  nod)  nic^t  naib 
fein;  ba  er  trodfen  unb  mager  erfc^einen  toUrbe.  SDa^er  bleibt  bie 
9!aibetät  ba^  (S^renlteib  bed  ®enic^,  tbie  Stadft^cit  bad  ber  @(^ön^eit. 
(^.  II,  583.) 

3n  bem  9{aiben  ber  Hudfagen  ber  ®enie^  erfennt  man,  baß  fte 
fletd  in  ©egenmart  ber  ^nfc^auung  gebac^t  unb  ben  931i(f  unber« 
toanbt  auf  fie  geheftet  l^aben.  S)en  gemö^nlid^en  ©c^riftpeDem  ba« 
gegen  fte^en  nur  banale  9{ebendarten  unb  abgenu^te  Silber  ju  ©ebote 
unb  nie  bürfen  fte  fid^  erlouben,  naib  ju  fein,  bei  ©träfe,  i^re  ®e< 
meiu^eit  in  i^rer  traurigen  Slögc  ju  jeigen;  flatt  beffen  finb  fte 
|)rcaiö«.  (808.  II,  78.  5SergL  auc^  unter  ©enie:  Äinblic^er  C^a» 
rafter  beö  ©enie«.) 

deber  3Rebiofre  fuc^t  feinen  t^m  eigenen  unb  natürlidEjen  ©ti(  ^u 
ma^firen.  S)ied  n5t§igt  i§n  gunö^ß,  auf  alle  Staibetät  gu  bergic^ten, 
n^oburc^  biefe  ba«  S3orre(^t  ber  überlegenen  unb  fic^  felbfi  fü^Ienben, 
bal^er  mit  ©id^er^eit  auftretenben  ©eipcr  bleibt.   {%  II,  551.) 

ytartl)eit.  ttatrtlititen. 

1)  5»arr^eit  alö  eine  «rt  beö  Säd^erlic^en.    (®.  unter 
S2I(^ erlief:  Srten  be«  Sttc^erlic^en.) 

2)  Starrheit  aU  eine  %rt  be«  SSßa^nfinn«.   (©.  SBa^it- 
finn.) 


Silotionofci^otofter    —    Stationen  157 

3)  Starrheiten. 

SBie  bie  liiere  eiflentlicft  nie  auf  Starrheiten  geratl^en,  eben  fo  ijl 
biefen  ber  geh)ö^nlic^e  9Renf(^  nic^t  in  bem  ®rabe  unterh)orfen ,  tvie 
ba«  ®enie.   (^.  356.   SB.  II,  441  fg.    «crgl.  Oenie.) 

Itationaldyarakttr. 

1)  2)er  9!ationaI(^arafter  im  ungemeinen,  t^erglid^en 
mit  bem  dnbit^ibualc^arafter. 

2)ie  Onbibibualität  übertoiegt  bei  Sßeitem  bie  Nationalität,  unb  in 
einem  gegebenen  SRenfc^en  berbient  jene  taufenb  9Ra(  me^r  ^erücfpd^« 
tigung,  aU  bie[e.  3)cm  S^ationalc^arafter  n^irb,  ha  er  Don  ber  üßenge 
rebet,  nie  biet  ®uteö  e^rlic^ertoeife  nac^jurü^men  fein.  Sielme^r  er« 
fd)eint  nur  bie  menfc^tic^e  ^efc^ränft^eit,  Serfe^rt^eit  unb  @(^te(^tig« 
feit  in  {ebem  Sanbe  in  einer  anbern  ^orm  unb  biefe  nennt  man  ben 
92ationa((^arQfter.  Son  einem  berfelben  begoutirt  (oben  toix  ben  an« 
bem,  bid  c9  und  mit  i^m  eben  fo  ergangen  ijl.  debe  Station  fpottet 
über  bie  anbere,  unb  alle  §aben  SRet^t.    (?.  I,  381  fg.    2».  348  fg.) 

2)  S)er  9lationa((^araIter  eingelner  Stationen.  (@.  bie 
Sfrtifel:  2)eutf(^e,  Snglänber,  ^xanii>\tn,  Italiener, 
Smerilaner.) 

Itationaltl)»,  f.  (E§re. 

Itationalflol^ 

!Z)ie  iDO^Ifeiffle  Srt  bed  @toI}ed  ifl  ber  SJationatfloIg.  !Z)enn  er 
Derrätl^  in  bem  bamit  93el^afteten  ben  SRangel  an  inbibibuelten 
(Sigenf d^af ten ,  auf  bie  er  ftolj  fein  fönnte,  inbem  er  fonfl  nic^t  gu 
jCem  greifen  toürbe,  \va9  er  mit  fo  bielen  SRiOionen  t^itt.  9ßer  be« 
beutcnbe  perf unliebe  Sorgüge  beft^t,  »irb  bielme^r  bie  ^e^Ier  feiner 
eigenen  Station,  ba  er  ^e  befiänbig  bor  üugen  ^at,  am  beutUc^ßen 
erfennen.   ($.  I,  381.) 

Itationen. 

1)  SEBarum  bie  ^9(^fle  Sibilifation  unb  Sultur  fic^ 
audfc^Iießtic^  bei  ben  loeigen  Stationen  finbet. 

3)a6  bie  ^öc^ße  Sibilifation  unb  Sultur  [idf,  —  abgefe^en  bon  ben 
alten  ^inbu  unb  Seg^ptern,  —  audfc^Iiegli^  bei  ben  koeigen  Stationen 
finbet  unb  fogar  bei  manchen  bunletn  3$ölfern  bie  ^errfc^enbe  Jfafle, 
ober  Stamm,  bon  ^eUerer  tl^arbe,  a\9  bie  Uebrigen,  ba^er  augenf^ein« 
Ixd}  eingen^anbert  ift,  3.  S.  bie  Sra^manen,  bie  dnfad,  bie  ^errfc^er 
auf  ben  ®übfeeinfetn,  —  bied  beruht  barauf,  bog  bie  Stot§  bie 
URutter  ber  fünfte  iß;  tecil  nämlic^  bie  frü^  nac^  Storben  au9ge- 
manberten  unb  bort  aamfttig  »eig  geblei^ten  @tttmme  bafelbß  im 
Stampfe  mit  ber  burrf)  bad  ftUma  herbeigeführten,  bielgeßalteten  Stot^ 
aOe  i^re  inteaectueOen  ftrttfte  ^aben  entmideln  unb  aOe  ftünße  erfinben 


158  iÄotioncn 

unb  au^bttben  muffen,  um  bie  fiarg^eit  ber  Statur  )u  compenfirnt. 
jDorauö  ifi  i§rc  ^o§c  Sioilifation  ^cröorgegongen.    (^.  II,  170.) 

2)  Unob^ängigfeit  ber  ©etfledcultur  unb  moraltfc^en 
@üte  ber  Stationen  üon  etnanber. 

!Z)em  3)änen  93afi§oIm  in  feinem  S3u(^e:  ,,$iflortfd^e  Stac^rid^ten 
inx  Äenntniß  beö  5IKenf^en  im  ro^cn  3ttPönbc"  fäKt  auf,  bo§  ©ei* 
^edcultur  unb  ntoralifd^e  ®üte  ber  Stationen  ftc^  ate  ganj  unabhängig 
bon  einanber  ertveifen,  inbem  bie  eine  oft  o^ne  bie  anbere  ft(^  t)orftnbet. 
^ied  ij^  barau^  3u  erHüren,  bag  bie  moralifd^e  ®iite  feinedtoegd  aud 
ber  {Reflexion  entfpringt,  beren  Slu^bilbung  t^on  ber  ©eifie^cultur  ab« 
l^öngt;  fonbern  gerabe}u  aud  bem  SBiQen  felbfl,  beffeu  SJefc^affen^eit 
angeboren  ifi  unb  ber  an  \li)  felbjl  feiner  SBerbefferung  bur^  Sitbnng 
fä^ig  ift.   ($.  n,  245.) 

3)  6rf(ttrung  ber  ®üte  einjelner  Stationen. 

S9afi^oIm  fd^ilbert  bie  meiften  Stationen  al9  fe§r  lafier^aft  unb 
d^ted^t;  hingegen  ^at  er  Don  einjclnen  toilben  Söllern  bie  t)ortreffIi(^^ 
len  allgemeinen  d^araTter}üge  mit}ut^eilen.  S)a  berfuc^t  er,  bad 
Problem  ju  tbfen,  ioo^er  e^  fomme,  bag  ein^etne  $öllerfc|aften  fo 
au^gejeidjnct  gut  fuib,  unter  lauter  böfcn  Stoc^barn.  !Z)ie0  fann  jieboi^ 
baraud  erTtärt  werben,  bag,  ba  bie  moralifc^en  Sigenfc^aften  bom  Sa» 
ter  erblid)  fmb  (f.  Ser erbung),  in  bcn  ertoäl^nten  gWen  eine  foI(^ 
ifolirte  Sbtferfd^aft  oud  (Siner  9<^mitie  entfianbcn,  mithin  bem  felben 
9[^n^errn,  ber  gerabe  ein  guter  SRann  mar,  entfproffen  ift  unb  fic^ 
unoermifd^t  erhalten  f)at   (^.  II,  245.) 

4)  ©egenfa^   jtoifc^en  ben   nbrblic^en   unb  fübli<^en 
Stationen. 

3)ie  nörbtic^eu,  Mtblütigen  unb  ^l^tegmatif^en  Söller  flehen  im 
VDgemeinen  ben  fübtic^en,  lebhaften  unb  leibenfc^aftlic^en  an  ®tifi 
merüi^  nad^;  obgleich,  h)ie  Salo  überaus  treffenb  bcmerlt  ^at,  loenn 
ein  SDtal  ein  Storbtünber  bon  ber  Statur  ^oc^begabt  mxh,  btetf  al9^ 
bann  einen  ®rab  erreichen  fann,  bi^  }u  toelc^em  fein  @üblähber  ie 
gelangt.  S)emnad^  ifi  t9  fo  berfe(;rt,  a\9  gett)ö^nlid^,  jum  SRagfiab 
ber  Sergteid^ung  ber  ©eiftertrüfte  berfd^icbener  Stationen  bie  gro§en 
@eif)er  berfelben  }u  nehmen ;  benn  ba^  l^eigt  bie  Stege!  Inxif  bie  aus- 
nahmen begrünben  tooüm.  Sielme^r  ifi  ed  bie  grofe  $(uratitSt  jeber 
Station,  bie  man  ju  betrachten  ()at;  benn  eine  (Bi^toalht  mac^t  feinen 
©ommer.    (©.  n,  319  fg.) 

Dag  nad)  Safo'ö  rid)tiger  93emerfung,  nienn  unter  ben  biet  ffaim« 
pferen  norbifd^en  Stationen  einmal  ein  eminenter  Sopf  entfielt, 
biefer  atebann  audE)  bie  eminenteflen  unter  ben  füblit^en  Stationen 
übertrifft  fommt  Diedei^t  ba^er,  bag  er,  ald  Storblänber,  eine  lang« 
famcre  ^eife  f^at,  a(fo  bie  ^eriobe,  too  er  urfprüngtid^er  Snffaffnng 
ftt^ig  ifi  (nac|  $elt)etiu9  iiber^upt  bis  jum  30ten  ober  35ten  3a^) 


^ütux  159 

(ftnger  oaffKt,  bte  ^tit  feiner  tooKen  8(me  alfo  länger  ifl  unb  folglid^ 
mefrern  fucceffioen  (Einbrüden  üon  Xußen  offen  fle^t,  um  borauf,  ald 
Slnläffen,  )u  reogiren;  gn^eiten^  beft^t  er  aU  ®ente  groge  l^eb^aftigfeit, 
tDie  ber  ®üblttnber,  unb  ^at  boc^,  a(d  9{QrbIttnber,  t)or  jenem  bie  ®tft< 
tigfeit,  @oI(bitöt  nnb  Sefiigfeit,  alfo  grügere  Sefonuen^ett  Doraud. 
(^.  385.) 

ttotttt. 

1)  SBa«  ,,9^atnr"  bebeutet. 

9!atur  bebeutet  bad  o^ne  Sermittelung  be^  dntellect^  äBirlenbe, 
Ireibenbe,  ©(^affenbe*   (SB.  U,  304.) 

2)  ©egenfa^  jluifd^en  ben  äBerfen  ber  9{otur  unb  ben 
SBerten  ber  nad)  Sfbfic^t  mirfenben  5{un{}. 

@(^on  $ume  mochte  borauf  aufmerffam,  toit  boc^  im  ©runbe  gar 
feine  Se^nlic^feit  fei  }n)ifd|en  ben  Serien  ber  97atur  unb  benen  einer 
nac^  Sb^c^t  toirfenben  ^unjl.  @in  noc^  grögere^  Serbienjl  ^at  ft(^ 
in  biefer  9e}ie§ung  ßant  burc^  feine  ffritif  bed  ^^^ftfot^eoIogifdEjen 
!33e)oeifed  ertoorben.  S)enn  mdfi9  fle^t  ber  richtigen  Sinflc^t  in  bie 
Statur  unb  in  ha9  äBefen  ber  S)tnge  me^r  entgegen,  ate  bie  %uf« 
faffung  Derfelbeu  a\9  mi)  {(uger  SSerec^nung  gemachter  SEBerTe. 
(5R.  38.) 

Statt,  n)ie  bie  (Snglönber,  an  ben  SBerfen  ber  9tatur  bie  äBei^^eit 
@ottei3  }u  bemonflriren,  foOte  mau  baraud  Derfle^en  lernen,  bag  Slled, 
ma9  burd)  bad  3Rebium  ber  Sorflellung,  alfo  bed  dnteKectd,  ju 
®tanbe  fommt,  aDe  beniugten  unb  beabfic^tigten  Seiflungetf  unb  9Berfe, 
bloge  Stümperei  ifl  gegen  ba9  t^om  äBiUen  unmittelbar  ^u^ge^enbe 
unb  burc^  feine  Sorflellung  Vermittelte,  bergleid^en  bie  Serie  ber  97a« 
tur  pnk.  (?.  II,  109.  S.  ü,  304.  366  fg.)  Senn  toir  un«  ber 
^Betrachtung  bed  fo  unaudfprec^Iic^  IUn{Mi4cn  39aue9  irgenb  eines 
Stieres  Eingeben,  unS  in  93elounberung  beffelben  Derfenlenb,  j|e^t  aber 
und  einfüllt,  bag  bie  Slatur  eben  biefen,  fo  überaus  lünßtic^en  unb 
^ö^fl  comptidrten  Organismus  tSglic^  ju  Ziaufenben  ber  S^^P^^ung 
^reiS  giebt;  fo  fe^t  biefe  rafenbe  Serfc^loenbung  und  in  Srflannen. 
SQein  baffelbe  beruht  auf  einer  3(m))^ibo(ie  ber  Segriffe,  inbem  mir 
babei  baS  menfc^Iid^e  ftunflmerl  im  @inne  ^aben,  welches  unter  Ser» 
ntittelung  beS  dnteOectS  unb  burd^  Uebermältigung  eines  fremben 
Stoffes  3u  Staube  gebracht  »irb,  folgti^  aÜerbingS  oiel  ÜRü^e  loflet. 
^er  9Iatur  hingegen  fofien  i^re  Serie,  fo  lünfilid^  f!e  aud)  finb,  gar 
feine  SRü^e;  lueil  §ter  ber  SiOe  }um  Serie  fc^on  felbfl  baS  Serl  ifl. 
(S.  n,  375.   91.  55  fg.) 

3)  3)aS  innere  Sefen  ber  iRatur. 

!Z)aS  itmerfie  Sefoi  ber  gefammten  Statur  ifl  Side. 


160  i»atttr 

%td|t  alleut  im  3Renf(^en  unb  2:^iere  ifl  ba9  innerfie  SBefen  SStOe; 
fonbern  bie  fortgefe^te  9{efle^ion  leitet  ba^in,  andf  bie  $raft,  loelc^e  in 
ber  ^flanje  treibt  unb  üegetirt,  la,  bie  ffraft,  bur^  meiere  ber  firt^ßall 
anfdjicgt,  bie,  loelc^e  ben  9Ragnet  jum  9?orb)>ote  h)enbet,  bie,  bereit 
@^lQg  un^  auö  ber  93ertt§rung  heterogener  änetade  entgegenfahrt,  bie, 
welche  in  ben  SBQljlDermanbtfdjaften  ber  @toffe  atö  %{itfitn  unb  ®u« 
c^cn,  brennen  unb  Vereinen  erfd^eiut,  ja,  guletjt  fogor  bie  ©(^were,  — 
biefe  Sllle  nur  in  ber  Srfc^einung  für  berfc^ieben,  i^rem  innem  SQSefni 
md^  aber  a(d  bad  @et6e  ju  erfennen,  mad  in  und,  too  ed  am  beut« 
lic^^en  ^erüortritt  unb  und  intimer  befannt  ifl,  ald  alled  Vnbere, 
äBiUe  ^eigt.  äBiUe  ifl  bad  dnnerfte,  ber  j!ern  iebcd  einjelnen  unb 
ebenfo  bed  ©anjen;  er  erfc^eint  in  jeber  btinbn^irfenben  9?atur!raft,  er 
auc^  erfc^eint  im  überlegten  $anbelu  bed  3)tenf(^en,  nielc^er  Seiber 
groge  SJerfc^ieben^eit  bo^  nur  ben  ®rab  bed  (Erscheinend,  nic^t  bad 
SBefen  bed  (grfd|einenben  trifft.  (SB.  I,  130 fg.  136.  140 fg.;  II, 
332  fg.  339.    $erg(.  auc^  !Z)ing  an  fic^.) 

S)ie  97atur  ifi  ber  2BiQe,  fofern  er  fic^  fetbft  auger  ftd^  erUicft; 
mojtt  fein  Stanbpunft  ein  tnbibibueKer  dnteUcct  fein  mug.  !3)icfer  ifi 
ebenfottd  fein  ^robuct.   (?.  II,  109.) 

4)  (Er^abenl^eit  ber  Urlraft  ber  9?atur  über  bie  $or« 
men  ber  Srfc^einung:  SRaum,  ^zit  unb  Siel^eit. 

S3etra(^ten  mir  bie  nie  genug  betounberte  SoDenbung  in  ben  SBerlen 
ber  9?atur,  bie  fclbfl  in  ben  leisten  unb  Ileinfien  Drgamdmen  unb  in 
jebcm  einzelnen  ber  ja^Hofen  3nbit)ibuen  mit  berfclben  ©orgfalt  burd^« 
geführt  i^;  »erfolgen  mir  bie  Suf^nimenfeftung  ber  SE^cile  jebed  Dr* 
ganidmud  unb  flogen  babci  boc^  nie  auf  ein  ganj  (£info(i)cd  unb 
l^egtcd,  gefd^meige  auf  ein  Unorganifc^ed ;  ocrlicren  mir  und  enbüc^  in 
93etrad^tung  ber  3^^^ntiigigfeit  aller  jener  X^eile  beffelben  jum  9c« 
flanbc  bed  ©anjen;  ermägcn  mir  babci,  bag  jebcd  biefer  SReifiermerTc 
f(^on  unjö^tige  SRale  t^on  97euem  ^erborgebra^t  mürbe  unb  boc^  ha^ 
le^te  S^emplar  j|cbcr  ^xt  anij  tbtn  fo  forgfältig  audgearbeitet  erf(^eint, 
mie  bad  erfle,  bie  Statur  alfo  feinedmegd  ermübet  uiü)  }u  pfufc^en  an* 
fängt;  bann  merben  mir  jubörberfl  inne,  bog  aUt  menf^Iid^e  fiunfl 
nidjt  blod  bcm  ©rabe,  fonbern  ber  %xt  mij  t^om  ©djaffen  ber  9tatur 
t)önig  üerfc^ieben  ifi:  näc^fi  bcm  aber,  bag  bie  mirfenbe  Urfroft,  bie 
natura  naturans,  in  j|ebem  i^rcr  ja^Üofen  SBerfe  ganj  unb  unge* 
t^eilt  unmittelbar  gcgenmärtig  ifi,  moraud  folgt,  bag  fie,  ald  foid^c 
unb  an  fld),  oon  9iaum  unb  3^^^  nic^td  mcig.  93eben!en  mir  ferner, 
bag  bie  ^eroorbringung  jener  oodenbetcn  ©ebilbe  ber  9?atur  fo  gau3 
unb  gar  nic^td  fofiet,  bag  f^e  mit  unbegreiflid^cr  Serfd)mcnbung  ^il^ 
lionen  Drganidmen  fc^afft,  bie  bcm  B^f^^  prcidgegeben,  nie  ^ur  9Ieifc 
gelangen,  anbererfeitd  aber  au(^,  burd)  3uf^0  begünfligt,  SKiOionen 
@^em))lare  einer  8rt  liefert,  mo  fie  bid^er  nur  eined  gab,  folglid^ 
a){iOionen  i§r  nic^td  me^r  fofien,  ald  @tned,  fo  leitet  au^  biefed  ^u 
ber  ainfic^t  ijin,  bag  ber  Urfraft  ber  9?atur,  bem  S)inge  on  fii^,  bie 


9latitr  161 

Siel^eit  fremb  tfl,  ntitl^m  dtaum  unb  3<^tt,  auf  meieren  bie  9RögIt(^- 
feit  offer  Sid^cit  beruht,  Moßc  gornten  unfcrer  »nfc^auung  flnb.  (SB, 
II,  366  fä.  375.    %  U,  §.  67.) 

5)  3)er  Ärci«Iauf  ber  5Rotur. 

Durchgängig  unb  überall  ifl  ba^  ä^te  ©Qmbot  ber  dlainx  ber 
$reid,  meit  er  bad  ®djtma  ber  SQ3ieberfe§r  if};  biefe  iß  in  ber  Zf^at 
bie  aUgemeinfte  gorm  in  ber  9?atur,  meiere  fte  in  SfQem  burc^fü^rt, 
Dom  Ifaufc  ber  ©eftirue  an  bid  jum  Siob  unb  ber  (Sntfle^ung  organi« 
f(§er  3Be[en,  unb  moburd^  allein  in  beut  rafUofen  @trom  ber  ^txt  unb 
i^red  dn^attd  boc^  ein  beftel^cnbed  3)afetn,  b.  i.  eine  Statur,  möglich 
toirb.   (SB.  II,  543.) 

6)  SDic  ©tufcn  ber  9iatur. 

i(uf  ber  unterflen  @tufe  ber  97atur  fe^en  tuir  ben  SBiOen  ftd^  bar« 
ßeOen  ald  einen  blinben  !3)rang,  ein  finflered,  bumpfed  treiben,  fem 
Don  aCier  unmittelbaren  @rtcnnbarfeit.  <Sd  ift  bie  einfac^pc  unb 
|(i)ioä(^ße  Slit  feiner  D6j[ecttUation.  ^l9  folc^er  blinber  3)rang  er- 
f(f)eint  er  aber  noc^  in  ber  ganjen  unorganifc^en  9?atur,  in  aüen  ben 
urf)>dinglic^en  Gräften,  mlijt  aufjufuc^en  unb  i^re  ©efe^e  fennen  ju 
lernen  $^9fit  unb  S^emie  befc^äftigt  ftnb,  unb  jebe  üon  meieren  fic^ 
und  in  2RiOionen  gan^  gleichartiger  unb  gefe^mägiger,  feine  ©pur  üon 
inbioibuellem  S^arafter  anfüubigenber  Srfc^einungen  barfieQt.  Son 
Stufe  }u  @tufe  fic^  beutlic^er  objectiDirenb,  mirft  bennoc^  auc^  im 
^flonjenreic^,  too  nic^t  me^r  eigentliche  Urfac^en,  fonbem  dtn^t  bad 
9anb  feiner  Srfc^einungen  finb,  ber  SBille  bo^  noc^  DöUig  erlenntnig- 
lo«,  o(d  finflere  treibenbe  ^raft,  unb  fo  enblic^  aud)  noc|  im  begeta* 
tioen  Zf^til  ber  t^ierifc^en  Grf^einung,  in  ber  $ert)orbringung  unb  * 
Sudbifbung  jebed  2^(|iered  unb  in  ber  Unterhaltung  ber  innern  Defo« 
nomie  beffelben,  roo  immer  nur  noc^  bloge  9tei)e  feine  Srfd^einung 
not^menbig  befHmmen.  3)ie  immer  f)^tx  jle^enben  ©tufen  ber  Ob« 
iectität  M  SBillend  führen  enbtic^  )u  bem  $unft,  too  ba9  bie  dbee 
borfieffenbe  3nbioibuum  nid^t  me^r  burc^  bloge  ^enegnng  auf  Httiit 
feine  }u  affimtlirenbe  97a^rung  ermatten  tonnte,  fonbern  biefe  aufgefuc^t 
unb  au9getoä^(t  loerben  mugte;  looburc^  bie  93emegung  auf  ^otioe 
unb  toegen  biefer  bie  Srtenntnig  not^tt)enbig  n)urbe.  (Sergl.  Qcrtennt« 
nig.)  3)?it  biefer  ^brt  aber  aucf)  bie  btd^erige  unfehlbare  ©ic^er^eit 
unb  ©efe^mägigfeit  ouf,  mit  melc^er  ber  SBiffe  in  ber  unorganifc^en 
unb  b(od  oegetatioen  97atur  mirfte  unb  netc^e  barauf  beruhte,  bag  er 
adein  in  feinem  urfprünglic^en  SBefen  a(d  blinber  !Drang  t^ätig  loar, 
o^ne  33ei^ülfe,  aber  auc^  o^ne  (Störung  oon  einer  jn^eiten,  ganj  anbern 
SBelt,  ber  SBe«  att  »orpellung.    (SB.  I,  178—181.) 

Sir  fönnen  bie  t^erfc^iebenen  ben  SBiQen  obiectioirenben  Obeen, 
loelc^e  bie  9taturf)ufen  bitben,  atö  einzelne  unb  an  flc^  einfache  SBiden^« 
acte  betrachten,  in  benen  fein  SBefen  fic^  me§r  ober  loeniger  au9brücft. 
SRmi  bept  auf  ber  niebrigflen  @tufe  ber  Obiectttät  ein  folc^et  Set 

€^opcii^OHtr*8frifon.  U.  H 


162  Statur 

(ober  eine  -Sbee)  mij  in  ber  Grrfd^einung  feine  (Einheit  6ei;  toS^enb 
er  auf  ben  ^5§ern  ©tufen,  um  }u  erf^einen,  einer  gonjen  Kei^e  Don 
3uflftnben  nnb  Sntmicfelungen  in  ber  3^^^  bebarf,  tütli^t  aOe  ju« 
fommengenommen  erfl  ben  ^u^brud  feinet  Sßefen^  t)oIIenben.  (2B.  I, 
184  —  186.) 

7)  Kontinuität  ber  97aturfiufen. 

Natura  non  fadt  saltus ;  fo  lautet  bo9  ©efe^  ber  Sontinuitttt  aOer 
Serünbemngen,  vermöge  beffen  in  ber  9?atur  lein  Uebergang,  fei  er 
int  9{aum,  ober  in  ber  3^i^  ober  im  ®rabe  irgenb  einer  (Eigenfc^oft, 
gonj  abrupt  eintritt,   (g.  57.  %  11,  205.) 

S)ie  Statur  fängt  nic^t  bei  jebem  Srjeugniffe  Don  Dorne  an,  au9 
nic^td  fdjaffenb,  fonbem,  gleic^fam  im  felben  ©tile  fortfd^reitenb,  fnüpft 
fte  an  ha9  Sor^anbene  an,  benu^t  bie  frühem  ©ejlaltungen,  entttidett 
nnb  ))otenjirt  fie  ^5§er,  i^r  S93er{  toeiter  gu  fül^ren,  gang  na(^  ber 
Kegel:  natura  non  facit  saltus,  et  quod  commodissimum  in  Om- 
nibus suis  operationibus  sequitur.  9(9  S3e(eg  ^iefür  fann  bie  fo* 
genannte  SRetamorp^ofe  ber  ^flanjen  bienen,  eben  fo  bie  Steigerung 
ber  2:§ierrei^e,  auä^  bie  Steigerung  in  ^inftc^t  auf  ben  Ontedect, 
n)enng(ei^  ber  @(^ritt  oom  t^ierifc^en  gum  menfc^Iic^en  dnteDect  miH 
ber  nieitefle  iß,  ben  bie  Statur  getrau  ^at.  (SB.  n,  380.  66.  %  II 
167.  an.  169.  192.)  «u^  jebem  «bflerben  gebt  bem  ®mnbfQ(e 
natura  non  facit  saltus  gufolge  eine  aQmälige  !&eterioration  Dörfer. 
(SB.  n,  645.) 

2)ie  am  fc^ärfflen  gegogene  ©ränge  in  ber  gangen  9?atur  unb  wU 

leidet  bie  eingige,  mel^e  feine  Uebergänge  gulägt,  ifl  bie  ©ränge  gmi* 

f^en  bem  Drganif(^en  nnb  bem  Unorganif^en;  fo  bag  ba9  natura 

*non  facit  saltus  ^ier  eine  Slu^na^me  gu  erleiben  fd^eint.    (SB.  n# 

335.   5».  83.) 

(Ucber  ben  3«fömmen^ang  be«  SRenfc^en  mit  ber  übrigen  Kotut 
f.  a»enf(^,  unb  über  bie  inteaectuetie  «rifiofratie  ber  Sttatnr  f.  «ri- 
ftofratie.) 

8)  a)ie  S}erflänbU(^!eit  ber  5»otttrerf^einungen. 

®ie  SJerjlänbti^Ieit  ber  9?aturerf^einungcn  nimmt  in  bem  SWaße 
ab,  ate  in  i^nen  ber  SBtQe  ftd^  immer  beutli^er  manifeftirt,  b.  §.  aÜ 
fte  immer  ^b^er  auf  ber  Stufenleiter  flehen;  hingegen  ift  i^re  Ser* 
jiänblic^feit  um  fo  größer,  je  geringer  i^r  empirifc^cr  ®c^a(t  ip,  weit 
fle  um  fo  me^r  auf  bem  ©ebietc  ber  bloßen  SSorflellung  Hcibeii, 
bereu  un«  a  priori  beujußte  formen  ba«  fjrinci})  ber  Serjtänblic^tcit 
flnb.   (5R.  86—90.   %  U,  100.) 

9)  ®er  ©treit  unb  Äampf  in  ber  9?atur. 

On  ber  fRatur  fe^en  mir  überaO  Streit,  Scmp^  nnb  ffie^fel  M 
Siege«,  unb  erlennen  hierin  bie  bem  3SiUm  mefentlic^  (Entgtoeiimg 


^atüx  163 

mit  {td^  felbft.  9ebe  @htfe  bet  JDbiecttootion  bed  SßtOend  mac^t  ber 
anbeut  bie  WiaUxxt,  ben  9?Qum,  bie  3eit  fitetttg.  Sefiönbig  mug  bie 
be^orrmbe  SKaterie  bie  $otm  med^feln,  tnbem  am  Seitfaben  ber  Saufalttttt 
mec^anifc^e,  ))^^rifc^e,  c^emifc^e,  organifc^e  Srfc^einungen,  ft(^  gierig  gum 
hervortreten  brttngenb,  einanber  bie  ÜRaterte  entreißen,  ha  jiebe  i^re  dbee 
offenbaren  toid.  3)ur^  bie  gefammte  9tatur  lägt  [\ä^  biefer  ©treit 
Derfofgen,  jo  fie  befielt  nur  burd^  i^n.    (SB.  I,  174  fg.  192.) 

10)  2)ie3me(Im»gigfeit  inber9!atur.  (©.Zeleologte.) 

11)  (Sntgegengefegte^  ^er^alten  ber  9?atur   gn  ben 
©attungen  unb  ju  ben  dnbit^ibuen. 

^ie  9{atur  if}  fo  forgfam  für  bie  (Erhaltung  ber'  ®attung,  mie 
gteic^güttig  gegen  ben  Untergang  ber  dnbiüibuen;  biefe  flnb  i§r  fht« 
nur  SRittel,  iene  if!  i^r  S^^^*  !3)a^er  tritt  ein  greQer  (Sontrafl  ^er« 
oor  jmifc^en  i^rem  ®eij  bei  Sudfiattnng  ber  dnbioibuen  unb  i^rer 
Serfd^menbung,  too  ed  bie  ©attung  gitt.  $ier  nämlic^  toerben  oft 
Don  einem  Onbttoibuo  iö^rlic^  ^unberttaufenb  Ifeime  unb  barüber  ge« 
monnen,  }.  S.  t^on  Säumen,  ^ifd^cn,  ftrebfen,  S^ermiten  u.  a.  m. 
X)ort  hingegen  ifl  debem  an  jträften  unb  Organen  nur  fna)){)  fo  tiiel 
gegeben,  bag  e^  bei  unau^gefe^ter  Suftrengung  fein  Seben  friflen  fann. 
Unb  100  eine  gehgentüc^e  (Srf))arni§  möglich  loar,  baburc^  bag  ein 
Xfftil  3ur  9tot^  entbehrt  kocrben  fonnte,  ifl  er,  felbfl  auger  ber  Drb« 
nirag,  jurürfbe^alten  morben;  ba^er  fehlen  ).  S3.  oielen  ^auptn  bie 
Sugen.  Xdein  bieö  gefc^ie^t  in  Solge  ber  lex  parsimoniae  naturae, 
3U  bereu  Sludbrucf  natura  nihil  facit  supervacaneum  man  no(!^  fttgen 
fann  et  nihil  largitur.  —  jDie  fetbe  9{id^tung  ber  97atur  geigt  f{(^ 
auc^  barin,  bag  Je  tauglicher  bad  OnbiDibuum  oerm9ge  feinet  Wterd 
3ur  Sortpflangung  ifi,  beflo  fräftiger  in  i^m  bie  vis  naturae  medica- 
trix  f}(^  äugert.  2)iefe9  nimmt  ab  mit  ber  S^^Oung^ftt^igfeit  nnb 
ftnh  tief,  nac^bem  fie  erlofc^en  ifl;  benn  j|e^t  ifl  in  ben  tlugen  ber 
9^atur  ba9  dnbimbuum  mert^Iod  geworben.  (SB.  II,  562  fg.;  I,  325. 
389.  401;  II,  315  fg.  389.  668.  91.  41.  50.  $.  I,  276; 
U,  95.  261.) 

®tel||t  man,  mie  bie  Statur,  toä^renb  fle  um  bie  Onbioibuen  toenig 
beforgt  ifl,  mit  fo  übertriebener  Sorgfalt  über  bie  (Sr^altung  ber 
Gattungen  mac^t,  mittelfl  ber  fiü^ttoaü  M  ®efdE)(e(^t0triebed  nnb 
Dermöge  beö  unbered^enbaren  Ueberfd^nfFed  ber  fteime;  fo  (ommt  man 
auf  bie  Sermut^ung,  bag,  mie  ber  97atur  bie  ^eroorbringung  bed 
Onbttoibui  ein  itid^M  ifl,  fo  bie  urf))rUngIi(^e  ^erüorbringung  einer 
Gattung  i^r  ttugerfi  fc^mer  tuerbe.   {%  II,  109  fg.) 

12)  SDie  äfl^etifd^e  äßirfung  ber  9Iatur. 

2)te  äfl§ettf(^e,  rein  objectioe  ©emüt^dflimmung  toirb  oon  thtfen 
biir(^  bie  jtt  i^rem  9nfd^auen  einlabenbe,  ja  fi^  aufbringenbe  ^Oe 

11* 


164  iWötur 

ber  f(^5nen  Statut  erlei^tert  uub  beförbert.  d^r  gelingt  e^,  fo  oft  fie 
mit  Sinem  fSRaU  unfevm  SSItde  {t(^  auftaut,  fafi  immer,  mid,  loenn 
auc^  nur  auf  Slugenblicfe,  ber  Subjectioität,  bcm  @c(oüenbienfle  M 
SSSiUen^  ^u  entreißen  unb  in  ben  3uf^onb  bed  reinen  (Srfcmiend  }u 
Derfe^en.  jDarnm  mirb  auc^  ber  üon  i^eibenfc^aften,  ober  %ot^  unb 
Sorge  ©equätte  burd)  einen  einzigen  freien  S3Ii(f  in  bie  9{atiir  fo 
))U^lic^  erquicft,  erweitert  unb  aufgeri^tet.   (9ß.  I,  232.) 

jDen  %nbU(f  einer  fc^önen  Saubfd^aft  fo  überaus  erfreulich  ju  imi^tn, 
trägt  unter  Snberm  au^  bie  burd^gängige  Sßa^r^eit  unb  Sonje* 
quena  ber  5Ratur  bei.   (SB.  II,  459,    SJcrgl.  «uöfit^t,  fdjöne.) 

3)Qg  ber  ftc^  plö^Iic^  t)or  und  auft^uenbe  ^ntiid  ber  @ebirg, 
und  fo  (eic^t  in  eine  ernj!e,  ouc^  loo^l  erhobene  Stimmung  oerfe^te 
mag  }um  Zf^tü  barouf  berufen,  bag  bie  Sonn  ber  99erge  unb  ber 
baraud  entfte^enbe  Umrig  bed  ©ebirged  bie  einzige  f!etd  bleibenbt 
Sinie  ber  Sanbfc^aft  ift,  ba  bie  Serge  allein  bem  Serfad  trogen,  ber 
alled  Uebrige  fc^neQ  ^inmegrafft,  gumal  unfere  eigene  ephemere  fer^ 
fon.  Sticht,  ba§  beim  Slnblid  bed  ©ebirged  alled  S)iefed  in  unjer 
beuttic^ed  9en)ugtfetn  träte,  fonbern  ein  bunfled  ©efU^I  baoon  tvirb 
ber  ©runbbag  unferer  Stimmung.   (S.  II,  460.) 

Sie  ttfi^etifc^  ifl  boc^  bie  9?atur!  debed  gan^  unangcbaute  unb 
oerroilberte,  b.  f).  i^r  felber  frei  überlaffene  f^tecfc^en  becorirt  fte  aU* 
halb  auf  bie  gefc^madfoodfte  SBeife,  befleibet  ed  mit  ^flan^en,  Sfumen 
unb  @eflräu(^en,  beren  ungejtt^ungened  äBefen,  natürlicfie  ©rojie  unb 
anmut^ige  ®ru))pirung  bai^on  geugt,  bag  fie  ni^t  unter  ber  3ud^trut^( 
bed  grogen  (Sgoiften  aufgemac^fen  finb,  fonbern  ()ier  bie  9?atur  frei 
geivaltet  ^at.  debed  Dernac^Iäfftgte  ^(ä^^en  wirb  aldbatb  f(^iin. 
(SB.  II,  460.   %  II,  459.) 

2)ie  unorganifc^e  97atur,  fofem  fte  nic^t  etwa  and  Sßaffer  beße^t, 
mac^t,  »enn  fie  o^ne  oIIc«  Örgonift^e  fi4  borfleDt,  einen  fc^r  trou* 
rigen,  ja,  bellcmmcnben  ffiinbrud  auf  un«,  wo«  junüt^fl  borauö  ent^ 
fpringt,  baß  bie  unorgonifc^e  JKaffc  ouöfc^tießlidi  bcm  ©cfefc  ber 
Schwere  ge^orc^t,  nae^  beren  {Richtung  ba^er  ^ier  Söe«  gelagert  ifl.  — 
S)agegcn  nun  erfreut  und  ber  Hnbtirf  ber  Segetation  unmittelbar  unb 
in  ^o^em  ®rabe.  S)er  näd)f!e  ©runb  ^ierüon  tiegt  barin,  ba^  in  brr 
Segetation  bad  ®efe^  ber  Sd^were  ald  überwunben  erfd|eint ;  ^ierbur^ 
fUnbigt  \iäf  unmittelbar  bad  $§ttnomen  bed  Sebend  an  atd  eine  neue 
unb  l^ö^iere  Drbnung  ber  3)ingc.  SBir  felbfl  gehören  biefer;  fie  ift 
bad  und  Serwanbte.  3)abei  ge§t  und  bad  $er}  auf.  Slugerbem  iflr 
wad  ben  «nblid  ber  oegetabilifc^en  Slotur  und  fo  erfreulief)  motftt,  ber 
Sudbrud  oon  8tu§e,  ^rieben  unb  ©enügen,  ben  fie  trägt;  wtf^renb 
bie  animalifc^e  fic^  und  meifiend  im  3uftanbe  ber  Unruhe,  ber  9lcifi, 
ja  bed  Äarapfed  barfteKt;  ba^er  gelingt  ed  jener  fo  leiert,  und  in  ben 
3ufitanb  bed  reinen  Srfennend  ju  »erfe^en,  ber  und  Don  und  fe!b(t  be- 
freit —  5Dad  Saffer  ^ebt  bie  traurige  SBirfung  feiner  anorganif^^w 


9latnr  165 

Sßefen^ett  hnxij  feine  groge  SSetoegltd^feit,  bie  einen  ©d^ein  M  8e6en9 
giebt,  unb  burc^  fein  beflänbtgc«  &piti  mit  bem  Sichte  grogenf^eil^  auf; 
gubem  tfl  ed  bie  Urbebingung  aQed  Sebenö.   ($.  II,  458  fg.) 

3n  ^infic^t  auf  bie  S^araftere  mad^t  e^  bie  9?atur  nic^t,  luie 
bie  fc^ted^tcn  $oeten,  »elc^e,  mann  fte  @(^urlen  ober  9?arren  bar^ 
fleQen,  fo  ptump  unb  abfic^tdooH  babei  gu  SBetfe  ge§en,  bag  man 
gleic^fam  hinter  jcber  folc^cr  ^erfon  ben  ©it^tcr  flehen  fie^t,  ber  i^re 
©eftnnung  unb  Siebe  forttoä^renb  bedaüoutrt  unb  mit  n^arnenber 
(Stimme  ruft:  ,,3)ie«  ifl  ein  ©c^urle,  bieö  iji  ein  Sfarr."  2)ie  9?o* 
tur  mac^t  c^  ))ielme^r,  mie  ©^atefpeare  unb  ®öt^e,  in  beren  Serien 
jebe  $erfon  unb  möre  fte  ber  S^eufel  felbft,  mä^renb  fte  bafle^t  unb 
rebet,  ditiji  htf^'dlt;  totil  fte  fo  objectio  aufgefaßt  ifl,  bag  mir  in  i^r 
dntereffe  gejogen  unb  jur  £^ei(na^me  an  i§r  ge}mungen  merben;  benn 
fie  ift,  eben  mie  äBerfe  ber  97atur,  aa9  einem  innem  $rincip  ent» 
midclt,  vermöge  beffen  i§r  @agen  unb  S^un  ate  natiirlic^,  mithin  aM 
not^menbig  auftritt.   ($.  I,  481.) 

(lieber  bie  92aioetät  ber  92atur  f.  9}aio,  ißaioetät.) 

13)  S)ie  moralif^e  Sefc^affen^ett  ber  9latur  unb  bte 
(Srtöfung  berfelben. 

!Cie  97atur  fennt  nur  ba9  ^^^ftfd^e,  nic^t  ba9  SDl^oralifc^e;  fogar 
ifl  jmifdjen  i^r  unb  ber  Wloxal  entfd^iebener  8lntagonidmu9.  (Sr^aU 
titng  bed  dnbioibui,  befonberd  aber  ber  ©pecied,  in  möglic^fler  SoO« 
fommen^eit,  ifl  i^r  aOeiniger  3^^'*   (^*  ^^t  646.) 

Sßer  ben  S^arafter  ber  Statur  ind  Singe  faßt,  ber  mirb  bem  Sri« 
{lotcied  9{e(^t  geben,  n)enn  er  fagt:  iq  9uaLC  Sou|xovta,  aXX'  ou  ^cia 
gaxi  (natura  daemonia  est,  non  divina).  (9B.  II,  399.  406.)  Siel 
richtiger,  ald  bie  97atur  auf  pant^eiflifc^e  Sßeife  mit  ®ott  ju  tbentift« 
ciren,  m&re  t9,  fie  mit  bem  Steufel  gu  ibentiftciren,  mie  ber  e^rmürbige 
Serfaffer  ber  beutfdjen  S^eologie  getrau,  inbem  er  fagt:  „2)arum  ifi  ber 
W\t  ®eifl  unb  bie  Statur  (Sind,  unb  mo  bie  Ütatur  nid^t  iibenounben 
ifl,  ba  ifl  au^  ber  böfe  getnb  ni^t  ttbenounben.''  ($.  ü,  107.) 

2)ad  mirffi^  unb  factifd^  in  ber  Statur  §errf^enbe  ®efe^  ifl  ba9 
^errf(^en  ber  ®e malt  flatt  bed  Ke^td,  nic^t  etma  nur  in  ber  Z^ier* 
melt,  fonbern  auc^  in  ber  9)?enf(^enmclt.   ((S.  159.) 

Sba  ber  SBiQe  bur^  nic^td  aufgehoben  merben  fann,  ate  burd^  Sr« 
lenntnig,  fo  ifl  ber  einjige  SBeg  bed  ^ei(«  btefer,  baß  ber  SBiOe 
unge^inbert  erfc^eine,  um  in  biefer  (Erfc^einung  fein  eigene«  Sefen 
erfennen  gu  lönnen.  Slur  in  $o(ge  biefer  (Erfenntnig  lann  ber  SBiOe 
fid^  felbfl  auffiebcn  unb  bamit  au^  bad  Seiben,  mel^e«  Don  feiner 
(Erf Meinung  ungertrenntic^  ifl,  enbigen;  ni(^t  aber  ifl  bie«  burc^  ))()4« 
fifc^e  ®ema(t,  mie  BerflSrung  be9  lleimd,  ober  Xöbtung  be9  Sten« 
geborenen,  ober  ©etbflmorb  mOglic^.  Sie  Statur  fül^  eben  ben 
SBtOen  gum  Sid^te,  mei(  er  nur  am  Si^te  feine  (SrUfung  ftnbcn  lann. 
^at^tx  flnb  bie  3ved(e  ber  Statur  auf  oOe  Sßeife  gu  befBrbem,  fobalb 
ber  SiOe  gum  geben,  ber  i^r  innere^  SBefen  ifl,  ffa^  entf (Rieben  ^at. 


166  ^ai»X(A\$vxa$ 

(W.  l,  474.    Sergl.  au«^  nttter  9Renfd^:  2)er  ÜReitfi^  al«  ffitnbc 
))unlt  be«  SBtQettd  jum  Seben  unb  aU  (Sr(5fer  bet  9{atnr.) 

Itatutolitimtt«. 

1)  SBefen  bed  SZaturaltdmud. 

3)er  ÜtatutaKdmud  iß  bie  auf  ben  2:i^ron  ber  SRetap^^fil  gefegte 
$^^fif,  ober  bie  abfotnte  ^^qfff,  b.  ^*  eine  $^9ftf,  n^eldje  behauptet, 
bog  i^re  (Erflärungen  ber  ÜDinge,  —  im  Singelnen  an9  Urfoc^en  unb 
im  allgemeinen  a\x9  ftröften,  —  toxdiiif  ondreic^enb  fei  unb  alfo  bo« 
SBefen  ber  Seit  erfd^bpfe.  (3B.  II,  193.  %  II,  36  fg.)  3)er  92a' 
turali^mitd  mai)t  bie  Natura  naturata  jur  Natura  naturalis.  (S. 
n,  194.) 

2)  !3)er  9}aturalidmu9  in  ber  ©efd^ic^te  ber  $^ilo« 
fo))^ie. 

2)ad  Xuöge^en  t)om  Objectitoen,  n)el(^em  bie  fo  beutltc^e  unbfa§' 
Itd^e  ttugere  Slnf^auung  jum  ©runbe  Hegt,  ifi  ein  bem  !D?tnf4en 
fo  natürlicher  unb  ftif  t)on  felbfl  barbietenber  SEBeg,  bog  ber  Staturalit« 
mud  unb  ber  SDtaterioIidmu^  ©^fleme  finb,  auf  toelc^e  bie  fpecutirenbe 
Semunft  notl^loenbig ,  ja,  )tt  aüererfi  gerat^en  mug;  ba^er  toxx  gletdj 
am  Anfang  ber  ©efd^i^te  ber  $^iIofop^ie  ben  91aturalidmu9,  in  ben 
©^ftemen  ber  donifc^en  $^tIofop|ie,  unb  barauf  ben  3]?aterialitou«, 
in  ber  Se^re  bed  Seulippod  unb  2)emotrito9  auftreten,  \a,  auc^  fpiitn 
t^on  3^i^  ju  3^i^  f^^  immer  toteber  erneuern  fe^en.   (ßß.  II,  361.) 

Son  Seulippo^,  S)emofritod  unb  (Sptfurod  an,  bi9  ^erdb  jum  Systeme 
de  la  nature,  bann  ju  jDelamarl,  Sabanid  unb  3U  bem  in  ben  (c^ten 
darren  mieber  aufgewärmten  ÜRateriaKdmud  fönnen  loir  ben  fortge|e(« 
ten  Serfu^  verfolgen,  eine  $^fit  o^ne  ÜRetap^^fif  aufjnfteOen, 
b.  ^.  eine  Se§re,  meiere  bie  (Erfc^einung  )um  S)inge  an  fic^  mat^t 
(®.  n,  193  fg.) 

3)  Un^ulttugtic^leit  bed  ißaturalidmud. 

ÜRtt  bem  9?aturaU^mud  ober  ber  rein  p^^flfalif^en  Setrac^tung 
toirb  man  nie  oudrei(^en;  fle  gleid^t  einem  9?e4nungde^em))e(,  müiti 
nimmermehr  aufgebt.  @nb«  unb  anfangdlofe  Saufalrei^en,  unerforf^* 
lic^e  ©mnbhttfte,  unenblid^er  Kaum,  anfang^Iofe  Qcii,  enblofe  2:|til' 
barleit  ber  SRaterie,  unb  biefed  Xfled  nod^  bebingt  burc^  ein  erfemKn- 
bed  ®e^im,  in  toelc^em  aOein  ed  bafie^t,  fo  gut  toit  ber  2;ranm,  unb 
o^ne  loel^ed  etf  üerfc^toinbet,  —  machen  ha9  Sab^rint^  au9,  in  toA* 
c^em  fle  un«  unouf^örlic^  ^erumfü^rt.  (SB.  H,  195—197.  361. 
SergL   auc^  unter  a)?eta))§t)fif:  Ser^ttttnig  ber  ^Kttüpf^tf^t  F 

mm 

4)  tlnbereinbarleit  bed  92aturaUdmttd  mit  ber  St^i^ 
(@.  unter  St^eidmud:  Sßa«  bem  Sortmtrf  be^Xt^^no« 
jtroft  ert^eUt.) 


Siloturforfc^er    —    «Äaturgefefc  167 

Itottttfutfd^ft. 

Xzx  einjelne,  fimple  Sloturforfc^er  in  einem  abgefonbetten  S^^^i^ 
ber  $^9fit,  ber  einfeittge  Smpirilev,  »irb  bed  Sebürfniffed  ber  nteta« 
p^qfif^en  Srltörung  bed  ©anjen  unb  Slffgemeinen  nic^t  fofort  beutttd^ 
tnne.  S)a^er  fe^en  h)ir  ^ettt  ju  Zage  bie  Senate  ber  9latur  anf 
ha9  ©eitauefle  burd^forfc^t,  bie  dnteftina  ber  dnteßinalwünner  unb 
bod  Ungeziefer  bed  Ungeziefern  ^aarHein  gelannt.  l^ommt  aber  ein 
2Rcta))§9fl(er  unb  rebet  Dom  Rtxn  ber  97atur,  fo  ^ören  fie  nic^t 
l^in,  fonbern  flauben  an  i^ren  Schalen  tneiter.  dene  überaus  mifro« 
ffo))ifd^en  unb  mifrologifc^en  92aturforf^er  fmtti  man  ftc^  Derfuc^t,  bie 
2:o))fru(ier  ber  9tatur  gu  nennen.  2)ie  Seute  aber,  loelc^e  üermeinen, 
Xiegcl  unb  Sßetorte  feien  bie  toa^re  unb  etnjige  OueUe  aQer  äBei^^ett, 
flnb  in  t§rer  S[rt  eben  fo  l^erle^rt,  toie  ed  tt)ei(anb  i^re  f[nti))oben,  bie 
(Sifola^xkx,  toaren.  SEEKe  nfimlic^  biefe,  ganj  unb  gar  in  i^re  abftracten 
Segriffe  üerfhtdt,  mit  btefen  fid)  ^erumf (fingen,  nic^td  auger  i^nen 
lennenb,  noc^  unterfuc^enb;  fo  finb  dene  gauj  in  t§re  (Sm^irie  t}tx= 
fhidft,  loffen  nic^td  gelten,  aU  toa9  i^re  Xugen  fe^en,  unb  üermeinen, 
bamit  bin  auf  ben  testen  ®runb  ber  ÜDinge  }u  reid^en,  ntc^tn  a^nenb 
Hon  ber  tiefen  ftluft  }toif(^en  ber  (Srfc^einung  unb  bem  S)tng  an  fic^. 
(SB.  n,  197  fg.) 

f(uf  einer  ^ö^ern  ®tufe  flel^en  biejenigen  9taturforf(^er,  loelc^e  ^df 
iux  $^iIofop^ie  i^rer  befonbern  äBiffenfc^aft  ergeben,  loie  }.  9*  ®9t§e, 
ftielma^er,  S)elamarf,  ©eoffro^  ®t.  ^ilaire,  (Subier  u.a.m. 
)ur  ^^itofop^ie  ber  Bootogie.   (SB.  U,  141.) 

|latttr0tfd)id)tt^  f.  2)?orpl^ologie. 

Itatutstft^. 

1)  S)efinition  ben  SZaturgefe^en. 

Sie  97orm,  toelc^e  eine  Ütaturfraft  ^inftd^tli^  i^rer  Srfd^ einung 
an  ber  ftette  ber  Urfac^en  unb  SBirTungen  befolgt,  alfo  ban  8anb, 
tneld^en  fie  mit  biefer  üerlnüpft,  iß  ban  iRaturgefe«.  (®.  46.) 
3>ie  unkoanbelbare  Sonflanz  ben  (Sintrittn  ber  Xeugerung  einer  Statur« 
fraft,  fo  oft  bie  Sebingungen  bagu  ba  ftnb,  l^eigt  in  ber  flietiologie 
Katurgefeft.   (SB.  I,  116.) 

Sa  ^tit,  9taum,  9$iel§eit  unb  93ebingtfein  bnrd^  Urfac^e  ni<l^t  bem 
aSSiOen,  no^  ber  dbee  (ber  @tufe  ber  Objectioation  ben  SEBillenn), 
fonbern  nur  ben  einzelnen  (Erf (Meinungen  biefer  angel^ören;  fo  mug  in 
aOen  2)?i0ionen  Srf (Meinungen  einer  allgemeinen  Staturfraft,  ).  9.  ber 
©^were,  ober  ber  Qcleftricität,  fle  otn  foI(^e  f{^  gau}  genau  auf 
gleiche  Seife  barfleKen,  unb  Mon  bie  äugem  Umflänbe  I5nnen  bie  Sr« 
fc^etnnng  mobiftciren.  Siefe  (Sinl^eit  i^ren  SEBefenn  in  aDen  i^ren 
Stfi^einungen,  biefe  unioanbetbare  Sonflang  ben  Sintrittn  berfelben, 
fobalb,  am  Scitfaben  ber  Saufalitttt,  bie  Sebingungen  bagu  oor^anben 
jinb,  ^etfit  ein  SZaturgef  e^.  dß  ein  folc^en  burc^  Srfa^rung  einmal 
belamtt,  fo  Ittgt  fl(^  bie  Qtrfd^einuug  ber  SKatnrIraft,  beren  S^arafter 


168  9latitTfroft 

in  i^m  oudgef proben  uub  nicbergetegt  ifl,  genau  toor^erbefHintncR  unb 
beregnen.    (SB.  I,  157  fg.)     3)aö  SJaturgcfcfe  ift  bic  Scjie^ung    bcr 
Sbcc  auf  bic  gorm  i^rcr  ©rfc^cinung.    Diefc  fjorm  ip  3^^*^  Waum 
unb  Saufalität,  n)e(^c  uot^toenbigen  unb  unjertrenntic^cn  ^ü\ammnu 
^ang   unb  9e,^ie^ung    auf  einanber  ^aben.    3)ur(^  ^t\t  unb  9?aitin 
t)ert)ielfä(tigt  ftc^  bie  Obee  in  unjä^Iige  Srfc^einungrn ;  bic  Drbnung 
ober,    nac^   n^elc^er   biefc   in  jene  ^<>^iiicn  ber  9)?annigfa(ttgfeit   ein« 
treten,  ifl  fefl  befltmmt  burc^  ha9  ©efeg  ber  '^aufaUtät;  biefcd   ifi 
gleic^fam  bie  92orm  ber  ©ränjpunitc  jener  6rfd)einungen  berfc^iebencr 
Obeen,  nad^  loctc^er  9{aum,  3^tt  unb  URateric  an  fie  Dert^eitt  finb. 
(SB.  I,  159—162.) 

(Ein  9{aturgefe|}  ift  b(od  bic  ber  92atur  abgemerhe  9tegel,  nac^  ber 
fte   unter  beßimmten  Umftänben,   fobalb  biefe  eintreten,   jebed  Wal 
berfö^rt;  ba^er  fann  ntan  aüerbingd  bad  9{aturgcfe^  beftniren  al9  tine 
allgemein  audgefproc^ene  S^atfac^e,  un  fait  g6n6ralis^,  mona^  ^^^^ 
eine  t>oIIßänbige  ^Darlegung  aÖer  Staturgefege  hodf  nur  ein  comfUte^ 
I^atfac^enregiflcr  loäre.   (SB.  l,  167.) 

2)  Ungttitigleit  ber  9taturgefe^e  im  ®ebiete  bed  ma« 
gifc^en  unb  magnetif(^en  SBirIcnd.  (@.  SRagie  itnb 
äßagnetidmu^O 

llaturktaft 

1)  Uncrflörlid^Icit  bcr  5»atur!räfte. 

dcbe  tt(^te,  a(fo  koirflid^  urfprünglic^e  9?aturfraft,  moju  auc^  j[cbe 
(^emifc^c  ©runbeigenfc^aft  gehört,  ifl  mefentli^  qualitas  ooculta,  b.  (. 
leiner  p^^ftfc^en  (Erltärung  tueiter  fä^ig,  fonbern  nur  nod^  einer  meta« 
p^^fif^en,  b.  §.  über  bie  Srfc^einung  ^inau^ge^enbcn.  (®.  46.  SB. 
I,  116 fg.  166;  II,  191  fg) 

dn  iebem  2)inge  in  ber  Statur  ifi  ctkoad,  baDon  lein  ®runb  je 
angegeben  »erben  fann,  feine  Srflärung  möglich,  feine  Urfac^e  meiter 
ju  fut^cn  ip;  cö  ifl  bic  fpecifift^e  Uxt  feine«  SBirfcnö,  b.  §.  eben  bic 
3(rt  feine«  ÜDafeind,  fein  SBefen.  9Ba«  bem  SRcnfc^en  fein  unergrünb« 
lid^er,  bei  aller  (Srftttrung  feiner  Saaten  au«  Sßotitien  t)orau«gefe6ter 
S^arafter  ifl ;  eben  ba«  ifl  {cbem  unorganifc^en  jtörper  feine  koefenttid^e 
Oualitttt,  bie  9rt  feine«  SBirfen«,  bie  in  i^m  fl(^  ^erDort^uenbe 
9laturfraft,  bereu  Xeußerungen  hervorgerufen  »erben  bur(^  Sin- 
»irfung  t)on  Slugen,  koä^renb  ()ingegen  fie  felbfl  burc^  nid^t«  auger 
i^r  beftimmt,  alfo  auc^  nic^t  erf (ärti(^  ifl ;  i^re  einjetnen  Srf (Meinungen, 
burc^  meldjc  aÖfein  fie  ftd^tbar  »ivb,  fmb  bem  @at}  üom  ©runbe 
untertoorfen,  fie  felbfl  ifl  grunbto«.   (SB.  I,  148.  155.) 

!Z)ie  ißaturfraft  ifl  (Srfi^cinung  be«  äBiDen«  unb  al«  folc^e  mc^t 
ben  ®efla(tungen  be«  @a^e«  t)om  ®mnbe  unterttorfen,  b.  ^.  gnnib» 
lo«.     ®ie  liegt  auger  aUer  3<i^  ifl  aOgegemoärtig.     HUt  ^At  ifl 


9latu¥fraft  169 

mtr  für  i^rc  Srfd^einung,  i^r  felbfl  ol^nc  Sebcittung.  Ool^rtaufcnbc 
fc^tnntmern  bte  c^emifd^en  jhäftc  in  einer  Sßaterie,  bid  bie  3)ertt^rung 
ber  9?cagenjicn  fic  frei  maiji;  bnnn  erfc^cincn  fic;  aber  bic  ^dt  ift 
nur  für  biefc  ßrfc^einung,  nid)t  für  bie  ffräftc  felbft  ba. 

I)ic  urfprüiiglicfjen  9?aturfräftc  liegen  al9  unmittelbare  Dbjectiöa* 
tionen  be^  äBiden^,  ber  at^  2)ing  an  fid)  bem  ®ag  t)om  ©runbe  nic^t 
nntcvttjorfen  ift,  außerhalb  ber  formen  i^rcr  Srfc^eiiuingcn  (SÄaum, 
3eit  uirb  Sanfalität).  3*^'^^"  ^^^  9?aturfraft  unb  oHen  ifjren  Gr» 
f (Meinungen  ift  ber  Unterf(^ieb,  bag  jene  ber  SBiCtc  felbft  auf  biefer 
beftinimten  (Stufe  [einer  Dbjectiüation  ifl,  ben  Srfdjeinungen  aDein  aber 
bnrd)  ßtxt  unb  9?anm  Siel^eit  ^ulommt,  unb  bad  ©cfeg  ber  6'aufalität 
nichts  Snbered,  aU  bie  Seflimmnng  ber  ©teile  in  jenen  für  bie  ein- 
zelnen Srfc^einungen  ift.  (SB.  I,  161  —  163.)  SBir  erfennen  felbfl 
ben  unterflen  9?aturlräften  eine  Sleternität  unb  Ubiquität  ju,  an  koel^er 
und  bie  SJergänglid^feit  i^rer  flüd^tigen  (Srfc^einungen  leinen  Sugenbücf 
irre  mac^t.    (SB.  U,  536.) 

2)  ®egenfa|}  gkoifc^en  9?aturlraft  unb  Urfad^e. 

Son  ber  enblofen  Jtette  ber  Urfac^en  unb  SBirtungen,  iveld^e  alle 
Serttnberungen  leitet,  aber  nimmer  über  biefe  §inau9  fld^  erfhedt, 
bleiben  einerfeitd  bie  9)^aterie  unb  anbererfeitd  bie  urfprünglic^en 
9?atttrlräfte  unberührt,  jene  ai9  ber  Irftger  oller  SJeränbenmgcn, 
ober  2)ad,  kooran  {le  borge^en,  biefe  ate  !Z)ad,  t> ermöge  beffen  hit 
Seränberungen,  ober  äBirfungen  über^aut)t  möglich  flnb,  S)ad,  toad 
ben  Urfac^en  bie  Saufalität,  b.  i.  bie  ^S^ig!cit  ju  loirfen,  adererft 
ert^eilt.  Urfa^e  unb  SBirfung  fmb  bie  ju  not^U)enbiger  ®ucceffion 
in  ber  3"^  t)er!nüpften  SJeränberungen;  bie  ??aturfräfte  hingegen, 
t)ermöge  n^eld^er  aUe  Urfa^en  mirfen,  ftnb  oon  allem  SBe^fel  an9' 
genommen,  ba^er  in  biefem  ®tnne  auger  aller  ^tit,  eben  bed^alb  aber 
fiü9  unb  überall  oor^anben,  allgegeniDärtig  unb  unerfc^öpflid^,  immer 
bereit  ftc^  gu  äu§em,  fobalb  nur,  om  Seitfaben  ber  (^aufalität,  bie 
(Gelegenheit  baju  eintritt.  Dxt  Urfac^e  ifl  allemal,  mie  aud^  i^re 
äBtrbtng,  ein  (Sinjelned,  eine  einzelne  Serünberung ;  bie  9?aturfraft 
hingegen  ifl  ein  Vllgemeined,  Unt^eränberlic^ed,  ju  aller  3eit  unb  überall 
Sor^anbened.  S)ie  Sertoed^^lung  ber  SRaturfraft  mit  ber  Urfac^e  iß 
fo  §äufig,  »ie  für  bie  filar^eit  bed  3)en!end  Derberblid^.  92id^t  nur 
toerben  bie  ütaturlräfte  felbfl  }u  Urfad|en  gemacht,  inbem  man  fagt: 
bie  Sleftridtät,  bic  ©(^loere  u.  f.  f.  ifi  Urfad^e;  fonbem  fogar  jit 
2Btr!ungen  machen  fie  SRand^e,  inbem  fte  nac^  einer  Urfad^e  ber 
ßleftrtcität,  ber  ©d^toere  u.  f.  tD.  fragen,  toeld^e«  abfurb  ift.  Stkood 
ganj  Slnbered  ifl  ed  j|ebo(^,  ivenn  man  bie  ßafjl  ber  9?aturlräfte 
baburc^  üerminbert,  bag  man  eine  berfelben  auf  eine  anbere  jurüd« 
fü§tt.  (®.  46  fg.  93.  SB.  II,  51  fg.;  I,  161—163.  ?.  II,  98. 
e.  46  fg.) 


168  9latitr!roft 

in  il^m  ou^gef^rod^en  uiib  niebergclegt  tfl,  genau  oor^erbeftimmcn  nnb 
beregnen.  (SB.  I,  157  fg.)  3)aö  Slaturgefcfe  ijl  bic  Scjic^ung  ber 
Sbcc  auf  bie  Sorm  i^rcr  ®rfd)cinung.  3)icfc  fjorm  ip  ^Ai,  ÄQum 
unb  daufalttät,  iDel^e  not^tvenbigen  unb  unjertrenntic^cn  3uf<ttnmen' 
^ang  unb  Se.^te^ung  auf  einanber  ^aben.  3)urd)  S^lt  unb  97aitm 
t)cröielfä(tigt  fi^  bic  3bcc  in  nnjä^Iigc  Srf^cinungen ;  bie  Drbnung 
ober,  nac^  ttjel(^er  bicfc  in  jene  gönnen  ber  SKannigfalligfcit  ein» 
treten,  ift  fefl  beftimmt  burd^  baö  Oefefe  ber  '6oufoIitöt;  biefe«  ifl 
glei(^fam  bie  9?orm  ber  ©ränjpunftc  jener  (5rfd)einungen  berfdjicbcncr 
Sbeen,  nad^  loetrfier  SRaum,  3"*  ""^  SKaterie  an  fie  öert^eilt  fmb. 
(SB.  I,  159—162.) 

(Ein  9{atnrgefe|}  ift  b(o^  bie  ber  92atur  abgemerfte  Flegel,  nac^  ber 
fte  unter  beßimmten  Untflönben,  fobalb  biefe  eintreten,  jebed  3Rq1 
berfä^rt;  ba^er  fann  man  aüerbingd  bad  9{aturgefe|}  bcfiniren  aU  eine 
allgemein  audgefproc^ene  S^atfac^e,  un  fait  gen^ralis^,  mona^  bann 
eine  t)oQßänbige  ^Darlegung  aQer  ißaturgefe^e  bo(^  nur  ein  complete« 
I^atfac^enregijler  »ttre.   (SB.  l,  167.) 

2)  Ungttitigleit  ber  iRaturgefe^e  im  ®ebtete  bed  ma- 
gtfc^en  unb  magnetif(^en  SBirlend.  (@.  üKagie  unb 
äßagnetidmud.) 

Ilatutktaft. 

1)  Uncrflärtid^fcit  ber  9?atur!räfte. 

3cbe  d^te,  alfo  toirftid^  urfprüngtic^e  5Raturfraft,  ttjoju  au(^  jcbe 
(^emifc^e  ©runbeigenfc^aft  gehört,  ifl  mefentlid^  quaUtas  ocsculta,  b.  % 
feiner  p^^fifd^en  (Erüärung  toeiter  f&^ig,  fonbcrn  nur  nod^  einer  meto- 
p^^fif^en,  b.  §.  über  bie  (Erfc^einung  ^inau^ge^enbcn.  (®.  46.  S* 
I,  116  fg.  166;  II,  191  fg.) 

3n  jebem  2)inge  in  ber  9iatur  ijl  tttoa9,  baöon  fein  ®runb  je 
angegeben  »erben  fann,  feine  ffirflärung  möglich,  feine  Urfac^e  »euer 
ju  fuc^en  ip;  eö  ifl  bie  fpecifif(^e  Srt  feine«  SBirfcn«,  b.  §.  eben  bie 
airt  feine«  2)afein«,  fein  SBefen.  SQSaö  bem  aTOenfc^en  fein  unergrilnb» 
lid^er,  bei  aller  Srftttrung  feiner  Staaten  au«  iD7otit>en  t)orau«ge[e6t^^ 
S^arafter  ijl;  eben  ba«  ifl  jebem  unorganifc^en  Äörper  feine  toefentü^« 
Oualität,  bie  Srt  feine«  2Birfen«,  bie  in  i^m  fld^  ^eroort^uenbc 
SHaturfroft,  beren  Äeußerungen  ^erborgerufen  »erben  bur^  C^"' 
mirfung  t)on  Singen,  »ä^renb  Ijingegen  fle  felbfl  burc^  ni^t«  au§^ 
i^r  beftimmt,  atfo  auc^  nic^t  erflärli^  i|l ;  i^re  einjelnen  Srfc^ciitungcflf 
burc^  toeldjc  allein  fic  fid^tbar  »Ivb,  finb  bem  ©afe  öom  ®r«nbe 
untertoorfen,  fle  felbjl  ijl  grunbto«.   (2B.  I,  148.  155.) 

S)ie  92aturfraft  ijl  (Srfc^einung  be«  äBtOen«  unb  a(«  folc^e  ni^t 
ben  ®efla(tungen  be«  @aöe«  üom  ©runbe  unterkoorfen,  b.  ^.  S^^^' 
lo«.     @ie  liegt  auger  aOer  3eit,  ifl  aOgegentDärtig.     SOe  3^^  ^^ 


9^atu¥fraft  169 

nur  für  i^rc  (Srfc^nnung,  i^r  felbfl  o^ne  Scbeutung.  da^rtoufenbe 
fc^Iummerit  bie  c^emifd^en  firttfte  in  einer  TlaUxit,  bid  bie  3)erti^runo 
ber  Sfcogenjicn  fic  frei  mat^t;  bnnn  erfc^cincn  fic;  ober  bic  ^tit  ift 
nur  für  bicfc  6rf<^einung,  nid^t  für  bie  ffräftc  felbfl  ba. 

Die  urfprünglicfjen  Staturfräfte  Itcgen  old  unmittelbare  DbjectiDa« 
tionen  M  äBiden^,  ber  ald  2)ing  an  fic^  bem  @ag  t>om  ®runbe  uic^t 
unterworfen  ift,  außer^olb  ber  gormen  i^rer  Srf (Meinungen  (SÄount, 
3eit  uirb  Saufalität).  3*Jj'f*^^"  ^^^  SRaturfraft  unb  allen  i^ren  Cr* 
f (Meinungen  ift  ber  Unterfd)ieb,  bag  jene  ber  SEßtQe  felbft  auf  biefer 
beflimmtcn  @tufe  feiner  DbiecttDation  ift^  ben  @rfd)einungen  aDein  aber 
bnrd^  ^tit  unb  9?aum  Siet^eit  jufommt,  unb  bad  ©cfeg  ber  Caufatitttt 
nid^td  9(nbere0,  atd  bie  Seflimmung  ber  ©teile  in  jenen  für  bie  ein« 
gcfnen  (Jrfc^einungen  ift.  (SB.  I,  161  —  1630  SBir  erfennen  felbfl 
ben  unterflen  97aturtrttften  eine  S(eternität  unb  Ubiquität  ju,  an  toelc^er 
und  bie  S$ergäng(id)feit  i^rer  flüd^tigen  (Srfd^einungen  leinen  Sugenbücf 
irre  maä^t   (SB.  U,  536.) 

2)  ©egenfa^  }to)if(^en  ißaturfraft  unb  Urfa(^e. 

8ou  ber  enblofen  jtette  ber  Urfad^en  unb  SBirtungen,  welche  alle 
Serttnberungen  leitet,  aber  nimmer  über  biefe  l^inaud  flc^  erfhedtt, 
bleiben  einerfeitd  bie  9)^aterie  unb  anbererfeitd  bie  urfprünglic^en 
9{QtttrIräfte  unberührt,  jene  atö  ber  jCr&ger  aller  $$eränberungen, 
ober  ^a9,  n)oran  {le  borge^en,  biefe  atö  *S)a9,  t) ermöge  beffen  bie 
Serfinberungen ,  ober  äBirTungen  über§aut)t  mögli(^  finb,  1>a9,  toa^ 
ben  Urfac^en  bie  Saufatität,  b.  i.  bie  ^S^igfeit  }u  luirfcn,  aüererfi 
ert^eilt.  Urfa^e  unb  SBirfung  fmb  bie  ju  not^U)enbiger  <Succeffton 
in  ber  3^^^  üerlnüpften  SJeränberungen;  bie  9?atnrfräfte  hingegen, 
vermöge  melc^er  aUe  Urfa^eu  mirfen,  ftnb  oon  aDem  SBe^fel  aud« 
genommen,  ba^er  in  biefem  ®inne  auger  aOer  ^tit,  eben  bed^atb  aber 
fletd  unb  überall  oor^anben,  aOgegenU)ärtig  unb  unerfd^öpfli^,  immer 
bereit  ftd^  ju  äu§em,  fobatb  nur,  am  l^eitfaben  ber  (lanfaiität,  bie 
Gelegenheit  baju  eintritt.  S)ie  Urfac^e  ift  allemat,  mie  au(^  i^re 
^irbtng,  ein  (Sinjelned,  eine  einzelne  Serünberung ;  bie  iRaturfraft 
hingegen  ifl  ein  Ungemeine^,  ttnt^erlfnberiic^ed,  ju  aOer  3(tt  uub  überoiOf 
Sor^anbened.  S)ie  Sertoed^dlung  ber  9?atur!raft  mit  ber  Urfac^e  iß 
fo  l^Sttfig,  mie  für  bie  Jttar^eit  be«  3)enfend  t)erberb(id^.  92id^t  nur 
iDetben  bie  ißaturlräfte  felbfl  }u  Urfac^en  gemacht,  inbem  man  fagt: 
bie  SIeltricität,  bie  ©d^ioere  u.  f.  f.  ifl  Urfac^e;  fonbem  fogar  jn 
SStrlungen  ma(^en  fie  SRonc^e,  inbem  fte  nac^  einer  Urfad^e  ber 
(SIeltricität,  ber  @(^mere  u.  f.  to.  frogen,  toetc^ed  abfurb  if}.  Stttiad 
ganj  anbered  ifl  ed  j|ebo^,  totnn  man  bie  3<^§'  ^^^  97aturfrafte 
baburd^  Detminbert,  bag  man  eine  berfetben  auf  eine  anbere  jurüd« 
fü^.  (®.  46  fg.  93.  aB.  II,  51  fg.;  I,  161—163.  ?.  H,  98. 
«.  46  fg.) 


170  '  flotutfroft 

3)  dbeaüfltf^e  SrKttrung  ber  unfehlbaren  ®efet« 
mfigigreit  unb  ^ünftlt^Ieit  be«  3Btrfend  ber  9{a- 
turfräfte*     • 

S)te  Unfe^Ibartett  ber  Stotutgefe^e  f^at,  tvenn  man  Don  ber  Srfennt^ 
nig  bed  @tn}e(nen,  nic^t  t)on  ber  dbee  audge^t,  etroad  Ueberrafc^enbe^. 
9){an  tonnte  ftc^  luunbern,  bag  bie  9?afur  t^re  ©efe^e  auc^  miji  ein 
einjiged  3Ral  tiergtgt.  9m  leb^afteften  empfinben  loix  btefed  äBunbet' 
bore  bei  feltenen,  nur  unter  fe^r  combinirten  Umpänben  erfolgenbcn, 
unter  biefen  aber  und  Dörfer  tierlünbeten  (Srfd^einnngen.  @d  ifl  bie 
getjlermägtge  SlIIgegentDart  ber  9?aturlräfte,  bie  und  aUbann  übenafc^t. 
hingegen,  totnn  kotr  in  bie  p^ilofop^ifd^e  Srfenntntg  eingebrungen 
finb,  bag  eine  9?aturfraft  eine  beflimmte  ©tufe  ber  DbjecttDation  bed 
SBtQend  ift,  unb  bag  biefer  SßiOe  an  ftd^  felbfi  unb  unterft^ieben  bon 
fetner  (Srfd)einung  unb  bereu  formen,  auger  ber  ^tit  unb  bem  9{Qume 
liegt,  unb  bie  ba^er  hnxdf  biefe  bebingte  Siel^ett  nic^t  t^m,  noc^  un> 
mittelbar  ber  dbee^  fonbern  erß  ben  (Srf^einungen  btefer  jufomtnt, 
bad  ®efe^  ber  Saufatität  aber  nur  in  Sejte^ung  auf  3cit  unb  Stanm 
S3ebeutung  f)at;  —  wenn  und  in  biefer  Crfcnntnig  ber  innere  ©inn 
ber  jfant'fc^en  Se^re  t)on  ber  3bealttät  bed  9{aumed,  ber  S^xi  unb 
ber  Saufalität  aufgegangen  ifl;  bann  »erben  n^tr  einfe^en,  bag  jent^ 
(Srftaunen  über  bie  ©efe^mägigfeit  unb  ^ünltlid^teit  bed  SBirtend  einer 
9{aturtraft,  über  bie  t)onTommene  ©(eic^^eit  aller  t^rer  SRiQtonen  Si« 
fc^einungen,  über  bie  Unfe^Ibarfeit  bed  @intrittd  berfelben,  in  bec  2^(|Qt 
bem  (Srflaunen  etned  Jlinbed,  ober  eined  SSilben  ^u  Dergleichen  iß,  ber 
^um  er|1en  SDtat  burd^  ein  ©lad  mit  Dielen  Facetten  etma  eine  9(ume 
betrac^tenb,  ftc^  iDunbert  über  bie  DoHtommene  ©leic^^ett  ber  un^ä^ßgen 
93Iumen,  bie  er  fie^t,  unb  einjeln  bie  SSIätter  einer  jeben  berfclben 
aö^It.   (3B.  I,  158  fg.) 

4)  3)ie  ©tufen  ber  SKaturfräfte  ald  Stufen  ber  Db- 
jecttDation  bed  SEßillend. 

3ebe  urfprünglt^e  9{aturfraft  ifl  eine  beftimmte  ©tufe  ber  Objec« 
tiDation  bed  SSiQend  ober  ber  3b ee  im  ^(atontf^en  ©tnne.  9Id  bie 
niebrtgpe  ©tufe  ber  Dbjectioation  bed  äBiUend  fleQen  fld^  bie  aOge« 
meinflen  ^Sfte  ber  "Hiainx  bar,  toeld^e  t^eild  in  jeber  SRaterie  o^ne 
Sadno^me  erf feinen,  toit  @4n)ere,  Unburi^bringtic^teit,  t^eild  fi(^ 
unter  einanber  in  bie  überhaupt  Dor^anbene  SRaterie  get^eilt  ^aben, 
fo  bag  einige  über  biefe,  anbere  über  jene,  eben  babur(^  fpecififc^  Der' 
fd^iebene  SKaterie  ^errfc^en,  toie  Starrheit,  glüffigfeit,  (£Iaftictt% 
ÜRagnetidmud,  (^emifd^e  (£igenf(^aften  unb  Oualitöten  jeber  Srt.  (Sß- 
I,  154.  159.)  «uf  ben  obern  Stufen  ber  Dbjectitöt  bed  »inend 
fe^en  »ir  bie  3nbiDibuaUtät  Bebeutenb  ^erDortreten.  (SB.  I,  156.  — 
Sergl.  unter  OnbiDibuation,  dnbiDtbuatitSt:  Z)ie  dnbtDibuotitfit 
auf  ben  Derfc^iebeuen  ©tufen  ber  9?atur.) 

äBir  fönnen  bie  Derfd^iebenen  in  ben  92aturTräften  fic^  offenbarenken 


9latttxfrQft  171 

dbcen  ober  £)6](cttüattott9|htfett  M  SBiOenf  att  einjebie  unb  an  {t(^ 
einfalle  StOetitecte  betrachten,  tnbem  fein  SBefen  fid^  me^r  ober 
tveniger  anM^rttdt.  9hm  bc^ätt  auf  ben  niebrigfhn  Stufen  ber  Z>b» 
iedit&t  ein  folc^er  9ct  (ober  eine  dbee)  auc^  in  ber  Srf^einung  feine 
(Sin^t  bei;  mä^renb  er  auf  ben  ^ö^em  @tufen,  um  }U  erfd^etnen, 
einer  ganjen  Xeibe  bon  3>iß&nben  unb  (Entn)i(nungen  in  bercn  3^^^ 
bcbarf,  meiere  ade  jufammengenontmen  erfl  ben  Sudbrucf  feinet  Sße* 
fend  üoOenben.  @o  ^.  9.  ^ot  bte  3bee,  toelc^e  ftc^  in  irgenb  einer 
aDgemeinen  9taturfraft  offenbart,  immer  eine  einfache  Kenßerung, 
locnngletc^  biefe  nad^  ÜRaggabe  ber  äußern  Serl^Sftniffe  fi(^  t^erfc^ieben 
borpeDt.  Sbenfo  §at  ber  ^flaU  nur  eine  Sebendäu§erung.  @(^on 
bte  $flanje  aber  brilcft  bie  ^ee,  beren  6rf(4einttng  fie  if),  in  einer 
@n€ceffton  t)on  (Entroii&ungen  i^rer  Drgane  aud.  Seim  Xf^xn  fleOt 
fic^  bie  Obee  ni(^t  b(o9  in  ber  (Snttoidlung  bed  £)rgani9mud,  fonbern 
anii^  bnrc^  bie  $anblungen  bar,  in  benen  fein  empirifc^er  S^arafter 
ft(^  attdfpri(^t,  ber  in  ber  ganjen  ©pecied  berfetbe  ifl.  Seim  aRenf(^cn 
iß  fc^on  in  j|ebem  dnbiDibuo  ber  empirif^e  S^araifter  ein  etgent()üm< 
filier.   (®.  n,  184  fg.) 

5)  dbentitfit  ber  unterflen  S^aturlrftfte  mit  bem  SBiUen 
in  und. 

j^ie  9{aturfräfte  finb  am  griinbli^fien  in  ber  ®(^rift  „Uebcr  ben 
SEBiQen  in  ber  97atur"  al9  ibenttfc^  mit  bem  äBillen  in  und  nad)gc« 
toiefen.    (ffl.  U,  52.) 

Ön  ben  bumpfen  unb  blinben  Urlräften  ber  92atur,  an^  beren 
2Be(^felfpie(  bad  ^(anejenf^fiem  §en)orgebt,  ifi  fc^on  eben  ber  9BiQe 
^um  Seben,  melc^er  nac^^er  in  ben  DoOenbetßen  Srfd^einungeQ  ber 
3BeIt  auftritt,  bad  innerli^  iEBirlenbe  unb  Seitenbe  unb  bereitet  fc^on 
bort,  mittelfl  flrenger  97oturgefe^e  auf  feinen  S^^  ^inarbeitenb,  bie 
©mnbfeße  junt  ^an  ber  Seit  unb  i^rer  Orbnung  oor.  ($.  U, 
229  fg.) 

@(|on  bie  unterflen  Staturftttfte  flnb  t)on  jenem  fetben  SBiQen  be« 
feelt,  ber  flc^  nac^^er  in  bem  mit  dnteQigenj  audgefiatteten,  inbiDtbueHen 
SBefen  über  fein  eigene^  SBerT  (bie  jioecfmttgige  (Sinric^tung  ber  933eU) 
Dermunbert,  n)ie  ber  Stac^tnanblev  am  SRorgen  über  X)ad,  toad  er  im 
®d^(afe  t^oDbrad^t;  ober  richtiger,  ber  über  feine  eigene  ®efta(t,  bie  er 
im  ©piegel  erbtieft,  erflaunt.   (3B.  U,  369  fg.) 

6)  Ser^äÜnig  ber  91aturlräfte  jur  9)?aterie. 

!Cie  eine  ibentifc^e  9Raterie  ifl  bad  gemeinfame  @ubfirat  ber  (£r< 
fil^eimtngen  berf<^iebener  dbeen  ober  9?aturfrttfte.  !Cad  ©efe^  ber  San« 
falttät  befiimmt  bie  ®rän)en,  n^elc^en  gemä§  bie  (Erf (Meinungen  ber 
atoturfrttfte  fi^  in  ben  9efl<^  ber  SRaterie  t^eilen.  dnd  Unenbti^e  Hege 
fkif  bie  n&mtic^  be^arrenbe  SRaterie  Verfölgen  unb  jufe^en,  tote  balb 
biefe,  balb  jene  Statnrfraft  ein  Xei^t  auf  fle  geloinnt  unb  t9  wianh 


172  »atttrfraft 

6Iet6ttcl^  ergreift,  um  ^ert)or2tttrcten  unb  t^r  SBcfen  ^u  offeiibonn. 
(SB.  I,  160—162.)  a)er  Untcrfc^icb  jmifd^en  her  SWaterie  unb  bet 
temporär  fte  in  9e^^  ne^menben  ^M  metap^^fifc^en  jhraft  lägt  ftc^ 
g.  9.  ongehfällig  na^toeifen  am  SJogelei,  beffen  fo  ^omogcne,  gcfiott- 
lofe  ?rlü[figteit,  fobalb  nur  bte  gehörige  Siemperatur  ^in^utritt,  bie  (o 
compitcirtc  unb  genau  bcfttuimte  ©eflalt  ber  ©attung  unb  %rt  (eined 
Soget^  annimmt,  ©emiffermagen  ifl  ÜDied  boc^  eine  Slrt  generatio 
aequivoca,  unb  ^öc^fl  )Da^rfcf|einü(^  ift  baburd),  bag  fie  einfl  in  bei 
Urzeit  unb  jur  glüdlic^en  Stnnbe  Dorn  S^^pud  be^  S^icred,  meinem 
ba^  (Si  angehörte,  ju  einem  ^ö^eren  Uberf prang,  bie  auffleigenbe  9fei^ 
ber  j£^terformen  entftanben.  debenfaUd  tritt  ^ier  am  augenfc^eiuUc^ften 
ein  t)on  ber  9Raterie  93er[c^iebened  ^erDor,  jumat  ba  e^  beim  geringften 
ungünfttgen  ttmflanbe  ausbleibt.  üDaburd^  koirb  fü()lbar^  bag  e^  na4 
boQbrac^tem,  ober  fpäter  be^inberten  SBirten,  auc^  eben  fo  unt>erfetrt 
toon  i^r  aei(!^cn  !ann;  meld^ed  bann  auf  eine  ganj  anberartige  $et> 
maneu}  ^tnbeutet,  a\9  bad  Se^arren  ber  ÜRaterie  tu  ber  3eit  iß' 
(^.  II,  285  fg.) 

7)  Sfe^Ier,   U)eT^e   bei   ber   Huffledung    t)on   Ütatur« 
fräften  ju  t)ermeibeii  finb. 

Slräg^eit  unb  Unmiffen^cit  mad^en  geneigt,  {1(^  ju  frü^  auf  ut' 
fprilngüd^c  Jhräfte  ju  berufen;  bie«  jcigt  ^c^  mit  einer  ber  Sfronie 
g(ei(!^en  Ucbertreibung  in  ben  @ntitäten  unb  Quibbitäten  ber  ®(^o(a« 
ftiter.  3!)ie  $^9fif  ^at  ju  unterfc^eibcn,  ob  eine  Serfc^ieben^eit  ber 
Crfc^cinung  öon  einer  Scrfc^icben^eit  ber  Äroft,  ober  nur  bon  8ep 
fc^iebcn^eit  ber  Umßänbe,  unter  bcnen  bie  ftraft  ftc^  äugcrt,  ^errU^rt, 
unb  glcic^  fe^r  fw^  jn  l^ülen,  für  Srfd^einung  ücrf^iebener  fträfte  ju 
tjaitm,  \t)a9  %eugerung  einet  unb  berfelbcn  jtraft,  bto«  unter  ber« 
fc^iebenen  Umftänben,  ifi,  a(d  umgefe^rt,  für  Xeugerungen  Siner 
ftraft  JU  galten  ^  xoa9  urfprünglic^  berfc^iebencn  Gräften  angehört. 
(®.  I,  166.) 

S«  ifi  eine  Serirrung  ber  S^aturtoiffenfd^aft,  loenn  fte  bie  ^S^eren 
Stufen  ber  Obiectität  bed  SEBiDend  }urü(!fü§ren  toitt  auf  niebere;  ba 
bad  Oericnncn  unb  Seugncu  urfprUnglid^er  unb  für  ftc^  befle^enber 
9taturfräfte  eben  fo  fe^ter^aft  ifl,  »ie  bie  grunbfofe  Snna^me  eigen» 
t^ümlic^er  fträfte,  loo  blod  eine  befonbere  Srfc^einungdart  fc^on  bc' 
fannter  Statt  finbet.  9Rit  Stecht  fagt  ba^er  ffant,  t9  fei  ungereimt, 
auf  einen  Slewton  bed  ©ra^^atmd  }u  ^offen.  finbererfeitd  aber  iß 
nic^t  }u  überfe^en,  bag  in  aHen  Obeen,  b.  ^.  in  aDen  Gräften  bei 
unorganif^en  unb  aOen  ®efla(ten  ber  organtfc^en  9}atur,  einer  unb 
berfelbe  9Bine  e«  ifi,  ber  flc^  offenbart.  Seine  (Sin^nt  mug  {4 
ba^er  auc^  burc^  eine  innere  Serioanbtfc^aft  }mif(^en  aOen  feinen  St' 
f Meinungen  )u  erlennen  geben.  (9B.  I,  169  fg.  632  fg.  SergL  aväf 
unter  Seben^Iraft:  ©egen  bad  l^eugnen  ber  Sebendiraft.) 


^ai&xliä^t,  bo8  173 

8)  2)ie  Snfc^auung  be«  SBtrIend  ber  ÜtaturlrSfte  im 
®ro§cn. 

äBenn  toir  ganj  einfache  3BirIungen,  bie  mx  im  ^Uxnm  täglid)  ))or 
Sugen  §aben,  ein  3Jlai  in  coloffater  ©röge  }u  fe^en  ®e(egen^eit  pnben ; 
fo  iß  und  ber  Snblicf  neu,  inteteffant  unb  bete^rcnb,  toeit  mx  erft 
je^t  ))on  ben  in  i^nen  [li^  äugemben  StaturfrSften  eine  angemeffene 
Sorflelluug  erholten.  9eifpie(e  biefer  9rt  ftnb  a)?onbftnfierniffe,  geuerd' 
btünfHc,  gro§e  SoffcrfäHe  u.  f.  to.  SBaö  roürbe  e«  erp  fein,  wenn 
loir  bad  ^irfen  ber  ©rabitation,  mld}t9  tüxx  nur  aud  einem  fo  ^öd^fl 
einfeitigen  Ser^ältniffe,  h)ie  bie  irbifc^e  @c^mere  if!,  onfc^auUi^  fennen, 
ein  Tlal  in  feiner  SDIjätigfeit  im  ©rogen  jmifc^en  ben  SQJcUförpern  un^^ 
tmttelbar  anfc^autic^  ilberfe^en  fönnten.   (^.  II,  114  fg.) 

ttaturUd)t,  ha9. 

1)  @in^eit  unb  Harmonie  bed  S^otürlid^en. 

debe  S^iergepolt  bietet  und  eine  ©anj^eit,  ^in^eit,  SoQfommen^eit 
unb  ftreng  burd^gefü^rte  Harmonie  aller  2:^ei(e  bor,  bie  fo  ganj  auf 
(Sincm  ©mnbgcbanfen  beruht,  bog  beim  9nblicf  felbfi  ber  abentcuer« 
lic^flen  Si^iergeftatt  ed  !Dem,  ber  fi(^  barin  bertieft,  julc^t  borfommt, 
aU  iDäre  fte  bie  einjig  richtige,  [a  mögtidje,  unb  fönne  ed  gar  feine 
anbere  f^oim  bed  Sebeiid,  aU  eben  biefe,  geben,  hierauf  beruht  im 
tieffien  ©runbe  ber  Sludbrud  ,, natürlich",  menn  n^ir  bamit  bejeic^nen, 
bag  ttxoa^  fxdj  bon  felbfi  berflc^t  unb  nidjt  anberd  fein  fann. 
(5R.  55.) 

2)  SBebeutung  bcd  ©egenfa^ed  jiuifc^en  bem  9{atür« 
liefen  unb  Uebernatürli(f|en. 

!3)ad  Solt  unterfd^eibet  97atürlic^ed  unb  Uebernatürlic^ed  old  }h)ct 
grunboerfc^iebene  Orbnungen  ber  S)inge.  S)em  Uebernatürtic^en  f^reibt 
cd  Sunber,  äBeiffogungen ,  ©efpenfter  unb  3^ubcrei  }u,  lägt  aber 
überbicd  bie  9?atur  fclbfl  auf  einem  Uebcrnatürlidjen  berufen.  !Ciefe 
populäre  Unterf^eibung  fäQt  im  SBcfentUc^en  3ufammen  mit  ber 
ftant'fc^eu  }tt)if(^en  Srfc^einung  unb  ÜDing  an  flc^;  nur  bag  biefc  bie 
@a(^e  genauer  unb  rid^tiger  beftimmt,  nämli(^  ba^in,  bag  9iatür(i(^ed 
unb  Uebernatürlic^ed  nid)t  }n)ei  berfc^iebene  unb  getrennte  Hrten  bon 
SBefen  flnb,  fonbern  Sincd  unb  ^affelbe,  toetc^ed  an  ftc^^genommen 
übernatürlich  ifl,  m\l  erft  inbem  ed  erfd)eint,  b.  f).  in  bie  SBa^r« 
ncftmung  unferd  OnteDcctd  tritt,  bie  9?atnr  fld^  barPcHt,  bereu  p^ä* 
nomenale  ©efe^mägigfeit  ed  tbtn  ifl,  bie  man  unter  bem  Statürtic^en 
üerpejit.   (?.  U,  284  fg.) 

2)ie  (Sntgegenfe^ung  eined  92atürli(^en  unb  Uebernatürtic^en  fpric^t 
fc^on  bie  bunfle  Srtenntnig  aud,  bag  bie  Srfa^rung  mit  i^rcr  ©efe^- 
mfigtgleit  bloge  Srfc^etnung  fei,  hinter  mel(^er  ein  ^ing  an  \\d)  fietft. 
(^.  337  fg.) 


174  9latur))^t(ofo))^ie    --    Üf^aturfd^ön^eit 

3)  S)ad  ^atüxVx^t  t>om  et^ifc^en  @tanb{)ttnfte  qu« 
betrod^tet. 

!Dte  bi^n^eilea  für  tnau^e  Softer  gehörte  (Sntfc^utbtgung :  ,,unb  boc^ 
tfi  ed  bem  9J2enf(^en  natürlid^",  reid)t  Uint9mq9  aud;  fonbem  man 
foD  barauf  ermibern:  „tbm  loett  ed  fdjlec^t  ifl,  iß  e@  natürlich,  unb 
eben  koeil  ed  naiiixiidj  tfi,  ifl  ed  fc^Ie^t."  2)ie^  red^t  3U  oer^c^en, 
mug  man  ben  ®inn  ber  $!e^re  t)on  ber  Srbfünbe  erfannt  ^oben. 
(?.  II,  326.) 

)ltaturpi)Uofopl)ie,  bie  ©(^eDing'fd^e. 

1)  S^aralter  ber  9}atur))^i(ofo))^ie. 

spie  ©c^eaing'fd^e  97aturp^iIofop^ie  Ittgt  ou^  bem  JD6)ect  aatntttig 
bad  ©ubject  n)erben  burd^  ^[ntuenbung  einer  SRet^obe,  toetc^e  6on> 
firuction  genannt  koirb,  t)on  ber  fo  t)iel  Har  ifl,  bag  fte  ein  gort' 
{^reiten  gemäg  bem  ®at^  t)om  ®runbe  in  mand^erlei  ©eftatten  ifl. 
(©,  I,  31.   $.  195  fg.    «ergt.  übentität^p^itofop^ic.) 

!£)ie  9}aturp^Uofop^en,  t)oQ  (Srfiaunen  unb  Semunberung  über  bie 
neuern  gortf^ritte  unb  bie  Äuffd^tüffc  ber  9?aturh)iffenf(^oft,  geriet^en 
in  ben  drrt^um,  i^re  (Srfenntnig  fei  bie  bed  9(bfoluten  unb  ni^t  bed 
93ebingten.  3Bte  bie  ^^t^agoräer  3)!at§ematiTnarren  moren,  fo  klaren 
bie  Staturp^ilofop^en  Staturnarren.  (9J?.  396.)  ÜDie  »on  Sc^elling 
juerft  angeflimmte  9taturp^i(ofop^ie  ifl  blo9  ein  Sluffuc^en  uon  Sel^n^ 
lid^Teiten  unb  ©egenfä^en  in  ber  9?atur,  tütlijt  Setrad)tung  an  ft(6 
intereffant  ifl  unb  ^ie  unb  ha  nii^Iic^  merben  fann,  nie  pber  eine 
$§i(ofop^ie  audnmd^t.  ^aljer  mngte  auc^  ©c^eQing  mit  me^rcni  Don 
jener  Betrachtung  ber  9?atur  unob^ängtgen  bogmatifc^en  Scrfuc^en  auf' 
treten,  benen  er  lein  anbered  ^unbament  gab,  att  inteOectueDe  Sn> 
fc^anung,  unb  bereu  2Wä^rd)en^afted  in  bie  Äugen  fiel.    (2B.  397.) 

2)  9(eibenber  ©eminn  ixix9  ber  9?aturt)^i{ofo{)^ie. 

S)ad  einjige  Sraud^bare  unb  äSIeibcnbe,  mad  a\\9  ber  ©c^eOing'ftt^n 
9}atur))§itofo))^ic  Verborgenen  mxi,  luirb  fein  eine  ^^ilofopfjie  ber 
92aturn)iffenfd)aft,  b.  (j.  eine  ä(un?enbung  p^ilofop^ifc^er  Sa^r^ 
Reiten  auf  Staturn^iffenfc^aft,  eben  mt  man  auc^  $§i(ofop§ie  ber  @e- 
ft^i^te  u.  ,bgl.  m.  ^at,    &fl.  397.) 

tlaiutptoTfntt.  (®.  Ärtcfact  unb  unter  9?atur:  ©egcnfaft  jroi* 
fd^en  ben  SBerfen  ber  97atur  unb  ben  SBerfen  ber  na^  Sifi^t 
wirfenben  Äunft.) 

Itatutredit.  (®.  unter  d^ed^t:  Unab^ängigreit  be«  ^ttiji^  tiom 
©taote.) 

Itatttrfd)öiil|ett.  (@.  unter  92atnr:  ÜDie  äfl^etift^e  SBirTung  ber 
5«öturO 


f 


9loturlDiffttifd^oft    —    Fleib  175 

tiatutmxfftnfdtafl. 

1)  ÜDie  jiDei  ^auptabt^eitungen  ber  92aturn)tffenf(^aft. 

3)a9  meite,  in  biele  gelber  getl^eitte  @ebiet  ber  97aturn)iffenf(i^aft 
jerfäDt  in  jiDei  $au^ta6t(ci(ungen :  9)?or))^oIogic  unb  9etio(ogie. 
(SB.  1,  114.    @.  bte  «rtifel  aRorp^oIogie  unb  «etiotogie.) 

2)  !Z)ie  }tDei  naturkoiffenf^aftlid^en  Stntinomien.  (@. 
Antinomien.) 

3)  »cr^ältnig  bcr  Waturtoiffenfd^oft.gur  SWctop^^fif. 
(®.  unter  2»etaj)^^fif:  Cer^Ältniß  ber  iWctop^liPf  jur 

•     ?§k|Pt) 

4)  3)ie  SBic^tigleit  ber  naturmiffenf^aftlic^en  Unter« 
fud^ungen,  Dergti^en  mit  ber  Sßid^tiglcit  ber  mo« 
ralif^en.  (®.  unter  Wtoxal:  äBic^tigfeit  ber  moralifc^en 
Unterfu^ungen.) 

Ittgtr,  f.  5Ro{cn. 

1)  SBcfen  beö  5»eibe«. 

3)er  9teib  gehört  ju  ben  antimoralifd^en  ZrieBfebern.  Sr  ifl  eine 
^QUptqueQe  bed  UebetooIIend,  ober  ifl  oielme^r  fctbfl  UebelmoUen,  er» 
regt  burc^  frembe«  ®l^cf,  SSefiO  ober  Sorjttge.  '3)cr  9?eib  ifl  bem 
iDIit leiben  entgegengefe^t,  fofern  er  nömli^  burc^  ben  entgegengefe^« 
ten  Vnlag  hervorgerufen  toirb;  fein  ®egenfa(  }nm  URitleib  beruht  alfo 
gunSd^ll  auf  bem  8[nla§,  unb  erfl  in  ^olge  ^ierbon  jcigt  er  flc^  ou^ 
in  ber  (gm^^finbung  felbft.  {%  U,  230.  —  ün  gctoiffem  »etrac^t  ifl 
ba9  ©egent^eil  M  9it\ht9  bie  ©c^abenfreube.  Sthodj  ifl  ißeib  }u 
fügten,  menft^li^,  ©(^abenfreube  )u  geniegen,  teuflifc^.  9Ieib  unb 
©d^abenfreube  finb  an  fi^  btod  t^eorettf(^;  ))rQ!tif(^  n^erben  fte  9od« 
^it  unb  ®raufom»eit.   (15.  199  fg.   %  U,  230  fg.) 

2)  «[(gemein^eit  unb  StatUrlic^Ieit  bed  97eibed. 

ftein  9)}enfc^  ifl  gou}  frei  t>on  97eib  unb  fc^on  $erobot  (III,  80) 
f^at  auf  ben  ber  menfd^Ud^en  Statur  einge))f(an3ten  9}eib  ^ingemiefen. 
(S.  200.)  ftein  3)?enf(^  bürfte  gan}  frei  Don  9?eib  befunben  »erben; 
bemt  bag  ber  SRenf^  beim  Slnblic!  fremben  ©enuffed  unb  Seft^ed  ben 
eigenen  3RangeI  bitterer  fü^te,  ifl  natürlich,  ia  unoermeibUc^.  {%  U, 
231.)    5»eib  ifl  bem  SWenfc^en  natürlich.   {%  I,  458.) 

3)  !Z)eri«eib  aU  inbirecter  Seioei«,  bag  bie  ÜRenft^en 
ung(tt(!U(^  finb. 

Stnen  inbirecten,  aber  fieberen  Setoeid  babon,  bag  bie  ÜRenf^en  fl(^ 
unglUdlid^  fügten,  fotglid^  ed  finb,  liefert  jum  Ueberf(ug  noc^  ber 
HOen  innemo^nenbe,  grimmige  9Ieib,  ber  in  aOen  Sebendber^ttttniffen, 
auf  %nlag  iebe«  Sorjugd,  melc^er  Krt  er  auc^  fei,  rege  lotrb  unb  fein 


176  '«* 

®tft  n\d}t  3"  (o'^^"  ))emmg.  äBeit  fie  ft^  ung(ü(i(t^  füllen,  Umm 
bie  ä^cnfc^^i  bell  %ibli(f  etne^  üermeinteit  ©lücflic^en  nid)t  ertragen. 
/jg  11^  (361.  ^.  I,  458  änmcvf.)  9?cib  ifl  \>a9  fiebere  3"«^««  ^^^ 
SRaitflf^'^  a(fo,  wenn  ouf  S3erbienpe  gerid^tet,  be«  üKmigeW  on  SJer« 
bienften.   (?.  n,  496.) 

4)  (Srabe  bc«  9?cibc«. 

^ie  ®rabc  bed  9}etbed  ftnb  fe^r  k7erfcf)teben.  Vm  unt)erfö^n(i(^pen 
unb  giftigfl^n  ifl  er,  wenn  auf  perfönlic^e  <Sigenfd)aften  gerichtet,  toeit 
(jicr  bem  9?eibcr  Tetne  Hoffnung  bleibt,  unb  ^ugteic^  am  niebertrS(i^tig' 
pen,  weil  er  I)a6t,  waö  er  lieben  unb  öere^ren  foflte.  (6.  200.)  SGBcnn 
t^er  9?eib  btod  burc^  Ktxäjtf)\xm,  9}ang,  ober  Tladft  erregt  wirb,  wirb 
er  noc^  oft  burc^  ben  (Sgoi^mud  gebämpft,  tnbem  biefer  abfielt,  bog 
Don  beni  Seneibeteu  üorfommenben  SaD^  $ülfe,  @emig,  Scipanb, 
@c^u^,  Seförberung  xu  f.  w.  }tt  ^offen  Pe^t,  ober  bag  mon  wenig* 
pend  im  Umgange  mit  i()m  6^re  genießen  fann;  auc^  bleibt  ^ier  bie 
Hoffnung  übrig,  alle  jene  ®üter  eiiip  norf)  felbfl  a«  crlongen.  hin- 
gegen für  ben  auf  9?aturgaben  unb  perfönlic^e  ^orjüge  gerichteten 
$ßeib  gicbt  e3  feinen  Srop  bcr  einen  imb  feine  ©offnung  ber  anbern 
Xrt.  Da^er  fein  bitterer  unb  unDerfö^nlic^er,  auf  9?ac^e  in  odertei 
SBeife  bebac^ter  ^ag  gegen  bie  burc^  9?aturgoben  Scöorjugten.  (^.  II, 
231  fg.;  I,  341.) 

5)  Uebele  gotgen  beö  9?eibe«. 

üDer  9!eib  trägt  }ur  ®c^led}tigfeit  bed  J^aufe^  ber  2Be(t  ein  ®roged 
bei.  Sr  ip  n&mlic^  bie  ©eele  bed  Überall  florirenben,  piQfd^weigenb 
unb  o^ne  Scrabrebung  iufammenfommenben  Sunbed  aller  iDttttel' 
mäßigen  gegen  ben  eingetnen  üudgejeic^neten  in  ieber  (Sattung.  ^uv 
Seltenheit  bed  S ortreff lid^en  unb  ^ur  @^wicrigfeit,  bie  ed  pnbet.  Der» 
Panben  unb  erfannt  ju  werben,  tommt  alfo  nod|  jened  übereinPimmenbe 
Sirfen  ht9  9teibe9  Un}ä()tiger,  ed  ju  unterbrüden,  [a,  wo  möglid^,  ed 
ganj  3U  erpidcn.    (^.  II,  494—497.  232.) 

(Ueber  beu  3ufammen§ang  bcd  ?obe^  ber  9efd)etben^eit  mit  bem 
5Reibe  f.  fflefc^eiben^eit.) 

6)  Ser^altungdregctn  gegen  ben  9ieib. 

9?eib  ip  ein  !E?aPer  unb  ein  UngUid  jugteic^.  SBir  foden  ba^er  i^ii 
a(d  ben  f$einb  unferd  ©lüded  betrachten  unb  a(d  eineu  böfen  3)ämon 
3U  erpiden  fuc^en.  ^ieju  ip  bienlicf},  öfter  S)te  ju  betrachten,  welche 
fc^Ummer  baran  pnb,  al9  wir,  benn  3)ie,  weldje  beffcr  baran  ju  fein 
fc^einen.  Sogar  wirb  bei  eingetretenen  wtrflic^en  Ucbefn  und  brn 
wirffampen,  wiewo^t  aud  ber  felben  OueQc  mit  bem  9}eibe  piegenben 
Xrop  bie  Betrachtung  größerer  Seiben,  ald  bie  unfrigen  pnb,  gewä^« 
reu,  unb  näc^pbem  ber  Umgang  mit  ©olc^en,  bie  mit  und  im  felbcu 
SaÖe  pc^  bepnben,  mit  ben  soeiis  mal<Mmin. 


SHagmia    —    9tv»tn  177 

€obiet  bon  ber  actiüen  @rite  be«  %rtbe«.  Soii  bft  paffitKii  ifl 
in  emägcn,  bog  fein  $a§  fo  nnocrfd^nlt«^  if},  tote  ber  9?etb;  ba^er 
toir  nic^t  unablöffig  unb  eifrig  bemüht  fein  foQten,  t^n  ju  erregen, 
Dielme^r  beffer  träten,  biefen  @enu§  ber  gefährlichen  folgen  megen 
un«  JU  oerfagen.   (?5.  I,  458  fg.) 

9ür  unfer  @etbfigeftt^(  fretU<|  unb  unfern  @toI}  fann  t9  nic^td 
3(^met(^el^afterei9  geben,  at^  ben  SnbKcf  bed  in  feinem  Serflecfe 
lauernben  unb  feine  SRac^inotionen  betreibenben  9?eibe@;  jebo^  Dergeffe 
man  nie,  ba§,  »o  Steib  ifl,  $a§  i^n  begleitet  nnb  ^üte  ftc^,  aud  bem 
ißeiber  einen  falfc^en  gteunb  merben  ju  (offen.  3!)ed^o(b  eben  ifl  bie 
Sntberfung  beffefben  für  nnfcrc  Si(^er^eit  Don  335i(i^tig!eit.  S)o^er  foH 
man  i^n  fhibiren,  um  i§m  auf  bie  @(^Ii(^e  ju  fomnien ;  ba  er,  überaO 
3u  finbeu,  aOemoI  incogntto  ein^erge^t,  aber  au^,  ber  giftigen  Jhröte 
gteic^,  im  finflem  Soc^e  lauert,  hingegen  uerbient  er  tveber  @d)onung, 
nw^  aWitteib.   {%  II,  232  fg.) 

7)  ^a9  ben  3itih  t)erfö^nt. 

Der  lob  Derfö^nt  ben  9Wb  ganj,  ba«  Sfter  fc^on  ^b.   ($.  457.) 

8)  Ueberja^I  ber  Setlogeii«»   über  bie  Seneiben«« 
mert^cn. 

Sr^r  jn  beneiben  ifl  9?iemanb,  fe^r  }»  befUgen  Unjä^fige. 
(^.  II,  321.) 

fteiguttg. 

1)  ^Definition  ber  Steigung. 

Steigung  ifl  {ebe  ftärtere  empfänglt^feit  be«  äBiUen«  für  SOtotm 
einer  getoiffen  «rt.    (2B.  II,  678.) 

2)  @tärlegrab   ber   leibenfc^aftüc^en   Steigung.     (@. 
!?eibenf(^aft.) 

ttetDen. 

1)  Sebeutung  be«  9?eröenft)fleniö. 

dm  9}ert)enft|flem  objecti^irt  ber  SBiUe  ftd)  nur  mittelbar  unb  fecun- 
bar;  fofern  namtid^  baffelbe  a(«  ein  btoge«  ^ülf^orgau  auftritt,  at«  eine 
Scranflaltung,  mittelfl  tt)cld)er  bie  t^cil«  Innern,  t^cit«  äußern  Cev- 
nnlaffungen,  auf  koel^e  ber  SBiOc  flc^  feinen  S^^^dcn  gcmäg  ju  äußern 
f)ot,  JU  feiner  Äunbc  gelangen;  bie  innern  empfängt  ba«  ptaftif(^e 
9?eroenf^Pem,  atfo  ber  f\)ntjjat^if^c  iWerö,  bicfc«  corobrum  abdominale, 
a(«  bloße  dieije,  unb  ber  9BiQe  reagirt  baranf  an  Drt  unb  Stelle, 
o^ne  9en)uf3tfein  be«  ®e()irn«;  bie  äußern  empfängt  ba«  Cid)ivn 
a(«  9)?otit)e,  unb  ber  SBide  reagirt  burd)  bewußte,  nac^  flnitn  ge- 
lichtete .^anbiungen.  9Rit^in  mad)t  ba«  ganje  9{ert)enf9ftem  g(eid)fam 
bie  Sü^(t)()rner  be«  Siden«  m9,  bie  er  nad)  innen  nnb  nac^  außen  firedt. 
£ie  ®e^irn-  unb  9tüdenmarf«'9?erocn  jerfaUen  on  i^ren  SBurje(n  in 
fenfibte  unb  motorifd^e.    'Die  fenfibeln  empfangen  bie  Jlunbe  t)on  außen. 


178  iRett^enfd^tDad^e    —    tReugtet 

»eld^e  nun  {l(^  im  $eerbe  bed  ©el^imd  famtnelt  unb  bafelifi  beTar« 
beitct  ttjitb.  ®ic  niotorift^cn  9?crücn  aber  fjintcr bringen,  wie  Eouricrc, 
ba9  Kefnltot  ber  ©e^irnfunctton  bem  WtniUl,  anf  »d^en  baffelbe 
al^  %et}  mtrft.  Sermut^Uc^  gerfallen  bte  plaßifc^en  9?crüen  ebenfaD« 
in  fenfibte  unb  motorif^e,  luiewol^I  auf  einer  untergeorbneten  @cda. 
(SB.  n,  289  —  292.    Ucber  bie  «otte  ber  ©anglien  f.  ©ougticn.) 

2)  Sergtetc^ung  bed  97ert)ena))paratd  jum  S'nt))fang(n 
mit  bem  }um  S3erar6eiten  ber  (SinbrUde.  (@.  unttr 
Snf^auung:  Ser^Itnig  be^  Snt^eitd  ber  ©intie  }u  bem 
bed  ©e^irnd  in  ber  Snfd^auung.) 

3)  !Die  @inneöncrt)en.   (@.  ©inne.) 

4)  !Z)ie  9?ert)enenben  al9  bie  ®rttn}en  bed  unmittelbar 
Semußten. 

Sad  @ub|ectit)e  unb  bad  Dbjectioe  bilben  fein  Sontinuum;  ba« 
unmittelbar  ^emugte  ifl  abgegrängt  bur^  bie  $aut,  ober  meItnei)T 
burc^  bie  äugcrflen  Qnben  ber  Dom  Serebratf^ßem  au^ge^cnben  9?rTD(n. 
3)arüber  ^inau^  (iegt  eine  Sßtlt,  Don  ber  mir  leine  anbete  Jtunbe 
^aben,  a\9  bur^  Silber  in  unferm  j^opfe.    (9B.  II,  12.) 

ittn)tnfd|mad)e. 

9?erDenf(^mäd^e  äugert  fid)  barin,  bag  bie  Sinbrüdte,  meiere  b(od  brn 
®rab  Don  ©tttrie  ^aben  foKten,  ber  ^inreicl)t  {te  ju  2)atid  für  ben 
Serflanb  }u  mad^en,  ben  ij^txn  ®rab  erreid)en,  auf  metc^em  fte  ben 
SBillen  bemegen,  b.  f).  @(^merj  ober  SBo^Igefti^t  erregen,  »ieno^l 
bfter  ©c^merg,  ber  aber  jum  XtjtH  bumpf  unb  nnbeutli(^  ift,  ba^/v 
nid)t  nur  einzelne  2:öne  unb  fiarte^  ixd^i  fc^merglic^  empftuben  laBtr 
fonbern  ani^  im  ungemeinen  franf^aftc  ^9f>o({|onbrifd)e  ©timmung 
Deranlagt,  o^ne  beutti(^  etfannt  }u  merben.   (SEB.  I,  121.) 

Ittuttn,  bie,  f.  bie  aiten. 

Vttntf^  ZtftamttA^  f.  93ibeL 

1)  ©egenfaO  jtoifc^en  9?eugier  unb  3Btgbegier. 

S)ad  Sege^ren  nad^  fienntuiffen,  menn  auf  bad  SlOgemeine  gerichtet, 
^eißt  SSBißbegier;  menn  auf  ba«  Sinjelne,  9?eugicr.  —  SnaUn 
jeigen  meiflend  SEBigbegier;  fletne  2R&bd)en  bloge  9?eugier.  3)ie  btin 
meibli^en  ©efc^Ied^te  eigent^ümtid^e  9{ic^tung  auf  bad  Sinjelue,  b^i 
Unempfängtid^feit  für  bad  allgemeine,  lünbigt  fic^  hierin  fc^on  an. 
(^.  n,  65.) 

2)  3Bad  bie  SRenfc^en  fo  fe^r  neugierig  müd)t 

2Ba9  bie  SRenfc^en  fo  fe^r  neugierig  mac^t,  mie  mir  an  itrein 
ftuden  unb  @pionireu  nac^  bem  treiben  Snberer  fe^en,  iß  ber  bem 
?eiben  entgegengefeftte  ?ßol  bcö  8eben«,  bie  gangemeile;  —  »iemefcl 


Sliatfene    —    9H4t9  179 

Qud^  oft  bcr  5»cib  batet  mitwirft.  (^.  11,  627.)  ®o  unennjfänglid^ 
unb  gleichgültig  bie  ?eute  gegen  angemeine  SBo^r^eiten  ftnb,  fo  er« 
pH)i  fmb  fle  auf  inbit)ibueae.   ($.  I,  496.) 

Hiaifme. 

gür  ha9  äBort  ißiaiferte  gtebt  ed  lein  beutfc^ed  «equit^alent.  S)ied 
mug  boc^  tuo^l  ba^er  tonimen,  bog  ber  Segriff  hat>on  in  Deutfc^Ianb 
nic^t  Dor^anben  ifl;  tooüon  ber  ®ntnb  bem  ä^ntid^  fein  mag,  an^ 
toelc^em  toir  bie  Harmonie  ber  ©paaren  nic^t  t)erne^men.  (.]p.  387.) 

Itid^tigkni^  be«  2)afeind,  f.  3) afein. 

1)  8te(atit)itttt  be«  »egriffd  be«  92i(^td. 

S)cr  Segriff  bed  97i(^td  ifl  toefentUd^  relatib  unb  bejtc^t  ftd^  immer 
nur  auf  ein  befiimmted  ßtwad,  mldje^  er  negirt.  SRan  ^at  biefe 
Sigenfc^aft  nur  bem  nihil  privativum ,  mlift9  t>a9  im  ©egenfa^ 
eine«  -h  mit  —  Sejeiti^nete  ift,  jugef «^rieben,  »elc^eö  — ,  bei  um« 
geteertem  ©eftd^t^punfte,  ju  +  merben  fönnte,  unb  ^at  im  ®egenfa^  g" 
biefem  nihil  privativurn  bad  nihil  negativum  aufgehellt,  mclc^ed  in 
jeber  Segie^ung  iRic^td  tottre,  n)0}u  man  ald  Seifpiel  ben  (ogifd^en, 
fi(^  felbf)  auf^ebenben  äBiberfpruc^  gebraucht.  Stauer  betrad^tet  aber 
iß  fein  abfoluted  Sti^td  aud^  nur  bentbar.  @elbfi  ein  (ogifc^er 
Sßibetfpruc^  ifl  nur  ein  retatioed  ^1x6^19,  Sr  ifl  lein  ©ebanfe  ber 
Vernunft;  aber  er  ift  barum  fein  abfoluted  9?i(f)td.  (iEB.  I,  484.) 
S)ad  9?i(^t9  r>ox  ber  ®eburt  unb  nad)  bem  S^obe,  biefed  empcrifc^e 
31x6^19,  ifi  feine^megd  ein  abfotuted,  b*  ij.  ein  \o\djt9,  m\djt9  in  iebem 
@tnne  ni^td  toäre.  (9ß.  II,  548.  Sergl.  Sntfie^cn  unb  Ser« 
gr^en  unb  Sob.) 

2)  ÜDad  nac^  Verneinung  ber  äßelt  übrig  bteibenbe 

Xuc^  nac^  9{egation  M  allgemein  ald  pofitiü  eingenommenen,  mel« 
c^cd  mir  bad  ©eienbc  nennen,  bleibt  fein  abfoluted  3i\(ijt9  übrig, 
fonbern  nur  ein  retatiDed.  (Sin  Sec^fet  bed  ©tanbpunftd  mürbe  bie 
3ei(^en  ))ertaufd^en  laffen  unb  bod  für  un9  <Seienbc  (bie  ^e(t  ber 
Sor^eOung,  b.  i.  bie  Objectität  bed  SiOend)  a(d  ba«  97i(^td  unb 
bad  9tic^t0  berfelben  M  bad  (Seienbe  }eigen.  9Ba^  nac^  gänjtic^er  Vitf- 
Hebung  bed  SBiOend  übrig  biribt,  ifl  für  alle  3)ie,  meiere  noc^  bed 
aSiOend  DoO  finb,  aDerbingd  Sticht«.  Sber  aud^  umgefe^rt  ijl  3)encn, 
in  meieren  ber  993iOe  ftc^  gemenbet  unb  verneint  ^at,  biefe  unfere  fo 
fe^r  reale  9Be(t  mit  aÖen  i^rer  @onnen  unb  9Ri(d^ffa:agen  —  92i(^td. 
®o  lange  mir  ber  Sßille  yam  Seben  flnb,  fann  frrili(^  bad  mit  Qer« 
nrinung  ber  SBclt  Uebrigbleibenbe  Don  und  nur  negatit)  etfannt  nnb 
begric^net  merben.   (2B.  I,  485—487.) 

12* 


180  ÜfKrtoana    ~    9lominatidmu9  unb  9{eaU9mu9 

3)  ®runb  bed  Sbfd^eud  t)or  bem  3iiäfH  unb  ©egen» 
mittet  gegen  benfetben. 

S)ad,  koQd  fic^  gegen  bie  SJernetnuug  bcr  993ett  dd  ein  3^^1Ii<&^i< 
ind  3txi)t9  fhäubt,  unfere  Statur,  tfi  \a  eben  nur  ber  9Bt0e  }um 
Seben,  bcr  njir  felbjl  fmb,  tt)ie  er  unfere  SBclt  ifl.  S)a§  toir  {o  fe^r 
ba^  9^t(^td  berobf^euen,  ifl  nic^td  weiter,  otd  ein  anberer  Su^bnic! 
hat)ort,  bag  koir  fb  fe^r  bad  Seben  luollen,  unb  nic^td  ftnb,  a\9  biefer 
SiUe,  unb  nic^td  Tennen,  otd  eben  i^n.  ܣ)urc^  Setrad^tung  bed  bebend 
unb  SSanbete  ber  ^eiligen  ^ben  air  ben  finfiern  (Sinbruc!  jened  9?i(^td 
ju  üerfc^eu^en.    (SB.  I,  486  fg.) 

Vtirtoana,  f.  Subb^oi^mud. 

notaatftnltbtn. 

2)ad  9{omabcnIebeu,  »elc^ed  bie  unterfle  @tufe  ber  (^iuilifation  be- 
jeid^net,  ftnbet  fid^  auf  ber  ()5c^flen  im  aQgemcin  geiuorbenen  2:onriflen= 
leben  mieber  ein.  SDad  erfle  marb  t)on  ber  yioti},  bad  ^meite  Don 
ber  Sangemeile  herbeigeführt.   (?.  I,  347.) 

ttominoli^tmt^  unlr  Realismus. 

1)  ®egenflanb  unb  Urfprung   bed  Streitet  jmifd^eu 
ben  Stominatiflen  unb  9{ea(ifl[en. 

S)ic  SJegriffe  finb  jene  üniversalia,  um  bercn  S)afein3lüeife  [idf 
im  SRittetalter  ber  lange  ©treit  ber  9}omina(iften  unb  9iealiften  breite. 
(®.  102.  142.)  ®ett)i§  ifl  ber  9icaU«muö  bcr  (S^otaftifer  cntflanben 
aud  ber  Sermec^dlung  ber  $latoni[(^cu  Sbcen,  al^  n)etcf)cn,  ba  fie  ^w 
gleic^  bie  ®attungen  ftnb,  aUerbing^  ein  objcctioed,  realed  ®cin  bei^ 
gelegt  merben  fann,  mit  ben  blogen  Segriffen,  meld)en  nun  bie  9{califien 
ein  folc^ed  beilegen  moOten,  unb  baburc^  bie  fiegreic^e  Opf^ofttion  bed 
92ominalidmud  hervorriefen.   (93.  II,  417.) 

2)  ©egenfeitige  Berechtigung  be0  9{ominaIidmud  unb 
ditalx9mxx9. 

!Z)ie  gegenfeitige  Sered^tigung  bed  9tealidmud  unb  9tominati9mud 
lägt  \\i)  foIgenberma§en  fagltc^  mad^en.  jDic  berfc^iebenartigfien  X)ingc 
nenne  id^  rot^.  Offenbor  ifl  rot^  ein  bloßer  9?ame  }ur  ^ejeic^nung 
biefer  befiimmten  ^arbe,  mo  fte  auc^  oorfomme.  dbm  fo  nun  ftnb 
aOe  @emeinbegriffe  btoge  ^tarnen,  (Sigenfc^aften  gu  be}eid)nen,  bie  an 
berf d)iebenen  S)ingen  borfommen ;  biefe  jDinge  hingegen  finb  ba^  9itaU. 
@o  ^at  ber  9IominaU9mu^  offenbar  9?e^t.  ^t>ing<^gcn,  mcnn  mir 
beachten,  bag  alle  jene  mirflic^en  S)inge,  meieren  adcin  bie  9fealität 
fo  eben  jugefproc^en  mürbe,  jeitlic^  fmb,  folglich  balb  untergeben,  m&V 
renb  bie  (Sigenfc^aften,  mie  rot^,  ^art,  meic^,  lebenbig,  Vffanje,  $ferb, 
SRenfc^,  bat)on  unangefochten  fortbefte^en  unb  bemjufotgc  aKejeit  ba« 
finb;  fo  ftnben  mir,  bag  biefe  burc()  ©emeinbegriffe  gebac^tcn  (Sigen^ 
fc^aften  traft  i^rer  unbertilgbaren  ßfißcng  üiel  me^r  Realität  ^aben, 
ba§  mithin  biefe  ben  Segriffen,  nic^t  ben  (Sinjelmefen  bci3ulcgen  fei; 


Nooufxevov  unb  9aivo(ievov    —    iRot^  181 

bemnad^  f^at  bet  dttaUßtan^  9ted^t  Der  92omtna(tdmttd  gehört 
eigenttid^  ^um  SRaterialidmud ;  benn  nai)  Sluf^ebung  fämmtßt^er  (Sigen- 
fc^aften  bleibt  am  @nbe  nur  bte  SRaterte  übrig. 

®enau  genommen  nun  ober  fommt  bte  bargelegte  Sere^ttgung  bed 
Stealtdmud  eigentlich  nic^t  t^m,  fonbern  ber  $latonifd)en  Obeenle^re 
^u,  beren  (Srtoeiterung  er  if).  ÜDie  dbeen  ftnb  ha9  unter  allem  9EBed|feI 
ber  OnbtDibuen  gortbefle^enbe,  ^aben  ba^er  eine  ^ö^ere  9tealität,  a(d 
btefe.  hingegen  ben  bloßen  Slbflractid  (ben  Segriffen)  ifl  3)ted  nic^t 
nad^}urü^men.   ($.  I,  70  fg.   Sergl.  Obee  unb  bad  allgemeine.) 

3)  $oIared  Sudeinanbertreten  ber  menf^Hdien  SDenf« 
toeife  im  9}ealidmud  unb  9?omina(idmud. 

(Sine  geiriffe  SJeriranbtf^aft,  ober  irenigflend  ein  $araDeIt9mud  ber 
©egenftt^e  »irb  augenfällig,  toenit  mau  ben  $(aton  bem  1ixiftoUlt9, 
ben  Sluguflinud  bem  $elagiud,  bie  9{ea(if}en  ben  9?ominaliften  gegenüber« 
ßeOt.  ilRan  fönnte  behaupten,  ba§  gemif[erma§en  ein  polare^  Slud* 
etnanbertreten  ber  menfd^üd^en  2)enlmeife  hierin  fid^  lunb  gäbe.  ($.  I, 
71.   SB.  I,  566.) 

Nooupievov  unb  9aivo[JL6vov. 

S)ie  Steaten  juerfl  Ratten  ben  Unterfc^ieb,  ja  öftern  SEBiberfheit  ent« 
bedt  jtoifc^en  bem  Sngefc^auten,  faivopievov,  unb  bem  ©ebac^ten, 
vooufJLsvov,  unb  Ratten  i^n  ^u  i^ren  ^^i(ofo))^emen,  auc^  ^u  @o))^i^men, 
mannigfaltig  benu^t.  (SB.  I,  84  fg.  %  l,  36  fg.)  S)er  oon  jtant 
gan)  überfe^ene  Unterfc^ieb  }tt)ifc^en  abfhacter  unb  anfc^aulic^er  (Sr« 
fenntniß  mar  t9,  midjcn  bie  alten  ^^ilofop^en  burc^  faivopieva  unb 
vooufjieva  bejetc^neten  unb  beren  ©egenfa^  unb  dncommenfurabitität 
ibnen  fo  t)icl  }u  fc^affen  mad^te,  in  ben  $^i(ofop^emen  ber  (Sleaten,  in 
^latond  lOe^re  üon  ben  dbeen,  in  ber  3)ialeftil  ber  ilRegariler,  unb 
fpäter  ben  @c^o(af}ifern,  im  ©treit  jloifc^en  9?ominaIidmud  unb  Ktalx9» 
ntu«.  fiant  aber,  ber  auf  eine  unoerantmortUc^e  SBeife  bie  Sad^e 
gänjfic^  i7erna(^(äfflgte,  ju  beren  Sejeic^nung  )ene  SBorte  90civotJieva 
unb  vooupieva  bereite  angenommen  loaren,  bemächtigte  fic^  nun  ber 
SSorte,  um  feine  !£)inge  an  flc^  unb  feine  (Srfc^einungen  bamit  3U  be* 
jeic^nen.    (9B.  I,  566.) 

tt0tl). 

1)  92ot^  unb  Sangetoeile  aU  bie  beiben  entgegengefe^« 
ten  $ole  bed  ÜRenfc^enleben^.    (®.  Sangetoeile.) 

2)  9?ü«(ic^feit  ber  yiotf^. 

SSie  unfer  Sctb  audeinanberplatjen  mügte,  menn  ber  3)rucf  ber  S(t« 
mofp^äre  Don  i^m  genommen  märe;  fo  mürbe,  menn  ber  S)rud  ber 
3lot\),  SRü^fäügfcit,  SBibermärtigfeit  Dom  lieben  ber  9)tenfc^en  meg« 
genommen  märe,  i^r  Uebermutb  flc^  fteigern  bid  3ur  }ügenofen  9?arr« 
Seit,  [a  9?aferei.  Sogar  bebarf  Oeber  aUegeit  eined  gcmiffen  Öuantumd 
(Sorge,  ober  9?ot^,  mie  bad  ©c^iff  bed  SaOaftd,  um  fefi  unb  gcrabe 


182  iRotl^Ifige    —    9{ot^menbtg.   iRotl^toenbigfeit 

}u  ge^en*  —  SSenn  aOe  Sßünfd^e,  faum  entfianben,  au^  f<^on  erfüllt 
mären,  loomit  foDte  bann  bo^  menfc^It^e  Seben  audgefttQt,  loomit  bie 
3ett  ^ugebrad^t  loerbeu?  dn  einem  S^Iaraffenlanb  mürben  bie 
Wlm^ijtn  }um  Z^eil  Dor  langer  SBeile  flerben,  ober  ftd^  anf Rängen, 
)um  X^etl  aber  einanber  beirtegen  unb  fo  fid^  nte^r  Seiben  DernrfQ(|en, 
ate  je^t  bie  9?atur  i^nen  auflegt.  H(fo  für  ein  folc^e«  ©ef^te^t  pogt 
!ein  anbereö  Dofein.  (%  II,  314.)  —  3m  @(^toraffcnIanb  toüibe 
burc^  ba9  ftete  flnnlic^c  Sßo^tfein  iebe  Steigung  bed  beffern  9ett)tt§tfetn9 
unmögti^;  c«  gö6c  feine  Ingcnb  unb  fem  Irauerf<)icl.  (2».  736.) 
(Ueber  bie  9;ot^  atd  bie  SRutter  ber  Jtünfte  f.  Stationen.) 

3)  (Eigent^ümti^feit  ber  aud  ber  3loif)  in  ben  3Bo(U 
fianb  ®e(angten. 

SRan  mirb  in  ber  SRegel  finben,  bag  ÜDiejenigen,  mel^e  fc^on  mit 
ber  eigentlichen  92ot^  unb  bem  SRangel  §anbgemein  gemefen  ftnb,  biefe 
ungleid^  mentger  fUrd^ten  unb  ba^er  }ur  Serfc^menbung  geneigter  finb, 
ol9  *S>xt,  meiere  fol^e  nur  ))om  $örenfagen  fennen.  ^u  ben  (Srjlem 
ge^ör^  '&tit,  bie  burc^  ©lüddföUe  irgenb  einer  Wct,  ober  bun^  iu 
fonbere  S£a(ente  }iettilid^  fc^neQ  a\i9  ber  Sfrmut^  in  ben  SBo^anb 
gelangt  ftnb;  bie  9nbern  hingegen  fmb  2)ie,  meiere  im  SBo^tflanb  ge* 
boren  unb  geblieben  ftnb.   {%  l,  368.    Sergl.  Srmut^.) 

It0tl)lüge9  f.  Süge. 

ltotl)mfnMg.  tt0tl)men2itghnt. 

1)  Urfprung  unb  alleinige  iBebeutung  bed  33egriff0 
ber  9?ot^iöenbigfeit.  (®.  unter  ®runb:  Die  bierfod)c 
9?ot§tt)enbigfeit.) 

2)  2)ie  Dier  Slrten  ber  9?ot^menbigfeit.  (@.  unter  ®runb: 
SHe  oierfac^e  Stot^menbigfeit.) 

3)  3)ic  SRot^menbigfcit  alte«  ©efd^e^en«.  (®.  ®e- 
f^el^cn.) 

4)  93er(|ältni§  bed  97ot^menbigen  ^um  2BirIti(^en  unb 
aRöglic^en.  (®.  unter  SRöglic^feit:  SufammenfaDcn 
unb  Sludeinanbertreten  bed  SRöglit^en,  993irf(i(^en  unb  97otV 
menbigen.) 

5)  ®egenfa$  jmifd^en  bem  9tot^n>enbigen  unb  3"' 
fülHgen.   (®.  3ufaII.) 

6)  ®egenfa|}  jmifc^en  S^'^i^eit  unb  9}ot^toenbigtett 
unb  Serbinbung  ber  t^rei^eit  mit  ber  Ütot^menbig« 
feit.   (@.  i$rei§eit  unb  SDetermini^mud.) 

7)  Äritif  be«  Scgriffö  ber  abfoluten  iWot^menbig' 
feit. 

3)a  9?ot^loenbigfeit  feinen  anberu  magren  unb  beutlic^en  ®itin 
I|at,  ald  ben  ber  Unau9bIeibU<^feit  ber  Sotge,  menn  ber  @runb  gefe(t 


j 


Nouc    —    Nanc  stans  183 

ißi  fo  iß  je^e  Stot^koenbiglett  bebingt,  abfolute,  b.  1^.  unbebütgte  9Iot^* 
tuenbigfett  aI[o  eine  contradictio  in  adjecto.  SEBiQ  man  bad  abfolut 
9{ot^U)cnbige  befimren  aU  2)a9,  „toa^  ntd^t  ntc^t  fein  fann'';  fo  giebt 
man  eine  bloge  SBorterHürung  nnb  flüchtet  Hii,  um  bie  ©oc^erftttrung 
ju  Dermciben,  ^inter  einen  t^ö^fi  abfh-acten  begriff,  Don  too  man  je» 
hüdf  fogletc^  fieraudjutreiben  ifl  bur^  bie  S^age,  toie  t9  benn  mögHc^, 
ober  nur  benfbar  fei,  bag  irgenb  etmaö  ni^t  nic^t  fein  fönne,  ba  [a  bo(| 
alled  (Sein  btod  empirifc^  gegeben  ifi?  S)a  ergiebt  ftc^  benn,  bag  eö 
nur  infofern  mSgtid^  fei,  aü  irgenb  ein  ®runb  gefegt  ober  Dor^anben 
i|l,  avi9  bem  ed  folgt.  S)er  bei  ben  "iß^ilofop^afiern  beliebte  Segriff 
bom  „abfolut  not^irenbigen  SEßefen"  enthält  alfo  einen  Sßiberfprud^ : 
burc^  bad  ^räbicat  „abf  oluf'  (b.  ^.  „Don  nic^td  Snberm  ab^ängig'O 
^ebt  er  bie  Seflimmung  auf,  burd^  toelc^e  allein  ha9  „9}otl^h)enbige'' 
benfbar  ifl  unb  einen  ©inn  ^at.    (®.  153  fg.    ?.  I,  199.    (5.  7.) 

S)er  Dorfantifd^e  2)ogmati9mtt9  Uberfa^  bie  9ielatit>ität  aller  9?otl^» 
»enbigfeit  unb  ntad^te  babur^  bie  gan)  unbenfbare  ^iction  Don  einem 
abfolut  97otl^n)enbigen,  b.  ^.  Don  einem  @tmad,  beffen  3)afein  fo 
unaudb(eib(i^  toäre,  n>ie  bie  golge  aud  bem  ©runbe,  ba9  aber  bo^ 
m(^t  Bfolfls  ^tud  ^in^nt  ®runbe  n>äre  unb  ba^er  Don  nic^td  ab^ienge; 
tt)e(c^er  8eifa^  aber  eine  abfurbe  Petition  ifi,  »eil  fie  bem  ®a^  Dom 
®runbe  toiberfheitet.  Son  biefer  Station  nun  audge^enb  erftärte  man, 
her  SEBa^r^eit  biametral  entgegen,  gerabe  Hüt9,  toa9  burd^  einen  ©runb 
gefegt  ifi,  für  bad  3uf^II<6^  ittbem  man  nämli^  auf  bad  9?e(attDe 
fetner  9?ot^n)enbigIeit  fa^  unb  biefe  Dergli^  mit  jener  ganj  an^  ber 
Sttft  gegriffenen,  in  i^rem  Segriff  flc^  ttiberfprec^enbcn  9?ot§lDenbigfeit* 
(355.  I,  552.  Sergl.  unter  ®ott:  a)ie  »ewcife  für  ba«  ©ofein 
®otte«.) 

1)  Unterf^ieb  jtoif(^en  vou^  unb  ^ux^Q* 

Nou;  (mens)  ifi  ber  dnteQect  im  ®egenfa^  }um  SEßiOen  (animus); 
^uxK]  (anima)  i{|  ba«  Seben  felbfi,  ber  Stt^em.  3)te  ©ried^en  fc^einen 
unter  ^^x^l  urfprünglic^  bie  $!eben«Iraft  Derfianben  }u  ^aben,  ba«  be« 
lebenbe  $rinci));  mobei  fogleic^  bie  Sl^nbung  aufj^ieg,  bag  e«  ein 
9Reta))^9fifd^e«  fein  muffe.   (9B.  U,  269.) 

2)  3)er  vouc  be«- Hna^agora«. 

Snafagora«  ifi,  ba  er  jum  (Srfien  unb  Urfprünglid^eit,  tooDon  SOe« 
au«ge§t,  einen  vouc,  eine  dnteQigen},  ein  SorfieQenbe«  annahm  unb 
al«  ber  Srfie  gilt,  ber  eine  folc^e  Unfic^t  aufgefieOt  ^at,  ber  birecte 
flntipobe  Sd^open^auer«,  bei  bem  ber  erlenntniglofe  aßtde  e«  ifi,  ber 
bie  Realität  ber  3)inge  begrünbet,  bereu  (SnüDidHung  fc^on  fel^r  toeit 
gebieten  fein  mu§,  e^e  e«  }ur  anteiligen}  fommt,  fo  bag  bei  ®dfopm» 
^auer  ba«  3)ettfen  al«  ba«  aOerle^te  auftritt.   (9B.  ü,  305.) 

Nttne  Staus,  f.  (Etoigleit  unb  ®egen»art. 


184  Obicct 


1)  Scbingt^cit  beö  Dbjcct«  burd^  ba«  ©ubject. 

SQIed  Object  tfl  mit  bem  SSebtngtfetn  burd|  baiS  ©ubiect  behaftet 
unb  ifl  nur  für  bad  ©ubject  ba,  ifi  ^orfleKung  bed  (SubjecU.  6« 
ift  ba^er  falfc^,  bon  einem  Dbjiect  }u  reben,  mli^t^  ber  SorfieQung 
3um  ©runbe  läge;  benn  Dbjiect  unb  SBorfteHung  finb  ntdjt  unter« 
f (Rieben;  fonbern  ftnb  @ined  unb  bad  (Selbe,  ba  aDed  Object  immer 
unb  etoig  ein  (&ub|cct  t)oraudfe^t  unb  ba^er  bod)  SSorfleÜung  bleibt. 
2)Qd  Objectfetn  gehört  ^ur  aügemeinflen  t$orm  ber  SorftcOung,  mlöft 
eben  baö  S^'^fßö^"  i"  Object  unb  ©ubject  ift.  Die  SBclt  alö  8or* 
fieünng  §at  gmei  nicfentli^e,  not^tvenbige  unb  untrennbare  $ä(ften, 
Object  unb  @ubject.  3ebe  biefer  beiben  ^älften  f)at  nur  bur(^ 
unb  für  bie  anbere  99ebeutung  unb  j£)ofein,  ifl  mit  t§r  ba  unb  m« 
fc^minbet  mit  t^r.  ®ie  begränjen  ftc^  unmittelbar;  lt)o  bad  Sbject 
anfängt,  l^ört  ba«  ©ubicct  auf.  (SQB.  I,  3—6.  16  fg.  114;  II,  6-8. 
12.   ®.  27.  32  fg.) 

(Sd  tft  eine  p^ilofop^ifc^e  ©runbtoal^rl^cit,  bag  aUc9  Dbject,  foloo^l 
materiell,  feinem  objectiüen  S)afein  überhaupt,  als  formell,  ber 
afrt  unb  SBcife  biefeö  3)afeinö  na^,  burc^  bo§  erfenncnbe  ©ubjcct 
bur^meg  bebtngt,  mithin  Möge  (Srfc^einung,  nic^t  ÜDing  an  [lij  ifl» 
(SB.  II,  9.  196.)  SBic  mit  bem  ©ubject  fofort  oud^  bo«  Dbject  gefefet 
tft  (ba  fogar  bad  2Bort  fonft  o^ne  93ebeutung  i{l)  unb  auf  gleicht 
Seife  mit  bem  Object  ba«  Subjcct,  unb  alfo  ©ubjectfein  gerabe  fo 
t)iel  bebeutet,  aU  ein  Object  l^aben,  unb  Objectfein  fo  Dtet,  aU  üom 
©ubject  erfannt  »erben;  genau  eben  fo  i^  aud)  mit  einem  anf 
irgenb  eine  Seife  befiimmten  Dbject  fofort  anii  ba«  ©ubject 
at«  auf  eben  folc^e  Seife  erlennenb  gefegt.  3nfofern  ifl  ed 
einerlei,  ob  tc^  fage:  S)ie  Dbjecte  ^aben  folc^e  unb  folc^e  t^nen  an- 
^ängenbe  unb  eigent^ümlid^e  ^eftimmungen ;  ober:  S)a«  ©ubject  er« 
fennt  auf  fold^c  unb  fol^e  Seife;  einerlei,  ob  ic^  fage:  3)ie  OBjectc 
flnb  in  folc^e  ftlaffen  ju  t^cilen;  ober:  Dem  ©ubject  pnb  fol(^e  unter* 
fdjiebene  Srlenntniglräfte  eigen.  (®.  142.)  Serauben  mir  ha9  @u6« 
jcct  aOer  nähern  ^eflimmungen  unb  formen  feine«  Srfennen«;  fo 
Derfd^totnben  au(^  am  Dbject  aUe  (Sigenfc^aften ,  unb  nic^t«  bleibt 
übrig,  al«  bie  äßaterie  o^ne  t^orm  unb  Dualität,  meiere  in 
ber  Srfa^rung  fo  loenig  oorlommen  !ann,  mie  ba«  ©ubject  o^neS^r- 
men  feine«  grFennen«.    (S.  II,  17.) 

2)  ©int^eilung  ber  Dbjectc. 

SDie  gefammte  Seit  ber  Dbjecte  ober  Seit  ol«  SJorfleDung  jerfättt 
in  }n>et  $au))tllaffen : 


Obicctbotioit  185 

1.  3)te  betn  @a$  bom  ®tvaAt  unterworfenen  £)6)ecte^  bie  Oiiecfe 
ber  (Srfa^ntttg  nnb  Stffenfc^aft   (9ß.  Iftt9  Snc^.} 

2.  ÜDie  bent  @a$  Dom  ®runbe  nt(j^t  untenoorfenen  Objecte,  bie 
$(atottif(^en  Oboen,  bad  Obicct  ber  jhinfl.    (3B.  3ted  Su(^.) 

3)ie  erße  filaffe  jerfäHt  »teber  in  bier  untergeorbnete  Stoffen. 

Ueber  biefe  bier  Stoffen  ber  bem  ®a$  bom  ®runbe  untenoorfenen 
Obiecte  f.  unter  ®runb:  2)te  bier  ©efialten  bed  @Q(ed  bom  }u« 
reic^enben  ©runbe.  —  Ueber  bie  bom  (Sali  bom  @runbe  unabhängigen 
Dbjecte,  bie  Obeen,  f.  3bee  nnb  Sunft. 

3)  Siealität  ber  obicctibcn  fflelt.    (©.  «ugentoelt.) 

4)  Salfd^e  (Stellung  bed  üDogmatidmud  unb  ©fepti« 
cidmud  3um  Dbiect. 

2)er  tealifiifc^e  2)ogmattdmud,  bie  SorfteOung  al9  SBirtung  bed 
Ob|ectd  betrac^tenb,  trennt  biefe  beibcn,  SorfteDung  unb  Dbject,  bie 
eben  @ined  ftnb  unb  nimmt  eine  bon  ber  SorfteDung  ganj  berfc^iebenc 
Urfod^e  an,  ein  Dbject  an  fit^,  unabhängig  t)om  ©ubject,  eth>ad  böQig 
Unbenlbare^.  d^m  fieUt  ber  @feptici^mud,  unter  ber  felben  fatfc^en 
SorauiSfe^ung,  entgegen,  bog  man  in  ber  ^ovfteOung  immer  nur  bie 
Sßirtung  l^abe,  nie  bie  Urfac^e,  alfo  nie  ba9  @ein,  immer  nur  bad 
3Birfen  ber  Objecte  Tenne,  btefed  aber  mit  jenem  oieOeid^t  gar  feine 
9e^nli(^(eit  ^aben  möchte,  ja  h)o^l  gar  überhaupt  gau}  fälfc^Iid^  an» 
genommen  h)tirbc,  ba  ha9  ®efe^  ber  (Sanfatitdt  erfi  aud  ber  Svfa^rung 
angenommen  fei,  beren  9!calitöt  nun  toieber  barauf  berufen  foQ.  — 
«hierauf  nun  gehört  93ciben  bie  Sele^nmg,  erfiüd),  bag  Dbject  unb 
^orfteliung  bad  ®elbe  finb,  bann  bag  bad  ©ein  ber  anfc^outic^en 
Dbjecte  thtn  i^r  3Birfen  ifJ.  Die  gorbcnmg  eine«  ©ein«  bc«  toirf- 
Iicf)en  SDinged  (angefc^auten  Objecto)  berfc^ieben  bou  feinem  Sßirfen 
^at  gar  feinen  ®inn  unb  ift  ein  3Biberf))ru(^.  !£)ie  (Erfenntnig  ber 
SBirfung^art  eined  angefc^auten  Cbjectd  erfc^öpft  ba^er  t9  felbfl,  fofern 
ed  Object,  b.  ^.  SJorfieQung  ift,  ba  augerbem  für  bie  (Srfcnntnig  nid^td 
an  i^m  übrig  bleibt/  (28.  I,  16.) 

5)  S)ad  unmittelbare  JObject.  (@.  Seib.) 

Cbjtctitiation. 

1)  9Bad  unter  lObjectibation  ixx  berfie^en  ifi. 

Unter  Objiectibation  ifl  ha9  ©id^barfieOen  be«  X)inged  m  fi(^,  b.  i. 
ht9  SEBiUend,  tu  ber  realen  5ii)rperioett,  b.  ff,  a\9  SDbj[ect,  aU  an« 
f^aulic^e  »orfteBung,  ju  berfle^en.  (ffi.  II,  277.)  ÜDer  SBiOe  ob- 
jectibirt  fic^  im  Drganidmud,  b.  ff.  toa^  im  ©elbflben)ugtfein,  alfo 
fubjectib,  ber  äSiQe  if!,  bad  fieUft  ft^  im  Sebjugtfein  anberer  ^inge, 
alfo  objectib,  a{9  ber  gefammte  Drganidmud  bar.  (S.  II,  277.) 
S)ie  Stetion  bed  Seibed  ifl  nic^td  Knbered,  aM  ber  objectibtrte,  b.  ff. 
in  bie  Vnf^auung  getretene  Set  M  äBiOend.  !Cer  gaitje  Seib  ift  nic^td 


186  OMectttottöt 

Snbered^  atö  ber  obtectiDtrte,  b.  1^.  jur  SorfieDung  geworbene  Stile, 
ober  bte  Dbjectität  beö  SBittcn«.   (SB.  I,  119  fg.) 

2)  Unterfd^ieb  jioifc^en  ber  unmittelbaren  unb  mittet« 
baren  Dbjectiöation.  (©.  unter  ©rft^cinung:  Untere 
fc^ieb  2n)i[(^en  ber  unmittelbaren  unb  mittelbaren  (Srfc^einung.) 

3)  Die  ®rabc  ber  Dbjcctiöation. 

2)ie  Obiectiüation  ober  ©ic^tbartett  be^  SBiOend  ^at,  obnio^t  er  an 
fi^  fetbft  einer  unb  unt heilbar  ift,  ®rabe.  Sin  ^b^erer  ®rob  ijt 
in  ber  ^flanjc,  al3  im  ©teine;  im  Zf^itxt  ein  ^ö^ever,  al«  in  ber 
^flouje;  ja,  fein  ©eröortrcten  in  bic  ©id^tbarfcit,  feine  Dbiectiöation, 
^at  fo  unenblid)c  Stbfhifungen ,  toit  ito\\iim  ber  f(^mä(^fien  !£)änimc' 
rung  unb  bem  ^eOften  (Sonnenlicht,  bem  {lärtften  jfon  unb  bem  (eifeflen 
9?ad^!tange  flnb.  (SB.  I,  152.  lieber  bic  Obecn  at«  fefte  Objecti- 
öationöjiufen  f.  3b ec.) 

«Dbiectimtitt. 

1)  Objcctibität  be«  ®enie*ö.   (®.  ®enie.) 

2)  @rabe  ber  ObjecttDitöt  in  ben  üerfc^iebenen  2)i(^« 
tungdarten.   (@*  S)ramo,  Qpod,  S^rtl.) 

3)  au«gejci(^nctc  Dbjectibität  §omer?  unb  ®öt^e?. 

!2!)ag  beim  $omer  bte  S)inge  immer  folc^e  $räbicate  ermatten,  bie 
i^ncn  überhaupt  unb  fd^Ic^t^in  jufommen,  ni(^t  aber  fold^e,  bie  ju 
l)tm,  toa^  eben  borgest,  in  ^ejie^ung  ober  Analogie  fte§en,  baß  }.  d. 
bie  8[^äer  immer  bie  »o^Ibefclienten,  bie  (Srbe  immer  bie  (ebennä^* 
renbe,  ber  $)immet  ber  meite,  baö  5D?eer  baö  ttjeinbuuHc  ^eißt,  bie«  ift 
ein  3^8  ^^^  i^  $omer  {id|  fo  einzig  audfprec^enben  Dbjectiüitöt. 
@r  läßt,  eben  niie  bie  92atur  fetbft,  bie  ®egenftänbe  unangetafiet  t)on 
ben  menfd)Ud^en  äJorgängen  unb  Stimmungen. 

Unter  ben  ©id^tern  unferer  3"t  tjl  ®bt§c  bwr  objectiöfle,  ffl^ron 
ber  fubjcctiöfte.  S)iefer  rebet  immer  nur  üon  flc^  felbp,  unb  fogar  in 
ben  objectiüflen  !£)i(^tungdarten,  bem'S)rama  unb  Spod,  f^Hbert  er 
im  ©elben  fic^.  CP.  H,  477.)  ®öt§e«  SErieb  toar,  «tteö  rein  o6- 
jectit)  auf}ufaffen  unb  koieberjugeben.  Sber  gerabe  bte  erßaunli(^e 
Objectiüität  fetned  ®etftcd,  »elc^e  feinen  ÜDt^tungen  überall  ben  @tein' 
pel  bed  ®enie9  anfbrücft,  ftanb  i§m  in  ber  Farbenlehre  im  SBege,  too 
e«  galt,  auf  ba8  ©ubject,  ^ter  baö  fe^cnbe  Äuge  fclbf!,  gurüdfju» 
geben,    ("iß.  n,  193.) 

4)  @(^h>ä(^e  ber  SBeiber  im  fünfte  ber  Dbiectioitüt. 
(®.  aaSeibcr.) 

5)  £)biectit)ttöt  aU  Sebingung  ber  @elb{}er!enntnt§. 
(©.  ©elbficrlenntnig.) 


Obfotraittietnud    -—    Offenbarung  187 

Cbfciitanti$mu$. 

1)  Unöerjci^lic^fcit  bc^  Obfcuranti«mu«. 

Dbfcurantidmud  iß  eine  ©ünbe,  oieHeit^t  nid^t  9egen  ben  ^eiligen, 
bod)  gegen  ben  menfc^Itc^en  ©eift,  bie  man  ba^et  nie  t)er3ei^en,  fon* 
bern  S)em,  ber  ft^  i^ver  [c^ntbig  gemalt,  Died  nnberfö^nlic^,  ftetd 
unb  überall  nad)tragen  nnb  bei  jeber  (Gelegenheit  i^m  Serac^tung  be* 
jeugen  fotl,  fo  lange  er  lebt,  [a,  no6)  nad)  bem  Üobe.  (SB.  U,  600.) 

2)  ®ötf)te  %eugerung  über  ben  £)bfcuranti9mu9. 

„Der  eigentlid^e  Dbfcuranti^mud",  fagt  ®'6tf^c,  „x\t  nidjt,  bag  man 
bie  Ausbreitung  bed  SBa^ren,  filaren,  S^ü^Iic^en  ^inbcrt,  fonbem  baß 
man  baS  i^alf^e  in  SourS  bringt",  tnomit  SoItaireS  2Bort  überein^ 
flimntt:  „La  faveur  prodiguee  aux  mauvais  ouvrages  est  aussi 
contraire  aux  progres  de  Tesprit  que  le  dechainement  contre  les 
bons."   (C.  Sorr.  XXXII.) 

Cffenbatung. 

1)  ftritil   bed  ®(aubend   an   übernatürli^e  Offen» 
barnng. 

Der  ifl  nur  no^  ein  gro§ed  ftinb,  meld^er  im  @rnfl  beulen  Tann, 
bag  iemald  SBefen,  bie  feine  Stenfc^en  maren,  unferm  ©efc^Iec^t  Huf« 
fd^Iü^e  über  [ein  unb  ber  9Be(t  Dafein  unb  ^md  gegeben  Ratten.  Qrd 
giebt  feine  anbere  Offenbarung,  att  bie  ©ebanfen  ber  SBeifen.  3n^ 
fofem  i|l  eS  atfo  einerlei,  ob  (Siner  im  Serlag  auf  eigene,  ober  auf 
frembe  ®ebanfen,  (ebt  unb  ftirbt;  benn  immer  finb  ed  nur  menfc^(id)e 
@ebanfen,  benen  er  oertraut  unb  menf^Uc^ed  Sebünfen.  deboc^  ^aben 
bie  SDienf^en  in  ber  9{ege(  bie  ©(^toäc^e,  lieber  ffnbern,  toelc^e  über« 
natürliche  OueQen  t)orgeben,  aU  i^rem  eigenen  Jtopfe  ju  trauen,  ^a^tn 
mir  nun  aber  bie  fo  überaud  gvoge  inteSectuene  Ungleichheit  }toif^en 
9)?enfc^  unb  SRenfc^  inS  Sluge;  fo  fönnten  aDenfaQd  »o^I  bie  ®e« 
bauten  M  Sinen  bem  Vnbern  gemiffermagen  aU  Offenbarungen  gelten. 
i%  II,  387.) 

2)  lieber  ben  ©egenfa^  s^ifc^en  Sernunft  unb  Offen* 
barung. 

Sei  ben  c^rifllt^en  $^i(ofo))^en  erhielt  ber  93egriff  ber  93ernunft 
eine  ganj  frembartige  9?ebenbebeutung  bur^  ben  (Segcnfa^  }ur  Offen^ 
barung,  unb  ^ieuon  audge^enb  behaupten  bann  Siele  mit  SRed)t,  bag 
bie  (Srfenntnig  ber  Serpflic^tung  3ur  2!ugenb  aud^  aud  bloger  83er* 
nunft,  b.  ^.  auc^  o^ne  Offenbarung,  mögttd^  fei.  @ogar  auf  ffantd 
Dorfleaung  unb  äBortgebrauc^  ^at  biefe  dtüdfic^t  (Sinflug  gehabt. 
AOein  iener  ©egenfa^  ijl  eigent(icf|  bon  pofittber,  ^iflorifc^er  Sebeutung 
unb  ba^er  ein  ber  ^^ilofop^ie  frembe^  (SIement,  Don  »eitlem  fie  frei 
gehalten  toerben  mug.   (9EB.  I,  618.) 


188  C^tttttad^t    —    Oitiologie 

3)  S)ad  SrSttternbe  bed  8orge6end  ber  Offenbarung. 

Unter  bem  knieten  garten  unb  Setfagendtoert^en  M  9Renf(^euIooicd 
ifi  feinet  bor  geringflen  biefed,  bag  n>it  ha  futb,  o^ne  )u  kotffen,  tso* 
^er,  kDO^tn  unb  no^u.  2Ber  aber  Dom  @efü^l  biefeö  Uebeld  ergriffen 
itnb  burd^brungen  i%  toirb  faum  um^iit  fönnen,  einige  Erbitterung  )u 
Dcrfpüren  gegen  S>ieienigen,  toetc^e  vorgeben,  ©pecialna^ric^ten  barü^er 
3u  ^aben,  bie  \i^  unter  bem  3lamzn  toon  Offenbarungen  und  mitt^eilen 
luotten.    (?.  II,  423.) 

«Dl)nmad)t. 

3Sa9  bad  Sc^ainben  bed  Semußtfeind  fei,  fann  deber  einigermogen 
m9  bem  (Stnf(^Iafen  beurt^eilen;  no^  beffer  aber  fennt  t9,  »er  je  eine 
tual^re  £)^nmad^t  gehabt  ^at,  aM  bei  »eld^er  ber  Uebergang  ni(^t  [o 
afluiölig,  Mod)  hnxij  Zx^nmt  vermittelt  ifl,  fonbem  ^uerfl  bie  ©e^fraft 
woij  bei  ooQcm  Setougtfein  fc^toinbet,  unb  bann  unmittelbar  bie  tieffie 
^etvugtloftgttit  eintritt;  bie  @mpfinbung  babei,  fo  »eit  fte  ge^t,  ifi 
nid)ti^  loeniger  atd  unangenehm,  unb  o^ne  3^^if^I  ^f^^  ^^^  ^^  ®4^^( 
ber  Araber,  fo  bie  Dl^nmac^t  ber  3^t(^in8^''^^^^  ^^^  Zobed.  (933. 
11,  533  fg.) 

Cmina.    1^3.  unter  Aberglaube:  Sbergtaube,  bem  toa^rer  ©lanbe 
jum  OVunbe  liegt.) 

Cnanic. 

1)  v^(^to)S(^enbe  Sßtrfuug  ber  Dnanie. 

£>nanie  unb  über^auftt  jebe,  o^ne  ©ntoirfung  be«  noturgcmöfecn 
^«i^e^^  Don  aufeeu,  bur^  btoße  ^^antafie  entfle^enbe  Äufreijung  b« 
l^euitalicu  i|l  Diel  fc^ioäc^enbcr,  al«  bie  wirHi(^e  natürliche  Sefriebigung 
bc«  OVfd)lc(i^t«tricbcö.    (g.  64.) 

2)  3)ie  S3e(ömpfung  ber  Onanie  gehört  nii^t  forao^l 
in  bie  9RoraI,  aU  in  bie  3)tfttettf. 

^ie  Onanie  ift  ^auptföc^Iit^  ein  Safhr  ber  Ainb^eit,  unb  fte  )u 
betämpfen  tft  Dielme^r  €a^e  ber  3)tätetif,  ald  ber  Ct^if;  ba^er  eben 
ou^  bie  Sucher  gegen  fte  Don  3ßebicinent  (mic  jliffot  u.  %)  oerfagt 
fmb,  nid^t  Don  3RoraIiflen.  SBenn,  nadjbem  3)iätettl  unb  ^W^m 
bad  d^rige  in  biefer  @a(f|e  get^an  unb  mit  unabtoeidbaren  @ränben 
fte  niebergefc^mettert  l^aben,  je^t  uoc^  bie  3RoraI  fte  in  bie  ^anb  net' 
men  mü,  finbet  fte  fo  fe^r  fc^on  get(|ane  «rbeit,  baß  i^r  wenig  nbrij 
bleibt.  (6.  128.) 
Cnetromantik,  f.  STraumbeutung. 

Cnto  loste. 

Die  philoBophia  prima,  b.  i.  bie  Unterfu^ung  beö  Grfenntm§wr» 
mögen«,  welche  in  bie  SJetrac^tung  ber  primören,  b,  i.  anfdjonli^w 
SorflcHungen  (3)ianoiologie)  unb  in  bie  Betrachtung  ber  fecunbfire«, 
b.  i.  abPractcn  «orftcttungcu  (Sogi!)  ^erfättt,  —  biefer  aDgemeine 
SE^eil  ber  'iß^ilofop^ie,  mit  welchem  jebe  ^^itofop^ie  onju^eben  ffli,  ^' 


Oittologifc^er  öenjci«    —    fOptx  189 

greift  ober  t)ie(me§r  öcrtritt  ^a9,  toa9  man  früher  Dntoloflie  nannte 
itnb  aU  bie  Szffxt  Don  ben  ollgemeinpen  unb  mefentlic^en  Sigenfc^aften 
ber  Dinge  üOer^oupt  unb  alö  folc^er  aufflcHte,  inbem  mon  für  Sigcn«» 
fi^often  ber  S)inge  an  flc^  fclbp  ^ielt,  nja«  nur  in  golge  bcr  gönn  unb 
9?atnr  nnfcr«  SorPcflungöocrniögcnö  i^ncn  jnfommt,  inbem  biefcr  gemäß 
alle  burd^  baffclbe  ouf^ufaffenbc  SBefen  fic^  barfieHen  muffen,  bemjufolgc 
fie  al^bann  gewijfe,  i^nen  allen  gcmeinfame  Gigenfc^aftcn  an  fid^  tra* 
gen.  S)ied  ifi  bem  ju  Dergleichen,  bag  man  bie  t^arbe  eincd  ®Iafe9 
ben  babur(^  gefe^enen  ©egcnpönben  beilegt.   (^.  II,  19.) 

Die  Sritif  ber  reinen  Sernnnft  ^at  bie  Dntologie  in  Dianoiologie 
öerttjanbelt.   (?.  I,  89.) 

Ontoiogifdjet  ßtmx^^  beiS  Dafeind  ©otted.   (®.  unter  ®ott:  Die 
Setoeifc  für  ba«  Dafcin  ®otte«.) 

Cprr. 

1)  *cr^ältni§  ber  SWufif  in  ber  Dper  jum  Je^t. 

Die  lonfunji  jcigt  am  Opernte^t  i^re  SKa^t  unb  ^ö^crc  Scfä^i» 
gung,  inbem  fte  über  bie  in  ben  ä&orten  au^gebrüdte  Smp^nbung  ober 
bie  in  ber  Dper  bargcfteKte  ^anblung  bie  ticfflcn,  letzten,  ge^eimften 
Huffc^lüffe  giebt,  bad.  eigentlid)e  unb  toa^re  SBefen  berfelben  au^fpric^t 
unb  und  bie  tnnerfle  @eete  ber  Vorgänge  unb  Gegebenheiten  lennen 
le^rt,  bereu  btoge  ^üQe  unb  ?eib  bie  Gü^ne  barbietet,  ^inftd^tlic^ 
bicfeö  Uebergctt)i^tö  bcr  ÜBupf,  rtie  awi^  fofern  fie  jnm  ?:e^-t  unb  jur 
^anbtung  im  Ser^ältnig  bed  Slllgemeineu  3um  Sin^elnen,  ber  Siegel 
3um  Seifpiele  fle^t,  mö^te  ed  uieOeic^t  paffenber  fdjeinen,  bag  ber 
£e^  jur  9)?ufif  gebtc^tet  toürbe,  aU  baß  man  bie  Tlixfxt  jum  Se^te 
lomponirt.  dnjtDifdien  leiten,  bei  ber  übti^en  ÜRet^obe,  bie  SBorte 
unb  {)anblungen  bed  Üe^te^  ben  5it^mponiPen  auf  bie  i^nen  jum  ©runbe 
liegenben  Sffectioneu  bed  SSJiUend  unb  rufen  in  i^m  felbfl  bie  aud» 
)ubrü(!enben  Smpfinbungen  ^crDor,  n>ir!en  mithin  al^  Anregungsmittel 
feiner  mufifalifdjen  ^J^antafie.   (SB.  n,  511.) 

Die  SRuftl  einer  £)per,  toie  bie  Partitur  fie  barfteQt,  ^at  eine  DöOig 
unabhängige,  gefonberte,  gleic^f am  abftractc  S^'iftenj  für  [xij,  melc^er 
bie  ^ergttnge  unb  $erfoncn  be«  ©tüd«  fremb  fmb,  unb  bie  il)re 
eigenen  unmanbelbaren  SRegeln  befolgt;  bal}er  fie  auc^  ol)ne  ben  Ü^e^t 
Dollfommen  iDirffam  ift.  Diefe  SRuftf  aber,  ba  )lc  nüt  9lU(!fic^t  auf 
batS  Drama  fomponirt  n)urbe,  ift  gleic^fam  bie  ®eele  beffelben,  inbem 
pc,  in  i^rer  Scrbinbung  mit  ben  SSorgängcn,  ^crfonen  unb  SBorten, 
jum  änöbrud  ber  inncrn  Söebentung  unb  ber  auf  biefer  bernl)cjiben, 
legten  unb  geheimen  ^^ot^menbigfeit  aOcr  jener  93orgängc  mirb.  Dabei 
jeboc^  ^eigt  in  ber  Dper  bie  ^uftf  i^re  heterogene  iRatur  unb  ^5^erc 
äBefen^eit  burd)  iljre  gänjlic^e  -Subifferen}  gegen  aUed  ÜRateriellc  ber 
{Vorgänge,  in  tjolge  nielc^er  fie  ben  Sturm  ber  i^eibenfc^aften  unb  baS 
$at^oS  ber  Smppnbungen  überall  auf  gleid^e  SBeife  anöbrücft  unb  mit 
bcm  felben  ^omp  t^rer  T6nt  begleitet,  mag  2lgamemnon  unb  ^ifiÜ, 
ober  bcr  3>Dip  einer  Sürgerfamilie,  ba«  ÜWaterieDe  be«  ©tücf«  liefern. 


190  O^Jfer 

S)enn  für  fie  ftnb  blod  bie  Setbeufd^afteu,  bie  äBiOendbetoegungen  toor- 
^Qnbcn;  pe  affimifirt  ftc^  nie  bem  Stoffe,   (SB.  U,  512.) 

2)  Äritif  bcr  großen  Oper. 

S)te  groge  Oper  ifl  eigentlich  fein  (Erjeugnig  bed  reinen  ^nfi« 
ftnned;  melnie^r  bed  etioad  barbarifc^en  begriff d  t)ou  (Sr^ö^ung  be9 
äfi^etif^en  ©cnuffed  mittelft  Sln^äufung  ber  ÜRittel,  ©tei^ieitigfcit 
ganj  t)erf(^iebcnartiger  (Sinbrüde  uub  Serfiärfung  ber  SBirlung  burc^ 
Serme^rung  ber  mirfenben  äRaffe  unb  Jträfte;  n)ä^renb  boc^  bie  SKuftf, 
atd  bie  mtt^tigfie  aOer  fünfte,  fUr  ft(^  aOein  ben  für  fie  empfänglichen 
®ei{l  t)olIfommen  aud}ufüOen  t)ermQg;  ya,  i^re  ^bc^fien  ^robuctionen, 
um  gehörig  aufgefaßt  unb  genoffen  }u  merben,  ben  ganjen,  unget^eilten 
unb  unjerftreuten  ®eifl  »erlangen,  bamit  er  fit^  i^nen  Eingebe  unb  ft(^ 
in  fte  t)erfenfe,^um  i^re  fo  uiiglaublit^  innige  @prad^e  gan)  }u  Der{lel|en. 
3)ur^  ha9  bunte  ©erränge  ber  großen  Oper  koirb  bem  (Erreichen  bell 
mufifalif^en  ^auptjtoeded  gerabe  entgegengearbeitet.  ($.  II,  465  fg.) 

Streng  genommen  !5nnte  man  bie  £)pcr  eine  uumuftfalifc^e  Srfin' 
bung  ju  ®unflen  unmufitalifc^cr  ®eißer  nennen.  Oa,  man  fann  fagen, 
bie  Dper  fei  ju  einem  SBerberb  ber  5Kufif  geworben.  ($.  II,  466  fg.j 

3)  »orjug  ber  SWeffe  öor  ber  £)per.   (©.  SWeffe.) 

4)  Die  Dubertüre  ber  Dper. 

jDie  OubertUre  foQ  }ur  £)pcr  vorbereiten,  inbem  fte  ben  S^arafter 
berSRufif  unb  anö)  ben  S3ertauf  ber  Vorgänge  anfünbigt;  icbo^  botf 
3)ie9  nic^t  ^u  e^plicit  unb  beutlic^  gefc^e^en;  fonbern  nur  fo,  nie  man 
im  Xraume  ha9  ffommenbe  t)or^erfte^t.   (^.  II,  468  fg.) 

5)  3)auer  ber  Dper. 

S)ie  große  £)pcr  i{l,  inbem  fle  fc^on  bur^  i^re  breiflünbige  S)auer 
unfere  mufifalifc^e  (Smpföngti(^feit  immer  me^r  abflumpft,  toä^renb 
babei  ber  S^necfengang  einer  meiftend  fe^r  faben  ^anblung  unfere 
®ebu(b  auf  bie  $robe  ßeHt,  an  flc^  felbß,  toefentli^  unb  effentieO, 
langtoeiliger  9?atur.  SDtan  foDte  ba^er  fuc^en,  bie  Dper  me^r  }u  con« 
centriren  unb  ^u  contra^iren,  um  fie,  U)o  mbglic^,  auf  Sinen  Set  unb 
(Sine  ©tunbe  ^u  befc^rttnten.  3)ic  längfle  2)auer  einer  Oper  foOte 
^mei  ©tunben  fein,  bie  eined  S)rama9  hingegen  brei  ©tunben,  »eil  bie 
5U  biefem  erforberte  %ufmerffamfeit  unb  ®eifte9anfpannung  länger  an- 
f)'dU,  inbem  fie  und  Diel  tveniger  angreift,  ald  bie  unaudgefe^te  9?uftr, 
»el^e  am  @nbe  ju  einer  9?ert)enqual  ttjirb.   (^.  11,  468.) 

©pftt. 

Wxt  bem  Urfprung  aQed  2:^eigmud  aud  bem  äBillen,  bem  ^jen 
(oergl.  unter  ®ott:  (Sgoiflifdjer  Urfprung  bed  ®ottedglaubend)  gcnon 
Dermanbt  unb  ebenfo  aud  ber  3lai\xt  bed  ^enf(^en  ^ert>orgel^enb  ift  ber 
3)rang,  feinen  ®öttem  Opfer  }u  bringen,  um  i^e  ®unfl  ju  er 
faufen,  ober,  menn  fle  fotc^e  fc^on  betoiefen  ^aben,  bie  gortbauer  btr^ 
felben  |n  fiebern,  ober  um  Uebel  il^nen  abjufaufen.    3)ie0  ifl  ber  @imi 


0))tttni«tnu«  191 

iebed  £)))ferd  unb  eben  baburd^  ber  Urfprung  unb  bie  ©tü^e  M 
S)Qfetnd  aOer  ®6tter;  fo  bag  man  mit  Sßa^r^eit  fagen  !ann,  bie 
©Otter  lebten  Dom  £)pfer.  3)enn  eben  mii  ber  2)rang,  ben  Setftanb 
übernatürlicher  SBefen  angurufen  unb  }u  erfoufen,  bem  9Renf(^en 
natürli^  unb  feine  93efriebigung  ein  Sebürfnig  if^,  f<^<^fft  er  flc^ 
©btter.  3)o^er  bie  SKgemein^eit  M  Opfert,  in  aUcn  3€itQ(tent  unb 
bei  ben  Qllert)erf^ieben|len  S9(!em,  unb  bie  dbentität  ber  @ac^e,  beim 
grbgten  Unterfd^iebe  ber  Serl^dltniffe  unb  IBilbungöfhife.  Slod  im 
S^rtfient^um  i|l  ha9  eigentli^e  Opfer  toeggefaflen,  tt)ieh)o^I  ed  in  ©eftalt 
Don  @eetenmeffen,  Slofier»,  Jtir^en«  unb  ÄapeIIen«9auten  nod)  ha  tft. 
9m  Uebrigen  aber,  unb  jumal  bei  ben  ^roteftanten,  muß  ald  Surrogat 
be«  Opfer«  8ob,  ?rei«  unb  ®an!  bienen.     (?.  I,  129—131.) 

Cptimismit«. 

1)  Urfprung  be«  Optimidmu«. 

^te  (Srlförung  ber  S93elt  au9  einem  Hno^agorif^en  vo\>^,  b.  ^.  avi9 
einem  bon  (Srfenntnig  geleiteten  SBiOen,  verlangt  in  i^rer  9e« 
ff^bmgung  notbtoenbig  ben  Optimi^mu«,  ber  alöbann,  bem  taut 
ft^reienben  3^>^0"^6  ^^^^  ganjen  SBelt  DoQ  (Stenb  jum  2^ro^,  aufge* 
pellt  nnb  Derfodjten  toirb.    (9B.  II,  663.) 

!Z)en  eigentlichen ;  aber  Der^eimlid^ten  Urfprung  bed  Optimidmu«, 
nttmtid^  ^euc^elnbe  (S^meic^etei  gegen  ©Ott,  mit  beleibigenbem  Ser^ 
trauen  auf  i^ren  Srfolg,  (at  fc^onung^Iod,  aber  mit  fiegenber  SBa^r^eit 
3)aoib  $nme  aufgebccft  in  feiner  Natural  history  of  religion. 
(2B.  n,  665.  667.) 

2)  UnDereinbarfeit  be«  Optimidmu«  mit  ber  99e« 
fc^affen^eit  ber  98e(t. 

&  iß  eine  f^reienbe  Kbfurbitttt,  biefer  9Be[t,  biefem  £ummelp(a| 
gequSIter  nnb  gettngfiigter  SBefen,  ml6}t  nur  baburc^  befielen,  baß 
eine«  ba«  anbere  Derje^rt,  unb  in  »eic^er  mit  ber  Srfenntnt§  bie 
Sätitgteif  @c^mer)  )u  empfinben  toäc^ft,  toetc^e  ba^er  im  SRenfc^en 
i^ren  ^bd^ften  ©rab  erreicht,  —  bad  (Softem  ht9  Optimidmu«  an« 
paffen  unb  biefe  SEBelt  aU  bie  beße  unter  ben  möglichen  bemonflriren 
}tt  »oOen.  (SB.  II,  664 fg.  205.)  9Bie  fc^on  Voltaire  im  (San- 
bibe  burc^  ben  97amen  feine«  Reiben  anbeutet,  bebarf  e«  nur  ber 
flufric^tiglcit,  um  ba«  ©cgeut^eil  bc«  Optimi^mud  ^u  erfennen. 
SSStrfU^  mad^t  auf  biefem  @c^aup(aO  bei'  ©iinbe,  be«  Setben«  unb 
be«  SCobe«  ber  Optimi«mu«  eine  fo  fettfame  t$igur,  bag  man  i^n  für 
Oronie  galten  müßte,  ^ätte  man  ni^t  an  ber  Don  $ume  aufgebecften 
geheimen  OneQe  beffelben  eine  hinlängliche  (Srflärung  feine«  Urfprung«. 
(®.  U,  667.   $.  II,  326  fg.  599.) 

3)  Sßiberlegung  ber  an«  ber  ®d^0n^eit  unb  3^^^' 
mäßigfeit  ber  3BeIt  gefd^bpften  Semeife  für  ben 
Optimi«mu«. 

(Sin  Optimifl  (eigt  un«  bie  Hugen  bffnen  unb  ^ineinfe^en  in  bie 
SBelt,  mie  fie  fo  fc^bn  fei  im  @onnenfc^ein  mit  i^ren  Sergen,  X^SIem, 


192  0)»titni«niti6 

Strömen,  ^flangen,  Spieren  u.  f.  to.  —  X6et  ifi  benn  bte  Sßelt  ein 
@ucffaflen?  2^i  fe^en  finb  btefe  ÜDinge  freiließ  fc^ön;  ober  pt  )u 
fein  ift  ganj  ettvod  9nbere^.  —  S)ann  (ommt  ein  ^eleolog  unb  preifl 
und  bie  loeife  Einrichtung  ber  SBcIt.  Sber  menn  man  jn  ben  9{e* 
fu (taten  be^  gepriefenen  SEBerfed  fortf (freitet  unb  bie  fünb^aftcn  unb 
unglUdüdien,  Don  @ier  unb  Seiben  gepeinigten  Spieler  betrachtet, 
bie  auf  bev  fo  bauer^aft  gejimmerten  SBeltbii^ne  agiren,  —  ba  »irb, 
roer  nicfjt  (}enc^elt,  fc^toerlic^  ju  ^adeluia^'d  geflimint  fein.  (^.  II, 
665.  676.) 

4)  Setoeid    bed    beut    Dptimidmud    cntgegengefe^tcn 
©at^ed. 

~  "Den  ^anbgteif Ud)  fop^iflif^en  Seaeifcn  $?ei6ni^en9,  bag  biefe 
2Be(t  bie  befte  unter  ben  nti$gli^en  fei,  (ögt  fic^  ernft(td)  unb  e^rtid^ 
ber  Setoeid  entgegenfleUen,  bag  fte  bie  fd|(ed)te|le  unter  ben  möglichen 
fei.  jDenn  ntbglid^  ^eigt  ni^t,  toa9  Einer  ettoa  ftc^  Dorp^antaftren 
mag,  fonbern  toa^  mirflid}  e^^ifliren  unb  befielen  fann.  9lmi  tfl  biefe 
2BeU  fo  eingeri^tet,  toit  fte  fein  mugte,  um  mit  genauer  9?ot^  befielen 
3u  fbnnen;  iDäre  fte  aber  noc^  ein  menig  f(^(ec^ter,  fo  fönnte  fie  fc^ou 
uic^t  me^r  &efte()en.  t^olglid^  ifl  eine  f^tec^tere,  ba  fie  nic^t  befielen 
tonnte,  gar  nid^t  möglich,  fte  felbfi  a(fo  unter  ben  mögUc^en  bie 
fc^tec^tefle.  —  Die  ScrPeinerungen  ber  uufereu  Planeten  e§emalö  6e^ 
tto^nenben,  gau}  anberartigen  2:§iergefc^(e^ter  liefern  und  bie  3)ocumente 
Don  SSßelten,  beren  93ef!anb  nic^t  me^r  möglich  h)ar,  bie  mithin  noc^ 
ettoad  fdjled^ter  iDaren,  üU  bie  f(^(ec^tefte  unter  ben  möglichen. 
(ffi.  IT,  667  fg.) 

5)  @d}äb{i(^reit  bed  Dptimidmud. 

üDer  Dptiniidmud  ifl  in  ben  9IeIigionen,  tote  in  ben  $^i(ofop^ten, 
ein  Orunbirrt^itm,  ber  aHer  SOBa^r^eit  ben  S3Beg  t)ertritt.    (SQB.  II,  717.) 

SDer  £)ptimidmud  ifi  im  ©runbe  bad  unberechtigte  ©etbfllob  bed 
eigentlichen  Ur^eberd  ber  SEBelt,  bed  SBiQend  jum  $!eben,  ber  fic^ 
mo^IgefäOig  in  feinem  S93er!e  fpiegclt,  unb  bemgemäg  ifl  er  nic^t  nur 
eine  falfc^e,  fonbern  and)  eine  Derbcrblid^e  Je^re.  S)cnn  er  ftellt  und 
bad  Scben  a(d  einen  tniinfc^endtoert^en  3"!^^"^^  "^^^  ^t^  3^^^  beffetben 
\ia&  @l)id  bcd  SRenfc^en  bor.  !3!)aoon  andge^enb,  g(anbt  bann  deber 
ben  gerechten  %nfprnd)  auf  ®(itd  unb  ®enng  ju  ^aben;  n^erben  nun 
biefe,  tüie  e«  ju  gefc^e^en  pffegt,  i^m  nic^t  jn  Zijtil,  fo  glaubt  er, 
i^m  gefc^efje  Unrecht,  ja  er  Derfe^te  ben  S^^d  feined  S)afein«;  — 
tDä^renb  ed  t)icl  richtiger  ifl,  Arbeit,  Entbehrung,  9?ot^  unb  i^eiben, 
gefrönt  burc^  ben  Sob,  ai^  'ben  .^^cd  unferd  bebend  jn  betrachten, 
nieil  biefe  ed  ftttb,  bie  jur  Verneinung  bed  SBiOeitd  ^um  foben  leiten. 
(SB.  II,  669.) 

S)er  Optimidmud,  too  er  nidjt  etma  bad  gebanfen(ofe  SRcben  Solcher 
ifl,  unter  beren  platten  Stirnen  ni^td  a\9  SBorte  Verbergen,  ifl  uicfjt 
blod  eine  abfurbe,  fonbern  auc^  eine  toa^r^aft  ruc^Iofe  S)etthingd« 


Orafcl    —    Orben  193 

ort,   ein  bitterer  $o^n  über  bie  namenlofen  $!eiben  ber  SRenfd^^t* 
(SaS.  I,  385.) 

6)  (Sine  t^rage,  toel^e  ber  £)))ttnitdmud  ungeldfl  lägt. 

92a(^bem  bie  o))ttmif}if^en  (S^fleme  i^re  S)emon|lrationen  DoOenbet 
unb  i^r  Sieb  Don  ber  beflen  SBe(t  gefungen  ^aben,  fommt  jule^t,  hinten 
im  @9firm,  ald  ein  fp&ter  mättx  be«  Unbitbd,  tote  ein  ©eifi  au«  ben 
©rSbent,  toie  ber  fieinerne  ©afl  )um  S)on  duan,  bie  Srage  nac^  bem 
Urfprung  bed  Uebeld,  bed  ungel^euern,  namenlofen  Uebel«,  bed  mU 
f e^Iid^en,  ^er}}erreigenben  3ammerd  in  ber  Seit ;  —  unb  fie  Derfhtmmen, 
ober  ^aben  nic^t«  ate  Sorte,  leere,  tönenbe  Sorte,  um  eine  fo  fd^toere 
dttä^nvaiQ  abjuja^Ien.  hingegen,  toenn  f(^on  in  ber  ©runblage  eine« 
®9flemd  bad  Dafein  be«  Uebett  mit  bem  ber  Se(t  Demiebt  iß,  ba 
^at  ed  jene«  ©efpenfl  ni(^t  )u  fürchten,  toie  ein  inofulirte«  ftinb  nic^t 
bie  ißodfcn.    («.  143.) 

7)  2)ie  antioptimifiif^e  Seltanfc^auung  ber  bebeu« 
tenbfien  ^Religionen,  ber  grogen  ©eifler  aller 
3eiten  unb  bed  allgemein  menf(^(t(j^en  ©cfü^t«. 
(@.  $effimidmud.) 

fDtakel. 

S)ie  Studfprü^e  ber  alten  griec^if^en  Drafel  geben,  n)te  bie  aKe- 
gorifc^en  fatibilen  !?rttume  (oergl.  unter  Xraum:  bie  prop^etif^en 
jCräume),  fe^r  feiten  i^re  üudfage  birect  unb  sensu  proprio,  fonbent 
^üQcn  ^e  in  eine  SlOegorie,  bie  ber  Sludleguiig  bebarf,  \a,  oft  erfl, 
nad^bem  bad  Orafel  in  ^füDung  gegangen,  oerftanbcn  loirb,  eben  toie 


au(^  bie  aUegori 
entfd^ieben  barau 
ffinfilic^  l^erbeige 


(j^en  XrSume.  3)ie  Dielen  SSetfptele  biefer  8rt  beuten 
^in,  bag  ben  Su^fprü^en  bed  !£)elp^tf^en  OrafeK 

ü^rte  fattbile  S^räume  jum  ©runbe  lagen,  unb  baß 
biefe  bii8ioeiIen  bx9  jum  beutltc^ften  ^eDfe^en  gefleigcrt  merben  tonnten, 
morauf  bann  ein  birecter,  sensu  proprio  rebenber  Studfpru^  erfolgte, 
bejeugt  bie  ©efc^ic^te  Don  jhöfud'  (^erobot  I,  47.  48.)  —  S)er  an* 
gegebenen  Duelle  ber  OrateIf))rü(^e  ber  iß^t^ia  entfpric^t  e«,  bag  man 
fie  auc^  mebicinifc^,  ivegen  förderlicher  Seiben  confultirte.   Cß.  I,  272  fg.) 

Crlrm. 

JOrben  ftub  Sec^felbriefe,  gejogen  auf  bie  öffentli^e  iD!einitng;  i^r 
Sert^  beruht  auf  bem  Srebit  M  afu^fleDerd.  dn2n)if(^en  fmb  fie, 
aud^  ganj  abgefe^en  Don  bem  Dielen  ©elbe,  ba«  fle,  al9  ©ubflitut 
)>ecuniärer  Belohnungen,  bem  ®taat  erfparen,  eine  gau)  }n)ed(mägige 
Cinrid^tung,  Doraudgefet^t,  bag  i^re  Sert^eilung  mit  ^inflc^t  unb  ®e- 
re^tigteit  gef^el^e.  @ie  rufen  nttmlidb  bem  grogen  Raufen,  ber  blut« 
menig  Urt^eildfraft  unb  felbfi  koenig  ®ebäc^tni§  §at,  burc^  ftreu}  ober 
@tern  ju:  ,,2)er  9Rann  ifl  nic^t  eure«  ©(eichen;  er  ^at  Serbienfle.'' 
!Z)nr(^  ungerechte,  ober  urt§ei(dIofe,  ober  übermäßige  Sert^eilung  Der* 
lieren  aber  bie  Drben  biefen  Sert^.    ($.  I,  382.) 

6d^op(n^tter«£cci(on.    II.  13  . 


194       Orbnnng    —    Otganift^.    ürgoni^mue.    OrgantfQtitm 

3>er  Qftbtmfiotbfn  unb  ba^  Serbienß  tnffen  ni^t  feitet  jnfommen. 
(3».  557  fg.) 

Ctttuttts^  ber  2)tiigf* 

3)er  9?atura(t^itiud  ober  bie  oSfoIute  $^9)11  ma^t  bie  Orbnnng 
ber  Statut  jur  einjtgen  unb  abfoluten  £)ti)itnitQ  ber  ^ittge.  ^m 
gegenüber  nun  ift  9Reta))^9fiI  bie  Srfeimtni§,  h0%  hk  Oronung  brr 
Statur  nic^t  bie  einzige  unb  abfoCute  Orbnung  ber  SDtuge  fei.  (9S.  II, 
194.  SergL  aRetap^^fif.)  Stnt^  fi^Iet^t^tn  UnernärCi^e,  loe^t« 
aOe  Srfd^etunngen  but^}ie^t,  bei  ben  ^^ficn,  j.  8.  bei  ber  B^gnsg» 
am  auffaOenbften,  iebo^  on^  bei  ben  uiebrio^u,  }.  9.  ben  nc^i' 
fd^en,  eben  fo  too^t  Dor^nben  ift,  gtebt  %itt)etfnng  ouf  ctne  to 
p^^pf^eii  Drbnung  ber  !^ge  juth  ©runbe  liegenbe  gonj  onberortigfi 
»et^e  eben  T>a9  ifl,  tuad  Stant  bie  Orbnung  ber  S/inge  an  frd^  nennt 
unb  ma«  ben  Bielpunft  ber  ÜRetap^ijftl  au^mo^t.    (SS.  II,  196.) 

Ctganifd).    Grgautsimi$.    Crganifatioit. 

1)  ©egenfal^    be^    Drganifc^en    unb    Unotganifc^en. 
(®.  8 eben.) 

2)  SBefen  bed  Organidmu^. 

S)er  Drgaui^mu^  ifl  bie  bloge  (Erfc^etnung,  Si^tbaileit,  Objectität 
be^  äBidend,  [a  eigentlich  nur  ber  im  ®e^im  ate  SorfieOung  ona<< 
fc^aute  SBiQe.  9ßa9  im  @etbftben)uetfettt,  atfo  fubjcctiD,  bet  ffiiOt 
ift,  ba^  ftellt  im  SSemugtfein  anberer  S)inge,  alfo  objectit),  fi^  Ott  bet 
gcfammte  Drgoniömu«  bar.  (SB.  U,  277-  375.  !».  101.)  »i^t 
b(od  in  allen  innern  unbemitgten  f$unctionen  bei^  Drganidmu^  ifl  bei 
SQSiOe  bä«  Sgcnd ;  f onbem  ber  organifc^e  Seib  [clbft  ift  irid^tl  Vnbm^ 
ald  ber  in  bie  SorjteQung  getretene  SiQe,  ber  in  ber  (Erfernttnigfonn 
M  9eaumc«  angefc^aute  SBiQc  felbft.   (97.  34.  54.   &rgL  aui^  2ei6.) 

3)  Serpitnig  ber  Drganifation  jur  Sebctttfioeife. 

8ei  näherer  Betrachtung  ber  Sngemeffen^eit  ber  Organifation  jtbti 
St^iere«  ju  feiner  8e6en«toetfe  unb  ben  SDKtteln,  fic^  feine  (Sfiftmi  }« 
ermatten,  entfielt  bie  gfrage,  ob  bie  8ebcndmeife  ftc^  nod^  ber  Orooni' 
ation  gerichtet  l^abe,  ober  biefe  nac^  jener.  Huf  ben  erfknwl 
d^eint  ba«  Srftere  bad  Süchtigere,  ba  ber  ^tit  uac^  bie  Orgonifatioc 
^er  Sebendtueife  Dor^erge^t  unb  man  meint,  hü9  Z^  f^ait  bte  Seben^ 
tocife  ergriffen,  }u  ber  fein  8au  fic^  am  beften  eignete.  KOein  mitn 
biefer  Xnna^me  bleibt  unerUärt,  mie  bie  gan3  Derfc^tebenen  S^(e  M 
IDrganidmud  eined  X^iere^  fSmmtlic^  feiner  Seben^meife  genau  ist- 
f))re^en,  fein  Organ  ba6  anbere  ftört,  DieTme^r  jebet  ba^  onbcre 
unterftü^t,  auc^  (eined  unbenutzt  Meibt  unb  lein  untergeorbnetef  Organ 
gu  einer  onbem  ^eben^neife  beffer  tangen  mürbe,  toä^renb  aOein  bie 
^auptorgane  biejenige  beftimmt  Ratten,  bie  bad  2:^ier  »irlfi<^  ffi^rt; 
oielmel^  jeber  X^eil  be^  S^iered  fomo^I  jjebem  anbem,  att  fetnrr 
Sebendmeife  auf  bad  genauefte  entf)nricl§t.  3)iefed,  bog  einerfett«,  genfit 


Dttßiaalitöi  I95 

ber  lex .  parsmoniae  naturae,  fein  J^ier  tin  iUerfßJffigc«  ©rjan  f^at, 
onbmrfeitd  feinem  ^itx  )e  ein  Ocgan  ab^t^t,  »el^e«  feine  Sebenö« 
meife  erfordert;  fonbern  adc^  aud^  bte  Dei*fd^iebenartigßen,  überetnfiiuimcn 
luib  tok  berechnet  fuib  ouf  eine  gauj  [{Kciell  befitmmte  Seben6»ctfe, 
beivei(l,  bog  bie  Sebcn^uietfc,  bte  ba^  £^ier,  um  feinen  Unterhalt  ju 
^nben,  führen  moUte,  cd  n)ar,  bie  feinen  Sau  bcfttnimtc,  —  ni^t  aber 
umgele^rt  2)ad  @rfle  unb  Uvfprüngti^e  ift  bad  ©treben,  auf  biefe 
befiimmte  SBeife  gu  leben,  auf  folc^  9lrt  }u  Icimpfen,  »elc^ed  (Streben 
fi^  barfleQt  nic^t  nur  im  ©ebraud),  fonbern  fd^on  im  !£)afein  ber 
SBoffe,  fo  fe§r,  ba§  jener  oft  bicfem  oor^erge^t,  »ie  ba«  ©lo§en 
lunger  SbMe,  Sibber,  Kälber  mit  bem  blogen  kop^,  e^e  fle  uoc^ 
$i}rncr  baben^  benielft,  —  ein  Stiittn,  ta^  totxl  bad  Streben  ba  iß, 
bie  Saffe  fi^  einfteQt,  nic^t  umgelc^rt,  ünb  fo  mit  {ebem  Sl^eil 
über§ott})t.    (5».  40—52.) 

4)  Srflärung  ber  3^^^<Itn^6i0f<^ii  ^^^  Drganidmud. 

®on)o^I  bie  am  jlnoc^engcrüfie  ftd)  barfleQenbe  genaue  Sngemeffcn« 
beit  M  ^a\it^  jn  ben  3^^<^^^"  •  unb  äuf^ern  Sebcndoer^ättniffen  bed 
Zf)itxtß,  a\&  auij  bie  fo  bemunbcntdioiirbige  3u'(<^<nä&igfeit  unb 
^armouie  im  ©ctricbe  feined  3nncni,  mirb  burc^  feine  anbere  (Sr« 
närung  ober  S[nna(}me  arxö)  nur  cntferntcnoeife  fo  begreiflich,  atd  bur^ 
bie  SBa^v^eit,  t>a^  ber  £cib  beö  ST^icre«  eben  nur  fein  Silte  felbß  ift, 
ongefc^aut  atd  SorfleQung.  S)cnn  miter  biefer  Soraudfe{}ung  mug 
3[0ed  in  unb  an  i^m  confpirtren  gum  legten  Qtvid,  bem  Seben  biefcd 
Si^icre^«  %üt9  il?ötl}ige  niug  ha  fein,  genan  fo  meit  ed  ndt^ig  i|l, 
nid^t  weiter.  üDcnn  ^ier  ift  ber  ÜReifter,  baö  SBcrf  unb  ber  Stoff 
Sined  unb  baffelbe.  $ier  mar  SEßoIIen,  Zt)\m  unb  Srreic^en  (Sineö 
unb  baffelbe.  S)a^cr  ifl  jieber  Organi^mud  ein  überfd^Wänglic^  kJoHcn« 
beted  SJ^eifterftiief,  fielet  a(d  ein  SBnnbcr  ba  unb  ift  feinem  Sßenfc^cn« 
toerf,  ba9  beim  i'ampenfc^cin  ber  Srfenntnig  erfün|lelt  tonrbe,  jn 
wrgleidjcn,    (5».  54—57.) 

Crifitnalität. 

1)  Originalität  ber  Ocnie?. 

!Die  &tnxc9  leifien,  n)ad  ben  Ucbrigen  fc^tec^t^in  oerfagt  ifl.  IDem» 

Jemtt§  ifi  benn  auä)  i§re  £)riginatität  fo  grog,  ha%  ni^t  nur  i(|re 
iferfc^iebcn^eit  Don  ben  übrigen  SRenfc^en  augenfällig  »irb,  fonbern 
felbfl  bie  dnbioibualität  eine«  Ocben  oon  i^nen  fo  fiarf  ausgeprägt 
ift,  bog  }n)ifd)cn  aQen  je  bagemefcncn  @enicd  ein  gän3{i(^er  Unterfc^ieb 
befi  S^araftevö  unb  Oeiflcö  Statt  finbct.    {%  II,  69.) 

2)  OueUe  origineller  ©cbanfen. 

£ad  mit  $ü(fe  anfd^aulic^er  SorfteQungcn  operirenbe  S)enfen  ifl 
ber  (Ergeuger  aOer  wa^r^aft  origineOen  ©ebanfen,  aOer  urfprüngli^en 
®runbanfi(^ten.  %  (®.  103  fg.) 

13* 


196  öttw    —    ?äberajlie 

3)  Sid^tiglett  ber  Ortgtnalttfit  im  ^raltifc^en. 

%üx  fein  Xf^m  unb  Saffen  barf  matt  leinen  Stnbent  jum  SRnfler 
nehmen;  »eil  Sage,  Umfiänbe,  Ser^ttltniffe  nie  bie  gleichen  {Inb,  nnb 
toeil  bie  SJerft^ieben^eit  M  S^araTterd  auc^  ber  ^anMnng  einen  t>er« 
fd^iebenen  9[n{lri(i§  giebt,  ballet  duo  cum  faciant  idem,  non  est  idem. 
'SRan  mng,  nad§  reiflid^er  Ueberlegung  unb  f^arf em  Sfac^benfen,  feinem 
eigenen  S^arafter  gemüg  ^anbeln.  9[(fo  anc^  im  ^raTtifc^en  ift 
tDriginalitüt  unerlttpc^;  fonft  pa^t,  toa9  man  tf)\xt,  nic^t  gu  bem, 
toaö  man  ijl.    {%  l,  493.) 

Cum,  f.  ÜR^flif. 
©ttpnekl)at,  f.  2Wt|flif. 
©tttjettürc,  f.  Dp  er. 


?. 


1)  3)aö  ^^Jroblem  ber  ?ßäberafiie. 

Sin  ji^  felbft  betrautet  fleOt  bie  ^äberafiie  fl^  bar  aU  eine  nt(^t 
tlod  tDibernatürlid^e,  fonbern  auc^  im  ^öd^flen  ®rabe  koibertsttrtige  unb 
tlbfd^eu  enegenbe  äßonflrofitöt,  eine  ^anblung,  auf  kueld^e  allein  eine 
t)5litg  pttt>tx\t,  Derf(^robene  unb  entartete  ÜRenfd^eimatur  irgenb  einmal 
l^tttte  gerat^en  lönnen,  unb  bie  fl^  ^öd^flen^  in  ganj  tjereinjelten  SOOen 
»teber^olt  ^ätte.  SBenben  tDtr  nun  aber  tmd  an  bie  (Srfa^runa;  fo 
fiuben  koir  bad  ®egent^eil  ^iet^on.  Sßir  fe^en  nämtic^  biefed  $afler, 
tro^  feiner  Kbfd^eulid^leit,  }u  aQen  Qtitm  unb  in  allen  SSnbem  ber 
Sßelt,  Dönig  im  ©d^uiange  unb  in  häufiger  Kürübung.  3>iefe  gSnglid^e 
Allgemeinheit  unb  be^arrli^e  Unau^rottbarTeit  be9  juerfl  nur  ald  irre« 
geleiteter  dnflinct  erfd^einenben  Saflerd  bemeifl^  bag  baffelbe  irgenbiuie 
an9  ber  menfc^ti^en  97atur  felbfl  ^erDorgel^t,  ba  t9  nur  aud  biefem 
®runbe  leberjeit  unb  überaQ  unau^bleibli^  auftreten  lann.  3)ag  nnn 
aber  eüoad  fo  Don  ®mnb  a\i9  9{aturh)ibriged  au9  ber  97atur  ftüft 
Verborgenen  follte,  ifl  ein  Problem,  ha9  ber  Söfung  bebarf.  (SB.  U, 
642—644.) 

2)  Söfung  bed  $robIemd. 

S)ie  S^ufiung  im  Witt  ber  abflerbenben  äßonne^fraft  koUrbe  fd^ttac^e, 
ftuni|)fe^  fiecfie^  etenbe  unb  Turj  lebenbe  äßenfc^en  in  bie  Sßett  fe^en. 
9hm  liegt  aber  ber  Statur  nic^td  fo  fe^r  am  $er}en,  »ie  bie  Sr* 
l^attung  ber  <Sptüt9  unb  i^red  Seiten  ZJ^pn^,  tooju  »o^Ibefc^alfene, 
tüchtige,  frttftige  OnbiDibuen  ba9  iWittel  finb.  !3>a  fte  boc^  aber,  i^rem 
©runbfa^e  natura  non  facit  aaltus  jufolge,  bie  Saamenabfonbenntg 


^alingenerte    —    $anif(^er  e^red  197 

M  9Raime^  niäjt  ))(B^ß(^  einftdlen  lonnte,  fonbem  audf  ^ier,  lote 
(ei  iebem  Sißerben,  anmfißge  Z)etertoration  Dor^ge^en  mußte;  fo  fal^ 
fie  fUif,  um  il^  S^ed  ju  etrei^en,  otnöt^igt,  i^r  beliebtet  SEBerf^ug, 
bcn  ^ftinct,  in  i^r  dntereffe  3tt  stehen,  toeld^e^  nun  aber  ^ter  nur 
babur(^  gef^^^en  lonnte,  bag  fle  i^n  irre  leitete,  3)ie  ))ftberafitfd|e 
Steigung  fü^rt  ©leic^gttltigfeit  gegen  bie  SBeiber  mit  ft^,  tteld^e  me^t 
unb  me^r  junimmt,  }ur  Xbneigung  n)irb  unb  enbltd^  bie  jum  SEBiber« 
toiQen  ann)tt(^fl.  3)ie  iRatur  eneid^t  alfo  baburd^,  bag,  je  me^r  tn» 
SRanne  bie  ütugan^^ha^  abnimmt,  beflo  entfc^tebener  jene  n^tber* 
natürliche  Xid^tung  berfelben  kotrb,  i^ren  eigentti^en  3^^'*  "^^^ 
entfpred^enb  finben  mir  bie  ^äberafiie  bur^gllngtg  qte  ein  ISaflet  alter: 
SRttnner.  Stt^renb  alfo  bie  $äbera{Ke  ben  S^tdm  ber  IRatur  gerabe 
entgegen}un)irlen  fd^eint,  mu§  fie  Oielme^r  eben  biefen  Qtotitn,  »tekoo^t 
nur  mittelbar,  bienen,  ate  Xbmenbung  grBgerer  UebeL  S)te  in  ^olge 
il^er  eigenen  ©efe^e  in  bie  6nge  getriebene  9?atur  griff  mitteljl 
Serh^rung  be9  OtifHnctd  ju  einem  9?ot^be§eIf,  einem  @tratagem,  um 
Don  jtoeien  Uebeln  bem  größeren  }u  entgegen.  @ie  ^at  nämßdj  ben 
richtigen  Qmd  im  9[uge,  ungiadRid^en  3^H^W^  oorjubeugen,.  meldte. 
aUmSlig  bie  ganje  @))ecied  bepraoiren  ISnnten,  unb  ba  fie  ba9^ 
eigentß^  SKoralift^e  bei  i^rem  treiben  ni^t  in^  «nfc^Iog  bringt,  fo  ifl 
fle  nid^t  fcrupuW«  in  ber  2Ba^I  ber  SKittel.   (SB,  II,  618.  644—648.) 

3)  3)er   »a^re  unb  Icftte  Orunb  ber  Scrwcrffid^feit 
ber  ^dberaflie. 

!Z)er  ma^re,  (e^te,  tief  metap^t/fif^e  ©runb  ber  Sern)erfti(^ftit  ber 
$liberaflie  ifl  biefer,  bag,  koä^renb  ber  SBille  jum  Seben  fld^  barin 
beio^t,  bie  0otge  folc^er  SSeja^ung,  »elc^e  ben  Sßeg  jur  (Srl2(fung 
offen  ^ält,  alfo  bie  Erneuerung  be^  gebend  gSnjIic^  abgefc^nitten  ift. 
(S.  n,  648  fg.)  VQe  toibematUrlid^en  ®ef(§(e(^tdbefriebigungen  finb 
Derbammli^,  mit  iuxif  fie  bem  S^riebe  »iQfa^ren,  alfo  ber  SSiffe  jum 
Seben  bejaht  toirb,  bie  Prorogation  aber  n)egfaQt,  loeld^e  boc^  aQein 
bie  aflögli^feit  ber  Verneinung  bed  SBiUend  offen  er§tt(t.    {%  U,  340.} 

4)  Verlegung  ber  ©erec^tigteit  burd§  bie  ^ttberaftie. 

Sßft^renb  bie  Onanie  me^r  ©egenfianb  ber  S)iätetif,  ald  ber  (St§tt 
ifl  (oergt.  Onanie),  fo  fäOt  bagegen  bie  ^ttberafiie  ber  (Et^if  anbeim^ 
too  ^e  bei  Sb^nblung  ber  ©erec^tigfeit  i^e  Stelle  flnbet  2)iefe 
nfimlid^  n)irb  bun^  fie  oerle^t,  unb  lann  hingegen  bad  volenti  non 
fit  iiyaria  nid^t  geltenb  gemacht  merben;  benn  ba«  Unrecht  befielt  in 
ber  Serftt^rung  bed  iüngem  unb  unerfahrenen  Ztftxle,  toet^er  p^^[\\d) 
nnb  moralifd^  baburd^  oerborben  »irb.    (S.  128  fg.) 

flaUn0Ciuftt,  f.  unter  aRetem))f9^ofe:    Untcrfc^ieb  jtoifd^en  9Re- 
temt)f9c^ofe  unb  ^alingenefie. 

f)antfd)er  0d)rtik. 

S)a6  ein  gekoiffed  SDtaß  oon  ^urc^tfamfeit  ju  unfcrm  Seflanbe  in 
ber  SBelt  not^h^enbig,   bie  geig^eit  blod   bad  Ueberfc^reiten  beffetben 


I9&  ■   $atttHel«wtt« 

i^,  —  bied  ^t  ^lo  tum  fBtrvAam  thffeiib  dsegAtiiA  te  feioer 
ett|mo(ogtf(^en  (Stfftttmtg  ht9  ixsttoT  Pamcus  (deBftpieiitta  TefeenmiTL). 
Uebrigend  ift  ba«  (^araherifUft^  bed  ^am^djm  ^ifttäzja,  ba§  er 
feiner  @rünbe  fid^  ni^t  beuttit^  6eivii§t  i%  fo^em.  fie  tud^  üoraut' 
fe|t,  ate  fennt,  ja,  juv  9?ot^,  gerabeju  bte.g^im^  felift  oU  Onmb 
ber  gutj^t  jeltenb  wad^t.    ($.1,506  fg.) 

1)  Urf^rung  bc9  fßant^eidmu0. 

tiDer  ^ant^Umu^  fegt  bett  S^^ei^mud,  al^  .tl|m  i^or^ergegangm, 
Doraud;  benn  nur  fofent  uton  4)Dn  einem  ®otte  audge^t,  olfo  i^ 
f(^on  Dormeg  l^at  unb  mit  i^m  Dertraut  ifl,  lann  mou  lult^t  ba^in 
tommen,  i^n  mit  bei  ilBelt  ju  ibentificiren,  eigentlich  um  i^n  auf  eine 
anflänbige  Seife  ^vl  befeitigen.  SRon  ift  n3mli(^  liiert  unbefangen 
t7on  berSBelt,  atö  bem  )u  (SrHärenben,.  ausgegangen,  f onbent  Mn  @ott 
als  bem  ©egebenen;  nad^bem  mUn  ober  balb  mit  biefem  Ri<§t  mdp 
n)ugte  rool^in,  ba  ^at  bie  SBelt  feine  {KoQe  Übernehmen  foQen.  2)ie9 
ift  ber  Urf))rung  bed  ^ant^eiSmud.  3>emt  t>on;  Dorne  ^etn  unb 
unbefatjgenerkveife  biefe  Sßelt  für  einen  @ott  tiniuj[e^eti^  »irb  fteinns 
einfaflen.    pß.  U,  106.) 

2)  $ant§eiSmud  ift  nur  ein  ^Oflif^et  at^eidmui 

S)ad  sofort  $ant^ei0mu9  enthält  etgentlti^  einen  isiberf))rti(^,  bt» 
jci^net  einen  fic^  f elbfl  auf^ebenben  Segriff,  ber  ba^er*  Von  Irenen, 
tuelc^e  Srnfl  t)erfie(en,  nie  anbete  genommen  werben  \!ft,  benn  at^  eine 
^dflic^e  SSenbuiig;  meS^alb  eS  aud|  ben  geifheic^en  unb  fc^arfftnnisen 
^^ifofop^en  bed  oortgen  Oa^^unbettiS  nie  eingefallen  ift,  ben  ®))ino)a 
bedU^egen,  n^etf  er  bie  3BeIt  Dens  nennt,  für  feinen  Streiften  iU 
galten.  (31.  132.)  Spinoja  ^atte  befonbcre  ©rünbe,  feine  aOeiniae 
©ubftaii)  ©Ott  }u  benennen,  um  nSmti^  menigftend  bad  Sort,  toetm 
aud^  nic^t  bie  @ad^e,  }n  retten«  ©iorbano  Sruno'd  unb  Sonini'^ 
@(^eiter^aufen  niaren  nod|  in  frifc^em  9[nben(en.  Senn  ba^er  @pino)a 
bie  Seit  ©Ott  benennt;  fo  ift  ed  gerabe  nur  fo,  tnie  menn  9{onffeas 
im  Oontrat  social  fietS  nnb  bur^gängtg  mit  bem  Sort  le  Boayerain 
bad  SBoIf  bejeic^net;  aud^  I5nnte  man  t9  bamit  bergleie^en,  ba§  einft 
ein  Sürß,  loelc^er  beabfid)tigte,  in  feinem  Sonbe  ben  Kbel  ab}uf4affpi 
auf  ben  ©ebanlen  lam,  um  Jf einem  bad  ©eine  ju  ne^mni,  aOe  feine 
Untertanen  ju  abeln.    (S.  H,  399.   $.  320.) 

„©Ott  unb  bie  Seit  ift  (Sin9''~  ift  UtA  eine  ^5fli<^e  Senbung, 
bem  Herrgott  ben  Sbfc^ieb  }u  geben.  ($.  441.)  2)er  $ant^i^nu^ 
ift  nur  ein  ^flid^er  Slt^eidmuS.    ($.  320.) 

