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■B
2101
I
THE OIPT OF S
31
(Sin pf)ilofo))I)if(|cä SBört«6u^,
fämmtlü^m iSc^iiften unb ^anbf<^nftlt%m Kaäjta^ beaiBeitet
feipjig:
a. 9 r 0 d ^ a n 0.
3)a4 Ucbccfctung^rcc^t tfl tcrbe^altcit.
Sotkoott
Sei ben großen ^enferit genügt ed und nid^t^ b(od im 9111«
^ gemeinen il^re Seigre jn f ennen , f onbern u>ir l^aben auc^ bad 9e«
V turfni^ einer Ueberftd^t über bie ganje ^Qe bon ©egenftänben^
^ bie fte in ben ^ereid^ il^rer 9etr«d^tung gejogen, unb ü6er bad
X SBefenHid^e T)cffen, n)a« fie il6er jeben cinjefnen ©egenftanb gc^
? (el^rt ^aben. !Da^er ba« ^ebfirfni^ nad^ SSSSrterbäd^ern ber
^ grofen ^i^ilof o^i^en ^ n>e(d^e und aber ^etbed^ über ben ganjen
« Umfang unb ben n>efent(id^en dnl^att ii^rer Seigre (etd^te Ueber«
^5 fi^ä^t getoS^ren.
®cläfc Sdrterbfid^er finb leinedmegd bou b(od l^iftorifd^em^
rucfkodrtd gett>anbtem dntereffe^ f onbern fie finb bon dntereffe aud^
für bte jufunftige SeiterfSrberung ber föal^rl^eitderfenntni^.
X)emt in ben @d^riften ber großen ^i^Uofo)>]^en finb ja nic^t b(od ber^»
gonglid^e^ il^rer ^tW angel^Srige ©ebanfen^ fonbern ed finb in il^nen
müf Ueibenbe^ fär ade 3^^^^^ gültige SSßai^rl^eiten unb föai^rl^eitd«
feime niebergelegt^ an bte man anfnä)>fen xxm% um bie (Srfenntnig
iDeiteT }u fSrbern.
Da nun ®c^o)>en]^auer }u biefen großen S)entem gel^&rt, ein
S^drterbud^ ber eru>ä]^nten 9lrt aber, burd^ meld^ed man fid^ über
ben ganjen Umfang unb ben U)efentlid^en dnl^att feiner Seigre orien«
tiren fann, bidl^er nod^ gefel^It l^at, fo ^^alt vSf mid^ jur 9(ud«
arbeitung etned f otd^n entfd^Ioffen unb lege nun bie f^d^t meiner
arbeit ^ermit bem publicum bor.
VI Cortoort.
^attc c« U^i)tx wiäft an einem fofd^cn ßefifon flcfel^It, fo njäreii
lüd^t fo öiele falfd^e !Darftettiuigeu unb fd^iefe ©eurtl^eirungen ber
Sc^o^jcn^auer'fd^en Seigre erfd^ienen. 3Rit gegentüärtigem Scjifcn
in ber §anb ipirb man filnftig 3eben, ber über ®d^o^>en]^auer
berichtet unb rid^tet, controliren fönnen.
ßin jmeite« §au^)tmotiü, njeld^e^ mid; gnr 9lu«arbcitung bcß
öorliegenben Sepfon« beftimmt ifat, ift fofgenbe«. Unfere 3cit
ift jtoar reid^ an Äenntniffen auf olUn ®ebieten bcö SBiffcu^,
unb bic fogenannten „9teaf'?eyifa" fud^en bic errungenen Äctnit*
niff e aUm ©ifbungöbepiffenen jugänglid^ ju mad^en ; aber in Solge
ber 3Jerad;tung, in tofiAt bic ^]^irofo))l^ie geratl^en ift, unb an
tüefd^cr jum 2^ei( bie ^^itofp^j^en felbft ©d^ulb finb, l^at bie
Cfnttt)i(ffung ber ßinfic^t nid^t gfeid^cn ©d^ritt gel^alten mit ber
(vriueitcrung, unb SJerbreitung ber fiuube, unb bod^ ift Runbe
nur aW aWittel aur ßiufid^^t bon ©ertl^. (SSergl. ben Sfrtifel
Sinfid^t in borliegenbem Sefüon.) Söic fel^r eö felbft äWänncru
ber SBiffenfd^aft an )>]^i(cfo)>]^ifd^er 3i(bung fel^It, bad lann man
an ber mitunter rollen SBeife feigen, in ber bie Slaturforfd^er über
bic cm^)irifd^ ermittelten Zf}at\a^cn urt^eilcn. 5ßod^ immer fommt
i^r Urt^eil über ben ®egcnfafe jtoifd^cn aWaterialidmu^ unb
®)>iritua(i^mu^ uic^t ^inau^, n>ä^rcnb bod^ biefcr ®egenfa^
(ängft burd^ $ant, boCcnb^ aber burd^ @d^o^cnl^auer fibcrtDun-
ben iftiji
!Denr)bef(agten SOtangcf an ))^i(ofo)>]^if(^er Si(bung nun entgegen:^
julDirfen tl^ut ein )>]^iIofo|)]^ifd^c9 Sepfon 3lotf), ein ii^cf ifon, lt)e(d^e^
bif^Äunbc gur (Sinfid^t erl^ebt, ein ©egriff«*8efi!on, meiere«
bie burd^ bie ©ad^=8ejifa bargeftcKte (Srfd^cinung^toelt rid^tig
beuten feiert. Son aUcn nac^tant'fd^en ®l^ftemcn fd^eint mir nun
aber fein anbere« geeigneter ju biefem 3^^^/ ^^^ ^^^ (Säfopm^
^auer'fd^e. üDie @d^o^>cn]^auer'fd^e ^l^Uofo^jl^ic ift, al« an^ ber
augern unb inncm ßrfal^rung gefd^5^>ft, reid^ tt)ie bic ^tlt unb
mit ben (Srgebniffen ber em^>irifd^n ffiiffenfd^ften 4m SSJefentlid^cn
9orkoort.' vii
uiercteftimmenb^ toäi^rcnb bicjcnigcn nad^fant'fd^cn ©^ftemc, meldte
bie SBctt a priori conftruiren, arm finb an ©egriffcn unb arg gegen
tit (5iin>irie öcrftoßen. J)aju fommt, ba§ ©c^o^)enl^auer, toie fein
anberer, mit bcr 2:iefe ber (Sebanfen Älar^eit be^ Jlu^bruct^ berbinbet;
ma^rcnb bie Änbern cnttocber tief finb, cf^nt tlax, ober Har, o^nc
tief iu fein. 3n aßen biefen ©cjiel^ungen fd^ien mir ein au« ben
Se^o^en^auer'fd^en ©d^riften l^ergefteüte« Sejifon am geeignetften,
p^'dofop^ifi^ ^Ubung unb Sinftd^t ju berbreiten.
Dbtoo^ bie !DarfteIlung in biefem Sejcilon mit ©d^o^enl^auer«
eigenen SSorten gegeben ift^ fo tonnte fie bod^ nur eine fumma«
rif(^c fein unb mugte bie naivere Äu^fü^rung ben Söerfen ®äfopzn^
^auer^fdbft uisetlaffen/ too man fie an ben bon mir in ^arent^efe
bejeid^neten ©teQen finben toirb. 9(ud^ n>irb man bie fd^rift^
ftederifd^e ®r9ge ®d^o)>enl^auerd nid^t an^ meiner einfad^ unb
fd^nmdlod gel^altenen l^arfteQung^ fonbern nur au^ feinen eigenen
Serien lernten temen fönnen.
(Sd koar feine leidste Strbett, bad borliegenbe Se^ifon l^eraufteUen.
I^eun ©^o^penVuei betrad^tet einen unb benfelben ©egenftanb in
\t\fx berfi^iebenen ©egiel^ungcn, unb loa« er in biefen berfd^iebenen
^ejie^ungen über il^n fagt, fte^t nid^t immer an einem Ort bei*
fammen, fonbern l^äufig fel^r gerftreut, tt>orauf er fefbft am ®d^fn§
be« erften «anbe« ber ,,föe(t a(« mUe 'unb SJorftcKnng'' auf*
merffam mad^t. 6« galt bal^er, bie jerftreuten ©teilen rx fam*
mein, ju orbnen, unb ba« in ii^nen entl^aftene SSSefentli^^e mit
ffiegfaffung atte« gur bfogen $(u«fö]^rung ©el^&rigen barjufteUen,
um ein ®efammtbt(b beffen gu geben, toa« ©d^o)>en]^auer aber
\(ben eingefnen ®egenftanb feiert. ÜDabei toax, ha ©d^o)>eni^auer'.
^aufig benfefben ©ebanfen mit anbem ©orten tt)ieber]^oIt , unter
ben berfd^iebenen 9Iu«bräd(en eine« unb beffefben ©ebanfen« eine
?Cu«n>a^( ju treffen. 3n aßen biefen ©egiel^ungen toax bie bor*
Jiegenbc Arbeit fd^toierig unb jeitraubenbj bod^ glaube id^ bie
©d^toicrigfelten gtflcflid^ flberiounben gu l^aben. !Dle Ueberfc^riften,
VIII 8or»Drt.
burd^ tottdft tmterl^aK eine^ Slrtifeld bie berfd^iebenen Oejtei^ungen,
in mtifm, ober bie berfd^iebenen ®t[i6ft^pmftt , bon n>e(d^en
aM ber ®egenftanb betrad^tet n>irb, bejeid^net finb, rfil^ren t>on
mir 1^.
3n bem ©ett)u6tfcin, eine eben fo nfi^tid^e, al« fd^u>ierige 9(r^
beit boüenbct ju l^aben, fel^e id^ getroft ber aufnal^ine entgegen^
n>e(d^e biefelbe beim publicum ftnben n)irb.
«erün, im «uguft 1871.
IttÜM ftantufiStl
(5. bebentet: 2)tc bctben <9runbprobIetne ber St^il, 2. Suft.
g. ,, Ueber bad @c^en unb bie garben, 3. ^uf(.
(9. ,, Ueber bie oierfati^e ®urgel bed ©a^e« ootn jureid^enben
©Tunbe, 3. Sufl.
$. ,, 9n« Srt^ur ©d^open^auerd ^anbf^rtftlid^em iRat^Iag.
äR. ,, 9rt^UT ^c^open^auer: 9on i^m, über t^n. iD'^emora«
btUen, »riefe unb 9la(^tag{ifi(!e.
91. „ Ueber ben SBillen in ber 9latur. 3. «uft.
$. ,, ^arerga unb ^ardtpomenar 2. 9uft.
SB. ,, SBe(t atd Sille unb SorfieSung, 3. Kuft.
a.
abttglaitbe.
1) 3)0« Söort ,,«bcrglaubc".
3)ie Sßorte ,, Aberglauben" unb „Vbtxtoi^" ftnb ma^rfd^einßd^
entffirungen au« ^^Ueberglauben" unb ,,Ueberloi|", unter Sermittelung
oon ,,DberflIattben" unb ;,Dber»it" (toie Ueberrod — ^Dberrod, Ueber-
^anb — Dber^anb) unb fobann burc^ Sorru))tion bed D in 9, »ie
umgefe^rt in ^^«rgwo^n" fiatt ,,«rgtoo^n". (^. U, 610.)
2) Duelle U9 Xberglauben«.
3)ur(^ bie Vernunft bem @ebanlen jugängtic^ geworben, fte^t ber
^en^ aud) bem 3rrt^ um unb bamtt bem SBa^ne, bem Aber«
glauben offen (f, drrtbum). 2)enn in ben ©ebanlen, ben abfiracten
begriff ge^t aOe^ nur (Srfinntic^e , mitl^in au(^ ha9 f^alfc^e, bad
Unm^gffc^e, ba^ Stbfurbe, bad Unfinnige. 2)a nun Vernunft Sllen,
Urt^etl^troft äBemgen }u X^eit gen)orben iß^ fo iß bie Solge, bag ber
9J{enf(^ bem 2Ba§ne offen {!e^t, inbem er allen nur erbenlli^en S^imären
l^reid gegeben ifl, looDon bie fu^erflitiöfen !Z)ogmen unb Sultu^^anb«
lungen ber t)erf(^iebenen 9?eligionen }a^lrei^e unb auffaOenbe Seifpiele
liefern. (SB. U, 73—75.)
3) flberglaube^ bem loa^rer ®laube 3U ©runbe liegt.
3>er ®Iaube an ge^eimni§t)one übernatftrlid^e SBirlungen, an ©^m«
pat^ie unb SRagie, an ©eiflererfd^einungen, omina u. f. to. ifl nid^t
fc^fec^t^in ald Aberglauben 3n üerioerfen, toieioo^l er beim Soße flarf
mit Aberglauben bermif^t Dorlommt. & liegt aSem biefen ©lauben
meta))§t^f{f<^e SBa§r^eit ju ©runbe. Um über alle gel^eime ©^mpdtl^ie
ober gar mogif^e SSirlung üorioeg ju lä^eln, mug man bie SBelt gar
fe^r, \Q gan^ unb gar begreifli^ ßnben. S)ad fann man aber nur,
toenn man mit überaus flachem Slid in fie l^ineinfd^aut, ber feine
A^nbnng bai^on julägt, bag mir in ein üReer bon 9tat^feln unb
Unbegreifli(^Ieiten oerfenft finb unb unmittelbar kveber bie Dinge noc^
nn« felbjl i^on ®mnb m9 (ennen unb üerflel^en. !Z)te biefer ©eflnnung
2 Vbixgtaubt
entgegengefe^te ifl e9 eben, meiere ma^t, iag faß alle groge WiMtt, \
nnab$ängig i^on Bett unb dlation, einen gelotffen Knfht^ ))on Kber« '
glauben öerrotl^en ^aben. (3?. 109.) \
S)er ©efpenflergUubc tfl bem ÜRenf^en angeboren; er finbet
fl^ )tt oOen Seiten unb in allen Sttnbem, unb i^ielleid^t iß tein ^m\^ i
ganj frei bat)on. 3)er große $aufe unb bad Soß, mo^I aQer Sttnber \
nnb Seiten, unterfd^eibet ^{atürlid^ed unb Uebernatürlt^e^ ^' .
itoti gnmb&erfd^iebene, jebod^ juglet^ t)or§anbene Orbnungen ber 3)ii , 4
3)em .Uebematilrlid^en f^reibt er äBunber, SBeiffagungen, ®eft)en{)er 1
nnb 3<tuberet unbebenfti^ ju, lägt aber überbie^ and^ mo^t gelten, bag \
über^au))t ni^td burd^ unb burc^ btd auf ben legten ®runb nattttli^ |
fei, fonbem bie 9Iatur fetbfl auf einem Uebematürlt^en beruhe. 3m 1
Sßefentlid^en fttHt nun btefe t)Ot)uiare Unterf^eibung jufammen mit ber i
ftantifc^en jmif^en Srfd^einung unb 2)ing cm fid^; nur baß btefe bie
Sad^e genauer unb rid^tiger beftimmt, nttmli^ ba^in, bag SRatttrti(^el$
unb Uebematürli^ed ni^t jmei berfd^iebene ttnb getrennte Xrten lM>n
SSefen flnb, fonbem Sined unb !Ca^eIbe, mel^ed an fii^ genommen
ilbeniatiirUd^ {u nennen tfl, n)eit erß, inbem e^ erfd^etnt, b. ^. in
bie iGBa^me^mung unfern duteüectd tritt nnb ba^ in beffen Sormen
eingebt, bieSRatur fi(^ borfteUt, beren phänomenale ®efe^tt§igteit e«
eben i% bie man unter bem 9latürlic^en iierfle^t. ($. I, 284 fg.)
SSie bem ®ef))enflerg(auben, fo liegt auc^ bem ©tauben an Omina,
ber fo allgemein unb unt)ertilgbar ifl, bag er felbfl in ben überlegenfien
ftSpfen nic^t feiten 9taum gefunben l^at, SEBa^r^eit }u ®runbe. !Denn
ba nid^td abf olut 3uf2IIIig ifl, Dielme^r SSe9 not^menbig eintritt unb
fogar bie ©lei^jeitigleit felbfi ht9 caufal ni^t 3i<f^<nienl^ängenben,
bie man ben B^f^O nennt, eine not^menbige ift, inbem [a \>a9 jie^t
®(ei^}eitige fd^on buri!^ Urfa^en in ber entfemtef!en Vergangenheit a\9
ein fold^e« befiimmt tourbe; fo fptegelt fidf Wled in fiaem, Hingt
debed in debem lieber. 3)er um^ertilgbare $ang bed IDtenf^en, au;
Omina }u ad^ten, feine extispicia unb opvi^aKOTUia, fein 8ibe(auf=
fd^tagen, fein ftartenlegen, SIeigiegen, fta^eefa^bef^auen u. bgl seugei;
t>on feiner ben Semunftgrttnben tro^enben Soraudfe^ung, bag ed trgen^e
toie m0g(id^ fei, and bem i^m ©egenmttrtigen unb Rar t)or 9ugen
Siegenben bad bun^ Kaum ober ^At Serborgene, atfo ba« Qtitferiite
ober 3ttHi>iftig< V^ erfennen, fobag er to^i and dencm 2)tefe9 abtefci
rsmite, k9enn er imr ben to^ren S^Uffel ber @e^etmf(^ft ^ttt«.
($. I, 280 fg.) Vuf ber, toemt anc^ nic^t beuttt(^ etfannten, boi^ ^.
^Utn Uebei^ugnng l^on ber flrengen 92ot^iDenbigtett alU\
®efd^e^enben beni|t bie bei bQt Xltot fo fefi fie^enbe «bifii^t nom
Saturn, ber cC^uxpiavir), toie anii ber Sataltdmnd ber SRo^mmeboner,
fogar and^ ber überaQ mtbertilgbare ®Iaube an Omina, toetl eben
felbfi ber flein^ änfall not^ioenbig eintritt unb aOe OeMben^riten, f o
)tt fagcn, miteinanber Sentfio ^Iten, mithin 9Qed in Wem toterer«'
Ringt Snblif^ ^ttngt fogar bie« bomit jnfammen, bag, üer o^e btc
teifep^ 9bfi(^t mtb gan} ixi^iaiii rinen Vnbem mfUtmmelt ober getöbtet
I
f
i
IKrii^tung 3
\^t, biefed $tacubutt fein gonget Seben ^inburd^ (etrauett, mit einem
3efü^I, loelc^ed bem ber ®^ulb bertoanbt fd^etnt, unb mdf bon Knbem
ate persona piacnlaris (Ungliitf^menfc^) eine eigene Srt Don 5Di9'
oAtt erfahrt. (6. 60 fg.)
' SScnbet man bie Ue6ereinftimmung jmifd^en bem SRe^onidmnd
rf^ ber Sed^nil ber 9lattxx, ober bem nezus efiPectivns mtb bem
' .OB finalis, bemjufolge bie 9{atur))robncte fic^ ebenfo rein caufal
.A Uteologif^ erltttren (offen (f. Seleologie), auf ben Sebend«
{a&\ be9 9Renif<^en an, fo toirb bie äRöglic^Ieit ber omina, praesagia,
poTtenta begreifli^. ^a9, mad nad^ bem i^anfe ber Statur not§«
toenbij eintritt, ifl attbann bod^ anbererfeitd loieber anjufe^en att für
t-en ?e6en0lauf bed (Sinjelnen berechnet, blog in Sejug auf i^n ge«
fdie^cnb unb epßirenb; monac^ bann ha9 97atürli^e unb strfäd^tid^
na(|»ridbar 9{ot^n)enbige eine^ (2^eignif[ed ba9 Ominofe beffelben feinet«
tocg^ ouf^Sbe unb ebenfo biefed ni^t iened. !Z)a^er finb 2)ie gonj auf
bem dnioege, meldte bad £)minofe eine^ (Sreigniffed bobur^ )u be«
feitigen Dermeinen, bag {ie bie UnDermeibli^Ieit feinet Sintrittd bar«
t^rni, inbem {te bie natürlid^en unb not^ioenbig toirfenben Urfac^en
beffetben nac^meifen. j^enn an biefen }ki)eifelt fein vernünftiger SRenfd^,
unb für ein äKirafel toill deiner ia9 Omen ausgeben ; fonbern gerabe
barau^, bag bie m9 Unenblic^e ^inaufreic^enbe ftette ber Urfad^en unb
SBirtnngen mit ber i§r eigenen, fhengen 9Iot§ttenbigIeit unb uni^or«
benHic^en $r&befKnation ben Eintritt biefed (Sreigniffed in folc^em be«>
bentfamen SugenbtidC unt)ermeibli(^ feflgefteOt ^at, ermttd^fl bemfelben
bad Dminofe. {% I, 236 fg. SB. H, 384.) Stnbererfeit« j|ebod§ feigen
toir mit bem ®(auben an bie Dmina aud^ ber Sfirologie miebet
bie ^ür geöffnet, ba bie geringfle atö ominod geltenbe Gegebenheit
arc^ eine ebenfo nnenblid^ (ange unb ebenfo ftreng not^ttenbige 9tttt
lon Urfa(!^en bebingt ifl, »ie ber bered^enbare @tanb ber ©efüme ju
incr gegebenen 3«*- i% h 236.)
abti^tung.
1) Sbric^tnng ber S^^iere.
!3)ie Xbri(!^tung (iSreffur) ber ST^iere berul§t auf ber Sdmnijm^
St^ SrinnerungdDermögend unb ber bei i^nen überaud flarfen
Rad^i htx ©ettol^n^eit (f. ®en)o^n^eit). 3)a9 (Srinnerung9«
ccmOgen ber Zffxtxt ifi, tote i§r gefammter dnteüect, auf bad Xn«
^ulid^ bef(^rttnft unb befielt junttd^ft blod barin, bag ein mieber«
. ^enber Sinbmd flc§ oM bereite bageioefen anlünbigt, inbem bie
gegtittDitrtige Snfd^auung bie @tmr einer frül^em auffrifd^t; i^n (Srin*
nentng ifl ba^er ftM burd^ ia9 |e^t koirflid^ ©egemottrttge vermittelt.
Diefe^ regt aber eben bed^alb bie (Smpflnbung unb Stimmung, me(^e
bie frühere (Srfd^einung ^ervorgebra^t ^atte, lieber an, Z)emnad|
erfennt ber |iunb bie Sefamtten, unterf^eibet greunbe unb §etnbe,
fnibet ben rinmal jnrüdgelegten Seg, bie fd^on befud^ten ^ttufer leiAt
trieber mtb loirb burd^ ben %nbtid( ht9 £eQer9 ober ben be^ ®todn
.fogUic^ in bie entfpred|enbe Stimmung verfemt. 8uf ber Senu^ung
1*
4 »bfolut
biefe^ onf^auenben Stinnening^üermögen^ unb ber bei ben Citren
überaus {!arlen SO?a^t ber ©eioo^n^eit berufen äffe Slrten ber 96-
rid^tung. (9B. II, 63.) !Z)a9 2:^ier iDirb bur^ ben gegentoärtigett
Stnbrud beflimmt; nur bie Surc^t t)or bem gegentofirtigen 3^<^"8^
fann feine Segierbe jttl^men, h\9 jene ^wci^i enbli^ )nr ©etoo^n^eit
gen)orben ifl unb nunme^v ate fold^e ed beflimmt: ha9 iß Sreffur.
(2B. I, 44.) !Z)ie (Creffur ifi bemna^ bie burd^ bod üRebium ber
©emo^n^eit wirlenbe f^urc^t. (@. 34 unb $. II, 620.) ®ie ma^t
nur eine fd^einbare 9(udna§me t?on ber 93ef)inimbatfeit ber SE^iere
bur(i^ bIo9 anfd^auli(f)c unb gegenh)ärtige 3Rotit)e. ((£. 34.)
Son ber menfc^lid^en Srjie^ung iß bie Slbridjtung gerobe fo üer«
fd^ieben mie Xnfd^auen t)om 3)enlen. (993. II, 63.)
2) Slbric^tung bed 9)tenf^en.
Sei äRenfc^en tritt ^ttufig an bie @teOe ber Srjie^ung unb
Stlbnng eine Slrt Don ^bric^tung, nantentUd^ beim großen $aufm.
@te wirb bemertfieOigt burc^ 9eifpie{, ©ewo^n^eit unb fel^r frühzeitige«
fefled Sinprttgen geioiffer Segriffe, e^e irgenb (Erfahrung, Serfianb unb
Urt^iUtraft ba nittren, ha9 SSerl }u ftören (993. II, 74.) Qa, ber
iDlenfi^ übertrifft fogar an 9bri(^tungdfttl^igleit aOe X^iere. S)te
aDtodlem ftnb abgerichtet, fünfmal bed Sage« ba« ©eflc^t gegen Sßetfa
gerid^tet, 2^ beten; t^un e« unoerbrü^Ud^. 6§rifien {Inb abgerichtet,
bei gemiffen ©elegenl^eiten ein ftreu} gu fd^tagen, fi^ gu üemeigen u. bgl. ;
lote benn überhaupt bie Religion ba« redete SDVeiflerflüdt ber Xbric^tung
ifl, nämlic^ bie Hbric^tung ber 3)enffttl^igfeit. ($. U, 638.)
SBie bie Xbrid^tung ber 2)§iere, fo gelingt aud^ bie be« ÜRenfc^en
nur in früher dugenb DoUIommen. ($. II, 638.)
;2lbfolitt. I^M 2ihfolnit.
1) 2)er Segriff be« «bfotuten f^at Realität allein an
ber SWaterie.
Serflel^t man unter bem fo Diel gebraud^ten Ku«brud( Kbfolutum*
!Ca«, toa« nie entflanben fein, no^ j|emal« Derge^en fann, loorau« ^in^
gegen %0e«, tta« e^ftirt, befle§t unb gemorben iß, fo ^at man ba{fell3«
ni^t in imaginären 9{ttnmen ju fud^en, fonbern e« iß ganj Kar, \^
jenen Snforberungen bie ÜRaterie gftnjli^ entfpri^t. ($• II, 114/
2)a« $röbtcat abfotut §at an ber SDtaterie feinen aOeinigen Selej*
baburc^ e« Realität er^ftlt unb juläfßg iß, angerbem e« ein ^röbical
für meldte« gar lein ©ubject ju ßnben, mithin ein ou« ber Suft g^
grtffener, bnr^ nid^t« gu realißrenber Segriff fein mürbe. ((S. Sorr.XXYL)
Seffer al« alle erfafelten 9{e6eIgeßo(ten jener feit ftant Derfu^ten $^i(o«
fopl^ie, beren aOeinige« S^ema ba« Xbfotute bilbet, entfpric^t ben Kn«
forberungen an ein fold^e« bie SRate rie. 3)iefe iß unentßanben unb I
unDergttngttd^, olfo toirfli^ unab^öngig unb qnod per se est et per "^j
se coudpitor. 9u« i^rem @^oog ge§t SlDe« l^erDor unb 90e« in
i^n }urüdf: ma« fann man Don einem Slbfoluten meiter Derlangen? j
(995. I, 674.)
r
«
fCbflroct 5
2) 2Bte ha9 «bfolute ntdpt ju benfen ifl.
'X:a9 9[bfo(ttte ifl ni^t aU erfle Urfad^e ^u benlen^ loeti t9 eine
erße Urfac^e über^au))t nic^t gibt (f. Urfod^e). (£d ift auc^ nic^t
dU bad Unbebiugt^92ot^n)enbige ju benfen, meil SVot^toenbigfein
burc^ond unb überall nid)td Slnbered befagt a\9 aud einem ®runbe
folgen, ein folget alfo bte Sebingung aKer Stot^menbigfeit unb mit»
^in bad Unbebingt'9?ot^n)enbige eine contradictio in adjecto, alfo gar
lein ®cbanfc, fonbern ein ^o^Ieö SBort i|i. (^. I, 199.) ^nblid^ ip
bad Sbfolute auc^ nidjt ate Objcct }u beulen , benn aUed Objectiüe
i^ {tctd nur ein @ccunbäred, nämlid^ eine ^orfteKung. Seim Db«
jedilKn fönnen loir nie ju einem 9{u§e^unlt, einem Seiten unb Ur»
finilngltc^en, gelangen, loeil loir ^ier im @ebiete ber Sorftellungen
fmb, btefe aber fämmtlid^ bem @a| üom @runbe untermorfen flnb,
bfffen Sorberung febed Obiect fogteic^ üerfäOt. 9uf ein angenom«
mened objlectiüed Sbfolutum bringt fogleid^ bie grage äEBo^er? unb
SBanim? jerfUrenb ein, Dor ber t9 n)ei^en unb fallen mug. ($« I, 84.)
Die ©ültigteit be^ @a^ed t)om ©runbe liegt fo fe^r in ber ^oim bed
SetDugtfein^, bag man fd^Iec^terbingd fld^ nic^td obiectiD torfleKen
foim, bat)on lein SBarum loeiter )u forbem möre, alfo lein abfoluted
Sbfotutum, koie ein 93tctt toor bem 5topf. !Z)ag 2)iefen ober Oenen
feine Sequemlid^Ieit irgenbwo fliO flehen unb ein folc^ed flbfoüttum
beliebig annehmen ^eigt fann nic^td au^ric^ten gegen iene unumjlögUc^e
©ewiß^eit a priori. (2B. I, 573 fg.)
3) ®egen ben SRigbrand^, ber mit bem „Sbfoluten" ge«
trieben ttiirb.
3)ad flan}e, fid^ für ^^ilofop^ie au^gebenbe @erebe t)om Sbfoluten
lauft auf einen lierfd^ämten unb ba§er DerlarDten fodmologifd^en 9eh)eid
)ttrü(f. (9B. II, 50.) & ifl nic^td «nbered, aU ber fodmologif^e
9e»et0 tncognito. (SB. I, 574. $. I, 123.)
diejenigen, koelc^e Dorgeben, ein Urtoefen, Sbfotutum, ober n)ie fonfi
man t^ nennen kein, nebfl bem $roceg, beu ©rünben, üRotioen ober
foafl toad, infolge meld^er bie SBett baraud ^eroorge^t ober quiQt, ober
fällt, ober probucirt, ind 2)afein gefegt, „entlaffen" unb ^inaudlompti*
mentirt knirb, ju erfennen, — treiben hoffen, finb SEBinbbeutel, too nic^t
gar ©c^arlatane. (SB. II, 206.)
Uflract. Abfitartt iJorltellnng. Tihfltacit €rlutintni^.
1) 3)a^ 9(b|lracte aU ©egenfa^ bed dntuitiüen.
'Ser ^ottf^tunterf^ieb jtoifd^en allen unfern Sorflellungen ifl ber be^
3fftBitit>en (Xnfd^oulid^en) unb Sibfiracten (au0 bem Sinf^anlid^en
9bgqogenen). Se^tere^ ma^t nur eine 5Haf[e k)on Sorflellungen ava,
bie »egriffe. (SB. I, 7.)
2) Vb^ttngigleit bed Slbflracten Don bem dntuitiben.
SOe abflracte (Srfenntni§, koie fte aud ber anfc^auKc^en entf))rungen
ifi, §at anii allen SBert^ allein burd^ i^re 9e}ie§ung auf biefe, dfo
boburiii^, bag i^ Segriffe, ober beren 2:^eiIt)orfleIIungen, burc^ fln»
6 9(l6^act
fd^auungett )tt realiflren, b. 1^* )u belegen fmb* Segriffe unb Ubfttaetionen,
bie nt^t jule^t auf Hnfd^uungen Einleiten, gletd^en SBegen im SBalbe,
bte ol^ne Ku^gong enbtgen. (9B. II, 89. l, 41.) !Z)te abftxactt Sßors'
fleüung ^Qt t|r gonjed SBefen cinjig unb aOein in i^rer SBejte^ung
auf eine anbere SorfteÜung, todijt i^r Srienntniggrunb ifi« jl)tefe
(ann nun itoax mieber )un&d^fi eine abfiracte SorfieDung fem, unb fo*
gar auc§ biefe koirber nur einen eben fotc^en abfiracten @rlenntm§grunb
§aben; aber nt^t fo ind Unenbli^e, fonbern jule^t muß bie 9?et^e ber
^Ienntni§grünbe mit einem 33egriff fc^Uegen, ber feinen ®runb in ber
anfd^auli^en Srienntnig ^at (SB. I, 48.) !Z)a§er f^ai bie Stta^e bet
abfiracten SorfleOungen Don ben anbem ha9 Unterfd^eibenbe, bag in
biefen ber @a^ Dom ©runb immer nur eine 93e)ie^ung auf eine anbere
SorfteÜung ber nttmtid^en ^affe forbert, bei ben abfiracten Sor«
fieQungen aber jute^t eine Sejie^ung auf eine SorfieOung an9 einer
onbern «toffe. (SB. l, 49.)
3) SSitbung be9 abfiracten aud bem Slnfd^aulid^em
Sei ber Silbung ber abfiracten SorfleSungen jertegt bad Xbffaractton^-
vermögen bie anfc^autid^en SorfieKungen in i^re Sefianbt^eile, um biefe
abgefonbert, ieben für fic^, beulen ^u fönnen, ald bie Derfc^iebenen
®genf(l^aften ober 9ejie§ungen ber 2)inge. Sei biefem ^roceffe nun
aber büßen bie SorfieOungen not^iuenbig bie Snf^auli^leit ein, toie
9Baffer, toenn in feine Sefianbt^eile jertegt, bie Slüfflgfeit unb ®i^t«
barleit. !Cenn jebe alfo audgefonberte (abfha^irte) Sigenfd^aft lägt fld^
für fic^ aSeln n)o^I beulen, iebo^ barum nid^t für fi(^ oOein aud^
attfc§auen. iWan ^at fol^e SorfieOungen Segriffe genannt, toeil
iebe berfelben unjtt^Iige (Ein)e(binge unter fld^ begreift, atfo ein Ow
begriff berfelben ifi. 3Jtan hm fie auc^ befiniren att Sorfiel«
lungen avi9 SorfieHungen. (®. 97 fg.)
4) Ser^ttltnig ber abfiracten (Srienntniß 3ur intuitioen.
5Die abfiracte Srienntnig bereint oft mannic^f altige intuitive
(Erlenntniffe in eine gform ober einen Segriff, fo bag fie nun nic^t
me§r }u unterfd^eiben finb. 2)a^er fid^ bie abfiracte (Erlenntnig jnr
intttitiDen berl^äU U)ie ber ©Ratten }u ben toirllid^en ©egenfittnben,
beren groge ÜRannid^faltigfeit er burd^ einen fle alle befaffenben
Umrt§ miebergiebt. (SB. I, 571.) SDie anf^aulid^e (Erfcnntniß erleibet
bei i^rer Sufna^me in bie Sieflqrion beinal^e fo t)ie( Serftnberung, h)ie
bie 9ta^rung0mitte( bei i^rer Vu^a^me in ben t^ierifd^en Organismus,
beffen formen unb 3Rif^ungen burc^ i^n felb|i befiimmt »erben unb
aus beren B^^fammenfe^ung gar nid^t me^r bie Sefd^affen^eit ber
il?a(nmgSmitteI )u erfennen ifi, — ober (toeit biefeS ein loenig )u biet
gefagt iß) bie Mefle^rion ber^ttlt fl(^ jur anfd^oulic^en (Srlemitni| teineS«
koegd loie ber ©piegel im SBaffer ju ben abpefpiMelten ©egenfittnben,
fonbent (mun nur noc^ fo, toie ber ©chatten biefer @egenfiftnbe ju i§nen
felbfl, ttel^er Ratten mir einige ttugere Umriffe toiebergibt, aber oui^
bod SRomtid^faltigfle in biefelbe @efialt bereinigt unb bod Serfd^iebenfle
bur(^ ben nttmlid^en Umrig barfieOt, fo bag (einedtoegS bon i^m au««
Wfhact 7
%dienh fi<j^ bie ®tftalitn bev S)itige t^ottficinbig unb fid^ev conftrutrc»
lir§cn. (SS. I, 538.)
5) SRittel )ttr Si^rtrung ber abflracten SoYßeUuttgett.
X)a bie 3U abfhacten Segriffen fuUtmtrten unb babei jerfe^tm Sot«
ihflungcn alle %nf(^u(t(^tett eingebüßt ^aben, fo loiirben fie bem 9e»
»ttgtfctii gan3 eutf(^(ü)>fen unb U^m ju ben bamit beabfid^tigten S)enN
epcrattonen gar ni^t @tanb Ratten, nienn fie ntc^t burd^ 3<^^n
^uuilt^ fijrtrt unb feftge^lten tvürben: bte^ finb bie Sorte. (@. 99.)
6) %u(ett ber obfiracten $OTfiei(ungen.
iHiburc^^ b(^g bie aud bem 3(nfc^auli(^en abfiro^irten Segriffe mentget
in fi^ enthalten al^ bie SorfteOungen, baraud fie abfha^irt loorben,
fUtb fie letd^tev }u l^anb^aben ote biefe, nnb Dev^olten fld^ ju t§nen
ungefS^, mie bie Somieln in ber ff^jtxn Srit^metil in ben SDenf*
o|ieratioRcn, im€ benen fold^e l^erborgegongen fiub unb bie fie vertreten,
obct lote ber Sogorit^mud )u feiner ^a^L @ie entgolten Don ben Dielen
Sorfidlitiigen, aud benen fie obgejogeu ftnb^ gerabe nur ben £§etl, ben
«an ivan^t; flott bog, loenn mm jene SorfieÜungen felbfl bur^ bie
^^«itafit t>eigegemt)(irtigen toollte, ntan gleid^fam eine Soft bon Un«
wt^adüdfcm mttfd^Ieppen müßte unb babur^ Denoirrt toürbe: jie^t aber,
bnn^ Snlncnbung t)on Segri^en (abffaracten SorfieUungen), benft mon
mx bie 2:^et(e nnb Sejie^ungen aller biefer SorfieOungen, bie ber
jcbeMiattge ßtotd erforbert. O^r ©ebraud^ ifi bemna^ bem Slbtoerfen
inmttl^ &tpid9, ober auc^ bem £))>eriren mit Ouinteffeujen, flatt mit
ben ^fbutjcnfliecie« fetbfi^ iu bergleid^em (®. 101.) Seim eigenen
Katoden ifl bie Xbßraction ein Sbtoerfen unnü^en ®e)ittd(^ yun
Se^f Md^terer ^onb^abung ber ju berglei(!^enben unb bamm ^in
mib ^r JU toerfenben (Srienntniffe. ÜRan lögt nttmli^ babei ba« Diele
tbnoefeittlic^e, ba^er nur Serioirrenbe ber realen 2)inge koeg unb operirt
mit tDcnigen aber toefentlid^en in abstracto gebac^ten SefUmmungen.
lier eben, koeil bie Sllgemeinbegriffe nur bur^ Sßegbenlen unb Su^
taffen bor^nbener Seftimmungen entftel^en, unb ba§er, je aUgemetner,
bcfio teerer finb, befd^ränlt ber Stufen iened Serfol^rend fl(^ auf bie
Verarbeitung unferer bereite ertoorbenen (Srienntniffe. Dtene ©runb«
eiofid^ten hingegen finb nur au9 ber anfc^auli^en, aU ber allein Dollen
«nb rttd^en Srfenntnig ju fc^öpfen mit $ülfe ber ttrt^eittlraft
V8* U, 68. 89.)
7) Unjulängli^reit bed %bflracten.
ta^ ftbfhacte lann ba« Suf^auU^e nie erfe^en, toeil Segriffe fletd
aUgemein btriben unb ba^er auf bad (Sinjelne nid^t ^erob gelangen.
})4cr bie Unjulänglid^reit bed ^bflracten für ba« f)ralttf(^e 8äett, »o
ho^ bod )u Se^anbelnbe ein (Sinjelned ifl. dm $raltifd^en Detmag
^vt intnitiDe (Srbnntnig bed Serflanbe^ unfer Zf)m unb Sene|men un«
onttdbar )« leiten^ koäl^renb bie abfirocte ber Semunft t9 nur unter
Seotttteltmg bed ®ebtt(^tnif[e^ (ann. $terau^ entf)»ringt ber Serjug
to totettiben drlenntnig für alle bie SWe, bie feine ^t juv tteber«
^Vng gefiatten, alfo für ben tfigli^en Sei^e^r, in koeld^em eben be^
8 ICbfurbe — Ibel
I^at6 bie SBeibet e^ceUiren. Sfud^ tttlM fiäf §ieraud, marum im loirf-
(t^en Seben ber ®e(e§tte, beffen Sorjug im 9tei(^t^um abfiracter
(Srfenntniffe liegt, fo fe^r jurUdfte^t gegen ben Seltmonn, beffen Sorjug
in ber tootITommenen intuitiDen @rTeuntni§ befielt, bie i^m utf)nünglic^e
Sinlage Derliel^en unb reid^e 6rf abrang audgebilbet §at. (9B. U, 80 — 82.)
üDie abftracte (£rlenntni§ ^ot il^ren größten 9ßert§ in ber SRitti^eilbar-^
feit unb in ber 9)t5gli^feit, fi^irt anf behalten )u »erben. (Srß ^ier«
bur(^ mirb fie fitr bad ^rahif^e fo unfc^S^bar loi^tig. (3B. I, 66.)
8} ®egen ha9 Xudge^en oon obflracten 93egriffen in
ber $^iIofop§ic.
3n ber $^itofo))^ie toirb and b(o§en obfirocten Segriffen leine
äBeid^eit ju ^toge geförbert. äBeite, obßracte, jumal aber burc^ leine
Xnfc^annng ju reoliflrenbe Segriffe bUrfen nie bie Srienntntgqiteae,
ber IKu^gangdpunft ober ber eigentlid^e ®toff bed ^^itofop^irend fein.
(Sß. II, 92.) 2)00 Dperiren mit toeiten Kbfhacti«, unter gttnjlid^em
Serlaffen ber anfd^aulic^en Srfcnntnig, aud ber fie abge)ogen U)orben
unb koeld^e ba^er bie bleibenbe, noturgemäge (Sontrole berfelben ifi, mar
}u aOen 3<(ten bie ^auptqueOe ber drrtl^ümer bed bogmatif(^en ^Ho*
fo)>^irend. (S. II, 93.) 3)ie erflaunlid^e flermlic^Ieit unb marternbe
Sangtteiligfeit iener ))^i(ofo))l)if^en @(^riften, totldjt mit toeiten 86«
firocti«, loie (Snblic^ed, Unenblid^ed, — ©ein, Slid^tfein, Knberdfein, —
(Einheit, Siel^eit, aRanni^faltigfeit, — dbentitttt, 3)it)erfUät, dnbif«
feren) u. f. m. o^eriren unb ou« fold^em SRoteriat i^re Sonfiructionen
aufbauen, erKttrt fl^ baraud, bag toei( burd^ bergleid^en mette %b*
fttacia unenblid^ Sieled gebadet koirb, in i§nen nur äugerfl menig ge«
bad^t werben tann; ed flnb leere hülfen. (SS. U, 91 fg.)
Mfntbt^ bad.
1) S)ad ®e6iet, in toelc^em ba« Sbfurbe liegt.
S)a9 9bfurbe liegt im ©ebiete ber ©ebonlen, ber abfhacten Se«
griffe, ald in mel^e atled nur Srflnnli(^e, mithin anii ia9 Sa(f(^e,
ba« UnmSglid^e, bad Sbfurbe, bad Unfinnige eingebt. (9B. U, 74.)
2) ^errfd^aft bed Sbfurben.
jDie bleibenbe ^errfc^aft be^au))tet in ber SBelt bad Sfbfurbe unb
Serle^rte im Kei^e bed 3)enlend, nur burd^ furje Unterbrechungen ge«
flört. (3B. I, 382. $). 390.) !Z)a« Hbfurbe erfüOt, loie ®oet^e richtig
fagt, red^t eigentlich bie 3BeIt (S. 92. 9R. 296. 3B. I, Sorrebe XXX)
unb ma^t am leic^tefhn ®Iüdt in ber äSelt. ($. I, 6.)
AccHftn}^ f. @ubflan).
Aetio in distans, f. 9Ragie.
2)00 dttdfi bed Sefi^ed ifi jMr et^ifc^ unb rationell ungleich
beffcr begrünbet att ba« 9te^t ber ©eburt. debod^ ifl ed mit
biefem benoanbt unb »ertpac^fen, toeld^ed man ba^er fd^tterltc^ kottibe
megfc^neiben föunen, o^e jicned in @efa^r }u fe^en. 2)er ®runb ^icr«
l>on iß, bag ber meifie Sejt^ enrbt, folglid^ auc^ eine Srt ®eburtd'
«e<^t — «eö^J)tet 9
ttd^t ifi; nne benn eben ber alte Sfbel oud^ nur ben 97atnen be«
Stcmimgnted fü^tt, atfo burd^ benfeßen blod feinen 9e{i^ au^brüdt.
X^etngemSg foKten aDe IBeft^enben, n)enn fte, flatt netbtfd^ }u fein^
ffug mären, anii ber (Sr^altung ber Siedete ber ©eburt anhängen.
jDtr Stbel ate folc^er geivä^rt ben bo^pelten 92u|en^ bag er etner*^
fcitd ba^ 9?ec§t be^ 93efi$ed unb anbererfeitö bad ©eburt^recl^t bed
jlönigd fluten l^ilft; benn ber ftönig ifi ber erfle (Sbelmonn im ?anbe.
3Rtt 9?cd^t beruft ein Sbetmann ftd^ auf feine Sorfa^ren, n)eifl auf
feinen Stammbaum §in* 93omirt unb lä^ertid^ ifl ed, bie Slbflam»
vnntg für unbebeutenb ju l^alten^ nid^t barauf fe^en )u tooKen, toeffen
@o^ (Einer ifi; benn oKerbingd ifi ber (S^^aralter Dom Soter erblic^.
(V. U, 276. »ergl SSererbung.)
Vüte ttrf))rüngli(l§e unb ba^er aUt9 Steckte int SRenfc^en mirlt, a\9
foli!^, tote bie 92aturMfte, unbefugt Sßa9 burd^ bad Seiougtfein
^nibitrc^ gegangen ifi, lourbe eben bamit )u einer SorfieQung; folglich
ifi bie ftengerung beffelben geioiffermagen äRitt^eilung einer SorfieOung.
i>aamaif mm ßnb aOe ä^ten unb probe^altigen (Sigenfd^aften be^
(S^arolter^ unb be^ ©eified urfprttngtic^ unbetougt, unb nur aM fold^e
mad^en fte tiefen (Sinbrudt. 90ed Semugte ber Slrt ifi fd^on nad§«
gebe^ert unb ifi abfid^tlic^, ge^t ba^er fd^on über in Slffectation,
b. L STrug. !3)arum i^ nur ha9 angeborene 8d^t unb fiid^^altig.
05. n, 6870
2Ug||pter.
"Die lUg^pier ftnb urfprüngliA eine ^inbulolonie, ba^er fo Diel beut
Onbtfi^en Xe^nlid^ed in i^rer 9cetigion, ba^er anif) i^r jtafientoefen.
(SR. 174.) 3u ben Snjeic^en, bag bie Sleg^pter (Xet^iopen), ober
locntgfien^ i^re $riefier, au0 dnbien gelommen finb, gel^ören oud^ int
{eben bed XpoDoniu^ ton £§k|ana bie ©teOen S. III, 20 unb VI, 11.
(^. IJ, 431.)
2)ie Xegtipter glaubten an SRetempfkid^ofe ($erob. II, 123), ton
loeldE^en Otpfftn^, ^^tl^agorad unb $tato fte mit Segeifierung entgegen»
nahmen« (SB. II, 577.) 3)en neuplatonifd^en ÜDogmen liegt Onbo«
%eg9:|>tifc^e S33ei0^eit )u ®runbe. (^. I, 63 f.) SDie Sleg^pter ^aben
ben £)rhtd Slment^ed genannt, mel^e^ nad^ ^lutarc^ (de Is. et Osir.
c. 29^) bebentet 6 Xa|ißav6>v xai SiSouc, „ber 9Ie^menbe unb ©ebenbe",
nm imdjubrüden, bag t» berfelbe OueO ifi, in ben Mt9 jurüdf unb
au« bem SOed ^ertorge^t ($. II, 292.)
Serni man bie $5§e bed inteÜectueUen Wvctf)t9 ri^tig fc^ä^en fann
na^ bem ®rabe, in »eld^em ein ilRenfc^ ba6 Problem be9 S)afeind
bme toirb nnb fic^ barum lümmert, h)ie |od^ fielen bann bie $inbu4
nttb bie alten Seg^pter gegen bie (Europäer. ($. 430.)
Son ber Siegel, bag ein Sott, fobalb ed einen Ueberfc^ug ton
Sräf ten fpürt, auf Staubjüge au9ge§t, fd^einen bie jkoei fe^r religiSfen
SiMIet, $inbu unb üegkipter, eine Su^na^me gu machen, tvetd^e,
toenn fte einen Ueberfd^ug ton ftriiftcn füllten, fol^e meifiend nic^t
12 KeHologte
1) ©egenflanb unb Umfang ber Vetiologie.
3)ie ^etiologie ober (SrKttrung ber Seränberungen in ber 97atut
bitbet eine $auptabt^ei(ung ber iRatutkoiffenf^aft, bie üRorpl^oIogie ober
Seff^reibung ber @e{l alten bie anbete.
SDie 9etio(ogie betrachtet bie toanbclnbe SRaterie nac^ ben @efe^en
i^red Uebergange^ me einet t^orm in bie anbete, ^nx Xetiologie ge«
böten aUe bie S^ti^t bet StatutMiffenfd^aft, melden bie (Stfenntni§
bet Utfad^e unb SBitfung übetall bie $anptfad^e ifl. 2)iefe legten, toit,
gemäß einet unfe^tbaten Siegel^ auf einen 3ufl<^>i^ ^^ SRatetie not^«
»enbig ein beflimmtet anbetet folgt; toie eine beflimmte Serfinbetung
not^koenbig eine anbete, befiimmte, bebingt unb ^ctbeifü§tt, toeld^e 92a(^«
toeifung StKtttung genannt loitb. $iet§et geböten ^auptfä^tid^
ÜRec^anir, ^j^^ri^, Sl^emie, $§k|flo(ogie. (3B. I, 114 fgO
2)ie ätiobgif^e (StKtttung t^ut im ®tunbe nid^td weitet, aM bag
fte bie gefc^mägige Dtbnung, na^ bet bie 3uflttnbe in Mannt
unb 3(tt eintteten, nad^toeifl nnb fUt alle ^ttlle (e^rt, mel^e (Etf(^i«
nung ju biefet 3^i^ <^n biefem £>tte, not^toenbig eintteten mug; {ie
beflimmt i^nen alfo i§te @teOe in 3^'^ unb 9taum nad^ einem ©efe^,
beffen beßimmtat dn^alt bie (£tfa§tung gele^tt §at, beffen allgemeine
t^otm unb Ütot^menbigTeit iebo^ unabhängig l^on i^t und betougt ifl.
Uebet bad innete SEBefen itgenb einet jenet (Stfc^einunpen ermatten
mit babun^ abet nidjt ben minbefien Kuffc^Iug: biefet tottb SZatut-
Itaft genannt unb liegt auget^Ib be^ ©ebietd bev tttiologifc^en
StKärung, meiere bie un»anbe(bate donfianj bed (Sinttitt^ bet 9euf etung
einet fold^en STtaft, fo oft bie i^t belannten Sebingungen baju ba finb,
9?atutgefe| nennt, übiefed 9{atutgefe$, biefe Sebingungen, biefet
(Sinttitt, in Sejug auf beßimmten Ort, ju beflimmtet 3cit fbib 9(0e9,
wad fle meig unb j|e toiffen lann. SDie fttaft felbfi, bie fi(^ ttugett,
bad innete SBefen bet na^ ienen ®efe^n einttetenben (Stfd^einungen,
bleibt i^t etoig ein ©e^eimnig, ein gan) S^tembe^ unb Unbefannted, fo-
»0^1 bei bet einfac^fien, toit bei bet com))Iidrtefien (Stfd^einung.
(SB. I, 116.)
®elb|l bie DoIIfommenfie tttiologifc^e (StIUitung bet gefammten Statut
mäte eigentlich nie me^t al^ ein Setjeid^nig bet unetnörlid^en ffräfte,
unb eine ftd^ere Xngabe ber 9tegrl, nad^ toeld^er bie Qhrfd^einungen ber«
felben in Qtxi unb Staum eintreten, fld^ fuccebiren, einanber ^(a^
machen; aber bad innere SBefen, bie Sebeutung bet alfo erf^einenben
jhäfte mUgte fie, toeil ba« ©efe^ ber SaufalitSt, bem fle folgt, nid^t
ba§in fü§rt, flet« unerHärt laffcn. (SS. I, 117.)
2) tJc^Itfr totl^e bie fletiologie ju Dermeiben ffat
2)ie ötiotogifc^e SrKämng l^at richtig jn unterfd^eiben, ob eine Set«
fc^ieben^it bet (Stf Meinung Don einet Serfc^ieben^it ber firaft, ober
nur l)on Serfd^ieben§eit ber Umflänbe, unter benen bie Jhaft fic^
äugert, l^errü^rt, unb ^at gleid^ fe^r fic^ ju ^üten, für Srfd^einung
l>erf(^iebener Shräfte )u galten, loa« Seugerung einer unb betfelben
«ffe 13
Straft, ((o^ unter Derfc^iebenen UmftSnben, ift, ott umgefel^rt, für
Sengerungen (Siner firaft }u ^aiUn, »ad urfprüngli^ üerfd^tebenen
«räftcn angehört. (SB. I, 166.)
3) Ser^ältnig ber Setiologte jur $^itofo))^ie ber
5Rotur.
SBo bie tttiologifc^e (Srßäntng }u (Snbe ift, bei ben aifgetneinen
Katurfräften unb ben ©efe^en^ nac^ benen i§re Seugerungen eintreten^
ba f fingt bie metap^^fijc^e an. 2)te Xetiologie ber 9?atur unb bie
^^ilofop^ie ber Statur t^un ba^er etnanber nie Xbbrnd^, fonbern ge^en
Q^en etnanber, benfelben ©egenflanb m9 oerfc^iebenen ©eftd^td^unften
bctiQi^tenb. dene giebt in ber üoOftänbigen S)ar(egung ber 9?aturfrttfte
nnb @efe(e ein contpleted Zi^atfac^enregifler, infofern j|ebed Katurgefe^
bodi nur eine aOgemetn au^gefprod^ene X^atfad^e, un fait g6neraliB6
tfi; btefe giebt fluffc^Iug über ha9 innere äßefen biefer aDgemeinen
SD^atfo^cn* (9B. I, 167.)
SBcnn bie Settologie, ftatt ber ^^Uofop^ie üorjuarbeiten unb t^ren
itffctn %nmenbung bnid^ Belege ju liefern, üielme^r uteint, ed fei i§r
3iel, aOe urfprünglid^en ftrttfte megjuleugnen, bx9 etioa auf eine, bie
aOgemeüifie, 5. 9. Unburc^bringli^Ieit, tuetd^e fie Don ©runb aud ^u
Derfte^en ^df einbilbet unb bentnac^ auf fie ade anbem gctealtfam
jurüdjnfü^ren fu(^t, fo entjie^t fte fic^ i^re eigene ®runb(age unb
tonn nur drrt^um ftatt SBa^r§eit geben. (993. I, 168.)
Äfe.
1) 2)er Sffe aU ©tantuttoater bed 9)tenf(^en.
Wa «DoIIen t9 und nic^t Der^e^Ien, bag toir bie er{!en SDtenfc^en
ua^ ju beulen ^aben a\9 in 9flen Dom $ongo (beffen dunged Drang»
Utan ^eigt), in Sfrifa Dom ©c^impanfe geboren, niieioo^l nic^t a\9
äffen, fonbern fogteid^ aU SRenfc^en. 3)iefen Urfprung (e^rt fogar
ein bnbb^pifc^er aRkjt^od. ($. n, 164.)
9Benn bie ißatur ben testen @(f)ritt bid gum 9Renf^en, fiatt Dom
Vffen aud, Dom$unbe ober Step^anten aud genommen ^ätte, loie
gan} anberd »Are ba ber 3Renf^. (£r loäre ein Demünftiger Step^ant,
ober Demünftiger $unb, {!att baß er ie^t ein Demünftiger 9^e ift.
@ie na^m i^n Dom Slffen oud, »eit ed ber lürjefte mar; aber burc^
eine Heine Venberung i^red frühem ©anged lottre er Don einer anbcrn
€teae oud fürger geU)orben. (^. 348.)
2) SDie ©eftalt bed Slffen.
tk (Seflatten ber 2:^iere flnb bur^meg nur bad 9(bbilb i^red äBoÜend,
brr flc^tbare Sudbmdt ber SBiOendbeftrebungen, bie il^ren S^arafter
antaiad^en (97. 45); ber SBiOe jum Seben ifl bad (Samardtfc^e) Ur-
t^ier, »e((^ed na(^ iDtaggabe ber Umfi&nbe aud einem unb bemfelben
@niiibti)))ud bie SRannic^faltigteit ber ©eflalten l^erDorbringt SBiO er
ate 9ffe auf ben Sttumen um^erflettern, fo greift er atdbalb mit Dier
^nben nad^ ben B^^^gen unb firedt babei Ulna nebß SRabiud unmäßig
in bie Sänge; ^ugleic^ Deriflngert er bad 00 coocygis ju einem eOen«
12 Kettotogte
:;iettologie.
1) ©egenflanb unb Umfang ber Vettologie.
3)ie 3(etioIogte ober Stflttrung bet Seränberungen in ber ffiatut
bilbet eine ^ouptabt^eilung ber IRaturtoiffenfc^aft, bie 9Ror)>^oIogie ober
Seff^retbung ber @efl alten bie anbere.
SDie Stetiologie betrachtet bie toanbclnbe SRaterie nac^ ben (^efe^cn
i^red Uebergange^ aud einer t^orm in bie anbere. ^ux Xetiologte ge^
V6xm aUe bie S^^'S^ ^^^ 97atum)iffenf(^aft, totlifm bie (^rfenttttttg
ber Urfa<^e unb SBirfong überaQ bie ^auptfa^e ifl. 3)iefe (e^ren, tote,
gemäß einer unfehlbaren Megel, auf einen 3"^^^^ ^^^ SRaterie not^»
»enbig ein beflimmter anberer folgt; tote eine befiimmte Serttnberung
not^toenbig eine anbere, befiimmte, bebingt unb herbeiführt, meiere 9lad)^
meifung Srilärung genannt toirb. ^ier^er gehören ^auptfäc^Itd^
aRec^anir, <^^pf# @§emie, '^^))[\x>Ufiit. (9B. I, 114 fg.)
2)ie ätiologifc^e Srltärung t§nt im ®runbe nid^t« weiter, at^ bag
fie bie gefc^mägige £)rbnung, nai) ber bie 3u{ittnbe in 9Iaum
unb 3(it eintreten, nad^meifl unb fUr alle ^ttSe le^rt, »elc^e (Srfc^i"
nung ju biefer 3^ii/ ^^ biefem Orte, not^toenbig eintreten mag; fie
befiimmt i§nen alfo i^re ©teile in 3<it unb Kaum nac^ einem ©efe^,
beffen befHmmtat dn^alt bie (Erfahrung geleiert ^at, beffen aügemetite
t^orm unb Slot^koenbigleit jebo^ unabhängig Don i^r und belügt \fl.
Ueber bad innere äßefen irgenb einer {euer (Srf (Meinungen erhalten
loir babun^ aber nic^t ben minbefien fluffc^lug: biefe^ toixh Statur-
Iraft genannt uub liegt augerl^alb bed ®ebiet9 ber tttiologifd^en
Srildrung, mel^e bie unwanbelbare Sonfianj be^ Sintrittd ber Seuf erung
einer fold^en STraft, fo oft bie i^r befannten Sebingungen baju ba ßnb,
92aturgefe| nennt, übiefe^ 9{aturgefe^, biefe Sebingungen, biefer
Eintritt, in 9e)ug auf beflimmten Ort, ju beflimmter 3cit finb Wlt9,
wad fie »eig unb \t »iffen lann. Die ftraft felbfi, bie fid^ äugert,
bo« innere Sefen ber na^ Jenen ®efe^n eintretenben (Srf^einungen,
bleibt i^r emig ein ©e^eimnig, ein gong gfrembetf unb Unbefannted, fo«
U)o§l bei ber einfad^flen, lote bei ber com))lidrteßett Srfd^einung.
(aas. I, 116.)
©elbfl bie Dollfommenfle tttiologifc^e (Srltttrung ber gefammten Statur
toäre eigentlich nie me^r aU ein Serjei^nig ber unerllärli^en 5träftr,
unb eine fici^ere Xngabe ber 9tegrl, nai!^ »el^er bie Srfc^einungen ber«
felben in 3^^^ unb Siaum eintreten, fld^ fuccebiren, einanber ^(a^
machen; aber bad innen SBefen, bie Sebeutung ber alfo erfd^einenben
jhttfte mügte fie, toeil ba« @efe^ ber Saufalität, bem fie folgt, nid^t
ba§in fü^rt, fletd unerdttrt laffen. (9B. I, 117.)
2) Segler, toeld^e bie Stetiologie ju Dermeiben ^ai
Die ätiologifc^e (Srflttrung §at rid^tig in unterfc^eiben, ob eine 8er'
fd^ieben^it ber Srfc^einung bon einer Serf^ieben^eit ber Araft, ober
nur Don Serfd^ieben^eit ber Um flau be, unter benen bie ilraft fic^
fingert, ^crrü^rt, unb ^at glei^ fe§r fi^ }u ^ilten, für (Erfc^einung
oerfd^iebener Xrftfte ju polten, loa« Xeugerung einer unb berfelbeti
«ffect 15
mifcnt Wüftm tottfenbe SorfteÜung m9 fo tt6cnttil§tg nafft tritt, ba§
fte und aVit9 Uebrige t^erbedft imb mir ni^d mdftf M \\t, (e^n Ktmen,
tochuxdf toit für beti Kngenblidt unfi^tg n)erben, bad Hnbermetttge gu
6cdMfi^tigem (S. U, 164.)
S)€T X^t tfl bte ))((H»(^e, heftige CEnegnns be« SBtOend burd^ eine
Hon anSen etnbringeiÄe, {um SRotib tterbenbe SorßeOung, bte eine
foI(^ 8et§aftigleit ^t, bag fie aQe anbentr toAift t§t ate ©egenmottDe
entgegciiMttfen ttmiten, betbiniMt nnb nii^t bentlt^ in0 49emugtfein
fMümen «igt. (fi. 100.)
2>et Xffect iß jiebo^ n«r eine liorübergel^enbe (Erregung beg
SiOoig bat<^ ein SRotili, koeCc^ feine @ett>aft ni<^t bnrc^ eine tief
nMii}etnbe Steigung, fonbem Mog btbur^ erhält, bag t9, pK^Itc^
eiirtveteiA, bte ©egennnrfnng oQet onbent fKttw für ben Xugen^
blicf oudfc^Iiegt (SEB. n, 678.)
3ur Seibenf^oft t)er§ätt ft^ ber Effect, toie bie Sie6ert)l^itittt(ie yi«
SSa^nfbtn. (993. II, 679.)
2) SBarunt ber Slffect bie 3ure(^nung Derminbert.
!3)ttr<^ ben Slffect loirb bie t$tt^igfeit ber Ueberlegung unb bantit bie
intenectuelle grei^eit (f. S^^i^^it) in geioiffem ®rabe auf«
gehoben. (SB. n, 679.) ®ie mirb Derminbert ober partiell auf-
gehoben (£. 100.) 3)emnad^ ifl bei ben im Effect begangenen Z^aUn
\moijii bie jiuribifd^e, alg bie ntoralifc^e Serantttortli^Ieit, noc^ 9e«
^ffen^t ber UmftSnbe, nte^r ober h)eniger, bod^ immer }um Zf^til
aufgehoben. (S. 100.)
23ag im Sffect gefd^iel^t, iß niAt gan} eigene S:^at unb gtebt ba^er
fem tidloftltigcg S^B^g über bie 9ef^affen^eit ht9 (S^arafter^. S)enn
nur folqe Saaten flnb @i)m)»tome beg S^arafterd, bie bei k^oüem ©e»
brani^ ber Cermtnft, alfo überlegt unb befonnen gef<|e^n. $in«
gegen hMg b(og babun^ begangen mirb, bog ein SRotio, toeil eg an«
Jt^üulidi mar (gegenwärtiger Mei)), bie Ober^nb geh)ann über ein
anbereg, bag alg bloger ®ebanfe (Sorfa^, iDta^me) i^m gegenüber«
panb, — bieg iß äBirtung beg Xffect«, unb bie 49efd^affen^it M
SiOeng barf ni^t gerabe^u nad) biefer 3;^at bcnrt^eitt toerben; benn
^ier f^at nic^t unmittelbar ber SBiEe @(^u(b, fonbem bie Vernunft,
beren abfiracte Sorßellungen ju f<j^toad) ttioren, um ß^ im Settugtfein
)n ermatten, toii^renb bag anfc^auli^e 9Kotii> geloaltfam auf ben SEBiQen
einbrang unb i^n ßart bewegte. Xafftv entfcl^ulbigt man eine fol^e
X^it babur^, bag ße im 9(ffect gefc^e^en. 9)tan ße§t me^r einen
9#tr ber Srfenntnigfrttfte barin, al9 bc9 SBiOeng. dm Effect t^ut
ber SRenfc^ Dag, »ag er nid^t ftt^ig mttre }u bef^Iiegen. Sllfo
litS^ bie ®a(^e eigentlich in ber Srfenntnig, iß me^r ein S^^ter ber
Srfenntnig, alg be« aSSiOen«. ($. 392—394.)
S) Gegenmittel gegen ben Effect.
Sin gnteg @egenmittel gegen ben 9[ffect tt^ire, bag man ß^ ba«
^in brühte, bie ©egemoart unter ber SinbUbung an}ufe^, ße fei
Scigongen^t, mithin feiner 9)))iercet)tion ben Sriefßit ber 9t&mer
16 fiffectation — 9((abemien
angemO^nte. SermSgen \m bod^ fel^r mo^I nnigelel^rt bad längfl Ser«
gangene fo lebl^aft aU gegenioartig an)ufe§en, bag alte, Ittngfl fd^Iafenbe
«[ffecte babttrc^ kuieber ju boKem Xoben ertoad^en, (SB. II, 164.)
ÜDq im Sffect bod 9Rottt) beti SßiHen nic^t, mie in ber Seibenf^aft,
burd^ feine SD?Qterie, ©e^olt, fonbern bur^ feine $orm, Sfnfd^autic^'
feit in ber ©egenioart, unmittelbare Realität belegt, unb bie Semunft
}u fd^tta^ ift, um über ben unmittelbaren Sinbrud bed Xnfd^ußd^en,
©egentoärtigen ^err }u werben, fo ifl ed gut, bie Semunft bun^ ein
anfd^auti^e« $Bi(b, $|antadma, }u ormiren, bo9 man an bie @teDe
i^re^ falten Segrip fe^t, wie jener dtalittner t^ot, ber ben ©c^merjen
ber Slortur baburd^ wiberfianb, baß er wä§renb berfeßen ba9 Stib bed
®algend, an wetzen fein ©eflttnbniß i^n gebracht ^ahm würbe, tdift
einen VugenbßdC au^ ber $§antafle entweid^en (ie§. ($. I, 469;
$. 393.)
Zfftctaiion.
1) 9ßa9 bie flffectation bebeutet.
3)ad Kffectiren irgenb einer (Sigenfc^oft, ia9 ©ic^-brüfien bamtt,
ifl ein ©etbflgeflttnbnig, bag man fle nic^t ^at ®ei ed "SKnÜ^ ober
©etel^rfamfeit, ober @eiß, ober 9ßi6, ober ®Uid bei SEBeibem, ober
9{etd§tl^um, ober t>ome^mer ©tanb ober wa9 fonfl, womit einer grog
t^ut, fo fann man barau« fd^lir§en, bag ed i§m gerabe baran in etwa«
gebrid^t; benn wer wirflic^ eine Sigenfc^aft üoOfommen befi^t, bem fällt
etf ni(|t ein, fie ^erau^julegen unb ^u affectiren. (% I, 485 fg.)
2) aSirfung ber «ffectation.
S)ie Sffectation erwedtt aOemal ©eringf^ä^ung: erßlid^ ol^Se«
trug, ber a\9 fol^er feige ifl, weil er auf gurc^t beruht; jweitend ald
Serbammungdurt^eif feiner felbfl burd^ flc^ felbfl, inbem man fc^rinen
wiQ, wa9 man ni^t ifl unb wad man fotgli^ für beffer ^ft(t, ald
wad man tfl. ($. I, 485.) iRac^a^mung frember Sigenfd()aften unb
Crigent^ümlic^feiten ifi t)iel fd^impflic^er aU bad Strogen frember 5tteibcr;
benn t9 ifl ha» UrtJ^etl ber eigenen SBert^Iofigfeit, Don fid^ fe(bß aud«
gef))ro(^en. (93. I, 361.)
3) Un^altbarfeit ber «ffectation.
1>a9 affectiren wirb erfannt, fclbfl e§e t(ar geworben, wod eigent«
iidi Criner affectirt. Unb enbßd^ l^ttlt e« ouf bie Sttnge nic^t @tid^,
fonbern bie 9Ra«fe föKt einmal ab. ($. I, 486.)
2lga)ie, f. $^iebe.
2lgilität ber ©lieber, f. Bewegung.
Matftmitn.
1) Aufgabe ber Sfabemien.
3{eue 9ßa§r§eiten t)on 8e(ang ge^n feiten l^on Xfabemien aud.
S)a§er foOten fie wenigflend wi^tige Seifiungen in beurt^eilen fä^ig
fein unb gen Steigt werben, ex ofBcio }u reben. SBenn ber größte ®etfl
einet Station eine ©ac^e jum ^auptfiubium feinet Seben^ gemacht ^at.
tok ). S. ®oet§e bie %axUnUf^xt, unb fle ftnbet feinen Eingang, fo
tji t9 $flid)t ber SlegterUngen, toeb^e Slfabemten bejal^Ien, bkfen auf»
antragen, bie ®ai)t hutä^ eine Sommiffton unterfu^en ju laffen; toie
3)ted in Sronfreic^ mit bie{ tinbebeutenbeten S)ingen gefc^iel^t. ($. U, 507.)
Wabemien ^aben 311m S^td bie ^ufftnbung t^atfäd^li^er, mithin
jletö nur befonberer Sßa^^eiten; biefem 3^^<^ iß ^^^ Vereinte iBe«
mü^ng Sieler ongemeffen. hingegen bie Slufftnbung beraHgemeinen
Sa^r^eiten iß ba^ 2BerI (Sinjelner unb ©eltener, n)el(^e iDKtarbeiter
tpebffr brauchen noc^ ftid)en lönnen. ($. 468.)
2) Ser^fittnig ber Sllabemiler ju ben grogen ©eißern.
ÜDte luirKid^ überlegenen nnb prit^ilegirten @ei{ler, mlä^t bann unb
mann ein Tlal jur @rleud^tung ber übrigen geboren toerben, flnb ed
,,tion ©ottc^ ®naben'' unb Der^atten fld^ bemnad^ ju ben HTabemien
unb 3« bereu illustres confröres, toie geborene gürflen ju ben ja^«
reiben unb aud ber äRenge gemä^Iten Stepräfentonten be^ S$o(fed.
S>a^er foHte eine gel^einte ©c^eu bie $erren 9[Tabemiter toarnen, e^e
pe fli^ an einem folgen rieben, — e^ toärc benn, fle Ratten bie trtf«
tigftcn ©rünbe oufjutoeifen. (SB. II, 303.)
Sßenn bie ®rdge ber ©eifle^fraft nic^t eine rein intenfit^e Märe,
bie bnrd^ fein Stebeneinanber unb Seieinanber antDüti^fl, bann niären
Wabemien Diel tt)ert§. ($. 468.)
®etfle^ber(egen§eit j[eber Hxt ifl eine fe^r ifolirenbe @igenfd^aft, bie
gefb^en unb gesagt mirb. ^nm Sortuärtdlommen in ber SBelt, am^
jirr Srlangung bon (S^renfieUen unb SBürben, ia, 9tv!fpxi in ber ge«
(ehrten Sßelt, finb greuubfc^aften unb ftamaraberien bei SBeitem bad
^auptmitteL Do^er P^* J* *• i« ^^ a!abcmien bie liebe SRebiocrität
Petd oben auf, Seute Don Serbienfi hingegen lommen f|)ät ober nie
hinein. (^. I, 491.)
3) Ser^alten ber XTabemien ju ernfien unb beben!«
liefen Preisfragen.
Sine Stabemie ifl fein ©laubenStribunal. SBol^I aber f^cd nun jebe,
e^e fie fo ^o^e, emße unb bebenflic^e fragen, n)te j. 99. bie über bie
^ti^eit bt9 SBiKenS unb ia9 ^nbament ber ÜRoroI aufpeUt, Dorl^er
bei ßc^ felbp auSjumad^en, ob pe auc^ toixtlxi^ bereit ifl, ber SBal^r«
^eit, »ie immer Pe lauten mbge, bffentlid^ beijutreten. S)enn hinter«
^, nad^bem auf eine ernfte ^age eine ernPe Sntmort eingegangen,
ift e« nid^t mel^r an ber 3«it, pe jurüijune^meu. ©iefc Sebenftit^fcit
ifl ^ne S^ti\A ber ®runb, toe^alb bie Slabemien SuropaS pd^ in
ber iRegel too^l pten, grogcn fol^er «rt aufjupeÖcn. (G. XVH.)
1) äBefen ber «Uegorie.
dn ber lUIegorie toirb baS ßunP^erf obpc^tUc^ unb eingepänblid|
sunt fbt^bmdt eined Segriffd bepimmt. (Sine %Qegorie ip ein 5htnP«
mtd, meldte« tttoa9 KnbereS bebeutet, atö ed barPeHt. !Z)ur(^ bie
XB^me foQ immer ein ^griff bejet^net unb folglich ber ®eip bed
14 «ffect
langen Sßtdelfi^ioanje, um fid^ bamit an bte ßtoti^t ju ^ngen unb
\>on einem Stfl }nm anbem }n fc^ioingen. (9f. 52.)
3} SDie dnteUigen) U9 «ffen.
Sßte mit iebem £)tgan unb jeber SBaffe, jur £)ffenfi))e ober IDefen^^
flDe, ^at fid^ auc^ in {eber Sl^iergeflalt ber äBtUe mit einem entfpred^n^
ben dn teile et au^geriiflet, aü einem äRittel jnr (2n:^altung be« dn«
bimbuumd unb ber Slrt. S>er außerorbentlid^e Serßanb ber Slffen mar
nöt^ig, t(ei(9 toeil fte bei einer Seben^bauer, bie felbfi bei benen
mittlerer ®rBge ft(^ auf funfjig da^re erfiredt, eine geringe ^roUfica«'
tion ^aben, nfimli<i^ nur Sin dünget )ur 3^tt gebären; gumal aber,
mü fie $änbe ^aben, benen ein ^ gehörig benu^enber Serfianb Dor*
fielen mu§te unb auf bereu @ebrau<^ fie angetoiefen flnb, fomo^I btt
i^rer Serti^eibigung mittelfi ftu§erer SBaffen, mie @teine unb ©töde,
ate auif bei i^rer Smfi^rung, toelc^e mand^erlet fünfUic^e SRittel Der«
{angt unb überhaupt ein gefeüiged unb Iünp(^ed 9{aubfl){lem ntttl^ig
ma^t, mit B^t^^^ ^ gefio§Ienen ^vü^tt toon $anb ju $anb,
VudfleHen Don @(^i(bkoa(^en u. bgl. m. ^ierju lommt no<^, baß
biefer Serflanb ^auptflic^ßc^ i^rem jiugenblit^en Sllter eigen ift, aM in
loelc^em bie SOtu^Iellraft noc^ unenttotdelt ift; ). 99. ber Junge $ongo
ober Orang-Utan ^at in ber dugenb ein relatio übenoiegenbe^ ®e§im
unb fe§r oiel grOgere anteiligen}, ate im Sllter ber %eife, n)o bie
9RudteItraft i^re groge (Entttidelung erreii^t ^at unb ben dnteSect
erfe^t, ber bemgemlig ßart gefunlen iß. S)affelbe gilt t^on aOen üffen;
ber dnteüect tritt alfo ^ier einfttteilen Dicarirenb für bie fünftige
9»u«cIfroft ein. (5». 48 fg. SB. U, 452—464.) ®o enttotdelt ber
dnteHect ber ooHtommenfien 3:§iere auc^ ift unb fo überrafc^enb oft
i^re @agacitat, fo muffen ttir und boc^ anbererfeitd lounbern, ba§ bie
fingen Oratm'Utane bad üorgefunbene Seuer, on bem fie flc^ tt^ttrmen,
ni^t burd^ 9ifa(^Iegen Don ßol) unterhalten, — ein S3eloeid, bog btefed
ft^on eine Ueberlegung erforbert, bie o^ne abfiracte Segriffe nid^t }u
©taube lommt. (9B. I, 27 fg.)
S)ie 2:§iere faffen im Stilgemeinen an ben Obj[ecten nur ^a9 auf,
toa9 9e)ug auf i§r 993oDen ^at, ber dnteUect fle^t alfo bei i^nen nod^
ganj im 2)ienfte bed SßiOend; fogar bie flügeren !£§iere fe^en bie £)i«
iecte nur, fofem fiz 9)Iotioe für ben SBiUen finb. Sei ben aUer^
nUgfien unb noc^ bur(^ 3^§^ung gebilbeten SE^ieren j[ebo(^ flellt fid^
bimoeilen f^on bie erfte fc^toac^e ©pur einer ont^iMIofen Suffaffung
ber Umgebung ein. ^unbe bringen ed fc^on i\9 jum ©äffen, Sffen
fd^auen bidn»eilen uml^r, ald ob fie über bie Umgebung fi^ )u befin'
ntn flrebten. (». 74 fg. % II, 71.)
®ie ^eftigfeit ht9 mütn9 (filt mit ber Sr^öbung ber dutcHigenj
gleid^cn Stritt. S)ie ^eb^aftigfeit unb ^f tigteit m Riffen fie^t mit feiner
f^on fe^r enttoidelten dnteOigenj in genauer Serbinbung. (SB. II, 318.)
ftffccl.
1) ttrf))rung unb ffiirfung ht$ «ffect«.
deber Effect (animi perturbatio) entjfe^ bobnrc^, bog eine auf
m*m9^2tfjitt 19
toartn. SDtefer unioerfeKeit Slnalogie unb t^f^ifd^en dbentttät ber S)mge
oerbonft bie Xefopifd^e trabet t§ren Urf))ntng, unb auf t§r beruht t9,
ba§ bad ^tflorifd^e aHrgorifd^, bad Sldegorifd^e l^ißorifc^ »erben lann.
Ttt^i ate aUed Snbere j[ebod^ §at üon ie^er bie ÜR^t^oIogie ber ©riechen
3toff jn aDegorifc^en %td(egungen gegeben, meil fle boju einlabet, in«
bm fie @(^entata }ur Seranfc^auli^ung faß jebed ©runbgebanlend
ütfert, j[a geloiffermagen bie Urt^pen aKer 2)inge unb Ser^ältniffe
art|a(t, kuelc^e, eben ate foldfe, immer unb überall burc^fdfeinen.
15. n, 439 fg.)
1) 3)ie 8ltl»ein««8e^re ijl öon je^er bagettefcn.
3)ag in öden Srf (Meinungen bad innere SBefen, bad f!(^ äßani«
ffjJirenbe, boö Srfc^einenbe, (gineö unb bad ©clbc fei, — bie große
?c^re Dom £v xac Tuav, — ijl im Orient wie im £)ccibent frü§
uifgetreten unb ^at ft(^, aOem Sßiberfpruc^ jum 2^ro^, be^au))tet ober
bo4 petö erneuert. (338. H, 362. g. 268 fg.)
2) SBa^ ba^ (Sine fei, ^at erfl Schopenhauer geleiert.
2)ad £v }cai Tcav ^atte, na^bem bie (Sleaten, @fotud @rigena, dor«
bono 9nmo unb @))ino}a ed au^fü^rlic^ gelehrt unb ©c^eding biefe
^t^e aufgefrifd^t ^atte, ©^open^auer'd 3^^^ bereite begriffen unb ein»
Stft^en. Ubtt toa9 biefed Sine fei unb toie ed ba^u fomme ftc^ atö
^ Siele barjnflellen, iß ein Problem, beffen Söfung ^uerfit bei
^oj^en^oucr ju flnben iji. (28. n, 736. 362.; ü». 369.)
3) 2)era9eU)ei« ber STU^ein^^Se^re {ägt fid^ allein au9
ftant führen.
3)ad £v xai ^av toor ju aOen Qtittn ber ©pott ber Sporen unb
bie enblofe SRebitation ber äBeifen. debod^ lägt ber ffarenge SSetoeid
gelben ftc^ oOein au9 ftant'9 Se^re t^on %aum unb ßtit führen,
i^o^I ftant felbfl ba^ nidft get^an f)at, fonbern nad^ SEBeife Iluger
3tebner nur bie ^rttmiffen gab, ben ^nf^l^xzm bie t^reube ber (Son«
^n übertaffenb. (S. 269 fg.) 3laii SanH tran^fcenbentaler
l%tit finb 9?aum unb 3^^ ^^^ formen unferd Slufd^auung^oer"
^M, gehören biefem, nic^t ben baburc^ erfamtten S)ingen an, tonnen
^fo mmmermel^r eine S9eftimmung ber S)inge an fid^ felbfl fein, fon«
^ bmmen nur ber (Srfc^einung berfelben ju, »ie fold^e in unferm,
^ PÜ^fiotogifc^e Sebingungen gebunbenen Senmgtfein ber außenloelt
^ m0gti(^ ifi. dfl aber bem S)inge an ftdEf, b. f). bem magren
%n ber SBelt, ^tii unb {Raum fremb, fo ifl e« uot^toenbig aud^
^ Siel^eit; folglich fann bajfelbe in ben ja^Itofen Srfd^einungen
Mk Simienioelt bod^ nur (Eined fein, unb nur bad (Sine unb iben*
% 9Sefen ftäf in biefen aden mantfejUren. Unb umgete^rt, toad |i(^
'^ ein Sieled, mithin in 3^i^ »>i^ 9{aum barfiedt, tann nidEft S>ing
^ H fonbern nur (Srfc^einnng fein. (@. 267 fg.)
4) 3)ie Sn-eiitd-Se^re im Ser^SÜnig guin ^anti^eidmud.
3^ie «a-eind-£e§re ifi nic^t not^kotnbig ^ant^eidmud, ba bad
2*
20 inigegenttort — Wgemehie
ibenttf<^e SSBefen aOer SDinge ntc^t ci» @oii, unb bte (Srf(^eitmng^«
mit nic^t old eine Z^eop^anie gefagt ju toerben braucht. SO^it
bem ^ant^idmnd f^at bte Sll^eind'Se^re }tt)ar ba^ £v xai Tcav
gemein, aber im Uebrigen lann jte bo^ fe^r Dom ^ßont^eidmu^ ab^
meinen, unb bie @(^open^anet'fd^e 3l0«ein^-Se^re weidet in et^eblic^en
fünften Don bem ^ont^ei^mu« ab. (9B. II, 736—740. Sergl aud)
^ant^dmnd.)
:HUgc8cna)att, ber iRaturlräfte, f. SRatnrIraft.
Z\l%cmntu. ba9. ftrkenntni^ lue« Mitmdtun. Mi%tmtxne
tDalyr^citen.
1) 3^^i Wirten Don t[({gemein^cit.
S)ie Mgemein^eit bcd Scgriff^ i{l ju unterfc^eiben Don ber 911^
gemein^eit ber dbee. ©otoo^I ber Segriff ate bie dbee Dertritt, ald
ein SlUgemeined (universale), eine Siel^eit Don 2)ingen, bo(^ tft
jtoifd^en ber Slllgemein^eit bed Segriffd unb ber ber dbee ein groger
Unterfd^ieb. S)er Segriff ifl ein ni(^t anfc^anlid^ed, fonbem nur
benfbare^ SHIgemeined, bie dbct hingegen ein anf^auUd^ed. 2)te
dbee ifl bie Dermbge ber 3^^^" ^ Kaumform unferer intuittDett
8[))))re^enflon in bie Sie(§eit jerfaHene (Sin^eit; hingegen ber 99e griff
iß bie mittelfi ber Vbfhaction unferer Semunft au« ber Siel^ett
tt)ieber§erge{lente Cin^eit. 2)er Segriff tann ba^er bejeic^net »erben
al9 unitas post rem, bie dbee at« unitas ante rem. (SB. 1, 275 — 277.)
2)ie dbeen aU urf prünglid^e Allgemeinheiten Wnnen in ber ®pra(^ ber
@(^oIa{U(er bejeit^net toerben ate universalia ante rem^ bie Segriffe
ate f ecunblire, burc^ bie 9{efIe^ion ber Semunft entftanbene, (jingegen
aM universalia post rem. (SS. II, 416 fg.) Der Segriff tommt
Itoax an Umfang ber dbee glric^, ieboc^ ^at in i^m bad SlOgemeine
(universale) rine gan} anbere gorm angenommen, babur(^ aber bie
Vnfc^aulic^Irit unb mit i§r bie burd^gttngige Sefiimmt^eit eingebüßt.
(3B. n, 416.)
2) CErlenntnig be« allgemeinen.
ÜDie dbee ttirb intuitiD erlannt (f. dbee). ÜDa« (Sinjelne tann
unmittelbar ate ein ungemeine« aufgefaßt »erben, »enn ed }ur
$(atonif(^en dbee erhoben »irb. (SB. IT, 155.) ^Dagegen gelangen
mir jum SOgemrinen be« Segriff« nur mittelbar, burc^ Sb^action
au« bem Sinselnen. !Z)a« j^ant'fd^e Sorgeben, bag unfere @rfenntnig
einjetner jDinge burc^ eine immer loeiter ge^enbe (Sinfd^rttnfung aO-
gemeiner Segriffe, folglich auc^ eine« aOeraUgemeinpen, ber alle Stealitttt
in \ii) enthielte, entfiele, ifl falfc^, ba gerabe umgete^rt nnfere
(Srfenntnig, Dom Sinjelnen au«ge^b, jum SOgemrinen erkoritert »irb
unb aOe aügemrinen Segriffe burd^ 9bfiraction Don realen, einjetnen,
anf(^auti(^ erlannten 3>tngen entflel^en, toel^e bi« 3um aOeraOgemrinfien
Segriff fortgefe^t toerben lann, ber bann SOe« unter fic^, aber faß
nii^t« in fic^ begreift. @« ifl p^Uofop^ifc^e (E^arlatanerie, fiatt bie
Segriffe für au« beti Z)ingen abfira^irtc ®cban(en )u erfennen, tm*
Stttnod^t — %tttn 21
gefe^rt bie begriffe guttt Srflen gu madfm unb in ben 2)ingen nur
conoete Segtt^ ju fc^en. (9B, I, 603.)
3) atUgemeine äßal^r^etten.
S)te emptrtfd^e Snfd^auung Tann gunSd^fl nur etnjelne, nid^t aBet
aOgemeine SSSa^r^ctten (egtünben; bur^ bielfad^e SBieberl^oIung unb
9eßättgting erhalten fol^e itoax aud^ SHIgemcut^ett, jebo^ nur eine
cotnf)aTatt&e unb preläre, toeil fie immer noc^ ber Hnfec^tung offen
jh^t (SB, n, 132.)
^ot ober ein ©afe abfolute ättgemeingüttigTeit, fo ifi bie Änf^auung,
anf bte er fl(^ beruft, feine empirifc^e, fonbern a priori. SJofflfommen
fii^ere SBtffenf^aften finb bemna(^ allein Sogit unb SDtat^ematil.
(358. n, 132.)
Mmadft^ it9 äBillen^, f. iD^agie.
2lUioifftttI)tit^ f. äßagneti^mu^*
alle iDtit^ f. «merifa.
lUcn, bie.
1) Sorjiige ber mttn.
Wan fann ben ®eifl ber Sllten babnrd^ (^ralterifiren, bag fte
bnrc^gängig unb in allen 2)ing€n (efhebt loaren, fo nal^e ate möglich
ber 9?atur gn bleiben, unb bagegen ben ®€ifi ber neuen ßtit hnxdf
^ Seftreben, fo toeit ate mögKc^ fic^ )3on ber Statur }u entfernen.
SSon betrac^e bie Reibung, bie @itten, bie @erätl^e, bie SBo^nungen,
W @efäge, bie Smft, bie Stefigion, bie Seben^ioeife ber SIten unb
»euen. flJ. n, 438.)
^ie%Iteit werben nie t) er alten. @ie finb unb bleiben ber^olar^
fimi für aOe unfere ^efhrebungen, fei ed in ber Sitteratur ober in ber
biftenben Stmft, ben loir nie aud ben %igen t^erfieren bürfen. (Sc^anbe
ttttrtet bed ^tiMttx^, mläftQ fid^ Dermeffen mbci^e, bte 9tten bei
Seite }n fefeen. (^. U, 436.)
SegUnfiigt bur^ ben (Sinfiug be^ fc^dnen gemttgigfen Alimad unb
guten SobeniS, n)ie auc^ ber bieten ©eeföften ©riec^enlanbö unb Alein«
tficn^ erlangten bie ^eHenen eine ganj naturgemäße (Snttoidtelung
imb rein menf^Iid^e Snltur, in einet SoKIommen^eit, toie foldfe
Berbern nie unb nirgenbd t^orgelommen ifi. {% U, 435.)
3)iefer Station ganj allein berbanlen koir bie richtige Suffaffung unb
natirgeni^e S)ar{ienung ber menfc^Ii^en @efialt unb @eberbe, bie
%tfftnbung ber allein regelred^ten unb oon i^nen auf immer fefl»
gtfielten Ser^ältniffe ber S9au(unfl, bie @nttt)idelung aOer ächten ^or*
nm ber $oe{le nebß (Srftnbung ber toirüic^ fc^önen ®\}Vbtnma%t,
^^ Xnffhnung ))§i{öf op^ifc^er @9fteme, nac^ aUen ©runbric^tungen be«
^{^it^en S)enfen9, bie (Elemente ber SRat^ematil, bie ©runblagen
^ oemttnftigen ©efe^gebnng unb überl^au))t bie normafe S)ar{feQung
^ toa^rlaft fd^Snen unb ebeln menfc^Iic^en (S^riflenK. ($. n, 435.)
3)te @ried^en-, biefed Keine audertoä^Ite Soff ber SRnfen unb @ra)ten,
^ten mit einem Onfiinct ber ®dE|5n§eit audgeflattet. !Diefer
22 ^Ite»
crflredfte fi^ ouf «He^: ouf ©eflAter, ©epolten, ©tcnmtgen, ©etoän-
ber, SBoffen, ©ebttube, ©efäge, ©erät^e itnb toad nod^ fonfi mar, unb
üerticß flc nie unb nirgenbö. (^. 11, 435.)
S)ie (Sculptur, obgfeid^ ^au))tfäc^tid^ auf Darfleüung ber ©^ött«
^eit (bed ©attungdd^aralterd) audge^enb, l^at bo(^ biefe immer in etoaö
bur^ bcn inbiüibueKen S^aralter ju mobificiren unb bie dbee
ber ÜRenfc^^eit immer auf eine befiimmte, inbit)ibueQc S93eife, eine 6e«
fonbere ®eite berfelben ^ert)or^e6enb, au^iubrttden, meil bad menfd^Ii^e
dnbiDibuum ald folc^ed gett)iffermagen bie SDignität einer eigenen 3bce
f^ai unb ber 3bee ber iD^enfd^^eit t9 eben toefentli^ ifl, bag fte fic^
in dnbit)ibuen t)on eigent^ttmli^er Sebentfamleit barßeOt. ÜDiefer
Y^orberung entf))red^enb ftnben Mir in ben SBerfen ber Slten bie Don
i^nen beutiid^ aufgefaßte @d^9n^eit nic^t burd^ eine ein3ige, fonbem
burd^ t)ie(e, t)erf(^iebenen Sl^arafter tragenbe ©eflalten audgcbrüdCt, glcic^*
fam immer t)on einer anbem @eite gefaßt unb bemjufolge anberd bar«
gefteüt im ^poD, anberd im SSacd^ud, anber^ im ^etfuled, anberd im
«ntinou«. (SB. I, 266.)
ÜDad 9tei3enbe ifl in bet ftunß, ald ben Sefc^auer avi9 ber reinen
Kontemplation ^era6}iel^enb unb feinen SBillen aufregenb, überall gu
Dermciben. S)emgema§ {htb bie Sinti len, bei aller ©c^önl^eit unb
töüiger 9?adtt^eit ber ®e{talten, fafi immer babon frei, toeil ber ftünfHer
elbfl mit rein objectiüem, t)on ber ibealcn @(^ön^eit erfüOten ©eific
le fd^uf, nidftt im ®eifte fubjectiber, fc^nbber »egierbe. (SB. I, 245 fg.)
SDie ^aufunft foK, nienngleic^ ni^t bie formen ber 9?atur, niie
Saumftämme u. bgL nad^al^men, bo(^ im ©eiße ber 9!atur f (Raffen,
namentli^ inbem fie aUt9 Ueberflüffige unb Qtotälc\t t)ermeibet, i^re
lebeömalige Sbfic^t ftetd auf bem Ittrgeften unb natllrlid^flen 9Bege
erreicht unb fo biefelbe bur^ bad Sßerl felbft offen barlegt. SDaburc^
erlangt f!e eine geioiffe ©rajie, ber analog, toel^e bei tebenben SBefen
in ber Seid^tigleit unb ber Slngemeffen^eit jeber Seuegung unb Stel-
lung jur Slbji^t berfeßen befielt. ^Demgemäß fe^en mir im guten,
antifen Saujtil jegKc^en SE^eU feinen S^tä auf bie gerabefte unb
einfac^fte SBeife erreichen, i^n babei unDer^o^Ien unb nait) an ben S^ag
legenb, eben loie bie orgonifc^e Statur t9 in i^ren SBerfen auc^ t\int
(SB. n, 472.) 2)a{fe{be gilt \>t>n ben antiten ®efägen, bereu ©d^ön«
^eit baraud entf))ringt, baß fte auf fo naioe Hxt audbrüden, toad fie
}u fein unb gu teifien beJKmmt flnb, unb ebenfo Don allem übrigen
©erät^e ber SIten; man fül^It babei, baß, memt bie Statur Safen,
Smp^oren, Sam))en, Xi^äft, @tü§te, ^elme, @(^i(be, $an}er u. f. to.
^ertJorbrÄc^te, pe fo aufife^jen mürben. (?. ü, 460.)
9hir ber antile SBaufKI ift in rein objectiDem ©inne gebotet,
ber got^ifd^e me^r in fubjectioem. Oene burc^gSngige , reine 9latio*
naiität, DermSge melc^er HUtS fhenge Xed^enfc^aft juläßt, [a, fie bem
benlenben Sefc^auer fd^on t>on felbfl entgegenbringt unb meiere )um
dl^arafter bed antifen SonfKM gehört, ifl l|ier nic^t me^r ju finben.
(SB- n, 474.)
«tett .23
2)tc grogen aüen $t{)ortfer ffatb im 6iiije(nen, kpo bie S)ata fie
Mrlaffen, 3. 9. in ben 9{eben t^rer gelben, S)i(^ter; ja, i§re gatije
Se^nblung^ort bed @toffed nähert ft^ bem Spifd^en. S)ied aber eben
giebt ifyctn SDarfteDungen Sin^eit unb lägt ftc bie innere SBa^rl^eit
bellten, felbfl ba, tno bie äugere i§nen nic^t jugänglid^ ober gar
Decfätfd^t toar. 3Bir finben äBindelmann*^ Sludfpmc^, bag baö Porträt
ba« Ohtal be^ dnbit)ibmun9 fein. foK, aud^ t)on ben alten ^iflorilem
befolgt, ba fte bad (Sinjelne bo(^
fint^enbe ©cite ber Obee ber iD2en
0 barfieQen, bag bie fic^ barin aud«
c^l^eit ^erüortritt; bie neuen bagegen,
Sernge aufgenommen, geben meifiend nur ,,ein fiei^ric^tfag unb eine
9tum|ietlaminer unb l^bc^fiend eine $au))t' unb ©taat^action. (2B. 1, 290.)
2)te ällten ßanben in 99e}ug auf bie für t^ortfc^ritte in ber SReta-
))^))f tt Tiöt^ige 2)enlfrei^eit im Sort^eil gegen vmB, ba i^re Sanbed»
idigtonen g^ar bie ÜRitt^eilung bed ©ebad^ten ettoa^ befd^ränften, aber
Mvt ^i^ett bed !DenIen« felbfl ni(^t beeintrli^tigten, nieit fie nic^t
formttc^ unb feterti(^ ben ftinbem einge))rSgt, toie anäf überhaupt nid^t
\o emfi^aft genommen tourben. S)a^er finb bie Sitten nod^ unfere
idfttt in ber ÜRetap^^ftl. (SB. ü, 208.)
3n gefenfd^aftH4er $inft(^t fmb ^ ^au))tfä(^tid^ itt)ei !Z)tnge,
iDe% ben 3^1^^"^ i^^ ^^^ 3^'^ ^<>n ^^in be^ S[(tert§umd }um 92a^-
t^ bed erfleren unterf treiben, inbem fie bemfetben einen emflen,
finifteni %nflnd^ gegeben ^aben, t)on ttelc^em frei bad ^(tert^um Reiter
unb unbefangen, toit ber ÜRorgen be^ Sebend, bafle^t @ie ftnb: bad
nttedU^e (S^renprincip unb bie üenerifc^e Kranl^eit, — par nobile
frairom! (^. I, 413.) S)ad ritterti4e S^renprinci)) mit feinem
1)tte{boefcn, biefe emfl§afte $offe, toelc^e biie moberne ©efeOf^aft fieif,
mift unb ttngfUic^ mad^t, ttar ben Sitten fremb unb unbelannt, toeil
fie tu oDen ®tüd(en ber unbefangenen, natürlid^en Snfid^t ber 2)inge
getreu blieben unb ba§er folc^e fmifbe unb ^eiUofe ^a^en fid^ nic|t
einreben Hegen. {% I, 401. 414.)
2) aRänget ber atten.
du ben mec^anifc^en unb tec^nifc^en Sttnfien, toie aud^ in
oSmßtoetgen ber 9Iatnrmiffenfd^aft, flanben bie SUten meit hinter
und jurüdt, toeil biefe S)inge eben me§r ^txt, ®ebulb, ÜRet^obe unb
^o^rnng, att ^o^e ©eiße^träfte erforbem. S)a^er ifi au^ ben meiflen
naturtoiffenfc^aftKd^en äBerlen ber Sitten für und n^enig me^r ju lernen,
Ol« \ota bo(| SUed fie ni^t genmgt ^aben. ($. U, 436.)
dn etl^if^er unb religibfer ^inftd^t fianben bie Sitten noc^ toeit
)nril(f. 5n ber alten 3eit mar ber C^arafter bed öffenttid^en Sebend,
^ Staate^ unb ber Ketigion, mie bed ^riDattebend , entfc^i ebene
Seja^ung bed Sitlend jum Seben. (SD?. 350.) a)ie c^rifitic^e
tt^t t)on ber ©ünbe unb (Srtöfnng toar ben ©rted^en unb S^iJmern,
^ toclc^e nod^ gttngli^ im Seben aufgiengen unb über bajfetbe nic^t
^91«^ ^inaudblidten, t)9tlig fremb. S)ie Xlten, obloo^t in fafi atlem
Ribera meit t)orgerüdft, toaren in ber ^auptfad^e ftinber geblieben unb
^i'inbm barin fogar Don ben !Druiben übertroffen, bie bodEf SD^etempf^c^ofe
20 9[0gegenttort — SKgemehie
ibenttf<^e SSBefen aOer SDüige ntc^t ol^ ®ott, unb bie (Srf^etmtng^»
toelt ntd^t atö eine S£^eop^anie gefogt ju loerben brauet. iD?tl
beut ^ant^idmu^ ^at bie SQ'^ein^'l^e^re jtoar ba^ £v xou. tcocv
gemein, aber im Uebrigen lann fie boc^ fe^r bom ^ant^eidmu^ ab"
meinen, unb bie @^open^auet'fd^e SQ-eind-Se^re meidet in er^ebü^cn
fünften t^on bem ^ont^ei^mud ab. (S93. II, 736—740. Sergl. aud)
^ant^^mn«.)
ÄUjegcnwatt, ber iRaturfräfte, f. 5»ot«rftaft.
Z\l%emtxnt^ bad. ftrkcnntni^ lue« Mitmdatn. Züitmexne
\ßa\)Xiftxtcn.
1) 3^(i Sitten t)on tlKgemein^eit
S)ie SOfgemcin^eit bed 99egriffd ift gu unterfd^eiben t)on ber 9ltt=
gemein^eit ber dbee. ©omo^I ber Segriff aü bie dbee vertritt, atd
ein Sngemeined (universale), eine Siel^eit bon 2)ingen, bo(^ tft
jtuifd^en ber SÜgemein^eit bed Segriffd unb ber ber dbee ein grogcr
Unterfd^ieb. !Z)er Segriff ifi ein nic^t anfd^aulid^ed, fonbem nttr
benibared Sllgemeined, bie Obct hingegen ein anf^anlic^eC 3)te
dbee ifl bie vermöge ber QAU unb Kaumform unferer intuittDeit
Sl^pre^enfion in bie Siel^eit jerfaOene Sin^eit; hingegen ber Segriff
ifi bie mittelfl ber Slbflraction unferer Semunft an^ ber Siet^ett
toieber^ergefleüte Sin^eit. S)er Segriff fann ba^er begeic^net iverben
al9 unitas post rem, bie dbee ate unitas ante rem. (SB. 1, 275 — 277.)
S)ie dbeen ate urf prünglid^e SUIgemein^eiten Knnen in ber ®prad^c ber
©(^olojUIer bejei^net toerben ate universalia ante rem, bie Segriffe
aU f ecunbäre, burdf bie 9tef[e^ion ber Semunft entftanbene, hingegen
aU universalia post rem. (SS. II, 416 fg.) Der Segriff fommt
jmar an Umfang ber dbee gleich, jjeboc^ f^at in i^m bad allgemeine
(universale) eine gan} anbere gorm angenommen, baburt^ aber bie
Xnfd^aulic^fcit unb mit i^r bie burc^gttngige Sefiimmt^eit eingebüßt,
(2B. n, 416.)
2) (Srienntnig bed allgemeinen.
Die dbee toirb intuitiv erlannt (f. dbee). ÜDad (Sinjelne fann
unmittelbar aU ein ungemeinem aufgefaßt merben, toenn ed jur
$(atonif(^en dbee erhoben loirb. (SB. n, 156.) Dagegen gelangen
Mir }um allgemeinen M Segrif fd nur mittelbar, bur^ Sbfhaction
aud bem Singeinen. Da9 ^anffd^e Sorgeben, bag unfere Stltemttnig
eingelner Dinge burc^ eine immer koeiter ge^enbe (Sinfc^rttnfung ad«
gemeiner Segrtffe, folglich auc^ einem aüerallgemeinflen, ber aQe 9iea(itttt
in fi(^ enthielte, entfiele, ift falfd^, ba gerabe umgehört unfere
(Srienntnig, t)om Sinjelnen audge^b, gum SlOgemeinen erkoeitert »irb
unb aOe allgemeinen Segriffe burd| 9bfiroction t)on realen, eingetnen,
anfc^aulic^ erfannten Dingen entflel^en, toel^e bim gum aOeraUgenteinfhn
Segriff fortgefe^t tt)erben Tann, ber bann fUfem unter fic^, aber faß
ni<^tm in fi(^ begreift. Q9 ifl p^ilofop^ifc^e (jt^arlatanerie, ftatt bie
Segriffe für au9 beti Dingen abfira^irtc Gebauten gu erf ernten, Qm»
tatet — Xmerifa 25
¥|ibfojt)(ie, al{0 bte ber Steuern feit Sartefhtd, auf beut richtigen 993ege
\ti, »K^tn bte Wten bte ^ampt^aift überfe^en ^aben« (^. II, 17.)
2)te ^^Uofop^ie ber Xtten, gleic^fam noc^ im @tanbe ber Unfd^ntb,
|at bie )ioet tieffien unb bebeuHi^flen ^roUeuie ber neuem $^i{ofo))^ie
imi^ nic^t gum beut(t(^n Seiou^ein gebraut, nSmUc^ bie Srage nac^
ber B^rei^eit beö SBiüen^ unb bie na^ ber 9iealität ber Slugen-*
»elt ober beut Serl^Sttnig bed dbealen }um 9italm. (6. 64.) ÜDie
tiefe ftinft giDiffi^en bem Obealen unb Xeolen gehört nöntlic^ }u ben
Diogm, beten man lote ber Setoegung ber (Srbe nid^t unmittelbar inne
tsirb; bamm l^otten bie Sitten fie, ttte eben aud^ biefe, nid^t bcnterft.
(S. H, 214.) S)te dnteKectuatität ber Snf^auung jebo^
(DgL Xnfc^auung) ifl im allgemeinen f^on Don ben Stten eingefe^en
tooiben. (@. 75.)
alter, f. Lebensalter.
aUe$ Vc^omtnt) f. SibeL
amerika. Zmtxxkarut.
1) Slmerila in p^^fifc^er ^infid^t, oergli^en mit ber
alten SBelt.
3)U alle Sßelt, SmerUa unb XuflraKen ^aben befauntlid^ OebeS feine
eisetit^mlic^ felbßßänbige unb t)on ber ber beiben anbern gänjfic^
iKift^iebene S^ierrei^e. ÜDie ©{lecieS flnb auf jebem biefer grogcn
Sootinente burd^toeg anbere^ §aben aber bo^, loeil aQe brei bemfelben
'Planeten angehören, eine burd^gängige unb parallel loufenbe älnalogie
ttiteinanber, ba^er bie genera grd§tcnt^eild bie felben ftnb. ^iefe
Snologie iß jwifd^en ber alten SBett unb Slmerila augenfällig unb
9m fo, bag Smerita an @äuget^ieren flets baS fd^Iec^tere %ta(ogon
onfioeifi, bagegen aber an Sögein unb Steptilien bad beffere. @o l)at
^ )toar ben Sonbor, bie Krad, bie üoUbrite unb bie grögten Sotrac^ier
inb Op^ibier DotouS; aber ). 99. {latt bed Steppten nur ben £apir,
fUtt be« 2'6totn ben ftuguar, ßatt bed S^igevd ben Oaguar, ßatt bed
fittiiicei0 baS Saum unb fiatt ber eigentlid^n Kffen nur üReerta^en.
^^a aud biefem (entern 9)2ange( lägt \Uij fd^Iiegeu, bag bie Statur
^ in Xmerila nic^t bL8 jum ÜRenfd^en §at bringen tonnen, ba fogar
^ ber nädftflen @tufe unter biefem, bem Sfc^tmpanfee unb bem
^aag^Utan ober $ongo ber Sd^ritt bis jum äRenfd^en nod^ ein nn«
^i groger koar. üDem entfpre^enb ftnben mir bie !Z)rei, fotoo^I aud
Pt^Mogifc^cn oi» UnguifÜfc^en @rünben uid^t }u beameifelnben g(eid^
vrftndUt^d^ ÜRenfc^enroceii, bie Iau!a{ifd|e, mongolif^e unb ät^iopifd^,
dein in ber alten 3Beh )u $aufe, Slmerifa hingegen oon einem ge«
ntft^eit ober Ilimatifd^ mobificirten, mongolifd^en Stamme beoößert,
^ oott SCften ^mübergelommen fein mug. (23. U, 355.)
2) S^aralter unb Serfaffnng ber Storbamevtfancr.
9n ben bereinigten @taateii oon Sflorbamerila fe§en mir ben Serfud^
m: @taatft)erfaffung gemacht, in melc^er baS ganj unoerfe^te, reine,
%acte 9te(^t §errfd^ 9Bein ber (Srfolg ifl ni^t onlodtenb; benn
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Inotomie 27
^Itntffe flel^en, tote ber ehi}e(ne SBtIIendact }ur einzelnen i^n an^^
^^renbeit Seibedacttott. (92. 34.) @on)o§I bie am ^od^engerüfte f\i^
^etgenbe genaue Sngetneffen^ett bed S3aued }u ben ^imdm unb äugern
^eben^ber^ältniffen be9 ^tere^, atö aud^ bie fo bemunberungSloürbige
3ioec(m&gigIeit unb Harmonie im ©etriebe feinet dnnern tuirb burd^
feine anbere (SrHärung ober %nna§me aud^ nur entferntertoeife fo 6e«
greifli^^ toie bur^ bie äBa^r^eit, bag ber Seib bed Sl^iered eben nur
fein Sille felbfl'if!, angefd^cmt ate SorßeOung, mithin unter ben
grormen ht9 9{aunte9, ber 3^'^ ^^"^ ^^^ ß^aufaUtät im ®e^trne, —
dfo bie bloße ©id^tbarfeit, Dbiectität beS SBiOend. (31. 54.) SRan
betrachte bie jQ^Qofen ©eflalten ber Siliere. SBie iß bod^ j|ebe9 burd^^^
»eg nur bad 3[6bi{b feinet MUtn9, ber fld^tbare 9u«bru(f ber Sßiaend«
bejhebmtgen, bie feinen (S^^aralter audmad^en. Son biefer ^erfd^icben»
^it ber e^araltere ifl bie ber ©eflatten blo« ba^ Silb. (31. 45.)
2) @ie le^rt bie ^in^tit be« äBillend aum Seben auf
ben Derfd^iebenen ®tufen feiner @rfd^einung lennen.
S)a in allen ^been, b. ^. in allen Säften ber unorganifd^en unb
a0en ©eflolten ber organifd^en 92atur einer unb berfelbe 2Bi(Ie
t9 ifl, ber fic^ offenbart, b. 1^. in bie ^oxtn ber SorfieKung, in bie
Dbjiectitdt, eingebt, fo mug ftc^ feine 6tn§eit auc^ burd^ eine innere
Senoanbtfc^aft jtoifc^en allen feinen (Srfd^einungen ju erlernten geben.
ÜDiefe nun o^enbart fid^ auf ben l^5^em @tufen feiner Dbj|ectität, im
'^ffanjen«' unb Xf^iztxAdf, burd^ bie allgemein burd^greifenbe Snalogie
aDer formen, ben ©runbt^pud, ber in aOen (Srfc^cinungen fid^ t»ieber>
finbet. SHefer totrb am üoDflttnbigfien in ber Dergleic^enben Slna«
tomie nac^getoiefen, ate runit6 de plan, Tunite de Pelement
anatomiqne. (SB. I, 170.) 2)iefed anatomif^e @(ement bleibt,
»te ©eoffro^ ®aint«$i(aire grünblic^ nac^koeifi, in ber ganjen dtti^z
ber 2Birbelt§tere bem 9Bef entließen na^ unoeränbert, ifl eine conflante
®rdge, ein jum Soraud fd^Iec^t^in ©egebene^, bur^ eine unergrünb*
U(^e 92ot^koenbigIeit untuiberrufti^ Seflgcfe^te^, beffen Unmänbelborfeit
ber Se^ortli^feit bec SRaterie unter allen (ij^^ftfc^en unb c^emifd^en
Serünberungen vergleichbar ifl. (9}. 52.) 2)iefed feflfle^enbe, unkoan«
bettore anatomifc^e (Element fällt ni^t innerhalb ber teleologifd^en
SrRttmng, fonbem beutet auf ein Don ber 2:eIeoIogie unab^ttngiged
^nncbf, loeld^e^ jlebo^ ba^ t$unbament ifl, auf bem fte baut, ober ber
fttitt Soraud gegebene @toff {u i^ren SBerfen. (3B. U, 378 unb 31. 53.)
(£4 beruht t^eite auf ber (Sin^eit unb dbentitttt htS äBiflen« gum Seben
üinfyaüft, t^eite barauf, baß bie Urformen ber 3:^iere eine au9 ber
anbent hervorgegangen flnb unb ba^er ber ©runbt^pu^ be^ ganjen
Stammet beibef|alten mürbe. S)a^ anatomifc^e (Element ifl ed, toad
Xrifbteled unter feiner avaY>€aux fuaic verfielt. (3t. 54.)
3) (Et^ifd^er 92u$en bed @tubium^ ber ^[natomie.
ÜDie Sef^äftigung mit 3oologie unb Snatomie ifl aud^ in et^ifc^er
^infU^t nü^Iic^, meil fle entfd^ieben bie Obentität bed 9Befent'
Ii(|en in ber ISrfd^einung bed 2:^iere^ unb ber be^ 9RenfdE|en
24 testen
fel^rteit. 3)ag ein (war ^ifio^op^, tote ^^tl^agora^ utib ^(ato, cmber^
badeten, ünbert in Sejug auf bad ©an^e nid^td; (2B. H, 720.) 3tDif(^eK
bem ®eifte be« gried^if^-tömifc^en ^eibent^umd unb bem be^ iS^rtfien*
t^umd ifl ber eigentlid^e ®egenfa$ ber ber Sejal^ung unb 93eir«
neinung bed äBiüend jum Men, »ona^ an testet ©teUe tKid
e^rtflent^nm 9ie^t behält. ($. II, 335.)
2)ie ^t§it ber Sllten toar (Subäntonil, bie ber 9{euen meiftenö
^Mel^re. Unter ben HIten mac^t ${ato allein eine Sudna^e,
beffen Stl^if nid^t eubämonifKf^ ifl. hingegen iß fogar bie (St^if ber
ft^niler unb @toiTer nur ein Subämonidmnd befonberer 3(rt. (S. 1170
S)ie ^^ilofop^n bed ültert^umd ^aben gmar bie ® er ec^ti gleit a(d
Sarbinaltugenb anerlannt, aber bie SRenfd^enliebe* (caritas, ayaTri])
^aben fle nod^ nic^t aM Xugenb aufgeßeOt ®e{bfl ber in ber ÜRorol
^(^ am ^9^{!en er^ebenbe $(ato gelangt bod^ nur 6i^ jur freittiOigen,
uneigennü^igen @ered^tigleit. ^raiftif^ unb faltifc^ iß gtoar ju jeber
3eit SRenf^entiebe bogetoefen, aber t^oretifc^ }ur @pra(^e gejbrac^t unb
fömdid^ a(^ Singenb, unb jtvar aU bie grb|te tton aflen aufgcftellt,
fogar awdi auf bie ^einbe au^gebe^nt, tourbe fie 2uerfi t)om S^rifkn»
t^um. (S. 226.) S)ad ültert^um, bon feinem niebrigern et§tfc^en
©tanbpunfte an^, biBigte, ja e^rle ben @e(bßmorb, mä^renb ba4
S|rtflent^um, Don feinem f)^ttn (Stanbpuntt (ivl9, i^n bermirft.
i% II, 332.) ÜDiefem @egenfa( M et^ifd^en ®tanb))unltd entfprtc^t
auc^ ber ©egenfa^ jkDifc^n bem antitcn nnbc^rifUic^nStratterfpteL
39Bie ber floifc^e (SiA^muÜ) Don ber (^rifUid^en Stefignation fid| Don
@runb an9 baburd^ unterf Reibet, bag er nur gelaffcned (Erträgen unb
gefaßte^ (Srtoiartcn ber unobänberlid^ not^menbigen Uebe{ te^rt, bad
S^rifient^um aber Sntfagung, aufgeben bed SSiOen^; ebenfe jetgen bie
tragifd^en gelben ber tllten flanb^afte^ Unterwerfen unter bte uuau^
»etc^baren @(^äge be« @c^idfa{9, bad c^rifUi^ 2:rauerf))iel bagegen
aufgeben beö ganjen SBiOend }um Seien, freubige^ Serlaffen ber SBett.
9[ber ia9 Xrauerfpiel ber Steuern fle^t bavum av^ ^^ec atd bad ber
Xften, koeil bie Wten nod| ai(|t jum ©ipfel unb ^A ht» S^rauer«
fpiete (f. StrauerfpieO, j[a, ber Sebetidanflc^t über^u))t gelangt »oren.
(SB. U,^ 494 fg.) du iffren ftomöbien ^aben nn« bie ffiten emen
treuen unb bletbenbcn Xbbrudt i^red Reitern Sebenö unb S^reibend hinter«
laffen. {% II, 471.)
2)er Segriff be^ ©d^idtf aU bei ben 9(ten ifl ber einer im ©anjen
ber S)inge Derborgenen rücffic^t^Iofen %ot^menbigIeit. S>ie Sor*
f e^ung iß bad c^rifHanißrte @<^idEfaI, a(fo bad in bie auf bad Sefie
ber aßelt gcri<^tete abßi^t eine« @otted Dertoanbelte. ($. ü, 471.)
dn ber ^^ilof0))l^ie Maren bie 9Iten mit i^em XuSge^en bon
ber objlectiDfn Xngenmelt nic^t anf bem ri<^gen 3Bege. Sßemt man
bebenit, bag bad Object burc^ ba« ©ubject bebbtgt iß, ß>IgH(^ bie
unermeg(i(^e 9[u§tntDcIt t§r 2>afein nur im 9etoru§tfein erienunber
SBefen ^at, fo ge^t man ju ber 9[nß(^t über, ba| mir bie na^ innen
gerid^tete, Dom ©ubject aU bem unmittelbar begebenen audge^enbe
aitet — flmerifa 25
ffftfi^op^it, al{0 bte ber 9?euem fett Sortefiii«, auf bem ric^tigcit 993ege
frc, »tt^tn bte Stten bte ^axipt^aäft überfe^en f^abau {% II, 17.)
2)te $^tiofo))^te ber Xtten, gletd^fam noc^ int ©tanbe ber Unf(i|nlb,
|at bie 3tDei tteffien unb bebenüi^flen Probleme ber neuern $^tIofo))^ie
1104 ntd|t )um beutltc^en Seiou^etn gebrad^t, nSntIt(^ bte Srage nac^
ber grct^ett be9 SBtUeud unb bteita(^ ber 9iealität ber Slugen-*
mtli ober bem Serl^äUntg ht9 dbeolen jum 9{ea(en. (S. 64.) 2)te
tiefe ft(uft jkoif^en bem dbeoleu unb Sleolen gehört nämlid^ ju ben
2)iiigen, bereu man lote ber Setoegung ber (Srbe ntd^t umntttclbar tnne
mrb; barum ^Mtn bie 9(ten pe, tote eben caiij biefe, ntd^t bemerft.
(S. U, 214.) S)te dnteUectuatttät ber Snfc^auung iebod^
(»gL Xttfc^auung) tfl im allgemeinen fd^on Don ben %ten eingefe^en
ipoiAeit. (@. 75.)
aittr, f. Lebensalter.
aitrs Vrftomtnt) f. Sibel.
Amttxka. ;Ammkauer.
1) Slmerila in p^^fifc^er ^infid^t, oergtic^en mit ber
alten 993e(t.
2)ie alte SSBelt, Smerifa unb Sufiralien ^aben befanntltd^ OebeS feine
eigent^ümlic^ felbßftönbtge unb t)on ber ber beiben anbem gänjttc^
oerfd^tebene £§ienei§e. ÜDie ©{lecied flnb auf jebem btefer grogen
kontinente burd^toeg anbere, ^aben aber bod^, mil aüc brei bemfelben
Planeten angehören, eine burd^gängige unb paraQel loufenbe Slnalogie
miteinanber, ba§er bie genera grögtcnt^eild bie felben {inb. ^iefe
Xndogie iß jwifd^en ber alten Sßelt unb Slmerifa augenfällig unb
)t»ar fo, bag Xmerifa an ©äuget^ieren fietd baS fc^Iec^tere %tatogon
anfmeifl, bagegen aber an Sbgebt unb SReptilien bad beffere. €0 ^at
t9 )mar ben Sonbor, bie Krad, bie üotibrite unb bie grögten Sotrac^ier
Httb D))^ibier Doroud; aber ). 99. flatt bed Steppten nur ben Zapix,
fiatt be« 2'6tom ben ftuguar, flatt bed 2:igei'd ben daguar, flatt bed
ftomcett baS Sanm unb ßott ber etgentlid^n Kffen nur üReerta^en.
@i^on aus biefem (entern 9)kngel lägt fl^ f daliegen, bag bie Statur
t9 in Hmeräa nic^t bis jum 9Renfc^en l^at bringen tonnen, ba fogar
OOB ber nädbfien @tufe mtter biefem, bem Sfc^impanfee unb bem
Orang-Utan ober $ongo ber Sd^ritt bis jum äRenfc^en nod^ ein un»
m&gifl gtoger toar. üDem entfprec^enb ftnben toir bie 2)rei, fokoo^I aud
p^^ftoIogif<^en ate linguifiifc^en @rünben uidEft ju bejtoieifeinben g(ei(^
nrfprüngtid^ 3Renf(^enraceii, bie faulafifd^e, mongolifd^e unb ät^iopifd^,
alkiii in ber alten SBett )u $aufe, 9merila hingegen oon einem ge«
mifc^en ober Ilimatifd^ mobipcirten, mongolifd^en Stamme beDbßert,
bo oott Sfien ^inübergelommen fein mug. (23. U, 355.)
2) S^aralter unb Serfaffung ber iRorbamevttancr.
ds ben oereinigteu @taate» t)on 92orbameriIa fe^en mir ben Serfud^
einer ©toot^erfa^ung gemacht» in metc^er baS ganj unoerfe^te, reine,
abfirade 9ttift ^errfd^e. SBein ber (Erfolg ifl ni^t onbdFenb; benn
28 SngeBoren — fhntmatifd^tt aRagnetidmud
jnm 99ett)u§tfetn bringt unb baburc^ ber Stol^l^rit tmb Barbarei in ber
Sel^anMung ber Sintere, bent Sontrt^I ber 9tet^tIoflg!ett ber Spiere
entgegenkoirft unb ben ^^ierfd^uQ beförbert. (@. 238 1[.)
eingeboren.
1) Da9 inteHectuell angeborene.
Dbfd^on beut dnteUect bie t^orm feinet (Sriennend angeboren ifi,
fo ifl ed bod| nt(^ ber (Stoff ober bie 2Raterte berfelben. SDted
mar t9, toa^ bie Se^re Don ben angeborenen Obeen, bie S^artefiud
unb SeibniQ behaupteten unb Sode befiritt, eigentlich befagte. ($. 429.)
@ine, materielle (Srienntniffe urfprünglic^ unb au^ eigenen SRitteln
liefembe unb ba^er über ade ÜKöglic^teit ber Srfa^rung ^inaud pofttib
bele^renbe Semunft, üÜ meldte ba^u angeborene dbeen entölten
mtt§te, ifi eine reine ^iction ber ^^ilofop^ieprofefforen* (@. 117;
% 1, 200.) S)iefen Verfechtern ber, ntaterieUe ^entitniffe aud eigenen
SRittetn (angeborenen dbeen) liefemben 93emunft ifi 2odt^9 erfleh,
audbrüdlidi gegen alle angeborenen (Srienntniffe gerid^teted Suc^ ju
empfehlen, befonberd im britten ftapitel beffelben bie §§. 21 — 26.
X)enn obujo^I Socfe in feinem Seugnen aller angeborenen äBa^r^eiten
infofem ju koeit ge^t, ate «er ed aud^ auf bie formalen (Srienntniffe
ottdbe^nt, toorin er fpäter Don Aant auf bad ©länjenbfte berid^tigt
toorben \% fo ^at er boc^ ^inftd^tlic^ aQcr materietlcn, b. i. (Stoff
gebcnben (Srienntuiffe, DoUfommen unb unleugbar Stecht. (®. 117 fg.)
S)urc^ SBeif))icI, ©emo^n^it unb fc^r fcU^jettiged, fcflcd @in))rägjen
geioiffcr Segriffe, e^ irgenb Srfo^ng, SBerfiaub unb Urt^eitefraft ba
ttüren, ba^ Sßerf ju fiören, kpcrben bem grogen Raufen @eban!en eiu^
geim))ft, bie nai^^er fo fefi unb bur^ leine Sele^rung }u erf c^Uttem
haften, aU mären ftc angeboren, mofür fic auc^ oft, felb^ Don $^iIo^
foppen, angefe^en merben. (2B. 11, 74. 208.)
2) !Cad et^ifc^ angeborene.
(äß giebt nur einen angeborenen drrt^um mtb ed ifl ber, bog mir
ba finb, um glücflic^ )u fein, angeboren ifi er und, rneil er mit
unferm 2)afein felbfi iufammenfällt unb unfer gmi)ed äBefen eben nur
feine ^arop^rafe, )a unfer Seib fein SRonogramm ifi. (S. II, 726.)
S)ie Sttbämonologie beru^ auf biefem angeborenen Orr^um.
{% I, 331.)
ÜDev inbtDibueQe &§aralter ifi angeboren (f. (S^arafter). — X)a
ber (S^ardtter angeboren ifi, — bie £^aten blod feine SRanifeflationen, —
ber Sntag ju großen iD^iffet^aten nic|t oft (omm^ fiarle ©egcnmotlDe
abfc^rcdFen, für uu« felbfi unfer e ©innedart ftc^ burc^ SBünfd^e, ®t-
banten, Effecte offenbart, mo fie tlnbem unbefonnt bleibt; fo liege fid^
benlen, baß Siner gemtffermagen ein angeborene« fc^ed^te« @miffcR
glitte, o^ne große S3o«^eiten Derübt au ^aben. ($. 398.)
(lieber bie Vec^eit bcd Sngeborenen im @egenfa<^ au bem 9e^
abftc^tigten fie^e Se^t.)
2lttimalifd)er Ütognetiefflu«) f. 3Ragnetidmti9.
Inotomie 27
^altniffe fiel^en, lote ber etnjelne SBtOendact }ur etn}elnen tl^n and»
fü^nbcn Seibedaction. (31. 34.) @oto)0§I bte am ^oc^engerüfte ft(^
^eigenbe genaue Sngemeffen^ett be^ Saued }u ben S^^eden unb äugern
?ebendt>eT^öIhitffen beö ^tere^, ate aud^ bte fo bett)unberungdn)ürbige
3tt>ccbn>gleit unb ^rmonte im ©etriebe fetned dnnern tQtrb burd^
feine anbere (SrHärung ober Sfnna^me auc^ nur entfernterkoeife fo be«
grctf(i^, wie burd^ bte äBa^r^eit, bag ber Seib bed Xf^itxtß eben nur
fein SBilte fetbß'if!, angefd^aut ate Sorßeüung, mithin unter ben
Sormen bt9 9laumt^, ber ^txt unb ber daufalttSt im ©e^tme, —
alfo bie bloge @id^t6arleit, Dbiectttät be« SBtHend. (31. 54.) Tlan
betrachte bie }a^nofen ©eflalten ber Siliere. SBie ifi boc^ jebed burd^>
tDcg nur bad älbbilb feinet äßillend, ber {id^tBare Xu^brucf ber Sßillend'
beprebnngen, bie feinen d^oralter audmaii^cn. Son biefer ^erfd^ieben»
f)dt ber S^araltere ifl bie ber ©eflatten blod ba« Silb. (31. 45.)
2) @ie (e^rt bie ^iti^tit bed 3Bi(Ien9 ium Seben auf
ben Derfd^iebenen @tufen feiner (Srf^einung lennen.
jba in aQen dbeen, b. ^. in aQen ^Sften ber unorganifd^en unb
allen ©eflalten ber organifc^en Statur einer unb berfelbe SBide
t9 ifl, ber fid^ offenbart, b. 1^. in bie gorm ber SorfieKung, in bie
DbiectitSt, eingebt, fo mng ftdEf feine (Stn^eit au(^ burc^ eine innere
Sermanbtfd^aft gtoifc^en allen feinen Srfd^einungen ju erlennen geben.
3)iefe nun offenbart fid^ auf ben l^5^em @tufen feiner Objectität, im
^ffangen« unb 2^§terreid^, bur^ bie aOgemein burc^greifenbe Analogie
aller formen, ben ©runbt^pud, ber in aKen Srfc^einungen ftd§ mieber«
fittbet. !^efer toirb am üoDflSnbigfien in ber Dergleic^enben Sna«
tomie nac^gekoiefen, ciß l'unit^ de plan, Tunite de l'el6ment
anatomiqne. (SB. I, 170.) ÜDiefe« anatomif^e (SIemcnt bleibt,
toit ©eoffrot) ®aint«$i{aire grünblid^ nac^»eifl, in ber gangen 9iei§e
ber SBirbelt^iere bem 2Bef entließen nac^ uuDeränbert, ifl eine conflante
®r9§e, ein gum Sorau^ fd^Ied^t^in ©egebene^, burd^ eine unergrünb*
lic^e ißot^iuenbigfeit untoibermfli^ ^efigefe^ted, beffen Unmdnbelborfett
ber Se^orrli^fcit ber 3Ratmt unter allen p^^ftfd^en unb c^emifd^en
SerSnberungen Dergleic^bar ifl. (31. 52.) s!)iefed feflfle^enbe, umuan«
beibare anatomifd^e (Element fällt nic^t innerhalb ber teleologifd^en
(ErlUrtmg, fonbem beutet auf ein Don ber 2:eIeobgie unab^ttngiged
f rinci)), »el^e0 ieboc^ baö t^unbament ifl, auf bem fte baut, ober ber
^am Soraud gegebene ®toff )u i^ren iBerfen. (SB. U, 378 unb 9^. 53.)
& beruht t^eite auf ber (Einheit unb dbentität bed miütn^ gum Seben
flbcr^oufrt, ti^eite barauf, bag bie Urformen ber 3:^iere eine au9 ber
ottbem l^erüorgegangen jlnb unb ba^er ber ©runbt^^ind bed gangen
Stammet beibehalten umrbe. S>a^ anatomifc^e (Element ifl ed, koad
VnfbteM unter feiner ava^scaux fuoic Derjjle^t (3t. 54.)
3) (Et^ifd^er 92u$en bed ©tubiumö ber ^naiomit.
S)ie Sefc^öftignng mit S^^^^i^^ ^"^ Snatomie ifl auc^ in et^ifd^er
^infic^t nü^tid^, toeil fie entfd^ieben bte dbentit&t ht9 9Befent«
Ii(|en in ber (Srfc^einung bed 2:^iere^ unb ber bed 9Renf(^en
30 Snfd^onung
einanbergefetjt, toit aud ben S)atid, toeld^e bte (Sinne liefern, ber Ser«
fianb bie Snfc^auung fc^afft, xoit burd^ Setgleid^ung ber (Einbrttde,
meiere Dom nämlichen £)6|ect bie berfd^iebenen @imie erhalten, bad
ftinb bte Hnfc^auung erlernt, tote eben nur biefe^ ben Kuff^Iug über
fo oiele @tnnen|)^&nomene giebt, über bad einfache ©e^en mit }»et
atugen, über ha9 (Doppeltfe^en beim ©d^ielen ober bei unglei^er 6nt«
fentung hinter einanber fte^enber ©egenftttnbe, bie man jugleic^ inö
fluge fagt, unb über ben ©d^etn, welker burc^ eine pU^Iic^e Ser«
änberung an ben ©innedmertjeugen ^eroorgebrac^t n)irb. — jDaö
©e^enternen ber ftinber unb o))erirter Slinbgeborenen, ha9 etnfa^e
©e^en bed boppelt, mit jtoei Xugen Smpfunbenen, bad 2)op))eItfe^en
unb 2)o))))eIttaflen bei ber Serrüdung ber ©innedmerfjeuge au^ i^rer
gett)ö^n(t^en Sage, bie aufregte Srf^einung ber ©egenjlttnbe, tott^renb
i§r Silb im 9uge oerte^rt fie^t, bad Uebertragen ber %axbt, meiere
bioö eine innere Function, eine ))oIarif^e jE^eitung *ber Si^iltigleit be^
Sugeö ift, auf bie ttugem ©egenßttnbe unb enblic^ au^ bad ©tereoftop —
bied SQe^ finb fefle unb unmiberleglid^e Setoeife baoon, bag alle 31 n«
fc^auung nic^t blod fenfual, fonbern intellectual (ober objectit)
au%brü(It cerebral), b. ^. nid^t blod Sßerl ber ©inne, fonbern
bed Serflanbed ifl, nttmlid^ reine Serflanbederlenntnig ber
Urfad^e aud ber JBirlung, folglich bad ®efe^ ber Saufalitüt oor»
audfe^t, üon beffen (Srienntnig aUe Xnfc^auung, mithin aOe (Erfa^ng
i^rer erfien unb ganjen 9R0gIic^Ieit nac^ ab^flngt. (9EB. I, 13—15.
ffl. n, 13. 23—30. ®. öl— 84. g. 7—20. % I, 93. 96. 242.)
2) Ser^ältnig be9 Snt^eiU ber ©inne ju bem be9
©e^irnd in ber Xnfc^auung*
SEBad )ur Snfc^auung, in ber bie obfectioe Sßelt bafle^t, bie btogen
©inne liefern, ber^filt {i(^ }u 2)em, load ba ju bie ©e^irnfunction
liefert (9taum, ^At, Saufalitttt), toit bie 9Raffe ber ©irnie^neroen )nr
9Raffe be« ®e^imd, nac^ Xbjug bedfenigen 2:§eUed bon biefer, ber
überbied jum eigentlichen S)enfen, b. ^. bem abffaractcn SorfteOen,
i>eriDenbet toirb. 2)enn, oer(et§en bie ^ttt>tn ber ©innedorgane ben
erfc^einenben £)b|e€ten ^oxbt, Klang, ©efc^macf, ®eru(^, Ztmptta'
tur u. f. to., fo twAvift ba0 ®e§tm benfelben luAe^nung, %tma,
Unbon^bringlic^Ieit, Setoegtid^feit n. f. to., htr^ %üt9, mod erfl mtttdft
3eit, 9^amn unb @anfalit&t DorfleObar ift. Sßie gering bei ber fb«
fc^awmg ber Vnt^l ber ©inne iß gegen ben bed dnteOectd (Serftonbetf)
bejeugt alfo anc^ ber Sergleic^ Jtoifc^en bem 9{en)ena|»parat }iim
Smpfangen ber Sinbrüde mit bem jnm Serarbeiten berfelben, inbem
bie 9Raffc ber (Sm)ifhibung9neroen f ämmtfic^er ©tmiedorgane fe^ gering
ift gegen bte bed @e^imd, felbfl noc^ bei ben X^icren, bereu ®e^tm,
ha fie ntc^t eigenätc^, b. 4. obfiract benfcn, btog )nr ^emorbringung
ber Snfil^oinnig bicnt nnb bo^, iso biefe ooQbmmen t^ alfo bei ben
©finget^ieren, eine bebentenbe 9Raffe ^, aac^ nad^ Ibjng bc0
Keinen @e^ini«, beffen Sunction bie geregelte ?ettnng ber geuüegangett
i|l. (». n, 23 fg.)
9[ttfi|aimng 31
3) ©egenfianb ber Snf^auung.
©egenjtonb ber Slnfc^ouung flnb unmittelbar bte S)inge, ntd^t Don
biefen terfd^iebene SJotfleÜungen. SDte einjelnen S)tnge »erben ate
folc^e angefc^Qut im Serßanbe unb burd^ bie @inne. ©obalb mir
hingegen gnm 3)enlen übergeben, tierlaffen toir bie einjelnen jDinge
unb ^aben t9 mit allgemeinen Segriffen o^ne Xnf^aulic^feit }u t^un,
loenn loir gleich bie 9{efultate unfere^ S)enlen^ nad^^er auf bie einjelnen
3>iitge omoenben. ftont mac^t bie einzelnen S)inge }um ©egenfianbe
t^cild ber Snfc^auung, t^eild bed jDenlend. SBirllic^ finb fie aber
imr (Erfiered. 9htr mittelbar, mittelfl ber Segriffe, begießt fi^ bad
3>en!en auf ©egenfittnbe, biefe felbfl aber flnb ^Qejeit anfd^ anlief.
dn ber Xnf^annng felbfl fd^on i{l bie empirifd^e ^Realität, mithin bie
(Erfahrung gegeben. (SB. I, 525.)
S)te intuitit)e Sorftellung befa§t bie gan}e fl^tbare äBelt ober
bie gefammte Srfal^rung, nebfi ben Sebingungen ber äRöglid^Ieit ber«
jelbcn. (SB. I, 7.)
4) Ser^ttltnig ber Slnfd^auung }umS)ing an fi^ ober
3um 9tealen.
3)er Uebergang oon ber @innedem))finbung ju i^rer Urfac^e, ber
aOcr ©inne^onfd^auung }um ®runbe liegt, ijl itoax ^inreic^enb, un^
bie em))irifd^e ©egenn^art in diavm unb Qtit eineö empirif^en Db«
jectd anjujeigen, alfo tiöDig genttgenb für bad ))raltif^e Seben; aber er
retd^t leinedtoegd ^in und Snffd^Iug }u geben über bad ÜDafein unb
25efen an ftd^ ber auf fold^e SJBeife für und entfie^enben (Srfc^einungen
ober t^ielme^r i^red inteDigibeln ©ubflratd. SDag alfo auf Slnlag ge«
»iffer, in meinen ©innedorgonen eintretenber @m))finbungen, in meinem
So^fe eine Xnfc^auung Don röumlic^ audgebe^nten, jeitlic^ beharren«
ben unb urfttd^Iid^ toirlenben !£)ingen entfielt, bered^tigt mi^ burc^aud
nid^t 2U ber Snna^me, bog aud^ an fid^ felbfi, b. ^. unab^ttngig
Don meinem ftopfe unb auger bemfelben, bergleic^en SDinge mit folgen
i^nen fc^Iet^t^in ange^brigen (Sigenf^aften qrißiren. (9B. 11, 13.)
& jengt Don Unlenntnig bed ©inned ber ^tage nai) htm 9itt^
^(tntg ^»ifc^en bem dbealcn unb Realen, tt^enn biefed Serl^ältnig
bejeii^net mirb ate bad in)if(^en S)enten unb @ein. S)ad S)enlen
^t gnnttd^fl b(od jum Snf^auen ein Ser^ältnig, bad Snfd^auen
aber ^t eined jum @ein an fid^ bed Slngef (Rauten, unb biefed Se^tere
ifl bad eigentliche Problem. S)ad SDenlen entlel^nt feinen dn^alt allein
and ber anf^aulic^en SorfieUung, meiere ba^er Urerlenntnig ifl unb
alfo bei Unterfuc^nng bed Ser^ttltniffed itoifd^en bem Obealen unb
Meokn aOein in Setra^t lommt. (SB. n, 215. $. I, 29 fg.)
5) Sebeutung ber Snf^auung für bie Srlenntnig, bie
993iffenf(^aft, bie ftunfl, bie $^iIofo))^ie unb bie
Sugenb.
!Z)te 9nf(^auung ifl nic^t nur bie Duelle aDer (Srienntnig, fonbern
fie felbft ifi bie Srlenntnig xax* i^ox'^y ift aDein bie toa^re, bie
Ufit, bie i^red 97amend ȟrbige (Erfenntnig; benn fie aDein ert^eilt
32 3bifil|<Miiiii9
etgentti^e (Sinfi^t. (SB. n, 83.) 9leue ©tnnbetnfUl^ten fUib nur
Qud ber au\ifaVLÜdfm, al9 bei aOetn ooQett unb rei(^ Srfenntnig ju
fAöpfen, mit ^fe ber Urtl^eil^aft (SB. II, 68. 77.) 2)ie otf
f<9auenbe Crfemttnig tft für bad ©^ßem aller unfeter ©ebmden S)a«,
»ad in ber @eognofte ber ©ronit i% ber te^te fejle Soben, ber Wbt9
trtfgt nnb über ben man ntc^t ^inaud lonn. (93. U, 69. 76.) SDOle
Sa^r^eit unb aOe SSeid^eit liegt jule^t in ber Snf^auung. (SB. n, 79,)
Um irgenb ettoad loirllid^ mtb toa^r^aft jn Derjle^en, ifl erforberliil^,
bag man e9 an fc^ anlief trfajf«, ein beutttc^ed Sitb bat)on em)>fange^
momttglic^ aud ber 8{ealität fetbß, augerbem ofer mittelfl ber i^fjcai^
tafle. @eI6fl toad ju grog ober }u com)>Iicirt ijl, um mit Shteqt
Stid ttberfe^ ju toerben, mn^ man, um ed moiSir^aft ju terfte^en,
entweber tl^eilmeife ober bur^ einen überfe^baren ^{^^röfentanten fi(^
anf(^auti<^ oergegentoärtigen ; !Z)a« aber, toAift9 felbfl jDiefed nic^t ju-
ltt§t, mag man »entgftend bur^ ein anfc^aulic^ed Sitb unb ©leic^nt^
fi^ faglt^ }u ma^en fud^en. @o fe^r t|l bie Snfc^auung bie Saft<^
unfered (Srfcnnend. ($. II, 50. SB. H, 76.) 9tur m9 au« ber Hn«
fd^auung, unb }tt)ar ber rein objectiben, entfprungen ober unmittelbar
bnrc^ fle angeregt iji, enthält ben tebenbtgen ^eim, au9 meinem ä^te
unb origineDe Seifhingen enoad^fen fbnnen, nic^t nur in ben bilbenben
^nflen, fonbern and| in ber $oefte, j[a, in ber $^iIofo))§te. jDad
pnnctom saliens |cbed frönen SBerfed, j[ebed grogen ober tiefen @e«
banfend, ifl eine ganj objectiDe Snfi^uung. (SB. II, 422.) S)ie
Xnfd^auung ift t9, toAäftt bad eigentti^e unb ma^re SBefen ber Dinge,
menn aml^ noc^ bebingtertt)eife, fic^ auffc^Iiegt unb offenbart. 9De
Segriffe, alled ®eba<^te, fbib {a nur Sbiftractionen, mit^ £l^ei(oor«
fleüungen aud jener unb blod burc^ SBegbenfen entftanben. 9Ue tiefe
Srienntnig, fogar bie eigentliche SBeid^eit tourselt in ber anfc^au«
liefen Suffaffung ber S)inge. Sine anf^aulid^e Sluffaffung ift aOe-
mal ber 3^>iS^S^f^0c^6 gett^efen, in melc^em (ebed ttc^te ftunfhoerf,
jeber unflerblid^e ©ebonfe, ben Sebendfunlen erhielt. SUIed Urbenfen
gefd^ie^t in Silbern. (SB. U, 77. 431.) VOt grogen $tlSp\t l^aben
^etd in ©egenkoart ber Snfc^anung gebac^t unb ben Süd un«
üem)anbt auf fte geheftet, bei i^rem 2)enfen. (SB. II, 78.)
@ogar bie SCugenb ge^t eigentlich üon ber anfc^auenben (Erlcnntni§
an9; htm nur bie $anb(ungen, toelc^e unmittelbar burc^ biefe ^eroor«
gernfen toerben, mithin au0 reinem eintriebe nnferer eigenen Statur ge«
fii^e^en, fbib eigentlid^e (B^mptomt nnfered magren unb unt^ttnberlid^en
S^rafterd; ni^ fo bie, meldte ata ber Stefie^on unb i^ren S)ogmen
hervorgegangen, bem S^arafter oft abgejtoungen finb unb ba^ feinen
nnoerSnberfic^en ®runb unb Soben in miß fyAtn. (S3. n, 83.)
6) SRSnget unb Sorgüge ber anfc^anenben (Srfenntnig
üor ber abflracten.
$ie Sbtf(|anung tti§t fi^ (eiber »eber fefi^alten, nod^ mit'
t^cilen; aOenfaM taffen fic^ bie objectioen Sebingungen baju burd^
bie bilbenben ^fh nnb fc^on oiel mittelbarer bnn^ bie ^oefie, gereinigt
itnfd^auung 33
sab berbeutlid^t ben Slnbem bodegen; aber fie 6erul^t ebenfo fe§r auf
fubjectiben Sebtngungen, bie lüc^t Oebem unb deinem jeber3ett ju
@e6ote ße^en, ja bie in ben ^ö^ern ©roben ber SoHfommen^eit nur
hit Segün^igung äBeniger ftnb. Unbebingt mitt^eilbar ifl nur bie
fc^ted^tefle Srfenntnigp bie abftracte, bie fecunbäre, ber Segriff, ber
Mo§c ©d^atten eigentUt^er Srfenntniß. (2B. U, 79. — SSergL auöf
abfiract.)
S)ie auf ^Quenbe Srfenntnig i{i jtoar bie DoKfornmenfie unb genügenbfle,
ober fie ift auf ba9 ganj Sinjelne, ha9 dnbtOtbueKe be^»
f^ränrt. (SB. II, 155.) dm ^rolttf^en oermag bie intuitive
Sricnntnig bed SJerfianbed unfer £§un unb Sene^men unmittelbar jn
leiten unb ift baburd) in aDen gäden, bie leine 3^^^ 3ur Ueberlegung
gefiatten, im SJort^eil Dor ber abfivacten Srfenntnig ber Vernunft.
H>xt intuitit)e @rfenntnig, toeld^e flet9 nur bad Sinjelne auffagt, fie^t
in unmittelbarer Sesie^ung jum gegentuärtigen ^aU: 9{egel, %aü unb
Snioenbung i|l für fie Sind, unb biefem folgt bad ^anbeln auf bem
^g. debod^ giebt ed aud^ üDinge unb lOagen, für toel^e bie abfhacte
6r!emitni6 brauchbarer ift ate bie intuitiue. SBenn ed nämlid^ ein
Segriff i|l, ber bei einer Angelegenheit unfer X^nn leitet, fo ^at er
ben Sorjug, einmal gefaxt, unt^eränberli^ 2u fein, ba^er toir unter
feiner l^eitung mit DoHfommener ©ic^er^eit unb Sefligfeit ju SBerle
ge^en. HQein biefe @i^er^eit, bie ber Segriff auf ber fubj|ectit)en
Seite Derlei^t, toirb aufgetoogen burd^ bie auf ber objectioen @eite i^n
begleitenbe Unftc^er^eit; nömtic^ ber ganje Segriff lann falf(^ unb
gninblod fein, ober auc^ bad ju be^anbefnbe Dbfect nid^t unter i^n
gehören, üfl ed hingegen unmittelbar bie Snfc^auung ber ju be^an«
befalben £)b)ecte mib i^rer Ser^ältniffe, bie unfer Z^un leitet, fo
f (^maulen mir leicht bei jebem ©d^ritt ; benn bie Änf d^auung ifl burc^«
UKg mobiftcobel, iß jmeibeutig, ^at unerf^5))flid^e Sinjel^eiten in ftd^
rnib jeigt Diele (Seiten nad^einanber; toir §anbeln ba^er o§ne DoQe
ßutierft^t. SQein biefe fub|ectiDe Unfic^erl^eit mirb bur^ bie objecti^e
©ic^er^eit €om))cnflrt; benn ^ier fie^t fein Segriff j^ifc^en bem JObject
unb und, KDtr Derlieren biefed nic^t aud bem Suge; koenn mir ba^er
nur rt^tig fe^en, fo merben mir bad Ke^te treffen. (993. ü, 81 fg.)
@o lange mir und rein anfc^auenb oer^alten i|l SQed tlax, fcfl unb
gemig. Da giebt ed meber Silagen no^ 3^eife(n, no^ drren. Die
Snf^auung ift ft^ f eiber genug; ba^er mad rein aud i§r entfprungen
unb i^r treu geblieben ift, mie bad öc^te Jtunftmerl, niemald falfc^ fein,
nod^ bnr^ irgenb eine 3^it miberlegt merben fann; benn ed giebt (eine
9Reinung, fonbern bie @ac^e felbft. 3ber mit ber abftracten Srfennt*
nig, mit ber Sernunft, ift im SEI^eoretifc^en ber Qtotx^d unb ber drr-
t^nm, im $raftif(^en bie ©orge unb bie 9ieue eingetreten. SSenn in
ber onfd^aulic^en SorfteOung ber ©c^ein auf Sugcnbticfe bie SBirN
lid^fctt entfieOt, fo fann in ber abftracten ber drrt^um dd^rtaufenbe
l^^en, auf gan}e SiJIfer fein eifemed doä) merfen. (SB. I, 41 fg.)
3)ie SZatur, b. i. bad ^(nfc^aulic^e, lügt nie not^ oiberfprid^t fie ftd^,
34 Kttt^ropologte
ha i^t Sßefett bergletc^en oudfc^Itegt. SEBo bo^et äBiberf))rud^ unb
Süge ifl, ba finb ©ebanfen, bie ni^t m9 obiectiber Xuffaffung tnu
f))run8en flnb, 3. 33. im Optimi^mud* ($. II, 13 fg.) ftetne, oud
einer objiectiDen, anfd^auenben Xuffoffung ber !Z)tnge entf))rungenc uiib
folgerest bur^gefü^rte 8n(t^t ber äBett lann burd^aud f<i(f(^ f^in^
fonbem fle ifl, fc^ttmmfien S^Qe^, nur ein feit ig, fo }. S3. ber üoOf«
lontmene iDJateriatidmud, ber abfolute dbealidmuö u. a. m. — Uut)o(I-
fldnbig unb einfeitig fann eine objlectiDe Sluffoffung fein; bann gebührt
i^r eine (Srgttnjung, ni^t eine Sßiberlegung. {% II, 13 fg.)
2)ie Segriffe, »el^e bie Sernunft gebtibet unb bad ©ebä^tnig auf«
behalten ^ot, fönnen nie aQe jugleid^ bem 9en)ugtfein gegenmärtig fein,
t)ietnie^r nur eine fe^r fteine Hnja^t berfelben }ur 3^i^* hingegen bie
(Energie, mit toeld^r bie anfd^auli^e ©egenmart aufgefaßt toirb, erfüOt
mit i^rer gonjen SOta^t ha9 SelDugtfein in (Sinem SRoment. hierauf
beruht bad unenblic^e Uebertuiegen bed ®enied über bie ©ele^r-
f am feit; fie oerl^alten fic^ }u einanber toit ber JTe^t bed alten
ftloffilerd jtt feinem Kommentar. (S93. II, 79.)
i>a9 Slnfc^aulid^e toirlt, meil ed bad Unmittelbare ifl, auc^ unmtt«
telbarer auf unfern SBillen, a(d ber Segriff, ber abfhacte ®ebanfe,
ber blod bad allgemeine giebt, o^ne bad ^injefne, m\^9 boc^ gerabe
bie {Realitttt enthält, infolge biefer Unmittelbarleit bringt bad Hw
fd^aulid^e meit ftärfer auf bad ®emttt^ ein unb jlört lei^ter beffen
Stu^e ober erf füttert feine SorfflJ^e. (Sergl. Effect.) !3)ad ®egen*
mSrtige, Slnf^auti^e n)irft, aM leicht überfe^bar, ftti9 mit feiner gangen
©etoalt auf ein 9Ra(, hingegen ©ebanfen unb @rilnbe verlangen ^tit
unb JRu^e, um flüdhioeife bur^bac^t ju werben; ba^r man fte nic^t
jeben Sngenblic! ganj gegentnttrtig f^aim fann. !Z)aratt9 entfpringt bie
©d^mierigfeit, $err ju werben über ben (Einbrudf bed Snfd^autid^en,
mittelfi bloger ©ebanfen, unb ba^er ifi z9 rat^fam, einen anfd^außd^en
(Sinbrud burd^ ben entgegengefe^ten ju neutralifiren. ($. I, 468 fg.)
Hnt^rof^ologie aÜ (Srfa^rung^ioiffenfc^aft ifi t^et(d Sfnatomie unb
$^^{{o(ogie, t^eite Möge empirifc^e $ft)^o(ogte, b. i. au« ber 8e«
oba^tung gefd^5pfte ^emttntg ber moralif^en unb inteDectueUen
Sengerungen unb @igent^ümli(|feiten be« SRenfd^eugefd^Iec^td, hiie au(^
ber Serf^ieben^ett ber Onbinibualitäten in biefer ^infid^t. !Z)a« 3Bi(^<
tigfie baraud mirb jebo(^ not^menbig al« empirifc^er ®toff üon ben
brei Streiten ber SRetap^tifif (SRetap^^fif ber SJatur, bed @d^önen unb
ber ©itten) üortoeggenommen unb bei i^ncn verarbeitet. ($. n, 20 fg.)
Sine Int^ropologie mügte brei Steife ^aben: 1) 9efd|reibung ht9
äugem ober objectiDen äKenfc^en, b. 1^. bed Organismus ; 2) Sefc^rei«
bung beS innem ober fubjectioen 9Renf(^en, b. ^. beS SemugtfetnS,
bad biefen OrganiSmud begleitet; 3) 9?a(|toeifung befiimmter Ser^äft«
niffe itoi^äftn bem Setougtfein unb bem Organismus, alfo jmifc^en
bem äugem unb iratem SRenfc^en (nad^ (SabaniS gu bearbeiten).
9f9(^o(ogte als fetbfifiänbige Sßiffenfc^ft lamt faum befielen; benn bie
?CttHd^ri|l — «nttdl)a«ott 35
^^Snomene be$ 3)enrend unb äBoÜend laffen fl^ nid^t grttnblid^ (e«
trachten, toenn man fie nid^t jugletd^ anfleht aU SBirfung p^^flf^et
tlrfa^en im DtganUmud. (^. 350.)
3trtid)rifl.
Sad ber ©taube ald ben %tti(^rt{i perfonifictrt f^at, ifl im ©runbe
jene $ert)ecfität ber ©efinnung^ aud ber bie Seugnmtg ber mora-
üft^en Sebcutung ber SBelt ^eröorge^t (?. H, 2150
1) Xntici))ation in ber 92atur.
2)ie dnflincte ber Spiere unb ha9 SBirfen ber 9?atnr im $ert)or»
Mngen organifc^et Körper erläutern einanber me^felfeitig in mand^er
C^bfu^t (f. dnßinct)|, befonberd aixif in ^inft^t ber Slnticipation
ie« 3w*ünftigen, bie in Seiben ^ertjortritt. SKittelji ber Onjiincte
snb Sunfhriebe forgen bie S:^iere für bie Sefriebigung fol^er ^t"
bürfniffe, bie f!e noc^ ni^t füllen, ja, ni^t nur ber eigenen, fonbem
logar ber i^rer tttnftigen 93rut; fte arbeiten alfo auf einen i^nen noc^
nnbcfannten 3^^^ W» ^i^^ S^¥ f^ ^^'^ ^^i ^^ 3* ®* bie t$einbe
i^rer fünftigen Sier fc^on jum ooraud t)erfoIgen unb tttbten. Sbenfo
nun fe^n tt)ir in ber ganjen S'orporifation eined Z^txt^ feine fünf«
tigm Sebürfniffe, feine einfügen S^^^^ burd^ bie organifc^en 9Ber(«
pge jtt i^rer @rrei^ung unb Sefriebigung anticipirt, tooraud benn
JQie DoKTommene Sbtgemeffen^eit bed ^aued jiebed 2:^iered ju feiner
^ebendioeife, jene Su^rüflung beffelben mit ben i^m nSt^igen SBaffen
^m Xngri^ feiner 99eute unb |(ur 3[6tt)e^r feiner t^einbe, unb Jene
Seret^nnng feiner ganjen ©eflalt auf bad (SIement unb bie Umgebung,
in toeld^er er aU Verfolger aufzutreten ^at, l^er borgest, nel^e in ber
S%ift „Ueber ben SBillen in ber SRatur", unter ber Siubrif ,,®er*
|)Iei(^enbe Stnatomte'' au^fü^rlic^ gefc^ilbert Sorben ifl.
Sfle btefe, fomo^I im Önflinct ald in ber Organifation ^ert)ortreten«'
^ l(ntici))ationen lönnten n)ir unter ben Segriff einer @rlenntnig
& priori bringen, toenn benfelben überhaupt eine (Srienntnig ju
®nmbe läge. SHein i^r Urff)rung liegt tiefer, al9 bad ©ebiet ber
^mntnig, nttmlic^ im äBiDen a(d bem S)inge an fl^, ber aU fold^er
<^B<^ t)on ben formen ber (Srfenntnig frei bleibt; ba^er in $infl^t
^ i^n bie 3^tt feine Sebeutung ^at, mithin bad S^^nf^tfi^ ^^^ i^
nalie liegt toie \>a§ ©egentoärtige. (SB. H, 397 fg.)
2) f[nticif>ation in ber ftunjl.
3)e( ihinftler fann bad ©c^öne nic^t burd^ bloge 97ad§a^mung ber
^fltnr erreid^en; benn moran foO er i§r gelungene^ unb nad^jua^men«
^^ ®erf erfennen unb e« unter ben mißlungenen ^crauöflnben, »enn
^ nic^t öor ber Erfahrung ha^ ©(^öne anticipirt? — Stein a poste-
^öri, aud Ho§er Erfahrung, ifl gar feine Crfenntniß be« ©^önen
"l^^; fle ift immer, toenigjlen« jum I^eil, a priori. SBir ^aben
^ Intid||)ation !IDeffen, m€ bie 9latur barju^etlen fi^ bemüht,
**% «ntict^Kition im tt^ten ®enin^ öon bem ®rabe ber SBefonnen«
36 ^nixt — tCntinomien
^eit begleitet ift, bag er, inbetn er im einjelnen Dinge beffen dbee
erlennt, gleid^fam bie9latur auf falbem Sorte oerflel^t unb nun
rein au9^pxxdft, koad fie nur ftammelt. 9?ur fo lonnte ber geniale
®rie^e ben Urt^pu^ ber menfc^Hc^en ®efta(t finben unb i^n a(d
Jfanon ber (Sd^vAt ber @cu(f)tur auffleQen; unb aud^ aQein t)erntöge
einer folc^en SKnticipation ift t9 und Sllen möglid^, bad @d^öne ba,
roo e0 ber Statur im Grinjelnen n^irtlid^ gelungen ift, ju erfennen.
S)iefe anticipation ift bad dbeal; ed ift bie dbee, fofem fie,
toenigftend jnr Hälfte, a priori erfannt i|t 4inb, inbem fie aU folc^e
bem a posteriori bur^ bie Statur ©egebcnen ergttnjenb entgegenfommt,
für bie jtunft f)raTtif^ »irb. (SB. I, 262.)
S)ie ilRöglid^Ieit fol^er S[ntici))ation beö @(^Önen a priori im
jlünfller, toie feiner SInerlennung a posteriori im Ji^enner, liegt barin,
bag fiünftfer unb jtenner ^a9 Xnflc^ ber Statur, ber fi(^ obiectit)irenbe
SBiOe, felbfi flnb. S)enn nur t)om ©(eichen n)irb bad ®(eic|e erfannt;
nur 9Iatur fann fid^ felbft Derfte^en. Sir Hunten nidjt antici))iren,
mad fitr eine ©eftalt, toa9 für eine Jförperform bie Statur gemoIU
§at, mm »ir nid^t felbfl ber SBiQe mttren, beffai ObjectiDation »ir
ttft^etifc^ auffaffen unb beurt^eilen. (SB. I, 262.)
äBte in ber bi(benben ftunft, fo »irft aud^ in ber S)i(^tfun{l
bie 9ntici))ation, nur mit bem Unterf^iebe, bag ed bort bad@(^Bne,
^ier ha9 S^arafteriftifc^e ifl, toa9 fie antici))irt. @o toenig bie
©riechen bad dbeal menf^Iic^er ®d^Bn§eit em))irifc^ jufammengelefen
§aben, ebenfo toenig ^at ein ©^afefpeare bie mannidjfaltigen, fo tt)a^rcn,
fo gehaltenen, fo aud ber j£iefe herausgearbeiteten Si^araftere feiner
S)ramen auS ber eigenen (Erfahrung im SBeltleben fic^ gemerft unb
loiebergegeben. (SB* I, 263.)
Um |ebo(^ bad Snticipirte, ha& a priori bunfel ®etou§te, jur DoDen
S)eutli(^(eit }u bringen unb eS befoimen barfieOen ju fönnen, bebarf
fomo^l ber bilbenbe ftünfller, aU ber Dieter, ber (Erfahrung aU eines
©c^emaS. (SB. I, 263.)
antik, f. b. «Iten.
;2liitin0mitn.
1) S)ie Xntinomien ^aben i§ren ®i^ ni(^t im SBM*
Sei ge^9riger Ueberlegung toirb Oeber eS jum Voraus als unmüg-
lid^ erfennen, bag Segri^e, bie ri^tig auS ben Srfc^einungen unb ben
a priori gettiffen ©efe^en berfelben abgezogen, fobann aber, ben ®e>
fe^en ber Sogif gemfig, ju Urt^len unb ©c^tüffen üerfnüpft finb, auf
SBiberfprtt^e führen foDten. 2)enn alSbann mügten, in ber an'
f(^auli(^ gegebenen Srfc^einung felbfi, ober in bem gefe^mttgigen 3"-'
fammen^ang i^rer ©lieber, Siberf))rüd^e liegen, tt^eld^eS eine unmögliche
Annahme ifl. 3)enn baS Snfc^aulic^e als fold^eS fennt gar feinen
SBiberfpruc^; biefer ^at in Sejie^ung auf baffelbe feinen @inn, nod}
Sebeutnng. üDenn er qriflirt bloS in ber abflracten Srfemttnig ber
tCntinotnlcn 37
Xcflepon; »an lonn too^(, offen ober betiledt, ettoo^ mttiäf fe^en
nnb ni^t fe^en, b. 1^. fid^ toiberfpred^en, aber ed lann nid^t etload
SBirllic^e« gugleic^ fein unb nic^t fein. (?. I, 114.)
2) »riti! ber Äont'f^en «ntinomten.
Die ^attffd^e bierfac^e Antinomie ifl eine grunblofe @))tegel«
ffc^terei, ein Moßer ©c^einfamH. (3B. I, 36. 68ö. % l, 114.)
%tr bie 9e^aut)tun9en ber 9 nti tiefen berufen toirRid^ auf ben
formen unfern (Srfenntnigüennögend, b. ^. toenn man e€ objectto au9'
Mdt, ouf ben not^toenbigen, a priori gemiffen, oOgemeinflen Statur«
gtfelen. d^re Seioeife aOein flnb ba^er and 06 j[e etilen ©rünben
gefü^. hingegen ^aben bie 9e^au))tungen unb Sekoeife ber S^efen
feinen onbent, ald fubjecttDen @runb, berufen ganj aOein auf ber
Si^toäc^e be« Demilnftelnben dnbiDibuumd, beffen (Einbilbungdfraft bei
einem uneuMii^en 9fegreffud emtübet unb ba^er bemfelben burc^ kniO«
fiitli^e Sorau^e^ungen ein (Snbe mat^t, unb beffen Urt^eildlraft nod^
üBei^ied bur(j^ frü^ unb fefl eingeprägte Sorurt^eile an biefer ©teOe
gelähmt ifl. (SB. I, 585 ff. % I, 113.)
ftanfd fritiff^e Sntfc^eibung ht9 ©treitd ber Antinomien ifl eigent«
Mj eine SefiiStigung ber Sntit^efen bur^ bie Erläuterung i|rer
«u«fage. (SB. I, 592 ff.)
6ine geh)iffe ©d^einbarteit ifl ben Antinomien nic^t abjufpred^en*
(9S. I, 591.) ©ie fmb prägnante Andbrüde ber aud bem ©a^e t>om
@nmbe entfpringenben ^erple^ität, bie bon fe^er gum $§i(ofop^iren
getrieben ^ot. {% l, 111.)
3) 3^^i naturtoiffenfd^aftlic^e Antinomien.
3flr bie 9laturn)iffenf (^aft , toeId|e am Seitfaben ber Saufalität ade
nögli^en 3><ß^n^^ ^^^ äRaterie aufeinanber unb jule^t auf einen
)urtt(!)ufü^ren fud^t, entfielen jmei Antinomien, bereu eine man bie
(i|emif(^e, bie anbere bie p^^fiologif^e nenneu lönnte.
a) S)ie c^emifc^e Antinomie.
3)ad ®efe6 ber $omogenettät leitet auf bie SJoraudfe^nng eined
^m c^emifd^en S^O^nbed ber SDtaterie, ber aQen anbem aM nic^t
^entU(|en vorhergegangen ifl unb aQein ber ÜRaterie aU fold^er gu«
bmmt. Anbererfeitd ifi nic^t einjufe^en, toit biefer, ba no^ lein
i^eiter, um auf i^n ju mirlen, ba toar, je eine c^emifd^e Seränberung
^Q^ren lonnte. !Ciefer SBiberfpruc^ Unnte ganj eigentlid^ ate eine
<4emtf(^e Antinomie aufgefteOt loerben. (S3. I, 34 fg.)
b) jE)ie p^^ftologifd^e Antinomie*
3)te obiectiDe SBelt fetjt ©inne unb Serflanb bed erlennenben ©üb«
iect0 ))oraud. 3)enn ©onnen unb Planeten o^ne ein Auge, bad fie
^^, unb einen Serflanb, ber f{e erlennt, laffen fid^ jMar mit
Motten fagen, aber biefe ifBorte finb fUr bie Sorfletlung ein SSiber«
fptnc^. gtiut leitet aber bennot^ anbererfeitd bad ®efe^ ber (Saufalitttt
^^ bie t^m nad^gel^be Setrad^tung unb gorfd^ung ber 9{atur und
Qot(toenbig )u ber Amial^me, ba§, in ber ^tit, ithtx ^6§er organiflrte
äu|lonb ber 9Raterie er^ auf einen ro^em gefolgt ifl, bag nämttd^
38 ^pa%o%t — «j)riori
sediere früher aU 9Rmf(^ett, gif^e früher ate Sanbt^iete, $f(att}ett
au^ früher ate btefe, bad lUtotganifc^e enblt^ üor allem Drgotiifc^en
bagetuefen ifl; ba§ folglich bie urffirünglid^e ÜRaffe eine lange ^ei^e
üon SerSnberungen bnrd^juge^en gel^abt, 6et)or bad erfle Xuge fid^
offnen fonnte. Unb benno^ bleibt immer t>on biefem etflen Xuge, bad
fid^ öffnete, unb ^abe ed einem dnfelt angehört, bad !3)afein jener
gangen SBelt obl^ttngig aU Don bem notl^ttenbig Sermittelnben ber
Srienntntg, für bie unb in ber fie allein ifl unb ol^ne bie fie ntc^t
einmal gu beulen i{l, ba fie att SorfleDung be9 erlennenben ©ubjectd
att S^rttgerd bebarf, unb jiene lange 3^itrei^e felbfl, in toel^er bie
SOtaterie {tc^ üon ^onn ju f$orm ßeigerte, allein benlbar tfi in ber
dbentität eined Setnugtfeind« @o fe^en tt)ir einerfeitd not^toenbig ba^
üDafein ber ganjen Sßelt aBl^ttngtg Dom erflen erfennenben SSSefen,
anbererfeitd ebenfo notl^ttenbig biefe^ erjle erlennenbe Silier DöQig ab>
gängig bon einer langen i^m vorhergegangenen Jtette oon Urfad^en unb
SEBirlungen, in bie ed felbfl ate ein ®Iieb eintritt. S)iefe jtoet koiber*
f))re(l^enben Unfid^ten, auf iebe bon koelc^en tnir mit gleid^er 9?ot^lt)en«
bigleit geführt mxhm — biefe ha9 ©egenflüd gur d^emifc^en bitbenbe
Antinomie — finbet jebo^ feine SlufUfung in ber jtant'f^en Seigre
Don 9{aum, B^i^ unb Saufalität aU nid^t bem jDinge an fic^, fonbem
aQein feiner Srfd^einung jufommenben formen, toonac^ alfo bie ob«
jiectiDe SBelt, b. ff. bie SBelt att SorfleHung, nic^t bie einjige,
fonbem nur bie eine, gletd^fam bie ttugere ©eite ber S3elt i|l. (SB. 1, 35 fg.)
& liege fid^ bemna^ fagen: bad Sett^ugtfein bebingt jene fodmogoni-
fc^en, (^emifc^en unb geologifd^en SorgSnge, bie bem (Eintritt eined
Setougtfeind lange Dor|ierge^en mußten, Dermi$ge feiner formen, ifi
aber toieberum burc^ fle bebingt Dermöge i^rer Materie. Om ®runbe
iebod^ finb aKe jene Vorgänge, tt)el(^e jto^mogonie unb @eo(ogie atd
lange Dor bem !^afein irgenb eined erfennenben Sefend gef^e^en Dor«
aud}ufe^en un€ nöt^igen, felbfl nur eine Ueberfe^ung in bie ^piaift
unfered anfc^auenben duteüectd, au9 bem i^m nic^t fagli^en äBefen
an fld^ ber Dinge. {% U, 150 fg.)
apajogt, f. Cpagoge.
Appttctftxon^ fk|nt^etif(^e Grin^eit ber 9))t)erce))tion, f. d^.
1) Sebeutung ber (Srfenntnig a priori«
(Erlenntnig a priori bebeutet ni^td Snbered, aU f,nid^t auf bem
SBege ber (Erfahrung gen^onnen, alfo nic^t Don ^^m in und gefommen'^
(©• I, 518.)
2) (Srdärung berfelben.
3)ie Don ftant fheng bemiefene Si^atfac^e, bag ein S;^eU unferer
ISrIenntniffe und a priori bekougt ift, lägt gar leine anbere SrHürung
ju, ald bog biefe bie t$ormen unferd OnteUectd andmac^en, bie
aQgemetne 9rt unb SBeife, toie aDe feine ©egenflänbe flc^ i^m bar*
{leOen muffen* „(Srienntniffe a priori^' unb ,,felb{teigene formen bed
Sfrf^itectur 39
dateOectd'' {inb im ®runbe mx fioti ^n$hxädt für bte felbe ©ad^e,
alfo getoiff ermaßen (S^non^ma. (^. I, 518 fg.)
3) 3)ad apriorifd^e bebarf bed ©toffd Don Singen, nm
materielle (Srfenntnig jn liefern.
^a^ Slptiorifd^e unb Don ber Srfa^rung Unabhängige unfetö ge-
fammten SrfenntnigDermögend ifi burd^aud befc^ränlt auf ben formellen
£|eil ber @rfenntnig, b. ff, auf bad Seiougtfein ber felbjleigenen f^unc
tionen bed dnteQectd unb ber SBeife i^rer aKein mögßd^en St^ötigleit,
tDcIc^e Functionen jiebod^ fammt unb fonbetd beö @toffd Don Singen
bebihfen, um materielle (Srlenntni{fe )u liefern. (@* 115.) ®o
nimmt ber bie anfd^aulid^e äBelt mittelfl feiner a))riorif^en t^orm
(be^ (Saufatitätdgefe^ed) fc^affenbe SJerftanb ben @toff, koelc^er biefer
feiner a))riorif(l^en t^orm dn^att giebt, aud ber @innedemf)ftnbung,
rnib bie Vernunft \d)'6p^ bie Segriffe, auf bie fid^ il^re a))riorif^en
Sonnen (bie togifd^en ©efe^e) bejie^en, aud ber anf^aulid^en Sßelt.
(@. 115.) (Sine, materielle fienntniffe ane eigenen SRitteln (an-
Seborenen Obeen) liefernbe Vernunft giebt e9 nic^t (f. eingeboren).
4) Unmittelbarleit, Stotl^toenbigfeit unb SlUgemein^eit
beö af^riorifc^en (Srfennen^.
1)a€ a priori ©ettnffe erfennen toir unmittelbar; t9 iß, ate bie
$otm aller @rfenntnig, und mit ber grögten Stotl^toenbigleit be«
nugt. 3. 9. bog bie SRaterie be^arrt, b. ff. loeber entfielen nod^ Der»
Se^n lann, toiffen toir unmittelbar ate negatioe Sßa^r^eit. ^n einem
Sntfte^en ober Serfd^toinben Don SRaterie gebrid^t t9 und an t$ormen
ber SorfteUbarleit. X)a^er ift fene SSßa^r^eit }u allen Seiten, überall
unb debem ebibent gett^efen, nod^ jemals im 6mft bejmeifelt toorben;
toad nid^t fein lönnte, toenn i^r Srfenntniggrunb in einem f^koierigen
»etoei« bejUtnbe. (SB. I, 80.)
5) Sebeutung eined Serjeid^niffed fümmtlid^er in un«
ferer anf^auenben (Srfenntnig a priori »urjelnben
®runbtt)a^r^eiten.
Sin Serjeid^nig biefer Slrt, loie ed in ber Xafel ber Praedicabilia
a priori (Sß. n, S:afel }u @. 55) gegeben ift, fann angefe^en toerben
entioeber a\9 eine 3ufoitt^^nftsQnng ber endigen ©runbgefe^e ber SBelt,
mitlitt aü bie 93afid ber Dntologie; ober ober al9 ein StapxtA and
^er^^fiologie bed ®e^irnd, je nad^bem man ben realiflif^en
oier ben ibeali|tifd^en @efld^td))unlt fagt, toien^o^l ber {toeite in
leiter Onfianj «e^t behält. (SB. U, 54.)
*rd)ittrtut.
1) Aufgabe ber Xrd^itectur aU fc^Sner Annfi.
3)ie Slrd^itectur, blöd ald fd^öne Jtnnft, abgefe^en Don i^rer
S^fiimmung ju nU^lid^en 3^^dCen betrad^tet, fann (eine onbere
^^{U^t^aben, ald bie, einige Don jenen dbeen, koeld^e bie niebrigften
Stufen ber Objedität (©ic^tbarleit) bed äBiOend finb, ju bentlic^er
^d^aulic^Ieit ju bringen, nämli^ ^c^toere, So^äfion, ©tarr^ei^
40 ^(rd^itectttr
^Mt, biefe aOgemetnen Stgenfd^often bed ©tetned, biefe erflen, ein«
fad^Pen, bumpfflen ©td^tbarleiten U9 SBtHend, ©rutibbagtöne ber ^attxx;
unb bann neben t^nen ha9 iUji, mlä)t9 in t)ie(en ©tücfen ber ®cgett«
faft jener ift. ©etbjl onf bicfer tiefflen ©tufe ber Dbjectität bcö mu
lend fe^en tt)tr fc^on fein SBefen fid^ in B^i^troc^t offenbaren; benn
eigentii^ ifl ber ^ampf itoifd^en <Sd^totxt nnb ©tarrl^eit ber alleinige
äfil^etifd^e ©toff ber fd^önen Slrd^itectur. Sfyx auf mannid^fattige
Sßeife beutlic^ hervortreten )u laffen ift il^re Aufgabe. (993. I, 252.)
2) SSfung bicfer Slufgabe.
ÜDie Saulunfl (oft bte bejeic^nete Sufgabe, inbem fie jenen unoertilg»
baren Gräften (®d^tt)cre unb Starrheit) ben Türjefien 9Beg }u i^rer
S9efriebigung benimmt unb fle burd^ einen Ummeg ^in^&tt^ loobur^ ber
ftampf oerUngert unb bad unerfc^öpfli^c (Streben beiber ftrfifte auf
mannid^fattige SEßeife fid^tbar toixh. !Z)ied gefc^ie^t burc^ bad richtige
conflructioneüe Serl^ttftnig oon ©tU^e unb Safi. üDenn nur inbem
|eber X^cit fo t)iel trägt, a(d er f üglic^ tann, unb ieber gefiü^t ift gerabe
ba unb gerabe fo fe^r al9 er mug, entfaltet [xif jened Sßiberfpiel, jener
ftam))f jtoifc^en (Starrheit unb @^tt)ere, toelc^e bad Seben, bie SEßiQend«
ttugerungen bed Steinet au^mad^en, inx DoKfornmenfien ©id^tbarleit,
unb ed offenbaren ftc^ beutlic^ biefe tiefflen @tufen ber Dbjectitttt bed
SBiaend. (SS3. I, 253. H, 466.) 3)ie reinfte «u^fU^rung biefe«
Z^ema'd ifl ©ttule unb ©ebäll; bal^er ift bie @äuIenorbnung gleic§«
fam ber ®enera(bag ber ganjen Sr^itectur gett^orben, 3n @ttule unb
®ebütf nämlid^ finb @tU^e unb Saft DoIIIommen gefonbert, too«
burd^ bie gegenfeitige iBirfung Seiber unb i^r SJerl^ältnig ju einanber
augenfällig tt^irb. On $inftd^t auf bie t^on ber S3aulunfl burc^gängig
angefhebte reine @onberung ber ©tü^je unb Safi fie^t ber ®äu(e mit
bem ©ebäRe ate eine eigent^ümtit^e Sonflruction junäd^ft ba9 @eb)5(6c
mit bem $fei(er, U)el(|ed jebod^ bie äft^etifc^e SEßirfung dener bei
SBeitem nidit erreicht, koeil ^ier @tü|e unb Saft nod^ ni^t rein ge«
f onbert, fonbern in einanber überge^enb oerfc^moijen fmb. (SB. n, 467.)
9ßä§renb bie conftructionelten Ser^äUniffe, b. §. bie 2n)ifd^en
©tii^e unb $?aft, in ber Xr^itectur bie ^auptfad^e fmb, fo ftnb
bagegen bie regelmäßige gform, $ro))ortion unb Symmetrie
ül9 ein rein ©eometrifc^ed nur t)on untergeorbneter Sebeutung, ba fie
ni^t dbeen, fonbern nur räumliche Ser^ältniffe audbrild(en. SBären
fte in ber Sr^itectur bie ^auptfa^e, fo müßte bad SDtobell bie gleiche
SEßirlung tl^un, toie ha9 aufgeführte SBerl, toad nid^t ber Sali ifl
Sftegelmägigfeit, $ro))ortion unb Symmetrie ftnb nur ber leichten %a^
tid^Ieit unb Ueberfel^barfeit n^egen nöt^ig. 9htr mittelft ber Symmetrie
fünbigt ftd^ bad ard^itectonifd|e SBerl fogteid^ ate inbioibneDe (Sin^eit
nnb ate Snttoidfelung cined $auptgebanfen9 an. (993. 1, 254. U, 469 ff.)
3) ©c^ön^eit unb ©ragie in ber 9aulunft.
3)ie ©d^ött^eit eine^ ®ebäube9 liegt in ber augenfälligen ßtotd'
mägigleit jebe^ St^eile^; nid^t gum äugem toiOHlrli^en 3^^' ^^
SRenfc^en (benn infofem gehört bad 993erl ber nü^Hd^en Soufunft an);
Sti^otiatle 43
Mrf(|eibenbe, tag fe ntd^t eht ^laifiHh, fonbent bte ©ad^e
\m »tit m. l, 256.)
dn ber Seei^e ber fiüttße bilben Sltd^ttectur unb SRufil bie bei-
bm öugerflen (Snben. @ie ftnb t^rem innem SBefen, i^rer Jftaft, bem
Umfang i^rer ®}f^xt unb i^ret Sebentmtg nad^ bie l^eterogenflen, ja
na^e Sntipoben. S)iefer ©egenfa^ erfhedt fic^ auf bie formen i^rer
ürfc^eimmg, inbem bie Sr^itectur aDeiit im 9{aunt ift, o^ne 93e«
}ie^g auf bie ^tii, bie 9Ru{lf aDein in ber B^^^r ^^"^ Sejie^ung
auf ben Sftaunt. ^ieraud entfpringt i^re einjige Analogie, ia^ näm«'
luf|, koie in ber 9(r(^itectur bie ®k|mmetrie ba9 Drbnenbe unb S^»
faimnen^altenbe i% fo in ber IDiuftl ber 9I^t|t^mud* 2)iefe Analogie,
bie cax^ ju bem SigtDort, bag Slrc^itectur gefrorene äßuftl fei^ 9[n(ag
jegeben, erfhedt fl^ bemnad^ blod auf bie äugere^^orm, Teinedtoegd
aber auf bod innere äBefen beiber jtünfle. Sd n)äre täc^erlid^^ bie
an^itectur, bie befd^ränheße unb fc^tDäc^fle aOer ^nfie, mit ber 3nu\\f,
^er oudgebe^nteflen unb koirifamfien, im SEBefentlid^en gleii^fieHen ju
wollen, (SB. U, 616—518.)
^^tifloktatu.
1) S)rei Srten Don Slriflolratte, ^
S9 giebt brei ftrten t^on S(rifloIratie : 1) bie Xrißolratie ber ®eburt
unb bed Stange^; 2) bie ©elbariflolratte; 3) bie geiflige
Sriflolratie. Sediere iß bie Dome^mfie. (Ueber bie Sriflolratie ber
®ebttrt bg!. «bei.)
9B%enb jebe biefer brei «rifloYratien umgeben ifl t^on einem $eer
oon erbitterten 3ltihtxn, fo vertragen fi^ bie ber einen 3(rifto!ratte
%e§5rigen mit benen ber anbern meiflend gut unb o^ne 97eib, tueil
Oeber feinen Sorjug gegen ben ber anbem in bie Sßaage legt (% l, 459.)
2) dnteUectueUe «riflotratie ber 9latur.
(ht $infld|t auf ben dnteUect ifl bie 9!atnr l^öd^fl ariflolratifd^.
IHe Unterf d^iebe, bie fie ^ier eingefe^t ffai, flnb gr5|er al€ bie, meiere
Sebnrt, Mang, 9{ei^t^um ober Üafienunterf^ieb in irgenb einem Sanbe
f#eQen. S93ie in anbem «riftolratien, fo auc^ (ommen in ber übrigen
^iele tanfenb Plebejer auf einen iSblen, biele ilRiOionen auf einen
Süijlen. (3B. U, 161. $. 382.) «riflolratifc^ ifl bie 9!atur, ariflO'»
l^atifd^er atö irgenb ein ^eubal« unb ftafienn)efen. SDemgemäg (äuft
i^te $^ramibe t)on einer fe^r breiten Safld in einen gar ffii^en ®i))fe(
^9. Unb »enn ed bem $5bel unb ©eflnbel, mläjt9 nid^td über (ic^
bttiben toiU, aud^ gelttnge, aQe anbern «riflolratien umjuflogen, fo
«Öfite e« biefe bo^ befiei^en laffen. (% 1, 212.)
3) Q^ontraß jtoifd^en ber 9tanglifle ber Statur unb ber
ber S^onüention.
3toif(^en ber 9tangliße ber 9tatur unb ber ber Sont)ention ifl
^ {(^cnber Sontrafl, beffen «Ungleichung nur in einem golbenen
ä^italter )u l^offen flSnbe. •3n}n)if^en ^aben bie auf ber einen unb
^^ auf ber anbem 9{a»glifle fe^r ^oc^ ®te§enbm bad ©emeinfame.
42 Krd^itectttt
üRatetial koir @tetn t^Draudfe^en, kotttbe, koenn toit ctfU^rett, bag ed
t)on $oI) fei, unfere äß^etifc^e tS^eube p(ö6li(^ fe^r Deningem, locil
nunmehr bad Ser^Utm§ jtoifd^en @(^koere unb ©tart^ett unb baburd^
bte 93ebeutung unb 9?ot^kDenbtgIeit aUtx jE^eile fi^ änbert, ha j|ene
9?aturlräfte am ^ö(3emen ©ebäube fld^ Dtet f^toäc^er offenbaren.
SDa^er fann aud $o(j etgentlid^ fein SEBerf ber fd^önen S3aufunfl tuet«
ben, fo fe^r baffelbe au^ aQe Somen annimmt. ÜDied betoeifl, bag
bie 99aufunß nid^t blod mat^ematifc^ toxxtt, fonbern b^namifc^.
(SB. I, 256.)
7) Setgleic^ung bed antilen mit bem got^ifc^en SBauflif.
Ou ber Saulunft, \m in ber ©culptur, fäDt ba9 (Streben nad^ bem
dbeal mit ber iRac^a^mung ber SIten {uf^kmuten (f. b. Ktten).
S)enn bie SHten f^abtn bie Saulunfi, fo toeit fie fc^öne ftunfl ifl, im
3Befent(t^en boQenbet, fo baß ber moberne Srd^itect flc^ Don ben
9tegeln unb 93orbi{bern ber %Iten ni^t merKi^ entfernen fann, o^ne
eben fd^on auf bem Sege ber Serf^Iec^terung ju fein. !Cem got^if^en
JBauflil ifl jioar axiä) eine getoiffe @4^n^eit, in feiner %rt, ntc^t ab«
3uff)re(^en, aber ebenbürtig ifl er bem antifen burd^aud ni^t. Unfer
äBo^IgefaDen ait got^ifd^en Serfen beruht gri$§tent^eite auf ©ebanfen«
affociation unb ^iflorif(|en Erinnerungen. 9?ur ber antife S3aufiil ifl
in rein objectiDem ©inne gebadet, ber gotl^ifc^e mel^r in fubjectiDent.
S)er ©runbgebanfe ber antifen Saufunß, bie (Entfaltung bed Stampfte
}tt)ifd^en ©^toere unb Starrheit, ifl ein toa^rer, in ber Dtatur ge«
grünbeter ; hingegen bie Don ber got^ifc^en Saufunfl angefhebte Ucber»
toöltigung unb Seftegung ber ©^toere burd^ bie ©tarr^eit bleibt ein
bloger ©^ein. 3)er mt)ßeri5fe unb ^tiperpl^^ftfd^e S^arafter ber got^i'»
fd^en JBaufunfl entfielt ^auptftt^ttd^ baburd^, bag ^ier ia9 aßiafiirlid^c
an bie ©teQe bed rein 9{ationa(en, ftd^ al9 burd^giingige Slngemeffen-
l^eit bed WlitUU jum 3^^^ ftunbgebenben getreten iß. hingegen ifl
bie glänjenbe ©eite ber ©ot^if^en Airc^en bie innere, toil^renb an an«
ttfen ©ebttuben bie Slugenfeite bie Dort^eil^aftere ifl. (9B. n, 473—476;
% U, 460.)
8) Sergleic^ung ber Saufunfl mit ben übrigen fünften.
S)a bie objectiDe ^ebeutfamfeit 3)effen, Mad m9 bie Saufunfl
offenbart, üerl^ttltnigmägig gering ift, toeit bie dbeen, meldte fie }ur
bentUd^en Sfnfd^auung bringt, bie niebrigflen ©tufen ber Objectität
be€ SßiUend bitben, fo befielt ber öfl^etifc^e ®enug beim Sfnblid eined
f(^5nen unb günflig beleuchteten ©ebäubed nic^t fo fe^r in ber Xnf«
faffung berdbee, aU in bem reinen, n)inendfreien iSrfennen, ber
t)on aQem Seiben bed äBoQend unb ber dnbiüibnatitttt befreiten Son»
temptation. (Sgl. unter Sefl^etifc^ bie Elemente bed äfil^etifd^en
aSo^IgefaUend.) — dn biefer ^infld^t bilbet in ber Mei^e ber fd^önen
jtünfle bad !6rama, toelc^e^ bie aUerbebeutfamflen Obeen jur Xn-
fd^auung bringt unb bei beffen @enug ba^er bie objlectiDe ©eite
burd^aud übermiegenb ifl, ben ®egenfa^ }ur Sr^itectur. (993. 1, 255.)
2)ie Saufunfl l^at t^on ben biifbenben ftünfien unb ber $oefie ba^
Sfi^tiatie 43
Urfc^eibenbe, tag fe triebt ein 9tad^(tlb, fonbent bie Sa^e
tel6fi gieU. (9B. I, 256.)
du bet 9{et§e ber fiünfle bilben Sltd^ttectur unb SRufil bie bei«
bot öttgerßen Gnben. ®ie ftnb intern innern SBefen, i^rer Jfraft, bem
Umfang i^rer @))^ttre unb i^ret 93ebeutung nadf bie ^eterogenflen, ja
va^e S(nti))oben. S)iefer ©egenfa^ erflredt fic^ auf bie formen i^rer
€rf(^einung, inbem bie Srd^itectur aUein im Staunt ifl, o^ne Se»
^ie^ng auf bie ^zit, bie SDtufif aQeiu in ber Stitf o^ne Sejiel^ung
auf ben 9?aum. ^ierauö entf))ringt i^re einjige Analogie, bag nönt«
^, koie in ber Krd^itectur bie ©^mmetrie ha^ Drbnenbe unb 3^"
fammen^altenbe i% fo in ber 2){urtt ber 9Il^t|t^niud* !Z)tefe Analogie,
bie au^ }n bem SBigtDort, bag Slr^itectur gefrorene äßuftf fei, Slnlag
Ijcgeben, erfhedt f{^ bemnad^ b(od auf bie äug er e gor m, fetnedmeg^
aber auf bad innere äBefen beiber Jfünfie. Sd toüxt lö^erlid^, bie
Sr^itectur, bie befd^ränltefle unb f^toäc^fie aller fünfte, mit ber Tlu^xf,
ber au^gebe^nteflen unb n)irlfamflen, im SEBefenttt^en g{ei(i^flellen ju
ttottcn. (©• n, 516—518.)
1) S>ret arten bon «Iriflolratie. ^
Sd giebt brei S(rten bon S(rifioIratie: 1) bie %rifloIratie ber ©eburt
nnb bed Stange^; 2) bie ©elbariflofratie; 3) bie geiflige
Srißofratie. Se^tere tfl bie Dornel^mfle. (Ueber bie Srißolratie ber
Stiurt tjgl. «bei.)
SS^renb jebe biefer brei Srifiofratien umgeben ifl t>on einem $eer
(on erbitterten 3ltiitxn, fo vertragen fic^ bie ber einen Slriftofratie
%t^8rigett mit benen ber anbern meiflend gut unb o^ne 97eib, meil
Otber feinen Sorjug gegen ben ber anbern in bie Sßaage legt. (% 1, 459.)
2) dntetlectuelle Xriflolratie ber 9?atur.
dn $infld|t auf ben dnteUect ifl bie 9Iatur l^öd^ß arifiofratifd^.
^ Unterfe^iebe, bie fie ^ier eingefe^t §at, finb gröger aU bie, n>eld^e
Geburt, Mang, 9{ei(^t^um ober ffaflenunterf^ieb in irgenb einem Sanbe
f#enen. SBie in anbern Kriftolratien, fo aud^ fommen in ber irrigen
lÄele tanfenb ^lebejier auf einen Sblen, t)ie(e SRiKionen auf einen
Surften. (SB. H, 161. $. 382.) «riflofratifd^ iji bie SRatur, arijio-
l^atifd^ old irgenb ein i^eubal« unb ftaflenn)efen. SDemgemäg (äuft
i^Te ^^ramibe t)on einer fel^r breiten Safld in einen gar ffii^en ®i))fe(
Ol«. Unb »enn ed bem $öbel unb ©eflnbel, n^eld^e« nid^td über fid^
Wen »iU, auäf gelänge, aKe anbern SIriftoIratien umjußogen, fo
«üfite t9 biefe bo(^ befielen laffem (% I, 212.)
3) Sontra^ jtoifc^en ber 9{anglifle ber Statur unb ber
ber Sonüentiom
3^f(^en ber 9tanglifle ber 9tatur unb ber ber Sont)ention ift
^ f(^enber Sontrafl, beffen Sudglei^ung nur in einem golbenen
ä^otter )u l^offen flönbe* dnjtt^if^en l^aben bie auf ber einen unb
^c auf ber anbern Stanglifle fe^r ^od^ ©te^enben ia9 ©emeinfame.
44 ^ntl^mcHI
bag fte ttteiflettd in Domel^mer dfotatton (eben. . (S8. n, 161.) (Sine
tQbica(e 93er6efferung ber menfd^Iid^en ©efeÜfd^aft fönnte bauemb nur
boburc^ }n @tanbe lommen, bag man bte conüenttoneüe Stongliße nac^
ber ber 9?atur regelte. 2)te @(^tt)ierig(etten einer folgen Siegelmtg
ftnb freilid^ unabfel^bar. @9 h)äre ttbt^iQ, bog jiebed ^nb feine 9e«
timntung nid^t na«^ bem @tanbe ber (Slttxn, fonbem nad^ bem 9ud>
prud^ bed tieffien äßenfd^enlennerd empftenge. ($. 383.)
4) 9?ad^t§eilige f^olgen ber SJertennung ber Slrifiofratie
ber 9?atnr unb Sinken i^rer SInerfennung.
SBeil ha9 $ub(ifum bie Sriflolratie ber 97atur nie erfennt unb be«
greift, tt)eil t9 gute ®rünbe f^at, fle nic^t erlennen }u »öden, barum
legt t9 bie SBerle ber geifligen $eroen foba(b aud ben ^änben, um
fic^ mit ben ^robuctionen bed neueflen ©tUmperd betannt ju mad^en.
($. .1, 191.) S)ad ^ubUhtm fönnte burc^ nic^td fo fel|r geförbert
»erben, ald burd^ bie Srfenntnig jener inteDectueDen Sriftofrotie ber
9!atur. @^ ȟrbe in f^olge berfelben nic^t me^r bie i^m ju fetner
Silbung fttrgtic^ jugemeffene 3^it fergeuben an ben ^robuctionen ge«
tsö^nlid^er ^öpfe; e^ »Urbe nid^t me^r, in bem finbifd^en SBa^ne, bag
Sudler, gleiA Siern, frifd^ genoffen toerben muffen, ftetd nad^ bem
9teuefien greifen, fonbern mürbe fi^ an bie Setjlungen ber toenigen
Suderfefenen unb berufenen aller 3siten unb Söller galten unb lönnte
fo aUmälig )u ä^ter 93i(bung gelangen. Dann toürben auc^ balb jene
Saufenbe unberufener ^robuctionen ausbleiben, bie »ie Unfraut bem
guten Sßeiien baS Suflommen erf^toeren. (S. n, 162.)
Ztit\)mtixk,
1) SBorauf bie Slrit^metil beruht.
2)ie Vrit^meti! beruht auf ber a))riorifd^en Infc^auung ber Qtit,
in knetd^er, ba bie 3^^^ nur eine 3!)imenflott ^at, (eber gegentoärtige
Xugenblidf bebingt iß burd^ ben vorangegangenen. 8uf ber a))rtorif^en
(Einfielt in biefen 3ltpx9 ber Steile ber 3eit beruht aOeö Säften,
beffen Sßorte nur bienen, bie einjelnen ©d^ritte ber ©ucceffion in
marliren; folglich auc^ bie ganje Slrit^metÜ, bie burd^meg nichts
«nbered, 619 met^obifc^e %blür)ungen ht9 3ä^Iend le^rt. debe 3a^I
fe^t bie Dorl^erge^enben ate ©rünbe i^red ®eind üoraud; jur ^t^n
lann i^ nur gelangen bur^ alle bor^erge^enben , unb btog vermöge
biefer Sinfid^t in ben ® ein 9 grün b (f. (Setndgrunb unter ®runb)
koeig i^ bag too 3e^n finb, auc^ %ijt, ®ed^9, Sier flnb. (®. 133.
938. I, 90.)
2) Setoeid, bag bie Srit^metil auf ber reinen Hn^
f(^auung ber 3ett beruht.
3)o6 bie «rit^metif auf ber reinen (ajiriorifc^en) «nfc^ouung ber
3eit beruhe, ifl jtoar nic^t fo augenfäOig, h)ie bag bie ©eometrie auf
ber be« ^anmt9 bafirt fei. iDIan fann t9 ober auf folgenbe 9rt
bereifen. HVit9 3ä^Ien befleißt im »teber^olten Se^en ber (Stnl^eit.
Slog um fletd jn »tffen, tote oft toir fc^on bie Qin^it gefegt l^aben,
^nt^metif 45
norfimt koir fle j[ebe9 Tial mit einem anbem SBort; bie9 finb bie
3a^(toorte. 9?un ifi aber äBieber^oIung nur mögli^ burc^ (Suc
(cfjion, biefe aber, a(fo bad Sßac^einanber, beruht unmittelbar auf ber
inji^auung ber 3^^^ if^ ^^^ ^^^ mittelfi btefer ))erß(inbK(^er Segriff.
$o(gl((§ if^ auc^ bad Büßten nur mitteiß ber Seit möglic^. (9B. U, 40.)
3) äJorjug ber 3lrit^metit uor allen anbem SEBiffeu'
fc^oftctt.
Sie ^rit^metif übertrifft in ftlar^eit unb @enauigfeit ade anbem
Siffcnfc^aften, mad fid^ baraud erllttrt, bag bie Qtxt bad einfädle, nur
)a^ äBefeutlic^e ent^altenbe ©d^ema aQer ©eflaUungen bed ®a(e^ t)om
Scimbe if}. 9[Qe SBiffenfc^aften nämlic^ berufen auf htm ®a(e tont
9tmht, inbem fie bur^meg Sertnüpfungen t)on @rünben unb Solgen
ünb. S)te 3<^^I^n^^i^^ "^ ^^^ iß ^^^ einfache unb aQeinige 9iei§e
(tr @ein^grütibe unb Solgen in ber S^it äßegen biefer DoUfornmenen
Qinfa^^eit, inbem ni^td i|r jur ©eite liegen bleibt, nod^ irgenbtoo
uniefiimmte 93e}ie§ungen finb, tagt fie an ©enauigteit, Xppbicticität
nnb 3)eutli(^teit ni^td ju mUnf^en übrig, hierin fielen ade anbern
Siffenf^aften i§r na^, fogar bie ©eometrie, toeil au^ ben brei
Simenftonen bed 9laume^ fo oiele Sejie^ungen §ert)orge^en, bag bie
Uelerfic^t berfelben fomo^I ber reinen, mie ber em^irif^en Snf^auung
\n f4ioer fällt; ba^er bie compticirten 3(ufgaben ber ©eometrie nur
Ditn^ Kec^mtng getbß »erben, bie ©eometrie alfo eilt, {id^ in Strit^«
mettt aufjulöfen. (©. 151.)
Unfere unmittelbare Slnfc^auung ber QafiUn in ber 3(it reicht jmar
nu^t meiter aU ettoa bi^ 3^1"; barüber ^inaud mug fd^on ein ab*
fhocter Segriff ber 3<t^Ir ^^^^ ^in SBort fi^irt, bie ©teile ber Xu'
jt^auung (vertreten, meiere ba^er ni^t me^r mirllid) ooQjogen, fonbern
m gon) beftimmt bejeidbnet n^irb. debod^ ifl felbfi fo, bur^ ba9
»it^tige $ülf^mittel ber ^a^Ienorbnung, mel^e größere S^f^Un immer
^tti(^ biefelben Keinen repräfentiren lägt, eine anfc^aulid^e Soiben} jieber
^edpurag mbgtid^ gemalt, fogar ba, »o man bie Xbfhaction fo fe^r
i» $ütfe nimmt, bag ni^t nur bie 3^^^^^^ fonbern unbefHmmte ©rögen
nnb gonge Operationen nur in abstracto gebac^t nnb in biefer $infi^t
M^net merben. (S. I, 90.)
4) Untergeorbneter 9{ang ber arit^metif^en ©eifted»
t^tttigleit.
3)ag bie niebrigfie aOer ©eifie^t^Stigfeiten bie arit^metifd^e fei, loirb
babnrcl belegt, bag fie bie einjige iß, »el^e auc^ bur^ eine 9Raf^ine
«ttlgefü^rt merben tann. (% ü, 52.)
Kec^nen iß nid^t SJerfie^en unb liefert an ftd^ fein ^Jerßttnbnig
^er @a^en. 9te(^nungen ^aben b(o^ SBert^ für bie ^ra^id, nid^t
üi bie X^eorie. @ogar tann man fagen: mo ba^ Steinen an'
nngt, ^0rt \>a9 Serße^en auf. 3)enn ber mit B^^t^n Mc^^iftigte
I^Pf iß» Aä^renb er rennet, bem caufalen 3ufammen^ang ht9 p^^ßfd^en
^ergangd gttn}(i^ entf rembet ; er ßedft in lauter abßracten 3<i4I^^0^ff^^*
^a«%efultat aber befagt nie me^r, a» 9S$ie biel, nie äBad. (®. 77.)
46 Vrmntl^
1) Urft)tu»g bet Slrmut^*
Xrmut^ unb ©daueret finb nnr jtoei t^ormen, fafl mBd^te man
fagen }mei 9{amen ber fetben &aä)t, beten Sßefett barin befielt, bag bie
Jhttfte eines SRenfc^en gtogent^ei(d nid^t für t^n felbfl, fonbem ftir
Snbere t^erioenbet merben, n^oraud für i§n t^eitö Uebertabung mit
Arbeit, t§eite fttrglid^e Sefriebigung feiner ^ebiirfniffe ^ert>orge^t.
S)enn bie iRatur §at bem 9Renf(|en nur fo t)iel Prüfte gegeben, bag
er, unter mägiger Vnftrcngung berfelben, feinen Unterhalt ber (Erbe
abgen)innen tann; großen Ueberfc^ng Don itrttften l^at er nid^t erhalten.
9hmmt man nun bie gemeinfame 9a^ ber ))§^flf^en Sr^attung bed
SRenfd^engef^Ied^td einem ni(^t gau) unbeträd^tlid^en X^txit beffelben
ab, fo toirb baburc^ ber übrige übermttgig betaftet unb iß elenb. ®o
)untt(^ft entf))ringt a(fo j|ene9 Uebel, mlijt^, enttoeber unter bem 9{amen
ber ©claDerei, ober unter bem be9 Proletariats, jieberjeit auf ber
grogen äRe^rja^t beS ÜRenf^engefd^Iec^td gelafiet ^at. S)ie entferntere
Urfac^e beffelben aber iß ber Su^rud (f. Su^ud). — S^if^^" Slrmut^
unb ©ctaoerei ift ber ^nbamenta(unterf(|ieb, bag ©ctat^en i^ren Uv»
ft)rung ber ©etoatt, $[rme ber ißift jujuf (^reiben l^aben. ($. n, 261 fg.)
2) !Z)ie «rmut§ in et^if^er $infi^t.
S)er ^rme, ber vermöge ber Ungleichheit be9 Sefi^ed fl(^ ju SRanget
unb fc^merer Arbeit ))erbammt fie^t, n^ä^renb Xnbere oor feinen Sugen
im Ueberffug unb 3Rüffiggange teben, mirb fc^toerli^ erlennen, bag
biefer Ung(eid!|^eit eine entfpred^enbe ber Serbienße unb be9 rebti^en
@rtt)erbe^ ju ®runbe (iege, SBenn er aber bied ni^t erfennt, mo^er
foQ er bann ben rein etfifc^n antrieb }ur S^rttd^feit nehmen, ber t§n
abhält, feine $anb nac^ bem fremben Ueberf(uffe au^juflreden? SReiflend
ifi t9 bie gefe^Ii(|e Drbnung, bie i^n }urü(f§ätt. On fällen aber,
tt)o er Dor ber SSßirfung bed ®efe469 gefiebert, \ldf in ben SBefl| bed
fremben ®uted fe^en fann, toirb in ber iRegel nic^t retigii^fer ®(aube
ober gar ein rein moralifd^ed SRotio i^n oon ber Ungerec^tigfeit ab»
^(ten, fonbem nur noij bie aud^ bem geringen SOtanne fe^r an»
gelegene ©orge für ben guten 92amen, a(fo bie bürgerliche (E§re.
((£• 189 fg.)
Sine et^tfc^e (Sigent^ümlic^feit ber Vrmen ifi ed, bog fle, ju 9Bo§(-
fianb gelangt, meit geneigter jnr Serfc^menbung finb, aU bie im
SBo^Ifianbe ©eborenen unb ©ebtiebenen. !Z)er ®runb ift biefer, bag
S)em, ber in angeflammtem Steid^t^ume geboren ifi, biefer aU etma^
Unentbe^rlic^ed erfc^eint; ba^er er meifien^ Dorflc^tig unb fparfam ift.