^ant§eiömu0  ift  ein  flc^  fclbfl  auf^ebenber  Segriff.;  loeif  ber  Segriff 
eines  ©otteS  eine  bon  t§m  berf^iebene  Seit,  afS  mefentlid^eS  Korrelat 
beffelben,  tjoranSfefet.  ©oII  hingegen  bie  Seit  felbft  feine  Motte  fiber- 
ne(}men;  fo  bleibt  eben  eine  abfointe  Seit,  o^e  ©Ott;  bö^r  $an« 
f^ismu«  nur  eine  Sut)^mie  fUr  «t^eidmuS  ift.    (^.  I,  124.) 


$antl^ci8mud  199 

S)  S>ie  Ba^r^iiibed  ^aHt^ei^mu^. 

S>ie  fSMpktii  U^  ^anifßi^mva  befielt  in  ber  ai(«eiit0'Se§re| 
tem.iv  Kn  itat  {t^tt^L  Sl(I«eind«Se^re),  in  ber  9Iuf^e6ung  ht9 
Imatiflifii^  9tgen{a&^  itotfd^en  ®ett  itnb  Sßelt,  in  ber  <£rfenutnt§, 
tag  bt<  99$eä  cm«  il^er  innetn  Straft  unb  bur^  fi^  felbfl  \>a  i% 
(©.  n,  786—789.) 

4)  S>te  Sel^!er  be«  $ant^ei9niu«. 
a)  3>et  ^ant^ei^mu«  lügt  bie  Sßelt  unerrittrt 

@egen  ben  $ant^et«mu9  ifl  l^aut)tftt(^Itc^  S)iefe9  einjuioenben,  bag 
er  ntd|t#  befagt.  2)ie  äBett  ®ott  nennen,  ^igt  ni^t  fie  erHären, 
fonbem  nur  bie  ©pra^e  mit  einem  übcrf(üffigen  S^non^m  bed  3Sorte4 
a&e(t  berrt^^ern.  Ob  man  fogt  „bie  SBetr  ifl  ®ott"  ober  ,,bie  SBelt 
ifl  bic  SS)e(t"  Ittuft  auf  (Sind  ^and.  3>iuir  menn  man  bobei  boni 
@ott,  (A9-  mflre  tx  bad  ©eg^ene  nnb  gu  (ErKärenbe^  ondgt^,  älfo 
fogt:  ^,@ott  ift  bieSS^elt";  bagiebtcd  gemiffermagen  eine  (ErGUrungp 
fofem  ed  boc^.  ignotum  anf  noiidus  jnrücfftt^;  hoc^  ifl  efl  nur  eine 
SSorterHärtcttg.  SSein  menn  mon.))on  bem  »irllic^  @egebenen,  alfo 
ber  WMX  än^el^t/unb  nun  fagt:  „bie  Sßelt  ifl  ®dtt",  ba  liegt  am 
Zage,  bagbomit  nid^td  gefügt/  ober  ttjenigftend  ignatnm  per  ignotioa 
crttartifi    (?.  U,  loe.)  .  . 

3)et  @ott  bed  $ant^$mu9  iß  ein  x,  eine  unbelannte  ©röge. 
@tatt  tfon  ber  (Srfa^mng  imb  rbem  notürfid^en,  Oebem  gegebenen. 
Sdb^etottgtfetn  auO^uge^en  mib  oon  i^im  aud  auf  bag  3ßetapl^i[|fif(^e 
^n}uleifen,  alfo  beti  auffleigenbtor  analqtifc^en  ®ang  gu  nehmen,  ge^ 
bie  ^ont^erflen;  umgcMj^,  ben  ^erabfleigenben ,  ben  f^ntf^etifc^cn;  bon 
i^rtm  %eo<>  beit  fle,  ttenn  au^  btdmeilcn  unter  bem  9?amen  substantda 
ober  Slbfolutum,  erbitten  ober  ertro^,  gc^en  fte  m9,  inib  biefeo  ti50ig 
Unbelannte  foU  bann  aUeg  Scianntere  ertlSren,  mä^renb  bodf  überaQ 
ba«  Unbefannte  aug  bem  Sctannteren  gu  erüttren  ifl.  (9B.II,  787  fg.) 
S)ie  Seit  ®ott  nennen  ^eigt  nid^t  fte  erKttren;  fie  bleibt  ein  %öt^fel 
unter  biefem  iRamen,  ttrie  unter  jenem.    (28.  II,  740.) 

3)en  $ant^eiflett  ifl  bie  anf(4attli<^e  SBelt,  alfo  bie  SBelt  a(g 
SorfleUung,  eine  abßc^Iid^e  iDtanifeftation  beg  i^  innetool^nenbeti 
@otteg,  toelc^ed  leine  eigentti^e  Srnttrung  i^reg  ^eroortreteng  ent^ttlt, 
oielme^r  felbft  einer  bebarf.    (93).  II,  738.) 

b)  S)er$ant^eidmug  flimmt  ni(^t  jur  Sertounberung 
über  bie  SBelt. 

dm  @pinogifi^en,  in  unfern  Zagen  unter  mobemen  t^ormen  unb 
^DarfleÜungen  aU  ^ant^eigmug  fo  oft  toxthtx  oorgebrac^ten  ©tun  ifl 
bie  Seit  eine  „abfolute  @  üb  {lang",  mithin  ein  f^Iec^t^iu  not^- 
menbiged  9Befen,  b.  ^.  (Stmad,  bagnic^tnur  alleg  n^irfüc^e,  fonbem 
ou(^  aOed  irgenb  ml)gIi^e.S)afein  in  fic^  begreift,  alfo  (Stmad,  beffen 
dlid^tfein  ober  Snbergfein  oSQig  uubenfbar  ifl.  SBäre  bied  nun  loa^r, 
fo  miigte  unfer  unb  ber  äßelt  !Z>afetn  nebfl  ber  Sef^affen^eit  beffelben. 


200  $attt]^eUmu6 

mit  entfernt,  ft^  und  a(9  QuffaQenb,  prodematif^,  ja,  att  bad 
unergrönblid^e,  und  ftM  beunru^tgenbe  9tfit^fel  baTjufleOen,  ftd^,  im 
©egent^eU,  noc^  ))tel  me^r  t)on  felbfl  ))erfle^en,  att  bag  2  3RaI  2  Dter 
iß*  S)(nn  mir  mügten  gar  ni^t  anberd  irgenb  )u  benlen  fä^ig  fein, 
att  bag  bieSßettfei  unb  fo  [et,  lote  fie  ifl;  mithin  müßten  toiri^red 
SDafeind  att  fold^en,  b.  ^.  att  eined  ^roblemed  jum  S^a^benbn,  fo 
loenig  und  bekougt  ttjerben,  att  »ir  bte  unglaublich  fc^neUe  Setoegtuig 
unfetd  Paneten  eni))finben.  jDiefem  Slllen  i|i  nun  aber  ganj  unb  gor 
ui^t  fo.    (SB.  n,  188  fg.) 

c)  3)er  $ant§eidmud  fiimmt  nid^t  gur  Sefc^offen« 
^eit  ber  SBelt. 

!Z)er  ))ermetnte  groge  ^ortf^ritt  Dom  St^eidntud  inm  $ant(etftnud 
ifl  ein  Uebergang  Dom  ttnenoiefenen  unb  fc^koer  S)enlbaren  }ttm  gerabeju 
Sbfurben.  S)enn  fo  unbeutUd^,  fd^manlenb  unb  Dertoorren  ber  Segriff 
aud^  fein  mag,  ben  man  mit  bem  Sorte  ®ott  Derbinbet;  fo  fmb  bod^ 
3kDet  $rttbicate  baDon  unjertrennlic^ :  bie  ^^fle  äRad^t  unb  bie  ^iic^fte 
äBeid^eit.  SDag  nun  ein  mit  btefeu  audgerttfieted  SBefen  fiä)  felbfl  in 
eine  Seit,  tük  bie  Dorliegenbe,  eine  Seit  hungriger  unb  geqn&Iter 
Sefen,  Dern^anbelt  ^aben  follte,  ift  gerabeju  ein  abfurber  @ebantc. 
3)er  2:^eidmud  ifl  blod  unerniefen,  unb  koenn  ed  au(^  f^toer  benf6ar 
ifl,  bog  bie  Seit  Ser!  eined  ))erfönli(^en  Sefend  fei,  fo  ifl  t»  bo4 
nid^t  gerabeju  abfurb.  S)enn  bag  ein  allmächtige^  unb  aÖkoeifed  Sefen 
eine  gequälte  Seit  f^offe,  läßt  fic^  immer  noc|  benlen,  toenngleic^  loir 
bad  Sarum  nic^t  lennen.  9ber  bei  ber  Slnna^me  bed  $ant^ei0inu9 
ifi  ber  fc^offenbe  ©Ott  felbfl  ber  enblod  ©equälte,  unb  jtoar  ava  freien 
©tüÄen;  baö  ifl  abfurb.  (^.  II,  107.  %  I,  144.)  ®em  ?ün' 
t^eidmud  ifl  bie  Seit  eine  S:§eop^anie.  ^an  fe^e  ftc  boc^  aiernnr 
einmal  barauf  an,  biefe  Seit  beflänbig  bebttrftiger  Sefen,  bie  iM 
baburc^,  bag  pt  einanber  auffreffen,  eine  3^^^  I<^n9  be^e^en,  i^r 
S)afein  unter  SIngfl  unb  92ot^  burc^bringen  unb  oft  entfe^Iic^e  Dualen 
erbulben,  bid  fie  eublic^  bem  Sobe  in  bie  SIrme  flUrjen.  Ser  bie< 
beutlid^  ind  9uge  fagt,  koirb  gefielen  muffen,  bog  einen  ®ott,  ber  fxij 
^ätte  beigeben  loffen,  fld^  in  eine  folc^e  Seit  }u  Dermanbeln,  bo4 
koo^rlid^  ber  Jcufel  geplagt  ^aben  mü^te.  (S.  II,  399.  737.)  2)ie 
Uebel  unb  bie  Dual  ber  Seit  f)immtett  f^on  nic^t  }um  ST^eidmit^; 
ba^er  biefer  burc^  allerlei  3(udreben,  2:§eobiceen  fic^  ju  Reifen  fn^tc. 
!Z)cr  ^ant^eidmud  nun  aber  ifl  jenen  fc^Iimmen  ©eiten  ber  äBelt 
gegenüber  bonenbö  unhaltbar.    (S.  U,  676.  737.   ?.  I,  67.  73.) 

d)  3)er  ^ant^eidmud  ifl  mit  ber  äRoral  unDereinbar. 

3)ie  $ant§eiften  f5nnen  leine  ernfllicib  gemeinte  9Rorat  ^oben;  bo 
bei  i^nen  »Ileö  göttli^  unb  bortrefflic^  ifl.  {%  I,  144.)  ©pinoja 
Derfu^t  jtoar  flcllentocifc,  fie  burc^  ©op^i«mcn  ju  retten,  meiflen« 
ober  giebt  er  fie  gerabeju  auf.  Stter  ^nt^ci^mu«  mug  an  ben 
unabtoeirtaren  Sorberungen  ber  SWoral,  unb  näc^flbem  am  Uebel  nnb 
Seiben  ber  Seit,  jule^t  fc^eitern.    Ofl  bie  Seit  eine  S^eortonie;  \o 


Vorabojie    —    ^rtifern  201 

iß  Wle0,  toad  bet  SRenfc^,  ja  ou^  ha9  X^ier  t^ut,  gleic^  gSttßi^  «nb 
tortteffltc^;  ttic^tt  Idnn  ju  tabeUt  nnb  nid^td  Dor  bem  Snbtm  jQ 
loben  fein;  alfo  (eine  &l)it.  (S.  U,  675.)  Stac^  bem  $0ttt^ton9 
tft  bie  SBett  ein  ®ott,  ens  perfeddssiinum,  b.  |.  e^  (ann  ni^td 
Seffere^  geben,  noif  gebod^t  »erben.  Xlfo  bebavf  ed  feiner  Sr(5fmig 
barau«;  fotg(i(|  giebt  e9  (eine.    (SS.  U,  406.  738.) 

Qn  oQen  da^r^nnberten  ^at  bie  arme  Sßa^r^eit  barüber  errbt^en 
muffen,  bag  fte  parabo;  toax,  nnb  ed  ifl  bo^  ni^t  i§re  @(^ntb. 
Sie  (ann  nidft  bie*@e{)alt  bed  ti^ronenben  aUgemeinen  drrt^umö  an» 
nehmen.    ((?.  274.) 

Sßem  $arabofie  eined  SBerM  ein  nngünfHged  Somrt^eil  giebt, 
ber  ifl  offenbar  ber  ÜReimtng,  ed  fei  fc^on  eine  bebeutenbe  SDtaffe  bon 
aSei^^eit  in  Umlauf,  man  fei  überhaupt  meit  gefommen  unb  ^be 
^b^ftend  bad  Sinjetne  conecter  ju  mad^en.  SEBer  aber  mit  $Iaton 
bie  gangbare  SReinnng  nnr  gang  beitttufig  mit  einem  xotc  tcoXXoic 
TcoXXa  Soxei  abfertigt,  ober  gar  mit  ®bt^e  bie  Ueberjeugung  ^at, 
ba§  ba0  Kbfurbe  rec^t  eigentlich  bie  993elt  erfülle,  bem  ijl  ^arabo^ie 
an  einem  SBerfe  immer  ein  günfiiged,  toenngleid^  feinedmegd  ent» 
fi^eibenbed  @9m))tom.    {Wi.  296.) 

patoiitj  f.  nnter  Säd^erlid^:   bad  abflc^tü^  Sä^erßc^e. 
yartiktln. 

1)  Sogifc^e  Sebentnng  ber  ^artüeln. 

„S)enn,  meil,  loarum,  barum,  alfo,  ba,  obgleid^,  jmar,  beunod^, 
fonbem,  wenn  —  fo,  enttoeber  —  ober",  unb  fi^ntic^e  me^r,  flnb 
eigentlich  logifc^e  ^artileln;  ba  i^r  alleiniger  ^mä  ifi,  bad  t^or« 
meOe  ber  iSenfproceffe  au^jubritden.  Sie  finb  ba^er  ein  (ofibareö 
(Sigent^um  einer  ©prad^e  unb  nic^t  allen  i]t  gleicher  Xnja^I  eigen. 
(SB.  n,  115.) 

2)  S)te   moberne   @))ra(^oer^un3nng    in   Setreff    ber 
^artiteln. 

2)ie  eingeriffene  Sprac^Der^unjung  }eigt  fTc^  in  me^rem  c^araN 
terifKfd^en  $§Snomenen,  unter  anbern  aut^  barin,  bog  bie  @prac^« 
Derberber,  um  ein  paar  logifc^e  $artifeln  ju  lulriren,  fo  verflochtene 
Venoben  mad^en,  bog  man  fie  vier  SDtat  lefen  mug,  um  hinter  ben 
©inn  JU  fommen.  (®.  H,  138.)  3n«befonbere  flnb  bie  ^artWeln 
SSenn  unb  @o  bei  i^nen  profcribirt  unb  muffen  überaQ  burc^  8or« 
fet}ttng  be^  Serbi  crfe^t  koerben,  o^ne  bie  nbt^ige,  für  Köpfe  i^re^ 
@^lage9  freiließ  aucJ^  ju  fubtile  3)i9crimination,  U)o  biefe  SBenbnng 
paffenb  fei,  unb  koo  nid^t;  tooraud  benn  oft  nid^t  nur  gefd^macKofe 
^ttrte  unb  Sffectation,  fonbem  an^  Unoerftanblid^feit  ertoäcMt.  ($.  U, 
560.)  „3Benn''  nnb  „fo'^  finb  geästet  im  dntereffe  ber  Ouc^flaben» 
jö^lerei;  ftatt  „wenn  er  e0  getoufit  ^flttr,  fo  Würbe  er  nic^t  getommen 


202  ^atrlotiSmua    —  JPerpetuum  aiobüe 

fettt'^  f^reiBen  fk  mit  einem  ©oDiei^mu^:  .>;^at^  er  ^  ^ma^t^  er 
»Öre  ni^t  gclommen/'  Htfein  Sie  logifd^en  ^orttfein  „ix)ma — ^|oV 
flnb  htx  Qoni  etgentt^e  äudbntdt  bef  ^kipotj^etifti^n  Ur%i(0/  atfo  eimt 
SBirfianbedform,  nnb  btefer  mtmltUlbör  aoge^ait*  J^etiä  eine  &pxaäj/i 
fol^e  formen  tieftet,  fo  ifl  e^  gra|e  2i^or^t,  fie  begjuberfeii,  um 
ein  ^aax  6iI6cu  ju  crfjjarett,    (^.77.) 

|)attioti$inu$. 

Xtx  ^atrioti^muf ,  n>etm  er  im  9iei(^&  bet  Siffenf Aaflen  fl^  geltenb 
machen  )mll,  ifl  ein  f^mu|}iger  ©efeSe,  ben  ition  ^ütauStttrfen  foS. 
tS)etm  maS  !ann  iin))ertinetiter  fein,  aU  \>a,  m  bat  tein  unb  ollgemetii 
iÖtenfi^tid^e  betrieben  wirb  tinb  )vo  So^r^eit,  jt(ar§eit  nnb  @(^n^ii 
oQein  gelten  f ollen ^  fme  SJorliebe  für  bie  Station,  melier  bie  eigene 
loert^e  $erfon  gcrabe  ange^brt,  in  bie  äBagfd^ale  legen  )u  u^oSen  unb 
nun,  au9  fotd^er  9iüä\xi)tf  batb  ber  äSa^rl^eit  ©ctualt  anjut^mt,  balb 
^egen  bie  grogen  ©eifier  frember  Stationen  ungerecht  jit  fein,  um  bie 
geringen  ber  eigenen  ^erau^juftreic^en.    {%  Hf  523,   3)?.  177  fg.) 

JJÄrtUtetle,  f.  nnter  8  üd^  e  r  l  i  <^ :    3?ör r ^cit. 

|3rfagtani«mH5. 

SSJä^renb  Sluguflinu«  nnb  felbfi  Sut^  bie  ilR^fterien  b(d  Q[§ri{i«t- 
t^umd  fe^ge^olten  ^aben,  fo  3ie^t  bagegen  ber  ^clagioni^mu^  Wlt9 
gur  l)Iatten  «erflänblit^feit  ^erab.  (iSJ.  n,  183.  716)  I,  480*  (5.  66. 
$.  I,  71.  —  Sergl.  au^  Stationoti^mud.)  SDad  feltfame^.  hau  gt« 
meinen  SJerfianbe  ttiiberftrebenbt  Slnfel^en  ber  d^rifilid^n.  änderten/ 
»elc^ed  ben  ^rofef^ti^niitd  erfc^n^ett,  ift  @d§ulb,  bag  ber  f^etagiomdmug, 
ober  ^entige  9?ationali0mu9 ;  fld^  gegen  f  e  anftr^nt  unb  -  fie  n^ggu* 
q-egiflren  fUc^t,  baburd^  aber  bad  S^riflent^um  3mn  d^bent^nm  juriicf* 
fü^rt.    (SQ3;  II,  692.) 

IltUuciUU'dt. 

Ueber  ba«  Sßefen  ber  ^eOucibität  »nnen  nng  bieOei^t  ben  beßeit 
9[nffd^(ug  biejenigen  Xbxptx  geben,  n^elc^e  blod  im  fiüfjigen  3oftanbe 
bur^fid^tig,  im  feflen  hingegen  opal  finb;  bergleic^en  finb  Süaifi, 
SaQrat^,  Salg,  ^tter,  DA  u.  o.  m.  Tlaxx  lann  oorlttnfig  fu^  bie 
®ad^e  fo  auflegen,  bag  bad  biefen,  toie  allen  feflen  Körpern,  eigene 
@treben  nac^  bem  flUffigen  3uf^^>i^^  P4  i<<S^  i"  ^^^^^  fiarlen  Ser« 
toanbtf^oft,  b,  t.  Siebe  jur  äBärme,  ald  bem  aOeinigen  3){ittcl  bajn. 
^ed^alb  t^ermanbeln  fie  im  fefien  ßuflanbe  oQe^  i§nen  jufaQenbe  Sic^t 
fofort  in  SEBärme,  bleiben  alfo  opaf,  hx9  {le  flUffto  geworben  futb; 
bann  aber  finb  fte  mit  SBärme  gefdttigt,  laffen  atfo  ba«  £i^t  ate 
fol^e«  bur^.    fljj.  II,  130  fg.) 

Ferpefunm  mobile. 

®tt6e  ed  koa^re  SBe^felmirlung,  bann  U)äre  ondf  ba^  perpetaum 
mobile  möglid^  unb  fogar  a  priori  geioig;   oiefme^r  aber  liegt  ber 


Werfen   —   $cff«tti«mu«  203 

8e|Qtt^ttmg/  bog  ^^  unm^glitf):  fei,:  bte  tttbetaeupug  a  priori  jum 
Qhntnbe^  ta§  e^  lehte  »aftve  Se(^[«(mirTuu9  unb  feine  SerfUmbe^form 
f«r  eine.  fa<^  gieW.  .  (8B.  I, .  548.) 

Uttbemngt  trtffenb  ifl  ber  m  aOen  etttopBifc^en  ^pxtd^  iM^t 
®titä\iä)  ht§  SBorted  ^etfon  ^t  Sejeic^rtmtg  be^  menfd^Kd^en  ^n* 
btiribttii«^;  benn  persona  bebeutet  etgeittlti^  eine  ®(^f|pieiennatfe, 
tinb  dffevbtnsd  jeigt  fteiner  fld^  wie  «r  ift,  fonbent  dcber  trttgt  eine 
SRodte  nnb  fptelt  me  9to&<.    (¥.  S,  623.) 

Iletfonlu^kctt. 

.    I)  $5änomettaUt&t  ber?er'föiili(^»cit- 

S)ie^eyfon  ifl  bbge  Srfc^inung  unb  i^re  8erfd)ieben^ett  Don 
mtbern  Onbi^tbiun  beruht  nuf  bet  f^orm-bie  Srfd^einung,  beui  prin- 
cipio  indiTidnatidfils.  (8B.  I,  417.  • —  Sergf.  dnbil^tbuatiott, 
dnbi&ibualitSt) 

i)  ®cgcn'bie  Uc6crtragung  bcr  $erf8nlid)fcit  auf  btn 
•    SBeltür^eb^r.  .  . 

-S)ie  $etf9ntt^feit  tfl  eiit  l^^ätfomen,  ha9  m^  nur  au9  unferer 
ammalifc^en  9fatitr  befamit  unb  ba^er,  Don  biefct  ge[onbert,  md^t  me^r 
bentlic^  benfbav  ifi;  ein  fo(^ed  nun  }um  Uvfpi^ung  unb  ^Jrmcip  bet 
SBett  }u  tno^en;  iß  ein  ®a4f  ber  ni<^t  foglei^  debem  in  ben  Jfopf 
miS,  gefd^meige  bag  er  fc^on  ton  $aufe  aud  barin  »urjette  unb 
IcBte.    (?.  X  204.) 

.8)  2)ie  Sefd^affen^eit  ber  $erfönU(^Ieit  qU  erße  unb 
mefentli^fle  99ebingung  bed  fieben^glUcId. 

SUt  unfet  Seben^glüd  ifi  2)0^,  n^ad  w\x  finb,  bie  ^erfSnlid^feit, 
bu^au<  ba0  Srfte  unb  S9$efentU4fie.  d^r  äßett^  tann  ein  abfoluter 
feigen,  im  ®cgenfa^  M  hM  retatiocn  ber  objectiDen  ®üter.  ($.  I, 
337.   »ergl.  ©lütffäligfeitöle^rc  unb  ®üterO 

|)ef){ini0mu«. 

1)  Seuei^barleit  bt9  $effinti0mud.  (@.  unter  Op" 
tittti^mud:  Setoei^  be«  bem  Opttntidmu^  entgegengefe^ten 
Sa^ed.) 

2)  $effimi9mu9  unb  Optimiömu«  aU  ©runbunter« 
fc^ieb  ber  9te(igionen. 

Der  Sunbamentalunterfc^ieb  aOer  Sleligionen  ifl  nic^t  barein 
)u  fe^en,  ob  fie  tnonot^eifiif^,  ))o(9t^eifKfd^,  (rnnt^eiflif^  ober  at^eiflif^ 
fmb;  fonbem  nur  barein,  ob  fie  opümifHfd^,  ober  peffimifKf^  finb, 
b.  ff.  ob  fie  bad  SDafein  biefer  SBelt  att  bur^  f{(^  felbfi  gen^tfertigt 
baxfteDen,  mithin  t9  loben  unb  preifen,  ober  aber  ed  betrad^ten  al^ 
ettoo^,  ba9  nur  oM  f^olge  unferer  ®(^ulb  begriffen  werben  {ann  unb 


I 

j 


202  ^fttrlpfrömufi    —-  JBerpetacim  mobUe 

fetn'V  [^reiben  ft^  mit  einem  ©oDiei^utud:  ,iiiUtt  er  ßS  fietmil^-  er 
tDÖre  nirfnt  gclominen/'  Htfein  Sie  logifd^en  ^orttfeltt  „kuetut  —  [o** 
flnb  ber  ^^^nj  eigentliche  Studbntd  bef  ^^pot^etifti^it  Urt^cU^/.  atfo  einet 
$frfianbe$fpTm,  uub  btefer  immittelbör  angefiagt*  S^eun  eine  &fxadjit 
fol^e  gormeit  befi^t,  fo  ifi/e^  gta^e  !C^r^eit,  {te  iDegjitberfai,  um 
ein  $oat  6U6en  ju  ctfjjarett.    (^.  77.) 

|)attioti0ntti0. 

3)et  $atriotiMuf,  n>emi  er  im  9iet(^e  ber  äBiffenfd^aften  ft^  geUenb 
tna(|en  niill,  ifi  ein  f^mu|}iger  ©efeSe,  ben  mm  ^immtoetfen  ToH. 
tS)enn  mo8  !ann  impertinenter  fein,  aU  ba,  toc  ba^  rein  unb  olfgemettt 
SÖtenfc^tic^e  betrieben  totrb  linb  )uo  So^r^eit,  jtfar^eit  itnb  @(^B^eit 
oQein  gelten  f ollen,  feine  SJorliebe  für  bie  Station,  niefc^er  bie  eigene 
mert§e  $erfon  gcrobe  onge^Srt,  in  bie  äBagfc^ate  legen  )u  U)oIIen  unb 
nun,  Qug  fold^er  SRüdEftc^t,  batb  ber  So^r^eit  ©ckoatt  (in)ut^ttite  balb 
gegen  bie  großen  ©eifier  frember  Stationen  nngeret^t  pi  fein,  um  bie 
geringen  ber  eigenen  ^erau^jufireic^en.    ($.11^  523.   SD2.  177  fg.) 

JPeUrtUterte,  f.  unter  mäjtxÜSj:   5ftarr^cit.   /- 

JJelagiaiii«mHS. 

Sßtt^renb  «uguflinu«  unb  felbfi  Sut^  bie  ÜR^^ien  be«  Q[§riße»- 
t^umd  feftge^alten  ^aben,  fo  3te^t  bagegen  bet  $clagianidmud  Kle9. 
jur  platitn  Serflcinblic^reit  ^erab.  (ßi.  Tl,  183.  716;  I,  480/  (!.  66. 
%  l,  71.  —  Sergl.  auc^  9{ationa(i^mud.)  SDad  feltfame^.hem  ge^ 
meinen  SJerfianbe  ttiiberftrebenbe  .^nfel^en  ber  i^rlftlid^n.  2R^erten, 
tüüift9  ben  ^rofef^ti^mitd  erft^n^ert,  t^  ^^viÜ,  bag  ber  $etagiam4mu9, 
ober  heutige  9?ationali0mu9,  fld^  gegen  fle  auftc^nt  unb  fie  megjU' 
e^-egiftren  fud^t,  baburc^  aber  bad  S^rifient^um  3mn  dubent^nm  3urö(f* 
fü^rt.     (SB;  II,  692.) 

|)tUucilittat. 

Ueber  ba«  Sßefen  ber  $ellucibität  lönnen  un«  oieOei^t  ben  beßen 
Slnfft^&tg  bieienigen  X^iptt  geben,  toAift  Uo9  im  fiüffigen  3nft<utbe 
burd^fi^tig,  im  feflen  hingegen  opal  flnb;  bergleic^en  flnb  SBac^, 
IBaürat^,  Salg,  SButter,  Oel  u.  a.  m.  9Ran  lann  Dortttufig  fid^  bie 
©ad^e  fo  auflegen,  bog  bad  biefen,  toit  allen  fe|len  j!5rpern,  eigene 
Streben  nac^  bem  flüfftgen  3ufiaube  fi^  jeigt  in  einer  fiarlen  8er« 
n^anbtfd^aft,  b.  i.  Siebe  jur  äBSrme,  aU  bem  oQeinigen  tSlitttl  bajtt. 
SDed^atb  tjenoonbeln  fie  im  feflen  ßuflanbe  aUe^  i^nen  )ufaQenbe  Sic^t 
fofort  in  Sßärme,  bleiben  alfo  opaf,  bid  fte  pfflo  gen)orben  flnb; 
bann  aber  flnb  fte  mit  SBärme  gcfdttigt,  laffen  alfo  bod  Sic^t  aU 
fold^eg  burt^.    (^.  II,  130  fg.) 

Ferpefunm  mobile. 

®äbe  e^  toa^re  SBec^felmirlung,  bann  toUxt  au(^  bad  perpetaum 
mobile  mögli^  unb  fogar  a  priori  geföig;   oietme^r  aber  liegt  ber 


?Jerfon   —   ¥effMtti«mu«  203 

8e|Qtt)»ttmg/ biig  {^  unm^glttf) .  fei, :  bie  Utbetjeugitug  «priori  jimt 
Qhntnbt,  ta§  c^  leitte  »a^ve  Se^felmtfung  unb  feine  Serfiattbedform 
f«r:cine.  fiÄc^e  jjeit.    («B,  I,  548,) 

Uttbeningt  tttffenb  ifi  ber  in  aOen  etttop8tf(^cn  Sprayen  ü6(i(^e 
@e6tou(l^  be9  WioxM  ^etfon  ^x  Sejeic^nmtg  be^  utenfd^nd^en  3n* 
bttribmim^;^  benn  |>erBoi}a  bebetitet  eigeittlii^  äne  Sc^fpielennotfe, 
iinb  AfferbtHS«  jetgt  fteiner  fld^  wli  «r  iß,  fonbern  dcber  trügt  eine 
SRodte  ttnb  fpielt  me  StoOe*    (¥.  II,  62d.) 

llerfonlit^kcU. 

.    1)  $»§änomettaUt&t  ber'$er'f5)tltc^tcit. 

SHe  ^feit  ijl  bbge  Srfc^inuitg  unb  i^re  Serfc^ieben^ett  Dott 
onbem  Onbi^tbiun  btru^t  auf  ber  f^otm  bie  Srfd^einung,  betn  prin- 
cipio  indiTidiiatidÄis,  (©.  I,  417.  ~  ©ergf,  S'nbröibuatioö, 
SnbiöibüoUtat.) 

i)  (Segen'ble  Ue6ertragung  ber  $erfdn{id)(ett  auf  btn 
•    SBeltür^iir. 

S)ie  ^etfQnlt^feit  ifl  eiit  l^^tfomen«  ha9  un^  nur  au9  unferer 
ammaliff^en  9Iotitr  fielanitt  unb  ba^er^  Donbiefct  gefonbert,  mä}t  me^r 
beutli^  benfbar  ifi;  ein  fot^etf  nun  }um  Utfprung  unb  ^rinctp  bet 
3Be(t  }u  mo^en;  iß  ein  So^^  ber  ni<^t  fogtei^  debcm  in  ben  Jfopf 
loill,  gefd^meige  bag  er  fc^on  oon  $aufe  aud  barin  bitrjette  unb 
ItBte.    dP.  X  204.) 

.    3)  !{)ie  Sefc^affen^eit  ber  ^erfönUt^feit  aU  erße  unb 
mefentli^fle  99ebinguug  bed  Seben^glUcId. 

%üt  unfet  Seben^Iüd  ifi  2)0^,  m9  wix  finb,  bi«  ^erfOnlic^feit, 
buriä^au<  bad  Srfle  unb  SßefentUtfffle.  d^r  äßett^  tonn  ein  abfoluter 
feigen,  im  ®cgenfa^  be9  bIo9  relatiiien  ber  objecttDen  ®ttter.  ($.  I, 
337.   »ergt.  ®Iütffäligfeit«le^rc  unb  ®ütcr.) 

1)  Semeiöbarleit    bed    $effinttdmu0.     (@.  unter  0)i« 
tittti9mu9:   8ekDei9  bed  bem  Optimi^mn«  entgegengefe^ten 

Sa^ed.) 

2)  ^effimi^mud  unb  Optimi^mu^  aU  ®runbttnter« 
fc^ieb  ber  Religionen. 

Der  Sunbamentalunterfc^ieb  aOer  Sletigionen  ifl  nic^t  barein 
)u  fe^en,  ob  fie  monot^ifUf<^,  {»oI^t^etfKfd^,  pant^eifKf^,  ober  at(eifKf<^ 
finb;  fonbem  nur  baretn,  ob  fie  optintifHfc^ ,  ober  peffimifKf(|  fUib, 
b.  ^.  ob  fie  ba0  !Dafein  biefer  SBelt  aU  bur^  fi<^  fetbfi  gen^tfertigt 
borfleQen,  mithin  e^  loben  unb  preifen,  ober  aber  t9  betrad^ten  ald 
ettta9,  ba9  nur  att  f^olge  unferer  ©d^ulb  begriffen  »erben  {ann  nnb 


i 


204  Petitio  principii 

ballet  eigentlich  nid^t  fein  follte,  tnbem  fie  erfcnnen,  bag  ©f^nterj  nab 
Xob  ni^t  liegen  ffinnen  in  ber  etoigen,  nrf))tttngß(^en,  nnabSnbettu^en 
JDtbnnng  ber  S)inge,  in  S)ent,  toa^  in  jebem  Setrac^t  fein  follte* 
(SB.  II,  187  ffl.) 

3)  $effimi9mu9  bet  bebeutenbfien  9ie(igionem 

S)er  8ra^mani9mn9  unb  Subb^aidmnd  fUtb  peffbnifiifc^.  (SergL 
Sra^manigmnd  nnb  9nbb§aidmn9.)  3)te  d^rifilic^e  ®laubtoih 
le^ve  ifi  ))ef fimifUf (^ ,  ba  in  ben  SDongelien  SBelt  unb  Uebel  beino^ 
ate  f9nonk|me  Sfudbrildfe  gebrandet  loerben.  (SB.  I,  385.  SecgL 
S^rißent^um).  S)te  alten  ©ontanttifc^en  Steligionen  faffen  bog 
!Z)afein  ald  eine  Serirrung  auf,  Don  meld^er  )urüd)uIommen  Sttöfnng 
ifl.  !Z)ad  dubent^um  enthält  menigflend  im  @ünbenfall  ben  ffeim  }u 
bleuer  anfid^t.  8Io«  ba9  ©ried^ifc^e  ^eibent^um  unb  ber  d^Iam 
bib  gau}  optimtßif d^ ;  ba§er  im  ^rflent  bie  entgegengefe^te  Senben) 
l^  toenigfiend  im  !£rauerfpie(  Suft  machen  mußte;  im  O^Iam  aber 
trat  fle  ate  ©ufidmud  auf,  biefe  fe§r  f<^öne  (Srfc^einung,  koeli^e 
bur^aud  dnbifd^en  ©eifled  unb  Urfprungd  ifi.    {W.  II,  693.) 

4)  $effimidmud  ber  großen  ©eifter  aller  3^iten. 

2)ie  großen  ©eifler  aller  ^titm  ^aben  fic^  peffimiflifc^  gettußert; 
faß  ieber  berfelben  f^ai  feine  (Erfenntniß  M  Oammerg  biefer  SBelt  in 
jlarfcn  Sorten  au«gefpro^cn.    (933.  II,  670—673.) 

5)  $effimi$mud  bed  allgemein  menfd^Iic^en  ©eftt^U. 

SBie  fe^r  bem  Seibnt^ifc^en  Segriff  ber  mSgli^ft  beften  SSBeU  bad 
aOgemeine  menfd^Ii<^e  ©efui^I  entgegen  fei,  jeigt  unter  anberm  bie9, 
baß  in  $rofa  unb  Serfen,  in  Süt^ern  unb  im  aUgemeinen  Seben,  fo 
oft  bie  9tebe  ift  Don  einer  „beffern  äEßelt'',  uiobei  bie  jKlIfc^ttieigenbe 
Soraudfe^ung  ifl,  lein  vernünftiger  SOtenf^  tverbe  bie  gegentt)iirtige 
Seit  für  bie  möglic^fl  befle  galten.    ($.  421.) 

Petitio  principii. 

1)  ^Definition  ber  petitio  principii. 

Sirb  einem  ®at,  ber  leine  unmittelbare  ©euiiß^eit  ^at,  eine  folc^t 
beigelegt,  fo  ifl  er  eine  petitio  prindpü.    (S.  U,  132.) 

2)  (Sin  moberner  befc^önigenber  9[udbrud  für  petitio 
principii. 

3i(^te  nennt  ben  lategorifc^en  dmperatib  Santo  ein  abfoluted 
^oftulat.  S)ied  ift  ber  mobeme,  befc^önigenbe  SIuArud  für  peüda 
principii.     ((5.  142.) 

3)  SDie  petitio  principii  aU  erifiifc^er  Aunflgriff. 

Siner  ber  eriflifc^en  jtunfigriffe  (Dergl.  Sriftil)  befielt  barin,  ba§ 
man  S)a9,  n^a^  man  erft  bart^un  mü,  }um  Soraug  in'ö  SSort,  in 
bie  Benennung  legt,  aud  melier  t9  barni  bnr^  ein  Mod  anall)tif^§e9 
Urt^eit  ^erüorge^t.    $ot  }.  9.  ber  ©egner  irgenb  eine  SerSnbernng 


Waffen   —    Vfcrb  205 

Dorgefc^fagen,  fo  nennt  man  fie  .^ittenerung",  benn  i'M  Sßort  ifl 
gc^ffiS-  SBaö  ein  ganj  «bfic^töbfer  unb  Un))art^eüf(^er  etma  ,,SuIttt^' 
ober  „5ffent(i(^e  ®(au(end(e§te"  nennen  niürbe,  bad  nennt  ISlner,  ber 
f  ür  fte  fpre^en  toiH,  „gr5mmiflWt",  ,,®ottfeKflfeit",  unb  ein  ©egner 
bejfetten  „Sigottetie",  „@n»)erpition".  3m  ©runbe  ifl  bic«  eine  feine 
petitio  principii.     (^.  21.) 

Pfaffen. 

1)  5Die  Urlifl  oller  ?foffen. 

3)ad  ©rnnbge^eimnip  unb  bie  Urlifi  allet  Pfaffen  auf  ber  ganzen 
(Srbe  unb  )n  allen  3^Uen,  mögen  fie  bra^manif^e,  ober  mo^amme» 
banifc^c,  bnbb^aiflifc^e,  ober  d^rifili^e  fein,  ifi  $oIgenbed.  ®ie  ^aben 
bie  groge  @tSrTe  unb  Unoertilgbarleit  bed  metap^^ftfc^en  Sebürfniffed 
bed  SRenfd^en  rid^ttg  erfannt  unb  tooff,  gefagt;  nun  geben  fie  oor,  bie 
Sefriebigung  beffelben  }u  beft^en,  inbem  \>a9  SBort  it9  grogen  9?ät^fete 
i^nen  auf  augerorbentlic^em  SS^ege  btrect  jugelommen  loSre.  3)ie0  nun 
ben  9)tenf<^en  einmal  eingerebet,  lönnen  fie  foI(^e  leiten  unb  be^enfd^en 
nod^  ^erjen'illufl.  Son  ben  9iegenten  ge^en  ba^er  bie  tlügeren  eine 
XHianj  mit  i^nen  ein;  bie  anbern  merben  felbfl  oon  il^nen  be^errfc^t. 
(?.  n,  387  fg.) 

2)  Serberbli^er  Sinftug  ber  Pfaffen.  (®.  ganatid« 
mvL9  unb  unter  ®Iaube:  ©t^ttblid^e  SBirlung  frit§  ein« 
ge))rägter  ®(auben9le§ren.  —  Ueber  ben  oerberblic^en  Sinfing 
ber  englifd^en  Pfaffen  f.  (Snglänber.) 

3)  $ag  ber  Pfaffen  gegen  geniiffe  SSßa^r^eiten. 

"Skt  $ag  ber  $faffen  gegen  bie  SRagie  ge^t  au9  einer  bunfebt 
V^mmg  nnb  Seforgnig  ^eroor,  bag  bie  SD^agte  bie  Urfroft  an  i^re 
ri^tige  Ouelle  jurüd  berlege,  loS^enb  bie  jtirc^e  i^r  eine  @teQe 
augei^alb  ber  Statur  angetoiefen  ^otte.    (9?.  127.) 

S>te  $faffen  unb  i(re  ©efellen  moQen  ni(^t  leiben,  bag  im  Softem 
ber  Qooloiit  berSRenfc^  jn  ben  Spieren  geregnet  toerbe;  bie  (Elenben! 
toeld^e  ben  emtgen  ®eifl  oetfennen,  ber  in  allen  Sßefen  lebt,  (Siner  unb 
berfelbe,  unb  in  i^rem  linbif^en  Sßa^u  fid^  an  i^nen  Derfünbigen. 
(ÜR.  467.   ?.  n,  402.) 

Pfert. 

1)  Die  3nteUigenj  bc«  ^ferbeö. 

2)ag  ber  dntcQect  aUetn  ium  S)ienf]te  be«  äBiaend  beflimmt  unb 
biefem  tiberaO  genau  angemeffen  ifl,  jeigt  ftc^,  mie  beim  dUpf^cmtm 
(oergl.  Slep^ant),  au$  beim  $ferbe.  Suc^  bad  ^erb  l^at  (ttngere 
8eb€ndbauer  unb  fpttrlic^ere  $ort))f[an)ung,  ate  bie  SSBieberläuer ;  jnbem 
ol^e  ^tfmer,  ^aujä^ne,  9{ttffe{,  mit  feiner  Saffe,  att  aOenfaltt  feinem 
$nfe,  oerfe^,  brandete  t9  me§r  duteOigen)  unb  grtfgere  ©^neÖigleit, 
^äf  bem  Serfotger  ju  entjiel^en.    (9t.  48.) 


204  Peiitio  prinoipii 

ballet  eigentli^  nx^t  fein  follte,  tnbem  fie  erfcnnen,  bag  ©i^ntev)  nab 

Xob  m(|t  liegen  ffinnen  in  ber  ekoigen^  urf))tttngU4en,  nnabünbedu^ 

JDtbnung  ber  ^xn^t,   in  !Dent,   koa^  in  jebem  Setrac^t  fein  follte. 
(©•  II,  187  f9.) 

3)  $effimtdmu9  ber  bebentenbflen  Sieligionen. 

2)er  8ral§manidmnd  unb  Subb^ai^mnd  fUtb  peffimiflifc^.  (SergL 
Sra^manidmud  nnb  Subb^ai^nind.)  3)ie  c^Yifllic^e  ©lonben^ 
leiste  ifi  peffimifUfc^,  ba  in  ben  SDongelien  SBelt  unb  Uebel  beino^ 
ate  f^nonkime  Sfu^brildfe  gebraucht  tterben.  (äB.  I,  385.  SecgL 
S^tiflent^um).  S)te  alten  ©antanttif^en  Steligionen  faffen  ba^ 
S)afein  aU  eine  Sertrrung  auf,  ))on  mUftx  )urüd3uIoninten  (StUfung 
xft,  S)ad  dubent^um  ent|ä(t  menigflend  im  SitnbenfaQ  ben  fteint  )u 
ol^er  Slnfic^t.  93Io9  ba0  @ried^if<^e  ^eibent^um  unb  ber  OÜam 
inb  gan}  o^timiflifd^;  ba§er  im  ^rflem  bie  entgegengefe^te  Senben) 
id^  kuenigfiend  im  Srauerfpiel  Suft  mad^en  mrxiit;  im  bilam  aber 
trat  fle  atö  ©ufi^mud  auf,  biefe  fe^r  f(^5ne  Stfc^einung,  koe^e 
burd^aud  dnbifd^en  ©eifle«  unb  Urfprung«  ifi.    {W.  U,  693.) 

4)  ^effimiömud  ber  großen  ©eifier  aUer  3^iten. 

3>ie  grogen  ®eifler  aUer  S^xtm  ^aben  fic^  |)effimiftif(^  gettugert; 
faß  ieber  berfelben  ^at  feine  Srfenntnig  bed  Oammerd  biefer  SBett  in 
parfen  SBorten  auögcfproc^en.    (933.  II,  670—673.) 

5)  $effimi^mu0  be9  allgemein  menfd^Ii^en  ®efü§U. 

SSßte  fe^r  bem  Seibni^ifc^en  Segriff  ber  mSglic^fl  beften  SBeU  ba9 
aOgemeine  menfd^Iic^e  ®efü§I  entgegen  fei,  jeigt  unter  anberm  bie9, 
baf  in  $rofa  unb  Serfen,  in  Sudlern  unb  im  allgemeinen  Seben,  fo 
oft  bie  9lebe  ifi  k)on  einer  „beffern  SEßeH^',  mobei  bie  füOfc^koeigenbe 
Soraugfe^ung  ifi,  lein  t)erniinftiger  üKenf^  koerbe  bie  gegenkottrtige 
SeÜ  fttr  bie  m5gli<^fl  befle  ^altekt.    {^.  421.) 

Fetitio  principii. 

1)  ^Definition  ber  petitio  principii. 

Sirb  einem  ®at,  ber  leine  unmittelbare  ®ekoig§eit  §ot,  eine  folc^t 
beigelegt,  fo  ifi  er  eine  petitio  principii.    {W.  U,  132.) 

2)  (Sin  moberner  befd^önigenber  Xudbrud  für  petitio 

principii. 

Sichte  nennt  ben  fategorifc^en  dmperatit)  Hantd  ein  abfoluted 
^oflulat.  S)ied  ifi  ber  mobeme,  bef^önigenbe  Sludbrutf  fttr  petitio 
principii.     (C,  142.) 

3)  2)ic  petitio  principii  aU  erifiifi^er  Aunflgriff. 

Siner  ber  erifiif^en  Jhtnfigriffe  (üergl.  Srifiil)  befielt  barin,  ba§ 
man  2)a9,  toa^  man  erfi  bart^un  tt)iQ,  }um  Sorauö  xn*9  SEBort,  iir 
bie  Benennung  legt,  oud  melier  t9  bann  bnrd^  ein  blod  anal])tif^ 
Urt^eil  ^eroorge^t«    $at  }.  9.  ber  ®egner  irgenb  eine  SerSnbernn^ 


Pfaffen    —    Vfcrb  205 

Dorgefc^üigett,  fo  nennt  man  fte  „Steuerung''^  benn  bied  Sßort  ifl 
«tV^^H'  ^A^  ^in  S^^na  S6fi^t0{ofer  unb  Unpart^eüfc^er  etma  ,,Su(ttt9'' 
ober  „5ffenttt(^c  @(au6end(e^re"  nennen  koürbe,  bad  nennt  (Slner,  ber 
für  fle  f»)re^en  »in,  .^grömmigfeit",  „®ottfefig»cit^  unb  ein  ©egner 
be{feI6en  ,,S3igotterte'^  „^npti^iüon".  Om  ©runbe  iß  bte9  eine  feine 
petitio  prindpü.     (^.  21.) 

Pfaffen. 

1)  Die  Urlifl  oUer  ?foffen. 

S)a9  ©mnbge^eintnig  unb  bie  Urliß  aller  Pfaffen  auf  ber  ganjen 
ISrbe  unb  ju  aQen  3^^^^^^  mögen  fte  (ra^manif^e,  ober  mo^amme* 
banifc^,  bubb^aiflifd^e,  ober  d^rifllid^e  fein,  ifl  $o(genbed.  ®ie  ^aben 
bie  groge  @tSrfe  unb  UnbertUgbarfeit  be9  metap^^fifc^en  Sebürfniffed 
U9  9Renf(^en  rid^ttg  erfannt  unb  tt)o^I  gefagt;  nun  geben  fie  oor,  bie 
Sefriebigung  beffelben  ju  befi^en,  inbem  bad  SBort  ht9  grogen  9t{lt^feld 
i^nen  auf  augerorbentO^em  SSJege  birect  jugefornmen  tt)äre.  S)ie9  nun 
ben  9)tenfd^en  einmal  eingerebet,  lönnen  fie  fold^e  leiten  unb  be^enfd^en 
nad^  ^jen'i^Iufl.  Son  ben  Stegenten  ge§en  ba^er  bie  tltigeren  eine 
XQianj  mit  i^nen  ein;  bie  anbem  »erben  felbfl  bon  i^nen  be^errfc^t. 
(?.  n,  387  fg.) 

2)  Serberblic^er  Sinftug  ber  Pfaffen.  (@.  ganatid« 
mn€  nnh  unter  ©laube:  ©^ttblid^e  SEBirlung  frii^  ein» 
geprägter  ®Iauben9(e^ren.  —  Ueber  ben  berberbtic^en  Sinflug 
ber  englifc^en  $faffen  f.  (Snglänber.) 

3)  $ag  ber  Pfaffen  gegen  geioiffe  SSa^r^eiten. 

!Z)er  ^g  ber  $faffen  gegen  bie  ÜRagie  ge^t  au9  einer  bunfetn 
f[^nnng  unb  Seforgnig  ^erbor,  bag  bie  SD^agie  bie  Urfraft  an  i^re 
ri^tige  OueDe  jurüif  berlege,  lott^renb  bie  iKrc^e  i^r  eine  ©teile 
onger^olb  ber  Statur  angeuiiefen  l^atte.    (9t.  127.) 

S>ie  $faffen  unb  i(re  ©efeOfen  tooOen  nic^t  leiben,  bag  im  ©^fiem 
ber  3oi>Iosi^  ^^  ÜRenfc^  jn  ben  X^ieren  gerechnet  merbe;  bie  (Elenben! 
toeld^e  ben  emigen  ®eifl  bertennen,  ber  in  aQen  Sßefen  (ebt,  (Einer  unb 
berfelbe,  unb  in  i^rem  linbifc^en  SBa^u  fid^  an  i^nen  berfünbigen. 
(ÜR.  467.   ^.  II,  402.) 

»fert. 

1)  Die  anteiligen}  bc«  ^ferbe«. 

Dag  ber  dnteOect  allein  jum  Dienfte  be9  äBiOend  beflimmt  unb 
biefem  überaQ  genau  angemeffen  ifl,  }eigt  ftc^,  »ie  beim  (Elep^anten 
(bergt.  S(e^^ant),  auä)  beim  $ferbe.  9u(^  ba9  $ferb  ^at  längere 
Seben^baner  unb  fpttrUc^ere  $ortpf[an}ung,  att  bie  SSßieberIfiuer ;  jubem 
o^ne  $Omer,  $aujä^ne,  9tttffel,  mit  feiner  Saffe,  aü  aOenfaltt  feinem 
$ttfe,  berfe^,  bram^te  e«  me§r  dnteQigenj  unb  grttgere  ©(^neOigfeit, 
P<^  bem  Skrfolger  )u  entjie^en.    (9t.  48.) 


206  Wffiflteit    -    Wanjc 

2)  Sol;(t^at  b(T  eifeiiba^ncn  für  bte  $ferbr. 

3)ie  größte  aBo^Itfiot  ber  Sifcnbo^ncit  ifl,  bog  f!c  SDfillioiien  gerben 
i^r  iammcrDoDcö  SDofcin  erfparcn.    (9.  11,  402.) 

IJftffigkrit. 

1)  3)ie    ^fiffifllcit    aU    eine    Sovtti    bet    ÄluglciL 
(®.  Rlug^cit.) 

2)  aOBobut^    fic^    bic    ^fiffiglcit    baö    Hnfe^en    ber 
Sitpcriorität  giebt. 

3n  50I3«  f^i«^^  Onbiöibitatitöt  unb  Sage  lebt  Oebcr  0^ 
Stu^iia^me  iu  einer  gcniiffcn  Sefrf)ränfung  ber  Scgriffc  unb 
2lnfid)ten.  2iu  Slnberer  ^öt  cine.önbere,  aber  md)t  gerobe  biefc 
Scf djränfimg ;  tjcit  er  fic  olfo  berau^gefunbcn,  fo  lann  er,  hnid^S^t* 
barmadjen  bcrfclbcn,  Jenen  Srflern  üerlrirren,  öerbu^en,  fcfl  befi^toea; 
fclbft  wenn  Ocncr  i^m  weit  unb  ^od^  überlegen  ip.  Xit  ??|tffigfcit 
benutzt  oft  biefcn  Uciftonb,  um  babnrc^  eine  fotfc^e  unb  momentane 
Supeiiorität  ju  erlangen.    (§.  454.) 

1)  §auptcl^arafter  ber  ^flanje. 

SDcr  $ö«t)td)avafter  ber  ^flanje  ijl  bie  8?eprobuction«fraft. 
(31.  31.)  Die  ^^ffanje  ^at  itjebcr  Orritabilität,  nodj  eenfibiCtät, 
fonbern  in  i^r  objectitirt  fic^'  ber  SEBiQe  aQeut  oM  ^(aflicitäi  ober 
9ic})robuction^fraft.  3)o^cr  I;at  fie  meber  ü»u«el,  woif  9?ert>.  (©.  II, 
329.)  Die  ^>f(anje  ifl  burc^  unb  burc^  nur  bie  SBiebcr^otung  bed 
felben  2:riebei9,  i^vcr  einfac^ften  f^afer,  bie  fi^  jn  93Iatt  unb  3^eig 
gruppirt;  fie  ift  ein  f))ftematifc^ed  9(ggregat  gleichartiger,  einanber 
tragcnber  ^flanjeu,  bereu  beftönbige  SBiebererjengung  i^r  einjiger  Xrtcb 
ifl.  3^^  t^oUftönbigen  Sefricbigung  beffetben  fleigert  fte  ft^,  mittdfl 
ber  (Stufenleiter  ber  SOtetamorp^ofe,  enblie^  bid  juc  931üt^  unb  %xn^, 
jenem  Sompenbium  i^red  Dafeind  unb  Strebend,  in  loeldjem  fte  nun 
auf  einem  fürjern  Sege  Dad  erlangt,  »ad  i^r  einjige^  3^^  ift#  unb 
nunme()r  mit  Qinem  (Schlage  taufenbfa<^  üoQbringt,  toae  flc  bis  ba^ijt 
im  (Sinjclnen  »irfte:    SBicber^oIung  i^rer  felbfl,    (S.  I,  326.) 

2)  Dad  3Befeu  an  fic^  ber  ^ftanjc. 

Die  SInerfennung  einer  Segierbe,  b.  ^.  etned  ilBiDend,  ald  93afia 
be9  $flanjen(ebend,  finben  n)ir  }u  aOen  3ctten,  mit  me^r  ober  loentger 
Deutlic^feit  bc«  93cgriffö^,  au«gefpro(^en.  (SB.  II,  335.)  35k«  för 
bie  SorfteKung  a{9  ^Panje,  al9  bloge  S^egetation,  bitnb  treibenbe  jhraft 
erfd^eint,  ip  feinem  SBefen  un  ftc^  nac^  SBiüe.    (SB.  I,  140.) 

Die  äßa^r^eit,  bog  äBiQe  ouc^  o^ne  (Ertenntnig  beße^en  Knne,  tfl 
om  $f[an3en(eben  augenfd^einlid|,  man  mi^d^te  fagen  ^anbgreiflit^  er« 
fennbar.  Denn  ^ier  fe^en  mir  ein  entfc^iebene«  Streben,  bart^  8e« 
bUrfniffe  benimmt,  mannigfaltig  mobiflcirt  unb  ber  Serfc^iebeu^eit  bet 
Umflättbe   fl<^   anpaffenb,  —  bennod^   offenbar   o^e  (fefenntnig.  — 


9Pönjc  207 

•nnb  eSett  toeti  bte  $flan)e  etIenntnt§(od  ifl,  trtfgf  fie  i^re  ©efi^ted^t«« 
t^i(e  prunlenb  )ur  Gd^u,  in  gänjtic^et  Unf^utb;  fie  ioci§  nt^t^ 
babon.   (ffl.  H,  S33— 385.) 

Sie  emf)ivtf^en  SBeflätigungen  baoon,  bog  SS^iCte  iu  bcn  ^flanjen 
erft^eint;  rühren  ^ouptfä(^U<|  Don  granjofc«  §cr.   (9?.  69 — 66.) 

Son  ber  (Srfenutnig,  ober  Sorpeflung,  ^abcii  bic  ^flanjen  Mo«  eiir 
Änalogon,  ein  ©urrogot;  ober  bcn  ffiitlcu  fytim  pe  wlrfttt^  itnb  gan^ 
uumittelbQt  fclbfl;  bcnn  er,  ate  ©ing  an  fxij,  ifl  ha9  ©ubflrot  i^rev 
etfc^einung/  wie  }ebcr.  (9^  67.)  2)ic  ^ftowje  beborf,  ha  fie  fo  fe^r 
öiei  timiigct  Sebüvfniffe  f^at,  alö  ba«  S^ier,  feiner  SrfcmitniS.  8nf 
ber  nicbrigeti  Stufe  M  $flanjenteben«,  ttjic  Qud)  beö  Degetotiöcn  itUn9' 
im  t^ierifc^en  Crgantdmu«  Derfritt;  al9  ^eftimmung^mittct  ber  ein« 
jelnen  ftengentngen  bcd  SBiQeii«  unb  ai9  bad  Sermitteinbe  jmifc^en 
ber  Bußcnmclt  unb  bcn  Skränbernngen  eine«  foI(^en  S33efen3,  8?eij  bie 
@telfe  ber  Srfenntnig  unb  fteüt  fic^  q(«  ein  ©uvrogat  ber  @rfenntnt§, 
mithin  al«  ein  i§r  b(o«  analoge«  bar.  Sßir  lönnen  nic^t  fagen,  ba^ 
bie  ^flanjen  Sic^t  unb  @onne  eigentlid^  koa^rne^mcn ;  allein  toir  fe^en^ 
bog  fit  bie  ©egentoart  ober  Ä&tocfen^eit  berfelbcn  ücrfd)iebentlic^  fpü» 
ren,  bag  fie  f{^  na^  i§nen  neigen  itnb  menben.  SBctl  alfo  bie  ^flanjc 
bo(^  überhaupt  Sebiirfniffe  ffat,  mcnngteid)  nid^t  folc^e,  bie  bcn  Suf^ 
iDonb  eine«  @enforium«  unb  OnteUect«  erforbern,  fo  mu§  etma«  %m» 
löge«  an  bie  ©teile  treten,  um  beu  SBiUcn  in  ben  @tanb  ju  fe^en, 
loenigflen«  bie  ftd^  i§m  barbietenbe  Sefriebigung  }n  ergreifen,  m\m 
auA  ni^t  fte  aufjufudjen.  S)iefe«  nun  ifl  bie  Snipfängtic^feit  für 
«eij.   (3?.  69  fg.) 

3)  ©runbunterfd^ieb  jniifc^en  $f(au}e  unb  S^ier. 

SBenn  c«  ni^t  obicctiu  einen  ganj  beflimmten  Unterfcf]icb  jtDif^m 
$flan}e  unb  Xl^ier  gäbe;  fo  niürbe  bie  S^age,  n)orin  er  eigentlich  be- 
fiele, feinen  ©iiui  ^abcn;  Denn  fie  öerfaugt  nur  biefen,  mit  ©ic^er^cit, 
ober  mibeutfic^  t)on  iebem  üerflanbenen  Unterfc^ieb  auf  beuttic^e  Segriffcr 
juriWgefü^rt  ju  fe^en.   OPrll,  188.) 

SDiefer  Unterfc^icb  bcjle^t  nun  in  goJgenbem.  SBä^renb  ba«  I^ier 
al«  fofc^e«  fidj  auf  9RotiDe  bewegt,  fotglic^  (Srfenntnig  al«  ba« 
SDtebium  ber  SRotiDe  befigt,  ba«  (S^arafteriflifon  be«  ST^iere«  alfo 
bo«  (Srfenneu,  bo«  SJorfteüen  ift,  fo  bewegt  bie  ^flanje  bagegen,  fo 
mie  au^  ba«  ^flan^tic^e  im  ST^icre,  ftd)  auf  bloge  SReije,  bic  Sm« 
pfängUc^teit  für  welche  ein  btogc«  Snalogon  ber  Grfenntnig  ifl.  (®. 
47.  5R.  69.  lieber  ben  Unterf(^icb  jmifc^en  SWotiü  unb  »ieij  f. 
Urfad^e.)  SQc  Seränberungcn  unb  (Sntwidtlungen  ber  ^flanjen,  unb 
alle  blo«  orgonifd^e  unb  Degetatit^e  Seränbernngen  ober  Functionen 
t^terifd^er  Seiber  ge^en  auf  9?  ei  je  t)or  f!d^.  3n  biefer  flrt  wirft  auf 
fie  ba«  Si^t,  bie  Sßttrme,  bie  ?uft,  bie  9?a^rung,  jebe«  ^^arntafon^ 
jebe  Serü^rung,  iebe  Befruchtung  u.  f.  w.  —  SBö^rcnb  babei  ba« 
Seben  ber  X^iere  noc^  eine  gau}  anbere  ®p^re  ^at  —  bie  ber  Sr« 
tenntnig   ^   fo  ge§t  hingegen  ba«  ganje  lieben  ber  ^flanjen  au«' 


208  mmt 

f4Iic6!i(^  no^  Kttjttt  bor  fl(E|.  %at  t^rt  %ffimi(atian,  SBot^et^um, 
$infhtbcn  mit  ber  Sttmt  na^  feem  Si^t,  mit  btn  SurjEln  sadi 
fitffctm  fflolitn,  i^re  i0tft«(^tuna,  fttimuifg  u.  f.  to.  ift  örtätibtnmg 
auf  9{ttjt.  3)0^  IBefttmintneiben  au4fd|Ueg(t(^  unb  o^ne  Suänn^mt 
biti^  9Ittjt  t{)  bei  d^araTtn  ber  $flaitje.  aRtt^in  i|t  ^flanje 
jcbci  AStpcr,  btfTen  tigcnt^Iimti^t,  fttner  9Iatur  angfmtffcite  Sttsc 
(jungen  unb  Scrdnberungcn  aHt  ^Kal  imb  auSft^Iicgli^  auf  9ttiae 
nfotgtn.  3}ae  S^iet  hingegen  i|l  ju  befintren  „ujaB  erfcnnt".  Jteint 
anbtre  SDeflnition  trifft  ba«  ffiefentlii^t.  (<S.  31.  @.  47.  SB.  1,  24. 
138  fg.   S.  18.) 

£ae  fubiectine  !7)afein  btr  fflanje  tnilffen  tvir  unS  btnlen  ale  ein 
f^nac^te  Snalogon,  einen  blogin  ©Ratten  ton  IBt^ageu  unb  Unbe« 
^gen;  unb  felbji  in  biefem  tiugn|t  f^ua^en  @rabe  Wtig  bic  ^flanjt 
aQctn  Don  fl^,  ni(^t  Don  irgenb  etnaS  äuget  i^c.  hingegen  fi^on 
lat  i(ir  am  nü^f^en  [ie^tnbe,  unterflt  S^^iet  t^  bur<^  gefteigerte  unb 
genauer  fpecificirte  iSebllrfnifft  beranlogt,  bie  Sp^üie  feinet  S)aftinS 
Ubft  bit  ©ränge  ftineS  Seibcd  ^inauB  ju  crtocitem.  'S>itt  gef^ie^t 
bat^  bie  erfenntniß.   (SB.  n,  315.   %  h  276;  II,  71.) 

9}i<[|t  nur  baB  Unoiganifc^e ,  fonbem  au(^  bie  ^flanje  ifl  fcineB 
<S(f|merieB  fd()ig;  fo  Dielt  Hemmungen  au^  ber  9BilIe  in  S3eibtn  er' 
leiben  mag.  hingegen  iebcS  X^ier,  ftCb(t  ein  dnfufDiium,  teibct 
©(^nierj,  lueiE  ber  ©rfimeij  burti)  (Srlenntniß  fiebingt  ifl  unb  Crfennt- 
nig,  fti  fie  wit  fo  unDomommtn,  btr  toaste  S^aiafter  ber  X^itr^cit 
ifl.  (¥.  II,  319  fg.) 

4)  S3ie  J^Dim  unb  Sß^qfioguomie  ber  ^flanjeu. 

Oebe  $Pan}e  fprit^t  mit  91aiDetat  i^rtn  ganjen  @()oraIter  bur^  bie 
Möge  ©ejlalt  aa8  unb  legt  i^n  offen  bar,  i^r  ganjfd  @tin  unb  SSJoUen 
offenbarenb;  »oburdi  bie  ^^qfiognomien  ber  ^flanjen  fo  intereffont 
Pnb.  Die  ^PPanj*  'P  "^  f"  "''f  naioer,  ot9  baö  I^itr,  mie  bat 
S^ier  uaiber  ifl,  aii  ber  3)!ttif4.  3m  Jt^icre  fr^en  nir  ben  Si0en 
jum  Seben  gtcic^fam  nadter,  als  im  ^enf^en,  no  er  burc^  bie  Südig* 
Itit  ber  SSerjleQung  DcrI)üIIt  ift.  ©ang  nailt,  aber  au^  Diel  f(|iiilid|er, 
jeigt  er  fi<^  in  ber  ^flange,  aiie  blogei,  blinbec  jDrang  gum  illafein, 
o^ne  3ned  unb  3'''-  ^t"»  ^''f'  offenbart  i^i  gonget  aScfen  btm 
tiflen  ^\\ä  unb  mit  DoOtommener  Unfd^ulb,  bit  nic^t  barunttr  Itibtt, 
büß  fie  bie  ©cnitatitn,  »eli^e  bei  aQen  jt^ieren  ben  Derfledtefltn  $l(i^ 
txfyiUin  ijiikn,  ouf  i^rem  ©ipfel  gur  ©^ou  trHgt.  Triefe  Unfi^ulb 
bei  -l'tl>'iiv::  beruht  auf  i^rer  Srftnntniglofigfeit.  -Sebe  $^anje  eigS^II 
»luii  jmuiti)ft  Bon  ifirer  ^eimat^,  bem  fltima  berftlbtu  unb  ber  9latnt 

!  SOobcnd,  bem   fit  entfproffen   ijl.    9Iugerbem  ober  fpri(^t  jebe 

anjc  tiDc^  ben  f))eciellen  Tillen  i^rtr  ©attung  aut  nnb  fagt  etnat, 
fidj  in  feinet  anbem  ©prat^e  QuebrtWtn  läßt.    (SB.  I,  186.) 

Die  S!ctfd;ieben^eit  bet  Sl^ieigeflaltcn  i(t  abguleiltn  out  ber  ütf 
*'tbcn«h)eife  jeber  ©pecie«  unb  bet  aus  biefer  entfpringenben 
■eil  btr  3™«*f-    (Sergl.  unter  Organift^:  Str^ültniß  btr 


*Mje  209 

DYgattifatiott  jnr  Sebett^ioeife.)  Son  ben  Serfc^tebett^eiten  ber  ^ffangen« 
formen  ^ingega  Unnen  loir  im  Qinjelnen  bie  @rünbe  lange  nic^t  fo 
bfßimtnt  angeben;  fonbern  nur  int  aagememen  anbenten.  Siniged  an 
ben  ^flonjen  Ittgt  p<^  teIeo(ogtf(^  erHären,  lote  j.  S.  bie  abttttrtd  ge< 
fe^rten  nieber^ttngenben  Sliiten  ber  Fnchsia  barand,  bag  i^r  ^ifüll  fe^r 
oiel  länger  iß,  ott  bie  Stontino;  ba^er  biefe  Sage  ba«  t^erobf allen 
nnb  auffangen  bed  ^oDend  begünfligt,  u.  bgl.  nt.  dm  ©anjen  ieboi^ 
(ä§t  fi4  fagen,  bog  fld^  in  ber  drfc^einung  nii^td  barfleUen  lomt, 
tvad  niqt  in  bem  berfelben  inm  ®mnbe  (tegenben  SBiUen  ein  genau 
bem  entf))re(^enb  mobiftcirted  @treben  ^ätte.  !£)ie  enblofe  SRamtig« 
fattigfeit  ber  formen  unb  fogar  ber  Salbungen  ber  $fIon}en  mug  boc^ 
überall  ber  SudbrudE  eined  eben  fo  mobi^cirten  fubiectit)en  SBefend 
fein;  b.  ^.  ber  SBiDe  al9  3)tng  an  ftif,  ber  fl^  barin  barfieUt,  mu§ 
burd^  fte  genau  abgebilbet  fein.   ($•  11,  188  fg.) 

5)  a)ie  aWetamorp^ofe  ber  ^flanjen. 

üT'ie  fogenonnte  iD^etamorp^e  ber  $flan}en,  ein  oon  Sadpar  S93o(f 
leicht  ^ingemorfener  ©ebanle,  ben,  unter  biefer  ^^perbotifd^en  S3enen» 
nung,  @öt^e  aI9  eigene^  Srjeugnig  pomphaft  unb  in  fd^koierigem 
Sortrage  barfleOt,  gehört  p  ben  Srflärungen  bed  Drganifc^en  aud 
ber  loirfenben  Urfac^e;  loietoo^t  er  im  ©runbe  blod  befagt,  bag  bie 
Statur  nic^t  bei  j[ebem  (Erjeugnif{e  oon  oome  anfängt  unb  ou^  nic^td 
fd^afft,  fonbern,  gleid^fam  im  felben  @tile  fortfc^reibenb,  on  bad  Sor« 
^onbene  antniipft,  bie  frühem  ©eflaltungen  benugt,  enth)id(elt  unb 
^ö|er  |)oten}irt,  i§r  SBerl  loeiter  }u  führen.  Sa,  bie  Slüte  babur(^ 
erKftren,  bag  man  in  aDen  i^ren  S^^eilen  bie  gorm  M  93(atted  nad|« 
»eifl,  ifi  faß,  toie  bie  ©tructur  eined  ^aufed  babttrc^  ertlttren,  bag 
man  jeigt,  ade  feine  Steile,  ©todtoerfe,  @r!er  nnb  S)a^fammem  feien 
nur  and  Sacffteinen  jufammengefe^t  unb  bloge  SSieber^oIung  ber  Ur« 
ein^eit  M  Sacffleind.  S)agegen  giebt  bie  oon  einem  Otaliener  ^er« 
rü^renbe  Srdfirung  be^  SBefend  ber  9(nme  aud  i^rer  Snbnrfac^e 
einen  oiel  befriebigenbem  flnffd^Iug.  iRad^  berfelben  iß  ber  ^totä  ber 
Ck>rolla:  1)  @^u^  M  ^ißiüd  nnb  b^Stamina;  2)  »erben  mittelß 
i^er  bie  oerfeinerten  @äfte  bereitet,  »eld^e  im  pollen  unb  germen 
concentrirt  ßnb;  8)  fonbert  ß(^  an^  ben  ÜDrüfen  i^re«  83obend  bo« 
ttti^rifc^e  )0e(  ab,  meiere«,  aU  meißend  loo^Iriec^enber  ÜDunß,  Slntl^eren 
unb  ^ßia  umgebenb,  ße  oor  bem  (Sinßug  ber  feu<^ten  Suft  einiger« 
magen  fc^ü^t.  (W.  II,  380  fg.) 

6)  !Z)ie   äß^etifc^e  ^efd^affen^eit   unb  9Btr!ung   ber 
^flanjenioelt. 

&  iß  fo  auffaOenb,  mie  in  ber  fc^önen  9Iatur  befonberd  bie  $ßan}en« 
»dt  pr  äß^tifc^en  9)etrad|tung  anfforbert  nnb  ßc^  gUtc^fam  berfelben 
oufbnngt,  bog  man  fagen  möchte,  bi^e«  Cntgegentommen  ßftnbe  bamit 
in  Serbinbung,  bag  biefe  orgonifc^en  Sßefen  nic^t  felbß,  loie  bie  t^ie« 
rifc^en  Seiber,  unmittelbare«  Dbject  ber  Srfenntnig  ßnb  (Dergl.  Seib), 

64open^auer«2esi{on.    IL  14 


210  vmt 

ba^er  fie  M  fremben  Derfiünbigen  dnbit)i))uumd  bebürfen,  um  avL9  ber 
SBelt  bed  blinben  iEßoIIend  in  bie  ber  SorfleUmig  einjutrttni,  med^att 
fie  glei^fam  nad^  biefem  (Eintritt  ftc^  feinten,  um  tpentgfiend  mittel« 
bar  ju  erlangen,  toa9  i^nen  unmittelbar  Derfagt  iß.  (SB.  I,  237« 
^ergt.  au^  unter  Statur:  SDie  ftft^etifc^e  SEBirlung  ber  Statur.) 

ÜDa  ©c^ön^eit  bie  entfprec^enbe  ÜDarßeDung  be^  SSJillend  burd^  feine 
btod  rttumlid^e  (Erfc^einung ,  ®ra)ie  hingegen  burd^  feine  jeitlid^e 
ISrfc^einung  iß  (oergl.  ®ro}ie);  fo  ergiebt  fid^,  bag  ^flanjen  jUrar 
@d^0n^eit,  aber  leine  ©rajie  beigelegt  merben  lann,  ed  fei  benn 
im  ftgttrlid^en  @inn;  !£^ieren  unb  ^enfc^cn  aber  93eibed,  €d^i$n^eit 
unb  ©rajie.   (SB.  I,  264.) 

1)  Definition  ber  ^fUc^t. 

Sd  giebt  ^anbhtngen,  bereu  bloge  Unterlaffung  ein  Unrecht  iß; 
fold^e  ^anblungen  Reißen  $flic^ten.  3)iefed  iß  bie  ma^re  p^ilofo« 
p^ifc^e  S)eßnition  bed  Segriff«  ber  ^flid^t,  tteld^er  hingegen  aOe 
Sigent^ümlic^Iett  einbüßt  unb  baburd^  üerloren  ge^t,  menn  man,  tote 
in  ber  bid^erigen  9J?ora(,  febe  lobendmert^e  $anb(nngdmetfe  $f(t(^t 
nennen  toiO,  toobei  man  Dergigt,  bag  ma«  ^flid^t  iß,  ani)  @(^uU 
bigfeit  fein  muß.  ^ftic^t,  to  5eov,  le  devoir,  duty,  iß  atfo 
eine  ^anblung,  burc^  bereu  btoge  Unterlaffung  man  einen 
Subern  berieft,  b.  ff.  Unrecht  begebt.   ((S.  220.) 

2)  äBorauf  alle  ^flic^ten  berufen. 

S)ie  btoge  Unterlaffung  einer  ^anblung  lann  nur  baburd^  8er« 
lefeung  eined  Snbern,  b.  ^.  Unrecht  fein,  bag  ber  Unterlaffer  ßc^  ju 
einer  folc^en  $anblung  an^eifc^ig  gemalt,  b.  ^.  Derpflid^tct  ^ot 
S)emnad^  berufen  aQe  ^ßid^ten  auf  eingegangener  Ser))ßi(^tung.  !Ciefe 
iß  in  ber  Siegel  eine  andbrüdHid^e,  gegenfeitige  Ueberetnfunft,  toxt 
}.  S.  3ttif(^en  $ürß  unb  Soll,  Regierung  unb  Seamten,  $erm  unb 
!X)icner,  0bt)o!at  unb  Klienten,  Srjt  unb  ftranfen,  überhaupt  jtoifd^en 
debem,  ber  eine  $?eißung  irgenlT  einer  9rf  Übernommen  ^ot,  unb  feinem 
SeßeUer,  im  meitcßen  ©inne  bed  äSortd.  3)orum  giebt  jebe  $ßt(^t 
ein  Stecht;  meil  feiner  ßc^  o^ne  ein  SRotiü,  b.  ^.  o^ne  irgenb  einen 
Sort^eil  für  ßc^,  Derpßic^ten  fann.  9hir  eine  Serpßii^tung  lägt  ß«^ 
anführen,  bie  nid)t  mittelß  einer  Uebereinfunft,  fonbent  unmittelbor 
burc^  eine  btoge  ^anbtung  übernommen  mirb,  »eil  S)er,  gegen  ben 
man  ße  ^at,  no(^  nic^t  ba  tt)ar,  att  man  ße  übernahm;  ed  iß  ber 
ber  Slteru  gegen  i^re  R'mhcr.  (Sergt.  Altern.)  SüenfaH«  fönnte 
man  als  unmittelbar  burc^  eine  $anblung  entße^enbe  SSerpßi^tung 
ben  (£rfa$  für  angerid^teten  Schaben  geltenb  machen,  debod^  iß 
biefer,  al9  Huf^ebung  ber  f^olgen  einer  ungered^ten  ^anblnng,  eine 
bloge  Semü^nng  ße  aud)uti>fd^en«  ettvad  rein  StegatiocS,  ba«  barauf 
beruht,  bog  bie  $anblung  felbß  ^Stte  unterbleiben  foOen.  (S. 
220  fg.  124.) 


vmt  211 

(SSarum  ^avXbatlüt  nid^t  $f{i(^t  }u  nennen  ifi,  f.  ^anlbax' 
leit.) 

3)  Sertt)anbtf(^aft  unb  Unterfc^ieb  itoi^ttitn  ^fltd^t 
unb  @oIIen. 

!3)ie  Segriffe  ^fltd^t  unb  @oIIen  finb  mefentüc^  relattD.  3l6foIute« 
®oOen  unb  unbebingte  ^flic^t  {Uib  bo^er  eine  contradictio  in  ad- 
jecto.  3Bie  aOedSoUen  fd^Iec^terbingö  an  eine  IBebingung  gebunben 
\%  fo  au(^  otte  ^flid^t.  S)enn  beibe  ©cgriffe  finb  jid^  fe^ir  na^e 
Denoanbt  nnb  beinahe  ibentifd^.  2)er  einjige  Unterfd^ieb  a^if^en  i^nen 
ntöd^te  fein,  bog  ©oUen  überhaupt  au(^  auf  blogent  S^anqt  be« 
rn^en  fonn,  $  flicht  hingegen  Verpflichtung,  b.  §.  Ueberna^me  ber 
^flif^t  Doraudfe^t  (Eben  meil  Jteiner  eine  $flid^t  unentgeltlid^  über» 
nimmt,  giebt  jebe  $fli(^t  ein  9itift  S)eT  ©ctaDe  ^at  leine  $f(ic^t, 
»eil  er  fein  dttäfi  ^at;  aber  ed  giebt  ein  @o(l  für  i^n,  loeld^ed  auf 
bloßem  3tt><Jn8^  beruht.   (6.^  123  fg.) 

4)  ftritit  bedSegenfafeed  jtt)if(^en9{e(i^td*'  unbSiugenb« 
pflichten. 

&  giebt  in  bem  et^ifd^en  Urp^ttnomen,  bem  iDtitleib,  jmei  beutlid^ 
getrennte  ®rabe,  in  me^en  bad  Seiben  eined  Knbem  unmittelbar  mein 
3RotiD  tt)erben,  b.  §.  mi(^  }um  3:^un  ober  Saffen  beflimmen  larni; 
nämlic^  inttft  nur  in  bem  ®rabe,  bag  ed  egoiflifc^en  ober  bod^aften 
SDtotiDen  entgegentt)irfenb,  mid^  abhält,  bem  Snbem  ein  Seiben  }u  Der« 
urfac^en;  fobann  aber  in  bem  §5^em  ®rabe,  tt)o  bad  3RitIeib,  pofitit) 
mirfenb,  mii^  }u  t^ätiger  $ülfe  antreibt.  3)ie  SErennung  jwifd^en 
fogenonnten  SKted^td«  unb  S^ugenb*$f(i(^ten,  richtiger  jtoifd^en  ®ered^« 
tigfeit  unb  9)?enf c^entiebe ,  ergiebt  fld^  ^ier  Don  felbß;  t9  ifl  bie 
natürliche,  unDer!ennbare  unb  fc^arfe  ®rttnje  jmifd^en  bem  9?egatiDen 
unb  ^ofitiüen,  jn)ifc^en  Slid^toerle^en  unb  Reifen.  2)ie  bid^erige  9e« 
nennung  „8te<^td-  unb  S^ugenbpflic^ten",  (entere  auc^  Siebedpfli(^ten; 
unDoIIfommene  ^flic^ten  genannt,  ^at  juDörbeß  ben  Setter,  bag  fle  bad 
Genus  ber  Species  coorbinirt;  benn  bie  ®ere(l^tig!eit  ifi  aud^  eine 
Xugenb.  @obann  (iegt  berfelben  bie  t)ie(  ju  weite  Sudbe^nung  M 
Segriffed  $f(i(^t  }um  ®runbe.  (Sergt.  S)efinition  ber  $fli(^t.) 
3)ie  @teQe  ber  Wed^td«  unb  2:ugenbpfli(^ten  nehmen  ba^  (in  ber 
@(^open^auerf(^en  (Et^if)  jmei  Slugenben  ein,  bie  ber  ®ered^tigteit  nnb 
bie  ber  ilRenfcfienliebe.    ((S.  212.) 

5)  ffriti!  ber  ^fUc^ten  gegen  und  fetbft. 

$fii(^ten  gegen  und  felbfi  muffen,  wie  aQe  ^flid^ten,  entweber 
9{ed^td«  ober  Siebedpflic^ten  fein.  Sted^tdpflid^ten  gegen  und  felbfl 
flnb  unm5g(id|,  wegen  bed  volenti  non  fit  injuria;  ba  nttmlid^  3)ad, 
wad  id^  t^ue,  aQe  Wlal  "Da^  ifi,  wad  ic^  wiO,  fo  gefc^ie^t  mir  oon 
mir  felbft  au(^  fletd  nur  wad  ic^  wiO,  foIg(i(^  nie  Unrecht.  SBad 
aber  bie  Siebedpf(i(^ten  gegen  und  felbfl  betrifft,  fo  finbet  ^ier  bie 

14* 


212  ¥fttW«-  Vfuf^etei    —    ^§antQ|lc 

9Rora{  i^re  Hxhtxi  bereitö  get^an  imb  lommt  311  fpat,  ba  SAtt  fc^on 
Don  felbfl  fl(^  (iebt  unb  mad  deber  fd^on  Don  fetbfl  t^ut,  nic^t  unter 
ben  Segriff  ber  ^flic^t  gehört.  SBad  man  geioli^nlid^  ate  ^flid^ten 
^egen  und  fetbfl  auffleOt,  ift  juDörberft  ein  fei^ted  Maifonnement  gegen 
ben  ©etbfiniorb.  S)od^  bie  mirKtd^  ächten  mordifd^en  SRottoe 
gegen  ben  @eIb{lmorb  gehören  einer  ^S^eren,  Über  bie  getoö^nltc^e 
^il  ^inaudge^enben  Setrad^tungftoeife  an  (DergL  @eIbftmorb). 
SBad  nun  nod^  augerbem  unter  ber  9}u6ril  Don  ©elbflpflii^ten  Dor» 
getragen  }u  n^erben  pftegt,  finb  tl^itt  ftlug^elttfregebt,  t^eitt  biätetifc^e 
8orf Triften,  »eld^e  aKe  beibe  nid^t  in  bie  WHotal  gehören.  ((£. 
126—128.) 

pfufd^er.  IPfufdierei. 

Xde  ^fufd^er  finb  e9  im  legten  ©runbe  baburd^,  bog  i^r  dnteOect, 
bem  SSSiQen  nod^  )tt  feft  Derbuuben,  nur  unter  beffen  Hnfpornung  in 
ST^tttigleit  gerttt^  unb  ba^er  eben  gon}  in  beffen  3)ienfie  bleibt.  @ie 
finb  bem)ufo{ge  feiner  anbem,  atö  perfönlic^er  ßmit  ftt^ig.  Diefen 
gemttg  fd^^ff^n  fie  fc^Iec^te  ©ernSIbe,  geifUofe  ©ebid^te,  feierte,  abfurbc, 
fe^r  oft  aixäj  unreblic^e  $^i(ofop^eme.  90  t^r  S^^un  unb  3)i(^ten 
ifl  alfo  ))erföuti(^.  X)a^er  gelingt  i9  i^nen  ^mtend,  ftd^  bad  Seugere, 
3ufttQige  unb  Setiebige  frember,  achter  SEBerle  ate  3Ranier  anjueignen, 
tt)o  fie  bann,  flatt  bed  Sttxn^,  bie  @d^ate  faffen,  jebod^  Dermeinen, 
%m  mtxäft,  \a,  iene  übertroffen  }u  l^aben.  (S$.  II,  437;  I,  278.) 
(Sin  ttiDfürtid^ed  @))ielen  mit  ben  ÜRittebt  ber  ftunf),  o^ne  eigentlid^e 
ftenntnig  bed  gloedte,  ifl  in  )eber  ber  ©runbc^aralter  ber  $fuf(^erei. 
Sin  fold^ed  jeigt  {i(^  in  ben  nid^td  tragenben  ©tü^en,  ben  jmedElofen 
Soluten,  Saufd^ungen  unb  Sorfprüngen  fi^Ied^ter  Srd^itectur,  in  ben 
nic^tdfagenben  Sttufen  unb  f^iguren,  nebfi  bem  jmedtlofen  SSrm  fd^Iec^ter 
SRuftI,  im  ftlingtlang  ber  Keime  finnarmer  ©ebic^te  u.  f.  m.  (9B.  n, 
464.  472.  —  Sergt.  auc^  ÜRanier.) 

|ll)änomtna. 

3)ie  (Sleatifc^en  $^i(ofo))^en  fmb  mo^I  bie  erfien,  toelc^  bed  ®egen« 
fa^d  inne  geworben  finb  }tt)if(^en  bem  Kngefd^outen  unb  ©ebac^ten, 
9aivo[iLeva  unb  voo\)|jLeva.  (^.  I,  36.  9B.  I,  84.)  1>a9  Se^tere 
allein  n)ar  i^nen  bad  »a^rdaft  (Seienbe,  bad  ovto^  ov.  ®ie  unter« 
fd^ieben  a(fo  eigentlid^  fd^on  jmifd^en  (Erfd^einung,  9aivo|jievov,  unb 
S)ing  an  fi(^,  ovtoc  ov.  Se^tered  lonnte  nic^t  flnnlic^  ongefd^aut, 
fonbern  nur  benlenb  erfaßt  tt)erben,  tt)ar  bemnad^  voo\)|jLevov.  ($. 
I.  36  fg.) 

yi^antaftf. 

1)  9Ber  mit  Diel  ^^antafie  begabt  ifL 

Siel  ^dantafte  ^at  ber,  beffen  anf(^auenbe  ©e^icnt^ätigleit 
fiarl  genug  ifl,  nic^t  iebe^  Wlal  ber  (Srregung  ber  @tnne  )u  bebürfen, 
um  in  «ctiDität  ju  gerat^en.   ($.  II,  639.) 


2)  Sßann  Die  ^^antafie  am  t^ätigfleti  ifl. 

üDie  ^^ontafie  tft  um  fo  t^tttiger,  [t  loenioer  äugere  9nf(^auung 
uti9  huxi)  bie  ®inne  }ugefa^rt  totrb.  ian^t  Sinfornleit,  im  ©efäng» 
nig,  ober  in  ber  ^anfenfhibe,  Stille,  3)ämmentng,  S)unlel^ett  flnb 
i^er  S^^Stigrcit  f^rberlic^;  unter  bem  (Sinflug  berfelben  beginnt  fie 
mtaitfgeforbert  i^r  Spiet.  Umgefe^rt,  xoamt  ber  Slnfc^aunng  ütel  realer 
Stoff  Don  äugen  gegeben  toirb,  mie  auf  Steifen,  im  Sßeltgetümmel,  am 
^eOen  ÜRittage,  bann  feiert  bie  $^antafie.   ($.  H,  639  fg.) 

3)  ÜDie  Üta^rung  ber  $§antafie. 

Obgleid^  bie  $^antafie  gerabe  bann  feiert,  »ann  ber  Snfc^auung 
oiel  realer  Stoff  t)on  äugen  geboten  »irb ;  f o  mng  f^e  bo(^ ,  um  fii^ 
fruchtbar  ju  em>eifen,  Dielen  Stoff  Don  ber  Sugenuelt  empfangen 
^6en;  benn  biefe  allein  füHt  i^re  $orrat^9lammer.  SIber  ed  ifl  mit 
ber  9?a^rung  ber  $§antafie,  tt)ie  mit  ber  M  Seibed.  Sann  biefem 
fo  eben  oon  äugen  oiel  9?a^rung  jugefü^rt  morben,  bie  er  }u  Derbauen 
^at,  bann  ifl  er  perabe  am  untüd^tigfien  ju  jeber  Seiflung  unb  feiert 
gern;  unb  bo(^  ifl  eg  eben  biefe  üfo^rung,  ber  er  alle  5httfte  Der« 
banft,  oeld^e  er  nad^^er  jur  rechten  3^it  äugert*   {%  II,  640.) 

4)  3)ie  $^antafie  aU  9BerI)eug  bed  3)en!end. 

ftOed  Urbenlen  gefc^ie^t  in  Silbern;  barum  ifl  bie  $^antafie  ein 
fo  not^menbiged  äBerfjeug  beffelben,  unb  »erben  p^antofietofe  ftöpfe 
nie  etma«  ®roge^  leiflen,  —  t9  fei  benn  in  ber  SRat^ematif. 
(®.  n,  77.) 

5)  3)te  $^antafie  aU  $atfdmitte(  be«  ©ebttc^tniffed. 
(S.  unter  ©ebäc^tnig:  Sinflng  ber  ftnft^anti^feit  ber 
SorfleOungen.) 

6)  3)ie  ^^antafie  aU  n)efentli(^er  Sefianbt^eil  ber 
Genialität.    (S.  @enie.   ©enialitttt.) 

7)  Unterfd^ieb  jkoifi^en  ^^antafiebitbern  unb  ZtUn^ 
men.   (S.  Xraum.) 

8)  S)ie  3^S(tung  ber  ^^antafie  aU  eine  Sebingung 
be«  SebendglüdPd. 

Qn  SQem,  ma^  unfer  SBo^t  unb  ®e^e  betrifft,  foQen  mir  bie 
V^antafle  im  3%(  galten;  alfo  }uDürberft  feine  Suftfc^Uffer  bauen, 
meil  biefe  ju  foflfpielig  finb,  inbem  mir,  gleic^  barauf,  fie  unter  Senf« 
)tm  mieber  einjureigen  ^aben.  9ber  no(^  me^r  foOen  mir  und  ^üten, 
burc^  bad  Sudmalen  btod  möglicher  UnglüMfttOe  unfer  ^erj  ju  Sng« 
fügen.  9Bir  foQen  bie  3)inge,  meldte  unfer  SEßo^I  unb  SBe^e  betreffen, 
blo^mit  bem  Stuge  ber  Semunft  unb  ber  Urt^eiMtraft  betrachten,  bie 
^^antafle  foQ  babei  aud  bem  Spiele  bleiben;  benn  nrt^eilen  lann  fie 
nid|t,  fonbem  bringt  blogc  Silber  Dor  bie  Hugen,  meiere  bad  ®emttt^ 


214  $(anta«ma    —    $^i(ifler 

itnnü^r  unb  oft  fe^r  peinlicher  SBeife  betoegen.  B^t  anempfohlenen 
3üge{ung  ber  ^^antafie  gehurt  ani^,  i^r  nic^t  bie  SSBiebertoergegen* 
koärtigung  unb  Sludmalung  e^emate  erlittener  Serlnße,  Seleibigungen, 
ftrSnfungen  u.  f.  n).  )u  gefiatten,  n)ei(  n)ir  baburc^  ben  (ttngfl  fd^Iunt« 
ntemben  Unn^iDen,  3^^^  ^^^  ^Oe  ha9  ®emttt^  üerunreinigenben  Sei« 
tenfd^oftcn  miebcr  oufregen.   {%  l,  461—464.  468.) 

1)  Unterfc^ieb  jwifd^en  '^^antadma  unb  Segriff.  (®. 
unter  begriff:  9{eprttfentanten  ber  Segriffe.) 

2)  Sßanbelbarfeit  ber  ^^antadmen  im  ©ebSc^tnig. 

(Sine  (Srtnnerung  ift  teine^megd,  toit  bie  geh)ö^n(i(^e  ÜCarftellnng  eö 
annimmt,  immer  bie  fe(6e  SorfteQung,  bie  glei^f am  oud  i^rem  Se^ 
^Sltnig  mieber  ^erDorge^oIt  mirb,  fonbern  j[ebetoat  entfielt  »irflid^ 
eine  neue,  nur  mit  befonberer  ISei^tigfeit  bnrd^  bie  Uebung;  ba§er 
fommt  t^,  bag  ^^antadmen,  meiere  »ir  im  ©ebttd^tnig  aufjubeaa^ren 
glauben,  eigentlid^  aber  nur  bur^  öftere  SBieber^oIung  üben,  unüer« 
merft  fic^  änbem,  »ad  n}ir  inne  »erben,  »enn  »ir  einen  alten  be« 
lannten  ©egenflanb  nac^  langer  ßtxt  »ieberfc^en  unb  er  bem  8itbe, 
bad  toit  üon  i^m  mitbringen,  nid^t  DoOIommen  entfpric^t.  {®.  147.) 

3)  S)ad  '^^antadma  aU  ein  $ü(fdmittel  bei  Sefttm« 
pfung  bed  Sffectd.  (®.  unter  Effect:  ©egenmittel 
gegen  ben  Slffect.) 

yiyantafl. 

SBie  man  ein  »irlßd^ed  Dbject  auf  3tt)eierlei  entgegengefe^te  Seife 
betrachten  !ann :  rein  objectiü,  genial,  bie  dbee  beffelben  erfaffenb ;  ober 
gemein,  blod  in  feinen  bem  ®a^  Dom  ©runbe  gemäßen  Delationen  ju 
anbem  Dbjecten  unb  jum  eigenen  SBiOen;  fo  fann  man  auc^  ebenfo 
ein  $^anta0ma  auf  beibe  SBeifen  aufd^auen.  -du  ber  erflen  Hrt  be« 
trad^tet,  iß  ed  ein  SRittel  jur  (Srfenntnig  ber  dbee,  im  }tt)eiten  gaD 
tt)irb  bad  ^^antadnm  Der^enbet,  Suftfc^Iöffer  }u  bauen,  bie  ber  @elbß« 
fuc^t  unb  ber  eigenen  Saune  }ufagen.  S)er  biefed  ©piet  Zireibenbe  iß 
ein  $^antaft;  er  »irb  leicht  bie  Silber,  mit  benen  er  fid^  einfam  er« 
g5^t,  in  bie  SBirflid^feit  mifd^en,  nnb  baburc^  für  fie  untauglich  »er« 
ben;  er  »irb  bie  ©auleleien  feiner  $^antafle  DieKeid^t  nieberfc^reiben, 
»0  fie  bie  ge»ö§nlic^en  9{omane  aKer  ©attungen  geben,  bie  feinet 
©leid^en  unb  bad  groge  $ubttcum  unter(|a(ten,  inbem  bie  Sefer  fid^  an 
bie  ©teile  bed  gelben  träumen  unb  bann  bie  2)arfteIIung  fe^r  „ge« 
müt^Iic^"  flnben.   (©•  I,  220.) 

1)  Definition  be«  ^^itifter«.  ^ 

^adf  ber  ^9^m  trandfcenbentalen  S>efinition  ftnb  bie  $^Uif}er  Seute, 
bie  immerfort  auf  ba«  6mfl(i(^ße  befc^ttftigt  finb  mit  einer  Kealittft, 


Vffüom  215 

bie  (eine  tfi.  ($.  I,  362.)  8om  populären  ©tanbpunft  and  betrachtet, 
bUbet  ber  $^Utßer  ben  ©egenfa^  }um  aihtfenfo^n,  i{l  ber  a|jLouao( 
avi]p,  ber  3Renf(^,  ber  in  f^otge  bed  fheng  unb  tnapp  normalen 
3Rage9  feiner  inteQectueaen  ffräfte  (eine  geifiige  Sebürfniffe  f^at 
(9.  h  362  fg.) 

2)  Solgen  aud  ber  ©runbeigenfc^aft  bed  ^^iliflerd* 

9ud  ber  @runbeigenf(^aft  bed  $^iliflerd,  bag  er  o^ne  geifiige 
Sebürfniffe  iß,  folgt  erfilic^  in  C^tnfic^t  auf  i^n  felbfl,  bag 
er  ot^nt  geifiige  ©enüffe  bleibt  -9Birni^e  ©enflffe  für  i^n  finb 
oDein  bie  finnlid^en.  SDiefe  aber  finb  balb  erfc^Spft,  unb  ber  $^i(tfier 
fftOt,  befonberd  menn  er  im  SEBo^Iftanb  tebt,  unaudbleiblii^  ber  Sänge* 
»eile  anleint.  StOenfaUd  bleiben  i^m  nod^  bie  ®enüffe  ber  @iteUeit. 
3tt)eitend  in$infi(^t  aufSnbere  folgt  au9  ber  ®runbetgenfc^aft  bed 
^^iüflerd,  bag,  ba  er  feine  geiftige  93ebürfniffe  i)at,  er  nic^t  ben  fuc^en 
loirb,  ber  biefe  gu  befriebigen  im  @tanbe  iß.  Uebenoiegenb  geifiige 
gä^igfeiten  an  SInberen  erregen  Dielme^r  feinen  SSJibertoillen,  \a  feinen 
^a%,  n)eil  er  babei  nur  ein  läfltged  ©efü^I  Don  dnferiorit&t  unb  baju 
einen  ^eimlit^en  9leib  Derfpürt.  ©eine  äBert^fi^ägung  fttüt  bemnac^ 
nid^t  geifliger  ©rüge,  fonbern  audfd^Iieglic^  bem  Spange  unb  Steic^t^um, 
ber  ^aiit  unb  bem  Sinflug  ju.  —  S)ad  groge  Seiben  aller  $^ilifter 
ift^  bag  dbeali täten  i^nen  feine  Unterhaltung  gemä^ren,  fonbern  fte, 
xaa  ber  Saugcmeite  ju  entgegen,  ftetd  ber  9tealitäten  bebürfen.  S)iefe 
ober  ßnb  t^eite  balb  erf^öpft,  t^eite  führen  fte  Unheil  ^erbei.  ($.  I, 
363  fg.    SR.  313  fg.) 

|>l>il0f0pl). 

1)  Hnlage,  Qigenfc^aften  unb  Srforberniffe  bed  $^i« 
tofop^en. 

SDie,  meldte  burd^  bad  ©tubium  ber  ©efc^ic^te  ber  $§iIofop^ie 
$^tIofop^en  }u  »erben  l^offen,  follten  aud  berfelben  Dielme^r  entnehmen, 
bag  $§iIofop§en,  eben  fo  fe^r  toit  SHc^ter,  nur  geboren  »erben,  unb 
3»ar  oiel  fettener.   (%  n,  8.) 

3)ie  eigentliche  p^ilofop^ifc^e  Hnlage  befielt  )unä(^f}  barin,  bag  man 
über  \>a9  ®e»b^nli(^e  unb  Satägli^e  fic^  ju  Dermunbern  ftt^ig  ifl, 
moburc^  man  eben  veranlagt  wirb,  bad  allgemeine  ber  (Srfd^einung 
gu  feinem  Problem  }u  ma^en.  3)er  dnteQect  bed  gett)ö§nli(^en  SRen* 
fd^en,  feiner  urfprttnglid^en  IBeftimmung,  aU  üRebiuni  ber  SRotiDe  bem 
Seinen  bienfibar  ju  fein,  nod^  ganj  tnu  geblieben,  ifl  meit  baoon  ent* 
fernt,  fl^  oom  ®an}en  ber  S)inge  gleic^fam  ablbfenb,  bemfelben  gegen« 
über  )tt  treten,  unb  fo  einfhoeilen  ald  fttr  fic^  befle^b,  bie  Sßelt  rein 
obiectiD  aufjufaffen.  hingegen  iß  bie  ^ieraud  entfpringenbe  p^itofo« 
p^ifc^e  Sermunbemng  im  Cinjelnen  bur(^  (ü^  (Snttoidelung  ber 
duteOigeu}  bebingt.   (993.  U,  176.    9?*  75.   SR.  748.) 

SRit  ber  ©teigerung  ber  3)entli(^(eit  bed  Semugtfein«  tritt  me^r 
itnb  me^r  bie  Sefonnen^eit  ein  unb  babnrc^  (ommt  ed  allmttlig  ba§tn 


2,,;  Wi0\0*^ 


s 


«fuv*  ftwflt  »ivb,  wenn  (le  jtoSe  a)eutü«^fttt  unb  ««Ijoltnib«  ©eg«. 
JA,  beu^Oitofov^e«,  «üb  bie  o.a»e«  fbe«  fo  {«"  ««"Pttt 

Jcu  fchrSutJcl  tu  be«  «efennen^fit.  (®.  U,  435  fg.    »etjU  »c 

'''SrÄ«(l|cn  a»titWttt  Wen  «  b«?,  P««««  fleW  nur  ba« 
iSiimlne  «nb  OiSioibneOe  betfelben.  bet  H^Oofop^  »««'«'"«>»«  «?• 

IS*  S?fÄS  rÄ*iJ  «^r  ger.be  5)0«,  »a«  ben  W- 


"^***    wBt^iVw«*  ^^^^'  '""^  Stoge  auf  bem  ^erjen  ju  be^olta, 


^*  ****^  ><H  w^"  ^^^  ®^*'  *^^^  f^4  *^^"  f^'^f*  öerfle^t, 
;^?->'  ^'^'"^^rtii^f"  8ett)u§tfcin  bringe,  um  e«  att  ^roblem  oufju« 
V*  '*'''^t4|  auc^  muß,  um  cijentlid^  ju  »)^Uofo<)^ircn,  ber  ®«fi 
^^"^^^pij  fein;  er  tnug  feine  3»«^^  Verfolgen  unb  alfo  ntc^t 
w^^^^'^J^H^  jdenft  werben,  fonbem  fi(^  unget^eilt  ber  Sele^irunfl  ^in- 
^<<^  ^^Sic  bie  onfd^ouUdje  SBclt  unb  ha^  eigene  CciDußtfcin  i^m 

5*k^.  II,  4.) 

^^'^  Offenbarungen  toirb  in  ber  $^iIo)op^ie  ni^td  gegeben,  ba^ 


^I0fo(^^  Dor  aOen  iCingen  ein  Ungläubiger  feiu  niug.   (97.  %or> 


^  Stt^igteit  }ur  $l^tIofo))^te  befielt  in  S)eni,  morein  $(ato  fic 
^bm    im  (Erfennen  bed  Cinen  im  Sielen  unb  be^  Sielen  im  Sinen. 

Ä  X  98.) 

2}em  ni(^t  ju  Betten  bie  SRenfd^en  unb  aQe  S)inge  wie  bIo§e 
^(antome  ober  ©chatte ubilber  Dortommen,  ber  ^at  leine  Sniage 
iinr  $^ilofo))^ie;  benn  dened  entfielt  an^  bem  Sontrafl  ber  einjetnen 
^inge  mit  ber  dbee,  beren  (Srf<^cinuug  fte  ftnb,  unb  bie  3bec  ift 
nur  für  bad  ^ö^  gefleigerte  Sctougtfein  augttngUc^.  ($.  295.)  $(afton 
fagt  öfter,  ba|  bie  ÜRenfd^en  nur  im  Traume  teben,  ber  $^ilofo)}^ 
aOein  ft^  )u  wo(^en  beflrebe*   (9B.  I,  20.) 

Seim  ^^ilofopbiten  barf  ed,  fo  fe^r  qu<^  ber  fio))f  oben  }U  bleiben 
^at,  boi^  nic^t  fo  laltblütig  ^ge^en,  bag  nic^t  am  Snbe  ber  gonje 
äRenfd^,  mit  ^erj  unb  Stop\p  jnr  Setton  Gime  unb  buri^  unb  burd^ 


5p^Uofort  217 

erf^üttert  mOrbe.  $(i(ofop^te  ifi  lein  mqAta'Qi^tmptl  Sielme^r 
^t  SauDenargue  itti^t,  tnbem  er  fogt:  les  grandes  pensees 
viennent  du  coeur.    ($.  IJ,  9.) 

3)em  $^Uofo))^tt  mug  bei  aller  Seb^afttgfeit  ber  Sbifc^tuig  bie 
dtefle^on  immer  gon}  no^e  liegen;  \a,  er  mui  einen  gleid^fam  inftinct« 
artigen  Xrieb  ^aben,  SlOed,  mad  er  anfd^auHc^  erlonnt,  fogleic^  in 
Segriffen  audjubrüden,  kuie  geborene  äRafer  bei  SCDem,  toa9  fle  fe^en 
nnb  bemunbem^  fogletc^  )um  ©riffel  greifen.   (3R.  719.  $.  298  fg.) 

SRe^r,  al9  j[eber  finbere,  foQ  ber  $^i(ofo|)^  aud  ber  UrqueQe  aOed 
unferd  Srlennen^,  ber  Stnfc^anung,  fc^öpfen  unb  ba^er  fletd  bie 
3)tnge  felbfl,  bie  9^atur,  bie  38ett,  ba«  Seben  ind  3(nge  fajfen,  fie, 
nnb  ntd^t  bie  Sucher,  jum  Sqcte  feiner  ©ebanfen  machen,  änc^  fletd 
an  i^nen  aQe  fertig  überfommenen  Segriffe  prüfen  unb  controüren^  bie 
Sucher  hingegen  nur  aM  Sei^ülfe  benu^en.  Stn  ber  ißatur,  ber 
SBtrtUc^feit,  bie  nie  lügt,  ^t  ber  ^^j|ih)fop^  fein  ©tubium  }u  mod^en, 
nnb  )toar  an  i^ren  grogen,  beutlic^en  SH^r  i^^^nt  $aupt«  unb 
@runb(^aralter.  SDemna^  ^at  er  bie  n)efenttt(^en  unb  allgemeinen 
lErfd^einnngen  jum  ©egenflanbe  feiner  Setrad^tung  }u  matten,  ^in« 
gegen  bie  feltenen ,  Dorttberfliegenben ,  fpecieQen ,  mifroffopif^en  ben 
§ad^gele^rten  gn  übertaffen.   ($.  II,  8.  51.) 

SDer  ^^tlofop^  mug  alle  gelber  überfe^en,  \a,  in  gen)iffem  ®rabe 
barauf  jn  $aufe  fein,  mobei  biejcnige  SoQIommen^eit,  »elc^  man  nur 
bnrd^  ba9  S)etaä  erlangt,  not^enbig  audgef(^(offen  bleibt.  S)ie  mit 
bem  2)etai(  ber  ©pedalMiffenfd^aften  befc^&ftigten  ©ele^rten  finb  ben 
®enfer  Arbeitern  ju  Dergleichen,  beren  (Einer  lauter  9ifiber,  ber  Hnbere 
lauter  gebem,  ber  S)ritte  lauter  Letten  mac^t ;  ber  $^itof op^  hingegen 
bem  U^rmac^er,  ber  aud  bem  üden  erfi  ein  ©aujed  hervorbringt,  koel« 
(^ed  S^megung  unb  Sebeutung  ^at.  Huc^  lann  man  fie  ben  SRufidd 
im  Orc^efter  Dergleichen,  oon  meieren  j[eber  ÜReifler  auf  feinem  dnfhu' 
ment  iß,  ben  $^tlofop0en  hingegen  bem  ffapeUmeifler,  ber  bie  9?atur 
itnb  Se^anblungduieife  jebed  dnfirumentd  lennen  mug,  o^ne  jeboc^  fie 
aOe,  ober  nur  eined,  in  groger  SoOIommen^eit  ju  fpielen.  (SB.  11, 
141  fg.) 

2)  Unterfc^ieb  jmifd^en  bem  $^ilofop^en  unb  ©ete^r* 
tcn.   (®.  Denfer  unb  ©ele^rfamfcit.) 

3)  Unterfc^ieb  ^wifd^en  bem  $^ilofop^en  unb  S)i(l^ter. 

S)er  S)i(l^ter  bringt  Silber  M  Sebend,  menfc^Iic^e  S^araltere  unb 
Situationen  Dor  bie  ^^antafie,  fe^t  bad  SUed  in  Semegung  unb  über« 
lägt  nun  debem,  bei  biefen  Silbern  fo  »eit  ju  beulen,  toxt  feine 
©eifledhaft  rei^t.  jCe^^alb  !amt  er  SRenfd^en  Don  ben  Derfd^iebenften 
Sfifligfeiteu  genügen.  !Cer  ^^tlofop^  hingegen  bringt  nic^t  in  jener 
ffieife  bad  ithm  felbfi,  fonbern  bie  fertigen,  Don  i^m  barand  abßra« 
^irten  ©ebanfen,  unb  forbert  nun,  bag  fein  Sefer  eben  fo  unb  eben  fo 
meit* beute,  mie  er  felbft.  X)abur(^  mirb  fein  publicum  fe^r  Kein. 
(%  n,  5  fgO 


218  Wio\opfi 

dti  t^olge  ber  mefentUc^  ))oIemifd^€n  Statur  ber  ))^t(ofo))^ifd^en  @^ 
fletne  ifl  e^  unenbltc^  fc^merer,  ato  $^t(ofo))^  ®e{tung  ju  erlangen, 
benn  atö  SDid^ter.  SJerlongt  boc^  be^  X)i(^terd  Sßert  üotn  Sefer  ntc^t^ 
toetter,  att  einjutreten  in  bie  Steige  ber  i^n  unter^altenben  ober  er^ebenben 
@(j^riften,  unb  eine  Eingebung  auf  koenige  @tunben.  S)ad  9Ber!  bed 
^l^itofop^n  hingegen  toxü  feine  SDenhtngöart  ummälien.  X)te  ®röge 
bed  ))^iIofi>))^ifd^en  ^ublicumö  Der^ält  fic^  ju  ber  be^  bid^terifd^en, 
mie  bie  ^affi  ber  Seute,  bie  belehrt,  )u  ber,  bie  unterhatten  fein  woQen. 
i%  n,  6.) 

S)en  fc^ttnen  ftünften,  felbfl  ber  $oefte,  fc^abet  e^  »enig,  bag  fie 
au^  )um  Srmerb  bienen;  benn  jebeö  i^rer  SS^erk  ^at  eine  gefonberte 
Slpißen}  für  ftd^  unb  bad  ©c^Iec^te  fann  bad  ®ute  fo  menig  der« 
brttngen,  koie  Derbunfein.  Kber  bie  $§iIofo))^ie  ifi  ein  ©on^ed,  atfo 
eine  (Sin^eit,  unb  ifi  auf  SBa^r^eit,  nic^t  auf  ©dfön^eit  gerid^tet;  ed 
giebt  Dielerlei  ®(^5nl^eit,  aber  nur  eine  SBo^r^eit,  toie  Diete  äRufen, 
aber  nur  eine  äRineroa.  Sbfti  bed^alb  barf  ber  S)i<^ter  getrofl  Der« 
f(^ntü§en,  baö  ©(^lec^te  ju  geigein;  aber  ber  $§iIofo^^  lonn  in  bett 
Sau  rommen,  bie^  t^un  }u  muffen.   ($.  I,  168.) 

2)er  Xiifttt  tarm,  um  ni^t  Don  feinen  :poetif(^en  ®aben  leben  unb 
fte  burd^  f^nöben  Srmerb  profaniren  ju  muffen,  neben  ber  ^oefie  ein 
©emerbe  treiben.  Sßenn  iene  bann  an^  fi(^  ettoad  beengt  unb  be^in» 
bert  füllen  foOten;  fo  fbnnen  fie  babei  boc^  gebei^en,  koeil  ja  ber 
S)i(^ter  nic^t  groge  ^enntniffe  unb  üBiffenfc^oft  ju  erwerben  brandet, 
tt)ie  bied  ber  SaQ  bed  ^^ilofop^en  ifl.  ÜDer  ^^ilofopd  hingegen  lann 
aud  bem  angefü^en  ©runbe  nic^t  n)o^t  ein  ©emerbe  neben  ber  ^^i« 
lofop^ie  treiben.  2)a  nun  aber  bad  ©elboerbienen  mit  ber  $^Uofo))^ie 
feine  anbertt)eitigen  unb  grogen  92ac^t^eile  f^at,  fo  ift  ber  $^Uofo))^ 
glürflid^  }u  fc^a^en,  ber  fiif  eined  Srbgnt«  erfreut.  ($.  II,  461  fg.) 

(Sin  S)i(^ter  ifi  man  ni(^t  o^ne  einen  gemiffen  $ang  }ur  SerfleQung 
unb  gfalfd^^ett;  hingegen  ein  ^^ilofo))^  ni(^t  o^ne  einen  gerabe  ent< 
gegengefe^ten  $ang.  S)ie9  ift  h)O^I  eine  9unbamentalbifferen}  beibec 
©eifle^ri^tnngen,  bie  ben  ^^ilofop^en  ^5§er  fleUt,  tt)ie  er  benn  aud^ 
tt)irtli(^  i)^n  fie^t  unb  feltener  ifl.   ($.  295.) 

4)  Unterf(^ieb  }mif d^en  bem  $^iIof ot)f)en  unb  @o))^ifien* 

3)ad  ©elbDerbienen  mit  ber  $^tIofo))^ie  toar  unb  blieb  bei  ben 
Slten  bad  SRerhnal,  meldte«  ben  ©op^ißen  Dom  $^iIofo))^en  unter« 
fd^ieb.  S)ad  SJer^üItnig  ber  ©op^iflen  jn  ben  $^iIofop^en  toat  bem» 
nad^  ganj  analog  bem  jmifc^n  ben  ÜRttbc^en,  bie  ftd^  au9  Siebe  l^in« 
gegeben  i^aben,  unb  ben  bega^Iten  Sreubenmttbc^en.  !Ciefe  uralte 
!lnfi<^t  ^at  i^ren  guten  ®mnb  unb  beruht  baranf ,  bag  bie  ^^ilofop^ie 
gar  Diele  Serü^rungdpunfte  mit  bem  Scben,  bem  öffentlichen,  mie  bem 
ber  (Einjelnen  ^at;  me^^alb,  »enn  @rtt)erb  baitiit  getrieben  mirb,  att« 
batb  bie  Sbfi^t  bad  Uebergcmic^t  über  bie  Sinfid^t  er^Ut  unb  au< 
angeblichen  ^^ilofop^en  bIo9  ^araflten  ber  ^^ilofop^ie  merben;  foId|e 
aber  merben  bem  9Birfcn  ber  ttd^ten  $^iIofo))^cn  ^emmenb  unb  feinblic^ 


¥^iIofot>^enüeTfamm(ungen    —    ^^Uofo^^ie  219 

entgegentreten,  ia  fic^  gegen  fte  i»erf(^n)5ren,  um  nur  n)a9  i^re  @a(^e 
förbert  jur  ©eltung  ju  bringen«  ($.  I,  166—169;  n,  462.  SB. 
n,  178  fg.) 

$^ilof0))^t)erfamttilungen  ftnb  eine  contradictiö  in  aoUecto,  ba 
$^t(ofo))^en  feiten  im  1>nal  unb  fofl  nie  im  $(ural  jugleid^  auf  ber 
SBelt  fmb.    {%  1,  196.) 

1)  Urf))rung  ber  ^^itofop^ie. 

S)te  ^^ilofop^te  entfpringt  au9  einer  Sermunberung  über  bie 
8Be(t  unb  unfer  eigene^  3)ttfein,  inbem  biefe  fid^  bem  dnteOect  atö  ein 
Kät^fel  aufbringen,  beffen  Süfnng  fobonn  bie  äRenfd^^eit  o^ne  Unter« 
{ag  bef^äftigt.  (3B,  n,  175—177.  188.  »ergl.  antf^  unter  SReta« 
p^^fif:  Urf))rung  ber  Wlttapf^J^fit) 

Unfen  fletd  an  dnbiüibuafitfit  gebunbene  unb  eben  hierin  i^re  9e« 
f^rttnfung  ^obenbe  (Srienntnig  bringt  ed  not^menbig  mit  \ii),  bag 
deber  nur  (Sine9  fein,  hingegen  oQe^  Snbere  erfennen  !ann,  mel^e 
Sefc^ränlung  eben  eigentlich  bad  Sebürfnig  ber  ^^itofop^ie  erjeugt. 
(©.  I,  125.    ^.  300.) 

51>er  Srieb  }u  ))^i(ofo))^iren,  ber  fe^r  allgemein  in  ber  3Renfc^^eit 
ifl,  ber  fetbß  M  9{o^ef)en  ftd^  bemtt^tigt,  lommt  nid^t  etma  ba^er, 
bog  ber  aRenfc^  [xdf  ergaben  über  bie  9Iatttr  ffi^tt,  bag  fein  ©eift 
i^ti  in  ®))^ttren  ^ö^erer  Krt,  au9  ber  SnbUi^feit  in  bie  Unenbß^Ieit 
3ie^t,  bad  drbifi^e  i^m  nic^t  genügt  u.  bgl.  m.  3)er  ^aU  ifl  feiten. 
@onbern  e^  (ommt  bo^er,  bag  ber  SDtenf^  mittelfi  ber  Sefonnen^eit, 
bie  i^m  bie  Vernunft  giebt,  baß  SDKgli^e  feiner  !?age  einfielt,  unb  ed 
i^m  fd^tec^t  gefällt,  fein  S>afein  att  gan)  pxzmx  unb  fomo^t  in  $in« 
fid^t  auf  beffen  Snfang,  a(d  auf  beffen  (Snbe,  gan)  bem  Befall  unter* 
toorfen  )u  fe^en,  nod^  baju  t9  auf  j|eben  ^aO  a(d  äugerft  lur}  {mifc^en 
giori  unenbUf^en  B^i^^R  }u  finben,  femer  feine  $erfon  att  üerfd^min* 
benb  Krin  im  unenbUc^en  S^aume  unb  unter  ga^Hofen  SBefen.  3)ie« 
felbe  Semunft,  bie  i§n  treibt,  für  bie  3ui^nft  in  feinem  Seben  }u 
forgen,  treibt  i^n  aud),  über  bie  3u^nft  nac^  feinem  Seben  flc^  (Sorge 
3U  malten.  Ohr  »ünf^t  ba«  SÜ  }u  begreifen,  ^au))tfttd^Ii(^,  um  fein 
Ser^ältnig  }u  biefem  Va  )u  erfennen.  ®ein  SRotiD  ift  ^ter,  »ie 
meifleu«,  egoifUfc^.   (SR.  739  fg.) 

2)  aufgäbe  ber  ^^ilofop^ie. 

Der  ®a^  üom  ®runbe  erKttrt  Serbinbungen  ber  Srfc^rinungen, 
ni^t  biefe  felbfl;  ba^er  lann  $^Uofop^ie  nid^t  baranf  audge^en,  eine 
causa  effideius  ober  eine  causa  finalis  ber  gonjen  Sßelt  )u  füllten. 
Die  toafitt  $^i(ofop^ie  fuc^t  trinetoeg«,  mo^er  ober  »0}u  bie  Sßett 
ba  fri;  foubem  blo«  uia«  bie  Sßelt  i%  3^^^  Ittnnte  man  fagen, 
ba«  Sßa«  ber  Sßelt  erfenne  ein  deber  o^ne  tütxitxt  $ülfe,  ba  er  hat 


220  ^^«ofop^te 

@ub}ect  bed  Srfennend,  beffen  SSorflellung  fte  ift,  felbft  ifl.  flUm 
biefe  Srtenntnt§  iß  eine  anfc^aulic^e ,  ifl  in  concreto;  biefelbe  in 
abstracto  tt)ieber}ugeben,  bad  fuccefftt^e,  tuanbelbare  9nf^auen  unb 
überhaupt  oQed  2)ad,  voa9  ber  tueite  begriff  ©efü^I  umfagt,  )tt 
einem  obfhacten,  beutlic^en,  bleibenben  Sßiffen  gu  ergeben,  ifl  bie 
Aufgabe  ber  $^ito[o))^ie.  ®ie  mug  bemnac^  eine  Su^fage  in  ab- 
stracto Dom  äSiefen  ber  gefammten  9Bett  fein,  Dom  ®anjen,  koie  oon 
aQen  !£^etlen.  Um  ober  bennoc^  nic^t  in  eine  enblofe  ä^enge  Don 
einjelnen  Urt^eiten  ftc^  }u  oerlieren,  mug  fle  ftc^  ber  äCbfiraction  be* 
bieiien  unb  aUed  (Sinjelne  im  Sldgemeinen  benfen,  feine  Serfd^ieben^eiten 
ober  auc^  lieber  im  SlOgemeinen;  bo^er  mxh  fle  t^eild  trennen,  t^eild 
oereinigen,  um  oQed  SRannigfaltige  ber  äBett  über^au))t,  feinem  SBefen 
nac^,  in  menige  abflracte  begriffe  }ufanunengefagt,  bem  äBiffen  )tt 
überUefern.  2)ie  $^i(ofot)^ie  toirb  bemnad^  eine  @umme  fe^r  aQge« 
meiner  Urt^eile  fein,  beren  Srfenntniggrunb  unmittelbar  bie  SSicU  felbfi 
in  i^rer  ©efammt^eit  ifl,  ol^ne  irgenb  etnad  audjufd^Iiegen;  fie  koirb 
fein  eine  oollftänbige  äBieber^oIung,  gteic^fam  SIbf))iege(ung 
ber  Seit  in  abflracten  Segriffen,  meiere  aQein  mbgtic^  ifl 
bur^  Sereinigung  ht9  n^efentUc^  -dbentifc^en  in  einen  S3egriff  unb 
Su^fonberung  bed  93erf(^iebenen  in  einem  anbern.  (S9$.  I,  98  fg* 
453.  320.) 

deber  ifl  noc^  ^immelmeit  Don  einer  :p^i(ofo))§ifd^en  (Erfenntnig  ber 
2Be(t  entfernt,  ber  Decmeint,  bad  SBefen  berfelben  irgenbmie  ^iftorif  <^ 
faffen  ju  !5nnen;  »elc^ed  aber  ber  $aQ  ifi,  fobalb  in  feiner  Slnfic^t 
bed  äBefend  an  ft^  ber  SQSeU  irgenb  ein  SSJerben,  ober  @e»orbenfein, 
ober  SQSerbentterben  ftc^  Dorfinbet.  @oI(^ed  §iflorif(^e9  $^i(ofo))^iren 
liefert  in  ben  meifien  ^üUtn  eine  fio^mogonie.  S^  laborirt  an  bem 
geiler,  bie  ^tit  für  eine  Seftimmung  ber  ÜDinge  an  fi(^  ju  nehmen 
unb  ba^er  bei  ber  Srf(f|einung  flehen  ju  bleiben.  S)ie  ^ifU  pf^ilo» 
fop^ifc^e  iBetrac^tung^ttctfe  ber  Seit,  b.  ^.  biejenige,  toelc^e  und  i^t 
innere^  SBefen  erfennen  le^rt  unb  fo  über  bie  (Srfd^einung  ^inaudfü^rt, 
ifl  gerabe  bie,  welche  nic^t  mif  bem  äBo^er  unb  äBo^in  unb  äBarum, 
fonbem  immer  unb  überaQ  nur  na^  bem  SB  ad  ber  Seit  fragt,  b.  ^« 
koelc^e  bie  !Z)inge  nicf)t  nac^  irgenb  einer  Sßelation,  ni^t  m^  eine? 
ber  ©eflalten  bed  ©aged  Dom  ©runbe  betracfftet;  fonbem  umgele^rt 
gerabe  !Dad,  »ad  na^  8(udfonberung  biefer  ganzen  Setrad^tungdatt 
noc^  übrig  bleibt,  bad  in  aOen  9{eIationen  erfd^einenbe,  felbfl  aber  i^nen 
nic^t  untertoorfene ,  immer  ftc^  gleiche  SBefen  ber  Seit,  bie  Obeen 
berfelben,  }um  ©egenflanb  ^at.   (S.  I,  322  fg.) 

iiDie  ^^Uofop^ie  foü  immanent  fein  unb  nic^t  fic^  Derfteigen  )u 
überoeltli^en  (Dingen,  fonbem  fi^  barauf  befc^rttnlen,  bie  gegebene 
Seit  Don  ©rntib  an^  }u  Derfte^en;  biefe  gicbt  (Stoff  genug.  ($.  U,  94.) 

$^iIofop§te  ifl  eigentlich  bad  Sefheben,  burdi  bie  SorfleOung  ^in» 
burd^  ÜDad  }u  erfennen,  toad  nic^t  SorfleÜnng  ifl  unb  bo^  auc^  in 
und  felbfl  ju  finben  fein  mug,  fonfl  »ir  bloge  ^orfleQungen  lottren. 
($.  338.) 


^^Uofofi^ie  221 

SDie  ^^ilofop^ie  ifi  fo  lange  DergeBUd^  Detfud^t  ttorben,  mil  man 
fie  auf  bem  S9Sege  ber  Sßtffenfc^aft,  ftatt  auf  bem  ber  j{unft  fud^te. 
SRon  fnd^te  bad  SBarum,  flott  ha^  Sßad  }u  betrachten;  man  firebte 
nac^  ber  Seme,  ftatt  bad  überaU  3la^t  ^n  ergreifen;  man  ging  nad^ 
Vugen  in  aUen  %ic^tnngen,  ftatt  in  ftc^  ju  ge^en,  mo  jjebed  ^ät^fel 
ju  löfen  ifl.  {Tl.  718—720.  $.  299.  302  fg.)  S>tc  »a^rc  SBci«. 
|ett  {ft  ntc^t  baburc^  gu  erlangen,  bag  man  bie  gränjentofe  SEBelt 
andmtgt,  ober,  mad  nod^  3n)e(!mä§iger  Mit,  ben  enblofen  itavan 
perfUnlic^  bnrc^flSge;  fonbern  Dielme^r  baburi^,  bag  man  irgenb 
ein  &aitittt9  ganj  erforfc^t,  inbem  man  bad  ma^re  unb  eigentliche 
XBefen  beffelben  DoQfommen  erfennen  unb  Derfte^en  ju  fernen  fuc^t 
(SB,  I,  153.) 

3)  Unterfc^ieb  ber  ^:ß^iIofopi|te   Don   ben  Siffen« 
fd^aften. 

SDie  ^^ilofop^ie  ober  ünetap^^fi!,  al9  2if}xt  Dom  Sen)u6tfetn  unb 
beflen  dn^att  überhaupt,  ober  Dom  ®an^en  ber  Srfa^rung  al9  folc^er, 
tritt  ni^t  ein  in  bie  äBiffenfc^aften ;  h)ett  fie  ni^t  o^ne  Sßeitered  ber 
Betrachtung,  bie  ber  (Ba^  Dom  ®runbe  ^etfd^t,  nac^ge^t,  fonbern  ju» 
Ddrberfi  biefen  felbfl  gum  ©egenfianbe  ^at.  (Sie  ifi  atö  ber  ®runbba§ 
aller  9Biffenf(^aften  an}ufe^en,  ifi  aber  ^ö^erer  9rt,  atd  biefe,  unb  ber 
fiunfi  faß  fo  fe^r,  ald  ber  äSiffenfc^aft,  Dermanbt.   (9B.  H,  140.) 

S)ie  ^^ilofop^ie  ^at  gmar  }u  i^rem  ®egenflanbe  bie  Srfa^rung, 
aber  nic^t,  gtei^  ben  übrigen  9S$if|enfcl^aften,  biefe  ober  jene  beflimmte 
(Erfahrung;  fonbern  bie  (Erfahrung  felbfl,  überhaupt  unb  al9  fotc^e, 
i^rer  ÜRSgUd^Ieit,  i^rem  ©ebiete,  i(|rem  toef entließen  dn^atte,  i^ren 
innem  unb  ttugem  Sfementen,  i^rer  gorm  unb  iDtaterie  nac^.  ($• 
n,  18.) 

3)a,  IDO  bie  9?aturn)iffenfc^aft,  |a  jjebe  SBiffeufd^aft,  bie  3)inge  fielen 
(ttgt,  inbem  nid^t  nur  il^re  Srflärung  berfelben,  fonbern  fogar  ba^ 
$rincip  btefer  SrHärnng,  ber  ®a^  Dom  ®runbe,  nic^t  über  biefen 
^ßimtt  ^inaudfü^rt ,  ba  nimmt  eigentlid^  bie  ^^ilofopl^te  bie  2)inge  auf 
imb  betrad^tet  fie  nac^  i^rer,  Don  {euer  ganj  Derfc^iebenen  3Beife.  — 
!Z)te  $^itofopie  f^at  ba9  Sigene,  bog  fte  gar  nid^td  al9  befannt  Dor« 
an#feit,  fonbern  X0e«  i^r  in  gleichem  SRage  fremb  unb  ein  Problem 
ifi,  ni^t  nur  bie  Ser^ttttniffe  ber  Srfc^einungen,  fonbern  auc^  biefe 
fdbfl,  ia,  ber  ®a^  Dom  @runbe  fclbjt,  auf  meieren  Hlle«  gurüdgu« 
führen  bie  anbem  9Biffenfc^aften  gufrieben  finb,  burd^  meiere  ßwcüd' 
fü^rung  bei  i^r  aber  nic^td  geioonnen  toütt,  ba  ein  @Iieb  ber  9iet^e 
i§r  fo  fremb  ift,  mie  bad  anbere,  ferner  anc^  jene  Strt  be^  Qu^ammtttß 
(ange«  felbfl  i^r  eben  fo  gut  ^oMem  ifi,  att  ba«  burc^  i^n  Ser« 
btüpfte,  unb  biefed  koieber  nac^  aufgegeigter  Serfnüpfung  fo  gut,  aM 
Dor  berifelben.  i)enn  tbm  deneö,  load  bie  S9Siffenfc^aften  Doraudfe^n 
unb  i^n  (Srflftnmgen  }um  .®runbe  legen  unb  }ur  (Shrttnje  fe^en,  ifi 
gerabe  ba^  eigentli^e  Problem  ber  $^iIofop^ie,  bie  folglich  infofern 


222  $^iro{o)>^te 

ha  anfängt,  »o  bie  äBiffenfd^aften  aufhören.    (93.  I,  96  fg.    Sergt. 
auc^  unter  aßetop^fil:  Ser^ttltnig  ber  iIReta))^qfIt  )ur  $§#.) 

!Z)er  $^iIofo))^  bleibt  nic^t  bei  ber  9Raf(^merte  ber  9Be(t  flehen, 
tüxt  ber  Sfhonont,  fonbern  fu^t  ben  @inn  berfetben  }u  enträt^febt« 
{%  II,  685;  I,  136.) 

4)  ®egenfa$  )toifd^en  ^^ilofop^ie  unb  !£§eoIogte. 

3)ad  Sieben  üon  einer  ^rifilic^en  ^^i(ofo))^ie  lommt  ungefähr  fo 
(erauö,  hne  mm\  man  r>on  einer  c^rifitic^en  9rit§mett!  reben  toollte^ 
bie  fttnf  gerabe  fein  liege.  ^Dergleichen  üon  ©laubenöte^ren  entnom« 
ttiene  Spit^eta  ftnb  }ubem  ber  ^^ilofop^ie  offenbar  unanftSnbig,  ba 
fte  flc^  für  ben  Serfuc^  ber  Sernunft  giebt,  auö  eigenen  SDlitteln  unb 
unabhängig  üon  aOer  tluctorität  baö  Problem  beö  3)afeind  ju  I9fen. 
VU  äBiffenfc^aft  ^at  fle  burd^auö  nt^t  bantit  }u  t§nn,  toad  geg (auBt 
toerben  barf,  ober  foU,  ober  mug;  fonbern  blöd  bamit,  toad  flii 
toiffen  (ä§t.  (SoKte  biefed  nun  auc^  ald  ettoad  ganj  tlnbered  flc^ 
ergeben,  aU  toai  man  )u  glauben  ^at;  fo  ȟrbe  felbft  baburc^  ber 
®Iaube  ni(^t  beeinträchtigt  fein;  benn  bafür  ifl  er  ©loube,  bag  er 
enthält,  toa9  man  nid^t  miffen  tann.   ($.  I,  155.) 

SDie  ^^ilofop^ie  ifl  toefentlic^  9Belttoei«§eit;  t§r  Problem  ifl  bie 
SBelt,  mit  biefer  allein  ^at  fte  t9  )u  t^un  unb  tä§t  bie  ®ötter  in 
^u^e,  enoartet  aber  bafür,  auif  t)on  i^nen  in  9?u^e  gelaffen  ju  mer« 
ben.  (SB.  II,  209.)  3)ie  ^^ilofop^ie  mug  j!odmoIogie  bleiben  unb 
fann  nic^t  S^eotogie  »erben.   (SEB.  II,  700.) 

S)ie,  n)e((^e  bie  $§iIofop§ie  aM  fpe€ulatit)e  Sl^eologie  betrachten  unb 
be^anbeln,  tt)iffen  nid^td  bat)on,  ba§  man  frei  unb  unbefangen  an  ha9 
Problem  bed  2)afeind  ge^cn  unb  bie  SBelt  nebfl  bem  Semugtfein,  barin 
fie  ftc^  barfteUt,  ald>a0  allein  ©egebene,  bad  Problem,  ha9  9lfit^fel 
ber  alten  @p^in^,  t)or  bie  man  ^ier  tü^n  getreten  ifl,  betrachten  foO. 
@te  ignoriren  flüglicli,  bag  X^eofogie,  h)enn  fie  (Eingang  in  bie  ißf^u 
(ofo))^ie  t)er(angt,  gleich  allen  anbern  l^e^ren,  erft  i^r  (Srebitit)  oorjtt« 
meifen  ^at.  üDie  $^i{ofop^ie  ifi  leine  jürc^e  unb  feine  9tt» 
ligion.  @ie  ifl  ba^  Heine  glecfc^en  auf  ber  SBelt,  mo  bie  fletd  unb 
überall  gesagte  unb  oerfolgte  SBa^r^eit  ein  9D{a(  alle^  3)mcfed  unb 
3u»ange«  (ebig  fein,  ja  fogar  bie  Prärogative  unb  ba«  groge  SBort 
^aben,  abfolut  aOein  ^errfc^en  unb  lein  Snbere«  neben  ftd^  gelten  (äffen 
foO,   (^.  I,  205  fg.) 

S)ie  $^i{ofo))^ie  mai^t  ben  Slnf))ruc^  unb  ^at  ba^er  bie  6er))flid^« 
tung,  in  Ktlem,  toa9  ^e  fagt,  sensu  stricto  et  proprio  tüafpc  ju 
fein;  benn  fie  menbet  [xij  an  ba«  S)enlen  unb  bie  Ueberjeugung.  2)ie 
Religion  hingegen,  für  bie  Unjä^Iigen  beflimmt,  meldte,  ber  Prüfung 
unb  be«  S)en!en«  unfähig,  bie  tieffhn  unb  fc^toierigflen  äBa^r^eiten 
sensu  proprio  nimmermehr  faffen  »ürben,  ^at  aud^  nur  bie  Serpfiic^« 
tung,  sensu  allegorico  ma^r  ju  fein.  9lacft  tann  bie  SSa^r^eit  Hot 
bem  Solle  nic^t  erfc^einen.  (9B.  n,  183.  721.  $).  296.  SergL  aud^ 
unter  ÜRetap^^fit:  Unterfd^ieb  gtteier  Vrten  Don  9Reta})§9fiI.) 


Wiom^t  223 

5)  ©er^ältnig  ber  ?^iIofop^tc  jur  Ünnft.  (@.  unter 
ftunfl:  Sermanbtfc^aft  ber  Stun\t  mit  ber  $^iIofop§te  unb 
Unterfd^teb  ieiber.) 

6)  «er^ältnig  ber  ?^iIofoj)^ic  aur  ©cfd^it^te.  (©.  ®e. 
fc^ic^te.) 

7)  9Ret§obe  ber  ^^ilofop^ie. 

!Dcr  gegebene  ©toff  jeber  ^^ilofop^ie  tft  fein  anberer,  att  bad  em- 
^trtfci^e  Seiongtfein,  Miifz9  in  baö  iBetougifein  bed  eigenen  @elbß 
(®e(bfiben)ttgtfein)  nnb  in  ba«  9eh)ugtfein  anberer  SDinge  (ängere  %t» 
fc^auung)  jerfäOt.  2)enn  bie«  aKein  ifi  bad  Unmittelbare,  bad  toirflid^ 
®egebene.  debe  $^itofo))§ie,  bie  flatt  ^iertion  oudjuge^en,  beliebig 
gcnä^Ite  ab^acte  Segriffe,  »ie  j.  %.  ^(bfolutnm,  abfolute  ©ubßan}, 
@ott,  Unenblic^e«,  (Enblid^ed,  abfolute  dbentität,  ©ein,  9Befen  u.  f« »« 
gnm  9[u9gangd))unfte  nimmt,  fd^mebt  o^ne  $(n§a(t  in  ber  Suft,  lann 
bo^er  nie  }u  einem  loirflic^en  Srgebnig  führen.  (Sine  ^^ifofop^ie  aix^ 
bloßen  Segriffen  mürbe  eigentlich  unternehmen,  au9  Mögen  £§eil« 
norfiellnngen  (benn  bad  finb  bie  Sbflractionen)  ^eraudjubringen,  ma« 
in  ben  DoIIfittnbigen  SorfleDungen  (ben  f[nf4auungen),  barau9  jene 
bnrci^  9Begtaf[en  abgejogen  ftnb,  nic^t  ju  ftnben  i{l.  3)ie  ÜRöglic^Ieit 
ber  ©d^lüffe  t)erlettet  ^ie}u,  meit  ^ier  bie  Sn^ammm^üsvLn^  ber  Ur« 
t^eile  ein  neued  9?efu{tat  giebt;  miemo^l  me^r  fc^einbar,  oi9  mirfiic^, 
tnbem  ber  @(^(ug  nur  ^eraud^ebt,  ma«  in  ben  gegebenen  Urt^eilen 
fc^on  tag;  ba  ja  bie  Soncinfion  nic^t  me^r  enthalten  fann,  al9  bie 
^rttmiffen.  Segriffe  flnb  freitiA  bo9  ÜRateriat  ber  f^ilofo^^ie,  aber 
nur  fo,  mie  ber  SDtarmor  bad  uRaterial  M  Silb^auerd  ifl;  fie  foD 
nic^t  aud  i^nen,  fonbern  in  fie  arbeiten,  b.  ^.  i§re  9tefultate  in 
t^nen  nieberlegen,  nic^t  aber  oon  i^nen,  atd  bem  @egebenen,  au9ge^en. 
(3B.  n,  89  fg.) 

Singcmeine  Segriffe  foDen  jmar  ber  Stoff  fein,  in  meieren  bie 
$^iIofo^^ie  i^re  (Erfenntnig  abfegt  unb  nieberlegt;  j[ebO(^  nid^t  bie 
OneOe,  aud  ber  fie  folc^e  fc^i^pft,  alfo  ber  terminus  ad  quem,  nxift 
a  quo.  @ie  ifl  nic^t,  mie  Jfant  fie  befimrt,  eine  äBiffenfc^aft  au 9 
Segriffen,  fbnbern  in  Segriffen,  aud  ber  anf^autic^en  (Srfenntnig,  ber 
oOetnigen  OueQe  aUer  (EDibenj,  gcfc^öpft.  (2B.  n,  48;  1,  537.) 
3ft  boc^  bod  ganje  Sigent^um  ber  Segriffe  ni^t«  3(nbered,  aU  mad 
barin  niebergetegt  morben,  na^bem  man  ed  ber  anfc^aulic^en  (Srfennt« 
nig  abgeborgt  unb  abgebettelt  ^atte,  biefer  mirHic^en  unb  unerfc^Spf« 
ti(^en  Dueße  aQer  (Sinfid|t.  3)a^er  lägt  eine  ma^re  $§i(ofo))^ie  fi^ 
xAdfi  ^erau^fpinnen  an9  biegen  abflracten  Segijffen,  fonbern  mug  ge« 
grünbet  fein  auf  Seobaci^tung  unb  (Erfahrung,  fomo^I  innere  att 
tfugere.  %u(^  ni^t  burc^  SombinationdDerfuc^e  mit  Segriffen  in  ber 
Seife  $i(^te«,  @4<0tng9,  ^egeld  mirb  je  etma^  ytttf^M  in  ber  ^^i- 
lofop^ie  geteiflet  merben.  {%  II,  9.)  9Benn  aOe  ?e^ren  einer  $§iIo* 
fo))l^ie  blod  eine  aud  ber  anbern  unb  jule^t  too^l  gar  au9  einem  erfien 
©a^e  abgeleitet  finb;  fo  mug  fie  arm  unb  mager,  mithin  auc^  lang« 


224  $6Uofo^^ie 

»eitig  auffallen;  ha  an^  feinem  (Sa^e  me^r  folgen  fann,  aU  toad  er 
eigentlid^  f^on  fetbfi  befagt;  jubent  ^ängt  bann  Klled  üon  ber  9{tcl^- 
ttgfett  etned  @Qtje^  ab,  unb  burc^  einen  etnjigen  Segler  in  ber  Vb« 
(eitung  »ttre  bie  SBa^r^ett  bed  ©an^en  gef&^rbet.  (9B.  n,  207.  $. 
I,  142  fg.  —  93ergl.  auc^  unter  ^Ibflract:  (Segen  bad  S(udgc^en 
üon  abfiracten  Segriffen  in  ber  ^^Uofop^te;  fenicr  unter  9)?etap^^fil: 
Srienntnigquellen  ber  äRetap^t)fir;  unb  unter  3Rttf)tht:  SUIgemeine 
9{ege(  jur  SRet^obe  aUe«  $^itofo))^iren«.) 

S)er  ))^itofop^if(^e  ©(^riftfieÜcr  \\t  ber  f$ü(|rer  utib  fein  it^n  ber 
SBanberer,  @oKen  fie  {ufammen  anfommen,  fo  mUffen  fie  üor  aDen 
S)ingen  gufammen  anöge^en.  2)a^er  ift  nur  bad  und  8l0e.ii  gemein« 
fame  empirifc^e  8en)ugtfein  ber  richtige  9u8gong«))unft.  SJerle^rt  ^in* 
gegen  ifl  c9,  ben  9(udgang  neunten  ju  »oKen  t)om  @tanb))unfre  ehter 
angeblt^  inteHectueOen  8lnfd|auung  ^^{jerp^^fifc^er  Scr^ültniffe,  ober 
au^  einer  bad  tleberftnnlic^e  t)erne^enben  Vernunft,  u.  f.  ts.;  bemt 
bad  80ed  ^etgt  Dom  ©tanbpunfte  ni(^t  unmittelbar  niitt^etlbarer  Sr« 
lenntniffe  audge^en.   ($.  U,  6  fg.) 

dm  ©rogen  unb  ©anjen  betrat^tet,  flehen  \\if  in  ber  ^^ilofop^ie 
aU  )tt)ei  grunbDerf^iebene  äBeifen  97ationa(idmud  unb  dtlunü« 
ni9mud,  b.  §.  ber  ©ebrau^  ber  obj|ectit)en  unb  ber  fubjectiben  fix» 
lenntnißquelle  gegenüber.  3)er  dOumimdmud,  ivef entließ  nac^  innen 
gerichtet,  ^at  innere  Srleu^tung,  inteOectuelle  Snfc^aunng,  u.  f.  to. 
inm  Organon  unb  f^d^t  ben  9{attona(idmud  ald  bad  ,,Sic^t  ber  Statur'' 
gering.  @ein  ©runbgebrec^en  ifl,  ba§  feine  Srienntnig  eine  nid^t 
mitt^eilbare  ifl.  ttld  ni^t  mitt^eilbar  ifi  eine  bergteic^en  (Erfenntnig 
au^  unerkoeidUc^.  Mein  bie  ^^i{ofof)^ie  foH  mitt^eitbare  (Sr« 
fenntnig,  mug  ba^er  9iationalidmu«  fein  unb  barf  ba^er  nic^t  unter- 
nehmen, bie  legten  Sluffd^Iüffe  über  bad  S)afein  ber  S3e(t  }u  geben, 
fonbcm  nur  fo  h)eit  ge^en,  aM  ed  auf  bcm  objectiDen,  rationatißifc^en 
3Bege  mögli^  ifi.  SDa9  (oute  Serufen  auf  inteOectuelle  Slnfc^auung 
unb  bie  breifle  Srj&^Iung  i^red  dnl^attd,  mit  bem  Slnfpruc^  auf  ob« 
ie€tit)e  ©ültigfeit  berfelben,  »ie  bei  gierte  unb  iSd^eHing,  ifi  unoer« 
f(^fimt  unb  üermerftid^.  2)te  @9fieme,  »elc^e  t)on  einer  inteäectueUeii 
Xnfc^attung,  b.  i.  einer  SIrt  Stftafe  ober  $>tVi\tf)tn,  oudge^en,  geben 
teine  ©e»ii^rleifltung ;  iebe  fo  gehionnene  Srfenntnig  mng  ate  fubjectit», 
tnbiüibuell  unb  folglich  problematifc^,  abgemiefen  loerben.  ($.  II, 
9—11.   SB.  Ih  207.) 

Sin  fi^  felbfl  ifi  }mar  ber  düuminidmud  ein  natürlicher  unb  iufo« 
fem  au  rec^tfertigenber  ißerfuc^  jur  Srgrünbnng  ber  SSte^^eit  3)enn 
ber  nac^  Slugen  geriAtete  dnteUect,  aM  Moged  Organ  für  bie  ^xocdt 
bed  ä&iden«  unb  folglich  ald  blöd  ©ecunbttred,  ifi  boc^  nur  ein 
2:^ eil  nnferd  gefommten  menfc^li^en  SBefend.  SEBad  lann  alfo  natür« 
lieber  fein,  ald,  »enn  ed  mit  bem  objectio  erlennenben  dntellect  mig^ 
lungen  ifi,  nmime^  unfer  ganjed  übriged  Sßefen,  toAi^t»  bo^  anäf 
Ding  an  fld^  fein  mug,  mit  ind  @))iel  lu  bringen,  nm  burc^  felbiged 
$ülfe  itt  fu^en.    Slber  bie  aUein  richtige  unb  obiectiü  gültige  Srt, 


^^ilofortu  225 

fold^ed  QUd3ufii§ren,  tfl,  bag  man  bie  empirtfc^e  S^atfa^e  euted  in 
unferni  dmiern  ft^  lunbgebenbcn,  ja  beffen  aneintge^  9Befen  auö« 
mac^enbtn  SSBiKend  auffaffe  uiib  fle  jur  Srfittrung  ber  objectiDen,  äugem 
(Srfeuntnig  anmenbe.  hingegen  flirrt  ber  9Beg  bed  OKumint^mud  aud 
ben  bargelegten  ©rUnben  ntc^t  juni  ^mdt.  (%  U,  1 1  fg.  Sergl. 
aud)  unter  SR^fitl:  ©egenfa^  groifc^cn  3R^fli(  unb  ^^Uofop^te.) 

debeö  angebliche  Doraudfc^ungdlofe  Serfa^ren  in  ber  ^^ilo* 
fofi^ie  ifi  !2BinbbcnteIei;  benn  immer  mu§  man  irgenb  ti\oa9  aM  ge- 
geben  anfe^en,  um  baoon  andjuge^en.  (Ein  folc^er  tludgangdpunft  be^ 
^^i(ofo))^iren^,  ein  foI(^e9  einflmeilen  al^  gegeben  ©enommene^,  mug 
aber  na(f|mald  mieber  compenftrt  unb  gerechtfertigt  loerben.  ÜDaffelbe 
n^trb  nämlic^  cntiueber  ein  ©ubjiectiDe^  fein,  a(fo  tixoa  bad  @elbf!« 
ben)u§tfein,  bie  SSorfieÜung;  ober  aber  ein  ObjecttDed,  etma  bie 
reate  9ße(t,  bie  9{atur,  bie  9Raterie  u.  f.  m.  Um  nun  alfo  bie  hierin 
begangene  SBiUIürlic^feit  mieber  audjug(ei(f|en  unb  bie  Soraudfe^ung 
^n  rectiftcircn,  mug  man  nac^^er  ben  ®tanb))untt  toec^feln  unb  auf 
ben  entgegengefe^ten  treten,  dou  »eitlem  auö  man  nun  ba9  %nfangd 
aM  gegeben  ©enommene  in  einem  ergän^enben  $^i(ofop§em  mieber  ab« 
(eitet.  ($.  II,  35.)  debe  unDollfiänbige  unb  einfeitige  tluffaffung  ber 
Sßelt  ^at  nur  retatioe  SBa^r^eit  unb  bebarf  einer  (Srgttn^ung;  benn 
nur  ber  ^öc^flc,  SHIed  überfe^enbe  unb  in  Slec^nung  bringenbe  @tanb' 
|)uttlt  !ann  abfolute  SBa^r^eit  liefern.    (^.  II,  13  fg.) 

8)  (Sint^eitung  ber  $§itofop^ie. 

S)ie  Sint^eilung  ber  ^^ilofop^ie  in  t^eoretifci^e  unb  praltifc^e  ifl 
^u  öerwerfen.  «Ke  ^^iJofop§ie  ifl  immer  t^eoretif(^,  inbem  c«  i^r 
mefentU^  ifl,  fid^,  »a«  auc^  immer  ber  näc^jie  ©egenpanb  ber  Unter- 
fu^ung  fei,  fletö  rein  betrad^tenb  ju  »erhalten  unb  ju  forf^en,  nic^t 
t)or8uf ^reiben,  hingegen  t>ra!tif^  ju  »erben,  ba«  ^anbeln  ju  leiten, 
ben  S^arofter  umaufd^affen,  jUib  alte  «nfprüc^e,  bie  fie,  bei  gereifter 
(Stnfic^t  enblidi  aufgeben  foOte.   (SB.  I,  319  fg.) 

!Z)a  bie  $^ilofop^ie  bie  (Erfahrung,  nit^t  biefe  ober  iene  be« 
piramte,  fonbem  bie  (Erfahrung  überhaupt,  ju  i^rem  ©egenffanbe 
^at,  fo  ^at  Pe  intxft  bad  SDtebium  ^a  betrachten,  in  melc^em  bie  (Er ^ 
fa^rung  über^autit  P^  barpeüt,  bie  »orPeUung.  a)e«^alb  ^t  iebe 
^^ilofop^ie  mit  ber  Unterfuc^ung  be«  (Erfenntnigücrmbgen«  an- 
zufangen. S)iefe  jerfäOt  in  bie  Setra^tung  ber  prtmttren,  b.  i.  an«« 
fc^auli^en  SorpeQungen  (3)ianoiologie  ober  SerPanbedle^re),  unb 
in  bie  Betrachtung  ber  fecunbdren,  b.  i.  abpracten  SorpeUungen 
(gogif  ober  Cernunftle^re). 

S)ie  auf  biefe  Unterfuc^ungen  folgenbe  ?§ilofop§ie  im  engem  ©inne 
ip  fobann  a»etap^t|fif.  (%  U,  18-20.  Ueber  bie  ÜRetajj^^pi 
unb  i^re  (gint^eilung  f.  TOetap^l^fif.) 

e^epen^ner'Sesifon.    II.  15 


226  $^irofo»)Mc 

9)  ©efc^i^te  ber  ¥^tIofo))^ie. 

a)  Duelle  für  ba«©tubiunt  bcr  (Sefd|i(^te  ber  $^i^ 
lofop§ie. 

©tatt  ber  fet6|letgenen  3Ber(e  ber  ^^ilofop^en  allerlei  3)arlcgnngni 
t^rer  Se^ren,  ober  über^au^jt  Oefd^ic^te  ber  ^^ilofop^te  gu  Icfen,  ijl  tote 
mcnn  man  flc^  fein  Sffen  t)on  einem  Snbcm  fouen  (äffen  tDoÜtc. 
SBiirbe  man  tooiji  äBeltgefd^ic^te  (efen,  loenn  ed  -Sebem  freiftünbe,  bie 
i^n  intcrefflrenben  Begebenheiten  ber  Sorgeit  mit  eigenen  Sugcn  ju 
fd)ouen?  $inji(^tlid)  ber  ®cf(^ic^te  ber  ^^ilofop^ic  nun  aber  ifl  eine 
folc^c  9utopfie  i^red  ©egenftanbeS  ujirflic^  Sugänglic^  in  ben  felbft- 
eigenen  Schriften  ber  ^^ilofop^en.  Slud  biefen  alfo  ift  baö  äBcfentli^e 
i^rer  Sc^ren  aut^cntifd^  unb  unöcrfölfc^t  fennen  ju  lernen.  —  <Se<fr 
jroecfmägig  niürbe  eine  mit  Sorgfalt  unb  @ad)fenntnig  verfertigte 
groge  unb  allgemeine  d^rcflomat^ie  and  ben  äBerfen  fämmtlic^er  ^itpt* 
p^ilofop^en,  in  c^ronologifc^^pragmatifc^er  Orbnung  jufammengefieflt, 
fein.    {%  l,  35  fg.) 

b)  Ueberfic^t  über  ben  3ufammen§ang  unb  @nt' 
n)idtlung9gang  in  ber®ef^t(^te  ber  ^^itofop^ie. 

(Sd  ifl  ein  S^fammen^ang  in  ber  ©efd^id^te  ber  ^^Uofop^ie  unb 
auc^  ein  f^ortf^ritt,  fo  gut  aU  in  ber  ®ef(^i(^te  onberer  9Bi{fen« 
fc^aften.  SBenn  in  ber  ^i^ilofop^ie,  toie  bie  ^einbe  berfelben  be^aup^ 
ten,  noc^  nie  tito(x9  geteiftet  niorben,  nod^  fein  f^ortfc^ritt  gemad^t 
morben  unb  eine  ^^ilofop^ic  fo  Diel  mxtf)  toäre,  ald  bie  aubere;  fo 
mttren  nic^t  nur  ^loto^  tlrifloteled  unb  itant  9!arren,  fonberu  biefc 
unnü^en  Träumereien  Ratten  auc^  nie  bie  übrigen  SBiffenfd^aften  loeiter^ 
förbem  fönncn.  2)at)on  ifl  aber  bad  ©egent^eit  an^  bem  t^atfäc^tic^cn 
Sinflug  ber  ^^ilofop^ie  auf  ade  Sßiffenfd^aften  gu  erfe^en.  9ud^ 
nimmt  man,  »enn  man  bie  ©efc^ic^te  ber  $^Uofop^ie  im  ©anjen 
überblicft,  fe§r  beutlic^  einen  3ufammen^ang  unb  einen  ^ortfc^ritt 
ma^r,  bem  ä^nlic^,  ben  unfer  eigener  ©ebonfengang  ^at,  nenn  mir  bei 
einer  Unterfud^ung  eine  Sermut^ung  nacf)  ber  anbem  Denoerfen,  eben 
babur^  ber  ©egenflanb  immer  me^r  aufgehellt  n^irb,  unb  voix  jule^t 
ertennen,  entföeber  mte  fl^  bie  ©ad^e  üer^ttlt,  ober  bod^  »ie  meit  f^ 
etmad  baDon  n)iffen  lügt.  Stel^men  toir  nun  eine  getoiffe  not^menbtge 
(Snttoidetung  unb  i$ortf(^rcitung  in  ber  ©efd^id^te  ber  $^i(ofop^ie  an, 
fo  muffen  loir  auc^  bie  drrt^ümer  unb  geiler  aU  im  gemifjfen  ©irnie 
notl^menbige  erfennen,  muffen  fie  anfe^en,  mie  im  Seben  be«  einzelnen 
Dorjüglic^cn  SRenfc^en  bie  Serirrungen  feiner  dugenb,  bie  nic^t  Der« 
^inbert  »erben  burften,  bamit  er  eben  Dom  Seben  felbfl  biejenige  9rt 
ber  Belehrung  unb  ©elbfifenntnig  ersiehe,  bie  eben  nur  burd^  (Srfab^ 
rung  erlangt  loirb.  S)emna(^  fonnte  bie  ©efc^i^te  ber  f^itofop^ic 
nic^t  mit  ftant,  flatt  mit  Z^aU9,  anfangen,  d^  ober  eine  fo((^c  mc^r 
ober  minber  genau  befiimmte  ißot^tDenbigleit  in  ber  ©efc^ii^te  ber 
$^i(ofop^ie,  fo  »irb  man,  um  Rani  DoQflttnbig  ju  Derfiel^en,  oud^  feine 


$§Uofoj)§ic  227 

Sorgänger  fenncn  muffen,  gucrfl  bie  näd^fien,  bcn  ßl^r*  SBotf,  bcn 
fiumc,  bcn  Sode,  bann  oiifwärtö  biö  auf  Sfjoleö.  (5IK.  741—745.) 
3m  ®eifle  beö  ginjelncn  ifl  bic  äntage  unb  bcr  $ang,  bcnfcIBcn 
®ang  J«  fl«§en,  bcn  bie  @rfcnntni§  beö  gongen  2Kenf(^engcfd^!e^t« 
gegongen  ijl.  SDiefer  ®ang  fängt  an  mit  bem  9?ac^ben!en  über  bte 
Slnßenn)elt,  ober  er  enbigt  mit  bcm  SRoc^benfen  über  pti^  felbfl.  SWan 
fängt  bomit  an,  über  bod  Object,  über  bie  ÜDtnge  ber  9BeIt  beflimmte 
Su^fprüc^e  gu  t^un,  tvie  fte  an  ftc^  flnb  unb  fein  muffen;  bted  Ser^ 
fo^ren  ^cißt  Dogmotiömuö.  S)onn  ergeben  fic^  S^^ifler,  Leugner, 
bog  man  irgenb  tixoa9  boDon  loiffen  fönne,  b.  i.  ber  @tef)ttcidmu9. 
Spät  erfd^ten,  nttmlid^  mittönt,  ber  ftrtticidmu9,  ber  ätö  9lid^ter 
Seibe  ^ört,  i^re  Stnfprii^e  obivägt,  burc^  eine  Unterfuc^ung  nid^t  ber 
üDinge,  fonbem  bed  (SrfenntnigDermögenö  überhaupt.  On  ber 
occibentotifc^en  $^i(ofop^te,  meiere  mx  t)on  ber  ortentolifc^en  in  $in= 
boflon,  bie  gteid^  tlnfongd  einen  Diel  fü^nern  ^ug  nal^m,  gänglic^ 
unterfd^eiben  muffen,  finben  n)tr  biefen  notörlid^en  ®ang  Dom  SDog» 
motidmud  burc^  ben  @!e))tictdmud  ^inburd}  gum  Sriticidmud.  (SR. 
751  fg.    ?ß.  n,  9.    ^.  297.) 

c)  $inberni§  beö  gortfd^rtttö  bcr  ^^ilofop^ie.  (©. 
unter  SRetop^^fif:  Urfoc^e  ber  geringen  Sortfdjritte  ber 

üKctop^^p^) 

10)  ©egenfoft  gwifd^cn  Dutgörer  unb   ^b^crcr  ^]^i= 
(ofop^ic. 

äßegen  ber  grogen  intcncctucllcn  93erf(^iebcn^cit  bcr  SKenfc^en  pogt 
m<^t  Sine  ^^ilofop^ie  für  Mt,  fonbern  eine  iebe  gie^t,  noc^  ®efe(^en 
bcr  aSBo^Ioermonbtf ^of t ,  boejenige  publicum  on  fi(^,  bcjfen  Silbung 
unb  ©ciflcdTräften  fte  ongemeffen  ifl.  3)a^er  gicbt  cd  oUegeit  eine 
nicbrige  ®(^ulmctop^t|fif,  für  ben  gelehrten  ^Ub«,  unb  eine  ^ö^ere, 
für  bie  eiite.  üKugte  boc^  g.  8.  ouc^  Äont«  ^o^c  Se^re  crfl  für  bic 
Od^ulen  ^erobgegogen,  unb  Dcrborben  loerben  burd^  f^ried,  Srug,  ©a^ot 
unb  a^nlic^e  Seutc.   (^.  II,  363  fg.   $.  303  fg.) 

3)o§  biefclbe  ^^ilofop^ie  für  9?orrcn  unb  SBeife  taugen  folle,  ifl 
eine  unbillige  gorberung,  angefe^cn,  bog  bie  inteflectucne  8crfc^iebcn= 
^cit  ber  üKeufc^en  fo  grog  ifi,  wie  bic  morolif^c,  unb  boö  mill  Diel 
fogcn.    ii>.  304  fg.) 

11)  einftng  unb  SDioc^t  bcr  'iß^ilofop^ic. 

3)ie  ^JJtjilofop^ie  begrünbct  bic  2)enfung«ort  bcfi  äeitottcr«.  {%  1, 
1G8.)  @ie  leitet  auö  bcm  guuboment  bic  5IReinung;  bicfe  ober  bc« 
()crrfd^t  bic  äßelt.  üDo^er  ifl  bie  ^^ilofop^ic  eigenttic^  unb  »o^tDcr« 
flanbcn  andi  bic  gciooUigflc  materieae  SRoc^t,  iebo4  fe^r  lougfom 
wirfcnb.  S)ic  icbcömoligc  ^^itofopl^ic  ifl  ber  ©runbbog  ber  ©efc^ic^tc 
jebcr  Seit.  {%  IT,  598.)  SQSir  fc^en  burd)gängig,  bag  gn  jebcr  Seit 
bcr  ©tonb  aller  übrigen  aißiffcnfd)aftcn,  Ja  au(^  ber  ®eifl  ber  3"t 
unb  bobur<^  bic  ©cfd^ic^tc  ber  3«t  ein  gong  genoue«  Serl^ältnig  gur 


228  $^tIofortie»irofcfforen    —    ^^^jlotri« 

jebedmaligen  $^t(ofop^ie  ^at.  9Bie  bte  $§tIofo))§ie  eined  3ettaltet« 
bef(^Qffen  if^,  fo  ifi  au(^  j|ebedino(  alled  treiben  in  ben  übrigen  Sßtffen« 
fd^aften,  tu  ben  fünften  unb  im  Seben.  (SR.  742  fg.)  3)ie  ^^ilofop^ie 
xoixi  ni^t  burc^  ben  3ci^9ci{t  befiimmt,  fonbern  umgcfe^rt  Sßttre  im 
Mittelalter  bie  ^^ilofop^ie  eine  anbete  geniefen,  fo  l^ätte  fein  ®regor  VII. 
unb  feine  JhreujjUge  befielen  fönnen.  96cr  ber  3<^i^9^'f^  ^^^^  negatiti 
auf  bie  ^^Uofop^ie,  inbem  er  bie  3U  i^r  fähigen  ©eifler  nic^t  jut 
Sludbitbung  unb  nic^t  }ur  ©prac^e  gelangen  Ittßt.   (SR.  744.) 

12)  ©tänge  ber  ^^ilofop^te. 

(Eine  ^^ilofop^ie  auffteKen  ju  »ollen,  bie  feine  tragen  me^r  übrig 
Hege,  n)äre  SJenneffen^eit.  3n  biefem  ©inne  ifl  $(|i(ofop^ie  tDirflid^ 
unmbgltc^;  f^e  to'dxt  SUniiffen^eitdle^re.  %htx  est  qaadam  prodire  te- 
nus,  81  non  datur  ultra;  ed  giebt  eine  ©rttnje,  biö  gu  loelc^et  ba9 
Stad^benten  t)orbringett  unb  fo  »eit  bie  Stacht  er^eOen  fonn,  »enngleic^ 
ber  ^orijont  flet«  bunfel  bleibt.  (2B.  II,  677.  327.  SergL  auc^ 
unter  SJietap^^fif:  @d|ranfen  ber  SRetop^^flf  unb  unter  S)ing  an 
f  i  d^ :  SBarum  unfere  Srf enntnig  bed  S)inged  an  ftd^  feine  erf c^öpf enbe, 
abäquate  ifi.) 

fH^Uofoplyteproftfyorett^  f.  Unioerfitätdp^ilofop^ie. 

|)i)Ugttta.  pi)Ugtttattker. 

1)  3)ad   ^^legma   atd  $oIge   beö  Sor^errfd^end    ber 
Sleprobuction^fraft. 

SBenn  bie  im  S^U^mtht  obiectit)irte  9teprobuctiondfraft,  bie 
ben  ^auptc^arafter  ber  ^flanje  unb  be«  ^flanglic^en  bitbet,  im  9Ren' 
fc^en  t)or§errfc^t ,  fo  t)ermut§en  mir  $^Iegma,  Sangfamfeit,  Sirttg^it, 
©tumpffinn;  »ie»o^{  biefe  Sermut^ung  nidft  immer  ganj  befifltigt 
toirb.    (5R.  31.) 

2)  ©egenfa^   a^Hc^en   bem  ^^legmatiter  unb   bem 
®ente. 

®enie  if}  burc^  ein  leibenfc^aftli^ed  S:emperament  bebingt,  unb  ein 
p^Iegmatifd^ed  ®enie  ift  unbenfbar.  (9B.  II,  319.  449.  Sergl.  ®e« 
nie.)  Snbererfeitd  ftnb  bie  ^^(egmatid  in  ber  9{ege(  Don  fe^r  mittel* 
mfigigen  ®eifie9fräften ;  unb  ebenfo  flehen  bie  nörbUc^en,  faltblütigen 
unb  p^Iegmatifc^en  S0(fer  im  Sagemeinen  ben  füblic^en,  lebhaften  unb 
leibenfd^aftfi(^en  an  ®eifl  merftic^  na(^.  (SB.  II,  319.) 

3)  S)ie  angeborene  lugenb  ber  ^^tegmatifer.  (©.  @e- 
bu(b.) 

|)l^rtnol0gte,  f.  @^äbe{{e^re. 

Pbeftatrik,  f.  ffranf^eit. 


^^^f«    —    ^^^plot^cologic  229 

1)  ©egenflanb  her  $^9ftl. 

3)ie  Vk^fO,  im  meiteflen  (Sinne  genommen,  bat  ^u  t^rem  ®egen- 
{lanbe  bie  (Srfc^einung,  b.  i.  bie  Dberpd^e  ber  9BeIt  S)ie  genaue 
«enntni§  biefer  ifl  bie  «ß^^fif.  (^.  11,  98.)  aWit  ber  erHärung  ber 
(Srf(^einungen  in  ber  ^elt  ftnben  mir  bie  ^l^i^flt  (im  nieiteflen 
©inne  beö  SBort«)  befc^äftigt.   (®.  n,  190.) 

2)  ©r&nae  ber  $§9fit. 

S)ie  $^9{lf  (bie^  993ort  im  nieiten  @inne  ber  KIten  genommen), 
alfo  9?aturmi{fenf(^aft  überhaupt,  mu§,  inbem  fte  i^re  eigenen  äßege 
Derfolgt,  in  aKen  i^ren  B^^^S^  i^i^^t  auf  (inen  $unft  fommen,  bei 
bem  t|re  Srflärungen  }u  Snbe  finb;  biefer  ifi  bad  2){eta))§9fif(^e, 
melc^e^  f^e  nnr  M  i^re  ©ränje,  borüber  fie  nic^t  ^inaudlann,  xoaf^x^ 
nimmt,  babei  flehen  bleibt  unb  nunmehr  i^ren  @egenflanb  ber  SReta» 
pi^iffa  übertttgt.  !3)iefed  ber  $§9ßf  Unjngttngli^e  unb  Unbelannte,  bei 
bem  i^re  gorfc^ungen  enben  unb  toAd^t^  nad|^er  i^re  (ErKdrungen  ate 
ha9  @egebene  Dorou^fe^en,  pflegt  pe  gu  bejeid^nen  mit  Vudbrüdfen  »ie 
9{atitrfraft,  Sebendfraft,  Silbungdtrieb  u.  bgl,  »etd^e  nid^t  me^r  fagen 
al«  I.  ?).  3-   (5K.  4.) 

3)  3)a«  Uugentigenbe  ber  $^9fit.  (®.  unter  SRetap^^fit: 
Ser§ttltnif  ber  SRetap^^fU  jur  ^^qfir,  unb  unter  Statura« 
ralidmud:  Unjulänglid^feit  beö  S^aturatidmud.) 

4)  !Z)ie  abfotute  $^9fil.   (®.  Staturati^mu«.) 

5)  ^^qfifalifc^e  Unterfuc^ungen  unb  SBa^r^eiten  t)er- 
glid^en  mit  et^if^en.  (®.  unter  ÜRorat:  SEBic^tigleit 
ber  moratifd^en  Unterfud^ungen.) 

6)  tteber  bie  med^anifc^e  unb  atomifitfc^e  $^i)fit.  (@. 
aRed^onit  unb  «tom,  «tomifüt.) 

pi^Sftker,  f.  IRaturforfc^er. 

pi)5fik0tl)(ol0gu. 

aOe  ^^qfirot^eologie  ifi  eine  audfii^rung  beö  ber  äBo^r^eit  (Don 
ber  fecunbttren  SRotut  be«  OnteOect^)  entgegenfle^enben  3rrt^nm«,  bag 
bie  Doatommenfle  Srt  ber  (Entfie^ung  ber  ÜDinge  bie  burc^  Sermittelung 
eine«  dnteUect«  fei.  IDo^er  eben  fc^iebt  biefelbe  aDer  tiefem  (gr- 
grünbung  ber  5Ratur  einen  JRicgel  öor.  (SB.  U,  306.)  Die  ^i^fffo- 
t^eologie  ergiebt  fi<4  ato  bie  tlu^fü^rung  einer  falf^en  ©runbanflc^t 
ber  Statur,  »et^e  bie  unmittelbare  (Srfd^einung  ober  Dbiecttoatiott 
M  SBiOen^  )u  einer  btod  mittelbaren  ^erabfefet,  alfo  fiatt  in  ben 
5Ratur»efen  bo«  urfprilngli(^e,  urfräftige,  erfemitnißtofe  unb  eben  be«» 
^a(b  unfehlbare  fiebere  SBirfen  be«  aBtUen^  ^n  erfennen,  t9  auAegt  ate 
ein  blo«  fecunbäre«,  erfl  am  ?i(^te  ber  (grfenntnig  unb  am  gcitfaben 
ber  fKotioe  Dor  fl(^  gegangene«,  unb  fonac^  ha9  oon  innen  avL9  ®e< 


230  ^^^ognomic.   ^^^fiognomif. 

trtebene  auffagt  atd  üon  äugen  gejimtnert,  gemobelt  unb  gefc^m^t. 
(^.  I,  117  fg.  9?.  37.)  S)icfc  fatf^c  ©ruiibanfi^t  ifl  bic  »Qp«, 
auf  toeld^er  ber  p^^ft^ot^eotogifd^e  SetDcid  für  bad  ^SDafein  @otted  be«^ 
ru^t.  (9t.  37.  SergL  über  ben  plj^fifot^cologifc^cn  ©ewci«  unter 
@ott:  S3ett)eife  für  bad  2)afetn  @otted.) 

{)l)S{t09nomu.   |)l)sft0gnomth. 

1)  Scbcutfamfcit  bcr  ^^^fiognomic. 

2Bte  an9  einer  richtigen  SRctap^^ftf  folgt,  bag  im  eingeborenen, 
ntd^t  im  Srtoorbenen  ha^  eigenttt^e  äBefen  eined  9)7enfd^en  liegt,  fo 
bejeugt  bied  auc^  bad  groge  ©emid^t,  n^elc^cd  S0e  auf  bie  ^^^fiogno« 
mie  unb  bad  Seugere,  alfo  ba^  angeborene  jebed  irgenbniie  andgejeid)« 
neten  9}?enf({)en  legen  unb  ba^er  fo  begierig  ftnb,  i^n  ^u  fe^en.  {% 
II,  244.)  SDad  ®mi6)i,  xotli\c9  allgemein  auf  bie  ^^^ftognomie  ge» 
legt  n)irb,  unb  bie  angentetne  *9egier,  einen  irgenbmie  Su^gejcid^neten 
ju  fe^cn,  iDäre  unerriärlid) ,  n^enn,  xok  einige  Sporen  mahnen,  ba« 
Sludfe^en  eined  äßenfc^en  nid^t«  ju  bebeuten  Ijätte,  inbem  j[a  bie  @eele 
eined  unb  ber  Seib  bad  llnbere  möre,  ju  jiener  ftd^  Der^altenb,  tuie  }u 
i^m  felbp  fein  S»otf.    (%  II,  670.) 

2)  ©(^loicrigfeit  ber  ßntjiffcrung  ber  ^^^fiognomic. 
3)er  @runbfaO,  ^o"  ^^nt  SlQe  flidfc^meigenb  ausgeben,  bag  deber 

ifl  mt  er  ausfielt,  ift  ri^tig;  aber  bie  @d^n)ierigfcit  liegt  in  ber 
^nmenbung.  3)ie  Entzifferung  bed  @efi^td  ifl  eine  groge  unb  fdimere 
Äunft.  df^xz  ^Jfrindpien  flnb  nie  in  abstracto  ju  erlernen.  (^.  II, 
670  fg.) 

3)  äBarum  bad  Serfiänbnig  ber  ^^^fiognomte   eine 
©ac^e  ber  Intuition,  ni^t  ber  9tefle^ton  ifl. 

Sie  bei  aDen  jenen  Serrid^tungen,  bei  benen  ber  $erflanb,  bie  an^ 
f^aulid^e  Srfenntnig,  bie  ST^ätigteit  unmittelbar  leiten  mug,  bic  9n^ 
menbung  ber  Sermraft,  bie  9{e^e^ion  flörenb  n^irb,  fo  auc^  bei  bent 
Serftänbnig  ber  ^^Qfioguomie;  auc^  biefe  mug  unmittelbar  burc^  beu 
^erftanb  gefc^e^en;  ber  Sly^brucf,  bie  93ebeutung  ber  ^ii^t  lägt  fi«^ 
nur  füllen,  fagt  man,  b.  ö.  ge(|t  ni^t  in  bie  abflracten  Segriffe  ein. 
Oeber  SRenf^  ^at  feine  unmittelbare  intuitiöe  ^^^fiognonüf  unb  ^at^o* 
gnomÜ.  Sfber  eine  $^i)flognomif  in  abstracto  ^um  Se^ren  unb 
Semen  ifl  nic^t  )u  @tanbe  ju  bringen,  mil  bie  9hiancen  ^ter  fo  fein 
flnb,  bag  ber  Segriff  ni^t  ju  i^nen  ^erab  fann.  Die  Segriffe  mit 
i^rer  Starrheit  unb  fc^arfen  Segrttnjung  finb,  fo  fein  man  fte  auc^ 
burc^  nähere  Scflimmung  fpalten  möchte,  fletd  unfähig,  bie  feinen 
9Robiftcationen  bed  Xnfd^aulid^en  ^u  erreid^en,  auf  loelc^e  ed  bei  ber 
$^9Pognomif  gerobe  anfommt.    (SB.  I,  67.) 

4)  Sebingungen    jur    rid)tigen    ÜDeutung    bcr   ?^» 
fiognomie. 

S)ie  erfle  Sebingung  jur  richtigen  Deutung  bcr  ^^^pognomie  ifl, 
bag  man  feinen  5!Konn  mit  rein  objicctiöem  Stidf  auf f äffe,    ©o» 


$^4fiognomie.   $l^^fiognomt(  231 

Ba(b  bte  leifefle  @pur  üon  SKuetgung,  ober  3uneigung,  ober  gurc^t, 
ober  Hoffnung,  furj  irgenb  etiooö  ©ubjectioe«  fl(^  einniifc^t,  oertoirrt 
unb  Derfälfc^t  ftc^  bte  ^teroglt^p^e*  3)te  ^^i^ftognomtc  eineö  ÜRenfc^en 
fte^t  rein  obj[ectto  nur  2)er,  welcher  i^m  noc^  fremb  iß.  S)emgemäg 
^at  man  ben  rein  objecttoen  (Sinbrud  eined  ©eftc^td,  unb  baburd^  bte 
SDJöglid^feit  feiner  Entzifferung ,  jlreng  genommen,  nur  beim  er  Pen  An* 
blid.    {%  U,  671.  673.) 

Um  bte  »Q§re  $^^flognomie  eine^  äRenfc^en  rein  unb  tief  ju  er* 
f offen,  mug  man  i§n  beobad^ten,  niann  er  aQetn  unb  fic^  fctbß  über« 
laffen  bafl^t.  @(^on  iebe  ©efedfc^aft  unb  fein  ©efprä^  mit  einem 
Zubern  »irft  einen  fremben  9{efle^*  auf  i^n.  hingegen  aUetn  unb  flc^ 
felber  überlajfen,  —  nur  ba  ifl  er  ganj  unb  gar  er  f  elbft.  3)a  fann 
ein  tief  einbringenber  p^l^ftognomifd^er  9(icf  fein  ganjed  SSefen  im  901= 
gemeinen  auf  Sin  Wlal  crf äffen.   (%  II,  674  fg.) 

5)  SBarum  e«  leidster  ifl,  bie  intedectuellen,  aU  bie 
moralift^en  (Sigenfd^aften  aud  ber  ^^^fiognomie 
}u  erlennen. 

(S€  ifl  auf  ))^Qftognomif4em  äßege  oiel  letzter,  bie  inteQectueaen 
gä^igleiten  eined  SRenfc^en,  ate  feinen  moralifc^en  S^aralter,  ju  ent« 
beden.  dene  n&mlic^  fc^Iagen  oiel  me^r  nac^  äugen.  ®ie  ^aben  i^ren 
Sudbrucf  nic^t  nur  am  ©eftc^t  unb  aßienenfpiel ,  fonbem  auc^  am 
®ange,  \a,  an  jeber  9eh)egung,  fo  Hein  fie  auc^  fei.  ÜDer  moralifc^e 
^^arafter  bagegen,  atö  ein  ^cta))^t)fif(^ed,  liegt  ungleich  tiefer  unb 
^ängt  itoax  au^  mit  ber  ^orporifation,  beut  Drganiömuö,  jufammen, 
leboc^  ni^t  fo  unmittelbar  unb  ifl  nic^t  an  einen  befHmmten  S^^eil 
unb  ©Aftern  beffetben  gefnüpft,  toie  ber  dntellect.  üDa^u  lommt,  ha^ 
koö^renb  Oeber  feinen  Serflanb  offen  jur  ©c^au  trägt,  baö  SRoralifc^e 
fetten  gan)  frei  an  ben  2:ag  gelegt,  ja  meiftend  abfic^ttic^  oerfledt 
mirb.  dn3n)ifc^en  brüden  bie  fdjle^ten  ©ebanfen  unb  nic^tdtniirbigen 
^eflrebungen  aQmölig  bem  ©eftc^t  iljre  ©puren  ein,  jumal  bem  Sluge. 
{%  n,  675—677.) 

6)  ^^5fiognomif(^e  Einheit  be«  ©efic^t«.  (©.  ©efic^t.) 

7)  Seltenheit  erfreulicher  ©eftd^ter  unb  ©runb  ^ier» 
Don.   (©.  ©efic^t.) 

8)  äBarum  bie  ^^^fiognomi!  ein  ^auptmittel  ^ur 
jtenntnig  ber  3Renfd|ett  ifl. 

3)ie  ^^^fiognomil  ifl  fd)on  bed^alb  ein  ^auptmittel  jur  Aeuntnig  ber 
3>}enfc^en,  koeil  bie  ^^^flognomie  im  engern  ©inne  bad  Sinnige  ifl, 
tt)o§in  i^re  SerfleHungdliinfle  nid|t  reiben,  ba  im  Sereic^e  biefer  bad 
^at^ognomifc^e,  ba«  iDIimifc^e  liegt.   (^.  U,  675.) 

9)  S93ie  meit  bie  begriffliche  ^^^ftognomil  mit  ©ic^er« 
^eit  ge^en  !ann. 

S)ie  begriffliche  ^^^fiognomi!  lann  mit  ©ic^er^eit  nic^t  meiter  ge^en, 
atö  3ur  Sluf fleDung  einiger  ganj  aOgemeiner  9{egeln,  3.  9.  f olc^er :  dn 


232  'Piijftologic    —    ^Jlagiat 

@ttm  unb  Snge  ifl  bad  OnteDectuale,  im  SRunbe  unb  ber  untent 
©efl^td^älfte  baö  St^tf c^e,  bie  äEBtOendättgentitgen  in  lefen ;  —  Stirn 
unb  Suge  erlttutern  flc^  gegenfeittg,  j[ebed  Don  Setben,  o^ne  bad  9n< 
bere  gefe^en,  ifl  nur  f^alb  üerflänbilidi ;  —  @ente  ifl  nie  o^ne  ^^t, 
breite,  f(f|0n  gen»ö(Bte  Stirn,  biefe"  aber  oft  o^ne  |encö ;  —  Don  einem 
geiPrei(^en  Äuöfc^en  ifl  ouf  ®eifl  um  fo  fieserer  ^u  [d^üe^en,  je  tß%» 
lieber  bod  ®efid|t  ifl,  unb  Don  einem  bummen  tludfe^en  auf  ^Duntm« 
^eit  befio  fieserer,  ie  fc^öner  ba^  ©eftc^t  ifl,  u*  f.  ».  (3B.  I,  67  fg. 
a».  280.  283.) 

|)l)8ftologit. 

1)  3u  tt)e{(^er  ßlaffc  ber  S^aturn^iffenfc^aften  bie^^i^^ 
fiotogie  gehört. 

S)ie  ^^^fiotogie  gehört,  loie  bie  9)?e^ani!,  $^l){tt,  S^cmie,  brr 
ättologif^en  9{aturn)if{enf(^Qft  an.  (2B.  I,  115.  Sergl.  'J^atur- 
miffenfc^oft  unb  tletiologie.)  @ie  ge^öit  unter  ben  mdi  bent 
®runbe  bed  SBerbenö,  b.  i.  bem  ®efe$  ber  Saufalität,  nub  ^toar 
nac^  beffen  brei  äRobid  (Urfad^e,  Steij,  3RotiD)  einget^ciltcn  S'i^en« 
fc^aftcn  gu  ber  Se^rc  Don  ben  SRcijen.   (SB.  II,  140.) 

2)  SBad  bie  $^t|fioIogie  eigentlich  gn  erfennen  gtcbt. 

Anatomie  unb  $^i){!oIogie  laffen  un^  fe^en,  roie  fid|  ber  äBifie  be« 
nimmt,  um  bad  ^^änomen  bcd  Sebend  }u  ©tanbc  }u  bringen  nnb 
eine  SBeile  ju  unterhatten.   (SB.  II,  337.) 

3)  gortfc^ritte  ber  ^^Qfiologie  feit  Sartefiud. 

(Sd  ifi  ein  ^übfc^ed  @tü(f  SBeged,  m^^  binnen  200  dorren 
$f)i(ofop^ie  unb  ^^t)flologie  gurüdgclegt  ^aben  Don  be^  CFortefln^ 
glandula  pinealis  unb  ben  fie  bemegenben,  ober  auc^  Don  i^r  bcmegtcn 
spiritibus  animalibus  gu  ben  motorifd^en  unb  fenfiblen  9{ii(feu* 
marr^»92erDen  bed  S^arled  93eII  unb  ben  Stefte^beioegungen  be« 
aWarf^aO  ^atl.   (%  II,  178  fg.) 

4)  Ser^Itnig  ber  ^^^fiologie  gur  $fl)(^oIogie. 

Die  too^re  'Sßfi^flologie,  auf  i^rcr  ,^ö^e,  wcifl  bad  ©eifHge  im 
SRenfc^cn  (bie  Grfenntniß)  a\9  ^vobuct  feincö  ^ötjfif^cn  nad);  unb 
baö  l^at,  mt  fein  Slnberer,  Sabanid  geleifiet.    (92.  20.) 

5)  X)ie  brei  ))^qfio(ogif(^en  ©runbträfte.  (&.  unter 
Sebendfraft:  Die  Sebendtraft  an  fi^  unb  i^re  brei  Cr« 
fc^einungdformen.) 

ipiagiat. 

Daß  bie  ®clc§rtcn  ni(^t  immer  Minb,  uncmpfinbli(^,  Derpocft  gegen 
ba«  SEBa^rc  unb  Stvefflid|e  fmb,  baß  'fie  Dielme^r  oft  ben  ric^tigpen 
©inn  für  bajfclbc  unb  ben  feinpen  Üact  für  frembc  Cerbienpe  ftabcn, 
wirb  offenbor,  fobalb  fic  \id)  guui  ^>ßlagiat  entfd)Ueßen.    Da«  t^^giat 


?ronctcnf^f!cm    —    ?öbel  233 

geigt,  tote  f^arfftd^tig  man  für  frembe  Serbtenfle  ifi,  menn  ed  barauf 
aitfommt,  jtc  fxö)  jugucigneit.   ($.  468  fg.  SB.  II,  255,) 

(S9  mug  und  ^öd^Itd^  betrüben,  tuenn  mx  ^Spfe  erflen  9?onged  ber 
Unrebli^tett  bcd  ^(agiatd  t)erbä(j^tig  ftnben,  bte  fclbfl  benen  bed  (e^ten 
gur  @(^anbe  gereicht;  inbent  tuir  fügten,  ba^  einem  reichen  äRann  3)ieb« 
fla^I  noc^  toeniger  ju  bergei^en  märe,  a\9  einem  armen.   (93.  II,  57  fg.) 

piatuttnfsftem,  f.  Sodmogonie. 

pianttotHen. 

S)ie  $Ianetoiben  ftnb,  atö  bloße  f^ragmente  eine«  audetnanber« 
gefprengten  Planeten,  eine  gan}  anfällige  Slbnormit&t,  bie  bei  ber 
tfleologtfd^en  Setracfjtung  ht9  ^lanetenf^fiemd  ni(^t  in  Setrac^t  fommt. 
2Bo^(  aber  iß  biefed  Xccibend  an  unb  für  fid^  ein  bebenflic^  anti« 
teIeoIogif(^ed.  2Sir  mollen  hoffen,  bag  bie  l^ataflrop^e  ©tatt  gefunben 
^t,  e^e  ber  $Ianet  bemo^nt  gemefen.  deboc^  lägt  fid^  bei  ber  ^üd' 
fi(^tdtofigreit  ber  92atur  für  nic^td  flehen.  S)ag  aber  biefe  oon  DIberd 
aufgeßente  unb  burc^aud  ma^rfc^einlic^e  ^^pot^efe  je(}t  mieber  be« 
firitten  mirb,  —  (at  üieUeid^t  eben  fo  üiel  t^eotogif(^e,  aU  aßrono» 
mifc^e  ©rünbe.   ($.  II,  139.) 

pöbtl. 

1)  !Der  $öbet  aU  bie  SRe^rja^I  ber  ÜRenfc^en  bi(- 
benb. 

Der  groge  ^aufe  iß  Moger  $öbe{,  mob,  rabble,  la  Canaille.  (S93. 
II,  161.)  ^ac^iaoeUi  bemerft  richtig:  Nel  mondo  non  e  se 
non  volgo  (ed  giebt  ni^td  Snbered  auf  ber  JBelt,  aU  Snlgnd),  unb 
S:§iIo  (über  ben  9Iu^m)  bemerft,  bag  ^nm  grogen  Raufen  getuö^nlic^ 
@iner  me^r  gehört,  aU  deber  glaubt.  (3B.  II,  446  fg.)  (Einige  ®e- 
nied  ^aben  bie  übrigen  äRenf^en,  mit  i^ren  eintönigen  ^^^ßogiiomien 
unb  bem  burc^gängigen  ©epräge  ber  SQtäglic^feit,  nic^t  für  äßenfc^en 
anertennen  moÜen;  benn  fie  fanben  in  i^nen  nid)t  i^red  ®tei(^en  unb 
seriellen  in  ben  natürlichen  dnt^nm,  bag  i^re  eigene  Sefd^affen^eit 
bie  normale  märe,  dn  biefem  @inne  fuc^te  2)iogened  mit  ber  (Laterne 
nac^  3Renf(^en;  —  ber  geniale  ffo^elet§  fagt:  „unter  S^aufenö  f^abt 
t(^  einen  Wenfc^en  gefunben,  aber  tein  Seib' unter  aüen  biefen'';  — 
®ractan  bejeic^net  fie  fe§r  treffenb  ald  hombres  que  no  lo  son 
(9Renf(^en,  bie  leine  finb),  unb  ber  Ifural  fagt:  „SDad  gemeine  Solt 
fte^t  avL^  wie  9Renf(^en:  (Stmad  biefen  (Sltii^  f^aht  lij  nie  gefe^en.'^ 
(Sl.  32.  %  II,  87.  363.  SergL  m^  unter  Srißofratie:  dn« 
teflectuene  %rißofratte  ber  Statur.) 

2)  «brid^tung  be«  $öbet0.    (®.  Sbric^tung.) 

3)  dä^igleit    be9   $5be{«   im  ^eß^alten   an  Sorur« 
t§eilen  unb  ®ebrttu(^en. 

jiDad  }ät)e  t^eß^alten  an  gemiffeu  SJorurt^eilen ,  SBa^nbegriffen, 
©itten,  ®ebrän(^en  unb  JHeibungen  fommt  ba^r,  bog  ber  groge  {)anf e 


234  ^3octtitcntiarf9flcm    —    "^ot^t 

gar  mentg  benit,  loeil  t^m  ßtit  unb  Uebung  ^teju  mangelt.  @o  aber 
bctoa^rt  er  ^toax  feine  drrt^ümcr  febr  länge,  iß  bagegen  aber  anö) 
md)i,  mic  bie  gelehrte  ^tit,  eine  Sßetterfa^nc  ber  gefammten  äBinb» 
rofe  töglic^  nie^felnber  äReinungeu.  Unb  bied  ifl  fe^r  glücflic^;  bcnn 
bie  groge  fc^mere  äRaffe  f^^  i"  f^  rafc^er  Seiuegung  Dor^ufteOen,  tft 
ein  fc^rccftic^er  ©ebante,  jumal  loenn  man  babei  erwttgt,  load  9Ued  ftc 
bei  i^ren  äBenbungen  fortretgen  unb  umflogen  tt)ürbe.    (*)}.  II,  65.) 

4)  ©efeUigfeit  be^  $öbeU.    (@.  Sinfamleit  unb  &t- 
fetitgfcit.) 

(Uebcr  bcn  ^öbel  in  ber  ?itteratur  f.  ?ttteratur.) 

{loenitenttatfsftem. 

1)  abfielt  bed  ^oenitentiarf^flemö. 

2Bie  manche  gute  $anb(ungen  im  ®runbe  auf  falfc^en  SRotiüen, 
auf  tt)0^lgemeinten  Sorfpiegelungen  eine^  baburc^  in  biefer  ober  {ener 
SBelt  )u  erlangenben  eigenen  Sort^ette  berufen;  fo  berufen  auc^  mand^e 
SRiffet^aten  btod  auf  fatfc^er  (Srtenntntg  ber  menfc^lic^en  Seben^Der» 
^ältuiffe.  hierauf  grünbet  fic^  baö  $(meri!antfc^e  ^oenitentiarf^fiem ; 
ed  bcabfic^tigt  nid^t,  ha9  ^erj  bed  Serbrei^erö  ju  beffern,  fonbern 
blod,  i^m  ben  J?oj)f  }ure(^t}ufe^en,  bamtt  er  }u  ber  (Sinfic^t  gelange, 
bag  Slrbeit  unb  S^rlic^Ieit  ein  fic^ererer,  ja  leid^terer  9Beg  jum  eigenen 
SBo^le  finb,  al9  ©pi^büberei.   (@.  254  fg.) 

2)  t$e^(er  bed  ^oenitentiarfi^flemd. 

3un)iber  bem  wahren  $rinct))  be^  @trafrec^td,  eigentlich  nic^t  ben 
SRenf  d)en,  fonbern  nur  bie  S^at  }u  firafen,  bamit  fie  nid^t  lieber* 
fe^re ,  mü  bad  ^oenitentiarf^flem  nic^t  fono^l  bie  S^l^at ,  alö  ben 
äRcnfd^en  .firafen,  bamit  er  nämlic^  flc^  beffere.  ÜDabur^  fegt  eö  ben 
eigentlichen  ^xocd  ber  @trafe,  Sbfc^recfung  Don  ber  S^^at,  ^urücf,  um 
ben  fe^r  problematifc^en  ber  Sefferung  }u  enei^en.  tteberaH  aber  tfi 
e^  eine  miglic^e  ©ac^e,  burd)  ein  3RitteI  jtoei  oerfd^iebene  3^ccfe  er^ 
reichen  ju  moKen;  toie  )?iel  me^r,  menn  beibe  in  irgenb  einem  Sinne 
entgcgcngefeftt  fmb.  grjie^ung  ifl  eine  SQSo^It^at,  ©träfe  foll  ein 
Uebcl  fein;  baö  ^ocnitcntiargcfängniß  fott  Seibcö  jugleic^  leiflen.  (SB. 
II,  683.) 

3)  ©trafmittel  bed  firengen  ^^ilabelp^ifc^en  $oeni« 
tentiarf^fiemö. 

3)ad  ftrenge  ^^ilabelp^ifi^e  ^oenitentiarfqfiem  mac^t  mittelft  Qtn* 
famfeit  unb  Unt^üttgleit  blo^  bie  Sangetoeile  jum  ©trafmerfjeug, 
unb  c^  iß  ein  fo  fürc^terlic^ed,  bog  e^  fci)on  bie  3üc^tlinge  }um  ©elbfl* 
morb  geführt  ^at.   (SB.  I,  369  fg.) 

IPoefte. 

1)  SBefen  ber  ^Joefie. 

910  bie  einfac^fie  unb  ridjtigfle  3)eftnition  ber  $oefie  lägt  [lij  biefe 
auffieOcn,  bog  fie  bie  Sunft  ift,  burc^  äBorte  bie  Sinbilbung^fraft  intf 


^ocfie  235 

@))ie(  )u  ücrfe^eiL  (3B«  II,  482.)  S)te  Slbp^t  aber,  in  »eichet  bie 
$oefie  uiifere  ^^antarie  in  $3en)egung  fe^t,  ifi,  und  bie  dbcen  ju  offen» 
baren,  b.  ^.  an  einem  Seifpiet  ^u  geigen,  mad  bad  Seben,  n)ad  bie 
äBelt  fei.  (äB.  U,  484.)  S33enng(etd)  bcr  ÜDic^ter,  h)ie  ieber  ^ünfiler, 
und  immer  nur  bad  Sinjelne,  dubioibueUe  Dorfü^rt;  fo  ift  roa^  er 
ertannte  unb  und  baburc^  erfennen  (äffen  mU,  boc^  bie  (^latonifc^e) 
dbee,  bie  gan^e  ©attung;  ba^er  mirb  in  feinen  99i(bem  gteic^fam  ber 
X^pu9  ber  menfc^Iic^en  S^araftere  unb  (Situationen  ausgeprägt  fein. 
(935.  n,  485.) 

SEBie  ber  Sotaniter  aud  bem  unenbltc^en  9tei(^t^um  ber  ^flanjentoelt 
eine  eingige  IBIume  pflüdt,  fie  bann  ^erlegt,  um  und  bie  Statur  ber 
^flan^e  überhaupt  baran  )u  bemonfiriren ;  fo  nimmt  ber  2)i^ter  aud 
bem  enbtofen  ®ett)irre  bed  überall  in  unauf^örUd^er  iBemegung  ba^in» 
eilenben  SRenf^enlebend  eine  einzige  @cene,  ja,  oft  nur  eine  @timmung 
unb  (Smpfinbung  ^eraud,  um  und  baran  ju  j^igen,  tt)ad  bad  lieben 
unb  SBefen  bed  3Renf(^en  feL   ($.  ü,  453.) 

2)  Umfang  bed  ®ebteted  ber  ^oefie  unb  $auptgegen« 
fianb  berfelben. 

Sermöge  ber  Slllgemein^eit  bed  @toffed,  beffen  ft(^  bie  $ocfic,  um 
bie  Obeen  mit}ut^ei(en,  bebtent,  nämlid^  ber  begriffe,  ift  ber  Umfang 
i^rcd  ©ebieted  fe^r  grog.  3)ie  gange  9?atur,  l>ie  3becn  aller  (Stufen 
ftnb  bur^  fie  barfieUbar,  inbem  fte,  nac^  SRaßgabe  ber  mitjutljcilenbcn 
3bee,  balb  befd^reibenb,  balb  erjäbl^nb,  balb  unmittelbar  bramatifc^ 
barfteOenb  t)erfä^rt.  Sßenn  aber  in  ber  IDarfteDung  ber  nicbrigcrn 
(Stufen  ber  ObjectitSt  bed  äBiUend  bie  bilbenbe  tunf!  pe  meiffend 
übertrifft,  toeil  bie  erfenntniglofe  unb  auc^  bie  bfod  t^ierifc^e  97atur  in 
einem  einjigen  mo^lgcfagten  SRoment  faft  i^r  ganjed  3Befen  offenbart; 
fo  ifl  bagegen  ber  ^tn\ij,  fo  toeit  er  fld^  ni^t  burc^  feine  bloge 
Oejlalt  unb  Äudbrud  ber  SWiene,  fonbem  burc^  eine  Äette  üon  ^aub» 
lungen  unb  fie  beglettenber  ©ebanten  unb  Effecte  audfpric()t,  ber 
$auptgegcnf)anb  ber  $oef!e,  ber  ed  ^ierin  feine  anbere  5htnfl  gleid^« 
t^ut,  meil  i^r  babei  bie  t^ortfc^reitung  3U  Statten  tommt,  meiere  ben 
bitbenben  JKinflen  abgebt.  Offenbarung  berienigen  dbee,  )|eld)e  bie 
^öc^fie  (Stufe  ber  Objectität  bed  äBillend  ifl,  3)arfleaung  bed  aRen« 
fc^en  in  ber  jufammen^dngenben  SRei^e  feiner  Seflrebungen  unb 
$anblungen  ijl  alfo  ber  große  ©oraurf  ber  ^oefle.  (SB.  I,  287  fg.) 

SDer  $oet  jetgt  und,  n)ie  fid^  ber  äBiOe  unter  bem  (Sinflug  ber 
SRotitoe  unb  ber  Stefle^ion  benimmt.  (Er  fleOt  i^n  ba^cr  mriflcnd 
in  ber  DoQfommenflen  feiner  (Erfc^einungen  bar,  in  Dernünftigen  ^efen, 
bereu  (S^aralter  inbioibuell  ifi  unb  bereu  $anbeln  unb  Seiben  gegen» 
einanber  er  und  atd  !Drama,  Qpo€,  Vornan  u.  f.  m.  üorfü(;rt.  (9B. 
II,  337.) 

3)  Ser^ältnig  ber  $oefie  jur  SBirltic^Ieit. 

!&er  (Siebter  foH  feine  ^erfonen  fo  fci^affen,  toie  bie  9iatur  felbfl, 
fie  benfen  unb  reben  (äffen,  iebed  feinem  d^arafter  gemäg,  tt)ie  toirllic^e 


236  ?oejle 

3Renf^en  bied  t^uu.  !Dtc9  ifl  {eboc^  nt^t  fo  ju  üerflc^en,  ha%  bie 
fhengf)e  97atürti(^feit  aller  Slcugerungen  ^u  fuc^en  fei ;  benn  fonfi  toirb 
bie  9^atiirlic^!ett  (eic^t  platt,  ©onbem  bei  aller  SBa^r^eit  in  ber 
SDarfieQung  ber  S^araftere  foDen  btefe  hoä)  ibeatifc^  gehalten  fein. 
3n  ber  SBirtUd^feit  fäQt  burd|  i^orüberge^enbe  ©timmungen  ober  (Sin* 
flüffe  3cber  biötueiten  aud  feinem  6^ara!ter;  aber  in  ber  $oefie  barf 
bied  nie  fein,  ^ier  mug  oielnte^r  bie  ^erfon  in  intern  S^^un  unb  dttttn 
iffxtn  S^aralter  beutlid),  rein  unb  flreng  confequent  offenbaren.  3)itd 
eben  l^ei§t,  ber  S^aratter  ntug  ibealifc^  bargefleOt  merben;  nur  ha9 
Sßefentli^e  beffelben  unb  biefed  gan}  ntug  bargeffeHt  n)erben,  aVite 
3ufäaige  unb  ©törenbe  mu^  audgefc^loffen  bleiben.  ($.  364—366.) 

4)  !Die  ®attungen  ber  $oefie. 

!Z)ie  S)arf}enung  ber  dbee  ber  9Renf(^^eit,  toelc^e  beut  S)i(^ter  ob* 
liegt,  !ann  er  enttt)eber  fo  au^fü^ren,  bag  ber  ^DargefleQte  jugletc^  ait«^ 
ber  SDarfleflenbe  iP;  —  bicö  gefc^ie^t  in  ber  I^rif^en  ?oefie;  — 
ober  aber  ber  SDarjufleHenbe  iß  oom  2)ar{kQer  ganj  oerf^ieben,  tote 
in  allen  anbem  ©attungen,  hso  me^r  ober  meniger  ber  übat^tdenbc 
hinter  bent  iDargefleOten  fi(^  oerbirgt  unb  }ule^t  ganj  üerfc^ioinbet. 
(SB.  I,  293.-   »ergl.  gjjrü,  Vipo9,  SDrama.) 

5)  a)a«  5WateriaI  ber  $oefie. 

Obcen  finb  niefentlic^  anfc^aulid^;  toenn  ba^er  in  ber  ^oefte  ba^ 
unmittelbar  burc^  SSSorte  äßitget^eilte  nur  abßrocte  Segriffe  ftnb;  fo 
ifl  boc^  offenbar  bie  Slbflc^t,  in  ben  Slepräfentanten  biefer  Segri^ 
ben  ^örer  bie  dbeen  bed  Sebenö  anfc^auen  ju  laffen,  koelc^ed  nur  burd^ 
äSei^iitfe  feiner  eigenen  $^antaf!e  gefc^e^en  fann.  Um  aber  biefe  bem 
Qtotd  entfprcc^enb  in  Setoegung  ^u  fe^en,  muffen  bie  abfhracten 
begriffe,  meiere  bad  unmittelbare  äßaterial  ber  $oefie  finb,  fo  ^u< 
fammengeflellt  »erben,  bag  i^re  @f)^ttren  (oergl.  unter  Segriff: 
Segiiffdfp^även)  flc^  bergefialt  fd^neiben,  bag  feiner  in  fetner  abffaracten 
aillgemein^eit  beharren  !ann;  fonbern  ^att  feiner  ein  anf^aulic^er  Ke* 
präfentan^  t)or  bie  ^^antafte  tritt,  ben  nun  bie  Sßorte  be9  X)i4ter« 
immer  loeiter  mobificiren.  Diefem  ^md  bienen  bie  oielen  (Efiit^etQ 
in  ber  ^oefte,  burc^  meiere  bie  Allgemeinheit  j[ebed  Segriffd  einge* 
fc^ränlt  ioirb,  me^r  unb  me^r,  biö  )ur  Slnfc^aulic^feit.  (9B.  I,  286  fg. 
$.  369  fg.) 

(lieber  bie  BuIäffiS'cit  unb  3^<(^i^i^(<<^''ci^  ^^  Allegorie  in  ber 
^oefle  f.  Allegorie.) 

6)  |)ülf«mittel  ber  ?oefie. 

(Sin  gau}  befonbered  ^ülf^mittfl  ber  ^oefie  finb  St^^t^mud  unb 
ditinu  di^re  unglaublich  mächtige  äBirfung  iß  barauö  erflärbar,  bog 
unfere  an  bie  3^^^  toefcntlic^  gebunbenen  SorficÜungdfräfte  ^ieburc^ 
eine  Sigent^Umlic^feit  erhalten  ^aben,  oermöge  melc^er  mir  jebem 
regelmägig  »ieberfe^renben  ©eräufc^  innerlich  folgen  unb  gleic^fam  mit 


?oejie  237 

eiiifitmmen.  3)abur(^  luetben  nun  %^^t^mud  unb  Steim  ein  Sinbe- 
mittel  unferer  ^ufmerffamfeit,  inbem  luir  tuiUigcr  bem  Vortrag  folgen, 
t^ei(^  entfielt  bur(^  fte  in  und  tin  bUnbed,  oUcm  Urt^eil  borget« 
gftngiged  @inftimmen  in  bad  Vorgetragene,  n)obur(^  biefed  eine  geniffe 
emp^attfc^e,  Don  allen  ©rünben  unabhängige  Ueberjeugungdtraft  erhält. 
(9B.  I,  287;  U,  487—489.) 

SRetrum  unb  9teim  finb  eine  f^effel,  ober  auc^  eine  ^üQe,  bie  ber 
$oet  um  ftc^  mirft,  unb  unter  neld^er  ed  i§m  vergönnt  ifi  ju  reben, 
mie  er  fonfl  nic^t  bürfte;  unb  bad  ift  ed,  )oad  und  freut.  —  jDad 
SRetrum,  ober  B^i^^^Sr  Wt  ^^^  btoger  9^§^t^mud,  fein  äßefen  allein 
in  ber  3^^^^  gehört  alfo,  mit  ftant  ju  reben,  ber  reinen  ©innlic^* 
feit  an;  hingegen  ifl  ber  9teim  ©ac^e  ber  (Empftnbung  im  ®e^5r« 
organ,  alfo  ber  empirifc^en  ©innlic^feit.  jDa^er  ifl  ber  9{l^t)t§mud 
ein  Dtel  eblered  unb  niürbigered  $ü(fdmitte(,  aU  ber  9Ieim.  (2S.  II, 
486  fg:) 

7}  S)te  äBirtung  ber  $oefie  berglic^en  mit  ber  3Bir« 
lung  ber  bttbenben  ftttnflc. 

S)oburc^,  bag  bie  $^antafie  bed  Seferd  ber  @toff  ifi,  in  n)el(^em 
bie  3)ic^ttunfi  i^re  Silber  barftefit,  ^ot  biefe  ben  Sort^eit,  bag  bie 
nä^e  Sudfü^rung  unb  bie  feineren  ^ü^t  in  ber  ^^antafie  eined 
deben  fo  audfaQen,  »te  ed  feiner  Onbibibnalitttt,  feiner  Srifenntnig* 
fpl^äre  unb  feiner  !Baune  gerabe  om  angemeffenßen  ifi  unb  i^n  ba^er 
am  feb^aftefien  anregt;  ftatt  bog  bie  bitbenben  Jfiinfle  ftd^  nic^t  fo 
anbequemen  fönnen,  fonbem  ^ier  ein  9ilb,  eine  ©eftalt  SCDen  ge« 
nügen  foO.  @(^on  (ieraud  ifi  ed  }um  ST^eil  erftärUc^,  bag  bie  SBerfe 
ber  2)t(^tfunf}  eine  biel  flärfere,  tiefere  unb  allgemeinere  Sßirfung  aud« 
üben,  aü  Silber  unb  ©tatuen.  3)iefe  nämlic^  laffen  bad  Solt  meifiend 
gan}  falt,  unb  überhaupt  finb  bie  bilbenben  bie  am  fc^)ott(^ften  »irtenben 
fiünfie.  !Die  SBerle  ber  festeren  ^aben  loenig  birecte  unb  unvermittelte 
ä&irtung  unb  i^re  @(^ä^ung  beborf  »eit  me^r,  aU  bie  aller  anbern, 
ber  Ȇbung  unb  ftenntnig.   (S.  H,  483  fg.) 

8)  Ser^Itnig  ber  $oefie   }ur  @ef(^i(^te.     (@.  ®e« 
fdjidlte.) 

9)  Ser^Itnig  ber  $oefie  }ur  ^^ilofop^ie. 

3ur  ^^ilofop^ie  Der^ttlt  fi(^  bie  ^oefle,  toiz  bie  (Erfahrung  ftc^  }ur 
empirifc^en  9Bif[enf(^aft  ber^ält.  S)ie  (Erfahrung  uämli(^  ma^t  und 
mit  ber  (Erf(^einung  im  (Sin}elnen  unb  beifpieldioeife  befannt;  bie 
SBiffenfc^aft  umfagt  bad  ®an}e  berfelben  mittelf}  aOgemeiner  Segriffe. 
®o  tt)iQ  bie  $oef{e  und  mit  ben  Cß(atonifd^en)  dbeen  ber  SEßefen  mit» 
telfi  bed  (Einzelnen  unb  beifpietdtoeife  befannt  machen;  bie  $^iIofop^ie 
mid  bad  barin  flc^  audfpred^enbe  innere  äßefen  ber  2)inge  im  ®an}en 
unb  SQgemeinen  eifennen  (äffen.  (9B.  II,  486.)  $Iaton  ^at  in  ber 
©eringfd^tt^ung  unb  Sermerfung  ber  $oefie  bem  Ont^um  ben  Tribut 
gejault,  ben  jeber  Sterbliche  joOen  mug.    ^oepe  unb  ^^Uofop^ie  Der' 


238  *oc1tt 

trügen  ft<^  höht  gon}  üortrefffic^.  Sogar  tfl  bic  $oefie  rine  @tü^ 
nnb  $ii(fe  ber  ^^tlofop^ic,  etne  ^tmbgnibe  t»on  Sfifptffen,  ein  €r« 
regimg^mittef  ber  SRebitation  nnb  ein  ^robierßein  morotifc^er  imb 
Pf9^o{ogif(^er  ^e^rfft^   ($.  305.) 

10)  aUer  ber  ^oefte. 

2)ag  bie  ^oefte  älter  ifl,  ald.bte  ^rofa,  inbem  $§eref^bed  ber  rrftc 
gewefen,  ber  "^^ilofo^i^ie,  nnb  $efatäod  üon  Wiltt  ber  er{le,  toeld^cr 
&t\djidftt  in  $roja  gefc^ricben,  nnb  bag  biefcd  bon  ben  Slten  aU 
eine  ÜDenhoürbigfeit  angemrrft  morben,  ifi  folgenbermagen  )u  erflSren. 
S^e  man  überhaupt  fc^rieb,  fuc^te  man  aufbe^alten^mert^e  S^atfac^en 
nnb  (^ebanfen  babnrc^  unt)erfä(f(^t  lu  ptxpttmxtn,  bog  man  fie  in 
Serfe  brachte.  91d  man  nun  an^eng  ^u  fd^retben,  mar  e^  natürlich, 
bag  man  SDcd  in  Serfen  fc^rieb.  3)at)on  gicngcn  ald  Don  einer 
überflüffig  geworbenen  ©at^c  jene  erflcn  ^rofaifer  ah,    (^.  II,  457.) 

11)  Unterfc^ieb  jmifc^en  !{affif(^er  nnb  romantl^d^tt 
^oefie. 

2)er  Unterfc^ieb  jtoifc^en  Raffifc^er  nnb  romantifc^er  $oefte  beruht 
im  ®runbc  barauf,  bag  jene  feine  anbercn,  alö  bie  rein  ntenfc^ticl^en, 
wirtlichen  nnb  natürlichen  ilRottoe  fennt,  biefc  hingegen  auc^  erjfünßeltc, 
conbcntioneUe  nnb  imaginäre  äßotioe  ate  wirtfam  gcttenb  ntai^t;  ba« 
^in  gef}ören  bic  and  bem  c^riftlic^en  SJt^t^od  fiammenben,  fobann  bie 
bcd  ritterlichen,  überfpannten  nnb  p^antaftifc^en  S^renprincipd,  femer 
bie  ber  abgefc^madten  nnb  täc^crtic^en  c^rifitic^germanifc^en  SBeiber^ 
bere^rmtg,  enblic^  bie  ber  fafelnben  unb  monbfU^tigen  ^^perp^i^ftfc^cn 
SJerliebt^eit.  S)ie  tlafftfc^e  ^oefte  ^t  eine  unbebingte,  bie  romantifc^e 
nur  eine  bebtngte  SEßa^r^eit  unb  SRi^ttgfeit,  analog  ber  griec^tfc^en  unb 
ber  got^ifc^cn  »aufunfi.   (9B.  II,  490  fg.) 

(lieber  bie  $oefie  ber  Slten  DergL  bie  SIten.) 

12)  iRac^t^eil  ber  aud  bem  Slltert^um  gefc^öpften 
Stoffe  für  bie  ^oefie. 

SlQc  bramatifd^cn  ober  erjä^Ienben  S)ic^tungen,  meiere  ben  Sc^au* 
)}(a|}  nac^  bem  alten  ©riec^enlanb  ober  9{om  bcrfe^cit,  gerat^en  baburd) 
in  9{ad)t^ei(,  bag  unfere  ^enntnig  bed  SUtert^um«,  befonberd  »ad  bad 
S)ctai(  M  liebend  betrifft,  unjurei^enb,  fragmcntarifd^  unb  nic^t  auö 
ber  9nfd)ouung  gefd)5pft  ift.  !l)ied  nämltd^  nötl;igt  ben  3)ic^ter, 
SJieIed  ju  umgeben  unb  fic^  mit  Sngemein^citcn  ju  bereifen,  mobnrc^ 
er  inö  Slbflractc  gerät^  unb  fein  SBcrf  jene  Snfdjauli^fcit  unb  3n» 
bibibuQlifatiou  einbüßt,  n)c(djc  ber  ^oefte  burd^aud  wefeutlic^  ifl.  S)ied 
ifl  ed,  wad  allen  fo(cl^cn  äBerTcu  ben  eigcnt^ümlid)cn  Sluftric^  Don 
Jcerijcit  unb  ?angiocilig!eit  giebt.    (SB.  II,  491.) 

13)  Sinfluß  be0  ©tubiumö  ber  SBcrfc  ber  ^oefic  auf 
^bic  a»cnfdjen!cnntnig.    (<3.  SWcnfc^cnfenntnig.) 


^oti  239 

Pott. 

1)  ^ie  Ouetle,  aud  koelc^er  ber  SDic^ter  fc^bpft. 

SEßte  ber  bilbenbe  ffiinftler  nic^t  ber  97atur  bie  ©c^ön^eit  ablernt, 
fonbern  eine  Strt  bon  Srfenntnig  a  priori  ba))on  f^at,  eine  ätnticipatton 
beffen,  toa9  bie  Sflatixx  ^ert)orbringen  koiD,  vermöge  beren  er  fte  auf 
falbem  Sorte  berfte^t  unb  bollfommen  barfieOt,  toa^  \f)x  nteiflend 
migßngt  (Dergl.  Slnticipation);  eben  fo  ifi  auc^  bie  Senntntg  bed 
üDic^terd  t)on  ben  S^arafteren  unb  bem  aud  biefen  ^erborge^enben  93c' 
nehmen  IeinedU)egd  rein  entpirifc^,  fonbern  auc^  antictpirenb  unb  ge« 
toiffermagen  a  priori.  ÜDer  S)ic^ter  ifl  felbfl  ein  ganzer  unb  boK« 
ftänbiger  3)?enf^,  er  trägt  bie  gan^e  SD^enfc^^eit  in  ftc^  unb  (jat  bie 
Sefonnen^eit,  ft^  beffen  Har  beibugt  ^u  n)erben.  SDaburc^  l^at  er  eine 
^enntnig  bed  SDtenfc^en  überhaupt  unb  ibeig  2)ad,  ibad  bom 
ÜRenf^en  überhaupt  gilt,  }u  fonbern  bon  üDem,  toa^  nur  feiner  eigenen 
•dnbibibualitttt  angehört.  S)a§er  !ann  er  in  feiner  $^antafie  fein 
eigene^  SBefen,  fofern  ed  bad  Sßefen  ber  3)?enfc^^eit  über^upt  tfl, 
mobiftdren  }u  ben  berfc^tebenflen  Onbibtbuatitäten,  biefe  alfo  auf  fotc^e 
SBetfe  a  priori  confhuiren  unb  fie  bann  ben  UmftSnben  gentäg  l^an« 
beln  (äffen,  in  bie  er  fie  berfegt  S)edl^a{b  lann  er  barfleOen,  kuad  er 
nie  gefe^en  §at«  S)ennoc^  trägt  eigene  reid^e  (Erfahrung  biet  bei  jur 
Sitbung  bed  ÜDic^tetd.  @ie  »irlt  tuenigflend  atö  Anregung  ber  innent 
(Srfenntnig  unb  liefert  ©c^emata  ju  beftimmten  @^aralter5ei(i^nungen. 
(^.  366—3680 

2)  ®rabe  ber  btc^terifc^en  Begabung. 

Um  und  bie  dbeen  )u  offenbaren  unb  an  einem  Seifpiet  }u  }eigen, ' 
mad  bad  !Beben,  toa9  bie  2BeIt  fei,  ba}u  ifl  bie  erfle  93ebingung,  ba§ 
ber  3)i(l^ter  ed  felbfl  ertannt  ^abe;  j[e  nad^bem  bied  tief  ober  fladj  gc»' 
f(^e^en  ifi,  mirb  feine  Dichtung  auffallen,  S)emgemä|  giebt  cd  un- 
3(l^Iige  Stbfhtfungen,  koie  ber  S:tefe  unb  filar^eit  in  ber  9uffaffung  ber 
3iaiux  ber  2)inge,  fo  ber  S)i(^ter.  S)er  befie  erfennt  flc^  a\9  fol^er 
baran,  bag  er  Pe§t,  mic  flac^  ber  Süd  ber  anbem  niar,  toit  Sie(ed 
no(^  ba^inter  (ag,  bad  fie  ni^t  miebergeben  tonnten,  roeit  fie  ed  nic^t 
fa^en,  unb  toit  biet  nieiter  fein  Sdlxd  unb  fein  Silb  reicht.  (S. 
n,  484.) 

3)  ftennjctc^en  bed  grogen  unb  ächten  !3)i(^ter«. 

Wh  grogen  2)t(^ter  ^aben  bie  @ait  ber  Vnf(^auti(^feit,  meil  fte 
oon  Slnf^auungen  t^rer  $^antafte  audge^n,  nic^t  bon  Gegriffen,  mie 
bie  97a(^a^mer.  9ber  am  wunberbarfien  koitb  Jene  ®obe  ba,  )bo  fie 
und  S)inge  anfc^auen  (ögt,  bie  n)ir  nid^t  aud  ber  SBirnic^feit  fennen, 
met(  fie  in  ber  Statur  nid)t  bortonimen,  unb  alfo  auc^  ber  SDtd^ter 
fe(bfi  fie  nic^t  in  ber  SBirflic^feit  gefeiten  ^at,  er  fie  aber  bennoc^  fo 
Gilbert,  bag  mir  f fielen,  wenn  3)erg(eic^en  möglich  »ttre,  fo  mtigte 
ed  fo  unb  nic^t  anberd  audfe^en.  hierin  ifi  einjig  S)ante.  ($, 
363  fgO 


240  $oetif4    --    fotantat 

®o6a(b  man  Hom  Segriff  audge^t  unb  räfonnirt  itnb  üon  t^m 
geleitet  ettoo  9[ntit^efen  unb  Sontrafie  fud^t,  tfl  man  unrebltc^  unb 
unttiQ^r  (to!ett  flatt  begeißert).  fiber  allein,  mnn  man  (letd  üon  ber 
Snfc^auung  audge^t,  tfl  man  burc^gSngig  ma^r  unb  rebli^  wab 
barum  unflerbKc^;  benn  nur  bann  ift  man  reined  »iOenlofe^  @nbicct 
bed  Srfenncnö.  So  machte  ed  @^a!efpeare.  3)ie  Setfptcle  Don 
ber  erfiern  ©orte  Reißen  ?egio.    (5.  369.) 

Cin  S^iiitn,  n)oran  man  am  unmittelbarflen  ben  ächten  'S)\äfttx  ti^ 
fennt,  ift  bie  Ünge^toungen^eit  feiner  9{eime;  fie  ^aben  ftd^,  tote  burdl 
göttliche  ©c^idung,  t)on  felbß  eingefunben;  feine  ©ebanfen  fommen 
i^m  fc^on  in  9{eimen.  3)er  ^etmlic^e  ^rofaüer  hingegen  fuc^t  }um 
©ebanfen  ben  %eim;  ber  $fuf(^er  jum  9{eim  ben  ®eban!en.  @e^r 
oft  tann  man  aud  einem  gereimten  Serfepaar  ^eran^finben,  toeld^tx 
bon  beiben  ben  ©ebanfen,  unb  loelc^er  ben  Sfeim  5um  $oter  ^at. 
(SB.  II,  489.) 

4)  ©c^äblic^e  äBir!ung  ber  mebiocren  $oeten. 

(&9  ifl  ernfier  Serüdftd^tigung  mert^,  koeb^e  SRenge  eigener  unb 
frember  3^i^  ^"^  ^apier^  Don  ben  (Sdfaaxtn  ber  mebiocren  $oeten 
Derborben  n)irb  unb  mie  f(^äbli(^  i^r  (Sinflug  ift,  inbem  ha9  ^ubticmn 
t^eiU  immer  nac^  bem  9}euen  greift,  t^eild  ouc^  fogar  inm  Serfe^rtrn 
unb  ^13(atten,  a{9  metc^ed  i^m  homogener  ift,  t>on  Statur  me^r  Steigung 
^at;  ba^er  jene  9Ber!e  ber  9ffebiocren  e^  Don  Seiten  ÜReiftermerfen  unb 
feiner  Silbung  burc^  biefelben  abjie^en  unb  intüdf^alUn,  folgß^  bem 
günftigen  @inf[u§  ber  @enien  gerabe  entgegenarbeitenb,  ben  ®efd^nad 
immer  me§r  Derberben  unb  fo  bie  ^ortf^ritte  bed  3^^^^^^  ^emnicn. 
(SB.  l,  290.) 

5)  Unterfd^ieb  }h)if(^en  bem  S)ic^ter  unb  $^iIofop^cn. 
(®.  unter  $§iIofo{)^:  Unterfd^ieb  gioifc^en  bem  $^i(ofo)»^en 
unb  !9Dic^ter.) 

Jpaetifd),  f.  ÜWarerift^. 

Ipoetifd^e  Oertd^tigkrtt,  f.  ©erec^ttgfeit. 

Point  d'bonnenr.    (®.  unter  (S§re:  (Sine  Sfterart  ber  S^re.) 

Ipolantät. 

ÜDie  Polarität,  b.  1^.  bad  Hu^einanbertreten  einer  ftraft  in*  }tDet 
qualitatiD  Derfd^iebene,  entgegengefe|te  unb  ^ur  SBieberDereinigung  fht« 
benbe  ST^ätigfeiten ,  loelc^ed  ftc^  meiftend  an(^  r2ium{i(^  bur^  ein 
Su^einanberge^en  in  entgegengefe^te  SRid^tungen  offenbart,  if)  ein  ©runb« 
t^pud  faft  aQer  Srfd)einungen  ber  Statur,  Dom  SRagnet  unb  itrl^fian 
h\9  jum  SRenfc^en.  hierauf  befonberd  aufmerffatn  gemad^t  ju  ^abm, 
ift  ein  Serbienft  ber  ©d^eOing'fc^en  Staturp^ilofop^ie;  bod^  ift  ber  9e« 
griff  ber  Polarität  in  ber  ^eriobe  ber  ®4^0ing'f4en  9taturp^Uofo|>^e 
^ttuftg  nügbranc^t  Sorben,    du  ^^ina  i|t  bie  Srfenntnig  ber  Polarität 


?oUHf    —    ^räe^flenj  *  241 

feit  ben  tt(fe{len  3^^^^"  9<ingbar,  in  ber  Se^te  t)om  ©egenfa^  be«  ^itt 
nnb  ?)on8.   (®.  I,  171,   %.  35  fg.) 

2)te  $o(arttSt  bed  Sluged  (üergl.  unter  ^arbe:  äßefen  bev  f^arbe) 
ßnnte  a\9  bte  gunä^fl  liegenbe  un^  über  bad  innere  SEBefen  oOet  ^o^ 
lorität  in  monier  $)inri(l|t  «ufft^rüffc  geben,   (g.  36.  74.) 

jJoUtik,   f.  ®efcfe,   dttäjt,  Staat,  ©taat^üerfoffung,  «e» 
gicrung. 

P^lBSamit,  f.  unter  (Sl§e:  S^egefe^e. 

|)0lStl)tt$mu$^  f.  unter  ®ott:    (Sgoifiifc^er  Urf))rung  bed  ©otted« 
glaubend. 

Povtxät. 

üDa  bie  fiUnfle,  bercn  3^^^  ^^^c  !l)aTfleIIung  ber  dbee  ber  37{enf(^ 
^eit  ifl,  neben  ber  ©c^ön^ett,  ald  bem  (S^arafter  ber  ©attung,  nod^ 
ben  S^aralter  bei^  OnbtDtbuuntd  unb  jiuar  ibealifcf),  b.  ^.  mit 
$ert)or^ebung  feiner  Sebeutfamfeit  in  ^inft^t  auf  bie  Obee  ber  SRenfd)« 
^eit  überhaupt,  bar)uf)enen  l}aben;  fo  foQ  felbft  auc^  bad  Porträt, 
lote  SBindfelmann  fagt,  bad  dbeal  bed  dubioibnunt^  fein.  (2B. 
I,  265.) 

S)er  Potpourri,  eine  au9  ^tt^cn,  bie  man  Sonetten  Seuten  t)om 
9ioit  abgef c^nitten ,  }ufammengefli(fte  ^artcfin^iade,  ifl  eine  iDa^re 
mufifa(if(^e  ©c^änblic^feit,  bie  t)on  ber  $oIijci  t>erboteu  fein  foOte« 
(^.  II,  469.) 

Die  ^xad\t  unb  ^errlid^feit  ber  ©roßen,  in  i^rem  $run!  unb  i^ren 
tieften,  ifi  hoif  im  ©runbe  nici^td,  a\9  ein  k)crgebUd)e«  Semü^en,  übet 
bie  toefentUd^e  ürmfttligteit  unferd  !3)ofeind  ^inaud}nfommen,  S)cnn 
toa9  fmb,  beim  Sid)te  betrad)tet,  Sbelfieine,  perlen,  fiebern,  rotier 
©ammt  bei  t>kUn  ^erjen,  S^änjer  unb  ©pringer,  Wla^tm -^ri'  unb 
«ufiilge  u.  bgL  m.?    (%  J,  307  fg.) 

ptattftßnation. 

1)  S)ie  Sßa^r^eit  bed  S)ogma'd  Don  ber  ^raebeflination. 
(®.  ©nabenraa^l.) 

2)  Untetfc^ieb  jmifc^en  $raebeftination  unb  gfatalid*' 
mue.    (@.  $atum.  ^atali^mu^.) 

pfdmfttn}. 

1)  $räefifien3   unb  UnfierbU(^feit   aU  einanbcr  be» 
bingenb« 

@d^on  Striftoteted  ^at  gejeigt,  ba§  nnr  ba^  Unentflanbene  unüer* 
günglic^  fein  lann   unb  ba|  beibe  Segriffe   einotiber  bebingen.    So 


242  ^raeftabihite  ^Ttnonic    —    ^raltif^e  Vernunft 

^obtn  c9  «iK^  itnkr  im  aften  ^i(4)fo|)|en  aOe  üDie,  km(d|e  etne  Ui^ 
^etbltd^fett  ber  ®ee(e  lehrten,  Derficmbcn,  «Kb  leinm  ifi  ed  in  ten 
®imt  gefommen,  zmm  irgenbivte  entfknbeiKn  Siefcn  enblofe  Steuer 
ieifegm  }u  toMm*  $on  be«  Serfegeni^it,  gu  bcT  bie  entgegiengefe|k 
Stnnadme  fü^rt,  jeugt  in  ber  £irdj|e  bie  Soatro^erfe  bet  $Täf|;tPe»' 
tiauer,  Jheatianer  unb  Srabucianer.    (3?.  142  fg.) 

Sffe  Semeife  für  bie  f^ortbauer  nac^  bem  Stöbe  loffen  fic^  eben  fo 
gut  in  partem  ante  toenbcn,  n)0  fie  bann  i>a9  jDafein  \>ox  bem  Seben 
bemonflrircn,  in  beffen  8nna^  $in)>u  unb  Suhb^a^m  {{^  bo^ 
fe^  confeqnent  beioeifen.   (SS.  II,  532.) 

2)  3)ie  $rtte^iften}  ald  ein  morolifd^ed  $ofiuIat. 

SDa  einerfeitd  burc^  bie  Unt)eränber(id)feit  be^  S^arofterd,  unb  an« 
bererfeit^  buvc^  bie  firenge  9{otf}n)enbigfeit,  mit  ber  aOe  Umfiänbe,  tu 
bie  er  fucceffiüe  k)erfe(t  nirb,  eintreten,  ber  Sebendlauf  eineA  deben 
bur(^gängig  ))on  9  U9  3  g^n^u  befiiuimt  i\t,  bennoc^  aber  ber  eine 
Sebendlauf  in  allen,  foivo^l  fubjectioen  tmt  objectiben  9eflimnini^en 
ungleich  glü(f(i^er,  ebeler  unb  niürbiger  au9fäQt,  a\9  ber  anbcre;  fo 
fü^t  bied,  menn  man  nici^t  aOe  ©erec^tigleit  efiminiren  mill,  ^n  ber 
im  Sra^manidmud  unb  Subb^aidmnd  feftfie^enben  ünna^me,  baß  fo« 
toobi  bie  fubjectiüen  Sebingungcn ,  mit  nielc^en,  al9  bie  obiectiMt, 
unter  melden  deber  geboren  mirb,  bie  moralif^e  ^ol^t  eine«  früheren 
SDafcin«  finb,   (^.  U,  251.) 

|)raeftabUtttt  iQatmonir^  f.  Harmonie. 

|)rasmattomn$)   ber  ©efd^ici^te,  f.  unter  ©efd^id^te:  9ßefentli4i|c 
UnDoQfommen^eiten  ber  ©efd^id^te. 

|)taktifcl)t  «üi^tiBfcnt 

SSßte  bad  eigentliche  ©enie  auf  ber  abfoluten  (StSrTe  bed  dnleHectd 
beruht,  nielc^e  burc^  eine  i^r  entfprec^enbe,  übermttgige  $eftigfeit  bed 
©emütbd  erlauft  n^erben  mup  {t)vcal.  ®enie);  fo  beruht  hingegen  bie 
große  Uebertegen^eit  im  praftif^en  Seben,  nield^e  gelbberm  unb  ©taatd« 
münner  mad^t,  auf  ber  rctatiüen  ©tttrTe  bed  OnteOect^,  ninAüi  «nf 
bem  ^öc^flen  ®rab  beffelben,  ber  o^ne  eine  }u  große  Snegbarleit  ber 
Sffecte,  neb|l  ju  großer  ^eftigteit  bed  S^aralter^  erreicht  loerben  lann 
unb  ba^er  aud^  im  @turm  no(^  ©tanb  b^^^-  Siel  Sefiigfeit  bed 
SBiOend  unb  Unerfd^Uttertid^eit  bed  @emüt^9,  bei  einem  tfid^tigen  nnb 
feinen  Serflanbe,  rei(^t  ^er  an9;  nnb  load  barUber  b^noudgebt,  n)trlt 
fc^fiblid^;  benn  bie  gu  große  (EntniidFelung  ber  dntefligenj  fbt^  ber 
{$ef)igteit  be9  Sb^^^^^^^  ^^^  Sntfc^Ioffen^eit  bed  SßiOend  gerabe^n  im 
Sege.  (93.  II,  820.  Sergl.  auc^  unter  ®enie:  ®egenfa^  3>pifc^m 
bem  ®enie  unb  bem  prattifd^en  Reiben.) 

^aktifd|c  tltmunft,  f.  Sernunft. 


^TcgfteiMit    --    ^ioritiltdpsettigfeiten  2^ 


1)  9tvititn  unb  @^aben  ket  $tegfvet§ett. 

t$ür  bte  ©taat^niafc^ine  iß  bte  ^regfret^eit  ha9,  toa9  für  bte  3)ampf> 
maf^tne  bie  ©tc^r^eit^balDe;  benn  ntitte(fi  berfetben  ntad^t  jebe  Un« 
3ufttebcn^eit  fl(^  atöbalb  burc^  SBorte  Stift,  ja  loirb  ft(^,  koenit  fte 
ni^t  fe^r  t)te(  ©toff  ffat,  an  i^nen  erf tropfen.  $ot  fte  jebo4  ^f<W 
fo  iß  ed  gut,  bog  man  t§n  6et  3c'ten  erfenne,  um  abju^elfen.  @& 
ge^t  e9  fc^r  Diel  beffer,  al9  menn  bie  Un^ufrieben^eit  eingejiDdngt 
bleibt,  brütet,  gä^rt,  jfoc^t  unb  anmät^ft,  btd  fie  enbüd^  3nt  (S|:p(ofion 
S^angt.  —  Unbererfeit^  jeboc^  ij)  bk  $regfrei§eit  anjiife^en  tA9  bte 
(Srlaubntf,  ®tft  gu  Derfatifen,  @ift  für  @cifi  unb  ®emüt^.  &  ifk 
bolcr  }u  befür^ten,  ba§  bte  ©efa^ren  ber  $tegftei^ett  i|ren  SBit^ 
akrwiegen.   ($.  H,  266.) 

2)  SEBobuT^  $regfrci§eit  bebingt  fein  follte. 

debenfoüd  foQte  ^regfrei^it  burc^  bad  flrengfle  ^txboi  aUtx  unb 
ieber  anon^Uät  bebingt  fein.  ($.  II,  268.  547.  9Sergl  Snon^* 
mitat.) 

1)  SDie  ^riefter  aU  eine  DDn  ber  3)Utapf^^\H  tcbenbe 
etaffe.  (®.  unter  SRetap^^fif:  3mei  Stoffen  Don  iDten- 
fc^en,  bie  Don  ber  SRetap^^ftf  leben.) 

2)  ©djäbltc^er  (Einflug  ber  $rießer.  (@.  $faffen  unb 
i^anatidmu^O 

yrhnat,  bed  SStUen«,  f.  unter  dnteUect:  ©ccunbäre  9tatur  %c$ 
OnteOect«. 

Principinm  individnationis,  f.  dnbiDibuation. 

pt\9xiiäUfltt\ti%ktxUn. 

dn  ^Betreff  ber  ^riorität^flreitigfeiten  ifl  im  Ungemeinen  }»  fogen^ 
bag  Dan  jeber  grogen  SBa^r^ieit  [xif,  e^e  fie  gefunben  toorben,  ein  Sor* 
gefügt  fuub  giebt,  eine  fli^nbung,  ein  unbeutUd^ed  S3ilb,  tt)ie  im  9?ebe(^ 
xnb  ein  Dergeblic^e^  ^afc^eu,  fte  ju  ergreifen,  loeil  eben  bie  Sortfc^ritte 
ber  3^ii  ß^  Dorbereittt  ^aben.  S)emgemäg  prätubiren  bann  Deretnjelte 
SudfprUc^e.  HQein  nur,  mer  eine  ^a^r^eit  a\i9  i^ren  ©rünben  er* 
lannt  unb  in  i^ren  folgen  burc^bac^t,  i^ren  ganjen  dn^alt  entiotdrtt 
ben  Umfang  i^red  Sereit^d  ttberfe^en  unb  fie  fonad^  mit  DoOem  9e« 
ttittgtfeitt  i^re^  S$ert|e9  unb  i^rer  S33id)tigTeit  beut(ld)  unb  sufammeit' 
^üngenb  bargetegt  ^at,  ber  ift  il^r  Urheber.  !Cag  fie  hingegen  in  alter 
Dber  neuer  3^!^  irgenb  ein  SKal  mit  falbem  Semugtfein  unb  fafi  n}ic 
eilt  Seben  im  ®(^Iaf  au^gefproc^en  morben  unb  bcmaac^  pdf  bafetbß 
finben  lägt,  bebeutet,  loenn  fie  auc^  totidem  verbis  bafie(|t,  uic^t  Diel 
me^r,  aM  märe  e9  totidem  literis;  gteic^mie  ber  ginber  einer  @a(^e 
nur  S)er  i^,  »cli^er  fte,  i|ren  SSett^  erbnnenb,  aufhob  unb  btmtfA^, 

16» 


244  Problem    —    ^rofcfforen 

ni^t  aBer  S)er,  toeld^er  fle  }ufäDtg  einmal  in  bie  $Qnb  na^m  nnb 
loieber  fallen  lieg;  ober,  koie  ^obtmbnd  ber  Sntbecfer  Hmerifad  tfl, 
nic^t  aber  ber  erfle  @(^iffbrüc^ige,  ben  bie  äßeDen  ein  SRoI  bort  ab« 
toarfen.  S)ied  aber  ifl  ber  ®inn  bed  S)onatif(^en  pereant  qoi  ante 
nos  nostra  dixerunt.    (^.  I,  145») 

Problem. 

1)  SBarunt  cd  für  bad  3:^ier  unb  für  ben  gemeinen 
SRenfd^enfc^Iag  fein  Problem  giebt. 

2)ad  S^ier  tebt  o^ne  aDe  Sefonnen^eit.  Seiougtfein  ^at  t9, 
b.  ^.  ed  erlennt  ft4  unb  fein  SBo^I  unb  3Be^e,  ba}u  auc^  bie  ®egen« 
ftttnbe,  tüdi^t  fol^e  beranlaffen.  9ber  feine  Srtenntniß  bleibt  ftetd 
fubiectiD,  niirb  nie  objiectio;  aUed  barin  Sorfommenbe  fc^eint  p^  i^^ 
Don  felbfl  3U  Derflc^en  unb  fann  i^n^  ba^er  nie  n)cber  }um  Sorn)urf 
(Dbicct  ber  Darjlcttung),  nodj  jnm  Problem  (Dbjcct  ber  SKebitation) 
»erben,  ©ein  93en)ugtfein  ifi  atfo  gan}  immanent.  Son  Der« 
toaubtcr  S3efc^affen^eit  ift  bad  S3eiDugtfein  bed  gemeinen  9Renf(^en« 
f^lage«.   (S33-  n,  4350 

2)  3)ad  cigent^ümli(!^e  Problem  ber  ^^ifofojp^te.  (@. 
unter  ^^ilofop^ie:  Unterfc^ieb  ber  ^^ilofop^ie  Don  ben 
SBiffenfc^aften.) 

3)  2)te  jioet  tieften  unb  bebenlli^ficn  Probleme  ber 
neuern  ^^ilofopbie. 

S)ie  }tt)ei  tieffhn  unb  bebenüic^flen  Probleme  ber  neuem  $^i(ofof)^te 
ftnb  bie  §rage  nad^  ber  ^rei^eit  bed  SBiQend  nnb  bie  nac^  ber  9tea« 
lität  ber  %ugen»elt,  ober  bem  Ser^ältnig  bed  Obeaten  jum  Kealen* 
(6.  64.)  3n  $in{ic^t  anf  biefe  beiben  Probleme  ifl  ber  gefunbe,  aber 
ro^e  Serflanb  ni^t  nur  incompetent,  fonbem  ^at  fogar  einen  entfette« 
benen  natürlichen  $ang  jum  drrt^um,  Don  loefc^em  i^n  gurüiljubringen, 
a  einer  fc^on  »eit  gebie^enen  ^jfilofop^te  bebarf.   (S.  92.) 

4)  SBarum  bie  ^^ilofop^ie  bie  Probleme  nur  bid  ju 
einer  geioiffen  ®rän3c  (Sfen  lanm  (@.  unter  dn« 
teltect:  9ef(^rfinfung  bed  dnteOectd  auf  6rf Meinungen,  nnb 
unter  ÜRetapl^fil:  ©c^ranlen  ber  SRetap^i^ft!.) 

ptott^j  ber  gerid^tßd^ 

Oeber  gertd^tli^e  ^roceg  liefert  ben  f5rmli(|fiett  nnb  grotortigftcn 
€k|IIogi9mn9,  unb  jtoar  in  ber  erfien  ^igur.  SHe  (Svoä»  ober  Sri« 
minaNUebertretnng,  toegen  loetAer  geflagt  ivirb,  ift  bie  9)IKnor;  fie 
toirb  Dom  filfiger  fefigefteOt  Xa9  ®efe^  für  fof^n  gaff  iß  bte 
SRaxor.  3)a«  llrt^  ift  bie  ffonünfton,  toelc^e  ba^,  old  ein  %ot^ 
»cnbige«,  Dom  Stifter  Mod  .^erfannt''  loirb.   (3B.  U,  120.) 

pttsftffamj  ber  ^^Uofop^e,  f.  tttttDerfttfttdp^tlofop^te. 


Proletariat    —    $roteftantt9mu9  245 

|h:0Utanat. 

1)  Urfa(^e  be9  ?ßtotetariot«.   (©.  gujruö,) 

2)  2)ad  2tbtn  ht9  $roletarUrd. 

3>ad  2)afetn  bed  beftnnungdlod  ba^tnlebenben  ^rotetarierd,  ober  @cla« 
Den,  fie^t  bem  bed  Sl^iered,  toelc^ed  ganj  auf  bte  ©egentoart  befc^rfinft 
ift,  fd^on  bebeutenb  nft^er,  aM  bad  ht€  befontien  Sebenben,  ifi  aber 
eben  barum  arxif  u^entger  qualDoO.  Sa,  koetl  aDer  ®enug  feiner 
92atnr  nad^  negatib  i^,  b.  f).  in  Befreiung  t)on  einer  9?ot^  ober 
$ein  befielt;  fo  ifl  bte  unabttiffige  nnb  fd^neUe  Sbmcc^^tung  gegen« 
»artiger  Sefc^merbe  mit  i^rer  <Sr(ebigung,  koel^e  bie  8Crbett  bed  $r0' 
letarierd  beflänbig  begleitet  unb  bann  Derflärlt  eintritt  beim  enbli^en 
Umtauf(^  ber  Srbeit  gegen  bie  9lu^e  unb  bie  S3efriebigung  feiner  Stß 
bürfniffe,  eine  fiete  OueOe  bed  ©enuffed,  Don  beren  Srgiebigfeit  bie 
fo  fe^r  oiel  häufigere  ^eiterleit  auf  ben  ©efic^tern  ber  tKrmen,  ate  ber 
«eichen,  fiebere«  Seugnig  oblegt.    {%  II,  630  fg.) 

pxomotxontn. 

3>ie  Promotionen  foKten  burc^aud  unentgeltlich  gef(^e§en,  bamit  bie 
burd^  bie  ©eniinnfud^t  ber  $rofe{foren  bidcrebitirte  S)octorniftrbe  loieber 
)n  (S^ren  Ittme.  S)afUr  foKten  bie  nac^^erigen  Staatsexamina  bei 
IDoctoren  niegfallen.   {%  U,  5250 

|)ropi|ettfd)t  Ztmttu^  f*  Xraum. 

ptofa. 

1)  Die  $rofa   ifi  jünger   ald   bie  $oefie.    (@.   unter 
$oefie:  Slter  ber  ^oefie.) 

2)  Uttterf(^ieb  ber  SBirtung  bcS  profaifc^en  unb  beS 
poetifc^en  Sludbrudd  eines  ©ebanfenS. 

(Sin  glücflic^  gereimter  SerS  erregt  burd^  feine  unbefc^reiblid^  em« 
p^atifc^e  Sßtrfung  bie  (Smpfinbung,  als  ob  ber  barin  auSgebrücfte 
©ebanfe  fd^on  in  ber  Spraye  ))rabefiinirt,  [a  präformirt  gelegen  unb 
ber  Dichter  i^n  nur  ^erauSjufinben  gehabt  ^ätU.  @elbft  tritiate 
(Sinfttde  erhalten  burc^  St^^t^muS  unb  9leim  einen  Snfiric^  Dou  9e<* 
beutfam!eit.  3a,  fctbfl  fd^iefe  unb  falfc^e  ©ebanlen  gewinnen  burd^ 
bie  Scrflfication  einen  <S(^ein  Don  SEßa^r^eit.  ünbererfeitS  mieber 
fc^rumpfen  fogar  berühmte  ©teilen  an^  berühmten  ÜDid^tcm  3ufammen 
tinb  merben  unf(^etnbar,  nienn  getreu  in  $rofa  niiebergegeben.  dft  nur 
baS  Sßa^re  fd|ön  unb  ijl  ber  liebfie  ©c^mud  ber  SSBa^r^eit  bie  "Slaät^ 
^nt,  fo  loirb  ein  ®ebanle,  ber  in  $rofa  grog  unb  f(^ön  auftritt,  me^r 
magren  SBert^  ^aben,  ald  einer,  ber  in  Serfen  fo  toixtt  (SB.  ü, 
487  fg.) 

|h:ote^aiUieiiiui4;)  f.  ftat^oliciSmuS. 


246  ^rttgeljlrafe    —    ^ubtiotm 

pxvLitlfüvaft. 

(Sd  ifl  ju  mi^bifligen/  bag  Stegterung^n  unb  gefe^ebenbe  ^brper 
bem  biimmen  Sorutt^eite  bed  ritterltdjcn  (S^renprtncipö  gegen  ©erläge 
babur(^  Sorfc^ub  (eificn,  bag  fle  mit  @tfer  auf  SbfteHung  aDer  t^rügel« 
Prafeit  6etm  (Sit)U  unb  SKtlitör  bringen.  ®ie  glauben  babet  im 
dntereffe  ber  ^umanitfit  ju  ^anbeln;  toä^renb  gerabe  baö  ®egent^ct( 
bec  SaK  ifl,  tnbem  fie  babur(|  an  bor  93efefltigung  jened  tuibernatttr« 
liefen  unb  ^eillofen  993a^ned  arbeiten.  93ei  aQen  Vergebungen,  mit 
Kuönal^me  ber  fd^toerflen,  finb  ^rügel  bie  bem  ÜKenfc^en  juerfl  ein« 
faQenbe,  ba^er  bie  natürliche  93eftrafmig.  Ser  für  ©dlnbe  nic^t  em« 
pfänglid^  kvar,  toirb  e^  für  ^rügel  fein;  unb  bag  3)er,  mli^tx  am 
Sigent^um,  koeil  er  feinet  ^at,  nic^t  gejßraft  luerben  fann,  unb  ben 
man  an'  ber  f^rei^eit,  wet(  man  feiner  S)ienflte  bebarf,  nid^t  o^ne 
eigenen  'Slaiji^dl  flrafcn  lann,  bur<^  mägige  $rügel  gefiraft  merbe, 
ifl  fo  biQig,  toit  natürlich*   {%  l,  408  fg.) 

|pf8d)0la8ic. 

S)ie  rationale  $f9cf)o(ogie  ober  @ee(enle^re,  meld^er  jufolge  ber 
Wtm^if  and  jmei  heterogenen  ®nbflan}en  gufommcngefe^t  ift,  bem  ma« 
terieUeu  Seibe  unb  ber  immaterteOen  Seele,  ift  unhaltbar;  )oei(,  lote 
^ant  bemiefen  ^at,  bie  @ee(e  eine  trandfcenbente,  a\9  foli^e  ober  eine 
unertoiefene  unb  unbcre^tigte  $t)pot^efe  ifl.  (^.  n,  20;  I,  47, 
107—111.  e.  152 fg.  Sergl.  ©ccle.)  a)ie  empirifc^e  ^ftjc^ologie 
hingegen,  b.  i.  bie  aud  ber  93eobac^tnug  gefd)5pfte  J{enntnig  ber  mora« 
lifc^en  unb  inteQectueQen  Seugerungen  unb  Sigent^ümlic^feiten  bed 
URcnfc^engefc^Ied^td,  tük  aucf)  ber  Serfc^iebenOeit  ber  3nbit)ibua(itäten 
in  blcfer  ^infidjt,  ifl  ein  S^eil  ber  Anthropologie,  (SJergl.  An- 
thropologie.) 

f^ubltcnm. 

1)  SBoburd^  ha&  publicum  in  ber  ächten  Silbung  ju- 
rütfbleibt. 

!Z)ad  publicum  toenbet  feine  jT^eitna^me  fe^r  Dtct  me^r  bem  @toff 
ber  Süd)er  ju,  a\9  ber  Soi^nt,  unb  bleibt  eben  baburc^  in  feiner 
^ö^ern  ^ilbung  }urüd.  9m  -läcfiertic^flcn  legt  ed  biefen  $ang  bei 
ibic^termerleu  an  ben  Xag,  tnbem  ed  forgfältig  ben  realen  Segeben* 
fetten,  ober  ben  pcrfönUcfjcn  Umftänben  bed  jDid^terd,  mld^t  i^nen  gum 
2[n(ag  gebient  ^aben,  nad)fpürt;  \a,  biefe  »erben  i^m  }ule^t  intcreffan« 
ter,  ate  bie  Sßerfe  felbfl,  unb  ed  liefl  me^r  über,  a{9  Don  ©öt^e, 
unb  flubirt  fleigiger  bie  ^auflfage,  ate  ben  i^aufl.   ($.  II,  541.) 

!Z)ad  publicum  ifl  fo  einfältig,  lieber  M9  9}eue,  aU  ha9  ®ute  3tt 
lefen.  (%  II,  545.)  Die  gitteraten,  fflrobfc^reiber  unb  Sielfc^reiber 
l^aben  ed  ba^in  gebrad^t,  bie  gefammte  elegante  9Be(t  am  Seitfeife 
3U  führen,  in  ber  %rt,  bag  fte  abgerichtet  metben,  a  tempo  ju  lefen, 
nttmlic^   aOe  fletd  bad  ©elbe,   nämlic^  bad  97euefle,  um  in  t^ 


tpunft  24? 

(Etrfeln  einen  @toff  }ur  Sonberfaüon  baran  (u  l^aftnt.  SEM  aBer 
tonn  elenber  fein,  ote  bod  ©d^tdfat  eine^  fo(c^  beOetrtßif^en  fubti« 
cum«,  k9e{(^e9  fi<^  k)erpfl(i^tet  ^ä(t,  oQegeit  bod  neuefte  ©ef^reiie 
§l(j^ft  geh)ö^nli(^er  Jf öpfe  ju  lefen  unb  bafüc  bie  SEBerfe  ber  fettenem 
unb  überlegenern  ©eifier  aQer  3^2^^"  unb  Sänber  6(0«  bem  SRmnm 
nadi  in  fennen!  —  Sefonber«  ijl  bic  bcffetriflifc^e  lageöprcffe  ein 
f^Iott  erfonnened  3Ritte{,  bem  ttft^tifc^en  $ub(ico  bte  Bett,  bie  ed  ben 
ft4^en  ^robuctionen  ber  ürt,  gum  ^il  feiner  Silbung,  gumenben  fofite, 
ju  rauben,  bamit  fie  ben  täglichen  ®tümt)ereien  ber  SQtagdföpfe  ju« 
faOe.   (^.  n,  590.  698.) 

2)  SBoburc^  bie  äc^te  Silbung  be«  ißnblicum«  flefSr« 
bert  merben  fi^nnte. 

2)ad  publicum  tonnte  burc^  nid^td  fo  fel^r  gef5rbert  tt)erben,  aU 
burc^  bie  (Srfenntnig  ber  inteltectueKen  8CrifioIratie  ber  iRatur. 
&  h)ürbe  bann  nic^t  nte^r  bie  i^m  ju  feiner  SBilbung  tttrglic^  juge» 
nieffene  ^dt  bergeuben  an  ben  ^robuctionen  geioö^nlic^er  Söpfe;  e« 
mUrbe  nic^t  nte^r,  im  linbifc^en  Sßa^n,  bog  SBüc^er,  gleic^  (Siern, 
frifc^  genoffen  merben  muffen,  fletd  nac^  bem  9leueflen  greifen;  fon« 
bem  mürbe  fld^  an  bie  Seiflungen  ber  menigen  Su^erlefenen  unb  S9e« 
rufenen  aDer  3citen  unb  Sölfer  Ratten,  mürbe  fudjen,  fte  fennen  unb 
Derfle^cn  gu  lernen,  unb  fönnte  fo  aDmälig  jn  achter  S3ilbung  ge« 
langen.  ISann  mürben  auc^  balb  |ene  Siaufenbe  unberufener  ^robuc« 
tionen  ausbleiben,  bie  mie  Unfraut  bem  guten  äBeijcn  ia9  Suffommen 
erf^meren.   (SB.  H,  162.) 

3)  2Bert^  ber  3}?einung  bed  ^ubticumd. 

Segen  ber  Urt^eildloflgfeit  M  publicum«  ifl  gmar  bie  SReinung 
unb  ber  SeifaQ  beffelben  geling  gu  aci^ten.  (SJcrgl.  $3  ei  fall  unb 
SDteinuug.)  Slnbererfeit«  jebo^  ifl  ber  Serac^tung  ber  9)?einung  bed 
^ubticumd  gegenüber  an  bad  2Bort  be0  8Criflotc(e«  }u  erinnern,  ba§, 
obmo^(  bie  (Eingelnen,  bie  ha9  publicum  au0mad)en,  in  ber  Siegel 
feine«  richtigen  Urt^eil«  fä^ig  finb,  bennoc^  biefed  publicum  im  herein 
meifiend  rid^tig  unb  treffenb  urt^eilt.  {WL  410.  $).  468.)  Wart 
fann  mitunter  3^9^  ^^^  ®eifl^  ober  Urt^ctl,  mie  burc^  dnfpiration, 
bei  ©Dicken  finben,  bie  übrigen«  inm  gvo§en  Raufen  gehören,  ja,  bi«« 
meilen  fogar  bei  biefem  felbfl,  menn  er,  mie  mciflen«,  fobalb  nur  fein 
<S^oru«  grog  unb  t)oDfiänbig  gemorben,  fe^r  rid^tig  urt^eift;  mie  ber 
3ufammenflang  auc^  ungefc^ulter  Stimmen,  menn  nur  i^rer  fe^r  t)ie(e 
flnb,  flet«  ^armonifd^  auSfäQt.   ($.  U,  88  fg.) 

Punkt. 

1)  9[u«be^nung«Iofigfeit  be«  fünfte«. 

&  gebort  ju*  ben  ^rttbicabifien  a  priori  be«  97aume«,  ba§  ber 
$ttnft  o^ne  Sudbe^nung  ifl.  (993.  II,  ju  ©eite  55,  3:afe(  ber  Prae- 
dioabilia  a  priori.) 


248  ^urgotorium    —    OuaMt 

2)  ünbttotilidiUxt  ht9  ^unfted. 

S)te  SRaterte  aUererfl  tft  ha€  93ekoegtt(^e  im  9{Qume.  S)et  nta» 
t^mattfc^e  $imft  lägt  ftc^  nämlic^  ntcf|t  einmal  ate  bctotgflä)  benfen, 
»ie  fc^on  «rifiotclc«  bargct^on  ^ot,  Phys.  YI,  10.  (B.  U,  54. 
®.  95.) 

3)  ßtoti  fünfte  fönnen  nic^t  aneinanber  grängem 

Vneinanbergrttngen  ^eigt  bte  gegenfeittgen  äugerßen  ßnben  gemrin« 
f(!^Qftlic^  ^aben;  fofgtid^  fönnen  nur  imi  Su^gebe^nte,  nic^t  }toei  Un« 
t^eilbare  (ba  fle  fonfl  Sin^  Mxtn),  an  einanber  grän^en,  t^^^Sl^  ^^^ 
iinim,  nid^t  bloße  fünfte.   (®.  94.) 

pntiatotiwm^  f.  Sieberbriugung  aller  S)inge. 

Ipitmmu«)  f.  unter  ^eutfd^:  3)ie  beutfd^e  @prad^e. 

flgramilrttt. 

1)  (Sr^aben^eit  ber  ^^ramiben. 

SRand^e  ®cgenjlänbe  unferer  Slnfc^auung  enegen  ben  (Sinbrud  be^ 
(Srl^abenen  baburc^^  bag  fomo^I  üermöge  i^rer  räumlichen  ®röge,  att 
i^re^  ^o^en  9Itcr^.^  atfo  i^rer  }ettti(^cn  SDauer,  lotr  i^nen  gegenüber 
und  }u  92ic^td  berHeinert  füllen  unb  bennoc^  im  ©enuffe  il^red  Sn* 
hlid^  fc^iDcIgen.  S)er  9rt  ftnb  fe§r  §o^e  Serge,  Seg^ptifc^e  $qra« 
miben,  fotojfa(e  SKuincn  Don  ^o^ern  äl(tert(|ume.  (&.  I,  243  fg. 
$)•  362  fg.) 

2)  S)ie   ^^ramiben   aU   ^iflorif(f|e   Denimate.      (@. 
S)enfmale.) 


a 

tftttal)  f.  ©(^merj. 

tftitalität. 

1)  X)ie  Dualität    ald    eine   S)enfform.     (®.   3)enr« 
formen.) 

2)  S)ie  OualitSt  ald  SBefiimmung  ber  aRaterie,    (@. 
gorm.) 

3)  SDie  9{atur!röfte  aU  ge^eimnigüolle  Ouatitäten 
(qnalitates  occultae).     (®.  9taturlraft.) 

4)  S)ie  Burüdfü^rung   aUer  Oualität   auf   Ouan» 

titat. 

^ie  $^i)fU  fti^rt  ben  Unterfd^ieb  ber  2;öne,  ber  in  ^infl^t  auf 
9&§e  unb  Ziefe  fUr  ha9  ®e^9r  ein  qualitativer  ifi,  auf  einen  blo^ 


Onartett    —    Quid  pro  qao  249 

quantitativen  jurüd,  nämltc^  auf  ben  ber  fc^eEmn,  ober  lang« 
fomeren  Sibratton ;  toobti  ftc^  bcmnad^  8(De«  aud  blod  mecf|antfd^er 
aStrrfamleit  erliart.  ICa^er  eben  läuft  in  ber  Wlnfil  nic^t  nur  ba« 
rl^t^mtfc^e  (Element,  ber  S^act,  fonbern  auc^  ha9  ^annontfc^e,  bte  $5§e 
unb  2^iefe  ber  Xdne,  auf  Semegung,  folglich  auf  bloge^  S^itmaß  unb 
bemnac^  auf  3<t^ten  }urtid.  $ier  ergiebt  nun  bte  Snalogie  eine  flarfe 
^räfumtion  für  bie  SodCe'fc^e  9?atttranfi(^t,  bag  nttmli(|  Mt9,  koa« 
toit,  mittelft  ber  ©inne,  an  ben  it5r))ern  ate  Oualitttt  »a^me^men 
(SodCe'd  fecunbSre  Oua(itäten),  an  ftc^  nid^t^  nieiter  fei,  atö  Ser« 
f^ieben^eit  bed  Ouantitatiüen,  nttmtic^  b(ogc9  9tefu(tat  ber  Un* 
burc^bringlid^feit,  ber  ©röße,  ber  ^oxm,  ber  9{u§e  ober  Setoegung  unb 
3a^l  ber  fleinfien  Steife;  meiere  (Eigenfc^aften  Sode  aU  bie  allein 
pbjectio  mirflic^en  befielen  (figt  unb  bemnac^  primäre,  b.  i.  ur« 
f))rüngli(i^e  Ouatitäten  nennt.  3)iefe  Snflc^t,  an^  toAiftx  Don  ben 
^^^r^Iem  Folgerungen  ju  ©unfiten  ber  Stomifiif  gejogen  koerben,  loie 
^e  befonberd  in  t^ranfreid^  Detrfc^t,  aber  auc^  in  S)eutf(^{anb  um  fid^ 
greift,  ifl  feboc^  eine  fe^r  ro^e.  {%  II,  116—122.  SScrgL  aud^ 
3(tom,  iltomiftil;  aRateriali^mud;  aRec^anil.) 

ttuartttt. 

^ie  groge  ^n^äufung  bocaler  unb  inflntmentater  ©timmen  in  ber 
£>ptt  mxft  ffoax  auf  muftfattfc^e  SBeife;  jeboc^  fle^t  bie  (Sr^ö^ung 
ber  SEBirTung,  Dom  b(ogen  Onartett  bid  ju  ieiten  ^unbertfümmigen 
Drc^eflern,  burc^auö  nid^t  im  Ser^ällnig  mit  ber  Serme^rung  ber 
SRittel,  n^eil  eben  ber  Sccorb  boc^  nid^t  me^r,  aU  bret,  nur  in  Sinem 
0aO  bier  !£öne  ^aben  unb  ber  ®eifl  nie  me^r  gugleic^  auffaffen  fann, 
Don  mie  Dieten  (Stimmen  Derfc^iebener  £)ctaDen  auf  (Sin  SJIoI  jene  brei 
ober  Dier  Z^nt  aud^  angegeben  merben  mögen.  —  H\x9  bem  HQen  ifl' 
erflärttd^,  teie  eine  fd^öne,  nur  DterfUmmig  aufgeführte  SRuftt  bi9n)ei{en 
utt«  tiefer  ergreifen  tonn,  al8  bie  gonje  opera  ßeria,  beren  2u«jug 
fle  tiefert;  —  eben  loie  bie  3ei4nung  bidmeiten  me^  tvirlt,  aM  bod 
Delgemälbe.  3Ba9  bennod^  bie  äBirtung  bed  Duartettd  ^auptfäd^Iic^ 
nieber^ält,  ift,  bag  i^m  bie  Seite  ber  Harmonie,  b.  ^.  bie  (Entfernung 
jkDeier  ober  mel^rerer  £)ctaDen  jioifc^en  bem  8ag  unb  ber  tieften  ber 
brei  oberen  Stimmen  abgebt,  niie  fie  Don  ber  Siefe  bed  ftontrabaffe^ 
aud  bem  Drd^efler  ju  Ocbote  fle^t.   fl?.  II,  466.) 

diiid  pro  quo. 

Der  9RigDerf)anb  bed  äBorted  ober  bad  quid  pro  qno  ifl  ber  un« 
miDtürlic^e  Calembourg  unb  Der^ält  fic^  ju  biefem  gerabe  fo,  koie  bie 
Ütorr^eit  3um  SBi^;  ba^er  auc^  mug  oft  ber  $art(|örige,  fo  gut  toie 
ber  Starr,  ®toff  jum  Sachen  geben,  unb  fc^tec^te  J^omöbienfc^reiber 
brauchen  jenen  flatt  biefen,  um  $aiftn  ju  enegen«  (SB.  I,  73.  SergL 
unter  Säd^ erlief:  Srten  bed  Säc^erlid^en.) 


260  Ciuiett6iitit«.   Oitietiflm    —    Oirtettt) 

ititAtixf^mm.    (Aitietiftm. 

1)  Sermanbtfc^aft  bed  Ouiettdmud  mit  ber  H^Iefe 
ttnb  bem  SR^fiicidmud.   (@.  Sdlefe.) 

2)  UebeYetnflimntung  ber  Seiten  b<r  Outetifien  t>tx» 
((^iebener  B^italter,  Sänbev  utib  SKetigionen.  (®. 
a«!cfe.) 

3)  OEm^fel^IenSiDert^e  quietifiift^e  ©(^riftflellev. 

3ur  Setanntfc^aft  mit  bem  Ouietidmud  jlnb  (efonberd  )u  empfel^Ien : 
SKeifier  Sd^arb,  bie  S)eutf(^e  S^eologie,  Siauler,  bie  ®uion,  bie  Xn» 
toinette  Sourignon,  9unt|Qn,  SRoItnod,  @i(^te(.    (SB.  II,  704.) 

4)  ©tellung  bet  $^i(ofop^ie  gum  Ontetidmud. 

X)a6  S:§ema  be6  Ouieti^mud  unb  X^feti^mu^  ba^ingefleSt  fein 
laffen  barf  feine  ^^ilofop^ie,  toenn  man  i^r  bie  tJrage  Dorlegt;  »eil 
baffelbe  mit  bem  oder  3)?etQ))^^fil  unb  St^il  bem  @to^e  mä)  tbentifc^ 
i^   (2B.  n,  704.) 

debe  ^^itofop^ie,  koel^e  confequentertoeife  bie  quietiftifd^e  2)enTatt 
t)ern)erfen  muß,  tüa9  nur  gefd^e^en  lonn,  inbem  fie  bie  Stepräfentanten 
berfelben  für  ^Betrüger  ober  Serrüdte  erflärt,  muß  fd^on  biefer§aI6 
not^menbig  falfc^  fein,  dn  biefem  ^aUt  nun  aber  befinben  fld^  aDe 
europaifd^en  ®9f)cme  mit  Sudna^me  bed  ©^open^ouerf c^en.  (2B.  II,  704.) 

tflttuitn. 

1)  ©egcnfal^  gniifd^en  Ouietib  unb  SRotit)» 

!3)er  SEßitle  ift  jtoar  in  aUcn  feinen  (Erfc^einungen  ber  97ot^- 
kuenbigTeit  untertuorfen,  aber  an  fid^  felbfi  tfi  er  frei,  ja  aHmttc^tig. 
(Sergl.  unter  t$rei^eit:  SDie  f^rei^eit  ate  metap^^flfdje  Sigenf^aft.) 
S)iefe  Srei^eit,  biefe  SDmac^t  nun,  ate  bereu  Sleugerung  unb  Sbbilb 
bie  ganje  ftc^tbare  SBett,  i§re  (Srfc^einung,  bafie^t  unb  ben  ©efe^eit 
gemäg,  meldte  bie  f^orm  ber  (Srfenntnig  mit  fic^  bringt,  fic^  fort« 
fc^reitenb  entmidelt,  —  fonn  aud^,  unb  jkoar  ba,  mo  i^r  in  i^ret 
DoUenbetfien  (Srfd^einung  (im  SRenf^en)  bie  DoUfornmen  abttquate  ftennt« 
ntg  i^red  eigenen  SBefen0  aufgegangen  ift,  bon  92euem  ftc^  öugem, 
inbem  fte  nämtid^  entneber  aud^  ^ier,  auf  bem  ©ipfel  ber  Sefinnung 
unb  bed  @e(bflben}ugtfein0,  bad  Selbe  koifl,  toa^  fte  blinb  unb  f{(§ 
felbfi  nid^t  lennenb  luollte,  luo  bann  bie  Srfenntniß,  luie  im  Sinjetnen, 
fo  im  ®an}en,  fUr  fle  fietjS  9Rotit>  bleibt;  ober  aber  au(^  umgefe^rt, 
biefe  (Srfenntnig  wirb  i^r  ein  OuietiD,  koeld^eö  aOed  SBoIIen  6e« 
fc^mic^tigt  unb  aufgebt.  S)ied  ifi  ber  ©egenfa^  ber  Seja^ung  unb 
Verneinung  be«  SBillen«  gum  geben.  (2B.  I,  363.)  SDer  SBiffc 
bejaht  fid^  felbfl,  befagt:  inbem  in  feiner  Objectitttt,  b.  i.  ber  ffielt 
unb  bem  Seben,  fein  eigene^  SBefen  i^m  a\9  93orfteIIung  DoDfIttnbtg 
unb  beutlic^  gegeben  n)irb,  ^emmt  biefe  Srfenntnig  fein  SBoDen  fei« 
ne^toegd;  fonbern  eben  biefe^  fo  erTannte  Seben  mirb  au(^  atö  foI(^e9 
Don  i^m  geniont,  koie  bid  ba^in  o^ne  (Srfenntniß,  aU  blinber  SDrang, 


OmetU)  261 

fo  j|e(}t  mit  (SrTentitntg,  Cetougt  unb  6efonnen.  —  2)ad  ©egenti^etl 
^tcTDon,  bte  Verneinung  bed  äBiUend  }umSeben  jetgt  fic^,  toenn 
auf  jiene  Srfenntnig  ha9  SQSoQen  enbet,  inbem  fobann  nt<^t  me^r  bie 
etlannten  ctn)elnen  Srfc^etnungen  ate  SRottDe  bed  SBoDend  mirfen, 
fonbcrn  bie  ganje  burc^  $[uffaf[ung  bev  dbeen  evh^oc^fene  (Srfenntnig 
be«  SBefend  ber  SQSeU,  bte  ben  993tIIen  fpiegeß,  jum  Ouietit)  bcd 
aSBiaend  iDtrb.unb  fo  ber  SßiOe  frei  fid)  fetb^  auf^eftt.   (3B.  I,  SM.) 

2)  Sefc^affen^eit  ber  al9  Outetit)  tuirfenben  SrTenntniß. 

S)ie  at^  Ouietii)  n)ttfenbe  Srfenntniß  ifl  leine  abflracte,  fonbern 
eine  intuitive,  in  ber  tebenbtgen  S)urd^f(^auung  brd  pancipii  in- 
dividuationis  befle^enbe,  SBö^renb  üDer,  tüttijzx  no(^  im  principio 
indiyiduationis,  folglich  im  (Sgoi^mn^^  befangen  ifl,  nur  einjelne  üDinge 
unb  i^r  Ser^ältnig  ju  feiner  $erfon  erlennt,  unb  jene  bonn  }u  immer 
erneuerten  SDtotiüen  feinet  SBoflend  koerben;  fo  fagt  hingegen  bie  )ttm 
Ouietit)  oDe^  unb  jebe^  SSoHend  iverbenbe  Srienntnig  bad  ©an^e, 
bod  SEBefen  ber  !£inge  an  fid^  intuitib  auf.  (3B.  I,  336.  448.  299. 
Sergl.  aud^  unter  dnbiüibuation:  3)ie  im  principio  individuatioDia 
befangene  SrTenutniß  im  ©egcnfa^e  gu  ber  cd  burc^fc^auenben.) 

3)  3)arfle({ung  ber  aU  Ouietit)  n)irlenben  (Srienntnig 
bur^  bie  ftunft. 

dn  ben  ^5^ften  unb  beniunbern^n^ürbigPen  lüeifiungen  ber  ÜRoIerfunp, 
bcn  Silbern,  toetc^e  ben  eigentlichen,  b.  ^.  ben  et^ifc^en  ®ei{l  bed 
(S^riflent(}nmd  für  bie  9nf(^auung  offenbaren,  burc^  jDarßeDung  Don 
iDtenfd^en,  mlijt  biefed  ©eifled  üoll  ftnb,  alfo  in  ben  ^eitigenbitbern, 
befonberd  in  Un  9ugen  ber  ^eiligen,  fe^cn  tt)ir  ben  Slu^brud,  ben 
9Bieberf(i^ein  ber  DoIIfommenfien  Srfenntniß,  berjenigen  nSmlid),  todd^t 
mijt  auf  einjelne  !Dinge  gerichtet  ifl,  fonbern  bie  -Obeen,  atfo  bad  ganje 
SCBefen  ber  SS$eIt  unb  bed  Sebend,  DoQfommen  aufgefaßt  ^at,  meT^e 
Srlenntntg  in  i^nen  auf  ben  SBillen  jurildtt)irfenb,  ni^t,  mie  jene 
anbere,  ÜRotibe  für  biefe(ben  (iefert,  fonbern  im  ®egcnt^ci(  ein  Ouie« 
tio  aQe«  SSoOend  geioorben  ifl.   (3B.  I,  274  fg.) 

%nd)  ia9  S(^te  Xrauerfpiet  fü^rt  und  Onbioibuen  Dor,  bereu  Sr« 
lenntnig,  geläutert  unb  gefleigert  burc^  ha^  Seiben,  ben  $nnlt  erreicht, 
kDO  bie  (Srfi^einung ,  ber  @^Ieier  ber  Wlala,  fte  nic^t  me^r  töuf^t, 
bie  3orm  ber  Srf Meinung,  bad  principium  individuaüonis,  t^on  i^r 
buTC^fc^aut  toirb,  ber  auf  biefem  bcrn^enbe  Cgoidmud  eben  bamit  er« 
fltrbt,  kooburc^  nunmehr  bie  Dorthin  fo  geioaltigen  ÜKotiüe  i^re  äRac^t 
t)txlitttn,  unb  flatt  i^rer  bie  DoUfommene  Srfenntnig  bed  SBefend  bet 
aßett,  ate  Ouietit)  M  $3iaen«  toirtenb,  bie  9eef{gnation  herbeiführt* 
(SB.  I,  298 fg.;  H,  494 fg.) 


262  9lQ€en    —    9lad^e.    9{Qd^fu(^t 


VLacttty  M  9){enf(^engef(^Ie(i^td. 

1)  S)ie  brei  urfprünglid^en  SRocen. 

(S^  giebt  nur  brei  befiimmt  gefonberte  S^pen,  bte  auf  urf))rüng{t(^e 
9{acen  beuten:  ben  laufaftfc^en,  ben  mongolijc^en  unb  ben  ät^toptfc^en 
SEtU)u«,    CP.  II,  167.) 

2)  Untoefentlid^fcit    bcr    fjarbe    für    bie    JRacenein* 
t^eilung. 

9?a(^  9üff  ond  Vorgang  reben  bte  (St^nograpl^en  nod^  immer  ganj 
getrofl  Don  ber  tueigen,  ber  gelben,  ber  rotten 'unb  bcr  fc^niaricn 
9iact,  inbem  fic  i^ren  @tnt^et(ungen  ^auptfädjlic^  bte  garbe  lum 
®runbe  legen,  itä^rcnb  in  S9$Q^r(}eit  biefe  gar  nidjt^  S9$efentti(^e$  ifl 
unb  i^r  Untertrieb  leinen  anbern  Urfpvung  ^at,  ald  bie  grögere  ober 
geringere,  unb  frühere  ober  fpätere  (Sntfernung  eine^  ©tammed  üon 
ber  feigen  3^"^/  ^I^  ^^  melier  allein  bad  äRenfc^engefc^lec^t  inbigen 
ifl  unb  ba^er  außerhalb  i^rer  nur  unter  fünftlid^er  Pflege,  inbem  e^, 
tt)ie  bie  e^otif^en  $flanjen,  im  Sireib^aufe  überwintert,  befielen  fann, 
babei  aber  aümälig,  unb  ^tvar  junädift  in  bcr  ?^arbe,  ausartet.  3)a6, 
na^  ber  Slbbleic^ung,  bie  ^^rbe  ber  mongotifdjcn  Stoce  etioad  gelblic()er 
audfäÜt,  ate  bie  bcr  laufafifdien,  fann  aÜerbing^  in  einem  SRacen- 
unterfd^iebe  begrünbct  fein.    (^.  II,  170.) 

3)  Stiebrige  ©tufc  ber  Sieger. 

&  ijl  nid)t  }u  bejioeifelnbe  X^atfa^e,  bag  bie  Steger  me^r  JtSrper« 
traft  ^aben,  ate  bie  iDIenf^en  ber  anbern  Siacen,  bag  fie  folglich,  load 
i^nen  an  @enfibt(itfit  abgebt,  an  Irritabilität  me^r  ^aben.  2)abuT(l^ 
aber  fielen  fte  ben  X^ieren  nä^er,  al9  m\ö)t  aQe,  im  Ser^SItnig  i^rer 
®r5ge,  me^r  SKudfelfraft  ^aben,  at^  ber  SReufd^.  ($.  II,  177.  Heber 
bie  Irritabilität  aU  ben  ^auptc^arafter  bed  2^^iere<$  Dergl.  unter 
Sebendfraft:  3)te  brei  Functionen  ber  SebenSfraft.)  3)a§  bie  3?eger 
Doriugdttjeife  unb  im  ©rogen  in  ©daueret  gerat^en  finb,  ifl  offenbar 
eine  golge  baüon,  bag  fie,  gegen  bie  anbern  SRenfc^enracen,  an  On« 
teOigenj  ^urüdEfle^en,  mel^ed  j|ebo(^  ber  ©a^e  feine  Berechtigung  giebt. 
(9^.  50.)  S)ie  inteUectueQ  niebrige  ©tufe  ber  9?eger  }cigt  flc^  anäf 
an  i^rem  ©c^äbel  {%  U,  182)  unb  an  i^rer  ©efeüigfeit.  {%  I,  349.) 

Sadje.  .  )3ad)fud)t. 

1)  ©egenfa^  }tt)ifren  dta^e  unb  ©träfe. 

3)ad  ®efe$  unb  bie  SoÜjie^ung  beffelben,  bie  ©träfe,  finb  loefent* 
lid^  auf  bie  3ufunf t  gerichtet  (mollen  abfc^recfen  Don  Beeinträchtigung 


fftaö^t.    SRat^fud^t  253 

fnmbev  KtijU),  nxijt  ouf  bie  Vergangenheit.  !Died  unter fd^eibet 
@trafe  Don  9tac^e,  meiere  leitete  lebigltc^  burd^  ha9  ©ef^e^ene, 
otfo  ba^  Sergangene  ol^  folc^ed^  motioirt  iß.  SlQe  SJergeltung  be^ 
Unrei^td  burc^  3uf^Sung  eined  ©^mcrjed,  o^ne  ßtotd  für  bie  3u^nft, 
ifl  SRa^e  unb  fann  feinen  anbem  3^^^  ^aben,  ald  burc^  bcn  Snbücl 
be^  fremben  Seibend,  ujelc^ed  man  felbft  üerurfac^t  ^at,  fid^  über  bad 
fetbfl  erlittene  ju  tröflen.  @oI(^ed  ifl  So^^eit  unb  ©raufantfeit,  unb 
et^ifd^  nic^t  }u  re^tfertigen.  Unrecht,  bad  mir  demonb  gugefügt,  6e« 
fugt  mi(^  feinedmeg^,  it|m  Unrecht  }U3ufügen.  Sergeltung  bed  85fen 
mit  S5fem,  o^ne  »eitere  Sbfic^t,  ifl  nieber  moralifc^,  noc^  fonft,  burc^ 
irgenb  einen  vernünftigen  @runb  ^u  rechtfertigen.  —  3^^^  f^^  ^^^ 
3ufunft  unterfc^etbet  @trafe  t)on  Stacke,  unb  biefen  f^at  bie  ©träfe 
nur  bann,  tuann  fte  }ur  SrfüHuna  eine^  ©efe^e^  t>olljogen  mrb. 
(SB.  I,  411  fg.) 

2)  Sermanbtf^aft  ber  Kac^fuc^t  mit  ber  So^^eit. 

mt  ber  So^^eit  oermanbt  ifl  bie  Sßac^fuc^t,  bie  bad  98fe  mit 
90fem  Dergilt  nid^t  aud  dtüdfxdjt  auf  bie  3u(unft,  toet^e^  ber  S^a« 
rofter  ber  ©träfe  i%  fonbern  blod  niegen  bed  ©efc^e^enen,  Vergangenen, 
aU  folc^en,  offo  uneigennü^ig,  nid^t  ald  ÜRittel,  fonbern  ald  B^tä, 
um  an  ber  dual  be9  Seleibigerd,  bie  man  felbft  Dcrurfac^t,  fic^  gu 
»eiben.  (83erg(.  Vöfe.  SSod^eit.)  SBad  bie  9{a(^e  üon  ber  reinen 
So^^eit  unterfd^eibet  unb  in  etttiad  entfd^ulbigt,  ift  ein  ©^ein  bed 
Kec^tö;  fofern  nämli(^  ber  fetbe  Hct,  ber  itt^t  Sla^e  ifl,  mnn  er 
gefeQli^,  b.  fj.  nai^  einer  Dörfer  befiimmten  unb  befannten  Siegel  unb 
in  einem  Serein,  ber  fie  fanctionirt  ^at,  verfügt  toiixbt,  ©träfe,  alfo 
Ke^t  fein  ȟrbe.    (933.  I,  430  fg.) 

3)  Sin  mit  ber  gemeinen  Stacke  nid^t  ju  Dertoed^felnber 
3ug  in  ber  menf^li^en  Statur. 

9Bir  fe^en  bi^meiten  einen  2Renf(^en  über  ein  großed  Unbilb,  ha9 
er  erfahren,  ja  t)ieDei(^t  nur  aU  3^u9^  ^^^^^  Wt  f^  ^^^f  empört 
totxhtn,  bag  er  fein  eigene^  Seben  mit  Ueberlegung  unb  o^ne  9?ettung 
baran  fe(t,  um  Sßa^e  an  bem  Hudüber  jened  Sreioeld  )u  nehmen* 
SBir  fe^en  i^n  etu>a  einen  mächtigen  Unterbrütfer  da^re  lang  auffuc^en, 
enbli^  i^n  morben  unb  bann  felbfl  auf  bem  ©c^affot  f!erben,  toie  er 
Dor^ergefe^en,  ia  oft  gar  ni^t  )u  Dermeiben  fuc^te,  inbem  fein  Seben 
nur  noc^  ald  SDlittel  }ur  Stacke  9Bert^  für  i^n  behalten  ^atte.  SDiefe 
Srt  ber  Sergeltungdfu^t  ifl  fe^r  Derfd^ieben  Don  ber  gemeinen  9{a(^e, 
bie  bad  erlittene  Seib  burt^  ben  Vnblid  bed  Derurfa^ten  milbern  »iO; 
ja,  fie  bejtoetft  nic^t  fomo^l  dtaift,  ald  ©träfe;  benn  in  i^r  liegt 
eigentlich  bie  Sbfi(^t  einer  SCBirfung  auf  bie  S^'unft.  S)er  SBiDe  jum 
ithtn  bejaht  fit^  jmar  in  einem  folc^en  aud  UntoiDen  über  ein  em« 
)^Srenbed  Unbilb  bie  dtadft  bid  }nr  ©elbflopferung  trcibcnben  SRenfi^en 
tiodf,  (ttngt  aber  nid^t  me^r  on  ber  einjelnen  (Srfc^einung,  bem  dn« 
bibibtto,  fonbern  umfaßt  bie  dbee  bed  SRenfc^en  unb  loill  i^re  (Srfc^etnung 


2Ö4  ^<>ng    —    dtanfengeioäd^fe 

Teilt  erhalten  t>on  fold^em  itnge^rtunt  UnU(b.  (S9  t^  ein  ftltner, 
er^aftener  S^araTter}ug,  buird^  t«If^R  ber  (Einjetne  ft^  e^rt,  tnbem 
er  fOf  jtttn  Slrm  ber  emi^eit  ®ere^tigfett  px  mo^it  ßrebt^  beten 
etgentliii^ed  Sefeit  er  not^  lierfeimt  (993.  I,  423  fg.  SergL  and^ 
tmter  ©ere^ttgfeit:    3)te  etirige  ®ereti|ti^it.) 

4)  ^f^c^ologifc^e  (ErlUrung  ber  ©iigiglett  berSta^e. 

SQed  t)on  ber  9?atur,  ober  bem  Sufall,  ober  ©d^fal  auf  unß  gt^ 
loorfene  Seiben  ifl,  ceteris  paribus,  nt^t  fo  fc^merjtic^,  toie  haß, 
»elc^ed  frembe  SßiOfür  über  und  üer^ängt.  S^enn  in  bem  and  9Iatnr 
unb  3uf<^^  entfpringenben  Seiben  erlennen  nnb  bejjanmiem  n^ir  me^ 
bod  gemrinfione  Sood  ber  äRenfc^^cU,  old  unfer  rifOKd;  ^ngegen  ^t 
bad  Seiben  buxii  frembe  SßiOlfür  eine  ganj  eigenf^mltc^e^  bittere 
3ugabe  iu  bem  ©d^merj,  ober  @%aben  fetbfl,  nämlic^  bad  Setougtfeiii 
frember  Uebertegen^eit,  bei  eigener  O^nma^t  bagegen.  dene  bittere 
3ugabe  ift  Uod  burc^  9tad^e  }u  nentraliftren.  dnbem  n)ir  nämlid^ 
bem  93eeinträ(^tiger  lieber  @(^aben  }ufügen,  geigen  n^tr  unfere  Ueber- 
legen^eit  über  i^n  unb  annuQiren  baburi^  ben  Semetd  ber  fetnigen. 
2)ted  giebt  bem  ©ernüt^e  bie  Sefriebignng,  nac^  ber  ed  bür^. 
Z)enigemttg  n^irb,  mo  Diel  @to{j,  ober  SUeltett  iß,  and^  t^iel  Sta^fn^ 
ftixL    (?.  n,  623  fg.) 

5)  Soburc^  ber  ®enng  ber  SRac^e  t>ergä(It  toirb. 

9ßie  ieber  erfüQte  äBunfc^  fxif,  me^r  ober  nieniger,  old  S^ttuf^nttg 
entfc^Ieiert;  fo  an<^  ber  noc^  %a(^e.  SDtetfiend  nirb  ber  Don  berfrfbca 
ge^offte  ®enug  nxa  DergäOt  bur^  bad  9Rit(eib;  {a,  oft  loirb  bie  ge» 
nommene  9{a^e  na^^er  bad  $er}  jerreigen  unb  bad  ©en^iffen  qnfilen; 
bad  SRotio  gu  berfelben  n)irft  nid)t  me^r,  nnb  ber  9e»eid  unferet 
Sod^eit  bleibt  Dor  und  fielen.    {%  U,  624.) 

ttang. 

1)  äßert^  unb  SBirfung  bed  9tanged. 

SBad  toir  in  ber  Sßctt  Dorfiellen,  b.  §.  in  ben  ITugen  Knberer 
f!nb,  Ugt  ft(^  eint^ei(en  in  6§re,  %ang  unb  9tu^m. 

S)er  9{ang,  fo  »ic^tig  er  in  ben  Sugen  bed  großen  Raufend  unfr 
ber  ^^ilifler,  unb  fo  grog  fein  Stufen  im  ©etriebe  ber  Staatdumf^tne 
fein  mag,  ifi  ein  connentioneOer,  b.  f).  eigentlich  ein  fimiHirter  S3ert§; 
feine  SBirfung  ift  eine  ftmutirte  ^oc^ox^tung,  unb  bad  ®anje  eine 
ffomöbie  für  ben  großen  Raufen*    (^.  I,  382.) 

2)  ©eg^nfa^   jtsifc^en   ber  Stanglifle  ber  92atnr   unk 
ber  SRangüfie  ber  ©efeUf^aft    (®.  ©efellf^i^aft.) 

SattktugeiDäe^r^ 

(Einen  beutli^en  Seleg  ber  äBiOendftugenmg  in  ^fbmjei  g«6e»  bie 
8iaafe»gen)ä(^fe,  mli^t,  memt  feine  ©tü^e  gnm  Xntioiimicm  in  bet 


Seaferet   ^    ^tatienaUetnu«  256 

9Ul|e  i^,  ettit  fol^e  fuc^cnb,  i^r  SSoc^dt^m  inuner  nad^  htm  {(l|al- 
ttgftcn  JDrt  ^m  ri(^teu,  fogac  itad^  einem  BiM  hunlA  gefärbten 
$opierd^  me^in  man  ed  au^  legen  nag;  ^ngegen  fliegen  {te  ©tag, 
Mil  eg  gtftttit.    (97.  63.) 

Xafrrti)  f.  SBa^nftnn. 

Satl^«    ltati)0cbtr. 

Qn  iebem  9nbern  ein  möglic^eg  iIRtttel  ju  unfern  S^^^^^f  ^^^  ^^^ 
SBerfjeug  ^u  fuc^n,  biefe  oug  bem  (Sgotgmug  entf{)ringenbe  ®tnneg« 
art  liegt  beinahe  fc^on  tu  ber  97atur  beg  menfc^Iic^en  Slidtg.  3)ag 
ipir  biefe  Siunegart  bei  Vnbem  Daraudfe^en,  }eigt  fid^  unter  anbem 
Qtt(^  boran,  bag  tuenn  mir  Don  dentonbeu  Slugfunft  ober  ^atff  i^et" 
hngen^  toiv  oUeg  SSertrouen  }tt  feinen  Sugfagen  verlieren  ^  fobolb  mir 
cntbedea,  bag  er  irgenb  ein,  menn  and)  mir  Heineg,  ober  entfernteg 
dntereffe  bei  ber  ®a(|e  l^aben  Knnte.  jDenn  ba  fe^en  mir  foglcic^ 
oornug,  er  merbe  ung  jum^üRittel  feiner  ^mtdt  machen,  unb  feinen 
9{at^  ba^er  ui^  feiner  Sinfid^t,  fonbem  feiner  Sbfic^t  |emftg 
erteilen.  Vnbererfeitg  mirb  in  fold^em  Saite  bei  unferer  §rage: 
^3Bag  fril  t(^  t^un?"  beut  Xnbent  oft  gar  uic^tg  Snbercg  etnfaQen, 
Ü9  mag  mir  feinen  3^c<I^u  gemfig  }u  t^un  Ratten.  2)ie^  alfo  mirb 
er  f0glei(^  unb  mie  mec^aaifc^  ontmorten,  e^e  nur  bie  Srage  junt 
9orum  feineg  mirtlii^en  Urtl^eilg  gelangen  tonnte*  <So  äbermiegenb 
i^  ber  ISinflug  beg  SBiOeng  über  ben  ber  Srtenntniß.    (fi.  163  fg.) 

!Dte  erfai^renen  3Renf<l^en  miffen,  bog  }mif(^en  Stvdtn,  bie  in  irgenb 
einem  8er^tt(tni{fe  ju  eiiyinber  fielen,  eine  aufrichtige,  unbefangene 
®cf{nnung  beinahe  unmöglich  ifl,  fonbem  fletg  eine  gemiffe  Spannung 
bur^  SUifmerfen  auf  unfern  naiven  ober  entfernten  Sort^eit  ©tatt 
f^;  fle  bebauern,  aber  fie  miffen,  bag  cg  fo  ifl  unb  ge^  nun  mit 
Bresben  unb  Vertrauen  aug  ber  ÜRitte  ber  irrigen  bem  JZBilbfrentben 
entgegen,  um  ftc^  ifyn  auf juf fliegen;  ba^er  {inb  SRihu^,  bie  bem 
Seben  entfagt  ^aben  unb  alle  fotc^e  ä^nlid^  SRenf^n,  fo  gute  8lat(« 
geber  unb  Sertraute*    ({).  453  fg.) 

Sftliotiali$mtti0. 

L  3)er  i|p)nofo^bi(4e  RotionalWnuil* 

du  ber  9^i(ofop^te  beße^t  ein  ®fgenfa^  smif^en  Kationaligmng 
mtb  dduminigmug.  (®.  unter  V^ilofoj)§ie:  iD{et(|obe  ber 
^ilofop^it.) 

u.  9cr  IHibgif4e  ttttimudilMK^« 

1)  !Cer  @treit  jmifc^en  @uvranatura(idmud  unb  9ta^ 
tienalidmug. 

0ttf  bem  Anlrnnen  ber  «Begorifi^  9lthac  jeher  Seligion  bcnt^t 
ber  in  unfern  Zagen  fo  an^benb  geführte  Streit  jmifc^a  @u|ira» 


256  9tattonaU«mu9 

naturatifien  unb  Katiotiatiflem  Setbe  nttm(i<^  tooDett  bad  (S^fient^um 
sensa  proprio  koa^r  ^aben;  in  btefem  ©tnne  tooUm  bte  etflern  e^ 
o^ne  Xb^ug,  gfeid^fam  mit  $Qnt  unb  ^anx,  htfyiupttn,  voohti  f{e  ben 
ftenntniften  unb  ber  allgemeinen  Silbung  beö  3^^^!^^^^  gegenüber  einen 
fc^meren  @tanb  ^aben.  S)ie  Snbent  hingegen  fuc^en  aQed  eigent^ttmlii^ 
S^riftli^e  ^inau^^uc^egcfiren,  tvonad^  fie  etma^  übrig  behalten,  baS 
meber  sensu  proprio,  no^  sensu  allegorico  loa^r  ift^  tielme^r  eine 
bloge  ^(atitübe,  beinahe  nur  dubent^um,  ober  ^ö^flend  ^elogionidmu^, 
nnb,  nia^  bad  ©c^ttmmfte,  niebertrSc^tiger  Dptimidmuö,  ber  bem 
eigentlid)cn  S^riftent^nm  burc^aud  fremb  ifi.  (3B.  II,  184.  692* 
®.  122.) 

S)ie  Stationalifien  ftnb  e^rfic^e  !^eute,  jebo^  platte  ©efcOen,  bie  l)om 
tiefen  @inne  be0  neutefiamentlic^en  2Stt)Üio9  (Don  ber  Srbfünbe  unb 
ber  Serfö^nung  burd}  ben  (Sriöfcr)  feine  fl^nbung  ^aben  unb  ni(!^t 
über  ben  jübif^en  Optimismus  §inauS  fönnen.  <Sie  tooQen  bie  nadFte, 
trocfene  Sßa^r^eit  im  $iflorif(^en,  toit  im  S)ogmati[^en.  iDtan  Tann 
fle  bem  Su^emeriSmuS  beS  Slltert^umS  t)ergtei^en.  ^rei(i(!^  ift,  roaS 
bie  ©upranaturaliflen  bringen,  im  ©runbe  eine  ÜJ^^t^oIogie;  aber 
biefetbe  ifi  bad  93e^ilel  n)i(j^tiger,  tiefer  SBa^r^eitcn,  nield^e  bem  93cr« 
fiSnbnig  bed  grogcn  Raufend  na^e  gu  bringen  auf  anberem  SSßege  ni^t 
mögli^  )oäre.  ÜDer  gemcinfame  drrt^um  bciber  Parteien  xft,  bag  fic 
in  ber  9?eligion  bie  unDerfdjIeierte,  trocfene,  bu^fiäbli^e  SEßa^r^eit 
fud^en,  mä^renb  fie  boc^  nur  eine  äBa^r^cit  ^at,  toit  fie  bem  93o(Te 
angemeffen  xft,  eine  inbirccte,  f^mbolifc^e,  allegorifd^e.  S)ie  ©upra* 
naturaliflen  sollen  bie  Sflegorie  beS  S^riflent^umS  ate  an  fii^  n>a^r 
behaupten;  bie  9talionaIificn  n)oIIen  fle  umbeuteln  unb  mobein,  bis  fie, 
fo  na^  i^rem  SRagflabe,  an  fic^  toa^r  fein  fönne.  S)ie  9{ationaIiften 
fagen  gu  ben  Supranaturatiflen:  „eure  ?e^re  ift  nidjt  ma^r."  X)iefe 
hingegen  in  jenen:  „eure  ?e^rc  ift  fein  ß^riflcnt^um."  ©cibc  ^aben 
9iti)t  SBä^renb  aber  bo^  ber  @upranaturatiSmuS  aDegorifc^e  Sßa^r« 
^eit  ^at,  fann  man  bem  9?ationaIiSmnS  gar  feine  juerfennen.  SSer 
ein  9idtionaIift  fein  toiQ,  mu§  ein  $^i(ofop^  fein  unb  a(S  fot^er  fi(^ 
tion  aller  Suctoritüt  emancipiren.  SBiQ  man  aber  ein  S^^rofog  fein; 
fo  fei  man  confequent  unb  t)er(affe  nic^t  baS  gunbament  ber  Suctoritttt. 
Sntmeber  glauben,  ober  p^ilofop^iren!  maS  man  erteä^It,  fei  man 
gau).  8ber  glauben,  bis  auf  einen  gemiffen  $unft  unb  ni^t  toeiter, 
unb  eben  fo  p^ilofop^ireu  bis  auf  einen  geuiiffen  $unft  unb  nic^t 
totittt,  —  S)ieS  ifl  bie  ^alb^eit,  koel^e  ben  ©runbc^arafter  beS 
^Rationalismus  auSma^t.  hingegen  finb  bie  Siationaliflen  moralifc^ 
gerechtfertigt,  fofern  fle  ganj  e^rlic^  gu  SEßerfe  geben  unb  nur  ftd^  felbß 
tauf (^en ;  n)ä^renb  bie  ©upranaturaliflen  boc^  n^o^I  mit  i^rem  SuSgeben 
einer  Mögen  SQegorie  für  baare  SEBa^r^eit  meiflenS  abftc^tti^  Vnbere 
3U  tauften  fuc^en.  SSßfi^renb  bie  ißationaliften  flad^e  ©efellen  o^ne 
©inn  für  ben  ®ei{l  beS  S^riflent^umS  finb,  fo  flnb  bie  @upra^ 
naturatifien  bisweilen  etmaS  t>iel  ©i^limmereS,  nämlic^  ¥foffen  im 
ttrgfien  @inne  bcS  äBorte«.    ($.  II,  415—418.  689.) 


fftanm  257 

2)  ©efä^tlid^Iett    bed   Stationatt^mud    für    bie  Sie« 

jDcr  S3erfudj,  eine  {Religion  anß  bcr  Sernunft  ju  bcgrünbcn,  Dcrfetjt 
jte  in  bie  anberc  Älaffc  bcr  ÜRetop^tjfi!,  in  bic,  loelc^e  i^rc  Scgtaubigung 
in  fid^  felbjl  l^ot  (ücrgt.  unter  SRetap^^fif:  Untcrfd)ieb  jweicr 
Slrten  öon  5D?ctap^i)ftf),  alfo  auf  einen  frembcn  ©oben,  auf  ben  bcr 
p^ilofop^if^en  @tj{ieme,  unb  fonac^  in  ben  j^ampf,  ben  bicfe,  auf 
i^rer  eigenen  Slrena,  gegen  einonber  führen,  folglich  unter  ha9  ®etoe§r» 
feucr  beö  ©feptidörau«  unb  ba«  fc^merc  ©efc^üß  bcr  Äritif  bcr  reinen 
SJernunft;  fid)  aber  ba^in  ju  begeben,  Ujötc  für  fie  offenbare  S?cr« 
tncffen^eit.    (2B.  II,  1850 

Sn  ber  d)riftlid)en  dteligion  ifl  bad  ÜDafein  (Sottet  eine  au^gemad^te 
(Sad^t  unb  über  aQe  Untcrfuc^ung  ergaben.  @o  ift  cd  dttd)i;  benn 
ba^in  gehört  cd  unb  ifl  bafelbfl  burd^  Offenbarung  begrünbet.  @d  ifl 
ba^er  ein  ÜKiggriff  ber  9?attonaUfien,  toenn  fic,  in  i^ren  2>ogmatifen, 
ha9  S)afein  ©otteö  anberd,  ald  aud  ber  @c^rift,  ju  bemeifen  Derfuc^en; 
fic  lüiffcn  in  i^rer  Unf^ulb  mijt,  toic  gcfä(;rli^  biefe  Surjujcil  ifl. 
{%  l  115.) 

3)  SBiberfprud^  be^  dtationalißmud  mit  ber  SibeL 

üDie  93erfud^e^  ben  S^^ei^mud  t)om  Snt^ropomorp^i^mud  )u  reinigen, 
greifen,  inbem  fie  nur  an  ber  ^ijak  }u  arbeiten  h)ä^nen,  gerabeju 
fein  innerfled  SBefen  an;  bur^  i^r  ^emü^en,  feinen  ©egenftanb  abfiract 
3U  faffen,  fublimiren  fte  i^n  }u  einer  unbeutiic^en  92cbe(ge{la(t,  beven 
Umrig  unter  beut  Streben,  bie  menfc^Ii^e  gigur  ju  Dermeiben,  aQmälig 
gonj  ))erflicgt;  ivobur^  benu  ber  Iinblid]e  ©runbgebanfc  fclbfi  eubli(^ 
}u  ni(^t9  Derflüc^tigt  toirb.  ÜDen  rationalipifc^en  S:^eoIogen,  benen 
berglei^en  SSerfu^e  eigent^ümlic^  finb,  faun  nfan  überbie^  üoriuerfen, 
bag  fte  gerabe^u  mit  ber  ^eiligen  Urfunbe  in  äßiberfpruc^  treten, 
tocl^e  fagt:  „©Ott  f(^uf  ben  äJIenf^en  i^m  jum  Silbe;  }um  Silbe 
©ottcö  fd^uf  er  i^n."    {^.  I,  127.) 

Saum. 

1)  ÜDa^  eigent^ümli(^c  ©efet?,  nac^  tt)el(^em  bie  £^ei(e 
bed  SCaumed  einanber  beftimmen. 

3)ad  eigent^ümli(^e  ©efet^,  nac^  roeld^cm  bie  2:^ei(e  be«  9{aumed 
(unb  ber  3«i0  einanber  beflimmen,  ijl  eine  befonbere  ©eflalt  be«  ©afeeö 
t)0m  }ureic^enben  ©runbe :  ber  ©cin^grunb.  (©.131.  Sergl.  unter 
©runb:  ©rnnb  be9  @eind,  unb  unter  ©cometrie:  dn^att  ber 
©eometric.) 

2)  dbealität  bed  9iaumt§. 

2)er  etnleu(^tenbfle  unb  jugleid^  einfac^fte  Semei^  ber  dbealitttt 
be^  Kourne«  ifl,  baß  xoix  ben  %anm  ni(^t,  tote  aOe^  9nbere,  in  ®e<= 
banfen  aufgeben  f5nnen.    8(o9  ausleeren  f0nnen  »ir  i^n.    Vber  i^n 


258  Staunt 

feKfl  föttnen  toir  auf  feine  Sßeife  lod  toerben.    ^üa»  to\x  qu^  t^un, 
too^tn  wir  nn0  au^  {icQen  mögen,   er  ifl  ba  unb  ^at  nirgenbö  ein 
(Snbe;   benn  er  liegt  ollem  nnferm  SorfleOen  gu  ©ninbe  unb  tfl  bte 
erfle  Sebingung  beffelben.    ÜDied  benieift  gau}  jlc^er,  bog  er  unferm 
•dntellect   felbfi   angel^ört,   ein   intcgrirenber  S^^eit   beffelben    tfl 
unb  jmar  ber,  tteli^er  ben  erflen  ©runbfaben  )um  ©eioebe  beffetben^ 
auf  meld^e^  banac^  bie  bunte  £)biecteu>SBett  aufgetragen  kutrb,  liefert, 
dfl   nun   aber   ber  9{aum    offenbar   eine  f^unction,   ja   eine  ©rnnb* 
function  unfenS  dnteüectd  felbfl;    fo  erfhedt  flc^  bie  ^teraud  fotgenbe 
dbeolität  aud)  auf  aOcd  SRänmli^e,  fofern  ed  rfiumli^  ifl,  alfo  fo« 
fern  e^  ®e{ta(t,  ®röge  unb  Semegung  ^at.    8[u^  bie  fo  genauen  unb 
richtig    jutreffenben   aflronomifc^en    Beregnungen    fmb    nur    boburc^ 
m5g(i^,    bog  ber  Kaum  etgentltd^  in  unferm  jtopfe  ifl.     3)q6  ber 
itopf  im  diaunie  fei,  ^fi(t  i^n  nic^t  ab,  ein}ufe^en,  bag  ber  %aum 
boc|  nur  im  «opfe  ift.    {%  II,  46  fg.;  I,  18  fg.    ®.  82.    ».  U, 
37 — 40  unb   55,    £afel   ber  Praedicabilia  a  priori  be^  Xaume^. 
»orrebe  @.  XIII— XVI,    $).  329.     Ueber  ha9  ©cnfeben  att  eine  »e- 
{tätigung  berdbealität  bed  8{aumed  f.  9Ragie  unb  SDtagnetiftmud.) 

3)  ®egenfa(}  jniifd^en  Staum  unb  3^^^  in^infi^t  auf 
bie  abflracte  (Erfenntnig. 

Sine  (Sigent^ümlic^feit  unferS  <ErTenntni§oermögend,  bie  man  nic^t 
bemerfeu  fonnte,  fo  lange  ber  Unterf^ieb  jniif^en  anfc^aulti^er  unb 
abfiracter  Srfenntnig  nic^t  ooOIommen  beutlic^  gemalt  »ar,  ift  btefe, 
bog  bie  Ser^SItniffe  bed  9{aume$  ni^t  unmittelbar  unb  aM  folc^e  in 
bie  abflracte  (Erfenntnig  übertragen  loerben  fi^nnen,  fonbem  ^ieju  allein 
bie  jeitlicl^en  ©rögen;  bie  S^^^^^  geeignet  finb.  3)ie  3^^ten  alletn 
fönnen  in  i^ncn  genau  entfprec^cnben  abfiracten  ^Begriffen  au^gebrtidt 
toerben,  nic^t  bie  räumli^en  ®r5gen.  äBid  man  atfo  üon  ben  rfium* 
(id^en  Ser^ältniffen  abflracte  (Srfenntnig  ^aben,  fo  muffen  fie  erfl  in 
jeitlic^e  Ser^äftniffe,  b.  fj.  in  S^fjUm,  übertragen  »erben;  belegen  tfl 
nur  bie  Srit^metif,  ni^t  bie  ©cometrie,  aOgemeine  ©rögenle^re,  nnb 
bie  ©eometrie  mug  in  Srit^metif  überfe^t  merben,  menn  fie  äRitt^tl« 
barleit,  genaue  Seflimmt^eit  nnb  Snmenbbarfeit  auf  bad  ^roTtifc^e 
l^aben  foO.  S)ie  Stot^toenbigfeit,  bog  ber  SRaum  mit  feinen  bret 
!Z)imenfionen  in  bie  3^^^  koel^e  nur  eine  ÜDimenfion  ^at,  überfe^t 
toerben  mug,  tocnn  man  eine  abflracte  (Erfenntnig  feiner  Ser^äUniffe 
l^aben  toill,  biefe  9{ot^toenbigfeit  ift  t§,  toelc^e  bte  ÜRat^ematil  fo 
fd^toierig  mac^t.  —  SBä^renb  ber  SRaum  fid)  fe^r  für  bie  Snfc^auung 
eignet  unb  mittel|t  feiner  brei  S)imenfionen  felbfl  complicirte  Ser^filt« 
niffe  leicht  überfe^cn  lägt,  bagegen  ber  abfiracten  @rfenntnig  ft^  entjic^t; 
fo  gel^t  ümgefe^rt  bie  ^txt  jtoar  leicht  in  bie  abfiracten  Segriffe  ein, 
giebt  bagegen  ber  ftnfc^aunng  fe(r  toenig.  Unfere  Snfc^auung  ber 
3a^Ien  in  i^rem  eigent^ümßc^en  (Element,  ber  blogen  3ci^#  <>^ne  $tn» 
juiie^ung  bed  Staume«,  ge^t  taum  bid  3^^"^  barüber  ^inaud  ^abea 
loir  nur  no^  abflracte  Segriffe,  nid^t  mc^r  anfc^aulid^e  lErfenntnig 


Äaum  259 

bcr  B^^^^ni   (titgegen  Derbtnben  \oix  mit  iebem  3<'^I>>'ott  unb  aDen 
algebraifc^en  ^tiiitn  genau  befiimmte  abpracte  begriffe.   (993. 1,  64  fg.) 

4)  ÜDie   Seretutgiing    bon   9tQum    unb   Qzxt    al9   8e« 
bingung  bcr  SorjlcIIung  bcr  3)auer.    (@.  ®oucr.) 

5)  3)ic   Bereinigung   t)on   Staunt   unb   B^it   <^^^   ®^' 
bingung  bcr  SorflcUung  bcv  SOtatcric. 

Staunt  tinb  3eit,  iebc9  für  fu^,  fmb  auc^  o^nc  bic  9Ratcrtc  an« 
fc^aulic^  DotfleObar;  bic  2l7atcric  aber  ni^t  o^nc  jene.  ®^on  bic 
gorm,  welche  t)on  i^r  ungcrtrcnn(i(^  ifl,  [e^t  bcn  SRaunt  öorauö,  unb 
i^r  SBirfcn,  in  ttjcl^cm  il^r  gan^cö  3)ofein  befielt,  betrifft  immer  eine 
Scränbcntng,  alfo  eine  Seflimmung  bcr  ßt\t  (9B.  I,  10 — 13» 
SScrgl.  unter  SRatcric:  Die  reine  SWatcrie  unb  i^re  apriorifi^cn 
ScjtimmitngenO 

6}  dtaum  unb  Qtxi  atd  bad  $rincif)  bcr  dnbioibua« 
tion.    (@.  dnbit)ibuation.) 

7)  Kaum    unb    ^tit    aU    bad   ©runbgcrüfl    unb    ber 
©runbt^pud  bcr  crfc^cincnbcn  Sßelt. 

933eit  aOe  3)tnge  bcr  SBcIt  bic  £)6icctität  bc«  einen  unb  fetbcn 
SBtUend,  folglich  bem  innern  SEBcfcn  nad)  ibentif«^  ftnb;  fo  ntug  nid^ 
nur  jene  (befonberö  Don  ber  @d^ening'jd^en  92aturp^i(ofo))^ie  nat^ge« 
wiefene)  unDcrfennbarc  ünalogie  imif^cn  i^ncn  fein  unb  in  iebem 
UnDoUtommneren  ft^  ft^on  bic  @pur,  8[nbeutnng,  Anlage  bcd  junäc^P 
licgenbcn  SoOfommneren  }eigen;  fonbern  auc^,  lucU  aQe  jene  formen 
bo^  ntir  bcr  2Bc(t  a(0  SorfieUnng  angehören,  fo  Ugt  fi^  fogar 
annehmen,  baß  f^on  in  bcn  allgenteinften  f^orttten  ber  SorficQung,  in 
biefem  eigentlichen  ©ntnbgcrüfl  bcr  crfdjcincnbett  3BcIt,  alfo  in  dtanm 
unb  Qtxt,  bcr  ©runbt^pud,  bic  9nbeutuitg,  Anlage  aQcd  3)cffen,  mad 
bte  formen  füllt,  aufjufinbcn  unb  na^jumeifen  fei.  Q9  f^cint  eine 
bunfclc  (SrTenntnig  (licoon  getocfen  jn  fein,  »clc^c  ber  Jfabbala  unb 
aller  mat^ematifc^en  $§iIofop^ie  bcr  $))t^agorttcr,  auc^  bcr  S^inefcn 
int  ^'ling,  bcn  Urfprung  gab;  unb  anc^  in  bcr  @^rlling'f(^en  @(f)utc 
finben  n^ir  bei  i^ren  mannigfaltigen  Scflrebungen,  bic  Analogie  jttiifdjcn 
aQcn  (Erf Meinungen  bcr  97atur  an  bad  Sic^t  gu  jic^cn,  au^  mand^c, 
n)icn)o^I  unglüdli^c  Serfud^c,  aud  bcn  blogcn  ®cfc(cn  bed  8taumc« 
unb  bcr  Qtit  ißatnrgcfc^e  abjnlcitcn.  dnbeffen  fann  man  ntf^t  n)iffcn, 
xoxt  toeit  einmal  ein  genialer  5fopf  beibe  Scftrcbungcn  rcalifircn  n)irb* 
(9B.  I,  171.) 

(Sd  ifl  fc^r  bcmcrlcn9tt)crt^,  mc  bic  ©runbformen  bcr  Ob» 
icctioation  bed  SBiUen^,  nfimlic^  ^txi,  Kaum  unb  SaufalitSt, 
au(^  gerabe  bic  OucUe  aller  Seiben  bed  itbtn9,  i^rer  gangen 
SRbglic^fcit  na^  ftnb.  ®o  if)  DermSgc  bcr  ^ext  ha9  ^tnfi^minbcn^ 
Scrlicren,  Sterben,  bad  iRid^tige  unb  Vergängliche  aller  !Dingc;  ^ev« 
möge  M  9{aumcd  bic  bcfiünbtgcn  S)ur(^rrcujungcn  unb  gcgcnftitigcn 

17* 


260  fftau^ä^    —    92ealt«mud 

^ettnntmgen  ollet  Sßillenderf Meinungen  unb  t^red  @trc6end;  enblid| 
Mrmdge  ber  Saufalität  aUe^  Seiben  über^aitpt,  ba  ed  burd^  (StniDttlung 
ber  X'6xptx  auf  etnanber  allein  entfielt.  Wlan  fte^t,  bag  bad  ®runb« 
gerttit  )ur  Offenbarung  bed  2Befen<$  bed  SBiQend  auc^  fogleic^  ben 
innern  a3!iberf<)ruc^,  bie  3ti(^tig!eit  unb  Unfäligfeit,  bie  biefem  SBefen 
antfeben  unb  ha9  ©anje  feiner  (Srfdjeinung  begleiten,  unmittelbar  lunb 
t^un  mugte.  S)a  aUed  Setben  feiner  97atur  nad^  cmptrift^  x\t,  mug 
ed  freiließ  bie  t^orm  ber  Srfa^rung  jur  ©runblage  ^aben.    (^.  421«) 

8)  Db  bie  SBelt  im  Sßaume  begränjt  ijl. 

ÜDad  ®efe^  ber  Saufalität  giebt  b(od  in  ^inflc^t  auf  bie  3^'^ 
nic^t  auf  ben  ^anm,  not^tuenbige  Seflimmungen  an  bie  $anb  unb 
ert^etlt  und  gmar  a  priori  bie  ®ett)ig^eit,  bag  feine  erfüllte  ßüt  j[e 
an  eine  i(;r  borl^ergegangene  leere  gränjen  unb  feine  Seränberung  bie 
erfie  fein  fonnte,  ni^t  aber  barüber,  bag  ein  erfüllter  ^taum  feinen 
leeren  neben  ^ij  ^oben  fann.  3nfofem  ttjäre  über  Se^tered  feine  Cnt» 
f^eibung  a  priori  möglid).  debod^  liegt  bie  ®(^U)ierigfeit,  bie  SBelt 
im  diaume  ald  begränjt  )u  benfen,  barin,  bag  ber  9{aum  felbfl  not^« 
tvenbig  unenblic^  ifl,  unb  ba^er  eine  begrSn}te  cnblid^e  SBelt  in  i^m, 
fo  grog  fte  ani)  fei,  }u  einer  unenblic^  f feinen  ©röge  n)irb,  fo  bag 
bie  Sragc  entfielt,  )do}u  benn  ber  übrige  9taum  ba  fei,  uiet^ed  Sor« 
tec^t  benn  ber  erfüOte  2:^eil  bed  Siaumed  t)or  bem  unenblid^en,  teer 
gebliebenen,  gehabt  ^ötte.  Slnbererfeitd  niieber  fann  man  nic^t  f äffen, 
bag  fein  gi^pcrn  ber  Sugerfle  im  8f{aume  fein  folltc.  S)ie  @a(^e  fie^t 
a(fo  toirfltc^  einer  SCntinomie  fe^r  ä^nlic^,  fofem  bei  ber  einen,  mte 
bei  ber  anbern  8[nna^me,  bebeutenbe  ÜebelfiSnbe  ft^  ^erDort^un. 
(ffi.  I,  587  fg.    %  I,  114.    $.  345.) 

ttaufc^. 

1)  Serminberuug   ber   inteHectueUeu  ^rei^ett   bur(^ 
ben  dlaufd^. 

a)er  JRaufc^  ift  ein  3wflönb,  ber  ju  Effecten  bi«t)onirt,  inbcm  er 
bie  Seb^aftigfeit  ber  anf^autidjen  SorfieUungcn  er^'ö^t,  bad  3)enfen 
in  abstracto  bagrgen  f^mäc^t  unb  babei  nod^  bie  Energie  bed  SBiQend 
fleigert  2)ur(^  i^n  tt)irb  bie  intellectuelle  t^rei^eit  (DergL  unter 
t^rci^eit:  Sintl^eilung  ber  ))raftifd^en  Srei^ett)  Derminbert  ober  paxtUtL 
aufgehoben.  8[n  bie  @telle  ber  93erantmortIi^feit  für  bie  X^atcn  tritt 
ba^er  ^ier  bie  für  ben  Siauf^  felb|l;  ba^er  er  iuribifc^ .  ni^t  entf^ul« 
bigt,  obgtei^  ^ier  bie  inteÜectueOe  ^rei^cit  jum  2:§ci(  aufgehoben  ifl. 
(6.  100  fg.) 

2)  (Stnflug  bed  Staufc^ed  auf  ba0  ©ebäi^tnig.   (©.unter 
©ebtt^tnig:    3)ie  auf  ba«  ©ebäc^tnig  tt)irfenben  Sinflttffe.) 

Stal,  f.  3'beal. 

Utali^mm^  f*  dbeali «mu«. 


aieolität    —    «cd^t  261 

Btalität. 

1)  Unterfc^ieb  jtoifc^eti  dtealität  unb  äBo^r^eit.    (@. 
Ofrt^um.) 

2)  ©egenfafe  Jioif^en  Stealität  unb  ©d^etm   (®.  Ort« 
t^uui.) 

3)  S)te  ©egentoart  ald  aKeinige  gorm  ber  9teaUtät. 
(©•  ©egentoart.) 

4)  9{ealttät  ber  «ngenlvelt.    (@.  «itgenivelt.) 

5)  Sebingung  ber  empirtft^en  dttalitHt 

!Z)te  emptrif^en,  }um  gefe^mägigen  Somple^  ber  9tealität  gehörigen 
äJorfleOungen  erfc^einen  in  ben  formen  M  dtanmti  unb  ber  ^tit 
iu%UtSf,  unb  fogar  iß  eine  innige  Bereinigung  beiber  bie  9c« 
bingung  ber  9{ealität,  loelc^e  a\x9  i^nen  gemiffennagen  mie  ein  $robuct 
au9  feinen  gactoren  ertod^ft.  9Bad  biefe  ^Bereinigung  fd^afft^  ifl 
ber  Serßanb,  ber  mittclfl  feiner  i^m  eigent^ümlid)cn  Function  jene 
heterogenen  formen  ber  @innti(^feit  t)erbinbet,  fo  bag  aud  i^rer 
we^felfeitigen  S)ur(^bringung,  ti)ien)o^I  eben  and)  nur  für  i^n  felbf!, 
bie  empirif^e  9{eaütät  (erborgest,  al9  eine  ©efammtOorfieUung^ 
toel^e  einen  buri^  bie  t^ormen  be^  @Q|}ed  Dom  ©runbe  }ufammen« 
gegoltenen  (SompUi:  bittet.    (®.  29  fg.) 

Sectnfion.    tttccnftnUn,  f.  Sitteraturjeitungen. 

Kedftun^  f.  airit^metit 

Ked)t. 

1)  9{egatik>ität  be«  Scgriffd  be0  9lt^i9. 

X)er  Segriff  Unrecht  ifi  ber  urfprünglidje  utib  pofttite;  ber  i^m 
entgegengefe^te  bed  9tc^td  ifi  ber  abgeleitete  unb  negative,  ^er 
Segriff  Stecht  enthält  nämlic^  blod  bie  Stegotion  bed  Unrec^td,  unb 
i^m  ttirb  jebe  ^anblung  fubfumirt,  welche  ni(^t  Unre^t,  b,  ^.  nic^t 
Verneinung  M  fremben  äBiOend  ^ur  fUrfern  Bejahung  be9  eigenen 
xft.  (9Q.  I,  400.)  !Z)ie  Ungere^tigteit  ober  ba^  Unrcdit  befielt  aQe' 
mal  in  ber  Serle^jung  eined  Subem.  S)a^er  ifl  ber  Segriff  be^ 
Unrec^td  ein  pofitioer  unb  bem  bed  Siec^td  oor^ergfingig,  a\9  meiner 
ber  negatibe  ifl  unb  blo4  bie  ^anblungen  be}ei(^net,  n^elt^e  man 
audttben  fann,  o^ne  Stnbcre  }u  beriefen,  b.  ff.  o^ne  Unrei^t  gu  iffvm. 
(S.  216  fg.)  (Sin  Ked^t  ju  et)oa0^  ober  auf  etmad  ^aben,  ^ei|t 
ni^td  weiter,  ate  t9  t^un,  ober  aber  e^  ne^men^  ober  bcnu^en  Knnen, 
ofyit  baburi^  irgenb  einen  anbem  }u  beriefen.  $ieraud  er^eOt  auäf 
bie  ©innlofigfcit  mand^er  fragen,  j.  S.  ob  »ir  ba9  9te(^t  ^aben,  un0 
bad  Seben  }u  nehmen.  ($•  U,  257.)  3)ie  Verlegung,  in  »el^er 
bad  Unred^t  befielt,  Tann  entioeber  bie  ^eifon,  ober  bad  (Eigent^um, 
ober  bie  IS^re  betreffen,   ^ienac^  ftnb  benn  bie  9Renf(^enre(^te  Uid)t 


262  ^cc^t 

)u  (eflimmen:  deber  ^at  bad  9?e^t,  alled  !3)ad  ju  t^un,  loobut^  er 
«einen  oerleftt    (?.  II,  257.) 

Z)er  Segriff  bed  9{ed^t9,  ald  ber  97egation  bed  Unred^t«,  l^at  feiue 
^auptfäc^Iid^e  Hnnienbung  unb  o^ne  S^n^^l  andj  feine  erfie  Sntfle^ung 
gefunbcn  in  ben  ^üMx,  U)o  uerfuc^ted  Unrcd^t  bitrd^  @malt  abgeme^vt 
wirb,  mel^e  96tvc(}ruiig  ntd^t  felbfl  ii^iebcr  Unre^t  fein  fann,  olfo 
9{e^t  ifl;  obgleich  bie  babei  aitdgcUbte  ©eroaltt^ätigleit,  blod  an  fic^ 
unb  abgeriffen  betrad^tet,  Unredjt  Ȋre  unb  ^ier  nur  burd^  i^r  SRotiD 
gerechtfertigt,  b,  I;.  ^um  {Ret^t  wirb.    (335.  I,  400  fg.) 

©eil  bie  gorbcrung  ber  ©ercd^tigfcit  bloö  negatio  ifl,  lägt  ftc  fi<^ 
erjtvingen;  benn  bad  neminem  laede  fann  Don  SIDen  jugtci^  geübt 
werben.  Die  äwongSanftatt  f;icju  ifl  ber  ©taat.  (ffi.  217.  %  II, 
258.    ©.  I,  406  fg.) 

2)  Unab^ängigleit  bcd  Sled^td  üom  Staate. 

Unredjt  unb  9{ec^t  fmb  blod  moralif^e  Sefiimmungcn,  b.  ^.  fo^e, 
Wcldje  ^tnfid^tUc^  ber  Betrachtung  M  menfci)lici)en  ^anbelnd  ald  folc^en 
unb  in  Se^ie^ung  auf  bie  innere  Sebeutung  biefe^  ^anbelnd 
an  fid)  ©illtigfeit  ^aben.  S)iefe  rein  nioratif^e  Sebeutung  ifl  bie 
cinjige,  welche  Hitijt  unb  Unred)t  fUr  ben  ÜJ^enfdjen  ald  S^enfc^en, 
uidqt  cA9  Staatsbürger,  ^aben,  bie  folglich  aud^  im  Staturjufianbe, 
o(}ne  aKed  ))ofitit)e  @efet},  btiebe  unb  welche  bie  ®runb(age  unb  ben 
@e^aU  alles  bcffen  ausmalt,  waS  man  beSl^alb  9{aturred|t  genannt 
^at,  beffer  aber  moraUfd)eS  9{ec^t  ^iege,  ba  feine  ©üUigleit  nic^t  ouf 
baS  i^eiben,  auf  bie  äugere  SQ3ir{((d[)feit,  fonbern  auf  baS  2:^un  unb 
bie  aus  biefem  bcm  SRenfc^en  erwaciifenbe  ®clb|ler!enntni6  feines  in« 
biüibuellen  SBiQenS,  weldje  ©ewiffen  l}eigt,  fic^  crfiredt.  (2B.  I, 
402  fg.) 

Die,  meiere  mit  Spinoza  leugnen,  baß  eS  auger  bem  Staat  ein 
9?e^t  gebe,  t^ermec^feln  bie  97littel,  baS  9fec^t  geltenb  )u  maijcn,  mit 
bem  ditd^U.  Des  @c^u(^eS  ifl  boS  9ied)t  freiließ  nur  im  Staate 
t)erfi^ert,  aber  eS  felbfl  i\t  uon  biefem  unabhängig  üor^anben.  Denn 
buri^  ©ewalt  fann  eS  bloS  unterbriidft,  nie  aufget^oben  werben.  (3B.  n, 
680.  Scrgl.  ©efcfe gebung.)  Ocboc^  ijl  jwifc^eu  ^igent^umSrec^t 
unb  Strafred^t  in  unterf^eiben.  deneS  giebt  eS  au^  im  9{atur]uflanbt, 
biefeS  ober  nur  im  Staate.    (9?ergt.  weiter  unten  Strafret^t.) 

3)  Das  pofitiDe  Siedet. 

Die  ©efe^gebung  borgt  t)on  ber  SRorat  jeneS  Kapitel,  welches  bie 
9{e(^tSte^re  ift  unb  weld^eS  neben  ber  innern  Sebeutnng  beS  9?e(^tS 
unb  beS  Unred^tS  bie  genaue  ©ränge  }Wifd^en  beiben  beflimmt,  einjig 
unb  allein,  um  beffen  ^e^rfeite  gu  benu^en  unb  aOe  bie  ©rängen, 
welche  bie  SDtoral  als  unüberfci)reitbar,  wenn  man  nic^t  Unrecht  t^un 
WtU,  angiebt,  t)on  ber  anbern  Seite  gu  betrauten,  alS  bie  ©rängen, 
bereu  Ueberfc^rittenwerbcn  Don  Anbern  man  nic^t  bulben  barf,  wenn 
man  ni^t  llnre(f|t   leiben   will,   unb  Don  benen  man  alfo  Rubere 


«edjt  263 

)urUd}utrei6en  ein  9iti)i  ^at  3)a^r  btefe  ©rttnjen  nun,  t>on  bet 
mbgli^eriveife  ))Qf{lt>en  @ette  au^,  bur^  ©efe^e  t)erboOmerft  merben. 
S9  ergiebt  fic^,  bag,  toit  matt,  re^t  n)t4tg,  ben  ®ef^i<^tfd^reiber  einen 
umgemanbten  ^rof)^eten  genannt  fjai,  ber  9{ed^tdle^rer  bev  umgettianbte 
!D?ora{ifl  ifi,  unb  bo^er  am^  bte  9{e^t^Ie^re  im  etgentli^en  @inne, 
b.  f),  bte  8e^re  Don  ben  9itijUn,  meldje  man  behaupten  barf,  bie 
unigen)anbte  Wloxal  ifl,  in  bent  Kapitel,  too  biefe  bie  Siechte  le^rt, 
loel^e  man  nic^t  beriefen  barf.  ÜDer  Segriff  bed  Unrec^td  unb  feiner 
Stegation,  bed  9{e(^td,  ber  urfprttngti^  moraiifd^  ifl,  n^irb  juribifc^ 
burc^  bie  Verlegung  bed  9udgangdpunfte9  üon  ber  actioen  auf  bie 
f  affiüe  (Seite,  alfo  burd^  Umioenbung.    (9Q.  I,  407.    (S.  218  fg.) 

S)ie  ®cfe^gebung  entlehnt  bie  reine  9le^td(e^re,  ober  bie  l^e^re  vom 
Sßefen  unb  ben  ®rönjen  bed  ^ti)t9  unb  bed  Unrec^td,  Don  ber 
3RoraI,  um  biefelbe  nun  }u  i^ren  ber  SRoral  frembeu  ^mdm  Don 
ber  Jfe^rfcite  anjuwenben  unb  banac^  pofttiDe  ©efe^gebung  unb  bie 
SRittel  jur  Sufrec^t^altung  berfelben,  b.  i).  ben  Staat,  }u  errichten. 
S)ie  poptiDe  ©efe^gebung  ift  atfo  bie  Don  ber  ße^rfeite  angewanbte 
rein  moraIifd)e  ^e^t^te^re.  (^ergl.  ©efe^gebung.)  S)iefe  9(n« 
toenbung  famt  mit  9{ü(f|tc^t  auf  eigent^ümlidje  Ser^äUmffe  unb  Um« 
ftänbe  eine^  beflimmten  Solfed  gef^e^en.  9ber  nur  toenn  bie  pofltiDe 
©efe^gcbung  im  SBefentUc^en  burc^ängig  nac^  Anleitung  ber  reinen 
Kec^tdle^rc  beflimmt  ift  unb  für  jebe  i^rer  ©a^ungen  ein  ©runb  iu 
ber  reinen  9{ed^td(e^re  ftc^  nad)tt)eifen  lägt,  ift  bie  entfianbene  ©efef}« 
gebung  eigentlich  ein  pofitioed  diciit,  unb  ber  @taat  ein  red^t« 
lieber  93erein.  SSSibrigenfalld  ifi  hingegen  bie'  pofitiDe  ©efe^gebung 
Segrünbung  eined  pofitiDen  Unrechts,  ijl  fe(6fl  ein  öffentU^  ju« 
geftanbened  erimungened  Unredit.  S)erglei(^en  ift  jebe  2)edpotie,  bie 
93erfaf[ung  ber  meiften  2not}ammebaiuf(^eu  Steid^e,  ba^in  getreu  fogar 
mand^e  Steile  Dieter  Serfaffungcn,  3.  S.  ?eibcigcnfd)aft,  gro^n  u.  bgL  m. 
(SB.  I,  409.) 

4)  ©leif^^eit  ber  Kec^te.    (@.  ©(eic^^eit.) 

5)  (Sigent^umdrec^t.    (®.  (Eigent^um.) 

6)  ©ebnrtöret^t.    (®.  «bei.) 

7)  ©trafrec^t. 

a)  ^rincip  ht9  @trafre(^td. 

jDem  @trafrec^t  foQte  ha9  $riucip  jum  ©ruube  liegen,  bag  eigent« 
iidl  nic^t  ber  aJlenfc^,  fonbern  nur  bie  S^at  geftraft  n)irb,  bamit  fle 
nt^t  mieberfe^re;  ber  Serbrec^er  ifi  51od  ber  @toff;  an  bent  bie  S^^at 
geftraft  tt)irb,  bamit  bem  ©efc^e,  n)el^em  jufotge  bie  ©träfe  eintritt, 
bie  ftraft  abjufc^reden  bleibe.  9{a^  ftantd  S)arfieDung,  bie  auf  ein 
jus  talionis  hinausläuft,  ift  t9  nic^t  bie  X^at,  fonbern  ber  ÜRcnfc^, 
i0e%r  geftraft  toirb.  (SB.  H,  683;  I,  411-  6.101.  Sergl.  unter 
©cfe^:    Smä  ber  ©trafgefe^e.) 


264  9lc(^tfeTti0ung 

b)  Scbingung  bed  ©trafrec^td. 

Xuger  bem  ©toate  (im  iRaturgufianbe)  giebt  cd  jioar  Stgent^umd* 
Tcc^t  (oergl.  (Eigent^um),  aber  fein  @trafred^t.  SOed  SRec^t  ju 
fhaf en  ifl  aOein  bur^  bad  ^oftttoe  ® efcf^  begrünbet,  melc^ed  t)  o  r  bcm 
Seigeren  btefem  eine  ©träfe  befiimuit  f^at,  bcren  Snbrol^ung,  ald 
©egenmotto,  alle  ettootgen  9Rotit)e  ju  jenem  Scrge^en  übermiegen 
foQte.  S)iefed  ))ofitioe  ©efe^  ifl  anjufe^en  atö  üon  aOen  93Urgern  bed 
@taated  fancttonirt  unb  anerfannt.    (SB.  I,  410.) 

8)  Sölferre^t. 

dnbem  bic  Wolter  ben  ©mnbfol},  \tti9  nur  befenfiD,  nie  aggveffb 
gegen  einanber  ftc^  loer^olten  ju  toollcn,  mit  SBorten,  toenn  audj  ntc^t 
mit  ber  Zf)at,  auffleUen,  erfennen  fte  bad  Sölferrec^t.  X)iefe«  tfl 
im  ®runbe  nic^td  Slnbered,  old  bad  9ktune(^t,  auf  bem  i^m  aüein 
gebliebenen  ©ebiet  [einer  ))raftifd)cn  äBirffonileit^  nttmlic^  }toif(^en  Solt 
unb  Solt^  a(d  IDO  ed  allein  tt)a{teu  niug,  tt)eit  fein  ^ärferer  @o^n, 
bad  ))ofitiDe  Stecht,  ba  ed  eined  Siic^terd  unb  SoUffrederd  bebarf,  nic^t 
fi^  geltenb  machen  fann.  2)emgcmäg  befielt  baffelbe  in  einem  gemiffen 
@rab  t)on  SRoralität  im  Serfc^r  ber  Sölfer  mit  einanber,  beffen 
Xufre^t^altung  @^renfa^e  ber  äRenfc^^eit  ifl.  3)er  9{id^tcrfiu^l  ber 
$rocef[e  auf  ®runb  beffetben  iß  bie  öffentti^e  SReinung.   (SB.  U,  681.) 

9)  Sebingung  ber  S)ur(^fü^rung  bed  Stec^td. 

dm  allgemeinen  ließe  fid^  bie  $^pot^efe  aufflcaen,  baß  r^a^  Siecht 
ton  einer  analogen  SSefc^affen^eit  fei,  luie  gett)iffe  c^emif^e  ©ubftanjen, 
bie  fi(^  ni^t  rein  unb  ifotirt,  fonbern  ^öc^ftend  nur  mit  einer  geringen 
S3eimif(^ung,  bie  i^nen  jum  !i:räger  bient,  ober  bie  nSt^ige  SonFifienj 
ert^eilt,  barfieDen  laffen,  baß  bemnad^  auc^  ba0  Stecht,  n^enn  ed  in  ber 
toirflid^en  SBcIt  guß  f äffen  unb  fogar  ^enfc^en  foH,  eine«  geringen 
3ufaQed  k>on  Sßilltür  unb  ®eu>alt  not^menbig  bebUrfe,  itm,  feiner 
eigentlichen  nur  ibealcn  unb  bal^er  ät^erifd^en  9?atur  ungeachtet,  in 
biefcr  realen  unb  materiaten  SSBelt  toirlen  unb  befie(}cn  ju  f9nncn,  o^ne 
fl(^  }u  eoaporiren  unb  baoon  gu  fliegen,  in  ben  ^imniel,  tt)te  bied  beim 
^efiobud  gefc^ie^t.  %\9  eine  folc^e  not^ttienbige  d^emifc^e  Saft«,  ober 
Segirung,  mag  mo^I  aujufe^en  fein  alled  ©eburtdrec^t,  aOe  erblichen 
$rit}i(egicu ,  jebe  @taatdreIigion  unb  mand^ed  Snbere,  inbem  erfl  auf 
einer  loirfUc^  fcflgefleaten  ©runblage  biefer  S(rt  bad  9}e(i)t  ftc^  geltenb 
machen  unb  confequent  bur^fü^ren  ließe.  {%  II,  268  fg.  Sergl.  auc^ 
unter  ©enialt:  Uncntbe^rlic^feit  ber  ©eiualt  ftlr  bie  Sem)irni(^ung 
M  Seec^t«.) 

10)  S^erbältniß  be«  »cd^t«  jur  $f(ic^t.    (@.  $fli(^t.) 

Kcc^tfcrtigung,  burc^  ben  ©tauben,  f.  unter  CE§ri{)ent^um:  Sern 
ber  c^riftlic^cn  ©laubendle^re. 


^tä^Üiäfltii    —    ^tä^mtfixt  265 

1)  Unä^t^eit  ber  jur  @i)an  getragenen  ^tijtlidfttiu 

SRan  tDürbc  ftc^  in  einem  großen  unb  fe^r  jugenblid^en  drrt^um 
(efinben,  »enn  man  glaubte,  ^a^  aOe  gereifte  unb  legale  ^anblungen 
ber  iD{enf(f)en  moralifc^en  Urfprungd  »Sren.  Sielme^r  i^  jn^ifc^en 
ber  ©erec^tigfeit,,  meldte  bie  2Ren[d|en  ausüben,  imb  ber  ä(^tcn  9leb' 
li^Ieit  bed  $erjeni$  metfiend  ein  analoge^  Ser^ältniß,  nie  }toif(^en  ^ben 
Xeugerungen  ber  $öf(id)feit  unb  ber  ä^ten  Siebe  bed  SJä^flen,  »elc^e 
nid^t,  loie  jene,  )um  ®(^ein,  fonbern  mirflic^  ben  Sgoidmu^  überminbet 
2)ie  überaQ  )ur  <Bijan  getragene  9te(^t(i(^feit  ber  ©efmnung,  xoäijz 
über  jeben  B^^U^^  ergaben  fein  u>iD,  nebfl  ber  ^ol^en  dnbignatiön, 
totld)t  burc^  bie  leifefie  Hnbcutung  eined  Serba(^ted  in  biefer  $infi(^t 
rege  toirb  unb  bereit  ijl,  in  ben  feurigfien  3oifn  überguge^en,  —  bicd 
9Qed  U)irb  nur  ber  Uneifa^rene  unb  (Sinfättige  fofort  für  baare  äRünje 
unb  SBirfung  eine«  }arten  moralifd^en  ©efü^t^  ober  ©emiffen«  nehmen. 
(C.  187.    Sergl  g^rlic^feit.) 

2)  Sßorauf    bie    im   Serfe^r    ausgeübte   dtec^tlid^Teit 
beruht. 

3n  SEBa^r^eit  beruht  bie  allgemeine,  im  menf^Iic^en  Serfel^r  and« 
geübte  unb  ald  fetfenfefte  iDta^ime  behauptete  9{c(^tUc^reit  ^auptfäc^Uc^ 
auf  }tDei  äugern  Stot^teenbigfeiten :  erfilic^  auf  ber  gefe^ti^en  Orbnung, 
mitteilt  melier  bie  öffentliche  ©eujatt  bie  Sfte^te  eined  ^ebeu  fc^ü^t, 
unb  }»eitend  auf  ber  erfannten  IRot^menbigleit  htQ  guten  92amend,  ober 
ber  bürgertid)en  E^re,  jum  §ort!ommen  in  ber  SBelt.   (S.  187—190.) 

3)  ÜDie  iDa^r^aft  rec^tlid^en  Seute.    (®.  unter  S^rlic^» 
feit:    Sefen  ber  ma^r^aft  e^rlic^en  Seute.) 

1)  2)ie  reine  Sted^tdte^re. 

!Die  reine  9te(^td(e^re  ifl  ein  Kapitel  ber  ÜRoral  unb  bejie^t 
fid^  birect  blo«  auf  bad  2:^un,  nid}t  auf  ba«  Sei  ben«  3)enn  nur 
jene«  ifi  Seugerung  be«  äBiUen«,  unb  biefen  aOein  betrachtet  bie  äRoraL 
Seiben  ift  blo«  S9egeben^eit;  blod  inbirect  fann  bie  äRorat  au^  bad 
Seiben  berütffic^tigeii,  ntfmlic^  aUetn  um  nac^gutDeifen,  bag,  toa9  blo« 
gefd^ie^t,  um  fein  Umred^t  }u  leiben,  fein  Unrec^tt^un  ifl.  ~  S)ie 
Hudfü^rung  jjened  itapiteU  ber  Wloxal  mürbe  jum  dn^alt  ^aben  bie 
genaue  Seftimmung  ber  ©rttnje,  bx9  }u  meieret  ein  dnbioibunm  in 
ber  Seja^ung  be«  fc^on  in  feinem  Seibe  objectioirten  äBiDend  ge^en 
lann,  o^ne  bag  biefe«  jur  Semeinung  eben  jene«  SBiDend,  fofcm  er 
in  einem  anbern  dnbioibuo  erfc^eint^  merbe,  unb  fobann  au^  ber 
$anb(ungen,  meli^e  biefe  ©ränje  überf^reiten,  folglich  Unrecht  finb  unb 
ba^r  OQc^  toieber  o^ne  Unred^t  abgewehrt  merben  fönnen.  dmmer  alfo 
bliebe  bad  eigene  S^un  ba«  Slugenmert  ber  Betrachtung.  (WA,  404.) 


262  »edjt 

}U  (cfiimmen:  deber  ^at  bad  ^t6)t,  aUe«  2)ad  ju  t^un,  toobnt^  er 
Äeincn  t>ttU^t.    (%  II,  257.) 

S)er  Segriff  bed  9{ed^t9,  old  ber  97egQtion  bc9  Unrec^t^,  ^at  feuie 
^QUptfäi^Ud^e  Snttienbung  unb  ofine  S^n\d  andf  ffine  erfie  Sntfle^ung 
gefunben  in  ben  ^Jiütn,  mo  uerfu(f)tcd  Unrc^t  burd^  ®malt  abgme^vt 
wirb,  mel^e  Sbrne^rung  nid^t  fclbfl  lieber  Unrecht  fein  lotm,  olfo 
9ttijt  ifl;  obgleich  bic  babei  ausgeübte  ©eroaltt^tttigleit,  blod  an  ftc^ 
unb  abgeriffen  betrachtet,  Unre^t  märe  unb  ^ier  nur  burc^  i^r  9)7otiu 
geredjtfertigt,  b.  ^.  jum  8ted)t  wirb.    (335.  I,  400  fg.) 

SQeil  bie  fjorbcrung  ber  ©ered^tigfcit  blotS  negatiü  ift,  lägt  fte  fl(^ 
erjtvingen;  benn  bad  neminem  laede  fann  Don  SlOen  }ttgtei(j^  geübt 
ivcrben.  Die  3wöng«anftaU  (jieju  ift  ber  ©toat.  (C.  217.  %  II, 
258.    833.  I,  406  fg.) 

2)  Unab^ängigfeit  bed  9{e^t^  t)om  Staate. 

Unred)t  unb  9{e^t  f^nb  blod  moralifc^e  Seflimmungcn,  b.  ij.  fo^e, 
mel^e  ^inftc^tlid)  ber  Setra^tung  M  menfc^Uc^en  ^anbelnd  ate  folc^en 
unb  in  Segie^ung  auf  bie  innere  93ebeutnng  biefe^  $anbeln9 
on  fic^  ©UttigTeit  ^aben.  S)iefe  rein  nioratif^e  Sebeutung  ifi  bie 
einjige,  tvetd^e  Stecht  unb  Unred)t  für  ben  2Renfd}en  al9  iD2enf(^en, 
nic^t  ald  Staatsbürger,  ^aben,  bie  fotgIi(^  au^  im  9?aturiufianbe, 
o^ne  alled  poftttoc  ©efe)},  bliebe  unb  meiere  bie  ©runbtage  unb  ben 
@e()aU  alles  bcffen  anSmac^t,  tuad  man  bedl}alb  9{aturred|t  genannt 
^at,  beffer  aber  moraUfd)ed  Stecht  ^ic§e,  ba  feine  @ü(tigTett  ni(^t  auf 
bad  l^eiben,  auf  bie  äugere  9Bir{üd)teit,  fonbern  auf  baS  2:^un  unb 
bie  aus  biefem  bcm  Snenfd^en  ermac^fenbe  ®etbflerTenntni§  feines  in« 
biDibueOen  SBiÜenS,  meiere  ©emiffeu  ^cigt,  fic^  crfirecft.  01S.  I, 
402  fg.) 

3)ie,  roelc^e  mit  Spinoza  leugnen,  baß  eS  auger  bem  Staat  ein 
9?e^t  gebe,  öertoec^fcln  bie  5D?itteI,  baS  8?ed)t  geltenb  ju  machen,  mit 
bem  »tet^te.  S)cS  ©c^ufecS  ijl  baS  SRedjt  frcitii^  nur  im  ^taatt 
terfld^ert,  aber  eS  felbfl  ifi  üon  biefem  unabhängig  Dor^anben.  3)enn 
hnxdj  @maU  tarn  eS  b(oS  unterbrüdt,  nie  aufget^oben  werben.  (SB.  n, 
680.  Sergl.  ©efeftgebnng.)  3cbo(^  ijl  jmifc^en  (^igent^umSrec^t 
unb  Strafre^t  3U  unterfd^eiben.  deneS  giebt  cS  au^  im  ^{aturjufiaube, 
biefeS  ober  nur  im  Staate.    (Sergt.  weiter  unten  Strafredt)t.) 

3)  SDaS  ))ofitiue  dtedjt. 

S)ie  ©efeftgebung  borgt  Don  ber  9KoraI  jeneS  Äapitel,  welches  bie 
^tijMt^xc  ifl  unb  weld^eS  neben  ber  innern  Sebeutung  beS  Stec^td 
«ttb  beS  Unre^tS  bie  genaue  ©ränje  jwifc^en  beiben  bejlimmt,  einjig 
nnb  allein,  um  beffen  Äef|rfeite  3U  benu^en  unb  alle  bie  ©ränjcn, 
tt)el(^e  bie  SRorat  als  unüberfd|reitbar,  wenn  man  ni^t  Unrecht  t^un 
Witt,  ongiebt,  öon  ber  anbem  Seite  gu  betrachten,  alS  bie  ©rönjen, 
beren  Ueberft^rittenwerbcn  öon  Änbem  man  nic^t  bulben  barf,  wenn 
man  nic^t  Unrecf|t   leiben   wiff,   unb  öon  benen  man  alfo  Änbert 


^täft  263 

ytrttdiuttetSen  ein  fUtift  ^at.  3)a^r  biefe  ©ränjen  nun,  ))on  ber 
möglt^ertoetfe  paffloen  ®ette  aud,  burc^  ®efe(}e  t^erbollmerft  merben. 
&  ergiebt  fic^,  bog,  mte  man,  red^t  tot(tg,  ben  ©efc^tc^tfd^retber  einen 
umgetoanbten  ^TO))^eten  genannt  f)ai,  ber  9{e(^tdle^rer  bev  umgenjanbte 
ÜRoratifi  ifl,  unb  ba^er  aud)  bte  9te(^td(e^re  im  eigentlichen  @inne, 
b.  ^.  bte  8e§re  Don  ben  9te^ten,  meiere  man  behaupten  batf,  bie 
itmgetoanbte  üRoral  tfl,  in  bem  Kapitel,  n)o  biefe  bie  Steckte  le^rt, 
meiere  man  nic^t  Derte^en  barf.  S)er  Segriff  bed  Unred}td  nnb  feiner 
9{egation,  M^Sttd^t^,  ber  urfprünglic^  moralifc^  \%  toixh  jjuribifc^ 
burc^  bie  Verlegung  bed  Stu^gangdpunlted  ))on  ber  actioen  auf  bie 
^afflüe  ©eite,  alfo  burd^  Umtoenbung.    (95$.  I,  407.    ®.  218  fg.) 

2)te  ©efe^gebung  entlel^nt  bie  reine  9te(^td(e^re,  ober  bie  Se^re  oom 
äSßefen  unb  ben  ®rän}en  M  9?e(^td  unb  bed  Unrec^td,  Don  ber 
9Rora(,  um  biefelbe  nun  )u  i§ren  ber  SRorat  fremben  ^mdtn  Don 
ber  ffe^rfeite  an}un)enben  unb  banac^  pofitiDe  ©efe^gebung  unb  bie 
ÜRiUel  }ur  Slufrec^t^altung  berfelben,  b.  f).  ben  @taat,  ju  errichten. 
S)ie  po^tiDe  ©efe^gebung  ifl  alfo  bie  Don  ber  fie^rfeite  angetoanbte 
rein  moralifdje  ^ed^tdle^re.  (%$ergt  ©efe^gebung.)  2)iefe  $(n« 
menbung  tarnt  mit  StiidCjtc^t  auf  eigent^ümli^e  Ser^öltniffe  unb  Um« 
flänbe  eine^  befKmmten  S3ol!ed  gefc^e^en.  Slber  nur  loenn  bie  pofttiDe 
©efe^gebung  im  SBefentlic^en  burc^gängig  nac^  ^(nleitung  ber  reinen 
9te(^tdle^re  befiimmt  ift  unb  für  jebe  i^rer  ©a^ungen  ein  ©runb  in 
ber  reinen  Sted^tdle^re  fic^  nad)meifen  lägt,  ifl  bie  eiitfianbene  ©efe(}« 
gebung  eigentlich  ein  pofitioed  Stecht,  unb  ber  ©taat  ein  red^t« 
lieber  herein.  äBibrigenfaUd  ifl  hingegen  bie'  pofttiDe  ©efe^gebung 
Segrünbung  eined  pofitiDen  Unved^td,  ifi  fetbfl  ein  öffentlich  )u« 
geftanbcned  erjmungened  Unrecht.  2)ergteic^en  ifl  iebe  S)edpotie,  bie 
Serfaffung  ber  meiflen  ÜTtof^ammebanifc^en  diüd)t,  ba^in  gehören  fogar 
manche  Streite  Dieler  Serfaffungcn,  j.  35.  ?ei6cigcnfd)aft,  gro^n  u.  bgL  m. 
(SB.  I,  409.) 

4)  ©(etc^^eit  ber  SRec^te.    (@.  ©leic^^eit.) 

5)  Sigent^umdrec^t.    (©.  (Sigent^um.) 

0 

6)  ©ebnrtöred^t    (©.  «bei.) 

7)  ©trafrec^t. 

a)  ^rincip  beö  ©trafrec^tö. 

3)em  ©trafrec^t  foQte  bad  ^rincip  jum  ©ruube  liegen,  bag  eigeut* 
lid^  nic^t  ber  äRenfd^,  fonbern  nur  bie  Zfjat  gefhaft  loirb,  bamit  fte 
nid^t  mieberte^re;  ber  33erbre^er  ifl  Uo9  ber  ©toff,  an  bem  bie  S^^at 
geflraft  h)irb,  bamit  bem  ©efcf^e,  melc^em  jufolge  bie  ©träfe  eintritt, 
bie  jbraft  ab}ufc^reden  bleibe.  9}ac^  ffant^  DarfleHung,  bie  auf  ein 
jus  talionis  binaudläuft,  ifl  ed  nic^t  bie  2^§at,  fonbern  ber  SRcnfc^, 
we%r  gejhaft  »irb.  (SB.  II,  683;  I,  411.  g.  101.  »ergl.  unter 
©efe^:    3wed  ber  ©trafgefefte.) 


264  ate^tfertigung 

b)  Sebinoung  bed  @trafrec|td* 

.  9[uger  bem  Staate  (im  Staturjuflanbe)  giebt  cd  }»at  Stgent^umd' 
Tcc^t  (Dergl.  Sigent^um),  aber  (ein  @trafred^t.  Slled  9?e(^t  ju 
fhaf en  ifl  allein  burc^  bad  ^ofitioe  ®efe^  begrünbet,  koeld^ed  D  o  r  bem 
Serge^en  biefem  eine  ©träfe  beflimmt  ^at,  beten  Snbro^ung,  aM 
©egenmotiD,  aüt  ettoaigen  äRotioe  ju  jenem  Scrge^en  überwiegen 
foUte.  !Z)iefed  pofltioe  ®efe^  ifi  an}ufe^en  al9  Don  allen  93ttrgern  ht9 
®taated  fanctionirt  unb  anerfannt.    (SB.  I,  410.) 

8)  Cötferre(^t. 

Onbem  bie  Sollet  ben  ©tunbfa^,  fletd  nut  befenfto,  nie  aggref{tk> 
gegen  einanber  fic^  Der^alten  ju  tooOen,  mit  äBorten^  koenn  au^  nic^t 
mit  ber  St^at,  auffleUen,  erfennen  fte  ba«  Söderrec^t.  S)iefe«  ift 
im  ®runbe  nic^td  Slnbered,  ald  ha^  97atnrre(^t,  auf  bem  i^m  alletn 
gebliebenen  ©ebiet  feiner  praltifc^en  2Bir!famfeit,  nfimli^  Jtvifc^en  Sott 
unb  Solf,  ald  100  t9  allein  malten  mug,  »eil  fein  ^ärferer  ®o^n^ 
ba«  ))ofitioe  Stecht,  ba  ed  eined  9?i(^terd  unb  SoKfhrecferd  bebarf,  nid^t 
f{^  geltenb  mad^en  fann.  S)emgemä§  befielt  baffelbe  in  einem  getoiffen 
@rab  oon  3RoraIität  im  Serfe^r  ber  9i'6lttx  mit  einanber,  bejfen 
Xufrei^t^altung  (£§renfa(^e  ber  SJ^enfc^^eit  ifl.  S)er  9ii(^ter{iu^t  ber 
$roceffe  auf  ®runb  beffelben  ifl  bie  öffentliche  SReinung.   (S.  U,  681.) 

9)  Sebingung  ber  2)urd^fü^tung  bed  Stec^td. 

dm  ungemeinen  ließe  fi(^  bie  ^t|pot^efe  auffteüen,  bag  ha9  9t^^t 
Don  einet  analogen  Sefc^affen^eit  fei,  tote  getoiffe  c^emifc^e  ®ubflan3en, 
bie  fid^  nid^t  tein  unb  ifolirt,  fonbetn  ^öc^flend  nut  mit  einet  geringen 
iBeimifc^ung,  bie  i^nen  jum  Xx&gn  bient,  obet  bie  n5t§ige  Sonrtflenj 
ett^eilt,  batfleDen  (äffen,  bag  bemnac|  auc^  ha9  Stecht,  menn  t9  in  ber 
h)itni(^en  SBelt  ^ug  f^ffcn  unb  fogat  ^enfc^en  foH,  eined  geringen 
3ufaCed  Don  SßiQtiit  unb  @etoalt  not^koenbig  bebürfe,  um,  feiner 
eigentlichen  nur  ibealen  unb  ba^er  ät^erifc^en  97atur  ungeachtet,  in 
biefcr  realen  unb  materialen  SEBelt  »trien  unb  befletjcn  }u  !9nnen,  o^ne 
ftc^  ju  eoaporiren  unb  baDon  ju  fliegen,  in  ben  ^immet,  wie  bied  beim 
^efiobud  gef^ic^t.  %l9  eine  fotc^e  not^menbige  c^enüfd^e  8aftd,  ober 
Segirung,  mag  »o^l  an}ufe^en  fein  aUed  ©eburt^c^t,  ade  erblichen 
^rioilegien,  jebe  ®taatdreligion  unb  manc^eö  9nbere,  inbem  erfl  auf 
einer  niitHic^  fcflgefleHten  @runblage  biefer  9rt  bad  Stecht  f^c^  geltenb 
machen  unb  confequent  burc^fü^ren  liege.  ($.  II,  268  fg.  Sergt.  auc^ 
unter  ©ewatt:  Uncntbe^rlic^Ieit  ber  ©eiualt  für  bie  Setuiirnic^ung 
bed  SRec^td.) 

10)  Setftältnig  be«  9ici)t9  jut  ^flic^t.    (®.  ^flic^t.) 

Ited)tftrtigun0,  butdj  ben  ®(auben,  f.  unter  S^tifient^um:  Sem 
ber  ci)tiftlic^cn  ®(aubcn9te^re. 


ated^tltd^feit    —    Sted^tdle^re  265 

IUd|Ui4>kttt. 

1)  Unä(^tl§eit  ber  jur  ©c^au  getrogenen  9{e(^t(i(^teit. 

Wart  mürbe  fic^  in  einem  großen  unb  fe^r  j[ugenblid^en  drrtl^um 
Befinben,  wenn  man  glaubte,  bag  alle  geredete  unb  (egale  $anblungen 
ber  ÜRenfc^en  moralifc^en  Urfprungd  n^ären.  Sielme^r  ifi  jtoifc^en 
ber  ©erec^tigleit,  meiere  bie  ÜRenfd^en  ausüben,  unb  ber  äd)tm  9teb' 
lic^Ieit  bed  ^erjenis  meiflend  ein  anatoged  S^er^ättnig,  toit  i\ox\i^mJ)tn 
Xeußerungen  ber  $öf(id)feit  unb  ber  ächten  Siebe  bed  92ä(|{len,  toin^t 
nid^t,  toit  jene,  gam  ^ijAn,  fonbern  toirflic^  ben  Sgoidmud  überminbet. 
!Z)ie  überaQ  jur  ®(^au  getragene  dttd^Üii)hit  ber  ©efinnung,  toeld^e 
über  jeben  B^^^f^^  erl^aben  fein  rniH,  ncbfl  ber  ^ol§en  Onbignation, 
koetd^e  burd^  bie  leifefle  9[nbeutung  eined  Serbac^teö  in  biefer  $infl(^t 
rege  »irb  unb  bereit  ifl,  in  ben  feurig Jlen  3^^"  überzugeben,  —  bie« 
XQed  n)irb  nur  ber  Unerfahrene  unb  (Sinfättige  fofort  für  baare  972ünje 
unb  SBtrIung  etned  garten  moralif^en  ©efü^te  ober  ®en)iffen^  nehmen. 
(C.  187.    »ergl.  e^rlic^feit.) 

2)  SQSorauf    bie    im   Serfe^r    ausgeübte   9te(^tli(^reit 
beruht. 

On  Sßa^r^eit  beruht  bie  allgemeine,  im  menfc^ßc^en  Serte^r  an9m 
geübte  unb  ald  felfenfefle  SRa^ime  behauptete  SRec^tlic^Ieit  ^au))tftf(^li(^ 
auf  imi  äugern  S^ot^toenbigleiten :  erjiUc^  auf  ber  gefeilteren  Örbnung, 
mittelft  meiner  bie  bffentlid^e  @maÜ  bie  Sted^te  eined  deben  fc^ü^t, 
unb  {toeitend  auf  ber  erfannten  97ot^)oenbigleit  bed  guten  9?amen9,  ober 
ber  bürgerUdien  E^re,  iim  gortfommen  in  ber  SBelt.   (S.  187—190.) 

3}  X)ie  loal^rl^aft  red^tlic^en  Seute.    (@.  unter  (S^rlic^* 
feit:    SBefen  ber  ma^r^ft  e^rlic^en  Seute.) 

1)  !Z)ie  reine  ^täfHUfjxt. 

X)ie  reine  ditifi^Uffxt  ifl  ein  ffa^tel  ber  SDtoral  unb  bejie^t 
fld^  birect  b(od  auf  bad  Z^un,  nid}t  auf  bad  Sei  ben.  üDenn  nur 
jiened  ifi  9eugerung  bed  SBiUend,  unb  biefen  aOein  betrachtet  bie  Sßorat. 
Seiben  tfl  bloö  Shtgeben^eit;  b(od  tnbirect  lann  bie  ÜRorat  auif  ha9 
Seiben  berüdCftc^tigen,  nämlic^  aDein  um  nac^jumetfen,  ba§,  toaö  blo^ 
gefd^ie^t,  um  tein  Unrecht  )u  leiben,  lein  Unre^ttl^un  ifl.  —  S)ie 
Vu^fü^rung  jened  ffapitetö  ber  Wloxal  mürbe  jum  dn^alt  ^aben  bie 
genaue  Seßimmung  ber  ©rttnje,  bid  ju  melier  ein  dnbiüibunm  in 
ber  Sejal^ung  bed  fc^on  in  feinem  Seibe  objectioirten  Sßtdend  gc^en 
lann,  o^ne  bag  biefed  jur  Semeinung  eben  jened  SßiDend,  fofem  er 
in  einem  anbern  Onbioibuo  erfc^eint,  »erbe,  unb  fobann  anc^  ber 
^anbtungen,  meldte  biefe  ©rdnge  überf^reiten,  fo(glid)  Unrecht  finb  unb 
ba^r  asc^  toieber  o^ne  Unrecht  abgeme^rt  »erben  (önncn.  Ommer  alfo 
bliebe  bad  eigene  S^un  bad  Xugenmert  ber  ^Betrachtung.  (S3.I,  404.) 


266  Sieden    —    »efiejfion 

2)  Ser^ältitig  ber  reinen  9{e(^td(e^re   jur  )>ofttitoen 
®efe^9e6ung. 

S)ie  reine  9?ec^t^tel^re,  ober  bad  dtaturred^t,  beffer  ntora(if(^e9  9ttdit, 
ticgt  ieber  red)tlt^en  pofttben  ©efe^gebung  fo  jum  ®runbe,  roie  bie 
reine  IDtat^emati!  jebem  3^c<Se  ber  ongeiDanbten.  S)te  toic^tigften 
fünfte  ber  reinen  SRec^tdle^re,  toit  bie  $^tTofo))^ie  fie  ber  ©efe^gebung 
3U  überliefern  l^at,  finb  folgenbe:  1)  Srllärung  ber  innern  nnb  eigent' 
ticken  S9ebeutung  unb  bed  UrfprungS  ber  begriffe  Unrecht  unb  dtt^t, 
nnb  i^rer  ^nmenbung  unb  (Stelle  in  ber  9J2ora(.  2)  S)ie  Ableitung 
bed  Sigent^um^red^td.  3)  S)ie  SIbleitung  ber  moralifc^en  ©Ultigfett 
ber  Sertröge,  ba  biefe  bie  ntoralifd^e  ©runbtage  bed  Staat^Dertroged 
ifl.  4)  S)ie  SrtlSrnng  ber  Sntfle^ung  unb  bed  Q^zdc^  bed  Staate«, 
be^  Ser^ältniffe«  biefed  ^totdt9  jur  3)?oraI  unb  ber  in  Solg«  biefe« 
Ser^ältniffe«  ^n^edCmägigen  Uebertragung  ber  moralifc^en  Ste^t^Ie^re, 
bur4  Umfel^rung,  auf  bie  ©efel^gebung.  (Sergl.  ©efetjgebung.)  5)  2)(c 
aOIeitung  bcö  ©trafred^teö»    (SB.  I,  409  fg.) 

Äccktn,  ber  ©lieber,  f.  ©ö^nen. 

Utrlrtkunfl)  f.  9I§etorif  unb  Serebfamfeit. 

tltlrttl^dU^  f.  ©rammatil. 

Ueber  bie  9{ef[e^*ben)egungen  im  allgemeinen  pe^e  unter  S9ett)egung: 
Untei^c^ieb  ber  unit)iQfürIi(^en  nnb  ujiKfürlid^en  Sen^egung.  Ueber 
befonbere  SRefle^bemegungen  fte^e:  ©ä^nen,  ©enitalien,  $?a(^cn 
unb  SBeinen. 

Ktßrjrion. 

1)  2Bad  burd^  ba«  2Bort  „dtt^Ufion*'  be}ei(!§net  UJtrb. 

3)ad  S)enfen  im  engern  ©inn  (f.  2)enfen),  atfo  bie  Sefc^äftigung 
bed  dnteDectd  mit  Segriffen,  iß  ed,  tuad  bur(^  ba«  äBort  ,,9le« 
fle^ion''  bejeic^net  toirb,  totl6)^9,  a(«  ein  optifc^cr  !£ro))u«,  }ugUt(^ 
bad  älbgeleitete  unb  @ecunbäre  biefcr  @rlenntni§art  audbrüdCt.  (®.  101.) 
Xreffenb  unb  mit  a^nbungdüoller  9{i(^tigleit  ^at  man  bie  im  3Renf(^en 
alleiu  unter  aütn  Semo^nern  ber  (Erbe  eingetretene,  au9  ber  Xnfc^auung 
begriffe  abfha^irenbe  Srtenntnigiraft  9{ef(e^ion  genannt.  2)enn 
ba«  neue  Semugtfein,  tuelc^e«  bamit  aufgegangen,  ift  in  ber  33^t 
ein  9ßieberf(^ein,  ein  S[bgeleitete«  Don  ber  anf<^auU(^en  (Srienntnig. 
(®.  I,  43.) 

2)  SBirfungen  ber  9Iefte|ion. 

3)ie  9?efIe|:ion  ert^eilt  bem  ÜRenfc^en  jene  Sefonnen^eit,  bie  bem 
liiere  abgebt.  (®.  101  fg,  Sergt.  Sefonnen^eit.)  3)«rc^  ben 
abftracten  9{efle^   ade«  dntuitioen   im  ni(^tanf(|au(i(^en  Scgrtff   ber 


SJegicrung.    Slcgtcrung^form    —    Weic^t^um,    Äc^e.         267 

Semunft  übertrifft  ber  9Renf(^  bie  2:^tere  ^(etd^  fe^r  an  Wiaä^i  unb 
an  Seiben.  (3B.  I,  43  fg.  SJergl.  auäj  unter  Segriff:  Sßic^tigTett 
bed  begriff d,  unb  unter  SRenfd^:  Unterfc^ieb  j^ifd^en  Steter  unb 
SRenfc^O 

SDur4  bie  SRefle^ion  kotrb  im  äßenfc^en  bie  (Smpfinbung  iebed  ®e« 
nuffe^,  ober  ani)  bie  j[ebcd  @c^mer3ed  geweigert.  S)ent  2:|tere  fe^(t 
mit  ber  9{ef[e|ion  ber  donbenfator  ber  §reuben  unb  Seiben,  )oe(d^e 
ba^er  ftd^  ni(|t  anhäufen  fönnen,  tvie  bied  beim  iDtenfc^en  mittelfl 
©finncrung  unb  Sor^rfe^ung  gefd^ie^t.  ÜKittelfl  ber  {Reflexion  unb 
SDeffen,  toa9  an  i^r  ^öngt,  entmicfelt  ftc^  im  SRenfc^en  oud  ben  nSm« 
lid^en  Elementen  bei3  ©enuffed  unb  Seiben^,  bie  ia9  Xi)m  mit  i^m- 
gemein  ^at,  eine  Steigerung  ber  Smpftnbung  feinet  ®IM9  unb  Un,* 
Qli\d9,  bie  bis  jum  augenbtitflic^en,  bidmei(en  fogar  ti^btlic^en  (Sntjücfcn, 
ober  auc^  jum  Derjmeifelten  ©elbfimorb  führen  fann.    ($.11,  315  fg.) 

3)  Ser^(tnig   ber   Stefle^ion    }ur   anfc^auUc^en    (Er<» 
fenntnig. 

SDie  anfc^anlic^e  Srfenntnig  erleibet  bei  i^rer  Sufna^me  in  bie  dlz* 
fle^-ion  beina(;e  fo  öiel  SJeränberung,  wie  bie  Sta^rungömittcl  bei  i^rcr 
Slufna^me  in  beu  t^ierifdien  Drgani^mu^,  bcffen  i^ormeu  unb  SIHfc^ungen 
burc^  i^n  felbjl  befiimmt  nierben  unb  au9  bereu  3ufatnmenfe(ung  gor 
ind]t  me^r  bie  Sefc^affcn^cit  ber  9?a^rung^mittel  ju  erfcnnen  ifi;  — . 
ober  Oüeil  bicfeö  ein  wenig  ^u  öiet  gefügt  ift)  bie  8fefIe^ion  öer^ält 
fid)  jur  onfc^aulic^cn  ßrfenutniß  feine^wegö,  wie  ber  (Spiegel  im 
SBoffer  ju  ben  abgefpicgelten  ©egcnflänben,  fonbcm  faum  nur  noc^  fo, 
toie  ber  ©d^atten  biefer  ®egenf)änbe  }u  i^nen  felbfl,  welcher  ©d^atten 
nur  einige  äu§ere  Umriffe  Wiebergiebt,  aber  and)  ha9  SDtannigfaltigfie 
in  btefelbe  ©eflalt  bereinigt  unb  bad  ^erfd^iebenfte  burd^  ben  nämlid^en 
llmri§  barfletlt;  fo  bog  teinedwegd  üon  i^m  audge^enb  ftc^  bie  @e« 
flalteu  ber  !Z)ingc  t^oOflänbig  unb  fic^er  conftruiren  liegen.  (SB.  I,  538  fg.) 

Btsieruns.    ficQttrung^form. 

1)  !Die  bem  3)tcnf(^en  natürliche  9{egterungdfornt. 

S)te  bem  SRenfc^en  natürliche  9{egtenmgdform  ifi  bie  monarc^ifc^e. 
(?.  n,  271.    »ergl.  5I«onard^ie.) 

2)  S)ie  falfc^cn  Sorfpiegelnugen  ber  ^Demagogen  in 
Setreff  ber  9Jegierungen.    (®.  ©emogogen.) 

litid)  itv  Itatur  ntCis  Utidf  itt  OnaUfe^  f.  ®nabe. 
Ilcid)tl)unt.    {teid)t. 

1)  Sßert^  be0  9{ei(^t(}umd  fUr  ba«  Sebendglüd. 

!Z)arau^,  bag  für  bod  Sebem^glüd  S)ad,  wad  man  ifi,  t)ie(  wichtiger 
ifi,  aM  wad  man  ^ai  unb  ma9  man  t^orfietlt  (f.  ®tü<fftf(igfeitd« 
fe^re),  ge^t  ^ert)or,  bog  ed  weifer  ifi,  auf  (Erhaltung  feiner  ®efunb§ett 


268  9lfi(^t^utn*    fftn^t 

unb  anf  Vu^btlbung  feintr  ^ft^igfeiten,  aU  auf  (ErtoerBimg  Dott  Steid^* 
t^unt  (^injuarbetten;  mad  jeboc^  ntcl)t  ba^in  mtßbeutet  toerben  baif, 
bag  man  ben  dmtxb  M  9?öt^tgen  ttnb  Sngeuieffenen  DetiUK^Iöfflgeii 
foSte.  9l6er  eigentlicher  9{et(^t^nm,  b.  ^.  groger  Ueberf[u§,  Dennag 
toenig  )u  unfemt  ©füd;  ba^er  Diele  Weiche  jlc^  ung(ü(f(i(^  füllen, 
ipeU  fie  o^ne  eigentliche  ©eijie^bilbung,  o^ne  Jfenntniffe  unb  o^e  irgenb 
ein  objectioe^  dntereffe,  melc^ed  fie  )u  geifHger  Sefc^&ftigung  bef&^igen 
rannte  I  finb.  SDenn  t»a9  ber  Xeic^t^unt  über  bie  Sefriebigung  ber 
»irnic^en  unb  natürlichen  Sebürfiüffe  ^tnoud  nod^  leiften  tann,  i{l  ton 
geringem  Sinflug  auf  unfer  eigentliche^  SEBo^Ibe^agen;  melme^r  mtrb 
biefe^  ge{l5rt  bnrc^  bie  bieten  unb  unoermeiblic^en  ©orgen,  welche  bie 
(Sr^altung  eine«  grogen  »efi^  ^betfü^rt«    ($.  I,  339*) 

2)  SBirtungen  bed  Xeic^t^umd. 

SEBie  bie  97otb  bie  ®eigel  ber  Xrmen  ifi,  fo  bie  Sangeuieile  bie  ber 
Sleic^en.  ($ergU  9angen)eite.)  S)ie  Onelle  ber  ^iUofen  8er« 
fd^meubung,  mittelf)  ivclc^er  fo  mancher,  reic^  in«  Seben  tretenbe 
Samitienfo^n  fein  gtoge«  Srbt^eil  in  oft  unglaublich  furjer  3(it  burc^« 
bringt,  Ifl  mirtlic^  feine  anbere,  aM  nur  bie  Songetteile.  @o  ein 
OUngting  x^ax  äugertic^  reic^,  aber  innerlich  arm  in  bie  SBett  gef^icft 
unb  flrebte  nun  x^ergeblic^i  burc^  ben  fingeren  9leic^t^um  ben  innem 
)u  erfe^en,  inbem  er  fLM  Don  äugen  cm))faugrn  xooUtt,  —  ben 
©reifen  analog,  meiere  fic^  burc^  bie  Sudbttnflnng  pinger  SRfibc^en  ju 
fittrfen  fuc^en.  S)abur(^  fii^rte  benn  am  Snbe  bi^  innere  9rmut§  auc^ 
noc^  bie  fiugere  ^erbei.    ($.  I,  340.) 

3)  S)ie  €uc^t  nac^  Meic^t^um. 

Unter  einem  fo  bebflrftigen  unb  au«  Sebürfntffen  befh^enben  ®t» 
fd^Iec^t,  toie  ba«  menfc^Iic^e,  ifl  e«  nic^t  )u  tiem^unbem,  bag  %eic^t^um 
me^r  unb  aufrichtiger,  aM  alM  8nbere,  geachtet,  ja  tiere^rt  »irb,  unb 
felbfl  bie  iDIac^t  nur  al«  ÜRittel  jum  Ketc^t^nm;  »ie  anc|  nic^t,  bag 
2um  S^tdt  be«  Snoerb«  ade«  Hnbere  bei  (Seite  gefd^oben,  ober  über 
ben  ^ufen  gemorfen  »irb.  {%  I,  366  fg.  Sergl.  unter  ®etb: 
Urfac^e  ber  ®e(bliebe  ber  SRenf^en.) 

2>er  9leic^t§nm  ghtc^t  bem  ®een>af[cr;  [t  me(|r  man  bat)on  trinft^ 
beflo  burftiger  mirb  man.    ($.  I,  366.) 

4)  SEBarum  ber  im  9ieic^tl^um  ©eborene  weniger  jur 
Serfc^menbung  geneigt  ifl,  aU  ber  reic^  geworbene 
8rme.  (@.  unter  Srutut^:  S)te  9rmut^  in  et^ifd^er 
^infic^t.) 

5)  2)ie  Seec^tn^feit  ber  Steic^en. 

!Der  ^txdft  ifl  oft  wirKi^  Don  einer  unüerbrttc^Iic|en  9{e(^t(i(^feit, 
meil  er  Don  ganjem  $er}en  einer  9{eget  {uget^an  ifl  unb  eine  SRaiimc 
aufrecht  erhält,  auf  beren  Befolgung  fein  ganjer  33e{t^  mit  bem  Sielen, 
toa«  er  baburc^  Dor  Knbern  Doran«  fyxt,  beruht;  ba^er  er  jum  ©runbfa^e 


«ctfc  269 

Bttom  cnique  flc^  in  DoOem  (Srnfi  Sefcnnt  unb  ntc^t  baUon  abmeiert. 
&  gtebt  in  ber  X^ot  eine  folc^e  objectibe  Sn^Snglic^feit  an  2'reue 
unb  ®(auben,  mit  bem  Sntf(^Iu§,  fte  ^eiiig  ^u  galten,  bie  blod  barauf 
beruht,  bag  Xreue  unb  ®(auben  bie  ©cunbloge  atled  freien  Serfe^rd 
unter  SKenfc^en,  bet  guten  Drbnung  unb  be^  fiebern  93e{t(e9  finb, 
ba^et  fie  und  f  ttbfl  gor  oft  gn  ®ute  lommen  unb  in  biefer  $infld^t 
fogor  mit  Opfern  aufrecht  gehalten  merben  muffen,  \m  man  [a  an 
einen  guten  9rfer  aud^  etn^ad  n)enbet.  S)o(^  mirb  man  bie  fo  hu 
grünbete  ^{eblic^Ieit  in  ber  9iegel  nur  bei  äBo^I^abenben;  ober  koenigflend 
einem  einträglid^en  (Srtoerb  obiiegenben  Seuten  ftnben.  Stnben^  hingegen 
Der^äit  e«  ftc^  mit  bem  Srmen.  (&  189.  SergL  unter  ^tmut^r 
3)ie  Strmut^  in  et^ifd^er  ^inftc^t.) 

6)  3^ci^^t^i  ®thxaui)  bed  9?eic^tf}umd  )um  eigenen 
äBo^t. 

Unfer  Sebcn  ifl  fo  orm,  bo§  feine  ©d^äfec  ber  SBelt  eö  rcid^  ju 
machen  im  (Stanbe  fmb;  benn  bie  OueKen  bed  @enuffed  toerben  aOe 
ba(b  feid^t  befunben  unb  Dergeblicf)  gräbt  man  nad^  bem  fons  perenuis. 
SDa§er  giebt  ed  nur  gmeierlei  ©ebrauc^  bed  diAd)i^um9  gum  eigenen 
S93o§I:  enttoeber  man  Dertuenbet  i^n  auf  $mn!  unb  ^ra^t,  um  fid^ 
an  ber  feilen  Sere^tung  imaginörer  $errli(i^feit,  bargebra^t  ))on  einem 
bet^örten  Raufen,  ju  hieiben;  ober  man  lägt  i^n,  burc^  ^ermeibung 
aQed  boc^  Dergeblid|en  Sufivanbed,  noc^  immer  me^r  anma^fen,  um 
eine  immer  fittrfere  unb  t^ietfac^ere  @(^u^n)e§r  gegen  ha9  Unglüd  unb 
ben  3Ranget  gu  ^aben,  angefc^en,  bag  bad  Seben  fo  reic^  an  Uebeln, 
ate  arm  an  ©enüffen  x%    ($.  446  fg.) 

tteift,  bie. 

1)  Stteife  ber  3a^re. 

SDie  DoDIommene  9teife  tritt  erft  mit  bem  titergigflen  da^re,  bem 
(Sc^wabenalter  ein.  (SB.  II,  264.  Sergt.  unter  ®e^trn:  (Einflu§ 
ber  Snttoicflung  unb  ber  SBanblungen  bed  ®e§imd  auf  bie  dntedigen} 
in  ben  üerfc^iebenen  Sebendaltem.)  !Die  9{eife  ber  -Saläre  unb  bie 
$ru(!§t  ber  (Erfahrung  fann  burc^  geiflige  Ueberlegenl^eit  h)o^t^  irietfac^ 
übertroffeu,  boc^  nie  erfefet  h)erben;  {!e  aber  giebt  au4  bem  getuiJ^a» 
lic^fien  SRenfc^en  ein  getoiffed  ®egengetDi(^t  gegen  bie  ftrfifte  bed  grttgten 
®eified,  fo  lange  biefer  jung  ifl.  ($.  I,  514.  $erg(.  auif  unter 
£ebett«atter:    ®egenfa$  gkoifc^en  dngenb  unb  Kiter.) 

2)  9ieife  ber  (Srtenntnig.   (©.unter  Srfenntnig:  äBoriu 
bie  Steife  ber  (Srienntniß  beße^t  unb  »oburc^  fie  bebingt  iß.) 

3)  9ieife  ber  ®ebanfen  unb  (Sntfc^Iüffe. 

!Die  ®ebanlen  finb  unabhängig  bon  nnferer  SEBiOfür,  man  htm 
ui<^t  nad^  Selieben  fie  rufen,  fonbern  mug  abmatten,  baß  fie  tornmen. 
(SergL  unter  ®ebanlen:    Unai^ängigleit  ber   ©ebanfen   Don  ber 


270  9lcim    —    Slcifcn. 

StUfütO  £)ad  3)cnfen  ü6er  einen  ©egenfianb  mn^  fid^  Don  feUfl 
einfieOen  burc^  ein  9(üd(t(^ed  ^ormontrenbcd  3><f^<"i>>^^^^^ff^^  ^^ 
äugem  ^nlaffed  mit  ber  innern  @ttmninng  unb  (Spannung,  ^ted 
finbet  feine  Sriäuterung  fogar  an  ben  unfer  perfSnli^ed  Onteteffe 
betveffenben  ©ebanfen.  SBenn  koir  in  einer  fierfönUc^en  Angelegenheit 
einen  @ntf(^(n§  ^u  f äffen  ^aben,  fönnen  tnir  nic^t  tno^I  gu  beliebig 
gemä^Iter  3^^^  ""^  ^^^i^  ^infe^en,  bie  ®rünbe  überlegen  unb  nun 
bcfc^liegen;  benn  oft  toiOi  gerabe  bann  unfer  iRad^benfen  barttber  nic^t 
@tanb  galten.  *  Xa  f ollen  n)ir  ed  nid^t  erjmingen  mollen,  fonbern 
abtt)aiten,  bag  aud^  baju  bie  ©timmung  flc^  Don  felbft  einfteÜe;  fie 
mitb  ed  oft  unüermutl^et  unb  toieber^olt,  unb  j[ebe  ju  Derfc^iebener 
3ett  berfc^iebene  ©timmung  toirft  ein  anbere^  Sic^t  au^  bie  (Sad^e. 
2)tefer  tangfame  Hergang  ifl  ed,  ben  man  unter  bem  Steifen  ber  (Snt- 
f(^lüffe  öcrftc^t.     (?.  n,  531.) 

Krim,  f.  jmter  ?oefie:    ©ütfömittel  ber  $oefie. 

fteiftn. 

1)  «efl^etifc^e  ffiirlung  bcö  SReifcnö. 

2)er  ©enug  bed  Steifend  beruht  )um  £^ei(  barauf,  bag  bie  9leu^eit  unb 
bad  t)öQtge  Srembfein  ber  ©egenftänbe  ber  ant^eiI.i8lofen  fiß^ettfc^en,  rein 
obiectioen  Suffaffung  berfelben  günflig  ifl.  S)er  9{eifenbe  em))fttngt  bie 
SBirlung  be9  SRatertfc^en;  ober  ^oetifc^en,  üon  ©egenflSnben,  mH\t 
biefetbe  auf  ben  (Sin^eimif^en  nic^t  ^erborjubringen  «vermögen.  @o  }.  8. 
mac^t  auf  denen  ber  S(nb(id  einer  gau)  fremben  @tabt  oft  einen  fonberbat 
angenehmen  (Sinbrud^  ben  er  leinedmegiS  im  Setoo^ner  berfelben  ^er))or« 
bringt;  benn  er  cntfpringt  boraud,  bog  dener  ouger  aller  Sejie^ung 
ju  biefer  @tabt  unb  i^ren  93etto^nern  flel^enb,  fie  rein  objiecti))  an« 
f(^aut.    (SB.  II,  421  fg.) 

2)  f$Iüd^tigfeit   ber  9?eife«Siubrüde   unb   Zrofl   ^ie« 
gegen. 

auf  Steifen,  koo  bad  aRerfmttrbige  Jeber  Art  fic^  brängt,  ifl  bie 
©eifiedna^rung  oon  SCngen  aOerbingö  oft  fo  ßarf,  bag  3^^^  ^<>^  ^^^' 
bauung  fe^It.  iDIan  bebauert,  bag  bie  fc^neQ  Dorüberge^enben  Cinbrüdte 
feine  bauernbe  ©pur  ^iuterlaffen  fönnen.  dm  ®runbe  aber  ifl  e» 
bamit,  mie  mit  bem  Sefen.  Sßie  oft  bebauert  man  ni<^t,  t)on  bem, 
toa^  man  lieft,  faum  ein  2:aufcnbflet  im  ©ebäc^tnig  aufbebalten  }it 
fönnen;  aber  ha^  2:r5fl(id^e  in  beiben  gfillen  ifl,  bog  bad  ©efe^ene, 
n)ie  bad  ©etefene,  feinen  SinbrudE  auf  ben  ©eifl  ma(^t,  cl§e  ed  t)er« 
geffen  toirb,  fo  ben  ®eifl  bilbet  unb  i^m  jur  9?a^rung  »irb,  koäbrenb 
ha9  nur  im  ®ebä(^tnig  Slufbe^attene  i^n  btod  audflopft  unb  btfi^t,. 
fein  SBefen  hingegen  leer  Wgt.    (ÜK.  347.) 

3)  2Bad  ben  Ueberbrug  am  Steifen  fd^afft. 

Xuf  Steifen  fie^t  man  bad  SDtenfc^enleben  in  oietcrlei  merHiil  ttx* 
fc^iebeneu  ®efla(ten,  nnb  bied  mac^t  bad  Steifen  fo  unter^altenb.   Xber 


«eia    —  .«ciacnbc  271 

baSei  fie^t  man  immer  nur  bte  Sluffenfeite  M  9Renfd^enIeBend^ 
nttmlic^  ntd^t  me^r  bat)on,  ote  überall  auc^  bem  Sremben  jugängltd^ 
ifi  unb  Sffentlic^  fic^tbar  tttrb.  hingegen  bad  9Renf^en(eben  im 
Önnem,  bad  $era  unb  Zentrum  be{fe(ben,  mo  bte  eigentliche  Sction 
Dorge^t  unb  bie  S^araftere  flc^  äu§ern^  befommt  man  nic^t  ju  fe^en. 
2>amm  [itl^t  man  auf  SReifen  bie  äßelt,  »ie  eine  gemalte  Sanbfc^aft, 
mit  toeitem  t)iel  umfaffenbem  ^orijont,  aber  o^ne  allen  Sorbergrunb. 
3)ie«  fc^afft  ben  Ueberbrug  M  Steifend.    (SR.  348.) 

4)  (Sine  befonbere  8eoBa(^tnng,  bie  ma'n  auf  Steifen 
machen  lann. 

Xuf  Steigen  fann  man  befonberd  beobachten,  mte  l^art  unb  erfiarrt 
bie  jDenfungdart  bed  grogen  Raufend  unb  toit  fc^mer  il^r  beijufommen 
fei.  SRan  braucht  nur  einen  2^ag  auf  ber  Cifenba^n  »eiter  gefahren 
gu  fein,  um  ju  bemerfen,  bag  ba,  too  man  je^t  fi^  Befinbet,  getoiffe 
Sorurt^eile,  SSa^nbegriffe,  (Sitten,  ©ebräuc^e  unb  Äleibnngeit  ^errfc^en, 
la,  feit  da^t^unberten  jic^  ermatten,  meiere  bort,  to)0  man  geßem  ge« 
mefen,  unbelannt  flnb.  dfl  t9  bo4  mit  ben  ^roDinjialbialeften  nic^t 
anberd.  $ierau9  fann  man  abnehmen,  toie  »eit  bie  ^luft  ifi  g^if^en 
bem  Soll  unb  ben  Sßüäjttn,  unb  mie  (angfam,  toenn  aud^  [viitt,  bie 
erlannten  SBo^r^eiten  jum  93otfe  gelangen,  »edBalb  in  ^infid^t  auf 
bie  ©c^nelliglett  ber  SortpfIan}nng  bem  ))IS)^ftf(^en  Sichte  nic^td  un- 
tt^nlic^er  ifl,  aM  ba«  geifiige.    ($.  II,  65.   SR.  347.) 

5)  Urfac^e  ber  Steifefud^t. 

!Z)ie  SRenfc^en  bebürfen  ber  2:^ätigleit  nad^  außen,  toeil  fie  feine 
nac^  innen  l^aben.  $ierau9  ifl  bie  XafHofigfeit  unb  jmedKofe  Keife« 
fud^t  ber  Unbefc^ttftigten  ju  erffdren.  äBa«  fie  fo  bur(^  bie  Sänber 
logt,  ifl  bie  Sangetoeile.    ($.  II,  645.    Serg(.  Stomabenleben.) 

iljei}^  f.  unter  Urfac^e:    2)ie  brei  go^men  ber  UrfSc^ßc^feit 

titxitn'bt^  bad. 

1)  ®egenfa^  jMifc^en  bem  Steijenben  unb  (Erhabenen. 

S)ad  eigentliche  ©egent^eil  bed  (Erhabenen  ifl  bad  S?ei}enbe,  b.  i. 
Sa^ienige,  »ad  ben  Sßillen  baburc^,  bag  ed  i§m  bie  ©emä^rung,  bie 
(SrfüOung  unmittelbar  bor^Iilt,  aufregt.  (Entfielt  bad  ©efü^I  bed 
(Erhabenen  baburc^,  bag  ein  bem  äBillen  gerabeju  ungiinfliger  ©egen« 
fianb  Dbiect  ber  reinen  (Sontem))(ation  mirb,  bie  bann  nur  burc^  eine 
flete  9b»enbung  tom  SBillen  unb  (Erhebung  über  fein  dntereffe  er- 
halten toirb,  »elc^ed  eben  bie  (Erhabenheit  ber  Stimmung  audmad^t; 
fo  jie^t  bagegen  bad  Steijenbe  ben  Sefc^auer  aud  ber  reinen  Con« 
templation,  bie  ju  jeber  Suff  äff  ung  bed  (Schönen  erforbert  ifl,  (erab, 
ittbem  ed  feinen  SBiOen  bur(i|  bemfelben  unmittelbar  jufagenbe  ®egen« 
flAnbe  not^toenbig  aufreijt,  kooburc^  ber  Setrac^ter  ni^t  me^  reinel 
@nbj|ect  bed  (Srfennend  bleibt,  fonbern  jnm  Sebiirftigen,  abhängigen 
enbject  bei  SoOend  »irb.    (93.  I,  244  fg.) 


272  »cratton 

.2)  Sertoetflid^Iett  bed  ditiitnhtn  in  ber  ftunfl. 

2)ad  9?eijenbe^  ol^  bem  Su^edC  ber  ftunfl  entgegenttitlenb,  iß  i^rer 
imh^ttrbig  unb  ifl  überall  in  i§r  gu  Dermeibeit,  toeil  ed  ben  SBiQen 
aufregt  unb  baburd^  jeber  äfl^etifd^en  Sontent))tatton  M  ©egenflanbed 
ein  (Snbe  maijt    {W.  l,  245  fg.   S^ergl.  Sefl^etifc^  unb  ftunfl.) 

3)  3tt>ei  S(rten  bed  9teijenben. 

S)ie  eine,  red^t  mebrige  9(rt  bed  SRetjenben  ifl  im  ©tiDIeben  ber 
SKeberlänber  gtt  finben,  toenn  t9  fic^  ba(|tn  Derirrt,  bag  bie  bargefieHten 
©egenfiänbe  ßgiuaaren  flnb,  bie  burc^  i^re  täufc^enbe  S)ar|leDung  ben 
Slppetit  erregen.  2)ie  gtoeite,  in  ber  ^iflorienmaleret  unb  Stlb^auerei 
Dorfommenbe  S(rt  befte^t  in  nacften  ©efialten,  beren  @teOung,  ^albe 
SeKeibung  unb  ganje  Se^anblungdart  barauf  ^injielt^  im  8efc^auer 
Süflcrn^cit  ju  erregen.    (SB.  J,  245.) 

4)  grei^eit  ber  Äntilen  öom  JReijenben.    (©.  bie  Alten.) 

5)  !Dad  negatib  9ieiienb*e.    (®.  bad  Slel^afte.) 

6)  ®egen    bie    ju   toeite   Raffung   beö   Segriff«   be« 
Steijenben. 

2)ag  man  gemö^nlid^  j[ebf«  Schöne  t)on  ber  Reitern  Xrt  reijenb 
nennt,  ifl  ein  bnr(|  3RangeI  an  rid^ttger  Unterf (Reibung  ju  toeit  gc 
fagter  S9egriff,  ber  gemigbiQtgt  n^erben  mug.    (393.  I,  245.) 

Delation. 

1)  @ebiet  ber  9teIation. 

S)ie  nac^  bem  @a^  bom  ©runbe  berfnüpfte  Objectentoelt  ifl  ha9 
®e6iet  ber  Stetation.  S)te  üier  l^erfc^iebenen  ©eflaüen  be«  ©o^e« 
Dom  ®runbe  flnb  ber  Su^bruc!  bon  Dter  k)erf<^iebenen  8rten  ber 
{Relation.    (©.  ®runb.) 

2)  !Z)ie  9teIation  aU  S)enIform. 

itant  ^at'  unter  ben  fe^r  toüim  93cgriff  ber  {Relation  brei  ganj 
Derf^iebene  Sefd^affen^eiten  ber  Urti^eile  jufammengebrac^t.  (SB.  I, 
541—549.)  S)ie  9{eiation  tritt  blo«  ein,  toenn  über  fertige  Urtl^eile 
geurt^eilt  n)irb.    (®.  unter  S)enIformen:    {Relation.) 

3)  2)ie  auf  Delationen  gerichtete  Srfenntnig. 

SDie  bem  SBiDen  btenenbe  (Erfenntnig  erfennt  Don  ben  Dbiecten 
etgentlid^  nichts  meiter,  al«  i^re  {Relationen,  erlennt  bie  Objecte  imt, 
fofent  fle  ju  biefer  ^tii,  on  btefem  Ort,  unter  biefen  Umfittnben,  and 
biefen  Ürfadjen,  mit  biefen  äBirfungen  ba  finb,  mit  Sinem  Sßort  ate 
eittjetne  S)inge;  unb  l§öbe  man  aQe  biefe  {Relationen  auf,  fo  kofiren 
i^r  auc^  bie  Dbiecte  Derf(^h)unben,  eben  meil  fle  übrigen«  nic^t«  an 
i^nen  erfannte.  —  Xud^  ma«  bie  SBiffenfc^aften  an  ben  3)ingen  6€« 
trachten,  ifl  im  SBefenttic^en  nic^t«  9nbere«,  al«  i^re  9{e(ationen,  bie 


Äeltgiott  273 

Ser^tttttiiffe  ber  3tit,  ht8  fftaumt9,  bie  Urfac^en  nattttli^er  Sev« 
äabentugeit,  bie  Sergteic^mtg  ber  ©eflalten,  9Rottbe  ber  Segeben^etteit, 
alf 0  lauter  »elotionen,  (SB.  I,  208.  —  Ueber  bie  ber  Äuffaffung  ber 
9te(ationeit  eatgegengefe^te  (Erfentitnigmetfe  f.  unter  dbee:  3)te  (Er« 
fenntnig  ber  dbeen.) 

tttligion. 

1)  Sebentung  ber  ^teligion. 

!Z)ie  9tetigton  tfl  bad  emjige  SRittel,  beut  ro^en  &inn  unb  ungc» 
lenfen  S^erßanbe  ber  in  niebriged  Xttibtn  unb  materieDe  Slirbeit  tief 
eingefeniten  iDtenge  bie  §o§e  Sebeutnng  bed  Sebend  an}ufünbigen  unb 
fupar  }u  mad)en.  SDie  9teIigton  ifl  bie  SRetap^^ftl  bed  ^oüt9,  bie 
man  i^m  fc^ted^terbingd  (äffen  unb  bal^er  [\t  äugerlic^  a^ten  mug. 
9ßie  ed  eine  Solfd^oefie  giebt  unb  in  ben  ©^iri^mörtem  eine  Solft* 
nei^^it;  fo  mug  e«  aud^  eine  SoRömetop^^fif  geben;  benn  bie 
SRenfc^en  bebürfen  fc^Iec^terbingd  einer  Slu^Iegung  bed  2titn9, 
unb  fte  mug  i^rer  Saffnng^traft  angemeffen  fein.  3)a^er  ifl  f!e  aDemal 
eine  aOegorifc^e  (SinHeibung  ber  9ßa|r^eit,  unb  fie  (eiflet  in  ))raftifd^er 
unb  gemüt^Iid^er  $inft(!§t,  b.  1^.  ate  9{i(!§tfd^nur  für  bod  {^anbeln  unb 
al9  Seru^igung  unb  S^rofl  im  Seiben  unb  im  SCobe  üieüeic^t  eben  fo 
Jbiel,  mie  bie  Sa^r^ett,  xotxm  loir  fle  befflgen,  felbft  leiflen  lönnte. 
2)ie  Derfd^iebenen  9{eIigionen  finb  eben  nur  oerfc^iebene  @^emata,  in 
n>e((!§en  bad  Sott  bie  i^m  an  fi(^  felbft  unfaßbare  2Ba^r^eit  ergreift 
unb  fid^  oergegenn^ärtigt ,  mit  toeld^cn  fie  i^m  iebod^  uniertrennlid^ 
Dertoä^fl.  (SB.  II,  183  fg,  $.  II,  347  fg.  354.  356  fg.  362  fg. 
$.  428.  Sergt.  unter  ÜRetap^^fif:  Unterf(!§ieb  irotitx  %rten  t)on 
5D?etop§^fif.) 

2)  Sßorauf  ftraft  unbSefianb  ber  9te(tgionen  beruht. 

ßioei  fünfte  finb  e^,  bie  nic^t  nur  {eben  benfenben  iDtenfc^en  be« 
fd^ttftigen,  fonbem  aud^  ben  Xn^ängem  }eber  Steügion  jumeifi  am 
$er)en  liegen,  ba^er  Sfraft  unb  Seflanb  ber  {Religionen  auf  i^nen 
beruht:  erfUid^  bie  tran^fcenbente  moraHfc^e  Sebeutfamfeit  unferd 
$anbe(n9,  unb  jmeiten^  unfere  Sortbauer  nad^  bem  7obe.  SEßenn  eine 
Religion  für  bief e  beiben  fünfte  gut  gef orgt  ^at ,  f o  ift  aUeiS  Uebrige 
9?ebenfad^e.  (%  1, 132.)  SBegen  ber  unleugbaren  et^ifc^-metap^tiflfc^en 
Xenben}  bed  Sebend  Knnte  o^ne  eine  in  biefem  @inne  gegebene  8ud« 
legnng  beffelben  feine  Xeli^ion  in  ber  9Be(t  f$ng  faffen;  benn  mittelft 
i^er  et^ifc^en  @eite  l^at  {ebe  t^ren  Sn^attpunft  in  ben  ®emüt§em* 
(C.  262.) 

3)  Sßobon  ber  Sertl^  einer  9Ie(tgion  ab^Sngt 

Kettgionen  lönnen,  ate  auf  bie  gfaffung^lraft  ber  großen  9Renge 
berechnet,  nur  eine  mittelbare,  »ic^t  eine  unmittelbare  äSBa^r^eit  ^aben. 
2)er  SEBert^  einer  9le(igiott  mirb  bemnac^  ab^ttngen  bon  bem  grögcnt 
ober  geringem  ®e^a(t  an  SBa^r^eit,  ben  fie  unter  bem  @(^(eier  ber 

64o9en$atter«SeiUoit.   IL  18 


274  Sieligioti 

SOegorie  in  fid^  trägt,  fobann  ^on  ber  grögern  ober  genngent  ÜDeot« 
Itc^Ieit,  mit  toelc^er  berfelbe  burc^  btefen  @(^(etev  fid^tiar  toitb,  olfo 
Don  ber  2)urd^ft4tigfeit  bed  letztem,  ^aft  fc^int  t9,  bag,  tote  bie 
ttiteflen  ®pxaditn  bie  tJoQIommenfien  pnb,  fo  aud^  bie  älteflen  9te« 
tigionen.    (SB.  H,  186.) 

4)  f^unbamentalunterfd^ieb  aller  9te(igionen. 

ÜD^  f$imbamenta{unter[(^ieb  aDer  Religionen  ifl  nic^t,  mie  burc^« 
gängig  gefc^te^t,  borein  ju  fe^en,  ob  fle  monot^eiflifd^,  ))ol9t^eißif4, 
pant^etfiif ^ ,  ober  at^eifKfc^  ftnb;  fonbern  baretn,  ob  jie  o))timifKfd^, 
ober  peffmiipifc^  ftnb.    (SB.  II,  187  fg.) 

S(t^ei9mud  ifl  mi)t  g(ei(^bebentenb  mit  S^eligton^bflgTeit.  (€. 
Stt^ei^muS.) 

5)  (Ein  toefentlic^ed  dngrebien)  einer   DoHfornmenen 
9{e(igion.    (@.  iDI^flerien.) 

6)  Unab^ttngigleit  ber  SRoralität  bon  ber  9{e(igion. 

9Ran  borf  nic^t  ber  9{eIigion  jufd^retben,  mad  ^olge  ber  angeborenen 
©Ute  bed  S^arafter«  ifl.  ^a9  WlitUih,  biefe^  ttd^te  moralif^e  aRotio 
ber  ©ere^tigleit  unb  3}?enfd^enliebe  (bergt,  üß oral ifd^,  SRoralität) 
ifl  bon  aUer  Steligton  unabhängig.  {%  U,  377.)  äBir  finb  über  bie 
»a^ren  SJIotioe  unferd  eigenen  Zifm^  bitoeilen  eben  fo  fe^r  im  drr- 
t§um,  tvie  über  bie  M  f remben ;  ba^er  }ut)er(äf flg  SJIanc^er,  inbem  er 
Don  feinen  ebelflen  $anb(ungen  mir  bnrd^  religibfe  SOtotibe  fid^  9ted§en« 
fd^aft  JU  geben  tt)ei§,  benno^  a\x9  biet  ebleren  unb  reineren,  ober  auif 
oiel  fd|to)erer  beutlid^  }u  mac^enben  Striebfebern  l^anbett  unb  toirflic^ 
an^  unmittelbarer  Siebe  bed  9Iä(^f)en  t^ut,  n^ad  er  btod  burc^  feined 
©otted  ©e^eig  ju  erHären  Derfie^t.  (S.  202.  $.  427.  Sergl.  auc^ 
S)ogmen.) 

7)  Unab^ängigleit  ber  gefefelic^en  Orbnung  oon  ber 
{Religion. 

(Sd  ifl  falfc^,  bog  ©taat,  Ste^t  unb  ®efe(}  nic^t  ol^ne  93ci§ü{fe  ber 
{Religion  unb  i^rer  ©(auben^artilet  aufrecht  erhalten  koerben  fönnen, 
unb  bag  dufii}  unb  $oIijei,  um  bie  gefe^Iid^e  Drbnung  burd^jttfe^en, 
ber  9{eIigton  a(^  i^red  not^toenbigen  (iompUmtr\t9  bebürfen.  (Sine 
factifc^f  unb  fd^tagenbe  instantia  in  contrarium  liefern  und  bie  8(ten, 
)umal  bie  ©riechen,  uield^e  feine  ^eilige  Urlunben  unb  fein  iDogwa 
Ratten,  bad  geteert,  beffen  Snna^me  oon  debem  geforbert  unb  bad  ber 
•3ugenb  frül^jcitig  einge))rägt  h^orben  »äre.  Sllfo  ifl  bie  ^eut)utage 
allgemein  beliebte  Annahme,  bog  bie  9{e(igton  bie  unentbehrliche  ©runb« 
tage  aOer  gefe^Iic^en  Orbnung  fei,  unhaltbar.  ($.  11,  355  fg.  369.) 
^  !Z)er  (Sib  lägt  fid^  aOerbingd  a»  unleugbare^  Seifpiel  ))raltifd^er 
Sirlfamfeit  ber  Religion  anführen.  S)ag  ieboc^^iefe  aud|  ongerbem 
koeit  rei^t,  ifl  gu  begioeifcin.  SRan  fleUe  fi(|  Dor,  ed  ȟrben  l^Ib^Ud^ 
burc^  [öffentliche  ^roclamation  alle  Sriminalgefe^e  aufge^ben  erftiirt, 


dlcligion  275 

|o  toütbe  k90^(  laum  (Siner  ben  iRut^  ^aben,  untet  bem  bIo§ai  &ifn% 
htt  retigtSfen  9Rott^e  auc^  nnr  atletn  über  bie  ®tra§e  ja  ge^en. 
äBiirbe  hingegen  anf  gleiche  SBeife  aOe  9leIigion  für  iintoabr  ttllM, 
fo  tottrbc  man,  unter  bem  ®(^u^  ber  ©efe^e  aDein,  o^ne  fonberlid^e 
Senne^mng  ber  ^forgniffe  unb  Sorfic^tdmagregeln,  nac^  tote  t)Ot 
leben.    (?.  U,  378  fgO 

Sticht  nur  ))on  ben  p^tlofop^ifc^en,  auf  b(o§e  Z^eorte  berec|neten, 
fonbem  auc^  t)on  ben  gan}  jum  praftifc^en  Se^uf  aufgefteüten ,  re« 
Iigt5fen  SRoralprinctpten  lägt  fi(^  feiten  eine  entfc^iebene  Sßirffamfeit 
nac^tueifen.  S)ied  fe^en  mir  )ut)5rberfl  baran,  ha^  txo%  ber  gro§en 
9teligtondDerf(^teben^eit  auf  Srben  ber  ®rab  ber  3)?oraItttft,  ober  Dtel« 
mej^r  •dmmoraütät,  burc^oud  feine  jener  entfpre^enbe  Setf^ieben^eit 
aufweifl,  fonbem  im  933efentU(^en  fo  itemti^  überall  ber  felbe  ift.  ißnr 
mug  man  ni^t  9{ol^^ett  unb  Verfeinerung  mit  SRoralität  unb  Ota» 
moralität  üertoe^feln.  ((S.  233  fg.)  SBen  toeber  ber  ©ebanle  an 
duflij  unb  $oIt}et,  noc^  bie  9{ü(f{t(^t  auf  feine  S^re  oon  einem 
ntebitirten  Verbrechen  jurüd^ält,  über  ben  toirb  getoig  noc^  Weniger 
trgcnb  ein  9{cIigiondbö^ma  SRac^t  genug  ^aben,  um  i^n  jurüdtju^alten. 
S)enn  xom  xu^t  unb  getuiffe  ©efal^ren  nic^t  abf (^redten,  ben  werben 
bie  entfernten  unb  bIo9  auf  ©tauben  beru^enben  fti^toerlid^  im  3^um 
galten.    (S.  235.) 

8)  S)emoraUfirenber  (Sinflug  ber  92eIigtonen. 

X)ie  9{eIigtonen  ^aben  fe^r  l^äufig  einen  entfc^ieben  bemoratifirenben 
(Sinflu§.  dm  Xffgemeinen  liege  flc^  behaupten,  bo§  toad  ben  $fli(^ten 
gegen  ©Ott  beigelegt  toirb,  ben  ^flid^ten  gegen  bie  SRenfc^en  ent)ogen 
toirb,  inbem  ed  fe^r  bequem  ifl,  ben  ÜRangel  bed  SBo^Iüer^altend  gegen 
btefe  burd^  Slbulatton  gegen  jenen  )u  erfe^en.  ÜDcnigemfig  feigen  totr 
in  allen  S^iim  unb  Säubern  bie  gro§e  9Re§rja§I  ber  9Renf(^en  e^  Diel 
leichter  fiuben,  ben  $imme{  burd^  ©ebete  ju  erbettetn,  ald  burc^ 
^anblungen  ju  Derbienen.  dn  jeber  9{etigton  fommt  ed  ba(b  ba^in, 
bag  für  bie  näc^ften  ©egenftdnbe  bed  göttlichen  SBiDend  nid^t  fotoo^I 
moralifc^e  $anbtungen,  ald  ©laube,  2^empetceremonien  unb  Satreia 
mancherlei  %tt  ou^gegeben  toerben;  \a,  a0mSIig  toetben  bie  (enteren, 
gumal  toenn  fie  mit  Smolumenten  ber  friefkr  terfnüpft  finb,  auc^  al9 
Surrogate  ber  erfteren  betrachtet.  9limmt  man  noc^  bajn  bie  ©rttuel 
M  9onati«mu«,  ber  Verfolgungen,  %eIigtondtriege,  fo  erfc^eint  ber 
bemorattflrenbe  (Sinflug  ber  Meßgionen  toeniger  problcmatif^,  aM  ber 
morotifirenbe.  {%  II,  379  fg.)  Die  Religionen  fc^einen  utc^t  fotoo^I 
bie  Sefriebiguug,  aU  ber  SRigbrauc^  bed  metop^^fifc^en  Vebürfniffed 
ju  fein,  ffienigflen«  ifl  in  i>\xi[\^t  auf  Vefürberung  ber  aRorätttttt 
i^r  ißtt^en  großent^eite  problematifc!^,  i^re  92a^tl§eile  hingegen  unb 
}umal  bie  ©rttueß^aten,  toelc^e  in  t^rrm  ©efolge  fid^  eingefk&t  ^aben, 
liegen  am  Sage.    ($.  II,  384.) 

dcbe  9{e(igiott  legt  i^r  !Z)ogma  ber  jebem  9){enfc^en  fühlbaren,  aber 
betf^olb  nod^  ut^t  t^erflSnblic^en,  moraßfc^en  Zriebfeber  jum  ©runbe 


276  ^Religion 

uitb  Derliiii))ft  d  fo  eng  mit  becfdfei,  bo§  betbe  ol8  nttjettrcmili^ 
etfd^cinen;  fa,  bie  $neficr  ftnb  bemüht,  Unglaubett  unb  dmmoroIUät 
für  (Sin^  unb  3)affeI6e  audjugeben.  hierauf  Beruht  t9,  bog  htm 
©löttbigen  ber  Ungtänbtge  für  ibentifc^  mit  bem  moratifc^  ©äfit^tea 
gilt,  loie  tote  fc^on  baron  fe^en,  bag  Sudbrfide,  toie  @ott(o0,  St^ei^ifc^^ 
Und^rifilic^^  fte^et  u.  bgl.  aM  f^nonkim  mit  moralifc^  ®i^Icd|t  gebranil^ 
toerbrn.    (S*  262  fg.    Sergl.  gfanatidmnd.) 

9)  6onfIict    ber    9teIigton    mit    ber    Silbung     unb 

äßiffeiifc^aft. 

3)ie  Siaegorie,  in  toelc^e  bie  9tcIigion  bie  SBa^r^eit  eintleibet,  barf, 
nm  i^re  SSStrtfamleit  ni^t  ju  verlieren,  flc^  nic^t  eingeflfinbti<^  al^ 
flKegorie  geben,    fonbern  mug  fi(^  cA9  sensa  proprio  toa^x  geltenb 
ma^en  unb  behaupten,  mä^renb  fte  bo^  ^öc^ftend  sensu  allegoiioo 
roafit  ift.    $ier  liegt  ber  un^eitBare  @(^aben,  ber  BteiBenbe  Uebe^and, 
melc^er  Urfadje  ift^   bag  bie  9{eIigion  mit  bem  unbefangenen,   cbfen 
@treben  nad)  reiner  Sßa^r^eit  fletd  in  Sonflict  gerat^en  tfl  unb  t% 
immer  öon  9?euem  wirb.    ($.  II,  357  fgO 

ÜDie  SRetigion  ffat,  ba  fte  in  i^rer  m^t^ifc^en  $orm  bie  Sßa^i^it 
nic^t  anberd,  ald  mit  ber  Süge  Derfet^t  giebt,  gmei  @eft(^ter,  etned  ber 
9Ba^r§eit  unb  cined  bed  j£ruge9.  de  noc^bem  man  ha9  eine,  ober 
ba9  anbere  xn9  9uge  fagt,  mirb  man  fie  tieben  ober  anfeinben.  Dq^ 
mvL^  man  {U  ald  ein  not^tvenbiged  Üebel  betrachten,  beffen  %ot^- 
menbigfeit  auf  ber  erbärmlichen  ©eifiedfc^to&^e  ber  grogen  SRe^rjo^I 
ber  ü^enfd^en  beruht,  »elc^e  bie  SBa^r^cit  gu  faffen  unfähig  iß  unb 
ba^er  eined  ©urrogatd  berfetben  bebarf.  ($.n,  361.)  ÜDie  9te[igion 
tritt  mit  bem  S(nfpru(^  auf,  nid^t  blod  aDegorifd^,  fonbern  im  bnc^« 
fläblic^en  ©inne  toaffx  ^u  fein;  barin  liegt  ber  ä^rug,  unb  ^ter  ifl  ed, 
mo  ber  f^reunb  ber  Sa^r^eit  ftc^  i^r  feinblic^  entgegenfleüen  mu§. 
($.  U,  366.)  S)ie  9ietigion  ^at,  mie  ber  3anu9,  ober  beffer  loie 
ber  Sra^manifc^e  Sobedgott  9)ama,  jtuei  ©efu^ter  unb  eben  anc^, 
knie  biefer,  ein  fe^r  freunblid^ed  unb  ein  fe^r  ftnflered.  SDa^er  ftd^ 
(Sntgegengefe(}te^  ))on  i^r  audfagen  tagt,  [t  nac^  bem  man  bag  eine 
ober  ha9  anbere  iud  Xuge  fagt.    {%  II,  386.) 

S)ie  Religion  mirb  bur^  fortfc^reitenbe  Serßanbedbilbung  jurikf« 
gebrSngt,  toirb  abftracter,  unb  ba  ifyc  SBefen  SSitbßc^Ieit  ifl,  mug  fie^ 
fobalb  ein  getoiffer  ®rab  Don  Serßanbedbilbung  aOgemein  gelooibcn, 
gau)  fallen.  ($.  429.  Scrgl.  unter  ©taube,  ©laubendte^re: 
Xbna^me  be9  ©laubeng  mit  ber  Qmaf^mt  ber  Sultur.)  3)ie  9tetigione8 
flnb  »ie  bie  Senc^tmürmer;  fle  bebfirfen  ber  3)nnfel^ett,  um  gu  (euc^ten. 
(Ein  gemiffer  ©rab  allgemeiner  Untoiffcn^eit  ifl  bie  Sebingung  aller 
Sletigionen,  ifl  bad  (SIement,  in  toelc^em  aOetn  fie  leben  fSnnen.  So* 
balb  hingegen  Vflronomie,  9?aturmiffenfd^aft,  ©eotogie,  ®ef(^i<(tc, 
Sänber«  nnb  Sölkrtunbe  i^r  Sic^t  allgemein  t)erbretten  unb  enbtt^  gar 
bie  fl^ilofop^ie  inm  SEßorte  fommen  barf,  ba  mug  jieber  auf  SBm^ 


9lcIigion«|»|irofo))(ic  277 

wcih  Offenbatnng  geftii^te  ®(aii6e  untergeben,  toorauf  bann  bie  ^^iloü 
fot^^e  feinen  $Iatf  einnimmt.    ($.  U,  369—371.) 

2)og  bie  Simtifatton  unter  ben  d^rifllic^en  6d((em  am  ^bt^ften 
fle^t,  (iegt  nid^t  baran,  bog  ba^  S§ri|tent^um  i^r  günfKg^  fonbem 
baron,  bag  t9  abgeftotben  ift  unb  toenig  Sinflug  me^r  f^at;  fo  lange 
e^  i^n  ^tte,  toox  bie  Sioilifation  n)eit  iwcüä,  im  aRittelattet.  (Sergl. 
ÜRittelalter.)  hingegen  ^aben  39lam,  99ra^mQni6mud  unb  Subb^aid« 
mud  no(^  burc^greifenben  Sinflug  auf^  Seben;  in  S^ina  noc^  am 
mcnigjlen^  ba^er  bie  SiDilifation  ber  ettro))fiifd|en  jiemlic^  gletc^  fommt 
XOe  dteligion  fte^t  im  Untagonidmn«  mit  bei  Sultnr.    (^.  U,  423  fg.) 

Steligionen  flnb  bem  f6olU  not^toenbig,  unb  flnb  i^m  eine  unfc^fife« 
bace  SBo^tt^at.  äBenn  fte  t^boc^  ben  Sortfc^rittcn  bei  9)tenfd^^eit  in 
bn  Srfenntni§  ber  SEBa^r^eit  fid^  entgegenfteOen  moOen;  fo  muffen  fie 
mit  möglic^fler  Schonung  bei  @eite  gefd^oben  toerben.  Unb  gn  Der« 
langen^  bag  fogar  ein  groger  @eift  —  ein  ^^atefpeare,  ein  ®5t^e  — 
bie  3)ogmen  irgenb  einer  Keltgion  bona  fide  et  sensn  proprio  ju 
feiner  Ueberjeugung  mad)e,  ift  mje  berkngen,  bag  ein  9{iefe  ben  @(^^ 
eine«  3^^B^  anjie^e.    (SB.  II,  185.) 

10)  SDie  (Sut^anafie  ber  9teIigion. 

äBenn,  »ie  )u  ^offen  \\t,  bie  iDteufcff^eit  bereinfl  auf  ben  $un!t  ber 
Steife  unb  Silbung  gelangen  uiirb,  mo  fie  bie  ma^re  $§i(ofo))^te  einer* 
feit«  ^ertjorjubringen  unb  anbererfcitd  aufzunehmen  Dermag,  bann  mirb 
bie  SBa^r^eit  in  einfacher  unb  faglic^er  ®eflalt  bie  S^eligion  Don  bem 
$(afee  herunterflogen,  ben  fie  fo  lange  Difarirenb  eingenommen,  aber 
eben  babur(^  jener  offen  gehalten  l^atte.  3)ann  tvirb  bie  9{c(igion  i^reti 
Seruf  erfüDt  unb  i§re  Sa^n  burc^Iaufen  ^aben;  fte  lann  bann  ba« 
bi«  }ur  SRünbigleit  geleitete  ©ef^Ie^t  entlaffen,  felbfl  aber  in  ^rieben 
ba^inf(^etben.   SDa«  toirb  bie  Sut^auafte  ber  9{etigton  fein.   ($.  n,  361.) 

11)  S^arafter  ber  bebeutenbfien  gefc^id^tltc^en  9ie» 
tigionen.  (@.  bie  Srtitet:  8ra^mani«mu«,  9ub« 
b^aidmud,  Oubent^um,  S^riftent^nm  nnb  0«lam.) 

12)  S)ie  oon  ber  9{eligion  Sebenben.  (@.  $riefter  unb 
Pfaffen.) 

13)  92atUrti(^e  9{eligiou. 

yiaiüxiiift  9{eIigion,  ober^  »ie  e«  bie  heutige  9Robe  nennt,  Religion«« 
f)^ifofop^ie,  bebeutet  ein  p^i(ofop^ifci|ed  @9{lem,  toelc^e«  in  feinen 
9{efultaten  mit  irgenb  einer  ))ofitit)en  9teIigion  übereinfiimmt,  fo  bag 
beibe,  in  ben  9ugen  ber  Sefenner  irgenb  eine«  Don  beiben,  eben  baburc^ 
beglaubigt  tt^erben.    ($.  429.) 

lleU0ionspl)U0f0pl)it. 

!Z)en  beiben  Srten  ber  iDtetap^^ftf,  9{eUgion  unb  $§t(ofo))^ie  (oergl. 
unter  aReta)>^9fi(:    Unterfc^teb  jmeier  Srten  ber  SRetap^^fil),  mttre 


278  3ecftgion«tttiterri(^t    —    fUtpMil 

t9  am  jutrSgltc^fteit,  ba§  iebe  Don  ber  anbevn  rein  gefonbert  bßebe  unb 
fid^  auf  intern  eigenen  ©ebtete  hielte,  um  bafelbfl  i^t  SBefen  k^ollfom« 
men  entioideln  }u  fönnen.  @tatt  beffeu  ijl  man  fd^on  ha9  ganje 
^riftlid^e  QÄtalttt  ^inburd^  bemüht,  i^ielme^t  bte  ^flon  beiber  }u  be« 
oerffieBigen,  inbem  man  bie  üDogmen  unb  SSegrtffe  ber  einen  in  bie 
anbere  überträgt,  iQOburd^  man  beibe  Derbirbt.  0m  unDer^o^Ienflett  ift 
bied  in  unfern  Sagen  gefi^e^en  in  jenem  feltfamen  3^^^^  ^^  ^n* 
ttturen,  ber  fogenannten  9te{igion^))^itofo))^ie,  tt>eld^e  att  eine  Urt 
®nofld  bemüht  ifl,  bie  gegebene  SRetigion  }u  beuten  unb  ia9  sensu 
allegorico  SBa^re  burd^^  ein  sensu  proprio  93a^re9  audjulegen.  HOein 
bajtt  raiii^t  man  bie  SBa^rl^eit  sensu  proprio  fc^on  fennen  unb  be« 
fl^en;  aldbann  ober  tolire  iene  üDeutung  überflUffig.  2)enn  b(o0  au0 
ber  Religion  bie  SRetap^^ftl,  b.  ^.  bie  Sal^r^eit  sensu  proprio,  bur^ 
Studlegnng  unb  Umbeutung  erfl  finben  ju  iQoQen,  lettre  ein  migtic|ed 
unb  geftt^rlid^cd  Unternehmen,  }u  toeld|em  man  fic^  nur  bann  ent« 
f (fliegen  Knnte,  koenn  t9  au jgemad^t  ttttre,  ba§  bie  Sßa^r^eit,  gleid^ 
bem  Sifen  unb  anbem  unebeln  iDtetalUn,  nur  im  berergten,  nid^t  im 
gebiegenen  3^1^^^^^  borfommen  fönne,  ba^er  man  fte  nnr  burc^  dte« 
buction  aud  ber  Serergung  gewinnen  fönnte.  (SB.  U,  185^  SergL 
unter  $l^iIofo))^ie:  ©egenfa^  gmifc^en  ^^ilofopl^te  unb  S^eotogie.) 

tttligionsuntetridit. 

SBenn  bie  SBelt  erft  el^rlic^  genug  getoorben  fein  toirb,  um  jlin* 
bern  Dor  bem  15ten  Oa^re  leinen  ^{eligtondunterrid^t  gu  ert^eilen, 
bann  tüirb  etwa9  Don  i^r  gu  ^offcn  fein.  ($.  428  fg.  $.  n,  349  fg. 
352 fg.  SSergl.  unter  ®Iaube,  ©lauben^Ie^re:  ©d^äbltd^e  äBir- 
lung  frü^  eingeprägter  ®Iauben9{e^ren.) 

lleliqmenMtttfl)  f.  Serel^rung. 

StproDfuction$kraft. 

1)  SDie  Sieprobuctiondiraft  aU  eine  gorm  berSebend« 
fraft.  (@.  unter  Sebenölraft:  ÜDie  8eben«fraft  an  fl^ 
unb  i^re  brei  (Erfd^einungdformen.) 

2)  !Die  9{e))robuctiondIraft  aU  $au))td^ara(ter  ber 
^flange.    (@.  ^ßflange.) 

3)  3)ie  ©enüffe  ber  8ie»)robuction«fraft.  (©.  ©enug.) 

Iltpublik. 

1)  Segler  bed  re))ub(ifanifd^en  ©^fiemd. 

3)ad  re))ublilanifc^e  ©Qflem  ifl  bem  3Renfd^en  fo  toibernatürßc^,  tote 
c4  bem  ^5^ern  ®eifled(eben,  alfo  fiünflen  unb  äBiffeufd^aften,  ungünfiig 
ift.  SiepubKfcn  fmb  fUnflUc^  gemad^t  unb  a\i9  ber  9ief[e;ion  ent* 
ff^ningea,  fommen  ba^er  au^  nur  aU  feltene  Studna^men  in  ber  gan« 


9{el)urflon9rvaft   —    9{eue  279 

]en  ffieltgef^id^te  \>ox.  9ttp\xi^tn  flnb  leitet  )u  errichten,  ^ttgeoen 
W»«  ju  erhalten.  (?.  U,  271—273.  »«9!.  luitct  SRonard^ic: 
StA  groger  SJorjug  ber  SRonard^ie  Dor  ber  9{e))ublif.)  Kcpubltfen 
tenbiren  jur  Xnar^ie.  (S.  I,  406.)  dn  %e))ttUi(en  fe^tt  ed  beut 
Staate  an  ber  nöt^igen  Concentrotion  unb  ftroft.   (?.  n,  267.) 

2)   S)te  norbamertfantfc^en  ditpnblUtn.    (®.  unter 
Ämerifa:  Sf;ara!ter  wnb  Serfaffung  ber  SWorbamcrifaiter.) 

Hepulftoniikta^  f.  «ttraction^fraft. 

Sef{0tiation.  (@.  unter  SBiKe:  Semetnung  M  SBiDend,  femer  Std« 
fefe,  unb  unter  @totctdmu^:  ©egenfaQ  itotfc^en  beut  flotfc^en 
®(ei(^inut(  unb  ber  c^rtfUt^en  9tefignatton.) 

fiefpitatioti,  f.  Stimmen. 
Hetiiio,  f.  garbe. 

Hene. 

1)  Urfac^e  unb  ©egenflanb  ber  9{eue. 

9teue  entfielt  ntmmermel^r  barau9,  bag  {ma9  unmögttd^)  ber  Sßttle, 
fonbern  baraud,  bog  bie  (Srienntntg  fi(^  geftnbert  ^üt  SB3ir  bereuen 
ba^er  nie,  »ad  toir  getrollt,  toofjjl  aber  toa9  tvtr  getrau  ^aben,  totil 
tttr,  bur<^  falfc^e  Segriffe  geleitet,  etmad  Xnbered  traten,  att  unferm 
SBiQen  gemSg  mar.  SDie  (Sinftc^t  ^iertn,  bei  richtigerer  Srlenntnig,  ift 
bie  Steue.  dmmer  ifl  bie  Sßeue  berichtigte  Srlenntnig  bed  SJer^ält* 
niffe«  ber  S^at  jur  eigentlichen  Sbfic^t.   (S93.  I,  349  fg.) 