S)em in angeflammter %rmut^ ©eborenen hingegen erfc^eint biefe atd
ber natürliche B^f'^"'^/ ^^^ i^^ banad^ irgenbmie }ugefaOene 9teic^t^um
aber ate ettoa^ Üeberflüffiged, Mod tauglich gum @eniegen unb Ser-
firaffen, inbem man, n^enn er fort ifi, fi^ fo gut mie oor^er o^ne t§n
beruft. !Da}u fommt nod^ bad übergtoge 3utrauen folc^er Seute t^etld
jum ©c^icffal, t^ite }u ben eigenen Mitteln, bie t^nen fc^on au9
9}ot§ unb armnt^ §eraudge^o(fen (aben. ($. I, 368 fg.)
irrt — «rst 47
ixt.
Srt ober ®{)ecie« ifl bo^ emptrifd^e (Somlat ber dbee (f, dbee);
b. (. S)q9, m9, at^ 6(og o6)ecttt)e^ 9i(b, Möge ®efla(t betrad^tet,
nnb baburdl aud ber B^it, tute qu9 allen 9{e(ationen l^erau^ge^oben,
bie patonifc^e 3b ee xfi, ia9 i{l, em^irifd^ genommen unb in ber
3eit, bte @pecied ober 9Irt. 2)ie dbee i|l enrig, bte Xrt aber Don
mMiin i>antt, toenngleic^ bte Srfc^einung berfelben auf einem
ikatUn erlöfc^en lamt* 9u4 bie Benennungen Seiber ge^en in ein«
anber über: iSea, eiSo^, species, Srt. ®ie dbee iß species, aber
nid|t genas; barnm finb bie species ba^ äBerf ber Statur, bie genera
bod Sßerf bed 9)7enfd^en, benn fie finb btoge 93egriffe, @^ giebt
species naturales, aber genera logica allein. (9B. H, 415.)
Srtefoct.
1) ©egenfa^ }tDif^en ben Srtefacten unb ben 92atur«
probucten.
Ventilat ber gorm unb SRaterie iß @§arafter be^ 9?atur))robuct^,
^Mrfttät beiber be^ ftunf}))robuct0 («rtefact^). dm (ebenben £)rga«
nmn9 ifl ber ÜJteißer, ba^ SBerf unb ber @toff (Sined unb S)affelbe.
^er §at nid^t ber SBiUe erfi bie ^bfid^t gehegt, ben ^md tilannt,
bann bie äRittel i|m angepaßt unb ben ©toff beftegt, fonbem fein
SoOen ift unmittelbar aud^ ber^tfed unb unmittelbar bad Srreic^en;
^ bebnrfte fonad^ leiner fremben, erfl }u bejn)ingenben 9Ritte(; l^ier
tooi SBoQen, 2^un unb Streiken @ined unb 3)af[elbe. 2)a^er ift
ieber Drgani^mu^ ein iiberfc^niängtid^ UoQenbeted SReifierfUid. 2)agegen
'i bei ben SSBerfen menfc^Iid^er ^unfl, j. 93. einer U^r, 2ut)5rberfl ber
SiQe jum äBerf unb ha9 2Berf jmeierlei; fobann Hegen jA^ifd^en biefen
Seiben felbft nod^ jtoei Rubere: erfilid^ bad 3){ebium ber ^orflellung,
bur(^ meldfed ber ^iUe, e§e er fic^ ))ertt)irni(^t, ^inbur(^}uge§en f)at,
Dob jioeitend ber bem ^ier toirfenben SßiQen frembe ©toff, bem eine
i^ ^embe %oxm aufgejtoungen werben foU. (97. 54—56.)
2) ©egenfa^ jtoifd^en ben Srtefacten unb benSBerfen
ber fc^önen Stnnft.
Son Srtefacten giebt t9 feine dbeen, fonbern b(oge Segriffe.
^ffi. n, 416.) !Z)aburd^ bilben bie SIrtefacten einen @egenfa| ju ben
SMten ber fd^önen Jhinfle. !Z)a^ %rtefact ge^t feiner ^oxm nac^ Don
tinem menfc^Ii^en Segriff au9; bagegen ifl ba^ äBert ber frönen
Jtimfi Su^bmdf einer dbee. Xrtefacten bienen }ttar auc^, aber nur
bon Seiten i^red iDtateriald, bem flu^brudf Don dbeen, nid^t aber
i>on Seiten ber fUnftlic^en t^orm, bie man biefem 9)?ateria< gab. &
ijl falf^, »enn $Iaton Don ben Obeen M 2:ifd^ed unb ®tu^(ed f))ric^t.
tif(^ unb @tul^I brildPen Dielme^r nur dbeen aud, bie fc^on in i^rem
Nm 3Rateria( al9 folc^em fi^ au^fprec^en. (SB. I; 249.)
arjt.
i)er 3(r)t fie^t ben SRenf^en in feiner ganzen ©d^tott^e; ber durifl
^ feiner ganjen ©c^Iec^tigfeit; ber ST^eoIog in feiner ganjen S)umm*
W* (% U, 639.)
48 ^feitttt — 9[9!efe
;afctiät.
1) %\tmt aU Sigenfc^aft bed SDinge^ an fid^.
Ufeität ift glei^bebeutenb mitSrei^eit, b. ^. Unab^ttngigfeit
Don einem Slnbern fomo^l int ©ein unb SBefen, atö im S^un uub
äBirfen, Slic^tuntevn^orfenfein nnter ben ®q( Dom ®runb. ®ie fann
ba^er nic^t bei* (Srfc^einung, nod^ auc^ einem gef^affenen äBefen
jutommen, fonbern aDein bem uTf))rUngIi(^en, and eigener Urhraft unb
ÜRa^tDoISommen^eit S^ifiirenben, bem S)ing an fid^, bem äBiOen.
(SB. n, 364. % l, 68.)
2) ^feitüt aU Soraudfe(?nng ber Seranttootttic^feit
unb UnflerbHc^feit
t^rei^eit nnb Serantmortlid^teit, bicfe ©mnbpfeiler aOer Qtiiit, (äffen
ftc^ o§ne bie S3oraudfe(ung ber ^f ei tat bed Wiüm9 n^o^I mit äßorten
behaupten, aber ntc^t benfcn. S3erantmortlic^feit ^at t$i^i^eit, biefe aber
Urfprünglic^reit jur 93ebingung. «feität M 9BiOen« i{l atfo bie
erfte 93ebingung einer ernfUic^ gebadeten St^it. %6^ttngtgfeit bem ©ein
unb äßefen nac^, t)erbunben mit grei^eit bem 2i§un nac^, ifl ein
aSBiberfprnt^. (3i. 142; (£. 72; % l, 68. 135.) SBie «feität »c
bingung ber Bu^^^nunS^f^^is'^^it i^, fo ifl fte aud^ Sebingung bev
Unperbli^feit. ($. I. 137.)
1) Urfprung ber l[^(efe.
3)ie 8[9fefe §Qt i^ren Urfprung in ber bad principium individua-
tionis burc^fc^auenben Srfenntnig, b. ^. in jener Srfenntni^, n)e((^e
ben Unterfc^ieb jn^ifc^en bem eigenen unb bem fremben 3nbiDibmmt
aufgebt unb bie @in|eit be^ Sßefend in aQen (Erfc^einungen intuitiv
erlennt, meiere (Ertenntnig awd) f^on ber ächten 2^ugenb ju ©runbe
liegt.
3Benn ein 9Renfc^ nic^t mel^r ben egoiftifc^en Unterfc^ieb jAif^en
fid^ unb ben flnbent mac^t, fonbern am Seiben ber %nbern fo Diel
9nt^eil nimmt, a\9 an feinem eigenen, fo folgt Don felbf), bag ein
fotc^er in aQen Sßefen fein @elb{l niiebererfennenber SRenf^ au^ bie
enblofen Reiben aOe^ Sebenben ate bie feinen betrauten unb fo ben
©(^merj ber ganjen SBelt fi(^ jueignen muß, Sr erlennt ba« ®ange,
faßt bad aßefen beffelben auf, fie^t bie dtid^tigfeit aOed (Strebend ein,
unb biefe Sinft(^t mirb i^m jum OuietiD bed äBidend (f. OuietiD).
3)er äßille »enbet [\ä) nunmehr Dom itbm ab, ber ÜRenf^ gelangt
jum 3uß<>nbe ber freiniiUigen Sntfagung, ber SReftgnation, ber
Verneinung bed äBiDen^ )um Seben. 1>a9 ^^änomen, moburc^ biefed
ft(^ (unbgiebt, ber ^bfc^eu Dor bem äßefen ber äßelt, bem äBillen }um
2eben, ifi ber Uebergang Don ber lugenb jur ««fefi«. (SB. 1, 447—449.
ffi. n, 694.)
2) ^eugerung^toeifen ber Sdfefe.
S)ie «9fefe flugert fic^ in ber gänjüc^cn ©etaffen^eit unb ®let(|<
güUigleit gegen bie ÜDinge biefer Sett. !Z)er |[9let ^tttet ftd^, feinen
««fefc 49
SiSen an irgenb etwad ju Rängen. Obgleich fein Seib ben ®t^ijUijt9*
trieb burc^ ©enitalien au^fpri^t, toill ev feine ©efc^ted^t^befriebigung.
SreimtUige, DoIItommene ffeufc^^eit iß ber erfle @4^itt in ber Xdfefe.
3obami femer geigt fid) bie ^^fefe in freimilliger unb abftc^tlid^er
irmut^. Snbli^, ba ber Sdfet ben in feiner ^erfon erfc^einenben
SiOen felbft Demeint, fo tuiberfirebt er auc^ nid^t, menn ein 9nberer
d t§ut, b. §. i^m Unrecht jufügt. !Z)a§er freubige^ unb getaffened
(Ertragen j|ebed ©d^abend, ieber <Säfmadi, jeber Seleibigung.
8. I, 449—451.) SBic ben SBiOen fclbfJ, fo mortipcirt er bie ©id^t»
borfeit, bie Dbjectit&t bcffelben, ben Seib. 3)a^er greift er gum Saften,
ia 3itr ifafletung unb ®elbfl))einigung, um ben SBiQen }u bred^en.
fiffed oorfö^lid^e Srec^rn bed SEBiQen^ bur^ Serfagung br« ^n»
|tne^meti unb Sfuffud^en bed Unangenehmen, bie fe{bffgett)ä^Ite bügenbe
^eben^art unb ©elbfifafletung, jur an^altenben 9)7ortiftcation bed fBxU
kn«, iji a«fefe im engern ©inn. (SB. I, 451. 463.)
9ßeU iebod) fd^on bie ))oIIfommene Uebung ber Xugenben ber ®ere(^«
tigfeit unb SRenf^entiebe ein ftaried 99eförberung9mitte( ber Semeinung
^(^SBiOend gum Seben ifl, inbem fte o^ne (Entfagung unmögli^ ifl,
iDell alfo Srmut^, 6ntbe§rungen unb eigene^ Seiben Dielfad^er Srt
ii^on burd^ bie DoDfommenfte Sudübung ber moralif^en S^ugenben ^er«
b(tgefü§rt werben, fo mirb bie Sfdfefe im engem ©inne, alfo bie ))or«
ia^tic^e @e(bft))einigttng, ha9 %a^tn, bad ^ärene $emb unb bie
Sajteiung, nic^t mit Unrecht t)on Stielen a(9 überflüffig t)ertt)orfen.
Ö. n, 694 fg.)
3) Uebereinftimmung ber Sldtefc t^erf^iebener Sftnber
I unb Steligionen i^rem innern ©inn unb ©eiffe na^.
^IRan fann fic^ nid^t genugfam t)ern)unbem über bie Sin^eQigfeit,
nxlc^e man ftnbet, »enn man \>a9 itUn eined c^ri^Iid^en S3ügenben
vA bad rined inbif(^en tieft. ®ei fo gmnbDerf^iebenen üDogmen,
citten unb Umgebungen ifi bad ©treben unb bad innere Seben Seiber
San) baffelbe. (9ß. I, 460.) Ouieti^mud, b. i. aufgeben aUt9
SlQen«, Kdfeft«, b. i. abfid^tlt^e Srtöbtung be« eigentoiaen«, unb
9{i){iici«mud, b. i. äSemugtfein ber dbentität feinet eigenen SBefend
mit bem aDer !Z)inge, ober bem Rem ber SEBelt, fte§en in genauefler
^binbung, fo bag, toer fid^ }u einem berfelben befennt, aQmälig auc^
yir Snno^me ber anbem, felbff gegen feinen Sorfa^, geleitet mirb.
Si(^t9 fann überraf^enber fein, aM bie UebereinfHmmung ber jene
* ve^ttn ijortragenben ©c^riftfieBer unter einanber bei ber allergrbgten
^(^iebm^eit i^rer 3"trftcr, Silnber unb Religionen, ©ie bitten nic^t
ttiDa eine ©efte, Dielme^r toiffen fie meiflent^eild nid^t t)on einanber;
'^, bie inbifc^en, d^rtfilid^en, mol^ammebanif^en 3R^^fer, Duietiflen
anb lAeten finb ft^ in %llem heterogen, nur nid^t im innern
Sinn unb ®eifl i^rer fie^ren. (SB. II, 702.)
So Diele UebereinfKmmung, bei fo üerfc^iebenen Q^xUn unb Sötfem,
4 ein factifc^er 93emei^, baf ^ier ni^t eine Serfc^roben^eit unb Ser-
nUt^t ber ©eflnnung, fonbern eine n^efenttid^e unb nur burc^ i§re
50 flffcrtion — Agronomie
Xrefflid^feit fic^ feiten §erk)ort^uenbe @ette ber menfc^Iic^eu ÜUtwc f\6i
auöfpri^t. (335. l, 460.)
4} ®runbt)erf(^tebenl^eit be^ ®ei{led bed ft^ni^mud
t)on bem ber Sdlefe.
S)ie alten K^ten Seniler, bie ein für aUt 3)?at iebem Sefl^, aOen
Sequemlic^Ietten unb ©enüffen entfagt, jetgen ))iel S(e|nti(^Iett mit ben
ä^ten unb beffern Settelmönd^en ber Steujett. debod^ liegt btefe
ate^nlid^teit nur in ben äBirlungen, nid^t in ber Urfa^e. @ie treffen
im Stefuttat jufammen, aber ber ©runbgebanfe Seiber ifl ganj
Derfd^ieben; bei ben ÜRönc^en ifl er, kute bei ben i^nen Dertoanbten
©aniaffid, ein über bad ?eben ^inaudgeftedfted S^d, bei ben fttinitern
aber nur bie Ueberjeugung, bag jur möglic^fien @tü(ffeltgfeit in biefcm
ithtn ber 9Beg ber (Sntfagung ber fürjefie unb tei^tefie fei. 2)ic
@runbt)erf(i^ieben|eit be^ ©eifle^ bed ft^ni^ud ))on bem ber Vdtefc
tritt augenfällig ^erDor an ber ÜDemut^, ate kueld^e ber Sl^fefe m]tnU
U(^, bem ^ni^mu^ aber fo fremb ifl, bag er im ©egentl^eil ben ©toi)
unb bie Serac^tung aller Uebrigen im ©^itbe fü^rt. (3B. n, 170.)
^ffertloti.
Sin ©a^, ber fi^ unmittelbar auf bie empirifd^e Slnfc^auung bc«
ruft, ift eine Kffertion; feine (Konfrontation mit berfetben t)erlangt
Urt^eil«fraft. (938. U, 132.)
iLffocxation^ ber dbeen, f. @eban(enaffociation.
ZfLvol0%it.
(Sinen großartigen Sen^eid üon ber erbärmli^en @ubj|ectit)ität ber
3Renfd^en, in golge meld^er fie SlOe^ auf fi^ bejie^en unb Don iebem
©ebanten fogleid^ in geraber Sinie auf f!d^ jurüdfgel^cu, liefert bie
9[fhoIogie, meiere ben ®ang ber großen 9BeItför))er auf bad omi«
fetige 3df begießt, kuie au(^ bie ftometen am ^immel in Serbinbmig
bringt mit ben irbif^en $änbeln unb £umf)ereien. Dicd aber ifl ju
allen unb f(^on in ben älteftcn QAUn gefc^e^en. ($. I, 478.)
(Ueber ben Bufommen^ang ber älfhotogie mit bem ®(auben an
Dmina fie^e Aberglaube.)
^Iflronomit.
1) 2Ba9 bie Sflronomie eigentlid^ jeigt.
SKe^anil unb Sflronomie jeigen un^ eigentlid^, toie ber Sille, ber
bad SBefen unb ber ftern ber 2BeIt ifl, fid^ benimmt fo meit aM er, auf
ber ntebrigflen @tufe feiner (Erfd^cinung, bloß aM ©d^mere, ©tarr«
^eit unb Irög^eit auftritt. (2B. II, 337.) SDa bie SWaterie bloö
bie SBa^me^mbarteit ber Srf Meinungen bed S93iDend ifl, fo l;at maji
in iebem ©treben, koeldjed aud ber Statur eined materiellen SSScfem?
^eröorgc^t ^b eigentlid^ bicfe 9?atur auöma(^t (alfo aud^ in ber ®ra=
Ditation ber ^immeldförper), ein äBoQen }u ertcnnen, unb ed gi'bt
bemnac^ feine 9Raterie o^ne äBiOendöußerung. 3)ie niebrigfie unb bcd^
^alb aUgemeinfle SBiUendäußcrung ifl bie ©c^mere. (9}. 84.)
^[fitonomie. 51
2) äBo^er bie ©i^er^eit unb Serftttnbltc^Ieit ber
Sflronomie ftammt
Die @u^er§ett ber 9ßronomie flanmtt ba^er, bag i|r bie a priori
gegebene, alfo unfehlbare %nf(^QUung bed 9taume^ }um ®rmibe
liegt, aOe r¨ic^en Ser^ältniffe ober eine^ au9 bem anbern, mit
einer 9{ot§kDenbigIeit, tuetc^e ©emig^eit a priori (iefert, folgen unb
jid) bo^er mit ©ic^er^eit au9 einonber ableiten (äffen, ^n biefen
mrt^ematifd^en Sefhmmungen tommt |ier nur nod^ eine einjige Statur»
fraft, bie ®(^tt)ere, toel^e genau im S$er^tt(tnig ber SRaffen unb bed
Qnobnitd ber Sntfemung mirft, unb enbli^ ba9 a priori gefiederte,
wä ava bem ber Soufatitttt folgenbe, ®efe^ ber Srttgl^eit (f. Siräg-
(eit), nebft bem emptrif^en S)atunr ber ein für aUtmai jeber biefer
fXaffen anfgebriicften Seioegung. 2)ie^ ift ha9 ganje ÜRaterial ber
tjhronomie, »eld^ed fomol^l bure^ feine Sinfad^^eit aU feine ©i^er^eit
itt feflen mib, vermöge ber ®r5ge unb ^ii^tigfeit ber ©egen^änbe,
jctr intereffanten SRefuttaten fü^rt. (SB. I, 79.)
^e Aufgabe, au9 Dieterlei {ufammenlDirfenben 9?aturlraften ge«
sehne Crfc^einungen )u erllären, unb fogar jene erfi au9 biefen ^eraud«
iDJinben, i^ Diel fc^mieriger, al9 bie, »elc^e nur jn^ei unb jmar fo
fimple unb einförmig tt)irtenbe ilrSfte, toit ©raüitation unb S^räg^eit,
ini miberflanb^Iofen Slaume, jn berüdfi^tigen ^at; unb gerabe auf
^ei unDerglei^lid^en (Sinfad^^eit ober Sermlic^feit i^red @toffe9 beruht
^t mot^ematifc^e ©eioig^eit, @i^er§eit unb ©enauigfeit ber Slfhonomte.
1. n, 135.)
$ie fo genauen unb ri^tig gutreffenbcn afhonomifc^en SSered^nungen
jinb nnr baburc^ mbglie^, bag ber 9taum eigentlid^ in unferm ftopfe
if); r» betoetfen atfo bie dbealität be9 mum^. {% U, 46.)
Sie bie größere -©ic^er^eit, fo beruht aud^ bie gr5gere Ser«
JiSnbtic^feit ber Sfhonomie barauf, bag in i§r bie a))riorif(^e gorm
^ empirifc^en ©e^alt übenoiegt. ®o koeit nttmtid^ bie 3)inge rein
1 priori beftimmbar finb, gehören fte allein ber SJorftellung an, ber
^lo§cn (Erfd^einung, bereu un9 a priori ben)ugte formen ha9 ^rincip
^ SerfUinblic^Ieit finb. !Z)a^er §at mau DöKige, burc^gängige S3e«
9reif(i(^{eit nur fo tauge, ald man {i(^ ganj auf biefem ©ebiete ^ttlt,
■Kt^in bloge Sorflellung, o^ne empirifd^en ®e^ait, t)or fid^ ^at, bIo§e
hm; alfo in ben 9&if[enfd)aften a priori, in ber Srit^metit, ®eo'
^t, ^^oronomie unb in ber Sogil. hingegen beginnt bie UnDer»
äobUc^teit ba, »o toir eö nic^t me^r mit ber Mögen Sorm, fonbem
«it bem 98ad, bem ®e^att, bem 2)ing>an fic^, bem SBiden,
iQ %n ^aben, unb fle kott(||i in bem 9Ra§e, aU biefer §ö^er fleigt
ob bie mat^ematifd^e Sere^enbarleit feiner Seugerungen abnimmt.
^^er nimmt bie 8er{tänb(i(^Ieit ber 9taturerfd^einungen in bem 9)7age
1^ a(6 fle ^ü^er auf ber SBefenteiter flehen unb il^r empirifc^er ®tf^alt,
^t SiOen9manifeftation, ba^ aQein a posteriori GErfennbare, über«
>ügt, folglid^ Urfac^e unb äBirhmg immer ungleichartiger unb ber
^'ate 3ufammen^ang immer unDerftttnbti^er mirb. (91. 86 fg.)
4*
52 ^{honomte.
3) ÜDie bei ben afironomtfd^en SntbedEuugen ^att«
ftnbenbe Ser{ianbedo))etatton.
Seine SBiffenfc^aft imponirt ber ÜRenge fo fel^r, lote bie Sfhronomie.
Sd erregt ©taunen, bag fte fogar xiodf nic^t gefe^ene platteten an«
lünbtgt. Unb bod^ beruht Se^tere^ nur auf berfelben 3$erfianbed-
opttation, bie bei iebem Seftimmen einer noc^ ungefe^enen Urfac^e aud
tf)rer ft^ lunbgebenben SBirfung DoQjogen mirb unb in noc^ bemun«
berungdioürbigerent ®rabe audgefü^rt h)urbe burc^ jenen SBeinfenner,
ber QVL9 einem ®Iafe äBein mit @i^er§eit erfannte, e9 mügte lieber
im gaffe fein, melc^ed i|m abgeleugnet mürbe, bü, nad^ enblic^er Stud«
(eerung beffelben, ftd^ auf beffen Soben Itegenb ein ©d^tüffel mit einem
9tiemd^en baran fanb. 3)ie l^ierbei unb bei ber @ntbedung bed 3ltpt\m
flattftnbenbe Serfianbe^operation i{l bie felbe, unb ber Unterfc^ieb liegt
bIo9 in ber Snioenbung, im ©egenfianb; f!e ifl b(od burc^ ben ®toff,
feine«tt)eg« bur(^ bie gorm oerfc^ieben. {% II, 134 — 136.)
4) ÜRet^obe ber Sftronomie.
2)er Urff)rung ber erflen afironomifd^en ©runbma^r^eiten ift eigent-
lich dnbuction, b* ^. 3uf<i>nutenfaffung M in Dielen Slnfc^auungen
©egebenen in ein rid^tige^ unmittelbar begrünbeted Urt^eil; au9 biefetn
merben nac^^er $^f)ot^efen gebilbet, beren Sefiätigung burc^ bie Sr«
fa^rung, aU ber SoKflänbigfeit ft^ nä^enibe dnbuction, ben Semeid
für jened erfie Urt^eil giebt. 3* ^* ^i^ fd^einbare Semegung ber
Planeten ift empirifd^ ertannt; nad^ t)te(en falfd^en ^^pot^efen über
ben räumlichen B^fammen^ang biefer 93emegung (Planetenbahn) marb
enbtic^ bie rid^tige gefunben, fobann bie @efe$e, meldte fie befolgt (bie
fteplerifd^en), jule^t au^ bie Urfac^e berfelben (allgemeine ©raDitation),
unb fämmtlid^en ^Qpot^efen gab bie empirifc^ erfannte UebereinfUm«
mung aller Dortommenben gttlle mit i^nen unb mit ben Folgerungen
aud i^nen, alfo dnbuction, DoKIommene ©emig^eit. (993. I, 79 fg.)
5) ÜDie llfironomie, oom (Stanbpunit ber ^^J^ilofop^ic
au9 betrachtet.
Som @tanbf)unlt ber $|ilofo))^ie aud tonnte man bie Sfhonomen
Seuten oergleidben, meldte ber äiuffü|rung einer großen Oper beimo^nen,
jebod^ o^ne ftcq burc^ bie ÜRuftt ober ben dn|alt bed ©tüdCed gereuen
ju laffen, blöd 9(^t gäben auf bie ÜRafd^inerie ber SDecorationen unb
auc^ fo glüdflic^ »ören, bad ©etriebe unb ben Sttf^ntmen^ang berfelben
ooHfommen ^eraudjubringen. {% U, 136» 685.)
6) (Sinflug ber Sftronomie auf ben ©lauben.
3)er emftlid^ gemeinte 2:^cidmud fe(}t not^menbig Doraud, baß man
bie Sßelt eint^eilc in ^immel unb 6rbe; auf biefer laufen bie
3J?enf^en ^erum, in jenem fi^t ber ©ott, ber fie regiert. Stimmt
nun bie S^ronomie ben ^immel mcg, fo ^at fie ben ©ott mit meg«
genommen; fte §at nSmli^ bie SBelt fo oudgebe^nt, bag für ben ©ott
fein Slaum übrig bleibt. Sber ein perf5nli(|ed SSkfen, mie jeber ©ott
unumgttnglid^ ifl, bad feinen £)rt ^ätte, fonbem überall unb nirgenbd
märe, läßt fic^ blöd fagen, nic^t imaginiren unb banmi nic^t glauben.
SCt^eiömu« — Slt^men 53
lantm inu§ in bem ÜRoage, a(« bic pW^i^t apvonowic t)opularifirt
»irb, ber Zf^ti^mn^ fdfjtoinbcn. {% l, 55 fg.)
1) Ucbcr ba^ SBort „«tl^ci^mu«".
t>a9 3Bort St^et^mud enthält eine @rf(^[ei(^ung, kueil ed t)or«
iseg ben 2:^ei9mud atö fid^ Don felbfl t)erf!e^enb annimmt. Tlan foQte
fiott 3)cffcn fQflen: SRic^tjubent^um, unb flott at^cifl: SWid^tjubc;
fo toärc e« e^rli(^ gercbet. (®. 129; % l, 124.)
2) aaSo« bem Soriourf be« «t§ci«muö Äraft crtl^cilt.
^tntet bem an ftc^ abgef^madten, aud^ meiflend bod^aften Sormurf
bed Xt^eidniud liegt, atö feine innere Sebeutung unb i^m Jhaft
crt^ilmbe Sßa^r^eit, ber buntte Segriff bed auf ben X^ron ber Tltta»
Pt9fif gefegten 9?aturalidmu9 ober ber abfoluten ^^^fif. Sine
fold^e miigte aOerbingd für bie St^it jerßörenb fein, a\9 ml^t, tomn
anc^ ntc^t t)om X^ti^mvi9, bo4 t)on einer 9)7etap^9fil über-
haupt, b. f). k)on ber Srfenntniß, bag bie Drbnung ber 9?atur ni(^t
bie etngtge unb abfolute Drbnung ber 3)inge fei, unjertrennüc^ ip.
«8. II, 194.)
3) 9t§ei«mu9 ift nic^t not^toenbig aRateriali^mud.
9id auf fiant befianb ein ÜDUemma jn^ifc^en ÜRateriali^mud unb
I^idmu«, b. ^. jtoifc^en Ableitung ber Seit m^ blinbem S^^^^ un^
Ibfettung berfelben a\i9 einer t)on Singen jioecfmägig orbnenben On«
telligtn.). !Da^er mar 3[t|eidmud unb 3RateriaIidmu9 gteic^«
Meutenb. 3Jlan ^atte nur bie SBa^t jniifc^en S^eidmud unb 3Ra«
teriatidmu^. Vber ba für bie 3»edmäiigteit ber 9Be(t (nac^ fiant'd
firitif) eine anbere Srflärung eröffnet ift, ald bie an9 einem inteOigenten
@ott (f. S^eleotogie), fo ffat jened !Z)itemma ^mtfc^en SRateriali^mud
nb Sl^et^mud ' feine @üttigteit berloren unb %tffn9mu9 f^Iiegt nic^t
Qot^wenbig 9RateriaIidmud ein. (9EB. I, 608 fg.)
4) Kt^eidmud ifi ni^t gleid^bebeutenb mit SReligion^^
lofigfeit.
Religion ift nid^t ibentifc^ mit ZfjAßmu^, folgttd^ ifl ^t^eidmud
ai^t gletc^bebeutenb mit 9teIigiondIoflgTeit. S)ied betoeifen bie factifd^
qnjKrenbcn at^etflifc^en Religionen, ber Sra^manidmud, 93ubb^aid«
mid unb neben bem Subb^ai^mud bie beiben onbern fi^ in @§tna
lelfauptenben Sieligionen: bie ber Saoffee unb bie bed Sonfujiud.
Mgion unb Stl^eidmnd flnb Ieinedh)egd f^non^m, f onbern erflere t^er*
\fii ftd^ }u le^terem, loie bad ®enud }u einer einjigen @))ecie9.
9. 125—129. ?. I, 126.)
1) Ob ba« St^em^olen }u ben toiltlürli^en ober nn^
»illtürlid^en Setoegungcn gehöre.
9Ran fönnte berfu^t toerben, ba« «tbemj^olen ate ein SRittelglieb
Aif(^en ben milllürtid^en, b. f), auf 2ßotiD, unb ben unn^itüür«
U^eu, b. fj. auf 9{ei} erfolgenben Semegungen an}ufe§en. SRarf^aO
54 Sternen
$an evItäTt t9 füt eine gemtfc|te Function, ha cd unter bem Sinfluß
t^ette ber Serebral» (minfürtic|en), t^ettö ber @))inQt» (untt)i(IfUr(i(^ett>
92eri)en fle^t. Snbeffen muffen mx t9 inU^t bod^ ben auf 3Rotit>
erfolgenbcn SBiUeudäugerungen 6et}ä^Ien; benn anbere aRotiuc, b. ^. b(oge
Sorflellungen, föiuien ben äBiOen beflimmen, t9 }u genauen ober }u
bef^Ieuntgcu^^unb ed t;at, inie jebe anbete tDiIIfürHc^e .^anblung, ben
@^etn, bag \nan cd ganj unterlaffeu fönnte uub frei erfiidfen. jDied
fbnnte man aud^ in ber Xf)ai, fobatb irgenb ein anbered Tloti\> ben
SSBiÜen fo fiarf befiimmte, bag cd bad bringenbe ^ebürfntg nac^ l'uft
übertoöge. (Sinige follen tDirfli^ auf biefe äBeife intern lieben et»
Snbe gemacht ^aben. t^ür bad tt)entgflend t^eitn^eife SSebingtfein bc9
St^mend burd) cerebrale Üt^üttgfeit f priest bie S^atfad^e, ba§ Stau»
fäure junäc^ft baburc^ tobtet, bag fie bad @e^irn lä^mt unb fo mittet^
bar bad 9t^men ^emmt; luirb aber bicfed tUnfHic^ unterhalten, bi^
jene Betäubung bed &t\)ixn9 (vorüber ifi, fo tritt gar fein j£ob ein.
(338. I, 138 fg.)
2) Sritärung bed 3lbne^mend ber 9!ef|)iratton im
Schlafe unb bei geifiiger 9nftrengung.
S)a6 bie ^efpiration im &d}Iafe abnimmt, ifl barand }u ertlären^
bag fte eine combinirte i^unction ifl^ b. ^. jum !£^eit \)on (SpinoU
nerben audge^t unb foiveit 9{efIe^betoegung ift, bie atd folc^e auc^ im
@(^Iafe fortbauert, jum !£^eit aber t)on ©e^irnnertoen audge^t unb ba«
!)er t)on ber SßiKfür unterflUt^t h)irb, bereu ^aufiren im (Schlafe bie
Stefpiration terlangfamt unb auc^ bad ©d^nard^en beranket. Kud
biefem Snt^eil ber C^e^irnnerDen an ber 9{ef))iration \\t cd auc^ ju
erllären, bog, bei @amm(ung ber @e^imt^ätigfeit }um augefirengten
9{a(^benTen ober liefen, bie 9iefpiration teifer unb tangfamer »irb.
{% U, 177.)
3) ^er Vt^mungdproceg ald erfier 9nlnü))fungd))untt
bed Sebend bed t^ierif^en Organidmud an bie
Xugenmett.
aRan n^ürbe ben (ebenbeu t^ierif^en Drganidmud anfe^en fönnen ald
eine o^ne äugere Urfad^e fi^ betoegenbe SRafc^ine, ald eine SKei^c
Don SeMegungen o^ne flnfang, eine Jtette t>on Urfac^en unb Sirlungen,
beten (eine bie erfle Aüre, toenn bad lieben feinen ®ang gienge, o^ne
an bie Xugenmelt anjufntipfen. über biefer !(n(nü))fungd))unft tft ber
St^mungdproceg; er ifi bad näd!|f)e unb »efentßc^fle ^erbinbungd-
glieb mit ber 9[ugenh)e(t unb giebt ben erfien 9nftog. Xci^tx mttg bie
^emegung bed Sebend atd Don i§m audge^enb unb er ald bad erfie
@tieb ber ^aufaüette gebaut »erben. ÜDemnac^ tritt ald erfler Om*
putd, alfo ald erfie äugere Urfac^e bed bebend, ein koenig lÖnft auf,
metc^e, einbringenb unb o^birenb, fernere ^roceffe einleitet unb fo bad
Seben jur Sotge ^at* Sad nun aber biefer äugern Urfad^e oon
dnnen entgegen (ommt, giebt fid^ funb ald ^eftiged Serlangen, \a,
unauf§a(tfamer Drang, )u at^men, atfo unmittelbar ald äßiQe.
(^. II, 178.)
9tom 55
at0m. Atomiflik.
1) 2)te 9(nnQ§me ber äCtonte ift feine not^menbige.
Kaut*^, fieilic^ nur ju bialeltifc^em ^e^uf aufgefleHte, bte ^torne
Dtrlieibigenbe Zf^tfx^ ber jmeiten Antinomie ifi ein bloged (Sop^idma
DcrgL Xnttnoniieu), unb teinedn)egd (eitet unfer Serftanb fetbfl und
itottkDcnbig auf bie Slnna^me t)on Atomen ^in* 2)enn, fo menig toir
pöt^tgt ftnb, bie Dor unfern Sfugcn toorge^cnbe fletige unb glci^-
tonnige Setoegung etned fi'drperd und ju benfen aU befle^enb aud
m^ö^Iigen abfolut fc^neden^ aber abgefegten unb burc^ eben fo t)ie(e
ai|olut furje B^i^punfte ber 9tu^e unterbrochene $e)oegungen; ebenfo
ioenig ftnb \m genöt^igt, und bie ÜRaffe eined ftörperd ald and
Itomen unb bereu S^x[ä)mx\inmtn, b. f). beut abfotut !Z)i(^ten unb
^ abfolut beeren befle^enb ju benfen; fonbern mir f äffen, o^ne
c(^toierigfcit, jene beiben @rf(^etnungen aU fietige Sontinua auf, bereu
tm bie S^xt, bad anbere ben 9!aum gtetc^ntägig erfüllt. 9Bie
iber babei bennod^ eine Semegung f Queller ald bie anbere fein,
^. ^. in gleicher 3^i^ ^^^^^ 9{aum burd^Iaufen fann, fo fann aud^ ein
Äorper fpccififc^ fetterer ate ber anbere fein, b. ^. in gleichem
^aurne mc^r ÜRaterie enthalten. 2)er Unterf^ieb beruht nämti(^ in
beiben gällen auf ber Ontenfität ber ttjirfcnben Äraft. — Aber fogar,
ttnm man bie ^ier aufgefleDte Sfnalogie ni^t gelten laffen, fonbern
barauf befielen tüoUU, bog bie Serfd^ieben^eit bed fpecififd^en ®m\ijt9
i^ren @runb Petö nur in ber ^orofitöt ^aben fönne, fo würbe biefc
Snna^me noc^ immer nic^t auf Sttome, fonbern blod auf eine DÖlIig
bi(^te unb in ben berf^iebenett Körpern unglei^ t^ert^eilte ilRaterte
leiten, bie ba^cr ba, too feine $orcn me^r ^inburd^fe^ten, itoax ^ijUä)^
terbingd ni^t loeiter €om))rimabeI niöre, aber bennoc^ ftetd, »ie ber
^aum, ben fte füllt, ind Unenbtid^e t| eilbar bliebe, toeil barin,
bfl§ |le o^ne $oren n)äre, gar nic^t liegt, bag feine mögliche
i^taft bie Kontinuität' t^rer räumti^en 2:^ei(e auf}u^eben bermöc^te.
(». II, 344 fgO
3)ie Xtome flnb fein not^toenbiger ©ebanfe ber S^ernunft, fonbern
bto§ eine $k|))ot^efe gur (SrflSrung ber $erf(^ieben^eit bed fpecififc^en
®ett)i(^td ber Körper. ÜDag tt)ir aber auc^ btefed anbenoeitig unb
fogor beffer unb einfad^er ate burc^ Sltomiflif erflüren fönnen, ^at
Xant in ber SD^namif feiner „iDtetap^^flfdjen Slnfangdgrünbe )ur
Soturtoiffenfd^aft'', öor i^m jebot^ ^JJrieple^ gejeigt. Oa, fc^on im
liifloteled ip ber ©runbgebanfe bauon ju finbcn. (333. I, 590.)
3n 3)eutf(^(anb ^at ftant'd Se^re ben abfurbitttten ber Stomifüf unb
ber burc^weg mec^anifc^en $^9flf auf bie Stauer Dorgebeu^t, tt)enngleic^ '
int gegenftttrtigen VugenMidf biefe Slnflc^ten auc^ ^ter grafftren.
CB. II, 343.) du S93a^r^eit finb bie atome eine fi;e dbee ber fran»
l^^i^tn ©ele^rten, ba^er biefe t>on i^nen reben, ate §ätten fte fle ge^
ie^en. !Cag aber eine fo em))irifd^ geflnnte 97ation, toit bie ^anjofen,
fo fefl an einer Di^Oiig trandfcenbenten, aOe SOtöglic^feit ber
^o^rungen überfliegenben ^^pot^efe galten fann, ifl eine ^olge bed
56 ^tom
bei i^nen jurücf gebliebenen Buflanbe« ber mia\^\)}f\il (9B. n, 343;
% U, 117.)
3)ad Sttom ifl o|ne 9iealität — bie« ifl eined ber $räbica«
bitten a priori ber SRoterie. (3B. II, 55, ^fel ber Praedicabilia
a priori ber SWaterie 9?r. 24.)
2) 3)ie d^emifc^en Stome finb nid^t im eigentli^cn
(Sinne Sltonte.
!Die d^emiff^en ütome finb bloß ber SIudbrudE ber beflänbigen fefleu
Ser^Itntffe, in benen bie ©toffe ftd^ mit einanber berbinben, nietc^em
Sludbrud, ba er in ^af)Un gegeben werben mugtc, man eine beliebig
mtgenommene Sin^eit, bad ©cmid^t be9 Ouantumd O^Qgen, mit bem
f{d§ ieber ©toff Derbinbet, ju ®runbe gelegt ^at; für biefe ©emi^td«
Der^ältniffe l^at man aber, §öc^fl unglüdEIid^er Sßeife, bcn alten und«
brudP Stom geiott|(t, unb l^ierand ift unter ben ^änben ber franjö^^
fif^en S^emifer eine craffe Xtomiflil ermac^fen, metc^e bie @a(^e
aU Srnf) nimmt, jene blogen 9{ed^en))fennige al9 mirtlid^e 9tome
I^Qpoflafirt unb nun Don bem Arrangement berfetben in einem Jl'brper
0, im anbern anber^, rebet, um baraud bereu Ouatitäten unb Ser^
d^ieben^eiten }u erltären, o^ne irgenb eine 9(^nbung t)on ber Sbfurbität
ber ©ac^e au ^oben. {% U, 117.)
Senn bie d^emifc^en Atome im eigentli^en ©inn, alfo objectiD unb
aM real Derftanben »erben; fo giebt ed im ®runbe gar feine eigent«
lic^e d^emifc^e Serbinbung me|r, fonbern eine jebe läuft }urii(f auf ein
fe^r feinet ©emenge Derfd^iebener unb etuig gef^ieben Meibenber Atome,
»ä§renb ber eigent^ümlic^e S^aralter einer dE|emifd^en Serbinbung
gerabe barin befielt, bag i^r $robuct ein burd^au^ l^omogener Stl^xptx
fei, b. ^. ein folc^er, in loelc^em fein felbft unenblid^ Heiner Xf^til an-
getrogen »erben lann, ber nic^t beibe üerbunbene ©ubftanjen enthielte.
{% II, 120.) Sei ber 3utiidffü^rung ber c^emif^en ^erbinbungen
auf fe^r feine Atomengemenge finbet freilid^ bie.SRanie unb fi|:e dbee
ber Stanjofen, Allein auf med^anifd^e Hergänge }urüdE}ufü^ren, i§re
Ste^nung, aber ni^t bie Sa^r^eit. {% U, 121.)
3) Sibertegung ber au€ ber ^orofitttt gefd^5))ften Ser>
t^eibigung ber Atome.
Die Sert^eibigung ber Atome tiege ftd^ baburc^ führen, bag man
Don ber ^orofitttt audgienge unb tttoa fagte: aUe ftörper ^aben ^oren,
alfo aud^ alle 2:^eite eined ft5rt)er9 ; gienge e9 nun hiermit in^ Unenb«
lid^e fort, fo mürbe oon einem fibrper jule^t ni^t^ ate $oren übrig
bleiben. — Die Sßiberlegung »äre, bag ha9 übrig Steibenbc }»ar aU
o§ne $oren unb infofern ate abfolut bic^t anjune^men fei; jebo^ barum
noc^ nid^t aU avi€ abfolut unt^eilbaren ^artifeln, Atomen, bc|le§enb.
ÜDemna^ märe e^ mo^t abfotut tn!om)>refftbeI, aber nic^t abfolut nn^
t^eilbar; man mügte benn bie Stl^eilung eine^ fiör))crd atö aOein burd^
(Einbringen in feine $oren möglich be^auf)ten moDen, ma9 aber gan^
unemjiefen ifi. Stimmt man ed jeboc^ an, fo ^at man jtoar Atome,
b. ff, abfolut unt^citbare Sbxptt, alfo Körper Don fo ftarter Qo^äfton
attraction«* unb Slcpultlonöfraft — 5luge 57
il^rer räumlichen XfttiU, bag feine mSglic^e ®eta)a(t |te trennen lann;
fo((^e 9bxptt aber !ann man aldbann fo gut grog, toit Hein anne^men^
imb eht 9tom Knnte fo grog fein n)ie ein £)äf^f toenn e9 nur jebem
mögli^en Angriff toiberfiänbe. (2B. n, 345.)
4) SGßie Stome, n^enn e^ »el^e gäbe, befc^affen fein
mügten.
Sin %iom märe nic^t ettta b(od ein @tüd( SRaterie ol^ne ade $oren,
fonbem, ha ed nnti^eitbar fein mug, enüoeber o^ne ^udbe^nung
(bann märe e« aber nid^t äJ^aterie), ober mit abfoluter, b. ^. jeber
mogti^en ©emalt überlegener (^o^äfion feiner Steile begabt.
(?. n, 120.)
ffiemt e9 Stome gäbe, mügten fie unter fd^ieb^Iod unb eigen*
f(^aftdIod fein, a(fo nid^t 9tome ©c^mefel unb Sftome (Sifen u. f. m.,
jonbem btod 9tome SRaterie; meil bie Untcrfc^iebe bie (Sinfac^l^eit auf«
iK^en, j. SB. bad Sltom Sifcn irgenb etmad enthalten miigte, toa9 bem
9tom ©(^mcfel fe^It, bemnac^ nid^t einfach, fonbern }ufammengefe$t
uare. Sßenn überhaupt Atome möglid^, fo futb fie nur al€ bie legten
Seflanbt^eile ber abfotuten ober abflracten ÜRaterie, nic^t aber ber
bejfonmten ©toffe benfbar. {% U, 121.)
attroctifftui^ unb fitpnlfion^ktaft.
^e Staumerfttltung — biefe med^anifc^e SBirfungdart bed ßör«
perd, bie alten Sörpem atö fold^en jutommt unb ba^er ni^t meg«
gebadet merben !ann, o^ne ben Segriff bed ftörperd aufju^eben — ift
fon 9ant rid^tig jertegt morben in Ättractiond* unb 8tef)uIf!ondfraft.
Scibe fträfte im Serein jiellen ben Körper innerhalb feiner ©ränjen,
b. ^. in beflimmtem Solumen bar, roä^renb bie eine allein i^n ind
UnenbUc^e 3erfireuenb auflöfen, bie anbere aQein i^n in einen $un(t
contra^iren mürbe. üDiefed gegenfeitigen Salanccmentd, ober Stentrati»
iotion, ungeadbtet mirtt ber ftörper noc^ repeüirenb auf anbere Körper,
bie t^m ben 92aum flrcitig mad^en, unb attra^irenb auf ade Körper
überhaupt, in ber ©rabitation. 3)ag Unburd^bringlid^feit unb ©c^mere
tDiitlic^ genau jnfammen^ängen, bezeugt, obmobi mir fie in ©ebanfen
kennen tonnen, i^re empirifc^e Unjertrennlid^Ieit, inbem nie eine o^ne
bie anbere anftritt. (SB. II, 56.)
ittctoritöten^ f. Sitate.
^^(lörvtiji^ c^emifc^e, f. S^emie.
1) !Dad Auge atd Sludgang^punlt ber Stnfc^auung.
Unter aOen binnen i|l ba9 ®eftd^t ber feinßen unb mannid^faltigften
^nbrifafe Don äugen fä|ig; bennod^ lann e^ an fi^ b(og @mpfin«
^QQg geben, mel^e erfl burd^ flnmenbung be9 Serfianbed auf biefelbe
^ut ^nfd^auung mirb. (SBergl. unter Snfd^auung: -Sutenectualität
^ Snfc^auung.) Könnte demanb, ber toor einer fc^önen, meiten
^u^pc^t fie^t, auf einen SlugenblidC alled S^erflanbed beraubt merben,
58 «uge
fo toitrbe t^m Don ber ganjen Hudfic^t nid^td übrig bleiben, ate
bie Smpftnbung einer fe^t nmtmic^fattigen Sffection feiner Retina,
ben Dielerlei garbenflecten auf einer i[RaIer))Qtette S^nli^, — toel^e
gleic^fam ber ro^e @toff ifl, aud metd^em Dor^in fein Serftanb jene
anfc^auung fc^uf. 2)a9 ^inb in ben crflen 2Bo(^eti feinet l'ebend
empfinbet mit aOen ©innen, aber ed fc^aut nid^t an, e^ appre^enbirt
nic^t, ba^er fiarrt e« bumm in bie SBelt hinein.
3)a9 jtinb mug bie Snf d^auung erf) erlernen, inbent c9 bie Don
bem Singe gelieferten Data ntittelfi bed Serftanbe^ ate äßirtungen auf«
fagt unb auf i^re Urfad^en jurüdCbejic^t. !Da9 erfte jur (Srlernung
ber %tf(^auun^ 9Befent(i^e ift bad 3lufred^tfe^en ber @egenf)änbe,
n^ä^renb i^r (Embrudf im Sluge ein Dcrle^rter i|i. Xa^ itotitt ifi, baf^
bad Ji^inb, oblDO^I t€ mit jmei 9(ugen fie^t, bereu jebed ein fogenannted
9ilb bed ®egen|lanbed er^Ut, unb itoax fo, bag bie 9Iid^tung Dom
fetbigen fünfte be9 ©egenflanbed ju jlebem finge eine anbere ifl, ben^
nod^ nur einen ©egen^anb fe^en lernt.
sbie @inne fiub b(od bie Sudgang^punlte ber Kufc^auung bei
'JBett. O^re ÜRobificationeu ftnb ba^er Dor aOer Slnfd^auung gegeben,
ald Möge (Smpfinbungen, fiub bie S)ata, avL9 benen erft im Serßanbe
bie erfennenbe ^nfc^auung tt)irb. ^n biefen gehört ^anj Dorjügtit^ ber
(SinbrudE M Sid^td auf bad 3luge unb bemnö^ft bte ^axU, al9 eine
SRobiftcatton biefe« (Sinbrudfd. 3)iefe flnb alfo bie 3lffection be^
Singet, flnb bie 993irfung felbft, meiere ba ifl, auc^ o^ne bag fte ottf
eine Urfa^e bejogen n^erbe. 3)ad neugeborene £inb empfmbet üüdjt
unb %axbe. Sermanbelt ber Serfianb bie (Smpftnbung in Stnfd^auung,
bann niirb freiließ biefe SBirfung auf i^re Urfac^e bejogen unb über-
tragen unb bem einh)irlenben Körper l^i^t ober ^<^rbe ate Dualitäten
beigelegt, (g. Sap. 1, ®. §. 21, ©. 58 ff.)
2) !Z)a0 «uge in p^^fiologif^er $infi(^t.
3)ie @inne fiub btod bie Sludtäufe bed ®e§irnd, burc^ »elc^e ed
Don Sugen ben @toff (in ©eflalt ber Smpflnbung) empfängt, ben ed jur
onfd^auUc^en SorfleOung Derarbeitet. ÜDiejenigen (Smpftnbungen nun,
h)ei[4<^ ^auptfäf^Iid^ )ur objectiDen Suffaffung ber Sugenmelt bienen
fönten, mugiten an fi^ felbfl koeber angenehm nod^ unangenehm fein,
b. ^. ben Tillen nid^t berühren, ba fonfl bie Smpftnbung felbft
unfere Slufmertfamleit feffeln unb un9 ^inbern mürbe, Don i^r al^
äSBirfung fogleic^ jur Urfad^e überjuge^en. S)emgemäg finb auc^ bie
Smpftnbungen ber beibeu eblern @inne (be^ ©efid^td unb ®e§5rd), bie
(färben unb 79ne, an ftd^ felbfi unb fo tauge i^r Sinbrud bad normale
3Rag nid^t überfdE|reitet, »eber fd^merjlid^e noc^ angenehme Smpftn*
bnngen, fonbem treten mit berjenigen ®(ei(^gü(tigteit auf, bie fte jum
©toff rein objectiüer fbtfc^auungen eignet, ^^^ftologifc^ beruht bie«
barauf, bag in ben Organen ber eblem ®inne biejenigen 9IerDen, »el(^e
ben fpeciflfc^en äugem (Sinbrui! aufzunehmen ^aben, gar feiner Smpfin«
bnng Don ©c^merj fä^ig flnb, fonbem feine anbere Smpfinbnng, aU
bie i^nen fpeciftfc^ eigent^ümlid^e, ber Mögen 9EBa§me^mung bienenbe.
tNe 59
feitnen. *S>tmnaä) tf) bte ditixna, tok qu(^ ber opttfc^e 'Slzxt), gegen
jebe Serle^ung unem^finbltd^, unb eben fo tfl ed ber ©e^ötnerto; in
betbcti Drganen n)trb ©c^merj nur in ben übrigen ül|etlen berfelben,
beo Umgebungen bed i^nen eigent^ümlid^eu ©inne^nert^en, cmpfunben,
nie in biefem felbft; beim Suge ^auptfftd^Ud^ in ber SoniunctiDa, beim
£)^r im meatus auditoi-ius. ^(fo nur Dermöge biefer i^nen eigen-
t^ütnlic^en ®tei(^gütttgleit in Sejug auf ben äSßillen merben bie
(Smpfinbungen be9 Suge^ g^f^i^t, ^^nt SJerflanbe bie fo mannigfaltigen
nnb fo fein nüandrten j^ata }u liefern, au9 benen er bie objectiüe
3Bett aufbaut (3B. U, 30 fg.)
3) 2)ad Suge in ))§^fiognomifd^er ^infid^t.
Siel beffer^ ate aud ben ®eflen unb 9en)egungen, fmb au9 bem
üntii^, t)or ädern and bem Singe, bie geifligen (Sigenfd^aften eined
^enfc^en ju erfennen, bom fleinen, trüben, mattblicfenben ©c^meind^
äuge an, burd^ alle S^tfc^enflufen, bid ^um fira^Ienbcn unb bti^enben
«uge be« ©enie« hinauf. — SDer Slidf ber Älug^eit, felbft ber
feinflen, ifl Don bem ber ©fuialität baburd^ Derfc^ieben, bag er ba^
(SeprSge be^ SBiUendbienfled trägt; ber anbere hingegen babon frei ift.
CP. U, 676.)
Sn ber fiinbl^eit liegt unfer ganje^ !Z)afein Diel mel^r im @rlennen,
aU im äBoOen, n)eld^er Suf^^n^ gubem no^ Don Stußen bur^ bie
Steilheit aOer @egenflänbe unterl^ü^t tvirb. ÜDa^er liegt bie SBelt, im
SRorgengtonje bed Sebend, fo frifd^, fo }auberif(^ fc^immernb, fo an»
3ie^enb Dor und. 3)ie Reinen 93egierben, fd^mantenben Steigungen unb
geringfügigen @orgen ber Kinb^eit ftnb gegen jened Sortoalten ber
erfennenben 2)§ätig!eit nur ein f^mad^ed ®egengeh)id^t. !Z)er unfc^ul^
bige unb tiare 9UdE ber ji^inber, an bem mir und erquidFen unb ber
bidkoeilen im einjebten ben erhabenen contemplatiben SfudbmdE, mit
mc(d|em SRap^ael feine (Sngetdibpfe Der^errlic^t ^at, erreicht, iß an^
bem ©efagten ernärlic^. (2B. U, 450; $. I, 509.)
2BenngIei(^ bad ÜRoralif^e \^mxtx and ber ^^^ftognomie gu erlen^
nen iß, aU bad dnteaectueOle, fo brüdt ftc^ bod| auc^ dened in i^r
ava. @(^Ie(^te ©ebanlen unb nid^tdtoürbige Sefhebungen brüdten aü»
mälig bem Xntli^ i^re ©puren ein, jumal bem Suge. ("iß. II, 677.)
Kn bem XudbntdE bed 8(idted fann man tro( aDer fonftigen Ser«
änberungen ber f^orm bed l^eibed auc^ nad^ Dielen darren no^ einen
3tettf(^en toiebererfennen, to^etd^ed betoeifl, bag tro^ aller Seränberungen,
bte Ott i^m bie ^tit ^erDorbringt, boc^ tttoa^ in i^m babon DöHig un«
bertt^ bleibt, ber Sern feined äßefend. (9B. ü, 269.)
dtt ben ÜRienen ber auf ©emätben bargefleOten ^eiligen, befon^:
berd ben Xu gen, fe^en toir ben Hudbrudt, ben Sßieberf^ein ber DoH»
fommenften Srlenntnig, berjenigen ndmlic^, h^eld^e nid^t auf einjelne
2)tnge gerid^tet ift, fonbern bie dbee, atfo bad ganje SBefen ber ^elt
mib M Sebend Dolßommen aufgefaßt ^at unb }ur 9lefignation fü^rt.
(SB. I, 274 fg.)
60 ^lugcnblitf — Hußenwelt
Augenblich.
Oeber %ugenbltd( tfl bebtngt burd^ ben Dor^ergegangeneu unb tfl nur,
fofem bicfer aufgehört f^at ju fein, — bicfc« ®cfcfe bcr golgc ge^Srt
3U ben ^rftbtcabtlien a priori bet 3^^!. Suf i^m beruht aUe^
3ä^Ien, folglich bic gange «rit^mctif. (SB. U, 66, Jafct bcr
Praedicabilia a priori ber ^dt, 3lx. 26 unb ®. 133. Sergl. and)
atrit^metif.)
2lU!e(lrel)nun0) f. aRaterie.
Tiuftnmtlt
1) dbealttät ber «ugenioelt.
@o unermeglid^ unb mafftD bte Stugentoelt aud^ fein ntag, fo ^ängt
i^t S)afetn bod^ an einem einjigen i^äbc^en, unb biefcd ifl bad iebcd>
maßge Selougtfein, in meinem fie baflc^t. ^tefe Sebtngung, mit
loeld^er bad !Z)afein ber SBelt untoiberrufltd^ behaftet i\t, briidft i^r,
tro^ aller empirtf^en 9?eatität, ben (Stempel ber Obealität unb
fomit ber biegen (Srfc^einung auf, tooburd^ {le, »entgftend Don einer
Seite, ald bem STraum Dertoanbt, ya, al9 in bie felbe klaffe mit i^m
ju fe^en, erfannt iDerben mug. 3)enn bie fetbe ©e^imfunction, mel^e
loä^renb bed @^{afed eine DoQfommen obj|ectit)e, anfd^auli^e, \a ^anb*
greiflid^e SBelt ^erborjaubert, mug eben fo btel %tt^eil an ber jDor»
{Teilung ber objectiDen SBelt bcd SBad^end ^aben. 9eibe Selten nSmlic^
finb, iDenn au^ burd^ i^re SRaterie berfd^ieben, bod^ offenbar au9
(Siner ^orm gegoffen. !Z)iefe gorm ifl ber dnteüect, bie ©e^imfunction.
(SB. I, 17—21; n, 4.)
2) 3)ie trandfcenbentale dbealität ^ebt nid^t bie em)iu
tif^t, fonbern nur bie abfolute 9?ealität ber Singen^
toelt auf.
Sei aller trandfcenbentalen Obealität behält bie obiecttde Seit
empirifd^e Slealität; bad Object ifl gtoav nic^t 3)ing an fi^, aber
ed ifl aie empirifd^ed Object real, ^toax ifl ber dtanm nur in meinem
Stopf, aber empirifd^ ifl mein Jtopf im 9{aum. !Z)ad Saufalitätd«
gefe^ fann g^ar nimmermehr bienen, ben Obealidmud )u befeitigen,
inbem t9 nämli^ {toifd^en ben !Z)ingen an ftd^ unb unferer @rTenntntg
Don i^nen eine SdxMt bilbete unb fonad^ ber in ^olge feiner Slnioeti'
bung fid^ barfleHenben Seit abfolute 9{ealität gufid^erte; aDein SDied
^ebt feinedmegd ha9 daufalitätdber^dltnig ber Dbjecte unter ein*
anber, alfo au^ ni^t 2)ad auf, toel^ed 2tt)if^en bem eigenen Seibe
jebed (Srfcnnenben unb ben übrigen materiellen Öbjecten unftrettig @tatt
^at. älber bad Saufalitätdgefe^ Derbinbet blod bie Srf^einungen,
fü^rt hingegen ntd^t über fie ^inaud. Sir finb unb bleiben mit bem>
felben in ber Seit ber Dbj[ecte, b. ^. ber Srfd^einungen, alfo eigentlich
ber »orflellungen. (S. II, 22.)
9}id^td toixh fo an^altenb migberflanben al€ ber Obealidmud, in-
bem er ba^in aufgelegt tt)irb, baß er bie emptrifc^e Realität ber
^ugcnkDelt leugne. Der ma^re Obeali^mud (b. i. ber tran^fcenbentale)
trueetgeita^ — 9ln9fi^t 61
lagt bie empirifd^e Sleolttät ber 3BeIt unangetafiet, ^< aber feft,
bag aQe« Object, alfo ba^ empirtfc^ 9?eale überhaupt, burd^ bad
3u6|ect jtoetfa^ bebingt ifl: erfilic^ materiell ober ald Dbiect über«
hanpt, »eil ein objectiDed jiDafein ate fold^e^ nur einem @ubjiect gegen«
über unb ald beff en SorfleDung bentbar i^; imxttn^ formell, inbem
bie «rt unb S35etfc ber (S^ripcnj bed Dbject«, b. ^. beö Sorgeflettt«
toerbenS (9taum, Qzxt, Saufalit&t), t)om @ubj[ect audge^t, im Subject
inrSbtdponirt ifi. (9B. II, 8 fg.) 3)er tran^fcenbentate dbeali^mu^
mac^t alfo ber Dorliegenben Seit i^re empirifd^e 9{ealität burd^»
and ni^t fireitig, fonbem befagt nur, bag biefe feine unbebingte fei,
inbem fie unfere ©e^irnfunctionen jur Sebingung ^at; bag mithin
biefe empirif^e Realität felbfl nur bie ^ealit&t einer (Srfc^einung fei.
i% I. 90.)
3) äBa^rer @inn ber ^rage nad^ ber 9{ealit{it ber
Sugenioelt.
3>er n>a^re ©inn ber t^rage nac^ ber 8iealität ber ^ugentoelt,
met^e bie ^^ilofop^en fo an^altenb befc^ftftigt f^at, ifi biefer: äBad iß
biefe anf(^auUd^e SBelt nod^ augerbem, bag fie meine Sorfledungifl?
3ft fte, bereu id^ mir nur einmal unb ixoax al9 SorfleÜung bemugt
bin, iß fie, »ie mein eigener Seib, beffen ic^ mir boppelt (nämlid^
M Sorfieflung unb äBiUe) bett)ugt bin, ebenfalls einerfeitd Vorfiel«
liing, onbererfeit« SBilte? (SB. I, 21 fg.)
Zu^tV}dÜxd)^ f. (Sioigfeit.
2lu4ifid^t, fd^öne.
1) SJerf^ieben^eit bed S9ilbe^ ber felben Sudfid^t in
üerfd^iebenen Köpfen.
Serm'dge ber dnteHectualität ber Stnf^auung (f. unter Snfd^auung:
dntellectuatität ber Snfd^auung) ifl aud^ ber %nhM fd^öuer ©egeu'
flänbe, 3. 9. einer f(^l$nen Su^ftd^t, ein ®e§irnp§änomen. SDie
Steinzeit unb SJoIIfommen^eit beffelben §ängt ba^er ni(^t blo^ t)om
Dbjiect ab, fonbem aud^ Don ber 93efd^affen^eit bed ©el^irn^, nämli^
Don ber i^orm unb ®röge beffetben, bon ber gein^eit feiner 2:e^tur
unb Don ber 93elebung feiner S^^ötigfeit burd^ bie Energie be9 $ulfed
ber @e^tmabern. !Z)emnad^ fäQt gemig baS SSilb ber fetben 3(udfi^t
in Detfc^iebenen l^öpfen, aud^ bei gleid^er @d^ärfe i^rer Sugen, fo Der»
f (Rieben aud, toit tttoa ber erfle unb le^te Sbbrud einer flart ge«
brani^ten ^pferplatte. hierauf beruht bie groge Serfd^ieben^eit ber
$&^igfeit }um ©enuffe ber fd^bnen 9?atur unb folglid^ aud^ jum 92ad^«
bilben berfetben bnrc^ bie Jhmfl. (S. n, 29.)
2) Sßirlung ber fd^önen Sludfi^t auf ben @eifl.
S)er ftttblidC ber fd^önen 97atur toirft burd^ ba^ $armonifd^e i^red
Cinbntcfd läutemb auf unfer gefammted !Z)enIen. (Sine fd^9ne Sfu^ßc^t
iß ba^et ein ftat^artifon bed ©eified, toie bie aRuftf, mif f(ri{iote(e«,
be^ ®emütl^9, unb in i^rer ©egennart mirb man am ri^tigfien benfen.
(ffl. U, 459 fg.)
62 fitttobtogva))l^ie — 8ebtngen
Tixiom.
Sfat @a^ t)on unmittelbarer ^^etotg^ett tft ein %pom. 9?ur bie
®runbfä|}e ber Sogif itnb bie aud ber ^nfd^auung a priori gefc^öpften
ber aräat^ematif, enbli^ mäf ha9 ®efe^ ber 6aufa(itttt, ^aben unmit^
telbore ©etoiß^cit. (SB. U, 132.)
8.
Batt.
1) Sßirfenbe unb (Enburfac^e bed 93arted*
S)ie loirfenbe Urfad^e M SSorted tfl, bag überall, too bie ©d^Ieitn«
^aut in bie äugere ^ant Übergebt, $aare in ber Ütä^e toac^fen. S)ie
Snburfac^e ifi tiermut^tic^ biefe, bag ha9 ^at^ognomifd^e, atfo bie
lebe innere Setoegung bed ®tmüt^9 tierrat^enbe fc^nede Stenberung ber
©efid^tdjüge, ^ou))tfä(^Ii(l§ am SRunbe unb beffen Umgebung fi^tbar
mirb; um ba^er biefe, aU eine bei Unter^anblungen ober bei plö^Iid^en
$orfttIIen oft gefährliche bem Sptt^erblid ht9 ©egenpart^ ju entjie^en,
gab bie 97atur bem SRanne ben S9art. hingegen fonnte beffelben bod
SSBeib entratl^en, ba i^r bie SerfleHung unb Selbfibemeiflerung an«
geboren ifl. (SB. n, 383.)
2) !3)er S3art aU Barometer ber Sultur.
SDad fragen langer Särte ifi ein Symptom über^anb ne^menber
Sto^^eit, tixi^txi^tn, bag man bie ilRadcuUnitftt, bie man mit ben
!£^ieren gemein §at, ber Humanität üorjie^t. SDad Sbfd^eeren ber
93drte in allen ^od^gebilbeten ^tiialtttn ift aud bem entgegengefe^tcn
Streben hervorgegangen. 3)ie Sartittnge ^at flctd mit ber Barbarei,
an bie fd^on i^r ^amt erinnert, gleiten ©(^ritt gehalten. ÜDem
äRenfd^en im Staturjnflanbe ifi ber ISart aDerbingd ganj angemeffen;
tbtn fo aber bem Wenfd^en im cit)ilifirten 3"^^"^^ ^i^ 9ia\nx. !Der
Sart giebt burc^ Sergrögerung unb $ert>or§ebung bed t^terifd^en !^ei(ed
M ©efid^td ein brutaM Xnfe^en. 3ubem ift alled Se^aartfein
t^ierifd^. Xte ©efd^Ied^t^abjeid^en mitten im @efi(^t ifl ber Sart
obfcön. {% l, 189 fg.; U, 482.)
6a^, f. Wufif.
Aaukunfl, f. Slrc^itectur.
ifieHingen.
ÜDad SBort ,,bebingen'' ifl abftracter unb unbeflimmter, al^ ,,bettiir(en''
ober „t)txnx\aiitn''; erfiere« befagt toeniger, a\9 (entere«, nftmlic^:
„nxdit o^ne 3)iefed'^ tt)%enb (entere« befagt: „hutif 3)iefed'^
'S>a nun bie mobenten beutfc^en Sc^riftfleHer ben abflracteren %n9'
©ebttrfnijfc — öcfticbiflung 63
hmd überoK bem concreteren, bte ©oc^e ber ünft^outtd^Ieit näl^er bringen'
ben Dotjie^en^ fo fe^en fte migbräuc^Ud^ flatt ,,ben)irlen'' ober „tvc
nrfac^en'' faß überaO ,,bebingen". {% U, 554.)
9?ii^tig unb fd^ön f^at S))iIurod bie menj^Iit^eu S9ebürfni{fe in
bret Slaffen get^eilt: erfUid^, bie natUrtid^en nnb not^ioenbigen; jtoeitend,
bie natttrlid^en, jebo^ ni^t not^toenbigen; britteniS, bie toAtt natür«
liefen, noc^ not^tt)enbigen.
S)te erflen flnb bte, »eld^e, tomn niäjt befriebigt, ©^merj t>tt'
nrfac^en. Sotgli^ ge^Srt §ier^er nur SRo^rnng nnb ftleibung. @te
ftnb leicht iVL befriebigen. ^nx petten klaffe gehört bad 99ebürfnig
ber ©ef^Ied^töbefriebigung; biefed jn befriebigen iült fd§on fd^toerer.
3itr britten klaffe gehören bie Sebürfniffe bed Snpid, ber Ue))))igfeit,
bed ^runled unb ©lanjed; fte finb enblod unb i^re 99efriebigung ifl
fc^r fc^wer. (?. I, 365.)
1) SBorin fie befielt
93efriebigung, Sßo^Ifein, ®IM befielt in ber Srreid^ung bed ^\tlt9
ht9 äBiOend unb bitbet folgßd^ ben ©egenfa^ ju bem burd^ bie $em«
mmtg bed Sßiaend betoirften Seiben. (2B. I, 365.)
2) 9tegatit)e Statur aller Sefriebigung*
HUt ^efriebigung, ober »ad man gemeinhin ®IM nennt, ifl eigent«
Viif nnb »efentUc^ immer nur negatit) unb burd^aud nie pofttio.
3)eitn SBunfd^, b. ^. ST^angel, ifl bie oor^errf^enbe Sebingung jeber
Sefriebigung. SDa^er lann bie Sefriebigung ober S9egtü(fung nie me^r
fein, ate bie Befreiung t)on einem @d^merj, einer 9?ot^. Unmittelbar
gegeben ifl und immer nur ber 9Range(, b. §. ber ©d^merj. Die 93e»
^iebigung aber unb ben @enug lönnen loir nur mittelbar erfennen,
bnr(^ (Erinnerung m bad t)or§ergegangene Seiben unb Sntbe^ren. S)a^er
tommt ed, bag toit ber @üter unb l^ort^eile, bie mir mirflid^ beft^en,
gar nic^t rec^t inne werben, noc^ fie fd^ä^en, fonbem meinen, ed muffe
ebenf 0 fein. Srfl, nad^bem koir fie Derloren ^aben, mirb und i^r SBert^
fühlbar; benn ber 9D{angeI, bad Sntbe^ren, bad Seiben ifl bad $ofitit)e,
fic^ unmittelbar anfünbigenbe. (S93. I, 376 fg. n, 657. @. 210.)
3) Unerrei^barfett bauernber Sefriebigung.
Jfeine 8efriebigung ifl bauemb, oielme^r ifl iebe fletd nur ber 8[n«
fang eined neuen ©trebend. (993. I, 365.) 9BeiI aUz^ @iM nur
negatit)er, nid^t pofitikier 92atur ifl, lann ed eben bed^alb ni^t bauernbe
Sefriebignng unb JBeglüdFung fein, fonbern immer nur t)on einem
6<^me¥3 ober SRangel erlbfen, auf toAd^m enttoeber ein neuer @d§mer}
ober auc^ languor, leered ©e^ncn unb Sangett)ei(e folgen mug. 3)ted
finbet einen Seteg an^ in jenem treuen ©piegel bed Sffiefend ber 993ett
unb bed Sebend, in ber ffunfl, befonberd in ber $oefie. debe epifdje
ober brantatifd^e IDic^tung nämlic^ lann immer nur ein 9{ingen,
Streben nnb täm))fen um ®lüd, nie aber bad bleibenbe unb ooUenbete
64 «cgicrbc — «cgtiff
®(U(f felbfi borflcHen. (Sie fü^rt t^ren Reiben burd^ taufenb ©d^lotertg«
feiten unb ©efa^ren jum 3^^^; fobatb e^ erreicht ifl, tdgt fte f^neO
ben Sor^ang fallen. 2Bei( ein bleibenbed ®Iüct nid^t möglich i% fanit
e« fein ©eflenflanb ber Äunfl fein. (3B. I, 377 ffl.)
üDie Uneneid^barfeit bauernber S3efriebigung unb bie SfegatibitSt aOed
©IttM finbet feine erflärung borin, bag ber äBiQe, beffen Objectioation
ba^ ÜRenfc^enleben toie jebe Srfc^einung x\t, ein (Streben ol^ne Qiti unb
o^ne Snbe ift. (2B. I, 378.)
1) Segierbe a(d allgemeine^ Sefen ber 9?aturbinge.
ÜDurc^ bie ganje (Sd^rift über ben „"SßiUtn in ber 97atur'' i{i na^«
getoiefen, bag Segierbe nid§t blod ben £§ieren unb SRenfc^en, fonbern
auc^ ben ^flanjen, ja ben unorganifd^en fförpem {ufommt, bag folg-
lich Segierbe auc^ ba ftattflnbet, tt)o feine Smpfmbung ' unb feine
Srfenntnig ifl, SSegierbe mithin unabl^ängig ifl t)on Sm))finbung unb
Srfenntnil, unb bag bied bur^ bie Sludfprüc^e bebeutenber 9}atur>
forfc^er befl&tigt tvirb.
Sd ifl feinedtt)egd blod iufttOig, bag in ben meiften, ya DieHei^t
aDen Sprachen bad Sirfen au^ ber erfenntniglofen, ja ber (ebtofen
ft5rper burd^ Sege^ren ober SBotlen au^gebrüdCt ttirb. (Ed jeigt
fid^ barin bie tiefe SBeid^eit ber Sprad^e. Stuc^ ifi t9 entfc^ieben me^r,
ald btod bilbüc^er Xudbrud, tomn bie mobemen S^emifer oon ber
Segierbe ber @toffe, fid§ mit einanber ju t)erbinben, fpred^en. (Sd be-
ruht biefer 3(u^bru(f auf beut innig Derflanbenen unb gefüllten Hergang
beö (^emifd^en ^roceffe«. (5R. 95—97.)
Serfc^iebene groge ST^änner ber alten unb neuen Qtit ^aben ri^tig
bie SSegterbe, ben appetitus, ate bad SEBefen ber Siaturfräfte erfannt.
(Sergt. auger ben in ber Schrift „über ben äBiUen in ber 97atur''
angeführten no(^ befonber« SB. I, 151; II, 333 fg.)
2) ÜDie Segierbe in pf^d^ologifd^er $infi(^t.
3)ie Segierbe toirft tt^nlic^ toit bie Sreube; fie ma(|t unüberlegt,
rüdfid^tölod unb oermegen, — ein Semei«, bag ber 9Bil(e bad 9teale unb
(£ffentiale im 3)tenf^en ifl, ber dnteHect hingegen, al9 ha9 Secunbäre,
unter bem (Sinflug bed SBiUend fie^t, ba jener feine t^unction nur fo
lange rein unb richtig boUjie^en fann, al9 biefer fd^to)eigt. (993. II, 241.)
«tgrlff.
1. 3)ie Segriffe aU eine eigentl^ümli^e dlaffe k)on
Sorfiettungen.
Ueber bie Segriffe aM eine eigent^ümti^e Slaffe Don SorfkDungen,
bie ben ®egenfa^ bilben )u ben anf^aulic^en SorfteHungen, nnb
nur in ber Sesie^ung auf biefe i^r SBefen unb i^ren SBert^ ^ben,
ifl oben unter 9bftract bereite bad 9}0t|ige beigebracht.
2) 3)ie Segriff^bilbung aU Function ber Sernnnft.
SBie ber Serflanb nur eine Function |at: unmittelbare (Erfenntnig
bed Ser^ttltniffe^ Don llrfad^ unb äBirfung, unb babinrd^ Organ ber
«egriff 65
9nf(^attung ifl (Dergl. Snfd^auung); fo f^at auc^ bie Vernunft
eine gimction: Stibung bed S3egri|fd; unb aud biefer etnjtgen
nflaren fii^ aOe jene Svfd^etnungen, bie bad Seben bed SRenf^en Don
bem bed ^iere^ itnterfc^eiben, unb auf bie Snmenbung ober 97t(^t«
Inioenbnng jener t^unction beutet fc^ted^t^in Wlt9, toad man überall
nnbieberjeit Dernünftig ober unDemUnftig genannt ^at. (9&. l, 1. 46;
II, 72. ©• §. 26.)
3} dn^att unb Umfang ber Segriffe,
dn^lt unb Umfang ber S3egriffe flehen in entgegengefe^tem Ser«
^Üni|, b. ^. j[e mel^r unter einem begriffe gebac^t tt)irb, beßo tt)eniger
iDÜb in t^m gebadet. IDa^er bilben bie Segriffe eine (Stufenfolge,
m $ierard^ie, t)om fpecieOften' 6i9 jum aOgemeinflen, an bereu unterm
&ibt ber f(|oIafiif(l^e 9tealidmud, am obern ber 9?ominatidmud beinahe
%t(^t behält. Denn ber fpecieHfle Segriff iß fc^on beinahe bad 3n»
Muum, alfo beinahe real, unb ber aUgemeinße Segriff, }..S. ba^
2«n, beinahe nic^t« olö ein SBort. (SB. II, 68.)
4) Scflriff«fp^ären,
^t man, Derfc^iebene onf^auli^e ©egenfldnbe betrad^tenb, t)on jebem
etnad Stnbered fallen laffen, unb bod^ bei aÜen ÜDaffetbe übrig behalten,
|o ifi bied bad genus jener (Specie^. SDemnac^ ifl ber Segriff eined
jeben genus ber Segrtff einer jeben barunter befagten ®))ecie^ nac^
%U9 aDe« beffen, n)ad nic^t alten @))eciebud g"'^'^^^' ^^ ^<^""
^ ieber möglid^e Segriff ald ein genus gebockt n)erben; barum ^at
cc eine ©p^äre, ate meiere ber Onbegriff aQed burc^ i^n ÜDenf-
teen ifl. (®. 98 fg.)
^ie <S>^\ßct jebed Segriffd ^at mit ben (Sphären anberer etmad
@tmeinfd^aftli(l§e^, b. ^. ed toirb in i^m jum 2:^eil baffelbe gebac^t,
^^ in biefen anbem, unb in biefen n)ieber jum £^cil baffelbe, tt)a^
in jenem erflern. S)ie ÜDarflellung ber Segriffdfp^ören burc^ räumlid^e
^guren tfi ein überaus glüdHi^er ®eban!e. @d laffen fld^ fogar
* priori bie möglid^en Ser^ältniffe ber Segriffe in giguren barfleHen,
"nb jtoar auf folgenbe SBcife:
1) ®ie (Sphären jtoeier Segriffe fmb fid^ ganj gleic^ , g. S. ber
^^S^ff ber 9?ot^menbtgfeit unb ber t$olge aud gegebenem ©runbe; ed
Snb SJec^f elbegriff c. ©olc^e fleHt bonn ein eingigcr Ärci« bar, ber
fotDo^l ben einen ald ben anbem bebeutet.
2) jDie ©pl^äre eined Segriffd f daliegt bie eined anbem gan} ein:
^•pen^auersSifitfon. i.
;,'. &• Salto mm aw obir m^trt «- ».• ^^
^, ^^. uw...«, i^v «„«, steril ber onbcrn «„•
'v /
3: ^^. <j>*i!-.. > o^c« in einev briücn bic ß^ ;.k j: .,
iVk« •<•««••« M^H diu boii all,- «^ .«
^.Mh.iN, HK*,H «,„„ ^„ ,„,,tK,„,X «oS?E «*""'** *''*• 5)irt
«egriff 67
foD^rn 9?eprftfentanten eined Segtiffö immer betongt^ bog er bem 9e*
gri^, ben er ref)rttfentirt, nid^t aböqitat, fonbern DoQ toiOlUrlic^ ange«
nommener Sefltmmungen ifl. (@. §. 28; fS. 1, 48.)
6) »egriff nnb SBort.
(Sin fo »i^ttged S93erf3ettg ber dntelligenii, tote ber Segriff ifi,
(ami offenbar ni^t tbentifd^ fein mit bem 9Bort, biefem fitang, ber
üi9 @innedeinbruc! mit ber ©egeimart, ober al9 ®e^5rp§antadma mit
ber ^tit DerHänge. 2)enno(^ ift ber Segriff eine SorfleDung, beren
heatüd^tß Sehiugtfetn unb beren älufbctoa^rung an bad S93ort gebunben
t|l, obmo^t er fonio^t Don bem SQSorte, an mli)t9 er gebunben ift,
üld auc^ Don ben Xnfc^aunngen, avL9 benen er entfianben, DiSQig
Derfi^ieben unb gan) anberer Statur ift, ate biefe (Sinne^einbrüde.
(SB. n, 67.)
jDie enge Serbinbung ht9 Segriffed mit bem äBorte, alfo ber ©pra^e
mit ber Vernunft, berul^t im legten ©runbe auf ^olgenbem. Unfer
gonjcö Selongtfein, mit feiner innem unb äugem äßa^me^mung, ^at
bur^meg bie ^tit jur %om. !Die Segriffe, aU DöIIig allgemeine
i^or^ellungen, ^aben in biefer @igenf(^aft ein fetner ^tiixAfit ange=
^orenbed 2)afetn. S)a|er muffen fie, um in bie unmittelbare ©egen«
ttart eine^ inbioibueHen SetDugtfein^ treten, mithin in eine ^txttAf^t
etngefc^oben »erben }u tonnen, gemiffermagen toieber gur 9?atur ber
etngelnen üDinge ^erabgejogen, inbimbualifirt unb ba^er an eine ftnnti^e
SorfleDnng gebiüpft »erben; biefe ifl hae Sßort. 6d ifi bemnad^
ba^ fimtlic^e S^xiim be^ Segriffd unb ald folc^ed bad notJ^menbige
3RttteI i§n }u fi^iren, b. ^. i^n bem an bie 3^iifo^^ gebunbenen
SeiDugtfein ju Dergegenmörtigen unb fo eine Serbinbung |er}u{lenen
^toifc^en ber Semunft, beren £)bj[ecte blod allgemeine, n)eber Drt nod^
ßeittmnft lennenbe Universalia ^nb, unb bem an bie 3(it gebunbenen,
{initiieren unb infofem blod t^ierifc^en Semugtfein. (W. ü, 70.)
3)ie äBorte einer Siebe »erben ooUfommen oerfianben, o^ne an«
fc^atilic^ SorfleQungen, Silber in unferm Sop^t ju oeranlaffen. 9Bir
übctfe^en nid^t eüno, mä^renb »ir einen 9nbem fpred^en l^5ren, fogleic^
feine 9{ebe in Silber ber ^^antafte, bie bli^fc^neU an nn^ Doröber»
fliegen unb fi^ verfetten. 3)enn meld^ ein l^umult »ttre bann in
nnfenn ftopfe mä^renb bed äln^örend einer Siebe ober bed Sefeud eined
Sni^e^! ©onbern, ber @inn ber Siebe »irb unmittelbar Dernommen
unb aufgefaßt, o§ne bag in ber Kegel fic^ ^^antadmen einmengten.
Q9 ifl bie Semunft, bie jur Semunft f priest, unb toad fte mitt^eilt,
ftnb abffaracte Segriffe, nic^t anfd^auli^e Sorftellungen. (SB. I, 47;
II, 71 fg.; ®. §. 26.)
7) Segriff unb dbce.
lieber ben (Segenfag Stoifc^en Segriff unb dbee ifl unter Hll«
gemein ed bad $5tbige beigebracht »orben*
8) Segriffdfategoricn.
Ginfai^e Segriffe müßten eigentlich unauflösbare fein unb
tomiten bemnac^ nie bad ©ubject eines analt)tif^en Urt^eilS bilben.
5*
68 «t«nff
*S>it9 ifl unmögHd^; ia, loenn man einen Segriff bentt, man ani^
feinen dn^att mug angeben fönnen. äBad man al9 Seifpiele ton
einfachen 93egriffen anjnfü^ren pflegt, fmb gar nid^t me|r Segriffe,
fonbem t^eite b(oge ©innedempfinbiingen, n)ie etma bie einer beftimmten
(Varbe, t^ette bie a priori und bemugten i^ormen ber Stnfc^auung,
a(fo eigentli^ bie testen (SIemente ber anfc^auenben (Srfenntni|.
(äß. 11, 69.)
Stiar finb eigentlich nnr 2(nfc^auungen, ni^t Segriffe; biefe fönnen
i)'6d)\tm9 beutlic^ fein, ^ux S)eutti(^fett eined Segriffed ifl er«
forberli^, ni^t nur, bag man i^n in feine SDtertmale jertegen, fonbem
anif, bag man biefe, falld auc^ fte Sbftracta ftnb, abermals anatkiftren
fönne, unb fo immer fort, bid man jur anfc^auenben (Srienntnig
^erabgetangt, mithin auf concrete 3)inge l^in^eifi, burd^ beren Rare
^(nf^anung man bie leisten Stbfhacta belegt unb babur^ biefen, knie
au(^ aQen auf i^nen beru^enben ^ö^ern Sbflractionen, 9?ealitttt gu»
fld^ert. Da^er ifl bie gemö^nlic^e (Srnäning, ber Segriff fei beutlid^,
fobalb man feine äßertmale angeben lann, nic^t audreic^enb; benn bie
3ertegung biefer SRerfmate fü^rt uieQei^t immerfort nur auf Segriffc^
o^ne bag }ule^t Slnfc^auungen gum @runbe tagen, met^e allen jenen
Segiiffen 9eealitöt ert^eilten. (3S. U, 69.)
3Ran ffat biejenigen Segriffe, meldte nid^t unmittelbar, fonbem nur
burc^ Sermittetung eined ober mehrerer anberer Segriffe ftd^ auf bie
anfc^aulic^e (Srienntnig bejie^en, üorjugdmeife abstracta, unb hin-
gegen bie, metc^e i^ren ®runb unmittelbar in ber anfd^aulic^en SQSelt
$aben, concreta genannt. 2)iefe (entere Senennung ^agt aber nur
gau} uneigentli^ auf bie bur^ fie bejeid^neten Segri^e, ba natürlich
anif biefe immer noc^ abstracta ftub unb feinedmegd anft^autic^e
SorfleUungen. Seifpiele ber erflen Slrt, atfo abstracta im eminenten
Sinne, ftnb Segriffe, mie „Ser^ältnig, Zugenb, Unterfu^ung, Xn«^
fang'' u. f. to. Srifpiete ber le^tem 9rt, ober uneigentlid^ fogenannte
concreta fmb bie Segriffe „5Kcnf(^, ©tein, ^ferb" u. f. to. SWan
ßnnte bilblic^ bie le^tem bad Srbgefd^og, bie erflem bie obem @tocf»
merfe bed ®eb(iubed ber 9{efIe^on nennen. (S93. I, 49.)
Steine Segriffe ftnb folc^e, bie leinen empirifd^en Urfprung
^aben. flu fotd^e taffen ftd^ b(od bie aufmrifen, mel^e Kaum unb
3rit, b. ff. ben blod formalen Steril ber Stnfc^ouung betreffen, folglich
allein bie mat^ematif^en, unb ^iJ^flend no^ ber Segriff ber dau«
falitflt, burc^ ben bie Srfa^rung erfl möglich mirb, obgifeic^ er mittelfl
berfetben m« Settmgtfein tritt. (SB. n, 200.) $iema^ beanttoortet
ft(^ au(^ bie ^age, ob eö angeborene Segriffe giebt, bal^in, bag
nur bie ben formalen S^^eil unfertr Srienntnig autoat^enben Segriffe
angeboren ftnb. (SergL angeboren.)
9) äßic^tigfeit hz9 Segriff«.
Ueber bie t^eoretif^e unb praftifc^e Sßid^tigfeit ber Segriffe ifl fd^on
unter „«bflract" (f. SKu^en ber abfhracten SorfleUungen), unb
unter „9(nf(^auung'' (f. SRöngel unb Sor}üge ber anfi^anenben &x-
»egrtff 69
lmnini%) Shtiged betgebro^t Sorben. @9 gehört ^ierl^tr noc^ %oU
genbed:
3)er abfhracte ^t\i^ aUt9 OntuittDen im ntd^t anfc^autic^en Segriff
ber SScmixnft ifl cö allem, ber bem 9Kenft^en jene Scfonnen^ctt
üerlet^t, »elc^e fein 93eiougtfetn t)on bem be^ ^iered fo burd^au«
nnterf Reibet, ^ad j£^ier lebt in ber ©egennatt allein, ber SDtenf^
boBct 3uglei(l^ in 3"^""f* «"^ SScrgangenl^eit. ®ic Spiere pnb bem
Sütbruc! bed älugenblid^, ber SBirhing bed anfc^aulid^en 2Rotib« gänj^
It(^ anheimgefallen; ben 9)?enf(^en befHmmen abfhacte 93egriffe unab»
^öngtg tion ber ©egcnloart. !lDa^er fü^rt er überlegte $läne aud,
ober ^avMi nad) SRa^imen, o^ne 9{ü(fftc^t auf bie Umgebung unb bie
^uf äUigen Sinbritcfe be^ ^ugenblicfd. ÜDad Silier t^eilt feine Smpftnbung
nnb Stimmung burt^ ®cberbe unb Saut mit, ber SRcnfd^ t^eilt bem
onbcrn ©ebanfen (Segriffe) burc^ ©protze mit, unb bringt mit ©Ulfe
ber @proc^€ feine mid^tigften Seiftungen ju @tanbe. Ueberetnfiimmenbed
^anbeln, planüoOed 3uf<i^^^i^t>'i^^n Vieler, bie SiDitifation, ber
©toat, bie SBiffenfc^aft, — oOeö biefe« ifl SBerf beö »egriff«.
(ffi. I, 43 fg.; ®. 101 fg.)
ttfled fiebere Sufbema^ren, alle ST^itt^eilbarleit unb aKe ftd^ere unb
toeitretc^enbe 3(niDenbung ber Srfenntnig auf bad ^raltifd^e ^öngt
hax>on ab, bag fte eine abfiracte (begrifftid^e) Srfenntnig gemorben fei.
3)ie intuitive @rfenntnig gilt immer nur Dom einzelnen %aU, ge^t nur
auf bad 9!ä(^fle unb bleibt bei biefem fte^en. 5ebe an^altenbe, ^n»
fammengefel^te, planmäßige S^ätigTeit mug ba^er Don @runbfä|en,
atfo uon einem abfiracten (Srfennen (Don Segriffen) oudge^en unb
bonac^ geleitet toerben. (äB. I, 63.) äBeber bem augenblicflic^en
Serfc^minben be^ finnlid^en (Sinbrucfd, no(^ bem aHmäligen feine«
^^antaftebilbed untermorfen, mithin frei Don ber @emalt ber ^Ai ifl
aSein ber Segriff. On i^m mug alfo bie bele^renbe Srfa^rung
mebergelegt fein, unb er attein eignet fid^ }um ftd^ern Senf er unferer
Sd^ritte im Seben. Um im mirtti^en Seben ben 9nbem überlegen
in fein, ifl überlegt fein, b. fj. nad^ Segriffen Derfa^ren, bie un«
erlä§U(^e Sebingung. (9B. n, 67.) !Den unfd^ä^baren Sert^ ber
Segriffe fanu man ermeffen, menn man auf bie unenblic^e SRenge
unb Serfd^ieben^eit Don 3)ingen nnh 3nflänben, bie nac^ unb neben
etnanber ba ftnb, ben SlidE h)irft unb nun bebenit, bag (Sprache nnb
@c^rift (bie ^tiijtn ber Segriffe) bennoc^ iebed !lDing unb jiebed Ser^
^tnig, mann unb mo ed aud^ gemefen fein mag, ju unferer genauen
ftunbe }u bringen Dermögen; meil eben Der^ältnigmägig toenige Se«
griffe eine Unenbli^feit Don 3)ingen unb 3^1^^"^^" befaffen unb Der=
treten. (SB. H, 68.)
SBürbe unb ®röge be« ÜRenfc^engeifled berufen auf ber ©errfc^aft
bed Segriff ed. 3)ad Seflimmtmerben burd^ ba« Snfc^aulid^e nad^
Seife bed 2:^iered ift bcd SRenfc^en unmürbig. d^m jiemt ed, fein
©anbeln burc^ Segriffe ^u leiten. 3)aburd^ emancipirt er ftc^ Don
ber SRa^t ber anfc^auli^ Dorliegenben ©egenmart. 3n bem SRaage,
70 «cgriff
att ifyn bie^ gelingt, ^anbelt er t)evnüuftig, ober gemäg ber pxat^
tifc^en SJcrnunft. (SB. 11,163; ®. 11(5.)
3um Sebendgtüdfe t^ erforbertic^, baß man bie ^^antaftc im
3ügel ^altc unb mit bloßen Segriffen, in trorfener unb falter Ucbcr*
Icgung operirc. 3utti i?citflcrn feiner Scftrebungcn fott man nicf)t Silber
ber $^antafie nehmen, fonbern beutlid^ gebac^te Segriffe, iftnv
ber Segriff ifi ed, ber äSort l^ält; ba^er ifl e$ Silbung, nur t^nt
jtt trauen. (^^5. I, 462 unb 468.)
Sein S^araher ift fo, bag er fid^ felbfl überlaffen bleiben unb fid)
ganj unb gar ge^en laffcn bürfte; fonbern jebcr bebarf ber i?cn!mi(j
bur^ Segriffe unb ÜJta^imen. S(uf ber Uebung hierin beruht ber
erworbene S^araftcr. (©.unter „S^araftcr" ertoorbencr (5!§ara!tcr.)
(% I. 484.)
$öflid^!eit ifi baö löbli^e SBer! be« Scgriffö. (SB. l, 68.)
10) 9ia(^t^eile beö Segriff«.
Xnxif bie Segriffe fie^t ber SDtenfd^ bem drrt^um unb ^^a^n
offen. 3)a« 2:^ier ifann nie weit Dom SBege ber 9{atur abirren; benn
feine 3J{otit)e liegen aQein in ber anfd^auUdjen SBelt, wo nur ba«
SRi^gltd^e, ja nur ba« SBirüic^e 9tanm fmbct. ^^ingegen in bie ab'^
firacten Segriffe, in bie (Sebanten unb SBorte gel^t alle« nur Srfinnlic^e,
mithin auc^ ba« ^alfd^e, ba« Uumi$gli^e, ba« ^bfurbe, ba« Unrmnige.
(SB. n, 73 fg.)
2)ie 3uf<^>ntncnfofrund ^^^ Sielen unb Serfc^iebenen in einen Se«
griff ifl nur mögtic^ burd^ ba« SBeglaffen ber Unterfc^iebe, mithin ifi
ber Segriff eine fc§r unDoflfommenc ärt be« Sorfiellen«. (SB. II, 155.)
ÜDie Segriffe, mit i^rer (Starrheit unb fc^arfen Segränjung, ftnb,
fo fein man fie auc^ burd^ ntt^ere Seflimmung fpatten möd^te, boc^
flet« unfähig, bie feinen 9Robiftcationen be« älnfc^anlic^en ju erreichen.
d^ve Vnwenbung wirb ba^er jiörenb bei allen @egenf)änben unb Ser^
rid^tmigen, }u benen intuitit)c (Srfenntniß erforberlic^ ift. 3BiIbe
unb lo^e SRenfc^cn führen barum mand^e ü?eibe«iibungen, bcn ili'ampf
mit liieren, ba« Streffen mit bem ^fcil u. bgt. mit einer ©ic^er^eit
unb ®ef4winbtgteit au«, bie ber reflectirenbe, nad^ Segriffen uerfa^»
renbe guroptter nie erreid)t, weil feine Uebertegung i^n fd^wanlen unb
jaubern nmc^t. Seim SiUarbfpielen, t^ed^ten, ©timmen eine« dn»
ftrument«, ©ingen unb folc^en Serri^tungen, wirft bie 9{efIe^*ion (ba«
Serfa^ren nad§ begriff lidfer Uebcriegung) i^inberlid^; Ijicr mug bie an»
f(^aultd§e (Erfenntnig bie S^ätigleit unmittelbar leiten. Sluc^ beim
Serfldnbnig ber $^t)fiognomie wirft bie Xnwenbung t)on abfiracten
Segriffen ftörenb.
3)tefe Sefc^affen^cit ber Segriffc, bie feinen SRüanccn be« SBirflit^en
rnc^t eneic^en )u fünnen, we«^alb bie Xnfc^auung flet« i^re 9[ft|mptote
bleibt, ifl au^ ber ®nmb, worum in ber Äunfi ni^t« Öute« bur^
fie geleiftet wirb. 933iD ber Sänger, ober Sirtuofe, frinen »ortrag
burc^ 9iefIe;ion leiten, fo bleibt er tobt. ®a« ©elbe gilt t)on bcn onbem
ftünflen* Unif im perfönlid^en Umgang ifl ba« äln^ic^enbc, @ratiofe,
SBc^orrlit^fcit — «cifatt 71
Siimt^nbe be^ betragend nic^t äBer! be^ Segrtffd. SKe Ser-
Teilung tfi Sßerf ber 9^efIepon. — 3m ^ol^en Seben^brange, mo ed
ber raffen @ntfd^(offen^eit bebarf^ famt bie dtefle^ton Uidfi bertotrrenb
tDtrfen mtb Unentfc^toffeu^ett herbeiführen, ^lud^ Siugenb unb $etligfett
rmb ntc^t äSer! be^ ^egrtff^, fonbem ber tntuititien Srfemttntg.
(ffi. I, 67—69. «crgl aud^ unter ,,«bproct": Unauföngüd^Wt be«
äi^fhracten, unb unter ,,%nf(f)auung'': Sorjüge ber anfd^auenben t)or
bn: abfhracten Srfcnntnig.)
fitfjarrlidikeU) f. ©ubflanj unb SKaterie.
6rifoU.
1) Quelle bcö »etfallö.
Sie OueDe afle« SBoljtgefaDen« ijl bie ^omogeneität. Dal^er
»erben 3ebem bie SBerfe ber t^m homogenen ji^fagen, alfo n)irb ber
i^latte, ©eichte, Scrft^robcne, in blogen Sorten Äramenbe nur ben
i^m Serioaubten feinen aufrid)tigen, toirHtc^ gefüllten SeifaS 3onen; bie
Snte ber großen Ocifter hingegen toirb er allein auf ?[uctorität,
^. ^. buvc^ @(l^eu gejioungeu, gelten laffen; roä^renb fte i^m im
^^erjen mißfaßen. {% U, 492 fg.)
2) Sßarum bie äBerle ber ©enied fo fd^ioer Seifall
finben.
Urt^eitdlofigfeit unb ^J^eib, alfo ein inteHectueHed unb mora*
lift^eö ^inbemiß ber Slnerleunung beö Siechten flnb ©c^ulb, baß bie
SBetlc ber @enie3 fo fd^ttcr unb fo fpöt SeifaH finben.
Sßcgen ber Urt§eitöIofig!cit ber ST^enge gefd^ic^t ed nur burc^ einen
Vangjamcn unb complicirten 'ißroceg, baß bie SBerfe ber ®enie« Seifall
unb 3tvLf)m erlangen, inbem nämlic^ jeber f^tec^te l^op^ aOmcilig, ge-
^toungen unb gleid^fam gebänbigt, bad Uebergeloidjt bed junäc^fi über
i^nt @te^enben anerfennt, unb fo aufmSrtd, njoburd^ e^ nad^ unb na^
^in fommt, bag ba^ bloße 9{efuttat bed ©emic^ted ber Stimmen
^a« ber 3af|t berfelben übertoältigt. 0^5. II, 493.)
%i(^t weniger jeboc^, atö bie Urt^eiteiofigfeit, fle^t ber Snerfennung
bcd 95erbienfle^ in ^o^er ©attung ber 9}eib entgegen, er, ber \a felbfl
iu ben niebrigfien bemfelben beim erjlen @(^ritte ftd^ entgegenfieUt unb
^i« }uui legten ni^t Don i^m toeic^t. ($. II, 494 fg.)
3) Der »eifatl al^ äRaßfiab be« intellectueUen
SBert^ed eined 3^>talterd.
3)en ri^tigen äRaßßab für ben inteUectuenen SBert^ eine^ Stxtaittx^
geben nic^t bie großen ©eifier, bie in bemfelben auftraten, fonbem bie
^fna^me, loclc^e i^re äBerle bei i§ren 3^itgenoffen gefunben ^aben,
^^ nämlic^ i^nen ein balbiger unb lebhafter Seif au n^arb, ober ein
it^äter unb 3äi|er, ober ob er ganj ber ^aijmlt überlaffen blieb.
(?. II, 505.)
4) Geringer SBert^ bed SeifatU ber 3citgenoffen.
^0 bie 3)teuf(^en in ber Siegel o^ne eigened Urt^eil finb unb jumal
W unb fd§n)ierige Seiffaingen abjufd^tt^en burc^and leine S^^tfl^tit
72 fßt\\pxtt
^aben; fo folgen fic ^ier ftetd fvembei* Xuctorttät, unb her dtnfim, in
^o^er (Gattung, beruht bei 99 unter 100 Stürmern, blod auf Streu
unb ©tauben. 2)a^er fonn aud^ ber titelfitmnügfle SetfaQ ber 3<it^
genoffen für benfenbe Köpfe nur mentg SBert^ ^aben, inbem fie tu t^tn
ßet« nur ba^ Sd^o tventger (Stimmen ^5ren, bie }ubem fetbfi nur finb,
»ie ber STag fie gebracht ^at. SEBitrbe toofjil ein Sirtuofe ftd^ gefc^meidjclt
füllen bur^ bad taute SeifaUdflatfc^en feinet ^ublilumd, tuenn t(|nt
belannt toäre, bag t9, bi^ auf Sineu ober S^ti, aud tauter DöUtg
!£auben beflttnbe, bie, um einanber gegenfettig i^r ©ebrec^en }u ber-*
bergen, eifrig Hatfc^ten, fobalb fie bie $ttnbe \mt9 (Sinen in 93eu)egung
ftt^en? Unb nun gar, toenn bie Kenntnig ^in}u fäme, bag j[ene Sor-
natfd^er fi^ oft befte^en liegen, um bem elenbeflen @eiger beu lauteften
9))plau9 }u oerfc^affen? {% I, 425 fg.)
5) 3)ad Ungcnügenbe beö einetien SeifalU.
Der eigene Seifall ijl nie eine ©arantie bed SSßert^e^ eined (St*
banfenttierfd; benn er befagt nur, bag bie barin audgebrüdtten ©ebanfen
ht9 %ntüx9 mit feiner anficht ber ^elt übereinßimmen, U)clc^ed ftc^
oon felbfl oerfie^t; too^I aber ift ieber aufrid^tige frembe 93eifaII
eine fold^e ©arantie. ÜDenn »enn bie ©ebanlen, nad^bem fie il^ren
S93eg aud einem ftopf in ben anbern gemad^t ^aben, aud^ mit ber
in biefem üor^anbenen Stnfc^auung ber Sßelt übtreinfiimmen, fo lann
bie« feinen @runb nur barin §aben, bag fie obiectib flnb. Den
fremben, einzelnen SScifaQ aud jufäDigcr Uebereinftimmung ber Denfart
erflären, ge^t nur bann, toann man in ber äRanier, SRobe, ^errfc^enben
Denfungdart ber ^tit, alfo ol^ne Originalität gefd^rieben, ober 9tau
fonnementd gemacht ^at, »ie Oeber fie felbfl mac^t, alfo tribial ifi.
S(ugerbem ift bie Serf^ieben^eit ieber dnbiDibualitftt bon ber anberu
ju grog. Wfo fc^on ein ttd^ter frember competenter Seifall giebt bem
©elbflgebad^ten unb OrigineDen ©arantie. (JDt. 410.)
Btifviti.
1) Sßorauf ber fiarfe Sinflug be« SetfpieU beruht.
Der ©nflug be« »eifpict« ifl mä^tiger, ate ber ber 8e^rc. Die
fe^r par!e SBirfung ht» »eifpiett beruht auf ber UnfetbflänbigWt ber
meifien äRenf^en. Die SReiflen ^aben )u menig Urt^eiMfraft unb ju
toenig fienntnig, um na^ eigenem (Ermeffen ju §anbeln. Da^er ^e
gern in bie ^ugflapfen Ruberer treten. Die @^eu Dor eigenem 9{a4-
benfen unb bad groge iDKgtrauen gegen ba« eigene Urt^eil treibt fte
aur Sßac^a^mung. ($. II, 254.)
2) Smiefac^e äBirfungdtoeife bed SeifpieU.
Do« »eifpiel toirft cnttoeber ^emmenb ober befbrbernb. Crflere«,
wenn e« ben ÜRenf^en bcpimmt, ju unterlaffen toa« er gern t^äte,
fei e«, bog er e« ni(^t für rät^lid^ pt, ober gar on einem Änbem,
ber t» getrau, bie f glimmen Sotgen wahrgenommen; bie« ift ba«
abff^redenbe Seifpiet. Seförbemb mirlt ba« Seifpiel, inbem e«
entloeber ben 9Renf<^en bekoegt, jn t^un toa« er gern untertiege, ober
«ejol^mig — «crcbfamlctt 73
t^ ermut^tgt, }u t^ttn, »ad er gern if^ni, \thoif Btd^er ava ^nxdfi
toT @efal^ obev ^ijan^it unterließ; bted tfl bad Detfül^rertfd^e
»rifptcL (% II, 253 fg.)
3) aRtttelbare äBirlung be« Setfpteld.
3Benn bad Seifpiel ben SRenfc^en auf (&txoa€ bringt, bad i^m fonft
gar ntc^t etngefaÖen toäre, fo mirlt ed in btefem ^all junäc^fl nur
auf ben O^ntellect; bie SBirlung auf ben SBilten ifl babei fecunbär
nnb »trb, toenn ^e eintritt, burc^ einen 9ct eigener Urt^eitelraft,
ober hnxdf 3^^^uen auf ben, ber \>a9 SBeifpiel giebt, t^emtittelt.
(% U, 254.)
4) SSerfd^iebene Krt ber SBirfung bed 9ti\phU bei
Derf^iebenen Sl^aralteren.
j£>it 9rt ber SBirlung bed Seifpiete loirb burd^ ben S^aralter eine«
Ocbcn beiUmmt; ba^er baffetbe Seifpiel auf ben @inen berfü^rerifc^,
auf ben S[nbem abfc^redfenb mirft. 2)er @tne benit: „^fui, nie
egoifüfd^, hiie rüdfld^tdlod ifl bted; ic^ totQ ntic^ ^üten, bergletc^en ju
t^un.'' S^^^^Ü Änbere beulen: „Zf)nt Der 3)ad, barf idf9 auc^/'
{% U, 254.)
5) SBirfung bed 9eiff)ield in moralifd^er ^infic^t.
jDad Seifpiel lann, iDie bie Se^re, itoax eine cibite, ober legale
9efferung beförbern, jeboc^ nid^t bie innerlid^e, eigentlich moralifd^e.
jDad Seifpiet mirtt nur aU ein Seförberungdntittel bed $crt)or«
tretend ber guten unb fc^Iec^ten ^^araftereigenfd^aften, aber ed fd^afft
fie m(^t. (?. II, 255.)
6r)al)ung, bed äBiOend, f. Sille.
6eltibi0Utig^ f. Oniurie unb ®ro6l^eit.
6erebfamkeU.
1) ÜDeftnttion ber Serebfamfeit.
Serebfamfeit ifl bie t^ö^igfeit, unfere Snfic^t einer @ac^e, ober
unfere ©efinnung ^infld^ttic^ berfelben, aud^ in Vnbern ^u erregen^
unfer @efül^I barüber in i^nen ju entjünben unb fie fo in ©kimpat^ie
mit und }u Derfe^en; bied älDed aber baburc^, bag mir, mittelft
Sorten, ben ©trom unferer @ebanfen in i^ren ftopf leiten, mit folc^er
@etoaIt, bag er ben i^rer eigenen t)on beut ©ange, ben fie bereitd ge«
nomnten, ablenit unb in feinen Ißauf mit fortreift. (SB. U, 129.)
2) Ouelte ber S3erebfam!eit.
Sud ber angegebenen 3)eftnition mirb begreiflid^, toarum bie eigene
Ueberjeugung unb bie Seibenfc^aft berebt mac^t, unb überl^aupt 9e«
rebfamteit me^r (Saht ber 9tatur, ald Serl ber ^unfl ift, obglei^ and^
^ier bie Äunfi bie iRatur untcrflüftt. (3B. II, 130.)
3) 9tegeln ber Serebfamfeit.
Um Sinen Don einer Sßa^r^eit, bie gegen einen bon i^m feflge»
^altenen Orrt^um fheitet, }u überjeugeu, ifi bie erfie Siegel biefe:
SRan laffe bie ^rttmtffen Dorange^en, bie Sonclufion aber
74 8erg|»rebigt — Sef^eibett^eit
folgen. 3)ad entgegeugefe^te Seifa^rcn bed (Sifetd unb ber 9{e€^t«
^aberei mac^t ben @egncr tetd)t fo))f[d|cu, mac^t i^n unjugängltc^ für
ade ©rünbe uub ^rämtffen, t)on benen er fd^on üor^er toeig, ju
weiter unücbfanicn Goncluflon fic fül^rcn. (ÜB. II, 130; §. 41 fg.)
Seim fettleibigen einer ®a^e bringe man ntc^t atled Srfmnftd^e,
kQad fid^ bafUr fagen Ußt, äSa^red, c^albtoa^rc^ unb blod (Scheinbarem
burc^etnanber t^or; benn ba^ galfc^e ücrbdd^tigt bad mit i§m )ufamnten
t^orgetragene !£riftige unb 3Ba^re. 3Ran gebe alfo biefed rein unb
allein unb ^Ute fid^, eine SS$a§r^eit mit fop^iftifc^en @rünben ju üer»
t^eibigen, ba ber @egner burd^ Umflofjen biefer ben ©^ein geioinnt,
aud^ bie barauf geftü^te äBa^r^eit umgeflogen ju ^aben. (3B. II, 130.)
I3ersptelift0t^ f. S^riflent^um.
«efd^äftiflung.
On $infid^t auf t^a^ l'eben^glüdt (eifiet bem geiflig Sefä^igten in<
teüectuene 93efd)äftigung me^r, aU bad toirfli^e ü?eben mit feinem
beflänbigen 3Be^fet bed (Selingend unb 3)tigtingend, nebfl feinen Sr^
fc^Utterungen unb plagen, ^a^ m6) äugen t^ätige lieben lentt Don
itn ©tubien ab unb benimmt bem (Seifte bie baju erforbertic^e
(Sammlung. Snbererfeitd mad^t an^alteube (Seiftedbefc^üftigung }um
!£retben unb Stummeln bed mirfli^en !?eben^ me^r ober tt)eniger un^
tüd^tig. !fiJo ba^er energifc^c pra!tifd)e 3:^ätigleit erforbert toirb, tfl
eö rat^fam, erftere einjufteHen. C|J. I, 444.)
ifiefd^eiHen^eit.
1) Sßurjel ber l^obreben auf bie Sefd^eiben^ett.
fficr felbfl Serbienfl ^at, läßt aud) bie ä^ten unb toirüic^en SJer«
bienfie Snberer gettcn. 3lber ber, bem fclbft Sorjüge unb Serbienfic
mangeln, n)Unfd)t, baf^ ed gar feine gäbe; i^r Snblidf an 9nbern erregt
feinen ^J{eib, er möchte aUc ))erfi)nli(^ ^eoorjugten ausrotten. 2)2ug
er fie aber Iciber leben laffen, fo foU ed nur unter ber 93ebiugung fein,
bag fie i^re Sor}üge t)erfte(fen. ^ie^ ifi bie SBurjet ber fo ^äu^gen
l'obreben auf bie »cf^cibenljcit. (2ß. II, 485; l, 277; % U, 232.)
Die Sef^eibenl^cit ifl bemnac^ eine }u ®unf)en ber platten ©etoö^n^
lid^Iett erfunbene, fd^Iaue Stugenb, koelt^e bennod^, eben burc^ bie in
i^r an ben !£ag gelegte 92ot^toenbigfett ber (Schonung ber Srmfdiigfeit,
biefe gerabe an« ?id^t jie^t. (^. II, 232.) Die Jugenb ber ^t'
f^eiben^eit ift btod jur Sd^u^me^r gegen ben 3?eib erfunben loorben.
{% II, 496.) Unfel)tbarer ba^er no4 al« (Söt^e«: „9tur bie ivanpt
finb bef (Reiben'', märe bie 9e^au))tung gemefen: Die, meldte fo eifrig
oon 3(nbcm Sefd^eiben^eit forbem, auf Sefd^eiben^eit bringen, flnb
juüertäfrig Sumpe. (3B. II, 485.)
2) Unüerträglid^feit ber 93ef^eiben^eit mit Serbienfl
unb ®enie.
Q9 gei|ört }u ben nad)gefprod)enen drrt()ümern: „Serbienfi unb
Oenic finb oufrit^tig befd^eibem" {% II, 64.)
SScfdffrönfung — öcfonncnl^eit 75
Sefc^eiben^eit in einem gro§en ®ei{le ttJürbe ben Seuten loo^t gefaOen,
nr if! fte leiber eine contradictio in adjecto. !Denn ein fotc^er
Ifflin ni(^t« ©rogcö f (Raffen, ol^nc bic SIrt «nb SBeife, bie (Scbanfcn
:nb ^n^c^tett feiner ä'^itgenoffen für ni(^tö ju atzten. D^nc bicfc
Jrrogans ^'^^ ^^i" S'^oßcr üKann, {% 11, 85 fg.) 63 ifl fo nn^
iaögüc^, ha^ loer Serbienfie ^at unb n)et§ h)ad fte foflen, felbfl btiub
^gegeu fei, iDte ha^ ein üßann Don fed)3 %u^ ^ö^e ntd)t mer!e, bag
T Me änbcm überragt, ^oroj, Sucrej, DDib unb faft oQe Sllten
vabm flolj öott fic^ gerebet, beögleic^en Dante, ©l^alefjjeare, Safo
:m $erulam unb Siele ntc^r. S)ag @tner ein grof^er ©eift fein
'mt, o^nc cttoa« baüon ju merf en, ifi eine Sl6f urbitöt. (S33, U, 484 ;
l U, 4960
Seft^cibcn^cit bei mittelmäßigen gä^lgfcitcn ifl bfo§e C^rtic^feit, bei
p§m Talenten ifl fte $eu^e{ei. S)arum ift SDtefen offen audge«
fprodjened (Selbflgefü^t unb unDer^o^IeneS 33cn)ugtfcin ungen}ö^n(id)er
Gräfte gerabc fo »o^Ianpänbig, ate 3cncn if;rc Sefc^ciben^cit. {% U,
♦^38; SB. I, 2770
Sefditäukuns.
^efd^ränfung ifl 93ebingung bed l^eben^glüde^. äOe
Sefc^ränhuig bcgiüdt. 3e enger unfcr ©epc^tö-, 333irfung«» unb
Scrü^rangöfreiö, befto gtödlid^cr ftub mir; je iueitcr, befto öfter fügten
B'ir mi3 gequält, ober geängfiigt. ©enn mit i^m bemie^ren unb öer*
ax%ttt fi^ bic Sorgen, SBünfdje unb ©c^rcdniffc. 3e weniger ßr--
ffgwng be« aBillen«, beflo toeniger Reiben, »ef d)rönf t^eit beö 2B i r f u n g i3 :=
Steife« benimmt beut SEBiKen bie äußern SJeranlaffungen ,5ur Erregung;
S^'^änlt^cit be« ®eifteö bie innern. 9?ur ^at (entere tm 5Wa^t^eiI,
•^B fic ber gangettjcile bie 2'^ür öffnet, toefd^e mittelbar bie QucBe
"on ^^ciben itjirb. 3luö beut bi\)U ifl ju erfc^en, wie förberlid^ bie
•^«Bcrc »ef^ränfung bcm menf^tidjcn ©lüde ift. ($. I, 443 fg.)
S^ön ^üte fl^, baö ©lud feine« Scbenö, mittelfl üieler ßrf orber*
^flf in bemfelben, auf ein breitet JJunbanient gu bauen; benn
^ einem fo^cn fle^enb, flürjt eg am leid^tcflcn ein, mcil e« t?iel
^t Unfällen ©clegenl^eit barbictet unb biefe nic^t auöbfeiben. ®a«
^.«föubc unfere« ©lüdö uer^ält fid^ alfo in biefer ^m[xijt umgc!e^rt
5f^ öffc anbereit, aW welche auf breitem gunbamcnt am fcflcflcn ftel^n.
'^"nc «nfprüc^e, im Ser^ättnig ju feinen 2WitteIn jeber «rt, möglit|ft
^^^^H 3U fleHen ift bemnac^ ber ftc^erfte SBeg, großem Unglüd ju
%N. ÄJ. I, 437.)
*%cd)t, f. abet.
^ffittiun, fi4 f. ©ebäc^tniß.
'^fonnettljcit.
1) Quelle ber Sefonnen^cit.
*^tt« J)cn!en, bic JRefIejion ert^eilt bem 50ienfc^cn jene Sefonncn^eit,
^bcm J§icre abgebt Denn, inbem fie iljn befä(;igt, tanfcitb Dinge
^^ Sinm SSegriff, in iebcm aber immer nur ba« SBef entließe ju
74 8erg))rebtgt — Sefi^eiben^eit
folgen. 3)a^ entgcgeitgefe^tc Seifa^rcn bed (Stferd unb ber SRec^t»
^aberei ma<i^t bcn ®egner leii^t lopffd^cu, mad^t tl^n ungugängUd) für
ade ®rünbe unb ^;|3rämtffen, uon beneu er fd^on dotier tueig, ju
tücld^er unlicbfonicn Goncluflon fic filmten. (ÜB. II, 130; $. 41 fg.)
Seim Sert^etbtgen einer <Saä)t bringe man ni^t oGfed @rfinnti({|e,
»Q^ \iä) bafür fagen Iäf?t, SBo^re^, ^albnia^rc^ unb Mo^ Sd^einbare^
burd^einmtber Dor; benn ba^ Scttfd^e t)crbäd^tigt ba^ mit i^m jufammcn
t)orgetragene S^riftige unb Sßal^re. Tlan gebe alfo btefe^ rein unb
aQein unb l)Ute [xd), eine Sa^r^eit mit fop^iftifc^cn (ärilnben jn Der«
t^eibigen, ba bcr @cgner burc^ Umflogen btefer ben ©d^etn gewinnt,
aud^ bie barouf geftU^te 2Ba^r^eit umgeflogen ju ^aben. (3B.II, 130.)
ßtviptitiit^ f. (E^riflent^um.
Äefdjäftiflung.
3n $tnfid)t auf ba9 üleben^glüd tetfiet beut geiflig Scfä^igten in«
tetlectuene 9efd)äftigung me^r, aU ha9 n^irfUc^e lieben mit feinem
beflönbtgen 3Bcd^feI be^ (Gelingend unb SRigtingend, nebfl feinen Sr»
fc^Uttenmgen unb Pagen. !l)a^ na^ äugen t^ätige lieben lenft bon
ben @tubien ab unb benimmt bem C^eifle bie baju erforberIid[)e
Sammlung. 9nbererfeitö mat^t an^altenbe (^eiftc^befd^äftigung jum
!Ireiben unb S^uutmeln bc^ toirfli^en liebend me^r ober loeuiger un-»
tüd^tig. !So ba^er energif^e ))raltifd)e Z^ätigleit erforbert ttirb, ift
ed rat^fam, erftcre cinjuftellen. {% l, 444.)
1) SBurjel ber l^obreben auf bie Sefc^eiben^eit.
Ser fetbfl Serbienfl ^at, lägt aud) bie ädjten unb mirftid^en Ser«
bicnjlc Slnberer gelten, aber ber, beut fclbfl Sorjüge unb SJerbienfte
mangeln, h)ünf^t, bag e^ gar feine gäbe; i^r %ibltd an SCnbern erregt
feinen "ihit, er möd^te aQe perfönlic^ Seoorjugten ausrotten. 3){ug
er fte aber leiber leben taffen, fo foU ed nur unter ber ÜBebingung fein,
bog pe i^re Sorjüge berfleden. !I)ied ifl bie äBurjel ber fo ^äu^gen
l^obreben auf bie »efc^eibcn^eit. (SB. 11, 485; I, 277; % U, 232.)
3)ie Sefd^eiben^eit ifl bemnad^ eine }u (Sunflen ber platten ©etoi^^n-*
li^feit erfunbene, f^Iaue jlugenb, nieifc^e bennod^, eben bur^ bie in
i^r an ben £ag gelegte 92ot^tt)enbigfett ber @d^onung ber Xrmfttligteit,
biefe gerabe and eid|t jie^t. ($. II, 232.) S)ie !£ugenb ber Se^
fc^eiben^eit ift btod 3ur Sd^u^me^r gegen ben 97ctb erfunben morben.
C)$. U, 496.) Unfehlbarer ba^er noc^, atö (^öt^ed: „9{ur bie 2vmpt
ftnb befd^eiben'', n)ttre bie Se^auptung getvefen: 2)ie, toeld^e fo eifrig
Don Xnbem Sefd^eiben^eit forbem, auf Sef^eiben^ett bringen, finb
juberlöffig Sumpe. (üB. II, 485.)
2) UnDertr&gli^Ieit ber Sefc^eiben^eit mit Serbienfl
nnb ®enie.
6d ge^iirt ju ben nac^gefpro^euen Orrti)ümcrn: „Serbienfl unb
@enie fmb aufrichtig befd^eiben.'' C)}. U, 64.)
L
Sc(«^r(lnftttig —■ ©cfonncnl^eit 75
Sefc^etben^ett in einem großen ©etfte tt)ürbe ben beuten loo^I gefaOen,
aar ifl fic Iciber eine contradictio in adjecto. ÜDenn ein fotc^er
fann ntc^t^ @roged f (Raffen, ol^ne bie %xi unb Sßeife, bte (Sebanfen
DRb "iCu^^ten feiner 3^i^9^"offct< f^^ mdjt^ 3U atzten. Dl^ne btefe
Srroganj »irb lein großer üKann. CP. 11, 85 fg.) S3 ifl fo nn=
mogtic^, bag tuer 3$erbien{ie f)at unb loeig tva& fie foflcn, fetbfi bünb
bagegeu fei, toie ha^ ein Wlann üon fed^d i^ug $ö^e nid^t nter!e, baß
:t bie Slnbem überragt, ^oraj, Sucrej, Duib unb faft aDe ^Iten
^ben flol3 Don ftc^ gerebet, be^gleic^en 2)ante, ©l^aJfefpeare , 99alo
Don Serulani unb Siele ntc^r. S)aß @tner ein großer @eift fein
lount, of)m ettoad baDon yx mtxitn, ifl eine 3(bfurbität. (9B. U, 484 ;
?. n, 4960
Sefi^cibenl^eit bei mittelmäßigen gä^igleiten ifl bloße S^rlic^feit, bei
grogfti j£alenten ifl fte $eud^e{ei, 3)arum ift SDiefen offen au^ge«
fproc^ene^ ©elbflgefü^I unb unt)er^o^tene^ 33en)nßtfcin ungcioö^n{id)er
Äräfte gcrabc fo ttJO^Ianfiänbig, aW Scnen if;rc Sefc^cibenl^cit. {% II,
638; m l, 277.)
fitfdirätikung.
Sefd^räntung ifi 93ebtngung bed l^eben^glUdfe^. %Vit
93(fc^rönlung bcgiüdt. Oe enger unfer &t\id)t^', äBirfung^» unb
j?erül^rungdfrei^, befto glötflid^er fiub n)ir; je iveiter, beßo öfter fügten
oir uix9 gequält, ober geängfiigt. !Denn mit i^m t^erme^reu uub t^er-
grögern fic^ bie Sorgen, 3Bünfd)e unb (3d)re(fniffc. 3e weniger 6r--
regung be« SBiQend, beflo tueniger Seiben. 93ef djränf t^eit bed 2B i r f u n g ^ ^
freif cd benimmt beut SBiUcn bie äußern SJeranlaffungeu jur Grrcgung;
Seff^ränft^eit bed ©eifled bie inuern. 97ur ^at (entere ben 9{a^t^eif,
bag fte ber i^angetocile bie Ziiüx öffnet, mldjz mittelbar bie OueKe
oon treiben toirb. Sluö bem 3bl)D ifl ju erfe^en, mic förberiid^ bie
äugcre Sef^ränfung bem menf^tidjcn ©lüde ifl. ($. I, 443 fg.)
2Ran ^üte fl^, baö ®Iüd feine« geben«, mittelfl üieler ßrf orber*
ntffe JU bemfelben, auf ein breite« t^unbameut ju bauen; benn
auf einem folc^en fle^enb, flürjt e« am teid^teflen ein, mil e« t^iel
me^r Unfällen Gelegenheit barbietet unb biefe ni^t ausbleiben. S)a«
(SeWube unfere« ©füd« ucr^ält fld^ alfo in biefcr ^infic^t umgcle^rt
mie aDe anberen, al« »elc^e auf breitem (^unbament am feflef)en fle^n.
Seine Änfprüc^e, im SJer^ältniß ju feinen 2WitteIn jeber ärt, möglit^fl
niebrig ju flcDen ifl bemna^ ber fi^erfle S33eg, großem Unglüd ju
entgegen. (^. I, 437.)
6rft^r(d)t, f. 91 bei.
dtftnntn, ftd^, f. @ebä(^tniß.
Btfonntn^dt.
1) Quelle ber 99efonnen^eit.
Da« Denlen, bie 9tefIe^ion ert^eilt bem 9)ienf(^en jene SSefonnen^eit,
bie bem Spiere abgebt 2)enn, inbcm fte ilju befä(;igt, taufeub !Dinge
bur(^ Sinen Segriff, in j|ebem aber immer nur ba« SBefentlic^e ju
76 8efotmenl^ett
benlen, lann er Unterfd^iebe ieber %xt, a(fo au^ bie be^ SRaumed unb
ber ^ni, beliebig faOen (äffen, looburc^ et in ©ebonlen bie Ueberfid^t
ber Vergangenheit unb S^^nft, toit auc^ be^ Sbioefenben, erhält;
n^&^renb ba^ X^itx in jeber ^infid^t an bie ©egenttiart gebunben ifl.
(®. 101.)
1>uxdi ben int 9)2enf(^en auftvetenben iibertoiegenben dnteDect tfl
nid^t nur bie Sluffaffung ber SRotibe, bie SRannigfaltigteit berfelben
unb ttberl^aupt ber $ori}ont ber 3^^^^ unenblid^ berme^rt, fonbetn
au^ bie I)eutti^Ieit, mit toel^er ber SßiDe fic^ feiner felbfl bettjugt
toxxh, aufd ^öd^fle geweigert, in i^olge ber eingetretenen j^tar^eit bed
ganjen Seiougtfein^, ttjeld^e, burd^ bie S^^igfeit bed abfiracten Qx-
fennen^ unterpü^t, bi$ jur DoUIornntenen Sefonnenl^eit ge^t (9B. II,
317.) 2)ad St^ier lebt o^ne aOe Sefonnen^eit. 9ett)ugtfein ^at ed,
b. ^. tu erlennt fic^ unb fein 9Bo§I unb SSBel^e, baju aud^ bie ®egen*
fiänbe, meldte beibed Derautaffen. 916er feine (Srienntnig bleibt fietö
fubjectit), toirb nie objecttt); aOeö barin Sorlommenbe fd^eint ft<i^ i^m
üon felbß ju Derfle^en unb lann i^nt ba^er nie tothtt jum C^bject ber
^DarfteÜung, nod^ jum Object ber SRebitation ttjcrbcn. Sein Semugt-
fein ift alfo gau) immanent. Son Derioanbter 9ef<i^affen^eit iflba^
Seiougtfetn be« gemeinen 9Renfd^enf<^taged. (9B. 11, 435; 92. 75.)
üDie Sefonnen^eit entf))ringt aud ber üDeutlid^Ieit, mit nield^er man bet
2Bett unb feiner fetbfl inne ioirb unb baburc^ jur Sefinnung barüber
fommt. ®ie beruht auc^ barauf, bag ber OnteUect burd^ fein Ueber»
gemic^t fld^ Dom SSBillen, bem er urfprünglid^ bienflbar ifl, }u Stitm
Mmaift. (S. n, 436.)
2) 2)ie Sefonnen^eit aU SEBurjel alter grogen tl^eo-
rettfd^en unb |>rattifd^en Seiflungen be^SRenf^en.
!Z)ie Sefonnen^eit ifl bie 9Bur)et aOer jener t^eoretif<i^en unb |)ral'
tifd^en Seiflungen, burd^ loelc^e ber Tltn^ä) bad 2:i^ier fo fe^r übertrifft;
junüc^fl nämlic^ ber (Sorge für bie S^^t^f^ unter Serüclfic^tigung ber
Vergangenheit, fobann bed abfi^tti^en, planmäßigen, met^obifc^en
Verfahrend bei jebem Vorhaben, bal^er bed 3uf^^>^tentt)irlend Vieler
ju (Einem S^td, mithin ber Orbnung, bed ©efe^ed, bed ©taated u. f. to.
(®. lOlO
!Die Vefonnen^eit ifl ed, tt)el^e ben ÜRaler befähigt, bie 92atur, bie
er oor Hugen ^at, treu auf ber Seintoanb ttiieberjugeben, unb ben
S>i4ter, bie anf^aulid^c ®egentt)art, mittelfl abfhacter Vegriffe, genau
mieber ^erüorjurufen, inbem er fte audf))ri(^t unb fo jum beutlid^en
Semugtfein bringt; imgleid^en Sltled, ttjad bie Uebrigen b(od füllen,
in Sorten audjubrürfen. — Vefonnen^eit ifl bie SBurjel ber $^iIofopl^ie,
ber ftunfl unb ^oefte. (9B. U, 436.) Vermöge feiner Obiectibitöt
nimmt bad ®enie mit Vefonnen^eit alled 2)ad n)a^r, tt)ad bie Xnbern
nxdjt fe^en. 2)ie« giebt i^m bie S^^igteit, bie 9tatur fo anfc^oulic^
unb lebhaft aü ÜDii^ter }u f^ilbem, ober atd 2Ra(er bariufleQen.
(?. n, 4510
»effenmg 77
3) 3)ic ®rabc bcr Scfonncn^cit.
Sie ©tobe ber S)eut(i(^!eit bed Semugffeind, nüt^tn ber Se»
fonnen^eit, fönnen angcfe^en merben ate bie ®rabe ber Realität
U^ 2)afeind; benn bie unmittelbare SteoKtät tfl bcbingt burd^ eigene^
Setmigtftm. 9Iun aber flnb im äRenfd^engefd^led^t bie ®rabe ber
Sqomien^eit ober bed beutli^en 9etDu§tfetit^ eigener unb frember
^ißenj gar Dtelfa^ abgeffatft, nad^ 9Raa§ga6e ber natürlichen ®eifled«
frafte, ber 9ndbt(bung berfelben unb ber SRuge }nm 9}ad^bcnlen.
1>. n, 630.)
4) Sebingung bed befonnenen Sebend.
Um mit DoIIfommener Sefonnen^eit }u (eben, ifl erforbert, bag
nan oft gurüdbenle mtb tDa9 man ertebt, get^an, erfahren unb babei
nnpfunben ^at recopituUrc, aud^ fein e^emaliged Urt^eil mit feinem
gegenmärtigen, feinen Sorfa^ unb @treben mit bem (Srfolg unb ber
Stfriebigung burd^ benfelben t)ergteid^e. SSBer im ®etümmet ber ®e«
ji^äfte, ober Vergnügungen, ba^inlebt, o^ne je feine Vergangenheit }u
nnainiren, tiebne^r nur immerfort fein !Oeben ab^a^pett, bem ge^t
ttare Sefonnen^eit oerloren. 3)ie^ ifl um fo me^r ber t^aQ, je grdger
bie äugere Unruhe, bie 3Renge ber (Sinbrüde, unb je geringer bie
innere SE^ätigleit feine« ®eifleö ijt. (^. II, 444; 5». 8.)
Beffcntisg.
1) @))^ttre unb Sereic^ ber Vefferung,
Snf ber S onfl an j bed S^arafterd (f. @§aralter) beruht ed, bag
tin 3Rettf(^, fetbfl bei ber beutlic^flen (Srfenntnig, \a Serabfd^euung
[ttner moralif^en f^el^ter, \a beim aufric^tigflen Vorfa^ ber Sefferung,
bo(^ eigentlich flc^ nic^t beffert, fonbern immer lieber in biefelben
3(!|(er fdDt. SIo« feine (Srlenntnig tagt flc^ beri^tigen; bann
änbert er bie SDtittel ju feinen ^mdm, ni^t bie ^mdz. üDie ®p§ttre
nnb ber Sereic^ aQer Sefferung unb Serebelung liegt allein in ber
Silenntnig. SDer S^aratter iß unberttnberlic^. (@. 51 fg. 254.).
^injtd^t, (Srienntnig lann man erlangen unb tt)ieber Verlieren, lann fle
ünbem, beffern, oerberben; aber ben SEBiDen lann man ni^t ttnbem:
barum ,,i(^ begreife", „i^ erfenne", „idf fe^e ein'' — ip toanbetbar
unb nnft^er; „i^ xoxU", mdf re^terlannten SJtotiDen gefagt, iß fefl
»ie bie 5Ratur felbp. (^. 394.)
2) Untoirifamleit ber St^il nnb 9IeIigion jur mora«
Itfd^en Sefferung.
Seiter, aU auf bie Veri^tigung ber (Srfenntnig, erflredt ft^ feine
ntoraUfd^e (Sintoirfung, unb ia9 Unternehmen, bie S^aralterfe^Ier eine«
Wenfi^en bur^ Sieben unb 3RoraIiftren aufgeben unb fo feinen S^aralter
Mbf(, feine eigentli^e SDtoralitttt, umfd^affen ju »ollen, ifl ganj gleic^
bem Vorhaben, 9(ei burd^ ttugere @intt)irfung in ®oIb }u Denoanbeln,
i^ber eine Si^e burc^ forgfüttige Pflege ba^in }u bringen, bag fle
«Prilofen trüge. (6. 52.)
9ßenn nii^t ber S^orafter, atö Urf|>rüng(i(^e«, unberftnberlic^ unb
^^r oder 9ef(erung unjugfingtic^ mttre; wenn Dielme^r, wie bie ))Iatte
76 8efotmenl^ett
benfen, lann er Unterf^iebe j[eber Srt, a(fo auif bie bed SRaumed uti)>
ber 3^^ beliebig faOen laffen, moburd^ et in ©ebonlen bie Ueberfti^t
ber Vergangenheit unb S^^m^, tt)ie and) be§ Sbioefenben, erl^ält;
n^ä^renb bad Xfjitx in jeber ^inft^t an bie ©egemoart gebunben ifl.
(®. 101.)
!X)ur(^ ben im a){enf(^en auftvetenben übenuiegenben dnteDect tft
nid^t nur bie ^uffaffung ber Tlotibz, bie äRannigfaltigleit berfelbett
unb ttberl^aupt ber ^ori}ont ber S^tkt unenbtid^ üerme^rt, fonbertt
audi bie I)eutli(^leit, mit ttjelc^er ber SBille fi^ feiner felbfl bemugt
toirb, ouf« ^ö^pe gepcigert, in golge ber eingetretenen Älar^eit bc«
gonjcn Settjugtfeinö; »ctd^e, bur(^ bie gä^igleit bc« abpracten ©r*
fennend unterftii^t, bi^ }ur boUfornmenen Sefonnenl^eit ge^t. (3B. II,
317.) 2)ad Ül^ier (ebt o^ne alle Sefonnen^ett. Settugtfein i)(d t9,
b. ^. t9 erlennt ftd^ unb fein 9Bo^I unb SSBel^e, ba}u aud^ bie ®egen-
fiänbe, tt)el^e bcibed ueranlaffen. Slber feine &Ienntnig bleibt fitte
fubjectit), n)irb nie objecttt); aÜed barin Sorlommenbe f^eint f!<i^ i^m
Don felbfl }u Derfle^en unb lann i^m ba^er nie mhtt jum C^bject ber
^DarfteÜung, nod^ jum Object ber 3Rebitation h)erbcn. ®ein 9emugt=>
fein ifl alfo ganj immanent. Son bertoanbter Sefd^affen^eit tflbad
Seiougtfetn be$ gemeinen SDtenfd^enf^Iage^. (9B. II, 435; 92. 75.)
3)ie SBefonnen^eit entff)ringt avA ber S)eutli^leit, mit meieret man ber
2BeU unb feiner felbft inne to)irb unb babur^ jur S3efinnung barüber
fommt. @ie beruht auc^ barauf, bag ber OnteOect bur^ fein lieber«
gen)i^t ftd^ Dom SBillen, bem er urfprUngfi^ bienftbar ift, }u Seiten
lodmad^t. (3B. n, 436.)
2) S)ie Sefonnenl^cit aU 9Bur}eI alter grogen t^eo^
rettf^en unb |)rafttf(^en Seißungen ht9 ^tn\dftn.
jDie 93efonnen^eit ifl bie SBurjel aller jener t^eoretifc^en unb pra!-*
tif^en Seiflungen^ burd^ ttield^e ber äßenfd) bad S^l^ier fo fe^r übertrifft;
junä^fl nämlid^ ber (Sorge für bie B^funft, unter SerüdEfl^tigung ber
Vergangenheit, fobann bed abfi^tli^en, planmäßigen, met^obifc^en
Verfahrend bei jebem Vorhaben, ba^er bed 3ufA^>i^<n^i^'^i<^ Vieler
ju (Einem S^td, mithin ber SDrbnung, bed ©efe^ed, bed ©taated u. f. m.
(®. 101.)
Die Vefonnen^eit ift e«, n^eld^c ben äRaler befähigt, bie ißatur, bie
er Dor Sugen ^at, treu auf ber Seinioanb toiieberjugeben, unb ben
S>id^ter, bie anfd§aulid|e ©egenttiart, mittelfl abfhacter Vegriffe, genau
mieber ^ert)orjurufen, inbem er fte audf priest unb fo }um beuüic^en
Vett)ugtfein bringt; tmgleid^en SHed, mad bie Ucbrigcn blod fügten,
in SBorten audjubrürfen. — Vefonncn^eit iß bie SBurjel ber $^i(ofop^ie,
ber ftunfl unb ^oefte. (SB. II, 436.) Vermöge feiner Objectibität
nimmt bad ®enie mit Vefonnen^eit alled !Dad toa^x, mad bie Xnbern
nid^t feigen. 2)ie« giebt i^m bie gä^igleit, bie Statur fo anfc^aulti^
unb lebhaft aü !Z)i(^ter ju fc^ilbem, ober ald äRaler barjuftellen.
(% U, 451.)
©etoegung 79
2) Setoegung aU urff)rüngltd§er S^ftanb bcr SBelt*
!dr))er.
!Da jeber St'6iptx old (Srfc^einung bed SBiOen^ angefe^en loerben
omg, WiUt aber not^iuenbig a($ ein Streben fid^ barjlellt; fo fann
^ nrfprihigltfj^e S^^ß^n^ K^^^ jur ^uge( gebauten ^eltfö^erd nic^t
^nfft fein^ fonbem Setoegung, (Streben t)om)ärt$ in ben unenbli^en
^amn, o^ne 9{afi nnb ^itt SDiefem fle^t ttjebef ba$ @efe^ ber Xx^'
^it, nüdf ia9 ber ftaufatität entgegen; benn ba, na^ jlenem, bie
Itaterie ate fol^e gegen 9tu^e nnb ^eniegung gleichgültig ifi, fo tann
9fioegung, fo gut tote dtnf^t, i^r urf))rüngli4er But^^nb fein; ba^er,
iDcim iDtr fie in äJetoegung bor^ben, n)ir ebenfo tt)enig berechtigt jlnb
oorandjttfe^en, bag berfelben ein 3^^^^^ ^^^ ^"^^ Vorhergegangen fei,
«nb nac^ ber Urfad^e bed Sintritt^ ber Sen^egung gu fragen, atö
mngele^, tnenn toir fie in 9{u^e fünben, mir eine biefer Dor^erge«
gongene ^etoegung Doraudjufe^en nnb nad^ ber Urfac^e i^rer Stuf«
^img gtt fragen Ratten. (SB. I, 176 fg.)
3) 2)ie Settjegung atd Seugerung be^ ©elbfier«
^altungötriebe^.
%Ü @rtmbbeffa:ebung beö SEBiDend finben mir überall bie ©elbfl«
ti^altung. XOe Sleugemngen biefer ©mnbbefhebung aber laffen
^ fletd jurüdtfü^ren auf ein Suchen ober Serfolgen, unb ein ^Reiben
^tt ^te^en, j[e nad^ bent 9ntag. S)ied jeigt fi^ ni^t bto9 bei
Itknben unb erlennenben SBefen, fonbem aud^ f^on auf ber aller«
nieWgjten ©tufe ber 9?atur, mo bie Körper nur aö Äörpcr, alfo rein
mec^anifc^ mtrlen. Xud^ ^ier noc^ geigt fld^ bad @u^en ate
^oDitotion, ba^ t^Ite^en aber a\9 Empfangen Don 93emegung, unb
^t öctoeglic^feit ber Äörper bur^ Drudt ober ©tog, toctd^c bie
Safid ber SJ^ed^anil au^mac^t, ifl int ©runbe eine SIeugerung bed auc^
4nm tnnemo^nenben ©trebend nad^ ©elbßer^altung. 3)er ge«
)^o§ene nnb gebrücfte Körper mürbe t)on beut {togenben ober brüdEenben
^ermahnt merben, menn er ni^t, um feine Sol^äflon }u retten, ber
^alt beffelben ftc^ burc^ bie glu^t entjöge, unb mo biefe t^m be«
nommen ifl, gef^ie^t ed mirflid^. Qa, man lann bie elaflifd^en
Körper ate bie mut^igeren betradEjten, meldte ben t^einb gurücfgutreiben
fttJ^en. ©0 fe^en mir berat in ber 2Ritt§eitbarfcit bcr Semegung eine
'«t§ening ber ©runbbeprebung bc« SBillen« in aflcn feinen 6r-
[(^eimmgen, alfo be« triebe« jur ©elbjier^altung, ber ate baö SBefentlic^e
^ aut| noc^ auf ber unterjlen ©tufe erfennen lägt (SB. U, 338 fg.)
4) 6d giebt nt^t jmet grunboerfc^tebene ^rincipten
ber Semegung.
^te gemö^nttd^e Slnfld^t ber 9?atur nimmt an, bag e^ jmet grunb«
'^(^iebene ^rtnctpien ber SBemegung gebe, bag nämtid^ bie 9}emegung
^Qt^fiörperd entmeber Don dunen audge^e, mo mon fie bem SBiden
i%ei6t, ober Don 9ugen, mo fie burd| Urfad^en entfielt, älber fo
i^lt unb allgemein biefe Xnfi^t aud^ fein mag, fo falfd^ ifl fie bo^.
^^ giebt nic^t gmei grunbocrfd^iebene Ürfprüngc ber 9}emegung, fonbem
80 Setoegimg
bie Sekoegung t>on dnnen unb Don 9(ugen finbet 6et feber Setoiegung
etned ^ürperd jugleid^ unb unjertrenuttc^ Statt. Denn bte einge«
fiänbltd^ au9 bem SEBtUen entf))rin9enbe SSetoegung fe^t immer aud^
eine Urfa^e Dorauö; biefe ifl bei erlennenben SJefen ein SRotiD, o^ne
»el^eö bei biefen bie SBemegung unmögli^ ifi. Unb anbererfeit^, bie
eingeflänbli^ burd^ eine äußere Urfac^e betoirlte Bewegung eined
£ör))erd ifl an ftd^ bod^ Seugerung feinet WxlUn9, mlift burc^ bie
Urfad^e blod hervorgerufen koirb. (Sd giebt bemnac^ nur ein einjigc^,
einförmige^, burd^gängiged unb au^na^mdlofed ^rinctp aller Seniegung :
i§re innere Sebingung ifl 9BiI(e, i^r ttugerer Slnlag Urfa^e, toelc^e^
naci^ 93ef(^affeu^eit bed Semegten, auif in ©eftalt bed %ei}ed ober
aWotio« auftreten fann. (9?. 84 fg.)
5) Unterf^ieb ber unmillfürlic^en unb toitllürtic^en
SSetoegung.
jDie nic^t Dom ©el^irn audgel^enben unb ba§er nic^t auf 3RottDe,
fonbem auf bloge 9{ei}e gefc^e^enben Settegungen finb unnillfür«
ti^, bie erflem hingegen n)iUmrIi(^. SDlarf^att $aU f^at in
ber Sntbedtung ber 9tefle^bemegungen und eigentlid^ bie Si^corie ber
untt)itllürlic^en 93eU)egungen geliefert. üDiefe flnb t^eiU normale
ober ))^9fiotogifd^e, ttiie bie Serfd^Iiegung ber Sin« unb ^udgänge bed
Seibed (ber sphincteres vesicae et ani), ber Xugenliber im @(^Iaf,
fobann bad (Beiluden, ©äl^nen, 92iefen, bie Srection, Sjaculation u. f. tv.,
t^eild finb fie abnormale unb pat^ologif^e, n)ie bad ©tottern, ©c^lud^« ^
Jen, Srbred^cn, bie kämpfe unb ^onoulfionen aller Slrt. 3)iefe
fämmtlic^en 93emegungen ftnb untoiQtUrlic^, meil fte nic^t Dom @e^tm
auöge^en unb ba^er nidjt auf SDIotiDe gef^el^en, fonbern auf btoge
9{ei}e. SDie fie Deranlaffenbcn 9Iei)e gelangen blöd jum SRüdenmarf,
ober jur medulla oblongata, unb Don ba aud gef^ie^t unmittelbar
bie Steaction, loelc^e bie Semegung bekoirlt. !Z)af(cl6e Ser^ältntg,
mel^ed bad ®el|im ju SRotiu unb ^anblung §at, ^at bad 9tü(fenmarf
ju jenen untoillhtrlic^en 9}en)egungen. jDa§ bennodb, in ben (Stncn,
mie in ben Xnbern, bad eigentlid^ beu)egenbe ber 9Bille iß, fällt um
fo beutlid^er in bie Slugcn, ate bie unniillfürlic^ bemegten 2Rudfe|n
grogent^eite biefelben finb, meldte, unter anbern Umßänben, Dom ®el^im
an9 ben^egt werben, in ben iDiDÜirlic^en Slctionen, tt)o i^r primum'
mobile und burd) bad @elbflbemugtfcin ald Sßilte intim belannt ift.
(938. n, 291 fg.; 9t. 23 fg.)
S)ie Dom ©e^irn audge^enben loiEIürlic^en Semegungen ermüben
und, meiere Srmübung i^ren ®i^ im ®e^im, ni^t, mie n)tr tt)ii^nen,
in ben ©liebern ^at, ba^er fte ben Schlaf beförbert; hingegen bie
nic^t Dom ©e^im aud erregten, alfo unmiOIürlt^en Semegungen bed
organif^en lOebend, bed ^erjend, ber Sunge u. f. m. ge^en nnermiib'
li(§ fort. ($. n, 676.)
6) Sett)egli(^Ieit (Sgilität) ber ©lieber.
$^ilofo))^ifd^ mertoürbig ifl, bag bad Uebergemid^t ber SRaffe bed
©e^imd über bie bed %üdEenmarId unb ber 97erDen, tt)elc^ed na«^
«ctoct« 81
3ommerrtng'd -fd^arfflnniger (Sntbedung ben malzten tiäd^flen SOtag«
jlafc für ben ®rab ber anteiligen}, fokoo^t in ben S^iergef^Ied^tern,
al^ in ben menfd^Iic^en dnbibtbuen, abgiebt, jugleic^ bie unmittelbare
SetoegUd^feit, bie Slgilität ber ©lieber temtel^rt; koeil, burd^ bie
groge Ungteidj^eit beg Serl^ftltniffed, bie 3(6^ängigleit aOer motorifd^en
Heroen Dom ©e^trn entf^iebener toixh; ttjoju loo^I nod^ tommt, bag
an ber qualitativen SoIIfomnten^eit bed großen @e§tm9 aud^ bie bed
Reinen, biefed nSd^flen Sen!erd ber SBemegungen, ST^eil nimmt; burc^
9eibed alfo aUt ttjilllürli^en 93en)egungen grSgere Set^tigfeit, @^neOc
onb 9el^(inbiglctt geminnen. SDarum beutet Sd^loerfäDigleit im ®ange
^ 9'6xptx9 auf @(^tt)erfflnig!eit im ®ange ber ©ebanfen unb n)irb atö
nn Seilten ber ©eifiloflgfeit betrautet (SQ5. U, 321 fg.; % U, 675 fg.)
7) 3Bi(^tig!eit ber Setoegung für bie ©efunb^eit unb
ha9 Sebendglüd(.
O^ne tägü^e gehörige Settieguug lann man nid^t gefunb bleiben
unb o^ne ©efunb^eit nid^t Reiter fein, alle Sebcnö^roceffc erforbem,
mit ge^($rig bolliogen ju merben, äSemegung fotoo^I ber Steile, barin
fie vorgehen, ate be^ ©anjen. üDad Scben befielt in ber SSehiegung
nnb ^at fein SQSefen in i^r. 3m ganjen Innern be« Organismus
t^rrf^t unauf^Srlid^e, rafd^e SBen^egung. äBerni nun ^iebei, toie eS bei
^ pftenben ?eben«tt)cife ber gall ifi, bie äugere Semegung fo gut
M gou} fe^tt, fo entfielt ein fd^reienbeS unb DerberbIid|eS 3Jli%t)tx»
Wtn\^ jtotf^en ber äugern 9{u^e unb bem tnnem Sumult. S)enn
M^gat tt)iQ bie beflänbige innere Settiegung burd^ bie ttugere etmaS
iQtterfhl^t fein; jenes ^igber^ättnig aber n^irb bem analog, toenn, in
Solge irgenb eines SlffectS, eS in unferm dunem lo^t, loir ober nad^
'n§en nichts boüon fe^en (offen bürfen. ©ogar bie Süume bebürfen^
^ )n gebeil^en, ber S^etoegung burd^ ben äSinb. (% I, 343.)
9Sie unfer i)^9ftf^eS Seben nur in unb burc^ eine unouf^örtid^e
SeiDegung befielet; fo oerlangt aud^ unfer inneres, geifügeS Seben fort«
»)%enb Sef^ttftigung mit irgenb etniaS bur^ £§un ober üDenfen.
Mcr !Dafein nämli^ ifl ein tocfentlid^ rafHofeS; bal^cr toirb bie
S^tic^e Unt^ätigfeit unS balb unerträgli^, fü^rt Sange»ei(e ^erbei.
liefen Srieb nun foU man regeln, um i^n met^obif^ unb baburc^
^n JU befriebigen. (^. 1, 466.)
•ttDci».
1) SBaS feber 9en)eiS iß.
. %ber Semeis ift bie ÜDarlegung beS ©runbeS }u einem auSge«
^^^iftntti Urt^eit, meines eben baburc^ baS ^rttbicat toa^r erl^ätt.
[^•23.) Sin @a6 Don mittelbarer ©etoigl^eit ifl ein Sel^rfa^, unb
^^ biefclbe »crmitteinbe iji ber »ctoeiS. (SB. U, 132.) 3*ber
*^«i« ip bie äurüdffü^rung auf ein «nerfanntcS. (®. 23.)
2) SBorauf fic^ jeber SeioeiS {ule^t flU^t.
3)er ben SEBiffenf^aften cigentl^ümli^e SEBeg ber ßrfenntnig Dom
l^emeineu }um Sefonbem bringt eS mit fi^, bog in i^nen SieleS
m^ Ableitung auS Dor^ergegangenen ®2i^en, alfo bur^ 93etoeife,
80 Setoegimg
bie 99etoegung Don dnnen ttnb Don 9(ugen finbet 6ei jeber Setoegung
eined ftörper^ }ug(eid^ unb un}ertrennlt(^ Statt. Denn bie einge—
pnbttd^ ava bem SEBiUen ent[))ringenbe Seioegung fe^t tntnter aud^
eine Urfa^e Doraud; biefe ift bei erlennenben Sßefen ein SRotiD, o^ne
mel^e^ bei biefen bie 93ett)egung unmöglich if!. Unb anbererfeitö, bie
eingefiänbtic^ burc^ eine äugere Urfac^e bemirfte Semegung eined
S^örper^ ifi an ftc^ boc^ 9eu|emng feinet SEBiUend, mel^e bnrc^ bie
Urfad^e bloö ^erDorgerufen tt)irb. & giebt bemnac^ nur ein einjigc^,
einförmige^, burc^gftngige^ unb au^na^nt^Iofe^ $rinci)) aDer Setoegung z
i§re innere Sebingung ifl äBtHe, i^r ttugerer Sniag Urfa^e, tt)el(^e,
nac^ Sefc^affeu^eit bed S3emegten, aud^ in ©eflalt bed 9{ei}ed ober-
2KotiD« auftreten !ann. ($R. 84 fg.)
5) Unterfd^ieb ber unmilKürli^en unb loiUfürltc^en
SSewegung.
üDie nid^t Dom ®e^irn audgel^enben unb bal^er ni^t auf SRotiDe^
fonbem auf bloge 9{ei}e gef^e^enben Semegungen fmb un^tlllür^
lid^f bie erftern hingegen tDÜIfürli^. ^arf^ad ^all §at in
ber Sntbecfung ber Stefle^beioegungen und eigentlid^ bie S^eorie ber
untt)iU!ürUc^en S3eU)egungen geliefert. 3)iefe ftnb ti^eitö normale
ober f)l^9ftotogif(^e, toit bie Serf^liegung ber (Sin» unb ^udgänge bed
Seibed (ber sphincteres vesicae et ani), ber Stugenltber im @(^(af,
fobann bad ©(finden, @ä^nen, ^tiefen, bie (Srection, Sjaculation u. f. id.,
t^eild fmb fie abnormale unb f)at^oIogif c^e, »ie bad Stottern, @^Iu(^- . ^
im, Srbred^en, bie Rümpfe unb SouDuIfionen aUer 9[rt. S)iefe
fämmtlic^en SSeioegungen ftnb untt)iIItUrii^, toeit fie nic^t Dom @e^tm
audgel^en unb ba^er nidjt auf SDIotiDe gef^e^en, fonbem ouf bloge
dteije. SDie fie Derantaffenben SIeije gelangen blöd jum SRUdenmar!,
ober 3ur medulla oblongata, unb Don ba aud gef^ie^t unmittelbar
bie ^eaction, »clc^e bie Semegung bewirft. !3Daffelbe Ser^flltnig,
meld^ed bad ®el|irn }u äRotiD unb ^anblung ^at, ^at bad SIüdEenmarl
}u jenen untuiUfürlt^en S9ett)egungen. jDa§ beunodb, in bcn Sinen,
tt)ie in ben 2lnbern, bad eigentlid^ beu)egenbe ber Sßtlle ifl, fflUt um
fo beutlid^er in bie Slugcn, ald bie unn)ill!ürli<i^ beioegten 9RudIe(jt
grogent^eite btefelben ftnb, totld^t, unter anbern Umflänben, Dom ®el^im
aud beh)egt merben, in ben iDiUIttrlic^en Slctionen, )do i^r primum
mobile und burd) bad Selbfibemugtfctn ald SBille intim befannt iß.
(SB. U, 291 fg.; 9e. 23 fgO
Die Dom ©e^irn audge^enben loiaiürlic^cn Semegungen er m üben
und, iDelc^e (Srmübung t^ren ®i^ im @e§im, ni^t, toie koir loii^nen,
in ben ©liebern ^at, ba^er fte ben Schlaf beförbert; hingegen bie
nic^t Dom ©e^iru aud erregten, alfo unwtllfttrlic^en Setoegungen bed
organifc^en liebend, bed ^erjend, ber Sunge u. f. to. ge^en unermiib"
Ixit fort. ($. II, 676.)
6) »etoegli(^!eit («gilität) ber ©lieber,
^^ilofop^if«^ merhoürbig ift, bag bad Uebergemi^t ber SDtaffe bed
©e^irnd über bie bed 9{üd(enmarld unb ber 3lttt>tn, koelc^ed nac^
^enwgtfein 83
nxA mißlingt, inbem kotr biefe nid^t }uin beutlic^en Setougtfein (ringen
foimen. 3)enn 6ei {eber nrf))rüngti^en Sinfld^t ifl bie Uebetjeugung
n%r bo, ate Ux SSetueid; biefer toirb erfl ^inter^er bagu erfonnen»
(51. 82 fg.)
7) Sßarum beioetfen f^toerer x% ate miberlegen*
hierüber fle^e: @))agoge,
6eiDU^tfttn.
1) ^aö Setougtfein tfl un9 nur aU Sigenfc^aft ani«
f niatifd^er SBefen be!annt.
Dad Senjugtfetn tfi und f^Iec^t^in nur aU Stgenf^aft animatifc^er
SSefen befannt; folglich bürfen, ja fßnnen mir ed nic^t anberd, benn
old animaüf^ed Selon gtf ein beulen; fo bag biefer Sludbrud! fd§on
tautologif (^ ijl. (SB. n, 227.)
9en)u|tIoflgIeit ifl ber urf))rünglid^e unb natürti^e 3uß<^nb ^^^
Singe, mithin aud^ bie 93aftd, auö meiner, in einjelnen Srten ber
Sefen, ia9 9en)ugtfeiu, atö bie ^öd^jle Sffloredceng berfeßen, ^ert)or«
ge^t, med^alb Qud| bann jener ininter mdf bortoaltet. 2)emgeniäg flnb
bie meiflcn SBefen o^ne Sen^ußtfein; fte »irlen bennod§ na^ ben ®e«
it^cn i^rer iRotnr, b. 5. i^rcö SSJiaenö. 3)ie ^Panjen ^aben ^ö^flenö
nn Snalogon Don 93etoußtf ein, bie nnterßen Siliere b(o9 eine ^Dämmerung
btjfelben» Hber ou^ na^bent ed f{d§, burd| bie ganje 2:$ierrei^e, bid
|um aßenfd^en nnb fetner SJernunft geweigert ^at, bleibt bie Sdmn^U
lofigleit ber $flanje, Don ber ed audgieng, no^ immer bie ©runbtage,
nnb ift ju \püxtn in ber 97ot^iuenbig!ett bed @(^Iafed, toie ani) in
ben knefentlic^en unb großen UnooHIommen^eiten iebed burd^ fl^^fto-
M^^ i^unctionen ^erüorgebrac^ten dnteUectd; ton einem anbem aber
iaben toir feinen Segriff, (SB. H, 156.)
2) Urf))rung unb ^totd be« Sekonßtfeind.
3)Qd Semußtfein ifi feinem 2^^^ i^nb Urf))mng na^ eine bloße
RXaw) ber Statur, ein Sludfunftdmittel, ben tl^ietifc^en SBefen jn
i^rem Sebarf p berl^elfen. (^. II, 290.) 2)ie Stot^menbigleit bed
SeiQugtfeind koirb baburc^ herbeigeführt, baß, in Solge ber geßeigerten
Som))(ication unb baburc^ ber mannigfaltigem SBebürfnif(e eined JDr«
Sam^mnd, bie Sfte feine« SBiDen« bur^ SNotioe geteuft »erben
ntüjfen, ni^t me^r, toie auf ben tieferen ©tufen, bnrt^ bloße 9{ei}e.
3n biefem Se^ufe mußte ber SSJiQe ^ier mit einem erfennenben 9e»
^ngtfein, alfo mit einem OuteÜect, ai9 bem SDlebio unb Dxt ber
ÄotiDe, Derfe^en ouftreten. (SB. U, 284; Stt* 69.)
3) @i6 be« Semußtfein«.
3)Qd Seioußtfein ^at feinen @i4 im @el^trn nnb ifl ba^er onf
Wsit Streite bed Seibed bef^ränft, bereu 92ert)en gum ©el^irn ge^en;
^ fSQt au^ bei biefen toeg, toienn fie burc^fc^nitten koerben. (91. 24.)
^ei ®amme(pla$ ber SRotioe, »ofelbß i^r eintritt in ben etn^eitlid^en
hos» be« Semußtfeind ©tatt f)ai, ijt ha9 @e§irn. $ier koerben fle
^ Qemnnfttofen Sekonßtfein bto« angefc^aut, im Demünfttgen hux^
6*
84 8eiouBtfdn
Segriffe Derbentltd^t, alfo in abstracto gebälgt unb üerglid^en*
(SB. II, 284.)
4) ÜDa9 @emetnfame unb bie Untetfi^iebe alU9 93e«
mu§tfeind.
9Bad in jebem tl^ierifc^en 9ett)ugtfein, aud^ bem unüoOtommenflen
xmh fc^tuäd^flen, fic^ fietö Dorfinbet, ja i^m ^xan ©runbe liegt, ifi ba^
unmittelbare Onnemerben eined Verlangend unb ber me^felnben %e«
friebtgung unb iRid^tbcfriebigung beffelben, in fe^r Derfc^iebcnen ®raben.
2)ie Unterf triebe bed 9en)u|tfeind liegen in ber beflimmten Srfennt«
nigweife unb (Srlenntnigf|>^äre ber berf c^iebenen @pecied. Sin Verfangen,
Segc^ren, SBoIIen, ober Serabf^euen, t^ie^cn, Stic^tmoDen, ift )cbetn
SetDugtfein feigen; ber 3Renfd^ I)at eö mit bem ^ol^pen gemein.
S>iefed iß bemnac^ ha9 SBefentlic^e Unb bie Saft« {ebed Seniugtfein«.
2)ie Serfc^ieben^eit ber 9[eugerungen beffelben in ben berfc^iebenen
@ef(^Ied^tern t^ierifc^er SBefen beruht auf ber uerfc^tebenen Sudbe^nung
i^rer (Erlenntntgf))^ären, ate h)orin bie SDlotibe jener Xeugerungen
liegen. (SB. II, 227 fg.)
92ic^t Mo« }tt)if^en !D{enf(^ unb S^ier ifl ein groger Unterf^ieb
ht9 Sen)ugtfeind, fonbem anij }n)ifd^en ben berfc^iebenen Sl^ierarten
flnb bie Unterfci)iebe be« duteOect« unb baburd^ be« Setuugtfein« grog
unb unenbtic^ abgeßuft. SDa« bloge Slnalogon üon Semugtfein, totlöfte
toit noc^ ber ^flanje jufc^reiben muffen, Der^ätt fid^ }u bem nod^ biet
bum))fem fubiectiben SBefen eine« unorganifc^en Sürjper« ungefähr, mie
ba« Settußtfein be« unterften Spiere« }u jenem quasi Seu^ngtfein ber
$flan3e. SRon fmm fic^ bie ga^Hofen Sbftufungen im ®xaht ht§
Seto)u§tfein« beranf(^auli<|en unter bem Silbe ber berfc^iebenen ©e«
fc^minbig!eit, mld^z bie dom Sentro ungleid^ entfernten fünfte einer
bre^enbeu @d^ei6e ^aben. Sber ba« rid^tigfte, ja, natürli^e Silb
{euer Xbfhtfung liefert bie Slonleiter, in i^rem ganjen Umfang, bom
tiefflen no(^ ^i$rbaren bi« }um l^öc^ften Zon. 9hin aber ifl e« ber
®rab be« Semugtfein«, meld^er ben ®rab be« 2)afein« eine« SBefen«
befKmmt S)enn aDe« unmittelbare Dafein ifi ein fubjectibe«; ba«
objectiue 3)afein ifl im Settugtfein eine« anbent bor^anben, alfo ganj
mittelbar. S)ur(^ ben ®rab be« Semußtfeiu« finb bie SBefen fo ber«
fc^ieben, »ie fie burc^ ben SBiDen gleich ^nb, fofem biefer ba« ®emein«
fame in i^nen aOen ifl. — SBie )toif<i^en ^flanje unb 2:^ier, unb bann
gmifd^en ben berf(^iebenen 2:^icrgef(^le(^tem, fo auc^ itoif^en 9Renf(^
unb üRenfc^ begränbet ba« @ecunbttre, ber dnteHect, mittelfl ber bon
i^m abhängigen itlar^eit be« Settmgtfein« einen funbamentalen unb
unabfe^bar grogen Unterfc^ieb in ber ganjen SBeife be« S)afein« unb
babur^ im ®rabe beffelben. (SB- U, 318 fg.; $. ü, 630 fg.:
91. 74—77.)
6) ®egenfa^ be« ©elbßbettugtfein« unb be«Semugt'
fein« anberer 2)inge.
SDa« emt>irif^e Semugtfein serfaOt in ba« Seuiugtfein be« eigenen
@elbfl (@elbflbeiDugtfein) unb in ba« Semugtfein anberer SDinge.
©eioußtfeiii 85
m
. H, 89.) Se^tere^ enthält, e§e no^ jene anbern ^inge barin
torfomuien, geioiffe formen ber %xt unb 9Beife btefe^ 33or!ommend,
tDeldfe bemnad^ SSebingungen ber SRögltd^fett i^red objectiben Dafein^,
l ^. i^xt9 S)afetnd atö Objecte für nnd ftnb; bergleic^en ftnb QtiU
Xanm, (laufatttät. Dbgletc^ nun btefe t^ormen bed Srfennend in und
idbfl liegen, fo ift bieg boc^ nur gu bem Se^nf, ha^ toir und anbetet
4)inge ald fold^et beuiugt werben fönnen unb in butci^gängiget 9c»
')tti)nng auf biefe; ba^et h)it jene f^otmen, menn fte gleich in und
liegen, ni^t al9 }um @el6fl6cn)u§tfein ge^btig angufe^en l^aben,
\k\mtfyc a\9 ha9 Setougtfetn anbetet !Z)inge, b. i. bie objjecttüe
&femitnig inögUc^ nta^enb. (@. 9.)
$on unfettn gefammten iBcn)ugtfein ifl bet bei »eitern gtögte 2^^ci(
oii^t bad @el6^be)i)u§tfein; fonbetn bad 93ett)ußtfein anbetet
3)tnge. ^iefed ifl bet ®(^au))Ia^ bet tealen Sugenmelt Srft ttjad
»ir nai^ 96jug biefed bei 3Beitem gtSgten S^eiled nnfeted gefantntten
Setmtgtfeind übrig behalten, ifl bad ©elbfibeujugtfein, alfo ift bet
%ti(^t^um beffelben nt^t gto^. @egenflanb bed @e(bfiben)ugtfeind ift
^^tlt nur bad eigene SoDen, lootuntet ni^t blod bie entfc^iebenen^
W ^ttt tnetbenben SßiOendacte unb bie f ötntltd^en (Sntf ^lüffe^ fonbent
fls(^ aOed Segelten, Stteben, SEBünfc^en, Setlangen, ©eignen, $offen,
Üü^, ^ntn, 3ubeln u. bgl., al9 ju ben Äeugetungen bcö aEBoBfen«
Jt^örenb, gu öetfle^en ifl, (8. 10—12; SB. U, 226.)
9^(^t nut bad 9en)ugtfein bon anbeten 3)ingen, b. i. bie SBa^t«
nHimnng ber Sugenmelt, fonbetn aud^ bad ©elb^beloußtfein ent^ätt
nn (Stfennenbed unb gtfannteö; fonfl to'dxt e« fein Sewußtfein;
tarn o^ne ©egenflanb ifl fein »etoußtfeln. (ffi. n, 225; I, 17.)
9I|o anc^ bad ©elbflbetoußtfein ifl ni^t fc^Ie^t^tn einfach, fonbetn
^äOt, tt)ie bad Senjugtfein bon onbeten Usingen, in ein Stfennenbed
«nb (Stfannted. 3)icfeö nun ifl f|iet audfc^liepd^ bet SBille in feinen
'«rfc^icbenen «egungen. (ffl. II, 225; ®. 140.)
3m ©elbflbettjußtfein fkeift bad 3)ing an flc^, bet fBiiUt, bie eine
ftiner Stfcj^einungdfotmen, ben dianm, ah unb be^tttt aOein bie anbete,
^« 3«it, bei. Sinn abet fann in bet Mögen 3^** fl(^ feine bc«
Hrttnbe ©ubflau}, betgleic^en bie Tlatttit ifl, batfleOen, »eit eine
W^ nut butd^ bie innige Seteinigung bed SK^aumed mit ber ^eit
iii^Gc^ ttitb. Da^et toitb im ©etbflbemugtfein bet SBille nic^t a(d
^ bleibenbe ©ubfkat feinet »Jcgungen toa^tgenommett, mithin nxift
»to be^Qttenbe. ©ubflang angefc^aut; fonbetn bloö feine einjelnen Arte,
jungen unb 3uflänbe, betgleic^en bie (Sntfc^Iiegungen, SBünfi^e
^ tffecte fbib, metben, fucceffto mtb mä^tenb bet ^txt \fittt ^mtx,
i^ittelbat ettannt. S)ie (Etfenntnig bed mVim9 im @elbßbe»ugtfetn
^l^bcmna^ (eine Xnf^auung beffelben, fonbetn ein ganj unmittel»
5f^ Snnetoetbcn feinet fucceffiüen JRegungen. (SB. n, 279.) S)aö
^%ct etfennt ben SBiden eben au(^ nut »ie bie 9ugenbinge, an
mn Xeugetungen, alfo an ben einjelnen SBiDendacten unb fonfligen
%cti0nen, folgtt^ etfennt ed i^n immer noi) att Stfd^einung,
84 OekPugtfein
begriffe t)erbeutfid^t, olfo in abstracto gebockt unb Derglt^cti»
(2Ö. II, 284.)
4) S)ad ©emetnfame unb bie Unterfd^iebe alled ^t^
U)ugtfeind.
3&a9 in j[ebem t^tmfd^en äJetougtfein, au^ bem imbontommenften
tinb ^d^to'difim, {Ic^ fletd oorfinbet, ja t^m }um ©runbe liegt, ifi ba^
unmittelbare Onnetocrben eine« Serlang cn8 unb ber ttjc(^fclnben 93e«
friebigung unb iRic^tbefrtebigung beffelben, in fe^r berfc^iebenen ®raben.
S)ie Unterf Cetebe beö !Bett)u|tfeind liegen in ber beflimmten Srlennt«
nigkoeife unb (Srlenntnigf))^äre ber t)erfci)iebenen ©pecied. Sin Serfongen,
Sege^ren, SBoQen, ober Serabf^euen, t^te^en, ^idfttooütn, ifl iebcm
9eh)u6tfein feigen; ber 3Renfd^ l)at t9 mit bent $olt)))en gemein.
ÜDiefeö iß bemnad^ ha9 Sßefentlic^e Unb bie Safid jebed SJemugtfein«.
S)ie Serf^ieben^eit ber Xeugerungen beffelben in ben berfc^iebenen
@ef(^le(^tern t^ierifd^er SBefen beruht auf ber derf^iebenen Slu^be^nung
i^rer Srlenntnigfp^ttren, al^ morin bie SDlotibe jener Heugerungen
liegen. (SB. II, 227 fg.)
92i^t bloö }tt)if^en !D{enf(^ unb S^ier ift ein groger Unterfd^tcb
be^ 9en)ugtfeind, fonbern aud§ }»tf(^en ben uerfc^iebenen S^ierarten
finb bie Unterfc^iebe be^ dntcQect^ unb babur^ bed Setougtfeind grog
unb unenblid^ abgeflnft. S)ad blogc 9nalogon üon SBemugtfein, nielc^ed
tt)ir no^ ber $flan)e jufc^reiben muffen, Der^ält fi^ }u bem nod^ biet
bum))fem fubjectiDen SBefen eined unorganifc^en Sbrjperd ungefähr, »ie
bad Setougtfein beö unterflen S^iered }u jenem quasi SeU)ugtfein ber
$flan3e. ^m lam fid^ bie ga^tlofen Sbftufungen im ®rabe beö
Setougtfetnd beranfd^auli^en unter bem Silbe ber Derf^tebenen ®e«
f(^n)inbig!eit, \otldft bie tont Sentro ungleid^ entfernten fünfte einer
bre^enben Sd^eibe ^aben. flber ha9 rid|tigf}e, ja, natürli^e 8tlb
jener Sbfhtfung liefert bie Slonleiter, in i^rem ganjen Umfang, tom
tiefflen no4 ^i^rbaren bid }um (duften S^on. 9hin aber iß ed ber
®rab bed äSettußtfeind, melc^er ben ®rab bed üDafeind eined Sßefend
beflimmt 3)enn alled unmittelbare S)afein ifi ein fubjectiüed; ba9
objectiüe 3)afein ifl im Settugtfein eined anbem oor^anben, alfo ganj
mittelbar. S)ur4 ben ®rab be^ Seiougtfeind finb bie SEBefen fo ber«
f(^ieben, mie fie bur^ ben SEBiOen gtei^ finb, fofem biefer bad ®emein«
fame in i^nen aDen ifl. — Sßie jttif^en ^flanje unb 2:^ier, unb bann
}»ifd^en ben t)erf(^iebenen 2:^iergef(^le^tern, fo auc^ }ttif^en 9D{enf(^
unb SRenfc^ begrünbet ba9 @ecunb2ire, ber dntellect, mittelfl ber oon
i^m abhängigen itlar^eit be^ 9ett)ugtfeind einen funbamentalen unb
unabfe^bar grogen Unterfd^ieb in ber gangen SBeife be^ S)afeittd unb
baburc^ im ®rabe beffelben. (3B. U, 318 fg.; $. U, 630 fg.;
91. 74—77.)
6) ©egenfa^ be« ©elbßbetougtfein« unb be^Setougt«
fein^ anberer ÜDinge.
Da« emt>irif^e 9e»ngtfein gerfttOt in ba« Seiougtfein ht9 eigenen
@elbfi (@elb{ibekDugtfein) unb in ba« Semugtfein anberer SDinge.
BeioitStfein 87
üt t^olgc i>i^^ <tuf bie Obcrfltt^e {letgt, finb bte Katen Silber ber
$§antafte, ober bte beutUd^en, betougten ©ebanfen unb bie Sefc^Iüffe
htS SEBiQend. @c(ten liegt ber ganje $roceg unfereö S)enlend unb
9ef(^Itegen9 auf ber Oberfläche. Urt^eile, Sinfciae unb Sefd^Iüffc
fletgen oft unerto)artet unb |u unferer eigenen SertDunbemng auö ber
Siefe unfered Innern auf. 3)ad 93eh)ugtfein ift bie Möge Dberflfl^e
unfere^ ®t\ftt9, t)on toeld^ent, toit \>om &ht6xptt, toir nic^t bad
dnnete, fonbem nur bie @^aale fennen. (993. U, 148 fg.)
Unfere beflen, fmnreic^flen, unb tieften ©ebanlen treten ^lö^Iit^ tnö
Setougtfctn, ttiie eine Onfpiration. JDffenbar aber ftnb fte %efultate
langer, unbeiougter SDlebitation. Seina^e möchte man ed ttagen, bie
p^qflologifc^e $9))ot§efe aufjufleDen, bag bad bemugte iDenten auf ber
Dberflä^e bed ®e^im$, \ia9 unbetougte im dunem feiner äRartfubfianj
Dor fxäi ge^e* {% U, §. 41.)
8) j£)ad Sragmentarifd^e be9 SBetougtfein^.
jDa unfer Setougtfein uid^t bcn ^anm, fonbem allein bie 3^^^
}ut t$orm ^at, fo iß t9 lein fle^cnbe^^ fonbem ein fliegenbeö. ÜDer
dnteQect a^pre^eitbirt nämlid^ nur fucceffit) unb mug, um ba9 Sine
^u ergreifen, ba^ Slnbere fahren taffen, ni^t^, al9 bie @))uren oon
i^m gurüd be^altenb , toeld^e immer fd^uiäd^er n)erben. (Sined berbrfingt
bad SUtbere au$ bem Senmßtfein. 9uf biefer UuDoIIIommen^eit bed
OnteUectd bem^t bad 9{^apfobifd^e unb gragmentarifc^e unferd 9e«
tDugtfein^. S)er @(^Iaf, bie berSnberte ))^Qfif(^e ÜRif^ung ber @&fte
unb Spannung ber 92ert)en, tot\i)t nad^ (Stunben, Stagm unb da^red«
jeiten loe^felt, tragen ba^ irrige boju bei. (9B. IL, 150 fg.)
9) 2Bad bem Semugtfein Sin^eit unb 3ufammen^ang
giebt.
3)a^, \oa9 bem Setoußtfein Sin^eit unb 3ufammen^ang giebt, inbem
t9, bnrii^ge^enb burd^ beffen fämmtli^e SorfieSungen, feine Unterlage,
fein bleibenber Sräger iß, !ann nid^t felbfl burc^ ha€ Semugtfein be«
bingt, mithin feine SorfleOung fein; bielme^r mug t€ bad Prius be^
Setuußtfein^ unb bie SBurjel bed 93aumed fein, loooon jened bie Sm^t
\% jDiefed iß ber SBille. 6r allein iß untoanbelbar unb f^Iec^t^in
ibentifc^, unb ^at, ju feinen S^^^^^f ^^^ 9ett)ugtfein ^ert)orgebra^t.
3)a^r iß au^ er ed, toelc^er i^m (Sin^eit giebt unb aOe SorßeDungen
nnb ©ebanlen beffelben jufammen^ält, gleic^fam att bur^ge^enber
©mnbbag ße begteitenb. !Der SBiUe iß e^, loetc^er aOe ®ebanlen nnb
SorßeDungen aU SRittel ju feinen ^mitn jufammm^ttlt, ße mit ber
Sarbe feinet S^arafterd, feiner ©timmung unb feined Ontereffed tingirt,
bte Xufmertfamleit be^enf^t unb ben ^ahta ber ÜRotioe in ber $anb
(tttt 6r iß ber tt)a^re, le^te (Sin^eit^punlt bed 9ett)ugtfeiud unb bad
8anb atter Functionen unb «fte beffelben. (SB* II, 153.)
10) Sntagoni^tnud }niif^en bem ©elbßbemugtfetn
unb bem 93ettjugtfein anberer üDinge.
de me^r bie eine Seite bed 93eU)ugtfetn9 ^ert)ortritt, beßo me§r
toei(^t bte anbere }urttd. 2>emna(^ »irb ba^ Semngtfein anberer
86 eetougtfein
koemtgletd^ nid^t mttet ber Sefd^rünfung bed Slamne^, tote bte Slugen«
bingc. (?. n, 48.)
6) Sefd^ränlung beö SBeluugtfetnö auf (Srfd^einungen.
Unfer Setoußtfetn totrb Reffet unb beutU(^er, je weiter ed nad^ 3(ugen
gelangt, tote benn feine größte ßlat^cit in ber ftnnltd^en Snfc^auuttg
liegt; t9 tDtrb hingegen bunf(er nac^ dnnen ju unb fü^tt, in fetit
dnnerfieö tietfotgt, in eine t^infiemiß, in ber aQe @vlenntnig aufhört,
j^ie^ ^at feinen ®runb barin, bag ba^ S3eh)ugtfein OnbiDibualität
t)orandfe^t, biefe aber fd^on ber blogen &f(^einung angehört, inbent fte
aU Siel^eit beö @(eid^artigen bnrc^ bie i^ornten ber Srfc^einung, Staunt
unb ^tit, bebingt iß. Unfer ünnereö bagegen ^at feine Sßurgel in
bem, tt)ad nid^t ntel^r @rfd^einung, fonbem !I)ing an ft(^ ifl, too^tn
bal^er bie formen ber Srf^einung ni(^t reichen, tooburc^ bann bie
$au))t6ebingungen ber dnbibibualität mangeln unb mit biefer bad beut^
lic^e Setougtfein toegfäQt. du biefem S93ur}elpuntt beö S)afeind nömtic^
l^ört bie S^erfc^ieben^eit ber SBefcn fo auf, toie bie ber iüaiim einer
ftngel im SDtittelpunlt; unb toie an biefer bie Dberfläc^e baburd^ ent«
fie^t, ba§ bie 9{abien enben unb abbrechen, fo ifl bad ^etougtfein nur
ba möglich, too bad SBefen an fic^ in bie Srfc^einung ausläuft, burc^
beren formen bie gef(^iebene dnbioibualitSt möglid^ toixh, auf ber bad
Setougtfein beruht, toAift^ eben bed^alb auf Srfc^ einungen befc^ränft
ifL (SB. n, 370 fg.) 3)a« Seiougtfein ifl in feinem 3nnern bun!cl,
ifl mit aUta feinen objectioen SrlenntniOfrüften ganj nac^ 9ugen ge«
ritztet. S)a braugen liegt oor feinen SüdFen groge ^eQe unb Jtlar^eit.
9ber innen ifl eö finfler, toit ein gut gefd^toärjted i$ernro^r; fein
@a^ a priori er^eDt bie ^aijt feinet eigenen Onnern, fonbern biefe
Seu^tt^ürme flra^Ien nur nac^ äugen. (@. 22.) S)ad d(^ ifl ber
ßnflere $unft im Setoußtfein, tok auf ber 97e^^aut gerabe ber Sin»
trttt^))unft bed ©e^neroen blinb ifl, mie bad 3[uge SlQed fte^t, nur üdf
felbfl nic^t. Unfer Srienntnigoermögen ifl ganj nad^ Slugen gerichtet,
Sem entf))re(^enb , bag e^ bad ^robuct einer jum ^mdt ber biegen
@e(bfler^altung entflanbenen ©el^imfwiction ifl« (3&. n, 560.) 2Bir
lömien mt^ unferer nic^t an nnd felbfl unabhängig Don ben
Objjecten beö Srlennen^ unb SBoIIen^ beiougt toerben, fonbern
fobalb koir, van,t9 }u oerfud^en, in und ge^en unb und, inbem mir
bod Srlemten nac^ Onnen richten, einmal oöQig beffatnen tooHen, fo
t)erlieren toir und in eine bobenlofe Seere. (9B. I, 327, 9nmerlung.)
7) 3)ad 8ekougte im ©egenfa^e jum Unbetougten.
Sergleid^en toir unfer Setougtfein mit einem SBaffer Don einiger
STtefe; fo ^nb bie beuttic^ befugten ©ebanfen blod bie Oberfläche; bie
^affe hingegen ifl bad Unbeutlid^e, bie ©efü^Ie, bie 9?a(^em))^bung
ber 8[nf(^auungen unb bed Srfa^renen iibttf^aiüft, Derfe^t mit ber eigenen
@timmung unfered äBiÜend, toelc^er ber ftent unfered 9Befend ifl.
SDtefe 3Raf[e bed ganjen Setougtfeind ifl nun, me^r ober weniger, nac^
9Raggabe ber inteÜectueDen Sebenbigfeit in fleter Setoegung, unb toad
®e»iiftfein 87
in t^olge btefer auf bie Oberfläd^e fieigt, fuib bie Haren 93t(ber ber
^^antafie^ ober bie beutlid^en, beifügten ©ebanfen unb bie Sefc^Iüffe
bed SBtIIend. ©elten liegt ber ganje $roceg unfered 3)enfend unb
Sef^üegen« ouf ber Oberflöc^e. Urtl^eile, SinfciOe unb Sefc^Iüffe
ßeigen oft unerwartet unb ^u unferer eigenen Sertounberung au^ ber
Siefe uttfered dnnern auf. 3)ad S3etougtfein ifl bie bloge Dberflttd^e
unferer @eified, t)on tDeld^em, n)ie Dom Srblörpet, toit nic^t ba9
innere, fonbern nur bie ©(^aole fennen. (SB. 11^ 148 fg.)
Unfere beflen, flnnreic^flen, unb tiefften ®ebanfen treten ^lö^Iic^ ind
9ctou§tfeut, toie eine dnfpiration. Offenbar aber flnb fie Stefultate
langer, unbetougter SRebitation. Seina^e möchte man eö wagen, bie
p^QfioIogif^e $t)))ot^efe oufju|teIIen, bag bod bewugte S)enfen auf ber
Dberflä^e bed @cf)ixn9, bad unbefugte im dunem feiner äRarffubflau)
bor |lc^ ge^e, {% U, §. 41.)
8) S)ad Svagmentarifc^e be9 Sewugtfein^.
!lDa unfer 93etougtfein ntd^t ben 3taum, fonbern aQein bie ^txi
^ut %oxm f)ai, fo ifl ed lein fte^cnbed, fonbern ein fliegenbed. 2)er
dnteUect ap|)re^enbirt nämlic^ nur fuccefftt) unb muß, um ba^ (Sine
^u ergreifen, bad Rubere fahren laffen, nic^tö, al9 bie ©puren Don
i^nt jurüdbe^attenb, toe((^e immer fc^wäc^er Werben. (Sine^ berbrängt
baö Slnbere aud beut 93ewugtfein. Sluf biefer UnboQIommen^eit be^
dnteUectö beruht bad 9{^apfobifd^e unb i$ragmentarif(^e unfern 9e«
tougtfeind. 3)er ®4Iaf, bie Deränberte p^^f^fc^e SRif^ung ber ©äfte
unb @))annung ber Sterben, Welche nac^ @tunben, S^ogen unb da^reö«
jeiten loei^felt, tragen bad irrige ba}u bei. (SB. U, 150 fg.)
9) SBad htm Sewugtfein @in§eit unb 3ufammenl^ang
giebt.
3)ad, wad bem Sewugtfein Sin^eit unb 3uf<^iniiicn^<>n0 fli^H ini^^m
t9, bnrc^ge^enb burc^ beffen fttmmttic^e SorfleOungen, feine Unterlage,
fein bteibenber Xräger ifl, fann nic^t felbfl burc^ bad Sewugtfein be«
bingt, mttl^in feine SorfleQung fein; bielmel^r mug t9 ba^ Priua be^
Sewugtfeind unb bie äBurjcI bed 93aumed fein, wobon jened bie f^ruc^t
tfl* !Diefe^ ifl ber 3BiUe. (Sr allein ifl unWanbelbar unb fc^Ied^t^in
ibentif^, unb ^at, ju feinen ^totdtn, bad SSetougtfein ^erborgebra^t.
^a^r ifl au(^ er ed, weld^er i§ut Sin^eit giebt unb aQe SorfleQungen
unb ©ebanfen beffelben }ufammen^ält, gletd^fam aM burc^ge^enber
®rttnbba§ fte begteitenb. !lDer äßille ifl e^, welcher aQe ®ebanfen nnb
SorfleQungen ate SDtittel ju feinen ^mdtn }ufammen^ält, fie mit ber
Sarbe feinet S^aralter^, feiner (Stimmung unb feined Ontereffed tingirt,
bie Vufmerifamfeit be^errf(^t unb ben gaben ber SRotibe in ber $anb
^ält« 6r ifl ber wa^re, letzte Sinl^eit^punlt be9 Sewugtfeind unb bad
Sanb aQer Functionen unb Sifte beffelben. (9B. II, 153.)
10) Xntagonidmud jwifc^eu bem @eIbflbetougtfetn
unb bem Setougtfein anberer j^inge.
de me^r bie eine @eite M Sewugtfeind ^erbor tritt, beflo me^r
toei^t bie onbere jurUct. "Dtmaaif wirb ba^ Sewnßtfein anberer
88 »»««
2)inge, alfo bte anfc^auenbe Sricmttntg, \xm fo boQIommener, b* 1^.
ntn fo o6j[ecttt)er, j[e toeniget kotr un^ babet bed eigenen @elbfl bekougt
finb. de me^r toir bed Objectd und ben}ugt ftnb, beflo tueniger bed
@ubiectd; je me^r hingegen biefed bad ^etvugtfcin etmtimmt, befto
fd^toäc^er unb unüofffommener ifl unfere 3(nf(^auuHg bet Slugentoelt.
3utn reinen toiQenlofen @rlennen, 2"^ objiectiüen Suff äff ung ber
SBelt fommt t9 nur, toenn bad Semugtfein onberer 2)tnge ft^ fo
^oc^ ))oten}irt, bog ia9 Setougtfein üom eigenen @eI6p üerfc^minbet.
(SaS. n, 418.)
11) (£rlbf(^en beS SetDugtfetnd burc^ ben %oh.
3)Qd 99en)ugtfein beruht junäd^fl auf bem OnteDect, biefer aber auf
einem p^t^fiologifd^en $roce§. S)cnn er ifl augenfc^eintic^ bie t^unctioit
bed ®e^tmd unb ba^er bebtngt bur(^ haß 3uf<^in^^n^i^^cn bed Sterben«
nnb ®efö§f9pem9, ntt^er, burc^ bad Dom ^erjcn a\x9 ernö^rte, belebte
unb forttoä^rcnb erfd^ütterte ®e^irn. @in inbioibuelled 93en)ugt=
fein, otfo überhaupt ein 33ett)ugtfein, lägt fic^ an einem unförper*
ticken SBefen nid^t benfen, )oei( bie 99ebingung jebed 93eh)ugtfcind, bie
Srfenntntg, not^n^enbig ©e^irnfunction ifl. So olfo ha9 9ett)ugtfein
nic^t unmittelbar bem SBiQen an^öngt, fonbern burd^ ben 3nteQect unb
biefer burd^ ben Organidmud bebingt xft, fo bleibt !ein 3^^if^^ ^^^
burd^ ben 2^ob ba0 iBekougtfein erlifc^t, — loie j[a fd^on burd^ ben
@d^Iaf nnb iebe O^nmad^t. {% U, 289 fg.)
12) a)u))Uctt(it bed äSetougtfein«.
6d giebt jtoei entgegengefe^te Sßeifen, fid^ feined eigenen 2)afeind
belBU§t }u toerben: einmal in empirifc^er 3(nfd^auung, loie ed ton
Sugen fid^ barfleüt, ate eines oerfc^minbenb Keinen, in einer ber 3ctt
unb bem Staume nac^ grttnjenlofen SBelt; — bamt aber, tnbem man
in fein eigene« dnnered ft(^ t)erfenft unb fi(^ beiougt toirb, Hüt9 in
aOem unb eigentlich bad aUein toirflid^e äßefen ju fein. ($. U, 236.)
«ibel.
1) 3)te einjtge metap^t|fifc^e SSa^r^eit im Slten
j£eflament.
dliäfiS ifl gekoiffer, ate bag, aQgemetn auSgefproc^en, bie fc^toere
@ünbe ber SBelt e« ifi, loelc^e bad Diele unb groge Seiben ber
933 elt herbeiführt. !Diefer ünftd^t gemäg ift bie ©ef^i^te oom eünben«
faQ bie einzige metap^^ftfd^e, mm auij im ©eiomibe ber Slllegorie
auftretenbe SBSa^r^eit im %(ten Sieftament. 2)enn nichts 9nberem fie^t
unfcr S)afcin fo ö^nlic^, mie ber Solge eine« S^^ttvitt« unb eine«
fhaf baren OeBifienö. (^. U, 323.) — !Der ®ott dc^ooa^, ber
animi causa unb de gaiete de coeur biefe SBelt ber dhif) unb be«
dammerd hervorbringt unb bann gar ftc^ f eiber SBeifaQ ftatfc^t, mit
Tcavra xoXa Xiav, — a)a« ifi nic^t ju ertragen. ($. U, 322.)
2) ««fetifd^er ®eifl be« Svenen Seflament«.
Om fixten urfprlinglid^en S^rißenti^um, tote t9 fid^, Dom Stttn be«
«tBel 89
3ltvittt Xefiamentd aud, in ben Schriften bcr ^rc^enDäter enttoidelte,
tj! bie a^fettfc^e S^enben^ unt)erfennbar; fie ifl ber ®ipfe(, ju melc^em
^DeiS emporßrebt. $(te bie ^auptle^re bevfclbcn finben mit bie (Smpfe()»
lang be^ ä(^ten unb reinen ^ölibatd (biefen er{)en unb toi^tigflen
Schritt in ber Verneinung bed SBiQeniS) f^on im 9{euen Sef^ament
an«gcf proc^en : SKott^. 19, 11 fg. — Suc. 20, 35—37. — 1. 6or. 7,
1—11 luib 25—40. — (1. S^eff. 4, 3. — 1. 3o^. 3, 3.—)
«pofat. 14, 4. — (335. U, 706.)
9[nen f)roteflantif(^»rationa(if}if^en 93erbre^ungen jum 2^ro^, bilbet
ber a^tetifc^e ©eifl gQnj eigentlich bie ©eete be« 9?euen Seftamentö.
S)iefcr aber ijl bie Verneinung beö SQäiDenö jum ?eben. (?. II, 335.)
X)ad neuteflamenttic^e (S^^riflent^um legt beut Reiben al9 fold^em
läuteriibe unb ^eiligenbe ^aft bei unb fc^reibt bagegen bem grogen
®o^(fcin eine entgegcngefefete SBirfung ju. S)ie berü^mteflen ©tetten
bcr 33crgprebigt entgolten fogar eine inbirccte ?(inocifung 3ur freiwilligen
9rmut^ unb baburc^ jur Verneinung bed äBiden^ ^um itUiu 2)enn
bie Sorfc^rift Tlattf). 5, 40 ff., allen an und gemachten Sorberungen
unbebingt i$oIge ju leiflen, ÜDent, ber um bie S^unila mit und regten
totQ, Quc^ no(^ bad Radium baju ju geben u. f. n)., imgtetc^en ha=
fclbfl (6, 25—34) bie Vorfc^rift, und atter ©orgen für bie 3u!unft,
^ogat für ben morgenben ia^, ju entf dalagen unb fo in ben Xüq
hinein ju leben, flnb Sebendregeln, beren Vefotgung unfehlbar jnr
aänjlic^cn Snunt^ fü^rt. 9?od^ entfd^iebener tritt bie« ^eröor in ber
Stefle SD?att^. 10, 9—15, tüo ben Slpojieln jcbeö Sigent^um, fogar
Sc^tt^e unb SBSanberjlab, unterfagt toirb unb fie auf baö Sctteln on*
getoiefen toerben. 3)iefe Vorfc^riften fmb nac^matö bie ©runblage ber
Settelorbcn geworben. (SB, II, 725 fg.)
3) ©egenfa^ bed Slten unb 92euen %t\lamtnt9,
aRit ber o))timiflif(^en ®(^ö))fungdgef(^ic^te bed dubent^um« ßej^t
bie Rente{iamcntli(^e, weltüerneinenbe 9tid^tung in äßiberfpruc^. SlÜein
bie Verbtnbnng bed 9?euen Zt\tammi9 mit bem SUten ifi im ©runbc
nur eine äugerlic^e, eine jufäOige, ja erzwungene, unb ben einjigen
BnbiUpfttngdpunlt für bie c^riflli^^ Se§re bot biefe« nur in ber @e>
^iji^te tom ©ünbenfaÜ bar, Welcher übrigen« im 9(ten SEeflament
ifolirt bafie^t unb nic^t weiter benu^t wirb. @inb e« boc^, ber tt)an*
gelifc^en S)arßellung gufolge, gerabe bie ort^obo^en Slnljänger be« 3(Iten
Jefioment«, Wellte ben Rrenjedtob be« Stifter« herbeiführen, weil fic
fttne Se^ren im SBiberfheite mit ben irrigen fmbcn. (3B. II, 710.)
Sl^gefe^en üom ©ünbenfaÜ, bcr im Sitten Seßament wie ein hors
d'oeuvre bajle^t, ijl bcr ®eip bc« Sitten lefiament« bem be« 5Weucn
"icfiament« biametral entgegengcfcf^t: jener optintifltfc^, biefer peffimiflifd).
(SB. II, 711.) 3)em eigentlichen S(jripent^um ifl ba« Travxa xaXa
Wv be« S(tten S^eßament« wirüic^ fremb; benn üon ber SBctt wirb
'o( ^tiitn S^eflament burc^gängig gerebet al« Don etwa«, bem man
^t ange()0rt, ba« man nid^t liebt, ja beffen Ve^errfc^er ber Steufel
90 «tBel
ifl; a. a 3ol^. 12, 26 unb 31. — 14, 30. — 15, 18. 19. — 16,
33. — ßoloff. 2, 20. — ep^. 2, 1—3. — 1 3o^. 2, 16—17 unb
4, 4. 5. ÜDied ftimmt }u bem aSlettfc^en ®etfle ber Sertäugnung bc9
etgfnen @eI6{l unb ber Ueberiutnbung bet 993elt, tuelc^er, tote gränjen»
lofe Siebe ht» ißäc^flen, felbfl be0 ^ünM, ber ©runbjug ifl, toeld^en
bad S^riflent^um mit bem Sra^mant^mud unb SSubb^aiSmud gemein
§at, unb ber i^re SJerioonbtf^oft beurfunbet. (335. II, 715.)
©ere^tigleit ifl ber gonge et^ifc^e Qnl^alt bed Ulim 2>flament9,
unb SDtenf^enliebe ber ht9 Sfltntn; biefe ifl bic xatvn) evToXi) (do^. 13,
34), in toelc^er, naä) $aulud (9iöm. 13, 8—10) aOe ^^iftltd^en
2:ugenben enthalten finb. (@. 230.)
®ad atUe jfeflament fteQt ben äRenfc^en unter bte $errf(^aft bed
®efe(^ed, U)cl(^e9 jiebod^ nic^t jur (Sriöfung fü^rt. 2)ad 92eue SCefla^
meut hingegen erllärt bad ©efe^ für ungulängtic^, ja, f))ri(^t baDon
Io3 (j. S. SRöm. 7. — ®al 2 unb 3). 3)agegen ^irebigt eö bo« Sßcic^
ber @nabe, ju metc^em man gelange burc^ ©tauben, SJüc^ftenliebe unb
gänglic^e ^erläugnung feiner felbfl; !Dic8 fei ber 9Beg jur (SrISfung
Dom Uebel unb Don ber 3BeIt. (^. II, 335.)
dmmer ifl ber SRenfc^ auf fl(| felb^ juriidCgeiotefen, toit in j[eber,
fo in ber ^auptfad^e. Vergebend mad^t er ft(^ ©i^tter, um t)on i^nen
JU erbetteln unb )u erfd)mei(^eln, luad nur bie eigene SBiQen^fraft
^erbcigufü^ren vermag. $atte bad Site S^eflament bie 2BeIt unb ben
äRcnfc^en jum 2Ber! tm^ ©otted gemacht, fo fa^ bad 9?eue 2:efiament,
um in teuren, ha^ $eil unb @r(i)fung au^ bem dammer biefer Seit
nur Don i^r felbft ausgeben lann, ftd^ genöt^tgt, jenen ©Ott SRenfc^
»erben ju laffen. 2)ed SRenfc^en äBiOe iß unb bleibt e9, tooDon SDe^
für i§n ablj&ngt (SB. I, 384.)
S)ie %ina^nie, bag ber 3Renf(^ aud ^iiji^ gefd^affen fei, fü^trt
not^n)enbig }u ber, bag ber %oh fein abfotuted Snbe fei. hierin ifi
atfo ha9 3(lte S^eftament DöIIig confequent; bemt gu einer ©c^öpfung
auö 3liijt9 pagt feine Unfterblic^teit^Ie^re. S)a9 neutefiamentlic^e
(S^riftent^um ^at eine folc^e, mett ed dnbifc^en ©eifled unb ba^er,
me^r old »aH(^cinli<^f ^^^ dnbifc^er ^erfunft ifi, loenngtetc^ nur
unter Seg^ptifc^er Vermittlung. SKetn ju bem Öübifd^en @tamm,
auf totli^tw j|ene dnbif^e SBeid^eit im gelobten Sanbe gepfropft toerben
mugte, pagt folc^e, loie bie i$rei^eit bed äBiÜend jum ©ef^affenfetn
beffelbcn. (SB. U, 556.)
4) 3)ie ^ifiorifd^en Stoffe ber 9ibe(, aU Sorioürfe
ber $)i|}orienmaIerei betrachtet.
Sntf (Rieben nac^t^eilig toirlen |iflorif(^e Sorkoürfe nur bann, loonn
fie ben SRaler auf ein n^iQIürUc^ unb nic^t ntc^ ftunflgmeden, fonbem
nac^ anbem gen^ö^tted t^elb befc^ränlen, DoDenb^ aber, koann biefe^ %t\h
an malcrifc^en unb bebeutenben ©egenftänben arm ifl, loenn ed }. 9.
bie ©ef(^id)te eine9 Heinen, abgefonberten, eigenflnnigen, ^ierard^if^
b. ^. bur(^ SEßa^n be^errfc^ten, Don ben gleid^icitigen grogen Sölfem
be^ Drientd unb Occibent^ Derac^teten aßinktootl« ifl, loie bie dubcn. -*
«iBUot^cfctt — ©tlbung 91
Sefonberd ober koat t9 für bte genialen WlaXtx dtaltend, im 15. nnb
16. da^r^unbert, ein f^Iintmer @tcrn, bag fte in bem engen Greife,
an ben fte für bie 2Ba^( ber Sorh)ürfe toiOHirtici^ getoiefen maren, }u
2Riferen aller ?lrt greifen nmgten; benn baö SReue Jeflament ift^ feinem
()ifbrifd^en 2^^cile nai^, für bie äßaterei faft nod^ ungünfliger, ald ha9
Site. Qtbodf f)at man bon ben S3ilbem, beren ©egenflanb bad ®e«
f(^tc^tltd)e, ober SRt^t^oIogifd^e, bed dubent^umd nnb S^riftent^nmd iß,
gar fe^r biejenigen gu unterfc^eiben, in iDctd^en ber eigentliche, b. Ij. ber
et^ifc^e ®eifl bed 6^riflent^um9 für bie älnfd^auung offenbart Inirb,
burt^ S)aTfieIIung t)on ÜRenfc^en, meiere biefed @eifled DoQ ftnb.
(S5. I, 274.)
tibUott)ektn.
1) Sibliot^efen bttoaf)xtn bie üerfteinerten drrt^ü«»
mer auf.
9Bie bie ^djidjitn ber @rbe bie lebenben Sefen vergangener (Spod^en
ret^entoeife aufbewahren; fo betoal^ren bie Bretter ber 93ibüot^efen
rei^enmeife bie Vergangenen Orrt^ümer unb beren 3)ar(egungen, todif^,
»oie jene (Srfleren, ju ir;rer ^üi, fe^r tcbenbig toaren imb öiel 8ärm
matten, je^t aber flarr unb Derfieinert ba{lef;en, too nur noc^ bie
Ütterarifc^e Paläontologie fie betrad^tet. (^. II, 589.)
2) 9tb(iot^efen finb bad papierne @eb&d^tnig ber
3Renfc^^eit.
Sott bem gefammten men[(^Ii(^en 9Biffen ifl immer nur ein Heiner
I^cil in jebem gegebenen 3^i^punlt in irgeub toelc^cn köpfen toirflic^
Ubenbig. 3)cr allergrögte 2^eil ejiflirt pet« nur auf bem Rapier, in
ben 9ü(^ern, biefem papicrnen ©ebä^tnig ber äßenfc^^eit. SBie fc^tec^t
toürbe ed um bad menfd^Iic^e SBiffen flehen, loenn ®c^rift unb 3>rud
nic^t toären. S)a^er ftnb bie Sibltot^efen allein haß fiebere unb blei^
benbe @ebö(^tni§ bed menfc^Ii(^en ©efd^Iec^td, beffen einjelne SRitglieber
aUe nur ein fe^r bef(^rän!ted unb unboUIommene^ ^aben. {% II, 519.)
«Uli, f. SRalerei.
«tUnliaiterkitn^, f. ©culptur.
1) ©egenfa^ jkDifd^en 93itbung unb natürlichem Ser«
fianb.
Slotürlic^er Serflanb fann fafl j[eben ®rab von 99iibung erfe^en,
öier feine »ilbung ben natürlid^en »erflanb. (SB. II, 84.)
2) Silbung Tann ben urfprünglic^en Unterfdjieb ber
©eifler nic^t aufgeben.
^er gleiche @rab ber Sitbnng Tann ben urfprünglic^en Unterfc^ieb
^1^ @eifler nic^t aufgeben. ÜDenn felbfl bei jiemlid| gleichem ®rabe
^ Silbung gleicht bie Sonoerfation jmifc^en einem großen ©eijle unb
«wem getoö^nlic^en Kopfe ber gemcinfc^aftlic^en SReife eine« Wanne«,
^ auf einem mut^igen SJoffe ft|t, mit einem guggäuger. Seiben
92 »ttttgfett — »iogra^^ie
tvtrb fte bolb ^bd^fl (äflig unb anf bte Sänge unmöglich. 9(uf eine
!uqe ®tvede faim jmar ber 9{eiter abft^n, um mit bem Slubern ju
ge^en; U)tett)O^I quc^ bann ii)m bie Ungebulb feinet ^^ferbed Diel ju
fd)Qffen mad^cn toivb. (SB. II, 162.)
3) Ser^ältnig ber Silbung ju natürlichen Sorjügen
be« @eifte^.
Stibung Der^ält fld^ ju natürlid^en Sorjügen bed dntcffectö^ mie
eine n?äd)ferne 9?afe ju einer mirftic^en, aud^ h)ie ^taneten unb 3)?onbe
ju @ounen. S)enn vermöge feiner 9i(bung fagt ber SRenf^ ntd^t
mad er benft, fonbern mad ^nbere gebac^t i^aben unb er gelenit ^at;
unb er t^ut nid)t fogleic^ maö er möchte, fonbern tt)ad man t^n ju
t§un geivö^nt ^at. ($. 459.)
«iUiSkeit.
iDie 33tIIigTeit ift ber ^ünb ber ®ere(^tigfeit unb fet^t il^r oft
gröblich ju; ba^er man xijx ni(^t ju Diel einräumen foll. jDcr 2)eutf<i^c
ift ein i^reunb ber $iQig!eit, ber 6ng(änber ^ält ed mit ber @txtdf'
tigfeit. (g. 221.)
6i09rapl)it.
1) Sorjug ber Siograp^te Dor ber ©cfd^ic^te.
du ^inftc^t auf bie @rlcnntnig bed äßefend ber äJtenfd^fjeit ifl bcn
S3iograp^ien, Dorne^mtic^ ben Slutobiograp^ien, ein größerer
Sßert^ 3Ujugefle^en, ate ber etgentli^en ©efAic^te, loenigfiend h^ie
Ttc getDö^nlidj be^anbelt niivb. XtitiÜ tiMlxif jtnb bei itxmx bie üOata
rid^tiger unb DoUftänbiger jufammenjubringen, ate bei bicfer; t^eild
agivcu in ber eigentlichen ©efd^ic^te nic^t fotvo^I SRenfc^en, cA9 Sö(fer
unb $eere, unb bie @in}e(nen, meiere noc^ auftreten, erfc^einen in
foldjer Entfernung unb Ser^üIIung, bag ed fc^toer mirb, burc^ biefc
^inburd^ ha9 menfc^Iid)e SBefen ju erlennen. hingegen ^eigt ha9 treu
gefd^itberte Seben bed @in3e{nen in einer engen ©pl^äre bie ^anblungd«
toeife ber äJtenf^en tu äffen t^ren 97üoncen unb ©efialten unb eröffnet
und ben ä3(i(f in bie innere Sebeutung bed Srfc^einenben, für
nietete ed fic^ gleid) bleibt, ob bie ©egeuflünbe, um bie ed fu^ ^anbelt,
retatiD Hein ober grog, Sauer^öfe ober Königreiche flnb. — S)ie ®e*
fc^id^te jeigt und bie 3Renfc^l^eit, toie und eine Studfld^t Don einem
^o^cn 93erge bie Statin: jeigt. 2)agegen }eigt und bad bargefledte
Scben bed Sinjelnen ben ÜRenfd^en fo, mie n)ir bie 9?atur erTennen,
menn tuir jiuifc^en i^ren Söumeu, ^flanjen, Seifen unb ©etDüffem
um^ergc^en. (4B. I, 291—293.)
2) äBiberlegung ber ßwti^tl an ber 993a§r^aftig(eit
ber äutobiograp^ien.
3Ran ^at Unrecht j^n meinen, bie 9utobiogra))^ien feien Doffer Xntg
unb SerfleOung. Sielme^r ift bad Sügen bort Dieffeic^t fc^toerer, a(«
trgenbmo. 3n einer ©elbflbioqrop^ic fic^ ju Derfleffen ifi fo fc^toer,
bag ed Dieffeid^t feine einzige giebt, bie nic^t im ©anjen toa^nr »öre,
«lid — m\t 93
al« jebc anbcrc gcfc^ricbenc ©cfd^id^tc. ÜDer üWenfc^, ber fein Scben
anfjftc^net, überblidft ed im ©anjen unb @rogen, bad @tn)e(ne toirb
firin, baö 9?a^c entfernt fic^, ba« gerne fommt micbcr nof}, bie SRücf-
iid)tcn fd^runipfen ein; er fl^t fit^ fclbf^ jnr Seichte nnb f^at fld)
freitoiHig ^injefeftt; ber ®ei(l ber Süge faßt i^n ^ter nid)t fo tcid^t;
benn e« liegt in iebem SRcnfc^en audj eine 9?cignng gnr äßa^rljeit,
^ie bei jeber Süge erfl übersättigt »erben mug unb bie eben ^ier eine
ungemein {larfe ©teUung eingenommen ^at. (9&. I, 292.)
«litk^ f. «nge.
eiul.
1) SDad 9(ut qIö Urflüffigleit be« Organidmuö.
'Sod Stut ^at, tt)ie ed aQe 2:§ei(e beö Seibed ernährt, auc^ fc^on,
(Ai Urftüfftgleit be^ SDrganidmud, biefelben nrfprünglic^ aud fi(^ erzeugt
rnib gebilbet; nnb bie Smä^rung ber Steile, h)el^e eingeflänblic^ bie
^uptfnnction beö Slute^ audmac^t, ifl nur bie t^ortfe^ung jener ur«
fftünglicl^en @r}eugung berfelben. (933. JQ, 288.)
3)er SSiOe objectibirt fl(^ am unmittelbarflen im Slute, al9 n)et(^ed
btn Organidmud urf))rüngltd^ \M^^ unb formt, i§n burd^ äBac^^t^unt
ooOenbet unb nac^^er i^n forth)ö^renb er^öß, fon)o§I burc^ regelmögige
Erneuerung aller, atd bnrd^ augerorbentli^e ^fleüung oertet^ter S^^eitc.
(B. n, 289.)
3)aö erfie ^robuct be« »luteö finb feine eigenen ©cfäße. (SB. II,
289.) !Die ©efttge felbß ^at ha9 ä3(ut gemad^t, ba t9 im @i früher,
Ai jie erfc^eint; fie finb nur feine freimillig eingefd^tagenen, bonn geba^n«
ttn, enbtic^ aHmälig conbenfirten unb nmfd^Ioffenen Sege. (3B. H, 287.)
2) !Z)ie Semegung it9 Slute^.
^ 3)ie Seioegung bed 93Iute$ iß eine felbflßänbige unb urffirüngltc^e,
fit bebarf nid^t einmal, n^ie bie drritabilitSt, bed 9{ert)eneinfluffed,
unb i{l felbfi Dom ^erjen unab^öngig; tt)ie bie^ am beutlic^fiten ber
^üdlauf bed Stuten burc^ bie Senen jum ^erjen funb giebt, ba bei
^em ni(^t, toie beim Ärterienlauf, eine vis a tergo ed propeKirt,
unb au(^ aOe fonfHgen mec^anif^en (Srllörungen, toie etnia burc^
finc ©ougelraft ber recfiten ^erjfammer, burAauß ju furj fommen.
^^ n, 286.)
3) !Z)er Sauf ht9 Slnted benimmt bie ®efla(t bed
Seibed.
3)tr ?auf ber Arterien befHmmt bie ©ejialt unb ©röße atter @Iic«
^] folglich ifl bie ganje ©eflalt M Seibe^ burc^ ben Sauf be9 Slute«
«Simmt. (SB. n, 288.)
1) Sebeutung bed SBorte^ ,MU"'
^\t ijl, fo h)ie gut, auöbrutf einer Sielation. Äfleö, toaö ben
^Mmtgen trgenb eine« inbit^ibueOen SBiOen« gemäg ifl, ^eifiit, in
94 S9fe
ä3e}te^un9 auf biefen, gut^ 3. S3. gute^ Sffen, gute äBege, gute Sor«
bebeutung; — ba^ ®egent§etl fd^Iec^t, an belebten äBefen böfe.
((£. 265.) 2)er93egrtff be^ ©egent^eild Don gut tDtrb, fo lange Don
mc^terlennenben SEBefen bie 9{ebe i\t, huxäf ba^ SBott fc^ted^t, feltener
unb abfiracter burc^ Uebel au^gebrüdt, toelt^ed affe^ beut iebe^maßgeit
(Streben bc« 2Bt0en9 nic^t ßufagenbe bejeid^net. dm ÜDeutfd^en unb
t$ran}öfif(l^en bejeic^net man biefe^ bei erfennenben äBefen (Spieren unb
äßenfc^en) burc^ ein anbered 2Bort, ate bei erlenntniglofen, nttmli^
burc^ böfe, mechant, toä^tenb in faft aQen anbem ®))ra^en biefer
Untetfc^ieb nid^t ®tatt finbet unb xaxoc, malus, cattivo, bad Don
SRenfc^en h)ie Don leblofen 2)ingen gebraust toerben, toelc^e bcn ßtotdtti
eineö beßimmten inbiDibueQen SEBiÜend entgegen finb. (SB. l, 426.)
2) 993efen unb ©tunbelemente be9 böfen S^ataltertf.
SEBenn ein SDtenfc^, fobalb Seranlaffung baxu ba ift unb i^n feine
äußere SRac^t abhält, {tet0 geneigt ift, Unreqt }u t^un, nennen mir
i^n bttfe. ÜDiefed ^eigt nat^ beut Segriff bed Unrec^t^ (f. Unrecht),
ba§ ein fol^er nic^t allein ben äBillen gum Seben, trie er in feinem
Seibe erfd)eint, bejaht; fonbern in biefer 93ej[a^ung fo loeit ge^t^ baf;
et ben in anbem OnbiDibuen erfc^einenben SßiQen Demeint; koad ftc^
barin jeigt, bog er i^re ftröfte jum S)ienfle feinet Sßillen^ Derlangt
unb il^r 2)afein )u Dertilgen fuc^t, toenn jie ben Seßrebungen feinet
äBiSend entgegengehen. S)ie le^te Duelle l^terDon ifl ein l^o^er ®rab
be^ (Sgoidmud. B^^^^^^i ifl V^^ foglcic^ offenbar: erfllid^, bog in
einem folc^en SRenfd^en ein überaus l^ftiger^ koeit über bie Sejia^ung
feined eigenen 2t\htS ^inau^ge^enber SSille gum Seben fid^ audf))ricl^t;
unb {toeitenö, bog feine Srienntnig, ganj im prindpio individua-
üonis befangen (f. OnbiDibuation), bei bem burc^ biefed (elftere ge«
fetzten gSngtic^en Unterfc^iebe }n)if^en feiner eigenen ^erfon unb aOen
anbem fefl {le^en bleibt; ba^er er aQein fein eigene^ SBo^Ifein fu^t,
DoQfommen gleichgültig gegen bad aDer Sluberen, bereu SEßefen i^m
Dietme^r fremb i^, burd) eine loeite Stuft Don bem feinigen gefc^ie^^
ben, \a, bie er eigentlich nur ald ülarDen, o^ne aQe ^Realität, anfleht.
(SB. I, 428 fg.)
3) ^^fiognomifc^er S(u0brud bed böfen S^arafter«.
®roge ^eftigleit bed SBoQend ifl an fid^ eine fiete ZXntUt bed Sei«
bend. 3Bei( nun Dieter unb ^eftiged £eiben Don Dielem unb heftigem
äBoQen unjertrennlic^ iß, trägt ber ®efic^tdaudbmdt fel^r bbfer 3Renf^en
bad ©epräge bed innem l^eibend; fetbji menn fle alled äugerlic^e @tii(f
erlangt §aben, feigen fie ftetd unglüdtlic^ au9, fobalb fle nic^t in äugen»
blicflicöem Oubel begriffen flnb, ober fic^ Derfictten. (SB. I, 429.)
4) äßefen unb Urfprung ber eigentlichen Sod^eit.
9ud ber bem bttfen SRenf^en toefenttic^en innem Dual ge§t gule^t
bie nid^t aud blogem (Sgoidmud entfprungene, fonbem uneigenntt^ige
Sreube an fremben Seiben ^erDor, meldte bie eigentliche Sod^eit tfi
unb {{^ bid )ur ® rauf am feit fteigert. S)iefer ifi bad frembe Seiben
nic^t me^r SRittet jur (Srlongnng ber Qto^^ ^^ eigenen SStllen^,
[onbent Qtotd an fic^. S)er bid }ur SBod^eit fi(^ fleigembe böfe
ffiiOe fuc^t nämlid^ für bie innere Dual, an ber er (etbet, in»
birect bie Sinbemng, beren er birect nic^t ftt§ig ifl, fuc^t burc^
ben Sbiblid fremben Seibend, ml^t9 er jnglei^ al0 eine Seugerung
feiner Wladfi erfennt, ia9 eigene }n milbem. t^rembed Seiben mirb
i^m je^t S^^^ on fid^, ifl i§m ein SlnblidF, an bem er flc^ n^eibet.
(3B. I, 429 fg.)
5) Unterfd^ieb ber So^^eit bont Sgoidmud.
2)er (Sgoi^mud fann itowc ju Serbred^en unb Unikaten aDer 9[rt
führen; aber ber baburd^ Derurfad^te Schaben unb @(^ntcrj Slnberer
iji i§m b(od SRittel, nic^t 3^^<If ^^^t alfo nur accibenteQ babei ein.
•Der Sod^eit unb @raufamleit hingegen finb bie Seiben unb ®(^mer}en
Snberer S^tä an fic^ unb beffen Smid^en ©enug. 3)cd^aI6 ntad^en
Sod^cH unb ©raufamfeit eine ^O^ere ^otenj moralifc^er @(^Iec^tig!eit
Qtt9. SDie SRapme be^ üugerften Sgoidmud ifl: Neminem juva, imo
omnea, si forte oonducit (alfo innner noc^ bebingt), laede. 2)ie
SRo^me ber So^^eit ift: Onmes, quantum potes, laede. (S. 200.)
6) S^^^mmtnfianq ber ntoralifc^en ©d^Ied^tigleit mit
ber ÜDumm^eit f. üDumm^eit.
• 1) 3)er Sra^mani^mud ift Slt^eiömnö unb fennt feinen
erfien 3(nfang ber SEBelt.
3)ie Urretigioncn unfereö ©efc^Iec^tö, meiere auc^ nod^ je^t bie
Stögte Knja^I Don Selennem auf ßvben ^aben, atfo Sra^manidmuö
unb Subb^ai^mud, lennen leinen erflen Sfnfang ber Sßtti, fonbern
ftt^ren bie Steige ber einanber bebingenben ßrfd^einungen ind Unenblic^e
tinauf, — ein ^ißorifd^er Seleg bafttr, bag bie Sfnna^me eined abfotuten
Snfangd, bie llnna^me einer ©ränje ber äBett in ber 3^^^/ feinedioeg^
(in not^menbiger ©ebanfe ber Sernunft, alfo fcinedmegd im SBefen ber
Semunft begrünbet iji. (333. I, 574. 587.)
Sd barf un9 nic^t in ben ®inn tontmen, ha9 Sral^m ber $)inbu,
^^ed in mir, in bir, in meinem $ferbe, in beinern $unbe lebt unb
itibct, — ober au^ ben 93ra^nta, ttcld^er geboren i|l unb ßirbt, anbern
^ta^nia'^ $Ia|} )u machen, unb bem überbied fein ^evoovbringen ber
^U }nr @(^utb unb @ilnbe angere^net mirb, mit @ott bem ^tuu,
^ ))erfönli4en S^öpfer unb Stegierer ber 9Be(t, ber SOcd m^U
8««a<^t, JU uenoed^feln. (®. 125.)
2) üDer 9ra^mani0mu0 iß dbeali^ntnd.
^ie ebleren, älteren unb befferen Keßgionen, alfo Sral^maniMu«
^b 9ubb^at0mud, legen i^ren Se^ren burd^aud ben Obeatidmu^ gu
®^ttbe, beffen Sbierfennung fie mithin fogar bem 9$o(I jnmut^en.
^% U, 40.) S(o9 in (Europa ifl ber dbea(i0mud, in Solge ber me-
foitlic^ unb unumgttnglid^ realifUfd^en ©runbanfic^t, parabo^ (®. 32.)
00 ^vmt^ — »üd^et
3) ^er Sra^manttfmud le^rt 9Retetn))f))d^ofe.
3h ben $eben, mt in aQen fettigen Sudlern dtibten« gelehrt, ifi
bie 9)}etempf^(^o{e bcr Sern bed Sra^manidmuö unb Subb^atdtnud,
^errf^t benutad^ noc^ je^t im ganjen itic^t idlamirte» Slfien, alfo bei
me^v ate bct ^älfte bc« ganjcn ffl?enf(^cngcf(I^Ic(^te, otö bic fcflefle Heber-
jeugung unb mit ungtaubtid^ flarfem praftifc^en @tnflug. (SB. II, 577.)
4) S)er 33rQ^manidmud ifl ^effimi^mud.
Sva^ma bringt burc^ eine %xt ©ünbenfaO, ober Serirrung, bic
Seit ^crDor, bleibt aber bafür felbfl barin, t9 abjubügen, bid er ftd)
barauö erlöfl f^ai; — fe^r gut! ($. ü, 322; ®. 125.)
5) Sra^manifc^e Se^re Don ber unt)eränber(id^en 9e«
flimmt^eit be^ angeborenen @§aralterd.
ÜDie Sra^manen brüden bie unk>eränber(i^e Seflimmt^eit be0 angc^
borenen S^aralter^ m^t^ifd^ baburd^ a\i9, bag fie fagen, Sra^ma ^abc.
bei ber $ert)orbrin(
®(^riftieid^en auf
ung iebe^ SRenfc^en, fein jfl^un unb fein Seiben in
einen ©c^äbel gegraben, benen gemäg fein Sebend«
tauf audfaUen muffe. 3Ud biefe ©c^rift kueifen fie bie ßadm ber
@uturen bcr ©d^äbelfnoc^en nac^. {% II, 243.)
Antnft.
!Z)ie mannigfaltigen, heftigen SIeugerungen ber Srunfl bei beu
S^^ieren finb bie @timme bed SBiQend jum Seben, mit ber er ruft:
„SDad Seben bed dnbiDibuumd t^ut mir nic^t genug, ic^ brauche baö
Seben ber ©attnng jur SfudfUQung enblofer ßeit, bcr t^orm meinet
erfd^einenö.'' ($. 406.)
1) ÜDer SBert^ ber Sucher liegt entkoeber im ®toff
ober in ber t^orm.
6tn S3u(^ lann nie mel^r fein, ol9 ber SIbbrudF ber ®ebanfcn be^
Serfaffer«. Der SBertl^ biefer ©ebanfen liegt entwcbcr im ©toff,
alfo in S)em, h)orüber er gebac^t ^at; ober in ber t^orm, b. ^. ber
Searbeitung bed @toffd, alfo in ÜDem, toa9 er barüber gebac^t f^at
3)ad SBorüber ift mannigfaltig, unb ebenfo bie Sorjüge, totli)t cd
ben Suchern ert^eilt @in 9ud^ fann fiofftid^ mistig fein, koer aud^
immer ber Serfaffer fei. $Bei ber ^orm hingegen entfpringt ber Sßert^
nic^t a\x9 bem Öbject, fonbem and bem @ubjiect. -Sfl ba^er ein
Suc^ öon biefer ©eite öortrefflit^, fo ifi cd ber Serfaffer auc^. —
SBcnn ein 93u^ berühmt ifl, fo ^at man too^l ju unterfc^eiben, ob
»egen beö ©toffcd, ober ber gorm. {% II, 540 fg.)
2) Sucher finb nic^t fo bele^renb, ald bie SBirflic^fcit.
Betrachtung unb Beobachtung j[ebed äßirllic^en, fobalb cd trgenb
etmad bem Seobad^ter 9?eued barbietet, ifl belel^renber, ald aDed Sefen
mtb $ören. Denn fogar ifl in jebem SBirftid^en aUt SBa^r^eit unb
SBeid^eit, ia, bad le^te ©cl^eimnig ber Dinge enthalten, freiließ nur
in concreto, unb fo, loie bad ©olb im (Srje fledt; cd tommt barauf
an, cd ^eraudjujie^cn. Slud einem Sud^e hingegen erholt man, im
mfyt 97
befielt %aU, bte Sa^tl^eit bo^ nur qu9 ikoetter $anb, öfter aber gar
Hii^t. (SB. n, 77; ?. H, 51.)
3) SBarum Sudler nid^t bte Srfal^ritng erfe^en ISnnen.
3)ag Sudler ntc^t bte (Erfahrung, itnb ©elej^rfamfeit ni^t bad @ente
erfe^t, finb }tt)et Dertoanbte $^änomette; t^r gemeinfamer ®runb t{l,
bag bad 3[bf)Tacte nie bad Slnfci^aulid^e erfe^en fonn. Sucher erfe^en
bormn bte (Stfal^rung ntd^t, toeit Segrtffe flet^ allgemein bleiben
mtb ba^er auf ha9 (Sinjefate, mlitt^ ioij gerabe ba9 int ?eben ju
Se^anbetnbe i% niijt ^erab gelangen. $ie}u lommt, bag aQe Segri^e
eben aud bent Sinjelnen nnb Snf(^auli(^en ber Srfa^rung abßra^trt
rmb, ba^er man biefed fc^on {ennen gelernt l^aben mu% um anif nur
ba^ Singetnetne, toelc^ed bie Sucher mitt^etlen, gehörig ju t^erfh^en.
(SB. n, 80.)
4) SEBad bie meiften Sttd^er mittelm&gig nnb lang«
toeilig mad^t.
Sei ben meiflen Suchern, Don ben eigentlid^ fc^Iec^ten gau) abgefe^en,
^at, metm fie nid^t burc^aud empirifd^en dn^altd flnb, ber Serfaffer
3»Qr gebaut, aber nic^t gefc^aut; er ^at au9 ber 9{efIe^on, nic^t
ottd ber (httuition gef (^rieben; unb bie9 eben iß zi, XDa9 fle mittet*
mSgig unb langmeilig mac^t. 9hir, mo bem üDenlen eine^ ^utord ein
Schauen }u @mnbe lag^ ba i{l t^, aU ft^riebe er and einem Sanbe^
)Do ber Sefer nic^t auc^ fd^on getoefen ift; ba ifl SOeö frifd^ unb neu;
bemt e^ ifi au9 ber Urquelle aller (Erlenntniß unmittelbar gef(^ö))ft.
(SB. n, 77 fg.)
5) Sü^er, aU bie Ouinteffenj eined*®eipe«, finb
ge^altreid^er, al^ fein Umgang.
2)ie SBerle finb bie Oninteffenj eine^ ®eifie«; fte koerben bal^er,
au(^ loemt er ber grttgte ift, fiet^ ungleid^ gehaltreicher fein, ald fein
Umgang. @ogar bie ©Triften einetf mittelmäßigen ftopfe^ Idnnrn
bele^nb, lefentoert^ unb unter^altenb fein, eben meil fie feine jQuint'
^ni) finb, bie gntd^t aUt9 feine« SDenlen« unb ©tubiren«; toS^enb
fein Umgang vm9 ni^t geniigen lann. ($• n, 597.)
6) ©(^led^te Sucher finb nii^t b(o« unnü^, fonbern
))ofitin fc^äbHc^.
^ie f(^Ie(^ten Sudler finb bad toud^embe Unhaut ber Sitteratnr,
todc^e« bem SBeijen bie 9?al^rung ent}ie^t unb i^n eiffiidt. ®ie reigen
nSmtic^ 3eit, ®elb nnb Xnfmerifamleit be0 ^nblifum«, toetd^e Don
ätet^tdtoegen ben guten Suchern unb i^nn eblen 3^edten gehören, an
^} fie finb a(fo ni(^t blo0 unnü«, fonbern ))ofltib fc^äbli^. {% U,
^39.) @(^{e(^te Sü^er finb inteaectneOed ®ift, fie berberben ben
®ei|l. {% U, 590.)
7) S)ie neueren Sucher finb nid^t immer bie befien.
Sein größerer drrt^um, aU gn glauben, baß ba« jule^t gef))roc^ene
%ort ftet« ba« rid^tigere, jebe« fpäter ©efc^riebene eine Serbefferung
^ früher ®ef(^riebenen unb j|ebe Serttnbemng ein gfortfc^ritt fei.
£a9 titterarifd^e ®efd^meiß ift ßet« bei ber $anb unb emfig bemüht,
90 9iM
ifl; i. S. 3o^. 12, 26 itnb 31. — 14, 30. — 15, 18. 19. — 16,
33. — doloff. 2, 20. — ep^. 2, 1—3. — 1 3o^. 2, 16—17 nnb
4, 4. 5. ÜDieö fUmmt ju bem adlettfc^eu ®etf}e ber SJerläugnung bed
eigenen @elbfl unb ber Ueberiutnbung ber äBelt, loelc^er, tote grttnjen«
lofe Siebe bed ißäc^flen, felbfl bed ^etnbed, ber ©runbjug tfl, loeld^en
' ha9 @§rtflent§um mit bem Sra^manidmud unb ä3ubb§aidmu8 gemein
l^at, unb ber il^re Senoanbtfc^oft beurfunbet. (2B. ü, 715.)
®cre(^ttgleit ifl ber gonje et^ifc^e dn^alt bed 9(ten S^eflamentö,
unb äRenfc^enliebe ber bed 92eueu; biefe ifl bie xaivn) ^vtoXy) (do^. 13,
34), in »eitler, uac^ $aulud (9iöm. 13, 8—10) aOe ^^ifilid^en
2:ugeuben entgolten finb. (@. 230.)
®ad alte 2:epament fteQt ben aRenfd^en unter bie $errfd^aft be9
©efct^ed, U)el(^ed jiebod^ ni<^t }ur @rlöfung fü^rt. S)a9 9!eue Steßo^
ment hingegen erllärt bad @efe^ für un}utängli(^, ja, fprid^t bat^on
lod (}. 93. 9Iöm. 7. — ®at. 2 unb 3). 3)agegen prebigt ed bo9 Sleic^
ber @nabe, ju uield^em man gelange burc^ ©tauben, 9!(ic^flenliebe unb
gänjtic^e ^erlöugnung feiner felbß; S)ic9 fei ber 2Beg jur Sriöfung
Dom Uebel unb Don ber 993elt. (^. II, 335.)
dmmer tfl ber SRenfc^ auf fl^ fetb^ juriidCgetotefen, tote in j[eber,
fo in ber ^auptfac^e. Vergebend mad^t er fid) ®btter, um t)ou i^nen
}u erbetteln unb ju erfd)mei(^e(n, toad nur bie eigene SiUen^fraft
^erbeijufü^rcn oermag. $atte bad %lit S^eflament bie SBelt unb ben
äRenfc^eu inm 2BerI üm^ ®otte9 gemacht, fo fa^ bad 9?eue S^efiament,
um ju Icljren, bag $ei( unb @rlöfung an9 bem dammer btefer Seit
nur oon i{;r felbft auöge^en lann, fid^ genöt^igt, jenen ®ott ÜRenfd^
toerben ju Iaf[en. !Z)ed 9)7enfc^en 9BiQe iß unb bleibt ed, tt)Obon %De^
für i^n abijängt. (SB. I, 384.)
S)ie Slnna^me, bag ber 3Renf(^ au9 9?td^t9 gefd^affen fei, fü^rt
not^toenbig }u ber, bag ber %oh fein abfotute« Snbe fei. hierin ift
alfo bad 9ite S^eflament OöIIig confequent; benn ju einer ®c^c$pfung
aud 310^19 pagt feine Un{}erbli(^feit«le§re. ÜDa9 neuteftamentß^e
(S^rifient^um ^at eine foI(^e, meit t9 dnbifc^en ®eipe9 unb bo^er,
me^r aU »aH<^ri"Ii<4f <tu4 dnbifd^er ^crfunft ifi, toenngteid^ nur
unter 9egt)ptif(^er Vermittlung. SHein )u bem dübifd^en (Stamm,
auf toeld^en Jene dnbifc^e SBei^l^eit im gelobten Sanbe gepfropft toerben
mugte, pagt fold^e, mie bie i$rei^ett ht9 9BiQend jum ®efd^af[enfetn
beffelben. (2B. U, 556.)
4) S)ie ^iflortfd^en Stoffe ber 99ibel, aU Sortoürfe
ber $)iflorienma(erei betrachtet.
(Sntf (Rieben na^t^eilig toirlen |iflorif(^e Sortoürfe nur bann, toann
fie ben SRaler auf ein toinfürüc^ unb nid^t ntc^ ftunfljtoeden, fonbem
nac^ anbern getoä^Ited t^elb befc^ränlen, oollenbd aber, toann biefe« gelb
an malerifc^en unb bebeutenben ®egen{länbeu arm iß, toenn ed j. 9.
bie @ef(^irf|te eine« flcinen, abgefonberten, cigenjlnnigen, ^ierard^if^
b. ^. burc^ SEßa^n. be^errfc^ten, oon ben glei(|)eitigen grogen ^Wtcn
be« Drient« unb Occibent« t)era4teten aSinktoolte tfl, tote bie dubcn. —
^iBHotl^rfen — Whmq 91
9efonbetd aber mar e^ für bie genialen ÜRoIer Otalten^, im 15. nnb
16. da^^imbert, ein f^Iimmer @tem, bag fte in bem engen fireife,
an bcn fte für bie 3Ba§( ber Sortoürfe miSfürtic^ gemiefen maren, }U
SRtferen aller %rt greifen niugten; benn bad Steue S^eftantent ift, feinem
^tfiorifc^en S^l^cile nad^, für bie äßaterei fafl no^ nngünfliger, ate ha9
^(te. Oebo^ ^at nmn Don ben Silbern, beren ©egenflanb bad ®e«
fc^t^tltd}e, ober aS^t^ologifc^e, bed dubent^umd nnb @§rifient^umd iß,
gar fe^r biefenigen gu unterf^eiben, in loeld^cn bcr eigentliche, b. ^. ber
et^ifc^e @eifl beö 6^riflent^nm^ für bie Hnfd^auung offenbart mirb,
burc^ S)orfieIIung t)on iDIenfc^en, meldte biefed @ei{led DoD ftnb.
(3B. I, 274.)
6ibUott)ektn.
1) Sibliot^efen betoa^ren bie t)er{leinertcn drrt^ü«'
mer anf.
SBie bie @(^id^ten ber 6rbe bie lebenben Sßefen vergangener (Spotten
ret^entneife aufbema^ren; fo betoal^ren bie Bretter ber 93ibliot^efen
ret^enmeife bie vergangenen Orrt^ümer unb beren 3)arlegungen, meiere,
mie iene @r{leren, ju i^rer 3cit, fe^r lebenbig maren tmb Diel Särnt
matten, j[e^t aber ftarr unb Derfieinert baflef;en, mo nur noc^ bie
litterarif^c Paläontologie fie betrad^tct. (^. II, 589.)
2) Sibliotl^efen finb bad ))apierne ©ebäd^tnig ber
SRenfc^^eit.
Son bem gefammten menfd^li^en 9Bif[en ifl immer nur ein Heiner
X^eil in jebem gegebenen 3^i^punlt in irgeub loelc^cu Stoffen U)trnic^
ttbenbig. 3)er allergrößte %f)t\{ e^iflirt fletd nur auf bem Rapier, in
ben 9ü(^ern, biefem papicrnen ©ebS^tnig ber SRenfc^^eit. SBie fc^lec^t
tDttrbe e^ um baö menfc^lic^e SBiffen flehen, menn ®c^rift unb 3>ru(!
nic^t toären. 2)a^er fmb bie Sibliot^efen aDein bad ftc^eve unb blei^
benbe @ebä(^tni§ bed menfc^li^en ©efd^lec^td, bcffen einjelne äRitgliebcv
aUe nur ein fe§r bef^ränftcd unb unDoUfommened §aben. {% II, 519.)
«ilfc, f. aRalerei.
tÜi^anttkmfl^ f. ©culptur.
6ilft»ng.
1) ©egenfa^ jloifd^en 93ilbung unb natürlichem Ser«
flanb.
5iatürlic^er Serflanb !ann fafi jeben ®rab Don 93ilbung erfe^en,
rter feine »itbung ben natürlid^en »erflanb. (SB. II, 84.)
2) Silbung fann bcn urfprünglid^en Unterfc^ieb ber
©eifter nid^t aufl^eben.
3)er gleiche ®rab ber Silbung Tann bcn urfprüngtic^en Unterfd^ieb
^x ®tifttx nic^t aufgeben, '^tnn felbfl bei jtemlid^ gleichem @rabe
^ Silbung gleid^t bie donüerfation jtoifc^en einem großen ®eifte unb
'inem gen)5^nlid^en Kopfe ber gemeinfc^aftlid^en 9ietfe eined Wannet,
^ auf einem mut^igen Stoffe fit^t, mit einem t^ußgänger. Seiben
92 »tttigMt — »tosro^^te
tvtrb fte balb ^öd^fl läßig unb auf bte Sänge unmöglich. 9uf eine
fur}e ®tvede fann {loar ber 9{etter abft^n, um mit beut Slnbern }u
ge^en; luierao^I auc^ bann ii)m bie Uugebulb feinet $ferbe^ Diel ju
fd)affen machen »ivb. (28. II, 162.)
3) Ser^ältnig ber 9Ubung ju natürlichen Sorjügen
be^ @ei|le^.
Silbung Der^öU fld^ ju natürlid^cn Sorjügen bed dnteDectd, kvte
eine tvä^fernc 9?afe ju einer mirflic^en, auc^ tt>it Planeten unb äßonbe
}u <Sonnen. S)enn vermöge feiner Sitbung fagt ber SRenfd^ nic^t
mad er benit, fonbem mad Rubere gebac^t ^aben unb er getenit ^at;
unb er t^ut nid)t fogleic^ toa9 er ntöd^te, fonbem toa9 man i^n ju
t§un geivö^nt f^ai. ($. 459.)
AiUigktit.
iDie 33tIIigfeit ift ber S^inb ber ®ered)tigleit unb fe^t il^r oft
gröblich ^u; ba^er man il)r nic^t ju t)iel einräumen foll. 2)cr 2)eutf(^c
ifl ein ^^reuitb ber $iQig!eit, ber (Sngldnber ^ätt ed mit ber @ere(^«
tigfeit. ((S. 221.)
1) Sorjug ber Stograp^ie t)or ber ©efc^i^te.
dn $infid^t auf bie Srfcnntuig M SBefend ber äJtenfd^fjeit ifi bcn
^Biographien, Dorne^mlic^ ben Slutobiograp^ien, ein größerer
SBert^ 3U}ugefle^en, aU ber eigentlid)en ©efd^ic^te, menigßend mie
Tie getoö^uttd) bc^anbclt ttirb. ZtidÜ nämtic^ |1nb bei [mtn bie Data
nötiger unb t)oUftänbiger jufammenjubringcn, al9 bei biefer; t^eild
agireu in ber eigentlichen ©cfd^i^te nic^t fotoo^I SRenf^en, aU Sölfer
unb $eere, unb bie Sinjelnen, meiere noc^ auftreten, erfc^einen in
foldjcr Entfernung unb Ser^üDung, bag t9 \ijmx tt>ixh, burc^ bicfc
^inburd^ ha9 menfc^Iic^e SBefen ju erfennen. hingegen ^eigt bad treu
gefd^ilberte Seben be9 @inje(nen in einer engen Sphäre bie ^anblungd«
»eife ber SJtenfc^en in allen i(jren iRüancen unb ©eflalten unb eröffnet
und ben 93Ii(f in bie innere Sebeutung bed (Erfc^einenben, für
»etd^e ed [\d) gleic^ bteibt, ob bie ©egenßönbe, um bie t& flc^ ^anbelt,
relatiü Hein ober groß, Saucr^Sfe ober Königreiche finb. — S)ie ©e*
fc^ic^te jeigt und bie üßenfc^^eit, mie nn^ eine Studfld^t Don einem
(jo^en 93erge bie 92attn: jeigt. S)agegen jeigt und bad bargefledte
Seben bed @in}elnen ben ÜRenfc^en fo, mie mir bie 9?atur erlernten,
menn mir }ioifd)en i^ren Säumen, ^flanjen, Seifen unb ®emäf[em
um^erge^en. (S. I, 291—293.)
2) SBiberleguug ber S^c^f^^ ^^ ^^^ SSa^r^aftigfeit
ber Autobiographien.
3Jlan ^at Unrecht j^n meinen, bie Autobiographien feien Dotier Snig
unb SerfteHung. Sielme^r ifl bad Sttgen bort Dielleic^t fc^merer, a\9
irgenbmo. 3n einer ©elbflbiograp^ie {tc^ ju DerfieUen ifl fo fd^koer,
bog ed DteKeic^t feine einjige giebt, bie nic^t im ®an)en magrer tofire.
»Ud — «bfc 93
al^ jebe anbete gef^riebene ©ef^i^te. S)er 9Renfd^, bet fein Seben
aufzeichnet, überblidTt ed im ©anjen unb @togen, ha9 (Sinjetne toirb
Kein, iü€ 9?a^e entfernt jtd^, bo« %zmz fomntt micber no^, bie SRücf«
Pesten fd)mnipfen ein; er fi^t flc^ fclbfl jur Seichte nnb t^at ftd)
frritoinig ^ingefe^t; ber @eifl ber Säge fogt i^n ^icr nidjt fo leidet;
bnra e« liegt in jebent SÄenfc^en auc^ eine 9?eignng jnr äöo^r^eit,
bie bei jeber Süge erft übeno&ttigt »erben ntug unb bie eben ^ier eine
ungemein {!ar!e ©teüung eingenommen ^at. (993. I, 292.)
ßlidi^ f. Äuge.
eint.
1) 3)ad Stut aU Urflüffigfeit bed Organidmud.
S)ad SIttt ^at, xoxt t9 aUe 2:§eile bed Seibe^ ernährt, auc^ fd^on,
a(^ Urf(üfftgleit bed Drganidmud, biefelben nrfpriinglid^ aud fic^ erzeugt
nnb gebilbet; unb bie Smä^rung ber Zueile, tt)eld)e eingcfiänblic^ bie
düuptfunction bed 93Iuted audmac^t, ifi nur bie ^ortfe^ung iencr ur«
tpTünglid^en Stjeugung berfelben. (S. U, 288.)
3)er SS^iQe objectiDirt fid^ am unmittelbarften im Stute, al§ toAdjtS
ben Drganidmud urfprünglic^ fd^afft unb formt, t§n burc^ äSJad^dt^unt
t)oOenbet unb nac^^er i^n forttoä^renb erhält, fomo^I burc^ regelmäßige
Qmeuentng aOer, ate burc^ augerorbentlic^e ^erfieQung üerle^ter S^^eilc.
(ffi. n, 289.)
Da« erfle ^robuct beö Sluteö flnb feine eigenen ©cfäge. (SB. II,
289.) S)ie ©efäge felbß ^at ba« Slut gemad^t, ba ed im (Si früher,
ate fle erf^eint; fle finb nur feine freimiQig eingefc^Iagenen, bonn geba^n>
teti, enbUc^ aümälig conbenflrten unb umfd^Ioffenen SEBege. (SB. II, 287.)
2) S)ie Semegung be« Stute«.
SDie Sett)egung be« Stute« ifl eine fetbftflänbige unb urf))rüngtt(^e,
Tie bebarf ni(^t einmal, xoit bie drritabititlit, be« 92erDeneinfIuffe«,
unb iß fetbß Dom ^erjen unabhängig; »ie bie« am beutlic^fien ber
Stücftauf be« Stute« burd^ bie Senen jum ^erjen lunb giebt, ba bei
biefem nic^t, »ie beim ^rterientouf, eine vis a tergo e« propeUirt,
unb au(^ aUe fonftigen mcd^anifd^en Srltärungen, mt tttoa burdf)
rine @augefraft ber rechten ^erjJFammer, burc^au« ju !urj fommen.
(SB. n, 286.)
3) S)er Sauf be« Stute« beflimmt bie ©eftatt be«
Seibe«.
Der Sauf ber Srterien befKmmt bie ©efiatt unb ©röge aOer ©lie«
bet; fotglic^ ifl bie ganje ©ejlatt be« Seibe« burd) ben Sauf be« Stute«
Mlimmt. (SB. n, 288.)
flöft. 600l|tit.
1) Sebeutung be« Sorte« „bbfe^
Siife ift, fo tt)ie gut, 9u«bm(f einer 9ttlatiort. Me«, »a« ben
Stjbebungen irgenb eine« inbiDibueHen äBitlen« gemäß ifl, ^etßt, in
100 (Satembourg — (Sl^atafter
bed ©elüfled unb Sertangend, ber ©hiitentäufii^ung mtb n>anbe(Baren
gormcn, bcö ©cborcnmcrbcnö, Altern«, Crfranfcnö unb ©tcrbcn«.
97irtoana, b. ^. Srßfc^en, ifi bie (Sriöfung Don allem btefem unb
bejei^net ^a«, tt)a@ eintritt nad^ Verneinung be@ fünblid^cn SBiOcnd,
ber bad ^^änomen biefer 9ße(t hervorbringt, alfo bie Srfd^eutung be^
97i^tn)onend, im SBefenttid^en baffelbe mit bem magnum sakhepat
ber Sebate^re unb bem eTcexeiva ber 97eu))Iatonifer. (SB. U, 581.
640. 696. 698. ?. H, 334. SB. I, 421.)
Q[altinb0itt$) f. unter Sttc^erlid^e«: SBi^.
Cattcatur.
S)ieientgen ßünfie, beren S^td bie IDarfieüung ber ^ee ber SRenfc^-
^eit ifC ^aben neben ber @(^0n^eit, ald bem S^arafter ber ©attung,
no^ ben S^aralter bed dnbtDibuum«, melier Dorjugdteeife S^oraf ter
genannt mirb, jur Aufgabe, jeboc^ mug aud^ ber (inbiDtbuelle) (^^araftet
tbealifc^, b. ^. mit Hervorhebung feiner 9ebeutfam!eit in Hinfielt
auf bie dbee ber SReufd^^ett aufgefaßt unb bargefieüt »erben. SBeber
barf bie ©c^ön^eit bur(^ ben S^aralter, nod^ biefer bur^ jene aufge«
^oben merben, meil Suf^ebung bed ©attungdd^arafterd burc^ ben ht9
^nbtDibuum« Saricatur, unb Suf^ebung bed dnbiüibuellen burc^
ben ©attungdc^araTter Sebeutungöloftgteit geben »ttrbe. — @e§t ba«
S^aralteriftif(^e bi« }ur mirtli^en Xuf^ebung be9 S^aralter« ber
©attung, alfo bid ^um UnnatUrlid^en, fo »irb ed Saricatur.
(SB. I, 265 fg.)
Caritas, f. Siebe.
Charakter.
1) Der S^orafter al« 9?aturIroft.
!Dcr aRenfd^ i^, wie jeber anbere I^eil ber »lotur, Obiectität bed
äBtOen«. Sie iebed 3)ing in ber SRatur feine fträfte unb Dualitäten
^at, bie auf beflimmte Sinloirlung beflimmt reagiren unb feinen
S^arafter au^mac^en; fo §at auc^ er feinen S^aralter, au9 bem bie
^otit>e feine $anb(ungen hervorrufen unb jmar mit Slot^ioenbtgfeit.
(3B. I, 339.)
3)ie f))eciea unb inbiDibueO beflimmte Sefd^affen^eit be9 Siaen«,
vermöge beren feine 9{eactton auf bie felben SDtotive in |ebem SRenfc^en
eine anbere ifl, ma(^t S)a9 aud, xoa9 man beffen S^aralter nennt.
Durd^ i^n tfl bie Sirfungdart ber Verfc^iebenartigen 9Rotive ouf ben ,
gegebenen SRenfc^en beftimmt. 2)enn er liegt aQen SBirfungen, meiere
bie 3Rotive hervorrufen, fo aum ®runbe, mie bie aOgemeinen Staturlräfte
Cl^arafter 101
bot hvttdf Urfad^en im engfien @tnn ^erDorgentfenen SBirlungen, unb
bie itbtMftaft ben Sßtriitngen ber 9{et}e. ((S. 48.)
Oebed ©eienbe mug eine i^m mefentlid^e, eigent^iimtic^e Statur
taben, Dermöge meieret t9 iß toa^ c^ x\t, bie ed ßetd 6e^au))tet, beten
9ai§erungen Don ben Urfac^en mit 9?ot^tt)enbigIeit ^etDorgenifen merben;
iD%enb hingegen biefe 9?atnr felbfl feine^nieg^ \>a9 SEßerf jener Ur«
fachen, no^ burc^ biefelben mobiftcabel ifl. Sllied bie^ gilt Dom
^enf^en unb feinem SBiDen eben fo fe^r xoit Don allen übrigen SBefcn
in ber Statut, flüä) er ^at jur Ezisientia eine Esaentia, b. §. grunb«
toefentlid^e (Sigenfd^aften, bie feinen S^arafter au^mac^en unb nur ber
Seifonlaftnug bebürfen, um ^erborjutreten. (S. 57 fg.)
2) Unterfd^ieb }mif(^en SE^ier unb 3Renf(^ in ^infic^t
auf ben S^arafter.
Set ben Silieren x\t ber S^arolter in jeber @))ecie9, beim 3Renf(^ett
in jebem dnbiüibuum ein anberer. 9tur in ben aUeroberflen, Kügflen
2!^ieren }etgt fic^ fd^on ein merflic^er dnbiDibualc^arafter, »iemo^I mit
^wcd^au« übermiegenbem S^aralter ber ^ptdt9, (S. 48.) Die groge
Serfc^ieben^eit inbi&ibueOer S^arattere im 2Renf(^engef(i^Ie^t brüdt flc^
i^on 2ht§erlid^ m9 burc^ ßarl gejeid^nete inbioibuelle ^^^fiognomie,
n^el^e bie gefammte ftor^orifation mitbegreift. 3)iefe dnbiDibualität
^at bei meitem in folc^em ®rabe fein S^^ier. de »eiter abmärt^ in
ber £§ierrei^e, bejio me^r üerliert fic^ jebe ®))ur Don dubiDibualc^aralter
in ben allgemeinen ber ®ptcU9, beren ^^^fiognomie auc^ allein übrig
Unbt. Tlan Unat ben pf^d^ologifd^en S^arafter ber ©attung unb
|ong baraud genau ^ toa9 Dom dnbiDibuo }u erwarten fle^t; nitt^renb
in btr 3ReQf($enf))ecied jebed dnbiDibuum für fl^ ffatbirt unb ergrünbet
fein toitt. (SB. I, 156.)
3) 993efentüd^e$rttbicate be« menfc^üc^en S^aralter«.
^ e^aratter be« ÜRenfi^en ifl 1. inbiDibueU, 2. empirif^,
3« conflant, 4. angeboren. (S. 48 ff.)
1. 3)ie dnbibibualitttt bed (S^aratter^ jeigt fic^ befonberd in
ber Serf(^ieben^eit ber SBirfung eined unb beffelben 9)totiD9 auf Der»
l^iäene SRenfd^en. 9tt9 ber ffenntnig be« 9RotiDd aKein lägt f{(^
^§er bie jf^at nid^t Dor^erfagen, fonbern man mug §ieju aiiij ben
^Muetlen S^arafter genau lennen. (S. 48.)
,3. 3)ag ber S^aralter empirif (^ i% b. 1^. ha^ man feinen eigenen,
^ ben S^aralter anberer dnbiüibuen nur burd^ (Erfahrung (ennen
l^f jeigt fi(^ in ber häufigen (Enttäufc^ung über fi^ unb Slnbere,
itt ber lEntbedung ber Kbkuefen^eit bon Sigenfd^aften an fid^ unb an-
^^ bie man Dörfer Doraudfe^te. Seit man ben S^aralter erfl au9
^ Srfa^rung unb koenn bie ©elegen^eit lommt, !ennen lernt, fann
^wet Dörfer toijfen, toie er felbji ober »ie ein Anberer in einer be-
f'Wen Sage ^anbeln niirb. 9hir nac^ beflanbener $robe ifl man
^ «nkem unb feiner fettfl gewiß. (C. 49. ?. U, 247.) 3n golge
^ ber inncm l£rlenntni§ anl^ängenben Sorm ber 3^^^ erlennt deber
{einen SßiOen nur in beffen fucceffiben einjelnen 9cten, nid^t aber im
100 (Sotctnbourg — (B^atafter
be^ ®e(ü{ie9 unb Verlangend, ber @tnncntttuf(!^ung unb n>anbe(Baren
t^ormen, bed ®eborenn)etben9, %(ternd, Srfranlend unb ©terben^.
9?irtoana, b. §. @r(0fc^en, ifi bie Srlöfung Don aQem btefcm unb
bejei^net 3)ad, toa9 eintritt mit Verneinung bed fünblid^cn SBiQcnd,
ber bad ^^änomen biefcr Sßelt ^erDorbringt, alfo bie Srfc^einung be^
9{i^tn)oUen9, im SBefentlid^en baffelbe mit bem magnum sakhepat
ber Sebate^re unb bem eTcexeiva ber 97eu))Iatoni!er. (SB. II, 581.
640. 696. 698. ?. U, 334. 2B. I, 421.)
Q[altinb0itt$) f. unter Stt^erlic^ed: SBi^.
Cantatur.
©iejenigen Äünfle, bcren S^tä bie iDarflellung ber ^ee ber 9»enfc^-
^eit \% ^aben neben ber @(^ön^eit, al9 bem S^arafter ber ©attung,
no^ ben d^arolter bed dnb iDibuumd, metd^er tiorjugdteeife @^aralter
genannt toirb, jur Aufgabe, jebo^ mug au(^ ber (inbiDibueOfe) (^^araftet
tbea(if(^, b. ^. mit Hervorhebung feiner Sebeutfamleit in Hinfielt
auf bie dbee ber SReufd^^ett aufgefaßt unb bargefietlt »erben. SBeber
barf bie ©c^ön^eit burc^ ben S^arafter, nod^ biefer hntif jene aufge«
^oben koerben, meil Vuf^ebung bed ©attungdc^arafterd bur^ ben bed
^nbioibuumd Saricatur, unb Suf^ebung bed dubimbueUen burc^
ben ®ottungd(^arafter Vebeutungdtoflgfeit geben »ürbe. — @e§t ba«
S^arafterißif(^e bid }ur wirfti^en Xuf^ebung bed S^aratterd ber
®attung, alfo bid ^um Unnatarli(^en, fo toirb t9 Saricatur.
(SB. I, 265 fg.)
Caritas, f. Siebe.
Charakter.
1) !Der S^aralter al« 5»aturlraft.
3)er 9Renf(^ ifl, »ie jeber anbere 2:^eil ber Slatur, Dbiectitttt be«
äBiOend. 2Bie iebed S)ing in ber Slatur feine fträfte unb Dualitäten
^at, bie auf beflimmte Sinioirlung beflimmt reagtren unb feinen
^^arafter audmac^en; fo ffat andf er feinen S^aralter, au9 bem bie
^otit>e feine $anbtungen ^eroorrufen unb jmar mit 9Iot^)oenbtgIeit.
(3B. I, 339.)
SDie f))ecieU unb inbtotbuell beflimmte Vef(^affen§eit be9 äBtQend,
oerm5ge beren feine 9{eactton auf bie felben SDtotive in jebem 9Renfd^en
eine anbere ifl, ma(^t S)a9 aud, load man beffen S^aralter nennt.
3)urc^ i^n ifi bie Sirfungdart ber berfii^iebenartigen SRotiüe ouf htn ,
gegebenen SRenfc^en befümmt. 2)enn er liegt aUen SBirfungen, toAd^t
bie 2Rotit)e ^ert^orrufen, fo }um ®runbe, koie bie aOgemeinen Stoturlrä^e
Cl^arafter 101
bcn bun^ Urfa^en im engfien @mn hervorgerufenen SBirlnngen, unb
bte ^ebendfraft ben SBtrInngett ber 9iet}e. ((S. 48.)
debed ©etenbe mug eine i^m mefentUd^e, eigent^iimlic^e Statur
^bttt, Dermöge nielc^er ed iß toa9 c^ \\t, bie e^ ßet^ 6e^ou))tet, beren
Xeugentngen Don ben Urfac^en mit 9?ot^n)enbigIeit ^erborgenifen merben;
tDo^nb hingegen biefe 9?atur felbfl feineduegd bad Serl jener Ur«
fa^en, nod^ burc^ biefetten mobiftcabel ifl. 8IQe^ bied gilt üom
3?eaf ^en unb feinem SBiDen eben fo fe^r loie bon aUen übrigen Sßefen
in bcr 9latur. Hud^ er ^at jur Ezistentia eine Essentia, b. §. grunb«
loefentKd^e Sigenfd^aften, bie feinen S^arafter au9ma(^en nnb nur ber
Seronlaffung bebiirfen, um ^erbor}utreten. (S. 57 fg.)
2) Unterfc^ieb }kDif(^en SE^ier unb 3Renf(^ in $infi(!^t
auf ben S^arafter.
Set ben jt^ieren ifi ber S^arafter in jeber @))ecie^, beim üRenfc^eu
in jebem dnbi&ibuum ein anberer. 3lwc in ben aQeroberflen, flügflen
Zeteren geigt flc^ fc^on ein mtttlxäjtt dnbiDibual^aralter, »ieteo^I mit
bur^and überiuiegenbem (S^aralter ber ^pecie^. ((S. 48.) S)ie groge
Serfc^ieben^eit inbi&ibueHer S^arattere im SRenfc^engef^te^t brüdt fic^
{d^on Sttgerlid^ m9 burd^ ßarl gejeid^netc inbioibueöe ^^^{iognomie,
»etd^e bie gefammte ftorporifation mitbegreift. 3)iefe dnbiDibuatitttt
^t bei loeitem in folii^em ®rabe lein S^^ier. 3t weiter abtt)ärtd in
ber X^ierrei^e, bejio mel^r verliert ftd^ jebe ®))ur Don dnbiDibuald^arafter
in ben allgemeinen ber @))ecie^, beren ^^^fiognontie aud^ allein übrig
bleibt. Man Unat ben ))f9(l^oIogif(^en S^arafter ber ©attung unb
loeig baraud genau, koa^ vom dnbiüibuo }u ertoarten fle^t; »tt^renb
in ber iEf{enfci^enf))ecied jebed dnbivibuum für ft^ ffatbirt unb ergrünbet
fein »in (993. I, 156.)
3) SBefentUc^e^rttbicate be« menfd^üc^en (S§aralter9.
3)er C^aratter ht9 Tltn^ijtn ifl 1. inbibibuell, 2. empirif^,
3. conflant, 4. angeboren. (S. 48 ff.)
1. i>it dnbibibualitttt bed (S^aralter^ }eigt f{(^ befonberd in
ber Serfc^ieben^eit ber SBirhtng eined unb beffelben SDtotivd auf ver«
fc^iebene SReufd^en. 9u9 ber ffenntnig be« ÜRotiod aSein lägt ftc^
b<^er bie 2^^at nid^t vor^erfagen, fonbem man mu§ ^ieju aud^ ben
mbtoibueOen S^arafter genau fennen. (S. 48.)
2. S)a6 ber S^aralter empirif ^ ifi, b. 1^. bag man feinen eigenen,
tait ben S^aratter anberer dnbivibuen nur burd^ (Erfahrung !ennen
(entt, aeigt fic^ in ber häufigen Snttttufc^ung über fi^ unb Slnbere,
in ber (Sntbedung ber Kbkoefen^eit von @igenfd^aften an fld^ unb an-
bcm, bie man Vorder voraudfe^te. Seil man ben S^arafter erfl an9
ber (Erfa^ng unb toenn bie ©elegen^eit lommt, fennen lernt, lann
feiner voriger tt)i{fen, tvie er felbfl ober loie ein Ruberer in einer be«
fümmten Sage ^anbeln mirb. 9hir nac^ beflanbener $robe ifl man
bc0 Xid)em unb feiner felbfl ge»ig. (S. 49. $. n, 247.) dn f^olge
ber ber innem l£rlenntni§ anl^ängenben %oxm ber 3^it erlennt deber
feinraSBiOen nur in beffen fuccefftven einjelnen Xcten, nid^t aber im
100 Cotembourg — (S^atafter
ht9 ®e(äfle^ unb Verlangend, ber @tnnentäuf(!^ung mtb h)anber6aren
t^ormen, bed ©eborenmetbend, Ultvcn^, Srfranlend unb Sterbend.
9?irtoana, b. §. (Srtöfc^en, tfl bte Sriöfung Don aQem btef cm unb
bejet^net ^ad, mad eintritt mif Semetnung bed fünUic^cn SBiOcnd,
ber bad ^^änomen biefcr Sßett ^erDorbringt, alfo bie (Srfc^einung be9
9{ici^tn)o((end, im SBefenttid^en baffelbe mit bem magnum sakhepat
ber Sebale^re unb bem eiCG>ceiva ber 97eupIatontIer. (9ß. II, 581.
640. 696. 698. ?. U, 334. SB. I, 421.)
GL
Q[altmb0itt$) f. unter Sttc^erlid^ed: Si^.
Cattcatur.
S)teiemgen ^nfie, bereu ^md bie S)arfleaung ber dbee ber SRenfc^-
^eit \% ^abeu neben ber @(^0n^eit, old bem S^arolter ber ©ottuug,
no(^ ben S^aralter bed dnbioibuumd, meld^er Dorjugdtoeife @^araf ter
genannt »irb, jur Aufgabe, yAoi^ mug ani) ber (tnbiDibueOfe) (^^arafter
tbea(if(^, b. ^. mit Hervorhebung feiner Sebeutfamfeit in Hinfielt
auf bie dbee ber SRenfc^^eit aufgefaßt unb bargefleüt merben. äBeber
barf bte ©li^ön^eit burc^ ben S^arafter, nod^ biefer invif jene aufge«
^oben merben, meil Vuf^ebung bed ®attung9(^aralterd bur^ ben bed
^nbioibuumd Saricatur, unb Suf^ebung bed dubiotbueUen burc^
ben ©ottungdc^araTter Sebeutungdloflgteit geben mürbe. — @e§t ba9
S^arafteriftifc^e btd }ur mirtli^en %uf§ebung bed S^aralterd ber
®attung, alfo bid }um Unnatürlichen, fo mirb ed Saricatur.
(SB. I, 265 fg.)
Caritas, f. Siebe.
Charakter.
1) 3)er S^aralter aU 9taturlraft.
S)er 9Renfd^ tfl, mie jeber anbere Zt^tii ber Slatur, Dbiectitttt bed
äBiOen«. 2Bie febed 3)ing in ber SRatur feine ^äfte unb Ouatitäten
^at, bie auf beflimmte Sinmirrung befltmmt reagiren unb feinen
^§arafter ausmachen; fo ffai auc^ er feinen @§ara!ter, cai9 bem bie
^ottt>e feine $anb(ungen hervorrufen unb }mar mit 97ot^menbtgfett.
(SB. I, 339.)
3)te \ptcUU unb inbivibueO beflimmte Sef(^affen§eit be« aSiaen«,
vermöge beren feine 9teactton auf bie felben SDtotive in jebem SRenfc^en
eine anbere ifl, mai^t S)a9 aud, mad man beffen S^aralter nennt.
Durc^ i^n tfl bie SEBirfungdart ber Verfc^tebenartigen SRotive auf ben .
gegebenen SRenf^en beftimmt. 2)enn er liegt allen SBirfungen, me^e
bie 3Rotioe hervorrufen, fo aum ®runbe, mie bie aOgemeinen 9?oturIräfte
m^tt 97
bejlen ^aU, bie SBa§t^ett bod^ nur an9 }loetter ^otA, Bfter aber gar
nic^t. (SB. n, 77; ?$• n, 51.)
3) lEBarum Sucher nid^t bie Srfa^rung erfe^en I5nnem
3)a§ SSüäftx ni^t bte Srfa^mng, utib ©ele^rfotnreit ni^t bad ®enie
eifert, ftnb jmei üertvanbte ^^änomene; t^r getneinfamer ®runb x%
bag bad Stbfiracte nie bad Slnf^anli^e erfe^en fann. Sudler erfe^en
bamm bie Srfa^rung nic^t, toeil Segriffe fietd aUgemein bleiben
imb ba^er auf bad Stnjelne, loelc^ed bod^ gerabe bad im !?eben )u
Se^anbelnbe ifl, ni(^t ^erab gelangen. $ieju f ommt^ ba§ aUe S9egri^e
eben auö bem (Sin}elnen unb Slnfd^auHii^en ber Srfa^rung abflra^irt
ftnb, ba^er man biefe^ fc^on fennen gelernt §aben mug, um au(^ nur
ba9 SiOgetneine, loeic^ed bie Sucher mitt^eiten, gehörig }u Derfle^en.
(SB. n, 80.)
4) SBad bie meiflen 9ü(^er mittelmägig unb lang«
meifig mad^t.
Sei ben meiflen Slt^ent, fon ben eigentli^ fd^Ied^ten gou) abgefe^en,
|at, toenn fle nic^t burd^aud empirif^en dn^oltd flnb, ber Serjfaffev
jmar geba(^t, aber nid^t gefc^aut; er ^at and ber 9tef[qion, nic^t
au9 ber Ontuition gef (^rieben; unb bie^ eben ifl t9, \oa9 fie mittel«
mägig unb (angtoeilig mad^t. 9htr, mo bem 2)enlen eine^ SJiutord ein
€(^auen }u ®runbe (ag, ba ifl t9, ate fc^riebe er au^ einem Sanbe,
&H) ber Sefer nid^t aud^ fd^on getoefen ifl; ba iß S(0e9 frifd^ unb neu;
bemt ed tfl an9 ber UrqueQe aller (Erfenntnig unmittelbar gefc^öpft.
(». n, 77 fg.)
5) S9ü(^er, aU bie Ouinteffenj eine««@ei{le9, finb
gehaltreicher, aU fein Umgang.
Die SGBerfe finb bie Ouinteffeu} eined Seißed; fie »erben ba^er,
<uu^ memt er ber größte ifl, ftetd ungleich gel^altreiii^er fein, aU fein
Umgang« @ogar bie ®4^ften eined mittelmäßigen ffopfe^ lönnen
be{e(frenb, Iefentoert§ unb unter^altenb fein, eben meil fle feine Ouint«
#»3 finb, bie gruc^t alled feined 2)enfend unb ©tubiren^; kutt^enb
fein Umgang und ni(^t genügen lann. ($. U, 597.)
6) ©d^Iec^te Sucher finb ni^t blod unnü^, fonbern
pofitiD fc^ttblid^.
S)ie f^(e(|ten Sucher finb bad loud^embe Unfraut ber Sitteratur,
toelc^ bem Sßeigen bie 9?a^mng ent3ie|t unb i^n efflidCt. ®ie reißen
näinli(^ 3eit, ®elb unb Snfmertfamleit be« $ubHIum9, loeld^e Don
^^tdtoegen ben guten Suchern unb i^ren eblen Qmdtn gehören, an
f^; |ie ^nb alfo nic^t b(od unnü«, fonbern pofltit) f^äbli^. ($• U,
589.) @c^Iec^te Sudler finb inteüectueae« ®ift, fle Derberben ben
6ti|l. {% U, 590.)
7) S)ie neueren SSüc^er finb niii^t immer bie befien.
ftein größerer drrt§um, att 3u glauben, baß bad sule^t gef))roc^ene
38ott jlet« bad richtigere, jebe« fpäter ®ef{^riebene eine Serbefferung
^ früher ®efd^riebenen unb jjebe SerÄnberung ein Sfortfii^ritt fei«
^a9 litterarifc^e ®ef^meiß ifl fletd bei ber $anb unb emflg bmü^t,
Moffii^9Kt«2(tiloii. I. 7
98 ©ü^crtitcl — ©ubb^oiötnuö
bad t)on ben!enben unb urtl^eildfä^tgen St'6p^tn naij tetfltd^er tteberlegung
©cfQfltc auf feine SBcifc gu öcrbcjfem. Da^cr §üte firf), tocr über
einen ©egcnflonb ftc^ belehren mU, fogtetd^ nur na^ ben neuefien
Süddcrn barüber ju greifen, in bcr SSorauöfcfeung, bog bic SQäiffen*
fd^often immer fortf^rcitcn. ©d^on oft ijl ein ältere«, Uortreffli^cö
^ixij burc^ neuere, ^djUäjUxt öerbrängt worben. ®en 5Kcuercm ifl cö
mit ntd)td in ber äBelt @rnfl, fte moOeu ftc^ nur geltenb mod^en.
Da^cr ifl oft bcr ©ong bcr SBiffenfd^aften ein retrogabcr. (^. n,
538 fg.)
1) (Srforberniffe etned guten Süd^ertitet«.
9Ba« einem 93riefe bie Sluffd^rift, bod foD einem 93u(^e fein Zxttl
fein, atfo gunäd^fl ben S^zd ^aben, boffelbe bem 2:^ei( M $ubti!umd
2ugufü()ren, tt)c((^em fein dn^alt intereffant fein fann. S)a^er foO ber
Site! bejeid^nenb, unb ha er uiefentti^ lurj ifi, conci«, tatonifc^, prfig«
nant unb n^o miSglid^ ein SDJonogramm be9 dn^attd fein. {% U, 540.)
2) SBeld^e 83ü(^ertitel f^ted^t finb.
@d^Ied^t ftnb bie tueitfd^meifigen, bie nid^t^fagenben, bie fd^telenben,
bie gmeibeutigen, ober gar falfd^en unb irreftt^renben ZM, meldte
festere i^rem Su^e bad @d^idEfa( ber falfc^ überfc^riebenen Sriefe
bereiten tönnem (?. n, 640.)
3) auf Süc^ertiteln foll ber Sutor nic^t mit feinen
eigenen Üiteln ^jrunlen.
Suf 9ü(§erttteln mit feinen eigenen S^iteln unb Xemtern )u
prunten ifl ^öc^fl unpaffenb ; benn in ber Sitteratur gelten feine anbere
old geiflige SBorjUge: mx anbere geltenb mad^en h)iD, Denät^, bag er
bicfe ni^t ^at. (9R. 425.)
6u^2(l)ai0mu$. ^
1) 3)er SBubb^aidmud aH bie tiorne^mfle 9teIigion
ouf Srben.
S)er 93ubb^aidmud ifl fon)o(|I megen ber überuiicgcnbcn STnja^t feiner
Sefenncr, atd megen feiner innem Sortrefflid^Teit unb SBof/r^eit, ol9
bie öome^mflc {Religion auf Srben ju betradt)ten. (9?. 130 fg. 2B. II,
186. % I, 139; n, 241.)
2) (S^araTter bed S3ubbf|atdmud.
!l)cr S3ubb§ai«mu3 ifl, fo »ic flrcng ibealiflifd^ unb peffimiflifc^,
aud^ entf^ieben unb au^brücflic^ at^eiflifc^, hnxi^ Moüdft Ui^tm
Sigenfc^aft er bcmeifl, bag biejienigen irren, n^eld^e 9{eIigion unb
Zf^zi^mn^ o^ne SBeitered at« ibentifd^ unb f^non^m nehmen.
(®. 125—128. 9t. 132 ff. % I, 126, «nmer!. $. n, 40. 324.
®. 32.)
3) $or}ug bed S3ubb^aidmu9 t^or bem SBra^manidmu«.
S)er Subb^ai^mu« ifl frei Don jener fhengen unb übertriebenen
H^tefe, mlijt im Sra^mani^mu« eine groge 9?oIIe fpielt, alfo Don
ber abftd^tlid^en @elbfl))einigung. (Sx Iä|t t9 bei bem 6oe(ibat, ber
^ubbl^aistnud 99
freitutlltgen Slmtut^, S)emitt(j unb ©el^otfam ber 9R5n^e uttb (Snt-
Gattung Don t^ietifd^er 9lQ^rung, tote auif Don aller äSeltltd^teit 6e«
tDcnben. (SB. II, 695.)
Sie Subbftaipen laffen feine ffoflen gelten. (SB. I, 421.) (Ueber
bcn Sorjng bed 93ubb^aidmud Dor ber inbifd^en 9{eItgion in ^tnftc^t
anf bie ©öttcrlc^re fic^e: Snber.)
4) SJorjug beö SnbbJ^Qiömuö Dor bent Sl^rifient^um.
Gin cigcnt^ümlid)cr ^flaiji^til bc3 E^ripcnt^umö, ber befonberö feinen
Snfprüd|cn, SBeltreligion ^u tocrbcn, entgegenflc^t, ift, bog cö flc^ in
ber ^anptfad)c um eine einjige inbiDibucÜe Gegebenheit bre^t unb Don
btefer ha^ ®d)i(ffa( ber SBelt abhängig niad^t. @ine 9{e(tgion, bie jn
i^icm gunbonicnt eine einzelne Gegebenheit ijai, fie^t ouf fe^r
fd^ioQc^em f^unbament. SBie toeife ifl bogcgen im Gubb^oi^mud bie
tlmia()nte ber taufenb S3ubb^Q§! bantit ed ftc^ nic^t ou^ne^me, toie
im ßljripcnt^um, too 3efu« S^riflu« bie SBelt erWji §at unb außer
i^m fein $«t möglid^ ijt. {% U, 423.) ®er djrijilit^en «öfefe fe^It
e^ an einem eigentlichen, Haren, beutlic^cn unb unmittelbaren iD7otiD;
fie ^at fein anberc«, al« bie 5Wo^a§mung 'S^rifli. ($. 431.)
I)ie 3Woral bcö ß^ripent^umö fic^t ^intcr ber bc3 S3ra^moniömu3
unb Subb^aidmud barin jurüdf, baß fte bie S^^iere nic^t berücffic^tigt.
(6. 241.)
5) Uebereinftimmung bed Gubb^ai^mud mit ber @(^o«
penl}a\Hx\ijtn $^itofop^te.
S)er ®ubbl)aiömu3 ^ot burtf) feinen Obealiömu«, äft^eiömu«
«nb ^effimiömuö bie größte Üebereinpimmung mit ber @d^open=
^aiicrfdjeu ^^ilofop^ie, — eine Uebereinftimmung, bei tt)etd)cr bie
leitete nid)t unter bem Sinffuß bed Gubb^ai^mud gcf)anben ^at.
(SB. n, 186. $). 432. % n, 324.) Sluc^ in einjelncn fc^ren läßt
f\d\ biefe Uebereinftimmung uad^tDcifen. So ftimmt bie Gubb^aiflifd)e
SctToc^tung ber p^t)fifd]en Uebcl unb ^ataftrop^en dl9 t^olgen
moralif^er i^e^tcr unb Scrgc^en i^rer äBa^r^eit nac^ mit ber
Sd)open^auerfc^eu Sel)re überein, baß bie Statur bie DbjectiDation bed
SBiQen^ 3um lieben ift unb feiner moraIifd)en S3ef(^af[euf|cit gemäß
m\m) toic ber SBifle ifl, fo ift feine SBelt. ($). 430 fg. ^.U, 322.)
^ni) Don ber 6^opcn^auerfd)cn £e^re, baß bie 9{otur i^re (Srtö*
jung Dom iD^enfdjcn ;;u erwarten ^at, fiuben fid) im Gubb^ai^mud
manche au«brüde. {W. I, 450.) -3n ^inftd)t auf bie Sortbauer
nad) bem S^obe giebt ed im Gubbljai^mud eine e^oterifc^e unb efoterifc^e
^tc; crflcre ift, loie im Srafjmauiömuö, bie ÜKctempf^c^ofe, lefttcre
if| eine Die( fd})Derer faßliche ^alingenefie, bie in großer Ueberein«
fiimntung f)ef)t mit 8c^open[}auerd l'e^re Dom meta))^t)fifd)en 93e»
flanbe bed SiKend bei ber blod p^t)fif(^en Gefc^affeu^eit unb biefer
,cntfpre(^enben Sergöngti^feit beö ^ntettect«. (^. U, 293. SB. n, 574.)
^er Subb^aiflifdje ®egenfa( Don Sanfara unb Stirmana entfpric^t
bnn £(j^open^auerfc^en Don ber Geja^ung unb Verneinung be^
^iOcn^ 3um Hieben. Sauf ara iß bie SBelt ber fleten äBiebergeburten^
7*
100 Cotcmbourg — (B^araftcr
bed ®e(üfled unb Verlangend, ber @innentttuf(!^ung nnb manbelBoren
t^ormen, bed ©eborenmecbend, Vlternd, (Sriranfend unb Sterbend.
9?trtoana, b. ^. (Srßfd^en, tfl bie Sriöfung Don aQem biefem unb
bejeic^net 3)ad, tead eintritt mi^ Verneinung bed fünMid^cn WiiÜm&,
ber bad $§änomen biefer Sßelt hervorbringt , alfo bie Srf^etnung bed
iRid^tn^oUend, im SBefentlid^en baffelbe mit bem magnum sakhepat
ber Sebote^re unb bem eicexeiva ber 97eu))lQtonifer. (993. U, 581.
640. 696. 698. % U, 334. SB. I, 421.)
Q[altinb0itt$, f. unter Säc^erlid^ed: SBi^*
Caticatur.
S)teientgen ^nfie, bereu S^td bie IDorfleDung ber ^ee ber SRenfc^-
^eit x% ^aben neben ber @(^ön^eit, qM bem S^oralter ber ©attung,
nod^ ben S^aralter bed dnbtDibuumd, toet^er Dorjugdtoeife @^araf ter
genannt »irb, }ur Aufgabe, ieboii^ mug anc^ ber (inbiDibueOfe) S^arafter
ibeaUfd^, b. ^. mit Hervorhebung feiner Sebeutfamfeit in $infid^t
auf bie dbee ber SRenfc^^ett aufgefaßt unb bargefleüt merben. äBeber
barf bie ©d^ön^eit burc^ ben @^ara!ter, no^ biefer burd^ jene aufge«
^oben merben, meil Vuf^ebung bed ©attungdd^arolterd burc^ ben bc^
•dnbiDibuumd Sartcatur, unb Suf^ebung bed dubiDibueUen burc^
ben ®attttngd(^araTter Sebeutungdloflgteit geben mürbe. — @e^t ba«
S^arafterifKf(^e hx9 }ur mirtli^en Vuf^ebung bed S^aralterd ber
©attung, alfo bid lum Unnatürlichen, fo mtrb e9 Sartcatur.
(SB. I, 265 fg.)
Caritas, f. Siebe.
C^arakttt.
1) Der e^arafter aU Slaturlraft.
!Der üKenfd^ ijt, »ie jeber anbere I^eil ber 9?atur, Obiectität bed
äBtOend. mt iebed Ding in ber 9tatur feine ^äfte unb Ouaütäten
^at, bie auf beflimmte (Sinmirfung beflimmt reagiren unb feinen
^^arafter andmac^en; fo ffat a\xi) er feinen @§aralter, an^ bem bie
Tloi\\>t feine ^anblungen ^roorrufen unb jmar mit Slot^menbtgleit.
(SB. I, 339.)
Die fpecieU unb inbivibuell beflimmte 93ef(^affen§eit be« äßtOend,
vermöge beren feine 9teactton auf bie felbeu SDtotiVe in |ebem SRenfd^en
eine anbere ifl, mac^t Da9 aud, mad man beffen S^aralter nennt.
Durc^ i§n ifi bie SEBirfungdart ber Verfc^tebenortigen 9Rotive ouf ben «
gegebenen SRenfc^en befümmt. Denn er liegt aUen SBtrIungen, meldte
bie aRotive hervorrufen, fo aum ©runbe, mie bte oOgemeinen Staturlräfte
d^araftev 101
ben hnxdf Urfac^en im engfien @tnn J^etDorgentfenen SBirlungen, unb
bte eeben^hroft ben Sßirinngen ber 9iei}e. (S. 48.)
debed ©eienbe mug eine i^tn toefentlid^e, etgent^ümlic^e Statur
(Ki6en, üermöge »eichet t9 iß toad e^ tfl, bie ed fletd be^ouptet, bereu
8eu§entngen Don ben Urfac^en mit 9?otl^n)enbigIeit hervorgerufen loerben;
tDQ^renb hingegen biefe 97Qtnr felbfl feine^uegd ha9 SBerl jener Ur«
[at^en, nod^ bur^ biefelben mobiftcabel ifl. ülied bie^ gilt Dom
^Renfd^en unb feinem SßiQen eben fo fe§r toit Don oUen übrigen SBefen
in ber 9latur. finif er f^at jur Ezistentia eine Esaentia, b. §. grunb«
tDcfentlid^e <Eigenf(^aften, bie feinen (S^arafter au^mad^en unb nur ber
Seronlaffnng bebürfen, um §erDor)utreten. ((S. 57 fg.)
2) Unterf^ieb }kDif(^en j^^ier unb SDtenfc^ in ^infic^t
auf ben (S^aralter.
Sei ben X^ieren ifl ber S^aralter in jeber &ptck9, beim SRenfd^en
in jebem ditbtDibuum ein anberer. 9htr in ben oHeroberflen, Kügflen
Spieren }eigt fl^ fc^on ein merflic^er dnbiDibua^arofter, »iemo^I mit
buti^and übermiegenbem S^arolter ber ^))ecied. ((S. 48.) Die groge
Serfc^teben^eit inbiDtbueHer S^arattere im 9Renfci^engefd^{ed^t brüdt flc^
jt^on Sugerlid^ oud burc^ flarl gejeid^nete inbioibueÖe ^^^ftognomie,
mläft bie gefammte ftor^orifation mitbegreift. S)iefe dnbiDibualitttt
^at bei meitem in fo((^em ®rabe lein S^^ier. 3t meiter abmärtd in
ber £§ierret§e, bejio mel^r verliert ftd^ jebe ®))ur Don dnbiDibuald^arafter
in ben allgemeinen ber @))ecie9, bereu ^^^ftognomie au(^ allein übrig
Meibt. SRon lennt ben f^f^c^ologifd^en S^aralter ber ©attung unb
locig baraud genau, toa9 Dom dnbiDtbuo }u ertsarten {k^t; mtt^renb
in ber ÜRenf^enft^eried jebed dnbiDibuum für fic^ ffatbirt unb ergrünbet
fein toitL (9B. I, 156.)
3) aSefentltd^e^rttbicate be« menfd^Iic^en (S^aralterd.
3)er e^aratter itß ÜRenfi^en ifi 1. inbtDibuett, 2. em))irif^,
3. conflant, 4. angeboren. (S. 48 ff.)
1. i>it OnbiDibualitttt M (S^aralter^ }eigt f{(^ befonberd in
to Serf(^teben^it ber SBirfung eined unb beffelben SDtotiDd auf Der«
f(^iebene SRenfd^en. 9tt9 ber ftenntnig M Wlotit>9 allein lägt fic^
Her bie X^at ni(^t Dor^erfagen, fonbem man mug ^ieju auc^ ben
inbiDibuellen S^aralter genau lennen. (S. 48.)
2. !Dag ber S^aralter em))irif (^ ifl, b. 1^. bag man feinen eigenen,
AKC ben C^oralter anberer dnbiDibuen nur burd^ (Erfahrung fennen
!^^ mt fi^ in ber häufigen (Enttttufc^ung über fic^ unb Vnbere,
^ ber SntbedCung ber Kbkuefen^eit Don ßigenfd^aften an fld^ unb an-
bem, bie man Dörfer Dorau^fe^te. Seil man ben S^aralter erfi and
^ Srfa^rung unb koenn bie Gelegenheit fommt, lennen lernt, lann
Inner Dörfer »iffen, lote er felbfi ober loie ein Ruberer in einer be«
femten Sage §anbeln mirb. Sfbxx naäf beflanbener $robe ifl man
^ «nbem unb feiner felbfi gewig. (C. 49. % H, 247.) 3tt golge
^ ber innem (Srlenntnig anl^ängenben Sorm ber Btxt erfcnnt deber
ieinmSBtaen nm: in beffen fuccefftDen einjelnen Xcten, nic^t aber im
100 Cotembourfl — (Sl^arafter
bed ®e(üfle9 unb Verlangend, ber ©innentttufd^ung mtb iDanbetbaren
t^ormen, be9 ©eborenmerbend, 1Uttxn9, (Srfranfend unb Sterbend.
97trtoana, b. §. @rI6fc^eu, ifl bte Sriöfung Don aQem btefent unb
bejet^net 3)Qd, xoa9 eintritt mäj Semetnung bed fünbdc^cn SEBiDend,
ber bad ^^ünomen btefcr 9ße(t ^erDorbrtngt, alfo bie Srfd^einung bed
iRt^tn^oUend, im SBefentßd^en baffelbe mit bem magnum sakhepat
ber Sebate^re unb bem eTcexeiva ber 97eupIatonifer. (993. II, 581.
640. 696. 698. ?. H, 334. SB. I, 421.)
Q[altinb0itt$, f. unter Sttd^erlid^ed: SBi^.
Caticatur.
3)ieienigen ^nfie, beren ^md bie IDarfleüung ber dbee ber SRenfc^-
^eit ifi ^oben neben ber @(^5n^cit, ald bem S^arafter ber ©attung,
no^ ben S^ara!ter bed dnbtDibuumd, »et^er oorjugdteetfe @^aralter
genannt toirb, }ur Aufgabe, [thoi^ mug auij ber (inbiDibueQe) S^arafter
ibea(if(^, b. ^. mit $ert)or^ebung feiner Sebeutfamleit in ^infic^t
auf bte dbee ber SReufd^^eit aufgefaßt unb bargefieüt n^erben. äBeber
barf bte ©(^ön^eit burc^ ben S^arafter, nod^ btefer bur(^ jene aufge«
^oben koerben, meil Suf^ebung bed ©attnngdc^arafterd burc^ ben bed
dnbiDibuumd Saricatur, mtb Suf^ebung bed dnbiDibuellen burc^
ben ©attungd^araTter Sebeutungdlofigteit geben »ttrbe. — ©e§t ba«
S^araIteri{Kf(^e bid gur mirtli^en Vuf^ebung bed S^aralterd ber
©attung, alfo bid ^um Unnatürlichen, fo n)irb ed Sartcatur.
(SB. I, 265 fg.)
Caritas, f. Siebe.
C^arakttt.
1) S)er 6§aralter aU 9taturlraft.
!Der üKenfd^ ifl, »ie jeber anbere J^eil ber Statur, Objectität bed
äBiDend. 9Sie iebed !Ding in ber Statur feine ^äfte unb Dualitäten
^at, bie auf beflimmte (Sinteirfung beflimmt reagiren unb feinen
6§arafter audmac^en; fo §at au^ er feinen S^aratter, aud bem bie
^otiDe feine ^anblungen ^eroorrufen unb itoax mit Slot^ioenbigleit.
(SB. I, 339.)
Die f))eciea unb inbibibueH beflimmte Sefc^affen^eit bed SBiOend,
vermöge beren feine 9{eaction auf bie felben SDtotibe in jebem 2Renfd^en
eine anbere ifl, mad^t S)ad au9, mad man beffen S^arafter nennt.
Durc^ i^n ifl bie SEBirfungdart ber Derfc^iebenartigen 9Rotit)e auf ben «
gegebenen 9Renfc^en befUmmt. 2)enn er tiegt allen SBirfungen, meldte
bie aRotioe hervorrufen, fo 3um ©runbe, toit bie aOgemeinen 9?otur(räfte
(S^oraftcr 103
4) IBerl^ältnig bed intetügtbeln jum tm}fixx\i)tn
(S§arafter.
S93a^, burc^ btc not^tecnbige Snttutdelung in ber S^ii unb ha^ ba»
burd^ bebtngte ßtx^aUtn in einjetne ^anblungen, aU entpirifc^er
C^aroftcr erfannt rtirb, i% mit Slbflipaction üon bicfer jcitlid^cn gorm
ber Srf^etmtng, ber intelligible d^aratter, nadj bem Slu^brudfe
9:ani9. S)er inteUigible S^aroTter fäOt olfo mit ber Obee ober nod^
eigentUd^er mit bem urfprünglic^en SBiUendoct, ber ftd^ in i^r offenbart,
^ufammen. Onfofern ifl alfo nic^t nur ber empirifc^e S^araftcr jebeö
372enfc^en, fonbern anä) jeber S^^ierfpecied, ya jeber ^flanjenfpecied unb
jogar jeber urfprünglid^en Äroft ber unorgonif^en 9?atur, ofö Sr»
f^einung eines tnteHigibetn S^arafterS, b. J). eines auger jeittid)en
unt^eilbaren SiQenSacted anjufe^en. (3B. I, 185.) SBie ber ganje
Saunt nur bie fietS loieber^olte @rfd^einung eines unb bejfelben S^riebeS
iß, ber flc^ am einfa^flen in ber Safer barfieOt unb in ber ^ufammen«
fe^ung 3u S3(att, @tiel, %ft, @tamm toieber^ott unb leitet barin }u
ertennen ifl; fo f^nb alle 2^^aten beS äRenfd^en nur bie fiets n^ieber^olte,
in bet $orm etniaS abmec^felnbe 9eugerung feines inteÜigiblen ^^araf-
terS, unb bie anS ber @umme berfelben ^ert^orge^enbe dnbuction giebt
jrinen emjjtrift^en S^arafter. (935. 1, 341 fg.) 3)cr inteKigible S^arafter
ifi in aäen S^^aten beS OnbiDibut gtei^mägig gegenwärtig unb in
i^nen aOen, toie baS ^etf^aft in taufenb @iegetn, ausgeprägt $on
i^m er^ftlt ber empirifc^e S^arafter, ber in ber ^üt unb ©ucceffton
ber 8cte f{(^ barfleUt, feine Seftimmt^eit, unb }eigt in allen Don ben
9)lotit)en l^erDorgerufenen SIeugerungen bie ^onflanj eines 97aturgefe^eS.
(e. 175 fg. 251.)
3)er entpirifd^e S§aratter ifl gang unb gar burd^ ben inteQigibeln,
loelc^er grunblofer, b. §. als SDing an fic^ bem @a^ bom ®runb (ber
$orm ber Srfc^einung) nic^t unterU)orfener S93iUe i^, beflimmt. über
empirifc^e S^arafter mug in einem SeSenSlauft boS ^bbilb beS inteOi^
gibein liefern, unb fann ni^t anberS ausfallen, als baS äßefen biefeS
ed erforbert. SUein biefe SefHmmung erfiredEt fid^ nur auf baS
Befentlic^e, nid^t auf baS Unn^efentti^e beS bemnad^ erfd^einenben
Lebenslaufs. ß\i biefem Unloefentlic^en gehört bie nähere 93eftimmung
ber Gegebenheiten unb ^anblungen, n^elc^e ber ©toff finb, an beut ber
tmpirifd|e (S^arafter fit^ jeigt. (SB. I, 189.)
5) Sefeitigung einer falfc^en t^olgerung auS ber Un»
Deränberli^Teit beS empirifc^en &§ara!terS.
SuS ber UnDeränber(i(^!eit beS empirifdEjen (^^arafterS, als welcher
bie bloge (Entfaltung beS augergeitlic^en inteDigibetn ifl, fönnte fe^r
lei^t bie (Folgerung }u ®unflen ber Dertoerfli^en Steigungen gejogen
Serben, bag eS Dergeblic^e SRü^e toäre, an einer Sefferung feines
S^arafterS gu arbeiten, ober ber ©emalt böfer Steigungen }u ujiber«
ftreben, ba^er eS gerat^ener märe, fi^ bem Ünabänberli^en }u unter«
*ttftn unb ieber Dlcigung, fei fic auc^ bbfc, fofort gu toiHfa^ren.
^<fe Folgerung aber ifl falfc^. S)enn, öbgtei^ unfere Zijaim immer
102 (S^Qtoftcr
©aiijcn, an unb für jid^; bol^cr fcnnt if einer feinen S^araftcr a priori,
fonbem 3ebcr lernt i^n erfl erfol^rnngömäßig unb ftct« unöoHfommen
fcnnen. (SB. n, 220.)
3. jDie donfianj ober Unüeränberlid^feit be^ (S^^ara!ter^ \t)'df)^
renb bed ganjen !Oeben^ tonh burd^ bie Srfa^ntng befidttgt; bog man
flc^ unb Änbcre oft nad^ taugen S^^^if^^^i^äuw^cn öwf benfclben ^fabeii
betrifft, wie c^cmalö. SIoö in bcr Stid^tuug unb bcm Stoff erfäljrt
ber S^arafter f^einbar SWobificationcn, ttjetd)c i^olgc bcr 33crfd)ieben^cit
ber 8ebeu«attcr unb i^rcr Scbiirfniffe flnb. S3Io« bie Svfcnntniß
änbert fi(^ im $^aufe bed {bebend, unb bamit bie .^anblung^meife,
aber nid)t ber S^ar öfter. (S. 50 — 5.3.) Sei ber 9Scrgtcid)ung
unferer Denfung^art in öcrfd|iebcnen Sebenöaltern jeigt fict) un« ein
fonberborcö Oemifc^ t)on 33ef|arrncf)!eit unb SSeränberlic^fcit. ßiucrfeitö
ijl bie nioraü{d)e Eenbeuj be« ÜWanne« unb ©reifeö norf) biefclbc,
njetc^e bie be« Änaben war; anbererfeitö ijl i^m Sielet fo cntfrembet,
baß er ftd^ nid^t mefjr fcnnt unb fid) wunbert, wie er einft ÜDiefc« unb
dene^ t^un ober fagen gcfonnt. Sei näherer Untcrfud^ung aber wirb
man fmbcn, ba§ baö Scränbcrlid^e ber Ontettect War, mit feinen
t^unctionen ber Sinftd^t unb (Srfenntnig. %U bad Unabänberlic^e im
SBcwußtfcin hingegen weift flc^ bie SSafl« beffclben auQ, ber SBitte, bcr
S^arafter; wobei (cbod) bie 3Robiflcationcn in 9{ec^nung ju bringen
futb, welche bou ben förperlid)en i5äf)igfeitcn jum ©enuffc unb ^ieburc^
Dom «Iter abhängen. (SB. II, 251 fg. % H, 248. I, 483.) 3)cr
groge SInatom Sic^at ift auf bcm äBege feiner rein p^tiftologifc^en
Setrac^tungdweife ba^in gelangt, bie Unberänberlid^feit bed moraltfd)en
d^arafterd barauiS in erflären, ha^ nur ha9 animale ?ebcn, alfo
bie Function bc« ©c^irnö, bcm (Sinfluß ber ßrjie^ung, Ucbung, 93il«
bung unb ®ewo^n()eit unterworfen ift, bcr moralifc^e (S^arafter
aber bcm uon äugen nic^t mobificabeln organifc^en $?cben, b. ^. bcm
oflcr übrigen IficUc, angehört. (3B. U, 298.)
(SJergteic^e auc^ ben ärtifet SSeffcrung.) '
4. X)ie ^ngeboren^eit be^ inbioibucQen S^arafterd wirb burd^
bie Srblid)feit beö Sljaraftcr« bewiefen. (33crgt. SJererbung.)
ßufolge berfelbcn legen bei ber aUergleic^ftcn (Sr^icl^ung unb Umgebung
t)erfd)icbenc Äinbcr ben grunböerfc^iebcnftcn Sljarafter auf« 3)cutli^fte
an ben Sag. (@. 53.) lugcnben unb ?afler fmb angeboren.
(6. 53 ff.) 3)er et^ifc^e Untcrfc^ieb ber Sf|araftere ift angeboren
unb unoertilgbar. jDcm Sodt^aften ift feine 93o$()eit fo angeboren,
wie ber ®d)tange i^re ®ift}ä^nc unb ©iftblafe; unb fo wenig, wie fie,
fann er cö önbcrn. (6. 249.) 3)ie in ben üerfdjicbenen 9Kcnfd)cn
fo i)5(^ft ocrfd)icbene Qmpfänqlic^fcit für bie SRotioe bcd Gigen-
nu|je«, bcr So^^eit unb M äWitleib«, worauf ber ganje movalifc^e
ffiert^ be« 2Renfd)en bcru{)t, ift nidjt etwo« an9 einem Slnbern (Sr»
flörlid)e«, nod) bnrd) Selc^nmg }u Qrlangcnbe« unb ba^er in ber
3eit Sntfie^enbe« unb Seränberlid^cö, ja, öom S^^aü abhängige«,
f onbern angeboren, unoerönberlid^ unb nic^t weiter erflärlic^. (Q, 258.)
(Sl^oroftcr 105
lann man oft an geringfügigen $anb(ungen, an Mögen SRanieten,
feinen (S^arafter lennen lernen. {% 1, 482.)
2)a ber 2ei6 be^ menfd^tici^en dnbioibuumd nur bie ©id^tbarleit
feinet inbiDibneOen Sßillen^ iß, alfo biefen objectiD barfietlt, fo mug
m(^t nur bie Sef^affen^eit feinet dntellectd aud ber feinet ©e^imd
unb bem baffelbe e^dtirenben 9(utlauf, fonbem auc^ fein gefammtet
moralifc^er S^oralter mit aDen feinen S^i^^ unb Sigenl^eiten mug
an^ ber nähern Sefd^affen^eit feiner ganjen übrigen (Sor))orifation, alfo
an« ber Sq^ur, ®r5ge, Dualität unb bem gegcnfeitigen Ser^ältnig
ht9 ^gen«, ber Seber, ber Sunge, ber SRit}, ber 9?teren u. f. m. ju
Dcrfte^en nnb qb)u(eiten fein; »enn n^ir aud^ n)o§t nie ba^in gelangen
loerben, bted toirflic^ jn (eiflen. 316er o6j[ectiD mug bi^ 3)?5glid^ifeit
ba)u tor^anben fein. ($. n, 189.)
8) Sritttrung ht9 2)i9^armonif^en unb ^armonifc^en
im S^arafter.
Da« jDid^armonif^e, Ungteid^e, @c^n)anfenbe im d^aratter ber
meiften SOtenfc^en möchte oieSei^t barau« abjuleiten fein, bag bad
dnbitibnum feinen einfad^en Urf))rung ^at, fonbern ben SSiOen Dom
Sater, ben dnteHect Don ber SRutter überlommt. (SergL S$erer«
bnng.) de l^eterogener, unangemeffener in einanber beibe (SUern
»aren, befh) gr5ger mirb jene (Disharmonie fein. 993ä§renb (Sinige
ton^ i^ $er3, Snbere burc^ i^ren Sop^ e^ceHiren, giebt ed noc^
Snbere, bereu Sorjug bloS in einer getoiffen Harmonie unb (Einheit
be9 gongen SefenS liegt, loelc^e barauS entfielt, bag bei i^nen $er)
nnb fto))f einanber fo überaus angemeffen finb, bag fie ftd) mec^felfeitig
ttnterftü^en unb §erDor^eben; mel^ed Dermut^en lägt, bag i^re SItcm
eine befonbere Xngemeffen^eit nnb Uebereinflimmung )u einanber Ratten.
(». n, 601.)
9) Suf^ebung bed S^aralter«.
@o lange bie (Erlenntnig leine anbere ate bie im principio indivi-
dnatioms (f. dnbiDibuation) befangene, bem @a$ Dom ®runb fd^ted^t»
^m nac^ge^enbe ifi, ifi aud^ bie ©eioatt ber SDtottDe auf ben SEBiUeu un»
lDibeTJte^Ii4; n>ann aber bad prindipiam individuationiB bur^fc^aut,
Ue dbeen, ia ica SEBefen ber 3)inge an fl^, aü ber felbe SBiOe in
lOem, unmittelbar erlannt loirb, unb aud biefer Crfenntnig ein aQge»
meines OuietiD (f. jQuietiD) bed SoQend ^erDorge^t, bann merben
Ue ein)clnen ÜRotiDe untoirffam, tteil bie i^nen entfprec^enbe Srfennt»
ni§tDeife, burc^ eine gang anbere Derbunfelt, jurüdgetreten ift. 3)a§er
biui ber (S^arafter fic^ gtoar nimmermehr t^eilmeife änbern, fonbem
mu§, mit ber (S^onfequenj eines 9Iaturgefe(eS, im (Sinjelnen ben SBiQen
i^usftt^ren, bcffen C^d^einung er im ©angen ifi; aber Am biefeS
®<^R)e, ber S^arafter felbft, fann DöSig aufgehoben toerben, burc^
bie angegebene Seränberung ber Srfenntnig. S)iefe feine %uf§ebung ift
^t toa« in ber d^rijttid^cn Äird^e, fe^r treffenb, bie SEBiebcrgcburt,
^b bie Crlenntnig, auS ber fie |erDorge§t, ift S)aS, teaS bie ©naben-
ttitlnng genannt mürbe. (9B. I, 477.) Sben ba^er, bag nic^t Don
I ,
108 (£§nflent^tun
bag fte, tote aud^ bte dbee Don einem äRenfc^ geworbenen ®otte
(SDatar), and Onbten {lammt nnb über 9eg9))ten nad^ dubtta gelommen
fein mag; fo bag bad (S^riftent^um ein Sbgtan} inbifc^en Urlic^ted
Don ben 9tuinen 9egq))tend koSre, koeld^er aber (eiber anf dübifd^en
»oben peL (6. 241.)
3) Sdfetifc^er nnb ))effimiftif(^er ®eifl bed S^riflen«
t^umd«
Sticht allein bie 9teIigionen bed Crientd, fonbem auc^ ha9 tt)a§re
S^ißent^um §at burd^aud adletifc^en ©mnbd^aralter. $aben bod^
fogar bie in neuerer ^tii aufgetretenen, offenen §einbe bed S^riften-
t^umd i^m bie 9tf^xtn ber Sntfagnng, ©elbftoerleugnnng, DoÜIommenen
Jteufc^^eit nnb über§au))t SDtortification bed SBiDend, meiere fle gonj
richtig mit bem 9tamen ber ,,antiIodmifc^en j£enben)" bejeic^nen,
ald mefentlic^ eigen nad^gettiefen. hierin ^aben {h unleugbar 9ted^t.
3)a§ fle aber biefed <A9 einen offenbaren Sortourf gegen bad S^rijlen*
t^um geltenb mad^en, mä^renb gerabe hierin feine tiefe SSßa^r^eit, fein
^o^er Sßert^ unb fein erhabener S^arafter liegt, ia9 jeugt oon einer
Serfin^erung bed @eifle0. (993. n, 705.)
®Iei(4 bem 93ra^mani9mud unb Subb^aidmud, betrachtet auc^ batf
Sd^te S^riftent^um Arbeit, (Entbehrung, 9{ot^ unb Seiben, gefrönt burc^
ben Zot, al9 S^td bed Sebend. (Sergl. Serg))rebigt unter Sibel.)
dm bleuen SIeftament i|l bie SEßelt bargeflellt ate ein dammert^al, bad
Seben ate ein Sttuterungdproceg, unb ein ^arterinfhument i|l batf ®^mbo(
ht€ S^rificnt^umd. 2)a§er beruhte, ald Seibni^, @(aftedburt^,
Solingbrole unb ^opt mit bem Optimidmud hervortraten, ber
Xnflog, ben man allgemein baran na^m, (au))tftt(4Ii<^ barauf, baß ber
£)))timi9mud mit bem S^riftent^um unvereinbar fei. (SB. 11, 669.)
S)ad S^riftent^um trägt in feinem dnnerften bie SBa^r^eit, bag bad
Seiben (ftreu)) ber eigentlid^e ^md bed Sebend ift; ba^er Dertt)irft t9,
al9 biefem entgegenfte^enb, ben @eIbftmorb, »eichen ^ingeaen ba9
Xltert^um, Don einem niebrigem @tanb))unlt aud, biOigte, ja e^rte.
(?. n, 33fe.)
SDVan beule nur ja nic^t etma, bog bie d^rifUid^e ©laubeuMe^ bem
Dptimidmud günflig fei; ba im ®egent^ei( in ben (EDangelien 9Be(t
unb Uebe( beinahe ate f^non^me Sudbrüde gebraust »erben. (S3. 1, 385.)
3toif(^en bem ®eifte bed griec^ifc^^rümifc^en $eibent§umd unb bem
bed Sdriflent^umd ifl ber eigentliche ®egenfa^ ber ber Seja^ung unb
SJerneinung bed SBiOend jum Seben, »onad^ an le^ter ©teDe bad
6:^rißent^um Ste^t btf^m. ($. II, 335.)
3)ie ihaft, Dermöge toAijtx ha€ S^riftent^um junttc^fl bad duben«
t^um unb bann bad gried^ifc^e unb rltmifc^e ^eibent^um übenoinben
lonnte, liegt gang aDein in feinem $ef{{midmu9, in bem (Singeftänbnig,
bag unfer 3uftanb ein ^öc^ft elenber unb gugleic^ fünblic^er ift, toä^renb
Oubent^um unb $eibent§um o))timiftifc^ maren. Oene Don debem tief
unb fd^merjlic^ gefüllte Sa^r^ett fd^Iug burc^ unb ^atte bad Sebürfnig
ber (Ertöfung in i^rem ®efo(ge. (S. n, 188.)
Cttate 109
4} Sttxn ber ä^xiftüiftn ®lau(endle^re.
Slid^t bte dnbiDibuen, fonbem bte dbee M Wltn\ä^txi in t^rer Sin»
f^tit betrQ(i^tenb, f^mbotiflrt bie c^riflli^e ©(oubendle^re bie 9?atur^
b. t. bie SBeja^ung bed SBiKend {nm itbzn, im Stbom, beffen
auf un9 Deierbte @ünbe^ b. ^. unfere Sinl^eit mit i^m in ber dbee,
vatlift in ber 3^'^ ^^^^ ^^^ ^^^^ ^^^ S^ufiung ftd^ bQr|lcQt, und
^de be^ Seibend unb bed emigen S^obed t^eil^oftig mac^t; bogegen
{))mboUftrt fte bie ®nabe, b. i. bie Verneinung bed äBidend,
bie (Er(9fung, im menfc^getoorbenen ®otte, ber, ate fni Don aDer
@ttnb^QftigIeit, b. §. Don aQem SebendmiDen, audf nxiji, toie mir, and
ber entf^iebenften Seja^ung bed SEBtÜend (ber gefc^le^tlid^en 3^ugung)
Vorgegangen fein lann, noc^, toit mir, einen Seib ^aben fonn, ber
bnti^ nnb bur^ nur concreter SBiOe, Srfc^etnung bed SBiDend ifl;
fonbern Don ber reinen dungfrau geboren, auc^ eigentlich nur einen
Sd^einleib ^at. — SBirKi^ iß bie ?e§re Don ber Srbfünbe (Seja^ung
bcd äBiQend) unb Don ber (Sriöfung (Verneinung bed SBiOend) bie
gtoge 9ßa^r^eit, toeld^e ben ftern htß S^riflent^umd autoad|t;
ttHif|renb bad Uebrige meifiend nur SinHeibung unb $üSe, ober Sei«
taerf ifl. (SB. I, 388. 479 fg.; II, 719.)
Set leiner ©ad^e §at man fo fe^r ben Sern Don ber ©c^ale ju
unterfc^eiben, mie beim S^riflent^um. (SB. n, 715.)
SRit %e(^t (e^rt bad S^riflent^um, bog aUe äußeren äSerle mert^Io«
fuib, koenn {te nic^t and jener ächten ©efinnung, meiere in ber toa^ren
Sernioilligfeit unb reinen ^iebe befielt, ^erDorge^en, unb bag nid|t bie
oeiri(^teten SBerfe (opera operata), fonbern ber ©laube, bie äc^te ®e»
ftnnung, meiere oÜein ber ^eilige ®ei{l Derlei^t, nid^t aber ber freie
unb Überlegte, bad ©efeg aOein Dor Singen ^abenbe SBiQe gebiert, fUig
mi^t unb erlöfe. (9B. I, 624.) 2)a6 aber, toie @t. $aulu9
(Köln. 3, 21 ff.), «uguflinu« unb Sut^er (e^ren, bie Sßerfe nid^t
ttc^tfertigen Knuen, inbem mir XQe mefentltd^ ©Unber {inb unb blei^
bot, — beruht )ule^t barauf, bQ§, meil operari sequitur esse, menn
i»it §anbelten, toie mir follten, mir au<^ fein müßten, mad mir foUten.
^omi aber bebUrften mir feiner Srlöfung au9 unferm je^igen Qn»
Nbe, b. ff. mir brandeten ni<^t etmad ganj Stnbered, ja, !Cem mad
^ fbtb (Sntgegengefe^ted, ju merben. SEBeil mir aber ftnb mad mir
"^t fein foQten, t^un mir auii not^menbig mad mir nid^t t^un
iiiHten. X)amm alfo bebttrfen mir einer DdOigen Umgeflaltung unferd
^ume« unb SEBefend, b. i. ber äBiebergeburt, aM beren golge bie
5tl5|img eintritt. (SB. H, 691.)
titate.
1) ®egen ben häufigen ®ebrau(^ ber Sitate.
. ^ttr(^ Diele Sitate Derme^rt man feinen 9[nf))md^ auf ®e(e^r^
i<^%ttit, Derminbert aber ben auf Originalität, unb mad ifl ®ele^rfamlett
Wa Originalität! 9Ran foD fte alfo nur gebrauchen, mo man frember
'«ctoritäten mirHic^ bebarf. ($). 474.)
I ,
108 (£§rtflent^tun
bog fte, tote aud^ bie dbee ))on einem äRenfc^ geworbenen ®otte
(SDatar), aud Onbten flammt nnb über 9eg9))ten nac^ dubtta gelommen
fein mag; fo ba§ bad (S^riftent^um ein Sbglanj inbifc^en Urli(^te9
Don ben 9tuinen 9egq))tend wäre, welcher aber (eiber auf dttbifd^en
»oben pcL (g. 241.)
3) Xdletifc^er unb ))effimiflif(^er ®eifl bed S^riflen«
t^umd«
SSlxijt allein bie 9teIigionen bed £)rient9, fonbem anc^ bad toa^re
6!§riflent^um ^at burc^and adlettfc^en ©mnbci^aralter. $aben bo(^
fogar bie in neuefier ^tii aufgetntenen, offenen ^einbe be9 S^riffen«
t^um^ i^m bie ?e^ren ber Sntfagung, ©elbftoerleugnnng, DoÜIommenen
Jteufc^^ett nnb überhaupt SDtortificatton bed SBiQen^, koeld^e fle gonj
richtig mit bem 9tamen ber ^^antilodmifc^en j£enben)" bejeici^nen^
ate »efentlid^ eigen nad^gemiefen. hierin ^aben {le unleugbar Sted^t.
3)a§ fle aber biefed ald einen offenbaren SortDurf gegen bad S^rifien«
t^um geltenb mad^en, mä^renb gerabe hierin feine tiefe SEBa^r^eit, fein
^o^er S93ert§ unb fein erhabener S^arafter liegt, bad jeugt oon einer
»erfinfierung be« ©eifie«. (ffi. n, 705.)
®(eid^ bem Sra^manidmud unb Subb^aidmud, betrachtet aud| bad
däiit S^riftent^um Srbeit, (Sntbe^rung, ytotff unb Seiben, gefrönt burc^
benZiob, al9 3tt^<f bed Sebend. (Sergl Serg))rebigt unter SibeL)
dm bleuen 3ieflament ifl bie SBelt bargeflellt ald ein dammert^al, bad
Seben ate ein Sttuterungdproceg, unb ein lOtarterinflrument ifl batf @^mbo(
bed S^rifient^umd. 2)a^er beruhte, aU Seibni^, ©(/aftedburt^,
Sottngbrole unb $o))e mit bem Optimi^mud hervortraten, ber
Snftog, ben man allgemein baran na^m, ^au))tftt4Iid^ barauf, bog ber
£)))timi9mud mit bem S^riftent^um unvereinbar fei. (SB. U, 669.)
2)ad S^riftent^um trügt in feinem dnnerfhn bie Sßa^r^eit, ba§ bad
Seiben (ftreuj) ber eigentlid^e ^totd M Sebend ifl; ba^er terh)irft t9,
a\9 biefem entgegenfte^enb, ben @eIbfimorb, meieren hingegen ba^
Xltert^um, oon einem niebrigem ©tanbpunft and, biOigte, ja e^rte.
(?. II, 33^.)
SDVan beule nur ja nic^t etma, bag bie c^rifUid^e ®(aubend(e^ bem
D))timidmud günftig fei; ba im ®egent^ei( in ben (Soangelien 9BeIt
unb Uebe( beinahe aU ft^non^me Xudbrüdfe gebrandet »erben. (S3. 1, 385.)
3tDif(^en bem ®eifie bed grie(^if(^«r5mifd^en $eibent§umd unb bem
bed Sdriftent^umd ifl ber eigentliche ®egenfa^ ber ber Seja^ung unb
SJemeinung be^ SBiQend jum Seben, toonac^ an le^ter ©teQe ha9
^^rißent^um Stecht bepit. ($. II, 335.)
S)ie ffraft, vermöge toelc^er bad S^rifhnt^um junäc^fl bad duben«
t^um unb bann bad gried^ifc^e unb römifc^e ^eibent^um übenoinben
lonnte, liegt gang allein in feinem ^effimiMud, in bem (£ingeflänbni§,
bag unfer 3uflanb ein pc^fl elenber unb }ug(eid^ fünblic^er ifl, n)ä^renb
Oubent^um unb $nbent§um optimiflifd^ maren. dene von debem tief
unb fd|mer}Ii(^ gefüllte Sa^r^ett fd^Iug burd^ unb ^atte bad Sebürfnig
ber (Erlöfung tu i^rem ®efo(ge. (993. n, 188.)
Zitate 109
4) Sttxn ber d^rifllid^en ®Iau(end(e^re.
Üttd^t bte dnbtoibuen, fonbem bte dbee bed iDtenfd^en in i^rer Sin«
§ett betra(i^tenb, f^mboKfirt bie (^riflli^e ©(aubendle^re bie 9?atur,
b. i. bie Seia^nng bed SBidend jnm Seben, im ![bam, beffen
auf un9 \)txtxhtt @ünbe, b. ^. unfere Sinl^eit mit t^m in ber Oboe,
rotläft in ber ^At btird^ bo^ 9anb ber Beugung fid^ barßcQt, und
SOe be^ Seibend nnb bed eloigen S^obed t^eil^aftig mad^t; bagegen
f^mbolifirt fie bie ®nabe, b. i. bie Verneinung bed äBidend,
bte (ErI5fung, im menfc^getoorbenen ®otte, ber, atö fni oon aller
Sttnb^aftigleit, b. ^. Don aUem SebendtoiDen, audf nxijt, toit mir, au9
ber entfd^tebenflen Sefa^ung bed SEBiÜend (ber gefc^Ie^tlid^en 3^uflung)
(eniorgegangen fein lann, no(^, toie toir, einen Seib ^aben fonn, ber
bnri^ nnb bur^ nnr concreter SBiQe, Srfd^einung bed SBiOend ifl;
fonbern Hon ber reinen dungfran geboren, au^ eigentlt(i^ nur einen
@<^einleib ^ot. — SBirüic^ iß bie ?e§re Don ber Srbfünbe (»eja^ung
bed SßiQend) unb Don ber (Srlöfung (Verneinung bed SBiQend) bie
groge SBa^r^eit, n)el^e ben ftern bed S^rtfient^umd au0mad|t;
toä^renb ba« Uebrige meiflend nur SinHeibung unb $üSe, ober Set'
tocrr ifl. (SB. I, 388. 479 fg.; II, 719.)
Sei fetner ©ad^e ^at man fo fe^r ben Sem oon ber ©c^ale ju
unterfc^eiben, tüxt beim S^riflent^um. (SB. n, 715.)
3)tit 9ie(^t le^rt bad S^rijient^um, bag aOe änderen äSerle mert^Iod
finb, tt)enn fle nic^t aud jener ächten ©efinnung, meiere in ber toa^ren
®erntt)iUtgIeit unb reinen l^iebe befielt, ^erDorge^en, unb bag nid|t bie
mric^teten SBerfe (opera operata), fonbern ber ©taube, bie äc^te ®e»
ftmiung, meiere aÜein ber ^eilige ®eifl uerlei^t, ni(i^t aber ber freie
unb überlegte, bad ©efeg allein Dor Singen ^abenbc SBiQe gebiert, fttlig
mai^e unb erUfe. (9B. I, 624.) 2)ag aber, toie @t. $au(ud
(Köm. 3, 21 ff.), «ugnflinn« unb Sut^er (e^ren, bie Sßerfe nic^t
rechtfertigen f5nnen, inbem »ir Slle n)efentli(^ ©ünber flnb unb blei«
ben, — beruht jule^t barauf, ba§, toeil operari sequitur esse, koenn
toir §anbelten, toie h)ir foOten, toir au<^ fein miigten, nmd »ir foUten.
X)ami aber bebUrften mir feiner Crlöfung an^ unferm ie^igen Qn»
flanbe, b. ^. wir brandeten ni^t etmad gan} Slnbered, ja, S)em mad
loir ftnb (Sntgegengefe^tcd, jn werben. 993eil mir aber ftnb mad mir
ni(^t fein f Otiten, t^un mir aud^ not^menbig mad mir ni(^t t^un
ioDtm. !Damm atfo bebttrfen mir einer DöOlgen Umgeflaltung unferd
Simied nnb SBefend, b. i. ber SEBiebergeburt, at9 beren golgc bie
Sttüfutg eintritt. {W. U, 691.)
CitaU.
1) ®egen ben ^änfigen ®ebrau(^ ber Sitate.
Durc^ Diele Sitate Detme^rt man feinen Slnfpru^ auf ®ete^r«
famfeit, Derminbert aber ben auf Originalitttt, nnb mad iß ®ele^rfamfett
tegen Originatität! 9Ran foO fte atfo nur gebrauchen, mo man frember
«Bctoritäten mtrftid^ bebarf. ($). 474.)
112 Dann
t>zxhtdi; — unb loenn man nun babet tot fingen l^ot, tote bte meifleR
SDtenfd^en bicfe^ ^roblemd fic^ ni^t beutlid^ betougt, ja, feiner gar
ntc^t tnne 3U »erben f^eincn, fonbern unbefüntmert uui baffelbe
bo^inleben ober fi^ ^inftd^tlt^ beffelben mit irgenb einem ©laubend«
f^fiem Qbpiibcn taffen; — fo fann mon bcr SWeinung werben, baß bcr
9Renf(^ bod^ nur im weiteren @inne ein beulen bed SEBefen ^eige.
(?. II, 534 fg.)
2) 9Md^tigIeit bed SDafeind.
Die 9K(^tigIeit bed 3)afeind ftnbet i^ren ^(u^brucf an ber gangen
Sorm beffelben, an ber Unenb(td|!eit ber ^tit unb ht9 9taume9, gegen«
über ber (Snblic^Ieit bed 3nbit)ibuum9 in beiben; an ber bauerlofen
©egenwart, ate ber aSeinigen 3)afeindmeife ber Sßirftic^feit; an ber
Sb^ängigleit unb 9telati))itttt aller 3)inge; am fieten SBerben o^ne
©ein; am fieten SEBünfc^en o^ne 8efriebigung. Die 3^^^ ^^ ^i^
Sergänglt^Ieit aller Dinge in i^r unb mittelfl i^rer ifl b(o9 bie
Sorm, unter welcher bem SEBiUen gum Seben bie 9{id^ti gleit feinet
Streben« flc^ offenbart. (?. II, 303. SB. U, 656.)
Unfer Dafein ^ot leinen ®runb unb Soben, barauf e« fu§te, oM
bie ba^in fd|toinbenbe ©egenwart. Da^er ^at t9 wefentli<^ bie be«
flänbige Sewegung jur ^orm, o^ne ^öglic^Ieit ber oon vm9 fttt9
angefhebten 9{u$e. — Uurul^e ift ber Zt)pVL9 be« Dafein«. ($. n, 304.
©. 414 ff.)
3) 3wed bed Dafeind.
Dad Dafein ifi anjufeben al« eine Serirrung, ton Weld^er jurüd«
^ttlommen Srtöfung ifl; auc^ trttgt e« burc^weg biefen 6!^arafter, unb
in biefem ©inne faffen t9 bie beffem Stetigionen auf. Xld S^td
unfere« Dafein« ift in ber X^ot mdit^ S(nbered anjugeben, ald bie (Sr«
fenntnig, bag wir beffer nic^t ba wttren. Die« aber ift bie wii^tigfle
aQer SSßa^r^eiten, bie ba^er audgefproc^en werben mvi% fo fe^r fie aud^
mit ber heutigen (Suro))äif(^en Denfweife in Sontraß flc^t. (9B. II,
693. ?. n, 343, §. 173.)
4) Da« unenbli<^e Dafein im ®egenfa^ lum enb«
liefen.
dm ©egenfa^ jum e üblichen Dafein, beffen (S^aralter bie Ke«
latiDitSt, «b^fingigteit, Sanbelbarleit, 9tu^Iofig(eit ifl, wttre ein
unenbüc^ed }u beuten aü Weber bem Xngri^ ton äugen aud^
gefegt, no(6 ber $ülfe Don arx^n bebiirftig unb ba^er ewig fic^ glei<^
bteibenb, in ewiger %u§e, Weber entfle^enb, no(^ terge^enb, o^ne SBec^fel,
o^ne 3^t, D^ne Siet^eit unb Serfc^ieben^eit, — beffen negatite Sr»
femitnig ber ©runbton ber $^i(ofo^^ie bed $Iato ifl. Sin fo{<^ed
mng ba^ienige fein, wo^in bie Verneinung M äßiQend iim Seben ben
Seg eröffnet. {% II, 305.)
Die SorfleDung ber Dauer entfpringt aud ber Sereinigung be«
9taumed mit ber ^tit du ber bloßen 3eit giebt ed fein 3ug(ei(^-
fein unb bed^alb nid^td Se^arrlt^e« unb leine Dauer. Denn
IDcbuctton — 3)cttfcn 113
•t^ie Stit totrb nur wahrgenommen, fofern fte erfüDt tfl, unb t§r
^[ortgang nur bur^ ben Sßec^fel be9 fte (Srfttllenben. Xa9 9e-
(arten eined £)biectd toirb ba^er nur erlannt burd^ ben Se(i^fe(
anbetet, bie mit t^m jugleic^ flnb. S)te SorfleÜung bed S^iUiii^
fetn^ (ber ©tmuUaneität) aber ifl in ber Mögen S^it nid^t ui5g(id^;
fonbem, gut anbem $ä(fte, bebingt bur^ bie SorfteDung t)om Staunt;
totü in ber Mögen 3^it aUed na^einanber, im 9?aum aber neben^*
etnanber ifl. 3)iefeI6e entfielt alfo erft burd^ ben herein Don 3^1^
unb «ounu (®. 29. SB. I, 11. 559 fg. ?ß. I, 109.)
Vtlmction) f. 9en)eid unb 2Ret()obe.
ütUrium.
SDq^ (Delirium Derfälfd^t bie 3(nf((auung, ber SBa^nftnn bie ®e«
banfen. (2B. I, 226. SJergl. SBa^nfinn.)
!Z)ad Soll tvirb, tt)ie aDe Unmünbigen, gar {eid^t bad @piel (iitter*
lifiiger ®auner, »etc^e beö^alb 3)emagogen (eigen. Oß. II, 264.)
2)ie falfd^e SBorfpiegelung, ald feien bie ^Regierungen, ®efet^e unb
dffentltd^en Sinrid^tungen ®d(u(b an aDem S(enb, tvä^renb bad @{enb
bo(^ Don bem menfd^Iid^en 3)afein unjertrennlid^ ifl, i|l nie auf lügen»
(aftere unb freiere SEBeife gemalt morben, aU uon ben (Demagogen
ber „degtjeit''. X)iefe nämlic( fmb, ald f^einbe bed (S(riflent(umd,
Dptimißen. S)ie gegen ben £)t)timidmud fc^reienben foloffalen liebet
ber äBclt f ((reiben fte gän)Ii(( ben ^Regierungen gu; träten nämlid(
nur biefe i(re @((ulbigfeit, fo toürbe mi) i(rer Sorf))iegeIuiig ber
^immel auf Erben ejifliren. {% 1/ 275.)
Mtnmil).
Statut (Definition: ,;!Dad Semugtfein unb @efü(I ber ©eringfügig-
leit feined moraIif((en äBert(ed in S$ergleid(ung mit bem ©efeQ
ifi bie moraIifd(e 2)emnt( (hnmilitas moralis)" ijl falf((; benn fie (at
m<(td, toad fle Dom ®efü(I ber @d)utb unterf((eibet, ate etkoa ben
®rab. 3)emut( ifi Dielme(r ber in meinem SEBefen lebenbige SfudbmdC
be« @ebanrend: „SRein SReid^ iß nid(t Don biefer SBelt", b. (. bad
Setougtfein ber (5(({len Ütugcnb n)irb mid( nie Derieiten, für fof^e bie
Beiden ber Serc(rung unb Unterwürfigleit gu f orbern, bie in ber
@innen»elt ber Uebermad(t gejollt n)erben. — iD?e(r in jfant^ 3lud«
brud: 3)emut( ifi bie Betrachtung ber gäuili^en Serf((ieben(eit meiner
o(d homo nonmenon Don mir ald homo phaenomenon, bad Bemugtfein,
bag bie Xrepd^Ieit jened ju (o^ fle(t, um bief em -ju ®nte ju lommen.
de (5(er ber iD{enf4 ftd^ aM bomo noumenon f((ä^t, befio toeniger
toirb er auf {t(( ate homo phaenomenon, ober auf irgenb einen S^orjug,
ben er aU foldjer (at, einen S23ert( legen. ($. 157 fg. 2». 281 fg.)
Senken.
1) S)enfen im h)eitern ®inne.
VBit9 (Denlen, im »eitern ®inne M äBortd, atfo aDe innere
®eifie0t(ötigleit Ü6er(au))t, bcbarf enttoeber ber Sorte, ober ber
114 S>tBttn
^ontaftebtlber; o^ne (Eine« bon Seiben ^t ed leineii Xn^ob. 86cr
Selbe }tig(et<^ finb indfi, erforbert; obtoo^I fie, ju gegenfeittger Unter-
ßü^ung, ineinottbergretfen Knnen. (®. 103«)
2) S)enlen int engern (Sinne.
3)enfen im engern ©inne ifl ba9 Silben abfhracter Segriffe aug
Slnfc^onungen nnb bag Dperiren mit i^nen. (89$. n^ 312.) dn
ben enblofen, mit $aife ber SSBorte Donjogenen Kombinationen ber
Segriffe beße^t bag 3)enlen. {(&. 10. 33.) !Z)ie Sefc^ftignng beg
OnteQectg mit Segriffen iß eg, lodere eigentlid^ nnb im engem
®inne S)en(en ^eigt. (®. 101.) 3)ag 3)enfen im engem @inne
befielt nid^t in ber Mögen ®egentt)art abfhacter Segriffe im Setongt«
fein, fonbem in einem Serbinben, ober brennen jmeier, ober mehrerer
berfetben, unter mancherlei Steftrictionen nnb 3Robiflcationen, totläft bie
Sogit angiebt. (®. 105.)
3) Unterfc^ieb jtoifc^en bem rein logifd^en nnb bem
auf Hufc^auungen fi<^ bejie^enben !£)enfen.
S)ag S)enfen im engem ©inne, alfo bad abfhacte, mit $IUfe ber
Sßorte tmlljogene, ifl enttteber ein (ogifc^eg 9tfifonnement, loo eg bonn
gSn}ti^ auf feinem eigenen ®e6iete bleibt; ober eg fhreift an bie ®rfln}e
ber anf^aulic^en SorßeOmigen, um fi(^ mit biefen angetnanberjufe^en,
in ber Xbfld^t, ba^ empirifc^ ®egebene unb anf^anltc^ (£rfa|te mit
beutti(^ gebauten abflracten Segri^ in Serbinbung ju bringen, van
eg fo gang ju beft^en. & fnc^t alfo entnebcr )um gegebenm an«
fd^au(i(i^en Sau ben Segriff, ober bie 9tegel, unter bie er gehört; ober
aber }um gegebenen Segriff, ober 9tegel, ben ^aO, ber fie belegt, dn
biefer Cigcnfc^aft iß eg S^tttigreit ber Urt^eilgfraft. (®. 103.)
(Dad mit ^ülfe anfd^außc^er SorfteÜungen o))erirenbe ÜDmkn ifl
ber etgentüd^e itern aQer (Srienntnig, inbem eg jurücfge^t auf bie Ur*
queQc, auf bie ®runblage aOer Segriffe. S)a^er ifl eg ber (Erjeuger
aOer loa^r^aft origineOm ®ebanfen, aÖer urfprüngfid^en ®mnbanflc^ten
unb aOer Srfinbungen, fo fem bei biefen nid^t ber S^aÜ bag Seße
getrau ^at. Sei bcmfelbm iß ber Serßanb üonoaltenb t^tttig, »ie
bri jenem erßem, rrin abßracten, bie Sernunft. (®. 103 fg.)
4) Ser(ttltni§ ber Sm))irie jum S)enlen.
S)te Möge Srfa^mng lonn bog Deuten nic^t erfe^ Die nine
(Empirie t)er^ält ß(^ jum Denlen, tt)ie (Sffen )um Serbanen unb
Hfßmiliren. Sßenn iene ß(i^ brüßet, bag ße aOrin bnrc^ il^re Snt'
bedungen bag menfc^Ud^e äßißen gefdrbert ^be; fo iß eg, mie koenn
ber SRunb ß(i^ räumen tooDte, ba| ber Sefianb beg Sribeg frin Sßerf
' aBein fei. {% U, 532.)
5) Oualitfit unb ed^neUigleit beg SDenleng.
Der Unterfc^ieb ber dnteQigenjcn geigt ßc^ üorgaglic^ in ber Oua»
lität unb ©(^nelligleit ht9 Denleng. Die Oualitfit beßel^t in bem
®rabe ber fttar^eit beg Serßänbuiffeg unb benraac^ in ber
Deutli(|teit bed gefammten Denfeng. Sßie in 3inmieni ber
®rab ber ^de üerfc^ieben iß, fo in ben Köpfen. Diefe Oualit&t
©cnict 115
bed ganjen !CenIend fpürt mon, foiolb man nur einige ®etteu
eine« ©fJ^iftpeDerd gelefen |at. S)a fie^t man, e^e man nod^ loeit^
10 ad er SHIed gebac^t ^at, fogIei<^ tt)ie er benit, nämltc^ toel^ed bte
formelle Sefc^affen^ett, bie Se^tur feined 3)enfeud fei, bie fü^ in
XDem, »orüber er benit, gleid^ bleibt, unb beren Slbbrud ber ©ebanlen*
gong unb @tit ift ÜDie fc^Iec^en ^5))fe fbtb t9 nic^t blod babnrd^,
bog fte fc^ief finb unb mithin falfd^ urt^eilen; fonbern junSc^fl bur^
bte UnbeuttiAIeit i^red gefammten S)enfen9, al9 koeld^ed bem @e^n
bur^ ein f<^Ieqted t^ernro^r, in »eitlem aQe Umriffe unbeutGc^ unb
mie k)ertt)if(^t erfc^einen unb bie ©egenfiänbe in einanber taufen, )tt
Dergleichen if). ©tatt beutlic^er Segriffe begnügen fte fic^ mit unbe*
fKmmten fe^r abfkacten SBorten. (Sffi. H, 158 fg.)
Semer jeigt ber Unterf^ieb ber dnteQigenjen ftc^ in ber ©c^nelliga
feit bed !^enlend. 2)ie ^^rne ber golgen unb ®rünbe, gu ber bad
jDenlen eined deben reid^en lann, fc^eint mit ber ©^neHtgleit bed 3)en«
ttn9 in einem gettiffen Ser^ältnig ju fiel^en. SBa^rf^einlic^ mat^t
boö langfame unb an^altenbe S)enfen ben mat^ematif^en Jfopf, bie
Schnelle bed SDenlend bad ®enie; biefed ifl ein ^ug, jened ein fic^ered
®e^eu auf feflem »oben, ©^ritt öor ©(^ritt. (SB. n, 157.)
6) S)ie Xnfad^ung, beren bad !3)en!en bebarf.
iD^an binn fi^ jfoar »illTürlic^ at)))(iciren auf Sefen unb Semen;
auf bad 3)enlen l^ingegen eigentli^ ni^t S)iefed nSmlic^ mug, toit
bad Seuer burc^ einen Suftjug, angefacht unb unterhalten n)erben burd^
trgenb ein dntereffe caa ©egenfianbe beffe(ben; mldjtß entkoeber ein
rein objiectibed, ober aber btoö ein fubj[ectik)ed fein mag. S)ad tegtere
ifi aSetn bei unfern ))erf5n(ic^en S(nge(egen^etten Dor^anben; bad
erftere hingegen nur für bie bon 9?atttr benlenben itöpfe, benen bad
!Z)enIen fo natürlid^ ifl, n)ic bad 9t§men, »el^e aber fe^r feiten finb.
{% U, 526.)
7) SDie Stolle bed ©e^irn« beim ÜDenlen, f. ®e^irn.
8) Ser§&(tnig bed 2)enlend lum ©ein. (®ie^e unter
Hnfc^auung: Ser^ttltnig ber Snfd^auung jum ÜDing an ^ ober
)itm 9lea(en.)
9tnktc.
1) (Sint^eilung ber 3)enler.
9Ran fann bie !DenIer eint^eilen in folc^e, bie für fic^ felbft, imb
folc^e, bie für Rubere benfen; biefe finb bie Kegel, {ene bie Sud«
tiaJ^me. (Srftere finb bemna^ ©elbfibenler im )n)iefa(^en, unb Sgoifhn
im ebelflen ©inne be« SEBorte«; fie allein finb t9, oon benen bie ffielt
Selel^mng em^^fttugt. 3)enn nur ba0 Sid^t, toelc^ed (Siner fic^ felbet
ongejünbet ^at, (enc^tet nac^matt aud^ Xnbem. {% I, 165; n, 534.)
2) ©egenfaft }tt)ifd^en 3)enlern unb ®e(e^rten.
Die ®e(e^rten finb bie, totlä^t in b«t Sudlern gelefen §a6en; bie
Denier, bie ©enied, bie 9BeIter(eu(^ter unb ^i^rberer ht9 9Renfd^en«
geft^Ie^td finb aber bie, meiere unmittelbar im Sni^e ber SEBelt gelefen
^aben. ($. ü, 527.) Die ®ele^rten gleiten benen, loeld^e au9 bielen
8*
116 ©cnffotmcn — ©enfgcfcjc
9{etfe(ef(^reibungen ft^ genaue Jtunbe Don einem Sanbe ettt)or(en §aben,
bte SDenfer hingegen \oli)tn, bte felbft in jenem Sanbe getoefen ftnb.
(?. n, 530.)
Stttkfomtni.
1) Segriff unb Sint^eilung ber S)enfformen.
3)a bad 2)enlen bur(l^n)eg im Urtl^eilen btftt^t, fo befielen bie un«
Derfinberlid^en, urfprUnglic^en formen bed 2)enlend in ben »efent«
lid^eu formen bed Urt^eitd^ unb jioar in folgenben:
a) Dualität: 9ej[a§ung ober Verneinung, b. i. SerMnbung ober
jCrennung ber begriffe; ixoti f^ormen. @ie ^ängt ber So))u(a an,
b) JDuantitttt: ber ©ubjectbegriff toirb ganj ober jum j^^eil ge*
nommen: SlQ^eit ober 8iel§eit; alfo jmei f^ormen. @ie ^ängt bem
@u6tect an.
c) 3)?obaIität: ^at brei formen. @ie befiimmt bie Dualität al9
not^ioenbig, ttirlüc^ ober {ufttllig« Sie l^ängt folglich ebenfaOd ber
Sopula an.
d) 9te(ation. ®ic tritt bio9 ein, menn über fertige Urt^ei(e ge«
urt^eilt n)irb unb lann nur barin befielen, bag fie entkoeber bie K>*
^ttngigleit eine^ Urt^eitt t)on einem anberit angiebt, mithin fie Derbiubet
im ^9))ot^etif^em @a^; ober aber angiebt, bag Urt^eile cinanber
audfc^Iiegen, mithin fie trennt im bidj[unctiDem ®a(?. @ie ^ängt
ber So))u(a an, me^e ^ier bie fertigen Urt^etle trennt ober Derbinbet.
S)ie brei erfigenannten S)cntformen entfpringen aud ben Senfgefegen
•t)om 93iberf))rud| unb oon ber dbentität; bie oierte aber entfielet aud
bem @a6 oom ®runbe unb bem Dom audgefdjloffenen ^Dritten»
(ffi. I, 567 fg.)
2) Ser^ältnig ber S)enfformen ju ben Sftebet^eilen,
f. ©rammatil.
9nik0tfe^e.
1) S)ie 2)enlgefe^e aU 83ebingungen ber 9R0gU(^feit
:a(Ied 3)enlend.
2)ie in ber Vernunft gelegeneu formalen Vebiugungen aQed
3)enlend {Inb ber ®runb oon Urt^eilen, bie man 2)enlgefe^e ge«
nannt §at. Solcher Urt^eile giebt t9 Di er, bie man burd^ dnbuction
giefnnben ^at* @ie flnb fotgenbe: 1) Sin ©ubject ifl g(ei^ ber ©umme
feiner $rttbicate, ober a=a. 2) Sinem ©ubject lann ein ^röbicat
nid^t jugleid^ beigelegt unb abgefpro^en koerben, ober a = — a = o.
3) Von ieben jmei contrabictorifd^ entgegengefe^ten ^rfibicaten mu§
icbem @ubject eine9 }uIommen. 4) 3)ie SBa^r^eit tfl bie Vejie^ung
«ine^ Urt^eil9 auf ettoad auger i§m aM feinen jureic^enben ®runb.
l)ag biefe Urt^eile ber Sudbrucf ber Sebingungen aOed 3)enfend
^b, ertennen »ir an ber Unmöglic^Ieit, biefen @efe^en jumiber )u
benfen. (®. 108 fg.)
2) Vereinfad^ung ber 2t\)xt oon ben IDenfgefegen.
SDtan Knute bie ?e^re Don ben 3>enfgefe^en babnr<^ Vereinfachen,
©cnfmolc 117
bag mau beten nur {»ei onffieHte, nämfid^ bad Dom audgef(^Ioffenen
S)ritten unb ba« t)om anreid^enben @runbe. Srfieredfo: „[thtm
©ubjiect ifl jegli^e« ^räbicat enttoeber beijulegen, ober objufpre^en.''
$ier liegt im ßnüoeber Ober fc^on, bag nic^t Seibed jugletd^ g^f^^^n
barf, folglich eben S)q^, toa9 bie ©efe^e ber dbentitSt nnb bed Stber-
f^nt(^4 befagen; biefe toüiben alfo a(d SoroDarien jened Safee« ^in«
}u!omnten, meld^er etgentlid^ befagt^ bag ieglid^e gmet S3egrtff«f))^ttren
(f. Segrif fdfp^ären unter begriff) entmeber al9 vereint ober ate ge»
trennt ju beulen jinb; nie aber Seibed 3Ug(ei(^« — 3)a9 jtoeite !Denfgefe(?,
ber @a6 Dom ®runbe, loürbe befagen, bag obiged S3ei(egen ober 9(6'
fprec^eu burc^ ettood oom Urt^etl fe(b{l i93erf^iebened beflimmt fein
mug, meld^ed eine Slnfc^auung, ober aber Mo^ ein anbetet Urt^eil fet»
fann. 2)iefed 9(nbere unb äkrfc^iebene fjti^t aMbann ber ©runb be^
Urt§eilö. (335. II, 113 fg.)
3) Unterfd^ieb jkoifc^en ben !Denfgef e(}en unb empirifc^
ertannten Ütaturgefe^en.
3)ie unerfd^ütterßc^e @ett)ig(|eit, mit ber toix a priori in aDen S&Qeti
Don ber Srfa^ng ertoarten, bag fie ben 3)enlgefe|en gem&g au^
fdllen werbe^ unterfc^eibet fti^ Don ber ©emig^eit ber emt^irifd^ erlannten
92aturgefe(e babur<^, bag ed und fogar unmdglid^ ifl, ju beulen^
bog j[eue irgenbkDO in ber (Erfahrung eine 9(tt0na^me erleiben, tt)&^ren^
»ir und }. 8. fe^r kDo§( beulen Knneu, bag bad ©efe^ ber ©ra*'
Dilation einmal aufhörte gu mirfen. (®. 90.)
Scnkmolc.
1) 3Bert§ ber ^ifiorifc^en 3)enfma(e.
SBad bie Semnnft bem OnbiDibuum iß, ha9 i|l bie ©efd^ic^te bem
menfc^Iid^en ©efd^le^te, nämti^ bie Sebingung eined befounenen unb
infammen^genben, nid^t auf bie bloge ®egenn)art befd^r&nften S3e»
iDugtfeind. (@.©ef(^i(^te.) Sad nun für bie Vernunft ber dubiDibuen,.
att unumgttnglic^e Sebingung be9 ©ebraud^9 berfelben, bie ®))rad^e
xft, hca ift für bie Sernunft bed ganjen ©ef^Iec^td, für bie ©efd^id^te,,
bie Schrift. 2)ie @^rift nämltc^ bient, bad bur^ ben !£ob un«
anf^9rlid^ unterbrod^ene unb bemnac^ gerftüdelte ^elougtfein ht9
9Renf(^engefc^Ie(^td lieber }ur (Sin^eit lerjuflelleu; fo bog ber ©ebauTe^
>o(I(^er im ![§n^errn aufgefliegen, Dom Urenfet ju Cnbe gebac^t wirb,
hierauf beruht ber S93ert§ ber gef<^ riebe neu, fo ttie ouc^ ber nod^
alteren {leinern en ^enlmale. !Der ^md ber grogen, mit ungeheurem
tbtftoanb errichteten fleinernen 2)enlma(e, ber ^^ramiben, SRonoIit^en«
Self^gtSber, £)beßdlen u. f. »., fann fein ephemerer gett^efen fein.
Offenbar toax \f)x toitHid^er S^^^r i^ ^^" fpäteflen iRac^Iommen }»
teben, in Sejie^ung ju biefen }u treten unb fo bod Sekougtfein ber
9)tenf(^^eit )ur (Einheit ^er}uflenen. Unb nic^t blod ben Sauten ber
$inbu, fLtgtfpttx, ©ried^en unb 9tMtt, fonbem oud^ benen ber f))&teren
3<it fle§t man ben !Crang an, }ur 9Iad^Iommenfd^aft }u reben. IDa^er
tfi t9 f^änblid^, menn man fie jerflört, ober fte Derunflaltet, um fle
mebtigen, nü^tic^en Stotdtn bienen ju laffen. £)ie gefd^riebenen
118 S)e<||)eration — 2)etenntnUmtt9
tCenfmale ^abm ipentgec oon ben (Stementm, aber itiel^r bon bet 9at6aret
}n ffitd^n, ato bie {tetnemen; fle letfken »tet me^t. (S. n^ 508 fg.)
2} 8€tner(ungen übet bie ben gtogeu äRönnern er-
richteten IDenlmole.
Ueier ba^ Serbienfl groger SRSnner vermögen bie meiflen 9)tenf(|en
nid^t and eigenen SDtitteln, fonbem 6(od auf frembe Suctoritfit }u
urtl^tlen« Hub Ut9 ift noc^ für ein ®(ü(t ju erachten ^ ba, inbem
deber nod^ fo ^\A etgened Urt^eit ^at, um bie ®n))erioritttt bed }nnttc^fl
<tter i^m ©te^enben anjuerfennen, jene ^ierarc^ie ber Urt^eile ju
®tanbe (oninit, auf ber bie SRigßd^Ieit bed feften unb loeitreid^ben
9tn^me0 beruht. Sür bie unterfle Slaffe, ber bie Serbienfte eined
grogen ®eifM gan} unjugüngtic^ fUb, ifl am (Snbe blod bad SRonu*
ment, at9 todSft9 in i§r, burd^ einen ftnnli(|eu Sinbrucf, eine bumfife
9[^nbung baDon erregt. ($. 11^ 494.)
& ift gefc^maAod — toxt in unferer QAi gefd^e^t — auf ben
äßonumenteu, toeld^e man grogcn ÜRtfnnent errichtet, biefe im mobemen
Soßüm barjnfleOen. S)enn ha9 SRonnmcnt iDtrb ber ibcalen $erfon
errid|tet, nid^t ber realen, bem $erod att frfc^em, nid^t beut mit
%^Uxn unb @d^tt)tt(^en be^ofteten Onbinibnum. Xfd ibea(er ilRenfd^
nun aber {leffe er ba in iKenfc^engeflalt^ Uod nac^ SSkife ber Sitten
6rfleibet. ®o aUein ift ed aud^ ber ©culptur gemäg. ($. n, 483.)
(Eine augenfällige ^(bgefc^madt^ett ifl t9 femer, bie @tatue auf ein
je§n bid jtoanjig gug §o^ed ^oftament )u ^eDen, mo man fie, jnmaC
fie in ber 9?egel t)on Sronce, atfo fd^märjltc^ x\t, nid^t bentlic^ fe^n
lann; benn aud ber ^eme gefe^en loirb fie nic^t beutlic^, tritt mau
aber ntt^er, fo fieigt fte fo |od^ anf, bag fie ben gellen ^mmel jum
^tntergnmb ^at, ber bad Kuge btenbet. !Cie !Z)entfd^en fte^en in
biefem fünfte hinter ben Italienern an gutem ®ef<^macl jnrüd.
OP. n, 483.)
ütsptration^ f. Serjmeiflung.
IDe0poti4;mu0.
2)e4{)Dti6mud unb Stnard^ie finb }h)ei polarif^ fic^ entgegengefe^te
Uebel, 2tt)if(^en benen bie menf(^(i<^e (BefeOf^aft ^in unb §er fd^ebt.
@o tt)eit fie tmn bem einen fi^ entfernt^ ntt^ert fie ftc^ bem anbem.
Seibe Uebel finb Icinedtoegd gbic^ f^Iimm unb gefä^rlid^, fonbem ha9
erflere, beffen @(^(ttpe blod in ber 9}t5gti(^Ieit t^or^anben finb unb
nt(^t deben treffen^ tfl unglei^ weniger }u fürchten, aU bad le^tere,
beffen ©erläge mirKi^e finb unb deben t>ic^ treffen. — Oebe Ser«
faffung foU fl<^ Diel me^r ber 3)e«))otie, aU ber Xnar^ie niO^an;
ia, fie mug eine Heine aßöglic^Iett bed 3)edpotidmud ent^atten. ($. 381.)
üttarmiiitemti^.
1) Unerfc^üttertid^feit be« 2)eterminidmtt«.
S)er S)eterminidmttd, b. ^. bie Vnna^me, bag iebe« SSefen o^ne
«btdna^me mit firenger Kot^toenbigleit wirft, bag folglich aud^
bie X^aten ber SReufd^en mit Stot^toenbigleit aud i^rem Sf^arafter
Deua — 2)cutf<^ 119
nxb ben auf benfeftcn mtrlenben SOtottDen ^borgel^en, tfl unerfd^fttterfi«^.
Vn i^m }u rütteln ^ot mott fld^ lange genug DergeMid| (emtt^
(». 11, 366.)
2) Steltnng aud ben Sonfequenjen bed !Z)etermt«
nt^mud.
dtt Solge bed S)eterminidmu^ toirb bie SSSett }u einem @ptet mit
^vüfptn, an 3)rtt^ten (3){ottDen) gejogen; o^ne bag au^ nur absufe^en
ttSre, ju loeffen SdufHguug. ^at bad @tii(f einen ipian, fo ifl ein
Sa tum, ^at e^ feinen, fo ift bie Uinbe Ütot^toenbtgfcit ber Director.
Ibtd biefer Sbfurbitfit giebt z9 leine anbere Wettung, aU bie 6r«
Nnntnig, bag bad ©ein unb SEBefen aller X)inge bie (Srf^einung
eine« mtrnic^ freien SBitlend tfl, ber fl(^ eben barin felbfl erfennt;
benn i^r Sl^un unb SSßirlen ift Dor ber Slot^toenbigfett nic^t gu
retten. Um bie gfrei^it Dor bcm ©c^idfal, ober bem Befall gu bergen,
muß fteaud ber Xction in bie Stiften} Derfegt merben. 3>ie 9?ot^>
»enbigfctt ift in ba« Sßirfen unb Sl^nn (Operari), bie ^rei^eit in
ba« @ein unb SBefen (Esse) }u Derlegen. (S93. II, 365 fg.)
Dens, f. ©Ott.
^wtBQog yiXovg, f. unter SSiUe: SJemeinung bed SBiQend.
9rtttUd)k€it, f. »egriff«fategorien imter ©egriff.
Snttfd).
1) S^araTterjiige ber beutfd^en ^Ration.
jDie 2)eutf<^en finb frei Don 9?ationa(ftoI) unb legen l^ieburc^ einen
Semeid ber i^nen nachgerühmten S^rlic^feit ab; Dom ©egent^eiC aber
!Z)ie unter t^nen, meldte einen foI(^en Dorgeben unb läö^ttlidftx äBeife
affecttren, to\t bie 2)emofroten. ($. I, 381.)
Sin etgcnt^iimli(^er ^e^Ier ber S)eutf(^en i^, bag fte, toad Dor i^ren
$tt§en liegt, in ben SSBoIIen fudjen. Sin audgejetc^neted 8eif))iel ^teoon
liefert bie abfiracte Se^anblung bed IRaturrec^td Don ben ^^ilofop^ie«
profefforen. Sei gemiffen SEBorten, »ie Stecht, Sni^eit, bad ®ute^ bad
@ein, bie dbee, mirb bem S)eutf<^en gan} fc^minblic^. Statt bie
Xealitfit in« Suge ju f äffen, ergebt er ftd^ in ni<^t«fagenben, ^o^«
trabenben ?^rafen. ($. H, 256. ®. 113.)
2)er ma^re Stationalc^arafter ber S)eutfci^en ift ©^»erfttUigleit.
@ie (eu^tet fittt>ox a\x9 i^rem ®ange, t^rem Z^un unb treiben, i^rem
Xeben, Srjfi^Ien, Serfte^n unb S)enlen, gan) befonber« aber avL9 i^rem
6til im ©«^reiben. ($. II, 578.) 5Die ©eutfc^cn jeie^nen fic^ burd^
^ad^iaffigfeit M ©titt, toie be« 9n)uged, Dor anbern Stationen au9,
unb beiberlei @<^Ium))erei entfpringt au« berfelben im 92ationaI(^araTter
Uegenben Onefle. {% II, 576.)
3)ie S)eutf(i^en finb fe^r tolerant, ©ie ben)unbem unb a^men leicht
iebe neue Starrheit (namentli^ in ®ti( unb ©(^reibart) na^, fiatt fte
)n tabeln. 2)a^ greift in !3)eutf(l^(anb jebe fo fd^neO um f^.
flJ. I. 487.)
3>en S)eutf(^en finb, in allen 3)ingen, £)rbnung, 9{eget unb @efe$
120 2)cu{i(^
tKt^agt; ev lieit ft(^ bie mbtotbueDe aßtfilür itnb bad eigene (Sa)>rice»
hn gefeUigen Vereinen, (SM§ utib bergtet<^en lann man fe^, »ie
gern, fclbfl o^ne oOen Sort^eil i^ier Sequemlic^Iett, Siete bie juiecf«
mägigflen ©efe^e ber ®efeQf<^aft nmt^MiQig brechen« 9btd biefer
befagtett (Sigent^Umlic^Ieit ber !Z)eutf(^en entfpringt bei i^nen bie
gegeutt^ttrtig fo allgemein geworbene SRanie ber @))ra(^Der^uniung*
{% Ih 568 fg.)
fteine 9Iation ifl fo toentg^ loit bie 3)eutf(l^en, geneigt, felbfl gu
urt^eilen unb banac^ 3U uerurt^eilen, tooju bad Seben unb bie
Sitteratur ftünblic^ S(n(a6 bietet. @ie fmb o^ne ©aOe, tt)ie bie Zau»
ben; aber totx o^ne ©alle ifl, ifl o^ne SSer^anb unb o^ue bie ixn^
biefcm §erDorge§enbe ®^ärfe jum SSabeln tabel^after 2)inge, »elci^e
ooni Ütad^a^men berfelben abhält. ($. U, 584.)
ÜDte Urt^eildlofigleit ber 3)eutf4en geigte fi^ befonberd in i^rem
SSer^alten }ur ©öt^'f^en Sarbcnte^re unb }ur ^egelfd^en $^ilofop^ie.
d^r Urt^eil über ©öt^e'd S^rbenU^re entfprid^t ben (Emartnngen, bie
mau flc^ ju mad^eu t^at t>on einer 97ation, bie einen geifl« unb üer«
bienfllofen, Unftnn fc^mierenben unb ^o^Icn $^i(ofo))^afler, n)ie $egel,
30 da^re (ang a(d ben größten aQer X)enler unb äßeifen ^»rttcontfiren
fonnte. {% J, 105; U, 210.)
Son ben 3)eutf(^en fagt ST^omad $oob (up the Rhine), für eine
muftTaHfc^e Station feien fte bie lärmenbfie, bie i^m \t Dorgefommen.
3)ag fte bied finb, liegt aber nic^t baran, bag fie me^r, al9 Xnbere,
gum Särmen geneigt toäxtn, fonbern an ber an^ Stumpfheit ent-
fpringenben Unempftnbli^feit (Derer, bie ben Sttrm an}u^5ren f^aUtt,
ate totli^t baburd^ in feinem !Den!en ober Sefen gefl5rt werben, mei(
fie eben nic^t beuten. !Die allgemeine SSoIerau) gegen unnötdigen Särm,
}• 99. gegen ha9 St^ürenu^erfen, ifl gerabeju ein 3^^^" ber a&gemeinen
®tumt)f|eit unb ©ebonlenlcere ber Jföpfe. du 3)eutfc^Ianb ifl ed, aM
ob ed orbentlic^ barauf angelegt wäre, bag t)or Särm 9?iemanb }ur
iSertnuung lomme. ($. U, 681.)
2) 2)te beutfd^e (Sprache.
ÜDer einzige wirHic^e SJorjug, ben bie beutfd^e Dor ben übrigen
europäifc^en Stationen ^at, ifl bie (Sprad^e. ÜDie beutfc^e ©prac^e
näm(i(^ ifl bie ein}ige, in ber man beinahe fo gut f(^reiben lann, toie
im ©rie<^if(^en unb Sateinifc^en, mlijt^ ben anbem euro))fiif(^en ^aupt«
fprac^en, aü toeld^e b(o§e patois fmb, nac^rü^men ju wollen lä^ertid^
fein würbe. 3)a^er eben ^at, mit biefen DergUc^en, bad !Deutfd^e etwa^
fo ungemein Sbied unb Sr^abene«. ($. II, 572.) !Z)er pebantifd^e
$uridmu9 leboc^, bie 3)eutfd^t^üme(ci unb £)eutf^mi(^elei, bie aUe
^rembwbrter, namcntti^ bie termini techDici ber SSßiffenfc^aften, Der«
beutf(^en wiD, ifl ju verwerfen. (SB.n, 134—136. ^. ü, 602.)
Si^tenberg ^at über ^unbert beutfd^e älu^brüde für Setrunlen«
fein aufgejä§lt; lein SBunber, ba bie 3)eutf(^en Don je^er ate (Säufer
berühmt waren. Sbcr merfwürbig ifl, bag in ber Sprad^e ber für
bie e§rli(^fle Don aDen geltenben beutfc^en Station DieOeic^t me^r, M
a)iafeftif 121
in irgenb einer anbem, SCuftrücfe für betrügen flnb; unb jtoor
^6en fie metflcnd etucn triump^trenben Stnfhi^, bieQetclt toeil man
bie Sac^e für fe^r fd^mcr §telt; j. S. hintergehen, Hnftt^ren^ 9e«
f(^up))en, Sdefd^nmmcln u. f. h). ($. 386 fg.)
3) 2)ie bcutf^e $§iIofo))^te unb SSJiffenfc^aft.
S)te t)on ftant ^erDorgebrac^te Umtoanblung ber ^^tl0fo))§ie begrün*
bet in mancher ^inflc^t einen gunbamentalunterfc^ieb i^ifd^en beutfc^er
unb anbercr eurot)äif4er Stlbung. (9?« 109.)
Sn ber Ütaturtviffenfc^aft flehen bte S)eutf(^en in fjolge bed Der*
berblic^en Sinfluffed ber ©c^eDing'fc^en; a priori confhnirenben 97atur*
^§i(ofot)§ie jurüdC hinter ben t$ran}ofen, bte, mit i^rer reblid^en Smpirie,
bejheit ftnb, nur oon ber 9?atur ju lernen unb i^ren ®ang ju er«
forf^en, ni^t aber i§r ©efe^e üoriufd^reiben. ($. U, 62 fg.)
4) !Z)er beutfc^e ®e(e^rte.
£>er beutf^e ©ele^rte iß ju arm, um reblic^ unb e^ren^aft fein ju
Knuen. !Da§er i{l bre^en, U)inben, fi^ accomobiren unb feine Ueber«
jnigung verleugnen, teuren unb fd^reiben, toa^ er nic^t glaubt, (riechen,
fc^mei^eln, gartet mad^en unb Aamarabfd^aft f^Iie|en u. f. m., btr}
SfleiS e§er, al9 bie SBa^r^eit fein @ang unb feine ÜRet^obe. (Sr »irb
babur^ meifiend ein rücfftc^töDoOer Sump. (^. II, 518.)
5) S)ie beutfc^e Serfaffung.
Dem beutfc^en SoUe i{i fein ©etl^eittfein in oiele Stämme, bie
unter eben fo Dielen, toirflidi regiercnben dürften {le^en, mit einem
itaifer über 90e, ber ben Stieben im dnnern ma^rt unb bed 9{eid|ed
Sin^t nac^ außen Dertritt, notürli^; »eil aud feinem 6§arafter unb
feinen Ser^äüniffen hervorgegangen. 3)ed^alb ifi bie beutfc^e itaifer-
toürbe, unb jmar mögßd^ft effectio, »ieber^erjuflellen. !3)enn an i§r
(fängt bie beutfc^e Sinl^eit unb »irb o^ne fte ^ctd blod nomineO ober
pKför fein. {% U, 273.)
Walektik.
1) ÜDefinition ber 2)talefti!.
3)iabftit ifl bie ffunfl M auf gemeinfame Srforfc^ung ber SSa^r*
(eit, namentlid^ ber p^ilofop^ifc^en, gerichteten ©efpräd^d. Sin ©e«
fpTä(^ biefer ^rt ge^t aber not^ttenbig, me^r ober meniger, in bie
<^ontroDerfe über; ba^er !Cia(eItif aud^ erHärt merben ifann al9
Si^putirlunfl. 9eifpiele unb ÜKufler ber 3)ialeltil ^aben »ir an ben
$tatonif(^en (Dialogen, (ffi. II, 112. $. 4.)
3)ie X^eorie ber 2)ialeftir, alfo bie 2:ec^nil M S)i«putiren«, liefert
«e (Jrijii». (»ergl. (griftif.)
2) 3ufammcnge^0rigfeit ber Z)ia(eltif mit Sogit unb
9e^etorif.
^ogil, 3)ia(ertit unb 9l§etorif gehören jufammen, inbem fte ha9
®au}e einer Zec^nil ber Qernunft au^mac^en, unter oeld^er 9e*
nemiuug fte au^ jufammen gelehrt »erben foQten, Sogit ald Zec^nit
^ eigenen X)enlend, 3)ia(eltit bed S)idputirend mit Snbem unb
122 2)iaIog — ^tanoiologte
Sl^etortl ht9 Kebntd ju Stelen; alfo entfprec^enb bem Singular,
^ual unb ^Irxtal, lote auäf bem 9Rono(og, !X)ia(og unb $aneg^rifu9.
(». n, 112.)
1) SSSarunt tiefe 9Ba^r§eiten nic^t auf beui SBege be9
S)iaIogd }u 2^age geffirbert loerben.
3ur eigenen ernfUid^en ÜRebitation Der^ttlt fl^ ha9 ®ef))rfi(^ mit
einem Snbern^ n^ie eine 3)?af(^ine ju einem lebenbigen Organidmu^.
S)enn nur bei erflerer ifl SlQed loie aud Sinem ®tü(f gefc^nitten;
ba^er t9 DoIIe ^ar^eit, !DeutItd^feit unb toaffttn 3ufammen^ang, [a
Sin^t erlangen lann. Seim anbem hingegen n)erben heterogene ©tttdfe,
fe^r Derf^iebenen Urfptungd, an einanber gefügt unb ttitrb eine gen)ifre
<Sin(}eit ber Setoegung erjtoungen, bie oft unerwartet ftodt. 97ur {!d^
felbfl nttmlid^ oerfle^t man ganj; onbere nur §a(b. 3)enn man tanit
tß ^i^^flend }ur ©emeinf^aft ber Segriffe bringen, nic^t aber ju ber
ber biefen )um ®runbe liegenben, anf^auli^en S^nffa^ung. 2)al^er
werben tiefe, ))^itofo))^if^e 2Ba^r^eiten tt)o§I nie auf bem SBege ht9
gemeiufc^aftlic^en !Z)enTend, im 2)ia(og, }u Xage gef9rbert werben.
(?. n, 7.)
2) Sßojtt ber 2)iaIog hitnüd) ifl.
3)a^ gcmeinf^aftlic^e 3)enlen, im S)iaIog, ifl fe§r bienlic^ )ur
Sorübung, jum Sufjagen ber Probleme, }ur Sentitation berfelben, unb
ita^^er )ur Prüfung, Sontrole unb ^ritit ber aufgefledten Süfung.
dn biefem €inne fmb aui^ $Iato'« ©efpräc^e abgefaßt. ($. II, 7.)
3) Ser gef^riebene !3)iaIog aU Sorm ber 9Rit-
t^eilung.
9(9 Sonn ber 9Ritt^ei(ung ))^i(ofo))^if(^er ©ebanfen ifl ber ge«
fc^riebene ÜDiafog nur ba jwedCmtt^ig, wo ber ®egenfianb jwei, ober
mehrere, gau) oerfc^iebene, wo^I gar entgegengefe^te Snftd^ten )u(ägt,
über welche entweber bad Urt^ei( bem Sefer an^eim gefleüt bleiben foD,
ober welche {ufammcngenommen ftc^ jum ooHfiänbigen unb rid^tigen
Serfiönbnig ber @a^e ergänjeu. 3um erflem ^aU gehört aud^ bie
Siberlegung erhobener Einwürfe. 2>it in folc^er Sbfic^t gewählte
bialogifd^e ^orm muß aber aldbann baburc^, bag bie Serf(^tebeu^eit
ber Snfid^ten oon ®runb aud ^eroorge^oben unb herausgearbeitet ifl,
ö(^t bramatif(^ werben; e^ muffen wirKic^ ^toti f))reci^en. D^ne ber«
gteid^en Sbft^t ifl fie eine müßige Spielerei, wie meiflend. ($. II, 8.)
Biattoialogit.
1) ®egenflanb ber 3)ianoiologie.
S)ie 2)ianoioIogie ober Serflaubedle^re, ein j^^eil ber Srfennt«
nißle^re, ^at jum ®egenflanb i^rer Setrad^tung bie primären,
b. i. bie anfc^auti<^en Corftettungen. (?• ü, 19.) (»ergl. «n-
fc^auung unb Serflanb.)
2) äur ®efd^ic^te ber 3)ianoioIogie.
S)ie ^ianoiologie, welche, ate Stefultat ber ^orfd^ungen beS Carteftu«,
a>i(^ten — a)ing an flc^ 123
M bor Sant gegoben fiat, fmbet man en resume imb mit natoer
2>cittiic^fcit bftrgkegt in Muratori della fantasia, (Sctp. 1—4 unb 13.
S)ad ®an)e iß ein 9te{l »on Orrt^ümern. dene gonje 3)ianoio(ogie
unb Vft^c^ologie i^ auf ben falfc^en Sartefanifd^en ^ati^mud gebaut.
(?. I, 84.)
S>te JMtif ber reinen Semunft ^at bie Ontotogie in SDianoio«
logie titniNinbett. ($. I, 89.)
WiiiUn^ 9td)ter nn}f llid)tkiin^, f. $oefie.
•itrttimttn.
1) SEBoranf bie @eringfc^ä^ung ber üDitettanteit 6e«
ru^t.
S)i{cttanten — fo koerben 2)ie, meiere eine SBiffenfc^aft ober
jhiuß an9 Siebe ju i^r unb S^eube an i§r treiben, mit ®eringfd^ä|}ung
genannt bon !Z)enen, bie fic^ bed ©etoinned falber barauf gelegt §aben;
loeil fie nur ha9 ®elb betectirt^ bad bamit ju Derbienen ifl. ÜDiefe
©eringf^tt^ung beruht auf i§rer niebertrttc^tigen Ueberjeugung ^ ba§
ftciner eine ©ac^e emfili^ angreifen tottht, menn i§n ni(^t 92ot^^
^nnger, ober fonß »elc^e ®ier ba}u anf))omt. S)a9 publicum ifl
beffeI6en ®eißed unb ba^er berfelben äffeinung; ^ieraud entfpringt fein
bttrc^g&ngiger Slefpect oor ben ,,Seuten oou ^ac^'' unb fein Snißtvauen
gegen 2)i(ettanten. ($. n, 515 fg.)
2) 8or}ug ber üDilettanten t}or ben Seuten t}oit t^ad^.
3q äBa^r^eit iß bem 3)i(ettanten bie ©ac^e 3^ cd, bem äKanne
l^om Sa^ aU folc^em btod SKittel; nur j£)er aber koirb eine ®a(^e
mit ganjem Cmße treiben, bem unmittelbar an i^r gelegen iß unb ber
fiif Qu9 Siebe ju i^r bamit befd^öftigt, ße con amore treibt. Son
©old^n, unb nic^t oon ben So^nbienem, iß ßetd bad ®r0ßte audge»
gangen. (% U, 516.)
Ving an fidf.
1) !Die Snna^me bed !Z)inged an fid^.
Die Xnna^me eine9 !Dinged an ßd| hinter ben (Erfc^einungen, eine^
realen Snn9 unter fo Dielen $üQen, iß feine^megd unioa^r; ba oiet»
me^r bie Sbleugnung beffelben abfurb märe. {% l, 96.)
2) @egenfa^ jtoifc^en 2)ing an fic^ unb (Srf^einung.
3>iBg an fid^ Gebeutet ba« unabhängig oon unferer SBa^mc^mung
8or^nbene, a(fo ba« eigentlich @eienbe. ($. II, 97.) Srfc^einung
1^ Sorfleanng, unb toeiter nic^t«; aUe SorßeUung, aUed Dbject
tß (Erfd^einung. 3)a9 !Ctug an \idf iß burt^aud nic^t SorßeÜung,
fonbem toto genere oon i^r berf (Rieben; e« iß S)a«, toooon aOe
SorßeOmig, ade« Object bie (Erfd^einung, bie ©i^tborfeit, bie
Objectitfit iß. S« iß bad dnnerße, ber Aem jebed Sinaelnen unb
etaifo bed ®an}en. (9B. I, 37. 41. 131. 517; II, 8. 216.) 3)a«
Sing an ßd) iß oon feiner (Srf^einnng gän}Iid^ oerfc^ieben unb DöDlig
frei Hon allen formen unb @efe^fn berfe(ben, in toetc^e e« eben erß
eingebt, inbem e« crf^eint, bie ba^er nur feine Dbjlectität betreffen,
124 2)inö an ftd^
i^m felbfi fremb flnb. (3B. I, 118. 134. 144. 152; U, 568.
% l, 93.) Xa9 Z)ing an flc^ ift bie natura naturans, bie (Sr*
fc^einung bie natura naturata. ($. U, 98.) j£)cr Unterfd^ieb gtotfc^en
!Z)tng an ft(^ unb (Srfd^emung (ttgt fic^ aud^ au^brUdkn ate bec
gtoif^en bcm innerlid^en, fuBjectiben unb bem ttußerliAen^ oBjecti*
üen 993efen eine« 2)inged. (^. n, 100, anmethtng.) S)a0 Sn« unb
t$ürfi(^fetn jebed üDinge« mu% not^toenbig ein fubjecttoe« fein; in
ber SorfieÜung eine« Snbem hingegen fielet e« eben fo not^toenbig al9
ein objectiüe« ba; ein Unterfc^ieb, ber nie ganj au^gegli^en loerben
fann. (SB. II, 217.)
3) 8uf totläftm 3Bege allein jur ßrlenntnig be9
jCinged an fi(^ }u gelangen tfl.
Da ber @a|} Dom ©runbe feine unbebingte ®ü(tigfeit x>ox, auger
unb über aller Sßelt ^at, fonbem nur eine relatibe unb bebtngte, allein
in ber Srf^einung gettenbe, fo fann ba0 innere 3Befen ber 3Belt,
bad 2)ing an fid|, nimmer an feinem Seitfaben gefunben Serben.
(2B. I, 38 fg.)
Ueber^au]?t ifi ha9 2)ing an fid^ auf bem SEßege ber rein objec«
ttDen (Srfenntnig nimmermehr ju erreichen, ba biefe immer SorfleDung
bleibt, aU folc^e aber im @ubjiect kourjelt unb nie etwa« oon ber
SorfleÜung koirnid^ Serf^iebened liefern fann. ©onbern nur baburc^
fann man }um !3)inge an fid^ gelangen, bag man bie unmittelbare
(Srfenntnig, koeld^e deber Dom innem SEBefen feiner eigenen leiblichen
Srfc^einung ^at, auf bie übrigen, (ebiglic^ in ber objectiDcn Snfc^anung
gegebenen Srfc^einungen analogifd) übertrügt unb fo bie @elbfterfenntnig
al0 @c^Iü{fe{ }ur Srfenntnig be« innem Sefen9 ber S)inge, b. ^. ber
j&inge an f{(^ felbft, benu^t. ^n biefer a{fo fann man nur gelangen
auf einem Don ber rein objectiDen @rfenntnig ganj Derfc^iebenen 2Bege,
inbem man bad @e(6fiben)ugtfein jum Xu^teger be9 Setougti*
fein« anberer üDinge mad^t. üDied i|i ber adein re^te Sßeg, bte
enge Pforte jur SBa^r§eit. (^. I, 100 fg. ffi. II, 14. 218 fg.
I, 118 fg. ®. 83. ^. I, 84. 9?. 91. ffi. I, 517.)
4) dn »eitlem Sinne bet SBiOe aU ba« üDing an fid^
}u betrad^ten ifi.
2)a9 !Ding an fic^, mel^e« al9 folc^e« nimmermehr Object ift, eben
»eil ade« Object ft^on mieber feine bloge Srfc^einung, nidbt me^r ed
felbß ift, mugte, koenn e9 benno^ objectiD gebac^t loerben foute, iRamen
unb Segriff Don einem Obiect borgen, Don etkoad irgenbioie objectiü
©egebenem, folglich Don einer feiner (Srfd^etnungen; aber biefe burfte,
um ald Serpäiü>igung9punft 3U bienen, feine anbere fein, al8 unter
allen feinen (Srfc^einungen bie DoUfornmenfle, b. ^. bie beutli^fle, Dom
(Srfennen unmittelbar -beleuchtete. 2)iefe aber ifi bed 9Renfc^en SBille.
Ü£)ie Sejeid^nung bed üDinged an fid^ ald Sßille ift }koar nur eine
denominatio a potiori, eine SSenennung be« @enud nad^ ber Dorjüg«
lic^ßen @))ecie9, tooburd^ ber Segriff SSille eine grögere Xu^be^nung
erhält, ate er bi^^er ^atte; aber biefe äludbe^nung i{l toegen ber
2)tn9 an fi(^ 125
dbentität it9 SBefend jeber itgenb ftrebenben unb loirfenben jtraft iit
bec 9Iotitr mit bem Sßideit eine berechtigte. (993. I, 131 ff.)
3)te Sßa^e^mung, in bet »ir bie 9tegungen unb Sfcte ht9 eigenen
SiOen^ erlennen, i|i eine bei SBeitem unmittelbarere, att jebe anbere;
fie iß ber $unit, »o baö S)ing an fi(^ am unmittelbarften in bie
(Srfc^nng tritt unb in größter 9Ifi^e Dom erfennenben ©nb^ect be«
(tnc^tet mirb; ba^er eben ber alfo intim erfonnte Vorgang ber Sndleger
\At9 anbem jn »erben einjig unb aOein geeignet iß. Xtnn bei jebem
^ert^mrtnten eined äBiUenöacted au9 ber bunfe(n £iefe unfere^ dnnem
in bad erferatenbe Setoufitfein gefc^ie^t ein unmittelbarer Ucbergang bed
anger ber Qtxt liegenben 3)inged an fid^ in bie Srfd^einung. 3)emna(^
ifl )tt)ar ber SEBiQen^ct nur bie nöc^fie unb bentli(^(ie (Srf Meinung
M S)inged an flc^; boi^ folgt ^ierau^, bag mcnu alle übrigen Sr«
f(|cinungen ebenfo unmittelbar unb innerlich t}on und crTannt »erben
ßnnten, mir fie für eben ba9 anfprec^cn mügten, toa9 ber SßiHe in
und iß. Qn biefem @inne a(fo iß bad innere äBefen eined tcben
2)inge9 ald SBille aufjttfaffen unb ber SEBiUe bad ^ing an fid) }u
nennen, ftantd Se§re üon ber Unerlennbarfeit M S)inged an ßc^
loirb ^icburc^ ba^in mobißcirt, baß baffelbe nur ni^t fc^te^t^in unb
Don ©runb aud erlennbar fei, bag iebod^ bie bei Sßeitem unmittetbarße
feiner Srf^einungen ed für und Dertritt, unb »ir fonac^ bie gange
9Be(t ber (Srfd^einungen jurüdjufü^ren ^aben auf biejenige, in »elc^er
bad Sing an ßd^ in ber aOerleic^teßen Ser^üQung ßd^ barßeUt unb
nur no(^ in fofern (Erfc^einung bleibt, ate mein dnteDect, ber allein
bod ber Srfenntnig Sft^ige iß, non mir ald bem SEBoDenben no^ immer
unterfc^ieben bleibt unb aud^ bie (Erfenntnigform ber 3tit, felbß bei
ber tnnent ^erception, nic^t ablegt. (3B. n, 221.)
5) SBSarum unfere Srlenntnig bed ^inged au fid)
feine erfd^öpfenbe, abäquate iß.
3)ie innere Sa^me^mung, »etd^e mir Don unfcrm eigenen 9Befen
(oben, iß )»ar ber einjige 2Beg, }nr (Srfenntni§ bed SEEkfend an ßc^ ber
S)titge ju gelangen; aber biefe iSrlenntnig iß feine erft^öpfenbe,
ftbäquote* Denn, obgleid^ bie ©elbßerfenntnig eine unmittelbarere
ifl, a(d bie ber Vugenbinge, fo iß ße boc^ feine gou} unmittelbare,
ba auc^ ße noc^ an bie §orm ber Sorßedung gebunbene fSSaffC'
ne^mung iß unb al9 fold^e in ©ubjcct unb Dbject, in ein Srtennenbed
tuib (Srfannted gerfailt. Sflfo au4 in ber innent Srfenntnig ßnbet
no(^ ein Unterfd^ieb @tatt 'jniifc^en bem @ein an ßd^ i^red Objectd
Kttb ber SEBa^me^mung beßelben im erfennenben @ub]ect. Oeboc^ iß
bie innere (Srfenntnig Don }mei formen frei, »ele^e ber äugem an*
Hängen, nämlid^ Don ber bed 9taumed unb ber Soufalität. $in'
gegen bleibt noe^ bie t!form ber 3^^^ ^^^ ^^^ ^^^ ^^^ Srfanntinerbend
unb Srftnnend ütn^anpt Demnat^ ^at in biefcr innem (SrTenntnig
bfld 2)ing an ß^ feine @^Ieier gmar großen Zweite abgemorfen, tritt
aber bo(^ no^ nic^t ganj nadft auf. (S. 11, 220. 563 fg.)
SBenn ed aud^ mitteiß ber 93erfnü))fung ber nad^ ougen gerichteten,
126 2)iit9 an fi^
objectioen (Srlenntnt§ mit ben 3)attd bed ©elbfttettugtfeind inögUA
tt)irb, )U einem getoiffen Serfiänbnig ber Seit nnb bed 9ßefen9 «t fic^
bete üDinge ju gelangen; fo ttirb biefed bo(^ nur ein fe^ limittrte^,
ganj mittelbare^ nnb relatit)edf nilmlid^ eine ))araboIifd^e lieber*
fe^ung in bie Sternen ber (Erfenntniß, a(fo ein qüadam prodiro
tenus fein, »eld^e^ fietd nodf Diele Probleme ungetöfl übrig laffext
mtt§. (SB- n, 327.)
üDie DoQfommenfie (Erlennbarleit, b. ^. bie grögte fifar^eit, 3>ent«
li^feit unb erf(^9{>fenbe Srgrünblic^Iett fommt nur Z)em ju, \na» ber
(Erienntnig a\9 fold^er eigen ifl, alfo ber atiriorifc^en $orm ber Sr»
fenntmg, nid^t aber üDem, toa^, an fl<^ nic^t ^erfteOung, nt(^t
Dbject, erfl burc^ bad (Eingeben In biefe tJformen erfennbar, b. ^.
SorfleHung, Obfect gen)orben x\t. deber On^alt, ben bie ^formen be-
lommen, enthält fd^on tttoaß niäft me^r DoDflänbig feinem gonjm
äSSefen nad^ Srfennbared, alfo etn^ad ©mnblofe«, moburd^ fogbic^ bie
Srfenntnig an (Eüiben3 )>erliert nnb bie tioObmmene Z)nr(^ft(l^tigleit
einbiigt. 3)iefed ber Srgrünbung fid^ (Ent}ie^enbe ifi eben ba9 3)ing
an fld), ift badj[entge, load mefentßd^ nic^t Sorfiellung, ntc^t fDbjtct
ber (Srfenntnig ifl, fonbern erft inbem t9 in jene $orm einging, er«
fennbar getoorben ifl. (SB. I, 144.)
!Dte (Srfenntnig nnb bie Qiel^ett, ober dnbioibiiation, flehen nnb
faOen mit einanber, inbem fle fic^ gegenfeitig bebingen. $ieraud ifl
}u f^Itegen, bag jenfeitd ber Srfc^einnng, im SBefen an ftd^ aOer
Dinge, toel^em 3^^^ unb diaum, unb bed^alb auc^ bie Vielheit fremb
fein mug, aud^ feine Srfenntnig Dor^anben fein fann. (Sin ,,(Srtennen
ber !Dinge an ^ij" im {foengßen ®inne be^ SBort9, todre bemnac^
fc^on barum unmi5g(ic^, meil, too bad SBefen an ftc^ ber S)tnge an«
fttngt, bad Srfennen megfflDt, unb aUt Srfcnntnig fc^on grunbmefentlid^
blo« auf (Srf (Meinungen ge^t. (SB. U, 311.)
S)ie objectioe «fnfi^t bed dnteQect« (f. On teile et), loe^e eine
©enefid beffetben enthält, ma^t begreiflii^, bag er, au0fd^üeg(i(^ gu
praftif^en S^^dm beflimmt, ba9 btoge 3){ebium ber SRotiue ifi^
mithin burc^ richtige !Z)arßeDung biefer feine Sefiimmnng erfüllt, unb
bog, nenn toir oud bem ^om{>Ie^ unb ber ©efe^mttgigleit ber hierbei
fi(^ und ob)ectio barflellenben Srf^einungen bad SBefen ber !Z)inge on
ftd^ fclbft }u conjfouiren unternehmen, biefed auf eigene ®efa^r unb
Serantwortlid^feit gefiAie^t« Unfer dntelleot, urfprttngtui^ nur benimmt,
einem inbioibueOen SBiOen feine fleinlic^en 3^^^^ oorju^lten, fagt
bemgemSg bloge 9teIationen ber !Z)inge auf unb bringt nic^t in ibt
O^nered, in i^r eigene« SBefen; er ift bemnad^ eine bloge Släc^entraft,
^oftet an ber Oberflfic^e ber S)inge unb fagt bloge species transitivas»
nid^t bad toa^re SBefen berfelben. hieran« eben entfpringt t^, bag
mir fein einjige« 2)ing, au(^ nic^t \>a9 einfai^fte unb geringfie, but^
unb buri^ oerfie^en unb begreifen fönnen, fonbern an iebem etmad un«
Dl^Oig UnerHärlic^d übrig bleibt. (SB. n, 324 fg.)
2)tng an fid^ 127
6} 3)a9 2)in9 an fic^ in ber ©efd^ic^te ber ^^ilofopl^ie.
S>ie Unterfc^eibung }totf^ Srfc^einnns nnb Sefen an fväf htx
3)uige mar im ©ntvAc ju oQen B^^^^^ t)a, tomtbe nur mü^tnß fe^
snooOfonmun }uni Sekougtfetn gebraut unb ba^cr ungenügenb an^e*
^ftodfin, trat fogar oft in feltfonter SerHeibung auf. (SB. II, 195«)
3)cin jDemotritod mar ha9 S)ing an fi(^ bie geformte äRaterie;
ba^ €ctbe mar ed im ®runbe noc^ bem Socfe; Tanten mar e^ = x;
ei^open^auern ifl ed Sffiille. ($. U, 97.) Sine auffaHenb
beittli«]^ unb bejttmmte Unterfc^eibung bed 2)inged an fld^ Don bcr
Srf Meinung, eigentlid^ fogar fc^on im ftant^c^en ©inne, fiubeu mir
in einer ©teile bed^orp^^^iu«, meldte @tobtfu« (Eclog. L. I, c. 43^
Fragm. 3) un9 oufbema^rt ^at. ($. U, 98.)
Xanten infolge ift ba9 Don unferm ^orfieDen unb beffen 9[)))Htrat
nnab^öngige äBefen ber S)tnge, mel^cd er ba« S)ing an ftc^ nennt^
alfo ia9 eigentlid^ 9ttaU, im ©egenfot^ be^ Obealen, ein Don ber
fi(^ und anf(^auli(^ barfietlenben ©efialt gan} nnb gar $erf(^iebene9^
bem fogar, ba ed Don 9{aum unb 3^^^ unabhängig fein foQ, eigentlid^
meber Xudbe^nung, no<l^ 2)auer 6ei}ulegeit ifl; obmo^I t9 aOem !Z)em^
mad Xndbe^nung unb Stauer ^at, bie Sraft bajufein ert^eilt. Xuc^
©yinoja ^at bie @a^ im SlOgememen begriffen, mie ju erfe^en
au« Eth. P. n, prop. 16, mit bem 2ten Coroll., am^ prop. 18^
schol. — !Z)ad So(f e'f d^e S)ing an fic^ (9tea(e im ©egenfa^ bed dbealen)
ifl im ©runbe bie SDtaterie, 3mar entblögt Don aÜen beu (Sigen«
fc^aften, bie er, al9 fecunbaive, b. tj. burd^ unfre Sinnesorgane bebingte^
befeitigt; aber bod^ ein an unb für [xäf al9 ein Sudgebe^ntcd u. f. m»
C^fiirenbeS, beffen bIo§er Steflc; ober 8(b6itb bte Sorfie&uug in und
fei !Diefed Dermeinte 9leale Sodfe'd, bie SRaterie, ge^t j[ebod^ nad^
ftant unb ©(^otien^auer ganj unb gar in bad dbeale unb bamit in
bad ©ubject jurüdf; b» ^. ed qriflirt allein in ber SorfleKung unb für
bie SorfleOung. ($. I, 17 fg. 94. 9B. II, 23.) S)ie granjofen finb,
burc^ ben frühem (Sinf(u§ Sonbitlacd im ©runbe noc^ immer
Sodianer. üDa^cr ifl i^nen bad S)ing an ftc^ eigentltd^ bie ÜRaterie,
and bereu ©runbeigenfc^aften, mie Unburd^bringlid^feit, ®e{ta(t, $ärte
unb fonflige primary qualities Sdled in ber 9Be(t gulc^t erQiirbar
fein muffe. (SB. H, 14, 343.)
Sie ganje Sodfe'f^e objectiDe SBelt Don !Z)ingen an flc^ mürbe
burc^ ftant in eine Sßclt Don blogen Srfd^einungen in unferm (Sr*
fenntni§at)))arate Dermanbelt. 2)enno4 Heg Xant noc^ immer bad SDing
on flc^ ald etmad Don unfern 93orf)eDungen Unab^Sngigcd beße^en,
bad benfelben al9 blogen (Srfd^einungen }n ©runbe lüge. @o fc^r
nun au4 ftant hierin im SDgemeincn Ktijt ^atte, fo mar bo^ bie
Xrt, mie er bad 2)ing an ^df einführte, fe^Ier^aft Jtanten leitete
bie ftc^er gefüllte SEBa^r^eit, bad hinter ieber (Srfd^einung ein an fic^
fe(bft ©eienbed, Don bem fie i^ren Seflanb erhält, alfo hinter ber
SorfieOung ein SorgefleBted liege, aber er unternahm, biefed aud ber
gegebenen Sor{)eQung felbfi abjuleiten, unter ^injujie^ung i^rer und
128 2)t«t)utlrfn
a priori (ett)ugtett ©efe^e, totlift jeboc^, gerabe mil fte a priori ftnb^
m^t auf ein tion ber (Erf(|etnung^ ober SorfteQung, Unab^fingtged uttb
Serfc^iebene^ leiten I5nnen; koe^^att man ju biefem einen gonj anbem
aSeg einjnfd^togen l^at. üDie dnconf equenjen , in loelc^e ftant, burc^
ben fe^Ier^ften ®ang, ben er in biefer $injlc^t genommen, fid^ ber«
loictelt ^atte, lourben i^m barget^an Don ®. (S. Sehnige juerft im
„«enepbemn«" (befonber« ®. 374—381) unb fpäter in feiner ,,Äritir
ber t^eoretifd^cn ^§i(ofopl^ie" (Sb. 2, ®. 205 ff.); koogegen 9tein^oIb
ftanfd Sert^eibigung, tebod^ o^ne fonberlic^en 6rfo(g, geführt ^at.
(<P. I, 96 fg. SB. I, 200. 516 fg. 595 fg.)
Siatti fleUt bur^gängig bad 9)toraIif(i^e in un9 ate in ber engften
Ißerbinbung mit bem magren Sßefen an fic^ ber S)inge, ja, al9
unmittelbar biefed treffenb bar. UeberaU »o bei i^m ^9 ge^eimnigDoDe
SDing an fid^ irgenb beutlic^er ^erbortritt, giebt ed fl^ yx erTennen
aM ha9 ÜRoralifc^e in m9, aü Silte. (S. 133. $. I, 145.)
Sei ber dbee ber t^rei^eit (in ber Vnfibfnng ber britten Antinomie)
toirb ftant bom S)ing an fi^ an9fU^(i(i§er 3u reben geni5t^igt.
Ueber^au))t liegt ^ier ber $unft, mo StmiQ $^i(ofop^ie auf bie ©d^open«
^ouerf^e l^inleitet, ober too biefe al9 au9 i^rcm @tamm ^eroorge^t.
ftant ift mit feinem S)enfen nid^t in Snbe gelommen. ©c^open^auer
^ot bIo9 feine @ac^e burc^gefU^rt, inbem er, tüa9 Stant bon ber menfc^«
li^en (Srfd^einung allein fagt, auf ade Srfc^einung übertrügt, nänilic^
ba| bad äBefen an [xd) berfetben ein abfolut ^reied, b. ^. ein SBiDe
ifi. (935. I, 595. % I, 145.)
©(^open^auer ^at bad !Z)ing an fidf] nic^t erfc^Iid^en no(^ er«
fd^Ioffen nac^ ©efe^en, bie ed au^fd^Iiegen, inbem \it f^on feiner
Srfc^einung angehören; Dielme^r ^at er t€ unmittelbar nad^gemiefen,
ba, mo ed unmittelbar liegt, im Sßilten, ber fic^ debem atd bad
8n|id^ feiner eigenen (Erfdjeinung unmittelbar offenbart. (SB. I, 597.) —
@(^open^auer lägt ganj unb gar ftantö Se^re' befielen, bag bie SBelt
ber Srfa^rnng bloge (Srf(!^einung fei unb bag bie (Srfenntniffe a priori
Mod in 8e}ug auf biefe gelten; aber er fügt ^in3u, bog fte gerabe ate
Srf(^einung bie SRanifeflatiou 3)edicmgen ift,' n)ad erf(^eiut, unb nennt
ed mit i^m bad S)ing an fid^. S)iefed brüA na^ Schopenhauer
fein SBefen unb feinen @§arafter in ber @rfa^rungdwelt oud, unb
gmar in bem @toff, nic^t in ber btogen f$orm ber (Srfa^rnng.
(SB. II, 204.)
Hiieiputirtn.
1) 9?u6en be9 2)idputiren9*
j£)ad 2)i9putiren über einen t^eoretifc^en ©egenftanb laun, o^ne
3n)eife(, für beibe barin impticirte Parteien fe^r fruc^tbringenb nierben,
inbem c9 bie @ebanfen, bie f!e ^aben, berichtigt, ober befttttigt, unb
an^ neue ermecft. (Sd ifl eine dteibung, ober SoOifton jweier Jtbpfe,
bie oft ^unfen fc^tfigt, j[ebod^ au^ barin ber SoUifion ber jtörper
analog ifi, bog ber f^tt^äc^ere oft barunter ju leiben ^ot; tott^renb ber
S)09tnati9inn6 129
flfirfcre fi(^ babei )oo^( (efinbet unb nur einen fiegreid^en ftlong t>tx*
nehmen läßt ($. n, 25.)
2) $au))t«@rforbcrniß beim 2)idputiren.
Sin ^Qupt^Srforbevnig beim IDtdputiren, luenn ed ftuc^tbringcnb
loerben foQ, ifl, bag beibe S)td))utanten ttentg{!en^ einigermaßen einanber
{o)DO^( an ßenntntffen, al^ an ®eift unb ©emanbt^eit getoad^fen
{eien. $e^It t9 beut Sinen an ben Srfleren; fo ifl er xAäjt aa niveau,
unb baburd^ ben äirgumenten bed Slnbcrn nic^t gngänglit^. t^e^It e^
i^m aber gar am ä^txttn; fo n)irb bie babur^ in i^nt ba(b rege
loerbenbe Erbitterung i^u aDmöIig ju aOerlei Unreblic^Ieiten, äBinlel«
,Migen unb S^ilanen im S)idputiren, unb, mnn i^m biefe nac^geu^iefen
loerben, }ur ©rob^eit Derleiten. S)araud folgt, bag man nur mit
SbenbUrttgen bi^putiren foQ, alfo nic^t mit Unmiffenben unb
nic^t mit 3Renf(^en Don bef^ränltem Serfianbe. {% II, 25 fg.)
3) Stec^ni! bed SDidputiren^.
3)ie formalen Siegeln bed 3)i^putirend liefert bie (Sr iftt f. (@. (SrifHf.)
Bogmati^mu«;.
1) ©egenfalj jioifd^en S)ogmati^mud unb $riti-
cidmud.
Sd befielt ein funbamentaler Unterfc^ieb jmtfc^en 2)ogmatidmu^
ober bogmatif^er $^i(ofo))§ie unb ftriticidmud ober 5£randfcenbenta('
p^ilofop^ie. 2)cr 2)ogmatidmud menbet bie aud bcm menfc^Iic^cn
dnteOect (®e^irn) cntfpringenben apriorifdjen äBa^rl^etten, iDcId^e btof^e
®€fe^c ber (Srfc^einung pnb unb ba^cr nur relative ©ültigfcit
taben, auf ha9 äBefen an \'iäf ber äBelt an unb ^ttlt fle für ett)ige
SBa^r^eiten (veritates aeternas.) 919 SBiberfac^er biefer ganjen
äRet^obe \ft mit ^ant bie Iritifd^e $§i(ofo)}^ie oufgetreten, mli^t
gerabe bie, aQem folgern bogmatifc^en S)au 3ur Untertage bienenben
veritates aeternas }U i^rem Problem mac^t, bem Urfprunge berfelben
tUK^forfc^t unb i^n fobann finbet im menfd)U(^en jlopf, tuofelbfl nüm'
l\ij fie au^ ben biefem eigent^ümlic^ ange^örenben f^ormen, mctc^e er
ium Se^uf ber Suffaffung einer obiectioen ^elt in ftc^ trägt, ertt)a(|fen.
3)abur(^, bag bie hitifd^e ^^ilofop^ie, um }u biefem 9{efu(tat }u ge<
langen, über bie veritates aeternas, auf nietete aOer bid^erige 3)og«
matidmud ft^ grünbete, ^inau^ge^en mußte, um biefe felbfl jum
®egcnflonbc ber Unterfut^ung ju machen, ifl fic 2:ranöfcenbentoI-
l^^tlofop^ie gett)orben. 9(ud biefer ergiebt fid^, bag bie objectiDe
Seit, koie mir fle erlennen, ni^t bem SBefcn ber !Z)inge an ftc^ felbfi
angehört, fonbem blogc @rfd^ einung beffelben ifl, bebingt burd^ eben
Kne Sonnen, bie a priori im menfc^Iid^en OnteQect (b. f), ©e^irn)
^^tn, ba^er fie auc^ nic^td al9 Srfc^einungen enthalten fann.
(SB. I, 498 fg.)
2) ©runbfel^Ier bed S)ogmatidmud.
X)er ©runbfe^Ier bcd burc^ Sant }erfi9rten 2)ogmatidmud toat
in aQen feinen formen biefer, baß er fc^tec^tljin Don ber (Erlenntnig,
6^oiien(att€r»&C{tton. 1. 9
laO ©ogmen
h. l bn SScIt a(d SoYßellung, audgieng, um ouö beten ©efe^en
ba9 @eieube Uberl^Qu))t objulciten unb oufjubauen, toobet er j[ene äBelt
bev ^^ovftcQunai ueb|t i^ren ©efe^en, ate ettoad fc^Ied^t^tu Sov^aubencd
uub abfolut ^eoM no^m; loäbnnb ba9 gauje S)afetn berfelben ton
&xm\i m9 relativ unb ein bIogci9 dtefultot ober ^^änomen M i^x
)um ©runbe liegenben £>efeni^ an ftc^ ifl, — ober mit onbem SBorten,
bafi er eine iDntologie conflmule, n)o er bIo9 ju einer 2)ianoio"
loflic ©toff ^atte. ^3ß- U, 327.)
2)C¥ alte, uon Jtant umgejiogtne I^ogmati^mud i|t tranöfcenbent,
lubtm ev über bie Seit ^tnau^e^t, um fie aud etnmd Hnberem ju
evlltt\tn; ev mac^t fie jur $olge eine^ ©runbed, auf totldfm er aud
ibv {(fließt, wabvenb ed bo(^ allein in ber SBelt unb unter Soraud«
\<^\\\\i bevfelbett ©rünbc unb folgen giebt. (^. I, 142.)
a) iB^arum alle ^^ilofop^ie }uerfl 3)ogmoti9mnd ifl.
<Him ^^bil^l^^i^^^ ^<^b ber dnteüect angewenbet auf ettoaö^ loogu
(V gav uic^t gemad^t unb berechnet ift, nämlic^ bad S)afein überhaupt
uub au fl(^. ^n erfier Serfud^ ift nun natürlich, bie ©efel^e ber
iSv|(b<iuMiig ^bie i^m eigent^Umli^ flnb) anjunienben auf bad S)afeiu
übevbauvt, olfo haiB 2)afetn an fic^ gu conftruiren nad^ ©efe^en ber
bWfiai ^fc^einung, ). 9. Anfang, Snbe, Urfa^e, ^md hc9 2)afeind
ilberb^uvt )u fn(^en. 2)a^er ifl iebe $^tIofop^ie }uer{l 2)ogmati<$'
mu9, 9Iad^ beffen iDliglingen unb bcm SDart^un biefe« SRipngen^,
UKldb^ ber @feptici0mud ift, tritt fpttter ber Jtriticidmu« ein.
(^ 297; ?. n, 90
■ognitn.
1) (Sinftuglofigleit ber 2)ogmen auf bie ©efinnung.
Sffieil bie Xugenb, b. ^. bie ©Ute ber ©efinnung, nic^t oud ab«
fhracter, begrlffli^er Srfenntnig ^erDorge^t, fo flnb bie obfiracten !Z)ognien
o^ne (Einfluß auf bie eigentlid^e 3:ugenb; bie fatfc^en S)ogmen ftören
fie nic^t, unb bie loa^ren beförbern fte fd^roerlic^. Q^ax auf bad
$anbeln, bad äugere S^^un, fbnnen bie SDogmen ate iDlotit^e fiarfen
6influ§ ^aben; aber bamit iß bie ©efinnung nxd^t gettnbert. iröotiDc
Mnnen überbauet nur bie Kid^tnng beö äßidend, nte i^n felbß iinbern.
aßie bie 2)ogmen ba^er anäf al9 9Rotit)e ben äBillen (enfen mögen,
fb iß babei bennoc^ immer bie tuefentlic^e SBefc^affen^eit be^ SßiQend
biefelbe geblieben. (3B. I, 434 fg.)
2) Sigentlid^erSßert^ ber!Dogmen für bie ÜRoralität.
3)ie 2)ogmen ^aben für bie 9}?ora{ität b(o9 ben äBertb, bag ber
aud intuitiocr Srienntniß fc^on S^ugcnb^afte an i^ncn ein @d^ema, ein
Formular f^at, nad^ n^elc^em er feiner eigenen Sernunft bon feinem
nic^t egoifKfc^cn S^^un, beffen äBefen er ni^t begreift, eine meifien^
nur fingirte Siec^enfd^aft ablegt, bei meld^er er fie gettiö^nt ^at ftc^
jufrieben jn geben. (9B. I, 435.)
Sei guten 2:^aten, bereu Sludttbcr ftc^ auf iDogmen beruft, mng
man immer unterfc^cibcn , ob bicfe !S)ogmen aud^ nyirtlit^ bad SRotit)
a)on Ouijotc — 2)rama 131
hain fiiib, ober 06 fte nic^td koeiter ald bie [(^einbare S^ed^enfd^aft
ftnb, bur^ bie dener feine eigene Setnunft }u befriebigen fuc^t, über
eine aud ganj anberer OueHe fliegenbe gute Zi^at, bie er vollbringt,
meil er gut iß, aber nic^t gehörig }u erflären oerfie^t. (2B. I, 436.)
Oon Clui|ott.
£on Ouijiote aQegoriftrt bad uneben |ebed SO?enf(^en, ber nic^t, toie
bie Süiberen, b(o^ fein perfönlic^ed 2A^n beforgen tuiQ, fonbern einen
o6j[ectit>en, ibealen Stotd verfolgt, nield^er ft^ feinet S)enfend unb
üSoOend bemäd^tigt ^ot; koomit er fic^ bann in biefer SEßelt freilid^
fonberbar aufnimmt. (SB. I, 284.)
Oramct.
1) SDa^ S)ranta verglichen mit ber (^rifc^en unb
e))if(^en $oefie«
SQSie in ber t^rifc^en ^oefie bad fubjective (SIement vor^errfc^t, fo
ifl bagegen im üDrama bad objective^allein unb audf^Iieglic^ Vorlauben.
3toif(^en beiben ^at bie epifi^e ^efle, in allen i^ren formen unb
SDtobipcationen, von ber erjö^Ienben 9{oman}e bi^ }um eigentlichen
Spo9, eine breite SRitte inne. 2)enn obtt)o^( fie in ber $)auptfa(^e
objectiv iß; fo enthält fte bod^ ein balb me^r balb nünber ^erVor«
tretenbed fnbiectived (SIement, kvelc^e^ am Xon, an ber gorm beö
Sortragd, tvie aud^ an eingefhreuten 9tef(e^ionen feinen Su^brud finbet.
Sßir verlieren nic^t ben üDid^ter fo ganj au9 ben Singen, mz beim
S)rama. (SEB. n, 492.) 2)ad 2)rama ift bie objectivße unb in me^r
ate einer $infi(^t Vollfommenfie, aud§ fc^koierigfie ©attung ber ^oefte.
(SB. I, 293.)
2) Qtotd bed 3)ramad.
Z)er S^td bed 3)rama9 ifl, und an einem Seifpiel gu jeigen, toad
bQ9 SBefen unb üDafein bed iD^enfc^en fei. ü)abei fann nun bie trau>>
rige ober bie ^eitere @eite beffelben und }ugen)enbet n)erben, ober aud^
bereu Uebergänge. (SB. U, 492.)
3) iDtittel 3ur @rreid^ung bed S^td9 bed S)ramad.
dn ben me^r objectiven jDi^tungdarten, befonberd beut @pod unb
3)rama, mxh ber B^^^f ^^^ Offenbarung ber Obee ber SRenfd^^eit,
befouberd burc^ jmei äRittel erreid^t: burc^ richtige unb tiefgef agte
^Dorfiellung bebeutfamer S^araftere unb buxä) @rfmbung bebeutfamer
Situationen, an benen fie ftc^ entfalten. (993. I, 296.)
3)er bem SDrama mit beut (Spo9 gemeinf^aftlic^e B^td, an be*
beutenben (S^araTteren in bebeutenben Situationen bie burc^ beibe
ifetbeigefU^rten augerorbentlic^en $)anblungen barjttfiellen, kvirb vom
3)id)ter am voQfommenfien erreicht koerben, mmx er und }uerfl bie
Q^arattere im Buftcmbe ber 9{u^e vorführt, in toelc^em blod bie aDge^
meine Färbung berfelben flc^tbar kvirb, bann aber ein äRotiv eintreten
Ugt, melc^ed eine $anblung herbeiführt, aud ber ein neued unb ßärfered
3)^otiv entfielt, »cld^ed kvieber eine bebeutenbere $)anblung hervorruft,
bie mieberum neue unb immer flärferc SDtotive gebiert, mobur(^ bann,
9*
122 2)ia(o8 — S)ianoio(ogtc
9t^etorif M dtebend ju Stelen; alfo entfprec^enb bem (Singular,
S>ttal unb ^UxaA, voxt aud^ bem 9RonoIog^ 2)ta(og nnb ^neg^rifu^.
(SB. n, 112.)
]Kal00.
1) Sßarum tiefe äßa^r^eiten nic^t auf bem Sßege be0
IDialogö 2^ S^age gefSrbert toerben.
3ur eigenen ernfllid^en 9Rebitation Der^t fi(^ bo9 @t^pxä(ff mit
einem Slnbern, roie eine Sßafd^ine ju einem lebenbigen Drganidmud.
Senn nur bei erfierer ifl Slled »ie and (Einem @tüct gefc^nitten;
ba^et t9 voUt Jtlar^eit, iDeutlid^feit unb toasten 3ufttmmen^ang^ |a
(Einheit erlangen fann. Seim anbem hingegen nierben heterogene @ttt(fe,
fe^r üerf^iebenen Urfptungd, an einanber gefügt unb »irb eine getoiffe
(Einheit ber Semegung er}iDungen; bie oft unern)artet floA. 97ur fld^
felbfl n&mlic^ berfle^t man ganj; anbere nur ^a(6. üDenn man fann
ed ^öc^flend jur ©emeinfc^oft ber Segriffe bringen, nid^t aber }u ber
ber biefen jum ®runbe (iegenben, anfc^auUc^en %uffaffung. !Z)a^er
toerben tiefe, ))^iIofop^if(^e Sßa^r^eiten »o^I nie auf bem Sege ht9
ganeinfd^aftlid^en 3)enfend, im 2)iaIog, ju Xage geförbert n)erben.
OP. n, 7.)
2) 3Bo}U ber !Z)ia(og bienlit^ ifl.
SDad gemeinfc^aftlid^e 2)enlen, im SDialog, ifl fe§r bienlic^ gur
Sotübung, jnm aufjagen ber Probleme, jur Sentitation berfelben, unb
itac^^er jur Prüfung, Sontrole unb ftritil ber aufgcfleüten Söfung*
dn biefem €inne ftnb aud^ $Iato'« ®ef))rä(^e abgefaßt. ($. II, 7.)
3) S)er gefd^riebene üDialog al9 Sorm ber ÜRit«
t^eilung.
9[te Sonn ber SRitt^eilung p^ilofop^ifd^er ®ebanfcn ifl ber ge*
fc^riebene !CiaIog nnr ba jioetfmttgig, tt)0 ber ©egenflanb )tt)ei, ober
mehrere, gau) Derfc^iebene, nio^I gar entgegengefe^te Snfic^ten }ulä§t,
über toetd^e cntn^eber bad Urt^ei( bem Sefer an^eim gefleHt bleiben foO,
ober »elc^e 2uf<tnimengenommen flc^ jum toOflänbigen unb rid^tigen
Serflänbnig ber ®ad^e ergttnjeu. S^m erflem %aU gehört aud^ bie
äBiberlegung erhobener Sinmürfc. !Die in folc^er abfielt gemä^Ite
biologifd^e ^rm mug aber atdbann baburc^, ba§ bie Serf(^iebett^it
ber Snfic^ten bon ©ntnb an9 ^ert)orge^oben unb herausgearbeitet ift,
ä(^t bramatifc^ merben; t9 muffen loirflid^ ^mi fpred^en. D^ne ber*
gleichen Xbfid^t ifl fie eine müßige Spielerei, mie meiflenS. ($. II, 8.)
Biftttoiol00te.
1) ©egenflanb ber 2)ianoio(ogie.
S)ie S)ianoioIogte ober SerflanbeSle^rc, ein 3^ei( ber (Sriennt-
nigle^re, l^at )um ©egenflanb i^rer Setra^tung bie primören,
b. i. bie anfc^ anliefen Sorflenmigen. ($. n, 19.) (Serg(. 9n-
ff^auung unb Serflanb.)
2) 3uv ©efd^i^te ber 2)ianoiologie.
Die 9Dianoio(ogte, koeld^e, aM 9{efultat ber gorfd^ungen be« Carteftu«,
S>ici^ten — 2>ing an ^df 123
bor Staat gegeben ^t, fmbet man en resume tmb mit naber
J>üsäiäfltit borgcftgt in Muratori della fantasia, (Sc/p. 1—4 unb 13.
2)00 ®an)e ift ein 9teft üon Orrt^ümern. dene gouje 3)ianoio(ogte
mib $f9(^o(ogte ift auf ben falfc^en Sartefanifd^en ^ati^mu^ gebaut.
(?. I, 84.)
S)ie ftritif ber reinen Sernunft ^at bie Dntologie in SDianoio«
logie tiertoimbett. ($. I, 89.)
WidilUn^ Sitztet nrCt llid)tkiin^, f. $oefie.