!Cie  9lcue  ifl  baburc^  bebingt,  bag  Dor  ber  X^at  bie  Steigung  }u 
biefer  beut  dnteüect  ni^t  freien  Spielraum  lieg,  inbem  fie  i^m  nid^t 
gemattete,  bie  i^r  entgegenfie^enben  SDIotiDe  beutlid^  unb  DoOflänbig  tn0 
tluge  )n  faffen,  Dielme^r  i^n  immer  luieber  auf  bie  ju  i§r  aufforbem« 
ben  ^inlenhe.  !Diefe  nun  aber  finb,  nac^  DoÜbra^ter  Zf)at,  btxxäf 
biefe  felbft  neutralifirt,  mithin  unmirifam  getoorben.  de^t  bringt  bie 
SBirflid^feit  bie  entgegenfte^enben  SDtotine,  a\9  bereit«  eingetretene  gol« 
gen  ber  ST^at,  Dor  beu  dutcUect,  ber  nunmehr  erleunt,  bog  fie  bie 
Ottrferen  getoefen  »ftren,  toenn  er  fie  nur  ge^9rig  in0  Stuge  gefagt 
unb  erkoogen  glitte.  X)er  9Renfcl^  »irb  atfo  inne,  bog  er  get^  ^ot, 
mo«  feinem  SBiOen  nic^t  gemflg  toar;  biefe  (Erfeuntnig  ifl  bie  9feue. 
HQe  bergleic^en  ^onblungen  entfpringen  bemnoc^  im  ®runbe  ou0  einer 
reIotit>en  Gd^mtfc^e  bed  3nteOect0,  fofem  nttmlid^  biefer  fli^  bom  SBiOen 
ba  übermeiflern  Ugt,  100  er,  o^ne  fi<^  Don  i^m  ftSren  }u  (offen,  feine 
Function  ht9  Sordiolten«  ber  SRotit>e  ^tftte  unerbittlich  DoOgie^eu  follen. 
3)ie  Sememen}  bed  SBiOen«  ifl  bobet  nur  mittelbar  bie  Urfoc^e,  fo' 
fem  fie  nttmlic^  bett  dnteOect  ^emmt  unb  baburc^  fic^  9ttnt  bereitet» 
(»,  n,  679  fg.) 


280  »getont 

2}  Untetfc^teb  ^totfd^eit  9!eut  unb  ®eiotffen9aitg{t. 

®etotffendangft  über  ia9  begangene  iß  nid^td  toentger  a\9  ^m, 
fonbcrn  ©(^rncrj  über  bic  Srfenntntg  feiner  felbfl  on  p^,  b.  fj,  aW 
SßiQe.  ®te  beruht  gerabe  auf  ber  ®etoig^ett,  ba§  man  benfelbes 
SBitlen  nod^  immer  §Qt.  SBäre  er  geSnbert  unb  ba^er  bie  ®etoiffen0' 
angfl  bloße  ffttm,  fo  ^öbe  biefe  fid)  felbfl  auf;  benn  bad  Sergangene 
Hunte  bann  meiter  leine  Sfugft  ermecfen,  ba  ed  bie  SIeugerungen  eined 
SBillend  barflellt,  xoM]tx  nid^t  me§r  bcr  bed  9ieuigen  toäre.  (9ß.  I^ 
350.    Sergl.  unter  ©cmiffen:  Urfprung  ber  ©cwiffen^^jein.) 

3)  ÜDie  $ein  ber  92eue,  tiergtic^en  mit  ber  bed  unet* 
funten  SBunfc^e«. 

2)ie  $ein  be^  unerfüllten  SQSunfc^ed  ifi  Kein  gegen  bie  ber  Steue; 
beun  jene  fle^t  Dor  ber  flet^  offenen,  uuabf eßbaren  B^'^iif^i  ^^^\^  ^^^ 
ber  unn)iberruf(ic^  abgefd^Ioffenen  Vergangenheit.   {%  U,  625.) 

lll)ctorik. 

1)  Ver^ältnig  ber  9I^etori!  gur  Sogil  unb  !Z)ioteIti!. 

3)ie  9{^etoriI  ifi  eilt  SE^eil  ber  Sted^nit  ber  Sernunft  unb  foOte 
mit  ben  beiben  anbern  Zueilen  berfclben,  Sogif  unb  SDiateltil,  }ufani' 
men  gelehrt  mcrben,  ?ogi!  a\9  Sted^nif  bed  eigenen  ÜDentend,  jDiafettif 
be«  Di^^utiven«  mit  Änbcren,  unb  9?l^ctorif  be«  JRcbcnfi  gu  Sielen 
(concionatio);  alfo  cntfprcd^enb  bem  ©ingular,  S)ual  unb  $(ural,  toit 
md)  bem  9Jf onolog,  Dialog  unb  ^anegtjrifuö.  (SB.  11,  112.)  —  3« 
ber  Sß^etorif  finb  bie  r^etorifc^en  Figuren  ungefähr  mad  in  ber  Sooit 
bie  ft)nogiflifc(|en,   j[cben  i^aD^  aber  ber  Betrachtung  tuürbig.    (w. 

n,  113.) 

2)  3)efinitiou,  OueUe  unb  Stegein  ber  8erebfam!eit. 
(®.  iBerebfomfeit.) 

3)  !Z)ie  Ueberrebungdtunfl. 

2)ie  Ueberrebung^tunfl  beruht  barauf ,  bag  man  bie  Ser^ältniffe  ber 
»cgriff^fp^ären  (f.  unter  »egriff:  »egriff^f paaren)  nur  einer  ober* 
fldd^tic^en  Setra^tung  unterwirft  unb  fie  bann  feinen  Sbftc^ten  gemä§ 
einfeitig  benimmt,  ^auptfäd^Uc^  baburd^,  bag,  menn  bie  ©]p^fire  eine« 
betrad^teten  S3egriffd  nur  jum  S^eil  in  einer  anbern  liegt,  }um  ^^^ 
aber  ouc^  in  einer  ganj  Dcrfc^iebenen,  man  fte  aU  ganj  in  ber  erflen 
liegenb  angiebt,  ober  ganj  in  ber  gaeiten,  na(^  ber  Sbftd^t  M  K^^ 
nerd.  3*  ®*  ^^^  ^^^^  Seibenf(^aft  gerebet  toirb,  lann  man  birfe 
beliebig  unter  ben  Segriff  ber  grdgten  ^aft,  be9  m&c^ttgflen  Igen« 
in  ber  SBelt  fubfumiren,  ober  unter  ben  Segriff  ber  Unvernunft  »nb 
biefen  unter  ben  ber  £)^nma(^t,  ber  ©d^möc^e.  !Caf[eibe  Serfa^ren 
Tonn  man  nun  fortfe^en  unb  bei  j[ebem  Segriff,  ouf  ben  bie  %ebe 
fü^rt,  t)on  Steuern  amuenben.  Xuf  biefem  fiunflgriff  berufen  eigentlich 
alle  Ucberrebung^Iünfie,  aQe  feineren  ©op^idmen.   (SB.  I,  58.) 


SR^i^t^mu«    —    9io!iian  281 

1-)  M^^t^mud  in  ber  ^oefte.    (®.  unter  $oefte:  $ülf9« 
^      mittet  ber  ^ocfle.) 

2)  tt^Qt^intt^  in  ber  9RufiI.  (®.  unter  Xrc^itectur:  6er« 
9lei(^g  ber  Saufunft  mit  ben  übrigen  ftünften.) 

ttid^tig. 

lieber  ben  Unterf^ieb  be«  ^räbicat«  ffric^tig''  Don  ben  $rtfbtcaten 
„mf)x'\  „xtaV,  ,,et)lbfnt"  f.  Coibenj. 

ttUterlii^t  €\)tt.    (®.  unter  S§re:  (Sine  afterart  ber  (E|re.) 

ttomatt. 

1)  ftennjeic^en  bed  guten  9{omand. 

Sin  Vornan  toirb  beßo  ^ö^erer  unb  eblerer  Strt  fein,  |e  me§r  innere^ 
unb  ie  »entger  ttugered  geben  er  barßeKt;  unb  bied  Ser^ttltniß  toirb, 
M  ^oraherifHfd^e«  3^^^»,  aUe  Hbfhtfungen  bed  Stomand  begleiten, 
oom  Xrißram  ©^anb^  an,  ber  fo  gnt  mie  gar  letue  ^cmblung  ^at,  bi« 
3ttm  ro^eflen  unb  t(|atenrei(^{)en  9{itter«  unb  S^ttuberroman  ^erab.  — 
S)te  Shmjl  befielt  barin,  ba§  man  mit  bem  mögti^ft  geringflen  Stuf« 
manb  Don  ttugerem  lieben  bad  innere  in  bie  ftdrffle  ^emegung  bringe; 
benn  bad  innere  ifl  ber  eigenttid^e  ©egenftanb  unferd  dntereffe^.  — 
!^e  Aufgabe  be^  Komanfd^rdberd  ifi  ni^t,  groge  SorfftOe  }u  erjagten, 
fonbem  Heine  inteveffant  gu  mad^en.   (%  II,  473  fg.) 

@o  mie  gute  3)taler  gu  i^ren  ^iflorifc^en  Silbern  mirlli^e  SRen« 
fd^en  äRobeO  flehen  (äffen  unb  }u  i§ren  ft5))fen  koirlfid^e,  au^  bem 
geben  gegriffene  ©eflc^ter  nehmen,  bie  fie  fobann  ibeoliftren;  eben  fo 
mod^en  t9  gute  9{omanf(^reiber ;  ^e  legen  ben  ^erfonen  i^rer  gictionen 
mirflic^e  SRenfc^en  and  i^rer  Selanntfc^aft  f^ematifc^  unter,  toeld^e 
fU  nun,  i^ren  Xbft(|ten  gemttg,  ibealiftren  unb  com))Ietiren.  (0. 
n,  478.) 

!Die  getoö^ntid^en,  bad  groge  publicum  unter^altenben  unb  feinen 
SeifaO  finbenben  SKomane  aDer  ®attungen  flnb  p^antafiifc^er  8rt. 
(SergL  ^^antaft.) 

2)  S)er  SRoman  aU  @))iege(  bed  $erjend. 

aSkit  ber  €<^mer),  indfi  ber  ©enug  ba0  ^ofitiDe  ifl,  beffen  ©egen- 
UKirt  fi(^  ftt^tbar  ma^t,  unb  groge  lebhafte  Sreube  fi^  fc^tec^terbing« 
nur  beulen  Ifigt  al9  ffofge  groger  vorhergegangener  92ot^,  barum  ftnb 
aOe  !Di(^ter  genSt^igt,  i^re  Reiben  in  ttngflUd^e  unb  peinliche  gagen  \ 

)tt  bringen,  um  fie  barau^  miebei;  befreien  ju  lönnen.  S)rama  unb 
(Spo9  f^ilbern  bemnac^  burc^gängig  nur  Kmpfenbe,  Icibenbe,  gequSUe 
SDtenfc^en,  unb  jeber  ^oman  ifl  ein  ©udRaflen,  barin  man  bie  ©pa^» 
men  unb  (Sonüulfionen  M  gettngfligten  menfd^Iic^en  $er}end  betrad^tet. 
(®.  n,  668.) 


284  9{tt^m.   92Qd^ni^in. 

%>a  unfhetttg  ber  ttul^m  nur  \>a9  (SeQinb&re  xft,  ba«  6Io§e  (Sc^o,  X6« 
(Üb,  (Sd^atten,  ©^mptom  be<3  $erbtenf}ed,  unb  ba  iebenfaü^  ba9  Sc* 
tDuttberte  tne^r  SBert^  ^aben  mug,  aÜ  bic  SSetounberutig ;  fo  tann  bod 
eigentltd^  Seglüdenbe  ntc^t  im  9tu^tne  liegen,  fonbern  in  i)tm,  toobnr^ 
man  i|n  erlangt,  a(fo  im  Serbienjie  felbfl,  ober,  genauer  3U  reben,  in 
ber  ©eftnnung  unb  ben  t^ä^igfeiten,  au9  benen  ed  ^erDorgieng.  ($.  I, 
424.    SB.  n,  440.) 

6)  Unberlierbarleit  bed  üd^ten  9tu^m^« 

©0  fc^toer  ed  i{i,  ben  9^u^m  in  erlangen,  fo  leicht  i^  c^,  t§n  ^u 
behalten.  S)er  SKu^m  fann  eigentti(^  nie  oerloren  ge^en;  benn  bte 
Zfiat,  ober  bad  3Berf,  burc^  bte  er  erlangt  tüorben,  flehen  für  immer 
fe^,  unb  ber  9?u^m  berfelben  bleibt  i^rem  Urheber,  andi  tovm  er 
feinen  neuen  ^injufügt.  3Benn  jeboc^  ber  9{u^m  »irKi^  Derflingr, 
koenn  er  überlebt  mirb;  fo  toax  er  unäc^t,  b.  ^.  uuDerbient,  bari$ 
augenblidß^e  Ueberfc^ägung  eniflanben,  mo  nic^t  gar  burd^  ab^i^tii^^ 
Xudpofaunen.   ($.  I,  421  fg.;  U,  498.) 

7)  X)er  un^erbiente,  fd^neKe  unb  falfd^e  9{u^m. 

Seim  fatfc^en,  b«  i.  unt>erbienten  9{u(m,  ift  ba^  Semunberte  ber 
iBelounberung  nic^t  mert^.  @ein  Sefi^er  mug  an  i^m  getreu,  o^ne 
Xa^,  moDon  berfelbe  \>a€  ©^mptom^  hn:  b(o^e  Sbglanj  fein  foQe,  mirt« 
Itd^  }u  ^aben.  ÜDiefer  9iu^m  mug  i^m  oft  verleibet  merben,  loenn 
bidioeilen  tro^  aUer  aud  ber  (Sigenliebe  entfpringenben  ©etbfltftufd^ung 
il^m  auf  ber  ^ö^e,  für  bie  er  nic(|t  geeignet  ifi,  boc^  f(^toinbe(t,  ober 
t^m  ju  äRut^e  mirb,  att  todre  er  ein  !u))femer  SDucaten;  mo  bann 
bie  Vngft  ^ox  (Snt^üIIung  mtb  Derbienter  üDemüt^igüng  i^n  ergreift, 
jumal  ioenn  er  auf  ben  ®tirnen  ber  SRitmenfd^en.  ba^  Urt^U  ber 
ißac^welt  lieft.  Sr  gleid^t  fonad^  bem  Sefi^er  burc^  ein  falfd^cd  SDefta* 
ment.   ($.  I,  425.) 

S^  ifl  Iei(^t  begreif(i(^,  bag  ein  9tu^m,  ber  fc^neO  erfolgt,  am^ 
frü^  erlifc^t,  unb  au(^  ^ier  e^  ^eißt  quod  cito  fit,  cito  perit;  inbem 
Seifhtngen,  bereu  3Bert^  ber  gemö^nlic^e  a^enfd^enfc^fag  fo  leicht  er« 
lennen  unb  bie  3Ritben)erber  fo  toidig  gelten  lafjen  fonnten,  au<^  nic^t 
fe^r  l^od^  über  bem  $ert>orbringungdt>ermbgen  Selber  flehen  Serben. 
3ttbem  i{l  fc^on  megen  bed  ©efe^ed  ber  ^omogeneität  (f.  unter  Sei« 
fall:  Ouelle  be^  SeifaKd)  ein  fc^neO  eintretenber  SRu^m  ein  oerbö(|« 
tiged  S^iiltn;  er  ifl  nämlid^  ber  birecte  SeifaQ  ber  SKenge.  Xud 
umgete^rten  ©rünben  toirb  ein  Ku^m,  ber  Don  langem  Seflonb  fein 
foK,  fe|r  fpdt  reifen,  nnb  bie  da^r^unberte  feiner  !Dauer  muffen  mei« 
ftend  mit  bem  SeifaU  ber  3ci^S<"^ff<^"  erfanft  »erben,  S)enn  ma^ 
fo  anl^altenb  in  ©eltung  bleiben  foS,  mug  eine  fd^mer  }u  erlangenbe 
SCrefflic^Ieit  ^aben,  meldte  auc^  nur  ju  ertenuen  fd|on  ftöpfe  erforbert^ 
bie  ni(f)t  ieberjeit  ba  finb,  am  loenigfien  in  ^inreid^enber  Xnja^I,  um 
fii^  üeme^mbar  mod^en  }u  fBnnen.  iDtägige  Serbienfie  ^ingfgen,  bie 
balb  anertannt  merben,  laufen  bafür  @efa^r,  bog  i^r  Sefi^er  fte  unb 


9(otnantt(    --    9lu^m.   ^loi^rubm  283 

ttbergte^be  dufAinmenftenuttgen  f!nb,  )itr  SBiebetl^ohntg  tmb  Uetong 
feine  Bett,  nod^  ®ebttlb  lägt  (®.  148.) 

Somatttik. 

1)  ©egenfa^  itotf<^cn  9totnanttf  unb  $umant9mnd. 
(@.  {^umanidmud.) 

2)  Unterf^teb  jtoif^en  flafftfc^et   unb   romantifd^cr 
$oefic.    (@.  $Defie.) 

Küditnmark.   (@.  unter  93c toegung:  Unterf(^teb  ber  untoiUfttrlid^en 
unb  iotllfürltd^en  Sekoegung.) 

Sui)in.    {tad)nti)m. 

1)  3u  meldten  ©ütern  bet  fftnf^m  gehört. 

3)n  9ht^m  ge^Srt  ju  ben)entgen  ©fltern  ht9  menfd^tic^en  ?ebni9, 
bie  in  bem  befielen,  mad  n)ir  in  ber  SBelt  Dorflellen,  b.  ^.  in  ben 
Sugen  atnberer  finb.  2)tefed  Ugt  fid^  nämlic^  etnt§ei(eu  in  üf^xt, 
aiong  unb  ^inf^m.   ($.  I,  382.    Cergl.  Oilter.) 

2)  ©egenfa^  {»ifd^en  (S^re  unb  9tu^ni.   (®.  (S^re.) 

3)  Qtoti  Sege  jum  9{it(nt. 

9}ur  bur(^  augerorbentlic^e  Seiflungen  loirb  SRn^m  erlangt.  3)iefe 
mm  finb  entmeber  X^aten,  ober  9Berte.  SDeninac^  fte^n  }ttm  8?u^e 
3met  Sege  offen.  3"^  ^^9^  ^  Si^aten  befähigt  DorjügUd^  ha9 
groge  ^i,  ju  bem  ber  SEBerle  ber  groge  ftopf.  deber  ber  beibeit 
Sßege  \(it  feine  eigenen  Sort^eile  unb  9}ad^t^ei(e.  SDer  ^auptunter« 
fc^ieb  ifl,  ba§  bie  Saaten  Dorüberge^en,  bie  Sßerte  bleiben.  ($. 
I,  416  ff.) 

4)  @(^tüierig(eit  ber  Srlangung  bed  9?ttl^md.  (@.  unter 
iBeifatI:  SBorum  bie  SBerfe  M  ®enie'd  fo  f^n^er  Seifatt 
finben,  unb  unter  ®enie:  Stad^tl^eile  ber  ©enialität.) 

6)  Sßert^  be«  9tuf^m9. 

S)er  Stu^m  beruht  eigentlich  auf  3)em,  »ad  (Einer  im  Sergleid^  mit 
l>en  Uebrigen  ifl.  S)emnail^  ifi  er  loef entließ  ein  9}eIatioe9,  tann  ba« 
^er  au^  nur  relatiüen  Sert^  ^aben.  (Sr  fiefe  gonj  meg,  mnn  bie 
Uebrigen  würben,  »ad  ber  ®ertt^mte  ift.  Sbfotuten  8Bert^  tann  nur 
!Z)ad  ^ben,  toa9  iffn  mtter  aOen  UmftAnbeii  be^ttlt,  alfo  ^ier,  m$ 
Siner  unmittelbar  unb  fUr  flif  felbft  ift;  fotglii^  mu§  hierin  bev 
^Skttf)  unb  bad  ®Ittdt  be0  großen  ^erjend  unb  be9  großen  !top\t9 
tiegem  Xlfo  nic^t  ber  9{u^m,  fonbern  ^a9,  woburt^  man  il^n  Der« 
bient,  ift  bad  SSßert^ooOe.  Denn  t9  ift  gleic^fam  bie  @ubfian)  unb 
tn  fftuftm  nur  bo«  Sccibend  ber  ©ac^e.  {%  l,  422.)  On  eubttmo- 
nologifd^er  ^inflc^t  ift  ber  Mu^m  nic^td  »eiter,  ald^  ber  fef teufte  unb 
nftlic^fh  »iffen  fUr  unfern  etolj  unb  unfere  (Siteircit.    (^.  I,  423.) 


284  9hi§tn.  9{ad^ni^in. 

Sa  unfiretitg  ber  Kul^m  mir  bad  ©eombSte  i%  ba0  6(oge  (Sd^o,  X6* 
(tib,  (Sd^atten,  ©^tnptom  be4  9erbtetifle9,  uttb  ha  iebenfaDd  bad  Od- 
tDunberte  tne^r  Sßert^  ^aben  mug,  ald  bie  SSemunberung ;  fo  fann  bad 
etgentlid^  Seglüdenbe  ntc^t  im  9tu^me  liegen,  fonbern  in  i>tm,  mobnr^ 
man  i|n  erlangt,  atfo  im  Setbienfle  felbfl,  ober,  genauer  jn  reben,  in 
ber  ©efinnung  unb  ben  t^ä^tgletten,  au9  benen  t9  ^erDorgieng.  ($.  I, 
424.    ffi.  n,  440.) 

6)  Unberlierbarfeit  bed  üd^ten  9{u^m^. 

®o  f Corner  e^  ifl,  ben  9^u^m  in  erlangen,  fo  leicht  iß  e^,  i^n  }tt 
behalten.  S)er  9tu^m  tann  eigentHi^  nie  Derloren  ge^en;  benn  bie 
S^at,  ober  ia9  SBerf,  burc^  bie  er  erfangt  toorben,  flehen  für  immer 
fefl,  unb  ber  SKu^m  berfelben  bleibt  i^rem  Urheber,  aud^  nienn  er 
leinen  neuen  ^in}ufügt  Sßenn  j[ebod^  ber  9{u^m  tt)irf(t(^  Derllingt, 
koenn  er  überlebt  mirb;  fo  toax  er  unfic^t,  b.  ^.  unDerbient,  bur(^ 
augenbßdHic^e  Ueberfc^ägung  eniflanben,  mo  nic^t  gar  burc^  ab{i(^t(ic|ed 
atudpofaunen.   ($.  I,  421  fg.;  U,  498.) 

7)  S)er  uni^erbiente,  fd^nelle  unb  falf(^e  9{u^m. 

Seim  falff^en,  b.  i.  unDerbienten  9{u(m,  ifl  ba^  93ett)unberte  ber 
iBemunberung  ni^t  mert^.  @ein  Sefi^er  mug  an  i^m  j^^ren,  o^ne 
%>ae,  h)ODon  berfelbe  bad  ®t)n0ftom,  bl!r  blo^e  Sbglanj  fein  foUe,  mirt- 
(id^  }u  ^aben.  ÜDiefer  %u^m  mug  i^m  oft  «verleibet  merben,  wenn 
bidtoeilen  tro^  aller  an9  ber  (Eigenliebe  entfpringenben  ©etbflt&ufc^ung 
il^m  auf  ber  $ö^,  für  bie  er  ni(^t  geeignet  ifi,  bo^  fd^kiiinbelt,  ober 
i^m  ju  SRut^e  mirb,  att  wäre  er  ein  fu))femer  SDucaten;  too  bann 
bie  Xngfl  Dor  (Snt^üDung  nnb  Derbienter  üDemüt^igüng  i^n  ergreift^ 
2uma(  menn  er  auf  ben  Stirnen  ber  SRitmenfd^en  ba«  Urt^eU  ber 
92ac^welt  lieft.  £r  gleicht  fonad^  bem  Sefi^er  burd^  ein  falf(^ed  Xefla« 
ment.   (^.  I,  425.) 

&  ifl  (eid^t  begreiflich,  bag  ein  9{u^m,  ber  fd^neO  erfolgt,  au^ 
frü^  ertifc^t,  unb  au^  ^ier  ed  ^eißt  quod  cito  fit,  cito  perit;  tnbem 
Seifhtngen,  bereu  SEBert^  ber  gemö^nlid^e  ilRenfc^enfc^tag  fo  leidet  er« 
fennen  unb  bie  SRitbewerber  fo  toidig  gelten  laffen  tonnten,  aud^  nic^t 
fe^r  ffO<Si  über  bem  $eniorbringungdDermi{gen  Setbcr  flehen  toerben. 
3nbem  ifl  f^on  megen  bed  ©efe^ed  ber  ^omogeneitSt  (f.  unter  93ei« 
fall:  Ouetle  be^  SeifaKd)  ein  fc^neO  etntretenber  9in^m  ein  berbä^* 
tiged  S^xittn;  er  ifl  nttrnUc^  ber  birecte  SeifaQ  ber  SKenge.  Ibt^ 
umgefe^rten  ®rünben  wirb  ein  Ku^m,  ber  Don  langem  Seflonb  fein 
foO,  fe^r  ff>ilt  reifen,  nnb  bie  da^r^unberte  feiner  !Dauer  muffen  mei* 
ftend  mit  bem  SeifaU  ber  3cit9<noffen  ertauft  »erben.  S)enn  ma^ 
fo  anl^altenb  in  ©eltung  bleiben  foS,  mug  eine  ferner  }u  erlangenbt 
j£reffli(|feit  §aben,  weld^e  auc^  nur  }u  ertenuen  f^on  ftöpfe  erforbert^ 
bie  nic^t  ieberjeit  ba  fiub,  am  menigflen  in  ^inreid^enber  iinyiffi,  um 
fidj  Deme^mbar  mod^en  ju  tSnnen.  äRögige  Serbienfle  hingegen,  bie 
balb  anertannt  werben,  laufen  bofür  @efa^r,  bag  i§r  Sefi^er  fle  unb 


9tnfim.  iRod^tu^m  285 

fiif  übtAzit,  fo  bag  für  ben  Üuffm  in  ber  ditgenb  t^m  £)6fcuritttt 
im  Witt  3U  X^eil  totrb;  tt)%enb,  bei  großen  SSerbten^en,  man  nm« 
gelehrt  lange  obfcur  bleiben,  Jbafür  aber  im  SHter  glän^enben  9tu^m 
erlangen  wirb.   (5ß.  n^  499.) 

dn  ber  Siegel  toirb  ber  9{u^m,  je  tttnger  er  ju  bauern  ^at,  beflo 
fpüter  eintreten,  toie  [a  aOe^  Sorgilglic^e  langfam  heranreift.  S)er 
9tu^m,  meld^er  gum  9fad^ru^m  toerben  n^iO,  gieid^t  einer  Sid^e,  bie 
au^  i^rem  ®aamen  fe^r  langfam  empormäd^fl;  ber  leichte,  e))§emere 
9tu^m  ben  einjährigen,  f(^neQ  »a^fenben  ^ßangen  unb  ber  falf^ 
^u^m  gar  bem  f(^nell  ^erüorf^iegenben  UnIraute,  baö  fc^Ieunigfl  aus- 
gerottet toirb,   Cß.  I,  418.) 

S)er  falfd^e,  nSmlic^  ber  fünflttd^e,  burd^  ungerechtes  Sob,  gute 
Sreunbe,  beftb^ene  Ihritihr,  SEBinJh  bon  oben  unb  Serabrebungen  Don 
unten,  bei  ri^tig  borauSgefe^ter  Urt^eiMIoflgfeit  ber  SRenge,  auf  bie 
Seine  gebrad^te  8iu§m  etneS  SBerfeS  gleid^t  ben  lO^fenMafen,  burd^ 
bie  mau  einen  fc^meren  StJixptt  gum  Sc^mimmen  bringt  @ie  tragen 
i^n  lungere  ober  lürgere  S^tt,  je  na^bem  fie  aufgeblö^t  unb  feft  gu« 
gef^nürt  ftnb;  aber  bie  Suft  tranSfubirt  aDm&lig  bod^,  unb  er  {Inft. 
S)teS  ift  bad  unt)ermetbltd^e  SooS  ber  SBerfe,  toeld^e  bie  OueDe  i^reS 
Sturmes  nii^t  in  ft(^  ^aben.  Z>a9  falfd^e  Sob  Der^aÜt,  bie  Ser- 
abrebungen  fierben  auö,  ber  ftenner  finbet  ben  9tu§m  nic^t  befitttigt, 
biefer  erlifd^t,  unb  eine  beflo  größere  ©eringfd^S^ung  tritt  an  feine 
©teile,  hingegen  bie  äd^ten  SBerfe,  n^elc^e  bie  OueHe  i^reS  9{u^meS 
in  fi^  ^aben,  unb  bal^er  }u  jeber  ^tit  bie  Semunberung  Don  9?euem 
gu  entgünben  Dermögen,  gleichen  ben  fpeciflfd^  leichteren  ftSrpern,  bie 
aus  eigenen  3)?itteln  fläf  fietS  oben  erhalten,  unb  fo  gelten  fie  ben 
€trom  ber  3eit  ^inab.   (?.  II,  501.) 

8)  SBarum  ber  Stul^m   Dor  ÜDenen  fliegt,   bie  i^n 
fud^em 

SSer  baS  (Sntt  unb  Steckte  hervorbringen  unb  baS  Sd^ie^te  Der* 
meiben  foll,  muß  bem  Urt^eite  ber  SRenge  unb  i^rer  Sßortfü^rer  S£ro^ 
bieten,  mithin  fie  Verachten,  hierauf  beruht  bie  9ti^tigteit  ber  9e« 
merfung,  baß  ber  9tu^m  bor  3)enen  fliegt,  bie  i^n  fuc^en,  unb  Senen 
folgt,  bie  i§n  Demac^Uffigen ;  benn  dene  bequemen  fidE|  bem  ©efc^madf 
ber  Seitgenoffen  an.    2)iefe  trogen  i^m.   (¥.  I,  421.   $.  464.) 

9)  ©egenfa^  gloifc^en  bem9ttt^m  bei  ben  3^itgenoffen 
unb  bem  ^u^m  bei  ber  9la(^»e(t 

SBenn  man  baS  Sob  ber  S^itgenoffen  aQer  S^itm  überbau))! 
ins  8ütge  faßt,  toirb  man  finben,  baß  baffelbe  eigentlich  immer  eine 
^ure  iß,  ))roßituirt  unb  befubelt  bur^  taufenb  Untoürbige,  benen  eS 
in  !£^ei(  geioorben*  hingegen  ifl  ber  S^u^m  bei  ber  9}ad^koeU  eine 
folge,  f))r9be  Schöne,  bie  ftd^  nur  bem  SBttrbigen,  bem  ®ieger,  bem 
feltenen  {Selben  (ingiebt.   (^*  n,  603  fg.) 


286  9hi^m*  9lQi4ni^m 

Die  8tt,  koie  ber  ScifatI  ber  S^itgenoffett  tittfi^t  (l^argL  unter 
Setfad:  ©eringer  9ßert§  bed  SeifaM  bei  S^tgenoffen),  mac^t  cd 
erHftrtic^,  toatutn  ber  SKu^m  ber  S^i^t^n^ff^  fo  f^^^^n  bte  9Retamot« 
p^ofe  in  iRac^ru^m  erlebt   ($.  I,  426.) 

10)  dncom))atibiUtät  bed  Stumme«  mit  ber  räumli^en 
unb  }eitU(^en  Sfä^e  ber  $erfon. 

Sür  ben  IBerii^mten  Ittuft  ber  Unterfd^ieb  ito\\ä)m  betn  Kn^tne  bei 
ber  SRittuelt  unb  bent  bei  ber  9?ac^toeIt  am  dnbe  bIo9  baraitf  ^tnau«^ 
ba§  beim  erflen  feine  Sere^rer  bon  i^m  burc^  ben  9laum,  beim  anbnm 
burc^  bie  ^tit  getrennt  flnb.    S)enn  unter  ben  Sngen  ^at  er  fie,  anc^ 
beim  Stumme  ber  SDtittoeft,  in  ber  9tegel  nid^t    2)ie  Sen^rung  i>er« 
trägt  nttmlid^  nid^t  bie  92tt§e,  fonbern  §ä(t  flc^  fafi  immer  in  ber 
gferne  auf,  meil  fte,  bei  perfönlic^er  ©egentoart  bed.Sere^rten,  me 
Sntter  an  ber  @onne  f(^mi(}t.    lieber  biefe  dncompatibilitfit  ber  Sar» 
e^mng  mit  ber  ))erf9nli(^en  Snnefen^eit  unb  \>t9  9{u^ntc0  mit  beut 
Seben   §aben   mir   einen   fc^önen  {ateinif<i^en  99rief  be9  fetratta. 
(%  U,  609  fg.) 

11)  3)er  SBunfc^  unb  bie  8ntici))ation  bed  Stac^« 
ru^md. 

S)er  SEßunfc^,  ben  deber  ^at,  ba§  man  na^  feinem  Xobe  feiner 
gebenlen  möge,  unb  ber  fi(^  bei  ben  $od^{hebenben  ja  bem 
Sunfc^e  be0  ^adfxnf^mi  fieigert,  fc^eint  aud  ber  Sn^finglii^teit 
am  Seben  }u  entfpringcn,  bie,  mnn  fie  fid^  bon  jieber  äRdglic^bit 
bcd  realen  !3)afeind  abgefc^nitten  fie^t,  ie^t  nac^  bem  aDein  nod^ 
Dor^anbenen,  kuenng(ei(^  nur  ibealen,  alfo  nac^  einem  ©chatten  greift. 
(?ß.  II,  620.) 

3)ad  ttc^te,  groge  Serbienft  ifl  im  @tanbe,  feinen  Stn^m  bei  ber 
Üta^meU  mit  ©tc^er^eit  )u  anticipiren.  3a,  »er  einen  koirllicl  gro§m 
@ebanTen  erjeugt,  U)irb  f^on  im  üugenbltdE  ber  <Soncet)tiott  beffelben 
feinet  3uf^iiin<^nO<in8^^  ^^^  ^'"  lommenben  ©efd^Ie^tern  inne ;  fo  ba| 
er  babei  bie  Su^be^nung  feiued  Dafeind  bur«^  Öa^r^unberte  fü^It  unb 
auf  biefe  SBeife,  toie  für  bie  ütac^Tommen,  fo  au^  mit  i^nen  lebt 
(?.  II,  510.) 

12)  SBert^  bed  92a.(^ru|m«. 

S)a  nid)t  im  ^nfjmt,  fonbern  in  ÜDem,  »oburd^  man  i^n  erlangt^ 
ber  Sßert^  liegt  unb  in  ber  3(U8""8  unflerblic^er  ftinber  ber  ®cntt§^ 
fo  ftnb  S)ie,  koeld^e  bie  92id^tigfeit  bed  ^aijxuf^mt^  baran^  )u  bdoeifen 
fud^en,  bag,  koer  i^n  erlangt,  nic^td  baoon  erführt,  bem  filiigling  ju 
k>erglei(j^en,  ber  einem  3Ranne,  totli^tx  auf  einen  Raufen  Suflerfc^alea 
im  $ofe  feine«  9?ad§bar9  neibifc^e  SlidTe  toirft,  fe^r  loeife  bie  gfinjli^e 
Unbrau(^barleit  berfelben  bcmonfiriren  »oOte.    (9B.  n,  440.) 


Kninen   —    fftim^in  287 

!2)en  ttc^teßen  9tnf)m,  ben  i^ac^tu^m,  t>eTntmmt  fein  ©egtnflanb  nte^ 
unb  bodj  fc^ä^t  man  i^n  glUdltd^.  !lIfo  befianb  fein  ®tüd  in  ben 
gvogen  Sigenf(|aften  felbfl,  bie  i^m  ben  9?u^m  emarben,  nub  barin, 
bag  er  ©elegen^ett  fanb,  fle  gu  enttoidPeln,  alfo  bog  i^nt  üergönnt  mnrbe^ 
3U  ^anbetn,  mte  ed  i^m  angenieffen  »ar,  ober  ju  treiben,  föaö  er  mit 
Sufl  unb  Siebe  trieb;  benn  nur  bie  aud  biefer  entfprungenen  Sßerfe 
erlangen  9?a(^ru^m.  ©ein  ®IUd  beflanb  alfo  in  feinem  grogen  $er« 
gen,  ober  au^  im  Steic^t^um  eine^  ©eified,  beffen  Sbbrutf  in  feinen 
SSßerlen  bie  Semunberung  fommenber  da^r^unberte  er^tttt.  S)er  SSSert^ 
bed  yiaijxnfim^  liegt  alfo  im  Serbienen  beffctben,  unb  btefed  ift  fein 
eigener  So^n.   (^.  I,  425.) 

Sttitun. 

1)  (Erhabenheit  ber  Stuinen. 

Die  no^  bafle^enben  9tuinen  be^  SHtert^umd  rühren  und  unbe* 
f(|reibli(^,  bie  Zempel  jn  $ü{tum,  bad  jlolifeum,  ia9  ^ant^eon,  20^' 
cenad  $aud  mit  bem  SBafTerfall  im  ©aat;  benn  toir  empflnben  bie 
Jtürje  bed  menfdjlid^en  Sebend  gegen  bie  ÜDauer  biefer  Sßerle,  bie  $in- 
fttHigfeit  menfd^Iid^er  ®r9§e  unb  ^rac^t;  ba^  dnbit>ibuum  fc^mmpft 
ein,  {le^t  fi<^  a(9  fe^r  Kein,  aber  bie  reine  (Srfenntnig  ^ebt  und  bar* 
über  ^inaud,  mir  flnb  bad  en)ige  Sßeltauge,  ha9  biefed  SfOed  fie^t,  bad 
reine  ©ubject  bed  @rfennend.  Sd  ifl  bad  ®efü^(  bed  C^r^abenen. 
($.  363.    SB.  I,  243  fg.) 

2)  Slnatogie  ber  9tuine  mit  ber  ftabenj  in  ber  äRufil. 

Ste  Smpliftcation  ber  Analogie  ber  SRuftf  mit  ber  Saulunfl  (f. 
unter  Sr^itectur:  93erg{ei(^ung  ber  Saufunfl  mit  ben  übrigen  ffün« 
flen)  fönnte  man  noc^  ^ingufe^en,  ha%  menn  bie  9Rufi!,  gleic^fam  in 
einem  VnfaK  Don  Unab^ängigfeitdbrang,  bie  ®e(egen^eit  einer  Fermate 
ergreift,  um  fid^,  Dom  S^at\8  ^^^  Sß^^t^mud  lodgeriffen,  in  ber  freien 
$i|iantafle  einer  flgurirten  ftabenj  ju  ergeben,  ein  folc^ed  Dom  9tfi^tff» 
mu9  entbUgted  Xonfiild  ber  Don  ber  @t|mmetrie  entbidgten  9tuine 
onalog  fei,  welche  man  bemnac^,  in  ber  Alanen  ©prad^e  bed  be* 
famiten  SBi^n^orted  (bog  Src^ttectur  gefrorene  ÜRufif  fei)  eine  ge« 
frorene  ftabenj  nennen  mag.   (9B.  n,  518.) 

Künstln.    (®.  unter  $aare:  Ueber  toeige  $aare.) 


288  e&rtgreit    —    ©anfara 


@. 


1)  Unmöglt^Ieit  ber  ©äligfctt,  fo  lange  ber  SBiUe 
jutn  Se6en  bejaht  totrb. 

(Sd  liegt  ein  DoQfommener  Stberfpruc^  barin,  (eben  gu  »offen,  o§ne 
ju  leiben,  toelc^en  ba^er  ani^  bad  oft  gebrauchte  Sßort  „fäliged  Seben" 
in  fid^  trägt.   (iBJ.  I,  108.) 

®o  lange  unfer  Sßiffe  berfelbe  ifi,  fonn  unfere  9BeIt  (eine  onbete 
fein.  3^^^  tt)ünfd^en  lUIe  erlöfi  gu  »erben  a\x9  bem  B^fi^nbe  bed 
Seibend  unb  bed  ZoM ;  fte  mö(^ten,  toie  man  fagt,  )ur  etoigen  ©ttQg» 
Icit  gelangen,  ind  $immelrei(^  fontmen;  aber  nur  nid^t  auf  eigenen 
trügen;  fonbern  Eingetragen  motten  fie  »erben  bur(|  ben  Sauf  bec 
97atur.  Sffein  bad  i{l  unntögli^.  2)al^er  »irb  fle  gmar  und  nie 
f äffen  unb  gu  ni(i^td  »erben  (äffen;  aber  fie  lann  und  nirgenbd  ^in« 
bringen,  a(d  immer  »ieber  in  bte  97atur.  Sßie  mx^liif  ed  jeboc^  fei, 
atd  ein  £§ei(  ber  9}atur  gu  e^ifliren,  erfährt  deber  an  feinem  eigenen 
geben  unb  Sterben.  (335.  11,  692  fg.  S$erg(.  ani^  unter  Seben: 
S§aratter,  SBert^  unb  3^^^  ^^  Sebend  im  ©angen.) 

2)  @2i(igfeit  ber  ben  Sßi((en  gum  Seben  berneinenben 
$ei(igen. 

2Bir  »iffen,  bag  bie  S(ugenb(i(Ie  ber  äfi^etifd^en  (Sontem))(atton,  in 
benen  »ir  aUtm  äBoffen,  b.  f).  affem  Sßünfd^en  unb  @orgen,  enthoben, 
g(et^fam  und  fe(bfl  (od  »erben,  nid^t  me^r  bad  gum  99e^ufc  feined 
beflänbigen  äßoffend  erfennenbe  dnbiDtbuum,  fonbern  bad  »iQeudreinc^ 
e»ige  @ubj[ect  bed  (Sriennend  finb  (oergL  Se^^etifc^),  —  ba§  biefe 
8ugenb(idPe,  »o  »ir,  Dom  grimmen  äBiUendbrange  er(6fl,  g(ei(l^fam 
aud  bem  fd^»eren  (Srbendt^er  auftaud^en,  bie  fö(igf}en  ftnb,  mlift  »tr 
fennen.  $ieraud  fönnen  »ir  abnehmen,  »ie  fö(ig  bad  Seben  eined 
SKcnfc^en  fein  mug,  beffen  SBiffe  nid^t  anf  Xugenb(id(e,  »ie  beim  ®e« 
nug  bed  ®^0nen,  fonbern  auf  immer,  »ie  bei  ber  Sßefignation  ber 
$ei(igen,  befc^nic^tigt  ifl.  SDod^  ftnben  »ir  fe(bft  im  Seben  §ei(iger 
SRenfc^en  jene  SRu^e  unb  ®&(igteit,  bie  und  bon  i§nen  gcf^i(bert  »irb, 
nur  aU  bie  0(iltEe,  »e(^e  ^erDorge^t  atx9  ber  fleten  Üeber»inbung 
bed  SBiOend,  unb  feigen  al9  ben  93oben,  xoAijtra  fie  entfpriegt,  ben 
beflänbigen  ^amf>f  mit  bem  äBiOen  gum  Seben;  benn  bauembe  Stulpe 
fann  auf  (Srben  Jteiner  ^aben.   (SB.  I,  461—463.) 

J5anfara,  f.  Subb^aidmud. 


@an9fnt(itterotu¥    —    Säugling  289 

SaMkriUittetalitr. 

SS^ä^renb  bie  reltgiöfen  unb  ))]^iIofo))^if(i^en  Sßcrte  bet  @and(rit' 
Ittteratur  ^öd^fl  Dere^rung^nert^  finb,  fo  erfc^etnen  bagegen  bie  ))oe<' 
ttfc^en  fo  gefc^macflod  unb  tnonflröd,  mie  bie  Sculptur  ber  felben 
Sötfer.  @eI6ft  il^re  bramatifij^en  9Berfe  finb  l^auptföd^tic^  nur  loegen 
ber  fe^r  bele^renben  Erläuterungen  unb  S9elege  bed  re(igi9fen  ®Iaubend 
unb  ber  @itten,  bie  fie  enthalten,  fc^ä^endroert^.  2)ie  Ueberfe^er  avi9 
bem  @andfrit  foOten  i^re  3Rü^e  Dtel  weniger  ber  ^oefle  unb  Dte( 
me^r  ben  Seben,  U))anif(]^aben  unb  p^ilofop^ifd^en  SBerfen  }ukoenben* 
{%  II,  425  fg.) 

0atan^  f.  2:eufe(. 

datirt. 

!Z)ie  @attre  foll,  gleic^  ber  9(gebra,  Mod  mit  abfbracten  unb  nnbe* 
trimmten,  nid^t  mit  concreten  9Bert|en,  ober  benannten  @rö§en  ope« 
riren;  unb  an  lebenbigen  SRenfd^en  barf  man  fie  fo  koentg,  toie  bie 
Anatomie;  ausüben,  bei  @trafe,  feiner  $aut  unb  feinet  bebend  m<^t 
fi(^  ju  fein.   {%  II,  643.) 

0a^^  Dom  audgefc^Ioffenen  !Dritten,   f.  üDenfgefe^e. 

0a^,  bom  }urei(^enben  ©runbe,  f.  S^enfgefe^e  unb  ®runb. 

0a^,  bom  SEßiberfprud^,  f.  üDenlgefe^e. 

däitgUng. 

1)  ®eifliger  Stupor   ber   @ttug(inge   in   ben   erfien 
993od^en  na^  ber  ©eburt. 

Obgleich  ber  rein  formale  S^eil  ber  empirifd^en  Snfc^auung,  alfo 
ba9  ®efe^  ber  Shufalität,  nebfi  9taum  unb  3cit,  a  priori  im  dtiteOect 
liegt;  fo  ift  i^m  bo^  ni(^t  bie  Hnmenbung  beffelben  auf  empirifc^e 
ÜData  iVifUtiäf  mitgegeben,  fonbem  biefe  erlangt  er  erfl  burd^  Uebung 
unb  Erfahrung.  S)a^er  fommt  e9,  bag  neugeborene  ^inber  }ioar  ben 
Sxd^t"  unb  Sarbeneinbrud  em))fangen,  aUein  nod^  nic^t  bie  Dbjecte 
appre^enbiren  unb  eigentlid^  f^^^n,  fonbem  fie  ftnb,  bie  erfien  Socken 
^inburd),  in  einem  @tupor  befangen,  ber  fid^  aldbann  oerliert,  toann 
i^r  Serfianb  anfängt,  feine  ^unctton  an  bett  S)atid  ber  @inne,  jumal 
bed  ®etafld  unb  ©efic^td,  )u  üben,  »oburc^  bie  objectiüe  2Be(t  aO« 
mätig  in  i^r  IBeraugtfein  tritt.  S)iefer  (Eintritt  ifl  am  duteOigent« 
»erben  i^red  Slidtd  unb  einiger  Sbfid^tlic^feit  in  il^ren  Semegungen 
beutlic^  }u  erlennen,  befonberd  menn  fie  jum  erflen  9RaI  burd^  freunb« 
lic^e^  Snläd^eln  an  ben  Siag  legen,  bag  fie  i^re  Pfleger  erfennen. 
(@.  72.  g.  10.  —  «ergL  «nfd^auung:  dnteOectualität  ber  «n» 
fc^auungO 

2)  (Energie  bed  SBiKen^  in  ben  @äuglingen* 

Stt^renb  ber  Ontetlect  im  ftinbe  fic^  longfam  enttoidelt,  ift  bagegen 
ber  SBiQe,  gemdg  feinem  Primat,  Don  $aufe  au^  fe^r  t^tttig.    <3ttug« 

€($oiien|auer»SesUon,   II.  19 


290  @ö«Ie    —    ©d^abctifrcubc 

Unge,  bte  laum  bie  erfie  fd^toad^e  (Spwx  bon  dnteUtgeng  }etgen,  finb 
f(^on  k)oIIer  StgenmiQen;  bucd^  unbänbtge^,  jn^ecftofed  Soben  unb 
©d^reicn  jcigcn  fic  bcn  SOBiUcnöbrong,  öon  bcm  pc  firo^cn,  tüä^rcnb 
i§r  SBoHcn  nod^  fein  Dbjcct  ^Qt,  b.  ^.  fic  »ollcn,  o^nc  ju  tüiffcn, 
wo«  fic  tooDcn.   (SB.  II,  236  fg.) 

ftäult^  f.  ärd^itcctur. 

1)  !Z)ie  Srflärung  bed  ®d^äbeld  au9  äBitbelbetnen. 

SEBte  btc  fogenannte  2){etamorp^ofe  ber  ^flanjen  }u  ben  SrHärungen 
bed  Drgamf(^en  aud  ber  tuirlenben  Urfadje  gehört  (Dergl.  unter 
^flan^e:  äRetamorp^ofe  ber  ^flanjen),  fo  auö)  bte  (Srtldrung  bed 
@c^äbel9  aud  äBtrbelbetnen.  2)tefe  ift  ntc^t  Diel  beffer,  j[ebod^  \>it{ 
problematifc^er,  aU  bie  ber  93Iüt^e  qu^  bem  Statt;  miemo^I  ed  eben 
aud^  ^ter  fld^  uon  felbfl  berfie^t,  bog  bad  t^utteral  ht9  ©e^trnd  bem 
Futteral  bc^  ^MtnmaxH,  beffen  t^ortfe^nng  unb  Snbfnauf  ed  ift, 
nic^t  abfolut  heterogen  unb  gang  bi^parat,  oielme^r  in  berfetben  %rt 
fortgeführt  fein  totrb.  Diefe  ganje  Setrac^tung^art  gehört  ber  ^omiM 
logie  dt.  Dtüen'«  on.   (SB.  II,  380  fg.) 

2)  Sine  ^ermut^ung,  ju  tvelc^er  ber  ®c^äbe(  ber 
Obioten  unb  ber  9?cger  Sniaggiebt.  (®.  unter  ®e* 
^irn:  ^ereinjelte  Seuterlungen.) 

3)  S93ad  bei  ber  S)urd^fid^ttgteit  bed  @d|äbe(«  3u 
fe^en  tväre. 

Senn  bie  ^irnfc^ale  nebß  dntegumenten  bur^fic^tig  toäre,  toetd^e 
Unterfd^iebe  tDürbe  man  ba  geioa^ren  an  ©röge,  ©efialt,  Sefc^affen^ 
^eit  unb  93ett)egung  be^  ©e^irn^!  tveld^e  Slbflufungen!  S)er  große 
©eiß  toürbe  auf  ben  erflen  StidE  fo  biet  Stefpect  einpgen,  koie  ie^t 
brei  @teme  auf  ber  S9rufl,  unb  mie  erbärmtid^  mürbe  ^and^er,  ber 
biefe  trägt,  figuriren!    (^.  458.) 

Sd)äDftUei)re. 

ÜDie  Sefd^affenl^eit  be^  SSBiUend  iß  bon  feinem  Drgan  ab^öngig  unb 
aud  feinem  ju  prognofticiren.  !Der  grögte  Orrt^um  in  ©atl'd  @d^bet^ 
te^re  ifl  ba§cr,  bag  er  auc^  für  moralifdje  @igenf(^aften  Organe 
beö  ©c^irn«  auffteHt.  (SSß.  II,  278.  302.)  SSietlcic^t  »irb  man  einft 
eine  »a^re  firaniotogie  auffleDen  fönnen,  bie  aber  bann  gan)  anberd 
tauten  toxxh,  atd  bie  ©atl'fc^e  mit  i^rer  fo  ptumpen,  n^ie  abfurben 
))fQ^otogif(^en  ©runbtage  unb  i^rer  ätnna^me  bon  ©e^imorganen  für 
moratifd^e  gigenfc^aften.   (^.  II,  182.) 

S^d^alitnfrtulie. 

3)ie  @(^abenfreube  gehört  gu  bcn  antimoralifc^en  Striebfebern  (bergt, 
unter  3Roratif(^:  Sntimoratifd^e  £riebfebern)  unb  ifi  in  gett)if[em 
Setrac^t  bad  ©egent^eit  be^  S^eibe^.  (@.  Jßeib.)    @d  giebt  fein  un** 


©d^aff    —    @d^auf^le(er  291 

ft^Ibarerc«  ß^ii)m  cittcö.ganj  fc^tcd^tcn  ^cqcn«  utib  tiefer  morolifd^er 
SRid^Wtoiirbigfeit,  ol3  einen  ßwfl  xtintx,  ^cqlid^er  ©ci^abcnfreube.  Tlan 
foll  SDen,  an  n^elc^em  man  i|n  wahrgenommen,  auf  immer  meiben. 
(6.  200.)  ®ie  ©^abenfreube  ifi  ba«  cigcntlid^  teuftifd^e  gafier.  a)enn 
fie  ift  ba«  gcrabe  Ocgent^eil  beg  ÜWitleib«  unb  ifi  nid^t«  «nbereö,  alö 
bic  ol^nmü^tigc  ©raufamfeit,  tüelc^c  bie  Reiben,  in  benen  fle  Habere 
fo  gern  crblidft,  fe(bft  ^erbeijufü^rcn  unfähig,  bcm  S^^aU  bonft,  ber 
eö  Patt  i^rer  t§at.    (©.  225.    %  U,  230  fg.) 

lieber  ben  Äntagoniömuö  jtoifd^cn  ?id)t  unb  ©d^att  f.  ?id^t. 
$d)am^  f.  ©cnitalien  unb  B^^S^^^&f  3^"9"J^9^öct. 
Ödjatffttttt,  f.  unter  Säc^erlid^:  3&\^. 

dd^atlatanette. 

®a^  Oroße  unb  ©^öne  auf  ber  933elt,  tüetc^e«  nur  feiner  fclbft 
megen  ba  fein  foOte,  mxh  gar  batb  migbrauc^t  Dom  ääebürfnig,  n^el« 
d)ed  Don  aDen  Seiten  ^eranfommt,  um  baran  ftc^  gu  lehnen,  ft(^  ^u 
pu^en,  unb  bamit  e^  Derbedft  unb  Derbirbt.  ÜDie^  ^cigt  ftd)  befonberd 
bei  ben  ^ußatten,  bie  in  irgenb  einem  ^diaiitx  unb  lOanbe  ^ur  Qx- 
Gattung  unb  ^^örberung  bed  menf^ti(^en  3Biffen<S  unb  überhaupt  ber 
inteHectueDen  Seflrebungen,  njelc^e  unfer  ©efc^Ied^t  abetn,  gegrünbet 
finb.  UeberaQ  bauert  e^  ni^t  lange,  fo  (ommt  ba^  ro^e,  t^ierifd^e 
iSebürfnig  ^erangefc^Iic^en,  um  fl^,  unter  beut  ©(^ein,  \ziim  ^mdm 
bienen  }u  tooOen,  ber  baju  aufgefegten  Smolumente  }u  bemtt^tigen. 
jiDicd  ip  ber  Urfprung  ber  ©dEjorlatanerie,  mie  fie  in  allen  ^Hijtxn 
töglic^  2"  fi"^^"  <fir  u"^  f^  Derf Rieben  aud^  i^re  ©eflalten  flnb,  i§r 
SBcfen  barin  l^at,  bag  man,  nnbefümmert  um  bie  ©a^e  felbfl,  blod 
nac^  beut  ©c^ein  berfelbcn  trad)tet,  jum  Sel^uf  feiner  eigenen  perfön« 
lid^en,  cgoiflifc^en,  materiellen  ^md^.   ($.  II,  688.) 

ddtjaufpiel,  f.  3)rama  unb  Stl^eater. 

ddtjaufpitUr. 

1)  Aufgabe  unb  (Srforberniffe  be^  ©d^aufpieler^. 

3)ie  Hufgabe  be^  ©d^aufpielerd  ifl,  bie  menfd^tic^e  97atur  bar^uficKen 
nac^  i^ren  ücrfc^iebenfien  ©eiten,  in  taufenb  (öc^P  t)erf(^iebenen  S^a« 
ratteren,  biefe  aQe  jebod^  auf  ber  gemeinfamen  ©runblage  feiner  ein 
für  aQe  Wlal  gegebenen  unb  nie  ganj  aud)uI5fd^enben  dnbioibualität. 
"Lt^alb  mu§  er  felbß  ein  tü(^tige^  unb  completed  S^emptar  ber 
tnenfc^Iic^en  Statur  fein.  3"  ^^^^^  S^^^^  ©(^aufpiefer  gehört  1)  bag 
er  bie  ©abe  ^abe,  fein  dnnereö  nac^  äugen  lehren  }u  Tonnen;  2)  bag  er 
^inreic^cnbe  ^^antafle  ^abe,  um  pngirte  Umßänbe  unb  Gegebenheiten 
fo  lebhaft  }u  imaginiren,  bag  fie  fein  dnnered  erregen;  3)  bag  er 
Serflanb,  6rfa§rung  unb  Silbitng  in  bem  SRage  ^abe,  um  menfc^» 

19* 


292  @4etn    —    ^^idfaf 

Itc^e  Sl^arafteve  unb  Ser^ttltniffe  gehörig  i^erfle^n  )u  Urmm.    ($. 
n,  4690 

2)  993e(c^cn  S^aratter  ber  @d^auf))teler  am  (efien  bar^ 
Pellt. 

SBegen  ber  Unberttugerlic^Ieit  ber  eigenen  dnbtütbualtt&t  kotrb  ein 
Sc^Qufpteler  ieben  S^arafter  um  fo  trefflicher  barfleOen,  j[e  nä^er  ber^ 
fclBe  feiner  eigenen  dnbiDibualität  fle^t,  unb  am  beflen  ben,  ber  mit 
biefer  jufammentrifft ;  ba^er  auc^  ber  f ^lec^tefie  ©^aufpieler  eine  dtolle 
^at,  bie  er  oortre^id^  fpielt;  benn  ba  ifl  er,  mie  ein  lebenbiged  @e« 
ft^t  unter  SRa^fen.  ($.  n,  469.) 

3)  einige  9tegeln  für  ©c^aufpieler. 

a)  {Regel  in  Sejug  auf  bie  @eflen.    (@.  ®cflen.) 

b)  {Regel  in  Segug  auf  bie  ftleibüng.  (®.  fileibitng.) 

4)  (SrIUrung   ber  ^äufigleit  bed  Sa^nfrnn«  bti 
®(^auf))ielern. 

!Die  (Erfahrung  le^rt,  bag  SBa^nflnn  Der^ältnigmttgig  am  ^liufigflen 
bei  @(^aufptelem  eintritt  SBelc^eu  SRigbraud^  treiben  aber  and^  biefe 
Seute  mit  i^rem  ®ebä(^tnig!  3^2lglic^  ^aben  fie  eine  neue  StoOe  ein^ 
julemen,  ober  eine  alte  auf}ufrif(^en ;  biefe  Stollen  finb  aber  f ttmmtlic^ 
o^ne  3uf<^w^<n^^n9f  l^»  <^  SBiberfpruc^  unb  Sontrafl  mit  einonber, 
nnb  jeben  Sbenb  ifl  ber  ©c^aufpieler  bemüht,  fld^  felbfl  gan}  ju  Der* 
geffen,  rm  ein  t>0llig  Snberer  ju  fein.  !I)erglei(i^ett  ba|nt  gerobeju 
ben  Sßeg  }um  2Ba^nf!nn.   (SB.  II,  456.) 

i^nn,  f.  drrtl^um. 

!l)ie  SBa^rne§mung ,  toeld^e  getotffe  @(^eintobte  ton  HUtm,  toa9  um 
fte  borgest,  ^aben,  tott^renb  fie  flarr  unb  unfähig,  [\i)  ju  rüfiren,  ba« 
liegen,  ifl  o^ne  2tDti\tl  Don  berfelben  Xrt,  »ie  bie  Sßal^me^muttg  ber 
97ad)tn)anblcr  Don  i^rer  nä(^flen  Umgebung.  Sd  ifl  SBa^me^mung 
bur^  bad  3:raumorgan,  ein  SBa^rträumen.   {%  l,  256.) 

iöitti^  f.  unter  Säc^erli^:  2)a«  abfid^tli<^  Säc^erlid^e. 

1)  ©(^idfal  im  Slllgemetnen.    (@.  Satum,   Satalid« 
mu^.) 

2)  2)ie  anfc^einenbe  «bfid^tlic^Ieit  im  ©c^idfale  bed 
(Sinjelnen. 

a)  Xllgemeinl^eit  be«  ©laubend  an  ^ptcitlU  8or< 
fe^ung. 

3)er  Olaube  an  eine  \ptckUc  8orfe§ung,  ober  fonfl  eine  übemattir-^ 
lt(^e  Senhtng  ber  Segeben^eiten  im  inbiDibueOen  ^ebendlauf,  tft  jn 


eäfim  293 

allen  3^'^"  aSgemein  tditbt  geloefen,  unb  fogar  in  benfenben,  allet 
©uperflitton  abgeneigten  fföpfen  flnbet  et  fld^  bi^toeilen  unerfd^iitterli(^ 
feß,  ja,  wo^I  gar  auger  aÜem  ^uf^^^^^n^^^ns^  tnit  itgenbmelc^en  be« 
ftittimten  Dogmen.   {%  l,  215  fg.) 

b)  ©d^toiettgleit,   bie   biefem   ©lauben   entgegen- 
geht. 

!Z)em  Mo§en,  reinen,  offenbaren  B^^aU,  ber  bie  3Be(t  unb  bad  Seben 
bed  @in}elnen  bel^errfc^t,  eine  Sbfic^t  unterjulegen,  ifl  ein  ©ebanle, 
ber  an  Serkuegen^eit  feinet  ©(eichen  fu<^t.  @egen  bie  93eif)>te(e,  tt)o« 
bur^  man  i^n  belegen  möchte,  bleibt,  fo  frap))ant  fte  au4  bi^toeilen 
fein  mögen,  bie  fle^enbe  (Sinrebe  biefe,  bag  ed  ha^  größte  3Bunber 
toäre,  totnn  niemals  ein  S^^aU  nnfere  ^ngelegenl^eiten  gut,  ja  fetbfl 
beffer  beforgte,  ate  unfer  Serfianb  unb  unfere  (Sinfic^t  e^  k^ermoc^t 
^'dm.   (^.  I,  216.) 

c)  Söfung  ber  Aufgabe,  ben  Sebendtauf  be0  (Sin« 
jelnen  aU  unter  fpecieller  Sorfe^ung  fie^enb  ju 
beulen. 

!IDer  ^ö^ere,  trandfcen beute  i$ata(i^mud  (fergl.  unter  i$atum, 
t^atali^mud:  Unterfc^ieb  jmifc^en  bem  gemö^nlid^en  unb  bem  ^b^eren 
Satali^mud)  trtibt  ju  ber  annähme  einer  aud  ber  (Sin^eit  ber  tief« 
liegenben  Surjet  ber  Ütot^menbigleit  unb  ßuf^^I^ifl^^i^  entfpringenben 
unb  unergrünblic^en  SRad^t,  toel^e  aOe  SBenbungen  unb  S93inbungen 
unfern  Seben^Iauf e^ ,  jn^ar  fe^r  oft  gepen  unfere  einfhoeilige  Sbfld^t, 
jeboc^  fo,  tt)ie  e9  ber  objectiDen  ©anji^ett  unb  fubiectik)en  ^mdmJi^iQ' 
feit  beffelben  angemeffen,  mithin  unfenn  eigentlichen  »a^rcn  93eflen 
fbrberlid^  ifi,  leitet.  (?.  I,  224  fg.)  3)iefe  verborgene  unb  fogar  bie 
üugern  (Sinflüffe  leitenbe  SRac^t  lann  jleboc^  i^re  Sßurjel  jule^t  nur  in 
unferm  eigenen  ge^eimnigooKen  dnnem  ^aben,  ba  j[a  bad  A  unb  Q  aUt9 
Dafetn^  )u(e^t  in  und  felbft  liegt.  @ie  fn^  benfbar  ju  mad^en,  giebt 
t9  }mei  Analogien.  !Z)ie  näd^fie  Unalogie  mit  bem  SBalten  {euer 
3Rad^t  jeigt  und  bie  Seleologie  ber  9tatur.  SSBie  in  jenen  bum» 
))fen  unb  blinben  Urlr&ften  ber  9?atur,  aud  beren  993e(^felf))ie(  bad 
^lanetenf^flem  ^erk)orge^t,  f<^on  eben  ber  äBiOe  }um  Seben,  welcher 
na<^^er  in  ben  DoQenbetften  (Srf (Meinungen  ber  Sßelt  auftritt,  bad  im 
dnnern  3BirIenbe  unb  Seitcnbe  ift  unb  er  fc^on  bort,  mittel^  flrenger 
Slaturgefe^e  auf  feine  3^^^^  ^inarbeitenb,  bie  ©runbfefle  )um  SSan 
ber  Seit  unb  i^rer  Orbnung  vorbereitet;  ebenfo  nun  ftnb  alle,  bie 
^anblungen  eined  9)tenf<^cn  beflimmenben  Gegebenheiten,  nebfl  ber  fie 
^erbeifül^renben  (Saufafoerfnüpfung ,  bod^  anä}  nur  bie  Cbjectioation 
beffelben  SBiKend,  ber  aud^  in  biefen  SRenfd^en  felbfi  ftc^  barfieOt; 
»oraud  flc^,  tuenn  auij  nur  toie  im  97ebel,  abfegen  lägt,  bag  fie  fogar 
}u  ben  ff)eciel[f}en  3ivedren  jened  ÜRenfd^en  flinimen  unb  ))affen  muffen, 
in  toelc^em  Sinne  fie  aldbann  jene  geheime  SRad^t  bilben,  bie  bad 
@(§id(fal  Jbed  Sinjelnen  leitet  unb  ald  fein  @eniud,  ober  feine  Sor« 
fe^ung  aOegoriflrt  toirb.  ($.  I,  227—231.) 


294  @(^iiiH)feii    —    @(^Iof 

(Sine  }tQeite  Knalogie,  toelc^e  jum  Setftänbitig  ht»  ernannten  ttatt^ 
fcenbenten  S(^ta(tdmu9  beitragen  lamt,  giebt  ber  Xraum.  Stuf  analoge 
Seife,  kuie  Oeber  ber  ^eimlic^e  X^eaterbirector  feiner  XrSnme  ifl,  ge^t 
auc^  jeneö  (Bij\d\al,  mliit9  unfern  Sebendlauf  be^enfc^t,  irgenbkoie 
}ule^t  t>oii  ienem  Sßillen  au^,  ber  unfer  eigener  ift,  loelc^er  jeboc^ 
^ter,  too  er  atd  @c^t(ffal  auftritt,  bon  einer  Legion  avi9  »irft,  bte 
toeit  über  unfer  t^orfteOfenbed ,  inbit^ibueüed  Seiougtfein  ^inau^Iiegt 
(?.  I,  231—2370 

d)  @nbabfi(^t  ber  ))rot)ibentieUen  Senlung  bed  tn= 
bioibuellen  Seben^Iaufö. 

SBorauf  bie  ge^eimnigDoDe  Senfung  bed  inbit^ibueOfen  Sebenölaufd  e« 
eigentlich  abgefe^en  f)abt,  lägt  flc^  nur  fe^r  im  SKgemeinen  angeben. 
SIeiben  mir  bei  ben  einzelnen  fSf&Oen  flehen,  fo  f^eint  ed  oft,  bag  fie 
nur  unfer  ^eitige^,  einflkueiliged  SBo^I  im  Sluge  ^abe,  ÜDiefed  jeboc^ 
fann,  toegen  feiner  ©eringfügigleit,  ni^t  im  ©ruft  i^r  ^itl  fein;  alfo 
^aben  mir  biefe^  in  unferm  emigen,  über  ba^  inbibibueOe  Seben  ^inauö« 
ge^enben  üDafein  )u  fuc^en.  Unb  ba  (ftgt  fl^  bann  nur  ganj  im 
ungemeinen  fagen,  unfer  Seben^Iauf  merbe  mittelfl  Jener  Senlung  fo 
reguKrt,  bag  Don  bem  @an)en  ber  burc^  benfelben  und  aufge^enben 
(Srfenntnig  ber  meta))§9ftf(^  }medfbienli(^fte  Sinbrudt  auf  ben  SBillen 
entflel^e.  S)a  nun  bad  Jtbmenben  bed  äBiOend  Dom  Seben  bäd  le^te 
3iel  bed  jettUd^en  Dafeind  ift  (DergL  ^eiUorbnung);  fo  mUffen 
mir  annehmen,  bag  ba^in  ein  Oeber  auf  bie  i^m  gau)  inbitoibneU 
angemeffene  Srt,  alfo  auc^  oft  auf  meiten  Ummegen,  aOmälig  geleitet 
merbe.   (f.  I,  237  fg.) 

3)  2)ad  @c^i(ffal  im  Dulgären  @inne. 

SEßad  bie  Seute  gemeiniglich  bad  @^id(fal  nennen,  finb  meiftend  nur 
i^re  eigenen  bummen  Streiche.   ($.  I,  505.) 

4)  a)a«  ©c^itffal  im  SCrauerf<)ieI.    (©.  Irauerfj)iel.) 
dd)impfen,  f.  ©rob^eit  unb  3niurie. 

0d|laf. 

1)  üDie  9{ot^menbigIeit  bed  @d^Iafed. 

SDag  Semugtloftgteit  ber  urfprünglic^e  unb  natürliche  3uftanb  aOer 
S)inge,  mithin  auc^  bie  Safid  ifl,  an9  melc^er,  in  einzelnen  älrten  ber 
SBefen,  bad  Semugtfein  ^eroorge^t,  unb  fte  auc^  im  9)9enfc^en  bleibt, 
ijl  au  fpüren  in  ber  9{ot^menbigteit  be«  ©c^lafe«.  (993.  II,  156.) 
i)tx  Smbr^o,  meld^er  erft  ben  feib  noc^  )u  bilben  ^at,  fc^Iäft  fort^ 
mil^renb  unb  \^a9  92cugeborene  ben  grögten  St^eil  feiner  3^tt.  On 
biefem  ®inne  evflärt  auc^  Surbac^  gan)  richtig  ben  ©c^Iaf  für  ben 
urfprünglic^en  3uftanb.   (SB.  n,  273.) 

SDad  $§ftnomen  be«  (Schlaf ed  beftätigt  gan}  Dor}ügli4,  bag  Semugt« 
fein,  aBa^rnc^men,  ßrfennen,  SDenfen  nic^t«  Urfprünglic^ed  in  und  i% 


<25<^Iaf  295 

foitbern  ein  bebingtet,  fecunbärec  B^tß^ni^*  (So  ifl  eht  Stuftoanb  ber 
9?otur,  unb  jtoat  i§v  ^bd^jicr,  bcn  ftc  ba^er,  je  IJöl^er  et  getrieben 
toirb,  bepo  weniger  o^ne  Unterbrechung  fortfit^en  fann.  (SB.  11,  276.) 

993ei(  ber  OnteHect  fecunbär,  pl^^fif^  unb  ein  bloged  äßerljeug  iß, 
be^^alb  bebarf  er  auf  fafl  ein  2)rittel  feiner  Seben^jeit  ber  gän}Iic^en 
@ud))enfton  feiner  St^ätigfeit  im  ©d^Iafe,  b.  f),  ber  S^ui^e  bed  @e^im^, 
beffen  bloge  Function  er  iß.  (9B.  U,  240.)  92ic^t«  betoeiß  beutli(^er 
bie  fecunbäre,  abl^ängige,  bebingte  Ütotur  be^  dnteüectd,  ate  feine 
periobifc^e  Ontermitten^.  Om  tiefen  ©d^Iaf  ^ört  aOfed  @r(ennen  unb 
SorßeUen  gän^Iid^  auf.  dagegen  ))außrt  ber  ^em  unferd  SBefend, 
haß  Tlttap^t)^\äft  beffelben,  tt)eld^e^  bie  organifc^en  Functionen  aU  i^r 
primum  mobile  not^tt)enbig  t^oraudfe^en,  nie.  Unermüb(i(^  iß  ha9 
$era.  (3B.  U,  272.  SScrgl.  unter  $erj:  ©egenfofe  jtoifc^en  ^erj 
unb  Sop[.) 

2)  SBirlen  ber  Sebendiraft  im  ©c^Iafe. 

3m  @c^Iafe,  loo  blod  ha^  t?egetatit)e  Seben  fortgefe^t  n)irb,  toirft 
ber  äBille  allein  nac^  feiner  urff)rüngli(^en  unb  n)efentlic^en  9?atur, 
ungeßört  t)on  äugen  o^ne  Slbgug  feiner  Jtraft  bur^  bie  S^^ätigleit  bed 
®e^irn9  unb  SInßrengung  be^  @r!ennen^,  tüAi^tß  bie  fc^toerße  orga« 
nif^e  t^unction,  für  ben  Organidmud  aber  b{o9  SRittel,  nic^t  ßmä 
iß;  ba^er  iß  im  Schlafe  bie  gange  $raft  bed  äSBiQend  auf  Srl^altung 
unb,  tt)o  ed  nötl^ig  iß,  Studbefferung  bed  SDrganidmud  gerichtet.  (393. 
U,  273.) 

Die  (Senßbilität  rul^t  im  @c^(afe.  SBä^renb  jugleic^  mit  i^r 
yiad^iß  anij  bie  Orritabilitdt  ru^t,  nimmt  bie  Seben^Iraft,  ald  welche 
nur  unter  einer  il^rer  brei  formen  ganj  unb  unget^eilt,  ba^er  mit 
üoller  Wlaä)t  mrlen  lann  (uergl.  Sebendfraft),  burc^n^eg  bie  ®e« 
ßalt  ber  9{ef)robuctiond!raft  an.  Darum  ge^t  bie  Silbung  unb 
Qmä^rung  ber  X^eile,  namenttic^  bie  9lutrition  M  ©e^irn^,  aber 
auc^  |ebed  SSJac^dt^um,  j[eber  (Srfa^,  jebe  Teilung,  a(fo  bie  äßirfung 
ber  vis  natura  medicatrix  in  aUen  i|ren  ©eßalten  (t)erg(.  unter  Sebend* 
fraft:  Die  !S?ebendtraft  ate  ^eillraft),  bcfonberd  aber  in  wo^It^ätigen 
Äranf^eitrtrifen,  ^aut)tfäd^li(^  im  S^Iafe  üor  ßc^.  Dieferwegen  iß 
gur  an^attenben  ©efunb^eit,  fo(gU(^  auc^  jur  langen  Seben^bauer  eine 
^auptbebingung ,  bag  man  ununterbro^enen  feßen  @c^tafed  conßant 
gentege.  Oebod)  iß  ed  nic^t  »o^Iget^an,  i^n  fo  t^iel  wie  möglid^  gu 
verlängern;  benn  wad  er  an  S^enßon  gewinnt,  vertiert  er  an  Sin* 
tenßon,  b.  i.  an  Xiefe,  gerabe  aber  ber  tiefe  @d|Iaf  iß  e^,  in  welchem 
bie  angeführten  organif^en  Seben^proceffe  am  DoQfommenßen  Vollbracht 
werben.    {%  U,  175  fg.   SB.  11,  276.   %  I,  471.) 

Die  wol^It^fttige  3BirIung  M  tiefen  ©c^Iafe^  erreicht  i^ren  ^öc^ßen 
©rab  im  magnetifc^en,  ate  weld^er  blod  ber  aOertiefße  iß,  bal^er  er 
aM  ha9  ^analeion  vieler  ftranf^eiten  auftritt.   ($.  II,  176.) 


296  ®*tof 

3)  ^ofittber  S^aralter  be^  ©d^Iafed. 

!Z)te  9httritton  bed  ®t^ixn9,  alfo  bie  Srneuetung  feiner  (Subflanj 
au^  bem  SSIute,  fann  toä^renb  \>t9  SBac^end  itic^t  üot  fi(^  ge^en,  in« 
bem  bie  fo  ^9^fl  eminente,  organifd^e  Function  bed  (Srtennend  unb 
^enlend  t^on  ber  fo  niebrigen  unb  materiellen  ber  9httrition  geflört 
ober  aufgehoben  toerben  mürbe.  $ierau^  erKttrt  ftc^,  bag  ber  @^Iaf 
nid^t  ein  rein  negatit^er  3ußanb,  bloge^  ^aufiren  ber  ®e^imt§ttttgleit 
ifl,  fonbem  }ug(ei(^  einen  t^ofittüen  (S^aralter  jeigt.  2)iefer  giebt  fi<^ 
fc^on  babur4  lunb,  bag  jmifc^en  ©c^Iaf  unb  SSad^en  fein  Moger 
Unterfd^ieb  bed  ©rabed,  fonbem  eine  fefie  ®r2in}e  ifl,  meldte,  fobalb 
ber  @(|^<^f  (tntritt,  fic^  burc^  Slraumbilber  onlünbigt,  bie  unfern  bid^t 
t)orl^ergegangenen  ©ebanlen  D5Qig  heterogen  flnb.  Sin  fernerer  S3e(eg 
beffelben  iß,  ba§  toann  toxi  beängfligenbe  Sirttume  ^aben,  toir  oergeb» 
Ii(^  bemüht  finb,  }u  fdjreien,  ober  Angriffe  abjuioe^ren,  ober  ben 
©d^taf  abjuf Rütteln ;  fo  bag  ed  ift,  ate  ob  bad  Sinbeglieb  jioif^en 
bem  grogen  unb  Keinen  ©e^irn  (ate  bem  {Regulator  ber  SBeuegungen) 
audge^oben  koäre;  benn  ba^  ©e^irn  bleibt  in  feiner -Sfolation,  unb  ber 
@d|(af  ^ält  und  tt)ie  mit  ehernen  flauen  fefi.  (Snbltc^  ifl  ber  pofttiue 
Ql^aralter  bed  ©d^Iafed  baran  erftd^ttid^,  bag  ein  geioiffer  @rab  Don 
^raft  }um  ©c^Iafen  erforbert  ifl;  U)ed|alb  gu  groge  (Srmttbung,  tt)ie 
anij  natürliche  ©c^koäc^e,  und  Oer^inbem  i^n  ju  erf äffen,  capere 
somnum.    (SB.  II,  273  fg.) 

4)  9)erl^ä{tnig  bed  Sebürfniffcd  bed  ©c^Iafed  jur  On- 
tenfitöt  bed  ©e^irnlebend. 

Dad  Sebürfnig  bed  ©d^Iafed  fielet  in  gerabem  SBer^öItnig  jur  On* 
tenfität  bed  ©e^imlebend,  alfo  }ttr  jflar^eit  bed  99en?ugtfeind.  @oI(f|e 
Spiere,  bereu  @e^imleben  fc^loac^  unb  bum^f  ift,  f(^Iafen  toenig  unb 
leidet,  }.  93.  9ie))tilien  unb  Sifc^^;  tt)obei  ju  erinnern  ifl,  bag  ber 
S3interf^(af  faß  nur  bem  9}amen  nac^  ein  ©d^Iaf  ifl,  nämlic^  niä)t 
eine  dnaction  bed  ©el^imd  allein,  fonbern  bed  ganjen  Organidmud, 
a(fo  eine  Srt  ©c^eintob.  2:^iere  t)on  bebeutenber  duteKigenj  fc^Iafen 
tief  unb  lange.  Vuc^  S)?enf4en  bebürfen  um  fo  me^r  @d^Iaf,  [t  ent« 
widfetter  ber  OuantitKt  unb  JDualität  nad^  unb  Je  tl^tttiger  i§r  ®e§irn 
ifl.  S)ag  anäf  fortgefe^te  ÜRudfelanfhrengung  fd^Iäfng  mad^t,  iß 
baraud  }u  erKSren,  bag  bei  biefer  bad  ®e^im  fortbauernb,  mitteiß 
ber  meduUa  oblongata,  beö  9tüdfcnmarW  unb  ber  motorif(^en  SierDen, 
ben  ÜÄuöfcIn  ben  SReii  ert^eilt,  ber  auf  i§re  OrritabilitSt  toirlt,  baf« 
felbe  alfo  baburd^  feine  5haft  erf^öpß;  bie  Srmübung,  meldte  »ir  in 
Xrmen  unb  93einen  f))üren,  ffat  bemnac^  i^ren  eigentlichen  (Si^  im 
©e^irn.   (SB.  n,  275  fg.   %  l,  470  fg.) 

5)  3Bo^It^ätige  SBirfung  bed  ©d^Iafed  nac^  ber  9»a^I:= 
jcit. 

S93ie  aHe  ^nctionen  bed  orgonifd^en  Sebend,  fo  ge^t  auc^  bie  Ser« 
bauung  im  @d^Iafe,  tt)egen  bed  ^oußrend  ber  ©e^imt^fttigfeit,  leichter 


^iaftoaä^tn    —    @(!^(aul^ett  297 

,  unb  fd^neOer  Dot  fld^ ;  ba^er  ein  futjet  @<^Iaf,  t>on  10 — 15  ^innitn, 
/       eine  f)albt  €tunbe  mif  ber  9Ral^I}eit  koo^It^tttig  kDirlt.    hingegen  ifl 
ein   längerer  ©d^Iaf   naci^t^eilig   unb  latin   fogar   gefttj^rli^   loerben. 
(^.11,  176  fg.) 

6)  Sfbna^me  ber  dtefpiration  im  Sd^Iafe.  (@.  9t^nten.) 

7)  Unterfd^ieb  unb  SSertoonbtfc^aft  jkoifc^en  ©(i^Iof 
unb  Xob. 

Der  ©d^Iof  ifl  bie  (SinfleKung  ber  animalifc^en  Functionen,  ber 
Xob  bie  ber  organifc^en.   ($.  352.) 

!Z)a9  on  ben  inbit^ibueOen  Seib  gebunbene  inbiDibueÜe  93en)u§tfetn 
loirb  täglid^  burd^  ben  @d^Iaf  gän)Iic^  unterbrochen.  3)er  tiefe  ®d^(af 
ift  Dom  Siobe,  in  meieren  er  oft,  2*  ®*  ^^^^  Srfrieren,  gau}  fletig 
übergebt,  für  bie  ®egenn)art  feiner  !Z)auer,  gor  nic^t  Derfd^ieben,  fon« 
bern  nur  für  bie  ßixlvai^t,  nKmlic^  in  ^inftc^t  auf  bad  ^xtoa^m. 
!3)er  £ob  ift  ein  ®^taf,  in  toelc^em  bie  dnbit^ibuolität  t)ergeffen  tt)irb; 
aÜed  3(nbere  erioad^t  lieber,  ober  üielme^r  ift  load^  geblieben.  (9B. 
1,  327.) 

3)er  ®d^(Qf  iß  ein  @tüdf  2^ ob,  »eld^ed  n>ir  anticipando  borgen 
unb  bafür  bad  burc^  einen  Xag  erfd^öpfte  lieben  »ieber  erhalten  unb 
erneuern.  !Z)er  @4(af  borgt  Dom  S'obe  }ur  9ufred^t§o(tung  be^ 
bebend.  Ober:  er  iß  ber  einfltoeiüge  Qln^  be^  3iobe^,  toAiftt 
felbfi  bie  Sa))ita(ab34lung  ifl.  {%  l,  471.)  Unfer  Seben  iß  onju« 
fe^en  o(d  ein  Dom  Slobe  er^altene^  Darlehen;  ber  @d^(af  iß  ber  tilg« 
li^e  3ind  biefe«  SDartel^end.   ($.  II,  292.) 

3toifd^en  ©c^Iaf  unb  Xoh  iß  fein  rabicaler  Unterfd^ieb,  fonbem  ber 
eine  fo  wenig,  »ie  ber  anbere  gef&^rbet  bad  Dofein.  !t)ie  ©orgfatt, 
mit  ber  ba^  3nfect  eine  ^iüt,  ober  @rube,  ober  9?eß  bereitet,  fein 
Gi  hineinlegt,  nebß  gutter  für  bie  im  lommenben  Srü^ling  baraud 
l^erDorge^enbe  SarDe,  unb  bann  rul^ig  ßirbt,  —  gleicht  gon}  ber 
©orgfalt,  mit  ber  ein  9Renfc^  om  Slbenb  fein  jtleib  unb  fein  ffxüf^' 
ßücf  für  ben  fommenben  9)forgen  bereit  legt  unb  bann  ru^ig  fc^lafen 
ge§t,  unb  Hunte  im  ©runbe  gar  nid^t  @tatt  ^aben,  »enn  nid^t,  an 
ßc^  unb  feinem  loa^ren  Sefen  mäf,  ha9  im  ^erbße  ßerbenbe  Onfect 
mit  bem  im  grü^Iing  au^Iriet^enben  eben  fo  »o^t  ibentifd^  märe,  »ie 
ber  ßc^  f^Iafen  (egenbe  SRenfc^  mit  bem  aufße^enben.  Die  ©attung 
iß  e^  bie  aaejeit  (ebt;  ber  Xoh  iß  für  ße,  mad  ber  @(^(af  für  bad 
OnbiDibuum.   (955.  II,  544  —  546.) 

Hd^lafmaiftn^  f.  unter  Xraum:    3)a9  Sßal^rträumen. 
04flaraffenlanlif)  f.  91  ot^. 

0ti)lattl|eU. 

1)  Die  ©i^Iau^eit  aU  eine  Sorm  ber  ftlug^eit.    (®. 
ftlug^ett.) 


2)  S)te  ©(^(aul^ett  ber  ÜDummen.    (@.  S)nmtn^ett) 

3)  S)te  ®c^(au^ett  in  Sejiel^ung  jitr  ^^tlofop^te. 

9(oge  ®(^I(ut^ett  befähigt  mo^(  jum  ^Upixtn^,  aber  titelt  {ttm 
^l^iIofoj)^en.    (^.  U,  12.) 

dti)U(i)t.    l&(i)Ud)ti0kttt. 

1)  93ebeutung  bed  Sorten.    (®.  unter  93öfe:   93ebeutung 
bcö  SBortce  „böfc".) 

2)  3uf<^^^u^^"^^"9  ^^^  2)umm^ett  mit  ber  ©c^Iec^ttg* 
!eit.    (®.  ÜDumm^cit.) 

3)  ®egenfa^  jtuifc^en  Dummheit   unb  ©c^Iec^tigfeit 
in  ^tnfic^t  auf  bie  ^urec^nung.    (®.  3)umm^eitO 

4)  ®d)(ed)tigTeit,    danimer    unb    inteUectueKe    Un« 
fä^igleit. 

SBenn  man  bic  menfc^Uc^e  ©c^Iedjtigfeit  in^  2(uge  gefaßt  ^at  unb 
fic^  barUber  entfetten  möd^te;  fo  mu|  man  aldbalb  ben  9(i(f  auf  ben 
Oammer  M  menfc^Uc^cn  3)afeind  merfen;  unb  h)iebcr  ebenfo,  tuenn 
man  t)or  biefem  erfc^rocfen  ifi,  auf  Jene.  S)a  mirb  man  finben,  bag 
fie  einanber  bad  ®(eid^gett)i(^t  ()alten^  unb  toirb  ber  etoigen  @ere(^tigleit 
inne  merben,  inbem  man  merft,  bag  bie  äBelt  felbft  bad  äSBeltgeric^t 
ift.  (S3ergL  unter  ©erec^tiglcit:  3)ie  eiüige  ©erec^tigfcit.)  SJom 
felben  ©tanbpuntt  a\x9  t^erliert  ftd^  au^  bie  Onbignation  über  bie 
inteÜectueKe  Unfü^igleit  ber  SKIermeiften,  bic  und  im  !?eben  antoibert. 
%(fo  miseria  humana,  nequitia  humana  unb  stultitia  humaDa  eut« 
f))recl^en  einanber  DoQIommen  in  biefem  @anfara  unb  ftnb  t)on  gleicher 
®rö6e.     (^.  U,  233.) 

1)  SBefen  bed  @c^(uffed  unb  bed  ©erliegend. 

Die  logifc^e  »egrünbung  eine«  Urtt|eil3  burd^  ein  anbere«  entfielt 
immer  bur^  eine  ^erglei^ung  mit  i^m;  biefe  gef^iel^t  nun  entmeber 
unmittelbar,  in  ber  bIo§en  ^ont)erfton,  ober  ^ontrapofition  beffelben; 
ober  aber  bur^  ^injujie^ung  eined  britteu  Urt^eitö,  loo  benn  au@  bem 
Serljöltniffe  ber  beiben  (enteren  ^u  einanber  bie  SBa^r^eit  bed  ju  be« 
grUnbenben  Urt^eild  erJ^eUt.  !Z)iefe  Operation  ifl  ber  boKflänbige 
Schlug,  @r  !ommt  foioo^I  bur^  Dpt)ofttton,  aid  ©ubfumtion  ber 
»egriffe  ju  ©tanbe.  (®.  106.)  2)er  ©c^tug  ifl  bie  Operation 
unferer  Sernunft,  t)ermöge  toelc^er  aud  imi  Urt^eiten,  burc^  Sergletc^ung 
berfelben,  ein  britted  entftel^t,  o^ne  bag  babei  irgenb  anberiocitige  (Sr« 
fenntnig  ju  $ülfe  genommen  toürbe.  S)ie  Sebingung  l^ieju  ifl,  bag 
foI(^e  j»ei  Urt^eile  einen  Segriff  gemein  ^aben;  benn  fonft  fmb  fic 
fl(^  fremb  unb  o^ne  alle  ©emeinfd^aft.    Unter  biefer  Sebingung  aber 


mä^mtn.    ©c^lug  299 

toerben  fte  Soter  unb  ÜRutter  eine^  fiinbe^,  toA(Sji9  t)on  Seiben  etma^ 
on  fi^  ^ot.    (SB-  II,  118.) 

!Z)a0  Urt^eilen,  biefer  elementare  unb  toic^tigfle  ^roceg  bed  S)en« 
len^,  befielt  im  dergleichen  {loeier  Segriffe;  ba^  ©erliegen  hingegen 
im  Sergleid^e  jireier  Urt^eile.    (SB.  II,  120.) 

Sßir  ot)eriren  beim  @d}(iegen  nic^t  mit  Mögen  Segriffen,  fonbern 
mit  gan}en  Urtl^ eilen.  üDie  gen^ö^nlic^e  S)ar{leIIung  bed  ©d^Iuffe^ 
aU  eine«  Ser^Mtniffcö  breier  Segriffe  ifi  fe^ter^aft.  änö  brei 
gegebenen  Segriffen  lägt  ftc^  no(^  fein  ®d^(u|  jte^en.  üDa  fogt 
man  freili^:  2)ad  Ser^ältnig  jn^eier  berfelben  jum  britten  mug  babei 
gegeben  fein.  3)er  Studbmcf  jene«  Ser^ältniffe«  ftnb  \a  aber  gerabe 
bie  jene  Segriffe  Derbinbenben  Urtl^eile;  alfo  ftnb  Urt^eile,  ni(^t 
bloge  Segriffe  ber  Stoff  be«  ©djluffeö.  ©cmnac^  ip  ©daließen 
»efentlid^  ein  Serglei(6en  jtoeier  Urt^eile.   (3B.  II,  120— 122.  128.) 

3)a  ber  @c^(u§  ate  Segrünbung  eine«  Urt^eild  burc^  ein  anbered 
mittelfl  eine«  britten  ed  immer  nur  mit  Urt^eilen  ju  t§un  Ijat  unb 
biefe  nur  Serfnüpfungen  ber  Segriffe  finb,  loelc^e  Untere  ber  aud« 
fc^Iieglic^e  ©egenflanb  ber  Sernunft  finb;  fo  ifl  bad  ©fliegen  mit 
SRec^t  für  ha^  eigent^üm(ic^e  ©efc^äft  ber  Sernunft  ertlärt  kuorben. 
(®.  106.)  2)00  ©(^liegen  ip  !ein  «et  ber  müHix,  fonbern  ber 
Sernunft,  ben  fle  öon  felbfl  nad^  i^ren  eigenen  @efe^en  t)on5ie!)t;  in* 
fofern  ifl  er  objectit),  nic^t  fubjectit?,  unb  ba(}er  ben  jhengfien  9{ege(n 
unterworfen.    (SB.  II,  118.) 

2)  !Z)ie  ©(Flugfiguren. 

'Die  Urt^ei(e,  bie  beim  ©djliegen  mit  einanber  t?erglid)en  toerben, 
tann  man  ftc^  unter  bem  Silbe  Don  ©toben  benfen,  bie  }um  Se^uf 
ber  Sergtei^ung  balb  mit  bem  einen,  balb  mit  bem  anbern  @nbe 
aneinanber  gehalten  merben;  bie  Derfc^iebenen  SBeifen  aber,  nac^  benen 
bie«  gefc^e^en  lann,  geben  bie  brei  Figuren.  ÜDa  nun  tebe  ^rämiffe 
i^r  ©ubject  unb  ^räbicat  enthält,  fo  ftnb  biefe  jtoei  Segriffe  al«  an 
ben  beiben  @nben  jiebe«  ©tabe«  befinbßc^  Dorjuflellen.  Serglidjen 
toerben  je^t  bie  beiben  Urt^eile  ^infic^ttid^  ber  in  i§nen  beiben  Der* 
f(Fi ebenen  Segriffe;  benn  ber  britte,  in  beiben  ibentifd^e  ifl  feiner 
Sergleic^ung  untenoorfen,  fonbern  tft  ba«,  woran  bie  beiben  anbern 
Dergti^en  werben:  ber  9Webiu«.  Oft  nun  biefer  in  beiben  ©äfcen 
ibentif d^e  Segriff,  alfo  ber  5Kebiu«,  in  einer  i^rämiffc  baö  ©ubject 
berfelben;  fo  mug  ber  ju  öergleid^enbe  Segriff  i^r  ^räbicat  fein,  unb 
umgefe^rt.  ©ogleic^  fleDt  fic^  ^ier  a  prion  bie  SRöglic^feit  breier 
göDe  ^erau«:  entroeber  nämli<^  wirb  ba«  ©ubject  ber  einen  ^jJrämiffe 
mit  bem  ^^räbicat  ber  anbern  t>ttfHii)m,  ober  aber  ba«  ©ubject  ber 
einen  mit  bem  ©ubject  ber  anbern,  ober  enMid^  ba«  ^räbicat  ber 
einen  mit  bem  $räbicat  ber  anbern.  $)ierail«  entfielen  bie  brei  f^Ko« 
gifiifc^en  Figuren  be«  Srifiotete«;  bie  vierte,  welche  etwa«  nafewei« 
§in}ugefügt  worben,  ifi  unäd^t  unb  eine  Sfterart.   Oebe  ber  brei  i$iguren 


300  ef^rtegen.    €>^in% 

fleOt  einen  gan}  üetfil^iebenen,  richtigen  unb  natürlichen  ©ebanfengong 
ber  «emunft  beim  ©daließen  bar.    (SB.  II,  122—128.) 

3)  6in  ®tnnbilb  be9  ©c^Iuffed. 

«(0  ein  ©innbilb  be«  ©c^Iuffe«  fann  man  bte  Soltaifd^e  ©äule 
betrauten;  i^r  dnbifferenjpunlt  in  ber  SRitte  ßellt  ben  SRebiu^  Dor, 
ber  bad  ßufi^mnien^altenbe  ber  beiben  ^rttmiffen  iß,  üermSge  beffen 
fte  ©(^(uglraft  (aben;  bie  beiben  bi9{)araten  Segriffe  hingegen,  koetc^ 
eigentlich  bad  ju  Sergleid^enbe  finb,  koerben  burd^  bie  beiben  heterogenen 
$o(e  ber  ©ttule  bargeßelit ;  erft  inbem  bief e,  mittelfl  ber  beiben  Seitung^' 
brüllte,  iDelc^e  bie  Stopnla  ber  beiben  Urt§ei(e  Derflnnlici^en,  jufammen:» 
gebracht  toerben ,  f))ringt  bei  i^rer  93erü§rung  ber  t^unle,  —  ba^  neue 
l^ic^t  ber  AonHufton  f^xm.    (9S$.  n,  129.) 

4)  Ser^SItnig    bed    ©ebanlenganged    im    ©c^Iug    ju 
feinem  Su^brucf  burc^  SBorte  unb  ©ä^e. 

üDer  ©ci^tu§  (©^Ilogidmud)  befielt  im  ©ebanfengange  felbfl,  bte 
SEBorte  unb  ©tt^e  aber,  burd^  nietete  man  i^n  auArücft,  bejeic^nen 
blod  bie  nachgebliebene  .©pur  beffelben;  fie  Der^alten  ftc^  }u  i^m,  toie 
bie  ftlangfiguren  aud  ©anb  ju  ben  £5nen,  bereu  Vibrationen  {ie 
barpeOen.    (SB.  n,  120.) 

5)  !Z)ie  Sä^igleit  bed  ©daliegend,  berglic^en  mit  ber 
bed  Urt^eilend. 

©daliegen  iß  (eid^t,  urtl^eilen  fc^toer.  galf^e  ©c^lUffe  ßnb  eine 
Seltenheit,  falfc^e  Urt^eile  {)et«  an  ber  2:age«orbnung.  (SB.  II,  97.) 
3u  fc^Hegen  finb  Me,  ju  urt^eilen  SBenige  fä%  (S.  114.) 
Die  Urt^et(dfraft  gehört  ju  ben  Sorjügen  ber  überlegenen  fiöpfe; 
wä^renb  bie  t^tt^igfeit,  aud  gegebenen  ^rttmiffen  bie  richtige  ftonTIufion 
}u  )ie§en,  feinem  gefunben  fto))fe  abgebt.    (^.  II,  24.) 

6)  äßirlung  be«  ©d^Iuffed. 

3)urd^  ben  ©d^Iug  erfährt  ber  ©c^Iiegeube  nic^t  ettoa«  fc^Iec^t^in 
9Ieued,  t^m  Dörfer  gttnjlid^  Unbelannte^,  fonbem  »a^  er  erfährt,  lag 
fc^n  in  bem  toad  er  tougte,  atfo  nmgte  er  e^  fc^on  mit.  @r  tt)ugte 
blo0  nic^t,  bag  er  ed  uiugte;  er  lougte  ed  nur  implicite,  nic^t  explidte. 
S)ad  SBefen  be^  ©c^Iuffed  beße^t  folglich  barin,  bog  toir  un^  jum 
beutlic^en  Semugtfein  bringen,  bie  Su^fage  ber  ^onflußon  f^on  in 
ben  $rSmißen  mitgebac^t  ju  ^aben;  er  iß  bemnac^  ein  2Ritte(,  ßc^ 
feiner  eigenen  (Srienntnig  benttic^er  ben^ugt  )U  U)erben,  inne  )u  merben 
xoa9  mon  »eig.  X>ie  ^rlenntnig,  meiere  ber  ©^lugfa^  liefert,  uyar 
latent,  »irftc  ba^er  fo  toenig,  wie  latente  SBörme  auf^  X^cr« 
mometer  »irft.  !Z)ur(§  ben  ©c^Iug  au^  fc^on  befannten  ^rfimiffrn 
wirb  bie  Dörfer  gebunbfne  ober  latente  (Erlenntnig  frei.  (93.  II, 
118  fg.) 


©c^merj  301 

7)  aßert^  be«  ©(^luffe«. 

9ud  einem  @a$e  fann  ntc^t  me^r  folgen,  a\9  fc^on  barin  liegt, 
b.  f).  aU  er  fclbfl-  für  bad  erf(i^5))fenbe  Serfllinbnig  feine«  ®tnne9 
befugt;  aber  aud  jtQei  @tt^n  lann,  »enn  fle  f^KogifÜfc^  uerbmtben 
merben,  me^r  folgen,  aU  in  iebem  berfelben,  einjeln  genommen,  liegt;  — 
loie  ein  ^emifc|  )ufammengefe^ter  Süxptt  (Sigenfc^aften  jeigt,  bie 
feinem  feiner  Seflanbt^eile  für  fic^  }uIommen.  hierauf  beruht  ber 
SBert^  ber  ©c^Wffe.    {%  II,  23.) 

8)  SDie  äBa^r^eit  ber  bnrci^  ©c^Iüffe  abgeleiteten  @ä«e. 

2)ie  99Sa§rl^eit  aller  burc^  ®(i^(üffe  abgeleiteten  @ä^e  ifl  immer  nur 
bebtngt  unb  jule^t  abljttngig  oon  irgenb  einer,  bie  nic^t  auf  ©d^lüffen, 
fonbem  auf  Snfc^auung  beruht.  Säge  biefe  (entere  und  immer  fo 
na§e,  »ie  bie  Sbteitung  burc^  einen  ©c^lug,  fo  märe  fie  burc^aud 
borjujie^en,  ©c^lüffe  flnb  jn^ar  ber  Sorm  nac^  DbOig  gekoig,  aber  fie 
finb  fe^r  unfic^er  bur4  i^re  3»aterie,  bie  S9egriffe.  (93.  I,  81  fg. 
Sergl.  Setueid,  (Sdiben)  unb  ©eniig^eit.) 

9)  Die  ©^Ilogiftil. 

!Z)ie  ganje  ®90ogi{lit  ifl  nid^td  loeiter,  atö  ber  Inbegriff  ber  9tegeln 
jur  Stntoenbung  bed  ©aged  Oom  ©runbe  auf  Urt^eile  unter  einanber, 
alfo  ber  ftanon  ber  (ogifc^en  SGBa^r^eit.    (®.  106.) 

1)  Sebingung  bed  @(i^mer}ed. 

S)ie  Hemmung  bed  äSßiDend  mug,  um  aU  ©d^mer)  em))funben  ju 
koerben,  Don  ber  Srfenntnig,  toetc^er  boc^  an  fi(^  felbfl  aQer  @c^mer) 
fremb  ifl,  begleitet  fein,  ^a^er  ifl  f(^on  ber  ))^9fif(!^e  @4<"eri 
burd^  9tert>en  unb  bereu  Serbinbung  mit  bem  ®e^trn  bebingt,  med^alb 
bie  Serle^ung  eined  ©liebet  nid^t  gefüllt  toirb,  n)enn  beffen  jum  @t» 
f^im  gel^enbe  9Iert)en  burc^fc^nitten  finb,  ober  bad  ®e^im  felbfi  burc^ 
(I^loroform  be))oten}irt  ifl.  (Sbenbedtoegen  auc^  galten  toxx,  fobalb  im 
©terben  ba9  Senmßtfein  erlofd^en  if!,  a0e  noc^  folgenbe  3u<^<ngen  für 
f(^mer}Iod.  2)ag  ber  geiflige  S^mer)  bur(^  Srtenntnig  bebingt  fei, 
t^erfte^t  fl^  oon  felbfl.  —  SDa«  ganje  »er^ältnig  lägt  flcb  alfo  bilblic^ 
fo  au9brü(fen:  ber  SBiUe  ift  bie  @aite,  feine  3)ur(^freujung  ober 
^inberung  bereu  Vibration,  bie  Srfenntnig  ber  9{efonan3boben,  ber 
®^meri  ijl  ber  Ion.    ($.  II,  319.) 

2)  $ofiti))itttt  bed  ©d^merjed  im  ©egenfa^e  )ur  9lt' 
gatiDität  ber  SJefriebigung.  (®.  Sefriebtgung  unb 
©enug.) 

3)  Steigerung  bed  ©d^merjed  in  ber  97atur. 

dn  ber  ganjen  9?atur  fleigert  fi(§  mit  bem  ®rabe  ber  anteiligen} 
bie  S^^is'^i^  3"^  ©d^merje,  eneic^t  alfo  im  SRenfc^en  unb  jtoar  in 


302  @(i^o(ojKr 

bem  t^on  ^o^er  dntelligeni  t^re  ^öc^fle  ®tufe,  obgletd^  bad  (Srfennett 
on  fic^  felbfi  f deiner jloö  ifi  unb  im  8?ci(^c  ber  ^ntcIIigcnjHfcin  ©^mcrg 
»oltct.  (^.  I,  819  fg.  355  fg.  «ergl.  unter  eihnntnig:  einflug 
ber  Srlenntniß  auf  ben  @rQb  ber  @mpftnbung  unb  bed  Reibend.) 

S)ie  S^^igfcit  }um  ©d^mer^  burfte  andj  i§ren  $5§epunlt  erfl  ha 
erreichen,  too  Dermöge  ber  Vernunft  unb  i§rer  93efonnenl^eit  aud^  bie 
iDtSgtic^Iett  }ur  Verneinung  be^  äBiOend  Dorl^onben  tft.  3)enn  o^ne 
biefe  n)ärc  fte  eine  jtoedlofc  ©roufamfeit  gcttjefcn.    (^.  I,  3120.) 

4)  Untcrfd^ieb  jtoifc^en  SWenf^  unb  2:§ier  in^infid^t 
ouf  ben  ©c^merj. 

3)ic  tlrfat^c  bcö  ©c^mcrjeö,  lüie  ber  grcube  liegt  beim  9Kenf(^cn, 
tocil  er  im  Unterfd)ieb  öom  S^ier  nieipcn«  burt^  obflrocte,  gcbac^te 
SRotiöe,  nic^t  burd^  gegenniärtige  ©inbrücfe  bcflinimt  ttjirb,  meipent^cit« 
nid^t  in  ber  realen  ©egcnmart,  fonbcrn  blo^  in  obftrocten  ©ebonfen. 
ÜDiefe  fdjoffen  unö  Dualen,  gegen  lüclc^c  alle  Seiben  ber  J^ierfjeit  fef^r 
Hein  finb,  ba  «ber  bicfelben  auc^  unfer  eigener  Jj^tjfifc^er  ©c^merj  oft 
gar  nic^t  em))funben  n^irb,  \a  mir  bei  (;eftigen  geifitgen  !Peiben  und 
))^Q{tfd^e  berurfa(^en,  blöd  um  baburc^  bie  ^ufmerffamleit  Don  jenen 
abjulenfen  auf  biefe.  SDo^er  rauft  man,  im  größten  geifligcn  ©d^merje, 
flc^  bie  ^aare  auö,  fc^lägt  bie  SBrujl,  jerfteifd^t  ba«  «ntli^,  toölit  ftd^ 
auf  bem  S9oben,  h)eld^ed  Slled  eigentlich  nur  gemaltfame  3(^f^cuungd«^ 
mittel  öon  einem  unerträglichen  ©ebanfen  flnb.  (S35.  I,  352  fg, 
öergl.  auc^  unter  SWenfc^:    Unterfd^ieb  jnjifd^en  I^ier  unb  3Renfc^0 

5)  Duelle  bed  übermügigen  ©c^merjed  unb  SRittel 
bagegen.  (©.  unter  Steube:  ©egen  ha^  Ueberma§  ber 
greube.) 

6)  3ieleologie  bed  ©d^merjed. 

SBenn  nid^t  ber  nttc^fie  unb  unmittelbare  ^wcd  bed  Sebend  bad 
Seiben  ift;  fo  ip  unfer  tafeln  ba«  3^^<*wibrigftc  ouf  ber  SBelt.  Denn 
cd  ifi  abfurb  an^une^men,  bag  ber  enblofe,  aud  ber  bem  Seben  loefent* 
liefen  ißotl^  entfpringenbe  ©d^merj,  bat^on  bie  SBelt  überall  k)olI  i% 
iloedElod  unb  rein  jufäHig  fein  follte.    {f.  II,  312.) 

2Bie  ed  eine  2!eleologie  ber  9}atur  gtebt,  fo  giebt  ed  eine  nod^  biet 
ge^eimnigDoKere  ber  äKoral;  b.  ij,  gen^iffe  Einrichtungen  ber  9Zatur 
in  9e}ie§ung  auf  ben  STIenfc^en  erfd^einen  ald  SSeförberung  feiner 
SD^oralität  intn  Qtotd  ^abenb.  S)iefen  6§arafter  trägt  nämlid^  bad 
gan^e  Serl^öltnig  ber  9{atur  gu  ben  33ebürfniffen  ht^  ^enfc^en,  mo^in 
auc^  bie  Sfot^toenbigfeit  ber  SoDifion  ber  3)^enf^en  unter  etnanber 
get|ört.  (3W.  735  fg.  SJergl.  ^eildorbnung  unb  unter  Seiben: 
Säuternbe  Straft  bed  Seibend.) 

dd^olaftik. 

1)  S^arofter  ber  ©c^otapü. 

3)er  eigentlich  bejeidjuenbe  S^arafter  ber  ©c^olaflif  ifl  ber,  bag  i^r 
bad  obcrfie  Kriterium  ber  SSSa^r^eit  bie  ^eilige  ©c^rift  ift,  an  meiere 


@c^ön.    @(i^9n4eit  303 

man  bemnad^  t^on  )ebem  Sernuitftfc^Iug  immer  noc^  at^ptUixtn  fann.  — 
3u  i^ren  Sigent^Umlid^Ieiten  gehört,  bag  t§r  Vortrag  burc^gttngig 
))o(emtf(^eit  6!^ara!ter  fjat;  jebe  Unterfudjung  \o\xh  baih  in  eine  fton^ 
troüerfc  öcrtoonbctt,  beten  pro  et  contra  neueö  pro  et  contra  erzeugt* 
2)ie  Derborgene,  (e^tc  Sßur^el  btefer  Sigentl^ümUc^tett  liegt  in  bem 
aBiberfheit  }tt)if(^cn  Semnnft  unb  Offenbarung.    {%  l,  70.  $.  325.) 

S)ie  ®d^o(afiifer,  in  i^ren  Rlöjlem  eingef))errt,  o^ne  beutlic^e  Kunbe 
t>m  ber  SBelt,  t^on  ber  9}atur,  Dom  ^Itert^um,  allein  mit  i^rem 
@(auben  unb  il^rem  S(riflote(ed,  conflruirten  eine  4ri{Hi(^»arifioteIif(^e 
9Retap^t){iI.  Si)x  einjiged  33aujeug  n)aren  ^5d|fl  abflracte  Segriffe, 
wie  ens,  substantia,  forma  n.  f.  tu.  ^Dagegen  an  9iealfenntni§  fe^tt 
ed  ganj;  ber  J^irc^engtaube  vertrat  bie  ©teile  ber  mirltic^en  SQßelt. 
Ueber  i^n  p^Uofop^irten  fie,  ertlärten  i^n,  nic^t  bie  SBelt.  ($.  312  fg. 
325.   aß.  I,  500.) 

%ud  ben  ©d^olaflifem  flra^U  bi^meilen  t^eilmeife  bie  üöOige  Sßa^r« 
Oeit  ^rtoor,  nur  immer  toieber  oerunflaHet  unb  berbunfett  burc^  bie 
d^rifiüc^  t^eißifc^en  Dogmen,  benen  fie  burc^aud  angesagt  tt)erben  foQte. 
@o  fämpft  in  ben  ©c^olaflifem  p^ilofop^if^e^  @enie  mit  tiefgewurjeltem 
«orurt^e«.    ($).  319.  313.) 

2)  S)er  fd|o(aflifc^e  @treit  jmifd^en  9Iomina(i^mud 
unb  9tea(idmud.  (@.  StoniinaUdmud  unb  9itaü9^ 
mu9.) 

3)  !Die  mobernen  Äntipoben ber  Sd^olapif er.  (©.3iatur« 
forfc^er.) 

4)  Sertoanbtfc^aft  be^  ©(^eUingianidmud  mit  ber 
©c^olaftif. 

!Z)ur(^  ba^  Operiren  mit  fe^r  loeiten,  abflracten  Segriffen,  burd^ 
bie  fe§r  Dielerlei  gebac^t  tt)erben  fann,  in  benen  aber  fe^r  toenig  ju 
beulen  liegt,  ^at  ber  ©d^ellingianidmud  groge  Xel^nlid^Teit  mit  ber 
@(l|o(afliI.    ($).  325  fg.) 

5)  3"  n)elc^er  klaffe  Don  @^ftemen  bie  fd|o(afiif(^e 
$^iIofop§ie  gehört.  (<S.  unter  S^fieme:  Sint^eilung 
ber  Dom  Object  au^gel^enben  (S^fleme.) 

dd|ön.    9d|önl)eii. 

1)  Sebeutung  bed  äBorte9'„f(^bn". 

„Qifön"  ifl  o^ne  3^#I  Derloanbt  mit  bem  Snglifc^en  to  shew 
unb  tt)äre  bemnac^  shewy,  fc^aulic^,  wbat  shews  well,  load  fic^  gut 
jeigt,  ftc^  gut  aufnimmt,  alfo  ba^  beuttic^  ^erDortretenbe  Snfc^au^ 
lid^e,  mithin  ber  beutttc^e  %u9bru(f  bebeutfamer  (^(atonifc^er)  Obeen. 
{%  U,  456.) 


304  <^(^ön.    <S(^ön^elt 

2)  !Z)ie  bciben  (SIentente  bed  ©d^önen. 

Onbent  totr  einen  ©egenflanb  fc^ön  nennen,  f))re(^en  loir  bobur^ 
aud,  bog  er  Dbject  nnferer  äßl^etifdien  Betrachtung  x^,  mld)t&  jweicriei 
in  ftc^  Wiegt,  einerfeitd  nämtic^,  bag  fein  Unhüd  un^  obiecttD 
ntadjt,  b.  ^.  bag  mir  in  93etracl^tung  beffelben  nic^t  me^r  unferer  atd 
Onbit)ibuen,  fonbern  a(^  reinen  iviDenlofen  @ubj[ectd  bed  @rfennend 
und  bemugt  finb;  unb  anbererfeitd,  bag  toir  im  ©egenfionbe  nic^t  bad 
einzelne  2)ing,  fonbern  nur  eine  Obee  erlennen.  (9B.  I,  247. 
»ergl  «efl^etifc^O 

3)  Urf))rung  bed  ä93o§(gefaUend  am  ©c^önen. 

dm  <Bä)Mn  f äffen  toir  aOemal  bie  n)ef entließen  unb  urfprünglic^en 
®ef)alten  ber  belebten  unb  unbelebten  9?atur,  atfo  $(ato^d  dbeen  ber« 
felben  auf,  unb  biefe  Sluffaffung  §at  ju  i^rer  Bebtngung  i^r  toefentlic^ed 
Korrelat,  bad  ujiUendreine  ®ubj[ect  bed  (Srtennend,  b.  f).  eine 
reine  dnteQigenj  o^nc  9bfid)ten  unb  ^totdt.  3)aburc^  üerfc^winbet 
beim  Eintritt  einer  äfl^etifc^en  Stuffaffung  ber  SEßille  ganj  aud  bem 
SBetQugtfein.  Qrr  aQein  aber  ifl  bie  ClueKe  aller  unferer  8etrübniffe 
unb  Seiben.  S)icd  ifl  ber  Urfprung  iened  SBo^Igefallend  unb  iener 
Sfreube, .  n)e((^e  bie  Huffaffung  bed  ®(^5nen  begleitet*  ®ie  beruht  auf 
ber  Sßegna^me  ber  ganjen  SO^öglid^Ieit  bed  Seibend.    ($.  II,  447  fg.) 

4)  äBarum   jiebed   d^aturobject   f(^5n   ift   unb   bennoc^ 
manche  und  ^ttglic^  erfc^einen. 

^a  einerfeitd  jebed  Dor^anbene  !Z)ing  rein  obiectit)  unb  auger  aDer 
9te(ation  betrad)tet  merben  tann;  ba  femer  auc^  anbererfeitd  in  iebem 
3)inge  ber  äBiQe  auf  irgenb  einer  @tufe  feiner  Dbjectittt  erf<|eint, 
unb  baffelbe  fonad^  Sudbrud  einer  dbee  ifi;  fo  ifl  auc^  {ebed  3)ing 
fc^ön,    (SB.  I,  247.   %  U,  457.) 

(Sd  ^at  iebed  2)ing  feine  eigent^iimli^e  ©c^ön^eit,  nic^t  nur  iebed 
Organifd^e  unb  in  ber  @in^eit  einer  dnbit)ibua(it(it  ftc^  3)arflc0enbe, 
fonbern  auc^  jebed  Unorganifc^e,  ja  icbcd  «rtefact.    (SB.  I,  248.) 

SBenn  und  bie  ©c^ön^eit  jebed  S)inged  bei  einigen  Z^imn  nic^t 
einleuchten  toiK;  fo  liegt  ed  baraVt,  bag  toir  nic^t  im  @tanbe  ftnb, 
fie  rein  objectit)  ju  betrachten  unb  baburc^  i^re  Obee  aufsufaffen, 
fonbern  ^ieoon  abgejogen  werben  burc^  irgenb  eine  uuDermeiblic^e  ©e» 
banIenaf[ociation,  meißend  in  ^otge  einer  fic^  und  aufbringenben 
Se^nlic^Ieit,  }.  93.  ber  bed  %ffcn  mit  bem  ÜRenfc^en,  ober  ber  St5te 
mit  ftot^  unb  @d^Iamm.  dnbeffen  reicht  bied  bod^  nic^t  and,  ben 
abf^eu  oor  folc^en  liieren,  wie  Äröten  unb  Spinnen,  ju  erHärcn; 
btefcr  fd^eint  Dtelme^r  in  einer  t)iel  tieferen,  metop^^fif^en  unb  ge- 
^eimnigtjollen  fflejiel^ung  feinen  ®runb  ju  ^aben.    (^.  ü,  457.) 

5)  2Barum  (Sined  fd^Sner  tfl,  aU  bad  Snbere. 

®d^öner  ifl  (Sined  atd  bad  Knbere  baburd^,  bag  ed  bie  rein  objectioe 
Setrad^tung  erlei^tert,  i§r  entgegenlommt,  [a  gleid^fam  baju  ikotngt. 


@(^önl^ett«ftnn  305 

mo  toir  ed  bann  fe^r  fd^5n  nennen.  S)ied  tfi  ber  Sali  t^eite  babnrd^, 
baß  t9  ate  einjelned  !Z)ing  burc^  bad  fe^r  beutlic^e,  rein  befHmmte, 
bnrc^and  brbeutfame  Ser^&Itntg  feiner  Sl^eile  bie  dbee  feiner  @attung 
rein  audf{)ri(^t  unb  burd|  in  i^m  t^ereinigte  SSoIIflSnbigfeit  aller  feiner 
©attung  möglichen  %eugerungen  bie  3bee  berfelben  DoQfomnten  offen« 
bart,  fo  bag  ed  bem  Setrac^ter  ben  Uebergang  Dom  etnjelnen  3Ding 
^ur  dbee  fe^r  erleichtert;  t^eild  liegt  jener  Sorjug  befonberer  ©c^ön^ett 
cineö  Objecto  barin,  baß  bie  3bee  felbft,  bie  un^  aud  i^m  anfprid^t, 
eine  §o^e  @tufe  ber  Obiectität  bed  SBiOend  unb  ba^er  burci^aud  be* 
beutenb  unb  Dielfagenb  fei.  3)ar)im  tfi  ber  9)7enfc^  Dor  aOent  Snbern 
f(^ön.  (äß.  I,  248;  260.)  @(^ön^eit  unb  ©rajie  ber  SRenfc^engefiaU 
im  herein  fmb  bie  beutlic^fie  ©ic^tbarteit  bed  SBiQen^  auf  ber  oberflen 
@tufe  feiner  Obfectioation,  unb  eben  bed§a(b  bie  (|5(^fie  Seiflung  ber 
bilbcnbcn  Äunji.    (?.  n,  457.) 

6)  Unterfc^ieb   jmifd^en   ©c^önl^eit   unb  ©rajie.    (®. 
®rajie.) 

7)  Unterfc^ieb  jloifc^en  bem  ©c^önen  unb  (Erhabenen. 
(©.  ergaben.) 

8)  Da«   ©d^önc  in   ber  9iatur.    (®.  unter  Slatur:    5Die 
Sfi^etifc^e  Sirlung  ber  9Iatur.) 

9)  Da«  ©(i^öne  in  ber  Sunft.    (©.  Runfi,  ftunfimerl 
unb  bie  einjelnen  ftUnfle.) 

10)  Die    ©d^ön^eit,    in    eubSmono(ogif(^er    ^infic^t 
betraAtet. 

Der  ©efunb^eit  )um  Z^til  Denoanbt  ift  bie  ©d)5n§eit.  SBenngleicfj 
biefer  fubjectioe  Sorjug  nid^t  eigentli^  unmittelbar  ju  unferm  @(ü(fe 
beiträgt,  fonbem  blod  mittelbar,  bur^  ben  Sinbrudf  auf  Snbere;  fo 
iß  er  bod^  t)on  groger  SBi^tigleit,  au<^  im  9Ranne.  ©c^ön^eit  ifl 
ein  großer  (Em))fe^(ung9brief,  ber  bie  ^ergen  }um  Sorau«  für  und 
getoinnt.    ($.  l,  347.) 

04fönl)ntof{tin. 

Der  fo  bewunberungdtoürbige  ©^5n^eit9f[nn  ber  ©riechen,  »elc^er 
fte  allein  unter  aDen  Söllern  ber  (Erbe  befähigte,  ben  loa^ren  9?orma(» 
t^pvL^  ber  menf(^(i(^en  ©eftalt  ^erau0)uftnben  unb  bemnad^  bie  SRufler^ 
bilber  ber  ©d^ön^eit  unb  ®ra)ie  für  alle  ^itm  jur  92ac^a^mung 
auf)u{hOen,  läßt  eine  tiefere  (Srltärung  }u.  Daffelbe  nttmlic^,  toa9, 
menn  ed  Dom  SBtUen  unjertrennt  bleibt,  ®efd^(ec^t9trieb  mit  fein 
fi^tenber  ^rx^toafjH,  b.  i.  ©efd^Iec^tdliebe,  giebt;  eben  Diefed  tt)irb, 
loenn  ed  burd^  bad  Sor^anbenfein  eined  abnorm  übertt)iegenben  3n« 
teÖectd  fid^  Dom  SBiQen  ablöß  unb  boc^  t^tttig  bleibt,  gum  obiectiDen 
®c^tfn(|eit9finn  für  menfd^ßd^e  ©eflalt,  »elc^er  nun  junttc^fl  fic^ 
geigt  ald  urt^eilenber  Jhinfifinn,  fld^  aber  fieigern  tonn  bid  gur  SInf« 


306  @d&ö»)fung    -    ^d^rift! 

finbung  unb  S)ar{ieQung  ber  9Iorm  aQer  *^tiU  unb  $ro))ortionen, 
wie  bicö  ber  gatt  toax  im  ?§ibio«/ ^rayitelc«,  ©foj)a«  u.  f.  to. 
(35$.  II,  478.) 

1)  ®(^5))fung  im  biblifc^en  ©inne. 

Tili  bem  Ouben«S)ogma  be^  ®ott'®(^0))fer^  unb  ber  ©c^öpfung 
(auö  Dtid^t«)  tagt  ftc^  tueber  bie  Sefd^affen^eit  ber  SBett,  tioc^  bie 
grei^eit  unb  UnPerHid^Wt  ^ufonmicnrcimcn.  (©.unter  ®ott:  ®egen- 
bemeife  gegen  boö  Dafein  ®ottc«.) 

« 

2)  ®c^ö))fung  int  naturwiffenfd^aftUc^en  ©inne. 

S)ad  aDgegcntoärtige  ©ubfhrat  ber  Sflahix,  ber  SBiKe,  jeigt  t)on 
fetner  urfpringtidjen  ©c^bpferfraft,  n)e((^e  in  ben  üor^onbenen  ®efialten 
ber  9{Qtur  bereite  i^r  993ert  getrau  f)at  unb  barin  erlofc^en  iß,  bennoc^ 
bisweilen  unb  au^na^m^meife  einen  fc^tuad^en  Ueberreft  in  ber  generatio 
aeqnivoca.     (335.  II,  372.    SJergt.  Generatio  aeqnivoca.) 

(Ein  93eleg  bafür,  bag  ber  993  iUe  ha9  Keale  unb  Sffentiale  im 
SDtenfd^en,  ber  dnteOect  bad  ©ecunbäre  i%  unb  be^^alb  j[ebe  merllic^e 
Erregung  be^  Sßiaend  bie  gunition  be«  OnteOectd  f!5rt,  ifi  unter 
onbem  and)  ber  ©c^recf.  Sin  groger  ©c^red  benimmt  un^  oft  bie 
Seftnnung  bemtagen,  bog  wir  t^erfieinem,  ober  ober  bad  Serfe^rtefie 
t^un,  }.  8.  bei  aitdgebro^enem  geuer  gerabe  in  bie  f^Iammen  laufen. 
(SB.  n,  241.) 

(lieber  ben  panifd^en  ©c^red  f.  ^anifc^er  ©d^redf.) 

94fteibf(l)ltt. 

Segler  beim  ©(^reiben  ober  ?efen  burc^  9ud(affen,  $injuftigen  ober 
Serwed^feln  t^on  93uc^floben  finb,  wie  Stanoni  bejeugt,  Stnjeid^en  etne^ 
borgüglid^en  Serftanbed.  3Jlan  braucht  fic^  (^^o  i^rer  nid^t  )u  fd^ämen. 
(Sn.  640.) 

Ätl)nft. 

1)  Die  Aufgabe  aller  ©d^rift. 

!Die  Slufgabe  aKer  ©d^rift  ifl,  in  ber  93ernunft  bed  S(nbern  burc^ 
fic^tbare  B^idjen  begriffe  }u  erwedfen.    ($.  II,  607.) 

2)  Sßert^  ber  ©d^rift  für  bie  ®ef(^i(^te  ber  9Renf(^(eit. 
(©.  unter  SDenfma(e:   äSert^  ber  ^ißorifd^en  S)en(male.) 

3)  SJorjug  ber  ©d^rift  \)0x  ber  münbHd^en  S^rabition. 

Dad  Crgan,  womit  man  jur  SRenfc^^eit  rebet,  iß  allein  bie 
©c^rift;  münbli^  rebet  man  b(od  ju  einer  Xnja^I  dnbit)ibtten;  ba^er, 
wad  fo  gefagt  wirb,  im  Ser^ä(tnig  }um  iWenfc^engefc^Iec^te  $riimtfad^e 


©i^rift  307 

bleibt,  ^ie  Trabttion  mirb  (et  iebem  ©dritte  üerffilfd^t;  bte  ©d^rtft 
aOein  ifl  bte  treue  Slufbewa^rerin  ber  ©ebanitn.  9uc^  fonimen  bte 
©ebaitlen  )u  mögltd^fler  S)eutUc^Iett  unb  S3eflimtnt§ett  erfi  burd^  bie 
©(^rift;  benn  ber  fc^riftHc^e  SSortrog  ijl  ein  n)cfetttli(^  anberer,  alö 
ber  münbftc^e,  iiibem  er  allein  bte  ^bc^fle  ^räcifton,  Konctfion  unb 
prägnante  Süx^t  )ul(i§t.  Oeber  tiefbenfenbe  ®etfl  ^at  ba^er  bad  9e» 
bttrfnig,  feine  ©ebanfen  bur^  bte  ©d^rift  feflju^atten.  (S^  toäre  in 
einem  2)enTer  ein  tounberUc^er  Uebcrmutti,  bie  toid^tigfle  (Srftnbung  bed 
3Renf(^engef(^Ie(^t9  unbenu^t  la^en  )u  looDlen.  ©ona^  toirb  e^  fc^mer, 
an  ben  eigentlich  grogen  @eifl  S)erer  )u  glauben,  bie  nic^t  gefc^rieben 
^aben.    {%  I,  45.) 

4)  Sergleid^ung   ber   ©d^rift    ber   S^inefen   mit  ber 
93u(^fiabenf^rtft. 

SBir  bera^ten  bie  Sortfc^rift  ber  S^inefen.  «ber,  ba  bie 
3(ufgabe  aller  ©<^rift  tft,  in  ber  Semunft  bed  SInbem  bur^  fic^t« 
bare  ^tidftn  Segriffe  ju  ertoetfen;  fo  ifl  t9  offenbar  ein  groger 
Umioeg,  bem  9uge  junttc^ß  nur  ein  ^tiäjtn  be^  hörbaren  3^^^^ 
berfelben  t^orjutegen  unb  aQererfi  biefe^  jum  Sir&ger  be^  Segriffd  felbfl 
ju  machen,  »oburd^  unfere  ^uc^fiabenfc^rift  nur  ein  3^^^"  ^^^ 
S^\dttn9  ifl.  (S9  fragt  fid^  bemnac^,  »etd^en  93or}ug  benn  ha9  ^örbare 
Beiden  üor  bem  fid^tbaren  ^abe,  um  und  ju  Vermögen,  ben  geraben 
äBeg  t^om  Singe  )ur  Vernunft  liegen  ju  taffen  unb  einen  fo  großen 
Ummeg  einjuf dalagen,  lote  ber  ifl,  ho»  flc^tbare  Qtii^m  erfl  burd^ 
Sermittelung  bed  hörbaren  jum  fremben  ®eifle  reben  ju  laffen,  ko&^renb 
ed  offenbar  einfad^er  kuäre,  nac^  SSßeife  ber  S^tnefen  bad  flc^tbare 
3ei(i^en  unmittelbar  )um  Zx^tt  ht9  begriffe«  )u  machen  unb  nic^t 
3um  b(o§en  3^4^  ^^  2a\xM.  3)ie  ^ter  nac^gefragten  ©rünbe  nun 
mürben  fotgenbe  fein:  1)  Sir  greifen  t^on  Statur  juerfl  }um  l^örbaren 
3ei(§en  unb  gelangen  fo  ju  einer  ©))ra(^e  für  ia9  SD^x,  e^e  toir  nur 
baran  gebac^t  ^abeu,  eine  für  ia9  ©efic^t  )u  erfinben.  92ad^mald 
aber  ifl  ed  fürjer,  biefe  te^tere  auf  jiene  anbere  jurüdfjufü^ren,  aU 
eine  gau)  neue,  jia  anberartige  ©pra^e  für  haß  Sfuge  }u  erfinben. 
2)  !Z)ad  ®efid^t  lann  }loar  mannigfaltigere  SRobificationen  faffen,  aU 
bad  D^r;  aber  folc^e  für  bad  Singe  ^erüorjubringen,  Oermögen 
mir  nic^t  mo^(  o^ne  SBerljeuge,  mie  hodf  für  haß  O^r.  SIuc^  mürben 
mir  bie  fic^tbaren  3^i^c>t  nimmer  mit  ber  ©c^nelligleit  l^erDorbringen 
unb  med^feln  laffen  lönnen,  koie,  oermöge  ber  Solubilität  ber  3unge, 
bie  ^iSrbaren.  3)iefed  alfo  mat^t  t^on  $aufe  aud  haß  ®t^'6x  inm 
mefentlid^en  ©inne  ber  ©))ra(^c  unb  babur^  ber  Sernunft.  üDoc^, 
bie  ©ac^e  abßract,  rein  t^eoretif^  unb  a  priori  betrad^tet,  bleibt  haß 
Serfa^ren  ber  S^inefen  haß  eigentlid^  richtige,  fluc^  §at  bie  (Erfahrung 
einen  überaus  grogen  Sorjug  ber  d^inefif<!^en  ©d^rift  }u  Xage  gebrad^t. 
Wlan  braucht  nSmlid^  nic^t  S^inefifd^  )u  lönnen,  um  f{(^  barin  and« 
jubrüdfen;  fonbem  ieber  (iefl  fie  in  feiner  eigenen  ©)>ra(^e  ab,  gerabe 
fo,  toie  unfere  S^ijUitiäitn,  mel^e  Uber^au))t  für  bie  3<^^I^i'€flnffe 


308  ©c^riftflcüer.    @(^riftpcttcret 

3)ad  finb,  \\)a9  bie  d^inefifd^en  ©d^riftieid^en  für  oUe  Segriffe;  unb 
bic  Qlgebraifd^en  Qtiijzn  fmb  e^  fogar  für  obflracte  ©rögenbcgriffr 
(?.  n,  607—609.) 

adjriftfteller.    SdjriftfleUecei. 

1)  Sint^eilung  ber  @d^riftfie((er. 

guöörberfl  giebt  eö  gtoeierici  ©^riftflcCer :  fold^e,  bie  bcr  Sac^e 
luegen,  unb  fotd^e,  bie  bed  ©elbDerbieuend  h)egen  fc^reibett.  dette  ^oben 
©ebonfen  gehabt,  ober  Erfahrungen  gentad^t,  bie  i^nen  niitt^eKendiDert^ 
fd^einen;  biefe  benfen  nur  jum  Se^uf  be^  ®d^reibend  unb  f (^reiben, 
um  ^Qpicr  ju  füllen,  ©ie  betrügen  ben  ?efer.  ©d^reiben^toert^eö 
fd^reibt  nur  toer  ganj  allein  ber  ©ac^e  tt)egen  fd^reibt.  Oeber  ©d^rift» 
{leQer  mirb  fd^Ied^t,  fobalb  er  irgenb  bed  ©etoinned  h)egen  f(^reibt. 
Honorar  unb  SJerbot  beö  9?od^brudf«  flnb  im  (Srunbe  ber  SJerberb  ber 
«tteratur.     (?.  II,  536  fg.   582.) 

äßieberum  !ann  man  fagen,  ed  gebe  breierlei  Tutoren,  erflKd^  folc^e, 
toeld^e  f ^reiben,  o^ne  gu  benfen.  ©ie  f (^reiben  a\x9  bem  ®ebäd^tnt§, 
aud  dfemini^cenjen,  ober  gar  unmittelbar  aud  Sudlern.  !Z)iefe  Stoffe 
ift  bic  ia^Ireid^fie.  —  QmxUn^  fot^e,  bie  mä^renb  beö  ©(^reiben« 
benfen;  fle  benfen,  um  ju  f^reiben.  ©inb  fe^r  ^Äufig.  —  S)ritten« 
fold^e,  bie  gebaut  ^aben,  e^e  fte  and  ©d^reiben  gingen,  ©ie  fd^retben 
blo«,  toeit  fle  gebadet  ^aben.  ©inb  fetten.  (^.  II,  537.)  Unter 
biefer  legten  fleinen  Slnga^I  finb  aber  lieber  nur  SBenige,  koeld^e  über 
bie  !Z)inge  felbfl  beuten;  bie  übrigen  benfen  blod  über  9ü(^er, 
über  ba«  t)on  «nbern  ©efagte.    {%  II,  537  fg.) 

2)ie  ©dftriftßeller  fann  man  femer  eint^eiten  in  ©ternfd^nu|)|)en, 
Planeten  unb  ^i^fterne.  3)ie  erflern  liefent  bie  momentanen  ftnall« 
effecte;  man  fd^aut  auf,  ruft  „fle^e  ba!''  unb  auf  immer  ftnb  fle 
öerfd^tounben.  —  S)ie  jtoeiten  ^aben  öiel  me^r  Sepanb.  S)o(^  muffen 
au^  fie  i^ren  $(a^  balb  räumen,  ^aben  }ubem  nur  geborgte^  Sidjt 
unb  eine  auf  i^re  SBa^ngen  offen  (Seitgcnoffen)  befd^rftnfte  ajirfungd- 
fp^Äre.  ©ie  manbeln  unb  med^fcln;  ein  Umlauf  t)on  einigen  Oo^ren 
3)ouer  ifl  i^re  ®adj^.  —  S)ie  ©ritten  allein  flnb  uutoanbelbar,  ^aben 
eigene«  ?id^t,  mirfen  ju  einer  3«^*^  tt)ie  gur  anbern.  ©ie  gehören 
nic^t,  tt)ie  jene  Änbern,  einem  ©^fleme  (9fation)  attein  an,  fonbcm 
ber  SBelt.  Slber  megen  ber  $ö^e  i^rer  ©teile  broud^t  i^r  ?id^t  meiflend 
uiele  3a^re,  c^c  e«  bem  Srbenbetto^ner  fld^tbar  toirb.    (^.  U,  487.) 

2)  SBoran  man  benSBert^  fd^riftfleHcrifd^er  ^robuctc 
gunäd^fi  erfeunen  fann. 

Um  über  ben  äBert^  ber  @eifledprobucte  eined  ©^riftfiederd  eine 
Dorlttuflge  ©c^ägung  anguftellen,  ifl  ed  nid^t  gerabe  not^menbig,  ju 
iviffen,  tt)oriU)er,  ober  toad  er  gebadet  ^abe;  bagu  mfire  erforbert,  bog 
man  alle  feine  SBerfe  burd^täfe;  —  fonbem  junäd^fi  ifl  e«  ^inreid^enb, 
3u  iDif[en,  loie  er  gebadet  f)aht.  $on  biefem  993 ie  bed  ÜDenfend  nun, 
t)on   biefer   toefentlid^en  Sefd^affen^eit   unb  bnrc^gttngtgen  Dnolität 


^ti^riftfleffcr.    ^d^riftflellcrci  309 

bcffettcn  ifl  ein  flenaucr  «bbrucf  fein  ©til.    (?.  H,  550.   »ergt. 
©til  unb  Sudler.) 

3)  (StfUrung   ber  ©eißlofigfeit   unb  Sangn)eiligreit 
ber  ©(^tiften  ber  fCIItagdlöpfe. 

Wlan  tonnte  bie  ®etfl(ofigIeit  unb  Songtoeiligfcit  ber  ©d^riften  ber 
3[ntQg9fö))fe  boraud  ableiten,  bog  fte  immer  nur  mit  ^atbem  SetDugt« 
fein  reben,  nfimtid^  ben  @inn  il^rer  eigenen  äBorte  nid^t  fetbfl  eigentlich 
ntx^tfjm,  ha  fold^e  bei  i^nen  ein  (Srlernte^  unb  fertig  !(ufgenommene^ 
flnb.  @tatt  beutlid^  ausgeprägter  ©ebanlen  flnbet  man  bei  i^nen  ein 
unbefiimmteS  bunfleS  9Bortgemebe,  gangbare  9{ebendarten ,  abgenu^te 
SBenbungen  unb  SRobeauSbrüde.  !?eute  t)on  ©eifl  hingegen  reben  in 
i^ren  ©d^riften  totrtlid^  }u  und,  unb  ba^er  t)ermi$gen  fle  und  }u 
beleben  unb  ju  unterhalten.  ($.  II,  555.  582.  —  Sergl.  unter 
$  ü  d^  e  r :  Sßad  bie  meiflen  Sudler  mittelmäßig  unb  langioeilig 
mad^t.) 

4)  ^toti^aiit  ?angtteiligfeit  ber  Schriften. 

(&9  giebt  j^koei  Srten  Don  Sangmeitigfeit  ber  ©d^riften,  eine  objectiDe 
unb  eine  fubjectiüe.  !Die  objectiDe  cntfpringt  baraud,  bag  ber  9(utor 
gor  feine  DoUtommen  bcutlid^en  ©ebanlen  ober  6rtenntnif[e  mitjut^eilen 
^at.  3)ie  fubjectiDe  Sangmeiligleit  hingegen  ift  eine  btod  relative; 
pe  ^at  i^ren  ®runb  im  2RangeI  an  Ontereffc  für  ben  Oegenftonb 
beim  Sefer.  ©ubjectit)  (angmeilig  tann  ba^er  auc^  bad  Sortrefflid^fle 
fein,  nämlic^  üDiefem  ober  Oenem;  toie  umgefe^rt  aud^  bad  ©d^Iec^tejle 
jßiefem  ober  dienern  fubjectiD^furjtoeilig  fein  fann,  toeil  ber  @egen{}anb, 
ober  ber  ©d^reiber  i^n  intcrefflrt.   {%  II,  555  fg.) 

5)  (Srforberniffe  jur  Unflerb(id^!cit  ber  ©d^riften. 

Um  unßerblic^  ju  fein,  mug  ein  SBerf  fo  t)iel  Xreffüdjfeit  ^aben, 
bag  nic^t  (eic^t  flc^  Siner  ^nbet,  ber  f^e  alle  fagt  unb  fd^ä^t,  jeboc^ 
aOejeit  biefc  2)reffli(^teit  ton  Diefem,  jene  Don  Oenem  ertaunt  unb 
bere^rt  toirb,  mobur^  ber  ^ebit  bed  993erfed  ftc^  burd)  bie  Oa^r^un^ 
berte  ^inburc^  erhält,  inbem  ed  balb  in  biefem,  balb  in  jenem  ©inne 
öere^rt  unb  nie  erft^öpft  wirb.  Der  Urheber  eined  fold^en  SBerle« 
fann  ober  nur  ßiner  fein,  ber  nid^t  bloö  unter  feinen  S^iiitno^tn, 
fonbern  mij  unter  ben  folgenben  (Senerotionen  fetned  @leid^en  üer^ 
gebtic^  fud^t,  furj  (Siner,  öon  bem  bod  Äriojlifd^e  lo  fece  natura,  e 
poi  ruppe  lo  Btampo  mirfli(^  gilt.    ($.  II,  543  fg.) 

3u  eigentlichen  ®eifiedmerfen,  ju  ©ebonfen,  bie  old  fold^e  unb 
an  fid^  bouernben  9Bert^  ^oben,  ift  ber  geh)5^nlid^e  SRenfc^  nie,  unb 
bod  ®enie  nur  in  feltenen  XugcnbUcfen  fä^ig.  Da^er  ifi  jebed  fein» 
foKenbe  ©eifledmerf  mißlungen  unb  bem  Untergange  beftimmt,  menn 
ber  Vutor  nur  bie  normolen  ®eiftedfräfte  ^otte  unb  ouc^,  loenn  er  ed 
ote  fortloufenbe  Hrbeit  fd^rieb,  on  bie  er  gieng,  mie  er  jebed  Sßol 
loor,  {td^  ^infe^enb  mit  bem  @ebonfen:  „nun  »id  ic^  f (^reiben '^ 


310  ed^Tiftflettrr.    «Sd^rift^eKecei 

3)enn  ba  fc^reibt  er  blod  an9  ber  (Srtnnerung  unb  )koar  oud  einer 
ganj  allgemeinen,  t)on  bieten  t)erf(^iebenartigen  Snfd^auungen  abfha^ 
Wirten  Erinnerung;  bloge  93egrtffe  {Inb  i^m  gegenn)ttrtig.  hingegen 
im  begeifierten  äRoment  f(^ret6t  er  qu6  einer  gegenloflrtigen  %nfd^auung, 
einem  neuen  frifd^en  9[))))ercü,  t)or  meld^em  i^m  bie  übrige  SBelt  t)er« 
fd^toinbet.   (©.  470.) 

SBer  bie  meite  Steife  jur  92a(i^n)elt  t)or^at,  barf  leine  unnü^e 
Bagage  mitfd^Ieppen ;  benn  er  mug  (eid^t  fein,  um  ben  langen  @trom 
ber  3^ii  ^<n^^  i"  fd^luimmen.  ^er  für  atte  ßeiten  fc^retben  toill, 
fei  lurj,  bilnbig,  auf  bad  SBefentlid^e  befd^ränft;  er  fei  bid  )ur  ßarg« 
^eit  bei  jjeber  $^rafe  unb  j|ebem  9Borte  bebac^t,  ob  ed  nid^t  aud^  ^u 
entbehren  fei;  toie,  mer  ben  Koffer  )ur  toeiten  9?eife  padEt,  bei  jeber 
SIeinigleit,  bie  er  hineinlegt,  überlegt,  ob  er  ni(^t  aud^  fle  koegtaffen 
fönne.  üDad  ^at  deber,  ber  für  ade  3^iten  fc^rieb,  gefül^It  unb  ge«: 
t^an.   ($).  471  fg.) 

6)  On  tütld^tm  Sebendalter  bie  grogen  ®d^riftfleUer 
i§re  ÜKeijlertoerle  liefern. 

S)ett  ©toff  feiner  felbfleigcnen  Srfenntniffe,  feiner  originalen  ©runb« 
onf{(^ten,  alfo  ÜDad,  toad  ein  bet)or}ugter  (Seift  ber  SBett  }u  fc^enfen 
beflimmt  ifi,  fammelt  er  f d^on  in  ber  Ougenb  ein ;  aber  f eined  ©toffeö 
ÜReifler  loirb  er  erft  in  fpäten  darren.  S)emgemttg  toirb  man  metflen» 
t^eild  finben,  bag  bie  gfogen  Sd^riftfleller  i^re  9)?eifienoerIe  um  bad 
funfjigfte  da^r  ^erum  geliefert  ^aben.    ($.  I,  522.) 

7)  Die  Sournaliflen. 

(Sine  große  SItenge.  fc^Ied^ter  ©d^riftfteHer  lebt  a0ein  t)on  ber  Starr- 
heit be^  $ubticumd,  nid^t^  lefen  }u  looHen,  a\9  tüa9  l^eute  gebrudt 
ijl:  —  bie  Oournaüften.  Jreffenb  benannt!  ©erbeutfd^t  toürbe  e« 
feigen:  „Iagelö(|ner".    {%  U,  537.) 

8)  3)ie  Sompenbienfd^reiber  unb  Jtom))tIatoren. 

Sü^ermac^er,  Sompenbienfc^reiber,  ßom))iIatoren ,  empfangen  ben 
@toff  unmittelbar  an^  33üd^ern.  @ie  beuten  gar  nic^t.  ^a9  9n(^, 
aud  bem  fle  abft^reiben,  ifl  bid»ei(en  eben  fo  t)erf agt.  9Ifo  ift  ed 
mit  biefcr  ©(^riftpcücrci,  »ie  mit  ©tjpöabbrüdfcn  öon  Sbbrüdfen  u.  f.  f. 
üDal^er  foH  man  J^ompilatoren  möglid^fl  fetten  lefen ;  benn  ed  gauj  )u 
t)ermeibeu  iß  fd^mer,  inbem  fogar  bie  ßompenbien,  nield^e  \>a9  im 
l^aufe  Dieter  da^r^unbertc  jufammengebrad^te  Siffen  im  engen  9Iaum 
enthalten,  ju  ben  Kompilationen  gehören.   ($.  II,  538.) 

9)  ent§t|mcmatif(^e  ©d^riftftetler. 

©d^riftflejicr,  loel^e  ^rämiffcn,  ?lngoben  i§rer  ®rüubc,  allerlei  ent«^ 
be^rlid^e  (SrHärungeu  unb  B^^ifc^enfä^e  loegtaffen,  feigen  ent^^inemotifc^e 
©c^riftftetter;  i^rc  ©äftc  fmb  geiflreid^,  weil  fie  mit  aSJcnigem  Siel  fogen, 
a.  S.  Sacitu«,  SRoc^cfoucaulb,  SDonte,  ^erfiu«,  3uuenoI, 


@ij^it(b    —    &äjftoan^tt\^aft  311 

9Ran  foll  betn  Sefer  ttxoa9  )u  beulen  übrig  taffen,  bamit  er  koa(^ 
bleibe.  97un  aber  giebt  ed  ein  anbered  S^rtrent,  ober  bielme^r  einen 
Wli^ixani).  Sinbbentel  offecttren  Snt^^memata,  too  fie  feine  ^aben, 
fc^reiben  nnjufantmen^ängenbe^,  unt)erßänb(id^e(J  ^tn^,  bunfele  9üd^er. 
2)er  Sefer  foII  glauben,  ber  Hutor  ^abe  nur  il^m  }U  biet  jugetraut, 
t9  mären  (fnt^^memata  bei  ber  ®a(^e,  bie  nur  er  nid^t  er^afd^en 
fönne,  mol^t  aber  Hnbere.  ®o  ein  ©(^riftßeüer  migbrauc^t  ben  ^e^ 
bit,  ben  i^m  ber  ?efer  fd^enlt.   ($.  472—474.) 

10)  %ud(egung  ber  ©d^riftflener. 

Wtan  foQ  {eben  ©(^riftfleder  auf  bie  i^m  günfligfte  9Beife  anlegen ; 
e^  ifl  in  ^infid^t  auf  i^n  biOig,  in  $inft^t  auf  unfere  9e(e^rung 
nü^Iic^.    ($.  475.) 

11)  anonijmität  ber  ©c^riftfleller.    (©.  «non^mität.) 

12)  Sitate  ber  ©c^riftfleUer,    (@.  Sitate.) 

1)  9Bo  bie  @(^ulb  urfprünglid^  Hegt. 

!Z)ie  @(^ulb  liegt  urf))rüngti(^  ni^t  im  $anbe(n  (Operari),  fon^ 
bern  im  (^^aralter  (Esse),  a\\9  mett^em  bie  ^anblungen  mit  9?ot^« 
menbigfeit  Verborgenen.  1)a  aber,  mo  bie  ©c^ntb  liegt,  mug  aud^ 
bie  8erantn)ortIi(^teit  liegen,  unb  ba  biefe  ha9  aüeimge  S)atunt 
ift,  meld^ed  auf  moralifd^e  ^rei^eit  ju  f(^liegen  bered^tigt,  fo  mug  auc^ 
bie  t^reil^eit  eben  bafclbfi  liegen^  a(fo  im  S^arafter  M  ÜRenfd^en. 
(6.  94.    SSergl.  unter  ©emiffen:  ©egenjlanb  beö  ©emiffen«.) 

2)  Die  Urf^ulb.   (©.  (Srbfünbe.) 

1)  g^erbenfd^m&c^e.   (@.  9{ert)enf(^tott(^e0 

2)  ©d^mäd^e  be^  äBiUend.    (®.  unter  @vit:  Unterfc^ieb 
3mifdVen  bem  ®uten  unb  bem  fc^einbar  ©utmüt^igen.)     • 

Sd^mangerfd^aft. 

1)  S)er  ca))riciöfe  Appetit  ber  ©c^mangeren. 

%ie  ein  befonbere«  !9cifpiel  t)om  Onfiinct  im  SRenfc^en  läßt  flc^ 
ber  capriciöfe  Hppetit  ber  ®(^mangeren  anführen;  er  fc^eint  baraud 
^u  entfpringen ,  baß  bie  Srnö^rung  bed  Qmbr^o  bisweilen  eine  befon» 
bere  ober  beflimmte  SRobification  bed  i^m  jufliegenben  8(uted  verlangt ; 
»oranf  bie  fotd^e  betoirfenbe  ©peife  ftc^  fofort  ber  @(^mangeren  a(ö 
©egenflonb  Reißer  ©e^nfuc^t  barfleOt,  alfo  au^  ^ier  ein  SBa^n  ent« 
fie^t.  !Dcmna(|  tjat  ba^  SCßeib  einen  duflinct  me(}r,  atd  ber  SRann; 
au^  iß  h<x9  ®anglienft|flem  beim  Sßeibe  t)iel  entmidEelter.  (S.  U,  618. 
SergL  unter  ®ef^te(^t«(iebe:  2)ie  9ioUi  be«  dnftinct«  in  ber 
@ef^Iec^tdliebe.) 


312  ©(^toeigfamfeit    —    @d^tocrc 

2)  Saturn  fic^  bad  3Bei6  ber  ©c^koaugerfd^aft  ni^t 

üdiwtxgfamknt^  f.  Serfd^miegenl^eit 

1)  2)te®(^n)ete  aU  SBiden^ttngerung  itnb  folgüd^  aU 
em))trtf(i^e  Stgenfd^aft  bet  iHtaterie. 

Sde  beßlmmte  Sigenfd^aft,  alfo  aKe^  (Smptrifd^e  an  bet  ^Otatttit, 
felbß  fd^on  bie  ©d^toete,  betu^t  auf  !3)em,  »ad  nut  mtttelfl  bet 
SRatetie  flc^tbat  toirb,  auf  bem  !Z)tnge  an  fid^,  beut  äBillen.  2)ie 
@d^n)ete  ifl  jeboc^  bie  aOetniebtigpe  ©tufe  bet  DbjiecttDatton  bed 
3Bi0end;  ba^et  fle  fid^  an  iebet  maUxxt  of)m  Su^na^me  }etgt,  alfo 
t)on  bet  9)7atette  übet^aupt  unjetttennlic^  if).  S)od^  ge^ött  fie,  n)etl 
fle  f(^on  äBiOendmanifeflQtton  ifl,  bet  (Etlenntnig  a  posteriori,  ntc^t 
bet  a  priori  an.  üDa^et  fönnen  loit  eine  SRatetie  o^ne  ®ijmxt  und 
nod^  adenfalld  DotfieQen,  nic^t  abet  eine  o^ne  !Cudbe§nung,  ditpixl^on^' 
!roft  unb  »e^attlid^feit.    (SB.  II,  349  fg.   SB.  I,  13.  ^  ®.  90.  44.) 

2)ie  niebtigfle  unb  bed^alb  aOgemeinfie  SBiKendttugetung  bet  SRaterie 
iß  bie  @d)i9ete ;  ba^et  ^at  man  fle  eine  bet  SRatetie  toef entli(^e  ®tunb» 
froft  genannt.   (9?.  84.) 

üDie  pfflge  SRaterie  ma^t  butc^  bie  t)oniommene  SSetfc^iebbatleit 
aUtt  il^tet  Zueile  bie  unmittelbote  %eu§etung  bet  ®d^h)ete  in  iebem 
betfelben  augenfäUiget,  a\^  bie  fefle  ed  fann.  !Da^et,  um  bie  ®(|i9ete 
a\9  SBiÜen^äugetung  ju  etfennen,  bettac^te  man  aufmetifam  ben  ge> 
toaltfamen  SaO  eined  ®ttomd  übet  gelfenmaffen  unb  ftage  fid^,  ob 
biefe^  fo  entf^iebene  @tteben,  biefed  Xoben,  o^ne  eine  j^taftanfhengung 
bot  fid^  ge^en  fann,  unb  ob  eine  fttaftanfttengung  o^ne  Sßillen  f{(^ 
benfen  lägt.   (5R.  83.) 

2)  SBatum  bie  ©d^mete  mebet  aU  Utfad^e,  noc^  aU 
SBitlung  aufjufaffen  ijt.  (S.  untet  9?atutftoft: 
®egenfa|  jn^iff^en  Statutitaft  unb  Utfad^e.) 

3)  Un}uIängUd^reit  bet  mec^anifd^en  (Stitätung  bet 
@d^mete. 

!Z)te  (Sd^toetftaft  ifl  fo  loenig,  tote  ha9  üift,  med^anifd^  ju  er« 
Häten.  Sud^  bie  @c^h)etftaft  f)at  man  Snfangd  butd^  ben  @to§  eined 
Set^etd  ju  etüäfen  betfu^t;  ja,  3itYoton  felbfl  ^at  ÜDied  ate  ^^po* 
t^efe  aufgefleOt,  bie  et  jebo^  balb  fallen  lieg.   ($.  n,  123.) 

4)  3ufammen^ang  bet  Unbutc^bringltd^Iett  unb 
®(^n)ere.    (®.  «tttaction^«  unb  9{eptt(fiondltoft.) 

5)  »et^ältniß  be«  Sid^t«  jut  ©d^toete.    (©.  ?i(^t.) 

6)  SBett^  be«  ®tat)ttattondft)fiemd. 

Um  ben  SBett§  be^  jmat  ntd^t  bon  3lttoion,  fonbem  t>on  $oofe 
entbedEten,  abet  boc^  t)on  StehJton  ^ut  SoOenbung  unb  ©enrig^eit  et' 


©djtocrtiiniöfctt    —    ©cul^tur  313 

^ebenen  ©raoitattott^f^flem^  in  feiner  ©röge  ju  fc^ä^en,  nm%  man 
^(^  gurüffrufen,  in  loeld^er  Sertegenl^eit  ^infid^tlid^  bed  Urfprunge^  ber 
Semegung  ber  2BeItf0r))er  bie  3)enler  flc^  feit  dol^rtaufenben  befanben. 
SfBie  Knbifc^  unb  plnrnp  flnb  boc^  bie  (Erflärungen  bed  Srifloteied,  ber 
® (^olafiifer,  bed  @artefiud  gegen  bad  ®rat)itatton9f9fiem !  —  2)emna(i^ 
ifl  ber  @runbgeban(e,  bie  un9  unmittelbar  nur  aU  ©diniere  belannte 
@rat)itation  jum  3QfQ^<nen^a(tenben  bed  ^lanetenf^fiemd  }u  machen, 
ein  bur^  bie  Sßid^tigteit  ber  ftd^  baran  fnüpfenben  folgen  fo  ^bd^fl 
bebeutenber,  bag  bie  ^lad^forfd^ung  na^  feinem  Urf))runge  nid^t  ate 
irreleöQnt  bcfcitigt  ju  »erben  Derbient.  ($.  II,  154 — 159.  135. 
335.  I,  25;  II,  58.) 

7)  2)ie  ©^toere  aU  Offenbarung  ber  Si^^'  unb  @nb« 
(ofigleit  be^  (Strebend  bed  äBiUen«. 

3)og  %btt)efen^eit  alled  B'^H  ^^^^  ®ränjen,  }uni  Sßefen  be^  Sillend 
an  fld^  gehört,  ber  ein  enblofe^  Streben  ifl,  bied  offenbart  flc^  am 
einfad^fien  auf  ber  aOerniebrigften  Stufe  ber  Objectitüt  ht9  SBiKen^, 
nftmlic^  in  ber  S(^n)ere,  beren  beflttnbiged  Streben,  bei  offenbarer 
Unmöglid^feit  eined  legten  S^tU^,  t>or  %ugen  liegt.  3)enn  märe  auc^, 
nad^  tl^rem  SBiUen,  aUe  epflirenbe  SRaterie  in  einen  iflumpen  Dereinigt, 
fo  mürbe  im  dnnern  beffelben  bie  Sd^mere,  }um  3Ritte())unIte  ftre« 
benb,  no^  immer  mit  ber  Unburc^bringli^feit ,  ate  Starrheit  ober 
etojlicität,  fäm»)fen.  (SB.  I,  195.  178.  364.) 

0d)mttfiiUijgkeit,  f.  unter  Semegung:  Semeglic^Ieit  ber  (^lieber. 

fldfmutQttic^t^  f.  Ourk|. 

Sclaoetei. 

1)  2)ie  SctaDerei  aU  Unrecht.    (S.  Unrecht.) 

2)  Sermanbtfd^aft  unb  Unterfc^ieb  jmifc^en  Slrmut^ 
unb  Sclaöerei.   (S.  Ärmut(|.) 

3)  Sarum  ber  SdaDe  feine  $f(i(^t  ^at.  (S.  unter 
$f(i(^t:  Sermanbtfdjaft  unb  Unterfc^ieb  jmifd^en  ^flid^t 
unb  Sollen.) 

Smlptttt. 

1)  ©egenfa^  jmifd^en  Sculptur  unbSRalerei.  (S.  9Ra« 
terei.) 

2)  Sßarum  bie  SBerte  ber  Sculptur  feine  fo  tiefe  unb 
allgemeine  933irtung  ausüben,  ald  bie  ber  $oefie. 
(S.  unter  $oefie:  3)ie  Sirfung  ber  $oefie,  Dergli(^en  mit 
ber  äßirfung  ber  bilbenben  Jtünfie.) 

3)  Die  Sebeutung  ber  3)ra))erie  in  ber  Scutptur. 

9Bei(  Sd^bn^eit  nebfi  @ra)ie  ber  ^anptgegenfianb  ber  Sculptur  ift, 
liebt  fie  bad  97adEte  unb  (eibet  9ef(eibung  nur,  fofern  biefe  bie  formen 


•    314  @culj)tttr 

ntc^t  verbirgt.  @te  (ebtent  fLc^  ber  üDra^eiie  nid^t  aiß  einet  Ser« 
^üDung;  fonbent  al9  einet  mittelbaren  3)arflenung  ber  Sorot,  mld^t 
2)atfienungdioetfe  ben  Serflonb  fe^r  befc^&fttgt,  inbem  er  }ur  Snfc^auimg 
ber  Urfod^e,  nlimlid^  ber  %orm  bed  iSör))er9,  nur  burc^  bie  aOein 
unmittetbar  gegef^ene  3BirIung,  ben  i$altenn)urf,  gelangt.  @ona(^  ifi 
in  ber  @culptur  bie  S)raperie  gen^iffermaßen  jDad,  toa9  in  ber  SRaleret 
bie  »erWraung  ip.   (38.  I,  270.) 

4)  993arum  Saoloon  in  ber  berühmten  ©ruppe  nic^t 
fc^reit 

SBeil  @d^ön^eit  offenbar  ber  $auptjh)e(f  ber  ©culptur  ift,  ^at 
Seffing  bie  St^atfad^e,  bag  ber  Saofoon  in  ber  berühmten  @ruppe 
nid^t  fd^reit,  baroud  )u  erfUren  gefuc^t,  bag  ba^  @4^eien  mit  ber 
@(^önl^eit  nid^t  ju  t)ereinigen  [ei.  Snbere  ^aben  anbere  (Srflärungen 
t^eild  pf^d^ologifd^er,  t^eite  p^tjfiologifd^er  Vrt  Derfuc^t.  S)er  koaVe 
®runb  aber,  toarum  ia9  ©d^reien  in  ber  ©ruppe  nid^t  bargefieüt 
n)erben  burfte,  tfl  ber,  baß  bie  3)ar{ieIIung  beffelben  gänjtic^  auger 
bem  ©ebiete  ber  ©culptur  liegt;  benn  bad  9Befen  unb  folglich  auc^ 
bie  SBirtung  bed  ©d^reiend  auf  ben  ^ix\i)antx  liegt  gan^  allein  im 
Saut,  nic^t  im  SRunbauffperren.  ÜDiefed  le^tere,  bad  Schreien  not^> 
menbig  begleitenbe  ^^änonien  mug  erß  burd)  ben  baburc^  ^ert)or=^ 
gebrad^ten  Saut  motit)irt  unb  gerechtfertigt  toerben.  3n  ber  3)i^tfunfl 
hingegen,  luetd^e  jur  anfc^aulid^en  !3)arfleIIung  bie  ^^antafie  bed  Seferd 
'  in  Hnfpruc^  nimmt,  ifl  bie  3)ar|!eIIung  bed  @(^reien^,  atö  ber  2Ba^r* 
^eit,  b.  ^.  ber  t)oOf!ttnbigen  3)arfle0ung  ber  Obee  bienenb,  ^uläffig. 
^Ifo  lebigli(^  toegen  ber  @ränjen  ber  ^unfl  burfte  ber  ®(^mer}  bed 
Saoloon  ni^t  burc^  ©d^reien  au^gcbrüdft  »erben.  (äB.  I,  267—270; 
n,  481.) 

5)  3)ie  antile  ©culptur. 

Dbloo^t  bad  ^erau^ftnben,  (Sriennen  unb  S^flfleKen  beö  X^pud  ber 
menfc^lid^en  ©d^bn^eit  auf  einer  getoiffen  Slnticipation  berfelben  beruht 
unb  ba^er  ^nm  St^eil  a  priori  begrünbet  i%  bebarf  biefe  Sntidpotion 
benno^  ber  (Srfa^rung,  um  burd^  fie  angeregt  }u  luerben.  (Sergl. 
Xnticipation.)  3)e9^alb  Iciftete  c9  ben  gried^ifd^en  Silb^auern 
aOerbingd  großen  93orf^ub,  ba§  ftlima  unb  ©itte  bed  Sanbed  i^nen 
ben  ganjeu  2^ag  Gelegenheit  gaben,  ^alb  nadtte  ©efialten,  unb  in  ben 
®t)mnaften  aud^  gan}  nadfte  }u  fe§en.  !£)abei  forberte  jebed  @lieb 
i^ren  ptaflif^en  ©tun  auf  jur  Seurt^eilung  unb  }ur  Sergleic^ung 
beffelben  mit  bem  Obeal,  mlijtß  unenttoidfelt  in  i^rem  Semugtfein 
tag.  (3B.  11,  477,  —  lieber  bie  bcfonbent  Sorjüge  ber  antifen 
©culptur  üergl.  bie  Slten.) 

3)ie  griec^ifd^e  ©culptur  tomhtt  fic^  an  bie  Snfd^auung,  borum  ifi 
fie  tt{l^etif(^;  bie  ^inbofianif(^e  menbet  fl(^  an  ben  begriff,  ba^er 
i|l  fie  blöd  ft^mbolifc^.   (SB.  I,  282.) 


@eelc  315 

6)  jDtr  mobertie  @cu())tur. 

Die  tnoberne  ©cnlptur  ift,  toa9  immer  fie  anif  leifien  mag,  boc^ 
ber  mobemen  latetnifc^en  ^oefle  analog  unb,  kote  biefe,  ein  ftinb  ber 
yiat^af^mmifi,  aud  9temini9cen)en  entfprnngen.  Sttßt  fie  fic^  beigeben, 
originell  fein  ju  ttoden ;  f o  gerät^  fle  aUbatb  auf  ftbtoege,  namentlich 
auf  ben  f (glimmen,  nac^  ber  kiorgefunbenen  Statur,  fiatt  nac^  ben 
$ro|)ortionen  ber  VIten  )u  formen.    (S93.  II,  478.) 

1)  ©efc^id^tltc^ed. 

3)et  rationalen  ^f^d^ologie  jufolge  ifi  ber  SReufc^  au9  ^mei  t)0IIig 
heterogenen  @u6fian)en  }ufammengef e^t ,  a\x9  bem  materiellen  Seibe 
unb  ber  immaterieQen  ®eele.  3)ie  @eele  ifl  i^r  ^ufotge  ein  urfprüng« 
li(^  unb  mefentUd^  erfennenbed  unb  erf}  in  golge  bat)on  auc^  ein 
moQenbed  9Befen.  Oe  na(^bem  fte  nun  in  biefen  if^xtn  ©runbt^tttig« 
feiten  rein  für  fic^  unb  unt>ermif(^t  mit  bem  Seibe,  ober  aber  in  Ser« 
binbung  mit  biefem  )u  Sßerfe  ge^t,  ^at  fie  ein  ^b^ered  unb  niebere^ 
Srfenntnig«  unb  ebenfo  ein  bergteic^en  SEBiUend' Vermögen.  S)iefe  ganje 
erfl  t)on  dartefiud  ttift  f^ßematifc^  bargefleOte  Sn^d^t  iß  fd^on  bei 
Slrifloteled  }u  ftnben  (de  anima  I,  1).  Sorbereitet  unb  angebeutet  ^at 
{ie  fogar  f^on  *^(ato  im  $^äbon.  hingegen  in  t^otge  ber  (Sartefi« 
fc^en  ©^flematifirung  unb  @onfotibation  berfelben  ftnben  koir  fte  ^uu' 
bert  da^re  fpäter  gan}  breifl  geioorben,  auf  bie  ©pi^e  gefleOt  unb 
gerabe  baburc^  ber  (Enttäufc^ung  entgegengefü^rt.  ((S.  152  — 154. 
%  l,  47  fg.   2B.  11,  312  fg.) 

@eit  ©ofrated  ^tit  unb  bi9  auf  bie  unfrige  bitbet  bie  @eele,  biefe^ 
ena  rationis,  einen  ^auptgegenßanb  be^  unattf^örlid^cu  3)id|)utirend 
ber  ^^ilofop^en.  üDie  @ee(e  towcht  t)on  SlOen  unb  t^or  SHem  ate 
fd^Iec^t^in  einfa^  genommen;  benn  gerabe  ^ierau^  mürbe  i^r  meta« 
pl^t)f{f4ed  SBefcn,  il^re  Ommateriafitöt  unb  Unßerblic^feit  ben)iefen;  ob« 
g(ei^  biefe  gar  ni^t  ein  Wlal  not^tt)enbig  barauö  folgt.  3)iefe  Dor« 
audgefe^te  Sinfa(^^eit  nun  unfern  fubiectit)  betougten  Sßefend,  ober  bed 
3fdt%  ^ebt  ©(^open^auer'9  ,,9ßett  a(d  SBiOe  unb  SorfieOung''  auf, 
inbem  fie  nac^toetfi,  bog  bie  Heußerungen,  attd  toetdjen  man  biefelbe 
folgerte,  itoA  fe^r  tierf^iebene  DiteQen  ^aben,  imb  baß  aüerbingd  ber 
dntellect  p^t^fifd^  bebingt,  bie  Function  eined  materiellen  Organa, 
ba^er  bou  biefem  abhängig  fei  unb  bad  ©c^icffat  beffelben  t^ei(e,  — 
bafi  hingegen  ber  933 i de  an  lein  fpecieQe^  £)rgan  gebunben,  fonbem 
ba0  eigentlich  SSeroegenbe  unb  Silbenbe,  mithin  bad  Sebingenbe  bed 
ganjen  Organi^mud  fei,  alfo  ba9  metapl^^fif^e  ©ubfhat  ber  ganjen 
Srfd^einung  au^mac^e.   (9B.  U,  305  fg.    Sergt.  0  d^.) 

!Die  (bem  Sc^openJ^auerfd^en  @t)flem  eigentümliche)  3^^4u"8  ^^^ 
fo  lange  unt^eilbar  gemefenen  Od^d  ober  @eele  in  jmei  heterogene  Se« 
fianbt^eiie  (dnteOect  unb  äBiUe)  ifl  für  bie  ^^Uofop^ie  ÜDad,  )oa9 
bie  S^fc^ttng  bed  SBafferd  für  bie  S^emie  gemefen  iß.  3)ad  Stoipe 
unb  Unjerflörbare  im  iDtenfd^en,  loetc^e^  ba^er  aud^  ba^  Seben^princt)) 


316  @eelc 

in  if)m  audmac^t,  iß  biefem  ®t)fletn  jufolge  ttid^t  bie  @ee(e,  fonbent, 
um  ed  mit  einem  d^emifc^en  Xudbrud  3U  6ejei(^nen^  bad  9tabical  ber 
@eele,  ber  9Bi(Ie.  ^ie  fogenannte  (Seele  iß  fc^on  }ufammengefe|t, 
fie  iß  bie  Serbinbmtg  bed  ^iQend  mit  bem  vouc,  OnteOect  3)tefer 
iß  bad  ©ecunbftre,  bad  posterius  bed  Drgani^mu^,  ber  äBille  ^in« 
gegen  bad  primäre,  bad  prius  beffelben.   (9^.  20.) 

2)  Kriti!  be^  ©egenfa^ed  ^roifc^en  Seib  unb  ©eete 
ald  jtt)eier  grunbt)erfd^iebener  @u6ßan}en. 

ÜDer  ®egenfa^,  toel^er  3(n(ag  jur  %nna^me  jtueier  grunbüerfc^ie« 
bener  ©ubßanjen,  Seib  unb  @eele,  gegeben  ^at,  iß  in  Sa^r^eit  ber 
bed  ObiectiDen  unb  @nbiectit)en.  ^a^t  ber  3Renf(^  ßc^  in  ber  ttugem 
%nf(^auung  objectib  auf^  fo  ßnbet  er  ein  rttum(i(^  audgebe^nted  unb 
überl^QUpt  bur^aud  lörperlid^cd  Sefen ;  fogt  er  hingegen  fi(!^  im  btogen 
®etbßbett)U§tfein,  olfo  rein  fubj[ectit)  auf,  fo  ßnbet  er  ein  blod  SBoden* 
bed  unb  SorßeUenbe^,  frei  oon  allen  Sinnen  ber  3(nf(^auung,  olfo 
aud^  o^ne  irgenbeine  ber  ben  Körpern  }u!ommenben  (Sigenf^aften.  de^t 
bttbet  er  ben  Segriff  ber  @ee(e  baburd^,  bog  er  ben  @a^  Dom  @runbe, 
bie  gorm  aKed  Objecto,  auf  3)ad  antoenbet,  »ad  nic^t  Dbject  iß,  unb 
jloar  ^ier  auf  bad  ©nbject  bed  Srtennend  unb  9Bo0end.  (Sr  betra(^tet 
nämlid^  (Srfennen,  Denlen  unb  äBoIIen  ald  933irlungen,  unb  meit  er 
aU  beren  Urfad^e  ben  Seib  nid^t  annehmen  !ann,  fe(t  er  eine  t^om 
Seibe  gSn}(i(^  t)erfd^iebene  Urfa(^e  berfelben,  bie  ©eele,  bie  er  fobann 
^^poßaßrt.  %u\  biefe  SEBeife  betoeiß  ber  erße  unb  le^te  SDogmatiler 
bad  3)afein  ber  ©ee(e.  (Srß  nac^bem  auf  biefe  SEßeife  ber  Segriff  ber 
Seele  aU  eined  immateriellen,  einfad^en,  unjerßürbaren  äBefend  ent- 
ßanben  toax,  enttoidfelte  unb  bemonßrirte  biefen  bie  @d^ule  aud  bem 
Segriff  ©ubßanj,  aber  burd^  eine  örfd^teic^ung.  (SB.  I,  581—583. 
%  1,  82.  110.) 

$^^ßf(^  iß  freiließ  «Oed,  aber  auc^  nid^td  erHärbar.  2Bie  für  bie 
Setvegung  ber  geßogenen  fiuget,  mug  auc^  ^ulet^t  für  bad  S)enfen  bed 
®e^imd  eine  p^^ßfd^e  SrHärung  an  ßd)  mög(i(^  fein,  bie  biefed  ebenfo 
begreiflich  mad^te,  ald  jene  t9  iß.  9ber  eben  jene,  bie  mir  DoOIommeu 
}u  Derße^en  loä^nen,  iß  und  im  @mnbe  fo  bunfet,  mie  Se^tered; 
benn  mad  bad  innere  Sßefen  ber  S^panßon  im  Kaum,  ber  Unburd^» 
bring(i(^feit,  $ärte,  (S(aßicität,  ®d^h)ere  fei,  bleibt  nad^  aOen  p^tfßfa« 
lifc^en  @rllärungen  ein  9}?9ßerium,  fo  gut  toie  bad  2)enten.  SBeil 
aber  bei  3)iefem  bad  Unerflärbare  am  unmittelbarßen  ^eroortritt,  ma^te 
man  ^ier  fogleid^  einen  ©prung  aud  ber  $^qß!  in  bie  3){etapb9ß{ 
unb  ^^poßaßrte  eine  ©ubßanj  ganj  anberer  %xi,  al9  alled  j^örperli^e, 
öerfe^te  in«  ®e^irn  eine  ©cele.  ffiäre  man  jcboc^  nic^t  fb  ßumpf 
getoefen,  nur  burd^  bie  auffaßenbße  @rfd^einung  frappirt  »erben  ju 
lönnen;  fo  ^ätte  man  bie  Serbauung  burd^  eine  ©eete  im  9}?agen,  bie 
Segetation  burd^  eine  ©eele  in  ber  ^ßanje,  bie  SBa^Iöeiioanbtfc^oft 
burc^  eine  ©eele  in  ben  Steagen^ien,  ja,  bad  t^aQen  bed  ©teined  burd^ 
eine  ©eele  in  biefem  erHären  müßen.    2)enn  überaU  ßbgt  bie  p^^ßfc^e 


<§5eelc  317 

SrHärung  auf  ein  SJ^eta^i^^fifd^ed.   (9B.  II,  193.  309.    Setgl.  Sei 6 
unb  ®eip.) 

3)  3n  koelc^er  93ebeutung  ha9  SBoYt  @ee(e  gebraud^t 
loerben  foUte. 

3)er  93cgriff  „©cele"  ijl,  nicit  er  Srfennen  unb  SBoHen  in  ungcr* 
trennltc^er  Serbiubung  unb  babei  bod^  unabhängig  Dom  animatifd^en 
Drganidmud  ^tjpoflaftrt,  nid)t  ju  red^tfertigen,  alfo  nid^t  gu  gebrauchen. 
S)ad  SBort  foÜte  ba^er  nie  anberd,  a\9  in  tropifd^er  ^ebeutung  an- 
genienbet  merben;  benn  ed  ifl  teinedniegd  fo  unüerföngtic^,  niie  ij^uxiQ 
ober  anima,  a\9  mlift  «t^cm  bebeuten.   (SB.  II,  399.) 

4)  Sin  äRotit),  nielc^ed  }ur  Xnna^me  ber  ®ee(e  ge^* 
fü^rt  f)at 

3)a9  auffaüenbe  ^^änomen,  bag  alle  $§itofo))§en  (t)or  ®(^o))en« 
Iraner)  im  fünfte  ber  ©eelc  geirrt,  jo,  bic  SBa^r^eit  ouf  ben  Äopf 
gefleüt  ^aben,  möchte,  }umal  bei  benen  ber  (^rifili(|en  Oa^r^nnberte, 
gum  £^ei(  boraud  }u  crflären  fein,  bag  fle  fämmtlid^  bie  Slbfic^t 
i^atten,  ben  SRenfc^en  atd  t)om  2:^iere  möglic^fi  toeit  t)erfd^ieben  bar« 
gufieOen,  babei  jeboc^  bunfel  füllten,  bag  bie  Serf^ieben^eit  äSeiber 
im  dnteOect  liegt,  nid^t  im  SBiQen;  toorau^  i^nen  unbetougt  bie  9?ei» 
gung  ^erborgieng,  ben  dntcdect  }um  SBefentlid^en  unb  }ur  ^auptfac^e 
}u  machen,  \a,  bad  SBoUen  ate  eine  bloge  Sfunition  be^  OnteÖectd 
barauPeHen.   (SB.  II,  223.) 

5)  X^eoretifc^e  unb  ))raltifd^e  Solgen  bed  Sßa^nd  t)on 
einer  einfad^en,  immateriellen  ®ee(e. 

!£)er  tiefern  (Sinfl^t  in  bie  97atur  iDaren  bie  brei  t)on  ^ani  friti- 
flrten  dbeen  ber  Vernunft  ^inbertid^.  2)ie  fogenannte  Semunft'dbee 
ber  @ee(e,  biefe9  meta))^9fifd^en  SEBefend,  in  beffen  abfoluter  Sinfad^^eit 
(ErTennen  unb  SBoUen  etoig  ungertrennlii^  (Sin^,  Derbunben  uni^  t)er^ 
fd^moljen  n^aren,  lieg  feine  ))^iIofo))^if(^e  ^^^fiologie  }u  @tanbe 
fommen;  um  fo  n^eniger,  aM  mit  i^r  jugleid^  aud^  i^r  Sorrelat,  bie 
reale  unb  rein  pafftfe  9}?aterie,  ate  @tof[  M  Seibed,  not^menbig  ge« 
fe^t  merben  mngte.  dene  9$ernunft«dbee  ber  @eele  mar  @d^u(b,  bag 
am  anfange  be^  vorigen  da^r^unbertd  ber  berühmte  @§emiler  unb 
^^^pofosc  ®*  @-  @ta^l  bie  Sa^r^eit  t)erfe^Ien  mugte.  (9?.  18  fg. 
äB.  II,  .^01.) 

3)er  uralte  unb  audna^m^Iofe  ©runbirrt^um,  bag  ha9  Q6f  ober  beffen 
tran^fccnbente  ^Qpoflafe,  genannt  Seele,  junäd^fl  unb  mefentlic^  er^ 
fennenb,  ja  benlenb,  unb  erfl  in  ^^olge  ^ierüon,  fecunbärer  unb 
abgeleiteter  äjieife,  motlenb  fei,  biefed  enorme  uotepov  TcpoTspov,  ift 
aud  ber  $^i(ofo))^te,  um  )ur  »a^ren  Xnftc^t  gu  gelangen,  t)or  aOen 
3)ingen  ju  befeitigen.  35er  Segriff  ber  ©eete  ifi  nid^t  nur,  wie 
burd^  bie  Ihitif  ber  reinen  Sernunft  fefi{le(|t,  al^  tranöfcenbente  ^q))o« 
flafe  unflatt^aft;  fonbent  er  wirb  jur  Dne0e  unheilbarer  dnt^ümer 
baburc^,  bag  er  in  feiner  „einfad^en  ®ubfian)"  eine  unt^eifbare  @in^eit 


318  ©ccicntoanbcrung    —    ®ctn 

ber  (Srreitntmg  uttb  bed  SEBtÜend  t)orn)eg  feflfleQt,  beten  Trennung  ge« 
rabe  ber  SBeg  }ur  äBa^r^ett  tfi«  S)te  nä^fle,  fe^r  unbequeme  golge 
iened  ©tunbirrt^umd  iß  für  bie  nod^  in  i^m  befangenen  $^Uofo))^en 
biefe:  ba  im  2^obe  bod  erlennenbe  Semugtfein  augenfttdig  untergeht; 
fo  muffen  pe  enttt)eber  ben  £ob  aU  Semic^tung  bed  iHtenfd^en  gelten 
kffen,  tt>ogegen  unfer  dnnere^  fid^  auflehnt;  ober  fte  muffen  }u  ber 
Snno^me  einer  So^bauer  bed  ertennenben  Setoußtjein^  greifen,  ju 
tt)e(c^er  ein  florter  ®(aube  gehört,  ba  3t\^tm  feine  eigene  Srfa^rung 
bie  burd^gängige  itnb  gän}(i$e  %b^ängigfeit  bed  erlennenbcn  9emu§t« 
feind  oom  @e^irn  fattfam  beioiefen  ^at.  Hud  biefem  üDilemma  fü^rt 
a0ein  bie  ba9  eigentliche  Sefen  bed  SRenfc^en  nid^t  in  bad  Semugt« 
fein,  fonbem  in  ben  aSBiOen  fe^enbe  $^iIofo))^ie.   (9B.  U,  222  fg.) 

!t)er  SBa^n  t)on  einer  immateriellen,  einfachen,  mefentti^  unb  immer 
benfenben,  fotgIi(^  unermüMic^en  ©eele,  bie  ba  im  ®e^irn  b(od  logirte 
unb  nic^td  auf  ber  äBelt  bebürfte,  ^at  getuig  2)7an(^en  )u  unfmnigem 
äJerfa^ren  unb  3l6fium))fung  feiner  ©eifiedfräfte  t)erleitet;  koie  benn 
Sriebric^  ber  ®roge  ein  SRal  berfud^t  ^at,  fid^  baö  @d^(afen  ganj 
ab}ttgen)ö^nen.  ($.  I,  471.  Sergt.  unter  ®e^irn:  äJer^attung^regel 
in  9e}ug  auf  bie  Snfhengung  bed  ©e^irnd.) 

deeleniDanlrfrun0)  f.  iIRetempft|(^ofe. 

1)  !3)ad  @e^en  aU  9Ber!  bed  Serßanbed.  (@.  unter 
Snf^auung:  dntedectualität  ber  Slnfc^auung,  unb  unter 
ft5r))er:  SDie  %nfd^auung  ber  Jt5r))er.) 

2)  (Srfreultc^feit  bed  ©e^end  im  ®egenfa^  }ur  @d^redf« 
(ic^feit  bed  @eind.   (@.  @ein.) 

1)  ®e^nfu(^t  ber  dugenb.  (@.  unter  !?e6enda(ter:  6!^a« 
rafter  be^  dügenbalter^  unb :  ®egenf a^  Jtoifc^en  dugenb  trab 
atter.) 

2)  Sertoanbtf^aft  ber  unbeflimmten  @el^nfu(^t  mit 
ber  Sangentoeile. 

Die  unbeflimmte  @e^nfu(^t  unb  bie  Sangeioeite  fmb  einanber  t)er« 
toanbt.  ($•  447.) 

dein. 

1)  3)ad  @ein  <x\9  ber  alTgemeinfte  Segrtff. 

de  me^r  unter  einem  Segriff ,  bef!o  loeniger  h)irb  in  t^m  gebac^t. 
3)er  attgemeinfte  Segriff ^  baß  Sein  (b.  i,  ber  OnpnitiD'ber  ftoj)uIa) 
ijl  beinahe  nic^tö  al«  ein  SBort.   (SB.  U,  68.) 

2)  S)ad  ©ein  in  ber  $rofefforen))^i(ofo|)l^ie. 

9Ran  ermfige,  tDorauf  ber  dn^alt  M  dttfinitit)^  ber  SoptAa,  <3tin, 
^inau^Ittuft.    ÜDiefer  nun  aber  ift  ein  ^upttf^tma  ber  ^ofefforen« 


@eindgrunb    —    ©ehretion.    @eI(ett9n9organe  319 

)>^i(ofo|)l^te  gegentofirttger  ßeit.  dnbeffen  muß  man  e^  mit  i^nen  titelt 
fo  genau  nehmen;  bie  metflrn  nttmlid^  njoOen  bamtt  mä)t9  ffnbere«, 
a(^  bie  materiedeu  2)inge,  bie  fiSrpemelt,  6e}ei(^nen,  midftt  fie,  aU 
DoOTommen  unfc^ulbiae  SRealißen,  im  ®runbe  i^red  ^erjen^  bie  ^öd^fle 
9{ealitftt  beilegen.  9cun  aber  fo  gerabejn  t>on  ben  ßSrpern  )u  reben 
fc^eint  i^nen  }u  oulgär;  ba^er  fagen  fte  „ha^  @ein'',  atd  tDAä}t9  t)or' 
nehmet  Hingt  —  unb  benlen  fic^  babei  bie  t^or  i^nen  f)e§enben  Xifc^e 
unb  ©tü^le.   (SB.  II,  116.) 

3)  SBa^rer  On^att  beö  Segriffö  ,,®ein". 

S)er  toafjxt  unb  ganje  3n^a(t  bed  9egnff9  @ein  ifl  bad  %u9« 
füllen  ber  ©egenioart.  3!)a  nun  biefe  ber  Serü^rung^untt  bed 
Dbjlectd  mit  bem  ©ubject  ifl  (f.  ©egentoatt),  fo  fommt  Seiben 
ba^  ©ein  }u,  b.  ^.  toad  ift,  crfennt  entn)eber  ober  n)irb  erlannt 
Offenbar  ift  biefer  S3egriff  em))irif(i^en  Urfprung^,  obn^o^I  ber  äuge« 
meinße,  meldten  man  an^  ber  (Srfa^rung  abftra^irt  ^at.    ($>.  330.) 

©ein,  t)om  Object  gebraucht,  ^eigt  nic^td  toeiter  atö  (Erfc^eiuen, 
Dorgeflellt  werben.   ($.  197  fg.) 

4)  Ser^SItnig  bed  S)enlend  }um  ©ein«  (©.  unter  9n« 
fc^auung:  Ser^ältnig  ber  Slnfd^auung  )um  3)ing  an  fi^ 
ober  }um  Stealen.) 

5)  2)ad  avi9  ben  ©d^ranten  bed  inbit^ibneUen  @ein9 
entf))ringenbe  Sebürfnig. 

deber  fann  nur  (Sind  fein,  hingegen  alle9  Slnbere  erfennen, 
»d(^e  Sefd^ränfung  eigentlich  bad  äSebürfnig  ber  $^itofof)^ie  erjengt« 
(SB.  I,  125.   i>.  300.) 

6)  ©f^recflic^feit  bed  ©eind  im  ©egenfa^e  3ur  Sr« 
freulic^feit  be9  ©e^end. 

3tt  fe^en  flnb  bie  !Z)tnge  freilid^  f(^5n;  aber  fie  ju  fein  ifl  ganj 
etmad  Hnbered.   (SB.  U,  665.) 

dn  ber  $inb§eit  finb  bie  S)tnge  und  t)iel  me^r  Don  ber  ©eite  bed 
©e^end,  alfo  ber  Sorßellung,  ald  Don  ber  bed  ©eind,  weld^e  bie 
bed  Sßtllend  ifl,  belannt.  SBei(  nun  jene  bie  erfreulid^e  ©eite  ber 
2)inge  ift,  bie  fd^redlic^e  aber  (bie  fub|ectiDe  bed  ©eind)  und  no(^  un« 
bctannt  bleibt,  ba^er  bie  Xäufc^ung  bed  jungen  dnteQectd  über  bie 
aBirflic^fcit.   {%  I,  610  fg.) 

ÜDer  Stommlmenfd^  ifl  gänjlid^  auf  bad©ein  Dertoiefen;  bad  ©enie 
hingegen  lebt  unb  loebt  im  Srtennen.  3)a^er,  ba  aQe  SDinge  ^errlid^ 
)u  fe^en,  aber  fc^redtid^  ju  fein,  ber  trübe  Cmfl  ber  getoö^nßc^en 
Seute  unb  bagegen  bie  ^eiterleit  auf  ber  ©tim  bed  ©enie'd.  ($.  356.) 

dttn4S0ninlr^  f.  unter  ®runb:  ©a^  Dom  ©runbe  bed  ©etnd. 

$^ktetion.    Hthtttiomovfiant. 

Sei  ben  ©efretionen  ifl  eine  gewiffe  %udttKi^(  bed  }u  jieber  S^aug« 
ti^en,   folglid^  eine  gemiffe  SBtUfür  ber  fie  Doü^ie^enben  Organe 


320  @elbjlbc§crrf(^ung    —    ©etbficrfettntntj 

nic^t  }u  Detlennen,  bte  fogar  t)on  einer  getotffen  bum))fen  @inned« 
em^finbung  unterfiü^t  fein  mug  unb  üermSge  toeld^er  an9  bem  felben 
9(ute  iebed  @e(retion6organ  b(od  ba^  i§m  angenteffene  @ffret  unb 
ntd^t^  9nbered  entnimmt,  alfo  au9  bem  jufhömenben  9(ute  bte  lieber 
nur  ®a0e  fangt,  bad  übrige  33(ut  loetterfd^tdenb,  eben  fo  bie  ®))ei(^el' 
brUfe  unb  bod  ^anfread  nur  ©peid^et,  bie  Stieren  ifUr  Urin,  bte 
$oben  nur  (Sperma  u.  f.  ko.  9Ran  !ann  bemnac^  bte  ©efretiond« 
Organe  t)erglei(|en  mit  oerfc^iebenartigem  Sie^,  auf  berfelben  Sßtefe 
»eibenb  unb  debed  nur  ba6  feinem  Slppetit  anfprec^enbe  jhaut  ab« 
rupfenb.   (9?.  25.) 

SiHbftbel)errfd)Utts,  f.  ©runbfä^e. 
gelbftbemufftftitt,  f.  Semußtfein. 
delbflbi09tapl)ie,  f.  Siograp^ie. 
SelbflUenktr,  f.  3)en!er. 
0elbftttl)aUun0. 

1)  ©elbfier^altung  aU  ®runbbef!rebung  bed  3Bi((end. 
(®.  aWec^anif.) 

2)  ®egen  bte  Huffaffung  ber  @elbfier§altung  aU  einer 
^flic^t  gegen  un^  felbft. 

>Der  SSegriff  bon  ^flid^ten  gegen  un6  felbfi  ^at  fii)  tro^  feiner  Un- 
^altbarfeit  (oergl.  unter  ^fUd^t:  ^ritit  ber  ^fiid^ten  gegen  und  felbfi) 
no(^  immer  in  %nfe^en  erhalten  unb  {le^t  allgemein  in  befonberer 
®ttn{l;  morüber  man  fld^  nid^t  ju  munbem  ^at.  %ber  eine  belnfttgenbe 
Sirtung  t^ut  er  in  gäOen,  mo  bie  Seute  anfangen,  um  i^re  $erfon 
beforgt  }u  tütxhtn  unb  nun  ganj  ernft^aft  t)on  ber  ^flic^t  ber  @e(bfl« 
erl^altung  reben;  mä^renb  man  genugfam  merlt,  ba§  bie  ^urd^t  i^nen 
fc^on  ^eine  mad^en  h)irb  unb  ed  leinet  $f(id^tgebotd  bebarf,  um  nac^« 
auftrieben.   (S.  127.) 

idbfittKtnntnif. 

'   1)  @e(bfterfenntnig  im  p^ilofop^ifc^en  ©inne. 

S)er  le^te  2i^ti  unb  bad  ^\A  aller  ©pecutation  ift  nit^t,  tote  bie 
p^Uofop^ifd^en  Starren  ^eut  }u  !£age  glauben,  Srienntnig  ©otted,  fon« 
bem  Srfenntnig  bed  eigenen  Selbfl,  toie  fd^on  am  Stempel  ju  S^elp^i 
JU  lefen,  ober  bon  Äant  ju  lernen  »ar.  ($.  295  fg.)  3)ie  ©elbfl« 
erlenntnig  ift  ber  ©c^Iüffel  jur  (Sr!enntnt§  bed  innem  9Befen9  ber 
3)inge,  b.  ^.  ber  3)inge  an  ftc^  fetbfl.  (®.  unter  !Z)ing  an  fid^: 
9uf  melc^em  SEBege  aOein  }ur  @rfenntnif^  bed  !£)inged  an  fid^  ju  ge» 
(angen  \%  unb:  iDttfroIodmod.) 

2)  3nbit)ibue((e  @e(bflerfenntni§. 

a)  ©c^toterigfeit  ber  inbiDibueUen  ©elbfierfenntni§. 

3)ie  $attptf^tt)ierigfeit ,  toelc^e  ber  ©etbjlerfenntnig  (bem  YvoS^t 
oauTov)  entgegenfle^t,  ifi  ber  (Sgoidmud,  bie  (Sigentiebe,  bte  un9 


©etBPßeW  321 

^inbcrt,  bcn  ffllitl  ber  ßntfrcmbung  auf  un«  ju  tocrfcu^  tocld^cr 
bie  Scbingimji  ber  objcctiDcn  auffoffung  unfercr  fclbfl  ift,  («. 
II,  629.) 

Äuö  ber  })rimärcn  9?atur  be«  SBiüeitö  unb  ber  fecunbttren  be«  3n- 
tcHect«  läßt  e«  fl(^  crHärcn,  boß  toix  oft  nid^t  toiffen,  toa«  toir 
münfc^en,  ober  toaö  totr  für^ten-,  unb  bag  lotr  fogar  oft  über  bad 
eigcntUd^e  5D?otte,  an§  bem  toir  ctttjo«  t^un  ober  untcrioffeu,  gonj  im 
ütrt^um  fmb,  6i«  cttoa  ein  Sufatt  un«  boö  ©e^ciraniß  aufbedft. 
hieran  §aben  loir  eine  SSefiättgung  unb  Erläuterung  ber  Siegel  bed 
Saroc^efoucaulb :  Tamour  propre  est  plus  habile  que  le  plus  habile 
homme  du  monde,  ja  fogor  einen  Sommentar  gum  ©ofratifc^en  yvo^ 
aauTov  unb  beffcn  Sd^ioicrigfeit.   (SB.  11,  235.) 

b)  »cbingt^eit  ber  inbiöibuetlen  ©elbjierfenntnig 
butd^  bte  Erfahrung. 

5D?an  lernt  feinen  eigyien  E§ara!ter,  toie  ben  anbercr  Snbiöibuen 
nur  burc^  Erfahrung  fcnnen.  (Sergl.  unter  S^or öfter:  SBefcntlic^e 
^räbicate  M  menf^ti^cn  ß^arafter«.) 

SBcIc^e  Kräfte  jum  Seiben  unb  I^un  3cber  in  fi(^  trägt,  toeiß  er 
nit^t,  bi«  ein  antog  fie  in  2§ätig!eit  fetjt;  —  toie  man  bem  im 
S^eic^e  ru^enben  SDaffer  mit  glattem  Spiegel  nid^t  anfleht,  mit  toelc^em 
Stoben  unb  Sraufen  ed  t)om  f^etfen  un))erfe^rt  ^erabjufiürjen,  ober  toie 
(}0(^  cd  <x\9  Springbrunnen  fl(^  }u  ergeben  fä^ig  iß;  —  ober  aud^, 
tt)ie  man  bie  im  ei^Ialten  SBaffer  latente  SEBärme  ni^t  a^nbet.  {% 
U,  630.) 

c)  S93id^tigleit  ber  inbitibueUen  ©elbßerfenntnig. 

(Srfl  bie  genaue  ftenntniß  feinet  eigenen  empirifd)en  @^arafterd  giebt 
bem  iDZenf^en  !2)a9,  xoa9  man  erworbenen  S^araßer  nennt  unb  lobt. 
(®.  unter  S^aralter:  S)er  erworbene  S§araft«r.) 

SBie  ber  Arbeiter,  loeld^er  ein  ©ebäube  aufführen  ^itft,  ben  $Ian 
.  bcd  ®anjen  entweber  nid^t  fennt,  ober  boc^  nid^t  immer  gegenwärtig 
^at;  fo  oer()Q(t  ber  2Renf(|,  inbem  er  bie  eingelnen  Sliage  unb  @tunben 
feine«  bebend  abfpinnt,  fid^  jum  ©angen  feine«  Seben«(aufe«  unb  be« 
S^aratter«  beffelben.  de  würbiger,  bebeutenber,  ptant)oQer  unb  tnbioi- 
bueder  biefcr  ifl,  befio  me^r  iff  ed  nbt^ig  unb  wo^lt^ätig,  bag  ber 
oerTteinerte  @runbrig  beffetben,  ber  $(an,  t^m  bisweilen  t)or  bie  Hugen 
fornme.  greilid)  gehört  ou(^  baju,  bog  er  einen  Reinen  Anfang  in 
bem  Yvu^i  aauTov  gemacht  ^abe,  a(fo  wiffe,  wa«  er  eigentlid^,  ^aupt« 
fäc^Iid)  unb  t)or  aOem  Snbern  wiO,  wa«  alfo  für  fein  @tüdf  ba« 
Sefenttic^fie  ifi,  fobann  wa«  bie  gweite  unb  dritte  ©teOe  nad^  biefem 
einnimmt,  wie  aud^  bag  er  erfenne,  welche«  im  ®an)en  fein  Seruf, 
feine  SeoUe  unb  fein  Ser^iättntg  gur  9BeIt  fei.  {%  l,  439  fg.) 
O^ne  biefe  i^enntnig  (ebt  man  planio«,  —  ein  Schiffer  o^ne  ftompag. 
($.  443.) 

delbft0effii)l,  f.  ftraftgefü^I  unb  Selbflfc^ä^ung. 


322  ^ttb^idb    —    €^etbfhnotb 

1)  Ocgcn  baö  ©cUfilob. 

%ud^  beim  beflen  Steckte  baju,  tajfe  man  ft(^  ni^t  3um  ©elbfllobe 
üerfü^ren.  S)enn  bie  @ttetteit  ift  eine  fo  getob^nlic^e,  bad  Serbtenß 
aber  eine  fo  ungetDb^nßc^e  ^adfc,  bag,  fo  oft  toir,  menn  au<^  nur 
itÄired,  und  fetbfl  }u  (oben  fc^einen,  deber  ^unbevt  gegen  Sind  toettet, 
bag  tt>a9  aud  und  rebet,  bie  SiteUeit  fei,  ber  ed  am  Serflonbe  ge^ 
brid^t,  baö  Sad^erlid^e  ber  ©ad)e  einjufe^en.    {%  l,  494.) 

2)  gür  bad  mäßige  ©etbfttob. 

Sei  allem  IDem  mag  jebod^  93aIo  Don  SSeruIam  nic^t  ganj  Unreal 
^aben,  toenn  er  fagt,  bag  bad.semper  aliquid  haeret,  toit  Don  ber 
Serläumbung,  fo  auc^  Dom  @e(bflIobe  gelte,  unb  ba^er  biefed  in 
mäßigen  S)ofen  empfiehlt.   (^.  I,  4940 

Äflb^m0rlr. 

1)  SDer  ©elbflmorb  aU  ein  Sorrec^t  bed  üRenfd^en  Dor 
bem  Siliere, 

S}em  SDtenfd^en  allein,  ber  nid^t,  tt)ie  bad  3;§ier,  b(od  ben  Iör))er^ 
(id^en,  auf  bie  ©egenkoart  befc^rönften,  fonbem  andf  ben  ungteit^ 
größeren,  Don  3u'^ft  ^^^  S$ergangenbeit  borgenbcn  geiftigen  Seiben 
$reid  gegeben  ifl,  I}at  bie  92atur  ald  ^ompenfation  bad  Sorre^t  Der* 
liefen,  fein  Seben,  auc^  e^e  fie  fetbfl  i^m  ein  ßxA  fe^t,  beliebig  enbcn 
2U  Ibnnen  ttnb  bemnad^  nid^t,  toie  bad  S^^ier,  not^h)enbig  fo  lange  er 
lann,  fonbem  aud^  nur  fo  lange  er  tt)ill  ju  leben.   (@.  127.) 

2)  (Smpfänglic^teit  unb  8nlaß  gum  ©elbflmorb. 

S)ad  Stud^arren  unb  !£rciben  im  Seben  ifl  uic^t  etn)ad  irgenb  frei 
(SriDä^hed,  burd^  ein  objectiDed  Urt^eit  über  ben  SSkttf^  bed  Sebend 
SRotiDirted,  fonbern  ed  ift  ber  blinbe  SiUe,  auftretenb  aU  Sebendtrieb, 
Sebendlufl,  Sebendmut^,  »ad  bad  $u))))enf))iel  ber  SRenfi^entoelt  in 
Setoegung  fe^t  unb  er|(i(t. 

ÜDad  @d^n)a(^U)erben  biefer  Sebend(ufl  jeigt  fi^  a(d  ^t)|)0(^onbrie, 
spieen,  äRelan^oIie,  i§r  gängli^ed  SSerfiegen  aU  ^ang  }um  ©elbfi« 
morb,  ber  aldbann  bei  bem  geringfügigflen,  ia,  einem  blod  eingebilbeten 
Snlaß  eintritt,  inbem  je^t  ber  äRenfc^  gleid^fam  ^ttnbel  mit  ftd^  felbfl 
fud^t,  um  fid^  tobt  }U  fd^ießen;  fogar  koirb  }ur  iRot§  o^ne  aOeu  be- 
fonbern  8(nlaß  }um  (Selbflmorb  gegriffen.  (9B.  II,  409.) 

S33enn  eine  Ironl^afte  Slffection  bed  iRerDenf^ßemd,  ober  ber  8er« 
bauungdn)erlaeuge ,  ber  angeborenen  S)9dIo(ie  iit  bie  ^änbe  orbeitet; 
bann  fann  biefe  ben  ^o^en  ®rab  erreid^en,  m  bauernbed  SRißbe^geii 
Sebendttberbruß  erjengt  unb  bemnad^  ^ang  jum  @eIbf)morb  entflebt. 
Diefen  Dermögen  aldbann  felbfl  bie  gcringflen  Unanne^mlid^feitett  ju 
Deranlaffen;  ja,  bei  ben  ^ö#en  ®raben  bed  Uebeld  bebarf  ed  berfelben 
nid^t  ein  2Rof,  fonbem  blod  bad  anbattenbe  SWißbebagen  fübrt  lum 
©elbftetorb.   {%  1,  3460  p   v  a      i  v     ö 


©etbfimorb  323 

ftOerbingd  !ann  nod^  Umflttnben  auc^  ber  gefunbefte  itnb  DieKetd^t 
fclbfl  bcr  ^eitcrflc  5IRenfc^  fic^  jum  ©elbjimorb  cntfc^Iicßen ,  ksenn 
nämlic^  bie  @röge  ber  if^eiben  ober  bed  umn^wtiijbax  ^erannal^enben 
Unglücfd  bie  ©c^reden  bed  %ohte  übermSÜigt  S)er  Unterf^teb  liegt 
allein  in  ber  öerfd^iebencn  ©rößc  beö  baju  crforberti(I)en  Snloffe«,  aW 
niel^e  mit  ber  S)9dfolie  in  nmgefe^rtem  SJerbftItnig  fie^t.  de  grögcr 
biefc  iji,  beflo  geringer  fann  jener  fein,  ja  am  (gnbe  auf  9?utt  \txah' 
tnfen;  je  größer  l^ingegen  bie  (Eufolie  unb  bie  fie  unterftti^enbe  @e« 
unb^eit,  bejlo  mel^r  mug  im  Sniag  liegen.  S)anac^  giebt  ed  unjä^Iige 
Sbfinfungen  ber  ^äOe  jmifc^en  ben  beiben  (Sternen  bed  ©elbflmorb^, 
nSmlic^  \izm  bed  rein  aud  franf^after  Steigerung  ber  angeborenen 
5)t)3foUe  entfpringenben  unb  bem  bc8  (Sefunben  unb  Reitern  gang  au« 
objectiden  Orünbcn.    ($.  I,  346.   $.  449  fg.) 

Die  erblid^fcit  ber  Slnlage  jum  ©elbfimorb  bewcifi,  ba§  ber  fu6» 
jcctidc  S^cil  ber  Seflimmung  baju  too^t  ber  ftärfere  ift.    ($).  450.) 

2)ag  im  ©cfü^I  beö  geiben«  ober  SBol^Ifeinö  ein  fc^r  groger  S^cil 
fubjectiö  unb  a  priori  beflimmt  ifi,  bafür  fann  ouc^  3)ie«  aö  83cleg 
angeführt  toerben,  bag  bie  SRotiüe,  anf  ttjclc^e  ber  ©etbfimorb  erfolgt, 
f 0  f}'6ij\t  Derf^ieben  flnb ;  inbem  n)ir  lein  Ungllidf  angeben  fi^nnen,  bad 
grog  genug  to'dxt,  um  i^n  nur  mit  t)ieler  Sßa^rf^einltc^teit  bei  jebem 
@^^arafter  ^erbeigufüf^rnt ,  unb  loenige,  bie  fo  Hein  ttjüren,  bag  ni^t 
i^ncn  glcid^iüiegenbe  i§n  fd^on  üeranTagt  l^ätten.   (SB.  I,  373.) 

dm  ©an^en  xoxxh  man  finben,  bag,  fobatb  ed  ba^in  gefommen  ifl, 
bag  bie  <3(S)xzdm^t  M  itbm^  bie  bed  ZoM  übernjinben,  ber  SRenfc^ 
feinem  Seben  ein  (Snbe  ma^t.  S)er  SSBibcrftanb  ber  (entern  ifi  j[ebo^ 
bebeutenb;  fie  fielen  gleic^fam  ate  SBäd^ter  on  ber  9[udgangd))forte. 
dn}h)ifd)en  ifi  ber  Kam))f  mit  biefen  SEBäd^tern  in  ber  9{egel  ni^t  fo 
fd^tuer,  tDie  e«  und  Don  SBeitem  fd^einen  mag,  unb  givar  in  Solge  bed 
Slntagonidmud  jtoifc^en  geifiigen  unb  Iör))erlid^en  Seibem  ©tarle  get« 
ftige  ü!eiben  machen  und  gegen  Toxpzxliijt  unem))finbli(^.  !Z)ied  ifi  t9, 
toa^  ben  ©elbftmorb  erlei^tert.  Sefonberd  fid^tbar  niirb  S)ied  on 
(Denen,  toelc^e  bur^  rein  Iranf^afte  tiefe  SRigf)immung  }um  ©elbfl« 
morb  getrieben  iverben.  !S)iefen  foflet  er  gar  feine  ®eIb|iiibertoinbung. 
OP.  II,  332  fg.   $.  450.) 

3)  SBorauf  fid^  bie  SSetounberung  bed  ©elbfimorbed 
grünbet. 

S)ad  l^ebenmoQen ,  bie  Sln^änglic^feit  am  Seben,  ifi  feine  f^olge  ber 
Uebericgung  unb  feine  ®at!)t  ber  SBa^I,  fonbern  bad  prius  bed  dn« 
teüectd.  SBir  felbfl  ftnb  ber  SBiQe  }um  Seben,  unb  baraud  erftürt  ftc^ 
bie  aQem  Sebenben  inneniol^nenbe  S^obedfurd^t.  Suf  biefen  unaudf))re^' 
liefen  horror  mortis  grUnbet  fic^  aud^  ber  Sieblingdfa^  aller  gett)5^n« 
liefen  Stbp\t,  bag  toer  ft^  bad  Seben  nimmt,  Derrttcft  fein  muffe,  nid^t 
weniger  jebod^  bad  mit  einet  gemiffen  8emunberung  Derfnüpfte  (Er« 
fiaunen,  »eld^ed  biefe  $anbtung  felbjl  in  benfenben  ft5))fen  jebed  SRal 
^erDomtft,  toeit  biefetbe  ber  Statur  alled  Sebenben  fo  fe^r  entgegen« 


322  ©elBfltob    —    €5ctbjhnotb 

1)  ®eflcn  baö  @cI6flIob. 

«ttc^  Beim  bcjlen  {Rc^tc  baju,  laffe  man  fid^  nid^t  jum  ©clbjMobc 
Derfül^rcn.  3)cnn  bte  gitcttcit  i|t  eine  fo  gewöljnlic^e,  baö  «crbienjl 
aber  eine  fo  ungewö^nli^c  ©ac^c,  bo§,  fo  oft  wir,  wenn  auc^  nur 
inbirect,  un«  fclbfl  gu  toben  fc^einen,  3eber  ©unbevt  gegen  Sin«  locttet, 
baß  ma«  au«  un«  rcbct,  bie  giteüeit  fei,  ber  c«  am  SSerflanbe  ge« 
bri^t,  ba«  J?ä^erli^e  ber  ©od)e  cinjufc^en.    {%  I,  494.) 

2)  Sür  ba«  mäßige  ®cIb|»ob. 

Sei  allem  S)cm  mag  icbo^  Sa!o  Don  SJcruIam  nid^t  ganj  Unrc^t 
baben,  Wenn  er  fagt,  ba§  ba«.semper  aliquid  haeret,  »ie  Don  ber 
Serläumbung,  fo  anij  oom  ®etbfHobe  gelte,  «nb  ba^er  biefe«  in 
mäßigen  3)ofen  em})pe§lt.   (?.  I,  494.) 

9tlbfttnottf, 

1)  Der  ©elbflmorb  al«  ein  ©orrcd^t  be«  aWenfd^en  bor 
bem  Zf^hrt. 

SDem  äßenfd^en  allein,  ber  nid^t,  toie  ha^  I^ier,  bto«  ben  Uxpcx^ 
lid^en,  auf  bie  ©egentoart  befd^ränlten,  fonbem  aud^  ben  ungtei^ 
größeren,  t^on  3"'"«ft  «"^  Sergangenbeit  borgenbcn  geifligcn  Seiben 
^rei«  gegeben  ifl,  bat  bie  9?atur  al«  fiom?)cnfation  ba«  »orred^t  Der- 
liefen,  fein  geben,  auc^  e^e  fle  fclbfl  i^m  ein  giet  fefet,  beliebig  enbcu 
}u  tonnen  tTnh  bemnad^  ni^t,  loie  ba«  S^ier,  not^wenbig  fo  lange  er 
lann,  fonbem  aud^  nur  fo  lange  er  will  ju  leben.   (6.  127.) 

2)  (Smvfänglic^feit  unb  Snlag  jum  ©elbfimorb, 

S)a«  8[u«§arren  unb  treiben  im  ithm  ift  nic^t  etwa«  irgenb  frei 
Srwä^lte«,  bur^  ein  objectiDe«  Urt^eil  über  ben  äBertb  bc«  Seben« 
SRotiDirte«,  fonbern  e«  iß  ber  blinbe  SßiUe,  auftretenb  al«  Seben«trieb, 
Seben«lu{l,  Seben«mut§,  wa«  ba«  $u))t)enf))iel  ber  SDtenf^enwelt  in 
Bewegung  fe|}t  unb  erhält. 

S)a«  ©d^mad^werben  biefer  Seben«lufl  }eigt  ftd^  al«  $9))od^onbrie, 
spieen,  3Relan(|olie,  i§r  gängli^e«  SSerfiegen  al«  $ang  gum  ©elbfl« 
morb,  ber  al«bann  bei  bem  geringfügigflen,  ia,  einem  blo«  eingebilbetcn 
Xnlaß  eintritt,  inbem  je^t  ber  SKenfd^  gleid^fam  $änbel  mit  ft^  felbfi 
u(^t,  um  fid^  tobt  gu  [(gießen;  fogar  wirb  gur  97ot^  o^ne  allen  be« 
bnbern  3(nlaß  gum  ©elbflmorb  gegriffen.  (SEB.  II,  409.) 