•ilrttonitn.
1) äBoranf bie ©eringfc^ä^ung ber üDilettanteu 6e«
ru^t.
Z)i{cttanten — fo locrben S)ie, meiere eine SBiffenfc^aft ober
Jhmß an9 Siebe ju i^r unb Sreube an i^r treiben, mit ©eringf^tt^ung
genannt Don !Z)enen, bie fid§ be^ ®ett)inned falber barauf gelegt §aben;
tpeil fie nur ba9 @elb betectirt^ bad bamit }u Derbienen ifl. 2)iefe
©cringf^a^nng beruht auf i§rer niebertrttc^tigen Ueberjengung ^ ba§
Seiner eine ®a(^e emfUic^ angreifen mxit, totxm i^n nid^t 92ot^,
junger, ober fonß »elc^e ®ier ba}u anf))omt. S)a0 publicum tfl
beffelben ©eifle^ unb ba^er berfelben äffeinung; ^ieraud entfpringt fein
bim^gSngiger Slefpect oor ben ,,Seuten bon ^aif'' unb fein Snißtvauen
gegen ^Dilettanten. ($. n, 515 fg.)
2) 8or}ug ber !Z)iIettanten bor ben Seuten oon %a(!^.
3n 9Bo^r§eit ifi beut 3)i(ettanten bie ©ac^e B^^^^ ^^^ SKanne
bom %adf aU fold^em blod SRittet; nur Z)er aber n)irb eine ®a(^e
mit ganjem Smfie treiben, bem unmittelbar an i^r gelegen ifjt unb ber
fxit au« Siebe ju i^r bamit befc^öftigt, fie con amore treibt. Son
@oId^en, unb nic^t oon ben So^nbienem, iß flet« ha9 ®r0ßte au^ge«
gangen. ($. II, 516.)
Sing an fidf.
1) 3)ie Snna^me bed !Z)inged an fi(^.
Die Vnna^me eine« Dinge« an flSj hinter ben (Erfc^einungen, eine«
realen ftent« nnter fo btelcn ^üden, ifl feine^meg« untta^r; ba oiel*
me^r bie Sbleugnung beffelben abfurb märe. ($. I, 96.)
2) @egenfa$ jmifd^en üDing an fic^ unb (Srf^einung.
3)ing an fi(^ bebentet ba« unabhängig oon unferer 9Baf|mel^mung
Son^anbene, a(fo ba« eigentlich @eienbe. {% II, 97.) Srfc^einung
^fit SorfteOnng, unb meiter nic^t«; aOe i93orßeaung, aUe« Dbject
^ Srfd^einnng. 3)a« 2)ing an fid^ ift bur^au« nic^t SSorfieüung,
fonbem toto genere bon i^r berf Rieben; e« ift S)a«, toobon aOe
Socficanng, ade« Obfect bie (£rf(^einuiig, bie Si^tbarfeit, bie
Obiectitfit i(l. S« iß bo« dnnerße, ber Aem jebe« (Sinaelnen unb
*enfo be« ®anjen. (®. I, 37. 41. 131. 517; II, 8. 216.) ©a«
^ing an fid) iß bon feiner (Srfc^einung g(tn}(id^ berfc^ieben unb bWig
frei bon allen formen unb ®efe^en berfetben, in meiere e« eben erß
(mge^t, tnbem e« crf^eint, bie ba^er nur feine Dbiectität betreffen,
124 ©ing an ftc^r
i^m felbfl fretnb flnb. (ffi. I, 118. 134. 144. 152; U, 568.
% l, 93.) üDa^ 3)ing an f{(^ ift bte natura naturans, bie (Er«
f^einung bie natura naturata. {% U, 98.) üDer Unterfd^ieb stt)if(^en
2)tng an ft(^ unb (Svft^cinung läßt fic^ auc^ audbrUden ate ber
jmif^en bem innerlichen, fubjecttoen uub beut ttugerltd^en; obiecti«
üen SaSefen eine« S)inged. (^. n, 100, anmerhtng.) SDo« Sn« unb
t$ürfl(^fetn j[cbe9 S)tnged mug not^toenbig ein fnbjectioe« fein; in
ber SorfteÜung eine« Slnbem hingegen fielet e« eben fo not^toenbig al9
ein objectiüe« bo; ein Unterfc^ieb, ber nie ganj au^geglid^en loerben
fann. (SB. U, 217.)
3) Stuf nielc^em SBege allein jur (Srfenntnig bcd
S)inge« an ft^ }u gelangen ifl.
X)a ber (Ba^ t}om ©runbe feine unbebingte ©ttitigfeit t)or, auger
unb über aller Sßelt ^at, fonbern nur eine relatibe unb bebingte, aUein
in ber (Srfc^einung gettenbe, fo fann ba« innere SBefen ber 3Belt,
ha9 S)ing an fid), nimmer an feinem Seitfaben gefunben »erben.
(SB. l, 38 fg.)
Ueber^au^t ifi ba« 3)ing an fid^ auf bem SEßege ber rein objec«
ttt}en Srfenntnig nimmermehr ju errei^en, ba biefe immer SorfleDung
bleibt, aü folc^e aber im @ub)ect tourjelt unb nie ettua« üon ber
SorfleOung njirflic^ Serfd^iebene« liefern fann. ©onbern nur baburc^
fann man }um S)inge an flc^ gelangen, bag man bie unniittelbore
(Srfenntnig, meldte deber t)om tnnem SBefen feiner eigenen leiblichen
(Erfc^einung ^at, auf bie übrigen, lebiglic^ in ber objectiDen %nfd^auung
gegebenen @rfd^tnungen analogif^ übertrügt unb fo bie ®e(bfterfenntnig
ald @c^(üffe{ }ur (Srfenntnig be« innem Sßefend ber S)inge, b. ^. ber
S)inge an fid^ fe(bfl, benu^t. 3" ^i^f^^ ^(fo '^^n man nur gelangen
auf einem Don ber rein objectiDen (Srfenntnig ganj Derfd^iebenen SBege,
inbem man bad ©elbfibemugtfein jum 9[n«Icger be« Sekougt«
fein« anberer SDinge mad^t. S)ie« ift ber allein re^te 9Beg, bie
enge Pforte jur SBaHrit. (^. I, 100 fg. SB. II, 14. 218 fg.
I, 118 fg. ®. 83. ^. I, 84. 9?. 91. ffi. I, 517.)
4) dn toelc^em ©inne ber SBiOe al« ba«!3)ing on fic^
}U betrad^ten iß.
S>a« !Ding an ftd^, toelc^e« al« folc^e« nimmermehr Object ift, eben
»eit alle« Object fc^on mieber feine bloge Srfc^cinung, nidbt me^r e«
felbft ift, mugte, toenn e« bennoc^ objectit) gebac^t »erben foute, 97amen
unb Segrtff Don einem Object borgen, Don etkoa« irgenbmie objectiD
©egebenem, foIgIi(^ Don einer feiner (Erfd^einungen; aber biefe burfte,
um al« Serftänbigung«punft 3u bienen, feine anbere fein, al« unter
allen feinen i^d^einungen bie DoOTommenfte, b. ^. bie beuäid^fte, Dom
(Srfennen unmittelbar -{beleuchtete. 2)tefe aber ifl be« iD2enfd^en SBille.
ÜDie 9e}ei^nung be« 3)inge« an fid^ al« SBitle ifl }»ar nur eine
denominatio a potiori, eine Benennung be« @enu« nad| ber Dorjüg-
lic^ften ©pecie«, tuoburd^ ber Segriff SBiQe eine grögere 9u«be^ung
erhält, al« er bi«^er ^otte; aber biefe 9[u«be^nnng ifl toegen ber
S)tng CM fxd^ 125
dbentität itd SBefend j[eber itgenb flrebenben unb »irfenben jtraft in
ber 9Iatttr mit bem SEBillen eine berechtigte. (S93. I, 181 ff.)
3>ie äBa^rnedmung, in ber toir bie Stegnngen unb Sfctc bed eigenen
WxUtn9 erfennen, ift eine bei SBeitem unmittelbarere, ate jebe anbere;
fie iß ber $nnit, »o bad 3)ing an ftc^ am unmittelbarfien in bie
(Srfd^einnng tritt unb in gr9§ter 9Ifi^e tiom erlennenben ©ubject be«
leuchtet mirb; ba^er thtix ber alfo intim erfannte Vorgang ber Sludleger
iebed anbem ju »erben einjtg unb allein geeignet ifi. !3Denn bei jebem
hervortreten eined S93iOen«acted an9 ber bunfeln £iefe unfere^ dnnern
in ba9 er!emienbe Setuufitfein gef(^ie^t ein unmittelbarer Uebergang bed
anger ber 3«^^ liegenben 3)inge« an ftd^ in bie (£rfd)einung. ^Sbemnac^
ifl jtoar ber äBiUen^ct nur bie näd^ße unb beutli^ße (Srfd^einung
M !iDinged on fi((; bo(^ fotgt ^ierau^, ba§ toenn alle übrigen Sr«
f(^einungen ebenfo unmittelbar unb innerlid^ t}on und crTannt »erben
(Bunten, loir fie für eben bad anfprei^en mügten, »ad ber SiDe in
m9 ifl. dn biefem @inne a(fo ifl ha9 innere äBefen eined jieben
S)inged aM SBiUe auf}uf äffen unb ber SBiOe bad 2)ing an fl^ i^
nennen, ftantd Se§re oon ber Unerfennbar!eit bed S)inge8 an fic^
totrb ^ieburc^ ba^in mobificirt, baß baffetbe nur nid^t f^Ied^t^in unb
bon ®runb an9 erlennbar fei, bag iebod^ bie bei Sßettem unmittelbarfle
feiner Srf^cinungen ed für und vertritt, unb »ir fonac^ bie gonje
SBelt ber (Srfc^etnungen jurüdiufü^ren ^aben auf biejenige, in »elc^er
bad Sing an fic^ in ber aOerleic^teflen Ser^üQung fid^ barfieüt unb
nur noc^ in fofern (Erfd^einung bleibt, ald mein dnteDect, ber allein
bad ber SrTenntntg Sft^ige ifl, von mir a\9 bem SBoDenben no^ immer
unterfc^ieben bleibt unb au(^ bie (Erfenntnigform ber B^it, fetbfl bei
ber innem $erce))tion, nic^t obtegt. (9B. U, 221.)
5) SBarum unfere Srfenntnig bed ^inged an fic^
leine erfc^öf^fenbe, abäquate ifl.
3)ie innere SEBa^me^mung , loelc^e »ir von unferm eigenen 9Befen
^aben, ifl }ttiar ber einjige 9Beg, jur (£rfenntni§ bed SBefend an fid^ ber
3)inge ju gelangen; aber biefe (Erlenntnig i^ (eine erf(^ö))fenbe,
ftbSquate. Denn, obgleid^ bie ®elbfler(enntmg eine unmittelbarere
ift, ate bie ber Vugenbinge, fo ifl fie boc^ leine ganj unmittelbare,
ba auc^ fie noc^ an bie Sorm ber ^orflellung gebunbene 2Ba(|r«
ne§mung ifl unb ate fold^e in ©ubject unb Dbject, in ein Sr(ennenbed
mib (Sr(annted serfttUt. 9[Ifo au^ in ber innem Sr(enntnif^ ftnbet
no(^ ein Unterfd^ieb Statt -iUiifd^en bem @ein an fid) i^red Objecto
unb ber Sßa^me^mung beffelben im er(ennenben @ubject. deboc^ ifl
bie innere (Erfenntnig von jteri formen frei, mlijt ber äußern an»
§Sngen, nttmlid^ von ber bed 9taumed unb ber Sanfalitüt. $in'
S^gen bleibt nod^ bie $orm ber 3tii, toit and^ bie bed (Sr(anntn)erbend
ttttb (Er(ennen0 über^an))t. Demnach ^at in biefer innem iEr(enntnig
bod S)ing an fi(^ feine ©d^Ieier gtoar großen 2:§eild abgemorfcn, tritt
^ier bo(^ Mdf nxdft ganj nadt auf. (993. 11, 220. 563 fg.)
SBenn ed aud^ mittelfl ber 93er(nüpfung ber nac^ äugen gerichteten,
126 2)in9 an fi^
objiectioen (Srlenntni§ mit ben 3)ati9 bcd ©ettfibettugtfeind mSgüA
»trb, )u einem geioiffett SJerfittnbnig ber Seit unb bed Sßefend an fi^
ber üDinge )u gelangen; fo »itb biefed hoif nur ein fe^ limitirte^,
gan) mittelbare^ unb re(atit)ed, nttmlid^ eine paraboUf^e Udber«
fe^ung in bie formen ber (Srfenntniß, alfo ein qüadain prodire
tenus fein, me((^ed \ttt9 noc^ t)ie(e Probleme ungelöft übrig laffcn
mn^. (SB. n, 327.)
Die ttoOfommenfie (Erfemibarfeit, b. ff. bie größte filar^eit, S)ent«
lic^fett unb erf(^9{>fenbe ^rgrünblic^feit fommt nur S)em )u, »a9 ber
Srfenntnig al9 f old^er eigen ift, atfo ber otiriorifc^en $orm ber (Er«
fenntnig, nid^t aber 2)em, toa^, an fl<^ ni^t ^rfteOung, nic^t
Dbject, erfl burc^ ba« Stnge^en 'in biefe formen erfcnnbar, b. ^.
SorfleQung, Object gen)orben i^. deber On^alt, ben bie formen be-
fommeu, enthält fd^on tttoaß nic^t me^r DoÜflänbig feinem ganjen
äSSefen nac^ Srfennbared, atfo etn^ad ®ninb(ofe9, moburc^ fogleic^ bie
(Srfenntnig an (St)iben3 )>erliert unb bie tioSfonraiene Z)nr(^fi(j^tigleit
einbiigt. !Z)iefed ber Srgrünbung fi^ (Snt}ie^enbe ifi eben ba9 j&ing
an fld), ift ba^ienige, load mefentli^ nid^t Sorfiellung, nt(^t Dbject
ber (Srfenntnig ifl, fonbem erft inbem e^ in jene %oxm einging, er«
fennbar getoorben ifl. (SB. I, 144.)
!D(e 6rfenntni§ unb bie Vielheit, ober dnbiDibuation, flehen unb
faOen mit einanber, inbem fle fid^ gegenfeitig bebingen. $ieraud i{l
3u f^Iießen, baß jenfettd ber Srfc^einung, im äßefen an fic^ aDer
S)inge, meinem 3cit unb 9?aum, unb bed^alb auc^ bie Vielheit fremb
fein mug, au^ feine Srfenntnig Dor^anben fein fann. (Sin „^xltmtn
ber Singe an fic^'' im {foengflen ®inne bed SBort9, todre bemnac^
f^on barum unmi5gn(i^, nieil, too bad SBefen an f!(^ ber Dinge an*
fängt, bad (Srfennen megfflDt, unb aUe (Srfenntniß fc^on gmnbmefentlid^
bloö auf (grfc^einungcn ge^t. (®. U, 311.)
Die obiectit>e «nftc^t be« duteUect« (f. OnteUect), loe^e eine
@enefid bcffelben enthält, ma^t begreiflid^, baß er, oudfd^Iießlic^ 3u
praftifc^en S^ieden beftimmt, ba9 bloße 3Rebium ber Wlotit>t x%
mithin burc^ rid^tige DarßeOung biefer feine Sefiimmung erfüllt, unb
baß, nenn )oir an9 bem ^omple^ unb ber ©efe^müßigfeit ber hierbei
ftc^ und obiectit) barflellenben (Srfc^etnnngen bad Sßefen ber Dinge an
[xd) fclbft )u confhttiren unternehmen, biefed auf eigene (Sefa^r unb
Serantn)ortIi(^feit gefc^ie^t« Unfer dnteUeot, urfprttnglul^ nur benimmt,
einem inbioibueOen äBiOen feine fleinlic^en 3^^^^ oorju^lten, faßt
bemgemttß bloße 9tetationen ber Dinge auf unb bringt nic^t in i^t
•dnnered, in i^r eigene^ SEBefen; er ifl bemnac^ eine bloße gläc^entraft,
haftet an ber £)berfltt<^e ber Dinge unb faßt bloße spedes transitivas,
nid^t ha9 toaS^xt SBefen berfelbcn. ^teraud eben etttf|)ringt ed, baß
mir fein einjiged Ding, anif nidft bad einfad^fie unb geringfie, bur4
unb burc^ üerfie^en unb begreifen fönnen, fonbern an jebem etn)ad un9
t)50ig Unernttr(i(^e9 übrig bleibt. (98. n, 324 fg.)
2)mg an fid^ 127
6) S)a«2)tQg an fid^ in ber ©efd^id^te bcr $l^t(ofopl^te.
3>ie Unterfc^eibung }toif(^ Stfc^einung nnb Sefen an m ber
ÜDinge mar isi ©ntnbe ju aDen S^Un ha, mutbe nur meiflcnd fe^
itnooOIonimen }um SetDußtfein gebraut unb ba^er ungenügenb an^ge*
\ptodfin, trat fogar oft in feltfamer ScrHetbung auf. (2B. II, 195.)
3)em j&emotritod »ar bad S)tng an fid^ bie geformte äRaterie;
ba^ €c{be mar ed im ®mnbe noc^ bem Sodfe; Tanten mar e^ = x;
ei^opcn^auern ifl ed Sßille. {% U, 97.) (Sine auffaOenb
bentli«]^ unb beftimmte Unterfc^eibung beö 2)inged an fid^ Don ber
(Srf Meinung, eigenttid^ fogar fc^on im ftant'f<^en ©inne, finben mir
in einer @telle be^^orp^t^riu«, me% @tobtfn« (Eclog. L. I, c. 43,
Fragm. 3) un9 aufbema^rt ^t. ($. U, 98.)
Xanten jufolge ift ha9 bon unferm SorfieSen unb beffen 9[))))arat
nnab^öngige Sßefen ber S)inge, metc^ed er bad S)ing an fic^ nennt,
alfo ba< eigentltd^ ^calt,^ im ©egenfa^^ be^ dbealen, ein Don ber
fid^ un9 anfd^aulic^ barfietlenben ©eflalt ganj nnb gar i9$erf(^iebene9,
bem fogar, ba e^ Don Staum unb ^tit unabhängig fein foQ, eigentlich
meber Xu^be^nung, nod^ ÜDaner 6ei}u(egen ifl; obmo^t ed allem 2)em,
ma^ Xn^be^nung unb 2)auer ^at, bie Sraft bajufein ert^eilt. Hud^
@{>ino)a ^at bie ©ac^e im allgemeinen begriffen, mie ju erfe^en
aud Eth« P. n, prop. 16, mit bem 2ten Coroll., auc^ prop. 18,
schol. — S)a9 Sode'fc^e S)ing an fic^ (9tea{e im ©egenfa^ bed dbea(en)
ifi im ®runbe bie SDtaterie, }mar entbUgt Don aUen ben (Sigen-
f(^aften, bie er, al9 fecunbaire, b. ^. burc^ unfre Sinnesorgane bebingte,
befeitigt; aber boi^ ein an unb für f{(^ aU ein S(udgebe]^nted u. f. m.
(S^ßirenbeS, beffen bloger Steflc^ ober übbilb bie SorfieKung in und
fei. !Diefe9 Dermeinte Steale Sodfe'S, bie ÜRaterie, ge^t j[ebo(^ nad^
ftant unb ©(^opcn^auer gan) unb gar in baS dbeale unb bamit in
batf ©ubject jurttdC; b. ^. ed e^rißirt aOctn in ber SorfieDung unb für
bie «orflettung. (^. I, 17 fg. 94. SB. II, 23.) Die gronjofen flnb,
burc^ ben frühem (Sinflug Sonbitlacd im ©runbe noc^ immer
Sodianer. ÜDa^er iß i^nen bad S)ing an ftc^ eigentlid^ bie ÜRaterie,
aus bereu ©runbeigenfc^aften, mie Unburc^bringlid^feit, ©eßalt, $ärte
unb fonflige primary qaalities ^M in ber 9Bc(t julc^t erQ&rbar
fein muffe. (äB. U, 14, 343.)
!Die gonje SodCe'f^e objecttDc SBelt Don !Z)ingen an ftc^ muibe
hwcd) ftant in eine S3elt Don blogen Srfd^einungen in unferm Sr-
fenntni§at)))arate Dermanbelt. 2)enno4 Iie§ Xant noc^ immer baS SDing
an fid) a(9 etmaS Don unfern SorfleDungen Unabhängige^ beße^en,
ba« benfelben aU blogen Srfc^einungen }u ©runbe lüge. @o fe^r
nun au4 ftont hierin im HOgemeinen Ktdft ^atte, fo mar bo^ bie
Xrt, mie er ba« üDing an fi^ einführte, fe^Ier^aft Jtanten leitete
bie ftd^er gefüllte äBa^r^eit, bad hinter jeber (Srfd^einung ein an ft4
fcUft @eienbe«, Don bem fie i^ren Seflanb er^ätt, alfo hinter ber
SorfleOung ein SorgefleUte« liege, aber er unternahm, biefe« an« ber
gegebenen SorfieUung felbfi abjuleiten, unter ^injujie^ung i^rer und
128 2)U))uttrfn
a priori Betoitgten ®efe^e, toeld^e jeboc^, gerabe koeU fte a priori finb,
ni^t ouf ein Don ber (Srfc^etnung, ober SorfleHung, Unabhängige^ unb
Serfd^iebened leiten Ibnnen; loed^alb man ju biefem einen ganj anbem
Wtq einjuf dalagen ^at. ^ie dnconfequenjen, in koeld^e Stant, bnrc^
ben fe^Ier^often ®ang, ben er in biefer ^infld^t genommen, f{(^ ber«
toxdAt f^attt, niurben i^m borget^on oon ®. (£. ©d^nl^e juerfl im
,,f[enefibemud'' (befonber^ @. 374—381) nnb fpSter in feiner ,,firitt(
ber t^eoretifd^en pf)Ho\op^it" (S9b. 2, ®. 20b ff.); koogegen Stein ^olb
Stanfd Sert^eibigung, j[ebo(^ o^ne fonberlid^en (Erfotg, geführt ^at.
{% I, 96 fg. ffi. I, 200. 51 6 fg. 595 fg.)
jtant fleUt bur^gängig bad 9Dtoratifd^e in un9 aU inberengften
Serbinbung mit bem nia^ren SSBefen an fid^ ber ÜDinge, ia, oX9
unmittelbar biefed treffenb bar. UeberaU koo bei i^m bad ge^eimnigboDe
IDing an fid^ irgenb beutlic^er ^evk)ortrttt, giebt ed fiq ju ertennen
att bad SRoralifc^e in und, ate SBille. (iS. 133. $. I, 145.)
Sei ber dbee ber t^rei^eit (in ber XufUfung ber britten Xntinomie)
toirb ftant k>om 3)ing an fid^ audfU^Ii^er }u reben genöt^tgt.
Ueber^au))t liegt ^ter ber $ttnTt, »o ftantd ^^Uofop^ie auf bie @d^open«
^auerfc^e Einleitet, ober n^o biefe atö aud i^rcm @tamm ^eroorge^t.
ftant ifl mit feinem S)enTen nid^t in Snbe gefommen. ®d^o))en^auer
^at b(od feine @ad^e burd^gefü^rt, inbem er, toa9 Jtant Don ber menfc^»
lid^en (Srfd^einung aQein fagt, auf ade Srfd^einung übertr>, nämli^
bag ia9 äBefen an [i6) berfelben ein abfolut g[reied, b. f). ein SBide
iji. (SB. I, 595. ^. I, 145.)
@(^o))en^auer f^at ha9 2)ing an fid) nic^t erf(^(i(^en noc^ er«
f(^(offen na4 ©efefjen, bie t9 audf(^Iiegen, inbem fte fc^on feiner
(£rf(^einung angehören; Dielme^r ^at er ed unmittelbar nad^gen^iefen,
ba, koo t9 unmittelbar liegt, im 2Bi((en, ber fid^ Oebem a(d ia9
Suftc^ feiner eigenen (Srfc^einuiig unmittelbar offenbart. (9B. I, 597.) —
&dioptnfiancx ISßt ganj unb gar ftantd Se^re' befielen, bag bie SSßelt
ber Srfa^nmg bloße @rfc^einung fei unb baß bie Srfenntniffe a priori
blod in Sejug auf biefe gelten; aber er fügt ^inju, bag ^\t gerabe ald
Qrfc^einung bie 9Ranifefiation 3)edicnigen i^/ kvad erf^eint, unb nennt
ed mit i^m ha9 SDing an \iä). ÜDiefed brüdft naif ©c^opcn^auer
fein SBefen unb feinen S^arafter in ber @rfa^rungdwelt an9, unb
}mar in bem ®toff, nic^t in ber bloßen tjorm ber Srfafirnng.
(©. II, 204.)
HiKpulircn.
1) 9{u(}en bed 2)id))utirend.
3)ad 2)td))utircn über einen t^eoretifd^en ©egenfianb lann, o^ne
3kocife(, für beibe barin impticirte Parteien fe^r fruc^tbringenb »erben,
inbem ed bie ©cbanfen, bie fie ^aben, berid^tigt, ober betätigt, nnb
anc^ neue enoedt. 69 ifl eine 9{eibung, ober SoÜifion jmeier ftSpfe,
bie oft Sun!en f(^tttgt, t^boc^ auc^ barin ber SoUifton ber Stoiber
analog ifl, baß ber fi^toäc^ere oft barunter }u leiben ^at; u^d^renb ber
^^ogmati^snnd 129
flfitrere fit^ babei tool^( befinbet unb nur einen fiegreic^en ftlang ber^
nehmen lägt ($. U, 25.)
2) $Qut)t«Srforberntg beim 3)i^t)utiren.
(Sin ^au^t^Srforbernig beim 3)tdt)utiren, menn ed fruc^tbringcub
loerben fotl, ifl, bag beibe SDidt)utanten kDenigfien^ einigermogen einanber
fotDo^I an fienntniffen, ald an ©eifl unb ©ewanbt^eit gekDad^fen
feien. f^el^It z9 bcm (Sinen an ben Srfleren; fo ifl er nic^t au niveau,
unb baburc^ ben Argumenten be^ Slnbem ntc^t }ngängti(^. t^e^tt t9
i^m aber gar am ^mhtn; fo wirb bie babur^ in i^m ba(b rege
nerbenbc (Srbitterung i^n aOmöIig )u allerlei Unrebüc^Ieiten, SßinleU
.Migen unb S^ifanen im 2)id))utiren^ unb, U)enn i(|m btefe nac^getoiefen
merben, }ur @rob^eit Derleiten. 2)araud folgt, bag man nur mit
Ebenbürtigen bidputiren foO, alfo nic^t mit Unmiffenben unb
nic^t mit SRenfc^en ))on befd^ränltem Serßanbe. {% II, 25 fg.)
3) Sled^ni! bed S)id))utirend.
a)ic formalen {Regeln M Di^putiren« liefert bie gr ifli f. (©. Srifüf.)
SosmatiismuK.
1) @egenfa<} 3tt)ifd^en 3)ogmati^mu^ unb $riti-
cidmu^.
6d befielt ein funbamentaler Unterfc^ieb }tt)if(^en S)ogmati^mu9
ober bogmatifd^er ^^ilofop^ie unb ffriticidmud ober Sran^fcenbentat«
pl^ilofopi^ie. !3)er !t^ogmatidmu^ U)eubet bie aud bcm menfc^Iic^cu
dnteHect (®cbirn) cntfpringenben apriorifdjen SBa^r^eiten, loclc^e bloge
@cfe(e ber (Srfc^einuug flnb unb ba^cr nur rclatiüe ©ültigfcit
!iaben, auf ha9 äBefen an \iij ber äBelt an unb ^ält fie für emige
äBa^r^eiten (veritates aeternas.) SM Siberfad^er biefer ganjen
äßet^obe ifi mit ßant bie fritifd^e $^itofot)^ie aufgetreten, koelc^e
gerabc bie, aUem folc^em bogmatifc^en ^an inx Unterlage bienenben
veritates aeternas ju i^rem Problem mac^t, bem Urfprunge berfetben
nac^forfc^t unb i^n fobann finbet im menfc^Itc^en 5!o))f, U)ofetbfl näm«
Ixdj fit and htn biefem eigent^ümtic^ ange^örenben Sinnen, »elc^e er
jnm Se^uf ber %iffaf[ung einer objectiDen Sßctt in ftc^ trügt, ertt)a^fen.
3)aburd^, bag bie {ritifc^e ^^ilofop^ie, um ju biefem 9{efu(tat }u ge<
langen, über bie veritates aeternas, auf totldf^ aller bi^^erige SDog»
mati^mnd fidf grünbete, ^inau^ge^en mugtc, um biefe fclbfl jum
öegenflanbe ber Unterfu^ung ju ma^en, ifl fic S:ran«fcenbental-
"^^ilofop^ie gemorben. 9ud biefer ergiebt flc^, bag bie ob]ectit)e
SBelt, toie toir fie erfennen, ni^t bem SBefcn ber S)ingc an fld^ felbfl
angehört, fonbem bloge @rf Meinung beffelben ifl, bebingt burc^ eben
jene formen, bie a priori im mcnf^Iid^en dntellcct (b. ^. ©e^irn)
liegen, ba^er fie andj ni^td aU Srfd^einungen enthalten lann.
(JB. I, 498 fg.)
2) ©runbfe^ter bed Dogmatismus.
!{)er @runbf elfter bcS burd^ Itant jerfiärten S)ogmatiSmuS koar
in aOen feinen formen biefer, bag er fc^ted^t^in Uon ber (Erfenntnig,
130 ©ogmcu
b. i. ber SBelt ald SorßeUung, au9gieng, vm aud beten ©efe^en
ha9 @etenbe ü6er^au))t abjuletten unb aufzubauen, toobei er jene äBelt
ber SJorfieQung, nebß i§ren ©efe^en, ate tttoa^ fci^Ied^t^iu $ov^anbeucd
unb abfolut SReale^ na^m; U)ä^renb ba9 gau}e 3)afein berfelben t)ou
©runb aud re(attt) unb ein bloged 9{efultat ober $^änomen M i^r
jum ©runbe U6genben ä&efen^ an fic^ x% — ober mit anbem SBorten,
bag er eine Ontotogie confiruirte, U)o er blo^ )u einer SDianoio«
logie ©toff l^attc. (SB. U, 327.)
SDer alte, Don jtant umgeflogene Dogmatismus iß tronSf cenbent,
inbem er über bie SBelt ^inauSge^t, um fie auS etn^aS Snberem ju
erUären; er maci^t fte jur golge eines ©runbeS, auf n)et(^en er aus
i^r f daliegt, niä^renb eS boci^ adein in ber SBelt unb unter S3orauS<*
fetjung berfelben ©rünbe unb folgen giebt. ($. I, 142.)
3) SBarum alle ^^ilofop^ie }uerß ^Dogmatismus ifl.
Seim $^ilofot)^iren »irb ber dnteHect angen)enbet auf ettoaS, ii^oju
er gar nic^t gemad^t unb bered^net i% nämtid^ baS S)afein überl^aupt
unb an fid^. @ein erfter Serfuc^ ifl nun natUrtid^, bie ©efe^e ber
Srfd^einung (bie i^m eigent^Umti^ finb) anjun^enben auf boS SDafein
übcxi)aupt, atfo baS Z)afein an fid^ ju confhruiren na^ ©efe(?en ber
btogen Srfd^einung, ). 9. Snfang, (Snbe, Urfac^e, Qmd beS !Z)afeinS
überl^aupt ju fuc^en. SDa^er ifl iebe ^^ilofop^ie juerfl !3)ogmotiS'
muS. 9lad^ beffen SRigtingen unb beut 2)art^un biefeS SRigtingenS,
koeld^eS ber ®Ie))ticiSmuS ifl, tritt fpäter ber JtriticiSmuS ein.
(©. 297; ?. n, 9.)
Il0gmtn.
1) (Einflttglofigleit ber SDogmen auf bie ©efinnung.
SBeil bie iXiugenb, b. ^. bie ©üte ber ©efinnung, nic^t auS ab-
flracter, begriffli^er Srfenntnig ^erborge^t, fo ftnb bie abfhracten 2)ogmen
o^ne (Sinflug ouf bie eigenttid^e iXiugenb; bie fatfd^en ÜDogmen fiörcn
fie nic^t, unb bie koa^ren beförbern fie f(^tt)er(id^. Qtoax auf baS
$anbeln, baS äugere 2:^un, fönnen bie SDogmen als SRotiüe flarfen
ßinflug ^aben; aber bamit ifl bie ©efinnung niAt geänbert. SßotiDc
fönnen überhaupt nur bie 9Ii^tung beS SBiOenS, nie i^n felbfl ttnbern.
SBie bie S)ogmen bal^er au(^ a(S Wlotm ben SBiUen lenfen mögen,
fb ifl babei bennoc^ immer bie toefentlic^e 93efd^affen^eit beS SBiUenS
biefelbe geblieben. (SB. I, 434 fg.)
2) Sigentlic^erSBert^ ber SDogmen für bie SRoralitttt.
3)ie !3)ogmen ^aben für bie SRoratität bloS ben SBert^, bag ber
aus intuitiver Srienntnig fc^on 2:ugenb^afte an i^nen ein ©c^ema, ein
f^ormutar ^at, no(^ koelc^em er feiner eigenen Vernunft Don feinem
nid^t egoiflifc^cn I^un, beffen SBefen er ni^t begreift^ eine meiflenS
nur fiugirte 9?e(^enfc^aft ablegt, bei koelc^er er fie gen)ö^nt ^at fid^
jufrieben ju geben. (SB. I, 435.)
Sei guten Isafen, bereu SluSübcr fid^ auf 3)ogmen beruft, mng
man immer unterfd^ciben , ob bicfe 3)ogmcn aud^ mirflid^ baS Wlotxt)
®on Ouiiotc — S)tamo 131
baju ftnb, ober o( fte nid^td toeiter ate bie fd^etnbare died^enfc^aft
fmb, bur^ bie dener feine eigene Semunft }u befriebigen \nd)t, über
eine aud ganj anberer DueDe fliegenbe gute Zf)at, bie er vollbringt,
meil er gut ifl, aber nid^t gehörig ju erflären verfielt. (2B. I, 436.)
Don tftuiiote.
S)on Duijiote aKegorifirt bo^ Seben jebed 2)?enf(^en, ber ni^t, U)ie
bie Slnberen, blod fein ))erf5nli^e^ Seben beforgen toiU, fonbem einen
objectioen, ibeden Qtotd »erfolgt, toelc^er fi^ feinet 3)enfend unb
ffioDend bentäd^tigt §at; koomit er ftc^ bann in biefer Sßelt freittd^
fonberbor aufnimmt (9B. l, 284.)
Brama.
1) 2)ad 2)ranta verglichen mit ber I^rifc^en unb
epifc^en $oefie.
äBie in ber t^rifc^en $oefle bad fubjiective SIemeut bor^errfd^t, fo
ifl bagegen im 3)rQma bad objectitie^allein unb audfc^IiegUc^ Vorlauben.
3tt)if(^en Reiben f)at bie epif(^e ^efte, in allen i^ren formen unb
äRobi^cattonen, von ber er^ä^tenben Stomanje bi^ jum eigenttid^en
Qpo9, eine breite ÜRitte inne. SDenn obn)o^I fie in ber ^auptfa^e
objectit) ift; fo enthält fie bo(^ ein batb me^r balb niinber ^ervor-
tretenbeö fubj[ectioed SIement, mli)t9 am j£on, an ber t$orm beö
Sortrag^, »ie au(^ an eingeflreuten 9tefIe^ionen feinen SuöbrudC finbet.
SBir verlieren nic^t ben SDid^ter fo gan} au9 ben Singen, loie beim
ÜDrama. (SB. II, 492.) 2)a9 S)rama ift bie objectivße unb in me§r
ab einer $infld^t volHommenfte, oud^ fc^ttierigfle ©attung ber ^oefte.
(JB. I, 293.)
2) Qtotd bed 3)ramad.
£er S^td bed SDramad ift, und an einem Seifpiel ju }etgen, loa«
ba« SBefen unb 3>afein bed SEVenfc^en fei. 3)abei fann nun bie trau«
rige ober bie l^eitere ©eite beffelben und jugemenbet toerben, ober aud^
beren Uebcrgänge. (SB. U, 492.)
3) !D{itteI jur Srrei^ung bed 3^^^^ ^^^ S)ramad.
dn ben me^r objectiven SDic^tungdarten, befonberd beut (St)od unb
3)rama, toirb ber 3**'^*/ ^i^ Offenbarung ber 3bee ber SWenfc^^eit,
befonberd burc^ ju^ei ÜRittet erreid^t: burd^ richtige unb tief gefaxte
3)QrPenung bebeutfamer (S^arattere unb burd^ Srfmbung bebeutfamer
Situationen, an benen fie ^(^ entfalten. (SB. I, 296.)
S)er bem ®rama mit bem epoö gemeinfd)aftUd)e 3»«*/ ön be*
beutenben S^arafteren in bebeutenben Situationen bie burc^ beibe
herbeigeführten augerorbentlid^en ^anbtungen bar^ufieden, koirb vom
2)t(^ter am VoQfommenflen erreid^t »erben, tomn er und juerfl bie
Sfjaraftere im 3ufianbe ber ^nfjt vorführt, in metc^em b(o9 bie aHge^*
meine gttrbung berfelben fld^tbar kvirb, bann aber ein 3Rotiv eintreten
^li, tvelc^ed eine $anbtung herbeiführt, and ber ein neued unb flärfered
3Rotiv entfielt, melc^ed toieber eine bebeutenbere ^anblung hervorruft,
bie tvieberum neue unb immer fiärtere SDtotive gebiert, moburc^ bann,
9*
132 2)rama
in ber beY Sorm angemeffenen ^xx% an bie @telle ber uTfi^tUnglii^cn
atu^e bie (eibenfc^aftUd^e Aufregung tritt, in ber nun bie bcbeutfamen
^anblungen gefc^c^en, an h)el(^en bie in ben S^arafteicu Dor^in
fc^lummemben (Sigen[(()aften, nebfl bem Saufe ber 3Bett, in ^eUem
iid^tt hervortreten. (2B. II, 492 fg.)
4) Die beiben (S^trente beö S)ramad.
Qtoax flnb bie beiben Stemcnte bed 3)ramad: bie S^arattere
einerfeitd unb haß @^idfal, bie Gegebenheit, bie ^anblung anberer^
feitd, fo feß mit einanber bertooc^fen, bag too^l i^r Segriff, aber nic^t
i^re !I)arfienung fi^ trennen lägt. !Demi nur bie Umftänbe, @d^i({»
fate, Gegebenheiten bringen bie S^araltere jur ^lengerung i^re^ iBefend,
unb nur au9 ben (S^oraTteren entfielt bie ^anblung, anß ber bie
Gegebenheiten hervorgehen. 3)o(^ lann in ber !Z)arfieQung bad Sine
ober bo^ Rubere me^r hervorgehoben fein; in mld^tt $infi(^t bad
S^arafterfiiid unb ha9 dntriguenflüd bie beiben (Sterne bilben.
(SB. n, 492.)
5) 3)rei Stufen bed !Z)ramad.
ÜDad 3>ramo, ate bie voSfommenfie Sfbfpiegelung bed menfc^Iic^en
!Z)afeind, ^at einen breifac^en ftlima^ feiner Suffaffungdkoeife beffelben
unb mithin feiner Sbfid^t unb $rtttenflon. Suf ber erflen unb fre-
quenteflen @tufe bleibt ed beim blod dntereffanten: bie ^erfonen
erlangen unfere S^eitno^me, inbem fle i^re eigenen, ben unfrigen ä^n*
liefen 3u)ed(e verfolgen; bie ^anblung f (^reitet, mittelfi ber dntrigue, ber
S^araftere unb M 3uf<^n^/ vortoärtd; Si^ unb Biftxi flnb bie äBttr^e
be^ ©an^en. — 9nf ber jmeiten @tufe n)irb ba^ S)roma feutimental:
3RitIeib mit ben gelben, unb mittelbar mit und felbft, mirb erregt; bie
^anblung koirb pat^etifc^ ; hodf te^rt fle jur SRu^e unb ^ur Gefriebigung
3urü(t, im @(^(ug. — Suf ber ^öc^flen unb fc^kvierigften Stufe mirb
haß Siragifc^e beabflc^tigt: haß fc^koere Setben, bie 9^ot^ htß 2)afciuö,
mirb und vorgeführt, unb bie 9{i(^tigfeit aütß tttenf(^li(^eu Strebend
ift ^ier haß le^te (Srgebuig. Sir merben tief erfd^Uttert, unb bie
^bmenbung bed SBiUend vom Seben mirb in und angeregt, entmeber
birect ober ald mitflingenber (jarmonifd^er Zoiu ($. U, 472.)
6) S)ie äBa^r^eit im S)rania.
S)ie burc^gttngige Gebeutfamleit ber Situationen foQ bad ÜDrama,
toie and) ben dioman unb bad S))od, vom mirflic^en itbtn unter«
f(^eibcn, ebenfo fe^r, a(d bie 3uf<>^uf^nflenung unb S3abl bebeutfamer
S^arahere; bei beiben iß ober bie ßrengfie Sßa^r^eit unerläglic^e
Gebingung il^rer Sffiirtung, unb Wlan^ti an (Sin^eit in ben S^arafteren,
äSiberfpruc^ berfelben gegen fic^ felbfi, ober gegen bad SSSefen ber
SRcnfc^^eit übtxfyxnpt, kvie auc^ Unmbglic^feit, ober i^r nal^e fommcnbe
Unmo^rf(^einU(^fcit in ben Gegebenheiten, fei cd andf uur in 9Ieben«
umfiänben, beleibigen in ber ^oefie ebenfo fe^r, mie verzeichnete Figuren,
ober falfc^e ^erfpective, ober fehlerhafte Gekuc^tung in ber äffaierei;
benn mir vei langen, bovt mie ^ier, ben treuen Spiegel bed Sebcnd,
Xxama 133
ber 3Renf(i^^eit, ber 9ße(t, nur Derbcutltc^t burc^ bie IDarfleDnng uttb
btbfntfam gemocht bur^ bie BufommenfleDung. (98* I, 297.)
2)er brontattfc^e S)tc^ter foQ (koie ber e))if(^e) mtffen, bag er ba9
@(^t(ffa( \f^, ittib ba^er mierbtttltd^ fein, koie biefe^; — imgleic^en, bog
er ber ©piegel beö a)?enfc^engef^(ec^tö ij!, unb bo^er fe^r üiele f^Iec^te,
mitunter ruc^Iofe Sftaraftcre auftreten (offen, tt)ie ouc^ t)iele Sporen,
herf(^ro6ene ftö))fe unb iRorren, bonn ober ^in unb n^teber einen 93er«
Künftigen, einen ftlugen, einen 9{ebli(^en, einen @uten unb nur old
ff(tenfle Kudno^me einen (Sbelmüt^igen. (S93. II, 497.)
%nf ber (in ber (St^il borgetegten) UnDeränberlic^feit beö
C^orofter« (@. S^orofter) beruht efi, bog ber größte geiler eine«
bramatifdyen !Z)id^terd biefer ifl, bog feine S^oroftere nid)t gesotten finb,
b. ^. nic^t, gleich ben ))on grogen 3)id^tern borgefletlten, mit ber Son«
Oftn) unb flrengen @onfequenj einer 9?aturfroft bur^gefü^rt ftnb, mie
bei ©^alefpeore. (ffi. 51.)
7) S)a9 @ble unb Sr^obene im ÜDromo.
Do ber 9BiDe al9 bod 9Den @emeinfame eben ouc^ bo« ®e meine
unb iebe« f^t\tiit ^erbortreten beffelben gemein i{!, fo erfc^einen auc^
im ^roma bie Seibenfc^often unb S(ffecte kxijt gemein. ÜDo« 6bte,
b. i. bod Ungemeine, ja, bod (Sr^obene, tt)irb ouc^ in bo« SDroma
oQererfl burc^ bod (ErTennen, im ©egenfo^ beö SBotlen«, ^ineingebro^t,
inbem boffelbe über ollen jenen Semegungen bed SJitlen« frei fc^n^ebt
unb fie fogor jum @toffe feiner Setro^tung moc^t, mie übie« befon«
ber^ @^aIefpeore burd^gängig fe^n lögt, }umol ober im $omlet.
Steigert nun gor bie Srfenntnig flc^ ju bem fünfte, mo i^r bie
Siic^tigfeit oHed SBolIend unb Strebend oufge^t unb in t$o(ge bot)on
bet äBiOe fic^ felbfl aufgebt; bann erfl U)irb bod Droma eigentUd)
ttQgifc^, mithin too^r^oft erhoben unb erreicht feinen ^öc^ften S^tä.
{% U, 635.) («ergl. ou(^ Irouerfpiel.)
8) !Die brci Siu^eiten bed i)ramad.
Die ben 9?eucrn fo oft üorgeMorfene Semoc^Iäfrtgung ber Sin^eit
bet 3eit unb bed £)rtd lutrb nur bann fe^Ier^oft, monn fie fo koeit
^^U bog fie bie Sin^eit ber $onb(ung ouf§ebt. !3)ie ^in^eit ber
$Qnbtung braucht ober ouc^ nic^t fo koeit )u ge§en, bog immerfort
^on bcrfelbcn ©od^c gerebet »irb unb, n)ie in ben fronjöflf^en SErouers'
Wen, ber bromotif^c Scriouf einer geometrifc^en ?inte o^ne Breite
gW^t. 3^0« ©^ofefpeorc'fc^e Jrouerfpiel gleicht einer ?inic, bie oud^
^feite ^ot; e« Tommen in i^m nebenfäd^Iic^e 9feben unb @cenen bor,
ht^ meldte mir jebod^ bie l^anbelnben ^erfonen unb i^re Umflünbe
nS^er fennen lernen unb bann aud^ ba9 ©onje grünb(i(^er ber^e^en.
Dir $onb(nng bleibt jtDor bie $ou))tfo(^e, iebod| ni^t fo oudfc^Iiegtic^,
^§ toir borüber Dergägen, bog, in le^ter Onfiona, e« ouf bie 3)or-
fteOung M menfc^Iid^en 9Befen9 unb X)ofeind ttber^ou))t obgefe^en tft.
^». n, 497. Sro. 358.)
Die @§Qlef))eore'fc^en ÜDromen gehören oudft borum, bog fie nid^t
^n gnober finie borkoärtd fc^reiten, fonbem fi(^ feitkoärtd in bie Breite
i;V4 3)ra>)erie — 2)uiimil^cit
mtAe^^nen» nid^t eigentlich in bad @e6tet bed d^ntereffanten; benn
bie X^imenfion M dntereffanten ift bie Sänge. ÜDa^er toixUn
ö^^(iftf|)e«rt*ö ÜDromen nid^t merllic^ Quf ben grölen Raufen. — SDic
li^ovbtntngen ht9 S(rifioteted in Setreff ber brei Sin^eiten ftnb aitf bod
Önttvef fönte abgefe^en, nic^t auf ha9 ®(^öne. Ueberl^aupt finb
biefe ^orbeningen bem ^a^e Dom @mnbe gemäg abgefaßt; toä^rcnb
Niv^ vS(6bnc bod^ t)on ber $errfd^aft bicfed @a(cd frei i^. — SDie
be|it nnb treffenbfle SBiberlegung ber (Sin^etten be^ 3[riftoteIe9 ifi bie
t»on SDtan}ont in ber Sorrebe ju feinen Strauerfpielen. ($, 48 fg.)
9) Sine befonbere ®d§n)ierigTeit bed 3)romad.
Son bem ®pnd}mit: 9Qer Anfang ifi fc^iDer, gilt in ber üDronta»
turgie bad Umgele^rte: aUed (Snbe ifi fd^n)er. SDied belegen bie
uujä^Iigen 2)rQmen mit Derfe^Item unb unbefriebigenbem @ube. 2)iefe
(Sc^loierigfeit bed Sudgaugd beruht t^eiU barauf, bag cd überall leichter
ift, bie @ad^en ju berkoirren, aM ju entkoirren; t^eild aber auc^ barauf,
bag tvir an ia9 Snbe beflimmte Stnforbemngen fleQen, baß z9 nänilid^
cnttoebcr ganj gtücflic^, ober ganj tragifc^ fein foK; koä^renb bie
menfc^Iic^en !Z)inge nid^t leicht eine fo entfc^iebene Senbung nehmen.
®obann foH ed natiirlic^^ richtig unb ungejtuungen §eraudfommen,
babei aber bod^ t)on 97iemanbem t)or^ergefe^en fein. ($. n, 473.)
Urapem^ f. @lult)tur.
Vreffur, f. abrit^tung.
9ru(k, f. SRec^anil.
llueU, f. unter @l^re: eine Sffterart ber (S§re.
Ilummi)eit.
1) Sßefen ber Dummheit.
2)umm^eit ifl SRangel an Serflanb, @tumpf§eit in ber Sntoenbung
bed ©efe^ed ber Saufalttät, Unfä^igTeit jur unmittelbaren ^uffaffung
ber Verfettungen bon Urfad^ unb Sirfung, 3Rotit) unb ^anbtung.
@in S)ummer merlt }. S9. nic^t, baß derfc^iebene ^erfonen, fc^einbar
unabhängig bon einanbcr, in ber ST^at aber in i^erabrebetem 3ufammen^
^onge ^anbeln; er lägt |Id^ ba^er leidet m^ftificiren. dmmer mangelt
bem 2)ummen nur bad Sine: ©d^ärfe, ©^neUigfeit, Sei^tigTeit bet
Hnn^enbung M @efe^ed ber Saufalität, b. i. ^aft bed Serfianbed.
(935. I, 26 fg.)
2) Setiebtijeit ber SDummen.
^aß bie Stummen fo beliebt ftnb unb in bem 9{ufe befonberer
$er)en0güte fielen ^ l^at folgenben ®runb. deber toä^It ju feinem
Umgang am liebfien Sinen, bem er an Serftanbe überlegen tß; benn
nur bei bicfetn fü^tt er ftc^ be^aglid^. Sud bem felben ©runbe fliegt
unb ^agt deber SDen, ber i^m überlegen ift. Died ifl e9, toa^ bie
Dummen fo allgemein beliebt mad^t. S)iefen magren ®runb ber
3uneigung gefleht fidf iebod^ Keiner ein^ unb ba^er koirb^ aU ))Iauftb(er
2)iimm^ett 135
Sonoanb für btefe(6e^ bett S)ummen eine 6efonbere ^erjendgüte ange*
biegtet (3B. n, 256 fg.)
3) S^\ammcn^ans ber ÜDumml^eit mit ber moralifd^en
©c^Ic^tigfeit.
!Sa man S)umm^eit fo oft mit moraltfd^er (S^Iec^tigfeit (etfornmen
finbet, fo entfielt ber Stnfd^ein, ba§ betbe eng jufammen^ängen, beibe
aii9 (Stner äBurjel entfpriegen. 3)em tfl iebo(^ nic^t fo. Oenet 9[n^
fc^ein ifl gänjtid^ a\x9 bem fe^t häufigen Sorlommen Seiber ju
erhären, in i^olge beffen t^iien leidet begegnet, unter @inem ÜDad|e
too^ncn gu muffen. {% IL, 224.)
®roge Sefc^rünft^eit be^ Sop^t9 lann mit gtoget ®üte bed ^erjend
}ttfammenbefie^en, unb Salt^ojar ©racian gefjt ba^er ju tt)eit, n^enn
er fagt: No ay simple, que no sea malicioso (@$ giebt feinen
2^ro))f, ber nid)t bo^^aft toUxt), obtt)0^( er bad ©panif^e ©pric^^
toort: Nunca la necedad anduvo sin mallcia (97ie gel|t bie ÜDumm«
^it o^ne bie SBo^^eit), für {l(^ ffat Oeboc^ mag e^ fein, baß man^e
3)umme, au9 bem felben ©runbe n)ie manche Sudlige, bod^oft totxhtn,
nämtid^ aud (Erbitterung über bie bon ber 97Qtur erlittene ^urüdfe^ung
unb tnbem fle gelegentlid^, toa^ i^nen an Serflanbe abgel^t, burd^ $eini«
tüdte ju erfeljen Dermeinen, barin einen furjen £rium))^ fu^enb.
(3B. II, 255 fg.) & ifl nici^t ju leugnen, baß 3)umm^eit unb @(^(ed^^
tigleit einanber in bie $änbe fpielen. 97amentli^ ifl ber Unt)erflanb
bem beutlid^en ©id^tbarkoerben ber galfd^^eit, 92ieberträc^tig!eit unb
So^^eit günfiig; koä^renb bie JHug^eit biefe beffer ju Der^üüen Derfte^t.
Unb toie oft Der^inbert anbererfeit« bie ^erberfltät bc« $erjcnö ben
SRenfti^en, 993al^rl|eiten einjufe^en, benen fein Serftanb ganj mo^I ge«
tood^fen märe. (^. U, 224.)
4) ®egenfo^ gmifd^en !Z)umml^eit unb ©d^lec^tigleit
in $infi(^t auf bie 3ute(^nung.
dfi Siner bumm^ fo entfc^ulbigt man i^n bamit, baß er nidfi bafür
fomi; aber mollte man 2)en^ ber fd^Ied^t ifl, eben bamit entfc^ulbigen,
fo tDürbe man audgelad^t toerben. Unb bo^ ifl bad Sine, mie ba^
Snbere angeboren. SDie^ betoeifl, baß ber SBille ber eigenttid^e 9)?enfd^
^% ber OnteHect blo« fein aBerfaeug. (SB. U, 259.)
5) SEßorauf bie ©d^Iau^eit ber IDummen berul^t.
^er befd^ränfte $o))f fann bie menigen unb einfad^en Ser^ttltniffe,
Mift im S3ereid^ feiner engen äBirfung^fp^ttre liegen, mit biel größerer
Sci(^tigteit überfe^en unb bie $ebel berfetben ^anb^aben, ate ber emi»
tttnte, ber eine ungleid^ größere unb reid^ere ©p^äre überblidCt unb mit
löngm Rebeln agirt, eö fönnte. ©o fle^t ba« Onfeft auf feinen
®tänge(n unb Slttttd^en Mt9 mit minutiöfefier ©enauigfeit unb beffer,
^^ U)ir; mirb aber nic^t ben SRenfd^en getoal^r, ber brei Schritte
boDon {le^t. hierauf beruht bie ©(^tau^eit ber SDummen unb bad
^ftbofon: II y a an mystere dana Tesprit des gens qui n'en
^at pas. (SB. n, 161.)
136 ©urd^fid^ttgfcit — @brt
6) Huä) 3)ttmmli)t)fe ffited^en mttunter eine SGßa^r^ett
Qu9, bie nid^t gertngiufd^SQen ift.
^an f(i^ä|;e nt(^t einen neuen, bieUei^t um^ten Sudfpruc^ ober
©ebanfen gering, »eil man i^n and bem SRunbe etned !Z)unim(opf9
t)ernimmt. Sin fponift^cö ©pric^ttjort fagt: ,,3n feinem $>aufc toeig
bcr 9?orr beffer Sef^eib, ate bcr Äluge in einem fremben." 5tuc§
ftnbct \a bt^luetlen eine blinbe $enne ein Jtömc^en, unb ed ift loa^r:
il y a an mystcre dans Tesprit des gens qui n'en ont pas.
i% U, 67.)
Ilutrdiflditieluit, f. ^eltucibttät.
98eltol0«, f. Sufoloe.
tJftl.
1) Der eble S^orafter.
Sin ebter Sf^arofter n)irb ni^t teid^t über fein eigene^ @c^idfal
flogen; Dielme^r n)irb Don i^m gelten »ad ^amlet bem ^oratio nod^»
rü^uit:
2)enu bu »atfl fletd old l^ättefl,
Snbem h'xd) Wt9 traf, bu nickte üu (eiben:
:iDe9 editafald ^d^läge unb i^efi^enle l^oft
^it gtetd^em SDant bu l^ingenommen u. f. n).
Unb bicd ifl bavaud ju oerfle^en, bog ein fold^er, fein eigene« SBefen
QU(^ in 9nbcm crTcnnenb unb ba^cr an i^rem ©c^icffat S^^eit nel^mcnb,
ringfi um ftc^ fafi immer nod^ ^örtere iSoofe, otd fein eigene« erbttdt;
med^atb er ju einer fftoge über biefe« uic^t fommen Tamt. ($. II, 337.
SaS. I, 244.)
Sinen fe^r eblen S^aroTter benfen toir un« immer mit einem ge^
miffcn 9nflric^ {KUer Iraner, bie nic^t« tocntgcr ifl, aU beflänbige
Serbricglid^Ieit über bie täglichen äBibermärttgfeiten (eine fo^^e to'ixc
rtn unebler Qmq unb liege böfe ®cfinnung fürd^ten); fonbern ein au«
bcv Srfeniitnig ^eroorgegangene« Setougtfcin ber 97i^tig!eit aOer ®üter
unb be« Reiben« alle« ?ebcn«, ni^t be« eigenen allein. (333. 1, 468.)
2) äßarum e« ben ebleren 9laturen an WUtt^i^tn»
fenntniß unb SBeltflug^eit fe§It.
3)ag f eute ebterer ^rt unb ^öl^erer Segabung fo oft, jumat in ber
Ougenb, auffallaibcn SWangel an SlMcnfd)cnfenntni§ unb SBeltflug^eit
üerrat^en, ba^er lei^t betrogen ober fonft irre geführt toerben, »ä^wnb
bte nicbrigcn 9?atnren fic^ Otel fc^neHer unb beffer in bie SBelt ju
pnben wiffen, liegt baran, bag man, beim SWangcl ber Erfahrung,
(Sgot^mud 137
a priori jit utt§et(en ^ot, unb bag überl^aupt leine Srfa^rung e^ bem
a priori g(et<i^t^ut. S)ie9 a priori nSmlic^ giebt 2)cnen üon getoö^n»
Wijtm @(|lage bad eigene @e{bfl an bie ^anb, ben ßbten unb S$or«
^ügtic^en aber nid)t; bemt eben old fo(^e ftnb fte Don beu Vnbcrn
mett Derfd^icben. dnbem fie ba^er bercn 3)eii!en unb S^un mif bem
irrigen berechnen, trifft bie 9{e^nung ntc^t ju. ($. I, 480.)
!{)er 9Renfd) eblctet 9rt glaubt in feiner Ougenb, bie toefentlic^en
unb entfc^eibenben Ser^ättniffe unb baraud entfte^enbcn Serbinbungen
3toif^en 3Renf(!^en feien bie ibeeßen, b. ^. bie auf Vie^nlic^feit ber
®eftnnung, ber S)enfung^art, bed (Sefd^macfiS, ber ©eiftei^Iröfte u. f. tu.
beru^enbeii; alein er toirb fpüter inne^ bag e9 bie reellen ftnb, b. ^.
bie, tuetc^e fic^ auf irgenb ein materielle^ Ontereffe fluten. (% l, 487.)
8n einem jungen SRenfc^en ift ed in inteUectueÜer unb aud^ in mora-
lifc^er $tnfi(^t ein fc^Ie^ted 3^'^^"' ^^^ ^^ '^ ^^"" ^^^ j£reiben
ber SRenfc^en flc^ re^t frü^ jurec^tjufinben mi^, fogleid) bariu
]\i $aufe tfl unb, mie borbereitet, in baffelbe eintritt; ed fünbigt ®e<
mein^eit an. hingegen beutet in folc^er äSejie^ung ein befrembeted,
ßtt^iged, ungef(^i(fted unb berfe^rted 93ene^men auf eine 9?atur eblerer
Xrt. flS. I, 514.)
€got$mit0.
1) S)ad SBort (Sgoi^mud.
3)a« beutfc^e 9Bort ©elbfifuc^t fU^ einen falf(^en 9?ebenbegriff
bon ftranf^eit mit fid^. 3)ad 2Bort (Sigennu^ aber bejeid^net ben
ßgoiömu«, fofern er unter Seitung ber SJernunft fle^t, meiere \l)n be«
fä^lgt, üermbge ber Sicfle^on feine ^totdt planmößig ju »erfolgen;
^üifn man bie liniere tuo^I egotßifc^, aber nic^t eigennützig nennen
fonn. 3[(fo ifl fUr ben allgemeinen Segriff bad SBort (Sgoidmud
beljube^alten. (6. 196.)
2) Urfprung bed Sgoidmud.
Die SicI^eit t)on OnbiDibuen, in tveld^er ber SiUe fic^ erfc^eint,
trifft nic^t i^n felbfi ate ÜDing an ftc^, fonbem nur feine (Srf (Meinungen;
n ifl in jeber Don biefen ganj unb unget^eilt Dor^anben unb erMidt
um fid^ ^erum bad ja^IIod tuieber^olte Sitb feinet eigenen 3Befen9.
^efe9 felbfl aber, olfo bad n^irKic^ 9?ea(e, finbet er unmittelbar nur
in feinem Onnern. !Z)a^er tviU dcber aUed für flc^ , miU SOed be«
fi^n, »eutgfiend bc^errfc^en, unb n7a^ ft(^ i§m tribcrfe^t, mbc^tc er
bmii(^ten. $icr}u fommt, bei ben erfamenben 2Befen, bag bad On-
bibibonm Sträger beö erfennenben ©ubjectd, unb biefeö iEräger ber
^f(t if}, b. ^. bag bie ganje Statur auger i^m, alfo au(^ aUt übrigen
Onbhjibuen, nur in feiner SorfteCfung e^'ifliren, er [idf i^rer ftet« nur
«1* feiner SorfieHung, alfo bloö mittelbar beionßt ifl. $)ieran^
<^^|0f bog jcbcd dnbibibunm ftc^ aOein für real ^ält unb bie anbei n
öf^öiffennogen afö bloße ^(jantomc betrachtet, »eil Scber fic^ fdbcr
unmittelbar gegeben ifl, bie ?lnbern aber nur mittelbar burt^ bie
138 (Sgot^mu«
SorfieDung Don t§nen in feinem ^opfe, — entfpringt bet @goi^mui9.
(S. I, 391 fg. e. 197. SB. II, 687.)
3) Sßefen unb Umfang bed (Sgoidmu^.
j£)er Sgoidmud, b. 1^. bet iDrang jum !Z)Qfetu unb SBotjIfein, ifi
bic $am)ttriebfcbcr im SKenfd^cn, tülc im Siliere. St nimmt unter
ben bret ©runbtriebfebem bet ^onbtungen: Sgoidmud, So^^eit,
ÜRitleib, bic ctfie ©teile ein. Et ifl mit bcm innetflcn JTctn unb
3Befen bed SRenfd^en oufd genauefie t)erlnü))ft, [a, eigentlich ibentifc^.
S)Q§et entf))tingen in bet 9iege( aQe ^anblungen au9 bem 6goidmu9.
!DetfeI6e ifl feinet Statut nac^ gtänjenlod. 2)et Tttn\ij loiO unbebiugt
fein 3)afein et^alten, n)ill t9 bon @d^met}en unbebingt frei, kuill bte
gtbgtml^glidje @ummc bon SBo^Ifein, unb tt)i(I jeben ©enug, ju bem
et fä^ig ifl, )a, fu^t, koo mbglid^, nod^ neue t^ä^igfeiten juni @enuf^
in {l(^ }tt enttoideln. Sflled tüa9 ftc^ feinem ©tteben entgegenfleOt^
ettegt feinen UntoiQen, B^xn, $a§; et tottb ed a(d feinen geinb ju
üetnic^ten fud^en. St toiQ, too mbglic^, Med genießen, %Ded l^abett;
ba abet bied unmöglich ifi, tt)enigfiend SHed bel^ertf^en. „SUed für
mid^, unb nid^td fiit bie Snbetn'' ifi fein SBal^(f))tu(^. 9Cud bent
egoißifd^en Onbibibuum, fei baffelbe au^ nut ein Onfect, obet ein
Sutm, rebet bie Statut alfo: „3df allein bin 9ned in SSem; an
meinet St^attung iß 9IIed gelegen, bad Uebtige mag ju ®tunbe gelten,
ed ifi eigentlid^ ni^td.'' S)iefe ©eflnnung, bie bie eigene Stiften} unb
SBo^lfein bot Allem änbem berücffl^tigt, bereit, aÖeö Anbete biefev
aufjuopfetn, ift bet Sgoidmud, bet jebem S)inge in bet 9?atuv
»cfentli^ ip. (S. 196 fg. 210. SB. I, 392; II, 687.)
4) Sßad im Sgoidmud fic^ offenbatt.
!Z)et Sgoidmud ifl ed, luobutd) bet innere SBibetftteit bed SBett-
SBtQend mit ftc^ felbfl jut fUr^terßd^en Offenbarung gelangt. ÜDiefer
SBiberflreit erreicht im ÜRenfc^engefd^Iec^t feinen ©ipfel, too bet Sgoid-
mud ben l^öd^ften ®rab txxtiäft unb bet burc^ i^n bebingte SBiberfhett
ber dnbibibuen ba^er auf bad entfe^Iid^fte ^erbotttitt. SDied fe^en koir
iibetaK bot älugen, im kleinen tbie im ©rogen, fe^en ed balb bon bet
fc^tedtßc^en Seite, im lieben gtoget ST^tannen unb Söfemic^tet unb in
n)ettbet^eetenben Megen, balb bon bet löd^etlid^eu @eite, too ed ba9
Ül^ema bed Sufif))ietd ifl unb ganj befonbetd im Sigenbünlel unb
Sitelteit ^etbottritt; mit fe^en ed in bet SBettgefd^ic^te unb in bet
eigenen Stfa^tung. (2B. 1, 392 fg.)
5) S)et aud bem Sgoidmud entfptingenbe ®tunb>
ittt^um unb bie ©c^ulb biefed dttt^umd.
dn t^olge bed Sgoidmu« ift unfet Mcx ®tunbittt^um biefet, bag
»it einanbet gegenfeitig 9?i(^t»3t^ flnb, baß loit 3cit unb 9tnum
nid^t aW btoße gotmen be« Ontettectö, fonbetn al« Seflimmungcn ber
3)inge an fid^ bettac^tenb, bie metap^tififc^e Obentität atlet SBefen
nic^t etlennen^ bad principium individuationis uiAt butdbfAauen.
(SB. n, 688.)
S^c 139
!Z)ie ©c^utb biefed dnt^umd fällt auf bett SBiIten jurüd; benn
W S)ur^f(^QUung bed principü individuationis loürbe in Oebem
oor§anbeit fein, mm nic^t fein äBiUe ftd^ i^r ivibevfe^te, a(d mldftt,
oermöge feinet unmittelbaren, geheimen uub bedpotifd)cn Sinftuffcd auf
ben OntcBect, p« mciflcn« nid^t auflommcn läßt. (335. II, 688.)
6) Unterfd^ieb jn^ifd^cn @goidmud unb Sod^eit, f.Söfe.
Sod^eit.
7) Unmittelbarer unb mittelbarer Sgoidmud.
Sgoiflifd^ ftnb nic^t blod bie $anblungen, bie man offenbar ju
feinem eigenen 9?u^en unb SSort^eil unternimmt, bcrgtcic^en bie aller^
meiflen ftnb, fonbern auc^ biejenigen, Don bcnen man irgenb einen
entfernten Grfolg, fei c3 in biefer, ober einer anbern SBelt, für fi(^
ertoartet, furj atte $anblungen, bie, i^r SelDeggrunb fei, loelt^er er
luoQe, jule^t ba9 eigene SBo^l bed ^anbelnben jur eigentlichen
Iriebfebcr ^aben. (g. 207.)
8) Unüereinbarleit be^ Sgoi^mud mit beut morali»
fc^en SQSert^ ber $anblungen.
Sgoidmu^ unb moralifd^er 9Bert^ einer ^anMung fc^Iiegen einanber
l4Ie(|t^tn m9. $at eine ^anblung einen egoiftifc^en S^cä jum
'JKotit), f 0 fann fie teiuen moralif c^en Sert^ ^aben ; foÜ eine ^anblung
moraIif(^en 2Bert§ ^aben, fo barf fein cgoifiifc^er 3^c<f# unmittelbar
ober mittelbar, na^e ober fern, i^r Wlctit) fein. (S. 206.)
9) tZ)er t^eoretifd^e Sgoiömud.
3)er abfotute dbeali^mud, ber aUt @rfd^eiuungen auger bem eigenen
Onbioibuum für ^^antome ^ält, ifl ber t§eDretif(^e @gotdmud unb
t^ut genau baffelbe, tote ber prattifc^e Sgoidmud in ))raftif(^er ^inftd^t.
'tzx t^eoretifc^e Sgoidmu« ifl jtoar burc^ Setoeife nimmermehr ju
ivibertegen; benno^ ifl er jubertäffig in ber $^ilofo))^ie nie auberd,
benn oi9 ffeptifc^ed @o))^idma, b. ^. }ttm @<i^ein gebraud^t ivorben.
ii9 emftltc^e Üeberjeugung hingegen ßnnte er aUein im XoU^aufe
gefunben koerben; ald fol^c bcbürfte ed bann gegen i^n nic^t fotoo^t
eine« »eweife«, aW einer Äur. (SB. I, 124.)
ei)e.
1) e^e.
a) $aut)tjlved( ber S^e.
9ßad )tt)et Onbit)ibuen berfc^iebenen @ef(^led^t9 mit folc^er ®ekoa(t
Qn^ft^liepc^ ju einanber jie^t, bag fie bie unbertilgbare ©e^nfu^t ju
tiner toirtli^en Sereinigung unb Serf(^mel3nng füllen, ifi ber in ber
Sanjen ©attung fic^ barfieHenbe 93i0e )um Seben, ber ^ier eine feinen
i^otäm entfpreAenbe £)bicctit)ation feinet 9Befend antici))irt in bem
OnbiDtbuo, toetd^ed j[eue !93eiben }cugen lönnen. S>em gemäg liegt ed
int äßefen ber toa^en, naturgemäßen, aud Siebe, b. ^. im Ontereffc
^ ©attung gef^loffenen @^, bag i^r $aut)t}tt)ed( ntd^t bie gegen^
bärtige, fonbern bie lommenbc Generation ifl. (SB. U, 637 fg.)
140 ^e
b) ©egenfa^ smifc^ett S^en quo Siefie unb S^en
an9 Sont)enicn}.
S^eit aud SieBe metben im dntereffe ber Gattung ^ ntd^t ber dnbU
t)ibuen gefc^Ioffen. S^ax mahnen bie 9etl^et(tgten t^r eigene^ ®li\d
ju förbcm; aflcin i^r irirflie^cr 3^^* ^P ^^" ^6«^" f^'^f^ frember,
inbem er tn ber $erüor6rtngung etned nur burc^ fte mögttt^en dn«
btt)ibuutn9 liegt. @e^r oft toirb bad butd^ (eibenfc^afttid^e Ipiebe
{nfamtnengebroc^te $aar int Uebrigen Don ber ^eterogenften Sefc^affen«
^ctt fein, unb bied Tommt an ben Za^, mnn ber leibenfd^aftlic^e SBa^n
t^erf c^n)inbet S)emgemäg fallen bie a u d Siebe gefd^Iofjfenen Sl^en in
ber Siegel ungUidß^ a\x9; benn burd^ fte tuirb für bie !omntenbe
Generation auf ftoflen ber gegenmärtigen geforgt. Umgefe^rt ber^ölt
ed ft(^ mit ben an9 (Sont)enien} gef ^(offenen S^en. S)ie ^ier
»altenben 9{ü(ffi(^ten flnb reale, unb burd^ fte »irb für bad @iüd
ber Sor^anbenen, aber gum 9?a(^t^ei( ber ftommenben geforgt. 2)ema
gemäg Tommt bei Sbfc^ßegung einer S^e meiflend entn^eber bad
OnbiDibuum, ober bad dntereffe ber ©attnng gu Tur|. jDenn bog
SonDenienj unb teibenfd^aftUd^e Siebe $anb in $anb giengen, ifl bet
feltenfie ©Ittddfall. SBirb jjeboc^ neben ber ^onbenienj auc^ bie
Steigung in getoiffem @rabe berüdflc^tigt; fo iß ba^ gteid^fam eine
flbftnbnng mit bem @eniu9 ber ©attung. (SB. II, 637 fg.)
c) f^reunbfc^aft unb 3ltit(eib aU f^örbcrungdmittel
bed el|e(i(^cn Glücfd.
O6n)o(jl gtiidlic^e @(;en feiten ftnb, fo fann t9 bo^ liebenben ®e<
mUtl^crn jum S^rofte gereichen, bag bidmeUen ber Ieibenf(^aftß(^en
®efd^Ied^td(icbe ftc^ ein ®efü^( gang anbcm Urf))mng9 }ugefeDt, nfim«
lid^ bie auf UebereinfKmmung ber ©eftnnnng gegrünbete ($rcnnbf(^aft^
mliit nac^ bem (Srtöfc^en ber eigentlichen ®ef(^(ed^tdliebe ^ert)ortritt
unb meidend baraud entfpringt, baf bie einanber ergänjenben p^^fifc^en,
moralifc^en unb inteüectuenen Sigenfd^aften beiber dnbiDibuen, au9
meldten in Stüdfic^t auf bad }u Srgeugenbe bie ©efc^ted^tsUebe entflanb,
eben uiud^ in Sejie^ung auf bie dnbioibuen felbft ate entgegengefe^te
jZ^emperamentdeigenfd)aften unb geiftige ^orgüge ^dj }u einanber tV"
gänjenb t^er^atten unb baburd^ eine Harmonie ber ®emüt^er begrünben.
(SB. II, 639.)
Caritas (Siebe im Sinne beö 2Rit(eibe) unb amor (®efd^lec^t«»
liebe), auf biefelbe $erfon unb gegenfeitig gerichtet, geben eine g(üd(«
lic^e (S^e. ($. 405.)
d) @runb ber Serabf(^euung ber ®ef^wiflere^e.
dn t^otge ber @rbß(^feit ht9 S^arafterd Dom Sater tmb ber
Ontelligeng oon ber SWutter (f. Sererbung) ifl e« ber fefbe S^a-
raftcr, alfo ber felbe inbit)ibuca befKmmte äBilte, ber in allen
3)edcenbenten etned @tammed (cbt. hinein in jebem berfelben ifl i^m
ein onberer dnteHect beigegeben, baburc^ fieHt ftc^ i^m in jebem ber«
fetben ha9 Seben in anberm Sichte bar; er erhält in jiebem eine nette
(Sf^t 141
@rnnbanfi(j^t, unb burd^ btefe (clommt bad SSBoUen felbß eine anbere
üAtxLttq, mad in et^if(^er ^inflc^t, in $infi^t auf bie (Entfc^eibung
pD\J)ta Seia^ung unb Verneinung beö Sidend, Don iBid^tigleit ift.
DiT aud ber S^ot^menbigleit jkoeier ©ef^Iec^ter }ur 3^0^8 ^n^'
fprtngcnbe 9{aturaiiflalt ber immer toec^fclnben Serbinbung eined S^iSend
mit einem dnteHect mirb fo jur Safid einer $ei(dorbnung. SBeit nun
bemfelben SßiQen gerabe bie beftttnbige (Smeuening unb DSHige Ser«
änberung be^ dntetlectd, a\9 eine neue äBcItanfld^t berlei^enb, ben Seg
M ^619 offni ^ält, ber dnteOect aber Don ber ÜRutter fommt, fo
bürfte ^ier ber tiefe ®runb liegen^ aud »eld^em, mit koenigen ^lu^-
nahmen, aOe Sütler bie ©efc^miflere^e Derabfc^eueu unb »erbieten, [a
fogar eine ©efc^Ied^tdliebe ^ttifc^en ®ef(^tt)if][em in ber 9iege( gor nic^t
entfielt. ®enn m9 einer ®ef(|n)ifiere^e fönute nid^td ftnbered ^erDor*
ge^en, a(d flet^ nur ber felbe Sßide mit bem felben dntcOect, toit beibe
fc^on vereint in ben Altern epßiren, atfo bie ^offnungdtofe SBieber«
^olnng ber fc^on l)or^anbenen (£rf(^einung. (SEB. n, 603 fg.)
2) S^elofigfeit.
a) (S^etofigleit t)om ^rifllid^en unb bom et^ifc^en
®tanbt)unlt aud.
!Z)ie (S^e gilt im eigentti^eu (S^rißent^um Uc^ ate ein Som-
promig mit ber fUnbü^en 9?atur bed 3Reuf(^en, ate ein SttScfl^n^ni^,
ein erlaubtet für Die, mld}c\x btc jlraft bad $0(^fle an^uftrcben
mangelt, unb aU ein Stu^n^eg, größerem Serberben oorjubeugen; in
biefem @inne er^ttlt f^e bie @anction ber Si'irc^e, bamit bad ^anb
umiuflödbar fei. ^ber a(^ bie ^öfjcrc Sei^e bed S^rifient^umd, burd)
meiere man in bie 9{ei^e ber Vudenoä^Itcn tritt, n^ivb bad @oetibat
mib bie Sirginitöt aufgefieHt; burc^ biefe allein erlangt man bie
Siegerhone. (SB. U, 706 fg.) Som et^ifc^en ©tanbpunft aud ift
bie S^ ala entfc^iebenfler Sudbrud ber Seja^ung bed SBiOend }um
?eben ju öermerfen. (?. U, 660, «nmerl.)
b) S^e(ofig!eit oom cubämonologifd^en @tanb«
punft aud.
"Die S^age, ob ed beffer fei ju ^eirat^en, ober nic^t, (ägt fid^ in
fe^r bieten SdOen barauf iurüdfü^ren, ob Siebe^forgen beffer finb,
q1« 9la^rungdforgeu. (2R. 357.)
gar aRttnner, öon (jö^erem, geiftigem »erufe, für Dichter, $^i(o«
fop§en, übcr^out)t für !S)ie, koeld^e fic^ ber SBiffenfc^aft unb ftunfi
tDtbmen, ifi (S^efofigfeit ber S^e t)or}U}ie^en, loeil bad 3o(^ ber S^
f« ^inbert, große fflevle ju f^affen. (2R. 357.)
3) (E^egefe^e.
£ie (Suropäifc^en S^egefe^e nel^men bad SBeib ald SequtDalent beö
SKamied, gc^n alfo Dou einer unrichtigen Soraudfe^ung and. de me^r
bie Steckte unb (S^ren, totid^t bie ©efe^e bem äBeibe juertenneu, bad
iiatürli(^c iSer^ältiiiß beffclben überfieigen, beflo mc^r t)erriQgern fte bie
3^1 bct mirHic^ biefer Sergünfiigungen t^eil^aft merbcnben. 2)enn
142 e^re
bü ber luibernatttrlid^ t)ott^eU§aften Steaung, toelc^e bie 9Rono'
gamte unb bie i^r beigegebenen S^egefe^^e bem SBeibe ert^eilen, tragen
Kuge unb oorfic^ttge SRänner fe(|r oft 93ebenfen, ju ^eirat^en. SESä^venb
bo^er bei ben pol^gamif^en S5lfem j[ebcd Seib Serf orgung finbet,
ifi bei ben mo nog am if^en bie 3^^t ^^^ Dere^elic^ten groueu be*
f(^ränlt unb bleibt eine Un}a^I fiüQelofer Seiber übrig. t$ür bad
tt)eib(id^e ©efc^te^t ate ®an}ed betrachtet, iß bemnaci^ bie ^of^gamie
eine SBo^U^at. (?. U, 658.)
9[ud beut iRaturred^t lägt {I^ bie 3Ronogamie nic^t ableiten, fonbent
fe ifl blod t)o{ttii)en Urfprungd. %n^ bem 9?aturre(^t folgt nömlic^
b(o0 bie S^erbinbUc^feit bed ÜRanned, nur ein 9Beib ju ^aben, fo lange
biefe im @tonbe ifi, feinen Strieb ju befriebigen, unb felbß einen
gleichen j£rieb ^at 93(eibenb ifl blod bie Serbinblic^feit ber ©orge
ür bad S93eib, fo lange fie lebt, unb für bie ftinber, biö fie txtoad)\m
lub. 2)er Xrieb unb bie tS^^igleit }ur ©efd^Ied^t^befriebigung bauert
ieim 3Ranne me^r ate bo))peU fo lange, aU beim äBeibe. S)a ift nun
an9 bem 9taturre(^t feine Serbinblic^Ieit abjuteiten, bag ber 3Rann
feine no(^ gebliebene B^^dungi^fraft unb 3(ugungdtrieb bem ju beiben
jegt unfähigen SBeibe opfern foÜte. $at er fit gehabt t>on feinem
24. hx9 40. Oa^re, unb fie ifl nid^t mel^r taugli^/ fo tl^ut er i^r
fein Unrecht, koenn er ein jnieite^ jüngere^ SBeib nimmt, fobalb er
bann im ©taube ifl, imi Seiber ju unterl^atten, fo lange beibe leben,
unb für ade ftinber ju forgen. (^. 379.)
4) @^ebrud^.
3>ie ©efd^Iec^tdliebe, b. i. ba9 dntereffe ber ©attung, überloiegt,
obatb fie ind ©piel fommt unb einen entfd^iebenen Sort^eil bor \id)
xtf)i, iebed anbere noc^ fo n)i(^tige inbibibuelte dntereffe. 3^ni
allein koeic^en ba^er S^re, ^flic^t unb Streue, nac^bem fie jeber anbcm
Serfu^ung, nebfl ber S)ro()ung bed Zoht9, n)iberflanben ^aben. ©o
fmben xoix benn, bag in feinem ^^unfte ©etoiffcn^afttgfeit fo feiten ifl,
tt)ie in biefem; fie tt)irb ^ier bisweilen fogar ton fonfl rebttd)en unb
gerechten Seuten bei ©eite gefegt, unb ber S^ebrud^ rücffld^tdlod be-
gangen, koenn bie teibenf^aftlic^e Siebe, b. ff. bad dntereffe ber ©attung,
ftd) i§rer bemfld^tigt ^at. & fd)eint fogar, al9 ob fie babei einer
^5^ern Seredjtigung flc^ ben)ugt ju fein glaubten, aM bie dntereffen
ber dnbioibuen ie berlei^en fönnen, eben meit fie im dntereffe bei*
©attung ^anbeln. SBer fld) hierüber ereifern tt)oate, lofire auf bie
auffaDenbe Stac^flc^t ju oenoeifcu, koeld)e ber $ct(anb im (Soangelto
ber S^ebrec^erin niiberfa^ren tagt, inbcnt er jngteic^ bie fctbe ©^utb
bei aKcn «ntoefenben öorauöfefet. (SB. II, 631 fg.)
(lieber ba« Stecht ber gürflen, eine SRaitreffe ju galten, fie^c
gürflcn.)
Cl^re.
1) S)efinition ber (£^re.
eine ^Definition mie biefe: bie ß^re ifl ba« äußere ©etoiffen, unb
ba« ®e»iffett bie innere (S^re, fönnte oieOeic^t SRanc^em gefaCc«, mttre
(S^rc 143
jeboc^ me^r eine glünjenbe, atö eine beutlid^e unb grünblid^e (StfUrung.
3)eut(id|er unb griinblid^er ifi: bie S^re xft, objectiD, bie SDtcinung
Snberer Don unferm SBert^, unb fubj|ectiu, unfere ^wcd^t Dor biefer
üReinung. ($• I, 383.)
2) SEßuriel unb Urfprung be« iS^rgefü^U.
3)ie äBurjel unb ber Urfprung bed j|ebem nic^t ganj Derborbenen
'J)}enfd^en innemo^nenben @efü^te für 6§re unb Sd^anbe liegt in beni
Snnenjetben bed dnbiDibuumd, bag e$ nic^t in ber dfolirung, fonbern
nur in ber ©emeinfc^aft ttvoa9 \\t unb t^emtag. $ierau$ entfielt
bad SSefireben, für ein tauglic^c^ SRitglieb ber menfc^Ii^en ©efeOfd^aft
}u gelten unb baburc^ ber Sort^eile ber menfc^Uc^en ©emeinf ^aft t^eit^aft
IVL »erben, ^ieju fommt t9 auf bie günfitge SReinung ber Snbern an,
nnb ^ieraud entfprtngt bemnac^ bad eifrige @treben naij ber günfligen
ä^teinung Ruberer unb ber ^o^e 3Bert^, ber barauf gelegt toirb.
(?. I, 383.)
3) SSBirlungen ber @^re.
9{ad| il^rer fubjectioen ®eite^ ald t^urd^t Dor ber üReinung Snberer,
^Qt bie @^re oft eine fe§r §etlfame, n^enn au(^ leine^toegd rein mora-
Uf^c aaSirfung, — im 2Rann öon g^re. {% l, 383.)
9{i(^td flörh ben Se6endntut§ me^r^ ald bie erlangte, ober erneuerte
©cteig^eit oon ber günfligen 3Jieinung Slnberer; n^eil fle ben @^u^
unb bie ^ülfe ber Vereinten ffräftc aflcr öcrfpric^t. {% l, 383.)
4) Sßert^ ber (S^re.
*S>tt SBertl^ ber S^re ifl nur ein mittelbarer. S)enn bie 3){einung
Ruberer Don und lann nur infofern äBert§ für und ^aben, atd fie i^r
^onbeln gegen und beflimmt ober gelegentlich beflimmen lann. S)ied
ifi ieboc^ ber $aQ, fo lange n)ir mit ober unter üRenfd^en (eben.
Unmittelbarer SBert^ fommt ber e§re nid^t ju. (^. I, 386.) «tte
%e beruht gule^t auf ißü^ti^feitdrüdfi^ten. ($. I, 388.)
5) Serluft ber (S§re.
9uf ber äßa^r^eit, bag ber g^aralter unoeränberlid^ ifl(f.(£^a'
matter) beruht ed, bag bie toat^xt Sl^re, ein Wlal oerloren, nie u^ieber
^^juftellen ift^ fonbern ber äRalel einer einjigen ni^tdmürbigen $anblung
bem äßenfd^en auf immer auRebt. (6. 51.) dmmet beruht bie
l^^re, in i^rem leisten @runbe, auf ber Ueberjcugung oon ber Unoer--
<inberli^!eit ht^ moralif^en g^arafterd, oermöge »eitler eine ein}igc
]^Uiiit $anb(ung bie gleid^e moralifd^e 9ef(^affen^eit aller folgenben,
fobatb tt^nlic^e Umflünbe eintreten »werben, verbürgt. !3)ed^alb eben ifl
^« Verlorene ß^re mijt loieber ^erjufteßen; ed fei benn, bag ber SScrluft
tt^f Sttuf^ung, to)ie ^erläumbung, ober falfd^cm @^ein berul^t ()fttte.
(?. I, 384.)
6) ®egenfa(} }n)if(^en Sl^re unb 9{u^m.
®ie (S^re ^at in getoiffem @tnne einen negatioen 6^araTter,
nümti^ im ©egenfag }um 9{u§m, ber einen pofittoen S^arafter
N. !Z)enn bie S^re ift nic^t bie 3Keinung oon befonbern^ biefem
142 Q^rc
kt ber kDtbernatürlid^ t^ort^eil^aften @teSung, rne^e bte SDtono'
gomie unb bie t^r 6etgegebenen S^egefe^e bem SBeibe ettl^eilen, tragen
Kuge unb tiorftd^tige ajittnner fe^r oft SSebenfen^ ju ^eirot^en. S93ä^renb
bo^er bei ben poltjgamtfd^en Sölfern jebcd 9Beib SSerforgung fmbet,
i{t bei ben monogamtfc^en bte 3<i^t ^^^ tiere^elic^ten Stauen be«
f^ränlt unb bleibt eine Unja^l fiüf^etofer SBeiber übrig. %üx bad
meibli^e ©ef^Ied^t ald ©anjed betrachtet, ifl bemnad^ bie ^ol^gamie
eine SBo^tt^at. (% U, 658.)
^ud bent ißaturred^t (ttgt jld^ bie äRonogamie nid^t ableiten, fonbent
fie ifl btod pofttioen Urfprungd. "änB bem 9?aturre(^t folgt näntlid)
blod bie Serbinbtic^Ieit bed Wlanm^, nur ein äBeib ju §aben, fo lange
biefe im @tanbe i|l, feinen S^rieb ju befriebigen, unb felb{l einen
jleic^en SIricb ^at. 9(eibenb ifl blod bie 93erbinbtic^Ieit ber @orge
ür bad Sßeib, fo lange fie lebt, unb für bie Sinber, bi6 fte ermac^f en
tnb. 3)er S^rieb unb bie gö^igfeit jur ©efc^Ied^t^befriebigung bauert
)eim äRanne me^r al^ boppelt f o lange, ald beim SBeibe. S)a ift nun
axxe bem iRatune^t leine Scrbinblid^teit ab}uleiten, bag ber Wlamx
feine nod^ gebliebene 3^^9ungdlraft unb 3^ugungdtrieb bem ju beiben
ieljt unfähigen SBeibe opfern foKte. $at er fie ^^fiait t)on feinem
24. bid 40. da^re, unb fte ifl nid^t me^r taugli^, fo t^ut er i^r
lein Unrecht, n^enn er ein itotiM lungeret SEBeib nimmt, fobalb er
bann im ©taube ifl, })nei Seiber ju unterhalten, fo lange beibe (eben,
unb für alle ftinber ju forgen. (^. 379.)
4) @^ebru^.
S)ie ©efd^Iec^tdliebe, b. i. ba^ dntereffe ber ©attung, übertoiegt,
fobalb fie ind ®))ie( fommt unb einen entfc^iebenen Sort^eil uor ftc^
fle^t, iebe^ anbere no^ fo n)i(^tige inbiüibuelle dntereffe. Sf}ni
aUein n^eic^en ba^er @§re, ^flic^t unb 3:reue, nac^bem fie jjeber anbem
Serfud^ung, nebfl ber S)ro()ung bed S^obed, loiberflanben ^aben. @o
fmben \mx benn, bag in feinem fünfte ©etuiffen^aftigteit fo feiten ift,
tt)ie in biefem; fie toirb ^ier bi^meilen fogar t)on fonfl reblid^en unb
geredeten Seuten bei @eite gefegt, unb ber @^ebrud^ rütffid^tdlo^ be-
gangen, toenn bie leibenf^afttic^e Siebe, b. ^. bad dntereffe ber ©attung,
ftd) i^rer bemli^tigt ^at. @d ftfjeint fogar, ald ob fie babei einer
^5^crn Sere^tigung fi^ bemugt }u fein glaubten, ald bie dntercffen
ber dubiuibuen je uerlei^en fönnen, eben meil fte im dntereffe ber
©attung ^anbeut. 2Ber fid) hierüber ereifern »oHte, n)tire auf bie
auffadcnbe S^ac^fi^t }u üerraeifcn, mld)z ber $ci(anb im (Soange(io
ber (S^ebrec^erin n)iberfa^ren lägt, inbem er gngleic^ bie fc(be ©d^ulb
bei aOcn ^nwefenben Doraudfe^t. (993. U, 631 fg.)
(lieber baö {Rec^t ber Surften, eine TOaitreffe jn Jjaltcn, fle^c
gürflcn.)
elfte.
1) ^Definition ber (S^re.
(Sine S)efinition mie biefe: bie @§re ifl bad äu§ere ©etoiffen, unb
bad ©etoiffen bie innere S^re, fönnte DieUeic^t äRan^em gefaQen, »äre
Qtl^xc 143
itbod^ me^r eine glänjenbe, als eine beutli^e unb grünbltd^e ßrltörung.
Deutlid^er nnb grünbli^er i{l: bie (S^re ifl, objectit), bie äReinnng
Snberer Don mtfemt Sßert^, unb fubjectiü, nnfete Surc^t t)or biefer
SKeinung. (^. I, 383.)
2) SaSuracI unb Urfprung bc« e^rgefü^I«.
^ie äBurjel unb ber Urfprung bed febem nid^t ganj t)erborbenen
'JRenfc^en tnnetuo^nenben @efU^te für 6§re unb @^anbe liegt in bent
3imemerben ht9 •3nbit)ibuunt9^ ha^ t9 nid]! in ber dfolirung, fonbern
nur in ber ©emeinfd^aft ttma^ ifl unb t)ermag. $ieraud entfielt
ba^ Seflreben, für ein tauglic^e^ SRitglieb ber menf^Ii^en ©efeOfd^aft
}u gelten unb baburc^ ber Sort^eile ber menfc^Iic^en ©emeinf^aft t§eil^aft
ju merben. $ieju fommt e^ auf bie günflige äReinung ber Slnbern an,
imb ^ieraud entfpringt bemnad^ bad eifrige @tre6en nad^ ber günftigen
3)?einung Ruberer unb ber §o^e 3Bert^, ber barauf gelegt toirb.
(?. I, 383.)
3) SBirlungen ber @^re.
9}ac^ i^rer fubjectiDen ®eite, aU t^urd^t t)or ber üReinung Ruberer,
^at bie @^re oft eine fe§r ^eitfame, n^enn au^ leinedtoegd rein mora-
lifc^e SBir!ung, — im SKann öon e^re. (^. I, 383.)
kxift^ ftörft ben Sebendntut^ me^r, ald bie erlangte, ober erneuerte
@ctt)ig^eit t)on ber günftigen 3Jieinung Slnberer; toeil fie ben @d^u^
unb bie ^ülfe ber vereinten ffräfte «Her öerfpric^t. {% I, 383.)
4) SBert^ ber (£§re.
2)er ^ertl^ ber S^re ift nur ein mittelbarer. S)enn bie 3){einung
Snberer t)on und fann nur infofern äBert^ für und ^aben, ol9 fie i^r
^anbeln gegen und beftimmt ober gelegentli^ beflimmen fann. S)ied
iß ieboc^ ber ^aU, fo lange niir mit ober unter äRenfc^en leben.
Unmittelbarer SSSert^ lommt ber ß^re nic^t ju. ($.1, 386.) Mt
e^re beruht jule^t auf ißü^Uc^feitdrüdCfic^ten. {% I, 388.)
5) Serluft ber (S§re.
Xuf ber SEBa^r^eit, bag ber ^^araher unt)eränberlt^ ifl(f. (S^a-
ralter) beruht ed, baß bie toafjxt Sl^re, ein Tlal verloren, nie u^teber
§er}ufieQen ift, fonbern ber Tlahl einer einjigen nid^tdmürbigen $anblung
bem äRenfc^en auf immer auflebt. (@. 51.) dmmet beruht bie
S^re, in i^rem leisten ©runbe, auf ber Ueberjcugung t)on ber UnDer^
änberli^feit ht9 moralifc^en (^^araftcrd, t)ermöge melc^er eine einjigc
f(^k(^te $anblung bie gleiche moralifd^e Sefd^affen^eit aOer folgenben,
jobalb tt^nli^e Umfiänbe eintreten »werben, verbürgt. ÜDed^alb eben ifl
bie berlorene S§re nic^t loieber ^erjufieDen; ed fei benn, bag ber $er(ufi
auf Xäuf^ung, toie ^erläumbung, ober falfd^em @^ein berul^t ()fttte.
(?. 1, 384.)
6) ®egenfa(} jmifd^en (S^re unb 9{u^m.
3)te (S^re ^at in gen)iffent (Sinne einen negativen (S^arafter,
nämlic^ im ©egenfa^ }um 9{u§m, ber einen po fit tuen S^aratter
N. 2)enn bie S^re ifl nic^t bie äReinung Don befonbern, biefem
144 e^rc
@u6iect aMn jutommenben Sigenfd^aften, fonbetn nur Don ben ber
9{egel na^ Doraudjufel^enben, toclc^e ait^ i^m nic^t abgeben foOen.
®ie befagt ba^er nur, bag bad ©ubject {eine Studna^me ma^e; kofi^renb
ber 9fu^m befagt, bag ed eine mad^e. diu^m mug ba^er erfl cnoorben
U)erben; bte 6^re hingegen braucht b(od ntc^t Verloren ju gc^en. Sem
entfpred^eub ifl Srmangelung bed 9{u^me^ £)bfcuritftt, ein 9?egatit)ed;
(Srmangelung ber (S^re ifl ©c^anbc, ein $ofitiüed. ($. 1, 385.)
!X)ic S^re betrifft blod folc^e (Sigenfc^aften, bte Don jiebem in benfelben
Sev^ältniffen @te^enbcn geforbcrt merben, ber 9Iu^m blod fold^e, bic
man Don SKemanb forbcrn barf; bie @^re fold^c, bie debcr fid^ felber
($ff entließ beilegen barf; ber Sttu^m fotd^e, bie ji^ciner flc^ felber beilegen
barf. Sßä^renb unfere S^re fo n^ett reicht, toie bie ^unbe Don und;
fo ci(t, umgele^rt, ber 9tu^m ber fiunbe Don und Doran unb bringt
bicfe fo meit er felbfl gelangt. Sluf IS^re ^at deber Snfpruc^, auf
äiu^m nur bie Sudna^men. ($. I, 415.) 3Btt§renb bie S^re in ber
Siegel gerechte Üixdjttt finbet unb lein 92eib fic anfi^t, \a fogar fie
dcbem )um Doraud, auf Srebit, Derlic^en tüixb, mug ber 9{u^m bem
^{eibe }um £ro^ erfflmpft toerben unb ben Lorbeer t^eitt ein S^ribunal
entfc^teben ungünfiiger »ic^ter aud. ($. l, 421.)
7) «rten ber S^re.
Hu9 ben Derfc^iebenen 9e}ie^ungen, in benen ber 9)7enf(^ }u Snbern
ftc^t unb in $infi^t auf n^elc^e fic 3»traucn ju i^m, alfo eine gemiffe
gute SReinung Don i^nt, }u ^egen ^aben, entfielen mehrere Srten ber
@§re. 3)iefe SBejie^ungen flnb ^auptfftc^Iid^ bad ^ein unb S)ein,
fobann bie Seiflungen ber Xn^cifd^igen, cnbtid) bad ©e^ualoer^ältnig;
i^nen entfprec^en bie bürgerliche (S^re, bie Smtdc^re unb bie
<Sef uale^re, iebe Don )De(d)en nod^ loieber Unterarten §at. ($. I, .384.)
a) S)ie bürgerliche (S§rc, welche bie toeitefle Sphäre ^at, befielt
in ber Soraudfe^ung, bog mx bie dted^te eined Oeben unbebingt a^ten
unb ba^er und nie ungerechter, ober gefcl^üc^ unerlaubter iWittel ^u
unferm Sort^ci(e bebienen mcrben. Gie '\\t bie SSebingung jur !£^ciU
na^me an aUem frieblic^en 93erfe^r. ($. 1, 384.) !£)ic @runbfä<}e
ber bürgerlichen (E^re berufen auf bem moralifd^en unb nic^t auf bem
Uod pofitiDen Siedet. (2B. U, G83.)
b) 3>ie Smide^re ift bie allgemeine äRetnung Slnberer, baß ein
äRann, ber ein 3lmt oerfie^t, oUe baju erforberlic^en Sigenfc^aften
mirflic^ ^abe unb aud^ in aOen i^äUen feine amtlichen Obliegenheiten
pünftlic^ erfülle. Die Slmtde^re erforbcrt ferner, bag mer ein 9mt
Derfle^t, bad Smt felbft in ^fefpect erhalte. (^. I, 386 fg.)
c) ^ie <Sefua(e^re.
!Z)ie ©qruale^ce jerfädt i^rer 92atur nac^ in SBetber* unb 9){cinner«
(i^re, unb iß Don beiben Seiten ein wo^toerfianbener esprit de corps.
2)ie meiblic^e S^re ifl bie aUgemeiue ÜReinung Don einem 3)?ttbc^en,
bag fle ftc^ gar leinem äRannc, unb Don einer $^rau, bag fie ftc^ nur
bem i^r angetrauten Eingegeben i^aht. ($. I, 388.) S)ie loeiblid^c
Cüi^re ^at jkoar grogc Sßi^tigfeit für bad »eibti^e @Iüd; aber i^r
e§rc 145
XkrtI) tfi boc^ nur ein relattDer, lein abfotuter, über ha^ 2 Am unb
jeine ^totät f)inaudtiegenber. S)a§er tfl ben überfpaiinten Saaten ber
l'uaetia unb bed 3>irginiud fein Beifall ^u fc^enfen, unb ber @d)Iug
ber Smtlia ©alotti f)at titoa^ (Smpbrenbed. üened auf bie @pi$e
Xreiben bed tveibUc^en (S^renprincipd gehört juui SJergeffen bed ßiuec!^
über bie ÜRittel. S>ie @e^uale§re l^at ine^r atd aKe anbere 6^re einen
Mo^ relaüDen, ja, man mbd)te fagen einen 6(0^ conuentioncllen
ffiert§. {% I, 388 fg.)
2)ie @ef(^(e(^tde^re ber SRdnner tuirb burd^ bie ber SBeiber ^eroor^'
gerufen, atö ber entgegengefe^te esprit de corps, tüdijtx berlangt,
ba^ Seber, ber bie @^e eingegangen ifl, barüber mac^e, bag biefed
'factum nic^t bnr(^ Sinreigen einer (a^en Dbferbanj feine t$efligfeit
Derliere. 3)cnigemäg forbert bie @^re bed SRanned, ha^ er ben @^e^
bru(^ feiner ^rau a^nbe unb menigftend bur^ 2:rennung Don i^r ftrafe.
{?. I, 390 fg.) ®ie ben 2Rann bur(^ SSerluft ber ®efd)(ec^t«e^re
treffenbe ®d)anbe ifi nid}t fo grog, mie bie bad 2Betb tieffenbc, xotil
beim 9)ianne bie ©efd^Iec^tdbejie^ung eine untergeorbnete \^, inbem er
in noc^ Dielen anbern unb uii^tigern fie^t. (% J, 391.)
8) ©ine Slfterart ber @^rc.
Dbgleic^ bie S^re einen negativen (S^arafter f^ai (f. ®egenfa^
)toif(^en ß^re unb 9{u^m), fo ifl bod^ biefe StegatiDität nic^t mit
^affiüität ^u Dertt)ed}feln; üielme^r f^at bie @^re einen gang actiDen
S^arofter. @ie ge§t nämtic^ aDein Don bem @ub|ect berfelben au9,
beruht auf feinem I^un unb ?affen/ nic^t aber auf 3)cm, loa« Änbere
t^un unb noa^ i^m n^ieberfö^rt. ÜDied if^ ein Unterfd^eibung^nierfmat
ber wahren öftre Don ber ritterlichen, ober Äftere^re. (^. I, 385.)
SSä^renb bie J4(^ten «rtcn ber gftre ftd^ bei allen Sölfern unb ju allen
Seiten finben, ip bie ritter(id)C @^re ober baö point d'honneur erft
im 3)2ittela(ter entfianben, unb blo^ im c^riflUdjen Europa unb gkoar
blo« unter ben ^ö^eren Stäuben cin^eimifd^ gemorben. QJß. T, 39 J.
398 fg.)
Z)ie ©runbfft^e ber rittertic^en @ftre fmb Don benen ber ttd^ten
Srten ber öftre gänjUd) Derfc^icben, j[a iftnen gum £ftei( entgegengefe^t
unb 6i(ben einen ganjen öobe^* ober @piege( ber ritterli^en öftre.
(% l, 391 ff.) Sag biefer feltfame, borbarifdfte unb lächerliche öobe^
bct gftre nic^t a\\9 bem SBefen ber menfc^Ii^en iRatur ober einer ge«
fnnben Snftc^t menfd)(i^er Serftättniffe fterDorgegangen fei, erfennt ber
Unbefangene auf ben erj^en »lid. {% 1, 398.) Da« ritterliche
%enprincip mit feinem abfurben 2)uean}efen ifl ein fUnfi Hefte«, ift
ciu itinb iener 3^tt, ipo bie ^äufie geübter »aren, al« bie Jlbpfe, wo
bie Pfaffen bie Vernunft in Ketten ftielten unb fdftmierige 9{ed)t«fäae
btttcft JDrbalien, ®otte«urtfteite, bie ftauptfäc^Iic^ in 3^ci'^n<Pf^n ^^*
[tanbiit, entfc^ieben n^urben, alfo ein ftinb be« 3){ittelatter« unb feine«
»ittertftum«. (?. I, 402.)
3)ie 2:enben/| be« ritterliciften öftrenprincip« ifi biefe, baß man burc^
Xnbroftung pft^flfc^er ©ematt bie äußerlichen ^ejeugungen berjenigen
649i»cn^aucr«S(iiton. l« 10
146 (S^xiWtxt
Hc^tüng erjWtngen toitl, n)el(^e tüMiij )u ertuerben man enttocber
für ju Bcfc^werHc^, ober für übcrflüfftg ^ält. SBä^rcnb bie bürgcrlit^c
S^re in ber SReinnng ber Slnbem t)on und befielt, bag nir DoU^
fommened 3utrauen üerbtenen, mil tt)ir bie 9?ed^te eined deben
unbebingt achten; fo befielt bie ritterltd^e (S^re in ber 2)7einung ton
und, bag mir 3U fürchten ftnb — ein @runbfa^, ber fo falfc^ nic^t
toüxt, koenn mir noc^ im 97aturjuftanb (ebten, ber tiber im ©tanbe
ber SiDiUfation feine ®ü(tigfeit me^r §at unb beffen t$efl^atten nur
auf einer ber 92atur unb htm Soofe bed SRenfc^en gänjlid^ unange-
meffenen Ueberf^ä^ung bed äBert^ed ber eigenen $erfon beruht.
(?. I, 403, $. 384.)
S)ie Sef^önigungen bed t)crmeffenen $0^' unb Uebermut^ed bed
ritterlichen S^renprindpd mit feinen ^ucDen finb nic^t fUc^^alttg.
SBeit entfernt, eine SBe^rmauer gegen bie Sudbrüc^e ber 9}o^^eit unb
Ungejogen^ett ju fein, ifl bad ritterßd^e (S^renprinci)) oft bad fiebere
SfQlum, mie im ®rogen ber Unreblic^Ieit unb ©c^Iec^tigleit, fo im
Kleinen ber Ungejogen^eit, 9eü(ffl(^td(of{gIeit unb Flegelei. (^. I, 404 fg.)
9) 2)ie 9tationaIe^re.
2)ie 9lationaIe^re i{l bie @§re eined ganjen Solfed ate X^eiled ber
S5(Iergemeinf(^aft. 3)a ed in biefer lein anbered Sorum giebt, att
bad ber ©ematt, unb bemnad^ jebed SRitglieb berfelbcn felbfl fein 9ted^t
}u f(^ü(}en (at; fo befielt bie (E^re einer Station nid^t oOein in ber
erworbenen SDtcinung, bag i^r }u trauen fei (Srebit), fonbem aud^ in
ber, bag fle ju fürd^ten fei; ba§er barf fie (Singriffe in i^re Steckte
ntemaM ungea^nbet laffen. @ie ocrrinigt alfo ben S^ren^unlt ber
bürgerlichen mit bem ber ritterlid^en dfftt. ($. I, 415.)
10) !Z)ie bem Sllter ermiefene S^re, f. geben datter.
1) (S^rlid^teit e^iflirt, aber aU Xudna^me.
SBer alt ifi, benfe jurüd an alle Sie, mit meieren er ju t^un
gehabt ^at; toie oiele toirtlic^ unb loa^r^aft e^rtic^e Seute toerben i^m
oorgefommen fein? SBaren nid^t bei Sßeitem bie SDtrifien, tro^ i^rem
fd^aamlofen Vnffa^ren beim kifeflen Serbad^t einer Unrebli^frit, ober
nur Untoal^r^eit, gerabe ^eraud gefagt, bad mirnid^e ®egent^eil?
(SB. n, 732.)
6d giebt in ber j^^at ma^r^aft e^rli(^e Seute, — mie t» auc^
wirHid^ nierbUtterigen iHee giebt; aber $amtet f))ri^t o^ne ^^perbel,
toenn er fagt: 9taäf bem Saufe biefer SEBelt ^eigt e^rtic^ frin ein
and 3e§ntaufenb Hudertott^Iter fein. ((S. 191. 203.)
2) 9Befen ber ma^r^aft e^rlid^en Seute.
S)ieienigen, bie gerecht ^anbete einjig unb aQein bamit bem 9nbern
lein Unred|t gefd^e^e, ja, benen gteic^fam ber ®rnnbfa^, bem %nbem
fein dttdft loiberfa^ren }u laffen, angeboren ifi, bie ba^er 9?iemanben
abfid^tlic^ ju na^e treten, bie i^ren Sort^eil nic^t unbebingt fu^en.
(Sib 147
foubem batet oud^ bie 9Ied^te anbetet 6etüdF{ld^tigen, bie bei gegenfeitig
übernommenen 93er))fli^tmigen nt^t blod barüber toa^en^ bog ber
Snbere bod ©einige leifle, fonbent au^ barüber, bag er baö ©einige
em{)fange, inbem fte aufrichtig nid^t n^oOen, bag, luer mit i^nen ^an«
Itlt, gu furg fommc — bied finb bie koa^r^aft e^rlic^en Seute, bie
iDcnigen Aequi unter ber Unja^t ber luiqui. (6. 203.)
ei^.
1) 3tt)cdf be« eibc«.
Der unbeflrittene ^md bed Sibed i% ber nur }u häufigen t^alfd^*
^eit unb Sügen^aftigfeit be$ äRenfc^en auf Uo9 moralifc^em 3Bege }u
begegnen, baburd^, bag man bie Don i^m anerlannte moralifc^e Ser*
))fli(^tnng, bie äBa^r^eit ju fagen, bur^ irgenb eine außerorbentlic^^,
^ier eintretenbe 9{üd[ft(^t er§9§t, i^m lebhaft }um 93en)ugtfein bringt.
(?. n, 281.)
2) X)ie t)on ber Sieligion unabhängige, rein moralif ^e
93cbeutnng bed Sibed.
Obtto^t bei feiner Angelegenheit bie 9?eUgion fo unmittelbar unb
angenfSQig in ba^ prattifd^e Seben eingreift, mie beim (Sibe, fo ^at
bo^ ber 6tb eine t)on bem retigi5fen ©tauben unb beffen SBanbtungen
unabhängige, bedl^alb auc^ ben SerfaS ber Religionen überbauernbe
rein moraififc^e Sebeutung, nielc^e ftc^ auf beutlit^e Segriffe bringen
läft. Oeber ÜRenfc^ trägt nämtic^ bie, menngleic^ unbeutlid^e Ueber«
^cngung in ftd^, bag bie SBelt nid^t btod eine p^^fifd^e Sebeutung
tabe, fonbern )ugleic^ irgenbmie eine metap^^fifd^e, unb fogar auc^,
bQ§ in Sejug auf fol^e unfer inbiliibuelle^ $anbeln feiner bloßen
3Roratität na^ noc^ gang anberartige unb Diel mid^tigere folgen ^abe,
ate i^m vermöge feiner empirifd^en SBirffamleit gufommen, unb fonac^
ttirKit^ t)on trandfcenbenter Sebeutfamfeit fei. X)ie Slufforberung }um
Sibe flellt nun ben SDtenf c^en au^brüdRiA auf ben @tanb))unft, koo er
ftt^r in biefem ©inne, ald blod moraIif(^e9 Sßefen unb mit Sen^ugtfein
ber ^o^en SSid^tigteit für i^n felbfl feiner in biefer (Sigenfc^aft gegebenen
Sntfc^eibungen angufe^en f)at, looburd^ je^t bei i^m ade anberen ätüd"
fitsten iufammenfd^rumpfen foHen, bid jnm gänjtic^en Serfc^minben.
(?. n, 283.)
3) tZ)ie ISibedformel.
Sd ifl unioefentlid^, ob bie beim (Sibe in Anregung gebrad^te tteber«
^eugmig Don einer metap^Qfif(^en unb gugleii^ moralifc^en Sebeutung
nnjere« !3)afeind blod bumpf gefüllt, ober in aOertei SR^tl^en geflcibet
unb babur(^ belebt, ober aber jur ftlar^eit M ))^i(ofop^if(^en S)enlend
gebracht fei; moraud koieber folgt, bag t9 im SBefentlid^en nic^t barauf
Qnfommt, ob bie ISibe^formel biefe, ober jene m^t^ologifd^e Segie^ung
<Didbrfi(Ie, ober aber gan} abfhact fei, toie bad franj5flfd^e je le jure.
l^ie Sormel ifl nad^ bem ®rabe ber inteOectuellen Silbung M
^tDlhrenben au kott^ten. S)ie @ad^, fo betrachtet, Knnte fogar
10*
148 (Sifetfud^t — ^igentl^um
Stner, bet ft^ ju temer ^Religion betennt, fe^r loo^l jum (Sibe ^uge«
laffcn werben. {% II, 283.)
€iferfud|t.
SBeit in bcr Icibcnfc^ofll^en Siebe ber ®cijl ber ©attnng feine
3we(fe mit einer ben 3ntere(fcn be« i)nbiöibuum^ unenblic^ überlegenen
SWodjt geltenb moc^t, bornm ijl ber SJerlup ber ©cliebtcn burd) einen
92ebenbu^(er, ober burc^ ben Xoh, für ben Ieibenf(^aftli(^ Siebenben ein
©c^merg, ber ieben anbem überfieigt; eben lueil er tran^fcenbenter 9rt
ifl, inbeni er i^n nic^t btod ald 3nbit)ibuum trifft, fonbern i^n in
feiner essentia aetema, im Seben ber ©attung angreift. 3)a^er ift
Siferfuc^t fo qnatooü unb fo grimmig, nnb ifl bie Abtretung ber ®e-
Uebten baö größte atter Opfer. (9B. II, 631.)
Cigettnulf, f. (Sgoi^mud.
€tgtnfiim.
Witt Sigenfinn beruht barauf, bag ber 9BilIe [\di an bie <Ste(Ie
ber SrTenntnig gebrttngt ^at. ($. U, 625.)
Ci0enU)ttm.
1) SBorauf bad ttd^te (Sigent^um^rec^t beruht.
%ne« ttd^te, b. §. moralifd^e (Sigent^nm^ec^t grünbet fic^ urfprünglid)
einzig nnb allein auf Bearbeitung ber 2)inge, nid^t auf erfle 93 e«
fi^ergreifung. 3)enn wie foUte boc^ bie bloge (SrRärung meine«
äBiltend, Snbere t)om ©ebraud^e einer @ad^e audgufd^tiegen, fofort audj
ein SRed^t bagu geben? Offenbar bebarf fle fetbfl er{l eineiS 9ie(^td«
gmnbe«. (Ed tami ganj unb gar feine rei^tli^e Sefi^ergreifuiig
geben, fonbern ganj allein eine rec^ttic^e Aneignung, Sefi^er*
merbnng ber @ac^e, burc^ Sermenbung urfprünglic^ eigener ftrttfte
auf fle. 9ßo nämlic^ eine ©ac^e burd^ irgenb eine frembc Tlü^t, fei
biefe nod^ fo Hein, bearbeitet, Derbeffert, oor Unfällen gefc^ü^t, bewahrt
t|l; ba entgie^t ber Angreifer folc^er ©ad^e offenbar bem Snbern ben
(Erfolg feiner barauf l^ermenbeten ^aft, lägt a(fo ben £eib Oened, ftatt
bem eigenen, feinem SEßiDen bienen, bejaht feinen eigenen SEBiden über
beffen (Erfd^einnng ^inanö, bid jur Sierneinung bed fremben, b. ^. t^ut
Unrecht, hingegen bloßer @enug einer ®a^e, o^ne ade Bearbeitung
ober ©ic^erfleKung berfelben gegen S^^ft^^u^fl/ 9^^^^ eben fo wenig ein
dltdft barauf, wie bie (Srftörung feine« killend jum 9[(Ieinbefi|^.
(SB. I, 396 fg.; U, 682 fg. g. 188. $. 146.)
2) Unab^flngigleit be« Sigent^umdrec^te« Don flaut'
tiefer Orbnung.
S)te, weld^e mit ©pinoja leugnen, ba§ e« außer bem Staate ein
%e(^t gebe, uerwec^feln bie 9Ritte(, ba« Sted^t geltenb ju mad^en, mit
bem Steckte« ÜDe« ©c^u^e« ifl ba« Siecht freiließ nur im ©taute
nerftc^ert, aber e« felbfi ifl Hon biefem unabhängig oor^anben. 3)enn
burd^ ®ewa(t fann e« Mo« unterbrüdt, nie aufgehoben werben. (993. II,
680.) S>em}ufo(ge giebt e« au(^ im Slaturanftanb üoOtommene«
ElfiapfievTj — ehifalt 149
ßgcnt^umdrec^t, b. ^. fold^ed, toelt^ed mit t)oafomntenem natürlichen,
b. ^. et^ifd^en {Redete befeffen toirb, ba^er o^ne Unrecht nic^t Detle^t,
aber o§ne Unrecht aufd Xengerße Dert^eibigt werben lann. ($. 375.)
3) 9ßo}u bad (Eigent^umdred^t 9efugnt§ giebt.
3)ad ntoralif^ begrünbetc @igent^mndred^t giebt feiner Statur nad^
bem Sefi^er eine eben fo uneingefc^rttnfte ÜRac^t über bie ©ad^e, »ie
bie ifi, meiere er über feinen eigenen Seib l^at; tvorand folgt, bag er
fein Sigent^nni bnrc^ S^aufc^, ober ©c^enfung, %nbern übertragen !ann,
iDe(((e atebann, mit bem fetben moralifd^en ditdfk, mie er, bie @aäjt
bePe^n. (SB. I, 397,)
4) ©c^mierigleit ber Srfennnng bed et^ifd^en Mec^td
in bem anf pofitioed 9le(^t gegrünbeten 99efi^.
3)ie rein et^ifc^cn 9Rotit)e }ur Q^rli^feit !önncn meiftentl^eil^ nur
no(^ einem meiten Ummeg i^re 3(nn)enbnng auf ben bürgerli^en Se|t^
finben. @ie fönnen näm(id) ft^ ^unädjft unb unmittelbar adein auf
bad natürlid)e dttd^t be}ie^en; auf ba^ pofitiüe aber erfi mittelbar,
fofem nämlic^ jene^ i^m ^u @runbe liegt. 3)ad natürliche dttdjt aber
(joftet an feinem anbem (Sigent^um, atö an bem burc^ eigene SRü^e
etioorbenen, burc^ beffen Angriff bie barauf t)ern)enbeten Jträfte bed
Seft^erd mit angegriffen, i§m alfo geraubt merben. 9hm foU freiließ'
jeber auf yofitiocd 9tec^t gegrüubete Seft^, menn au^ burc^ noc^ fo
Dieie 9Ritte(glicber, jule^t unb in erfter OueOe auf bem natürlichen
Sigent^unidrec^te berufen. Stber niie uieit liegt nic^t, in ben meiften
Säuen, unfer bürgerlicher 93e{t6 oon iener UrqueQe bed natürlichen
Sigent^um^re^ted ab! STteifiend ^at er mit biefem einen fe^r fc^nier
ober gar nic^t nac^meidbaren 3"[<<>">"^>i^<>"8* ^^ bebarf fc^on be*
bentenber Silbnng, um bei allem ))ofttiüen Sefi^ bad et^ifd^e Stecht
jn etfenneit unb e« bemnad^ and rein moralifd^em Xntriebe ju achten.
(6. 188 fg.)
5) 3Barum bei Segrünbung bed natürlid^en Sigen*
t^um^re^ted ber Su^brudt ^otmatiott au Dermei«
ben tfi.
Sd ifi }mar rid^tig, bag ed jur Segrünbung bed natürlichen (Eigen«
t^nmdred^ted ntc^t ber Snna^me jn)eier 9fec^tdgrünbe neben einanber,
bed auf iDetention gegrünbeten, neben bem auf t^ormation gegrün«
beten bebarf, fonbern le^terer allein überaO au^reic^t. Sber ber S^ame
Formation ifi ni^t rec^t paffenb, ba bie Sermenbung irgenb einer
3Rü^ auf eine @a^e ni^t inimer eine t$ormation }u fein brandet.
(SB. I, 397 «nmer!.)
BjULQi/Levri^ f. t$atum.
CinbiUitttt04;kraft^ f. $^antafie.
Cinfalt.
Sie (Einfalt befielt im SRangel an Urt^eiUIraft. (®. I, 28.
«etgl. Urt^eit«fraft.)
150 (StnfamMt
■
€infamluit
1) SJorjüge bct Sinfamicit bor bct ©cfcllfd^oft.
2)ic ginfamfeit gicbt grei^eit unb ®cmüt^«ru^e. Ocbc ®efeflf(^aft
erforbert not^toenbtg eine gegenfeittge Sccomobation. ®an) er felbß
ein borf -Seber nur fo longc er allein ifl. SBer atfo nic^t bie Sin«
omfeit liebt, ber liebt and) ni^t bie grci^eit; benn nur wenn mon
attein ifl, ifi man frei, ä^^^ng ijl ber unjcrtrcnnlic^e ©cfä^rte ber
©cfettf^aft, unb jcbe forbert Opfer, bie um fo ft^ioerer fallen, je be*
beutenber bie eigene Onbiöibualität ifl. (?. 1, 446.) Oeber !ann im
öoUfommenjlen Sinflange nur mit fid^ fclbjl flehen, nid^t mit
feinem greunbe, nid^t mit feiner ©elicbten; benn bie Unterfd^iebe ber
Onbioibualität unb Stimmung filieren allemol eine, menn aud^ geringe
S)i|fonanj l^erbei. Da^er ift ber ma^rc, tiefe gricbe be« ^erjenö unb
bie öoHfommene ©emüt^öru^e aHein in ber Sinfamfeit ju pnben unb
art bauembe Stimmung nur in ber ticfflen 3w^dtgejogen^cit. {% I»
448.) Die ©eifle^ru^e toirb bur^ icbe ®efeOf(^aft gefä^rbet unb
lann ba^er o^ne ein bebeutcnbed SRaag Don (Sinfamfeit nic^t befielen.
(?. I, 452.)
Die ginfamfeit unb Oebe läßt alle i^re Uebel auf ein SWol, UJenn
aud^ nid^t empfinben, bo(^ überfe^en; hingegen bie ®efellfc^aft ifi
infibiöö; fie öerbirgt hinter bem Scheine ber fturjttjeil, ber SWit-
t^eilung, beö gefettigen ®enuffeö u. f. f. große, oft unheilbare Uebel.
(?. I, 448.)
3e fi'6t)tt (giner auf ber 9Janglifle ber IWatur fle^t, befio einfomer
fie^t er, unb jtoar toefentlid^ unb unüermeiblic^. Dann aber ifi ^
eine äBo^lt^at für i^n, toenn bie p^Qfifc^e (Sinfamfeit ber geifiigcn
entf priest; mibrigenfattd bringt bie häufige Umgebung heterogener 2Befen
fiörenb, ia, feinblic^ auf i^n ein, raubt i^m fein ©elb^ unb l^at nic^td
ate Srfa^ bafür }u geben, ©obann, nä^renb bie Statur 3toif(^en
äJIenfd^en bie meitefie Serfd^ieben^eit, im SRoralifd^en unb dntellectuellen
gefegt fjat, fieBt bie ®efeafc^aft, biefe fttr ni^td ad^tenb, fte atte iUid),
ober bielme^r fte fe^t an i^re ©ette bie IttnfHic^en Unterf^iebe unb
Stufen bed Staube« unb 9?anged, meiere ber Stanglifle ber 9?atur fe^t
oft biamctral entgegen laufen. Sei biefer Xnorbnung lommen bie t>on
9?otur ^oc^ Ste^enben ju htrj Die ®efenf(^aft, loelcftc mön
bie gute nennt, l^at nic^t nur ben 92a(^t^eil, bag fie und ÜRenfc^^n
barbietet, bie toix ni(^t loben unb lieben Tonnen, fonbern fie Itt§t au(^
nt^t JU, ba§ »ir fclbfi feien, wie e« unferer 9?atur ongemeffen iff;
öielmei^r nöt^igt fie un«, be« ©uHange« mit ben Änbem wegen, ein-
)uf(^rumpfen, ober gar und felbfl ju Derunftalten. ($. I, 446 fg.)
Dem inteOectuea ^oc^fte^enben ÜRenfc^en gemS^rt bie (Sinfamfeit
einen jioiefac^en SJort^eil: erftlic^ ben, mit fic^ f eiber ju fein, w^
jweitenö ben, nid^t mit Änbem ju fein. Diefen lefetem wirb man
|o(^ auf (plagen, menn man bebenft, wie Diel ^toan^, Sefd^werbe unb
felbfl ®efa^r ieber Umgang mit fi(| bringt ®efeDigteit gehört }u beti
«tifomleit 151
gefä^tltd^en, ja, berbetMtd^en Steigungen, ha fte und in (S'ontact bringt
mit 3Befen, beren groge SRe^rja^I ntoralifd^ fd^Iec^t nnb inteOectueÖ
fhnnpf ober öerfc^rt ifi. (?. I, 451.)
(Sinfamfeit ifl baö Sood aller l^ert)orragenben ©eifter; pe werben
foI(^e biökoeiten be[euf}en, aber fletd aM bad Heinere t)on jtoei Uebeln
emä^Ien. flj. I, 465.)
2) Siebe gur Sinfamfeit aU ältaagflab bed inteUec-
tualen 993ert^ed.
Sttr ben intcOectualcn SBert^ ber ^erfon iß ber ®rab ber gfi^igfeit
)nm Srtragen ober Sieben ber ßinfamleit ein gnter SRaagflab. (ffi. I,
240.) deber mirb in genauer Proportion }uni äBert^e feinet eigenen
@elb{i bie (Sinfantleit fliel^en, ertragen ober lieben. S)enn in i^r fü^It
ber O&mmertic^e feine ganje Oämnterlic^feit, ber groge ®eifl feine ganje
©röge, birg deber fid^ aU toa€ er ift. (^. I, 446.) St me^r einer
an fi^ felber ^at, beflo toeniger Knnen 3lubere i^m fein. (Sin gen)i{fed
®efü^t oon 9KgenugfaniIeit ifl ed, tuelc^eö bie Smit bon innerem
ffiert^ {nnb Stei^t^um abhält, ber ©emeinfd^aft mit Snbem bie be«
beutenben £>p\n, totläft fie t)erlangt, gn bringen, gefc^raeige biefelbe }n
fuc^en. Xa9 ®egent^ei( ^ieroon ma^t bie getoö§n(i(^en Seute fo ge^*
jeQig nnb accomobant; ed mirb i^nen nttmlic^ leichter, älnbere )u
ertragen, aU [läf fetbß. (% I, 448 ff.) & ifl ein arifiolratifi^e«
®efü^I, n)el(^ed ben $ang }ur Sbfonberung unb Sinfamleit nS^rt.
XOe Sum^e jlnb gefeUig, )um (Erbarmen; bag hingegen ein SRenfc^
eblerer kxt fei, jeigt fic^ an feiner Siebe inx (Einfam!eit. {% l, 454 fg.)
3) dn totldftm (Sinne bie (Einfamleit bem JDtenfc^en
natürlich unb »ieber ttid^t natürlich ifl. ^
Sie nrfprünglic^ bie 9?ot^, fo treibt, nac^ Sefeitignng biefer, bie
iongetnetle bie SKenfc^en jufammen. O^ne ^eibe bliebe tpo^t debcr
aOein, fc^on koeit nur in ber Sinfamleit bie Umgebung ber audfd^(ie|«
tt(|en SBic^tigfeit, \a (Sin)igteit entfprid^t, bie deber in feinen etgenes
8ugen ^at, unb locld^e tom Sßeltgebränge }n ni^td üerHeinert inicb.
dn biefent ©tnne ifl bie (Sinfamleit fogar ber natürlid^e 3^^^^ ^i"^^
Seben; fle fe(}t i^n koieber ein, al9 erfien Sbam, in bad urff^rünglid^e,
feiner Statur ongcmeffene ©lud, {% l, 452.)
dn einem anbem @inne lieber ifi bcm 3Renf(^en bie (Sinfamlett
nic^t natttrlid^; fofem n&mlid^ er, bei feinem (Eintritt in bie Sßett,
^ nic^t adein, fonbent jtDifd^en (SItem unb ©efc^koiflem, alfo in
®aneinfd|aft gefunben ffat !3)em}ufo(ge !ann bie Siebe jur (Sinfamleit
nic^t ate urf{)riingti(i^er $ang ba fein, fonbem erfi in golge ber (Er«
fo^rnng unb bed ißad^benlen« entfielen; nnb bied koirb @tatt ^aben
nat^ iDiaaggabe ber Snttoidelung eigener grifüger itraft, juglei^ aber
au4 mit ber 3una^me ber Sebendja^re, {% l, 452.)
4) (Sinflug bed KIter9 auf ben $ang }ur (Einfamleit.
3m ©anjen genommen fle^t ber ®iefeQigIeitdtrieb eined deben im
smgebl^ett &er§tt(tmf[c feine« SlteriS. 3)fkg Heine ftinb er^bt ein
152 ©nfomfcU
Vngfl« unb Oammergefd^rei, fobalb ed nnr einige SRinulen aOein ge-
toffen tDtrb. !Dem Knaben ift bad Sldcinfein eine groge ^üniten^.
Oünglinge gefeDen ftd^ leicht }u einanber, nur bie ebleren unb ^oc^ge«
finnten unter i^nen fu^en f^on bi^ioeilen bie Sinfamfeit. !2)er Wann
taun fc^on üiel aDein fein, unb bcflo nie^r, je älter er wirb. Der
®reid ftnbet an ber (Sinfamfeit fein eigentlid^ed SIement. dmnier aber
n)irb hierbei in ben Siu}e(nen bie 3>i>i<^^>}ic ^^ Steigung ^nx Hh^
fonberung unb Sinfamtcit nad) 97{aaggabe i^reö intcüectueUen äBert^ed
erfolgen. (?. I, 452 fg.)
dn hm fed^jiger -Sauren ifl ber Sirieb }ur (Sinfamfeit ein mirllic^
naturgemäßer, ja, tnfiinctartiger. S)enn je^t vereinigt fic^ %ü^, i^n
^u beförbern. Cp. I, 455 fg.) 97ur ^5d||l bUrftige unb gemeine
92atttren mxhzn im Sllter noc^ fo gefeOig fein, \m el^ebem. ($. I, 456.)
!Z)ad bargelegte cntgcgcngefe^te ^erl^ältnig ^wifc^en ber 3^^^ ^^^
Sebcn^ja^re unb bem ®rabe ber @efeQig!ctt f^at auc^ eine teleo-
(ogif(|e ®eite. Oc jünger ber SDtenfc^ i|l, befto me^r I}at er noc^
in jjeber Sejie^ung in lernen. ®e^r jmedtmägig alfo bcfuc^t er bie
natürliche Untem^tdanflalt (bie (SefeQfd^aft) bejlo fleißiger, je jünger
er ifl. (^. 1, 457.)
5) 9{a^t^eile ber (Sinfamteit.
92eben il^ren großen Sort^ei(en ^at bo^ bie (Sinfamfeit auc^ i^re
fteinen 9?a(^t^ei(e unb Sefd^merben, bie iebod^ im ^ergletrf) mit benen
ber Oefeflf^aft gering fmb. Unter jenen 9to(^t^eUen ifr einer, ber
nid^t fo (eic^t, toie bie übrigen, }um Setnußtfein gebracht iDirb, näm(i(^
biefer: mie bur^ an^altenb fortgefe^tciS 3u^onfebIeiben unfer l'eib fo
empfinblic^ gegen äußere (Einflüffe mirb, baß jebed fü^Ie Süftc^en i^n
franf^aft afficirt; fo wirb burc^ an^altenbe ßnxiid^cio^tnf^üt unb Sin«
famfeit unfer ©cmiit^ fo empftnblic^, baß mir burc^ bie unbebeutenbfhn
SorfäQe, 3Borte, mo^i gar burc^ bloße 3Rieneu, und beunruhigt, ober
gelräiift, ober üerle^t fü()Ien; mä^renb !3)er, meld|er ftetd im Getümmel
bleibt, S)erglei(^eu gar ni(^t beamtet. ($. I, 457.)
6) 9taili }nr Serbinbung ber Sinfamfeit mit ber
©efellft^aft.
Sßer, jumat in jüngeren Oal^ren, fo oft i^n au^ fc^on gered^ted
SRißfallen an ben SDtenfc^en in bie Sinfamfeit jurUdgefd^eud^t f^at,
bo(^ bie Dcbc bcrfelben auf bie Sänge nid^t ju ertrogen öermog, bem
ip 3u ratzen, baß er fic^ gemöftne, einen J^eil feiner Sinfomfeit in
bie ©efeüfc^aft mitzunehmen, a(fo baß er lerne, aud) in ber ©efellfc^aft
in gemiffem ®rabe attein ju fein, bemnad) toa9 er benft nic^t fofort
ben Ruberen mitjut^eiten, unb anbererfeitd mit S)em, mad fte fagen,
ed nic^t genau ju nehmen, oielme^r moratifc^ luie inteüectuell ni(^t
Diel boDon ju ermarten unb ba^er, ^inftc^tlic^ i^rer SReinmigen, bie»
jenige ®letd^gültig!eit in ftd^ ju befejligen, bie bo« fid^erjie SDKttel ip,
um jletö eine lobenÄtoert^e S^olerong in üben. (Sr »irb aWbann, ob*
»0^1 mitten unter i^nen, hod) ntc^t fo ganj in t^rer ©efedfc^oft fein,
einpd^t — (Ktetfttt 153
fonbem ^tnftc^Htd^ \f)xn f{(^ me^r rein objectit) Der^alten. ÜDied tvirb
i^n bor 31t genauer SerU^ruiig mit ber ©efcOfc^aft unb boburc^ üor
ieber Sefubelung, ober gar Serte(^ung, fc^ü^en. (^. I, 457 fg.)
Ctnfui|t.
1) Duette ber (Sinftd^t.
!Die Slufd^auung aDeiu ert^eiU eigentti^e Sinfic^t, fie aKein n^irb
Mm 9Reuf(^en mirtlic^ afftmitirt, ge^t in fein 3Befen über unb fann
mit ootlcnt ©runbe fein feigen; h)ä^renb bie begriffe il^m blod an«
llebeu. (9B. I, 83. Sergt. anij Slnfd^auung.)
2) Ser^ättntg ber ftunbe jur Sinfic^t.
Son SOem Snnbe ju ^aben, Don aDen Steinen, ^flanjen u. f. to.,
(at an {Id^ menig 993ert^. !3)enn bie Sunbe ij) ein bloge^ äRittet
]m Sinfic^t. @ie atd bloge^ äRittel jur (Sinftc^t ju betrachten, ift bie
'Senfung^art, toAd^t ben ))^Uofop^ifc^en j^opf im ®egenfa^e ^um blogen
©fle^rten ^orafteriflrt. (% II, 513. S35. n, 87.)
Cittlknt.
1) Sebentung be« 3Borted.
dn faß allen Sprachen bebeutet SitetTeit, vanitas, urfprünglid^
^eer^ett unb 92ic^tigfeit, momit bad @e^aIt(ofe i^red Strebend
trtffenb bejeit^net ip. (ffi. I, 384. ^. I, 376. $. 454.)
2) äBefen ber Sttclfeit.
3)er (Sitete legt auf bie ä)ieinung Ruberer Don i^m ben ^ö^ften
Sert^, unb ed tfl i^m barum me^r ^u t^un, atd um !3)a^, tt)a^ ü\9
in feinem eigenen 93ett)u6tfetn Horge^enb unmittetbaren Sert^
^t (Sr le^rt bemnac^ bie natürliche Drbnung um, inbem i^m bad
9ilb feinet SEßefend im jt'opfe Ruberer ber reale, fein eigene^ SBefen
Ifingegen ber b(od ibeale X^eit feinet üDafeiud tft. 2)tefe unmittelbare
Sfrt^fc^d^ung 2)ef[en, toa^ nur mittelbaren äBert^ ^at, ift btejenige
I^or^eit, toel^e baö XBort ISitelfeit bejeic^net. Sie gehört, loie ber
®ei), jum Sergeffen M 3med« über bie ÜRittel. ($. I, 376.)
3) ®egenfa(^ j^ifd^en (SitetTeit unb @tot}.
Bkoifd^en (Sitetfeit unb @tolj beruht ber ®egenfa^ barauf, baß ber
€tol) bie bereite fefifte^enbc Ueberjeugung Dom eigenen überh)iegenben
Sert(|e in irgenb einer $)infi^t i^, Sitelteit hingegen ber äßunfc^,
in 9nbem eine folc^e Ueberjeugung }u eruiecfen, meifiend begleitet Don
bor fKQen Hoffnung, ftc in t^olge baDou auc^ fetb{l }u ber feinigen
nai^ett ju Knnen. !Z)€mnac^ ifi ©tolj bie Don innen audgel^eube,
folglich birecte ^od^fd^ät^ung feiner fetbft, hingegen Sitelfeit bad Streben,
lol^e Don au§en ^er, alfo inbirect ju erlangen. 3)em entfprec^enb
ina(^t bie (Sitetfeit gefpräcifig, ber @tolj fd^meigfam. {% 1, 379 fg.)
4) ©tttrie unb Vttgemein^eit ber (Sitetfeit.
Sie (Sitetfeit ifl Don aßen Steigungen beö 9Renfcl^en bie unjerfiör«
^rfle unb t^ätigfle; fle ift ed, bie fetbft im lieben ber ^eiligen am
154 eiet^afte — (Sitp^mt
legten ^xbt (3B. I, 463.) @ie tarn aü eine Srt aüsemem »er«
bretteter, ober Dtebnel^r angeborener SRanie angefe^en »werben. @ie
jetgt fid^ f(^on im Jtinbe, fobann in jjebem Sebendalter^ jiebod^ am
{lärlfien im f))äten. 33ei ben t^ranjofen ifl f!e ganj enbemifc^ unb
bal^er am beutßc^flen ju beobad^ten. ®ie ijl felbfi im Serbred^er auf
bem ©c^affot noc^ loirffam. (^. I, 377 fgO
€kell)afU, ba^.
ÜDa« eWHte ip ein Sttegatili»3ieijenbeö nnb ijl in ber ftunjt
nod) öertocrflic^er aU bad ^optiö-Sieijenbe. (SJergl. baö JReijenbe).
SDenn e« ertoecft, »ie biefcö, ben SBiflen beö »efc^aucr« unb jerjlört
babur(^ bie rein äft^elifd^e Setrad^tung. aber t9 ifl ein heftige«
S^t^üooOen, ein äBiberfireben, toa9 babur^ angeregt mirb; e« er«
mät ben äEBiaen, inbem t9 i^m ©egenftlinbe feine« Xbfc^eud Dor^Ut
(». I, 246.)
eiafticität, f. 3Re^anif.
€lepl)ant.
1) dntelligenj bed SIe))^anten.
äBenngleid^ ben S^^ieren bie Semunft abgebt, fo giebt fid^ hoif,
gemäg bem ®efe|}e^ bag bie Statur feinen @prung mad^t, eine fd^mac^e
@pur Don Semunft, Don Kefle^on, S)enlen, Sorfa^, tteberlegnng in
ben Dorjüglic^flen Onbiüibuen ber oberfien S^^iergef^tec^ter aÜerbing«
bidlveilen Imtb. Die auffaHenbflen ^ü^t biefer %xt l^at ber (S(e))^ant
geliefert, bef[en fel^ entmidelter dnteUect noc^ burc^ bie Uebung nnb
Srfa^rung einer bidmeilen )n)ei^unbertj[(i§rigen SebcnAauer er^ö^ nnb
unterfltttt n^irb. Son ^rttmebitation, meiere und an Silieren fiet«
am meifien überrafd^t, ^at er 0fter unDerfennbare ^niftn gegeben.
(SB. n, 66; I, 27.)
S)er bemunberndtoürbige Serfianb ht9 (Slep^anten mar nttt^tg, koeil,
bei jioei^unbertitt^nger Sebendbauer nnb fe^r geringer ^rolification, er
für lungere unb fixere (Erhaltung bed dnbimbunmd jn forgen ^atte,
unb }niar in Sttnbem, bie Don ben gierigften, ftftrifien unb be^enbefien
9laubt^ieren loimmeln. (9t. 48.)
2) ®efiatt be« (Elep^anten.
Die Derfc^iebenen ©eflatten ber X^tere finb ber Huibtuä M in
i^nen erfd^einenben SebendmiOen«. Der SBiDe jum Seben ift bad
(SamardTf^e) Urt^ter, bad nac^ a)Iaggabe ber ttmftftnbe feine @e{lalt
Deränbert unb bie SRannigfaltigfeit ber formen m9 einem unb bemfelben
®mnbtt|))ud }u ©tanbe bringt, ßann nun, menn ber SiQe }nm
Seben ate (Step^ant auftritt, ein langer $att bie Safi M übergroßen,
mafflDen unb noc^ mit Hafterlangen ^Hfintn befd^merten Slop^t^ un«
möglich tragen; fo bleibt folc^er audna^mdmeife lurj, unb att 9}ot(«
^ülfe mirb ein Küffel jur 6rbe gefenft, ber f$utter unb SEBaffer in
bie $ö§e )ie§t unb auc^ ju ben ftronen ber Sttnmt ^tntuflongt.
(S». 52 fg-)
(SItent — dmfiltm 155
CUtnt.
1) glternlicbc.
Xn ben ®efd^(ec^t«trie6 (nüpft {td^ bie Slterttliebe, in loel^er fic^
alfo bad ©attungdleben fortfe^t. 2)emgem2i§ ^ot bte Siebe M
Zf^xtxt9 }u feiner 9rut eine ©tärle, toeld^e bie ber b(o^ auf bad eigene
dnbtüibuum gerichteten Sefhebungen tueit übertrifft. !Z)ied jeigt fl^
in bem ftampf unb ber Aufopferung^ ju bcnen felbfl bie fanftefien
I§iere für i^re Zungen bereit finb. Seim SWenfd^en toirb biefe in»
ßinctiüe Sftemliebe burd^ bie Semunft^ b. ^. bie Ueberlegung geleitet,
bi^eilen aber auc^ gel^emmt flu fi^ felbft ift fie jjeboc^ im SRenfc^en
nii^t weniger flarf, toit mand^e Seifpiele jetgen. Sei ben Silieren
jcbot^, ba fic feiner Ueberlegung fä^ig finb, jeigt bie injiinctiöe SRutter»
Gebe (bad ÜRänn^en ift fid| feiner Saterfc^aft meift nic^t bemugt) ^df
unDermittelt unb nnberfälfd^t, ba^er mit t)oDer 3)eutU(^Ieit unb in
ijrer gonjen ©tärle. Sm ©runbe ijl fie ber Sfu^bmdf beö Sewußt»
fmtd im £^iere, ba§ fein tücifpct9 SBefen unmittelbarer in ber ®attung,
qM im dnbiDibuo, liegt, ba^er e9 nöt^igenfaOd fein Seben opfert, ba-
mit in ben düngen bie ®attung erhalten merbe. Sllfo mirb ^ier, toie
imif im ©efd^Iec^t^triebe (f. ®efd^Ie(^t9trie(), ber Sßille 3um ?eben
jeiDiffermagen tran^fcenbent, inbem fein Sen)ugtfein ftc^ über bod dn«
biüibuum, tueld^em ed in^ärirt, ^inaud auf bie ® at tu ng erfiredtt.
(SB. n, 587 fg.)
2) $f(i(^t unb %ed^t ber SItern.
XDe ^flid^ten berul^en {war auf gegenfeitiger Serpflid^tnng, unb
biefe ift in ber Siegel eine au^brüifli^e, gegenfeitige Uebereinhtnft.
(6. ^ftid^t.) 3)0^ giebt ed eine Serpfiic^tung, bie nid^t mittelfl
einer Uebnreinfnnft, fonbem unmittelbar burd^ eine bloge ^anblung
übernommen mirb; meit Der, gegen ben man fte ^at, noc^ nic^t ba
bar, aU man fie übernahm. & x\t bie ber (Sttem gegen i^re ftinber.
Ser ein Stmi in bie SBelt fe^t, ^at bie ^flic^t e^ ju erhalten, m
e0 fxi^ felbfl )u ermatten fä^ig ifl; nnb foHte biefe ^tit, toie bei einem
9(inben, Ihrüppel, 5hetinen u. bgl. nie eintreten, fo ^0rt aud^ bie
^fti^t nie auf. 3)enn burd^ bad bloge 91id^tleiflen ber $ü(fe, alfo
eine Unterlaffung, koürbe.er fein ftinb i^erle^en, ia, bem Untergänge
iufii^ren. ÜDie moralifc^e ^flic^t ber ftinber gegen bie (Sttem ift ni^t
fo unmittelbar unb entft^teben. ®ie beruht barauf, ha^, meit iebe
$ffi(^t ein Kec^t giebt, aud^ bie (SItent eine^ gegen il^re ftinber ^aben,
M(^e« bei biefen bie $flid^t M ®e^orfam^ begrünbet, bie aber nac^*
mote mit bem SRed^t, au^ tuelc^em fie entflanben ifl, auc^ auf§l$rt. (£» 221.)
3) SOSarnm Altern bad Iränflic^e ftinb am meifien
lieben.
3)ag (SItem in ber 9tegel bad frttnUi^e ftinb am meifien lieben,
bmi^ barauf, bag e« immerfort SRitleib erregt. ((£. 238.)
tjmMixoMfjlfitmy f. ©^{leme.
Cmblcm, f. ©^mboL
(Function M ^rfiaubed, hnxif meiere anif ein T^ter bte Urfac^e,
mid)^ auf feiuen ^eib tDixit, atö Cbject im SRaum aitfc^aut. S)a^cr
l'iiib auc^ jeue großen (Siitbecfmigeit aOe, ebcu tote bie Snfc^attuttg unb
iebe $ci'flQ»be^(iu§criuig, citie unmittelbare Sinftc^t unb atö fo(d)e bad
'ildaxt h^ ^ugenblicfö, ein apper^u, ein (SinfaQ, nic^t bad ^robuct
(angev Sc^tugtettcn in abstracto. (2B. I, 25.) iDer ^crn jeber
gvof^eu (Sntbetfung ifl ha^ Sr5cuguiß eined gtücflid|en ^ugeublicfd, in
tvelc^em, burd) ^unfi äugerer unb innerer Umflänbe, bem SSerflanbe
complicirte (Saufalrei^en, ober tierborgene Uvfac^en toufenb 3)^al gefe^ener
''i^^änomeue; ober nie betretene, bunfte SEßege ftc^ p(ö(^Iic^ erhellen.
(W. 78.)
Cntl)smtmata.
Sc^Iüffe tuerben feiten förmlich unb in extenso t)orgetragen; fonbent
man lägt eine ber $rämiffen toeg, entnieber tueit fte fic^ t)on felbfl
Ucrfte^t, ober m\l fte (bei ^^pot^etifdien unb bi^jiunctioen S^lüffen)
a\i9 ber anbern $rämiffe ^eroorge^t. 3* ^* ;,fi'ant fonnte irren, benu
er toar ein 9Renf(^.'' Solche äBeglaffungen ber $räuiiffen feigen
Snt^^memata. (^. 472.)
Ctttfd^luf.
1) Ser^ttttniß bed Sntfc^Iuffed jum Sunfc^ unb }ur
2:^at.
®o lange ein SßiHendact im SQSerben begriffen ifl, ^eigt er 9Bunf4;
raenn fertig, Sntfc^Iuß; bag er bied aber fei, betoeifl bem @elbft»
berougtfein erfi bie !t^at; benn bid ju i^r ifl er t)er(inberU(^. (S. 17.)
XQein ber @ntf(^Iug, nid^t aber ber bloge SBunfc^, ifl beim 9}{enf4en
ein gültigem S^^^^^ U^^^^ S^arafterd, für i§n fetbfl unb für Slnberr.
üDer &ntfd|(ng aber toirb aUein burc^ bie Ziiat gewig. 3)er SS^unf^
brücft blo9 bcn ®attmtgd^arafter au9, nic^t ben tnbit)ibuenen, b, ^.
beutet bIo9 an, loa« ber iD^enfc^ über^au))t, nit^t toa9 ha9 bcn
SBunfc^ fü^tenbe dnbit)ibuum }U t^un fä^ig toäre. Die überlegte
Zifat aDein ifl ber Sudbnnf ber intcHigibetn SDta^inte bed ^anbelnd,
bad 9{efn(tat be« innerfien SSoOen^, ber @{)iegel bed ffiiaen^. (SB. 1,
354. S. 169.)
2) Sebcn^regel in Sejug anf ha9 Scr^alten Hot unb
nadf beut Sntfc^Iug.
2Kan überlege ein ^'or^aben reif(i(^ unb n)tcberr}oIt, e^e man baffelbe
ind 9BerI fe(t. 3fl man aber einmal jum (Sntfc^Iug gefommen ttnb
^at $anb axi9 9Bert gelegt, fo bag je^t XUed feinen Serlauf ju ne^mcit
^at unb nur nod) ber Su^gang abjmuarten fte^t; bann ängflige man
f{(^ nic^t hxxxi) fletd erneuerte Uebertegung, beruhige fic^ t)ielme^r mit
ber Ueberjeugung, bag man *ätit9 ju feiner ^tit reiflich em)ogen ^abe.
2)tefen ^atti ert§ei(t auc^ ba^ ©{)ri(^mort: „3)u fattte gut unb reite
getroft.'' (?. 11, 459 fg.)
Qhitßel^en unb Berge^en — (Stiagoge unb V^agoge 161
S)od befiänbigc (Entfielen unb Serge^en ber dnbitiibuen greift leinet«
»cgd an bte Sßurjel ber 2)inge, fonbern tft nur ein oberftsc^lit^e^
$^Snomen, Don toelc^em bod eigentliche, ftc^ unferem 99(i(f entjie^enbe
unb burc^tueg geJ^cimnigooKe innere SBefen jebed üDinged nic^t mitge«
troffen loirb, Dielme^r babei ungeflört fortbefie^t, »enn n^ir gleic^ bie
Seife, toie bad juge^t, »eber toa^rne^men, noc^ begreifen lönnen.
(Sß. n, 540 fg. 546.) ®q nur mittelfl ber anfc^ouung^form be^
Saumed bie Siel^eit unb mittelfi ber ber ^tit bad ^erge^en unb Snt«
ße^n möglich i\t, fo !ann bad Sntfle^en unb Serge^en leine abfolute
Realität ^aben, fann bcm in ber (Srfc^einung ^ij barfleüenben SBefen
Qfl ftc^ felbfl nid)t juToutmen. (?. I, 91; n, 287.) $)ierou« ergiebt
fic^ ber ma^re ©inn ber ))arabo^n Se^re ber (Eleaten, bag e^ gar
fein Sntflel^en unb Serge^en gebe. (äB. U, 547.)
1) ©egenfatj jmifc^en ber S))agoge unb S{)agoge.
3)ie S))agoge (sTcaYcorp), inductio bei 9riflote(ed) ifl ha9 ®egen«
t^eil ber 9))agoge (aTcaycjryT]). SDiefe tt)ei{l einen ®ai a(d fatfc^
nif, inbem fie jeigt, ha% Xüa9 au9 i^m folgen n^ürbe, nic^t n^a^r ifl;
Qlfo bur^ bie instantia in contrarium. !£)ie S))agoge hingegen
loeifi bie SBa^r^eit eined (Bai^t^ baburc^ nad^, bag fie jeigt, bag, toa9
aud i^m folgen toürbe, »a^r ifl. ®ie treibt bemnad^ burt^ 99eif{)ie(e
in einer Slnna^nte ^in; bie %))agoge treibt ebenfo bon i^r ab.
(SB. n, 117.)
2) SBarum bie Spagoge unfic^erer ifl aU bie a))agoge.
S)a bie S))agoge, ober dnbuction, ein @4'ug bon ben folgen
auf ben ®runb ifi, unb 3n)ar modo ponente (benn fte fleHt an9 bieten
SäKen bie 9{egel auf, aud ber biefe bann toieber bie golge finb); fo
tfi fie nie boIRommen fieser, fonbern bringt ed ^5(^ften^ ju fe^r groger
SJa^c^einlid^Teit. Onbeffen lann biefe formelle Unfic^er^eit burd^
bie 3Renge ber aufgezählten folgen einer materiellen (Sid^er^eit
^avm geben. S)ie 9{)agoge l|ingegen ift gunäc^fl ber Schlug bom
®runbe auf bie folgen, berfä^rt jeboc^ nad^^er modo tollente, inbem
fte bad 9}id^tbafein einer not^n)enbigen Solge nac^n^eift unb babur^ bie
Sßo^r^eit be9 angenommenen ©runbed aufgebt. (Eben bed^alb ift fie
fiel« boOfommen fieser unb leiftct burc^ ein einjige« fidlere« Seifpiet
in contrarium me^r, aU bie Onbuction burc^ unjä^lige Seif<)iele für
ben aufgefleüten Saft. ®o fe^r biet leichter ifl »ib erlegen, att
fce»eifen, umwerfen, al« ouffletten. (ffi. II, 117.)
3) S)ie 9))agoge beim eriflif(^en !£)id))utiren.
Seim erifiifc^en 2)i^{)utiren, n>o ed gilt, eine aufgeflellte X^efe ju
|oiberlegcn, I5nnen n)ir inbirect berfa^ren, inbem »ir bie JE^efe bei
itren folgen angreifen, um aud ber Unioa^r^eit biefer auf W^xt eigene
Utimo^r^eit ju f^Iie^en. ^ieju lönnen mir und entmeber ber blogen
Onflau), oberaberber 9))agoge bebienen. 3)ie dnflanj (ev^aoic)
64opcn^attcr»fi<sieon. I. 11
162 ^fiOftUi — dt^Vmht
ifl ein bloge^ exemplum in contrarium ; {ie miberlegt bie S^efe bur^
9tac^t9eifung tion S)tttgen ober Ser^ältni^en, bie unter i^rer Su^fage
begriffen finb, bei benen fte ober offenbar nic^t iutrifft, ba^er fie nic^t
toafyc fein lann, S)ie 9))Qgoge bringen mir baburd^ ju SBege, ba§
mir bie 2:^efe t)orI&ufig ote ma^r annehmen, nun aber irgenb einen
onbem, atd toa^r anerlannten unb mibejlrittenen @a6 fo mit i^r üer«^
binben, bag S9eibe bie $rttmiffen eined @(^(uffe$ »erben, beffen Sonclufton
offenbar falft^ ifl. debenfaüd mu§, ba bie ^injugenommene anbere
$rftmiffe t)Ott unbefhittener SBa^r^eit ift, bie Satf(|l^eit ber Sondufion
Don ber 2:§efe l^errü^ren; biefe !ann alfo nic^t »a^r fein. {% U, 30.)
Cpitljeta) in ber ^oefle, f. $oefie.
Cp0«.
1) 2)a^ (E{)0^ Derglid^en mit S^ril unb 2)rama.
2)ad S))od gehört ju bcn ob|ecttt?en 3)i(^tungdarten, in melden
ber S)ariuftdlenbe ton bem 3)arfleaenben t)erf(|ieben ifi. (9B. I, 293.)
^mifd^en ber S^ril, in melier bad fubjectiDe SIement t)orl^errf4t, unb
bem !Z)rama, in meld^em ha^ objectiDe aKein unb au^fc^Iiegli^ oor«
Rauben ifl, ^at bie e))ifc^c $oefle, in allen i^ren formen unb äßobift-
cationen, k>on ber er}tt^Ienben Stomanje bid jum eigentlichen Qpo9,
eine breite ÜRitte inne. 3)enn obmo^I fie in ber ^auptfad^s objectik)
iß; fo enthält fle boc^ ein balb me^r, balb minber ^ertortretenbed
fubjectioe^ Clement, ttyeld^ed am Xon, m ber gorm bed Sortragd, tote
au4 an eingeffoeuten S^eße^ionen feinen Slu^brucf finbet. 9Bir oerlieren
nid^t ben (Siebter fo ganj aud ben Slugen, »ie bei bem !2)rama.
(ffi. n, 492.)
2) S^td be^ (E{)0^ unb SRittel )ur (Erreid^ung bef felben.
S)ad (Epod ^at mit bem S)rama ben gemetnf^afttt^en ^totd, an
bebeutenben S^arafteren in bebeutenben (Situationen bie burd^ beibe
herbeigeführten augerorbentlit^en ^anblungen barjuflellen. (993. 11, 492.)
du ben me§r objectioen 3)i(^tungdarten, befonber^ bem 9ioman,
(!po9 unb S)rama mirb ber S^td, bie Offenbarung ber dbee ber
3Renf(^§eit, befonberd burc^ jmei ÜRittet erreicht: burc^ rit^tige unb
tiefgejfagte S)arfieaung bebeutcnber S^araftere unb burc^ Sr^nbung
bebeutfamer Situationen, an benen fie fidf entfalten, (SB. 1, 296 fg.)
EquiYOqnef f. unter Stfc^erlic^ed: SBi^.
Crbli^keit, ber (Sigenfd^aften, f. Vererbung.
CrbfiinUt.
1) ÜDie Srbfünbe ald bieUr« uub einjig ma^re @ünbe.
2)ie (Srbfünbe ifl bie ©ttnbe, burt^ melt^e ber ÜRenfi^ fd^on Der«
fc^ulbet auf bie SBelt fommt, bie ®ttnbe, bie nic^t im X^un (operari),
fonbem im äBefcn unb in ber (Efifleu) (essentia et eiistentia),
ottd melden ba^ 2:^un mit Stot^toenbigleit ^ertiorge^t, liegt. @ie ifl
eigent(i<^ unfere etnjig toa^re @ttnbe, i>on ber aOe anbem @iinben bie
Chection — (hfal^titttg 163
gfolgeftnb. @ie oefte^t in ber SJejial^ung beö SiOcnd }unt SeBen. —
Der (^rifUtc^e Wlt)tf^o9 (ä§t fte gtoor erf}, nod^bem ber üRenfd^ fd^on
ba »ar, entfielen; bie^ t^ut er aber eben aU SR^t^o^. — S)a§ ber
9R(nf(^ fd^on t)erf(i^ulbet auf bic äBelt fommt, lann nnr S)em kotber»
rmnig erfc^einen, ber ifyx für erfl fo eben cax^ 3liäft9 gemorben unb
für ha9 SBerf eine« «nbem ^ält. (SB. U, 690 fg. 696,)
2) (Erlöfung k>on ber Srbfänbe.
8on bet Srbfünbe, ber Sejal^ung bed äBtHeitS gnnt 2Ani, erlöfen
nii|t bie guten fSkttt, fonbem einzig unb aDein bie DöDige Umgeftaltung
tmferd Sinnet unb ^efend, bie SSiebergeburt, b. i. bie Verneinung
M SBiQen^ inm Seben. 3^if<^^n i^i^f^ itxhm liegt bad 9}?oraIif<^e;
ed begleitet ben ÜRenf^en ald eine Senc^te auf feinem 9Bege Don ber
Seja^ung gur Semeinung bed mUttt^. (3B. n, 696.)
3) )6ertoanbtf(^aft bed S)ognta Don ber (Srbfünbe mit
ber Se^re Don ber @eelenn)anbevung. (@. SOtetem«
1>f9<^ofe.)
4) Ser^ältnig be9 Stationalidmud jum S)ogma Don
ber (Srbfünbe. (@. 9lationaltdmud0
Crection, f. unter ®enit alten: Unab§ängigfeit be^ ©enitatientoillend
Don ber (Erlenntnig.)
Crfal^itS.
1) Dad SRebium ber Srfa^rung.
3)a9 3Xthx\xm, in koelc^em bie Srfa^rung über^au))t fid^ barfieDt,
ift bie SorfleQung, bie Srlenntnig, alfo ber Ontellect. (%ll, 18 fg.)
2) Die beiben (Elemente ber (Erfahrung.
laut ^at untoiberteglic^ SCi^igt, baß bie (Erfahrung ü6er^au))t ata
pn (Elementen, nttmlic^ ben (Ertenntnigformen unb bem SBefen an {l(^
ber 3)inge, ertoftd^fl, unb bag fogar beibe fn^ barin gegen einanber
obgrünjen laffen; närnlid^ atö bad a priori mid Semugte unb bad
a posteriori $)injttgeIommene. (SB. U, 203.)
3) S)ie gefammte (Erfahrung atd bIo§e (Erft^einung.
Seit ber eine Seflanbt^eit ber (Erfahrung; nttmlic^ ber allgemeine,
formelle unb gefe^mttgige, a priori erfennbar ifl, eben bed^alb aber
onf ben toefentlid^en unb gefe^mSgigen i^unctionen unferd eigenen du«
teQectd beml^t, ber anbere hingegen, nttmlic^ ber befonbere, materieOc
imb gttfäaige, aud ber @innedemt>finbung entf))ringt; fo flnb beibe
fttbiectiDen Urffirungd. ^ieraud folgt, bag bie gefammte (Erfahrung,
»ebfl ber in i^r fid^ barfteüenben SBelt, eine bloße (Erfd^einung,
^' ^. ein }untt(^ß unb unmittelbar nur für ha9 t9 erlennenbe ©ubject
Sor^anbene^, ijl; jeboc^ »eifl biefe (Srfc^einung auf irgenb ein i^r jum
®nmbe liegenbe« 3)ing an fic^ felbft l^in. ($. I, 87.)
4) Sebingte ©ültigleit ber (Erfa^rung^mal^rl^eit
3)ie aBa^r^eit ber (Erfahrung ift (nac^ Stant) nur bie SBa^r^eit
Roer ^^))ot^efe; tottrben bie suppositiones, bie aOen Sufft^Uiffen ber
11*
164 9tt^ahta
Stfa^ntng }um ®runbe liegen (ntttnli<^ ©uBject, DBiect, 3^^ Kaum
(Eaufalttät) weggenommen, fo blieBe auc^ an aUm biefen Suffc^Iüffen
lein roa^red SEBort. — S)te^ ^eißt: bie Qnrfa^rung ifl bloge Srf c^etnnng,
nic^t (Erlenntmg Don S)ingen an fic^. ($. 390 fg.)
5) SBic^tigleit bed begriff« für bie Srfa^rung.
S)er ttugere Sinbrud auf bie ©inne, fammt ber Stimmung, bie er
in un0 ^ert)on:uft, Oetfc^loinbet mit ber ©egentoart ber 2)inge. dene
beiben Hnnen ba^er ni(^t felbfl bie eigentlid^e (Srfa^rung audmac^en,
beren Sefe^rung für bie B^'unft unfer ^anbeln leiten foQ. Vielmehr
mirb biefe erß burc^ ben ber ®etuatt ber 3^it nid^t unterworfenen
Segriff Dermitteb. (@. S9egriff.) On i^m muß bie bele^renbe
(Erfahrung niebergelegt fein, nnb er aDein eignet fid^ inm fiesem Senler
nnferer ©(^ritte im Seben. (Er vermag alle 9{cfu(tate ber Snfc^auung
in fldf aufjune^men, um fte, aud^ nac^ bem Ittngfien 3<itraum, unoer«
ttnbert unb unoerminbert toieber }urü(I}ugeben; erfi ^iebur^ entfielt bie
(Erfahrung. (Sß. n, 67.)
1) Unterfd^ieb bed @efü^Id bed Sr^abenen toon bem
be« @(^önen.
®o tange bie Sebeutfamfeit unb S)eutlid^feit ber formen ber 9{atur,
aud benen bie in t^nen inbit)ibuali{lrten dbeen un^ leicht anffirec^en,
t9 ifl, loa^ m9 in bie ttfi^etift^e Sontemptation Derfe^t; fo (ange
ifl ed Uod bad @(^5ne, toa^ auf und wirft, unb ®efü^( ber
®d^0n^eit, wad erregt wirb. SBenn nun aber eben jene @egen«
fittnbe, beren bebentfame ©eftalten und ju i^rer reinen Sontemptation
einlaben, gegen ben menfc^Iid^en äBiQen ein feinblic^ed Ser^ttttnig
^aben, i^m entgegen finb, burc^ i^re aOen SBiberfianb auf^ebenbe Ueber«
madft i^n bebro^en, ober tor i^rer unermegUc^en ©röge i^n bid }um
9ti(^td Derfleinern; ber Setrac^ter aber bennoc^ nic^t auf biefed fic^
aufbringenbe feinblic^e Ser^ältnig j^ feinem Siden feine Xufmertfamleit
rietet, fonbem fic^ mit Sewugtfein boDon abwenbet unb jene bem
aSSiOen furd^tbaren ®egenf)änbe ald reined wiOenlofed (Subject bed Sr«
fennend ru^ig contempUrt, i^re dbee allein auffaffenb, fotglic^ baburd^
über fiif, feine $erfon, fein SBoDen unb alled SoQen ^inaudge^oben
wirb; — bann erfüllt i^n bad @efü§( bed Sr^abenen. Sad aifo
bad ®efü^I bed (Erhabenen oon bem bed @(^5nen unterft^eibet, ifl
biefed, ba§ bei festerem bad reine, wiDentofe Qnriennen o^ne Sampf bie
£)ber^anb gewonnen l^at, hingegen bei erfierem ber 3ttftoub bed reinen
(Srtennend aQererfi gewonnen ^ burd^ ein bewu§ted unb gewaltfamed
Sodreigen toon ben ald ungünfKg erlannten Sejie^ungen bed Dbjlectd
amn aSiOen. (SB. I, 237.)
2) @rabe bed (Erhabenen.
Da bad ®efü^t bed (Erhabenen mit bem bed @(^i(nen in ber ^npt*
fad^e, bem reinen wiHendfreien (Sriennen ber dbeen, (Sined iß nnb nur
bur^ einen 3vfo4r nämlic^ bie (Erhebung über bad erlannte feinbßc^e
(Snmietttiig — Qbn^ 165
Ser^Itnig bed conteitt))Ittten Objecto junt äBiaett fld^ t)om ©efü^t be9
€(^5nen unterft^etbet; fo entfielen, je nad^bem btefer B^^f^ft ^^^t ^o^t,
bringenb, na^, ober mtr fc^toad^, fem, blod angebeutet xft, mehrere
@rabe bed Srl^abenen, ja, Uebergänge Dom @(^5nen gum (Sr^abenen.
(ffl. I, 239 ff. $. 361 fg.)
3) Srten bed (St^abenen.
3)er (Sinbrud bed Sr^abeiten lonn entfielen beim Slnbltd einet bem
dnbiDibtto Vernichtung bro^enben, i§m überlegenen SRac^t; er lann
oBer QU(^ entfielen bei ber 33ergegenn)ttrtigung einer blogen ©röge in
Slaum unb ^üt, beren Unermeglic^Teit ba^ ^bi^ibuum ju 9!i^td
üerfletnert. Sßir fönnen, Sant^ Benennungen unb feine rid^tige (Ein*
t^eilung beibe^altenb, bic erfiere 9rt bad S)^nomifc^', bie jioeite
bQ0 a»atl^ematif(^«er§Qbene nennen. (3B. I, 242 fg. $. 363.)
4) S)ad et^ifc^ Gr^abene.
8ttf bod (£t^if(^e angetoenbet bejeic^net bod ^räbicat ,,erl^aben'' ben
erhabenen S^or öfter. 3)icfer entf))ringt baraud, bap ber SQSiUe ben
SRenf^en unb bem ©c^icffal gegenüber nic^t erregt n^irb burci^ ®egen«
ßünbe, loelc^e aUerbing^ geeignet wären, i^n ju erregen; fonbern bad
Srfennen auc^ hierbei bic £)ber§anb bel^ält. S)er erhabene S^arafter,
bie SRenfd^en rein objectiD betrac^tenb, iß frei Don $aß unb 92eib.
(8. I, 244.)
5) 2)q0 @egent^ei( bed (Erhabenen.
S)a9 eigentliche ©egentl^eil M (Erhabenen ift bad 9tei)enbe.
(ffi. I, 244. SergL ba^ SRcijenbe.)
Crinruruii0, f. ©ebät^tnig.
Cri$.
(Sine $au))tquelle be^ aDem Seben loefentlic^en unb unDermeiblit^en
Reibend ifl, fobolb t9 mirßic^ unb in befHmmter ©eflolt eintritt, bie
Srid, ber ftampf oder dnbiDibuen, ber Sudbrud be^ 2Biberf{)ru(i^d,
mit toelc^em ber SiQe }um Seben im Onnern behaftet ift. dn biefem
urfprünglic^en 3^i^fP<^tt liegt eine unDerfiegbare OueHe be9 Seibend,
tro^ ben Sorfe^rungen, bie man bagegen getroffen l^at. (SB. I, 393.)
CtifKk.
1) Definition ber (£rijiif.
Sie Srijlil ift bie Stec^nil be« SDid))uttren«. (9ß. ü, 112.)
3)a jebed auf Srforfd^ung ber 2Ba§r^eit gerichtete ©efprtfc^ mit Xnbent
tstgen ber 9$erfc^ieben^eit ber Oubiüibualitttten leidet in bie ftontro*
berfe unb koegen ber Unreblic^Ieit ber 3)?enf c^en leicht in %ec^t^aberei
übnrge^t; fo mng man, um regelrecht }tt bid))uttren unb befonberd van
ben @(^lic^en unb jtniffen ber 9{e(^t^aberei ju begegnen, getoiffe for«
nate Regeln innehaben unb anmenben. S)ie £l^eorie biefer XegeUt
$ bie dxiftit ober eriftifd^e 3)ialeltil. @ie ifl atfo bie geißtge
Se(^tlunfi, in »egeln gebracht. ($. n, 27 ff. 4 3 ff.)
166 ^!eimtsii6
2) dn^alt ber (Etifttf.
. S)ie (ErifUf enthält erflend bte S)a¥fleaung ht9 SBefentli^en
jeber 3)t^putatton, ha9 abftracte ©runbgerüfl, gleic^fotn ha9 ©lebtt
ber Äontroöcrfe üUxiianpt {% U, 28—30. $). 1 1—14.) Sweiten«
enthält fte bte begriffliche !Z>arIegung ber ©tratagemata (ftunfigriffc),
benen flc^ bie (^id))utirenben infHnctib ju bebtenen ))flegen. (^.30 ff.
$. 14—35.) ®iefe @tratagetnata nehmen aü eriftifd^^bialeftifc^e
Figuren bie ©teile ein, mldjt in ber Sogt! bie fQKogifHf^en, unb in
ber St^'etoril bie r^etorifd^en Figuren auffüllen, mit mtiftn beiben fie
ba^ ©enteinfame ^aben, bag fie gemiffermagen angeboren ftnb, inbem
i^re $ra^id ber S^eorie bor^erge^t, man alfo, um fie ju üben, ni^t
erfl fie gelernt }u §aben braucht. {% U, 27.)
Crktttntni^.
1) SBol^er ha9 Sebürfnig ber (Srienntnig überhaupt
entfielt
S)ie 9?ot^tt)enbigIeit, ober bad Sebürfnig berSrfenntnig über«
i^aupt entfielt aud ber Stel^eit unb bem getrennten Dafein ber
äßefen, alfo quo ber dnbibibuation. Denn benft man ftc^, ed fei
nur ein einjiged SEBefen bor^anben; fo bebarf ein folc^ed teiner 6r-
tenntnig, kueil nic^td ba ift, load bon i^m fclbfl Derf^ieben to'dxt, unb
beffen ^afein ed ba^er erfl mittelbar, burc^ Srienntnig, b. §, Silb
unb Segriff, in fic^ aufjune^men ^ötte. (SB. II, 310.)
2) ®runb« unb Urform ber (Srienntnig.
jßie ®runb« unb Urform aDed (Sr!ennen$ ift Dad, »ad man aü
bad ^tx^aUtn in ©ubject unb £)bj|ect, in ein (Sriennenbed unb
Srlannte«*, bejeic^net, a(fo bad Se»ugtfein. ($. I, 89; U, 291.
SSergL »etougtfein.)
3) ^^^fiotogifd^e unb metap^^fift^e Xnfit^t ber Sr*
lenntnig.
Sie gan)e i^orm bed Srfemtend unb (Er!anntioerbend ifl blo« bur^
unfere animale, mithin fe^r fecunbäre unb abgeleitete 9{atur bebingt,
atfo Ieinedn)egd ber Urjufianb aDer SBefen^eit unb aDed S)afeind.
(^. n, 291. 3B. U, 564.) 2Dad üxUmtn gehört ate £^ätigleit bed
©e^irnd, mithin ate t^unction bed Drganidmud, ber blogen (Sr-
fd^einung an. (SB. II, 565.) jßie Srfennbarleit übtx'^aupt, mit
i^rer mefenttid^ßen, bal^er fletd not^ioenbigen t$orm Don ©ubject unb
JDbiect, gehört bIo9 ber (Srfc^einung an, nit^t bem SBefen an fic^
ber S)inge. 9Bo (Erlenntnig, mithin SorfleDung ift, ba ifi am^ nur
(Srf(^einung, unb toir ^e^en bafelbft fc^on auf bem ©ebiete ber
(Erfc^einung. (S. II, 735 fg.) %ber, obgleid^ bad (Er!ennen atö
Sunctioit bed Organidmud gur ^rf(^einung gehört, fo gehört ed bod^
jnr (Erfc^einung bed 3)inge9 an \id), b. i. bed SBidend; auc^ in
i^m objectibirt ftd^ ber SBiOe unb )tt)ar ate SEßiOe jur SSa^me^mung
ber Sugenmelt, alfo ate ein SrlennentooUen. ®o grog unb funba*
mental ba^er auc^ ber Unterfd^ieb ht9 SBoOend Dom (Erlennen ifi, fo
MemttniS 167
liäbt betmod^ haß le^te @tt(fhat SBeiber ha9 fdbe, ttMlidi ber SBille,
a(0 bod SBefen an flt^ ber gangen ®rfd^einung; bad Sriennen aber,
ber dnteDect, meld^er im @e(6ftben)tt§tfetn ffd^ burd^aud ald bad
Secnnbftre barfhüt, ifl ni(^t nur a(d fein Xcriben}, [onbern auc^ aU
fein SEM anjnfe^en unb a(fo bur(^ einen Ummeg bo4 toieber auf i^n
juriiifjuftt^en. $^k|fiotogifc^ angefe^en ifl bad (Srknnen eine
Function etned Drgand bed Seibed, be« ©e^hrnd, ntetap^9fif(^ §in«
gegen tfl ed Obj[ecttt)ation bed SBiltend unb }tnar be^ Sßillend )u
erfennen. (SB. n, 293.)
4) Qtotd ber (Sr!enntni§. (@. unter Semugtfein: Ur«
fprung unb 2^td bed 9ett)ugtfetnd.)
5) Seflanbt^eile ber Srlenntnig.
3)ie Srlenntnig ^at einen forntellen unb materiellen $3eflanbtl^eiL
%a9 angeborene, ba^er Xpriorifd^e unb t)on ber (Erfal^rung Unabhängige
tmferd gefammten (Srfenntnigüermögend mad^t ben formellen St^etl
aud. (Sergl. 9))riori.) SDed hingegen, toa^ fic^ uit^t auf biefe
fu6ie€tit)e Sorm, felbfleigene S^&tigTeit^meife, Function bed ^teDect^
{nrücffU^ren lägt, mithin ber ganje t)on äugen, b. 1^. and ber t)on ber
Stnneöempfinbung au^ge^enben objectioen Xnfd^auung lommenbe ©toff
bübet ben materiellen jit^eil ber (Srlenntni§. (®. 116.)
6) Srten ber (Srienntnig.
& giebt jmei grunbDerfc^iebene Wirten ber Srienntnig. S)te eine ifl
bie bem @a^ t)om ®runbe untermorfene, bie anbere bie t)on biefem
@a^ unabhängige. 3)ie erflere ifl bie gemeine, b. u bie bem SBiüen
bienenbe (Srienntnig, )u ber auc^ noc^ bie SBiffenft^aft ge^5rt, bie
^ nur burt^ ^9§ere f^flematifc^e gorm oon ber gemeinen (Erfenntnig
ttiltcTfd^eibet; bie jmeite ifl bie toiUen^ freie (Srienntnig. ©egenflanb
ber erfleren flnb bie einjelnen 3)inge unb i^re Slelationen ju einanber
unb jnm SBiQen, ©egenßanb ber le^tem bie dbeen. @ub]ect ber
erflem ifl ba^ dnbioibuum, @ub|ect ber le^tem bad reine @ub«
iect be« Sriennend, bad @enie. (S. I, 181. 208 ff . SergL
aiu^ dbee unb ®enie.)
i>xt bem ®a^ Dom ®runbe unterkoorfene (Srienntnig f^at mteber
itoei Unterarten. ®ie jerfäDt nämlit^ in bie anft^auenbe ober
8erßanbed«(SrIenntnig unb in bie abflracte (begriffßt^e) ober
8ernttnft«(SrIenntnig. (Ueber beibe oergl. Xnfqauung unb
Begriff.)
7) @rabe ber (Srienntnig*
S)ad (Sriennen toirb um fo beutlid^er, um fo reiner, um fo objlec'
tit>er, |e me^r in ber auffleigenben S^ieneil^e ber dnteUect fldf entttiidelt,
boOfommener tt)irb, unb je me^r baburc^ bad (Sriennen fld| oom
Sollen fonbert. du bem SRaage, ate in ber auffleigenben S^ierreil^e
bad Üterüen« unb bad 3Ru9leIfk|flem \idf immer bentltc^er Don einanber
fonbern, bi« bad erflere in ben Sßirbelt^ieren unb am DoOIommenflen
in 9Kenf(^en flc^ in ein organif(^ed unb cerebrale« 9)frDenfl)flem
168 ®(7entttnt6
fd^eibet unb btefed mieber {Id^ ju bem überaus zusammengefegten
flppaxat Don großem unb Reinem ®e^irn, verlängertem ünb 9tMtn»
SDlarl, Cerebral« unb @ptna(«9{ert)en, fenftbeln unb notorifd^en Sleroen^^
bünbeln fietgert; in bemfelben äJiaage fonbert fid^ im 93e»ugtfein
immer beutUd^er bad äJiotiD Don bem äBtUendact, ben ed ^eroor-
ruft, atfo bie 9$or{leUung DomSBilten, unb baburc^ nun nimmt bte
DbjlecttDität bed 9e»ugtfeind befiänbig ju, inbem bie Sor|]teQungen
fic^ immer beutlic^er unb reiner barin barfleDen. 2)ie £)bj|ectiDitSt ber
ISrIenntni§, unb gunttc^fl ber anfc^auenben, ^at unjä^Iige ®rabe, bie
auf ber Snergie bed dnteDectd unb feiner @onberung Dom 3BiOen
berufen unb bereu ^5d^fler baö ® enie ip. (S. 11, 329 fg. 5». 74-78.)
8) ObJectiDer ®e^alt ber (Erlenntntg.
de uie^r Ütotl^toenbigleit eine (Srlenntni§ mit fi(^ fü^rt, je me^r in
i^r Don ÜDem i^, toa9 ftd^ gar nic^t anberd beulen unb DorfteOen
lagt — ttjie g. 35. bie räumlichen SJer^aitniffe — , je Härcr unb ge-
nügenber fie ba^er ifi; beflo meniger rein objectiDen ®e^a(t ^at fte,
ober befio meniger eigentliche 9tealität ifl in i^r gegeben; unb um«
gelehrt, je SRe^rered in i^r ate rein )ufällig aufgefaßt n)erben mu§,
je SDte^rered fic^ un9 ate blod empirifc^ gegeben aufbringt; bef)o me^r
eigentlich DbjectiDe^ unb tt)a§r^aft 9teale^ ifi in fold^er (Erfenntnig;
aber aud^ }ugteic^ beflo me^r Unertlärtic^ed, b. §. au^ Xnberm ni^t
»eiter ableitbare«. (SB.'I, 145.)
9) SBarum t9 fein Srtennen be« (Srtennend giebt.
3)ad DorfieDenbe Si), ba« ©ubject bed (ErTennend fann, ba t9, o(«
not^n^enbiged Korrelat aQer 33orfielIungen, Sebingung berfelben ifi,
nie fetbfl SorfleÜung ober Objject tt)erben. S)a§er alfo giebt ed fein
Srlennen bed Srfennend; mei( baju erforbert »Urbe, bag bad
@ubjiect ftc^ Dom (Srfennen trennte unb nun boc§ ba« (Sriennen er«
lennte, toa9 unmöglich ifl. (®. 141.)
Unfere Srfenntnig fte^t, toie unfer ^ugc, nur nad^ außen unb nic^t
nac^ innen, fo baß, menn ba« SrTennenbe Derfuc^t, flc^ nac^ innen ju
richten, um fic^ felbfi ju erfennen, e« in ein DöOig S)unfele« blidtt, in
eine gttnjtic^e Seere geröt^. {% II, 47.) SRic^tet flc^ ba« ©ubject
be« drfennen« nac^ innen, fo erfennt e« gtoar ben SBiDen, melc^er bie
9afi« feine« SBefen« ifi; aber ÜDie« ifi für ba« erlennenbe ©ubject
boci) feine eigentli^e @elbfierfenntniß, fonbem Srfenntniß eine« Sbtbem,
Don i^m felbfi no^ Serf^iebenen, meiere« nun aber, fc^on al« Sr»
fannte«, fogleid^ nur (Srfc^einung ifi. (^. H, 48. 3B. II, 294.)
(Serg(ei^e aud^ unter Semußtfein: SBefc^rttntung be« Semußtfein«
auf (Erfc^einungen.)
10) (Einfluß be« 3BiUen« auf bie (Ertenntniß.
Xuf ber dbentit&t be« erlenuenben mit bem toollenben ©ubject beruht
ber (Einfluß, beii ber äßtOe auf ba« (Erfennen au«übt, inbem er e«
(Srfetuittttg 169
v&tffiSt, Sorftedungen, bie bemfelben ein SRal gegenmSrtig getoefen,
gtt mteber^olen, ü6er^att))t bte Sufmerffamlett auf biefe^ ober jeneö p
richten unb eine beliebige ®ebanfenrei§e ^erüor)urufen. 2)er SBtlle iß
and^ ber ^eimlic^e Senf er ber fogenannten ^beenaffociation. (®. 145 fg.
SergL ®ebonfen»affociation.)
S)er (Sinflug bed SßtUend auf bie Srfenntnig }eigt ft4 ferner befonberd
barin, bag jeber Effect, ober Seibenf^aft^ bie (Srfenntnig trübt unb
oerfälfc^t, la, jebe Steigung ober Slbneigung nic^t etma blöd bad Ur-
ifitil, fonbern fc^on bie urfpriinglic^e Snfd^auung ber jßinge ent«
jleflt, färbt, oerjerrt. (SB. n, 424 fg.)
11) (Sinflu§ ber Srlenntnig auf ben 9Bi(Ien. (®. Sef«
fernng, unb unter (S^ar alter fte^e: Suf^ebung M S^a«
roher«.)
12) (Einfluß ber (Erlenntnig auf ben ®rab ber @nt«
pfinbung unb be« Seiben«.
3Bie bie Crfc^einung be« SEBiQen« boQfommener »irb, fo teirb auc^
bad Seiben me^r unb me^r offenbar. On ber ^flan^e ifl noc^ feine
@eufibUität, alfo fein ©d^merg; ein gett)ig fe^r geringer ®rab bon
Men too^nt ben unterfien X^ieren, ben dnfuforien unb 9{abiarien
ein; fogar in ben dnfcften ifi bie Stt^igfeit ju empfinben unb ja leiben
nod) befc^ränft; erfi mit bem DoDfommenen ißerbenf^fiem ber Sßirbet«
t^iere tritt fte in ^o^em ®rabe ein, unb in immer ^ö^erem, je me^r
bie dnteDigenj [id) entmidelt. On gleid^em Waa^z alfo, »ie bie (Sr*
(enntnig gur S)eutli(^teit gelangt, ba« 99ett)ugtfein flc^ fieigert, n)ä(^ß
auc^ bie Dual, meldte folglich i^ren ^öc^flen ®rab im ^enfd^en er«
rei^t, unb bort »ieber um fo me^r, je beutlic^er erfennenb, ]t inteOigenter
bei äSenfc^ ift. 2)er, in meiern ber ®eniu« lebt, leibet am meifien.
(3B. I, 366 fg.) S)ie fttar^eit ber dnteQigen} er^5§t, mittelfl ber
lebhafteren Suff äff ung ber ttugem Umßänbe, bie burc^ biefe ^erbor»
gerufenen Effecte. 2)a^er j. 9. laffen fic^ junge ßttiber ru^ig auf
einen 3Bagen paden unb fortfd^Ieppen; junge Sömen aber, toenn Don
ber SRutter getrennt, bleiben fortto&^renb unruhig unb brüQen unab»
läffig; ftinber in einer folc^en Sage mürben fi(^ faß ju S^obe fd^reien
ttnb quälen. Sluf biefem Ser^ältnig beruht e«, bag ber SRenf^ über«
lianpt Diel größerer Seiben fä^ig ifi, aU ba« !£^ier; aber aud^ größerer
Sreubigfeit, in ben befriebigten unb froren Effecten. Sbenfo mac^t ber
n^B^te dnteüect i^m bie Sangemeite fühlbarer, al9 bem S^^ier, koirb
aber aud^, menn er inbtDibueU fe^r Dollfommen ift, ju einer uner«
f(^(irtU(^en OueOe ber ffurjtoeil. (SB. II, 317 fg. % U, 316—318.)
Die ©teigerung bed @(^mer}e« mit ber (Sr^ö^nng ber Srfenntniß«
fraft im SRenfc^en lägt fi(^ auf ein aUgemetnere« ®efe(^ }urüd(fü§ren.
ferfenntniß ifl, an fic^ felbfl, ßet« fc^merjlo«. SDer ©c^merj trifft
oOein ben SEBillen unb befielt in ber Hemmung, ^inberung, S)urd^«
heujung beffelben; bcnnoc^ ifi baju erforbert, baß biefe $emmung Don
ber Srfenntniß begleitet fei. Sßie nämlic^ ba« Sid^t ben Kattm nur
170 Menntniggnmb — (Stüttrang
bann ttfyUt, xoctxm ©egenflttnbe ba fbtb, t9 jttrttdjtttoerftn; wie ber
!£on ber 9?efonanj bebarf; ~ eben fo nun ntu§ bie Hemmung be^
Sßillend, um a\9 ©d^merj em))funben }tt »erben, Don ber @r(enntui§,
toelfi^er boc^, an f{^ felbfl, aller ©t^merg fremb t{l, begleitet fein.
(% n, 319.)
13) äBorin bie 9{eife ber Srienntnig befielt nub
ttjoburd^ fie bebingt tfi.
!3)ie Steife ber (Erfenntnig, b. ^. bie SoIHontnien^eit, }u ber biefe
in iebent Sinjelnen gelangen !ann, befielt barin, bag eine genaue Set«
binbung gtoif^en feinen fttntmtlic^en abfhacteif Segriffen unb feiner
anfc^auenben Suff äff ung jn ©tanbe gelommcn fei; fo bag jeber feiner
Segriffe, unmittelbar ober mittelbar, auf einer anf(|auli(^en Safld ru^e,
a(d »obur^ allein berfelbe realen 9Bert^ l^at; unb ebenfaDd, bag er
jebe i^m Dorfommenbe Snfd^auung htm richtigen, i^r ongemeffenen
Segriff ju fubfumiren bermdge. Diefe Steife ifl allein bad SSßerl ber (Sv'
fa^rnng unb mithin ber ^At; fie ifl gang unabhängig bon ber fonfligen,
grbgern, ober geringern SoUfommenl^eit ber Stt^igTeiten eineö deben,
ate toelc^e ni^t auf bem 3ufammen^ange ber abfiracten unb intui^
tiben Srfenntnig, fonbern auf htm intenfiben ®rabe Seiber beruht.
{% n, 668.)
Ctktntttni^gntniif f. ®runb.
Crklärunfi.
1) $rinci)) unb Segriff aller (Sritärung.
jßer @a^ bom ®runbe ifl bad ^rincip aDer (SrKttrung; benn eine
@ad^e erllttren ^eigt i^ren gegebenen Seßanb, ober 3i^f<^>itin^n^<uig,
jurüdfü^ren auf irgenb eine ©eftaltung beö @a^ed bom @runbe, ber
gemttg er fein mug, knie er ifl. (®. 156. S. I, 88.) Die Sla^-
koeifung be^ Ser^Itniffed ber (Erf Meinungen }u einanber, gemttg bem
@a^ bom ®runbe unb am Seitfaben bed bnrd^ il^n aQein geltenben
nnb bebeutenben äBarum ^eigt SrHttrnng. (993. I, 95.)
2) ®rttn}e ber (Erüttrung.
S)ie (Erfittrung lann nie weiter ge^en, att bag fte gtoei Sorfiellungen
3U einanber in bem Ser^ttttniffe ber in ber ftlaffe, ju ber fte gehören,
^errfd^enben ®eftaltung he9 ©a^e^ bom ®rttnbe }eigt. dfl fie ba^in
gelangt, fo fann gar nid^t n^eiter SSßarnm gefragt loerben; bemt ba^
nad^geioiefene Ser^ttltnig ifl badjenige, wetc^ed fd^Iec^terbingd nic^t
anberd borgefhDt loerben !ann, b. ff. ed ift bie f^orm aOer (Srfenntnig.
3)a^er frSgt man nid^t, loarum 2 + 2=4 ift; ober mamm auf
irgenbeine gegebene Urfad^e i§re SSirtung folgt; ober »amm aud ber
äBa^r^it ber ^rfimiffen bie ber Sondufion einlenktet, ^be (Er-
Hörung, bie ni(^t auf ein Ser§ttltnig, babon toeiter fein SBarum geforbert
»erben fann, jnrüdCfü^rt, bleibt bei einer angenommenen quab'ias occolta
jh^en; biefer Art ifi aber anif jebe urfprüngüc^e 9?aturfraft. Sei
einer folc^en mug jebe natunoiffenft^aftlic^e SrHärnng )ule(t fte^en
Qhriafnng — (Entf^ 171
lUitn, alfo bei efaiem böOig S)uRletn. (SergL Sletiologte.) — debe
na(| bem Settfaben bc9 ©aged Dom ©runbe gegebene (SrHSrung i|l
iimnet nur relatib; fte evßärt bie 3)tnge in Sejie^ung aufeinanber,
((i§t aber immer Stmad unerflärt, toAift^ fte fc^on ooraudfetjt. 3)tefed
i^ }. 9. in ber 9Rat^ematiI 9iaum unb 3eit; in ber SRec^onif, ^^^fU
nnb S^emie bie 3J2aterie, bie Oualitäten, bie urfprünglicl^en Gräfte,
bie Staturgefetje; in ber 93otanif unb B^^ot^fit^ ^i^ Serfd^ieben^eit ber
Specied unb ba^ Seben felbß; in ber ©ef^ic^te bad SDtenfc^engef^Ied^t,
mit allen feinen (Sigent^ümlic^feiten be^ 3)enlend unb äBollend; — in
aOen ber @a^ bom ©runbe in feiner jiebe^mal anjumenbenben ®e>
Patong. (335. I, 96 fg.)
3) ©egenfa^ jWift^en p^^fifc^er uub metQ))§9fif(^er
(Erltttrung.
SBeil iegtici^ed SBefen in ber 9{atur }uglei(^ (Erfc^einung unb
3)ing an fi^ ober andj natura naturata unb natura naturans ifl;
fo ifi t9 bemgemäg einer jtoeifadgen (SrÜttrung fä^ig, einer ))l^9fif(^en
nnb einer metap^^fifd^en. 2)ie p^^flfc^e ifl allemal avL9 ber Ur«
fa(§e; bie meta^^tjfifc^e aUemal aud bem 3)tng an fic^, bem SEBiUen.
(?. n, 98 fg. lOlO
(lieber bie (Srllttrung ber Srf (Meinungen oud ben Ur fachen fie^e
Setiologie.)
Crlöfuuj, f. 6^riflent^um unb (Srbfünbe.
(ntai^rung.
!Dad gonje Seben ifl burt^ unb burc^ ein fleter 9Be(^feI ber SRaterie
unter bem feflen Se^arren ber ^orm, unb eben bad iß bie Sergttng-
lii^Ieit ber dnbit)ibuen bei ber Unt?ergttngli^!eit ber ©attung. 3)ie
iefitobige (Smä^rung unb 9{e))robuction iß alfo nur bem ©rabe nad^
t)on ber Stn^vm^, unb bie beßSnbige (S^cretion nur bem @rabe nac^
tiom jCobe berfd^ieben. Der @mtt^rungd))roceg ifi ein fleteö S^^Ü^^t
ber 3<ugungd))roce6 ein ^5^er ))oten}irted (Srnü^ren. Xnbererfeit^ iß
bie d^cretion, bad ßete ilnßf^aniftn unb Sbtoerfen tion iDtaterie bad
Selbe, toa9 in er^ö^ter $oten} ber Sob, ber ©egenfafe ber B^^Sung,
iil (SB. I, 326.)
1) !Z)er Srnß aU ©egent^eil bed @(^erjed.
2)a^ ©egent^eil bed Sackend unb @(^er)ed iß ber Srnß. S>em*
gcmäg beßei^t er im Sekougtfein ber t)oa(ommenen Uebereinßimmung
nnb ^ongruenj bed Scgriffd, ober ©ebantend, mit bem Slnfc^aulit^en,
ober ber 9{ealität. Der Crnße iß überjengt, bag er bie Dinge beult,
iste ße ßnb, unb ba§ ße ßnb, koie er ße beult. Sben be^^atb iß ber
Uebergong k>om tiefen Smß jum Satten fo befonber^ leidet unb burd^
({einigfeiten ju betoerlßeäigen, meil jene oom (Smß angenommene
Uebereinßimmung, ie üoDIommener ße fc^ien, beßo leidster felbß burc^
^t 8^9^ # unerkoartet ju £age fommenbe dncongruen) aufgehoben
172 iSrfc^eimnig
kotrb. Da^er j[e tne^r ein ÜRenfc^ beö flanjen Srnfted ftt^ig ifl, beflo
^er}(i(^er lann er lachen. (2B. 11, 108.)
2) 3)er Srnfl aU ben Bi^tottpuntt be« gebend be»
fitmmenb.
Xned lommt ^ule^t barauf an, »o ber eigentlid^e Srnfl bed
SRenfc^en liegt. Sei faft SlDen liegt er audfd^tieglic^ im eigenen 9Bo^(
unb bem ber d^rigen; bo^er fte bied unb nid^td Snbered ju förbern im
@tanbe ftnb, »eil eben fein'Sorfa^, feine »iQfUrlic^e unb abfl^ttit^e
Hnflrengung ben toa^ren, tiefen, eigentlichen @mfl berlei^t. !i)enn er
bleibt fletd bo, too bie ^^otur i^n Eingelegt ^at; o(ne i^n aber lann
Sllled nur ^atb betrieben toerben. SEBie ein btcierned Sn^ttngfet einen
St'6xptt immer »ieber in bie Sage jurüdbringt, bie fein burc^ baffetbc
betermtntrter ©c^merpnnTt erforbert; fo jie^t ber »a^re (Smfi bed
Sltenf^en bie jhraft unb Suftnerifamfett feinet 3ntellect9 immer ba^in
gurüÄ, n)o er liegt; aUed Snbere treibt ber äJienfc^ o^ne toa^ren
ernjl. (SB. II, 438.)
Crfd)tinung.
^1) ®egenfa(^ 2n)ifc^en (Erfd^einung unb S)ing an fid^.
(®. 2)ing an fic^.)
2) ^ie (Srfc^einung aU SDtanifefiation bed 2)inge9
an fid^.
!Z)ie (Srfc^einung ifl ÜRanifefiation (Demjenigen, toa9 erft^eint, betS
3)ingem an fld^. S)iefed mug ba^er fein äBefen unb feinen CT^arofter
in ber Srfc^einungdkoett audbrücfen, mithin fold^er aud i^m ^eraud«
}ubeuten fein, unb jtoar aud bem @toff, nic^t aud ber Mögen $orm
ber Srfd^einung. (993. II, 204.) dn ber objectiiien, b. ^. in ber
(Srf^einungdmelt fann flc^ ni^td barfleUen, wad nic^t im SSefen ber
3)inge an fic^, alfo in bem ber (Srfd^einung jum ®runbe tiegenben
2BiQen, ein genau bem entfprec^enb mobiftcirted @treben ^tttte. 3)enn
bie 2Be(t ald SorfieHung lann nic^td aud eigenen SRitteln tiefern, eben
barum aber auc^ lann fie fein eitied, müßig erfonnened SRttbrc^en
auftifc^en. 3)ie enbtofe SRannigfaltigfeit ber formen unb fogar ber
Färbungen ber $f(an}en unb i^rer Stuten muß bo(^ überall ber Xud-
brudC eined eben fo mobiftcirten fubjectioen SBefcnd fein; b. ^. ber
SßiDe ate 2)ing an fld^, ber flc^ barin barfleDt, mug burd^ fte genau
abgebilbet fein. {% II, 188 fg.) ®o tocit bie 3)inge a priori be=
fHmmbar finb, gehören fie ber blogen Srfc^einung (Sorflellung) an,
hingegen in bem Waa^t, aU fie em))irif(^en, a))of)eriorif(^en ®t*
l^a\M ftnb, offenbart fi^ in i^nen bad a)ing an {Id^, ber Sille. (31. 86.)
S)ie em))irifd^en (Sigcnfc^aften (ober üicTme^r bie gemeinfame QueOe
berfelben) Derbleiben bem 3)inge an f!^ felbft, a\9 ^eugcrungen feinet
felbjleigenen äBefend bur(^ bad ÜRebium ber apriorifc^en ^formen ^in-
burd^. ($• I, 98.) S^ax mijt in ben (Eigenfc^aften, mebcr ben
opriorifc^en, nod^ ben em))trif^en, ßellt fid^ ia9 SBefen bed 2)inge0
an fid^ bar, ba \a andi bie cmfiirifd^en (Sigenfd^aften, aU burd^ bie
@inncdem))finbung bebingt, noc^ fubjectiten Urfprungd finb; mobt
^4eimnt0 173
aber muffen bie fpecteUen unb iitbtmbueDen Unterfd^tebe biefer
(Sigenfc^ajten, bie Ünterf Cetebe hn SHIgeinemen genommen, iraenbwte
ein Xudbnnf M jDinged an {Ic^ fein; j. 9. »eber bie ©eftaft, no(^
bie Satbe ber %ofe, mo^t aber 2)iefe0, ha% bie eine flc^ in rotier,
bie anbere fi(^ in getber r^arbe barfleüt; ober nid^t bie Sorm, no(^
bie Sarbe bed üRenfc^engefic^td, aber, baß ber Sine biefe, ber Xnbere
ienc $§9f{o8nomie ^at. {% I, 99 fg. Wt, 594.)
3) *S)a9 ©runbgerüfi ber Srfd^einung.
S)ie (Erf(^einung9n)elt (bie Seit ate SorfieDung, bie objectiDe Seit),
bat gmei Jhige{«$ole: nämlic^ bad erlennenbe ©ubject f^fed^tbtn unb
bie reine, formlofe SDtaterie. ^an tonn bie Sel^arrlic^feit ber SRaterie
betrachten atd ben Xefle^ ber 3^itIofifl'^it be9 reinen, fd^Iec^t^in a(d
Sebingung alled Db|ectd angenommenen ©ubjectd. Seibe gehören ber
Srf Meinung an, nic^t bcm ÜDinge an fic^, aber fie fmb bad @runb»
gerüfl ber (Srfd^einung. Seibe merben nur burc^ Xbfhaction ^eraud«
gefunben, ftnb nid^t unmittelbar unb für ftd^ gegeben. (9B. II, 18.)
Sie Srfenntnig unb bie ÜRaterie (@ubjiect unb Db|ect) ftnb nur relatit
ffir einanber unb matten bie Srfc^einung aud. (97. 21. S. U,
20—22.) S)a« Dbjcct* für ein ©ubject^Sein ifi bie crfle unb aO»
gemeinfle gorm aller (Srfc^cinung. (2B. I, 206.)
4) Unterfd^ieb }n)if(^en ber unmittelbaren unb mittel«
baren Srfd^einung.
Dbmol^I 1lüt9 Object (Srfc^einung ifl, fo ift boc^ ein Unterfc^ieb ^u
machen }koifc^en ber urfprüngtic^en , unmittelbaren Objectität
(@i^t6ar!eit) unb ber mittelbaren, fecnnbären. ^n jener gehören
bie dbeen, (f. dbee), ju biefer bie eingelnen 2)inge. !3)ad
cingelne, in ®emtt§^eit M @a$e9 Dom @runbe erfc^einenbe S>ing ifl
mir eine mittelbare £)b)ectioation bed 3)inged an fid^ {totldft^ ber
SEBide ifi), }mif(^en toelc^em unb i^m noc^ bie dbee fle^t, ald bie
aOetnige unmittelbare Dbjectitttt bed äBillend, inbent fle leine an-
bere bem Srlennen ald fold^em eigene gorm angenommen ^at, aU bie
ber SorfleHung überhaupt, b. i. bed Objectfeind für ein ©ubject. S)ie
dbee aOein ifl bie mögli^ft abSquate Objectitttt M äBiOen« ober
!Z)inge^ an fl(^, bie einjelnen 3)inge hingegen finb leine ganj abäquate
Objectität bed SBiQend, fonbem biefe ift ^ier fi^on getrübt burc^ jene
i^ormen, bereu gemeinfd^aftlic^er Sudbrudt ber ®at^ oom ®runbe ifi. '
(SB. I, 206; II, 414 fg.) 2Bä^renb bie Onbioibuen, in benen bie
Obee ^c^ barfleüt, unjä^Iige ftnb unb unauf^attfam merben unb Der-
ge^en, bleibt bie dbee unDeränbert atö bie eine unb felbe fielen, unb
bcc @aft Dom ®runbe ^at für fie leine Sebeutung. (SB. I, 200.)
ö) 9{ot^tt)enbigIeit ber Srfc^einungen.
1>it Srfd^einung ifi burt^tteg bem ®a^ Dom ®runbe unterworfen
in feinen Dier ©eflaltungen. (@. ®runb.) S)a nun ißot^ttenbig-
feit bnrc^aud ibentifc^ ifi mit f^olge aud gegebenem ©runbe, unb
bcibed aSed^felbegriffe finb (f. iRot^toenbigleit); fo ifl SUled, koa^
174 (Srfiautten — (Stsie^ttng
}itr (Erfc^etnung gehört, b. ^. £)bj[ect für ba^ erlennenbe @n6)cct ifl,
etnerfeitd ®runb, onbererfeitd Sotge, unb in biefer le^tem Stgenfd^aft
bttt(^ioeg not^toenbig beflunmt, lann bal^r in leiner 9e}iel^mig anberd
fein, a(d t9 ift. S)er gonge On^alt ber 9latixt, i^re gefamntten (Er«
fd^einungen, finb alfo bnr^and not^menbig, nnb bie 9totl^koenbigfeit
iebed Z^tiÜ, jeber Srfd^einung, feber Gegebenheit, Iä§t flc^ icbedmal
nQ(i^n)ei{en, inbent ber ®runb gn finben fein mug, bon bem {le ato
Solge abfängt. S)ied teibet leine Sndna^nte; ed folgt and ber unbe«
f^ränlten ©ülttgfeit be9 ®a(ed Dom ®runbe innerhalb bed ©ebieted
ber grfc^cimmg, (SB. 1, 338.)
Ctfiaunen, f. ^ermnnberung.
et}iel)ung.
1) ®egenfa^ }n)if(^cn Srjiel^nng unb Xbrit^tnng.
(©. «bri^tung.)
2) ©egenfa^ jmifc^en ber natürlichen nnb !ünfi(ic§en
Srjie^ung.
Der 9{atur unfern OnteOectd jufolge foDen bie Segriffe bur(^
Slbfiraction a\\9 ben 9nf(^auungeu entfielen, mithin biefe früher
bafein, aU jene. Sei SDem, ber blöd bie eigene Srfa^rung junt Se^rer
unb jnm Suc^e ^at ifl biefed totrllic^ ber SqU; er weig bai^er, toetc^e
Slnfd^auungen cd finb, bie unter jebeu feiner Segriffe gehören nnb Don
bemfelben Dertreten »erben, er fennt Seibe genau nnb be^anbelt bentna«^
aOed i^m Sorlommenbe richtig. Sd iß bied ber SBeg ber natür«
tiefen Srjie^ung.
2)en entgegengefe(^ten SBeg fd^ldgt bie lünfllif^e Srgie^ung ein.
Sei biefer »irb burc| Sorfagen, Serien unb Scfen, ber fio{)f DoU Se»
griffe gepro))ft, beDor nod^ burc^ (Erfahrung eine irgenb audgebreitete
Sefanntf^aft mit ber anfc^aulid^en äBeb bo ifi. 3)ie beigebrachten
Segriffe »erben ba^er falfc^ angemenbet, bie S)inge unb bie SRcnfc^n
falfc^ angefe^en unb be^anbett @o mac^t bie lünfilic^e <Er}ie^ung
ff^iefe K5))fe nnb Derfc^robene a)!enf(^en. {% II, 663.)
3) Aufgaben ber (Srjie^ung.
2)em ©efagten jn golge ifl ein ^auptfranlt in ber (Srjie^ung, bag bie
Setanntfc^aft mit ber SBelt, bereu (Erlangung ai9 ^md aller
(Srjiel^ttttg bejeit^net »erben lann, Dom redeten (Snbc angefangen
»erbe, bag alfo in jeber ©ac^e bie Slnf^auung bem Segriffe
Dor^erge^e, femer ber engere Segriff bem »eitern, unb bag fo bie
gange Sele^rung in ber SDrbnung gefc^e^e, »ie bie Segriffe ber 2)inge
einanber Doraudfe^en. 3)emna^ foUte man bie eigentttd^ natürliche
Reihenfolge ber (Srfenntnijfe gu erforfc^en fuc^en, um bann met^obifd^
nac^ berfetben bie Kinber mit ben ÜDingen unb Ser^ältniffen ber 3Belt
befannt gu mad^en. ÜDie $au))tfa^e bliebe aber immer, bag bie Xn-
f^anungen ben Segriffen Dor^ergiengen, unb nic^t umgett^rt (?. 1, 513 j
n, 664—666.)
SBeil eingefogene dtrt^ümer meifiend unandKfc^lic^ finb nnb bte
Esprits forts — ^en 175
Ur%tttfraft am f)>ätefieit jur SReife tomtat, foO man bie Aittbev bi^
jnm fet^je^nten da^re t>on aQen Se^ren, ttorin groge drrt^ümer fein
kmm, frei er^Iten^ alfo t^on aller $§iIofo))^ie, SJeügton unb aU'ge*
meinm Snftd^ten jeber "äxt. ^an (af[e bie Urt^eitöfraft, ha fte Steife
unb Srfa^rung tioraudfe^t, no^ ru^en unb (ä^me {le nic^t burd^
Sinprägmtg Don $orurtl^ei(en« hingegen ne^me man, ba bie dugenb
bie 3eit ifl, S)ata ju fammeln, befonberd ba^ ©ebäd^tnig in %n«
fpnid^ nnb fülle t9 mit bem SBefentli^ßen unb 9{id^tigfien in jeber
«rt an, {% U, 666 fg. 349. $. 428 fg.)
Um bie 3ugenb nic^t für ha9 praftif^e Seben ju Derbetben, §at man
i^ eine genaue unb grünbli^e Äenntni^ baDon, ton ed eigentlich
in ber äBelt ^erge^t, beijubringen, folglich ju t^erl^üten, bag fte
ni(^t eine falfc^e, c^imärif^e, mit ber SBirflid^feit nidft übereinfiimmenbe
Sebendanftd^t aufnehme. 2)ed^a(b ifl ha^ Sefen t>ott 9tomanen, mit
%idna^me koeniger, ben falfd^en (Sinbilbungen entgegentoirfenber 9{omane,
aa«juf(^Iiegen. (jß. U, 668 fg.) %\xij ifl tS nac^t^eilig, bie SRorafität
brr 3^Slinge baburc^ beförbern ^u n)oOcn, ba§ man fte über bie toa^re
mordifc^e äSefdfaffen^eit ber 3}{enf(i^en taufest unb i^nen Stec^tlid^teit
nnb Jugenb afe bie in ber SBelt allgemein befolgten SWa^imen barfiellt.
fficnn bann f))äter bie Srfal^rung fle, unb oft ju i^rem großen Stäben,
nne^ Xnbem belehrt; fo !ann bie (Entbedung, bag i^re Ougenb(e§rer
bie Srfhn maren, meldfe fie betrogen, na(|t§eitiger auf i§re eigene
SRoralitttt mirlen, ate menn biefe Se^rer i^nen bad erfie 93eifpiel ber
Offener jigleit unb Keblid^Ieit felbfi gegeben unb uuDer^o^Iengefagt Ratten:
f;3)ie SBett liegt im %gen, bie SDtenfd^en ftnb nid^t, mie ftefein foQten;
ober laß' eö bi^ ni^t irren unb fei !Du beffer/' (g. 193 fg. $. 390.)
4) @rSn}e ber Qerjiel^ung.
Sie 993trlfam!eit ber (Srjie^ung ^at foto)OI^I in inteüectueller, al^ in
nioralifd^er ^inft^t, an bem angeborenen bed 399K"0^ '^^^ ®^^ni^*
3Bie unfer moratifc^er, fo auc^ fommt unfer inteUectueUer ^ert^ ni^t
^on Sugen in un^, fonbem ge^t aud ber S^iefe unfered eigenen
^efend ^erDor, unb föttncn feine $efia(ojjifd^e Srjie^ungdfünjle and
einem geborenen %xop\ eilten benfenben äHenfd^en bilben; nie! er ifl
«I« Iropf geboren unb muß al« Iropf perben. {% I, 510.) «u«
ber angeborenen Serfc^ieben^eit bed inbioibueQen Sl^aralterd ifl ed ju
etfiören, baß tro^ ber adergleid^flen (Srjie^ung unb Umgebung jtoet
Sinber benno^ ben grunbt)erf(f)iebenflen S^arafter an ben.!£ag legen.
So menig aU ben angeborenen ®eifl, zhtti fo menig Vermag bie
&)ie§ung ben angeborenen S§arafter umjuf^affen. $atte bod^ gerabe
Sero ben ©enefa jum Crjie^er. (ffi. 53 fg.)
Esprits forts, f. unter ®(aube: @(l|öb(td^e Sirlung frü§ einge«
t^rägter ®(aubendte^ren.
tfjrm.
3)aburd^, baß mir effen, fallen mir bem Xobe, unb baburc^, baß
^^ 3 engen, bem Seben not^loenbig on^im. 3)enn burt^ bad Sffen
176 Easentia imb existentia
}erfi5ren \oir bte frembe ^onn, imt unQ iffctx Wtattxit }u (emetftem;
haf)ti mug, koetf alled ?e6enbe bemfelben ®efe^ unterliegt, auA unfere
Sorm »ieber ^crfiört merben, bamtt i^re äRaterie toteber anbem gönnen
jufaQc. 3)ie 3^9^14 ^^^^ iß ^i^ boüenbete Seja^ung be^ SBtHend
}um ithtn, bie eben ab Seben erfd^eincn mug. ($. 406.)
Essentia uttH existentia.
1) Ser^&ftntg beiber ^u einanber.
debe Existentia fe^t eine Essentia Doraud, b. ^. }ebed ©eienbe
muß eben auc^ Stroad fein, ein befümmted SBefen ^aben. (Ed fann
ni(f)t bafein unb babet boc^ nic^td fein; fonbem fo toenig eine
Essentia o^ne Existentia eine Realität liefert, eben fo menig bermag
bied eine Existentia o§ne Essentia. S)enn |ebed @eienbe mng eine
i^m n)efentli(i^e, eigent^ilmlid^e 9Iatur ^oben, Dermöge ivelc^er ed ifi
tnad ed ifi. Sine S^i{ien3 o§ne Sf fen^ tä§t füf ni^t einmal benfen.
hingegen fc^Iiegt bie bIo§e Sff enj noc^ nid^t bie Stiften} ein; benn,
n)ie f^on ^rißoteled tid^tig gefagt f^aU „3)ie Sofien j fann nie gnr
Cffenj, bad S)afein nie ^nm SBefen ht9 3)inged gehören/' ((£. 57.
% I, 68. ®. 11. SB. I, 606.)
2) Sotgerungen and biefem Serl^ttltnig.
Srfiend in ^ejug auf bie gftei^eit bed SBiüend: S)a
jebed @eienbe eine i^m roefentlid^e eigentpntlic^e 9?atur (Cffen)) ^aben
mug, beren Seugerungen t^on ben Urfac^en mit iflot^menbigfeit ^erDor«
gerufen merben, unb biefed Dom 2Renf(^en unb feinem SiUen eben fa
fe§r gilt, mie oon allen übrigen äBefen in ber 97atnr, alfo aud^ er
jur Existentia eine Essentia, b. ^. grunbmefentlic^e Sigenfd^aften tfat,
bie eben feinen S^arafter audmad^en unb nur ber Seranlaffung t)on
fingen bebürfen, um (^ert)orjutreten, fo n^Sre bie (Srroartung, bag ein
äRenfc^, bei glei^em 9nlaß, ein Tlal fo, ein anber 3Ral aber gan^
anberd ^anbeln toerbe, gleid^ ber (Srttyartung, bog ber felbc Saum, ber
biefen Sommer jiirfc^en trug, im nä^fien kirnen tragen merbe. S)ie
2Binendfrei(^eit bebeutet, genau betrad^tet, eine Existentia o^ne Essentia,
metc^ed ^eigt, bag Stn^ad fei unb babei bo(^ ißi^tö fei, loeld^ed
toieberum ^eigt, nid^t fei, alfo ein 2Biberf))ru^ ifi. (@. 58. % I,
68. 134.)
3toeitend in 93e)ug auf bad S)afein ©ottcd: 3)a bie
Sffen) ni(f)t bie (S^ifienj inooloirt, fo iß bev ontologifc^e Seföeid
für bad !3)afein ©otted, locld^er aud ber (Sffen) ®otted feine Soften)
folgert, unhaltbar, ifi ni^td aU ein fpi|jfinbige6 ®))ie( mit Segriffen,
o^ne aOe Ueber^eugungdfraft. (SB. I, 606.) Der Don Snfelm Don
(Santcrbur^ überfommene ®eban!e bed Sartefiud, bag aud bem blogen
Segriff einer (Sac^e ftd^ i^r S) afein folgern laffe, ober mit anbern
SBorten, bag Dermöge ber Sef d^affen^eit ober 3)eftnition einer btod g e *
badeten Qadjt t9 not^menbig h)erbe, bag fte nic^t me^r eine blod gebadete,
fonbern eine mirflic^ Dor(^anbene fei, biefer auf ®ott, ate bad DoOfommcnftc
äBefen (ens perfectissimum), angemenbete ©ebanfe i{l falfd^. ($. I, 77.)
dtffit unb Wfi\^ — (Su!o{o§ nnb 2)))«Io(o« 177
3) SnfammenfaUen ber (Sffens nnb iSjrtflen} bei bet
reinen Wliattxit,
3)a bie reine SWaterie bie objectil) aufgefagte eaufoKtät feftp ifi,
inbem i^r gonae« SBefen im ffiirfen überhaupt be^c^t, fte fclbfl
olfo bie SBir!fotti(cit (6V6pYeta=S5BirHi(^feit) ber ©inge über^oupt
\% gWc^fom ba« «bjhQctum aUt9 i^re« berf^icbenen ffiirfen« (öergU
ÜRaterie); fo (ttgt ft^ bon ber äRaterie behaupten, baß bei i(r
Existentia nnb Essentia aufüttimenf allen nnb ©neö feien; benn pe
^t feine anbern Attribute ate bad 2)afetn fetbfl überbau))! nnb
abgefel^en bon oder nähern Seßintntung beffelben. Slber bie reine,
abßracte SDtaterie ifi ein ©egenfianb be« S)en!end alletn, nic^t ber
Snfc^annng. SBir benlen nnter reiner üßaterie bad bloge
ffitrien in abstracto, ganj abgefe^en bon ber %xt btefe^ Sirfend,
Q(fo bie reine (Saufalität, nnb ald fold^e ifl fle ni^t ©egenjlanb,
fonbent Sebingung ber Srfa^mng. (SB. U, 52 fg»)
eti|ili nnb Ctl^tfd)) f. ÜRorat nnb ÜRoralif^.
Ctsmolosit^ f. ©pra^e»
turfämanoloeit^ f. ©lüdfatigleit^U^re.
Cukolos unli ID5$kol00.
1) Soranf ber ©egenfa^ jmifd^en bem (Sufolod nnb
S)9dIoIo9 beruht.
SBte im (Erfenncn, fo ift auc^ im ©efU^I bed Seibend ober flQof)U
feind ein fe^r groger !£^eil fubjectib nnb a priori beflimmt dn jebem
dnbtDibuum ifi nämli^ bad ^aag bed i^m niefentlic^en f^o^finnd
ober S^rübflnnd burc^ feine yiatnx ein für alle 9RaI beflimmt, toie(d^ed
SRaag [xd^ gleic^ bleibt, n)ie fe^r auc^ bie ttugern Umflänbe »ec^feln
mögen, ©ein Seiben nnb SEßo^tfein ifi bemnac^ nic^t bon äugen,
fonbcm eben nur burc^ iened 2Raag, jene Anlage benimmt, »el^e
IXDQX hvxäf bad )>49rif4^ Sefinben einige 9b« unb ^mtaf^mz in ber«
fc^iebenen ^AUn erfahren (ann, im ®an}en aber bie felbe bleibt nnb
nic^M Slnbercd ift, ald toad man fein S^emt)erament ober feine ®mnb«
fKmntttng nennt. Ruf ber urfprünglid^en Serf^iebenl^eit biefer berul^t
ber ^latonifc^e ®egenfa$ jtoiifc^en bem (Snlolod unb 2)^9loIod,
^. i* 3tt)if(^en bem, ber leisten nnb bem, ber fd^weren ©inned i{l.
(SB. I, 372 fg. ^. I, 346 fg.)
2) (Sntgegengefe^ted Serl^alten be^ Snlolod unb
2)t^d(o(od.
^adf glei^er SRöglic^Ieit htß glflcKic^en unb bed nnglüdßd^en Sud«
gonge« einer Angelegenheit mirb ber 3)t^dfoIo9 beim unglüdlid^en fi^
Argem, ober grämen, beim glüdlid^en aber fic^ ni^t freuen; ber (Su-
loM hingegen mirb über ben nngtüdtit^en fid^ nic^t ärgern, no(^
grämen, ober über ben glü(fli(^en flc^ freuen. äBenn bem 3)^d(o(od
bon it^n Sor^ben neun gelingen, fo freut er fic^ nic^t über biefe,
fonbem ärgert fic^ über bad (Sine mißlungene; ber (Snlotod toeig, im
178 Qttt^aitalle — CStoigfett
ttmgcle^rtat %aU, [\df boc^ mit bem (Einen gelungenen pt tröflen unb
auf}u^eitem. ($. I, 345.) !Sie 3}ht\t>t, auf meiere ber ©elbfhnorb
erfolgt, flnb beim S^^ölotod unb Sulolod fe^r Derfc^ieben. Oe gröger
bie SDt^dlolie i% ein beßo geringerer 9u(ag reicht ^in, ?e6endüberbru6
unb ©elbfimorb ^erbei}ufü^ren; j|e gröger hingegen bie Sufolie \%
beflo me^r mug im äugem Kniag Hegen, um gum @etbfhnorb )u
beftimmen, bie (S^retfen bed j£obed gu übenoinben. (% I, 346.
«>. 449 fg.)
3) Sorjug bed 3)9dIoIod Dor bem Snlolod.
Sie nic^t (eid^t ein Uebel o^ne alle 6!om))enfQtion ifl, fo ergie6t
fii) au(^ ^ier, bog bie 3)9dIo(oi, atfo bie finflern unb ängftUd^en
(S^araltere im ©anjen itoax me^r imaginäre, bafihr aber mentger reale
UnfttOe unb Seiben }u überflel^en l^aben merben, ate bie Reitern unb
forglofen; benn toer flUed fc^warj fie^t, ftM bad ©c^timmfle befürchtet
unb bemnac^ feine Sorle^mngen trifft, mirb fic^ nic^t fo oft Dertec^net
^aben, atd mer fietd ben S)ingen bie ^eitere Sarbe unb Slutfftt^t (ei^t
i% l 346.)
CutlyaiiafU) f. 2: ob.
1) Seltnen @tt^en St^ibenj julommt.
©% Don urft)rüngli(^er, olfo burc^ leinen Setoeid Dcmiittelter
©ekoig^eit, mie fie bie Smnbma^r^eiten aller SBiffenfc^aften an^mac^en,
finb ftetd entflanben burc^ Uebertragung bed irgenbtoie anfd^außc^
aufgefaßten in bad ©ebac^te, Sbßracte. !Z)iefem)egen ^ei§en fle et)i«
beut, meld^e^ $rttbicat eigentlich nur i^ueu julommt, nic^t aber ben
btod bemiefenen ©fi^en, meiere, ate conclusiones ex praemissis,
nur folgerichtig }u nennen flnb. (^. ü, 23. Sergt. au^ Sem ei 9.)
2) Unterfc^ieb jtt)ifc^en emt)irifd^er unb a))riorifc^er
(Soibeu).
XQe le^te, b. ^. urft)rüngtic^e (SDibenj ifl eine anfc^aulic^e;
bied toenttt^ fd^on bad Sßort. 2)emna(l^ if! fle entmeber eine em^i*
rifc^e, ober aber auf bie Snfc^auung a priori ber Sebingungen
miiglic^er (Erfahrung gegrünbet. du betben SttQen liefert fle ba^er nur
immanente, nid^t trandfcenbente Srfenntnig. (SB. I, 78.)
3) 3)ad $rttbicat „eoibenf' unterfc^ieben »on ben
^rttbicaten „richtig", „too^r^ real^
(Sin 8egriff i{l richtig; ein Urt^eil koa^r; ein SUxptx real; ein
Ser^ttttnit eDibent (SB. H, 132.)
CiDigt tttrtc^tt{ktit, f. (Serec^tigfeit.
€iDt{ktit.
1) Segriff ber (S^igfeit.
2>ie Stoigfeit ift ein Segriff, bem feine Snfd^auung ium @runbe
ßegt; er ift auc^ be^^atb bto9 negotiben dn^M, befagt nfimlic^ ein
<S]^enment 179
jfitlofed 2)afetn. (9B. II, 551.) ÜDem Don )e§er bagetoefenen 93e«
({Tiff ber (Emigfett liegt bad SeiDugtfein ber dbealitöt ber ^tii gum
@Tunbe. S)ie Sttigleit ifi ntttnlic^ iDcfentttd^ ber ©egenfa^ ber
ßtit, nnb fo ^aben bie trgenb (Sinfic^tigen i^ren begriff auc^ fletd
gefagt, toa9 [it nur (onnten in Solge bed ©efü^te^ bog bie 3^it blod
in unferem dnteüect, nic^t im SBefen ber 3)inge an ftc^ liegt. 9(od
ber UnDerfianb ber ganj Unfähigen f)at ben Segriff ber @n)igfeit nic^t
anberd ftc^ au^julegen gemugt, benn a(d eine enblofe 3cit* S)ied eben
n9t(igte bie @({)oIafiiIer ju au^brü(flic^en Stndfprüd^en, roie: aetemitas
non est temporis sine fine successio, sed Nunc stans; ^attc boc^
fd^on $Iato unb nac^ i^m ^lotinod g^fagt: bie ^dt ijl ha9 bemegte
9i(b ber (Smigfeit (a((i>vo<; e(x(i>v xiv7)ry] o XP^^^O- SRon fönnte in
biefer %[b{tc^t bie 3^it eine audeinonbergejogene (Smigfeit nennen unb
barauf bie Se^auptung flii^en, bag, n)enn ed leine @toig!eit gäbe, andf
bie Qtit nic^t fein fönnte. @cit itont ifi, im felben @inne, ber 93e«
griff bed augerjeitlic^en ©eind in bie $§i(ofop^ie eingeführt
»orben; bod^ foQte man im ®thxavi(li beffelben fe^r be^utfam fein, ba
er gu benen gehört, bie fld^ toüffi, nod^ benlen, jeboc^ burd^ gar leine
Snfc^aumtg belegen unb realißren taffen. ($. II, 43. 9B. I, 207.
330; n, 551.)
2) SEBem (Stoigleit julommt.
Z>a9 3)tng an fic^ bleibt unberührt Don ber ß^it unb 3)em, n)ad
nnr bitrc^ fle mögtid^ iß, bem (Sntfle^en unb Serge^en, i|t folglich
eioig, eben fo bie dbeen. !£)ie ßtxt ifl blo^ bie Dert^eilte nnb jer«
fhidelte Snftd^t, toeld^e ein inbiDibueOed SBefen Don ben dbeen bat,
bie ougcr berSeit, mithin etoig fmb. (SB. II, 551; I, 207.) ®en
inbimbueKen (Srfc^einungen hingegen fommt Smigfeit nic^t ju; boc^
föiraten fogar bie (Srfd^einungen in ber Qtxt j|ene9 rafilod flüchtige, bem
9Nd^t^ }unä(^ft fie^enbe 2)afein nic^t ^aben, ttenn nic^t in t^nen ein
j^ern au« ber Sioigfeit lofire. (SB. U, 551.)
3) SEBoran mir und ber (Smigfeit unferd eigenen in«
nern Sefend ben)ugt toerben.
3t beutlic^er (Einer ftc^ ber ^infäüigleit, ißic^tigfeit unb träum*
artigen 99ef(^affen§eit aller 3)inge bemugt toirb, befto beutlic^er roirb
er {i(^ and) ber (Emigfeit feinet eigenen innem SEBefend bemugt; koeil
boi^ eigentlich nur im ©egenfa^ }u biefem jiene 8ef^affen§eit erlannt
toirb; nie mon ben rafc^en Sauf feinet @c^iffed nur nac^ bem fefien
Ufer fe^nb loa^mimmt, nic^t menn mon in ha9 @(l|tff felbfi fle^t.
(?, U, 287 fg.)
Cfpttinuiit.
1) Der SEBeg be9 S^t'^^^^^^^^-
jDer geiDö^ntic^e unb meifi ber einjig Dor^anbene SSeg ber $orf(^ung
in ben em))irif(^en äBiffenfc^aften, n)ie auc^ in ben Angelegenheiten bed
totrftic^en bebend, i{l ber, Don ber i^olge auf ben @runb )u ge^en,
12*
180 (S())enment
roetd^er Seg fietd unflc^er xft. S)a9 (Sf ))erttnent ifl f<^on ein Serfu^,
i^n in umgele^rter {Richtung }urü(fju(egen; ba^et ifl e9 entfc^eibenb
unb bringt toenigfiend ben drrt^um }u Siage, Doran^gefe^t, bag ed
ri^tig getoä^It unb reblic^ angefleOt fei. (SB. II, 97.)
2) SBie ber äc^te gorfd^er e^t)ertmenttrt.
S)ie, roetc^e bie gortfc^ritte ber ^^^pf ganj Don ben Rauben, o^nc
3ut^un M Sop^t9, erwarten, olfo om (tebflen btod e^pertntentiren
möd^ten, o^ne babet ^u benfen, nteinenb, i^r ))^t)ftfa(tfc^er ober d^emtfc^er
Apparat foQe fiatt t^rer benfen unb folle felbfi, in ber Sprache btoger
(S^perimente, bie 9EBa^r§eit audfagen, biefe S)enlfd^euen l^äufen bie ^peri«
mente ind Unenbltc^e unb in benfelben mieber bie 93ebingungen, fo bog
mit lauter ^5(^fl compitcirten, ja, enbüc^ mit gan) Dertracften (S^pert«
menten operirt koirb, atfo mit folc^en, bie nimmermehr ein reinem uiib
entfd^iebene^ 9{efultat liefern fönnen; tott^renb ber ä^te unb felbfi-
benlenbe f^orfd^er feine S^perimente mögüc^f^ einfach einrichtet, um bie
benttidfe Su^fage ber 97atur rein ju Deme^men unb banac^ ju uf
treuen. (?. U, 116.)
3) Un}tt(ttngli(^leit bed Sfperimentd o^ne Urt^et(9'
fraft.
Stuc^ bad 6|rperiment mug »ieber beurt^eilt merbeii, fe^t alfo
Urt^eitefraft Doroud. (S. U, 97.) Sol^in 3)enlen o§ne (Sirperimen«
tiren fü^rt, §Qt und bad 9Ritte(aIter gejeigt; aber unfer da^r^unbert
ifi benimmt, und fe^en }u laffen, »o^in (S^perimentireu o^ne 3)enten
fü^rt. Srifptel: bie unglaubliche 9{o^ett ber je^igen mec^onifc^en
$§9fil mit i^rer abfurben StomifKf. ($. II, 119.)
3ur Qntbecfung ber mic^tigflen äBa^r^eiten roirb nic^t bie Se«»
obac^tung ber feltenen unb verborgenen, nur burc^ (Experimente
barfleObaren Srfd)einungen führen; fonbem bie ber offen baUegenben,
debem jugttnglid^en $^ttnomene. 3)a^er ifl bie Aufgabe nic^t fotoo^I,
iVL fe^en, mad noc^ Keiner gefe^en ^at, aU bei 3)em, mad deber
fle^t, gu benfen, mad noc^ fteiner gebac^t ^at. S)amm au^ ge«
^0rt fo Diet me^r ba}u, ein $§itofop^, al9 ein ^^^f^'er ju fein.
($. n, 116.)
^ahtt - garbc 181
8.
£abti.
SDet unbetfeKen Slnatogte unb t^pifd^en dbentitöt bcr 3)tnge, t^ermöge
bcren man bte (eterogenflen S)inge an etnanbev erläutern ober Deran«
{(i^aulic^en fonn, Derbanft bie Slefoptfc^e Sabet i^ren Urfpning.
(?. n, 439.)
SadffidtfyAt^ ber, f. ©ele^rfamfeit.
2)te Sermebung ber iDtoral mit m^t^ifd^en S)ogmen in ben pofitiDen
®lanbendle^en — totldft Senoebung jeber pofttttoen ®(aubend(e^re t^re
groge ffraft giebt — ^at jur Sotge, bag bie ©laubigen bie 9J2oraI
t)on bem mit i^r Demiebten SR^t^od nid^t me^r ju trennen DermSgen
unb nun jeben Angriff auf ben SDt^t^od für einen Angriff auf SRec^t
unb Sjigenb anfe^en. S)ied ge^t fo toeit, bag bei ben monot^eijlifd^en
SSlfem St^eidmud, ober ©ottbftgteit, bad ©^non^m üon %b^
»efen^eit aller 9Rora(ität gen)orben ifl. 3)en ^rieflent finb
fotc^e Segriff^Dermet^felungen toiHIommen, unb nur in ^ol^z berfelben
tonnte jened furchtbare Ungeheuer, ber ^<^n<tti^mu^, entfielen unb
nic^t etwa nur einzelne üerlel^rte unb böfe dnbiDibuen, fonbem ganje
SStfer be^errff^en unb }ule^t, \oa^ jur S^re ber SRenfd^^eit nur Sin
SRal in i^rer @ef^id^te bajle^t, in biefem Cccibent ft^ atö dnqui«
fition mfbrpem, meldte in aRabrib allein in 300 darren 300,000
9tenfc^en, ©laubendfac^en ^atber, auf bem ©d^eiter^aufen qualDod
perben ließ. (SB. I, 427, Hnmerf. (&. 262 fg.)
färbt.
1) ©ubjectiDer Urfprung ber t^arbe.
(Sine grünblic^e Betrachtung ber t^orbe mu§ t^on t^r ate p^^fio»
(ogifc^er f^unction audge^en. S)ie Sarbe bilbet im Sergteic^ 3U
bem intellectneKen TtftH ber Unfc^auung ber ftSrpenoeU (t)erg(. 9n-
fc^aunng) einen untergeorbneten 5£^eil berfelben; benn toie ber in«
teQectneOe 8nt^i( berfelben bie Function ber fo betrttd^tttc^en 3 bx6 5
"^funb wiegenben 9?eroenmaffe bed ©e^imd iß, fo ift bie t^atbe bie
i^unction eine^ feinen 9teroen^äut(^en9, auf bem {)intergrunbe bed
8nga{)fe(8, ber SRetina, bereu befonberd mobiftcirte S^ätigfeit fte ifi.
3)ie ^axht gel^ört alfo, toie bie anbem @innedem))finbungen, ju ben
blogen t^or oJDler objectiDen Snfc^auung gegebenen 3)atid, aud beneu
erft im Serftanb bie objectit^e Snfd^auung mirb. @ie ifl ate Sffection
ht9 Suged bie äBirInng, loetc^e ba ijl, auc^ o^ne bag fle auf eine
Urfac^e belogen mirb. 3)ad neugeborene ffinb emt)ftnbet 8ic^t unb
Sarbe, e^e ed ben (enc^tenben ober gefärbten ©egenftonb a(9 folc^en
ertennt unb aufc^aut. Daburc^, bag mir bte t^^rbe ald einem Sbxptt
in^&rirenb auf f äffen, mirb i^re biefem t)or§ergegangene unmittelbare
182 garbe
SEBa^tne^ntung burd^aud nic^t geänbert; [n tft unb bleibt 9[ffection
bed Sugcd. 9(od ald beten Urfadje iDtrb ber @egen{lanb angcfc^aut,
bte garbe felbß aber iß allein bie äBirfung, ifl bec im S(uge ^eroor«
gebrachte 3ufianb, unb ate folc^er unabhängig Don ber Snf^auung
ht9 ©egenßanbed, ber nur für ben Serßanb ba ift. ,,^er ftörper
ifl rot^" bebeutet bentna^, bag er im Suge bie rot^e f^arbe bemtrft.
(». 19 fg.)
2) S)te äugeren Urfac^en ber gfarbe.
(Srfi nac^ ber Setrad^tung ber garbe al9 fpeciftfc^er Qmpfinbung
im Huge ifi, ate eine DöIIig ))on i^r Derfc^iebene, bie ber äußeren
Urfad^en jener befonbem ^obificationen ber Sidftempftnbttng anju«
flellen, b. ^. bie Betrachtung berjenigen gfarben, mld)t @oet(e fe^r
richtig in ))^9fif(^e unb c^emif^e einget^etlt ^at. ÜDie genaue Senntntg
ber Sarbe aU ))^9{to(os<f4^ Srf Meinung ^ atd Smpfinbung im 9uge,
liefert nämlid^ S)ata }ur Sufftnbung ber Urfac^e, b. ^. bed äugern
Keiged, ber fotc^e (Smpfinbung erregt. 3""^^^ näni(i4 vnnji überaQ
)u jeber möglichen 3Robification einer SBirlung eine i^r genau ent'
fpred^enbe 90?obificabt(ität ber Urfac^e nad^meidbar fein; ferner,
IDO bie iD^obificationen ber SEBirlung (eine fc^arfen ©rängen gegen
einanber jeigen, ba bürfen aud^ in ber Urfac^e bergletd^en nic^t abgc«
fledt fein, fonbem mug auc^ ^ier bie felbe SUmSIigfeit ber Ueberg&nge
fic^ Dorfinben; enblid^, mo bie SBirfung ©egenfö^e jeigt, ba muffen
au(^ biegu bie Bebingungeu in ber Statur ber Urfac^e liegen. Diefem
gemäg liefert bie (©d^open^auerfc^e) !£^eorie, loelc^e bie f$arbe an [id^
felbft, b. ^. aU gegebene fpecififd^e Smpftnbung im Suge betrifft,
'S>ata a priori an bie $anb jur 9eurt§eilung ber 9?en)tonif(^en unb
©öt^ef^en Se^re Dom Cbiectiben ber ^arbe, b. f). oon ben
ttugeren Urfac^en, bie im 9uge fol^e (Sm))ftnbung erregen. ($. 22.
% n, 191 fg.)
3) ©runbfe^Ier ber bid^erigen Sarbent^eorien.
iRelDton'6 Sunbomentaloerfe^en loar, bag er, o^ne bie %axit a\9
äBirtung im finge irgenb genau unb i^ren innem Sejie^ungen nad^
fennen ju lernen, voreilig jur Suffuc^ung ber ttugern Urfa^e berfelben
fc^ritt. deboc^ ifl bad felbe Serfe^en oKen garbent^eorien, Don ben
älteren bid ouf bie ©Qt^efc^e, gemeinfam; fte alle reben blod baDon,
toeld^e SRobification ber Oberfläche ein ftörper, ober loet^e ÜRobiftcation
ha9 Sic^t, fei ed burc^ S^^^V^i i" f^i"^ 93efianbt§ei(e, fei ed burc^
2^rübung, ober fon^ge Serbinbuug mit bem ©chatten, erteiben mu§,
um Sarbe )u jeigen, b. ^. um jene ft)eciftf(^e Smpfinbung im Suge
}u erregen, bie [lii nid^t bef^reiben, fonbern nur finnli«^ nac^toeifen
lägt; tt>ä§renb offenbar ber redete SBeg ber ift, fli^ junäc^fl an biefe
<Em))finbttttg fetbft gu »enben, um )u erforfc^en, ob nic^t an9 i^rer
8ef(^offen^eit unb ®efe«mägig(eit ftc^ ^eraud bringen liege, »orin fi«
an unb für fl<^, alfo »)^fioIogifc^, befiele, (g. 21. ?• ^
190 fg.)
8far6e 183
4) Sefen ber gfarbe.
Unter (Stntoirfmtg bed l^id^te^, ober bed Sßetgen, ifl bie Stetina in
boKer 2:^fttig!ett, mit Stoefen^eit jener beiben aber, b. 1^. bei
ginfternig, ober @f^)oarj, tritt ttnt^tttigfeit ber Stetina ein. 3>ie
garbe nun fi^t jtoifc^en biefen beiben, jmifd^en ©c^niar} nnb Seig,
»etc^e fetbfl feine eigentlichen Sarben flnb. 3)ie ^tixht ift nämUc^ bie
quatttatio get^eilte Si^Stigleit ber »etina. S)ie iSerfc^ieben«
^t ber %Qxtm iß ha9 9^efuttat ber Serf^ieben^eit ber quoiitatioen
haften, in meiere biefe Si^ätigleit audeinanberge^en fann, unb i^red
Ser^ältniffed }u einanber. ®(ei(^ (önnen biefe ^älften nnr (Sin mal
fein, unb bann fteOen fle bad ma^re Stot^ nnb haß ooOfommene ®rün
bar. Ungleid^ (önnen fie in unjä^tigen Ser^ä(tniffen fein, unb bal^er
ift bie ^i ber möglichen färben nnenblic^. debe ein}elne Sarbe ifl
ein beftintmter SaffUnbmij ber DoKen S^ätigleit ber 9?etina. -deber
garbe toirb, nac^ i^rer (Erfc^einung, i^r im finge jurücfgebliebeneö
Komplement jur ttoUen Si^ätigfeit ber SRetina a\9 p^^flolo«
gifd^ed Speltmm nachfolgen. Died g^c^i^t, »eil bie 92ert)ennatur
ber Stetina ed mit fic^ bringt, bag, MKnn fie, burd^ bie Sefc^affen^eit
eined flugem %ei}e9, jur Z^eilung i^rer !£^tttig!eit in gtod toerfd^iebene
giften genötl^igt »orben ifl, bann ber oom 9tei) ^eroorgemfenen
$SIfte, nac^ SSSegna^me beffelben, bie anbere oon fe(b{t nachfolgt.
dnbem nämßc^ bie Retina ben natürlichen Srieb ^at, i^re 2!§ätigleit
gan) )u Sugem, fuc^t fie, nac^bem fle audeinanbergeriffen toax, fie
»ieber )u ergänjen. Sin je grögerer Xf^zH ber ooHen Si^Stigfeit ber
JSetina eine Sarbe ift, ein befto Heinerer mug i^r Komplement ju biefer
X^ätigteit fein; b. ^. je mel^r eine garbe, unb jmar uiefentlid^, nid^t
}uffiD[ig, ^ell, bem Steigen na^e ift, befto bunfter, ber ginfternig
n&^er, totrb baß naif i^r flc^ jeigenbe @peftrum fein; unb umgele^rt.
(g. 23. 32. ?. n, 194 fg.)
©öt^ed Urp^Snomen oerbient biefen 97amen nic^t me§r. S)enn
e^ ifl nid)t, »ie er tß naf^m, ein f^Ied^t^in ©egebened unb aOer @t=
Härung auf immer (Sntjogened; oielme^r ift tß nur bie Urf ad^e, toit
fie, ber p^^fiologifc^en S|eorie jufolge, }ur ^eroorbringung ber SBirfung,
b. u ber $albirung ber S^tttigfeit ber 9te^(aut, erforbert i^.
(Eigenttic^ed Urp^ftnomen ifl allein biefe organifd^e gä^igfeit ber 3ltti»
liant, i(|re iReroent^ätigfeit in }tt)ei quaßtatio entgegengefe^te, balb
gtetd^e, balb ungteid^e $fi(ften au^einanbergeben unb fuccefflD ^eroor-
treten 3U laffen. 2)abei muffen n^tr fielen bleiben, inbem, t)on §ier an,
fi(^ ^öc^flend' nur noc^ Snburfad^en abfegen (äffen, aie unß hxtß in
bet ^^^ftologie burd^gttngig begegnet, a(fo tttoa, bog loir bur^ bie
Sarbe ein 9RitteI mel^r l^aben, bie 3)inge }u unterf (Reiben unb }u er«
rennen, (g. 73. % II, 194.)
5) S)ie $aupt»S<iYben unb il^r Schema.
3toar fd^eint tß, ba ber gaibenlreid eine jufammenl^ttngenbe ftettge
®tdge ifl unb aOe feine Sarben burc^ unmerllic^e 9tttancen in einanber
fibcrgel^, beliebig, koie biete %axbtn man annehmen miO. (iß fiuben
184 Sürbc
fid^ iebod^ bei allen Sößern, ju aOen Seite», für 9{ot§, ©rün.
Orange, 93(au, ®e(6, Siolett, befonbere ißamen, niel^e überod
berßanben totthtn, aU bie nämti^en, ganj befitntniten färben be«
}etc^nenb, unb iebe emt)trtf^ t^orfomntenbe §arbe toirb na^ berienigen
aud Jenen fn^d benannt, ber fle am nttc^fien lontntt; babei aber totrb
i^re Xbioeid^ung bon berfetben, atfo ber ®rab ber 9tetn^ett ober Un-
reinheit, in koelc^em fte biefe barfieUt, gefüllt. S)iefe fec^d gfarben
muffen ba^er getoiffermagen a priori erfannt fein unb ed mu§ eine
92orm, ein dbeat, eine 8[ntici))ation jener färben, unabhängig bon ber
(Erfahrung geben, mit meld^er )ebe teirnic^e, em))irifd^e $arbe oerglid^en
»irb. 3)en ©^(üffel ^ieju liefert bie Srfenntnig, bag bad ftc^ cl9 in
gemiffen ganjen unb ben erßen ^^ffitn audbrttcfbar barfieQenbe Ser«
^äUnig ber beiben giften, in toeld^e bei ben angeführten Sarben bie
2:^ätigleit ber SRetina fld^ t^eitt, biefen brei $arbenpaaren einen
Sorgug giebt, ber fle Dor allen anbern audjeic^net SSßie bie fiebeu
Xöne ber ®tala [xdj t^on ben unjä^Iigen anbern ber ÜRögtic^feit nac^
jroif^en i^nen liegenben nur bur^ bie Slationatität i^rer Sibration^
}al^(en auöjeid^nen, fo auc^ bie fec^d mit eigenen 92amen belegten
Sarben Don ben unjä^Iigen 3lDif(^en i^nen liegenben nur burc^ bie
Nationalität unb ©implicitttt bed in i^nen fl(^ barfteKenben Sruc^ed
ber S:§ätigfeit ber Stetina, koie aud fotgenbem ^i^tma ju erfe^en i^:
e^toaxi, Violett, i^lau, ®rfin, 9tot]^, Orange, ®etb, 9S^etg.
0 V4 Vs V2 V2 73 V4 1
©^marj unb S9Set§, ba fle feine S3rüd^e, alfo leine qualitatibe St^eilung
barßeQen, flnb nic^t im eigentlichen @inne S^^^^^n. ®ie flehen ^ier
blod aU ©ränjpfoflen, gur Erläuterung ber @a^e. S)ie tool^re %axbm»
t^eorie f^at ed bemna^ fietd mit f$arbenpaaren ju t^un, unb bie
9{ein^eit einer gegebenen Sarbe beruht auf ber Stic^tigfeit be9 in i^r
fid^ barfiellenben Sruc^ed. S)ie ^alfi ber ^axhtn ifl unenblit^; bennoc^
enthalten jebe }toei entgegengefe^te ^axbm bie Elemente, bie DoIIe
2l?5gli(f)leit aller anbern. SDie garbe erf^eint immer aU üDualitttt,
ba ^e bie qualitatiDe SBi))artition ber £§ätigleit ber 9tetina if}. 2)ie
Si^eilung^punlte flnb ungä^tig, unb, ate burc^ äugere Urfad^en be-
nimmt, infofern für bad 8uge gufttÜig. ©obalb aber bie eine $älfte
gegeben ifi, folgt bie anbere, ald i^r Komplement, not^nienbig. 6d
mar ba^er eine bot)))eIte Sbfurbität, bie Summe aUer ^axttn, mit bie
9temtonianer t^un, and einer ungeraben 3^^^ befielen }u laffen.
(g. 32—36.)
6) 2)ie f^^fifc^en unb c^emifc^en Farben.
Sn ben erflen unb loefentlii^ßen Z^eit ber Farbenlehre, toeld^er bie
Sorben ate 3»f}ttnbe, ajfectionen bed Suge«, betrachtet, alfo on bie
Sarbente^ im engten Sinne fd^Iieft fi^ ate ber jtteite 2:^eil bie
Betrachtung ber Utfa^n, meiere, Don Sugen aü ^eije auf bad
gatunt. gataUdniud 185
Xuge iDttfenb, nic^t^ mte ba9 reine Sic^t tmb ha9 SEBeige, bie unge«
ttcilte £§ätigtett ber 8ietuia in flärlern ober fd^teSd^em @raben, fonbem
immer nur eine qnatitaäDe ^älfte berfelben ^erDormfen. 3)iefe ttugem
Ibfad^cn ^at ®5t^e fe§r richtig unb treffenb in jiuei filaffen gefonbert,
njimlicii in bie d^emifc^en unb ))^9fif(^en färben, b. ^. in bie ben
Jt9r))em in^ftrirenben^ bleibenben t^arben, unb bie Mod temporären, burc^
itgenb eine befonbere Kombination ht9 iiäjM mit ben burd^fl^tigen
Siebten entfle^enben. Qffx Unterf^ieb lägt fic^ burc^ einen einzigen
Mq allgemeinen 9u9brud( fo bejeic^nen: ))^9fif(^e t^arben ftnb
biejenigen Urfac^en ber Anregung einer qualitatiüen ^älfte ber SE^ätig«
hit ber Retina, bie und al9 folc^e {ugängtic^ ftnb; ba^er niir einfel^cn,
ba§, menn mir au^ über bie 9trt i^red äBirlend nod^ uneinig flnb,
baffelbe bo^ gemiffen ©efe^en untermorfen fein mu§, bie auc^ unter
ben t)erf(^iebenf!en Umfiänben unb hti ben üerfc^iebenflen SRaterien
obmalten, fo bag ha9 ^(änomen fletd auf fte jurüdFgefU^rt merben
fann. !I)ie c^emif^en färben hingegen flnb bie, bei benen bied nic^t
ber gad ifl, fonbem bereu Urfad^c mir et^ennen, o^ne bie 8rt i^red
fpedeDen 2Bir!end auf bad S(uge irgenb ju begreifen. 3)enn, menn
toir gleic^ miffen, bag }. 99. biefer ober jener ^emifd^e 9?teberfc^Iag
biefe beflimmte $arbe giebt unb infofern il^re Urfac^e ifi; fo miffen
toix bod^ ^ier nic^t bie Urfad^e ber ^arbe aU folc^er, nic^t bad
®efe^, bemjufolge fte eintritt, f onbern i^r (Eintreten mirb nur a posteriori
ertannt unb bleibt für und infofern {ufällig. 93on ben p^^flfc^en
Starben hingegen miffen mir ald folc^en bie Urfac^e, bad @efe^ i^rer
Srfciieinung; ba^er au^ unfere (Srienntnig berfelben nic^t an beflimmte
SRaterien gcbunben if!, fonbem oon jeber gilt; fo }. S3. entfielt ®etb,
fobalb Sid)t burc^ ein trübed äßittcl bricht, bted mag nun ein ^erga«
ment, eine ^(üfflgfeit, ein 3)unf}, ober bad pridmatifc^e 9?ebenbilb
fein. — Sem ©efagten jufolge lann man bie ))^9fif d^en t^arben auc^
bie Derflttnblid^en, bie c^emifd^en ober bie unDerfiänbli^en
nennen. Durc^ ^vtxüd^^xunq ber c^emifc^en t^arben auf ))^t)ftf(^e, in
irgenb einem @inne, mürbe ber gmeite j£^ei( ber f^arbente^re jur
SoQenbung gebracht fein. (gf. 66 ff. $. ü, 200.)
^tum. iittalisnm«.
1) SBorauf ber S^tatidmud beruht.
!Die bei ben 8Iten fo fefl fie^enbe Sbtfld^t üom i^atum, ber eCpLappisvir),
tote au(^ ber ^atalidmud ber 3Ro^ammebaner, beruht auf ber, menn
an(^ nic^t beutli^ erlannten, boc^ gefüllten Ueberjeugung Don ber
flrengen 97ot^menbigIeit alled ®efc|e§enben. (S. 60.)
2) Semeidbare @runbma^r§eit bed $atatidmud.
3)od Saturn, bie etftapi&sviQy ber Xlten ifl eben nic^td Snbered, ald
bie ^vm Semugtfein gebrad^te ©emig^eit, bog aQed @ef(^e(enbe burd^
bie Saufalfette feft toerbunben ift unb ba^er fireng not^menbig eintritt,
bcmnac^ bad S^^nftige fc^on DoQtommen fefl fielet, flc^er unb genau
befKmmt ifl unb baran fo menig etmad gettnbert merben fann, mie am
186 %ütam, fiataiimvi9
Vergangenen. 9(od haß Sor^emiffen beffelben fonn an ben fatatifitfc^en
SR^t^en ber Wten aÜ fabelhaft angefc^en werben, menn tt)tr hierbei
Don ber SRügtid^fett bed ^eKfe^end unb bed {»etten ©eftc^t« abfba^iren.
®tatt bie ®runbtt)a^r^eit bed Satalidmnd bnrc^ fetc^ted ©efc^mä^ unb
alberne 9[udflüd^te befeitigen }tt woQen, follte man fuc^en, fte rec^t
beutltc^ gu Derfle^en unb gu ertennen, ba fle eine bemonftrabte
Sa^rl^ett i% loelc^e ein rid^ttged 3>atum }um Serfiänbnig unfern fo
rttt^ri^oftcn ©afein« liefert, {% II, 251 fg.)
3) Unterfc^ieb gniifd^en ^tttbeflination unb ^atalid«
ntud, Sorfe^ung unb $ata(idmu«.
^räbefiination unb f^atalidmud flnb ni^t in ber $au))tfad^e Der«
fd^ieben, fonbem nur barin, bag ber gegebene (S^^aralter unb bie t>on
äugen lommenbe SBeflimmung bed menf^Iic^en SE^und bei jener Don
einem erlennenben, bei biefem Don einem erfenntnigtofen Sefen
au^ge^t Om 9{efultat treffen f^e jufammen: tß gefc^ie^t toa9 ge«
fd^c^en muß. (^. II, 252.)
SBa« bie 9Iten @d^i(ffa( (Fatom) nannten, ferner 3)ad, \oa9 fie
unter bem (eitenben ®eniud jebe« Sinjelnen Derflanben, enblid) S)ad,
toaß bie (S^rißen a(d Sorfe^ung (lüpovoia) Dere^ren — biefe 3)rei
unterfc^eiben flc^ fioax baburd^, bag haß %at\xm blinb, bie 6eiben Hnbem
fe^enb gebac^t n)erben; aber biefer ant^ropomorp^iflifd^e Unterfd^ieb
fällt n)eg unb berliert aDe Sebeutung bei bem tiefinnem, tneta))^9ftf(|en
SEBefen ber S)inge, in meinem allein mir bie SS$ur)e( jener unerflär«
lid^en Sin^cit ieß S^^^^^V^ ^'^ ^^^ 9{ot^tt)enbigen ju fud^en ^aben,
n^elc^e fic^ alß ber geheime Senler aller menfc^lic^en SDtnge barfieQt.
(?. I, 225.)
4) Unterfd^ieb gkoifc^en bem gettö^nlid^en unb bem
^ö^ern Satatidmud.
3)ie Ueberjeugung, bag, fo fel^r auA ber Sauf ber Dinge fic^ ciß
rein {ufädig barjledt, er tß hodf im ©runbe nid^t i|i, Dietme^r aQe
3uf2ine Don einer tief Derborgenen 9iot§tt)enbtgIeit umfagt »erben, beren
bloge« ffierfgeug ber B^^aU fetbft ifl, — biefe Ueberjeugung, ber jufolge
jene 92ot^tt)enbtg!eit alled ©efc^e^euben leine blinbe ifl, foIg(i(| auc^
ber Sebendlauf jiebe« (Singeinen einen eben fo planmägigen, tt)ie not^^
menbigen Hergang ^at, ifl ein gatalidmud ^5^erer 9rt, htt fidf
jebod^ nic^t, h)ie ber einfa^e, bemonfhriren lägt, auf toelc^en aber
bennoc^ DieÜeic^t deber, früher ober fpttter, einmal gerät§. ÜRan fann
benfelben, }um Unterfd^iebe Don bem gemö^nlic^en unb bemonfhablen,
ben trandfcenbenten Satalidmud nennen. (Sr fiammt nic^t, toit
jener, auß einer eigentlid^en t^eoretifd^en (Srienntnig, fonbem er fe(t
fid^ au« ben erfa^rungen htß eigenen SebenAauf« aOm&Itg ab, »elc^er,
fo Dermorren unb gufäilig er au4 fd^einen mag, alß ein in flc^ über«
einßimmenbed, be^tmmte 2:enben} unb bete^renben ®tnn ^abenbetf
®anitß, »ie ein burc^bac^ted (&poß, fü^ barfieQt. 3)iefer trandfcenbente
Satali^mu«, ju loetd^em bie anfmertfame Betrachtung be0 eigenen iAtoß
gciertage — glußflfc^c 187
btdleic^t debem einmal Stntag giebt, ^at nic^t nur üiel Zxoftmi^t9,
fonbcrn mcHci^taud^ Diel %&afftt9, bg^er er ;^n allen j^eitaLJiyag aW
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anc^ ber ®rö§e mtb 2:iefe ber Ströme mirb man, felbfl an ben &on
ctnanber entlegenften Drten, entmeber ganj bte fetben, ober bod^ fe§r
S^nltc^e Sif(^f))ecied ftnben. ($. U, 160 fg.)
186 gatmn. ^atalismu«
8)crgotigcn«i. S3(aS baS Soi^enDiffen beffelben tarnt an bin fataliflifi^rii
^JtttS *!« W™ Ol* fabelet onflife^™ Btrbtn, »mn mit .Jlioiö
bon
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RivoTTcii nnb jufaäig a on^ fi^eincn mag, als (in in fti^ Übet'
Inntmetibcä, bt(ltnimtc Sntbmj unb btlt^ttnbtn @tnn tfabtobefl
Bttnace, mit ttn butdibo^hfl (gpo«, flt^ barpttlL ffitef« ttonSfcenbentt
^Sotati^mu«, jo ledtfiein bic auftnerTfanu 8etn»f|tnna bt6 ngtnui ititui
L
geiertage - glugpfc^e 187
bteHeid^t debem einmal Sniag giebt^ ^at ni(^t nur Diel Xroftmi^t^,
fonbern t)ielleic^t aud^ Dtel ^af)xt9, ba§er er jn allen 3^iten fogar at^
3)ognia behauptet ttorben ifl. ($. I, 218 fg.)
5) S93tber(egung einer falfc^en Sfo^S^^^^S ^^^ ^^^
t$atalidmnd.
SD^an lönnte aud ber 2i§eorie Dom unabnienbbaren ©d^idPfat bie
Folgerung bed !£iirtcng(aubend }ie^en, ba§ man [xi) bem Sauf ber !Dinge
gegenüber pafftu )u unterwerfen (abe, n)ei( ed ja unnü|^ fei, bem
Unab(inberli(^en )u n)iberfh:eben. ÜDicfe Solgc^ung ifl aber eine fatfc^e.
Obtt)o^{ nämti^ 9(0ed atd Dom ©d^idCfal unmiberruftid^ Dor^erbeflimmt
angefe^en werben lann, fo if! ed bied bo(^ eben nur mittelfl ber SttU
ter Urfad^en. S)a^er in feinem SaQe beflimmt fein !ann, bag eine
SBirfung o^ne i^re Urfac^e eintrete. Sticht bie Gegebenheit fd^Ie^t^in
alfo tfl Dor^erbefUmmt, fonbern biefelbe ald (Erfotg Dor^ergängiger Ür*
fad^en; alfo ift nic^t ber (Srfolg aOein, fonbern and^ bie äRittet, a(d
beren Erfolg er einjutreten beftimmt iß, Dom ©c^idFfal befc^Ioffen.
Surften bemna^ bie äRittel nic^t ein, bann au^ fl^erlic^ nid^t ber
iSrfoIg; beibe^ immer nad^ ber SefUmmung bed @d^idtfald, bie wir
aber au^ immer erfl ^inter^er erfahren. (SB$. I, 356.)
Cd wäre DieKeid^t beffer, wenn ed gar feine ^^eiertage gäbe, bafUr
aber fo Diel me§r S^i^^ßu^t^cn. SEBie wolf|U(ättg würben bie 16
@tunben bed langweiligen unb eben babürc^ gefährlichen ©onntagd,
wenn 12 baoon auf ade jiEage ber SBot^e Dert^eilt wären, ßux S^c»
ligiondUbnng ^ätte ber @onntag an }weien immer noc^ genug, unb
me^r werben berfelben boc^ faß nie gewibmet, noc^ weniger ber an«
bä(|tigen ÜRebitation. 3)ie Stten Ratten auc^ feinen wöd^entUc^en
9}u^etag. t^eilid^ aber WUrbe ed felfir fd^Wer galten, bie fo erfauften
^wei tägli^en SRugefiunben ben Seuten wirf(i(| ju ermatten unb Dor
(Eingriffen ju fi^em. ($. ü, 278.)
Ätgljeit, f. ÜRut^.
ttfit^ ^tflUdjktiten, f. S^^enbe.
S)ie Sergleid^ung ber ^lugfifd^e in fel^r weit Don einanber entfernten
Sänbern legt DieKeic^t bad benttic^fie S^^n'g oi' ^on ^^ urf))rüngli(^en
@(^5pferfraft ber 97atur, welche \iz überall, wo Ort unb Umflänbe
ä^nlid^ finb, auc^ auf äbnlic^e 9Beife an^^üht f^at 93ei ungefährer
©lei^^eit ber geograpl^if^en breite, ber topograp(|if(^en $9^e, enbüc^
anc^ ber ®röge unb jtiefe ber (Ströme wirb man, felbfi an ben Don
einanber entlegenften Drten, entweber ganj bie felben, ober bod^ fe^r
tt^ntid^e Sifc^fpeded flnben. ($. U, 160 fg.)
188 golgc — gorm
1) S)te }ettUc^e golge aU allein DermSge ber Vn«
fc^auung a priori t)er{länblt(^ed Ser^ttltntg.
Sßad in $inr4t auf ben Staunt Sage ^etgt, bad Ser^ättnig, in
toelc^em bie Streik beffe(6en }u einanber flehen, ha9 ^eigt in $infi(^t
auf bie Seit golge, ©uccefjlon. (®. 131.) ®icfc »er^öttniffe flnb
eigent^ümlic^e, t)on aQen anbern möglid^en Ser^ältniffen unfercr Sor>
fleüungen bur^aud t)erf(l^icbene, ba^er »eber ber Serfianb, noij bie
Vernunft, mittclfl bloßer Segriffc, fie ju f äffen üemtag; fonbcrn einjig
unb allein üermöge ber reinen Slnfd^auung a priori finb fle und Der«
flänblic^; benn n^ad Dor unb na^ fei, ifl aud blogen Gegriffen fo
»enig beutUd^ }u mad^en, a(d n^ad oben unb unten, red^td unb
linld, hinten unb Dorn fei. (®. 131.)
2) ®efe|} ber jeitli^en golge.
du ber ^üt ifi jeber Slugenblid bebingt burd^ ben t)origen. ®o
einfach ifl ^ier ber ®runb bed ®eind, a\9 ®efe^ ber gotge; »eil bie
3eit nur (Sine Dintenfton I}at, ba^er leine Sßannigfaltigleit ber 9e«
jie^ungen, tt)ie im 9taume, in i^r fein lann. S)ad ^^fjiltn bient boju,
bie einjelnen ©d^ritte ber ©ucceffton ju marliren. (®. 133. Sergl.
arit^metif.)
3) Unab^ängigleit ber jeitltd^en golge Don ber Sau>
falität.
dlai) Sani fönnen toix gar feine golge in ber 3^^^ ^^^ objiecttt)
»a^medmen, audgenommeu bie ton Urfac^e unb Sßirtung; j[ebe anbere
Don und n^a^rgenommene gotge ton (Erfd^einungen fei blod burd^ unfere
9BiO!Ur fo unb nic^t anberd befKmmt. 2)ted ifl falfc^. 3)enn (Sr«
f (Meinungen lönnen fe^r U)o^I auf einanber fotgen, o^ne aud
einanber in erfotgen. Unb bied t^ut beut ®efe$e ber (Saufalitttt
feinen Vbbruc^. 3)enn ed bleibt gen^ig, bag j[ebe Serttnberung Sßirtung
einer anbern ifl; nur folgt fie nic^t blod auf bie einjige, bie t^re
Urfad)e ifl, fonbem auf alle anbern, bie mit j[ener Urfad^e gugteic!^ pnb
unb mit benen fie in feiner (Saufalberbinbung fle^t. @ie tt)irb nic^t
gerabe in ber golge ber Steige ber Urfac^en Don mir wahrgenommen,
fonbern in einer gau} anbern, bie aber bed^alb nic^t minber objectiD ift
unb Don einer fubjectiDen, j. 8. meiner ^^antadmen, fic^ fc^r untcrfc^cibet.
2)ad Sufeinanberf olgen in ber ^At Don 93egeben^eiten, bie nic^t in ^aufat
Derbinbung fielen, ifi eben load man Qn^all nennt. (®. 87 fg.)
(lieber bad Ser^ttltnig Don @mnb unb golge f. ®runb.)
1) 3)ie gorm aU SBefltmmung ber iDtaterie.
Unter gorm im meitem ©inne Derfle^t man bie 3ufltttibe ber
3ßaterie. (3B. II, 49.) dm p^ilofop^ifc^en @inne ift bie gorm
ber ®egenfa^ ber SRateric, begreift ba^er aOe Qualität. ($. II, 455.)
dnbem ber 2BtOe (bad 2)ing an ftc^) objectio mirb, b. ^. in bie
8form 189
SorfieOung übergebt, ifl bie SRaterie ha9 aOgenteine ©ubflrat btefer
Dbjecttt^ation, ober melme^r bie £)6iecttt)ation fetbfl, in abstracto ge«
nommen, b. ^. abgefe^en üon Quer ^onn. S)ie äRaterte tft bemnac^
bie @t^tbar!eit beö äßtllend überhaupt, loä^renb ber S^arafter feiner
befKmmten (Srf (Meinungen an ber i$orm unb Ouatitöt feinen Su^brucf
§at. (935. II, 350.)
2) ©egenfa^ }tDif(^en %oxm unb STtaterie.
Diegormen »cc^feln, bie SWotctie be^arrt. (335.11,49.) Da«
einzig SIeibenbe ifl — bie^ muffen tt)ir qI9 bie unmittelbare unb un»
üerf allste äu^fage ber SRatur anerfennen — bie SWoterie, welche
ttnentßanben unb unüergänglid^, SHIed aud i^rem ©c^ooge gebiert,
toe^^alb i^r 9?ame an9 mater rerum entftanben f^eint, unb neben i^r
ifl ate ber SSater ber S)inge bie goi'nt, meiere, eben fo flüchtig, tok
jene be^arrtid^, eigentlid^ ieben Sugenblid mec^felt unb fic^ nur erhalten
tonn, f 0 lange fte fic^ ber 2Raterie parafitifc^ onflammert (balb biefem,
balb jenem j£^ei( berfe(ben), aber menn fte biefen %tl^a{t ein SDtal ganj
mliert, untergeht, toie bie ^aläot^erien unb -Sc^t^^ofauren bezeugen.
3)o(^ fönnen mir biefer Studfage ber Statur leine unbebingte fBai^x»
(eit gngefie^en, fonbern nur bie bebingte, meiere ber ftant'fd^e
^beati^mud treffenb ato eine fold^e begeic^net l^at, tnbem er fte bie
Srfc^einung im ©egenfa^ bed !lDinged an fic^ nannte. (995. 11,
327. % n, 286.)
3lnt bie gorm, al9 bad iBec^felnbe, ifl bem ©efe^ ber Saufatität
nntenoorfen, bie SRaterie bagegen, ald bad S3el^arrenbe, ifl frei t)on
bemfelben. S)al^er betrifft bie S^age nad^ ber Urfac^e eined 2)inged
|iet9 nur beffen $orm, b. ^. 3"P^n^ Sefc^affen^eit, nic^t aber be^en
a»aterie. (SB. U, 49.)
3)ie t$orm begrünbet bie 9$erf(^ieben^eit ber Dinge; mä^renb bie
Waterie a\9 in aßen gleichartig gebac^t werben mu§. 2)a^er fagten
bie @(^oIaftiTer : forma dat esse rei; genauer mürbe biefer ®a^ lauten:
forma dat rei essentiam, materia existentiam. (S95. II, 49.)
3) Serbinbung ber t^orm mit ber SRaterie.
Die Serbinbung ber t^orm mit ber SRaterte, ober ber Essentia
mit ber Ezistentia, giebt ba^ l^onlrete, metc^ed fletd ein Sinjelned
ifi, atfo bad Ding. (S35. U, 49.) Durd^ bie i^m tnnemol^nenbett
firSfte, bie feine Oualität ausmachen, ifl ieber 9'6xptx bie S er einig ung
oon ÜRaterie unb f$orm, mel^e ©toff (eigt. (995. H, 362.)
4) 3^itt^c^ Urfprung ber f^ormen.
Der seitliche Urf^irung ber formen, ber ©efhlten ober ®ptcit^,
farat füglid^ ni^t irgenb mo anberd gefu(^t merben, a(d in ber iOtaterie.
9ud biefer muffen fle einfl ^ertorgebroc^en fein; eben meil fotd^e bie
Btoge ©id^tbarleit be« 995iaend ifl, melc^er Da« SBefen an fid^ aOer
Srf «Meinungen auSmad^t dnbem er }ur (Erfd^einung mirb, b. ^. bem
dnteOect fid^ objecttti barfleüt, nimmt bie SKaterie, ate feine @i(^t«
botleit, mittel jl ber Functionen be« 3ntellect«, bie gornt an. Da^er
190 gortboucr — grojijofcn
fogten bte Sd^ofafltler: materia appetit formam. 3)a§ ber Urf)mmg
oKer ©efiatten ber Se6enbtgen ein fold^er luar, tft ntd^t }u Cejloeifeln;
e^ lägt [\dj ni(!^t einmal anberd benlen. D6 aber nod^ ie^t, ba bie
SBege jur ^erpetuirung ber ©efiaften offen fielen unb Don ber Statur
mit grünjentofer Sorgfalt unb Sifer gefiebert unb erhalten merben, bie
generatio aequivoca (Statt ftnbe, ift aOein burc^ bte (Erfahrung ju ent*
fc^eiben. (3B. II, 352.) 3n SBa^r^eit ifl jkoar leine^wegd bte te^te unb
erfc^öpfenbe 6r!(ärung ber 3)tnge, mo^I aber ber jeitlic^e Urfprung, »ie
ber unorganifc^en formen, fo auc^ ber organif^en äBefen aÖerbingd in
ber ÜÄoterie ju fud^em (SB. II, 354. 9?. 56. Sergl. au(^ gene-
ratio aequivoca.)
5) ©egenfa^ ]n)tf(l^en 9?atur« unb ftunß^irobuct in
^infic^t auf bie ^orm.
dbentitttt ber gform unb SDtaterie ifi (S^arafter bed Slaturprobuctd;
S)it)erfität beiber bed ffunfiprobuct^. Sei Unterem toxxh Dom SiOen
bem Stoff eine il^m frembe ^orm aufgejraungen, toeld^er er tniberfhebt,
meil er fc^on einem anbem SiQen, nämlid^ feiner Ütaturbefc^affenl^eit,
feiner forma substantialis, ber in i^m fld^ audbrücfenben ($Iatonif(^en)
dbee angehört; er mug alfo erfl übenottitigt »erben unb toixh im
Onnem fletd nod^ ttriberfheben, fo tief auc^ bie fünfltid^e ^omt ein«
gebrungen fein mog. ©an} anberd fte^t eö mit ben SBerlen ber 9lotur;
^ier ifl bie ÜRaterie Don ber ^orm DöQig burc^brungen. (9?. 56 fg.)
£cvnautt^ nad) bem Zoht, f. Unjerflörbarfeit.
Fortuna, f. ©lüdf.
^ratt}0fen.
1) 9?ationaI(^araIter ber S^^^njofen.
3)ie übertriebene Sorge unb Setiimmemig um bie frembe 9Reinung
(um S)a9, roa9 man DorfleUt), eine Sorge, meiere allem unferm,
fo oft gefränlten, meil fo franfi^aft empfinbli^en SelbflgefUI^I, aOen
unfern (Eiteffeitcn unb ^rätenflonen, mie auc^ unferm $runfen unb
©rogt^un jum ©runbe liegt, — lögt [xi^ am beutlic^fien an ben
t^ranjof en beobad^ten, ate bei toeld^en f^e gan} enbemif^ ift unb fld^
oft in ber abgefc^matfteflen (E^rfuc^t, Uc^erlid^fien 97ational«(Siteireit
unb unDerfc^ttmtefien ^ra^lerei Suft ma^t; tooburd^ bann i^r Streben
fid^ felbfi Dereitelt, tnbem ed fie jum Spotte ber anbem iRationen ge»
mac^t l^at unb bie grande naüon ein 92e(fname gemorben ifl. ($• h
377. 424. $. 386.) SDag bie graujofen, bie lebenöIufHgfle,
^etterfte, finnlt(^fte unb leic^tfinnigße Station in Suropa,
t9 ftnb, unter meieren ber bei äßeitem fheugfle aQer üRönc^tforben, ber
jSrappiftifc^e, entfianben ifi unb fld^ erhalten ^at, — biefe auffaOenbe
S:(|Otfad^e ftnbet i^re (Erläuterung an ben SeTe^mngdgefc^id^ten Solcher,
bie nac^ einem fe^r bemegten Seben im S)range ber Seibenfc^aften
pU&lic^ jur MefignaHon griffen, Sinftebler unb 9R9n(^e nmrben.
(2B. I, 467.)
gro«8ofcn 191
@emtt§ ber (Erfahrung, ba§ ieber S^aralter ftd^ am Dort^eit^aftefien
in einem beflimmtett Lebensalter aufnimmt, ift an ben t^rangofen ^öuflg
}& bemerfen, bag fte ft^ am t^ort^eil^aftefien im 3(tter barßeOen, aU
m fte milber^ »eil erfahrener unb gelaffener finb. ($. I, 518.)
2) ^^itofop^ie ber t$tan)ofen.
dn Srantreic^ fie^t bie ^^itofop^ie, im ©anjen genommen, faft
no{^ ba, mo iodt nnb Sonbiltac fie gelaffen ^aben. (@. 85.)
Sie franjöfifc^en.Senfuatp^ilofopl^en, loelc^e, feitbem Sonbiltac in
bie Stt§{tapfen Sotfe'S trat, fid^ abmühen, toirHic^ barjut^un, bag
nnfer ganjeS SorfleÜen unb S)enfen auf bloge ©innedempfinbungen
^uriidKaufe (penser c'est sentir), meiere fie, nac^ Socfe'S SSorgang,
idees simples nennen, l^aben toirflid^ des idees bien simples. (SQß. II,
24 fg. V, I, 50.)
3)ie ^anjofen finb, burc^ ben frühem (Sinflu§ (Sonbiltac'd, im
®nmbe nod^ immer Sodianer. S)a^er ifl i^nen baS 2)ing an fic^
eigentlich bie 9Raterie, aud beren @runbeigenf(^aften, nie Unburc^-
bringlic^Ieit, ©efialt, $ärte nnb fonflige primäre Dualitäten (pnmary
qaalities) fie SlQeS in ber SBelt erflären gu fSnnen meinen, d^re
ftiOfc^kDeigetibe Soroudfegung^ babei ift, bag bie ÜRaterie nnr burc^
me^anifd^eAräftebemegtmerbenlann. (3B.II, 343. $.U,121.127,)
9n ben Srangofen lönnte man f o rec^t ein gutes SEBerl (une charite)
Qttdttben, rnenn man i^nen ftantS metop^^ftfc^e SnfangSgrünbe ber
9?otttrtoiffenf(^aft richtig unb genau überfe^en moüte, um fte t)om
ätüctfall in ben SDemoIrtttSmuS, menn eS nodf mitglic^ ifl, }u curiren.
(?. II, 118.)
S)ie Slo^^eit ber fe^igen, namentlid^ Don ben Svanjofen auSge«
6ilbetett mec^anifc^en $§9fil geigt, loo^in (S^perimentiren o^ne
3)enlen, übertriebene SBert^fc^tt^ung beS mat^ematifc^en SalcUtö unb
Secnoc^lttfrtgung ber ftanffd^en ^^ilofop^ie fü^rt. Cß. II, 119.
®. 77. SB. n, 343.)
3ebo(^ gegenüber ber beutfc^en a priori confhuirenben Statur*
pl^Uofop^te fb^en bie Stangofen fe^r mürbig ba, mit i^er reblic^en
Smpirie, eingeftänblid^ befhebt, nur Don ber Sf^atur }u lernen unb i^ren
®Qng }u erforfc^en, nic^t aber i^r ®efe^e Dorgufclreiben. S3loS auf
bem Sßege ber Onbuction §aben fie i^re fo tief gefaxte, mie treffenbe
(Einteilung bed ST^ieneic^« gefunben. ($. U, 63.)
3) S^anjöfifd^e Sprache unb Stil.
Die frangöfifd^e ©prac^e mit i^ren fc^euglid^en Snbf^lben unb bem
9{afal ifl ber elenbefie romanifc^e dargon, bie fc^lec^tefie %$erfiümmelung
toeinifd^er SBorte, — eine armfäligc ®pra(^. {% U, 612.) ®ie
Serunßaltung unb %$er^ungung gried^ifc^er SBorte burd^ bie frang5ftf(^e
@(^ieibart — g. S3. Etiologie, £stii6tique; bradype, Oedipe, An-
dromaqoe — iß eine fnaben^afte Sarbaret, Don ber bie Slfabemifer
^ abße^n foOten. ($. n, 612.)
dm ©egenfa^ gum beutfd^en stile empese geid^net fid^ ber frangöfif^e
192 grauen — grri^rit
®tit Dovtl^eit^aft and. fteine $rofa (iefl ftd^ fo (etd^t rnib angenehm,
mt bte frangöfifcl^e. S)er ^ranjofe rci^t feine ©ebanfen in möglic^fl
Iogifd)er unb überhaupt natürlicher Drbnung an einfthber nnb legt flc
fo feinem Sefer fuccefftt)e ju bequemer SrföSgung t)Ox, bamtt biefer
einem jeben bevfelben feine unget^eilte Sufmerffamleit )un)enben fönne;
mä^renb ber beutfc^e t)erf(^ränrte ^eriobenbau bem leitenbcn ©runbfa^
ber ®ti(if\tf, bag ber SÄenfc^ nur einen ©ebanlen }ur 3^^^ beuttid^
benfen !anu, gumiber^anbelt, inbem er i^m gumut^et, bag er beren }tt)et
ober gar mehrere auf ein üKat benfe. ($. n, 577.)
4) granjbfif(^e $oefie.
S)ie älmtfättgfcit franjöfifc^er $oefle beruht ^ouptfäc^li^ barauf,
bag fie (ba ed in ber frangbftfc^en @))ra(l^e lein SDtetrum, fonbem
9teim allein giebt) o^ne ÜRetrum, auf ben 9{eim aOein bef^rttnft iß,
unb ttjirb baburd^ Dermel^rt, ba§ fie, um i^ren SOtangel an SRitteln gu
Derbergen, burc^ eine äRenge pebantifc^er ©a^ungen t^re 9teimerei
erf^n^ert §at, mie ). 8., ba§ nur glei^ gef^riebene (Selben reimen,
bag ber $tatud üerpönt ifi, u. f. Id., melc^em Kllem bie neuere fran«
göpfc^e S)i(^terf(^ule ein @nbe gu machen fu^t. (SB. n, 486 fg.)
S)ag iebed heftige hervortreten bed SBiSend gemein tfl unb felbfl
iot 3)rama bie Seibenfc^aften unb Slffecte leicht gemein erfc^einen, —
bied mirb befonberd an ben frangöftfc^en Stragifem bemerfli^, atö tuelc^e
fiij fein ^b^cred 3^^^/ oi^ ^^^ S^arfleHung ber Seibenf (^a^en, geßedft
^aben unb nun balb l^inter ein ftd^ blä^enbed, Ittd^erlid^ed $at^od, balb
hinter e^igrammatifd^e @))i|}reben bie ©emein^eit ber @ad^e gu t>tf
Pccfen fu^en. ($. II, 635.)
äBtt^renb jebe (£m))ftnbung ber yoetifd^en ^erfonen bei ®^afef peare,
— gang entgegengefe^t ber Slrt, tt)ie fi^ in ber SBirflid^Ieit bte 6m'
pftnbung äugert, — fo berebt ifl unb mir Unred^t ^aben, bted otd
unnatürlich gu tabeln, meil t9 gum dbealifc^en ber $erfon gehört; fo
flnb bie grangofen hierin ber 9?atur getreuer: „Dieu! — Ciel! —
Seigneur! *' — unb f o oiel f^tec^ter. ($. 366.)
(lieber bie (Sinri(!^tung bed frongbfifd^en Srouerfpield in ^infid^t auf
bie (Sin^eit t>ergl. unter 2)rama: 3)ie brei Sin^etten.)
5) grangöfif^e üBufil.
SOegro in SKoH iß in ber frangöfifd^en 9Rufl! fe^r ^Sufig unb
(^arafteriflrt fie; ed ifi, toie menn (Siner tangt, mS^renb i^n ber hifvii
brüdft. (ffi. n, 521.)
Staunt, f. Sßeiber.
Aeit)tit.
I. Sie Sfteitett M meto^l^^flff^e ^genf^aft*
1) Segriff ber grei^eit.
S)er Begriff ber grei^it ifl eigentlid^ ein negotiüer, inbem fein
dn^alt blöd bie Verneinung ber Stot^menbigleit, b. ^. bed atd golge
burd^ einen ®runb SefHmmtfeind, ift. 3n meta))^t|fifd^er $in^t
gteilctt 193
Uhtutttal^o^xtifftit fo Diet att ©runblofigleit^ UYfprüngltd^Ieit
(Sß. I, 338.)
2) ®u6j[ect ber S^ei^^it.
®a bie (Srfc^etnung burd^tteg bem @a^ Dom ®runb imtertDOYfen
nnb ütot^iuenbigfett bnrc^and ibenttfc^ ifl mit %olQt aii9 gegebenem
@ruiibe, fo ifl %Oeö, toa9 }UY (Srfc^einung gehört, bitrc^meg not^«»
toenbig befHmmt, Tann ba^er in Tetner 93e}iel^nng anber^ fein, atd t9
iß* Srei^ett Tann ba^er nur ÜDemjenigen julommen, toa9 nid^t Sr«
fi^einmig, fonbern S)tng an fid^ unb atö folc^ed ni^t bem @a^ t)om
@runb untermorfen, ni^t atö J^olge burc^ einen ®mnb befiimmt xft,
alfo nur bem SBiUen, bem ftem aOer Srfc^einung. (SB. I, 338.)
3) Sereinigung ber Srei^eit mit ber iRot^menbigTeit.
debe^ 2)ing ift att (Erfc^einung, ate Dbj[ect, burc^weg not^n)en»
big; baffelbe i|l aber an fid^ Sßille nnb aM fold^er fttr aOe SmigTeit
frei. SMe (Srfc^einung, baö £>b)ect, ift not^menbig unb unabttnberfic^
in ber SerTettung ber @rünbe unb folgen befiimmt, bie Teine Unter-
bret^ung ^aben Tann. S)ad üDafein über^au))t aber biefed Objecto unb
bie Xrt feinet S)afeind, b. ^. bie dbee, welche in i^m ft^ offenbart,
ober mit anbem SBorten fein S^araTter, iß unmittelbar ^rfd^einung
^ SSiüen«. dn @emtt§^eit ber grei^eit biefe« SBiaend Tonnte ed
alfo überhaupt nic^t bafein, ober auc^ urfprüngli^ unb mef entließ ein
gon) Xnbereö fein; mo bann aber auc^ bie ganje Jtette, Don ber e«
ein @Iieb ift, bie felbft Srfd^einung beffetben SBiUend ift, eine ganj
anbere mttre; aber einmal ba unb oor^anben, ift cd in bie 9tei^e ber
@rünbe unb folgen eingetreten, in i^r ftetd not^toenbig beftimmt unb
^ann bemna^ weber ein Ruberes merben, b. 1^. ftd^ änbem, nod^ au^
m ber aeei^e austreten, b. ^. üerfc^minben. (993. 1, 338 fg. Q. 96.
174—178.)
4) tluDereinbarTeit ber ^ret^eit mit bem 2:^eidmu9.
^em Xf^ti9mu9 jufotge ift ber SRenf^ feinem ganjen ©ein unb
Scfen (Exiatentia unb Essentia) nac^ bad 3Ber{ ® Ott ed. Mein
toie fon man fi(!^ oorfteüig mad)en, bog ein SBefen, metd^ed feiner
ganjen Ezistentia unb Essentia na^ bad SBerT eined Snbent ift,
bo(^ ftc^ felbft uranfänglic^ unb Dom ®runb aud befttmmen unb bem«
nttc^ für fein I^un oerantwortlid^ fein Tonne? Äuö bem ©a^ Operari
sequitur esse, b. ^. bie 99BirTungen jebed 2Befend folgen aud feiner
^fc^affen^eit, ergiebt fic^, bog ber Urheber feiner Sef^affen^eit au^
ber Urheber feiner SBirTungen, ober ^anblungen, unb aU folc^er für
biefelben oerantmortlid^ ift. 2Benn eine fc^Iedjte ^anbtung aud ber
Katur, b. ^. ber angeborenen 8ef(^affen^eit bed SDtenfc^en entf))ringt,
fo liegt bie @^u(b offenbar am Ur^ber biefer 9?atur. SBad mürbe
man Don bem Ubrmac^er fagen, ber feiner^ U^r jürnte, meil fte. unrichtig
gienge? O^ne Sfeitttt ift bie Srei^eit unb Seranmortlid^Teit unbent«
bat. ((£. 71 fg. % 1, 135; H, 252. »ergl. auc^ «feität.)
192 granen — Srd^eit
®tit DortJ^etl^aft au9. Stint $rofa ßefl fic^ fo (etd^t rnib angenehm,
luie bte franjöfifc^e. S)cr ^anjofe rci§t feine ©ebanfen in mögltc^fl
logifc^er unb überhaupt natürlicher Drbnung an einffnber unb legt fie
fo feinem Sefer fuccefftDe }u bequemer (SrmSgung nox, bamit biefer
einem j[eben berfelben feine unget^eilte Sufmerffamfeit jumenben fönne;
mä^renb ber beutfc^e oerfc^ränfte $eriobenbau bem Icitenbm ©runbfa^
ber ©tiliflif, bog ber üKenfc^ nur einen ©ebonfcn jur ^tit bcutlid^
beuten fann, jutviber^anbelt, tnbem er t^m jumut^et, bag er beren }tt)ei
ober gar mehrere ouf ein ÜKol benfe. ($. n^ 577.)
4) granjöfifc^e ^oefic.
S)te älrmfüUgfett franjöftfc^er ^oefle beruht ^ouptf&c^li^ barauf,
bag fte (ba ed in ber fran^bftfc^en ©prad^e fein iD?etrum, fonbem
9teim allein giebt) o^ne ÜRetrum, auf ben 9{eim allein bef^rttnft \%
unb ttjirb baburc^ t)timtf^xi, bag fie, um i^ren SOtangel an SRitteln )u
Derbergen, burc^ eine SRenge pebantifc^er ©a^ungen i^re 9teimerei
tv^dftotxt §at, mie ). 8., bag nur gleid^ gefc^riebene (Selben reimen,
bag ber $iatud Derpönt ifl, u. f. xo,, loel^ent Sllem bie neuere fran*
göftfc^e 2)i(^terf(^ulc ein @nbe ju machen fuc^t. (993. n, 486 fg.)
S)ag jebed heftige hervortreten be« SBiKen« gemein ift unb felbfl
iot S)rama bie Seibenfc^aften unb Slffecte leicht gemein erfc^einen, —
bie^ »irb befonberd an ben franjöftfc^en Stragifem bemerflic^, atö meiere
fxij fein ^5^cred ^itl, aU eben 3)arfienung ber Seibenfd^aften, geßedt
^aben unb nun ba(b hinter ein ft(^ blä^enbe^, Ittc^erli^ed $atl^od, balb
hinter epigrammatifc^e ©pi^reben bie Lerneinheit ber ©ad^e 3« Der'
Pecfen fuc^en. ($. II, 635.)
äBtt^renb j|ebe (Smpftnbung ber poetifc^en ^erfonen bei ©^atef peare,
— gan} entgegengefe^t ber Slrt, toit fic^ in ber SBirflid^feit bie (Sm»
pfinbung äugert, — fo berebt ifl unb mir Unred^t ^aben, bie^ afö
unnatürlich }u tabeln, meil t9 }um dbealifc^en ber ^erfon gehört; fo
finb bie granjofen hierin ber 9?atur getreuer: „Dieu! — Cid! —
Seigneur! " — unb fo Diel fd)lec^ter. ($• 366.)
(Ueber bie (Einrichtung bed franjöfifc^en Srauerfpiete in $infi(^t auf
bie (Sin^eit Dergl. unter 3)rama: i>it brei (Einheiten.)
5) Sranj^fifd^e S»ufit.
aOegro in TioU iß in ber franjbfifc^en 9Ruflf fe^r fiäuftg unb
(^arafterifirt fte; ed ift, mic menn Siner tanjt, mü^renb i^n ber häfof)
brildEt. (ffi. n, 521.)
acuten, f. Sßeiber.
I. Sie Sfteiteit M metaM9ftf(|e Sigenf^aft.
1) Segriff ber grei^eit.
©er »egriff ber grei^it ifl eigentlid^ ein negattDer, inbem fein
dn^alt blo9 bie Verneinung ber ißot^wenbigfeit, b. ^. ht9 a(« golge
bur^ einen ®runb Sefiimmtfeind, ifl. 3n metap^^fifc^er ^infu^t
gteilieit 193
kbrutetalfo Steige tt fo biet afö ©runblofigleit, UYfprüngltd^Ieit.
(ffi. I, 338.)
2) ®n6j[ect ber t^rei^eit.
S)a bte (Erfc^etiinng burc^loeg bem ®a^ Dom ®ntnb unterioorfen
nnb 92ot^menbigfeh burc^aud tbentifc^ ift mit 9o(ge an^ gegebenem
@niiibe, fo ifl "äUeS, mad )ur Srfc^etnung gehört, bur^meg not^«
toenbig befKmmt, Tann ba^er in leiner 93e}te^ung anber^ fein, ald ed
iß. Srei^eit lann ba^er nur S)emienigen }uIommen, »ad nic^t (Sr-
fi^einung, foubern S)ing an fic^ unb a(d folc^ed ni^t bem @a$ t)om
@runb untermorfen, ni^t al9 J^olge burd^ einen ®mnb befiimmt ift,
Qlfo nur bem äBillen, bem ftem aUer Srfc^eiuung. {%. l, 338.)
3) Bereinigung ber Srei^eit mit ber 9lot^toenbigleit.
debed 2)ing ifi att Srfc^einung, ate £)6j[ect, burc^meg not^toen»
big; baffelbe ifl aber an fid^ SBille nnb aM folc^er für aOe (Siutgfeit
frei. 2)te (Srfc^einung, ba« Dbject, ifl not^wenbig unb unabänberfid^
in ber Serfettung ber ®rünbe unb folgen befKmmt, bie leine Unter«
Brechung ^aben fann. S)ad SDafein über§au))t aber biefed Objecto unb
bte 9rt feinet 2)afeind, b. ^. bie dbee, meiere in i^m ft^ offenbart,
ober mit anbem SBorten fein S^araTter, ifl unmittelbar ^rf Meinung
be« aSiaen«. 3n @emä§^eit ber ^ei^eit btefe« SBiaend Knute ed
a(fo überhaupt nic^t bafein, ober and) urfprünglic^ unb mef entließ ein
gonj 9nbered fein; tt)0 bann aber anij bie ganje Jtette, Don ber ed
ein ®tieb ifl, bie felbf} Srfd^einung beffelben SBiÜend ift, eine gou}
anbere kottre; aber einmat ba unb oor^anben, ifl ed in bie 9tei^e ber
@Tttnbe unb folgen eingetreten, in i^r fletd not^menbig befKmmt unb
fonn bemna^ weber ein Vnbered werben, b. ^. flc^ änbem, noc^ auc^
m ber deei^e austreten, b. ^. Derfc^minben. (993. 1, 338 fg. S. 96.
174—178.)
4) tluDereinbarfeit ber ^rei^eit mit bem Zf^zx^mn^.
*X>tm Zfiti9mn9 jufotge ifi ber SRenfc^ feinem ganjen ©ein uub
SBcfen (Existentia unb Essentia) nac^ bad SBerf ®otted. Mein
tote foD man fl(i^ DorfleÜig machen, bag ein SBefen, mlijz9 feiner
ganjen Existentia unb Essentia na(^ ha9 SBert eined Sfnbem ifi,
bo(^ ftc^ felbft uranfänglic^ unb Dom ®runb au9 befiimmen unb bem»
na4 für fein I^un Derantttjortlid^ fein Wune? Äu« bem ©a^ Operari
sequitor esse, b. f). bie SBirfungcn jebed Sßefend folgen and feiner
8ef(^affen^eit, ergiebt ftd^, bag ber Urheber feiner Sef^affen^eit au^
ber Urheber feiner SBtriungen, ober ^anbtungen, unb ald fo((^er für
biefelben Deranttoiortlic^ ift. SBenn eine f(^Ied)te ^anb(ung au9 ber
Slatiur, b. 1^. ber angeborenen Sefc^affen^eit beS äReufd^en entfpringt,
fo liegt bte ©c^ulb offenbar am Urheber biefer 97atur. SBad ttürbe
man Don bem Ubtmac^er fagen, ber feiner^ U^r jürnte, meil fle. unrichtig
tienge? JO^ne Sfeitttt ifl bie t$rei^eit unb Seranmortlid^feit unbent«
i>ttt. ((g. 71 fg. % I, 135; II, 262, »ergl. andt Äfeitttt.)
192 grauen — grd^cit
®tit bortl^ctl^aft auö. Seine $rofa lieft ft(^ fo leidet rnib angeneljint,
rnie bie fronjöfifc^e. S)er ^ran^ofe rci§t feine ©ebanlen in mögtic^fl
togif^er unb überhaupt natürttc^er Drbnung an einflhber nnb legt fle
fo feinem Sefer fuccefftDe }u bequemer SrmSgung Dor, bamit biefer
einem ieben berfelben feine nnget^eilte Sufmer!fam!eit }u»enben fönne;
mä^renb ber beutfc^e t)erfc^ränlte ^ertobenbau bem (citenbcn ©runbfa^
ber ©titifttf, bag ber SÄenfc^ nur einen ©ebanfcn }ur 3^^^ beutlid^
beulen famt, juiviber^anbett, inbem er i^ni gumutl^et, bag er bereu }tt)ei
ober gar mehrere ouf ein üKoI beule. {% U, 577.)
4) groujöfifc^e ^oefie.
S)ie S(rmfä(ig!eit franji^ftfc^er ^oefle beruht ^au))tf&(^li4 barauf,
bag fte (ba e^ in ber fran^i^rtfc^en Bprai^t lein Metrum, fonbem
9ieim aKein giebt) o^ne ÜRetrum, auf ben 9{eim aKetn bef^ränft x%
unb wirb baburd^ oermel^rt, bog fte, um i^ren SRangel an SRittelu ju
oerbergen, burc^ eine SRengc ))ebantifd^er ©a^ungen i^re 9teimerei
tv^ijtotxi ^at, mie ). 8., bag nur glei^ gefc^riebene (Selben reimen,
bag ber $iatud t^erpönt ifi, u. f. to., melc^em Mem bie neuere fran«
}bftf(^e SDic^terfd^uIc ein (Sube ju machen fu^t. (SB. n, 486 fg.)
S)ag jebeö heftige $ert>ortreten bed SBiSend gemein ift unb felbfl
iot S)rama bie Seibeufc^aften unb Sffecte (eic^t gemein erfc^eintn, —
bied mirb befonberd an ben franjöftfc^en Stragifem bemerflic^, atö totlijt
ftc^ fein ^b^ere^ S^tl, aU eben 2)arflenung ber Seibenfd^aften, geßecft
^aben unb nun ba(b hinter ein ftc^ blä^enbed, Uc^ertid^ed $at^o0, ba(b
hinter epigrammatifc^e ©pijjreben bie ©emetn^eit ber ©ad^e 3U Der'
ftedfen fuc^en. ($. II, 635.)
SEBä^renb j[ebe Smpfinbuug ber poettfc^en ^fonen bei @^afef peare,
— ganj entgegengefe^t ber Srt, toie fid^ in ber SBirflid^teit bie Sm»
pfinbung äugert, — fo berebt \\t unb mir Unred^t ^aben, bied ofö
unnatürtid^ }u tabeln, meil ed }um dbealifc^en ber $erfon gehört; fo
flnb bie granjofen hierin ber 9?atur getreuer: „Dieu! — Ciell —
Seigneurl '' — unb fo oiet f^led^ter. ($. 366.)
(Ueber bie (Einrichtung bed fran}öfif(^en Srauerfpietd in ^infid^t auf
bie Sin^eit t>erg(. unter S)rama: i>xt brei Sin^eiten.)
5) Sraujbfifc^e ÜRufiT.
SOegro in WIoH iß in ber fran}5ftfd^en 9Rufl! fe^r b^uftS ""^
(^arafteriflrt fie; ed ift, mie wenn (Siner tanjt, mü^reub i^n ber ©(^u^
briidEt (ffi. n, 521.)
SvcMttt^ f. Sßeiber.
I. Sit Sfteitett M metopb^ftf^t (Stgenf^aft*
1) Segriff ber grei^eit.
S)er Segriff ber grei^eit ifl eigentlid^ ein ncgotiüer, inbem fein
dn^att blod bie Verneinung ber 92ot^menbigIeit, b. ^. ht9 aM gotge
burd^ einen ®mnb »efKmmtfeinö, ift. 3n metop^t|flf(^er $inp(^t
gtcilrit 193
bebfittetatfo Steige it fo bie( aU ®runb(ofigIeit, Urfprüitglid^Ieit
(ffi. I, 338.)
2) ®u6iect ber t^rei^ett.
2)a bte (Srfc^eitiung burc^toeg bem @a^ t)om ®ntnb untcrioorfen
nnb Slot^koenbigfeit burc^and tbentifc^ ift mit %tiqz an« gegebenem
@ruiibe, fo tfl ^Üt9, load jur Srfc^einung gehört, burc^meg not^^
loenbig beftimmt, !ann ba^er in feiner 93e}te^ung anberd fein, a(9 t9
iß. ^^ei^eit lann ba^er nur ^Demjenigen juTommen, tood nid^t Sr«
fi^inung, fonbem S)tng an fid^ nnb ate folc^ed ni^t bem ®a$ t)om
@ntnb unterworfen, ni^t ate J^olge burc^ einen ®runb befitmmt ift,
alfo nur bem äSSillen, bem ftem aUer Srfc^einung. (SB. I, 338.)
3) Sereinigung ber S^ci^^it mit ber 9lot^to)enbigIeit.
Oebed Ding ift ate Srfc^etnung, ate D6j[ect, bur^meg not^toen»
big; baffelbe if} aber an fi^ SBiUe nnb ate folc^er für aOe Snyigfeit
frei. 3)ie (Srfc^einung, bad £)6ject, ifi not^n)enbig nnb unabänberfic^
in ber Serlettung ber @rünbe unb folgen befKmmt, bie leine Unter«
brec^ung ^aben fann. S)aö !Dafetn überhaupt aber biefed Objecto unb
bie Hxt feinet 2)afeind, b. f|. bie dbee, toelc^e in i^m fiij offenbart,
ober mit anbem SBorten fein S^aralter, ifi unmittelbar @rf(^einung
bc« mUtn^. On ©emttg^eit ber Srei^eit biefe« SBiaend »nnte ed
a(fo über^oupt ni^t bafein, ober auc^ urfprüngß^ unb loef entließ ein
gon) Snbered fein; mo bann aber auc^ bie ganje ftette, t)on ber e^
ein ®(ieb ifl, bie felbf} (Erfd^einnng beffelben SBiÜend ifl, eine gonj
anbere toäre; aber einmal ba unb oor^anben, ifl eö in bie divJ^t ber
®ranbe unb folgen eingetreten, in i^r fietd not^toenbig befKmmt unb
fann bemnac^ weber ein Vnbered »erben, b. 1^. [xdi änbem, noc^ auc^
an« ber 9{ei^e austreten, b. ^. Derfc^minben. (993. 1, 338 fg. S. 96.
174—178.)
4) UnDereinbarfeit ber ^rei^eit mit bem Zffz\9mvi^.
SDem ZfiA9mn9 3ufotge ifi ber SRenfc^ feinem ganjcn ©ein unb
Scfen (Existentia unb Essentia) nac^ bad SBerf ®otted. Mein
tote foK man fid^ üorflellig machen, ba§ ein SBefen, metd^ed feiner
ganjen Existentia unb Essentia nad^ ba« SEBerf eine^ Slnbem ifl,
bod^ fld^ felbfl uranfängli^ unb Dom ®runb auö befiimmen unb bem«
na4 für fein 2:^un Derantwortlid^ fein fönne? SIu^ bem ®a^ Operari
sequitor esse, b. ^. bie SBirtungen jebed Sßefen« folgen and feiner
Sefi^affen^eit, ergiebt fld^, bag ber Urheber feiner Sef^affen^eit au^
ber Urheber feiner äBirfungen, ober $anb(ungen, unb ate folc^er für
biefelben oerantmortlid^ ifl. 993enn eine fc^tec^te ^anbtung and ber
9Iatitt, b. 1^. ber angeborenen Sefc^affen^eit bed SRenfd^en entf))ringt,
fo liegt bie @(^ulb offenbar am Urheber biefer 97atur. SBa« mürbe
man tion bem Ubrmod^er fagen, ber feiner^ U^r jürnte, »eil fle.unrid^tig
gienge? D^ne Sfeitttt ifl bie Sreil^eit unb Seranmortlid^teit unbent«
bar. (6. 71 fg. % I, 135; II, 262. «ergl. au(^ «feitttt.)
192 grauen — grci^dt
®tit t)ort^ei(§Qft an9. Stint $rofa Keß ftc^ fo (etd^t nnb angenel^m,
loie bie fran}5fifc^e. S)er t^ranjofe rct^t feine ®ebanten in möglic^fi
logift^er unb überhaupt natürttc^er Drbtmng an einStiber nnb legt fle
fo feinem Sefer fuccefflüe ju bequemer SnoSgung t)or, bamit btefer
einem {eben berfetben feine unget^eilte Sufmerffamleit junienben fönne;
loä^renb ber beutfc^e üerfc^ränfte $eriobenbau bem teitcnbm ®ninbfa(i
ber ©tilifttf, bog ber ÜKenf^ nur einen ©ebanfen jur 3«t beutlid^
beulen !anu, }un)iber^anbelt, inbem er i^m gumut^et, bag er beren }tt)ei
ober gar mehrere ouf ein üKat beule. (^. 11, 577.)
4) granjöfif(^e ^oefie.
S)ie 9(rmfäKg!eit franalSftfc^er $oefle beruht ^ouptf&c^ü^ barauf,
bag fte (jba t9 in ber frangöfifc^en <Bpxai)t lein SOtetrum, fonbem
9ieim aQein giebt) o^ne SDtetrum, auf ben 9{eim allein bef^rttnft \%
unb wirb baburc^ üerme^rt, bag fie, um i^ren 9Range( an SRittetn )u
oerbergeu, burc^ eine äRenge pebantifd^er @a$ungen i^re Steimerei
erf^koert l^at, mie ). 8., bag nur gtei^ gefc^riebene (Selben reimen,
ha^ ber $iatud ntxpM iß, u. f. »., »etc^em SlOem bie neuere fran*
jüftfd^e S)i(^terf(^u(c ein (Enbe ju machen fu^t. (S. n, 486 fg.)
3)ag iebe^ heftige hervortreten beö SßiSend gemein ifl unb felbß
iot !Z)rama bie Seibeufd^aften unb Effecte leicht gemein etfd^einen, —
bied »irb befonberd an ben fran)5ftf(^en Stragifem bemerflid^, a(9 tuetc^e
fxij fein ^5^ered Qitl, aU eben S)arßenung ber Seibenfc^aften, geftetft
^aben unb nun ba(b hinter ein flc^ blä^enbed, U^erti^ed $at§o9, balb
hinter e))igrammatif(l^e ©pif^reben bie ©emein^eit ber @ad^e )u t>tx»
Pedfen fu(^en. ($. II, 635.)
SBä^renb jebe (£m))finbung ber poettfc^en ^erfonen bei @^a(ef t^eare,
— ganj entgegengefe^t ber S(rt, tt)ie fid^ in ber SBirflid^leit bie (Sm«
pfinbung äugert, — fo berebt ift unb mir Unred^t ^aben, bie^ att
unnatürlich )u tabeln, »eil ed }um Obealif^en ber $erfon gehört; fo
flnb bie Sranjofen hierin ber 9{atur getreuer: „Dieu! — Ciel! —
Seigneur!'' — nnb fo üiel f^lec^ter. ($. 366.)
(Ueber bie (Einrichtung bed franjSfifc^en Sirauerfpiete in ^inßc^t anf
bie (Einheit Dergl. unter 3)rama: S)ie brei (Einheiten.)
5) granjöfif^e SRufil.
SOegro in TioU iß in ber franjöftfd^en SRußt fe^r f|ttufig unb
c^arafterißrt fie; ed iß, mie menn Siner tanjt, mä^renb i^n ber ©c^u^
brüdEt, (SB. n, 521.)
SvcMttt^ f. Seiber.
I. !S)ie Sft^iteit M metapl^^rtf^e Stgenf(|aß.
1) »egriff ber grei^eit.
"Skt Segriff ber gtet^it iß eigentttd^ du negatioer, inbem fein
dn^alt blöd bie Verneinung ber 9}ot^menbigfeit, b. ^. M ato i^olge
burd^ einen ®runb Seßimmtfein«, iß. Sn meta))^t|ßfc^er $>tnßc^t
grei^cit 193
6ebeuteta(fo greife tt fo biet a» ©runblofigleit, Urfprüngltd^feit
(2B. I, 338.)
2) ®n6tect ber t^rei^ctt.
3)a bte (Srfc^etriung burc^toeg bem ®q^ tiom ®runb unterlDorfen
itnb Stot^menbigfett burc^aud ibentifc^ ift mit $otge qu9 gegebenem
@runbe, fo i|l ^Ut9, toa« int grfc^etnung gehört, bitrc^meg not^»
loenbtg befHmmt, !ann ba^er in fetner Sejie^ung anbete fein, ald t9
iß. Srei^eit fann ba^er nur iCemjenigen julommen, n)ad nic^t @r-
fi^inung, fonbern 2)tng an fid^ unb atö folc^e^ nic^t bem @a$ Dom
®runb unterioorfen, ni^t al9 ^olge burc^ einen ®mnb beftimmt ift,
alfo nur bem SBillen, bem ftem aOer Srfc^einung. (SB. I, 338.)
3) Vereinigung ber Srei^eit mit ber iRot^mcnbigleit.
debed S)tng iß oM (Srf Meinung, a(d Objiect, bur^meg not^ioen«
big; baffelbe ifl aber an fic^ äBille unb aM fold^er für oOe Swigfeit
frei. 3)ie (Srfd^einung, ha9 Object, ift not^menbig unb unabänberfid^
in ber Serlettung ber @rünbe unb folgen befKmmt, bie feine Unter-
brec^ung ^aben fann. 2)ad S)afein überhaupt aber biefed Objecto unb
bie Art feine« Dafein«, b. ^. bie Obec, meiere in i^m fi^ offenbart,
ober mit anbem SBorten fein S^arafter, ift unmittelbar @rf Meinung
be« aSiOen«. dn ©emäg^eit ber grei^eit biefe« SBiOend (önnte ed
a(fo überhaupt nic^t bafein, ober andf urfprüngli^ unb mef entließ ein
gan) Snbered fein; mo bann aber auc^ bie gange Kette, üon ber e«
ein ®tieb i|l, bie fetbf} Srf Meinung beffelben SBiOend ifl, eine gong
anberc kottre; aber einmat ba unb oor^anben, ifl c« in bie 9teil)e ber
®rllnbe unb Solgen eingetreten, in i^r fiet« not^toenbig befKmmt unb
fann bemnac^ weber ein Vnbere« toerben, b. 1^. fld^ änbem, noc^ auc^
and ber Kei^e austreten, b. ^. Derfc^minben. (SB. I, 338 fg. S. 96.
174—178.)
4) UnDereinbarfeit ber ^rei^eit mit bem S^^eidmu«.
3)em !£(eidmud jufotge ifl ber 3l?enf(^ feinem gangen ©ein unb
SBcfen (ExiBtentia unb Essentia) nac^ ha9 SBerf ® Ott ed. ^Uein
mte foU man fi(i^ t)orfleIIig machen, ba§ ein SBefen, meldte« feiner
gangen Ezisientia unb Essentia nac^ ha9 SBert eine« Sfnbem ifi,
bo<^ flc^ felbfl uranfänglic^ unb Dom ®runb aud befiimmen unb bem<»
na4 für fein Xf^vai Derantmortßc^ fein fönne? Sud bem ®a^ Operari
sequitor esse, b. ^. bie äBirfungen jebed SBefend folgen and feiner
9ef<^affen^eit, ergiebt fid^, bag ber Urheber feiner Sef^affen^eit au^
ber Urheber feiner SBiriungen, ober ^anbtungen, unb atd foi^er für
biefelben oeranttoorttic^ ifl. SBenn eine fc^tedjte ^anb(ung aud ber
Statur, b. ^« ber angeborenen Sefc^affen^eit bed SRenfc^en entfpringt,
fo liegt bie @(^utb offenbar am Ur^ber biefer 9?atur. SBad loürbe
man tion bem Ubtmad^er fagen, ber feiner U^r gürnte, mei( fle. unrichtig
gtenge? D^ne Sfeitttt ifl bie Stei^eit unb Seranmortlid^feit unbenf»
bar. (C. 71 fg. ^. I, 135; II, 262. «ergl. auc^ «feitttt.)
194 gttiHt
IL 2)ie i^tmm gfrei^eU.
1) Segriff ber ))rafttf(l^en t^rei^eit
Unäi in praftifd^er ^infid^t ifl ber Segriff ber ^et^eit ein nega»
tiüer. Sir benten burc^ i^n nur bie ^bniefen^eit aüe^ ^inbemben
unb $emmenben ; bief ed hingegen mug, aM Sxa\t äugemb, ein $o{{ti))e^
fein. (ffi. 3.)
2) (Sint^etlung ber praltifd^en S^ei^eit.
S)er möglichen Sef^offen^eit bt9 $emmenben entfprec^enb ^ot ber
Segriff bicfer §rei§eit brci fe^r üerfd^iebene Unterarten: j)^5fif^e,
intellectuede unb mora(if(i^e t^rei^eit. (@. 3.)
a) $^^fif^e t^rei^eit ifi bie Sbniefen^eit ber ntaterieden
$inberni^e ieber S(rt. dn biefer p^^flfd^en 99ebeutung be9 Segriffd
ber Srei^eit, in toelc^er er att bad $rttbicat animalifc^er SBefen
gebraucht koirb, toerben Stetere unb SDtenfc^en bann frei genannt, mann
toeber Sanbe, nod^ iierler, noij Sö^mung, alfo über§au))t fein materielle^
$inbemig i^re $anb(ungen ^emmt, fonbern biefe i^rem SB i Ken gemäg
oor fu^ ge^en. S)iefe ^rei^rit bejie^t ftc^ alfo nur auf ia9 ftünnen.
d^r ifi bie ))otitifc^e ^ei^eit beiju^ä^Ien. 3)tefe Sebeutung bed 6e«
griffd ber Srei^eit ifl bie urfprüngtid^e unb ))o))uIäre. (@. 4.)
b) dntellectttelle ^rei^eit. 3)iefe befielt barin, bag ber On'
teKect ober bad (£rfenntni§t)ermögen, mldit^ bad SRebium ber SRotibe
ifl, bur(^ tottift» ^inburd^ fie auf ben äBiOen toxxUn, fxij in einem
normalen S^f^^t"^^ befinbet, feine Functionen regelrecht boDjie^t unb
ba^er bie 3Rotit>e unDerfälfd^t, mie fie in ber reaten 9u§entoeIt oor»
liegen, bem äSillen }ur SßafjH barfieUt, fo ba§ biefer ftc^ feiner Slatur,
b. ^. bem inbioibueOen S^aralter bed 9)tenf^en gemttg, entf^eiben,
alfo unge^inbert, nad^ feinem felbfleigenen SBefen fic^ M%tm !ann.
aufgehoben toirb biefe inteDectueOe gtei^eit t^eiM burc^ banembe
ober Dorüberge^enbe 3^rrüttung bed (£rfenntnigoerm5gend, tote Sa^U'
flnn, S^etirium, ^aro^^mu^, @(^Iaftmn!en^eit, t^eite burc^ fingere
Umflänbe, meiere bie Sluffaffung ber ÜRotioe oerfSIfc&en, inbem fie
drrt^um oerantaffen, mie ). 8. menn Oemanb ®ift flatt Ärjnei
eingießt.
Serminbert ober paxiidl aufgehoben koirb bie inteüectuelle ^ei^eit
burc^ ben Effect unb burd^ ben 9{aufd^.
Ste in intellectueller Unfreiheit begangen finb alfo oQe bie
Si^aten anjnfe^en, bei benen ber ÜRenfc^ entkoeber nid^t tougte, koa^ er
t^at, ober f^tec^terbing« nid^t fö^ig toar, }u bebenfen, toad i^n bat)on
^tttte abgalten f offen, nämti^ bie gotgen ber Xf^aU ((S. 98—101.)
c) 9RoraIif(^e Freiheit äBtt^renb bie p^^fifc^e Freiheit fi^ anf
bad Können bejie^t, be)ie|t fic^ bie moralifd^e auf bad 9ß ollen.
äRan marf nfimlid^, audge^enb Don ber (Erfahrung, bag ein ^enfd^
mand^mal o^ne burA materielle ^inbemiffe gehemmt ju fein, bnrd^
Möge 9Rotit)e, loie ettoa S)ro§nngcn, Serffpred^ungen, ©efo^ten u. f. xo.
8frei§rit 195
abgehalten loirb fo )u ffanhAxi, tote t9 augerbem feinem SßiDen gemSg
iDfire, bte ^rage anf, 06 ber SBiIIe in bem @inne frei tfl, baß er,
o^ne burd^ ÜRotitie al9 ®rünbe }n einer Cntfc^eibung genöt^igt gu
[ein, fi^ t^on felbfl, b. ^. o^ne oOen ®mnb ober, »a« gleic^bebentenb
ift, o§ne alle 9?ot^n)enbigIeit, in bem (Einen ober Knbem entf(^eiben
fann. 3)ie ^rei^cit in biefem @inne ^ei§t liberum arbitrium in-
differeniiae. 3^r mefentlic^e^ SRerlmal ift, bag einem mit i^r begabtem
dnbioibunm nnter gegebenen, ganj inbit^ibueO unb bur^gttngig be'
fünimten ftugern Umflänben, j^ei einanber biametral entgegeugefe^te
^onMungen gleich m5gli(^ finb. Ob eö eine folc^e ^rei^eit giebt,
bo« ijl an unterfn(^en. ((£. 5—9. 13.)
3) Jtritit ber dnbifferena bed SEBiltend.
a) Stt^fage bed ©elbftbemugtfeind.
2)a9 ®elbf!bett)ugtfein fagt amar bie grei^eit bed X^nnd au€ —
unter Sorau^fe^^ung bed SEBoIIend; aber über bief^rei^eit be« 9Bo(«
Und, b. f). über bte Unab^ängigfeit unferer Sßillendacte oon SRotioen,
über bie ÜRBglic^Ieit alfo, im einjelnen ^aUe (Sntgegengefe^ted »oOen,
^ auf entgegengefe^te SBeife beflimmen ju I9nnen, fagt ed nid^td and
unb fann cd ni^td andfagen. 2)ie $au))tquelle bed ©d^eind, Dermöge
beffen ber p^itofop^ifc^ 9{o^e in einem gegebenen $aDe entgegengefe^te
ffiiOendacte für gleid^ m»gli(^ ^S(t, ifl Serwec^felung bed 3Bünfd^en«
mit 9BoI(en. Sßünfc^en !ann er (Entgegengefe^ted, aber SEBoUen nur
Sind baoon, unb melc^ed biefed fei, offenbart bem ©efbftbetougtfein
aOererß bie S^at. lieber bie gef ermäßige 92ot^n)enbig!eit ober, Der«
mdge beren oon entgegengefe^ten 9Bünf^en ber eine unb ni^t ber
anbere gum äBtOendact unb inx St^ot mirb, fann eben bed^alb bad
@e(b^etDu§tfein nid^td enthalten, ba ed bad Slefultat fo gana a posteriori
erfahrt, nic^t ober a priori toeig. (Entgegengefe^te SEBünfc^e mit i^ren
ättotioen fteigen oor i^m auf unb nieber; über j[eben berfelben fagt
bad ©elbfibemugtfein aud, ba§ er im Zfyit tterben ttirb, menn er
{om SBiÜendact ttiirb. Sber biefe fubfectiDe SRögtic^Ieit ifl eben gang
tt|))ot§ettf(^. Ueber bie objectiue, ben !(ttdf(^{ag gebenbe SRiig«
lid^feit hingegen fagt bad @e(bf}bettu§tfein, koetc^em fie a\9 in ber
objectioen SEBett (icgenb fremb ifl, nid^td aud. dene fubjiectiDe
VtögKd^feit ifl glei(|er SCrt mit ber, n^eld^e im ©teine tiegt, Sunden
)s geben, jebo^ bebingt ifl bur^ ben @ta^I, an mel(^em bie ob»
jectibe 9Rög(i4<eit ^a^itt ((S. 16—18. 42 fg.)
Xbgefe^en baoon, bag, »eit ber SiHe, al9 ba« toa^re 2>ing an fid^,
ein luirflid^ Urf(n:üngli(^ed unb Unabhängige« ifl, aud^ im @elbßbetougt«
fein ba« @efü^I ber Urf))rüng(id^Ieit unb (Eigenmäc^tigleit feine, obmo^I
ft^on beterminirten 9cte begleiten mng, — entfielt ber @d^ein einer
em{>irif(^en ^^ei^eit be« SBiden« (ßatt ber tran«fcenbenta{en, bie i^m
allein beigulegen ifl), a(fo einer ^ei^it ber eingetnen Stuten, an« ber
gefonberten unb füborbinirten Stellung be« dnteOect« gegen ben SBiOen.
Jkt dnteOect erfährt nämlic^ bie »efd^Iüffe be« äBiOen« erfl a posteriori
13*
196 grei^eit
unb em))trif(^. SDemimc^ ^at er bei einer üovitegenben 9Ba§( fein
jCatum borüber, wie ber StUe flc^ entfc^eiben toerbe. 2)enn ber in*
teOtgib(e S^aralter (t)ergL (Sl^arafter), bertnbge beffen, bei gegebenen
ÜRotioen, nur eine Sntf (Reibung mbgtic^ unb biefe bemnac^ eine nott«
toenbige \\t, fällt nic^t in bie Srlenntnig beS OnteOect^, fonbern blöd
ber empirifc^e »irb i§m burc^ feine einjetnen 9(cte fucceffiüe befannt
S)a^er a(fo fc^eint bem erfennenben Sewußtfein OnteUect), bag, in
einem üorßegenben ^aU, beut äBtUen }n)ei entgegcngefe^te Sntfc^eibungen
gteic^ möglich niören. hiermit aber üer^ätt ed ftc^ gerabe fo, m
nenn man bei einer fenhe(!^t ße^enben, aud bem ©leic^geni^t unb W
©(^loanfen gerat^enen (Stange, fagt ,,fie fann nad^ ber rechten ober
na^ ber linlfen @eite umfc^Iagen'^ koelc^ed ,,Iann'' boc^ nur eine
fubj|ectit)e Sebeutung ^at unb eigentlich befagt ,,l^infl^tli^ ber und
befannten 2)ata''; benn objectit) ifl bie 8li(^tung be^ gaQd fc^on not^'
koenbig beflimmt, fobalb bad ©c^tDanlen eintritt. @o bemna4 i{i ^^^
bie (Entfc^eibung M eigenen SSBiÜend b(o9 für feinen ^n^djautt, ben
eigenen dnteKect, inbeterminirt, mithin nur relatiti unb fubjectio;
hingegen an ftc^ felbfl unb ob)ectit) iß bie (Sntfc^eibung belerminirt
unb not^toenbig, toenngleid^ biefe Determination erfl burc^ bie erfolgenbe
Sntfc^eibung xtC9 Seiougtfein tritt. (SB. I, 342 fg.)
b) Su^fage bed Serßanbed.
!Die aOgemeinfte unb grunbvefentßd^fle Socm bed Serfianbed, M
Organd ber Snfc^auung ber obj[ectit)en 93ett (Dergt. Serflanb), ifl
ha9 ®efe^ ber Saufalitüt. 3Rit bem Serflanbe nun bie in ber
(Erfahrung Dorlommenben tt)otIenben, Dom SEBtUen bewegten
Sßefen betrac^tenb, finben wir jwar, bag eine groge Serfd^ieben^eit
in ber %xi flattfinbet, wie bie Saufalitttt i^r Ked^t an i^nen gettenb
mac^t, inbem bie unorganifc^en ftörper burd^ Urfac^en (im engfien
(Sinne bed 9Bortd), bie $flau3en burd^ 9Ieije, bie X^tere burc^ iDio*
tioe bewegt werben; aber bur«^ biefe Unterfd^icbe ber (Sauf alitttt wirb
ba« allgemeine, a priori gewiffe ©efe^, bag j|cbe Ser&nberung, alfo
au(^ ieber äBiOen^act, eineUrfac^e ^at, fo(gIi(^ not^wenbig eintritt,
nic^t beeinträchtigt 3)er 9Renfc^, fo frei er auc^ fd^eint, mac^t boc^
feine Kudna^me oon bem ©efe^e ber Saufaßtät, biefem allgemeinen
Ütaturgefe^e. @eine f^rei^eit ifl nur eine relative, comparatit)e,
^at nur ben @inn, bag er t)erm5ge feiner Semunft unb S)eIiberationd«
fä^igfeit frei ifl bom unmittelbaren 3tt)ange ber anfd^autid^ gegen«
wärtigen, auf feinen Sßillen att SRotit^e wirfenben Dbj[ecte, welchem
bad Silier unterworfen iß, inbem er fi^ noc^ ©ebanlen, welche
feine SRotioe ftnb, beßimmt. !lDurc^ biefe relatit^e ^ci^eit iß aber
gau) aOein bie 9rt ber üRotiüation geänbert, hingegen bie 9!ot^'
wenbigleit ber SBirfung ber iDtotiDe nic^t im ÜJIinbeßen aufgehoben,
ober au^ nur verringert S)a^er fann nur eine fe^r oberßäc^lic^c
%x\idit jene xAaim unb comparatit^e S^ei^eit für eine abfolute, ein
liberum arbitrium indififerentiae Ratten. !Cer üRenfc^ iß, wie aOe
©egenßänbe ber (Erfahrung, eine (Erfd^einusg in 3^it unb kaum, unb
grcticit 197
ba ba9 ®efe^ ber (Saufalität fÜY aOe btefe a priori unb folglich ax\9»
na(md(od gttt, mn^ aud^ er i^m untertoorfen fein. @o fagt e^ ber
reine Serfianb a priori, fo beflttttgt ed bte bsrc^ bte ganje 3latux
jefä^rte Snalogte unb fo bejeugt t9 bie @rfal^rung, toenn man fld^
ni^t bnrd^ bie geifiige, immaterteOe Sefd^affen^eit ber ben ÜRenfd^en
beßimmenben Urfa(|en (®ebanfen) täufc^en läßt. Sei bem Serfud^,
h9 liberom arbitrium indififerentiae fid^ DorfleÜig }tt machen, fle^t
einem ber SSerflanb fiiQ, ineil er feine ^orm f^at, fo etioad }u benfen.
Ueitrbied ifl mit ber 3(nna^me einer folc^en äBiOen^frei^eit, bie barin
kfle^t, bog iebem SKenfd^en, in jeber Sage, entgegengefe^te ^anblungen
g(ei4 m9g(id^ fein foDen, bie t^atfttd^Iic^e, angeborene ®runbt)er*
fc^teben^eit ber S^araftere unvereinbar. (Sergl S^arafter.)
3)er S^arafter bed dnbioibuumd mü§te Don $aufe au9 eine tabula
rasa fein, loenn i^m entgegengefe^te ^anblungen gleid^ möglich fein
foOten. SBie Don Singen aUt S^irhtngen burd^ bie Urfad^en, f o flnb
r» Don dnnen burc^ ba9 SQßefen bed S)inged befKmmt, metd^ed SBefen
beim 3)?enfd^en ber inbiDibuelle (S^ar alter tfi; ober, inie bie
6(^o(afU!er t9 audbrücften, operari sequitor esse. Sie jebe äBirfung
in ber unbelebten Statur ein not^menbiged ^robuct gmeier gactoren ifi,
nämlic^ ber ^ier fic^ äußemben allgemeinen Statur traft, unb ber
biefe Xeußerung ^ier ^erDormfenben ein}elnen Urf ad^e; gerabe fo ifl
jebe Zt^at eined SlT^enfd^en ha9 not^aenbige $robuct feinet (l^aralterd
nnb bed eingetretenen SDtotiDö. @inb biefe beiben gegeben, fo erfolgt
fie unaudbleiblid^. 2)amit eine anbere entflänbe, müßte enttoeber ein
anbered ÜRotit) ober ein anberer 6§aralter gefegt »erben. (S. 26-- 60.
9. 48.)
ftBnnte ein 9Renfd^ unter gleichen Umflänben ba9 eine ^al fo, bad
anbere SDtal anberd ^anbetn; fo müßte fein Sßille felbfl fld^ inghiifc^en
Sefinbert ^aben unb ba^er in ber ßAt liegen, ba nur in biefer Ser«
Snbening möglich ifl. S)ann aber müßte entn)eber ber Sille eine bloße
Srfc^etnung, ober bie ^txt eine Seflimmung bed Dinget an fid^ fein.
%>mnadf bre^t jener @treit über bie ^rei^eit bed einjelnen X^und
(ttber bad liberum arbitrium indififerentiae) fic^ eigenttid^ um bie
Srage, ob ber SiOe in ber QAt liege, ober nid^t. dft er bad S)ing
an fic^, außer ber 3^^^ ^"^ 1^^^^ ^orm be« @a|e9 \>om ®mnbe; fo
muß nid^t allein ba« dnbitoibuum in gleicher Sage fletd auf gleiche
SBeife ^anbeln, unb nid^t nur jebe bbfe SC^ot ber fepe »ürge für un«
3^Iige anbere fein, bie ed vollbringen muß unb nic^t laffen fann;
fonbem t9 ließe fid^ anij, »ie ffant fagt, menn nur ber em))irifd^e
(S^aratter unb bie SDtotiDe DoOftttnbig gegeben loären, ht» 2Renfd^en
Ser^alten auf bie S^^fut^f^ ^^^ ^^"^ @onnen« unb SRonbfinflemiß
andm^nen. SBie bie Statur confequent ifl, fo ifl e^ ber S^arafter;
i^m gemäß mn^ jebe eingelne $anblung auffallen, mie j[ebed $^ttnomen
btm Statnrgefe^ gemäß auffällt. S)ie ttrfad^e im le^tem ^aü unb
ba« 9Rotit> im t^tm flnb nur bte ®etegen^eit9urfad)en. SDer SBide,
^en (Erfd^einung ba9 ganje @ein unb Seben bed SOtenfc^en ifi, fann
198 grci^eit
flil im etn}etnen gfaH ittd^t Detleugnen, unb inad bet 9Renf<l^ im
©angen intll, koirb er aud^ ftM im Singetnen tooflen. (SB. I, 344 fg.)
4) ©efd^tt^tlid^e Sefltttigungen.
STde kotrKt^ tiefen ^Denfer aller Bitten, fo toerfd^ieben aftd^ il^re
fonfHgen Slnfid^ten fein mod^ten, flimmten barin überein, bog fte bie
9?ot^n)enbig!ett ber SBiSendacte bei eintretenben SDtotii^en behaupteten
unb bie SßiQendfrei^eit (bad liberum arbitrium indifferentiae) Der«
»arfen, tutt^renb bie oberfläd^Iid^en ©eifier mit bem großen $anfen
ber 9BiQen^frei(eit anhängen. $ob6e9 }uerft, bann @pino)a^ bann
^nme, aud^ ^ o II bad^ im Systeme de la nature, mib enbtid^ am
andfü^Iic^fien unb grünblic^ften $riefileq, ^aben bie ))oIIIomntene
unb fkenge 92ot§ioenbigfeit ber SBiQen^acte bei eintretenben 9ßotiDen
fo beutlic^ bett)iefen, bag fie ben DoOIommen bemonfirirten SBa^r§eiten
beijttjtt^Ien ift. Unb nit^t btod groge ^^ilofop^en, fonbem auij große
St^eologen, mie Sluguflinu^ unb Sut^er, unb groge jCic^ter, nie
@^alef))eare, ®öt^e, @d^iller, ^aben biefe Sa^r^eit geteert, fo
bag nur noc^ ttnmiffenbe unb dio^t Don einer Srei^eit bed ÜRenfc^en
in ben einjetnen ^anblungen ju reben fortfahren fönnen« (Ed giebt
aber nod^ einen SDtittelfd^Iag, melc^er, flc^ Derlegen fü^Ienb, ^in unb
^er latoirt, fid^ unb 9(nbem ben ßiclpunft \)müdt, fid^ ^inter SBorte
unb $§rafen flüchtet, ober bie f^rage fo lange bre^t unb Derbre^t, hx9
man nic^t me^r »eig, toorauf fie ^inaudlief. @o ^at ed }. 93. Seibni^
gemad^t. ((g. 68 fg. 63—89. 174. 5». 23. SB. I, 598. ®. 49.)
5) 3ttfammen^ang ber falfc^en Srei^eitdle^re mit ber
falfc^en ^f^c^ologie.
SDie 93e§au))tung einer empirifd^en S>^ei^eit be^ äBiÜen^, eine^ liberi
arbitrü indi£Pereiitiae ^ängt auf bad genauefle bamit }ufammen, bog
man bad SBefen bed SKenfd^en in eine @eele fefete, bie urfprünglic^
ein er{ennenbe9, ja eigentlich ein abßract benfenbed SBefen tottre
unb nur erfl in Solge ^iebon andi ein toollenbed, bag man alfo ben
SBiDen fecunbärer 9latur mad^te, flatt bag in äBa^r^eit bie @r{enntnig
bied iß. SDanoc^ nun »äre j[eber 9Renf4 ba^, mad er ifi, erfl in
golge feiner (Srienntnig gemorben; er fttme ald moralif^e 9{uO auf
bie äBelt, erfennte bie 3)inge in biefer, unb befd^Uff^ barauf, Der ober
ÜDer gu fein, fo ober fo gu §anbeln, Knnte alfo aut^ in ^olge neuer
(Srienntnig ein gang Snberer »erben. S)iefe Sbtfic^t i^ eine Umle^rung
be« toa^ren Ser^ttltniffe«. 3)er SBiUe iß ha9 Crfle unb Urfprüngti^e,
bie (Srfenntnig blod ^ingugelommeu, gur (Srfd^einung be^ SBiDend aU
ein SBerlgeug gehörig, ^xä) bie ^ingugefommene Srlenntnig erfährt
er im Saufe ber Srfa^rung toad er ifl, b. ^. er lernt feinen ^(aralter
lernten. (Er erlennt f!(^ alfo in ^otge unb ©emttg^eit bet 9e«
fil^affen^eit feinet äBiOen^; flatt bag er nad^ ber alten Snftc^t koill
in Solge unb ©emttg^eit feine« (Erfennend. (9B. I, 345. S. 152.)
Seit entfernt, bag ber (E^arofter bad äBerl ))emünftiger SBo^I unb
Ucberlegung tottre, ^at ber OnteOect beim Rubeln mift9 meiter gu
grei^ctt 199
if^m, M bem SiDeti bie SRottoe Dorgu^olten; bann aber mug et aU
bipger 3ttf(^auer mtb B^uge }ttfe^en, tote aud i^ter SEBtrfung auf ben
gegebenen S^arafter ber SebenManf ftc^ gehaltet, beffen fämmtlic^e
Vorgänge, genau genommen, mit berfelben Slot^toenbigfeit eintveten,
tote bie S3en)egungen eine^ U^noerte. ($. U, 250.)
6) Sßo bie moralifc^e t^rei^eit liegt.
3)te Verneinung ber empirifc^en 3BiIIen9frei^eit ifi nid^t gleitete«
beutenb mit Verneinung ber SBiUen^fret^eit überhaupt. 2)ie Seugnung
btr äBiOen^frei^eit fd^Ied^t^in h)iberfhitte ber SE^atfac^e bed @efü^M
ber6eranttt)ortti(^feit für S)a^, toa^ toir t^un, ber Surec^nungd«*
ffi^igleit für unfere ^onblungen. S)a nun aber bie grrei^eit aeber
in ben ^anblungen, no^ im empirifd^en S^aralter liegt, fo mu^ fte
m anber^ gefud^t toerben. 9?ur hnidf bie Sanffc^e Unterfd^eibung
itotfd^en em))irif(l^em unb inteQigibelm S^aralter gelangen tt)ir gur nia^ren,
^D§ern Slnftc^t über bie Srei^eit. (SergL unter (S^araher: Ser^ältni§
bed inteDigibeln gum empirif^en S^aralter.) Der empirifd^e S^arafter
ifl, att ©egenfianb ber (Erfahrung, eine bloße Srfc^einung, bo^er
an bie Sonnen aOer Srfc^einung, 3^it, %aum unb Saufalität gebunben
unb bereu ©efegen unterworfen; hingegen ift bie ate S)ing an fid^ oon
biefen t$ormen unabhängige unb be^^alb (einem 3^itunterf^ieb unter«
ttorfene, mithin be^orrenbe unb unoerttnbertid^e Sebingung unb ©runblage
biefer gangen @rf(^einung fein inteUigibler d^axatttt, b. 1^. fein
9SiIIe aM S)ing an fOf, melc^em, in folc^er dEigenfc^aft, aüerbing«
auif abfolute tlfrei^eit, b. ^. Unab^ttngigleit Oom ©efe^e ber Saufalität
{ufornrnt. S)iefe t^^eit aber ifl eine tran^fcenbentale, b. ^. nid^t
in ber (Srfd^einung ^erOortretenbe, fonbem nur infofern oor^anbeiie, att
mir oon ber (Srfd^einung unb allen i^ren (formen abfha^iren, um gu
bem gu gelangen, toa9, auger aller 3citf ald bad innere SBefen bed
3Kenf(^en an fic^ felbft gu beuten ift. Sermdge biefer ^rei^eit finb
ade Saaten bed SRenfd^en fein eigenem Serf, fo not^menbig fte auc^
Qug bem empirifd^en S^arafter bei feinem 3ufammentreffen mit ben
äRotioen ^erOorge^en; koeil biefer emptrifc^e (S§ara!ter bJod bie (Sr«
{(^einung M inteüigibetn ifL 2)emgufo(ge ifl gnar ber SBiQe frei,
ober nur an fic^ felbft unb außerhalb ber (Srf^einung; in
biefer hingegen flellt er fld^ fc^on mit einem beftimmten S^arafter bar,
meinem alle feine Saaten gemttg fein unb ba§er, nienn burc^ bie
tingugetretenen SDtotioe nä^er beflimmt, not^menbig f o unb nid^t anber9
QttdfaOen muffen.
i>a9 ißerf unferer ^rei^eit §aben mx bemnac^ nic^t in unfern
eingetnen ^anblungen, fonbem im gangen @ein unb Sßefen gu
ftt^cn. ü5ie ^rei^eit, ml^t im Operari ntd^t angutreffen ift, muß
im Esse liegen, hierauf, bag ber ilRenfc^ 3)ad ift, toti9 er fein
»t((, beruht ba^ 9eh)ugtfein ber S3erantmort(id§feit unb bie moralifd^e
lenbeng be« geben«. (& 90—98. % U, 242.)
deber erlennt fiij o^ne Seitered al9 ben Sitten, b. ff. af« 3)a^
jenige, toad otd ^ing an fid^ nic^t bem @a6 oom ®runbe untenootfen
200 Swi^eit
ifl utib bad fftbfl üon SKd^tö, l^on htm l^ielme^r aVit9 ffnbere ob«
^ttngt; aber ntc^t deber unterf (Reibet jugleic^ mit ))^itofo))^tf(i^er firitU
unb SBefonnm^eit ftd^ a(d fd^on in ber 3^it eingetretene unb befiintmte
Srfd^einung biefe9 StIIend, man fönnte fagen äBitlendoct, Don
jenem äBtIIen gum Seben felbfl unb fuc^t ba^er, fiatt fein ganje«
!3) afein ate 9ct fetner grei^eit }u erlernten, biefe Dtelme^r in feinen
eingelnen $anb(ungen, alfo an einem falfc^en lOrte. (SB. 1, 597 fg.)
S)ie moralifd^e f^tet^eit iß nirgenbd in ber iRatur, fonbem nur
außerhalb ber 9tatur ju fuc^en. @ie ifl ein SDtetapl^^fif^ed, aber in
ber p^^fifc^en SBelt ein Unmöglid^ed. S)emna4 finb unfere ein}etnen
Senaten feinedtt)egd frei; hingegen ifl ber inbi))ibuene S^aralter an}U«
fe^en aU feine freie S^at. Sr fclbfl ifl ein ©otd^er, mil er ein fttr
aOe 9Ra( ein ©olc^er fein tuiO. (^. ü, 242.)
3)er täufc^enbe @d^ein einer f^ei^eit in ben cinjelnen $anb(ungen
beruht auf ber im SKenfc^en eintretenben beutlic^en ©onberung be«
dnteSect^ Dom äßiHen unb folglich be^ 3RotiK)9 Don ber ^anblung.
9Bo im Unorganifc^en Urfad^en, im Segetabilifd^en Steige bie äBirtung
^erDorrufen, i^, toegen ber (Einfachheit ber Saufafoerbinbung, nid^t ber
minbefle @<^ein Don f^ei^eit !(6er fc^on beim animalifd^en Seben,
»0, toa9 bid ba^in Urfad^e ober dltii toax, ate 3RotiD auftritt, folglich
in einem anbern ®ebiete, im ©ebiete ber Sorfledung liegt, ifl ber
caufale 3ufttnttnen^ang jmifc^en Urfac^ unb SBirtung nic^t me§r fo
augenfällig. Qtoax ifl er beim S^^iere no(^ nuDerlennbar. Sber beim
iDlenfd^en, bem eine unfic^tbare ®ebanfentt)elt im Stopfe 9RotiDe unb
©egenmotioe fttr fein St^un liefert, ba ent}ie§t fl(^ jener 3ufammen^ang
ber Beobachtung. (97. 77 fg.)
7) STeleotogifc^e (Erllttrung ber Ollufion ber grei^eit
bei jieber einjelnen $anbtung.
3)ie Snburfad^e bed natürlichen ©d^ein^ ber Srei^eit be^ SBiSend
bei ieber einjelnen ^anblung ifl folgenbe. dnbem bie S^ci()sit unb
Urfprünglic^feit, toel^e in 3Ba^r^eit aOein bem inteüigibeln S^aralter
eined 9Renf c^en, beffen bloge Sluffaffnug burc^ ben dnteDect fein iAm9-
lauf ifl, }u!ommt, jeber einjetnen $anblung anju^ängen fd^eint unb fo
ba9 urf))rttngUc^e Sßer! für bad empirif(|e ^enmgtfein fc^einbar in
ieber eingelnen ^anblung aufd 92eue Doübrad^t niirb ; f o erhält ^ieburc^
unfer Sebendlauf bie grögtmöglic^fle moralifc^e Srma^nung (vou-
x&^ai4), inbem fttmmttic^e fc^le^te ©eiten unferd ^^aralterd und
babnrd^ erfl re^t ftt^Ibar tt)erben. debe Si^at nämlid^ begleitet bad
®eu)iffen mit bem (Kommentar: ,,/Du Knntefl aud^ anberd §anbeln'', —
obwohl beffen ina^rer ©inn ifl: ,,S)u Knntefl auc^ ein Snberer fein."
(^. n, 250.)
8) dEintritt ber grei^eit in bie (Erfc^einung beim
äRenfd^eu.
dm SRenfc^en aM ber DoDIommenflen (Srfc^einung bed SBiOend fann
ber äßiHe }um Dölligen ©elbftbemngtfein, 2»« bentlic^en unb erfd^Spfenben
greimauverei — grcubc 201
Srbmten feinet eigenen Sefend, toit t€ fid^ in ber ganjen SSBelt ab'
frä^I^ gelangen. Sud bem toirHid^en ^or^anbenfein biefed ®rabe9
non (Stlenntnig ge^t nic^t nur bte ftunfi ^ert)or (f. Jtunfl), fonbent
a tofarb burc^ fie aud^, inbem ber äßille fle auf fid^ {elbfl bejie^t, eine
Suf^ebung unb @el6ftoemetnnng beffelben in fetner t^oDirommenfien
Srf Meinung mögtid^; fo, bag bte grei^eit, h)el(^e fonfl, ate nur bem
3)uig an fi(^ jufomnienb, nie in ber Srfc^einung fic^ feigen fann, in
folc^em SaO auc^ in biefer hervortritt nnb, inbem fle bad ber @r«
ji^ännng ]um ©runbe tiegenbe SBefen aufgebt, h)tt^renb biefe felbfl in
ber 3cit no(^ fortbauert, einen äßiberfpruc^ ber Srfd^einung mit fi<^
fdbfi ^Dorbringt unb gerabe baburc^ bte ^^ttnomene ber ^eiligfeit
unb ©elbfiüerleugnnng barfieüt Der ÜRenfd^ unterf^eibet flc^ alfo
Don aOen anbem (Srf^einmtgen bed SEßiDend baburc^, bog bie f^rei^eit,
b. ^. Unab^ttngigfcit ))om @a6 it9 ©runbed, toelc^e nur bem SBiOen
ti€ !Ding an fic^ gutommt nnb ber (Srfd^einung n)iberff)ri(l^t, bennod|
bei i|m tnöglid^ertoeife auc^ in bie (Srfd^einung eintreten fann, loo fle
aber bann not^menbig aü ein SBiberfpmc^ ber (Srfc^etnung mit fld^
felbfl fld^ barfteüt. du biefem @inne lann nid^t nur ber SBille an
ft(4, fonbern fogar ber SRenfd^ aOerbingd frei genannt unb baburc^
bon aDen anbem Sßefen unterfd^ieben toerben. (äS. I, 339 fg. 355.
476—478.)
iteimanrttti, f. äR^ßerien.
1) ffiirlung ber greube.
Sie jebe merHid^e Erregung bed äBiüend bie Function bed dnteQcctd
ftdrt unb burd^ feine (Sinmifc^ung i^r 9{efultat berfälfc^t, fo anä^ bie
Sreube. 2)ie ghreube mai^t unüberlegt, rüdftc^tdlod unb Dermegen.
(ffl. n, 241.)
2) ®egen ba^ Uebermaag ber greube.
Unmtt§ige ^reube unb fe^r heftiger ©c^merj ftnben fld) immer nur
in ber felben $erfon ein; benn beibe bebingen fic^ mec^felfeitig unb
Ttnb au4 gemeinfc^aftlid^ burc^ groge Seb^aftig!eit bed ®eiße^ bebingt.
Seibe tt)erben nidE|t burd^ ia9 rein ®egenh)ärtige, fonbern burd^ %n*
tiripation ber 3u(unft hervorgebracht. !3)a aber ber Schmer} bem
Seben »efentlic^ ifl unb auc^ feinem ®rabe nadE) burt^ bie Statur bed
@nbj[ect0 beflimmt iß, ba^er plö^Iid^e Serttnberungen, »eil fle immer
fingere finb, feinen ®rab eigentlid^ nic^t änbern lönnen; fo liegt bem
äbermtfgigen dnbel ober ©d^mer} immer ein dnt§um unb 933a^n jum
@nmbe; folgtid^ liegen {ene beibe tteberfpannungen be9 ®emfit§^ fic^
bitrcl iStnfld^t vermeiben. Oeber unmttgige dubel (ezaltatio, insolens
laetitia) beruht immer auf bem SBa^n, 6tn)a^ im Seben gefunben jn
^ben, \Da9 gar nid|t barin anjutreffen ifl, nämlic^ bauembe Sefriebigung.
8on iebem einjelnen Sßa^n biefer 9rt mug man fpttter unau^bleibli^
ittrütfgebrac^t toerben unb i^n bann, koenn er verfc^minbet, mit eben fo
Kttem @(^merjen bejahten, att fein Eintritt ^eube verurfad^te, Qr
202 gtennbfd^afc
gleidit tnfofetn burd^au^ ettiev $&^, bon ber man nur huxif Sau
mieber f^ttab lonn; nnb ieber plö^Iic^e, übennttgtge @(^met) iß eben
nur ber Sau i^on fo einer ^j$^e, bad Serfd^toinben eined fo(c|en
äBal^ned, unb ba^er burd^ i^n bebingt. Um beibe }u Dermeiben, ^at
man bie S)tnge *fletd im ©anjen unb in i^rem 3i<f^>>^^^"^^8 ^^f'
jufaffen unb f{<^ }u ^ttten, i^nen bie fubjectibe Sarbe }tt leiten. 3)te
©toifd^e (Et^il gieng ^auptfä^ttc^ barauf au9, ba9 ®emüt^ Don aQem
fold^en äBa^n gu befreien unb i^m fiatt beffen unerfd^ütterlif^en ®(ei(^* '
mut^ ju geben. (SB. I, 374 fg.) Ueber (einen Sorfall foSte man in
grogett dubel, ober große SBe^Hage au^bred^en; t^eiM toegen ber Ser«
änberlic^Ieit aSer S)inge, bie i^n {eben Sugenblid umgefialten fann;
t^eite »egen ber Srüglic^Ieit unfern Urt^eild über bad und ®ebei^Ii<4e,
ober Stad^t^etlige, in ^olge metd^er fafl deber ein Wlal geme^flagt ^t
über SDad, \oa9 nad^^er ftd^ ate fein tna^red IBefled au9mt9, ober
gejubelt über *Da9, xoa9 bie OueQe feiner größten Seiben geworben ifi.
(?ß. I, 5O30
3) Unterfc^ieb ber ttd^ten Don ber gleißnerifc^enSrenbe.
Die aQermeifien ^errlid^Teiten finb bloßer Schein, toit bie SC^eater«
becoratton, unb ba9 SBefen ber @a(^e fe§tt. 3* ^* behiimpelte unb
beirttnjte @d^iffe, Aanonenfd^üffe, ditotinationen, Raufen unb Zxom*
peten, Oauc^gen unb ©d^reien u. f. tt). — bied Äflee ifl ba8 Äu«-
^ängeft^ilb, bie ^ierogt^pl^e ber greube; aber bie S^eube feUflifl
babei meifiend nic^t ju finben; fie allein ^at beim f$efte abgefagt. S)ie
toirllic^e $reube bmmt in ber 9{egel ungelaben unb ungemetbet, bon
felbfi unb saDs ÜEiyon, ja, fiill ^erangefd^Iic^en, oft bei ben unbebeu«
tenbfien Unlttffen, unter ben aütttglid^ften Umflttnben, ja, bei ni^td
koeniger aU gtänjenben, ober m^mDoIlen ©elegen^eiten. Sei a&en
oben em)ä^nten gleißenben SDingen unb t$efl(i(^!eiten ifl aud§ ber ^\oti
btod, Snbere glauben ju madEjen, ^ier tottre bie ^reube eingefe^rt; biefer
®(f|ein im Jtopf Ruberer ifl bie abfidjt ©längenbe, rauf(^enbe $efle
unb Suflbarleiten tragen fletd eine Seere, tt)o§I gar einen SRißton im
Innern, fd^ on h)eil fle bem SIenb unb ber SDürftigTeit unfern SDafeind
laut miberfpred^en, unb ber Sontrafl er^ö^t bie 9Ba^r^eit. ($. I, 436.)
1) 2)ie t^reunbfd^aft aU eine SNifc^ung heterogener
Elemente.
S)ie Sreunbfc^aft ifl immer SRifd^ung oon @elbflfu(^t unb
2RitIeib; erflere liegt im SBo^IgefaÜen an ber ©egentnart bed Sh^eunbed,
beffen 3nbit)ibnatttät ber unfrigen entfprit^t, unb fle mac^t fafl immer
ben größten 2:^eil and; SRitleib geigt flc^ in ber aufrid^tigen St^eil«
na^me an feinem 993o§( unb 9Be^e unb ben uneigennü^igen Dpfem,
bie man biefem bringt (993. I, 444.)
äSal^re, äd^te Sreunbfc^aft fet^t eine flarte, rein objectibe unb DbOtg
uninterefprte Si^eilna^me am SBo^t unb äBe^e bed Snbem ooraud,
unb biefe »ieber ein tnirdic^ed ©ic^* mit bem ghreunbe-dbentiftctren.
gmtibfd^aft 203
Dem fh^t ber (Sgot^mud ber menfd^lic^ett 92aiur fo fe^r entgegen, bog
tta^te ^eunbfd^aft }tt ben 2)ingen ^tf^M, bon benen man, toit üon
bot coloffolen ©eefd^butgen, ntc^t toti^, ob fie fabet^aft finb obet
irgenbmo epfKren. dnbeffen gtebt ed mancherlei, in bet $au^tfa(^e
freiließ anf Derfiedten egotftif^en 9Rottt)en ber mannigfaltigfien ffrt
^eru^be Serbinbungen ^mifd^en 3)?enf(^en, tueld^e bennod^ mit einem
@ran jener toaf^xtn ^eunbfc^aft »erfe^t ftnb, looburd^ f^e fo Derebelt
toerben, bag fte in biefer unDoIRommenen 9ßelt mit einigem §ug ben
Stamen ber f^reunbfc^aft führen bürfen. ($. I, 488.)
Sei ben flittn ifi ^reunbf d^aft ein $aut>tca))itel ber iKoral. »ber
fte ifl eine bloge (Singefd^ränlt^eit nnb Sinfeitigleit, bie Sefc^rcinlung
3)edientgen auf Sin 9nbit)ibnum, tx>a9 ber gangen SRenfc^^cit gebührt,
be0 äSBieberertennen^ feinet eigenen SBefend im 9(nbem; ^öc^jlend i|i
fte ein Som))romig jmifc^en biefem nnb bem (Egoidmud. (^.402.)
2) SBert^ eine9 treuen, anfri^tigen g^^unbe^.
SBegen ber Verunreinigung faß aller (Srienntniffe unb Urt^eile bed
OnteUectd burc^ bie fubjectioen Ontereffen bed SBiÜend ifl e9 und,
namentlich in und »idEjtigen perfönlic^en Angelegenheiten, »o bad dn*
tereffe balb aU %üxijt, balb aiß Hoffnung )eben ®^ritt be9 dnteOectd
oerfSIf^t, faft unmöglich, ftar ju fe^en unb ba9 ^ic^tige gu treffen.
3)ed(a(6 ifi, unter fe^r erregenben Umftänben, ein treuer unb aufrichtiger
§reunb Don unfd^ä^barem 2Bert^; meil er, felbfi unbet^etligt, bie
3)inge fie^t toit fie pnb, toä^renb fie unferm Slicfc burc^ bie ®au!elei
ber Seibenfd^aften berfätfc^t fic^ barfleffcn. {% H, 69 fg.)
3) (Erprobung bed greunbed.
3)ie Sec^t^eit eined t^reunbed )u er))roben, ^at man näd^fl ben
SftOen, 100 man emfißd^er $ülfe unb bebeutenber Opfer bebarf, bie
befie Gelegenheit in bem Sugenblid, »o man i^m ein Unglüd, batoon
man fo eben getroffen loorben, berichtet. SUbann nämfid^ malt ftd^
in feinen 3^9^^ entmeber koa^re, innige, unoermifc^te SSetrübnig, ober
aber fte beftfttigen, bur^ i^re gefagte SRu^e, ober einen flüd^tigen
Kebeujug, 9toc^efoucauIbd SSort, bog felbfi in htta Unglücl unferer
beften ^eunbe (£ttoa9 ifl, toa€ und nic^t migfäQt. SDie getoö^nlic^en
logenannten greunbe berm5gen bei fold^en ©elegen^eiten oft faum
ba0 3ud(en ju einem leifen, too^IgefäSigen Säc^etn ju unterbrücfen.
(?. I, 488.)
4) 3Bad teber Sreunbfc^aft ^Eintrag t^ut
{Entfernung unb lange Sbtoefen^eit t^un jeber f^eunbfc^aft (Eintrag,
0 ungern man ed gefleht. 3)enn äRenfd^en, bie h)ir nic^t fe^en, »ären
ic auc^ unfere geliebteflen f^reunbe, trocinen im Saufe ber da^re aU»
^ig }u abflracten Segriffen auf, tooburc^ unfere S^eilna^me an i^nen
ne^ unb me^r eine blöd oernünftige, \a trabitioneOe mirb; bie (ebi<
Hfte unb tiefgefühlte bleibt S)enett oorbe^alten, bie mir t)or Sugen
^ben. @o flnnli^ ifl bie menfc^tid^e Statur. {% I, 488 fg.)
204 grö^Itt^fett — gürpen
5) 3)ie 3a^( ber Srenube«
S)ie ßafjH ber gfreunbe, bte (Siner (at, ifl fein Seioeid feinet
SBert^fd. 9!tc^td üenät^ lueniger äRenfdbenlenntttig , atö ivenn man
al^ einen S3e(eg ber Serbienfie unb bed SSert^e^ eineö 9Renfc^en an«
fü^rt, bog er fe^r biele ^reunbe l^at; a\€ ob bte SRenfc^en i^re
^eunbfc^aft nad^ bem 9ßert^ nnb Serbienfl ))erfd^eitften. & Iä§t fid^
gegent^etM behaupten, ba§ ÜRenfc^en Don Dtelem SBert^ unb Serbtenfl
nur n)enig ^reunbe ^aben fönnen. (9R. 257.)
6) ttna6^ttngtg!eit ber t^reunbfd^aft jtoifd^en ^erfonen
Derf(^tebenen ©efd^Ied^td Don ber ©efc^Iec^tdltcbe.
(©. ©efd^Iec^tdliebeO
^ccil)licl)luit, f. ^eiterteit
fiiJjUtt, f. ®efü^I.
1) SBirfung ber ^uxijt
üDer fiörenbe Stnflug ber Erregung be^ Sßillen^ auf ben dnteDect
jetgt fi(^ bei ber Surc^t barin, bag biefelbe und in ©efa^ren Der«
^inbert, bte noc^ Dor^anbenen, oft na^e liegenben Stettitngdmittel )u
fe^en unb \a ergreifen. f$emer, wie bie Hoffnung uii^ ^a9, m9
n)ir toünf d^en, fo Ittgt bie f^urd^t und SDad, load toxx beforgen, a\9
loa^rfc^einUc^ unb na^e erbliden, unb beibe Dergrögem i^ren ®egen«
flonb. (SB. n, 241 fg.)
2) Sie f^urd^t aU Urf))rung be9 ®0tterg(auben&
Primus in orbe Deos fecit timor ifl ein alted SEBa^rtoort bed
^etroniud. 9Ran ßnnte ba^er, ha9 Seben nnb bie poputfire ST^eoIogie
int Suge ^abenb, lu ben brei Don ftant !ritifirten Setoetfen für bad
SDafein ©otted no(^ einen Dierten fügen, ben a terrore, ald beffen
Jtritil ^ume'd unDergleic^Ii^e natural history of religion ju be«
traci^ten ifl. dm @inne beffetben Derflanben, mttd^te too^l aud^ ber
Don @c^(eiemtad^er Derfud^te Scmetd and bem ©efü^I ber fllb^ftngigfeit
feine äßo^r^eit liabtn, menn aud^ nic^t gerabe bie, koelc^e ber %uffteller
beffelben fi^ backte. (SB. I, 607. 9}. 38.)
Itttd^tfamkeit.
(Sin gemiffed üRaag Don t^urc^tfamfett ifi ju unferm Seßonbe in
ber SBelt not^toenbig ; bie geig^cit ifl b(od bad tteberf c^reiten beffelben.
(?. I, 506.)
^iirfUn.
1) 9Bad bie t^ürften urfprttnglic^ toaren unb mad fie
fpttter tDurben.
Soltaire fagt: Le premier qui fut roi f ut un soldat heurenx.
Sinerbingd ftnb urfprünglic^ too^i aQe ^rflen flegreid^e $eerftt^rer
gekoefen, unb lange ^At ^aben fte eigentfid^ in biefer (Sigenfc^aft ge*
$errf(^t. 9!a(^bem fte fle^be $eere Ratten, betrachteten fie ha9 SoU
a\9 bad 3RitteI, ftc^ unb i^re ©olbaten gu emä^en, folglich aU eine
Süllen 205
beerbe, für bie man forgt, bamit fle äßoQe, ÜRtld^ unb Steife^ gebe,
tied beruht barauf, bag Don Statur, olfo urfprünglic^, nic^t bad
Stecht, fonbern bte ®ett)alt auf (Srben §errf(^t unb ba^er t)or jienem
ben Sorjug bed primi occapantis §at. 2)emnac^ fagt ber S'ürfl:
i(^ §errf^e über euc^, burc^ ©emalt; bafür aber f daliegt nteiue ®emalt
jebe anbere aud. 9Rtt ber "^tw unb i^ren gortfc^ritten tfl jener Segriff
in ben ^tntergrunb getreten unb an feine ©tetle ber bed Sanbeduaterd
gclonmien unb ber gürfl (Röntg) ifl ber @rfie, unerfd^ütterlic^e Pfeiler
ber ganjen gefeilteren Drbnung unb bie @tü(^e ber ätec^te Silier ge»
Mben. S)ied lann er aber nur letflen t)erm5ge feinet angeborenen
Sorrec^td, bad i^m eine unbejmeifelte, unangefochtene Suctorität giebt,
ber deber tnfKnctit) ge^orc^t. !£)a|er ^eigt er mit Stecht ,,t)on ©otte«
@nabett'' unb ifl aOemat bie nü^Uc^fle ^erfon im ©taat, bereu Ser«
bienfle butd^ leine SiDtllifie gu treuer t^ergolten werben lönnen. ($. II,
264 fg.)
2) S)ie conflitutioneden Surften.
3)ie confiitutionellen f^ürfien (aben eine unläugbare Sle^nlid^feit mit
ben ®5ttern bed (Spifuro^, atö meiere, o^ne ftd| in bie meufd^lidfen
Angelegenheiten }tt mifc^en, in ungeßörter @eligleit unb ©emüt^^rul^e
ba oben in i^rem $immel ft^en. ®ie finb nun aber ein ÜRal je^t
äRobe geworben, unb in iebem beutfd^en S)uobejfürßent^um tt)irb eine
$Qrobie ber englifd^en Serfaffung aufgeführt. %vA bem englifc^en
%raher unb ben englifd^en Ser^ältniffen hervorgegangen ftnb bie con«
fiitutionellen formen bem englifd^en Solle gemttg unb natürlid^; eben
jo aber ifi bem beutfd^en Solte fein ©et^eiltfein in t)iele Stämme, bie
unter eben fo ))ielen, toirKic^ regierenben ^^ürflen fielen, mit einem
Saifer über SlQe natürlid), meil aud feinem 6§aralter unb feinen
Ser^ültniffen hervorgegangen. ($. H, 273.)
3) ©egen bie morganatifi^e (S§e ber Surften.
%vt Surften ^anbeln Diel moralifc^er, toenn fie eine ÜRätreffe galten,
ate loenn fte eine morganatifc^e S§e eingeben, bereu De^fcenbenj, beim
etwaigen Sudfierben ber legitimen, einfi 3lnf))rü(ire ergeben (5nnte; n)ed«
^olb, fei ed aud^ no^ fo entfernt, burd^ fold^e @^e bie SKöglic^feit
eine^ Sttrgerfrieged herbeigeführt »irb. Ueberbied ift eine folc^e mor»
gonatifc^e, b. ^. eigcntlit^ allen ttugem Ser^dltniffen i^xm %x^% ge*
[«^(offene S(|e im legten ©runbe eine ben äßeibem unb Pfaffen gemalte
<^onceff{on, jmeien klaffen, benen man feine Sonceffionen machen foll.
Semer ift ju erwägen, bag Oeber im Sanbe bad S33eib feiner SBa^l
(^elic^en fann, bid auf (Sinen, ben Surften nämlic^, bem biefed
natürliche 9Ie(|t benommen ift. ©eine $anb gehört bem Sanbe unb
tttrb nac^ ber ©taatdräfon vergeben. 92un aber ifl er boc^ ein SRenfc^
unb toia auc^ bem $ange feinet $er}end folgen. ^^\fix ift ed fo
nngmc^t unb unbanibar, »ie fpiegbürgerlid^, bem Surften bad galten
«incr arfütreffe vermehren, ober üorwerfen gu toollen. (^. I, 390.)
206 CM^nen — OmtgUen
Dad ®ä^nen gehört )u ben Meffe^rbetof jungen. Sermut^It^ iß
feine entfernte Urfoc^e eine burc^ Sangemeile, ©eifledtrfig^eit, ober
@(^Iäfrigfett herbeigeführte momentane 9>e))oten}imng be^ @e^intd,
über »etd^e^ je^t bad 9tüdenmarl ba9 Uebergemic^t er^ttlt nnb nun
au9 eigenen SDtittetn jenen fonberbaren ftrani))f ^ert>orruft. hingegen
foim bad bem ©ä^nen oft gteid^jeitige Sieden ber ©lieber, ba t9, ob-
n)0^( unt)orfä^(t(^ eintntenb, bod| ber SBiUIür unterworfen bleibt, ni(^t
me^r ben Steflqrbemegungen beigejfi^It »erben. SBie bo9 ©ä^nen in
letzter dnfianj oud einem 3)eficit an ©enfibilttSt entfielt, fo ba« Keden
aud einem ange^finften, momentanen tteberfd^ug an drritabititttt, beffen
mon fid^ babur(^ gu entlebigen fuc^t. S)emgemtt§ tritt e« nur in
^erioben ber etärle, nid^t in benen ber ^äfto^t ein. ($. U, 179.)
Oalgcn.
^er ©algen ifl ein Ort gan) befonberer Offenbarungen unb eine
SS^orte, t)on meldjcr and bem üRenfdjen, ber bafelbft feine Sefinnung
behält, bie 9ui8fi(^ten in bte (Smtgfeit fic^ oft Weiter anft^un unb
bentlic^er barfletlen, al9 ben meifien ^^ilofofi^en über ben $aragra))^en
i^rer rationalen ^f^c^ologie unb S^^eologie. S)ied ge^t aud ben und
aufbewahrten, Don Serbre^em gehaltenen ©algenprebigten ^ertor, wel^e
}eigen, meiere groge unb ((^neÜe Umwtfljung bed innerflen SEBefend im
9)9enf(^en ba eintritt, wo er bei t>oOem Sewugtfein einem gewaltfamen
unb gewiffen Zobe entgegengeht, alfo bei ^inrid^tungen. (SB. II,
723—725.)
Oang, f. unter Bewegung: Scweglic^teit ber ©lieber.
eanglten.
S)ie SRoIIe, welche im Organidmud bie ©anglien fptelen, §aben
wir aU eine biminutit^e ©e^irnroDe gu benfen, woburc^ bie eine )ur
Erläuterung ber anbern Wirb. S)ie ©anglien liegen überaO, wo bie
organifc^en t^unctionen bed DegetatiDen @9fiem9 einer Suffl^t be«
bürfen. de ifl, ald ob bafelbfl ber äßiOe, um feine ^totdt burc^^ufe^en,
nic^t mit feinem birecten unb einfachen Sßirlen audreic^en fonnte, fonbern
einer Seitung unb bcd^alb einer Sontrole beffelben beburfte. $ie}u
reid^en, für bad dnnere bed Organidmud, bIo§e ÜterDenfnoten and.
S)ie ©anglien ftnb Heine @enforia im dnnem, für fpecieOe unb bed^alb
einfache ^errid^tungen; wtt^renb bad ^auptfenforium bad ©e^irn,
ber gro§e unb tün{lli4e Separat für bie complicirten unb bietfeitigni,
auf bie unauf^Srlid^ unb unregelmä§tg wec^fetnbe Sugenwett bcjügti^en
Serrid^tungen ifi. Sßo im Drganidmud SlerDenfttbenin ein ©anglion
}ufammenlaufen, ba ifl gewiffermagen ein eigened Silier Dor^anben unb
abgef<^lo{fen, we^ed, mittelfl bed ©angtiond, eine 9rt t>on fc^wac^er
(Sattenfunfi 207
ßrlenntntß ^at, beten Sphäre jebod^ befd^rSnlt ifl auf bte Steile, an9
benen btefe ^tt\>m unmittelbar (ommen. (9B. U, 290 fg.)
S)te t^ortfc^rttte ber $^^fio(ogte feit ^aller ^aben auger B^^'f^I
gefegt, bag nidit blod bte t)om 9eu)ugtfein begleiteten äußern ^anMungen
(fiinctiones animales), fonbem aud^ bie DöIIig unbefugt t^orge^enben
^eben^proceffe (fonctiones vitales et natorides) burc^gängtg unter
Leitung bed SterDenf^ftemd flehen, unb ber Unterfd^ieb, in ^inftci^t
auf bad Seiougtioerben^ b(od barauf beruht, bag bte erfieren burd^
Kernen gelenit »erben, bie ))om ®e^irn audge^en, bie (enteren aber
burc^ iRert>en, bie mdjt birect mit jenem, ^auptfttc^Kc^ nad^ Sugen
gert^teten $au))tcentrum bed 92ert)enf^fiemd communiciren, bagegen
Q6er mit untergeorbneten Keinen Sentrii8, ben 9}er))enTnoten, ©anglien
unb i^ren Verflechtungen, meiere gleic^f am aU Statthalter ben Der«
fc^tebenen ^rot^injen be^ iRerüenf^fiemd torße^en unb bie innern
Vorgänge auf innere 9?ei}e leiten, toie bad ®e^irn bte ttugern ^anblungen
auf fingere äRotioe; tuelc^e a(fo Sinbrücfe be^ 3nnern empfangen unb
barauf angemeffen reagiren, loie bad @e^im SorfleHungen er^äü unb
barauf befc^Iiegt; nur bag jeglic^e^ t)on jenen auf einen engeren
SBirfungöfrci« befc^rönft ift. hierauf beruht bie vita propria j|ebe«
S^flemd. $ieraud iß auc^ bad fortbauernbe lOeben abgefc^nittener
I^eile erflärüc^, bei -Snfccten, JReptiüen unb anbem niebrig ße^enben
Silieren, bereu ®e^irn fein groged Uebergenjic^t über bie ©anglien
einjelner Steile ^at; ingleic^en, bag man^e 9teptilien, nac^ niegge^
nommenem ®e§trn, no(^ Socken, ja äßonate lang (eben. (9^. 24.)
ftarttnkunfl.
1) S)ie Seiflungen ber ©artenfunfl.
Was für bie unterfien @tufen ber Dbiectität bed SBiQen^, bie dbeen
ber flarven unb ber flüfftgen ÜRaterte, bie 93an(unfl unb bie fd^öne
Sßafferleitungdlunft (eiflen, bad leißet für bie ^ö^ere @tufe ber t)ege'
tobiiifd^en 9?atur getoiffermagen bie fc^öne ©artenfunß. 2)ie lanb«
ft^aftli^e ©c^ön^eit etned ^ledted beruht grogent^eil^ auf ber Sltanmg«
faitigleit ber auf i^m fic^ beifammenfinbenben natürlichen ©egenflänbe,
unb fobann barauf, bag biefe fid^ rein au^fonbem, beutlic^ ^ertiortreten
unb bodb in paffenber Serbinbung unb Sbmec^dlung ftc^ barfleQen.
^iefe betben Sebingungen flnb ed, benen bie fc^öne ©artenfunfl nac^*
§ttft; iebod^ ifl fte i^red @tof[ed lange nid^t fo ÜReifter, »ie bie
Saulunfl bed irrigen, unb ba^er i^re SBirfung befc^rSnft. ÜDad ©c^öne,
toad fie Dorjeigt, gehört faß gau} ber Statur; fie felbft ^at inenig ba)u
get^an, unb anbererfeitd ifonn fie gegen bie Ungunft ber Statur ttienig
andric^ten, unb no i^r biefe nid^t \)ox» fonbern entgegenarbeitet, flnb
i^re £eifiungen gering. (3B. I, 257.)
2) Unterfc^teb }tt)if(^en ben engüfc^en unb altfran«
jöfif^en ©ttrten.
3)a9 ^rincip ber englifc^en ©arten ift, bie fiunfl mögtic^fl ju t>tx*
i^gen, bamit e^ au^fe^e, ald ^obe §ter bte 9tatur frei gemattet.
' 208 Oattutig
S)er mSd^tige Unterfi^teb iiutfd^en ben engtifc^en, rtc^ttget (l^ine{lf(^eir
©arten unb ben j[e^t immer feltener »erbenben, jebod^ noif in einigen
$rac^t«@femplaren Dor^onbenen attfronjöfifdien, beruht im legten
©mnbe bar auf, ba§ jene im objectiDen, biefe im fnbiectiüen @inne
angelegt ftnb. On jenen nämtic^ tnirb ber SEßiDe ber ^atur, toit er
ftd^ in 93aum, ©taube, S3erg unb @ett)äffer ob]ectit)irt, )u m5gli(^fl
reinem ^uSbrucf btefer feiner dbeen, alfo feine« eigenen ^efend, ge«
brad^t. On ben franjöfifc^en @ärten hingegen fpiegelt fl(^ nur ber
mnt be« ^efi^erd, n)eld^er bie 9?atur unterioc^t ^at, fo bag fte, flatt
i^rer Shttn, bie i^m entfprec^enben, i^r aufgejmungenen t^ormen, al9
Sbjeic^en i^rer ©ctaDerei, trägt: gefd^orene ^eden, in aÜer^anb @c»
flalten gefd^nittene Säume, gerabe SQeen, Sogengänge n. f. m.
(SB. II, 460 fg.)
1) SSegriff ber ©attung-
S)ie ($(atontf(^en) Obeen ber üerfd^iebenen ©tufen ber äBefen,
»elc^e bie abäquate Db][ectit)atton bed SBiOend jum Seben ftnb, ftefaen
fid^ in ber an bie $orm ber 3^^^ gebunbenen Srfenntnig M dn«
bimbuumd al« bie ©attungen, b. ^. al9 bie burd^ ba« 93anb ber
3cugung Derbunbenen, fuccefftDen unb gleichartigen dnbiDibuen bar.
S)ie ©attnng ifl ba^er bie in ber 3^i^ audeinanber gezogene dbee
(slSo^, species.) (SB. II, 582.)
2) Uebermac^t bed ©attnngdleben« über bad iubi))i'
bue({e lieben.
Dbglei^ ber äßiHe nur im dnbitoibuum gum ©elbflbetougtfein ge«
langt, alfo unmittelbar nur a(« dnbioibuum erfennt; fo tritt ba« in
ber 2:iefe liegenbe Semngtfein, bag eigentlich bie ©attung eö ifl, in
ber fein SBefen fid^ objectibirt, bocfj barin ^er))or, bag bem dnbiüibuum
bie Angelegenheiten ber ©attung al9 folc^er, alfo bie ©efd^Ied^t««
))er^ältnif[e, bie 3cugung unb (Smä^rung ber 9rut, nnglei^ toid^tiger
unb angelegener finb, ald aOed Snbere. S)a§er alfo bei ben Spieren
bie Srunfi unb beim äRenfd^en bie forgfältige unb caprici&fe 9u9tt)a^I
be« anbem 3nbit)ibuumd }ur Sefriebigung M ©efd^Ied^t^triebed, meiere
ftc^ bi9 2ur (eibenfd^aftlid^en !?iebe feigem fann; eben ba^er enblid^
bie iiberfd^ttängßc^e Siebe ber eitern }u i^rer 9mt. (S. U, 582.)
SQe !£§atfad^en beuten barauf ^in, bag \>a9 iBeben be« dnbi))ibuttmd
im ©runbe nur ein Don ber ©attung erborgte« unb bag alle Seben«'
Iraft gleidEjfam burc^ Sbbämmung gehemmte ©attuugdiraft ifl. Diefe«
aber ift barau« ju erHären, bag ba« meta))§t|ftfd^e ©ubfirat bed Sebend
fic^ unmittetbar in ber ©attung unb erfl mittelfl biefer im du«
biDibuum offenbart. !3)ie $eftig!eit be« ©efc^Ied^t^triebe«, ber rege
Sifer unb ber tiefe (Smfl, mit melc^em jebe« S^ier, unb ebenfo ber
ilRenfd^, bie Angelegenheiten beffelben betreibt, bejcugt, bag burc^ bie
i^m bienenbe Function bo« Zfjitx Sem angehört, toorin eigentlich unb
^au))tfäd^fid^ fein ma§re« 3Befen liegt, ntfmtic^ ber ©attung; ii)%enb
iBtUxbt — ^MäfM^ 209
oDe anbem Functionen unb Drgane unmittelbar nur bem dnbit)ibuum
bleuen, beffcn S)afein im Orunbc nur ein fecunbärc« ifl. (ht ber
^eftigfeit jene« Iricbc«, »eld^er bie Soncentration bc« gönjen t^icrifc^en
SBefen« ifl, brüdt ferner jlc^ baß ©ettußtfetn avi9, bog ba« (hibiöibuum
nidfi fortboucrc unb ba^er ?lHeß an bie Erhaltung ber~®attung ju
feften ^abe, in »eld^er fein »a^reö S)afein Hegt. (SB. II, 583 fg.)
3)cr SBillc jum 2eben öugert fid^ gioar junät^fl afe Streben inx Sr*
Gattung be« 3nbiuibuumö ; jeboc^ iji bieö nur bie ©tuf e jum ©treten
mdf dr^Qltung ber ©attung, »etd^eß (entere in bem ®rabe heftiger
fein mug, al9 ha9 Seben ber ©attung an X)auer, Slußbe^nung unb
»ert^ ba9 be« 3nbit)ibuum« tibertrifft. (SB. II, 586. 639.)
(Ucber ©attung im logifc^en ©inne fie§e: Genus.)
tttbSrlrt^ f. ©eflen. ©efiiculation.
tttbiittlrt) f. Src^itectur.
tttbtt.
1) debe9 ©ebet }eugt t)on dbotolatrie.
£>i man fld^ ein dbol mac^t au« ^olj, ©tein, SRetall, ober t»
gufammenfetjt aud abfhacten 99egriffen, ift einerlei; eß bleibt dbolo«
latrie, fobalb man ein f)erf5nli(i^ed 3Befen Dor fld^ ^at, bem man
opfert, bad man anruft, bem man banft. (S9 ifl aud^ im ©runbe fo
Derf (Rieben nic^t, ob man feine ©c^aafe ober feine Steigungen opfert.
deber 9{itud, ober ©ebet jeugt untoiberfprec^Iic^ t)on dbololatrie.
(^. II, 405.)
2) SDaß fd^önfle ©ebet.
Sd giebt lein fc^önered ©ebet, aM S)a9, toomit bie Wt-dubifd^en
©d^anfpiele (toie in früheren QtiUn bie (Snglift^en mit bem für ben
ftönig) f daliegen. (&9 (autet: „SRögen ade lebenbe SBefen ))on
©^mergen frei bleiben.'' (E. 236.)
etbitgt, f. unter 97atur: S)ie ttfi^etifc^e SBirlung ber 9?atur.
OtbntUttd)!) f. 9b el.
ttcliäc^ttiiff.
1) 3)aß ©ebttc^tnig aU Function be« dnteHectd.
S)er SBille, an fl(^ unb aU folc^er, ^at fein ©ebäc^tntg, al9
)oeI(^e9 eine i^unction M dntellectd i^, ber, feiner 9?atur nad^,
nid^tß liefert unb enthält, aU btoge Sorjlellungen. Sa9 bal^er nid^t
Sorflellung ifl, Uegt nid^t im Sereic^ be9 ©ebäc^tniffe«. 9Bei(
(^reube unb Seib nic^t SorfleDungen, fonbem SBiÜen^affectionen
finb, liegen fie aud^ nid^t im Sereic^ ht9 ©ebäd^tniffed, unb toir Der«
mögen nic^t, f ie felbft jurüdjurufen, ate ioeld^ed ^iege, fle erneuern;
fonbem bloß bie Sorftellungen, tion benen fie begleitet loaren, Hnnen
ioit und toieber ))ergegenn)ttrtigen, lumal aber unferer burd^ fle bamald
hervorgerufenen Sleugenmgen und erinnern, um baran, tüa9 fie geioefen,
6<l^open^aucr«Secilon. I. 14
' 208 Oattung
Der mächtige Unterfd^ieb jiuifd^en ben engttf^en, rtd^ttger d§ineftf(^etr
©arten unb ben jegt immer feltener merbenben, {eboc^ no^ in einigen
$rQ(i^t«@^empIaren Dor^anbenen altfranjöfifd^en, beruht im legten
©runbe bar auf, bag jene im objiectiüen, biefe im fu6j[ectiüen @inne
angelegt ftnb. On jenen nämlic^ toirb ber SEßtDe ber Slatur, toit er
ftc^ in 93aum, ©taube, S3erg unb ®e»ä{fer objectiDirt, )u m5gti^fl
reinem ^uSbrucf biefer feiner Obeen, alfo feinet eigenen ^efenö, ge^
brad^t. 3n ben franjöftfd^en @ärten l^ingegen fpiegett f!d^ nur ber
äBiae bed Seft^erd, ipetd^er bie 9?atur unterjocht ^at, fo hix% fle, flatt
i^rer S^ttn, bie i^m entfprec^enben, i^r aufgezwungenen t^ormen, oM
Sbjeic^en i^rer ®cla))erei, trägt: gefd^orene ^eden, in aüer^anb ®c«
fialten gefd^nittene Säume, gerabe SOeen, Sogengänge u. f. m.
(SB. II, 460 fg.)
Gattung.
1) SSegriff ber ©attung.
3)ie ($Iatonifc^en) Obeen ber öerfd^iebenen Stufen ber SBefen,
meiere bie abäquate Dbjecti))ation be9 SBi&en^ }um Seben ftnb, fteDen
pc^ in ber an bie t^orm ber 3^^^ gebunbenen 6rlenntni§ bed dn*
bioibuumd al^ bie ©attungen, b. ^. a\9 bie burc^ bad 93anb ber
3cugung Derbunbcnen, fucceffi))en unb gleichartigen Onbioibueu bar.
2)ic ©attung ifl ba^er bie in ber Qtit audeinanber gezogene dbee
(elSo^, species.) (SB. II, 582.)
2) Uebermad^t bed ©attungdteben^ über ba9 inbit^i«
buelle lieben.
Dbgtei^ ber SEBiQe nur im dnbtDibuum }um @elbflben)u§tfein ge-
langt, alfo unmittelbar nur al9 dnbiDibuum erfennt; fo tritt ba« in
ber Xiefe (iegenbe Semugtfein, bag eigentlich bie ©attung e^ ifl, in
ber fein SBefen fic^ obj[ectit)irt, bod^ barin ^erDor, bag bem dnbiüibuum
bie Angelegenheiten ber ©attung ald fold^er, alfo bie ©efc^Ied^t^*
k)er^filtnif[e, bie 3cugung unb Srnä^rung ber 9rut, ungleich mic^tiger
unb angelegener ftnb, ald aDe^ Snbere. S)a§er atfo bei ben j£^ieren
bie Srunfl unb beim SD^enfd^en bie forgfältige unb caprtci&fe 9udma^t
bed anbern 3nbik)ibuumd jur Sefriebigung M ®efc^Iecf|t9triebe9, toAd^t
ft^ bi^ }ur leibenfc^aftlid^en Siebe feigem fann; eben ba^er enblid^
bie überfd^mängtid^e Siebe ber Sltem }u i^rer Srut. (3B. n, 582.)
SOe !£§atfac^en beuten barauf ^in, bag \>a9 Seben be9 dnbioibuumd
im ©runbe nur ein ))on ber ©attung erborgtet unb bag alle Seben^«
fraft gleic^fam burc^ Sbbämmung gehemmte ©attmigdfraft ifl. Diefed
aber ifl baraud }u erHären, bag bod metap^^ftfd^e ©ubfirat bed Sebend
fic^ unmittelbar in ber ©attung unb erfl mittelfl biefer im dn«
biDibuum offenbart. Die $eftigfeit bed ©efc^Iec^t9triebed, ber rege
Sifer unb ber tiefe (Smft, mit meld^em jebed S^ier, unb ebenfo ber
äRenfc^, bie Angelegenheiten beffelben betreibt, bejeugt, bag burc^ bie
i^m bienenbe Function bad X^er Dem ange^5rt, toorin eigentlid§ unb
^auptfftc^ßc^ fein toa^red SBefen liegt, nämlic^ ber ©attung; tt>ä§renb
iBtUxht — (Bth^Mi 209
QDe onbent f^tncttonen unb Organe unmittelbar nur bem Onbbibuum
bienen, beffen S)afein im ©runbe nur ein fecunbäred ift. dn ber
^eftigfcit j[ened Xriebe^, »etc^er bie Soncentration bed ganjen t^ierifc^en
Sefend ijl, brüdt femer fic^ bad 99en)u§tfetn au9, baß bad dnbit)ibuum
nic^t fortbauere unb ba^er 3UIed an bie &§altung ber~®attung ju
fe^en l^obe, in toele^er fein toa^re« SDafein liegt. (SB. II, 683 fg.)
3)er SBiDe gum ithm Sugert [xij ffoax }unSc^fl aU Streben jur Sr«
Haltung bed -änbiDibunrnd ; jeboc^ ijl bied nur bie @tufe jum ©treben
nac^ dr^altung ber ©attung, »eld^ed le^tere in bem ®rabe heftiger
fein mug, aH bad Seben ber ®attung an X)auer, Su^be^nung unb
Sert^ ba« be« dnbimbuumd übertrifft. (SB. II, 586. 639.)
(lieber ©attung im logifc^en ©inne fte^e: Genus.)
OtbürUt^ f. ©eflen. ©efiicutation.
Otbaute^ f. Slrc^itectur.
»ebct.
1) Oebe9 ©ebet }eugt ))on dbotolatrie.
Db man fid^ ein dbo( mad^t au^ ^olj, ©tein, SRetall, ober ed
jufammenfe^t au9 abfhacten Segriffen, ift einerlei; ed bleibt dboto»
latrie, fobalb man ein perfi^nlic^ed 3Befen bor ftd^ §at, bem man
opfert, ba9 man anruft, bem man banft. So ifl aud^ im ©runbe fo
Derf (Rieben nic^t, ob man feine ©d^aafe ober feine Steigungen opfert,
deber 9{itud, ober @titi jeugt unniiberfprec^Ud^ Don dbololatrie.
(¥. n, 405.)
2) S)ad fc^önfle ©ebet.
S^ giebt fein fc^önered ©ebet, al9 S)a9, »omit bie Slt'dnbifd^en
@(^auf))ie(e (toie in früheren 3^ten bie (Snglifc^en mit bem für ben
fiönig) f (fliegen. @9 lautet: „9R9gen ade lebenbe SBefen Don
©(^merjen frei bleiben." (6. 236.)
©ebirge, f. unter SRatur: !Die »P^etifc^e SBirfung ber 3?atur.
Oebutt$tecl)t) f. 9 bei.
Oelräd)ttiif|.
1) SDa^ ©ebäd^tnig a\9 f^unction bed dntetlectd.
Der 2BitIe, an fl(^ unb aU fotd^er, ^at fein ©ebä(^tni§, att
toelc^e« eine Function be« 3nteIIect« ifl, ber, feiner 9?atur nad^,
ni^td liefert unb entl^ätt, aU bloge SorfleQungen. 9Bad bal^er nic^t
»orjlenung ifl, liegt nid^t im Sereic^ be« ©ebät^tniffe«. SBeit
i^reube unb Seib ni^t SorfteUungen, fonbem SBiüen^affectionen
Pnb, liegen fie auc^ ni^t im Sereic^ be« ©ebäc^tnijfeö, unb »ir Der-
mögen nic^t, fie felbft }urüd)urufen, aU ineld^ed ^iege, fie erneuem;
fonbem Mod bie Sor fie (tun gen, t)on benen fie begleitet »aren, fönnen
ioir und niieber t)ergegentt}ärttgen, }umal aber unferer burd^ fie bamald
hervorgerufenen Sleugernngen und erinnern, um baran, xoa9 fie gewefen,
@<lftopen^auer»S(sUon. I. 14
210 e^ikttniS
)u ermeffett. C^. H, 641.) SDer dnieOect aOein fyii bte Sä^tgTett
ber (Srtnnetung. (9B. n, 574.)
3)te Sigent^ümtic^reit bed erlennenben @u6iectd (OnteOectd), ba§ ed
in Sergegenroärttgung Don SorfHeaungen bem SBiOen befio leichter ge«
^üxift, ie öfter folc^e SorfteOiungen i^m fc^on gcgento&rtig getoefen
^b, b. f). feine Uebungdfä^igteit, ifl ba€ ©ebäc^tntg. SDoffelbe
ift alfo nic^t ate ein Se^ättnig )u benten, in »elc^em mir einen 8or*
rat^ fertiger SorfieQungen aufbewahrten, bie koir folglich immer ^&tten,
nur o^ne un^ berfelben immer betougt gu fein. S)enn teine^megd ift
eine (Srinnerung immer bie felbe SorftcQung, bie gleic^fam aud i^rem
8e^&(tnig koieber b^roorge^olt mirb, fonbem iebeömal entfielt »irttic^
eine neue, nur mit befonberer Seic^tigleit burc^ bie Uebung. (®. 146 fg.
SB. II, 154. % JI, 642.)
gttr bad ©ebttc^tnig ifi tt)o^( bie Senoirrung unb Sonfufion ha
©elernten ju beforgen, aber boc^ nic^t eigentliche Ueberfüflung. ©eine
Sä^tgfeit »irb bur^ bad ®e(emte nic^t Derminbert, fo teenig, toit bie
Sornien, in welche man fncceffiD ben @anb gemobeit ^ot, beffen t^ä^g«
leit gu neuen f^ormen oerminbern. dn btefem ©inne ifl bad ®ebä(^tni§
bobenlod. deboc^ mirb, je me^r unb Dtelfcitigere Aenntniffe (Sinrr ^at,
er befio me^r Qtit gebrauten, um 2)ad (eraud^uftnben, mad je^t pfö^lic^
erforbert ift; meil er \\t, tt)ie ein ftaufmann, ber aud einem grogcn
nnb mannigfaltigen SRogajin bie eben Derlangte SBaare ^eroorfudien
foll; ober, eigentlich jn rebcn, mei( er, au^ fo Dielen ibm möglichen,
gcrabe ben ®ebantengang b^^orjurufen f^at, ber ib», in Sotge frUberer
SinUbung, auf bad Scrtangte leitet« S)enn bad ®ebflci)ttiig i(t lein
Sebttltnig gum Sufberoa^ren, fonbem blod eine Uebung^fä^igfeit ber
©eifiedfräfte; ba^er ber Aopf aÖe feine ftenntniffe ftetd nur potenüa,
nic^t a(H;a befttt. ($. n, 641 fg.)
Kud ber gorm ber Qtit unb ber einfad^en 2)imenfion ber
SorfieDungdrei^e, vermöge koelc^er ber dnteDect, um (Sined auf jufaffen,
alle^ Xnbere faden taf[en mug, folgt, toit feine Stxftxtannfi, fo auc^
feine »ergegUc^feit. (ffi. n, 154.)
2) Unterfc^ieb jttifc^en bem t^ierifd^en unb menfd^«
liefen ©ebä^tnig.
2>ie Zetere ^aben ein blod anfc^auenbed ©ebftc^tnig, berüRenfc^
hingegen auger bem anfc^auenbcn ein begriffliche^, unb ba^er ^at
ber äRenfc^ eine georbnete, jufammen^ttngenbe, bentenbe Xttcferinnerung
unb mittelft biefer ein beutlic^ed 8en)ugtfein ber Vergangenheit unb
iffta ßufammen^anged mit ber ®egen»art. 2)ie 2:^iere ^aben eigent«
li^ leine IBorfteOung Don ber Vergangenheit att fol^er unb ba^er fein
eigentliche^ ®ebflc^tnig. 3)ad (Erinnemng^ermSgen ber Spiere ifi,
mie i^r gefammter dnteOect, auf bad Snfc^auli^e bef^ränft unb
befte^t junft^ß blod barin, bag ein toieberle^enber (Einbrud fic^ at9
bereite bogetoefen anfünbigt, inbem bie gegenkottrtige Suf^auung bie
®))ur einer frühem auffrifd^t; i^re (Erinnerung iß ba^er fletd burc^
«ebSd^fi 211
bad je^t toitfixdt ®egenm&rttge vermittelt Dtefed regt aber eBen
beö^Qlb bte (SmpfUtbung unb ©timmnng, koeld^e bie frül^re (Srfc^einung
^ertiorgebrac^t ^otte, toieber cm. 2)emnad^ erleimt ber $ttnb bie 8e«
faimten, tmterf^eibet f^eunbe unb g^inbe, ftnbet ben etnmol jitrüd'»
gelegten 9ßeg u. f. ». loteber. ^uif toir flnb in einzelnen pllen, »o
ba9 eigentti^e ®eb2i^tni§ feinen 2)ienft t)erfagt, auf jene anfd^auenbe
9lü(Ierinnerung 6ef darauf t, toobur^ toir ben Unterf^ieb beiber ata
eigener (Erfahrung ermcffen Knnen. Sei ben Ilügfien S^^icren fteigert
fidf biefed blod anfc^auenbe ©ebäc^tnig bid ju einem gemiffen ®rabe
Hon $^antafie, mldft ifjm wieber na^^ilft unb vermöge bereu
g. 8. bem $uube ba^ 8i(b bed abkoefenben $erm vorfc^mebt unb
Serlangen nad^ i^m erregt, ba^er er if)n, bei längerem Studbleiben,
f»(^t (3B* n, 63 fg.; I, 227.)
3) SDie auf bod ©ebäc^tnig tuirtenben (Sinflüffe.
a) Sinflug ber Uebung.
2)a ba9 ©ebä^tnig lein Se^ältnig, fonbern eine bIo§e Uebungd«
fä^igfeit im hervorbringen beliebiger SorfteQungen ijt, fo mug t9 aud^
hmdi fletc äSBieber^oIung bicfer in Uebung erhalten koerben, ba fie
fonfl fidf aOmäUg verlieren. (28. II, 154.) SDie miatUrlic^e Sieber«
^olung gegenkoSrtig getoefener SorfleDungen n)irb burc^ Uebung fo
leidet, bag, fobolb ein ©lieb einer Kei^e von Sorßellungcn und gegen^»
m&rtig gemorben ifl, n)ir aldbalb bie übrigen, fetbfi oft fc^einbar gegen
unfern SJillen, ^injurufen, ä^nlic^ tvie ein Xxxd^ bie polten, in bie ed
oft gelegt ttorben, nac^^er gtcidjfam von fclbft »icber fc^Ugt. äßie
ber Seib bem SBillen burc^ Uebung gef)or^en lernt, ebenfo t>a9 Sor«
fteOungdvermögcn. Srmorbene itenntniffe, wenn mir fte nicf)t üben,
verfc^minben aümätig aud unferm ©ebttc^tnig, »eil fte eben nur au^
ber ©emo^n^eit unb bem ©riffe lommenbe Uebungdflüde ftnb. (©. 147.)
debed (Sriemte mug von ^dt }u ^tit huxdf äßieber^olung oufgefrifc^t
»erben; fonfl koirb ed aUmölig vcrgcffen. ($. II, 55, Snmerfung.)
fbx9 bem (Sinflug ber SBieber^olung auf ia9 ®ebS(^tni§ erttärt ed
fic^, toavnm bie Umgebungen unb Gegebenheiten unferer ftinb^eit fid^
fo tief bem ©cbä^tnig einprägen; totH ttiir nämtic^ aU ftinber nur
menige unb ^auptfäc^Uc^ nur anfd^aulid^e SorfteQungen ^aben unb ttiir
biefe ba^er, um befd^äftigt )u fein, unabläffig »ieber^olen. (©. 148.)
b) Qinflug ber Snfc^auli^feit ber Sorflellungen.
«nfc^anlic^e Silber ^aften fefier im ©ebü^tnig, aU bloge »egriffe,
ober gor nur SBorte. 3)arttm begatten mir fo fe^r viel beffer »od
toir erlebt, att koad tt)ir getefen ^aben. $ieraud ergicbt fl(^ bie Siegel:
SRan fu(^e S)ad, »ad man bem ©ebäd^tnig einverleiben tviQ, fo viel
ald möglid^, onf ein anfc^aulid^ed Silb }urüdf}ufü^ren, fei ed nun
mnnittelbar, ober ald Seifpiel ber @a(^e, ober ald btoged ®Ieic^nt§,
Inalogon, ober koie no4 fonfi. ^^antafiebegabte ftöpfe lernen bie
@prad|en leichter, ald anbere; benn fie verlnüpfen mit bem neuen
Sort fogtet^ bad anfc^aulic^e Silb ber ©ai^t; kott^renb bie Snbern
212 Oebäd^tntg
htü9 bad äquivalente SBort bev eigenen (Spxaäjt bamit t)erlnü))fen.
(®. 149. % U, 643.) ein ©ort haftet fcfter im ©ebä^tniß, »enn
man e^ an ein ^^antadma gefnü))ft \)at, ald toenn an einen blogen
»egriff. (?• H, 55, Slnmerfung.)
c) (Sinflug bed 3ufammen^anged ber Sorftellungen.
S(m beflen beimaßen toir fol^e 9?ei^en t)on SorfleOungen, bie unter
fl(^ am ^anbe einer ober mehrerer Srten t)on ©rünben unb Solgen
gufammen^ttngen; fd^toerer aber bie, toelc^e nid^t unter fic^ }ufammen'
i^ängen, fonbem nur toidlürlid^ jufamntengefiellt finb unb jufammen«
gel^alten »erben. 93ei j[enen nttmlic^ ift in bcm un9 a priori betougten
Formaten bie $älfte ber WlOft und erlaffen. (®. 149.)
d) (Sinflug ber (Snergie bed SJorftenungdbermögend
unb ber äRenge ber Sorfletlungen.
3)a9 ©ebäc^tnig fte^t unter }toei einanber antogoniftifd^en SinfUiffen:
bem ber (Snergie bed Sorfienungd))enn0gend einerfeitd unb bem ber
äRenge ber biefed befd^äftigenben SorfieÜungen onbrerfeitd. de Heiner
ber erfie t^actor, befio Heiner ntug auc^ ber anbere fein, unt ein guted
®ebtt4tni6 }u liefern; unb je gröger ber jtoeite, beflo gröger ntug
aud^ ber anbere fein. (®. 148.)
e) (Sinftug be« SBitlen«.
Oeber ^at ba9 nteifie ©ebSd^tnig für ÜDad, n)ad i^n intereffirt,
bad toenigfie für ha9 Uebrige. 3)a^er bergigt ntand^cr groge ®eifl
bie Keinen Angelegenheiten unb Sorfttüe bed tttglid^en Sebend, fo niie
bie i^nt belannt getoorbenen unbebeutenben äRenfd^en, unglaublich fd^neD;
»%enb befd^rttnfte Sbp^t bad ^ütS trepd^ behalten; nid^tdbefio'
weniger tt)irb dener für bie i^m toid^tigen S)inge unb für bad an
{i(^ felbfl SBebeutenbe ein guted, too^l gar ein ftu))enbe9 ©ebüd^tnig
^aben. (®. 148.)
S)urd^ ben S)rang bed SiOend »irb ha9 ®ebä^tnig gefieigert.
@elbfl tt)enn ed f^ttiac^ ift, betoa^rt e9 boOIontmen, toa9 für bie
^errfd^enbe Seibenfd^aft 9Bert^ ^at. ÜDer Serliebte t)ergigt feine i^ni
günflige ®elegen^ett, ber S^rgeijige leinen }u feinen planen ))a{fenben
UmPonb, ber ®eijige nie ben erlittenen Serlujl u. f. to. 3)icfcr Sin«
flug bed SiKendintereffe« auf \>a9 ®ebs4tnig }eigt fld§ aud^ bei ben
schieren. Sud bemfelben erflttrt ftd^, »arum eine @a^e, bie bem
®ebäd^tnig entfoQen ifl, koofern fle nur eine 9e}ie^ung auf unfern
S&illen ^otte, am Seitfaben biefer in Erinnerung gebliebenen SBe«
}ie^ung leicht toithtx auäf felbfl in bie (Erinnerung }urüdtgerufen mirb.
(Sben fo bem ®ebäd^tnig entfd^ttmnbene ^erfonen, koenn fte e^emote
eine, fei ed ^ongene^me ober unangenehme 9e}ie§ung gu unferm Sßiflen
Rotten unb ein S^ac^tlang biefer Sejie^ung in unferm ®ebä(^tni6
)urtt(IgeUie(en ifl. äRan fönnte 2)a9, tt)a9 biefem $ergang }u ®nmbe
liegt, bad ©ebttd^tnig bed bergend nennen; baffelbe ift biet intimer,
qU hoS ht9 9op\t9. 3)ted j^ängt bamit jufammen, bag bad ®eb&(^tntg
überhaupt ber Unterlage eine« Sßillend beborf, al« eined habend.
©eb&d^tniS 213
auf toel^en fld^ bie Erinnerungen reiben unb ber fle feft jufammenl^ält. Hn
einer reinen anteiligen}, an einem Mod erlennenben unb gang »illenlofen
SBefen Ugt fld^ bo^er ein ©ebtt^tnig ni^t too^I beulen. (2B. n, 249 fg.)
Hu« beut (Sinpug U9 SBillend auf bad ©ebä^tnig lügt fid^
folgenbe« ^^önonten erllären. Sidmeilen toiO unfer ©ebä^tnig ein
äBort einer freniben ^piaä^t, ober einen 9iamen, ober einen ^nfl»
audbrud nic^t reprobuciren, obtool^I toir i^n fe^r gut toif[en. 9?a^bem
toir und DergebK^ bamit abgequält unb un9 enbH^ ber ©ad^e ent«
f(^(agen ^a(en, fällt un9 einige @tunben ober STage f))äter ha9 gefugte
äBort iloifd^en ganj anbem ©ebanten t)on fetbfl ein. S)ied i{l fo ju
crHttren: 3laif bem peinlichen, bergeblic^en @ud^en behält ber SBitte
bie Regier nad^ bem 9Bort unb beßellt ba^er bemfelben einen Suf^^
fiaffer im dnteHect. @obotb nun fpäter, im Sauf unb @))iel ber
©ebanlen, irgenb ein biefelben Stnfangdbuc^flaben l^abenbed ober fonß
^n^idft& äBort zufällig Dorfommt, fpringt ber Sufpaffer ^in}u unb
ergänjt ed jum gefuc^ten, toeld^ed er nun pait unb ^tö^fli^ trium))§i«
renb 5ert)orgef(^Ie^)j)t bringt. (% U, 642.)
(S9 giebt }toei SBeifen, auf meiere 3)inge unferm ©ebttd^tnig ein«
get)rSgt tt)erben: nämlid^ entkoeber burd^ SJorf a$, inbem koir abft^t(i(^
fle ttiemoriren; ober aber fie ))rfigen ftd^, o^ne unfer ^vdf)\m, Don
felbfl ein, vermöge bed (Sinbrud(d, ben jle auf und mad^en. S)a}u
ifl erforbert, ba§ fie und in irgenb einer 9e}ie^ung intereffant
feien. 9n je mel^r S)ingen Siner leb^afted Ontereffe nimmt, befto
SRel^rered »irb ftc^ i§m auf biefe f))ontane. äßeife im ©ebttd^tnig
Pptcn. (% n, 66.)
f) (Sinflug bed Sebendalterd.
Sud ber bem jtinbedalter eigenen tieffinnigen Sluffaffung ber erfien
anf^autid^en Sugentoelt erHürt ed ftc^, tvarum bie Umgebungen unb
Srfal^rungen unferer üinb^eit fi^ fo feft bem ©ebäc^tnig ein))rägen.
SBir flnb nämlid^ i^nen ungeti^eitt Eingegeben gekoefen, ni^td l^at und
babei gerflreut ttnb toir ^aben bie 2)inge, hielte ))or und flanben, an»
gefe^en, ald koären fie bie einzigen i^rer Srt, ja überl^au))t allein t)or«
lonben. ($. I, 510.)
ÜDa in ber Ougenb bie 9?eu^eit ber SDinge bad dntereff e an il^nen
er^ö^t, unb bie 3)inge fic^ nm fo beffer bem ©ebttc^tnig einprägen,
je leb^aftered dntereffe mir an i^nen nehmen, fo ^aben »ir in ber
dugenb ein beffered ©ebäc^tnig, ald im fpätem Xlter. ($. II, 66.)
Unfer ©ebäc^tnig gleicht einem ©iebe, bad, mit ber 3ett unb burd^
ben ©ebraud^, immer toeniger bid^t §ält, fofern nSmUd^, ie älter toir
»erben, befio f(^neller aud bem ©ebä^tnig SDad, toa9 toir i^m je^t
nod^ anoertrauen, oerfd^toinbet, hingegen 'S)a9 6Ieibt, toad in ben erfien
Betten fid^ fefigefe^t ^at. !^ie (Erinnerungen eined Xlten fM ba§er
um fo beutlid^er, ie toeiter fte jurüddiegen, unb toerben ed immer
koeniger, ie nä^er fte ber ©egentoart tommen, fo bag, toie feine S(ugen,
am^ fein ©ebäd^tnig femfid^tig geworben ifi. ($. n, 643.)
214 (B^lU^tnie
g) (Einflug be^ ®eru(^«.
2)ag bidtoetlen, fc^einbar o^ne aOen Stnlog, Ittngfi t^ergongene ©cenen
und ptö^tic^ unb lebhaft in bte (Srinnerung ttcten, mag in Dielen gäden
ba^er tommen, bag ein leichter, nic^t }um bcutti^en Setougtfein ge«
(angenber ©etuc^, {e^t gerabe toit hamal9, Don und geft)ürt »utbe.
3)enn befonntlic^ ertocden ©etliche befonberd leicht bie Erinnerung unb
überaQ bebarf ber nezos idearom nur eined äugerfl geringen Snftoged.
SBie bad ©eftc^t ber ©inn bed Serfianbed, bad ®e^0r ber ©tun ber
Sernunft, fo (5nnte man ben ®eru(^ ben ©inn bed ©ebä^tniffed
nennen, koeil er unmittelbarer, aM irgenb etmad Snbered, ben f^ectfifc^en
(Einbrutf eined Sßorgonged, ober einer Umgebung, felbfl aud ber fem^en
Vergangenheit, und jurüdruft ($. II, 644. fB. U, 36.)
h) <EinfIu§ bed Staufc^ed.
(Sin leidster 9{aufd^ er^b§t bie Srinnerung Dergangener SAttn unb
©cenen oft fe^r, fo ba§ man ade Umflttnbe berfelben flc^ DoOfommener
juriidCruft, ald man ed im nttd^temen 3ufianbe getonnt ^tttte; hingegen
ifl bie Erinnerung SDeffen, toa^ man n)ä^renb bed 9{auf^ed felbff ge-
fagt, ober getrau ^at, untoHIommener, ald fonft, [a, nac^ einem fiarten
9taufc^e, gar nid^t Dor^onben. 3)er 9{aufd^ er^ö^t alfo bie Erinnerung,
liefert i^r hingegen toenig ©toff. ($. n, 644.)
i) Einflug bed S^raumed unb Sa^nfinnd.
Ser £raum ^at eine nid^t )u leugnenbe Xe^nlid^teit mit bem SBa^n«
flnm Ütttmlid^, toa9 bad trttumenbe SetDugtfein t>om »ad^en ^auj^t«
fäc^Iid^ unterfc^cibet, ifl ber 9RangeI an ®ebä(^tnig, ober Dielme^r
an )ufammen^ttngenber, befonnener 9iüdferinnerung. SBir träumen und
in tounberlic^e , [a unmöglid^e Sagen unb Ser^ältniffe, o^ne bag ed
und einfiele, nac^ ben 9teIationen berfelben }um Xbtoefenben unb ben
Utfac^en i^red Eintrittd ju forf^en; toit DoOjie^en ungereimte $anb«
lungen, »eil mir bed i^nen (Sntgegenfle^enben nid^t eingebenl finb.
Sttngft Serflorbene figuriren no^ immer ald Sebenbe in unfern SCrttn«
men, tneil toir im Xraume und ni(^t barauf beflnnen, bag fle tobt
flnb. Oft fe^en mir und mieber in ben SJerl^ttltniffen, bie in unferer
frühen dugenb beßanben, Don ben bamatigen ^erfonen umgeben, HOed
beim SQten; meil aQe feitbem eingetretenen Serttnberungen unb Um«
geflaltnngen Dergeffen finb. dm Traume ift alfo, bei ber Z^tttigfett
aQer ©eiflediräfte, bad ©ebSd^tnig aQein nid$t red^t bidponibeL hierauf
beruht feine üe^nnd^Ieit mit bem Sa^nflnn, »eld^er im 9EBef entließen
auf eine getoiffe B^^^^i^iing bed ErinnerungdDermDgend jn«
rttdfaufü^ren ijJ. (?. I, 246. SB. I, 28. 226 fg. SB. H, 464 fg.)
4) Eine 8orf<^rift für bad ©ebtt^tnig.
SRtt feinem ©ebttd^tnig foQ man fheng unb bed|)otif(^ Derfo^ren,
bamit ed ben ©e^orfam nic^t Derleme, j. 8. koenn man irgenb eine
©od^e, ober Serd, ober SBort, fi(^ nid^t jurüdFrufen fonn^ fold^ed ja
nid^t in Söüäfttn ouffc^lagen, fonbent bad ©ebU^tnig »o^enlottg
®ebSd|tni6(utt{i — (»ebattlen 216
ptxioii^äf batntt quälen, 6t9 ed feine ©d^ulbtgfett get§an l^at !Z)enn
je länger nton fid^ ^at borauf 6efinnen muffen, beflo fefler (oftet t9
nac^^er. 3ßa9 man fo mit bielet Snfhengung an9 ber SCiefe feine«
©ebäc^tniffe« heraufgearbeitet l^at, toirb bann ein anber 3RaI Diel leichter
3tt ©ebote flehen, ate menn man t9 mit ^tUfe ber Stt^er »ieber
anfgefrif(^t ^ötte, (?. U, 54 fg.)
0f H adjitni^kun^. (SR n e m o n i I.)
®tetd fu^t, »er eine (Srinnerung ^erbormfen toiti, junSc^ft nad^
einem graben, an bem fle bur(^ bie ©ebanlenoffociation ^ttngt. (®. ®e«
banfenaffociation.) hierauf beruht bie SRnemonil. ®ie voiä jn
aOen attf}u6ett)a^renben Gegriffen, ©ebanlen, ober SBorten, und mit
(cic^t }u finbenben Snittffen t)erfe^en. 3)ad @d^Iimme iebod^ tfl,
bog bo^ and) biefe Stniäffe fetbft erfl n)iebergefunben toerben muffen
unb ^ieju lieber eine« SIntaffe« bebürfen. (3B. II, 146.) 3)ie
SDtnemonil beruht im ®runbe barauf, bag man feinem SBi^e me^r,
aU feinem @ebä^tniffe gutraut unb ba^er bie S)ienfte biefe« jenem
überträgt. (Er nämlid^ mug einem f^ttier }u Se^attenben ein leidet
)u Se^altenbe« fubftituiren, um e« einfl »ieber in -dene« jurüd )u
überfe^en. S)ie 3)7nemonit berl^äU fid^ aber jum natürlichen ©e«
bäc^tnig, tt)ie ein fünfHic^e« Sein inm xoxxtlxi^m. S« ift bienli^, fld^
t^rer bei neu erlernten S>ingen, ober Sßorten, Knfang« gu bebienen,
mte einer einftkoeitigen ßrütfe, bi« fle bem natürlid^en, unmittelbaren
@eb&d^tnig einverleibt ftnb. S)od^ nimmermehr tonnen bei ber unge«
teuren SRenge unb Sßannigfattigfeit be« @to^e« bie £)f)erationen be«
natürlid^en ®ebä(^tniffe« burc^ ein fünftli^e« unb befugte« <3pitl mit
Xnalogien erfe^t tt)erben, bei benen ba« natürlid^e ®ebä(^tnig bod^
immer toithtt ba« primum mobile bleiben mug, nun aber ßatt (Eine«
gar 3^^ i" behalten ^at, ba« ßtxi^tn unb ba« Sejeid^nete. -Seben«
faO« lann ein fotd^e« lün^Iid^e« ®ebäd^tnig nur einen t)er^ä(tntgmägig
fe^r geringen Sonat^ faffen. {% n, 55 fg.)