SBemt  eine  tranf^afte  Slffection  be«  SierDenf^flem«,  ober  ber  Ser- 
baumtg«werlgeuge ,  ber  angeborenen  S)9«Iolie  in  bie  $änbe  arbeitet; 
bann  (anu  biefe  ben  l^ol^en  ®rab  erreichen,  wo  bauembe«  SDlißbebagen 
Seben«Uberbruß  ergeugt  unb  bemnad^  ^ang  gum  ©elbfimorb  entfielt. 
S)iefen  bermögen  al«bann  felbfl  bie  geriagften  Unanne^mlic^Ieiten  gu 
Deranlaffen ;  \a,  bei  ben  I^Sc^flen  ©raben  be«  Uebel«  bebarf  e«  berfelben 
ni^t  ein  SRal,  fonbem  blo«  ba«  an^altenbe  2Rißbe^agen  fü^rt  gum 
©elbfhnorb.   {%  I,  346.) 


©elbfimotb  323 

atOerbtttjd  lontt  nad^  Umflttnben  auc^  ber  gefunbefte  unb  DieKeid^t 
felbfl  ber  ^eiterße  3Renfc^  ftc^  3um  ©etbflmorb  entfc^Iiegen ,  ksenn 
nätnlid^  bie  ®röge  ber  if^eiben  ober  bed  unaudivei^bar  ^erannal^enben 
Unglürfö  bic  ©c^retfen  beö  Sobc«  übcrwÄltigt.  5Der  Untcrf^tcb  liegt 
oKein  in  ber  öerfd^icbenen  ©rößc  beö  baju  crforberli^cn  Snlaffcö,  ald 
toel^e  mit  ber  S)9«fo(ie  in  umgefe^rtem  S$er6&(tnig  fie§t.  de  grbgcr 
tiefe  iß,  befto  geringer  fann  jener  fein,  ja  am  (Snbe  auf  9?uU  i^erab* 
finfen;  je  größer  hingegen  bie  Sufolie  unb  bie  f^e  unterf)ü(enbe  ®e* 
funb^eit,  beflo  me^r  mug  im  Sniag  liegen.  S)anac^  giebt  ed  unjä^Iige 
^bflufungen  ber  ^^Oe  jmifc^en  ben  beiben  (S^tremen  be^  ©elbflmorb^, 
nämlic^  bem  bed  rein  aud  franf^after  Steigerung  ber  angeborenen 
3)^d!otte  entfpringenben  unb  bcm  be^  ®efunben  unb  Reitern  gang  aud 
objectioen  ®r«nbcn.    {%  I,  346.   $.  449  fg.) 

!Die  ©rblid^fcit  ber  Slnloge  jum  ©etbpmorb  benjeifi,  ba§  ber  fub» 
jectioe  J^cil  ber  Sepimmung  baju  too^I  ber  ftärfere  ift.   (^.  450.) 

2)og  im  ©efü^l  beö  geiben«  ober  SBol^Ifeinö  ein  fe^r  groger  S^cil 
fubiectio  unb  a  priori  befiimmt  ifi,  bafür  fann  auc^  !Z)ied  att  93eleg 
angeführt  toerben,  ba§  bic  SRotioc,  auf  welche  ber  ©elbflmorb  erfolgt, 
f 0  tj'iif^  t)erf(^ieben  flnb ;  inbem  n)ir  lein  Ungllicf  angeben  nnnen,  bo9 
grog  genug  Ȋre,  um  i^n  nur  mit  Dieler  SBa^rf^einli^leit  bei  jebcm 
d^arafter  l^erbeijufil^reu ;  unb  UJcnigc,  bie  fo  Hein  wären,  bog  ni^t 
i^ucn  gleic^toiegenbe  i^n  fd^on  bcrantagt  ^ttcn.   (SB.  I,  373.) 

Om  ©anjcn  wirb  mau  pnben,  bag,  fobalb  eö  ba^in  gefommen  tft, 
bag  bic  ©d^rerfniffe  bc«  ?cbcnö  bic  bcö  Sobc«  ilberttjinben,  ber  SKenfd^ 
feinem  Sebcn  ein  Gnbe  mad^t.  ÜDcr  SBibcrjianb  ber  lefetern  ifl  jebo^ 
bebeutcnb;  fle  flehen  gleic^fam  aW  SBäc^ter  an  ber  au«gangöt)forte. 
Onjwifd^en  ifl  ber  Ram^jf  mit  biefen  SEBäc^tem  in  ber  {Reget  ni^t  fo 
f^wcr,  wie  eö  unö  oon  SBcitcm  f^cincn  mag,  unb  jwar  in  golgc  be« 
Antagonismus  aioift^en  geifligen  unb  förj)crlid^cn  Seiben.  ©tarfe  gei- 
Pige  ?eibcn  ma^en  un«  gegen  för})criid^e  unem|)finbli(^.  3)ieö  i|i  eS, 
njaS  bcn  ©elbjimorb  erlci^tert.  Sefonber«  fld^tbar  toirb  Die«  an 
Denen,  welche  bur^  rein  Iranf^aftc  tiefe  SRigflimmung  jum  ©elbfl- 
morb getrieben  toerben.  Dicfen  foflet  er  gar  feine  ©elbfiübcrtoinbung. 
(^.  II,  332  fg.   $).  450.) 

3)  SBorauf  fid)  bie  SSemunberung  beS  ©elbflmorbe^ 
grünbet. 

S)aS  l^ebentoollen,  bie  Sln^ängli^feit  am  Seben,  ifl  feine  f^olge  ber 
Ueberlcgung  unb  feine  ©ad^e  ber  SBa^l,  fonbern  baS  prius  beS  -9n« 
teOect«.  S33ir  felbfl  finb  ber  SBiDe  jum  geben,  unb  borauö  erftärt  fl(^ 
bie  allem  Sebenben  innetoo^nenbe  2:obeSfurd^t.  Suf  biefen  unaudf))re^- 
lid^en  horror  mortis  grUnbet  f{(^  ouc^  ber  SieblingSfa^  aQcr  gem5^n« 
ticken  Jt0))fe,  bag  wer  fi(|  baS  lieben  nimmt,  Denüdft  fein  muffe,  nid^t 
weniger  jebod^  baö  mit  einer  gewiffen  Sewunberung  Derfnüpftc  Cr* 
fiaunen,  weld^ed  biefe  ^anblnng  fetb|l  in  benfenben  R^p^n  iebeS  SRal 
^erDorruft,  weil  biefdbe  ber  Statur  aOeS  Sebenben  fo  fe^r  entgegen- 

21* 


324  @etb|lmorb   ' 

läuft,  bajj  toir  Den,  tocld^cr  fie  ju  üollbringcn  öcrntod^tc,  in  flctoij|cm 
©innc  6ett)unbcm  muffen.   (SB.  U,  271.) 

4)  i^alf^^eit  ber  S&^auptung,  bag  ber  ©elbftmorb 
eine  feige  $anb(ung  fei. 

(Sd  giebt  gemiffe  aDgemein  beliebte  unb  fefl  accrebitirte,  tttgüc^  t)on 
Unjä^Iigen  mit  ©elbjlgcntigen  nac^gef<)ro(^enc  3rrt^ümer.  3«  ^wfw 
gehört  au(^  ber  ©ag:  ©elbfbnorb  ifl  eine  feige  $onbtung.  (%  U, 
64.  328.) 

5)  Der  (Sifer  ber  ®ciflüd)!eit  gegen  ben  ©elbfimorb. 

Die  ©rünbe  gegen  ben  ©elbftmorb,  nielc^e  ton  ben  ©eifUic^en  ber 
monot^eiftifd^en,  b.  i.  jübifc^en  9{e(igionen  nnb  ben  i^nen  ftd^  anbe* 
quemenben  ^^itofop^en  aufgcficllt  morben,  finb  fc^mac^e,  leicht  ju 
wibcriegcnbe  ©o^)l)iömen.  (%  II,  328 — 331.  lieber  bie  gegen  ben 
©etbflniorb  gcitcnb  gemachte  ^fü^t  ber  ©elbjicrl^altung  f.  ©elbjl» 
cr^attung.) 

Der  augcrorbentUc^  lebhafte  uub  bo^  lueber  burd)  bie  Sibe(,  noc^ 
burc^  triftige  ®riinbe  unterjlü^te  @ifer  ber  '@eift(id)Ieit  monot^eifltf c^er 
9{eligipnen  gegen  ben  ©elbfimorb  fc^eint  auf  einem  Der^e^Iten  @runbe 
3U  berufen,  ©ollte  ed  nic^t  biefer  fein,  \)a^  bad  frein^iQige  Slufgebeu 
bed  Sebend  ein  fd^Iec^te^  ft'ompUment  ift  für  Den,  mlijtx  gefagt  ^at: 
„Tcavxa  xoXa  Xtav"?  —  ©o  loävc  eö  benn  abcrmaW  ber  obligate 
£)))timidmud  biefer  Steligionen,  meld^er  bie  ©elbfltbbtnng  auflagt,  um 
nid^t  Don  i^r  angeKagt  }u  toerben.   ($.  U,  332.) 

6)  Dad  9{e^t  jum  ©elbfimorb. 

Da  ein  9{e(^t  }u  cttüa9,  ober  auf  etivad  l^aben,  nicf)td  mittx 
^eigt,  ald  e^  t^un,  ober  aber  nehmen,  ober  benu^en  tonnen,  o§ne  ba« 
burc^  irgenb  einen  Zubern  gu  Derle^en ;  f o  erbeut  bie  ©inutofigfeit  ber 
f$rage,  ob  toir  bad  Stcd^t  Ijaben,  und  \iaß  Ktbm  }u  nel^men.  3Bad 
aber  bie  a[nfj)rüd)c,  bie  etira  Slubere  auf  unö  ^jerfönlid)  ^aben  lönnen, 
betrifft,  fo  flehen  fie  unter  ber  Sebingung,  ba§  mx  leben,  fallen  atfo 
mit  biefer  meg.  Dag  Der,  mlijtx  für  fid)  fclbfl  md)t  me^r  leben 
mag,  nun  nod|  ald  bloge  9)2afd^iue  jum  92u^en  Slnberer  fortleben  foQe, 
ifl  eine  übcrfpannte  gorberurig.    {%  II,  257.) 

Offenbar  ^at  bo^  Ocbcr  ouf  SJicfttö  in  ber  aBett  ein  fo  unbeflreit* 
bare«  Stecht,  wie  auf  feine  eigene  ^erfon  unb  febcn.    {%  II,  328,) 

SBenn  bie  ^riminaljufii}  ben  ©elbfimorb  Derpönt,  fo  ift  Die«  cnt« 
f(^ieben  läc^erlic^;  benn  weld^e  ©träfe  fann  Den  abfd^rcdfen,  ber  ben 
2:ob  fuc^t?  —  Seflroft  man  ben  Serfud^  jum  ©elbfimorb,  fo  ifl 
t9  bie  Ungef^idtid^feit,  bur^  meiere  er  miglang,  bie  mau  beflraft. 
{%  II,  329.) 

7)  Sergeblic^teit  be«  ©elbfimorb«. 

%on  bem  äBiQen  gum  Seben  ifl  bad  Seben  un^^ertrenulic^   unb 
beffen  gorm  aQein  ia^  de^t.    Slnfang  unb  @nbe  trifft  nur  ha9  On« 


^elB^orb  325 

btoibuum,  mtttelfl  ber  3^it,  ber  ^orm  biefer  (Srfc^etnung  für  bte 
SSoTfleDung.  kluger  ber  3cit  liegt  allein  ber  SBiDe,  9anV9  S)ing  an 
f\ä),  unb  beffen  abäquate  Objectität,  $Iaton'd  dbee.  S)a^er  giebt 
®e(bftmorb  feine  Stettung;  toa^  deber  im  dnnerfien  n)ilt,  bad  mug 
er  fein,  unb  \va9  debcr  x\t,  bad  mill  er  eben.  (9B.  I,  433*)  3Bei( 
bem  SBiden  }unt  Seben  bad  Seben  immer  gemig  unb  biefem  ba^  Sei^ 
ben  mefentlid)  ifl,  fo  ifl  ber  ®e(6{lmorb,  bie  toURUrlic^e  B^^P^^ung 
einer  einjelnen  (Srf^einung,  bei  ber  \>a9  S)ing  an  ftc^  ungeflört  fiel^en 
bleibt,  )i}ie  ber  9{egen6ogen  feflfie^t,  fo  f^neQ  aud^  bie  Xxop^tn,  toAifc 
auf  9ugenbti({e  feine  STräger  flnb,  med^fetn,  eine  ganj  Dergebli^e  unb 
ti^Mdjic  ^(inblung.  Hber  er  ifl  aud^  überbied  bad  aReiflerfiüd  ber 
WHaia,  a\9  ber  fc^reienbfle  ftudbrudf  be«  2Biberf))ru^d  be«  Sillen« 
jnm  Seben  mit  fid^  felbjl.   (SB.  I,  472—474.) 

8)  ÜDer  allein  triftige   moralifc^e  ®runb  gegen  ben 
©elbftmorb. 

SBenn  ed  dd^te  moralifc^e  ÜRotibe  gegen  ben  @eIbffanorb  giebt,  fo 
liegen  biefe  j|ebenfaM  fe§r  tief  unb  fmb  nid^t  mit  bem  ©enfblei  ber 
getuö^nlic^en  (£t§il  ju  erreichen.    (S.  128.   $.  II,  332.) 

2)er  allein  triftige  moralif^e  ®runb  gegen  ben  @eIbftmorb  liegt 
barin,  ba§  ber  ®c(bfimorb  ber  Srreic^ung  bed  ^öc^fien  moratif^en 
3ieled  (ber  Verneinung  bed  SiQend  gum  Seben)  entgegenfie^t,  inbem 
er  ber  toirllic^en  (Sribfung  au^  biefer  SBelt  bed  dammerd  eine  blöd 
fd^einbare  unterf(^iebt.  ($.  II ,  331.)  Von  ber  Verneinung  bed 
S93iIIen^  )um  itbtn  unterf Reibet  nid^td  ftd)  mel^r,  aU  bie  %uf^ebung 
feiner  einjelnen  ^rfc^einung,  ber  ©elbfhnorb.  SBeit  entfernt,  Ver« 
neinung  bcd  SBiQen^  ju  fein,  ifl  biefer  ein  $^änomen  fiarfer  Veja^ung 
U9  SBidcn«.  2)er  ©ctbfhnbrber  toiU  ia9  Seben  unb  ifl  blo^  mit  ben 
33ebingungen  unjurrieben,  unter  benen  c9  i^m  gemorben.  (SB.  I, 
471—473.)  SBie  ba«  einjelne  2)ing  jur  3bee,  fo  öer^ölt  fi(^  ber 
(Selbflmorb  )ur  Verneinung  bed  SBSiQen^;  ber  ©elbflmörber  berneint 
Mo«  ba«  dnbioibuum,  nid^t  bie  Bptcitß.  (SB.  I,  472.)  S)er  ©elbft* 
mörber  glrid^t  einem  Jtranfen,  ber  eine  fd^merj^afte  O))eration,  bie  i^n 
Don  ®runb  an€  feilen  tonnte,  nac^bem  fie  angefangen,  nic^t  DoOenben 
lägt,  fonbern  lieber  bie  jhrant^eit  be^ttlt;  er  koeifl  bad  Seiben,  fiatt  e« 
}um  Ouietto  be«  SBiOend  n^erben  )u  laffen,  t)on  fid^,  inbem  er  bie 
(Srfc^einuug  M  äBiUend,  ben  Selb,  jerflört,  bamit  ber  SBiQe  unge« 
brod^en  bleibe.  3)te«  ifl  ber  ®runb,  marum  beinahe  aQe  Steifen,  fo« 
ivo^l  ))§ilofo))§if(^e,  ate  religiöfe,  ben  Selbflmorb  Derbammen,  obgleich 
fie  felbft  ^iegu  feine  anbern,  al«  feltfame,  fop^ifiifc^e  ®rünbe  angeben 
fönnen.   (28.  I,  473.) 

!Der  tta^re  ®runb  gegen  ben  ©elbfimorb,  and  n^eld^em  auc^  bad 
S^riflent^um  benfelben  Denoirft  (Dergl.  S^riflent^um),  ifl  ein  ad« 
fetiff^er,  gilt  alfo  nur  Don  einem  Diel  l^ö^em  et^if^en  @tanb))unfte 
aud,  atö  ber,  ben  euro))öifd^e  iD?oraIp§ilofo))^en  j[emaK  eingenommen 
^ben.    (Steigen  »ir  aber  Don  jenem  fe^r  §o^en  @tanb))untte  ^erab; 


326  ^elBflf^ätsttng    •—    Serbftoettttitgnttttg 

fo  gtebt  tB  (einen  faltbaren  ntorafifd^en  ®runb  me^r^  bett  @e((fhnorb 
gn  üerbanimen.   ($.  II,  332.) 

9)  S)er  fretroilUge  $ungertob  aU  eine  bon  beut  ge« 
tt)i$^nlic^en  ©elbftmorbe  }u  unterfc^eibenbe  $anb« 
lung. 

SBon  bem  gemb^nlid^en  ®e(bßmorbe  gänjUc^  Derfc^icben  fd^eint  eine 
Befonbete  Sirt  beffelben  )u  fein,  ber  a\i9  bem  ^öc^fien  ®rabe  ber  Sld« 
fefe  freimiflig  gen)äf)Ite  ^ungertob.  Sd  fcf)cint,  ba§  bie  gänjti(^e 
9)erneinnng  bed  3BtUend  ben  ®rab  erreid)en  fönne,  n)0  fetbft  ber  )ut 
^^altung  ber  SJegetation  M  Seibed  burc^  Sufnal^me  oon  SJo^rung 
nöt^ige  2Biae  megfttUt.  Sßeit  entfernt,  bog  biefe  'Axt  M  @eIbftmorbed 
aud  bem  2BiQen  jum  Seben  entflänbe,  ^5rt  ein  fo((^er  t>öQig  reflgnirter 
Stufet  blo^  barum  auf  ju  (eben,  »eil  er  ganj  unb  gar  aufgehört  (|at 
ju  tooOen.   (335.  I,  474—476.) 

0tlb|tfd)a|^uii0. 

(Eigentlich  ifl  nic^t  blod  ber  grö§te,  fonbem  ber  einjig  toa^re  get« 
flige  @c^mer}  ®efii^t  feinet  Un»ert§ed;  aOe  anbem  geifligen  Reiben 
tonnen  nid)t  nur  get|eilt,  fonbem  auf  ber  ©teSe  gän3lic^  aufgehoben 
mrben  burc^  ba^  ^ö^ere  8emu§tfein  feinet  SEßert^e«.  SBer  beffen 
rec^t  gemig  ift,  (ann  gan}  gelaffen  fi^en  unter  Seiben,  tann  o^ne 
greube  unb  o^ne  O^emibe  auf  flc^  ru^en.  ®o  ein  allmächtiger  Xrofi 
iß  lebhafte  &rfenntntg  be^  eigenen  ^ert§ed.  Umgete^rt  fann  über 
<Srtenntni6  bed  eigenen  Unniert^e^  niij^td  auf  ber  SBelt  [t  trüflen ;  btod 
toerbecfen  Ittgt  fie  fic^  burc^  £rug  unb  ©auteleien,  ober  betäuben  burc^ 
©etttmmet,  aber  beibed  nic^t  auf  bie  S)auer.   (Wfi*  346.) 

@inen  ^unlt  giebt  eö  für  {eben  SRenfc^en  Don  at^^gejci^netem  innem 
3Bertl§,  }u  metc^em  gelangt  er  geborgen  ifl;  biefer  $untt  ifl  ber,  wo 
er  innig  uni^  t)öflig  Kar  feinen  eigenen  SBert^  erfennt.  Unb  ba 
aßert^  immer  relatit)  ift,  inbem  bem  93egriff  bie  8ebeutung  bed  Ser« 
gleic^d  toef entließ  ifl;  fo  ifl  bied  }uglei(^  ber  ^unft,  mo  er  ben  Un« 
»ert^  ber  Uebrigen  erfennt.  SRun  ifl  er  geborgen;  bcnn  bie  Änbern 
t9nnen  i^n  nie  me§r  imf ül^ren ;  i^r  t^un  unb  i^r  iD?etncn  wiegt  i^m 
ie^t  leidet;  er  ift  über  aQe  Autorität  ergaben,  erhunt  bie  SSefien  für 
feine  ©eifle^brüber  unb  bie  SRenge  für  beflanb«  unb  mefenlofe  ©chatten. 
(SW.  277.) 

dtLb^fttdit,  f.  (Sgoi^mud. 

^tlb^titrlaujgnunjg. 

1)  Sebeutung  ber  @elbflt)erläugnung. 

iBenn  wir  ben  äBiUen  )um  Seben  im  ®anjen  unb  objectiü  betraf« 
ten;  fo  ^aben  wir  t^n  un^  a\S  in  einem  SBal^n  begriffen  }u  beuten, 
bon  weld^em  }urüdf}ufommen,  alfo  fein  ganjed  Dor^anbene^  Streben  gn 
t^ernetnen  ifl.    S)iefe  SSemeinung  ifl  e^,  waö  bie  9te(igionen  ate  ©etbfl« 


®c{6ß)ttmng   —    ®ett1lBUität  327 

kierifiugnuttg ,  abnegatio  sm  ipsius,  6e}e^nen;  benn  ba9  eigentlic&e 
@eI6fi  ifl  ber  mü^  sunt  geben.  (3B.  U,  693.) 

2)  Die  ©elbfiberläugnung  ald  jtunbgebung  b.er  greif 
^eit  in  ber  grfd^einung.  (©.  unter  grei^eit:  ©ntritt 
ber  gret^eit  in  bie  (Srfc^einung  beim  ilRenfc^enO 

ütlbfiimani. 

3ur  richtigen  gcnfung  nnferer  fclbfi  in  unfern  Ängelegenljeiten  ijl 
®elbfl)mang  erf orberltd^ ;  )u  biefem  aber  foDte  und  bie  Ueberlegung 
ßärfcn,  bog  jeber  SKenfi^  gar  öielcn  unb  großen  S^^H  ^o"  ^"6^^ 
3U  erbulben  l^at,  o^ne  meieren  t9  in  feinem  Sieben  abgebt,  bag  jeboc^ 
ein  Heiner,  an  ber  rechten  (SkUt  angebrachter  @elbft}n)ang  nac^matt 
Dielem  ßmange  Don  äugen  vorbeugt.   (^.  I,  465  fg.) 

^ühft}WtA^  f.  3^^d- 
dfRftbUitöt. 

1)  !Z)ie  ©enfibilitttt  aU  eine  ber  brei  Srfd^einnngd* 
formen  ber  Scbendiraft.  (®.  unter  Sebenöfroft:  35ie 
Sebendfraft  an  fi^  unb  i^re  brei  (Srfc^einungdformen.) 

2)  ÜDie  ©enfibilität  aU  $au))t^aralter  bed  ÜReufd^em 
(®.  unter  3Renf(^:  Unterfc^ieb  jtDif(i^en  S^ier  unb  3Renfd^.) 

3)  »er^ältni§  ber  ©enfibiliät  jur  Irritabilität.  (©• 
Irritabilität.) 

4)  %ntagonidmud  jMifd^en  drritabilitSt  unb  @en« 
fibilität. 

Irritabilität  unb  ©enflbitität  flehen  fietd  unb  überaO,  im  SOge» 
meinen  ttie  im  &niämn,  im  Slntagonidmud,  tteil  bie  eine  unb  fe(be 
Sebendiraft  beiben  jum  ©runbe  liegt  unb  biefe  immer  nur  unter  einer 
i§rer  brei  i$ormen  ganj  unb  unget^eilt^  ba^er  mit  doller  SRad^t  toirten 
fann.  -(?.  II,  174  fg.  262  fg.)  Der  flär!flcn  «nPrengung  ber  ®en« 
ftbitität,  bem  S)enlen,  finb  bie  ru^enben  Sagen  günfiig,  toeil  bie  Sebend« 
fraft  ft(^  bann  ungetl^eiU  biefer  f^unltion  jukoenben  fann.  ($.  II,  174.) 

5)  äBarum  bie  ©enfibilität  überall  Don  Serftanb  be^ 
gleitet  ifl. 

Ueberatl,  m  @enfibilitttt  i\t,  begleitet  fie  fd^on  ein  Serflanb,  b.  §. 
ha9  Vermögen,  bie  em))funbene  SBirfung  auf  eine  äugere  Urfoc^e  }u 
bejie^en;  o|ne  biefed  toäre  bie  ©enflbilität  ttberflüffig  unb  nur  eine 
DueKe  gmeiflofer  ©c^merjen.  (97.  74.  iSergt.  auc^  unter  ISm))ftn* 
bung:  Sht^Iofigfeit  ber  6m))f{nbung  o^ne  Serflanb.) 

6)  Die  ©enüffe  ber  ©enfibilität.    (©.  Oenuß.) 

7)  Uebergekoid^t  ber  ®enfibiUtät  über  bie  drritabili« 
tat  unb  9{eprobuctiondfraft  beim  ®enie.  (@.  unter 
@enie:  Slnatomif^e  unb  ))^^fio(ogif^e  Sebingungen  be0 
©enie^.) 


328  @ettfualt«mu«    —    ©Itittc,   ®tttne«cmt)fiubttitg 

8)  gortfd^rittc  bcr  SKeitfd^^eit  burd^  ba8  grcinjerben 
bcr  ©cnfibilität.    (®.  unter  Su^uö:  gür  bcn  Su^uö,) 

8tttfuali«itttt«,  f.  unter  granjofen:  ^^Uofop^te  bcr  granjofen. 

itnttnj,  f.  ©v^i^^ort. 

Sftitimentalitätj  f.  (gun)finbfamlcit. 

Wit  bem  SBorte  ,;®egen''  ^ot  ^i^te  unt)erf(^ämten  iDüßSrauc^ 
getrieben.  ®e|^en,  ponere,  )t)ot)on  propositio,  ifl  Don  Sßerd  ^er  ein 
rein  logif^er  Äuöbrud,  njeld)cr  befagt^  baß  uian  im  logif^en  3"' 
fammcn^ang  einer  Disputation  ober  fonfligen  Erörterung  etmoö  Dor 
ber  $onb  annehme,  Dorauöfefee,  htlaf^t,  il|m  alfo  logif^c  ®üttigfeit 
unb  formale  SBa^rl^cit  einftweitcn  ert^eite,  —  wobei  feine  SReaßtät, 
materieSe  Sßa^r^eit  unb  993irflid)Ieit  burd^aud  unberührt  unb  unaud« 
gemad^t  bleibt  unb  ba^infte^t.  gid^te  aber  erf^ßd)  ftc^  aQmäüg  fUr 
bie^  ®e^en  eine  reale  Sebeutung,  iveld^e  bie  ©op^ifien  benutzen. 
@eitbem  nämlid^  ia9  Sä)  erfl  fi^  felbfl  unb  na^^er  bad  9ti^t-3d) 
gefegt  fjat,  ^eigt  ©e^en  fo  \>itl  wie  @d)affen,  ^crdorbringen ,  unb 
SQed,  toa9  man  o^ne  ®rünbe  ate  bafeienb  annel^men  unb  9Inbern 
aufbinben  mbd^te,  mirb  eben  gefegt.    {%  U,  40  fg.) 

ietttoltljtt^  f.  unter  ߧre:  ?lrtcn  ber  S§rc. 

dtmuUaneUöt,  f.  Dauer. 

1)  Sunction  ber  ©inne  im  Allgemeinem 

Die  ©inne  finb  blod  bie  Sudittufe  bed  ©e^irnd,  burd^  welche  e^ 
Don  augeu  ben  ©toff  empföngt  (in  ©eflalt  ber  ©mpfinbung),  ben 
c3  jur  anf^autid^en  »orfteOung  üerarbeitet,  (SB.  II,  30.)  Die  «n» 
fd^auung,  bie  Srfenntniß  bon  Objccten,  t)on  einer  objecttDen  SBelt,  ifl 
bad  äBerl  bed  SSerflanbed.  Die  ©inne  finb  bloö  bie  ©i^e  einer  ge« 
fieigerten  ©enpbilität,  fmb  ©teilen  beö  Seibeö,  locld^e  fiir  bie  (Sin- 
koii^ung  anberer  Jförper  in  l^ö^erem  ®rabe  empföngli^  finb,  unb  jmar 
fle^t  ieber  ©tun  einer  befonberen  Strt  Don  Sintoirlung  offen,  für  lucl^c 
bie   übrigen   enttDeber   tuenig   ober  gar  leine  (Smpfänglid^fett   ^aben. 

(5.  8.) 

3Ran  mug  Don  aDen  @5ttem  Derlaffen  fein,  um  ju  Ȋ^uen,  bie 
objectiDe  SBelt  fei  ol^ne  unfer  Bui'^un  Dor^anben,  gelange  bann  aber 
burc^  bie  bloge  ©innedempftnbung  in  unfent  ftopf,  iDofelbß  fte  nun, 
mie  ba  braugen,  nod^  einmal  baflönbe.  Denn  toa9  für  ein  ärmlic^cd 
Ding  iß  bo^  bie  btoße  ©innedempftnbung.  ©ic  ifl  unb  bleibt  fub:^ 
jectiD.  Stma^  DbjectiDed  liegt  in  feiner  Smpfinbung.  Die  6ni« 
pfinbung  in  ben  ©tnnedorganen  ifl  eine  burc^  ben  3ttf<^ti^<nrnf[ug  bcr 
9{erDenenben  er^öl^te,  )Degen  ber  Sudbreitung  unb  ber  bünnen  Sebedung 
berfelben  lei^t  Don  äugen  erregbare  unb  }ubem  irgenb  einem  fpccieDen 


@tnne.   @tnne«cm|)finbuitg  329 

©nflug  —  iii)i,  ^äjott,  ÜDuft  —  6cfonberö  offen  jle^cnbc;  aber  fie 
bleibt  bloge  Smpftnbung,  mithin  etiuad  iDefentli^  ©ubjecttoe^,  beffen 
äJeränberungen  unmittelbar  btoö  in  ber  t^orm  bed  innern  ©tnned, 
alfo  ber  ß^it  allein,  b.  ^.  fucceffiö,  jum  Senjugtfein  gclanflen.  (®.  52. 
ä^ergl.  6m)3finbung  unb  änfc^auung.) 

2)  @runb  ber  f<)ccififd)en  SJerf^iebcn^cit  berStnneö» 
em))finbungen. 

!Die  fpeciflf^e  Serfdjieben^eit  ber  Smpfinbnng  jebcd  ber  fünf  ®inne 
^at  i^rcn  ®runb  nic^t  im  Slcrücnf^fiem  felbp,  fonbern  nur  in  ber 
^Irt,  mie  ed  afficirt  n^irb.  SDanad^  fann  man  jebe  @innedem))ftnbnng 
anfe^en  al9  eine  äJIobiftcation  bed  Saflfuuied,  ober  ber  über  \>in  ganjeu 
l^eib  verbreiteten  Sö^ighit  }u  füllen.  ÜDenn  bie  @ubftanj  beö  Sterben 
(abgefel^en  Dom  ft^mpat^ifd^cn  ©^fiem)  ifi  im  gangen  Stiht  Sine  unb 
bicfelbc.  3S3enn  fte  nun  burc^  bie  toerfc^iebenen  Sinnesorgane  fo 
fpecifif^  Dcrfc^iebenc  Smpftnbungcn  erhält;  fo  fann  bicS  nid^t  an  iijx 
fclbfl  liegen,  fonbern  nur  an  ber  8(rt,  wie  fic  afficirt  wirb.  3)icfc 
aber  ^ängt  ab  tf^eilS  uon  bcm  fremben  SlgcnS,  Don  bcni  fic  afficirt 
wirb  (?id|t,  BijM,  3)uft),  t^eits  Don  ber  SJorric^tung,  burc^  loeld^e 
fte  bem  (Einbrudf  bicfed  ^gend  audgcfe^t  ift,  b.  i.  Don  bcm  @inned= 
Organ,    (g.  9.) 

3)  Älaffificatiou  ber  Sinuc. 

Onbem  ber  äugcre  @inn,  b.  ^.  bie  (Sm))fängtic^Ieit  für  äugere 
ginbrüdte  aU  reine  Xata  für  ben  »crfionb,  fi^  in  fünf  ©inne  fpal- 
tetc,  rid)teten  biefc  ft^  nad^  ben  Dier  Elementen,  b.  ^.  ben  Dier 
aggrcgationdjufiänben ,  nebfl  bem  ber  Om))onberabi(itöt.  ®o  ifl  ber 
©inn  für  baö  gcflc  (ßrbc)  baö  Oetafl,  für  baö  glüffigc  (SBaffcr)  ber 
®efd^ma(f,  für  baö  dampfförmige,  b.  IJ.  »crpüd^tigtc  (3)unflt,  SDuft) 
ber  ©erurf),  für  baö  permanent  Slaflifc^c  (Suft)  ba«  @e^ör,  für  ba« 
Omponbcrabilc  (gcuer,  Jid^t)  ha9  ®efid^t.  2)aö  jweitc  OmponberabiK 
aSJärmc,  ift  cigentlid^  fein  ®cgenflanb  ber  ©inne,  fonbern  beö  ®emein» 
gcfü^IS,  wirft  ba^er  anif  fletd  bircct  auf  ben  SBillen,  a\9  angenehm, 
ober  unangencrjnu   (SB.  II,  31.) 

4)  3)ignität  ber  ©inne. 

2tu«  ber  angegebenen  ftlaffification  ber  ©inne  crgiebt  fic^  i^re  rela» 
tiDc  Dignität.  3)a«  ®eflc^t  ^at  ben  erften  9tang,  fofcrn  feine  ©p^äre 
bie  am  weitcflcn  rcic^enbe,  unb  feine  @mpfäng(i^feit  bie  feinflc  ift, 
\va9  barauf  beru()t,  bog  fein  Slnregcnbed  ein  dmponberabilc,  ein  quasi 
®eifiiged  ifl.  S)en  3 weiten  9{ang  ^at  baS  ®e^ör,  entfprec^enb  ber 
?uft.  2)ad  ®etafl  jei^net  ftc^  burc^  feine  ®rünblid^feit  unb  Siel« 
feitigtcit  aud.  !Denn  wä^renb  bie  anbcrn  ©inne  und  jeber  nur  eine 
ganj  einfeitige  93ejie^nng  bed  Objecto  angeben,  liefert  ha9  mit  bem 
®cmeingefül^t  unb  ber  aWußfetfroft  fcfl  Dcrwad^fene  ®etajl  bem  S?er* 
ftanbc  bie  3)ata  guglci^  für  bie  gorm,  ®rö§e,  $)ärte,  ®Iätte,  Sc^tnr, 
Bfefligfcit,  S^emperatur  unb  ©c^were  ber  Jförper,  unb  bieS  Slled  mit 


330  kirnte*  €^iittte«em})flnbuftg 

bet  germgflen  iD>^5gti(I^Iett  beö  @d^emed  unb  ber  £ftuf(^g ,  benen  aOe 
anbern  @mne  toeit  me^r  unterliegen.  S)te  betben  niebrigflen  ®inne, 
©entd^  unb  ©efdfmacf,  f^nb  fc^on  nic^t  mc§r  frei  t>on  einer  unmittel> 
baren  Erregung  bed  SBitlend,  b.  ^.  fle  merben.fietö  angenehm  ohtt 
unangenehm  afftcirt,  finb  ba^er  tne^r  fubiectit),  ate  objectib.  (^. 
II,  32 ;  I,  23Ö  fg.    ®.  55.) 

üDer  obj[ectiDen  9[nfd|auung  bienen  eigentlid^  nur  itoü  @inne:  bad 
@etafi  unb  \ia9  ©efic^t.  ®ie  aDetn  liefern  bie  ÜData,  auf  bereu  ®runb' 
löge  ber  SScrPanb  bie  objectiöe  Seit  conflruirt.  Die  anbern  brci  (Sinne 
bleiben  in  ber  ^auptfa^e  fubfectid;  benn  i§re  @mpfinbungen  beuten 
jttjar  auf  eine  Kugere  Urfac^e,  enthalten  aber  leine  j)ata  3ur  S3eflim« 
mung  räumlicher  Ser^ältniffe  berfelben.   (®.  54.) 

6)  2Bad  ^au))tfäd^lid^  bie  Sm))ftnbungen  bed  ©efi^t« 
unb  ®e§5r^  3um  ®toff  ber  objiectit)en  Slnf^auung 
eignet, 

^Diejenigen  ®innedempfinbungen,  nield^e  ^auptfäd^Iid^  jur  objectiDen 
Suffaffung  ber  äußentoelt  bienen  folltcn,  mußten  an  fid^  felbfl  luebcr 
angenehm  noc^  unangenehm  fein,  b.  ff.  ben  Sßillen  gan}  unberührt 
laffen,  ba  fie  fonfl  bie  äufmcrffamfeit  feffeln  unb  toir  bei  ber  S38ir« 
!ung  flehen  bleiben  mürben,  ßatt  jur  Urfa^e  überjuge^en.  3)€m> 
gemöß  ftnb  t^arben  unb  2:0ne  an  ft^  felbfl  unb  fo  lange  i^r  (Sinbruc! 
ba^  normale  iDtaß  nic^t  überfc^reitet,  nieber  f^merjlic^  noc^  angenel^m, 
fonbern  treten  mit  berj[enigen  ©leic^gUltigfeit  auf,  bie  fie  jum  @toff 
rein  objectioer  Slnfc^auungen  eignet,  toa9  (»^^fi^logif^  barauf  beruht, 
bag  in  htn  Organen  be^  ©ejld^t^  unb  @tf)M  bie  ben  f^eciftfc^en 
äugern  (linbrud  aufne^menben  Slert^en  gar  leiner  @m))ftnbung  Don 
@(^mer}  fäl;ig  ftnb,  fonbern  teine  anbere  @m))flnbung,  al^  bie  i^nen 
f)3ecififd^  eigent^ümltc^e ,  ber  blogen  SBa^rne^mung  bienenbe  fennen. 
yinx  oermöge  biefer  i^nen  eigenen  ©leic^gültigfeit  in  Sejug  auf  ben 
SBillen  toerben  bie  Smpfinbungen  bed  ^uged  i^W^^^,  beut  SJerflanbe 
bie  fo  mannigfaltigen  unb  fein  nüancirten  !3)ata  für  bie  Sfnfc^auung 
ber  objcctiuen  SBelt  ju  liefern,  eben  biefe  ©leid^gültigfeit  in  ®ejufl 
auf  ben  Sßillen  eigne  auc^  bie  $!aute,  ben  @toff  ber  ^ejei^nung 
für  bie  enbtofc  SKannigfaltigfeit  ber  ©egriffe  ber  SBernunft  abjugcben. 
(28.  n,  30  fg.)       . 

6)  ©egenfa^  jmifd^en  ©efic^t  unb  ®el^5r. 

Die  Sa^rne^mungen  bed  ®e§9rd  finb  au^fc^lieglic^  in  ber  3^itr 
bie  äBa^rne^mungen  M  @efi^t^  hingegen  fmb  }unä^ß  unb  t^or« 
toaltenb  im  9iaume;  fecunbär,  mittelfl  i^rer  Dauer,  ober  ouc^  in 
ber  Seit.  —  Do«  ®cfic^t  ift  ber  ©inn  beö  »erfionbe«,  toelc^er 
anfdfjaut,  bod  ®e§ör  ber  @inn  ber  Vernunft,  luel^e  beult  unb  Der* 
nimmt.  —  Da«  ®efi(^t  ifi  ein  octioer,  bo«  ®e^5r  ein  pa\\it>tv 
@tnn.  Da^cr  bie  ftörenbe  unb  feinblic^e  (Sinn}irlung  hti  ®eräuf^ed 
unb  Särm«  auf  ben  ®eiji.   (2B.  U,  32—35.  ®.  54.  »crgt.  8örw.) 


* 


^tnttenfd^ebt    —    ®iimai|feit  331 

Xn«  in  paffttoen  Sßatttr  ht»  (Stf^m  etffäYt  fic^  ouc^  bie  ein« 
bringenbe  SBirfuitg  ber  SKufiL  (SergL  unter  9RufiI:  Sßtrhuig  ber 
SDtuflf.)  hingegen  mirb  au9  ber  octtoen  %atiir  bed  @e^en0  begreif* 
lic^,  manim  ed  fein  Snalogon  ber  SRufit  für  bod  Suge  geben  tann 
unb  ha9  garbenflaDter  ein  lächerlicher  äÄiggriff  loar.  —  Segen  feiner 
actio en  Slatur  tfi  ber  ©efid^t^rmn  bei  ben  %aubt^ieren  fe^r  f^arf, 
koie  mngefe^rl  ber  {^affioe  @intr,  bad  ®c^5r,  bei  ben  verfolgten, 
fiicbenbcn,  fiirc^tfamen  St^ieren. 

SßäbrenO  bo«  @eficf|t  ber  @inn  be«  Serflanbed,  ba«  @e^0r  ber  ber 
Sernunft  ifl^  fönnte  man  ben  ®eru(^  ben  <3inn  M  ©ebäc^tniffed 
nennen.  (98.  II,  36.  Sergl.  unter  ©ebäd^tnig:  Sinflug  bed  @e« 
ruc^d  auf  bad  ©eböc^tnig.) 

7)  3^i^f<^<4^  DueHe  ber  (Erregung   ber  ©innerem« 
f)finbungen. 

VDe  ©inne^neroen  fbnnen  fotoo^l  bon  innen,  aU  oon  au§en,  }u 
t^ren  eigent^ümUc^en  (Smpfinbungeh  erregt  toerben.  ÜDad  Xuge  fann 
burc^  mec^anifc^e  (Srfc^ütterung,  ober  burc^  innere  iRerOenconouIfion, 
(Sni))finbungcn  oon  $eQe  unb  Seuc^ten  ermatten,  bie  ben  burc^  äußere« 
Sic^t  oerurfac^ten  ObQig  gteic^  ftnb;  bad  O^r  tann  in  t$oIge  abnormer 
Sorgtfnge  in  feinem  dnnern  Xöne  jeber  Srt  ^ören,  ebeufo  ber  ©evuc^d* 
nero  o^ne  aUe  äußere  Urfac^e  gan)  fpecififc^  befiimmte  ©erüc^e  em« 
pfinben,  aud^  ber  @ef(^macf«nero  auf  analoge  SBeife  afficirt  toerben, 
Om  Straume  finbet  bie  @negung  oon  innen  fiatt.   ($.  II,  251.) 

8)  ®egen  bie  Serad^tung  ber  Sinne. 

S)er  alte  ©egenfa^  }U)ifc^en  Seib  unb  ©eele,  bemjufolge  bie  ©eele 
unbegreiflicher  SBeife  in  ben  Seib  gerat^en,  toofelbfl  fle  in  i^rem  reinen 
!Z)enten  nur  Störungen  erleibe,  fcffon  burc^  bie  @innedeinbrücfe  unb 
Suf^auungen,  noc^  me^r  burc^  bie  Oon  biefen  enegten  ©elüfie,  Effecte 
unb  Seibenfc^aften  (oergl.  unter  Seele:  ©efc^ic^tlic^ed),  ^at  ju  ber 
Sera^tung  geflirrt,  mit  »elc^er  noc^  iejjt  oon  ben  ^ilofop^ieprofefforen 
bie  „Sinnlic^feit''  unb  bad  „Sinnlictje"  ermähnt,  jo  }ur  ^auptqueHe 
ber  Ommoralitfit  gemacht  loerben;  loä^renb  gcrabe  bie  Sinne,  ba  fie 
im  herein  mit  ben  a))rtorifc^eu  Functionen  bed  dnteDectd  bie  31  n« 
f^auung  hervorbringen,  bie  lautere  unb  unfc^ulbige  OueOe  aQer 
unferer  (Srfenntmffe  futb,  oon  toelc^er  aUed  üDenlen  feinen  ©e^alt  erfl 
erborgt.   (SB.  n,  313.) 

0inntnfd)ein,  f.  unter  drrt^um:  Unterfc^ieb  }toifcl^en  drrt^um  unb 
Sd^ein. 

0innli4)ktit. 

S3on  ber  für  äußere  (EinbrUcte  empfänglichen,  in  fünf  Sinne  fic^ 
fpaltenben  Sinntii^feit  (oergl.  ben  vorigen  Xrtilel)  ifl  }u  unterfc^etben 
bie  oon  ftant  fogenannte  reine  Siunlic^teit.  2)a«  fubjectioe  Sor« 
relat  nämlic^  oon  Qüt  unb  Wanm  für  flc^,  al9  leere  gönnen,  alfo 


332  bitten  unb  GeBräui^e    —    (Sittltdl.   ®ittlt(^!eit 

berjenigen  klaffe  Don  SJorflellungen,  toric^e  ben  formalen  %f)Äl  ber 
concreten  Dbjecte  ber  empirtf^  realen  Sßelt  btlben  (üergl.  unter  ©runb: 
@a^  Dom  ©rnnbe  bed  ©eind)  ^at  j^ant  reine  @innlt(^fett  ge« 
nannt,  melier  Sludbrud,  tDetI  $ant  ^ter  bie  IBa^n  brac^,  beibehalten 
loerben  nmg;  obgleich  er  nid^t  rec^t  pa^t,  ba  ©tnnli^feit  f^on  2Ra« 
terie  Dorau^fe^t.  (S.  I,  13.)  S)er  gefammten  ttugern  ©inntt^* 
feit  fte^t  bie  innere  gegenüber.  3)iefe  bilbet  bad  fubie^tide  Korrelat 
berjenigen  ftlaffe  Don  SorfieDungen,  meldte  nic^t  bie  Sugenmelt,  fon^ 
bern  bie  dnnenwelt,  bie  Biegungen  unb  Scte  bed  eigenen  SBiKen^,  }um 
©cgenflanb  ^aben.  (®.  143.  S$erg(.  unter  ®ett)ugtfein:  ®egenfa^ 
bed  (SelBjlbetougtfeind  unb  beö  Sen^ugtfeind  anberer  !l)inge,  unb  unter 
(Srunb:  ©aft  Dom  ®runbc  beö  ^anbeln^.) 

dittcn  unli  Otbräud)e,  f.  unter  Steifen:  (Sine  befonbere  Seobac^- 
tung,  bie  man  auf  Steifen  machen  lann. 

dittengeft^. 

^ant'd  fatcgorif^er  OmperatiD  loirb  in  unfern  Sagen  meifiend  unter 
beut  weniger  ))runlenben,  aber  glatteren  unb  furrenteren  Sitel  ,,S)ad 
(Sittengefef^"  eingeführt.  2)ic  täglid^en  ^om))enbienf(^reiber  Dermeinen 
mit  ber  gelaffenen  ßuberfic^t  beö  UnDerflanbed,  bie  St^il  begrünbct  gu 
l^aben,  mim  fte  nur  fid^  auf  jened  unferer  Vernunft  angeblid^  ein« 
tuo^nenbe  ,,®ittengefc^"  berufen,  unb  bann  getroft  \tnt9  mii^dftoti' 
figc  unb  confufe  ^^rafengemebe  barauf  fe^en,  mit  bem  [it  bie  tlärften 
unb  einfac^ften  Ser^ältnijfe  bed  bebend  unoerfiänbli^  }u  mad^en  Der» 
flehen;  —  o^ne  bei  folc^cm  Unternehmen  jcmate  flc^  ernfMid^  gefragt 
;^u  ^abcn,  ob  bcnn  aixi)  n}irl(id^  fo  ein  ,,®ittengefe^''  al^  bequemer 
Sobc^'  ber  5D?orat  in  unferm  Äopf,  ©ruft,  ober  $erjcn  gef (^rieben 
fte()e.  !Z)iefed  breite  9tu^e))ot{ler  iDttb  ber  äRorat  toeggesogen  burc^ 
ben  (Dou  @d)open^aucr  gelieferten)  yiaijmi€,  ba§  ^ant'd  fategorif^er 
OmperatiD  ber  ))raftifc^en  Vernunft  eine  DöQig  unberechtigte  grnuMofe 
unb  erbid^tetc  «nno^me  ip.  (6,  115  fg.  @.  120  fg.  Sergl.  unter 
®efe^:  SJerfc^iebene  Sebeutungen  bed  Segriffd  bed  ®efe(e^,  unb 
unter  2RoraI:  Sritil  ber  imperatiben  gorm  ber  2Rorat.) 

gierte  ^at  bie  impcratibe  gorm  ber  fianffd^en  St^if,  ba«  ©itten« 
gefet^  unb  bad  abfolute  @oD,  nieiter  geführt,  bi9  ein  ©^{lem  bed 
moralifc^en  gatali^mud  barau«  genjorben,  beffen  Su^fü^rung  bid« 
miUn  in  bad  ^omifc^e  übergebt,  ^n  fategorifdje  OmperatiD  ifi 
bei  Sid^te  ^erangcioa^fen  ju  einem  bedpotifc^en  OmperatiD.  ((S. 
180  fg.) 

dtttlid).    etttltd)kett. 

1)  lieber  ba«  ©ort  ,,fittli^". 

!Da«  je^t  in  iD^obe  gefommene  ,,fittlicf)  unb  unftttlic^"  ifl  ein  fc^Iec^te« 
©ubflitut  für  ,,moralifc^  unb  unmoralifc^",  erjilid^,  toeil  „morolif^" 
ein  toiffenfc^aftli(^er  Segriff  ifl,  bem  aW  fold^em  eine  grie^ifd^e  ober 


&tp\i9.   ^UpMmm    —    ^otbatenel^re  333 

lateintfc^e  ^ejetc^nung  ge6ü(rt,  unb  itotiUn^,  rneil  ;,fittttd^''  em  f^toad^er 
unb  laf^mtx  Vu^brud  ift,  fd^ioer  ju  unterf^eiben  Don  ,,fittfom'',  beffen 
popvAüxt  ^Benennung  ,,}im^erli^''  ift.  2)er  !Z)eutfd^t^ümeIet  mug  man 
feine  Sonceffionen  machen.  (S.  196,  Slnmcrf,  —  SergL  unter  Deutfd^: 
!Die  beutfc^e  @pra^e.) 

2)  SBcfcu  bcö  ©ittli^en  unb  ber  ©ittlic^Ieit.  (®.  aWo* 
taüfc^.    a;!ora(ttät.) 

dkepfis.  0k(pttmmu)8;. 

1)  97ot§tt)enbigIett  unb  Ütü^Ii^Iett  ber  ®fe))fid. 

®(^Iau^eit  befähigt  n)0§(  )um  ®fe))tilud,  aber  ntd^t  }um  $^itofo))l^en. 
On^mtf^en  ifl  bie  Sfepfld  in  ber  $f|iIofop^te  mad  bic  Dppofitiou  im 
Parlament,  xft  aitc^  ebenfo  luo^It^ätig,  Ja  not^menbig.  ®ie  beruht 
überaO  barauf,  bag  bie  ^{^^ilofop^ie  einer  mat^ematifd^en  ^Dtbenj  ni(^t 
ffi^ig  ifi.  2)a^er  n)trb  gegen  iebed  ©^fiem  bie  ®fcf)fi9  ftc^  immer 
no^  in  bie  anbete  2Bagfd}ale  legen  fdnnen;  aber  i^r  ®ett)id)t  tt)irb 
3u(e^t  fo  gering  »erben  gegen  bad  anbere,  bag  ed  i^m  ni^t  me^r 
fc^abet,  aU  ber  arit^metifd|en  Ouabratur  bed  S^^^^^^t  ^^6  T^^  ^^^  nur 
a))))ro^imatit>  iß.   ($.  U,  12.) 

2)  Ser^ältnig  bed  ©feptici^mud  }um  3)ogmatidmu9. 
(@.  unter  2)ogmattdmud:  äßarum  aOe  $^ilofo))^ie  {uerß 
S)ogmatidmu9  ifl.) 

3)  Salfc^e  Stellung  bed  ©leptict^mud  )um  Dbjiect. 
(®.  unter  Dbject:  t^alfc^e  ©teöung  bed  !Dogmatidmud  unb 
Sfepticidmud  jum  Object.) 

dn  ber  ^nft  ifl  ha9  SQerbefle  }u  geiflig ,  um  gerabeju  ben  @tnnen 
gegeben  ju  hjevben;  ed  mug  in  ber  $l^antafte  bed  SBefc^auerd  geboren, 
n)ie»o6(  burd^  bad  fiunfimerl  erjeugt  nierben.  hierauf  beruht  ed,  bag 
bie  ©fisjen  groger  SReifier  oft  me^r  »irfen,  atö  i^re  ausgemalten 
93itber;  nioju  freilid^  nodi  ber  anbere  Sort^eit  beiträgt,  bag  fte,  aud 
einem  ®ug,  im  Sugenblide  ber  Sonception  DoOenbet  finb,  ivä^renb 
ha9  aufgeführte  ©emälbe,  ba  bie  Segeiflerung  boc^  nid^t  bid  ju  fetner 
SoQenbnng  anhalten  !ann,  nur  unter  fortgefe^ter  9emü§ung,  mittelfl 
f(uger  Ueberlegung  unb  be^arrß^er  Slbfl^tlic^feit  }u  ®tanbe  fommt. 
(ä>i.  U,  463.  Sergt.  unter  ftun{ltt)erf :  Sarum  bad  ^nfimerf  nic^t 
SUed  ben  ©innen  geben  barf.) 

dukratifdfe  mtt\)orft^  f.  SKet^obe. 

$olliaUnel)rt. 

Die  ttja^re  ®o(batene^re,  eine  Unterorbnung  ber  KmtSe^re  (Dergl. 
unter  (Sfjre:  Srten  ber  ß^re),  befielt  barin,  bag  mer  fidj  }nr  Ser» 
t^eibigung  bed  gemeinfamen  Saterlonbed  an^etfc^ig  gemad^t  (at,  bie 
bo}u  nöt^tgen  (Sigenfd^aften^  alfo  Dor  XQem  ilRut^,  Xo^f erfeit  unb 


334  Motten    —    @o^)]^ifHfatton 

Sita^t  tovctüi^  (efi^e  unb  ernfUtd^  bereit  fei,  fein  Saterlanb  btd  in  ben 
Xoh  }u  t)ert§eibigen  unb  überhaupt  bie  i^a^ne,  ju  bet  er  einmot  ge« 
fc^njoren,  um  ni^W  in  bcr  SBclt  ju  tocrlajfen.   (^.  I,  387.) 

doUen. 

1)  Sebingt^eit  bed  (BolUn^. 

3m  Segriff  ©olfcn  liegt  bur^au«  unb  tocfentUd^  bie  9tü(fpd^t  ouf 
angebro^te  Strafe,  ober  berfprod^ene  Selo^nung,  ald  not§»enbige  9e« 
bingung,  unb  ifi  ni^t  t)on  i§m  ju  trennen,  o^ne  t^n  f elbfl  anf)u^e6en 
unb  i^m  ade  Sebeutung  ju  nehmen;  ba^er  ifl  ein  un6ebingted@oU 
(Äant'ö  fotegorifc^er  OnH)eratitj)  eine  contradictio  in  adjecto,  ein 
©ceptcr  ouö  ^öljerncm  Gifen.  08i.  l,  620.  320.  ü».  341.)  Oebe« 
@onen  iß  not^menbig  burd^  Strafe,  ober  Selo^nung  bebingt,  mithin, 
in  ßant'd  ®))rad)e  ^u  reben,  »efentli^  unb  unaudn^eic^bar,  ^^pot^e« 
tifc^  unb  nicmate,  tt)ic  er  behauptet,  !ategorif(^.  (®.  123.  Scrgl. 
unter  5D?orat:  Sritil  ber  tmperotiüen  gorm  bcr  9KoraI.) 

2)  $crn)anbtf(^aft  unb  Unterfc^ieb  jtoifd^en  $fUd^t 
unb  ©ollcn.    (®.  ^flid^t.) 

0omnambult$mu$. 

1)  (Somnambulismus  im  urfprünglic^en  unb  eigent« 
li^cn  ©inne.    (@.  Sttad^tttjanbcln,) 

2)  3)er  magnetifd^e  ©omnombuIiSmuö.  (©.  SKagie 
unb  aßagnetiSmuS.) 

3)  Unterfc^ieb  gtoifd^en  Somnambulismus  unb  ßata- 
le^jfie.    (®.  fiatalepfie.) 

4)  Sern)anbtf(^aft  beS  Somnambulismus  mit  bem  dn« 
flinct*  (S.  unter  du fiinct:  SJermanbtf^aft  beS  dnflinctS 
mit  bem  Somnambulismus.) 

Sionlierlinöe. 

Scitfame  SRaturen,  Sonberlinge,  fönnen  nur  burd^  fcitfame  SJer^ött* 
niffe  glüdtUd^  i^erben,  bie  gerabe  ju  i^rer  97atur  fo  paffen,  mie  bie 
geto5^n(i(^en  gu  ben  gen)i3|nlid)en  äRcnfd^en,  unb  biefe  Ser^dltniffe 
lieber  fönnen  nur  entfte^en  burd^  ein  ganj  eigentJ^ümUd^eS  3ufammen' 
treffen  mit  feltfamen  9?aturen  gang  anberer  ärt,  bie  aber  gerabe  ju 
jenen  paffen.  S)amm  ftnb  feltene  unb  feltfame  äRenfd^cn  feiten  gtUdf« 
lid^.   ($.  444.) 

dunntog^  f.  t^eiertage. 

l9opi)t^^  f.  unter  $^iIofop^:  Untcrf(^ieb  jn^ifc^en  bem  $^i(ofop^en 
unb  Sop^ifien. 

90pl)iftikation. 

1)  SBorauf  o((e  Sopl^tflilation  berul^t.  (S.  unter  9t^e» 
toril:  S)ie  UeberrebustgSlunfl.) 


@j)ecie«    —    ^p\tl  ^pxttt  335 

2)  Sevtoanbtfd^aft  bed  @o|)l§ifltcirend  mit  bem  Ser< 
n^lnfteln. 

!Z)ad  Don  ffant  getabelte  Vernünfteln  befielt  in  einem  @ubfumiren 
Don  Segriffen  nntcr  Segriffe,  o^ne  3?ü(fficl^t  anf  ben  Urfj)ning  ber« 
felben  unb  o§ne  $difung  ber  9{i^ttgfrit  nnb  Slu^fc^UegKc^feit  einer 
folgen  @nbfumtton,  n)obur(fy  man  bann,  auf  längeren  ober  Türjeren 
ÜmtDcgen  gn  faft  jebem  beliebigen  9tefultat,  bad  man  ftc^  a\9  ßitl 
Dorgefiedt  ^atte,  gelangen  fann.  Son  biefem  Sernünftetn  tfl  bad 
<So|)^ifliciren  nur  bem  ®rabe  nac^  berf^ieben.   (SB.  II,  93  fg.) 

3)  Sermanbtfd^aft  bed  ©opl^iflicirend  mit  bem  ®d^i^ 
laniren. 

dm  S^^eoretifd^en  ifl  ®opl^i|!iciren  ba^,  \oa9  im  $raftif(|en  ®d|i« 
»oniren  ij».   (SB.  II,  94.   $.  II,  32.) 

dpecie$. 

1)  »cr^ältniß  ber  ©J)ecie«  jur  3bcc.    (©.  «rt.) 

2)  ©egenfafe  jnjifd^en  ^ptcxt9  unb  ®enu3.    (©.  «rt.) 

3)  Unabl^ängigleit  ber  (Sinl^eit  ber  ®))ecied  Don  ber 
ein^eittid^en  Sbflammung* 

Suf  Derfc^iebenen  Steilen  ber  (Srbe  ifl  unter  gleichen  ober  analogen 
Kimatif d)en ,  to))ograp^if^en  unb  atmof))§ärif^en  Sebingungen  bad 
giriere,  ober  analoge  ^^flaujen*  unb  2^^iergefci^(e^t  entfianben.  S)a^er 
flnb  einige  S))ecie^  cinanber  fe^r  ä^nlid^,  o^ne  jebod^  ibentif^  }u  fein, 
unb  jerfaüen  mand^e  in  9?acen  unb  Sarietäten,  bie  nic^t  aud  einanbcr 
entfianben  fein  fönnen,  miemo^t  bie  ©pecied  bie  fe(be  bleibt.  2)enn 
(Sin^eit  ber  Specied  implicirt  feinedh}egd  Sin^eit  M  Urfprungd  unb 
Sbfiammung  Don  Sinem  $aar.  3)iefe  ifi  überhaupt  eine  abfärbe 
annähme.  SBer  toirb  glauben,  bog  aQe  Sieben  Don  einer  ein}igen 
erßen  (Sic^e,  aQe  äRöufe  Don  einem  erflen  SRttufepaar  u.  f.  m.  ab« 
flammen?  @onbent  bie  97atur  ksieber^olt  unter  gieid^en  Umflänben, 
aber  an  Derfc^iebenen  Orten,  benfelben  ^roceg  unb  iß  Diel  )u  Dor* 
ft^tig,  aU  bag  fle  bie  C^fleu)  einer  ®pecied  auf  eine  einjige  Sparte 
fleate  unb  baburc^  gan)  prefär  machte.   ($.  n,  166  fg.) 

$peci|lkation,  f.  iDJet^obe. 
0pit8cl. 

Körper,  me^e  unter  ISintoirfung  be^  $?id^td  auf  fle  gan},  tote  bad 
Sid^t  felbp,  auf  bad  Kuge  jurüdfroirlen,  flnb  glttnjenb,  ober  @pie« 
gel.   (§.  23.) 

S^piel.    dpitlc. 

1)  Urfprung  be«  @pieU. 

9Iad^  ber  fe^r  rid^tigen  Semerlung  bed  Srifloteied  fe^t  jeglicher 
®enn$  irgenb  eine  ScttDitfit,  alfo  bie  Snmenbung  irgenb  einer  ftraft 


336  ^^pieL    (BpitU 

Doraud  unb  fann  o^ne  fold^e  nid^t  befielen.  9htn  ifl  bte  urfptüngti(^e 
93eflimmung  ber  fitäfte,  mit  nicken  bie  Statur  ben  Wltn\d)tn  audge« 
rüflet  ^at,  ber  ^ompf  gegen  bie  SRot^,  bie  i§n  t)on  aOen  ©eiten 
bebrängt.  SBenn  aber  biefer  ^antpf  ein  WlcA  rafiet,  ba  luerben  i^m 
bie  unbefc^äftigten  Arüfte  jur  2aft;  er  ntu§  ba^er  je^t  mit  i^nen 
fpielen,  b.  f).  fie  imdlo9  gebrauchen;  benn  fonft  fällt  er  ber  anbern 
ÖueKe  bed  menf^Iic^en  Seibend,  ber  Sangenieile,  fogleic^  anleint. 
Ciß.  1,  353.  Sergl.  unter  Sangetoeile:  SEBirfungen  ber  Sänge« 
weite.) 

2)  S)ie  aaSo^l  ber  ©picie. 

debed  unbefc^äftigte  Onbiüibuum  wirb,  jie  nac^  ber  Hxt  ber  in  t^m 
Dorwaltenben  Gräfte,  ftd^  ein  ©piel  ju  t§rer  Sefc^äftigung  wühlen, 
etwa  ^egel,  ober  Qi^ad^;  Oagb,  ober  äRalerei;  SBettrennen,  ober  iD2ufif; 
l^artenfpiel,  ober  $oefte;  ^eralbif,  ober  ^^ilofop^ie  u.  f.  w.  ÜDie  ©ac^e 
lägt  [\äj  fogar  met(;obif(^  unterfuc^en,  inbem  wir  auf  bie  SBurjel  aller 
menf(^Ii^en  ffraftäußerungen  jurücfge^en,  alfo  auf  bie  brei  p^^fto* 
logifc^en  ^runbfrüfte  (Dergl.  unter  Sebendfraft:  S)ie  Seben^traft 
an  fic^  unb  i^re  brei  (Srfd)einungdformen),  welche  wir  bemnac^  ^ier 
in  i^rem  jwcdfofen  ®piet  ju  bjCtrac^ten  ^aben,  in  welchem  fie  atö  bie 
OueHc  breier  Slrten  möglirf|cr  ©enüffe  auftreten  (öcrgl.  ©cnug),  an9 
benen  jeber  SD^enfc^,  je  nad^bent  bie  eine  ober  bie  anbere  jener  ^äfte 
in  i^m  Verwaltet,  bie  it|m  angemeffenen  erwählen  wirb.  {%  1,  354  fg.) 

3)  Ueber  harten»  unb  $afarbfpie(. 

!Z)em  normalen,  gew5(;nli(^en  2Renfd)en  Tann  eine  @acl^e  aQein  ba* 
burd)  lebhafte  S^eilna^me  abgewinnen,  bag  fte  feinen  SQSiKen  anregt, 
alfo  ein  perfönlic^eS  Ontereffe  für  i^n  ^at  (Sin  abftd)tti(^e^  (Erregung^« 
mittet  beffclbcn,  unb  jWar  nüttclfl  fo  Reiner  Ontercffen,  bag  fte  nur 
momentane  unb  tcidjte,  nic^t  bleibenbe  unb  ernfilidje  ©c^merjen  Der« 
urfa^en  fbnnen,  fonad)  a\9  ein  bloge^  jti^ctn  M  Siflend  ju  betrachten 
fmb,  ifl  ba«  Äartenfpiel,  biefe  burc^gängigc  Sefc^äftigung  ber 
„guten  ©efettfc^aft"  aBer  Drtcn.  (^.  I,  356.  ÜB.  I,  371.  % 
Ih  74.) 

S)ad  ^artenfpict  ift  au«  befagtem  @runbe  in  aQen  Sanben  bie 
$auptbe[^äftigung  aüer  ©efeOfc^aft  geworben;  ed  ifi  ber  ÜAagflab 
M  2Bert(^e«  berfelben  unb  ber  bectariitc  Sanferott  an  aUen  ©ebanfen. 
äBeit  \it  nämüc^  feine  ©ebanfen  au^jutaufc^en  ^aben,  tauftfjen  fte 
Sorten  au«  unb  fuc^cn  einanber  ®ulbcn  abjnne^men.  Onbeffen  tiegc 
ft(^  ^ur  @ntfd)utbigung  be«  Sartenfptetö  attenfall«  anführen,  bag  e« 
eine  SJorübung  jum  SJcIt«  unb  ®cfc^äft«Icbcn  fei,  fofern  mon  bo« 
burc^  lernt,  bie  Dom  S^^aü  unabänberlic^  gegebenen  Umftänbe  (klarten) 
tlug  }u  benu^en,  um  barau«  wa«  immer  angebt  ju  mad^en,  gu  welchem 
3wedc  man  fic^  benn  au^  gewöhnt,  Sontenance  }n  Ratten,  inbem  mau 
3um  fd]Iec^ten  @piet  eine  ^eitere  9D2iene  auffegt.  Stber  eben  be^^atb 
^at  anbererfeit«  ba«  ßartenfpiel  einen  bemoralifirenben  Sinflug.    !ber 


@))iitoat«mitf   —    epmtttofiMm«  337 

geminnfüc^tifle  ®eift  be«  ©ptett  greift  über  in  ba0  proltif Ae  geben* 
(%  l  350  fg.) 

Son  ber  ?angeloeiIe  flnb  Dor  aOen  gemortcrt  bie  ®rogen  unb 
9lei(f)cn.  93ei  blefen  muß  in  ber  Ougenb  bie  ÜKuefcIfroft  unb  bie 
Seugung^froft  f;er^oIten.  «ber  fpfiter^in  bleiben  nur  bie  ®ei(ledfräfte; 
fe^It  ed  bann  an  biefen,  ober  o^x  i^rer  ^(udbilbung  unb  beut  ange» 
fammelten  Stoffe  jn  ij^rer  J§ätig!eit,  fo  ifl  ber  Oammer  grog.  ©eil 
nun  ber  ©iHe  bie  cinjigc  unerft^öpftit^e  Äraft  ifl,  fo  toirb  er  jefet 
angereiht  bur(^  Erregung  ber  ?eibenf^aften,  3.  8.  burd^  ^o^e  ^aforb- 
fpiete,  biefe«  »a^r^oft  begrobirenbe  Joflcr.   ($.  I,  363  fg.) 

0pitt004;mtt4i,  f.  ^ant^ei^mud  unb  fKI^ein^-Se^re. 

dpmtualie(imi0. 

1)  ftritif  be0  ©egenfa^e^  jmifd^en  Spiritualismus 
unb  9RatertaIiSmu9. 


auc^  bie  (Erfahrung  bie  Drbnung  ber  3)inge  an  flc^,  b.  §.  bie  nia^re 
unb  aDeittige  SBeltorbnung.  üDiefer  2&eg  aber  fU^rt  ^u  ber  Vnna^me, 
ba§  ed  nur  ein  2)ing  an  flc^  gebe,  bie  SDtaterie,  bereu  SRobification 
alles  Uebrige  fei;  ba  ^ier  ber  97aturlauf  bie  abfolute  unb  aDeinige 
3Be(torbnung  ifi.  Um  biefen  Confequenjen  auSjutoei^en,  lourbe,  fo 
lange  ber  9teatiSmuS  in  unangefochtener  ©eltung  mar,  ber  ^pxxu 
tualiSmuS  aufgefleDt,  alfo  bie  flnnal^me  einer  jtoeiten  @ubftanj, 
auger  unb  neben  ber  ÜRaterie,  einer  immaterieUen  @ubflan}. 
2)iefer  t)on  (Erfahrung,  Semeifen  unb  Segreiflic^Ieit  gleic^  fe^r  üer« 
loffene  S)uatiSmuS  unb  @pirttualimu9  kourbe  Don  Spinoja  ^e« 
leugnet  unb  Donftant  als  falfd^  nac^gemiefen,  ber  ben  dbealiSmuS 
in  feine  ütdjU  einfette,  burc^  loelc^en  fokoo^I  ber  üRaterialiSmuS,  alS 
ber  gegen  i^n  erfonnene  Spiritualismus,  ba  fie  Seibe  realiftif (^  flnb, 
gejlürjt  toirb.   (SB.  II,  15  fg.) 

®e§t  man  Dom  9teaIiSmuS  auS,  alfo  Don  ber  SorauSfe^ung, 
bag  mir  bie  S)in^e  fo  erletinen,  mie  fie  an  fic^  flnb,  fo  erflehen  olS« 
batb  SpirituattSmuS  unb  9RateriaIiSmuS,  um  einanber  )u  be« 
fämpfen;  U)obei  aber  jule^t  ber  SRateriatiSmuS  im  Sort^eil  bleibt, 
»eil  er  Diel  folibere  empirifd^e  SData  ^at,  als  fein  ®egner.  —  $in« 
gegen  fommen  Selbe  nid^t  )um  SSßort  gegenüber  bem  tranSfceubentalen 
^bealiSmuS;  benn  nad^  biefem  giebt  eS  meber  ®eifl,  no^  SD'^aterie 
an  fld^  fetbfl;  fonbern  ieber  (Srfc^einung,  ber  inteDectueDen,  »ie  ber 
mec^anifc^en,  liegt  ein  Don  i^r  toto  genere  Derfc^iebeneS  2)ing  an  flii^ 
felbfl  }um®runbe.  ($.  329.  SergL  an^  unter  ®eift:  2)er®egen' 
fa^  jmifc^en  ®eifi  unb  SRaterie.) 

Sonac^  ifl  baS  ma^re  SRettungSmittet  gegen  ben  SRaterialiSmuS 
ni^t  ber  SpirituatiSmuS,  fonbern  ber  dbeatiS^muS.  (Sergl.  unter 


338  Spontaneität    —    ©pvad^e 

9RatertaItdmud:  !Z)ad  falfd^e  unb  ha9  toaf}xt  9{ettung«mtttet  gegen 
ben  SRaterian^mu^.) 

2)  ©egen  bte  SJerlueci^dlung  bed  SBorted  ;,@pirttua' 
liömuö"  mit  bcm  2öortc  „3bcaliömuö".  (©.  <3beo- 
lidmu^.) 

dpontanntüt. 

SQSod  luir  bucd^  ben  begriff  ber  (Spontaneität  benfen,  tttuft,  nä^er 
unterfuc^t,  aQemal  ^inau^  auf  SEBinendttuferung,  t)on  toelc^er  jene  bem« 
naij  nur  fin  ©^non^nt  n)üre.  3)er  einjige  Unterfc^ieb  babei  i%  bog 
ber  Segriff  ber  @pontoneitüt  aud  ber  öugern  Stnfd^anuug,  ber  ber 
äBiQendäugerung  au^  unferm  eigenen  Seniugtfein  gef(^5pft  ifi.  (91. 
60  fg.) 

3)ad  ©etbfibeflimmen,  bie  @pontaneitttt;  tögt  ftd^  ni^t  Derfie^en, 
menn  man  ni^t  mx%  toad  äBoIten  iß;  benn  IBeibed  ifl  im  ®ninbe 
bad  fetbe.  äßan  Tann  fagen,  alle  nia^re  ©pontaneitüt  ifl  SiOe,  unb 
umgefe^rt.   ($.  161.) 

SUprodibtrridirrung)  f.  unter  ©prad^e:  (Segen  bie  mobeme  !lrt  ber 
Sprachbereicherung, 

dptad)e. 

1)  S)ie  (Sprache  al^  (Srjeugnig  unb  2Berf)cug  berSer« 
nunft. 

(Ed  ifl  bie  S  e  r  n  u  n  f  t ,  bie  ;\ut  Vernunft  f priest,  nnb  toad  fie  mit« 
t^eilt  unb  empfängt,  finb  abflracte  S3egriffe,  ni^tanfc^anlic^e  8or« 
fleUungen.  ^ieraud  aQein  ifl  t9  erK&rlic^,  bag  nie  ein  St^ier  fprec^en 
unb  Derne^men  lann,  o6gIeid§  ed  bie  SBerljeuge  ber  ©pra^e  unb  ou(^ 
bie  anfc^anlic^en  SorfleKungen  mit  un^  gemein  ^at;  aber  eben  mei( 
bie  3Borte  jene  ganj  eigent^ümlic^e  ^(affe  ton  SorfleUungen  bejeic^nen, 
bercn  fubjectiöeö  Sorrelat  bie  Sern unft  ifl,  finb  fie  für  ha^  »emunft* 
lofe  J^ier  o^nc  ©inn  nnb  Sebeutung.   (SB.  I,  47.) 

S)ad  S^ier  t^eilt  feine  Smpfinbung  unb  ©timmung  burc^  ©ebärbeu 
unb  Saute  mit,  ber  SDtenfc^  t^eilt  bem  anbern  ©cbanfen  burc^  ©prac^e 
mit,  ober  t)erbirgt  ©ebanfen  burc^  ©prad^e«  ©pradje  ifl  ba^  erfle 
Crjcugniß  unb  \ia9  not^wenbigc  SBerfjeug  feiner  Semunft;  ba^er  wirb 
im  ©riec^ifcfjen  unb  dtalienifd^en  ©prac^e  unb  Vernunft  burc^  baffelbe 
SBort  bejeic^net:  6  Xoyo<j,  il  discorso.  3)ur^  J^ülfc  ber  ©pradje 
aDein  bringt  bie  SScrnunft  i§re  »ic^tigflen  Seiflungen  ju  ©tonbe, 
nämlic^  bad  übereinflimmenbe  ^anbeln,  ba^  plauDoQe  3ufammen' 
mirfcn  9?ie(er,  bie  ßiöilifotion,  ben  ©taat,  ferner  bie  SBJiffenfc^oft,  M 
Slufbenja^ren  früherer  Srfol^rung,  ba^  Suf^^n^cnf^^ff^n  bed  ©emein- 
famen  in  einen  S3cgriff,  ba«  SRitt^eilen  ber  SBa^r^eit,  bo«  Verbreiten 
bee  Srrt^umö,  ha9  Denfen  unb  a)i(^ten,  bie  3)ogmen  unb  ©nper* 
fHtionen.   (SB.  I,  44.) 


®*>w*e  339 

Da  bic  ju  obfJroctcn  Segriffcn  fublimirten  Corflcnunflen  oae  «it» 
f4auU(^fcit  eingebügt  f^abtn,  fo  würben  fie  bcm  Sewugtfcin  ganj 
entfc^lüpfen  unb  i^m  ju  bcn  bamit  bcabfic^tlgteu  Dciifoperotioncn  gor 
nidjt  ©tanb  polten,  »enn  fic  md^t  burdj  3eirf)eu  finn!i(^  pyirt  unb 
feftgeftaltcn  würben;  bie«  fmb  bic  SBortc.  SDofter  bejcidjnen  biefe,  fo- 
weit  fie  ben  Ont^ait  beö  Sejicon«,  olfo  bic  Spraye  an^madjm,  flet0 
allgemeine  «orfteDungen,  ©egriffe,  nie  anfd[)aulicf)e  Dinge;  ein 
Scjicon,  weldje«  hingegen  ©n^elbinge  aufjö^lt,  enthält  lauter  Eigen- 
namen. Slod  weil  bic  Spiere  auf  anf^outidie  SorfteOungen  bcf(^rönft 
unb  feiner  Äbftraction,  milt|in  feine«  Segriffe«  fä^ig  flnb,  ^aben  fie 
feine  ©prod)c,  felbjl  wenn  fie  9Borte  ou«jufprc(^en  öermögen;  hingegen 
Derf)e^eu  fie  (Eigennamen.   (®.  99.) 

2)  SBoranf  bic  enge  Serbinbung  be«  Segriffö  mit 
bem  SBort,  alfo  ber  Sprache  mit  ber  Scrnunft  be- 
ru(;t.    (©.  unter  Segriff:  Segriff  unb  SSBort.) 

3)  Sebingt^eit  ber  @pra(^fä§igfeit  burc^  bie  ®eban- 
fenaffociation. 

Unfer  unmittelbore«,  b.  ^.  nic^t  burc^  mnemonifc^e  jfiinße  Dermittet- 
M  äBortgebäc^tnig  unb  mit  biefem  unferc  gan^e  ©prac^fä^igfeit  be- 
ruht auf  ber  unmittelbaren  @ebantena{|ociation.  (äB.  ü^  146.  Sergl. 
@cbanfenaffociation.) 

4)  Die  urfprünglic^e  ©prac^e. 

Die  t^ierifc^e  (Stimme  bicnt  aQein  bem  fludbrudfc  be«  äBittend  in 
feinen  (Erregungen  unb  Sewegungen,  bie  menfc^Iic^e  aber  auc^  bem  ber 
(Ertcnntnig.  Do(^  finb  beim  Sntfte^en  ber  mcnfc^Iic^en  ©pra^e 
gonj  gewig  ba«  (Er{)e  bie  dnteriectioncn  gewefcn,  aU  welche  ntc^t 
Segri^e,  fonbern,  gleici^  ben  flauten  ber  D§iere,  ©efü^Ie,  —  3BiOcn0« 
beroegungen,  —  anöbrüden.   {%  U,  599.) 

Der  9)?enf(^  ^at  bie  ©pradje  inflinctiD  erfunben.  97a(^bem  bie 
©prad^e  einmol  ba  war,  t)er(or  fic^  biefer  dn^inct.  Die  erfle  unb 
urfprünglic^c  ©prac^e  ^atte  ba^er  bie  ^o^e  SoOfommen^eit  aQer  SBcrle 
be«  dnj^inct«.  ($.  U,  599  fg.  Scrgl.  unter  ÜRcnfc^,  ÜRenf^en« 
gefc^tec^t:  SlOmälige  Degrabation  be9  9)7enf(^engef(^Icd^td.) 

5)  Die  (Erlernung  ber  ©prac^e  at«  eine  togtfc^e  ©c^ule. 

Sßit  ber  (Erlernung  ber  ©prac^e  wirb  ber  ganjc  ilRec^anidmu«  ber 
Sernunft,  alfo  ba«  äBcfentlic^c  ber  i^ogif,  jum  Sewugtfein  gebracht. 
Sei  (Erlernung  ber  ©prac^c  fammt  aOen  i§ren  SSßenbungen  unb  Sein« 
Reiten,  fowo(|l  mittclft  3u§i)ren  ber  9teben  (Srwadifener,  al«  mittelß 
©elbfireben,  t)oObringt  ba«  Jtinb  jene  (Entwicflung  feiner  Sernunft  unb 
erwirbt  ftc^  ienc  wa^r^aft  fontretc  ?ogif,  Wel^  nic^t  in  ben  logifc^en 
Stegein,  fonbern  unmittelbar  in  ber  richtigen  Slnwenbung  berfelben  be« 
Pe^t   (®.  100.) 

Sie  fe^r  ber  ©ebrauc^  ber  Sernunft  an  bie  ©prac^e  gebunben  ifl, 
fe^en  wir  bei  ben  S^ubfiummen,   welche  ^   wenn  fie  leine  9rt  t)on 


340  '  epxaä^t 

©prad^e  erlernt  ^obcn,  faitm  mcl^r  Ontcfligcnj  jcijen,  ote  bie  Drotig« 
utatic  unb  @lc^}]^aiitcn ;  benn  fic  l^obcn  fieW  nur  potentia,  nic^t  actu 
»cmunft.  (aas.  n,  71.)  S)ic  logifdic  ©c^utc,  bie  Scber  mittclfl  er« 
lemuug  bcr  <Bpxaiit  hnxijmaijt,  madjt  nur  ber  laubpumme  nic^t 
burc^;  bcöl^alb  ijl  er  fafl  fo  untcrnünftig,  mt  ha9  Zf^xvc,  toemi  er 
nic^t  bie  i§m  angcmeffenc  fc^r  fünpc^c  «ußbitbung  bnrd^  Sefenlemen 
erhält,  bie  i§m  ba«  ©urrogot  icncr  notnrgcmögen  ©c^nlc  ber  Semunft 
»irb.    (®.  100.) 

6)  S)er  9ia(^t^ei(  ber  @)>rad^e,  unb  tvoburc^  er  inm 
Z^til  befeitigt  »irb. 

3Bort  unb  Qpxaijt  finb  itoax  bod  unentbehrliche  ÜRtttet  jum  beut« 
ticken  ®en!en.  SBie  aber  jebc«  SDfittcI,  jebc  SWafc^ine  jugleic^  befc^toert 
unb  ^inbert,  [o  anij  bie  @f)ra(^e,  mii  fte  ben  uncnblic^  nüancirten, 
bemegtid^en  unb  mobififabetn  ©ebanlen  in  geu)tf[e  fefle,  fie^enbe  %üx* 
men  jtoängt  unb  inbcm  (le  i§n  fijirt,  i^n  jugleid^  fcffcit.  ©iefe« 
^inbernig  nitrb  burc^  bie  Erlernung  mehrerer  ®pxai)txi  jum  S^eil  be« 
feitigt.  Denn  inbem  bei  biefer  ber  ©ebonfe  oud  einer  gorm  in  bie 
anbere  gegoffen  toirb,  er  aber  in  jieber  feine  ©eflatt  ttxoa^  ueränbert, 
löfl  er  fid|  me^r  unb  nte^r  Don  iegtid^er  %oxm  unb  ^ülle  ab,  moburc^ 
fein  fetb|}etgened  Sßefen  beutlic^er  ind  S3en)ugtfein  tritt  unb  er  aut^ 
feine  urfprUnglic^e  ilRobificabilität  »lieber  er^ttlt.   (SB.  II,  71.) 

7)  SBarum  bie  Erlernung  ntel^rerer  ®f)rQd^en  ein  toxi^» 
tiged  geifliged  Silbungdmittel  ifl. 

!Cie  Sriemung  mehrerer  ®))ra(^en  ifl  nic^t  aDein  ein  mittelbare^, 
fonbem  auc^  ein  unmittelbare^,  tief  cingreifenbed  geifliged  Silbung^« 
mittet.  S)enn  nic^t  für  iebe^  äBort  einer  ®))ra(i^e  finbet  ftd§  in  j[eber 
anbem  bad  genaue  Stequiüalent.  9Ifo  finb  nid^t  fämmtlid^e  93egriffe^ 
tütlijt  burc^  bie  äBorte  ber  einen  (Spxad^t  be}eic^net  finb,  genau  bie 
felben,  totläft  bie  ber  anbem  audbrUden;  fonbem  oft  fmb  ed  S^nlic^e 
unb  t)ern)anbte,  jeboc^  burc^  trgenb  eine  ÜRobification  berfc^iebene  9e« 
griffe.  3)emgemög  liegt  bei  @rlemung  einer  ©)>ra(^e  bie  ®c^n)ierigleit 
t)or)ügti(^  barin,  jeben  Segriff,  für  ben  fle  ein  SBort  ^at,  auc^  bann 
fennen  }u  lernen,  wann  bie  eigene  <Spxadjt  (ein  biefem  genau  ent« 
^pxtdjtnM  SBort  beft^t,  iDelc^e^  oft  ber  gaO  ifl.  S)a^er  alfo  muß 
man  bei  Erlernung  einer  fremben  ©prac^e  mehrere  ganj  neue  ®))l^firen 
t)on  Segriffen  in  feinem  ©eifte  abftecten;  mithin  entfielen  Segriff 0* 
p^firen,  to)0  noc^  (eine  »aren.  ÜRan  erlernt  alfo  nid^t  blöd  Sorte, 
bnbem  enoirbt  Segriffe.  Sei  (Erlernung  jeber  fremben  ©prac^e  bilben 
{(^  neue  Segriffe,  um  neuen  ^txiitn  Sebeutung  gu  geben;  Segriffe 
treten  au9einanber,  bie  fonft  nur  gemeinfd^aftlic^  einen  »eiteren,  olfo 
unbefHmmteren  audmad^ten,  nieil  eben  nur  (Ein  3Bort  für  fie  ba  loar; 
Sejie^ungen,  bie  man  bi9  ba^in  nic^t  ge(annt  ^atte,  iverben  entbedft, 
toeil  bie  frembe  ©prac^e  ben  Segriff  burd^  einen  i^r  etgent^ümlid^en 
Sropud,  ober  SRetap^et  bejeic^net;  ttnenblid^  biete  dlüancm,  Xe^nlic^- 


©»»wdSe  341 

feiten,  Serfd^ieben^eiten,  Regierungen  ber  S)inge  treten  mittelfl  ber 
neu  erlernten  ©prad^e  ind  Semußtfetn;  man  er§ä(t  alfo  eitfe  t>UU 
feitigere  1ln[id^t  t)on  hm  üDingen.  SDad  ÜDenfen  er§ä(t  olfo  burc^  bie 
ßrlemung  einer  jeben  ®f)rac^e  eine  neue  SDtobiftcation  ober  f^ärbung, 
ber  ^ol^glotti^ntud  tfi  bemnac^,  neben  feinem  bieten  mittelbaren 
yiui^n,  au(^  ein  birected  9ilbung«mittel  be^  ©eifle^.  {%  U,  601 
—605.   SB.  n,  71.) 

8)  Sor)itgIid^er  iRu^en  ber  Erlernung  ber  alten  @pra> 
c^en. 

ÜDer  Stufen,  ben  bie  ßrtemung  frember  @))radren  bringt,  ift,  bag 
man  nic^t  bto^  äBorte  erlernt,  fonbern  Segriffe  erkoirbt.  3)ied  ift 
t)or}ügti(^  bei  (Erlernung  ber  alten  ©))rac^en  ber  %aU,  meil  bie  Sud- 
brudfditjeife  ber  3[(ten  bon  ber  unfrigen  t)iel  Derfc^iebener  ifl,  aU  bie 
ber  mobernen  ®))ra(^en  bon  einanber,  ttielc^e^  fid^  baron  }eigt,  bag 
man  beim  Ueberfe^en  \n9  Sateinifd^e  gu  ganj  anbern  SBenbungen,  ate 
bie  bad  Original  ^at,  greifen  mug.  3a,  man  mug  meiflend  ben 
lateinifc^  ttieberjugebenbcn  @ebanfen  ganj  umfc^meljen  uub  umgießen, 
mobei  er  in  feine  testen  Seßanbt^eUe  g^^t^gt  unb  loieber  recom)>onirt 
mirb.  ®erabe  hierauf  beruht  bie  groge  görberung,  bie  ber  ®ei|l  t)on 
ber  (grleniung  ber  alten  ®j)rad§cn  erhält.  (?.  n,  603.  605.  SB.  II, 
71.    Cergt.  auc^  Satein.) 

9)  Srforbernig  jum  (Srfaffen  bed  ®eifted  einer  frem» 
ben  ®f)ra(^e. 

Srfl  nac^bem  man  aUt  Segriffe,  toüijt  bie  gu  erlernenbe  ®))ra4e 
burc^  eingelne  SBorte  begeid^net,  richtig  gefagt  §at  unb  bei  jebem 
SBorte  berfelben  genau  ben  i^m  entf))red^enben  Segriff  unmittelbar 
benft,  nic^t  aber  erfl  ba9  Sßort  in  eine^  ber  ÜRutterfprac^e  überfe^t 
unb  bann  ben  burc^  biefed  begeid^neten  Segriff  beult,  unb  ebenfo  l^in- 
fld^tlic^  ganger  $§rafen,  —  erfl  bann  §at  man  ben  ®eifl  ber  gu 
erlernenben  @pra(^e  gefagt  unb  bamit  einen  grogen  <3i)xitt  gur  jfennt« 
nig  ber  fte  fpre^enben  Station  getrau.  SoUfornmen  inne  aber  ^at 
man  eine  (Bpraift  erfl,  menn  man  fä^ig  ifl,  nic^t  etkoa  Sucher,  fon» 
bem  fid^  felbfl  in  fie  gn  überfe^en,  fo  bag  man  o^ne  einen  Serlufl 
an  feiner  dnbibibuatitdt  gu  erteiben  fl(^  unmittelbar  in  xfyc  mitgut^eilen 
vermag.   (^.  II,  603.) 

10)  ÜDie  Sßeid^eit  ber  @))ra^e. 

l^id^tenberg  fagt  mit  ^ti)t :  „SBenn  man  biet  felbß  benft,  f o  finbet 
man  biele  S$eid§eit  in  bie  ©prac^e  eingetragen.  (£9  ift  toüfjH  nid^t 
ma^rfd^einlid^,  bag  man  %üi9  felbfi  ^ineintrfigt,  fonbern  t9  liegt  mirf« 
li^  Diel  9Bei0|eit  barin.''  (Sin  borgüolic^ed  unb  ber  ben  Sßillen  für 
\>a9  ^rintttre,  ben  dnteDect  für  \>a9  ©ecunbäre  erftörenben  (ßü^o^ftn' 
^auerfc^en)  ^^ilofop^ie  gur  Sefiätigung  bienenbed  Seif))iel  biefer  Sßti9^ 
iftit  ift,  bag  in  fe^r  bieten,  bienetc^t  in  aOen  @prad^en  ha9  SBirfen 


342  €^))ra(^Der^un}ung    — •    ^taat 

ani)  ber  erfenntnißtofen,  ja  ber  Icblofcn  jtdrper  burc^  9Bo((en  oitd« 
gebrUcft,  itfutw  atjo  ein  Sille  üoriucg  beigelegt  micb,  bing^O^n  nie« 
mald  ein  Srfcnnen,  Sorftcüen,  SBu^rne^men,  Dcnfen.  (31.  95 — 97.) 

11)  @cgen  bic  moberne  ärt  ber  ©procfibcrcicfterung. 

3)a§  gleichen  ©cf)ritte«  mit  ber  S3ermebrung  ber  SSegriffe  ber  SBort« 
borratl)  einer  Sprad)e  Dcrniet)rt  luerbe,  ift  recbt  unb  fogar  notljroenbig. 
Sonn  bi"d<d^"  Vc^tered  otjne  (Srftere^  gef(t)iei)t,  fo  ifl  ed  blöd  ein 
3cic^en  ber  ®eiftedavmutb ,  bie  bod)  rtmod  ju  iDtarfte  bringen  möcf)te 
unb,  ha  [xe  feine  nencn  ©ebanfcn  l)Qt,  mit  neuen  SBorten  fontmt. 
ÜDiefe  ^rt  ^er  @prQd)bercid)erung  ift  ict^t  fc^r  au  ber  S^agedorbnung 
unb  ein  3^^^^"  ^^^  S^it.  ^bcr  neue  Sorte  für  alte  93cgriffc  ftub 
toie  eine  neue  ^arbe  auf  ein  alted  {{Uib  gebrodjt.   {%  II,  607.) 

12)  ®egen  bie  moberne  Sprac^oer^unjung.    (©.  unter 
de|^t}ett:  @pracf)»  unb  Stiloer^uui^ung  ber  3e^t)cit.) 

13)  9Eßed^Q(b  in  ber  St^mologie  me^r  bie  Sonfonan« 
ten,  aU  bie  SJocale  ju  berücffic^tigen  finb. 

3)te  (Sonfononten  finb  bad  (SMett  unb  bic  Socate  bod  t^Icifc^  ber 
SEBörter.  dened  ifl  (im  dnOiuibuo)  univanbelbor,  biefcd  fe^r  Deränber« 
(id)  an  Sarbe,  99eid)affeubeit  unb  Duantität.  ^arum  fonferoiren  bie 
SBörter,  inbem  fte  burcl)  bie  dabrbunberte,  ober  gar  an9  einer  @prad)e 
in  bie  anbere  roanbern,  im  ©anjcn  fef^r  mobi  ib^e  ßonfonanten,  aber 
berttnbern  Uid)t  i^re  ^ocale;  me^b^i^  in  ber  (ft^mologie  t)iel  nie^r 
jene,  ald  biefc  ju  berücffiditigen  ftnb.   (?.  II,  609—611.) 

Sprad)Btrl)uiijun05  f.  unter  Ocfetjeit:  ©prac^»  unb  Stiloer^unjung 
ber  dc(t)cit 

Siptidimovi. 

debe  allgemeine  äßa^r^eit  ber^ält  ft(^  gu  ber  fpectellen,  koie  @o(b 
}u  @t(ber,  fofern  man  fte  in  eine  betrctc^ttid^e  SRenge  fpecieOer  3Ba^r« 
beiten,  bie  aud  i|^r  folgen,  umfe^en  fann,  mie  eine  ©olbmUnge  in 
fleined  ®elb.  3Bie  n^ertbooH  ftnb  boc^  bie  aOgemeinen  Sa^r^eiten, 
nid^t  Ho«  im  Oebiete  ber  ^b^P'  «nb  ^^^fiologie,  fonbern  auc^  in 
bem  ber  SRorat  unb  ^f^c^ologie;  loie  golben  ift  bo(^  and)  f^itt  jebe 
oflgemeine  Äegel,  jebe  ©cntenj  ber  Jlrt,  jebeö  ©prid)njort.  3)enn  |le 
finb  bie  Duinteffeng  taufenber  Don  Vorgängen,  bie  ft(^  {eben  2:ag 
toieber^olen  unb  burc^  fie  ejempliftcirt,  iQuftrirt  »etben.  ($.  II,  22.) 

Staat. 

1)  Urfprung  unb  3wc(f  ^^^  @taate0. 

Da  ber  Cgoidmu«,  tto  i^m  nidjt  entrocber  äußere-  ®e»aft,  toeldjer 
au(^  bie  gurdjt  beijujöblen  ift,  ober  ober  bie  äc^te  moralifc^e  Irieb» 
febcr  entgegenroirft,  feine  Qmdt  unbebingt  öerfolgt;  fo  toürbe,  bei  ber 
ga^Ilofen  ^enge  egoiftifc^er  dnbioibuen,  ha€  bellom  omniom  contra 


@taat  343 

omneB  an  ber  Stoge^orbnung  fein,  gum  Unheil  SlUer.  3)Q§er  bie 
reflectircnbc  SJcrnunft  feftr  bolb  bie  ©taat^cinric^tung  crftnbct,  »elc^e, 
Qud  gcgcnfeitiger  gurd^t  üor  gcgcnfcitigcr  ®ma[t  cntfpringenb,  ben 
noc^t^eiligen  So's^^n  bed  adgemeinen  (SgoiiSnm^  fo  meit  Dorbeugt,  otö 
ed  auf  bem  negattDen  Sßege  gef(f)e^en  fann.  (@.  198.)  2)te  See 
minft  erfannte,  bog,  foivo^t  um  bad  über  3UIe  oerbreitete  {Reiben  ju 
mtnbem,  alö  um  ed  mögüd)f}  g(cicf)förmig  gu  Dertt)ei(en,  bod  befte  unb 
einjige  üKittct  fei,  Äfleu  ben  ©cfimcq  beö  Unrcdjtlciben«  gu  crfporeu, 
baburc^,  baß  au^  SlUe  bem  burc^  bad  Unred)tt()un  gu  erlangenben 
®enug  entfagten.  3)iefed  t)on  bem  vernünftig  oerfat/renben  Sgoi^mud 
erfonnene  unb  aamälig  t^erooQfommnete  SRittel  ift  ber  ©taatdoer- 
trag.  S)iefer  Urfprung  beffelben  i|t  ber  mef entließ  einzige  unb  burc^ 
bie  9?atnr  ber  ®ad)e  gefegte.  ÜDer  Staat  fann  in  feinem  Sanbe  je 
einen  anbern  get)abt  ^aben,  m'il  eben  erfl  btefe  Sntfie^ungdart,  biefer 
3n)e(f  ibn  }um  @taat  ma^t;  toobtx  t9  aber  gleic^oiel  i^,  ob  ber  in 
jebem  beflimmten  %$olfe  i^m  Uor^ergegangene  S"ß^nb  ber  eined  ^au^ 
fen^  t)on  einanber  unabhängiger  äBilben  (%narc^ie),  ober  eined  Raufend 
@fIaoen  toar,  bie  ber  @tttrfere  nac^  SBiQfür  be^enfc^t  CDe^potie). 
dn  beiben  SäQen  mar  noc^  fein  ©taat  ha ;  erft  burd)  jene  gemeinfame 
Uebereinfunft  entfielt  er,  unb  je  nac^bem  biefe  Uebereinfunft  me^r  ober 
loeniger  unoermifc^t  ifl  mit  Snarc^ie  ober  3)edpotie  ifl  auc^  ber  ®taat 
t)onfommener  ober  unooOfommener.   (2B.  I,  405.) 

SBä^renb  in  ber  iinoral  ber  SQSiQe,  bie  ©eflnnung,  für  bie  ^anpU 
fac^e  unb  bad  aOetn  9teeIIe  gilt,  fümmern  ben  ®taat  3SiDe  unb  ©e» 
ftnnung,  blod  a\9  folc^e,  ganj  unb  gar  nid^t,  fonbern  aOein  bie  Xi^at 
S)er  @taat  mirb  ba^er  9^iemanben  oerbietcn,  SRorb  unb  ®ift  gegen 
einen  Slnbem  befiänbig  in  ©ebanfen  }u  tragen,  fobalb  er  nur  gemig 
koeiß,  bag  bie  f$ur(^t  Dor  ©c^mert  unb  9?ab  bie  Sßirtungen  jened 
SiOen^  beflänbig  ^emmen  merbe.  S)er  Staat  f)at  andf  feinedroegd 
ben  t^öric^ten  $Ian,  bie  Steigung  jum  Unrec^tt^un,  bie  böfe  ©efinnung 
)u  bertiigen,  fonbern  b(od  jebem  möglichen  ÜRotio  inx  Studübung  eined 
Unrec^t^  immer  ein  überroiegenbed  Tlotit>  }ur  Unterlaffung  beffelben 
in  ber  unaudbleiblid^cn  ©träfe  an  bie  Seite  }u  fteOen.  @d  ifl  ein 
dtrt^um,  ber  Staat  fei  eine  Stnßalt  )ur  Sefbrbcrung  ber  SRoralität 
unb  fei  bemnad^  gegen  ben  (Egot^mud  gertd)tet.  ÜDer  Staat  ifl  fo 
tocntfl  O^S^n  ben  (Egoi«mu9  überhaupt  unb  aU  folc^en  gerichtet,  bag 
er  umgefe^rt  gerabe  an9  bem  fl(^  erft  t)erfle§enben,  met^obifd}  Derfa§* 
renbcn  gemeinfc^aftlic^en  (Sgoidmud  aller  entfprungen  unb  biefem  }u 
bienen  allein  ba  ifi.  fieine^megd  a(fo  gegen  ben  (Sgoidmud,  fonbern 
allein  gegen  bie  na^t^eiligen  folgen  be9  Sgoidmu9  ifl  ber  Staat  ge^ 
richtet.   (255.  I,  406—408.  413.    ffi.  194.   $.  389.) 

SDer  Staat  iß  nic^td  loetter  ate  eine  Sc^u^anßalt,  not^toenbig 
getoorben  bur^  bie  mannigfaltigen  Eingriffe,  loeld^en  ber  SRenfd^  au9' 
gefe|}t  ifl  unb  bie  er  nic^t  einjetn,  fonbern  nur  im  Serein  mit  Stnbem 
objumej^ren  betmag.  (SB.  II,  680—682.)  ^ieraud,  ba§  ber  Stoat 
toefentti^  eine  bloge  S^u^onflalt  iß  gegen  ttugere  Singriffe  bed  ©anjen 


L 


344  iStaatdfuttß   —    ®taaUmatm 

utib  innere  ber  (Sin^elnen  unter  einanber,  folgt,  bog  bie  9}ot|tt)enUgIett 
bed  ©taated  im  legten  ®runbe  auf  ber  anerfannten  Ungerec^tigleit 
be9  ST^eufd^engef^Icd^t^  beruht ;  o^ne  biefe  würbe  an  feinen  ©taat  ge« 
ba^t  »erben.  Son  biefem  ®ert(|t9))un(te  au9  fte^t  man  beutli(^  bie 
9ornirt§eit  unb  ^(att^eit  ber  $^i(ofo))^a|}er,  meldte  ben  ©taat  ate  ben 
^öc^flen  2^tä  unb  bie  Stütze  bed  menfc^tic^en  S)afein^  barfleQen 
mib  bomit  eine  «pot^eofe  ber  ^^iliflerei  liefern.  (?.  U,  258;  1, 159, 
IS.  217.   a».  302  fg.) 

2)  ®ran)e  ber  Sßirffamfeit  be^  ©taate^. 

Sßenn  ber  @taat  feinen  S^td  t)oQfommen  erreiAt,  n)irb  er  bie  fetbe 
(Srfc^einung  hervorbringen,  a\9  totm  DoOrommene  ©ered^tigfeit  ber  ®e« 
[Innung  aOgemein  ^errfc^te.  2)a9  innere  Sßefen  unb  ber  Urfpnmg 
beiber  Srfd^cinungen  mirb  aber  ber  umgele^rte  fein.  92(imlidf  im  le^- 
tem  ^aü  ko&re  e^  biefer,  ha^  9{iemanb  Unrecht  t^un  moHte;  im 
erflem  aber  biefer,  bag  97iemanb  Unred^t  leiben  kooQte  unb  bie  ge« 
porigen  SKittet  ju  biefem  ^md  üoQfommen  ongekoanbt  mttren.  @o 
Ittgt  fl^  bie  fetbe  Sinie  aud  entgegengefe^ten  S^ic^tungen  befc^reiben 
unb  ein  9taubt^icr  mit  einem  SKauIforb  ijl  fo  unfd^ftblic^,  toit  ein 
gra^freffenbed  S^ier.  —  äBeiter  aber  ald  bi9  }u  biefem  fünfte  fann 
t9  ber  ®taat  nic^t  bringen ;  er  fann  atfo  nic^t  eine  Srfc^einung  jeigen, 
gleic^  ber,  mldjt  au9  aDgemeinem  med^felfeitigen  äßo^tmoUen  unb  Siebe 
entfpringeu  »iirbe.  (3B.  I,  408.)  £9  ließe  fic^  benfen,  bag  ein  DoD« 
tommener  @taat  jiebed  Serbrec^en  ^inberte ;  )>olitif(^  tottre  baburii^  diel^ 
moralifc^  nid^td  gemonnen,  oielme^r  nur  bie  Sbbilbung  bed  933iaen9 
burc^  bad  Seben  gehemmt.   (^.  1,  436  fg.   SR.  303  fg.) 

(Erreid^te  ber  (Staat  feinen  S^td  t)oirfommen,  fo  fdnnte  gemiffev« 
maßen,  ba  tx  burc^  bie  in  i^m  Dereinigten  üRenfd^entrlifte  aud^  bie 
übrige  9Iatur  fic^  me^r  unb  mel^r  bienftbar  )n  mad^en  n^eig,  jule^t 
burq  Sortfd^<tffung  aDer  Srten  bon  Uebet  etma^  bem  ©c^Iaraffenlanbe 
fid^  knnttl^embed  ju  ©tanbe  fommen.  SIQein  t^eite  iß  er  no(|  immer 
fe^r  meit  t)on  biefem  ^itl  entfernt  geblieben,  t^eitd  mürben  auc^  no(^ 
immer  ungö^Iige,  bem  Seben  bur(^au^  mefentlid^e  Uebel  ed  na^  mie 
t)or  im  Seiben  erhalten ;  t^eite  ifl  aud^  fogar  ber  3koi{l  ber  dnbiuibuen 
nie  burd^  ben  @taat  billig  aufju^eben,  ba  er  im  steinen  nedft,  mo  er 
im  ©rogen  berpönt  ifl,  imb  enbtit^  menbet  fid^  bie  au0  bem  Onnem 
glüdEIic^  vertriebene  (Eri0  {ule^t  nad^  «ugen.   (993.  I,  413  fg.) 

3)  Unab^ängigfeit  be0  9{e(^t^  vom  Staate.  (@.  9{ei^t.) 

StaaUkunft^  f.  unter  ©emalt:  Unentbe^rti^feit  ber  ©etoalt  für  bie 
Sermirflid^ung  be«  ^tdjt9. 

Sitaat$matttt. 

1)  ©egenfa^  Jtoifc^en  bem  (Staatsmann  unb  bem  ®e« 
nie.  (@.  unter  ®enie:  ®egenfa^  gmifc^en  bem  ®enie  unb 
bem  praftifc^en  gelben.) 


etaaiUeVx^ion    —    etttbtxdfltit  345 

2)  SEBorauf  bie  praftif^e  Ueberlegett^eit  bed  ©taotd« 
mannet  beruht.    (®.  ^raftifc^e  Siüc^tigfcit.) 

dtaaUtdigton,  f.  unter  Stecht:  ^ebingung  ber  Durt^fü^rung  bc« 
9ee(^t9. 

dtaaUfd^ulIiitn,  f.  ftvebtt. 

dtaatonttfaffuns. 

1)  9Iot^tt)enbigfett  einer  lünfllidfen  unb  arbiträren 
©runbtage  ber  ©taat^tierfoffung. 

ÜDie  fünfHid^e  unb  arbiträre  ©runbtage,  bereu  bie  ®taatdt)erfaffung 
}ur  S)ur(^fü^rttng  be^  9}e(^td  bebarf  (Dergl  unter  Stecht:  Sebtngung 
ber  !Dur4fü^rung  bed  9{ed^td)  lann  nic^t  erfe^t  tuerben  burc^  eine 
rein  natürliche  @runblage,  meiere  an  bie  @teQe  ber  Sorrec^te  ber 
@eburt  bie  be^  perfönlic^en  9Bert^ed,  an  bie  ©teile  ber  SanbedreUgiou 
bie  9{efultate  ber  ^ernunftforfc^ung  n.  f.  ko,  fe^en  moDte,  »eil  eben, 
fo  fe^r  auc^  biefed  VBit9  ber  Vernunft  angeme{|en  iDöre,  ed  bemfelben 
boc^  an  berjenigen  Sic^er^eit  unb  t^eßigfeit  bor  Sefiimmungen  fe§[t, 
loel^e  allein  bie  Stabilität  be^  gemeinen  SBefend  fiebern.  (Sine  Staate« 
üerfaffung,  in  melc^er  blod  ba^  abfiracte  9?e(^t  fl(|  t)erlörperte,  märe 
eine  üortreffHc^e  @a(^e  für  anbere  SBefen,  aM  bie  SRenfc^en  fiub. 
(^.  n,  269.   Sergt.  au^  iWonarc^ie.) 

2)  3)te  befle  ©taatdDerfaffung. 

2BiQ  man  utopifd^e  $täne,  fo  toäre  bie  etnjige  Sbfung  bed  ^ro* 
b(em0  bie  !3)e9potie  ber  Seifen  unb  (Sbeln  einer  äd^ten  3(ri|}o(ratie, 
eine«  ächten  SibeU,  erjielt  auf  bem  3Bege  ber  (Generation,  burc^ 
Semtä^hmg  ber  ebelmüt^igjlen  iDtänner  mit  beu  flügfien  unb  geifi» 
reiAjien  SBeibern.   (^.  II,  273.  B.  U,  602.) 

Stammbaum,  f.  9t bei. 

Statik. 

2)ie  ®r5§e  ber  Setoegung  ifl  bad  $robuct  bec  9Raf[e  in  bie  ®e« 
f(^minbig!eit.  S)iefe4  ©efeft  begrünbet  nid^t  nur  in  ber  üRec^anit 
bie  Se^re  uom  ©tog,  fonbem  auc^  in  ber  @tatit  bie  Se^re  dorn 
®tet(^ge»i(^t.   (ffi.  U,  58  fg.) 

Sttrbtn,  f.  lob. 

0tttbltd)kdt. 

!Z)ur^  @d^nuner0  „(tfixonit  ber  ©eueren''  unb  Sa0))ard  S3u^ 
,,Ueber  bie  ma^rfc^einlic^e  Seben^bauer  be9  SReufd^en''  ifl  ed  befiätigt, 
ba§  ein  B^fammen^ang  jwifc^en  ber  3^§I  ^^  ®eburten  nnb  Sterbe« 
fälle  ftattfinbet.  S)ie  ©terbefäDe  unb  bie  ®eburten  t)erme^rcn  unb 
Derminbern  fic^  aDcmat  unb  aOerort^  in  gleichem  Ser^ältnig.  Unb 
bod^  (ann  ^ier  unmöglich  ein  ))^^fifd^er  (Saufatne^^  fein,  ^ier  tritt 
atfo  unleugbar  unb  anf  eine  {fat))enbe  SBeife  ba0  iDteta))|i)ftf^e  att 


346  €5tcrne    —    <Sti( 

umnittelBarer  (Erltörung^grunb  be€  $^9{lf(^en  auf.    (S.  ü,  574  fg. 
?.  n,  162.) 

6tctnt^  f.  9[jlronomie  unb  ^immel. 

»tu. 

1)  !Z)er  ©til  aU  bie  $^t|ftognomte  be$  ®etfle^. 

Der  Stil  ift  blc  ^l)k|flognomic  beö  Ociflc«.  ©ic  ijl  untrüglicher, 
.Ol«  bie  bc«  Scibeö.  (?.  II,  550.  2B.  I,  529.)  SSon  bem  2Bie  be« 
SDenlenö,  üon  ber  iDefcntltc^eii  9e[c^affcnf)eit  unb  burd^gängigen  DuQ* 
litöt  beffelbcn  ift  ein  genauer  Slbbruc!  ber  ©til.  S)iefer  jeigt  nömltt^ 
bie  formeUe  99ef(^affent)cit  aQer  ®eban!en  eines  SReitfc^en,  tüM)t  ftd) 
ftetd  gleic^  bleiben  nm§,  toa^  unb  toorüber  er  auc^  benfen  möge. 
SRon  f)at  baran  gteic^fam  ben  Zeig,  auS  bem  er  alle  feine  ©efialten 
fnctct,  fo  ücrfc^ieben  jic  audj  fein  mögen.  {%  II,  550.)  8n  bem 
@ti(  erfennt  man  fofort  ben  Unterfc^ieb  ber  grogen  ftöpfe  üon  ben 
gen3ö§nlid)en.  3)arum  fagte  Süffon:  le  style  est  Thomme  mSme. 
(3B.  II,  78.  %  II,  551—555.)  S)er  @tit  ift  ber  bloße  ©(^ottenrig 
M  ©ebanfenS;  unbeutlic^,  ober  fcfjlec^t  fc^reiben  §ei§t  bumpf,  ober 
confuö  benfen.   (^.  II,  553.) 

2)  ©egenfa^  jmifc^en  \>^m  ©til  ber  8[(ttagSlöpfe  unb 
bem  ber  überlegenen  ©eifier. 

3m  ftiOen  liBerougtfein  baDon,  ha^  ber  ©ti(  ein  genauer  Sbbnicf 
ber  Dualitöt  beS  üDenfen9  i|t,  fuc^t  jeber  Sßebiofre  feinen  i^m  eigenen 
unb  natürlid)en  ©til  ju  maSfircn.  S)ted  nöt^igt  i^n  junSc^ft,  auf 
ade  9?aiüetät  ju  t)er}ic^ten;  h)obur(^  biefe  boS  Sorred)t  ber  über« 
legenen  unb  ftc^  felbft  fU^{enben,  ba^er  mit  ©ic^er^eit  auftretenben 
©eifier  bleibt,  dene  SlQtagSlöpfe  ftreben  nac^  bem  ©c^ein,  t)iel  me^r 
unb  tiefer  gebac^t  ^u  ^aben,  o(d  ber  ^aÜ  ifl.  ©ie  bringen  bemna^^ 
voa^  fie  ju  fagen  ^aben,  in  gezwungenen,  fc^roierigen  SBenbungen,  neu 
gefc^affenen  SEBörtern  unb  n)eit(duftigen,  um  ben  ©ebanlen  ^erumge^en- 
ben  unb  i^n  bcr^Udenben  ^erioben  üor.  ©ie  fc^töanlen  jwifc^en  bem 
Sejlreben,  bcnfelben  mitjut^eiUn,  unb  bem,  i^n  ju  öerjletfen.  hingegen 
fe^en  n)ir  jeben  »irflid^en  !3)enler  bemüht,  feine  ©ebanfen  fo  rein, 
beutüc^,  fieser  unb  für},  toit  nur  möglich,  auSjufprec^en.  SDemgemäg 
ift  ©implicitdt  jtetS  ein  SRerfmat  ni^t  aDein  ber  äBa^r^eit,  fonbem 
au(^  beS  ©enied  genefen.  Der  ©til  erhält  bie  ©c^ön^cit  Dom  ®e« 
banlen,  ßatt  ha^  bei  jenen  ©c^einbenfcrn  bie  ©ebanfen  bnrd^  ben  ©tit 
fc^ön  »erben  foüen.  {%  II,  551 — 553.  Sergl.  aud^  unter  ©c^rift- 
fleller:  ffirllärung  ber  ©eipiofiglcit  unb  Sangwciügfeit  ber  ©Triften 
ber  aatagdtöpfe.) 

3)  »efonbere  ju  tabetnbe  ©tilfe^Icr. 

a)  92ad^a^mung  unb  Sffectation. 

Sremben  ©tif  na^a^men  ^eigt  eine  Wia9h  trogen.  äSdre  biefe 
c^ui^  no(^  fo  fc^ön,  fo  koirb  ftc  burc^  baS  Seblofe  balb  inflpib  unb 


6rtr  347 

unerMtjtic^,  fo  bag  fe(6fi  ha9  ^äßlic^fle  lebenbige  ©efic^t  beffer  ifl.  — 
Sffectatton  im  @tU  ifl  bem  @eftc^terfd|neiben  }u  t^ergleic^en«  ($. 
U,  650.) 

b)  ©d^rocrfälfiflfcit  wnb  ^rejiofitSt 

S)er  fdiiDcrfäflige  <£tt(,  style  empese  (für  ben  man  im  Deutfc^en 
leinen  genau  ent|pred)enben  3ludbru(f,  beflo  i^äuftger  aber  bte  ®ac^e 
fclbft  pnbct)  ift,  wenn  mit  ^rqiofität  üerbunben,  in  Suchern  baö,  n?a^ 
im  Umgange  bte  affectirte  ©raoltät,  S$orne^niig!eit  unb  ^Sre^iontät, 
«nb  ebenfo  nnerträglid).  3)ie  ©eifteöormut^  fleibet  fic^'gern  barcin; 
h)ie  im  ?eben  bte  S)umm§eit  in  bie  ©raoität  unb  gormalität.  {%  U, 
557.  578.) 

SBer  prc)iöd  f^reibt,  gleicht  Dem,  ber  {i(^  ^eraudpu^t,  um  nic^t 
mit  bem  $öbet  t)crn)e(^[elt  unb  oermengt  ^u  werben,  eine  ©efa^r, 
n)eld)e  ber  Gentleman  aud)  im  fd)(ed)tePen  ^njuge  nid^t  läuft.  Sßie 
man  ba^er  an  einer  geroiffen  Jtleiberprac^t  unb  bem  tir6  k  qilktre 
öpingles  ben  ^(ebcjer  crfennt,  fo  am  prejiöfen  @ti(  hm  SOtagdfopf. 
(^.  n,  557.) 

c)  5Ka^IäffigIcit. 

SBer  noc^Iüffig  fc^reibt,  legt  baburc^  gunäcüfl  ba^  Sefenntnig  ab, 
bog  er  felbfl  feinen  ®ebanlen  leinen  grogen  3Bert§  beilegt.  @obann 
aber  auc^,  wie  Scrnadjläfftgung  bed  Snjuged  ®eringfc^ti|jung  ber  @t* 
fcdfc^aft,  in  bie  man  tritt,  oerrät^,  fo  bejcugt  flüchtiger,  nac^Iäfflget, 
fd)led)tet  ®til  eine  beleibigenbe  ®eringfd)ä|}ung  be^  Seferd.  ($. 
n,  576.) 

d)  (SubjectiDität. 

3)ie  ©ttbjectibitttt  bed  @til9,  ein  9^^Ier,  ber  l^eut  ju  Sage  bei 
bem  gefunfencn  3ufion^€  ^^^  8itteratur  unb  ber  Semac^lfifflgung  ber 
ölten  ^prac^en  immer  häufiger  wirb,  jeboc^  nur  in  S)eutfd|lanb  ein« 
l^cimifd)  ifl,  befielt  barin,  bog  ed  bem  Schreiber  genügt,  felbfl  in 
wiffen,  wad  er  meint  unb  will.  Unbefümmert  um  ben  Sefer  fc^reibt 
er  eben,  ald  ob  er  einen  3)Ionolog  hielte,  w&^renb  ed  benn  boc^  ein 
S)ia(og  fein  foQte  unb  gwat  einer,  in  welchem  man  fic^  um  fo  beut« 
lieber  aud^ubrüden  ^at,  aU  mau  bie  S^agen  bed  8[nbern  nid)t  t)er« 
nimmt.  Qhen  bed^alb  nun  alfo  foO  ber  Stil  nic^t  fubjectiD,  fonbern 
obiectiü  fein ;  wo^u  ed  nöt^ig  ifi,  bie  Sorte  fo  gu  fleOen,  bog  fle  ben 
Sefer  gerabegu  zwingen,  genau  bad  ©elbe  }tt  beulen,  toa9  ber  Sutoc 
gebadjt  ^at.    {%  II,  575.) 

4)  Stegein  be«  guten  @tiU. 

!Z)ie  erfie,  ja  fc^on  für  fl(^  oQein  beinahe  au^rei^enbe  9tege(  be9 
guten  @tild  ifi  biefe,  bag  man  etw^d  ju  fagen  ^abe;  bamit  lommt 
man  weit.    (^.  H,  553.) 

Um  prejiöfen  @til  erfennt  man  ben  SlOtagdfo))f.  Slid^tdbefioweniger 
ifl  t9  ein  falfd^el  Sefheben,  gerabeju  fo  fc^reiben  ju  woQen,  wie  man 


348  <SHr 

rebet.  Ste(me^r  foQ  jeber  @c^rtftfteDer  eine  gemiffe  <3pwc  ber  Sev« 
iBaubtfc^aft  mit  bem  SaptbatfHI  tragen,  ber  ja  i^rer  Sller  %§n§err  t{). 
Oeued  i|l  ba^er  fo  üermerfUd^,  toit  ha9  Umgefe^rte,  nämtic^  reben  }u 
ttJoUcn,  wie  mon  fc^reibt.   (^.  II,  557.) 

^aii  fotl  r^c^  nic^t  rät^fet^aft  au^brüden,  fonbern  miffen,  ob 
man  eine  @a(^e  fagen  n)in  ober  nic^t.  SDie  Unentfc^teben^ett  bed 
Slu^brucfd  ma^t  beutfc^e  @d^riftfleller  fo  ungeniegbar.  Sine  9[nd^ 
nannte  geflotten  allein  bie  t^äQe,  loo  man  tttoa9  in  irgenb  einer  $in« 
fid^t  Unerlanbteö  mitjut^eilen  ^at.   (^.  II,  558.) 

Sie  jebed  Uebermag  einer  @inn)irfung  meifiend  bod  ®egent^ei(  bed 
'  Sejttjedtcn  herbeiführt;  fo  biencn  itoat  SBorte,  ©ebanfen  fogtid^  ju 
machen,  jeboc^  auc^  nur  bi9  ju  einem  gen^iffen  $unlte.  Ueber  biefen 
^inaud  angehäuft,  machen  fte  bie  mitget^ettten  ©ebanlen  mieber  bunHer 
unb  immer  bunfler.  Ocneu  ^unlt  ju  treffen  ijl  Sfufgobc  be§  ©til« 
unb  €ad^e  ber  Urt^eil^fraft ;  benn  jebed  überpf ftge  SS$ort  koirlt  feinem 
3nJC(fc  gerabe  entgegen.    {%  II,  558.) 

ÜDemgemüg  üermeibe  man  aQe  SBeitfc^meifigteit  unb  aQed  (Sinflec^ten 
unbebeutenber,  ber  3Rü§e  bed  Sefend  nic^t  (otjnenber  93emerlnngen. 
Ommer  noc^  beffer,  tttoa9  ®nM  loegjulaffen,  a(d  etn)a9  9?i(^t9fagen' 
bed  ^ini^ufe^en.  Ueber^aut)t  nic^t  flOied  fagen!  S((fo,  too  möglich, 
lauter  Duinteffenjen,  lauter  ^auptfac^en,  ni^td,  tüa9  bad  Sefer  au^ 
oOein  beulen  ujürbe.   {%  II,  558.) 

iD^an  befleißige  ft^  eined  leufc^en  @ti(d,  ^üte  f!d^  alfo  t)or  aDen 
unnü^en  Slmplificationen,  allem  ni^t  not^menbigen  rl^etotifd^en  ©d^mud. 
%m  (gntbe^rlid^e  wirft  nadjt^eilig.  (?.  II,  559.  »ergl.  unter  5Raiöc* 
tat:  9?aiöctät  in  ben  rebenben  Äünflen.) 

3)ie  ä^te  ^rje  be^  !(udbrud^  befielt  bartn,  bag  man  überaD  nur 
fagt,  \va9  fagendn)ert^  ift,  hingegen  aDe  roeitfc^weiftgen  Hu^einanber« 
fc^ungen  S)effen,  toa9  Öeber  felbfl  ^injubenlen  (ann,  oermeibet,  mit 
listiger  Unterfc^eibung  M  92öt§igen  unb  UeberflUfflgen.  hingegen 
foO  man  nie  ber  ftür^e  bie  S)eut(i^feit,  gefc^meige  bie  ©rammatil 
}um  £)pfer  bringen.  j|)en  Slu^brud  eincd  ©ebanlend  fdjmäc^en,  ober 
gar  ben  ®inn  einer  $eriobe  oerbunfelUy  ober  oerlUmmern,  um  einige 
SBorte  loeniger  §injufe^en,  ifl  beKagendn^ert^er  Unoerfianb.  ($.  U, 
559—575.) 

2)er  teitenbe  ®runbfa$  ber  @tiliflil  foOte  fein,  ba§  ber  äRenf^ 
nur  einen  ©ebanfen  }ur  3^^^  beutli^  beulen  fann,  ba^er  i^m  ntd^t 
3ugemut§et  »erben  barf,  bag  er  bereu  jtoei,  ober  gar  mehrere  auf 
einmal  benfe.  !3)ied  aber  mutzet  i^m  2)er  ju,  toelt^er  folc^e  ate 
3toif(^enfä^e  in  bie  Süden  einer  }u  biefem  3^^^  3erfliidrften  ^aupt« 
periobe  f(^iebt.  S)nrc^  Icinge,  mit  in  einauber  gefc^ac^elten  S'^i^dftn» 
fS^en  bereicherte  ^erioben  mirb  eigentlt^  junttc^ft  bad  ©ebäd^tnig 
in  Slnfpruc^  genommen;  loä^renb  oielme^r  Serfianb  unb  Urt^eildhaft 
aufgentfeu  n^erben  foOten,  beren  S^ütigfeit  nun  aber  gerabe  bur^  jene 
^eriobcn  erf^wert  unb  gefi^mäc^t  toirb.   ($.  U,  677—580.) 


€$tittteBen    —    ^tttmnmtg  349 

Slitot^tifd^^  Urt^etle  foDen  int  guten  Vortrage  ntd^t  borfommen, 
mil  fie  jlc^  etnfttitig  audne^men.  @te  flnb  nur  ha  }u  gebrauten,  mo 
eine  Srflärung,  ober  Definition  gegeben  toerben  foQ.    ($.  II,  580.) 

@Iei(^niffe  finb  bon  grogem  SBert^e,  fofern  fie  ein  nnbefannted 
Ser^ältnig  auf  ein  befannte^  jurüdfil^ren.  {%  II,  580.  Sergl  auA 
©leic^nig.) 

StiUlebcn,  f.  unter  9Ra(erei:  Uebertoiegen  ber  fubjecttDen  ober  ob» 
jectit^en  ©eite  bed  üft^etifii^en  äBo^IgefoIIen«. 

Stimmt. 

S)ie  t^ierifc^e  @timme  bient  aDein  bem  Stu^bruife  be^  Sidend  in 
feinen  (Erregungen  unb  Settegungen;  bie  menfc^Iic^e  aber  aud^  bem 
ber  (Srtenntnig.  2)amit  §ängt  jufammen,  bag  jene  fafi  immer 
einen  unangenehmen  @inbru(t  auf  un0  mac^t ;  bto9  einige  Sogelftimmen 
nid^t.   (?.  n,  599.) 

Stimmung. 

1)  iRu^en  bed  Sßec^feU  ber  (Stimmung. 

98ie  bad  beftcinbige  t^ortfd^reiten  ber  Srfenntntß  unb  Sinfl(^t  ber 
9)?onotonie  unb  ©dfaal^eit  bed  Sebend  t)orbeugt,  fo  leiflet  und  ^u  allen 
3eiten  benfelben  3)ienfl  ber  t)ietfa(^e  SBec^fet  unferer  Stimmung  unb 
Saune,  vermöge  beffen  loir  bie  !Z)inge  täglich  in  einem  anbern  Sichte 
crblicfen;  aud^  er  verringert  bie  9Ronotonte  unfern  Settugtfeind  unb 
S)enfend,  inbem  er  auf  baffelbe  mirft,  xoit  auf  eine  f^öne  ®egenb  bie 
fletd  fidf  ttnbembe  ^Beleuchtung  mit  i^ren  unerfd^bpfli^  mannigfaltigen 
Sid^teff ecten ,  in  t^olge  nieder  bie  ^unbert  9Rat  gefe^ene  Sanbfc^aft 
und  aufd  97eue  entjilcft.  @o  erfd^eint  einer  uerttnberten  ©timmung 
bod  Sefannte  neu  unb  ermedft  neue  ©ebanlen  unb  Snftd^ten.  ($. 
II,  60.) 

2)  Sebendreget  in  Sejug  auf  bie  ©timmung. 

©efunb^eitdjufianb,  ©c^laf,  9ia§rung,  XtnOftKaim,  ^ttitx,  Um* 
gebung  unb  no(^  Diel  anbered  Vengerlic^ed  ^at  auf  unfere  ©timmung, 
unb  biefe  auf  unfere  ©ebanfen  einen  mäd^tigen  (Sinbruct.  Sa^er  ift, 
toie  unfere  Slnfli^t  einer  Angelegenheit,  fo  an^  unfere  g^l^ig^cit  )u 
einer  l^eiflung  fo  fel^r  ber  ^tii  wh  felbfl  bem  £)rte  unterworfen. 
!Z)arum  alfo  ne^me  man  bie  gute  ©timmung  wa^c,  benn  fie  lommt  fo 
feiten.   (?.  I,  463.) 

3)  Die  ©timmung  in  ber  l^rifd^en  $oefic   {©.  g^ril.) 

4)  Sarum  bem  üRenfc^en  eine  gebrttd(te  ©timmung 
angemeffen  ifl. 

Die  bem  ^enfd^en  angemeffene  ©timmung  ift  eine  gebcttdte,  knie 
bie  ^ietiflen  fie  jeigen.  Denn  er  befinbet  fid^  in  einer  Sßelt  boH 
dommer,  an0  ber  fein  anberer  Sludmeg  ftt^,  aM  bie  unenblic^  fc^mere 
Serlttugnung  feined  ganjen  SBefend,  bie  SBettObertoinbrnig.  ($.  422.) 


350  ®tirn    —    €^toicidmtt9 

atoff. 

S)te  Bereinigung  t)on  SRaterie  unb  f$orm  ^eigt  ©toff.    @toff  ifi 
olfo  nic^t  mit  ÜRotcrie  ^vl  üeno^fcln.   (SB.  II,  3ö2.    »ergL  unter 
gorm:  SJerbinbung  ber  t^orm  mit  ber  SOtaterie,  unb  unter  SRaterie: 
.©egen  bie  Sern^ec^dlung  Don  äRaterie  unb  @toff.) 

2)  Untrennbaricit  üon  Äraft  unb  ©toff.   (@.  ftraft.) 

6toxcx»mi9. 

1)  Urfprung  unb  3^^^  ^^^  @toicidmud. 

3)ie  @toifc^e  @t^il  iß  urfprUnglic^  unb  luefemlic^  gar  nic^t  Sugenb« 
le^re,  fonbern  blod  8lntt)eifung  ^um  DemUnftigen  Seben,  beffen  3^^! 
unb  3me(f  ©lücf  burc^  ©eiftedru^e  ifi.  !Z)er  tugenb^afte  SEBanbel 
finbet  ft(^  babei  gleic^fom  nur  per  accidens,  al9  TlitUl,  nic^t  aU 
3n)ecf  ein.  S)er  ©toicidmud  ifl  atfo  nur  ein  befonberer  Subttmonid* 
mud  unb  i{l  ba^er  feinem  ganjen  Sßefen  unb  ©efic^t^punfte  nac^ 
grunbDerfc^ieben  t)on  ten  unmittelbar  auf  £ugenb  bringenben  et^ifc^en 
(S^flemen,  at^  ha  ftnb  bie  Se^re  ber  Seben,  bed  ${aton,  be^  S^riftcn* 
t^umd  unb  ffantd.  —  S)ie  DoQIommenfte  (Entioidelung  ber  praltifdien 
Semunft,  ber  §0(^fle  ®i))fe(,  ju  beut  ber  SRenfc^  burc^  ben  bloßen 
©ebrauc^  feiner  Vernunft  gelangen  fann,  unb  auf  welchem  fein  Unter« 
fc^teb  t)om  S^^iere  ftc^  am  beutlic^fien  jeigt,  ifl  aU  dbeat  bargefleOt 
im  @toif(^en  SBeifen.  ÜDer  Urf))rung  ber  ©toifc^en  St^il  liegt  in 
beut  ©ebanfen,  ob  bad  groge  Sorrec^t  bed  3)fenfd§en,  bie  Sernunft, 
ivetc^e  i^m  mittelbar,  burc^  ^^lanmägige^  $anbetn  unb  toa€  anß  btefem 
^ert)orge^t,  fo  fe^r  bad  lieben  unb  beffen  Saßen  erleichtert,  nid)t  auc^ 
fä^ig  U)Sre,  unmittelbar,  b.  ^.  burc^  bloge  Srienntniß,  i^n  ben  Seiben 
unb  Ouaten  oller  Srt,  meiere  fein  Seben  füQen,  auf  ein  9}{ol  ju 
ent^ie^en. 

3)ie  ©toifc^e  St^if,  im  ©anjen  genommen,  i{)  in  ber  j£^at  ein  fe^r 
fc^ä^barer  unb  ac^tungdroert^er  Serfuc^,  ba^  gro§e  Sorrec^t  bed  SRen« 
fc^en,  bie  Sernunft,  ju  einem  wichtigen  unb  ^eilbringenben  S^td  ju 
benu^en,  nämli^  um  i^n  über  bie  Seiben  unb  ®(^mer}en,  toelc^en 
jiebe9  Seben  anheimgefallen  ifi,  ^inaudju^eben,  i^n  eben  baburc^  im 
^^ften  ©rabe  ber  Stürbe  t^etl^aft  ^u  machen,  »elc^e  i^m  al9  Der« 
nünftigen  SBefen  im  ©egenfaft  jum  liiere  jujie^t.  (SB.  II,  103— 
108.  375.) 

SBenn  mir  ba^  3^^^  ^^^  ©toici^mud,  jenen  unerfd^Utterlic^eit  ©leic^' 
mut^  (arapa^ia)  in  ber  Ütä^e  betrachten;  fo  finben  n^ir  barin  eine 
Möge  %b^&rtung  unb  Unempfinblic^teit  gegen  bie  Streiche  bed  ©d^id« 
fate,  baburc^  erlangt,  ba§  man  bie  ^ür}e  M  Seben9,  bie  Seer^eit  ber 
©enüffe,  ben  Unbe^anb  be«  ©liicfcd  [lij  fletd  gegenniärtig  er^&It,  onc^ 
eingefe^en  ^at,  bag  ju^ifc^en  ©tUcf  unb  Unglücf  ber  Unterfc^ieb  fe^r 


€^totct«mu0  351 

Diel  Reiner  ift,  oM  unfere  9nticipation  S9eiber  i^n  und  tiotfptegeln 
lägt.  !Died  ifl  aber  no(^  fein  glüdUc^er  3>>ß<>n^#  fonbera  nur  bad 
getaffene  (Ertragen  ber  Seiben,  bie  man  atö  unüermeiblic^  üor^ergefe^en 
^at.  S)o(^  liegt  @ei{tedgr5ge  unb  SBürbe  barin^  bag  mau  fc^iDeigenb 
unb  gelaffen  bad  Unüermeiblid^e  tr&gt.  —  Wan  tann  bemnac^  ben 
©toicidmud  auc^  auffaffen  cid  eine  geiflige  S)itttctif,  toeldjer  gemäß, 
mie  man  ben  Seib  gegen  (Sinflüffe  bed  S^inbed  unb  SBetterd,  gegen 
Uugema^  unb  Slnftrengungen  abhärtet,  man  auc^  fein  ®emüt^  ab^u« 
gärten  f^at  gegen  Ungliidf,  ®efa^r,  Sertuft,  Ungerec^tigfeit,  Solide,  Ser« 
rat^,  ^oc^mut^  unb  5»orr^eit  bc«  "SDUn^d^tn.   (SB.  n,  174  fg.) 

2)  äBiberf))rü(j^e  unb  @o))§idmen  bed  @toicidmud. 

@o  fe^r  au(^  ber  3^^^^  ^^^  ©toifd^en  (Et()i!  in  geioiffem  ®rabe 
erreichbar  ift;  fo  fe^lt  bennoc^  fe§r  Diel,  ba§  cttoa9  SoIIfommened  in 
btefer  %rt  }u  @tanbe  lommen  unb  »irflid^  bie  richtig  gebrauchte  93et« 
nunft  und  aDer  Saft  unb  aQen  Seiben  bed  Sebend  entjie^en  unb  }ur 
®lü(ffäUgfeit  führen  fönnte.  Sd  liegt  Dielme^r  ein  üoQfommener 
SSiberfpruc^  barin,  leben  }u  »oDen  o^ne  ju  leiben.  !Diefer  SBiber« 
fpru^  offenbart  fic^  fc^on  baburc^,  bag  ber  @toifer  gen5t^igt  ift,  feiner 
^ntt)etfung  }um  glüdfäligcn  Seben  eine  (Empfehlung  bed  @eIbfimorbed 
einjufled^ten,  für  ben  SaO  nttmlic^,  mo  bie  Seiben  bed  ^örperd,  bie 
ftc^  burd^  feine  ©ä^e  unb  ©c^Iüffe  loegp^ilofop^iren  laffen,  Ubenoie« 
genb  unb  unheilbar  flnb,  fein  alleiniger  S^td,  (9Iü(ffäligfeit,  alfo  boc^ 
vereitelt  ifl,  unb  nid^td  bleibt,  um  bem  Seiben  }u  entgegen,  ald  ber 
2:ob.  !Der  innere  SBSiberfpruc^,  mit  meiern  bie  ©toifd^e  (Et^if  in 
i^rem  ©runbgebanfen  behaftet  ifl,  }eigt  ftc^  ferner  auc^  barin,  bag  i(}r 
dbeal,  ber  ©toifc^e  SBeife,  in  n^rcr  S)arfleQung  felbfl,  nie  Seben  ober 
innere  poetifc^e  SBa^r^eit  geniinnen  fonnte,  fonbern  ein  ^bljerner,  fleifer 
©liebermann  bleibt,  mit  bem  man  nic^td  anfangen  fann,  ber  felbfl 
nid^t  mi%  n)0^in  mit  feiner  Seid^eit,  beffen  t)oQfommene  9{u^e,  Qu» 
frieben^eit,  ©lücffäligfcit  bem  äBefen  ber  äRenfc^^eit  gerabeju  miber* 
fprid)t  unb  und  }u  feiner  anfc^aultd^cn  93orfleQung  bat)on  fommen 
läßt.   (2ß.  I,  108  fg.) 

!Die  ^^nifer  »aren  audfc^tieglic^  praftif c^e  ^^ilofop^en  unb  mac^« 
ten  (Emfl  mit  bem  Sntbe^ren.  Vud  i^neu  gingen  bie  ©toifer  baburc^ 
f;eruor,  baß  fie  bad  ^raftifc^c  in  ein  2^^eoretifc^ed  üenoanbelten.  @ie 
meinten,  bad  »irflic^e  (Entbehren  aQed  irgenb  (Entbehrlichen  fei  nic^t 
crforbert,  fonbern  ed  reiche  §in,  baß  man  9efl^  unb  ®enuß  beflänbig 
ald  entbet}rtid)  unb  ald  in  ber  $anb  bed  S^falld  fle^enb  betrachte; 
ba  loiirbe  benn  bie  mirfltc^e  (Entbehrung,  totmx  fie  etma  eintrete,  »eber 
unenvartet,  noc^  fc^mer  faQen.  9Ran  fbnne  immerhin  SQed  ^aben 
unb  genießen ;  nur  muffe  man  bie  Ueberjeugung  t)on  ber  SEBert^Ioflgfeit 
unb  6ntbt()rli(^feit  fold^er  ®Uter  einerfeitd,  unb  bon  i^rer  Un^c^er^eit 
unb  ^infäOigfeit  anbererfeitd  fietd  gegenwärtig  erhalten,  mithin  fte  aDe 
gau}  gering  fc^ä^en,  unb  aOejeit  bereit  fein,  fie  auf)ugeben.  ®o  Der* 
DoQtommneten  bie  ®toifer  bie  S^eorie  bed  ©leic^mut^d  unb  ber  Un« 


352  ®tol3 

ab^ätigigfeit  auf  ffoßen  ber  ^ro^id,  inbem  fie  VOed  auf  einen  men' 
talen  $roceg  )urücfifü^rten  unb  burc^  Argumente,  toit  {le  bad  erfie 
Sapitel  bed  Spiftet  bavbietet,  ft(^  oDe  Sequemltc^Ietten  bed  Seben^ 
^etanfop^tflicirtcn.  ®ie  Ratten  aber  babei  auger  Sd^t  gelaffen,  bag 
aOed  ©etto^nte  }um  Sebürfntg  ivtrb  unb  ba^er  nur  mit  @d^mer) 
entbehrt  loerbcn  fann;  bag  ber  2BiQe  nid^t  mit  fld^  fpielen  lägt,  nic^t 
genießen  lann,  o§ne  bie  ©enüffe  }u  lieben ;  baß  ein  ^unb  nic^t  gleich« 
gültig  bleibt,  inbem  man  i§m  ein  ©täd  traten  burd^d  SRauI  jie^t, 
unb  ein  äBeifer,  U)enn  er  ^ungrig  ifl,  aud^  nid^t;  unb  baß  ed  }tpif(^en 
Sege^ren  unb  Sntfagen  (ein  iKitttered  giebt.  3)ie  ©toifer  maren  btoße 
3)7aul^elben,  unb  }u  ben  jt^nifern  Dermaßen  fie  fic^  ungefähr,  loie 
loo^Igemäflete  Senebiftiner  unb  Xuguftiner  3U  9ran}id(anern  unb  Sa^ 
pucinern.  de  me^r  fie  bie  $ra^d  üernac^Ittffigten,  beflo  feiner  f))i^ten 
fie  bie  S^eorie  ju.   (®*  II,  167—173.) 

3)  ©egenfa^  3U)if(^en  bem  ©toifd^en  ©leid^mut^  unb 
ber  d^rifllid^en  9tefignation. 

!Der  @toif(^e  ©(eic^mut^  unterfc^eibet  fic^  Don  ber  c^rifMid^en  Ste^ 
ftgnation  Don  ®runb  au0  baburc^,  baß  er  nur  gelaf[ened  Ertragen 
unb  gefaßte^  Srioarten  ber  unabänberlic^  not^u^enbtgen  Uebel  (c^rt, 
bad  S^rifient^um  aber  (Entfagung,  aufgeben  be0  äBoHen^.  (äB.  II, 
494;  I,  109.) 

4)  SEBarum  ber  ©toici^mud  bem   magren  $eil   ent> 
gegenließt* 

!3)er  ©toici^mu^  ber  ©efmnung,  melc^er  bem  ©c^idffale  S^ro^  bietet, 
ifl  }n?ar  ein  guter  $an}er  gegen  bie  lOeiben  M  Sebend  unb  bientidi, 
bie  ©egentoart  beffer  }u  ertragen;  aber  beut  tvaßren  $ei(e  fleßt  er 
entgegen;  benn  er  Derftodft  bad  ^erj.  SEBie  foOte  ioij  biefed  burd^ 
Seiben  gebeffert  h)erben,  nienn  e^,  toon  einer  fieinernen  9Iinbe  umgeben, 
fie  nicßt  cmpfinbet?    (?.  H,  342.) 

5)  SBetdße^  2:em))erament  bem  ©toici^mud  befonberd 
günflig  ifl. 

Sin  gemiffer  @rab  bed  ®toici9mu9  ifl  nicßt  feßr  feiten.  £)ft  mag 
er  affectirt  fein  unb  auf  bonne  mine  au  mauvais  jeu  }urüdf(aufen ; 
n)0  er  jebocß  underfleQt  ifl,  entfpringt  er  meiflend  au9  bloßer  ©efüßl» 
loftgfeit,  au9  iDZangel  an  ber  (Energie,  Sebßaftigfeit,  @m))ftnbung  unb 
^ßantafie,  bie  fogar  }u  einem  großen  $er3eteib  erforbert  ftnb.  3)iefer 
ärt  bed  ®toici^mu0  ifl  bad  $ßtegma  unb  bie  Sc^n^erfäDigfeit  ber 
3)eutfcßen  befonber^  günflig.   {%  U,  342.) 


«tolj. 


1)  ©egenfao  jivifAen  @toh  unb  (Eitelleit.  (@.  diitl 
feit) 


—    Strafe  353 

2)  SBarum  bcr  ©tolj  nic^t  in  unfercr  aBillfür  flc^t. 

©tot3  ifl  nic^t,  mx  to'xU,  fonbcrn  f;öc^pcn«  faiin,  wer  toiD,  ©tolj 
Qffeftiren,  mirb  ober  qu«  bicfcv,  »ic  au«  jcbcr  ongcnommcncn  SJoHc 
bQlb  herausfallen.  S)eun  nur  bie  fcfte,  uucrfc^üttcrüc^e  Ucber^eugung 
t)on  überioiegenbeu  Sorjiigen  unb  befoubercm  äBert^c  tnac^t  mxtli^ 
P0I3.  3)iefe  Ueberjeugung  mag  nun  irrig  fein,  ober  auc^  auf  bloö 
äugerUd^eu  unb  fouDentioneHen  Sor^Ugen  berufen ;  —  baS  fd^abet  beut 
©totj  ni(^t,  mcnn  fic  nur  lüirflic^  unb  crnjllid)  öor^anben  ifl.  SBeit 
atfo  ber  ©tolj  feine  SBurjct  in  ber  Ucberaeugung  f^at,  flc^t  er,  toic 
aOe  erfenntnig,  nic^t  in  unfcrer  SSSillfür.    {%  l,  3800 

3)  3)a«  größte  ^inberniß  beö  ©tolje«. 

3)a«8  größte  ^inberniß  beö  ©tolje«  unb  fotgU^  fein  fc^Iimmfler 
i^einb  ift  bie  @itelfett,  at«  niel^e  um  ben  93eifaQ  Ruberer  bu^lt,  um 
bie  eigene  ^o^e  9}^einung  t)on  fid)  felbft  barauf  ju  griinben,  in  \r)tli)tx 
bereit«  ganj  fep  ju  fein  bie  SSorau«fe(jung  be«  ©tolie«  ifl.  {% 
l,  380.) 

4)  2Bo  <Stot^  nöt^tg  unb  bered^tigt  i(t. 

!Der  Unüerfc{|ämt()eit  unb  ^ummbreifligfeit  ber  nteiften  SRenf^en 
gegenüber  t^ut  3ebcr,  ber  irgenb  Xütlijt  Sor^iige  ^at,  gan^  xoolji,  fte 
fctbfl  im  %uge  gu  behalten,  um  nidjt  fie  gän^Iic^  in  Sergeffen^eit 
gerat^en  jn  laffen;  benn  mx,  folc^e  gutmüt^ig  ignorirenb,  mit  denen 
fic^  gerirt,  al«  wäre  er  ganj  if)reö  ®Iei(^en,  ben  toerbcn  fle  treu^erjig 
fofort  bafür  Ratten.  Slm  metflen  aber  ifl  folc^e«  3)enen  an^uempfe^ten, 
bereu  Sor^iigc  Don  ber  ^öc^flen  ?lrt,  b.  ^.  rcate  unb  alfo  rein  per* 
fönlic^e  finb,  \>a  biefc  nic^t,  toie  £)rben  unb  Jitcl,  Jeben  augcnblitf 
burc^  ftunlid^e  Sinwirfnug  in  Erinnerung  gebracht  Werben ;  benn  fonft 
werben  Pe  oft  genug  ba«  Sus  Min^rvam  e^empliftcirt  fe^en.  {%  I, 
380  fg.    $).  45G.) 

5)  Son  SBem   ^au})tfac^li(^    ber  Stabel   be«  ©tolje« 
au^ge^t 

©0  fe^r  and)  burdjgängig  ber  ©tolj  getabelt  unb  öerfdjrieen  wirb, 
fo  ip.bpd)  ju  t)ermutijcn,  baß  bie«  ^an))tfäd)Iic^  oon  ©otc^en  au«< 
gegangen  ifl,  bie  nidjt«  ^abcn,  worauf  fle  ftolj  fein  fönnen.  3)ic 
Jugenb  bcr  Sefdjeiben^eit  ifl  eine  erfledlidje  Srfinbung  für  bie  Sumpe. 
{%\  I,  380 fg.   »crgt.  «efc^eiben^eit.) 

6)  SDie  wo^(fei({ie  Slrt  be«  ©tolje«. 

S)ie  wo^lfeilfle  Vrt  be«  ©totje«  ifl  ber  ^ationalflola«  (©.  92atiotta(« 
fiolaO 

Stoff,  f.  a){ed)antr. 

Straft. 

1)  ©egenfa^  jwifc^en  ©träfe  unb  Stacke.    (®,  9iaift,) 


354  @trafrei^t   —    ©uBJect 

2)  Stoedt  ber  Strafe, 

!Z)er  nntnittelbare  S^^^  ^^  ©träfe  ifl  (Erfüllung  bed  ©efe^e« 
alö  eine«  SJertrageö.  Der  einjige  3»^*  ^^^  ©efefte«  aber  ifl 
Sbfc^red ung  Don  ^etnträc^tigung  frember  Steckte.  2)emna(^  ift  ber 
ßteedE  ber  ©träfe  Slbfc^redung  bont  Serbrec^en.  jtant«  Z^eorie  ber 
©träfe  al9  bloger  Sergeltung  um  ber  SJcrgeltung  nitQen  ifl  eine  üöUig 
grunbtofe  unb  öerfe^rte  «nflc^t.   (SB.  I,  410— 4120 

3)er  eigentliche  S^td  ber  ©träfe  iß  Sbfd^reAmg  Don  bec  2:^at, 
nic^t  aber  moralifd^e  Sefferung,  mel^e  tocgen  ber  UnDeränberlic^Ieit 
be«  S^aralter«  gar  nic^t  möglich  ifl.  !Da«  'ißoenitentiarf^flem  iß  )u 
üertüerfen.   (ffi.  H,  683fg.    Ccrgt.  ^oenitentiarf^jlemO 

3)  5Wag  ber  ©träfe. 

!Z)ag,  loie  Seccaria  geteert  ^at,  bie  ©träfe  ein  rid^ttge«  Ser^ält* 
nig  }unt  Serbrec^en  ^aben  foQ,  beruht  ni(^t  barauf,  bag  fie  eine  Suge 
für  baffelbe  toürt;  fonbem  barauf,  bag  ba«  $fanb  bem  Sert§e  Steffen, 
loofür  e«  ^aftet,  angemeffen  fein  mug.  !Da^er  ifl  deber  berechtigt, 
aU  ©arantie  ber  ©ic^er^eit  feine«  Seben«  frembe«  Seben  jnm  $fanbe 
}u  forbem,  nic^t  aber  eben  fo  für  bie  ©id^er^eit  feine«  ©gentium«, 
al«  für  tuetc^e«  frembe  t^rei^eit  u.  f.  \\>.  $fanb  genug  iß.  3"^ 
©ic^erßeQung  be«  Seben«  ber  Bürger  ifl  ba^er  bie  £obe«flrafe  fd^tec^' 
terbing«  not^föenbig.  Ueber§au))t  giebt  ber  ju  ))er^ütenbe  ©d^aben  ben 
richtigen  ÜRaßßab  für  bie  an}ubro^enbe  ©träfe,  nic^t  aber  giebt  i^n 
ber  ntoratifc^e  Unmert^  ber  Derboteneu  ^anblung.  ißeben  ber  ®ri5ge 
be«  }u  t)er^ütenben  ©d^abcn«  lommt  bei  93eßimmung  be«  SDtage«  ber 
©träfe  bie  ©tttrfe  ber  inx  verbotenen  ^anblung  antreibenben  SRotibe 
in  »etrac^t.   (SB.  II,  684  fg.   $.  376  fg.) 

$itvafttdiij  f.  dttijU 

Situ^enten. 

3ur  Serbefferung  ber  Dualität  ber  ©tubierenben  auf  Äoßen  i^rer 
fc^on  fe^r  über}ö^ligcn  Ouantitöt  foUte  gefe^lid)  beßimmt  fein: 
1)  bog  Reiner  öor  feinem  jtoanjigßen  Oa^rc  bie  UniDerfitöt  begießen 
bürfte,  bafelbß  aber  erß  ein  examen  rigorosum  in  beiben  alten 
©prac^eu  in  überße^en  mtt,  e^e  i^m  bie  SRatrilel  ert^eilt  mürbe. 
3)urc^  biefe  jeboc^  mügte  er  bom  9RiIitärbienße  befreit  fein;  2)  foDte 
gcfe^Iic^  beßimmt  fein,  bag  3cber  auf  ber  Uniöcrßtät  im  erßen  3a^re 
au«f(^lieglic^  SoHegia  ber  pl^i(ofo))§if(^en  gacuttät  l^ören  mügte  unb 
t)or  bem  jmeiten  3a^re  gu  benen  ber  brei  oberen  gacult&tcn  gar  nid^t 
gugetaffen  mürbe,  biefen  aber  al«bann  bie  S^eotogen  gmei,  bie  durißen 
brei,  bie  SKebiciner  üicr  3a^re  mibmen  mügten.  (^.  II,  624  fg.) 
0tttfnt,  ber  SRatur,  f.  9!atur, 
Subjtct. 

3)a«  ©ubiect  jerfättt  in  ba«  ©ubject  be«  SB  öden«  unb  in  ba« 
©ttbject  be«  (gr!ennen«,  beren  Obeutitöt  im  3^  ba«  SBunber  xar 


Ciibject  355 

1)  !Z)ad  Subject  be«  Sollend. 

2)00  @u6j[ect  bed  2BoOen0  ifl  nur  beni  innern  Sinn  gegeben,  bo^er 
ed  adetu  in  ber  ßüt,  ntc^t  im  9{aum  erf(^eint.  (®.  140.)  (£d  i^ 
©egenflanb  M  Selbflbeiougtfeind  unb  h)irb  in  bemfelben  mcf|t  qI0 
be^arrcnbc  ©ubfianj  aiiflcfc^aut,  fonbern  nur  in  feinen  fucceffloen 
Biegungen  erfannt.  (®.  unter  Seföußtfein:  ©egenfa^  bed  ©elbß« 
bemußtfeind  unb  bed  Sewußtfeind  anberer  !Dinge.) 

2)  !Z)ad  ®ttb|ect  bed  Srfennend. 

a)  3)0«  reine  ©ubject  be«  Srfennenö.   (@.  unter  3n«» 
tellect:  !I)er  reine  Ontellcct.) 

b)  Sebingt^eit  bed  Objecto  burc^  ba«  ©ubject  bed 
Srfennen«.    (®.  Dbject.) 

c)  Unerfennbarteit  be0  ©ubjectd  bed  Srfennend. 

3)Qdienige,  »ad  Slled  erlennt  unb  Don  fteinent  erfannt  n)irb,  ift 
bad  ©ubject.  (SB.  I,  6  fg.  ?.  I,  111.)  Da«  ©ubiect  be«  (gr* 
lennend  !ann  nie  erfannt,  nie  Öbject,  SorfleOung  »erben.  S)a  mir 
bennoc^  nic^t  nur  eine  äugere  (in  ber  @innedanf(^auung),  fonbern 
au^  eine  innere  @elbflerfenntnig  ^aben,  {ebe  (Srfenntnig  aber,  i§rem 
Sßefen  infolge,  ein  Srfannted  unb  (Erfennenbed  üoraudfe^t;  fo  tfl 
bad  (Srfannte  in  und,  aU  folcfied,  nid^t  bad  (Erfennenbe,  fonbern  bad 
äBoHenbe,  bad  ©ubject  bed  SßoHend,  ber  SBiOe.  (®.  141—143. 
(S.  11.  93erg{.  unter  (Srfenntnig:  SBarum  ed  fein  (Srfennen  bed 
@rfennend  giebt.) 

d)  Unget^eitte  ©egenmart   bed  ©ubiectd  bed  (St* 
fennend  in  {ebent  üorflellenben  SBefen. 

2)ad  Subject,  bad  Srfennenbe,  nie  (Srfannte,  liegt  nic^t,  »ie  alled 
Dbject,  in  ben  formen  bed  (Erfennend,  in  3^^^  ^^^  9taum,  burd^ 
welche  bie  Siel^eit  ifl.  O^m  fommt  alfo  meber  Siel^eit,  no(^  beren 
©egenfa^,  Sin^eit  }u.  @d  ift  gau}  unb  nnget^eilt  in  {ebem  oor^ 
fieQenben  SBefen;  ba^er  ein  einjiged  oon  bicfen  eben  fo  DoÜflänbig,  atd 
bie  ))or§anbcnen  SltiHionen,  mit  bem  JObject  bie  Sßelt  ald  SorfleOung 
erg&njt;  üerfdjloänbe  aber  au^  jened  einjige,  fo  loftre  bie  SBett  ald 
SorfleOung  nic^t  me^r.   (S8.  I,  6;  II,  18.) 

e)  ^^änomenalitttt  bed  ©ubjectd  bed  (Srfennend. 

üDad  @ubiect  bed  (Srfennend  ifl,  »ie  ber  itih,  ald  bcffen  ®e^im* 
function  ed  ftd)  obj|ectio  barfleQt,  (Srfc^einung  bed  9BiKend,  ber,  ald 
bad  alleinige  !Z)ing  an  ftd^,  bad  ©ubflrat  bed  Conelatd  aOer  Srf^ei« 
nnngen,  b.  i.  bed  ©ubjectd  ber  Srfenntnig,  ifl.  ($.  I,  111.)  !Dad 
Subject  bed  Srfennend  ifl  nic^td  @elbflftttnbiged,  fein  !Ding  an  fld^, 
^at  fein  unab^ängiged,  urfprünglic^ed,  fubflantteOed  S)afein;  fonbern 
ed  ifl  eine  bloge  (Srfc^einung,  ein  ®ecunb&red,  ein  Scciben},  junft^fl 
burt^  ben  Organidmud  bebingt,  ber  bie  (Srfd^einung  bed  Sßiltend  ifl; 
ed  i^,  mit  6inem  fflort,  nic^td  9nbered^  atd  bet  9o(ud,  in  »eichen 

•    -  23* 


356  ©ttbjccttöität 

fömmttic^c  ©c^irnMftc  jufammenlaufcn.   (?.  H,  48.    SJergl.  3i}, 
@ee(e  unb  dntellect.) 

f)  aGBibcrtcgung  bc«  ©d^Inffeö  Don  ber  Sc^arrli^* 
feit  auf  bie  @ubfianttalität  bed  erfennenben 
@ub|ectd. 

3)er  Sauf  ber  3^i^  ^^^  ^Qern  in  i^r  fönnte  nid)t  ma^rgcnommen 
»erben,  toenn  nic^t  ettuad  märe,  bad  an  bemfelben  feinen  S^^cit  ^at, 
unb  mit  beffen  9?u^e  kuir  bie  93en)egung  jened  üerglic^cn.  2)icfe<^  un« 
Derrüdt  gefifie^enbe ,  toelc^cd  bie  SQßa^me[)niung  bed  ^ortriicfenö  ber 
3eit  erfl  mögti^  ntad^t,  an  loclc^em  bie  ^ixt  mit  i^rem  du^alt  oor» 
überfließt,  lann  nun  aDerbing«  nic^tö  Snbereö  fein,  alö  ba«  erfennenbe 
®ubiect  felbfl,  aU  toAi^t^  bem  !?aufe  ber  ^tii  unb  bem  äßec^fet  i^re^ 
On^altö  unerifd^üttert  unb  unöeränbert  jufd^ant.  Cor  feinem  33Ii(!e 
läuft  ba«  Seben,  mie  ein  ©t^aufpiet,  ju  ©nbe.   (%  l,  108  fg.) 

Sber  an^  biefer  Se^antid^fett  beö  erfennenben  @ub|ectd  folgt  nid^t, 
ba{^  cd  eine  unjerflörbare  ©ubfianj  fei.  S)enn  t9  ift  bod^  an 
ha9  2 Am  unb  fogar  an  baö  SBad^en  gebunben,  feine  Se^arrlid^feit 
mä^renb  Seiber  bemeifi  alfo  feinedmegd,  bag  fte  aud^  au§erbem  befielen 
fönne.  S)enn  biefe  factifd^e  Sc^anti(^feit  für  bie  S)auer  bcd  bemühten 
3uPanbeö  ift  nod^  weit  entfernt,  ja  toto  genere  öerfd^icben  ))on  ber 
Se^arrli^feit  ber  Sßaterie,  Don  tee^cr  le^tern  n)ir  nic^t  blod  i^re 
factifc^e  S)auer,  fonbern  i^re  not^nienbige  UnjerfiSrbarfeit  unb  bie  Un« 
mögli^feit  i§rer  Vernichtung  a  priori  einfe^cn.  {%  I,  109  fg.  $ergl. 
aud|  dd^  unb  ©eete.) 

g)  ÜDad  reine,  n)i((enlofe  (Subject  bed  Srfennend. 
(®.  Sefi^etifc^,  unb  unter  3bee:  3)ie  (Srfenntnig  ber 
3been.) 

h)  dbentität  bed  Subjectd  bed  Sollend  mit  bem 
erfennenben  ©ubject.    (©.  Sldf,) 

9ub)tctmtät. 

1)  ©ubiectioitüt  ber  mciflcn  SRenfc^en. 

S)te  meiflen  ÜRenfc^en  fmb  fo  fubiectiD,  bog  im  ®runbc  ni(^td 
dnteref[e  für  fie  ^at,  ald  gan^  aQeiu  fte  fetbft.  S)a^er  fommt  ed,  bag 
fte  bei  ^0em,  mad  gefagt  wirb,  fogteic^  an  fid)  benfen  unb  jebc  ^u» 
fällige,  nod^  fo  entfernte  SSejie^ung  auf  irgenb  etniad  if^ncn  $crfönli4ed 
i§re  ganje  9ufmerffamfeit  an  fi^  reigt  unb  in  S3efi(  nimmt;  fo  bog 
fte  für  ben  objectiüen  ©egenflanb  ber  Stebe  feine  gfaffungdfraft  übrig 
behalten,  »ie  aud^,  bag  feine  @rünbe  bei  t^nen  ettt)ad  peltcn,  fobalb 
i^r  3ntereffc  ober  i^re  Citelfeit  benfelben  entgegenfle^t.  (%  I,  477  fg. 
fOl.  256  fg.  lieber  bie  Sftrologie  ald  einen  befonberen  Seioeid  ber 
©ubiectiottät  ber  ÜRenfc^en  f.  9firologte.) 

2)  ©ubiectiöität  ber  SBeiber.   (®.  ffieiber.) 

3)  ©ubiectioität  bed  @ttld.    (®.  ®ti(.) 


1)   Urf})rung   unb   loa^rer  dn^alt  be^  Segrtffd  ber 
@ubflan}. 

SSon  bem  abflractcn  »egriff  bcr  SWoteric  aW  bcm  Sc^arrcnben  im 
SBed^fcI  ber  3uflänbc  (öcrgl.  SWotcrie)  ip  ©ubflanj  tDicbcr  eine 
«bflraction,  folglich  ein  ^ö^cre«  Genus,  unb  ifl  baburd^  entjlanben, 
baß  nton  bon  bcm  Segriff  ber  SKotcrie  nur  bad  ^räbicat  bcr  »e^arr» 
ß(^!cit  flehen  lieg,  oHe  i^rc  übrigen  »cfentlid^cn  ©genfd^Qftcn,  «uö- 
be^nung,  Unburd^brlnglic^feit,  2$cübarfcit  u.  f.  tD.  ober  tocgba^te. 
SBie  jebc«  f|ö^cre  Genus  enthält  alfo  ber  Segriff  ©nbflanj  tDcniger 
in  yxäi,  ate  ber  ©cgriff  SKotcric;  ober  er  cnt^Mt  ni^t  bofür,  toie 
fonft  immer  boö  ^ö^cre  Genus,  mc^r  unter  fic^,  inbem  er  nid^t 
mehrere  nicbcre  genera  neben  ber  SRoterie  umfogt;  fonbem  biefe  bleibt 
bie  einjige  toalpct  Unterart  bc0  Segriff d  ©ubflonj,  ba0  cinaige  iRad^« 
tDci^bore,  h)obur^  fein  On^olt  reoUfirt  »irb  unb  einen  Se(eg  er^ttlt. 
Der  3wc(f  olfo,  gu  welchem  fonft  bie  SJernunft  burc^  Äbflroction  einen 
^ö^ent  Segriff  hervorbringt,  nämlic^  um  in  i^m  mehrere,  burd^  SRcbcn« 
befitmmungen  ))erf(^iebene  Unterarten  juglcic^  gu  benfen,  ^ot  ^ier  gar 
nic^t  ©tatt;  folgli^  ift  )cne  Slbfiroction  entmeber  gong  imdlo9  unb 
müßig  borgenommen,  ober  fie  ^at  eine  ^etmttc^e  92ebenabfi(^t.  S)iefe 
tritt  nun  and  Sic^t,  inbem  unter  bem  Segriff  @nbflang  feiner  äd^ten 
Unterart  SRoterie  eine  gleite  (unttc^te)  coorbinirt  h)irb,  nttmli^  bie 
immaterieDe,  einfache,  ungerflörbare  ©ubpang,  ©eele.  (SB.  I,  581 — 583. 
%  1,  76.  82.    Sergl.  au(^  Genus  unb  @ecle.) 

@ubfiang  ifi  ein  btoged  ©^non^m  Don  SRaterie.   (®.  44.) 

2)  ÜDer  ©runbfa^  ber  Se^arrli^feit  ber  @ubflang. 

Der  ©runbfa^  ber  Se^arrlid^Teit  ber  ©ubflong,  b.  i,  ber  ^ttttpi" 
temität  ber  aRaterie,  ifl  ein  trandfcenbentater,  a  priori  gett)iffer.  (Sr 
iß  ein  SoroÜarium  bed  Saufalittttdgefe^ed.  6r  folgt  baraud,  bog 
bad  ®efe^  ber  Saufaßtät  fid^  nur  auf  bie  Bufiänbe  ber  S^x^ftt,  atfo 
auf  i^re  9{u^e,  Seioegung,  ^orm  unb  Dualität  begießt,  inbem  ed  bem 
geitlid^en  (Sntfle^en  unb  Serge^en  berfelben  oorfte^t,  feine^loeg«  aber 
auf  ba0  Dafein  M  Zrägerd  biefer  3uflttnbe,  aU  loeld^em  man,  eben 
um  feine  (S^emtion  oon  aQem  Sntfie^en  unb  Serge^en  audgubrüden, 
ben  97amen  @ubftang  ert^eilt  ^at.  Die  ©ubftang  be^arrt,  b.  f). 
fie  lann  nic^t  entfielen,  nod^  berge^en,  mithin  bad  in  ber  SBett  Dor* 
^anbene  Ouantum  berfelben  nie  oerme^rt,  nod^  berminbert  loerben.  Die 
®en)ig^eit,  mit  ber  mir  bied  a  priori  miffen,  entfpringt  baraud,  bog 
cd  unferm  Scrfianbe  cm  einer  gform,  bad  (Entfielen  ober  Serge^en 
ber  SRatcrie  gu  benfen,  burc^aud  fe^It,  inbem  bad  ©efe^  ber  Saufalität, 
tt)elc^c  bie  alleinige  f^orm  ift,  unter  ber  mir  über§au))t  Serttnberungen 
benfen  Hnnen,  bod^  immer  nur  auf  bie  3u{länbe  ber  Xl&xptx  ge^t, 
leiuedmegd  auf  bad  Dafein  bed  Xrttgerd  aOer  3uflttnbe,  bie  STOa* 
terie.  (®.  42—46.  3B.  I,  560  fg.  SergL  au$  unter  iWaterie: 
Die  reine  SKaterie  unb  i^re  apriorifc^en  Se^mmungen.) 


358  ©uccefflon    —    ^ttJ)crfiitiott 

3)  ®er  ©egenfa^  t)on  @ub{lan}  unb  Stcctben}. 

!Z)a  @ub{lan}  ibenttfcf)  tfl  mit  3Raterte  unb  2lffaterie  mit  (S^aufa* 
(ität  Überhaupt  (oergl.  äRaterie);  fo  fann  man  fagen:  ©ubflatt) 
ift  bad  993irfen  in  abstracto  aufgefaßt,  Hccibenj  bie  befonbcre  9rt 
bcö  SBirfcn«,  ba«  SOSirfcu  in  concreto.    (®.  83.) 

Die  "iD^aterie,  a(d  in  ber  S3eretnigung  uon  ^tit  unb  9taunt  befle^enb, 
mug  bie  niibcrflreitenben  Sigenfc^aften  btefer  beibeu  ^actoren  au  ftc^ 
tragen.  &  Dereinigt  ftd^  alfo  in  i()r  ber  bejlanblofe  t$tug  ber  St\t, 
alö  äBec^fel  ber  Slcciben^icn  auftretenb,  mit  ber  ftarren  Unberaegtic^feit 
beö  dtaumt^,  bie  fid)  barfteUt  atö  bad  Se^arren  ber  ©ubfianj.  (SB. 
1,  561  unb  §.  4.) 

4)  Sßarum  ber  Begriff  ber  @ubfian}  nid^t  }um  Sud« 
gangdpunit  ber  ^^ilofop^te  taugt. 

Stbgefeben  baoon,  baß  ber  Segriff  ber  ©ubflanj  ein  ^56ere9,  aber 
unberechtigte^  8(bftractum  bed  Begriffs  ber  SRaterie  ifl,  mclijt9  näm* 
lid)  neben  biefer  auc^  bad  untergefdjobene  ßinb  immaterieUe  @ub« 
{tan}  bef äffen  foHte,  taugt  ber  Segriff  ber  (Subflan^  fc^on  barum 
nid)t  3um  Äu^gangöpunfte  ber  $^itofopi)ie,  meil  er  jebenfaÜd  ein  ob' 
je  et  it)  er  ifl.  äüe«  Objectioe  nömli(^  ijl  für  unö  ftct«  nur  mittel^ 
bar;  ba0  @ubj[ectit)e  aQein  ifl  bad  Unmittelbare;  biefcd  barf  ba^er 
nic^t  übergangen,  fonbem  Don  i^m  mug  fc^tec^terbingd  ausgegangen 
»erben.    ($.  I,  82.) 

(Uebcr  ©pinoja'«  Suffaffung  ber  äBelt  aU  ,,abfoIuter  ©ubjlan}" 
f.  $ant^eidmu«.) 

iuccißaUj  f.  So  Ige. 

diinHeufoU,  f.  Sibe(,  S^riftent^um  unb  Srbfünbe. 

Sttpmotität. 

1)  Die  toaste  ©uperiorität. 

@d  giebt  feine  »a^re  @uperiorität,  aU  bie  be0  ©eifleS  unb  @^a« 
rafterd;  aOe  anbern  finb  folfc^,  unä^t,  ertünflelt,  unb  eS  ifl  gut,  ed 
i^nen  fühlbar  }u  madjen,  »enn  fie  ed  Derfuc^en,  f^c^  ber  toa^ren 
gegenüber  geltenb  }u  machen.   ({^.  454.) 

2)  SBarum  @uperiorität  jeigen  ber^aßt  mac^t.    (®« 
Inferiorität.) 

3)  Sßoburc^  fi(^  bie  ^fiffigfeit  bad  Snfe^en  ber  ®U' 
periorität  giebt.    (®.  ^ßfiffigfeit.) 

Ünpttftxixan. 

1)  Duette  ber   ©uperfiition.    (@.   Sbergtaube   unb 
Opfer.) 

2)  @(^aben  unb  ©etotnn  ber  ©upetflitioneu. 

Der  fuperfKtiöfe  Umgang  mit  ®'dttem,  Dämonen,  ^eiligen,  bie  ^dj 
ber  aRcnf(|  nac^  feinem  Silbe  f(^afft,  unb  benen  er  @ebete,  Opfer, 


€$tt))vanaturalt<tmt9    —    S^nq^otl^etifd^e  Stvixtn  359 


@e(ü6be  u.  f.  kt>.  barbringt,  tfl  ber  Xudbrud  unb  bad  ®^mpiom  bet 
bol)|)clten  Scbürftiöfcit  bcö  ÜRcnfd^en,  t^cite  na(^  $ütfc  unb  »cipQnb, 
unb  t^til9  nac^  Sefc^äftigung  unb  Jhtq^ett;  unb  tuenn  er  auc^  bem 
crflcru  SBcbilrfniß  oft  gcrabc  entgegenarbeitet,  inbem  bei  öorfommenben 
Unfällen  unb  Ocfa^rcn  fojlbare  3eit  unb  Äräfte,  flatt  auf  bereu  «6- 
loenbung,  auf  ©cbcte  unb  Opfer  unnü$  bermenbet  toerben;  fo  bient 
er  bem  jtDeitcn  SSebürfnig  bafür  beflo  beffer  bur(^  jene  |)^antofKf(^c 
Unterhaltung  mit  einer  erträumten  ©eifienuelt;  unb  bie^  iß  ber  gar 
uic^t  ju  öerac^tenbe  ©ewinn  aller  ©ul}erfKtionen.   (SB.  l,  381.) 

^uptanaintaliinmm^  f.  Stationali^mud* 

SsUosismuiei.  SigUo^iflik)  f.  ®(^Iie§en.    ©^lug. 

Ssmbol. 

1)  ÜDad  ®t)m6o(  aU  eine  Sbart  ber  %Uegorte. 

Doö  ®i;mbot  ift  eine  «bart  ber  «Degorie.  (Sergl.  Allegorie.) 
SEBenn  nämlic^  jtoifc^en  bem  anfc^aulic^  S)argef}eIIten  unb  bem  baburd^ 
angebeuteten  Segriff  burc^aud  feine  auf  ©ubfumtion  unter  jenen  93e« 
griff,  ober  auf  dbeenaffociation  gegrünbete  Serbinbung  tfl;  fonbent 
3ei4tn  imb  Sejeic^neted  gau}  conüentioneQ,  bur<^  ))ofitit)e,  }ufäQig 
veranlagte  ©agung  jufammen^ängen,  bann  (jeigt  biefe  Kbart  ber  90e« 
gorie  ©Qmbol.  ®o  tfl  bie  9{ofe  Symbol  ber  Serfc^teiegen^eit,  ber 
Sorbeer  @t)mbol  bed  9tul^me^,  bie  $atme  ®^mboI  M  @ieged,  ba9 
5treu}  ®t)mboI  bed  S'^rifient^um^.  ÜDa^in  gehören  au^  alle  Snbeu« 
tungen  bur(^  btoge  färben  unmittelbar,  mie  ®elb  ald  f^arbe  ber 
^alfd^^eit,  93(au  ate  ^arbe  ber  2:reue.   (S.  I,  282.) 

2)  SBert^Iofigfeit  ber  (Symbole  für  bie  ftuufl. 

ÜDie  @^mbo(e  mögen  im  itbm  oft  t)on  92u^en  fein,  aber  ber  5tun{l 
tfl  t^r  Sert^  fremb;  {le  ftnb  gau}  toit  $ierogl9))ben  anjufe^en  unb 
flehen  in  einer  ftlaffe  mit  ben  Sßapptn  u.  f.  to.   (Sß.  I,  282.) 

3)  3)ad  (Smblem  aH  eine  befonbere  Srt  Don  ©^mbol. 

Sßenn  gen)iffe  ^iflorifd^e  ober  m^t^ifc^e  ^erfonen,  ober  perfonificirte 
^Begriffe  burd^  ein  für  allemal  feflgefe^te  @t)mboIe  fennttid^  gemacht 
toerben;  fo  tt)ären  tüofjH  biefe  eigentlich  (Smbleme  ju  nennen;  ber- 
gleid^en  {inb  bie  X^iere  ber  (SDangeUflen,  bie  (£u(e  ber  SDtineroa  u.  f.  to. 
On)tt)if(^en  berfle^t  man  unter  Smblemen  meiflend  bie  eine  moralifc^e 
SBa^r^eit  oeranf^outic^enben  ftnnbitblic^en ,  einfad^en  unb  burc^  ein 
3Rotto  erläuterten  DarfteQungen ,  bie  ben  Uebergang  jur  poetifd^en 
SlOegorie  mad^en.   (3B.  I,  282.) 

4)  3)er  f ^mbolifc^e S^aralter  ber  ^inboflanif ^en  ®cutp«> 
tur  im  ©egenfa^  jum  äfl^ettfd^en  ber  griec^ifd^en. 
(®.  unter  ©culptur:  3)ie  onttfe  @cutptur.) 

Ssmnutrit)  f.  Är^itectur. 

08iitpatl)ttifdfe  Auvtu^  f.  ÜRagie  unb  SIRagneti^mud, 


360  @tjmj>atl^lc    —    ©tjflenie 

1)  S)efinition  ber  ®9m))at^te. 

®9m))at^ie  ifi  }u  beftntren:  bad  em))trif(^e  ^erbortreten  ber  meta« 
p^tififc^en  Obentität  be«  SBiaend  burc^  bte  ^W^^djz  Stel^ett  feiner 
@rfc^Hnungen  ^inburd^,  moburc^  fic^  ein  3^f<^ii^>^^n^Ang  funb  gtebt, 
ber  gänglic^  Derfd^ieben  ifi  Don  bem  burd^  bte  formen  ber  Srfc^eimtng 
vermittelten,  ben  wir  unter  bem  ©atjc  öom  ©runbc  begreifen.  (SB.  II, 
689  fg.) 

2)  2)rei  unter  ben  93egrtff  ber  @9m))at^te  gu  brin« 
genbe  $^&nomene. 

S)q9  ÜRitleib,  bie  ©efc^tec^tdltebe  unb  bte  SRagie  Tmb,  aU 
entpirifc^e  Sunbgebungen  ber  tnetap^^flfc^en  dbentität  bed  SBtDend  burc^ 
bie  93iel^eit  ber  Srfc^einungen  ^inburc^,  brei  $^änontene,  bie  unter  ben 
gcmcinfamen  S3cgriff  ber  S^impat^ie  ju  bringen  fmb.  (SB.  U,  689. 
SJergl.  SKitlcib,  ©efc^Iec^t^Iiebe  unb  2»agie.) 

$Smpi)onie,  f.  9Reffe,  unb  unter  SRufif:  SBirlung  ber  aRuftf. 

$Snt^etifd)e  Cinl)tit  ^tt  Zppttttpixon^  f.  d^. 

esntt)etifd)e  ittetl)0^t,  f.  9»ct^obe. 

eantljrtifdjc  Uvi^txlt,  f.  Urt^eiL 

dBfttm.    Ssfkmatifd),  f.  unter  ffiiffenfc^aft:  gorm  ber  SBijfen= 
fdiaft. 

1)  ©egenfa^  }tt)ifd^en  ben  ))§i(ofo))^tfd^cn  unb  religio« 
fen  @qf)emeit.  (@.  unter  9){etQp^QfiT:  Unterfc^teb 
jweier  Hrten  bon  SRetop^^ftf.) 

2)  SBorauf  bod  dntereffe  an  ben  (S^fiemen  beruht. 

SBenn  unfer  Seben  ettblod  unb  fd^mcr^Iod  b)äre,  U)tirbe  ed  üieQcic^t  boc^ 
Seinem  einfallen  ju  fragen,  tparnm  bie  SBelt  ba  fei  unb  gerabe  biefe  Se« 
f(^affen^eit  ^abe,  fonbern  eben  ftc^  auc^  9[Qe«  Don  fetbjl  Derfie^.  Xtm 
eutfpred^enb  finben  tvir,  bog  bad  dntereffe,  »eld^eö  p^Uofop^ifc^e,  ober 
aud^  religiSfe  @qfleme  einflögen,  feinen  aUerfifirfften  ^n^aft^punft 
bur(^au0  an  bem  S)ogma  irgenb  einer  Sortbauer  nad^  bem  Sobe  ^t. 
9uf  bemfetben  ©runbe  beruht  t9,  baß  bie  eigentlich  materiatifKf^en 
@))fleme,  tote  auij  bie  abfolut  ffepttf(^en,  niemals  einen  aügemetnen, 
ober  banemben  (Sinflu§  ^aben  Ii$micn.    (2ß.  II,  177.) 

3)  S)ie  ungefeltige  Statur  ber  p^itofop^ifc^en  Si^fieme. 

9Bä§renb  ade  S)i(^terloetfe,  o^nc  fic^  }u  ^inbem,  neben  einonber 
befh^n,  ya,  fogar  bie  ^eterogenfien  unter  i^nen  oou  einem  nnb  bcni» 
felben  ®eifle  genoffen  unb  gef ^a^t  »erben  lönnen ;  fo  ift  bagegcn  \^M 
p^itofop^ifc^e  Sqßcm,  Taum  jur  SBelt  gefommen,  fd^on  anf  ben  Unter« 
gang  aOer  feiner  Sniber  bebaut,   g(ei^  einem  Sfiatifi^  SnUon 


@^flcme  361 

bei  feinem  ^Regierungsantritt.  !Z)enn,  tt)ie  int  Sienenfiofe  nur  eine 
jtönigin  fein  famt,  fo  nur  eine  $^ilofo))^ie  an  ber  SEageSorbnung. 
3)ie  ®9fieme  ftnb  nömtid^  fo  ungefeQiger  Statur,  koie  bie  ©pinnen, 
beren  jebe  aQein  in  i^rem  92e^e  fi^t  unb  nun  }ufte^t,  niie  t)iele  ^litgm 
\id}  barin  toerbcn  fangen  laffen,  aber  einer  anbern  ®))inne  nur,  um 
mit  i^r  }u  lömpfen,  ftd)  nähert,  infolge  biefer  teefentlid^  ))oIemif(l^en 
9?atur,  biefed  bellum  omnium  contra  omnes  ber  ))^i(ofo))^if(^en  @^' 
{lerne  ifl  eS  unenbti^  fc^merer  aU  ^^tlofo))^  ©eltung  ju  erlangen, 
benn  aU  SDic^ter.   (^.  II,  5  fg.;  I,  168.) 

4)  ©egenfat?  jmifc^en  bem  @d^o))cn^auer'f^en  ^^fiem 
unb  ben  anbern  ))^itofo})^if4en  ©^ftemen. 

S)ie  Dor  @(^o))en^auer  Dcrfud^ten  @t)fleme  gingen  aQe  entnieber  t)om 
Dbject,  ober  üom  ® üb j[e et  auS  unb  fu(^ten  bad  eine  auS  bem  an« 
hnn  gu  erllären,  unb  gmar  na^  bem  ©a^e  Dom  ©runbe;  toä^renb 
baS  @(^open^auer'|(i^e  @Qf}em  meber  t)om  £)6j[ect,  noc^  Dom  @u6j[ect, 
fonbcrn  uon  ber  beibe  fc^on  ent^altenben  äJorfiellung  ausgebt  unb 
baS  $er§ö(tnig  }toif(^en  Objecto  unb  @ubiect  ber  ^errfc^aft  beS  €a^ed 
üom  ©runbe  ent^ie^t,  i^r  blo«  baö  Object  laffenb.   (SB.  I,  30.) 

2)er  ©runbfe^ler  aQer  ©^fteme  ift  bad  93erfennen  ber  Sßa^r^eit, 
bag  ber  dnteUcct  unb  bie  SOtaterie  Sorretata  ftnb,  b.  f),  (Sined 
nur  für  bad  Slnbere  ba  ifl,  Seibe  mit  einanber  ße^en  unb  faQen, 
@ined  nur  ber  "Sitflt^c  bed  Slnbern  ifl,  |a,  ba§  fle  ei^entüc^  Sined  unb 
baffelbe  ftnb,  oon  jtoet  entgegengefe^ten  Seiten  betrautet,  mlijt^  (Sine 
bie  Srf c^einung  beö  SEBiOend  ober  S)inged  an  \idj  ifl ;  ha^  mithin  Seibe 
fecunbär  ftnb;  ba^er  ber  Urfprung  ber  2Be(t  in  feinem  Don  beiben  }u 
jucken  ifl.  On  ^olge  j|ene0  SerfenncnS  f netten  aOe  ©^fteme  (ber 
©pinojidmud  iitoa  aufgenommen)  ben  Urfprung  aQer  S)tnge  in  einem 
jener  Reiben,  inbem  fte  entteeber  einen  dnteQect,  vou^,  ober  bie  äRa* 
tcrie  als  fc^Ied^t^in  (SrfieS  festen;  n)ä^renb  bei  ©d^open^aner  OnteHect 
unb  SRaterie  unjertrennlid^e  Sorrelata  ftnb  unb  )ufammen  bie  S93e(t 
a(d  ^orfieUung  ausmalen,  alfo  ein  @ecunb&reS  finb,  ber  Srf^ei« 
nung  jugc^ören.   (S93.  II,  18  fg.) 

On  ^inflc^t  auf  bie  SRet^obe  befielt  ebenfaQS  ein  ©egenfa^  jtei« 
fc^en  bem  Sc^open^auer'fc^en  unb  ben  anbern  (S^ftemen.  3n  anbern 
p^ifofop^ifc^en  @Qflemen  ifl  bie  (^onfequenj  babnr^  jn  SBege  gebradjt, 
baf^  @a6  aus  ®aQ  gefolgert  mirb.  ^ieju  aber  mug  not^h)enbiger 
!:ffieife  ber  eigentlid)e  ®e§att  fc^on  in  ben  aQeroberflen  @ä^en  Dor^anben 
fein;  iDoburd^  bann  baS  Uebrige,  alS  barauS  abgeleitet,  fc^merlid^  an« 
berS  als  monoton,  arm,  leer  unb  (angmeitig  auSfaHen  fann,  mil  eS 
eben  nur  entroidelt  unb  mieber^olt,  maS  in  ben  ©runbfäffen  fc^on 
auSgefagt  n^ar.  2)iefe  traurige  Sotge  jeigt  fl(^  befonberS  bei  (S§r. 
äßolf  unb  fogar  bei  ®pino}a.  ©d^open^auer'S  ®ä^e  hingegen  be» 
ru(jen  meiflenS  mift  auf  @d^(ugtetten ,  fonbern  unmittelbar  auf  ber 
anfc^aulic^en  äBe(t  felbfl,  unb  bie  in  feinem  ©^flem  oor^anbene  Son« 
fequenj  ifl  in  ber  9{egel  nic^t  eine  auf  bloS  logifd^em  äBege  gewonnene, 


üiH  XaMn    —    Sog 


m 

Valieln. 

®clne  eigenen  Segler  unb  Safter  bemerlt  man  nid^t,  fonbern  nur 
blc  ber  8(nbern,  \ml  ed  bie  Statur  be0  äluged  mit  ftc^  bringt,  bag  cd 
nad)  IKußcn  unb  nid^t  ftc^  felbfl  fie^t.  jiDa^er  ifl  }um  dnnemerben 
bev  eigenen  %tl)Ux  bad  Semerfen  unb  ZaiAn  berfetben  an  Snbem  ein 
je^v  geeignete^  Wixtttt  Oeber  ^at  am  ^nbern  einen  ®))iegel,  in 
)velc()eni  er  feine  eigenen  Safier,  ^tf)Ux,  Unarten  unb  SBiberlic^fetten 
jeber  Vvt  evbtidt.  SOein  meiflend  ber^&It  er  ftd^  babei,  tuie  ber  ^unb, 
ml^n  gegen  ben  Spiegel  beOt,  totxl  er  nic^t  totx%  bag  er  fic^  felbfl 
fie|)t,  fonbern  meint,  ed  fei  ein  anberer  $unb.  SEBer  Slnbere  beirtttelt, 
arbeitet  an  feiner  ©etbfibefferung.  8[(fo  S)ie,  meiere  bie  Steigung  unb 
(^Wluobnbeit  (aben,  ba^  Si^un  unb  Saffen  ber  Hnbern  im  ©tiden,  bei 
(1(1)  fdb|t,  einer  aufnterffamen  unb  f(^arfen  Jhritif  }u  untemierfen,  ar« 
ieiten  babnrd^  an  i^rer  eigenen  Sefferung  unb  Sert)oIttommnung ; 
benn  fie  ^uerben  entmeber  ©ered^tigfeit,  ober  boc^  ®to(}  unb  (Sitelfctt 
genug  befl^en,  felbfl  ju  oermeiben,  toa9  fie  fo  oft  fhenge  tabeln. 
(D.  l  486  fg.) 

1)  Ser  S^ag  aU  ein  Heine«  Seben. 

3)cr  ü)forgen  ifl  bie  Sugenb  be«  Sfage«;  ÄUe«  ifl  Reiter,  frifc^  unb 
teic^t;  mir  fitsten  un9  fräftig  unb  ^aben  alle  unfere  ^ä^igteiten  gur 
2)id))oritiou.  WHan  foU  i^n  ni(^t  burc^  \pliM  9uffie^en  t^erfürjen, 
noc^  auc^  an  unh)Urbige  Scfd^ftftigungen  ober  ®ef))rttd^e  t)erf(l^n?enbeu, 
fonbern  i^n  aU  bie  Ouinteffeu}  bt9  bebend  betrachten  unb  gett)iffer« 
maitn  ^ei(tg  {galten,  hingegen  ifl  ber  Sbenb  ba«  S(ter  bed  Slaged; 
n)ir  fmb  Sbenbd  matt,  gef(^n)ä^ig  unb  leic^tfinnig.  deber  SEag  ifl 
ein  fleine«  Sebcn,  —  icbe«  (grtoac^en  unb  Auffielen  eine  ftcinc  ®e* 
burt,  jeber  frifc^e  SRorgen  eine  Heine  dugenb,  unb  |ebe«  ju  Sette  ®e^en 
unb  ginfc^Iafen  ein  Heiner  Job.    (^.  I,  462  fg.) 

2)  Sert^  jlebed  Staged  für  bad  Sebendglüd. 

Um  bie  ©egenteart  unb  fomit  ba0  gan}e  Seben  red^t  }U  geniegen, 
foDten  n^ir  flet^  eingebenf  fein,  baß  ber  heutige  Stag  nur  Sin  Tioi 
fommt  unb  nimmer  mteber.  älber  mir  mahnen,  er  fomme  morgen 
mteber;  morgen  ifl  jeboc^  ein  anberer  SEag,  ber  aud^  nur  <Sin  SRal 
fommt.  2Bir  aber  bergeffen,  bag  jeber  Stag  ein  tntegrirenber  unb  ba^er 
uncrfe^Iic^er  Xf)tH  bed  Sebend  ifl  unb  betrad^ten  i^n  bielme^r  atö 
unter  bemfetben  fo  enthalten,  mie  bie  dnbtbibuen  unter  bem  ®emetn« 


äragebüd^er    —    äTetcoIogie  365 

t«9"ff.  (%  If  442.  (Scrjf.  and}  unter  ©cgcntoart:  ©cnug  bcr 
@egentt)att  att  ein  n)t(^ttger  $unft  ber  Sebenön)eid^ett.) 

9?Qc^  längerer  ^tit  unb  na^bem  bie  Ser^ältniffe  unb  Umgebungen, 
mläft  auf  und  cinmirften,  vorübergegangen  ftnb,  Dermögen  ujtr  nid^t, 
unfere  bamatd  bnrd)  fle  erregte  Stimmung  unb  (Empfinbnng  \m9  ^uriidt» 
jurufen  unb  ju  erneuem;  )t)O^I  aber  fönnen  mir  unferer  eigenen,  bamalö 
üon  i^nen  hervorgerufenen  Heugernngen  und  erinnern.  3)iefc  nun 
ftnb  ba«  9{efuttat,  ber  Sludbrud  unb  ber  ÜRagftab  jener.  ÜDa^er  foQte 
bad  ©ebä^tnig,  ober  ha9  Rapier  bergleidjen  aud  benfniirbigen  3^1^- 
pnnften  forgfältig  aufbeloa^ren.  $te}u  finb  2:agebüc^er  fe^r  nii^Iic^. 
(?.  I,  445.) 

Za%t^tiitn^  l  !£ag  unb  yiai)U 

XaUnt)  f.  unter  ®enie:    ttnterfc^ieb  }n)ifd^en  ®cnie  unb  2^a(ent. 

Da«  S^ier  mirb  flc^  feine«  3)afeinö  ont  feb^aftc(lctt  in  bcr  3m- 
tabilität  ben^ugt;  ba()er  e«  in  ben  9eußerungen  berfetben  e^'ultirt.  Son 
bicfcr  Sfultation  geigt  ftc^  beim  üRenfc^en  noc^  eine  ©pur  at«  Zani. 
Cil  31.) 

lapftxktii^  f.  Sarbinaltugenben. 

lartii0tani$mu«^  f.  3citbienerei. 

Xaftftnti)  f.  ©inne. 

ICaubflumint«  f.  unter  (Sprad^e:    !Die  (Srieniung  ber  Sprache  aU 
eine  logifd^e  @(^u(e. 

Ztltolo^it. 

1)  Sßorauf  bie  SBenunberung  ber  S^^cfn^^^iB^^i^  ^^^ 
Drganidmen  beruht. 

ÜDie  fiaunenbe  Setvunberung,  meiere  und  bei  ber  Betrachtung  ber 

unenblic^cn  B^^t^niAßis'^i^  i"  ^^^  ®^"  ^^^  organtf(^en  Sefen  ju  er^ 
greifen  pflegt,  bent^t  auf  bei  jioar  natürlichen,  aber  fatfdjen  Soraud« 
fe(}ung,  bag  jene  Uebereinfiimmung  ber  Streite  gu  einanber,  jum  ©anjen 
bed  Drganidmnd  unb  }u  feinen  S^'t'^n  in  bcr  Vu§enttelt,  n^ie  toix 
biefetbe  mittelfl  ber  <SrIenntni§,  alfo  auf  bem  Sßege  ber  Sor«^ 
flellung,  auf f äffen  unb  beurt^eilen,  aud^  auf  bemfelben  3Begc  hinein» 
gefommen  fei;  bag  a(fo,  toit  ^e  für  ben  dnteOect  e^ifiirt,  aud^  burd^ 
ben  dnteDect  }u  ©tanbe  gelommen  loäre.  Unfer  dnteOect  ifl  ed, 
metc^er,  inbem  er  ben  an  flc^  metap^^fifc^en  unb  unt^eilbaren  SßiOend» 
act,  ber  fl(^  in  ber  Srfc^einung  eined  iE^iered  barfieOt,  mttjtelft  feiner 
eigenen  formen,  Kaum,  3^it  unb  Saufalitttt,  aU  £)bj|ect  auffagt,  bie 


3fl6  «efeülofitc 

Stel^eit  uttb  Serfd^iebenl^eit  ber  Xf^tiU  itnb  Functionen  erfi  ^er))ot(ringt 
unb  bann  über  bie  auö  ber  urfpriingUc^en  Stn^eit  ^erDorge^enbe  ooO^ 
fommene  UebereinfÜimmung  unb  @onf piratton  berfelben  in  (Srfiaunen 
gerät^;  niobci  er  alfo  in  gemiffent  ©inne  fein  eigene^  Sßerf  bemunbcrt. 
!Z)ied  ift  aiic^  ber  @inn  ber  grogen  !^e^re  Santo,  bag  bie  S^td^ 
tttüßigfeit  erft  Dom  SJerflanbc  in  bie  Statur  gebracht  wirb.  (S33.  II, 
873—376;   I,  186—188.    5».  56—58.    %  IL,  45.) 

2)  SrfUrung  ber  boppelten  S^^dm'i^i^Uit  ber  Dr* 
ganidmen. 

Sie  bie  Srlenntnig  ber  (Sin^cit  bed  SBiOend,  aU  !£)inge0  an  ftd^, 
in  ber  unenblic^en  SJerfc^ieben^eit  unb  äßannigfaltigleit  ber  Srfc^einungen 
adein  ben  nia^ren  ^uff^lug  giebt  über  jene  munberfame,  unoerlennbare 
Ünalogie  aller  ^robuctionen  ber  97atur,  jene  ^amilienä^ntid^feit,  bie 
ie  al9  Variationen  bed  felben  S^^ema^  betrachten  lägt;  fo  eröffnet 
id)  gleichermaßen  burd^  bie  beutlic^  unb  tief  gefaßte  (Srtenntnig  ber 
.^armonie,  bed  mefentüc^en  Qvi\amminf)anQt9  aUtx  X^tiU  ber  fEklt 
unb  ber  9{ot^n)enbigfeit  i^rer  Slbßufung  eine  »a^re  unb  genügenbe 
(finfid^t  in  bad  innere  SSSefen  unb  bie  äSebeutung  ber  unleugbaren 
3)ue(fmäßigleit  aller  organifc^en  Staturprobucte.  ÜDiefe  ^totd^ 
tttttgigfeit  ift  boppelter  ^rt,  t^eild  eine  innere,  b.  f),  eine  fo  georbnete 
Ucbereinflimmung  aDer  2^^ei(e  eincd  einzelnen  Organidmud,  bag  bie 
(Sr^altung  beffetben  unb  feiner  ©attung  baraud  ^eroorge^t,  unb  ba^er 
M  Qmtd  jener  Snorbnung  ftc^  barfleHt.  !£^eite  aber  ift  bie  B^^' 
inttgigfeit  eine  ttugere,  nttmlic^  ein  ä3er^ättnig  ber  unorgonifc^en 
ißatur  }u  ber  organifc^en  überhaupt,  ober  auc^  einjelner  ^tilt  ber 
organifc^en  9{atur  }u  einanber,  toAd)t9  bie  (Erhaltung  ber  gefammten 
organifc^en  9?atur,  ober  auc^  einjelner  Si^iergattungen ,  möglich  mac^t 
unb  ba^er  att  iDHttel  }u  biefem  Qmtd  unferer  Seurt^eitung  entgegen« 
tritt.  3ßa9  nun  bie  innere  3^^^"i^6'S^^i^  ^^^  Organismen  betrifft, 
fo  erflärt  fie  fic^  baraud,  bag  jeber  Organismus  Srfc^einung  einer 
ein^eitlid^en  dbee,  bie  toir  als  inteKigibeln  unb  an  fidj  einfa^en 
äBiKenSact  betrachten  fönnen,  ift,  folglich  baS  9?cbeneinanber  ber  Steile 
unb  Sta^einanber  ber  Sntkoidtlung  boc^  nic^t  bie  Sin^eit  ber  erfc^ei* 
nenben  3bee,  beS  ftcf}  äugernben  SBiQenSacteS  aufgebt;  oielme^r  finbet 
biefe  (Sin^eit  nunmehr  i^ren  SuSbruc!  an  ber  not^menbigen  Sejie^ung 
unb  SSerfettung  jener  2:^eile  unb  Sntn)i(flungen  mit  cinanber,  nac^ 
bem  ©efe^e  ber  Saufalität.  S)a  eS  ber  ein}ige  unb  unt^eilbare  unb 
eben  baburd^  ganj  mit  fid^  fe(bfl  übereinßimmenbe  SBiOe  ifl,  ber  fic^ 
in  ber  ganjen  3bee,  als  mie  in  einem  9ct  offenbart;  fo  mng  feine 
@rf(^einung,  obteo^l  in  eine  S3erfc^ieben^eit  Don  3:§eiten  unb  3ufittnben 
auSeinanbertretenb ,  boc^  in  einer  burcfjgängigen  Uebereinflimmung  ber* 
felben  jene  (Sin§eit  toieber  }eigen;  bieS  gcf^ie^t  burc^  eine  not^menbige 
Sejie^ung  unb  Hb^ängighit  aQer  £^eile  oon  einanber,  »oburd^  aud^ 
in  ber  (Srfc^einung  bie  (Einheit  ber  dbee  n)ieber^ergefieUt  loirb.  2)em« 
jufotge  erlenncn   mir  nun  jene  oerf^iebenen  ^§eile  unb  guncttonen 


5re(eo(odte  367 

bed  Drganidtnttd  koed^felfetttg'  att  iDKttel  unb  ßtotä  bon  einonber,  ben 
Organidmud  fetbfl  aber  ate  ben  legten  3^^^  V^^^« 

mt  beräugetn  Stoedmttgtglett  Der^ätt  ed  fid^  ebenfo.  8[ud|  f!e 
finbet  i^re  (SrTIärung  in  ber  Stn^ett  bed  unt^eiibaren  SBtdend,  beffen 
Dbjlectität  (Srfc^eimtng)  bie  ganje  3Bett  ifl.  Oene  Stn^eit  bed  SßtQend 
mu|  ft(f|  tu  ber  Ueberetnftimtnung  aQer  Srfc^einungen  beffelben  ju 
einanber  jeigen.  —  dn  ber  &u§em,  mie  in  ber  innent  Sicleologie  ber 
9tatur  olfo  ifl,  toa9  ivir  ald  ÜRittel  unb  3^0^(1  ^^nfen  muffen,  überall 
nur  bie  für  unfere  Srfenntnigioeife  in  9{aum  unb  3cit  audeinanber- 
getretene  (Srfc^einung  ber  (Einheit  bed  mit  fic^  felbfl  fo  tueit 
übereinflimmenben  einen  Sßillen«.    (äB.  I,  183—192.) 

3)  ©egenfa^  }n?if^en  ber  organifc^en  unb  unorgani« 
fd^en  9?Qtur  in  $infi^t  auf  bie  (SrKttrung  bur^ 
(Snburfac^en. 

S3ei  SSetrac^tung  ber  gefammten  organifd^en  9?atur  ifl  bie  Steleologie, 
ald  Soraudfe^ung  ber  3tt>e(fmtt§igleit  jiebed  Z^tH9,  ein  DoUtommen 
fieserer  Seitfaben,  unb  felbfl  bie  einjelnen  toirllic^en  Sudna^men  )u  bem 
burc^g&ngigen  ©efe^e  ber  3^c<Itn^§i8^cit  ^eben  bie  Siegel  nid^t  auf, 
ba  fe  fl^  erftören  (äffen  and  bem  innem  3uf<>inmen^ange  ber  ber« 
f(^iebenartigen  (Srf(^einungen  ber  3iatax  unter  einanber  vermöge  ber 
(Sin^it  M  in  i^nen  (Srfc^einenben,  in  Solge  beffen  fie  bei  ber  (Einen 
ein  Organ  anbeuten  mug,  blod  mxi  eine  Snbere,  mit  berfelben  p» 
fammen^ttngenbe  ed  toirflic^  ^at  S(fo  finbet  ^ier  bad  exceptio  finnat 
regulam  flnmenbung.  deboc^  bei  Betrachtung  ber  unorganifc^en 
Statur  wirb  bie  Snburfac^e  aQema(  3ioeibeutig  unb  lägt  und,  }uma( 
menn  bie  mirfenbe  gefunben  ifl,  in  B^^^UU  ob  fie  nid^t  eine  blod 
fubiectitie  Snftc^t,  ein  burc^  unfern  ©eflc^td^junlt  bebingter  ©d^ein 
fei.  —  S)a6  in  ber  unorganifd^en  9?atur  bie  (Suburfacfen  gäujHc^ 
jurüdFtreten,  fo  ba§  eine  aa9  i^nen  allein  gegebene  Srflärung  ^ier  nic^t 
me^r  gültig  ifl,  t)ielme^r  bie  kuirfenben  Urfac^en  fc^tec^terbingd  t^er« 
langt  werben,  beruht  barauf,  bag  ber  au^  in  ber  unorganifc^en  9?atur 
ft(^  objectioirenbe  SßiDe  ^ier  nid^t  me^r  in  dnbibibuen,  bie  ein  ©anged 
für  fld^  audmad^en,  erf(^eint,  fonbeni  in  9hturfräf ten  unb  beren 
SBirfen,  »oburc^  Qmtä  unb  9)?itte(  ju  Weit  audeinanber  gerat^en,  ald 
bag  i^re  8)e}ie^ung  Kar  fein  unb  man  eine  äBiÜendäugerung  barin 
ertennen  fönnte.  S)ied  tritt  fogar  in  gewiffem  ®rabe  fc^on  bei  ber 
organif^en  Statur  ein,  nttmlic^  ba,  wo  bie  ^totäm^^xg^Uit  eine 
ttugere  ifl,  b.  ^.  ber  3^ed(  im  einen,  bad  SRittel  im  anbern 
Onbit)ibuo  liegt.  Dennoc^  bleibt  fte  auc^  ^ier  nodf  unjweifel^aft,  fo« 
lange  beibe  ber  felben  ®]^ecied  angehören,  j|a,  fie  wirb  bann  um  fo 
auffaOenber.  SBo  hingegen  bad  dnbiDibuum,  wetd^ed  einem  anbern 
wefentli^e  $ülfe  leiflet,  ganj  Derfc^iebener  9rt,  fogar  einem  anbern 
Staturreid^  ange^örig  ifl,  werben  wir  biefe  äugere  Stotdm^^glttit, 
ebenfo  wie  bei  ber  unorganifc^en  9^atnr,  be}Weife(n;  t9  fei  benn,  bog 
augenfttQig  bie  Sr^altung  ber  Gattungen  auf  i^r  beru^^  wie  j.  £•  bei 


368  2:cIcoTogie 

Dielen  ^flanjen,  beren  93efntd^tung  nur  tnittelfl  ber  3nfecten  Dor  fic^ 
ge^t.     (3B.  U,  375—386.) 

4)  3)ad  3uf^^iii^n^^^ff^>i  ber  tuirlenbcn  mit  benSnb« 
urfa^en. 

!Die  tuirfenbe  Urfac^e  (causa  efficiens)  ift  bie,  nioburc!^  cttt^ad 
ifi,  bic  Snburfac^c  (causa  finalis)  bie,  Uic^^alB  ed  ifl;  bie  ju  er» 
riärenbc  @rf(^einung  f)at,  in  ber  3^!^  i^n^  hinter  \i^,  biefe  t)orp<4. 
93(o^  bei  bcn  iDiQfiirti^cn  ^anblungen  t^ierif^er  Sßefen  faOeu  betbe 
unmittelbar  jufantmcn,  inbem  §ier  bie  @nburfa^e,  ber  B^td,  aU 
9){otiü  auftritt;  ein  fot^ed  aber  ifl  fletd  bie  n^a^ire  unb  eigentlid^c 
Urfad)e  ber  ^anblung,  ijl  gauj  unb  gar  bic  fte  beuiirfenbe  Urfac^c. 
jDied  3^^fQ"^^<^^^f^0^"  ^^^  causa  finalis  mit  ber  n^irlcuben  Urfa^e  in 
ber  einzigen  und  intim  befannten  @rf(()einung,  n^elc^e  bed^alb  bur^= 
gängig  unfer  Urp^änomen  bleibt,  fü^rt  barauf  (}in,  baß,  n)enig|lend  in 
ber  organifc^en  9?atur,  beren  ^enntnig  burc^aud  bie  Snburfa^en  jum 
l^citfaben  ^at,  ein  9B tue  ha^  ©eflaltenbe  ifl.  3n  ber  St^at  fdnnen 
n)tr  eine  (Snburfa^e  und  ni^t  anberd  beuttic^  beuten,  benn  ald  einen 
bcabftc^tigten  S^^^r  ^*  <•  ^i"  3Rotit).  3a,  menn  n)ir  bie  Snburfa^en 
in  ber  9?atnr  genau  betrachten,  fo  muffen  mir,  um  i^r  trandfcenbcnted 
SBefen  audjubriidfen,  fo  mibcrfpre^cnb  ed  aud^  Hingt,  fü^n  ^eroud« 
fagen:  bie  Snburfac^e  ift  ein  SRotit),  melc^ed  auf  ein  äßefen  toirft, 
bon  melc^em  ed  nic^t  crfannt  h)irb.  2)enn  aOerbingd  ftnb  bie  Xtx^ 
mitenneßer  bad  SRotiD,  meld^cd  ben  ^a^nlofen  Stiefer  bed  Xmeifenbären, 
nebfl  ber  taugen,  fabenförmigen  unb  fiebrigen  Bunge  ^erüorgerufen 
^at,  u.  f.  m.  S)er  felbe  SBiDe,  mld^tx  ben  @(ep^antenrüf[e(  nad^  einem 
©egenftanbe  audfhedft,  iß  ed  au(^,  ber  i^n  ^erborgetrieben  unb  gcftaltct 
l^at,  bie  ©egenfiönbe  antidpircnb.  —  hiermit  ift  cd  übereinfitmmenb, 
bag  h)ir  bei  Unterfuc^ung  ber  organifc^cn  97atur  ganj  unb  gar  auf 
bie  (Snburfac^en  Dermiefen  finb,  überaQ  biefc  fu^en  unb  ^Ocd  aud 
i^nen  erüttren,  bie  mirfenben  Urfac^en  ^ier  nur  nod^  eine  gan^ 
untergeorbnetc  ©teile,  ald  bloge  SBerfjeuge  {ener  einnehmen.  ÜDic 
Snburfac^e  ifl  ÜberaQ  bei  (Srflärung  bed  £)rganif(^en,  fokuo^I  bei 
(Srflärung  ber  (Sntfle^ung  ber  2:^cile,  ald  au^  bei  ber  (SrHärung 
ber  blogcn  t^unctionen,  bei  SBeitem  mic^tigcr  unb  mcljr  3nr  (Sa^e, 
ald  bie  mirf  enbe.  —  3"  ben  Sorjügen  ber  @nburfad)cn  gehört  au^, 
bag  jcbe  mirtenbe  Urfadjc  julc(^t  immer  auf  einem  Unerforfc^Uc^en, 
nämlic^  einer  9?aturtraft,  b.  t.  einer  qualitas  occulta  beruht,  ba^er 
fie  nur  eine  relatiüe  Srflärung  geben  fann;  h)äl}renb  bie  (Snburfac^c 
in  i^rem  Sercic^  eine  geniigenbe  unb  DoIIft&nbige  (Srflärung  liefert. 
@an)  }ufrieben  gcfteHt  finb  mir  frcilid^  erfl  bann,  mann  mir  beibe 
jugleid)  unb  boc^  gefonbert  erfennen,  ald  mo  und  i^r  3ufammentreffen, 
bie  munberfame  Sonfpiration  berfelben  ttberiafc^t;  benn  ba  entfielet  in 
und  bie  S(I)nbung,  bag  beibe  Urfac^en,  fo  Dcrf(^icben  auc^  i^r  Urfprung 
fei,  bo(^  in  bec  äBurjel,  im  äBefen  ber  3)inge  an  ft<^,  jufommen« 
Rängen.    3)ie  Dielen  unleugboren  ^eifpiele  bed  3ufammentre^end  bed 


tmpttamtntt   —    Xtn\ti  369 

üöKig  btinben  äßirfen^  ber  Statur  mit  bem  (Uifd^einenb  abfic^tdoonen, 
ober  (nac^  ftanf  f^em  Itii^bruc!)  bed  Sßec^amdmud  ber  Statur  mit  i^rer 
Sec^nil,  iveifen  barauf  ^in,  bag  Seibe  i^ren  gemeinfc^aftüc^en  Urfprung 
jenfcitö  biefer  Differenz  §abcn,  im  aBiÜen  att  3)iiig  an  fic^.  (2B.  II, 
378—383.  —  lieber  baö  3uf^^i"^"^^^ff^^  ^^^  »irlenben  mit  ben 
Snburfac^en  im  Sian  htS  ^immeld  unb  im  Sebendlauf  bed  @in}e(neit 
f.  unter  ^immel:  SDie  Harmonie  bed  $immete,  unb  unter  ©c^id« 
j al:  Xnfd^etnenbe  äbflc^tltc^feit  im  ©^idfal  beö  Singelnen,  fo  toie  aud^ 
unter  Aberglaube:  Slberglaube^  bem  toat^rtt  ©laube  }u  ©runbe  liegt.) 

5)  3)ie   ma^re   Steleologie    ifi    Don    ^^^filot^eologie 
unb  Slnt^ropoteleologie  ju  unterf^eiben. 

deber  gute  unb  regetred^te  ifopf  mug  bei  Betrachtung  ber  organif^en 
9!atur  auf  ^eleotbgie  gerat^en,  jeboc^  feine^toegd,  h)enn  i^n  nic^t 
borgefagte  ^Dteinungen  beflimmen,  toeber  auf  ^^^fifot^eologie,  noc^  auf 
bte  oou  ©pinoja  getabelte  Snt^ropoteleologie.  (3B.  11,390.  Sergl. 
^^^fifot^eologie.) 

6)  ©ef^i^tlic^ed. 