S)er Stame SRnemonil gebül^rt nid^t fott)o^I ber ftunft, ba« un*
mittelbare 9e§atten burd^ S33it in ein mittelbare« )U t)erkoanbeIn^ al«
bietme^r einer fk|fiematif^en Sl^eorie be« ®ebäd^tniffe«, bie aQe feine
(Eigenl^eiten barlegte unb fle au« feiner toefentlid^en Sefd^affenl^eit unb
bann au« einanber ableitete. ($• n, 643.)
OtHfanktn.
1) 3)ie ©ebanten al« ^robuct jtoeier f^actoren.
3)ie Dualität unferer ®ebanTen (xffx formeQer SBert^) Tommt ton
innen; aber i^re Stid^tung, unb babur^ xffx ®toff, t)on äugen; fo bag,
toa« »ir in jebem gegebenen 9[ugenblid(e beulen, ia9 ^robuct jxotitt grunb'
berf^tebener f^actoren ifi. S)emna(i^ flnb für ben ®eifl bie SDbjecte nur
S)a«, toa« ba« $IeRron für bie Sk|ra; ba^er bie groge Serfd^ieben^eit ber
@ebanTen, »el^e ber fetbe IbibtidC in berfd^iebenen ft5pfen erregt Ob
bie S^ra »o^tgtftimmt unb ^oc^gefHmmt fei, Z)a« Begrünbet ben grogen
Unterff^ieb ber in jebem Ao))fe ^ barfteOenben SBelt ($. n, 57«)
216 <9ebanlen
2) Unab^ttngtgleit ber ©ebanlen t)on ber SEBtUIür.
©ebanlen lommen nic^t, mann tvir, fonbern toann fte too&en.
{% U, 54.) S)te Dualität unferer ©ebanlen ^ftngt t)on p^^flolo-
gifd^en unb anatomtfc^en Sebtngungen ab, bte ©egenftlinbe berfelben
Dom ^vi\QÜ, Qmax {leiten bte ©egenflttnbe, mit benen totr und im
3)enten befd^äftigen, juni S^^eil in unferer ftSiSÜHv, unb toir fönnen
l^ier mit metl^obifc^er Sbflditltc^Ieit berfa^ren. debod^ gute, emfte ©e«
banlen über koürbige ©egenftänbe taffen fid) ni^t }u j[eber 3^^^ ^il^'
lürlid^ herauf befc^mören ; SlOed toad ivir t^un fönnen ift, i^nen ben
Sßeg frei gu galten, bur^ Serfc^eud^ung aOer futilen, läppx^^m,
ober gemeinen {Ruminationen. SRan lajfe ben guten ©ebanfen nur ben
?ßlan frei; fle toerben lommen. (^. II, 57.)
3) ^örberung ber ©ebanlen burc^ Setoegung in freier
Suft.
SDad ®e^en in freier Suft ifl bem Sluffleigen eigener ©ebanfen
ungemein günfiig. 2)ie9 ifl bem bur^ jene Setoegung bef^Ieunigten
S(t|mung9proceg jujufd^reiben, aU mlijtx t^eite ben Slutumlauf fräf«
tigt unb bef d^teunigt , t^eite ba€ 9Iut beffer o^^birt; tt)obur^ erfilid^
bie }tt)iefa(^e Setoegung be9 ©e^imd, nümttc^ bie, toAäjt j[ebem %tf)tm»
3uge, unb bie, »elc^e j[ebem ^utefc^Ioge folgt, raf^er unb energif^er,
n)ie au^ ber turgor yitalis beffelben gefpannter toirb, unb jtoeitend
ein t)oinommener o^t|birted unb becarbonifirted, atfo bitalered, arterieOed
93Iut aud ben t)on ben ftarotiben audge^enben Ser Anzeigungen in bie ganje
^ubßan} bed ©e^irnd bringt unb bie innere Sitalität beffelben er^ö^t.
3)ie burd^ a&ed S>iefed herbeigeführte Belebung ber 3)enlfraft bauert jeboc^
nur, fo lange man Dom ©e^en bur^aud nid^t ermübet ($. n, 1 75.)
4) ©ebante unb Sßort
^a9 eigentlid^e Seben eine9 ©ebantend bauert nur, bid er an ben
©rän}))un(t ber äBorte angelangt ifl; ba f)etriftcirt er, ift fortan tobt,
aber unbermüftli^, gleid^ ben Derfteinerten j£^ieren unb ^flangen ber
SortQelt. au(^ bem bed fir^ftaOd, im SugenblidC bed Hnfd^ießen«,
lann man fein eigentti^ed Seben Dergleid^en. ($. II, 542.)
6) Sßarnm man toert^DoKe ©ebanten balb nieber«
fd^reiben folt
aßert^boOe eigene ©ebanten foQ man möglid^ß balb nieberfd^reiben.
2)enn bie ©egenmart eined ©ebanten^ ift koie bie ©egenkoart einer
©eliebten. Sud bem Sugen, aud bem ®inn! S)er f^önfie ©ebanTe
läuft ©efa^r, unttiieberbringlid^ Dergeffen }u »erben, loenn er nid^t
aufgefd^rieben, unb bie ©etiebte, Don und geflogen }U nzerben, menn {le
nid^t angetraut morben. ($. n, 54. 534.)
6) UnterfdEiiebli^er 3Bert^ ber ©ebanten.
(£d giebt ©ebanten bie äRenge, meiere 9Bert§ §aben für S)en,
ber fte beult; aber nur ttenige unter i^nen, koeld^e bie itraft befifren,
nod^ bur(^ Steperlufflon ober 9iefIe^on }u toirten, b. §. nac^bem fte
niebergefd^rieben morben, bem Sefer ^nt§eU abjugettinnen. ($• n, 534.)
®eban!enaffodattoti 217
7) OueUe aller toa^r^aft ortgineUen ©ebanlem
3)ad mit $ülfe anf^auli^er SorfteOiutgen o{)mrenbe Renten
iß, ato Quf bie ©runbtage aller Segriffe jurUdge^enb, ber (Srgeuger
aOer toa^r^aft origineQen ©ebanten, oOer urft)rüngtt4en ©runbanfic^ten.
(®. 104.) (SergL «nfc^auunj.)
ftelifankenaff0ciati0ti.
1) SSSurgel ber ©ebanlenaffociation.
S)ie ©egentuart ber SorfleÜungen unb ©cbanTen in unferm Setougt^
fein ifi bem @a^ Dom ©runbe in feinen berfd^iebenen ©eflalten fo
fheng mitertt)orfen, toie bie Semegung ber Körper bem @efe^e ber
(Faufalttttt. @o toentg ein ftörper o^ne Urfa^e in Setoegung gerat^en
tann, e6enfo »enig i^ ed mbgtid^, bag ein ®ebanle o^ne Sniag ind
Setougtfein trete. SDer 9n(ag ift nun entkoeber ein äuge r er, alfo
ein (Sinbrud auf bie @inne; ober ein innerer, olfo fetbfi lieber ein
®ebanfe, ber einen anbern herbeiführt t)erm0ge ber Sffociation.
Sie ©ebanlenaffociation ifl bemnac^ nid^td Snbered oM bie SIntoenbung
bed ©a^e^ t)om ©rnnbe in feinen berfc^iebenen ©efialten auf ben
fubiectiDen ©ebanfenlouf, alfo auf bie ©egentoart ber SJorfieQungen
im »ewußtfein. (SB. n, 146. ®. 146.)
2) Wirten ber ©ebanfenaffociation.
S)ie Xffociation beruht entiocber auf einem Ser^ältnig t)on ©runb
nnb golge gtoif^en ben affociirten ©ebanten; ober aber auf Sle^ntic^«
teil, aud^ bIo§e Slnalogie; ober enblic^ auf ®tei(^}eitigTeit i^rer erften
Sitffaffung, »eld^e toteber in ber räumlichen 9?oc^6arfd^aft i^rer ©egen«
flttnbe i^ren ©runb ^aben lann. f^Ur ben inteDectueOen SBert^ eine« Aopfe^
ifi bad Sorl^errf^en be^ einen biefer brei Sänber ber ©ebanfenaffociation
Dor ben anbern c^araIterifHf(^; ba^ juerfl genannte toirb in ben benlenben
unb grttnbfid^en, bad jtoeite in ben toi^igen, geifheic^en, ))oetif^en,
io» le^te in ben befc^rttnlten ft5))fen Dorl^errfd^em (SB. U, 145.)
3) @^einbare 9[udna§men Don bem ©efe^e ber ©e«
banlenaffociation.
8on bem ©efe^e, auf metc^em bie ©ebanfenaffociation beruht, bag
nSmlic^ fein ©ebanfe o^ne einen genügenben finla% m9 Setougtfein
tretm fann, fc^einen bie ^üSe eine üu^na^me ju ma^en, ttio ein ©e-
bonfe, ober ein Silb ber ^^antafle un9 pß^Iid^ unb o^ne betougten
Xnlag in ben ®inn fommt. äReifiend ifi bie9 j[eboc^ Säufc^ung, bie
barauf beruht, bag ber flnla% fo gering, ber ©ebanfe felbfl ober fo
§eQ unb intereffant n)ar, bag er jenen augenbtidli^ aud bem Setougtfein
t)erbrängte. S3i9toei(en aber mag ein folc^er plü^lxijtt (Eintritt einer
SorfieQung innere förderliche (EinbrüdCe, enttt)eber ber Steile be^ ©e>
(itnd auf einanber, ober auc^ bed organif^en 9?erüenft|fiem^ auf ba9
®e§im aur Urfac^e ^aben. (SB. H, 148.)
4) S>er ^eimlid^e Senfer ber ©ebanfenaffociation.
Der ^eimtic^e Senf er ber ©ebanfenaffociation ifi ber SiUe bed
dnbiDibuum«. (Sr ifi t9, ber bad ganje ©etriebe in 2:^ätigfeit Derfe^t,
218 ®ebttntnifr«l^eit
inbent et bem dnterefTe, b. 1^. ben inbibibueDen Qtütdtn ber $erfon
gfmli§, ben dnteOect antreibt, }u feinen gegentoürttgen SorfleDungen
bie mit i^nen (ogifc^, ober analogifc^, ober bur^ räumliche ober jettlic^e
iVac^barfd^aft Derfd^miflerten ^erbetjufd^affen, koenngleidi bie St^fttiglett
bed IJBiQend Riebet fo unmittelbar i% bag fie meiflend ntc^t xt\9 beut«
Itd|e Semußtfein fäOt, unb fo fd^ncQ, bag kotr und btdmeilen nic^t ein
SRal bed Sniaffed }u einer alfo ^er))orgerufenen SorfteOung bewu§t
»erben, koo ed und bann fd|eint, ald fei ütxoa^ o^ne aQen 3ufa>nmen«
l^ang mit einem Snbem in unfer 99etougtfein gefommen. (®. 146.)
dn le^ter -dnlian) ift alfo bie ©eflalt bed ©a^ed Dom ©runbe, mlift
bie ©ebonlenaffociation be^enfc^t unb tl^ätig er^ttlt, bad ®efe^ ber
SRotibation; koeti S>ad, koad bad @enforium lenft unb ed 6e«
fiimmt, in biefer ober jener 9ii(i^tung ber Slnalogie ober fonfligen
®ebanIenaf[ociation na(^}uge§en, ber ^i(te bed benlenben ©ubjectd
ijl. (SB. n, 149.)
6) äBad auf ber ©ebanfenaffociation beruht.
8(ttf ber ©ebanfenaffociation beruht bie SRnemonif. (®. @t'
bttc^tnigtunfi.) dm ©runbe beruht aber auc^ unfer nic^t burc^
mnemonif^e fünfte üermittelted 9Bortgebttd^tnig unb mit biefem
unfere gange ©prac^fd^igleit auf ber ©ebanlenaffociation. S)enn bad
(Erlernen ber @j)ra4e befielt barin, bag toir auf immer einen Segriff
mit einem äBort fo gufammenletten, ba§ bei biefem Segriff fletd 3u«
gleich biefed äSBort, unb bei biefem SBort biefer Segriff und einfäDt.
3)en felben $roceg f)abm h)ir nad^mald bei (Erlernung ieber neuen
@))ra4e }u koieber^olen* (äS. U, 146.)
Suf ber ©ebanfenaffociation beruht femer auc^ ia9 SBteberanhtüt)fen
bed habend ber burd^ ben ©c^Iaf unterbrod^enen (Erinnerung, deben
iDtorgen beim (Erkoad^en ifl bad Sekougtfein eine tabula rasa, bie {t(^
f^neO koieber füllt. S^^n^c^f^ nämlic^ ifl ed bie je^t koieber eintretenbe
Umgebung bed Dorigen übenbd, kueld^e und an bad erinnert, koad »ir
unter tbtn biefer Umgebung gebac^t §aben; baran btüpfen fld^ bie
(Sreigniffe bed vorigen Xaged, unb fo ruft ein ©ebanle fd^neQ ben
anbem |ert)or, bid S(Ded, toa9 und geflem befc^ttftigte, n)ieber ba ifl.
3)arauf, bag bied geprig gefd^e^e, beruht bie ©efunb^cit bed
©eifted, im ©egenfa^e bed SBa^nfinnd. (38. H, 147. SergL
Ba^nfinn.)
S)er ©ebonlenfrei^eit fie^t ni(^td fo ^inberlid^ im SBege, a(d ber
3koang, ben bie ÜDogmen ber iebedmal l^errfc^enben ülanbedreligiou auf
ben ©eifl audüben. yixijt allein auf bie 3Ritt]§ei(ung ber ©ebanfcn,
fonbem auf bad S)enlen fetbft erflredtt fic^ jener 3)k)ang baburc^, bag
bie Dogmen bem garten, bilbfamen, k)ertrauendk)onen unb gebanfen«
lofen ftinbedalter fo feft einge))rägt koerben, bag fie mit bem ©e«
^irn k)erkDad^fen unb faß bie Statur angeborener ©ebankn annehmen.
(SB. n, 207 fg.)
ddmib — ®effi§( 219
1} 3>ie ®ebn(b aU angebotene Stgenfc^afi
@fbulb, patientia, l^eigt fo Don leiben, iß mithin $af{tt)itSt,
ha9 ©egent^etl ber Scttottttt bed ©eifle^, mit ber fte, n)0 biefe grog
tfl, fic^ fc^mer bereinigen lägt. @ie i^ bie angeborene S^ugenb ber
$^Ugmatici, tt)ie auc^ ber ©eifiedträgen unb ©eifle^armen, unb ber
SBeiber. (^. U, 626.)
2) 3)er Wtut^ aU eine Srt ©ebulb. (®. SRutl^O
3} SBorauf bie Stot^toenbigleit ber ©ebutb beutet.
!Z)ag bie ©ebulb fo fe§r nü^tic^ unb nöt^ig ifl, beutet auf eine
traurige Sefd^affen^eit biefer Sßelt. ($. n, 625.)
4) SD2itteI sur (Erlangung ber ©ebulb.
ßnx @ebulb im Seben unb bem gelaffenen (Ertragen ber Uebel unb
ber SRenfc^en lann nid^td taugUd^er fein, aU eine Subbl^aiftifd^e
lErtmtemng biefer Xrt: ,,3)ied ift ©anfara, bie Seit be« (Selüfted
unb Sertangen9 unb ba^er bie SBelt ber ©eburt, ber jhranll^eit, bed
fiütm9 unb ©terbend; e« ifl bie Seit, toelc^e nic^t fein follte. Unb
bied ^ier ift bie 9eo9IIerung ber @anfara. Wa9 alfo tonnt i^r
»fffere« ermarten?" {% H, 327.)
Um unter SRenfd^en leben }U Idnnen, muffen h)ir 3eben mit feiner
gegebenen dnbit)ibualität ertragen lernen, ^iegu iß nun gut, feine
®fbulb an leblofen ©egenfiänben }u üben, meiere t)ermöge med^anifc^er,
ober fonfi p^^ßf^^i^ 9lot^ttienbigfeit unferem Si^un fld^ ^artnüdCig »iber*
fe^en. 2)ie babur^ erlangte Sebulb lernt man nad^^er auf iDlenfc^en
übertragen, inbem man fld^ gewöhnt, }u beuten, bog auc^ fie }ufoIge
Ihenger Dtatumot^toenbigteit fo finb unb ^anbeln, toie fie finb unb
(Kinbeln. ($. n, 473.)
1) (Sefü^I aU Zafifinn. (@. ©inne.)
2) ®efü(I aU ©egenfa« bed Siffend.
dm firengen ©inne genommen ift bie abfhacte begriffli^e (Srtenntnig
allein ein 2Bif fen. SBiffen ifl bad gi^rirt^aben in Segriffen ber $Ber-
mmft .bed auf anbere SBetfe überl^auf)t Crlannten. (Sergl. SBiffen.)
3n biefer ^infic^t nun iß ber eigentlid^e ©egenfa^ be6 SBiffend ba9
@effl^L S)a9a93ort (Sefü^I (at burc^au« einen negativen dn^alt,
nfitnlic^ biefen, bog (Sthiad, ha€ im 9en)uptfein gegenn)ttrtig iß, ni(^t
Segriff, nid^t abßracte (Ertenntnig ber Semunft fei. ©o
»irb üon jeber (Srienntnig, ieber SBa^r^eit, bereu man ßc^ nur erß
intuitik) bekougt iß, ße aber nod^ nic^t in abßracte Segriffe abgefegt
W, Oefogt, baf man ße fü^Ie. SDie @))^ttre be« Segriff« (S>efü^(
iß ba^cr eine umnttgig »eite, bie ^eterogenfien 3)inge umfaßenbe, »etd^e
^ier lebiglic^, koeil ße in ber negatioen 9tüd(ß(^t, nid^t abßracte
Segriffc )tt fein, übereinßimmen , ton ber Sernunft unter einen
Segrtff jnfammengefagt toerben, S^nlid^ »ie ber (Shnec^e aOe ünbern
220 begebene, bad — (Segentoart
unter ben begriff Barbaren, ber ©laubige aKe Snbern unter ben
Segriff Steuer, ber @tubent alle Snbem unter ben Segriff $^ilifier
}ttfammenfa|t. Unfenntnig biefed Serl^ältniffe^ ifl @d^ulb m ber
falfd^en Slufflellung eined befonbern ©efU^teDermögen^ unb ben 2:§eorien
über baffelbe. (303. I, 60—62.)
3) ®eftt§( a(« SBillendaffection.
S)ie @efü^(e ber Sufi unb Unluft flnb Sffectionen bed felben SBiDend,
ber in ben Sntfd^IUffen unb $anbtungen t^ätig ift. @ie flnb itoax in
groger ÜRannigfaitigfcit Don ®raben unb Srten t>ox^anhtn, laffen ftd^
aber bod^ aOemal jurüdfü^ren auf bege^renbe ober t)erabf^euenbe
^ffectionen, alfo auf ben a(d befriebigt ober unbefriebigt, gehemmt ober
lodgelaffen, ftd^ feiner betougt koerbenben Sßillen fetbf!; [a btefed erfhedt
flc^ bi9 auf bie fbrpertid^en, angenehmen ober fd^merjli^en, unb aDe jtoi«
fd^en biefen beiben (iegenben ja^Qofen @mf)ftnbungen; ba bad Sefen aDer
biefer Sffectionen barin befielet, bog fie ald ein bem SEBtÜen ©enittged,
ober i^m SBiberttittrtige^, unmittelbar vtC^ ©elbflbemugtfein treten.
(C. 11 fg. ®. 143.)
tftsebene, bad.
Sartefiud kourbe ergriffen t)on ber SBol^r^eit, bag toir 3unttc^ft
ouf unfer eigene^ Setougtfein befc^ränft flnb unb bie SBelt uni^ allein
ate Sorfledung gegeben ift; burd^ fein beTannted dubito, cogito
ergo Bum moOte er bad aÜein ©eniiffe beö fubjectiben Seiougtfeind,
im ©egenfa^ be9 $rob(ematifc^en aUed Uebrigen, ^erbor^eben unb bie
groge SBa^r^eit audfpre^en, bag bad ein}ige »irtlic^ unb unbebingt
©egebene bad @elbflben)ugtfein ift. ($. I, 4.)
ßant fertigt fehlerhafter SBeife nac^ ÜDarfleÜung ber blogen Sorm
ber S(nf(^auung i^ren On^alt, bie ganje cm))irifd^e 9Ba^me^mung, mit
bem „fle ift gegeben" ab unb fragt nid^t, tote fie ju ©taube lommt,
ob mit, ober o^ne Serflanb. (SEB. I, 509. 565.)
Oegtnfd^U4)ktit, f. Polarität
OtgtnftanlT) f. Object.
Oegenioart.
1) SDie ©egentoart aU atieinige govm ber Siealität
unb aU bad allein Se^arrenbe.
S)te f^orm ber (Srfd^einung ht9 SßiKend, alfo bie ^orm bed Sebend
ober ber 9tealität ift eigentli^ nur bie ©egentoart, ni(^t bie ßufunft,
no(^ Sergangenl^eit. 3)iefe flnb nur im Segriff, flnb nur im ßu»
fammen^ange ber bem @a^ Dom ©runb folgenben (Srienntnig ba. S)ie
©egenhiart fammt i^rem -dn^alt ifl immer ba. {Reale Objecte giebt
ed nur in ber ©egentoart; Vergangenheit unb 3ufunft enthalten bloge
Segriffe unb ^^anta^men; ba^er ifl bie ©egentoart bie ttefenttic|e
f$orm ber (Srf^einung bed äBi&end unb Don biefer unjertrennlid^. !Z)ie
©egentDort allein ifl X)ad, toa9 immer ba ifl unb unoerrüdCbar feflfle^t.
Smpirifd^ aufgefagt bad ^lüd^tigfle Don älOem, fleQt fle bem meta«
(Btqtntowct 221
))^t|fif^en 9(i(f, ber über bte formen ber empirifc^en Slnfd^auung
§tnioegfle^t, fldl üU bad allein S3e^artenbe bar, bad Nunc stans ber
©(§ota|Hfer. (SB. I, 328 fg. % I, 91; H, 288.)
& giebt nur Sine ©egenmart unb biefe ifl immer; benn fie ifl
bie alleinige t^orm ht9 toirfli^en S>afeind. 9Ran mug bo^in gelangen
rinjufe^en, bag bie Vergangenheit nic^t an fid^ Don ber ©egenkoart
ticrf^ieben ift, fonbern nur in unferer 9f)f)re^enflon, atö toet^e bie
3<it jur Sorm ^at, vermöge koetd^er aDein ftc^ ^^^ ©egentoürtige aM
oerf^ieben Dom SSergangenen barjleHt. {% U, 300.)
2) 3)ie beiben $SIften ber ©egentuart.
S)ie ©egentoart ^at jtDei ^älften, eine objectiDe unb eine fub-
jectit)e« 3)ie objectit)e aOein ^at bie Slnfd^auung ber ^tit jurt^orm
unb roQt ba^er unauf^altfam fort; bie fubjectiüe fielet fefl unb ift ba^er
immer biefelbe. ^ieraud entft)ringt unfere lebhafte (Erinnerung be^
längß Sergangenen unb bad äSetougtfein unferer Unüergängli^Ieit, tro^
ber erfenntnif ber gtüd^tigfeit unfer« SDafein«. {% 11, 288.)
SBir fönnen bie ^tit einem enblod bre^enben Jheife Dergleid^en: bie
M finfenbe $älfte tottre bie Vergangenheit, bie ftetd fleigenbe bie
Butunft; oben aber ber unt^eilbare $unlt, ber bie j£angente berührt,
toäre bie oudbe^nungölofe ©egenmart« SBie bie j^angente nid^t mit
fortrollt, fo au(^ nid^t bie ©egentoart, ber Serü^rungdpunlt bed Objecto,
beffm f^ortn bie 3^it ifl, mit bem @ubject, bad feine t^orm ^at, toeii
e^ ni^t )um (Srfennbaren gehört, fonbern Sebingung alled (SrTennbaren
ifi. Ober, bie 3^^^ gleist einem unauf^altfamen @trom, unb bie
Segenmart einem Reifen, an bem fxdj jener bridE|t, aber nic^t i^n mit
fortreißt. (SB. I, 329. % I, 111. 517.)
3) Verf(^iebener SBert^ ber erfüllten ©egenttiart;
morauf er beruht«
3ebe aSirKi^reit, b. ^. jebe erfüUte ©egenkoart, befielt anß
pti Hälften, bem @ub][ect unb £)bjiect, toietDO^I in fo not^toenbiger
unb enger Verbinbung, xoit O^^gen unb ^^brogen im äBaffer. hierauf
beruht ed, bag bie gegenwärtige SBirlUd^feit für üerf^iebene 3nbit)ibuen
t)on fo t)erf(^iebener Vebeutung ifi. Sei Döllig gteid^er objiectiDer $tt(fte,
aber Derfd^iebener fubjectiDer ifl fo gut, tt)ie im umgefe^rten SaK» bie
gegentottrtige SBirKidEifeit eine gang anbere; bie f fünfte unb beße ob«
icctiüe $ätfte bei ffatmf)fer, fc^Iec^ter fubjectioer, giebt boc^ nur eine
f(^le(^te äBirllic^Ieit unb ©egenmort, gteid^ einer fc^önen ©egenb im
f4te(^ten SEBetter, ober im 9tefle^ einer fd^Iec^ten Camera obscura.
3)ec SBert^ unb bie Vebeutung ber gegenkoSrtigen 2Birf(i(^Ieit beruht
Qlfo §attptfä(^(i(^ auf ber Sef^affen^eit be$ ©ubjiectd, auf 3)em, »ad
einer ip. {% I, 334 fg.)
4) ®enu§ ber ©egentoart a(d ein toid^tiger $untt ber
Sebendmeid^eit.
Sin »tc^tiger $un(t ber Sebendteeid^eit befielt in bem rid^tigen
Ser^Itnig, in totldftm n)ir unfere Sufmerffamleit t^eite ber ©eg enmart,
222 (8e^afflg!ett — Oe^tm
t^eitt ber gu'nnft loibmen, batntt ntd^t bte eine un9 bie anbete ttt»
berbe. Stele leben gu fe^r in ber ©egentoort: bte Seic^tflnnigen.
Anbete gn fc^t in bet Sw'w^ft« ^ic ÄcngjHit^en «nb Seforgüd^cn. —
(Statt mit ben planen unb ©otgen für bie 3u'unft audfc^Iieglt^ unb
imntetbar befc^Sftigt ju fein, ober aber un^ ber ©e^nfud^t nad^ ber
SSergangen^ett ^tngugeben, foOten mir nie bergeffen, bag bie ©egemoart
alletn real nnb allein gemtg ift, hingegen bie 3ulitnft faft immer
anberd au^fSQt, ald koir fte benlen; [a, auc^ bie SJcrgangen^ett anberd
mar. S)te ©egenmart allein ift ma^r nnb mirKid^; fie iß bte real
etfüKte ^At unb audf(^(ie§Ii(i^ in i^r liegt unfer S)afein. S)a^
fönten mir fie fletd einer Reitern Kufna^me mürbigen, ^olglic^ j|ebe er«
trttgdd^e ©tnnbe mit 93emtt§tfein ald fold^e gentegen, b. ^. fte nid^t
trüben burc^ berbrieglic^e ©efic^ter über Derfe^Ite Hoffnungen in ber
Vergangenheit ober SJcforgniffe für bie 3uhmft. ^. 1, 441—443.)
9Bte follte ed t^öri^t fein, ftetd bafür }u forgen, bog man bie oDein
filtere ©egenmart möglic^fl geniege, ba ja bad ganje Seben nur ein
gtögered ©tüd ©egenmart unb ate folc^ed gan} betgängttd^ ifl?
($. 447.)
0jel)äfftgktit, f. untet SKoralift^: Sbttimoralifd^e Xrtebfebem.
1) anetap^^fifc^e Setrad^tung be« ©el^irnd.
äBad im ©clbfibemugtfein, o(fo fubjectit), ber dnteUect ifl, ba9
fteUt ftd^ im SSemugtfein anberer S)inge, alfo objicctit), ate ha9 ©e^irn
\>ax. (S. n, 277.) 3)ad ©e^itn unb beffen Function, bad Srlennen,
alfo ber dnteUect, gehört mittelbar }ur (Srfc^einung bed SBiQend; auc^
in i^m obj|ectit)irt fic^, mie überhaupt im Dtganidmud, bet fHäiüt unb
}mat att fEHHt jut Sßa^tne^mung ber S(ugenme(t, alfo aü ein Sr*
fennenmoUen. Sie ber dnteOect t)^QfloIogtfd^ fic^ ergtebt atö bie
Function eined Organa bed Seibed (bed ©e^trnd); fo ifl er metapbtlfifd^
angufe^en att ein äBert be9 SiOend, be^en JDbjectiootion ober @i^t«
barfeit ber ganje Seib ifl. 9Ifo ber SBiae )u erfennen, obiecttk)
angefc^aut, ifl bad ©e^im; mie ber SBiUe }u ge^en, obiectit) ange-
fi^attt, ber gug ifl; ber äBiDe ju greifen, bie $anb; ber SiOe gu
t)erbauen, berüRagen; ju jeugen, bie®enita(ienu.f.m. (SB.II, 293.)
S>a9 ©e^im felbfl ifl, fofern t» Dorgeflellt mirb, — alfo im 8e-
mugtfein anberer S)inge, mithin fecunbär, — felb^ nur SorfleDung.
Sn fid^ aber unb fofern ed oorfledt, ifl ed ber SßiOe, mei( biefer
bad reale @ubflrat ber gan}en Srfc^einung ifl; fein (SrlennenmoHen
obiectioirt fi(^ old ©el^im unb beffen Functionen. (3B. ü, 294.)
S)ie ma^re ^^^flologie, ouf i^rer $0^e, meifl ba« ©eiflige im
üRenfd^en (bie (Erlenntnig) al9 ^robuct feine« ^^^fifc^en nad^; ober
bie ma§re ilRetop^^ftt bete^ und, bag biefe« $^9fif4e fetbft Möge«
$robuct, ober uietme^r Srfc^etnung, eine« ©eifligen (be« SSSillen«) fei,
io, bag bie aßaterie felbfl burc^ bie SorfleOung bebiugt fei, in mldjtx
oQein fte efifKrt. S>ad Snfc^auen unb 3>enlen mirb immer me^ m9
(9e^tn 223
bem £)rg<mt^mud ertfärt koerben, nie aber ha9 SEBoOen, fonbcm aud
biefem ber Organidmud. Oc^ fef^e alfo erfllt^ ben SBilten, aU
3)tng an ftc^, l>5IIig Urfprünglic^ed; }koeiten9 feine 6Io§e (Sichtbar'
Uli (£)6j[ectiDQtioti), ben itxb; unb brittend bie (Srtenntnig^ ote bloge
Function erned Xf^tiU^ btefe« Setbed (bed ©e^trnd). 3)tefer 2:^eil fetbfl
ifl bad objecttüirte (äJorfieQung geworbene) SrfennentooUen, inbcm
ber SßiOe ju feinen 3^<^(Icn ber (Srfenntntg bebarf. S)iefe Function
nun aber bebingt toieber bie ganje SBelt aU Sorßenung, mithin auc^
ben 8eib fclbjl, fofern er anf^auli^e« Dbject ifl, (9?. 20 fg.)
2) ^^^fiologif^e Betrachtung bed ©e^irnd.
a) Urfprung unb Function bed ®e^irnd«
§ür bte objectiDe Betrachtung ifl ba^ ©e^trn bie Sfftoredcen}
bed £)rganidmud; ba^cr erft, h)0 biefer feine f)5(^{le BoQfommenl^eit
mib (Somplication erlangt §at, e9 in feiner größten (Sntn)t(f(ung auf-
tritt. (SB. ü, 311.) S)ad ®e^im ift nebft ben i^m an^fingenben
9lerDen unb SZüdenmart eine bIo§e t^ruc^t, ein ^robuct, jia, infofem
ein $arafit be^ übrigen £)rgani^mu9, aU e^ nic^t birect eingreift in
beffen ©etriebe, fonbern bem S^td ber @elbßer^altung blod baburc^
bient, bag ed bie Scr^ältniffe beffetbcn jur Sugentoelt regulirt. (SB. U,
224. % n, 79.) Biefieid^t ifi ed Stiebeutann, mli^tx juerft bad
cerebrale 97ert)enf9ßem mit einem $ar afiten DergUc^en ^at. S)er
Sergleic^ ifl treffcnb, fofcm ba^ @ebirn^ nebfl i^m an^ängenbem
%ildfenmart unb iReroen, bem £)rganidmu^ gteic^fam eingepflangt tft
nnb oon i^m gentt^rt koirb, o^ne felbft feinerfeitd }ur (Erhaltung ber
Oefonomie beffeiben birect etua^ bei}utragen; ba^er ba6 iehtn ou(^
o^ne ®et)im befielen lann, »ie bei ben ^irnlofen 9Ri§geburten, auc^
bei @(^ilbfröten, bte no4 abgefc^ntttenem Sofft no^ brei SEBo^en
leben; nuT mug babei bie medoUa oblongata, atö Drgan ber 9ief))ira'
tion, Derfc^ont fein. @ogar eine $enne, ber f$Iourend bad ganje
groge ©e^irn toeggefc^nitten, lebte no^ je^n SDtonate unb gebie^.
@elbfl beim üRenf^en fU^rt bie 3erfl9rung M ©e^imd ni^t birect,
fonbern erjl bur^ Scrmittelung ber Sunge unb bann bed $er}en9 ben
Xob ^erbei. S)agegen beforgt bad ©e^im bie Sentung ber Ber«
^(tniffe }ur Slugeuttielt; bied aUein ifl fein Smt, unb ^ieburc^
trügt ed feine @d^ulb an ben tS emä^renben Organiömud ab; ba beffen
<£|ri{ien} burc^ bie Sugern Ber^ältniffe bebingt ifl. S)emgemäg bebarf
ed, unter allen Si^eilen allein, bed ©d^Iafed; kneil nämlid^ feine Z^H'
tigfeit uon feiner Sr^altung uöUig gefonbert ifl, jene blod jtrfifte
unb @ttbflan3 üerjel^rt, biefe üom übrigen Organi^mud att fetner
Smme geleiflet tnirb; tnbem alfo feine S^^dtigfeit ga feinem Beflanbe
nic^td beitr>, knirb fle erf^öf)ft, unb erfl, kuann fit f)aufirt, im
^ijHaU, ge^t feine (Smä^rung unge^inbert k)on ©tatten. (2B. U, 279.)
S)ad ©e^irn ifl Uo9 ha9 SDtiniflerium bed Beugern, koie ba^ ©anglien«
f^flem ba^ SRiniflerium bed dnnern ifl. S)ad ©e^irn mit feiner
Sunctton bed Sriennend ifl nid^td »etter, att eine oom SBillen }u
222 (8e^afflg!ett — Qttf^vcn
tf^iü ber 3ulunft toibmen, bamit nic^t bte eine und bte anbete Der«
berbe. Stele (eben gu fel^r in ber ©egenmort: bie Seic^tftnnigen«
Slnbere )u fe^r in ber 3ufunft: bie SlengfHic^en unb Seforglid^en. —
@tatt mit ben planen unb @orgen für bie 3u'unft ou^fc^tieglid^ unb
immerbar bef^äftigt jn fein, ober aber und ber ©e^nfuc^t nod^ ber
Vergangenheit ^ingugeben, foDten mir nie Dergeffen, bag bie ©egemoart
aQein real unb aQein gemi§ ifl, hingegen bie 3ulnnft faß immer
anberd oudf äDt, aU xoit fte beulen ; ja, aud^ bie SJcrgangen^eit anberd
»or. 3)ie ©egenwart allein ifl toa^x unb n)irHi^; fie i^ bie real
erfüffte S^xt unb audfc^Iieglic^ in i^r liegt unfer 2)afein. SDal^er
foUten tt)tr fte ftetd einer Reitern Sufna^me »ürbigen, Vgtic^ )ebe er«
trSglid^e @tunbe mit 93en)it§tfein aU fotc^e gentegen, b. ^. fle nidfi
trüben burc^ k)erbrieg(i(^e ©efic^ter über Derfe^Ite Hoffnungen in ber
Vergangenheit ober Scforgnijfe für bie Suhtnft. ($. I, 441—443.)
^te foOte ed t^üric^t fein, fletd bafür }u forgen, bog man bie oDetn
filtere ©egenmart mbglic^ft geniege, ba \a bad ganje Seben nur ein
grögered ^tüi ®egentt)art unb aM folc^ed gans oergSnglid^ ifl?
($. 447.)
tftl^äfftgktit, f. unter Sltoralifc^: Xntimoraltfd^e Zriebfebem.
9t\)xtn.
1) 9netap^9fif(^e Setrad^tung bed ©e^irnd.
2Bad im @clbfibeuugtfein, alfo fubjectit), ber dntettect ift, bad
fteHt flc^ im Vemugtfein anberer 2)inge, alfo objectio, aU bad ©e^irn
bar. (3B. ü, 277.) S)ad ©e^irn unb beffen Function, bad Silennen,
alfo ber dnteQect, geprt mittelbar )ur (Srfc^einung bed SBiOend; au(^
in i^m obj|ectit>irt jlc^, toie überhaupt im Drganidmud, ber SBiOe unb
}tt)ar atd SßtQe jur Sßa^me^mung ber Kugenmelt, alfo atd ein (Er*
fennenmoKen. Sie ber dnteOect f)^Qflo(ogtf4 fl(^ ergiebt ald bie
Function eined Organa bed Seibed (bed ©e^imd); fo ifl er meta))(t)ftfd^
anjufe^en aM ein Sßerl bed Sßidend, be^en £)biectioation ober ©i^t-
barteit ber ganje Seib ifi. Slfo ber SBiQe )u ertennen, objectit)
angefd^aut, ifl bad ©e^im; mie ber SBiOe }u ge^en, objectio ange*
fc^ant, ber Su§ i|l; ber SBiDe 3U greifen, bie $anb; ber SBiOe gu
Oerbauen, berüRagen; ju geugen, bie®enitalienu.f.m. (3B.n, 293.)
S)ad ©e^im felbft ifl, fofern ed Dorgefledt »irb, — alfo im 8e*
tougtfetn anbetet Dinge, mithin fecunbär, — felb^ nur SotfleDung.
9n ftd^ aber unb fofern ed oorftedt, iß ed ber SßiOe, meil biefer
bad reale @ubfhat ber gangen (Erfc^einung iß; fein SrfennenmoUen
objectioirt fi^ a\9 ©e^im unb beffen Functionen. (9^. ü, 294.)
3>ie loa^re ^^^flologie, auf i^rer ^^t, loeift bad ©eiftige im
iDIcnfc^en (bie (Erfenntnig) ate $robuct feine« $§9flf(^en nad^; aber
bie toaste ilRetap^^ftt bcle^ und, bag biefed $^9^(4^ f^I^f^ ^toM
$robuct, ober oielme^r Srfc^etnung, eined ©eifUgen (bed SSSiOend) fei,
10, bag bie aßaterie felbft burc^ bie SorfteQung bebingt fei, in loelc^er
aQein fie epfKrt. *S)a9 Snfc^auen unb S)entett »irb immer mc^ and
(Skl^itn 223
bem Drgani^mud erKärt koerben, nie a6er bad SEßoQen, fonbem aud
btefem brr £)rgam^mu9. 3d^ fe(}e atfo erfUid^ ben SSilUn, aH
3)ing an fic^, DöQig UrfprüngKc|ed; 2to)ettmd feine btoge @i(^tbar«
feit (£)bj[ecttDation), ben Setb; unb brittend bie (£r!enntnig, al9 bloge
gunctiott eine« 2:^cilc3 bicfc« gcibc« (be8 ©el^irnö). ÜDiefer S^cil fclbft
ifl ha9 o6)ectimrte (S^orfieQung geworbene) (ErfennentooUen, tnbcm
bcr aääillc ju feinen ^xotdm bcr (gr!enntni§ bebarf. S)icfe Function
nun aber bebingt lieber bie ganje SBelt ald Sorfieüung, mithin aud^
ben 8eib felbp, fofern er anf^auli^eö Dbject ijl. (9?. 20 fg.)
2) $^9fioIogif^e SSetra^tung bed ©e^irnd.
a) Urfprung unb Function be^ ©e^irnd.
9ür bie objectiüe Setrad^tung ifl ha9 ©e^im bie (Sfftoredcen}
bed Drganidmud; ba^er erfl, mo biefer feine ^Sd^fle SJoÜIomnien^eit
unb Somplication erlangt f^at, c9 in feiner größten Sntmidtung auf«
tritt. 0B. U, 311.) S)ad ©e^im ifl nebfi ben i^m an^ängenben
iRerDen unb 9{üäenmar! eine btoge S^u^t, ein $robuct, ja, infofem
ein $araftt bed übrigen £)rganidmu9, ate ed ni^t birect eingreift in
beffen ©etriebe, fonbern bem ^xotd ber @eI6fler^a(tung blod baburc^
bient, bag ed bie Ser^ältniffe beffelben }ur augentoelt reguKrt. (2B. U,
224. % U, 790 Sieaeid^t ifl ed Siebemann, koelc^er }uerfl ba«
cerebrale iRerüenf^flem mit einem ^arafiten berglic^en ^at* £er
Sergleic^ ifl treffcnb, fofern ha9 ©e^im, nebfl i^m an^ängenbem
dHxdtiimaxl unb 3ltxmn, bem £)rgani0mud gleic^fam eingepflanzt ifl
unb t>on i^m gen&^rt koirb, o^ne felbft feinerfeitd }ur Sr^altung ber
Oefonomie beffelben birect ctmad beizutragen; ba^er ba9 izbtii auc^
o^ne @el)tm befielen !ann^ »ie bei ben ^irnlofen äRtggeburten^ auc^
bei ©c^ilbfröten, bie na(| abgefc^nittenem Jlopfe noc^ brei SBoc^en
leben; nur muß babei bie mediüla oblongata, ald Organ ber 9{efpira«
tion^ Derfc^ont fein. @ogar eine ^enne, ber f^Iouren^ bad ganje
große ©e^irn meggefc^nitten, lebte noc^ ge^n 3)7onate unb gebie^.
@e(b{l beim iDIenfc^en fü^rt bie S^^ß^^ung M ©e^imd ni^t birect^
fonbem erfl burc^ ^crmittelung ber Sunge unb bann bed bergend ben
Sob ^erbei. SDagegen beforgt bad ©e^im bie Senlung ber $er«
^(tniffe 3ur Slugenmelt; bied aQein ifl fein 9mt, unb ^ieburc^
trägt ed feine ®(^ulb an ben ed emä^renben Örganidmud ab; ha beffen
(£|dflen} burc^ bie äugern äSer^ältniffe bebingt ifl. S)cmgemäg bebarf
e^, unter allen S:^eilen allein, bed ©d^Iafed; meil nämlid^ feine X^fi-
tigleit Don feiner (Erhaltung böQig gefonbert ifl, jene blöd ftrttfte
unb @ubflan3 üerge^rt, biefe oom übrigen £)rgani^mu9 atd feiner
Smme geleiflet »irb; inbem alfo feine 2^§ätigleit ju feinem Seßanbe
nic^td beiträgt, n^irb fle erfc^öpft, unb erfl, koann fte paufirt, im
@4tafe, ge^t feine (Srnä^rung unge^inbert Don ©tatten. (SB. U, 279.)
SDad ©el^im ifl b(od bad SDtiniflerium bed SIeugern, mie bad ©anglien«
f9flem bad ÜRiniflerium bed dnnern ifl. S)ad ©e^irn mit feiner
Function bed (Erlennend ifl nid^td koeiter, aU eine oom SBiUen }u
224 (Be|tm
feinen braugen (tegenben 3^^^'^" aufgefieHte Sebette, toel^e oben,
auf ber Sßarte bed ffopfed, burd^ bie ^tn^tx ber @tnne um^erfc^aut,
anfragt, bon too Unzeit bro^e nnb xüo 9Iu|en abgufe^en fei, unb nadf
bercn Script bcr aBittc [i^ cntf^eibet. (SB. H, 273. 5». 23 fg.)
(lieber ben Slnt^eil bed @e^irnö an ber Snf^auung ber
9ugenioeIt im Ser^ältmg jum Snt^eil ber @inne fte^e: Xn«
d^auung. lieber baö SSer^ältntg bed ©e^tmö ju ben ©anglien
ie^e: ©anglten.)
3)er @ammetf)Ia6 ber Wlotir)^, niofelbft il^r Eintritt in ben ein«
^eitUc^en gocud beö 93en)u§tfeind (Statt ^at, ifl bad ©e^irn. $ier
merben fle im bernunftlofen SSemugtfein blod angef^aut, im Der«
nünftigen bur^ Segriffe oerbeutlid^t; toorauf ber SBiDe [\i), feinem
inbiüibueUen @^arafter gemäg, entf(^eibet, unb fo ber Sntfc^Iug
^erDorge^t, toelc^tr nunmehr, mtttetfi bed SerebeHumd, bed 3RarId unb
ber 9IerDen{iSmme, bie äugem ©lieber in Semegung fe^t (SB. U, 284.)
SDie ^flanje fü^rt no^ ein lebigli^ fubjectibed 3)afein, in koeld^em
fie nod^ fein 99eh)ugtfein Don irgenb tttoa& auger i^r ^at. hingegen
f^on bad ber ^flange am nä^ßen fle^enbe, unterfte S^ier ifl burc^
gefteigerte unb genauer fpecificirte 93ebürfniffe Derantagt, bie Sphäre
feincd Dafeind über bie ©rän}e feined Seibed ^inaud }u erweitern.
Died gef^ie^t burd^ bie (Sr!enntnig; ed ^at eine bumpfe SSBa^r*
ne^mung feiner n'd6)^m Umgebung, aud toel^er i^m SRotioe für fein
j£^un, )ttm ^md feiner (Erhaltung, tvtoadf^m. ^ieburc^ tritt fona^
ba^ SDtebium ber äJiotiDe ein, bie in ^txt unb 9laum obiectio ba*
fle^enbe äßelt, fo bumpf unb laum bämmemb au^ biefed erfte unb
niebrigfie (S^emplar berfetben fein mag. 8ber beutti^er unb immer
beutli^er prägt fie fid^ a\x9 in bem SD?aage, toie in ber ouffieigenben
S^ierrei^e baö ©e^irn immer DoKIommener toirb. 3)iefe ©teigerung
ber ©e^iment)oid(eIung toirb aber herbeigeführt burc^ hü9 immer me^r
flc^ er^ö^enbe unb complicirenbe äSebürfnig ber Crganidmen. S)enn
o^ne 92ot^ bringt bie 9Iatur ni^td, am menigften bie fc^ioierigfie i^rer
^robuctionen, ein üolirommened ©e^im, ^eroor. Oebe^ Silier ^ot fie
au^geftattct mit ben Organen, bie ju feiner Cr^altung, ben SGBaffen,
bie 3U feinem dampfe not^h)mbig ftnb; nad^ bem nämli^en ÜRaagfiabe
ba^er ert^eilte fie jebem baö mid^tigfle ber na^ ougen geri^teten Organe,
ha9 ©e^irn, mit feiner Function, bem (Srfennen. Demgemäß fe^en
mir bie SorfteQungdträfte unb i^re Organe, ©e^im, 9?ert)en uitb
®innedioerf)euge, immer DoDfommener ^eroortreten, |e ^9^er koir in
ber @tufenleiter ber Spiere auftoärt^ ge^en; unb in bem Tlaa^t, »ie
ba^ ©erebralf^Pem fic^ enttoidfelt, flcOt fi^ bie außenmelt immer
beutli(^er, öielfeitiger, DoBirommener, im »etoußtfein bar. (SEB. n, 229.
315 fg. % II, 49. SR. 48—52.)
Durc^ ba^ ©e^im ifl ber t^ierif(^e Organidmud geniiffermagen
nxonaxifx\ä) conflruirt: ba« ©e^irn oKein ifl ber genfer unb »egierer,
bad $egemoniIon. SS$enngIei(^ $er}, Sunge unb ÜRagen jum 93e{tanbe
tttt 225
ht9 ©onjen Dtel me()r beitragen; fo lönnen btefe @))te§6ütget barum
hodf ni^t lenfen unb leiten. S)ied tfi @a^e bed ©e^trnd allein unb
ntu| Don (Sinent fünfte au^ge^en. ($. U, 271.)
(Sin benlenbed Sefen o^ne ©el^irn (atö reiner, immaterieller ®eifi
gebadet) iß, loie ein berbauenbe^ äBefen o^ne äffagen. (äSS. II, 70.)
%n ber 92ot^ioenbigIeit bed ©c^Iafed, an ben SSeränberungen burd) bad
SIter unb an ben Unterfc^ieben ber anatomifd^en Sonformation iß bie
bnr^gängige Slb^ängigfeit bed ©eifleö (dnteüectd) üon einem einzelnen
Organ, htm @e^irn, beffen f^unction er \% tüit bad JtSVreifen i^nction
ber $anb, nad^gemiefen. S)er ®eift (dnteÜect) ifl mithin p^^fifc^,
ttie bie Scrbanung, ni^t metap^^fif^, tme ber äSSiUe. SBie gute
Serbauung einen gefunben flauten SKagen, toie Slt^Ietenfraft mudcul5fe
fe^nige ^rme erforbert; fo erforbert augerorbentlic^e dntelligen) ein
ungewö^nlid^ enttoidfelted, fc^ön gebaute^, burc^ feine 2;e^tur audge-
jei^neted unb burc^ energifc^en $ul9fc^(ag belebtet ®e§irn. hingegen
ift bie ^efc^affen^eit bed SBiDend üon feinem Organ abhängig unb au^
feinem ju prognofiiciren. 3)er größte drrt^um in ®ülV& @d)äbel«
(e^re iß, bag er and) für ntoratif^e (Sigenfc^aften Organe bed @e^irnd
aufßellt. — Äopfoerleßungen mit SSerluß üon ©e^irnfubßanj toirfen in
ber Siegel fe^r nac^t^eilig auf ben ®eiß (dnteKect); fle ^aben gänj«
lid^en ober t^eiltoeifen Slöbfinn }ur ^^olge, ober ^ergeffen^eit ber
@pra^c, auf immer ober auf eine ^di, bidtoeilen |ebo(^ üon me^rern
gen)ugten (Sprayen nur einer, bi^meilen n)ieber blod ber (Sigennanten,
imgleic^cn ben Serluß anberer befef[cner Äcnntniffe. dagegen toirb ber
SBUIe, ber S^arafter, al« toelc^er feinen ©ig ni(^t im ©el^irn ^ot,
fonbem atö bad Wltiapf^t)^\djt ha^ Prias bed ganjen Seibed iß, burd^
@e^irnüerle(jungcn ni^t ücränbert. — 9?a^ gemachten SSerfud^cn bleibt
eine ©c^nedEe, ber man ben ßopf abgefd^nitten, am Seben, unb na^
einigen Sßoc^en »äd()ß i^r ein neuer ^opf, nebß f^ü^t^örnern; mit
biefem ßeQt ftc^ SSemugtfein unb SSorßeÜung lieber ein, mä^renb bx9
ba^in ha9 Xl^itx, burc^ ungeregelte Seteegungen, blogen blinben äBillen
ju erfennen gab. 9lud^ ^ier a(fo ßnben n)ir ben SBiUen ald bie @ub«
ftanj, »elc^e be^arrt, ben dnteUect hingegen bebingt burc^ fein Organ,
a\9 ba^ me^felnbe 3(ccibenj. Sr lägt [xij bejei^nen a\9 ber 9{egu«
Jotor be« SBillenÖ. (SB. H, 277—279.)
b) SDa« ®e§irn al« Sebingung beö ©elbßbetougt«
fein«.
S»ic^t nur bie Änf^auung ber äußentoelt, ober ba« Senjußtfein
onberer 3)inge, iß burd^ boö ®e^irn unb feine gunctionen bebingt,
fonbcrn au(^ baö ©elbßbeioußtfein. Der SBiUe an p^ felbß ifl
bemugtlod unb bleibt t9 im größten 2:()ei(e feiner (Srfc^einungen. S)ie
fecnnbäre SBelt ber SJorßeUung muß ^injutreten, bamit er ß^ feiner
betuußt merbe; toie bad i^id^t erß burd^ bie e^ jurüdfmerfenben jtörper
ß^tbar toirb unb außerbem [\d) toirfung«lo« in bie ginßemiß üerliert.
Snbem ber SBiOe, jum 3wedt ber »uffaßung feiner »egie^ungen iux
224 Oe^itn
feinen braugen Itegenben S^tdtn oufgefieOte Sebette, toel^e oben,
auf ber SBorte bed ffopfed, burd^ bie Senfler ber @tnne um^erfc^aut,
anfragt, bon too Unzeit bro^e nnb too 9Iu|en ab}ufe^en fei, unb naci^
beren »eri^t ber aBiOe [i^ entf^eibet (SB. IL, 273. 5». 23 fgO
(lieber ben Slnt^eil bed ©e^irnd an ber Snfd^auung ber
9ugenioeIt im Ser^ältntg }unt Snt^eil ber @tnne fte^e: Sn*
fd^auung. Ueber ha9 SSer^ältntg M ©e^tmd ju ben @anglien
fte^e: ©anglien.)
3)er (Samntelplag ber Wtotit>^, toofetbfi i^r (Eintritt in ben ein«
^eitUd^en gocud bed äSetougtfeind @tatt ^at, ifi baö ©e^irn. $ier
toerben fle im bernunftlofen Setougtfein blod angefc^ant, im Der«
nünftigen burc^ Segriffe t)erbeutlid^t; toorauf ber 9BiDe fic^, feinem
inbiüibueQen @^arafter gemäg, entfc^eibet, unb fo ber (Sntfc^Iug
^erDorge^t, ttjeld^er nunmehr, mittelfi bed Serebellum^, be^ ftflaxU unb
ber 92ert)enflSmme, bie äugem ©lieber in Seioegung f e|t (SB. U, 284.)
S)ie ^flanje fü^rt no^ ein lebigli^ fubjectioed 3)afein, in meld^em
fle no^ fein 99eti)u§tfein bon irgenb tttoa9 auger i^r ^at. hingegen
f^on ba^ ber ^flange am nüc^ßen fte^enbe, unterfle j£^ier ifl burc^
gefteigerte unb genauer fpecificirte 93ebürfni^e üeranlagt, bie Sphäre
feinet Dafeind über bie ©ränge feined Seibe^ ^inau9 gu erweitern.
3)ied gef^i^^t burc^ bie @r!enntnig; t9 ^ot eine bumpfe SSBa^r«
ne^mung feiner nä(^^en Umgebung, au9 tueld^er i^m SRottDe für fein
j£^un, )um ^md feiner (Erl^altung, em)ac^fen. ^ieburc^ tritt fonac^
bad SDtebium ber äJiotibe ein, bie in ^At unb 9laum obj[ectiD ba«
fie^enbe 2Be(t, fo bumpf unb laum bämmemb auc^ biefed erfh unb
niebrigfte S^emplar berfelben fein mag. 8ber beutli^er unb immer
beutlid^er prägt fte ftc^ aud in bem Wlaa^t, toie in ber ouffleigenben
S^ienei^e baö ©e^irn immer ttoKIommener toirb. S)iefe Steigerung
ber ®e^iment)oi(fe(ung mirb aber herbeigeführt burc^ bad immer me^r
fl(^ er^S^enbe unb complicirenbe Sebürfnig ber Crganidmen. S)enn
o^ne yiotf) bringt bie 9}atur ni(^td, am toenigflen bie fd^mierigfte i^rer
$robuctionen, ein boQfommened ©e^im, f)ttt>ot. Oebe« ST^ier ^at fle
audgeflattet mit ben Organen, bie }u feiner (Erhaltung, ben Sßaffen,
bie gu feinem 5?ampfe not^ioenbig flnb ; na^ bem nämlid^en 9Raa§flabe
ba^er ert^eilte fie jebem bad mic^tigfie ber nac^ äugen geri^teten Organe,
ia9 ©e^irn, mit feiner f^unction, bem (Erlennen. S)emgemäg fe^en
tüxx bie SorfieHungdträfte unb i§re Organe, ©e^im, 9}ert)en unb
@inne^h)erf)euge, immer DoDIommener ^erüortreten, je ^9^er mir in
ber (Stufenleiter ber Spiere auftt^ärtd ge^en; unb in bem SRaage, »ie
ha9 Cerebral [9 ftem fic^ enttoicfelt, flcllt fic^ bie Hugenmelt immer
beutli^er, Dielfeitiger, Donfommener, im »enjugtfein bar. (SB. II, 229.
315 fg. $. II, 49. 5B. 48—52.)
2)ur(^ ba^ ©e^im ifl ber t^terifc^e Organitoud gemiffermagen
monar(^if(^ conftruirt: bad ©e^irn aDein ift ber Ü^enler unb Xegierer,
bo^ ^egemonifon. äBenngleic^ $er), Sunge unb 3Ragen jnm Seflanbe
int 225
ht9 ©anjen üiet me^r beitragen; fo lönnen btefe ©ptegbürget barum
bod^ nt^t lenfen unb leiten. S)ied ifi @a(^e bed ©el^imd alletn unb
muß t)on @inem $nnlte au^ge^en. ($. n, 271.)
(Sin benfenbe^ Sefen ol^ne ©el^irn (ald reiner, immaterieller ®eift
gebockt) ijl, toic ein öcrbauenbcö 9Befen o^ne ÜWagen. (SB. II, 70.)
^n ber Ütot^ioenbigleit bed ©c^tafed, an ben ^eränberungen burc^ bad
9(ter unb an ben Unterfc^ieben ber anatomif^en Sonformation iß bie
bnr(^gängige älb^ängigfeit bed @eifle^ (dnteHectd) »on einem einzelnen
SDrgan, bem ®e^irn, beffen f^unction er i% tüxt bad ©reifen i^nction
ber ^nb, nad^geioiefen. S)er ®eift (dnteÜect) ifl mithin p^^fifc^r
ttie bie Serbauung, ni^t metap^^fif^, tme ber SBiQe. SB3ie gute
Serbauung einen gifunben flauten SKagen, tote Slt^tetenfraft mudculöfe
fe^nige 9(rme erforbert; fo erforbert augerorbentli^e anteiligen) ein
ungewö^nlid^ enttoidelted, fc^ön gebaute^, burc^ feine !£e^tur audge»
jei^neteö unb burc^ energifc^en ^ul^fc^Iag belebtet ©e^irn. hingegen
i{l bie ^efc^affen^eit bed SBiUend Don feinem Organ abhängig unb aud
feinem ju prognofiidren. S)er grögte dnt^um in ©alTd @c^äbel«
le^re tft, bag er auc^ für moralif^e (Eigenfc^aften Organe bed ©e^trnd
auffleQt. — .föopfüerle^ungen mit äSerlujl oon ©e^irnfubftanj teirfen in
ber Siegel fe^r nac^t^eißg auf ben ©eifl (dnteKect); fle ^aben gänj«
üd^en ober t^eiltoeifen Slöbfmn jur ^^olge, ober ^ergeffen^eit ber
Spraye, auf immer ober auf eine ß^i^f bidtt)ei(en jeboc^ t)on me^rern
geiDugten Sprachen nur einer, bidtoetlen n)ieber blod ber Eigennamen,
imgleic^en ben Serluji onbcrer befeffener Äenntniffe. SDagegen wirb ber
SBUIc, ber S^arafter, al8 welcher feinen ©ig nid^t im ©e^irn ^ot,
fonbem atö bad äTietap^^fifd^e bad Prios bed ganjen Seibed ifl, burc^
©e^irnoerlegungen nid^t Deränbert — 9iaif gemachten Serfud^en bleibt
eine ©c^nede, ber man ben ßopf abgefd^nitten, am Seben, unb na^
einigen SBo^en wäc^ft i^r ein neuer Äopf, nebjl gü^I^ömern; mit
biefem fletlt ftc^ SSewugtfein unb S3or{ieIIung mieber ein, teä^renb bid
bal^in ha9 Xl^kx, hnxdj ungeregelte Bewegungen, bloßen blinben äBiDen
3u erfennen gab. 9lu^ ^ier alfo ftnben wir ben SBiUen al9 bie @ub«
ftanj, welche be^arrt, ben dnteQect hingegen bebingt burd) fein Organ,
al9 ba^ wed^felnbe Slccibenj. Sr tagt ftd^ bejei^nen ald ber 9{egu«
aotor beö SBillen«. (SB. H, 277—279.)
b) S)a« ©el^irn al« 33ebingung be« ©elbfibewugt«
fein«.
SKc^t nur bie Änfc^auung ber äugenwelt, ober baö Sewugtfein
onberer 3)inge, ijl burt^ boö ©e^irn unb feine gunctionen bebingt,
fonbern aud| baö ©elbfibewugtfein. ÜDer SBiBe an fi^ felbfl ift
bewußtlos unb bleibt eS im größten S^ljeile feiner (Srfc^einungen. S)ie
fecuubäre SBelt ber SJotfiellung muß ^injutreten, bamit er jld^ feiner
bewußt werbe; wie ba« ?i^t erfl burd^ bie eö jurüdwerfenbcn Äörper
p^tbar wirb unb außerbem ftc^ wirfungölo« in bie ginflemiß öerlicrt.
3nbem ber SBiOe, jum 3wed ber Sluffaffung feiner Regierungen jur
224 Oe^im
feinen brau§en tiegenben ^mäm aufgefieOte Sebette, toel^e obett^
auf ber SBarte bed ffopfed, bur^ bte genfier ber ©inne um^erf(^aut,
anfragt, bon mo Unzeit bro^e nnb too 97n|en abjufe^en fei, unb nadf
bcren »eri^t ber aBittc [i^ entf^eibct. (SB. TL, 273. 5». 23 fg.)
(lieber ben Snt^eil beö ©e^irnd an ber Snfc^auung ber
Sugenioelt im ^er^ältnig gum Snt^eil ber ©inne fte^e: Xn*
f(^auung. lieber bad SSer^ältnig bed @e^tmd }u ben ©anglien
fie§e: ©anglien.)
3)er @ammet))Ia6 ber Wlot\t>t, mofelbft i^r Eintritt in ben ein-
^eitlid^en Socu^ be9 93en)ugtfetn9 (Statt ^at, ifi bad ©e^irn. $iet
h)erben fle im t)emunft(ofen Semugtfein Mod angefc^aut, im Der«
nun ft igen bur^ Segriffe Derbentlid^t; toorauf ber 9BiDe fiäf, feinem
inbiüibueQen @^arafter gemäg, entfc^eibet, unb fo ber Sntfc^Iug
^erborgel^t, toel^er nunmehr, mittetfl bed SerebeUumd, be^ 3Rarte unb
ber SterDenfiümme, bie äugem ©lieber in Sekoegnng f e^t. (99$. U, 284.)
!Z)ie ^flanje fü^rt no^ ein lebiglic^ fubjectiDed S)afein, in melc^em
fie no(^ fein SSemugtfein Don irgenb etmad auger i^r ^at. hingegen
fc^on bad ber ^flange am nüd^ften fle^enbe, unterfte S^ier ifl burc^
gefteigerte unb genauer fpecificirte 93ebürfniffe Derantagt, bie Sphäre
feinet 3)afeind über bie ©rän}e feine« Seibed ^inau« )u erweitern.
3)ied gef^iel^t burd^ bie (Srienntnig; t9 ^at eine bum))fe SBa^r*
ne^mung feiner nä^ften Umgebung, a\x9 tuetd^er i^m SRotioe für fein
j£^un, )nm ^md feiner (Sr^altung, ertoac^fen. ^ieburc^ tritt fonac^
bad SDtebium ber äJiotiDe ein, bie in ^tit unb 9laum obj[ectiD ba«
fie^enbe äßelt, fo bumpf unb taum bämmemb anif biefed erfh unb
niebrigfte (S^emplar berfelben fein mag. Sber beutlic^er unb immer
beutlid|er prägt fie ftd^ aud in bem SD?aage, mie in ber auffleigenben
X^ierrei^e ba« ©e^irn immer DoKIommener toirb. 3)iefe Steigerung
ber ©e^iment)oid(e(ung toirb aber herbeigeführt burc^ ba« immer me^r
flc^ er^ö^enbe unb complicirenbe Sebürfnig ber Crgonidmen. 3)enn
o^ne yiotf) bringt bie 9Iatur nic^t«, am menigflen bie fc^ioierigfie i^rer
^robuctionen, ein DoUrommeneö ©e^im, ^eroor. Oebed j£^ier ^at fie
audgeflattet mit ben Organen, bie )u feiner (Erhaltung, ben SBaffen,
bie )tt feinem 5?ampf e not^nimbig fmb ; nac^ bem nttmlid^en SRaagflabe
ba^er ert^eilte fie jebem ha9 toid^tigfle ber na4 äugen geri^teten £)rgane,
ha9 ©e^irn, mit fetner f^unction, bem Srtennen. 3)emgemäg fe^en
mir bie SorfteÜungdlräfte unb i^re Organe, ©e^irn, 3lttt)tn unb
©inne^merfjeuge, immer ooUtommener ^eroortreten, \t ^ö^er koir in
ber (Stufenleiter ber Spiere aufmttrtö ge^en; unb in bem SRaage, »ie
ba« Serebralf^ftem ftc^ enttoidCelt, ftellt ft^ bie Hugenmelt immer
beutli^er, oielfeitiger, DoUTommener, im Semugtfein bar. (9B. U, 229.
316 fg. ?5. II, 49. SR. 48—52.)
Durc^ ba^ ©e^im ift ber t^ierifc^e Organidmud geniiffermagcn
monarc^ifc^ confhruirt: ha9 ©e^irn allein ifl ber Genfer unb Xegierer,
bad ^egemonilon. äBenngleic^ $er), Sunge unb ÜRagen jnm Seflanbe
im 225
bed ©anjen Diel me^r bettragen; fo (önnen biefe @^teg6ürger barum
boc^ ni<^t lenlen unb leiten« S)ied ifi ©ad^e M ©el^imd aDetn unb
nml Don @inem fünfte au^ge^en. ($. n, 271.)
Ein benfenbeö SBefcn o^nc ©el^irn (ote reiner, irnttiateriellcr ®eifl
gebockt) ifl, toic ein Derbanenbc« 9Befen ol|ne ÜWagcn. (äB. II, 70.)
an ber 9tot^ioenbigIeit bed ©c^Iafed, an ben SSeränberungen burd^ ba^
SIter unb an ben Unterfc^ieben ber anatomif^en Sonforniation iß bte
bnrt^gängtge Sb^ängigleit bed ©eifled (dnteÖectd) Don einem einzelnen
Orgon, bem ®e^irn, beffen Function er ip, ttic bo8 ©reifen Function
ber ^nb, nad^getoiefcn. S)er ©eifl (Ontellect) ifi mithin p^^fifc^,
toie bte Serbauung, ni^t metap^^fifd^, me ber SBiÜe. ^ie gute
Serbauung einen gefunben ftavlen SKagen, mie 9t^(eten!raft mu^culöfe
fe^nige arme erforbert; fo erforbert außerorbentlic^e SnteHigenj ein
ungemö^nli(i^ entnidfelted, fdjön gebaute^, burc^ feine 2:e^tur au^ge^
^ei^neted unb bnrd^ energifc^en $u{^fc^(ag belebtet @e§irn. hingegen
ifi bie ^ef^affen^eit bed äBiUend Don feinem Organ abhängig unb avi9
feinem }u prognofiiciren. S)er größte drrt^um in ®air^ ©c^öbeU
(e^re ift, ha^ er auc^ für moralifc^e (Eigenfc^aften Drgone be^ @e^tmd
auffleHt. — ÄopfDerleftungen mit Scriuji Don ©e^irnfubPanj »irfen in
ber 9{ege( fe^r nac^t^eiüg auf hzn ©eift (OnteDect); fle ^aben gänj«
fielen ober t^eilioeifen Slöbfinn jnr i^olge, ober ^ergeffen^eit ber
Sprache, auf immer ober auf eine ^tit, bidtt)ei(en jeboc^ Don me^rern
gemugten Sprachen nur einer, bidtoeilen »ieber blod ber (Sigennamen,
inigleic^en ben SJerluji anberer befef[ener Äenntniffe. ^Dagegen toirb ber
SUIe, ber S^aratter, al9 roeld^er feinen @t^ ni^t im ©el^irn ^at,
fonbem aM ba^ 97{etap§9fif^e bad Prios be^ ganjen Seibed i% burc^
©e^truDerlegungen nic^t Deränbert. — 97a^ gemachten Serfud^en bleibt
eine ©c^nedCe, oer man ben Sopf abgefc^nitten, am Seben, unb nad^
einigen SEBoc^en toMj\t i^r ein neuer Äopf, nebjl f^ü^I^ömeru; mit
biefem flellt fic^ äSemugtfein unb SorfleQung lieber ein, tnä^renb bid
ba^in ba9 %\jikx, burc^ ungeregelte Setoegungen, btogen blinben äBiOen
^n ertennen gab. 9lud^ ^ier a([o ftnben mir htn SBiOen atö bie ®ub«
ftanj, »elc^e be^arrt, ben dnteQect hingegen bebingt burd) fein Organ,
atö ha9 wec^fetnbe SIccibenj. Sr lägt fld^ bejei^nen a\9 ber 9{egu«
lator be« SBillen«. (SB. U, 277—279.)
b) 3)a« ©e^irn aU SSebingung beö ©elbfibetongt»
feind.
yad^t nur bie älnfc^auung ber Slugenmelt, ober ba^ 93en)ugtfetn
anberer Dinge, ifl burc^ ba^ ©e^irn unb feine Functionen bebingt,
fonbem au(^ bad ©elbf^beiougtfein. S)er SBiQe an \xd) felbfi ifi
bemugtlod unb bleibt e9 im größten XijtiU feiner (Srfc^einungen. S)te
fecniibäre Seit ber ^otfleOung muß ^injutreten, bamit er ^d^ feiner
bemußt merbe; loie bad !^i(^t erft burd^ bie ed jurüdhuerfenben ftörper
fu^tbar toirb unb außerbem ftc^ tnirtung^Iod in bte t^inflemiß Derliert.
3nbem ber äSiOe, jum 3^^^^ ^^^ Suff äff ung feiner Sejie^ungen }ur
6d^openl^aue(«S(cieon. I. 15
226 ütffixn
Ättgcntoeft, im t^tcrifc^cn Onbiöibuo ein ©eJ^irn l^cröorbringt, entjlc^t
erji In bicfcm ba« Scnjugtfein bcö eigenen ©elbfl, mittclfl be« ©ubjcct«
bcd Sriennend; n)e{c^ed bie S)ingc ald bafeienb, bod 0(^ ül9 tt)oOenb
auffagt. ißämtic^ bie im ©e^irn auf^ $ö(^f)e gefleigerte, iebo^ in
bie üerfc^iebenen Steile beffetben ausgebreitete ©enftbilitöt mng ju«
DSrberfl alle Strahlen i^rer j£§ätig!eit jiufammenbringcn , fie gleid^fam
in einen Srennpunft concenttiren. SDiefer äSrennpunft ber gefammten
©c^irnt^ätigfeit tfl S)a«, load ftant bie f^nt^etifc^e Sin^eit bei
Spperception nannte; er(l mittelfl berfelben »irb ber SßiDe ftc^ feiner
felbfl bemngt, inbem biefer f^ocuS ber ©e^irntl^StigTeit, ober baS Sr«
fennenbe, {tc^ mit feiner eigenen ^a\i9, barauö er entfprungen ift, bem
SBoOenben, ate ibentifc^ auffagt unb fo \>a€ d(^ entfielt. (3B. II, 313 fg.)
c) (Sinflug ber (Sntmicflung unb ber äBanblungen bed t
@e^irndauf bie dntelligenj in ben t>erfc^iebenen
l^ebenöaltern.
Die frü^e Jlinb^cit bleibt ber Slbern^eit unb S)umm§eit preis-
gegebetf; junäd^fl meil bem ©e^irn noc^ bie S$oQenbung fe^lt, ttetc^e
eS foh)O^I feiner ©röge, als feiner SEe^tur nad^ erfl im ftebenten da^re
erreicht« ©obann aber ifl 3U feiner energif^en !£^ättgfeit nod^ ber
Antagonismus bcS ©enitatf^jlfemS erforbert; ba^er |ene erfl mit ber
Pubertät anfängt. SDurd^ biefelbe aber ^at alSbann ber dnteOect erfl
bie btoge t^ä^tgleit ju feiner pf^c^ifc^en SluSbitbung erlangt; biefe
felbfi lann allein bur(^ Uebung, Srfa^rung nitb 93ele^rung gcmonnen
werben, loeS^alb man bie üoQfommcne 9teife erft inS Dierjigfle Oa^r,
baS ©c^mabenalter, üerfe^t ^at. %üm mä^rcuK biefe pfQ^ifd^e, auf
$ü(fe Don äugen beru^enbe ^uSbilbung noc^ im SBac^fen ifl, fttngt bie
innere p^^fifc^e (Energie beS ©e^imS bereits a\\ wieber }u flnlen. jDiefe
nämlic^ ^at, vermöge i^rer ä(b^ängig!cit Dom 99Iutanbrang unb ber
@inwirfung beS "^ulSfd^IageS auf baS ©e^im, unb babur^ toieber t>om
Uebergewi^t bcS arterieüeu (S^flemS über baS ücnöfe, wie andCj Dou
ber frifc^en S<^^^¥^^ ^^^ ©e^irnfafern, }ubem aud^ burd) bie Snergic
beS ©enitalf^flemS, i^ren eigentlid^en ^ulminationSpunft um baS breigigfle
3a^r; fc^on nac^ bem fünfunbbreigigflen wirb eine letfe Hbna^me
berfelben merl(i(^, bie burd^ baS aDmätig ^eranfommenbe Uebergewic^t
beS Denöfen (S^fiemS über baS arterielle, wie anä) hx\x6) bie immer
fefhr unb fpröber wcrbenbe Sonfiflenj ber ©e^irnfafern, me^r unb mrbr
eintritt unb Diel merflif^er fein würbe, wenn nic^t anbererfeitS bie
pf^c^ifc^e SerDoÜTommnung burc^ Uebung, (Srfaf^rung, ^utoadf^ ber
^enntniffe unb erlangte i^ertigfeit im $anb^aben berfelben i^r cut«
gegenwirfte; Wetter Antagonismus glüdftic^erWeife bis inS fpäte Alter
fortbauert, inbem me^r unb mel^r baS ©e^im einem auSgefpicIten dn*
jtrumente )u Dergleichen ifl. Aber bennod^ f^reitet bie Abnahme ber
urfprünglid^en , ganj auf organif^en Sebingungen beru^enben (Snergie
beS dnteOectS jwar langfam, aber unauf^altfam weiter, unb fo gc^t
es @(^ritt Der @(^ritt abwärts bis ^inab in baS Tinbifd^e Slter.
(SB. n, 264 fg. 237.)
®eljlrn 227
d) Ser^altungdregel in Sejug auf bte Snflrengung
3>er dnteOect (bad @e^irn) ift al9 ein ©ecunbäre« unb $^t|ftf(^e9,
toie alled ^l^^pf^^^ ber Vis inertiae unterioorfen nvk ermübet
burc^ fortgefe^te Stnftrengung 6id }ur gän;;Ud^en 96fhimpfung. 2)arum
erfotbert jebe an^altenbe ©etfledarbeit Raufen unb 9ivil)c. 6ben begen
biefcr feiner fecunbären 9?atur bcbarf ber Önteflcct auf fap ein S)rittel
jetner gangen ii^ebendjcit ber gänjlid^en ©udpcnfion fetner Xi^tttigfeit
im ®d|lofe, b. ^. ber SRu^c bcö Oe^irn«. (ffi. II, 239 fg.)
lud biefer p^^f^fc^en Sef^affen^ett be« dnteHectd ergtebt flc^ für
bic 9eh)a^rung unb ^efeßigung ber jum Seben^glücf fo not^wenbigen
®efunb^eit bie 9{ege(: SD^an ^üte bad ©e^irn bor gejn)ungener, gu
on^abenber, ober ungeitiger Snftrengung. S)emna(^ laffe man ed xnf)m
too^renb ber S3erbauung; h)ei( bann eben bic felbe l^ebendfraft, toelc^e
im ©c^irn ©ebanten btibet, im 3)?agen unb ben @ingemeiben ange«
^engt arbeitet, S^^mud unb @^t)Iu9 }u bereiten; ebenfalls toä^renb,
ober aud^ nac^ bebeutenber !D?udfe(anfhengung. S)enn, ed ber^ält ft(^
mit ben motorif(^en, toit mit ben fenfibeln 92erDen, unb n)ie ber @(^mer},
ben loir in Derlegten ©liebern empfinben, feinen magren @i^ im
®e^irn ^at; fo fmb ed eigentlid^ auc^ ni^t bie Seine unb ^rme,
tselc^c ge^en unb arbeiten, fonbern haß ©e^irn, nSmti(^ ber Si^eil
beffeiben, toel^cr, mittcljl be« verlängerten unb SRücfenmarfö, hit Sterben
jener ©lieber erregt unb baburc^ biefe in Seniegung fe^t. S)emgemäg
^at au(^ bic (Srmübung, »el^e tuir in ben ^Seinen unb Sdmcn fügten,
i^ren tta^ren ®i(j im ©e^irn. Offenbar alfo ttirb baö ©eljim
beeinträd^tigt, nenn man i^m ftarTe 97{udTeIt^ätigIeit unb geiftige Sn«
pannung jugleic^, ober au^ nur bi^t hinter einanbcr abjmingt. S3e«
onberd aber gebe man bem ©c^irn haß gu feiner 9{cfection nöt^ige,
t)one ^aa^ bed @(^Iafe9. 2)iefe9 ^aa^ toirb um fo größer fein,
je enttbidclter unb t^ätiger haß ©el^im ifl. Ueberl^aupt begreife man
^ofjli, bag unfer 3)enfen nic^td Snbered ifi, ald bie organifd^e f^unction
bed ©e^im?, unb fonad) fl(|, in $in{t^t auf Slnflrengung unb 9{u^e,
jebcr anbern organifc^cn S^^ätigTeit analog ber^ält. SBie übermäßige
Snftrengung bie Singen berbirbt, eben fo bad ©e^im. 2Rit Stecht ifl
gefagt norben: haß ©e^im beult, koie ber SRagen berbaut. a)?an foQ
^ ba^er gemö^nen, feine ©eißedfräfte burd^aud a\ß p^^flologifc^e
Sunctionen gu betrad^ten, nm hamij fie ju be^anbetn, }u fc^oncn,
anjufhrengen, u. f. »., unb foD bebenfen, baß jebe« lörperü^e Seiben,
Sef^merbe, Unorbnung, in melc^em S§eil tß a\i^ fei, ben ©eiß
alficirt. (?. I, 470 fg.)
Srgnmngene Snfhengung eine^ ftopfed, ju @tubien, benen er nic^t
getoad^fen ifl, ober mann er mübe getborben, ober überhaupt gu an»
^Itenb^ fhimpft bad ©e^irn fo ab, h)ie Scfen im SRonbfd^ein bie
%ngen. ©ang bcfonberö t^ut bie9 au^ bie Snfhengung htß noc^ un«
reifen ©e^irn«, in ben frühen ftinberj[a^ren, (9B. 11, 86.)
15*
228 9e^
e) Sereingelte Semerlungen.
3n ber ntenfc^ttc^en ©attimg fe^ tDtrbai Onbit)ibua((^ara!ter
bebeutmb ^ertortreten, mä^renb bei ben Zl^ittta ber @attungd«
dfaxatitx üor^errfc^t unb je koetter obtoM^, beflo mc^r jebe (Zpnx
Don dnbt))iouaI<^araher ftc^ m ben aDgemeinen ber (Epccted DerUert.
2Ba^rf(^etnIu^ ^ttngt t6 mit btefem Unterfc^iebe ber 9Renf(^engattnng
Don aßen anbern jufammen, bog bte Snxt^en unb SSinbnngen bed
@e^tmd, n)el<^e bei ben Sögein noc^ gang fehlen unb bei ben 9}age*
t^ieren noc^ fe^r fc^toad^ ftnb, felbfl bei ben obern Silieren meit
fl^mmetrifc^er an beiben leiten unb conflanter bei iebem dnbiDibuo bie
felben jlnb, aü beim SRenfd^en. (SB. I, 156.)
Sßenn man enoägt, bag bie @<^äbel ber Obioten, koie anii ber
9teger, aDein in ber SrettenbimenfLon, a(fo Don ©(^(cife jn @(^ISfe,
burc^gängig gegen anbere @d)&bel jurücffte^en, unb bog im ®egent^eil
groge ÜDenler ungewö^nli^ breite fiöpfe ^aben; — menn man femer
ba}u nimmt, bag ia€ Sßeigioerben ber $aare, mlijt9 me^r bie t$o(ge
ber ©etfledanftrengung, mie auc^ bed ®ram9, aU be« Xlter^ i% —
Don ben Schlafen aud}uge^en pflegt; fo loirb man )u ber Sermnt^ung
geführt, bag ber unter ber @d^(äfengegenb Itegenbe Zfftil M ©e^imd
ber beim 2)enlen Dorjugdmeife t^ätige fei. ($. U, 182.)
@teDt man ftc^ bie S)enf Operationen aU mit koirftic^en, toenn auc^
no(^ fo tleineu; Setoegungen in ber ©e^immaffe Derfnüpft Dor, fo
mügte bur^ ben S)ni(I ber Heineren j£^eile auf einanber ber Sinflug
ber Sage ein fe^r groger unb augcnb{t<f(i(^er fein. S)ag er nun aber
ble9 nic^t ifl, beioeifl, bog bie @a^c nic^t gerabe mec^anif^ Dor ftc^
ge§e. ÜDennoc^ lann bie Sage bed Jfopfed, ba Don i^r nic^t nur jener
Sbrud ber ®e^tmt^ei(e auf einanber, fonbem au^ ber, |ebenfalld kotrl-
fame, grögere ober geringere Slutjuflug ab^&ngt, ni<^t glei^gültig fein.
Sür \>a9 Denfen fd^eint bie Dort^eil^aftefle Sage bie, bei loetc^er bie
basis encepbali gan) ^ori}ontaI ju liegen lommt. S)a^er man beim
tiefen Sttac^benfen ben ffopf nac^ Dome fenft. (^. II, 183.)
SDer @enia(e if} nic^t immer genial, fonbem nur in lucidis inter*
valifl. ßben fo ijl ber Vernünftige, ber Älugc, ber @cle§rtc nid^t ju
aDen ©tunben Dernünftig, Hug, gelehrt fturj, nemo omnibus boris
sapit. tlUe^ SDiefed f^eint auf eine getoiffe ^Intf) unb (Ebbe ber
©äfte M ®e^im9, ober ©pannung unb Slbfpannung ber gibem
beffelben, ^injubeuten. (?. ü, 53 fg.)
3n ^tnfic^t auf bte !£:§atfa^e, bog aud ber unbetougten STiefe unfern
dnnem oft unermartet unb )u unferer eigenen Sertounbemng ©ebanfen
aufpeigen, bie un« »ic Oufpirationen erfc^einen, obgleid^ pe Äefultate
langer, unbetougter »lumination ftnb, — in ©infic^t auf biefe J^at-
fac^e mVc^te man beinahe t& h)agen, bie p^^fiologifi^e ^^pot^efe
aufiufteOen, bog ba^ bemugte !Z)enIen ouf ber Dberfläd^e be« ©e«
iim«, ba« unbemugte im 3nnem feiner SWarffubftan* Dor fi4 gebe.
{% U, 59.)
©el^ör — ®fi|l 229
f) 3)te Sl^Stiglett bed ©el^trnd im Traume. (@.
j£raum.)
g) 3)ad ©e^irn bed ©enied. (®. unter ®enie: Stna»
• tomifc^e unb p^^flologtfc^e Sebingungen be^ ©enied.)
h) Sinflug be^ ®e^irn^ auf bte äSetoegttc^fett
(Sgilttät) ber ©lieber. (@. Setoegung.)
i) Sinflug bed Särmd auf ba« ®e§irn. (®. Särm.)
t^öv^ f. Sinne.
etifl.
1) S)er »egriff „®eijt".
SKit bcm SBort ,,®eifl" toirb in ber J«egel »ein bcutlid^er »cgriff
t)er6nnben. SDenn jur S)eutli^leit eined SBegriffed genügt e^ nic^t,
ba§ man i^n in feine äßerlmale jertege, fonbcrn ed i|^ auc^ erforbert,
bag mon biefe, faQd au^ fle Stbfhacta ftnb, abermatö anal^ßren fönne,
unb fo immerfort, bi9 man }ule|t ju Snfc^auungen ^erabgelangt,
«Deiche allen ienen Segriffen 91ealttät ert^eifen. 9?un ne^me man ben
Segriff ,,®eifl" unb anal^fire i^n in feine 5KerImaJe: „ein benfenbe«,
moQenbed, immaterieDe^, einfa^ed, leinen 9{aum füllenbed, unjerftbr-
bared SEBefen''; fo ifl babei boc^ ni^tö 'S>tvimiit9 gebaut, toeil bie
demente biefer Segriffe {t(^ nic^t burii^ Snf^auungen belegen laffen,
benn ein benlenbed Sßefen offne ®e^im ifl ttie ein oerbauenbed SEßefen
o^ne üKagen. (SB. n, 69 fg.)
@egen bie plumpe UnDerfd^Smt^eit, mit ber bie Hegelianer in aDen
i|ren ©d^riften o^ne Umflänbe unb (Sinftt^rung ein Sänget unb Sreited
über ben fogenannten ;,®ei{l'' reben, märe bie geeignete Sprache:
,,®eif}? mer ijl benn ber Surfc^e? unb toofftx lennt i^r i^n? tfi er
ni^t ettoa blod eine beliebige unb bequeme ^i^poflafe, bie t^r nic^t ein
g»at beflnirt, gef^toeige bebudrt, ober betoeifl?" u. f. to. ($.1, 185.)
SelnfUgenb iß t€, mie Sinige, bie fl^ nic^t me^r unterließen, t)on
ber ^eißeit bed Sßillend ju reben, fiatt beffen, um t9 fein }u machen,
fagen ,,Sreißeit be^ ®eißed'^ unb bamit burcß}uf(|lei<^en ßo^en,
obgleidß boc^ ha9 SBort „®eifi'^ eigentlich ein tropifd^et Su^brucf,
überaQ bie tntenectuellen S^ßigleiten im ®egenfa^ be^
SBitlend bejei^net, unb biefe in ißrem 2BirTen burcßauö ni^t frei
fein, fonbern ft^ juntt^ft ben Siegeln ber Sogif, fobann aber bem
iebe^maligen £)biect M Srfennend anpaffen f ollen. Ueberßaupt ifl
biefer ,,®eifl'^ ber in je^iger beutf^er Siteratur fl^ überaO ßerum-
tnibt, ein bur^aud Derbft^tiger ®efeDe, ben man baßer, tvo er ft^
betreffen Ittgt, nacß feinem $ag fragen foll. ÜDer mit Sfeigßeit Der«
bunbenen ®ebanlenarmutß ate SRadle ju bienen ift fein ßttuflgfhd
©eioerbe. Uebrigend ifl bad SBort „®eifl'^ belanntlicß mit bem
Sorte ®a9 tertoanbt, met^ed, aud bem Slrabif^en unb ber SHcß^mte
^fiammenb, 2)unfl ober Suft bebeutet, eben koie aucß spiritus, icvevfjia,
arnmuB, Dertoanbt mit ave|jio(. (S. 86 fg.)
230 (BAfttt
Der loa^rc Segriff bc« ©cifieö ifl bcr bcö 3nteltcct« att ®c»
^tmfunctton. (äSergl. Anteil ect unb ©e^irn.)
2) !Der ©egenfa^ gkotfc^en ®etfl unb aRaterie.
Unter p^ilofop^tfc^ ro^en Seuten beße^t noc^ ber alte, grunbf«If(!^e
©egenfa^ ^loifc^en ©eifl unb 3Raterte, ben bie $egeltaner unter bem
9Iamen ,,®ctß unb 92atur'' ton Steuern in ®ang gebraut. Unter
Soraudfe^ung biefe^ fa(f(^en @egenfa^e9 gtebt ed bann ©piritua«
liflen unb ^ateriaiißen.
dn SBa^r^eit aber giebt e^ toeber ®ei{l, noc^ äRaterie, n)ol(|I aber
Dtel Unftnn unb $irnge[))innße in ber SBelt. SDad (Streben ber @c^ioere
im (Steine ifl gerabe fo unerQärlic^, toie bad 2)enlen im menfc^Iic^en
@e^ime, toürbe alfo, au9 biefem ®runbe, auc^ auf einen ®eift im
Steine fc^Iießen laffen. 9?e^mt 3ftr im ÜKenfc^cnfopfe, art Deum ex
machina, einen @eifi an; fo mügt i^r aud^ icbem ©tein einen @ei|l
jugeflel^en. Sann hingegen Sure tobte unb rein pafflDe äRatcrie aU
®(^tt)ere flreben, ober a(d (Electrtcität an}ie^en, abflogen unb t$unTcn
f erlagen; fo fann fie auc^ aU ®e^irnbrei beuten. Jlur}, jebem an»
geblichen ®eifi lanu man SRaterie, aber du(^ jeber ÜRaterie ®etfl
unterlegen; tnoraud fic^ ergiebt, bog ber ®egenfa^ falfc^ ifl.
Sllfo ni^t jene Sarteftanif^e (£int^ei(ung aller S)inge in ®eifl unb
aRaterie ifl bie p^ilofop^ifc^ richtige; fonbern bie in SSBille unb
SSorfteUung ifl e^; biefe aber ge^t mit jener leinen (Schritt parallel.
3)enn fie t)ergei{ligt 9(11 eö, inbem fle einerfeitd aud^ ba^ bort gan)
Steale unb D6j[ectit)e, ben ftörper, bie SRaterie, in bie SJorflellung
üerlegt, unb anbererfeitd bad SEßefen an ftc^ einer j[eben (Srfc^einung
auf SB in cn jurüdfü^rt. {% U, 111 fg. % l, 12. 20.)
3) Unterf^iebe ber geifligen Seftt^igung. (@. 3n*
telligenjenO
tf ti^tr (®efpenfler.)
1) S^arafter unb Problem ber ®eiflererf(^einiing.
& liegt fc^on im IBegriff eined ©eifled, bag feine ®egenU)art und
auf ganj anberem SBege funb mirb, a\9 bie cined ftörperd. SBad ein
®eiflerfe^er, ber fl(^ felbfl red^t Derflänbe unb audjubrüdten toiigte,
behaupten mürbe, ifl blo^ bie Sntuefen^eit eine^ SSitbcö in feinem an*
fc^auenben dnteOect, üoIRommen ununterfd^eibbar Don bem, melc^ed,
unter SJermittelung be^ Sic^ted unb feiner Singen, bafelbfl Don ftörpem
Deranlagt toirb, unb benno(| o^ne mirlli^e ®egenmart fot(^er ftörper;
bedgteid^en, in $infi(^t auf bad ^5rbar ®egenmSrtige, ®eräuf(^e, Söne
unb Saute, gauj unb gar gleic^ ben hvtxif Dibrirenbe itörper unb Suft
in feinem D^r hervorgebrachten, bo^ o^ne bie Stntoefen^eit ober 9e«
toegung fol^er ftörper. Sben ^ier liegt bie OueHe bed aRigDerflänb«
nifed, ml6)t^ aUed für tmb toiber bie iRealität ber ®eiflererf^einungen
®efagte burc^ji^^^« 92ämli^ bie ®eiflererf^einung fledt fi(^
©eifler 231
bar DiSlItg mie eine ft5r))ererf(i§etiiung; fte iß iebod^ leine,
unb foO ed and) nt^t fein. @d lotnmt fo(g(i^ barauf an, 3U 6e«
greifen, bag eine (Sinmirfnng glei(^ ber Don einem Körper nid)t not^«
oenbig bie S(ntt)efen^eit eined Jlörperd t)orandfe(}e. SDa nun aQe
Xnfc^auung intellectual, b. f). (objectiD au^gebrüdt) cerebral ifl,
inbent bie @innedem))ftnbungen blod ben @toff liefern, aud toAijtm
allerer ji ber SJerfianb (baö ®c^irn) biefe Äörpermelt burd^ Sin«
toenbung bed i^m a priori Befugten @aufalitätdgefet^ed unb ber
apriorifc^en formen 9?aum unb 3^i^ aufbaut (Dergl. 9[nfc^auung),
fo entfielt bie f^rage, ob nid^t au^ noc^ auf anbere Sßeife, ate burd^
bie ©innedempfinbung, bie Srregung bed ®e^imd ju biefem 3(n«
fc^auungdocte gefc^el^en Ibnnte. SBarum foDte ed aber nic^t möglich
fein, ba§ an^ ein 2)?al eine Don innen, Dom JDrgani^mud felbft
au^ge^enbe Erregung ium ®e(im gelangen unb Don biefem mittelfi
feiner eigent^ümli(^en t^unction eben fo toie bie normale, Don ber @inned«
emt>ftnbung audge^enbe Derarbeitet toerben fönnte? Sei einem SaDe
biefer %xt koürbe bie ^rage entfielen, 06 bie baburc^ ^erDorgebrac^te
Srf (Meinung nic^t no^ eine entferntere Urfac^e, al9 au^ bem dunem
bed Organidmu^, b. f). eine äu§ere Urfad^e ^aben ISnnte, »elc^e bann
freili^ in biefem ^alle nid^t pl^^flfc^ ober !5r))erlid^ getoirlt ^aben
mürbe. SBeiter h)ürbe bann bie grage entfielen, toeld^e^ Serl^ältnig
bie gegebene (Srfc^einung }ur Sefd^affen^eit einer fold^en entfernten
äugern Urfac^e f^ahm ßnne, atfo ob fle ^bicia über biefelbe enthielte,
ja mo^t gar i^r SBefen audbrüdCte. SUfo föme ed aui^ ^ier, toie bei
ber realen Sör))ertDeit, auf bie äJeonttoortung ber ^rage nac^ bem
Ser^älinig ber (Srfd^einung jum SDing an fid^ an. {% I,
241—243.)
debenfaÜd ifl eine @eiftererf(^einung junäi^fl unb unmittelbar nic^td
»eiter, ald eine Sifion im ©e^im be^ ©eiflerfe^erd. S)ag Don
Xugen ein ©terbenber folc^e erregen lönne, ^at häufige (Srfa^rung
bejeugt; bag ein Sebenber ed lönne, iß ebenfaUd, in me^rem fällen,
Don guter ^anb beglaubigt toorben. !Z)ie t^tage iß blod, ob auc^ ein
©efiorbener t& lönne. (^. I, 328.)
2) ftritil ber S3ertoerfung ber ©eiftererf^einungen.
jDie Slbleugnung a priori jeber ÜRögtid^teit einer ©eiflererfc^einung
unb bod Serlad^en be^ ©(anbeut an biefelbe fann auf nic^t^ Ruberem
berufen, aU auf ber Ueberjeugung, bag ber 2^ob bie abfolute Ver-
nichtung be^ äRenfc^en fei. üDenn fo lange biefe fe^U, ifl nid^t objufe^en,
»arum ein Sßefen, bad noc^ irgenbmie epflirt, ni^t auc^ follte irgenbkoie
{t(^ manifeftiren unb auf ein anbered, toenngleid) in einem anbern
Buflanbe befinblid^ed, einioirfen Tonnen, dfl am 9Renf(^en auger ber
SRoterie nod^ irgenb ettoad Unjerflörbare«; fo iß toenigßend a priori
ni<l^t einjufe^en, bag dened, toel^ed bie tounberDoHe Srf Meinung be^
bebend |erDorbra(^te, nac^ Seenbigung berfelben, j[eber Sinloirlung
auf bie nod§ Sebenben burc^aud unfähig fein foQte. 3)ie ®a(|e
234 .^etflet
SorfleOung raumerfüOenber ©egcnfiänbe unb jum Seme^men tmb
Ser^e^en Don Xönen unb ©ttmmen icber Hxt, SBeibe^ o^ne bie ftugere
Anregung bcr @innedem))ftnbungen, — toelc^ed Vermögen fic^ am ^af«
feiibßen a\9 Sraumotgan be^ei^nen lägt, — biefe leinetn ß^^^f^^
untertDorfene S^^atfac^e ^abett mir bei SrKärung ber ©eißererfd^einungen
feflju^alten; benn fle tjl ba^ Urp^änomen, auf »el^ed ^ier ^urüd«
jugc^cn ijt. {% l, 248—254.) aBir l^abcn uit« bei erflätung ber
®etflererf(^etnungen flet^ }u erinnern, bag fämmtlic^e burc^ ba^ 2:rauni»
orgon DoKgogene 9nf^auungen oon ber getoö^nlid^en, ben toa^en 3"^
fianb begrünbenben äBa^me^mung ftc^ babur^ unterf (Reiben, ba§ bei
ber (entern ba$ ®e^im t)on äugen, burc^ eine t>§9fif(^e Sintoirlung
auf bie @iune enegt mirb, moburd^ e^ iugleid^ bie S)ata erhält, nac^
melden t9, mittelfl Stntoenbung feiner Functionen, bie empirif^e Xn«
f^auung )u ©tanbe bringt; mü^renb hingegen bei ber Slnfc^auung
bur^ bad SEraumorgan bie (Snegung t)om 3nnem beö £)rgani^mu^
au^ge^t unb Dom plaflif^en SJerDenf^fiem and fld^ in ba^ ®ebim
fortpflanzt, toel^ed baburc^ gu einer ber erflem gauj ä^nlic^en Sin«
fc^auung veranlagt toirb, bei ber jeboc^, toeil bie Anregung baju tion
ber entgegengefe^ten ®eite fomtnt, alfo aud^ in entgegengefe^ter dtiii'
tung gef^iel^t, anjune^men ifi, baß auc^ bie ©c^mingungen, ober
überhaupt innern Semegungen ber ©e^irnfibem, in umgele^rter Kid^tung
erfolgen unb bemnac^ erß am @nbe ftc^ auf bie ©inne^nerDen er*
flreden, meiere alfo ha9 l^ier }ule^t in St^ätigleit Serfe(}tc fmb, flalt
bog fte, bei ber getoö^nli^en Slnfc^auung, 3u aQererfi erregt »erben*
fl}. I, 321.)
5) SBa& in ber ©eifiererfc^einung bad t)on äugen
(Sinkoirlenbe unb meld^er 9rt feine Sintoirfung ifi.
S)a bie mirlli^e ©eifiererfc^einung eine burd^ bad Sraumorgan
vermittelte Sfnf^auung ift, aber eine fo(d^e, bie bennoc^ ft(^ auf etmaö
mirftic^ Seugered, empirifc^ Sor^anbene^, alfo dorn ©ubject ganj
Unabhängige^ bejie^t; fo frttgt ft(^, toa^ biefe« SIeugere ifi unb mie
t9 auf ba« geiflerfe^enbe ©ubject toirlt. Offenbar mu§ e« mit bem
dnnern bed Drganidmu«, t)on toelc^em au« bie Snfi^auung erregt
koirb, in irgenbeine Sommunication getreten fein. S)iefe fann aber
feine p^^fifc^e, fonbem nur eine metap^^fifc^e, folglid^ nur eine
im 3)ing an fi^ murjelnbe fein. SDie (Eintoirfung lann bemnac^ nur
eine Dom SBillen aU bem aDen dnbibibuen gu ®runbe liegenben, bie
©(graulen ber dnbioibuation bur(^bre^enben S)ing an fic^ ^errü^renbe
fein, alfo eine ma gif d^e. S)er SBiOe al9 3)ing an fid^ liegt außerhalb
bed principii individuationifii (9{aum unb ^tit), burc^ mel^ed bie dn*
biDibuen gefonbert ftnb; bie bur^ baffelbe entfle^enben ©(^raufen
fmb alfo für i^n nic^t ba. hieran« erüdrt fi^ bie unmittelbare
(Stnmirlung ber OnbiDibuen auf einanber, unabhängig Don i^rer 9{ä^e
ober %ttnt im Kaum, im ^eQfe^en unb in ben magifc^en SBirfungen.
dnbem ber SBiDe be« Sinen, burd^ feine ©(^raufen ber 3nbiDtbuation
gehemmt, alfo unmittelbar unb in distans, auf ben SßiUen bed 9nbem
<ietfler 235
mit, ffot er c6en bamtt auf ben £)rgamdtnud beffelben, aU meldtet
bie Objectioatton eben J)iefed äBtHend i{}^ etngemirft. Senn nun eine
folc^e, auf btefem SSBege ia9 dnnere bed Drganidmu^ treffenbe (Sin«
ttirfnng fic^ auf beffen Senler unb Sorflanb, ha9 ©anglienf^flem,
erßiecft unb bann üon biefem aud flc^ bid tn^ ®e^im fortpflanjt;
fo tonn fie Don biefem bod^ immer nur auf ©e^imtoeife, alfo ju an-
|(^auli(^en Silbern, verarbeitet merben. dn}h)ifc^en mirb eine (Sinttirfung
icner Xrt nod^ immer ba^ ©epräge i^red Ürfprunged an fic^ tragen
nnb biefed ber im @e^irn hervorgerufenen ©ef^att aufbrücfen. SEBirft
j. 9. ein ©terbenber burc^ flarle ©e^nfud^t ober fonftige energifc^e
SiQendintention auf einen Entfernten; fo koirb bie @efla(t beffelben
[((^ im ©e^irn bed SInbem barfieüen, b. ^. gau} fo toie ein Körper
in ber SßirTlic^feit i^m erfc^einen.
S)a nun ber Sßille, fo fem er !Ding an ^6) ift, burd^ ben 2^ob
^W jerflbrt loirb; fo lägt fic^ a priori ni^t bie SRögtid^Ieit ab«
leugnen, bag eine magifi^e SBirhing ber bef^riebenen 8rt nic^t auc^ foHte
öott einem bereit« ©ejiorbcnen au%^en fönnen. ($.1,321 — 325.)
6) ©d^toierigteiten bei ber 9nnal^me MirKic^er ©eifier«
erfd^einungen*
SBenngtei^ fi(^ a priori nic^t gerabeju bie 9)2ög(ic^feit einer ma«
gifc^eu, üon einem bereit« ©eftorbenen au«ge^enben (Einn)ir(ung ableugnen
t>, fo IS§t fic^ eine folc^e äRöglic^feit jeboc^ auc^ nic^t beutlic^
abfegen unb bal^er ))ofttit> behaupten, inbem ^e, koenn anif im SUge«
meinen ni^t unbenibar, bo(^, bei näherer Betrachtung, grogen ©c^toie^
rigleiten unterworfen ifl*
S)iefe ©^loierigleiten liegen t^eil« auf ber ©eite be« bie ©eifler
toa^e^menben ©ubjject«, t^eil« auf ber objectiDen ©eite, b. f). auf
ber ©eite be« angenommenermagen eintotrieuben Serftorbenen.
a) ©(^tDtertgfeiten auf ber fubjectioen ©eite. S)a koir ba«
im !£obe unterfe^rt gebliebene innere SEßefen be« 3Renfd^en un«^ju
benlen ^aben al« auger ber ^tit unb bem 9taume e^ßirenb ; f o lönnte
eine Sinmtrfmig beffelben auf un« Sebenbe nur unter fe^r vielen Ser«
mittelungeiL bie aQe auf unferer ©eite lägen, ©tatt finben; fobag f(^)oer
aud)uma(^en fein toürbe, toie Viel bavon toirlUc^ Von bem Serftorbenen
ausgegangen wäre. S)enn eine berartige (Sinnirlung ^Mz nic^t nur
juüdrberfl in bie Snfc^auung^formeu bed fte »a^nte^menben ©ubject«
cinpgc^en, mithin ft(^ barjupeUen aU ein 9{öumli(^e«, 3^it(i(^ unb
tiaif bem Saufa(ität«gefe( materiell SBirlenbe«; fonbern fie mügte
überbie« mif noc^ in ben 3ufammen^ang feine« begrifflichen S)enlen«
treten, inbem er fonfl ni(^t tviffen Würbe, loa« er barau« ju machen
bat, ber i^m (Erfc^einenbe aber nic^t bto« gefe^en, fonbern auc^ in
feinen 9[bftd^ten verflanben »erben will. S)emnad^ ^dtte biefer ft(^
att(§ noc^ ben bef^ränften Slnfic^ten unb Sorurt^etlen be« ©ubj[ect«,
betreff enb ba« ©anje ber Dinge unb ber äSJelt, ju fügen unb ju
accommobiren. 8ber nod^ me§r, obwohl bur^ eine innere, au« bem
240 (Sele^rfatnleit. (BtU^xtt
8) ©egenfa^ jtDifd^en bem ©ele^rten unb beut 2Rann
üon nQtürIid)em SSerftanb.
U\i9 bem SJorjug ber tntuttiben Srfennttttg üor ber obflracten
(Dergt. 9nfd^auung unb 93egrifF) crflärt [i^, toaxnm im tDirfttc^en
ithtn ber ®c(e^rte, beffen äJorjug im Sßet^tl^um abjlracter Sriennttiig
liegt, fo fe§r jurüdjle^t gegen ben SB eltmann, beffen $$orjug in ber
t)on(ommenen intuitiven Srfenntnig befte^t, bie i^m urfprünglic^e Sn«
läge verliefen unb reid^e (Erfahrung audgebilbet ^at. (9B. U, 82.)
Unter allen @tänben finben toir äRenfd^en t)on inteOectueller Ueber«
legen^eit, unb oft o^ne ade @ele^rfam!eit. SDenn natürlicher Serflanb
!ann fafi jeben ®rab t)on Silbung erfe^en, aber feine Si(bung ben
natürti^en $er{lanb. 3)er ©ele^rte l^at t)or Solchen aüerbingd einen
9{eic^t^um t)on gäOen unb S^atfad^en (^iflorifc^e ^enntnig) unb S'aufaf«
beftimmungen (9?atur(e^re) vorauf; aber bamit ^at er bod^ noc^ ni(^t
bie richtigere unb tiefere @inft^t in bad eigentliche Sßefen aOer jener
Säde, 2;^at[ad^en unb (Saufalitäten. S)er Ungele^rte Don ©^arfbtirf
unb Penetration ttieiß jened 9?eic^t^um^ ju entrat^en. Q^n le^rt Sin
SaQ aud eigener Srfa^rung me^r, ate mond^en ©ele^rten taufenb gäUc,
bie er fennt, aber ni^t t)erfte^t; benn ba9 n)enige äBiffen }ciiei^
Ungele^rten ifl leben big, hingegen ift bad biete 9Bif[en ber gett)(>4n«
liefen @ele^rten tobt. !^a^er, n)%enb manchem Ungele^rten ^it
ri^tigc 9[uffaf[ung ber anfc^aulic^en SEBelt ben ©tämpel ber Sinflc^t unb
äBei^^eit, auf bie ©time gebrücft ^at, trägt bad ©efic^t mandjed ®e*
lehrten oon feinen t)ielen ©tubien feine anberen ©f)uren, aU bie ber
(£r[c^5f)fung unb Slbnu^ung burc^ übermößige, erjUjungene Slnfhengung
ht9 @ebäd^tnif[ed }u toibernatiirlic^er Sln^äufung tobter Segriffe.
(3B. n, 84.)
4) gelter ber meiften ©ele^rten.
3)en meipen ©ele^rten ifi i^re SSSiffeufd^aft aWittel, nic^t Smi.
ÜDarum »erben fie nie etmad @roged barin leiflen; m\l ^ieju erforbcrt
ifi, baß fic S)em, ber pe treibt, S^zd fei unb atteö Änbere, ja fein
SDafein felbft, nur iDiittel. Die ©ele^rten, toic fie in ber JRegel finb,
flubiren }u bem S^^^f ^^f^" ^^^ f (^reiben ju fönnen. S)a^er gleicht
i^r ^of)f einem SD^agen unb ©ebärmen, baraud bie @f)eifen unverbaut
mieber abgeben. (Sben bed^alb toirb aud^ i^r IBe^ren unb Schreiben
menig nü(}en. S)enn Snbere ntt^ren fann man nic^t mit unDcrbauten
Abgängen, fonbem nur mit ber Sßilc^, bie aud bem eigenen ä3Iut fi4
abgcfonbert ^at. (?. H, 514 fg.)
S)ic überrafd^enbe Unwiffen^eit t)ieler ©ele^rten in 3)ingen i$rf^
^ad^z^ ^at }um legten ®runbe i^ren ÜRanget an objectiDem -3"'
tcreffe für bie ©egenftänbe beffelben, ba^er bie folc^e betreffenben
iS3o^rnel^mungcn, SBemerfungen, ©infid^ten u. f. ». feineu lebhaften
(Einbrucf auf fte mad^en, folgüd^ nid^t ^aften; toie fte benn über^au|)t
nic^t con amore, fonbem unter ©etbfljmang flubiren. (?. II, 56. Ucbec
ben Sorjug bc^ S)tlettanten t)or bem ©ele^rten ftel^e: 3)iIettont.)
®ela{fenl^eit 237
•
toed^felt man ®etj ntd§t mit ^ab\uä)f (avaritia), fo lägt fid^ f ür t^n
[agen, bag er Don bem richtigen ©rnnbfage audge^enb, ba§ aOe ©enüffe
btod negatto totrlen, bie ©d^merjen hingegen poftttD unb fe^r real |inb^
[lä) j[ene oerfagt, um ftd^ Dor btefen bcßo beffer ju fiebern, fonad^ ba<^
sustine et abstine ju feiner SKajimc mad^t. ©ogar, lücnn bcr
@ei3ige hierin gu koeit gienge, koürbe btefer %i^Ux ^öd^flenö i^m felbfl,
nic^t 9nbem gum ©d^aben gereid^en. 3)ie t)on i^m aufgehäuften
@4s|?e fommen meifl Slnbent }u ®ute; aber ani) tioij bei feinem
Seben lägt fic^ in f^äHen groger 9?ot§ immer nod^ e^er t)on i^m etn)ad
^offen, ate üon bem audgebeutelten, t)erfc^ulbeten SSerfc^toenber.
Snbererfeitd aber, üon einem anbem ©eftc^t^punft au^, lägt ftd^
gegen ben ®eij fagen^ bag er bie Ouinteffenj ber Safler ift» ®enn,
roäV^nb ber Serf^menber, blo^ t)om steige ber ©egenmart ^ingeriffen,
feiner pnntic^en 9?atnr unterliegt unb unüberlegt, um bie 3^^^"!^
unbefihnmert, ^anbelt, fo überlebt hingegen in SDem, beffen t^ä^igfeit
in ftnnlic^en ©enüffen erflorben ifl, nienn er ftc^ gum ®eije nienbet,
bie geiftige ®ier bie fleifc^Iid^e. ®a« ®elb, ber 9?cptäfentant
oHer ®titer bcr SBrit, bo8 abfhactum berfelben, toirb jeftt ber bürre
@tainm, an meieren feine abgeftorbenen 93egierben, aU Sgoidmud in
abstracto, fid| Hämmern. @ie regeneriren fld^ nunmehr in ber Siebe
3um ÜRammon. Slud ber flüchtigen, finnlic^en Segierbe tfl eine über«
legte unb berec^nenbe ®ier nac^ ®elbe gemorben. (£^ ifl bie l^artnäcfige,
glei(^fam ^ij felbfl überlebenbe Siebe gn ben ®enüffen ber Sßelt, bie
fublimirte unb t)ergei{iigte g[Ieifd^edIu{L S)er ®eig ift ba^ Saßer be^
altera, h)ie Serf(^n)enbung bad ber dugenb. (% U, 221—223.)
Cbtlaffenlirit.
1) »Ortzeit ber ®elaffenl^eit.
Wlan getob^nt ftc^ an SlOe^; ba^er ifl ®e{affenfein b(o^ ber
©cmo^n^eit guDorTommen, — ein groger Sort^eil: ber ®ekD0^n^eit nid^t
bebürfen. ($). 448.)
2) Sßad bie ®elaffen^eit befonber^ befbrbert.
!Der^ koeld^er bei aOen UnfäQen gelaffen bleibt, jeigt, bag er toeig,
mie coloffal unb taufenbfältig bie möglichen Uebel bed Seben^ finb;
tot9^Qlb er ba^ jie|$t eingetretene anfielt ald einen fc^r fleinen 2:^ei(
beffen, ma^ lommen Ibnnte. S)ie^ ifl bie floifd^e ®efinnung, in ®e«
mäg^eit melc^er man niemals bed menfd^tic^en Soofed uneingebenl fein
fod, fonbent eingeben!, toie ungä^tig bie Uebel, benen ba^ menfc^Iid^e
3)afein au^gcfe^t ifl. S)iefe Sinftd^t aufjufrifd^en, brandet man überaO
nur einen Süd um fid^ ju toerfen. {% I, 503.) iHid^td aber »irb
und jum getaffenen (Ertragen ber und treffenben UnglüdtdfäOe beffer
befähigen, aü bie Ueberjeugung, bag Slled ttad gefd^ie^t, bom ®r5gten
bid jum ftleinflen, not^toenbig gefd^iel^t. S)enn in bad unDermeiblid^
9{ot^ttenbige »eig ber iD!enf(^ ftd| batb ju finben. SBer oon ber (Sr»
fenntnig ber 92otl^tt)enbigTeit burc^brungen tft, n)irb }ut)5rberfl toiUig t^nn
toad er lann, bann aber »iOig leiben koad er mug. ($. I, 504 fg.)
238 ®erb — ©elellrfamfeit. ®ele^rte
#
1) »cgriff bc« ®clbc«.
®elb t|l !cin SonfumtionöartiM; öiclmc^r ifl c« ein Bloßer Äe»
^)rafentant bcr lüirffic^cn, Braud^borcn ®ütcr, ni^t felbfl ein fol(^e«.
3)ic 3)itcatcn fmb im ®runbc felbfl nur Sicc^cnpfcnnigc; xixdft fic §abcn
Scrt^, fonbcm Do«, toa9 fie öertrctcn. (^. II, 222.)
2) Urfad^e ber ®elbltebe ber ÜRenfc^en.
S)ag bie äBünf^e ber ÜRenfc^en §auptfad)ttc^ auf ®elb gerichtet
fmb unb fte btefed über Sllled lieben, ifl natürttd^, n)o^l gar unDcr«
niciblic^. SDenn ba« ®clb ifl ate ein «nerniüblic^cr ^rotcuö jcbcn
Sugenblicf bereit, \\(Sj in ben j[ebcdmatigen ®egen{ianb unferer SBitnfc^e
unb mannigfaltigen 93ebürfniffe ju t)ern)anbeln. debed anbere @ut
nämlic^ !ann nur einem SBunfc^, einem S9ebUrfnig genügen, ift
folglich nur ein relatiued ®ut; ®elb allein ifl bad abfolute @ut,
iveil ed nic^t blo9 einem Sebürfnig in concreto begegnet, fonbem
bem Sebürfnip überhaupt, in abstracto. {% I, 367.) ®o« ®clb
ifi bie menfc^lic^e ®lUcrfälig!eit in abstracto; ba^er, iner nic^t me^r
fä^ig ifl, fie in concreto ju genießen, fein gange« $erj on bajfclbc
iläiigt. (?5. II, 625. «ergl. auc^ ®cij.)
OtUI)rfantluit. 0tlel)rtt.
1) Untcrgeorbneter SBert^ ber ®ete§rfamTeit.
!I)er ®eifl bebarf jwar aOerbing« ber 9?a^ning bc5 ©toffc« bon
ttnßen. Hber niie ni^t SOe«, niad uir effen, bem Drganidmud fofort
einverleibt »irb, fonbern nur fofern e« »erbaut morben, wobei nur ein
fleiner S^^eil babon toirflic^ afftmilirt tnirb, ha9 Uebrigc tnieber abgebt,
wedfjatb mc^r effen, ato man affimilircn fann, unnii|j, ja fd)äbli(^ if);
gerabe fo ber^ätt t9 ftd^ mit bem Sieltniffen ber ®elc^rten: nur fofern
baö ®etefcnc unb ®cternte Stoff gum 3)enfen giebt, üerme^rt t9
nnfere Sinftd^t unb eigentliche« SSJi^en. Stoße ^nfäüung be« ®c>
bäd)tnif[e« hingegen giebt feine Sinftc^t. S)ie ®ele^rfamfeit ifl mit
einem fc^meren ^arnifc^ gu t)erglei(^en, al« tnelc^er aüerbing« ben
ftarfen SRann billig unübertoinblid) mad^t, hingegen bem @(^tDad)en
eine ?ofl ifl, unter ber er üollenbe gufammenfmh. (SB. H, 86 fg.)
!Dic Jfunbe ifl ein Möge« SRittel gut (Einfl^t, ^at aber an T^d)
toenig, ober feinen SSßert^. S9et ber impofanten ©ele^rfamfeit ber
Sietwiffer brttngt fid^ un« bie Setrad^tung auf: o, wie wenig muß
boc^ einer gu benfen gehabt ^aben, baß er fo bie( ^at lefen unb
flubiren fbnnen. {% II, 513 fg.)
9Bie gar unbcbeutenb ifl e« cigentlid^, wa« gelehrt werben fann,
Mnb wie wenig bemnad) ifl bamit gefagt, baß man Sinen einen ©e*
lefjrten nennt. %m meiflen fü^It man biefe« in gätten, wo e« eigentli*
auf ba« 3ubicium anfommt, unb Wo ba^cr „®ef(^eut" mc^r am
Orte wäre, aW „®ele^rt". Dffenbor ip in icbem aScnfc^en ba«
angeborene, ber ®eifl, ba« ®enie, Don größerem ©ewic^t, aU bad
erworbene, gu weld^em lefetem bie ®eIe^rfomfeit gel^Ört. (SB. 421.)
dtUffc^arnftit (Sefe^rte 239
(Sinfic^t unb Xüaffxt SBetfl^eit ^at t^re OueQe in ber rtii^ttgen unb
tiefen anf^aulic^en Suff affung ber Sßelt^ nid^t im abflracten Sßtffen.
Sa^er anq Knnen 2Beife in ieber ^dt (eben, unb bie bcr Sorjeit
bleiben ed für ade fommenben ©ef^Iec^ter. ©ele^rfamfeit hingegen ifl
xtlaixo; bie ©ele^rten ber Sorjeit ftnb meiflend ftinber gegen und unb
bebürfen bcr JRo^P^t. (S33. U, 87.)
3)ad wol^tgemS^ttc ©^mbot bed reinen ®ele^rten aU fold^en ifl bie
Vertiefe. @ie giert ben Stop^ mit einem rei^Iic^en ^aa^t fremben
$aared, bei (Ermangelung bed eigenen; toit bie ©ele^rfomfeit in ber
is^fiattung bed ßopfed mit einer grogen SRenge frember ©ebanfen
befielt, meiere benn freiließ i^n nic^t fo n)0^( unb natürltd^ Ileiben,
no(^ fo fefl lourjetn, noc^, toenn üerbrauci^t, fogleic^ burd^ 9nbere aud
ber felbcn OueUe crfe^t »erben, toie bie bem felbfleigenen ®runb unb
Sobcn entfproffenen. — SBirltic^ t>txf)ii\t aui^ bie DoQenbetfle ©ele^r«
famfeit ftd^ jum @enie, h)ic ein Herbarium gur fletd fid^ neu ergengenben,
etoig frifd^en, jiungen unb mec^fetnben ^flanjentuelt. (^. JI, 515.)
3)ie ©ele^rten fmb S)ie, toctc^e in ben 93üd§crn gelefcn l^aben;
bie 3)en!er, bie ®enied, bie 2Be(terIeud^ter unb f$0rberer bed ÜReufd^en«
gefc^tec^td ftnb aber S)ie, tuelc^e unmittelbar im Sud^e ber SBelt
Briefen ^aten. {% II, 527.)
Xuf ber intuitiDen Srfeuntnig beruht bad unenblid^e Uebermicgen
bed ®enied über bie ®ele^rfam!eit; fte t)er^alten ftc^ gu cinanber, h)ie
ber ?e^ bed alten ftlafftferd }u feinem Kommentar. (SB. U, 79.
% II, 82. 515.) Sin ®ele^rter ift toer Diel gelernt ^at; ein ®enie
'itt, t)on bem bie SRenfd^l^eit lernt, XDa§ er t)on j!einem gelernt ^at.
(% U, 82.)
2) ®egenfa6 jmifc^en bem ^ad^gele^rten unb $§i(o«
foppen.
Sin qrcIufiDer f^ad^gele^rter ifl bem i^abrifarbeiter analog, ber, fein
ithm lang, nichts Snbered mac^t, ald eine beftimmte Schraube, ober
$aten, ober ^anb^abe ju einem beflimmten 9SBerf}euge ober ÜRafc^ine,
iDorin er bann freiließ eine nngtaublic^e SirtuofttSt erlangt. Sud^
fann man ben t$ac^geU^rten mit einem 37{anne Dergleichen, ber in feinem
eigenen $aufe mo^nt, \Aoi) nie ^eraud fommt. dn bem $aufe fennt
er %Ut^ genau, )ebc9 Xxtppd^m, jieben 2Bin!e( unb {eben 9a(!en; aber
au§er^aI6 beffelben ifi i^m Sded frcmb unb unbefannt. — SBal^re
Silbung jur Humanität hingegen erforbert burc^aud Sielfeitigfeit unb
Ueberblidf, alfo, für einen ®e(e^rten im ^ö^em ©inne, aüerbingd ettoad
^ot^^ifloria. SBer aber DoQenbd ein $^i(ofo))^ fein min, mug in
feinem 9op\t bie entfernteften Snben bed menfd^Iic^en SBiffend }u«
fammenbringen. — ®eifler erftcn 9{anged nun gar toerben niemaU
Sai^gele^rte fein, d^nen ifi bad ®an)e bed S)afeind jum Problem
gegeben unb über baffelbe teirb dcber bon i^nen, in irgenbeiner
Sorm unb Seife, ber ÜRenf^^eit neue «uffd^tüffe ert^eilen. {% U,
520.)
t
242 (Scmüt§
9Renfd§en bem Xf)itxt bariu no^e, ha% er t^m Sßefen itnb 2)afeui nur
in bcr ©»)ccicö jugeflc^t. (?. U, 633.)
2) S)cr ©i§ bzx ©cuicitt^cit.
SBad tDir mit aQen iDtenfd^en; ja mit ben S£[)iercn gemein \)ahtn,
ttjorin tüir alfo Ocbem gleid) finb, ifl bcr SBitlc. (Dagegen ifl ®a«,
tt)a« äBcfcn über SEBcfen ergebt, bie Srfenntniß. 2)er SBiflc alß
ha€ burd^aud ©emeinfame ifl eben anc^ \>a9 @emeine. S)emgetnä§
ifl jcbeö ^tige ^cröortreten bcffclbcn gemein, b. §. eö fc^t miö
l}era6 ju einem blogen 93eifpie(e (S^emplare) ber ©attung. ©cmein
bo^er ifl aller ßotn, unbänbige greube, ^a^, gurc^t, fnr^ icbcr
Äffe et, b. ^. jcbe Seloegung beö SBiUen«, wenn fte fo flar! wirb,
bag fie im Seiougtfein haS Srfennen entfc^ieben überwiegt. SiQ man
nid)t gemein werben, fo i)at man feinen äBiUcn 3U t)erbergen, wie feine
@enitalien, obgleich Seibe bie äBurjel unfern ^cfend ftnb, unb f)at
Mo« bie Srfenntnig fe^en ju laffcn. C$. U, 634 fg.)
3) S)er @tnn unb ha^ Xreffenbe bed Slu^brucfd „fic^
gemein mad^en".
Seber mißt ben Snbern nur nod^ ÜKaf^gobc feiner eigenen Sntelligcnj.
gür ben geiflig 9tiebrigen, SSuIgärcn, bcffen Erfennen ganj nur im
SDicnfie feincö aSBiÖen«, feiner pcrfönli(^en ßtocdt unb Slngclegcn^citcn
aufgebt, ifl ba^cr ber geifiig §o§c fo wenig öor^anben, wie bie ^axit
für ben a3Iinbcn. äHe ©eifler fiub 2)cm unfid^tbar, bcr fetbfl feinen
^at; jcbe S05ert^fd^ä(jung i|l ein ^>robuct auö beut SBert^e be« @c*
fc^äfeten mit ber 6r!cnntnigfp^äre bc5 ©(^ä(jer«. $icrauß folgt, ha^
man flc^ mit 3ebem, mit bem man fprid^t, niüctlirt. SrwSgt man
nun, wie nicbrig gefinut unb begabt, alfo gemein bie meijlen 2)?cnf(^en
fmb, unb wie fd)Wer ba^er eö ifl, mit i^nen ju üerfc^ren, o^ne auf
fold^e 3cit felbfl gemein ju werben, fo wirb man ben eigentlidjen
©inn unb ba« S:reffenbe beö auöbrudö „fi(^ gemein mod^en"
grünbUc^ berfle^en. (?. I, 476.) ©cfeHigfeit mit ©emeinen, bloö
eine« fubjcctiöen Ontereffeö gärigen, ifl 3)egrabation, rec^t eigentliche«
@i(^ gemein ma^en. (^. II, 74.)
BtmüÜf.
1) ©egenfa(} jwtfd^en ©emüt^ unb ©eifl.
ÜDcr ©egenfaft 3Wifd^en ©emüt§ unb ©eifl ifl berfelbe, wie jwifc^cn
$erj unb Äopf; c« ifl alfo ber ©egenfaf 3Wifd)cn 9BiI(e unb
OnteUect, bem primären unb ©ecunbären. (©. ^erj.) Gin ©efil^I
biefee Ser^ältniffe« ifl au(^ in bcr lotcinifc^cn ©pra^e au^gebriicft,
wo ber 3ntettect mens, ber aBiße hingegen animua ^cißt. Animus
ijl ba« belebenbc «ßrincip unb jugleic^ ber SBifle, ba« ©ubject ber
Steigungen, «bfld^tcn, ?eibenf(^aften unb Slffectc; cö ifl bad ffcitiiW
5^U|Jioc, alfo ©cmüt^, nidjt aber Äoj)f, Animi perturbatio ifl ber
affect, mentis perturbatio würbe Serrücftbeit bebeutcn. (äJJ- ^^f
268 fg.)
(Gemein 341
«
3n ber ®ele^rten-9{e))u6{if ifi ed, tote in anbern 9te]}uMtIen: man
ßebt einen f(^(t(|ten SRann; ber füll t)or fid^ ^inge^t unb nic^t Hüger
fein tDiÜ, otö bie Slnbern. ®egen bie e^centrijc^en jföpfe, a\9 koeld^e
Oefo^r bro^cn, ocrcinigt man flc^. 3cber fuc^t, unbefümmcrt um bad
@an^t, nur ftd^ geltenb ju ma^en, um Slnfe^en ju gewinnen; ba^
®njige, toorin flc aHe übereinpimmcn, ift, einen toirliid^ eminenten
fiopf, tocnn er p^ jeigen follte, nid^t auffommcn ju loffen. (% U,
518.) 3« oß^ Seiten ioar man in ber ®eIe^rten«»{Rei)ubIif bemüht,
bad SRittelmögige in jeber Gattung ^erau^jufheic^en unb bad eigentlich
Sßert^DoQe^ t^ ®roge, ate unbequem ju üerfleinent; j[a gu befeitigen.
($. 467.)
S93a9 bie Sudler ber meifien ®elel^rten fo langweilig ma^t, i{! mi)t
bie S^rotfen^eit be$ ®egenitanbed; fonbem, »te bad Diele Sefen unb
Semen bem eigenen X)enTen ^bbru^ t^ut, fo entmö^nt ha^ t)iele
©(^reiben unb Se^ren ben SRenfc^en oon ber S)eutti(^feit unb eo
ipso ®rünbUdf|Ieit be« SSSiffen« unb S erflehen«, Ujeil eö i^m nic^t
3eit tagt, biefe ju erlangen. S)a muß er bann in feinem Vortrage
bie Süden fetned beutli^en (Srfennend mit Sorten unb $§rafen aud«
füUen. (^. n, 514.)
!Z)ad unauf^örlid^e Sefen unb ©tubiren t)erbirbt gerabeju ben Jfof)f.
S)ie^ trägt Diel bei jum Wlan^tl an Originalität ber ®ele^rten.
S)a3u fommt aber noc^^ bag fte Dermeinen, gleich anbern Seutcn i^re
Seit jtDifd^en ®enug unb Arbeit t^eilen ju muffen. 92un galten fte
bad Sefen für i^re Slrbeit unb eigentüd^en S9eruf, überfreffen ftd^ atfo
baran bid gur Unberbaulic^feit. S)a fpielt nun nid)t me^r blod ha9
Sefen bem teufen ba^ ^räDenire, fonbcrn nimmt Neffen ©te0e ganj
ein; benn fie beulen an bie @ad)en auc^ gerabe nur fo lange, toie f!e
barüber lefen, alfo mit einem fremben ^of)f, nid^t bem eigenen. Oft
aber ba^ SBud^ weggelegt, fo nehmen ganj anbere !Dinge i^r dntereffe
Dte( lebhafter in Snf))ru4, nämlid^ f)erf5nli(^e Sngelegenl^eiten, fobann
(Bijau\pitt, ftartenfi)icl, ifegelff)ie(, Slage^begeben^eiten uub ©eftatfd^.
(S. n, 85 fg. f. U, 527.)
(Ueber bie fpecieüen Sedier ber beutfd§en®ele§rten fie^e: 3)eutfd^.)
tttnttin.
1) SSJorum ,,gemein" ein Äu«brudf ber Serad^tung ijt.
@emein bebeutet urff)rüngtic^ bad allen, b. ^. ber ganjen ©pecie^
eigene unb ®emeinfame. Demnach ifi wer weiter leine Sigenfc^aften
^lat, ote bie ber SKenf^enfpecieö über^au^t, ein gemeiner SKenfd^.
Sßelf^en 9ßert| aber lann ein äßefen ^aben, weld^e^ Weiter ni^td ifi,
atö aRiQionen fetned ®Ieid^en? SDad 3(udjeid^nenbe bed SReufd^en Dor
bem Z^iere ifi, ba§^ wä^renb biefe^ nur ®attung9c^aralter §at, jenem
dnbtDibualc^aralter }u!ommt. deboc^ ifl in ben SDteiften nur wenig
wirflid^ OnbiüibueOe^. 3§r äBoQen unb S)enlen, wie i^re ^^^{lognomie
fmb bie ber ganjen @f)ecte«, aUenfaK^ ber filaffe, ber fie angehören,
unb barum alltägßc^, gemein. 2)er f$Iud^ ber ®emein^eit fleOt ben
242 ^emüt^
SRenfd^m bem S^^tere bariit no^e, ha^ er i^m SBefeii nnb 2)afeüi nur
in ber ®<)ecicö jugcfle^t. {% U, 633.)
2) ®cr ©ig b«r (Scmcin^cit.
3Bad toir mit allen iDtenfc^en, \a mit ben Silieren gemein ^aben,
ttorin tuir alfo 3ebem g(ei^ fmb^ tfl ber SBiUe. ^Dagegen ifi S)a«,
toad äBefen über SBefen ergebt, bie Srfenntnig. X>er ä&ide a(g
ba^ burd^aud ©emeinfame ifl eben au^ ha^ @emeine. !Demgeinä§
tfl iebe^ H^^S^ $ert)ortreten beffelben gemein, b. f). ed fegt mi^
^erab ju einem blogen 93etfpie(e (S^emplare) ber (Sattung. @cmeiii
ba^er ifl aller S^xn, nnbänbige greube, ^a^, gurc^t, hirj jcbcr
Äffcct, b. ^. jcbe Setoegnng M SBiUenÖ, Wenn fte fo flarf toirb,
ha^ fle im S9elougtfetn bad Srfennen entfd^ieben überwiegt. äEBiD man
nic^t gemein werben, fo ^at man feinen äBiUcn 3U t)erbergen, wie feine
(Genitalien, obgteic^ Seibe bie Sßurjel unfern ^cfend ftnb, unb ^at
Mo« bie (Srfenntnig fe^en ju loffen. ($. U, 634 fg.)
3) ®er einn unb baö Ireffenbe be« au«bru(fö „fi^
gemein mad^en".
•3eber migt ben SInbcm nur nad^ ÜKafegabc feiner eigenen Snteßigenj.
^r ben geiflig 9tiebrigcn, SSutgärcn, bcffen Erfennen ganj nur im
2)ienfie feine« SOSiÖen«, feiner Jjerfönlic^en ^totdc unb Sfngclegen^eitcn
aufgebt, ifl ba^cr ber geifiig §o§c fo wenig öor^anben, wie bie %axU
für ben Slinben. SHe (Seiflcr pnb 35cm unfid^tbar, ber felbfl feinen
^at; iebe SBert^f^ägung ifl ein ^robuct au« bem Sert^e be« &C'
fd^ägteu mit ber (Srfenntnigfp^äre be« @d^äger«. ^ierau« folgt, ha^
man fic^ mit debem, mit bem man f)3ric^t, nitcUirt. SrWSgt man
nun, wie niebrig gefimit unb h^^abt, olfo gemein bie meijlen SO^cnfdjcn
flnb, unb wie f^wer bo^er e« ifl, mit i^nen ju ücrTcbren, o^ne auf
fold^e 3"t f^t^P gemein ju werben, fo wirb man ben cigentlidjen
©inn unb ba« S:reffcnbe be« au«brucf« „fic^ gemein mad^en"
grtinblid^ öerfle^en. (^. I, 476.) ©efefligfeit mit ©emcinen, bloö
eine« fubjiectiücn Ontcreffe« gö^igen, ifl ©egrabation, rec^t eigentliche«
©ic^ gemein mad^en. {% II, 74.)
Oemütl).
1) ©egenfag jWifd^en ®^mütf} unb ®eifl.
!Der ©egenfag jwifd^en ®emüt^ unb (3)eifl ifl berfelbe, wie jwifd^en
©erj unb Äopf; e« ifl alfo ber ©egenfag jwifcfjen SBille unb
dutellect, bem primären unb ©ecunbären. (©. $erj.) (Sin (Sefii^I
biefe« Ser^ältniffe« ifl auc^ in ber lateinifd^en ®)3rac^e au«gebrü(ft,
wo ber dnteHect mens, ber SßiUe hingegen animus ^eigt. Animus
ifl ba« belebenbe ^rincip unb jugleic^ ber SBitte, ba« ©ubject ber
Steigungen, «bfid^ten, Seibenfc^af ten nnb Slffecte; c« ifl ba« grie^if(^c
5^U|Jioc, alfo ©emtit^, nid^t aber ffo^jf. Animi perturbatio ifl ber
affect, mentis perturbatio würbe Serrücftbeit bebcutcn. (333. Ih
268 fg.)
Generatio aequivoca 243
2) ©emüt^öcrrcgung. (©. Slffcct.)
3) Tlad^t ber Stugentuelt über bad ©ernüt^.
3Bad ber Slugentvelt unb fidjtbaren S^ealität t^re groge ©malt über
bad ®emüt^ ert^ettt, ifl bte 9?ä^e unb Unmittelbarlett berfelben. 9Bie
bie iD^agnetnabel burd) ein Hehted i^r rec^t na^e gebrac^te^ ©tüdfd^en
Sifcn perturbirt unb in heftige ©d^monfungcn bcrfefet ttjcrbcn !antt;
fo fann bi^iücitcn felbfl ein l^orfcr ©eifl burc^ geringfügige Segeben»
Reiten unb Snenf^en, menn fte nur in groger ^t^t auf i^n einnirfen,
QUd ber Raffung gebracht unb perturbirt toerben. @in fe^r fteined,
aber fe^r naijt liegenbed 2)?otiu Tann ein an \iij Diel {iär!ere6, j[ebod^
aus ber gerne ivirfenbed übertuiegen. S)ie S9efc^affen^eit be^ ©emüt^ed
aber, vermöge bereu ed biefem ©efe^e gemttg ft^ beflimnten lägt unb
ni^t hraft ber praftifc^en Vernunft fi(^ if)m entjie^t, ifl t§, toa9 bie
%lUn hnxij animi impotentia be3ei4neten, ttelc^ed eigentlich ratio
regendae voluntatis impotens bcjeid^net. (SB. II, 164.)
4) STtefen unb S)unlel§eiten bed @emüt§^.
3)ad menfc^Iic^e @emüt§ ^at S'iefen, S)un(et(}eiten unb SJertoicflungen,
kDeI(^e aufzuhellen unb gu entfalten nm ber äugerfien ©d^iuierigleit i%
(SB. I, 476.)
5) Siegeln }ur Seförberung ber ©emütl^dru^e.
Son SBtd^tigfeit für bie ©emüt^^ru^e ifl ba« rid^tige SJer^ältntg,
in meiern luir unfere Slufmerffamfeit t^eiW ber ©egenttart, t^eife ber
3ulunft hiibmen, bamit ni(^t bie eine un^ bie anbere Derberbe. @d
ifl bnrd^aud t^5ric^t, bie ©egenmart ft^ ju trüben burc^ t)erbriegn^e
©efw^ter üb^r t)erfe^Ite Hoffnungen in ber Vergangenheit, ober S3cforg=
niffe für bie 3"^>"ft« ®«^ ©orge, ja fetbft ber {Reue fei i^rc befHmmte
3tit getoibmet. Und gu bcunrut;igen finb blod fold^e fünftige Uebel
berechtigt, toelc^e getvig fntb unb bereu Sintrttt^ieit ebenfalls gemig ifl.
3)ied n)erben aber fe^r iuenige fein; benn bie Uebel ftnb entn^eber blod
m'dgli^, aDenfaQd loa^rfd^einlid^; ober fie ftnb itoax geti}ig, aOein i^re
Sintrittdjeit ifl DöOig ungemig. i'd^t man nun auf biefe beiben arten
fn^ ein; fo ^at man leinen ruhigen Slugenblicf me^r. Um alfo nic^t ber
%n^e unferd bebend burd^ ungetoiffe ober unbeflimmte Uebel oertuflig
3u toerben, muffen n)ir und geniö^nen, jene angufe^en, atd fämen fie
nie; biefe, al« fämen flc getoig nid^t fobalb. ($. I, 441 fg.)
8on SBic^tiglcit für bie ©emüt^dru^e ifl ferner bie »efdiränfung
(f. Sefc^ränlung), bie ginfamfcit (f. Cinfamfeit) unb bie Süflclung
ber ^^ontafie (f. ^^antcrpe).
Generatio aequivoca.
1) S)ie generatio aequivoca a(d ®ieg ber ^öl^ern
über bie niebern Obecn.
SSJenn üou ben Srfc^einungcn beö SBiDend auf ben niebrigern Stufen
feiner ObjectiDation, alfo im Unorganifc^en, mehrere unter einanber in
Sonflict geratl^en, inbem iebe fid^ ber tor^anbenen ÜRaterte bemtt^tigen
16*
246 ^ente. Mentalität
bcr übrigen 2Bett niittelp ber erfcnnenben Suffaffung berfcttcn, ate in
feiner eigenen ^crfon. S'^m benimmt bie ganj abnorme @r^ö§ung bcr
erfenntnißfräftc bie üWöglic^feit, feine ßeit bnrc^ ba« bloße ©afein
unb beffen ^mät auöjufünen; fein ®eijl bebarf beflönbiger unb flarfcr
»ef^dftigung. (?. II, 74. SB. H, 438.)
2) 3)ie geniale Srlenntnißtoeife.
SDie n)efentlid^e Srfenntnigmeife bed ®cnie$ ifl bie anfd)auenbe
unb jtoar ni^t bie, bcrcn ©egcnpanb bie einzelnen SDinge unb bercn
33ejiei^ungen finb, fonbern bie in bicfcn fid^ ou^fpred^enben ^latonif^en
3been. (2B. II, 432.) S)a bie geniale ©rfenntniß, ote er!enntni§
bcr 3b ee, biejenige ifl, luelc^e bcm ©aft öom ®runb nid)t folgt,
hingegen bie, iveldje i^m folgt, im Sebcn Älug^eit unb SScrnünftigfeit
crt^eilt unb bie 9Biffenf(^aftcn ju ©tanbe bringt; fo »erben geniale
^nbtoibuen mit ben 3)!öngetn behaftet fein, n)cld)c bie Sernad^läffigung
ber lettern Srfcnntnißmcifc nad) fid) 3ie^t. S)ie Slbueigung genialer
Onbiöibuen, bie äufmciffamfcit auf ben Onfjalt bc^ ©afceö üom @nmb
gu richten, wirb ftd) ^ucrft in ©inpc^t auf ben @runb beö Sein«
(öergl. unter ®r unb: ©runbbe^Sein«) jcigen alö Abneigung gegen
SWat^ematif. Sud) ^at bie Erfahrung betätigt, baß große ®enicii
in ber Äunfl feine gä^igfeit jur SlWat^emotif ^aben. 3)a ferner fdjorfc
Suffaffung ber Sejicl^ungcn ber 3)inge gemäß beut ®cfc(jc ber Gau*
falität unb 3)!otit)ation eigentlid) bie ^(ug^eit au^ma^t, bie geniale
Srfenntniß aber nid^t auf bie ^{elationen, fonbern auf baö Sefen ber
®inge gerichtet ifl; fo luirb ein ®enialer, fofern unb luä^rcnb er cö
ifl, nid^t flug fein. (Snblic^ ße^t überhaupt bie anf(^aulid)e Cr-
fenntniß, in bercn ®ebiet bie dbee liegt, ber t)ernünftigen ober abfiracten,
toeld)e ber Sa(j t)om ®runb beö Srfennenö leitet (f. unter @runb:
@rlenntnißgrunb) gerabe entgegen. S)a^er ifl große ®enialität md)t
mit üor^errfdjcnber 9?erniinftig!eit gepaart. (33J. I, 222 fg.)
3)ie SJermanbtfc^aft jmifc^en ®enialität unb äBa^nfinn beruljt
auf ber beiben mangelnben @rfenntniß bcr 9{elationen ber ÜDinge.
3ßenn ber äSa^nfinnige bad etn3elne ®egcnmärtige, auc^ mand^ed ein«
jelnc Sergangeuc rid^tig crfennt, aber \)tn 3wfammen^ang, bie Stelotioncn
Derhnnt unb ba^er irrerebet, fo iji eben bicö ber ^unft feiner Sc*
rül)rung mit beut genialen Onbiüibuo; benn au^ biefeö, ba cd bie
Srlenntniß ber S^elationen ober bie bcm Qai^ bed ®runbed gemäße
Srfenntniß t)erläßt, um in ben ÜDingen nur i^re 3becn ju fuc^cn, läßt
barilber bie ßrfcnntniß beö 3"f<^^^f^i^^«9«^ ^^^ 3)ingc an^ ben
^ugen; bad einjelne £)bj|ect feiner 93ef4auung, ober bie übermäßig
lebhaft öon i^m aufgefaßte ®egentt)art erfc^cinen in fo J^eDem SidfU
baß glei^fam bie übrigen ®lieber ber Äette, ju ber fic gehören, baburc^
in Duufel jnrüdtretcn, unb bicö giebt eben $§änomene, bie mit benen
beö SBa^nfinn« eine längfi erfanutc «e^nlic^feit fjaben. (SB. I, 228.
Sergt. oud^ SBa^nfinn.) Sioifc^en bem ®enic unb bem SBa^nftmi
ifl bie äe^nli^feit, baß fie in einer anbem SBclt leben, aö bie füt
JUIe t)or^anbene. ($. 357.)
®eneratlon«act — ©cnie. ©emafität 245
barfiefft; nimmermehr fann btc ®ef}a(t bed il^mn, bed Sßolfe^^ bed
QUp^anttw, bc« Stffcn, ober gar bc8 aWcnfc^cn nac^ SIrt bcr 3nfupon«»
t^icrc^cn, ber ©ntojoen itnb Spijoen entjianbcn fein unb cttoa gcrabcgu
ftd^ erhoben ^aben au9 gufammengcrinnenbem, fonnebebrütetem ÜReered'
fc^lamm, ober ©^teirn, ober au« faulenber orgonifd^er 3Kaffe; fonbern
i^re Sntfle^ung fann nur gebadet n^erben otS generatio in utero
heterogeneo, folglich fo, baß au8 bcm Uteru«, ober öielrael^r bem ffii
eine« befonberö begünfttgten t^icrifd)cn ^aarcö beim ^u^ammmtxt^zn
aller günfligen Sinpffc audna^m^ioeifc nid|t me()r feine« ©leieren,
fonbern bte i^m gunäd^fl t)ermanbtc, jebod^ eine ©tnfe §9^er fle^enbe
®eflalt fjertjorgegangen toörc; fo baß biefe« ?aar, bicfc« Wtci, nic^t
ein bloße« dnbioibuum, fonbern eine ©pecie« crjeugt l()ätte. 9$orgänge
biefer Srt fonnten natürlich erfl eintreten, nac^bem bie aüerunterften
X^iere ftd^ bur^ bie gen^ö^nlic^e generatio aequivoca au« organifd^er
gäulniß, ober au« bcm ßcüengettjebe lebenbcr ^flanjen an« ?i^t empor«
gearbeitet Rotten al« erpe Sorbotcn ber !ommcnben I^iergefd^Ied^ter.
flj. II, 163 fg.)
ecnttaiioMact^ f. B^ud^ng, B^usu^^S^^^t.
9tnu. Oentalttät.
1) Sßefen be« ®enie« im Stlgemeinen.
3)a« Sefen be« ®enie« befielt in ber f^äl^igfeit }n jener gan} im
Dbjiect aufge^enben reinen Kontemplation, burc^ n^elc^e bie dbeen
ber 3)inge aufgefaßt ivcrben« S)a nun biefe ein gänglic^e« Sergeffen
ber eigenen ^erfon unb i^rer Sejicl^ungen »erlangt; fo ifl ©enialität
nic^t« Rubere«, at« bie DoUfommenße DbiectiDität, b. ^. objectiDe
Wid^twng be« ©eiflc«, entgegcngefe(jt ber fubjectioen, auf bie eigene
^erfon, b. i. bcn aBitten, gefjenben. ®emna(^ ifl ©cnialität bie gültig«
feit, fid^ rein anfc^auenb ju tier^atten, fid) in bie 9nfd^auung ju
Derlteren unb bie @rlenntniß, meiere nrfpriingli^ nur jum 2)ienfte be«
äBUIen« ba iß, biefem S)ienjle ju entgie^en, fonac^ feiner $erf5n(i(^Teit
ftd^ auf eine ^zit Döttig ju entöußern, um a(« rein erlennenbe«
@ubject, Kare« äßeUauge übrig }u bteiben; unb biefe« nic^t auf
3(ugenblidfe, fonbern fo an^altenb unb mit fo üiel Sefonnen^eit, al«
nöt|ig iß, um ba« Stuf gefaßte burc^ überlegte Sunß ju n)teber§oIen.
Damit ber ®cniu« in einem Onbiöibno ^erüortrete, muß biefem ein
aWaaß ber SrTenntnißfraft jugcfatten fein, tocldje« ha9 jum 3)ienfle
eine« inbiöibuettcn aBitten« erforberlic^e toeit tiberfleigt, welcher frei
getoorbene Ueberfc^uß ber ©rfenntniß jefet jum njinen«reinen ©ubject,
jum fetten ©piegel be« SBefen« ber SBctt toirb. (SB. I, 218 fg,
3S. n, 230. 428. 435 fg. S». 70. % II, 72. 451.)
dm @enie- erreid^t ber freie unb ba^er abnorme ®tixavii) be« On«
tettect« ben @rab, »o ba« Srfennen jur $au{)tfad^e, jum S^td be«
ganjen Seben« toirb, ba« eigene SDafein hingegen }ur 92ebenfad^e, jum
bloßen SKtttel ^erabftnft, alfo ha9 normate Ser^ältniß fic^ gänjlic^
umfe^rt. S)emna^ lebt ba« ®enie im ®anjen genommen me^r in
Ik
@ente. Mentalität
\i nUu^hu <V^i?\t uiittdfl bcr erfenncnbcn Äuffaffunj bcrfclbcu, aö in
K«ua vi^V'^^'^^ 'i^ufon. d^m benimmt bie ganj abnorme Sr^ö^ung bcr
v\WciiuniiiUv\Mtc bic aWöglic^fcit, feine ßcit burc^ ba« bloße ©ofciu
uiuv ^c|lcu tiluerfc aufzufüllen; fein ®eijl bcbarf bcflünbiger unb parier
**c|a)a|liöuuö. {% U, 74. 335. II, 438.)
'J) '«Plc geniale Srfenntnißtoeifc.
^\c \ucf(iitU(I)e (Srlenntntgtt)eife bed ©enicS tfi bie aufc^auenbe
uu^ \mx \\\d)t bie, bereu ©egcnflanb bic chi^clncn SDinge unb bereu
\^V'^iciuuflCu flnb, fonbern bic in bicfcu fid^ au^fpred^cnben ^lotonif^en
,Ucni. (SB. Ilf 432.) ®a bic geniale grfenutnig, aU erfenntnig
hov Obcc, biejcnige ip, toel^e bem ©afe Dorn ®runb nic^t folgt,
OiiiflOflcu bic, iücldfje i^m folgt, im 2thtn Slug^eit unb SSemünftighit
cUI)ci(t unb bie SBiffcufd^aften ju ©taube bringt; fo »erben geniale
Jubioibueu mit ben 3)!ängclu behaftet fein, tucld)c bie Serna^läfftgung
bcv Uiittxn Srfcnntnißttjcifc nad) fid) 3icl;t. ®ie Slbueigung genialer
;hibiulbuen, bic äufmevffamfcit auf ben Onljalt bc^ ©afecö üom ®runb
ju richten, tmrb fid) ^ucrft in ©inpc^t ouf ben @runb bc3 ©ein«
(ucrgl. unter 0r unb: ®runb bc5 ©ein«) jcigen alö Abneigung gegen
a»atl}em at if. «ud^ ^at bie (grfa^rung betätigt, baß große ®cnicu
in ber Ifunft feine ^ä^ifllcit jur 2Kat^ematif ^aben. 3)a ferner fd)orfc
Sluffaffung ber Sejiel^imgcn ber 35inge gemäß bem ©efe^e ber Sau*
falität unb S)totit)ation eigentlich bie jltug^eit au^ma^t, bie geniale
(Srieuntuiß aber nic^t auf bie ditlaiiomn, fonbern auf bad SBefeu bcr
Dinge gerid^tet iP; fo loirb ein ®cnialer, fofcrn unb loö^renb er c3
ip, nid^t flug fein. @nbli^ Pe^t überhaupt bie anf(^aulid)e Qx'
fenntniß, in bercn ®ebiet bie Obce liegt, ber Dernünftigcn ober abProctcn,
U3eld)e ber ©a(j öom ®runb bcö Srfenncuö leitet (f. unter ®runb:
ßrfenntnißgrunb) gerabe entgegen. ®a§er iP große ©cnialität uidjt
mit t)or§errfd)enber SJcrnünftigfeit gepaart. (SB. I, 222 fg.)
Die Sermanbtfc^aft im^ä^tn ®enialität unb äBa^nfinn beruht
auf ber beiben maugelnben (Srfcuntniß bcr 9Wationcu bcr Dinge
^l$euu ber SBa^uPnnige bad einzelne ®egenmärtige, auc^ mand^ed ein«
jcluc ©ergangene ri^tig erfennt, aber hm 3ufanimen^ang, bie Stelotioncn
Ucrfcnut unb bafjer irrerebet, fo ip eben bie« bcr ^unft feiner ®c*
rli()ruug mit beut genialen Onbit)ibuo; beun aixä^ biefe«, ba e« bic
(Srfeuutuiß ber Sielationeu ober bie bem ©a^ bed ®runbe« gemäße
Srfenntuiß Dcrläßt, um in ben Dingen nur i^re Sbeen ju fud^en, läßt
barüber bic (Srfeuutniß be« 3"fö"*^"*^ßwfl«^ ber Dinge au« ben
3tugen; ha9 ein}elne £)biect feiner Sef^auung, ober bie übermäßig
leb^oft »Ott t§m aufgefaßte ®egentoart erfc^einen in fo l^eHem 2i(^tf
baß gleic^fam bie übrigen ©lieber ber ftette, ju ber pe gel^ören, babur^
in DunM jurüdtreteu, unb bie« giebt eben 'Jß^önomene, bie mit benen
be« Sa^npun« eine täugp erfaunte «e^nli^Ieit rjobcn, (SB. I, 228.
Sergl. aud^ SBa^nfinn.) ß^^if d^cn bem ®enic unb bem SBo^npn«
ip bie ae^ulid^feit, baß pc in einer anbem SBelt leben, ol« bie für
ane t)or^attbene. (.^. 3ö7.)
®ctttc. ©cnioUtät 247
3) (Sin mcfeutlid^cr S3c(]tonbt§cil bei* ©cnialität.
6ln tuefcntüdjcr Scflanbt^cil bcr ©cniatität ift btc ^^antafic.
Xa bte Dbjectc bed ©eniud al9 folgen bie etutgeit Obeen, btc 6e«
^arreitbett tuefentUc^en i^omten ber äBett unb aütt U)xtx (Srfd^einungen
[xnb, bie @r!enntntß ber dbec aber not^n^enbig anfc^aulid}, nid^t abfiract
ift; fo )uürbe bie @r!enntnig be^ ©eniit^ bcfd^ränft fein auf bie -Sbeen
ber feiner ^crfon tüirfli^ gcgcntüärtigen Öbjecte «üb abhängig öon
bcr Serfettung ber Umftänbc, bie ifjm jene gufü^ren, »enn nid^t bie
^^antafie feinen ^ori^ont iücit über bie 2Birni^!cit feinet perfön*
{iäfcn (Srfa^rnng enueiterte unb i§u in ben @tanb fe^te, au9 beut
SBenigcn, jüq^ in feine njirflirfjc Slpperception gefomnicn; aUe^ Uebrigc
ju conflrnircn unb fo foft oDc möglichen Scbenöbiftcr an [x6) öorüber»
ge^en ju laffen. 3"^^^" f^"^ ^i^ tüirflid^en Dbjccte fafl immer nur
fetjt mangelhafte (S^emplare ber in i^nen fid^ barftcQenben dbee; bafjer
bcr @enin9 ber $(;antafie bebarf, um in htn SDingen nid^t 2)ad ju
fc^en, \va9 bie 9?atur luirflic^ gcbilbct ^at, fonbern \m9 fie ju bilbcn
beflrebt mar. ©ic ^fjantafie ertoeitcrt alfo ben ©cfic^t^frei^ be^ ©eniuö
über bie feiner ^crfon fic^ toirHic^ barbietenben Dbiccte fowo^I ber
Dualität, al9 ber Ouantitöt na^. SDc^^alb ifl ungen)ö^nlid^e
Störfc ber ^tjantafie Begleiterin, ja S3ebingnng ber ©eniolität. (SB« I,
219 fg. SB. II, 431.)
4) Snftinctartige SJot^toenbigfeit be« SBirTen« beö
©enicö.
2)orau«, ba§ bie ©rfenntniglücife beö ®enic3 toef entließ bie öon
allem SBoHen unb feinen Schiebungen gereinigte ijt, folgt, ha^ bie
SBcrfe beffelbcn nidjt au3 9lbft^t ober SBillfür fjerüorgc|cn, fonbern
cö babei geleitet ift tjon einer inflinctartigen 5Wotötoenbig!eit. (SB. II, 433.)
2)a« Unuorfäelid^e, Unabfid[)tlid)c, ja jum Z^cil Unbetoußte unb ün*
ftinctiöc, njcicleö man öon je^er an ben SBcrlcn beö ©enieö bemerft
^ot, ifl bie golge baüon, ha^ bie fünft(erifd)e Urerfenntniß eine öom
ißJiUcn ganj gefonbcrte unb unabl^ängige, eine toiHenÖreine, lüiHcnßtofe
ifl. Unb eben iucit ber SBillc ber eigentlid)e ü)?enfd) ip, f^reibt man
jene einem öon biefem bcrf^icbenen SBefen, einem ®eniu« ju.
(f. II, 451.)
3cbo^ ifl bcr ®eniu« im Scbcn ber genialen 3nbitoibuen nic^t in
jcbcm augenblidf t^ätig, ba bie grogc, lüietoo^l fpontane atnfpannung,
wel^c jur toiHenöfreicn Slnffaffung ber 3bcen erforbert h)irb, not^«
wenbig toieber na^täßt unb grqge 3n)ifd)cnräume ^ot, in »el^en baö
geniale 3nbiöibuum ben getDö^'nlidjen SKcnf^en jicmlid^ gleid) fle^t.
5Kon §at biefer^alb ha^ SBirfen bcö @eniu3 bon je ^er al« eine On«
fpitation, [a, toie bcr 9?ame felbfl bcjei^net, aU baö SBirfen eine«
üom 3nbiöibuo felbjl öcrfdjicbcncn übcrmenfd^lic^cn SBefen^ angefe^cn,
bad mir periobifc^ iene« in Scfit} nimmt. (SB. I, 222.)
5) ßfjaralter bcr ^robuctionen beö ®cnic«.
3)a§ ba« ®cnic im SBirfen bc3 freien, b. ^. öom ©ienfte be«
mUmß cmancipirten OntcUectö befielt, — bie« ^at jur golge, baß
248 <^eme. (^entatität
bie ^robucttonen bcffelben leinen nü^Iid^en ^mdtn btenen. & toerbe
muficirt, ober p^ilofop^trt, gemolt ober gcbid^tet; — ein SBerf befi
©enied i|l fein 3)tng jum 92ugen. Unnütz gu fein, gel^ört }ttm S^a*
rafter ber Serie bed ©ented; z€ ifi i^r Sbel^brief. SBä^renb aOe
übrigen SOtenfd^cnmerle ha ftnb }ur Sr^altung, ober ^(eid^terung un«
fcrer Sjipenj; fo flnb bie SBerfe beö ®enieö i^rer felbp toegen ba,
finb a\9 bie SUit^e, ober ber reine Ertrag bed S)afein9 Qn}ufe|en.
(3B. II, 442.)
2)ag bie äBerfe ht9 ®enie^ bie aller ^nbern ^immetoeit übertreffen,
!ommt blo^ ba^er, bag bie 2Be(t, bie eö ftc^t, imb ber ed feine 9u0'
fagen entnimmt, fo t)ie( flärer, gleic^fam tiefer herausgearbeitet ifi, aU
bie tu ben 5!öpfen ber Hnbern, meldte freilid) bie felben ©egenflänbc
enthält, aber ju jener fic^ t)er^ä(t, toit ein c^ineflfc^eS 93itb, o^ne
©chatten unb $erfpectioe, jum boHenbeten Oelgemätbe. (S. II, 81.)
3ln bem 2:reffenben, Originellen unb ber @a^e ßetd genau Sngepagten
beS SuSbrudS, an bem 92aioen ber SuSfagen, an ber 92eu§eit ber
SSitber unb bem Sc^Iagenben ber ©leic^niffe, toelc^ed SIDeS bie Serie
großer J{öf)fe auSjei^net, benen ber %tbern hingegen ßetd abgebt, er«
fennt man, bag jene fletS in ©egennart ber Snfc^auung ge»
bac^t unb ben S31i(f un&ernjanbt auf fte geheftet bei i^rem S)en{en.
(935. II, 78.)
6) Snatomifd^e unb ))l^^ftoIogifd§e Sebingungen be^
®enied.
Son ber fomatif^en ©eite betrad^tet, i{! ha9 ©enie burd^ mehrere
anatomifc^e unb p^^fiotogif^e Sigenf^ctften bebingt, bereu felteiied
Seifammenfein bie Seltenheit beS ®enieS er!(ärt. S)ie ®runbbebtngung
ifl ein abnorme^ Uebertoiegen ber ©enfibilität über bie drrita«
btlitttt unb 9leprobuctiondIraft, unb ^mar, tt)ad bie ®aijt
erfc^mert, auf einem männlichen ftörper. dmgleid^en muß baS Serebrat«
9f!em t)om ©anglienf^flem burc^ t)oniommene dfolation rein gefd^iebeu
ein, fo bag bad ®e^irn ein mögtid^fl unabhängige« Seben fü^rt.
t$reilid| toirb e« burc^ fein er^ö^te« Seben unb rafllofe !£^ttttgTeit Iei(^t
aufreibenb auf ben übrigen Organismus mxtzn, mnn nic^t aud^ er
felbfl bou energifc^er SebenSfraft unb guter Sonjlitution ifl. !Darum
gehört oud^ bieS Se^tere }u ben Sebingungen. da, fogar ein guter
SJIagen gehört ba ju, niegen beS fpecieüen unb engen (^onfenfud biefeS
S^eiteS mit bem ®e^irn. $auj)tfad^Iid^ aber mug baS ®e^im bon
ungeroö^nlid^er SutkoicHung unb ©röße, befonberS breit unb ^o(^ fein;
hingegen mirb bie !£:i.efenbimenflon jurüdflel^en, unb baS große ®e§im
im Scr^ältniß gegen baS Beine abnorm übertoiegen. !Cie leytur ber
®e^irnmaf[c mug t)on ber äugeiilen i^ein^eit unb SoOenbung fein unb
aus ber erregbarpcn SReröenfubftanj befielen; getoi§ ^at au^ baS
quantitative Ser^ältnig ber »eigen unb grauen ©ubflauj entfc^icbenen
einflug. Sm ®egenfae 3«« übertoiegenben ®e§im muffen SRücfen-
marl unb ?2ertoen ungen)ö^nlid| bünn fein. (Sin fc^ön Qtto&bttt, ^o^er
®ente. O^eniatitat 249
unb breiter @d^SbcI, bon bünner ^od^enmaffe; mug ha9 ®e^int
fi^ü^en, o^ne t9 etnjuengen. ßu biefer Sefd^affen^eit bed ©el^tmd
unb 9?ert)enf9flemd, n)e(d^e ote Srbt^etl t)on ber äRutter ju betrachten
tfl, niu§, ate Srbt^eil Dom Später, ^injulommen ein leb^afted, leiben*
[d^aftlic^ed Stemperament, fid^ fomatifd^ barfleOenb al^ ungeniö^nlid^e
(Energie be^ $erjen6 unb folglich bed Slutumlaufd, 3umal na^ bem
5opfe ^in. Senn ^ieburd) tuirb junSd^f! jene bem ©e^irn eigene
Snrge^ceng t)erme^rt, bermöge beren e^ gegen feine äBänbe brüdt;
^meitend erhält burd^ bie gehörige ftraft bed ^erjend bad ®e^irn bie»
jenige innere^ üon feiner beflänbigen $e6ung unb @enfung bei jebem
Xt^emjuge noc^ üerfd)iebene Setoegung, niel^e in einer Srfc^ütterung
feiner ganjen SDhffe bei jebem $utöf erlöge ber t)ier Cerebral« Srterien
befielt unb beren (Snergie feiner ^ier üermel^rten Ouantität entfpre^en
mu§, tuie benn biefe 93en)egung überhaupt eine unerläpd^e SSebingung
feiner SC^ätigleit ifl. (SB. U, 447 fg.)
7) ftinblid^er S^aralter bed ®enied.
!Z)ie Sfe^nlic^feit, kueld^e jtoifc^en bem ®enie unb bem ^inbedalter
@tatt finbet, beruht auf bem S9eiben eigent^ttm(i(^en Ueberf d^ug ber
Srfenntnigfräfte über bie 93ebürfniffe bed äBiUend unb bem boraud
entfpringenbcn Sormalten ber blo^ erfennenben S^ütigfeit. SBirTßd^
ifl jebed jtinb getoiffermagen ein @enie, unb j|ebe^ ®enie gen)if[ermagen
ein jtinb. 3)ie Sertoanbtfd^aft S9eiber jeigt fid^ }unäc^ft in ber
^J^aioetät unb erhabenen Sinfalt^ toeld^e ein ©runbjug bed ächten
©enic^ ifl; fte tritt außerbem in mand^en SH^ <^^ ^^^ ^^Sf f^ ^^^
eine geteiffe ßinblic^Ieit aOerbingd jum S^aralter bed ®enie9 gehört.
Oebed ®enie ifl fc^on barum ein groged Jtinb, n)eil ed in bie ^elt
^ineinfc^aut aU in ein i^rcmbed, ein @d^aufpiel, ba^er mit objectiüem
Ontereffe. Oened bem ftinbedalter natiirKd^e Uebertniegen be^ fenfibeln
@9fletnd unb ber erlennenben SE^ätigTeit er^ttlt ftc^ beim ®enie, ah'^
normer Seife ^ ba^ ganje Seben ^inburd§, n)irb alfo §ier ein perenni«
renbe«. (SB. U, 449—452.)
8) !Dad ®enie in et^ifd^er ^infi^t.
Om genialen OnbiDibuum bemeiftert tott^renb bed Bui^^n^^^ ^^^
reinen (Kontemplation gleid^fam ba^ Sccibenj (ber dntellect) bie ^uh^'
flan) (ben SBiOen) unb §ebt fie auf, loenn gleic^ nur auf eine lurje
Seife, ^ier tiegt bie Analogie unb fogar Sertoanbtfc^aft ber ©enialität
mit ber ©eiliglcit, ber »emeinung be8 SBitten«. (SB. II, 420.)
$eiIigTeit unb ®enie ^aben eine SJertoanbtfd^aft. @ei ein ^eiliger
Qüäf no^ fo einfältig
^abt ein ®enie nod^
, er koirb bod^ einen genialen 3ug ^aben; unb
0 tiele S^emperament^«, ja n)irf(id§e S^arafter» '
feister, fo koirb ed bo(^ eine getoiffe (Erhabenheit ber ®eftnnung jeigen, '
tDobttr^ e^ bem $ei(igen oertoanbt ifl. (^. 399.) dm ®enie ifl ber
allein lautere unb unfd^ulbige Xfftii \>t9 menfd^Iid^en Sßefen«, ber
dntellect, ba^ Uebern)iegenbc unb Sorioaltenbe. $ierin liegt im
®rttnbe bie eigentlid^e äBürbe bed äRenfd^en bon ®enie unb *S>a9,
250 ®cnie. (Genialität
\m9 xffti übtx bie 3Inbern crl^ebt, in benen nic^t^ tfl, atö ber fünbige
äßtlle mit fo utet dnteUcct, atd erforbert ifl, feine ©dritte ju tenfcn.
($. 399.) 3)a« ®cnic fü^rt jum $eil unb jnr ©riöfung; benn cö
ift immer ba^ Seiben, bad angefc^aute, ober bad felbflempfmibene, luad
ben SBillen jum Seben bri^t unb baburc^ bon biefer 3BeIt, bie feine
eic^tbarfeit ifl; erlöfl. ^m tfi f^on S)ad bem ®enie aU folgern
eigene i^eiben, feine £)ebe unb (Stnfamfeit in einer i^m heterogenen
3ßAt, ^inrei^enb, ben Sßillen ^um Sieben gn bred^en unb i^n ab}u«
toenben öon biefer freubeleeren 2BcIt. (§. 360.)
©entalc §aben oft heftige ^egierben, ftnb ber äBoHuft unb bcm
3orn ergeben, ^n großen Serbrcc^cn fonnnen fie jeboc^ md)t, loeil,
luenn biefe ftd) t^nen barbieten, fte bie dbee berfelben (eb^aft unb
tief erlernten unb nun biefe (Srfeuntnig bie Uebermac^t über ben SBtQcn
gewinnt, i(;n nunmehr (eben Juic beim ^eiligen) iocnbet, unb bie SKiffc=
tl}at alfo unterbleibt« dmmer atfo participirt bad @enie cttoa^ Don
ber $eitigTeit, inbem e$ bie 93cbingung ju biefer f)at, fo tvie ber ^eilige
etwa« oom Ocnie. (ü)t. 275. $• 136.)
jTein Tiann t)on ©enie \mx [t ein SSöfemic^t, loeit bte Soi^^eit
bie Slenßerung eincd fo f;eftigcn Sollend ifl, ha^ felbiged ben dntellcct
adcin }u feinem S)icnfle braud)t unb ni6)t julägt, bag er frei n^erbe
ju einer rein objcctiucn 93ctrad)tung ber 35ingc. (Sin Söfettidjt !aun
einen geiualtigen Ontetfect I;aben, aber er fann i^n nur auf S)ad rid)ten,
waö irgenb eine 93ejief)ung auf feinen aBillcn i)at ($. 399.)
3n bem cntfd^iebcncn Ucbcrmicgcn bcö Grfemienö über baö SBoffcn
liegt bie S3cnoanbtfd)aft jioiic^en Sugcnb unb @cnie. S)er Itnterfc^icb
liegt aber barin, baf; bad Uebergen)ic|t bed SrfennenS beim @eme fic^
M \olA)c9f b. [). al9 t)onfommene Srienntnig äußert; im Üugenbl^aften
aber feine äVadjt auf ben SBiQen übt unb bur^ bie Senfung biefciS
ftd) «ußcvt. Öcrncr ifl beim ®cnie bie Ontenfität ber ®eifleöfröftc
eine rtbfolute, ein fefjr bo^er @rab fi^lec^t^in. hingegen ifl jur
Juflcub unb Wüte nur eine rclatiüc, b* 1^. im SJer^ältnig jum tnbiüi=
hudkn äöiUcn große anteuptät ber ©rfenntnißfraft erforbert, bie tt)o^I
oft biu'd) bie geringe natürliche $eftigfeit beö SBoIIen« unterflüfet wirb.
^\\ UM).)
•I^er mit ®enic 93cgabte opfert fl(^ in feinen 9Ber!en gan3 für baö
(^Vuiie, Da^er ifl er frei üon ber Serbinblic^feit, fid) im Ginjelnen
fllv (Siujelne ju opfern, ©iefernjegcn !ann er man^c «nforbernng
abweifcn, bie änbere billig erfüHen muffen, gr leibet unb leiflet bo^
mef)r, alö atte «nbern. (2». 275.)
9) ®cgenfo<j jwifc^en bcm ®enialen unb bcm gcioö^n*
(ic^en 2Renfd§en.
Der gcn)ö§nli(^c SWenf^, biefe gabrifmaare ber 9?atur, ip einer
DöHig unintereffirten Betrachtung ber ÜDinge, Wetd^cö bie cigenttid^e
Scf^auli^feit ifl, nic^t, tocnigflen« nic^t anljaltenb fö^ig. gr richtet
feine aufmcr!fam!eit auf bie S)ingc nur infofern, otd fie irgcnbeine,
Oenie. Genialität 251
totnn aud^ nur fel|t mittelbare Sesiel^ung auf feinen SBtIIen I|a6en.
üDer ®enia(e bagegen t)ern)ci(t bei ber Setrad^tung bcd Sebend fclbft,
ftrcbt bte Obee jebed S)tnged ju erf äffen, nid)t beffen 9ietationen ju
anbern 2)ingen unb }um äBiden. äBä^renb bem geU)ö^n(id^en SRenfd^en
fein @rlenntnigt)ermögen bte lOaterne iß, bie feinen 2Beg beleuchtet, iß
ed bem ©enialen bie (Sonne, toelc^e bie SBelt offenbar mac^t. ÜDiefe
fo Dcrfc^tebene äßeife, in bad Seben ^tneinjufe^en, iDtrb aud^ im Heusern
Leiber fic^tbar. S)er Süd bed ®enia(en trägt ben S^^arafter ber
9ef^ault(^!eit; l^ingegen tvirb im Süd ber ©etDö^nlic^en, ivenn er
nic^t pum))f ober nüd^tern ifl, (eid^t ber ma^re ®egenfa^ ber ^on-
templotion, baö ©<)ä^cn, fic^tbar. (333. I, 221. % U, 73—76.
2B. n, 433—435.) SBenn ber SRormoImenfcf) au« % SBiDe unb
Va OnteJlect befielt; fo fjat hingegen ba« @enie ^s OnteHect unb
Vs 2BiBc. (335. H, 429.) 3m ßinjelnen fict« ba« äDgcmeinc ju
fe^cn ifl ber ©runbjug be« @enied, roä^renb ber 92orma(menfd^ im
Cinjelnen auc^ nur ha^ Stn^elne al9 folc^e« erlennt, ha e« nur aU
fold^ed ber SSSirllic^feit angehört, toclc^e aQein für i^n Ontercffe,
b. ^. Scjie^ungen ju feinem 3BiUcn f)at (335. II, 432.) Der gc*
toö^nli^e 9Renf(^ U)irb, menn i(jm ^unbert SBünfc^e fe(}If^(agen, ben
lOltcn aufrichten, unermübtid) im $offen unb auf taufenbfältige älrt
};a Oefricbigcn. S)cm Ocnic giebt fein beigefcflter heftiger 33JiDc ben
Stnlag }ur Sntjnjciung mit ber SlBelt, locl^e bem intereffelofen (S.o\u
UvXfüxtn berfelbcn öorljcrgefjen muß. (.^. 356.) 3)er 9tormaInienfc^
\\t gänjlid^ auf bad (Sein üerioiefen; ha^ ©cnie hingegen lebt unb
mebt im Qrlennen. SDarau« folgt, ba aQe 2)iuge ^errfic^ ju fe^en,
aber fc^recflid^ ju fein, bag auf bem Seben ber gen)ö^n(ic^en !?eute
ein bumpfcr, trüber, einförmiger @rnß liegt, Uiä^renb auf ber <3tirn
bcd ©enie« eine .^eiterfeit eigener Wct gtänjt, meiere, obfc^on feine
«Sd^merjen (jeftiger finb, ate bie ber @en)5^nlid^cn, bod^ immer nod)
burc^brid^t, mt bie (Sonne burc^ SIegemoolfen; mldjt^ am fic^tbarften
wirb, loeiut man ha^ ®enic mit ben Slnbem in gleicher ^ebrängnig
crbtidt; ba crfennt man, bag ed )u biefen ftd^ üer^ält, mie ber äßenfc^,
bem aOein ba« !Üac^en }ufte^t, }u bem in bumpfem @rn|l ba^tnlebenbcn
liiere, ($). 355. 335. 11, 433. 437.) 3a5ic offenbar bie J^ierc
manche 3}erßanbedt)erric^tungen, Uiie j. 5B. ba« 3iirüctfmben eine«
935eged, bad (Srfennen einer ^crfon u. bgl. iDeit beffcr, al9 ber SRenfd^
ooQjie^en; — eben fo ifl ju oielen 3(ngelegen^eiten bed njirftic^en !üebend
bad ®enie ungleid^ ujeniger fä^ig unb tauglid^, al9 ber gemeine ^opf.
Unb mie ferner bie !£^iere eigentlich nie auf Starrheiten gerat^en; eben
fo ifi biefen ber gemö^nlic^e SRenfc^ nid^t in bem ®rabe imtern^orfen,
»ie bad ®enie. (^. 356. 333. H, 441 fg. ^. U, 75. 617.)
10) Unterfd^ieb jlvifd^en ®enie unb 2^a(ent.
3)ad Xalent ifl ein Sorjug, ber me^r in ber grögern ®en)anbt^eit
unb Schärfe ber bi^curfiben, ate ber intuitiven (Srfenntnig liegt.
Der bamit 93egabte beult rafc^er unb richtiger atö bie Uebrtgen; ba0
252 ®eme. ®cnta1ttät
@ente hingegen fd^aut eine anbete SEßelt an, al9 ftc Stile, toietüo^I nut
tnbem e^ in bie aud^ il^nen Dorliegenbe tiefer ^ineinfd^aut^ koeit fte in
feinem ffopfe flc^ objectitier, mithin reiner unb beutlic^er barfleUt.
(SB. II, 428.) S)ie SBerfe bcö ®enie« entfpringen au« ber «n-
fc^auung, bie be« 6Io§en Statentd hingegen an9 Segriffen. (2B. II,
431.) !2Die Unterfuc^ung ber eingelnen ^^änomene ifl bad f^elb ber
latente in ben Siealmiffenfd^aften, beren ©egenflanb eigentlid^ immer
nur bie 93e}te^ungen ber S)tnge ju einanber ftnb. iSer eigentti^e
©egenflanb bed ®enied hingegen ifl ha9 SEßefen ber S)inge überhaupt,
bad SlOgemeine in ifjuen, bad ©ange. (SB. U, 432.) ÜDad Stalent
Detmag jn leiflen »ad bie !Oeiflungdfä^ig!eit, j|ebo(^ nic^t bie Uppxt*
^enf!ondfS^igteit ber Uebrigen überfd^reitet; ba^er finbet e« foglei^
feine ©^äger. hingegen ge^t bie !Oeifhtng be« ©enied nic^t nur
über bie Seifhingd«, fonbern au6) über bie 3())pre^enftondfä^igfeit ber
Snbem ^inaud; ba^er »erben biefe feiner nic^t unmittelbar inne. Dad
j£alent gleicht bem ©trügen, ber ein ^xA trifft, »e(d)ed bie Uebrigen
nid^t erreichen fönnen; bad ®enie !Z)em, ber eine« trifft, bid ju toelc^em
fie nic^t einmal ju feigen Demtögen. (SB. II, 446.)
S)a« Talent arbeitet um ®elb unb 9{u^m; l^ingegen ifl bie S^rieb-
feber, »elc^e ba« ®enie }ur Studarbeitung feiner SBerfe betoegt, ein
dnflinft gau} eigener %rt. S)ad ®enie probucirt and berfclben 97ot^-
»enbigteit, mit meiner ber Saum feine i^rüdjte trägt. 9?ä^er betrautet,
ift e«, al9 ob in einem genialen Onbit)ibuum ber SBiQe jum Seben a(9
®ei{l ber 9Jtenf(^engattung, [\i} bemugt würbe, ^ier eine größere ftlar«
^eit be« dnteUectd burd^ einen feltenen B^f^II ^"f eine furje ©pamte
3eit erlangt )u ^aben unb nun »enigfiend bie 9{efultate ober ^robucte
jene« Haren @(^auend unb S)en!en<$ für bie gan3e ©attimg }u erwerben
tradfjtete. {% II, 91 fg.)
SDie Mögen j£a(entmänner fommen fletd }u rechter ^At; benn, mt
fie Dom ®ciflc i^rer ^txt angeregt unb Don bem Sebürfniß berfclben
hervorgerufen »erben; fo ftnb jie auc^ gerabe nur fä^ig, biefem ju
genügen. @ie greifen baber ein in ben fortf^rcitenben Sitbungdgang
i^rer 3«tfl«»oJTen, ober in bie fd^ritt»cifc görberung einer fpecieDen
SBiffenfc^aft; bafür »irb i^nen ?o^n unb Seifall. ÜDer nöd^pen
@eneration jebod^ ftnb i§re SBerfe nid)t me^r geniegbar. S)ad ®enie
hingegen trifft in feine B^'t, »ie ein dornet in bie ^anetenba^nen,
beren »o^tgeregelter unb überfe^barer £)rbnung fein DöUig e^centrifc^cr
ISauf fremb ifl. 3)emnad^ fanu ed nic^t eingreifen in ben Dorgefunbenen
regelmäßigen Sitbungögang ber 3cit, fonbern »irft feine Sffierfc »eit
^inaud in bie t)orliegenbc Sa^n, auf »eld)er bie 3^it fotc^e erfl ein«
}ubo(en ^at. IDa^er fle^t ba« ®enie in feinem ÜTreiben unb Seiften
meijlen« mit feiner 3"t im SBiberfprud^ unb Kampf. (SBJ. II, 445 fg.)
2)aö SBefen bc0 ®enie« ifl ein SKaag ber Erfenntnigfraft, »eld^eö
ba« )Um 3)ienfl be« SBilTen« erforberlic^c »eit überfleigt. 9(ber bie«
ifl eine blo« relatiüe Seflimmung; fte »irb erreid^t fo»obt burc^
$erabflimmung be« SBitlen«, at« burd^ (Sr^ö^ung ber (Srfenntnig.
®ente. ©eniatitöt 253
& gtebt Wltn\i)ti\, bei benen bad (Sxtmntn über bad SBoHen über*
miegeitb ift o^ne eigentlid^ed ®ente. d^re (Srtenntnigfraft ifi ^toor
gröger, atö bie geiDö^nltc^e, jebod) ut^t in ^o^em ©rabe; i^r SiDe
aber iß fc^mac^; fte tooQen ni^t |eftig; ba^er bef^äftigt fle bad @r«
fetuien an unb für ftc^ me^r, aU i^re B^cdEe; fte flnb Seute t)on
Talent, t)erftänbig uttb babei fe^r genügfam unb Reiter. Sin fot^er
mar f^ernon). (^. 354.) ^^tegmatif^e^ Sialent ifi mögU(^, aber
)»^Iegmatif(^e9 ©enie ifi unmöglich. (S8. n, 449.)
11) ®egenfa^ jtDifc^en ®enie unb ®e(e^rfamfeit.
(©. ®ele|rfam!eit.)
12) ®egenfa9 jnjtfd^en bem ®enie unb bem ptatiU
f(^en gelben.
2)a9 @enie fielet ber i^ä^tgleit }um ))rQfttf(^en SEßtrfen gerabeju
entgegen, }umat auf bent ^bd^flen STummelpIa^e berfelben, xoo fie ftc^
im polittfc^en SBelttreiben l^erDortl^ut; toeit eben bie l^ol^e SoUfornmen^eit
unb feine @m))f(inglid^feit bed dntellectd bie Energie bed SBitlend
^emmt, biefe aber, a(d ^ü^n^eit unb ^^efUgfeit auftretenb, menn nur
mit einem tüd^tigen, geraben Serflanbe, nötigem Urt(}eil unb einiger
Sd^Iau^eit au^geflattet, t9 gerabe ifl, bie ben Staatsmann, ben t^elb«
§erm, unb, menn fte bis jur Sermegen^eit unb bem ©tgrrftnn ge^t,
unter günftigen Uuißänben aud^ \>m nielt^iflorif^en S^arafter mad^t.
Sä^erlic^ aber ift eS, bei bergteic^en Seuten bon ®enic reben ju
wollen. (^. II, 75.) Der fluge, ja ber eminente Äo<)f, ber ju grogen
Seiflungeu im ^raftifc^cn ©eeigncte, ift cö gerabe baburd^, bag bie
Dbjecte feinen äBiUen teb(jaft erregen unb jum rafilofen iRad^forfc^en
i§rer ä^er^ältniffe unb Schickungen anf])ornen. ©ein dnteHect iß atfo
mit bem SBiQen feß t^ermac^fen. $or bem genialen Sopf l^ingegen
fc^toebt, in feiner obiectiücn äluffaffung, bie Srfd^einung ber SBett ate
ein i(}m t^embed, ein ©egeufianb ber Kontemplation, ber fein SBoQen
aud bem Setoußtfein t)erbrängt. Um biefen $un!t bre^t ftc^ ber
Unterfc^ieb juiifdien ber Sefä^igmtg gu Si^aten unb ju SBerfen.
3)ie le^terc »erlangt Dbjcctiöität unb Sicfe ber @r!enntni§, ttjelc^e
gäitjlic^e @onberung bed ^ntellectd Dom SBillen jur äioraud«
fe^ung f)at; bie erflere hingegen t)erlangt 9(nU)enbung ber (Srfenntniß,
©cifieSgegentoart unb 6ntfd)Ioffen^eit, welche erforbert, ha^ ber -Sn«
teQect unaudgefe^t ben Dienft M SBiUenS beforge. (2B. II, 441 fg.
^. n, 450.)
13) $ort^ei(e nnh 9!ad)t()ci(e ber ®enialität für bad
geniale 3nbit)ibuum.
a) 93ort^eiIe. DaS ®enie ift fein eigener So^n; benn bad
äSefte toa& ßiner ifl, mug er uot^lDcnbig für fic^ felbft fein. SEBenn
mir in einem grogen äßanne ber S$or3cit hinauf bliden, benten mir
nic^t: „SBie glüdClic^ ift er, Don und allen noc^ jegt bemunbert ju
merben^^; fonbern: „S3ie glüdlic^ mug er gemefen fein im unmittelbaren
0eitug eined ©eifleS, an beffen jurüdgetaffenen ©puren da^r^unberte
254 <^cnie. Genialität
f!(^ crquidcn." ißtd^t im SRu^mc, fonbcm in Dem, »oburc^ man
i^n erlangt, liegt bcr SBcrt^, nnb in bcr 3ciifl""9 nnjlcrblit^cr Äinbcr
bcr ©cnuß. (833. II, 440.)
Me $ein ge^t and bem SBoDen ^erbov, bad Srfennen hingegen tfl
an unb für fic^ fc^mer^Iod nnh fetter. 3)a nun beim (Senie bad
Srfennen über baö SBoKcn üor^errfd^t, bcr SntcHect Dom 3)icnPe bc«
SBiOen« lo^gcfprod^en ifl, fo genießen bie ©cnieö jene gleic^fam über»
irbifd)e ©eiterfeit, bic in i^ren ^^tifiognomicn jnm Äuöbmcf !ommt
unb bie fe^r n)o(}I mit i^rer fonfligen Sßeland^olie jufammenbefle^t.
(SB. n, 433.)
S)er ÜRenf^ Don überteiegenben ©eiftedlröften ifi ber teb^afteflcn
S^cilna^mc auf bem SBege ber blogcn ©rfenntnig, o^ne alle Sin«
mifd^ung be^ SBillend, fä^ig. ÜDiefe S^eilna^me aber Dcrfe^t i^n in
eine Stegion, toetd^er bcr ©djmcrj ujcfentlic^ frcmb ijlt. SBä^rcnb \ia^
Seben bcr ©enib^ntic^cn in S)umpf^eit ba^tnge^t, inbem i^r !3)ic^ten
unb S^rac^ten gänjK^ auf bic ncin(icf)cn dntcrcffcn ber ))erfönlid^en
SJJoIjIfa^rt unb babur(^ auf SWifcren aöcr Slrt gerid^tet ijl, toeö^olb
unerträglid^e Sangcnieile fic befaßt, fobatb bic 8cfd)äftigung mit
jenen, 3^^c(fcn jlodtt unb fie auf fi^ fclbfl 3urü(fgeh)icfcn finb; fo l)at
bagcg'en bcr mit übcrtoicgcnben ©cijieÄröftcn Sluögcfiattcte ein gcbonfcu«
rcid)cd, burd)n)cg belebtet unb bebeutfamed !Z)afein, unb in ^c^ fe(bfl
trägt er eine QucHe bcr cbclfien ©enüffc. ®r fü^rt neben feinem
))crfönli(^en Seben noc^ ein ^tDcitcd, intcllcctucllcd, metd^eS i^u über
jencö ergebt. Unfer praftif^cö, realeö geben ifl, mcnn ni4t bie f cibcn-
fd^aften cd behiegcn, (angt^eilig unb fabe; kocnn fic aber cd bcniegcn,
)mrb cd balb f^mcrjtic^; barum fmb !Z)ie allein bcgiüdt, bencn
irgenb ein Ucberfd^uß bed dnteQcctd über bad jum (Dienftc bed SBidend
crforbcrte SWaaß ju 2:(jcil geworben, unb nad) bcr ®rö§e bicfcö Ucbcr^
f^uffcö rid^tet fid) bic ©röße i^rcö Scbcnegtüdcö. 3§r intcaectucaeö
geben fd)ü6t ni^t nur gegen bie gangen) eile, fonbcrn auc^ gegen
bie golgen berfelbcn. ($. I, 356—358.)
b) 9? ad) t^ eile. 2)a« ®enie ijl ein feiner Scflimmung, bem Dicnftc
bc« SBiUcnö, untreu gcujorbcncr äntcDcct unb infofern naturmibrig.
©icrauf berul^en bie bcmfclben beigegebenen 9{ad^t^eile:
SBä^renb bcr OntcUcct bcö SJormalmcnfd^cn, ftrcng an bcn 3)icnft
bed äßtllend gebunben, b(o$ mit ber 3(ufna^me bcr 2)7otiuc befd)äftigt
ifl unb felbfl ber OnteOcct bcd übcraud berftänbigcn unb vernünftigen
SRannc^ eine praftifc^e 9ii(^tung be^ölt, auf hit äßa^I bcr U^cn
ßmedfe unb 9Ritte( bebac^t, alfo im !lDienfle bc« SBiUen^ {Ictd auf
feinem ^Pojlen unb bcmnad^ naturgemäß befc^äftigt ift; fo Dcrnad^Iöfflgt
bagcgen bcr emoncipirte, entfeffcite, bo9 SBoHen aud bem Semußtfein
öerbrängenbe, auf bic auffaffung bcö objectiöcn SBcfcn« bcr Dinge
gerichtete dnteOect bc^ ©enied bcn Dienfi bed SBiUcnd, nnb barau^
entfpringen bann jene ß^centricitäten, pcrfönli^cn gc^Itritte, \a S^or*
Reiten, bie baö @enie d)ara!terifiren. SDie oft bcmcrftc Serujanbtf^aft
bed ®enie^ mit bem SBa^nfinn beruht eben auf jener bem ®enie
©enle. Mentalität 255
loefentltc^en, bennod^ aber natunotbrigen (Sonberung be0 dnteKectd Dom
mUtn.
Xtx dnteDect bed ®mk9 iDtrb überhaupt bie Segler jetgeu, bte bei
jebem SBertjeug, loeld^e^ ju ÜDem, nioju ed nid^t gemacht i% gebraucht
lotrb, ntc^t au@3ub(eiben ))flegen. 3iin^(^P ^'^^ ^^ gleid^fam ber S)iener
iioeter fetten fein, inbem er bei jeber ©elegen^ctt ftc^ Don beni feinet
Sefiintmung entfprec^enben j£)ienfle lo9maä^t, um feinen eigenen ^mdtn
nad^^uge^en, moburc^ er ben SBiQen oft fe^r jur Ungcit im @ti(^ Iä§t,
unb ^tenac^ bad fo begabte dnbtüibimm für bad Seben me^r ober
meniger unbrauchbar mirb, ja, in feinem betragen bisweilen an ben
Sa^nftnn erinnert. @obann toirb t9, vermöge feiner gefieigerten (£r«
lenntnigfraft, in ben S)ingen me^r baö SlQgemeiue, al9 ha9 Sinjelne
fe^en, mä^renb ber S)ienfl bed äBlQend ^auptföc^lic^ bie Srfenntnig be$
Qin^elncn erforbert. älber »enn nun koieber gelegentlich jene ganjc,
abnonn erl^ö^te @r!enntnigfraft fi^ plö^Iic^ mit aQer (Energie unb
Soncentration auf bie 9[nge(egen^eiten unb SJttferen beö äBiDend richtet;
fo toirb fie biefe (eic^t }u lebhaft auffaffen, SlQe^ in ju grellen f^arben,
in JU ^eOent Sid^te, unb m9 Ungeheure uergrögert erblicfen, tt)oburd)
bad dnbibibuum auf (auter (S^treme DerfäÜt. ^terau^ erßärt fid^,
bag geniale dnbioibuen bidn)ei(en über £Ieinigfeitcn in (}eftige 9(ffectc
gerat^en. Jturj, ed fe^It beut ©cnie bie ißüc^tern^eit, a(d n^elc^e
gerabe barin befielt, ha^ man in ben S)ingen nic^td loeiter fie^t, atö
mad t§nen, befouber^ in ^infic^t auf unfere möglicfjen S^tdc, ivirKid^
^ulommt. ^n ben angegebenen 9?ac^t^eilen gefeilt ftc() nun noc^ bie
übergroße ©enfibilität, njclc^e ein abnorm er^öfjtcö 9?erüen- unb
Cerebral« Seben mit fid^ bringt, unb itoax im SJerein mit ber ha^ ®ente
ebcnfaQ^ bebingenben ^eftigleit unb ^eibenfd^aftlidjfeit bed äBoDen^, bie
fic^ p^^fif^ ald Energie M ^erjfd^Iag^ barßeQt. Sud allem biefcm
entfpringt jene Ueberfpannt^eit ber Stimmung, jene ^eftigfeit ber äffecte,
jener fc^ndle SBec^fel ber Saune, unter uor^enfcl^enber Sßeland^olie, bie
(Söt^c im laffo un« t>or äugen gebrad^t f)at (SB. I, 224—228;
II, 440—444. ^. II, 75.) 3)ie bem ®enie beigegebene SWetand^oIie
beruht im ©aujen unb allgemeinen barauf, ha^ ber äBtlle jum Seben,
Don je ^euerem dnteQect er ftc^ beleudjtet finbet, befto beutUc^er bad
S(enb feine« Buftanbed »a^rnimmt. (3B. II, 437.)
S)q« ®ente lebt niefentlid^ einfam. @« ifi ju feiten, um leicht auf
feine« @Ieic^en }u treffen, unb ju Derfc^ieben Don ben Uebrigen, um
i^r ©efeOe }u fein. @ie merben an il;m unb feiner brücfenben Ueber«
legenl^eit fo tt)entg t^reube ^aben, loie er an i^ncn. ®ie loerben ba^er
fi^ behaglicher mit i^re« ©leieren füllen, unb er toirb bie Unterhaltung
mit feine« ©(eichen, obmo^t fte in ber Siegel nur burd^ i^re nac^ge*
laffenen SBerfe möglich ift, Dorjie^cn. (S5J. II, 445. SR. 32.) 3)er
äRenfc^ Don ©cnie ift Derbammt, in einer oben SBelt }u leben, mo er
nic^t auf feine« ©leieren trifft, toit auf einer dnfel, bie leine anbern
Setoo^ner f^at, al« H^fen unb Papageien. ($• 359.)
3u ben bereit« genannten, ben Seben«(auf be« ©enie« tetne«)Deg«
256 Genitalien
}u einem glüdHi^en ma^enben (Stgenfc^aften unb B^^ß^n'^^ti lommt
noi) ein iD^igDer^ältnig nac^ Singen, tnbent bad ®ente in feinem
Sireiben unb Seifleu nteiflend mit fetner ^zxt im 3Biberf))rud^ unb
$am))fe fie^t, tneil t9 bcr €ntn)id(ungdflufe feiner ^txt mit t)orau^
unb t>on biefer erjl einju^olen ifl. 2)ie SBerte ht9 ©enicd finben bem«
gemttg in ber 9?egel ni^t bei ber Sl^itinett, fonbern erfl bei ber
dladitotÜ «nerfennung. (®. n, 445— 447, m. TL, 439.)
tttnitoUtn.
1) üDie ©enitalien aU entgegengefe^ter $ol bed
©e^irnd.
2)ie ©enitalien flnb ber eigentltd^e 9rcnn))unft be^ äBiUend unb
folglich ber entgegengefegte $oI be9 ©e^imd, be^ 9{e))rttfentanten ber
(Srfenntnig, b. i. ber anbem ©eite ber SBelt, ber Seit old SJorfleHung.
3enc Pub bo3 tebcner^oltenbe, ber ^üi enblofeö Seben jufic^embe
$rinct^; in »elc^er (Eigenfc^aft fie bei ben ©riechen im ^^aÜnd, bei
bcn $tnbu im Stngom Dere^rt »urben, mld)t a(fo ba^ Symbol ber
SBeja^ung bed killend finb. S)ie Srlenntnig bagegen giebt bie
äßöglic^Ieit ber 9(uf Hebung be« SßoUtn^, ber (Erlöfung burc^ gfrei»
^eit, ber Uebemiinbung unb Vernichtung ber Seit. (SB. I, 390;
II, 383.)
Onnerlic^ ober ))f9(^oIogif(^ angefe^en, ift ber SSJtDe bie SBurjel, ber
dnteüect bie jtrone. Slengertic^ aber, ober ))^^fioIogif(^, ftnb bie
©enitalien bie SBurjel, ber Sop\ bie Jhone. 2)6nn burc^ bie ©enitalien
^ängt bad dnbiDibuum mit ber ©attung {ufammen, in loet^er ed
»urjelt. dn Uebereinflimmung mit biefcm IBer^ältniß iß bie grbgte
Vitalität, n)ie aud^ bie !Decre))ität be^ ©efjtrnd unb ber ©enitalien
gleid^jcitig unb fte^t in Serbinbung. Sin dnbibibuum caflriren ^eigt
ed Dom Vaum ber ©attung, auf toAd)mx ed f))rogt, abfc^neiben unb
fo gcfonbert öerborren lajfen; ba^er bie Degrabation feiner ©cifle^r
unb Seibeöhäfte: (SB. II, 582 fg.)
2) Unab^ängigfeit ber ©enitalienbemegung Don bei*
Srienntnig.
2)ie ©enitalien ftnb Diel me^r aü irgenb ein anbered äugered ©Heb
M Seibed blod bem SBiUen unb gar ni^t ber Srienntnig untertoorfen;
\a, ber SBiKe ^eigt ft(^ ^ier fafi unabhängig Don ber Srfenntnig, n?te
in hm auf Kntag bloger Steige bem DegetatiDen Seben, ber 9{eprobuctiou,
bienenben S^^eilen, in ivelc^en ber 3BiQe blinb mirft, mie in ber er«
fenntniglofen 97atur. (3B. I, 389.) du ber S:^at toirlen Sor-
fletlnngen auf bie ©enitatien nic^t, »ie fonft auf ben SBiQen überall,
atd äßotiDe, fonbern, »eil bie Qrection eine 9ief(e^'beloegung ifl, Uod
ate JReije. (?. ü, 181.) SDcr «ntag ber Crection ijl ein SRotiü,
ba er eine VorfieKung ift; er mirft jieboc^ mit ber Ütot^koenbigTeit
eined 9{eijeö; b. ^. i^m lann ni(^t miberftaitben »erben, fonbern
man mug i§n entfernen, um t^n unn)ir!fam ju madjen. (SB. I, 138.)
©cnrcBilb — Genas 257
3) Untcrfd^icb jttjift^cn ^flanjc, Xf)\tx unb SWcnfd^
in $tnft(^t auf bie ©enitatien.
äBeil bie *ißflanje erfenntniglo^ x\t, trägt fte i^re ©efd^ted^t^t^eile
prunknb gur @(^an, in gänjlid^er Ünfc^ulb; fte nieig ni^td baDon.
3o6aIb hingegen, in ber SBefeitrei^e, bie Srfenntnig eintritt, üerlegen
bie ®ef^le(^tdt^etle ftd^ an eine verborgene ©teile. !£)er ÜRenfd^ aber,
bei meinem bied n^ieber loeniger ber %aU ifi, Der^üQt fie abfi^tlid^;
er fc^ämt fi^ i^rer. (335. II, 335.) 3ene Unfc^ulb ber ^flanjc
beruht auf i^rer Srfenntntßlofigfeit; nid^t im äßoHen, fonbern
im aSoOcn mit (Srienntnig liegt bie ©c^ulb. (SB. I, 186.)
4) SBad bie <Säfam über bie ©enitalien benietft.
2)ie üon bem 3^ugungdgef(^äft fic^ fogar auf bie bemfelben bienenben
X^eile (bie ®enitalien) erfiredenbe @c^am iß ein f(^(agenber SSeioeid
baDon, bag nid^t Mod bie ^anblungen, fonbern fc^on ber Seib bed
SRenfc^n, bie Srfc^einung, £)biectit)ation feinet SBiDend unb ate ha9
SBert beffelbeu }u betrachten ifi. S)enn einer @ac^e, bie o^ne feinen
Blüm ha koäre, fönnte er fic^ nic^t fc^ämen. (SB. U, 652.)
5) 3)ie ft|mboIif(^e 9{aturf])rad)e ber ©enitalien.
Da ber 9renn))unft bed SBilleniJ, b. f). bie (Soncentration unb ber
i^lidfftt Sudbrud beffelben, ber ©ef^Ied^t^trieb unb feine Sefriebigung
ift; fo ifl eö fel^r bejeid^nenb unb in ber f^mbolifc^en @))rad)e ber
Statur natt) audgebrüdt, baß ber inbivibualiftrte SBiQe, alfo ber Wlttn^äj
nnb ha9 Zf^ivc, feinen Eintritt in bie 3Be(t bnrc^ bie Pforte ber ®e^
fc^Ie^tdt^eile mac^t. (9B. U, 653.)
ttcnrtbUlf, f. SRalerei.
Genus.
1) ©egenfaf} jioif^en genus unb species.
üDie platonifc^e 3bee, em))irif(^ genommen unb in ber ^txt, ift
Specie^ ober ilxt S)iefe ifl a(fo ba^ em))irif^e (Korrelat ber 3bee.
Sie Obee iß eigentlid^ ttoiq, bie 91 rt aber Don unenblic^er !Dauer;
»enngleic^ bie (Srfc^einung berfelben auf einem Planeten erUfd^en lann.
2/ie dbee ifl species, aber nid^t genus; barum finb bie species
ha9 SSert ber ^atur, bie genera bad SBerf be^ 2ßenfd]en; fle flnb
nämli^ bloße Segriffe. Sd giebt species naturales, aber genera
logica aOein. (SB. n, 415 fg.)
2) Stibung beö logifc^en genus.
!Z)ie Silbung eined Segri^d gefd^ie^t über^au))t baburd^, baß Don
bem anf^aulid^ begebenen Sieted faQen gelaffen irirb, um bann ha9
Uebrige für fi^ aUein benfen }u f 9nnen ; berfelbe ifl alfo ein SBeniger«
benfen, al9 angefc^aut mirb. $at man, Derfc^iebene anfd^aulic^e ©cgen-
ßfinbe betrac^tenb, Don jebcm tttoa9 SInbered fallen laffen unb boc^ bei
SQen bad @e(be übrig besaßen; fo ifl bied bad genus jener ®))ected.
Demnach ift ber Segriff eined icbeu genus ber Segri^ einer jebcn
bamnter begriffenen ©pecied, noc^ fibjug aUt9 !Z)effen, mad nid^t
6^o^ii^iicr«2(siloti. I. 17
258 ®enu6
alten ®))eciebud jufommt. 97un fann aber jeber möglidje Segriff
al9 ein genus gebadet nierben; bo^er ifl er ftetd ein ältlgemcined imb
aö ein fol^e^ ein ni(^t anf^auüc|eö. (®. 98 fg.)
dn i^rem gefe^mä§igen ©angc bitbet bie Vernunft einen f)'6f}m\
®ef(^Ie(^töbegriff (genus) immer nur babur^, bog fie mehrere Srt--
begriffc neben einonber jleDt, nnn bergleid^cnb, btöcurfiö üerfäfjrt unb
burc^ SBeglaffen t^rer Unterfd^iebe unb beibehalten i^rer Ucbercin*
Hmmungen ben flc alle umfafjfenbcn, aber tocniger ent^altenben @c=
c^Ied^t^begriff erhält; nioraud fo(gt, bag bie Slrtbegriffe bem ©efd^ted^td*
)egriff immer Dor^erge^en müRen. (2B. I, 582.)