S)rei  groge  ilRänner:  Sucretiuö,  93o€o  Don  Serulam  unb 
<S))iuo}a  ^aben  bie  S^eleologie,  ober  bie  (SrHärung  aud  (2hiburfa(^en, 
giln)li(^  oenoorfen.  XÖeiu  bei  aOen  breien  erfennt  man  beutlii^  genug 
bie  OueKe  biefer  Abneigung,  bag  fte  nämlic^  bie  SEeleologie  für  un- 
jettrennticft  Don  ber  fpecuIatiDen  2:^eologie  ^ietten,  üor  biefer  ober  eine 
fo  groge  ®^eu  (meldte  99aco  jwar  Hügti^  gu  Derbergen  fn(^t)  Regten, 
ba§  fte  i^r  fd^on  Don  äBeitem  ava  bem  SBege  ge^en  n^oDten.  @e^r 
Dort^cU^aft  fiid^t  gegen  fie  Xrifioteled  ab,  ber  gerabe  ^ier  fic^  Don 
ber  gUnjenben  ©eite  jeigt.  (Sr  flellt  bie  (Snburfac^en  ate  bad  malere 
^rincip  ber  92aturbetra(^tung  auf,  o^ne  bog  i^m  babei  ^^^filot^eologie 
in  ben  ©inn  lommt.    (SB.  U,  386—390.) 

^^tmprranuntt. 

(Sine  richtige  Seflimmung  ber  Dier  itemperamente  nad^  bem  ®rab 
unb  ber  lüei^tigleit  ber  Srregbarfeit  fle^t  f(^on  in  Slumenba^^ 
^Jßi^lflologie,  §.  79.  ($.  351.  —  Ueber  aKeIanc|olie  unb  ^^legma 
Dergl.  biefe  Srtitel.) 

TermiBi  teehniei,  f.  unter  ÜDeutfd^:  ,bie  beutfc^e  Sprache. 
Ztftamttity  alte«  unb  neue«,  f.  öibel. 

Teufel. 

1)  Unentbe^rlid^Ieit  be«  JCeufel«  im  Xfftx^mu^  unb 
S^rifient^um. 
3)ie  Annahme,  bag  Uebet  unb  Qttfe«  t^ren  fteim  im  Urfprunge, 
ober  im  jlern  ber  93elt  felbfl  ^aben  (eine  Annahme,  beren  aufrid^tigfier 
ÄuÄrud  Drmujb  unb  «^riman  ift),  wirb  begreifli^ermeife  bem  S^ei«» 
mn«  am  aDerfd^werfien.  3)a^er  entflanben  bie  Serfuc^e,  ba«  9öfe 
unb  ba«  Uebel  auf  bie  grei^eit  M  SßiOen«  unb  auf  bie  Wlaitxit  ju 


370  Xeuflifd^    —    Zfyit 

f (Rieben,  um  ®ott  bat^on  ju  enüaflen;  nobei  man  nngern  bett  2:eiifel 
jur  @ette  liegen  lieg,  ber  eigentlich  ba^  rechte  Ezpediens  ad  hoc  ifi« 
(SB.  n,  190.) 

üDer  2;eufel  ifl  im  S^riflent^um  eine  ^ö^fl  nöt^ige  $erfon,  att 
©egengetDid^t  jnr  aOgüte,  XOtDeid^eit  unb  VXima^t  @otte9,  ate  bei 
meieret  gar  nic^t  abjnfe^en  ifl,  iDo^et  benn  bie  übertoiegenben,  ga^l« 
tofen  unb  gränjenlofen  Uebel  ber  Sßelt  lommen  foQten,  toenn  nii^t  ber 
Zienfel  ba  ifl,  fte  auf  feine  Stec^nung  ju  nehmen.  3)a^er  ifl,  feitbem 
bie  %ationaIiflen  i^n  abgefc^afft  ^aben,  ber  ^ieraud  auf  ber  anbcm 
@eite  ertDa^fenbe  9?ad^t^eil  me^r  unb  me^r  fühlbar  gemorben;  toie 
ha9  Dor^erjufe^en  koar  unb  Don  ben  Drt^obo^en  üor^ergefe^en  mnrbe. 
S)enn  man  !ann  üon  einem  ©ebäube  nid^t  einen  Pfeiler  kDeggie^en, 
o^ne  bad  Uebrige  }u  gef Serben.  —  hierin  befiätigt  fic^  auc^,  bag 
Oe^oüa^  eine  Umn)anblung  be^  Ormujb  unb  @atan  ber  üon  i§m 
unjertrennlic^e  «^riman  ifl.    ($.  n,  395.) 

Om  anittelalter  unb  bi«  jum  «nfang  ht9  18.  Oa^r^nnbertd 
^ielt  man  ben  ©tauben  an  ®ott  unjertrennlic^  bon  bem  an  ben  Xenfel 
unb  tDer  an  le^tem  ni^t  glaubte,  mürbe  fc^on  bed^alb  Xt^eifl  genannt 
S)a«  koar  fo  abfurb  ni^t.    ($.  340.) 

2)  SEBo  ber  eigentliche  Xeufel  }u  finben  ifl. 

S)er  ^ant^ei^mu^  ifl  abfurb.  8iel  richtiger  Ȋre  t9  bie  SBelt  mit 
bem  Teufel  ju  ibentificiren.  ($.  n,  107.)  ®te  ifl  f^limm  genug, 
fie  ifl  $öDe,  unb  an  2;eufeln  fe^It  e^  nic^t  barin.  9Ran  betrachte 
nur,  toa^  gelegentlich  9Renfc^en  über  ÜRenf^en  Der^ttngen,  mit  »eichen 
au^gegrübetten  SRartem  einer  ben  anbem  tangfam  ju  SCobe  quält,  unb 
frage  fic^,  ob  JCenfel  me^r  leiflen  lönnten.  {%  U,  395.  8erg(.  ani^ 
^öUe.) 

3)  9EBa^rer®inn  ber  Serbinbung  bed  j£eufeldglauben9 
mit  ber  SRagie.  (@.  unter  ^agie  unb  SRagnettd« 
mue:    @9mpat^etif(^e  Auren  unb  ^qrerei.) 

4)  3)ie  ©agen  t)on  leufelööerfc^reibungen. 

iRic^td  ifl  abgefi^madter,  ate  bie  üRä^rc^en  ju  oerlac^en  Dom  ^anfl 
unb  9nbem,  bie  fic^  bem  3:eufel  üerfc^rieben  ^aben.  2)a«  einzig 
Salfc^e  an  ber  ®ac^e  ifl  nämlic^  nur  bied,  bag  t9  Don  (Sinjelnen 
er^a^It  n)irb,  mir  aber  SlOc  in  bem  ^aU  fmb  unb  bad  factum  ge« 
fc^Ioffcn  ^aben.    (SK.  730.) 

Ituflifd),  f.  ©(^abenfreube,  femer  unter  aRoralifc^:  «nti- 
moraüfd^e  Iricbfebem,  unb  unter  SKenf^:  Obcntitöt  be«  fficfent« 
fidlen  in  Silier  unb  9Renfd^. 

9:i)at. 

1)  SDie  X^at  im  Ser^Itni§  jum  SBunfc^  unb  (£nt- 
fc^lttg.    (©.  ßntfd^lnß.) 


«^atififdt    —    a^eobicccn  371 

2)  Unterf^ieb  jiotfc^cn  ber  Sef&^tgung  ju  Saaten 
unbjuäBerlen.  (@.  unter  ®ente:  ©egenfa^  }it)if(^cn 
bem  @ente  nnb  bem  pralttf^en  gelben.) 

Unfer  iDafein  iß  ein  n^ef entließ  rafilofed;  ba^er  toirb  bie  gdnjtid^e 
Uut^ätigfeit  un^  balb  unertrttglid^^  inbem  {!e  bie  entfe^Iid^fle  Sangc« 
»eile  herbeiführt.  £^ätigfeit,  ctmad  treiben,  mo  ntbglid^  tttoa^  madjcn, 
menigfiend  aber  ettuod  lernen,  ift  jum  ®lüd  ht9  ÜRenfc^en  unerlöglic^ ; 
feine  j^räfte  verlangen  na^  i^rem  ®ebrau(^  nnb  er  mb^te  ben  Srfoig 
beffelben  irgenbmie  tDO^rne^men.    ($.  I,  466  fg.) 

SBer  ba«  ©^aufpiel  nic^t  befu(^t,  glcid^t  3)em,  ber  feine  Sioitette 
o^ne  Spiegel  mac^t.  (%  H,  646.)  3)ad  Sweater  ifi  ber  @))ieget 
be«  Sebenö.    (?.  II,  330  fg.) 

9^l)rilbarktit,  in«  Unenblic^e. 

3)ie  S^eilbarleit  ind  Unenbti^e  gehört  ju  ben  $räbica6ilien  a  priori 
ber  Seit,  beö  «aume«  nnb  ber  üKaterie,  (333.  I,  13;  n,  55,  Jofel 
ber  Praedicabilia  a  priori.  —  SergK  über  bie  unenbli(^e  S^citbarfeit 
ber  9»aterie:    S(tom.    Sltomiflil.) 

Il)ri«mui5,  f.  bie  «rtifel  ®ott;    Oubent^nm;    Seufel;    «ftro* 
nomte;   Xt^ei^ntu«;  $ant§ei9mud. 

i)  Urfprung  ber  I^eobiceen. 

S)ie  Uebet  unb  bie  Ouat  ber  SBelt  jlimmen  ni(^t  gum  Zf)tx9mn9; 
ba^cr  biefer  burc^  aDerlei  Xudreben,  St^eobiceen,  fic^  jn  Reifen  fud^te, 
»etc^e  jiebo(^  ben  S(rgumenten  ^nmt^^  unb  Soltaire'd  unrettbar 
unterlagen.    (SB.  II,  676.    Sergl.  Dptimidmud.) 

2)  ftrittl  ber  Seibni^ifc^en  Sl^eobicee. 

SBenn  qu^  bie  Seibni^ifc^e  2)emonfhotion,  bag  unter  ben  nt5g« 
liefen  Sßetten  biefe  immer  nod^  bie  befle  fei,  richtig  n^ttre;  fo  gSbe 
fte  bo(^  noc^  leine  St^eobicee.  SDenn  ber  ®(^öpfer  ^at  ja  nic^t  b(o« 
bie  äBett,  fonbem  au(^  bie  ÜRögtic^Ieit  fetbfl  gef^affen;  er  ^tttte 
bemnac^  biefe  barauf  einrichten  foKen,  bag  fte  eine  beffere  guliege. 
{%  II,  323.) 

2)er  !eibni(if(^en  X^eobicee,  biefer  met^obifd^en  unb  breiten  Cnt' 
fattung  bed  Optimidmud,  ift  lein  anbere«  9$erbienfl  gujugefie^en,  aü 
biefed,  baß  f{e  fpäter  Hnla%  gegeben  ^at  jum  unfterblic^en  Sanbibe 
M  großen  Soltaire;  »oburc^  frei(i(^  Seibni^end  fo  oft  h)ieber^o(te, 
la^me  (S^füfe  für  bie  Uebel  ber  Seit,  baß  nttm(i(^  ba«  ©(^(ec^te  bi«- 
»eilen  bad  ®ute  herbeiführt,  einen  t^m  unerwarteten  93eteg  erhalten 
^at.    (©•  U,  667.) 

24* 


372  t^cotoftic    —    ä^ict 

SBie  iebe  anbete  ä&iffenfc^aft  burc^  Stnmtfc^ung  t)on  S^eobgie 
Derborben  mirb,  fo  auc^  bte  $^tIofop^ie  unb  itoax  cm  allenneiflen, 
tote  @o((^ed  bie  ©efc^id^te  berfelben  begeugt;  ha%  bted  fogar  and^  Don 
ber  SDloxal  gelte,  ijl  in  ber  (©c^open^ouerfc^en)  Äb^onblung  über  boö 
gunbament  ber  5KoraI  bargct^an..  ÜDie  S^eologie  bctft  mit  i^rcm 
@^{eter  alle  Probleme  ber  ^^ilofop^ie  ju  unb  ma^t  ba^er  nic^t  nur 
bie  ?öfung,  fonbern  fogar  bie  Suffaffung  berfelben  unmöglich.  flJ.  I, 
202.  SSergl.  unter  $§iIofop^ie:  ©cgcnfafi  jwifc^en  $^ifofot)^ie 
unb  S^^eologie.) 

ll)e0tttifd)e  Jpl)Uof0pl)ie,  f.  unter  ^^ilofop^ie:    @tnt^cilung  ber 
^^ilofop^ie. 

Z\)tottiifdit  tD£t«i)ttt^  f.  SBei^^eit. 

^^Ijeutgit,  f.  unter  ÜRogie:    ©^nH)at^etif(^e  fturen  unb  ^ejerei. 

1)  ÜDer  eigentlt^e  S^arafter  ber  Si^ier^eit. 

S)ad  Srfenuen,  mit  bem  burc^  baffelbe  bebingten  Setoegen  auf 
SRotiDe,  x\t  ber  eigentliche  S^aratter  ber  2;^ier^eit,  toit  bie  9e« 
megung  auf  9tet)e  ber  @§aralter  ber  ^flanje.  3)ad  (Srfennen  ober 
erforbert  burc^aud  Serfianb.  3)6r  Serflanb  alfo  unterfc^eibet  2^§tere 
bon  $flan)en,  toxt  bie  Vernunft  SRenfc^en  Don  2;§ieren.  (SergL  unter 
^flanje:  ©runbunterfc^ieb  jtoifd^en  ?Pflanje  unb  S:^ier.)  Äfle  SJ^iere 
(laben  $3cr{tanb,  felbß  bie  unüolllommenfien ;  benn  fie  aDe  erfennen 
Dbjiecte,  unb  biefe  (Srienntnig  beftimmt  ate  SRotiD  i^re  Seioegungen. 
(933.  I,  24.    ®.  47.   g.  17.    (£.  31  fg.    31.  69.   ^.  I,  276.) 

2Ran  j^at  auf  vielerlei  3Beife  Derfuc^t,  ein  Unterfc^eibungdjetc^en 
jtoifc^en  S^^ieren  unb  ^flanjen  fejljufe^en,  unb  nie  etroad  ganj  ©c 
nügenbed  gefunben.  3)ad  Sreffenbße  blieb  nod^  immer  motus  spon- 
taneos  in  victu  sumendo.  Slber  bied  ifi  nur  ein  bur^  bad  Srtcnnen 
begriinbeted  $^änomen,  alfo  biefem  unterjuorbnen.  ÜDenn  eine  toa^r» 
^aft  rointürtt^e,  nic^t  au9  met^anifd)en,  d|emifc^en  ober  p^^flologifc^en 
Urfac^en  erfolgenbe  Semegung  gef^ie^t  burc^aud  nad^  einem  er* 
tonnten  Objecto  »eld^ed  bad  ilRotiü  jener  Semegung  mirb.  — 
ÜDaß  in  man^em  SSetrad^t  bad  Silier  jugleic^  $flan}e,  ja  ouc^  unor« 
ganifc^er  ftörper  tft,  Derfle^t  ftc^  Don  felbft.  Xbcr  ber  eigentlid^e 
S^^arafter  ber  S;§ier^eit  im  SE^iere  iß  bad  (Srfennen.    (§.  18 fg) 

S)ie  S^^iere  ^aben  Serfianb,  o^ne  Sernunft  ju  ^aben,  mithin 
anfd^aulic^e,  aber  feine  abßracte  (Ertenntnig;  fie  opf^re^enbiren 
richtig,  faffen  auc^  ben  unmittelbaren  (Saufaljufammenl^ang  auf,  bte 
oberen  St^iere  felbfi  burc^  mehrere  ©lieber  feiner  ^ette;  jjeboc^  benfen 
fie  eigentlid^  nic^t.  S)enn  i^nen  mangeln  bie  begriffe,  b.  (|.  bie 
abßracten  SorfleOungen.     $ierDon  ifl  bie  nöd^fle  §o^e  ber  iKangel 


2:^ier  373 

eine«  eigentlichen  ©cbttc^tniffe«,  toeld^em  felbfl  bie  Hügflen  S^^tere  no^ 
unterliegen,  unb  biefer  eben  begrünbet  ^auptfttc^Uc^  ben  Unterfc^ieb 
jmif^en  intern  8ekDugtfein  unb  bent  menf^Itt^en.  (9B.  11,  62 — 66. 
ffi-  33  fg.) 

2)  3)ie  S^ierarten. 

ÜDie  Derf^iebenen  St^tergeßalten,  in  benen  ber  SBiQe  junt  ithvx  fid^ 
barfhllt,  oerJ^aUen  fic^  ju  einanber,  toit  ber  felbe  ©ebanle,  in  üer« 
fc^tebenen  Sprachen  nnb  beut  ©eifle  einer  {eben  berfelben  gemüg 
ontfgebrüdt,  unb  bie  Derfd^tebenen  ©f^ecied  eined  ®vau9  laffen  fic^ 
anfe^en  nie  eine  8(n}a^{  Variationen  auf  ha9  felbe  St^ema.  9?ä^er 
betrautet  ieboc^  ift  jene  Serf^ieben^eit  ber  S^^iergeflalten  abjuleiten 
an0  ber  Oerfc^iebenen  Sebendmeife  jeber  ©peded  unb  ber  au«  biefer 
entfpringenben  Serfc^ieben^eit  ber  ^mdt,    (%  U,  188.) 

Üeber  ben  Urfprung  ber  Srten  f.  Gene  ratio  aequivoca  nnb 
©pecie«. 

3)  Obentitttt  be^  äßefentUc^en  in  X^ier  unb  SRenf^. 
(@.  aWenf(^.) 

4)  Unterf c^ieb  jtDifc^en  Z^ier  unb  ÜRenf c^.  (@.9Renf c^, 
unb  in  Setreff  einzelner  Untcrf triebe  f.  Sa^en,  Sßeinen, 
?eibenf(^aft,  9iait)etät,  Starrheit,  Sprache,  @e{bfl« 
morb,  Sob.) 

5)  ©eflalt  unb  Sebendtoeife  ber  Siliere.  (@.  Orga« 
nif^,  Xnatomie  unb  Urt^ier.) 

6)  Ontellcct  ber  liiere.    (®.  OntcUect.) 

7)  Onjiinct  ber  Spiere.    (@.  Onflinct.) 

8)  Dreffur  ber  Z^iere.    (@.  9bri(^tung.) 

9)  !Z)ie  Spiere  in  nioratif(!^er  $infi(!^t  betrachtet. 

S)ie  ^ei^eit  bed  äBiOen^  tritt  erfl  bann  ein,  »enn  ber  SBille,  jur 
(Srtenntniß  feinet  äBefen«  an  fic^  gelangt,  aud  biefer  ein  Ouietit) 
er^ttü  unb  eben  baburd^  ber  SBirtung  ber  SDtotiDe  entjogen  »irb, 
mel^e  im  Oebtet  einer  anbern  6rfenntnign)eife  liegt,  bereu  Objecte 
nur  (Srfc^einungen  jinb.  —  3)ie  9RögU(^feit  ber  alfo  fic^  iiugernben 
grei^eit  iß  ber  grögte  Sorjug  be9  SOtenfc^en,  ber  bem  Spiere  en)ig 
abgebt,  »eil  bie  Sefonnen^eit  ber  Sernunft,  welche,  unabhängig  bom 
(Sinbrud  ber  ©egenwart,  ha9  ®an}e  be«  Sebend  übcrfe^en  lägt, 
0ebingung  berfelbcn  ifl.  S)a«  X^ier  xft  o^ne  aQe  aRöglid^feit  ber 
ifrei^eit,  toit  ed  fogar  o^ne  2R9gli^teit  einer  eigentlichen,  alfo  be« 
fonnenen  SEßa^lentf^eibung,  na^  Dor^ergegangenem  oollloninienen  Son* 
flict  ber  SRotiDe,  bie  ^ie^u  abftracte  SorfleOungen  fein  miigten,  iß. 
Sßit  eben  ber  9{ot^n)enbigIeit  ba^er,  mit  melc^er  ber  ©tein  juc  (Srbe 
fttOt,   f^lttgt  ber   §ungerige  SBolf  feine  Btt^ne  in  ba«  S^eifc^  be« 


374  -  «Wer 

9BtIbed,  o^ne  9R8gIid^!eit  ber  (Srtenntnig,  ba§  er  ber  B^^if^^^ 
fottJO^I  al3  ber  äcrfleifc^cnbc  ifl.    (333.  I,  478.) 

ÜDad  Zf)m  ifl,  ha  t^m  bie  abfhacte  ober  Sernunft»@rtaintnig 
gäiijtic^  fe|lt,  burc^aud  tetner  Sorfä|$e,  gefc^tDeige  ©runbfä^e,  unb 
mithin  leiner  ©elbfibe^errfc^ung  fä^g,  fonbem  bem  @tnbtli(f  unb 
Effect  n^e^rlod  angegeben.  S)a^er  eben  ^at  ed  feine  beraugte  9Ro« 
ralität;  n^ieiuo^I  bie  @pecie^  groge  Unterfd^iebe  ber  Soö^eit  unb 
@üte  bed  ^^aralterd  jeigen,  unb  in  ben  oberßen  @efcl^Ie^tem  fetbfl 
bie  *3nbioibuen.    (6.  215.    2B.  U,  65. .  5R.  78.) 

@in  %naIogon  Don  SRoralitttt  (ägt  fld^  ben  2:Weren  ntc^t  abfprec^en, 
wenn  man  ben  Derfc^iebenen  entpirifc^en  S^aralter  ber  jE^ere  be« 
trachtet,  ben  ^unb,  ben  @(ep^anten  bergteic^t  mit  ber  Sa^e,  ber  $^äne, 
bem  ^olobiS;  welcher  empirifc^e  S^arofter  kuo^l  bie  Seugemng  eine« 
inteaigibeln  fein  möchte.    (2R.  314  fg.) 

10)  3)ie  liniere  in  äP^etifc^er  ©infit^t  betrachtet. 
(® .  unter  ©  d^  ö  n :  SGBarum  jebe«  Sloturobject  f c^ön  x%  unb 
unter  ÜRalerei:  Ueberwicgen  ber  fubjectiöen  ober  objec* 
tit)en  @eite  bed  äft^etifc^en  SBo^IgefaUen^.) 

11)  S)a«  St^ierteben  ald  bie  beutlic^fie  (&^tmpü\'u 
cation  ber  9Iic^tigfeit  unb  be«  Reibend  be«  Seben0. 

Die  Sl^ermelt  ift  befonberö  geeignet,  }um  beutli(^en  9elougtfei>i 
3U  bringen,  bag  jtoifd^en  ben  Wlü^m  unb  plagen  bed  bebend  unb 
bem  Ertrag  ober  ©eminn  beffelben  fein  3$ei^ältni|  ifl.  8efonber9  ifl 
in  biefer  ^infi(^t  bie  93etra(^tung  ber  fic^  felber  überlaffenen  ST^ier^ 
melt  in  menfd^enleeren  lOänbern  bete^renb.  ^m  einfad^en,  leicht  über« 
fe^baren  lieben  ber  St^iere  wirb  bie  92i4ttgteit  unb  Sergeblic^teit  M 
ganjen  ©trebend  bed  SBiUend  jum  üeben  leichter  faglic^.  ®ie 
ÜRanntgfaltigfeit  ber  Drganifationen,  bie  ßUnfllid^feit  ber  äRittel, 
moburc^  jlebe  i^rem  Elemente  unb  i^rem  Kaube  angepaßt  ifl,  con« 
traflirt  ^er  beuttic^  mit  bem  9Ranget  irgenb  eined  bajtbaren  Snb- 
gwecfed;  fiatt  beffen  flc^  nur  augenblidflic^ed  Se^agen,  flüchtiger,  bur(^ 
9Range{  bebingter  ®enug,  üieied  unb  langet  Seiben,  beflänbiger  9amf\, 
bellum  omnium,  Ocbed  ein  Oäger  unb  Oebeö  gejagt,  ©ebrönge, 
SRangel,  3totff  unb  Hngfl,  ©efc^rei  unb  ®e§eul  barfleOt.  (SB.  U. 
403—405.) 

12)  3)ie  ^audt^iere. 

SWand^e  nnferer  ^auöt^ere  flnb  erfl  burc^  3^^»^w"8  ^"^  ^umfl* 
nifirung  SDoö  geworben,  wa«  fle  flnb ;  f o  j.  83.  beö  2Wenf c^en  treuefler 
t^eunb,  ber  $unb,  ben  (Suüicr  al9  feine  foflbarfle  (Sroberung  bejeic^net. 
(©.  349.    ÜW.  170.) 

jDad  ben  Stieren  eigene,  gänj[id^e  Sufge^en  in  ber  ©egen« 
wart  trägt  Diel  bei  ju  ber  grcube,  bie  wir  an  unfern  ^ault^i^^en 
^aben;  fte  ftnb  bie  perfonificirte  ©egenwart  unb  machen  und  getoiffer« 
uwßen  ben  S33ert^  Jebcr  unbcfc^wcrten  unb  ungetrübten  ©tmibe  fö^'* 


X^tetfrei«    —    a:^icrfc^ufe      ^  375 

bor,  toä^renb  tott  mit  unfern  ©ebanlen  meifiend  über  biefe  ^inaudge^en 
unb  fie  unbeachtet  laffen.  Hber  bte  angeführte  @igenfd^aft  ber  Spiere, 
mel^r,  aU  h)tr,  burc^  bad  bto§e  jDafein  befriebtgt  ju  fein,  mirb  Dom 
egoijlifi^en  unb  ^er^Iofen  Sßenf(^en  migbrauc^t  unb  oft  benuagen  au^« 
gebeutet,  bog  er  i^nen  auger  beut  blogen  fallen  ÜDafein  nic^td,  gar 
nic^td  gönnt.  S)en  Sogel,  ber  organifirt  ift,  bie  ^albe  äBelt  }u  burc^« 
ßreifen,  fperrt  er  in  einen  ßubiffug  92aum,  unb  feineu  treueflen  t$reunb« 
ben  fo  inteOigenten  $unb,  legt  er  an  bie  Sette!  {%  U,  318.  403, 
SergL  auc^  ben  Srtitel  ^unb.) 

!3>ie  3^^^^  ^^^  Si^ierfreife^  ffaib  bad  gfamilienmoppen  ber  SDtenfc^« 
^eit ;  benn  fie  finben  f«^  a(^  bie  felben  Silber  unb  in  ber  felben  Orbnung 
bei  $)inbu,  S^inefen,  Verfem,  Xeg^ptem,  ©riechen,  fRMtm  u.  f.  »., 
unb  über  i^ren  Urfprung  mtrb  gefhitten.   ($.  II,  136  fg.) 

%l)urfd)u(. 

Sin  ®runbfe^{er  bed  Ouben«  unb  d^riflentl^umd  ifl,  ba§  ed  koiber« 
natürlii^er  9Beife  ben  SDtenf^en  lo^riffen  ^at  Don  ber  Xi^itxtotU, 
koel^er  er  bo^  toefentlid^  angehört,  unb  i^n  nun  gau)  allein  gelten 
(offen  koiO,  bie  S^^iere  gerabeju  atö  <Ba^tn  betrac^tenb.  S)er  befagte 
©mnbfe^Ier  ifi  eine  ^olge  ber  SBeltanfc^auung  bed  Oubent^umd. 
(Sergl.  dubent^um.)  ^IDer  biblif^e  @prud^:  „3)er  ©erec^te  erbarmt 
fi(^  feinet  Siel^ed"  ifl  unjulttnglii^.  9{i(^t  Srbarmen,  fonbem  @et 
n^tigleit  ifi  man  bem  2:§iere  f^ulbig.  !Z)er  @(^u«  ber  Zitiere  fttO. 
in  Suropa,  »elc^ed  Dom  foetor  judaicus  fo  bur(^}ogen  ifi,  bag  bie 
augenf ttUige  SBa^r^eit :  „bad  2:i^ier  ifi  im  2Bef entlid^en  bad  @elbe  knie 
ber  3ßenfc^"  ein  anflögiged  $arabo^on  ifi,  ben  i^n  be^n^erfenben  ®e« 
feOfc^aften  unb  ber  ^oti^ei  an^eim,  bie  aber  Seibe  gar  toenig  Dermögen 
gegen  bie  9lo^^eit  bed  $öbeld.  2)ie  graufamfte  ^Tierquälerei  flnb  bie 
Stoifectionen,  »eU^e  jeber  ÜRebitafter  fic^  befugt  ^ält,  Dorjune^men, 
um  angebliche  Probleme  ju  entf(^eiben.  Offenbar  ifi  ed  an  ber  3^it, 
bag  ber  jübift^en  97aturauffaffung  in  Suropa,  toenigfienö  ^infic^tlic^ 
ber  Spiere,  ein  Snbe  werbe  unb  bad  etoige  SBefen,  h)elc^ed,  mie 
in  und,  anif  in  allen  Z^ieren  lebt,  ate  folc^ed  erfannt,  gefront 
unb  geachtet  »erbe.  &  ifi  (eiber  n^a^r,  bag  ber  mäf  Storben  ge» 
brängte  iDtenf^  bed  gleifc^ed  ber  Sediere  bebarf;  man  foHte  aber  ben 
Xob  fo(c^er  St^iere  i^nen  gau])  unfü^(bar  ma^en  burc^  S^{oroform 
unb  hwcäf  raf(^ed  Streffen  ber  (eta(en  @teDe.  Srft,  menn  jene  einfache 
unb  über  allen  3^^if^l  erhabene  SBa^r^eit,  bag  bie  Spiere  im 
SSefentlic^en  bad  @e(be  finb,  n)ad  koir,  ind  SoU  gebnmgen 
fein  roirb,  »erben  bie  Spiere  ni(^t  me§r  ol9  re^tlofe  SBefen  bafte^en 
unb  ber  böfen  Saune  unb  ©raufamteit  iebed  ro^en  Suben  preisgegeben 
fein ;  unb  mirb  ed  nxijt  j[ebem  SDiebifafter  frei  flehen,  jiebe  abenteuer(i(^e 
©riOe  feiner  Unn^iffen^eit  burc^  bie  grttg(ic^fie  £lua(  einer  Un}a^(  Don 
Spieren  auf  bie  $robe  )u  fieUen. 


366  Xeleologie 

Stel^eit  unb  Serfd^teben^eit  ber  Steile  unb  Functionen  erfl  ^ett)orlringt 
unb  bann  über  bte  aud  ber  ursprünglichen  (Sin^eit  ^erborge^enbe  DoU« 
lommene  Ueberetnßimntung  unb  Sonfpiration  berfelben  in  Qrflaunen 
gerätl^;  mobei  er  alfo  in  gemiffem  @inne  fein  eigene^  SBcrl  bemunbcrt. 
a)ieö  ift  anc^  ber  ©inn  ber  großen  ?c^re  ÄanW,  baß  bie  S^td- 
niägigfeit  erfl  Dom  33er{lanbe  in  bie  Statur  gebraut  n)irb.  (9B.  II, 
373—375;   I,  186—188.    9t.  56—58.    ?.  n,  45.) 

2)  (grflärung  ber  boppelten  ßtotdmm^Uit  ber  £)r= 
ganiömen. 

äBie  bie  (Srienntnig  ber  (Sin^cit  bed  SBiQen^,  ate  !Z)inge0  an  ft^ 
in  ber  unenblic^en  S^erfc^ieben^eit  unb  ä)?annigfaltigleit  ber  (Srfc^einungcn 
allein  ben  toatjxtn  Suff^Iug  giebt  über  jene  niunberfame,  unuerfeunbarc 
^natogic  aOer  ^robuctionen  ber  Statur,  jene  gamilienä^nlic^feit,  bie 
fie  al9  Variationen  bed  felben  Z^ma9  betrachten  lägt;  fo  eröffnet 
jic^  gleichermaßen  bur^  bie  beuttic^  unb  tief  gefaßte  (Srienntnig  ber 
Harmonie,  bed  mefentlid^en  3"f^ntmen^anged  aQer  X^tilt  ber  SBelt 
unb  ber  Stotl^n^enbigfeit  i^rer  ^bfiufung  eine  nia^re  unb  genUgenbe 
Sinfic^t  in  ta9  innere  äSSefen  unb  bie  Sebeutung  ber  unleugbaren 
3n)e(fmägigfeit  aQer  organifc^en  92aturprobucte.  S)iefe  ^md' 
mägigfeit  ifl  boppelter  Sfrt,  t^eild  eine  innere,  b.  ^.  eine  fo  georbuete 
UebereinfKmmung  aQer  St^eile  eined  einzelnen  £)rganidmu9,  baß  bie 
Sr^altung  beffelben  unb  feiner  @attung  baraud  ^emorge^t,  unb  ba^r 
atö  3^^^  i^n^  Slnorbnung  ft^  barfleQt.  Xf)t\l€  aber  iß  bie  Qxctd' 
mttgigfeit  eine  äugere,  nämtic^  ein  Ser^ältnig  ber  unorganifc^en 
yiatux  ju  ber  organifd^en  überhaupt,  ober  auc^  einjelner  Sl^eile  ber 
organifc^en  Statur  }u  einanber,  toelc^ed  bie  (Erhaltung  ber  gefantmten 
organifc^en  Statur,  ober  auc^  einjelner  S^^icrgattungen ,  möglich  inacf)t 
unb  ba^er  atö  SDtittel  gu  biefem  ^totd  unferer  Seurt^eilung  entgegen* 
tritt.  ^a9  nun  bie  innere  3^€<^n^Ägigfeit  ber  Organismen  betrifft, 
fo  erHärt  fie  ftc^  barau«,  bag  jeber  DrganidmuS  ^rfc^einung  einer 
einheitlichen  dbee,  bie  toit  aU  inteQigibeln  unb  an  ftc^  einfachen 
SBiQendact  betrachten  fönnen,  ifi,  folglid^  baS  Stebeneinanber  ber  ^tftiU 
unb  9tad^einanber  ber  Sntwicflung  boc^  nic^t  bie  @in^eit  ber  erfd^ei« 
nenben  dbee,  bed  ftdE)  ttugernben  ^iQenöacteS  aufgebt;  Dtelme^r  ßnbet 
biefe  (Einheit  nunmehr  i^ren  Sludbrucl  an  ber  not^menbigen  Sejie^ung 
unb  Serfettung  {euer  j^^eile  unb  (Sntmidlungen  mit  einanber,  nac^ 
bem  ©efe^e  ber  (Saufalität.  S)a  cd  ber  einjige  unb  unt^eilbare  unb 
eben  baburc^  ganj  mit  fic^  fclbft  übereinftimmenbe  SBiQe  i\t,  ber  ftc^ 
in  ber  ganjen  3bee,  al9  tuie  in  einem  Slct  offenbart;  fo  muß  feine 
Srfc^einung,  obwohl  in  eine  äSerfc^icben^eit  k)on  Steilen  unb  3u{Uinbcn 
audetnanbertretenb,  bod^  in  einer  burc^gängigen  Uebereinftimmung  ber« 
felben  jene  Sin^eit  mteber  geigen;  bied  gcf^ie^t  burc^  eine  not^menbige 
Sejie^ung  unb  Xb^ttngigfeit  aQer  j£§ei(e  Don  einanber,  noburc^  auc^ 
in  ber  (Erfc^einung  bie  Stnl^eit  ber  Obee  koieber^ergefteÜt  tuirb.  SDem« 
jufolge  erlennen   loir  nun  jene  Derfc^iebenen  ^^eite  unb  Functionen 


a:deoIogte  367 

M  Drganitfmn^  mec^felfeitig'  aM  9ßttte(  unb  ßtütd  k)on  einanber,  beit 
Drganidmud  felbfi  aber  qM  ben  (e^ten  ^totd  SQer. 

Wxt  ber  fittgetn  3^C(^>i^^§<0'cii  t)er^a(t  e^  fic^  ebenfo.  Sind)  fle 
finbet  i^re  SrHärung  in  ber  (Sinl^ett  bed  unt^cilbareu  äBiQend,  beffeit 
Dbiectitiit  ((Srf^einung)  bte  gan}e  äBelt  ifl.  dene  Stn^ett  bed  SBiaen« 
tnu|  fic^  in  ber  Ueberetnfiimmung  aUex  Srfc^einungen  beffelben  }u 
cinonber  }etgen.  —  Qn  ber  äugem,  toie  in  ber  tnnem  S^cleologie  ber 
9?atur  alfo  i%  toa^  mx  aM  Wliiiti  unb  ß^ied  benfen  muffen,  überaD 
nur  bte  für  unfere  (Erfenntnt§U)etfe  tn  9{aum  unb  3<^it  audetnanber«^ 
getretene  (Srf(^einung  ber  Sin^ett  bed  mit  fic^  felbfl  fo  meit 
überetnfiimmenben  einen  SBillend.    (SB.  I,  183—192.) 

3)  ®egenfa(  jkDifc^en  ber  organifc^en  unb  unorgani« 
fd^en  9?atnr  in  $infi^t  auf  bie  (SrKSrung  burc^ 
(Snburfac^en. 

Sei  Betrachtung  ber  gefammten  organif(^en  92atur  ifl  bie  S^eleologie, 
a(d  Soraudfe^ung  ber  B^^^^i^i^Stgteit  iebed  S^eild,  ein  DoDtommen 
fieserer  Seitfaben,  unb  fetbfi  bie  einzelnen  koirKid^en  Sludna^men  ju  bem 
burdigttngigen  ©efc^e  ber  3^<<^tntt6is'(<t  ^eben  bie  Sf^eget  nid^t  auf, 
ba  fie  ft^  erflären  laffen  aud  bem  innem  3ufcimmen§ange  ber  t>tx» 
fi^iebenartigen  Srfc^einungen  ber  92atur  unter  einanber  Dermbge  ber 
(Sinl^eit  bed  in  i^nen  Srf^einenben,  in  ^olge  beffen  fie  bei  ber  (Einen 
ein  Organ  anbeuten  mu§,  blod  mii  eine  ttnbere,  mit  berfetben  gu« 
fammen^ängenbe  ed  mirflic^  ^at  9[(fo  finbet  ^ier  bad  exceptio  firmat 
regulam  Xnmenbung.  deboc^  bei  Betrachtung  ber  unorganifc^en 
yiatux  wirb  bie  (Enburfac^e  aQemal  jtDeibeutig  unb  lägt  und,  jumal 
menn  bie  toirtenbe  gefunben  ifl,  in  S^^^UU  ob  fte  niijt  eine  Uod 
fubjectioe  Suftc^t,  ein  burc^  unfern  ©efi^^dpnnft  bebingter  @(^ein 
fei.  —  3>ag  in  ber  unorganifd^en  Statur  bie  (£nburfa(^en  gttnjlid^ 
jurttdtreten,  fo  bap  eine  aud  i^nen  allein  gegebene  (Srllärung  ^ier  nic^t 
me^r  gültig  ift,  bietme^r  bie  ttiirlenben  Urfa^en  fc^Iec^terbingd  üer« 
langt  »erben,  beruht  barauf,  ba§  ber  auc^  in  ber  unorganif^en  Statur 
ft(^  objectiDirenbe  SBiOe  ^ier  nic^t  mef|r  in  dnbiDibuen,  bie  ein  ®an}ed 
für  fid^  au9mac^en,  erfdjeint,  fonbent  in  Slaturfriiften  unb  beren 
SSSirlen,  tooburc^  ^md  unb  SRittel  }u  toeit  audeinanber  gerat^en,  a{9 
bag  i^re  Sejie^ung  flar  fein  unb  man  eine  SEBiDendöngerung  barin 
ertennen  tonnte.  S)ie9  tritt  fogar  in  getoiffem  ®rabe  fc^on  bei  ber 
organifc^en  Statur  ein,  nämtid^  ba,  too  bie  ßtotdm^^ig^üt  eine 
ttugere  ifl,  b.  f).  ber  3^ed  im  einen,  bad  SDtittel  im  anbern 
dnbiDibuo  liegt.  S)ennoc^  bleibt  fie  au(^  §ier  noc^  unjtteifel^aft,  fo« 
lange  beibe  ber  felben  ©pecied  angehören,  ja,  fte  koirb  bann  um  fo 
auffaQenber.  2Bo  hingegen  bad  dnbioibuum,  loe((^ed  einem  anbern 
loefentUc^e  $ü(fe  (eiflet,  gan)  Derfc^iebener  Xrt,  fogar  einem  anbern 
92aturreic^  ange^örig  ifi,  »erben  mir  biefe  ttugere  ^mdmJiHglltxt, 
ebenfo  »ie  bei  ber  unorganif^en  Statur,  bejtteifeln;  ed  fei  benn,  bag 
angenfttQig  bie  (Erhaltung  ber  ®attungen  auf  i^r  beru^^  »ie }.  Q«  bei 


378  2:ob 

Zoht9  uttb  ber  3^gitiig  tfl  gbtc^fam  bec  ^ntefc^tog  bec  bitn^  aOe 

3eit  be^orrettben  Obee  (species).   (S93.  ü,  584«) 

Der  @nmb  be^  SUternd  mtb  ©terbend  tfl  frin  )>^))fif (^er,  fonbetn 
eilt  metap^^ftfc^et*    ($«  410.   $.  H,  308.) 

4)  Unjcrfl'drbarleit  nnferd  Sßefeit^  an  fic^  burc^  ben 
SCob. 

fbx9  bem  Xuf^ören  betf  orgattifd^en  Seben«  in  einem  dnbiDtbuum 
tfl  niift  ju  f^Hegen,  bafi  auc^  bie  baffelbe  bid^er  actnirenbe  firaft  ju 
9{i(^td  gemorbett  fei;  —  fo  toentg,  al9  Dom  ßiHfle^enben  ®))tiinTabe 
auf  ben  Sob  ber  @pimterin  ju  fc^Iiegen  tfl.  @elb{l  ben  tmterflen 
Slatitrfräften  erfennen  mir  unmittelbar  eine  HetentttSt  unb  Ubiquitftt 
ju,  an  »el^er  und  bie  Sergttnglii^Ieit  i^rer  flüchtigen  Srf (Meinungen 
teinen  Sugenblic!  irre  mad^t.  Um  fo  n)eniger  olfo  barf  t9  und  in 
ben  @imt  fommen,  bad  Suf^örcu  bed  Sebend  für  bie  Semit^tuitg  M 
betebcnben  ^rinciped,  mithin  ben  £ob  für  ben  gänjßc^en  Untergang 
bed  SRenfc^en  )U  galten.  9htr  bad  ifl  oergänglic^,  mad  in  ber  Saufal' 
fette  begriffen  ifl;  bied  aber  flnb  blöd  bie  ^uf^^^be  unb  formen. 
Unberührt  hingegen  Don  bem  bur(^  Urfac^en  herbeigeführten  SBec^fel 
biefer  bleibt  einerfeitd  bie  SRaterie  unb  anbererfeitd  bie  3?aturfraft; 
benn  beibe  fUib  bie  Soraudfe^ung  aOer  jener  ^er&nberungen.  S^d 
und  belebenbe  $rinct))  aber  muffen  toir  junäc^fl  wenigflend  ald  eine 
97aturlraft  benten«  9Ifo  fd^on  ald  97aturfraft  genommen,  bleibt  bie 
Sebendiraft  ganj  unberührt  Don  bem  SBec^fel  ber  go^men  unb  3nf^finbe. 
@o  tDeit  alfo  liege  fid^  fc^on  bie  Unoergängtic^teit  unferd  eigentlichen 
2Befend  fi(^er  bekoetfen.  Xber  anäf  bad  S'^tiU,  n^elc^ed,  eben  tote  bie 
9?aturfrttfte,  Don  bem  am  Settfaben  ber  Saufatität  fortlaufenben  SSkc^fel 
ber  3uft^nbe  unberührt  bleibt,  alfo  bie,  9Raterte,  fiebert  und  buri^ 
feine  abfolute  Se^arrlic^feit  eine  Unjerflörbarleit  )u.  ©elbfl  biefe  8e« 
^arrlid^Iett  ber  SRaterie  legt  Don  ber  Unjerftörbarfeit  unferd  »a^ren 
SBefcnd  Seugniß  ab.   (ffi.  n,  636—638.  542-546.) 

äÖSenn  ic^  eine  ^lU^t  tlappe,  fo  ift  bo^  too^l  flar,  bag  ic^  nid)t 
bad  ÜDing  an  fic^  tobt  gef erlagen  ^abe,  fonbem  blöd  feine  (Srfc^ei' 
nuug.  (^.  411.)  äBie  tann  man  nur  beim  Slublidf  bed  Zobed  eined 
3)7enfc^en  Dermeinenv  ^ier  merbe  ein  S)ing  an  fid^  felbfl  )u  nic^td? 
Dag  Dielme^r  nur  eine  Srf^einung  in  ber  ^txt  i^r  @nbe  flnbe,  o§ne 
bag  bad  Ding  an  fi(^  felbfl  baburc^  angefod^ten  merbe,  ifl  eine  un« 
mittelbare  intuitioe  (Ertenntnig  iebed  9Renf(^en ;  ba^er  man  ed  ju  allen 
3eiten  in  ben  Derfd^iebenflen  Sonnen  unb  Sudbrüd(en  audjufprec^en 
bemüht  gemefen  ifl.   ($.  U,  287.) 

Der  Xob  giebt  fld^  unoer^o^len  lunb  ald  bad  (Snbe  bed  OnbiDi* 
buumd  (DergL  unter  dabioibnation,  dnbiDibualität:  S^^^^ng 
bed  dnbioibuumd  bur^  ben  2;ob),  aber  tu  biefem  dnbioibuum  liegt 
ber  Keim  }u  einem  neuen  9Befen.  Demnach  nun  alfo  flirbt  ntc^td 
Don  SlQem,  h)ad  ba  flirbt,  für  immer;  aber  auc^  ßetned,  bad  geboren 
tDtrb,  em))fangt  ein  Don  ©runb  aud  neued  Dafein«    ($.11,  292.) 


Xob  379 

9Bte  au(^  immer,  burd^  B^B^^^S  ^"^  ^^^'  ^^^  ¥49flf<^(  kounberlic^ 
unb  bebentlic^  tualten  mag;  fo  iß  bo(^  bad  t^m  ju  ©ntnbc  liegenbe 
9)?etap§k|{ifc^e  fo  ganj  heterogener  Sßefen^eit,  bag  ed  baoon  nid^t  an« 
gefoc^ten  totrb  unb  totr  getrofi  fein  bürfen.  {%  U,  295.  SQ5.  II, 
640 fg.  563—568.    SSergl.  anäj  ffintpe^en  unb  ©ergeben.) 

5)  SBarum  un^  her  Stob  aU  Serntd)tung  erfc^eint. 

3)ad)entge  3)afein,  toelc^ed  beim  £obe  bed  dnbioibuumd  unbet^eiltgt 
(leibt,  ^at  nic^t  ^nt  unb  dianm  jur  t^orm,  aUed  für  und  9{eale  er» 
fi^eint  aber  in  btefen;  ba^er  a(fo  fieUt  ber  2^ob  fid^  und  atö  Ser» 
nic^tung  bor.   CP.  U,  301.) 

^  und  ifl  unb  bleibt  ber  STob  ein  ißegattüed,  —  bad  «uf^ören 
bed  bebend;  aSein  er  mug  auc^  eine  pofttiüe  ©eite  ^aben,  bie  jjeboc^ 
und  oerbedft  bleibt,  totH  unfer  OnteQect  burc^aud  unfähig  ifl,  fle  ^u 
faffen«  3)a^er  erlennen  mir  mo^I,  tna9  mir  burd^  ben  Xob  üerlieren, 
aber  nic^t,  mad  mir  burc^  i^n  geminnen.   {%  11,  301.) 

6)  3>t^ü<I^^^fc&unS  in  ^^n  Ur}ufianb  bur(^  ben  S^ob. 

SEBer  auf  intuitive  SBeife  inne  mirb,  bag  bie  ®egenmart,  met^e 
bie  alleinige  Sorm  aSer  9{eatität  ifl  (Dergt.  ©egenmart),  i^re  DueQe 
in  und  ^at,  atfo  bon  innen,  nid^t  tion  äugen  quiOt,  ber  fann  an  ber 
tUijetfiörbarfeit  feined  eigenen  2Befend  nic^t  jmeifeln.  93ielme(}r  mirb 
er  begreifen,  bag  bei  feinem  Sobe  jmar  bie  objectiDe  SBelt,  mit  bem 
SKebio  ibrer  ÜDarßeDung ,  bem  dnteOect,  fttr  i^n  untergeht,  S)ied  aber 
fein  3)afein  nic^t  anficht;  benn  ed  mar  eben  fo  biet  9{ealität  inner» 
^alb,  mie  augerbalb.  ^a9  Scben  tann  angefe^en  joerben  ald  ein 
2:raum  unb  ber  ioh  ald  bad  Srmac^en.  S)ann  aber  gehört  bie  $er» 
fönlic^feit,  bad  Onbiüibuum,  bem  träumeuben  unb  ni^t  bem  ma^en 
93emugtfein  an;  med^alb  benn  jenem  ber  Xob  flc^  ald  Sentid^tung 
barfleUt.  OebenfaUd  ieboc^  iß  er,  Don  biefem  ©eftd^tdpunft  and,  nic^t 
)tt  betrauten  ald  ber  Uebergang  ju  einem  und  ganj  neuen  unb  frem» 
ben  3"f^Qn^^  Dielme^r  nur  ald  ber  SRildftrttt  ju  bem  und  urfprüngti^ 
eigenen,  ald  bonmelc^em  bad  Seben  nur  eine  turje  (Spifobe  mar. 

3m  SCobe  ge^t  aOerbingd  unfer  93emugtfein,  ald  burc^  ben  dnteOect 
unb  mithin  bur^  ben  Drganidmud  bebingt  (oergl.  dntellect  unb 
^emugtfein),  unter;  hingegen  feinedmegd  ÜDad,  mad  bid  ba^in  baf» 
felbe  ^erüorgebrac^t  ^atte.  Unb  mad  für  ein  99emu§tfein  iß  benn 
biefed?  —  ein  cerebraled,  animaled,  ein  etmad  ^ö^er  potenjirted  t^ie» 
rifd^ed.  3)er  Bußonb  hingegen,  in  meieren  und  ber  Zoh  jurüdtDerfe^t, 
iß  unfer  urfprüngtii^er,  b.  §.  iß  ber  felbßeigene  S^^fioni^  1^^^  äBefend, 
beffen  Urfraft  in  ber  .^erüorbringung  unb  Unterhaltung  bed  je^t  auf» 
^örenben  Sebend  ßd^  barßeOt.  (Ed  iß  nämlic^  ber  ßußanb  bed  ÜDinged 
an  ß(^,  im  ®egenfa(  ber  (Srfc^einung.  On  biefem  Urjußanbe  nun  iß 
o^ne  S^tx^^l  ein  folc^er  92otbbe^eIf,  mie  bad  cerebrale,  §i5(^ß  mittel» 
bare  unb  eben  bed^alb  bloge  Srf^einungen  liefernbe  (Erfennen  burc^aud 
überßüfßg;  ba^er  mir  ed  eben  verlieren.    9ber,  menn  mir  mm  burc^ 


380  £ob 

ben  Xot>  ben  OnteÜect  mit  feiner  ©runbform  (BerfaQen  in  Snbject  unb 
Dbiect,  in  ein  Srtennenbed  unb  Srlannteö)  einbüßen;  fo  »erben  toir 
baburc^  nur  in  ben  er!enntnig(ofen  Urjußanb  Derfe^^t,  ber  ieboc^ 
ht^ffaÜb  nic^t  ein  fdiled^t^in  6en)ugtlofer^  t)ielme^r  ein  über  {ene 
Sorm  erhabener  fein  koirb,  ein  3uf^<inb,  ido  ber  ©egenfa^  t)on  @ubj[cct 
unb  Object  roegfäUt^  mil  ^ier  bad  )u  (Sriennenbe  mit  bem  Srfennen* 
ben  felbß  mirflid^  unb  unmittelbar  @in^  fein  n^ürbe,  alfo  bie  ®mnb« 
bebingung  alled  Sriennend  (eben  jener  ©egenfa^}  fe^lt  (%  U, 
288  —  291.) 

7)  SÖttoti^,  bag  ber  2:ob  fein  Uebel  ift 

Sßad  und  ben  Xoi  fo  furchtbar  mac^t,  ift  nic^t  fottol^t  bad  Snbe 
bed  Sebend,  a\9  Dielme^r  bie  B^^^^^B  ^^^  Organidmud;  eigentli^, 
tueit  biefer  ber  aW  8eib  fl^  borPettenbe  SBitte  felbji  iji.  S)iefe  3er- 
|t5rung  fügten  mir  aber  mirKic^  nur  in  ben  Uebetn  ber  Ihanl^tt^ 
ober  bed  Slterd;  hingegen  ber  Stob  felbft  befielt,  für  \>a9  ©nbject^ 
blod  in  bem  Sugenblidf,  ba  bad  ^ewugtfein  fd^ninbet,  inbem  bie 
Si^ätigfeit  bed  ©e^irnd  ftodt  3)ie  hierauf  fotgenbe  Verbreitung  ber 
©todung  auf  alle  übrigen  Streite  bed  Drganidmud  ifi  eigentlich  fc^on 
eine  Gegebenheit  nac^  bem  Xobe.  2)er  Xoh,  in  fubjectiDer  ^inftc^t^ 
betrifft  alfo  aQein  bad  Semugtfein.  3&a9  nun  ha9  @(^n)inben  biefed 
fei,  iß  und  an^  bem  Sinfc^Iafen  unb  ber  D^nmac^t  befannt.  (Sd  ifl 
feinedkoegd  fc^metjtid^.  8u^  ber  gemaltfame  SCob  fann  xdäft  fc^merj« 
lic^  fein,  ba  felbß  fd^mere  Sertounbungen  in  ber  Siegel  gar  nic^t  ge* 
fü^It,  fonbern  erß  eine  Sßeile  nac^^er  bemertt  merben.  @inb  fie  fc^neQ 
töbtü^,  fo  toirb  bad  SJekougtfein  t)or  biefer  (SntbedCung  fc^toinben; 
tobten  fie  fpäter,  fo  iß  t9,  toit  bei  anbem  ^anf^eiten.  fbiij  aüt 
ÜDie,  meiere  im  Sßaffer,  ober  burc^  ^o^Ienbampf,  ober  burc^  Rängen 
bad  93en)ugtfein  verloren  ^aben,  fagen  befanntlid^  and,  bag  ed  o^ne 
$ein  gefd^e^en  fei.  Unb  nun  enblic^  gar  ber  eigentlid^  naturgemäße 
S^ob,  ber  bur^  bad  SIter,  bie  (Sut^anafie,  iß  ein  aÜmfiliged  Set« 
fc^minben  unb  Serfc^ioeben  aud  bem  ÜDafein,  auf  unmerflic^e  SBeife. 
Sßad  bleibt  ha  bem  Stöbe  noij  ^u  }erßören? 

Semer  baraud,  bag  bie  Unterhaltung  bed  Sebendproceffed  nic^t  o^ne 
Sßiberßanb,  folglich  ni^t  o^ne  S(nßrengung  bor  ß(^  ge^t,  meiere  tß 
auij  iß,  ber  ber  Organidmud  jeben  Sbenb  unterliegt,  iß  }u  f (fliegen, 
baft  bad  gänjlic^e  Siuf^bren  bed  Sebendproceffed  für  bie  treibenbe 
^aft  beffelben  eine  lounberfame  Erleichterung  fein  mu§;  DieHeic^t 
^at  biefe  Hnt^eil  an  bem  ^udbrud  fü§er  3ufneben^eit  auf  bem  @e« 
ß^te  ber  meißen  Stobten.  Ucber^aupt  mag  ber  Sugenblid  bed  ©ter« 
bend  bem  bed  @rn)ac^end  aud  einem  ferneren,  alpgebrücften  S^ranme 
Hfjnlxij  fein. 

$ieraud  ergiebt  ßc^,  baß  ber  2:ob,  fo  fe^r  er  auc^  gefürchtet  »irb, 
boc^  eigentlich  lein  Uebel  fein  fönne.  £)ft  aber  erf^eint  er  fogar  att 
ein  ®ut,  ein  (Srtoünfc^ted,  ald  ^reunb  $ain.  XQed,  n^ad  auf  un« 
übenoinbKc^e  $inbernif[e  feined  3)afetnd,  ober  feiner  Seßrebungen  ge« 


tob  881 

flogen  xft,  ^at  inx  testen  S^f^^^^  ^^^  9tüättf^x  in  ben  @c^oog  ber 
9?atur.   (SB.  U,  533—535.) 

S93ad  für  ha9  dnbtDibuum  bet  @(^laf ,  bad  ifl  für  ben  aßtUen  atö 
3)iiig  an  ft(^  ber  Sob.  @r  n^ürbe  e^  ntc^t  au0J|alten,  eine  Unenblic^« 
feit  l^inbur^  ha9  felbe  treiben  unb  Seiben  o^ne  toa^ren  ®ett)inn  fort» 
jufe^en,  koenn  i^m  Erinnerung  unb  dnbit)ibua(ttät  bliebe.  Sr  rotrft 
fle  ab,  bied  ifi  ber  Set^e,  unb  tritt,  burc^  biefen  S^obedf^Iaf  erfrtfc^t 
unb  mit  einem  anbern  dnteUect  audgeftattet ,  ald  ein  neued  9Befen 
toieber  auf.  (3B.  U,  572.  Ueber  bie  Sermanbtfc^aft  jmifc^en  &(^(af 
unb  Zoh  bergl.  ©c^laf.) 

SBer  lönnte  auc^  nur  ben  ©ebanfen  bed  Stobed  ertragen,  mim  ia9 
?eben  eine  ^reube  luäre.  @o  aber  ^at  iener  immer  noc^  bad  ®ute, 
bad  Snbe  bed  Sebend  p  \^^^f  >>nb  toir  tröflen  und  über  bie  Seiben 
bed  Sebend  mit  bem  2^obe,  unb  über  ben  Slob  mit  ben  Seiben  bed 
itbtn^.  3)ie  9Ba^r^eit  ifi,  bag  93eibe  unjertrennlic^  jufammenge^bren, 
inbem  fte  ein  drrfal  audma^en,  Don  welchem  gurüdjutommen  fo 
ferner,  »ie  mttnfc^endtoert^  ifi.   (SB.  II,  662.) 

S)ie  dnbibibualit&t  ifi  feine  SoUfommen^eit,  fonbent  eine  Sefc^rän« 
hing;  ba^er  ifi,  fie  lod  ju  »erben,  {ein  Serlufi,  oielme^r  ©ekotnm 
(?.  U,  299.) 

Sin  }u  ieber  3^^^  ^^^  f^^  deben  fagli(^er  S^rofi  ifi:  3)er  Xob 
ifi  fo  natürlid^,  »ie  bad  Seben;  unb  bann  tooQen  mir  meiter  fe^en. 
(^.  410.) 

8)  aßoralif^e  Sebeutung  bed  2:obe«. 

!Z)ie  dnbiDibualitttt  ber  meifien  SRenfc^en  ifi  eine  fo  elenbe  unb 
nic^tdmürbige ,  bag  fte  kua^rlic^  ni^td  baran  berlieren,  unb  baß,  toa9 
an  i^nen  nod^  einigen  SBert^  §aben  mag,  bad  aDgemein  9Rcnfc^Ii(^e 
ifi ;  biefem  aber  lann  man  bie  Unoerg&ngli^teit  oerfprec^en.  da,  fd^on 
bie  fiarre  Unberänberlid^feit  unb  mefentfic^e  Sefc^ränfung  jeber  dnbioi« 
bualitttt,  aU  folc^er,  müßte,  bei  einer  enblofen  f^ortbauer  berfelben 
enblic^  bur^  i^re  ilRonotonie  einen  fo  großen  Ueberbruß  erjeugen,  baß 
man,  um  i^rer  entlebigt  ju  fein,  lieber  }u  ÜTic^td  mürbe.  Unfierbli^» 
feit  ber  dubiDibualität  oerlangen  ^eißt  eigentlich  einen  Orrt^um  ind 
Unenblic^e  f)er))etuiren  }u  moQen.  2)enn  im  ©runbe  ifi  boc^  jebe 
Onbioibnalität  nur  ein  fpecicaer  Orrt^um,  ge^Itritt,  etwa«  baö  beffcr 
nic^t  miire,  j|a,  moDon  und  gurüdjubringen  ber  eigenttit^e  ^mtd  bed 
Sebcn«  ifi.   (ffi.  U,  560  fg.) 

S:ob  nnb  ©eburt  finb  bie  ficte  Sluffrifd^ung  bed  Semußtfeind  bed 
an  ft(^  cnb'  unb  anfangdlofen  9BiDend,  iebe  foI(^e  Suffrifd^ung  aber 
bringt  eine  neue  ÜRögli^feit  ber  Verneinung  bed  SBiUend  jum  Seben. 
(ffi.  U,  571.) 

Xer  Xob  ifi  bie  große  ßu^^^^^^^^ifung  ^  meiere  ber  SBiQe  jum  Seben 
unb  nä^er  ber  biefem  mefentlic^e  (Sgoidmud  burc^  ben  Sauf  ber  97atur 
er^&It,  unb  er  fann  aufgefaßt  merben  aU  eine  ©träfe  für  uufer  3)a< 
fein.    St  ifi  bie  fc^merjlic^e  Söfung  bed  knotend,  ben  bie  S^ngonQ 


382  «ob 

mit  äSBoHuß  gefd^ürit  ^atte,  unb  bie  bon  angen  etnbringenbe,  getoott« 
famc  3c^Pörung  beö  ©runbirrt^umß  unfcr«  SBcfcn«,  bic  grogc  ffint» 
täufd^ung.  SBir  f!nb  im  @runbe  ettoad,  bad  nic^t  fein  foUte;  barum 
^örcn  tt)ir  auf  ju  fein.   (SB.  U,  579.) 

ÜDer  SEob  iß  bie  gro§e  ®e(egenl^ett,  nic^t  me^r  dd^  gu  fein;  koo^I 
3)em,  ber  fte  benutzt.  SBä^renb  bed  Sebend  ift  ber  2BiDe  bed  9J^en* 
f(^en  o^ne  t^ei^eit.  S)ad  ©terben  iß  ber  SngenbKd  ber  Befreiung 
Don  ber  Sinfeitigleit  einer  Onbitibuatitttt,  »eld^e  nid^t  ben  innerfien 
Äcrn  unferö  SBefen«  au«mad^t^  üiclme^r  a\9  eine  Art  Serirrung  bef« 
feiben  ju  beulen  ift;  bie  n^al^re^  urfprünglid^e  ^rei^eit  tritt  n^ieber  ein 
in  biefem  Sugenblidf,  metd^er  aU  eine  restitutio  in  integrum  betrachtet 
merben  !ann.  3)er  f^riebe  unb  bie  Seru^igung  auf  bem  ©efic^te  ber 
meiften  SEobten  fc^eint  ba^er  }u  flammen.  9{u^ig  unb  fanft  ift  in  ber 
9tegel  ber  Xoh  jebed  guten  i0fenfd|en;  aber  millig  unb  freubig  flerben 
ift  bad  Sorred^t  bed  ^eflgnirten,  S)e{fen,  ber  ben  SBillen  jum  Scben 
aufgiebt  unb  üerneint.  ÜDenn  nur  er  toiü  toixUxäf  unb  nid^t  bM 
fc^  ein  bar  perben.   (SB.  II,  580.) 

3)er  Zoh  fagt:  S)u  bift  bad  ^robuct  eined  Slcte«,  ber  nid^t  ^ätte 
fein  foOen ;  barum  mugt  bu,  i^n  aud}ulöf c^en,  fierben.  —  Seim  jtobe 
erfährt  ber  Sgoidmud  burc^  bie  Suf^ebung  ber  eigenen  $erfon  bie 
gänjttc^e  3)ur^freu3ung  unb  3^^>i^<^I^">tg*  3)^^  bie  Sobedfurc^t 
3)er  S^ob  ift  bemnac^  bie  Sele^mng,  toeld^e  bem  (Sgoidmu^  burc^  ben 
Sauf  ber  SWatur  mirb.   ($.  410  fg.) 

SBenn  man  flirbt,  foUte  man  feine  dnbiüibualitttt  abmerfen,  koie  ein 
alted  $Ieib,  unb  fld^  freuen  über  bie  neue  unb  beffere,  bie  man  je^t, 
na^  erhaltener  Sete^rung,  bagegen  annehmen  toirb.   (^.  11,  301.) 

du  no^  ^ö^erem  ®rabe,  at^  bad  Seiben,  ^ot  ber  Stob  eine  ^etligenbe 
Sraft.  S)em  entfpred^enb  n)irb  eine  ber  (S^rfurdE)t,  meiere  groged  Sei* 
ben  und  abnöt^igt,  bern^aubte  t)or  jebem  @eftorbenen  gefüp,  ja,  j[eber 
XobedfaD  ftellt  fi(^  getoiffermagen  ald  eine  Strt  Spot^eofe  ober  Zeitig* 
fprec^ung  bar;  ba^er  n)ir  ben  Sei^nam  anij  bed  unbebeutenbfien 
2Renf(^cn  ni(^t  o^ne  g^rfurd^t  bctrad^ten.   (SB.  U,  729.) 

S)ad  Sterben  ift  a\9  ber  eigentliche  ^mä  bed  Sebend  anjufe^en; 
im  SngenbtidC  beffelben  n)irb  aded  ÜDad  entfc^ieben,  koad  burc^  ben 
gangen  Serlauf  bed  Sebend  nur  t)orbereitet  unb  eingeleitet  mar.  S)er 
S^ob  ift  bad  (Srgebnig,  bad  Resuroe  bed  Sebend,  ober  bie  {ufammen« 
gezogene  @umme,  meiere  bie  gefammte  Sete^rung,  bie  bad  Seben 
Dereingett  unb  ftücfmeife  gab,  mit  Sinem  2Ra(e  audfpric^t,  nämlic^ 
biefe,  ba§  bad  gange  @treben,  beffen  Srfc^einung  ha9  Seben  ifl,  ein 
üergeblic^ed ,  eiteied,  fic^  toiberfprec^enbed  mar,  bon  meieren  gurüdE« 
getommen  gu  fein  eine  @r(öfung  ifl  —  üDer  DoObrac^te  Sebendtauf, 
auf  meieren  man  fierbenb  gurüdtbUdCt,  ^at  auf  ben  gangen,  in  biefer 
unterge^enben  dnbil^ibualität  fld^  obiectiüirenben  SBiUen  eine  SBirtung, 
meli^e  ber  analog  ift,  bie  ein  äßotio  auf.  bad  ^onbeln  bed  SDJenfc^en 
ausübt;  er  giebt  nümlic^  bemfetben  eine  neue  S^ic^tung,  meldte  fona^ 
bad  moralifd^e  unb  mefentlic^e  9tefultat  bed  Sebend  ifl    Sben  meti 


2:ob  383 

ein  ))(0$lt(^er  Xob  biefen  KfiAIicf  untnögfid^  mad^t,  |le^t  bte  fitrc^e 
einen  folc^en  atö  ein  Unglüd  an,  um  beffen  Sbmenbung  gebetet  koirb. 
(935.  II,  729  fg.) 

On  ber  SCobe^ftunbe  br&ngen  aOe  bir  ge^eimntgboDen  (tuennglcic^  in 
m9  felbfl  n)UT}etnben)  WlädjU,  bie  bad  en)ige  ©c^idffal  bed  SWenfc^en 
beftimmen,  fÜj  jufammen  unb  treten  in  Vction.  Sud  i^rem  Sonpict 
crgiebt  flc^  ber  3Beg,  ben  er  )e^t  jn  hianbem  f)at,  bereitet  nämliti^ 
feine  ^atingenefte  ^i)  bor,  nebß  aDem  SEBol^I  unb  Sße^e,  mldjtS  in 
i^r  begriffen  unb  bon  2)em  an  unmiberruftic^  bef)tmntt  iß.  hierauf  bt» 
ru^t  ber  f^oc^emße,  toid^ttge,  feierliche  unb  furd^tbare  Sl^arafter  ber 
Sobedflunbe.  @ie  iß  eine  jtrifld  im  ßttrfflen  @inne  bed  SBorteö,  — 
ein  SBeltgerid^t.    (?.  I,  238.) 

S)a§  bie  (e|te  ®))i|e,  in  meiere  bie  Sebeutung  bed  S)afeind  über« 
baupt  ausläuft,  bad  (Stl^if(i^e  fei,  ba^  bemä^rt  fiif  bur^  bie  unleugbare 
X^atfac^e,  bag  bei  Snntt^crung  beö  Stoben  ber  ©ebanfengang  bcd 
9Renfd^en,  gleic^biel,  ob  er  religiöfen  !Z)ogmen  angefangen  ^abt  ober 
ni^t,  eine  moratifd^e  9{i(^tung  nimmt  unb  er  bie  Xec^nung  über 
feinen  boQbrac^ten  Sebendlauf  burd^aud  in  moralifc^er  9{ad(|i^t  ab» 
jnfd^Iiegen  bemüht  iß.   (S.  261  fg.) 

92ad^  bem  Sbßerben  bed  Sßillend  fann  ber  3:ob  be^  Seibe«  (ber  ja 
nur  bie  (Erfd^etnung  bed  äBiOend  iß,  mit  beffen  Xuf^ebung  er  ba^er 
aDe  Sebeutung  berliert)  nun  nid^td  Gittere«  me^r  ^aben,  fonbem  iß 
fe^r  koiafommen.  (9B.  I,  462.  $.  413.)  Su^  jeigt  fic^  und  bon 
i^ier  aud  toicber  bie  emige  @ere^tigleit.  2Bad  ber  85fe  bon  aUen 
S)ingcn  am  meißen  für^tet,  bad  iß  i(|m  gemig;  td  iß  ber  2: ob* 
S)iefer  iß  bem  JBeßen  gmar  eben  fo  getoig;  abtt  er  iß  i§m  milDom' 
men.  2)a  alle  So^^eit  im  heftigen  unb  un6cbingten  SBoUen  bed 
Sebend  bcße^t,  fo  iß  debem,  nac^  bem  SRage  fetner  9o9^eit  ober 
©Ute,  ber  Zob  bitter,  ober  leidet,  ober  ertoünfc^t.  2)ie  (Snblid^Ieit 
be«  inbibibueOen  Sebenö  iß  ein  Uebet  ober  eine  SBo^It^at,  ie  nad^bem 
ber  aRenf^  bbfe  ober  gut  iß.   ($.  413.) 

9)  S)ie  in  bem  berfd^iebenen  Ser^alten  gegen  ben  2:ob 
fid^  lunbgebenbe  2)u))(icität  bed  Semugtfeind. 

Sn  nnferer  in  berfd^iebenen  B^i^^  berfc^iebenen  ©eßnnung  gegen 
ben  Xob  jeigt  ß(^  beutttc^  bie  SDupticitttt  be«  8ett)ugtfeind.  (Sd 
giebt  Kugenblicfe,  too  un«  ber  Zob  in  fürc^tertid^er  ®eßo(t  erfc^eint. 
3u  anbem  Seiten  beulen  tt)ir  mit  ruhiger  ^reube,  jo  mit  Se^nfud^t 
an  ben  Xob.  dn  ber  erßen  Stimmung  ßnb  mir  ganj  bom  jettlic^en 
Semugtfcin  erfttOt,  ßnb  nic^t«  at^  (Srf Meinungen  in  ber  3eit;  al9 
fold^en  iß  un«  ber  S^ob  Semid^tung  unb  aU  bad  grögte  Uebet  mit 
Xec^t  }u  fttrd^ten.  9n  ber  anbem  Stimmung  iß  bad  beffere  Semugt« 
fein  (ebenbtg  unb  t9  freut  ßc^  ^^^  ^^^^  ^^^  bie  9bfung  bed  geheim« 
ttigboOen  Sanbed,  bnrc^  me^ed  ed  mit  bem  cm^irifd^en  Semugtfein 
in  bie  dbentitttt  Sined  dc^d  oerfnUtift  iß.    SDemi  mit  bem  emf)irifd^en 


386  a:obe«flTofc 

erfd^eutt  rnib  bet  Dom  Zobe  bed  (Stnjelnen  iiic^t  berührt  mtrb,  bte 
(Sd^reden  bc«  iCobed  übenoinben,  in  bcm  9Ra§e,  aU  im  gegebenen 
OnbiDtbttum  bie  Sleflqnon  9Ra(^t  ^ätte  über  bad  unmittelbare  ®eftt^(. 
(SB.  I,  333  fg.) 

deber,  beffen  ®eifl  ni(^t  Don  ber  ganj  gemeinen,  f(^te(^terbingd  nnr 
auf  (Srlenntni§  M  (Einjelnen  befc^rttnften  fixt  \%  )eber,  ber  burc^  eine 
nur  eftoad  ^9^er  |)oteniirte  Sä^igleit  auc^  blod  anfängt,  in  ben  (Sinjel« 
koefen  i^  Xagemeined,  i^re  dbeen,  )u  erbtiefen,  mirb  anc^  ber  lieber« 
gengung,  bog  burd^  ben  2:ob  hM  innere  Sßefen  be^  dnbibibuumd  nic^t 
mitgetroffen  nirb,  bag  überhaupt  (Entfielen  unb  Serge^en  nur  eui 
oberpa^fic^e«  f^änomen  ifl  unb  leine^megd  an  bie  äßurjet  ber  3)inge 
greift,  in  gemiffem  ®rabe  t|ei(^aft  »erben,  dn  ber  7|at  finb  e«  au(^ 
nur  bie  Keinen,  befc^rttnlten  ftb))fe,  meldte  ganj  emfUic^  ben  Xob  ate 
i^re  Serni^tung  fünften;  aber  üoaenbd  Don  ben  entfc^ieben  SeDor« 
gugten  bleiben  folc^e  (Sc^redFen  gttnglic^  fem.    (9B.  II,  541  fg.) 

3)  Seräc^tUd^Ieit   ber  lEobedfur^t  unb  (Erhabenheit 
bed  jEobedmut^ed. 

äBenn  bie  (Srienntnig  in  ber  Sefttmpfung  ber  jEobedfurc^t  über  ben 
SßiOen  gum  Seben  {legt  unb  bemnac^  ber  ÜRenfd^  bem  2:obe  mut^ig 
unb  gelaffen  entgegengeht;  fo  toirb  bied  ald  grog  unb  ebet  geehrt;  wir 
feiern  alf o  bann  ben  j£rium{)^  ber  (Srienntnig  über  ben  btinben  SßiOen 
gum  Seben,  ber  boc^  ber  ftem  nnferd  eigenen  SBefen^  ifl.  dmgbic^en 
Derac^ten  loir  3)en,  in  weld^em  bie  Srfenntnig  in  ienem  ftampfe  unter' 
liegt,  ber  ba^er  bem  Seben  unbebingt  auffingt.  SBie  Knnte,  (ttgt  fic^ 
^ier  beitttufig  fragen,  bie  grttngenlofe  Siebe  gum  Seben  unb  bad  9e« 
^reben,  ed  auf  alle  SBeife  fo  lange  aU  m5gUd^  gn  erhalten,  atö  niebrig  unb 
Derttc^tli^  betrautet  toerben,  wenn  baffelbe  bad  mit  !Z)anI  gu  erfennenbe 
©efd^enl  gütiger  ©Otter  wäre?  Unb  wie  Knute  fobann  bie  ®ering' 
fc^ä^ung  beffelben  grog  unb  ebet  erfc^einen?    (SB.  U,  530  fg.) 

9Ran  ßnnte  aOe  Xobedfur^t  gurüd(fü^ren  ouf  einen  9RangeI  an 
berienigen  natürtic^en,  ba^er  ond^  blod  gefüllten  Wlttap^^^  DermBge 
welcher  ber  SReufd^  bie  ©ewig^eit  in  fl$  trägt,  bag  er  in  XOen,  ia 
in  Xnem,  eben  fo  wo|(  e^fiirt,  wie  in  feiner  eigenen  $erfon,  bereu 
!£ob  i^m  bo^  wenig  angaben  lanu.  (Sben  and  biefer  ©ewig^eit 
hingegen  entf^rttnge  bemna(|  ber  ^eroifd^e  Wtutf),  folglich  aud  ber 
felben  OueOe  mit  ben  Sugenben  ber  ©ere^tigleit  unb  ber  9Dtenfd^en« 
liebe.  9Iur  Don  biefem  ^ö^erem  ®tanbf)unlt  aud  tttgt  ed  flc^  erllären, 
we^^atb  Seig^eit  Deräd^tlid^,  ))erfl5nlic^er  9Rut|  ^ingegem  ebel  unb  er« 
^aben  erfc^eint;  ba  Don  feinem  niebrigem  @tanb^untt  and  fli)  abfegen 
(ttgt,  wed^alb  ein  enblid^e«  dnbioibuum,  wetc^ed  fid^  fetber  Slle«,  ia 
fl^  felber  bie  ©mnbbebingnng  gum  SDafein  ber  übrigen  SBelt  iß, 
nii^t  ber  (Sr^altung  biefe«  @e(b{t  aOed  Hnbere  na^fe^en  foüte. 
(¥.11,  219  fg.) 

Zo\ftifitafty  f.  unter  ©träfe:    SRag  ber  Strafe. 


2:oIcron5    —    Zon  387 

Zoltvan}. 

1)  SRittcI  jur  Scf örbcrung  ber  Joleranj  geflcii  frcmbe 
Onbiöibualilät.    (®.  ©cbiilb  unb  5»od^fid)t.) 

2)  SWittcI  gur  Seförbcrunfl  ber  Jolcrang  gegen  fventbc 
!(nft(^ten. 

Um  un«  gegen  frembe,  ber  unfvigcii  cntgegengcfe^te  «nfl^ten  tolerant 
unb  beim  SBiberffrud^  gebutbig  p  mod^en,  ip  Dicffeit^t  nici^t«  toirf» 
forner,  al«  bie  erinnerung,  wie  ^äupg  h)ir  felbfl  «ber  ben  felben 
©egenflanb  fuccefpö  ganj  cutgcgengefcfete  SDieinungen  gehegt  unb  fo((^e 
bifiweilen  fogor  in  fe^r  furjer  3«t  »iebcrholt  gcmecfifelt  babem 
(?.  11,  14  fg.) 

3)  SSertuerflirfifcit  ber  ffoteronj  in  ber  gitteratur. 
(©.  ?itteratur.) 

tEon. 
I.  S)er  )i^)|fif4e  Xm. 

1)  S(naIogie  ber  fieben  Sbne  ber  2:onIetter  mit  ben 
fec^ö  ^auptfarben.  (®.  unter  S^tbe:  3)ie  $au))t- 
färben  unb  il^r  ©c^ema.) 

2)  SBaö  bic  löne  jum  ©toff  objectiöer  Änft^aunng 
unb  jur  93e}ei(^nung  ber  begriffe  eignet,  (©.unter 
©inne:  SSSad  ^auptfäd^Iid^  bie  Smpfinbungen  be«  ©efld^td 
unb  ®e^0rd  jum  ©toff  ber  obj[ectiüen  S(nf(^auung  eignet.) 

3)  ©tbrenbe  Sinmirlung  ber  Xöne  auf  ben  ®eif}. 
(©.  8 Arm.) 

4)  ffiirtung  ber  löne  in  ber  ÜWnfif.    (©.  SWufif.) 

■ 

5)  9Barum  ein  2:on,  um  ^5rbar  ju  fein,  fec^^je^n 
@(^h)ingungen  in  ber  ©efunbe  mad^en  mug. 

SDa§  ein  j£on,  um  ^örbar  ju  fein,  menigflend  16  ©c^UJingungen 
in  ber  ©elunbe  machen  mug,  fc^eint  boran  }u  liegen,  ba§  feine 
©(^mingungen  bem  ©e^brnerbcn  mec^anifc^  mitget^eilt  toerben  muffen; 
inbem  bie  Smpftnbung  beö  ^5rend  nid^t,  mie  bie  bed  ©e§end,  eine 
bur^  blogen  iSinbrutf  auf  ben  9terüen  hervorgerufene  (Erregung  x% 


weiche  i9n  noi^igi,  lurj  um^uui^rcn,   lui  )u^ui:|«i  ^lu^uu,  iiiuyi  iii  })c« 

runbeter  Siegung.  Quhtm  mug  !Z)ied  im  dnnern  bc^  Sab^rint^d  unb 
ber  ©(^necfe  Dor  ftc^  ge^en,  meit  überall  bie  ffnoc^en  ber  9{efonan)« 
boben  ber  Sterben  finb;  bie  S^mpfjie  {eboc^,  nietete  bafelbfl  ben  ®e^0r^ 
nertoen  umgiebt,  milbert,  ate  unetafiifc^,  bie  ©egentoirfung  bed  ftnoc^end. 
(?.  II,  181  fg.) 


25 


r»* 


388  $:ouripen    —    Sräg^cit 

6)  SBarum  alle  Stöne  bed  9^a(^td  lauter  fc^allen,  atd 
bei  Sage.  (©.  unter  Sid)t:  5lntagoni«niuö  ^imf(^cn  ?id)t 
unb  @c^all.) 

II.  ^er  gefeflfc^aftlu^e  £on« 

1)  2)er  fogenannte  gute  2ion. 

3)te  ©efeQfc^aft  ^at,  um  bie  öc^te,  b.  i.  getftige  Ueberlegeu^eit, 
todijt  fie  nid^t  öerträgt  unb  bie  awij  fc^mer  ju  pnben  ift,  ju  erfe^en, 
eine  fatfc^e,  conDenttoneQe,  auf  tvilltürUc^en  ©a^ungcn  beru^enbe  unb 
trabittoneQ  unter  ben  ^ö^ern  ©tänben  {i(j^  fortpflan^eitbe,  auc^,  toie 
bte  Carole,  üerttnberlic^e  Uebertegen^eit  beliebig  angenommen.  2)tefe 
ifl  t9,  toa9  ber  gute  2^on,  bon  ton,  fashionableness  genannt  n)irb. 
äBenn  fte  jeboc^  ein  Wal  mit  ber  ächten  in  (SoQirton  gerät^,  geigt 
flc^  i^re  ©d^mä^e.  3"^^"^^  quand  le  bon  ton  arrive,  le  bon 
sens  se  retire.     (^.  I,  447  fg.) 

2)  S)er  ma^r^aft  gute  2ion. 

SSJenn  man  in  ber  ®efeDfd)aft  nur  erfl  ben  Äbcrglouben  bed  rittcr= 
ticken  S^renprincipd  lod  mttre  (t)ergt.  unter  @^re:  eine  füfterart  ber 
@§re)  unb  an  ©teile  ber  nac^  btefem  geUenben  Uebertegen^eit  bie 
geiflige  Ueberlegen^eit  bad  i^r  gebü^renbe  Primat  erlangte;  fo  loürbe 
bied  ben  lua^ren  guten  Xon  ^erbetfU(}ren  unb  ber  n^irflic^  guten  &t^ 
feQfc^aft  ben  SBeg  bahnen,  n)ie  fte  o^ne  B^^if^I  ^^  ^t^en,  fforinti) 
unb  9{om  befianbeu  l^at.  9Ber  Don  biefer  eine  $robe  tuünfc^t,  bem 
if)  bie  l^ectiire  be«  ®aftma^(d  M  Xeno))l}on  ju  empfehlen.    (%  I,  407.) 

XoutifltU)  f.  9?omabenIeben. 

ZtatfiXion^  f.  ©c^rift. 

1)  S)o3  ©efefe  ber  Sräg^eit. 

S)o3  ©efefe  ber  Jräg^eit,  »elc^e«  befagt,  baß  jeber  Suflanb,  mithin 
fomo^l  bie  9tu^e  eiued  ff0rf)er^,  a(^  auc^  feine  ^emegung  ieber  ^rt 
unüerünbert,  unDerminbert,  unberme^rt,  fortbauern  unb  fclbfl  bie  enblofe 
3eit  anhatten  mttffe,  menn  ni(i^t  eine  Urfad^e  f^iujutritt,  toelc^e  ße 
Derttnbert  ober  aufgebt,  ifl  ein  ^oroHarium  M  @efe|}ed  ber  Saufalitttt, 
ge^brt  eben  barum  gu  ben  Srfenntuiffen  a  priori  unb  ijl  über  allen 
Zweifel  ergaben.  (@.  42  fg.)  S)a«  ©efefe  ber  Iräg^eit  picgt  un« 
mittelbar  au«  bem  ber  Soufalität,  ja,  ift  eigentlich  nur  bejfen  Äe^rfeite. 
,,3ebe  Serftnberung  »irb  burc^  eine  Urfod^e  herbeigeführt"  fagt  bad 
@efe|  ber  Soufalität;  „m  feine  Urfacftc  ^ingufommt,  tritt  feine  8er« 
änberuug  ein"  fagt  baö  ®cfe^  ber  Jräg^eit.  3)a§er  mürbe  eine 
I^otfac^c,  bie  bem  ©efefe  ber  Sräg|^eit  miberfprä(^e,  gerabcju  auc^ 
bem  ber  fiaufalität,  b.  l).  bem  a  priori  @etoij|en,  miberf<)re4en  unb 
un«  eine  933irfnng  ol^ne  Urfodje  geigen.     (@.  8orrebe  XXIV  fg.) 


S^ragöbic    —    Zxautv\p\tl  3g9 

Die  uou  üaiü  ciitbccfte  ^bealität  bev  ßtit  ift  eigentüd)  fc^on 
in  bcm,  ber  SDlcd^amf  angc^örcnbcn  ©cfcöe  bcr  Sräg^cit  cnt^te«. 
Denn  tüQö  biefc«  bcfogt,  ifl  im  ®runbc,  ba§  bie  bIo§c  3cit  feine 
p^^fifc^c  äBirfung  ^croor^ubringcn  öcrmag;  bo^cr  pc,  für  ft^  unb 
aQetn,  an  ber  9{u§e  ober  Scmegung  etned  ßörperd  nid)td  änbert  S)ie 
abfolute  Unwirffamfcit  ber  ßtit  ijt  c«,  bie  im  SWec^anifcfjen  olö  ®cfc6 
ber  Iräg^cit  auftritt.    ($.  U,  41  fg.) 

2)  Sermanbtfc^aft  ber  ©emo^n^ett  mit  ber  Xrttg^eit. 
(©.  ©ctoo^n^eit.) 

Zra^ölrie,  f.  Srauerfpiel. 

tvawfctnUftnt^  f.  Ommanent. 

Sransfctnliental. 

1)  SIrandfceubentale  (Srfenittniß. 

Xrandfcenbentale  (Erlenntnig  iß  biejcnige  Srfenntnig,  tuelc^e  bad  in 
oder  Srfa^rung  irgenb  SRöglid^e  Dor  aQer  Srfa^rung  beßimmt  unb 
feflfteOt,  eben  baburc^  aber  bie  (Erfahrungswelt  überhaupt  ^u  einem 
bloßen  ©e^irnp^änomen  ^crabfe^t.  (@.  44.  %  l,  88.)  @ie  Hbet 
atfo  ben  apriorifc^en  S^^eil  ber  menfc^Uc^en  (Svtenntnig  unb  ift  mit 
trandfcenbenter  Srlenntnig  ntc^t  gu  üerhiec^feln.  (Sergl.  dm' 
manent.) 

2)  S^randfccnbentalp^ilofop^ie. 

!£randfcenbentaI))^i(ofop^ie  iß  bie  l'e^re  Don  bem  in  unferm  er« 
fcnnenbcn  9emn§tfetn  enthaltenen  So^inalen,  ald  einem  fold^en,  unb 
t)on  bcr  babur^  herbeigeführten  Sefd^rttnfung,  Dermögc  melc^cr  bie 
6rfenntni§  ber  S)inge  an  [li)  und  unmöglich  if),  inbem  bie  (Srfaljrung 
nichts,  aM  bto§e  Srfd^einungeii  tiefem  fann.  XranSfcenbental  ift  bie 
^{J^ilofop^ie,  tt)e((^e  ft(^  jum  ^ehmgtfein  bringt,  bag  bie  crßen  unb 
tnefenttic^ßen  ©efe^e  biefer  [xij  \m9  barßellenben  3BeIt  in  unferm 
©eljirn  ttmrjeln  unb  bicfer^alb  a  priori  erfannt  »erben.  ($.  I,  88.  fg. 
SB.  I,  204.)  Iron«fcenbentaIp^itofop^ie  iß  jebe  ^^ilofop^ie,  m\d)t 
bat)on  ausgebt,  baß  iljr  näd^ßer  unb  unmittelbarer  ©egenßanb  nid)t 
bie  3)ingc  feien,  fonbern  alletn  ba«  menfd^lid^e  Serougtfein  bon  ben 
3)ingen,  melc^eS  bal^er  nirgenb«  auger  %c^t  unb  9te(^nung  gelaßen 
werben  bürfe.    (?.  II,  9  fg.) 

Ztavittfpxcl. 

1)  SDad  SIrauerfptet  ald  ber  ©ipfel  ber  S)i(^tlunß. 

2)ad  Srauerfpiel  iß,  fomo^I  in  $)inß(^t  auf  bie  ©röße  bcr  2BirIung, 
aU  auf  bie  Sd^tDierigleit  ber  l^eißung,  atö  ber  ©ipfel  ber  3)i(^tfunft 
an}ufe^en  unb  iß  bafür  anerfannt.  (9B.  I,  298.  Qergl.  unter  "Drama: 
!Z)rei  Stufen  beS  Dramas.) 


390  2::raucrfpicl 

&  gehört  }u  ben  gangbaren  Orrt^üniern,  bag  ed  (eic^ter  fet,  eine 
gute  Sragöbie,  att  eine  gute  ftomöbie  3U  fd^vetben.    ($.  II,  64.) 

2)  Zenbeu}  unb  äBirfung  be^  2:rauerf))iel9. 

3)ie  eigent^ümlic^e  Sienbeuj  unb  Sßtrfung  be^  Xxamx\piA9  tft,  burc^ 
ÜDarftclIung  ber  fc^ndfic^^n  ©citc  befi  geben«,  im  3"f<^öuer  ben  Ocifl 
ber  9}efignation,  ba«  Xbioenben  bed  Sßillcn«  Dom  Seben  ^erüorjurufeu« 
(28.  II,  495  fg.)  dm  S^rauerfpiel  toirb  und  ber  namenlofe  ©c^mer^, 
ber  dammer  ber  9Renf^^eit,  ber  Slriump^  ber  Sod^eit,  bte  ^9^nenbe 
^errf^aft  be«  B^f^Od.  unb  ber  rettungdlofe  ^aO  ber  @ere(^ten  unb 
Unfc^ulbtgeu  Dorgefü^rt.  hierin  liegt  ein  bebeutfamer  SBint  über  bte 
9ef(^affen^eit  bed  3)afetnd  unb  bie  Hufforberung  jur  Sbloenbung  üon 
bemfelben.  Sd  ifl  ber  S93iberfireit  bed  SBiUen«  mit  fic^  felbft,  melc^er 
^ier,  auf  ber  ^öd^flen  @tufe  feiner  Objectität,  am  Doaflänbigßen  ent' 
foltet,  furchtbar  ^eröortritt.  (2B.  1,  298  fg.;  II,  493.)  3)arpeHu«g 
eined  grogen  Unglüdö  ift  bem  Slrauerfpiel  allein  loefentli^.  (S93.  I, 
300.)  hingegen  beruht  bie  ^orberung  ber  fogeuannten  poetifc^en 
©erec^tigleit  auf  gttnjli^em  3$erfennen  bed  9Befend  bed  SirauerfpicU. 
(©.  unter  ©erec^tigfeit:   Die  <)oetif(^e  ©ere^tigfeit.) 

f^urc^t  unb  9Rit(eib,  in  bereu  Snegung  Srifloteted  ben  legten  ^xotd 
bed  Strauerfpield  fet^t,  Knnen  nid^t  S^cd,  fonbcnt  nur  ^ititl  fein. 
Hufforberung  jur  3(bn)enbung  bed  SBidend  Dom  Seben  bleibt  bte  ma^re 
Sienbenj  be«  Xrauerfpield,  ber  (e|te  ^tütä  ber  abftc^ttid^en  aDarfteUung 
ber  Seiben  ber  SOtenfc^^eit,  unb  ifl  ed  mithin  auc^  ba,  mo  biefc  re« 
fignirte  Sr^ebung  bed  ©eifte«  uid^t  am  $)etben  fe(bfi  gejeigt,  fonbem 
btod  im  ^u^ifantx  angeregt  tt)trb«    (2B,  II,  495  fg.) 

3)  Se^anbtungdart  bed  2:rauerf))ieU. 

3)ie  bieten  Derf^iebcnru  SBege,  auf  tt)el(^en  Dom  S)i(^ter  bad  in  ber 
^ragbbie  bar^ußellenbe  groge  Unglüd  herbeigeführt  tt)irb,  laffen  fid) 
unter  brei  Hrtbegriffe  bringen.  @d  fann  nämtid^  gefc^e^en  burc^  auger> 
orbentlic^e,  an  bie  öußerfleu  @rönjen  ber  SJtögtic^teit  fireifenbe  Soö^eit 
eine«  S^aratter«,  toüd)tx  ber  Urheber  be«  Unglüd«  mirb,  »ie  j.  9. 
Kic^arb  m,  dago  im  „Dt^ello'^  i$rauj  üffoor  u.  f.  w.  (S«  fann 
femer  gefd^e^en  burc^  blinbe«  ©d^idfat,  b.  t.  BufaO  unb  drrt^unt,  mie 
im  ftönig  Debipu«  be«  ©op^oTle«,  in  ben  Srad^inerinnen,  über^au))t 
in  ben  meifien  Zragöbien  ber  Slteu,  unter  ben  Steuern  in  „Stomeo 
unb  dulie",  „Stanireb",  „»raut  Dou  aRcfpna".  Da«  Unglüd  »ann 
aber  enblic^  aud^  l^erbeigefü^rt  tt)erben  burd^  bie  bloße  ©teOnng  ber 
^erfoncn  gegen  einanber,  burc^  bie  Ser^ättniffe.  S^araftere,  tt)ie  f{e 
in  moralifc^er  $)infl(^t  gen)ö§nli(^  |lnb,  unter  Umflänben,  toit  fie  ^äupg 
eintreten,  finb  nämltc^  fo  gegen  einanber  gebellt,  bog  i^re  Sage  fie  jtoingt, 
fi(^  gegenfeitig,  teiffenb  unb  fe^enb,  ba«  größte  Unheil  )u  bereiten, 
o^ne  bag  babei  ba«  Unrecht  auf  einer  @eite  gau}  allein  fei.  !&iefe 
le^tere  Srt  ift  ben  beiben  anbern  n)eit  Dorjujie^en.    S)ie  andfü^nmg 


XxQutx\pitl  391 

in  biefet  lefeterett  Üxt  fyxt  aber  au(^  bie  grö§te  @<^ti)imgfeit.    Sin 
öoOfommene«  ÜRuftcr  bicfer  «rt  ifl  ,,eiabigo''.    (SB.  I,  300  fg.) 

4)  Soronf  ia9  ©efallen  am  ^ranerfpiet  beruht. 

Unfer  ©efaOen  am  2:ratterf))tet  ge^btt  nic^t  hm  ®efü^(  bt9 
@(^Snen,  fonbent  bem  bed  (Erhobenen  an;  ja,  ed  tfl  ber  ^0^fk  ®rab 
biefed  ®efap.  3)enn,  lote  wir  beim  atnbltd  be«  (Erhabenen  in  ber 
3iatax  m9  Dom  dntereffe  be^  SiOend  abtoenben,  um  und  rein  an« 
f^auenb  ju  ber^altcn;  fo  menben  loir  bei  ber  tragifc^en  ftatafiro))^e 
und  bom  Sßillen  jum  Seben  felbft  ab.  ®erabe  baburc^  aber  »erben 
mir  inne,  bag  atebann  no(^  etwad  Xnbered  an  und  übrig  bleibt,  toad 
mir  bnrc^aud  nic^t  pofitib  erlennen  fBnnen,  fonbem  blod  negatib,  ald 
2)ad,  load  nic^t  bad  Seben  toiO.  dm  Sugenbtid  ber  tragifc^en 
ftataftrop^e  mirb  und  beutlid^er,  ate  jematt,  bie  Ueberjeugung,  bag 
bad  Seben  ein  fd^tterer  j£raum  fei,  and  bem  mir  )u  ermaßen  ^aben. 
dnfofem  ift  bie  Sßirlung  bed  2:ratterfpield  analog  ber  bed  b^namifd^ 
(Erhabenen,  inbem  ed,  mie  biefed,  und  über  ben  SßtOen  unb  fein  du« 
tereffe  ^inaud^ebt  unb  und  fo  umfKmmt,  bag  mir  am  Snbtid  bed  i^m 
gerabeju  äBiberfhebenben  ®efaDen  ftnben.  SEBad  altem  Stragifd^en,  in 
melier  ®efialt  ed  au(^  auftritt,  ben  eigent^ümlic^en  ®(^mung  }ur 
(Erhebung  giebt,  ifi  bad  Hufge^en  ber  (Srfenntnig,  ba§  bie  äßelt,  bad 
Seben  lein  ma^red  ®enügen  gemä^ren  I5nne,  mithin  unferer  SCn^ftng- 
(id^Ieit  ni^t  mert^  fei.  !Z)arin  befielt  ber  tragifc^e  ®eifl;  er  leitet 
bemnac^  )ur  Kefignation  (in.    (SB.  II,  493  fg.  722.) 

5)  Sorjug  bed  in  ffof^tx  ®f)^ttre  f))tetenbett  jEraner« 
fpield  bor  bem  bürgerti^en  XrauerfpieL 

3)ie  ®riec^en  nahmen  ju  gelben  bed  S£rauerf))ield  burc^gttngig 
li^niglic^  ^erfonen,  bie  Steuern  metfient^ild  au^.  9lun  ifi  }mar  bad 
in  niebrigerer  &pifixt  f))ie(enbe  bürgerlid^e  j£rouerf))ie(  feinedmegd  un« 
bebingt  ju  bermerfen.  ^erfonen  bon  gro§er  Wlaäft  unb  9nfe^en  flnb 
leboc^  bedmegen  jum  S£rauerfpie(  bie  geeignetßen,  meil  bad  Unglüd,  an 
meld^em  mir  bad  @(^idfal  bed  äRenfc^enkbend  erfennen  foOen,  eine 
^inrei^enbe  ®r9§e  ^aben  mng,  um  bem  B^f^auer,  mer  er  auc^  fei, 
ald  furd^tbar  3U  erfd^einen.  3)en  bürgerlichen  ferfonen  fe^It  ed  an 
SaD^b^e.    (ffi.  II,  498.   ^.  372.) 

6)  8ergteid^ung  bed  Xrauerftiield  ber  HUen  mit  bem 
ber  9lenerm   (@.  bie  SIten.) 

7)  3^^'  ^<^  S^ord  im  JErauerfpiel. 

!Der  ttfi^tif(^e  3medt  bed  (E^ord  im  lErauerf^iel  ifi  erflti^,  baß 
neben  ber  Xnfi^t,  meldte  bie  bom  @turme  ber  Seibenfc^aften  er« 
fd^ütterten  |^anpt)Krfonen  bon  ben  @ad^en  ^aben,  oud^  bie  ber  ruhigen, 
ant^eildlofen  Sefonnen^eit  )nr  ®pxa^t  lomme,  unb  jmcitend,  bag  bie 
mefentli^e  SDtoral  bed  @tttdd,  meiere  in  concreto  bie  ^anbtung  beffetben 
fttcceffibe  borlegt,  )ugleid^  am^  o(d  Keflepon  übet  biefe,  in  abBtracio, 
folglid^  tnr),  andgef)n:o(^en  merbe.    ($.  471.) 


392  2:raum 

8)  SBibcrIcgung  einer  niobcntcn  anficht  t)Dm  Iraner» 

ÜDer  „Äampf  bcö  SKcrlfd^en  mit  bcm  ©c^idfol",  toAttjzn  unferc 
f abcn,  6o§fcn,  füglit^en,  moberncn  äcft^ctücr  olö  \>a9  oHgemcine  Sl^crnQ 
bc3  Jraiterfpiclö  aufilcllcn,  I^Qt  gu  feiner  SJorouSfeljung  bic  grei^cit 
bed  SBillend,  biefe  SRarotte  aller  Ignoranten,  unb  baju  luo^I  auc^ 
nod^  ben  fategorifc^cn  Smperatiö,  beffen  moralifc^c  3*^*^  ober  Sc* 
fe^le,  bcm  ©^idffalc  jum  Zro^,  nun  bur^gefefet  merben  follen.  3ene« 
Dorgebßc^e  S^^cma  bed  Sranerfpiete  ifl  f^on  barum  ein  läd^crtic^er 
SJegriff,  meil  eö  bcr  ßampf  mit  einem  unftti^tbaren  ©cgner,  einem 
Äömpen  in  ber  SWebcIfoppc  lüäre,  gegen  ben  ba^er  jeber  ©d^Iag  in« 
Seere  geführt  toiirbe  unb  bem  man  (Ic^  in  bic  Mrmc  würfe,  inbcm 
man  i^m  au^weic^en  mollte.  ÜDagu  fommt,  bag  bad  @d^idffat  aUge^ 
waltig  ifl,  ba^er  mit  i^m  ju  lämpfen  bie  löd^erßc^fle  aÖer  Ser* 
mcffen^eiten  wäre.     pp.  U,  470.) 

9)  ©egenfag     jwifc^en     2irauerf))iel     unb    Sufif))iet. 
(@.  ?uflfpiel.) 

1)  Kriterium   jur  Unterf^eibung   bed  Siraumed   bon 
ber  SBirllid^feit. 

97ac^  £ant  unterfd^eibet  ber  3ufammeu§ang  ber  SJorflellungen  unter 
ft^  nad^  bem  ®efe^e  ber-  Saufalität  bad  lieben  Dom  Siraum.  jDied 
tft  nid^t  richtig;  benn  auc^  im  Üraume  f)öngt  aded  Sinjelne  eben  fo 
nac^  bem  @ag  bom  ©runbe  in  aDen  feinen  ©eflalten  jufammen,  unb 
biefer  3nfammen^ang  bricht  blod  ab  }Wif^en  bem  Seben  unb  bem  2!raume 
unb  jwifc^en  ben  etn;\e(nen  träumen.  (3B.  I,  19.)  S(u(^  im  S^raum, 
fo  lange  er  nid^t  abbricht,  behauptet  bad  ®efe^  ber  SaufaKtät  fein  9ttiii, 
nur  baß  i^m  oft  ein  unmöglicher  ©toff  untergef droben  wirb.   (®.  89.) 

ÜDad  allein  fldfjcre  Sfrtterium  gnr  Unterf^eibung  be0  2:raumed  bon 
ber  äBirflid^Yeit  ift  fein  anbere«,  atö  bad  ganj  em^irifd^e  be9  (Srwad^end, 
burc^  wetc^cd  bcr  Saufatgufammen^ang  gmifc^en  ben  getrttumten  9e« 
geben^eiten  unb  benen  bed  wad()en  Sieben«  audbrücfli^  utib  fühlbar 
abgebrochen  wirb.    (SEß.  I,  19  fg.) 

Obwohl  aber  bie  eingelnen  Siräume  Dom  wirflic^en  lOeben  baburc^ 
gef(^ieben  ftnb,  bag  pe  in  ben  Buf^tn^^n^^^nS  ber  (Srfa^rung,  Weld^er 
bur^  baffelbe  fletig  ge^t,  ni^t  mit  eingreifen,  unb  baö  Erwägen  biefen 
Unterfc^ieb  bcjei^net;  fo  gehört  ja  bo^  eben  jener  3«fflwmen^ang  ber 
Qrfa^rung  (na^  bem  @a|  Dom  ®runbe)  fd^on  bem  wirfttd^en  ^eben 
aU  feine  gorm  an,  unb  ber  Xxaum  f^at  eben  fo  auc^  in  fld^  einen 
3ufammen^ang  (nac^  bem  ®a|  Dom  ®runbe)  aufjuweifen.  9Kmmt 
man  nun  ben  ©tanbpunTt  ber  Seurt^ei(ung  auger^alb  beiber  an,  fo 
finbet  fld^  in  i^rem  SBefen  lein  befKmmter  Unterfd^icb,  unb  man  ifl 
genöt^igt,  ben  !t)id^tent  jngugeben,  baß  ba«  Sebcn  ein  langer  Sraum 
fei.  (SB.  I,  21,  »ergl.  unter  g.eben:  Scrwanbtfc^aft  jtoifc^cn  geben 
unb  iraum.) 


2^raum  393 

2)  Urfot^e  bcö  (gintritt«  ber  Jtöiime. 

ÜDem  ®Q|  t)om  ®runbe  a(d  bem  audna^m^Iofen  $rincip  ber  Sb« 
^ängigfeit  unb  Sebingt^cit  oCfcr  irgcnb  für  un8  öor^Qnbcnen  ©cgenftänbc 
muffen  md)  bic  Jränme  ^inp^tUc^  i^re«  (Sintritt«  unterworfen  fein, 
g«  frögt  firf)  bafter,  auf  tocld^c  SBeife.  3)a8  (J^arafteripifd^c  be« 
Irourncö  ifl  bie  i^nt  mefentlit^c  Sebingung  be«  ©d^Iaf«.  ©emnac^ 
wirb  ber  Eintritt,  mithin  anif  ber  ©toff  be«  Straumc«  juöörberfi  nic^t 
burd^  äußere  Sinbrücfe  ouf  bie  ©inne  fjerbeigefü^rt,  öon  einjcinen 
gällcn  abgefe^en,  wo  bei  leidstem  ©(^lummer  äußere  ©inne^einbrüdfe 
Sin^ug  auf  ben  Straum  erlangt  ^aben.  96er  aud^  nid^t  burc^  bie 
®cbanfenaffociation  werben  bie  Sräume  herbeigeführt.  ®enn  fc^on  bie 
erpen  Siraumbilber  bed  Sinfd^Iafenben  pnb  Pet«  o^ne  irgenb  einen 
äufommen^ang  mit  ben  ®eban!en,  unter  benen  er  eingefd^Iofen  ip,  \a, 
Pe  Pub  biefen  auffatfenb  l^eterogen.  S)a  nun  alfo  bei  ber  @ntpe^ung 
ber  träume  bem  ©el^irne  fowo^{  bie  Erregung  t)on  äugen,  burc^  bie 
©inne,  at«  bie  Don  innen,  burc^  bie  ©ebanlen,  abgefc^nitten  ip;  fo 
bleibt  nur  bie  9nna^me  übrig,  bag  ba^elbe  irgenb  eine  rein  ^^^fiolo» 
gifd^e  Snegung  ba}u,  au«  bem  dnnem  be«  Drganidmu«,  erhalte. 
9eim  Sinf^Iafcn  nämlic^,  ate  wo  bie  äugern  SinbrüdFe  ^u  wirfen 
aufhören  unb  aud^  bie  9tegfamfeit  ber  ©ebanten  im  Onnem  bed  ©en« 
foriumd  aOmälig  erpirbt,  ba  werben  j[eue  fc^wac^en,  im  wachen  3upanbe 
nid^t  wahrgenommenen  Sinbrüdfe,  bic  au«  bem  innern  97ert)cn^eerbe 
be«  organifc^en  Seben«  ^eraufbringen,  imgleic^en  jebe  geringe  äßobip« 
cation  M  Slutumlauf«,  ba  pe  pd^  ben  ®efägen  be«  ®e^irnd  mitt^eitt, 
fühlbar.  $ier  alfo  mug  bie  Urfac^e  ber  ßntpe^ung  unb  awä}  bie 
burc^gängige  nähere  Sepimmung  j[ener  beim  (Sinfc^Iafeu  aufpeigcnben 
!?raumgepa(ten  liegen,  unb  nidjt  Weniger  bie  ber  im  tiefen  ©d)laf  pc^ 
er^ebenben,  bramatif^en  S^fontmen^ang  ^abenben  S^räume.  Sßie  alle 
©inne«nert)en  fowo^I  t)on  innen,  a(d  Don  äugen  ju  i^ren  eigent^üm^ 
ticken  (Smppnbungen  erregt  werben  Tonnen,  auf  gleite  Steife  fann  auc^ 
ba«  ®e^irn  burc^  9?eije,  bie  au«  bem  Onnern  be«  Drgani«mu«  fommen, 
bepimmt  werben,  feine  t^unction  ber  SufdEjauung  raumerfüOenber  ®e' 
paüen  )u  DoDjie^en;  wo  bann  bie  fo  entpanbencn  (Srf (Meinungen  gar 
ni^t  }u  untcrfd^eiben  fein  werben  Don  ben  burd^  Smppnbungrn  in  ben 
©inne«organen  Deranlagten,  welche  burd^  äugere  Urfa^en  ^eroorgerufen 
würben.    (%  I,  250  fg.   321.) 

3)  S)er    p^^fiotogifd^e    Vorgang    im    ®e^irn    beim 
S^räumen. 

S)ie  Krt  ber  Serwanbtfc^aft,  welche  jwifc^en  ber  Urfad^c  ober 
SeranlaPung  be«  Traume«  (iencn  f(^wac^en  9?ad^^ä0en  gewiffer  Sor^ 
gänge  im  Onnem  be«  Organi«mu«,  welche  bi«  jum  ®e^irn  hinauf 
bringen)  unb  feinem  baDon  beeinPugten  dn^alt  Pattpnbet,  bleibt  un« 
ein  ©e^eimnig.  9?o(^  rttt^fel^fter  aber  ip  ber  p^^PoIogifc^e  Vorgang 
im  ®e^im  felbp,  worin  eigentlich  ba«  jfräumen  bePc^t.  2)er  Schlaf 
nftmlic^  ip  bie  9tu^e  be«  ®e^im«,  ber  Zraum  benitoc^  eine  gewiffe 


394  Xxwm 

2:^&ttgfett  beffelben;  fonad^  mttffen  toir,  bamtt  letn  SSMbetfpm^  enU 
ßel^e,  j[ene  für  eine  nur  relattüe  unb  biefe  für  eine  irgenbmie  timttirte 
unb  nur  partieQe  erllären.  On  toetc^em  ©inue  nun  ^e  btefed  fei,  06 
ben  2:^et{en  bed  ©e^imd,  ober  beut  ®rab  feiner  (Erregung,  ober  ber 
9rt  fetner  innem  JBenegung  nad^,  unb  noburc^  eigentlich  ^e  fid^  Dom 
loac^en  3"ß<^ni)c  unterf^eibe,  miffen  toir  nic^t   ($.  I,  252  fg.) 

golgenbe  ^^pot^efe  ^at  groge  9BaH4«nU(^feit.  S)a  bo«  @e^im 
Mä^renb  bed  @(^Iafd  feine  Anregung  jur  Xnf^auung  rttumlic^er  ®e« 
fialten  Don  innen,  flatt,  mie  beim  Sßa^en,  Don  au§en  er|ö(t;  fo  mu§ 
biefe  (Eintoirlung  baffetbe  in  einer,  ber  getoS^nti^en,  Don  ben  ©innen 
lommenben,  entgegengefe^ten  {Richtung  treffen.  On  Sotge  ^ieDon  nimmt 
nun  au(^  feine  ganje  St^ätigleit,  alfo  bie  innere  Sibration  ober  SEBaÜung 
feiner  gibem,  eine  ber  getoö^nlic^en  entgegengefe^te  9ii(^tung,  gerfit^ 
gteid^fam  in  eine  antiperißaltifd^e  JBen^egung.  @tatt  bag  T^e  nämlic^ 
fonß  in  ber  Kic^tung  ber  ©inne^einbrüde,  alfo  Don  ben  ©inne^nerDen 
^um  dnnem  be^  ®e§trnd  Dor  fic^  ge^t,  nirb  fie  jie^t  in  umgete^rter 
9{i(^tung  unb  Drbnung,  baburc^  aber  mitunter  Don  anbem  Steilen, 
Don}ogen,  fo  bag  ie^t  itoax  tt)o|(  nic^t  bie  untere  @e^imflft(^e,  flott 
ber  oberen,  aber  DieOeic^t  bie  n)eige  3RarIfub{ian),  flatt  ber  grauen 
Slortilalfubfian},  unb  vioe  versa  fungiren  mug.  Z)ad  ®c^irn  arbeitet 
alfo  ieQt  toie  umgele^rt.  !Z)un!^  biefe  $9|)0t^efe  tagt  flc^  bie  fo  merl« 
mttrbige  Sebenbigteit  unb  Seib^aftigleit  ber  Siraumanfd^auung  begreiflich 
machen,  nttmlid^  barau9,  bag  bie  a\x^  bem  Onnern  tommenbe  unb  Dom 
Sentro  auöge^enbe  ünregung  ber  ©el^irnt^ätigleit,  toetd^e  eine  ber  ge« 
tt)ö4nli(^en  SZid^tung  entgegengefe^te  befolgt,  enblic^  gang  burc^bringt, 
alfo  )ule^t  |l(^  bt9  auf  bie  9}erDen  ber  @innedorgane  erfhedt,  loel^e 
nunmehr  Don  innen,  toie  fonfl  Don  äugen  erregt,  in  loirllic^e  S^ätig» 
feit  gerat^en.    ($.  I,  266  fg.) 

äBeil  bei  biefem  $ergang  bie  ©inncdnerDen  bad  Se^te  finb,  nmd  in 
Xl^ätigleit  gerate ;  fo  Tann  t9  lommen,  bag  biefe  erfi  augefangen  ^at 
unb  no^  im  ®ange  ifl,  loenn  bad  ®e|im  bereite  aufwacht,  b.  ^.  bie 
Sraumanfd^auung  mit  ber  gemö^ntic^en  Dertaufc^t.  9tebamt  merbcn 
mx,  fo  eben  ermaßt,  etwa  2:5ne,  ).  9.  Stimmen,  ftlof)fen  an  ber 
S:^ür  u.  f.  w.  mit  einer  !Deutli(^Ieit  unb  JDbjecttDitttt ,  bie  t9  ber 
Sßirtlic^Ieit  DoKIommen  unb  o^ne  9b)ug  glei^t^ut,  Demedmen. 
(?.  I.  267.) 

4)  SDad  jEraumorgam 

gttr  bad  ben  Srttumen  )u  @mnbe  liegenbe  Serm5gen  )ur  anfc^au« 
lid^en  SorfleQung  roumerfüOenber  ©egenßänbe  unb  )um  Serne^men 
unb  Serfie^en  Don  Stimmen  {eber  Slrt,  Seibed  o^ne  bie  ttugere  8n> 
rcgung  ber  Sinne^empfinbungen,  märe  bie  bejeic^nenbfie  Benennung  ber 
Don  ben  Schotten  für  eine  befonbere  Krt  feiner  Keugerung  gernft^lte 
Sludbmd(  second  sight,  bo9  jmeite  ®efi(^t.  3)enn  bie  Sfi^feit 
gn  trttumen  iß  in  ber  jt^at  ein  gmeited,  nömlic^  nic^t,  mit  bo9  erfh, 
burc^  bie  ttugem  Sinne  Dermittelte^  ünfc^auung^ermögen.    S)a  jeboc^ 


^xanm  395 

ber  ä(itdbtu(f  ametted  ®efi(^t  bereite  eine  befonbere  Srt  ber  Scuge« 
rung  bed  geimintten  %erm5gen^  bejctc^net,  fo  bleibt  für  bie  Sejeic^nung 
ber  gau)eu  ©attung  feine  paffenbere  Benennung  übrig,  ald  bie  bed 
Xraumorgaud,  ald  nietete  bie  gonje  in  %ebe  fte^enbe  9nf(^auung^ 
koeife  buvd)  biejenige  3(eugerung  berfetben  bejetc^net,  bie  Oebem  befannt 
unb  geläufig  ifl,    (^.  I,  253  fg.) 

3)ad  Siraumorgon  ifi  ha9  fetbe  mit  bem  Organ  bed  n)a(^en  9e« 
mußtfcind  unb  Snfc^auend  ber  9[ugentt)elt,  nur  glei^fam  Dom  anbem 
@nbe  angefagt  unb  in  umgefe^rter  Drbnung  gebrandet.  ($«  I,  266. 
Sergl.:  ^er  p^^fiologifc^e  SJorgang  im  ®e^irn  beim  2:räu« 
men.)  S)ad  Siraumorgan  ifl  t9,  »oburti^  bie  fomnambule  9nf(^Quung, 
ha9  ^eOfe^en,  bad  ^»eite  ©efic^t  unb  bie  Stfionen  jeber  Srt  t)oIIjogen 
»erben.   (^.  I,  267.) 

S)ie  (Srfa^rung  (e§rt,  bag  bie  gfunctton  bed  Xraumorgand ,  tt)e((^e 
in  ber  SRegel  bcn  leichteren,  geh)5^nli(^en,  ober  aber  ben  tiefern,  magne« 
tif^en  (Sd^Iaf  jur  iBebingung  i^rer  S^&tigfeit  ^at,  audna^mdtoeife  auc^ 
bei  tuadjem  ©c^irn  }ur  Sudübung  gelangen  fann.  Sldbann  fielen 
©eflaUen  Dor  und,  bie  bcnen,  mii^t  burc^  bie  <Sinne  ind  ©e^irn 
lommen,  fo  täufc^enb  gleichen,  bag  fie  mit  biefen  oerwec^felt  unb  bafür 
gesotten  n)erbcn,  bid  flc^  ergiebt,  bog  fie  nic^t  ©Heber  bed  3ufammen« 
|angd  ber  (Erfa^ruitg  futb.  Siner  fo  ftc^  barfleOenben  ©ejlalt  nun 
toirb,  j[c  nad^  3)em,  toorin  fie  i^re  entferntere  Ürfac^e  ^at,  ber  9tame 
einer  ^aOucination ,  einer  ^iflon,  eined  {toeiten  ©eflc^td,  ober  einer 
©eificrerfd^einung  }ufommen.  2)enn  il^re  näc^fte  Urfac^e  muß  aOemal 
im  dnncru  bed  £)rganidmud  liegen.   C^.  I,  290  fg.) 

5)  Unterfd^ieb  jmifc^en  jEräumen  unb  ^^antafie« 
btibern. 

S)ie  Xräume  für  bloge  ^^antaflebilber  ausgeben  )u  mollen,  jeugt 
toon  9RangeI  an  Seflnnung;  benn  offenbar  finb  fie  Don  biefen  Der« 
f (Rieben.  $§antafiebi(ber  finb  fc^mad^,  matt,  uuDonflänbig ,  einfeitig 
uub  fo  flüchtig,  baß  man  bad  9ilb  eined  Slbtoefenben  faum  einige 
©elunben  gegenwärtig  ju  erhalten  Dermag,  unb  fogar  bad  teb^aftefie 
©piel  ber  $^antafte  ^ä(t  leinen  Serg(ei(^  aud  mit  Jener  §anbgreifli(^en 
^irfüc^fett,  bie  ber  STraum  und  Dorfü^rt.  Unfere  S^arfienungdfäbigfeit 
im  Xraum  übertrifft  bie  unferer  Sinbilbungdfraft  ^immelroeit;  ieber 
anfc^autid^e  ©egen^anb  f^at  im  2:raum  eine  S93a§r^eit,  SoOenbung, 
confequente  HOfeitigfeit  bid  ju  ben  )ufäOigften  Sigenf^aften  ^erab,  tt)te 
bie  993irnid)feit  felbfl,  Don  ber  bie  ^^antafie  ^immelmeit  entfernt  bleibt. 
@d  ifl  ganj  falfc^,  bied  baraud  erHären  )u  tooUtn,  bag  bie  Silber  ber 
"^^antafte  burc^  ben  gleid^jeitigen  (EinbrudC  ber  realen  Slugentoelt  ge« 
liiert  unb  gefd^mädit  mürben;  benn  au(^  in  ber  tieffkn  ©title  ber 
9?ad^t  Dermag  bie  $§antaf[e  nic^td  ber  objectiDen  Snfc^aulid^feit  unb 
Seib^aftigleit  bed  Sraumed  irgenb  na^e  ftommenbcd  ^erDorgubringen. 
Bubem  finb  bie  $^antafiebtlber  fietd  burd^  bie  ©ebanteuaffociatton  ober 
burc^  ÜRotiDe  herbeigeführt  unb  Dom  199emu6tfein  i^rer  SBiOfürlic^reit 


394  2:ranin 

Slättglett  beffe(6en;  fono^  muffen  kott,  bamtt  (ein  Sßibetf pnu^  tnU 
fie^e,  iene  für  eine  nur  relative  unb  biefc  für  eine  irgcnbioie  Itmitirlr 
unb  nur  f)artielle  erllären.  On  toetd^em  @inne  nun  fic  biefed  fei,  oi 
ben  X^ellen  M  ©e^imd,  ober  bem  ®rab  feiner  (Erregung,  ober  ber 
%xt  feiner  innern  Semegung  nac^,  unb  ttoburd^  eigentti^  fie  fid^  i>oib 
u)a(^en  3uf^A>^^^  unterf^eibe,  n)iffen  n^ir  nid^t.   ($.  I,  252  fg.) 

golgenbe  |>9))ot|efe  ^at  groge  9BQ|rfd^einli^teit.    !Z)a  ba«  ©c^tra 
tt)ä^reub  bed  @^(afd  feine  Anregung  jnr  ünf^ouung  rttuwtic^er  ®t* 
palten  üon  innen,  flau,  n^ie  beim  SEBa^en,  Don  au§en  er^Ut;  fo  iitn§ 
biefe  (Sintoirlung  baffelbe  in  einer,  ber  getoö^nli^en,  t^on  ben  ^tiiiiei 
(ommenben,  entgegengefe^ten  Ki^tung  treffen,   du  Sotge  ^iebon  nimmt 
nun  au(^  feine  gan}e  2^ätig(eit,  alfo  bie  innere  Sibration  ober  SBoOnng 
feiner  gibern,  eine  ber  geto5§n(i(^en  entgegengefe^te  9ti^tun%,   gttätl 
gletd^fam  in  eine  anti))erifia(tif(^e  Setoegung.    Statt  bag  fie  nfimlii^ 
fonfl  in  ber  {Richtung  ber  ©innedeinbrüdfe,  alfo  Don  ben  ©inne^nertmi 
jum  dnnern  bed  ©el^irnö  Dor  fl(^  ge|t,  ttirb  fie  je^t  in  umgetr^rter 
9ii(^tnng  unb  Orbnung,  babur^  ober  mitunter  Don  anbem  SCffnkn, 
DoUiogen,  fo  bag  ie^t  jmar  n^o^I  nic^t  bie  untere  ®e^imflfi(^e,  fiatt 
ber  oberen,  ober  DieDeic^t  bie  koeige  aRarlfubflau),  flatt  ber  grauen 
Siortitälfubflau),  unb  vioe  versa  fungiren  muß.    i>a9  ®e^trn  orbeitet 
alfo  jeQt  toxt  nmgele^rt    !Z)ur(^  biefe  ^^pot^efe  tagt  flc^  bie  fo  merT- 
toürbige  Sebenbigleit  unb  Seib^aftigteit  ber  £raumanf(^auung  begrrtfti^ 
mad^en,  nttmlic^  barau9,  ba§  bie  aud  bem  dnnern  (ommenbe  unb  oen 
Sentro  audge^enbe  ünregung  ber  ®e^imt^ätigbit,  n^etc^e  eine  ber  gc 
n)0^n(i(^en  Stiftung  entgegengefe^te  befolgt,  enblid^  gau)  burc^briagt, 
alfo  ittte^t  fli4  bi^  Quf  ^ie  ScerDen  ber  Sinnesorgane  erfhedt,  loel^e 
nunmehr  Don  innen,  toie  fonfl  Don  äugen  erregt,  in  toirtlic^e  Xffätig« 
fett  gerat^en.   ($.  I,  266  fg.) 

S93eil  bei  biefem  $ergang  bie  @inne9nerDen  bad  Se^te  flnb,  um«  in 
X^ätigfeit  gerät^;  fo  fann  ed  (ommen,  bog  biefe  erfl  angefangen  ^t 
unb  no(^  im  ®ange  ifl,  loenn  bad  ®e^im  bereite  aufmaqt,  b.  ^.  bie 
Xraumanfc^auung  mit  ber  gemö^nlic^en  Dertaufc^t.  VUbamt  uierbcn 
wir,  fo  eben  ern^ac^t,  ettoa  3:5ne,  ).  9.  Stimmen,  $tUpftn  ou  ber 
X^ür  u.  f.  m.  mit  einer  X)eut(ii4(eit  unb  )Db)ectiDitat,  bie  t»  ber 
Sßirnic^Ieit  Doütommen  unb  o^ne  Xbjug  gleic^t^ut,  Dcmedmen. 
(*•  I,  267.) 

4)  2)a0  JEraumorgan, 

$ür  bad  ben  Srttumen  )u  ®runbe  tiegenbe  SermVgen  jur  onfc^i« 
tid^en  8orfleQung  raumerfüQenber  @egenftänbe  unb  )um  Serne^men 
unb  Serfie^en  Don  Stimmen  jeber  %xt,  Seibetf  o^ne  bie  ftugere  In> 
regung  ber  Sinnedempftnbungen,  mttre  bie  bejeic^nenbfle  8enemmng  ber 
Don  ben  Schotten  für  eine  befonbere  Vrt  feiner  Xeugerung  geiottblte 
HuMrud  second  sight,  bad  ))oeite  ®efi(^t.  S)enn  bie  S^igMt 
)tt  träumen  ifl  in  ber  S£^at  ein  jtteite^,  nfimlic^  nic^t,  loie  bog  etfle, 
burd^  bie  ftugem  Sinne  Dermittelte^  Hnfd^auung^ermdgen.    S)a  {ebott 


%, 


ZxavLm  397 

^muiifl  fpürcn.  S)icfc  Art  bc«  Iräumenö  ifl  3)a3,  woö  man 
d)Iafmad|cn  genannt  f)at;  niijt  etnia,  tocil  c«  ein -SJütteljuPanb 
Ifc^en  ®4(afen  unb  SBad^en  \%  fonbern  n>ei(  ed  a(d  ein  SBac^merben 
Schlafe  felbft  bejeid^net  merben  fann.'  @d  toöre  beffev  etn9Ba^r= 
iumen  ju  nennen. 

Diefe  ärt  M  Xräumcn«,  beren  ©igent^ümlic^feit  barin  bePc^t,  bag 
n  bie  näc^fte  gegenn)ärttge  äßirflic^feit  träumt,  erhält  bitoeilen  eine 
cigerung  baburc^,  baß  ber  ©eftd^tdfreid  bed  S^räumenben  [läf  über 
nädjfte  Umgebung  §inaud  ernieitert     Setege  bed  Sa^rträumend 
&  bie  SBa^rne^mungen  ber  9?a(^tn)anbler   unb  ber  Somnambulen 

*%       r  «rt,    (?.  I,  254—265.) 

Dad  SBa^rtrttumen,  loel^e^  f^on  im  geroö^nlic^en  näd^tlid^en  @d)(af 

ceten  fann,  erfhredt  fld^  in  feltenem  ^äUtn  f^on  über  bie  gegen» 

tige  näc^f)e  Umgebung  ^inau^,  nämlic^  bid  jenfeitd  ber  näc^flen 

eibemänbe.     SDiefe  Srmeiterung  be^  ©eftc^t^freifed  tann  nun  aber 

fe^r  Diel  toeiter  ge^en  unb  jh)ar  ni^t  nur  bem  9^aum,  fonbern 

c  ber  ^ti\  nac^.    £)en  Setoeiö  baüon  geben  und  bie  ^eOfe^enben 

mambulen,  toelc^e,  in  ber  $eriobe  ber  ^öc^flen  (Steigerung  i^red 

anbed,  jeben  beliebigen  Drt,  auf  ben  man  fte  i^intenft,  fofort  in 

anf^auenbe  S^raumtoa^rue^mung  bringen  unb  bie  Vorgänge  ba» 

richtig  angeben  fbnnen,  bidmeilcn  aber  fogar  oermögen,  ba«  nocf) 

nic^t  Sor^anbene^  fonbern  nod)  im  ©c^ooge  ber  Bufi^^ft  IHegenbe 

r  3U  Dcrfünbigen.     !Denn  aUed  ^cOfe^cn  ifl  burc^aud  nic^td  9(n> 

a(«  ein  ÜBo^vträumen.    {%  I,  267  fg.) 

8)  üDie  prop^etifc^en  £räume. 

\9  an^altenbe  unb  jufammen^üngenbe  SBa^rtränmen,  mld^te  burc^ 

mnambnien  @(^taf  möglich  toirb,  meil  btefer  ein  ungleid^  tieferer, 

iumnerer,  aU  ber  gemb^nlic^e  ift,  unb  bed^alb  bad  Xraumorgan 

ntioicflung  feiner  ganjen  Sä^is'^it  gelangen  lägt,  ftnbet  n)a§r« 

ii^  bidmeilen  mi)  im  gei9i)§nli(^en  @(^Iafe  @tatt,  aber  gerabe 

lann,  mann  er  fo  tief  ifl,  bag  toir  ni^t  unmittelbar  aud  i^m 

|en.    S)ie  träume,  and  bcnen  U)tr  ertoad^en,  finb  dtngegen  bie 

leidstem  ®d^tafed;    fle  finb  an^  b(od  fomatifc^en,   bem  eigenen 

inidmud  ange^örigen  Urfac^en  entfprungen,  ba^er  o^ne  äSe^te^ung 

igentoelt.    ^ag  t9  jieboc^  ^ieuon  Sudna^men  giebt,  bemeifen  bie 

le,  meiere  bie  unmittelbare  Umgebung  M  @dblafenben  barfieden. 

auc^  Don  Sräumen,  bie  ba9  in  ber  t^eme  (Sefd^e^enbe,  \a  bad 

^nftige  üerfünbigen,  giebt  e«  audna^mdmeife  eine  Erinnerung,  unb 

^ängt  biefe  baoon  ab,  bag  mir  unmittelbar  aud  einem  fotc^en 

.m  ermac^en.     9m  bfterften  bemä^ren  f[(^  ate  propdetifd^  folc^e 

,me,  meldte  ftc^  auf  ben  ©efunb^eitd^uflanb  bed  S^räumenben  be» 

i.t.     9{ä^ßbem  »erben  au^  äugere  Unfälle,  toie  Qreuerdbrttnfte, 

eref ploflonen ,  Schiffbrüche,  befonberd  aber  2:obedfäne,  bidtoeiten 

Iräumc   angeftinbigt.      3«^  3"^"*föÖ^"nfl   ^^^   prop^ctifd^en 

me  auf  i^re  näc^fte  Urfac^e  bietet  fic^  nn«  ber  Unijlanb  bar,  bag 


396  2:roum 

6eg(cttet  Der  Xxtmm  hingegen  fie^t  ba  a\9  ein  t)öttig  ^ernbe^,  ftc^, 
ime  bte  SugenmeU,  o^ne  unfer  S^tfinu,  ja  luiber  unfern  SßiQen  Xuf« 
bringenbed.  Xk9  ^Qed  bemeifl,  ba§  ber  ^raum  eine  ganj  etgcnt^üm- 
Itc^e  Function  unfern  ®e^trnd  imb  bur^aud  Derfc^teben  ifl  t)on  bev 
Moßcn  Sinbilbungöfraft  unb  i^rcr  JRumtnation.    {%  l,  244 — 246.) 

3)a  n)tr  im  S^raume  fetbft  noc^  und  abtocfenbe  jt)ingc  bur^  bic 
^^antafie  t)orfleIIen,  bte  ^^antafle  alfo  mä^renb  bed  Sranmed  no(^ 
bidponibel  i^,  fo  !ann  fte  nid^t  felbfl  bad  ÜRebium  ober  Organ  bed 
SCraumeö  fein.    (^.  I,  246.) 

S)ad  ^^antafiebilb  (im  SQSad^en)  ift  immer  Mod  im  ®e^im;  benn 
ed  ifi  nur  bie,  koenn  auc^  mobiftcirte  ^eminidcenj  einer  früheren,  ma^ 
terieden,  burd^  bie  @inne  gefc^e^enen  Erregung  ber  anf^auenben  ®t» 
I)imt^ätigfeit.  3)ad  Straumgeftd^t  hingegen  ifl  mi)t  blod  im  ©e^irn, 
fonbern  auc^  in  ben  @innednert)en  unb  ifl  entfianben  in  f^olge  einer 
materiellen,  gegenwärtig  tt)ir!famen,  aud  bem  dnnern  lommenben  unb 
bad  ©e^irn  burd^bringenben  (Erregung  berfelben.   (%  I,  266.) 

6)  Se^nli^Ieit  bed  S^raumed  mit  bem  Sa^nfinn. 

3Bad  bad  träumenbe  9en)u§tfein  Dom  mo^en  ^auptfäc^Uc^  unter- 
f (Reibet,  ifl  ber  9RangeI  an  ©ebäd^tni^,  ober  Dielme^r  an  jufammen« 
^ängenber,  befonnener  SiUdterintterung.  2Bir  träumen  und  in  munber- 
ttc^e,  \a  unmögliche  $?agen  unb  Ser^ältniffe,  o§ne  baß  ed  und  einfiele, 
nad^  ben  Stelationen  berfetben  }um  ^bmefenben  unb  ben  Urfad^en  i^red 
(Sintrittd  3U  forfd^en ;  toir  Dolljie^en  ungereimte  {^anblungen,  meil  Xüix 
bed  i()nen  Sntgegenfie^enben  nic^t  eingeben!  finb.  SBir  träumen  und 
in  Dergangcnc  3^^^^"  jnrüdf,  toeit  alle  feitbem  eingetretenen  SJeränbe^ 
ntnncn  unb  Umgeftaltungen  Dergeffen  fmb.  Huf  biefem  äßangel  an 
®ebäc()tnig  beruht  eben  bie  He^nltd^feit  bed  Sraumed  mit  bem  äBa^n^ 
finn,  me^er  im  9Befentlid|en  auf  eine  gemiffe  3^^^^tung  bed  (Sr< 
innerungduermögend  guriidtgufü^ren  ifl.  (Sergl.  äBa^nfinn.)  Son 
biefem  ®eftc()td))un!te  aud  läßt  ftc^  ba^er  ber  !I^raum  ald  ein  turjcr 
SBa^nflnn,  ber  9Ba^nfinn  ald  ein  langer  S^raum  bejeic^nen.  {% 
l,  246.) 

@d  giebt  feine  ®eif)edlraft,  bie  fic^  im  Straume  nie  t^ätig  erioiefe; 
bennoc^  ^eigt  ber  93erlauf  beffelben,  h)ie  arxif  unfer  eigened  Sene^men 
barin,  oft  augerorbentlic^en  SRangel  an  Urt^eildfraft,  imgleic^en  an 
©eböc^tnig.   {%  I,  253.) 

7)  3)ad  SEBa^rträumen. 

92id|t  immer  fmb  bie  ©egenßänbe  bed  Üiraumed  illuforifc^;  berat 
ed  gtebt  auc^  einen  3"f^<^n^  '"  Welchem  mir  jtuar  fd^lafen  unb  trau» 
men,  jeboc^  eben  nur  bte  und  umgebenbe  SBirflic^feit  felbf)  tröumen. 
üDiefer  3uf^<tttb  ifl  Dom  SBac^en  Diel  meniger  ju  unterfc^ciben,  ald  ber 
getvä^nlic^e  S^raum.  Seim  (SrtDad^en  aud  einem  !Xraum  biefer  9rt 
ge^t  blöd  eine  f  üb  je  et  iDe  Seränberung  mit  und  üor,  meiere  barin 
Ufttlit,  bag  mir  ))lä^lid^  eine  Ummanbtung  bed  £)rgand  unferer  SBa^r-- 


a^toum  397 

ne^muiig  fpüren.  2)tefe  3[rt  be^  jfräumen^  tfi  S)a9,  toa9  man 
@d)lafn>a(^en  genannt  ^ot;  nic^t  ttma,  idcK  ed  ein  äRtttel^uftanb 
;^mif(^en  ®^(ofen  unb  SSBod^cn  ifi,  fonbern  »eil  eö  atö  ein  SBaf^njcrben 
im  Schlafe  felbfl  bejeic^net  nierben  fann.  @9  loöre  beffev  ein  9Ba^r^ 
träumen  ju  nennen. 

S)iefe  ärt  be«  Iräumcn«,  bcren  ©igent^ümlic^Wt  barin  befte^t,  \>ci^ 
man  bie  näc^fie  gegenn^ärtige  SirMic^Yeit  träumt,  erhält  bidn)eileu  eine 
Steigerung  baburc^,  bag  ber  ©eftc^tdfreid  bed  Sräumenben  p^  über 
bie  näc^fle  Umgebung  §inaud  ernieitert.  Belege  bed  äßa^rträumend 
ftub  bie  SBa^rne^mungen  ber  9?ac^twanbler  unb  ber  Somnambulen 
jeber  «rt.    {%  1,  254  —  265.) 

3)ad  SBa^rträumen,  toüijte  f^on  im  geroö^nlic^en  näd^tti^en  @d^Iaf 
eintreten  fann,  erjlredt  fid^  in  feltenem  g^den  f^on  über  bie  gegen» 
märtige  näc^fle  Umgebung  ^inaud,  nämlic^  bi^  j[enfeitd  ber  n(id){len 
®(^eiben)änbe.  3)iefe  Srmeiterung  bed  ©eft^tdfreifed  tann  nun  aber 
auc^  f^^r  Diel  weiter  ge^en  unb  jioar  uic^t  nur  bem  9^aum,  fonbern 
fogar  ber  3^'^  ^^^*  ^^n  Seweid  baüon  geben  und  bie  ^eQfe^enben 
@omnombu(en,  loeld^e,  in  ber  $eriobe  ber  ^öc^flen  Steigerung  i^red 
3uflanbed,  j[eben  beliebigen  Drt,  auf  ben  man  fte  ()inten!t,  fofort  in 
i^re  anfc^auenbe  £raumh)a^rne^mung  bringen  unb  bie  Vorgänge  ba« 
fetbfl  richtig  angeben  fönnen,  bidiveilcn  aber  fogar  üermögen,  bad  nocf) 
gar  nic^t  ^or^anbene^  fonbern  noc^  im  Sd^ooge  ber  Bii^^^^f^  lUegenbe 
rorf)er  ^u  Derfünbigen.  !Denn  aUed  ^eOfe^cn  ifl  burc^aud  nichts  Sln^ 
bere«,  a(«  ein  ÜBa^vtröumen.   {%  I,  267  fg.) 

8)  S)ie  prop^etifc^en  £räumc. 

3)ad  an^attenbe  unb  jufamnien^ängenbe  SBa^rträumen,  toelc^ed  burc^ 
ben  fomnambnten  Sc^taf  möglid)  mirb,  weil  bicfer  ein  ungleich  tieferer, 
DoQfommncrer,  atd  ber  gen)ö^nlid)e  i^,  unb  bed^alb  bad  Xraumorgan 
}ur  @ntn)i(f(ung  feiner  ganjen  Säi|ig(eit  gelangen  lägt,  ftnbet  wa^r» 
fc^eintid)  bisweilen  aud^  im  geto5^nItd^en  Schlafe  Statt,  aber  gerabe 
nur  bann,  wann  er  fo  tief  ifl,  bag  wir  ni^t  unmittelbar  aud  i^m 
erwachen.  iDie  !£:räume,  aii^  benen  wir  erwad^en,  flnb  hingegen  bie 
bed  Iei(i)tern  Schlaf ed;  fte  finb  aud  blöd  fomatifc^en,  bem  eigenen 
Drganidmud  ange^örigen  Urfac^en  eutfprungen,  ba^er  o^ne  Se^ie^ung 
lux  Außenwelt.  S)ag  ed  iebo(^  ^ieuon  Sludna^men  giebt,  beweifen  bie 
STrSume,  wel^e  bie  unmittelbare  Umgebung  bed  Sdblafenben  barfteden. 
Sthoij  audf  oon  2:rliumen,  bie  bad  in  ber  t^erne  <9ef(^e^enbe,  ja  hü9 
3ufünfttge  Dertünbigen,  giebt  ed  audna^mdweife  eine  (Erinnerung,  unb 
)war  (längt  biefe  babon  ah,  bag  wir  unmittelbar  aud  einem  folc^en 
Xraum  erwachen.  9m  bfterjlen  bewähren  fid^  ald  propdetifd^  folc^e 
träume,  wel^e  ftc^  auf  ben  ®efunb^eitd}u{ianb  bed  S^räumenben  be« 
;)ie^en.  Stä^ßbem  werben  auc^  äugere  UnfäQe,  wie  ^^cuerdbrünfte, 
^ttlDere^pIoflonen ,  Schiffbrüche,  befonberd  aber  iZobedfäHe,  bisweilen 
burc^  2:räumc  angefünbigt.  3ur  B^^i^^f^^^unfl  ^^^  prop^etifd^en 
Xräume  auf  i^re  näc^fte  Urfac{)e  bietet  fi(^  und  ber  Unifianb  bar,  ha% 


398  Zxanm 

fomo^I  Dom  natürlid^en,  ald  auc^  t>tmx  maguettfc^en  ©omnauibnttdmnd 
unb  feinen  SJorgängen  befanntltc^  feine  (Erinnerung  im  koad^en  SSemngt* 
fein  ©tatt  ftnbet,  h)o^(  aber  bisweilen  eine  fold^e  in  bie  £räume  be^ 
natürlid^en,  gen)5^nli^en  @c^Iafed,  bercn  man  ftd^  nac^^er  koad^enb 
erinnert,  übergebt;  fo  bag  atebann  ber  2!raum  bad  Serbinbung^gtteb, 
bie  S3rii(fe  h)trb  )n)if(^en  bem  fomnambulen  unb  bem  ma^en  9en)ugt« 
fein.  S)iefem  alfo  gemäg  muffen  n)ir  bie  ))ro))^etifd)en  Xrttnme  ^u« 
05rberfl  2)em  jufc^reiben,  bag  im  tiefen  Schlafe  bad  Sr&umen  ftc^ 
}u  einem  fomnambulen  ^eOfe^en  fleigert.  S)a  nun  aber  an^  £röumen 
btefer  Hrt  in  ber  9{ege(  fein  unmittelbare^  Srioad^en  unb  eben  beö^alb 
feine  (Srinnerung  ®tatt  finbet;  fo  finb  bie,  eine  Sftudna^me  ^teDon 
taadftwhtn  unb  a(fo  bad  ^ommenbe  unmittelbar  unb  sensu  proprio 
Dorbilbenben  S^rttume,  nietete  (t^on  3(rtemiboro9  im  Oneirofritifon)  bie 
t^eorematifc^en  genannt  werben,  bie  aUerfeltenflen.  hingegen  mirb 
öfter  Don  einem  Siiraume  fold^er  SCrt,  n^enn  fein  dn^alt  bem  träumen« 
ben  fe^r  angelegen  ifl,  biefer  fid^  eine  Erinnerung  baburc^  )u  ermatten 
im  ®tanbe  fein,  bag  er  fte  in  ben  Xraum  bed  leichtern  ®(^(afed, 
aud  bem  fld^  unmittelbar  tttoaiftn  lägt,  l^inübernimmt;  jebo^  fann 
biefed  aldbann  ni^t  unmittelbar,  fonbern  nur  mittelfi  Ueberfcgung  be^ 
dn^altd  in  eine  SQegorie  gef^el|en,  in  bereu  @eh)anb  ge^UQt  nunmehr 
ber  urf))rUngIic^e,  f)ro))^etifd^e  S^raum  ind  toaäjtnht  SSemugtfein  ge« 
langt,  U)o  er  folglid^  bann  no(^  ber  Kudiegung,  ÜDeutung  bebarf. 
!Z)ied  alfo  ifl  bie  anbere  unb  häufigere  Krt  ber  fatibifen  JEräume,  bie 
allegorifc^e.   (?.  I,  268—271.) 

9)   Unterfc^ieb   gtoifc^en    bem    STraum    unb    ben   i^m 
Dermanbten  Srfd^einungen. 

2!raum,  fomnambuted  SBa^rne^men,  ^eOfe^en,  Sifion,  3^^^^^^ 
®efid^t  unb  ©eifierfe^en  finb  nal^e  Derloanbte  (Srfd^einungen.  3)a9 
©emeinfame  berfelben  ifl,  bag  mir,  i^nen  DerfaÜen,  eine  fic^  objectiD 
barflettenbe  Sufd^auung  burd^  ein  ganj  anbered  Drgan,  aM  im  ge« 
»b^nlic^en  »ad^en  3ufiani^^f  erhalten;  nämlic^  nid)t  burc^  bie  ttugem 
(Sinne,  bennod^  aber  ganj  genau  unb  tbtn  fo,  koie  mittelfi  biefer. 
Wa9  fle  hingegen  Don  einanber  unterfc^eibet ,  ifi  bie  Serfc^ieben^eit 
i^rer  S3e)ie|ung  ju  ber  burd^  bie  @inne  tt^a^rne^mbaren ,  empirifd^« 
realen  ^ugennielt.  2)iefe  nämli^  ifl  beim  Siraum  in  ber  dtegel  gor 
feine  unb  fogar  bei  ben  feltenen  fatibifen  jfräumen  bo^  meifiend  nur 
eine  mittelbare  unb  entfernte,  fe^r  feiten  eine  birecte*  hingegen  ifl 
jene  Sejie^ung  bei  ber  fomnambulen  JBa^rne^mung  unb  bem  ^eUfe^en, 
mie  au^  beim  S'^ad^ttDanbeln,  eine  unmittelbare  unb  gau}  rid^tige,  bei 
ber  Sifion  unb  bem  ©eifierfe^en  eine  f)robIematif^e.   ($.  I,  289  fg.) 

Sßad  ben  gen}ö^n(i(^en,  näd^tlid^en  S^raum  Dom  ^eOfe^en,  ober  bem 
@d^Iafmad^en  über^auf)t,  unterf (Reibet ,  ifl  erfitid^  bie  ^[bwefen^eit  beö 
bem  (entern  eigent^ümßc^en ,  ate  SEBa^rträumen  ftd^  funbgebenben 
Ser^dltniffe«  jur  Sugenkoelt,  alfo  jur  9tealität  (Dergl.  SEBa^rträumen); 
unb  itotiUn9,  bog  fe^r  oft  eine  (Erinnerung  Don  i^m  ind  9Bad^en 


Stautnbeutuiig    —    Sugenb.   2:ngenb^aft  399 

ttierge^t,  tofi^reid)  au«  bem  foinnamBuIen  @i^(af  eine  fotd^e  nid^t  flatt« 
flnbet.   ($.  I,  268.) 

Vtaitmliattun0. 

3)eT  kinedkoeg«  {ufdOige,  ober  angefttnftelte,  fonbern  bem  üKenfc^en 
natüvlid^e  $ang,  über  bie  ^ebeutnng  gehabter  SIräume  }u  grübein,  ^ot 
feinen  ®mnb  in  bem  ®lau6en,  bag  ed  f)ro|>^if(i^e,  fatibtfe  Xrftume 
gtebt,  nnb  bag  bie  in  ba«  @eU)anb  ber  Xltegorte  ge|ilOten  STränme 
t)on  biefer  9rt  feien.  (8ergl.  unter  Xranm:  ^ie  prop^etifc^en 
Xrttume.)  Hu9  biefem  ^ange  entfielt  nun,  Menn  er  gepflegt  unb 
met^obifd^  andgeUIbet  toirb,  bie  Dneiromantil.  allein  biefe  fügt 
bie  SJorandfe^ung  ^insn,  ba§  bie  Vorgänge  im  SJraume  eine  fe^« 
fle^enbe,  ein  fttr  aOe  9tal  geltenbe  8ebeutung  Ratten,  üier  toelc^e  fic^ 
ba^er  ein  Sqnlon  machen  liege.  ®olift9  ifl  ober  nid^t  ber  tJfall. 
Sietme^r  ifi  bie  HUegorie  bem  j[ebedmaligen  Dbiect  unb  ®ttb|ect  be« 
bem  aUegorifd^en  Xranme  3nm  (Smnbe  liegenben  t^eorematifc^en  2^rau» 
med  eigen«  unb  inbiDibueO  angepaßt  Da^r  eben  iß  bie  9n«(egung 
ber  aOegorifd^en  fatibifcn  StrSmne  grttgtent^eild  fo  fd^mer,  bog  mir  fie 
meiftend  erfi,  nac^bem  i^re  Serfttnbigung  eingetroffen  ifl,  uerfle^en, 
bann  aber  bie  gan}  eigent^ttmlid^e,  bem  Sirttumenben  fonfl  üöDig  frcmbe, 
btoonifd^e  @^alf^ftigleit  be«  äBi^e«,  mit  toefc^em  bie  Sdegorie  an« 
gelegt  unb  an^efü^rt  morben,  betounbem  miljfen.   (%  I,  271  fg.) 

%xcvLt.   Iratl0(t0ktit ,  f.  unter  Siige:  SJertragdbntc^,  Setrug  unb 
Serratia. 

CrirbfrUcrn. 

1)  Die  brei  ©runbtriebfebern  ber  menfd^Iic^en  $anb« 
lungen.    (®.  $anblung.) 

2)  Vntimoralifd^e  Xriebfebern.    (®.  9Rora(ifd^.    9Ro« 
ralität.) 

3)  Die  allein  ftc^te  moralifc^e  Xriebfeber.    (®.  9Rit' 
(eib,  unb:  ÜRoralifd^.   9RoraIit2lt.) 

Ctoptn. 

3)a§  nid^t  nur  alle  (Eutben),  fonbern  au(^  aOed  ttm^re  unb  ftd^te 
Serftttnbniß  ber  Dinge  anf^aulid^  ifi,  bie«  bejeugen  fd^on  bie  un« 
jtt^Itgen  tropifc^en  9u«brtidfe  in  aOen  @prad^en,  aM  toelc^e  fümmtlic^ 
Seßrebungen  fbib,  aOe«  Hbßracte  auf  ein  9nf(^auli(^e«  )uril(f}ttftt^ren. 
(*.  n.  50.) 

lu{enl)f.   VttgmUl^aft. 

1)  8erf(^ieben^eit  be«  antiten  unb  be«  c^rifilid^en  8e« 
griffe«  ber  Xugenb. 

Die  Uten  nerfianben  unter  Zugenb,  virtus,  apm),  jebe  Xreff« 
(ii^feit,  iebe  an  fid^  fe(bfi  Ioben«toert^  Sigenfd^aft,  fie  mod|te  moralifc^, 


400  Sugenb.    ^ugenbkft 

ober  intedectucQ,  [a,  aUenfaKd  blod  förperltc^  fein.  97ad^bem  aber  ba« 
S^riflent^um  bte  ©runbtenbenj  bed  bebend  ald  eine  moraltf(^c  nac^« 
geiuicfcn  \)aiU,  würben  unter  bem  Segriff  ber  Siugenb  nur  no(^  bie 
ntoratifc^en  Sorjüge  gcbad)t.  dnjniifc^en  flnbet  man  ben  frühem 
©prac^geOrauc^  nod^  bei  hcn  älteren  Satinifien,  )Die  auc^  im  Otalie^ 
nifc^en,  n)0  i^n  ^ubem  ber  belannte  ®inn  bed  äBorte^  virtuoso  be« 
jeugt.  —  ^ieraud  erflärt  e^  ftc^^  iDarum  in  ber  @t^it  ber  äl(ten  t)on 
2lugenben  unb  Saftern  gerebet  n)irb^  todd^t  in  ber  unferigen  feine  ®teDe 
finben.   (?ß.  11,  220  fg.) 

2)  Ouede  ber  ächten  Siugenb. 

!Z)ur(^  begriffti^e  SRoral  unb  abfiracte  @r{enntnig  überhaupt  fann 
feine  eichte  $ugenb  betvirft  werben;  fonbern  biefe  mug  au^  ber  intui» 
tiDen  Srfenntnig  entfpringen^  weldje  im  fremben  Onbit)ibuo  ha§  felbe 
äBefen  erfennt,  wie  im  eigenen.  (^.  I,  434.  Sergl.  unter  Onbioi« 
buation:  jDie  im  principio  individuationis  befangene  @rfenntni{$  im 
@egenfa^  ^u  ber  ed  burc^fc^auenben.) 

2)ie  ä^te  ®üte  ber  ©efmnung,  bie  unetgennü^ige  Siugenb  unb  ber 
reine  (Sbelmut^  ge^en  )war  k)on  @rfenntnig  and,  aber  nic^t  üon  ah' 
f)racter  Srfenntnig,  fonbern  t)on  unmittelbarer,  intuitioer,  bie  nid^t 
wcgjuräfonniren  unb  nic^t  anjuräfonntren  ifi,  Don  einer  Srfenntnig, 
bie,  eben  weil  fte  nic^t  abftract  ifi,  ftc^  aud^  nic^t  mitt^eilen  lägt, 
fonbern  debem  felbfi  aufgeben  mug,  bie  ba^er  i^ren  eigentlichen 
abäquaten  Sludbrucf  nic^t  in  Sßorten  finbet,  fonbern  ganj  allein  in 
S:^aten,  im  $anbe(n,  im  Ü^ebendtauf  bed  HRenfd^en.  (2B.  I,  437; 
II,  83.  —  ^ergt.  unter  älnf^auung:  Sebeutung  ber  Slnfd|auung 
für  bie  Srfenntnig  u.  f.  w.) 

SOtit  ber  i^orberung  jlant'd,  bag  jebe  tugenb^afte  ^anbtung  aui8 
reiner  überlegter  Sichtung  Dor  bem  ®efe^  unb  nac^  beffen  abfiracten 
äRa^imen,  falt  unb  o^ne,  \a  gegen  alle  iReigung  gef^c^en  foHe,  ifi  c^ 
gerabe  fo,  wie  wenn  be^au))tet  würbe,  j[ebed  äd^te  j^unftwerf  muffe 
burc^  wo^I  überlegte  Slnwenbuug  äft^etifd^er  Siegeln  entfielen.  (Etned 
ifi  fo  berfe^rt,  wie  bad  Snbere.  Wlan  wirb  fic^  enblic^  entf (fliegen 
muffen  einjufe[}en,  wad  auc^  ber  c^rifili^en  Ü^e^re  bon  ber  ©naben« 
wa^I  ben  Urfprung  gab  (bergt  ©nabenwa^I),  bag,  ber  $au))tfad^e 
unb  bem  dnnern  nad^,  bie  S^ugenb  gewiffermagen,  wie  ber  ©eniud, 
angeboren  ifl.    (323.  I,  624.    (g.  250  fg.) 

3)  Unle^rbarfeit  ber  S^ngenb. 

©ienge  bie  Siugenb  aud  ber  abflracten,  burd^  Sßorte  mitt^eilbaren 
@rfenntnig  ^erbor,  fo  liege  fie  fic^  (e^ren  unb  ed  liege  ftc^  deber,  ber 
biefe  Se^re  fagt,  et^ifc^  beffern.  ®o  ifl  ed  aber  fcinedwegd.  ®iel' 
me^r  fann  man  fo  wenig  bur(^  et^ifd^e  93orträge  ober  ^^rebigten  einen 
S^ugenb^aften  ^u  ©taube  bringen,  ald  alle  Seft^etifen  [t  einen  2)t(^ter 
gcmad^t  ^aben.  S)enn  für  bad  eigentliche  unb  innere  äBefen  ber  Xn^ 
genb  ift  ber  Segriff  unfruchtbar,  wie  er  ed  für  bie  $unfi  ifl,  unb  fann 


£ttgenbt)flt(^ten  401 

nur  t>01Itg  untergeotbnet  al9  fßtxt^tuq  3)tenpe  bei  bet  Sudfü^rung 
unb  9uf6en)a^rung  bed  anbenoeitig  Srfannten  unb  ®ef(^(offenen  leißen. 
Velle  non  discitur.     (®.  I,  434  fg.  624  fg.    6.  249  fg.) 

4)  9Bert^  ber®runbfä^e  für  bieXugenb.  (@.  ®runb* 
fätO 

5)  Ser^ttltnig  ber  ©lücffttUgfett  ju  ber  Stugenb.    (®. 
®Itt(ffä(igfettO 

6)  Unterfd^ieb  jmifc^en  S^itgenb^aft  unb  Vernünftig. 

SJernünftig  ^at  man  ju  aüzn  ßdtm  ben  SDIenfc^en  genannt,  ber 
fi(^  nic^t  burc^  bie  anf  d^aulic^en  (Einbrüde,  fonbern  burc^  ©ebanten 
unb  93egrtffe  leiten  lägt,  unb  ber  ba^er  fletd  überlegt,  confequent 
unb  befonnen  }u  SBerfe  ge^t.  (Sin  fold^ed  ^anbeln  (leißt  überoK  ein 
t)crnünfttged  ^onbeln.  jteine^megd  aber  impUdrt  biefed  SRec^t« 
f(()affen^eit  unb  ÜRenfc^enliebe.    Sielme(|r  fann  man  ^ödifl  Dernünftig, 


tO)e|ien  ariapnien  oeyoigen.  vernünftig  uno  laiin^ofK  innen  |ia)  ]eQr 
tto^I  öereinigen,  ja,  erfl  burc^  i^rc  Bereinigung  finb  große,  meitgrei« 
enbe  SJerbre^en  möglic^.  Sbenfo  befte^t  UnDernünftig  unb  Sbelmüt^ig 
e^r  too^t  ^ufammen,  j.  8.  wenn  ic^  ^eute  bem  Dürftigen  gebe,  »a« 
i(^  felbp  morgen  noc^  bringenber,  ol«  er,  bcbürfen  werbe,  (ffi.  149  fg. 
SB.  I,  612.) 

8or  Jlant  ifi  ed  feinem  iDtenfc^en  je  eingefaOen,  ha9  gerechte, 
tngenb^afte  unb  eble  ^anbeln  mit  bem  oernünftigen  ^anbeln  ju 
ibentificiren,  fonbern  man  b^t  beibe  DoHfornmen  unterf(^ieben  unb  aud* 
einanber  gehalten.  S)a«  Sine  beruht  auf  ber  9rt  ber  SRotiDation, 
bad  9nben  auf  ber  Serfc^ieben^eit  ber  ®runbma|tmen.  9(od 
nac^  fiant,  ba  bie  Xugenb  an9  reiner  Vernunft  entfpringen  foOte, 
§at  man  Zugenb^aft  unb  Vernünftig  ibentifidrt.   (C.  150.) 

7)  Die  Itarbinaltugenben.   (@.  Itarbinaltugenben.) 

8)  Uebergang  Don  ber  Xugenb  )ur  V^Iefe.    (®.  Sd« 
fcfe.) 

Vttgrnlipflid)Un,  f.  unter  $fli(^t:  5hittf  be^  ®egenfa^ed  jmifc^en 
Ke^td'  unb  Xugenbpfli^ten. 


e^opcn^amr'finitlon.    U.  26 


402  Ucbef    —    UcBcrrcbutiggfunfl 


Uthti. 

1)  Scbcutung  bc^  SBortcö.   (©.  ®»fc.) 

2)  ^ofititittät  bed  Uebel«. 

Sd  gtebt  leine  größere  9bfurbttät,  al9  bie  ber  metßen  tn6ta))^4{!f(^en 
@^Pente^  toelc^e  bad  Uebel  für  tttüa9  9?egatioe@  erliären,  toä^renb  e^ 
gerabe  ba9  ^ofi[tit)e,  bad  fid^  felbft  fühlbar  2Ra(^enbe  iß.  Sefonber« 
^art  iß  hierin  Seibni^,  toel^er  in  feiner  S^^eobicee  bie  @ac^e  burc^ 
ein  ^anbgreiftic^ed  unb  erbärmlic^ed  ®of)l^idnta  gu  erl^ärten  befhrcbt  ift. 
(?5.  n,  312  fg.) 

3)  Uebel  unb  @^nlb.  (@.  unter  ® er ec^tigfeit:  3)ie  etvige 
©eret^tigleit.) 

4)  SBiberflreit  bed  ttebeld  geg^n  ben  Optimidmud; 
S:^eidmu^  unb  ^antl^eidmud.  (@.  £)))timidmud, 
ST^ei^ntud  unb  ^ant^eidmud.) 

5)  3)q9  Uebel,  ba«  93öfe  unb  ber  Zoh  aU  ba^  pun- 
ctum pruriens  ber  ÜRetop^tifil. 

S)ad  85fe,  bad  Uebel  unb  ber  STob  fbtb  t9,  toelc^e  ba«  p^ilofop^ifc^e 
(Erßaunen  quatificiren  unb  er^ö^en;  nic^t  b(o^,  bag  bie  3Be(t  iDOxfjan» 
ben,  fonbem  nod^  nte^r,  ba§  fle  eine  fo  trübfä(ige  fei,  ifl  bad  punctum 
pruriens  ber  ÜRetap^^flf ,  baö  Problem/  melc^ed  bie  ÜRenfc^^eit  in 
eine  Unruhe  t)erfe^t,  bie  fic^  toeber  burc^  @Ie)}ticidmud,  noc^  bur(^ 
ffriticiöntu«  bef(^tt)i(^tigen  läßt.   (SB.  U,  190.) 

Uthdmo\Ltn^  f.  unter  9RoraIifd^:  Vntimoralifc^e  S:rtebfebeni. 

UtbtvitQtni^txt^  f.  ©uperioritttt, 

UeberUgung. 

SBaö  bie  Seute  genteinigti(^  \ia9  @(^idtfal  nennen,  finb  nteißend  nttr 
i^re  eigenen  bummen  ©treidle.  Tian  fann  ba^er  nic^t  genugfam  bie 
fd^öne  ©tctte  im  ^omcr  (Ol.  XXm,  313  ff.)  be^erjigen,  m  er  bie 
WV^-i  ^-  ^-  ^^^  Ö"fl^  Uebcricgung,  ent^ifie^It.   (?.  I,  605.) 

tttbetuatürUd),  f.  S^atürlic^. 

KtbtrteDfungskunft^  f.  SR^etorif. 


Ueberfe^ungen    —    Uebectoönening  403 

1}  SSoranf  ha9  SRangel^afte  aller  Ueberfe^ungen  bc« 
ru^t. 

Sticht  für  iebed  Sßort  einer  @prad^e  ftnbet  flc^  in  jeber  anbem  bad 
genaue  Sequibalent,  alfo  ftnb  nic^t  fttmmtUc^e  SBegri^e,  toeld^e  burc^ 
bie  äBorte  einer  Sprache  bejeic^net  luerben,  genau  biefelben,  toelc^e  bie 
ber  anbern  audbrüden;  fonbem  oft  finb  ed  blod  ä^nlic^e  unb  »er» 
loanbte,  iebo(^  burd^  irgenb  eine  ÜRobification  berfc^iebene  Segriffe. 
Sidmeilen  fe^It  in  einer  ©prad^e  baö  SBort  für  einen  Segriff,  mä^' 
renb  ed  fic^  in  ^^n  meifien  anbem  ftnbet.  Sidtoeüen  aud^  brücft  eine 
frembe  ©prac^e  einen  Segriff  mit  einer  9?üance  aud,  ttelc^e  unfere  eigene 
i^m  nid^t  giebt.  9uf  biefer  Serfc^ieben^eit  ber  @prad^en  beruht  ha9 
not^menbtg  SRangel^afte  aKer  Ueberfe^ungen.  %aft  nie  fann  man 
irgenb  eine  d^arafterifiifc^e,  prägnante,  bebeutfame  ^eriobe  aud  einer 
Sprache  in  bie  anbere  fo  übertragen,  bog  fie  genau  unb  DoUfommen 
biefelbe  SBirtung  t^äte.  (Sogar  in  bloger  $rofa  tüith  bie  aüerbefie 
Ueberfe^ung  fic^  jum  Original  ^öc^ftend  fo  üer^alten,  h)ie  ju  einem 
gegebenen  SDtufiffiüdf  beffen  Xran^pofttion  in  eine  anbere  Slonart.  3)a« 
^er  bleibt  jebe  Ueberfe^ung  tobt  unb  i^r  ®til  gejwungen,  fleif,  un» 
natürlich;  ober  aber  fie  mirb  frei,  b.  b«  begnügt  fi^  mit  einem  k  peu 
pr^,  ifi  alfo  falfc^.  @ine  Sibliot^ef  bon  tUberfe^ungen  gleicht  einer 
©emälbegaOerie  Don  ftopien.   ($.  II,  601.) 

2)  Unüberfe^barfeit  ber  ©ebid^te. 

^oefiie  ift  i^rer  Statur  nad)  unüberfe^bar.  ($.  n,  425.)  ®cbi(f)te 
fann  man  ni(|t  überfe^en,  fonbern  b(o4  umbic^ten,  meld^ed  aKejeit 
migUc^  ip.   ($.  n,  603.) 

3)  SEBert^   ber  beutfc^en   Ueberfe^ungen   ber  Schrift» 
fleUer  ht9  Xltert^um^. 

3ür  grie(6if(^e  unb  latcinifc^e  Vutoren  finb  beutfc^e  Ueberfe^nngen 
gerabe  fo  ein  Surrogat,  mie  (Sit^orien  für  jlaffee,  unb  jubem  barf  man 
auf  i^re  9}i(^tigfeit  fic^  burc^au«  nic^t  berlaflen.   ($.  U,  522.  602.) 

4)  ®egen  bie  i^ren  Sftutor  beri^tigenben  unb  bearbei* 
tenben  Ueberfe^ungen. 

3u  ben  SRünnem  in  ber  Sitteratur,  benen  e^  mit  nic^td  (£mfi  iß, 
a\9  mit  i^rer  mert^en  $erfon,  bie  fie  allein  geltenb  mad^en  tooden, 
ge^bren  au(^  bie  Ueberfe^er,  meiere  i§ren  9utor  jugleic^  berichtigen 
unb  bearbeiten,  »elc^e^  impertinent  if).  Schreibe  bu  felbfi  Sucher, 
toelc^e  bed  Ueberfe^end  loert^  finb  unb  tag  Ruberer  SJerle  koie  fie  finb. 
(ffi.  n,  539.) 

Utbtxvölkttnni^  ber  (Srbe. 

!Z)a9  ®efeft  ber  ©terblic^Ieit  (oergt.  @terbli(^feit)  bürgt  bafür, 
bog  bie  3una^me   ber  SeDblferung    ntc^t   bx9  )u   einer   eigentlichen 

•26* 


404'^  Ucbcrtödltigung    —    Umganfl 

Ueberböderung  ber  Srbe  ge^en  t5nne,  einem  Uebel,  beffen  (Sntfe^tid^Ieit 
bie  leb^aftefle  ^^antafle  ^c^  (aunt  audjumalen  oermog.  9?äm(t(^  bem 
erroä^nten  ®efe|e  )ufoIge  tDürbe,  na(^bem  bie  Srbe  fo  t)iel  SOtenfc^en 
erhalten  ^ätte,  ald  fie  )u  ernähren  (ttd^fiend  fällig  ift,  bie  t^ru^tbarleit 
bed»  ©efc^tec^t^  unterbeffen  bid  }u  bem  ®rabe  abgenommen  ^aben,  bog 
fie  tnapp  auövcid^te^  bie  ©terbefäQe  )u  erfe^en,  tvona(^  ol^banu  jiebe 
jufdUtge  Serme^ruug  btefer  bie  ScDötferuirg  »ieber  unter  \>a9  ^JtcqA' 
mum  jurtidf bringen  tuürbe.    {%  11,  162  unb  166.) 

tlebertDÖltisung^  bed  9äebrigeren  in  ber  ^lainx  huxij  bad  $5^ere^ 
f.  Generatio  aequivoca. 

Umgang. 

1)  SScrfc^iebened  Serratien  bed  fi^  feinet  äBert^ed 
9ett)u§ten  unb  bed  ^^iliflcrd  im  Umgang. 

9tic^tö  mac^t  im  Umgang  fo  jut^orlommenb  gegen  9nbere^ 
aU  bad  93etsu§tf ein  eigenen  SBert^ed ;  mit  biefem  fitrc^ten  tt)ir  nic^t 
)urü(f gebogen  }u  merben;  benn^  menn  z9  gefc^ie^t^  fo  empfinben  toir 
baburd^  leine  ftrttntung,  in  ber  beru^igenben  ©eniig^ett,  bag  nur  bie 
(Singef^ränh^eit  beö  ßu^^^'f^^'^^"^^"  ^^^^"  ®(^ulb  ifl. 

!fDer  ^^ili^er  hingegen,  ber  fi^  eigene^  SBert^ed  nic^t  betougt  tfi, 
ifi^  toxt  avL9  bem  ©efagten  Don  felbft  folgt,  circumfpect  unb  ))oUtif(^ 
in  feinen  ftbancen.    ($.  463.) 

2)  äRittel  )um  (Ertragen  ber  9Renf(^en  im  Umgang. 
(®.  unter  ®ebu(b:  WlitUi  )ur  (Sriangung  ber  ®ebu(b.) 

.3)  SBoraud  Ueberlegen^eit  im  Umgang  ern)ä(6fi. 

3)ie  üRenfc^en  gleichen  barin  ben  jtinbern,  bag  fie  unartig  merben^ 
menn  man  fie  Derjie^t;  ba^er  man  gegen  feinen  gu  nachgiebig  unb 
liebreich  fein  barf.  9efonberd  ben  ®ebanfen,  bag  man  i^rer  benöt^igt 
fei,  Knnen  bie  SRenfc^en  fd^Iec^terbingd  nic^t  bertragen;  Uebermut^ 
unb  ^Inmagung  mirb  fein  unjertrennlic^ed  ®efoIge.  Sei  (Sinigen  ent- 
ße^t  er  in  geföiffem  ®rabe  fc^on  baburc^,  bag  man  fid)  mit  i^nen 
abgiebt,  ttioa  oft,  ober  auf  eine  bertraulic^e  äBeife  mit  i§nen  f priest, 
^a^er  taugen  fo  SBenige  jum  irgenb  vertrauteren  Umgang,  unb  foO 
man  ftc^  befonberd  Ritten,  ftd^  nic^t  mit  niebrigen  Staturen  gemein  ju 
machen.  Sagt  nun  aber  gar  Siner  ben  ®ebanfen,  er  fei  mir  oiel 
nöt^iger,  ald  i(^  i^m;  ba  ifi  ed  i^m  fogleic^,  al0  ^ätte  id^  i^m  ctmad 
gefto^Ien.  Ueberlegen^eit  im  Umgang  ern^äc^ß  aQein  baraud,  bog  man 
ben  8nbern  in  feiner  9rt  unb  Sßeife  bebarf  unb  bie^  fe^en  lägt. 
S93er  nic^t  achtet,  tt)irb  geachtet,  fagt  ein  feinet  italienifd^ed  ©pri^^ 
»ort.    {%  I,  479  fg.) 

4)  Ser^altungdregel  gegen  S)ie,  melAe  und  im  Um« 
gang  Unangenehme^  ober  8crgerlt4ed  ern)eifen. 

$at  (Einer,  mit  bem  mir  in  Umgang  fielen,  und  tttoa9  Unange« 
neunte«,  ober  Äergerlic^e«  crgeigt;  fo  ^aben  mir  nn«  nur  ju  fragen. 


Unbefangen  ^ftt    —    Unbcmugte  405 

ob  er  und  fo  Diel  tuevt^  fei,  bag  mir  bad  ^J2ämlid)e,  auc^  noc^  etmad 
Derf^ttrft,  und  nod^mald  unb  öfter  mollen  gefallen  taffen,  ober  nid^t. 
(Sergeben  unb  Cergeffen  ^ei§t  gemad^te  foRbare  Srfa^rungen  jum 
Senfter  ^tnaud  toerfen.)  dnt  beja^enben  %aü  mtrb  nid^t  Dtel  barübet 
}u  fagen  fein,  mil  ha9  Sieben  »enig  ^ilft;  mir  muffen  alfo  bte  Sac^e, 
mit  ober  ol^nt  (Ermahnung,  ^inge^en  laffen.  Om  Derneinenben  f^ade 
hingegen  ^aben  toir  foglei^  unb  auf  immer  mit  i^m  }u  bred^en. 
S)enn,  ba  ber  S^aralter  incorrtgibel  ifl,  fo  »irb  er,  Doitommenben 
f^aOed,  ganj  bad  ©elbe,  ober  bad  Dbätg  Snaloge,  koieber  t^un.  2)a^er 
aud^  ifl,  flc^  mit  einem  greunbe,  mit  bem  man  gebrod^eu  ^atte,  toieber 
andjufö^nen,  eine  ®ä)Mdft,  bte  man  gu  bügen  §at.    ($.  I,  482  fg.) 

5)  9Iu6eu  ber  ^öfti^feit  unb  ber  Serf^miegen^eit 
im  Umgang.    (@.  $öfltcf|leit.  unb  Serfc^toiegen^eit.) 

Unbtfattitn^tit,  f.  unter  Sebendalter:    ©egenfa^  }mifd^en  Ougenb 
unb  SIter. 

ttnbrgreiflidiktit. 

3)ie  S3egretf(id^Ieiten  liegen  ade  im  ©ebiete  ber  SorflcIIung;  fte 
ftnb  bie  Serlnüpfung  einer  SJorflcÜung  mit  ber  anbem.  3)ie  Unbe« 
greifltc^teiten  treten  ein,  fobalb  man  an  bad  ®ebiet  bed  SBiUend 
^ögt,  b.  ^.  fobalb  ber  SSSiUe  unmittelbar  in  bie  S^orfteHung  eintritt. 
Drganidmu«,  Segetation,  Är^fiallifation,  jebe  SHaturhaft,  —  f?e  bleiben 
unbegreiflid^,  toeil  ber  ffiille  ftc^  ^ier  unmittelbar  lunb  mad^t.  ($.  336. 
»etgl.  SRotur traft.) 

Unbtfiantf^  ber  S)inge. 

9Ran  foOte  beflänbig  bie  üEßirhmg  ber  ^tii  unb  bie  SBanbelbarfeit 
ber  'Dinge  bor  %ugen  ^aben  unb  ba^er  bei  Slllem,  toad  je^t  fiatt« 
ftnbet,  fofort  bad  ©egent^eit  babon  imaginiren,  alfo  im  ©lüde  bad 
Unglücf,  in  ber  t^reunbfc^aft  bie  gfeinbfd^aft,  im  fd^önen  Setter  bad 
f(^Ie<^te,  in  ber  Siebe  ben  $ag,  unb  fo  au^  umgete^rt,  ftc^  lebhaft 
üergegenioärtigen.  3)ad  toürbe  eine  bleibenbe  OueUe  loa^rer  Sßett« 
Flugzeit  abgeben.  %ber  oieUeic^t  ifi  ^u  feiner  @rtenntnig  bie  (Srfa^rung 
fo  unerltt§li(^,  wie  ^ur  richtigen  ®d|ä(jung  be«  Unbeflonbe«  unb  äBcc^felö 
ber  !SDinge.  ÜDag  bie  a^enfc^en  ben  einfimeiligen  3ußanb  ber  3)inge, 
ober  bie  9{i(^tung  i^red  Saufed,  in  ber  9tcgel  für  bleibenb  galten, 
fommt  ba^er,  bag  fie  bie  SBirlungen  bor  Singen  ^aben,  aber  bie  Ur« 
fachen  nic^t  oerfle^en,  biefe  ed  jiebo^  flnb,  koeld)e  ben  ffeim  ber  lünftigen 
Serttnberungen  in  fid^  tragen.    ($.  I,  500  fg.) 

ttnbtmu^k,  bad. 

1)  ©egenfal  bed  Semugtejt  unb  Unbetougten.  (®.  untrr 
Semugtfein:  j&ad  Setougte  im  ©egenfa^c  jum  Unbe« 
ttugten.) 


406  UnbanI    —    Uubur(^bnng(t(^feit 

2)  Da«  Unbcirußte  bcö  dnflinctö.    (®.  3njlinct.) 

3)  S)a«  UnbekDugte  bed  ®ented.  (®.  unter  ®enie: 
dnfiinctarttge  SRot^toenbigleit  bed  SSJtrfend  bed  ®ente9.) 

4)  3)a8  Unbcttjngtc  im  ©anbcin.  (®.  unter  ®runb» 
fttfee:   Un6en)ugte  ®runbftt|e.) 

6)  3)a^  Unbefugte  im  SEBiffen.  (@.  unter  @(^(iegcn, 
©c^Iug:    SSirlung  be^  ©d^Iuffe^O 

6)  Unben)ugted  äBirfen  alU9  ^ec^ten  unb  Urfprüng« 
liefen.    (@.  Sed^t.) 

7)  3)ie  unben}ugte  äBetd^eit  im  Sebendlauf  bed  Sin- 
jelnen.    (@.  Sebenölauf.) 

Unirttttk. 

2)er  böfe  S^aralter  vertraut  in  ber  92ot^  nic^t  auf  ben  Seifianb 
Sftnberer;  ruft  er  i^n  an^  fo  gef(^ie^t  t9  o^ne  3u^^ft<^t;  tr(angt  er 
i^n,  fo  em))fttngt  er  i^u  o§ne  tt)a^re  3)antbarfeit,  toeit  er  i^n  laum 
anberö,  benn  ate  SEDirlung  ber  S^or^eit  Snberer  begreifen  fann.  Denn 
fein  eigenes  äßefen  im  fremben  tt)ieber  }u  erfennen,  tjt  er  felbfl  bann 
no^  unfähig,  nac^bem  t9  üon  bort  an9  fic^  bur^  unjmeibeutige 
ßeic^en  fnnb  gegeben  ^at.  hierauf  beruht  eigenttid^  baS  @mpörenbe 
alleö  UnbanTd.  Diefe  moralifc^e  Öfolation,  in  ber  er  fld^  mefent1t(^ 
unb  unau^meic^bar  befinbet,  Idgt  i^n  auc^  leidet  in  Serjmeiflung  ge^ 
ratzen,    (©•  272.) 

Unituüidikdt. 

1)  Unbeutlic^Ieit  beS  gefammten  3)enlen9  ber  fd^Iec^« 
ten  J{öpfe.  (®.  unter  Denlen:  Oualität  unb  ©(^neOig- 
feit  ht9  Deutend.) 

2)  Unbentüc^Ieit  ber  DarfteKung. 

Unbeutlic^Ieit  ber  DarfieQung  entff^ringt  immer  auS  Unbeutli^feit 
bed  eigenen  SJerflel^end  unb  Dur(^bentend.    ($.  I,  11.) 

1)  Die  Unburc^bringtic^teit  a(d  apxioxi\iit  Sigen- 
fc^aft  ber  SRaterie.  (®.  unter  2Raterte:  Die  reine 
SOtaterie  unb  i^rc  opriorifdlen  9e|limmungen.) 

2)  ®egenfa6  jtoifc^en  ber  Unburc^bringli^Ieit  unb 
ben  anbern  SJtrIungdarten  ber  Körper. 

•  Sßad  man  bie  Kaumerfiillung  ober  bie  Unbur(^brtngti(^Ieit  nennt 
unb  ate  bod  toefenttic^e  ÜRerhnal  M  jtörperd  (b.  i.  M  SRaterieOen) 
angiebt,  ifl  btod  biejenige  SBirlungdart,  tt)e((^e  allen  ftör|>em  o^ne 


Unrnbltd^e    —    Unevgriinbtic^e  407 

%u<na^e  jufommt,  näntlic^  bie  mec^onifc^e.  S)tefe  Moemetn^U, 
k^ermöge  beten  fle  jum  Segriff  eine«  jförperd  gehört  unb  an«  btefem 
Segri^  a  priori  folgt,  baffer  auc^  nic^t  koeggebat^t  toerben  Tonn,  o^ne 
i^n  felbfl  anfju^eben,  ifi  ed  aOein,  bie  fie  t)or  anbem  SBirlungtfarten, 
mie  bie  eleltrifc^e,  bie  d^emifc^e,  bie  (euc^tenbe,  bie  tottrmenbe,  aud« 
jetc^net    (38.  U,  55  fg.) 

3)  Bufttinmen^ang     bei     Unburc^bringlic^Ieit     unb 
@^mere.    (®.  Httractiond«  unb  Stepulfion^lraft.) 

4)  S)ie    Unbur(^bringli(^leit    aU    Heugernng    einer 
pofitit^en  jiraft. 

Die  Unburc^bringHc^Ieit  ift  nid^t  eine  blo«  negatibe  (Eigenfc^aft, 
fonbem  bie  9engerung  einer  ))ofttiben  Sraft.    ($.  I,  81.) 

1)  S3ebeutnng  be«  ©egenfafeed  {»ifd^en  bem  €nbli(^en 
unb  Unenblid^en.    (@.  (Enb(i(^.) 

2)  9Bad  im  tid^tig  gefaxten  Segriff  bed  UnenbHd^en 
Hegt. 

(Si^  tfl  f(^on  Se^te  bed  Sriftotele«,  ba§  ein  Unenbli(^e9  nie  actu, 
b.  ^.  nirtßd^  unb  gegeben  fein  {Qnne,  fonbem  Mo«  poieatia.  3)a« 
Unenblic^e,  fomo^I  ber  SBett  im  9tanm,  aU  in  ber  Qtii  unb  in  ber 
X^eilung,  ifi  nad^  i§m  nie  Dor  bem  9{egreffud,  ober  ^rogreffu«, 
fonbem  in  bemfetbm.  S)iefe  SBa^r^eit  liegt  fc^on  im  richtig  gefaxten 
Segriff  be«  Unenblic^en.  ilRan  migoerfle^t  flc^  alfo  felbfl,  loenn  man 
ba«  Ünenblic^e,  metd^er  9rt  e«  auc^  fei,  M  ein  o6|ectit)  Sor^anbene« 
unb  fertige«,  unb  unabhängig  t)om  Stegreffu«  )u  bentm  bermetnt. 
(SB.  I,  593.) 

ttnergrünUlidie,  ba«. 

3Benn  loir  irgenb  ein  SRaturioefen,  j.  S.  ein  X^ier,  in  feinem  ÜDo« 
fein,  Seben  unb  SBirleu  anfc^auen  nnb  betrac^tm;  fo  fie^t  e«  tro^; 
9Qem,  »a«  Biologie  unb  B^^^^^i^  bariiber  lehren,  atö  ein  uner- 
grttnbtid^e«  ®e^eimni§  Dor  un«.  9ber  foQte  benn  bie  9{atur  au« 
bloßer  Serfiocft^eit  e»ig  Dor  unferct  grage  üerfiummen?  dfi  fie  nic^t, 
nie  aOe«  ®ro§e,  offen,  mitt^eilenb  unb  fogar  naib?  Kann  ba^er  t^re 
Antwort  jie  an«  einem  anbem  ®mnbe  fehlen,  att  koeil  bie  t^age  ber« 
fe^lt  loar,  oon  fatfc^n  Sorau«fe(}ungen  an^gieng,  ober  gar  einen 
aßibcrfpruc^  beherbergte?  3)enn,  lägt  e«  fic^  »o^I  benfen,  bag  ed 
einen  3ttf<^>^w<n§<Kng  bon  ©rilnben  unb  Solgen  ba  geben  fann,  tt)0  er 
ett)ig  unb  »ef entließ  unentbecft  bleiben  mug?  —  ©ewig,  ba«  9Qe« 
ni<^t.  @onbem  ba«  Unergrünbli^e  ifi  e«  barum,  meil  wir  nad^ 
©rünben  unb  folgen  forfc^en  auf  einem  ©ebiete,  bem  biefe  Sorm 
fremb  iß,  unb  ttir  alfo  ber  ftette  ber  ©rünbe  unb  Solgen  auf  einer 
ganj  falfc^en  gtt^rte  nac^e^en.    Sir  fui^en  nämlic^  ba«  innere  SBefen 


408  Unfä^igfclt    —    Uiißlüd.    Unö!ücf«fdac 

ber  ^atm,  U)el(^ed  au€  jeber  Srfc^einung  un9  entgegentritt,  am  Seit« 
faben  bed  ©d^ed  t^om  @runbe  ju  erreichen;  —  nitt^tenb  boc^  biefer 
bte  bloße  t^orm  ift,  mit  ber  unfer  d^nteUect  bte  (Srfc^einung,  b.  i.  bte 
£)6erf[ä(^e  ber  Dinge,  auffaßt;  loir  aber  tt)oDen  bamit  über  bie  (Er^ 
f (Meinung  ^tnau^,  innerhalb  beren  er  boc^  allein  braud^bar  unb  au«« 
reidienb  ift*  {%  II,  100 fg.  Sergl.  unter  Ding  an  fi(^:  «uf 
meld^em  9Bege  aDein  }ur  Srlenntntg  bed  SDinged  an  fl^  ju  ge« 
longcn  ifl.) 

]ilnfdi)tgknt,  inteHectueHc,  f.  ©d^Ie^tigteit. 

ttn^enuin)  f.  ©emein. 

Ängleldjljeit^  ber  SRenft^en,  f.  ©erfc^ieben^eit. 

ttnglüxk.    ttttglüdi^fäUt. 

1)  aUgemeitt^eit  be«  Unglüdd. 

Oebed  cin}elne  UnglüdE  erfd^eint  }tt)ar  ate  eine  ^u^na^me;  aber  ha9 
Unglücf  überhaupt  ifl  bie  SRegel.    {%  II,  312.) 

2)  Setf(^iebened  Ser^alten  bed  (Eutolod  unb  2)^«« 
lolod  bei  Unglüd^fäHen.  (@.  Sulolo^  unb  3>qd- 
lolod.) 

3)  Serfd^iebene  äBirlung  ber  UnglüdtdfttUe  auf  ben 
Sorbereiteten  unb  auf  ben  Unoorbereiteten. 

!Cag  ein  UnglüdCdfaQ  und  weniger  fc^wer  }u  tragen  fdOt,  koenn 
ton  jum  Soraud  i^n  aU  möglich  betrachtet  unb  und  barauf  ge« 
faßt  gemacht  ^aben,  mag  ^auptfttc^Itc^  ba^er  lommen,  baß  koenn  toir 
ben  %aü  tior^er  ald  eine  bloße  üRöglic^feit  überbenlen,  toix  bie  9ud* 
be^nung  bed  Unglüdd  beutßc^  überfe^en  unb  fo  ed  menigllend  ald  ein 
enblic^ed  unb  überfd^aubared  erfennen,  in  t^olge  moDon  ed  bei  feinem 
mirflic^en  Eintritt  bo^  mit  nic^t  me^r  atd  feiner  toa^ren  ©c^mere 
koirlen  tann.  äBerben  mir  hingegen  unt)orbereitet  getroffen,  fo  fann 
ber  erfc^rodEene  ®eifl  im  erfien  %[ugenblid(  bie  ©rbße  bed  Unglüdfd 
nic^t  genau  ermeffen  unb  er  flellt  ed  fic^  ba^er  leidet  Diel  größer  bar, 
Qto  ed  mirllic^  ifl.  «uf  gleiche  Srt  läßt  S)unrel^ett  unb  Ungemiß^eit 
jebe  ®efa^r  größer  erfc^einen.  S)a}u  fommt  no^,  baß  mir  für  bod 
ald  möglich  antidf^irte  UnglüdC  jugleic^  auc^  bie  Stroflgrünbe  unb  9b» 
hülfen  überbackt,  ober  menigflend  und  an  bie  Sorfleüung  beffelben  ge« 
mö^nt  laben.    {%  I,  604.) 

4)  SEDad   }um   gelaffenen    Ertragen   ber    Unglücffttlte 
am  beflen  befähigt. 

9{id^td  mirb  und  }um  gelaffenen  (Ertragen  ber  und  treffenbeu  Uu« 
glüdCdfäOe  beffer  befähigen,  ald  bie  lieber jeugung  t)on  ber  SEBa^r^eit, 
baß  %aed,  toa^  gefcf)iel^t,  Dom  ©roßten  bid  ium  ^leinflen,    notb« 


Unik»erfltat«))l^t(ofo|)l|ie  4()9 

menbig  gef(^ief|t.    !Denn  in  ia9  mVDttmtMxif  9?ot^n)enbige  tt)ei§  ber 
a»enfc^  flc^  balb  ju  pnbcn.    (?.  I,  504  fg.    ®.  I,  361.    C.  61  fg.) 

5)  Erprobung  bcr  grcunbe  im  Unglücf.  (®.  unter 
f^rennbfc^oft:    Srprobung  be^  f^reunbed.) 

6)  Serfü^nung  bed  9?eibed  burc^  bad  Unglücf. 

Das  beim  Umfc^Iag  U9  ®(ü(fed  me^r,  a(^  bod  Unglücf  felbft,  ge« 
fürchtete  ^ro^tocfen  ber  S^eiber,  ha9  $o§ngeIäcf|ter  ber  ©c^abenfreube, 
bleibt  meidend  an^;  ber  9{eib  ifl  üerfö^nt,  er  ifl  mit  feiner  Urfad^e 
Derfc^munben,  unb  ha9  je^t  an  feine  ©teile  tretenbe  äffitleib  gebiert 
bie  HRenfc^enliebe.  Dft  ^aben  bie  9leiber  unb  $einbe  eineö  ®Iü(f(i(^en 
bei  feinem  ©turj  fic^  in  fd^onenbe,  tröfienbe  unb  ^elfenbe  §reunbe 
Dermanbelt.    (S.  237  fg.) 

7)  !Z)ad  S^rfurc^t  (Sinflügenbe  grogen  Unglüdtd.  (@. 
unter  Seiben:  ?2lutembe  jiraft  unb  S^rmürbigfeit  be« 
Seibeu«.) 

8)  9tegel  jur  S^ermeibung  bed  Unglücfd. 

Um  nic^t  fe^r  unglücf üc^  )u  merben,  ifl  bod  fld^erfle  ÜRittel,  bag 
man  nic^t  t)erlQnge  fe^r  gtücflic^  )u  fein.  S)emnac^  ifl  te  gerat^en, 
feine  Vnfprttc^e  auf  ©enug,  ®efl$,  {Rang,  S^re  u.  f.  m.  auf  ein  ganj 
SRttgtge^  ^erabjufe^en;  meil  gerabe  bad  Streben  unb  SRingen  nad^ 
®IM,  ®Ian)  unb  ®enug  e«  i%  toa9  bie  grogen  Ungfücfdfttae  ^erbet^^ 
jie^t.    i%  I,  434  fg.) 

1)  Uebergemic^t  bed  Slad^t^eild  über  ben  SHu^tn  ber 
jfat^eberp^ilofop^ie. 

3tt)ar  ifl  bad  Se^ren  ber  ^^itofop^ie  auf  Uniüerfltttten  i^r  auf 
mandjerlei  Seife  erfprieglic^.  @ie  erhält  bamit  eine  öffentliche  Stiften} 
unb  i()re  ®t(nbarte  ifl  anfge))f[an)t  tot  ben  Sugen  ber  SRenfd^en. 
ferner  mxh  mancher  junge  unb  fähige  jtof^f  mit  i§r  befannt  gemacht 
unb  git  t^rem  ©tubium  aufermecft.  %ber  biefer  Stufen  ber  ftat^eber* 
p^itofop^ie  wirb  bon  bcm  9?ac^t^et(  überwogen,  ben  bie  $^i(ofop§ie 
a(«  ^rofefflon  ber  $^itofop^ie  aU  freier  SEBa^r^eit^forfd^ung,  ober  bie 
^^ifofop^ie  im  auftrage  ber  9{egierung  ber  $^i(ofop§ie  im  auftrage 
ber  9Iatur  unb  9Renfc^^eit  bringt.    {%  l,  152  ff.) 

9Rit  ber  Unioerfitttttfp^itofop^ie  ifi  e«  in  ber  Siegel  blo«  ©piegel« 
f enteret;  ber  wirHic^e  Qm^d  berfelben  ifl,  ben  ©tubenten  im  tieffien 
®runbc  i^retf  !Z)enfend  biejenige  ©eifte^ric^tung  ju  geben,  we(c^e  ha9 
bie  ^rofeffuren  befe^enbe  SRinifterium  feinen  9bfl(^ten  angemeffen  §tt(t. 
"Daran  mag  biefed  im  flaatdmilnnifc^en  ©tun  auc^  ganj  Stecht  ^aben; 
nur  fotgt  barau9,  bag  folc^e  jfat^eberp^ilofop^ie  ein  nervis  alienis 
mobile  lignum  ifl  unb  nic^t  für  emflKc^e,  fonbern  nur  für  ©paag« 
p^itofop^ie  gelten  lann.    (9B.  II,  180.   %  I,  151  ff.  209.) 


410  Untt)eTfitä»t»^tIofo)>l^te  . 

2)  ®egenfa^  jtoifd^eti  ben  $l^i(ofo))^iet)rofefforen  unb 

SDer  eigentliche  &n{l  ber  $^tlofo)>^ie))rofef[oren  liegt  barin,  mit 
S^ren  ein  rebtic^ed  ^[udtommen  für  ficf|  mbfi  äBeib  unb  ^nb  ju  er« 
merben,  aui^  ein  geh)iffed  Snfe^en  Dor  ben  Seuten  ju  genießen;  hingegen 
wirb  bad  tief6eh}egte  ®emttt^  eined  loirllic^en  ^^itofop^en,  beffen  ganzer 
unb  groger  ^mfl  im  9[uffud[)en  eiueö  ©c^Iüffcte  ju  unferm  fo  rSt^tl' 
i^aften,  loie  miglid^en  2)afein  liegt,  Don  i^nen  }u  ben  ni^t^ologifdjen 
SBefen  gejault.  ÜDenn  ha%  ed  mit  ber  $^iIofop^ie  fo  red^t  eigent« 
lieber,  bitterer  (Smfi  fein  lönne,  lägt  tool^I  in  ber  Siegel  lein  9Renf(^ 
ft(^  meniger  träumen,  atö  ein  !Z)ocent  berfelben.  3)aber  gehört  tS  )u 
ben  feltenßen  gäOen,  bag  ein  mirltic^er  $^iIofo))^  juot^ic^  <in  Docent 
ber  ^§iIofo|)^ie  gemefen  wäre.    (?.  I,  153  fg.) 

üDie  i^nit,  bie  t^on  ber  $(|iIofop^te  leben  wollen,  werben  ffiij^ 
feiten  eben  SDte  fein,  welche  eigentlich  für  fie  leben,  bisweilen  abet 
fogar  !Z)ie,  weld^e  berfiecfterweife  gegen  fie  mac^iniren.  ($.  I,  195.) 
SDie  $^iIofo))^ie  lann  nur  gebei^en,  wenn  fie  aufhört,  ein  ©ewerbe  jn 
fein;  bie  ^r^aben^eit  i^re^  @treben9  Verträgt  fic^  nid^t  bamit.  ($.1; 
169.  210.    SB.  I,  »orrebe  XIX;   II,  179.    91.  SJorrebe  Xfg.) 

Um  eigentli^  ju  )>^iIofo))^iren,  mug  ber  ®eifl  feine  ^mdz  Dcrfotgen 
unb  alfo  nid^t  bom  SSßiHen  ge(enTt  werben,  fonbem  fic^  ungeteilt  ber 
Sele^rung  Eingeben,  welche  bie  anfc^aulic^e  SeU  unb  bod  eigene  9e« 
wngtfcin  i^m  ert^eilt.  $^i(ofo))^ie))rofefforen  hingegen  finb  auf  i^ren 
perfönlid^en  9tu^en  unb  waö  ba^in  fü^rt  bebad^t;  ba  (iegt  i§r  Srnß. 
!Z)arum  fe^en  fie  fo  biele  beuttid^e  ÜDinge  gor  nic^t,  ja  fommen  n\i\i 
ein  einjiged  3Jla\  au^  nur  über  bie  Probleme  ber  ^^Hofop^ie  }ur 
»efinnung.    (?.  II,  4  fg.) 

ÜRan  ne^me  irgenb  einen  Wirflic^en  ^^ilofop^en  jur^anb,  gleich* 
t)ie(  avß  w^ic^er  3cit,  aud  welchem  Sanbe,  fei  ed  0(ato  ober  9rifioteH 
Sartefiu«  ober  $ume,  SRatebrond^e  ober  Sode,  ©pinojQ  ober  ftant,— 
immer  begegnet  mon  einem  fc^önen  unb  gebanfenrei^en  ©eifle,  ber 
(Erfenntnig  fjat  unb  Srlenntnig  Wirft,  befonber9  aber  ^etd  reblid|  bt* 
mü^t  ifl,  fi^  mitjut^eilen;  ba^er  er  bem  empfänglichen  Sefer  bei  jeber 
3eile  bie  9Rü^e  bed  Sefen^  unmittelbar  üergilt.  9Bad  bagegrn  bie 
©c^reiberei  unferer  ^^ilofop^afier  [o  gebanfenarm  unb  babur^  marternb 
langweilig  mac^,  ifl  )War  im  legten  ®runbe  bie  Sftrmut^  i^re^  ©eifletf^ 
}unäc^{l  aber  3)iefe^,  bag  i^r  JBortrag  fld^  burc^gftngig  in  ^tfc^  (A* 
fhacten,  allgemeinen  unb  überaus  weiten  Segriffen  bewegt,  ba^r  au4 
meifienS  nur  in  unbefitmmten,  fd^wanfettben,  t^erblafenen  Sludbrüdfen 
ein^erfd^reitet.    {%  I,  176  fg.) 

3)  ®egen  bie  Snmagung  ber  Unit^erfitäten,  in  Saiden 
ber  ^l^ilofop^ie  ba^  groge  SBort  )u  führen. 

S)ie  UniDerfltäten  finb  offenbar  ber  ^erb  aOe^  iene«  ®piett» 
welche«  bie  Vbfic^t  mit  ber  $^i(ofopl^ie  treibt.     9}ur  mittetfi  i^rer 


llnorganifc^e  411 

lottnten  Sani9  (Speere  ma^enbe  Setfinngen  Derbrttngt  loerben  hnxif  bie 
993inbbeute(eten  etne^  fftd^e  itnb  t^m  Ve^nli^er.  S)te0  ^fitte  nimmer» 
me^r  gefc^^en  lönnrn  bor  einem  eigentUd^  p^itofof^^ifd^en  ^nbltfum, 
b.  (.  einem  bie  $§iIofop^ie  i^rer  feßf}  megen  fu<l^enben,  au9  toirtlit^ 
benfenben  Äöpfen  befle^cnben  ^ublifum.  9?ur  mittclfl  bcr  Uniücrfitäten, 
Dor  einem  (m9  gläubigen  ©tubenten  befle^enben  $ublilum,  ifl  ber  ganje 
f)^iIofop^ifc^e  @ranbat  ber  testen  50  da^re  mögti^  getoefen.  3)er 
©runbirrt^um  Riebet  liegt  nämlic^  borin,  baß  bie  Uniberfitäten  au(^ 
in  ©ac^en  ber  $§iIofop^ie  bad  groge  Sßort  unb  bie  entfd^eibenbe 
©timme  flc^  anmaßen,  )De(d^e  allenfalls  ben  brei  obem  f^acuTtttten  }u* 
fommt.  Daß  jebod^  in  bcr  ^^ilofo^^ie,  art  einer  SBiffenfd^aft,  bie 
erfl  gefunben  werben  foH,  bie  ©ad^e  fl(^  anbcrö  öer^äü,  loirb  über* 
fe^en;  mie  ani^,  baß  bei  93efe^ung  p^itofo^^ift^er  itfftftüffit  nit^t,  koie 
bei  anbern,  aSein  bie  ^tt^igleiten,  fonbem  nod^  me^r  bie  ©efinnmtgen 
bed  jlonbibaten  in  Setra^t  fommen. 

Deffentlid^e  Se^rfUi^e  gebühren  allein  ben  bereits  gefd^affenen, 
loirfli^  bor^anbenen  äBiffenfc^aften,  mld^t  man  ba^er  eben  nur  gelernt 
}u  §aben  brauet,  um  fte  lehren  ju  Ibnnen*  %ber  eine  SBiffenfd^aft, 
bie  noc^  gar  nic^t  e^ftirt,  bie  i^r  S^zl  noc^  nid^t  erreid)t  ^at,  nid^t 
einmal  i^ren  SBeg  {Ic^er  lennt,  ja  beren  SOtögüc^feit  nod^  befiritten 
toirb,  eine  fold^e  SEBiffenfc^aft  burc^  ^rofefforen  lehren  ju  lajten  ift 
eigentlich  abfurb.    (%  l,  193—195.) 

4)  (Smpfe^Iung  ber  (Sinf^ränfung  beS  t)^iIofo))^ifd^en 
Unterrid^tS  auf  Uniberfitttten. 

@te§t  man  t)on  ben  ©taatSjmetfen  ab  unb  faßt  b(oS  baS  Ontereffe 
ber  ^^ilofop^ie  in*S  9uge,  fo  muß  man  Münfi^en,  baß  aQer  Unter* 
rid^t  in  berfe(ben  auf  Uniberfitäten  ffareng  befc^ränlt  »erbe  auf  ben 
Sortrag  ber  Sogil,  als  einer  abgefd^Ioffenen  unb  fheng  bett)eisbaren 
SBiffenfc^aft,  unb  auf  eine  gang  succincte  t)or}utragcnbe  unb  burd^auS 
in  ^inem  ©emefier  oon  2:^aled  bis  Jfont  }u  abfolnirenbe  ©efd^ic^te 
ber  $^i(ofo))f|ie,  bamit  fie  in  $oIge  r^rer  ftürge  unb  Ueberfid^tlic^Ieit 
ben  eigenen  Hnfic^ten  beS  ^errn  $rofefforS  mögti(^ft  menig  ©pietraum 
gefiatte  unb  b(oS  a(S  Seitfaben  jum  tttnftigen  eigenen  ©tubium  auf- 
trete.   (?•  I,  210  fg.) 

ttnorganifdit,  baS. 

1)  ©egenfa^  jmifc^en  bem  Unorganifc^en  unb  beut 
Drganif^en.  (©.  unter  geben:  ©efcn  beS  Seben«  unb 
®egenfa^  beS  Sebenben  gegen  baS  Seblofe.) 

2)  9rt  ber  Urfa^en,  mcli^e  bie  Serttnberungen  ber 
unorganifd^cn  Jtörper  betoirlen.  (@.  unter  Urfad^e: 
!Z)ie  brei  formen  ber  Urfttd^lii^Ieit.) 


412  Unred^t 

3)  SEBatum  in  ber  unorganifd^en  92atur  bte  (Enbur- 
fachen  }urü(ftreten.  (®.  unter  !£eIeoIogie:  ©egenfa^ 
}ti)if(^en  ber  orgonifc^en  unb  unorganifd^en  97atur  in  ^inflc^t 
auf  bie  (SrnUrung  burc^  (Snburfad^en.) 

4)  Sefl^etifc^e  äBirfung  ber  unorganifd^tn  9?atur. 
(®.  unter  3?otur:    Äep^ctifc^c  SBirfung  ber  9?atur.) 

Unvtifi. 

1)  begriff  bed  Unrec^tö  im  ©egenfage  ju  bem  8e« 
griff  bc^  SRed^t«.  (©.  unter  SRe^t:  9?egatiöttät  be« 
93egriffd  M  Slec^t^O 

2)  Sefonbere  9{u6rilen  be^  Unrec^td. 

!Z)a9  Unrecht  brüdCt  [xä^  in  concreto  am  DoQenbetfien  unb  l^onb* 
greiflic^fien  au9  im  ftannibali^mud.  yiäifft  biefem  im  SRorbe. 
1119  bem  Sßefen  nad^  mit  bem  Sterbe  glei^artig  unb  nur  im  ®rabe 
Don  i^m  t)erf(^tebcn  ifl  bie  abfic^tli^e  SJerflttmmelung,  ober 
bloge  Serle^nng  beö  fremben  Seibe^  anjufe^en,  [a  j[eber  @(^Iag.  — 
Y^erner  {teilt  bad  Unrecht  ftd^  bar  in  ber  Unterjochung  bed  anbem 
Onbimbuumö,  im  3wö"9^  beffelben  gur  ©ftoüerei;  enbti(^  im  An- 
griff bed  fremben  Sigent^umd,  raetc^er,  fofern  biefed  a(d  t$ru(^t 
feiner  Slrbeit  betrachtet  n)trb,  mit  jener  im  äBefenttid^en  gleichartig  ifl 
unb  fic^  )u  i^r  Der^ält^  tüit  bie  bloge  Serle|ung  jum  SDIorb.  (^.I, 
395  fg.   $).  377.) 

Unter  eine  biefer  fünf  SRubrifen  n^irb  fic^  mf)l  jebed  Unrecht  bringen 
laffen;  boc^  fann  ed  oft  gemifc^ter  S(rt  fein  unb  unter  mehrere  9^u« 
brifen  jugleic^  ge^5ren.  !Die  gule^t  genannte  9tubri{,  Angriff  be^ 
(Sigeut^umd,  begreift  bie  mannigfaltigßen  SäHe:  betrug,  Vertrags- 
bruch u.  f.  m. 

9Ud  eine  befonbere,  fec^fie  9tubri!  beS  Unred^td  lönnte  man  bie 
^erle^ung  ber  auS  ben  ©e^ualüer^ältniffen  ^erDorge^enbeu  $er* 
binblid^feiten  anfe^en.    ($.  377.    Sergl  ©efc^led^tSDcr^ältnig.) 

3)  «rten  ber  3(udiibung  beS  Unre^t«. 

S)ie  Sudübung  beS  Unrechts  gefc^ie^t  enthieber  burc^  &ttoixlt,  ober 
burd)  Sift.    (3B.  I,  398.   »ergl.  ©ettalt  unb  8ift.) 

4)  ©rabe  beS  Unrechts. 

Sei  ieber  ungerechten  ^anbtung  ift  bad  Unred^t  ber  Ona(it&t 
nac^  bad  felbe,  nttmlid^  Scrle^ung  eineS  Snbern,  ed  fei  an  feiner 
^erfon,  feiner  ^rei^eit,  feinem  (Sigent^um,  feiner  <S^re.  9ber  ber 
Ouantitdt  nai^  fann  ed  fe^r  üerf Rieben  fein.  SDiefe  9$erfd^ieben^it 
ber  ©röge  bed  Unrechts  fc^eint  Don  ben  a)7ora(i|len  noc^  nid^t 
gehörig  unterfuc^t  }u  fein,  tDtrb  jeboc^  im  toirKid^en  Seben  überall 
anerfannt,  inbem  bie  ©rüge  bed  %ahzU,  ben  man  barüber  ergel^en 
Ittgt,  i^r  entfprid^t.    Ser  }.  S3.  bem  ^ungertobe  na^e  ein  9rot  ftie^It, 


Unte(^tlt(^!eit    —    Unf(^u(b  413 

begebt  ein  Unrecht;  aber  tute  ffein  ift  feine  Ungercd^ttgleit  gegen  bie 
eined  9{ei(^en,  ber  auf  irgenb  eine  SBeife  einen  Strnten  um  fein  Sigen« 
Üjmi  bringt.  (C.  219  fg.  —  Ueber  ben  ü»o§fiab  für  bie  ©rößc  be« 
Unrecht«  f.  unter  ©ere^tigfeit:   @robe  ber  ®ere(^tigfeit.) 

5)  3)ie  ©(^u^anftait   gegen   bad  Unrecht,   ber  Staat. 
(@.  @taat  unb  Staatdlunft.) 

](iitcd)Uid)ktil. 

S)ie  Unred^tlic^feit  liegt  tief  im  menfc^Kd^en  Sßefen.  S)a§er  toirb 
t9  ber  ©taat^funfl  ni(^t  gelingen,  bad  Unved^t  gttn}(i(^  an9  bem 
^emeinmefen  ju  Derbannen;  fonbem  t9  »irb  immer  f(^on  Diel  fein, 
loenn  fie  i^re  Aufgabe  fo  »eit  (bjl,  bag  mög(i(^fl  »enig  Unrecht 
im  ®emeinu)efen  übrig  bleibt.    ($.  II,  267.) 

](ttfd)litfftsluit. 

Die  Unf(^Iüffigreit,  aU  bei  welcher  burc^  ben  SBiberflrett  ber  iDIotiDe, 
bie  ber  dnteOect  bem  SBiOen  Dor^ttlt,  biefer  in  ©tiOßanb  gerät^,  alfo 
gehemmt  ifi,  fd^eint  eine  Störung  be^  Sßillend  burc^  ben  OnteQect 
unb  folglid^  ein  @egenben)ei9  gegen  ben  $rimat  bed  SEBiOen^  über  ben 
dnteÜect  ju  fein.  9Dein  bei  näherer  SSetrad^tung  mirb  t9  fe^r  beut« 
tid^,  bag  bie  Urfac^e  biefer  {Hemmung  nic^t  in  ber  S^ötigfeit  beö 
dnteUectd  aU  fotc^er  liegt,  fonbeni  gan}  aHetn  in  ben  bur^  biefelbe 
Dermittciten  ttugern  (Segenfiänben,  al^  meiere  biefed  9Rat  )u  bem 
^ier  bet^eiligten  SBiQen  gerabe  in  bem  Ser^ältnig  fielen,  bag  fie  i§n 
nac^  Derfc^iebenen  SRic^tungen  mit  jtemlid^  gleicher  ©tttrie  gießen; 
biefe  eigentliche  Urfad)e  mxh  blod  burc^  ben  OnteÜect,  al9  bad 
SOtebium  ber  äRotioe,  ^inburd^.  Uuentfc^Ioffen^cit  aU  Q[^arafter}ug  ifl 
eben  fo  fe^r  burc^  (Sigenf(^aften  bed  SBiOend,  ate  bed  dnteÜectd  be- 
bingt.  Xeugerfl  bef(^ränften  ftöpfen  ifi  fie  freitid^  nic^t  eigen. 
(28.  II,  246  fg.) 

ttnfd)ullr. 

1)  3)te  Unfc^utb  ber  $flan}e. 

3)ie  Unfd^ulb  ber  ^flange  beruht  auf  i^er  (SrCenntnigtofigTeit;  nid^t 
im  SBoQen,  fonbern  im  SEBoQen  mit  (Srienntnig  liegt  bie  @(^ulb. 
(ffl.  I,  186.) 

2)  Der  @tanb  ber  Unfd^ulb  im  golbenen  3^tta(ter. 

Die  Unfc^ulb  ifi  toefentti(^  bumm.  Die«  ba^er,  toeil  ber  ^v^tü 
bed  liebend  ber  ifi,  ba§  mir  unfern  eigenen  böfen  23iOen  erlennen,  bag 
er  Object  für  wA  merbe  unb  mir  bemnad^  im  dnncrfien  und  belehren. 
Unfet  Seib  ifi  fc^on  ber  £)b]ect  gemorbene  SBiOe,  unb  bie  Staaten,  bie 
mit  feinettoegen  DoDbringen,  jeigen  und  bad  95fe  biefed  SBiOend.  dm 
Stanbe  bet  Unfd^ulb,  mo  aud  9RangeI  an  Serfud^ung  bad  Söfe 
unterbleibt,   ifi   ba^er   ber  9Renfd^   gleic^fam  nur  ber  Vpf^arat  jum 


414  UnpcTblic^Wt    —    UniCTpörbortcit 

itbtn,  unb  'S)a9,  tooju  btefer  Slpparat  ba  ijl,  bietet  noc^  Qud.  2)er 
(S^arafter  biefed  leeren  3)afetnd  ijl  92U(^tern^ett,  üDumm^ett.  (Sin 
golbened  ^dtaiUx  bet  ttnfc^nlb,  im  ©c^Iaraffenlanb,  ift  ba^er  fabe 
unb  auc^  eben  ntd^t  e^rtt)Urbig.  ÜDer  erfie  Serbrec^er,  bet  erfle  SRötber, 
Sain,  ber  bie  ^äjulh  unb  burd^  {ie  erfl  in  ber  9ttm  bie  S^ugenb  unb 
fomit  bie  ^ebeutung  betf  Sebend  etlannt  f^at,  ifl  eine  tragif(^e  SiS"^^ 
bebeutenber  unb  e^mürbiger,  ate  alle  bie  unfc^ulbigen  ©c^Iora^en. 
(2K.  736.) 

3)  S)te  Unfc^utb  be«  Slltert^um«. 

!3)Qg  bad  äUtert^um  mit  fo  t)iel  Unfd^ulb  befleibet  ^or  und  fie^t, 
ifi  bod^  blod,  nieil  ed  bad  ^^rifient^um  nid^t  (annte.  ($.  384. 
Sergl.  bie  ällten.) 

ttttflerblidjkett,  f.  Unjerfibrbarfeit 

ÄntJemiinflij,  f.  Vernunft.    SSernünftig. 

Unvtvfdt'dtttt^tit. 

3um  ®t|mbo(  ber  Unberfd^ämt^eit  unb  2)ummbreifiigfeit  foDte  man 
bie  fliege  nehmen.  S)enn  »ä^renb  alle  i^^iere  ben  ilRenj^en  über 
SlHed  fc^euen  unb  fc^on  don  ferne  dor  i^m  fliegen,  fe^t  fie  ft^  i^m 
auf  bie  5Rafe.    {%  11,  684.) 

UnDttfiara. 

1)  ä&efen  bed  Unberflanbed. 

Unberftanb  ift  ÜRanget  an  Sinftd^t  gemäg  bem  ©efe^  ber  @anfatttät. 
(SaS.  I,  613.    S3ergl.  «erfianb.) 

2)  Sereinbarfeit  bed  Underfianbed  mit  ^Jernunft. 

Sernunft  lann  fi(^  fe^t  tt)o^(  mit  Unüerftanb  bereinigen.  Died  ifl 
ber  %ati,  tütnn  eine  bumme  äRajime  gemä^It,  aber  mit  Sonfequenj 
burc^gefü^rt  tt)irb.  ^ie^er  gehören  aQe  ®etübbe,  bereu  Urf{>rung 
9RangeI  an  Sinfic^t  gemttg  bem  ®efe^  ber  Saufalität,  b.  ^.  Under' 
flanb  ifl;  nic^td  beflo  weniger  ifl  ed  vernünftig  fle  }tt  erfüDen,  toenn 
man  einmal  don  fo  befd^ränltem  Serflanbe  ifi,  fie  ju  geloben.  (SB.  l, 
612  fg.) 

Un}ttft'6vbaxktxiy  unferd  äBefend  an  fic^  burc^  ben  Xob. 

1)  Ser^aUnig  bed  Sobe«   ju  unferm  SBefen  an  fic^. 
(®.  lob.) 

2)  ©runbbebingung  ber  Unjerflörbarfeit  unferd  9Be« 
fend  an  fic^  bur^  ben  2)ob. 

Unjerflörbarlett  nnfertf  magren  Sßefend  butd^  ben  Stob  lamt  o^ne 
Sfeitttt  beffelben  nic^t  emfUic^  gebac^t  merben,  »ie  au^  fc^metlic^ 
o^ne  funbamentate  ©onberung  bed  SSSiÜend  bom  dnteüect.    (91.  142.) 


Unaerflörbarfcit  415 

Vfeität  tfl  bie  Sebingung,  mte  ber  3u^^<^nuttgdfä^ig(ett,  fo  and^  ber 
Unpetblic^Frit.  (%  1,  137.  «ergl.  «fcität.)  Der  ST^ciörau«  ifl 
ba^er  mit  bem  Unflerblic^feitdglauben  unvereinbar.  (Sergl.  unter 
©Ott:    ®egenbeu)eife  gegen  bad  S)Qfein  @otted.) 

3)  Sin  |^inberni§  ber  (Erlenntniß  ber  Un)erflör6arfeit 
unfern  äBefend  bur(^  ben  2:ob. 

Son  ber  Unjerfiörbarfeit  nnferd  »a^ren  SBefend  burd^  ben  2:ob 
»erben  mir  fo  (ange  fatf^e  Segriffe  ^aben,  ate  mir  und  ntd^t  ent« 
festlegen,  fie  )ut)örberfi  An  ben  S^^ieren  ju  fhtbtren,  fonbern  eine  aparte 
9rt  berfelben,  unter  beut  pra^Icrifc^en  Planten  ber  Unflerblic^Ieit^  und 
allein  anmaßen.  jDiefe  Sfnmagung  aber  unb  bie  93ef(^ränlt§eit  ber 
Slnfid^t,  an»  ber  fle  ^erüorgc^t,  ifl  ed  ganj  allein,  »edmegen  bie 
meiflen  äRcnfc^en  ftc^  fo  ^artnädig  bagegen  ftrSuben,  bie  am  Slage 
liegenbe  SBa^r^eit  anjuerfennen,  bag  koir,  bem  SBefentlic^en  nac^  unb 
in  ber  ^auptfa^e,  bad  @eI6e  finb  mt  bie  St^iere;  ja,  ba§  fie  Dor 
lieber  Hnbeutung  unferer  SSenoanbtfc^aft  mit  biefen  jurüdEbeben.  ÜDiefe 
Verleugnung  ber  SBa^r^eit  aber  ift  t9,  teet^e  me^r  aU  alled  Vnbere 
i^nen  ben  SEßeg  üerfperrt  }ur  mirÄic^en  (Erfcmttnig  ber  Unjerfiörbarfeit 
nnferd  Sefend.    (2B.  II,  549  fg.) 

4)  Qvi\ammtn\alUn  bed  Serßänbniffed  ber  Unjer* 
ftörbarleit  unferd  äBefend  bur^  ben  S^ob  mit  bem 
ber  dbentität  bed  3Rafrofodmod  unb  SRifroIodmod. 

dm  ©runbe  finb  mir  mit  ber  9Be[t  t)iel  me^r  (Sind,  ald  mir  ge« 
mi5^nU(^  benfen;  i^r  innered  SSefen  ifl  unfer  ffiiQe,  i^e  Srf^einung 
ijl  unfere  Sorfleüung.  2Ber  biefed  (Stndfein  fid^  }um  beutlic^en  Se« 
mugtfein  bringen  fiJnnte,  bem  mürbe  ber  Unterfc^ieb  jmif^en  ber 
Sortbauer  ber  Xugenmelt,  nac^bem  er  geftorben,  unb  feiner  eigenen 
Sortbauer  na^  bem  Sobe  oerfc^minben;  Seibed  mürbe  flc^  i^m  a(d 
Sined  unb  Daffelbe  barfieOen,  ja,  er  mürbe  über  ben  993a§n  lad^en, 
ber  fle  trennen  lönnte.  Denn  bad  Serfiänbnig  ber  Unjerfldrbarfcit 
unferd  Sefend  fäUt  mit  bem  ber  dbentität  bed  SRafrofodmod  unb 
SRitroIodmod  jufammen.    (9B.  11,  554.) 

5)  Die  grünblic^fie  Sntmort  auf  bie  grage  nad^  ber 
Sovi^ttuer. 

Die  grünblic^fle  Hntmort  auf  bie  gfrage  nad^  ber  Sortbauer  bed 
dubioibnumd  nad^  bem  S^obe  liegt  in  Jtantd  groger  itfpct  Don  ber 
dbealitSi  ber  3^1 1.  Anfangen,  Snben  unb  So^^auem  finb  9e« 
griffe,  meiere  i^re  Sebcntung  einjig  unb  aDein  Don  ber  ^tit  entlegnen 
unb  fo(gli4  nur  unter  Soraudfe^ung  biefer  gelten.  SlQein  bie  ^üt 
|ot  fein  abfoluted  Dafein,  ift  m4t  bie  Vrt  unb  SBeife  bed  @eind  an 
fi<^  ber  Dinge,  fonbern  blod  bie  Sorm  unferer  Srfenntnig  t)on 
nnferm  unb  aller  Dinge  Dafein  unb  9Befen,  meldte  eben  babur(|  fe^r 
uuDoIHommen  unb  auf  bloge  (Srfd^einungen  befc^rftnft  ift.   3n  {^infi^t 


41G  Ungufrieben^rit    —    Urfad^e.    Urftt(^ti(^feit 

auf  biefe  allein  alfo  finben  bie  93egrtffe  üoit  Vuf^ören  luib  f^ortbauent 
9(nmenbung,  nic^t  in  ^infic^t  auf  \>a9  in  i^nen  ftc^  S)ar{lenenbe^  bad 
2Be[en  an  ^c^  ber  ÜDinge,  auf  mlijt^  angciDanbt  j|cne  Segnffe  ba^ 
feinen  ©inn  me^r  ^abcn.    (SB.  U,  562  fg.   %  II,  286.) 

jDq  nun  bent  SBefen  au  flc^  M  SRenfc^en  megen  ber  bemfelben 
an^ängenben  @(imination  ber  B^^^^^S^^ff^  ''^^ne  ^ortbouer  6ei}ulegen 
ifl,  baffelbe  aber  bo^  uu^erflörbar  tfl,  fo  merben  totr  ^ier  auf  ben 
Segriff  einer  Unjerftörbarleit,  bie  jeboc^  feine  Sortbauer  tfl,  geleitet. 
2)iefer  Segriff  nun  ifl  ein  fplc^er,  ber  auf  bem  2Bege  ber  Xbfiraction 
gemonnen,  flc^  cl^^  adenfaOd  in  abstracto  benfen  läßt,  jebo^  burc^ 
feine  Xnfc^auung  belegt,  mithin  nic^t  eigentlich  beutlic^  werben  fann. 
(ffi.  II,  663.    %  II,  286.  2960 

)lnjufrielrenl)nl. 

Unfere  beftänbige  Unjufrieben^eit  ^at  großen  !£^eil9  i^ren  ®runb 
barin,  bag  fc^on  ber  ©elbfier^altiing^trieb,  überge^enb  in  ©elbflfuc^t, 
und  bie  aRa^ime  jur  $fli(^t  mac^t,  fletd  Xc^t  ju  (aben  auf  ^a«, 
\va^  und  abgebt,  um  banac^  für  beffen  ^erbeifc^affung  gu  forgen. 
jDa^er  {inb  mir  fletd  bebac^t  anfjuftnben,  ma9  und  fe^tt;  toad  »ir 
aber  bcfi^en,  lägt  jene  9)ta^ime  und  überfe^en.  Diefelbe  jerflört  ba^er 
unfere  Bw^-'^^bcn^cit.     (^.  446.) 

Die  ®ränae  unferer  üernttnftigcn  SBüufc^e  ^infic^tUc^  bed  Sefi^ed 
ju  beflimmcn  \\t  fd^tDterig,  mo  nic^t  unmöglich.  2)enn  bie  3^tfrieben« 
l}eit  eined  Oeben  in  biefcr  ^infici^t  beruht  nic^t  auf  einer  abfointen, 
fonbern  auf  einer  blod  relotioen  ©röße,  nttmtic^  auf  bem  Ser^ttltntg 
2h)if(^en  feineu  Vnfprüc^en  unb  feinem  Sefi^.  !Die  Duelle  unferer 
Unjufrieben^eit  fiegt  in  unfern  fletd  erneuerten  Serfut^en,  ben  Factor 
ber  Jlnfprüd^e  in  bie  $)5^e  ju  fc^ieben,  bei  ber  Unbemeglic^teit  bed 
anbern  gactord,  ber  ed  oer^inbert.    {%  I,  365  fg.) 

](rfad)t.    )ltrd(i)lui)ktit. 

1)  2)ad  ®efe^  ber  Urfä^Iid^feit  unb  bad®ebiet  feiner 
©ültigfeit.  (®.  unter  ®runb:  @a^  Dom  ®runbe  bed 
SBerbend.) 

2)  «Priorität  bed  Saufalitätdgefe^ed. 

S)ie  9ebtngt§ett  ber  Slnfd^auung  burc^  bie  Slnioenbuitg  bed  Saufali« 
tätdgef e<^ed  (Dergl.  unter  Snfc^auung:  dnteOectualität  ber  Snf c^aunng) 
beiveifl,  bag  3cit,  diavaa  unb  Saufalität  n^eber  burc^  bad  ®efid)t, 
no(^  burc^  bod  ®etaft,  fonbern  überhaupt  ni(^t  Don  außen  in  und 
fommen,  Dielme^r  einen  innem,  ba^er  nic^t  empirifc^en,  fonbern  in* 
teOectueHen  Urfprung  ^aben.  (®.  §.  21.)  äBirflic^  liegt  in  ber 
Stotbtuenbigfeit  eined  oon  ber,  empirifc^  allein  gegebenen  ©inned« 
empfinbilUg  }ur  Urfac^e  berfelben  }u  mac^enben  Ueberganged,  bamit 
ed  }ur  Stnfc^auung  ber  Slu§enh)elt  fomme,  ber  einjige  äc^te  Setoeid' 
grunb  baoon,  ba§  bad  ®efe^  ber  Saufalität  Dor  aller  (Erfahrung 
und  belügt  ifl.    (98.  n,  42  fg.) 


Urfac^c,   Urfäc^tic^Wt  417 

!Die  ilpriorttät  be^  Saufatitätdgefe^ed  loirb  (eben  Xugenbüd  bur^ 
bie  unerf(^ütter(td^e  ©etsiß^ett  beftättgt,  mit  ber  debet  in  aOen  gäQen 
Don  ber  @rfa^rutig  ertoartet,  bag  fie  biefem  ©efe^e  gentttg  audfaOe, 
b.  f).  iuxdi  bie  %pobifticität,  bie  kuir  fdbigem  beilegen,  bte  ftc^  üon 
jeber  anbent  auf  dnbnction  gegrünbeten  ©emig^eit,  3.  9.  ber  entpirifd^ 
erfannter  Staturgefe^e ,  babur^  unterfc^eibet,  baß  ed  und  fogar  ju 
benfen  nnnibgltc^  i\t,  bag  biefed  ©efe^  irgenbioo  in  ber  (Srfa^rungd» 
melt  eine  Slndna^me  leibe,  ä&ir  lönnen  und  g.  9.  beulen,  ba§  ha^ 
®efe(  ber  ®rQt)itation  ein  SRqI  aufhörte  3U  toirfen,  ni^t  aber,  baß 
biefed  o^ne  eine  Urfac^e  gefc^ä^e.    (®.  89  fg.) 

3)  3^^i  SoroIIarien  bed  Saufalttätdgefe^ed. 

^ud  bem  ©efe^e  ber  Saufalität  ergeben  flc^  jUiei  teic^tige  Sorol» 
larien,  nämlid^  bad  ©efe^  ber  S^rttg^eit  unb  bad  ber  Se^arr« 
lic^feit  ber  ©ubflanj.   (Sergl.  S^rttg^eit  unb  ©ubftanj.) 

4)  Unterfc^ieb  jttifc^en  Urfad^e  unb  ftraft.  (®.  ftraft.) 

5)  Unterfc^ieb  jmifd^en  ber  ganjen  Urfac^e  unb  ben 
einjelnen  urfäc^li^en  SRomenten. 

jDog,  »enn  ein  3uf^<^it^^  um  Sebingung  gum  (Eintritt  eined  neuen 
ju  fein,  alle  Seftimmungen  bid  auf  eine  ent^ölt,  man  biefe  eine, 
menn  fie  jnle^^t  noc^  ^in}utrttt,  bie  Urfac^e  xax  e^ox^jv  nennt,  ifl 
}mav  infofern  richtig,  aU  man  fiij  babei  an  bie  letzte,  ^ier  aOerbingd 
entfc^eibenbe  Seränberung  §ä(t;  baüon  abgefe^en  aber  ^at,  für  bie 
t^efifledung  ber  urfäc^tid^en  S3erbinbung  ber  3)inge  im  allgemeinen, 
eine  Seflimmung  bed  caufalen  ßufianbed  baburc^,  bag  fie  bie  le^te 
ifi,  bie  ^injntritt,  Dor  ben  übrigen  nic^td  Doraud.  92ur  ber  ganje, 
ben  (Eintritt  bed  folgenben  ^erbeifü^renbe  3uß<^nb  ifl  al9  bie  Urfac^e 
angufe^en.  3)ie  Derfc^iebenen  einjelnen  Seftimmungen  aber,  totlift  erfl 
jufammengenommen  bie  Urfac^e  com))Ietiren  unb  audmac^en,  lann  man 
bie  urfäc^lic^en  äRomente,  ober  au(^  bie  Sebingungen  nennen  unb 
bemnac^  bie  Urfac^e  in  foI(^e  jerlegen.   (®.  35.) 

6)  3<^i^^<^^^(^ni§  jmifc^en  Urfad)e  unb  SBirfung. 

« 

3uni  mefentti^en  S^arafter  ber  Urfac^e  gehört  ed,  bag  fte  aRemal 
ber  SirTung  ber  ^tit  mdj  Dor^erge^e,  unb  nur  baran  roirb  urfprüng« 
tid^  crtannt,  »etiler  Don  jmei  burc^  ben  (Saufalne^ud  üerbunbenen  3u- 
fittnben  Urfad^e  unb  metc^er  3Birfung  fei.  Umgele^rt  giebt  ed  Säue, 
h)o  und  aud  früherer  (Erfahrung  ber  (Saufalne^ud  befannt  ifl,  bie 
®ucceffion  ber  3uPänbe  aber  fo  fc^nell  erfotgt,  bag  \\t  ftc^  unferet 
SQa^me^mung  entjie^t ;  bann  fd^Iiegen  tt)ir  mit  DöOigcr  ©id^er^eit  bon 
ber  Saufalität  auf  bie  ®ucceff1on,  j.  9.  bag  bie  Sntjünbung  bed 
^ufoerd  ber  S^ploflon  Dor^erge^t.   (®.  42.  151  fg.   SB.  n,  44  fg.) 

7)  S)ie  bret  t$ormen  ber  Urfäc^Iid^reit. 

ÜDie  (Saufalitttt  tritt  in  ber  Statur  unter  brei  Derfc^iebenen  Sonnen 
auf:  ald  Urfad^e  im  engflen  @inne,  cA9  9{eij,  unb  atd  fDIotib. 

64open^auev'£eitiKon.   II.  27 


418  UrfQd^e.    Urfäc^Hii^fett 

Vuf  biefer  Serfc^teben^eit  beruht  ber  toaste  unb  tDcfetitlic^e  Unterf^ieb 
jmifd^en  unorgantfc^em  ftörper,  ^flanje  unb  S^tcr. 

3)te  Urfa^e  im  engflen  @inne  tft  bie,  nad|  locld^cr  au^fc^Itegßc^ 
bie  Serttnberungen  int  unorganifc^cn  ^tidjt  erfolgen,  alfo  bicjenigen 
9Birfungen,  h)el(^e  bad  2:^enia  ber  Wltäfanit,  ber  $§9fif  unb  ber 
S^emie  finb.  S3on  i§r  adetn  gilt  bad  britte  97en)tonif(^e  ©runbgefe^: 
,,Sßirfung  unb  @egenU)ir!ung  finb  einanber  gleid^/'  f^emer  ift  nur 
bei  biefer  Somt  ber  Saufalität  ber  ®rab  ber  SBirfung  bcm  ©rabe 
ber  Urfad^e  fletö  genau  angemeffen,  fo  ha^  an9  biefer  [mt  ftc^  be« 
rechnen  lägt  unb  umgehört. 

2)ie  jtteite  t^orm  ber  daufatttät  ifl  ber  Steig;  fie  be^eiTfc^t  bad 
organifc^e  lieben  ald  folc^ed,  alfo  bad  ber  ^flanjcn,  unb  bcn  Degcta* 
tiDen,  ba^er  ben)u§t(ofen  2:^cil  bed  t^ierifc^en  lOcben^.  (lieber  ben 
©egenfo^  }n)ifd^en  beut  organifc^en  unb  animalifc^en  Sieben  Dergl. 
Seben.)  ®ie  d^araftcrtftrt  fid^  burc!^  9btt)efen^cit  ber  9){er!niale  ber 
erflen  %otm.  9tfo  finb  §ier  SBirfung  unb  ©egenmirfung  einanber 
nic^t  gleich,  unb  feinedniegd  fotgt  bie  Ontenfltüt  ber  SBirhing  burc^ 
olle  ©rabe  ber  dntenfttät  ber  Urfac^e. 

3)ie  britte  gorm  ber  Saufalität  ifl  ba«  9Roti));  fte  leitet  \>a9 
eigentlid^  animalifd^e  Seben,  alfo  bad  St^un,  b.  f).  bie  äußeren,  mit 
9ett)UBtfetn  gefc^e^enben  Setionen  aller  t^ierifc^en  3Befen.  (Ueber  ba^ 
^ebium  ber  äRotiDe  f.  unter  93en)ugtfein:  Ürfprnng  unb  ßn^ecf  bed 
93en)U§tfeind.)  S)ie  SBirfung  eines  9)7otit)d  ifl  t)on  ber  zintQ  9{ei}eS 
augenfäOig  Derf d^ieben ;  bie  @inn)ir?ung  beffelben  nömlic^  fann  fe^r 
furj,  [a  f!e  braucht  nur  momentan  ju  fein;  bcnn  i^re  2Biv!famfeit  l)ai 
nic^t,  toie  bie  beS  9{ei}eS,  irgcnb  ein  ^er^ähnig  }U  i^rer  ji)auer,  jur 
9tä^e  ht§  ©egenflanbeS  u.  bgL  m.,  fonbem  ha9  SRotit)  braucht  nur 
tt)a^rgenommen  ju  fein,  um  ju  mirfen,  toä^renb  ber  9tei}  flctd  bc9 
Sontactd,  oft  gar  ber  dntudfudception ,  allemal  aber  einer  gemiffen 
Dauer  bebarf.  (©.46—48.  g.  29  — 36.  g.  18fg.  2B.  I,  137  fg. 
Ueber  Wlotit)  im  Sefonberen  f.  SRotiD.) 

8)   S)te    ^aßlic^Ieit    beS    3ufammen§anged    jn)if(^en 
Urfa^e  unb  äBirfung. 

Ueberblidtctt  toir  bie  brei  gormen  ber  ßoufalität  in  ber  SBotur,  fo 
bemerfen  tt)tr,  bie  Steige  ber  SBcfen  in  ^infid^t  auf  biefelben  Don  unten 
naif  oben  bur^ge^enb,  bag  bie  Urfac^e  unb  i§re  SBirfnng  me^r  unb 
mebr  audeinanber  treten,  fld)  beutlic^er  fonbern  unb  heterogener  nierben, 
mobei  bie  Urfac^e  immer  toeniger  materieQ  unb  ))atpabe(  ivirb,  ba^er 
bcnn  immer  tt)eniger  in  ber  Urfac^e  unb  immer  me^r  in  ber  Sßirfung 
gu  liegen  f(^eint,  burc^  loelc^eS  SOed  jufammengenommen  ber  3uf<^>"' 
men^ang  gmifc^en  Urfac^e  unb  SEBirfung  an  unmittelbarer  gaglid^Icit 
unb  S3erfi2inb(i4fcit  Derliert  Hber  bei  biefer  me§r  unb  me^r  eintreten^ 
ben  ^eterogeneitat ,  dncommenfurabilitttt  unb  Unoerf{änb(id)Ieit  M 
Ser^Itniffeö  jUiif^en  Urfac^e  unb  SBirfung  nimmt  feinedmcgd  aui^  bie 
bnrc^  baftelbe  gefegte  92 ot^men bigfeit  ab,  fonbern  bie  auf  SRotiüe 


Urfod^e.   Urfäd^tt^feit  419 

erfolgenbeu  $anb(ungen,  bei  totld^m  bie  dncommenfurabtlhSt  bed  Ser« 
^ältniffed  jloifc^en  Urfad)e  unb  SBtrfung  t^rcn  §ö(^flen  ©rab  erreicht, 
^b  ebenfo  fireng  not^menbtg,  tote  bte  auf  ine^anifc^e  tlrfad^en  er« 
folgenbett  Setoegungen  unorganifd^er  S6xpvc.  (@.  36 — 41.  9?.  87 — 90. 
lieber  ben  täuf^enben  ^ijtxn  ber  f^ret^eit  in  ben  ^anblungen  f.  unter 
Srei^eit:  2Bo  bie  ntoraüfc^e  g^^ei^^it  liegt.) 

3tDif(^en  Urfac^e  unb  SQitfung  tfl  ber  3ufotnmeu^ang  eigeutti^  fo 
ge§eimni§Don,  mt  ber,  toAi^tn  man  biegtet  }toif(^en  einer  S^uberformel 
unb  bem  ©eifl,  ber  burc^  fie  herbeigerufen  not6tt)cnbig  erf^eint.  (28. 
I,  158.)  3)te3^ugung,  auf  »elc^er  man  bad  3)afein  eined  gegebenen 
Xf)ittt9  txMxi,  ift  im  ©runbe  nic^t  ge^eimnigDoOer,  atö  ber  (Srfolg 
jleber  anbeten,  fogar  ber  einfa^flen  SBirfung  aud  i^rer  Urfad^e,  inbem 
au4  bei  einem  folc^en  bie  (SrHärung  jule^t  anf  bad  Unbegreifliche 
ftö§t.  {%  II,  101.)  Oebe  erflörung  au«  Urfad^en  flögt  julept  auf 
ein  Unbegreiflid^ed,  Unernttrli^e«.  ($erg(.  Setiologie  unb  (Sr- 
flärnng.) 

9)  SBa^r^eit   ber   Se§re   Don   ben   gelegentlichen  Ur« 
fachen. 

ÜRalebranc^e  ^at  mit  feiner  Se^re  oon  ben  gelegentlichen  Urfad^en 
(causes  occasionelleR)  9tc(^t.  3ebe  natürliche  Urfac^e  ifl  nur  ®e« 
legcn^eitönrfac^e,  gicbt  nur  ©ctcgen^eit,  anlag  gur  (Srfc^einung  jene« 
einen  unb  unt^eitbaren  SBiden«,  ber  ba«  Sfnfic^  aUer  3)inge  ifl  unb 
bejfen  flufenweife  Objectioirung  biefe  gange  ftc^tbare  2BeIt  ifl.  SKur 
ba«  ©eroortrcten,  ba«  ©ic^tbortoerbcn  an  biefem  Ort,  ju  biefer  ^tii, 
tt)irb  burd^  bie  Urfac^e  Ijcrbeigefü^rt ,  unb  ifl  infofern  oon  i^r  ab- 
hängig, mi)t  aber  ba«  ©ange  ber  Srfc^einnng,  nid^t  i^r  innere« 
3Befen.    «Ifo  aOe  Urfac^e  ifl  ©elegen^cit«urfac^e.    (SB.  I,  163  fg.) 

10)  galfc^^eit  be«  ©a^e«:  ,,3)ie  SBirfung  lann  nic^t 
me^r  enthalten,  a(«  bie  Urfac^e." 

Der  ®a(:  „%)it  9Bir(ung  lann  ntc^t  me^r  enthalten,  ate  bie  Ur* 
fac^e,  o(fo  nid^t«,  wa«  nid^t  aud^  in  biefer  »fire'',  ifl  falfd^,  ba  bie 
fleinfle  Urfad^e  oft  bie  grilgte  äBirfung  ^eroorruft.  @tatt  iene«  fa(« 
fc^en  ©a^e«  foOte  man  fagen:  !Die  Simoirlung  eine«  itörper«  onf 
einen  anbern  !ann  au«  biefem  nur.  bie  Steugerungen  ber  in  bemfelben 
al«  feine  Dualitäten  liegenben  Äräftc  ^eroorrufeu,  unb  biefe  «euge- 
rungcn  treten  je^t  a(«  SEBirlung  auf.  Diefe  lann  reic^  unb  mannig- 
faltig fein,  ttjä^renb  ber  a(«  Urfac^e  auftrctenbe  S'6xpcx  nur  einer  ein* 
feitigen  unb  ärmlichen  «eugerung  fä^ig  ifl.  (2B.  II,  48.   $.  347  fg.) 

11)  Unbenfbarfeit  einer  erflen  Urfa^e  unb  einer  Ur- 
fac^e  i^rer  felbfl. 

Sine  erfle  Urfac^e  ifl  fo  unmöglid^  ju  beulen,  mie  ein  Xnfang  ber 
3eit,  ober  eine  ©ränge  be«  Staume«.  !Denn  jebe  Urfac^e  ifl  eine 
Seränberung,  bei  ber  man  nod^  ber  i§r  oor^ergegangenen  Seränbe« 
rung,  burd^  bie  fie  herbeigeführt  loorben,  not^^enbig  fragen  mug,  unb 

27* 


420  Urf^)rün9tt(^feit    —    Urt^eit.   Urt^cilen 

fo  in  mfinitum.  (©•  37  fg.  SB-  U,  48.  ?.  I,  112.  g.  27.) 
Causa  prima  ifl  eben  fo  gut,  n)te  causa  sui,  eine  contradictio  in 
adjecto.  (®.  37.)  ÜDie  Sette  ber  Saufatttät  ifl  not^toenbig  anfangt« 
lo«.  (®.  34.)  S)Q«  ©efe^  ber  (^aufoHtüt  lann  ba^er  ntd^t  ba^u 
bienen,  bad  ÜDafein  ©otted  ^u  beh)etfen.  (@.  unter  ©ott:  ü6te  9e^ 
loeife  für  ha9  IDafein  ©otte«  nnb  ftrttif  berfelben.) 

Causa  sui  ifl  eine  contradictio  in  adjecto,  ein  Server,  IDad  vtai^* 
^er  tfl,  ein  frec^ed  ^aijtxooTt,  bie  unenbltc^e  Saufalfette  abgnfc^neiben. 
S)ad  redete  @m6tem  ber  causa  sui  ifi  SRünc^^aufen,  fein  im  SEBoffer 
finfenbed  $ferb  mit  ben  ^Seinen  umnammernb  unb  an  feinem  über  ben 
Sop\  nac^  Dorn  gefc^Iagenen  ßop^t  fic^  mit  fammt  bcm  $fcrbe  in  bie 
$öl^e  jie^enb;  unb  barunter  gefegt:  Causa  sui.    (©.  15.) 

12)  Un}uläffigfeit  be«  33egriffed  ber  SBe^feltoirlung. 
(©.  unter  ©runb:  ffiec^felfeitigfeit  ber  ©rünbe.) 

13)  ÜDie  9e}te^ung  bed  ©efe^ed  ber  Saufalität  ^um 
Srienntniggrunb.  (@.  unter  ©runb:  1>xt  gotge  in 
ber  einen  ©eftalt  atö  ©runb  in  ber  anbern.) 

14)  2)ie  bem  ©efe^e  ber  Sanfalität  entf))re(^enbe  Hxt 
ber  9lot^n)enbigfeit.  (®.  unter  ©runb:  3)ic  Dierfac^e 
9^ot^)Denbigfeit.) 

15)  ©egenfa^  ber  ivirfenben  unb  ber  (Snbnrfac^en. 
(©.  Steleologic.) 

16)  SRegel  jur  Seflimmung  ber  Urfac^e  einer  ä&ir« 
fung. 

Um  regelre^t  unb  überlegt  }u  2Ber(e  ju  ge^en,  mn^  man,  e^e  man 
}u  einer  gegebenen  SBirlung  bie  Urfac^e  }u  entbedCen  unternimmt,  tot- 
i^er  biefe  Sirtung  felbjl  boüftänbig  tennen  lernen,  meit  man  aDein 
aud  i^r  S)ata  }ur  Suffinbung  ber  Urfac^e  fc^öpfen  fann  unb  nur  fie 
bie  {Richtung  unb  ben  Seitfaben  ju  biefer  giebt.  {^.  21.) 

Um  eine  in  i^ren  Sßirfungen  gegebene  @rf(^einung  ju  erflären,  mug 
man,  um  bie  Sefc^affenbeit  ber  Urfac^e  grünbüc^  ju  beftimmen,  erf) 
biefe  äBiilung  felbft  genau  lennen.   (3B.  I,  629.) 

ttrfpntiisUdiiuU^  f.  Xfeitttt. 

ttrt^tU.   ttrtl)tiien. 

1)  2&ad  Urt^eil  ijl  unb  morin  ba«  Urt^eilen  beftc^t. 

S)ad  Denlen  im  engeren  ®inne  befielt  nic^t  in  ber  b(ogen  ®egen< 
tt)art  abfhacter  Segriffe  im  Seniugtfein,  fonbem  in  einem  Scrbtnben, 
ober  brennen  jineier,  ober  mehrerer  berfclben  unter  mand^erlei  Sfeftric« 
tionen  unb  SRobificationen,  meiere  bie  ü^ogif  in  ber  Se()re  oon  ben 
Urt^eilen  angiebt.  (Ein  fo((^ed  beutlic^  gebac^ted  unb  au^gefpvoc^ened 
©egriffgöer^mtnig  ^eigt  ein  Urt^cif.    (©.  105.)    Da«  Urt^eilen, 


Urtljett.   Urtljeilett  421 

btrfer  elementare  unb  lotc^tigfte  ^roceg  bed  S)enfend,  befielt  im  Set» 
gleichen  jtoeief  »egriff  e.   (®.  TL,  120;  I,  50.) 

2)  äBoTQuf  fic^  alle  9rten  Don  Urt^cilen  aurttcfftt^ren 
laffen. 

Xuf  bte  t)ier  möglichen  unb  burd)  räumlid^e  Stguren  barfleübaren 
Ser^fi(tntffe  ber  »egriffdfp^ären  (f.  unter  Segriff:  Segriffdfp^ären) 
möchten  oQe  Serbtnbungen  Don  Gegriffen  jurücf^ufü^ren  fein  unb  bie 
gan)e  8e§re  Don  ben  Urt^eüen,  beren  (SonDerfion,  Sontropojition,  9tect« 
f)rocation,  2)i0)unction  lägt  fid^  barau«  ableiten.   (S.  I,  52.) 

3)  Seflimmung  ber  Kopula  im  Urt^eil.  (@.  Aopu(a.) 

4)  Unterfd^ieb  jtt)if(^en  Urt^eil  unb  @^Ittg.  (@. 
©(fliegen.    @(^Iug.) 

5)  Unterf(^ieb  jn)i[(^en  3)enf6atfeit  unb  SBa^t^eit  ber 
Urt^eite. 

gü^rt  man  bie  2)enfgefe6e  auf  nur  jmet  jurücf,  nttmtid^  bad  Dom 
au^gefd^Ioffenen  Stritten  unb  ha9  Dom  }uret(^enben  ®mnbe  (Dergl. 
üDenlgefe^e),  fo  ergiebt  fi(^,  bag  ein  Urt^eil,  fofern  t9  bem  erften 
jDenfgefet^e  genügt,  benibar,  fofern  etf  bem  jmeiten  genügt,  toa^r 
ifl.  (S.  II,  114.  Sergl.  unter  ®runb:  ©a^  Dom  ©runbe  be«  (Sr« 
lennend.) 

6)  !Die  Urt^eiUformen. 

S)te  Sereinigung  ber  Segriffe  )u  Urt^eiten  ^at  getoiffe  befiimmte 
unb  gefe^Iic^e  formen,  koeld^e,  burc^  dnbnction  gefunben,  bie  £afe( 
ber  Urt^eile  au^mac^en.  ÜDiefe  f^ormen  finb  grögtent^etld  ab}uleiten 
aud  ber  reflectiDen  (Srfenntnig  felbft,  alfo  unmittelbar  an9  ber  Ser« 
nunft.  Xnbere  Don  biefen  formen  ^aben  i^ren  ®runb  in  ber  an« 
fc^auenben  (Srfenntnigart,  alfo  im  Serfianbe.  3ieif  anbere  enbli^  flnb 
entftanben  au9  bem  ^\x\ammtnixtf\tn  unb  ber  Serbinbung  ber  reflec- 
tiDen unb  ber  intuitioen  (Srfenntnigart,  ober  eigentlich  aud  ber  Xuf« 
nannte  biefer  in  jene.  (SB.  I,  539—657;  n,  115  fg.  Sergl.  au(^ 
Denfformen  unb  Jtategorien.) 

7)  ©egenfa^  ber  anal^tifc^en  unb  f^nt^etifc^e**  Ur« 
t^eile.  Unterfc^ieb  ber  f^nt^etif^en  Urt^eile  a 
priori  unb  a  posteriori 

(Sin  anal^tif  (^ed  Urt^eil  ijt  blod  ein  audeinanbergejogener  begriff, 
ein  f^nt^etifc^eö  hingegen  ift  Sitbung  eined  neuen  9egriff9  au9 
imcien,  im  OnteDect  fc^on  anbenoeitig  Dor^anbenen.  Die  Scrbinbung 
biefer  mug  aber  at^bann  bur^  irgenb  eine  Xnfc^auung  Dermittett 
unb  begrünbct  toerben.  de  nad^bem  nun  biefe  eine  empirif^e,  ober 
aber  eine  reine  a  priori  ift,  toirb  an(^  bad  baburc^  entfle^enbe  Ürt^eil 
ein  f^nt^etif^ed  a  posteriori,  ober  a  priori  fein. 


422  Urt^cil.    Urt^cHcn 

debeö  anal^tifc^e  Urt^eit  enthält  eine  S^autologte,  unb  j[ebed  Ur« 
t^ett  o^ne  aUt  2:autoIo8te  tfi  fi)nt^ettfc^.  ^ierau^  folgt,  bag  cm 
SSortrajc  anol^tifd^c  Urt^etlc  nur  unter  bcr  SSorauöfe^ung  anjuwenbcn 
Pnb,  bog  S)cr,  ju  bem  gcrebct  wirb,  bcn  ©ubjcctbegriff  nt(^t  fo  öoO- 
fiänbifl  fcnnt,  ober  gegenwärtig  ^at,  wie  3)er,  welker  rcbct.  (?.  II, 
22  fg.  580,) 

£>h  ein  gegebene^  Urt^eil  analQtif^,  ober  fi)nt^etif(^  fei,  wirb  im 
einjelnen  f^aOe  erfl  benimmt  werben  fönnen,  \t  nad^bem  im  ftopfe  bed 
Urtl^eilenben  ber  Segriff  bed  ©ubjectd  me()r  ober  weniger  SoQjlSnbtg- 
feit  ^Qt.  2)er  Segriff  „ftafte"  ent^Mt  im  Äopfe  Süöier«  ^unbert  SWal 
me^r,  aU  in  bem  feinet  Sebienten;  ba^er  bie  fctben  Urt^eite  barüber 
für  ©iefen  f^nt^ctif^,  für  Oenen  bto«  onal^tifc^  fein  werben.  9?immt 
man  aber  bie  Segri^e  obiectil)  unb  wiQ  nun  entf (Reiben,  ob  ein  ge- 
gebened  Urt^eil  analt|tifd|,  ober  f^nt^etifc^  fei;  fo  oerwanbte  man  ha9 
^räbicat  beffelben  in  fein  contrabictorifc^e^  ©cgent^cil  unb  lege  biefeö 
ol^ne  $o))uIa  bem  ®ub][ect  bei;  giebt  nun  bied  eine  contradictio  in 
adjecto,  fo  war  bad  Urt^eil  aiial^tif^,  augerbem  aber  f^nt^etifc^. 
(©.  II,  390 

%vi9  blogen  Segriffen  fönnen  nie  anbere,  aU  anal^tifc^e  @&^c 
Verborgenen.  @oIIen  Segriffe  f^nt^etifc^  unb  bo(4  a  priori  oerbunben 
werben;  fo  mug  not^wenbig  biefe  Serbinbung  burc^  ein  ÜDritted  Der« 
mittelt  fein,  burc^  eine  reine  Xnfc^auung  ber  formellen  SRögtic^Icit  bei 
(Erfahrung,  fo  wie  bie  f^nt^etifc^en  Urt^eile  a  posteriori  burd)  bie 
emj^irifc^e  8(nf(^auung  vermittelt  ftnb.    (SB.  I,  570.) 

8)  äBirfung  ber  Qtxt  auf  Seric^tigung  beil  Urt^eiU. 

S)ie  unau^bleibüc^e  SSSirfung  ber  2^\t  auf  bie  Seric^tigung  be9 
Urt^eild  foHte  man  im  Singe  begatten,  um  fic^  bamit  gu  beruhigen,  fo 
oft  parle  drrtl^ümer  auftreten  unb  vm  fi(^  greifen.   ($.  II,  511.) 

Sei  ]eber  Serfe^rt^eit  in  ber  ©efeüfd^aft  ober  in  ber  lOittcratur  foO 
man  nic^t  Dergweifeln  unb  meinen,  bog  i9  nun  babei  fein  Setoenben 
^aben  werbe;  fonbern  wiffen  unb  fid^  getröften,  bag  bie  @a(^e  hinter« 
^er  unb  aümätig  beleuchtet,  erwogen,  bef))ro(^en  unb  meißend  jule^t 
richtig  beurt^eilt  wirb;  fo  bag  nac^  einer  ber  ©d^wierigfeit  berfelben 
angemeffenen  Srifi  enblid^  fafi  SlUe  begreifen,  wad  ber  flare  ftopf  fo« 
gtei^  fa§.   {%  I,  479.) 

9)  3Bie  man  fein  Urt^eil  audff)re(IVen  foU,  um  ©lau« 
ben  }u  finben. 

SBet  ba  wiD,  bag  fein  Urt^eil  ©tauben  finbe,  fpredie  ed  falt  unb 
o^ne  Seibenfc^aftlic^feit  and.  S)enn  alle  ^eftigfeit  entfpringt  an9  bem 
2BiQen;  bal^er  wirb  man  biefe m  unb  nic^t  ber  (Srfenntnig,  bie  il^rer 
iRatur  na^  falt  ifl,  ba«  Urt^eil  }uf(^reiben.  9Ran  wirb,  weil  ba« 
SZabicale  im  SRenfc^en  ber  SBiUe,  bie  Srfenntnig  aber  blo«  fecunbär 
ifl  (oergl.  unter  OnteUect:  ©ecunbäre  Statur  be«  Ontellect«),  e^er 
glauben,  bag  ba«  Urt^eil  aud  bem  erregten  äßiOen,  aU  bag  bie  Sr« 


Urt^eiI«Iraft  423 

regung  bed  SBillen«  blo«  m9  bem  Urt^eil  entfprungen  fei.    {%  I, 
493  fg.) 

ttrtljciUktaft. 

1)  SBcfcn  bcr  Urt^ciUFroft. 

Die  Urt^eitelraft  befielt  in  bem  Vermögen,  ha9  anf^oulid^  Srfannte 
richtig  unb  genau  intf  abflractc  ^etDußtfein  jn  übertragen ;  f^e  tfl  bem- 
na^  bie  Vermittlerin  jmifc^en  Serftanb  unb  Semunft.  i)a9  anfd^au« 
lic^  Srfannte  in  angemeffene  Segriffe  für  bie  9?ef[e^on  abfegen  unb 
ftfiren,  fo  bag  einerfeitd  ha9  ©emeinfame  Dieter  realen  Objecte  burc^ 
einen  Segriff,  anbererfeitd  i^r  Serfc^iebened  burc^  eben  fo  Diele  99e« 
griffe  gebac^t  U)irb,  unb  atfo  ha9  Serfc^iebene  tro^  einer  t^eitoeifen 
Uebereinflimmung  boc^  ate  Derfc^ieben,  bann  aber  toithtx  ha9  dbentif(^e 
tro^  einer  t^eitoeifen  Serfc^ieben^eit  boc^  al9  ibentifc^  erfannt  unb 
gebac^t  tt)irb,  —  bie«  «Oe«  t^ut  bie  Urt^eil^fraft.  (SB.  I,  77.  630. 
@.  103.) 

ÜDie  Urt^eitelraft  ifl  )tt}ar  auc^  auf  bem  ®ebiete  bed  abfiracten  Sr« 
fennend  t^ätig,  ido  fte  Segriffe  nur  mit  Segriffen  Dergleic^t;  ba^er  iß 
j[ebe^  Urt^eit,  im  logifc^en  ®iune  biefed  SBortd,  aOerbingd  ein  993er! 
brr  Utt^eildfraft,  inbem  babei  aOemal  ein  engerer  Segriff  einem  weiteren 
fubfumirt  wirb.  3eboc^  ifl  biefe  St^iätigfeit  ber  Urtfteifölroft,  mo  fle 
bloge  Segriffe  mit  einanbcr  Dergleic^t,  eine  geringere  unb  letd^tere,  al9 
)D0  fie  ben  Uebergang  Dom  ganj  Sinjelnen,  bem  Snfc^aulic^en,  }um 
tuefentlid)  Mgemeinen,  bem  Segriff,  mad^t.  d^re  S^^ätigfeit  im 
engeren  @inne  tritt  erfl  ba  ein,  ido  bad  anfc^aulic^  Sriannte,  alfo 
bad  9?ea(e,  bie  (Erfahrung,  in  bad  beutli(^e,  abflracte  (Erlennen  über« 
tragen,  unter  genau  entfpred^enbe  Segriffe  fubfumirt  unb  fo  in  ha9 
reflectirte  aBijfen  obgefefet  »erben  foH.    (SB.  II,  96  fg.   ^.  38.) 

2)  (Sint^eilung  ber  Urt^eil«(raft. 

ÜDie  Urt^eittfraft  jerfättt  in  bie  reflectirenbe  unb  fubfumirenbe, 
je  na^bem  fie  nttmtic^  Don  ben  anfc^aulic^en  Objecten  jum  Segriff, 
ober  Don  biefem  ju  jenen  übergebt,  in  beiben  f^äden  immer  Dermittetnb 
)tt)if^en  ber  anf(^anli(^en  (Srienntnig  bed  Scrflanbed  unb  ber  reflectiDeu 
ber  »ernunft.  (SB.  I,  77.)  Die  Urt^eilöfraft  fud^t  enttoeber  jum 
gegebenen  anfc^aulic^en  ^aU  ben  Segriff,  ober  bie  9tege(,  unter  bie  er 
je^brt;  ober  aber  }um  gegebenen  Segriff,  ober  9?egel,  ben  i^all,  ber 
le  belegt.  3m  erlern  %aüz  iß  ße  reflectirenbe,  im  anbem  fub- 
umirenbe.   (®.  103.) 

3)  S^tx  befonbere  Seugerungen  ber  Urtl^eiUIraft. 

Sefonbere  Seugerungen  ber  Urt^eiUtraft  finb  SBi^  unb  ©c^arf» 
finn;  in  jenem  iß  ße  reßectirenb,  in  biefem  fubfumirenb  t^ätig.  (SB. 
U,  98.    @.  unter  Säc^ erlief:  SBi«.) 


424  Urt^ettehoft 

4)  Sßi^ttgfett  ber  Urt^etldlraft. 

3)ie  Ur%ttefraft  tfi  ba^  äSermögen,  tvelc^ed  bte  feflen  ©runblagen 
ader  SBtffenfc^aften  aufjufiellen  ^at.  9^ic^t  weniger  ^at  bte  Urt^eitd^ 
haft  im  ))raftif4en  ?eben,  bei  allen  @runbbef(f)tü{fen  unb  ^aupt» 
entf Reibungen,  ben  Xndfd^Iag  ju  geben;  mie  benn  bcr  richterliche 
Slu«fpruc^  in  bcr  ^auptfai^e  i^r  S35erl  ift.   (SB.  n,  97.) 

6)  Seltenheit  ber  Urt^eiUfraft. 

Sei  ben  meifleu  SKenfc^en  ifi  bte  Urt^cildfraft  nur  rubimentarifc^, 
oft  fogar  nur  nomineO  Dor^onben;  fte  flnb  beflimmt,  t)on  Slnbern  ge^ 
leitet  ju  tt)erben.  äRan  foll  mit  i^nen  nic^t  me^r  reben,  a\9  nött^ig 
ijl.  (®.  103.)  @ö  ifl  eine  Slrt  Oronie,  baß  man  bie  Urt^eil^hoft 
ben  normalen  ®eifte^fräften  beijä^It,  flatt  fle  aUcin  ben  monstris  per 
excessum  }U}ufc^reiben.  S)ie  getvö^ntid^en  fiöpfe  jeigen  felbft  in  brn 
Heitiflen  Angelegenheiten  SKangel  an  3^1^^^"^"  }u  i^vent  eigenen  Ur» 
t^eil;  eben  loeil  jie  aud  (Erfahrung  miffen,  ba§  ed  leinet  Derbtent. 
©eine  (Stelle  nimmt  bei  i^nen  93orurtl^ei(  unb  97ad)urt^eil  ein,  moburc^ 
f!e  in  einem  Buß^^"^  fortbauernber  Unmünbigfeit  ermatten  »erben.  (SQ3. 
n,  98.  $.  II,  24.  486.  488.  ^.  37  fg.  8crgL  unter  ©daliegen: 
S)ie  gä^igfeit  beö  ©erließen«,  öcrglic^cn  mit  ber  be«  Urt^eilen«.) 

2)er  beftagendU)ert^e  ÜRangel  an  Urt^eifdfraft  }eigt  fic^  auc^  in  ben 
Sßiffenfc^aften,  nämlic^  am  jä^en.Seben  fatfc^er  unb  toiberlegtcr  !£^eo« 
rien.  {%  U,  490  fg.)  gerner  jcigt  er  p^  barin,  baß  in  jcbem 
Oa^r^tmbert  jn)ar  bad  Sortrefflid^e  ber  fvU^em  3^^^  t)txtf)xt,  ha9  ber 
eigenen  aber  t^erfannt  unb  bie  biefem  gebü()renbe  Slufnierffamfcit  fc^Iec^* 
ten  2)?a^tt)crfen  gefc^cnft  njirb.   (^.  II,  491.) 

(Sßarum  jeboc^  bad  einflimmige  Urt^eil  bed  ^itblicumd  nic^t  ju  Der» 
achten  ift,  barüber  f.  unter  publicum:  Sßert^  ber  SReinung  ht9 
$u6(icum9.) 

6)  aJtangel  ber  Urt^etl^fraft« 

SRangel  ber  Urt^eitefraft  ift  (Sinfalt.  Z)er  Sinfättige  Derfemtt 
balb  bie  t^eitoeife  ober  relatioe  Serfc^ieben^eit  bed  in  einer  9{iicf{td)t 
dbentifc^en,  balb  bie  Obentität  bed  relatiD  ober  t^eiluieifc  Serfc^iebenen. 
(SB.  I,  28,  77.) 

^orüberge^enber  äJtangel  ber  Urt^eildlraft  tritt  ein  in  ber  Xbfpan« 
nung  bed  ©eifled,  befonber^  im  !£raume.  —  3)ed  9tac^td  im  ^ctte 
ifi  ber  ©eifi  t)5IIig  abgefpannt  unb  ba^er  bie  Urt^eildfraft  i^rem  ®e« 
fc^äfte  nic^t  me^r  getoac^fen.  ($.  I,  462.)  3)er  S^raum  unb  unfer 
Sene^men  in  bemfelben  }eigt  außerorbentli^en  2ßange(  an  Urt^eild* 
Iraft.  ($.  I,  253.  Sergl.  unter  2:raum:  Sle^ntic^teit  bed  Sraumed 
mit  bem  äBa^nftnn.) 

7)  Der  innere  geinb  ber  Urt^eilöfraft. 

SDie  Urt^eiUIraft  ^at  einen  pofttioen  t$einb  im  dnnem,  am  eigenen 
SBilten  bed  ÜRenfc^en,  an  ber  Neigung«  dmmer  i{t  ber  äßille  ber 
^eimlic^e  ©egner  bed  dnteOectd;  ba^er  ^etgt  reiner  Serftanb,  reine 


Uitfttcr    —    Utopien  425 

Scrnunft,  ein  folc^cr,  ber  frei  tjl  üon  allem  Hinflug  bc3  SBitlenö,  b.  i. 
ber  Steigung,  uiib  ba^er  blod  feinen  eigenen  ©cfe^en  folgt.  (^.  40 fg.) 
J?iebe  unb  Jpo§  Derfälfc^en  nnfer  Urt^eil  gän^Iid).  Sine  ö^nlid)e 
geheime  9)?ad)t  übt  nnfer  ^ort^eil  über  nnfer  Urt^ett  aud.  S)a(}er 
fo  öicte  SSorurtbeile  beö  ©tonbeö,  bcö  ©cmcrbc«,  ber  Siotion,  ber 
Secte,  ber  9teIigion.  (S35.  II,  244.  SSergl.  unter  Sntellcct:  ©ecun« 
bare  5Ratur  beö  Onteacct«.) 

8)  SSorijilgc  beö  mit  feiner  Urt^eil«!raft  audgcflotte* 
ten  £o)}fei3. 

(Sin  glürfüc^  orgonirirtcr,  folglid)  mit  feiner  Urt^eiWfmft  Qu^gc 
flatteter  ^opf  §Qt  imi  Sorjüge.  @rftltc^  biefen,  baß  üon  XHem,  tüa9 
er  fte^t,  erfäf)rt  unb  lieft,  ba^  äOJic^tige  unb  ^ebeutfame  bei  i^m  an« 
fe(^t  unb  t)on  felbft  ftd|  feinem  ©ebäc^tniffe  einprägt,  um  einfl  ^ert)or» 
}uf ommen,  u^cnn  cd  gebraucht  loirb ;  luä^renb  bie  übrige  ä)taffe  toieber 
abfließt.  Der  groeite,  bem  eifieren  öermanbte  SJorjug  eine«  foI(^en 
©eifled  ifl,  baß  i^m  j[ebed  SRal  ba«  gu  einer  @a^e  ®e^5rige,  i^r 
SCnoIoge,  ober  fonfl  SJertoanbte,  tage  ed  auc^  noc^  fo  fern,  }nr  rechten 
3eit  einfällt«  S)ie«  berul^t  barauf,  baß  er  an  ben  S)ingcn  bad  eigent» 
lid^  SBefentlic^e  auffaßt,  roobnrc^  er,  auc^  in  ben  fonfl  Derfc^iebenften, 
bad  dbentifc^e  unb  Buf^t^tnenge^örige  fogleic^  erlennt.   ($.  IT,  66.) 

^amard  fonnte  bie  ©eflalten  ber  S^^tcre  ni^t  anberd  beulen,  ald 
allmäüg  im  $?aufe  ber  Qtxi  unb  burc^  bie  fortgefe^te  @eneration  cnt» 
fianben.  @r  fonnte  nimmer  auf  ben  ©ebanfen  fommen,  baß  ber  SBiQe 
bcd  X\iitxt9,  ate  ÜDing  an  ft(^,  außer  ber  ^txi  liegen,  unb  in  biefem 
®inne  urfprüngUc^er  fein  fönne,  a{9  bad  £^ier  felbft.  Sr  fe^t  ba^ 
^ucrfl  ba«  £^ter  of|ne  entfc^iebene  Organe,  aber  auc^  o^ne  entfc^iebene 
Sefirebungen,  b(od  mit  Sa^rne^mung  audgerüflet;  biefe  le^rt  e«  bie 
Umflänbe  fennen,  unter  meieren  ed  )u  (eben  ^at,  unb  au9  biefer  (Sr« 
lenntniß  entfielen  feine  Seflrebungen,  b.  i.  fein  ä&ille,  au«  biefem 
enbU^  feine  Organe,  ober  befiimmte  Sorporifation ,  unb  gtuar  mit 
$üife  ber  ©enerotton  unb  ba^er  in  ungemeffener  ßtit  $ätte  er  ben 
äßut^  gehabt,  e«  burc^gufü^ren ,  fo  l^ätte  er  ein  Urt^ier  annehmen 
muffen,  »elc^ed  confequent  o^ne  alle  @eftalt  unb  Organe  §tttte  fein 
muffen  unb  nun,  nad)  ftimatifc^en  unb  (ofaten  Umfiünben  unb  bereu 
(Erfenntniß,  \\dj  }u  ben  ÜR^riaben  Don  S^iergeflalten  jeber  Srt  um» 
geivanbelt  (tttte.  —  3n  Sa^r^eit  aber  i^  ha9  Urt^ier  ber  äOJille 
3 um  Seben;  iebo(^  i|l  er  aU  folc^er  ein  ÜRetap^^flfc^ed,  fein  ^f^t)- 
fifc^e«.    (5».  43—45.  52.) 

tttopitn,  f.  ®taatd)?erfaffung. 


426  ^ötcr    —    Sieben 


Öatcr. 

1)  2Ba3  ftd^  öom  Soter  öcrcrbt    (©.  Sercrbung.) 

2)  SatcrUcbe. 

3)Qrauf,  baß  bcr  Srjcugcr  im  (Srjcugtcn  fic^  fclbfl  toicbcvcvtennt, 
beruht  bic  SSatcrlicbc,  öcrmögc  welcher  ber  SJotcr  bereit  ijl,  für  fein 
^inb  me^r  ju  t^un,  ju  leiben  unb  ju  n)Qgen,  aU  für  ftc^  felbfl,  unb 
jugleic^  bieg  at«  feine  ©^ulbigfeit  erfcnnt.  (835.  II,  650.  —  Scrjl. 
eitern.) 

batcrlanlr^Uebc. 

äOJer  für  fein  $aterlanb  in  ben  Stob  ge^t,  ijl  Don  ber  iSäufc^ung 
frei  getoorben,  loelc^e  bad  3)afein  auf  bie  eigene  $erfon  befc^ränft; 
er  be^nt  fein  eigene^  Sßefen  auf  feine  Sanb^Ieute  aud^  in  benen  er 
fortlebt,  ja,  auf  bie  fontmenben  @ef(^(e(^ter  berfelben,  für  tt)el(^e  er 
»irft;  —  iDobei  er  ben  £ob  betrachtet,  »ie  bad  äBinIcn  ber  9(ugen, 
mli)t9  bad  @e^en  nid^t  unterbricht.    ((£.  273.) 

(Ueber  bie  Serioerfftc^Ieit  bed  Patriotismus  im  SReic^e  ber  SBiffen« 
fc^often  f.  ^atrioti«mu«.) 

iiaxitfmüt. 

(Sin  SJaubeDiÜe  ifi  einem  SRenfc^en  ju  oerglei^en,  bcr  in  Kleibern 
))arabirt,  bie  er  auf  bem  SIröbel  jufammengelauft  ^at;  ][ebeS  @tüd  ^at 
fc^on  ein  Ruberer  getragen,  für  ben  eS  gemacht  unb  bcm  eS  ange» 
meffen  tuorben  toar;  an^  merft  man,  bag  fle  nid^t  jufammenge^ören. 
{%  II,  469.) 

belren. 

1)  !3)ie  SßeiS^eit  ber  Sebcn. 

dn  ben  93eben,  ber  f^ruc^t  ber  ^5^f}en  menfc^Ii^en  Silenntni§  unb 
JBeiS^eit,  ftnben  mir  bie  lebenbige  (Srfenntnig  ber  etoigen  ©erec^tigfeit, 
koie  anäf  bie  i^r  Dermanbte  reine  unb  beutli^e  (Srfenntnig  beS  SBefenS 
aller  Singenb,  birect,  fo  toeit  nämlidi  93egriff  unb  Sprache  eS  f äffen 
unb  i^re  immer  noc^  bitbti^e,  auc^  r^apfobifc^e  2)ar|lcnungStt)eife  t9 
julfißt,  au«gefpro(^cn.    (SSS.  I,  419  fg.   %  H,  429.) 

(Ueber  bie  Se^re  ber  Seben  t)on  ber  Wla'ia  unb  SD^etempf^^ofe 
f.  SRaia  unb  9}Ietem))f9c^ofe.) 


SScgctation    —    ißcräubcrung  427 

2)  Un^   totlijtx  Ouelle   eine   lotrlti^e  £enntnt§   ber 
efotertfc^en  ÜDogmatil  ber  Seben  ju  erlangen  i|l. 

(Sine  n)irnic^e  Jfenntnig  ber  iDQ^ren  unb  efoterif^en  ^Dogmatil  ber 
Seben  ifl  6id  iti^t  adetn  burc^  ben  Dupnef^at  }u  erlangen;  bie 
übrigen  Ueberfe^ungen  Tann  man  bnrc^gelefen  ^aben  nnb  \)ai  feine 
S^nbung  &on  ber  @ac^e.    (%  U,  428.) 

bejgetation,  f.  9iatnr  unb  $f(an)e. 

titntviföit  Atankl^eit. 

2mi  ÜDinge  {Inb  ed  §auptfä(I)U(^,  )uetc^e  bcu  gefeQfc^aftlic^cn  3"== 
flanb  ber  neuen  3^^^  t)on  bem  bed  Slltert^umd  jum  9{ad}t^eit  bcd 
erfteren  unterfc^eiben,  inbem  fte  bemfelben  einen  ernf)en,  fuiftern,  ftntflern 
9nflric^  gegeben  ^aben,  t)oi\  tvetd^em  frei  bad  Slltert^nm  Reiter  unb 
unbefangen,  tt)ie  ber  5IRorgen  bcö  ?ebenö  bofle^t.  ©ie  fiub  bo«  ritter« 
Itc^e  S^venprincip  (oergl.  unter  S^re:  eine  9fterart  ber  S^re)  unb 
bie  t)enerif(^e  ^ranl^eit.  Sie  jufanimen  ^aben  veixo^  xat  fiXia  bed 
bebend  Dergiftet.  3)ie  üenerifc^e  ^anf^eit  erftredt  i^ren  Sinflug  t)iet 
toeiter,  ate  t9  auf  ben  erfien  Süd  [feinen  möchte,  inbem  berfelbe 
Teinedh)egd  ein  bto^  P^9fif(^cv«  fonbern  auc^  ein  moraßfc^er  tft. 
(?.  h  413  fg.) 

93ei  Käufen  auf  ber  %KU,  bie  in  fc^neUer  unb  flarfer  3(bmec^dlung 
t>on  ber  untern  }u  ben  beiben  obern  £)cta))en  ^erauf«  unb  ^erabfpringen, 
f feinen  bem  3ui^^ter  unDerlenubar  bie  tiefen  Xöne  don  einem  an« 
bem  Dxi,  al9  bie  ^o^en,  audjuge^en.  @oIIte  hierin  nic^t  ein 
(Sc^IüffcI  )um  SentrÜoquidmu«  liegen?    ($.  353.) 

berad)lun0. 

1)  3[ntagonidmud    jmifd^en    $ag    unb    Serac^tung. 
(®.  «)ag.) 

2)  Un)DiItrürIi^feit  ber  Serac^tung.    (@.  $ag.) 

3)  @§arafter  ber  ächten  Serqc^tung. 

3)ie  »a^re,  tt^te  Serac^tung,  meiere  bie  Se^rfeite  bed  nia^ren, 
ächten  ®tol}ed  ifl,  bleibt  ganj  ^eimlid^  unb  I5§t  nic^td  Don  ftc^ 
merlen.  3)enn  mer  bie  Serac^tung  merfen  (ägt,  giebt  fc^on  baburd) 
ein  B^xiftn  einiger  Sc^tung,  fofern  er  ben  %nbern  loiffen  laffen  »iO, 
»ic  nienig  er  i^n  fc^ä^e.  3)ie  äc^te  Serac^tung  ift  reine  Ueberjeugung 
Dom  Untoert^  M  Vnbem  unb  mit  9}a^fl(^t  unb  Schonung  Vereinbar. 
(%  II,  626.) 

iittdtibttnn%. 

1)  SBefen  ber  Seränberung. 

2)a9  @efe^  ber  Saufalität  erhält  feine  Sebeutung  unb  9?ot§n)enbigIeit 
aOein   baburc^,   bag  bad  Siefen   ber  Serttnberung   ni(^t  im   blogen 


428  35erotittt)ortItd|!cit 

SBec^fel  her  3iif^^n^^  ^^  f^c^f  fonbern  Dielme^r  bdrin  befielt,  bag  an 
bemfelben  Drt  im  ytanm  je^t  ein  S^f^^"^  ^f^  ^^^  barauf  ein 
anbetet,  unb  ju  einet  unb  betfelben  befiimmten  ^dt  ^iet  biefer 
ßuflanb  unb  bott  ienet;  nut  biefe  gegenfeitige  Sefd^tttnhtng  bet  ^üt 
unb  bed  Stauntet  butc^  einanbet  giebt  einet  ^egcl,  na^  bet  bie  Ser« 
änbetung  Dotge^en  m\\%,  Sebeutung  unb  jugleid^  9?ot^ioenbigfeit.  SSSod 
butc^  bad  ®efe^  bet  Saufalität  beflinimt  toitb,  ift  atfo  ni^t  bie 
©ucccffion  bet  3"^^«^^  i"  ^^^  Mögen  Q^it,  fonbetn  biefe  ©ucceffton 
in  ^infic^t  auf  einen  beflimntten  dlanm,  unb  nid^t  bad  3)afein  ber 
ßuflänbe  an  einem  befiimmten  Ott,  fonbetn  an  biefem  Ott  gu  einet 
beflimmten  ^zit  3)ie  9$etänbetung,  b.  ^.  bet  nac^  bem  Saufatgefe^ 
einttetenbe  SBec^fet,  bettifft  atfo  j[ebedma(  einen  beflimmten  S^eil  bed 
9taumed  unb  einen  beflimmten  S()eil  bet  ^tit  gugleic^  unb  im  Serein. 
(S3S.  I,  11.)  §Wut  mittetfl  be8  Dauetnben  im  SBed^fel  et^ält  bicfet 
ben  S^ataftet  bet  93etttnbetnng,  b.  ^.  bed  SCßanbeld  bet  Duatitöt 
unb  t^otm  beim  Se^atten  bet  ©ubflang,  b.  i.  bet  äRatetie. 
(SB.  I,  12.) 

2)  ^ebingt^eit  jiebet  9$etänbetung  butd^  eineUtfac^e. 
(@.  untet  ©tunb:    ®a(  Dom  ©tunbe  bed  SBetbend«) 

3)  Die  ^dt  bet  SSctänbetung. 

3tt)ifd)en  gmei  fuccefflDen  3uflänben,  beten  9$etf(^ieben^cit  in  unfete 
©inne  fttHt,  liegen  immet  noc^  me^tete,  beten  S^etf^ieben^eit  und  nic^t 
n)a^tne^m6at  ijl;  toeil  bet  neu  einttetenbe  3uf^on^  ^^^^  getoiffen 
@tab,  obet  ®t9ge,  etlangt  ^aben  mug,  um  finnlic^  toa^tne^mbat  }tt 
fein.  Da^et  ge^en  bemfelben  fc^mttc^ete  ©tabe  \>oxf^tt,  totld^t  burc^* 
iaufenb  et  aHmttlig  eth)ä(^fl.  Diefe  gufammengenommen  begteift  man 
untet  bem  9?amen  bet  SJetänbetung,  unb  bie  3^^^  toAijt  fie  audfüOen, 
ifl  bie  3eit  bet  SJetänberung.    (®.  93—96.) 

))etantmotUtd)keit. 

1)  SBotauf  baö  ©efü^I  bet  9SetontnjottIi(^feit  betu^t. 

Dad  DöQig  beutlid^e  unb  .ft^ete  ®efü^(  bet  Setanttoottli^Iett  fUt 
Xa9,  mad  mit  t§un,  bet  ^wctijnnnq^^^ifjltüt  füt  unfete  ^anbtungen, 
betu^t  auf  bet  unetfc^üttetlic^en  ©etoig^eit,  bag  »it  felbfl  bie  St^ätet 
unfetet  SE^aten  flnb.    (g.  93.) 

2)  SBofüt  n)it  und  im  ®tunbe  üetanttoottlid^  füllen. 

Die  SJetonttt)ottIid^feit,  beten  toit  unö  betougt  flnb,  trifft  blo«  ju» 
nä(^fl  unb  ofienftbel  bie  S^at,  im  ®tunbe  abet  ben  S^atoftet; 
füt  biefen  füllen  »it  unö  betontmottlid^.  Unb  füt  biefen  mad^en  au4 
bie  Änbetn  unö  t)etanttt)ottli(l^.  Da,  wo  bie  ©d^ulb  liegt,  mug  au^ 
bie  Setanttoottüd^feit  liegen,  unb  ba  biefe  ha9  alleinige  Datum  ifl, 
toAiit9  ouf  motaIif(^c  ^ci^eit  ju  f fließen  bete(^tigt,  fo  mug  au^ 
bie  Stei^eit  eben  bafelbß  liegen,  alfo  im  S^ataltet  bed  aRenfd^en. 


Serbinbungeti    —    ^erbrec^en  429 

(6.  93  fg.    97.    Sergl.  unter  gtei^eit:    9Bo  bie  moraßfd^e  grei^eit 
licflt.) 

3)  UtiDeretubarfeit  ber  %eranttt)ortUc^Ieit  mit  bem 
S^ciömu«.  (©.  Äfcität  mtb  unter  grci^eit:  Unber^ 
einborfeit  ber  grei^cit  mit  bem  S^eiömuö.) 

4)  Serminberung  ber  ä^erantkoortlid^feit  bur^  ben 
«ffect.    (©.  äffect.) 

5)  ©egenfa^  jioifd^en  Dummheit  unb  (Sc^lec^tigleit 
in  ^infid^t  auf  bie  3wr«t^nun9*    (®-  ©umm^eit.) 

llerbinlrunstn)  jtDifd^en  2Reiif(^en. 

1)  ©egenfa^  jioeier  3(rten  oon  Serbinbungen. 

Serbtnbung,  ©emeinf^aft,  Umgang  gmifd^en  SRenfc^en  grUnbet  t\d) 
in  ber  9IegeI  auf  Ser^ältniffe,  bie  ben  ^HUn,  feiten  auf  folc^,  bie 
ben  dntellect  betreffen;  bie  erfiere  3lrt  ber  ©emeinfc^aft  fann  man 
bie  materiale,  bie  anbere  bie  formale  nennen,  dener  Srt  ftnb  bie 
Sanbe  ber  Samilie  unb  ber  Sertoanbtfc^aft,  ferner  alle  auf  einem 
gemeinfc^aftlid^en  3^^^»  ^^'^  Ontereffe,  tt)ie  ba^  bed  ©etoerbed,  @tanbe^, 
ober  ber  Korporation,  Partei,  Saction  u.  f.  to.  beru^enben  Serbinbungen. 
9ei  biefen  nttmlic^  fommt  e^  blo9  auf  bie  ©eftnnung,  bie  Slbftc^t  an, 
wobei  bie  grögte  Serfc^ieben^eit  ber  intellectueOen  t^ä^igfeiten  unb  i^rer 
Kudbilbung  befielen  lann.  Snber^  ber^ält  t9  ftd^  mit  ber  blod  for« 
malen  ©emeinf^aft,  ald  meiere  nur  ©ebanfenaudtaufc^  bejtoecft;  biefe 
Derlangt  eine  gewtffe  ®(et(^^ett  ber  inteHectueÜen  Sö^tgleiten  unb 
Sitbung.    (SB.  n,  260  fg.) 

2)  ©laube  unb  (Erfahrung  bed  eblern  SRenfc^eu  über 
bie  92atur  ber  Serbinbungen. 

Xtv  iD^enf^  eblerer  Xrf  glaubt  in  feiner  dugenb,  bie  n)ef entließen 
unb  entfc^eibenben  Ser^ältniffe  unb  baraud  entfle^nben  Serbinbungen 
jiuifd^en  SRenfc^en  feien  bie  ibe eilen,  b.  ^.  bie  auf  Se^nli^feit  ber 
©efinnnng,  ber  Denfungdart,  bed  ©efc^matfd,  ber  ®eifled!räfte  u.  f.  U). 
beru^enben;  allein  er  wirb  f))äter  inne,  bag  t9  bie  reellen  ftnb, 
b.  ff.  bie,  toeldje  fic^  auf  irgenb  ein  materielle^  dntereffe  fiü^en.  3)iefe 
liegen  fafl  allen  Serbinbungen  }u  ©runbe;  fogar  ^at  bie  äRe^r^a^l 
ber  ÜRenfc^en  feinen  Segriff  Don  anbem  Ser^ttltniffen.    {%  I,  487.) 

1)  ^aupturfad^e  ber  Serbre^en. 

@o  gro§  aud^  ber  Xnt^eil  fein  mag,  ben  Slo^^eit  unb  Unmiffen^eit, 
im  Serein  mit  ber  Su§ern  Sebrttngnig,  an  bieten  Serbred^en  ^aben; 
fo  barf  man  icne  bod^  nic^t  ald  bie  $aupturfa(^e  berfelben  betrad)ten; 
inbem  Un}äl|ligc  in  berfelben  9{o^^eit  unb  unter  ganj  ö^nlic^en  Um« 


430  ^Verbreitung    —    SScrbrießttd^fcit 

flänben  lebenb,  feine  Serbrec^en  begeben.     !Die  ^anptfac^e  fäQt  atfo 
auf  ben  perfönli^en,  moralifd^cn  E^arafter  jurücf.    (SB.  II,  683  fg.) 

2)  Ser^dttnig  ber  ©träfe  unb  ber  @trafgefe|e  jutn 
SJerbrec^en.  (@.  ©träfe  unb  unter  ©efeft:  3*''^*'  ^^ 
©trafgefe^e  unb  93oraudfe^ung  berfelben.) 

btvbttxtunQ^   ber  SSSa^r^eiten ,   f.  unter   SRcifen:    @inc   bcfonberc 
Seoba^tung,  bte  man  auf  9{eifen  ma^cn  fann. 

Sensu  proprio  genommen,  tDtrb  bad  !Dogma  bon  ber  etvigen  Ser^ 
bammnig  empörenb.  3)enn  nt^t  nur  lägt  cd,  bermögc  feiner  etutgen 
^({(lenflrafen,  bic  t^e^Itritte,  ober  fogar  ben  Unglauben  eined  oft  faum 
3tDan}igj[ä^rigen  Scbend  burd)  enblofe  Dualen  biigen;  fonbern  ed  Fommt 
^ingu,  bag  bicfe  faß  allgemeine  ^erbammmg  eigentlich  SBirfung  ber 
Srbfünbe  unb  atfo  not^menbige  t$oIgc  bed  er{len  ©ünbenfaOe^  ifl. 
!Diefen  nun  aber  ^ätte  iebenfadd  ÜDer  Dor^erfe^en  muffen,  melier  bte 
9Renfc^en  erfiltc^  nic^t  beffer,  atö  fie  finb,  gefd^affen,  bann  aber  i^nen 
eine  gaOe  gefieDt  ^atte,  in  bie  er  toiffen  mußte,  bag  fie  ge^en  luürben, 
ba  Ktled  mit  einanber  fein  SBerl  roar  unb  if}m  nid^td  üerborgen  bleibt. 
S)emnac^  ^ätte  er  ein  fc^n)ad)ed,  ber  ©iinbe  unterioorfened  ©efc^Iec^t 
aud  bem  92ic^td  ind  ÜDafein  gerufen,  um  ed  bann  enblofer  Qual  ^u 
übergeben.  (Snblid)  fommt  noc^  ^in^u,  bag  ber  ®ott,  welcher  9!acl^p^t 
unb  Vergebung  jeber  ©d^ütb,  h\€  jur  geinbedliebe,  Dorf^reibt,  feine 
übt;  fonbern  Dielme^r  in  bad  ®egent^ei(  DerfäQt.  —  ©o  ge^t  t9  mit 
ben  jDogmen,  loenn  man  fie  sensu  proprio  nimmt;  hingegen  sensu 
allegorico  Derftanben,  ifl  aUed  2)iefed  no^  einer  genügenben  lludlegung 
fäfjig.  ßund^fl  aber  ift  bad  älbfurbe,  [a  @mpi$renbe  biefer  Se^re  b(od 
eine  ^olge  bed  jübifc^en  S^fjeidmud  mit  feiner  ©c^öpfung  aud  Sflid^i^ 
unb  ber  bamit  jufammen^ängenben  3$erteugnung  ber  i^e^re  Don  ber 
aWetcmpf^c^ofe.      CP.  H,    390—392.    3».   176.    —    »crgl.  SKcr 

tcmpf^4^f^0 

btvlEfitnft. 

Die  -^nbioibualität  eined  deben  ifl  aniufc§en  ald  feine  freie  Xf^ai, 
fic  murmelt  im  Ding  on  ftd^.  Stte  ä^ten  SScrbienfle,  bic  moralif^en, 
loie  bic  inteUectueUcn,  ^aben  ba^er  nid)t  blod  einen  ^^^flfc^cn,  ober 
fonfl  empirifc^en,  fonbern  einen  metap^^flfc^en  Urfpruug,  ^nb  bcmnac^ 
a  priori  unb  ni^t  a  posteriori  gegeben,  b.  (}.  angeboren  unb  niiji 
crtDorbcn,  lour^cln  folglich  nic^t  in  ber  btogen  Srfc^cinmtg,  fonbern 
im  Ding  an  fxd^.  Da^er  Iciflet  3ebcr  im  ©runbe  nur  Dad,  toa9 
fc^on  in  feiner  Statur,  b.  ^.  in  feinem  angeborenen,  unloiberntfüc^ 
feflfle^t.     ($.  11,  242—244.) 

Öa:lrrie#lid)krit5  f.  SRcIanc^oUc. 


Screbelung    —    33ererbung  431 

S)ie  Ueberjeugung  Don  bcr  @rbli(^leit  bed  S^arafterd  Dom  Sater 
itnb  bed  dnteOectd  üon  ber  äRutter  (t>erg(.  Sererbting)  leitet  }u  ber 
Snftc^t  ^in,  bag  eine  mirllic^e  unb  grünbtic^e  Serebelung  bed  SD^enfc^en* 
gefd)Ie(^td  nic^t  fotuo^I  Don  Sugen,  a\9  Don  Onnen,  alfo  nic^t  fon)o^( 
burc^  Se^re  unb  8i(bung,  ate  Dielme^r  auf  bem  äßege  ber  ©eneration 
3tt  erlangen  fein  möchte.     (SB.  II,  602.) 

htttiftutti. 

1)  3)er  Srieb  jur  SSere^rung. 

dm  SRenfd^en  tfi  eine  Dere§renbe  %ber.  (£r  Dere^rt  gern  Sttuad. 
9tur  ^ä(t  bie  Sere^rung  meiften^  Dor  ber  unred^ten  Xf)üx,  loofelbft  fte 
flehen  bleibt,  bid  bie  9?a(^n)elt  fommt,  fte  jured^tjumeifen.  97ac^bem 
bied  gefc^e^en  \%  artet  bie  SJere^rung,  tuelc^e  ber  gebilbete  groge  $aufe 
htm  ®enie  joDt,  gerabe  fo  toit  bie,  tueld^e  bie  ©laubigen  i^ren  $ci« 
ligen  »ibmen,  gar  lei^t  in  läppifc^en  S^eliquienbienfl  an9.  {%  II, 
89  fg.   $).  454.) 

2)  ©egenfa^  jtDif^en  ^ere^rung  unb  Siebe. 

Siodiefoucaulb  ^ot  treffenb  bemerft,  bo§  e3  f^wer  ifl,  Oemanben 
gugteid^  ^od^  gu  Dere^rcu  unb  fc^r  }u  lieben.  SDemnac^  Ratten  mir 
bie  äßa^l,  ob  mir  und  um  bie  Siebe,  ober  um  bie  SSere^rung  ber 
SRenfc^en  bemerben  moDen.  d^re  Siebe  ifl  fietd  eigennügig;  jubem 
ifl  SDad,  h)obur(^  man  fie  ermirbt,  nic^t  immer  geeignet,  und  barauf 
pol}  ju  ma^en.  —  hingegen  mit  bcr  SJere^rung  ber  SRenfd^en  jle^t 
ed  umgefe^rt;  fie  mirb  i^nen  nur  miber  i^ren  SEBiKen  abgejmungen, 
aud^  eben  bed^alb  meidend  oer^e^lt.  S)a^er  giebt  {le  und,  im  Innern, 
eine  Diel  grbgere  Sefriebigung;  fle  ^ängt  mit  unferm  SCßert^c  ^u« 
fammen,  meld^ed  Don  ber  Siebe  ber  9D?enfc^cn  nic^t  unmittelbar  gilt; 
benn  biefe  ifl  fubjecttD,  bie  Sere^rung  objectiD.  9?ü^li(^  ifl  und  bie 
Siebe  freUid^  me§r.    (?.  I,  477.) 

ilerttbung. 

1)  *I>ü9  Problem  bcr  Vererbung. 

Die  (Erfahrung  le^rt  ^infic^ttic^  ber  leibltd^en  Sigenfd^aften,  bag  bei 
ber  S^H^^i  ^^^  ^^^  ^<n  (Sltem  }ufammengebrad^ten  fteime  nic^t  nur 
bie  Sigent^ümlic^feiten  ber  ©attung,  fonbern  auc^  bie  ber  dnbtDibuen 
fortpflanjen.  £)b  bied  nun  ebenfaüd  Don  ben  geiftigen  Stgenfc^aften 
gelte,  fo  bag  auc^  biefe  ft(^  Don  ben  (Sltern  auf  bie  Jlinber  Dercrbten, 
ifl  eine  fc^on  öfter  aufge^Dorfene  unb  faß  allgemein  bejahte  ^rage. 
@<^loiertger  aber  ifl  bad  Problem,  ob  fxdf  babei  fonbern  (äffe,  mad 
bem  Sater,  unb  toa^  ber  äRutter  angehört,  »elc^ed  alfo  bad  geiflige 
Srbt^eil  fei,  bad  mir  Don  jebem  ber  Altern  iiberfommen.    (SB.  II,  590.) 


432  SSercrbung 

2)  Söfung    bed    ^xobitme    Dor    8cfcagung    bet    (Er« 
fa^rung. 

93on  ber  ©runberfenntniß  an^,  bag  bcr  SBitle  ha9  äßefen  an  fi^, 
ber  ftern,  bad  9tabicate  im  ÜRenfc^en,  ber  dntellect  hingegen  bad 
©ccunbärc,  baö  Slccibenj  jener  ©ubflonj  fei,  tocrbcn  »ir  üor  Be- 
fragung ber  @rfa§rung  ed  toentgflen^  ald  toa^rfc^etnlic^  annehmen, 
baß  5ei  ber  ä^i^fl^^^Ö  ^^^  Sater,  aU  sexus  potior  unb  3eugenbe^ 
^rincip,  bie  93afid,  bad  9{abicale  bed  neuen  bebend,  alfo  ben  SBtden 
Dertci^e,  bie  3Rutter  aber,  ald  sexus  sequior  unb  blod  empfangenbed 
^rincip,  bad  ©ecunböre,  ben  dntellect,  bag  atfo  ber  3)?enfd^  fein 
äRoralifc^ed,  feinen  S^arafter,  feine  Steigungen,  fein  ^erj,  Dom  Sater 
erbe,  hingegen  ben  ®rab,  bie  Sefd^affen^eit  unb  9{i(^tung  feiner  Qn^ 
teffigenj  Don  ber  SKutter.    (SB.  II,  590.) 

3)  Seflötigung  biefer  Si)fung  bur^  bie  (Srfa^rung. 

2)ie  gegebene  Söfung  ftnbet  tuirflic^  i^re  SSeflätigung  in  ber  Cr« 
fa^rung,  nur  bag  btefe  (|ier  nic^t  burd^  ein  pij^ftfalifc^ed  S^periment 
auf  beut  %i]ii  entfc^ieben  tuerben  !ann,  fonbern  t^eild  and  Dielitt^riger, 
forgfültiger  unb  feiner  Seobad)tung  unb  t^eild  an^  ber  @efc^ic^te 
^erDorge^t.  Sei  Prüfung  ber  behaupteten  Sererbung  bed  (S^aralter« 
uom  Sater  an  ber  (Erfahrung  ftnb  jebo^  gmei  unDermeiblic^e  9it' 
fc^ränfungcn  gu  berüdfu^tigen.  9MmU(^  erftlic^:  pater  semper  in- 
certus.  yivix  eine  entfc^iebene  Törpertid^e  Sle^n(tc()!eit  mit  bem  Sater 
befeitigt  biefe  Sef c^rönfung ;  hingegen  ift  eine  oberpc^tic^e  6ie}u  nic^t 
^inrei^enb;  benn  ed  giebt  eine  9{ac^h)irfung  früherer  Sefruc^tung, 
vermöge  luelc^er  bidiuei(en  bie  ^inber  i^toeiter  @^e  nod^  eine  leiste 
Se^nlic^feit  mit  bem  erflen  ©atten  l^aben,  unb  bie  im  (S^ebruc^  er- 
zeugten mit  bem  legitimen  Sater.  SDie  jmeite  Sefc^röntung  ift,  bag 
im  @o^n  jioar  ber  moratifc^e  (S^aratter  bed  Saterd  auftritt,  jeboc^ 
unter  ber  iD^obiftcation,  bie  er  burc^  einen  anberu,  oft  fe^r  Derfc^iebenen 
dntedect  (ba^  6rbt()eü  Don  ber  ÜRutter)  erhalten  l^at,  looburc^  eiite 
Sorrection  ber  Seoba(^tung  nöt^ig  wirb.  —  Unter  Serü(fp(^tigung 
ber  angegebenen  gwei  Sef^ränfungen  tt)irb  man  bie  Sererbung  be« 
(S§arafterd  Dom  Sater  burc^  bie  eigene  unb  burc^  bie  gefc^ic^tlic^e 
erfa^rung  bcflötigt  finben.    (2B.  II,  590—595.) 

^a9  bie  Sererbung  be«  Ontettectö  Don  ber  SWutter  betrifft,  fo  be* 
geugt  fc^on  ber  alte  unb  populäre  Kudbruc!  „97^utterkDi6"  bie  frü^e 
%(nerfennung  biefer  ^weiten  SBa^r^eit,  unb  bie  3^^^  i^^r  Selege  für 
biefelbe  mürbe  Diel  größer  fein,  atö  fte  Dorliegt,  toznn  nic^t  ber  S^a« 
ralter  unb  bie  Seflimmung  M  miblxd)tn  ©efdjlec^td  ed  mit  flc^ 
braute,  ba§  bie  grauen  Don  i^ren  ©eifle^ftt^igfeiten  feiten  öffentliche 
groben  ablegen,  ba^er  fol^e  ni^t  gefc^id^tlic^  uierben  unb  jur  $unbe 
ber  9!ad^iDett  gelangen.  Üeberbied  fönnen  loegen  ber  burc^toeg  f^todc^em 
Sefd^affenfjeit  bed  n)eibli(j^en  ©efc^Iec^td  btefe  Sttdigfeiten  felbfi  nie  bei 
il^nen  ben  ©rab  erreid^en,   bi^  ju  n)eid^em  fte  unter  giinfiigen  Um» 


Strgangen^eit.  Vergangene«  433 

flflnben  nac^maM  im  @o§ne  ge^en.  SBemt  einjefate  ^ftlle  ftc^  finbett 
[outen  ^  ino  ein  hochbegabter  @o^n  feine  geißig  audge^ei^nete  iDhitter 
gehabt  ^ätte;  fo  liege  S)ie9  f!^  baroud  ertlären,  bQ§  biefe  iDtutter 
felbfl  einen  pbl^gniatiic^en  Sater  gehabt  ^ätte,  m^iialb  i^r  ungemö^ntic^ 
entn)i(fe(te«  ®e$im  nic^t  burd^  bie  entf)>re4enbe  (Energie  bed  93(ttt« 
umlaufe  Sef)5rtg  c^ citirt  geroefen  märe,  —  ein  Srforbemtg  ber  ©entaUtät. 
(Sergl.  unter  ®enie:  Slnatomifc^e  unb  p^^fiologif^e  8ebingungen 
bed  ©enied.)  Stic^tdbeßotoeniger  ^ötte  i^r  ^öc^ft  DoOIomntened  9tert)en« 
unb  Serebratf Aftern  ftd^  auf  ben  @o^n  bererbt,  bei  me(c^em  nun  aber 
ein  lebhafter  unb  leibenfc^aftltc^er  Sater,  t>on  euergifd^em  $er^f(^(ag, 
^in}ugefonimen  h)fire,  moburc^  bann  erfl  ^ier  bie  anbere  fomatifd)e 
Sebingung  großer  ©eijleöfraft  eingetreten  fei.    (SGB.n,  595—601.) 

4)  SrKärung  bed  S)t«^armonif(^en  unb  $armoni« 
fc^en  int  (S^arafter  au«  ber  bargelegten  S^eorie. 
(@.  e^arafter.) 

5)  Srftfirung  ber  Serabfc^^uung  ber  ®ef(^tt)iftere^e 
au«  berfelben.  (@.  unter  (E^e:  ®runb  ber  Serabfc^euung 
ber  ®ef(i^mifiere^e.) 

6)  Crflärnng  ber  ®üte  einjelner  Stationen  au«  ber» 
felben.    (©.  Stationen.) 

7)  9te(^tfertigung  ber  Berufung  auf  ben  Stammbaum. 
(@.  «bei.) 

8)  Folgerung  au«  ber  bargelegten  S^eorie  für  bie 
Serebetung  be«  9Renf<^engef^(e(^t«.  (®.  fiaflriren 
unb  unter  ®taat«))erfaffung:  S)ie  befie  ©taat^Derfaffung.) 

9)  Ser^ältnig  be«  £obe«  lu  bem  burc^  bie  Beugung 
bereinigten  oäterüc^en  unb  mütterlid^en  8e{lanb> 
t§ei(  be«  dnbioibuum«.  (®.  unter  dnbioibuation, 
dnbioibualitttt:  S^^i^^i  ^^  dnbioibuum«  bur^  ben 
Xob.) 

1)  ©er^altnig  ber  ©ergongen^eit  jur  ®egcntt)art. 
(@.  ©egenmart.) 

2)  Sßorauf  ber  S^^^^^  ^^^  Vergangenheit  beruht. 
(®.  Äep^etift^.) 

3)  «e^ntid^Ieit  ber  Strfung  ber  Vergangenheit  mit 
ber  Sirfung  ber  (Sntfernnng  im  9laume. 

SBie  im  9taume  bie  (Entfernung  flM  betlfeinert,  inbem  fle  e«  )u« 
fammenjie^t,  »obnrc^  beffen  Segler  unb  Uebelfittnbe  berfi^minben; 
ebenfo  »irft  in  ber  3eit  bie  Sergongen^eit;  bie  »eit  aurüctliegenben 

6(l^09Cii(au(r>£(Kif«n.    II.  Utt 


434  Ißcrganfiad^feit    —    «erfettiatg 

ßctntn  uttb  Sorgüttge  nebß  agireuben  ^erfonen  nehmen  {ii^  in  her 
(Erinnerung,  ate  meldte  aOed  Unmefenttu^e  unb  @törenbe  fallen  Ifl§t, 
anerßebfi  au^.  —  Unb  tote  im  Staunte  Heine  ©egenflänbe  flc^  in  ber 
yi'dfft  grog  barfleHen,  aber  fobatb  toix  und  etioad  entfernt  ^aben,  Hein 
unb  unf(^einbar  nierben;  eben  fo,  in  ber  Qtit,  crf (feinen  und  bte  in 
unferent  tägli^en  Seben  unb  SCßanbel  ftd^  ereignenben  Heinen  Sorffttte, 
fo  lange  fte  atö  gegenkottrtig  bic^t  oor  und  tiegen,  grog,  bebeutenb, 
toiil^tig;  aber  fobatb  ber  ©trom  ber  3^^^  f^^  nur  etttad  entfernt  ^at, 
finb  ^e  unbeboitenb,  feiner  Sead^tung  mert^  unb  balb  liergeffen. 
(?.  n,  640  fg.) 

4)  3Ba«  fi(^  für  bad  Sergangene  aud  ber  dbealität 
ber  3cit  ergiebt. 

%ud  ber  dbealität  ber  3^^^,  ber  jufolge  bie  ^tit  beut  Sefen  an  ft^ 
ber  SDinge  nid^t  jufommt,  ergiebt  ftc^,  bag  in  irgenb  einem  @imte 
bad  Sergangene  nic^t  Dergangen  fei,  fonbem  fitit9,  toa9  jcmate  inirKic^ 
unb  n)a$r^aft  gen)efen,  im  ®runbe  au(^  no(^  fein  muffe,  tnbem  ja  bie 
3eit  nur  einem  St^eatenvafferfaK  gleicht,  ber  ^erab)uftr5men  f^eint, 
»ä^renb  er,  ate  ein  bloßed  9Iab  nid^t  0on  ber  ©teOe  fommt.  ($.  I,  92. 
SB.  I,  328.) 

tlttgänglid^keit 

Der  ©runbd^arafter  aller  S)inge  ifl  Sergfinglid^feit;  mir  fe^en  in 
ber  92atur  9Qed,  Dom  SDlttaU  btd  lum  Crganidmud,  t^eitd  burd^  fein 
SDafein  felbfl,  t^eitt  burc^  ben  Sonflict  mit  Snberem,  ftc^  aufreiben 
unb  kier^e^rea  9Bie  fönnte  babei  bie  9?atur  ha9  Sr^alten  ber  formen 
unb  (Erneuern  ber  dnbiDibnen,  bie  {a^Uofe  Sßieber^otung  bed  bebend* 
proceffed,  eine  unenUic^e  3^^^  ^inbur(^  aud^alten,  o^ne  }u  er- 
müben,  »enn  nic^t  i^r  eigener  Jtem  ein  3(itIof^^  <ui^  baburc^  DöDig 
nnbertnttßfid^ed  toftre,  ein  2)ing  an  flc^,  gan}  anberer  Srt,  aU 
feine  (Erf Meinungen,  ein  aOem  ^^^flfc^en  heterogenem  äRetap^^fifc^eö? 
(?.  n,  101  fg.) 

lletgtbtn^  f.  unter  Umgang:  Ser^altungdregel  gegen  S)ie,  meiere 
und  Unangenehmem  ober  Sergerlid^em  im  Umgang  ertneifen. 

Detseltunn^  f.  Kac^e  unb  unter  @ er ed^ti gleit:  S)ie  Dergeltenbe 
©ereqttgfeit. 

tatrgeflUd^knL  f.  unter  (Sfebttc^tnig:  SDad  ©eb^tnig  M  Function 
bem  dnteuectm,  unb  unter  dnteltect:  UnDofllommen^eiten  bed 
dnteOectm. 

Veritates  aAternae,  f.  iCogmatimmum  unb  ftriticimmum. 

tktktUnns  ^  SEBa^^itcn,  f.  unter  SBa^r^eit:  Ueberetnfiimnutng 
ber  SSBa^r|eit  unb  S^^ammm^^  oOer  SBo^r^iten. 


l 


Serfäumbung    —    Verneinung  435 

iJtrlimnüiunQ. 

S)ie  97egQttmtöt  ber  dfjxt  (Dergt  unter  (E^re:  ©egenfo^  a^if^^ 
@^re  unb  9{u^m)  barf  ntd^t  mit  ^afftDttöt  Dertoed^fett  »erben;  toiet- 
me^r  ^at  bie  @^re  einen  gnnj  actiDen  S^arafter.  @te  ge^t  nSmlid^ 
aOeitt  Dom  (Subfect  berfelben  aud,  beruht  auf  feinem  S^un  unb 
Soffen^  ntd^t  aber  auf  3)em,  xoa9  Snbere  t^un  unb  n)ad  i^m  »iber« 
fä^rt.  9Io^  burc^  Ser(Sumbung  iß  ein  Sngriff  Don  äugen  auf  bie 
(S^re  möglid^;  bad  einjige  ©egenmittel  ift  SBiberlegung  berfelben,  mit 
i^r  angemeffener  OeffentUd^Ieit  unb  SntlarDung  be^  SerlSumber«. 
(^.  I,  385.  —  Ueber  bie  3niuric  aW  fummarif^e  CerWumbung 
f.  Onjurie.) 

))trm00tn. 

1)  (Erhaltung  ht9  Sermügend  aU  eine  Sebingung 
bed  Seben^glücf«. 

Sor^anbene^  Vermögen  foQ  man  betra<^ten  ate  eine  ©d^u^maner 
gegen  bie  Dielen  möglichen  Uebel  unb  Unfälle,  nt^t  a(^  eine  Sttaubnig 
ober  gar  Serpflid^tung,  bie  $(ä{ir«  ber  äBelt  ^eranjufd^affen.  ($.  I, 
367.)  (Erhaltung  bc^  erworbenen  unb  be^  ererbten  Sermiigen^  ifH  eine 
Sebingung  bed  Seben^gliidd.  ($•  I,  369  fg.  —  SBarum  auf  Saufleute 
bie  Sorf^rift  }ur  (Sr^altung  be9  ^Sermögenö  nic^t  antoenbbar  ifi 
f.  fiaufleute.) 

2)  äBarumbie  im  angefiammten  9tei(^t§um®eborenen 
auf  (Ermattung  be9  SermDgend  me^r  bebad^t  finb, 
ald  bie  burc^  ©Itttfdfätle  ju  SReid^t^um  ©etangten. 
(®.  Ärmut^.) 

3)  3Barum  e«  für  ben  na(^  9ef5rberung  int  @toatd« 
bienft  ©trebenben  beffer  ifl,  Derm0gen9lo^,  aU 
Derm0genb  ju  fein. 

%üx  ben,  ber  ed  im  ©taat^bienfle  ^oc^  bringen  iDiQ,  ber  bemnac^ 
®nnft,  t^reunbe,  Serbinbungen  erioerben  mug,  um  burc^  fle  Don  @tufe 
JU  @tufe  }u  fleigen,  ifi  e9  beffer,  o^ne  aOe«  Scrmbgen  in  bie  SCßelt 
gebogen  }u  fein,  ato  Don  $aufe  avA  Dermttgenb  )u  (ein.  S)enn  nur 
ber  arme  S^eufel  »irb  ben  über  i^n  ©efbüten  gegenüber  bie  nSt^ige, 
beliebt  mac^enbe  dnferioritftt  jeigen.  hingegen  !Der,  tottdjtt  Don  $aufe 
an9  jn  teben  ^at,  loirb  flc^  meidend  ungebärbig  fleQen;  er  ift  gewohnt, 
tete  lev^  }n  ge^en;  bamit  pouffirt  man  flc^  aber  ni^t  in  ber  Seit. 
(?.  I,  371.) 

titrtu\)mtn. 

Seme^men  i|t  nt<^t  f^non^m  mit  ^ren,  fotibern  bebetttef  ba6  dnne« 
toerben  ber  bur<^  SEBorte  mitget^etlten  ©ebanlen.    (993.  I,  44.) 

i)ernrimii%  M  »iOen^,  f.  9BiUe. 

28* 


436  «ernunft 

1)  ©ef^td^tltd^ed. 

ällied  2)ad,  toa^  }u  aQen  Briten  unb  uon  öden  Böllern  QUdbrücHtc^ 
ate  Slcußcrung  ober  Sciflung  bcr  Scnmnft,  bc«  Xoyo^,  Xo^torocov, 
ratio,  la  ragione,  la  razon,  la  raison,  reason,  betrachtet  toorbett, 
läuft  augenfällig  ^urüd  auf  ba«  nur  bcr  abjiracten,  biöcurjlDen,  re^ 
flecttDen,  an  SBorte  gebunbeuen  .unb  nttttelbaren  Srfenutntg,  ntc^t  aber 
ber  btod  tututttoen,  unmittelbaren,  finnlid|en,  bereu  auc^  bie  j^^terc 
t^eil^aft  finb,  2R5gIic^e.  Eatio  et  oratio  fleUt  Sicero  ganj  rid^tig 
jufammen.  dn  biefem  <Sinne  aber  ^aben  aOe  $^iIofop^en  überaQ 
unb  ieberjeit  Don  ber  SSernunft  gerebet,  bi^  auf  ßant,  tue^er  übrigen^ 
fetbfl  fte  nod^  al&  bad  Vermögen  ber  ^rinci^ien  unb  ht9  @(^fie|fnd 
beflimmt;  loietoo^I  nic^t  }u  leugnen  ifl,  bag  er  Sntag  gegeben  f^at  ^u 
ben  nadi^erigen  9$erbre^ungcn.  (®.  110  fg.  9B.  I,  45  fg.  617; 
n,  73.) 

du  ben  (e|ten  fünfzig  darren  ^aben  ffimmttid^e  ^^Uofop^after  in 
a)cutf(^Ianb  mit  bcm  ^Begriffe  ber  Sernunft  hoffen  getrieben,  inbem 
fle,  mit  unöerf(^äOTtcr  S)reipigfcit,  unter  biefem  9?amen  ein  obllig  er* 
togeneö  Cemtögen  unmittelbarer,  metap^^flf^er,  fogcnannter  überfinn» 
lid^er  Srfenntniffe  einfd^iodrjen  sollten,  bie  toirflic^e  Vernunft  hingegen 
Serfianb  benannten,  ben  eigentli({)en  Serflanb  aber,  ate  i^nen  fe^r 
fremb,  gauj  überfa^en  unb  feine  intuitiDen  t$unctionen  ber  ©innlic^feit 
jufc^rieben.    (S3S.  II,  73;   I,  617  fg.    ®.  111  ff.   (g.  146  fg.) 

2)  Urfprung  be«  SBortcö  „SSernunft". 

3$ernunft  fommt  Don  SJerne^men,  aber  nur,  n^eil  fte  bem 
SRenfc^en  ben  SJorjug  t)or  bem  Stetere  giebt,  ntd^t  blöd  ju  ^ören, 
fonbern  auc^  )u  Derne^men,  jebo^  nid^t,  koie  bie  $^ilofop^a{ler 
Dorgeben,  bad  fogenannte  „Ueberfinnlid^e''  (Sßolfenfufufd^eim)  ^u  Der« 
nehmen,  fonbern  toa^  ein  vernünftiger  Tltn^df  bem  Snbern  fagt. 
(g.  147  fg.  aas.  I,  44.  ®.  112  fg.  %  I,  122.  —  Ueber  ba«  ©e^ör 
ol«  ben  ©inn  ber  SJernunft  f.  unter  ©inner  ©egenfafe  AtoifAen 
©efic^t  unb  ©e^ör.) 

3)  3)ie  gunction  ber  Vernunft. 

Die  Vernunft  ^at  nur  eine  gunction:  93ilbung  beö  begriff«,  unb 
au«  biefer  einzigen  erflären  flc^  alle  Srf^einungen,  bie  bad  Seben  bed 
9Renfc^en  bon  bem  be«  £§iered  unterfd^eiben,  unb  auf  bie  Sntoenbung 
ober  9{i(^t«9lnn)enbung  jener  Function  beutet  fc^ted^t^in  KOed,  mad 
mah  überall  unb  jeberjeit  bemünftig  ober  unbernünftig  genannt  bat. 
(ffi.  I,  46.  614.    ©.  97.    e.  148  fg.) 

4)  SDer  ©toff  ber  »ernunft. 

aUeö  aWaterielle  in  unferer  (Srfenntnig,  b.  §.  Ällefi,  toa9  pc^ 
ni(^t  auf  fubjcctiDe  f?orm,  felbfieigene  J^tigfeit^toeife,  Sunction  be« 


öernunft  437 

anteHcct«  gurücffü^rcn  lägt,  mithin  ber  flefammtc  Stoff  bcrfclben, 
lotnmt  Don  äugen,  nämlid^  jute^t  avL9  ber,  Don  ber  @innedcmpftnbung 
auöflc^enbcn,  objcctiöen  «nfc^auung  ber  Äörpcrwelt.  IDiefc  onf^auG^e 
unb  bem  ©toffe  nac^  empmfc^e  (Srfenntnig  t{l  e^,  totlä^z  fobann  bte 
Vernunft  ju  Gegriffen  öerorbeitet,  bie  flc  bur(^  äBorte  flnnlid^  fl^irt 
unb  bann  an  i§nen  ben  Stoff  fyxi  ju  t^ren  enblofen  Kombinationen, 
mtttetfl  Urt^eilen  unb  ©c^Ittffen,  meiere  ba«  ©emebe  unferer  ©ebanfen« 
toett  audma^en.  3)ie  Semunft  ^at  alfo  burc^aud  feinen  materiellen, 
fonbem  b(oö  einen  formellen  3n^alt.  ©toff  au«  eigenen  9Wit- 
teln  liefern  fann  fle  nimmermehr.  ®ie  ^at  nid^t«  alö  formen;  fie 
ifi  weiblich ,  fle  empfängt  blo«,  erjeugt  nid^t.  (®.  115  fg.  «ergL 
angeboren.) 

5)  (Erlenntniffe  au«  reiner  Sernunft. 

Crfenntniffe  an«  reiner  SJernunft  flnb  fold^e,  beren  Urfprung  im 
formellen  Streit  unfer«  (SrTenntnißbermögen«,  fei  e«  be«  benfenben, 
ober  anfc^auenben,  liegt,  bie  h)ir  alfo  a  priori,  b.  ^.  o^ne  $ülfe  ber 
(Erfahrung,  un«  jum  Semugtfein  bringen  Hnnen;  fle  berufen  aÜemal 
auf  @ä^en  Don  tran«fcenbentaler,  ober  auc^  Don  metalogifd^er  Sßa^r« 
^fit.  (®.  117.  —  Ueber  bie  trauÄfcenbentale  unb  metalogifc^c  SBa^r» 
^eit  Dergl.  unter  ®runb:    ®a(  Dom  ©runbe  be«  (Srfennen«.) 

6)  ^ie  im  ®ebiete  ber  Vernunft  ^errfc^enbe  (Scflalt 
be«  @a(e«  Dom  ®runbe.  (@.  unter  ®runb:  @a( 
Dom  ®runbe  be«  Sriennen«.) 

7)  ®egenfa(  bert^eoretifc^enunbpraftifd^enSernunft. 

2:()eoretif(^  ifi  bie  Sermtnft  nur,  fofern  bie  ©egenfiänbe,  mit 
Denen  fie  [xif  befd^ttftigt,  auf  ba«  ^anbeln  be«  3)enfenben  feine  8e« 
^ie^ung,  fonbem  lebiglic^  ein  t^eoretifc^e«  dntereffe  ^aben.  ^raftifd^ 
hingegen  ift  fle  in  allen  8ejie^ungen  auf  ba«  $)anbeln*  993a«  in 
biefem  ©inne  praftifc^e  Sernunft  l^eigt,  mirb  fo  jiemlic^  burc^  ba« 
lateinifc^e  Sßort  prudentia,  meiere«  ba«  ;|ufammenge}ogene  Providentia 
ifl,  begeid^net,  ba  hingegen  ratio  meiflen«  bie  eigentlich  t^eoretifc^e 
»emunft  bebeutet.    (9B.  I,  614.) 

XI«  praftifd^  jeigt  f!c^  bie  Semunft  in  ben  Demünftigen  C^araf- 
teren  unb  ber  Demünftigen  $anblung«meife.  SDie  rcc^t  Demünftigen 
S^araftere,  bie  man  be«n)egen  im  gemeinen  Seben  praftifc^e  $§ilo* 
foppen  nennt,  getc^nen  fiii  burc^  ungemeinen  ©leid^mut^  unb  fefle« 
Se^arren  bei  gefaßten  Sntf^lüffen  an«.  (3B.  I,  615  fg.  »ergt. 
@toici«mu«.)  Die  ber  geibenf^afttic^feit  entgegengefeftte  Cemünf« 
tigfeit  be«  S^aralter«  befielt  eigentli^  barin,  bog  ber  SBtHe  nie  ben 
dnteffect  bermagen  überwältigt,  bag  er  i^n  Der^inbere,  feine  Function 
ber  beutlic^en,  DoUftänbigen  unb  Tiaren  Darlegung  ber  SRotioe  richtig 
au«)uüben.    (S93.  n,  680.) 

Unter  einer  Demünftigen  $anblttng«tt)eife  Derfie^t  man  eine 


438  liSeKnunft 

goit}  cottfeqttente,  atfo  ^n  aSgemeinett  S9egriffen  au^e^enbe  stitb  don 
abßracten  ®Amtm,  aü  Sorfägcn,  geleitete,  ntc^t  aber  buril^  ben 
{lästigen  (Stnbrutf  ber  ©egetitoart  beßimmte.  (®.  116.)  dn  alleii 
crbetifti^en  SfäQen  läuft  ber  Unterf<^teb  jtDifc^eit  t)emünf tigern  itnb  un» 
bemünftigem  ^anbellt  barauf  jurüd,  ob  bie  ÜRotioe  abfhracte  begriffe, 
ober  anf^auKc^e  SorfleUungen  finb.  (3ß.  I,  616.  102;  U,.  163. 
(g.  36.  149  fg.) 

SDlangel  an  Sntoenbung  ber  Vernunft  auf  ba^  $raltif(^e  ifl  SE^or« 
^eit.    (©•  I,  28.) 

8)  Sorgug  bed  SKenfd^en  bor  bem  Stetere  burc^  bie 
SJernunft.  (@.  unter  SRenf d^:  Unterfd^ieb  jtuifc^en  Z^ier 
unb  äßenfc^.) 

9)  Ser^ältnig  ber  @pra^e}ur  Vernunft.  (@.®|>ro(^e.) 

10)  Sort^etle  unb  9?a(l^t^et(e  ber  Vernunft.  (@.  unter 
begriff:    SSSic^tigfett  be^  93egriff«  unb:    iRac^t^eUe   be« 

«egrifföO 

11)  Sereinbarfeit  ber  SJernunft  mit  Unberjlonb.  (©. 
Unberjlonb.) 

12)  93ereinbarlett  ber  9$ernunft  mit  moralif c^er 
©d^Ie^tigleit.  (@.  unter  Zugenb:  Unterfc^ieb  jioi:^ 
fd^en  tugenb^aft  unb  bernttnftig.) 

13)  3n  melc^em  @inne  bie  Vernunft  ein  ^rop^et  30 
feigen  berbient. 

Die  SJernunft  berbient  aud^  ein  ^rop^et  gu  Reißen;  §ält  fle  un« 
bod^  ba«  3uRinfttge  bor,  nlimKd^  aU  bereinflige  ^otg^  unb  SBirfung 
unferd  gegentbörtigen  jC^und.  3)abur(^  eben  ifl  fte  geeignet,  un^  im 
^anm  }u  Ratten,  mann  Segierben  ber  SEBoDufl,  ober  ^lufioallungen  M 
3orRd,  ober  ©etüfte  ber  ^abfuc^t  und  berleiten  moHeu  }U  S)em,  kood 
Hinftig  bereut  »erben  mügte.    {%  ü,  628.) 

14)  SBarum  gemiffe  ©ä^e  für  Sudfprüd^e  ber  Ser« 
nunft  gehalten  merben. 

Sudfprüc^e  ber  Vernunft  nennt  deber  gemiffe  ©tt^e,  bie  er 
o^ne  Unterfuc^ung  für  toa^r  ^ält  unb  bie  in  feflen  jtrebit  bei  i^m 
babur^  gebmmen,  bag,  ald  er  anfieng  ju  reben  unb  }u  benlen,  fte 
i§m  an^altenb  borgefagt  unb  baburd^  eingeimpft  mürben;  ba^er  benn 
feine  ©emo^nl^eit  fte  }u  beuten  ebenfo  ab  iß,  mie  bie  ©emo^n^eit 
überhaupt  ju  benfen;  jie  finb  mit  feinem  ®e^im  bermac^fen.  (^.  II, 
12  fg.) 

15)  ftritil  bed  ©egenfa^e«  a^Uc^^n  SBernunft  unb 
Offenbarung.    (©.  IDffenbarungO 

16)  ftantd  ftritil  ber  reinen  Vernunft*  (@.  Dogma« 
ttdmud  unb  ftrtticidmud.) 


Semünfteln    —    $erfi^tebenl^eit  439 

Ikcttiin^eln,  f.  @o))^ifiifatton. 

tittnüuftXQ. 

1)  Untcrfc^ieb  jtoif(^cn  „ücrnilnftifl"  unb  ^^togtfd^". 
(@«  unter  Sogif :    ©egen  ben  fatfd^en  ©ebrand^  bed  Sßorte^ 

2)  Unterfdlteb  )toif^eii  bernünftig  unb  fing.  (@. 
Jtlug^eit) 

3)  Unterf(^teb  giotfd^en  bernünftig  unb  tugenb^aft 
(©.  lugcnb.) 

4)  !Der  bernünfttge  S^aralter  unb  bte  bernünftige 
$anb(ungdtt)cife.  (@.  unter  Vernunft:  ©egenfa^  ber 
t^eoretifc^en  unb  praltifd^en  Vernunft.) 

5)  Sßarum  ber  Vernünftige  t9  nx^t  immer  tft. 

2Bie  bie  93egetßerung  be^  ®enie^  nur  in  ben  luddis  interrallia 
t^ätig  ift,  fo  aud^  wirft  fogar  bie  Vernunft  be9  Vernünftigen  in  lucidis 
intervallis ;  beun  er  tfl  ed  anä)  nic^t  immer.  Nemo  omnibus  horis 
sapit.  fLM  bie«  beutet  auf  eine  gemiffe  t^Iut^  unb  (Sbbe  ber  ©ttfte 
M  @e^imd,  ober  (Spannung  unb  Sbfpannung  ber  ^ibem  beffetben. 
CP.  M,  63  fg.) 

)letnttnflLei)tt^  f.  Sog  it. 

))tcpflid)tun0)  f.  ^flic^t. 

titttatSf^  f.  unter  8üge:   »ertrogöbrud^,  »etrug  unb  »err«t^. 

)lttntditl)tit,  f.  SEBa^nftnn. 

tl(tfd)itDitni)tit,  ber  SRenfd^en. 

1)  OuteUectuelle  Verfd^ieben^eit  (®.  Ontelligenjen, 
unb  unter  Äopf:    Unterfc^icb  ber  ÄBpfe.) 

2)  SRoroIifd^e  Verf(^ieben^eit*  (®.  unter  SDtoratifc^: 
Der  moratifc^e  ttnterfc^ieb  ber  S^araftere.) 

3)  SRetap^^fifd^e  (Srfittrung  ber  inbittbueUen  Ver« 
f<^ieben^eit. 

S)ie  grofe  urfprüngtic^e  Verfc^ieben^eit  ber  empirifd^en  S^araftere 
beruht  jule^t  auf  bem  Ver^ttltnig  be«  SlOen«  )ur  (Srlenntntftraft  im 
Onbibibuo.  Dtefe«  beruht  jule^t  auf  bem  @rabe  M  SoOen«  im 
Vater  unb  bem  ®rabe  M  Crfennen«  in  ber  SRutter.  (Vergt.  Ver- 
erbung.) Da«  Sttfommentreffen  ber  Öltern  iji  grbßtent^etlö  SufaD. 
hieran«  nun  ergttbe  {Id^  eine  empörenbe  Ungerec^tigfeit  im  Sßefen  ber 
aßelt,  totm  nt^t  Im  ®runbe  bie  Verfd^ieben|€it  jtoif(^en  ben  (SItern 
unb  bem  ©o^ne  blo«  ber  Srf(^einung  angehörte  unb  aQer  S^^aU  im 


440  9$erf4mt4t^eit    —    ^erfd^toiegen^ett 

©runbe  9?ot§menbigfeit  tuttre.  3)ie  inbiDtbueüen,  bad  gan^e  SBefca 
be^  ÜRenfc^en  bur^brtngenben  unb  feinen  ^ebendlauf  befltmmenbm 
Unterfc^iebe  fSnnen  nic^t  ald  of)ne  @c^ulb  unb  Serbienfi  bed  bami: 
8e^aftcten  Dor^anben  unb  ate  btoged  SBerl  bed  3ufaQ^  betrachtet 
»erben;  foubem  ber  i^enfc^  i{l  in  gerotffem  @inne  ald  fein  eigene^ 
SBerf  anjufe^en.   (2B.II,  685  fg.  $).  395.  —  »ergl.  aud)  »erbicnfl.; 

4)  Sfols^^uttg  aud  ber  inbiDibueKen  Serfc^ieben^eit. 

SHe  allgemeinen  9tege(n  unb  ^orf^riften  ftnb  bctaiegen 
nid^t  Qttdreic^enb,  toeil  fie  Dpn  ber  falfc^en  S^orau^fe^ung  einer  Qan\ 
ober  jiemlic^  gteic^en  8efc^affen^eit  ber  3Renf(^en  on^ge^en,  meiere  bic 
¥^i(ofo))^ie  bed  ^etoetiud  fogar  audbrücflic^  auffieOt;  loä^renb  bie 
urf))rüngU(^e  Serfc^ieben^eit  ber  Onbioibuen  im  dttteDectueDen  unb 
SRoralifc^en  uncrmeglic^  i{l.    ($).  395.) 

))ttfd)mi(tl)ttt,  f.  unter  ftlug^eit:    formen  ber  ftlug^eit. 

))ttfd)mnt2ruttg. 

1)  äßoraud  bie  Serfc^roenbung  entfpringt. 

S)ie  Serfd^menbung  entf))ringt  quo  einer  t^terifc^en  3)ef(^ränh^t 
auf  bie  ©egenmart,  gegen  lue^e  aldbann  bie  no6)  in  blogen  ©ebanfcn 
befle^enbe  Bu^^nft  leine  SRad^t  erlangen  lann,  unb  beruht  auf  bem 
SBa^n  eined  ))ofitiDeu  unb  reuten  S3ert^ed  ber  jlnnlic^en  ®enäffe. 
(?.  n,  221.) 

2)  Solgen  ber  Serfd^menbung. 

S)ie  Serfc^mcnbung  fü^rt  nid^t  blod  }ur  Verarmung,  fonbem  bnn^ 
biefe  }um  Serbred^en.  3)ie  Serbrec^er  an^  ben  bemittelten  ®tfinben 
ftnb  e^  fafl  aQe  in  gotge  ber  Serf(^ioenbung  geworben.   {%  II,  22 1  fg.) 

3)  $ang  ber  äBeiber  gur  Serfd^menbung.   (@.  äBeiberJ 

4)  $)ang  ber  }u  SBo§Iflanb  gelangten  Srmen  jur  8er- 
f^tt)enbung.    (®.  Srmut^.) 

(Ueber  bad  ®egent^eil  ber  Serf^menbung,  ben  ©et},  f.  ©eij.) 
))etfd|tDtesenl)eit. 

1)  (Empfehlung  ber  Serfd^toiegen^eit. 

Unfere  fämmtlic^en  perfönlid^en  Angelegenheiten  ^aben  wir  ben  %i- 
bem  gegenüber  aM  ©e^eimnig  ju  betrachten  unb  un9  ju  §aten,  M 
©eringße  baoon  ju  üerrat^en;  benn  i^r  äBiffen  um  bic  unfc^ulbigfien 
S)inge  fann,  burd^  S^tt  unb  Umflttnbe,  un9  9}ad^t^ei(  bringen,  lieber 
^aupt  ifl  t9  gerat^ener,  feinen  Serflanb  bnrd^  3)a9,  ma^  man  oerfd^neigt, 
an  ben  Zag  )u  legen,  aU  burc^  3)a«,  toa^  man  fagt.  (Srflere«  i^ 
@ac^e  ber  ftlug^eit,  le^tere«  ber  Sitelfeit.    {%  I,  495  fg.) 


«erfc.    S3er|lflcation    —    35etflanb  441 

2)  So  und  bie  Serfc^miegen^eit  nt(^t  Dertügt. 

&  roiberfä^rt  und  too^I,  bag  mir  audplaubent,  mad  und  auf  irgenb 
eine  SBcifc  gefä^rlic^  werben  fönnte;  nid^t  aber  ücriäßt  und  unferc 
Serf^iDiegen^eit  bei  S!)em,  tuad  und  läc^erlic^  machen  fönnte,  meit  ^ier 
ber  Urfadjc  bic  SBirhmg  auf  bem  gußc  folgt.     (?J.  U,  623.) 

Öerfe.    titvfxficatxon^   f.  unter   ^ocfic:    $)ülfdmittel   ber   ^oefic, 
unb  bergt,  ^rofa. 

))trfpttcl)ungnt. 

3luf  bic  SSerfprcc^ungen  ber  3Kenf^en  ifl,  toeit  i^re  ©eflnnung  unb 
^Betragen  fld^  eben  fo  fc^nett  Snbert,  toic  i^r  Ontcrcffe,  ni^t  gu  bauen, 
fonbern  aÖetn  aud  ber  (SriDägung  ber  Umpänbe,  in  bie  (Siner  }u  treten 
^at,  unb  bed  Sonflicted  berfelben  mit  feinem  S^arafter,  ^aben  mir  fein 
ßanbeln  gu  berechnen.    {%  I,  483.) 

tittfiantf. 

1)  Function  bed  Serflanbed. 

Soufatitöt  erfennen  ifl  bie  eiugige  Function  bed  SJcrflonbed,  feine 
aßcinige  fi'raft,  unb  ed  ifl  eine  große,  SSieIed  umfaffenbe,  öon  mannigfaltiger 
Änwenbung,  bod^  unöerfcnnbarcr  Sbentitöt  aöer  i^rer  Äeußcrungcn. 
(2B.  1,  13.  ®.  62  fg.  g.  27.  149.)  J)ie  erfte,  einfai^fie  unb 
mic^tigfte  i^rer  Heußerungen  ift  bie  Snfd^auung  ber  loirllidien  333elt. 
3)ie  em})irtf(^en,  }um  gef ermäßigen  Somple^*  ber  9{eatität  gehörigen 
Sorfleffungcn  erfdjeinen  in  ^aum  unb  ^üt  jugteic^,  unb  fogar  ift  eine 
innige  Sereinigung  beiber  bie  S9ebingung  ber  SReatität,  meldte  an^ 
i^nen  gewiffermogen  toie  ein  ^robuct  aud  feinen  gactoren  eriüäc^fl. 
2Bad  nun  biefe  Bereinigung  fc^offt  ifl  ber  SJerflanb,  ber,  mittelft 
feiner,  i^m  cigent^ümlic^en  Function  jene  heterogenen  fjormen  ber 
©innti^feit  öerbinbct,  fo  bag  aud  i^rer  »ec^felfeitigen  S)urc^bringung, 
ttjiemo^I  eben  audf  nur  für  i§n  felbp,  bie  em^)irifc^e  Steolität 
^erDorgel^t,  ald  eine  ©efammtDorftellung.    (®.  29  fg.) 

2)  dbentttät    bed    äBefend   bed   Serftanbed    bei   $er» 
fc^ieben^eit  ber  ®rabe  beffelben. 

3)et  Serfianb  ift  in  aüen  Spieren  unb  aDen  SOtenfc^cn  ber  uömtid^e, 
^at  überall  biefelbe  einfache  fjorm:  (Srfenntnig  ber  Saufalitttt,  Ueber« 
gang  Don  SBirfung  auf  Urfac^e  unb  Don  Urfac^e  auf  SBirfung,  unb 
ni(^td  außerbem.  Sber  bie  ©rabe  feiner  ©d^ttrfe  unb  bie  Sfudbe^nung 
feiner  (Srfenntnigf))^äre  ftnb  ^Öc^ß  Derf(^ieben,  mannigfaltig  unb  Diel« 
fa(^  abgepuft.  (SB.  I,  24  fg.  5R.  74.)  SBie  bei  bcn  5Kenf(^en 
bie  ®robe  ber  ©(^ärfe  bed  SSerfianbcd  fc^r  Derfd^ieben  flnb,  fo  flnb 
fte  groifc^eu  ben  Derfc^iebenen  2^§iergattungen  ed  »o^t  nod^  me^r.  Sn 
ben  aKerllügflen  2:^ieren  fönnen  mir  }iemli(^  genau  abmeffen,  mie  Diet 
ber  Serfianb  o§ne  Sei^ütfe  ber  Vernunft  Dermag ;  an  und  felbfl  f önnen 
mir  3)iefed  nic^t  fo   erlennen,  meil  Serflanb  unb  SJemunft  ftd^  ba 


442  ^erflanb 

immer  loed^felfeitig  mtter{!ü|en«  Sßir  muffen  inbeffen  bei  Senrt^ilttng 
bed  Serfianbed  ber  SE^iere  und  Ritten,  ntd^t  i^m  jujufc^retbeit,  toad 
«cußerunfl  bcö  OnjHnct«  ifl.    (935.  I,  27  fg.) 

3)  SEßarum  bte  @enftbtlttät  überall  Don  Setflanb  be» 
flicitct  ifi.    (©.  ©enfibilität) 

4)  Unab^ftngtgleit  bed  9$er{tanbed  bon  ber  Sernnnft 

flüt  Zf)ittt  ^aben  Serfianb,  fetbfl  bie  unbolüommenften;  benn  fte 
alle  erlennen  Objecte,  unb  biefe  Srtenntnig  befHmmt  ate  äll^oHt»  ifyn 
Sekoegungen.  (93.  I,  24.)  ®ie  ^aben  Serfianb,  o^ne  Semuiift  ^u 
^aben;  fie  ap^re^enbiren  rid^tig,  fa^en  auc^  ben  unmittelbaren  (^aufol^ 
gufammen^ang  auf,  bie  oberen  Siliere  felbfi  bur^  mehrere  ©lieber 
feiner  ßette;  iebod^  beulen  fte  eigenttic^  ni(^t.  (SB.  U,  62.  OL  34. 
g.  17  fg.  —  «crgL  J^ier.) 

ÜDer  Serflanb  ifl  bon  ber  Semunft,  ate  einem  beim  äßenfc^en  oOein 
^injugefommenen  SrtenntntgbermSgen,  böQig  unb  fi^arf  gefc^id^en,  nnb 
aUerbing^  an  ftc^  auc^  im  9)?enf(^en  unbemttnftig.  S)ie  Semmtft 
lann  immer  nur  h)iffen;  bem  Serflanb  allein  unb  frei  bon  i^rem 
@inf[u6  bteibt  bad  9nf(^auen.  (äB.  I,  29  fg.)  2)ad  burd^  Sennuift 
rid^tig  (Srfannte  iß  SEBa^r^eit,  ha9  hmij  ben  9$erfianb  richtig  Sr< 
fannte  tfl  ^Realität.  SDer  äßa^r^eit  fie^t  ber  Orrt^m  ott  Stmg 
ber  Vernunft,  ber  91ealitttt  ber  ©d^ein  ate  Srug  be^  Serftanbel 
gegenüber.  SCßegen  biefer  gäujtic^en  Serfd^teben^eit  ber  Operation  ber 
9$emunft  unb  ber  beö  Serflanbed  {tnb  alle  tfiufc^enben  @(^eine  bnn^ 
lein  9{atfonnement  ber  9$emunft  toegjubringen.  (S93.  I,  28  fg.  S«  15  fg. 
Sergt.  drrt^um.) 

5)  ®egen  ben  aRigbraud^  bed  Sßorte«  ,,$erflanb". 

deberjeit  unb  überall  ^at  man  ate  9$erflanb,  intellectos,  acumen, 
perspicacia,  sagacitas  u.  f.  U).  bad  im  Sriennen  ber  Saufalttfit  be« 
ße^enbe  unmittelbare,  intuitibe  SermSgen  bejeic^net  nnb  bie  an9  i^m 
entfpringenben,  bon  ben  bemünfttgen  fpedfifd^  berfc^iebenen  ?eifhtngm 
berjlänbig,  Hug,  fein  u.  f.  U).  genannt,  bemna(^  berfiflnbig  unb  ver- 
nünftig fietd  boÜIommen  unterfc^ieben  aU  Seugerungen  {loeier  gttnjlic^ 
unb  meit  berfd^iebener  ®eifle«fä^igfeitetk.  Siaein  bie  $^Uofo)>^tc> 
profefforen  ^aben  fi^  hieran  nid^t  gefe^rt;  fie  ^en  cd  gerot^ 
gefunben,  bem  Vermögen  ber  Segriffe  feinen  biö^erigen  9{amen  „9^* 
nunft''  ju  entjie^en  unb  ed  miber  aVitn  ®pra(^gebrau(^  unb  aOcit 
gefunben  Xact  Serfianb,  unb  ebenfo  aUe^  aud  bemfelben  ^ie§aik 
berjiänbig,  flatt  bernünftig,  )u  nennen,  toeU^e^  bann  aOemd 
quer  unb  ungefc^idCt,  ja  toie  ein  falfd^er  Xon  ^erau^fotmncn  mntte. 
(®.  111.  40.   SB.  n,  73.) 

&  tfl  nid^t  }uffiatg,  bag  bie  SSemunft  fotoo^t  in  ben  latehiif^, 
»ie  in  ben  germanifd^en  ©prad^en  a\9  »eiblic^  anftritt,  ber  Serfiaiib 
hingegen  ate  mttnnlid^.    (®.  116.   SergL  Sernnnft) 


»crpanbltt^fctt    —    8erfiänbnte  443 

6)  S)ad  @eftc^t  aU  ber  @tnn  be^  Serflanbe«.  (®.  un» 
ter  ®iniie:  ©egenfa^  jtotfc^en  ©eftd^t  unb  ®e^ör.) 

7)  93er^ältntg  bed  Serflanbed  }ur  ilRatcrie.  (®.  unter 
SRaterte:  (Die  reine  3)7aterle  unb  i§re  Q))riort[c^en  Se- 
fttmmungen.) 

8)  2)ie  Scrftanbe^erlenntnig,  t^re  SRängel  unb  i^re 
Sorjüge.    (©.  3lnfc^auung.) 

9)  Ue6er(egen^eit  unb  @c^ttrfe  bed  SBerfianbed.  (@. 
ttufl^cit.) 

10)  SWangel  an  SJcrpanb.    (©.  ©umm^cit.) 

11)  ©egenfat^  jkoifc^en  bem  @ele§rten  unb  bem  äßann 
Don  natürlichem  SSerflanb.     (®.  ©ele^rfamfeit.) 

12)  ÜDer  fogenonnte  gefunbe  Serfianb. 

!Z)er  fogenannte  gefunbe,  b.  |.  ro^e  Serflanb,  ifl  in  p^ilofop^ifc^en 
t^ragen  nic^t  nur  incompetent,  fonbern  ^at  fogar  einen  entfc^iebenen 
$ang  jum  Orrt^um,  Don  m{i)tm  i^n  jurüdPjubringen  ed  ber  $^i(o« 
fop^ie  bebarf.  9ln  i^n  barf  ba^er  in  ber  ^|i(o[o))^ie  nic^t  a))pel(irt 
werben.   {%  I,  28.   SB.  U,  17.    g.  92.) 

13)  ÜDie  Ouantität  bed  Serfianbe^. 

ÜDer  Serfknb  ift  leine  e^tenflDe,  fonbern  eine  intenflDe  ®r5ge;  ba> 
^et  fann  hierin  Siner  ed  getrofi  gegen  3^^tt^<^ufenb  aufnehmen,  unb 
giebt  eine  Serfammlung  Don  taufenb  ÜDummtöpfen  n^  feineu  ge* 
fc^euteu  aWonn.   (^.  U,  66.) 

titvftänUidiktxi. 

«Oed  Serfie^en  ifl  ein  3(ct  bed  SJorfiellend,  bleibt  ba^er  koefent» 
li(^  auf  bem@ebtete  ber  Sorflellung.  ÜDa  nun  biefe  nur  Srfc^ei» 
nun  gen  liefert,  ift  ed  auf  bie  (Srfc^einung  befc^ränft.  9Bo  bad  S)ing 
an  fi(^  anfängt,  §5rt  bie  Srfc^ einung  auf,  folglich  auc^  bie  Sor« 
fleüung  unb  mit  biefer  baö  Serjle^en.  —  3e  beutlic^er  bte  Serflttnb* 
lic^teit  eined  Sorganged,  ober  S3er^ttltniffed  ifl,  befto  me^r  liegt  biefe^ 
in  ber  blogen  (Srfc^einung  unb  betrifft  nid^t  bad  SEBefen  an  fic^.  {% 
II,  99  fg.  5R.  86—90.  ©ergl.  unter  SRatur:  Die  »erflänblii^feit 
ber  9?aturerf(^etnttngen.) 

ber^änlfmf. 

S9Iod  abftracte  Segriffe  Don  einer  @a(^e  geben  lein  »irflid^e«  Set« 
flänbnig  berfelben.  Um  ettoaö  »trllic^  unb  »a^r^aft  ju  Derj^e^en,  ifl 
erforber(i(^,  bag  man  te  anfc^anlic^  ^^ft^ffC;  ein  beutlic^eö  Si(b  ba« 
Don  em))fange,  »o  mdgltc^  aud  ber  Stealitttt  felbfl,  au§erbem  aber 
mittel^  ber  $§antaf{e.  ^.  U,  50  fg.) 


440  SBcrf^mtfet^eit    —    ^Jcrfd^wteßenl^cit 

©runbe  9?ot§tuenbigteit  iväre.  SDie  tnbioibueQen,  bad  gait^e  äBefen 
beö  SRenfc^en  bur^brtngenben  unb  feinen  l^ebendlauf  beftimmenben 
Unterfc^tebe  fönnen  nic^t  a(d  ofjne  ®^ulb  unb  Serbieufl  bed  bamtt 
Se^aftcten  Dor^anben  unb  ald  bloge^  SBert  bed  S^tf^^^  betrachtet 
loerben;  foiibern  ber  SÖtenfc^  ifl  in  gen)iffem  @inne  atd  fein  eigene^ 
SBerl  onaufc^en.   (SB.  II,  685  fg.  $^.  395.  —  Sergl.  auc^  Serbiciip.) 

4)  Folgerung  au9  ber  inbiDibuelten  Serfc^ieben^eit. 

SKe  allgemeinen  Siegeln  unb  93otfc^riften  finb  bedioegen 
nic^t  au^reic^enb,  »eil  fie  bpn  ber  falfc^en  Sotaudfe^ung  einer  ganj 
ober  jiemlic^  gteid^en  Sefc^affen^eit  ber  3Renf(^en  au^ge^en,  »etc^e  bic 
$6iIofo))^ie  bed  ^efoetiud  fogar  au^brücflic^  auffielt;  loä^renb  bie 
urf))rüng(i(^e  SSerf^ieben^eit  ber  OnbiDibuen  im  dnteDectuellen  unb 
SRoratifcl^en  unermegtic^  ifl.    ($.  395.) 

t)a:fd)nn(tl)ttt,  f.  unter  filug^eit:    f$ormen  ber  ftlug^eit. 

t)trfd)tDntIittn0. 

1)  SBoraud  bie  93erfc^n}enbung  entfpringt. 

ÜDie  Serfc^tuenbung  entf))ringt  aud  einer  t^ierifc^en  Sefd^ränh^it 
auf  bie  ©egenmart,  gegen  loelc^e  aldbann  bie  noc^  in  blogen  ©ebanten 
befle^enbe  B^'^^f^  ^^^"^  SRad^t  erlangen  faiin,  unb  beruht  auf  bem 
SBa^n  eined  ))ofltik)en  unb  realen  ^ert^e^  ber  flnnlic^en  ©enüffe. 
($.  n,  221.) 

2)  folgen  ber  Serfc^koenbung. 

ÜDie  SJerfc^menbung  fü^rt  nic^t  blod  jur  SSerarmung,  fonbern  burc^ 
biefe  jum  Serbrec^en.  ÜDie  Serbre^er  au«  ben  bemittelten  ®tänben 
ftnb  eö  fajl  oHe  in  tjolge  ber  Serfc^ttcnbung  geworben.   {%  U,  221  fg.) 

3)  ^ang  ber  SBeiber  jur  SSerfd^toenbung.    (®.  aSSeiber.) 

4)  $ang  ber  gu  iBo^tflanb  gelangten  Slrmen  jurSer« 
fc^toenbung.    (@.  Srmut^.) 

(Ueber  ba«  ©egent^eil  ber  SJerfc^wenbung,  ben  ®eij,  f.  ®eij.) 
))etfdin)iesenl)eit. 

1)  (Empfehlung  ber  SSerfc^niiegen^eit. 

Unfere  fämmtlid^en  fierfönlid^en  Angelegenheiten  ^aben  air  ben  %n« 
bem  gegenüber  aU  ®e^eimnig  ju  betrachten  unb  und  ^u  ^üten,  ba« 
©eringfie  baoon  ^u  Derrat^en;  benn  i^r  SBiffen  um  bie  unfc^utbigßen 
2)tnge  lann,  burd^  3^it  unb  Umfiänbe,  und  9?a(^t^eil  bringen,  lieber^ 
^aupt  iß  ed  gerat^ener,  feinen  Serfianb  burc^  2)ad,  aad  man  oerfc^nietgt, 
an  ben  2:ag  ju  legen,  ate  burc^  Xa9,  toa^  man  fagt.  (Erftered  iß 
®a(^e  ber  ßlug^eit,  te^tered  ber  Sitelfeit    {%  l,  495  fg.) 


^n\t.    ^erjification    —    ^erflanb  441 

2)  äBo  und  bte  Serfc^toiegea^ett  nic^t  oerUgt. 

&  iDtberfä^rt  und  mo^I,  bag  toir  audplaubem,  mod  und  auf  irgenb 
eine  SBeife  gefa^rlic^  »erben  fönnte;  ntd^t  aber  oerlSgt  und  unferc 
93erf(^U)iegen^eit  bei  3)em,  mad  und  läc^erßc^  mad^en  fönnte,  meil  ^ier 
ber  Uvfad)c  bic  fflivfung  auf  bem  gußc  folgt.    (^.  II,  623.) 

tJerft.    tJtrftptatwn,   f.  unter   ^ocfic:    $)ütfdmittet  bet   $ocpc, 
unb  üergl.  $rofa. 

tletfprtdfttngtn. 

9uf  bte  Serfprec^ungen  ber  9)?enf(^en  ifl,  tt)eil  t^re  ©efinnnng  unb 
betragen  flij  eben  fo  fc^neQ  ttnbert,  mt  t^r  Ontereffe,  ni^t  ju  bauen, 
fonbem  aÜein  aud  ber  (Snvägung  ber  Umfittnbe,  in  bte  (Siner  }u  treten 
^at,  unb  bed  Sonflicted  berfelben  mit  feinem  S^arafter,  §a6en  mir  fein 
{^anbeln  ju  berechnen.    {%  I,  483.) 

tierftanli. 

1)  Function  bed  Serftanbed. 

Saufalität  erfennen  ifl  bie  einjige  Function  bed  Serftanbed,  feine 
alleinige  $raft,  unb  ed  ifi  eine  große,  $ie(ed  umfaffenbe,  bon  mannigfaltiger 
Snmenbun.q,  boc^  unt)er!ennbarer  3bentitSt  aQer  i^rer  ^eugerungen. 
(JB.  1,  13.  @.  62  fg.  e.  27.  149.)  ®ie  erfic,  cinfod^flc  unb 
niic^tigfle  i^rer  Seugerungen  ifl  bie  Slnfc^auung  ber  mirtlic^en  SBelt. 
!Z)ie  empirifc^en,  jum  gefel^mägigen  (Somple^  ber  9{ea(itöt  ge^i^rigen 
Sorfledungen  erfc^einen  in  9taum  unb  3^'^  jugleid^,  unb  fogar  ifl  eine 
innige  Sereinigung  beiber  bie  Sebingung  ber  S^ealität,  toeld^e  avi9 
i^nen  getoiffermagen  tuie  ein  ^robuct  aud  feinen  gactoren  enufic^fl. 
Sad  nun  biefe  Bereinigung  fd^afft  ifl  ber  Serflanb,  ber,  mittelft 
feiner,  il)ni  cigent^ttmlic^en  Function  jene  heterogenen  formen  ber 
@inntic^teit  berbinbet,  fo  bag  aud  i^rer  h)e(^felfeitigen  !l)ur(^bringung, 
n)ieroo(|I  eben  awi)  nur  für  i^n  fetbfl,  bie  em))trif(^e  9{ea(itSt 
^erDorge^t,  ald  eine  ©efammtoorfleöung.    (®.  29  fg.) 

2)  dbentitttt    bed    äBefend   bed   Serflanbcd    bei   Ser* 
fc^ieben^eit  ber  ®rabe  beffelben. 

X)ei  Serflanb  ifl  in  allen  1£:§ieren  unb  allen  SRenfc^en  ber  nttmtic^e, 
^at  UberaQ  biefelbe  einfache  gorm:  (Srienntnig  ber  Soufalitttt,  lieber« 
gang  bon  SBirfung  auf  Urfac^e  unb  Don  Urfac^e  auf  SBirlung,  unb 
nic^td  augerbem.  9ber  bie  @rabe  feiner  ©c^ärfe  unb  bie  Vudbe^nung 
feiner  (Srfenntnigfp^äre  finb  ^öc^fl  Derf (Rieben,  mannigfaltig  unb  oiet* 
fa(4  abgeftuft.  (SB.  I,  24  fg.  9t.  74.)  SBie  bei  ben  SRenfc^en 
bie  ®rabe  ber  @(^ttrfe  bed  Serflanbed  fe^t  toerfc^ieben  finb,  fo  finb 
fte  }roif(^eu  ben  Derfc^iebenen  X^iergattungen  ed  tt)o^(  nod^  me^r.  Xn 
ben  aüerflügfien  Spieren  fönnen  mir  jiemlic^  genau  abmeffen,  mie  biet 
ber  Serfianb  o^nc  Sei^iilf e  ber  9}ernunft  Dermag ;  an  und  f elbfl  Knnen 
mit  Diefed  nic^t  fo   erf ernten,   meil  Serflanb  unb  Semunft  ftc^  ba 


442  S3crflonb 

immer  loec^felfettig  unterftü^en.  3Bir  muffen  inbeffen  bei  Seurt^eilung 
be^  Serfianbed  ber  j£^iere  und  ^üten,  ntd^t  i^m  jujuf (^reiben,  toad 
«eugerung  beö  Onpinct«  ifl.    (2B.  I,  27  fg.) 

3)  Sßarum  bte  ©enfibilttSt  überall  t)on  Serflanb  6e« 
gleitet  ijl.    (®.  ©enfibilität) 

4)  ttnab^Sngtgleit  bed  SSerjlanbed  bon  ber  SernnnfL 

SUIe  S^^iere  ^aben  Serftanb,  felbfl  bie  unk)oIIIommen{}en;  benn  fte 
alle  erlennen  Dbjecte,  unb  biefe  (Srfenntnig  befUmmt  ate  SRotiD  i^ 
9ett)egnngen.  (W.  l,  24.)  @ie  l^aben  Serfianb^  o^ne  Vernunft  ju 
^aben;  fie  a))))re^enbiren  ric^tig^  f äffen  aud^  ben  unmittelbaren  S^aufol^ 
jufammen^ang  auf,  bie  oberen  St^iere  fetbß  burc^  mehrere  ©lieber 
feiner  ßette;  jlebo^  benfen  fte  eigentlich  nic^t.  (3B.  U,  62.  (£.  34. 
e.  17  fg.  —  »ergL  S^ier.) 

ÜDer  Serftanb  ifl  Don  ber  Sernunft,  a\9  einem  beim  SRenfc^en  alletn 
^injugelommenen  Srfenntnigt)ermögen,  bSIIig  unb  fd^arf  gefc^ieben,  nnb 
aDerbingd  an  fic^  auc^  im  SRenfd^en  unbemünftig.  S)ie  Semunft 
lann  immer  nur  loiffen;  bem  ^erßanb  allein  unb  frei  oon  t^rem 
(Sinflug  bleibt  bad  3(nfc^auen.  (3B.  I,  29  fg.)  2)ad  burc^  SSemunft 
rid^tig  Sriannte  ifl  2Ba^r^eit,  bad  burc^  ben  Serßanb  richtig  (Er* 
rannte  ift  9{ealität.  !Z)er  Sßa^r^eit  fte^t  ber  drrt^um  aU  2:rug 
ber  Vernunft,  ber  9tealitttt  ber  ®4etn  ald  j£rug  bed  S$erf!anbed 
gegenüber.  SQSegen  biefer  gänjUc^en  Serfc^ieben^eit  ber  Operation  ber 
Vernunft  unb  ber  bed  Serflanbed  finb  aDe  tfiufc^enben  Scheine  burc^ 
tein  9taifonnement  ber  S$emunft  toegjubringen.  (SB.  I,  28  fg.  $.  15  fg. 
Sergl.  Orrt^um.) 

5)  ®egen  ben  iWtßbraud^  beö  SBorteö  ,,35er|lanb". 

3eber}eit  unb  überall  ^at  man  aU  Serfianb,  intellectas,  acumen, 
perspicacia,  sagacitas  u.  f.  tt).  bad  im  Sriennen  ber  daufaßtöt  be> 
fie^enbe  unmittelbare,  intuitibe  Vermögen  bejeic^net  unb  bie  an9  i§m 
entf))ringenben,  bon  ben  bernünftigen  f))ecififc^  berfd^iebenen  Seifhingen 
berflänbig,  Nug,  fein  u.  f.  ko.  genannt,  bemnac^  berßänbig  unb  oer^ 
nünftig  ftetd  boälommen  unterfc^ieben  ate  Xengerungen  jn^eier  gftujlic^ 
unb  koeit  berfc^iebener  ®eifiedfö^tgleitetk.  Stllein  bie  $^iIofo)>|ie* 
profef[oren  ^aben  fid^  hieran  ni^t  gelehrt;  fie  ^aben  t9  gerat^cn 
gefunben,  bem  Sermttgen  ber  Segriffe  feinen  bid^ertgen  Stamen  „Scr« 
nunft"  )u  ent}ie^en  unb  ed  toiber  allen  ®))ra^gebrau(^  unb  aOen 
gefunben  S^act  Serflanb,  unb  ebenfo  alled  au9  bemfelben  ^iegenbe 
berflilnbig,  ftatt  bernünftig,  }u  nennen,  h)eld^ed  bann  aOemal 
quer  unb  ungefc^idt,  ja  toit  ein  fatfc^er  j£on  ^eraudfornmen  tnugte. 
(®.  111.  40.   SB.  n,  73.) 

(S9  ifi  nic^t  }ufttQig,  baß  bie  S3emunft  fokoo^I  in  ben  latetnifc^en, 
mie  in  ben  germanifc^en  ©prad^en  a(d  koeibtic^  auftritt,  ber  Serßanb 
hingegen  ate  münnlic^.    (®.  116.    Sergt.  Sernnnft.) 


Serpänblti^fett    —    ^erflftnbmg  443 

6)  3)ad  ®eftc^t  aU  ber  ®tnn  be«  Serftanbe«.  (®.  un« 
ter  ©tnne:  ©egenfa^  jtDtfc^en  ©eftd^t  unb  ®el|ör.) 

7)  Ser^&Itnig  bed  Serßanbe«  jur  ilRatcrie.  (®.  unter 
äRaterte:  (Die  reine  3)7aterie  unb  i§re  a))riori[c^cn  9e» 
fttmmungen.) 

8)  Die  Serflanbederlenntnig,  i§re  SRangel  unb  i^re 
Sorjttge.    (®.  Xnfc^auung.) 

9)  tleberlegen^eit  unb  @c^ttrfe  bed  Serfianbed.  (@. 
fitufl^cit.) 

10)  9RongeI  an  Serftanb.    (@.  X)umm^eit.) 

11)  ©egenfag  jkoifc^en  bem  @ele^rten  unb  bem  SSJlann 
t)on  natürli^em  Serfianb.    (®.  ©ele^rfamteit) 

12)  ÜDer  fogenannte  gefunbe  Serfianb. 

!Z)er  fogenannte  gefunbe,  b.  |.  ro^  Serftanb,  ift  in  p^ilofop^ifc^en 
t^ragen  nic^t  nur  incompetent,  fonbern  ^at  fogar  einen  entfc^iebenen 
$ang  jum  drrt(|um,  toon  tueld^em  i^n  jurttdPjubringen  t9  ber  $^i(o« 
fop^ie  bebarf.  8n  t^n  barf  ba^er  in  ber  $|i(ofop^ie  nic^t  appeQirt 
werben.   {%  l,  28.   SB.  U,  17.    (5.  92.) 

13)  X)ie  Ouantität  bed  Serfianbed. 

ÜDer  $erflanb  ift  feine  e^tcnflt)e,  fonbern  eine  intenflDe  ®r5ge;  ba« 
^er  fami  hierin  (Einer  eö  getrofi  gegen  3^^"^(>uf^n^  aufnehmen,  unb 
giebt  eine  Serfammlung  Don  taufenb  Dumnttöpfen  no(^  feinen  ge* 
f(^euteu  aWann.   (?.  U,  66.) 

tler^ättHlid^luit. 

aOed  Serfie^en  ift  ein  ^ct  bed  Sorfiellen«,  bleibt  ba^er  »efent* 
Ixif  auf  bem@ebtete  ber  Sorftellung.  2)a  nun  biefe  nur  (Srfc^ei« 
nun  gen  liefert,  ift  ed  auf  bie  Srfc^einung  befc^rönft.  SBo  bad  3)ing 
an  fi(^  anfängt,  §5rt  bie  Srfc^einung  auf,  folglich  auc^  bie  Sor« 
ftellung  unb  mit  biefer  ba«  S3erfte(|en.  —  3t  beutlic^er  bie  Serfittnb« 
lid^feit  eined  S^organged,  ober  S^er^ttltniffed  ift,  befto  me^r  liegt  biefed 
in  ber  Mögen  (Srfc^einung  unb  betrifft  nic^t  ba9  SBefen  an  ^dj.  {% 
11,  99  fg.  ^.  86—90.  8erg(.  unter  92atur:  !Z)ie  Serftänb(i(^feit 
ber  92aturerfc^einnngen.) 

8to9  abftracte  Segriffe  Don  einer  (Baift  geben  fein  wirflid^  Set« 
flttitbnig  berfelben.  Um  ettoa^  »irflic^  unb  toa^r^aft  ju  Derfle^n,  ift 
ctforberlid^,  bag  man  t9  anfc^anlic^  erfaffe,  ein  beutlic^ed  Silb  ba« 
Don  em))fange,  mo  mdgtic^  aud  ber  Stealitttt  felbft,  augerbcm  aber 
mittel^  ber  $§aDta(ie.  ^.  U,  50  fg.) 


444  SBcrfletnerung    —    SJergwetflung 

tlerfteinerung. 

1)  9Bad  eine  DoIIIommene  $er{}einerung  tfl. 

Sine  DoIIIommene  93erfletnerung  ifl  eine  totale  d^emifd^e  äJrränbemng, 
ol^ne  aDc  mec^anifd^c.    (%  TL,  160.) 

2)  !Die  SSerfleinerungen  aU  SSetueiömittel  gegen   ben 
£)))timi^mud.    (@.  D))timt9mud.) 

tJet^ellung^  f.  unter  ÜRenft^:  Untetfd^ieb  gtoifci^en  I^ier  unb  äRenfc^. 
tlertros^brud)^  f.  unter  Süge:  SBertragdbruc^,  93etrug  unb  Serrat^. 

tittitantn. 

1)  9Bad  an  uuferm  Vertrauen  oft  ben  grögten  Stützet! 
^at. 

%n  unferm  3"^^"^"  S^  Xnberen  ^aben  fe^r  oft  Strög^eit,  ©elbß« 
fuc^t  unb  SiteReit  ben  grBgten  Snt^eil :  Xräg^eit^  nienn  niir,  ixm  nidft 
felbfl  2u  unterfuc^en,  ju  tDac^en,  gu  t^un,  lieber  einem  ftnbem 
trauen;  ©elbflfuc^t,  tuenn  bad  SebUrfni§  Don  unfern  Angelegenheiten 
}u  reben  und  oerlettet,  i^m  ettoad  an^uDertrauen;  (Sitelleit,  tvemt  t9 
ju  Dem  ge^rt,  toorauf  mir  und  etioad  ju  ®ute  t^un.  ^^ic^tdbeflo- 
loeniger  Derlangen  ttir,  ba§  man  unfer  gwt'^Q«^«  ^^w.  (?.  I,  491.) 

2)  SBarum   bem   intereffirten   9tat^geber   fein   Ser« 
trauen  gefc^enft  »irb.    (®.  Sf^at^,  9{at^geber.) 

tletniunlrerung. 

1)  jCie  SJeriDunberung  aU  ein  unterfc^eibenbed  9)?ert« 
mal  bed  SRenfc^en  Dom  S^^iere.  (@.  unter  ÜRenf^: 
Unterfd^ieb  ^n)ifd^en  X^ier  unb  SRenfc^.) 

2)  2)ie  SSernunberung  aie  Ouetle  ber  $§i(ofo))^ie. 
(©.  unter  ^^ilofop^ie:  Urfprung  ber  $^ilofo})^ie.) 

Uttjmetflttttg. 

1)  ®er  3wPönl>  bc^  Serjtoeiflung. 

9Ben  bie  Hoffnung,  ben  ^at  auif  bie  ^urc^t  Derlaffen;  bied  ifl  ber 
@inn  bed  äludbrudfd  ,,bedperat''.  @d  ift  nttmlic^  bem  ÜRenfc^en  natUr- 
lid^,  )u  glauben,  h)ad  er  lottnfc^t,  unb  ed  )u  glauben,  loeil  er  ed 
»ünfc^t.  Sßenn  nun  biefe  too^It^ätige,  linbernbe  @igent^ttmli(^teit 
feiner  Statur  burc^  mieber^olte,  fe^r  ^arte  ®d)Iäge  bed  ©c^idtfald  oud« 
gerottet  unb  er  fogar,  umgele^rt,  ba^iu  gebracht  morben  ift,  }u  glou» 
ben,  ed  muffe  gef^e^en,  mad  er  nic^t  toünfc^t,  unb  lönne  nimmer  ge* 
\6)tf)tn,  h)ad  er  D9Ünfc^t,  eben  h)eil  er  ed  mUnfc^t ;  fo  iß  bied  eigentlich 
ber  3uP<^n^r  ^^^  ^^^  Serjueiflung  genannt  ^at   (^.  n,  622.) 


SiBratton    —    8oIf«foittieTanetfit  445 

2)  äBatum  ber  böfe  (S^aralter  tetc^t  in  S^erjmeiflung 
gerttt^.   (®.  Unbanf.) 

iKbratiotu  f.  unter  Dualttfit:  S)te  Burücffü^rung  aller  Dualttät 
auf  Ouantität,  unb  unter  Sic^t:  Unjußfftgleit  mec^anifc^er  Sr» 
flttrung^meife  ber  Sigenfc^aften  be^  Sic^td.) 

1)  Sebingt^eit  ber  Siel^eit  burd^  3^^^  unb  9tauni« 
(®,  unter  dnbtDtbuation:  $rtnctp  ber  dnbiDtbuatton.) 

2)  SBarum  Siel^eit  feine  (Eigenfc^aft  bed  !Z)tnged  an 
fidj  ift. 

jDo  bte  Stel^eit  not§h)enbig  burc^  3^^^  ^^^  Staunt  bebingt  uub  nur 
in  i^nen  benfbar  iß,  3^^^  ^^^  Staunt  aber  apriortfd^e  (Erfenntntgfomten 
fbtb  nnb  aU  folc^e  nur  ber  (Srtennbarfeit  ber  3)tnge,  nic^t  i^nen  felbfl 
)ufommen,  fo  iß  Siel^ett  feine  (Eigenfc^aft  be9  ÜDinge^  an  fid^.  (SB. 
I,  151—163;  II,  366—368.) 

3)  ©egenfeitige  Sebingt^eit  ber  (Erfenntnig  unb  ber 
Siel^eit  burd^  einanber. 

(Srfenntnig  unb  Siel^eit,  ober  dnbit)tbuation,  fte^en  unb  fallen  mit 
einanber,  inbem  fie  fi(^  gegenfeitig  bebingen.   (9B.  II,  310  fg.) 

tixtlmtxhtvny  f.  unter  (E^e:  S^egefe^e. 

))ift0tt,  f.  unter  Sraum:  Unter fc^ieb  jmifc^en  bem  bräunt  unb  ben 
i^nt  Derh)anbten  (Erfc^einungen. 

tlolk,  bad  gemeine,  f.  ${$bel. 

tlollur. 

1)  ®egen  bie  pant^eifitfc^e  Vuffaffung  ber  SOIfer  ald 
ht9  eigentlichen  ®egenflanbed  ber  ®ef(6i(^te  unb 
ber  iD^oraf.  (®.  unter  ©efc^ic^te:  $^i(ofop^ie  ber  ®e* 
f^ic^te,  unb  unter  SRoral:  ©egenfianb  ber  SRoral.) 

2)  ®egenfa^  ^mifd^en  ben  nörblic^en  unb  fübUc^en 
%01fern.    (@.  Stationen.) 

3)  Sultur  unb  moralifc^e  ®ttte  ber  Sötfer.  (@.  Sta- 
tionen.) 

4)  (E^arafteriflil  einjeluer  Sttifer.  (@.  S)eutf(^e, 
(Sngfttnber,  ^ranjofen,  dtaliener,  Xmerifaner.) 

tlolketre^t,  f.  Siecht. 

b0lk0f0]uietäiutät. 

S)ie  grage  nac^  ber  @ouDeränetät  be«  Solfe«  Iduft  im  ©runbe 
baranf  ^inau9,  ob  irgenb  demanb  nrfprünglic^  bad  Stecht  ^aben  tBnne, 


448  Sontrt^etl    —    9u(gafttat 

eine  ebenfo  befonbere  ScfHmtnung  im  ©ubiect  ba,  bte  nuui  cm  6t« 
fenntnigoermdgen  nennt.  S)ad  fubiectioe  Sorretat  t)on  3^tt  unb  Kaum 
für  ftc^,  ate  leere  formen,  iß  bie  toon  ftant  fo  genannte  retne€tnn* 
lid^fett.  ^a9  f üb jectiüe  Korrelat  ber  ÜRaterie  ober  6auf aUtat,  loeldje 
beibe  (Sind  Ttnb,  tft  ber  Serßanb.  (SergL  SKaterie  unb  SerfianbJ 
!Z)a^  fubiectiDe  (^omlat  M  Segriff^  ifl  bie  Vernunft  (SergL  9e« 
griff  unb  «ernnnfL)  (SB.  I,  13.  ®.  141  fg.)  Ucber  ho»  fnb. 
lectiDe  Sorrelat  ber  dbee,  bad  reine  ©ubject  bed  Srfennend,  f.  unter 
3b ee:  ÜDic  Sricnntnig  ber  3been.) 

8)  S3er^ä(tni6  ber  Sorftellung  }um  ätealen.  (@.  dbcal 
unb  dbeali^mud.) 

9)  S)ie  9Belt  aU  Sorßedung.   (@.  3BeU.) 

tiovuvt\)nl. 

1)  $errf(^aft  bed  9}orurt(|eiId  in  ben  gemö^nltc^en 
ftöpfcn.  (@.  unter  Urt^eiUfrQft:  ©elten^eit  ber  Ur^ 
t^itefraft.) 

2)  S)ad  S3orurt^eiI  aU  ein  $Qupt^inberni§  ber  Vnf^ 
ftnbung  ber  9Ba^r^eit. 

9Bad  ber  Sluffinbung  ber  SBa^r^eit  am  meiflen  entgegenlieft,  tft 
nic^t  ber  aud  ben  S)ingen  ^eroorge^enbe  unb  jum  Orrt^um  t>erleiten^( 
falfc^e  @(i^ein,  noc^  au(6  unmittelbar  bie  @d^n)ilci^e  be^  Serflonbcl; 
fonbern  eö  ifl  bie  Dorgefagte  3Reinung,  bad  93omrt^eiI,  loeld^ef  al^ 
ein  After  «a  priori  ber  SBa^r^eit  fic^  entgegen jicllt.    (%  U,  15.) 

tlulsarität. 

'Der  ^udbrudP  Don  SSuIgaritöt,  mldjtt  ben  aOermeiflen  ®efid|ttTn 
aufgebrüdt  ifl,  befiehlt  eigentlich  barin,  bag  bie  firenge  ttnterorbnung 
i^red  Srfennend  unter  i^r  SßoQen  unb  bie  baraud  folgenbe  Untnbgltd)« 
feit,  bie  3)tnge  anber^  atö  in  Sejie^ung  auf  ben  SSiden  unb  feine 
ßmdt  aufjufaffen,  barin  fld^tbar  ifl.  hingegen  liegt  ber  Xudbrud 
bed  ®ented  barin,  bag  man  bad  Sodgefproc^enfein  bed  dnteHectd  Dorn 
2)ienfle  bed  SBiUend,  bad  S3or^errf(^en  bed  Srtennend  über  hoS  aBoacn, 
bcutlid^  barauf  liefl.    (SB.  U,  433.   %  l,  366;  II,  73.) 


Sa4«ftgur«n    —    So^(.   Sa^tentfd^etbung  449 


Ulad)9|i9itrtn,  f.  unter  ftunfimert:  SBarum  bad  Sun|)t9err  nt(^t 
%üt9  ben  ©innen  geben  barf. 

Ulögnr. 

(Sd  giebt  }toei  %rten  be9  SBägend:  nämlic^  enth)eber  ert^etlt  man 
ben  beiben  ju  Devgletc^enben  SRaffen  gleiche  ©efdjtoinbtgleit,  um  ju 
etfe^en,  totlä^t  t)on  beiben  ber  anbern  je^t  noc^  Setoegung  mitt^eilt, 
atfo  felbf}  ein  gtögeceö  Ouantum  berfelben  l)at,  h)e((^ed^  ba  bie  ®e« 
f(^n)inbigleit  auf  beiben  Seiten  gleid^  i^,  bem  anbern  Factor  ber 
®töge  ber  9eh)egung,  alfo  ber  Tta^z,  }U3uf (^reiben  ifl  (^anb« 
n)age);  ober  aber  man  toSgt  baburc^,  baß  man  unterfuc^t,  h)ie  mel 
®ef(^h)inbigfeit  bie  eine  SRaffe  me^r  erhalten  vm%  atö  bie  anbere 
tiat,  um  biefer  an®r06e  ber  Semeguug  gleic^  }u  fommen,  mithin 
fiil  leine  me^r  toon  i^r  mitt^eiten  gu  taffen;  ba  bann  in  bem 
Ser^ttltnig,  h)ie  i^re  ©efc^toinbigfeit  bie  ber  anbern  übertreffen 
mug,  i^re  SRaffe,  b.  i.  bie  Ouantität  i^rer  ÜRaterie,  geringer  \%  alö 
bie  ber  auberen  (®(^neah)age).    (9B.  n,  60.) 

1)  9}or}ug  bed  9Renf(^en  t>ox  bem  Spiere  in  ^infic^t 
auf  bie  @p(Sre  ber  SBa^I. 

S)ie  ÜRotitoe,  bur(^  bie  ber  SBille  ber  2:^iere  betoegt  h)irb,  muffen, 
meil  ben  2:^ieren  Sernunft,  bad  Sermbgen  nic^tanfc^aulic^er,  ab« 
{hacter  SorfteOungen  (Segriffe)  abgebt,  ade  9Ra(  anfc^aulid^  unb 
gegenh)äctig  fein.  ^ierDon  aber  ifl  bie  golge,  bag  i^nen  ilugerfi  menig 
äEßa§(  geßattet  ift,  nömlic^  bIo9  ^mifc^en  bem  i^rem  befc^räntten 
©eßd^t^Ireife  anfd^aulic^  Sorliegenben.  3)er  äRenfc^  hingegen  ^at 
vermöge  feiner  S^^igfeit  nid^tanfc^auUAer  SorfleUungen  einen  un» 
enbli(^  »eiteren  ®eP(^t«!rei«,  roeld^er  baö  «btoefenbe,  »ergongene,  3u« 
fitnftige  begreift;  baburc^  l)at  er  eine  t>xA  größere  Sphäre  ber  Sin* 
koirfung  Don  ÜRotitoen  unb  folglich  auc^  ber  SBa^I,  ate  ba«  auf  bie 
©egcnmart  bef^ränlte  St^ier.  (S.  34  fg.  ®.  97.  SB.  I,  366.  — 
$ergl.  auc^  unter  SRenft^:  Unterfc^ieb  }toif(^en  St^ier  unb  9Renf(^.) 

2)  S)ie  2Ba^(entf(^eibung   ifi  nid^t  aU  grei^eit  be« 
einzelnen  SBoIIen^  anjufe^en. 

2)ie  Sa^fentf (Reibung,  bie  ber  SRenfc^  oermöge  ber  Semunft  Dor 
bem  Spiere  toorau^  ^ot,  mac^t  i^n  nur  )um  ftampf))Ia^  ht9  Sonfiictd 
ber  aRotibe,  entjie^t  i^n  aber  nic^t  i^rer  ^errfd^aft  unb  ifl  ba^er 

6<lftopeti^auet'Bc(tfoti.    II.  29 


450  ®al^n    —    Si^a^nflnn 

feme^ioeg^  ate  gret^ett  bed  etnaelnen  SßoIIen^,  b.  ^.  Unab^üngtgTett 
Dom  ©efcfee  bcr  Saufatttät  anjufc^cn,  bcffcn  9?ot^»cnbtg!cit  fl^  übet 
bcn  SKcnf^cn,  »ic  über  icbc  anbete  ßrfc^einung  ctfhedt.  (SB.  I,  355. 
SSetflL  unter  grei^eit:  Äriti!  ber  3nbifferenj  be«  SBiaen«.) 

3)  Sort^eil  bed  anfc^anlic^en  über  ba«  abflrocte  9Ko» 
ttt)  bei  ber  SBa^Ientfc^eibung. 

SBenn  bei  einer  SBa^Ientfd^eibung  ein  Sonftict  jtüifc^en  einrat  an« 
fc^autid^en  unb  einem  objhacten  SKotiö  eintritt,  fo  ijl  erftere«  burc^ 
feine  gorm  (anfd^oulid^fcit)  gar  fcljr  im  Sort^ell,  benn  bem  SBiden 
ifi  bie  anfc^anlid^e  Srtenntnig  urf prünglic^er  beigegeben,  a(d  bad  SDrn* 
!en,  unb  bad  Slngef traute  h)irft  energifc^er,  aM  bad  b(o9  @eba(^te. 
Senn  iebod^  me  biefem  ©runbe  ein  anf(^au(i(^cd  SRotio  über  ha9 
abjhacte  jiegt,  fo  ift,  tta«  fo  gefc^ic^t,  SBirfung  be«  Vffect«  unb 
giebt  ba^er  fein  DoOgüItiged  S^ugnig  über  bie  S3efd)affen4eit  be«  (S^a- 
rohcr«.  ($.  392  fg.  »ergl.  unter  «ffect:  SBarum  ber  «ffect  bie 
3ure(^nung  Denninbert.) 

ttlai)n^  fi^er,  f.  SBa^nfinn. 

tOatinglaube,  f.  Aberglaube« 

tDat)ttftnn. 

1)  3Befen  bed  SBa^nfinn«. 

SEßeber  Semunft,  noc^  Serfianb  fann  ben  SBa^nfutnigen  abgefproi^ 
»erben;  benn  fie  reben  unb  toeme^men,  fie  f daliegen  oft  fef^r  ri^tig, 
auc^  f(|auen  fie  in  ber  9{eget  bad  (^egemvärtige  gau}  rid^tig  an  unb 
fe^en  ben  3ufammen^ang  )n}ifd^en  Urfa^e  unb  Sßirtung  ein.  Stßonen, 
gleich  Siebcrp^antafien,  finb  lein  gett)5(|n(i(^e^  Symptom  M  SBabn' 
^nnd;  bad  S)etirium  oerfätfc^t  bie  Snfc^auung,  ber  äBa^nfinn  bie 
©ebanfen.  3Rei{!end  nttmlic^  inen  bie  SBa^nfinntgen  bnr(^au9  nt(^t 
in  berftenntnig  bed  unmittelbar  ©egentofirtigen,  fonbem  i^r  drre« 
reben  be^ie(|t  ftd^  immer  auf  bad  8bn)efenbe  unb  Sergongcne,  unb 
nur  baburc^  ouf  beffen  Serbinbung  mit  bem  ©egentoärttgen.  i>af^ 
nun  fc^eint  i^re  ftranf^cit  befonberd  bad  ©ebttc^tnig  ju  treffen,  im 
bem  ber  ^oben  bed  ©ebäc^tniffeö  a^rriffen,  ber  fortloufenbe  3ufaninien« 
^ang  beffetben  aufgehoben  ift.  (Einzelne  @cenen  ber  Vergangenheit 
fte^en  rid^tig  ba;  aber  in  i^rer  Siücferinnerung  finb  Süden,  loelc^  pe 
bann  mit  t$ictionen  au^füOen,  bie  entmeber,  fiet6  bie  felben,  gu  f^en 
dbeen  merben  (ft^er  9Ba§n,  aRelanc^oUe),  ober  jebeMat  onbere  ftnb, 
augenblicfüc^e  (SinfäHe  (%arr^eit,  fatuitas).  (Erreicht  ber  3Ba§ußim 
einen  ^o^en  ®rab,  fo  entfielt  DöOige  ©ebfi^tnigloftgfeit.  (993.  I,  28. 
226  fg.;  n,  454  fg.) 

2)  He^nlic^teit  bed  Zxanmt^  mit  bem  äBa^nftnn.   (®. 
S^raum.) 


3)  ftriterium   }ipif(^en   ©eifledgefunb^eit   unb   Kcx^ 
rüdt^cit. 

iZHe  eigentliche  ©efunb^eit  be^  ©eiflcd  beßc^t  in  bet  DoOlIoinmenen 
9tUderinnerung.  S)ad  ©ebfic^tnig  eineö  ©efunben  geaä^rt  über  einen 
SSorganfl,  bejfen  ßtügt  er  gettefen,  eine  ®etti§^eit,  hjeldje  ald  eben  fo 
fefl  unb  ftc^er  angefe^en  mirb,  ivie  feine  gegentt)ärtige  SEBa^me^mung 
einer  ©ad^e;  ba^er  berfelbe,  n^enn  oon  i^m  befc^moren,  Dor  ©cric^t 
baburc^  fefigefieDt  toirb.  hingegen  tuirb  ber  bloße  Serbad^t  bed  SBa^n« 
(innd  bie  Su^fage  eined  B^^fl^n  \^^oxt  enthräften.  $>kx  alfo  liegt 
bad  ffriterinm  )tt)if(^en  ©eifle^gefunb^eit  unb  Serrüdt^eit.  (SB«  II, 
454  fg.) 

4)  Settoanbtfc^aft  unb  Unterfc^ieb  jmtfc^en  ber  (Sr- 
lenntnig  be«  Sßa^nfinnigen  unb  ber  bed  X^iered. 

2)ie  (Srfenntnig  bed  Sa^nfinnigen  f^at  mit  ber  bed  Xf)im9  bied 
gemein,  ba§  beibe  auf  batS  ©egentuttrtige  befc^rttnft  fmb;  aber  toa9  fie 
unterfc^eibet  ifl  biefe^:  ha9  St^ier  ^at  eigentlich  gar  feine  SorfieUung 
oon  ber  Vergangenheit  aM  folc^er;  ber  Sia^nftnnige  bagegen  trägt  in 
feiner  Vernunft  oud^  immer  eine  Vergangenheit  in  abstracto  ^erum, 
aber  eine  falfc^e,  bereu  (Sinflug  nun  awSn  ben  ®ebrau(^  ber  richtig 
erfannten  ©egenmort  oer^inbert,  ben  bod^  bad  X^ier  mac^t.  (9B.  I, 
227.)  SBegen  SRangeM  ber  Vernunft  merben  Z^iere  nic^t  loa^nfinnig, 
oietoo^I  bie  gleifc^freffer  ber  SBut^,  bie  ©ra^freffer  einer  Xrt  Staferei 
audgefe^t  finb.   (9S«  U,  76.) 

5)  VertDunbtfc^aft  jmifc^en  ©enialität  unb  SBa^nfinn. 
(@.  unter  ©enie:  S)ie  geniale  (Erfenntnigmeife.) 

6)  Srllärung  ber  {^äufigfeit  bed  SBa^nfinnd   bei 
@4auf))ielern.    (®.  ©^aufpieler.) 

7)  Urfprung  bed  äBa^nfinnd. 

!Da§  (eftiged  geifKged  Seiben,  unerh)artete  entfe^lic^e  Vegeben^eiten 
^ttfig  fflo^nfinn  Deranlaffen,  i^  fo  }u  erflären:  debed  fold^ed  Seiben 
ifl  immer  ote  mirtlic^e  Vegeben^eit  auf  bie  ©egenwart  befc^ränft,  alfo 
nur  oorüberge^b  unb  infofern  nic^t  übermttgig  fc^mer;  überfc^mttng« 
lic^  grog  mirb  e^  txft,  fofem  e«  bleibenber  ©c^merj  ifi;  aber  a(6 
folc^er  ifi  t9  mieber  allein  ein  ©ebanfe  unb  liegt  ba^er  im  ©ebäc^t' 
nig.  SSßirb  nun  ein  folc^er  Stummer,  ein  fold^ed  fc^mer}lic^e0  Sin« 
beulen  fo  qualuoll,  bag  e^  fc^lec^terbingd  unerträglid^  fällt,  bann  greift 
bie  geSngfligte  Statur  jum  SBa^nfinn  aU  )um  legten  %ettungdmittel 
M  Sebcn«.  (9B.  I,  227  fg.)  Sn  bem  SBiberffareben  be«  SiOen«,  bad 
t^m  9SBibrige  in  bie  Veleu^tung  ht9  duteüect«  lommen  ju  laffen,  liegt 
bie  Stelle,  an  melc^er  ber  SBa^nfinn  auf  ben  ©eifl  einbrechen  fann. 
9Ran  lann  alfo  ben  Urfprung  M  Sa^nfinnd  anfe^en  aH  ein  gemalt« 
famed  „@i(^  avA  bem  @inn  f erlagen"  irgeub  einer  ®ac^e,  meiere« 
jeboc^  nur  möglich  ifi  mittelfl  bed  „@i(^  in  ben  ftopf  fe^en"  einer 

29* 


452  Sa^r^ftigfett 

atibent«     ©cUener   fmbet  ber   mngrfdprte   ^ttgm%   Pott      (SB*    U, 
455  —  457.) 

£)eftfr  ieboc^,  att  ben  ongegebfnen  pfi^c^tf^ai,  ^  ber  SBo^nfinn  rhiai 
reut  fotnatifc^en  Urf|nrinig,  bmi^  auf  9Rt|bttbitngai,  ober  partieflat 
jDedorgatttfattonen  be9  ©e^int«,  ober  auf  bem  Suifbtg,  ben  onbcre 
fronf^aft  affictrte  S^^etle  auf  bad  @c^tni  ^abcn.  ddMM^  tocibcn  beibe 
Qrfac^en  bed  SBa^nftnn«  meifltn^  Don  ehumber  {Hnttctpiitii,  jnmal  bie 
f)f9(^tf(^eit  üon  btr  fotnatifc^etu   (SB.  ü,  457  fg.) 

8)  Sin  Xnalogon  be6  Qeberganged  Dom  @c^nter^  jnoi 

SBa^ttfinn. 

Sin  fc^toac^ed  Hnalogon  ht9  Uebergongd  oont  qnatooden  ©i^iner^ 
)um  SBa^nftnn  ifi  btefed,  bag  totr  %lle  oft  ein  )ieinigenbe€  Sbibcitfai, 
bod  nnd  ptbglic^  einfäOt,  »te  mec^ontfc^,  bnrc^  eine  tonte  Xcngcnnig 
ober  Semegung  ^u  berfc^euc^en,  nn6  felbfl  baoon  abinfenfen,  mit  &t^ 
matt  nnd  gn  getffarenen  fuc^en.   (933.  I,  228.) 

9)  S)ie  «afercL 

2)er  3uftanb  ber  Kaferei  o^ne  Serrücft^eit  (mania  sine  delirio)  ifl 
baraud  gn  er!(ären,  bag  ^ter  ber  äBiQe  {ti|  ber  ^errfc^aft  unb  Seitnng 
bed  dnteOectd  unb  mithin  ber  SRotiDe  periobifc^  gong  entgie^t,  »obnn^ 
er  bann  aU  blinbe,  ungeftüme,  gerfiörenbe  9?aturtraft  auftritt  tmb 
bentnac^  ft(^  ttngert  aü  bie  ©nc^t,  HVit9,  mad  i§m  in  ben  2Beg 
!ommt,  gu  Demtc^ten.  deboc^  toirb  bIo9  bie  Sernunft,  alfo  bie 
reflectiDe  (Srtenntnig,  Don  jener  ®u^f)enflon  getroffen,  nic^t  anc^  bie 
intuitive;  Dtelme^r  nimmt  ber  9{afenbe  bie  Dbjecte  toa^r,  ba  er  auf 
fie  lodbrif^t.  96er  er  ifl  o^ne  ade  Settung  burd^  bie  Vernunft.  (9S. 
U,  458.) 

10)  Suf^ebung  ber  inteUectuellen  t^rei^eit  bnrc^  ben 
9Ba^nftnn  unb  Unßrafbarteit  be^  äBa^nfinnigen. 

ÜDte  inteüectuelle  ^ei^ett  ifi  burc^  ben  äSSa^nftnn  aufgehoben.  (®. 
unter  grei^eit:  3)tc  intettectucllc  %xtif)tit)  3)ie  im  ffia^nfmn  be- 
gangenen ©erbrechen  flnb  ba^er  auc^  niijt  gcfeftlic^  prafbar.   (6.  99.) 

(S9  fragt  flc^:  SSSenn  ein  (Delinquent  na^  ber  Unterfud^ung  toa^n* 
finnig  teirb,  ifi  er  bann  für  ben  9Rorb,  ben  er  im  gefunben  3#<in^ 
begangen  ^at,  ^ingurit^ten?  —  ©cttig  nid^t.   {$>.  377.) 

11)  Db  bie  Sßa^nfinnigen  unglüdTIid^  finb. 

Sd  gehört  gu  ben  Don  Ungtt^Iigen  nad^gefproc^enen  drrt^ümem,  bog 
bie  äBa^nfinnigen  überaus  ungliidfUc^  feien.   ($.  II,  64.) 

Ulal)rl)afli0ktit. 

1)  Die  bem  3Renf(^en  natürliche  Steigung  gur  äBa^r« 
^eit. 

(£«  liegt  in  jebem  ÜWenfc^en  auc^  eine  Steigung  gur  SBa^r^eit,  bie 
bei  jcber  2üge  erfi  übenoältigt  »erben  muß.   (335.  I,  292.) 


®a^r§cit  453 

2)  äBorum  Sa^t^aftiglett  befonbet«  gelobt  unb  ge» 
fc^ä^t  totrb« 

S)ie  OueOe  bet  Silge  ift  Ungerec^tigleit,  UebeltooOen ,  So^^eit. 
(Sergl.  Süge.)  S)a^cr  nun  fommt  e«,  bog  Sßa^r^aftigreit,  Sufrid^* 
ttgfett,  Offenheit,  ©etab^eit  unmittetbat  otö  loben9h)ert^e  unb  eb(e 
©emiit^^eigenfc^aften  erlonnt  unb  gefc^tt^t  totx^tn,  h)eit  niir  Dorauö* 
fegen,  bag  bevienige,  »eichet  biefe  (Stgenfc^aften  offenbart,  (eine  Un« 
gerec^tigfeit,  (eine  Sod^eit  ber  ©efinnung  ^ege  unb  tbm  ba^et  (einer 
SJerfleOung  bebarf.   ($.  402.) 

tOa\)tl)txt 

1)  ®ebiet  berSBa^r^eit  unb  »ebeutung  be«  ^rttbicat« 
„tt)a^r''.  (@.  unter  ®runb:  ®ag  t)om  ®runbe  bed  (Sr- 
(ennenö.) 

2)  !Z)ie  t)ier  S(rten  ber  SBa^r^eit.    (!Z)afe(bft.) 

3)  Unterf(^ieb  }toif(^en  SRealitfit  unb  Sßa^r^eit.  (®. 
Orrt^nm.) 

4)  ®egenfag  jn^ifc^en  Sßa^r^eit  unb  drrt^um.  (@. 
drrt^um.) 

5)  Unterfc^ieb  jmifc^en  3)en(bor(eit  unb  SBa^r^eit. 
(@.  unter  Urt^eit:  Unterf^ieb  }U)ifc^en  2)en(bar(eit  unb 
aßa^r^rit  ber  Urt^eile.) 

6)  Unterf(^ieb  jtoif(^en  „xiältii",  „iDO^r",  „reol", 
„eöibent".    (®.  Cöibena.) 

7)  Ser^ältnig  be«  Setoeife«  jur  Sßa^r^eit.  (®.  9e- 
toei^.) 

8)  Sor}ug  ber  unmittelbar  begrünbeten  SEBa^r^eit  toor 
ber  burc^  Setoeid  begrünbeten.  (®.  Semeid  unb 
®eh)ig^eit.) 

9)  Ser^ttltniß  ber  allgemeinen  ju  ben  fpecieden  SBa^r« 
Reiten. 

Oebe  allgemeine  SBa^eit  Der^ält  fic^  }u  ben  fpecteüen,  h)te  ®olb 
)u  Silber,  fofem  man  fle  in  eine  betrtt(^tlid^e  SRenge  fpecieOer  fBcäfv 
Reiten,  bie  aud  i^r  folgen,  umfegen  (ann,  loie  eine  ®olbmün)e  in 
(leine«  ®elb.  hierauf  beruht  ber  9Bert§  ber  aUgemetnen  SBa^r^eiten  im 
$^9f{(alif(^en,  mie  im  aRoralifc^en  unb  ^f^c^ologifc^en.  {%  II,  22.) 

10)  Unterfc^ieb  jmifc^en  einfeitiger  unb  allfeitiger 
SEBa^r^eit. 

jleine  au9  objediDer,  anfc^auenber  Vuffaffung  ber  2)inge  entfprungene 
unb  folgered^t  bur^gefü^rte  Xnfic^t  (ann  burd^aud  falf$  fein,  fonbem 
fie  ifi  im  fc^limmften  %atl  nur  einfeitig.  debe  fol(^e  Suffaffung  ift 
nämlic^  nur  t)on  einem  beßimmten  @tattbpun(te  au9  »a^r.  (Sr^ebt 
man  fc^  aber  über  ben  ®tanbpun(t,  fo  er(ennt  man  bie  9^elatit)itttt 


454  Sßo^rtett 

i^rer  SSia^r^eit;  b.  ^.  i^re  6aifeittg|fett  Stur  ber  f^bi^^t,  Wltß  übte 
fe^enbe  unb  in  9{ed^nung  bringenbe  ©tanbpunit  fonn  abfofute  SBa^r« 
^cit  tiefem.   ($.  n,  13  fg.) 

11)  Uebereinflimmung  ber  SSSa^r^eit  ntit  fi(^  unb  mit 
bei  9?atur  unb  Sufammen^ang  aller  SBo^r^eiten. 

9lur  bie  3Ba^r^eit  fann  burc^gttngig  mit  f!(^  unb  mit  ber  SRatnx 
überetnflimmen;  hingegen  fheiten  äße  fdfc^en  ©runbanftc^ten  innerlich 
mit  ftdjf  felbft  nnb  nac^  Singen  mit  ber  (Srfa^rung,  meldte  Bei  febem 
©(^rittc  i^ren  flitten  ?ßrotefl  einlegt,  (g.  258.)  ©ne  SBa^v^cit  !ann 
nie  bie  anbere  umflogen,  fonbern  aUe  muffen  jule^t  in  UebeveiHflimmiing 
ein,  meit  im  Snfc^autic^en,  i^rer  gemeinfamen  ®runblage,  fein  SBiber« 
pruc^  mögtic^  ifi.  2)a^er  ^afieine  Sßa^r^eit  bie  anbere  }u  fürchten. 
2:rug  unb  Orrt^um  hingegen  §aben  jebe  Sßa^r^eit  )u  für^ten.  (3B. 
II,  114.) 

S)ie  äBal^r^eitcn  Rängen  atlfe  ^jufammen,  f orbern  flc^,  ergänjeu  f{(^, 
ttiä^renb  ber  drrt^um  an  Mtnddtn  aitfl9gli.   (%  11^  253;  I,  136.) 

12)  Stoige  2Ba^r§eiten.  (®.  !Z)ogmatidmu9  unb  Xx'u 
ticidmud.) 

13)  ©egenfa^  }n)if(^en  p^^fifalif^en  unb  moralifc^en 
^a^r Reiten.  (®.  unter  äJ^oral:  SBic^tigfeit  ber  tnora« 
Uferen  Unterfuc^ungen.) 

14)  $aupt^inberitiffe  ber  Srienntntg  ifnb  Xnerfennung 
ber  SBa^r^eit. 

2)ad  ifl  ber  gluc^  biefer  SBelt  ber  9lot^  unb  be«  »ebürfniffed,  bag 
biefen  SDe^  bienen  unb  frö^nen  mug;  ba^er  eben  ift  ^e  nid^t  fo 
bcfc^affen,  bag  in  i^r  irgenb  ein  ebled  unb  er^abeneö  Streben,  toie 
bad  nai)  Sid^t  unb  SBa^r^eit  ifl,  unge^inbert  gebei^cn  unb  feiner  felbfl 
luegen  ba  fein  biirfte.  @onbem  felbft  toenn  ein  Wtal  ein  fotc^ed  flc^ 
^at  geltenb  machen  fönnen  unb  baburc^  ber  Segriff  baDon  eingeführt 
ift;  fo  koerben  aldbalb  bie  materieDen  dntereffen,  bie  perfi$n(i(^en 
3tt)e(fe,  auc^  feiner  fid^  bemächtigen,  um  i^r  9Ber!jeug  ober  i^re  SRadfe 
b&rau«  ju  matten.   (SB.  I,  SJorrebe  XVII.) 

@in  ^aupt^inbemig  ber  9Ba^r^eit  ifl  anc^  bad  Sornrt^eit. 
(Sergl.  Sorurt^eil) 

(Sd  ifl  ganj  natürlich,  bag  toir  und  gegen  {ebe  neue,  unfer  btd^eriged 
®t)flem  umftogenbe  ^a^r^eit  abtDc^renb  unb  t)emeinenb  toer^alten.  (Eine 
und  Don  Orrt^ümern  jurüdbringenbe  393a(|r^eit  ift  einer  Hrjnei  }tt 
Dergleichen,  foiDo^t  burd^  i^ren  bitteren  unb  miberltd^en  ©efc^matf,  aM 
auc|  baburc^,  bag  fte  nic^t  im  Stugenblid  bed  (Einnehmend ,  fonbern 
erfl  nac^  einiger  3eit  i^rc  SBirfung  äugert.  (^:ß.  n,  63.) 

15)  Sangfame  Verbreitung  ber  SBa^r^eit.  (®.  unter 
9ieifen:  (Eine  bcfonbere  Seobad^tung,  bie  man  auf  97eifcn 
machen  fann«) 


Sa^r^ett  455 

16)  3)ie  ©ekoatt  ber  Sßa^r^ett 

Die  (Sttoait  ber  SBa^r^ett  ift  unglauMic^  gtog  unb  t)on  unfägttc^et 
Vudbauer.  9Bir  finben  t^re  häufigen  ®))uren  tDtcber  in  aDen,  felbß 
bcn  bijarrPen,  jtt  abfurbejlen  3)ogmen  öerfc^iebenet  3«iten  unb  gttnbcr, 
jmtir  oft  in  fonberbarer  ©efeüfc^aft,  in  h)unberli(^er  Sermifc^ung,  ober 
bo(^  )u  erlennen.   (SS.  I,  163  fg.) 

SBann  eine  neue  unb  bo^er  porabo^e  ©runbtoa^r^eit  in  bie  SBelt 
fommt,  fo  »irb  man  ymax  allgemein,  ^artnädPig  unb  mSglid^fl  lange 
P^  i^r  »iberfcfeen.  afnj»if(i^en  tt)irft  pc  im  ©tiOen  fort  unb  frißt, 
»ie  eine  ®äure,  um  Pc^,  bi«  atUed  unterminirt  ip«  ($.  ü,  507.  511. 
15.    S.  111.    $.  I,  286.) 

3toar  fo  lange,  att  bie  Sa^r^eit  no(^  nic^t  baPe^t,  lann  ber  drr« 
t^um  fein  ®pie(  treiben,  h)ie  @u(en  unb  gl^bermäufe .  in  ber  9?ac^t; 
aber  e(|er  mag  man  enoarten,  ba§  Sulen  unb  ^ebemiftufe  bie  (Sonne 
}urii(f  in  ben  DPen  f(^eu(^en  »erben,  aM  ba§  bie  erlannte  unb  beut« 
(i(4  unb  t)onpfinbig  audgefpro(^ene  Sa^r^eit  h)ieber  burd^  ben  alten 
drrt^mn  Derbrängt  koerbe.  1>a9  ip  bie  ftraft  ber  Sßa^r^eit,  beren 
@ieg  f Corner  unb  mttl^fam,  bafür  aber,  »enn  einmal  errungen,  i^r 
nic^t  me^r  }u  entreißen  ift.  (SEB.  I,  42.  97.  8.  Sergl.  auc^  Orr» 
le(|reO 

17)  3)ad  ©c^idTfal  ber  SBa^rl^eit. 

Der  Sßa^r^eit  ip  aüejeit  nur  ein  hirje^  ®iege0fep  befc^ieben  3toi« 
fc^en  ben  beiben  langen  ^titxHvaam,  mo  Pe  M  parabo^  t)erbammt 
unb  aM  triDial  geringgefc^^t  mirb.   (SB.  I,  Sorrebe  XY.) 

(Ueber  bie  $arabo|ie  ber  Sßa^r^eit  DergL  $arabo^ie.) 

18)  UnDereinbarfeit  be9  Strebend  nac^  SBa^r^eit  mit 
bem  Serfolgen  perfönlic^er  3^^^^* 

Die,  beren  Xriebfeber  perfbnlid^e,  amtliche,  lird^Iic^e,  Paatli^e,  lurj 
reale,  md^t  ibeale  S^tdt  flnb,  »erben  tro^  be9  ©c^eine^  oon  Streben 
na^  SBa^r^eit,  ben  Pe  Pd^  geben,  boc^  nimmer  bie  SBa^r(|eit  fbrbem« 
Denn  bie  SBa^r^eit  iP  leine  $ure,  bie  Pc^  Denen  an  ben  $att  »irft, 
»el(^e  i^rer  nic^t  begehren;  oielme^r  ip  Pe  eine  fo  fpröbe  @(^9ne,  bag 
fclbp  »er  i^r  Hlled  opfert  no(^  nic^t  i^  ®unP  geteig  fein  barf. 
(SB.  I,  »orrebe  XVni.) 

9ßie  foUte  ber,  melc^er  für  P4,  nebf}  SBeib  unb  jtinb,  ein  S(u«' 
lommen  fu(^t,  }uglei(^  Pc^  ber  993a ^r^ ei t  »ei^en?  ber  SBa^r^eit,  bie 
)u  aQen  3^iten  ein  geftt^ßc^er  Segleiter,  ein  un»iOIommener  ©aß 
gemefen  ip,  —  bie  oermut^Iic^  au(^  bed^alb  nactt  bargePeOt  »irb, 
»eil  Pe  nic^t^  mitbringt,  ni^t«  audjut^eiten  ^at,  fonbem  nur  i^rer 
felbp  »egen  gefnc^t  fein  »in.  3^^^^^  f^  Derfc^iebenen  ^nren,  »ie  ber 
Seit  unb  ber  SBa^^it,  Ittgt  P(^  nic^t  jngleid^  bienen.  Da«  Unter« 
nehmen  füj^  jur  ^u^elei.   {%  I,  165.) 

9Ber  mit  ber  SBa^r^eit,  mit  biefer  nacften  ®(^5n^eit,  biefer  lodenbeti 
Sirene,  biefer  Sraut  o^e  KudPeucr  bu^lt,  ber  muß  bem  ©tttd  ent« 


456  SBo^rtrdumen    —    SBartcn 

fagen,  ein  @taat9»  unb  $at§eber<$^iIoft)))^  ju  fein.  6t  loirb,  tocnn 
er  ed  ^oc^  bringt,  ein  SDoc^Iantmerp^Kofopi  Sflein  bagegen  loirb  er, 
fiatt  eined  "^ubticumd  bon  em)erb^Iufiigen  Srobftubenten,  eined  ^aben, 
bad  aud  ben  fettenen,  autolefenen,  benfenben  äBefen  befielt.  Unb  aud 
ber  i^erne  loinlt  eine  banfbare  Sflai^mlt   (31,  146.) 

19)  SDer  ®enug  ber  Sßa^r^eit. 

3)er  größte  ®enu6  i|l  o^ne  ä^^^tfel  bie  intuitit)e  Srfcnntniß  ber 
äBa^r^eit.  (3R.  334.)  SDiejenigen  muffen  gar  feine  Hbnbung  babon 
^aben,  toie  fc^ön,  n)ie  liebenswert^  bie  ^a^r^eit  fei,  welche  g^eube  im 
Serfolgen  i^rer  @pur,  loelc^e  SBonne  in  i^rem  ®enuffe  liege,  bie  fic^ 
einbilben  lönnen,  baß  loer  i^r  Sntli^  gef(^QUt  ^at,  fie  berlaffen,  Der« 
leugnen,  fie  berunflalten  fönnte,  um  beS  SeifaDd,  ober  ber  Kerntet, 
ober  bc«  ®elbe«  wegen.    (9?.  146.) 

20)  Sor}ug  ber  burc^  eigene^  3)enlen  erworbenen 
Dor  ber  blod  erlernten  SSa^r^eit. 

2)ie  bloS  erlernte  2Bol|r^eit  Hebt  und  nur  an,  koie  ein  angefe^ted 
®Heb,  ein  falfc^er  S^^^h  ^tne  wäc^ferne  92afe,  bie  burc^  eigene^  ÜDen« 
len  erworbene  aber  gleicht  bem  natürlichen  ®(iebe;  fie  aHein  gehört 
vm9  wirllic^  an.  S)arauf  beruht  ber  Unterfc^teb  jwifc^en  bem  üDenfer 
unb  bem  Mögen  ®ele(|rten.   {%  II,  529.) 

21)  3)er  fc^önfie  SuSbrud  ber  2Ba^r^eit    (@.  Statu, 
92ait)etät.) 

22)  3)ie  Surrogate  ber  Sßa^r^eit. 

S)ad  Sa^re  lann  auf  bie  Sänge  nur  in  feiner  $?auterleit  befleben; 
mit  drrt^ümem  Derfe^t,  wirb  ed  i^rer  ^infäüigleit  t^eil^aft.  &  fitf^t 
a(fo  fd)Iimm  um  bie  Surrogate  ber  SSBa^r^eit.    ($.  II,  285.) 

23)  S)ie  3eit  aU  bie  Bunbedgenoffin  ber  SBa^r^eit. 

Sßenn  bie  Sßa^r^eit  aud  bem  S^atbefianbe  ber  3)inge  fpric^t,  braucht 
man  nic^t  i^r  mit  SBorten  gleic^  gu  $ülfe  ^u  fommen ;  bie  3cit  wirb 
i^r  ju  toufenb  3«nflfn  öer^elfen.  ($.  II,  511.  Sergl.  auc^  unter 
Urti^eil:  SEBirlung  ber  ßeit  auf  Berichtigung  bed  Urt^eite.) 

ttlat)tträunttn)  f.  2:raum. 

ttlanMbiirkeit,  ber  3)inge,  f.  Unbejlanb* 

txmtmt^  f.  unter  Sic^t:  Ser^äUnig  bed  iid^W  jur  SBärme. 

ttlarUn. 

9htr  t^eoretifc^,  burc^  Sor^erfe^en  i^rer  äBirlung,  foK  man  bie 
3eit  antici))iren,  ntc^t  ))rattif^,  nämlic^  nic^t  fo,  baß  man  i^r 
Dorgreife,  inbem  man  bor  ber3cit  berlangt,  wad  erfl  bie  3ett  bringen 
fann.  3)enn  bied  bringt  Serberben.  SRan  lann  j.  9.  bur^  unge* 
I5f(^ten  ftall  unb  $i^e  einen  ^avaa  bermagen  treiben,  bag  er  binnen 


SBorum    —    SEBeiber"  457 

toenigen  Zagen  SUtter,  SBIüt^en  unb  %xüäfit  trägt;  bann  aber  jlirbt 
er  ab.  Opfer  beö  SSSuc^er«  ber  geit  toerbeu  «He,  bic  nid^i  toorten 
formen.  üBeu  ®ong  bcr  genieffen  abloufenben  3"*  bef(^lenntgen  ju 
»oKen,  ifl  bad  foftft)icligpe  Unternehmen.   (%  1,  501  fg.) 

tDarum,  f.  unter  ®runb:  ^9Bt(^ttgfett  bed  ©a^ed  bont  jureic^enben 
®runbe. 

tßafftt^  f.  unter  5Rotur:  SDic  äfl^etifc^e  SBirhing  ber  5»otur. 

U)afftrltitttn0$kunfl. 

äEBad  bie  Sautunft  für  bie  dbee  ber  ©(^rnere,  uio  btefe  mit  ber 
Starrheit  üerbunben  crfc^ctnt,  leiftet  (öergl.  Ärd^itectur),  boffelbe 
(etflet  bie  fc^öne  993affer(eitung«fnnft  für  biefelbe  dbee  ba,  uio  i^r  bie 
glüfflgleit,  lei(^tcfle  »erf(^iebborfeit,  3)ur(^fl(^tig!cit,  bcigefeflt  ifl. 
©(^äumenb  unb  braufenb  über  Seifen  fiürgenbe  SBafferfäUe,  fliQ  }er= 
ftüubenbe  ßatarafte,  ate  l|o^e  Sßafferfäulen  em))or{hebenbe  ©prtng« 
bruimen  unb  ftar  fpiegeinbe  @een  offenbaren  bie  dbeen  ber  flüfflgen 
fc^weren  äRaterie  gerabe  fo,  mie  bie  3BerIe  ber  93autunft  bic  dbeen 
ber  fianen  SRaterie  entfalten.  9ln  ber  nü^ liefen  SBaffcrleitiiiigdlunß 
ftnbet  bie  fd^öne  feine  ©tü^^e,  ba  bie  ^wtdt  biefer  fid^  mit  ben  irrigen 
in  ber  9legel  nic^t  Dereinigen  laffen,  ba^ingegen  bie  fc^dne  Saufunfl 
an  ben  Sorbemugen  ber  vTot^wenbigfeit  unb  9Iü^Ii(^feit  eine  frttftige 
®tü«e  fiat.   (9B.  I,  256  fg.) 

1)  SBed^fet  ber  SRaterie  beim  Se^arren  ber  goi^nt.  (©• 
unter  Seben:  äSefen  bcd  Sebend  unb  ©egenfa^  be9  Seben» 
ben  gegen  ha9  Seblofe.) 

2)  ^Jßec^fel  ber  !Dtnge.    (@.  Unbeftanb.) 

tXitiiftlbtitxfft^  f.  unter  ©egriff:  »egriff^fp^ären. 

tDtdifellDirkltng)  f.  unter  ®runb:  Sßec^felfeitigfeit  ber  ®vünbe; 
nergl.  au(^  Perpetuum  mobile.) 

tOdbtx. 

1)  ®egen  ben  ®ebrau(^  be«  SSBorte«  ^rSrau"  fiatt 
,,ffieib^ 

2)er  immer  allgemeiner  loerbenbe  Derte^rte  ©ebraud^  be^  SSBorted 
Stauen  fiatt  SEBeiber  gehört  }u  jenem  (Sprad^i^erberb,  burc^  ben  bie 
@pra(^e  Derarmt;  benn  S^au  ^igt  uxor  unb  SBeib  mulier;  bie 
beutfc^e  Sprache  ^t,  mie  bie  lateinifc^e,  ben  6or}ug,  für  genu8  unb 
speciee  (mnlier  unb  uxor),  jmei  entfpred^enbe  Sßörter  )U  ^aben  unb 
barf  i^n  nic^t  aufgeben,  ibie  SEBeiber  moDen  nic^t  me^r  SBeiber  feigen, 
au9  bemfelben  ®runbe,  aud  meld^em  bie  dnben  30raeUten  unb  bie 
©d^neiber  ftleibermac^er  genannt  merben  looQen,  u.  f.  in.,  koeil  nttmttc^ 


458  SBeiber 

bem  3Borte  6etgemeffen  toirb,  mod  ntd^t  i^m,  fonbem  ber  ®a^e  an« 
^ängt.   ($.  90  fg.) 

2)  S)ie  93eflimmung  be«  SBeibed. 

SDod  Scib  if),  mte  fc^on  ber  SnbUcf  fetner  ©ejlolt  le^rt,  loeber  ju 
grogen  getftigen,  nod^  fötperli^en  arbeiten  befiimmt.  Sd  trttgt  hit 
<Sijulh  M  bebend  nic^t  burc^  S^un,  fonbem  burc^  J!eiben  ah,  burc^ 
bte  SBe^cn  ber  ©eburt,  bie  (Sorgfalt  für  bad  ßtnb,  bie  UntertoUrflgfett 
unter  ben  äRann,  bem  ed  eine  gebu(bige  unb  auf^etternbe  ©efä^rttn 
fein  fon.  3)ie  ^eftigfhn  Seiben,  i^reuben  unb  ^aftttu§erungeti  finb 
i^m  nid^t  befci^ieben;  fonbem  fein  Seben  foQ  fliller,  unbebeutfamer  unb 
gelinber  babinjliegen,  a\9  bad  bed  ÜRanned,  o^ne  mefentlic^  glüdlic^er, 
ober  niiglüdflid^er  ju  fein.    (^.  II,  649.)^ 

SBeil  im  ©mnbe  bie  SBeiber  gang  allein  }ur  ^ropagation  beö  ®e« 
fc^Ie^td  ba  finb  unb  i^re  S3eftintmung  hierin  aufgebt;  fo  leben  fie 
burc^n^eg  me^r  iu  ber  ©attung,  a(d  in  ben  dnbioibuen,  nehmen  e6  tti 
i^ren  $er}en  ernfilic^er  mit  ben  Sngetegen^eiten  ber  ©attung,  aM  mit 
ben  inbiDibueQen.   {%  U,  653  fg.) 

üDaß  bod  3Beib  feiner  Statur  na<l^  gum  ©e^orc^en  befKmmt  fei, 
giebt  fid^  baran  }u  erfennen,  bag  eine  debe,  koelc^e  in  bie  i^r  natur» 
wibrige  l^age  gängli^er  Unab^ttngigleit  berfe^t  mirb,  aUbalb  fic^  trgenb 
einem  äRanne  anf(^(ie§t,  Don  bem  fie  fic^  lenlen  unb  be^errf(^en  ltt§t, 
weil  fie  eine«  $errn  bebarf.   {%  U,  662.) 

3)  S)ie  Su^flattung  be«  Sßeibed  Don  ber  92atur. 

SRit  ben  S)?äbd)en  ^at  e«  bie  Statur  auf  ba«,  ma«  man  im  brama» 
turgifd^en  ®inne  einen  ffnaüeffect  nennt,  abgefe^en,  inbem  fie  biefelben 
auf  teenige  da^re  mit  überreid^Uc^er  @(^0n^eit,  SReij  unb  gülle  au«« 
fiattete,  auf  Jfoften  i^rer  ganjen  übrigen  Seben«)eit,  bamit  fie  nämlid^ 
n)ä^vcnb  jener  Öa^re  auf  bie  SRttnner  ben  Q^vAtt  üben,  ber  fie  ^tn« 
reißt,  bie  @orge  für  fie  auf  3^it  !?eben«  }u  übernehmen.  ®ona((  ^at 
bie  92atur  ba«  äßeib,  eben  toit  jebe«  anbere  i^rer  ®ef^b))fe,  mit  ben 
Sßaffen  unb  Sßerf^eugen  au«gerüflet,  bereu  e«  gur  @i(^emng  feine« 
3)afein«  bebarf,  unb  auf  bie  ^tit,  ba  e«  i^rer  bebarf,  toobei  fie  betin 
au(^  mit  i^rer  gemö^nliii^en  @))arfamleit  t»erfa^ren  ift.   (%  II,  650.) 

SSie  ben  Sömen  mit  ft(auen  unb  ©ebig,  ben  Slep^anten  mit  @to6' 
gähnen,  ben  @tier  mit  Römern  u.  f.  ko.,  fo  ^t  bie  Statur  ba«  an 
Araft  bem  Sßanne  nac^fh^enbe  äßeib  bafür  mit  Sifl  unb  Serfteaung«« 
lunfi  au«gerüfiet,  }U  feinem  ©c^ufe  unb  mfft.   ($.  ü,  652.) 

4)  ©eiftiger  unb  moralifc^er  ©egenfa^  }koif(^en  SRann 
unb  993eib. 

de  ebler  unb  DoOrommener  eine  @a(l^e  ift,  befio  fpäter  unb  lang« 
famer  gelangt  fie  }ur  %eife.  ÜDemgemilg  ifi  aud^  bie  Semunft  be« 
frü(|er  reifenben  SBeibe«  eine  gar  tnapp  gemeffene.  2)nr(l^  bie  Ser» 
nunft  uttterfc^eibet  ftc^  ber  SDtenfc^  Don  bem  Mo«  in  ber  ©egenmort 


Seibet  459 

(ebenben  Spiere,  inbem  er  Vergangenheit  nnb  d^I^nft  überfielt  unb 
bebenlt,  ttoroud  bann  feine  Sorf{<l^t,  ®orge  unb  häufige  Setlommen« 
^eit  entfpringt.  (Sergf.  Sernunft,  nnb  unter  9)tenf(^:  Unterfc^ieb 
jnifc^en  2:^ier  unb  99?enfd^.)  ÜDer  Sort^eile,  mie  ber  Stac^t^eile,  bie 
S)ied  bringt,  ift  ba9  SBeib  in  ^otge  feiner  fc^mäc^ern  SJernunft  neniger 
t^il^aft.  S)ie  SSeiber  Heben  an  ber  ©egenroart,  fe^en  immer  nur  ba^ 
9}tt(^fie,  nehmen  ben  @c^ein  ber  3)inge  für  bie  ©ac^e,  fe^en  mit  i^rem 
Serftanbe  in  ber  97tt^e  fc^arf,  ^aben  bagegen  einen  engen  ®eft^td« 
freid,  in  me(d)en  bad  (Entfernte  mdjt  fäOt;  ba^er  ber  bei  i^nen  fo 
häufige  $ang  jur  Serfc^wenbung.  —  S)ie  angegebene  geiflige  9e« 
fc^ränlt^eit  ber  äEBeiber  ^at  aber  batf  ®nte,  baf  fie  me^r  in  ber 
©egennart  aufgeben,  ate  bie  9Rflnner,  unb  btefelbe  ba^er  beffer  ge« 
niefen;  moraud  i^re  eigent^ümlic^e  $eiterfeit  ^erDorge^t,  bie  {le  jur 
(Sr^olung  unb  gum  SErofie  be^  forgenbelafieten  ÜRanned  eignet,  ^tv 
intuitine  SJerflanb,  burc^  ben  bie  Sßeiber  e^ceOiren,  unb  i^re  größere 
9Hl(^tern^eit  eignet  fie  auc^  }u  9lat^geberinnen  in  fc^koierigen  Snge« 
legen^ten.  %txntt  ift  e^  ws9  ber  eigent^iimlic^en,  Don  ber  männlichen 
Derfc^iebenen  ©eifleMegabung  ber  Leiber  abzuleiten,  baß  fie  me^r 
ilRitleib  unb  ba^r  me^r  ÜRenfc^enliebe  nnb  SE^eilna^me  an  Ungtttcf« 
lid^en  {eigen,  al9  bie  ST^änner,  hingegen  im  fünfte  ber  ®ercd)tig!eit, 
atebUc^Ieit  nnb  ©ettiiffen^aftigfeit  biefen  nac^ile^en.  2)emgemci^  nirb 
man  aU  ®rui)bfe(|Ier  be^  n)eibli(^en  @l|arafterd  Ungerec^tigteit 
finben.  (Sr  entfielt  gunä^il  aud  bem  bargelegten  SDtangel  an  Ser«* 
nttnftioteit,  »trb  }ubem  aber  no(^  babnrc^  unterfhi^t,  baß  fie,  ote  bie 
fd^mttqeren,  Don  ber  9tatur  nic^t  auf  bie  fitaft,  fonbem  auf  bie  J!ift 
angettiefen  finb ;  ba^er  i^re  infünctartige  Serfc^Iagen^eit  unb  t^r  $ang 
jnm  Sügen.  —  flviß  bem  aufgefleüten  ®runbfe^(er  nnb  feinen  9tu 
goben  entff^ringt  bie  galfc^^it,  Xreulofiglett,  Serrat^,  Unbant  n.  f.  m. 
(Der  gerichtlichen  ÜReineibe  ma^  SBeiber  ftc^  bie(  5fter  fc^ulbig,  ate 
9Rftnner.  (S0  liege  flc^  überfiauf^t  in  ^rage  fteOen,  ob  fie  }um  (Sibe 
anjulaflen  flnb.  (%  U,  660—653.  (g.  215.  —  Ueber  bie  ©c^rnttd^e 
ber  SSciber  im  Serfte^  unb  befolgen  bon  ©runbfii^en  f.  ©runb«* 
ftt<?e.) 

3>ie  Sßeiber  flnb  fic^,  menn  auc^  nic^t  in  abstracto,  bemußt,  ba§ 
bie  ®attung0inteteffen  in  i^re  ^nbe  gelegt  finb  nnb  ba§  biefe  meit 
berechtigter  flnb,  a\9  bie  inbioibueOen.  @ie  machen  flcf|  ba^er  fein 
®eiDtffen  barauA,  im  dntereffe  ber  $ropagatiou  ber  @f)ecied  inbtbibueOe 
Vflic^ten  )n  oerle^en.  2>ied  aber  giebt  i^rem  ganjen  SBefen  unb 
Sreiben  einen  gemiffen  Seic^tfinn  unb  ttber^aupt  eine  Don  ber  be« 
9Ranne4  gmnbDerfc^iebetie  9li(^tung,  and  iDe(t§er  bie  fo  ^ttufige  Un« 
einigteit  in  ber  (S^e  ermfid^fi.   ($.  II,  653  fg.) 

gmifc^en  SRttnnem  ifi  Don  Statur  blod  ®(eic^gü(tigleit;  aber  }mi« 
fc^en  Sßeibem  ifl  f^on  Don  Statur  ^etnbfc^aft.  gemer,  mä^renb  ber 
9Rann,  felbfk  ju  bem  tief  unter  i^m  @te^enben,  in  ber  %egel  noc^ 
immer  mit  einer  gemiffen  Humanität  rebet,'gebttrbet  ein  Dome^med 
SEBeib  fic^  meifien«  ßolj  nnb  fc^nöbe  gegen  ein  niebere«.  ($•  n,  654.) 


460  SS^etber 

3)en  2Betbern  fe^tt  ed  an  aUer  Dbiectbitöt  bed  ©eified,  fte  fhtfen 
überall  im  @ubj[ecttt}en.  S)a^er  (laben  fle  toeber  für  äRufif,  noi^ 
$oefte,  noc^  btfbenbe  fünfte  koirftid^  itnb  ma^r^aftig  ©inn  uiib  @tn> 
Pf änglic^feit ;  foubern  blöd  Slefferei  }iim  93e^uf  i^rer  ®efallfu4t  ifl 
t9,  tDenn  fie  fotdje  affectireu.  äRit  me^r  Sug  ba^er,  aU  bad  fc^önt, 
föiinte  man  fte  bad  unäft^etifd^e  ©efc^te^t  nennen.  3^r  iD?angel 
an  rein  obiectioem  9nt^ei(  rü^rt  ba^er,  bag,  tutt^renb  ber  SRann 
in  SlQem  eine  birecte  ^errfc^aft  über  bie  ®inge,  fei  ed  burc^  ^r^ 
flehen,  ober  Se^toingen  anflrebt,  fte  immer  unb  überall  auf  eine  hltA 
inbirecte,  nömlid^  mittelfl  bed  SRanned,  Derttiefen  finb.  ($.11, 
654 — 656.)  —  SJciber  fönncn  bebeutenbe«  lolent,  aber  fein  @eme 
^aben;  benn  f!e  bleiben  fietd  fubiectit).  (äB.  H,  447.  —  Ucber  bie 
bem  toeibIi(^en  ®efc^(e(^te  eigent^ümlic^e  9}eugier  f.  9leugter.) 