äßan ifl nie jur XuffleDung eined genus befugt, miift9 und nur
in einer cinjigen ©pecied gegeben ifl, in beffen ©egriff mon ba^cr
fc^Ied^terbingd nic^td bringen fönnte, al9 »ad man biefer einen
©pecied entnommen ^ätte, ba^er raad man Dom genus audfagt, hoij
immer nur Don ber einen ©peded }u ucrfte§en fein loiirbe; n^ä^renb,
inbem man, um ha9 genus }u bitben, unbefugt lueggebad^t §tttte, m9
biefer ©pecied julommt, man üieQeidjt gerabe bie Sebingung ber S^ög»
ti^feit ber übrig getaffenen unb ald genus ^tipoflaftrten (Stgenf(^aften
aufgehoben ^atte. SBir fmb bafjer j. 33. nid^t befugt, ein genus
,,9Scrntinftigc SBefen" aufjufleDcn, mld}c9 öon feiner uuö allein
befannten ©pecied „SKenf^" abflra^irt njöre. (g. 131.) oben fo
fmb toir nid^t befugt, bon bem Segriff ber 9Kateric ben ber ©ub--
flanj aU bed ^ö^eren geuus ju abfira^iren, ba bie 3)7aterie bie einzig
koa^re Unterart bed Segriffed ©ubfianj bleibt, bad einjig 97a(^toeidbare,
nioburd) fein On^alt realifirt mirb unb einen Scteg erhält, immatc^
rielle ©ubftanj hingegen nur eine erfd^Iic^ene 9^ebenart ifl. (2B. 1/
582 fg.)
Otnu^.
1) Scbingung jebed ©enuffcd.
deber ®enug befielt nur barin, bag eine @ntbef)ntug aufgehoben,
ein ©d^merj geflillt »irb, ifl alfo negativer Sßatur. (Sergl. Scfric*
bigung.) !Dal^er ifl Sebürfnig unb SSJunfdj bie Sebingung jebcö
©cnuffed. II n'est de vrais plaisirs, qu'avec de vrais besoins, wie
Soltaire fagt. (ig. 210.) 3n bem aWaage, aU bie ©enilffc jnne^«
men, nimmt bie (Smpfähglid^Teit für fle ab; bad ®etuo^ute loirb mdft
mtf)X a\9 ®cnu6 cmpfunben. (2B. 11, 657.)
2) 3)rci «rten Don ©enüffen.
Die brei p^^fioIogifAcn ©runbfräfte bilben bie Dnettcn
breicr Arten möglicher (Senüffe. ®ö giebt bcninad^ ©enüffe ber
JRcprobuctiondfraft, ©cnüffe ber Irritabilität unb ©enüffe ber
©cnfibilität. 3t nad^ bem SSornjaltcn ber einen ober ber önbem
biefer brei fträfte, flrebt ber 2Kenfd^ übcrtoiegenb nac^ ber einen ober
ber anbem biefer Strtcn bed ©enuffeö. Oe eblerer Art bie bem ©«»»6
ju Orunbc liegcnbe Rraft ifl, beflo eblerer «rt »irb ber ©enuß
fein. 3)er »orrang, ben in biefer $infl(^t bie ©cnfibilität, beren
Geometrie 259
entfc^iebene^ Uebertoiegen bad Slu^jetc^nenbe bcd 2)?enf^en bor ben
übrigen £^iergef^(ed^tevn ifl, uor ben betben anbem ))^^fioIogif(i^en
@ninb!räfteu ^at, aU meiere in gleichem unb fogar in ^ö§crem ©rabe
bm Silieren einioo^nen, ifi unlengbar. S)er ©enfibilität gehören
unfere (Srienntnijsfräfte an; ba^er befö^tgt ha^ Ueberiotegen berfe(ben
iu ben im (Srtennen befle^enben, alfo ben getßigen ©enüffen, unb
jtDQr ju um fo größeren, je entf^icbener jene« Ucberwiegen ijl. {% l,
354 fg.) SDer größte beut Sßenfd^en mögliche ®enuß tft bie intui«
tiöc ©rfcnntniß bcr SBa^r^eit (SW. 334. $. 298.)
3) aaScrt^ bcr irbifd)eu ©cnüffe.
debem Vorgang unfern Sebend gehört nur auf einen ^ugenbtidF
Oft; fobann für immer \ia9 Sßar. !3)te ^txt tfl ha&, vermöge
beffen SDed jeben ^(ugenbUcf unter unfern Rauben }u ^xd)i9 tvirb;
iDoburc^ ed aQen toafjxtn SBert^ verliert. 9iea( ifl allein bie ®egen«
luart, toed^alb Dor ber bebeutenbften 93ergangen^ett bie unbebeutenbfle
©egentoart bie 9BirfIi(^teit boraud ^at. äluf Betrachtungen biefer
%Tt larat man nun aQerbingd bie !?e^re grUnben, bag bie ©egenniart
in genießen bie größte äBeid^eit fei, \ml ja j[ene aQein real, aQed
Xnbere nur ®ebanfenf))iet fei. ^ber eben fo gut fönnte man ed bie
gtögte ST^orl^eit nennen; benn n)a^ im nä^fien S(ugenbli(fe nic^t
me^r ifi, toa9 berfd^niinbet toie ein Siraum, ifl nimmermei^r eined ernfl^
üj^cn ©trebcn« mert^. {% U, 303 fg.) SBie t^öri^t, ju bcbauern,
bog man in »ergangener 3^^^ ^^^ ©etegen^eit }u biefem ober jenem
@enuß nnbenu^t getaffen ^at! — Sßad ^ütte man benn jie^t me^r
baöon, ate bie bürre SRumic einer Srinnerung? — ©ic gorm ber
Seit iß gerabeju ba^ ^Rittet unb n)ie barauf berechnet, un9 bie
»i(§tig!eit aOer irbifd^en ©enüffe beijubringen. (?. H, 309.)
Btomttxt.
1) On^att ber ©eometrie.
%if bem 3lipi9 bcr Sage ber j£^cile bed 9?aumed beruht bie ganjc
@cometrie. ®ie ifl bemnac^ bie Sinfn^t in iencn 97e^ud. (©. 133.)
9ßer ben ©a^ bom ©runbe, toit er im bloßen rein angefd^auten 9taum
^errfc^t, erfannt ^at, ber ^at eben bamit bad ganje SBcfcn bed 9taumed
eTf(^öj)ft; ba biefer burA unb burc^ nid^td Slnbered ifl, al9 bie a)?ög«
li(^Wt ber tücc^fclfcitigcn 83efllmmungen feiner 3:^cile burc^ einanber,
»«% ?agc ^eißt. S)ie auöfü^rlit^e Setra^tung biefer unb 9?iebcr:»
(egung ber fl^ baraud ergebenben {Refultate in abflracte Segriffe, }u
bequemer Sntoenbung, ifl ber dn^att ber ganjen ©eometrie. (9B. I, 9.
e. 28.)
2) S)ie 9ßet^obe ber ©eometrie.
3)a bie (Einfiel in ben 9?e^ud bcr Sage ber 2:^eile bed diamm^
ni^t burc^ Segriffe möglich ifl, fonbern nur burd^ Slnfc^auung;
fo ifl ieber geometrif^e ©a^ auf biefe }urüdf}ufU^ren, unb ber Senieid
befte^t Mo« baritt, baß man ben 92e|ud, auf beffen 9lnf(^aunng cd
17*
260 ®eräuf(]^ — ©ercd^ügfcit
öttfommt, bcutttd^ §crau« ^cbt; »citcr fann man md)i9 t^iin. ®af;cr ifl
bic gufKbift^c Sc^anblimgöort bcr Ocomctric bcrlc^rt. (®. 133—139.)
9?aci^bcm totr öon ftont flctcmt ^a6cn, ba§ bie Sfnfc^Quungcn be?
9{aiimed unb ber ^At Doit ber emptrif^en gSnjIic^ berf erleben, Don
aQem Sinbrud auf bic ®tnne gänjlid^ unabhängig, biefen Debingenb,
nic^t burt^ i^n bebingt, b. ^. a priori fmb, erfl jcftt fönncn mx ein=^
fe^en, bag bed (SuHibed (ogtf^e Se^anblungdart ber "SRaiffeinatit eine
unnüftc SJorrtd^t, eine Ärürfe für gcfunbc Seine iji. (SB. I, 85 ff.;
n, 142 fg.)
©tröttfd), f. Sätm.
Ottt(t|tigKcit.
' I. !Sie @ere((ttglett al^ Sugeub.
1) SQScfcn unb Urfpruug bcr ©ercd^tigfcit.
!Dic ©crec^tigfeit ifl bie erflc unb imc^tigfte Sarbinaltugenb.
((S. 199. 226. SB. U, 694.) Sic öer^ätt ftd) jnr ^weiten Sacbinol-
tugenb, bcr iDtenfd^enliebc, voit baö 9?egatiDe jum ^ofittüen,
koie bad 92id^tD6r(e^cn jum Reifen. !Dad Snitteib, biefe äc^te unb
natürlid^c moralifd^e !£riebfeber, ^at nämtid) imi bcnttid^ getrennte
®rabc feiner SBir!famfeit. Om erften ©robe wirft eö ben cgoiftifc^en
ober boshaften SDtotiben blod negatiD entgegen, inbem cd abl)ä(t, bcm
3(nbern ein Seiben }u uerurfadjen, i^n ju »erleben; im jmeiten unb
^ö^cm ©rabe bagcgen treibt c^, pofttib n)irfenb; ju t^ötiger $ülfe an.
ibic ©ered^tiglcit iß bcmnac^, ald blogc 97egation bed 93öfcn, eine
negative SDugenb. üDcrjcnige, kueld^er frcimillig, aud blogent S)?itteib,
alfo ani^ ba, n)0 fein @taat ober fonftigc ©emalt ha9 Unrecht bebro^t,
t(^ be9 Unrc^td enthält, ifl gcrcd)t. @in folc^er Der^ängt nic^t, um
ein eigene^ SBo^lfcin ju öermc^rcn, Seiben über Änberc, b. ^. er
«ge^t fein Scrbrec^en, refpectirt uiclnic^r bic Siedete cine0 Oeben.
3)ad ©entüt^ bed ©ercd^tcn ifl b\9 ju bcm ©robe für ha9 amtleib
cmpfängli^^ bag biefed i^n }urü(f^ä(t, too unb luann er, um feine
ßttjede jU erreichen, frembed Seiben aU WiM gebraud^en möchte;
gleid^oicl, ob biefed Seibeu ein augcnblidlid^, ober fpätcr eintretcnbeö,
ein birectc«, ober inbirectcö, burd^ 3^if*)«nflficber öcrmitteltcö fei. Der
©crec^tc »irb folgßd^ fo tvenig ba^ (£i gentium, al9 bic ^erfon
bed Snbcrn angreifen, i^m fo loenig ge ifl ige, aU förperli^e
Seiben Derurfad^en, atfo nid^t nur iebcr p§t)ftfc^en Serle^ung ftd^ ent«
galten, fonbem auc^ eben fo nienig auf geifligem SBege bem SInbern
@c^er) bereiten burd^ jhänfung, SIengfligung, 3(crgcr ober 8$er^
läumbung. (SB. I, 437. S. 212 ff.)
Dbtoo^I aber bie ©ered^tigfeit ald äd)te, freie S^ugenb i^ren Ur>
fprung im 2)7itleib ^at; fo ifl bo^ teincöwegd erforbcrlid^, bag in
jlcbem etn)clnen ^aU hü9 9Rit(eib »irftid^ erregt loerbe; fonbern an9
ber ein für aDe 9Ra( erlangten ^enntnig oon bem Seiben, mläft9
j[cbc ungere^tc ^anblung not^n^enbig über Snbere bringt, ge^t in eblen
©cmüt^em bic SRa^mc: Serielle 9?iemanb! (neminem laede!)
©ered^agfcit 261
^rl^or, unb bie bernünftige Ueberlegung ergebt fte ju bem ein für
Mz Wtal gefaßten fefien Sorfa^, bie ditdfk eined Oeben ju ad^ten,
r«^ feinen Siuflriff in biefelbeu gn erlauben. 3n bcn einzelnen ^anb«
lungen bed ©erec^ten niirft bemnac^ ba^ 3)?ttleib nur no^ inbtrect,
mittelfl bcd ©runbfa^ed, unb nic^t folDo^t actu, a(d potentia.
(ß. 214 fg.)
2) ©elten^eit ber Seiten ©erei^tigfett.
3)ad WHaa^ ber äd^ten, freimidigen, uneigenuü^igen unb ungc«
fi^minhen ©ered^tigfett ifl gering. S)iefe(6e fomnit immer nur a(d
iiierrafd^enbe Sudna^me bor unb Der^öU fld) ju i^rer 3Ifterart, ber
auf b(oger ftlug^eit beru^enben unb überaQ laut angefünbigten @e«
red^tigfett, ber Dualität unb Ouantität nad^, nite ®otb ju ^u))fcr.
3)iefe legtcrc läßt fl^ alö StxatoouvT] TcavSTjpio^, bie crfie ate oupavia
bcjeic^nen. {(£. 216.)
3) ©tnbe ber ©ered^tigleit.
@o tote bei jjeber ungerechten ^anblung ia9 Unre^t jioar ber
Ouatität nad^ baffelbe i\t, nämli^ 93erle^ung etned SInbern (fei ed
an feiner $erfon, ober grei^cit, ober (Sigentfum, ober S^re), aber ber
Ouantität na^ fe§r Derfc^icben fein fann; eben fo t)er^ätt t9 [idj
mit ber ©crcc^tigfeit ber ^anblungen. 3)er Steic^c j. 8., »cl^cr
[einen Slagelö^ner bejQ^It, ^anbelt geredet; aber toxt Hein ift biefe ©e»
rsii^tigfeit gegen bie eine^ Slrmen, ber eine gefunbene ©olbbörfe bem
Äeit^en frciwiKig jurüdEbringt. 2)aö 3)laa^ ber fo bebeutenben SBer-
ft^icben^eit in ber Ouantität ber ©cred^tigfcit unb Ungered^tigfeit ip
^ein birecte^ unb abfoluted, toxt ha^ auf htm 2)?aag{iabc, fonbern ein
mittelbare^ unb relatiDe^, tnie bad ber @inu@ unb S^angenten. (Sd
tait [xij baf ür f olgenbe tjormel auf fteHen : bie ©rbge ber Ungered^tig«
^cit meiner ^anblung ifi g(eid) ber ©röge bed Uebelö, koelc^ed id) einem
Sttbem baburc^ 3ufüge, bit)ibirt burd] bie ©rbge bed $ort§eiId, ben
'<^ felbfl baburc^ erlange ; — unb bie ®rö§e ber ©crec^tigf eit meiner
^anblung ifl gleic^ ber ©rüge bed SJort^eil^, ben mir bie SSerte^ung
^td Xnbem bringen mürbe, biuibirt burd^ bie ©röge bed ©c^abend, ben
« baburd^ erleiben luürbe. (ig. 219.)
3)er ^b^fie ©rab ber ©erec^tigleit ber ©efinnung (bereu Sorfa^
(^ ifi, in ber Seja^ung bed eigenen SBiKend nic^t fo meit )u ge^en,
^<i§ man bie fremben SBiUen^erfd^einungen uerneint, inbem man fte
l^em eigenen ju bienen jtoingt), ge^t fo loett, bag man feine 9{ed^te
onf ererbtet (Eigent^um in 3^^ifel gie^t, ben Seib nur burd^ bie
«B^nen Kräfte, geijiige ober töxptxlxijt, erhalten n)itt) j|ebc frembe
^ienfileiflung, jeben Su^d al9 einen S^ormurf em))finbet unb gule^t
)ut freimitligen Slrmut^ greift, ^a^cal }. 93. iDoUte feine Sebienung
^e^r leiben, obgleich er ÜDienerfc^aft genug ^atte. SRand^e ^inbu,
fogar Stabf^ad, Deru^enben i^ren Steic^t^um nur jum Unterhalt ber
£§ngen, i^re^ ^ofe^ unb i^rer !3)ienerfd^aft, unb befolgen mit fhenger
®cru)mIofttttt bie äßa^ime, nid^td ju effen, ate toa^ fie felbfl eigcn^änbig
262 ©ercd^tigfeit
gefäet unb geetnbtet ^abett. @tn getotffe^ äRtgberflänbnig Itegt babei
bo(^ junt ©runbe; benn ber (Sinjelne tann, gerabe voett er retc^ unb
niüd^ttg tfl, bem ©angen ber menfc^Iid^eu ©efeKfc^aft fo beträ^tltc^e
S)icnPc Icipen, bog fic bcm ererbten JRetc^t^iini gtctt^toiegen, bc|fcn
©i^erung er ber ©cfetlfc^aft öerbanft. Eigentlich ifl jene übermäßige
©ere^tigfeit fd^on me^r al€ ©ere^tigfeit, nämlid^ tDtrMtd) Sutfagung,
Verneinung lt9 aBitten« jum Seben, «öfefe. (SB. l, 438.)
4) !3)ie ©ered^tigfett a(^ Sorflufe jur 9{eftgnatton.
ÜDie moratifd^en jEugcubeu, ©erec^tigleit unb Snenfc^enltebe, fxiib
ein Seförberungömittet ber ©clbflöerläugnung unb bemnat^ ber Scr«
neinung bed äBiUen^ }um Seben. 3)enn bie iDa^re Siec^tfc^offen^eit,
bie unberbrüc^Iid]e ©ered^tigfeit, bicfe erfie unb ric^tigfte Sarbinaltugenb,
ifl eine fo fc^mcre Aufgabe, bog, mer flij unbebingt unb au9 $erjen^>
grunbe }u t^r befennt, D))fer gu bringen f)at, bie bem ?eben ba(b bie
@ü§e, welche baö ©enügen an i^m erforbert, benehmen unb baburc^
ben SBiQen Don bemfelben abioenben; a(fo }ur 9?efignation leiten.
(SB. U, 694.)
II. Sie liergeltenbe ^eredütigleit.
!Z)ie jeitlic^e ©erec^tigfeit, meiere im ©toate i^ren @i^ f^at, b. i. bie
üergeltenbe ober flrafenbe ©erec^tigfeit, loirb aKein burc^ bie 9Iii(ffi(^t
auf bie 3w^"«f* J"^ ©eret^tigfeit; ba o^ne foI(^c SJüdpc^t aM
©trafen unb 93ergelten eined ^e^ete o^ne 9ted^tfertigung bliebe, ja,
ein btoßed ^injufügen eine^ jtDeiten Uebete jum ©ef^e^enen Witt,
o^ne ©inn unb 93ebcutung. (SB. I, 414.)
III. Sie etoige @ere4ttgleit.
1) ©egenfaf} jmifc^en ber emigen unb }eitli(^en (St*
rec^tigfeit.
SDie en)ige, ntc^t ben ©taat, fonbern bie SBelt be^enfd^enbe @e«
rec^tigfeit ifl ntd^t Don menfc^Iic^en Sinrid^tungen abhängig, nic^t bem
äufafi unb ber läufc^ung untertoorfen, nic^t unflt^er, fc^wanfcnb unb
irrenb, fonbern unfehlbar, fefl unb fldber. 2)a ber Seoriff ber öer*
geltung bie 3cit in ft(^
Dergeltenbe fein, fann at
fd^tießt, fo fann bie etoige ©erec^tigfeit ferne
fo nic^t, toie biefe, äuffd^ub unb grifl geflotten
unb^, nur mittelfl ber S^xt bie f^Itmme 2:§at mit ber fc^limmen golge
audgleic^enb, ber 3^it bebtirfen, um ju befielen. 93ielme^r muß f}xtt
bie ©träfe mit bem SSerge^en fo uerbunben fein, bag beibe Sined fmb.
(SB. I, 414.)
2) SBorauf bie ckoige ©ere^ttgfeit beruht.
ÜDer »eft^affen^eit be« SBillenö mug feine ©rfd^einung genau
cntf})re(^cn; hierauf beruht bie ewige ©ercd^tigfett. (SB. U, 677.)
SDie SBelt felbjl ijl ba« SBeltgeric^t. (SB. I, 415.)
a)ie SBelt ifl gerabe eine fol^e (fo leiben- unb übelöoffe), weil ber
SBiOe, beffen (Srfd^einung fle ifl, ein fold^er ifl, toeil er fo »itt. 5*^
bie Seiben ifl bie 9{e(^tfertigung bie, bag ber aBtOe anc^ auf biefe
P
©crcd^ttgfeit 263
Srfc^cinung ftdj fetbji bejaht; unb btcfc Scja^ung ifl gered^tfcrtigt unb
ouögcgTid}cn baburc^, \>a^ er btc ?cibcu trägt. (SB. I, 390.) S)ic
3SBfU in aQcr SJicI^cit if;rer Xf)dk unb ©cftaltcn ijl bic Grfd^cinung
bed einen SBtÖend jum 2tbm. 3n jebem S)inge erfd^etnt ber SBiUe
gerabc fo, lüie er fl^ fclbfl an fid^ unb außer ber ^üt benimmt. S)ie
Seit ift nur ber ©piegcl biefc0 aBoIIenö, unb aUe (Snblit^feit, alle
Jciben, alle Oualen, luctd^e fic enthält, gehören jum Sluebrud bcffen,
wo8 er toin, finb fo, roeil er fo miß. Wlit bcm ftrcngjlen Jtted^te
tragt fonac^ jebed S93e[en bad !3)afein ü6er^au))t, fobann bad !3)afem
feiner 9rt unb feiner cigent^ümtic^en dnbiüibualität, ganj n)te fte ifl
unb unter Umgebungen, wie fie ftnb, in einer SBcIt fo loie fie ift,
Dom 3uf^Q unb Dorn drrt^um be^errfd^t, jeittic^, üergüngU^, fletd
(eibenb; unb in S(IIem, ti)ad i^m n)iberfä^rt, gefc^ie^t i^m immer
«e(^t. S)cnn fein ijl ber SBiße; unb wie ber SBiDe iji, fo i|l bic
Belt. dammer unb @^ulb ber 993e(t galten einanber bie 3Baage.
(SB. I, 415 fg. % II, 233. 3». 304 fg.)
3) Urfa^e bed Serfennen^ ber endigen ©ered^tigfeit
unb Sebingung bed Srfennend berfelben.
^em in ber (Srfenntnig, totlifz bem ®a^ t^oni @runbe folgt, in
hm principio individuationis befangenen Slicf bed ro^en dnbit^ibuumd,
b. ff. bem 931idf, ber fiatt in aller drfc^einung ta9 eine SBefen an ftc^
ber £inge ju erfaffen, nur an ^tn einjelnen, in ^üt unb Staunt (bem
principio individuationis) gefonbcrten, getrennten, unjä^Ibarcn, fc§r
öerfdjiebcncn, ja entgegengefefeten Srfd^einungen fleben bleibt, — biefem,
»ie bie -Snber fagen, burd^ ben ©c^lcier ber SKaja getrübten ©tief
entgeht bie emige Oerec^tigfeit; er bcrmißt fie, wenn er fie nic^t etwa
i>ut(^ Sicttonen rettet. (Ir fie^t ben Sbfen nac^ Unt^aten unb ©rau^^
famfeiten aller ärt in JJreubcn leben unb unangefochten an^ ber SBelt
Se^en. (Sx fle§t ben Unterbrüd(ten ein ithtn \)oU Seiben bid and Snbe
Wepjjen, o^ne baß fic^ ein SRäd^er, ein SSergcIter jeige. Diefer
5Kenfc^ crft^eint i^m aö Reiniger unb SWbrber, jener ate 3)ulber unb
Oj)fer, aDen Einen fielet er in greuben, Ueberfluß unb aBonüflcn
leben, ben ünbem Dor beffen S^^üre burc^ äßangel unb ^älte quatooH
flerben. !Da fragt er : wo bleibt bie Vergeltung. @r würbe f o uid^t
ftagen, wenn er erfennte: bie ^erfon ift bloge (Srfc^einung, unb i^re
Serfc^ieben^eit Don anbern dnbibibuen unb ha9 f^reifein Don ben Seiben,
toeld^e biefe tragen, beruht auf ber gorni ber Srft^einung, bem prin-
cipio individuationis; bem Wahren SBefen ber 2)inge nad^ ^at 3eber
ölle gciben ber SBelt att bie feinigen ju betrad^ten. — abie ewige
©ere^tigfeit wirb nur 3)er begreifen unb f äffen, ber über bie an bie
rinjelnen Srfd^einungen gebunbenc ©rfenntniß fld^ ergebt unb bad
prindpium individuationis burdjfd^aut. !Diefem wirb ed beutUd^, bag,
meil ber äBiUe bad Stufig aQer Srfc^einung ifl, bie über Rubere Der*
^<lngte unb bie felbfterfa^rene Oual, bad 93öfe unb bad Uebel, immer
pur fened Sine unb felbe äBefen treffen, wenngleich bie (Srfc^einungen,
in loeld^en bad @ine unb \>a9 Knbere flc^ barjleOlt, ald ganj Derf^iebene
264 (Btm^ — Ocfd^cl^cn
3ttbtt)tbuett bafie^en. (Sr {te^t ein, bag bie 93erf^ieben^ett jiDifd^en
S)em, ber bad i^eiben t)er^ängt, itnb 2)em, melc^er cd bulben mug, nur
$^änomen ifi unb ntd^t bad 3)tng an ft^ trifft, kocld^ed ber in beiben
lebenbe äBiUe ifl, ber ^ier, bnrc^ bie an feinen S)ienf} gebunbene (Sr=
fcnntnig getäufd^t, fic^ fclbji öcrfennt, in einer feiner Grf^cinungcn
gefieigerted SBo^Ifein fud^enb, in ber anbern groged Seiben ^erDor«
bringt unb fo bie 3^l^ne in fein eigene« Steife^ fc^ßgt. (S33. I,
416—419. 422 fg.)
IV. ^ie «oetifr^e (Sere^ttglett.
3)ie ^orberung ber fogenannten poetifdjen @erec^tigfeit beruht auf
gön}Iid^em Serfennen bed 9Befen6 hc9 2:raucrfpield, ja felbfl be« 3Befend
ber SBcIt. 9?ur bie platte optintipifc^e, protcftantifc|*rationaIiflifd^c^
ober eigentlich iübifd^e äBeltanfic^t niirb bie ^^orberung ber poetifc^en
©crec^tigfeit moc^cn unb an bcren Sefriebigung i^re eigene ftnben.
ÜDer koa^re @inn bed Sirauerfpiete ifl bie tiefere Sinfic^t, ha^ toad
ber $elb abbügt, ni^t feine ^articularfünben f!nb, fonbern bie Srb^
fünbe, b. ^. bie ©d^utb beö Dafcinö felbjl. (SB. I, 299 fg. $). 165 fg.)
3)a« 2rauerfpiel iji ber ma^re Oegcnfafe aller ^^ilificrei; c3 ift ber
9udfprud^ ber Unjulänglic^teit aQer praftifd)en Vernunft. f^iUfler
lieben ba|er nic^t bad 2:rauerfpiel, §aben bie poetifd^e ©erec^tiglett
erfunben. (ÜR. 315.)
Snie großen S^ragifer, ©op^oKed, @(;alefpeare, Salberon, ®öt^e,
^aben bem $rincip ber poetifd^en ®ere^tig!eit $o^n gefprod^en. 3Bad
^at bie 2)e$bemona, bie Dp^elia, bie Sorbelia t)erfd^u(bet? — \oa^
ber Sgmont, ber jlanb^afte ?ßrinj, ber Dcbip? — felbp Sear? — einen
3rrt§um auQ 9[Iterdfc^n)S(^e. ®ogar ©exilier, ber bcn !Don darlod
unb ben $ofa elenb enben lieg, bürfte ba^er flc^ moquiren über bad
proteflantifd^e, fategorifc^e dntperatiD^^rindp ber poetifd^en ©crec^tigfeit :
„SBcnn fic^ baö Safler erbrid^t, fefet jld) bie SEugenb ju Jifc^."
(2». 578.)
3nit 2)reifligfeit tritt bie ^orberung ber poetifd)en ©erec^tigleit in
i^rer ganjen ^latt^eit auf in Dr. @amuel do^nfond ju ben eingelneu
©tüdten ®§afcfpeare0 gelieferten Jhitifcn. (SB. I, 299.)
tttnu^, f. @inne.
tfefang, f. SWufif.
1) 9{ot^)uenbig!eit alle« @efd^ef|end.
3nie€ »ad geft^ie^t, t)om ©rbgten bid }um SIeinfien, gefc^ie^t
not^koenbig. (Quidqoid fit necessario fit.) (& 60 fg.)
S)ap SCQed, o^ne üudna^mc, »ad gefc^ie^t, mit flrenger iRot^*
»enbigfcit eintritt, ifl eine a priori einjufe^enbe, folgli^ unumfiögli^e
SBa^r^eit* (?. I, 217.)
©efd^el^en 265
2) (Sntpirtfd^e Seflättgung btefer fBiaffx^tit
3)iefe Sßoi^r^eit tt)trb em))trif(^ uitb a posteriori befldttgt burc^ bie
mift tne§t jioeifel^afte Z^at\aijt, ba§ magnettfd^e ©omnombule, bog
mit bem 3tiictten @eftc^t begabte Slßenfd^en, ja, bag btdnieilen bie
Xräume bed geiDö^nltc^en ®(^(afd ba^ Bu^^nf^ifi^ gerabeju unb genau
öor^er öerfitaben. Cß. l, 217.) SBcnn »ir bie prcnge 9?ot^tt)cnbigfeit
aDe^ ©cfc^e^enben vermöge einer aQe Vorgänge o^ne Unterf^ieb bei«
hiüpfenben Saufallette ntc^t annehmen, fonbern biefe le^tere an unjä(;tigen
Stellen burc^ eine abfolute ^i^ei^eit nnterbrod^en luevben laffen; fo mxh
aOed Sor^erfe^en bed B^^^^ftigen im Sraume, im l^eQfe^enben
@omnambuUdmud unb im jtoeiten ©efic^t (second sight), fe(b|l ob«
jectiD, folglid^ abfotut unmöglich, mithin unbenibar; n)ei( ed bann
gar leine obj[ecttt) totrHic^e 3"^^"^!^ 8^^^^ ^^^ ^"4 ""^ möglic^ertDeife
t)or^ergcfe^en koerben tonnte. (@. 61.)
3) (Sinf)tit bed in ber 9?ot§n)enbigfeit alled ©efd^e^end
\id) barfiellenben SBefend.
3>te fid^ und Dermtttelfl bet Kette ber Urfac^en unb Sirhtngen
barfieaenbe 92ot§n)enbtgleit alled ®efd)e^enben, b. ^. in ber ^tit fucceffiD
Sintretenben, ifl blod bie Krt, tt)ie mir, unter ber Sorm ber ßtxt, ia^
ctn^eitltc^ unb unberönbert S^flirenbe nia^mel^men; ober aud^, fte ifl
bie Unmögtic^Ictt, bag bad S^iflirenbe, obgleich ed Don und ^eute afö
itttttnftig, morgen al9 gegentoärtig, übermorgen a(d Dergongen erlannt
^oirb, ni^t bennod) mit ftc^ felbfl ibentifc^, (Sind unb unberänberlic^
fei. Sßic in ber ^mdm^iflttit bed £)rganidmud fld^ bie (Sin^eit bed
üt i§m ftc^ objiectiDirenben killend barfieUt, mld)t |ebod^ in unferer,
an bcn SRaum gebunbenen 9))pre^enfton aU eine SSiet^eit Don Steilen
»nb bereu Uebereinflimmung jum Qtotd aufgefaßt mirb; eben fo fiellt
^ie, burc^ bie Saufalfette herbeigeführte 9iot§n)enbigfeit aUt§ ©efc^e^enben
^ie (Einheit beö barin ftc^ obj[ectit)irenben SBefend an ft^ ^er, n^elc^e
i€bo(^ in nnferer an bie 3^'^ gebunbenen 8l))))re^enfton a(d eine ®uc«
ceffion Don 3ufittn^^"# <^tfo ^^^ Vergangenem, ©egenmürtiged unb
SttBinfttged aufgefaßt »irb; toü^renb bad äBefen an fic^ fetbfi ha9
SDcd ni^t fennt, fonbern im Nunc stans qrißirt. ($. II, 45.)
4) Folgerungen für bie Sebendtoeid^eit an9 ber97ot^«
»enbigfeit alled ©efd^e^end.
SBfinfd^en, bag irgenb ein Sorfall nic^t gef(^e^en märe, iß eine
t(|ört(^te @elbflquä(erei; benn ed ^eigt etmad abfolut Unmögli^ed
^Ünf4^n* ^^^i ^^c" ^^^^ ©ef^el^enbe, ®roged mie ftleined, ftreng
not^toenbig, ifl t9 burc^aud eitel, barüber nad^jubenfen, koie geringfügig
itnb )ufäQig bie Urfa^en maren, ml6)t jenen SSorfaQ herbeigeführt
^aben, unb toie fo fe^r (eid^t fte Ratten anberd fein fönnen; benn üDied
iß iOuforifc^. (@. 61.) ^ei einem unglüdfli^en (Ereignig, metc^ed
bereite eingetreten, alfo nid^t me^r }u ttnbern ifl, foQ man ftd^ nic^t
(in 9Rat ben ©ebanfen, bag bem anberd fein fönnte, noc^ weniger ben,
^obttr^ e0 l^ütte abgemenbet koerben fönnen, erlauben; benn gerabe er
rj-i-i*: «rl* Xi*i TU t-jt^ üt:v. •jri^zsr ri^rr^, rl* t« pMT pi
.i^otf, tfei E:i<irr»ral rc*^ xe r'-iiTiriTlii rri •ijcrnriiK Ufberlcgimg,
9;c Rtr ve« Ct'T^iäi/axM rrrA ^fcinf : iii ^PwaciiiT: fscna iwrr*
i»f«fQi firrns, et tcrnti S:^in=5 ac:l Sr^rrxa^ rar ^ 3>>^D>ift#
]> Stt^ltidiuuj htx (?efd|!dbtt Mit ^et Siftcafii^aft,
Xu Cf^äiidfit ift ^nnir ein StMen, jtboc^ trinc Siffenfii^aft;
knn il^ fe^ft tn ^htaiifdixiattn her Sittenff^h. Xic Stffcnfi^ft
brinj^t tübniiA boi nn^ä^UKir Sidt, äRaonigtaltigr mb Safi^id^c
tttiUr Hxtbtgnfft, tsnb btefe miebcr unter (Sattung^bcgrine, loobnrc!^ fte
bcn Söeg )u einer (hfenntniß be0 SOgemeinen nnb Scfonbrm erdf^et,
mtUft imdt ba# nniäi^tbar (Einzelne i^a^, inbem fte Don SDem gilt,
0^ ba§ man Oeglic^d fta: ftc^ )n betrachten ^abe. Xer (Scfi^i^tc
ifittitgm fe^U biefe Snborbination be0 Geengten, fiatt beren fte bloge
CFoorbfnation beffelben anf^moeifen fykt Xa^ gtebt t9 fein ©^fleni
ber (fk^dfiäfit, tpte hodf jeber anbem Sßiffenfc^aft. Xcnn ntrgenbd
erfennt fie bod Sinjelne ntittelfi M SOgenteinen, fonbem muß bad
(finjefne unmittelbar faffen nnb fo g(ei(^fam anf bem Soben ber (Sr»
fa^rung fortfriecl^en; toü^renb bte uirftic^en Sßiffenfd^aften borfiber
jc^toeben« Xie 9Biffenf(^aften, ba fte @^fleme t^on gegriffen ftnb,
reben fletl bon ®attnngen; bie @t\dfHfU t^on 3nbiDibnen. 3)ic
9Biffenf(^aften reben fämmtUc^ t^on 3)em, ma immer ifl; bie ©ef^i^te
()ingegen t)on ^cm, toa^ nur ein fDlal nnb bann nic^t me^r ifl.
Xa« Xapemeine in ber ®ef(^i(^te befielt blo« in ber Ueberftc^t ber
{)aut»tt»eYtoben, au^ benen aber bie befonbem Gegebenheiten flc^ ni^t
ableiten laffen nnb i^nen nur ber 3eit naii fuborbinirt, bem Segriff
mdf coorbinirt flnb. 3u bem tillgemeinen in ber ©efc^ic^tc, ben 3ett»
abfd^nitten, ober {^auptbegeben^eiten, oer^ält fi(^ bad Sefonbere, roie
ber X^eil )um ©anjen, uic^t aber »ie ber %aVi }ur {Regel; »ie bied
^ittgeaen in allen eigentlichen äBiffenfc^often @tatt §at, mit fte Se«
griffe, «iÄt bloße I^atfoc^en überliefern. (SB.!, 76; II, 500 fg.)
4)ie (9efc()ic^te ifl für bie Seit, m9 bie ®eograp^te für ben dtanm,
Miib Ifl baher fo toenlg, \m biefe, eine eigentliche SBiffcnfc^aft. {% II,
470.) mt in ber gefeafdjaftlic^eu Sonberfation, mie fie in ber SEBelt
gdng unb gäbe ifi, fo fe^en toir auc^ in ber ©efc^ic^te ben ®eifl mit
bcni ganj (Siuielnen, aM folc^cm, befc^äftigt. SBic in ber Siffenfc^oft,
erijclit er flc^ aucf) in jebem ebtern ®cfpräc^ jum «agemeinen. (?. II, 479.)
b) Wefc^idjte nnb ^ß^ilofop^ie.
Sofern bie ®cfc^ic^te eigentlich immer nur bad ©njelne, bie in-
bibibueUe Z^atfac^e )um ®egenflanbe ^at unb biefed al« bad au^fc^tieglid^
<9ef4i((te 267
ffttalt anfielet, tft fie bad gerabe ©egent^eil unb SBtbcrfpiet bet $(|tl0'
foppte, atd meiere bic 3)iitge Dom aUgemeinfien ®ef}(^td))unft aud
betrachtet unb audbriidlic^ bad HHgemeine, in ollem Sinjetnen tbenttfd)
33(€i6enbe jum ©egenflanbe §Qt. SEBä^renb bte ©ef^i^te un9 le^tt^
bag ju ieber 3(it ^ttoad Kiibered getuefen, tfl bie $^t(ofo))l^ie bemüht,
und }u ber ®nf}(^t }u ber^etfen, bog ju allen 3^^^^^ gani bad ®cI6e
loar, tfl unb fein totrb. £)ie ®ef(^t(^te ^offt bie Üiiefe, na^ toelc^er
bie ^^itofop^ie flrebt, burc^ bie Sänge unb breite ju evfe^en; i^t ifl
lebe ®egento)art nur ein ber (Ergänzung 6ebiirftige9 Snu^ftücf, loö^renb
bie ^^itofop^ie in j[eber ©egentvart bad ganje äBefen bed Se6en6 er«
fa§t. hierauf beruht bad 33iberfpicl jnjifc^en ben p^ilofop^ifc^en unb
ben ^iflorifd^en Jtöpfen. (SB. II, 502 fg. $. 305 fg. 3». 301.)
c) ®ef(^i(^te unb $oefie.
du ber jfunfl gilt nur bie innere Sebeutfamfeit ber ^anblungen,
bie 2:iefe ber Sinfl^t in bie Obee ber 3Renf(^^eit; in ber ©efc^ic^te
hingegen bie äug er e, bie äBicfjtigTeit ber $anb(ungen in Sejie^ung
auf bie Solgen berfelben für unb in ber ttirltic^en SBett, olfo nac^
bem @a$e t)om ®runb. (Sß. I, 272.) 3)ie ©efc^ic^te le^rt und
me^r bie 3Renf(f)en, bie ^oefte hingegen ben 3Renfd()en lennen. !Cie
&t\d)idjtt ber^ält fic^ jur ^oefie, toie ^orträtmalerci 3ur ^iflorien«
nmlerei. dene giebt bad im CEin^etnen, biefe bad im !(IIgemeinen
Sßa^re; jene ^at bie Sßa^r^eit ber (Srfc^ einung, biefe bie SBo^r^eit
ber dbee. !Z)er !£)i(^ter fleOt mit SEBa^I unb Slbfic^t bebeutenbe
S^araltere in bebeutenben ©ituotioneu bar; ber ^ifloriler nimmt beibe
ti)ie fie lommen. da, er ^at bie Gegebenheiten unb $erfonen nic^t
nac^ i^rer innern, ächten, bie dbee audbrüdfenben 93ebeutfamleit anju«
fe^en unb audjutoä^Ien, fonbem nad^ ber öußem, f^einbaren, retatiben,
in 9e}ie^ung auf bie Serhtüpfung, auf bie folgen tt)i(f)tigen Sebeut«
famfeit. !9Denn feine 89etraci^tung ge§t bem ®a|} uom ®runb nac^
unb ergreift bie (Erf(f)einung, bereu %otm biefer ifl. 3)er !Cic^ter aber
fa§t bie Obee auf, bad Sffiefen ber ÜRenfc^^eit auger aller S^elation.
3n ber SDi^tung ifl ba^er biel me^r äc^te, innere SS^a^r^eit ju finben,
ate in ber ®ef^i(^te. !Cer ^ifioriler foQ bic empirifd^e Gegebenheit
genau loiebergeben, mad bei ben mangeinben !3)atid oft unmöglich ifl.
ÜDie (Srienntnig bed ^xijttx^ hingegen ift eine ^alb apriorifc^e; er
f(^öpft au« feinem eigenen Onnern bie Obee ber SWenfc^^eit bon irgenb
einer beftimmten, eben barjufleHenben ®eite. 3ßer a(fo bie 9Renf(^^eit
i^rem innern, in allen Srf (Meinungen unb (Snttoidflungen ibentif^en
Sßefen, i^rer Obee nac^, erlennen min, bem merben bie SBerfe ber
grogen, unfierbli^en S)i(^ter ein biet treuered Gi(b bor§a(ten, ald bie
©iflorüer je bcrmbgen. (9B. 1, 288—291; U, 503.)
(lieber ben Sor3ug ber Giograpl^ie bor ber ®ef(^i^te fie^e Sio«
grapste.)
270 Oefd^ic^te
einen falfc^en 3^9 i^i entfleüte älc^ntid^Iett, bi^ttieiten aber gar
feine ^aben. ($. TL, 480 fg.)
!Die ©e^i^te ifl }n)ar um fo intereffonter, j[e fpecieOer fle ifl, aber
ouc^ um fo unjuDerläffiger, unb nähert fic^ aldbann in j[eber ^tnfti^t
bem Nomone. — 3Ba^ ed übrigen^ mit bem gerühmten ^ragma«
ttdmud ber ®ef(^id^te (b. ^. bem ableiten ber Gegebenheiten nac^ bem
®efe^e ber 3RotiDQtion) auf ftc^ ^abe, lotrb !Cer am beflen ermeffen
lönnen, melier fi^ erinnert, bag er bi9n}ei(en bie 93egeben^eiten feined
eigenen Sebend i^rem toa^ren 3ufammen^ange nac^ erfi }toanjig da^re
^iuter^er Derflanben ^at, obmo^I bie üData baju i^m DoDflänbig t)or«
lagen; fo fc^ttiierig ift bie Kombination bed Sßirlend ber 3l?otiDe, unter
ben befiänbigen Singriffen bed S^f^Od unb bem Ser^e^Ien ber 9b^
fid^ten. (S. I, 217; II, 502.)
j^er ^tflorifer foll ber inbiDibueÜen Gegebenheit genau na^ bem
Seben folgen, toie fte an ben Dielfac^ üerfd^tungenen jtetten ber ®rünbc
nnb Solgen ficf) in ber ^üt entn}i(lclt; aber unmögli^ lann er ^ieju
aOe !Z)ata befi^^en, 9Ile9 gefe^en, ober Hüt9 erfunbet ^aben; er lutrb
jeben ^(ugenblid Dom Driginal feinet Silbed uerlaffen, ober ein fatf^ed
fc^iebt fld^ i^m unter, unb bied fo häufig, bag man Urfa^ ^at anju«
nehmen, in aller ©efc^ic^te fei be9 t^alfd^en me^r, a(d bed Sßa^ren.
(2B. I, 289.)
gontenelle nennt bie ©efc^i^te eine fable convenue. ($.1, 206.)
5) ®egenfa^ jmifc^en ber potitifc^en unb ber Siteratur«
gef^ic^te.
& giebt jtoei ©efc^ic^tcn: bie poIitif(^e unb bie ber Literatur
unb ffunf). dene ifl bie bed SBillcnd, biefe bie be^ du teile et 9.
Sa^er ifl jene bnrd^meg beängfligenb; bie anbere hingegen ifl überall
erfreuli^ unb Reiter, »ie ber ifoltrte dnteUect, felbfl n}0 [xt drnuegc
fd^itbert. d^r $aupt}n)eig ifl bie ©ef^ic^te ber ^^itofop^ie. Sigent-
It(^ ifl biefe i^r ©runbbag, ber fogar in bie anbere ©efc^ic^te hinüber«
tbnt unb au^ bort aud bem i^unbament bie SReinung leitet. ÜDte
aWeinung ober be^errf^t bie SBelt. (?. U, 598.)
6) ©egenfa^ jkuifc^en ber SEBeltgefdjic^te unb ber
©efd^i^te ber ^eiligen.
Die SBeltgefd^ic^te fc^tveigt jtDar Don ben $ eiligen, ben Reiben
ber Verneinung bed SBiQen^ jum Sieben; benn ber ®toff beräBelt«
gefc^ic^te ifl ein gan) anberer, ja entgegengefe^ter, nämli^ nic^t bad
Verneinen unb aufgeben bed SBiÜend 3um Seben, fonbem fein Gejla^en
unb Srfc^einen in unjä^ligen OnbiDibuen, in meieren feine (Sntjmeiung
mit [xii felbfl, auf bem f|öc^flcn ©tpfel feiner DbjectiDation, mit
DoDenbeter !Z)eutlid^feit ^erDortritt uub nun und balb bie Ueber(egen(|ett
bed Sin}e(nen bur^ feine filug^ett, balb bie ©etoalt ber 3l?enge hwcdf
i^re ÜRaffe, balb bie Tlaä\t bed fidf jum Sd^icffal perfonificirenben
3ufaad, immer bie Gergebli^feit unb iRic^tigleit bed gan}cn Strebend
Dor Hugcn bringt, ^iix ben ^l^ilofop^en aber, ber bie eti^if^e Sebcutung
üef^Ie^t^ttebe 271
ber $anbliutgen }um SRaagfiab nimmt, tfl bte gT5§te, mid^tigfle mib
6ebeutfamfie Srfd^etnmig, loctc^e bte Seit aufjeigen ifann, ntc^t ber
SBelter oberer, fonbem ber SBettübcrioinber. Sür iffn ftnb alfo
bte Sebendbefc^retbungen ^eiliger, ftc^ felbß Derleugnenber ^enf^en, fo
fc^Iec^t fie aud^ metficnd gef daneben, ja mit Sberglauben unb Unftnn
uennifd^t Dorgetragen ftnb, bod^ bur^ bie Sebeutfontleit bc9 Stoffen
ungleich bele^renber unb totc^tiger, ate felbft $(utar^o0 unb SiDiu^.
(335. I, 465 fg. 51». 301.)
1) Stealität unb aßac^t biefer Seibenfd^aft.
S)ie ©efc^led^töliebe fpielt nic^t blod in ©d^aufpielen unb {Romanen,
fonbem, to)ie bie (Srfa^mng befiätigt, auc^ in ber toirKid^en Sßelt eine
fo bebentenbe 9{oIIe, bag bie bei einigen ©^riftfleOern borfommenbe
^eugnung ber 9{ea{itöt unb Sßic^tigfeit biefer Seibenfc^aft ein groger
drrt^um ifl. !Z)ie @rfa§rung }eigt, bag bie ©efd^te^tdtiebe unter
Umflänben }u einer $?eibenf(^aft antoa^fen Tann, bie an $eftigleit jebe
anbere übertrifft unb bann aUe dtüdfftc^ten befeitigt, alle $inbemiffe
mit unglaubli^er ßraft unb Sludbauer übenoinbet, fo bag für i^re
Sefriebigitng unbebenTtid^ ha9 Seben gesagt, ia, menn fol^e fc^te^ter»
bingd Derfagt bleibt, in ben $auf gegeben nirb. S)ie ®ef(^(ed^tdliebe
ertoeifl ftc^, näd^ft ber l^iebe }um Sebeu, aU bie flärlfle unb t^ätigfle
aQer j£riebfebem, nimmt bie Hälfte ber ^äfte unb @ebanfen bed
iüngem S^^eiled ber ÜRenfc^^eit forttoö^renb in Snfpruc^, ifl bad le^te
3iel faft jebed menfc^Ii^en 93efirebend, erlangt auf bie toid^tigflen
S{ngetegenl^eiteu nad^t^eitigen Sinflug, unterbri^t bie emfl^aftefien 93e«
fd^äftigungen ju jeber @tunbe, fe^t bidiueilen felbft bie größten Jtöpfe
auf eine S93ei(e in Sern^irrung, }ettelt tägtic^ bie bertoorrenflen unb
f^Iimmflen Raubet an, töfl bie toert^tioüfien Ser^ältniffe auf, aerreigt
bie fefiefien Sanbe, nimmt bidmeilen Seben, ober ©efunb^eit, bidn^eilen
9{eid^t^um, Slang unb ®IüdE ju i^rem Opfer, ja ma^t ben fonfl
9{ebli(^en getoiffentod, ben bi^^er Streuen jum Serrät^er, tritt bemnad^
im ©anjen auf alö ein fcinbfcligcr Dämon. (SB. U, 606—609. 631 fg.)
9!id^t aQein bie unbefriebigte Derliebte üJeibenfc^aft (jot bi^iuei{en
einen tragifc^en 9(udgang, fonbern aud^ bie befriebigte fü^rt 5fter jum
UngQldC aU }um ®(üdf. SDenn i^re ^Inforberungen coQibiren oft fo
fe^r mit ber perfönlic^en SBo^Ifa^tt M Set^eiligten, \>a^ fte fotc^e
untergraben, inbem fie mit feinen übrigen Ser^öltniffen unbereinbar
ftnb unb ben barauf gebauten Scben^))Ian }erfiören. Öa, nid^t aQein
mit ben äugem Ser^ältniffen ifl bie Siebe oft im äBiberfpruc^, fonbern
fogar mit ber eigenen dnbioibualität, inbem fte fidb auf ^erfonen toirft,
iDeld^e, abgefe^en t)om ©efd^lec^t^Der^ältnig, bem $!iebenben t)er^agt, ja
aum Slbfd^eu fein mürben. Sber fo fe^r t)iet mächtiger ifl ber äBiUe
ber Oattmtg ate ber bc3 Onbiüibuum«, bag bor Siebcnbe in feiner
Serbicttbung alle jene i^m mibcrlic^en Sigenfd^aftcn überfielt. — 3n
ber Zfjat füfjrt ber ©cniuö ber ®attung burd)toeg ffrieg mit ben
270 Oefd^id^te
einen falfd^en 3^9 9^i entfteOte äle^nHd^Teit, M^ttietlen aber gar
feine ^obcn. (?. TL, 480 fg.)
3)ie ©efd^i^te ifl jmar um fo intereffanter^ j[e fpecteüer fle ijl, aber
auc^ um fo unjuDerläffiger, unb nähert fic^ atebann in jeber ^infti^t
bem %omane. — 9Bad e^ übrigen^ mit bem gerühmten $ragma«
tidmud ber ©efc^ic^te (b. ^. bem ableiten ber Gegebenheiten nac^ bem
®efe^e ber 3Rotit)ation) auf fi^ ^abe^ ttitrb SDer am beflen ermeffen
lönnen^ Wetter fid^ erinnert, bag er bid)oeiIen bie Segebenl^eiten feinet
eigenen Sebend i^rem ttia^ren 3uf^>nmen^ange mi\ erfi }toan}ig Öa^re
^inter^er Derfianben ^at, obmo^I bie !Z)ata ba}u i^m DoÜflftnbig Dor«
lagen; fo f^mierig ifl bie Kombination bed äBirlend ber 9RotiDe, unter
ben befiänbigen Eingriffen bed S^f^Od unb bem Serl^e^Ien ber 9lb«
fid^ten. (9B. I, 217; II, 502.)
j^er ^iftorifer foll ber inbiDibucÜen Gegebenheit genau nac^ bem
Seben folgen, mie fle an ben üielfac^ Derfd^Iungenen jtetten ber ®rünbc
unb S(>l8^n ^^ in ber 3^'^ entn}i(lclt; aber unmögtid^ lann er ^ieju
aUe !Z)ata befi^^en, aOed gefe^en, ober SQed erhtnbet ^aben; er luirb
leben ^(ugenblid bom Original feinet Gilbet Derlaffen, ober ein falfc^ed
f(^iebt fid| i^m unter, unb bied fo häufig, bag man Urfac^ ^at an3u«
nehmen, in aller ©efc^ic^te fei bc« t^alfd^en me§r, atd bed Sauren.
(SaS. I, 289.)
go Uten eile nennt bie Oefc^i^te eine fable convenue. (% 1, 206.)
5) ©egenfa^ }n)ifd^en ber politifc^en unb ber Sitcratur*
gef^ic^te.
Sd giebt jU^ei ©efd^i^tcn: bie politifc^e unb bie ber Literatur
unb ftunfl. dene ifl bie bed SBillend, bicfe bie bed dntedect«.
Da^er ifl jiene burc^toeg beängfligenb; bie anbere hingegen ifl überall
erfreuli^ unb Reiter, koie ber ifotirte OnteUect, fe(bfl wo fte Orrmege
f^ilbert. d§r $»oupt}n)eig ifl bie ©efd^ic^te ber $^i(ofopl^ie. (Sigcnt*
li^ ifl biefe i^r ©runbbag, ber fogar in bie anbere ®efd^id)te hinüber«
tbnt unb au^ bort aud bem i^unbament bie SReinung leitet. 2>ie
aWeinung aber be^errf^t bie SBclt. (^. U, 598.)
6) ©egenfa^ akuifc^en ber SBeltgefc^ic^te unb ber
©efd^i^te ber ^eiligen.
!I)ie SEBeltgefc^id^te fc^iucigt jioar bou ben $ eiligen, ben gelben
ber Verneinung bed SBiUend jum ?eben; benn ber ®toff berSBelt«
gef(^i(^te ifl ein gana anbercr, ia entgegengefe^ter, nftmlic^ nid^t bad
Verneinen unb aufgeben M SBiUend }um ithtix, fonbem fein Sejia^en
unb Srf^einen in unjft^ttgen OnbiDibuen, in tuelc^en feine (Ent}ttieiung
mit ^(^ felbfl, auf bem ^öc^flcn ®i))fel feiner ObjectiDation, mit
DoDenbeter !Z)euttid^teit ^erüortritt unb nun und balb bie Ueberlegen^eit
bed Sinjelnen bur^ feine filug^eit, balb bie ®mcAi ber SRcnge burd^
i^re 3Raffe, balb bie Tlaiji bcö fl^ jum ©d^icffal perfoniftcirenben
3ufaIId, immer bie Gergeblic^feit unb 9^id)tigfeit M ganjcu Strebend
Dor Stugcn bringt, gür ben ^^ilofop^en aber, ber bie eti^if^e Gebeutung
©ef^ted^tdßebe 271
ber $anblmtgen }um 2ßaagfta( nimmt, ifl bie größte, »id^tigfle unb
bebetttfamfie Srfd^etnung, meiere bie SSJelt aufzeigen lann, nic^t ber
SBelteroberer, fonbem ber 23e(tü6criuinber. i^ür i^n finb alfo
bie Sebend6ef(^rcibungen ^eiliger, ftc^ felbft Derteugnenber Wltn\i)tr\, fo
fd)Ied^t fte aud^ meiflend gef daneben, ja mit Aberglauben unb Unfinn
Dermif d^t vorgetragen finb, bod^ bur^ bie Sebeutfamleit bed Stoffel
ungtei^ belel^renber unb midjttger, al9 felbft ^(utarc^od unb Sibiu^.
(936. I, 455 fg. 3». 301.)
1) Stealität unb a»a^t biefer Seibenfd^aft.
S)ie ©ef^lec^töliebe fpielt nic^t blod in ©d^aufpielen unb Romanen,
fonbem, mte bie (Srfa^rung befiättgt, auc^ in ber njirflic^en S93elt eine
fo bebeutenbe 9toUt, ha^ bie bei einigen ©^riftfleOern t)orfommenbe
^eugnung ber 9?ealttät unb SSJic^tigfeit biefer Seibenfc^aft ein groger
Orrt^unt ifl. Die Srfa^rung }eigt, ba§ bie ®efd^(ed|tdliebe unter
Umflänben }u einer $?etbenf(^aft ann^ac^fen lann, bie an ^eftigfeit jebe
anbere übertrifft unb bann aUe 9{üdFfid^ten beseitigt, aUe $inbemiffe
mit unglaublicher Sraft unb älu^bauer übertoinbet, fo bag für i^re
ä3efriebigung unbebenflic^ \>a§ Seben gemagt, ja, toenn fold^e fc^Ie^ter-
bingd Derfagt bleibt, in ben Sauf gegeben toirb. S)te @ef(^Ied^td(iebe
enoeifl ftd^, näd^fl ber !i?iebe jum itbm, ate bie flärlfie unb t^ätigfie
aller 2^riebfebem, nimmt bie $ä(fte ber Gräfte unb @ebanTen be^
lungern S^^eile^ ber äRenfd^^ett fortniö^renb in Slnfprud), ifl bad (e^te
3iet faft iebed menfc^Iic^en 93e{irebend, erlangt auf bie toi^tigflen
Sngelegenl^eiten nac^t^eiligen Sinflug, unterbricht bie ernfl^afteflen 9e«
fc^äftigungen ju ieber @tunbe, fe^t bidn^eilen felbfl bie grögten ftöpfe
auf eine SBeile in Serttiirrung, }ettett tägtid^ bie tiertoorrenflen unb
fc^Iimmflen $änbel an, (öfl bie n^ert^tioüfien ^er^ältniffe auf, jerreigt
bie fefleflen ä3anbe, nimmt bidmeilen geben, ober @efunb§eit, bi^n^eiten
9{eid|t^um, Slang unb ®tüdE ju i^rem Opfer, ja mac^t ben fonfl
9lebtid^en gemiffenlod, ben bid^er Streuen jum Serrät^er, tritt bemnad^
im ©anjen auf aW ein feinbfeüger Dämon. (SB. U, 606—609. 631 fg.)
3liijt a0ein bie unbefriebigte verliebte lüeibenfd^aft ^at bidtoeilen
einen tragif^en 9(u^gang, fonbern aud^ bie befriebigte fü^rt öfter jum
Unglüd ate }um ®{üd. Denn i^re S(nforberungen coQibiren oft fo
fe^r mit ber perföntic^en SBo^Ifa^tt be^ Set^eiügten, bog fte folc^e
untergraben, inbem fte mit feinen übrigen SJerl^ältniffen unvereinbar
futb unb ben barauf gebauten Scbendplan jerfiören. Öa, nid^t aQein
mit ben M^tm Ser§ä(tniffen ifl bie Siebe oft im SBiberfprud^, fonbern
fogar mit ber eigenen dnbioibualitSt, inbem fte fldb auf ^erfouen ttiirft,
lueld^e, abgefe§en vom @cfd^(ed^t^ver^(i(tnig, htm !?iebenben Vertagt, ja
}um Abfegen fein toürben. Aber fo fe^r viel mächtiger ifl ber SßiUe
ber ©attung ald ber bed dnbivibuum^, bag ber Siebenbe in fetner
Serblenbung aHe jene i§m loibcrlic^en ßigenfd^aften überfielt. — Sn
ber 2:^at füfjrt ber @euiud ber ©attung burd)n)eg Jhieg mit ben
272 @ef(^Ie<^t9tttbe
f(^a^ben ©ettiett ber 3nbtt)ibiim, iß t^ Scrf olger unb Semb, fletd
bereit, bad perfBnlic^e ®Ifi(f fd^ommg^od gu gerfiSren, tim feine ^totdt
burd^3ufe^en; \a, ha9 9ßo^( ganger Stationen tjl biötoeilen bo^ Opfer
feiner Saune getoorben. ÜDied SOed beruht baranf, bag bie ©attung,
ate in loeld^er bie Sßurjel unferd SBefend liegt, ein nä§ere^ nnb frü^red
%ec^t anf nn9 f^at, ald bad dnbioibunnt; ba§er i^re Angelegenheiten
Dorge^en. (9B. n, 634—6380
2} SBurgel unb Sebentung berfelbem
%tf ber metop^^fifc^en dbentität M aSBiOend, ate ht9 2)inged an
fl(^, bei ber ja^IIofen Siel^eit feiner (Srfc^einungen, berufen brei $^o«
mene, mel^e man unter ben geuieinfamen Segriff ber ©^mpat^ie
bringen Tann: ]) ha9 SRitletb (caritas), bie Safid ber ©ere^tigleit
unb 9Renf(^enIiebe; 2) bie ©efd^Iec^t^liebe mit eigenftmtiger in9*
toa^I (amor), Meiere bad ?thzn ber ®attung ift, ba9 feinen SSorrang
oor bem ber ^biüibuen geftenb moc^t; 3) bie 9Ragie. (Sß.n, 689.)
aUe Verliebtheit, mie ät^erifd^ fie fic^ an^ geberben mag, murgelt
aHein im ®ef(^Ie(^tdtriebe, \a, ift burc^aud nur ein nS^er befUmmter,
fpecialifirtcr, mo^I gar im ftrcngflen ®inne inbtüibuatiftrter ®ef(^(e(^td^
trieb* (993. H, 608.) Sd ift leine ftleinigleit, um bie e« ftd^ ^ier
^anbelt. !Z)er (Enbgtoed aUer Siebc^l^änbel ift toirflid^ tt)i(^tiger, ald
ade anbem Qtotit im äßenfc^enleben unb ba^er bed tiefen Srnfied,
tDomit jeber xffti Derfotgt, DöHtg mert^. S)ad nämlic^, uiaö babnrc^
entfc^teben koirb, ifl nic^td ©eringered, ald bie S^fantinenfe^ung
ber nttc^flen ©eneration. 9Bie bad ©ein, bie Existentia unferer
yiadjltommm bur^ unfern ©efdjlec^tdtrteb überhaupt, fo ift ba^ SSefen,
bie Essentia berfetben burc^ bie inbititbuelle 9udtoa^I bei feiner Se-
friebigung, b. i. bie ©efc^tei^t^liebe, burc^iueg bebingt unb mirb baburc^
unwieberruflic^ feftgefleUt. (S9 §anbett fid) alfo in ben Siebedangetegen*
beiten nidjt, »ie in aQen übrigen Angelegenheiten, um' tnbiDibneUed
aßo^( unb 9Be^e, fonbern um ba« !3)afeiu unb bie fpecieüe Sefc^affen^eit
bed aRenfc^engefc^Ie^td in lUnftigen 3^it^n# ^'^ ba^er tritt ^ier ber
9StOe bed (Sinjelnen in erf^b^ter ^otenj, atö SBiDe bev ©attung auf.
S)ie Klüftige ©eneration, in i^rer ganjen inbiDibueOen Sefiimmt^eit,
ifi ed, bie fid), mittetft bed gangen SCreibeud unb 9ßü§en9 Serliebter
um (Erlangung bed geliebten ©egenflanbed , m9 3)afein brängt. da,
fie felbfl regt flc^ fc^on in ber fo umftc^tigen, befiimmten unb eigen«
finnigen tludma^I gur Sefriebigung bed ©ef^Iec^tdtriebed, bie man
Siebe nennt. (SB. II, 608—612. 627.)
8) ©vabe berfetben.
^ie 9eibenfd)aft ber Siebe ^at uujä^Iige ©rabe, bereu beibe Sterne
man al9 'A^po&iTir) 7cavSi(]|jL0C unb o{)pavta begeid^nen mag; bem
SBejcn uod| ift fie tebod) ilberaQ bie fe(be. hingegen bem ©rabe nad]
)vitb fie um fo mistiger fein, je iubioibuatifirter fte ijl. !S)ie
l^^flcu 0Habe entfpriuQeu aud bericnigen ftngcmcffen^eit beiber du«
bibibuAUtÜlcu gu eluaubcr, oermöge »elc^er ber S^aratter ht9 Sater«
©cWred^töUebc 273
unb ber dntellect ber SRutter, in i^rer $er6tubung^ gerabc badtentge
dnbbtbuum t)oKenben, nad) mldftm ber SßtQe ^um lO^en a\^ ©attungd«
loiOe eine bad SKaaß etned flerUid^en ^erjcnd überfletgenbe ©e^nfuc^t
em^ftnbet. de DoIIfommener bte gegenfeittge ^ngemeffen^eit itotm
dnbiüibuen ju einanber in j[eber ber mannigfa^en S^üdftc^ten, bie ^ter
malten, ifl, beflo flärler mirb i^re gegenfettige Setbenfd^aft audf allen«
(SB. n, 612 fg. 628.)
3e nte^r ©eifl, befio befiimmtere dnbiuibualität, ba^er beflo 6e«
fltmmtere f^orberungen an bie biefer entf))red^enbe dnbi&ibuatität bed
anbern ©efc^Ied^td; tooraud folgt, bag geifhei^e dnbit)ibuen fld^ be*^
fonberd in leibenf^afttic^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) S)ie dtoUt bed dnflinctd in ber ©efd^tec^t^Iiebe.
äiaer ©efc^Iec^tdUebe liegt ein bur^aud auf bad ju (£r}eugenbe ge«
rii^teter Onftinct imi ©runbe. !Dic 9?atur ))flan}t über^au))t ben
OnfHnct ba ein, too bad ^anbelnbe dnbiDibuum ben ^md ju berfle^en
unfähig, ober i^n ju Verfolgen untoillig fein toürbe. 3)a^er pflanjt
fie xfyx in beut ^ier betrad^teten gaQ auc^ bem äKenfcl^en ein, al9
u>e((^er ben ^md )ioar Derfte^en I5nnte, i^n aber nid^t mit bem
uöt^igen Sifer, nämlic^ fogar auf Sofien feined inbitiibueOen Sßo^tö,
verfolgen mürbe, ätlfo nimmt ^ier, mie bei allem dnflinct, bie SBa^r«
^eit bie ©eftalt bed SBa^ne9 an, um auf ben äBillen ju mirlen.
Um bad -SubiDibunm, meld^ed t)ermbge bed tief in i^m murjelnben
Sgoi^mud nur für egotflifc^e ^mdt empfdnglid^ ifl, für ben ^efknb
unb bie S3efc^affen§cit ber ©attung in 2:^(itigfcit ju fe^en unb fogar
ber Opfer für ben ©attungöjmcd fö^ig ju machen, mußte bie SRatur
bem 3nbiüibuo einen gemiffcn SBa^n einpflanjen, vermöge beffen i^m
aU ein ©ut für fi^ felbfl erfd^eint, m9 in äBa^r^eit bIo9 eine^ für
bie ©attung ifl, fo bag baf[e(be biefer bient, mS^renb ed fic^ felber )u
bienen mä^nt. !Z)iefer Sßa^n ifl ber dnflinct. ICerfelbe ifl in ben
meiflen Sollen anjufe^cn att ber ©inn ber ©attung, toAdftx aber
ha9 i^r t^ommenbe nur burd^ bie Sdufd^ung bed •3nbit)ibuumd, bag
t9 inbit)ibueUen ^tütdm nad^}uge^en mä^nt, mä^renb ed in 993a§r*'
^eit blod generelle i^erfolgt, erreid^en lann.
Sn tl^olge bed dnflinctd mirft bei ber gefd^Ied^tli^en Slu^ma^t bor
aKen !Z)ingen bie StüdFftc^t auf @d^ön§eit bed anbern dnbiDibuum^,
ald burc^ meiere ber S^pud ber ©attung möglid^fl rein unb richtig
erhalten mirb. !Z)a^ f^minbelnbe dniiMm, meld^ed ben 9J{ann beim
XnblidC eine^ SQSeibe^ t)on i^m angemeffener ©c^ön^eit ergreift unb i^m
bie iSereinigung mit i^r atd bad ^ö^fle ©ut Dorfpiegelt, ifl eben ber
@inn ber ©attung, metdjer, ben beutlid^ au^gebrüdtten @t2lmpet
berfelben erlennenb, fie mit biefem perpetitiren m'6djk. 9itt(^fl ber
©d^ön^eit begehrt (in golge be« Onflinct«) -9ebcr befonber« ^cftig
biejenigen Sofilommen^eiten am anbern dnbiuibuo, meldte i^m felbfl
abgeben, ja fogar bie UnDoÜlommen^eiten, meiere bad ©egent^eil feiner
eigenen jlnb. (SB. H, 614—618.)
Sd^openl^au(r»2<st(on« I. 18
272 ®efd§rcd§t«nebe
((^ü^enben ®emen ber dnbbtbuen^ ifl i^r Verfolger unb ^Anb, flet^
bereit; ha9 petfönßd^e ©lud fdjonung^Iod ju jerflören, um feine ^wtdt
burc^juf e^en ; \a, ha9 SSJo^I ganjer Stationen ifl bt^meilen baö Opfer
feiner Saune getoorben. 2)ie9 SlQed beruht barauf, bog bie ©attung,
aU in metc^er bie Sßurjel unfern S&efen^ liegt, ein näheres unb frü^red
%e(^t auf und ^at, als bad dnbiüibuum; ba^er t^re Angelegenheiten
t)orge§en. (9B. n, 634—638.)
2) SBur^el unb Sebeutung berfelben.
Sluf ber metap^^fifc^en dbentität bed äßiHend, o(d bed S)inged an
flc^, bei ber }al^liofen Siel^eit feiner Srfc^einungen, berufen brei $^ttito«
ntene, toeld^e man unter ben gemeinfomen ä3egriff ber ®^m]^at^tc
bringen Tann: 1) bad SRitletb (caritas), bie Safid ber ©ered^ttgleit
unb Snenf^entiebe; 2) bie ©efcfjlec^tdliebe mit eigenjtmtiger Sud'
xoofjii (amor), »elc^e bad Seben ber ©attung ift, bad feinen Sorrang
Dor bem ber dnbibibuen gettenb mac^t; 3) bie 9ßagie. (Sß.II, 689.)
%Üt SerUebt^eit, toxt ät^erifc^ fte fic^ and) geberben mag, ttmrjelt
aUetn im ©efc^Iec^tdtriebe, ja, ift burc^aud nur ein ntt^er be|Hmmter,
fpeciatifirter, mo^t gar im ftrcngflen ®inne inbibibualiflrter ©efd^Iec^td«
trieb. (995. U, 608.) (Sd ifl leine ftleinigleit, um bie ed fid^ ^ier
^anbelt. üDer (Enbgtoed aller Siebed^änbel ift toirflic^ nichtiger, ate
ade anbern ^wzit im äßenfd^enteben unb ba^er bed tiefen (Srnfied,
momit jeber i§n verfolgt, t)5Hig toert^. !Cad nämlic^, mad baburc^
entf (Rieben koirb, ifl nic^td ©eringered, ald bie 3uf<^inmenfe$ung
ber näd^flen ©eneration. 9Bie bad ©ein, bie EziBtentia unferer
9tac^Iommen burd^ unfern ©efd)Ie(^tdtrieb überhaupt, fo ifl bad SSefen,
bie Esaentia berfelben burc^ bie inbibtbueHe Sludma^l bei feiner 93e«
friebigung, b. i. bie ©efc^Iec^tdliebe, burc^meg bebingt unb tt)irb babur^
unmieberrufli^ feftgefleQt. @d ^anbelt fid) alfo in ben Siebedangelegen*
I)eiten nid^t, »ie in aOcn übrigen Slngetegen^eiten, um inbiDibuellcd
SBo^l unb 9Be^e, fonbem um bad !Dafein unb bie fpecieOe Sefd^affen^eit
bed SRenfc^engefc^Iec^td in tünftigen S^xttn, unb ba^er tritt ^ter ber
aßiae bed (Einjelnen in er^ö^ter ^otenj, ald SBiOe ber ©attung auf.
S)ie lünftige ©eneration, in i^rer ganjcn inbiDtbueHen 93eflimmt^eit,
ifl ed, bie \xi), mittelfl bed ganjen ^treibend unb äRü^end Serliebter
um Sriangung bed geliebten ©egenflanbed, ind S)afein brttngt. da,
fte felbfl regt flc^ fc^on in ber fo umfid^tigen, beflimmtcn unb eigen*
finnigen Sludna^I gur Sefriebigung bed ©efd^Iec^tdtriebed, bie man
Siebe nennt. (S35. U, 608—612. 627.)
3) ©rabc berfetben.
jDie Seibenfdjaft ber Siebe ^at intjä^Iige ©rabe, bereu beibe (Sftreme
man ald 'k^gohr-q 7üav&v](jL0^ unb oupavia bejeid^nen mag; bem
Sßefen nad^ ifl fie ieboc^ iiberaD bie fetbe. hingegen bem ©rabe nad)
toirb fie um fo mKdjtiger fein, je inbioibualifirter fie ifl. S)ie
l^bc^flen ©rabe entfpringen aud berjenigen Sngcmeffen^eit beiber dn«
biDibualitäten ju einanbcr, vermöge »elc^er ber S^aratter bed Saterd
©efd^Icd^tdUebe 273
unb ber dntellect ber Wlnittx, in i^rer Serbiitbung, gerabc badjienige
dnbtDtbuum t)oKcnben, na^ koelc^em ber SEBiUe jum lieben afd ©attungd«
iDiQe eine bad ^aa^ eine^ fterbltd^en ^erjen^ überfleigenbe ©e^nfuc^t
emf)finbet. de DoUfommener bte gegenfettige ^ngemeffen^eit jt^eier
dnbiüibuen }u einanber in j[eber ber manntgfa^en S^üdflc^ten^ bie ^ter
»alten, ifl, beflo flärler toirb i^re gegenfettige Seibenfd^aft auffallen.
(333. n, 612 fg. 628.)
3e nie^r @eifl, beflo beflimmtere dnbiüibuatität, ba^er beflo Be*^
fiimmtere i^orberungen an bie biefer entf))red^enbe dnbitiibuatitüt bed
anbern ®ef(^{e(^td; moraud folgt, bag geifheic^e dnbit)ibuen ftc^ be*^
fonberd in Ietbenf4aftli^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) S)ie 9Ipne bed dnfiinctd in ber ®efd^(e^tdliebe.
Siner ©efc^le^töliebe liegt ein bur^aud auf bad ju (Srjeugenbe ge«
tic^teter Onfiinct imi ©runbe. S)ie 9?atur ))flan}t überhaupt ben
dnfiinct ba ein, n)0 bad ^anbelnbe dnbit)ibuum ben ^xotä ju Derfle^en
unfähig, ober i^n jn Verfölgen untoiQig fein )Dürbe. !Da§er pflanjt
{te i^n in bent ^ier betrad^teten %aU audj bem äRenfd^en ein, ate
»eld^er ben S^^^ S^^^ t)erfte§en lönnte, i^n aber nic^t mit bem
itöt^igen (Sifer, nämtic^ fogar auf jfoflen feinet inbiDibueOen Sßo^I^,
verfolgen mürbe, ätlfo nimmt ^ier, tuie bei allem dnftinct, bie SBa^r«
^eit bie ©eflalt bed SBa^ncd an, um auf htn äBiUen ju toirlen.
Um baö dnbiüibuum, melc^ed vermöge bed tief in i^m tuurjetnben
Cgoidmuö nur für egoiftifd)e ^mtdt emt)fängli(^ ifl, für ben Sefhnb
unb bie Sefc^affen^eit ber ©attung in S^^ätiglcit ju fe^en unb fogar
ber £)pfer für ben ©attung^jmecC filzig ju machen, mugte bie Statur
bem 3nbit)ibuo einen getoiffcn SBa^n einpflanjen, Dermöge beffen il^m
al^ ein ©ut für fic^ felbfl erfd^etnt, m9 in äBa^r^eit b(od eined für
bie ©attung ifl, fo bag baffelbe biefer bient, n)ä§renb e^ fi^ felber 3u
bicnen toä^nt. ©iefer SBa^n ifl ber Snflinct. ©erfclbe ifl in ben
meiflen SüQen anjufe^en ald ber @inn ber ©attung, ttield^er aber
bad i^r t^ommeube nur burd^ bie Säufd^ung be^ Onbit)ibuumd, bag
ed inbiDibuelten 3^(<I^ii nad^juge^cn koä§nt, koä^renb ed in fBia^X"
^eit blod generelle i^erfolgt, erreichen lann.
Sn t^olge bed dnflinctd toirft bei ber gefdjlec^tlic^en Slu^toa^t Dor
allen S)ingen bie 9{üdFrtd^t auf @d^ön§eit be9 anbern OnbiDibuum^,
ate burc^ meldte ber Z\jpu9 ber ©attung möglid^fl rein unb richtig
erhalten toirb. S)ad fc^toinbelnbe (EntjüdCen, mlä^t^ ben iDtann beim
^nblidC eine^ SQSeibe^ Don i^m angemeffener ©c^ön^eit ergreift unb i^m
bie SJereinigung mit i^r aU bad ^5^fle ©ut Dorfpiegelt, ifl eben ber
@inn ber ©attung, n)el^er, ben beutli^ au^gebrüdCten ©t^lmpel
berfelben erfennenb, jle mit biefem perpetniren möd^te. Siät^fl ber
©4ö«Öcit begehrt (in golge be« 3nflinct0) -Seber befonber« ^cftig
biejenigen 93oniommen^eiten am anbern dnbioibuo, toe^e i^m felbfl
abgeben, ia fogar bie UnboQTommen^eiten, »eld^e ha9 ©egent^eil feiner
eigenen fmb, (SB. H, 614—618.)
272 ®efd§rcd^t6liebc
fd^ü^enben ©enien ber dnbtoibuen, tfl i^r Verfolger unb Seinb, fletd
bereit, ha9 perfönlid^e ®IM fc^onung^Iod ju }er{lören, um feine ^totdt
burc^jufe^en; ja, ba^ äBo^I ganger 9!otionen ifl btdmetlen \)a9 Opfer
[einer Saune getoorben. 2)ied %Uc9 beruf}t barauf, bag bie ®attung,
at^ in toelc^er bie SBurjel unferd 3ßefend liegt, ein nä^ered unb frü^ered
%e(^t auf und ^at, aU bad dnbiuibuum; ba^er i§re Angelegenheiten
tjorge^en. (ffi. U, 634—638.)
2) Sßurjel unb Sebeutung berfelben.
Sluf ber metap^^r^fc^en dbentität M äßiHend, ate bed S)inged an
fl^, bei ber jal^IIofen Siel^eit feiner (Srf^einungen, berufen bret $^tttu>«
utene, toeld^e man unter ben gemeinfomen Segriff ber @^m]^at^t€
bringen Tann: 1) bad 3RttIeib (caritas), bie Sofld ber ©ered^tigfeit
unb 9nenf(^enliebe; 2) bie ©efc^teci^td liebe mit eigenftmtiger Sud«
xoafjH (amor), loelc^e bad Seben ber ©attung ift, bad feinen Sorrong
üor bem ber dnbiDibuen geltenb mac^t; 3) bie äßagie. (Sß.n, 689.)
%Ut Verliebtheit, mie ät^erif^ fie [xij au(^ geberben mag, kourjelt
aHein im ©efc^Iec^tdtriebe, jia, ift burd^aud nur ein nä^er be|)immter,
fpedaliflrter, tt)0^t gar im ftrengflen ©inne inbit)ibualiftrter ®ef(^Ied^td»
trieb. (995. H, 608.) Sd ift leine ^einigleit, um bie ed fl^ ^ier
^anbeß. !Cer (Enbgmed aDer Siebed^önbel ifl uiirflid^ mic^tiger, a(d
aOe anbern ^mit im ÜRenfc^enleben unb ba^er bed tiefen (Smfied,
nomit ieber i^n verfolgt, t^öUig mert^. S)ad nämlid^, mad babur^
entfc^ieben koirb, i{l nidjtd ©eringered, ald bie 3ufammenfe$ung
ber näd^flen ©eneration. Sßie bad Sein, bie Existentia unferer
9tac^Iommen burd^ unfern ©efdjtec^tdtrieb überhaupt, fo ifl ba6 SSef en,
bie Essentia berfelben burc^ bie inbit)ibuelle Sudma^I bei feiner 93e«
friebigung, b. i. bie ©efc^Iec^tdliebc, burc^meg bebingt unb n)irb baburc^
unmieberrufUd^ feftgefteüt. @d ^anbelt fid) alfo in ben Siebedangelegen*
l^eiten nic^t, loie in aQen übrigen Slngelegenr^eiten, um inbiDibuellcd
äBo^t unb 9Be^e, fonbern um bad 3)afein unb bie fpecieOe Sefc^affen^eit
bed SRenfc^engefi^Ie^td in !ünftigen ^tittn, unb bal^er tritt ^ier ber
SiDe bed (Singeinen in er^ö^ter $otenj, a(d äBiUe ber ©attung auf.
3)ie Ittnftige ©eneration, in i^rcr gangen inbiDtbueHen 83eflimmt^eit,
ift ed, bie ftd), mittelfl bed gangen SCrcibend unb SRü^end Verliebter
um Sriangung bed geliebten ©egenflanbed, ind Dafein brttngt. da,
fte felbfl regt ftc^ fd)on in ber fo umfic^tigen, befiimmten unb eigen«
finnigen Sludna^I gur Sefriebigung bed ©efd^Iec^tdtriebed, bie man
Siebe nennt. (333. II, 608—612. 627.)
3) ©rabe berfelben.
Die Seibenfc^aft ber Siebe ^at ungä^ligc ©rabe, bereu bcibe (Sjtreme
man aU 'A9poSinQ TtavSiQiJLOC unb oupavta begetd^nen mag; bem
Sßefen nac^ ift fie jeboc^ iiberaD bie felbe. hingegen bem ©rabe nad)
tt)irb fie um fo mädjtiger fein, je inbiuibualifirter fie ift. ÜDie
^öc^flen ©rabe entfpringen au^ berjenigen 9ngcmef[en^eit beiber Qn-
biDibualitäten gu einanbcr, vermöge toelc^er ber S^aratter M Saterö
^cfd^Icd^tdaebe 273
unb ber ^tellect ber Tluikx, in i^rer Serbiubung, gerabc bad|emge
dnbtoibuum DoKenben, mtS) koel^em ber SEBille }um lieben a\Q ©attungd«
tviOe eine bod SKaag etned flerUtd^en ^erjcn^ überfleigenbe ©e^nfuc^t
emf)ftnbet. de t^oüfornmener bte gegenfeittge ^ngemeffen^eit ^tveier
dnbiüibuen }u etnanber in j[eber ber mannigfad^en S^üdftd^ten^ bie ^ier
matten, \\i, befto fiärler toirb i^re gegenfeitige Seibenfd^aft auffallen«
(333. n, 612 fg. 628.)
üe nte^r ®ei{l, beflo beflimmtere dnbiuibualttät, ba^er beflo be«
fiimmtere f^orberungen an bte biefer entfpred^enbe dnbiDibualitüt bed
onbern ©efc^Iec^t^; »oraud folgt, bag getfhetd^e dnbiDtbuen fid^ be*^
fonberd ju letbenfc^aftlic^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) SDie SIoKe bed dnftinctd in ber ©ef^Ied^t^Iiebe.
S(0er ©efc^Ied^tdliebe liegt ein burd^aud auf ha9 }u (Srjeugenbe ge«
rii^teter Onftinct 3um ©runbe. üDie 9?atur ^f(an}t überhaupt ben
dnflinct ba ein, tuo ha9 ^anbelnbe dnbit)ibuum ben Qmd ju t)crße$en
unfähig, ober i^n 3U verfolgen unwillig fein toürbe. S)a^er pflangt
fie i^n in bem ^ier betrachteten gaU au(^ bem äRenfc^en ein, ate
melier ben 3^^^ S^^^ Derfle^en lönnte, i^n aber nid^t mit bem
nät^igen (Sifer, nämtic^ [ogar auf jfoflen feinet inbiDibueOen flßofß,
verfolgen mürbe. HIfo nimmt ^ier, mie bei aKem dnftinct, bie 9EBa§r'
^eit bie ©eflalt bed SBa^ncS an, um auf ben äBiQen 2^ mirlen.
Um bad dnbioibuum, meld^ed vermöge bed tief in i^m murjelnben
(Sgoi^mud nur für egotflifc^e 3^^dte emt)föngli(^ ifi, für ben Seffamb
unb bie Sefc^affen^eit ber ©attung in St^ätiglcit ju fe^en unb fogar
ber Opfer für ben ©attungdjmecC fä^ig }u mad^en, mugte bie 9?atur
bem dnbiüibuo einen gemiffcn SBa^n einpflanjen, vermöge beffen i^m
ate ein ©ut für fi^ fe(6{i erfd^eint, mad in äBa^r^eit Ho9 eined für
bie ©attung ifl, fo bag baffelbe biefer bient, mä^renb ed ftd^ felber )u
bicncn toä^nt. QDiefer SBa^n ift ber Snflinct. SDerfetbe ijl in ben
meifien fällen anjufe^en ate ber ©inn ber ©attung, meld^er aber
bad i^r t^rommenbe nur burd^ bie Sdufd^ung bed dnbibibuumd, bag
ed inbiüibuetlen 3^^<I^n nac^juge^en mä^nt, mä§renb ed in SBa^r'
^eit blod generelle i^erfotgt, erreichen lann.
dn t^otge bed dnflinctd mirlt bei ber gefdjled^ttid^en Sludma^I Dor
aOen 2)ingen bie StüdPftd^t auf ®d^ön§eit be9 anbem -dubiDibnum^,
ate burc^ mel^e ber Ztjpn^ ber ©attung mSgtic^jl rein unb richtig
erhalten mirb. S)ad fd^minbelnbe SntjüdCen, meld^ed ben 3Rann beim
SnbtidC eined SQSeibed Don i§m angemeffener ©c^ön^eit ergreift unb i^m
bie iSereinigung mit i^r aM bad ^b^ße ©ut Dorfpiegelt, ifl eben ber
@inn ber ©attung, melc^er, httt beuttid^ audgebrüdtten ©t^lmpel
berfelben erfennenb, fie mit biefem ))er))etitiren mb^te. 9itt^{l ber
@^9n^eit begehrt (in ^olge bed dnfiinctd) deber befonberd ^eftig
biejientgen SSofifornmen^eiten am anbern dnbiüibuo, met^e i^m felbft
abgeben, jia fogar bie UnboIIIommen^eiten, meiere ha9 ©egent^eil feiner
eigenen jlnb. (SB. H, 614—618.)
272 ®efd§r«l^t6liebe
fc^ü^enben (Senien ber dnbtütbuen, ifl i^v SSerfotger unb ^tinh, fletd
bereit, bad perföntt^e ©IM fd)onungd(o9 ju jetftören, um feine ^xotdt
burc^jufe^en; ja, bad äBo^I ganjer Stationen ift M^meilen ha9 Dpfer
feiner Saune getuorben. 2)ie9 9[0ed beruht barauf, bag bie ©attung,
at^ in tueld^er bie äBurgel unferd S&efend liegt, ein ntt^ered unb frü^ered
%e(^t auf und (jat, a\9 bad dnbiüibuum; ba^er i^re Sngelegenl^eiten
borge§en. (S. n, 634—638.)
2) SBurjel unb ä3ebeutung betfelben.
Sluf ber mctap^^rifc^e" dbentität bed Sßillend, a(d bcd 3)inged an
flc^, bei ber jal^liofen Siel§eit feiner (Srfd^einungcn, berufen btei $^ttito«
mmt, toetc^e man unter ben gemeinfamen äSegriff ber @^mpat^tc
bringen fann: 1) bad SRittetb (caritas), bie Safid ber ©ere^tigfett
unb 3Renf(^entiebe; 2) bie ©efc^Iec^t bliebe mit eigenftmtiger Slud*
xoafjji (amor), tt)el(^e bad Seben ber ©attung tft, ba9 feinen Sorrang
oor bem ber dnbiDibuen geltenb mac^t; 3) bie 9Ragte. (Sß.II, 689.)
Sine Verliebtheit, to)te öt^erif«^ fie fic^ and) geberben mag, tourjelt
aHein im ©efc^Iec^tdtriebe, ja, ifl burc^aud nur ein n&^er be|)immter,
fpedaliflrter, xootH gar im ftrengflen ©inne inbit)ibualifirter ©efd^tec^td«
trieb. (995. H, 608.) Sd ifl leine ftleinigleit, um bie t9 fi^ ^ier
^anbelt. üDer Snbgmed aller Siebed^änbel ift toirflic^ ttiid^tiger, ald
ade anbem ^mät im äßenfi^enleben unb ba^er bed tiefen (Srnfle^,
nomit jleber i^n verfolgt, t^öUig mert^. S)ad nüntlic^, \oa9 baburc^
entf Rieben toirb, i{l ntc^td ©eringered, aU bie B^f^nt^ienfe^ung
ber näc^flen ©eneration. 9Bie bad Sein, bie EziBtentia unferer
9tac^Iommen burc^ unfern ©efc^lec^tdtrieb überhaupt, fo ifl bad SSefen,
bie Essentia berfelben burc^ bie inbiDibueDe Sludioa^I bei feiner 9e«
friebigung, b. i. bie ©efc^lec^tdliebe, burc^tueg bebingt unb tt)irb baburc^
unmieberrufli^ feftgefteüt. (£d ^anbelt fid) alfo in ben Siebedangelegen-
I)eiten nt(^t, »ie in aOen übrigen Angelegenheiten, um inbiDibnellcd
SBo^l unb SBe^e, fonbem um bad 3)afein unb bie fpedeOe Sefd^affen^ett
bed SRenf(^engef(^Ie(^td in fünftigen Briten, unb ba^er tritt ^ier ber
SBiOe bed (Eingelnen in er^ö^ter ^otenj, ald SEBiOe ber ©attung auf.
3)ie Ittnftige ©eneration, in i^rer ganjen inbiDibueDen Seflimmt^eit,
ifl ed, bie ftd), mittelfl bed gangen ^treiben« unb SKü^en« Serliebter
um Sriangung bed geliebten ©egenflanbed, in6 S)afein bröngt. 3a,
fie felbft regt fl(^ fc^on in ber fo umfU^tigen, befUmmten unb eigen«
finnigen tludna^I gur Sefriebigung bed ©efd^Iec^tdtriebed, bie man
Siebe nennt. (SSS. II, 608—612. 627.)
3) ©rabe berfclben.
3)ie Scibenfd^aft ber Siebe ^at ungültige ©rabe, bereu beibe S^reme
man ate 'AfpoSttT] 7üav5i(]|jLoc unb oupavta begeid^nen mag; bem
SBefen nac^ ift fte jeboc^ überaQ bie felbe. hingegen bem ©rabe na^
wirb fie um fo mädjtiger fein, je inbiöibualifirter fie ijl. SDie
^bd^flen ©rabe entfpringen au« berjenigen Ängcmeffen^cit beiber On»
biDibualitäten gu einanbcr, oermSge loctd^er ber S^^aralter bed Saterd
©efd^Icd^tdaebe 273
unb ber -Sntellect ber äRutter^ in i^rer 9$er(tubung, gerabc bad][entge
dnbtoibuum t)oKenben, natS) »eld^em ber SBiQe ^um ^Atn a\Q ©athing^
»ille eine bad SRaag eined |lerUid^en ^erjen^ überfleigenbe ©e^nfuc^t
em))finbet de DoIIfommener bie gegenfettige ^ngemeffen^eit 3raeier
OnbiDibuen ju einanber in jeber ber mannigfachen S^üdfic^ten, bie ^ier
matten, ifl, beflo flärler toirb i^re gegenfeitige Seibenfd^aft au^f allen.
(2B. n, 612 fg. 628.)
3e nie^r ©eifl, befio beflimmtere dnbiüibuatität, ba^er beflo Be«
fiimmtere f^orberungen an bie biefer entfpre^enbe 3nbit)ibualität bed
anbern ®ef(^Ie^td; tooraud folgt, bag geifheid^e dnbiDibuen ftd^ be*^
fonberd in letbenf^aftlid^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) ®ie JÄpIIe be« 3fnflinctö in ber ®ef(^re(^t«Iiebe.
SIQer ®ef(^(e(^tdlie6e liegt ein burd^aud auf bad ju (Srjengenbe ge«
rtc^teter Onfiinct jum ©runbe. !Ctc 9?atur ))f(anjt ü6er^au))t ben
Onflinct ba ein, too bad ^anbelnbe dnbiüibuum ben Qmd 3U t)erfle^en
unfähig, ober i^n gu t)erfo(gen untoillig fein toürbe. S)a§er ))f[anjt
fte i^n in bem ^ier betrachteten ^aQ aud^ beut äRenfc^en ein, ate
toAiftx ben S^cd jtuar Derfle^en lönnte, i^n aber nic^t mit bem
itöt^igen Sifer, nämltc^ fogar auf Sofien feinet inbiDibueQen 2Bo§(^,
oerfolgen mürbe. HIfo nimmt ^ier, mie bei aQem -duftinct, bie SEBa^r«
^eit bie ©eflalt bed SBa^nc^ an, um auf ben äBiKen 2^ toirlen.
Um bad •3fnbt))ibuum, melc^ed vermöge bed tief in i^m murjelnben
Cgotdmud nur für egciflifc^e ^totdt empfänglich ifl, für ben Seflanb
unb bie Sefc^affen^eit ber @attung in St^ätigtcit gu fe^en unb fogar
ber £)))fer für ben ©attungdjmecf fä^ig }u mad^en, mufte bie Statur
bem OnbiDibuo einen gemiffcn SBa^n einpflanjen, bermöge beffen i^m
al9 ein ®ut für Tt^ felbfl erfd^eint, m9 in 3Ba§r^eit b(od eined für
bie ®attung if^, fo bag baffelbe biefer bient, mä^reub ed flc^ felber )u
bicnen mä^nt. 3)iefer Sßa^n ifl ber dnflinct. S)erfetbe ifl in ben
meifien f^äUen anjufe^en ald ber ©inn ber ®attung, melc^er aber
bad i^r Srommeube nur burc^ bie Säufd^ung bed -dnbibibuumd, bag
t9 inbit)ibuenen ^tütdm nad^juge^en tuä^nt, mä^renb ed in SBa^r*'
^eit blod generelle Derfolgt, erreichen lann.
dn t^olge bed dnflinctd mirlt bei ber gefd^Ied^ttid^en Slu^ma^I bor
aDen !Cingen bie StüdFft^t auf @d^5n§eit bed anbern dnbiDibuum^,
ald burc^ meiere ber Z\jp\x9 ber ®attung möglic^fl rein unb richtig
erhalten mirb. S)a9 fd^minbelnbe (Snt3üd(en, melc^ed ben iDtann beim
^nbtidC eined äBeibed Don i^m angemeffener @(^ön^eit ergreift unb i^m
bie Sereinigung mit i^r aU bad ^öc^fle ®ut borfpiegelt, ifl eben ber
@iun ber ®attung, melier, ben beutlid^ au^gebrüdften ©tämpel
berfetben erfennenb, fie mit biefem perpetniren mlidftt. 9!ä(^ft ber
©4önöeit begehrt (in golge be8 Onflinctö) deber befonber« ^eftig
biejenigen SSofiTommen^eiten am anbern Onbiüibuo, me^e il^m fetbft
obge^en, jia fogar bie UnboIIIommen^eiten, meiere ha9 ®egent^eil feiner
eigenen flnb. (SB. H, 614—618.)
272 ®efd§red§t«tiebc
((^ü^enben ®emen ber dnbiDtbuen, ifl i^r Verfolger unb Seinb, fletd
bereit^ bad perfönlid^e @IM f^onung^tod ju jerftören, um feine ^mdt
buvc^jufe^en; ja, bad So^I ganjet 9}otionen tft bt^meilen ha^ Dpfet
feiner Saune getuorben. 2)ied 9[0ed beruht barauf, bag bie ®attung,
al^ in toeld^er bie äBurjel unferd SBefend liegt, ein ntt^ered unb frü^red
%e(^t auf und ^at, als bad dnbibtbuum; ba^er i^re Sogelegendeiten
öorge^en. (SB. n, 634—638.)
2) 995ur3el unb Sebeutung berfelben.
Sluf ber metap^^r^fc^en dbentität bed äBiaend, ald bed 3)tnged an
flc^, bei ber ja^llofen Siel^eit feiner Srf^einungen, berufen brei $^ttito«
mene, toeld^e man unter ben gemetnfamen äSegriff ber ©^mpat^ic
bringen fann: 1) bad SRttletb (caritas), bie Safid ber ©ered^tigfctt
unb 3Renf(^enIiebe; 2) bie ©efc^tec^tdliebe mit eigenjtmtiger 9(ud'
xooSjji (amor), netc^e bad Seben ber ©attung ift, bad feinen Sorrang
t)or bem ber dnbit)ibuen gettenb ma^t; 3) bie 9ßagie. (Sß.n, 689.)
9IIe Verliebtheit, mie ät^erif«^ fie [\6) andf geberben mog, murgelt
ollein im ©ef^Iec^tdtriebe, \a, ifl burd^aud nur ein ntt^er Be|)immter,
fpccialiflrter, mo^I gar im ftrcngflen @inne inbtt)ibualif}rter ®ef(^Ie(^td-
trieb. (993. U, 608.) Sd ift leine Jtleinigfeit, um bie e« fl^ ^ter
^anbelt. üDer Snbjmed aOer Siebed^ftnbel ifl toirflid^ ttii^tiger, aü
aät anbem ^mit im äßenfc^enleben unb ba^er bed tiefen (Sxnftt9,
nomit jleber i^n Derfolgt, t^öHtg mert^. !Cad nämlid^, »ad baburc^
entfc^ieben toirb, ifl nic^td @eringered, ate bie S^f^ntmenfe^ung
ber nä(|{ten ©eneration. 2Bie bad ©ein, bie EziBtentia unferer
9tad^Iommen burd^ unfern ©efc^lec^tdtrieb überhaupt, fo ifl bad Sßefeit,
bie Essentia berfelben burc^ bie inbibibueHe Sludma^I bei feiner 9e»
friebigung, b. i. bie ©cfc^Iec^tdtiebe, burc^meg bebingt unb toirb baburc^
unmieberrufli^ feflgefleüt. @d l^anbelt ftd) alfo in ben Siebedangelegen*
beiten nic^t, »ie in aQen übrigen Slngelegen^eiten, um inbiDibuellcd
SBo^l unb 2Be^e, fonbem um bad S^afein unb bie fpecieüe Sefc^affen^eit
bed SRenf(^engef(^Ie(^td in fUnftigen S^^^^^r "^^^ ^^^^ ^<t^ ^^er ber
aßiae bed (Einjelnen in er^ö^ter ^otcnj, atö SEBiUe ber ©attung auf.
3)ie lünftige ©eneration, in i^rer gangen inbiDibuellen Seflimmt^eit,
ifl ed, bie ftd), mittelft bed ganjen SCreibend unb 9ßü§end SerUebter
um Srlongung bed geliebten ® egenflanbed , ind 3)afein brängt. 3a,
fie fetbfl regt fl^ fc^on in ber fo umfic^tigen, befHmmten unb eigen«
finnigen 9ttd»a^t }ur Sefriebigung bed @efd)Ied)tdtriebed, bie man
Siebe nennt. (SB. U, 608—612. 627.)
3) ©rabe berfelben.
jDie Seibenf(^aft ber Siebe ^at unjä^Iige ©rabe, bereu beibe (S^treme
man aU 'AfpoSttT] 7üav5i(]|jLOC unb oupavia bejeid^nen mag; bem
SBefen nac^ ift fte jieboci^ iiberaÜ bie fctbe. hingegen bem ©rabe nac^
n)irb fie um fo mächtiger fein, je inbi))ibualifirtcr fie ijl. ÜDie
^öc^flen ©rabe entfpringen aud berjenigen Sngcmcffen^eit beiber 3n»
biDibuatitätcn ju einanbcr, vermöge »elc^er ber CE^aratter bed Saterd
®efd^(ed^tdUebe 273
unb ber -dntellect ber ÜRutter, in i§rer SSerbinbung, gerabe badj[entge
dnbiDtbuum ooDenben, nad^ loelc^em ber äBiQe jum lieben a\& ©attungd-
loille eine bod Tlaa^ etne^ fierbltd^en $erjcnd überfietgenbe Se^nfuc^t
em))finbet. de ))oII!ommener bie gegenfeittge Sngemeffen^ett jmeier
dnbttoibuen gu etnanber in jeber ber mannigfad^en S^Udft^ten, bie ^ter
malten, if!, beflo flärler totrb i^re gegenfettige Seibenfd^aft auffallen«
(908. n, 612 fg. 628.)
3e me^r ©eift, befio befiimmtere dnbiüibualität, ba^er beflo be-
^immtere f^orberungen an bie biefer entfpred^enbe Onbiuibnaßtät be^
anbern ©efd^Ie^td; moraud folgt, bag geifhei^e Onbiüibuen ftd^ be«
fonberd in letbenf^aftlid^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) SDie diolU be^ dnfiinct^ in ber ©efd^Ied^t^Iiebe.
%Qer ®ef(^(ed^tdliebe liegt ein burc^aud auf bad }u (Srjeugenbe ge«
Tt^teter dnfiinct jum ©runbe. ÜDie 9?atur ))flan}t über^au^t ben
dnflinct ba ein, tuo ba$ ^anbelnbe dnbiuibuum ben ^xotd ]u t)er{le§en
unfähig, ober i^n 3U verfolgen unh)illig fein toürbe. ÜDa^er pflanit
{ie i^n in bem ^ier betrad^teten SaD auc^ bem 2Renf(^en ein, ate
toeld^er ben S^td jtvar t)erfle^en !5nnte, i^n aber nic^t mit bem
uot^igen Sifer, nämli<^ fogar auf Sofien feinet inbiuibueKen SBo^te,
»erfolgen koürbe. Sllfo nimmt ^ier, toie bei allem dnflinct, bie SBa^r*
^eit bie ©eflalt bed SBal^nc^ an, um auf ben äBiKen 2^ toirlen.
Um ba^ dnbiuibuum, toel^ed t)ermöge bed tief in i^m tourjelnben
Sgoi^mud nur für egoiflifc^e ^mdt cm))fäng(i^ ifl, für htn Säeflonb
unb bie 93ef(^affen§eit ber ©attung in St^iitiglcit }u fe^^en unb fogar
ber D^fer für ben ©attungdjtoedC fä^ig gu machen, mugte bie 92atur
bem ^bit)ibuo einen getoiffcn ^af)n einpflanjen, t)ermöge beffen i^m
Ott ein ©ut für fic^ fclbfl erfi^eint, \va9 in SBa^rl^eit bloö eine« für
bie ©attung 1% fo bag baffetbe biefer bient, mä^renb e$ fl^ felber ju
bienen toä^nt. S)iefer S3}af}n ifi ber Snjlinct. ©erfelbe ifl in ben
meiflen %^Um angufe^en att ber ®inn ber ©attung, toet^er aber
bad i^r Srommeube nur burd^ bie 2:äuf<^ung bed Onbit)ibuum$, bog
t9 inbit)ibueUen B^^^^n nad^guge^en toft^nt, lod^renb e$ in 993a^r«
^eit Mo^ generelle uerfolgt, eneic^en lann.
dn t^olge bed dnflinctd toirlt bei ber gefd)led^tlid^en Sludma^l bor
allen S)ingen bie SZüdffic^t auf ®d^5n§eit bed anbern '3nbit)ibuum9,
att burc^ meiere ber Z\)\in9 ber ©attung möglid^fl rein unb rid^tig
erhalten toirb. ÜDa^ f^toinbelnbe (Ent}üdFen, toeld^e^ ben Wlann beim
Snblidf eined SBeibed l^on i§m angemeffener ©^ön^eit ergreift unb i§m
bie Bereinigung mit i§r att ba^ ^iid^jle ©ut l^orfpiegelt, ifl eben ber
@inn ber ©attung, meld^er, ben beutlid^ audgebrüdEten ©tämpel
berfelben erlennenb, fie mit biefem ^erpetuiren möd^te. 9täd^fl ber
©c^ön^eit begehrt (in golgc beö Onpinct«) 3eber befonber« ^eftig
bieienigen SoQfommen^eiten am anbern Snbiüibuo, toel^c il^m felbjt
abgeben, ja fogar bie Um^oKYommen^eiten, toetc^e ia9 ©egent^eil feiner
rigeuen finb. (©• H,' 614—618.)
€4op(n^aner>S€siIon. I. 18
274 ©cfd^rcd^teticbe
SDte inflincttt) (eitenben ^M\ii)ttn, mli)t bei bem gef(^(ed)tHd^eit
äBol^Igefallen unb bet gefd^Ied^tüdjen 3lu^tt)a(}( ivalten, jerfaden in fol^e,
ml^t unmittelbar ben Stt^pud ber ©attung, b. i. bie @^i5n^ett be^
treffen, in foI(^c, mld)t auf pfijd^ifd^c ßigcnfd^aftcn gerietet finb, unb
enblid^ in 6Ioö rclotiöc, wcld^c ai\9 ber erforderten (Jorrcction ober
9?cutralifation ber ©infeitigleitcn nnb Slbnormitöten ber beiben -Snbiöi^
buen burd^ einanber ^eröorgc^cn. (SB. II, 619—627. 5W. 390 fg.)
5) Unabl^üngigfeit ber®cfd^(ed^tdIiebe))on ber^reunb^
f^aft.
SBeil bie Verliebte ISetbenfdjaft fld^ eigentlid^ um ia9 }u (Srjengenbe
unb beffen (Sigenf^aften bre^t, lann j^^ifci^cn imi jungen beuten der«
fd^iebenen ©efd^Ied^td, t)ermöge ber lieber ein fiimmiurg i^rcr ©eflnnung,
il^reö S^orafterg, i^rcr ®eifie«ri^tung , Srcunbfc^aft befielen, o^ne
bag ®ef(^Ied^t^(iebe fld^ einmifc^te; ya fogar (ann in biefer $inft(^t
eine gen)tffe Sbneigung }h)ifd^en i^nen l^orl^anbeu fein. ÜDer ®runb
i)mt>on ifl, bag ein l^on i^nen erjeugted ^inb Hrperlic^ ober geifUg
bi^^armonirenbe Sigenfd^aften l^aben, hirj, feine S^flenj unb ^e«
fd^affen^eit ben ^mdtn ht9 Sßillend 3um Seben, toie er fi(^ in ber
®attung barfieHt, nid^t entfpred^en toürbe. dm entgegengeje^ten %qU
lann, bei ^eterogeneität ber ®eftnnung, bed S§arafter^ unb ber ®eified«
rtc^tung, unb bei ber baraud ^ert)orge^enben Sbneigung, ja t^einbfäligfeit,
bo^ bie ®ef^(e(^tdtiebe auflommen imb befleißen; h)o fie bann über
jened SOed t)erblenbet; t}erleitet fie l^ier }ur (S^e, fo toirb ed eine fe^r
unglüdflic^c. (335. U, 613 fg.)
6) 2)ad (Sr^abene unb ^omifd^e in ber ®ef(^(ed^td(tebe.
3)a8 SScrIiebtfein eine« 9D?enfd^en liefert oft lomifd^e, mitunter
and^ tragifd^e $§ünomene; Seibe«, loeil er, t)om ®eifle ber ®attung
in S3efi|} genommen, ie^t t)on biefem be^errfd^t wirb unb nxäjt mtf)x
^d) felber angehört. S)abur(^ toirb fein ^anbeln bem dnbiuibuo un*
angemeffen. SEBad, bei ben ^ö^ern ®raben bed Serliebtfein«, feinen
®ebanten einen fo ^oettfd^en unb erhabenen Slnflrid^, fogar eine
tran^fcenbente unb ^^perp^^r^fd^e S^ic^timg giebt, t)ermbge n)e((^er er
feinen eigentK^en, fe^r ))^^ftf^en ^md gan} an9 ben klugen }u Der*
lieren f^eint, iji im ®runbe SDiefeö, baß er je^t oom ®eipe ber
®attung, be^cn Sngetegenl^eiten unenblid^ tt)id^tiger, aU alle bIo9 in«
bioibueüen finb, befeelt ifl. S)ad ©efü^I, in Angelegenheiten t)on fo
trandfcenbenter äBic^tigfeit ju ^anbeln, ift c«, toa« ben Verliebten fo
^0^ über alled drbif^e, ja über fic^ felbft emporhebt unb feinen fe^r
^§9fifd^en äBünfc^en eine fo §^))erp^l9ftfd^e Sinfleibung giebt, bag bie
Siebe eine ))oetifc^e Spifobe fogar im Seben bed profaifd^eflen SRenfi^en
koirb; in loelc^em letzteren gatle bie Sac^e bi«n)eiten einen lomifd^en
Änjlrid^ gewinnt. — S)er SSerliebte fud^t im ®runbe nic^t feine
(Sadft, fonbem bie eine« ^Dritten, ber erjl entfielen foll; »ietoo^t i§n
ber äEßa^n umfängt, ald koäre toa9 er fud^t feine ©ac^e. Aber gerabe
biefe« 9lid§t«feine»®ad^e*fud^en, welche« überoH ber ©tttrapel ber ©röße
®cfc^(cd^t«t5etlc — @efd^Icd^t«tncB 275
ifl, gte6t aitd^ ber (eibenfd^aftlid^en Siebe ben 9(n{lrtd^ bed ©vl^abenen
nah maift fte jum mürbtgen ©egenfianbe ber 2)t(^tung. (2B. II, 633 fg.)
ttefd)Ud)totl)tiU, f. ©enitotien,
tttfti)Ud)totntb.
1} Unterfc^ieb }to)tfd^en 2:i^ter unb 3Renf<^ in ^infid^t
auf ben ©efd^Ied^tdtrieb.
(S9 ift otö ein $^ttnomen be$ ben SRenf^en l^on allen ST^ieren
unterfc^eibenben eigentlichen dnbit)ibual(^aratter^ anjufe^en, bag
bei ben Spieren ber ©efdfte^tötrieb feine 93efriebigung o^ne nterftid^e
3Iu^n)a^( fud^t, ivä^renb biefe Slu^n^at;! beim äRenfc^en, unb }toar auf
eine ton aQer 9}efIefion unabhängige, inflinctmägige äBeife, fo ^od^
getrieben tüirb^ bog fie 1x9 jur gewaltigen Seibenfc^aft fleigt. (SB. I,
156.) An bic ©teile ber bloö t^ierifd^en ®runfi tritt beim SKenfd^en
Die forgfttitige unb capriciöfe Sudkua^I bed anbcm -dnbiuibuumd }ur
Sefriebigung beö ©efd^Ied^t^triebeö, mli^t fi^ bi9 jur leibenfc^aftlid^en
Siebe feigem !ann. (SB. II, 582.) !Curc^ biefe Steigerung be«
@ef(^Ied^tdtriebed aber }ur Siebe fleigern fld^ beim 3Renfd^en aud^ bie
an bie ©ef^tct^t^bcfriebigung fid^ fnüpfenben Seiben, toic überl^aujrt
bie (Steigerung ber Sffecte beim 3)?enfc^en eine Steigerung ber Seiben
jur golge ^at. {% U, 315 fg. §. 409.)
2) Sebeutung unb 3Rad^t bed ®ef(^Ied^tdtrtebe9.
S)er @ef^(e^tdtrie6 ifl anjufe^en ate ber innere 3^0 ^^^ Saumed
ber ©attung, auf toeld^em ha9 Seben bed 3nbit)ibuuni$ fptogt, toie ein
Statt, ha9 ooni Saume genährt toirb unb t^n }u nähren beiträgt;
ba^er ifl jener Srieb fo flar! unb au^ ber Siiefe unferer 9!atur.
(SB. n, 583. Sergl. aud^ ©attung^Ieben unter ©attung.)
üDie Sefriebigung bed ©efc^Ied^t^triebed ge^t über bie Seja^ung ber
eigenen (S^iflenj, bie eine fo furje ^tit füQt, ^inaud, bejaht ia9 Seben
über bem STob be^ 3nbit)ibuum9 in eine unbeflimmte ^At §inaud*
(SB. I, 387. SB. n, 649. f. U, 310.)
3)ie Segierbe bed ©efc^Ie^t^ trägt einen bon jeber anbem fe^r
öerf(^iebenen S^araltcr; fle iji nid^t nur bie flärffle, fonbern fogar
fpeci^fd^ t)on mächtigerer Srt aU aDe anbern. ®ie ifl ni^t, n^ie
anbere SBünfd^e, @a^e bed ©efd^madfd unb ber Saune. !Denn fle ifi
ber bad SBefen bed SRenfd^en audmad^enbe SBunfc^. 3m Sonflict
mit i^r ijl lein SWotio fo (larf, baß e« be« ©iege« gctoiß wäre, ©ie
ifl fo fe^r bie $au))tfad^e, bog für bie @nt6e§mng i^rer Sefriebigung
leine anbern ©enüffe entf^äbigen; aud^ übernimmt Xfjkx unb SOtenf^
ihretwegen jebe ©efa^r, j[eben ffampf. SDie^ flimmt bamit überein,
bag ber ©ef^Ied^tdtrieb ber ftem be^ Sillend jum Seben, mithin bie
Soncentration aUt9 SBoDend ifi. S)er SBiOe jum Seben äugert fld^
}war }unäc^fl ald ©treben jur @rl^altung be9 dnbiuibuumd; teboc^ ifl
bied nur bie ©tufe jum ©treben nad^ (Srl^altung ber ©attung, wetc^ed
Untere in bem ©rabe heftiger fein mug, aU ha9 Seben ber ©attung
18*
274 ©cfd^rcd^teücbe
SDie inflincttt) (eitenben 9{ii(f {leisten/ mli)c bei bem gefd^Ie({)tKd^en
3ßo^(gefaIlen unb ber gefd^Icd^tlid^en Slu^tva^I ivalten, jetfaden in fol^e,
n)e(4e unmittelDar ben Stt^pud ber ©attung, b. t. bie @(j^5n^eit bc^
treffen^ in fol^c, hjctdjc auf })f^d^if(I)c Gigcnfd^aftcn gerietet fmb, nnb
enblic^ in bloö rclotiüc, toctd^c au« ber crforbcrtcn (Jorrcction ober
9?cutrolifation ber ©infeitigicitcn unb Slbnorniitätcn ber beibcn Onbiöi*
buen burd^ cinanbcr l^eröorgc^en. (SB. II, 619—627. 5W. 390 fg.)
5) Unob^üngigfeit ber ®efd)(cd^t«(iebet)on berS^^unb^
ft^aft.
SBeil bie ijertiebte Seibenfdjaft ftd^ eigentlich um ba« }u Srjeugenbe
unb beffen (Sigeufd^aften bre^t, lann 2^if<^e" itt)ei jungen beuten Der^
fc^iebenen ®t\dfUä)% l^emtöge ber lieber ein fiimniunig ^^^ ©efinnnng,
il^red S^arafter«, i^rer ®ei{le€ri(^tung , ^rennbfdjaft befielen, o^ne
bag ®ef^led^tdltebe flc^ einmifc^te; ja fogar !ann in biefer ^inftc^t
eine gen)tffe Slbneigung jtvifc^en i^nen t)orl^Qnben fein. SDer ®runb
(;iert)on ifl, bag ein t)on i^nen erjeugte« ^nb förperlic^ ober geifKg
bid^amtonirenbe (Sigenfd^aften ^aben, hirj, feine Sofien j unb Se«
fd^affen^eit ben ^t^^den be« SßiDen« junt Seben, tt)ie er fld^ in ber
®attung barfleüt, ni^t entfpred^en mürbe, dm entgegengeje^ten SaO
lann, bei ^eterogeneität ber ®efmnung, be« 6§arafter« unb ber ®etfled«
rid)tung, unb bei ber baraud ^erüorge^enben Sbneigung, ia t^einbfäligfeit,
bo(^ bie ®efd^(ec^tdtiebe auflommen unb befleißen; tDo fie bann über
iened SOe« t)erblenbet; t)erleitet fie ^ier }ur (S§e, fo U)irb e« eine fc^r
unglüdlid^c. (SB. U, 613 fg.)
6) ÜDa« Srl^abene unb^omifc^e in ber ®ef^(e(^tdticbe.
3)a3 SSerliebtfein eincö 5IKenfd^en liefert oft fomifd^e, mitunter
aud^ tragifd^e $§änomene; 93etbed, toeit er, \)om ®eiße ber ©attung
in S3ef{|} genommen, je^t t)on biefem be^errf^t wirb unb nid^t me^r
ftd^ feiber angehört. S)abur^ toirb fein ^anbeln bem dnbitiibuo nn«
angemeffen. SEBad, bei ben ^ö^ern ®raben bed Serüebtfein«, feinen
®ebanlen einen fo ^oetifc^en unb erhabenen Slnflri^, fogar eine
trandfcenbente unb ^^per{)I)^fif^e S^id^tung giebt, t)erm5ge totldftx er
feinen eigentli^en, fe^r ))^^r(f^en ^totd gauj an^ ben Sugen }u Der«
lieren fd^eint, ifl im ®runbe 3)iefeö, baß er jeßt oom ®eipe ber
®attung, beffen Angelegenheiten unenblid^ n}id^tiger, al9 aKe bIo9 in«
bioibueOen fmb, befeett ifl. S)a« ©efü^I, in Angelegenheiten Don fo
trandfcenbenter SBic^tigTeit ju ^anbetn, ifl cd, tt)ad ben Verliebten fo
^0^ über aKe« Orbif^e, ja über fid^ felbfl emporhebt unb feinen fe^r
^§Qfifd^en Sünfc^en eine fo ^^perp^l^fifd^e SinHeibung giebt, bag bie
Siebe eine ))oetif^e Spifobe fogar im Seben be« ))rofaifd^eflen 3ßenf(^cn
koirb; in koeld^em te^tercn i^alle bie (Sadjt bidtoeilen einen (omif^en
Slnflrid^ getoiimt. — S)er SSerliebtc fud)t im ®runbe nii^t feine
®a(^e, fonbem bie eine« ^Dritten, ber erfl entfielen foH; toieioo^t i§n
ber SBa^n umföngt, alö märe »a« er fud^t feine ©o(^e. «ber aerobe
biefe« SWid^t*feine«®a^e«fud^en, toeld^eö überall ber ©tämpel ber ©röge
©cfd^Ied^tet^cilc — Ocfd^tcd^WtricB 275
tfl, giebt aud^ ber (etbenf^aftlid^en Siebe ben 9(n{lrtd^ bed dxf^aitntn
nah mad^t fie jum mürbigen ©egenfianbe ber !Dic^tung. (2B» U, 633 fg.)
tt(fd)ltd)t8itl)tiU^ f. ©enit alten.
tftfti)Ud)totticb.
1) Unterfd^ieb 2tt>tf(^en Silier unb SRenfc^ in ^infid^t
auf ben ©efd^ted^tdtrieb.
6^ ift aU ein ^^dnomen bed ben SRenfd^en t)on allen ST^ieren
unterfc^eibenben eigentlichen dnbit)ibual(l)atatter9 anjufe^en, bag
bei ben S^^ieren ber ®efd)(e^tdtrieb feine ^efriebigung o^ne merftid^e
%u^xt)ai)l fu^t, ivä^renb biefe Slu^ioa^I beim Wlm^ijtn, unb itoax auf
eine t)on aQer Stefle^ion unabhängige, infiinctmägige Seife, fo ^od^
getrieben tuirb, bog fie btö gur gewaltigen Seibenft^aft fleigt. (SB. I,
156.) an bie ©teile ber bloö t^ierif^en Srunfl tritt beim SKenfd^en
bte forgfältige unb capricibfe Slu^ma^I bed anbcrn -dnbiüibuumd }ur
Sefriebigung bed ©efd^Iec^t^triebed, meldte fid^ bid }ur leibenfd^aftli^en
Siebe feigem !ann. (SB. II, 582.) !Curd^ biefe Steigerung beö
©efc^Ied^tdtriebed aber gur Siebe fieigern fi^ beim 3Rm\djtn aud^ bie
an bie ©ef^Ied^t^befriebigung ftd^ Inüpfenben Sei ben, tok überl^au))t
bie (Steigerung ber Effecte beim 2)7enfd^en eine Steigerung ber Seiben
jur golgc §at. (^. II, 315 fg. §. 409.)
2) Sebeutung unb ÜRad^t bed ©efd^Ied^tdtrtebed.
S)er ©efc^Ie^tdtrieb ifl angufe^cn ate ber innere 3ug bed Saumed
ber ©attung, auf tt)e(^em ha^ Seben bed 3nbit)ibuumd fptogt, mie ein
Statt, ha9 t)om Saume genährt toirb unb i^n }u näl^ren beiträgt;
ba^er ifl jener S^rieb fo {larl unb au^ ber STiefe unferer 9!atur.
(SB. n, 583. SSergl. aud^ ©attungöleben unter ©attung.)
üDie Sefriebigung be^ ©efc^Ied^t^triebed ge^t über bie Seja^ung ber
eigenen (Efifleng, bie eine fo furje ^dt füKt, ^inau^, bejaht bad Seben
über bem S^ob bed 3nbit)ibuumd in eine unbefiimmte ^txt §inaud«
(SB. I, 387. SB. U, 649. % U, 310.)
3)ie Segierbe bed ©efc^te^td trägt einen bon jeber anbem fel^r
uerfc^iebenen S'^aralter; fie ifl nid^t nur bie fiärifie, fonbern fogar
fpeci^fd^ Don mächtigerer SIrt atö aKe anbern. ®ie ifl nic^t, U)ie
anbere SBünfd^e, @a^e bed ©efd^madfd unb ber Saune. S)enn fte ifl
ber bad Sefen bed SRenfc^en audmad^enbe SBunfd^. 3m Sonflict
mit i§r ifl lein SlRotil? fo flarf, bag e^ be^ ©ieged geh)ig tt)äre. @ie
ifl fo fe^r bie ^auptfad^e, bag für bie @ntbel^rung i^rer Sefriebigung
feine anbern ©enüffe entf^äbigen; anij übernimmt S^^ier unb SOtenf^
i^retmegen jebe ©efa^r, jeben ffampf. ÜDied flimmt bamit überein,
bag ber ©efd^Ied^tdtrieb ber Sttxn bed SBiDend jum Seben, mithin bie
Soncentration aüt€ SBoDend ifl. S)er SBille gum Seben äugert fid^
gmar gunäc^fl al9 Streben gur (Sr^attung bed dnbiuibuumd; jebod^ ifl
bie^ nur bie Stufe gnm Streben nac^ (Srl^altung ber ©attung, toeld^eö
le^tere in bem ©rabe heftiger fein mug, al9 ba^ Seben ber ©attung
18*
276 ©efci^rcd^tStrieB
an S)auer, Slu^be^nung unb Sßert^ ba^ bed dnbbtbuumd übertrifft.
SDa^er ifl ber ©ef^I^c^tdtrteb bie üoQfommenfie ^eugerung bed SEBiQen^
3um Seben, fein am beittlid^flen audgebrüdfter j£t)pud; unb hiermit ifl
foh)o^I ba$ (Sntfle^en bed 3nbi))ibuuntd a\x9 i^m, al9 fein ^timat
über aUt anbern SBünfd^c bed natürlichen ÜRenfd^en in boUTommener
Ucbcrcifiintmung. (SB. n, 585—587. 2B. I, 389.)
3) $^9fioIogif(^e^ (S^orrelat ber (S^oncentration be9
äaSUIend im ©efd^Ied^t^triebe.
SEBie ber ©efd^Ied^t^trieb bie l^eftigfle ber S3egierben, ber SBunfd^ ber
SBünfd^e, bie Soncentration aDed unfern SßiDend ifl; — fo finben toir,
aU p^^ftologifd^e^ @^orre(at ^iet)on, im obj[ectit?irten SBiOen, alfo im
menfc^li^en Örgani^mud, \>a9 (Sptxma a\^ bie @ecretion ber ®ecre«
tionen, bie Ouinteffenj aller ©äfte, bad leiste 9{efultat aDer organifd^en
i^unctionen unb l^aben hieran einen abermaligen Seleg ba}u, baß ber
Seib nur bie Objectitüt bed SEBiKend, b. |. ber SEBiOe fetbfl unter
ber gorm ber SJorfiettung ifi. (SB. U, 587.)
4) !Der ©efd^Iec^tdtrieb, in 93e}ie^ung auf bad Sebend«
g(ü({ betrachtet.
SBenn ber SEBiKe }um Seben fic^ b(od barflellte ald STrieb }ur @elbfl«
er^altung; fo toürbe bied nur eine SSeja^ung ber inbiüibueSen dv
fd^einung, auf bie (Spanne ^tit i^rer natürlichen !Dauer fein. 3)ie
ÜRü^en unb @orgen eine^ fold^en ISeben^ toürben uid^t grog, mithin
bad üDafein leidet unb Reiter auffallen. SEBeil hingegen ber SBiOfe bad
Seben fcj^led^t^in unb auf aDe ^tit n)ill, fieQt er fl^ gugleic^ bar ate
©efc^Ied^t^trieb, ber t§ auf eine eublofe 9{ei§e ton ©enerationen ab«
gefe^en §at. 2)iefer S^rieb ^ebt j[ene ©orglortgTeit, ^eiterfeit unb
Unfd^ulb, bie ein blod inbit)ibuelle^ ÜDafein begleiten loürben, auf,
inbem er in bad 93en)u§tfein Unruhe unb Melancholie, in ben
Sebenölauf UnfäCe, Sorge unb 9?ot5 bringt. , (SB. U, 649.)
iKit Sßed^t fc^ä^t $(ato bad ©reifenalter glüdflid^, fofern ed ben
bid ba§in und unabläfftg beunrul^igenben ©efd^Ied^tdtrieb cnbli^ (od tft.
©ogar liege ftd^ behaupten, ha^ ber SDtenfd^ er^ mäi (Srlöfd^en bed
©efd^te^tdtriebed ganj t}ernünftig loirb. ®en)ig aber ifl, bag bie
SRelanc^oIie ber dugenb mit ))on ber bämonifd^en $enfd^aft bed ©e-
fd^Iec^tdtriebed §errül^rt, bie ^eiterleit bed SIterd bagegen bie ^eiterfeit
Deffen ift, ber eine lange getragene treffet lod ifl unb fic^ nun frei
beisegt. — 9nbererfeitd j[eboc^ liege ftc^ fagen, bag na^ ertof dienern
©efc^Iec^tdtrieb ber eigentli^e Sttn bed Sebend Derje^rt unb nur noc^
Sie ©d^aolc beffelben oor^anben fei. (^. I, 524.)
5) SreiujiUige (Sntfagung ber Sefriebigung bed ®t*
fd^Iec^tdtriebed.
2)a in ber ©efc^Ied^tdbefriebigung flc^ bie 99eial^ung bed SBiOend
3um Seben audbrüdft, fo ifl fr ei toi lüge unb bur^ fein SDtotit) be«
grünbete (Sntfagung ber ^efriebigmtg bed ©efd^Iec^tdtriebed fc|fon
&t\äilUä^imxWtnii 277
Verneinung bed SEBtDen^ )um Stirn, i|t eine auf eingetretene, al9
Ouiettt) tDirlenbe Srienntnig, fveimillige ®e{6ßauf§ebung beffelben.
SDefngentä§ fieQt \olijt Verneinung bed eigenen l^etbed [lä^ fd^on al^
ein SBiberfpruc^ bed SiHend gegen feine eigene (Srfd^einung bar. ÜDenn
obgleich .auc^ ^ier ber Seib in Un ©enitaltcn ben Wiüm jur go^t«
))f{an2ung obiectiDirt, n)irb biefe bennod^ nic^t geh)oIIt. @ben bed^atb,
nämtic^ toeil fte Verneinung ober Suf^ebung bed 2BiIIen6 junt itbtn
\% ifl fol^e (Sntfagung eine f^toerc unb f^merjli^e ©elbflüberttiinbung.
(535. I, 394. 2B. U, 649.)
6) SBibernatürlid^e Sefrtcbigung be« ©efd^Ied^tö»
triebe«. (©. ^äbcrafiie.)
e^tfd) Ud) t$t)et I) ältni^.
1) 3)ie JRoUe, tüelc^c baö ©efc^Ied^töber^öUniß im
5D?cnf^enIc6en fpielt.
S)et Vebeutung unb Wlaiit be« ©efd^tcd^t^triebe« entfpri^t bie
mii^tige 9ioUt, »eld^e« bad @efd){ed^t$oer^ä{tntg in ber äRenfd^enmelt
fpte(t, atö wo t9 eigentlich ber unft^tbare äRittelpunlt oQed ST^und
unb STreiben« ifl unb tro^ allen i^rn übergeworfenen Schleiern überall
^erDorgucft. g3 ifi bic Urfad^c beö Sriege« unb ber ^mi beö grie«
bcnö, bic ©runblagc beö Srnfle« unb baö S^A beö ©d^erjeö, bie
unerf(^ö})flid^c OucOc beö SQ3i(jc«, ber ©djiüffet ju aüen anf^)ielungcn
vaü ber ©inn aHcr gel^eimcn SBinfe, aller unauögcfprod^enen Anträge
irnb Otter oerfto^tcnen Vürfe, ba« tägliche S)id[)tcn unb Kragten ber
3lragen unb oft aud^ ber «Iten, ber ftünblic^c ©cbanfc bc« Unlcufc^en
unb bic gegen feinen aEBiÜen ftet« wieberfe^renbe Träumerei bc« Seu*
fd^en, ber aUejeit bereite ©toff jum ©^erj, eben nur, weil i^m ber
tiefpe @mjt juni Orunbc liegt. (938. II, 586.) ©oß bie ©ef^Ied^t«*
Der^ältniffc ben leid^tepcn, jeberjcit bereit tiegenbcn unb aud^ bem
fc^toÄc^fien SOSi^j errcid^baren ©toff jum ©d)crjc abgeben, wie bie
^äufigfcit ber 3o^«tt beweifl, lönntc nic^t fein, wenn nic^t ber tief fte
(Smfl gerabe i^ncn jum Orunbe läge. (3B. 11, 109.)
2) ®ic auö htm ©efc^tcd^tööcr^ättniß f}cröorgel^enbcn
Verbinblic^fetten.
«te eine befonbere JRubril beö Unred^tö Wnnte man bie Verlegung
ber auö ben ©e^ualtjcr^ältniffen ^crüorge^enben SSerbinblic^feitcn
anfe^en. ©er SKann ifl üon ber Statur gegen baö SBeib förpcrlic^
«nb geipig bebeutenb beöorjügt. Sllfo ijl offenbar, baß, wenn ber
2»ann bic Vorjüge, Weld^e bic 9?atur fo ^arteiifd^ auf feine ©eite
warf, nic^t compenflren wollte baburd^, baß er für ha9 335cib unb bic
Äinbcr bic ©orge auf fid) nimmt, er in ber Sefriebigung feine« ®e«
fc^te^tdtriebe« feinen SBiden }um Sebcn beia^tc unb babci }ugleid) ben
SS8iBcn bc« weibli^cn 3nbiüibuum« ücrncintc, alfo Unred^t ausübte. —
3ebc ®cfd^ted^t«befriebigung o^nc Uebema^me ber Vcrbinblit^fcit, für
SaScib unb Äinber 3U forgen, ifl Unrecht, b. §. SScja^ung beö eigenen
276 ©cfd^rec^tstrieB
an ©aucr, Äuöbc^nung unb SBcrt§ baö bcö Onbbibuumö übertrifft.
!3)a^et ifl ber ®ef(|(e(i^tdtrieb bie üolltommenfle ^eugerung bed SSBilleiid
jum Scbcn, fein am bcuttid^jlcn ouögebrütftcr ST^puö; unb JJicnnit ifl
'foxüofjH bad Sntfiel^en bed 3nbtt)tbuumd aud i^m, al^ fein Primat
über aDe anbern SBünfd^c bed natürtid^en Wlm\i)m in boHfommener
Uebcreipimmung. (S. n, 585—587. SB. I, 389.)
3) ^§5fioIogif(^cö Sorrelat ber Soncentration be«
SäilUn^ im ©efd^Iec^t^triebe.
äBie ber ©ef^Ied^tdtrieb bie ^eftigfle ber ^egierben, ber Sßunf^ ber
SBünfti^e, bie Soncentration aCeö unferö SBiCenö ifl; — fo finben ttir,
ald p^l^ftologif^ed @'orre(at f)itt>on, im obj[ectit)irten SßiDen, alfo im
mcnfc^üc^en Örganiömuö, baö ©perma ott bie ©ecrction ber ©ecrc«
tionen, bie Ouinteffenj aller ©äfte, ha9 Ui^tt 9{efu{tat aller organifd^en
i^unctionen unb l^aben hieran einen abermaligen Seteg ba}u, baß ber
2ei6 nur bie DDiectität bcö SBittenö, b. ^. ber SBitte felbfl unter
ber gorm ber Sorfleaung ifl. (SB. H, 587.)
4) 2)er ©efd^Ie^t^trieb, in Sejie^ung auf bad Sebend«
glüdE betrad^tet.
Senn ber SBille gum Seben fid^ b(od barfieQte ate SCrieb gur ©elbfl*
erl^aßung; fo toürbe bied nur eine Seja^ung ber inbit)ibueDen (£r«
fd^einung, auf bie ©panne 3^^^ ^^^^ natürlichen S)auer fein. 2)ie
SDtü^en unb ©orgen eined fo(d)en Sebend tDürben nid^t groß, mithin
bad 2)afein leicht unb Reiter auffallen. Seil hingegen ber SBiDe bad
Schm fd^lec^t^in unb auf aDe Qtit »iU, ftellt er fldf) }ug(ei(^ bar atö
©efd^te^t^trieb, ber ed auf eine enblofe 9{ei§e ))on ©enerationen ab*
gefc^en fjat Diefer Iricb l^cbt jene ©orglopgleit, ^eiter!eit unb
Unfd^ulb, bie ein blod inbit)ibuelled ^afein begleiten koürben, auf,
inbem er in bad 93etDU§tfein Unrul^e unb ^elan^otie, in ben
Sebenölauf UnfäHe, ©orge unb 9?ot§ bringt. , (2B. II, 649.)
3Kit Sttec^t fc^äfet ?Iato ba« ©reifeualter glüdtlid^, fofern eö ben
bid ba^in und uuabtüfftg beunrul^igenben ©efc^Iec^tdtrteb enblid^ it9 ift.
©ogar liege fi^ behaupten, bag ber SDtenfc^ er^ nac^ (Srlöfd^en be«
©efd^Ie^tdtriebed gang t}ernünftig mirb. ®en)ig aber ifl, ha% bie
SRetand^oße ber dugenb mit bon ber bämonifd^en $enf(^aft bed ®f
fd^tec^tdtriebed ^enül^rt, bie ^etterleit bed älUerd bagegen bie ^eiterfeit
2)effen ift, ber eine lange getragene treffet lod ifl unb fl^ nun frei
beisegt. — 9nbererfeitd jebo^ ließe fi(^ fagen, bag nad^ erlof dienern
©efd^Ied^tdtrieb ber eigentli^e Sem bed liebend Derge^rt unb nur nod^
bie ©^aatc beffelben oor^anben fei. (^. I, 524.)
5) SreitDÜIige (Sntfagung ber Sefriebigung bed ®e«
fd^Iec^tdtriebed.
2)a in ber ©efd^Ied^tdbefriebigung flc^ bie a9eia]^ung bed SBiOend
3um Seben audbrüdft, fo ift freimütige unb bur^ fein üßotit) bc
grünbete (Sntfagung ber ^efriebigmtg bed ©efc^Iec^ttftriebed f(|fon
&t\6^UäfmttW^^% 277
Verneinung bed SEßiDend jum 2Atn, ifi eine ouf eingetretene, a(d
Dutetit) tt)tr!enbe 6t(enntntg, freimillige ®eI6ßauf§e6ung beffelben.
3)eingentäg fleDt folc^e Sernetnung bed eigenen ^eibed fUj f^on ald
eht äBiberfprud^ bed äBtdend gegen feine eigene Srfd^einung bar. ÜDenn
obgleich .aud^ ^ier ber Seib in ben (Genitalien ben SQSillen jur gort«
))f{an}ung objectiüirt, wirb biefe bennod^ ni(i^t gen)oIIt. @ben bed^atb,
nämlic^ toeit fte Verneinung ober Suf^ebung bed äBiden^ junt Stbtn
\% ifl fotd^e (Sntfagung eine fd^were unb fdfmcrjlic^e ©elbjHibcrtoinbung,
(©. 1, 394. 2B. n, 649.)
6) SBibernatürlic^e ®efricbigung bc« ©efd^led^tö»
triebe«. (®. ^äberajiie.)
® ef d) led) Uoet I) ältni^.
1) ÜDte StoUe, n^elc^e bad ©efd^Ie^tdber^ättnig int
äßenfc^enleben fpielt.
S)er Vebeutung unb Tlaiit bed @efd^{ed^tdtriebe« entfprid^t bie
n}t^tige ätoUe, »el^ed ba« @efd){ed^t«t)er^ältni§ in ber 9)7enfd]enn)elt
\pitli, al9 too ed eigentlich ber unftd^tbare SRittelpnnIt olled S^un«
unbjtreibend ifl unb tro^ allen i§ui übergctoorfenen @^teiern überall
^erDorgudCt. & ifi bie Urfac^e be« Kriege« unb ber ä^md bed t^rie«
bend, bie ©runblage be« Srnfle« unb bad 3isl ^^^ @d^er}e«, bie
unerf(^ö})flic^c OucIIe bc« Si(je3, ber ©c^lüffcl ju oüen Slnfrietungen
unb ber ©inn aller gel^eimcu SSBinfe, aller unauögefprod^enen Sntröge
unb oller t^erflo^Ienen Vlicfe, bad tägliche S)id)tcn unb Straften ber
Oungen unb oft auc^ ber Alten, ber ftünblid^c ©cbanic bc3 Unleufd^en
unb bie gegen feinen SBiffen ftctö toicberfe^rcnbe Träumerei M Äeu-
^fyn, ber affejeit bereite ©toff jum ©d^crj, tbtn nur, toeil i^m ber
tiefPe emft jum Orunbe liegt. (938. U, 586.) S)a6 bie ©eft^Ie^t«*
Der^iUtniffe ben leic^tefien, jeberjcit bereit liegenben unb aud^ bem
fc^toäc^flen SBi^ crreid^baren ©toff jum Sdjerje abgeben, toie bie
$iiufigfett ber 3<'^^n betoeift, lönntc nid}t fein, luenn nid^t ber tieffle
emfl gcrabe i^nen jum Orunbe läge. (3B. 11, 109.)
2) S)ie an^ bem ©efc^led^t^ber^ültnig ^erborgel^enben
Serbinbüd^Ieiten.
aW eine befonbere JRubril be« Unrecht« fönnte mon bie SJerleftung
ber aud ben @e(ualt)er^ttltniffen ^erborge^enben Verbinbtid^teiten
anfeuern S)er Tlamx ifl Don ber Statur gegen ba« SBeib T6xpzxlidf
unb geipig bebeutenb beuorjügt. Sllfo ip offenbar, baß, »enn ber
SRann bie Vorjttge, totldjt bie 97atur fo ^arteiifd^ auf feine @ette
toarf, nic^t compenftren tooUte baburd^, bag er für ba« SBeib unb bie
ffinber bie ©orge auf flc^ nimmt, er in ber Sefriebigung feine« ®e*
f(^ted^t«triebe« feinen SBiDen }um 2tizn beio^te unb babei juglei^ ben
SBitten be« loeiblic^cn 3nbioibuum« üerncintc, olfo Unrecht ausübte. -—
Öebe ®efd^ted^t«befriebigung o^ne Uebema^me ber Verbinblic^Ieit, für
SSSeib unb ftinber ju forgen, ifl Unrecht, b, ^. Veja^ung be« eigenen
276 ^t\6jUä)mxHh
an S)auer, Slu^be^nung unb SBert^ bad be^ dnbtt)ibuumd übertrifft.
SDa^et tfl ber ®e[(|le(i^tdtrte6 bie üoUtommenfie ^eugerung be^ 9S3tQen9
3um Seben, fein am beutUc^fien audgebrüdfter Zt)\iVi9; unb hiermit tfl
foh)0§I bad (Sntfle^en be^ 3nbit)tbuumd anß i^m, aü fein Primat
über aUt anbern SBünfci^c bed natürlid^cn ÜRenfc^en in boUrommener
Uebcrciflintmung. (SB- n, 685—587. SB. I, 389.)
3) $^9fioIogif(^ed Korrelat ber (S^oncentratton bed
äBillend im ©ef^Iec^tdtriebe.
SBie ber ®efd^(ed^tdtrieb bie ^eftigfle ber Segierben, ber SBunf^ ber
SBünf^e, bie Soncentration alled unferd SBiQend tfl; — fo finben tobe,
al9 p^^fiologifd^e^ S^orrelat ^iet)on, im objecttt^irten SiDen, atfo im
menfc^li^en Örgani^mud, ba9 @))erma ate bie @ecretion ber ®eae«
tionen, bie Ouinteffenj aller ©äfte, bad leiste 9{efultat aDer organif^en
i^unctionen unb ^aben hieran einen abermaligen Seleg ba}u, bag ber
Seib nur bie Obiectitdt bed aBiOend, b. ^. ber SBiOe felbfl unter
ber gorm ber Sorflettung ifi. (2B. U, 587.)
4) S)er ©efd^Ie^t^trieb, in Sejie^ung auf bad Sebend«
glüdC betrachtet.
SBenn ber Sßille jum Seben fid^ b(od barßeDtc a\9 Zxith jur ©elbfi*
erl^altung; fo kDürbe bied nur eine Seja^ung ber inbikiibueSen (St*
fc^einung, auf bie @panne ^txt i^rer natürlichen S)auer fein. S)ie
Smü^en unb @orgen eincd foldjen Sebend n^ürben nid^t grog, mithin
bad S)afein leicht unb l^eiter ou^faDen. SBeil l^ingegen ber SBiDe bad
Seben fc^Iec^t^in unb auf aDe Qüt toiä, fieKt er fid^ gugtetc^ bar ald
®efd^{ed^tdtrieb, ber ed auf eine eublofe 9{ei§e t}on (Generationen ab*
gefe^en ^at. 2)iefer S^rieb ^ebt iene ©orgloftgleit, ^eiterfeit unb
Unfd^ulb, bie ein b(od inbil^ibueDed ÜDafein begleiten koürben, auf,
iubem er in M9 93etDugtfein Unrul^e unb ^eland^olie, in ben
2eben«auf UnfäHe, ©orge unb 9?ot§ bringt. . (2B. n, 649.)
aWit Stted^t fd^äfet ?ptato ba« ©reifenalter 'glüdtlic^, fofern e9 ben
bid ba^in und unabläfftg beunrul^igenben ©efd^Iec^tdtrieb enblid^ (od tfl.
©ogar liege [lä) behaupten, bag ber SDtenfd^ er^ nad^ (Srtöf d^en bed
©efd^Iec^tdtriebed ganj t}emünftig toirb. ©etoig aber ifl, bag bie
SReland^oIie ber dugenb mit ))on ber bämonifc^en ^enfd^aft bed ©e-
fd^Ied)tdtriebed ^errü^rt, bie ^eiterleit bed ällterd bagegen bie ^eiterfeit
ÜDeffen ifl, ber eine lange getragene f$effe( lod ifl unb fic^ nun frei
beioegt. — 9nbererfeitd ieboc^ liege ftc^ fagen, bag nac^ ertof dienern
©ef^te^tdtrieb ber eigentlid^c Sttxn bcd liebend t^erje^rt unb nur nod^
bie ©^aale beffelben öor^anben fei. ($. I, 624.)
5) t^reiioiltige @ntfagung ber Sefriebtgung bed ®e«
fd^ted^tdtriebed.
2)a in ber ®efc^Ied^tdbefriebigung flc^ bie Seia^ung bed SBiOend
jum 2thtn audbrüdft, fo ifl freitoitlige unb burd^ fein SRottö be»
grünbete Sntfagimg ber ^efriebignng bed ®efd^Iec^tdtriebed f(|fon
(9ef(^(e(^t9üeT^tt(tmg 277
Verneinung bed SEßiDend jum itbtn, t|t eine auf eingetretene, old
Duietit) n)ir!enbe (Srienntnig, fretn^tKige @e{6ftauf§e6ung beffelben.
SDemgemäg fteDt folc^e SJernctnung bed eigenen ^etbed fid^ fd^on al9
ein äBiberfprud^ bed äBidend gegen feine eigene (Srf^etnung bar. ÜDenn
obgleich .anc^ ^ier ber Seib in ben ®entta(ien ben äBtllen jur ^oxU
))f[an}ung objectiDirt, )T)irb biefe bennod^ nid^t geh)o]It. @6en be^^atb,
nömlic^ n)eit fie Verneinung ober Suf^ebung bed äBiUend }um Seben
ifl, ift fo{^e Sntfagung eine fd^toere unb fdjmerjli^e @elbftübem)inbung.
(2B. I, 394. SQ3. U, 649.)
6) SBibernatürlid^e Sefriebigung bc« ©ef^Ie^tö»
triebe«. (©. $äbera|lie.)
e^tf d) U d) Uott I) ältni^.
1) 3)ie ^oUt, totlift ha9 ©ef^Ie^tdoer^ättnig im
2Wcnfc^enIeben \^itlU
Set Vebeutung unb Tlai^t bed @efd^(ed^tdtriebe« entfprtd^t bie
tnii^tige 9}oIIe, »eld^e« bad @efd]{e^tdDer^äItni§ in ber 9)7enfd^enn)e(t
f))ie(t, ate wo ed eigentlid^ ber unfi^tbare äRittelpuntt oQed 2:^und
unb Sreibend ifl unb tro^ allen i^m übergcn)orfenen Schleiern überall
^eröorgucft. ®ö iji bic Ürfad^e beö ffriege« unb ber ^md beö grie*
bend, bie ®runb(age be« SrnfieS unb bad 3i<^t ^^^ @d^er}ed, bie
unerfc^dpftid^e OueKe bed Si|^e«, ber @c^lüffel in aütn Aufbietungen
unb ber @inn aller gel^eimen SBinfe, aDer unau^gefprod^enen Anträge
unb aOer Derflo^Iencn Vlidfe, ha9 tögttc^e S)id)ten unb Sra^tcn ber
jungen unb oft aud^ ber Alten, ber ftünblic^e ©ebanfe bc« Unleufd^en
unb bie gegen feinen SBiffen ftct« wicberfe^renbe S^räunterei bc« Seu-
f(^en, ber affejeit bereite Stoff juni ©^erj, thm nur, tocit i^m ber
tiefpe (Sxn^ jum Orunbc liegt. (2B. II, 586.) ©aß bie ©efd^led^t«*
öer^ältniffe ben leid^teflcn, jcberjcit bereit liegenbcn unb aud^ beut
fd^toäd^ften Si^ erreidjbaren ©toff jum Sdjerje abgeben, n)ie bie
$äuftgfeit ber ^oUn beh)eifl, fönntc nid)t fein, tuenn nt(^t ber tieffte
6mfl gerabe i^nen jum ©runbc lüge. (2Ö. 11, 109.)
2) S)ie au« beut @efd]led^t«t)erl^ältnig (;erDorge^enben
Serbinblic^Ieiten.
Ate eine befonbere JRubri! be« Unred^tö Wnnte man bie SJcrfefeung
ber a\x9 ben ©ejualöer^ättniffen ^ertjorge^euben SSerbinblid^feiten
anfe^en. S)er aRann ifl Don ber Statur gegen ha9 SBeib Ibrperli^
unb geiflig bebeuteub beuorjügt. Alfo ijl offenbar, bag, n)enn ber
SRann bie Vorzüge, todi}t bie 97atur fo parteitfd^ auf feine @eite
toarf, nic^t compenflren tnoUte babur^, bag er für ba« SBeib unb bie
ftinber bie @orge auf fl^ nimmt, er in ber Vefriebigung feined ®e«
fc^Ied^tdtriebe« feinen SBillen }um 2tim bt\afitt unb babei }ugtei(^ ben
ffiiKen be« toeibli^cn Snbiöibuum« üerneinte, alfo Unred^t ausübte. —
3ebc ®efd^le(^töbefriebigung o^ne Uebema^me ber Serbinblic^feit, für
äBeib unb ftinber gu forgen, ifi Unrecht, b, ^. Sejal^ung bed eigenen
276 ©efd^rec^tStrieB
an ÜDauer, S(udbe^nung unb Sßevt^ ia9 bed dnbtutbuutnd übertrifft.
SDa^er ifi ber ©ef^Ied^t^trteb bte üoUfommenfie ^eugerung bed SSBtQend
jum Stbm, fein am beuttic^flen aitdgebrüdfter j£t)pud; unb hiermit ift
fowo^I bad Sntfie^en bed 3nbit)tbuuntd aud i^m, qIö fein Primat
über aDe anbem ^ünfd^c bed natürlichen üßenfd^en in boOfornmeiier
Ucbcreiflimmunfl. (S. n, 585—587, SB. I, 389.)
3) $^9ftoIogtf(i^e^ (S^orrelat ber (S^oncentration be^
^itlend im @efd^(ed^t^trtebe.
SEBie ber ©ef^led^tdtrieb bie ^eftigfle ber S3egierben, ber SBunfc^ ber
äBünfd^e, bie Soncentration alle^ unferd SßiDend ifl; — fo finben »ir,
al9 ^^i^fiologifd^e^ Korrelat l^iet)on, im obiectit)irten SBiDen, alfo im
menfc^li^en Örgani^mud, bad ®^erma al^ bie @ecretion ber ®ecre«
tionen, bie Ouinteffenj aller ©äfte, bad leiste 9{efu(tat aOer organift^en
i^unctionen unb ^aben hieran einen abermaligen Seteg baju, bag ber
8eib nur bie Dbjectität be« SBiUenö, b. |. ber SBiae felbfl unter
ber gorm ber »orjleHung ifi. (SB. U, 587.)
4) ÜDer ©efd^Ie^tdtrieb, in 9e}ie^ung auf bad Sebend«
glüc! betrachtet.
SBenn ber SBille 3um Seben fi^ blod barfieUte aU SCrieb aur ©etbjl«
er^altung; fo toürbe bie^ nur eine $ej[a^ung ber inbiütbueSen Sr^
fd^einung, auf bie @panne 3^^^ ^^^^^ natürlichen ÜDauer fein. 3)i^
SRü^en unb @orgen eincd fo(cf)en bebend n^ürben itid^t grog, mithin
^a9 2)af6in (eic^t unb Reiter auffallen. äBeil hingegen ber SEBiDe ba0
Seben fcj^ted^t^in unb auf alle 3eit toiä, fleOt er fid^ }ug(ei(^ bar a\9
©efd^ted^t^trieb, ber e^ ouf eine eublofe 9{ei§e t)on (Generationen ob*
gefeiten §at. 3)iefer Irieb §ebt jene ©orglofigleit, ^eiterfcit unb
Unfd^ulb, bie ein b(od inbiüibueDe^ S)afein begleiten ttjürben, auf;
inbem er in baö Selüußtfein Unrul^e unb fflleland^olie, in bcn
2eben«lauf UnfäHe, ©orge unb 9?ot^ bringt. . (SB. II, 649.)
3Kit aicc^t fc^öfet ?piato baö ©reifenalter glücfiid^, fofern e« bcn
bid ba^in und unabläfftg beunrul^igenben ©efc^lec^tdtrieb enblid^ M iP-
©ogar liege fid^ behaupten, bag ber SDJenfd^ er^ nad^ Srlöf^en M
©efd^led^tdtriebed ganj Vernünftig n^irb. ©etoig aber ifi, bag bie
SReland^olie ber dugenb mit \)on ber bämonif^en ^enfd^aft M ®^
fd^led^tdtriebed ^errü^t bie ^eiterleit bed Sllterd bagegen bie ^eiterleit
Dcffen ifl, ber eine lange getragene geffet loö i|l unb flc^ nun frei
beioegt. — «nbererfeit« jeboc^ liege fid^ fagen, bag na^ erlof ebenem
©efc^lec^tötrieb ber eigentliche Äem beö geben« Derje^rt unb nur noäl
Sie ©^aale beffelben öor^anben fei. (^. I, 524.)
5) greitoillige gntfagung ber Scfriebigung be« ®«'
f^led^tatriebe«.
!Da in ber ©ef^led^tdbefriebigung fic^ bie SSeja^ung be^ SBiffm^
}um itUn au^brücft, fo ift frein)illige unb bur^ fein iDlotit) bc
grünbete (Sntfagung ber ^efriebignng bed ©efc^led^ttftriebe« ^^^^
&t\ä^Uä^tmxW^t^ 277
t^erneinung bed äßiden^ }um Seben, tfl eine auf eingetretene, (A9
Outetit) to)ir(enbe (Stlenntiu§, fretmillige ®eI6ftQuf§ebmtg beffelben.
j&etngemäg fteQt foId[)e SJerneinung bed eigenen ü^etbed fid^ fd^on at^
ein 3Btberfpru(^ bed SiQen^ gegen feine eigene &f^einung bar. 3)enn
obgleich .auc^ §ier ber SeiB in ben ©enitatien ben äBillen jur ^oxU
Pflanzung objectiDirt, wirb biefe bennod^ nic^t geh)oIIt. (Sben bed^alb,
ndmlic^ koeil T^e Verneinung ober Suf^ebung bed äBiUend jum Seben
ifl, tft fold^e (Sntfagung eine fd^ivere unb fc^merjlid^e @etb[tüberh)inbung.
(SB. I, 394. SQ3. U, 649.)
6) aBibernatürlid^e »efriebigung bcö ©ef^Ied^t«»
triebe«. (®. ^äberafiie.)
1) 2)ie 9toUe, n^elc^e bad ®efd^{e^tdüer^ältnig im
SUfenfd^enlcben fpiett,
2)er Sebeutung unb Wlaijt ht9 ©efd^Icc^t^tricbed entfprid^t bie
triftige 9toIIe, mid)t9 ba« @efd){ed^t«oer^äItni§ in ber aRenfd^entoett
f))te(t, al9 wo ed eigenttid^ ber unfi^tbare SRittelpunIt olled 2:^und
unbSTreibend ifl unb tro^ allen i§m übergeworfenen @^Ieiern überall
^eröorgucft. ©ö iji bie Urfad^e be« Äriegcö unb ber ^mi beö grie«
benö, bie ©runblagc bcö Srnjicö unb boö 3^^ be3 ©d^crje«, bie
unerf(^ö})fli^c Ouette be« SQ3i(jc«, ber ©djlüffel jn oüen anfpietungen
unb ber @inn aOer gel^eimen SBinfe, aDer unau^gefprod^enen Anträge
unb aller uerflo^tencn ^Mt, bad töglic^e S)idr)ten unb 2:rad)ten ber
3ungen unb oft aud^ ber Alten, ber ftünblic^c ®eban!c beö Unleuf^en
unb bie gegen feinen SBiffen ftetö wieberle^rcnbe Träumerei be« Seu-
\ä)tn, ber atteseit bereite Stoff junt ©^erj, titn nur, weit i^m ber
tiefpe em|t jum Orunbc liegt. (2B. II, 586.) S)a6 bie ©eft^Ie^tö«
oer^Sltniffe htn leid^teflen, jeberjcit bereit tiegenben unb aud^ bem
fc^toäc^flen SBife crreid^baren ©toff jum ©djcrje abgeben, wie bie
^öufigfcit ber 3oten bewcifl, lönntc nidjt fein, wenn nid^t ber tieffie
(Smft gerabc i^nen jum ©runbc lüge. (2Ö. 11, 109.)
2) ÜDie avi9 bem ©efc^Iec^t^Der^ättnig ^ert)orgel^enben
Serbinblid^Ieiten.
Ate eine befonbere JRubri! beö Unred^tö fönnte man bie SJerIe(jung
ber au« ben ©e^ualöer^ältniffen ^crborge^enben ?5erbinblid)!eiten
anfe^en. 3)er SRanu ip oon ber Statur gegen baö SBeib Ibrperli^
unb geipig bebeutenb beuorjügt. 9lIfo ip offenbar, ha^, wenn ber
SRann bie SJorjüge, weld^e bie 97atur fo parteüfd^ auf feine ©eite
warf, nic^t compenpren wollte baburd^, bag er für ba« SBeib unb bie
Rinbcr bie ©orge auf pd^ nimmt, er in ber Scfriebigung feine« ®e«
f(^ted^t«triebe« feinen SßiDen }um 2tim bej[a(}te unb babei }ugleid^ ben
ffiillen beö weibli^cn 3nbit)ibuum3 öerneintc, alfo Unrecht ausübte. —
Sebe ®efd^te(^t«befriebigung o^ne Uebema^me ber ?5erbinbtid)!cit, für
äBeib unb ftinber }u forgen, ip Unrecht, b» ^. Seja^ung be« eigenen
278 ®ef4mad — (^efd^toinbigfeit
SSJiOend benntttetfl Semeinung bed fremben, im loetblic^en Onbikitbumn
erf^eincnben.
Stu9 biefer SJetbmbltd^feit bed SOtanne^ ge^t notl^toenbig bie bed
SBeibe^ ^ertor, t^m treu }u fein, fo n)ie toieberum au^ i^rer ä$er«
binblid^!eit }ur Streue bie feinige ^erljorge^t, i^r treu }u fein, ^ieroud
ift iebo^ nitj^t bie 5IKonogamie ju folgern. ($. 377 — 379. 3n
Setreff ber SDlonogomie bergt. Sl^egefefec unter 6^e.)
1) ©efc^mad inp^^fioIogifd^crSebeutung. (@.®inne.)
2) @t\i)mai in äfl^etifd^er Sebeutung.
a) SBa« baö SBort ,,@ef(^raatf" befagt.
äßit bem ni(^t gefc^marfdoK getoä^tten Sludbrud „®t\d)mad** bejeid^net
man biejenige Sluffinbung, ober quc^ &Io§e 3(nerlennung bed äfi^ettfc^
Sticht igen, todijt o^ne Anleitung einer 9{egct gef^ie^t, inbem cnt«
toeber feine 9{egel fi^ bid bo^in erflrecft; ober au^ biefelbe bem
SuMbenben, refpectiDe Uo9 Urt§eilenben, ni^t betannt n)ar. — @tatt
©efd^mac! toiixht man äfi^etifc^ed ®efü^I fagen fönnen, toenn
ÜDied nid^t eine SEautoIogie enthielte. {% U, 486.)
b) Ser^ättnig beö receptiüen ©efd^madd jum })ro«
buctiben S£alent ober ®enie.
ÜDer auffaffenbe, urt^eilenbe ©efc^macf ifl gteid^fam bad SBeiblic^e
jum 9RännIid^en bed probuctii^en italcut^, ober ©enied. 92i^t fö^ig
in erjeugen, befielt er in ber f^ä^igfeit }u empfangen, b. f^. bod
Steckte, bad ®4)öne, bad ^affenbe, ald foId)ed ju erfcnnen, — n)ie auc^
beffen @egent§eil; alfo bad ®ute bom @c{)(ed)ten }u unterf (Reiben,
3ene« ^erauöjupnben unb ju toiirbigcn, S)icfe^ ju bcrtoerfen. (^. 11^
486.)
tftf4)iDinH0krit.
SUr bie Ouantität gegebener SRaterie ifl bad oDeinige Waa^ bie
®rö§e iftrer Sctoegung. 3n biefer aber, wenn fie gegeben ifl,
tritt bie Ouantität ber SRaterie noc^ mit hzm anbem Factor berfelben,
ber ®ef(^tt)inbigleit, bcrfefet unb berfd^moljen auf; biefer anbere
t^actor alfo mug audgef (Rieben »erben, tvenn man bie Ouantität ber
SKaterie (bie SWaffe) erlennen luitt. SRun toirb jmar bie ®efd^tt)in-
bigfeit unmittelbar erfannt; benn fle ijl — • 'fKein ber anbere gactor,
ber burd^ üu^f (Reibung biefed übrig bleibt, alfo bie 9Raffe, ifl fietd
nur relatit) erfennbar, nttmlii^ im Scrgteid^ mit anbem 5Kaffen, bie
aber felbjl ttieber nur mittclfl ber ®rö6c i^rer Sewegung, alfo
in i^rer Serfetjung mit ber ®efd^tt)inbigfeit, erfennbar fmb. 2Ran mug
a(fo ein Duantum Setoegung mit bem anbem Dergleichen, bann
au« beiben bie ®cfd^n)inbigfeit abrechnen, um ju erfe^en ttie öiet jebe«
berfelben feiner 9»affe terbanfte. (SDJ. II, 59 fg.)
®cfc§n)ijietc^e — ©efettfd^aft 279
6efti)totfltrtl)f, f. @^e.
ßtfdimottnt^ f. 3\xxt).
OtftUiskrit.
1) SBaö bic 5Dtcnf^cn gcfclüg tnad^t
2Ba9 bie äRenfdfen gefeUig mad)i, if! i^ve Unfä^igfett, bie @infam<
feit, unb in bicfcr fid^ fclbjl, ju ertragen. Onnere ?ccre wnb Ucbcrbruß
jinb t9, üon bcncn fic fowo^l in bic ©efcDfd^aft, wie in bic S^^cmbc
unb auf Steifen getrieben toerbcn. d^rem ©ci^e utangcU ed an ^eber«
Fraft, fic^ eigene Setocgung ju ert^cilcn. 3)a(;er bebürfen fic ber fietcn
Qrrregung ton 9ugcn unb j^ar ber flärfflcn, b. i. ber burc^ SBcfen
i^re^ @(eid^en. Omgleid^cn liege ft(^ jagen, bag 3ebcr Don i^nen nur
ein Heiner Sruc^ ber Obcc ber 5IRenfrf|§cit fei, ba^er er öicier @r*
gSnjung bur^ %tbcre bebarf, bantit einigermaßen ein üoDcd menfdjlic^ed
Setougtfctn ^erau^fomme. hingegen, n^er ein ganjer 3)?enfd^ ift, ein
äßenfd) par excellence, bcr ficUt eine @in^eit unb leinen $rud| bar,
^ot bo^cr an fid^ felbfl genug. {% I, 449 fg.)
Uebrigen^ fann ntan bie ©cfclliglcit anä) betrad^ten ai9 ein gcifliged
6rto)ärmen ber 3Renfd^en an einanber, gleid^ ienent förperlid^cn, tt)el(^ed
fie bei groger Jlälte burd) 3uf^^>"^^^^^ng^ti ^ert)orbringen. Slllein
wer fetbjl t)iel gctflige Sßärnie ^at, bebarf fotd^er ©ruppirung nic^t.
(?. I, 451.)
2) ÜDie ©efedigleit aU 2Raagflab bcd intellcctuenen
SBert^ed,
jDem ©efagten }ufotge fielet bie ©efeQiglctt eined deben ungefö^r
im umgefe^rten $er^ä(tnif[e feinet intcDcctucKen äBert^ed; unb „er ifl
fe^r ungefeQig'^ befagt beinahe fc^on „er ijl ein Wlann bon großen
ßigenfc^aftcn". {^. I, 451. SScrgl. aud^ unter ©infamfeit: Siebe
gur Sinfamfeit aU ÜRaagflab bed inteHectueUen SBertr;e^.)
3) ©cfo^ren bcr ©cfclligfeit.
©efelligfeit gehört ju bcn gefö^rüdjcn, Ja berberbüc^cn Steigungen,
ba fie un^ in (Sontact bringt mit Xßefen, beren große üne^rja^I mo»
ralifc^ fc^Iec^t unb inteUectucII fiumpf ober Derfe^rt ifl. ^n fld^ felber
fo Die{ }u ^aben, baß man ber ©cfeQfd^aft nic^t bebarf, ift fd^on
be^^alb ein großem ©lüdf, tocil fafl aKe unfere Setben an9 ber ®e«
fcHfd^aft cntfpringen, unb bie ©cijlcöru^c, ttjcld^e, näd^jl ber ©efunb^eit,
bad »efenttic^fle Sfement unfered ©lUcfe^ audmad^t, burd) icbe ©e«
feQfd^aft gefä^rbet n)irb unb ba^er o^ne ein bebeutenbe^ SKaaß t)on
ginfamfeit nid^t befielen fann. {% l, 451 fg. % U, 325. SScrgl.
aud^ unter Sinfamfcit: SSorjüge ber ginfamfcit üor ber ©efcHfd^aft.)
«tftUfdiaft.
1) ©teißncrei unb gob^cit bcr ©cfeltfAaft.
Sin ®eif})ie{ bon bcr ©leißnerei ber 9Bctt geben unter onbern öiele
gctabcne ©äflc in f^eierflcibern, unter fefitid^em (Smpfange; fte finb bad
278 ®cWmad — ^efd^winbigfcit
fH&iUtn^ t)ermitte(ft Semeinung bed fremben, im koetblid^en dnbioibuum
erfd^einenben.
Sud biefer SJetbinblid^feit bed 9)?anned gel^t not^toenbig bte hiß
SBetbe^ l^erDor, i^m treu ju fein, fo luie loieberum aud i^rer Ser»
binblid^Ieit jur Streue bie feinige ^erborge^t, i^r treu ^u fein, ^ieran^
ifi jebod^ nid^t bie 2Konogamie ju folgern. ($. 377—379. 3n
betreff ber ÜRonogantie bergt. (S^egefe^e unter @^e.)
Gtfd)tnadi.
1) ©efd^mad in))^^fioIogifd^cr93ebeutung. (@.®inne.)
2) ©efd^mad in ofl^etifd^er ^ebeutung.
a) 3Bad bad 3Bort „®t\ijmaä'' befagt.
2ßit bem nid^t gefd^maddoH gen}ä^(ten Sludbrud ,,®efc^mad'' be^etd^net
man biejenige Sluffinbung, ober auc^ bloge ^(nerfennung bed äft^etifc^
9?id^tigen, toMjt ol^ne Anleitung einer 9{egel gefd^ie^t, inbem cnt-
koeber feine 9Iegei fi^ bid ba^in erfhedCt; ober auc^ biefelbe bem
äludübenben, refpectibe b(od Urt^eitenben, nid^t befannt toar. — @tatt
©efd^madE h)ürbe man äjl^etifc^ed ©efü^l fagen fönnen, menn
S)ie9 nic^t eine Slautologie enthielte. {% U, 486.)
b) Ser^ältnig bed receptiben ©efd^madd jum pro-
buctiben STalent ober ®enie.
3)er auffaffenbe, urt^eilenbe ©efc^macf ifl gteid^fam bad SEBeiblic^e
)um üRännlid^en bed probuctiben !talentd, ober ©enie^. 9!id^t fä^ig
}u erjeugcn, befleißt er in ber gä^igfeit }u empfangen, b. ^. baö
9ted^te, bad @d^5ne, bad ^affenbe, aU \o\d)t9 ju erfcnnen, — mie auc^
beffen ©egent^eil; atfo bad ®ute bom (2d)(ed^ten }u unterfd^eiben,
Oeneö ^erau^jufinben unb ju n)iirbigcn, !£)icfed ju bermerfen. ($. II,
486.)
OtfdjminlnijBktit.
Sür bie Quantität gegebener SRaterie ifl bad alleinige Waa^ bte
©röge i^rer Seioegung. On biefer ober, wenn fie gegeben ifl,
tritt bie Quantität ber äRaterie nod^ mit bem anbem Factor berfetben,
ber @efd^tt)inbigfeit, öerfefet unb berf^moljen auf; biefer anbete
i^actor alfo mug au^gef (Rieben merben, ivenn man bie Quantität ber
äRaterie (bie iDtaffe) erfennen toiVi. 3lvin n}irb gmar bie ©efc^min«
g
bi gleit unmittelbar erlannt; beun fle ift — . SHein ber onbere gactor,
ber burc^ Sludfd^eibung biefed übrig bleibt, alfo bie äffaffe, ifi fletd
nur relatiö erfennbar, nämlic^ im Sergteic^ mit anbem SRaffen, bie
aber felbfl »ieber nur mittelfl ber ©röße i^rer »eioegung, alfo
in i^rer SJerfefeung mit ber ©efd^winbigfeit, erfennbor fmb. 2Ron muß
alfo ein Quantum 9en)egung mit bem anbem dergleichen, bann
au^ beiben bie ®cfd^n)inbigleit abrechnen, um ju erfe^cn lote biet j|ebed
berfelben feiner SRoffc Derbanfte. (S. n, 59 fg.)
Ocf(^tt)tjietc5c — ©cfettfd^oft 279
fttfd^tootjetu, f. durQ.
fttftUigktit.
1) 993ad bic äRenfd^en gefettig mad^t.
äBad bte SDtenfc^en gefellig madji, ifl t^ve Unfä^igleit, bte (Stnfam«
feit, unb in bicfer fic^ fetbjl, ju crtrogeru innere f cere unb Ue6erbrw§
{inb e^, k)ou benen fie foivo^I in bie (SefeHfc^aft, n)te in bie i^rembe
unb auf Steifen getrieben tverbcn. O^rem ©eifle mangctt ed an t$eber«
fraft, fic^ eigene Sen^egung ju crt^cilcn. 3)o§er bebürfen fic ber fietcn
Qhregung t)on klugen unb ^toax ber flärffien, b. i. ber burd^ SBefen
i^rc9 ©teid^en. dmgtetd^en tiege fid^ jagen, bag Seber t)on i^nen nur
ein Heiner Sru^ ber Obee ber STOcnfd^^cit fei, ba^er er öieler Sr»
g&njung burd^ Stubere Bebarf, bamit einigermaßen ein DoIIeö menfd^ti^ed
^etDugtfein ^eraudfomme. hingegen, toer ein ganzer 3Renfd^ ifl, ein
SWenfd) par excellence, ber flefit eine Einheit unb feinen S3rud^ bar,
^at ba^er an fld^ fetbji genug. {% I, 449 fg.)
Uebrigen^ fann man bie ©efelligfeit aud) betrad)ten al^ ein geifiiged
6rU)ärmen ber 3)?enfd§en an einanber, gtei^ j[enem förpertid^en, tod^t^
{le bei groger ^ätte burd) 3ufammenbrängen hervorbringen, ätllein
»er fetbft t)iet geiftige S93ärme §at, bebarf fotc^er ©ru^ptrung nic^t.
{% I, 451.)
2) SDie ©efelligfeit aU ÜRaagflab bed inteltectuellen
SBcrt^c«,
3)em ©efagten infolge fle^t bie ©efeHigfeit eine^ deben ungefähr
im umgete^rten $er^ättnif[e feinet inteUectuelten SBert^e^; unb „er ifl
fe^r nngefeUig'' befagt beinahe fc^on „er ifl ein 3Rann Don grogen
ßigcnfd^aften". {^. I, 451. SSergt. auc^ unter Sinfamfcit: Siebe
}ur (Sinfamfeit aU Sßaagflab bed inteHectueDen SBert§e9.)
3) Oefa^ren ber ©efcttigfeit.
@e fettig feit gehört ju ben gefät)rti(^en, j[a berberbtic^en Steigungen,
ba fte und in Sontact bringt mit S^efen, beren groge äJZe^rja^t mo«
ratifd^ f^ted^t unb intellectuclt flumpf ober üerfe^rt ifl. äln flc^ fetber
fo ))tet }u ^aben, bag man ber @efellfd^aft ni^t bebarf, ifl fc^on
bed^atb ein groged ®tüd, mil fafl aUe unfere Seiben aud ber @e«
fetlf^aft entfpringen, unb bie ©eifledru^e, n)etd^e, näd^fl ber ©efunbl^eit,
bad »efenttic^fle Sfement unfered ©tUded audmad^t, burd) jebe ®e«
fetlfd^aft gefä^rbet n^irb unb ba^er o^ne ein bebeutenbed äRaag üon
(Sinfamfeit nid^t bejle^en fann. {% I, 451 fg. % H, 325. SScrgt.
anäi uii^^^ Sinfamfeit: 93orjüge ber (Sinfamfeit tor ber ©efetlfd^aft.)
OtfeUfd^aft.
1) ©tcigncrei unb gab^eit ber ©efettf^aft.
ein Seifpiet Don ber ©teignerei ber SBett geben unter anbern öietc
getabene ©öfle in geierfteibern, unter feflti(^em Smpfange; fie flnb bad
278 ©cfi^mad — ^efd^iötnbtgfeit
Stilen^ t)mnitte(ft Semetnung bed fremben, im koeiblid^en dttbioibttum
etfd^einenben.
Sud biefer SJetbtnbti^fett bed 9)?anned gel^t notl^toenbig bte bed
SBetbed l^etDor, t^m treu ju fein, fo n)ie loiebentm auö i^rer Ser«
binblid^Ieit jur STreue bie feinige ^erborge^t, i^r treu in fein, ^ieraud
ifi j[cbo(^ nid^t bie 2Konogamie ju folgern. ($. 377—379. On
Setreff ber SKonogamie bergt. S^egefefee unter @§e.)
Otfd)tuadi,
1) ©efd^mad in))^^fioIogifd^er9ebeutung. (@.®inne.)
2) ©ef^mad in äfl^etifc^er Sebeutung.
a) SSJa« bae SBort ,,®ef^ma(f" befagt.
ÜRit bem nid^t gefd^ntadCboH gen}ä^(ten Sudbrud „©efc^macf'' bejetd^net
man biejenige ^ufftnbung, ober auc^ bloge 3lnerfennung bed öfi^etifc^
9{i^tigen, tbclc^e ol^ne Einleitung einer 9{ege( gefc^ie^t, inbem cnt-
koeber feine 9iegei fl(^ bid ba^in erfhecft; ober auc^ biefelbe bem
Su^übenben, refpectibe b(od Urt^eitenben, nid^t belannt toar. — @tatt
©efd^madE toiixht man äjl^etif^ed ©efü^l fagen Knnen, loenn
!£)ie^ ni^t eine Slautologie enthielte. {% U, 486.)
b) Ser^ättnig bed receptiben ©efd^madE^ gum pro-
buctiben STalent ober ®ente.
3)er auffaffenbe, urt^eilenbe ©cfd^macf i|l gleic^fam bad SEBeibtic^c
)um üRännlid^en bed probuctiben !talcntd, ober ®enie9. 9!id^t fä^ig
}u erjeugen, befleißt er in ber gä^igfeit in empfangen, b. ^. bad
9ted^te, bad @d^öne, bad ^affeube, ald fotc^ed ^u erfcnnen, — luie auc^
beffen ©egent^eil; alfo ba^ ®ute bom (2d)(ed^ten ju unterfc^eiben,
dened ^eraudjuftnben unb ju toürbigcn, ÜDicfed ju bewerfen. ($. II,
486.)
Otfdjminlnigktit.
^ttr bie Ouantität gegebener SOtaterie iß bad alleinige 3ffaag bie
®rö6e i^rer Bewegung. 3n biefer aber, wenn fie gegeben i|l,
tritt bie Quantität ber äRaterie noc^ mit bem anbem Factor berfetben,
ber @ef(^U)tnbigIeit, berfe^t unb berf^moljen auf; biefer anbete
t^actor alfo mug audgef trieben merben, n)cnn man bie Ouantität ber
äRaterie (bie iDtaffe) erlennen n^id. 92un toirb jmar bie @ef^h)in«
bi gleit unmittelbar erlannt; benu fie iß -7=^. allein ber anbere t^actor,
ber burd^ Sludfd^eibung biefer übrig bleibt, alfo bie äffaffe, ifl fletd
nur relatib erfennbar, nttmlic^ im Sergleic^ mit anbem äRaffen, bie
aber felbfl »ieber nur mittclfl ber ©röße i^rer Sewegung, alfo
in i^rer SJerfefeung mit ber ®cf(^tt)inbig!eit, erfennbor finb. 2»an muß
alfo ein Ouantum Seniegung mit bem anbern bergteic^en, bann
au^ beiben bie ©efd^minbigfeit abrechnen, um ju erfe^cn toxt biet jebed
berfelben feiner ÜRaffe berbanftc. (©. U, 59 fg.)
@cf(^iptjiete§c — ©efetlfd^oft 279
i^d^wiftttt^t^ f. 6^e.
fttftUightit.
1) 993ad bie äRenf^en gefeUtg mad^t.
3Ba^ bie äRenfc^en gefeüig mac^t, ifl i^ve Unfä^igTeit, bie Sinfam«
feit, unb in biefer fic^ felbjl, ju crtrogcn. innere Sccrc unb Uebcrbrwß
jinb e«, Don bcncn fic fotDO^l in bie ©cfcKfc^oft, wie in bie grcmbc
unb auf Steifen getrieben toerben. -Syrern ®eipe mangelt e« on gebet»
fraft, fic^ eigene Bewegung ju ert^cilcn» ®af;er bcbürfen fie ber petcn
Qfrregung t)on Sugen unb jmar ber flärfflen, b. i. ber burd^ SBefen
i^rc^ ©leieren, dmgleic^en liege ftd^ fagen, bag 3ebcr t)on i^nen nur
ein Heiner Srud^ ber Obee ber STOenfd^^cit fei, bal^cr er Dieter @r*
günjung burd^ Stnbere bebarf, bamit einigermaßen ein DoKed menf^tid^e^
^etDugtfein ^eraudfomme. hingegen, mx ein ganzer 3Renfd^ ifl, ein
ÜKcnfd^ par excellence, ber fiefit eine Sin^eit unb feinen SSrud) bar,
^at ba^er an fic^ fribji genug. {% I, 449 fg.)
Uebrigend fann man bie ©efeüigTeit auc^ betrad^ten atd ein geifüged
ßrmärmen ber 3Renfd§en an einanber, gteic^ jenem förperli^en, toA^t9
fte bei groger ^ä(te burc^ 3ufammenbröngen hervorbringen. 9(E(ein
»er felbf! Diel geiftigc S93ärme §at, bebarf fol^er ©ruppirung nic^t.
(?. I, 451.)
2) SDie ©efelligfeit aU SWaagflab beö intenectuellen
Sßert^ed,
3)em ©efagten infolge fle^t bie ©efelligfeit eined Oeben ungefähr
im umgete^rten $er^ä(tnif[e feinet inteüectucllen SBert^e^; unb ,,er ifl
fe^r mtgefeKig'^ befagt beinahe fc^on ,,er x\t ein SJ2ann Don grogen
ßigenfd^aften", (^. I, 451. SSergl. aud^ unter Sinfamfcit: Siebe
gur (Sinfamfeit ald 972aagflab bed inteUectuellen 3Bert§e9.)
3) ©efa^ren ber ©efelligfeit.
©efelligfeit gehört ju ben gefö^rüdjen, ja Derberbüd^en Steigungen,
ba fte nn9 in Sontact bringt mit SBefen, beren groge SJZe^rja^I mo«
ratifd^ f^Iec^t unb inteQectueH flumpf ober Derfe^rt ifl. Sn fld) felber
fo Diel ju ^aben, bag man ber ©efeKfd^aft ni^t bebarf, ift f^on
be«§alb ein groge^ ©lud, weil fafl alle unfcre Seiben auö ber @e«
feüf^aft entfpringen, unb bie ©eifle^ru^c, ttjcld^e, näc^jl ber ©efunbl^eit,
ba« wefetttli(^flc ©lement unfereö ©lüde« auömac^t, burd) jebe ©e^^
feQf^aft gefä^rbet kDirb unb bal^er o^ne ein bebeutenbe« äRaag Don
ßinfamfeit nid^t bejle^en fann. (% I, 451 fg. % U, 325. SScrgl.
au^ unter Sinfamfeit: SSorjüge ber ©infamfeit Dor ber ©efettfc^aft.)
etfeUfd^aft.
1) ©leignerei unb gab^eit ber ©cfeltf^aft.
Sin 93eifpicl Don ber ©leignerei ber SBeft geben unter anbern Diele
gclabene ©öfle in geierfleibcrn, unter fe|lli(^em Smpfange; fie flnb ba«
266 ®cfd^t(^te
peigcrt bcn ©d^merj iu^ Uncrträgti^e, fo bag mau bamit jum (3et6{l«
quälcr toirb. ^oi) tfl bicfc Stcgcl infofern cinfcitig, ate fic jtt)ar ju
unferer nnmtttetbaren Srlctd^terung unb Seru^igung bei UnglUcf^fäHen
bient, ober anbcrerfeitd bod^ bie tuiebet^olte unb fdjmevjtid^c Uebertegung,
toie n)ir bem ©efd^e^enen burd^ 93orfl(i^t unb Sefonnen^eit l^ätten ))or»
beugen fönnen, ju unferer SBi^ignng unb 33cfferung für bie ^nt\m\t,
^eilfam ifl. (^. I, 460 fg.)
1) Sergteid^ung ber @efd^t(^te mit ber äBiffenfd^aft,
$6i(ofo))(}ie unb $oefie.
a) ©ef^i^te unb äßiffenf^aft.
3)ie ©efc^id^te iji jtoar ein SBiffen, jcbod^ feine SBiffenf^aft;
benn i^r fe^tt ber ©runbd^arafter ber SBiffenfd^aft. S)ic SBiffenfc^aft
bringt nämlid^ bad unjä^Ibar Stete, ÜRannigfaitige unb Serfc^tebenc
unter Hrtbegriffe, unb biefe toieber unter Gattungsbegriffe, »oburd^ fte
ben S93eg }u einer Srfenntnig beS 3[IIgemeinen unb SJefonbern eröffnet,
mel^e aud^ ha€ un^ä^Ibar (Singeine befagt, inbem fle t)on Sllem gilt,
ol^ne bag man Oegli^ed für ftd^ }u betrad^ten ^abe. ÜDer ©efc^ic^te
l^ingegen fe^It biefe ©uborbination beS ©eniugten, ftatt bereu fie bloge
Qoorbination beffelben aufgumeifen §at. !Da^er giebt ed fein (S^flem
ber ©efd^id^te, luie boc^ jieber anbern SBiffenfc^aft. !Z)enn nirgenbd
erfennt fte bad Singelne mittelfl beS Slllgemeinen, fonbern ntug bad
(Singeine unmittelbar faffen unb fo gleid^fam auf bem Soben ber 6r«
fa^rung fortfriec^en; mö^renb bie mirftic^en SBiffenfc^af ten barüber
f^ttjebcn. Die SBiffenf^aften, ba fie ©t^fleme öon Gegriffen fmb,
reben ftetd Don ©atturigen; bie ©efc^ic^te t)on OnbiDibuen. !Z)ie
SBiffenfc^aften reben fämmtlic^ Don S)em, \m9 immer ifl; bie ©efd^tc^te
hingegen öon S)em, toa« nur ein 2RaI unb bann nid^t me^r ijt.
SDa« äOgemeine in ber ©efd^id^te befielet bloö in ber Ueberflc^t ber
^auptpcrioben, au^ benen aber bie befonbem Gegebenheiten ftc^ ntc^t
ableiten laffen unb i^nen nur ber geit nad^ fuborbinirt, bem Segriff
na^ coorbinirt flnb. 3« ^^^ allgemeinen in ber ©efd^ic^te, ben 3eit«
abfd^nitten, ober ^auptbegeben^eiten, üer^ält ftc^ bad »efonberc, wie
ber SC^eil jum ©angen, nid^t aber wie ber gatt gur JUegel; »ie bie«
hingegen in äffen eigentlid^cn SBiffenfc^aften Statt ^at, weil pc Se«
griffe, ni^t bloge I^atfad^en überliefern. (335.1, 75; II, 500 fg.)
2)ie ®ef(^i^tc ijl für bie 3eit, wa« bie ©eograp^ie für ben Sttaum,
unb ifl ba^er fo wenig, wie biefe, eine eigentliche ©iffeufd^aft. (?. U,
479.) aSie in ber gefeöfd)aftli^en Sonöerfation, wie fle in ber SBelt
gäng unb gäbe ijl, fo feigen wir aud^ in ber ©efc^id^te ben ©eijl mit
bem ganj (Sinjelnen, al« folc^em, befc^äftigt. SBic in ber aBiffenfc^aft,
ergebt er ftd^ aud^ in jebem ebtern ®cfprä(^ jum «ügemeinen. (?. H, 479.)
b) ©efd^i^te unb ^^l^ilofop^ie.
®ofern bie ©efc^id^te eigentlid^ immer nur bad (Sinjelne, bie in*
btDibueffe 2:^atfad^e jum ©egenflanbe ^at unb biefe« al« ba« au«f(^lieglid^
®efd^t(ite 267
Xeale anfleht, ifl fte ha9 gerabe ©egent^eit unb SBiberfpiel ber ^^ilc
foppte, aU metd^e bic S)itige t)om aUgemetnIlen ©eftc^tdpunlt qu^
betrachtet unb audbrüdHic^ bad allgemeine, in aOem Sinjelnen ibentifc^
9(ei6enbe jum ©egenfianbe ^at. SBä^renb bie ©ef^i^te und te^rt,
bag 3u |eber 3^'^ ctn)ad S(nbered gen)efen, if! bie ^^itofop^ie bemüht,
und 3u ber ©nftc^t ju üerl^elfen, bag }u aOen S^iitn gan^ bad @cI6e
toar, tft unb fein teirb. £)ie ©efd^id^te ^offt bie !Z:iefe, nad^ toetc^er
bie ^^ilofop^ie flrebt, burd^ bie Sänge unb breite ju erfegen; i^r ifl
iebe ©cgenmart nur ein ber (Srgänjung bebürftiged 93ru^flüdF, iDä^renb
bie ^^ilofop^ie in j[cber ®egcnn)art bad ganje S93efcn bed liebend er*
faßt. C^ierauf beruht bad ^iberfpicl jtoifd^en ben p^ilofop^ifd^en unb
ben ^iflorifd^en »öpfen. (SB. U, 502 fg. $. 305 fg, 2». 301.)
c) @ef(^ic6te unb ^oefie.
3n ber Jtunfl gilt nur bie innere SSebeutfamleit ber $anb(ungen,
bie j£iefe ber (Sinfid^t in bie dbee ber ÜRenfc^^eit; in ber ©efd^id^te
hingegen bie äug er e, bie 9Bi^tigfeit ber $anblungen in Sejiel^ung
auf bie folgen berfelben für unb in ber ujirKid^en S93elt, alfo noc^
best @age ))om ©runb. (993. I, 272.) 3)ie ©efc^i^te le^rt und
me^r bie äRenfd^en, bie $oefte hingegen ben 3Renfd^en lennen. ÜDie
©efc^ic^te t)er^ä(t fic^ gur ^oefte, U)ie ^orträtmaterei }ur ^tfiorien«
nialerei. Oene gtebt ha^ im Sinjelnen, btefe bad im SlDgemeinen
SJa^re; j[ene f)ai bie SBa^r^eit ber Srfc^einung, biefe bie Sa^r^eit
ber dbee. !Der 2)i^ter fleOt mit Sßa^I unb abfid^t bebeutenbe
S^araftere in bebeutenben Situationen bar ; ber ^iftorifer nimmt beibe
lote fte lommen. Sa, er ^at bie Gegebenheiten unb ^erfonen nic^t
nat^ i^rer innern, ächten, bie dbee audbrüdfenben Sebeutfamfeit anju«
fe^en unb an^nto'd^Un, fonbem nac^ ber äugem, fc^einbaren, relatiben,
in Sejie^ung Auf bie )SerfnUpfung, auf bie folgen n^i^tigen Gebeut»
famlett. Denn feine Betrachtung gel^t bem ©ag t)om ©runb nad^
unb ergreift bie Srfd^einung, beren 0orm biefer ifl. !Z)er !£)ic^ter aber
fagt bie dbee auf, ha9 S^efen ber äRenf^^eit auger aller S^etation.
3n ber üDid^tung ift ba^er Diel me^r äc^te, innere Sa^r^eit )u finben,
aU in ber ©efdji^te. Der ^ifloriter foU bic empirifd^e Gegebenheit
genau miebergeben, toa9 bei ben mangeinben Datid oft unmüglid^ ifl.
ÜDie Srienntnig bed Did^terd hingegen ifl eine ^alb apxiox\\i)t; er
\il'6p\t aud feinem eigenen dunem bie dbee ber SRenfc^^eit t)on irgenb
einer beßimmten, eben barjufleüenben @eite. Sßer atfo bie SRenfc^l^eit
i^rem innem, in aOen @rf (Meinungen unb (SuttoidTIungen ibentifc^en
Sefen, i^rer dbee nac^, erlennen »iO, bem »erben bie SEBerfe ber
grogen, unflerblic^en Dieter ein t)iel treuered Gilb t)or^a(ten, aü bie
^iflorifer je bermögen. (935. I, 288—291; U, 503.)
(Ueber beuGorgug ber Giograp^ie Dor ber ©efd^i^te fle^e Gio«
grop^ie.)
270 ©ef^id^te
einen falfd^en 3^S S^^i entfteOte 9(e^n(t^fett; (Utoeilen aber gar
feine ^abcn. ($. H, 480 fg.)
Die ©efd^i^tc ifl jwar nm fo intercffantcr, je fpccicllcr fic iji, aber
au(^ um fo unjuDerläfftger, unb nähert ftd^ atebann in jeber ^infic^t
bem dtomane. — 9Bad ed übrigen^ mit bem gerühmten $ragma«
ti^mud ber ©efc^id^te (b. ^. bem ableiten ber S3egeben^eiten na^ bem
©efe^e ber SRotitation) auf ftd^ l^abe^ n)irb ÜDer am beften ermeffen
fönnen^ meld^er fid^ erinnert, bag er bidmeiten bie iBegebenl^eiten feinet
eigenen Sebend i^rem nia^ren S^^f^w^ct^^AnS^ ^^^ ^^P itt'^injig da^re
^inter^er Derftanben ^at, obmo^I bie S)ata baju i^m DoQflänbig Dor«
tagen; fo f^n)ierig ifi bie Kombination be^ Sßirfen^ ber 3Rotit)e, unter
ben beflänbigen Singriffen bed B^f^^^ u^^b bem Serl^el^Ien ber 96«
flehten. (®. I, 217; II, 502.)
!Cer ^iftoriter foO ber inbiDtbueOen 93egebenl^eit genau nac^ bem
Seben folgen, toit fle an ben Dietfad^ t^erfd^Iungenen jtetten ber ®rünbe
nnb Solgen fi^ in ber 3^it entn}idett; aber unmöglid^ fann er ^ieju
alle S)atQ befll^en, ^Qed gefeiten, ober SlUed erlunbet ^aben; er mirb
jeben Slugenblid Dom Driginat feinet Silben üerloffen, ober ein falfc^e^
fd^iebt fid^ i^m unter, unb bicd fo ^äuftg, bag man Urfac^ ^at anju-
nehmen, in aller ©efc^id^te fei bcd ^^alfd^en me^r, a\9 htß Sßa^rcn.
(SB. I, 289.)
gontenelle nennt bie ®cfc^id§te eine fable convenue. ($.1, 206.)
6) ©egenfa^ jmifd^en ber poütifd^en unb ber Literatur«
gef^i^te.
Sd giebt }n)ei ©efc^id^ten: bie ))oIitif^e unb bie ber Siteratur
unb Snn\t. dene ifl bie be^ SBilten^, biefe bie be^ dnteUectö.
!£)a^er ifl iene burd^toeg beängfligenb; bie anbere hingegen ift überaQ
erfreulich unb Reiter, »ie ber ifolirte Onteflect, felbfl too R« Orrinegc
f^ilbert. dl^r $QU))t}n)eig ifl bie ©ef^id^te ber $^i(ofopl^ie. Sigent»
li^ ifl biefe i§r ©runbbag, ber fogar in bie anbere ©efc^id^te hinüber«
tönt unb au^ bort au^ bem i^unbament bie SReinung leitet. 3)ie
5IMeinung aber be^enf^t bie SBelt. (?ß. U, 598.)
6) ®egenfa$ jtoifd^en ber 9ßeltgefd)i(^te unb ber
©efd^id^te ber ^eiligen.
Die äBeltgefd^i^te fc^tDcigt }n)ar Don ben $ eiligen, ben gelben
ber Verneinung bed äBiOenö juni lieben; benn ber @toff ber 993ett«
gefc^id^te ifl ein ganj anberer, ja entgegengefe^ter, nttmlic^ nic^t bad
Verneinen unb Xuf geben be^ äBiUend }um Seben, fonbem fein Seja^en
unb Srfd^einen in uniä^Iigen 3nbit)ibuen, in iveld^en feine (Sntjmeinng
mit ftc^ felbfl, auf bem ()5d^flcn ©ipfel feiner DbjectiDation, mit
DoOcnbeter Deutli^feit ^erDortrttt unb nun und batb bie Uebertegen^eit
M @injelnen bur^ feine jllug^eit, balb bie ©etooU ber SRenge burc^
i^re 3Raffe, batb bie Wlai^t beö ftd^ jum ®d^idfal perfonificirenben
3ufaIId, immer bie 93evgeblid^lcit unb 9{id^ttgfeit bed ganjcn @trebend
oor älugen bringt. %i\x ben $^i(ofop^cn aber, ber bie eti^if^e Sebeutung
(9efd^Ie(^t«Ite5e 271
ber ^anblmtgen jum aRaagßab nimmt, ift bte grSgte, toid^tigfle unb
bebeutfamfle Srfdieinung, toeld^e bte Sett aufjeigen lann, nic^t ber
3BeItero6crcr, fonbcm bct SJcttübcrminber. gür il^n finb alfo
bie Sebenöbcf^reibungcn ^eiliger, fi(^ fclbjl tjcrlcugncnbcr SKenfd^cn, fo
\ijki^t fie aud) meiflen^ gef daneben, [a mit Slberglauben unb Unfinn
Dermifd^t Dorgetragen fmb, bo^ bur^ bte Sebeutfamleit bed Stoffe^
ungleid^ bete^renber unb toiijü^tx, ol9 felbft ^lutar^o^ unb Siüiu^.
(2B. I, 455 fg. 2R. 301.)
etfd)led>ti$lubt.
1) Stealitüt unb a^a^t biefer ^E^etbenfd^aft.
3)te ®ef(^Ied^td(iebe fptelt ni^t blo^ in @(^aufpie(en unb diomamn,
bnbtnt, tote bte (Srfa^rung beflätigt, anij in ber n)irnid^en SEBelt eine
0 bebcutenbe Stolle, bog bie bei einigen ©^riftfiedern Dorlommenbe
Seugmmg ber Steatitdt unb Sßid^tigleit biefer Seibenfc^aft ein groger
Orrt^um ifl. ÜDie Srfa^rung jeigt, bag bie ®efd)(e(|tdliebe unter
Umfianben )u einer ^eibenf^aft anhiad^fen fonn, bie an ^eftigleit jebe
anbere übertrifft unb bann ade 9{ü(fftd^teu befeitigt, aOe $inbemiffc
mit unglaublicher Sraft unb Sudbauer Uberminbet, fo ha^ fUr i^re
Sefriebigung unbebenftid^ bad Seben gen)agt, [a, mixn fold^e fd^fe^ter^»
bingd üerfagt bleibt, in ben ^auf gegeben U)irb. S)ie ©efd^Ied^tdliebe
meifi ftc^, nttd^ft ber l^iebe }um Seben, atd bie fiärffle unb t^ätigfle
oder j£riebf ebem, nimmt bie $älfte ber ^äfte unb @ebanfen beö
jungem St^eilcd ber SWenf^^eit fortn)ä§rcnb in Slnfprud^, ift bad le^te
3itl faft iebed menfd^Iic^en 93efirebend, erlangt auf bie toid^tigften
Angelegenheiten nad^t^eiligen 6inf(u§, unterbrid^t bie emfl^afteflen SSe«
ff^äftigungen ju ieber @tunbe, fe^t bidmeilen fetbft bie grögten Jtöpfe
auf eine 3Beite in Senoirrung, jettelt tägli^ bie Dern^orrenfteu unb
fd^Iimmflen $Snbet an, t5{i bie »ert^DoUften Ser^ältniffe auf, jerreigt
bie fefieflen Sanbe, nimmt bidnieilen Seben, ober ©efunb^eit, bidn)eiten
^rid^t^um, 8{ang unb ®lüd ju il^rem Dpfer, ya madjt ben fonft
%ebii(^en gemiffenlod, ben bid^er !Z^reuen jum SJerrät^er, tritt bemna^
im ©anjcn auf alö ein feinbfetigcr Dämon. (53$. 11, 606—609. 631 fg.)
Sticht allein bie unbefriebigte üerliebte i^eibenfc^aft ^at bidmeiten
^inen tragifd^en äludgang, fonbern auc^ bie befriebigte fü^rt öfter jum
UngUid aU jum ®lü(f. 3)enn i^re Slnforberungen coüibiren oft fo
W mit ber perfönlid^eu SBo^lfa^rt bed SJet^eiligten, bag flc fol^e
untergraben, inbem fle mit feinen übrigen Ser^ältniffen unvereinbar
ftnb unb ben barauf gebauten Scbend|)lan jerftören. da, nic^t aOein
ittit ben äugem Ser^ültniffen ift bie Siebe oft im SBiberfprud^, fonbern
fog^t mit ber eigenen (htbioibualität, inbem fte flA auf ^erfouen tt)irft,
Atl(^c, abgefe^en t^om @efd^Ie^tdt)er^ältnig, bem $5iebenben vertagt, ja
{um %bf(^eu fein niürben. Sber fo fe^r t^iel mäd^tiger ifl ber S33ille
^tt @attung ate ber bed dnbiüibuumd, bag ber Siebenbe in feiner
Serblenbung alle jene i§m miberlid^en Sigenfc^afteit überfte^t. — du
^t X^at fUfjrt ber ®eniu$ ber ©attung burdjtocg jtrieg mit ben
282 ©efcfegebung — ®cfl(^t
3lIIer ))ofiti))en ©efe^gebung t)or^erge^enb unb folglich Don i^r un*
ab^öngig finb bte Segriffe Unrecht unb 9? e(^t, ol^ gleid^bebeutenb
mit Serte^ung unb 9{i(i^tt)erte|^ung. (Sd giebt foIgIi(^ ein rein et^ifc^ed
dttiji, ober ^lainxxtdjt, unb eine reine, b. 1^* Don aOer ))ofltit)en ©a^ung
unabhängige 91ed^tdle^re. SDie dtti)t^Uf)xt ifl ein if^M bcr Ttoxal,
midjtx bie ^anblungen feflfteUt, bie man uid^t ausüben barf, menn
man nid^t älnbere üerle^en, b. ^. Unrecht begel^cn »iO. S)ie 3)7oral
^at alfo ^iebei ben actiDen 2:^et( im Singe. 3)ie ©efe^gebung aber
nimmt biefe^ (iapiiA ber äRoral, nm ed in dtüdflc^t auf bie pafftDe
@cite, atfo umgele^rt, }u gebraud^en unb bie fe(beu ^anMungen jn
betrachten a\9 fotd)e, bie Seiner, ba i^m !ein Unred^t n)iberfa^ren foO,
ju teibcn braud^t ®egen biefe ^anblungen errichtet nun bcr ©taat
ha9 ^oUmxt ber ©efcf^e, ald )}ofttit)ed 9{ed^t. @eine W)[\ä)t i% bog
iRciner Unred^t leibe; bie Slbfid^t ber moratifd^en 91e^tdle^re hingegen,
baß Äeiner Unrc^t t§ue. (ß, 218 fg. SB. I, 409.)
1) S)er ©inn beö ®efi^t«. (©. ©inne.)
2) !Z)a^ @eft^t in pl^^fiognomifd^er $infid6t.
a) ^^Qfiognomifd^e Sin^eit be^ ©efi^t^.
S93enn man betrad^tet, n)ie in jebem SRenfdjengefld^t ütoa^ fo gau)
Urfprünglid^e^, fo burd^aud Originelle^ liegt unb boffelbe eine ©anj«
l^eit }eigt, toetd^e nur einer m€ lauter notJ^nienbigen S^^etlen befle^enben
@in^eit jufommen Tann; fo mug man bein}eifeln, bag etma? bon fo
luefentlic^er Sin^eit unb fo gtoger Urf)}rüng(td^Ieit je au^ einer anbern
Duelle l^eroorge^en fbnne, ald an^ ben ge^eimnigbollcn liefen bc9
dnnern ber iRatur. !£)a|er au^ mug man bei jebem Don einem
Sünßler b(od crfonnenen ©eft^t )n)eif€ln, ob e^ in ber Xf^at ein
möglid^ed fei. S)enn tok foOte er eine n^irltid^e ))^9ftognomif(^e (Ein«
^eit jufammcnfe^en, ba üjm bod^ bad ^rincip biefer Sin^eit eigentlid^
unbefannt ijl? (SB. U, 479.)
b) Sriennbarleit bed moralif^en unb intellec-
tuellen SBefen« eine^ SRenfc^en au^ ben ®e«
fi^töjügen.
debed äRenfd^engefid^t iß eine $ierogt^p^e, bie ftc^ aüerbingd ent*
jiffern lägt, \a bereu ^(p^abet niir fertig in und tragen. !3)a$ ®efic^t
f agt me^r, aU ber 2Runb ; benn ed ifl bad Sompenbium alled X)effen,
\m9 biefer je fagen h)irb, inbcm cd bad SOtonogramm alled üDenfcnd
unb S^ra^tend eincd 3Renfd)en ifl. 9((Ie ge^en flillfd^iDeigenb Don bem
©runbfofe au«, baß 3cber ijl, wie er audfie^t. ÜDiefer ©runbfa^
ifl aud^ richtig; aber bie ©(^mierigleit liegt in ber ^nnienbung, bei
tDcIc^er aud) bcr ©eübtefle drrt^ümer begebt. !Dcnnoc^ lügt bad ©e*
fld)t mi)t {% II, 670 fg. 674.)
^efd^Iet^tdltebe 273
mtb ber dnteSect ber äRutter, in i^rer Serbinbung, gerabc badjentge
4}nbi))tbuum Doffenben, nad^ mliftm ber fSiiUt gum lieben a\Q ©attungd-
toiDe eine bad ^aa% etne^ flerUid^en ^erjend überfietgenbe ©el^nfud^t
em))finbet. 3e üollfommener bte gegenfeitige ätngemeffenl^eit giveiev
dnbiDibuen ju einanber in jeber ber mannigfa^en 9^ü(f jld^ten, bie ^ier
»alten, iß, befio flSrfer n)irb i^re gegenfeitige Seibenfd^aft auffallen.
(35$. n, 612 fg. 628.)
3e nie^r ®eifl, beflo beftimmtere Onbioibnalität, bal^er befto be-
ftimmtere f^orberungen an bie biefer entf))red^enbe 3nbit)ibua(ität be^
anbern ©efc^Iec^td; tDoraud folgt, bag geifheid^e dnbiDibuen fid^ be«
fonbetd }u leibenfc^aftli^er Siebe eignen. ($. 408.)
4) SDie Stolle bed dnflinct^ in ber ©efd^ted^t^tiebe.