5)  2Barum  fic^  bie  SBeiber  ^u  Pflegerinnen  ber  erflen 
J^inb^eit  eignen. 

3u  Pflegerinnen  unb  (Sr^ie^erinnen  unferer  erfien  ftinb^eit  eignen 
bie  äBeiber  fic^  gerabe  baburc^,  bag  fte  fetbfi  finbifc^,  I^ppifc^  un^ 
furjfic^tig,  mit  Sinem  SBorte,  3^^^  bebend  große  ^inber  ftnb,  eine 
9rt  äKittelflufe  jn^ifc^en  bem  ^inbe  unb  bem  Sßanne,  ald  toeld^er  ber 
eigentliche  2Renf4  ift.    (%  H,  650.) 

6)  3)ie  ©tellung  be^  SBeibed  in  ber  ©efellfc^aft. 

jIDie  9Beiber  finb  unb  bleiben  im  ®anjen  bie  grünblic^ßen  unb  un- 
^eilbarflen  ^^ilifler;  be^^alb  flnb  fle,  bei  ber  ^J^ijft  abfurben  Sinric^* 
tung,  bag  fte  @tanb  uub  Xitel  bed  üRanned  t^eilen,  bie  befittnbigen 
9nf porner  feinet  uneblen  (E^rgeijed,  unb  feriter  ifl  megen  berfelben 
(Sigenfd)aft  x^x  Sor^errf(^en  unb  Xonangeben  ber  Serberb  ber  mobemen 
©efeQfc^aft.  @ie  ftnb  sexus  sequior,  bad  in  jiebem  Setrac^t  jurüd« 
fte^enbe  }toeite  @ef(^lec^t,  beffen  ©c^toäc^e  man  bemnac^  fc^onen  foD, 
aber  tueld^em  S^rfurc^t  }u  bezeugen  Ittc^erlic^  ifi.  Sl9  bie  9}atur  bat 
3Renfc^engefc^le(f|t  in  gwei  Hälften  fpaltete,  ^at  fie  ben  Schnitt  nt<^t 
gerabe  burd^  bie  Wtittt  geführt.  Sei  aQer  Polarität  ifl  ber  Unter« 
fc^ieb  bed  pofltiDen  unb  negativen  $oId  fein  blöd  qualitativer,  fonbern 
au(^  ein  quantitativer.  @o  §aben  auc^  bie  Hlten  uub  bie  Orientalin 
fc^en  Söller  bie  SBeibcr  angefe^en  unb  baburc^  bie  i^nen  angemeffene 
Stellung  Diel  richtiger  erlannt,  ate  n)ir  mit  unferer  altfranjöftf^en 
©alanterie  unb  abgefc^macften  SBeiberDeneration.  3)ad  SSeib  im  £)c« 
cibent,  namentlich  bie  „^amt*',  befinbet  ft(^  in  einer  falfc^en  @teQung, 
bereu  übele  f$olgen  in  gefeOfc^aftlic^er,  bürgerlicher  unb  politifc^er  $in« 
fid^t  nur  baburc!^,  bag  bem  !3)amen«Unkoefen  ein  Snbe  gemad^t  unb 
bem  toeiblic^en  ©efc^lec^t  feine  naturgemäße  92olIe  toieber  angemiefen 
mürbe,  befeitigt  toerben  lönnten.  ©erabe,  metl  ed  S)amen  giebt  in 
Suropa,  finb  bie  SSeiber  niebern  Staubet,  alfo  bie  groge  ^e^rjo^l 
\>^9  ©efc^lec^td,  Diel  unglüdlic^er,  ald  im  £)rient.  ($.  U,  656—660. 
662.  405.   Sergl.  unter  (S(|e:  S^egefe^e.) 


Sßnntn  461 

Segen  bed  $anged  ber  SBeiber  gut  Serfc^koenbuttg  foOte  bad  mib^ 
Uift  (Erbrecht  befc^ränlt  loerben.  äBeiber  foDten  niemals  über  ererbtet, 
eigentliche^  Vermögen,  alfo  SQ))itQlten,  Käufer  unb  Sonbgüter,  freie 
3)i^pofttion  ^aben.  ®ie  bebürfen  ftetö  eined  Somtnnbed,  ba§er  fic  in 
feinem  möglichen  ^aU  bie  Sormunbfc^aft  i^xtx  jtinber  erhalten  foflten. 
{%  U,  661  fg.  277.) 

Semer  foQte,  n)egen  ber  iOügen^aftigleit  unb  SerfleDung^Iunfl  ber 
SBeiber,  t)or  ©eric^t  bad  3cu9"i§  eined  Selbem,  caeteris  paribus, 
iDeniger  @en)i(^t  ^aben,  a\9  baö  eined  SNanned.   {%  II,  277  fg.) 

7)  ®ef(^le(^tli(^e  Sejie^nng  }nifc^en  SVtann  unb  Seib. 
(®.  bie  Hrtifel  ©efc^Ie^tdliebe,  ®ef(^(ed^tdtrieb, 
®ef(^le(^t4ber^iiltnig,  Sererbung  unb  ^tn^nxi^.) 

tUeintn. 

1)  3)ad  Seinen  aU  92ef(efben>egung. 

S)ad  Seinen  ge^5rt,  koie  bad  Sachen,  ju  ben  9tefle^bemegungen* 
(@.  Sachen.) 

2)  SDad  Seinen  ald  unterfc^eibenbed  äRerfmal  bed 
äRenfc^en  t)om  S^^iere. 

3)a4  Seinen  ge^5rt,  toit  bad  Sachen,  ju  ben  Seugerungen,  bie  ben 
ÜRenfc^en  Dom  £^iere  unterfc^eiben.    (S.  I,  444.) 

3)  ^f^c^ifc^er  Urfprnng  bed  Seinen«. 

2)a0  Seinen  entf))rtngt  aud  bem  3RitIeib,  be{fen  ©egenflanb  man 
fetbfl  ift.  &  ifl  leine^neg«  gerabeju  8[eu§erung  bed  (Sc^mer^ed ;  benn 
bei  ben  koenigften  @(^mer}en  koirb  gen^eiut.  Wlan  teeint  fogar  nie 
unmittelbar  über  ben  empfunbenen  ©(^merj,  fonbern  immer  nur  über 
be{fen  Sieber^olung  in  ber  92efIe^on.  S)ad  unmittelbar  gefüllte  Seib 
teirb  nttmlic^  in  ber  9tefIe^ion  ald  frembed  DorgefieOt,  al9  folc^ed  mit» 
gefüllt  unb  bann  f)(Ö^H(^  koieber  aU  unmittelbar  eigene^  tea^rgenom« 
men.  3n  biefer  fonberbaren  ©timmung  fd^afft  \ldj  bie  Statur  burc^ 
jienen  fürperlic^en  itram))f  (Erleichterung.  3)a4  Seinen  iß  bemnac^ 
SRitleib  mit  fic^  felbfl,  ober  bad  auf  feinen  S(udgangd{)unlt  }urü(f« 
geworfene  SRitleib.  Senn  tt)ir  nid^t  burc^  eigene,  fonbern  burd^  frembe 
Seiben  jum  Seinen  bemegt  loerben,  fo  gefc^ie^t  bied  baburd^,  Dag  wir 
und  in  ber  ^^antafie  lebhaft  an  bie  ©teile  bed  Seibenbeu  oerfe^en, 
ober  auc^  in  feinem  ©c^icffat  bad  J?ood  ber  ganzen  3Renfc^^eit  unb 
folglich  Dor  XOem  unfer  eigene^  erbliden.  (S.  I,  446  fg.;  II,  677  fg. 
3R.  361.) 

4)  Soburc^  bad  Seinen  ^ebingt  ift. 

S)ad  Seinen  ift  burc^  t$tt(|igleit  }ur  Siebe  unb  jum  3Rit(eib  unb 
burc^  V^antafie  bebingt;  bal|er  toeber  ^art^er}ige,  noc^  ))^antafleIofe 
SRenfc^en  leicht  teeinen,  unb  bad  Seinen  fogar  immer  a\9  3^'^^" 
eined  getoiffen  ©rabed  Don  ®üte  bed  (^^arafterd  augefe^en  tt)irb  unb 
ben  3<>^  entwaffnet.   (S.  I,  446.) 


462  Setd^eit   Seife    —    Se(t 

ttljti$i)tit.   iOnft. 

1)  9egriff^6e{ltmmung  ber  SBeid^eit 

SBetd^eit  ifl  nic^t  blo9  t^eorettfc^e,  fonbem  auc^  prafttf(^e  S^ofüom^ 
men^eit.  ®ie  ift  bie  Dodenbete,  tic^ttge  (Srlenntnif^  ber  S)tnge  im 
®an}en  unb  SlOgemeinen,  bie  ben  9}2enfcf)en  fo  DöUtg  burc^bntngen 
f^at,  bag  fte  nun  auc^  in  feinem  ^anbein  ^erbortrttt,  inbent  ft^  f^ 
Zt^m  überaQ  (eitet  Cß-  ^^  637.)  S)ie  Sßeid^ett,  toclc^e  in  einem 
SRenf(^en  blod  t^coretif(^  ha  ift,  o^ne  pvaftifc^  ^u  merben,  gleicht  ber 
gefüllten  9?ofe,  meiere  burc^  ^axbt  unb  ©enic^  Hnbere  erg5^t,  aber 
abföOt,  o^ne  gruc^t  ongefe^t  }u  §aben.   ($.  U,  685.) 

2)ie  SBei^^ett  ujur^elt,  toit  bad  @enie,  nic^t  im  abflracten,  bidcur* 
ftDen,  fonbern  im  anfd^auenben  Sermögen.  @te  ifi  ttxoa9  Sntmtitt9, 
ni(^t  emad  Slbflracted.  @ie  befielt  nic^t  in  ©ä^en  unb  ©ebonfen, 
bie  @tner  ate  Stefultate  ber  gorfc^ung  im  £opfe  fertig  ^erumtrflgt, 
onbent  fte  ifl  bie  ganje  S(rt,  toit  fic^  bie  Seit  in  feinem  ftopfe  bar« 
ietit.  S)iefe  ifi  fo  ^öc^fi  Derfc^ieben,  baß  babnrc^  ber  SBeife  in  einer 
anbern  ffielt  lebt,  aW  ber  2^or.   (S33.  II,  80.  83.) 

2)  Uebereinfiimmung  ber  äBeifen  aller  3^iten. 

3m  SlDgemeinen  l^oben  bie  SSSeifcn  afler  S^ittn  immer  baö  Selbe 
gefagt,  unb  bie  Sporen,  b.  ^.  bie  unermeg(i(^e  SRoiorität  aDer  Q^ttn, 
^aben  immer  bad  @e{be,  nttmlic^  bad  @egenti(|ei(,  get^an,  unb  fo  mirb 
ed  benn  auc^  ferner  bleiben.   ($.  I,  332.) 

3)  2)ie  aSeid^eit  al9  ftarbinaltugenb.    (@.  ft^rbinaf* 
tugenben.) 

4)  Der  ©toifc^e  SBcife.    (®.  ©toiciömu«.) 

5)  ::)ie  SBei^^eit  be«  SIter«. 

dm  Snter  ifi  man  bie  S^imttren,  dKufionen  unb  Sorutt^eUe  ber 
dugenb  todgemorben,  fo  bag  man  ie^t  Sfied  richtiger  unb  Htfrer  er« 
lennt.  3)ie9  ifi  t9,  tuad  fafi  iebem  Stten  einen  getoiffen  Xnfiti(^  non 
äEBei^^eit  giebt,  ber  i^n  bor  ben  diingeren  attd}etc^net.  {%  l,  626. 
$ergl.  unter  Sebendalter:  ©egenfa^  }n)if(^en  dugenb  unb  Wter.) 

6)  3ufammentreffen  ber  praltifc^en  mit  ber  t^eoreti* 
fc^en  Sßei^^eit  im  9?efultat. 

S)ie  praftifc^e  Sßei^^eit,  bo^  SKec^tt^un  mib  So^It^un,  trifft  im 
9?efultat  genau  jnfammen  mit  ber  tiefften  Se^re  ber  am  meitefien  ge« 
langten  t^eoretif^en  SBeiö^eit,  ber  Se^re  nttmtic^,  bag  Siel^eit  unb 
@ef(^ieben§eit  allein  ber  blogen  (Srfc^einung  angehört,  unb  bag  cd 
Sin  unb  bad  felbe  SBefen  ifi,  n^elc^eö  in  allem  Sebenben  fu^  barfieOt. 
((£.  270.) 

tOelt. 

SDieäBelt  jerfaHt  in  bie  SBelt  atd  Sor fielhing  ((Srfc^inungdmelt) 
unb  in  bie  SBelt  att  Sßille  (SDing  an  fid^).    Son  ber  erfieii  ^Mt 


Settttnfl^teit  463 

ba«  erfle  unb  brttte  9u(^  ber  „mtü  ote  SSille  unb  SorfkÜung'',  Don 
ber  (entern  ba0  jttette  unb  vierte  6u(^. 

1)  dbealitttt  bet  3Be(t  aU  Sorftetlung.  (®.  Obiect 
nnb  Xngenkoelt.) 

2)  ©runbfovm  ber  Seit  al0  SorfieUung.  (@.  Object, 
nnb  unter  (Srf(^etnung:  SDod  ©runbgerüß  ber  iSrfd^et» 
nung.) 

3)  $^9fioIogtfc^e  Sebtngung  ber  SBelt  a(^  SorfieKung. 
(®.  Settugtfein  unb  @e(|trnO 

4)  Stnt^etlung  ber  SBelt  aU  SorfieUung. 

S)te  3BeIt  oM  9or{leaung  }erfäat  in  bie  bem  ©a«  Dom  @runbe 
unterworfene  (SBelt  ber  einzelnen  !Z)inge)  unb  in  bie  Dom  ®a^  Dom 
®runbe  unabhängige  (SBelt  ber  dbeen).  (Sergl.  unter  Ob  je  et:  Sin- 
t^eilung  ber  Objecte,  unter  (Srfc^einnng:  Unterfc^ieb  jroifc^en  ber 
unmittelbaren  nnb  mittelbaren  Srf Meinung,  unb  unter  (£rlenntni§: 
Xrten  ber  Srlenntnig.) 

S)ie  bem  @a^  Dom  ®runbe  untertoorfene  SorfteKungdmelt  jerfäQt 
oieber  in  bie  anf(^au(i(^e  unb  in  bie  begrifflid^e,  ober  in  bie 
Serftanbed«  unb  in  bie  Sernunftwelt.  (Sergl.  Snfc^auung 
unb  Segriff,  Serflanb  unb  Sernunft.)  —  Ueber  bie  dbeentoelt 
f.  dbee. 

B.   Sie  »dt  0»  »iHe  (2){ng  an  94). 

1)  Srlennbarleit  bed  S)inged  an  fi(^  ober  bed  innern 
SBefen«  ber  Sßelt.    (@.  S)ing  an  fi^) 

2)  Ser^illtnig  bed  ÜDinged  an  fic^  )ur  Srfc^einung«« 
koelt.  (@.  unter  Sing  an  fid^:  ©egenfaj^  )nif(^en  SDtng 
an  fi(^  unb  Srfc^einung,  unb  unter  (Srfc^einung:  3)ie  6r« 
fd^tnung  att  IDIanifefiation  bed  ÜDinged  an  fic^.) 

3)  (Sint^eilung  ber  äBelt  aU  SßiUe. 

2)ie  Sßett  ate  SBille  jerfttUt  in  bie  p^^fifc^e  unb  in  bie  et^if^e. 
8on  ber  erflem  (anbelt  bad  jmeite  8u(^  ber  „^t\t  al«  äSiOe  unb 
CorPellung''  nebfl  ber  ©d^rift  ,,Ueber  ben  ffiillen  in  ber  Watur'',  Don 
ber  le^tem  bad  Dierte  Su^  ber  „fEitli  aU  mUt  unb  Sorflenimg''  unb 
,,!Die  beiben  ®runbprob(eme  ber  (Et^i^^  lieber  bie  erflere  f.  Statur  unb 
über  bie  festere  ÜRoralif  c^,  9Rora(ität  Ueber  bie  befonbern  @cbiete 
ber  p^9flf(|en  unb  fittlid^en  SBett  f.  bie  betreffenben  einjetnen  Vrtilel. 

4)  «uf^ebung  ber  SßiUett^loelt.    (@.  9BeItauf§ebung.) 

tttUanfUtiten. 

Ueber  bie  SBeltanfic^ten  be9  X^ei«mu9,  ^ant^ei^mu«,  SRate- 
riali^mn^  unb  Katuralidmud  f.  bie  Srtitet  Zf^ti€nxvi9,  ^an« 
t^eidmud,  SDtaterialilmn«  unb  9{atura(i9mu0. 


464  SSeltauf^ebuns    —    SBeltfnoten 

Ueber  ben  ©egenfa^  ber  o))tttnt{itf(l^en  unb  pefftm  iflifd^en 
SBeltonftc^t  f.  Opttmt^mu^  itnb  ^efftmidmud. 

ttlHtaufl)ebung. 

1)  a)}0glt(^rett  ber  SQßeltauf^ebung. 

@en)ifferma§en  iß  ed  a  priori  etniufe^en,  bog  bad,  \oa9  je^t  ha9 
^^änornen  ber  SBelt  l|ert)or6ringt,  auc^  fä^ig  fein  muffe,  btefed  nic^t 
jit  t^un,  mithin  in  SRu§e  ju  berbleiben,  —  ober,  mit  anbem  SEBorten, 
baß  t9  }ur  gcgentuärtigen  SiaaToXi]  auc^  eine  ouaroXT]  geben  muffe, 
dfi  nun  bie  erflere  bie  Srfc^einung  bed  SBoOend  bed  Sebend;  fo  mirb 
bie  onbere  bie  (Srfd|einung  bed  9lii^tmütn^  beffelben  fein.   ($.  n,  335.) 

2)  SDer  iDJenfd^  aU  Sermittler  ber  SBettauf^ebung. 
(®.  unter  2Rcnfc^:  S)er  SReufd^  aM  2Benbe))nnft  bed  SOSiOend 
}um  Seben  unb  ate  (Sribfec  ber  97atur.) 

3)  2)ad  nac^  ber  Sßeltanf^ebung  übrig  bleibenbe  92t((td. 
(©.  S»i(^t«.) 

JöeUfitlfl,  f.  SBeltfeele. 

ll)tUgmd)t,  f.  unter  ©ered^tigleit:  !Z)ie  emige  ©erec^tigfeit. 

ttltU0ef(i)i(t|te,  f.  ®ef(i^i(^te. 

tOHtgrän^e^  f.  ^immel. 

iDeUkataflroplje. 

SSBenn  aud^  feine  ))^9fifalifc^en  ©riinbe  ben  9H(^teintritt  einer  aber- 
maligen 3BeIt(atafhropbe,  kuie  beren  fc^on  mehrere  fiattgefunben,  t^er^ 
bürgen;  fo  fle^t  einer  folc^en  boc^  ein  moralif(^er  ®runb  entgegen, 
nämlic^  biefer,  bag  fie  je^t,  iiac^bem  mit  bem  ÜRenfc^en  a(d  ber  ^94' 
ften  Dbjlectioation^ftufe  ber  9?atnr  bie  SRögUc^feit  ber  Verneinung  M 
SBiQend  eingetreten  ifl,  imdlo9  fein  luürbe,  inbem  bad  innere  ffiefcn 
ber  äBelt  je^t  teiner  ^ö^ern  Dbjectioation  }ur  SRöglic^feit  feiner  Sr« 
löfnug  barau«  beborf.  {%  U,  154.  3Sergl.  unter  aKenfd^:  Der 
3Renf(^  all  SBenbepunft  bei  SBiDenl  jum  Seben  unb  all  Sriöfer  bei 
SRaturO 

ttltUklugt)eit. 

1)  S)ie  jmei  $an))tftücle  ber  SEBeltKug^eit. 

„aSJeber  lieben,  noc^  Raffen''  enthält  bie  $älfte  aOer  äBeltftug^eit; 
„ni(^tl  fagen  unb  nic^tl  glauben''  bie  anbere  ^ttlfte.  ($.  I,  496.) 

2)  Sßarum  el  ben  ebleren  9}aturen  an  SBeÜMug^eit 
fe^lt    (®.  (gbel.) 

tO  eltknoten. 

S)ie  dbentitttt  bei  ©nbjectl  bei  SoIIenl  mit  bem  erlennenben  &nh* 
iect,  Dermöge  melc^er  (unb  }tt)ar  not^menbig)  bal  SBort  „Sä)"  beibe 


mitmUiditt    —    SBetturfpruttg  465 

einfd^tiegt  unb  6e)ei^nct,  ifl  ber  SBeltlnoten  unb  ba^er  umxMxli^. 
(®.  143.    Ccrgl  3c^.) 

)Utitmä(t|te)  f.  unter  ®(ü(f:  ®U\d  im  ©inne  Don  fortuna. 

tOdimann. 

1)  ©egenfo^  gloifc^en  htm  SBeltmann  unb  bem  ®e« 
lehrten.    (@.  ©clc^rfamfcit,  ©clc^rtc.) 

2)  2)etr  t^olllommene  ä&ettmann. 

2)er  i)oniommene  SEBeltmonn  märe  ber,  mld^tx  nie  in  Unfc^Iüffigtett 
fiodfte  unb  nie  in  Uebereilung  geriet^e.   {%  I,  505.) 

1)  Qu^ammtnf^an^  ber  ))^^fifc^en  mit  ber  moraUfc^eit 
Sßeltorbnung.  (@.  unter  iD^oraUfc^:  SRoralifc^e  8e« 
beutung  ber  993e(t.) 

2)  ©egenfa^  }tt)if(^en  SRetap^^fil  unb  9!atura(idmud 
i-n  $infic^t  auf  bie  Suffaffung  ber  S93e(torbnung. 

ÜRetop^^pI  überhaupt  ift  bie  Srienntniß,  bag  bie  £)rbnung  ber  92a« 
tur  nic^t  bie  einjige  unb  obfotute  £)rbnung  ber  2)inge  fei.  3)agegen 
mac^t  ber  97aturalidmu9  unb  ÜRateriatidmud  bie  p^^fifc^e  SBeltorbnung 
3ur  abfoluten.  (993.  II,  194 fg.  Sergl.  9{oturaiidmud  unb  2)U« 
teriali(^mud.) 

tOütfttlt, 

1)  »ritif  beö  »egriffe«  „SBeltfeele". 

S)a«  innere  3Befen  ber  S93e(t  ifl  SBille,  ctmad  burc^au^  2BirHi(^e« 
unb  entpirif<l^  (gegebene^,  hingegen  bie  ^Benennung  ,,9BeItfee(e"  für 
ha9  innere  SEBefen  ber  SBelt  giebt  ffatt  beffe(6en  ein  b(oge0  ens  rationis; 
benn  ,,@eele''  befagt  eine  inbioibueOe  (Sin^eit  bed  Serougtfeind,  bie 
offenbar  jenem  SBefen  nic^t  jufommt,  unb  überhaupt  ifi  ber  Segriff 
,,@eele",  ueit  er  Srlennen  unb  äBoIIen  in  ungertrennlic^er  Serbinbung 
unb  babei  bod^  unabhängig  Dom  animattfi^en  Drganidmud  ^^poflafirt, 
ni(^t  2u  rechtfertigen,  at|o  nic^t  gu  gebrauchen.  (SB.  II,  398  fg. 
«ergl.  Seele.) 

2)  Unterfc^ieb  j»if(^en  „SSSettfeele"  unb  „SBeltgeifl". 

Sßeltfeele  ifl  ber  SBiOe,  äBeltgeifl  ba«  reine  Subject  be«  (Sr- 
lennend.  ($.  338.  —  Ueber  ba9  reine  ©ubject  bed  (Sriennend  f.  unter 
dntellect:  S)er  reine  duteSect.) 

iDtititrfpntns. 

Ser  ®runbfe^Ier  aller  ®9fleme  ifi  bad  Serfennen  ber  SBa^r^eit, 
ba§  ber  duteltect  unb  bie  Sflatcrie  (^orrelata  flnb,  b.  ^.  Sine^ 
nur  für  ha9  Snbere  ba  ift,  Seibe  mit  einanber  ße^en  unb  faOen, 

6^op«n^aucr»8ccttoii.   II.  30 


466  SBelttoeie^eit    —    Seife 

(Sined  nur  ber  9itfk^  be^  Knbern  ifl,  ia  bag  fte  eigentlich  (Stned  unb 
baffelbe  finb,  bon  jloet  entgegengefe^ten  ©eiten  betrachtet,  loeld^ed  (&xit 
bie  (Erfc^einung  bed  SSSiUend  ober  S)inge9  an  fic^  ift;  bog  mithin 
SBetbe  fecunbär  flnb;  ba§er  ber  Urf{)rung  ber  9Be(t  tu  fernem  Don  betben 
3U  fud^en  ift.  Slber  in  t$oIge  jene^  Serfennend  fachten  aQe  ©ijfienie 
(ben  @))tnoji^mttd  etn>a  aufgenommen)  ben  Urfprung  aller  SDinge  in 
einem  jener  Seiben.  @ie  fe^en  nömtic^  entmeber  einen  dntellectr 
vou^,  a(d  fc^Ied^t^in  (Srfie^,  ober  mad^en  bie  äRaterie  jum  afifolut 
Srftcn.  93eibe  gerat^en  in  Verlegenheiten.  2)a4  primäre  ift  koeber 
ber  dnteQect,  noc^  bie  SRaterie,  koelc^e  beibe  jufammen  bie  9EBeIt  at& 
Sorfiellung  audmac^en,  a(fo  fecunbär  finb.  S)ad  primäre  ift  titU 
me^r  ha9  in  beiben  Srfc^einenbe,  bad  S)ing  an  ftc^,  ber  993 i de.  (SS. 
II,  18  fg.    Sergt.  aud^  Ontellect  unb  2Raterie.) 

tDeUmei$l)eit,  f.  unter  ^^ilofop^ie:  ®egenfa$  jmifc^en  ^^Uofop^ie 
nnb  S^t)eoIogte. 

1)  Zran^fcenbenj  ber  Slnmenbung  be^  QtotdbtQxx\\9 
auf  bie  SBelt  aU  ©anged. 

Sd  ift  eine  i^olge  ber  Sef^affen^eit  unfere^,  bem  SSSißen  entfproffenen 
d^nteOectd,  bag  »ir  nic^t  um^in  fönnen,  bie  SBelt  entteeber  ald  3^^'' 
ober  aU  äRittet  auf guf äffen.  Srftered  nun  n)ürbe  befagen,  bog  i^r 
S)afein  burc^  i^r  SBefen  gerechtfertigt,  mithin  i^rem  S^ic^tfetn  ent' 
fc^ieben  oorgugie^en  U)äre.  Slllein  bie  Srfenntnig,  baß  fie  nur  ein 
!2!ummclf)(a$  Icibenber  unb  fierbenber  äBefen  ift,  lägt  biefen  ©ebanfen 
nic^t  befielen.  92un  aber  n)ieberum,  fie  a(9  SRittel  aufguf äffen,  U^t 
bie  Unenbtic{)fett  ber  bereite  iierfloffenen  3^it  nic^t  }u,  liermiige  »eld^er 
jeber  ju  erreic^enbe  ßto^d  fd)on  längft  ^ätte  erreicht  fein  muffen.  — 
$ieraud  folgt,  bog  jene  SInmenbung  ber  unfemt  dnteOect  natürlichen 
^oraudfe^ung  auf  bad  ©anje  ber  S)inge,  ober  bie  993e(t,  eine  trand' 
fcenbente  ift.   {%  II,  16  fg.) 

2)  »ritif  ber  «uffaffung  ber  Seit  alö  „©elbftawei". 
SDer  ^eut  ju  Slage  oft  gehörte  «u^brucf  „bie  Sßelt  ift  ©elbfijwed'' 

(ägt  unentfc^ieben ,  ob  man  fie  burc^  ^ant^ei^mud  ober  bur^  b(o§eit 
t^atalidmud  erfläre,  geftattet  aber  iebenfafld  nur  eine  ))^9ftfc^e,  (eint 
moralifc^e  93ebeutung  berfelben,  inbem,  bei  Vnna^me  biefer  (entern,  bie 
SEßelt  aOemat  fic^  aM  SRittel  barfteDt  a»  einem  ^ö^ern  3mecf.  ($« 
n,  108.  lieber  bie  moralifi^e  ©ebeutung  ber  SQSelt  f.  unter  ÜÄoro- 
lifc^:  aRoralif^e  SBebeutung  ber  3BeIt.) 

tOtthtn^  f.  unter  ©runb:  @a$  t)om  ®runbe  bcd  SSSerbend.) 

tOttkt. 

1)  ©egenfafe  gtoifc^en  ber  »efä^igung  ju  ffierfen  «n^ 
ber  Befähigung  ju  Saaten.  (®.  unter  ®enie:  ®egen» 
fa^  }n>if(^en  bem  ®enie  unb  bem  ))raftifcl^en  gelben.) 


aStrt^    —    Sefen  467 

2)  ©egenfa^  }koif(^en  bem  9lu§m  bnrc^  SBerle  nnb 
bem  8tii^m  bitt(^  Zf^attn.  (®.  unter  SRu^m:  3^<i 
SSkge  }uiit  9tu§m0 

3)  ftunftioerle.    (@.  ftunfimerf.) 

4)  ©c^riftpelfcr^aBerfe.  (®.  ©c^riftficller,  ©irift- 
pellcrcu) 

5)  S)er  (^riftltd^e  @eaenfa$  jtoifc^eti  ©tanben  nnb 
äSSerten.  (@.  unter  S^rtflent^nm:  Stttn  ber  c^rifili(^en 
©(auben^Ie^re.) 

lDtttt|. 

1)  9ielatiüität  bc«  «egriffc«  ,,ffiert^^ 

deber  3Bert^  ifi  eine  Sergleic^ung^grö^e,  nnb  fogar  fle^t  er  not^« 
to)enbtg  in  bo))peIter  Delation;  benn  erßlic^  ifl  er  relotiD,  inbcm  er 
für  Semanben  ifl,  unb  jmeitend  ifi  er  comparatin,  inbem  er  im 
Sergleic^  mit  etmad  Snberem,  toonac^  er  ge^tf^t  koirb,  ift.  Vud 
biefen  jioei  {Relationen  (inautfgefe^t,  Derliert  ber  Segriff  SBert^  aOen 
@imt  nnb  Sebeutung.   (S.  161.  166.) 

2)  Unbenibarteit  eined  unbebingten,  abfoluten  Sßer« 
t^ed. 

Sud  ber  SRelatiDttät,  bie  ia9  SBcfen  jebed  Sßert^ed  auti^mad^t,  folgt, 
ba§  abfoluter  SEBert^  eine  contradictio  in  adjecto  ifl.  (Ein  un« 
vergleichbarer,  unbebingter,  abfoluter  Sert^,  bergleic^en  bie 
Sttibe  (nac^  ffant)  fein  foO,  ifl  bie  mit  Sßorten  geßeOte  Aufgabe  }u 
einem  ©ebanfen,  ber  fic^  gar  nic^t  benfen  lägt.  (S.  161.  166  fg.) 

3)  8e»ugtfein  be«  eigenen  SBert^ed.  (@.  @elbfl« 
fc^il^ung  unb  Umgang.) 

4)  SBert^  bed  J!eben9.  (@.  unter  geben:  S^araTter,  äBert§ 
unb  S^td  M  gebend  im  ©anjen.) 

ttlrftn. 

1)  ®egenfa^  g^ifc^en  9Befen  unb  S^iflenj.  (®.  Es- 
sentia  unb  Existentia.) 

2)  ®egenfa^  jinifc^en  SEBefen  unb  Srfc^einung.  (@. 
SDing  an  fic^  unb  (Srfc^einung.) 

3)  !Doppe(feitigIeit  iebed  Sefend. 

deglid^ed  SBefen  in  ber  Statur  ifl  jugleic^  (Erf(^  einung  unb 
!Cing  an  fic^,  ober  aud^  natura  naturata  unb  natura  naturans, 
iß  bemgemäg  einer  jmetfac^fn  (SrHärung  fä^ig,  einer  {i^^fifc^en  unb 
einer  meta))§9fifc^en.   ($.  n,  98.) 

4)  Stufenleiter  ber  92aturmefen.  (@.  unter  9{atur: 
!Z)ie  ©tufen  ber  Statnr.) 

30* 


468  ©tber^rud^    —    ®ilbc 

5)  D6  t9  trgenbno  nod^  ^bl^ere  SSBefen,  aU  ber  WUtn^df, 
gtebt.  (®.  unter  SRenfc^:  S)er  iDtenfc^  qM  SSSenbepuntt 
be^  äBiKen^  2um  Scben  unb  ate  (Sribfer  ber  Statur.) 

6)  2)Qd  ^5^fte  SBefen,  @ott.    (®.  ©ott.) 

)Oilrttfpru(t|. 

1)  ©a^  be^  äSBiberftirud^d.    (@*  2)enlsefe^e0     * 

2)  2Btberf))ru(i^loft0leit  ber  9?atur. 

SDte  92atur,  b.  L  bad  Slnfc^außd^e,  lügt  nie,  nod^  loiberf priest  fic 
ft(^,  ha  t^r  ä&efen  bergletc^en  QUdf(^Itegt.  2Bo  bo^er  Sßiberfprud^  unb 
Süge  tfl,  ba  finb  ©ebanten,  bte  ntc^t  auS  o6|ecttDer  Huffaffutig  ent* 
fprungen  finb.  S)ie  au^  o6j|ecttt)er  Slnffaffung  entf))rungenen  @ttt( 
ftimmcn  mit  fic^  übercin.  (^.  n,  13  fg.;  I,  142  fg.  335.  U,  114, 
8ergl.  aud^  unter  SBa^r^eit:  Uebereinftinnnung  ber  äBa^r^ett  mit 
fid),  u.  f.  m.) 

3)  9RitteI  )ur  ^eförberung  ber  @ebu{b  bei  frembem 
SBiberfpru(^.    (@.  Stolerona.) 

löielrerbtingung,  otter  ©ingc. 

Um  ba^  (Smpbrenbe  bed  2)ogma'd  bon  ber  emigen  Serbammnig 
(Detgt.  Serbammni§)  }u  mtlbern,  ^ot  $apfl  ©regor  I.,  fe^r 
koeidß^,  bie  Se^re  Dom  ^urgatorio,  nietete  im  SBef entließen  f{{^  f<^on 
beim  Origened  finbet,  oudgebilbet  unb  bem  ftirc^englauben  förmlich  ein« 
Derleibt,  noburd^  bie  @Q(^e  fe^r  gemilbert  unb  bie  SReteoififqdjofe 
einigermaßen  erfe^t  n)irb,  ba  baö  Sine,  h)ie  ha9  SInbere  einen  Sänte» 
rungd))roceg  giebt.  (Sergl.  ÜRetempf^c^ofe.)  3n  berfelben  abfielt 
ift  audj  bie  Se§re  Don  ber  SBieberbringung  aQer  2)inge  aufgefleOt 
ivorben,  burc^  meiere,  im  legten  Scte  ber  äBeltromöbie,  fogar  bie  ®Qn» 
ber  fammt  unb  fonberö  in  integrum  reflituirt  koerben.  ($•  n,  392; 
I,  312.) 

VOitt^tvttlitnntn^  feiner  felbfl  im  anbern,  f.  unter  dnbiDibuation: 
SDie  im  principio  individuätionis  befangene  (Srienntnig  im  ®f 
genfa^  }u  ber  ed  burc^fd^auenben. 

ißit'bttitbnxi^  f.  ®nabe. 

1)  S)ie  SBilben  aU  Dertvilberte  9Renf(^en. 

Xit  Sßilben  finb  nid^t  Urmenfd^en,  fo  loenig  ate  bie  loilben  ^wAt 
in  @übamerila  Ur^unbe;  fonbem  biefe  finb  Derttilberte  $unbe,  unk 
jiene  Derkoilberte  Sßenfd^en,  Sbfömmßnge  Derirrter  ober  Derfc^Iagcorr 
äßenfc^en,  avi9  einem  cuIttDirten  Stamm,  beffen  Snttur  unter  fi^  jn 
erlitten  fie  unfähig  maren.   ($.  Ü,  168.) 


Siffe.    ^oUtn  469 

2)  3)a9  9tc(^td9efa^I  ber  Sßtibem 

2)cn  bie  Unab^ttngtglett  ber  $3egriffe  Unrecht  unb  Siedet  t)oti  aQcr 
))ortttben  ©efe^gebung  leugnenben  (&m}fixikt  batf  man  nur  auf  bie 
äBilben  ^intueifen,  bie  alle  ganj  richtig,  oft  auc^  fein  unb  genau,  Un« 
rec^t  unb  dttift  unterfd^eiben ,  kueld^ed  fe^r  in  bie  Singen  födt  bei 
i^rem  2:auf(^^anbel  unb  anbern  Uebereinfünften  mit  ber  SRannfc^aft 
ettro))ttif(^er  @(^iffe.  @ie  finb  breift  unb  juDerfid^tlid^,  m  fte  Siedet 
^aben,  hingegen  ttngfitic^,  kuenn  bad^SRed^t  nit^t  auf  i^rer  Seite  ift. 
Sei  @treitigteiten  laffen  fte  fi(^  eine  rec^tlic^e  Sudgleid^ung  gefaOen, 
hingegen  reijt  ungcred^tc«  ©erfahren  fic  jum  Äriege.   (ffi.  218.) 

lOiU^    \ßo\ltn. 

I.   SoUen* 

1)  3)ad  ©ubiect  be«  3BoIIen9.    (®«  @u6iect) 

2)  dbentität  be«  ©ubjectd  bed  äSoKen«  mit  bem  @ub« 
jject  bed  Srlennend.    (@.  dd^.) 

3)  Unbefinirbarfeit  bc«  SBoUen«.  • 

Seil  bad  ©ubject  ht9  SBoIIen^  bem  ©etbßbeteugtfein  unmittelbar 
gegeben  ifl,  Itt§t  ft^  nic^t  »eiter  befiniren,  ober  bef ^reiben,  koad 
SßoIIen  fei;  i)ielme§r  ifi  t9  bie  unmittelbarfle  aOer  unferer  Srtennt« 
niffe,  j[a  bie,  bereu  Unmittelbarleit  auf  oQe  übrigen,  aÜ  koelc^e  fe^r 
mittelbar  finb,  }ule^t  Sic^t  »erfen  muß.  (®.  144.  $.  161.  2B* 
II,  219.) 

4)  Sßeid^eit  ber  @prad^e  in  ber  Sntoenbung  bed  9Bor« 
U9  „SB ollen''.  (®.  unter  ©{irac^e:  Sie  2Bet«^eit  ber 
@prad^e.) 

n.   aSille* 
A.   Ser  Sitte  aM  Sing  ou  |i(t* 

1)  dn  »etilem  @inne  ber  SBille  aU  3)ing  an  fic^  )u 
betrauten  ifl.    (®.  2)tng  an  fic^.) 

2)  ®egenfa^  3)oif(4en  bem  SBillen  unb  feiner  Sr« 
fc^einung. 

Ser  äBiOe  al9  Sing  an  fi(^  ifl  Don  feiner  (Erfd^einung  gttujtic^ 
Derf (Rieben  unb  Dblltg  frei  Don  allen  formen  berfelben,  in  nielc^e  er 
eben  erfl  eingebt,  inbem  er  erfc^eint,  bie  ba^er  nur  feine  Obj[ecti- 
tttt  betreffen,  i^m  felbft  fremb  finb.  @(^on  bie  aOgemeinfte  Sorm 
aller  Sorßellnng,  bie  bed  Obiectd  ffir  ein  ©ubiect,  trifft  i^n  nic^t, 
nod^  »eniger  bie  biefer  mitergeorbneten,  bie  ber  @a^  Dom  ©runbe 
an^brüdtt«  dt  liegt  al9  Sing  an  {i(^  außerhalb  be«  ©ebiete«  be^ 
Safied  Dom  ®runbe  in  allen  feinen  ©efialtungen  nnb  ift  folgli^ 
f(^Ie(^t^in  grunblod,  obmo^l  iebe  feiner  Srfc^einungen  burd^aud  bem 
@at  Dom  ®runbc  unterkoorfen  ifl;  er  ifl  femer  frei  Don  aller  Siel- 
§eit,  obmo^t  feine  Qrfd^einnngen  in  Qtxt  unb  9?aum  uuitt^lig  finb; 


470  ®tttc.    tBoffcn 

er  felbfi  tft  (Siner,  jebo^  m^t  toit  ein  Obfect  (Sine^  tfl,  im  ®egtttfa(i 
jur  tnöglid^en  Siel^eit,  no(^  Qu<j^  koie  ein  8egriff  Sined  tft,  ber  nur 
burd^  Sbfhaction  bon  ber  Siel^ett  entflonben  tft;  fonbem  er  ift  (Eme^ 
ald  baö,  »ad  Qu§er  3^^^  ^nb  9Iaunt,  bem  $rinci))  ber  dnbtotbuaHon, 
ber  aRi$gIi(^teit  ber  Siel^eit  (t)ergl.  dnbtt^tbnatton)  liegt.  (SB.  I, 
134.  152.) 

Der  SBille  aU  S)ing  an  f{(^  tfi  femer,  nngead^tet  ber  Stet^ett  ber 
2)inge  in  Stil  nnb  9lanni,  n^eld^e  fttntmtlic^  feine  Objectttät  Pnb, 
unt]^ei(6ar.  9{i(^t  ifl  ettt>a  ein  Heinerer  ST^cU  Don  i^m  im  ©tein, 
ein  grSgerer  im  äRenfd^en,  ba  bad  Ser^ttltnig  Don  2:^eil  unb  ©airgem 
audfd^Iieglic^  bem  8taume  onge^5rt;  fonbem  au(^  bad  SD^e^r  unb 
SDlinber  trifft  nur  bie  ^rfd^einung,  bie  ©id^tbarfeit,  bte  ObjectiDatiPir 
bed  9BtIIend.  (Setgl.  ObjectiDation.)  Stod^  koeniger  aber,  aU  bie 
Hbfiufungen  feiner  Obiectioation  i§n  felbfi  unmittelbar  treffen,  trifft 
i^n  bie  Stel^eit  ber  Srf(^einungen  auf  biefen  toerfc^iebenm  ©tufen. 
(85$.  I,  152  fg.) 

S)te  jenfeit  ber  (Srfd^einung  liegenbe,  in  bem  ©(Raffen  ber  fliatstt 
|t^  offenbarenbe  (Sin^eit  bed  killend  ifi  eine  metap^9f[f(^e,  mithin  bie 
(Srfenntnig  berfelben  trandfcenbent,  b.  §.  nid^t  auf  ben  Suncttoneir 
unferd  dnteOectd  beru^enb  unb  ba^er  ein  Xbgmnb  ber  Setro^tnng. 
(SB.  II,  366—368.) 

XU  gmnblod  ift  ber  SSBiUe  an  flc^  ferner  frei  (f.  unter  ^rei' 
^eit:  X)ie  ^rei^eit  atö  metap^^flfd^e  (Sigenf^aft),  unb  fein  ©tnben 
ifl  ein  enblofed,  ^at  fein  3is(*    ^i^  Srage:  SEBad  koill  benn  gule^t 
ober   koonad^  firebt  ber  bad  9Befen  an  fic^   ber  äBelt   andmad^enbe 
9BiOe?  — -  biefe  t^rage  beruht  anf  Semec^dlung  bed  S)inged  an  f(($ 
mit  ber  Srfc^einung.    Vuf  biefe  aOein,  nid^t  auf  iened  erfhecft  f{(^  ber 
®a^  t)om  ®mnbe,  beffen  ©eflattung  auc^  bad  ®efe^  ber  SRotiDation 
iß.   (Sergl.  unter  ®r nnb:  ®a^  Dom  ®runbe  bed  $anbe(nd.)   UeberaO 
lägt  [lij  nur  Don  Srfc^einnngen  aM  folc^en,  Don  einjelnen  SDingen, 
ein  ®mnb  angeben,  nie  Dom  Tillen  felbft,  no^  Don  ber  Obee,  in  ber 
er  fid^  abäquat  objectiDirt.    ®o  ^at  benn  auc^  jieber  einjelne  SBiOeni« 
act  eined  erlennenben  dnbiDibuumd  ein  ÜRotiD,  ein  ^iü,   aber  bol 
SoOen  überhaupt  unb  bie   beflimmte  SIrt  bed  SBoIIend  ^at  leinel 
du  ber  3:^at  ge^rt  Slbmefen^eit  alle«  B^^^^^/  ^^^  ©rttnjen,  jum 
äEBefen  bed  SOBiOend  an  [xij,  ber  ein  enblofed  Streben  ifl.    2)er  äSSille 
tt)eig,  too  i^n  Srlenntnig  beleuchtet,  ftetd  n)ad  er  je^t,  toa9  er  §tet 
»iQ;  nie  aber  toa^  er  überhaupt  n)iQ.    deber  ein}elne  Vct  ^at  einen 
Stotd,  ba«  tfcfammtc  SBoIIen  feinen.   (SB.  I,  194—196.) 

3)  ®egenfa^  jmifc^en  bem  magif^en  nnb  p^^fif^en 
Sßirfen  be«  äBillen«.    (®.  SRagie  unb  aWagneti«* 

B.   DbiectiDath«  M  Stilen«  in  ber  Katnr. 

1)  Ob|ectiDation  im  t((Igemetnen.  (®.  Db|ectiDation.) 


ffittte.    ffiolTeii  47  X 

2)  »efonbere  Obiecti»>otion«Pufett.  (®.  SWotur  unb 
iRaturfraft,  fo  tote  aOe  auf  bte  bcfonbcrn  92aturlrttfte 
unb  Staturfiufen  bejügUc^en  HxtiUl) 

G.   SarfftKnng  feer  etuftu  be^  SiSen^  in  bcr  ftnnfl. 

1)  3)ie  ftunfi  aU  3)arflennng  ber  dbeen  ober  ©tufen 
bed  äBillend  überhaupt  (@.  dbee,  Annfl,  ftun^' 
tterf,  ®ente.) 

2)  3)ie  befonbern  Aünfle  aU  3)arfle((ung  befonberer 
dbeen.  (@.  Src^ttectnr,  ©arten«  unb  Sßaffer- 
(ettungdlunfi,  ®cn())tnr,  aRalerei,  $oefte.) 

3)  ®egenfa^  Jtuifc^en  ber  SRufif  unb  ben  übrigen 
Attnfien.    (@.  aRuftf.) 

D.  2)ie  etbifi^en  SiKen^befHmmimgtn  nnb  SiSen^finlerttngen» 

Ueber  bte  et^tft^en  äBtOendbefltmmnngen  nnb  Sleugemngen  f.  SRo- 
ral,  SRoraltfc^,  nnb  aQe  befonbern  in  ha9  et^ifc^e  ®ebiet  einfc^Ia« 
genben  SrtiM,  »ie  Srei^eit,  Q^axatUx,  ©etoiffen,  ®ut,  Sbfe, 
$f  li(^t,  Xugenb  n.  f.  ». 

£.   eejabttni  nnb  SBerneinnng  ht§  iBiKen^. 

1)  Sebentnng  btefe^  ®egenfa^ed.  (@.  unter  Ouietiü: 
®e8enfa(  jwifc^en  OuiettD  unb  9Rotit).) 

2)  dbentitftt  biefe«  ®egenfa(}e«  mit  beut  c^riflüt^en 
®egenfat}e  jioifc^en  9{atur  unb  ®nabe.  (@.  ®nabe.) 

3)  ®egenfat}  jtoifd^en  iDtenfcJ^  unb  X^ter  in  {^inficj^t 
auf  bie  SROgUd^fett  ber  (Entf (Reibung  jurSeia^ung 
ober  Verneinung  bed  Sßtllen^. 

3)ie  Sejia^ung  be«  SBiflcnd  junt  Seben  ifl  beim  SE^iere  unausbleiblich. 
tDenn  aOererfl  im  SOtenfc^en  lommt  ber  Wiüz,  tot^tx  bie  natura 
naturans  ifi,  jur  iBefinnung.  (Serg(.  JBefonnen^eitO  92a(^bem 
er  nun  im  SRenfc^en*  jur  Sertnnung  gefommen  ifl,  brängt  ftc^  i^m 
bie  grage  auf,  »ober  unb  too^u  bad  VQe^  fei,  ob  bie  9)lü^e  unb 
9}ot^  feinet  bebend  unb  Strebend  tt)0^(  burc^  ben  ®en)inn  belohnt 
»erbe?  —  2)emna(^  ift  j^ier  ber  $un!t,  »o  er,  beim  Sichte  beutH^er 
Srtemttnig,  fi(^  jur  Seja^ung  ober  Verneinung  bed  äBiQend  jum 
Seben  entfd^eibet.   (iß.  II,  653  fg.) 

dm  X^iere  bleibt  bte  (Erfenntnig  bem  äBiUen  bienfibar.  dm  9Ren« 
f<|en  fann  fie  fidf  biefer  3)ienf)barfeit  entjie^en  unb  frei  t)on  aOett 
^mtdtn  ht9  SEBoOend  rein  fttr  fid^,  aM  bloger  Rarer  Spiegel  ber 
Seit,  befielen.  S)ur(^  biefe  Srt  ber  Srhnntnig,  aud  »eld^er  bie 
Stmft  ^erDorge^t  (DergL  ftunfl),  lann,  menn  fie  auf  ben  SEBiOen  ju« 
rüdhoirlt,  bie  ®elbflauf(ebung  beffelben  eintreten,  b.  i  bte  Stefigna* 
tion,  tndc^e  bad  (e^te  QxA,  [a  batf  tnnerfle  SEBefen  aller  SCugenb  unb 


472  5ßiae.    Soffen 

^ciliöfeit  uub  bic  erföfung  Don  bcr  2BcU  ip.  (SB.  I,  181  fg.  SßtrgU 
unter  t^ret^eit:  Sintrttt  ber  t^rei^eit  in  bie  (Srfc^einung  beim  3D?e|i» 
fc^en,  unb  unter  SDtenf^:  2)er  3Jlm\ij  a(d  ä&enbepunft  be^  äBiHcnö 
gum  Seben  unb  a(d  (Sriöfer  ber  Statur.) 

4)  ^^änomene  ber  SSeja^ung. 

üDie  93ej[a^ung  bed  äEBiKend  ift  ha9  üon  feiner  Srfenntniß  ge» 
flörte  beftönbtge  SDSoQen  fetbft,  ivte  t9  bod  Seben  ber  ÜRenfc^en  im 
^(Igemeinen  QudfüQt.  Statt  ^ej[a(}ung  bed  SBiQend  fönnen  mir,  ha 
f^on  ber  ?eib  bcö  aWenfc^cn  bie  Cbjectität  bc«  SDBittenö  ifl,  au^  93e- 
ja^ung  bc3  Seibeö  fagen.  (SB.  I,  385.)  ©er  aBitte  entjünbet  fic^  in 
Solge  bed  Oebem  n)efentUd)cn  (Sgoidmud  oft  }u  einem  bic  Seja^ung 
bed  eigenen  Setbed  tueit  überftetgenben  ©rabe,  meieren  bann  ^cftige 
Slffecte  unb  geiuaUige  Seibenfdjaften  geigen,  in  tvet^en  bad  dnbiüi« 
buum  ntc^t  blod  fein  eigene^  S)afeiu  bej[a^t,  fonbern  bad  ber  übrigen 
Demeint  unb  anfguf^eben  fud)t,  tuo  ed  i^m  im  SBege  f!e^t.  (SB.  l, 
387.  391—396.    «crg(.  Unrcd)t,  (ggoiömu«,  »öfc.) 

3)ie  (Sr^altung  bed  Seibed  burdf  bef[en  eigene  ^äfte  ifl  ein  fo  gc» 
ringer  ®rab  ber  33ej[a^ung  bed  SBiQend,  ha^,  (venu  ed  freiroilltg  bei 
i^m  bliebe,  n)ir  annehmen  lönnten,  mit  bem  S^obe  biefed  Sei6eö  fei 
aud^  ber  SBiOe  erlofd^en,  ber  in  i^m  erfdjicn.  Slllein  fc^on  bie  SBe« 
friebigung  bed  ®efcf|(ec^tdtriebed  ge^t  über  bie  Seja^ung  ber  eigenen 
Sofien}  ^inaud,  bejaht  bad  Seben  über  ben  2^ob  bcd  Onbidibuumd  tu 
eine  unbeftimmte  Qtit  ^inaud.  2)cr  S^ug^^tigdact  ifl  bie  entfc^iebenf^e 
Sej[al^ung  bed  SBiüend  }uni  Seben.  2Rit  ber  Seja^ung  über  ben 
eigenen  Seib  ^inaud  unb  bid  }ur  üDarfteQung  eined  neuen  ifl  auc^ 
Seiben  unb  Zoh,  atd  gur  Srfc^einung  bed  icbii\9  ge^i5rig,  aufd  9?eue 
mitbejafjt.   (SB.  I,  387—390.) 

5)  $^ttnomene  ber  Verneinung. 

^^änomene  ber  äJcrneinung  bed  SBiQend  gum  Seben  fuib  St^fefe 
unb  ^eiligfeit.  (SJergl.  «öfefe  unb  $)cilig!cit.)  S)er  ©clbft» 
morb,  njeit  entfernt,  Verneinung  bed  SBiQen^  }u  fein,  ifl  ein  $^ä' 
nomen  ßarfer  Veia^ung.    (Verg(.  ®e(bf)morb.) 

6)  S)ie  gtDei  SBege  jur  Verneinung. 

3)ie  Verneinung  bed  SBiKend  }um  Seben,  »cl^e  jDa^j[enige  if),  tüa9 
man  gttngli^e  9{eftgnation  ober  $ei(igfeit  nennt,  ge^t  giuar  immer 
aud  bem  Ouietiu  bed  SBiDend  ^eroor,  toelc^ed  bie  Srfenntnig  feinet 
innern  SBiberfireited  unb  feiner  wefentUc^en  9!i(^tig!eit  ifl,  bie  fid^  im 
Seiben  aOed  Sebenben  audfprec^en.  S)oc^  ma^t  ed  einen  Unterfd^ieb«. 
ob  bad  b(od  rein  erfannte  Seiben,  burc^  freie  Aneignung  bef[e(beii 
mitteffl  3)urc^f(^auung  bed  principü  individuatioms  (üergL  dnbioi« 
buation),  ober  ob  bad  unmittelbar  felbfl  em))funbene  Seiben  )ene 
(Srienntnig  ^erbonnft.  (S9  finb  bied  bie  gwei  SBege  gur  Verneinung 
ht9  SBiOenff.   (SB.  I,  470.)    Xtx  jweite  SBeg  (Sevcepoc  tcXov;)  ijl 


SBiffen^act    —    Sirflic^feit  473 

e^,  auf  bem  bte  Wltxfttn  }ut  Verneinung  be^  SEBiQend  gelangen,  ba 
bad  t)om  Sc^tdfal  üer^ängte,  felbflcni^funbene,  nic^t  ba9  Mod  erfannte 
Seiben  ed  ifl,  »ad  am  (ttufigflcn  bie  DöOige  Steftgnatiou  ^erbeifii^rt, 
oft  erp  bei  bcr  5Rä§c  be«  Üobe«.    (933.  I,  463  fg.) 

7)  SJer^ältnig  bed  aRoraüfc^en  )ut  Seja^ung  unb 
Verneinung.  (®.  unter  ÜRoralifi^:  ®ie  über  bie  Sta- 
tur ^inaudge^enbe  OueQe  unb  SEBirfung  ber  SRoraütät.) 

8)  3)ad  nac^  Verneinung  be9  SßiKend  übrig  bUibenbe 
5Kic^t«.    (®.  SWic^td.) 

lOiUen^act^  f.  unter  ®runb:  @a^  bom  ®runbe  bed  ^anbelnd. 

)niUkiii)t. 

1)  ©cbict  ber  aBilffü^r. 

il)7an  mug  Side  ton  SBiDfü^r  unterfd^eiben.  dener  lann  and) 
o^ne  biefe  befielen.  SEßiaru^r  ^eigt  ber  äßiOe  ba,  too  i^n  (Srfenntni§ 
beleuchtet  unb  ba^er  SDtotioe,  atfo  VorfleOungen  bie  i^n  beraegenbeu 
Urfac^en  fmb;  bied  ^eigt,  ujo  bie  @inn)irfung  Don  Kugen,  nielc^e  beii 
SEBiOendact  üerurfac^t,  burc^  ein  ©e^irn  Dermittelt  iß.   (9?.  21.) 

2)  Unterfc^ieb  jioifc^en  ber  unwidlü^rlic^en  unb  )oi((* 
fü^rlic^en  Seniegung.    (@.  Veioegung.) 

UHtiDrbnittlti^  f.  Süge. 

totrkenDft,  ha9,  f.  unter  3)?aterie:   Sie  reine  SRaterie  unb  i^re 
a))riorif(^en  93e|limmungen. 

iDitkUc^,  f.  unter  3)?ögli(^feit:  Suf^^ntmenf allen  unb  Studeinanbcr- 
treten  bed  SKögtic^en,  Sßirtlic^en  unb  9{ot§)i)enbtgen. 

tDitkltd^keit. 

1)  S)a«  SBort  ,,3Birrii(^feit". 

S)a  bad  @ein  ber  SRaterie  i§r  Sirfen  ifl  (oergf.  9Raterie),  fo 
ifl  fi^ft  treffenb  int  3)eutf(^eu  ber  Inbegriff  aOed  anaterieOen  äBirf- 
lic^feit  genannt,  »etc^eö  SBort  Dtet  bejei^nenber  ifi,  al9  Kealitttt. 
(®.  I,  10.  561 ;  U,  55.    g.  20.    $.  328.) 

2)  S)ad  Organ  für  bte  Vnf^auung  ber  äEBirftic^feit. 

XOe  Saufalität,  affo  aOe  a^^aterie,  mithin  bie  gan}e  SBirflic^feit,  ifl 
nur  für  ben  Verfianb,  burc^  ben  Verfianb,  im  Verfianbe.  (SB.  I,  13. 
Sergl.  Verflanb  unb  Slnfc^auung.) 

3)  2)ie  SBirfUc^teit  a{9  ade  Sa^r^eit  unb  9Bei9^eit 
ent^altenb. 

SJenn  uitr  auf  ben  @runb  ge^en,  fo  ift  in  jebem  SßtrKic^en  aQc 
JiBa^r^eit  unb  SEBeiö^it,  ja  ba«  le^te  @e§eimnig  ber  !Z)inge  enthalten, 
freiließ  nur  in  concreto,  unb  fo  ttie  ha9  ®oIb  im  (Erje  fiedt;  c^ 
lommt  barauf  an,  t9  ^eraudjujie^en.    (SB.  II,  77.) 


474  Qitfttttg    —    SBiffen 

4)  Serfc^iebene  iBebeutung  bet  gegeniottrttgeti  Sßixt 
lic^feit 

debe  äBtrlTtd^Ieit,  b.  ff.  jebe  erfiOIte  ©egenmart,  befielt  oud 
$tt(ften,  bem  ©ubject  unb  bem  Obicct.    S)a^et  bte  Derfd^iebtite 
beutung   ber  gegentoärttgen  SEBirflid^feit   für  Deffd^iebene  dnbtoibiscii«. 
($.  I,  334  fg.    8erg(.  ©egentoatt.) 

ttlitkutis^  f.  Urfac^e. 

Wifbtgitt^  f.  Steugier. 

)Otf|tn. 

1)  Segttff  be9  Sßiffend  ü6er^au))t. 

3Btf[en  über^au))t  ^eigt:  folc^e  Urt^eUe  in  ber  ©etoolt  feine«  ®n« 
fle^  ju  tt)iniü^t(t(^er  S^e))robuction  ^abm,  mlä)t  in  irgenb  ettiia0 
Quger  i^nen  i^ren  }uret(^enben  Orunb  ^aben,  b.  i.  »a^v  fUib.  2>te 
abfhracte  (begriffliche)  (Er(enntni§  aOein  ifl  atfo  ein  Sßiffen;  biefe«  ift 
ba^er  burc^  bie  Vernunft  bebingt,  unb  Don  ben  SE^ieren  I9nnen  loir, 
m\{  i^nen  bie  Semunft  fe^(t,  genau  genommen,  ntc^t  fagen,  baß  fie 
irgenb  ehoad  loiffen,  liiietoo^l  fie  anfd^aulii^e  (Srienntnig  ^aben. 
98iffen  l»erl^ait  fic^  jum  Slnfc^auen,  uiie  Semunfterlenntnig  }ttt 
Serflanbederfenntnig.  SEBiffen  ifl  ba«  abfhacte  eetougtfein,  ia9  ^irt* 
^aben  in  Segriffen  ber  Sernunft  be9  auf  anbere  SBeife  überhaupt  (£t» 
tonnten.   (SB.  I,  60.  73  fg.) 

2)  Ser^ttltnig  ber  993iffenf(^aft  jum  ÜBiffen.  (@.  3Bif- 
fenf(^aft.) 

3)  ©egenfa«  jtoifc^en  äBiffen  unb  gfü^Ien.    (@.  @e« 

4)  ®egenfa(}    jtoifc^en    Sßiffen    unb    ©tauben.     (@. 
©taube.) 

5)  3)a9  actuette  äBiffen  im  ©egenfa^e  jum  poten« 
tiellen. 

3ufotge  ht9  i^agmentarifc^en  bed  Seiougtfein«  (üergl  unter  8e« 
»ugtfein:  3)a9  gragmentarifc^e  bed  Setougtfeind)  unb  ber  9?at]tr 
bed  ®ebä(^tni{fed,  fein  Se^ältnig,  fonbcm  eine  bloge  Uebungöffi^igrcit 
im  l^erDor bringen  Don  SorfteUungen  }u  fein  (oergt.  ©ebttc^tnig)  t|t 
ha9  SBiffen  aud^  M  gete^rteflen  Ao))fe9  boc^  nur  virtualiter  tor^an« 
ben,  actualiter  hingegen  ifl  auc^  er  auf  eine  einjige  SorfteOung  be» 
f^rttnft  unb  nur  biefer  einen  fic^  S»^  S^it  beliiugt  l^ieraud  entfielt 
ein  feltfamer  QTontrafl  jtoifc^en  bem,  toa9  er  potentia  unb  bem,  mciM 
er  acta  weiß,  ffiiflere«  ifl  eine  unüberfe^bare,  flct«  tUoa9  (^aotifc^c 
2»affe,  gefetere«  ein  einjiger  beutlic^er  ©ebanfe.   (ffi.  II,  154.) 

6)  Unterfc^ieb  2i0if(^en  Dualität  unb  O'uantitttt  iU 
Siffen^. 

!Z)ie  Oualitttt  be«  SBiffen«  ifl  mii^tiger,  atd  bie  Ouantttat 
beffetben;  jene  ifl  eine  intenfioe,  biefe  eine  bto9  ejtenfioe  ©röge. 


SBiffenf^oft    Siffenfd^aften.    ®tffenf(^aft(t(^rett  475 

dem  (eßel^t  in  ber  Seutn^feit  unb  SJoIIfominen^eit  ber  begriffe,  nc6ft 
ber  Kein^ett  unb  8{i(6tigfett  ber  i^nen  junt  ®runbe  tiegenben  anfc^a^t« 
li^en  (Erlenntntffe.   (9B.  II,  154  fg.) 

7)  993ert^  be«  m\\tn9. 

S)a9  Stffen,  al9  in  ber  abflracten  ober  Sßemunfterfcnntntg  befte^enb, 
crtoeitert,  ba  bie  Semunft  immer  nur  ha9  anbemettig  (bur^  bie  8n« 
f^Quung)  Empfangene  lieber  Dor  bie  Srfenntntg  bringt,  nid^t  eigent« 
ttd^  unfer  Sriennen,  fonbem  giebt  i^m  blod  eine  onbere  S^orm.  (SB. 
I,  63.)  3)ad  Sijfen,  bie  abfhacte  (Srfenntntg,  f^ai  i^ren  grSgten 
aCBert^  in  ber  aRitt^eilbarfeit  unb  in  ber  aRSglid^Ieit,  ft^rt  aufbema^rt 
)U  »erben;  erfl  ^ieburc^  mirb  ße  für  ha9  $raftif(^e  fo  unfc^tt^bor 
tDic^tig.  (S.  I,  66.  SergL  unter  Segriff:  SSic^tigfeit  bed  «e« 
flriff«.)     ^ 

lDif|enfd)aft.   !ttltffenfd)aflen.   ttltffenfd)aftltd)keit. 

1)  Unftt^igfeit  ber  ST^iere  jur  SSiffenf^aft. 

3)a  ben  X^ieren  bie  Vernunft  fe^It,  fo  finb  fie  unfft^ig  jur  SBiffen« 
fd^aft.  Sieben  Sprache  unb  befonnenem  $anbeln  ift  SBiffenfc^aft  ber 
britte  Sorjug,  ben  bie  Sernunft  bem  aKenfc^en  giebt.   (9ß.  I,  73.) 

2)  Dxt  SRutter  aller  SEBiffenfc^aften. 

!Z)er  @a^  Dom  ©runbe  ifi  bie  SRutter  aDer  SBiffenfc^aften.  (@* 
ttnter  ®runb:  SBic^tigfeit  bed  ©a^ed  oom  jureic^enben  ®mnbe.) 

3)  !Z)ie  itoti  {^aupt«S)ata  feber  3Biffenf(^aft. 

debe  äBiffenfc^aft  ge^t  immer  Don  }»ei  $aupt«3)ati9  au9.  Seren 
eined  ifi  aUemal  ber  ®a^  Dom  @runbe  in  irgenb  einer  ©eflalt,  aU 
iDrganon;  bad  anbere  i§r  befonbered  Object,  aü  Problem.  @o  ^at 
j.  0.  bie  ®eometrie  ben  Kaum  al9  Problem,  ben  ®mnb  be9  @ein9 
in  i^m  att  Organon^  bie  Vrit^metil  l^at  bie  3^it  a\9  $rob(em,  unb 
"ben  ®runb  bed  ®ein9  in  i^r  aU  Organon;  bie  Sogif  §at  bie  Ser« 
binbungen  ber  Segriffe  aM  folc^e  jum  Problem,  ben  ®runb  be9  (Er- 
lennen^  jum  Organon;  bie  ®ef(6id^te  ^at  bie  gefc^e^enen  Staaten  ber 
üRenff^en  im  ®rogeu  unb  in  SRaffe  jum  Problem,  ha9  ®efej^  ber 
ÜRotioation  <A9  Organon;  bie  iRaturioiffenfc^aft  ^at  bie  SRaterie  aÜ 
Ißroblem  rnib  ba«  ®efe^  ber  (Saufalität  aU  Organon.  (3B.  I,  34.) 

4)  Sorm  ber  SBiffenfd^aft. 

a)  3)ie  f^flematifi^e  gform  a(d  mefentüd^e«  9RerI« 
mal  ber  Siffenfc^aft  unb  a\9  Sorjug  berfelben 
Dor  bem  blogen  SBiffen. 

Wlt9  Sßiffen,  b.  ^,  jum  SBetougtfein  in  abstracto  erhobene  Sr« 
lemitnig  (Dergl.  SEßiffen),  Der^tttt  fic^  jur  eigentli^en  Sßiffenfi^aft, 
toie  ein  Sm^fUld  jum  ®anjen.  Öeber  SRenft^  fjat  bur((  (Erfahrung, 
iwcif  Betrachtung  ht9  flc^  barbietenben  Sinjebien,  ein  Sßiffen  um 


476  ffiiffmfc^aft    »iffen|(^afteiu    SBifftnf(^afül(|!eit 

mancherlei  ÜDinge  erlangt ;  aber  nnr  toer  fic^  bie  9nfgabe  mad^t, 
irgenb  eine  8rt  oon  ©egenflonben  DoKßänbtge  Srfenntnig  in 
}ü  erlangen,  ftrebt  nac^  SBiffenfc^aft  Snrc^  ben  Oegriff  aOein  faim 
er  jene  9rt  au^fonbem;  ba^er  fle^t  an  ber  <Spt$e  jeber  SBiffenfi^aft 
ein  Segriff,  burc^  ttelc^en  ber  Zf^til  an9  bent  @angen  aOer  jDtnge 
gebac^t  roirb,  Don  melc^em  fte  eine  DoOfiänbige  Srfenntnig  in  abstracto 
Derf))ri(^t.  S)er  2Beg,  ben  bie  SBiffenfc^aft  }nr  (Srfenntnig  ge^t,  Hont 
ungemeinen  }um  Sefonberen,  nnterf (Reibet  fie  Dom  gemeinen  äBiffen; 
ba^er  ift  bie  fqflematifc^e  gorm  ein  »efentUc^ed  unb  (^arafterifUfc^e^ 
SWerfmoI  ber  SBiffenf^aft.   (3B.  1,  74.  208  fg.  537.) 

debe  2Biffcnf(^aft  ifi  ein  Softem  Don  (Erfenntniffen,  b.  ff.  ein  ©an« 
}ed  Don  Derfnüpften  (Srfenntniffen,  im  ©egenfa^  bed  btogen  Xggregotd 
berfeliien.  S)ad  eben  }ei(^net  jebe  993tffenf(^aft  Dor  bem  bIo§en  Xggre» 
gat  avi9,  ba§  i^re  Srfenntniffe  eine  au9  ber  anbem,  ol^  itom  ©runbe,. 
folgen.  3)er  @a$  Dom  }urcic^enben  ®runbe  ifl  bad  Serotnbenbe  ber 
©lieber  eine«  etjpcm«.    (®.  4.) 

debe  SBiffenfc^aft  befielt  aud  einem  S^fiem  aOgemeiner,  folgltil^ 
abftractcr  äBa^r^eiten,  ®efe^e  unb  9tege(n  in  Sejug  anf  irgenb  eine 
8rt  Don  ©egenflänben.  S)er  unter  biefen  nac^er  Dorfommenbe  ein» 
}e(ne  ^aU  »trb  nun  iebe^mal  nadf  jenem  allgemeinen  SBiffen,  ttelc^e^ 
ein  für  ade  9Ral  gilt,  beflimmt;  todi  folc^e  Knwenbung  be9  90ge> 
meinen  unenbltc^  leichter  ifl,  aU  ben  Dorfommenben  einzelnen  ^aO  für 
fid^  Don  Sorne  }u  untcrfuc^en.   (SB.  I,  63.  74.) 

b)  SBert^  ber  fqftematifd^en  t^orm. 

!Z)ie  f^fiematifc^e  ^orm,  nämtid^  Unterorbnung  aQed  Sefonbeni 
unter  ein  Ädgemeined  unb  fo  immerfort  aufwärts,  bringt  e^  mit  fic!^, 
bag  bie  SBa^r^eit  Die(er  Sä^e  nur  togifc^  begrünbet  »irb,  nttmlid) 
burd)  i^re  %bt)ängigfeit  Don  anbern  ©fi^en,  alfo  burd^  ©c^Iüffe,  bie 
}ugletc^  at9  Seneife  auftreten.  ilRan  foO  aber  nie  Dergeffen,  ba§ 
biefe  gan^e  Sorm  nur  ein  (Srteic^terungdmittel  ber  (Erfenntni§  ift, 
nic^t  aber  ein  SRittel  ju  größerer  ©ewig^eit.  (Sd  ifl  leichter,  bie 
9ef(^affen^ett  eined  S^^iercd  an9  ber  @pecied,  }u  ber  ed  gehört,  unb 
fo  auftoärt^  au9  bem  genus,  ber  t^amiUe,  ber  Orbnung,  ber  ftlaffe 
JU  erfennen,  al^  ha9  iebe^mat  gegebene  £^ier  für  {Ic^  }u  unterfuc^en; 
aber  bie  2Ba^r^eit  aÖer  burc^  @(^lüffe  abgeleiteten  @ä6e  ifl  immer 
nur  bebtngt  unb  jnle^t  abhängig  Don  irgenb  einer,  bie  nic^t  anf 
@(^tüffen,  fonbem  auf  Snfc^auung  beruht.  (3B.  I,  76.  81.  Sergt. 
au4  ®e»ig§eit.) 

c)  9ßorin  bie  Sotlfommen^eit  einer  SBiffenfc^aft 
ber  Sorm  nac^  befielt. 

3)ie  SoIIfommen^eit  einer  SBiffenfc^aft  aU  folc^er,  b.  ^.  ber  Samt 
na(^,  befielt  barin,  bag  fo  Diel  »ie  müglid^  @uborbination  unb  toenig 
Coorbination  ber  ©fifre  fei.   (2B.  I,  76.) 


©tffcnfd^oft.    aöiffenf(^oft«n,    SBiffcnft^oftlic^fctt  477 

6)  (Schalt  her  ffiiffcnfc^aft. 

3)er  t^onbd  ober  ©runbge^alt  ieber  SEBiffenfc^aft  befielt  nid^t  in  ben 
SBeioetfen,  noc^  in  bem  93en)ief enen,  f onbern  in  bem  Unbeniefenen,  auf 
toelc^ed  bie  Sekoeife  fic^  fluten  unb  koelc^ed  jule^t  nur  onfc^aulic^ 
erfaßt  »irb.    (ffi.  II,  83.  97.   «erfll.  Sctoci«.) 

S[nf(^auung,  t§eit9  reine  a  priori,  niie  fie  bie  SRatl^ematil,  t§etM 
em))irif(i^e  a  posteriori,  tote  fle  aOe  anberen  SBiffenfc^aften  begrühbet, 
ift  bie  OueUe  aOer  SBa^r^eit  unb  bie  ©runbkge  aOer  SQSiffenf^aft. 
(9ttd)une^men  ifl  aQein  bie  auf  nic^tanfc^aulic^e,  aber  bod^  unmittel« 
bare  ftenntni§  ber  Vernunft  t)on  i^ren  eigenen  ©efe^en  gegrünbete 
Sogif.)  Sßid^t  bie  bemiefenen  Urt^eile,  no(^  i^re  SBeneife,  fonbem  bie 
and  ber  Slnfc^auung  unmittelbar  gefd^öpften  nnb  auf  fie,  ßatt  aUt9 
9en)eife^,  gegrünbeten  Urt^eite  flnb  in  ber  SBiffenfc^aft  ÜDad,  koad  bie 
©onne  im  ^eltgebttube.  Unmittelbar  an9  ber  Slnfd^auung  bie  SSa^r« 
^it  fo((^er  erflen  Urtbeile  ju  begrünben,  folc^e  ©runbüeflen  ber  äBiffen« 
fd^aft  ouö  ber  unüberfe^baren  ^enge  realer  S)inge  §eraud}u^eben,  ba9 
tjl  ba«  ©er!  ber  Urt^eil«!raft.  («ergt.  Urt^eilö!raft.)  9?ur 
audge}ei(^nete  unb  ha9  gett)ö§nli(^e  9Rag  überfc^reitenbe  ©tärfe  ber« 
felben  lann  bie  äBiffenf^aften  mxliidf  totxttt  förbern.  (9B.  I,  77; 
n,  96  fg.) 

6)  Btoed  ber  9Biffenf(^aft. 

Bloed  ber  9ßiffenf(^aft  ifl  nid^t  größere  ©euiß^eit,  fonbern  Srleic^' 
terung  be9  98iffend  burc^  bie  Sorm  beffelben  unb  baburc^  gegebene 
iDtöglic^feit  ber  Sonpttnbigfeit  be«  SEBiffen«.  (S.  I,  76.  Sergl.  ®e« 
lutß^eit.) 

7)  3)ad  Ungcnügenbe  ber  Siffenfd^aft. 

XQe  S93iffenf(^aft  im  eigentlid^en  ®inne,  worunter  bie  f^ftematifc^e 
(Erlenntniß  am  Seitfaben  bed  ©aged  Dom  ©runbe  ju  Derfle^en  x^, 
lann  nie  ein  le^ted  3''!  erreichen,  noc^  eine  t)öQig  genügenbe  @rf(ft« 
rung  geben,  toeil  fle  ha9  innerße  Sßefen  ber  2BeIt  nie  trifft/  nie  über 
bie  Sorfledung  ^inaud  fann,  bielme^r  im  ®runbe  nid^t^  totxUx,  att 
ha9  Ser^ä(tniß  einer  SorfieOung  jur  anbern  fennen  te^rt.  debe  SEBiffen« 
f(^aft  Ittßt  immer  tttna^  unerflärt,  ttelc^ed  fie  fd^on  Doraudfeftt.  (SB. 
I,  33  fg.  217.   $>.  299.   Sergl.  auc^  (Erftttrung.) 

8)  Unterfd^ieb    ber   9Biffenf(^aften    in   $infi(^t    auf 
@uborbination  unb  Soorbination. 

2)ie  QafH  ber  obem  @tt^e,  meieren  bie  übrigen  alle  untergeorbnet 
finb,  ifl  in  ben  ixrfd^iebenen  SEBiffenfc^aften  fe^r  toerfc^ieben,  fo  baß  in 
einigen  me^r  ©uborbination ,  in  anbern  me^r  QToorbination  ifl;  in 
toeläer  {^infit^t  jene  me§r  bie  Urt^eiMfraft ,  biefe  ha9  ©ebttc^tniß 
in  nn\}fxuif  nehmen,  ^ie  eigentlich  daffificirenben  SBiffenfc^aften: 
Zoologie,  8otaniI,  ou((  V^t^flt  unb  (S§emie  §aben  bie  meifle  @nb' 
orbination;  hingegen  ^at  ®t\dfidftt  eigentlid^  gar  (eine  unb  ifl  ba^er. 


^78  Siffenfd^Qft.    Siffenfd^aften.    Siffeafd^aftad^feit 

genau  genommen,  }ioar  ein  äBiffen,  aber  feine  SEBiffenfc^aft  3)ie  9}?a« 
t^ematil  hingegen  ifl  in  jeber  $)infic^t  Siffenfc^aft.  (iffi.  I,  75.  9$erg(. 
©efc^ic^te  unb  äRat^ematif.) 

9)  Unterfc^ieb  bet  SBiffenfc^aften  in  l^infii^t  auf  Se* 
greiflic^feit. 

de  me^r  t9  bie  SQSiffenfd^aftcn  mit  bem  9))riorif(^en  gn    tl^nn 
^aben,  b.  f^.  mit  bem  ben  {formen  ber  SorfleOung  Slnge^örigen/  meiere 
bad  ^rinci))  ber  IBerßänblic^feit  fmb,  beflo  me^r  Segreifltc^ed   ifl   in 
t§uen;  je  me^r  empirifc^en,  apofleriortfc^en  ®e^alt  fie  hingegen  ^aben^ 
beßo  me^r  Un6egreifli<j^ed.    2)emgemäg  ^at  man  DöQige,  burc^gflngige 
Segreif (i^feit  nur  fo  lange,  a(9  man  flc^  gang  auf  bem  apriorif^tn 
©ebiete  (ä(t,  a(fo  in  ber  reinen  9Rat(|ematif  unb  ^ogif.    S)ie  angt^ 
toanbte  SRat^cmatil  hingegen,  alfo  aRec^anif,  ^^braulif  u.  f.  m.,  totid^t 
bie  niebrigflen  ©tufen  bor  Dbj[ectit)ation  bed  SBiUen^  betrachten,    ^ot 
fc^on  ein  empirifd^ed  (Element,  an  toAd^tm  bie  ^agfic^feit  flc^  trübt 
unb  bad  Unerflärlic^e  eintritt.    $5§er  hinauf  in  ber  SBefenleitei^  fttOt 
bie  mat^emattfc^e  SBe^anbtung  gang  meg,  toei(  ber  ©e^alt  ber  Srfd^et« 
nung  bie  gorm  überwiegt.    3)iefer  ©e^alt  ift  ber  flSiUt,  ha9  Spo« 
fleriori,  bad  S)ing  an  flc^,  ba«  greie,  bad  ©runbtofe.   (97.  86.   Sergf. 
unter  Srlenntnig:   Dbjettioer  ®e^a(t  ber  (Erfenntnig,  unb  ntiter 
iDtat^ematÜ:  SBorauf  bie  Unfe§(barfeit  unb  ^(ar^eit  ber  iDtat^emottf 
beruht.) 

10)  (Eint^eitung  ber  SEBiffenfd^aften. 

S)a  in  ieber  SSiffenf^aft  Sine  ber  ©eftaltungen  bed  @at}e^  Dom 
®runbe  (Dergl.  unter  ©runb:  S)ie  i^ier  ©eflalten)  \>ox  ben  übrigen 
ber  Seitfaben  ifl;  fo  Iö§t  ftd^  bie  oberfie  (Eint^eilung  ber  SBiffenfcl^aften 
am  SCrcffenbjien  nac^  bicfcm  ^rinci})  au«fü^rcn.  (®.  157.  SB.  I,  97.) 
(Ein  Serfud^  bicfer  (Eint^eilung,  ber  j[cbo(^  mand)er  Serbefferung  wal^ 
SerDoOftänbigung  fä^ig  fein  h)irb,  ifl  folgenber  (SB.  n,  139): 

I.    Steine  Siffenf^aften  a  priori. 

1)  3)ie  Se^re  oom  ®runbe  bed  ©eind. 

a)  im  9{aum:  ®eometrie; 

b)  in  ber  S^xt:  Xrit^metif  unb  Sllgebra. 

2)  S)ie  Se^re  k)om  ®runbe  be9  SrfennenO:  Sogif. 

n.    (EnMiirifc^e  ober  Stffenf^aften  a  posteriori. 

@ämmtli(^  nad)  bem  ®runbe  bed  SBerbend,  b.  i.  bem  ®efe4  ber 
Saufalität  unb  guar  nac^  beffen  brei  formen:  Urfac^e,  9{eig  nnb 
Wlot\t>. 

1)  S)te  Se^re  k)on  ben  Urfac^en. 

a)  SOgemeine:  SRec^anif,  $t|brobt|namif,  $(9ftf, 
(S^emie. 


«BtfTenfd^aft    SBiffenfc^aften.    Otffenfd^ftUd^feit  479 

b)  Sefonbere:  Sfironomie,  äRtneralogie,  ®eoIogie, 
Technologie,  ^^armacie. 

2)  S)te  Se^re  üon  ben  SKeijen. 

a)  aagettieine:  $^^ftotogie  ber  ^flanjen  unb 
ST^tere,  nebfl  beren  ^ülfdtotffenfc^aft  Xnatomie. 

b)  SBcfonbere:  Sotaiüf,  S^ologie,  3ootomie,  öcr- 
gleic^enbe  ^^tjfiologie,  ^at^ologie,  ST^erapte. 

3)  !Z)ie  Se^re  k)on  ben  SRottoen. 

s)  aOgemeine:  (St^tf,  ^f^c^ologie. 
b)  Sefonbere:  Kec^t^Ie^re,  ®ef(^t(^te. 

11)  993ortn  bad  lotffenfd^aftnc^e  latent  befielt. 

3)0«  aOgemetn  »tffenfc^aftlic^e  2:a{ent  tfl  bte  Sä^iflfeit,  bie  9e- 
grtff^fpl^firen  (oergt.  unter  Segrtff:  bie  Segriff «f paaren)  mif  i^ren 
terfc^iebenen  Sefitmmungen  jn  fuborbtniren,  bamit,  tote  $laton  toiebcr« 
^olentltd^  anempfiehlt,  nic^t  blo«  ein  XDgemeine«  unb  unmittelbar 
unter  biefem  eine  unüberfe^bare  Sßannigfaltigfeit  neben  einanber  ge« 
jleQt  bie  SBiffenfc^aft  audmad^e,  fonbem  Dorn  Sdgemeinßen  jum  8e« 
fonbcm  bie  ^enntnig  aOmäßg  ^erabfc^reite,  burc^  Sßittetbegriffe  unb 
nac^  immer  näheren  Seftimmungen  gemachte  (Eint^eitungen.  Ütad^ 
ftant'«  Vudbrüden  ^eigt  bie«,  bem  ®efe(e  ber  $omogeneitfit  unb  bem 
ber  @))ecification  gleic^mttgig  ©enüge  (eiflen.  (iffi.  I,  76.  SergL 
Sßet^obe.) 

12)  Unumgttngtic^e  iBebingung  ber  Srternung  einer 
SBiffenfc^aft. 

SOie  Serbinbung  ber  aügcmeinften  Segriff^fp^ären  jeber  äBiffenfc^aft, 
b.  ^.  bie  Aenntnig  i^rer  oberfien  ©ft^e,  ifi  unumgängliche  93ebingung 
i^rer  (Erlernung;  nie  toeit  man  Don  biefen  auf  bie  mel^r  befonbern 
©ä^e  ge^en  toill,  ifl  beliebig  unb  üerme^rt  nic^t  bie  ©rünblic^feit, 
fonbem  ben  Umfang  ber  ©ele^rfamfeit.   (2B.  I,  75.) 

13)  ©c^ftblid^er  Sinflug  ber  9?euerer  auf  ben  ®ang 
ber  aßiffenfc^aften. 

dn  ben  98iffenfc^aften  toiO  deber,  um  fic^  geltenb  ju  mad^en,  ettoa« 
9}eue«  }u  ^arfte  bringen;  bie«  befielt  oft  b(o«  barin,  bag  er  ba« 
bi«§er  geltenbe  Süchtige  umflögt  3)en  Steuerem  ifl  e«  mit  92ic^t« 
in  ber  SBett  (Smf!,  at«  mit  i^rer  nert^en  $erfon,  bie  fle  geltenb 
mad^en  loollen.  @o  merben  (ängfl  erfannte  SBa^r^eiten  geleugnet, 
).  99.  bie  Se6en«fraft,  bie  generatio  aequivoc»,  e«  toirb  )um  fraffen 
Stomi«mu«  jurüdEgefe^rt  u.  f.  to.  S)a^er  i{l  ber  ®ang  ber  SSSiffen« 
fd^aften  oft  ein  retrograber.   ($.  II,  539.) 

14)  Unterfd^ieb  ber  ftunfl  l»on  ber  Sßiffenfc^oft.    (@. 
ftunf}.) 


480  SBie    —    Söottufl 

15)  Serl^ttltnig  ber  ^^itofofil^ie  ju  bcn  Stffenf^af- 
teil.    (®.  ?§tIofop^ic.) 

tO%  f.  b.  Söd^erlit^c. 

)O0d)e,  f.  gcicrtogc. 

1)  Segte^ung  jebed  2ßottt)d  auf  9Bo^I  unb  SBe^e.  (€. 
2RotiD.) 

2)  Unterfd^ieb  ber  S:^et(na(}me  am  SBol^I  unb  am  Sße^e 
«itbcrer.    (@.  SWitfreube.) 

3)  93erfd)iebene  SrnpfängUc^fett  bed  <SuIoIo9  unb 
SD^dtoIod  fUr  2Bo§t  unb  3Be§e.  (@.  (Sufolod  unb 
3)t)dIoIod.) 

4)  (Sinflug  ber  Sebendgüter  auf  2Bo^l  unb  S93e^e.  <©. 
©üter  unb  ©lücffältgreitdlc^re.) 

Wobltljat,  f.  unter  SK^flü:  SDic  proftifc^e  SD?i)ftif. 
iDoiken. 

1)  eontractiütät  ber  SBoIfen. 

debe  2Bo(te  ^at  eine  (Sontractüttät;  fte  tnug  burc^  irgenb  eine  innere 
itraft  {ufammenge^alten  werben,  bantit  fte  flc^  nic^t  ganj  auftöfe  unft 
gerflreue  in  bie  Stmofp^äre;  mag  nun  biefe  jtraft  eine  eleftrifc^e,  ober 
bloge  (S^o^äfton,  ober  ®rat)itation,  ober  fonfl  etwad  fein,  dt  t^fitiger 
unb  tt)irtfamer  aber  biefe  5haft  ift,  beßo  fefler  f(^nitrt  fie,  Don  innen, 
bie  SBoIIe  jufammen,  unb  biefe  cr^ä(t  baburc^  einen  fc^ttrfern  Sontour 
unb  über^auj)t  ein  maffioered  Snfe^en;  fo  im  Sumulud.  Sin  fo((^er 
n)irb  nic^t  leicht  regnen,  niä^renb  bie  Si^egenmolfen  bertoifc^te  Sontoure 
^aben.   OP.  II,  133.) 

2)  SDie  SEBoIfen  aU  erläuternbe«  Seifpiel  be«  @egen> 
fa^ed  }tt)if(i^en  dbee  unb  Srfd^einung. 

3ur  Unterfd^eibung  ber  dbee  Don  ber  Vrt  unb  SBeife,  toit  i^re 
<Srf(^einung  in  bie  Beobachtung  bed  dnbiDibuum^  föDt,  unb  jur  Sr« 
lenntnig  ber  äßefentlic^feit  jener  unb  ber  Unniefenttic^feit  biefer  Knnes 
hit  SBoRen  ate  93eifptel  bienen.  SBann  bie  Sßolfen  jie^en,  fmb  bie 
Figuren,  toAd^t  fte  bilben,  i^nen  nid^t  nefentlic^,  ftnb  für  f!e  gtei(§' 
gültig ;  aber  bag  fte  aU  elaflif c^er  3)unfl,  Dom  @tog  bed  3Bnibe«  3U' 
fammengef)regt,  n)eggetrieben,  audgebe^nt,  }crriffen  werben,  bied  ifl  i^ 
mtur,  ifl  ba«  ©efen  ber  Jhäfte,  bie  fl(^  in  i^nen  obiectiDiren,  ijt  bi< 
<3bee;  nur  für  ben  inbioibueQen  Beobachter  finb  bie  jebe^maHgen  %i* 
guren.   (SB.  I,  214.) 

tOoUcn^  f.  S8i(Ie. 

ttloUuf},  f.  3^u9u<<Sf  B^ugungdact. 


L 


SBort    —    3©unber  481 

1)  SJer^ältnig  ber  Sonfonanten  }u  ben  SJocalen  in 
bcn  SBörtern.  (@.  unter  ©prac^e:  iBe^^atb  in  ber 
St^mologie  me^r  bie  Sonfonanten,  ald  bie  SJocate  ju  berüd« 
fiditigcn  flnb.) 

2)  Serf)&Itnig  bed  Sßortd  )um  Seflriff.  (®.  unter  9e« 
griff:  Sefltiff  unb  SBoct.) 

3)  Sa^  mit  bem  (Erlernen  ber  SßOrter  frember  @pxa* 
c^en  eriDorben  n)irb.    (@.  (Sprache.) 

4)  ®egen  bie  Sprachbereicherung  burc^  (Srfinbung 
neuer  äBorte.  (®.  unter  Sprache:  ®egen  bie  ntoberne 
ürt  ber  Sprachbereicherung.) 

5)  ®egen  bie  ©prac^ber^unjung  burc^  SBortoerfür« 
}ung.  (®.  unter  Oe^tjeit:  @prac^«  unb  @ti(t)er^unjung 
ber  Oe(t)eit.) 

6)  98ei9^eit  ber  ©prac^e  im  ©ebrauc^  ber  Sorte. 
(@.  unter  Sprache:  3)ie  SEBeid^eit  ber  Sprache.) 

7)  3)ad  ©enügen  an  SBorten  aU  c^arafteriflifc^ed 
Sßerfmal  ber  fc^tec^ten  Jt5pfe. 

Dad  unfägtic^e  ®enügen  an  äBorten,  »o  beuttid^e  93egriffe  feblen, 
namentlich  an  fe^r  unbejfimmten,  fe^r  abflracten,  ifl  für  bie  fc^le^ten 
Jtöpfe  burc^aud  cf|ara!teci|lifd^.   (3B.  n,  159.) 

tOortfpitl,  f*  unter  SSc^erlic^:  Sßt^. 

UhtnDrtr. 

1)  $ang  be^  SRenfc^en  nac^  bem  äBunberbaren. 

S)er  natürliche  $ang  bed  SDtenfc^en  nac^  bem  SBunberbaren  ent' 
fprittgt  an9  ber  Sangemeik.  S)a0  und  inmo^nenbe  unb  unbertilgbare, 
begierige  ^afc^en  nac^  bem  äBunberbaren  jeigt  an,  mie  gern  »ir  bie 
fo  (ongtoeUige,  natürlid^e  Orbnung  bed  Serlaufd  ber  S)inge  unterbrochen 
fä§en.  {%  n,  307.) 

2)  3)ie  religittfen  SBunber. 

a)  SieSßunber  atd  ber  (^apacitttt  be9  grogen^au« 
fend  angemeffene  Slrgumente. 

gür  ben  grogen  ^ufen  finb  SBunber  bie  einjig  faßlichen  Hrgu* 
mente;  ba^  aOe  9teltgion«flifter  beren  üerric^ten.  ($.  II,  422.) 

b)  2)te  aSunber  defu. 

&  liege  fic^  benhn,  ba§  defud  6ei  ber  ©tttrte  unb  8tctnieit  feine« 
SiOen«  unb  oermttge  ber  Mmadft,  bie  über^npt  Um  9GBiD[en  ali 
^ng  an  fld^  )nIommt,  unb  bie  im  animalifc^en  9Rognettemtt«  wA 


482  Sunberlinber    —    iEBunf^.   Süuf^e 

in  bcn  magtfc^en  SBirfungen  }ur  (Srfc^etnung  fomnit  (tiergL  fUlagit 
unb  äRagitettdmu^),  Dermoc^t  l^ätte,  fogenannte  Sunber  jtt  t^un, 
b.  §.  mittelfl  bed  metapr^^pf^en  (Einfluffed  bed  SBiOen«  }u  toirfem 
!X)iefe  SBunber  (|tttte  bann  nac^^er  bie  ©oge  Dergr5gert  unb  Derme^rt. 
S)enn  ein  eigentliche^  Sßunber  toHxz  überaQ  ein  d^menti,  ivelc^ed  bit 
9?atur  jlc^  felbcr  gäbe.    (?.  II,  411.) 

c)  Ser^alten  berS^eoIogen  gn  ben  bibltfc^en  SBun» 
bern. 

3)ie  ST^eoIogen  fud^en  bie  SSBunber  ber  iBibel  balb  ju  anegortftren, 
balb  }u  naturaUftren,  um  fle  irgenbmie  Io9  }u  »erben;  benn  fie  fü§« 
ten,  bag  miraculum  sigillum  mendacii.    (^.  II,  422.) 

d)  Unterminirung  bed  ®(aubend  burd^  bie  SBunber. 

SJeligiondurfuuben  enthalten  äüßunber,  gut  93eglan6igung  i^re^  dn« 
l^alt^ ;  aber  t9  fommt  bie  3^it  ^eran,  tt)o  fte  ia9  ®egent^c{(  betDtrfen. 
($.  II,  423.)  a)ie  (Eüangelien  »oOten  i§re  ©(aubkotttbigteit  but(^ 
ben  Seric^t  t)on  SBunbem  unter{)ü(en,  ^abcn  fle  aber  gtrabe  babnrd^ 
«nterminirt.   {%  U,  411.) 

3)  3)ad  p^ilofop^ifc^e  SBunber.   (@.  Oc^.) 

4)  3)ie  SSunber   ber  SRagie   unb  bed  üßagnetidmu^. 
(®.  9)tagie  unb  SDtagnett^mu^.) 

ttlunDfetkinDftr. 

!Z)er  993iKe  ifi  unt)erfinber(i(^,  ber  dnteOect  bagegen  bem  SEBed^fet  nnb 
SEBanbel  unterh)orfen.  (Sergl.  unter  Öntelled:  @ecunbfire  9?atur  be^ 
•Sntellect^.)  3)a6er  lägt  fic^  }n)ar  au9  ben  S^arafterjügcn  M  9na* 
ben,  bie  ^auptric^tung  feinet  SßiQen^  im  gangen  f^ätern  Seben  pro* 
gno|lictren,  feine^roegd  aber  laffen  ft(^  eben  fo  aud  ben  im  ^aben  il(^ 
geigenben  inteQectueOen  t$tt^ighiten  bie  fünftigen  prognoßiciren ;  Dielme^r 
»erben  bie  ingenia  praecocia,  bie  Sßunberfiuber,  in  ber  Kegel  §(a($' 
!öpfc.    (SB.  II,  265.) 

S)ie  Ougenbhäfte  foH  man  fc^onen,  »eil  fle  burc^  frü^e  lieber* 
anfirengung  erfc^öpft  »erben.  3)ied  gitt,  »ie  Don  ber  üßudf elfraft,  fo 
noc^  mc^r  oon  ber  9?ert}cnhaft,  bereu  Äeußerung  alle  inteHectuellen 
Seiftungen  finb;  ba^er  »erben  bie  ingenia  praecoda,  bie  SBunber* 
linber,  bie  t^rüc^te  ber  Streib^audergie^ung ,  »e((6e  aU  ffnaben  St« 
flaunen  eiTegen,  nac^mald  fe^r  ge»ö§nlic^e  5{0pfe.   (%  I,  516.) 

iDunfc^.    ttlünfdie. 

1)  Ser^ältnig  be9  SOSunfc^ed  gum  (Entfd^Ittg  nnb  gttt 
SC^at.    (©.  (Sntfd^Iug.) 

2)  ÜJtagigung   unferer  SEßünf(^e   aU  Sebingnng  be^ 
Se^endgtücf^. 

Unfern  ©ünft^en  ein  3*^  fiedcn,  unfere  Segicrben  im  ^anmt  ^' 
ten^  fletd  eingeben!,  bag  bem  Singebien  nur  ein  nnenblic^  Heiner  Z^^ 


SUtbe    —    iEBurael  483 

aUc^  SSttnfc^endtQertl^en  erreichbar  x^,  hingegen  Diele  Ue6e(  deben 
treffen  muffen,  —  ifi  eine  Siegel,  o^ne  beren  Seobad^tung  toeber 
9?eid|t^uni ,  noc^  SRac^t  Der^inbern  tonnen,  bog  toir  un^  armffttig 
füllen,   ($.  I,  466.   «ergl.  Sefd^rttnfung.) 

Uliirte. 

1)  Aritif   ber   j^ant^fc^en  Segriffdbefltmmung   ber 
SBürbe.    (@.  SBert^.) 

2)  jiriti!   ber  ,,SEßürbe   bed   iDtenfd^en''    a(d   SRoral« 
))rtnct))9. 

SBenn  man  bie,  ba^  Aant'fc^e  SRoratprinctp  unter  ber  beliebten 
Sorm  ber  ,,S33ärbe  be^  SDtenf^en''  $crtretenben  früge,  tooranf  benn 
biefe  angebliche  äÜßUvbe  betS  3)?enfc^cn  beruhe;  fo  )vürbe  bie  Antwort 
balb  ba^in  ge^eu,  ba§  ed  auf  feiner  9)2oralität  fei.  Sitfo  bie  SRora« 
tität  ouf  ber  SBürbe,  unb  bie  SOSürbe  auf  ber  SKorotität.  —  «ber 
^ieüon  aud^  abgefe^en,  ifl  ber  Segriff  berSBiirbe  auf  ein  am  Sßillen 
fo  fünb(i(^e^,  am  ®eif!e  fo  befd^ränfted,  am  Jlörper  fo  Derle^bared 
unb  ^infäOige^  äBefcn,  niie  ber  SRenfd)  ifl,  nur  ironifc^  antoenbbar. 
Cß.  II,  216.) 

Sticht  bie  abfc^a^ung  ber  SRenfc^en  nad^  SBert^  unb  äBürbe,  fon« 
bern  ber  ©tanbpunft  bed  3)htleib^  x\t  ber  aQein  geeignete,  um  feinen 
$ag,  feine  Serac^tung  gegen  fle  auffommen  gu  laffen.  ($.  II, 
216  fg.) 

(Ueber  baiS  au9  ber  „Stürbe  be«  SDfenfc^en"  gefc^öpfte  Argument 
gegen  bie  ^rügelflrafe  f.  ^rügelßrafe.) 

3)  dn  metc^em  @tnne  allein  t)on  „Sßttrbe  be^  üRen' 
f(^en"  bie  JRebe  fein  barf. 

du  ber  Seftegung  ht9  auf  bad  ©emüt^  eiubringenben  unb  e9  (eic^t 
übertoältigenben  (Sinbru(fd  ber  Dorliegenben  näd)ften  Sugennielt  mit 
i§rer  anfc^aulid^en  9{ea(ität,  in  ber  Sernid)tung  feinet  ©aufelfpieM 
huxdf  bie  $errf(^aft  ber  Vernunft  }eigt  ber  äRenf^engeiflt  feine  SBürbe 
m\\^  ©röße.  (SB.  II,  163  fg.)  Diefc  C)errf(^aft  ber  »eniunft,  auf 
xotlijt  bie  fioifc^e  (St^if  ^in}ie(te  (Dergl.  ^toiciömu^),  mac^t  ben 
99}enf(^en  ber  933ürbe  t^eil^aft,  raetd^e  i^m,  ald  oernUnf tigern  iSJefen, 
im  ©egenfaO  bed  X^iered  gufte^t,  unb  in  biefem  @inne  aderbingd 
barf  bie  Sßebe  fein  t)on  ber  äBürbe  be^  3Renfcf)eu,  nidjt  in  einem  an« 
bern.   (SB.  I,  107.    SW.  263.) 

1)  !Z)ie  bierfad^e  SBurjel  be^  <3at^z9  Dom  )ureid^en« 
ben  ®runbe.  (S.  unter  ®ruub:  S)ie  Dierfat^e  SBurjel 
beffelben,  unb  i§r  gemeinfc^aftK(f)er  Urfprung.) 

2)  äßurjeln  ber  3nbiDibua(ität  im  S)inge  an  fic^.  (®. 
unter  dnbtDibualität:  3)ie  dnbiDibualität  a\9  im  £)inge 
on  fi(^  murjelnbe  Srfd^einung.) 

31* 


484  3«»)I-   Smta    -    3'it 


3. 


1)  äßorauf  bie  3a^I  unb  bad  3ft^(en  beruht.  (®. 
Srtt^metil.) 

2)  anfd^aulic^leit  ber  3a^(eti.    (®.  «rit^metir.) 

3)  ttnterfd^ieb  gtoifc^en  B^^Ien  unb  rftumltd^en  ®r9gen 
in  ^infic^t  auf  bie  Uebertragung  in  bie  abfiracte 
Srienntnig.    (®.  {Raum.) 

4)  Untergeorbneter  9{ang  ber  Sefc^ttfttgung  mit  ßa^m 
Icn.    (®.  arit^metir.) 

5)  Sejie^ung  ber  ÜKufil  )u  ben  rationalen  unb  it« 
rationalen  Sa^Un\)txfiliUnx\\tn,  (®.  unter  SXufi!: 
S)ie  p^Qfifc^e  unb  arit^mettfc^e  ©runbtage  ber  SDtufif  in 
i^rer  93e}te^ung  jur  metap^tjfifd^en  SBebeutung.) 

&aifltnv^xiofop\)Xt^  f.  ?ogoö. 

dauberri)  f.  SRagie. 

Sanbttfiöit. 

3)ie  Sauberflöte  ifl  ein  ftimboKfc^ed  (Btüäi  SSalb  toirb  ber  3:0b 
miif  abforbem;  t9  ifl  ber  unbelannte  t^ü^rer,  ber  mid^  in  biefe^  2tbm 
gebracht;  id^  jaubere  nic^t  auf  feinen  9tuf,  nic^td  ^eigt  mic^  umlcn; 
er  iß  mir  unbefannt,  hodj  folge  ic^  mit  3utrauen;  er  ift  gemeint  tu 
ber  3auberflöte,  ald  ber  $rief}er,  ber  bie  Slugenbetfe  bringt,  bie  er  ben 
l^elben  unb  3)ulbern  überhängt,  e^e  er  fie  miitt  fU^rt.   ($.  412.) 

5tit. 

1)  SEBefen  unb  Sebeutung  ber  3^it. 

©ucceffion  ifi  bad  gan}e  äßefen  ber3eit.  (3B.  I,  9.)  2>ie3eit 
ifi  nic^td  Snbered,  ate  ber  ©runb  be^  ®ein9  in  i^r^  b.  1^.  Snc* 
ceffion.  (SB.  I,  41.  Sergl.  unter  ®runb:  @at  t>om  ®nttibe  bd 
©eind.) 

2)ie  3^'^  'fl  bie  oHgemeinfle  gorm  oDer  Objecte  ber  im  S>te8fle 
bed  SBiOend  fle^enben  (Erfenntnig  unb  ber  Urt^pud  ber  übrigen  gor* 
men  berfetben.  (SB.  I,  209.)  @ie  ifl  bie  erfle  unb  toefentltc^fh  gorm 
aQe^  (Sriennend.  (SB.  11,  314.)  ®ie  mac^t  bo9  unterfle  @nmb« 
gerüfl  ber  Sd^aubü^ne  biefer  objectit^en  SBett  an«.  ($.  11,  44.)  €te 
cf!  ba9  einfädle,  nur  bad  SBefentlid^e  ent^altenbe  @(^ema  aOer  öbrigen 


3«t  485 

©efialtungen  bed  @a^t9  Dom  juretd^enben  ®runbe,  ja,  ber  Urt^pud 
oKer  enblic^Icit.    (®.  150.  158.) 

3)ie  3^it  iP  Wc  gorm  bcö  Innern  ©inncö.  ®cr  alleinige  ®egen« 
f^aub  be^  innern  @inned  ifl  ber  eigene  SBiKe  be^  Srfennenben.  2!)ie 
3ctt  ift  ba^er  bie  f^orm,  mtttel|l  melier  bem  nrfprüngtic^  unb  an  ftd^ 
er!enntni6(ofen  inblDibueUen  SBiUen  bie  @etb{lerfenntntg  möglid^  toirb. 
Qn  ifjx  nttmlid^  erfc^etnt  fein  an  ftc^  einfad^ed  unb  ibentifc^ed  äßefen 
Qudeinanbergejogen  gu  einem  $?e6endtauf.  (SB.  II,  41.  314.  Sergl. 
avidf  unter  ^eiuugtfein:  ©egenfat^  ^^^  Selbftbemugtfeind  unb  be^ 
93en)ugtfein^  anbcrer  üDinge.) 

2)  3fbea(itclt  ber  geit. 

S!)te  t)on  ^ant  entbcdte  dbealität  ber  ^^\t  f)at  fd^on  einen  genügen^ 
ben  Setoeid  an  ber  gängtic^en  Unmögli^feit,  fte  l^inmegjubenlen,  Mf}» 
renb  man  9[Qed,  toa»  in  i^r  ftd)  barfleQt,  fe^r  lei^t  ^inmegbenft. 
(SB.  n,  37.)  SDie  Obealität  ber  3cit  ifi  eigentlich  fc^on  in  bem,  ber 
SRec^anif  ange^örenben  ®efe^e  ber  Sräg^eit  enthalten,  »eld^eö  im 
®runbe  befagt,  \)ai  bie  bloge  ^tit  feine  p^^fifd^e  ^irfung  ^erDorgu- 
bringen  Dermag,  ba^er  fte,  für  fic^  allein,  an  ber  9tu^e  ober  Sene« 
gung  eine^  fiörper^  nic^td  änbert.  @(^on  ^ieraud  ergiebt  fic^,  bag  fi^^ 
fein  p^t|f!f(^  JReate«,  fonbern  ein  tran«fcenbcntal  Sbcole«  fei,  b.  ^.  nxdjt 
in  ben  S)ingen,  fonbern  im  erfennenbcn  ©ubjcct  i^ren  Urfprung  ^obc. 
{%  II,  41  fg.) 

S)a6  bie  ^tit  überaQ  unb  in  aDen  köpfen  üoQfommen  gleid^mäßig 
fortläuft,  liege  ftc^  fcl^r  n)0^(  begreifen,  »enn  biefelbe  ettuad  rein 
Seugerli^ed,  DbjectiDed,  bprd^  bie  @inne  SQSa^rne^mbared  märe,  tok 
bie  Sörper.  Slber  bad  ifl  fie  nid}t.  Suc^  ifl  ^e  feine^toegd  bie  6(oge 
Semegung  ober  fonftige  SScränberung  ber  Jtörper;  biefe  oietme^r  ifl  in 
ber  2^it,  meldje  alfo  üou  il)r  fc^on  ald  Sebingung  Doraudgefe^t  toirb; 
benn  bie  U^r  ge^t  ju  fc^nell,  ober  ju  langfam,  aber  nic^t  mit  i^r  bie 
3eit,  fonbern  ha9  ®(ei(^mägtge  unb  9?ormaIe,  toovauf  jened  @(^neQ 
unb  Sangfam  flc^  bejie^t,  ifl  ber  niirflic^c  Sauf  ber  3cit.  S)ie  U^r 
migt  bie  3^^^  ^^^^  f^^  mac^t  fte  nic^t.  SBenn  aOe  U^ren  fielen 
blieben,  nienn  bie  ®onne  felbfl  fliOftänbe,  menn  aOe  unb  jjebe  Seioe« 
gung  ober  Serftnberung  flodCte ;  f o  mürbe  bie«  bo^  ben  Sauf  ber  S^it 
feinen  SugenbUd  ^emmen,  fonbern  fte  mürbe  i^ren  gleic^mägigen  ®ang 
fortfe^en  unb  nun,  o^ne  Don  Seränberungen  begleitet  ^u  fein,  Der« 
fliegen.  S)abei  ifi  fte  bennoc^  nid^td  SBa^rne^mbarc«,  ui^tö  üugerlic^, 
obfectiD  ®egebeue9.  S)a  bleibt  feine  anbere  Slnnabme  übrig,  ate  bag 
fie  in  und  liege,  unfer  eigener,  ungeflört  fortfc^reitenber  mentaler 
$roce§,  bie  gorm  unfer«  »orfiettenö  fei,  (^:  II,  43  fg.;  I,  108* 
2B.  n,  40.) 

3)  Praedicabilia  a  priori  ber  3^^^* 

lieber  bie  (Einheit,  unenblic^e  2!^eilbarfeit,  (Kontinuität,  Anfang«- 
imb  (Snblofigfeit,  Seflanblofigfeit  unb  fonflige  Praedicabilia  a  priori 


484  Ba%   BWta    -    Seit 


3. 


1)  SBorauf  bte  3a^t  unb  bad  3a^(en  6eru^t.  (®. 
«rit^mctif.) 

2)  «nfc^auH^lcit  bcr  Saniert.    (©.  artt^metif.) 

3)  Unterfd^ieb  jtDtfc^en  ^af^Un  unb  räumltd^en  ©rögen 
in  ^tnfid^t  auf  bte  Uebertragung  in  bte  abftxactt 
Srfenntntß.    (®.  {Raum.) 

4)  Untergeorbneter  9{ang  ber  Sefd^äftiguitg  mit  ßa^^ 
Icn.    (@.  Ärtt^mctif.) 

5)  Sejie^ung  ber  SDtuftI  ju  ben  rationalen  unb  ir« 
rationalen  SafiUn\)ttf)'dUnx\^tn.  (®.  unter  SKuftI: 
S)ie  p^tififc^e  unb  arit^metifc^e  ©runblage  ber  fDlupt  in 
i^rer  Sejie^ung  jur  metap^^ftfd^en  Sebeutung.) 

3ai)Unpt)Uofopi)ie,  f.  l?ogo9. 

Saubtttx^  f.  ÜKagie. 

3aubertlött. 

2)ie  3an6erf[0te  ifi  ein  f^mbolif^e«  ©tüd:  Salb  lotrb  ber  Sob 
mic^  abforbem;  t9  \\t  ber  unbelannte  f^ü^rer,  ber  mid^  in  biefed  Seben 
gebrad^t;  id^  jaubere  nid^t  auf  feinen  9luf,  ni^td  ^ei§t  mic^  »eilen; 
er  iß  mir  unbefannt,  boc^  folge  i^  mit  3utrauen;  er  ifi  gemeint  in 
ber  ^anhtxfiliU,  att  bcr  ^ricjler,  ber  bie  Sugenbecfe  bringt,  bie  er  ben 
gelben  unb  !DuIbem  überhängt,  e^e  er  fle  toeiter  fü^rt.    ($.  412.) 

StiU 

1)  Sßefen  unb  SBebeutung  ber  ßtit 

©ucceffion  ifl  ba«  ganje  SBefen  ber3eit.  (SB.  I,  9.)  3)ie3«^ 
ifl  nt^t«  anbere«,  ate  ber  ®runb  ht9  @eind  in  i^r,  b.  ff.  ®nc* 
ceffion.  (Sß.  I,  41.  Sergl  unter  ®runb:  ®a$  Dom  ©runbe  M 
©ein«.) 

a)ie  3eit  i(l  bie  aUgemcinfie  gorm  oHer  Objecte  ber  im  SHenjle 
be«  äBiOend  fle^enben  (Srienntntg  unb  ber  Urt^pu«  ber  übrigen  got« 
men  berf elben.  (SB.  I,  209.)  ©ie  ifi  bie  erfie  unb  wefentli^fle  gorw 
alle«  Crlennen«.  (SB.  n,  314.)  ©le  mad^t  ba«  unterfie  ©trnift' 
gerüfi  ber  ©c^aubü^ne  biefer  objectiöen  ffictt  an«.  ($.  n,  44.)  ®i« 
tfi  ba«  einfache,  nur  ba«  9BefentIi(^e  ent^altenbe  ©i^ema  aller  öbrifeo 


3«t  485 

©eflaltungen  be^  @a^ed  Dom  }uret(^enben  ©runbe^  ja,  ber  UrtDpud 
aHer   (SnbÜc^leit.    (®.  150.  158.) 

S)ic  3cit  iP  J^ic  Sorm  bc«  inncrn  ©inne^.  Der  alleinige  ©egcn« 
panb  bc3  irnicm  ©inncö  ijl  bcr  eigene  SBillc  be«  ffirfennenben.  3)ie 
3cit  ifl  ba^er  bie  i$orm,  mittelfl  meldtet  bem  urfprUngli^  unb  an  fl^ 
erfenntniglofen  tnbiüibueOen  äßillen  bie  Setbflerleimtntg  mögßc^  toirb. 
Sn  if)x  nämlid^  erf(i^etnt  fein  an  {Ic^  einfat^e^  unb  ibentifc^e^  SBefen 
au^etnanberge^ogen  }u  einem  itUntianl  (2S.  II,  41.  314.  SergL 
andf  unter  ^eiouftfein:  ©egenfatj  ^^^  ©elbftbetvugtfeind  unb  bed 
99en)ugtfeind  anbcrer  S)inge.) 

2)  Obcalität  ber  3eit. 

ÜDie  Don  jfant  entbcdtte  dbealität  ber  3eit  ^at  fi^on  einen  genügen« 
ben  SSetoeid  an  ber  gänjUc^en  Unmögtid^feit,  fie  ]^intt)eg)uben{en,  »tt^« 
renb  man  "Hüt^,  mafl  in  i^r  ftc^  barßeOt,  fe^r  lei^t  ^intoegbenft. 
(333.  n,  37.)  !Die  Sbealität  bcr  Seit  iji  eigentlich  ft^on  in  bem,  ber 
flRed^anil  ange^örenben  ©efefee  ber  XrSg^eit  entl^atten,  toelc^e^  im 
Orunbe  befagt,  ha^  bie  btoge  3"t  feine  p^^flfc^e  SBirfung  J^erDorju» 
bringen  Dermag,  ba^er  fie,  für  fl^  allein,  an  ber  9{u^e  ober  Setoe« 
gung  eined  ßörperd  ni^td  finbert.  ®d)on  ^ieraud  ergiebt  fic^,  bag  [ic 
{ein  p^^flfd^  SReated,  fonbem  ein  tran^fcenbcntal  dbcaled  fei,  b.  1^.  nid^t 
in  ben  Dingen,  fonbern  im  erfennenbcn  ©ubjcct  i^ren  Urfprung  f)ahc, 
{%  n,  41  fg.) 

Dag  bie  ^tit  überall  unb  in  aOen  köpfen  DoDfommen  glei^mSgig 
fortläuft,  liege  fiii  fc^r  tDO^t  begreifen,  »enn  biefelbe  ttwa^  rein 
Xeugerti^eiS,  DbjectiDcd,  h\xxi^  bie  ®inne  SBa^rnel^mbared  toäxt,  nie 
bie  Körper.  Slber  bad  ifl  fle  nid)t.  Unij  ifl  ^e  feine^megd  bie  blogc 
9en)egung  ober  fonßige  Scränberung  ber  Jlörper;  biefe  Dielme^r  ifl  in 
ber  3^!^  iDelc^e  alfo  Don  il)r  fc^on  atö  Sebingung  Doraudgefe^t  koirb; 
benn  bie  U^r  ge^t  ^n  f^neCf,  ober  ju  langfam,  aber  ni^t  mit  i^r  bie 
3eit,  fonbern  ha9  ©teic^mäßige  unb  9?ormaIe,  niovauf  iened  @^ncQ 
unb  Sangfam  flc^  bejie^t,  ift  ber  tDirftic^e  Sauf  ber  ^üt  Die  U^r 
mißt  bie  3^it,  aber  fie  mac^t  [it  ni(^t.  Senn  oHe  U^ren  flehen 
blieben,  »enn  bie  @onne  felbfl  fiiOftänbe,  loenn  ade  unb  jebe  Sekoe« 
gung  ober  Seränberung  flodfte ;  f o  niürbe  bie^  bod^  ben  Sauf  ber  3(it 
teinen  Slugenblidt  ^emmen,  fonbern  fie  mürbe  i^ren  gteic^mägigen  ©ang 
fortfe^en  unb  nun,  ol^ne  Don  Serttnbcrungen  begleitet  gu  fein,  Der« 
fliegen.  Dabei  ift  fie  bennoc^  nic^td  SBa^rnc^mbarcd,  ni^td  Sugerlic^, 
objectiD  ©egebene^.  Da  bleibt  {eine  anbere  Sfnnabme  übrig,  ate  bog 
fie  in  und  liege,  unfer  eigener,  ungefiört  fortf(^reitenber  mentoler 
^roccg,  bie  gorm  unfet«  SorfleOend  fei.  ($r  II,  43  fg.;  I,  108. 
SB.  U,  40.) 

3)  Praedicabilia  a  priori  ber  3^'^- 

Ueber  bie  (Einheit,  unenblic^e  2:^eilborteit,  Kontinuität,  9[nfangd« 
unb  (Snblofigfcit,  Seflanblofigleit  unb  fonfitge  Praedicabilia  a  priori 


488  3ettbtctterci    —    3ettltd^leit 

@pur  iit  ädern  Zf^wn,  S)enfen,  ®f^ret6en,  in  ÜRufiC  unb  fEflaitxti,  tm 
f$Ioriren  btefer  ober  iener  jtunfi.  SlOem  unb  j[ebem  briicft  er  feinen 
©tämpel  auf;  ba^er  j.  S.  bad  3^i^<^I^^^  ber  ^^rofen  o^ne  (Sinn  aw^ 
ha9  ber  äßuftfen  o^ne  äßelobte  unb  ber  i^onnen  o§ne  3^^^  ^^^  ^^' 
Pd^t  fein  mußte.    (^.  II,  482.) 

2)  e^Qrolter  bc3  aitert^umö,   aKittelaltcrö   unb  ber 
5Rcujcit.    (®.  b.  «Itcn,  5KitteIaIter  unb  Oe^tjeit) 

3)  Serfc^tebened  SJer^ältntß  berSSßerle  ber  9)7antertfien 
unb  ber  äBerle  ber  @ented  ju  t^rent  Qtitatter. 

S)te  manierirten  SQSerle  finben  itoax  bei  t^rem  ^dtalttv  lauten  Sei' 
faD,  finb  aber  nac^  toenigen  Oa^ren  f(^on  Deraltet.  (IBergl.  Lanier, 
Spanier iftcn.)    Sfiur  bic  ächten  SBerfe,  bic  SBerfe  ber  ©enied,  bleiben 
lote  bie  9?atur,  aud  ber  fte  gefc^bpft  flnb,   emig  jung    unb   ftM  ux* 
Tröftig.    S)enn  fte  gehören  feinem  Zeitalter,  fonbem    ber  S^enfi^^eit 
an;  unb  toie  ße  eben  be^^alb  Don  i^rem  eigenen  3^it<^I^c^#   kueld^em 
fic^  anjufd^miegen  fle  üerfc^mä^ten,  tau  aufgenommen  unb,  meif  fte  hit 
jebe^malige  %$ertrrung  beffelbcn  mittelbar  unb  negatio  aufbecften,  fp&t 
unb  ungern  anerfannt  tnurben ;  fo  f önnen  fle  bofilr  auc^  nic^t  JDnatUn, 
(SB.  I,  278  fg.) 

Seitirutttwi. 

3eitbienerei  unb  SEartüfftani^mtiö  läßt  ftd^  jur  9Jot^  in  iebem 
j{leibe  entf d^ulbigen ,  in  ber  Kutte  unb  bem  ^ermetin,  nur  nid^t  im 
Stribonion,  bem  ^^ilofop^enmantel;  benn  mer  biefen  anlegt,  ^at  ^ur 
Sa^ne  ber  SBa^r^eit  gefd^moren,  unb  nun  ift,  tto  ed  tl^ren  2)tenfl 
gilt,  iebe  anbere  »Jücfpä^t  f^mä^li^er  »crrat^.  (SR.  17  fg.  »ergl. 
$^ilofopl^.) 

Btitgtlfl,  f.  Seit  alt  er.  ''^ 

3titgeno|Ttn. 

1)  Serfc^iebene«  ©d^idfal  ber  lalentmänner  unb  ber 
®enieö  bei  ben  3cit8^»offen.  (®.  unter  ®enie:  Unter- 
fd^ieb  3n)if(^en  ®enie  unb  Xafent,  unb  9?a(^t^eile  ber  @tniaMt.) 

2)  ©eringer  SBert^  be«  Seifall«  ber  3citgenoffeiu 
(®.  Seifall.) 

3)  ©egenfaft  gwifc^en  bemSin^nt  bei  ben  3cit8^«offe« 
unb  bem  9{u^m  bei  ber  9tad^ioelt.    (®.  9?u^mO 

SeitUe^keit. 

S)a«  S^riflent^um  nennt  biefe  SBelt  fe^r  treffenb  bie  3eitli(^Iti^ 
nad^  ber  einfac^ßen  ©eftaltung  be«  ®a^ed  oont  ®runbe,  bem  Vai^f^^ 
oQer  onbem,  ber  Qn\,  unb  rebet  im  ®egenfag  ^ieju  oon  ber  StoV' 
leit.    (®.  168.   C>.  419.) 


3ettungcn«  3cit"«flöW^*"^«^    ~    3««9«tt9«  3^«9«"9^ßct       489 

Seitttit0ni.    3tUung0fd^mbt(. 

1)  ©ic  Qtitvin^tn, 

®ic  3«itwnfl«n  P"^  ^^^  ©ecunbcnjciger  ber  ©cf^ic^tc.  3)erfe(6e 
ober  iß  tneif!end  nic^t  nur  Don  uneblerem  ÜRetalle,  atö  bte  beiben  an- 
bcrn,  fonbcrn  gc^t  auc^  feiten  riditig.  —  3)tc  fogenannten  „leitenbcn 
Ärtifct"  barin  (tnb  ber  Storno  gu  bcm  S)rama  ber  jeweiligen  83e« 
fleben^citen.   Oß.  H,  481.) 

2)  Die  3eitunj«f^reiber. 

Uebertteibung  jeber  Strt  ifl  ber  3<^itung«fd^rciberei  ebenfo  ttjcfentlic^^ 
n}ie  ber  bramatifd^en  ^unfl;  benn  tu  gi(t,  aud  jebem  S^orfaü  mögtic^jit 
Diel  jn  machen.  !Z)a^er  andj  fmb  alle  3^itungdfc^reiber  üon  ^anb^ 
n}er!d  »egen  SKarntiften ;  bied  ifl  i§re  2lrt,  {1(^  tntereffant  }u  madien. 
(?.  II,  481.) 

äerflreuung,    f.    unter   Ontellcct:    UnDonfommcn^dtcn   be«   3n« 
teUect^. 

Beugung.  Seugungeart. 

1)  3^udun8   unb   S^ob    al9  tuefentlic^e  SRomcnte  bed 
?cben3  ber  Oattung.    (©•  Stob.) 

2)  2)ad  dnflinctiüe  be^  3^ugnng9actd. 

3n  ber  Srunji  unb  im  Acte  ber  3^W8^"9  ^"6  ^^^  2^^^^  "i^^ 
bag  ed  flerben  mu§  unb  bag  burc^  fein  gegenn)Srtiged  ©efd^äft  ein 
neued  dnbiDibuum  entße^en  n}irb,  um  an  feine  Stelle  gu  treten.     @d 

fennt  alfD  ben  3^^'  ^^^  3^u9unfl  "^^^  f^^d^  ^^^^  ^<>4  f^^  ^i^ 
Sorlbaucr  feiner  Oattung  in  ber  3^^^,  oÖ  ob  e«  i^n  fennte.  ©ein 
2:^un  tvirb  nic^t  oon  Srfenntni§  geleitet,  fonbern  ifi  ein  infünctioed. 
93eim  9)'?enf(^en  ifl  giuar  ber  3^u9U"9^^ct  Don  ber  (Srienntniß  feiner 
Snburfacf)e  begleitet,  ifl  aber  boc^  nidjt  Don  i^r  geleitet,  fonbern  ge^t 
unmittelbar  aud  bem  SBillen  jnm  Scben  ^eroor,  atö  befjen  Soncen« 
tration.  Der  S^u^^m^^act  ifl  bemnad^  ben  infltnctioen  $anb(ungeu 
beijujä^ten;  benn  fo  toenig  bei  ber  3^"9""9  ^^^  -^^^^^  ^"^^  ^^^  ^^' 
tenntni§  bed  3^^'^  geleitet  ifl,  fo  »enig  ifl  e^  biefed  bei  ben  ffunft« 
trieben.  (®erg(.  3nftinct.)  ®ie  3<wgung  ifl  geroiffermaßen  ber  bc» 
»unberung^nürbigfle  ber  j^unfitriebe  unb  fein  SBetf  bad  erflounlic^ftc. 
(®.  n,  584  fg.) 

3)  Der  3^i<0ungdact  Don  ber  fubjectiDen  unb  Don  ber 
objectioen  Seite  angefe()en. 

Die  3<^U9U"9/  ^^^f^^  ^^^  ^^^  ^^^^  A^^^^  ge^cimnigDoDe  Vorgang, 
fleOt  un9  ben  funbamentaten  ®egenfa(  gmifc^en  Crf(^einung  unb  ^efcn 
an  ^xif  ber  Dinge,  b.  i.  gmifc^en  ber  Seit  atö  SJorfleOung  unb  ber 
SBelt  ald  Siße,  loie  au^  bic  gänglic^e  ^eterogeneität  ber  ©efe^e 
9eiber,  am  uumittelbarfteu  Dor  3lugen.    Der  3<^ugungdact  nttmlic^ 


J 


490  3«w9tt«9-  3f«8ttii9«act 

teilt  ft(^  und  auf  )U)iefa^e  SBeife  bar :  erfitic^  für  bad  ®eI6f}6f tougt- 
ein,  beffen  ademiger  ©egeiiflanb  ber  3ßiOe  mit  aQen  feinen  Slffectionen 
i%  unb  fobann  für  bad  9eU)u§tfein  anberer  S)inge,  b.  i.  brr  S^eft 
ber  SJorfleOung.  (lieber  ben  ©egenfag  bed  ©elbfibemugtfetnd  unb  bed 
SBeioußtfeind  anberer  S)inge  Dergl  93en)ugtfein.)  Son  ber  SBillfn^ 
feite  nun,  alfo  innerlich,  fubjectiD,  für  bad  ©elbflbeiougtfetn  fleQt  jener 
9ct  ftd^  bar  ote  bie  unmittelbarfle  Sefriebigung  bed  SBillen^,  b.  i. 
ald  SSSoItufl.  Son  ber  Sorfiellungdfeite  hingegen,  olfo  ttugerfid^,  ob* 
jjectiD,  für  bad  Semugtfein  Don  anbem  SDingen,  ift  eben  biefer  STct 
bie  ©runblage  bed  unau^fprec^Ii^  complicirten  ontmalifd^en,  aU  ba9 
planOoHe  S93er{  ber  ticfflen  Ueberlegung  erfc^etnenben  Organt^mud. 
(SB.  n,  567.) 

4)  dunere  Sebeutuug  bed  3^"SU"8^<>ctd. 

!Die  Statur,  immer  uia^r  unb  confequent,  in  9ngelegen^etten  bt€ 
©efd^tec^tdtriebed  fogar  naio,  legt  gan)  offen  bie  innere  Sebeutung  bed 
3eugungdactd  Dor  und  bar.    S)ad  eigene  Settugtfein,  bie   ^eftigfeit 
bed  Zriebed,  le^rt  und,  ba§  in  biefem  9cte  {Ic^  bie  entfc^iebenfle  8e« 
jia^ung  bed  äBillend  jum  Seben,  rein  unb  o^ne  »eitern  3ufa6 
audfpri^t,  unb  nun  in  ber  S^ii  unb  Saufafrei^e  erfc^eint   ald  ^olge 
M  Sctd  ein  neued  8eben,  Oor  ben  Srjeuger  ftcllt  f^  ber  (Ergeugte, 
jn  ber  Srfc^einung  Don  ienem  oerfd^ieben,  aber  an  fic^,  ober  ber  ^ee 
"nad^,  mit  i^m  ibentif(f|.    3)a^er  ifl  ed  biefer  Xct,  burc^  ben  bie  ®tß 
f^fed^ter  ber  Sebenbcn  fOf  jebed  ju  einem  ©anjen  Oerbinbcn   unb  afß 
folc^ed  perpetuircn.    Die  S^wflwng  ijl  in  SScjie^ung  auf  ben  Crjeuger 
nur  ber  %udbrudt,  bad  ©Qmptom  feiner  entfc^iebenen  Seia^ung  be^ 
SBtdend  }um  !2eben,   in  S^ejie^ung  auf  ben  Srjeugten   ifl   fie  nic^t 
etn)a  ber  ®runb  bed  in  il^m  erfc^einenben  SEBiQend,  fonbern  nur  ©e« 
(egen^eitdurfac^e  ber  (Srfc^einung  biefed  SBiUend  )u  biefer  3^^^  ^^^  ^ 
biefem  Ort.   (3®.  I,  387.) 

Der  3^u8un9^^ct  oer^ält  p<4  jur  S93ett,  toie  bad  SBort  }um  SRät^« 
feL  Stämfic^  bie  Sßctt  ift  toeit  im  Staume  unb  att  in  ber  3^^^  ^^ 
oon  unerf^öpflic^er  9Rannigfa(tig{eit  ber  ©efiatten.  Oeboc^  ift  bitß 
älOed  nur  bie  (Srfdjeinung  bed  killend  jum  lieben,  unb  bie  (^oncen« 
tration,  ber  Srennpunlt  biefed  SEBiüend,  ift  ber  ©enerotiondact.  9n 
biefem  9(ct  atfo  fprid^t  bod  innere  SBefen  ber  SBelt  füf  am  beutü^' 
fien  aud.  Slld  ber  beutlic^fie  ^[udbrucf  bed  SBiOend  a(fo  tfi  jener  üd 
ber  ^ern,  bad  Sompenbium,  bie  Ouinteffenj-ber  äBett.  3)a^er  ge^t 
und  bur^  i^n  ein  Sid^t  auf  über  i^r  SEBcfen  unb  treiben.  (S.  H, 
652.    ?.  n,  338.) 

5)  äEBefendibentitSt  bed  (Srjeugten  mit  bem  (Sr}euger. 

Hn  bie  Scfriebigung  bed  ©efc^Iec^tdtriebed  Inüpft  fi^  ber  Urfprung 
eined  neuen  Dafeind,  atfo  bie  Durd^fü^rung  bed  !?ebend  mit  aOen 
feinen  Saften,  @orgen  unb  ©c^merjen  bon  Steuern,  in  einem  anbem 
dnbioibuo.  Der  (lr}euger  ^at  bie  SBoOuft  genoffen,  unb  bafür  muS 
nun  ber  Srjeugte  (eben,  (eiben  unb  fterben.    SBo  bliebe  ba,  tx>entt 


Beugung.  3eugung«oct  491 

93eibe,  lote  fie  tu  ber  Srfd^eiuung  Der  [(Rieben  ftnb,  t9  andj  fc^Ied^t^m 
unb  an  ftd^  toären,  bte  etoige  ®ered)tigfett?  —  S)tefe  ift  nur  unter 
ber  StnuQ^me  in  retten,  bog  ber  Srjeugte  Don  bem  Qrieuger  nur  in 
ber  (Srfc^etnung  t^erfc^ieben,  an  ftd^  aber  mit  t^m  ibentifcq  iß.  (9B.  I^ 
650;  I,  387.  §.  407.  »crgL  auc^  unter  ©ered^tigleit:  a)ie 
erotge  ©eredittgleit.) 

6)  ®runb  ber*@(^atn  über  bad  3^ugungdgef({)ttft. 

ÜRit  ber  SSeja^ung  be^  SßiDen^  jum  Seben  über  ben  eigenen  2Ab 
^inaud  unb  b\9  jur  3)arfle(Iung  eineö  neuen  burd^  ben  3^u0ungdo€t 
ifl  auc^  Seiben  unb  %o\>,  a(d  ^ur  (Srfc^einung  be9  Sebend  gehörig, 
aufd  92eue  ntitbeja^t  unb  bie  bur^  bie  üoQIontmenfle  Srlenutnigftt^igfcit 
herbeigeführte  iDiSglic^Teit  ber  (Srföfung  biedmal  für  fruc^tlo«  erHärt. 
$ier  liegt  ber  tiefe  ®runb  ber  ®djam  über  bad  B^^^flu^fl^B^^^f^ 
<93S.  I,  387  fg,  —  Ueber  bie  jur  Sr(l$fung  fü^renbe  Doüfommenfle 
@r!enntiitg  Dergl  Ouietit),  unb  unter  ^i(Ie:  Seja^ung  unb  Ser« 
neinung  be9  SBtQend  3um  Seben.) 

(93o0  bie  @(^am  über  bie  ®enitatien  betoeifl,  barüber  f.  @e« 
ititalien.) 

7)*  3) ad  Dafetn  aU  ^arap^rafe  bed  3^^Su>^9^°<^^^» 
2)ad  Seben  eined  SRenfc^en  mit  feiner  enblofen  3Rü^,  9lot^  unb 
Seiben  ifi  anjufe^en  a\9  bie  SrHärung  unb  $arap^rafe  bed  B^ugungd« 
acted,  b.  i.  ber  eutfct)iebenen  Seja^nug  M  SiQend  }um  Seben;  )u 
berfelben  gehört  auc^  noc^,  bag  er  ber  9?atur  einen  £ob  fc^ulbig  i% 
ttnb  er  bentt  mit  SeHemmung  an  biefe  ®(^u(b.  —  B^^S^  ^i^^  "ic^t 
baoon,  bag  unfer  ÜDafein  eine  Serfd)ulbung  ent^tttt.   (SB.  II,  650.) 

Der  Xct,  burd^  »eichen  ber  SiQe  fi^  bejaht  unb  ber  ÜRenfc^  ent« 
fie^t,  ifi  eine  ^anbfung,  bereu  SUe  ftd)  im  Onnerften  fd)ämen,  bie  fte 
ba^er  forgföUig  t^erbergen.  Qd  iß  eine  $anb(ung ,  bereu  man  bei 
fatter  Ueberlegung  meiftend  mit  SBibenoiOen,  in  er^ö^ter  Stimmung 
mit  9bf(^eu  gebenTt.  (Eine  eigcnt^ümlic^e  Octrübnig  unb  9{eue  folgen 
i^r  auf  bem  ^n^t.  ®ie  iß  ber  8toff  }ur  ßotenreißerei.  SIber  einjig 
unb  aOein  mtttelß  ber  Sudübung  einer  fo  bei'd^affenen  $anb(ung  be* 
ße^t  bad  3Renfc^engef(^lecl^t.  —  $ätte  nun  ber  Optimidmud  ^et^t, 
iDÜre  unfer  !Z)afein  bafl  banfbar  ju  erfennenbe  ®ef(^enf  ^öc^ßer  SBeid« 
^eit  unb  ®üte,  ba  mügte  boc^  tuo^rIi(^  ber  9ct,  melier  t9  perpetuirt, 
eine  ganj  anbere  ^^^ßognomie  trägem  dß  hingegen  biefed  S)afein 
eine  Srt  ge^ttritt,  ein  drnoeg,  fo  mug  ber  e4  perpetuirenbe  Xct  ge* 
rabe  fo  audfe^en,  loie  er  audße^t.   (3B.  II,  651  fg.   %  II,  338.) 

8)  Unterfc^ieb  3»if(^en  bem9[nt^ei(  bedSRanneö  unb 

bem  bed  Sßeibcfl  an  ber  B^^O^^S* 

Der  Sfnt^eil  bed  SBeibed  an  ber  3<ufiU"0  'f^  in  getotffem  @inne 

f(^uIb(ofer,  ald  ber  bed  SRanned;  fofern  nämlid^  biefer  bem  ju  (Er- 

jeugenben  ben  93  t  Ken  giebt,  »etc^er  bie  erße  @ttnbe  unb  ba^er  bie 

JDuelle  aUe^  9l$fen  unb  Uebete  iß,  bad  3Beib  hingegen  bie  (Erfennt- 


492  äeuflwttö-  3««flun8«act 

ntg,  tt)eld^e  ben  2Beg  gur  Sriöfung  eröffnet.    (Sergl  Sßtvtxhun^. 
2)er  ©enerattondact  ift  ber  SEßeltfnoten,  tnbem  er  befagt:    ,,ber  äSiCc 
jum  Seben  ^at  flc^  aufd  9?eue  bejaht''.   S)ie  Sonception  unb  ©d^mangep 
fc^aft  hingegen  befagt:  ;,bem  SBiQen  ifi  au(^  luieber   bad   ^ic^t  bcr 
@r!enntntg  beigegeben'',  mit  hjelc^er  bte  iD^ögtic^leit   ber  (Srlofurg 
aufd  3ltm  eingetreten  i%    ^ierau^   erllärt  fid)   bie  beac^ten^roert^? 
Srfd^etnung,  baO,    ttiä^renb  iebed  Seib,  nienn  beim  ©eneration^act 
überrafc^t,  bor  ®c^am  Derge^en  m9d^te,  f!e  hingegen  t^re  Qä^tüattgcu 
fc^aft  o^ne  eine  @pur  oon  @(f|am,  ja,  mit  einer  %rt  ®to(3,  jur  ®^aii 
trägt.    3ebcd   anbere  ^tii^m   M  DoQjogenen  Coitus    befc^ämt   ba^ 
Sßetb  im  ^öc^ften  ®rabe,  nur  oOein  bie  @cf)n)angerfc^Qft  ind^t.    Sicc* 
i{l  eben  baroud   ju   erflären,   bQ§   bie  ©c^mangerfc^aft    in   gen}tf|eu: 
©inne  eine  2^ilgung  ber  ®ö)n\h,  mldjt  ber  Coitus  contra^irt,  mi: 
fid)  bringt  ober  menigfiend  in  Sludfl^t  fleOt.     Der  Coitus  tft  ^aupt^ 
[dijUij  bie  @Q(^e  bed  Wamxt9,  bie  @d^n)angerf(^Qft  ganj  allem  ^(> 
bed  SBeibe^.    S$om  Sater  erhält  bad  ßinb  ben  fiinbltc^en  iEBiaen,  m 
ber  SKutter  ben  OnteHect,   baö  erlöfenbc  ^vincip.    3)a^er  trägt  bfr 
Coitus  aOe  @(^Qm  unb  @(^anbe  ber  ©ad^e,  hingegen  bie  t^m  fo  natc 
Derfc^tDifierte  @c^n)Qngerfcf)aft  bleibt  rein  unb  unf^ulbig,   j[a  loirb  jt- 
toifjermoßen  efjrnjürbig.   {%  II,  338  fg.)  • 

9)  ^erebelung  bed  3Renf(^engefcl^Iec^td  auf  htm  Wtßc 
ber  3^wfl""9«     (®»  SSerebelung.) 

10)  abnähme  ber  5Katur§eillraft  mit  ber  Q^uqüni^' 
fä^igfett.  (@.  unter  Statur:  Sntgegengefe^te^  Ser^altcti 
ber  9^atur  ju  ben  ©attungen  unb  ju  ben  Onbioibuen.) 

11)  Steigerung  berßtngungdfraft  fcurd)  antagontjii|(^( 
Urfa^en. 

@d    ifi   ein  iRaturgefe«,    baß   bie   protifi{e  ßraft   bc«   attenft^en* 
gefc^Iec^td,  ttefc^e  nur  eine  befonbere  ®ef^a(t  ber  ßtu%unq9haft  bcx 
vlatux  überhaupt  ifl,    bnrt^   eine   i^r   antagoniflifcf)e  Urfa^e  erfüllt 
toirb,  olfo  mit  bem  ffliberftonbc  toäc^jl.    9?e^en  wir  an,  jene,  ^^ 
prolififen  Äraft  antogoniflifd^e  Urfadje  träte  einmol  bur^  Cer^feemnj«'' 
mitteift  ©eurfjen,  5RaturreüoIutionen  u.  f.  to.  in  einer  noc^  nie  b«8f 
toefenen  ®rö§e  unb  aBirffomfcit  auf;  fo  müßte  noc^^ier  ouc^  voi^^ 
bie  f)roUfife  j^raft   auf  eine    bi9  je^t    gan^    unerhörte  $5^e  Oeigm* 
®e^en  wir  enblii^  in  jener  Serflärfung  ber  antagonifltfc^en  Urfacft^ 
bid  jum  äugcrflen  $unft,  alfo  ber  gän^Kc^en  3[udrottung  M  9Kni« 
f diengcf c^Iec^t« ;  fo  toirb  au4  bie  fo  eingegwängte  proUfife  ftraft  cbit 
bem  2)ruc{  ongemeffene  @ematt  erlangen,  mithin  }u  einer  SrnftrengmiS 
gebracht  werben,  bie  bad  je^t  unmöglich  @d^einenbe  (ciftet,  nSmlif^^ 
ba  i^r  bie  generatio  uuivoca,  b.  ^.  bie  ©eburt  be9  ®(ei<^en  ^^^^ 
©leid^en  Derfperrt  Wäre,  fic^  bann  auf  bie  generatio  aequivoca  toerfeit. 
{%  n,  162  fg.)  ^ 


Soorogic    —    3orn  493 

1)  3Bad  bie  3oo(ogie  le^rt.    (®.  anorpj^oloate.) 

2)  Sin  befonberer  9{u^en  ber  ^efdjttfttgung  mitßoo* 
(ogte. 

Suf  bie  (Srfenntnig  ber  dbentität  be9  SBefentlic^en  in  ber  (Srfd^ei' 
nung  be^  Zf)itxt9  unb  bed  9Renf(^en  leitet  nid^td  entfc^iebener  ^in,  ald 
bie  Sef^äftigung  mit  Biologie  unb  Snatomie.  SDabur^  beförbert  fie 
ben  Xkitt\iijVi^.  (S.  240.  Sergt.  S^ierfc^u^  unb  unter  SERenfc^: 
Obentität  be«  S93ef entließen  in  Z^ier  unb  aRcnf^.) 

Soxn. 

1)  3)er  Born  aU  Setoeid  be9  ^rimatd  be9  SSSilten«. 

Xn  3om  beraeifl  bie  93ünb^cit  bed  SEßiQend  unb  ben  Primat  bef« 
{etben  über  ben  dntedect.  S)enn  entfpränge  ha9  SßoUen  b(od  an9  ber 
(Srlenntniß;  fo  mügte  unfer  3<>^n  feinem  iebcdmaligen  Snlog  genau 
angemeffen  fein.  @o  fällt  ed  aber  fe^r  feiten  qu9;  üielme^r  ge^t  ber 
Soxn  meiflend  »eit  über  ben  Sntog  ^inaud.   (S93.  ü,  253.) 

2)  SBirfungen  bed  3<)^nc^* 

a)  ^^^ftotogifd^e  äBirfung  bed  3<^^>^^^- 
atnfhcngungen  ber  drritabUität,  imgleic^en  bie  rüfligen  Effecte,  »ie 

^reube,  3^^"  u*  H^*  bef(^Ieunigen  mit  bem  9(utumlauf  auc^  bie  dit» 
fpiration;  bo^er  ber  3o^t>  feinediveg^  unbebingt  fd^äblic^  ifl  unb  fo- 
gar,  menn  er  nur  füj  gehörig  audtaffen  fann,  auf  manche  Staturen, 
bie  eben  bed^alb  inflinctmäßig  nac^  i^m  ftreben,  n)o^It^ättg  tuirft,  ju- 
mal  er  augleic^  ben  (Srguß  ber  ©oQe  beförbert    {%  II,  177.) 

3)er  3^^^  tnafS^t  f (freien,  ftarl  auftreten  unb  ^eftig  gefliculiren ; 
eben  biefe  för))erti(l^en  Sleugerungen  aber  berme^ven  i^rerfeitd  ben  3orn 
ober  fad^en  i^n  an,  —  ein  Semeid  üon  ber  dbentitöt  M  Sßillen« 
mit  bem  Seibe.   {%  U,  619.   Sergl.  Seib.) 

b)  $f9d^oIogif(^e  3Bir{ung  ht9  3orned. 

SBie  aQe  9ffecte  (Dergt.  Sfffecte),  fo  mirft  auc^  ber  S^^'^  flöreub 
unb  Derfälfc^enb  auf  ben  dnteÜect.  3)er  3^^^  ^^ß^  und  nic^t  me^r 
tuiffen,  xoa9  mir  t^un,  noi)  meniger,  mad  mir  fagen.  (SB.  II,  241.) 

2)er  Keinfie  Stntag  genügt  bem  3^^^^'  i<^^^^  ^^  i^"  i"  ^^^  $^an- 
tafle  Dergrbgert.  S)er  3o^>^  f^^^fft  nSmlic^  fog(ei(^  ein  9(enbmer{, 
melc^ed  in  einer  monflrofen  Vergrößerung  unb  Serjerrung  feined  Sfu' 
(affed  befielt.  S)iefed  8(enbmcrif  er^ö^t  nun  felbfl  mieber  ben  3^^ 
unb  mirb  barauf  bur^  biefen  er^ö^ten  ßom  fetbfl  abermate  Dergrögert 
@o  fieigert  flc^  fortmfi^renb  biefe  gegenfeitige  Sirfung,  bid  ber  furor 
brerä  ba  ifl.    {%  U,  626.) 

3)  ®egenmitte(  gegen  ben  3^^"- 

Unfern  ^om,  felbfi  menn  er  geregt  tfi,  befänftigt  nic^td  fo  fc^neOf, 
tote  ^infl(^t(i(^  bed  ©egenpanbed  beffelben  bie  (Erregung  bed  9RttIetbd 


494  3otc    -    Sttfatt-   3ttfätli9feit 

huxii  bie  9tebe:  ,,ed  tfl  ein  Unglücflid^er".    SDenn  load  für  baö  ^cr 
ber  9eegeii,  ba^  ifi  für  ben  Born  ba«  mtUih.   (S.  238.) 

35cr  oergrößcrnbcn  SBirfung  bc«  3^^"^^  öorjubcugcn,  foDten  leb« 
l^ofte  ^erfonen,  fobalb  f!e  anfangen,  ftd)  }u  ärgern,  t9  über  fic^  }ii 
gewinnen  fucf)en,  bog  fle  bie  @a(^e  für  jie^t  fi6)  and  bem  @tsme 
fd)lügen;  benn  btefelbe  »irb,  »enn  fie  nad^  einer  @tunbe  barauf  jn* 
rüdtfommen,  fc^on  lange  nic^t  fo  arg  unb  balb  bieOeic^t  unbebeutenb 
crfd)eincn.   {%  U,  626.) 

4)  Sern)anbtf(^aft  unb  Unterf^ieb  ^»ifc^en  S^xn  nnb 

S)er  $ag  Der^ält  ftc^  jum  3^^"/  ^^^  ^i'  ^ronifc^e  }ur  acuten 
ÄronHicit.  (?,  ü,  229.)  SScibc  ^aben  bie«  gemein,  boß  i^re  ©efrie» 
bigung  füg  ifi  unb  ba«  ©ubject  nac^  i^rer  Slu^Iaffung,  nienn  fte  nur 
auf  feinen  SBiberflanb  gejlogen,  ft(^  entf^ieben  Wolter  beftnbct  ($. 
II,  228.) 

5)  Sebendregel  in  93e)ug  auf  ben  S^^^  ^^^  $a§.    (S. 
$a§.) 

Sott. 

1)  3u  tt)elc^er  9(rt  bed  ä&t^ed  bie  3ote  gehört.   (@.  unter 
l'äc^erlidj:  Sig.) 

2)  aßarum  ba«  ©efc^Ie^tdDer^ältnig  häufigen  «nlaß 
ju  3oten  giebt.    (®.  ©efd^Iec^t^Derl^ältnig.) 

5ufaU.  3ttf8Ui0keit. 

1)  SSegriff^beflimmung  be«  3nfa(Id. 

2)ad  B^fot'f'n^^^^^^ff^"  i"  ^^  3ci^  ^o"  ^Begebenheiten,  bie  ntc^t  in 
Saufaberbinbung  fte^en,  ift  toa9  man  BufoH  nennt,  meiere«  SBort 
Dom  3ufanimentreffcn,  3ufammenfa0en  M  nic^t  Scrfnüpften  ^erfommt. 
Qd)  trete  }.  9.  Dor  bie  ^audt^ür,  unb  e«  fäQt  ein  S^tfizl  üom  3)af^,. 
ber  mid)  trifft;  fo  ift  jniifc^en  meinem  heraustreten  unb  bem  SaOen 
bcö  3tpgel«  feine  (Saufoloerbinbung.  (®.  88.)  „3ufäflig"  bebeutet 
bad  3"f<^^^^n^^^ff<^<i  in  ^c^  3cit  beS  caufal  nid^t  Serbnnbenen.  (^. 
1,  229.) 

!Z)er  dn()alt  beS  begriff«  ber  BufäQigfeit  iß  alfo  negatib,  nttmtic^ 
miUx  nichts  als  biefed:  ÜRangcl  ber  burc^  ben  Satj  Dom  ©runbe 
andgebrüdtten  Serbinbung.  2)a  nun  aber  aQe  JCbj[ecte  bem  @aQ  oom 
®runbe  unterworfen  flnb,  fo  ift  an(^  bie  Semcinung  ber  Ütot^menbtg« 
feit,  n)eld)e  bie  B^fäUigfeit  audbrüdt,  nur  relatio.  SDaö  ^^ffillige 
ift  nämlid)  immer  nur  in  Sejug  auf  etwa«,  baS  ni^t  fein  ®mnb 
ift,  ein  fold)cd.  OebeS  Object,  oon  meldjer  8(rt  ed  aud^  fei,  ifi  oQe' 
mal  not^roenbig  unb  jufäQig  ^MiUiii;  eine  Gegebenheit  }.  6.  ifi  not^- 
menbig  in  %e}ie^ung  auf  baS  Sine,  bad  i^re  Urfac^e  ifi,  jttfttUtg 
in  8ejie(|ung  auf  allcS  Uebrtge.  Senn  i^re  Serü^rung  in  3^^^  ^^^ 
dtaum  mit  aOem  Uebrigen  ifi  ein  Möge«  3"f<^^>n^i^^^ff^«  ^^^^  t>^^^* 


3ufneben^cit    —    Sufunft   3ufüiifagc«  495 

loenbtge  Serbinbnng.  Sin  abfotut  3"f^i'(i8^^  ^ß  ^^f^  uubenTbar; 
benn  btefed  SeQtere  lottre  ein  Object,  loel^ed  gu  {einem  anbern  im 
%er^ä(tnig  ber  t$o(ge  )um  ®runbe  ßänbe,  —  »ad,  »eil  ed  gegen  beit 
@a«  Dom  ©runbe  {breitet,  unDorfieUbar  ift.  (2&.  I,  550.  S.  46. 
!P.  I,  229.) 

2)  iD{tgbrou(^  be«  S93orted  ;,iufällig"  in  bem  Dof 
fantifc^en  SDogmotidmnd.  (®.  unter  Stotl^menbig^ 
Stotl^menbigleit:  Jhitif  beö  Oegriffd  ber  abfoluten  9?ot^« 
»enbigfeit.) 

3)  $(anmägigleit  be«  dufädigen  im  ©d^idfal  bed 
(Singeinen.  (®.  unter  ©d^idfal:  2)ie  onfdjcinenbe  9b» 
fi(^tli(^feit  im  @(^t(ffa(e  bed  (Sinjelnen,  unb  unter  gatum, 
f$Qta(idmud:  Unterfc^ieb  jtöif^en  bem  gcmöf|n(id)en  unb 
bem  ^ö^eren  t^atalidmud.) 

4)  ®(eic^gültig{eit  beö  QnfalU  gegen  Serbienfi,  unb 
bte  baraud  ju  f(f|5pfenbe  Hoffnung. 

Sßo^I  ift  ber  SufoÜ  eine  böfe  Wadji,  ber  man  fo  »enig  »ie  m9g« 
tid|  an^etmfieQen  fott.  ÜDo^,  ba  er  feine  ®aben  nic^t  na^  Serbienfl 
unb  SBürbigfeit  audt^eilt,  fo  bürfen  »ir  ^ieraud  ant^  bie  freubige 
Hoffnung  f^öpfen,  noij  man^e  gute  ®aht  unüerbient  ju  empfangen. 
i>tx  B^\ali  mac^t  und  einleuc^tenb,  bag  gegen  feine  @unfl  unb  ®nabe 
aUed  Serbienfl  o^nmäc^tig  ifi  unb  nid^td  gilt.   ($.  I,  498.  Tt.  360.) 

5)  (Empfehlung  ber  Serüdfic^tigung  ber  SRac^t  bed 
3ufal(d  bei  unfern  Sorfe^rungen  für  bie  3u^unft. 

j^er  3ttfoD  W  6<i  oQ^n  menf^ti^en  2)tngen  fo  gro§en  ©ptel« 
roum,  baß  toenn  tnir  einer  Don  ferne  bro^enben  ®efa^r  gleich  bnr<^ 
Aufopferungen  oorjubeugen  fnc^eu,  biefe  ®efa(|r  oft  bur<^  einen  un« 
Dor^ergef ebenen  ®tanb,  ben  bie  S)inge  annehmen,  t)erf(f|tt)inbet,  unb 
je^t  mijt  nur  bie  gebrachten  Opfer  oerforen  finb,  fonbem  bie  burc^ 
fle  herbeigeführte  Serfinberung  nunmehr,  beim  Derttnberten  @tanbe  ber 
2)inge,  gerabe  ein  dlaijtf^tH  ifi.  SBir  muffen  ba^er  in  unfern  Sor- 
tc^ngen  nic^t  )u  weit  in  bie  3ufunft  greifen,  fonbem  auc^  auf  ben 
3ufaa  rechnen.    (%  l,  501.)     . 

3ufnt)lenl)ttt,  f.  Uujufrieben^eit. 

Bn^^  f.  äRed^anif. 

Bttglric^fein,  f.  3)  au  er. 

Bukunft.  3tikiinfti0t$. 

1)  3u(unft  unb  Sergangen§eit  im  Scr^ttltnig  jur 
®egenmärt.    (@.  ®egenmart.) 


496  3««^"iing.   3urcci§nuu0«fä^igfcit    —    ßmd 

2)  ©ie  au9  bem  OntcHcct  cntf<)rin8cnbe  Sänfc^ung 
in  »ctrcff  bcö  Sufünftigcn. 

S)te  ^tit  ifl  bicjenigc  Sinric^tung  itnfcr«  OntcIIccW,  Dcrmögc  ttjcldjcr 
ba«,  toaö  toir  ol«  ba«  3w^ünftigc  ouff offen,  jegt  gar  ni(^t  ^u  c^pircn 
fd)ciut;  tt)cld)c  läufd^ung  jcbo^  öcrfd)n)inbct,  wann  bic  S^^inft  jur 
Ocgcntoort  gcnjorben  ifi.  {%  II,  44.  SB.  II,  547.  Scrgt.  ffint» 
{leiten  unb  Serge^en.)  3)Qg  bte  n)efentUcl^c  t^orm  unferd  dnteQect« 
eine  folc^e  Söufc^ung  herbeiführt,  erHärt  unb  rechtfertigt  fic^  barau^, 
bag  ber  dnteOect  Ieinedn)egd  gum  Sluffoffen  bed  SEBefcnd  ber  X)inge, 
fonbern  blod  ^u  bem  ber  S^otioe,  alfo  jum  3)tenf}e  einer  inbiDtbueQen 
itnb  jeitUc^en  SBiQenderfi^einung  au9  ben  ^änben  ber  9latüx  ^ert)or« 
gegangen  x\t.   (SB.  II,  547.) 

3)  (Empfehlung  ber  93eoba(^tung  be9  rid^tigen  Sßaged 
im  ©orgen  für  bie  3«^«"!*-  (®-  «nter  ®cgcnwart: 
@enug  ber  ©egentuart  ald  niic^tiger  $unft  ber  Seben^mei^l^eit.) 

4)  3ufunft  nac^  bem  SEobc.     (©.  lob.) 

5)  Sor^ierfe^en  be«  Sw^i^^ftigen.  (@.  unter  *£rauin; 
3)ad  äBa^rträumen  unb  bie  prop^etifd^en  !£räume.) 

6)  Sebingung  ber  rid^tigen  ^rognofe  bed  B^tünf* 
tigen. 

Sin  rtditigcd  $rognofii{on  über  lommenbe  !Z)inge  fönnen  tnir  nur 
bann  ^aben,  niann  fte  und  gar  nic^t  angeben,  alfo  unfer  dntereffc 
burdjaud  unberührt  taffen;  benn  augerbem  finb  xoxx  nic^t  unbefioc^en, 
melme^r  iß  unfer  OnteÜect  üom  SBiDen  inftcirt  unb  inquinirt,  o^ne 
t>ai  mx  e«  merfen.   (^.  II,  70.) 

7)  Unfäftigfeit  be«  Spiere«,  öon  ber3wfttnft  gu  wiffen. 
(©.  unter  äßenfc^:  Unterf^ieb  ikoif^en  S^^ier  unb  3)?enf(^.) 

3ttrttl)ttUttg.   5urtd)ntttt8«fäl)t8kel^  f.  SeronttöortliÄleit. 

3ttnickfül)rung. 

1)  Burücffü^rung  aller  Dualität  auf  Quantität.  (®. 
Oualitttt.) 

2)  3i<v^(If^^^><A0  ))^^  Sebendiraft  auf  bie  b(od  mec^a» 
nifd^e  SBirffamteit  bei  SRaterie.  (ß.  unter  9Ra« 
teriolidmud:  S^^Ier  bed  SRaterialidmud ,  unb  DergL 
8eben«fraft.) 

Btttrautn,  f.  Vertrauen. 

3ttDorkommen[)tU,  f.  Um  gong. 

1)  »elotiöität  bcö  »egrifff  „Swecf". 

Qmd  fein  bebeutet  gewollt  merben.    deber  S^id  ijt  ed  nur  in 
9e3ie^mig  auf  einen  SBillen,  beffen  S'^td,  b.  ^.  beffen  birected  SRottt» 


Bwedmagigfeit    —    S^tiM  (Btfi^t  497 

er  ifi.  9?ur  in  biefer  9{c(atton  f^at  ber  begriff  ^xotd  einen  @imt 
unb  Dertiert  btefen,  fobatb  er  au^  \f)x  j^eraudgerijfen  tDtrb.  IDiefe  i^m 
toefenttic^e  Stelatton  f^Iießt  aber  not^tvenbig  aUed  „Sin  ftc^"  ane. 
3)er  jtanffd^e  ®a(:  ^^^Dev  SRcnfrf)  unb  überhaupt  jcbed  oernünfttge 
SQSefen  e^tfltrt  ald  3^^^  ^^^  f^4  felbfi''  tft  bo^er  ein  Ungebanfe, 
eine  contradictio  in  adjecto.  ,,3^^^'  ^"  f'^)"  ^^^^  ©etbftjmecf 
iP  gerabe  mic  „greunb  on  [xij",  „gcinb  an  fi^"  n.  f.  w,   (S.  161.) 

2)  Scbeutung  bed  ©egcnfa^ed   }n)ifd)cn  B^^^   "nb 
aWittel. 

3»cd  t{l  ba9  birecte  SRotiD  eined  äBidcn^actei»,  9)HtteI  bad  in« 
birecte.   ((2.  160.) 

StD^dunä^igkeit,  f.  S^eleologie  mib  Drganifd),  Organt^mnd. 

3i0tdiurfad)c;)  f.  2:e(eoIogte. 

SmetDfrutigkeU,  f.  unter  Säd) erlief:  SBtf;'. 

Svotxtt^  Oeftd)t,  f.  9Kagie  unb  äRagnettduind,  ferner  unter 
Sir a um:  S)a9  Srauniorgan,  unb:  Unterfd)ieb  jtvifc^en  beut 
Zuraunt  unb  ben  t^m  Dern)anbten  Srfd)einnngen. 


64opeti^auer«2ctifoti.   II*  32 


490  3««Ött»9-  3c«9«ttö«act 

hat  ft(^  un^  auf  )miefa^e  Wti\t  bar :  erflKc^  für  ba9  ©elbltBetongt' 
ein,  beff en  ademtger  ©egeiiftanb  ber  SBiOe  mit  aOen  feinen  Slffectionen 
ip,  unb  fobann  für  bo«  Setüußtfcin  anbcrcr  Dinge ^  b.  i.  ber  fficlt 
ber  SorfleOung.  (lieber  ben  ©egenfag  be^  @elbfibett)ugtfetnd  unb  M 
SBett)ußtfeind  anberer  S)inge  Dergl  93en)u§tfetn.)  S^on  ber  SBilTen^ 
feite  nun,  alfo  innerlid),  fubjectiD,  für  ha9  ©elbpbemugtfetn  fleOt  jener 
9ct  fl(^  bar  ote  bie  unmittelbarfie  Sefriebigung  be^  SBiUen^,  b.  l 
al9  SBoIIuft.  Son  ber  SorfteHung^feite  hingegen,  alfo  Sngertt^  ob« 
jjectit),  für  ba«  Setougtfetn  öon  anbern  SDingen,  ijl  eben  biefer  äfct 
bie  ®runblage  be^  unau^fprec^Ii^  complicirten  antmaltfd^en,  aü  bad 
^)tanöolIc  SEBerl  ber  ticfften  Uebertegung  erf^cinenben  Drgom^mu«. 
(SB.  II,  567.) 

4)  dnnere  Sebeutung  bed  S^vL^un^9act9. 

!Die  Statur,  immer  uia^r  unb  confequent,  in  9uge(egen^etten  bed 
©efc^Ie^tdtriebed  fogar  naiD,  legt  ganj  offen  bie  innere  93ebeutung  M 
3eugung«act9  Dor  und  bar.    2)a9  eigene  93en)ugtfein,   bie  ^cftigFeit 
bed  Xriebed,  le^rt  und,  bag  in  biefem  Slcte  fic^  bie  entfc^iebenfte  9e« 
ja^ung  bed  äBidend  ^um  Seben,  rein  unb  o^ne   mettern  S^fai 
audfpri^t,  unb  nun  in  ber  ^nt  unb  Saufalrei^e  erfc^eint  atd  golge 
bed  Slctd  ein  neued  Seben,  Dor  ben  Srjeugcr  ftellt  fld)  ber  Srjeugte, 
jn  ber  Srfd^cinung  öon  jenem  öerfd^iebcu,  ober  on  flc^,  ober  ber  3bee 
nod^,  mit  i^m  ibcntif(f|.    IBa^er  ifi  e«  biefer  »et,  burc^  ben  bie  ®e- 
fc^Ied^ter  ber  Sebenben  fic^  jebed  ju  einem  ©anjen  Derbinben  unb  aü 
folc^ed  ^erpetuiren.    S)ie  3^U8U"S  ifi  i"  ^e^ie^ung  auf  ben  (Srjeuger 
nur  ber  Sudbrucf,  bad  Symptom  feiner  entfc^iebenen  9eia§ung  be^ 
SBiOend  jum  !2eben,   in  ^ejie^ung  auf  ben  Srjeugten   i^  fie  nic^t 
etroa  ber  ®runb  bcd   in  i^m  erfd^einenben  SEBiüend,  fonbern  nur  ®e« 
(egen^eitdurfac^e  ber  (Srf(^einung  biefed  SBiUend  }u  biefer  ßtit  unb  an 
biefem  Ort.   (3®.  I,  387.) 

Der  3eugungdact  üer^ält  fic^  jur  Sßelt,  toit  bad  SBort  jum  Mtff 
fet.  mmüdi  bie  Sßctt  ifl  n^eit  im  S^aume  unb  alt  in  ber  3eit  unb 
t)on  unerfc^öpfltc^er  3RannigfaItig{eit  ber  ©eflalten.  Ocboc^  iß  bied 
äUIed  nur  bie  (Srfdjeinung  bed  ^iOend  jum  !?cben,  unb  bie  Soncen« 
tration,  ber  SSrennpunft  biefed  Sßiaend,  ifi  ber  ©enerotiondact.  3n 
biefem  9(ct  alfo  fprid^t  bad  innere  SQSefen  ber  SBelt  ftc^  am  beut(i(^« 
fien  aud.  %i9  ber  beutlid^fle  S(udbruct  bed  äSiOend  alfo  ifl  jener  Hd 
ber  ^ern,  bad  Sompenbium,  bie  Ouinteffeu}  •  ber  SBett.  Da^er  ge^t 
und  bur^  i^n  ein  Sic^t  auf  über  i^r  äBefen  unb  treiben.  (S*  ^/ 
652.    ?.  n,  338.) 

5)  aSBefendibentität  bed  Erjeugten  mit  bem  Srjeuger. 
«n  bie  Scfricbigung  bed  ®ef^le(f|tdtriebed  fnüpft  fl(^  ber  Urfprung 

cined  neuen  Dafeind,  alfo  bie  Durchführung  bed  gebend  mit  oflen 
feinen  Sofien,  ©orgen  unb  ©d^merjen  bon  9?euem,  in  einem  anber» 
Onbiüibuo.  Der  Sr^euger  ^at  bie  SBoDup  genoffcu,  unb  bofür  muB 
nun  ber  Srjeugte  leben,  (eiben  unb  jlerben.    So  bliebe  ba,  tottai 


3c«9«ng.  3eugung«act  491 

9etbe,  iDie  fie  tu  ber  Srfc^eiuuug  Der  [(Rieben  fmb,  ed  anäj  fc^Iec^t^itt 
unb  an  ftd^  mären,  bie  emige  @ered)tigfett?  —  S)tefe  ifi  nur  unter 
ber  Snna^me  ^u  retten,  bog  ber  Srjeugte  Don  bem  Srieuger  nur  in 
ber  (Srfc^eiiiung  Derfc^ieben,  an  fc^  <)ber  mit  i^m  ibentifcq  i^.  (9B.  I^ 
650;  I,  387.  p.  407.  »crgl.  ou^  unter  ©cred^tigfeit:  SDie 
ewige  ®ere^tig{eit.) 

6)  ®runb  ber'®j[^am  über  ha9  3^ugttngdgef(^ttft. 

Wit  ber  Seja^ung  beö  SßtOen^  )um  Seben  über  ben  eigenen  2tib 
(inaud  nnb  b\9  jur  3)arfle(Iung  eined  neuen  burc^  ben  3cusungda€t 
ifl  auc^  Seiben  unb  Xob,  al9  ^ur  (Srfc^einung  be9  Seben^  g^^örig, 
nufd  92eue  ntitbeja^t  unb  bie  burd)  bie  DoIIfommenfle  Qrlenntnigftt^igfeit 
herbeigeführte  iDtSgßc^reit  ber  (Srföfung  biedmal  für  fruc^tlod  erflört« 
^ier  liegt  ber  tiefe  ®runb  ber  ®(^am  über  bad  3^ugungdgef(^ttft 
(9B.  I,  387  fg*  —  Ueber  bie  jur  SrI5fung  fü^renbe  Doafommenfle 
@rfenntiug  üergt.  Ouietit),  unb  unter  9Bi((e:  Seja^ung  unb  ^tu 
neinung  bed  SBiQen«  junt  Seben.) 

(9Ba0  bie  @d|am  über  bie  ®enitatien  bemeifl,  barüber  f.  @e« 
nitalien.) 

7J'S)a9  Dafein  oU  ^arap^rafe  bed  3^"8ttngdactd. 

2)a9  ?eben  eine^  SRenfc^en  mit  feiner  enbtofen  SRü^e,  9tot^  unb 
Seiben  ifl  on)ufe^en  ald  bie  Srflärung  unb  ^arap^rafe  be^  3^ugungd«> 
acted,  b.  i.  ber  entfct)iebenen  Seja^ung  M  SiQend  jum  itbtn;  }u 
berfelben  gehört  aud^  uoc^,  bag  er  ber  9?atur  einen  Zoh  fc^ulbig  i% 
unb  er  bentt  mit  93et(emmung  an  biefe  ®(^u(b.  —  3^ugt  bied  nic^t 
baüon,  bag  unfer  ÜDafein  eine  S$erfd)ulbung  enthält.   (SB.  11,  650.) 

Ser  Xct,  burc^  meieren  ber  SBiQe  fic^  bejaht  unb  ber  9Renf(^  ent« 
fte^t,  ift  eine  ^anblung,  bereu  Slle  ftd)  im  Onnerflen  fc^ämen,  bie  fie 
ba^er  forgfältig  Derbergen.  (Sd  ifl  eine  ^anblung,  bereu  man  bei 
f alter  Ueberlegung  meiffend  mit  SBibermiOen,  in  ei^ö^ter  Stimmung 
mit  9bfc^eu  gebenft.  (Eine  eigcntt)ümli(^e  Octrübnig  unb  92eue  folgen 
idr  auf  bem  ^u§e.  ®ie  ifl  ber  Stoff  }ur  3otenrei6erei.  Hber  einjig 
unb  aQein  mittel^  ber  Sudübung  einer  fo  befc^affenen  ^anblung  be- 
fielt bad  3Renfc^engef(^le(^t.  —  $ätte  nun  ber  Optimidmud  ^ec^t, 
»äre  unfer  !Z)afein  bafl  banfbar  ju  erfennenbe  ©efc^enf  ^öc^fter  SBeid« 
^eit  unb  ®üte,  ba  mügte  bod)  ma^rtic^  ber  9ct,  melc^er  t9  perpetuirt, 
«ine  gau}  anbere  ^^^fiognomie  tragen.  d{i  hingegen  biefed  S)afein 
<ine  Srt  ge^ttritt,  ein  drnoeg,  fo  mu^  ber  t9  perpetuirenbe  Vct  ge* 
rabe  fo  audfe^en,  tt)ie  er  audfte^t.   (3B.  II,  651  fg.   %  II,  338.) 

8)  Unterf^ieb  jwifd^en  bemSfut^eil  bedSRanned  unb 

bem  bed  Sßeibeö  an  ber  S^^O^^S- 

^er  Snt^cil  bed  SBeibe^  an  ber  3^u0unO  if^  <«  gemiffem  Sinne 

fc^utblofer,  ald  ber  be9  SDRanned;  fofern  nfimlid^  biefer  bem  )u  (Sr- 

^eugenben  ben  SBitlen  giebt,  melier  bie  erfle  @ünbe  unb  ba^er  bie 

£imHt  aVit9  99fen  unb  Uebett  ifl,  bad  SBeib  hingegen  bie  Srfennt« 


492  äeuflwng.  BeuflungSact 

nig,  lueld^e  ben  SBeg  jur  Srlöfung  eröffnet.   (Sergl  Vererbung.) 
2)er  ®eneration@act  tft  ber  SEBeltfnoten,  ütbem  er  befagt:   „htv  SBiVit 
gum  !2eben  f^at  fic^  aufd  9?eue  bejaht''.   S)te  Sonception  unb  @<J^iDQnger^ 
fc^aft  hingegen  befogt:  ,,bem  äBiden  ifi  au(^  tuieber  bad   l^ic^t   ber 
@r!enntntg  beigegeben",  mit  hjelc^er  bie  iD^ögUc^lett  ber  Sr(5fung 
aufd  Steue   eingetreten  i%    C^ieraud   erllärt  [id^   bie  bead^ten^niert^e 
Srfc^einung,  baß,    ttiä^renb  jebed  SBeib,  nienn  beim  ©eneratioiiöact 
überrafc^t,  üor  ®(^am  oerge^en  möd^te,  fie  hingegen  t^re  ©d^manger^ 
f^aft  o^ne  eine  @pur  oon  @(^am,  ja,  mit  einer  Slrt  <Biol^,  jur  ®^au 
trägt.    3ebcd   anbere  3^^^^"   ^^^   DoIIjogenen  Coitus   befc^ämt     baö 
SBeib  im  ^9cf)flen  ®rabe,  nur  allein  bie  @(^n)Qngerfc^aft  nid^t.     jDted 
ift  eben  baraud   ju   erHären,   ba§   bie  @c^n)angerf(^aft   in  getDtffeui 
©inne  eine  Tilgung  ber  ©t^ulb,  met^e  ber  Coitus  contra^irt^,    mit 
fi(^  bringt  ober  menigflend  in  Slu^fl^t  flellt.     S)er  Coitus  ifl  ^attpt' 
fäc^Iic^  bie  ©ad^e  bed  Wanut9,  bie  @d^n)angerf(^aft  gang  aUetn   btc 
M  Sßetbe^.    S$om  Sater  erhält  bad  fiinb  ben  fünblic^en  SBiaen,  Don 
ber  ÜRutter  ben  dnteUect,   bad  erlöfenbe  $rincip.     !I)a^er  trägt   ber 
Coitus  ade  @(^am  unb  Sc^anbe  ber  @a(^e,  hingegen  bie  i^m  fo  nat)e 
t)erf(^n)iflerte  @c^n)angerfd)aft  bleibt  rein  unb  unf^ulbig,  ja  totrb  gc« 
wiffermaßen  e^rwilrbig.   {%  II,  338  fg.)  • 

9)  Serebelung  bed  äOtenfc^engefc^Iec^td  auf  bem  Wege 
ber  3^"fl""9*    (®'  SSerebelung.) 

10)  Slbna^me  ber  92atur^eit!raft  mit  ber  Btu^vLniß* 
fä^igfeit.  (©•  unter  9?atur:  Siitgcgengefe^te«  Scr^aYtcn 
ber  9^atur  ju  ben  ©attungen  unb  jn  beu  OnbiDibuen.) 

11)  Steigerung  ber  3c"9ungdtraft  bnrd)  antagonifltfc^e 
Urfa^en. 

@d  ift  ein  92aturgefe(,  baß  bie  prolifile  ^aft  bc9  9Renf(^en' 
gefc^Iec^td,  meiere  nur  eine  befonbere  ©ef^alt  ber  ßtu^vm^iha^t  ber 
V^atur  überhaupt  ift,  bnrd^  eine  il^r  antagonif}ifcf)e  Urfac^e  er^0(}t 
U)irb,  alfo  mit  bem  SBiberftanbe  Mijft.  92e^men  mir  an,  jene,  ber 
protififen  ^aft  antagoniftifd^e  Urfad]e  träte  einmal  burc^  Ser^eemngen, 
mittelft  @eud)en,  9}aturrct)o(utionen  u.  f.  n).  in  einer  nod)  nie  bage« 
mefenen  ©röge  unb  ^irffamfeit  auf;  fo  mtigte  nac^^er  anij  totebrr 
bie  f)ro(ifife  $raft  auf  eine  bid  je^t  gan^  unerhörte  ^ö^e  fieigen. 
©e^en  mir  enbU^  in  jener  SJerflärfung  ber  antagoniftifc^en  Urfadje 
bid  3um  öußcrflen  $nn!t,  atfo  ber  g&n^tid^en  3[udrottung  be9  äjten' 
f c^engefd^Iec^td ;  fo  mirb  au^  bie  fo  eingejmttngte  f)roIiftfe  ffraft  eine 
bem  2)ru({  angemeffene  ©ematt  erlangen,  mithin  }u  einer  Slnfhrcngung 
gebracht  merben,  bie  ha9  jegt  unmöglich  @d^eiuenbe  Iciftet,  nfimßd?, 
ba  i^r  bie  generatio  univoca,  b.  fj.  bie  ©eburt  M  ©leiten  l^om 
©leid^en  oerfperrt  märe,  ftd^  bann  auf  bie  genei^atio  aequivoca  merfen. 
{%  II,  162  fg.) 


3ooIogic    —    3orn  493 

Booiogtt« 

1)  9Ba0  btc  3<><>Io9i^  Uf^xt    (®.  9nor))^o(ogte.) 

2)  (Sin  befonberer  SRugen  ber  S3ef4äfttgung  mit  3^0« 
(ogie. 

9(uf  bte  Srfenntnig  ber  dbentität  be«  SBefentltd^en  in  ber  (Srf^ei« 
ttung  ht9  S^^iered  unb  bed  SD^enfc^en  leitet  nid^td  entfc^iebener  ^in,  al9 
bte  SBefc^äftignng  mit  3^oI^Sic  unb  Anatomie.  3)abnr(^  beförbert  f{e 
ben  2:^ierf(^u^.  (S.  240.  $crgl.  SE^ierfc^u^  unb  unter  SRenf^: 
dbentit&t  ht9  SS$efentIi(^en  in  Zf^itt  unb  aRenf^.) 

Sovn. 

1)  S)er  3orn  aU  Seioei«  bed  Primat«  bed  SBiHend. 

2)er  3^^^  beroeifl  bie  S3Unb^eit  bed  SS^iUend  unb  ben  Primat  bef« 
f  etbm  über  ben  dnteQect.  3)enn  entfpränge  bad  SBoOen  blod  aud  ber 
^fenntnig;  fo  müßte  unfer  3^^"  feinem  jebcdmaligen  9nlag  genau 
angemeffen  fein.  @o  fäOt  ed  aber  fe^r  feiten  an^;  Dielnie^r  ge§t  ber 
3om  meiflend  loeit  über  ben  Sfnlag  ^inaud.    (9B.  U,  253.) 

2)  Sßirfungen  bed  3^^"^^- 

a)  $^t|ftoIogif(^e  SEBirtung  bed  3^^"^^- 
Snfhengungen  ber  Orritabilität,  imgleic^en  bie  rüftigen  Effecte,  toie 

^reube,  3^^"  "•  H^*  befc^Ieunigen  mit  bem  9(utumlauf  andj  bie  9?e« 
fptxation;  ba^er  ber  3^^"  feinedmegd  unbebingt  fc^äblic^  ifi  unb  fo- 
gar,  nenn  er  nur  flc^  gehörig  audlaffen  fann,  auf  manche  9?aturen^ 
bie  eben  be^^alb  inflinctmägig  nac^  i(|m  ftreben,  n)o^lt^ätig  n)irft,  }u« 
mal  er  juglei(^  ben  ffirguß  ber  @atit  beförbert.    {%  II,  177.) 

3)er  3^^  mai^t  f (freien,  fiart  auftreten  unb  ^eftig  gefliculiren ; 
eben  biefe  förderlichen  Sleugerungen  aber  Derme^ren  i^rerfeitd  ben  3om 
ober  fad^en  i^n  an,  —  ein  Setoeid  Don  ber  dbentitöt  bed  SBillend 
mit  bem  Seibe.   ($.  II,  619.    Sergl.  Seib.) 

b)  $f9(^oIogif(^e  Sßtrfung  bed  3^^"^^- 

SEBie  alle  Effecte  (Dergl.  Effecte),  fo  )mrlt  auc^  ber  3ovn  fiöreub 
unb  oerfSIfc^eub  auf  ben  dnteüect.  ^er  3ont  Ittßt  und  nic^t  me^r 
toiffen,  mod  air  t^un,  no^  meniger,  toa9  wir  fogen.  (SS$.  II,  241.) 

S)er  Keinfie  Slnlag  genügt  bem  S^xn,  inbem  er  i^n  in  ber  $^an« 
tafle  k)ergr0§ert.  3)er  3^^"  f^^^ffi  nämlic^  fogleic^  ein  9(enbu)ert, 
toel^ed  in  einer  monfirofen  Sergrögerung  unb  Serjenung  feinet  9n' 
(af[ed  befielt.  S)iefe«  VIenbmert  er^ö^t  nun  felbfl  lieber  ben  3om 
unb  mirb  barauf  burc^  biefen  er()ö(|ten  3oni  felbfl  abermals  Dergrögert 
®o  fieigert  flc^  fortmä^renb  biefe  gegenfeitige  2Birfung,  bid  ber  furor 
brevis  ba  ifi.    {%  U,  626.) 

3)  ©egenmittel  gegen  ben  3^^"- 

Unfern  ^oxti,  felbft  loenn  er  gerecht  ift,  befdnfttgt  nic^td  fo  fc^neD^ 
toie  |infi(^tli(^  be«  ©egenfianbe«  beffelben  bie  (Erregung  ht9  äRitleib« 


502 


9le9tflex. 


.t>ttngcrtob.  338. 
^tlbranlU.  338. 
.^tjtio^onbnc.  338. 
.t»t)pot|efe.  339. 

3c^.  339. 
Sbeal,  ha».  341. 
Sbeal  unb  fUtal  341. 
Sbealidtnue.  342. 
3bec.  344. 

3beenaffoctation.  347. 
3bcntität.  347. 
3bentttätei)^tlofo))^te. 

347. 
3b^!I.  348. 
Sttumini^tnud.  348. 
3mtnonent.  348. 
3mt>ctatio.  349. 
Smproüifator.  349. 
3nber.  349. 
3nbtt)tbttation.     3nbiot« 

bualitat.  351. 
SnbucHon.  357. 
3nferiorität.  357. 
Sniutie.  357. 
3nqutfttton.  358. 
Snfccten.  358. 
3nft»trotion.  359. 
3npanj.  359. 
Snftinct.  359. 
Sntettect.  361. 
3nteaectuaUtät.  368. 
Sutcfliflenien.  368. 
3ntetttgtbler    (E^arafter. 

369. 
Sntereffonte,  ba«.  369. 
3ntereffc.  370. 
^nterjectton.  370. 
3ntert»un!tion.  370. 
Sntriguenflüd.  370. 
3rome.  370. 
Srritabilität.  370. 
3ttle^re.  371. 
3rrt^um.  372. 
3«Iain.  375. 
3tatiener.  375. 

3ammer.  376. 
3e^ot)a^.  376. 
3e«tjcit.  376. 
Sonmatiften.  377. 
Subel.  377. 


3ttbeitt^itiit.  377. 
3ii0enb.  381. 
3ttnbtf(^.   3iKn0|)nib«tg. 

381. 
Sttri^  381. 
3tnrl9«  381. 

St. 


^altblütt^feit.  1. 
Ilanntbahfiilud.  1. 
j^arbtnaltugenbcn.  1. 
ftartenfptel.  2. 
Mafien.  2. 
l^afhiren.  2. 
^atale|)fie.  2. 
Kategorien.  3. 
ftategortfc^er      3nit)cra* 

tiü.  4. 
Katl^ebetf)^iIofo))6tf.  4. 
Katl^oßctdmud.  4. 
Staufitutt.  5. 
KaufaütSt.  6. 
jtenner.  6. 
ftenntniffe.  6. 
j^euf4^ett.  6. 
jhnb.  6. 
Sthäit.  6. 
mar.  6. 
Älaffifer.  7. 
iriafftfi^e  $oejie.  7. 
Kletbung.  7. 
^ctn.  8. 
hofier.  8. 
Klug.  9. 
Knabe.  10. 
Komöbte.  10. 
Kom))enbtenf(!^retber.  10. 
Komi^ttatoren.  10. 
Kompontfl.  10. 
Konce^tion.  10. 
Königt^um.  10. 
Kontrete,  ba«.  11. 
Kontubinat.  11. 
Konflttutionaüemud.  11. 
Konberfatiott.  12. 
Konberttten.  12. 
Ko^f.  12. 
Koi)u(a.  13. 
Koran.  13. 
Körper.  13. 
Korjyorifation.  14. 
Kodmogonte.  14. 
Ko9mologtf<l^er    Sekveid. 

15. 
Kraft.  15. 


Kraftgeffi^L  17. 
Kromtif.  17. 
Kraiiioiogie.  17. 
Kran^dt.  17. 
Krebit  la 
Kretd.  18. 
Kreng.  18. 
Krieg.  18. 
Krinttnaüobeir.  19. 
KriticiMttd.  19« 
Krttif.  19. 
Kr^flatt.  20. 
Kunbe.  21. 
Kunfl.  21. 
Kunft))robttCt  24. 
Kunfitriebe.  24. 
Knnffmert.  24. 
KupferfHi^e.  27. 
K^ntdmu«.  28. 

Säi^etn.  29. 
2üAtn.  29. 
2^txüäit,  ba9.  31. 
^age.  34. 
Sanbff^aft.  34. 
l'onbf(!^o|tMaIeret.  34. 
Songeweile.  34. 
^aofoon.  36. 
Uvm.  36. 
Satein.  37. 
Saune.  38. 
Seben.  89. 
Sebendalter.  43. 
Sebensanfic^t.  47. 
Sebendbauer.  47. 
SebeneglUdf.  48. 
Sebendaüter.  48. 
Sebendrraft.  48. 
Seben0(auf.  50. 
Sebendweife.  51. 
Seben0h)et«^eit.  51. 
Scctüre.  51. 
Segatit&t.  51. 
Sebren  unb  Semen.  61. 
Sebrfa^.  52. 
Seib.  52. 

Setbeigenf(^fk.  54. 
Sei(^nam.  54. 
Seit^tferagfett.  54. 
Setben.  55. 
Seibenfi^oft.  55. 
Sefen.  56. 

Liberum    arbitriam    in- 
differentiae.  58. 


503 


2\äi\.  58. 
Siebe.  60. 
Sieb.  61. 
8ingttt|it!.  61. 
?ifl.  61. 
Sitteratur.  61. 
Sitteraturgrf^^te.  62. 
Sitteraturieitungen.  68. 
eo0tt  6i. 
8oao«.  66. 
m^t.  67. 
8ttmt>e.  69. 
Stiflbarrdten.  69. 
euMnel.  69. 
{iixu9,  71. 
^xit.  72. 

^a^Mtti\9mu9.  73. 
SRagte    unb    SRagnetU« 

inu9.  73. 
9Kaia.  78. 
9Rahofo«mo«.  79. 
Wtoitxtu  79. 
aRalerif^.  82. 
aßanier.  SDlaitieriflen.  83. 
mann.  83. 
aRantil.  83. 
aßseigfeit.  84. 
9Ratena(t9mu«.  84. 
aRaterie.  86. 
SRot^emattt.  89. 
SRec&aitif.  92. 
SRebicin.  93. 
ä»ebihitton.  94. 
SReet.  94. 
SRetnung.  94. 
9Re(on(^oae.  96. 
SRelobte.  96. 
Meni.  96. 
a^enf^.    SRcufc^enge« 

f4Ie4t.  96. 
9RenfÄentcnnttiiS.  103. 
SRenff^enreben.  104. 
iRen|<l^enItcBe.  104. 
9Rc6bat.  106. 
SRe^e.  105. 
^ttaUu  105. 
iRetamorp^e.  106. 
^etap^er.  106. 
9Reta|>|t)flI.  106. 
aXetempft^ofe.  118. 
SRet^obe.    9Retbobe(egie. 

115. 
aXetrnm.  116. 


9Rtfnlo«mo0.  116. 
9Rifant^rot>te.  117. 
äRifftonftre.       ^iffion«« 

toefen.  118. 
9)>{tgtTauen.  119. 
SRitfrenbe.  119. 
aRttletb.  120. 
mtttl.  120. 
aRittelalter.  120. 
aRitteIßragc.  120. 
aRnemontf.  121. 
a»ebafitttt.  121. 
a^obe.  121. 
SNobea.  121. 
mmdfttxt  121. 
aif^obatnmcbdner.  122. 
aRott.  123. 
ai^lonabülogte.  12."^. 
aRonovi^ie.  123. 
aRonate.  124. 
aRönc^t^um.  124. 
a^onb.  124. 
aRonogamie.  125. 
aRonotbei^mu«.  125. 
aRonumente.  125. 
aRotoI.  126. 
aRoraßf^.     Mmlitfit 

130. 
aRoraU^eoIogle.  135. 
aRorb.  135. 

aRotganaHfcfie  ®^e.  135. 
aRorgen.  135. 
aRorp^ologte.  135. 
aRottb.  aRotibation.  136. 
aRnflf.  139. 
aRustfl.  146. 
aRttge.  146. 
aRut^.  147. 
aRutterliebe.  148. 
aRttttertotl}.  148. 
aR^fteriett.  149. 
aR))fHt.  aRl^fKIer.  149. 
aRl|tben.      9t^t^o(ogie. 

152. 

atad^a^mer.  aiaf^a^mnng. 

153. 
9{a(4bni(f.  153. 
aiaAvu^m.  153. 
ftaMdit  153. 
ftait  154. 
9iwimanhtUL  155. 
nattt  Haifttelt.  155. 
aiaib.  aiatoetat.  155. 


atarr^ett.       atatr^eiten. 

156. 
aiationolt^anifter.  157. 
atationalelre.  157. 
aiationalfloli.  157. 
9}ationen.  157. 
9tatax.  159. 
aeatnralt^inud.  166. 
aiatntfoTf^er.  167. 
aiaturgefi^td^te.  167. 
aiaturgefe«.  167. 
aiaturfraft.  168. 
aiatftrltcbe,  bae.  173. 
9{atUTt)4tlofot>4te.  174. 
aiaturprobttct.  174. 
atatunet^t.  174. 
aiahttf^dn^cit.  174. 
ataturtoiffcnfi^oft.  175. 
aiegcT.  175. 
a^etb.  175. 
aietgung.  177. 
aieroen.  177. 
aietbenff^mtt^e.  178. 
aieuent,  bie.  178. 
a^eued  2:ffiament.  178. 
aiengter.  178. 
aiiaifettc.  179. 
ait(btigTett.  179. 
aiif^t«.  179. 
aiirmana.  180. 
aiomabcnleben.  180. 
a^omtnaltfnmg  unb  atea« 

It«mu«.  180. 
Noou|ACvov  unb  9aivofjie- 

vov.  181. 
%otb.  181. 
aiotblttge.  182. 
aiotbwenbtg.    atot^men« 

btglett.  182. 
Nouc.  183. 
Nnnc  stans.  183. 

o. 

Obiect.  184. 
Cbiectibation.  185. 
Obicctioitat.  186. 
Obfcnraittittnug.  187. 
Offenbarung.  187. 
O^nma^t  188. 
Omina.  188. 
Onanie.  188. 
Oneiromantit  188. 
Ontotogie.  188. 
Ontolegif^et    SRmt\$. 
189. 


504 


9le(tifler. 


Dptx.  189. 

Opfer.  190. 

OptimUmud.  191. 

Orofcl.  193. 

Orbcn.  193. 

Orbnung ,    bcr    ^\i\%t. 

194. 
Organtf^.  Organi^uiud. 

Organifatioit.  194. 
Ortgtnalttttt.  195. 
JOum.  196. 
Oupncf^at.  19G. 
Ouoertürc.  19G. 

$öberapie.  196« 
$alingenefie.  197. 
^onif^er  @(^rcd.  197. 
^ant^etdmud.  198. 
HJorobofie.  201. 
^arobie.  201. 
^artifeln.  201. 
^atriotUmu«.  202. 
^ebanterif.  202. 
^etogtontdmud.  202. 
^eauctbttSt.  202. 
Perpetaum  mobile.  202. 
«Petfon.  203. 
$erfönlid)reit.  203. 
^cffiinUmu«.  203. 
Petitio  principii.  204. 
Pfaffen.  205. 
^ferb.  205. 
^ftfPgreit.  206, 
«ßf(ange.  206. 
<Pfri(^|t.  210. 

$fuf4er.  $fuf4erei.  212. 
$68nomena.  212. 
^^antafle.  212. 
$6anta«mQ.  214. 
$batttafl.  214. 
^^tüfler.  214. 
'^^Hofopt.  215. 
^^ilofop^enbexfammlun' 

gen.  219. 
$pofepbie.  219. 
^^Kofop^teprofefforen. 

228. 
$^Iegma.   ^^legmatifer. 

228. 
$6renoIogte.  228. 
$$^fiatril.  228. 
$&t)flT.  229. 
Vb^jiteT.  229. 
^^^jirot^eologte.  229. 


^^^ftognomie.     ^f^fti)« 

gnomif.  230. 
$4^ftologte.  232. 
$ragtat.  232. 
^(anetenf^jtem.  233. 
^lanetoibeu.  233. 
?5bc(.  233. 

^oenitenttaTf^ftetn.  234. 
$oefie.  234. 
$oet.  239. 
^oettf4.  240. 
^^oettf^e   <9ere(^tigfcit. 

240. 
Point  d'honneur.  240. 
Polarität.  240. 

$oaar.  241. 

^ol^gamte.  241. 
i$oIt)t^eUmue.  241. 
Porträt.  241. 
Potpourri.  241. 
$Ta4t.  241. 
^rabeftination.  241. 
^räe^ßens.  241. 
^raeflabilirte  ^armontr. 

242. 
$raginattdmu0.  242. 
$ratHf(fie2:tt4ttgteit.242. 
^rattifdbe  Vernunft.  242. 
$reBfrc^ett.  243. 
^ricper.  243. 
$nmat,  bedlZBiUend.  243. 
Principium  individnatio- 

niB.  243. 
^tiontät^flreitigfetten. 

243. 
Problem.  244. 
^roceg.  244. 
^rofefforen.  244. 
Proletariat.  245. 
Promotionen.  245. 
^rop^ettf  (&e2:r  dume.  245. 
$rofa.  245. 
$rote{iauti«mu«.  245. 
'^rfigetflrafe.  246. 
$f^4ologie.  246. 
publicum.  246. 
^unft.  247. 
^uraatorium.  248. 
$urt«mu9.  248. 
^^ramiben.  248. 

OnaL  248. 
Ouafttttt.  248. 
Cuartett.  249. 


Quid  pro  quo.   249. 
Ouietidmn«.  Outetiflcn. 

250. 
Outetio.  250. 

9tacen.  252. 

»adie.  9to(^fu4t.  252. 

9tang.  254. 

Slantengewa^fe.  254. 

9laferei.  255. 

9tat^.  dlat^geber.  256. 

9tationaItdmu«.  255. 

9taum.  257. 

9lauf(^.  260. 

9eeaT.  260. 

9tea(i0mu0.  260. 

9tealität.  261. 

dlecenftott*    9le€cnfcnten. 

261. 
Steinen.  261. 
9le4t.  261. 
SteAtfcrtigung.  264. 
Ste^tlt^teit.  265. 
»e(bt«Ie4re.  265. 
matn.  266. 
9lebefttn{l.  266. 
9lebet^ctle.  266. 
9{ef[e]:ben)egttngen.  266. 
9{ef(e^on.  266. 
9tegtemng.   Slcgierung«« 

form.  267. 
9iet(4    ber    ißatur    unb 

9{et4  ber  (»nabe.  267. 
diei^t^um.  Steige.   267. 
«eife.  269. 
9{etm.  270. 
9{etfeu.  270. 
«eij.  271. 
9let)enbe,  ba«.  271. 
^Relation.  272. 
9{eItgton.  273. 
9te(igtoii«p^ilofopl^te.277. 
ateligiondttuterti^t.  278. 
9teUqmenbten|l.  278. 
9le))robuction«rraft.  278. 
dtepnblif.  278. 
9tepulfion9traft.  279. 
dteflgnatton.  279. 
dieftotration.  279. 
9letina.  279. 
9leue.  279. 
»^etorif.  260. 
St^totbmu«.  281. 
9ti4ttg.  281. 


9tegtfler. 


505 


mtttxli^t  (5^re.  281. 
9{otn(m.  281. 
Stomanttt.  288. 
9iü(feninarr.  283. 
9lu^tn.  9la4ru^m.  283. 
9lutnen.  287. 
Slunscln.  287. 


^Miltgfett.  288. 

^anfara.  288. 

@an«frttlitteratttr.  289. 

eatan.  289. 

@atire.  289. 

<Sat,  üom  att«Qef(!^toffe« 

iten  !£)ritten.  289. 
&aiif  bom  juretc^rnben 

<dtunbe.  289. 
&a^,  t)om  SBiberfpnu^, 

289 
€^äugUtig.  289. 
®äule.  290. 
(S^äbcl.  290. 
e^&beUel^te.  290. 
€^4abenfreube.  290. 
®<fian.  291. 
@Aam.  291. 
@(9arf1lnn.  291. 
®4ar(atancrie.  291. 
ed^aufpiel.  291. 
(S^aufpielcr.  291. 
@(&ein.  292. 
@4etntobte.  292. 
©cfierg.  292. 
^Aidfal.  292. 
€^4iinpfen.  294. 
®£laf.  294. 
@(&(af»a(4eti.  297. 
^Alaroffenlanb.  297. 
eAIau^t.  297. 

298. 
e^lic'sen.  ^(^Ing.  298. 
€^dbmer).  801. 
eAoIaflil.  802. 
@Aön.  eAön^eit.  308. 
€$A9ntett«jlnn  305. 
®(&öt)fung.  306. 
@c&rc(!.  306. 
®2Tcibfe^Ier.  306. 
eA^ft  306. 
e^rtftfleaer.       ^c^rift« 

fleaerti.  308. 
e^ttlb.  311. 

€(^^cii^aiict«Se|itOR.   n. 


@4wä(^e.  311. 
©(btoangetfc^aft.  311. 
©dQtoetQfamleit.  312. 
@4tt)erc.  312. 
eätoerfättigfett.  313. 
@(^tt)urgen(4t.  313. 
@clat)eret.  313. 
@culptur.  313. 
eeele.  315. 

€$eclenn)anberung.  318. 
©e^cn.  318. 
®e^nfu(^t.  318. 
€$ein.  318. 
€^etn«aTunb.  319. 
@ettetton.  319. 
€^eIbflbe^erTf(^ttitg.  320. 
^elbflbetQugtfein.  320. 
€^elbflbtogtQ|)^te.  320. 
@c(bflbenlcr.  320. 
ectbflerbattung.  320. 
@e(bflerlenntnt6.  320. 
(S^elbflgcfüM.  321. 
eclbftfob.  322. 
eetbflmorb.  322. 
©elbftfc^a^ung.  326. 
@elbjifu4t.  326. 
@e(bftt)erläugnung.  326. 
€^e(bfi)tQang.  327. 
©elbfljwed,  327. 
^^enflbiUtät.  327. 
^enfuaUsmud.  328. 
Renten).  328. 
eentimentalitttt.  328. 
e^e^cn.  328. 
®c(ua(e^re.  328. 
€^tmttltanettat.  328. 
€$mne.     6tnne«empfln« 

butig.  328. 
^innenft^ein.  331. 
€^titnli4fett  331. 
bitten    unb    ®ebtäuil^e. 

832 
eittengefc^.  332. 
eUtlic^.  ®ittli(^rcit.  332. 

333. 
®fiuen.  333. 
eohattfc^e  SDietl^obe.  333. 
^otbatene^re.  333. 
Motten.  334. 
®oinnambuIi9inu«.  334. 
C^onbcrlinge.  334. 
@onntaa.  334. 
®op(ifl.  334. 
0op^ifH(atioti.  334. 
®)Kcie«.  335. 


^pectflfation.  335. 
^pxtatl  335. 
@piel.  spiele.  335. 
€$pino}i«tnue.  337. 
@^tntuaU«mud.  337. 
e))ontanettät.  338. 
®i)rQ4beret(^erttng.  338. 
eprat^e.  338. 
®i)ra4t)cr^uniung.  842. 
©prid^tQort.  342. 
&taat  342. 
@taat«funp.  344. 
®taat«inann.  344. 
@taatdreItgion.  345. 
€$taot9f<4atbfn.  345. 
@taat9t)erfafrung.  345. 
®totnmbaum.  345. 
©tatif.  345. 
Sterben.  345. 
^terbti^tett.  345. 
(Sterne.  346. 
@HL  346. 
@ttaieben.  349. 
Stimme.  349. 
Stimmung.  349. 
@tirn.  350. 
@toff.  350. 
@totci«mn«.  350. 
@tola.  352. 
@to6.  353. 
Strafe.  353. 
®tTafre4t  354. 
©tttbenten.  354. 
@tttfen,  ber  9tatux.  354. 
®ubiect.  354. 
®ubiectit>ttät.  356. 
^ubflait).  357. 
^uccefflon.  358. 
^ttnbenfatt.  358. 
euperiorttät.  358. 
€^u))er|Htion.  358. 
^ut^ranaturali^ntttd.  359. 
@90[ogt9mu«.     ^^Qogi« 

fdt  359. 
©t^tnbol.  359. 
€^t)inmetnr.  359. 
€^k)in))at4etif(!^e     lauten. 

359. 
®9tnpat^ie.  360. 
^^mp^onie.  360. 
e^nt^etifd^e  Qtn^eit  bec 

KpbeTcebtion.  360. 
0^nt^etif4e      laVlet^obe. 

360. 
eDitt^etif^e   Urtleile. 

360. 
33 


i  ^\\ 


506 

@t)flcnt.  360. 
©^Pcme.  360. 


ZaMn,  364. 
Sag.  364. 
Stagebfi^er.  365. 
S^agedgetten.  365. 
Talent.  365. 
^on).  365. 
£apfcrfeit.  365. 
S:artüffiantdmud.  365. 
2:aPftnn.  365. 
Staubfhimme.  365. 
j^eleologte.  365. 
2:etn^erainente.  369. 
Termini  technici.  369. 
a:cpamcnt.  369. 
Steufel.  369. 
SCcufUfc^.  370. 
S^at.  370. 
St^ätigfeit.  371. 
SC^cater.  371. 
St^cilbarfcit.  371. 
2:bct«mu8.  371. 
2:^cobtcccn.  371. 
S^eologic.  372. 
S^eoretifd^e   $^t(o[o))^ie. 
372. 

372. 
2:^curgic.  372. 
^kx.  372. 
2:^icr!rci«.  375. 
St^ierf(ftue.  375. 
SC^or^cit.  376. 
Sitcl,  bcr  53ü(^cr.  376. 
Sob.  376. 
3:obc8furd^t.  384. 
Stobedflrafe.  386. 
2:oIerana.  387. 
Xon.  387. 
2:ouripcn.  388. 
Srabitton.  388. 
Sräg^eit.  388. 
Sragöbie.  389. 
2:randfcenbent.  389. 
2:ran8fccnbcntQl.  389. 
2:rauctf})icl.  389. 
2:rQuin.  392. 
S^raumbeutung.  399. 
2:reue.  399. 
Stxiebfebcrn.  399. 
Tropen.  399. 


8lcgifleT. 

Stugenb.  2:ugenb^af  t.  399. 
2:ugenbpf(t(^ten.  401. 

Ucbet.  402. 
Uebelrooaen.  402. 
Uebertegen^ett.  402. 
Ucbcvtcgung.  402. 
Uebematüxlt^.  402. 
Ueberrebungdfuttft.  402. 
Ueberfe^ungcn.  403. 
Ueberüölfetung.  403. 
Uebermälttgung.  404. 
Umgang.  404. 
Unbefanpenbeit.  405. 
UnbegretfU^Ieit.  405. 
Unbcjianb.  405. 
Unbemugte,  ba«.  405. 
Unbont.  406. 
Unbeut(td^!ett.  406. 
UnburcbbttngUc^fett.  406. 
Uneitbttd^e,  ba«.  407. 
UnergrünMid^e,  ba9. 407. 
Unfä^igfcit.  408. 
Ungemein.  408. 
Unglct(i)^cit,  408. 
Unglüd.      Ung(fi(f«fäae. 

408. 
Uniüerfttöt«|)^Uofopl^te. 

409. 
Unorgamfc^e,  bad.  411. 
Unreät.  412. 
Untet^tlt(^feit.  413. 
Unfdjlüftlgfcit.  413. 
Unfc^ulb.  413. 
Unßerbl^feit.  414. 
Unoernünftia.  414. 
Unk)erfd^ämt§ctt.  414. 
Unüerftonb.  414. 
Unicrjibtbarfeit.  414. 
Unjufriebenl^eit.  416. 
Urfad^e.      Utfäc^I^Iett 

416. 
Urf)}rün8ad^!ett.  420. 
Uttbeil.  Urt^eilen.  420. 
Urt^etldhraft.  423. 
Urinier.  425. 
Uto))ten.  425. 


»otev.  426. 
^atcTlanb^riebe.  426. 
)@aubek)illc.  426. 
li^eben.  426. 


Vegetation.  427. 

S^encrtfd^e  Ätanf^eit. 

Ventriloqui^mud.  427. 
Verachtung.  427. 
Veränberung.  427. 
Veranttvortlif^teit.  428. 
Verbinbnngen ,    gwtfcl^en 

äAenf(^en.  429. 
Vetbred^en.  429. 
Verbreitung,  ber  SBal^r« 

l^etten.  430. 
Verbammni^,  eteige.  430» 
Verbienfl.  430. 
Verbrie^Ii^teit.  430. 
Verebelung,    bed   Dten' 

f^engefd^ted^td.  481. 
Verehrung.  431. 
Vererbung.  431. 
Vergangenheit.    Vergan« 

gened.  433. 
Vergttngttc^feit.  434. 
Vergeben.  434. 
Vergeltung.  434. 
Vergeglid^teit.  434. 
Veritates  aeternae.  434. 
Verfettung,    ber  V)a^c^ 

Reiten.  434. 
Verläumbung.  435. 
Vermögen.  435. 
Vernehmen.  435. 
Verneinung^  be«  SBillen«. 

435. 
Vernunft.  436. 
Vernünfteln.  439. 
Vernünftig.  439. 
Vernunftlebre.  439. 
Verppid^tuufl.  439. 
Verrat^.  439. 
Verrttdtt^ett.  489. 
Verfd^ieben^eit,  ber  WUa* 

fd^en.  489. 
Verf(^mi«tl^eit.  440. 
Verfdbwenbung.  440» 
Verfd9tt)iegcn^eit.  440. 
Verfc.  Verflflcorton.  441. 
Verfpred^unaen.  441. 
Verflonb.  441. 
VerflKnbIi(|(eit.  443. 
Veriläubnie.  443. 
Vcrjtcinerttng.  444. 
Verjlellung.  444. 
Vertragdbtud^.  444. 
Vertrauen.  444. 
Vettounberung.  444. 
Vergweiflung.  444. 
Vibration.  445. 


a^egiper. 


507 


mt^txt.  445. 
^xtitodUxn.  445. 
IBiflon.  445. 
)8oir.  445. 
»ölfer.  445. 
SöIIerrec^t.  445. 
i^oÜdfouüetSnetät.  445. 
^oUfornmen^eit.  446. 
«oreiligfeit.  446. 
t^orgeffi^I.  446. 

agen.  446. 
©orfc^ung.  447. 
t^orfi^t.  447. 
»orftcttung.  447. 
Sorurt^etl.  448. 
»ulgorität.  448. 

äBo^dftguren.  449. 

SBttgen.  449. 

SBa|l.  SBa^Ientf(!^eibung. 

449: 
SBa^n,  fijer.  450. 
föa^nglaube.  450. 
©a^njinn.  450. 
!9S^a^r^aftigfett.  452. 
SOSa^T^eit.  453. 
SBa^rträumcn.  456. 
SBanbelbatlett,  berS)tnge. 

456. 
mme.  456. 
Satten.  456. 
SBarunt.  457. 
SBaffcr,  457. 
aSafferleitungdfunfl.  457. 
93e4{el.  457. 
SBe(!^feIbegriffe.  457. 
SBe(^|e(totr!uitg.  457. 
ffieibcr.  457. 
SBeinen.  461. 
mx9ffnt.  ^eifc.  462. 
ScU.  462. 
Seltanfic^teti.  463. 


Seltaufbebung.  464. 
9BeItgei{t.  464. 
SßeUgenc^t.  464. 
SBeltgefc^id^te.  464. 
SBeltgränge.  464. 
SBeltfataftrop^e.  464. 
SSeltüug^eit.  464. 
Selttnoten.  464. 
äBelttnäd)te.  465. 
SBeltmann.  465. 
SBcItorbnung.  465. 
SBettfcele.  465. 
SBcIturfprung.  465. 
SQSeltroeid^eit.  466. 
SBdtjkoed.  466. 
SBerben.  466. 
aSBerfe.  466. 
©ert§.  467. 
®cfen.  467. 
SBibcrfprud^.  468. 
SBBtebcrbrtngung ,      affer 

SDingc.  468. 
aOßiebcrerfetinen ,     feiner 

felbfi  im  Knbem.  468. 
Siebergeburt.  468. 
SBilbe.  468. 
SBiffe.  Soffen.  469. 
Siffen^act.  473. 
©ifffü^r.  473. 
Sinbbeutelei.  473. 
©irfenbc,  bo«.  473. 
Sirflic^.  473. 
Sirfitc^feit.  473. 
©irfuno.  474. 
aOßiJbegter.  474. 
Siffen.  474. 
Söiffenft^iaft.  SöiffenfAaf* 

ten.  Sifrenf(^aft(t(^fett. 

475. 
St^.  480. 
SBod^e.  480. 
So^t  unb  Se^e.  480. 
So^Itbat.  480. 
©olfen.  480. 
Soffen.  480. 


Soffufl.  480. 
Sort.  481. 
Sortf<)ieI.  481. 
Sunber.  481. 
Sunberfinber.  482. 
Sunf^.  Sttnf(^e.  482. 
Sürbe.  463. 
Surjel.  483. 

3a^f.  sagten.  484, 
3a^Ienp^Uofo)}^te.  484. 
Souberei.  484. 
3attberflöte.  484. 
Seit.  484. 
3eitoIter.  487. 
äeitbienerci.  488. 
3eitgeip.  488. 
3citgenoffen.  488. 
3ettlt(^fcit.  488. 
äettungcn.       S^^tung«* 

fd^retbcr.  489. 
äerfireuung.  489. 
äeuaung.    äeugungSact. 

Zoologie.  493. 
Born.  493. 
^ote.  494. 

3ufaff.  3ufäffigfeit.  494. 
3ufrieben5eit.  495. 
3«9.  495. 
3uglei(^fein.  495. 
Bufunft.  3ufünfttge«. 

495. 
3ure(i^nung.     ^vixtd)* 

nungdfä|ig!eit.  496. 
3urtt(!ftt§rung.  496. 
3utrauen.  496. 

fuüortommen^eit.  496. 
xotd,  496. 
Stt'edmüeiafeit.  497. 
3toecfurfoqie.  497. 
3weibeutigfett.  497. 
3toeite8  @eP(^t.  497. 


Dnttf  Don  If.  «.  etotf^ii«  in  8ei9)i0.