älller ©efc^Icc^t^Iiebe liegt ein burd^aud auf ba^ }u (Srgeugenbe ge«
richtetet dnftinct inm ©runbe. S)ie 9iatur pflanjt überhaupt ben
Onftinct ba ein, too bad ^anbelnbe dnbik)ibuum ben Q^ntä ju ucrfie^en
unfähig, ober il^n gu verfolgen unloillig fein n)ürbe. S)a^er ))flan}t
fte Ufa in bent ^ier betra^teten SaH au^ bem 3Renfd^en ein, afö
melier ben ßnedt itoax t^erfie^en !önnte, i^n aber nid^t mit bem
uöt^igen Sifer, nämlic^ fogar auf Sofien feined inbit)ibuellen 3ßo\)%
oerfolgen toürbe. Slfo nimmt l^ier, toit bei aOcm dnfUnct, bie SEBa^r«
§eit bie ®e{ta(t bed S93a^ncd an, um auf ben SSJiUen ju n)irfen.
Um bad dnbiDibuum, mldjt^ t)ermöge be^ tief in i^m lourjelnben
Sgoitoud nur für egoiflifd}e ^mdt cm)}fänglid^ ifl, fUr ben Sefhmb
unb bie Sef^affen^eit ber ©attung in j£^ätiglcit ju fe^^en unb fogar
ber Dpfer für ben ®attungd2tt)ed( fä^ig gu mad^en, mugte bie 92atur
bem ^biüibuo einen gen)iffcn SBa^n ein))flan}en, (vermöge beffen i^m
a(d ein ®ut für fic^ fetbfl erfd^eint, m9 in SQSa^r^eit blod eine^ für
bie ©attung ifl, fo \>a^ baffelbe biefer bicnt, toäl^renb tß ftd^ felber }u
bicnen toäftnt. 3)iefer SBa^n ift ber dnflinct. a)erfel6e ifi in ben
meipen trauen anjufe^en ate ber ®inn ber ® attung, »elc^er aber
ba« i^r Srommeube nur bur(^ bie 2:äufc^ung be^ dnbiDibuum^, bag
ed inbitoibuellen ^mim nad^juge^cn n^S^nt, toä^renb ed in SSJa^r"
§eit blod generelle verfolgt, errei^en fann.
3n gotge bed dnftinct^ n)ir(t bei ber gefd^Iec^tß^en 9u^n)a^I toor
allen S)ingen bie 9{üÄftd^t auf ©c^ön^eit bed anbern dnbibibuum^,
ate burc^ »elc^e ber Z)ip\x9 ber ®attung mSglid^ft rein unb ri^tig
erhalten »irb. S)a^ f^ttinbetnbe (EntjüdEen, toetd^ed ben SRann beim
9nbßd( eine^ äBeibed t^on i^m angemeffener @(^ön^eit ergreift unb i^m
bie Sereinigung mit i^r atö baß ^bd^fle ®ut uorfpiegclt, ifl eben ber
@inn ber ©attung, nietd^er, ben beutlid^ au^gebrttAen ©tämpel
berfetben erlennenb, {le mit biefem ))er))etniren möd^te. Städ^fl ber
©c^ön^eit begehrt (in golge be^ 3njiinct^) Oeber bcfonber^ ^eftig
biejenigen äJoDIommen^eiten am anbern dnbit)ibuo, koelc^e i^m felbfl
obge^en, ia fogar bie Unt)oniommen^eiten, meldte haß ®egent^eil feiner
eigenen flnb. (2B. TL, 614—618.)
64open^aner>2«rtlfon, l. 18
274 ©cfd^tcdjWltcbc
!Z)ie inflinctiD leitenben ^M^ifUn, miijc 6et bem gefc^ted)tttd^en
SBo^IgefaÜen unb ber gefc^(cd)tü^cu ^udma^t roalUn, jerfaDen in fol^e,
mid^t unmittelbar ben 2:t)pud ber ©attung, b. i. bie ^c^ön^eit bc<
treffen, in fotc^e, weldjc auf pft)d^if(i^c Sigcnfd^aften gcrid^tct fmb, iinb
cnblid^ in bloö rclotibe, ttjclc^e a\x9 ber crforbcrten Sorrection ober
9?cutraUfation ber (Sinfeitigicitcn unb Slbnormitötcn ber beiben Onbibi*
bucn burd^ einanber ^erborgel^en. (SB. II, 619—627. ÜR. 390 ffl.)
5) Unab^Sngigteit ber®efd^tc^tdne6et)on ber^^reunb^
fc^aft.
SBeit bie berliebte Seibenfd^aft ftc^ eigentlid^ um ia9 gu Srjengenbe
unb bcffen ßigenfc^often bre^t, !ann 3tt)ifd^cn jtoei jungen Seuten ber"
fc^icbenen ®t\i)Ui)i9, Vermöge ber Uebereinflimntutrg i§rer @efinnitng,
i§red S^arafterd, i§rer ©eifie^rid^tung , ^reunbfc^aft befielen, o^ne
bag ©efd^Ied^t^Itebe fic^ einmifc^te; j[a fogar lann in biefer ^inpc^t
eine getoiffe Abneigung }tutf^en i^nen t)or^anben fein. !6er ®runb
(jierDon ifl, bag ein t)on i^nen erscugte^ ^inb lörperlic^ ober geifHg
bid^amtonirenbe ßigenfd^aften §aben, furj, feine Soften) unb 9e«
fd^affen^eit ben ^totdm M SBiQend jum Seben, mie er fic^ in ber
©attung barfleQt, nid^t entfpred^en toürbe. dm entgcgengefe^ten S^D
lann, bei ^eterogeneität ber ©efinnung, be^ S^arafterd unb ber ©eifleiJ«
ric^tung, unb bei ber baraud ^erDorge^enben Abneigung, ja t$einbfä(igfeit,
bo^ bie ©ef^Ied^tdUebe auffommen unb befielen; mo fie bann über
iened SQe^ uerblenbet; berleitet fte ^ier jur @§e, fo tnirb ed eine fe§t
unglüdfli^e. (333. U, 613 fg.)
6) 3)a9 (Sr^abene unb^omif^e in ber ©efd^tec^t^Iiebe.
SDo^ SSerüebtfein eine« SKenfc^en liefert oft fomifc^e, mitunter
and^ tragif^e ^^änomcne; Seibed, toeil er, Dom ©ei^e ber ©attung
in 93eft|} genommen, jie|^t bon biefem bel^errfd^t toith unb nic^t me^r
fi(^ felber angehört. S)aburd^ mx\> fein ^anbeln bem dubibibno uif
augemeffen. SBad, bei ben ^ö^ern ©raben bed Serliebtfeind, feinen
©ebanfen einen fo ))oetifd^en unb erhabenen Slnflric^, fogar eine
tran^fcenbente unb ^^))er)}^^|ifd^e 9{i^tung giebt, Derutbge welker er
feinen eigentlid^en, fe§r ))^t)ftf(^en Qmi ganj aud ben Sugen ju ber«
tieren f^eint, ifl im ©runbe üDiefe«, baß er jeftt oom ©eiflc ber
©attung, beffen ?lngelegcnl^eiten unenbli^ mid^tiger, ote alle bloö in»
bibibuellen flnb, befeelt ifl. Sa« ©efü^I, in Angelegenheiten »on '
trandfcenbenter äBi^tigfeit }u ^anbeln, ifl c«, ma« ben Serliebten
^oc^ über alle« Orbif^e, ja über fld^ felbfi emporhebt unb feinen fe^r
^^Qflfd^en SEBünfd^en eine fo ^Qperpl^^fifd^e (SinHeibung giebt, ba§ bie
Siebe eine poeti
(^en
fc^e (Spifobe fogar im Seben be« profaifc^eften iDten
loirb; in ioetd^em le^tercn ^aUt bie @ac^e bi«mei(en einen fomif^cn
Änjirid^ geiüinut. — Der SSerliebte fu^t im ©runbc ni(^t feine
®a^e, fonbem bie eine« Dritten, ber crfl entfielen foD; wiewohl i^n
ber Sßa^n umfängt, a(« toüre koa« er fud^t feine @a^e. Aber gerabe
biefe« 9tt^t*feine«©ad^e«fud^en, weld^c« überall ber ©täm})el ber ©röße
iß, gtebt anif ber letbenfd^aftli^en Siebe ben Snflrid^ be^ @vl^a6enen
tuib mac^t fte jum koürbtgen ©egenfianbe ber !£)i(^tung. (Sß. II, 633 fg.)
9(fd)Ud)t$tl)eiU, f. ®enit alten.
9efd^Ud)ti$tneb.
1) Unterf^ieb jtotf^en STl^ter unb äßenfc^ in ^infid^t
auf ben ©efc^Iec^t^trieb.
(S^ ift aU ein ^^ttnomen be9 ben SOtenfd^en t)on aQen ST^ieren
unterfd^eibeuben eigentlichen dnbtDibuat^arafter^ anjufe^en, bag
bei ben Silieren ber ®efd)Iec^tötrieb feine ^efriebigung o^ne nterltic^e
Xudwa^I fu(^t, n)ä^renb biefe Slu^mal;! beim äRenfd^en, unb jtoar auf
eine Don aller 9{efIepon unabhängige, inflinctmägige Seife, fo ^o^
getrieben ttjirb, ba§ pe biö jur gettjaltigen Seibenfc^aft jleigt. (SB. I,
156.) 9n bie @telle ber btod t^ierifd^en Srunfl tritt beim SRenf^en
bie forgfältige unb capriciöfe 1i\x9toafil bed anbem 3nbit)ibuum9 jur
Sefriebigung ht9 ©efd^ted^tdtriebed, toA6)t fid^ bi^ }ur teibenfd^aftti(|en
?iebc Peigern (ann. (SB. 11, 582.) ©urd^ biefe Steigerung be«
©efc^Iec^tdtriebed aber }ur Siebe ßeigern P^ beim äßenfc^en anäi bie
an bie ®efc^Ie^t«befricbigung P^ fnüpfenben 8 ei ben, wie überbau})!
bie Steigerung ber Slffecte beim SRenf^en eine Steigerung ber Seiben
jur Solge ^at. (^. II, 315 fg. $. 409.)
2) Sebeutung unb 2Rad^t bed ©efc^Ie^tdtriebed.
2)er ©ef^Ie^t^trieb ip anjufe^en ald ber innere ßug be^ S3aumed
ber ©attung, auf neld^em ba9 Seben ht9 Onbit)ibuuni^ fptogt, nie ein
Statt, haß t)om 93aume genö^rt toirb unb i^n ju nähren beiträgt;
ba^er ip jener Srieb fo Pari unb aud ber 5£iefe unferer Statur.
(SB. U, 583. Sergl. auc^ ©attung^teben unter Gattung.)
2)ic Sefriebigung bed ©efc^Ied^t^triebed ge^t über bie Sejia^ung ber
eigenen Sppenj, bie eine fo furje ^txt füOt, ^inau^, bejia^t ba€ Seben
über bem Xob bed dnbit)ibuum^ in eine unbepimmte ^üt §inau^«
(SB. I, 387. S. n, 649. % ü, 310.)
a>ie Segierbe be« ©efc^Iet^t« trägt einen Don jcber anbem feljr
uerf^iebenen (^^arafter; pe ip nid^t nur bie PärfPe, fonbern fogar
fpecipfd^ Don mä^tigerer Slrt aU alle anbern. Sie ip nid^t, toie
anbere SBünfc^e, Sad^e bed ©efd^madfd unb ber Saune. S)enn pe ip
ber bad iBSefen be^ äRenfd^en audmad^enbe SBunfc^. 3m Sonpict
mit i^r iP lein äRotit) fo ParT, bag t9 be9 Siegel geniig n)äre. Sie
ip fo fe^r bie ^auptfad^e, bag für bie Sntbe^rung il^rer 99efriebigung
leine anbern ®enüPe entfd^äbigen; aud^ übernimmt Xf)Xtx unb äJlenf^
i^retmegen iebe ®efa^r, j[eben Jtampf. !£)ie9 pimmt bamit überein,
bag ber ®efd^te^tdtrieb ber jtem bed SBiQend 3um Seben, mithin bie
Soncentration aUt9 SBoOend ip. !Der SBille jum Seben äugert p^
jmar junä^p ate Streben jur @r Gattung bed dnbioibuumd; iebod^ ip
bied nur bie Stufe jnm Streben nad^ (Erhaltung ber ®attung, koelc^ed
le^tere in bem ®rabe heftiger fein mug, ate ha9 Seben ber ®attung
18*
276 ®t\6)Uä)t9ttxtb
an ®auer, Äuöbc^nung unb SBcrt^ boö beö 3nbit)tbuumö üBertrifft.
SDa^cr ifl bcr ©cfc^Icc^tötricb bic öoBfornmcnjic äcugerung bc« SBtllw«
jum Scben, fein am bcittü^jicn Qu«gebrü(ftcr Zt)pvi9; unb J^iennil i|l
fomo^I bad Sntflel^en bed dnbtbtbuumd aud i^m, ot« fein Primat
über aßc anbcrn SBünfd^c bcö natürlichen aKcnfd^cn in öottforamencr
Ucbcvcijiimmung. (SB. U, 585—587. SB. I, 3890
3) ^§k|ftoIogif(J^e^ Sorrclat ber Sonccntrotion be^
SJillen^ im ©efc^Ied^t^tricbc.
SBic bcr ©efd^Icd^Wtricb bic ^cftigflc bcr 93cgicrbcn, bcr 2Bunf(^ bcr
SBünfc^c, bic Sonccntration aOc« unfcrö SBißcnö ifi; — fo flnbcn wir,
ate p^ljflologif^c^ ß^orrclat ^tetjon, im objectiDirtctt SBittcn, olfo im
mcnfc^üd^cn Örganiömuö, ba^ ©pcrma ort bic ©ccrction bcr ®eae*
tioncn, bic Ouintcffenj aller ©äftc, baö Icfetc 9?cfultat aller organif(^en
Functionen unb ^aben hieran einen abermaligen ScTeg baju, ba§ ber
Seib nur bic Dbjcctität bcö SBiacnö, b. f. ber SBitte felbfl unter
ber gorm ber Sorpcaung ifi, (2B, U, 587.)
4) S)er®efd^Ic^tötrieb, in Sejic^ung auf ba« geben«»
glücf betrad^tet.
SBenn bcr SBittc jum geben fid^ bloö barftettte ate SErieb jur ©elbjl'
cr^attung; fo würbe bic^ nur eine SScia^ung bcr inbiöibucllcn St*
fc^cinung, auf bic Spanne 3^it ifjrer natürlichen Dauer fein. 2>ic
SKü^cn unb Sorgen eine« fold)cn Sebenö toürbcn nid^t groß, mit^i«
ha§ Dafein Ici^t unb l^eiter auffallen. SBeit hingegen ber SBille ba«
geben fc^Ied^t^in unb auf alle geit wiO, ftcllt er fld^ auglcic^ bar ott
©cfd^lcci^tötricb, ber c« auf eine cublofc 5»ci^c Don ©cnerationen ob«
gefc^en ^at. ©icfcr SErieb ^ebt jene ©orglofigfeit, ^eitetfeit unb
Unfd^ulb, bic ein btoö inbiöibuclle« 3)afcin begleiten toürben, m,
inbem er in baö Setoußtfcin Unrul^e unb ffltcland^olie, in ben
Scbenölauf Unfälle, ©orge unb 5»ot§ bringt. . (SQ5. II, 649.)
2Rit {Rc^t fc^ätjt ?ßlato ba« ©rcifcnattcr glüdli^, fofern c« bw
bi3 ba^in unö unabldfflg beunru^igenbcn ©efd^lcc^t^tricb cnblic^ lo« if^-
©ogar liege ftd^ behaupten, bag ber SDJenf^ crpt nad^ Grlöfc^cn be«
Oef^lc^tötriebcö gang t)ernünftig wirb, ©ewig aber ifi, bog bte
SKelan^olie bcr 5ugcnb mit öon bcr bömonifc^cn ^crrf^aft be« ®C'
fc^lcc^tötricbeö ^cnü^rt, bic ^citerleit bc« älter« bagegen bic ©citerfcit
SDcffcn ijl, ber eine lange getragene geffct toö iji unb fl^ nun fre«
bewegt. — änbercrfeitö jcboc^ ließe fid^ fagen, baß nad^ crlofc^enew
®efd|led^t«trieb bcr eigcntlid^e Äem bc« gebend öcrjc^rt unb nur not?
bic ©d^aale beffelben ))or^anben fei. ($. l, 524.)
5) freiwillige (gntfagung ber Scfriebigung be« ®*'
fc^led^tdtriebe«.
S)a in bcr ®efd^le^t«befricbigung p(^ bie »eja^ung be« ^^^^
jum geben auöbrüdtt, fo ijl freiwillige unb burd^ fein SWotit) bc
grünbete (Sntfagung ber iBefriebigmig be« ©efc^led^t^triebe« W^
(Bt]^U^imxW^^i 277
«cracinung bc3 Sitten« jum 8c6cn, t(i eine auf eingetretene, ate
Ouietib wirfenbe Srfenntniß, frcittjiHige ©clbftauf^ebung bcRelbem
3)emgenttt§ fiettt fold^e äJernetnung be« eigenen Üeibed ftd^ fd^on at«
ein aBiberfpmd^ beö SBittenö gegen feine eigene ©rfd^einung bar. ÜDenn
obgtcid^ .aud^ §ier ber 8eib in ben Oenitolien bcn SBißen jur JJort*
))f[an}ung obj[ecttDirt, niirb biefe beunod^ nid^t getoottt. 66en bed^alb,
nömtic^ toeil fie Semeinung ober äluf^ebung bed ä93iQen« jum Seben
ip, ift fold^e Sntfagung eine fd^ioere unb fc^merjlid^c ©elbftübertüinbung,
(SB. I, 394. SB. n, 649.)
6) aBibernatürlid^e Sefrtcbigung bc« ©efd^Ied^tö»
triebe«. (©. ^äberapie.)
1) S)ie dtolU, nield^e ba« ©efc^Iec^t^Der^ältnig im
SWcnfc^entcben \pit\U
SDer Sebeutung unb äßac^t be« ®efd^Ic^t«triebe« entfprt^t bie
mtd^tige Spotte, totl6jt9 ha€ @efd)(ed^t«oer^äItntg in ber 2nenfc^entt)elt
fpteü, ate mo e« etgentlid^ ber unfid^tbare 2ßitte()}unft atted ST^und
unb jtreiben« ifl unb tro^ aQen i^rn übergeworfenen ©ci^Ieiern überatt
^crDorgudt. g« ifl bie Urfac^e be« ffricgeö unb ber 3^^^^* bc« grie*
ben«, bie ©runblage be« @rnfle« unb ba« S^d be« ©^erje«, bie
unerfd^öpflid^c Onettc be« SBi^e«, ber ©(^tüffcl ju attcn Slnf<)ielungen
unb ber ©inn atter geheimen äBin!e, atter unau«gefpro^enen Slntröge
unb aller Derflo^Ienen S3U(fe, ba« tägliche ÜDidjten unb S^radjten ber
Oungen unb oft au^ ber bitten, ber ftünblid^c ©ebauTe be« Unleufd^en
unb bie gegen feinen SBillen fict« toieberfe^renbe Träumerei be« Äeu*
f(^en, ber allejeit bereite ©toff jnm ©^crj, tbm nur, weit i^m ber
tieffle Srnft jum Orunbe liegt. (SB. II, 5860 ©aß bie Oefc^Iec^t«-
oer^ältniffe htn lei^teflen, jcberjcit bereit liegenben unb aud^ beut
f(^tt)ä^{len W\i^ crreidjbaren ©toff jum ©djerje abgeben, toit bie
^äufigfcit ber ^^tm betoeifl, Knute nidjt fein, tvenn ni^^t ber tieffle
emp gerabe i^nen 3um ©runbc läge. (2B. 11, 109.)
2) ÜDie ane beut ®ef^(ed^t«berl^ältnig f;ert)orge^enben
SerbinbHd^Ieiten.
m« eine befonbere 9{ubri! be« Unred^t« fönnte man bie 93er(e^ung
ber ün§ ben ©c^ualDer^dttniffen ^erborge^euben $erbinbtid^!eiten
anfe^en. S)er iDIanu ip t)on ber Shtur gegen ba« SBeib tör]per(ic^
unb geipig bebeutenb bet)or}ügt. Slfo ip offenbar, bag, tütnn ber
SRonn bie Sorjüge, toeld^e bie 9tatur fo parteiifd) auf feine ©eite
marf, ntd^t compenpren ivottte baburd^, bag er für ba« SBeib unb bie
Äinber bie ©orgc ouf pd^ nimmt, er in ber Scfriebigung feine« ®e*
fd^Iet^t«triebe« feinen SBillen lum Sebcu bejahte unb babei }ug(ei^ ben
Süllen be« tt)eibli^en dnbiDibuum« oerneinte, alfo Unred^t au«übte. —
debe ®ef^Ied^t«befnebigung o^ne Uebema^me ber Serbinblid^feit, für
äBeib unb jtinber )u forgen, ip Unrecht, b* ^. Seja^ung be« eigenen
278 ©efi^mad — ^efd^ttinbtgfeit
StQend üermittelft Semeinung M fremben, tut koetbltd^en dnbtotbuum
etfd^etnenben.
Sud biefer SJerbinbli^feit bed SDtanne^ gel^t not^toenbig bie bed
SBeibed ^ert)or, i^m treu ju fein, fo loie loteberum aud i^rer Set«
btnblic^Ieit jur Streue bie [einige ^erborge^t, i^r treu ^u fein, ^teraud
iji iebod^ nic^t bie SRonogamie ju folgern. ($. 377—379. 3n
Sctrcff ber SKonogamie t)ergt. S^cgefcfee unter (5§e.)
1) ©efd^mad in))^^fioIogifd^cr9ebeutung. (@.@inne.)
2) ©efd^modC in öfi^etifd^er ^ebeutung.
a) SSJae bae SBort „®t\ä^mad" bcfagt.
Sßit bem ni(^t gefd^madooll gen^ä^Uen SuSbrud ,,®ef(^mad'' bejeid^net
man biejenige Sluffmbung, ober ou^ Möge 3lnerfennung bed äfi^ettfc^
9?i(^ttgen, n)cl4e ol^ne Anleitung einer 9{egel gefd^ie^t, inbem cnt-
koeber feine 9Iegei fi^ hx9 ba^in erftredt; ober auc^ biefelbe bem
Äuöübenben, refpcctiöe blo« Urt^eilenben, nid^t befannt »ar. — ©tott
©ef^mad tuürbe man äfi^etifc^ed ©efü^t fagen fönnen, menn
S)ie« nic^t eine Tautologie enthielte. (?J. II, 486.)
b) Ser^ältntg bed receptiDen ©efd^madd 2^m pro-
buctiüen STatent ober ®ente.
3)er auffaffenbe, urt^eUenbe ©efd^mad ifl gteid^fam bad SBeibli^e
jum üRänntid^en bed probuctit^en !ta(cntd, ober ®enied. Sticht ftt^ig
}u erjeugcu, befielt er in ber gä^igfeit gu empfangen, b. ^. bad
dted^te, ha9 @cf)öne, bad ^affenbe, ald fotd)e9 ju erfcnnen, — mie auc^
beffen ®egent§eit; alfo ha9 ©ute Dom ©c^Ied^teu ju unterfd^eiben,
deneö ^eraudjufinben unb ^n toürbigen, !£)icfed ju Dermerfen. (^. U,
486.)
6efd)minDii8keit.
^ür bie Ouantität gegebener äRaterie ifl bad alleinige 3Raag bie
®rö§e i^rer Setücgung. 3n biefer aber, wenn pe gegeben x%
tritt bie Quantität ber äRaterie nod^ mit bem anbem Factor berfelben,
ber ®efd^n)inbtgleit, Derfe^t unb Derf^motjen auf; biefer anbere
i^actor alfo mug au^gefdjieben luerben, loenn man bie Ouantität ber
9J{aterie (bie iDtaffe) erlennen mü. 9htn tvirb jmar bie @ t\ii mn»
g
bi gleit unmittelbar erlannt; bemt flc ijl — . Allein ber anbere gactor,
ber burc^ 9udf(^eibung biefed übrig bleibt, atfo bie SRaffe, ifl fletd
nur retatit) crfennbar, nttmlic^ im Sergleic^ mit anbem äRaffen, bie
aber fetbft mieber nur mittelfl ber ®röge i^rer Setuegung, atfo
in i§rcr SJerfefeung mit ber ®cf^tt)inbig!eit, erfennbar [mh. 2»on mw§
a(fo ein Ouantum Sen)egung mit bem anbem ))ergteic^en, bann
anß beiben bie ®cfd^n)inbigTeit abregnen, um }u erfc^en mt üiel jebeö
berfelben feiner ÜRoffc Derbanfte. (SB. U, 59 fg.)
®ef(^tutfleteljc — ©cfettft^aft 279
9>tfdifmiftttt\)t^ f. @§e.
»tfdfwoxtntj l dnrt).
OtftUi^htit.
1) S93ad bie iUtenfd^en gefeltig mad^t.
2Bad bie SRenfc^en gefeOig ma6)t, ifi t^ve Unfä^igfeit, bie (Sinfam«
feit, unb in biefer ftc^ felbfl, ju ertrogeit. dnnere !^eere unb Ueberbnig
{tnb ed, bon benen fte fomo^I in bie ©efeOfc^aft, mie in bie i^rembe
unb Quf 9teifen getrieben merbcn. -Sl^rem ®eiße mangelt e^ an i$eber>
fraft, fic^ eigene Scioegung jn crt^cilcn. 3)afjcr bcbürfen fie ber petcn
lärfflcn, b. i. ber burd^ SBefen
agen, ba§ Seber Don i^nen nur
c^^cit fei, ba^er er vieler Qx>
Qfrregung Don Vugen unb gmar ber
i^red ©(eid^en. Ontglei^en liege ftd^
ein Meiner 33ruc^ ber Obee ber Tim
gängung burc^ Rubere bebarf, bamit einigermaßen ein DoIIed menfd)(ic^ed
9eniu§tfein §eraudfomme. hingegen, mx ein ganjer äRenfc^ ifi, ein
ÜRenfd) par excellence, ber fieUt eine Sin^eit unb leinen 93rud[) bar,
^at ba^er an fld^ felbß genug. {% I, 449 fg.)
Uebrigenö fann man bie ©efeHigTeit aud) betrad^ten aU ein geifHge^
Ormärmen ber SRenfc^en an einanber, gleid^ Jenem !örf)erttd^en, n)el(^ed
fte bei groger j^ätte burc^ 3uf<^^>n^>^b^^nS^i^ hervorbringen. SQein
loer felbß üiel gcifiige SEßärme ^at, bebarf fold^er ®ru))pirung nic^t.
(?. I, 461.)
2) 3)te ©efelligleit aU iD^aagflab bed intedectueUen
Sßert^e«,
S)em ©efagtcn jufolge fie^t bie ©efeUigleit eined Oeben ungefähr
im umgele^rten ä$er^ältnif[e feinet inteUectueDen SBert^e^; unb „er ifi
fe^r itngefeHig'' befagt beinahe fc^on „er ifi ein 3)lann Don großen
(Sigenfd^aften". (^. I, 451. äJergt. auc^ unter (Einfamicit: Siebe
}ur (Sinfamleit al€ äRaagfiab bed intedectueQen SBert^e^.)
3) ©efa^ren ber @efe{Iigfeit.
©efelligfeit gehört }u ben gefä()rlid^en, [a Derberblid^en Steigungen,
ba fie und in Sontact bringt mit Sefen, beren große aJie^rga^I mo«
rolifc^ f(^{e^t unb inteOectueD |lumpf ober DerFe^rt ifi. Sn ^d^ fe{ber
fo Diel ju ^aben, baß man ber ©efedfd^aft nid^t bebarf, ifi f^on
bed^atb ein großem ©lud, mil fafl alle unfere Reiben aud ber ®e»
feüfc^aft entfpringen, unb bie ©eifiedru^e, tueld^e, näd^fi ber ©efunb^eit,
bad tDefentlic^fle (S(ement unfered ©lUded audma^t, burd) j[ebe ®e«
feOfc^aft gefä^rbet h)irb unb ba^er o^ne ein bebeutenbed ^aa^ Don
Ginfomfeit nid^t befleißen fann. ($. I, 451 fg. % U, 325. SScrgl.
ou^ unter Sinfamfeit: Sorjüge ber Sinfamfeit Dor ber ©efeDfd^aft.)
eeftUfd^aft.
1) ©leißnerei unb gab^eit ber ©efellfcfiaft.
(Sin Seifpiel Don ber ©leißnerei ber SBelt geben unter anbern Diele
getabene ©äfie in geierfleibern, unter fefitic^em @mt)fange; fie finb bad
282 ©cfe^gcbung — Oefld^t
Met ))oflttt)en ©efe^gebung oor^ergc^enb unb folgttc^ Don t§r un*
abhängig ftnb bte Segriffe Unrecht unb Stecht , cA9 glctc^bebeutenb
mit Serle^ung unb ^iid^tüerle^ung. @d giebt folglich ein rein et^ifd^ed
dttijt, ober 92aturred)t, unb eine reine, b. 1^. ton aller pofttit^en ©a^nng
unabhängige 9ted^tdlel^re. SDic 9Ie(^td(e^re ifl ein S^^eil ber SRoraf,
ioeld^er bie ^anblungen fefifleüt, bie man nid^t ausüben barf, totm
man mi)t Slnbere Derle^en, b. f). Unred^t begeben n^id. 3)te ÜRoroI
^at atfo ^tebei ben actiDen Xi)zxl im Huge. 3)ie ©efe^gebung aber
nimmt btefed S^apttel ber äRorat um e^ in 9tü(ff[d^t auf bie paff ibe
(Seite, alfo umgele^rt, ju gebraud^en unb bie felben ^anblungen gn
betrafen a\9 fot^e, bie deiner, ba i^m fein Unrecht n^ibcrfa^ren foQ,
gu leiben brandet, ©egen biefe ^anMungen errichtet nun ber @taat
baö Soatoer! ber ©cfcfee, ate pofitibe« JRcc^t. ©eine abpd^t i% ba§
5!einer Unred^t leibe; bie Slbftd^t ber moralifc^en 9Ied)t6(e^re hingegen,
baß Äeiner Unre^t t^ue. ((£• 218 fg. SB. I, 409,)
tteftd)t.
1) S)er ©inn bc« ©cfi^tö. (©. ©inne.)
2) S)ad ©efic^t in p^tjfiognomif^er ^infiAt.
a) $^9fiognomifd^e @in^eit bed ©efid^td.
28enn man betrad^tet, n^ie in iebem iD2enfd)engefid^t ettuad fo gonj
Urfprünglic^e^, fo burd^aud Originelle^ liegt unb baffe(be eine ©anj*
l^eit }eigt, loeld^e nur einer aud (auter not^tüenbigen Steilen beftel^enben
Sin^cit }uIommen fann; fo mug man begttieifeln, bag ettua? üon fo
loefentlid^er @in^eit unb fo groger Urfprüngtic^Ieit j;e aud einer aubern
Duelle ^erüorge^en I5nne, aU aud ben ge^eimnigüollen Siiefen M
dnnern ber i^atur. 3)a§er aud^ mug man bei jebem Don einem
Künßter blod erfonnenen ©eftd^t jtoeifeln, ob t9 in ber Zf^at ein
mögtic^ed fei. 3)enn n^ie foHte er eine h)irnid^e p^^ftognomifd^e Sin»
^eit }ufammcnfe^en, ba i^m bod) bad $rincip biefer Sin^eit eigentlich
unbefannt ifl? (SB. II, 479.)
b) @rlennbarleit beö moralifc^en unb inteUec*
tuellen SEBefend eined SRenf^en aud ben ©e«
fic^töjügen.
debed 2}?enfd^engefic^t ifl eine ^ierogl^p^e, bie fi^ oKerbingd ent«
jiffern lägt, \a bereu ätp^abet tt)ir fertig in unö tragen. 3)aö ©eflt^t
fagt mel^r, a\9 ber ÜRunb; benn ed ifl bad Sompenbium aüt9 2)effen,
lua^ biefer \t fagen h)irb, inbcm ed bad ä)?onogramm alled ÜDenifcnd
unb S^rac^tend eined 9Renfd)en ifl. SlQe ge^en fliOfc^meigenb bon bem
©runbfafc au3, bag Oebcr ifl, toie er au«fie^t. Diefer ©runbfae
ifl aud^ vid^tig; aber bie ©d^mierigleit liegt in ber Slntuenbung, bei
toAijtv ani) ber ©eübtefle Orrt^ümer begel;t. S)ennoc^ lügt bad@c-
fld)t mi)t ($. n, 670 fg. 674.)
®cfc<} 281
1) Serff^tebene ^ebeutungen bed 93egriff9 bed ©e*
3)te eigentltd^e unb urfprünglid^e 93ebeutung beffelben befc^ränlt fic^
auf bad bürgerliche ®efe^, lex, vofjLOC, eine menfc^fid^c ßinrid^tung,
auf menfc^Iid|er SOSiOfür beru^enb. @tne jtoette, abgeleitete, tro^tfd^e,
]neta))^orif(^e 93ebeutung §at ber Segriff ®efe^ in feiner Slntoenbung
ouf bie 9?atur, bereu t()eite a priori erfannte, t^eite i^r em))trifd^ ob«
gemerlte, ftc^ ßet^ glei^bleibenbe Serfa^rungdtDeifen )oir, metap^orifc^,
92aturgefe^e nennen, ^üx ben menfc^Iid^en SBillen aU fold^en
giebt e^ au^ ein ®efe^, fofern ber äRenfc^ }ur 9!atur gel^i$rt, unb
jmar ein au^na^mdlofed, bad ®efe$ ber 2)7otiDation, eine* ^orm
bed (^aufalität^gefe^ed. @d befagt, bag jjebe $anblung nur in t^ofge
eine^ 3ureic^enben 9)2otiDd eintreten lann. @d i\t, toit bad Saufalität^«
gefe^ überhaupt, ein 97aturgefe{j. hingegen moraltfd^e ®efe^e,
unabhängig \>on menfc^tid^er @a^ung, @taat^einrid^tung ober 9te(igiond:=
le^re, bürfen o^ne SBetueid nid)t atd Dor^anben angenommen toerbem
ftant begebt alfo bur^ bie Sorau^na^me be^ ÜRoralgefe^je^ eine petitio
principii. (g. 120—122.)
2) Urfprung bed polittf^en ®efe^e9.
S)ie beu menf^Ii^en dubidibuen gemeinfame, \>a9 ®anje itberbenlenbe
Vernunft l^at fie auf SRittel bebad^t gemacht, bad an9 bem Sgoidmud
burc^ Ünrec^tt^un für Sllle entfpringenbe Setben ju t)erringern, ober
100 möglich aufju^eben burd^ ein gemetnfc^aftlid^ed Cpfer, n^elc^ed j[eboc^
Don bem gemeinfc^aftlic^ baraud ^erDorgel^enbcn ^ort^eil übern)ogcn
toirb. !Z)ie Vernunft fa^ ein, bag fomo^I um ha9 über Me verbreitete
Seiben in minbern, atö um ed mbglid^ß gleid|förmig }u vert^eilen,
bad befie imb etnjige SDtittel fei, Sllen ben ©c^merj be^ Unrec^tleiben^
ju erf sparen babur^, bag au4 !lKe bem burc^ ba9 Unrec^tt^un gu
ertangenben ®enug entfagten. 2)iefed atfo Don bem, burd| ben ®tc
hxaviij ber 93ernuuft met^obifd^ Derfal^renben unb feinen einfeitigen
©tanbpunit Derlaffenben (Sgoi9mu9 leidet erfonnene unb aDmälig Der«
DoIDommnete SRittel ifl ber ©taat^oertrag ober bad ®efe^.
(ffi. I, 404 fg.)
3) ßtotd ber ©trafgefc^e unb SJorau«fefeung berfelben.
S>ie ©trafgefe^e ge^en au9 Don ber richtigen äJoraudfe^ung, bag
ber 3BiHe nic^t frei (unbeflimmbar burd^ äRotiDe) fei, in n^eld^em gaK
man i^n nid^t lenlen fönnte; fonbern bog er ber 9?ötl^igung burc^
2RottDe unterkDorfen fei. !Z)emgemäg h)oIIen fle allen ettoaigen ÜRo«
tioen )u 93erbrec^en fiärfere ®egenmotiDe in ben angebro^ten
©trafen entgegenfleOen, unb ein ^iminalcobe^ ifl ni(i)t9 Slnbereö, aU
ein Ser}eid^nig Don ®egenmotiDen ju Derbrec^erifd^en ^anblungen.
(6. 99. SB. 1, 407.)
280 Ocfeüfd^aft
afudl^ftngefd^ilb bet ebelen, er^öl^ten ©efeUigfett. Hbtx flatt i^er i%
in ber 9tege(, nur S^^^Sf ^^^^^ unb Sangetoeile gelomnten ; benn f^on
m t)iele ®äße flnb, iß t)iel ^ad, — nnb Ratten [\t aud^ fämmtlit^
©tctnc auf bcr »ruft. Die toirflid^ gute OcfcDfc^aft ifl nämlic^,
übcraO unb not^tucnbig, fe^r Hein. {% l, 436.) 3cbe ©efeüf^^aft
erforbert not^nienbig eine gegenfetttge Siccomobation unb S^ewperatur;
ba^er U)ttb fte, j[e gtöger, bc^o faber. ($. I, 446.)
2) ©egenfa^ }toifd|en ber 9tangtifle ber Statur nnb
bcr 9iang(ifle ber ©efeUfd^aft.
SSßä^renb bie 9}atur jh^ifc^en 3Renf(^en bie nieitefle Serfc^ieben^eit,
im ÜRoralif^en unb duteaectueUen, gefegt f^at, fteUt bie ©efeUfc^aft,
biefe für nic^tö ad^tenb, fie alle gleic^, ober üielme^r fle fe^t an tf|re
@teDe bie fünßlid^en Unterfd^iebe unb ©tufen bed ©tanbeö unb 9Iang(d,
n^eld^e ber SRanglifle ber 9{atur fel|r oft biantetral entgegen laufen.
^a9 ben grogen ©eiflern bie ©efeUf^aft verleibet, ifl bie ©leic^^eit
ber di^ijtt, folglid^ ber Snfprii^e, bei ber Ungleid^l^eit ber gä^ig'
leiten ; folgtic^ ber (gefeQfc^aftli^en) l^eifiungen ber Slnbern. ^|t
fogenannte gute ©odetttt lägt $or}üge aller 9rt gelten, nur ni(^t bie
geißigen. @ie t)er))fli^tet un9, gegen jebe 2:^orHt/ 97an§eit, Scp
le^rt^eit, ®tum))fl^eit, grttnjenlofe ©ebulb ^u bereifen; ))erf0n(id)e
Sor3Üge l^ingegen follen fid^ Serjei^ung erbetteln, ober flc^ tierbergen;
benn bie geifiige Ueberlegen|eit oerle^t burc^ i^re bloge (S^iflenj, o^ne
aUz€ 3ut^un bed Sßillend. ($. I, 446 fg.)
3) SBid^tigleit ber gleid^en ©timmung für bie ge«
fellige ©emeinfd^aft unb Seförberung^mittel ber»
felben.
@elbfl )to)tfd^en ben J^omogenfien, J^arntonirenbften $erfönli(^feiten
entfielen burd^ bie Serfd^ieben^eit il^rer gegenuiärtigen Stimmung
leidet S)tf[onan}en , gu bereu ^uf^ebung ßetd eine gleid^f(^toe6enbe
j^emperatur einführen gu Tonnen eine $?eißung ber ^öd^fien 0i(bnng
koSre. SBie t>\A ©(eid^^eit ber Stimmung für bie gefeKige ©emein«
fd^aft leifte, lägt ftd^ boran ermeffen, bag fogar eine jal^treid^e ®t"
feUfd^aft }u lebl^after geiftiger SRitt^cilung unb aufrichtiger 2:^eilna(mr,
unter allgemeinem 93e§agen, erregt koirb, fobalb irgenb etmad ObjectiDe«,
fei t€ eine ©efa^r, ober eine Hoffnung, ober eine ^iai^xidfi, ober ein
feltener SlnblidE u. f. ko. auf aKe gugletd) unb gleichartig einniirft.
!Z)enn 2)ergleid^en, inbem ed alle ^riDatintereffen übertpäUigt, erzeugt
unitierfeUe (Sin^eit ber Stimmung. Sn Ermangelung einer folc^en
objectiDen (Sintoirlung n)irb in ber 9tegel eine fubiectitie ergriffen
unb finb bemna^ bie Slafd^en, and) X^tt unb Kaffee bad ge)o5$nti(^e
SDtittet, eine gemeinfc^aftlic^e Stimmung in bie ©efellfc^aft ju bringen.
(?. I, 475.)
®cfc<} 281
1) Scrff^tebene ^ebeutungen be^ Segtiffd bed ©e*
!2)te eigentlid^e unb urfprünglid^e 93ebeutung beffelben befd^ränlt ftd^
auf bad bürgerliche ®efe^, lex, vofjLOC, eine menfc^Kd^e ßinrid^tung,
auf menfc^It^er SOSiDfür beru^cnb. @tne jtüeite, abgeleitete, tropifd^e,
tnctap^orif^e 93ebeutung ^at ber Segriff ®efe^ in feiner ^ntoenbung
auf bie 9?atur, beren t(;eite a priori erlannte, t^eild t^r emptrifd^ ob«
gemerfte, ftd^ ßetö glcii^bleibenbe Serfa^rungdtDeifen toir, meta))^orifc^,
9}aturgefe^e nennen, ^üx ben menfd^Ii^en SBillen aU fold^en
giebt ed aud^ ein ®efe^, fofem ber äRenfc^ }ur 92atitr ge^i$rt, unb
jtoar ein audna^mdlofed, bad ®efe^ ber äßotibation, eine^^orm
bed Saufalitätdgefe^ed. (Sd befagt, baß j;ebe $anblung nur in t$o(ge
eined 3ureic^enben 9){otit7d eintreten lann. @d ift, mt ba^ Saufalität^»
gefe^ überhaupt, ein 97aturgefe{j. hingegen moraltfd^c ®efe^e,
unabhängig uon menfd^ßd^er @a^ung, @taatdeinrid^tung ober 9teIigiond^
le^re, bürfen ol^ne SBetoeiö nid^t ah Dor^anben angenommen werben«
ftant begebt alfo bur^ bie äJorau^na^me bed ÜRoralgefe^e^ eine petitio
principii. (®. 120—122.)
2) Urfprung bed politifc^en ®efe^e9.
3)ie ben menf^fid^en dubidibuen gemeinfame, bad ®anje itberbenlenbe
Semunft l^at fie auf ilRittel bebad^t gemacht, bad and bem Sgoidmud
burc^ Unre^tt^un für SlQe entfpringenbe Seiben ju t)eningern, ober
too möglich auf}u^eben bur^ ein gemeinfd^aftlic^ed £)))fer, loeld^ed j[ebod^
Don bem gemeinfc^aftlic^ baraud ^erDorge^enben äJort^eil übertoogen
mirb. S)ie Vernunft fa^ ein, ha^ fotDO^I um bad über aide verbreitete
Seiben in minbern, al€ um ed möglic^ß gleid|förmig ju Dertl^eilen,
bad befie unb einjige Wflitttl fei, Sllen ben Sd^merj bed Unrec^tleibend
}u erf sparen babur^, bag aud) SlKe bem bnrd^ bad Unrec^tt^un ju
erlangenben ®enug entfagten. 2)iefed alfo Don bem, burd^ ben ®ee
braud| ber 93ernunft met^obifd^ Derfal^renben unb feinen einfeitigen
©tanb))unlt Derlaffenben @goidmud leicht erfonnene unb aDmälig Der«
DoOIommnete SRittel ifl ber ©taat^Dertrag ober ha9 ®efc^.
(ffi, I, 404 fg.)
3) 3^^^ ^^^ @trafgefe^e unb 93oraudfe^ung berfelben.
2)ie @trafgefe^e gelten au9 Don ber rid^tigen S$oraudfe^ung, bag
ber äBide ni^t frei (unbeflimmbar burd^ ÜRotiDe) fei, in »eld^em gaK
man i^n ni^t lenlen fönnte; fonbern bag er ber 9?5t^tgung burd^
3RottDe unterworfen fei. 3)emgemög h^oQen fle aQen ettoaigen ÜRo»
tiDen )u 93erbre^eu fiärlere ®egenmotiDe in ben angebro^ten
©trafen entgegenfieOen, unb ein ftriminalcobe^ ifl ni(i)td älnbered, al9
ein Serjetd^nig Don ®egenmotiDen ju Derbrec^erifc^en ^anblungen.
((g. 99. SB. I, 407.)
282 ©cfe^gcbung — Oefld^t
3(ller poflttDen ©efe^geBung tor^ergc^enb unb fotglt^ t)on t^r un*
abhängig finb bte Segriffe Unrecht unb SJed^t, atö glcic^bebeutenb
mit Serle^utig unb ^iid^tüerle^ung. Q9 giebt folglich ein rein et^ifc^e^
dtti^t, ober 92atuvred)t, unb eine reine, b. t). Don aKer ))ofttit7en ©a^ung
unabhängige Sted^tdle^re. SDie Sted^tdle^re tfl ein 2:^eit ber 3Roxa\,
ioeld^er bie ^anblungen fefifieOt, bie man nid^t ausüben barf, toenn
man nic^t Slnbere beriefen, b. f). Unrecht begeben loiQ. 3)ie Floxal
ffdi alfo ^iebei ben actiben Streit im Huge. S)ie ©efe^gebung aber
nimmt biefed @^apite( ber äRorat ma c9 in Slücfflci^t auf bie ))affit)e
@eite, alfo umgelel^rt, gu gebrauchen unb bie felbeu ^anblungen gu
betrafen a\9 \olijt, bie deiner, ba i^m lein Unred^t toiberfa^ren foll,
2U leiben brandet. ®egen biefe ^anblungen errid^tet nun bot @taat
bad SoOmerl ber (Scfc^e, ate po\[t\r)t^ 9Iec^t. @eine 3(bftd^t if!, bag
deiner Unrecht leibe; bie Slbfic^t ber moraßfc^en 9{ed^t6le^re hingegen,
baß »einer Unre^t t^ue. ((£• 218 fg. SB. I, 409.)
tteftd)t.
1) S)er ©inu beö ®efi^tö. (@. ©inne.)
2) SDad ®eft(^t in ))^9fiognomif(^er $infi(6t.
a) $^9fiognomifc^e @in§ett bed ©eftd^td.
28enn man betrad^tet, tvic in j;ebem SDtenfc^engeflc^t ettuad fo gong
Urfprünglid|ed, fo burc^aud Originelle^ liegt unb baffe(be eine ©anj«
l^cit }eigt, toeld^e nur einer a\i9 lauter not^menbigen S^^eilcn beftel^enben
Sin^eit julommen Tann; fo mug mau bejiocifeln, bog ettoa? t)on fo
)t)efentlid^er Sin^eit unb fo groger Urfprüngtic^Ieit Je an9 einer anbern
OueHe l^erDorge^en lönne, al€ aud ben ge^eimnißüollen liefen bcd
dnnern ber ^atur. 3)a^er aud^ mvL% man bei jebem bon einem
»ünßler b(od erfonnenen ©efid^t ^toeifeln, ob ed in ber %f)at ein
möglic^ed fei. 2)enn toie foDte er eine loirTIic^e ))^9f!ognomifd^e (Ein-
heit gufammcnfe^en, ba i^m bo^ ha9 ^rincip biefer Sin^eit eigentlich
unbe!anut ifl? (SB. II, 479.)
b) Sriennbarlett bed moralifc^en unb intellec*
tueUen SEBefend eined ÜRenf^en aud ben ©e-
fid^t^jügen.
Oebed 2}?enf^engeftc^t ifl eine ^ittoghfpfjt, bie ftd^ oKerbingd ent«
giffem lägt, ja bereu Slpl^abet toir fertig in und tragen. 3)a9 ©efic^t
fagt me^r, a\9 ber SRunb; benn ed ifl bad (Sompenbium alled Steffen,
load biefer je fagen toirb, inbem ed bad SRonogramm alled 2)enfend
unb S^rac^tend eined ÜRenfd^en ifl. SlQe ge^en fliüf^toeigenb t)on bem
©runbfafe au«, ba§ Oeber ifl, toie er auöfie^t. Diefer ©runbfag
ifl aud^ tid^tig; aber bie ©^^ierigfeit liegt in ber ^(ntoenbung, bei
toeld^er aud^ ber ©eübteflc Orrt^ümer begebt. S)ennoc^ lügt bad ®e«
fld)t nic^t (?. n, 670 fg. 674.)
^eful^t^Ireid — <9ef))tä(i^ 283
3)ad intettectuelle SBefen etned ÜRcnfi^en ifl am beflen au€
Suge unb ©tint, bad moralifd^e and 9Runb utib jhnn ju erlennen.
(3». 280.)
c) ©cltcnl^cit erfreulicher ®c[i^ter unb Orunb
^tet)on.
3Sat S(udna^me ber fc^önen, ber gutmüt^tgen unb ber getflrei^en
(Stfid)Uv, — alfo ^ö(^ji weniger unb fcitener, — »irb fein fü^Ienbcn
^erfonen jebed neue ©eftd^t meiflend eine bem ©d^recf Derwanbte
(Snii)ftnbnng erregen, inbent t9, in neuer unb überrafc^enber Kombination,
bad Unerfreuli^e barbietet. äßeta))^Qfifd^ tagt ftd) bied baraud
erHären, bag bie ^nbibibnalität eined deben gerabe 3)ad ifl, kooüon
er jurücfgebrac^t, corrigirt koerben foll; pftjc^ologifc^ aber baraud,
bag in bem Onneren ber 9)?eifien ein langet Scben ^inburd^ f)6dj^
feiten etmad Snbered aufgefiiegen ifl, ate tleinlic^e, nicbrige, miferabte
Gebauten, unb gemeine, eigennü^ige, ndbifd^e, fdfjlec^te unb bod^afte
äSttnf^e. S)iefed Mt9 ^at bem ©eftd^te feine ©puren eingebrücft,
unb biefe ©puren §aben ftc^, bur^ uicie ^ieber^olung, mit ber 2^\i
tief eingefur^t. (% U, 672.)
Oeftd)tokrti«, geipiger.
Son einem t)or}ügIi(^en OnteHect V\9 gu bem, ber fii^ bem S3(öbftnn
nähert, ftnb ber 9(6f!ufungen unjö^Iige. SDiefem gemdg fäQt ber
geiflige ©efic^tdlreid eined deben fe^r oerfc^ieben and, uämtic^
Don bem ber bloßen Sluffaffnng ber ®egenn)art, bie fetbfl bad j£^ier
\^at, gu bem, ber bo^ aud) bie näd)fte ©tunbe, ju bem, ber ben Slag
umfagt, felbfl nod^ ben morgeuben, bie Sßod^e, bad da^r, bad 2Am,
bie Oa^r^unberte, da^rtaufcnbe, bi9 ;\u bem eined Seivugtfeind, toetd^ed
fafl beflänbig ben, n^enn anä) unbeutlic^ bämmernben $ori}ont ber Uw
enbtid^Ieit gegenwärtig f)ai, beffen ©ebanten ba^er einen biefem ange«
meffenen S^aralter annehmen. (903. ü, 157.)
ecfptttfttt) f. ©ctfler.
6tfpräd).
1) 3Bad fid^ im ©efprSc^e lunbgiebt.
(S9 ift jum Srpaunen, wie leicht unb fc^neD $omogeneität, ober
^eterogeneität bed @ti\tt€ unb @emttt^e9 jwifd^en SRenfc^en ftc^ im
@efprä(^e funb giebt; an jjeber i{(etnigleit wirb ftc fühlbar, betreffe
bad ©efprfic^ aud^ bie frembarttgflen, gleid^gültigßen 2)tnge; fo wirb,
jwifc^en wefentlt<^ heterogenen, faß j;eber ©a^ bed Sinen bem S(nbem
me^r ober minber migfaücn. homogene hingegen füllen fogleic^ unb
in XOem eine gewiffe Uebereinßimmung, bie bei groger ^omogeneitttt
balb 3ur DoUIommenen Harmonie, fa, }um Unifono jufammenfiiegt.
(?. I. 473 fg.)
3wif(^en geißig heterogenen ifi nur eine moralifc^e, leine inteOectueOe
Serbinbung mögtic^. ©ogar bei giemlic^ 'gleichem ®rabe ber Silbung
gleicht bie (Sonüerfation jwifc^en einem grogen ©eifle unb einem
286 ©efuttb^eit
3) SJotütUt^er Urf^wrung bcr ©cflcn.
üDen fle^enben unb allgemein befolgten f^ornten ber ©efKcuIatton
liegt feine SSerabrebung gum ©rnnbe, fonbent fie finb natürlich unb
nrfprüngti^, eine toai^xt 9?Qturfprad^e, n^ietuo^I fle bur^ 9?ad^a^tnnng
nnb ©ctDo^n^it befefligt fein mögen. (^. II, 647.)
4) Äünplcrifc^c ©arflellung ber ®cflen.
@in genauere^ ©tubium ber ©efien liegt belannttic^ bem @(^(ui«
fpieler unb, in befc^ränfterer Sludbe^nung, bem öffentUd^en Siebner ob;
boc^ mug ed r;auptföd)Ii^ in 9eo6ad)tnng unb 97ad^a^mung 6eflel)en.
!Denn auf abflracte 9tegeln lägt fic^ bic @ac^e nic^t too^I i\xxüä\üf)xtn,
mit %udna()me einiger ganj allgemeiner leitenber ©runbfä^c, tvte g. 93.
baß ber @efiu0 nic^t bem SBortc na(!^fo(gen, üielme^r bemfelben bic^t
t)or^erge^en miiffe, e^ anlünbigenb unb babnrd^ Slufmerffamfeit erregenb.
{% U, 647.)
(Ueber bie äSerad^tung ber ©efiicutation bei ben Snglänbern fte^c:
(Snglänber.)
1) 3)te ©efunb^eit aU ®ieg be^ JDrganidmud Aber
bie ^^^fifd^en unb c^emifd^en Gräfte.
^ein Sieg ol^nc ^am))f. Onbem jebe ^5^ere Obee, ober Wiütn9'
obiectiDation, nur burd^ Uebertottitigung ber nicbrigeren ^erDortreten
lann, erleibet ftc ben Sßiberflanb biefer, \r)Ai)t, menngleic^ gur SDienfl^
barleit gebraut, bod^ immer no^ ^reben, gnr unabhängigen unb
t)oIlflänbigen ileugerung i^re^ Sßefend gu gelangen. Sfud^ bie im
menf^Iic^en Drganidmud erfc^einenbe dbee untcr^ä(t einen bauemben
tampf gegen bie p^tiftfd^en unb (^emifd^en Strafte, mldjt aU nicbrigere
dbeen ein frü^ered Hnrec^t auf bie SRaterie ^aben. 3)a^er i(l ba^
be^aglic^e ©efül^I ber ©efunb^ett, metd^ed ben @ieg be9 £)rgantdmu9
über bie pl^^fifc^cn unb d^emif^en jträfte au^brüdCt, fo oft unterbrod^en,
\a eigentlid^ immer begleitet t)on einer getoiffen grSgern ober Heincm
Unbe^aglic^feit, n^elc^e aud bem äBiber^anb jener ^äfte ^erDorge^t,
unb n)oburd) fc^on ber Degetatit^e !£^eit unfern Sebcnd mit einem Icifen
Reiben beflänbig ücrfnüpft ifl. (SB. I, 173 fg.)
2) S)ad dnnelDerben ber ©efunbl^eit.
SBegen ber 97egatiDität aQer Sefriebtgung, alled ©enuffed
(t)ergl. Sefriebigung) im ©egenfa^ gu ber $ofitit)it&t be^ @d^mcrge9
I0nnen nur ®d|merg unb SRangel pofttil) cm))funben toerben unb
(ünbigen fid^ felbfl an, bad Sßo^Ifcin hingegen ift blod negatit).
S)a^er h)erben mir ber brei größten ©üter be^ Sebend, ber ©efunb^eit,
dugcnb nnb Srei^eit, nic^t ate fol^er inne, fo lange ioir fie befi^en,
fonbem erf}, nad^bem to)ir fie berloren ^aben; benn aud^ fie finb
Slegattonen. (3B. U, 657.)
Oefunb^cit 287
3) äßid^tigfett bet ©efunb^eit füt bad 8e6endg{üdf.
2)a§ für unfer ©tttdC t>\A toefentlt^er iß toa9 toxi \\n\>, aU tüa€
toxv ^ahtn, beflütigt flc^ in 3(Ilem. Scfonberd übenuiegt ©cfunb^ett
üUt äugent ®üter fo fe^r, bag toa^TÜd^ ein gefunber ^Bettlet glücfli^ev
i(l, Ol« ein hanfer Äönig. (?. I, 336 fg.) SReun Sehntet nnfcr«
@ltt(fe« berufen allein auf ber ©efunb^eit. Wlit ii)x toith atde« eine
ÖueOe be« ©enuffd^; l^ingegen ifi o^ne fie lein äugere« ®ut, met^er
9rt e« anc^ fei, genießbar, unb fetbfl bie übrigen fubJectiDen ©üter,
bie Sigenfc^aften be« ®cifle«, ©emütl^e«, ^Temperament« werben bnrd^
ftränllid^Icit ^erabgefiimmt unb fe^r Derlümmert. !Z)emna(^ gef^ie^t
e« ni(^t o^ne ®runb, baß man t)or aOen 3)ingen ^\i) gegenfeitig nad^
bem ®efunb^eit«}u{lanb bcfrfigt unb einanber fic^ niol^tiubefinben tt)ünf^t;
benn mirflii^ ifi biefe« bei Sßeitem bie $auptfac^e }um menf(!^{ic^en
@(ü(f. ^ierau« aber folgt, bag bie größte aOer !£^orl^eiten iß, feine
©efunb^eit aufjuopfern für (Srtoerb, 9ef ürberung, ®ete^rfamleit, 9{u(;m,
SBoIIuß, ober tüa« e« oud^ fei. Sielme^r foQ man \f)x Sßle« nad^«
fe^en. (?. I, 344.)
4) iDtittel )ur Sr^attung unb SBefeßigung ber @e«
funb^eit.
!Z)ie SRittel l^iejn finb Sermeibung aller (S^ceffe unb S(u«f^toeifungen,
aller heftigen unb unangenel^men ®emüt§«beu)egungen, aud^ aKer ju
großen ober }u an^altenben ®eiße«anßrengnng, tägli^ jioei @tunben
TQ^d^er S3eit)egung in freier Suft, t^iel falte« SBaben unb ä^nlid^e biäte«
tifi^e ÜRaßregeln. (% I, 343.) @oIange man gefunb iß, ^ärte man
ß(^ baburd^ ab, baß man ben ftörper bur^ auferlegte 9nßrengung
unb Sef^toerbe gett)ö^ne, »ibrigen Sinßüffen j[eber Strt gu koiberße^en.
®oba(b hingegen ein franf^after 3^^^^^^ P4 ^^ fl^ebt, iß foglei^
ba« entgegengefe^te 93erfal^ren }u ergreifen unb ber fraufe !?eib, ober
Z^eil beffelben }u fc^onen unb gu pßegen; benn ba« Seibenbe unb
©efd^wftd^te iß feiner Sb^ttrtnng fä^ig. (% I, 470.)
jDer 9nu«fel toirb burc^ ßarfen ®ebraud) geßärft; ber 3ltt\) l^in»
gegen baburc^ gefc^mttc^t. Slfo übe man feine SKu«fe{n burd^ jiebe
angemeffene 9nßrengung, l^üte hingegen bie IKerüen Dor j[eber; a(fo bie
Xugen toor gu gellem, befonber« reßectirtem Sic^t, l^or ieber Snßrengung
in ber SDämmerung, toie aud^ ))or an^altenbem ä3etra^ten gu fleiner
®egenßänbe; eben fo bie D^ren Dor ju ßarfem ®erfittfd^; oorgüglic^
aber ba« @e^im t)or gejtoungener, }u an^altenber, ober unjeitiger
«nßrengung. {% I, 470. Cergl. unter ®e§irn: Cer^altung«regd
in 8ejug auf bie Snßrengung be« ®c^im«.)
5) (Sinfluß ber äRonate auf bie ®efunb]§eit.
deber SRonat bc« dal^re« ^at einen eigent^ümßc^en unb unmittet«
baren, b. ^. tom Sßetter unabl^ängigen, Sinßuß auf unfere ®efunb^eit,
mifere förperlid^en 3i^f^^<^^^ überhaupt, ja, auc^ auf bie geißigen.
(?. I, 472.)
• • % • • •
290 @eb)i{fen
geUf^t merben aud bem 93Ube unferd äBUIend, iT)cI(l^ed unfer Se&endlauf
ip. (SB. I, 354. g. 169 fg.)
4) SEßarum bad ©etotffen erß na$ bet Zf^at \pxiä^U
3)a bad ©etptffen bie nähere unb immer intimer toerbenbe 93efannt*
fd^aft mit ber morolifc^cn 8cfd^affcn§cit «nferö SBiUen« ifl, toir biefe
Sefc^affcn^eit aber erfl aud unferett ^anblungen em))irif(^ fennen
lernen, fo liegt t9 in ber 97atur ber ©oc^e, bag ba9 ®en)iffen birect
erß ^inter^er (na^ ber ^anMung) \fni)i, m^Qß> ed and^ bad
rid^tenbe ©eioiffen ^eigt. SSor^er fi)re(^en lann ed nnr inbirect,
inbem bie 9tefIe(ion qu^ ber (Srinnemng ä^nltc^cr f^älle auf bie fünf«
tige SWißbilligung einer erfl projectirten ST^ot fd^Iiegt. (@. 95. 257.)
hierauf fc^eint fogar bie St^mologie be9 SEßorted ®en)iffen }n 6c«
ru^en, inbem nur ba^ bereite ®ef(|e§ene gen) ig ifl. (6. 169 fg.)
5) Urf))rung ber ®en)tffendpein unb i^red ©egent^etld.
!3)er 93od§eit ifl eine befonbere $ein beigefeDt, toAdjt bei j^eber
böfen ^anblung fühlbar niirb unb, naij ber Sänge i^rer S)auer,
®en)iffen9bi|, ober ®en)iffendangfi ^eigt. !3)iefe $ein entfpringt
an^ einer }n)iefac^en (Erlenntniß. (S^ regt fid^ nämlic^ tro^ ber Se«
angen^eit bed 93ö[en im principio individuationis, b. ^. trogbem er
eine ^erfon t)on jieber onbern aU abfolut Derfd^ieben unb bur^ eine
»eile Kluft getrennt anfielt, bo^ im 3nnerfien feinet 93emußtfein9 bie
geheime Sl^nbung, bag, fo fe^r auij S^xt unb 9?aum i^n Don anbern
OnbiDibuen unb beren Dualen, bie fie teiben, \a burc^ i^n leiben,
trennen, bennoc^ biefe Orbnung ber S)inge nur (Er fd^ einung ifl,
an fid^ hingegen ber Duä(er mit bem ®equä(ten ibentif^ ifl, ba tß
ber eine SBiUe )um Seben ifl, ber in Stilen erfd^eint unb ber ^ier nur,
fi^ felbfl t)erfennenb, feine SBaffen gegen fic^ felbfl toenbet unb inbem
er in einer feiner Srfc^einnngen gefleigerted äSSo^tfein fud^t, eben baburc^
in ber anbern Dual leiben mug.
Sugerbem entf))ringt bie ®etoiffend))ein nod^ aud einer }n)eiten, mit
j[ener erflen genau berbunbenen, unmittelbaren (Srienntnig, nSmlic^ ber
ber ©tdrfe, mit n^eld^er im b5fen Ottbii^ibuo ber SSSide jum Seben fl^
bejaht, koeld^e »eit über feine inbiDibueUe @rfd()einung ^inaudge^t, bi9
gur gänjü^en Semeinung bed felben, im fremben dnbiDibuo crfd^einenben
SßiQend. S)ad innere Sntfe^en folglid^ bed S3öfen)i(^td über feine
eigene Xf^ai enthält neben jener S^nbung ber blogen ©c^einbarfcit ht€
{mifd^en il^m unb SInbem gefegten Unterfc^iebe^ gugleic^ au^ bie (Er«
lenntnig ber $eftigteit feinet eigenen SEBitlend. @r erfennt ftc^ ate
concenttirte (Erfc^einung bed äBiOen^ jum Seben, fü^ß bid ju »eitlem
®rabe er bem SBiden )um Seben unb bamit aud^ ben bem Seben
Mefentlid^en gal^IIofen Seiben anheimgefallen ifl. — Ulfo neben ber blod
gefüllten (Srfenntnig ber ©d^einbarieit unb 9{id^tigleit ber bie Onbitoi«
buen abfonbernben i^ormen ber SorfleOung (8{aum unb 3^i0# ^^ ^^
bie @e(bßerfenntnig beö eigenen SßiOend unb feinet ®rabed, toelc^e bem
©emiffen ben @ta^el giebt. (S. I, 431—434. SR. 733. $. 340.)
^eioiffen 291
3)a0 ©egent^eil bev ©etotffenöpein ifl bad gute ©etoiffen, bic
Scfriebigung, totiijt toxx nad^ \thtx guten Zl)at Derfpüren. @ic
entfpringt baraud, bog fold^e St^at, tote -l^crüorgegangcn aud bem
ä&iebererfennen unferd eigenen SBefend an ftc^ aud) in ber frcmben
(Srfc^etnung, fo und aud^ toieberum bie Beglaubigung biefer (Srfenntnig
giebt, unb baburd^ fic^ bad ^erj enüeitcrt fü^It, niie burc^ ben @goid«
tnud jufammengejogen. SDer Sgoifl fü^tt ftd^ ton fremben unb
feinbOd^en (Srfd^einungen umgeben, unb aUe feine Hoffnung ru^t auf
beut eigenen äBo^{. S)er ®ute lebt in einer SEßelt befreunbeter Sr«
fc^etnungen; bad SEßol^I einer jeben berfelben ifl fein eigene^. S)a^cr
bie ®Iei(^mägig!eit unb ^eiterleit ber ®tintmung bed ®uten. S)cnn
ber über ungd^lige (Srfd^einungen Derbreitete Slnt^eil (ann nic^t fo be«
ängpigen, »ie ber auf eine concentrirte. (SB. I, 441 fg.)
6) S)a« unäc^te ©etttffen.
69 giebt ein unäc^ted ®en)tffen (conscientia spuria), bad oft mit
bem natürlid^en ©emiffen üertoed^felt n)irb. 2)ie 9?eue unb 93eängf!igung,
iDelc^e ÜRanc^er über feine !£§aten emf)finbet, ifl oft im ©runbe
nic^td Slnbered, ald bie gurc^t üor S)em, n)ad i§m gcfc^e^en fann*
2)ie Serle^ung äugerUc^er, n^illfürUc^er unb fogar abgefc^macfter
Satzungen quöU 9)?an^en mit innern ^orn^ürfen, ganj nad) kxt bed
©emiffend. SDtand^er n)ürbe pc^ n)unbern, nienn er fä^e, nioraud fein
©etoiffen, bad i^m ganj flatttid^ Dorfonimt, eigentlich jufammengefe^t
ifl, etwa auö % 5Kcnfd)enfurc^t, % 3)eiftbcimonic, Yj SJorurt^eil,
Vft IgiteKcit unb % ©etoo^nl^eit. — JReligiöfe ?cute, iebc« ©tauben«,
öerfle^en unter ©ewiffen fe^r oft nid^td Änberc«, alö bie Dogmen
nnb Sorfd^riften i^rer SReUgion unb bie in Sejie^ung auf biefe uor«
genommene ©elbfl|)rüfung. — SBie toenig ber Segriff bee ©etoiffenö,
gleich anbcrn Segriffen, burc^ fein Dbject fetbfl fcflgeflellt ifl, tote
k^erfd^ieben er üon Serfd^iebenen gefaßt morben, toie fc^manfenb unb
iinfl(|er er bei ben '©c^riftftellern erfd^eint, fann man and ©täublind
,,®ef^i^te ber Se^re üom ©ewiffen" erfel^en. (6, 192 fg.)
7) ®ad intettectuenc ©emiffcn. •
(Sd giebt eine intedectuelle ©djlec^tigleit, tok eine moralifd^e,
fotglid^ aud) ein intellectuelled ©emiffen, oermi$ge beffeu j;cber
©op^ifl unb Sftertüeife n^eig, bag er ein fold^er ifl. ($. 399.)
8) Äriti! ber iuribif^-bramotif^cn gorm bed ©e»
koiffend bei ßant.
3)ie ganje iuribif^*bramatif^e gorm, in ber ffant bod ©emiffen
barfleUt (ald einen DoUflänbigen ©eri^td^of im Innern bed ©emüt^ed
mit ^roceg, »Hd^tcr, «nÜäger, ©crt^eibiger, Urt^eilöfpru(^), ifl bem
©etoiffen DöQig unmefentlic^ unb feinedmegd eigent^ümlid^. Sietme^r
ifl fle eine Die[ allgemeinere t$orm, mel^e bie Ueberlegung ieber pxaU
tifc^en Angelegenheit leicht annimmt unb bie ^auptfttc^Iic^ entfpringt
aud bem babei meiflend eintretenben Sonflict entgcgengefe^ter SDtotiDe,
beren ©emic^t bie Vernunft fuccefrit)e prüft; toobei ed gleic^oiel ifl,
19*
292 (^toil^ett
ob btefe Ttoiiöt motalifc^er, ober egoißifc^er ä(rt finb, unb ob t9 eine
SDettberation be9 no(^ )u jt^utnben, ober eine 9tumuiation bed f(^on
Soaaoflencti betrifft. (6. 170—174.)
OttDif(l)tit.
1) Unterfc^teb jmtf^en ©etoig^eit unb SEBtffenf^aft*
(t^Ieit ber (Irlenntnig.
®en)ig^eit fann bie obgeriffenße einzelne Crtenntnig eben fo fe^r
^aben, ate bie »iffenfc^oftli^e. 3)er 3^^^^ ^^ SSßiffenfd^aft ift nic^t
größere ©cmißl^eit, fonbctn (Er{ei(i^terung bed SSßiffend burd^ bie t$orm
beffelben unb baburc^ gegebene äR5gK(^feit ber SoÜflänbigfeit bed
9Bi{fen9. (S9 ifl be^^alb eine jtoar gangbare, aber Derfe^rtc Wfltu
nung, bag SBiffenfc^aftlic^fett ber (Srienntnig in ber großem ©emtg^eit
befiele, unb ebenfo falf^ ifl bie (ierau^ hervorgegangene Se^ouptung,
bog nur ÜRat^ematil unb Sogtl SBiffenfc^aften im eigentlichen ©inne
n^dren, tveil nur in i^nen, n^cgen i^rer gänjlic^en Priorität, unum«
ftbglidje ®en)i6l^eit ber (Srfenntniß iß. S)iefer le^tere Sor^ug fetbft
ift i^nen nic^t abjußreiten; nur giebt er i^nen leinen befonbem 8[n«
fpru4 auf SBiffenfc^aftlic^Ieit, aU kneife nid^t in ber @id^er^eit,
fonbern in ber bur^ ha9 flufennieife ^erabfieigen Dom SlOgemetnen
lam Sefonberen brgrünbeten f^flematif^en ^ormber (Stfenntnif
liegt. (935. I, 76.)
2) Sorjug ber unmittelbaren (anfd^aulic^en) Dor ber
mittelbaren (erfd^Ioffenen) ©etoig^eit.
2)ie n)if[enf^aftli(^e %oxm bringt ei8 mit fid^, bag bie SBa^rl^eit
toieler ®ä^e nur logifc^ begrünbet koirb, nSmßc^ burd^ i^re 9b^
^ängigleit Don anbem ®tt(}en, alfo bur^ @(^Iüf|e, bie }ug(ei^ ote
9eto)eife auftreten. 9Ran foD aber nie Dergeffen, bag biefe ganjc
f$orm nur ein (Erleid)terung^mittel ber Srfcnntnig ifl, ni^t aber ein
3RitteI 3u größerer ©en^ig^eit. Sd iß leichter, bie 93ef(^a^en^eit etne9
Xf^itxt^ avi9 ber ©pecied, }u ber t9 gehört, unb fo aufuittrtd au^ bem
genas, ber Familie, ber JDrbnung, ber 6(affe gu erlenncn, aü ba9
j[ebedma{ gegebene £^ier für fic^ gu unterfu^en; aber bie SEBa^r^eit
aQer burc^ ®^lüffe abgeleiteten @ä(}e ifl immer nur bebingt unb ju**
le^t abhängig Don einer, bie nid^t auf @d^Iüffen, fonbent auf 9n«
fc^auung beruht. Säge biefe le^tere un^ immer fo na^e, toit bie
Ableitung burd^ einen @d^tug, fo tofire fte burc^aud Dorju^ie^n.
S)enn alle Slbleitung aud Segriffen ifl, loegen bed mannigfaltigen
Oneinanbergreifcnd ber ©paaren unb ber oft f^ioanlenben 93eftimmung
i^reö 3nt)alt9, Dielen Sttufd^ungen au^gefe^t. — ©(^lüffe fmb itoax
ber 9orm nac^ D5Qig gemig; allein fte finb fe^r unfic^er burc^ i^re
3Raterie, bie Segri^e. UeberaO folgli^ iß unmittelbare SDibenj ber
bemiefenen SEBa^r^eit n^eit Dorjuite^en, unb biefe nur ba an^une^meu,
mo iene }u lueit l^erju^olen iDttre, nic^t aber, too fte ebenfo na^e ober
gar nä^er liegt, aU biefe. (9B. I, 81 fg. Sergl. and) 9e»ei9 unb
(SDibenj.)
(9ett)ol^n^ett -^ ®(auBe. (Glaubenslehre 293
1) Serioanbtfc^aft ber ®etoo§n^ett mit ber j£räg§eit.
ÜDie SRac^t ber ©etuo^n^ett Beruht auf ber S^rüg^ett, unb bie9
ifl im eigentlichem @inne }u l^erfle^en, qU ed fc^eint. Sßad nämlic^
für bie burc^ mec^anifc^e Urfad^en bemegten j^örper bie J^raft ber
Xräg^eit iß, eben S)iei8 ifl fiir bie burc^ ÜRotiüe belegten ftörper
bie SRac^t ber ®eu)0^nl^eit. !3)ie quo ®emo§n^eit gefc^e^enben
$anb(ungen gefd^e^en o^ne inbiütbueDed, einjelne^, eigend für biefen
^aU toirfcnbed äßotib. S3(od bie erflen S^eniptare jeber }ur ®eto)o^n«
^eit gen)orbenen ^anbluug ^abcu ein ÜRotiD gefjabt, beffen Stac^toirlung
bie jie^ige ®eit)0§n^eit ifl, gerabe fo loie ein burd^ @tog belegter
Si'6xptx leinet neuen ©toßed me^r bebarf, um feine 93emegung fort«
jufe^cn. SDiefe S3erU)anbtf(^aft ber ®e.oo^n^eit mit ber Siräg^eit ifl
fein bloge^ ®(eid^nig, fonbern ed ifl dbentität ber (Bad^t, nämlid^ be9
SBiQend auf koeit Derf^iebenen ©tufen feiner Objectitoation, koeI(^en
gemäg flc^ bad felbe Setoegung^gefe^ fo Derfc^ieben geflaltet. (% U,
619 fg.)
2) Unterfd^ieb jtoifc^en ben getDO^n^eitdmügigen unb
ben aud ber Sonflan3 be9 ^^aralterd ^eroorge^en«
ben ^anblungen.
®ar Wlanift9, hmd ber 9ffac^t ber ©emo^n^eit }ugef (^rieben
toirb, beruht Dielme^r auf ber Sonftau} unb UuDeränberlic^feit ht9
ongeborenen S§ara!ter9, in ^olge me(d|er mir unter gleid^en
Umflänbeu fletd bad @elbe t^un, miift^ ba^er mit gleicher 92ot^>
menbigfeit ha9 erfle, toie bad l^unbertfle 3RaI gefd^a^. {% U, 619.)
0laube. Olaubnt«lel)t:t.
1) 9tabica(e 9Serf(^ieben§eit jiuifd^en ®(auben unb
aaSiffen.
^Die äBiffenfc^aft f^ai ed mitbem )u t^un, mad man koiffen lann;
ber ®(aube hingegen (e^rt, toa9 man nid^t h)iffen lann. i>mn Ibnnte
man ed n)tffen, fo loürbe ber ®Iaube aU unnü^ unb läc^erlid^ ba-
flel^en, etma mt menn §infic^tti^ ber ÜRat^ematit eine ©taubendle^re
aufgefleüt »ürbe. ÜDer ®Iaube fönnte nun immerhin me^r teuren,
aU bie 3Biffenfd)aft, o^ne mit biefer in Sonflict ju lommen, ieboi^
miii9 mit ben (Ergebniffen biefer Unüereinbared, meit nämlic^ bad
Sßiffen au9 einem Wärtern ®toff ifl, ote ber ®(aube, fo bag, teenn fte
gegen einanber flogen, biefer bri^t. debenfaUd fmb beibe Dom ®mnb
au9 t)erf(^iebene 3)inge, bie, ju i§rem beiberfeitigen 9Bo^(, fheng ge«
fc^ieben bleiben muffen. ($. II, 386 fg.) ®Iauben unb Sßiffen ver-
tragen flc^ ni(^t IDO^I im felben Jtopfe; fle flnb barin, mie SBolf unb
©c^aaf in (Sinem iläfig; unb jmar ifl ha9 S&iffen ber äBoIf, ber ben
Stac^bar aufjufreffen bro§t. {% U, 419.)
294 ®(aube. ©(aubetiMe^re
2) S(6na^me bed ©tauben^ mit bet S^na^mt ber
Suttur.
@d giebt einen @tebepunft auf ber @cala ber Sultur, too aller
®Iau6e, oKe Dffenbarnng, äffe Sluctoritäten fid^ öcrflüd^tigen, ber
iDJenfd^ nad^ eigener Sin^d^t Verlangt, belehrt, aber aud^ überjeugt
fein tvin. S)ann tuirb ed Srnfl mit bem Verlangen nac^ $^iIofop§ie;
benn ha9 metap^tjftfc^e 93ebürfnig ift fo unt^ertitgbar, <\l€ irgenb ein
p^^fifc^e^. mt ber Unfä^igfeit }nm ©tauben loäc^fi ba« Sebürfnig
ber erfenntnig, (®. 122.)
(£& iß augenfc^einlic^, bag nad^gerabe bie Söller fd|on bamit inn«
ge§en, bad 3od^ bed ©tauben^ abjufc^Uttetn; bie @t|m))tonie bat)on
jeigen ftd^ überod, toietuo^t in iebem l^anbe auberö mobificirt. 3)ic
Urfad^e i{l bad ju tiele SBiffen, n)eld^e9 unter fie gefommen ifi. SDie
fic^ täglich Derme^renben unb nac^ aUen 8{id^tungen ftc^ immer koeiter
berbreitenben Äenntniffe j[eber Art ertoeitern bcn ^orijont eine« 3cben^
fo bag ber äR^t^englaube fd^toinben mug. S)ie SRenfc^^eit n^äd^fl bie
SReligiott au«, »ie ein ÄinberHcib. (?. II, 419.)
3) Uner}toingbarfeit ht€ ©tauben«.
S)er ©taube ifi niie bie Siebe; er tögt fid^ ni^t erjh)ingen. S)a^er
ifl e« ein migttd|e« Unterne^ten, i^n bnrd^ ^toatdmagregetn einführen
ober befefiigen }u n^oUen. 2)enn mie ber Serfud^, Siebe gu erjmingen,
$a§ erjeugt; fo ber, ©tauben ju erjtuingen, erfl ret^t Ungtauben.
9?ur gan} mittetbar unb fotgtic^ burd^ lange jum Soraud getroffene
älnflolten, lann man ben ©tauben beförbern, inbem man nämtic^ i^m
ein gute« (Srbreic^, barauf er gebeizt, i^orbercitet; ein fotc^e« ifl bie
Untoiffen^eit. {% II, 420.)
4) ®(^äblid)e Sßirlung frü^ eingeprägter ©tauben«*
teuren.
3um ©tauben ifl bie f^ä^igleit am flftrlflen in ber JKnb^eit. 3)urd^
SBemäc^tigung bal^er biefe« jarten Sttter« t>\tl me^r noij, al« burc^
S)ro^ungen unb ^eri^te t)on SEßunbern, fd^tagen bie ©tauben«te^ren
äBurjel. SBenn nämti^ bem Sltenfd^en in früher $inb§eit geh)if[c
©runbanfic^ten unb Seigren mit ungewohnter t^eierlic^Ieit unb mit ber
SRiene be« ^0d|flen, bi« botjin t)on i^m nod^ nie gefe^enen (Smfle«
koieberl^ott vorgetragen koerben, babei bie SRögtic^feit eine« 3^^^^^
baran ganj übergangen, ober barauf at« auf einen ®d^ritt }um etoigen
Serberben ^ingebeutet n)irb; ba n)irb in ber 9{eget ber SDtenfc^ beinahe
fo unfähig fein, an ][enen Seigren, n)ie an feiner Stiften}, gu jtDeifeln;
tt)e«^atb bann unter Dieten Saufcnben laum (Siner bie ©tärTe be«
©ei^e« ^aben loirb, nad^ ber äBa^r^eit ber itbertieferten ©Iauben«te^re
}u fragen. $affenber, at« man backte, ^at man bo^er S)ie, tt)etd^e e«
bennof^ t^ermögcn, flarfe ©eifler, esprits forts, benannt, f^ür bie
Uebrigen aber giebt e« ni^t« fo Slbfurbe«, ober (Smpörenbe«, bag
nic^t, menn auf ienem SEßege eingeimpft, ber feflefle ©taube baran in
i^nen ä&urjet f^tüge. {% U, 349 fg.)
'
5) gmtd ftHcr ^iMshimiiitttm,
Xtx gtü%em 9c=^, cdik 2s Sn^riirit mz =z> is «sä pi ^.ma
nif^t fS^ ifi, cn ^sir^^ir )e:^ds«z ix gcm k# 9^::^ » fd«^
et^iifd^e S^aitng bmiks, ix Icr 3
niBtoeife grmS% Ws Safe t:a (r:
ßeOiiiig falfii^ nuirt, — ift ^e^ 3=^
fammtfu^ ntil^nc^ (n:rfT::^a£i te tat it^ Sm'c^canait m^a«
gonglic^en So^r^ fub. S. I, 42iX
6) Sa« ieber Gfaiftei^Ie^re t^re gTofe firaft gtcbt
Sad jebnr pc^nKa &2si€!iPjtizt i^rt gnffe Jhatt gicte, bcr Sb»
^alt^unh, biml^ lodc^ n< Hf @>niin:^«T feft in 9fn$ nimmt, iß
bur^aud i^re et^iic&e Seite, ir.nrc^l nic^t nsmitttibar al« fol(^
fonbern tnbcm fie mit bem ü^Igoi, ber |eb€#maligcn <?laaba^f^
eigent^ümfifi^ m^t^ifi^en Xc^ma fdi l>er^uipft nnb Denoebt, M aOcin
bur^ baffelbe etflärbor erfc^räit, fo ba§ bie @länbigcn bte et^tf«^
Sebtutnng bc9 ^anbeut« nnb i^ren SRi^t^o« für guq imyitieaüli<ft,
ja fc^Ie^t^ Sind fyättn nnb mm jeben Angriff mif ben SK^t^o« für
einen Angriff onf ^t^ nnb Xngenb galten. (S. t ^^7, amncrf.)
1) @(eic^l^eit ht9 Sriennenben nnb Srfannten.
dnfofern ote bad 9Milrfni§ ber Cifemitnig überhaupt an« ber
Stel^eit unb Serfc^teben^ ber SBef^n entf)nrtngt, iDfire t9 richtiger )n
fagen: „nur ha9 Serfc^iebene lotib Dom Serfc^tebenen erfannt", aU,
toit Sm))ebot(ed fagte, „nnr bad @leic^e Dorn ©leieren", toelc^e«
ein gar fc^ioonfenber nnb toielbeutiger @a^ iDor; obgleich {t(^ and^
©efi^tdpnnfte f äffen taffen, l>on toelc^en and er toa^x ijl, toie ). Sß.
ber bed ^eloetind, loenn er fagt: n n'y a que Fesprit qui sente
Fesprit; c'est one corde qtii ne fremit qu'ä Timisson, koelc^e« ju«
fammentrifft mit bem SEenop^anifd^en aofov eivai 5$i tov ^mifvo^o*
IJievov xov 0090V (Sapientem esse oportet enm, qui sapientem
agnitams sit.) (2B. n, 310.)
2) ©teic^^eit ber %e^te.
Dbgleic^ bie fträfte ber SRenfc^en ungtcic^ finb, fo fbtb boc^ t§re
Siechte glet(^; neil biefe ni(^t anf ben Säften berufen, fonbern, loegen
ber moralifd^en 9tatiix bed 9{ec^td, barauf, bog in Oebem ber felbe
SEBtlle lum Seben, anf ber gleid^en @tnfe feiner Obiectibotion, fic^
bdrfieOt. 3)ie9 gilt {eboc^ nur bom urfprünglic^en unb obfiractcn
9ttdtt, me((^ed ber 9Renf^ ald SDtenfc^ ^at 3)ad (Eigent^um, tolt
aud^ bie (&f^xt, toAd^t deber mittelfl feiner Kräfte fi(§ enoirbt, richtet
fl(^ noc^ bem 9ffaa§e unb ber Hxt biefer ^äfte unb giebt bann feinem
Siechte eine weitere @))^fire; §ter ^brt alfo bie ©leid^^eit auf. Der
hierin beffer Sludgefiattete, ober S^ätigcre, ertoeitert, burc^ grbgern
296 eind^nm — ^^M
(SttDtxb, ntd^t fein 9ttäit, fonbern nur bie ^dj/l ber 2)inge, auf bie
e« fic^ ncfhrcdt. (^. U, 257.)
•Uidiimttl), f. ©totci^mud.
tfUidinif.
1) SSJett^ ber ©teic^niffe fttt bie (Erlenntnig.
®(ei(^ni{fe f^nb Don grogem SBert^e, fofem fie ein nnbelannte«
Ser^attnig auf ein befannted jurttcffü^ren. Sogar beruht aOe 8e»
griffdbilbung im ©runbe auf ©(eic^ntffen, fofem fte an9 bem Vuffaffen
ht9 Se^nlid^en unb ^aUentaffen M Unft^nttc^en in ben 3)ingen er»
toäc^fl. Serner befielt iebed eigentliche Serfle^en jule^t in einem
Suffaffen Don Ser^ättniffen; man »trb aber iebed Ser^ättnig um fo
beutlid^er unb tiefer auff äffen, ald man ed in meit Don einanber Der«
fc^iebenen Säuen ate baffetbe miebererfennt, alfo feine b(od inbiDibueOe,
anft^aulic^e (SrTenntnig, fonbern einen Segriff Don ber ganjen Strt
beffelben ^at. ($. U, 580 fg.)
2) 3BirIung ber ®(ei(^niffe in ben rebenben ftünflen.
(@. unter Stieg orte: ßi^täfflgteit ber StOegorie in ber
^oefte.)
3) ®(ei^niffe aU ein 3^^^^ ^o" Serflanb.
SBeil ©(eid^niffe ein fo mächtiger $ebet für bie Srfenntnig ßnb,
}eugt ba« SuffleOen überrafc^enber unb babei treffenber ®(ei(^niffe Don
einem tiefen Serflanbe, toie f^on Srifloteled erlannt ^at. ($. II, 581.)
tfliick.
1) ®(ü(f im ©inne Don Sefriebigung.
SDe Sefriebigung , ober toa9 man gemeinhin ®Iü(f nennt, ifl
tt)efentU(^ immer nur negatiD. (SB. II, 376. Sergt. ©efriebigung.)
Xa9 einzige reine ®lüd, toelc^em toeber Seiben, no(^ SebUrfnig
Dor^erge^t, noc^ auc^ 97eue, Seiben, Seere, Ueberbruß not^nenbig
folgt, ifl bad reine »iltendfreie ISrtennen (bie tt{l^etif(^e Kon-
templation); nur lann biefe« @IM nic^t bad ganje Seben füDen,
fonbern blod Sugenblicfe bejfelben. (S3. I, 378.)
2) ®Iücf im @inne Don fortuna.
Son ben brei Weltmächten ftlug^ett, ©tttrie, ®(ttcf Dermag
bie )u(e^t genannte am meiflen. 3)enn unfer Sebendtueg ifl bem
Sauf etuetf @^iffe0 ju Dergleichen. 3)ad ©d^idfat, bie tuxt), bie
secanda aut adyersa fortuna, fpielt bie Stolle bed SBinbed, inbem
fie und fernen »eit förbert, ober n>eit jurüdmirft; toogegen unfer
eigene^ 9Rü^en unb treiben, koetc^ed babei bie Stode ber 9{uber
fpielt, nur menig Dermag. 3)iefe Wad^i bed ®lüdt9 brücft bad
fpanifc^e ©prüc^mort: „®ieb betnem @o^ne ®Ittdt unb mirf i^n ind
aWeer" treffenb au«. (?. I, 497 fg.)
®Iü(ffäligfett 297
tflitdifäUgkeit.
1) ^ie ©{üdfttttgfett Dom ©tonbpunlt ber f)^txn,
über bie Srfi^etnung ftc^ er^ebenben Srienntntg
angefe^en.
Vtlt9 itiüiijt ©lud fle^t auf untergrabenem Soben. ®lüd nnb
fffug^ett [(^ii^en jtoar bie $erfon Dor UnföKen unb Derfc^offen i^r
©enüffe; aber bie ^erfon ifl bloge Srfc^einung unb il^re ^erfc^ieben^eit
Don anbern Onbioibuen unb bad $reifein üon ben Seiben biefer beruht
auf ber f^orm ber Srfd^einung, bem principio individuationis. ^em
magren SBefen ber S)inge na^ i^Qt deber, fo lange er bad lieben be«
ja^t, alle Seiben ber SEBelt al9 bie feinigen }u betrachten, gür bie
bad priocipium individuationis burc^f^auenbe (£rfenntni§ ifl ein
g(ü(flt(f|ed Seben in ber 3citr mitten unter ben Seiben unjfi^Iiger
Snberen, — bo^ nur ber S^raum eines 99ett(erd, in »eld^em er ein
ftönig ifl, aber an^ bem er ertoac^en mug, um ju erfahren, baß nur
eine flüchtige S^äufdjung xf)\x Don bem Seiben feinet Sebend getrennt
^tte. (SB. I, 417 fg.)
2) UnmögUc^teit ber ©(üdfttligreit in einem !3)afein,
tote baS unfrtge.
Ott einem 2)afein, toie baS unfrige, toelc^ed luefentlic^ bie beflttnbige
9ett>egung jur i^orm ^at, beffen Zt)pVL9 atfo Unruhe ifl, unb in
einer iffielt, toie bie unfrige, »o feine ©tabilitttt irgenb einer %rt
m5gti(^, fonbern Sded in rafllofem Sßirbet unb SBec^fet begriffen ifl,
(ftgt ®(tt(!fiiligleit f!(^ ni(f|t einmal benten. ®ie tann ni(^t tuo^nen,
»0 $(Qto'd „ beflttnbigeS SBerben unb nie @etn'' aQein ®tatt finbet.
ff einer ifl glüddic^, fonbern deber flrebt nur fein Seben lang nad)
einem oermeintlic^en ®lü(f. {% U, 304 fg.) griebc, 9iu^c unb
®(ü(!fdtigfeit too^nt allein ba, tt)o t9 fein 9Bo unb fein SBann giebt.
($. n, 47, anmert)
SOed im Seben giebt funb, bog ha9 irbifc^e ®lüd beflimmt ifl,
Dereitelt ober al9 eine OQurton erfannt jn »erben. $ie}u liegen tief
im S93efen ber Dinge bie anlagen. 3)emgem{l6 füQt baS Seben ber
metflen 9Renf(^en trübffttig unb für) au9. 3)ie comparatio ©lUdlid^en
flnb t9 meiflenS nur fd^ ein bar, ober aber fie finb, toie bie Sang«
lebenben, feltene Sudna^men. 2)ad Seben fleÖt ftc^ bar atS ein jort«
geje^ter Betrug, im Äleinen, toie itn ®ro§en. a)aö Seben mit feinen
ßfinbltd^en, täglichen, toöc^entlic^en unb jü^rUc^en, fleinen, großem unb
gro§en Sßibertottrtigfeiten, mit feinen getäufdjten Hoffnungen unb feinen
aOe Berechnung Deretteinben UnfäQen trügt fo beutlic^ bad ®e))r{|ge
Don etioaS, baS und Derleibet »erben foll, bag eS f^tuer }n begreifen
ifl, koie man bieS ^at Derfennen fönnen unb flc^ übeneben laffen, t9
fei ba, um banfbar genoffen }u »erben, unb ber SRenfci^, um gtUcflic^
ju fein. (SB. ü, 655 ff. Sergt. auc^ »efriebigung.)
9Iid^t nur, bag fein reined ®(ücf, fein duf^^"^ »irflic^er unb
banernber Befriebiguug anjutreffen ift, oielme^r felbigcS blod als ein
Bimnb, n* (ein »t*' fUff^ ^ji if«i esimät«
.8 M orihrft. (<p ^ ^^vA bovf .in
•Ittdimut!), f. S ..^ ^/rf'fÄ'?^''i''f'.*K'?'
®fci4m|I. P'S; »^v ..» ^;ij*, «W «Kf ®Imfa.«I.t..n
»ttWItmJ . l^M'l"'r li*l.>SZ'^m''i iiginbmie in 8«.
Sriffibiltaf ■'• L f»5j&«' 'U »'" ®"6 >"« SBikMpnicil«,
bis «.^nli /* 'S ''5r""E9»'f "'»'■" "'f" '«"'btt jum
»iiiili. f ^••"■„Äw '•<««• I« »•*". '™" (»fWiW;
anffad.n ,5^'i»» ?** "Li irton: äüeltm, Ol« bie btr &.
binllUev rf'S'^'S *•""»»■ 9'«<»Mn Ml bie na^te
Miebene ■''^'1,3 "'i «"'" ""• '^V''' f ■« "««" «'«
^^■»W'l ?!£»''"■ •"* "' li'nHWilet nnb W«.
S«''*.L'i«»'""t«lli4 i" '•"'■l'». '«6 bie S«9enb ^inrei^e,
'?*SlÄ'3*.; W< SrMvunsMri. Iml bajeaen.
»'*'; .«»«'* !",, JiatW'l™' »ennsM '*"'" "4' benlliiii
»* 'i »«>»•'" ' ffl».l' '»a. "• '« """»»SeWte @t,ti,.
*' "^irfli* '1. rtniblb« mt, fönte oni^ frei »on Seiben,
,, f-ffSs'"' £r "* >" *il«i*n Sebie «(«Ifertigen bie
ei "'* iWf^ I""' jTm SDJ'nf*, 'wenn et oud) alle Oerec^iigleit unb
0 fl ;j,r- ienrn**' ^va-Dv, lioneatum ouSfleübt ^ai, bennoi^
' fttol*' "if to'w (»"« S«l»""« Sf»« 1»« »"Wen
^Ä"'"!,'; ?! et «*"<" "»rt- 3">i5«He »iefe, Ee^nlb
"41*« ,'11 «*. ""t "'" « "'"' i"" itnsenben jeübt
S »*!l,rw> rl"»" *''''" »'"•«■«'l'"'. •(• "'1» »'*
, p.)i F""'' I (imfg- äicrgt. unter ©erei^tiflfeit; bie einige
^igä) '^
»iüf'"''"^ ,^,^ml bet ©ludfärigleinle^re.
'^ V Wtlle6re (Subümonotoflie) i(l bie Anleitung ober Sn*
j,|, ®Bfl'W" „liijll ongeneliinen nnb glMlil^en Seben. eie
mrifonfl i" "" ,g bog bfl« 5)ofein bem SRit^tfein entft^ieben bor.
W< '•"''''/»Tni'i' '*'' "" ä'""'* i" !''"• ®'' '"«*' »'I«
Lie^e"' ,.„;n;i*en Soronflieljung , bie Dergli(^en mit ber floujen
y ei«" 'P" i2 »'I'""''*'" Sbntnfler be« Seben«, nnb nngefeSen
ffltfAoffen^"'' ,^"7^(i(*.et6iii^ert Stonbpunltc on«, fli öt« 3rrtbum
,„)l(,tn»jtafWl''5B. u, 72Gff.)
"""''„ Berit >•' ®m''l«"l!'"'"'4"-
afAtO ©Wnbliuiilt oaB, loelc^tr bie Qorauflfe^iinB bct
8oin ptir'ff"'^ (intn Ottt^nm wnuirft, (ann bie «ufilEflunfl
®nabe 299
einer fold^en nur auf einer Slccomobotion an ben gelob^nIi(^en @tanb«
))unft berufen. 2)entna^ fann oud^ i^r äBert^ nur ein bebingter
fein, bo felbfl ha9 Sßort (Subttmonologie nur ein (Su))^emi^niud i{!.
{% 1, 331.)
3) 3n§alt ber ©lüdffältflfeitölel^re.
®Q ber Unterfd^ieb im Soofe ber (Sterblichen auf folgenben brei
©runbbeflimntungen beruht:
1) SEBad einer ift: bie ))^t|flf(^e, inteQectiteHe unb ntoralifd^e
Sefc^affeul^eit ber ^erfon.
2) 9BQd Siner ^at: @igent^um unb 99ef[^.
3) aSBa« ®ner öor|lc(tt: e^re, SRang unb SJu^m —
fo betroditet bie (©d^open^auerfci^e) Subämonologie ben @inf[ug btefer
Seben^güter auf bad Seben^gtüd unb Dergleid^t fte in biefer ^infic^t mit
einanbcr. 3)a^ Srgebntg biefer Betrachtung unb S3ergleic^ung ifl, bag ber
(Sinflug beffen, toad Siner ifl ober an fic^ f eiber ^at, atfo ber Sinflug
ber eigenen ^erfönltd^feit auf bad Seben^glüdC Diel toefentli^er unb
burc^greifenber ifl, atö ber Stnffug beffen, niad Siner ^at unb toa^
(Siner Dor (teilt. S)ie 6ubümonologte Derlennt ji^ar ni^t ben 2Bert§
biefer beiben legten Slrten oon Seben^gütern für bad Seben^gtüdf, be«
flimmt i^n jebod^ nur al9 einen relatiöen. {% 1, 333 — 429.)
Singer ber 93etrad^tung unb SJergleid^ung bed (Sinfluffed ber brei
i^auptarten Don Seben^gütern auf bad SebendgtüdE enthält bie (@d^open«
^aucrfc^e) (Subämonologie nod^ ,,$aränefeu unb SRa^imen'', Slnjlc^ten
unb Sßat^fdiläge, betreffenb ba^ glüdtic^e Seben, iDeld^e jerfaQen in a) aQ»
gemeine, b) in folc^e, mld^t unfer Ser^alten gegen und felbf), c) fold^e,
meiere unfer Ser^alten gegen äfnbere, d) folc^e, meiere unfer Ser^alten
gegen ben aSJeltlauf unb baö ©d^idfal betreffen. {% l, 431— ö07.)
tfnaDrt.
1) ©egenfa^ gloifd^en 9?atur unb ®nabe.
9?ot^tt)enbig{eit iji baö SRcic^ ber 9?atur, ^rcil^eit ijl ia9
dtnij ber ®nabe. 97atur ifi bie 93ej[a^ung bed SBiUend jum
geben, ®nabe bie Verneinung beö SEBiüenö, bie Srlöfung. (SB. I,
478 fg. 483. 93erg{. aud^ unter (S^riftent^um: $em ber c^ripdjen
@laubendle^re.)
2) ©nabenmirfung.
Seit bie ©elbpauf^ebung bc3 SBiffenö Don ber ©rfenntniß au«ge§t,
aDe @rfenntnig unb Sinfi^t aber atd folc^e Don ber SßillfUr unab'
l^ängig ifl; fo ifl aud^ bie Verneinung bed SSBiQend, ber Eintritt in
bie t^ei^eit, ntc^t burd^ Vorfa^ ju erjtoingen, fonbern ge^t aud beut
innerften Verl|ä(tntg bed @rfennend jum SßoDen im ilRenfd^en ^erDor,
lommt ba^er ))t5^Ii^ unb toie Don Sugen angeflogen, ^a^er eben
nannte bie fiiri^e fie ®nabentt)irtung. Unb mil in golge fold^er
®nabenn)irlung bad gange SBefen bed STienfc^en Don ®runb aud geänbert
unb umgehört toirb, fo bag er ni(^t9 mc^r toiU Don SlHem, u^ad er
298 €^(tt<!fäUgreit«lel^re
und Dorfc^loebenbed unb (eitenbed Obeol, ober etgentti(^ eine @^tmftre
Don ber Srfa^ning befunbet ivtrb; — fonbem t9 fann unb barf ein
folc^ed nic^t möglich fein ; benn ed tuttre eine Dodflänbige Ste^tfertigung
bed äBiUend jum Seben, biefer be^iette Üttijt, unb bod aufgeben
beffelben kDäre ST^or^eit. ($. 422.)
3) ©UtdCfttligleit unb Zugenb.
S)ie et^tf^en ©^fleme, fotDO^I pl^ilofop^ifc^e, atö ouf ©laubendle^ren
geflü^te, fu^en bie ©Uidtfätigleit mit ber Stugenb irgenbnjie in ^er»
binbung }u fe^en, bie erfiem entmeber burc^ ben ®q^ bed äßiberf))ru(^9,
ober au(^ burd^ ben bed ®runbed, ©lüdfäligteit alfo enttteber }um
dbentifd^en, ober }ur ^olge ber 2:ugenb ju niadjen, immer fop^iflifc^;
bie le^tem ober bur^ 93e^au))tung anberer SSBelten, ald bie ber Sr«
fa^rung mbgüc^ertDeife befannte. 3)em gegenüber fle^t bie toaf)xt
Betrachtung, für bie bad innere SBefen ber Sugenb \lij ergiebt al9
ein Streben in ganj entgegengefe^ter ^id^tung, ott ha9 naif ®IM»
fälighit, b. i. SBo^Ifein unb Seben. (2B. I, 427.)
S)ie 9[(ten, namentli^ bie @toiIer, mi) bie ^eripatetiler unb ftta*
bemiler, bemühten fu^ Dergeblic^, gu betoeifen, ba^ bie SCugenb ^iureic^e,
bad Seben glücfUd^ }u motten; bie @rfa^rung fc^rie laut bagegen.
SEBad bem Semü^en jener $^Uofo))§en, koenngtei(^ i^nen nic^t beuttid^
betuugt, eigentlid^ )um ®runbe tag, mar bie Doraudgefe^te ©erec^»
tigteit ber @a(^e: »er f(^u(bIod toar, follte au(^ frei Don Reiben,
a(fo gUidttic^ fein. Slber nad^ ber d^rifllid^en Se^re red^tfertigen bie
SBerle ntc^t; bemnai^ ein ÜRenfc^, toenn er auc^ alle ©evec^tigleit unb
iDtenfd]enIiebe, mithin bad aya^ov, honestum ausgeübt f^at, bennoc^
nic^t f^ulblod ifi, fonbern (na(^ Salberond ®))rud^) bed SDtenfc^en
grögte ©d^ulb bleibt, bag er geboren toarb. On i$oIge biefer @(^ulb
bleibt ber SRenfd^ mit 9te(^t, auc^ toenn er aQe jene S^ugenben geübt
^at, ben ))^t|ftf(^en unb geizigen Seiben ))rei^gegeben, ift alfo nic^t
gtücfli(^. (2B. n, 690 fg. Sergl. unter ©ere^tigfeit: bie eioige
©ered^tigleit.)
tflüdifaltjghttt$ltl)rt.
1) SSoraudfc^ung ber ©(üdfftUgleitdle^re.
ÜDte ©lüdfttligfeitdle^re (Subämonologie) ift bie Anleitung ober Sit»
lueifung in einem mSgti^fl angenehmen unb glüdlic^en Seben. ®ie
fe^t fo(gIi(^ Doraud, bag bad S)afein bem 92id^tfetn entf (Rieben bor»
}u^ie^en, unb bag mir bafinb, um glüdtlic^ ju fein. ®ie beruht alfo
auf einer opttmiflifc^en 93orau^fe|jung, bie Derglid^en mit ber ganzen
Befc^affen^eit, bem mef entließen d^araher be9 Sebend, unb angefe^en
Dom ^5^ern metap^9jlfc^«et^tf(^en @tanb))unltc arx^, fid^ aü drrt^um
ermeifl. (% l, 331. SB. U, 726 ff.)
2) SBert^ ber ©lüdFfdligfettdle^re.
Som ))effimifiif(^en ®tanb))unlt m9, mläftt bie Soraudfe^ung ber
(Subfimonologie üU einen drrt^um t>enoirft, laun bie SuffteOung
®nabe 299
einer folc^en nur auf einet Slccomobotion an ben geloö^nltc^en @tanb«
))itnft berufen. 2)emna(^ fann aud^ t^r äBert^ nur ein bebtngter
fein, ba fclbfl bad Sßort @ubftmono(ogte nur ein @u))§emt9niud x%
(^. I, 331.)
3) On^alt ber ©lütffäligfeitöle^re.
jDa ber Unterfc^ieb im Soofe ber (Sterblichen auf folgenben brei
©runbbeflimntungen beruht:
1) Siad (Siner ifl: bie ))§^fif(^e, inteQectueDe unb moralifc^e
Sefd^Q^en^eit ber $erfon.
2) Sad Siner ^at: Stgent^um unb 93efi^.
3) a35a« (Sincr Dorfteltt: e^re, SRang unb SJul^m —
fo betrachtet bie (®ci^o))en^auerfc^e) (Subämonologie ben Sinflug biefer
?eben9güter auf bad Seben^glüdC unb Dergleic^t fie in biefer ^infi^t mit
einanbcr. 2)ad (Srgebnig biefer Setrad^tuug unb 9$ergleic^ung i% bag ber
<Sinf(u§ beffen, »ad Siner ifl ober an f ic^ f etber ^at, alfo ber Sinflug
ber eigenen $erf5ntic^fett auf bad Sebendgtücf Diel loefentli^er unb
burc^greifenber if!, a{9 ber Sinfluß beffen, toa9 Siner ^at unb n)ad
(Siner DorfieUt. S)ie Subttmonologie Dertennt ji^ar ni^t ben SBert^
biefer beiben testen Slrten oon Sebendgütern für bad Sebendglüdf, be-
ftimmt i^n jebod^ nur atö einen relativen. ($. I, 333 — 429.)
Singer ber 93etrac^tung unb SJergleic^ung bed (Sinfluffed ber brei
i^auptarten t)on Sebendgütern auf bad IfebendglUcf ent^ä(t bie (fSäfopm^
^auerfc^e) (Subttmonologie no^ ,,$arönefen unb SRa^imen", Slnfic^ten
unb 9{at^fd){äge, betreffenb bad glUcftic^e Seben, toelc^e jerfallen in a) ad»
gemeine, b) in folc^e, toelc^e unfer Ser^alten gegen und felbf), c) folc^e,
n^eld^e unfer Ser^alten gegen Snbere, d) folc^e, tuelc^e unfer $$er^a(ten
gegen ben SBeltlanf unb baö ©c^idfal betreffen^ (% l, 431— ö07.)
GnaDrt.
1) ©egenfa^ gmifc^en 9?atur unb ®nabe.
9?ot^n)enbig{eit ifl bad ^tiäf ber 97atur, ^rei^eit ifl bad
%eic^ ber ®nabe. 92atur ifl bie Seia^ung bed SBiUend jum
Seben, ®nabe bie Verneinung bed SBiQend, bie @rI5fung. (SB. I,
478 fg. 483. 93ergl. auc^ unter S^riftcnt^um: $em ber c^ri^tic^en
©laubendle^reO
2) ©nabenmirfung.
Seil bie ©elbfiauf^ebung bed SßiOend Don ber SrTenntnig audgel^t,
aDe Srfenntnig unb Sinfi^t aber a(d folc^e Don ber SßidfUr unab«
gängig ifl; fo ift au(^ bie Verneinung bed SßiOend, ber Eintritt in
bie Srei^eit, nic^t burc^ Vorfa^ }u erjttingen, fonbern ge§t aud bem
innerjlen Verl|ä(tnig M Sriennend jum SBoQen im ilRenf^en ^erüor,
lommt ba^er ))Iö^ti^ unb toit oon Singen angeflogen. 2)a§er eben
nannte bie fiir^e fie ©nabentoirlung. Unb toeit in gotge fo{(^er
@nabentt)irlung bad gange SBefen bed STienfc^en Don ®runb aud geänbert
unb umgehört toirb, fo bag er nic^td me^r mü Don Sinem, tt}ad er
Mi^ f0 H^ tooDte, alf0 mMä^ glcti^oi rin wata SRaiff^ oi
bie StfSe M o&m tritt, maatr fb btcfc ^rigt ber Onobcatotitaig
Me Stebergebsrt (S. I, 478 fg. SÖgL mter ebaraltcr: Snf-
^bnng bei ^l^afteri.) Xit gSn^li^e CtmiMiibmiiig bei SRenfd^
rSiebergebntt; tfi ni^lt bie Strhuig abftracter (Sitaiitni§ (St^if)^
fonbent intuttttier (£damtaa% "(SnabemDixfinig). (;S. I, 625.)
1) Sa^r^ett ber Seigre oon ber @nQbeni0al^L
Xt€ 4rifHi(^en ?e^e Don ber (Sna^tnma^l gab bie Sinftc^t ben
Urflmtiig, ba§ ber ^anptfac^e iinb bem Onnem nac^ bie ÜJigenb ge«
totffenna§ett, tote ber ©enini, angeboren ifl, nnb bog fo tt)emg olg
abfiracte Sefi^etif Stnem bie Sa^igfeit genialer ^robuction beibnngen
fann, eben fo toenig abflracte St^it einen nneblen S^after jn einem
tngenb^aften, ebebt nnt^nfc^affen oennag. (®. I, 624 fg. $. U, 243.)
!Dai Xogma oon ber ^räbeflination in ^olge ber ©nabemoa^I unb
Ungnabenma^t (9t 9m. 9, 11—24) ift offenbar and ber Sinftc^t ent«
ft»rungen, ba§ ber SRenfc^ fi(^ nic^t Snbert, fonbent fein 2eben unb
SBonbel, b. i. fein empirifc^er S^arafter, nur bie (Entfaltung bei in*
tedigtbeln if}, bie (Snttoiiftnng entf^iebener, fd^on im ftinbe erfennbarer,
unoeränberlic^er Vntagen, ba^er gteic^fam fc^on bei feiner ©ebnrt fein
Sanbel fefl befiimmt ifi nnb fic^ bii ani (Snbe im 3Bcfent(i(^en gleic^
bleibt. (SB. I, 346.)
2) S)ie Sonfequen}en ani ber Serbtnbung biefer
(Einfielt mit jiübifd^en 3>ogmen.
!Cie CEonfequenjen, toetd^e ani ber Sereinigung biefer ganj richtige»
(Sinfic^t mit ben in ber iübtfc^en @(au6eni(e||re Dorgefunbenen 3)ogmen
^erDorgtengen unb nun bie aOergrögte (Sc^mierigleit, ben emig unauf«
ItfiUd^en gorbifc^en Sfnoten gaben, um meieren fld^ bie aOermeifien
®treitigleiten ber fttr(^e bre^en, fann bie ^^ilofop^ie ni(^t übernehmen
unb Dertreten. (ffi. I, 346.)
/Vofrt öavtov, f. ©elbjlerfcnntniß.
Ooti)ifd)e 4aukunft, f. Src^itectur.
0ott. lbottt$0laube. Gotte$beiDuf(tfein.
1) UrfJ)rung bei SBortei „®ott".
0ui lOrmujb ifl de^oDa (fo »ie ani S^riman @atan) gemorben.
I0rmu}b fclbfl ober flammt aui bem Sra^mantimui ; er x\t nämU(^
leiu anberer, ati dnbra, jener untergeorbnete, oft mit SRenfc^en
rtualifirenbc ®ott bei Sfirmamenti unb ber 9tmof))§ttre. 2)iefer
Onbra*Drmu;\b'Oe^oua mußte nad^mali in bai S^riftent^um , ba ei
tu Oubtta entflanb, übergeben, beffen toimo))oltttf(i^em S^aratter jufolge
er ieboc^ feine (Eigennamen ablegte, im in ber ^anbeifprad^e jebcr
belehrten Station burc^ bai SppeOatioum ber bnrc^ i^n Derbrttngten
Ubermenf(^It(^en dnbiDtbuen bejetc^net )u werben, ali ^coc, DeuB,
(a^ott. (dottedglauBe. ^otte^Betougtfein 301
meld^ed t)om ©audirtt Deva tommt (»oDon au^ devil, Seufel), ober
bei ben @ot^tfc^'®ermantf^en Sölfem burd^ bad Don JDbtn ober
SBobon, ©uobau, ©obait ftammenbe Sßort God, ®ott. @6en fo
na^m er, in bem gleic^faOd an9 bem dubent^um jtammenben ddlom,
ben in Arabien ouc^ f(^on früher Dor^anbenen 9?amen fLüaf) an,
(ffl. II, 714 ffl.)
2) (SigentUd^er unb richtiger ®inn bed äBorte^ „®ott".
dn feinem eigentlichen unb richtigen ©inn gebraucht bod 9Bort
©Ott bie Synagoge, bte jtirc^e unb ber QAam. {% U, 108.)
Dad äBort ®ott, e^rUi^ermeife gebraucht, bejeic^net eine Don ber Sßelt
Derfc^iebene unb getrennte SBeÜurfac^e, mit ^injufügung ber ^er»
fönlic^teit. @in un))erf Mieter ®ott hingegen i^ eine contradictio
in adjecto. (®. 13.) Sie 8[nna(ime irgenb einer Don ber SBelt
oerfc^tebenen Urfac^e berfelben ifl allein noc^ !ein S^^ei^mud. S)iefer
Derlangt nic^t nur eine Don ber iBelt Derfdjiebene, fonbern eine intelli»
gcnte, b. ^. erfennenbe unb toollenbe, alfo perfbntidje, mithin auij
inbiDibueOe S93c(turfa(^e; eine folc^e tjl ed gang allein, bie \>a9 Sßort
®ott bejeic^net. (Sin unperfönlic^er ®ott ifl gar lein ®ott, fonbern
b(od ein migbrau(^ted SSBort, ein Unbegriff, eine contradictio in ad-
jecto. ($. I, 125.) ^erfonalität unb Saufalität finb gniei
ungertrenntid^e Dualitäten ®otted. ($. 435. 437.)
3) 9[nt^ro))omor))^idmud bed ®ottedgIaubend.
^erfönli^feit, b. ^. bie felbflbetougte dnbiDibualität, njelc^e erft
erlennt unb bann bem Srfannten gemög loid, ift ein ^^änomen,
tt^elc^ed und gang aQein aud ber, auf unferm fteinen Planeten Dor»
l^anbenen, onimalifc^en Statur befannt unb mit biefer fo innig Der!nü))ft
ifl, ba§ e^ Don i§r getrennt unb unabhängig gu benfen toir nid)t nur
nic^t befugt, fonbern auc^ nic^t ein 3RaI fä^ig finb. Sin SBefen
fol^er 9rt nun aber a\9 ben Urf))rung ber Statur felbfl, ja, aÜeö
S)afeind über^au))t angune^men, ifl ein coloffater unb überaud fü^ner
®ebanle, über ben mir erflaunen würben, n^enn niir i^n gum erflen
Wiai Dernä^men unb er ni(^t burd^ bie frü^gcitigfle Sinprägung unb
beftänbige SBieber^oIung und geläufig, ja gur fi^en 3bee geniorbeu
tottre. ($. I, 125.) Der 9nt§ro))omorp^idmud ifl eine bem X^eid'
mn9 burc^aud toef entließe Sigenfc^aft, unb gmar befielt berfelbe ni(^t
etwan b(od in ber menfd(|Ii($en ®erta(t, felbfl nid^t allein in ben
menfc^Iic^en tlffecten unb Seibenfdjaften; fonbern in bem ®runb^
pf^änomm felbfl, nämlid^ in bem eined, gu feiner IPeitung mit einem
dnteQect audgerüfleten äBidend, meld^ed ^^änomen und blod aud ber
animalifc^en Statur, am Dolltommenflen aud ber menfc^Iic^en, befannt
ifl unb fic^ allein ald •dnbiDibualität, bie, toenn fle eine Demünftige
ifl, ^erfönfic^teit ^eigt, benTcn lägt. S)ied beflätigt aud^ ber Sudbrud
„fo toaf^x ®ott lebt''; er ifl ein Sebenbed, b. 1^. mit Crlenntnig
SBoOenbed. Sogar ge^ött eben bed^alb gu einem ®otte auc^ ein
$immel, barin er thront unb regiert. ($. I, 126 fg.)
298 m&m^ttmtixt
un9 Dorfc^mebenbed unb lettenbed Obeal, ober etgeittUc^ eine S^imöve
t>on ber Srfal^rung belunbet toirb; — fonbern t9 tonn unb barf ein
fold^ed niä^t mSglic^ fein; benn e^ to&xt eine DoOflänbige %e^tfertigung
bed äBiUend gunt Seben, btefer be^tette 9tiift, unb \>a9 aufgeben
beffelben toäre ST^or^eit. ($. 422.)
3) ©UtcfftttigTeit unb Zugenb.
S)ie et^ifc^en @t|fleme, fomo^I ))^iIofop^if(^e, ate auf ©(auben^Ie^ren
gefltt^tc, fuc^en bie ®Uidf&Iigfett mit ber SDugenb irgenbmie in 8er=
binbung }u fe^en, bie erfiem entmeber burd^ ben @a^ bed äßtberfpruc^ö,
ober anä} bur(^ ben bed ©runbe^, ©lücfffttigfeit olfo enttteber }um
dbentifd^en, ober )ur ^otge ber S^ugenb in machen, immer fop^ißifc^;
bie (entern aber burc^ 93e§auptung onberer Sßelten, atd bie ber Sr»
fa^ntng m5g(ic^ern)eife befannte. SDem gegenüber fle^t bie »a§re
Betrachtung, für bie bad innere SBefen ber S^ugenb ftc^ ergiebt att
ein Streben in gang entgegengefe^ter 9{i(^tung, al9 bad nad^ ®lüd*
fäligfeit, b. i. SBo^lfein unb geben. (SB. I, 427.)
S)ie Sllten, namentlich bie (Stoiler, auc^ bie $eri))atctiler unb Kla«
bemifer, bemühten ft(^ Dergebtic^, gu betoeifen, bag bie SEugenb ^inreic^e,
bad Seben glücfßd^ }u machen; bie Srfa^rung fc^rie laut bagegen*
SBad bem ^emü^en jener $^i(ofo))^en, toenngleid^ i^nen ni(^t beutlic^
betougt, eigent{i(^ )um ©runbe (ag, koar bie Doraudgefe^te ©erec^«
tigteit ber @a(^e: koer f(^u(bIo9 koar, follte auc^ frei Don Reiben,
alfo glüdlic^ fein. Sber nad^ ber (^riflUd^en Se^re red^tfertigen bie
SBerle ntc^t; bemnac^ ein ÜRenfc^, nienn er au(^ alle ®ere(^tigleit unb
SRenfc^enltebe, mithin bad aya^ov, honestum ausgeübt ^at, bennoc^
mi)t fd^ulblod ifi, fonbern (nac^ Salberon^ ^pxnif) bed SDtenfd^en
grögte @(^u(b bleibt, bag er geboren koarb. On i$o(ge biefer (Sc^ulb
bleibt ber Sßenfc^ mit ^zdjt, auif koenn er aUe jene S^ugenben geübt
^at, ben ))^t|fif4en unb geizigen Seiben ))rei^gegeben, ifl alfo nic^t
gtücflic^. (2B. H, 690 fg. Sergl. unter ©ere^tigfeit: bie en)ige
®ere(^tigfeit.)
OlüdifaligktiUltl)».
1) SSoraudfe^ung ber ©lüdCfäligfeitöle^re.
2)ie ©lüdfäligfcitdle^re (Subämonologte) ifl bie Anleitung ober Sn«
toeifung }u einem mögtii^j^ angenehmen unb glüdlic^en Seben. Sie
fe^t folglich Dorauö, bag bad S)afein bem 92i(^t[ein entf (Rieben Dor»
jugie^en, unb bog koir bafinb, um glüdtlic^ ju fein. Sie beruht alfo
auf einer optimtflifc^en Soraudfe|^ung, bie t)erglic^en mit ber gangen
Befc^affen^eit, bem »efentlic^en S^aralter ht9 Sebend, unb angefe^en
Dom f)'6^txn metap^^fifc^^et^ifd^en ®tanb))unftc aud, ftd^ ate drrt^um
crkoeifl. {% l, 331. SB. U, 726 ff.)
2) SBert^ ber ©lüdEfttligleitdle^re.
Som ))effimiflif(^en ©tanb))unlt avL9, toel^er bie Sorau^fe^ung ber
(Subfimonologie atö einen drrt^um Denoirft, tann bie SuffieOung
®nabe 299
einet fold^en nur auf einet Xccomobation an ben gemb^nlic^en Staub*
pnntt berufen. 2)emna^ fann au^ i^t äBett^ nut ein bebingtet
fein, ba fclbfl bad SBott @ubftmono(ogie nur ein @u))^emi^niud i{!.
(?. I, 331.)
3) On^alt ber ©lücfffiligleitdle^re.
^a ber Unterfd^ieb im Soofe bcr (Sterblichen auf folgenben brei
@runbbef)immungen berul^t:
1) Wa9 Siner ift: bie ))^t|fif(^e, inteDectuelle unb ntoratif(^e
Sef^a^en^eit ber $erfon.
2) 9Bad (Siner ^at: Sigent^um unb Sefi^.
3) 3&ad (Siner Dorfteltt: @^re, 97ang unb 8{u^m —
fo betrachtet bie (©c^open^auerfc^e) (Subämonologte ben @influ§ biefer
i?e6en0güter auf ha9 Sebendglüdf unb t7erg{ei(^t fte in biefer ^tnfi^t mit
einanbcr. S)ad Srgebnig biefer Setrad^tung unb S3ergteid^ung i% bag ber
Cinflug beffen, mad Siner ift ober an f ic^ f eiber ^at, alfo ber Sinflug
ber eigenen ^erfönlic^Ieit auf bad Sebendgtücf Diel tDefentüc^er unb
burc^greifenber ifl, atö ber Sinflug beffen, niad Siner ^at unb toa^
(Siner Dorflellt. S)ie (Subämonologie Derlennt jmar ntc^t ben 9Bert§
biefer beiben legten Sitten oon Sebendgütern für haß Seben^gtüdC, be-
flimmt i^n j[ebod^ nur ald einen relativen. {% 1, 333 — 429.)
Xuger ber 93etrad^tung unb 9$erg(ei(^ung bed Sinfluffeö ber brei
^auptarten Don Sebendgütern auf bad Sebendglüdf ent^ä(t bie (@d^o))en«
^aucxfc^e) (Subttmonologie no^ ,,$arttnefen unb Sßa^imen", 9[n{lc|ten
unb ^at^fc^Iägc, betreffenb bad glUcftic^e Seben, meiere jerfaüen in a) a&»
gemeine, b) in folc^e, njeld^e unfer Ser^alten gegen und felbfl, c) folc^e,
meldte nnfer Ser^alten gegen Snbere, d) folc^e, njeld^e unfer Ser^alten
gegen ben ffieltlauf unb baö ©c^idtfat Betreffen. (^. I, 431—507.)
1) ©egenfa^ jttiifd^en 9?atur unb ®nabe.
9?ot§tt)enbigfeit ifl bad 9{eic^ ber Statur, ^rei^eit ifl ha9
fUeiif ber ®nabe. 9?atur ifl bie 93ej[a^ung M SBiUend jum
Seben, ®nabe bie Verneinung bed SBiQend, bie @r(5fung. (SB. I,
478 fg. 483. Sergl. au^ unter S^riflent^um: $em ber c^rijllic^en
©laubendle^re.)
2) ©nabentoirfung.
SBeil bie ©elbfiauf^ebung bed SiHend Don ber Srfenntnig audgel^t,
aDe (Srfenntnig unb Sinfid^t aber atö folc^e Don ber äBiOfür unab«
gängig ifl; fo ifl au(^ bie Verneinung bed SBillend, ber Eintritt in
bie Srei^eit, nic^t burc^ Vorfa^ }u ersioingen, fonbem ge^t aud beut
innerften Serl|ttttnig M Stfennend jum äBoIIen im SDJenf^en ^etDot,
lommt ba^er ))tö^Iid^ unb toie Don 0ugen angeflogen, ^a^er eben
nannte bie fiirc^e fie ©nabenmirtung. Unb meil in golge folc^er
©nabenioirlung bad ganje Sßefen bed STienfc^en Don ©runb avi9 geünbert
unb umgeTe^tt loitb, fo bag et nic^td mc^t toiU Don SlQem, U)ad er
300 <S)nabenh)a^I — <9ott. ®otte0gIauBe. ^ottedBetougtfein
btd^er fo ^efttg tooDte, atfo kottTItc^ gtetc^fam ein neuer ÜRenfc^ an
bte ©teile be^ alten tritt, nannte fie biefe f^olge ber ©nabenmirfnng
bie aBiebergeburt. (3B. I, 478 fg. Sergl. unter (S^arafter: Sluf«
Hebung be^ ^^aratter^.) 2)ie gttnjltc^e @innedttnberung M ilRenf^en
(SBiebergeburt) ifl nic^t bie äBirfung abfiracter Srfenntnig (St^if),
fonbern intuitiver (Srtenntnig (©nabentoirfung). (2B. I, 625.)
1) SBa^r^eit bcr Ife^re üon ber ©nabenloa^I.
S)er c^riftlid^en Se^re üon ber ©nabentoa^I gab bie Sinfi(^t ben
Urfprung, baß ber ^auptfad^e nnb bem Onncrn nad^ bie ji:ugenb ge«
»iffemtagen, toit ber ©eniu^, angeboren ifl, unb bag fo teenig ai9
abfhacte Sefl^etit Sinem bie S^ijigfeit genialer $robnction beibringen
!ann, eben fo n)enig abflracte St^il einen uneblen S^aralter 3U einem
tugenb^aften, ebeln um^ufc^affen üermog. (2B. 1,624 fg. $.11,243.)
SDad S)ogma üon ber ^räbeftination in ^olge ber ©nabenma^I unb
Ungnabenma^I (Äöm. 9, 11 — 24) iji offenbar au« bcr ffiinfld^t ent*
f))rungen, bag bcr ÜRcnfc^ flc^ nid^t ftnbert, fonbern fein Seben unb
S93anbc(, b. i. fein empirifd^cr S^araltcr, nur bie (Entfaltung bed in«
teOigibeln ifl, bie SnttoidCIung cntf^iebener, fc^on int J(inbe crTennbarer,
unoeränberlic^er Anlagen, ba^er gteid^fant fc^on bei feiner ©cburt fein
993anbe{ feft beftimmt ifl unb jlc^ bi9 an« Snbe im 9Bcfentti(^cn gleic^
bleibt. (93J. I, 346.)
2) S)ie 6onfcquen}en an« bcr Serbinbung biefer
(Einfielt mit jübifd^en 3)ogmen.
SHc Sonfequenjen, toelc^e au« ber ^Bereinigung biefer ganj richtigen
(Einfielt mit ben in ber jübifd^en @(auben«te^re üorgefunbenen 2)ogmen
^crDorgiengen unb nun bie aOergrbgte (Sd^mierigTcit, ben emig unauf«
I0«U^en gorbifc^en Jtnoten gaben, um meieren fidj bie aOermeißen
©treitigleiten ber Stixiit bre^en, fann bie $^iIofo))^ie nic^t übernehmen
unb ücrtretcn. (SB. I, 346.)
Pi/cD&L öavtov, f. ©elbflerfcnntniß.
0ott)ifd)t 6auhunft, f. ard^itectur.
Oott. OotU$Qlaube. tfotttdbtiDuf^tfein.
1) Urffrung be« SBorte« „®ott".
Su« £)rmu}b ift Oe^oDa (fo mie au« S^riman @atan) gemorben.
Ormujb felbft aber flammt au« bem 9ra§mani«mu« ; er ifl näm(i(^
fein anberer, al« dnbra, iener untergeorbnete, oft mit SRenfc^en
rioatirtrenbe ®ott be« Firmament« unb ber ^tmofp^ttre. S)iefet
Onbra'DrmuAb«Oe^ot>a mugte nadjmal« in ba« S^riftent^um , ba e«
in Oubfta entftanb, übergeben, beffen !o«mo))olittfc^cm S^arafter jufolge
er iebo^ feine (Eigennamen ablegte, um in ber ?anbe«fpra(^e j[eber
belehrten Station burc^ ba« StppedatiDum ber burc^ i^n Derbrttngten
übermenf(^ti(^en dnbtDibuen bejeicbnet )u werben, al« ^coc, DeuB,
Oott. ®oned0(QuBc. Gottedbemugtfetn 301
toAift9 t)otn ©aiidfrit Deva {ommt (toot^on aixif devil, Seufet), ober
bei ben ®ot§tfc^'@ennantf^en $$5tfern burc^ bod bon JDbui obev
SBoban, ©uobait, ®oban ftammenbe Sßort God, ®ott. (Sben fo
na^m er, in bem gtet(^faQd an9 bem dubent^um ftamtnenben ddlom,
ben in Arabien oud^ fc^on früher Dor^anbenen Ütanten flüal) an.
(ffl. II, 714 fß.)
2) SigentUd^er unb richtiger @tnn bed SBorted „®oti".
dn feinem eigentlichen unb richtigen ©inn gebraucht ha9 9Bort
©Ott bie @t|nagoge, bie jtir^e unb ber Qilam. (% U, 108.)
^ad äBort ©Ott, e^rUc^ermeife gebraucht, be^eid^net eine Don ber 9Belt
Derfc^iebene unb getrennte iBelturfad^e, mit ^injufügung ber ^er»
fönlid^Ieit. Sin unperfönUc^er ©Ott hingegen i^ eine contradictio
in adjecto. (©. 13.) Sie 9nnQ(ime irgenb einer Don ber SBelt
Derfc^iebenen Urfac^e berfelben ifl aQein noc^ fein Zf^tiimuQ. 2)iefer
t>ertangt nic^t nur eine Don ber ä93ett Derfc^iebene, fonbern eine inteÜi»
gente, b. ^. erfennenbe unb tooHenbe, atfo ))erfönli^c, mithin auij
inbiDibueHe SBeUurfad^e; eine fotc^e tjl t9 gonj allein, bie bad SBort
©Ott be}ei(^net. @in unperfönli(^er ©Ott ifl gor fein ©ott, fonbent
b(o9 ein mtgbrQU(!§ted SBort, ein Unbegriff, eine contradictio in ad-
jecto. {% I, 125.) $erfonaIität unb Saufalität finb {toei
unjertrennlid^e Dualitäten ©otte^. ($. 435. 437.)
3) 9[nt§ro))omor))^idmu^ bed ©ottedglaubend.
^erfönlic^fett, b. ff, bie felbjlbeteugte dnbiDibualität, toelc^e erft
erfeunt unb bann bem (Srfannten gemäg loill, ifl ein ^^änomen,
ml^^ und ganj allein an9 ber, auf unferm f (einen Planeten Dor«
^anbenen, animalifc^en Statur befannt unb mit biefer fo innig Der!nü))ft
ifl, bag ed Don t§r getrennt unb unabhängig ju benfen toix nid)t nur
nid^t befugt, fonbern auc^ nic^t ein Sßal fä^ig finb. Sin SSBefen
fo((^cr 0rt nun aber atö ben Urf))rung ber 9?atur felbfl, ja, aÖed
S)afeind über^aufit anjune^men, ifl ein coloffater unb überaus fü^ner
©ebanle, über ben mir erflaunen toürben, n)cnn »ir i^n jum erflen
9Rat Dernä^men unb er ni(^t burc^ bie frü^geitigfle Sinprägung unb
beflänbige SBieber^oIung und geläufig, '\a jur fi^en Obee geniorben
märe. ($. I, 125.) 3)er Snt^ropomorpl^idmud ifl eine bem X^eid*
mud burc^aud koef entließe (Sigenfc^aft, unb itoax befielt berfelbe nic^t
etnan b(od in ber menfc^Hc^en ©eftalt, felbfl nid^t allein in ben
nenfi^Ud^en tlffecten unb Seibenfc^aften; fonbern in bem ©runb«
y^änomen felbfl, nämlid^ in bem eined, }U feiner ipeitung mit einem
dnteOect andgerüfleten SBidend, tt)el(^ed ^^änomen und blod an9 ber
animaßfc^en 9?atur, am Dodfommenflen aud ber menfc^üc^en, befannt
tft unb fic^ allein ald -SubiDibnaUtät, bie, teenn fie eine Dernünftige
ifl, $erf0nli(^feit ^eigt, benfen läßt. S)ied beflätigt aud^ ber Sudbrud
„fo iDQ^r ©Ott lebt''; er ifl ein Sebenbed, b. 1^. mit Crfenntuig
SoOenbed. Sogar gehört eben bed^atb 3U einem ©otte an(^ ein
$imme(, bariu er thront unb regiert. {% I, 126 fg.)
302 ®ott (Sottedglottbe* ©otte^bekongtfem
2)te Serfu^e, ben j£§ei^mud Dom 8[nt^ro))omor))^i9]nu9 ju reutigeu,
greifen, inbem fte nur an ber @c^aate ju arbeiten mahnen, .gerabeju
fein tnnerfle^ SBefen an; burc^ i§r Semü^en, feinen ©egenftanb abfhroct
gn faffen, fubtimiren fte i^n jn einer unbenttic^en 9}ebelge{lalt. S)em
©Ott, ber nrf))rüngli(^ 3tl)t>\>a mar, ^aben $§ttofo))^en nnb ST^eotogen
eine $üOe nac^ ber anbern au^gejogen, bi^ am Snbe 9?id^td, atö bad
SBort übrig geblieben ift, (?. I, 127. $. 435, 441.)
4) @goi{iif(^er Urf))rung bed ©ottedglauben^.
ÜDer ©otte^gtaube (2:§eitoud) tonrjelt im Sgoi^mu«. (Sr ifl lein
(Srjeugnig ber Srtenntnig, fonbem be9 Sßillend. Sßenn er ur^
fprünglic^ t^eoretifc^ tottre, toit fönnten benn alle feine Senieife fo
unhaltbar fein? S)ie 3lt>i\), bad befittnbige t^ür^ten nnb hoffen,
bringt ben SDZenfc^en ba^in, bag er bie $t|pof!afe perföntic^er SBefen
mac^t, jn benen er beten Tbnne. ®inb flnfang^ ber ®5tter mehrere,
fo toerben f^e f))äter bur^ ba^ SSebürfniß, Sonfequeng, Orbnung unb
(Einheit in bie Srlenntnig jn bringen, ©nem unterworfen , ober gar
auf (Sinen rebndrt. S)ad SBefenttic^e jeboi^ ifl ber S)rang bed
geängfleten 3Renf(^en, fi^ niebergumerfen unb ^ülfe anjuflel^en. !l)amit
alfo fein $er} (SBille) bie (Erleichterung be9 Setend unb ben Slrofl
bed hoffend ^abe, mu§ fein dnteDect i^m einen ®ott fc^affen; nic^t
aber umgete^rt, toeit fein dntellect auf einen ®ott logifd^ richtig ge«
fd^loffen |at, betet er. (^.1,127—131. SB. 1,607.) SDaß SRenfc^en
in i§rer ^erjen^not^ fi(^ überall SBefen erbad^t l^aben, meiere bie
9tatur!räfte unb i^ren Sauf be^errfc^en, um fot^e anrufen ju I5nnen,
ijl fe^r natürlich. (?. I, 117, «nrner!.)
2Bie ber ^ol^t^eidmud bie ^erfonißcation einjetner Streite unb
5häfte ber 9?atur ifl; fo ift ber 3Ronot^eidmud bie ber gangen 9^atur, —
mit einem Schlage. {% U, 404.)
5) äßiberlegung ber 99e^au))tun9, bag tß ein ange»
borened „©ottedbetoußfein'' gebe.
(S9 ifl eine (Srfinbung mobemer ^^ilofop^ieprofefforen, ha9 S)afein
©otted fei jtoar leined Semeifed fä^ig, bebürfe aber auc^ beffelben
nic^t; benn ed t>erfittnbe fid^ Don felbfl, märe unbegmeifelbar, mir Ratten
ein unmittelbare^ „©otte^bemugtfein'^ beffen £)rgan bie Ser«
nunft fei, — eine 9e^au))tung, bie bur^ ben magren Segriff ber
Sentunft miberlegt mirb. (Sergl. Sernunft.) 9Bie t9 ftc^ mit ber
©enefid bed ©ottedbemugtfeind eigentli^ Der^ftlt, fonn eine bilbUd^e
SDarjleOung, ein fiu))ferfli4 lehren, ber und eine äRutter geigt, bie i^r
breiitt^rige«, mit gefalteten $änben auf bem S3ette Inieenbed Jtinb gum
93eten abrichtet; gemig ein häufiger Sorgang, ber eben bie ©enefid M
©ottedbemu^tfeind ausmacht; benn ed ifl nid^t gu begmeifetn, ba§,
nac^bem im garteflen S((ter bad im erften SBad^dt^um begriffene ©e»
l^im fo gugeric^tet morbcn, i^m bad ©ottedbemugtfein fo fefi einge«
mad^fen ifl, ate märe ed mirllic^ angeboren. ($. I, 122. ©.112 fg.
e. 150 fg. SB. I, 617 fg.)
(9ott ©otte^glauBe* @otte9Bett)uBtfehi 303
3u hex ^^Uofop^ie }u legten, ber t^eologifc^e @runbgeban!e (bad
!Z)afem bed ))erföntid^en ®otte«) Derflttnbe ftd^ Don felbfl unb bte ^er«
nnnft Mxt eben nur bte t^ä^tgfett, benfetben unmittelbar gu foffen
unb ate n)a^r ju erfennen, ifl ein unDerfd^ämted ^Jorgeben. ^liä^t nur
barf in ber $^i(ofop^ie ein fold^er ©ebanle nic^t o§ne ben toHgüItigflen
9en)eid angenommen werben, fonbern fogar ber 9{eIigion ift er
bur^aud ni^t loefentlic^, toie ber at^eiflifc^e 93ubb^aidmu^ bejeugt.
{% I, 125 fg. 200.)
6) 3)ie Seioeife für ha9 ^afein ©otted.
a) Urfprung ber Seioeife.
*S)a bie SBirflid^teit bed ^afeind ®otted nic^t burd^ em))irif^e
Ueberfü^rung ge}eigt werben fann; fo n)äre ber näd^fie (Stritt eigent«
lid^ gemefen, bie SDtögtic^Ieit beffelben au^^umac^en. ©tatt beffen
unternahm man, fogar bie 97ot^menbig!eit beffelben }n ben^eifen,
alfo ©Ott ate not^menbiged Sßefen barjut^un. 9?un ifl 97ot^«
menbigfeit überall nic^td Snbered, ate Hb^ängigleit einer Solge Don
i^rem ©runbe, a(fo ba^ Eintreten ober ©e^en ber i$o(ge, loeil ber
©runb gegeben ifl. (Sergl. 9?ot^tt)enbigfeit.) Unter ben üier Sfrten
Don ©rünben aber (Dergl. ©runb) fanb man l^ieju nur ben ©runb
ht9 äßerbend (Urfac^e) unb ben ©runb bed (Sriennend (Segriff)
brauchbar. S)emgem(ig entfianben itoti 9en)eife be« S)afein0 ©otte^,
ber lodmologif^e unb ber ontoIogif(^e, ber eine nad^ bem @at$
Dom ©runb bed S93 erbend (Urfac^e), ber anbere nad^ bem Dom ©runb
bed (Erfennend (Scgnff). ^er erfle toiS nad^ hem ©efe^e ber
Saufalitttt bie Stot^toenbigfeit M S)afeind ©otted ald eine }ff)t)'
fifd^e bartl^un, inbem er bie SBelt aU eine 93)irfung auffagt, bie
eine Urfac^e ^aben muffe. Diefem fodmologifd^en Seioeife »irb fo«>
bann ald Seifianb unb Unterfiü^ung ber ))^t|fi{ot6eoIogifd^e bei«
gegeben, tozläfvc bie 3^^<^^6^S^^i^ ^^^ ^^^^ ^I^ ^^"^ SBirfung
auffaßt, bie einen erlennenben unb n)oIIenben 9BeItur§eber }ur Urfad^e
^aben muffe.
ÜDer jkoeite Semeid bed ^afeind ©otted, ber ontologifd^e,
nimmt nic^t ha^ ©efe(} ber (Saufatttöt, fonbern ben @a^ Dom ©runbe
bed (Erfennend jum Seitfaben, fuc^t alfo bie 92ot^tt)enbigfeit bed !Z)a«
feind ©otted d9 eine logifc^e barjut^un. 97ämlid^ bur^ b(od
analst tfc^ed Urt^eilen aud bem Segriff ©ott foU ftd^ ^ier fein
3)afein ergeben, fo bag man bem ©ubject ©ott bad $rttbicat 'S^a»
fein nid^t abf))redben tonne, obne einen äßiberfprui^ }u begeben. 3)ied
fud^t man mittelft bed Segriff d „SoHfommen^eit" ober audj „9tea«
litflt" ald terminus medius }n erreichen. ($. I, 115 ff.)
b) Äritif ber Setoeife.
1. 2)er lodmotogifc^e Semeid, melc^er am flärffien in ber
äBoIfif^en Saffung fo audgebrüdt mirb: „menn irgenb etmad e^iflirt,
fo e^ifiirt aud) ein fc^Iec^t^in not^menbiged Sefen", — giebt }unft(^fl
306 ®rammatt( — (dragte
je^tetn xo^m, Iraffen, abfc^eult^en Ouben'3)ogtna (bed ®ott:»©d^ö))ferd)
fonn fo tDenig UnflerMtc^Iett att gret^eit be^ SBiDend befielen. ($. 439.)
Grammatik.
3ur Sögtt Der^ttlt fic^ bte ©rarnrndttl, lote bad ßleib jum Seibe,
ober mie bte toefentUc^en, bie ©runbbeflanbt^eile j[eber ®pxaijt btibenbeu
@))ra^fotinen }u ben aOgemeinen allem ÜDenten ju ©runbe liegcnben
2)enIformen. tllletn bie 3)entform unb bie grammatifd^e Sorm
brouc^en ftd^ nic^t gu becfen. Slled ÜDenfen beße^t im Urteilen unb
jebed Urt^eil enthält ©ubject, $räbicat unb Sopuld, leitete entmeber
affttmotiD ober negotto; ober nic^t jebe^ oon biefen brei 9eflanbt^ei(en
bed Urt^eitö braud^t burc^ ein eigene^ SBort ober einen eigenen S^ebe«
t^eil begeid^net gu fein. £)f t bejei^net e i n Sßort ^rttbicat unb Sopula,
loie: ^/Sajud altert"; bi^toeilen ein 993ort aQe S)rei, n)ie: concumtor,
b. §. bie $eere »erben ^anbgemein. $ieran^ er^eOt, ba§ man bie
t^ormen bed 2)enTen^ bod^ ni^t fo gerabeju unb unmittelbar in ben
SBorten, noc^ fetbfl in ben 9{ebet^eilen ju fuc^en ^at; ba bad fetbe
Urt^eil in Derfd^iebenen, ja fogar in ber felben @))rac^e burc^ oer«
fd^iebene SBorte unb felb^ burc^ oerfc^iebene Sfebet^eile au^gebrüdFt
»erben fann, ber ®eban!e aber bemtoc^ ber fetbe bteibt, fotglid^ anc^
feine ^otm; Denn ber ©ebante fönnte nic^t ber felbe fein bei oerfc^te«
bener ^orm be^ 3)enlend felbfl. SSBo^I aber lann bad SßortgebUbr,
bei glei^em ©cbanlen unb gleicher Somt beffelben, ein oerfc^iebened
fein; benn t9 ifl blod bie äußere SinHeibung beö ©ebanlend, ber
hingegen Don feiner gorm ungertrennlid^ i^. Klfo erläutert bie
©rammatif nur bie (Einüeibung ber 3>enIformen. ÜDie 9{ebet^ei(e laffen
fic^ ba§er ableiten an9 ben urf))rüngli(^en, Don allen @pro(^en unab-
hängigen ^euTformen fetbfl; biefe mit aUen i^ren iÖJobificationen
audjubrüdten ifl i^re 93eflimmung. (SB. I, 566—668.)
0raufamkritf f. 95fe. Sod^eit
tfratiität.
!Der fefie, ))raltif^e Seben^ernfl, »etc^en bie 9{ömer oU gravitas
bejeic^neten, fe^t ooraud, bag ber OnteÜect nid|t ben ^ienfl bed
SSiOend oerlaffe, um ^inaudjufc^toeifen )u 3)em, toad biefen nid^t
angebt; bamm (Sgt er ni(^t \tnt9 Sudeinanbertreten beö dnteUectd
unb bed äBiOend ju, tot^t» Sebingung ht9 ®enie^ ift. (9B. n, 441.)
tfrouitation, f. ©c^toere.
1) Unterfd^ieb }»if^en ®ra}ie unb @d^6n^eit.
@^ön^eit ift bie entf))re(^enbe 2)arfleIIung (abSqnate £)b|ectioatton)
M SBillend überhaupt bur^ feine b(od rciumli^e @rf Meinung;
®ra}ie hingegen ifl bie entfpred^enbe ^arfiellung be^ äBiDend bur(^
feine jeitlic^e (Srf^einung, b. ^. ber ooHIommen ri^tige unb ange«
meffene XudbrudF iebed SBiUenöacte^ burc^ bie i^n objectiDirenbe
— ©riedjen 307
Setoegung unb Stellung. 3)a Setoegung unb Stellung ben Setb
f^on Doraudfe^en, fo fagt SBindelmann ri^tig: „S)te ©ragte ifi ha9
eigent^ümltc^e Ser^ättntg ber ^anbetnben $erfon }ur $anbtung/' 3)ie
©rajte befielt battn, ba§ jebe ^etoegung unb Stellung auf bte (etc^«
tefle, angemeffenße unb bequemfle Srt audgefü^rt totrht unb fonad^
ber rein entf))red6enbe Sndbrud i^rer Sbfic^t, ober bed SBtQen^acte^
fei, o^ne Ueberflüfflged, toaö aU }to)edCn)ibriged, bebeutungdlofed Raubtieren
ober Derbre^te SteUung, o^ne (Srmangelnbe^, toa9 aU ^Stjerne Steifheit
fi^ borflellt. (SB, I, 263 fg.)
2) ©egenfa^ ber ^ftauje gegen Z^itx unb ÜRenfc^ in
Sejte^ung auf ©rajie.
3)a bte ^flonje eine blo9 rftumlid^e Srfd^einung bed SBiDend i\t, ha
feine Setuegung unb folglich feine ^egie^ung auf bie ^tit (abgefc^en
Dou i^rer Suttticflung) }um Sludbrud i^re^ SBefend gehört, bie ©rajie
(hingegen in ber Bewegung fic^ geigt, fo folgt, bag ^flangen gtoar
@49n§eit, aber feine ©rajie beigelegt »erben fann, e^ fei benn int
figiitli^en Sinn, Spieren unb SReitf^en aber %eibe^, Sd^5n§eit unb
©rogie. (SB. I, 264.)
3) 2Sad bie ©ragie aU t^re 93ebingung oorau^fe^t.
S)ie @ragie fe(t ein rid^tiged Sbenntaag aOer ©lieber, einen rege!«
testen, ^amtonifd^en Körperbau al9 i^re Sebingung tioraud; ba nur
mtttelfl biefer bie oollfonintene Seic^tigleit unb augenfc^etnlic^e S^id^
mdgigfeit in allen Stellungen unb Setoegungen ntöglid^ ift. Slfo ifl
bte ©ragie nie o^ne einen gen)iffen ©rab ber Sc^ön^eit bed ftörperd.
Seibe DoDfontnten unb im Serein ftnb bie beutltc^fie (£rf(^einung be^
äßillend auf ber oberfien Stufe fetner Dbiectitiation. (2B. I, 264 fg.)
Bttn}t.
ytaäi ber ariflotetif^en Senieidfü^rung für bie aOmäligfeit j|eber
Serättberung §etgt an einanber grengen bie gegenfeitigen ttugerflen
(Snben getneinfc^aftUc^ ^aben; folgltd) fönncn nur givei Sudgebe^nte,
niift gtoei Unt^eilbare (ba fie fonft (Sind tettren), an einanber grengen,
folglich nur Sinien, nic^t bloge fünfte. 3)ied toirb aldbann t)om
9?auin auf bie ^tit übertragen. SBie gniifc^en gnei fünften immer
no^ eine Sinie, fo ift gtoifc^en gtuei de^t immer noc^ eine ^tit, unb
biefe tfl bie ßtxt ber Serftnberung. S)er Sa^ bed Xrifloteied oux
eon oXXiqXcjv exo|xeva xa v\)v finbet ft^ bei Jtant loiebergegeben
mit „gtttf(|ett gloei Sugenblicfen ift immer eine S^iV\ ©egen biefen
Vn^ntd Iftgt ^d^ etntoenben : ,, f ogor gn)if(l^en gtoei Oa^r^unberten ifi
feine; met( ed in ber QAi, toit im Kaum, eine reine ©renge geben
muß/' (©. 94—96.)
C(ritc4ttt) f. bie Xlten.
20*
308 ®xob§ett
1) ©rob^eit a(d ©egenfa^ ber ^öfUc^fett.
$öfU(^Tett ifl nur eine grtn^enbe Wta&t, Sßenn aber (Smer grob
iptrb, ba ifl t9, ald ^ätte er bie fileiber abgeworfen unb fiänbe in
poriB naturalibus ba. Sreitic^ nimmt er ftc^ bann, koie bie meiften
aWcnfc^en, in biefem 3upanbe f(^Ie(^t an«. (^. I, 493.)
2) ©rob^eit aU inftinctit)er ^unftgriff beim S)id))U'
tiren unb ©egenregel gegen benfelben.
@o))^iflen ujenben bem überlegnen ©egner gegenüber, ber i^nen i^re
@ot>E|tfltf nac^toeifi, erfi ©c^Itc^e unb ©(Juanen an unb tovchtn bann
fc^IiegUcI^ grob unb beleibigenb. S)enn bied ifl bad WtxtUl, burc^
mlijt^ 3eber {tc^ debem gteic^ fe^en unb felbfl bie gr5§te inteUectueDe
Ungleichheit augenblidClic^ ausgleichen tann. ^n biefem ÜRittel fU^It
ba^er bie niebrige 92atur eine fogar inflinctioe Sufforberung, fobatb fte
geiftige Ueberlegen^eit 3U f puren anfängt. ($. I, 47.) S)ad $er«
fSnltc^koerben, bei »etc^em man ben ©egenflanb beS Streitet ^'ganj
oeriftgt unb feinen Singriff auf bie $erfon bed ©egnerd rid^tet, inbem
man fränfenb, ^ämif^, beleibigenb, grob n)irb, ifl ein fe^r be*
liebter ertfiifc^er Jlunfigriff, teeit deber jur 9udfü^rung tauglich
ifl. (©. 34.)
©elaffen^eit unb jtattbtütigfeit ifl gegen biefen Jlunflgriff nic^t
audreic{)enb, ifl auc^ nid)t Oebem gegeben. ÜDie einjig ftd^ere ©egen*
regel ifl: 9Hc^t mit bem Srflen bem Seflen }u bidputiren, fonbem
aQein mit (Solchen, bie man aH oerflänbig unb als empfänglich für
©egengrünbe unb für äBa^r^eit, auc^ mnn fie aud bem SRunbe beS
©egnerd tommt, tennt. (^. 34 fg.)
3) 3)ie ritterliche Smpfinblic^teit gegen ®rob§eit
S)ad ritterliche S^renprincip forbert für Seleibigungen blutige
9iac^e. SBa^re ©elbflfc^ä^ung hingegen oerlei^t, ben dnjurien gegen«
über, ©teic^gültigfeit. SBenn man bemnad^ nur erfl ben Aberglauben
beS ritterli(^en (l^renprincipd (od nittre, fo bag 9!iemanb meE|r Der«
meinen bürfte, burc^ ©c^impfen irgenb etwad ber (S^re eined Snbern
nehmen ober ber feinigen koiebergeben 3U fönnen, auc^ nid^t me§r j[ebe
Sto^^eit ober ©robl^eit fogleic^ legitimirt »erben I5nnte burc^ bie
Sereittoilligteit, ©atisfaction }u geben, b. ^. fic^ bafür }u fc^Iagen;
fo niürbe balb bie Sinft^t allgemein totrhtn, bag, nienn ed an'S
®({|mä^en unb @c^impfen ge§t, ber in biefem Stampfe Sefiegte ber
©ieger ifl. gcmer »ürbe in ber ©efeüfc^aft ber wa^re gute Ion
herbeigeführt merben; bie p^^ftfc^e (Sourage niürbe ni^t me^r ben
Primat über bie geiflige Ueberlegenl^eit f)abm, unb bie Dorjügtic^en
aWenfc^en ni^t mc§r oon ber ©efeflf^aft gurüigefc^recft »erben.
($• I, 406 fg. «ergl. auc^ (8mpfinblid^!eit.)
©töge — ®runb 309
Otöft (im geifltgen @tnne).
1) SBorin ber @egetifa^ jioifc^en (geifitger) ©rbge unb
ÄIcin§eit bcjicl^t.
®ro§ ifl nur S)er, ipelc^er bei feinem SBirfen, biefed fei nun ein
prafttfc^eö, ober ein t^eoretifd^ed, nic^t feine ©ac^e fuc^t; fonbern
atletn einen objecttDen S^td verfolgt; er ifl ed aber felbft bann noc^,
toann, im ^raftifc^en, biefer ^totd ein migoerfianbener, unb^fogar, toenn
er, in golge baDon, ein Serbrec^en fein foHte. S)ag er nic^t fic^
unb feine ©ac^e fuc^t, bie^ mad^t i^n, unter allen Umflänben,
gro§. ff lein hingegen ifl aUe^ auf perfönlic^e ßxotdt gerichtete
treiben; meit ber baburc^ in £^ätigfeit Serfe^te fi(^ nur in feiner
eigenen, Derfc^winbenb üeinen $erfon erfennt unb fmbet. hingegen
mer grog ifl, erfennt ftc^ in SDem unb ba^er im ©anjen; er lebt
nic^t, mie dener, aOein im SDtitrofo^mod, fonbern noc^ me^r im
aRafroIodmod. (9B. U, 439.)
2) ©em ba« ?räbicat „groß" gebührt/
3)em ©efagten jufolge gebührt nur bem n)a§ren gelben, in irgenb
einem @inn, unb bem ©enie, aü mldft, ber menfc^Iic^en Statur
entgegen, ntd^t i^re eigene ©ac^e gefuc^t, nic^t für fid^, fonbern für
aOe gelebt ^aben, bad erhabene ^rftbicat „grog''. (2B. II, 439.)
3) SBarum ber ®roge nic^t fletö grog ift
SBte offenbar bie SSermeifien fletd ffein fein muffen unb nie»
male groß fein tonnen; fo ifl bod^ bad Umgele^rte nic^t möglich,
ba§ nftmfic^ Siner ftetd unb jeben Stugenblid grog fei. 3)enn jeber
große 3Rann muß bennoc^ oft nur bad dnbioibuum fein, nur f ic^ im
§[uge §aben, unb bad ^eißt tiein fein. $ierauf beruht bie fe§r
loid^tige Semerfung, baß fein $etb e^ bor feinem ffammerbiener bleibt,
nic^t aber barauf, baß ber ffammerbiener ben gelben nic^t ju fc^ä^en
mfle^e. (SB. ü, 439.) ^
Ontnlli. ®a^ t^om jurcic^enben ®runbe.
I. tnigemeine^ über ben @a^ bom sttrei(|enben (Brmtbe*
1) ©inn unb gormel beffelben.
!3)er allgemeine ®inn be^ ©a^e^ bom ®runbe läuft barauf 3uriid,
baß immer unb überall deglic^ed nur ber möge eine« Xnbern iß.
(®. 158.) Die allgemeine gormel beffelben ifl bie SBolftf(^c: Nihü
est sine ratione cur potius sit quam non sit: Ütid^tÖ ift o^ne
®runb »arum ed fei. (®. 5.)
2) «»)rioritat beffelben.
Der ©a^ bom ®runbe ift bie f^orm, in ber bad flet^ burd^ ba^
©ubjlect bebingte Dbject, tnddjtx Xrt ed axxdi fei, überall ertannt n)trb,
fofent bad ©ubject ein erfennenbed dnbibibuum ifl. (933. 1, Sorrebe XL)
(St ifl ber %udbrud[ ber allgemeinflen unb burc^gttngigflen gorm
310 ©ntnb
unferd dntellectd. 9n i^n uitb feine t)erf(^iebenen ©efialten ifl unfer
gefammte^ Sriennen unb begreifen gebunben. (S. 11, 734 fg.)
®er ®q6 Dom ©runbc ifl ein f^nt^ctifc^cr a priori. (®. 158.) @t
ifl ber gemeinfc^aftttd^e Sudbrudf für aQe und a priori belougten
fjornicn bc« Dbicctö (3eit, JRanm unb eaufalität), unb bo^er ifl «aeö,
n)ad mir rein a priori niiffen, nic^td, al9 eben ber dn^alt bed @a^ed
Dom ©runbc unb toa9 aud biefem folgt. On i§m ifi alfo eigentlid^
unfere ganje a priori gett)iffe SrTenntnig audgefproc^cn. (9B. I, 6.)
3) ©ebiet ber ©Ultigfeit beffelbem
S)a ber ©a^ bom ®ntnbe in allen feinen ©eflalten af)riorif(^
ifl, alfo in unferm On teile et lourjett; fo barf er nic^t auf bad
©anje aDer bafeienben S)inge, bie 2BeIt, mit Sinfc^Iug biefed dn*
tellectd, in tceld^em fte baf!el^t, angen^enbet »erben. S)enn eine folc^e,
Vermöge apriorifc^er i^ormen ftc^ barfleQenbe ä93e(t ift eben be^^alb
bloge (Srfc^einung; load ba^er nur in ^otge eben biefer formen
Don i^r gilt, finbet leine Snn^enbung auf fte felbfl, b. ^. auf bad in
i§r fl(^ barfteOenbe 2)ing an fid^. S)a^er fann man nic^t fagen:
„ÜDie SBelt unb aQe !Cinge in i^r e^ifiiren bermöge eined Xnbem^';
toelc^er @a^ ber fodmologifc^e Setueid bed (Cafeind ©otted ift.
(®. 158. m I, SSorrebe X. SB. I, 96. SB. n, 677. 734.) Oeber
®runb fann nur innerhalb einer ber ben berfc^iebenen Srten bon
®rünben entfprec^enben klaffen bon £)b)ecten unferd SorßeQung^*
bermögend, — bie fotgli^, mit fammt biefem Sermbgen, fein ®ebraud^
fc^on al9 gegeben borau^fe^t unb fic^ bieffeitd ^ält, — gelten, nic^t
aber auger^alb berfelben, ober gar au§er^alb aOer Objiecte. (®. 160.)
& lann ni^t genug eingefc^ftrft koerben, bag gmifc^en @ubj[ect unb
Dbiect gar lein Ser(}ttltnig nad^ bem ®a^ bom ®runbe @tatt finbet.
£)bj[ect unb ©ubject ge^en ate erf!e Sebingung aller Srfenntnig bem
©a^e bom ®runbe überhaupt bor^er, ba biefer nur bie t^omt alle^
Objecto, bie burc^gängige 9rt unb Sßeife feiner @rfc^einung ift, ba^
Dbject aber immer f^on ba^ @u6)ect boraudfe^t; jmifc^en beiben
alfo fann fein Ser^ältnig bon ®runb unb Solge fein. Seibe liegen
folglich auger^alb bed ®ebiete^ ber ®ültigfeit be^ ®a^ed bom ®runbe.
(3Q. I, 16. 38 fg.) 2)er ©a^ bom ®runb^e ^at nur innerhalb bed
®ebieted ber Dbjecte ®eltung. Oebed irgenb mögliche Dbjiect ift
bemfelben unterworfen, b. §. fle^t in einer not^nienbigen Se^ie^ung
}u anbern Dbjlecten, einerfeitd ate befiimmt, anbererfeitd ate befiimmenb;
bie9 ge^t fo meit, bag bad ganje 3)afein aQer Dbjecte, fofem fie
Dbiecte, b. §. SorfieOungen unb nic^td Snbered ftnb, ganj unb gar
jurüdläuft auf jene i^re not^loenbige Sejie^ung ju einanber, nur in
fold^er befiehlt, olfo gänjlic^ relatib ifi- (SB. 1, 7.)
4) SBic^tigfeit beffelben.
3>er ©a^ bom ®mnbe barf bie ®mnbtage aQer äBiffenfd^aft
genannt »erben, ba SBiffenfc^aft fein bloge« Aggregat, fonbem ein
@9{tem bon Srtenntniffen ift. S)ad eben unterf Reibet jebe SBiffenfd^aft
®rttnb 311
tioti bem biegen Aggregat, bag t§re @rtenntsttffe eine au^ ber anbern,
aU i^rem ®runbe folgen, ßuhtm enthalten fafl aDe SBtffenfc^aften
Senntniffe ton Urfac^en, m9 benen bie äBirfungen fid^ beftimnten
(äffen, unb eben fo anbete (Srfenntniffe bon t^olgen an9 ©rUnben.
S)ad SBarum, mif »eitlem bte Sßtffenfd^aften fragen, bte 9?ot^«
wenbigfeit, nac^ ber fie forfd^en, f)ai bte apriorifd^e ®etoi§§ett, bag
9Qed einen ®runb ^abe, }ur Soraudfe^ung. dnfofern ifi alfo ber
®a^ Dom ®runbe bie SRutter aller SBiffenfc^aften. (®. 4.) «uc^
finbet ftc^, bag in jeber Sßiffenfc^aft Sine ber ®ef}a(tungen bed ©a^ed
Dom @runbe Dor ben übrigen ber Seitfaben ifi, unb bag nac^ biefem
^rincip ft(^ bie oberfle Sint^eilung aller SSBiffenfc^aften andfü^ren lägt
(©• 157. 9B. l, 97; II, 139. — SergU SQBiffenfc^aft.)
SDer ®a^ bom ®mnbe ifl bad $rincip alter SrlUrung.
(®. 156. 835. I, 88. — Sergt. Srflttrung.)
5) Unben)eidbarleit beffetben.
Sinen Semeid für ben @a^ bom ®mnbe ju fu^en ifi eine bon
üRangel an Sefonnen^eit jeugenbe Serfe^rt^eit. S)enn j[eber Setoeid
tfl bie S)artegung bed ®rnnbed }u einem audgefpro^enen Urt^eil,
loelc^ed eben baburc^ bad ^rttbtcat ma^r erhält. @6en bon biefem
(Srforberntg eined ®runbed fUr iebed Urt^eil ifl ber @a^ bom ®runbe
ber %udbrudE. äBer nun einen Sewcid, b. i. bie S)arlegung eined
@runbed für t^n forberte, fe^t i^n eben baburc^ fd^on aU ma^r bor«
aud, la, fiü^t feine t^orberung eben auf biefe Soraudfe^ung, gerät^
a(fo in einen Sirlel. (®. 23 fg.) SDad ®ek9iffefte unb überaU Un«
erffärbare ifl ber On^aU bed Sa^ed bom ®runbe. SDe Srttttrung ifl
3unidfü^rung auf i^n. Sr if! fonac^ bad ^rincip aDer Srllcirung
unb ba^er nid^t fetbfi einer SrnSrung ftt^ig, noc^ i^rer bebürftig; ba
jebe i§n fc^on boraudfe^t unb nur bur^ i^n Sebeutung erhält. 92un
f^at aber feine feiner ©eftalten einen Sorjug bor ber anbem; er ifl
gleich getuig unb unbemeidbar al9 Safe bom ®runbe bed @eind, ober
bed SEBerbend, ober bed ^anbelnd, ober bed (Srfennend. (2B. I, 88. 96.
®. 156.)
6) S)ie bierfad^e äSSurjel ^beffelben unb i^r gemein«
fc^aftlic^er Urfprung.
SDer @afe oom jureic^enben ®runbe ifl ein gemeinfc^afttic^er 3(ud<
brud für bier ganj berf^iebene SSer^ttttniffe (bier Srten bon ®rünben
unb Solgen), bereu j[ebe9 auf einem befonbern unb (ba ber ®afe bom
jureid^enben ®runbe ein f^nt^etifc^er a priori ifl) a priori gegebenen
@efefee beruht. ÜDiefe bier Ser^ältniffe bilben bie bierfac^e 9Bur}eI
M ©afeed bom }ureid^enben ®mnbe. (®. 3. 27. 158.)
®emftg nämlid^ ben berfc^iebenen (Slaffen, in koelc^e bie Dbiecte
)erfallen, erfc^eint jene not^menbige 93e)ie^ung, koel^e ber @afe bom
®rnnbe im allgemeinen audbrüdt, in berf^iebenen ®efla(ten. (3B. I, 7.)
8ott ben bier, nad^ bem met^obifc^en ®runbfafe ber ©pecification
gefnnbenen ®efla(ten mug nad^ bem ®runbfafe ber $omogeneität
312 ®runb
(f. STlet^obe) angenommen toerbcn, bog, fo tvte fle in einem gemein«
fd^aftli^cn Sludbrudf jufammcntreffen, fte anif aud einer unb berfelben
Urbefd^affen^eit unferd ganzen @rfenntntßt)erm5gend, a{9 i^rer gemein«
,f(i^QftIid|cn SBurjct, entf»)ringen. (®. 158.) Diefe Urbcft^affen^eit
befielt barin, ba| Miji^, b. ^. feine Sorfiellung, lein £)b][ect bed
erfennenben ©ubject^, ol^ne ^n^ammtnfianQ mit Snberm W9
Semugtfein treten fann. Unfer erfennenbed Setuugtfein, a(d öu§erc
unb innere ©inntit^feit (9teceptioität), S3crflanb unb Vernunft auftretenb,
jcrfädt in ©ubject unb Objcct. Dbject für ba^ ©ubject fein unb
unfere Sorflellung fein ifl bad @eI6e. 92nn aber flnbet fid^, bag
ade unfere SorfteHungen unter einanber in einer gefe^mägigen unb
ber t^ornt nac^ a priori beflimntbaren Serbinbung flehen, Derm5gc
tüAä)tt mijt9 für fic^ Sefte^enbed unb Unabhängige^, aud) nic^t^
(Sinjelned unb Slbgertffened, Object für und werben Tann. SDiefe
Serbinbung ift t9, meiere ber @a( Dom ^ureic^enben ®runbe, in
feiner Allgemeinheit, audbrüdft. (®. 27.) ÜDer ©a^ Dom jureic^enben
©runbe ifl 9udbru(f ber im Onnerflen unferö SrfenntnigDermögend
liegeuben ©runbform einer not^menbigen Serbinbung aQer unferer
Dbjccte, b. ^. Sorfleffungen. (®. 90.) So lann feine SSorfleUung
o^ne allen 3"f^^^^"^^"9 ^^^^ ^i"<^^ anbern in unfer S3en)ugtfcin
fommen; bag aber bied ni^t gefc^e^en fann, ifi eben bie (gemeinfc^aft«
lic^e) SBurjet bed ©a^jed Dom gureic^enben ®runbe. (®. 146.)
u. 2)ie Dier @efta(ten be^ Sa^ed Dom anrei^enben Srunbe*
1) ®efc^i(^tli(^ed.
3!)ie SUten brachten ed noc^ nic^t gur beutfid^en Unterfc^eibung
jtüifc^en ber gorberung eined (Erfenntniggrunbed gur Segrünbung
eined Urt^eitd unb ber einer Urfac^e gum (Eintritt eined realen Sov«
ganged. (®. 9.) Seibnif^ ^at guerfl ben ©a^ Dom ® runbe a\9
einen ^auptgrunbfafe aQer Srfenntnig unb SBiffenfc^aft f5rmli(^ auf«
gefteQt, Sßotf ift ber Srfle, »eldjer bie beiben $au))tbebeutungen
beffelben (Srfenntniggrunb unb Urfac^e) audbrüdlic^ gefonbert unb i^ren
Unterfd^icb audeinanber gefegt E|at. (®. 17 fg.) dm ®an^en ergicbt
fi(^ an9 ber gefdfic^tüc^en Ueberfid^t bed (Dor @d^of)en^auer) über ben
©a^ Dom ©runbe ©ele^rten, bag man, obmo^I erfl aOmäüg unb
auffollenb fpSt, aud^ nic^t o^ne öfter Don 92euem in Sern)ed)felungen
unb Se^Igriffe gu gerat^en, gmei Stnmenbungen bed ©at^ed unter«
fc^ieben ^at: bie eine auf Urt^eile, bie, um ma^r gu fein, immer
einen ®runb, bie anbere auf SerSnberungen realer Dbjecte, bie
immer eine Urfac^e ^aben muffen. 3J2an ^at a(fo noc^ nic^t alle
f^älle erfannt unb unterfd^ieben, in benen ber ©a|} Dom ®runbe gut
^rage SBarum berechtigt. (Srfl ©c^open^auer ^at gu ben beiben
genannten Arten M ®runbed (Srfenntniggrunb unb ttrfac^e) noc^ gtoet
^ingtt entbecft, bie Don {enen Derf (Rieben finb, ben ©eindgrunb rnib
ba« SRotiD. (®. 25.)
Oruttb 313
2) Darlegung ber bier ©cjlaltcn.
3)cr ©Qß t)om ®runbc l^at ütcr öcrfc^icbcnc ©cflaltcn, bcrcn {cbc
in einer anbeni Älaffc öon SSorpclIungen (öon Dbj[cctcn für baö ©ub^^
ject) ^crrft^t.
a) ®Q^ tont ©runbe bed Sßerbend. (©efe^ ber
Soufalität)
3n biefer (Seflalt ^errfc^t ber ®o6 öom ©runbe in ber filaffe ber
anf^aulic^en, Doltfidnbigen, entf)irif({|en 93or{!eUungen,
b. ij. im ©ebiete ber concrcten ©egenftänbe ber entpirifc^ realen S$elt
Sllle in bem S^ompte^: ber erfo^rung^mägigen 9{eaUtät {td^ barfleUenben
Objiecte futb, ^infic^tlic^ be^ Sin« unb 9udtrittd i^rer 3ußänbe,
mithin in ber 9ti({|tung bed Saufet ber Qzit, burc^ bad ©efcg ber
Saufalttöt mit cinanber üerfnüpft, b* §. jebe Serünberung ifl Sßir«
hing einer onbem, i^r oorl^ergegangenen 93eränberung, toel^e in Se«
gie^ung auf fie Urfa^e, in 93e}ic^ung auf eine britte^ i§r felbft lieber
not^menbig t^or^ergegangene Seränberung aber 2Bir!ung l^eißt. üDie^
ifl bic anfang«Iofe Rette ber Saufalitat. 3)aö ©cfcft ber eaufalität
fle^t bemnac^ in au9f(^(ieg(i({|er 9ejie()ung ouf Seränberungen unb
^at e« nur mit biefen ju t^nn; eö ip falfc^, ju fagen, ein Dbject
fei Urfac^e eined anbern, ba immer nur ein 3uf^<^n^ Urfac^e eined
onbcm iji, (®. 28—36. 333. II, 46—50.)
Son ber enblofen itette ber Urfac^en unb SBirfungen, toeld^e aQe
Seränberungen leitet, aber nimmer \iij über biefe §inaud erfhedt,
bleiben, eben be^^atb, jmei Sßefen unberührt; bie SRaterie unb bie
urfprilnglic^en 9?aturfröfte, jeneate ber 2 rag er aller Seränberungen
ober ha9, tooran fie Dorge^en; biefe al9 ^a9, t)ermöge beffen bie
Seränberungcn ober Sirhingen überhaupt möglid^ finb. ®aö, toa^ ben
Urfa(^cn bie gä^igfcit ju njirfen affererft ertljcilt. (®. 45 fg. 93.)
®ic ©aufalität, biefer 8en!er alter unb jcber SJeränberung, tritt in
ber 9?atur unter brei tierfc^iebenen ^formen auf: a(^ Urfac^ im
engflen ©inn, at« SReij, unb a\^ SKotiö. Sben auf biefer 3?er-
f(!^ieben^eit beruht ber toa^re unb loefentlic^e Unterfc^ieb jtoifc^en un»
organif^em Äörper, ?flanjc unb J^ier. (©. 46. — Ueber ben
Unterf^ieb jtvifc^en Urfad^e, 9{eij unb ÜRotib bergl.: Urfa^e.)
b) ®a$ t)om ©runbe bed (Sriennend.
3n biefer ©eflalt f|enf(^t ber ©aft öom ©runbe in ber filaffe ber
abflracten SSorjlettungen, alfo ber Segriffe. 3n ©ejie^ung nömlic^
auf bie Segriff dDer^ältniffe ober Urt^ei{e, in benen bad 3)en!en
befielt, mac^t ftd^ ber @a^ bom ©runbe geltenb atö ©a^ Dom ©runbe
be^ @rfennend. Site fold^er befagt er, bag ipenn ein Urt^eil eine
(Srfenntnig audbrüden foO, ed einen 3urei({|enben ©runb ^aben mug,
bnr^ ben ed fobann ia9 ^räbicat tva^r erhält. (@. 105.)
ÜDte ©rünbe, koorauf ein Urt^eil berufen fann, (äffen flc^ in bier
Srten abt^eilen, nad) j[eber bon meieren bann aud^ bie Sa^r^eit, bie
t9 erhält, eine Derfc^iebenc ifl:
312 ®tttnb
(f. STlet^obe) angenommen werben, bog, fo tute fle in einem gemein«
fd^aftlic^en atudbmdf ^ufammentreffen, fte au^ and einer unb berfelben
Ur6ef(i^affenr}eit unferd ganjen @rfenntnißt)erm5gend, ald i^rer gemein«
,fd^aftad|cn SBurari, entf»)ringen. (®. 158.) SDiefe Urbcft^offen^eit
befielt barin, bai| 92ic^td, b. ^. feine SJorfiellung, fein Öbject bed
erfennenben (Subjectd, o^ne ^u\ammtnf)anQ mit Snberm tn'd
Semugtfein treten fann. Unfer erfennenbed Setuußtfein, aU ändere
unb innere @innli(^feit (9tece))tiDität), S3crflanb unb Vernunft auftretenb,
jcrfädt in ©ubject unb Dbject. Dbjcct für ha9 ©ubjcct fein unb
unfere Sorftellung fein iff bad @elbe. 3lnn aber flnbet ftc^, bag
ade unfere SorfieHungen unter einanber in einer gefe^mägigen unb
ber t^orm nai) a priori beflimnibaren Serbinbung fielen, Dermögc
tütli)tx niditd für fic^ Sefie^enbed unb Unabhängige^, aud) nic^td
(Singelned unb Slbgertffened, Object für und »erben fann. 3)iefe
%)erbinbung ift ed, meiere ber @a( Dom jureic^enben ®runbe, in
feiner Allgemeinheit, audbrüdft. (®. 27.) 3)er ®a^ t)ont jureic^enben
©runbe ifl Sudbrud ber im Onnerflen unfcrd @rfenntnigoermögend
(iegenben ©runbform einer notE|n)enbigen 93erbinbung aller unferer
Dbjectc, b. ^. SSorfleffungen. (®. 90.) Sö fann feine SSorfleUung
o§ne allen 3ufammen^ang mit einer anbern in unfer 9en)ugtfctn
fommen; bag'aber bied ni^t gef({|e^en fann, ifi eben bie (gemeinfc^aft*
lic^e) SBurjel bed ©a^jed t)om }urei(^enben ©runbe. (@. 146.)
u. 2)ie Dier @efta(ten ht§ Sa^ed tiom anrei^enben (Srunbe.
1) ©ef^ic^tlic^ed.
SDie S(Iten brachten ed noc^ nic^t jur beutlid^en Unterfc^eibung
}to)if(^en ber gorberung eined Srfenntniggrunbed }ur Segrünbung
eined Urt^eitd unb ber einer Urfac^e }um (Eintritt eined reaten fßox*
ganged. (®. 9.) Seibnif^ ^at juerfl ben ©afe Dom ®runbe ald
einen ^auptgrunbfa^ aSer Srfenntnig unb SBiffenfc^aft förmlich auf»
gefiedt Sßolf tft ber Srfle, totlijtx bie beiben ^auptbebeutungen
beffelben (Srfenntniggrunb unb Urfac^e) audbrüdlic^ gefonbert unb i^ren
Unterfc^ieb audeinanber gefegt §at. (®. 17 fg.) 3m ®an^en ergiebt
fic^ aud ber gcfdfid^ttid^en Ücberfic^t bed (Dor @(^of)en^auer) über ben
®a^ Dom ®runbe ®e(e^rten, bag man, obroo^I erfl aHmäüg unb
auffaHenb fpät, aud^ ni^t o§ne öfter Don Steuern in Sermec^felungen
unb Sc^Igriffe gu gerot^en, jmei Snmenbungen bed Qai^t^ unter«
f (Rieben ^at: bie eine auf Urt^eile, bie, um ma^r ju fein, immer
einen ®runb, bie onbere auf Seränberungen reoler Dbjecte, bie
immer eine Urfac^e baben muffen. 3J2an ^at alfo noc^ nic^t alte
f^SQe erfannt unb unterf (Rieben, in benen ber ®a^ Dom ® runbe 3ur
i^rage SBarum berecf)tigt. (Srft ©c^open^auer ^at }u ben beiben
genannten Srten bed ©runbed (Srfenntniggrunb unb Urfac^e) noc^ jmei
linjtt entbedt, bie Don ienen Derfc^ieben finb, ben @eindgrunb unb
bad SRotiD. (®. 25.)
Örunb 313
2) Darlegung ber t)tet ®efta(ten.
3)cr ©Qß t)om Orunbc l^at öicr öcrfc^icbcnc ©cflaltcn, beten jcbc
in einer anbern klaffe üon SSorPcDungcn (üon Dbjecten für baö ©ub^*
ject) ^errfc^t.
a) ®a^ t)om ©runbe bed Sßerbend. (®efe^ ber
Saufalität.)
3n biefer (Scflolt ^errfc^t ber ©o^ öom ©runbe in ber filaffe ber
anf(^auH(^en, t^ollfiänbigen, emptrif({|en 93orfte(Iungen,
b. ^. im ©ebiete ber concreten ©egenfiänbe ber empirifd^ realen S$eU.
9[IIe in bem (^ompte^: ber erfa^rung^mäßigen ätealität [xi) barfleDcnben
D&iecte ftnb, f)inrid)t(td) bed Sin« unb Sudtrittd i^rer 3ußänbe,
siit^iu in ber 9ti({|tung M Saufet ber 3^'^, ^^^^ ^^^ ©efe^ ber
Saufatität mit cinanber Derfnüpft, b. ^. |ebe Seränberung ift 2Bir»
hing einer anbern, i^r oorl^ergegangenen Seränberung, toel^e in Se-
^ie^ung auf {ie Urfac^e, in 93e^ie§ung auf eine britte, i^r fe(b{t n)icber
not^menbig (vorhergegangene Seränberung aber SBirlung l^eigt. üDie^
ifl bie anfang«Iofe Rette ber Saufalitöt. 3)a8 ©efefe ber Saufalitöt
fle^t bemnac^ in auSfc^Iiegtic^er Se3ie[)ung ouf Seränberungen unb
^at ed nur mit biefen ju tl^un; e^ ift falfc^, gu fagen, ein Dbject
fei Urfac^e eined anbern, ba immer nur ein 3uftant^ Urfac^e etned
anbern ijl, (®. 28—36. SQ3. U, 46—50.)
Son ber enblofen Sfette ber Urfac^en unb SBirfungen, koeld^e aQe
Serünberungen leitet, aber nimmer \\ij über biefe §inaud erfhedt,
bleiben, eben be^^alB, jmei SBefen unberührt: bie SRaterie unb bie
urfprilnglic^cn 3?aturf räf te, jene ate ber Jräger aller SJeränberungen
ober bad, n)oran fle Dorge^en; biefe a(d S)ad, t) ermöge beffen bie
Seränberungen ober Sirlungen überhaupt mögli^ ftnb. !Dad, toad ben
ttrfat^en bie gä^igfeit gu njirfen aKererp ert(;eitt. (©. 45 fg. 93.)
Die Saufatität, biefer ?enfer aüer unb jeber SSeränberung, tritt in
ber 9?atur unter brei öerfc^iebencn tJormen auf: aU Urfac^ im
eitgften ©inn, at^ 9teij, unb ote SDfotiö. Sben auf biefer 3?er«
f(!^icben^eit beruht ber toal^re unb tuefentttc^e Unterfd)ieb jtoifc^en un«
organif^em Äörper, ^flanje unb Xf)\ex, (©. 46. — Ueber ben
Unterfc^ieb jtvifc^en Urfad^e, 9{ei} unb iDtotib Dergl.: Urfac^e.)
b) ©at; t)om ©runbe bed Srlennen^.
3n biefer ©eftalt f|enfc^t ber ©aft t)om ©runbe in ber Älaffc ber
abjlractenSorflenungen, atfo ber Segriffe. 3n Segie^ung nämlic^
ouf bie Segriff^öer^öltniffe ober Urtf|ei(c, in benen ba« Denfcn
befielt, mac^t ftc^ ber ©a^ Dom ©runbe geltenb aU ©a^ Dom ©runbe
ht9 (Srfennend. %l9 folc^er befagt er, bag toenn ein Urt^eil eine
(Srfenntniß au^brüden foO, e« einen gureic^enben ©runb ^aben mug,
hwcij ben e« fobann ba« ?räbicat toa^r erhält. (©. 105.)
2)te ©rünbe, koorauf ein Urt(|eit berufen fann, {äffen ft(^ in Di er
9rten abt^eilen, nad) jeber Don meieren bann aud^ bie Sa^r^eit, bie
e« erl^ält, eine Derfc^iebene iß:
312 ®rttttb
(f. STlet^obe) angenommen toerben, \>a% fo tote fle tn einem gemetn-
f^oftttd^ch Sudbrud jufammentreffen, fte au^ and einer unb berfelben
Urbefd^affcn^eit unfcrö ganzen Srfenntnigöcrmögcnö, ate il^rer gemein*
,fd^oftIicf)cn aBurjcI, entfpringen. (®. 158.) 3)icfe Urbcf(^affen^eit
befielt barin, ba| 5Ric^t«, b. &. feine Sorflcltung, lein Dbiect be«
crfennenben ©ubjcctd; o^ne S^^ffl^^wien^ang mit Snberm in*ß
Setoußtfein treten fann. Unfer crfcnnenbeö Sctoußtfein, al« äußere
nnb innere ©innlit^fcit (Siece^jtiöität), 93crflanb unb SSernunft auftretenb,
jcrfädt in ©ubject unb Object. Object für baö ©ubjcct fein unb
unfere SSorftellung fein ifl baö ©elbc. SRun aber finbet [\ij, ba§
ade unfere Sorfleüungen unter einanber in einer gefe^mä§igen unb
ber Sorm nac^ a priori beftimnibaren Serbinbung flehen, oermögc
loelc^er nic^td für ftc^ Sefte^enbed unb Unabhängige^, auc^ ni^td
(Sin^elned unb Slbgeriffened, £)bject für und nierben Tann. S)iefe
Serbinbung if! ed, meiere ber @a( tom jureidienben ®runbe, in
feiner SSgcmein^eit, audbrüdt. (®. 27.) S)er ®a^ bont ^urcic^enben
(Srunbe ift Sudbrud ber im dnnerflen unferd SrlenntnigoermSgend
(iegenben ©runbform einer not^menbigen Serbinbung aCler unfern
Dbjccte, b. f). SJorfleßungen. (®. 90.) ®ö fann feine SSorflcttung
o^ne allen 3ufammen^ang mit einer anbern in unfer S3en)u§tfcin
fommen; bag'aber bied ni^t gefc^e^en fann, ifi eben bie (gemeinfc^aft*
lic^e) 2Sur}e( bed (Ba^t9 Dom gureic^enben ®runbe. (®. 146.)
u. Sie Dier @efta(ten ht§ Sa^ed Dom anrei^enben @runbe.
1) ®ef(^i(^tli(^ed.
3)ie 9Iten brachten ed noc^ nic^t gur beutlic^en Unterfc^eibung
gloifc^en ber gorberung eined (Erfenntniggrunbed gur Segrünbung
eined Urt^eild nnb ber einer Urfac^e gum (Eintritt eined realen Sor«
ganged. (®. 9.) Seibnif^ ^at guerfl ben ©a^ Dom @runbe aU
einen ^auptgrunbfat? aller Srfenntniß unb äBiffenfd^aft förmlich auf«
gefledt SÖ3o(f ift ber Srfle, todijtx bie beiben $au))t6cbeutungen
beffelben (Srfenntniggrunb unb Urfad^e) audbrüdlic^ gefonbert unb i^ren
Unterf(^ieb audcinanber gefegt ^at. (®. 17 fg.) -Sm ®an^cn ergicbt
{t(^ aud ber gcfc^ic^tlic^en Ücberpdit bed (Dor (Schopenhauer) über ben
@a^ Dom ®mnbe ®ete^rten, bag man, obmo^I erfl aSmäfig unb
auffaQenb fpSt, anij nic^t o^ne öfter Don 92euem in Sertt)ed)felungen
unb Se^Igriffe gu gerat^en, gm ei Snwenbungen bed @at?ed unter«
fc^ieben tiai: bie eine auf Urtdeile, bie, um ma^r gu fein, immer
einen ®runb, bie anbere auf Scränberungen realer Dbjecte, bie
immer eine Urfa(^e ^aben muffen. STian ^at atfo noc^ nic^t alle
i^äUe erfannt unb unterf (Rieben, in benen ber ©a^ Dom @runbe gur
i$rage SBarum berechtigt. Srfl (Schopenhauer t^at gu ben beiben
genannten Srten bed ®runbed (@rfenntniggrunb unb ttrfac^e) no^ gwei
^ingtt entbedt, bie Don jenen Derfd^ieben finb, ben ©eindgrunb unb
bad üRotiD. (®. 26.)
(Srunb 313
2) S)ar(egung ber biet @ef!aUen.
Der ©oft bom Orunbc l^ot üicr öcrfc^icbene ©cflaltcn, bcrcn jebc
in einer anbern klaffe öon SSorPcffungcn (üon Objcctcn für baö ©ub^»
ject) ^crrfc^t.
a) ®a^ t}om ©runbe be^ Sßerbend. (©efe^ ber
Soufolität.)
dn biefer ©eflatt ^errfc^t ber ®a( t)om ©runbe in ber 5^Iaf[e ber
anfc^auUc^en^ DoIIftänbigen, empirifc^en S3or{teHungen,
b. i). im ©ebiete ber concrcten ©egenftänbe ber em))trif(^ reaten S$ett.
8((Ie in bem (^ompte^ ber erfa^rung^mäßigen ätealitüt [xi) barfieüenben
O&jecte fuib, fjinficltlic^ be^ Sin«' unb Sudtrittd i^rer 3^^^"^^^^
mithin in ber 9ti(^tung bed Saufet ber 3^^^ ^^^^ ^^^ ©efeg ber
SaufalitSt mit einanber üerlnüpft, b. ^. jebe Seränberung ifl SBir«
fung einer anbern, i^r vorhergegangenen Seränberung, toel^e in 3e«
^ie^ung auf fle Urfa^e, in äSejte^ung auf eine britte, i§r felbft »ieber
not^menbig t)or^ergegangene 93eränberung aber SBirlung ^eißt. üDie^
ifi bie anfangdlofe Kette ber ^aufatitöt. 3)a3 ®efe$ ber (£aufa(itdt
fie^t bemnac^ in audf(^1ieg(i(^er Sejie^ung ouf Seränberungen unb
^at e^ nur mit biefen in tl^un; ed ift falfc^, ju fagen, ein Dbject
fei ttrfad^e eined anbern, ba immer nur ein 3uf^<^"^ Urfa^e eincd
anbcm ijl. (®. 28—36. 2B. II, 46—50.)
Son ber enbtofen itette ber Urfac^en unb SBirfungen, tselc^e aQe
Serttnberungen leitet, aber nimmer flc^ über biefe ^inaud erfhedtt,
bleiben, eben be^^alb, jkoei SBefen unberührt: bie SRaterie unb bie
urfprünglic^en 9?aturfrSfte, \tntal9 ber S^räger aQer SJeränberungen
ober bad, n)oran fle vorgehen; biefe al€ !Dad, t)ermöge beffen bie
SerSnberungen ober Sirhingen überhaupt mbglid^ finb. ÜDad, toa9 ben
Urfa^en bie tjö^ig^it ju wirfen aKererft ert^eitt. (©. 45 fg. 93.)
®ie Saufalitat, biefer Senfer oüer unb jebcr SBeränberung, tritt in
ber 9?atur unter brei öerfc^iebencn tJormen auf: oW Urfat^ im
engf!en ©inn, aU 8?eij, unb a\^ SKotiö. Sben auf biefer 3?er-
f^ieben^eit beruht ber toal^re unb ipefenttic^e Unterf({|ieb jtoifc^en un«
organif^em Äörper, ^flanje unb J^ier. (©. 46. — Ueber ben
Unterfc^ieb jniifc^en Urfac^e, 9{ei} unb 9){otit) t^ergl.: Urfac^e.)
b) ©a^ t)om ©runbe bed (Srfennend.
3n biefer ©eflalt ^errfc^t ber ©a^ t)om ©runbe in ber filaffe ber
abfiracten SorfleUungen, a(fo ber S3egriffe. 3n 93ejie§ung nttmüd^
auf bie Segriff duer^ältniffe ober Urt^ei{e, in benen bad 3)enten
befielt, mac^t ftc^ ber ©a^ t)om ©runbe gettenb atö ©a^ bom ©runbe
be« (Srtennend. Site folc^er befagt er, bag nienn ein Urt^eil eine
(Erfenntniß au^brüden foÜ, ed einen gureic^enben ©runb ^aben muß,
bntc^ ben t9 fobann ba« $räbicat ma^r erhält. (©. 105.)
2)te ©rünbe, koorauf ein Urt^eil berufen lann, laffen fid) in tiier
Xrten abt^eilen, tiatS) jjeber bon meieren bann aud^ bie äBa^r^eit, bie
t9 erhält, eine Derfc^iebene i{l:
314 i^unb
(Srflend: (Sin Urt^eil fann ein anbred Urt^ett gum ®runbe ^aben;
bann ifi feine SBa^r^eit eine logtfc^e, ober formale.
^toettend: Sin Urt^eil fann eine burc^ bie ©inne ))ennittelte
ätnfc^auung, mithin (Srfa^rung, jmn ©runbe ^aben; bann f^at ed
materiale SBa^r^eit, totläft, fofern ha9 Urt^etl fic^ unmittelbar
auf bie @rfa^rung grünbct, emf)irifc^e SEBa^rE|eit x%
!Drittend: @in UrtE|ei( fann bie a priori Don und angef Rauten
i^ormen bed Staumed unb ber 3cit, ober ia9 und a priori betougte
®cfe(j ber Saufatität, olfo bie im SSerflanbe unb ber reinen Sinn*
lic^feit tiegenben formen ber (Srfenntniß, mlijt bie Oebingungen ber
SRöglic^feit aDer (Erfahrung finb, jum ©runbe ^aben. @eine SEBa^r«
l^eit ift atebann eine trandfcenbentale. ©olc^e Urt^eile enthält btc
reine SRat^ematit unb bie reine 9?aturn)i{fenf(^aft.
Siertend: @in Urt^eit fann bie in ber Vernunft gelegenen for»
malen S3ebingungen alled 3)enfend (bie SDenfgefe^e) gum ©runbe ^aben;
feine SBa^r^eit ift aldbann eine metatogifc^e. (®. 105 — 110.)
c) ©afe t)om ©runbe bed @eind.
On biefer ©eftalt ^errfc^t ber ©a^ bom ©runbe in berjenigen Jtlafle
ber SJorfieQungen, n^eldfe ben formalen St^eil ber concreten Objecte
ber empirifc^ realen Sßelt bilben, b. fj. in ben apriorifc^en Snfc^auungen
ber formen bed SRaumed unb ber ä^t. -SuberS^it bilbct bie Solgc
i^rer Wlomtntt unb im 9taume bie !?age feiner fic^ in'd Unenb(id|e
nied^fetfeitig beftimmenben 2!^eile eine eigent^ümlic^e klaffe Don Ser<
^ältniffen, bie nieber nac^ bem ©efe^e ber Saufatität (©runb be^
äßerbend), no^ na^ bem ©runbe bed Srfennend, fonbem nac^ bem
©eindgrunb Derfnüpft finb. 3)ie ©(eic^^eit ber SBinfel j. 9. im
Striangel ifl nic^t Urfac^e, nod^ aud^ bloger (Srfenntniggrunb ber
©leic^l^eit ber ©eiten, fonbem ©runb bed ©o«@eind. llbenfo ftnb
bie auf einanber fotgenben 3^^^^f^^^ii^^ ^^^^^ ^^^ ^^»^ SBerben^^^,
noc^ nac^ bem Srfenntniggmnbe Derfnüpft, fonbem nac^ bem ©eind*
grunbe; benn burc^ fein btoged 3)afein, beffen (Eintritt jebod^ unaud*
bleiblic^ niar, ^at ber je^ige Sugenbltci ben Dor^erge^enben in ben
bobentofen Sbgmnb ber Vergangenheit geflürjt unb unkoieberbringlii^
gemacht, um felbfl n)ieber eben f o fc^neU Vertilgt )u totthtn. (äB. I, 8.
©. 25 fg. 130 ff.)
d) ©a^ Dom ©runbe bed ^anbelnd. (©efe^ ber
aWotiDation.)
du biefer ©eflalt §ei*rf^t ber ©a$ Dom ©runbe in einer eigenen
Ätaffe Don ©egenflänben beö ©ubject« (SJorfleffungen), bie Oebem nur
mittelfl bed innern ©inned, ober im ©elbftbetDugtfein gegeben ifi. &
ftnb bied bie äBtUendacte: @ntfd^Iüffe unb ^anblungen. $ier tritt
htx ©at? Dom ©mnb a(d ©efe^ ber SKotiDation auf. deber
äEBiüendact ^at nämlic^ ein SDIotio, bad in einer bIo§en Sorßellung
befielt, jur Urfac^e unb ifl o^ne ein fold^ed tbtn fo unbeitfbar, »ie bie
Seniegung eined leblofen ftörperd o^ne ®to§, ober 3uS* S)ad SNotiD
®tttnb 315
gehört im fireng{!en @inne ju ben Urf ac^ en, benn e^ ifl eine ber brei unter
ber erfien ®efialt bed ©a^ed t)om ®runbe aufgeführten t^ormen ber
Q'aufatität ^ber^ loeil bie Srienntnigart ber 3ßotit)atton eine Don ber
ber Saufatitftt t)erf(^iebene i^, ba bie (Sintvirfung bed SKotiod t)on und
nt(^t Mod, koie bie ber anbern Srten bon Urfac^en, bon außen unb
ba^er nur mittelbar, fonbem ^ugleic^ bon innen, gan} unmittelbar er-
fannt tt)trb, bie äRotiDation alfo bie ^aufalität bon innen gefe^en
t{l, fo ifi biefetbe ald eine befonbere unb eigent^ümlic^e @eftalt bed
@a|ed k)om ©runbe aufjufü^ren. (®. 144 fg.)
m. Setglei^nngen nnb Solfienmgen»
1) 3)ie f^olge (in ber einen ©eftalt) aU ®runb (in
ber anbern),
S)ie (Einfielt in einen @eindgrunb fann (Srfenntniggrunb tcerben,
eben mie au4 bie (Sinftc^t in bad ®efe6 ber (Saufalitüt unb feine
Xnloenbung auf einen beflimmten ^aU @rfenntni§grnnb ber Sßirfung
ifi. 2)aburd^ tuirb aber feinedmegd bie gän}Ii(l^e Serfc^ieben^eit 3mif({|en
®runb bed ®eind, bed SBerbend unb M Srfennend aufgehoben, du
bieten %äüm ifl S)ad, toa9 nadf einer ®eftaltung bed (Sa^ed bom
®mnbe ^olge xft, na^ ber anbern @runb; fo ifl fe§r oft bie
Sßirlung @r!enntntggruub ber Urfa^e. 3* ®* bad Steigen bed Xf)ct'
mometerd ifi, nac^ bem ®efe6e ber ^aufalität, ^olge ber berme^rten
SBärme; nac^ bem @a^e bom @runbe bed @rfennend aber ifl ed
®rnnb, Srfenntniggrunb ber berme^rten SBärme, »ie aud^ bed Ur«
t^eite, h)e%d biefe audfagt. (®. 131 fg.)
2) ©ec^felfeitigleit (SReciprocität) ber ®rünbe.
3)er @eindgrunb im dtanmt f^at, mxi im 9{aume leine @uc»
ceffton ifl, bad (Sigent^ümlic^e, bog bei bemfetben ein Snalogon ber
fogenannten SBec^fetniirfung flattfinbet, ba jebe Sinie in ^inftdjt
auf i^re !?age fon)o^t beflimmt burc^ aOe anbern, atö fie beflimmenb
ifl unb ed nur äBiOtür ifl, tuenn man irgenb eine Stnie btod ald
bie anbern beflimmenb unb nid^t al9 burc§ fie beftimmt betrachtet.
(®. 132. 152.)
hingegen ha9 ®efe4 ber Saufalität lägt leine 9?eci))rocation ju,
ba bie Sßirfung nie bie Urfac^e i^rer Urfac^e fein fann, n^ed^alb ber
Segriff ber Sßed^feltuirfung, feinem eigentlichen ©inne nac^, nic^t
juWfflg ifl. (®. 42. 153. SB. I, 544-549.)
(Eine Sieciprocation md) bem @a( bom ®runbe bed Srfennend
ßnnte nur bei SBec^felbegriffen flattftnben, inbem nur bie @f)^ären
biefer flc^ gegenfeitig becfen. Sugerbem giebt fie ben circulus vitiosus.
(®. 153.)
3) Keinen ber @rünbe unb Solfi^n.
2)te Steige ber SBerbendgrünbe (Urfac^en) ge^t, ba ^ier jebe
Sebingung immer mieber burd^ eine bor^ergttngige bebingt ifl, rücf«
toMS (a parte ante) in'd Uuenblic^e (in infinitom). — ÜDie Steige
316 ®nmb
ber ©eindgrünbe im dtanmt ifl ebenfalls eine unenblic^e imb )toat
mif allen 3)tmenf!onen. On ber 3^'^ ^ot bie 9teiE|e ber ©etndgrünbe
fomo^t rücfmttrtd atd t)Orki)(irtd (a parte ante unb a parte post) eine
unenbßc^e S[udbe^nun(|, inbem jeber SlugenbHd burc^ einen frü^ern
bebingt ift unb ben folgenben not^menbig herbeiführt. — ÜDie Steige ber
Srienntniggrünbe bogegen enbigt immer irgenbmo, nämtic^ entweber
in einer empirifc^en, ober trondfcenbentalen, ober metalogif^en äBa^r»
^eit. (®. ©atj öom Omnbe beö Srfennenö.) — Con ben SRotiöen
(®rünben be^ $QnbeInd) giebt t€ jwar Steigen, inbem ber Sntf^fug
}ur (Srreid^ung eined 3^^^^^ SOtotio mirb bed (Entfc^tuffe^ }u einet
gongen Steige ton äßitteln; bo^ enbigt biefe 9{ei^e immer rüdmärt^
(a parte priori) in einem legten SKotib, fei biefe« nun ein reoleö,
anfc^autic^ed Dbject, ober ein btoger begriff, xoelijt^ urfprüng«
(ic^ oermod^te, biefen inbioibueQen äBillen in ^emegung jn fe^en.
(®. 155—157.)
4) S)ie bierfa^e 9?ot^tt)enbigIeit.
3)ad Ser^ftltniß be« ©runbe« jur f^olge, in aDen feinen ®efialten,
ifl ein not^menbige«, \a c9 ift Überlauf)! ber Urfprung, toit bie aÜeinige
^ebeutung bed Segriffed ber 92ot^n)enbigIeit. S« giebt feine anbere
9?ot^tDenbtgfeit, a\9 bie ber t^olge, toenn ber ®runb gegeben ifl, unb
ed giebt feinen ®runb^ ber nic^t 9?ot^n)enbigfeit ber t^olge herbeiführte.
(SB. I, 88. ®. 91. 153.)
©ernäß ben bier ®eflQlten M ©afeed bom ®runbe giebt ed bemnat^
eine bierfad^e 92ot^n)enbigfeit: 1) bie logifc^e, nac^ bem ©a^e Dorn
Srfenntnißgrunbe, Dermbge koetc^er qu« ben ^rämiffen bie Sonclufton
folgt; 2) bie p^Qfifd^e, mi) bem ®efe6e ber (Saufalitttt, bermöge
toeldfer au« ber Urfat^e bie SBirfung ^erborge^t; 3) bie mot^e*
matifc^e, nac^ bem ©at? bom ®runbe bed @eind, vermöge koe^er
jebe« t)on einem magren geometrifc^en Se^rfa^e audgefogte Ser^SUnig
fo ifl, toit er e« befagt, unb jebe ridftige SRec^nung untoiberlegUdj
bleibt; 4) bie moralifc^e, bermbge nieder jeber ÜRenfc^, anif \tM
Zf^itt, nac^ eingetretenem ^otib, bie $anb(ung boüjie^n mu^, miiit
feinem angeborenen unb unberänberlic^en S'^arafter gemäg ifi. (®. 154.)
5) 9{e(atibität ber bem ©a^ bom ®runbe unter«
morfenen Cbjecte.
!2)a ber ©afe bom ©runbe in allen feinen ®efialtungen ba9 ^xvadf
ber S)ef)enben2, ^{elatibität, (Snblic^feit in allen Dbiecten für bad
®ub)ect ift, fo folgt, baß i)erm5ge M <Ba^t9 bom ®runbe, al9 ber
attgemeinen gorm aller Dbjecte beö ©ubjectö, biefe Dbjecte felbft bur(^
unb burc^ nur in ber 9{e{ation ju einanber befielen, nur ein relatiDe«,
bebingte« S)afein ^aben, nic^t ein abfolute«, ein Sefie^en an unb für
ftc^. dene dnftabilitftt, bie ber @a^ Dom ®mnbe ben Dbiecten er«
t^eilt, ifl am auffaSenbflen unb fic^tbarflen in feiner einfac^flen ®e'
flaltung, ber 3^^^* d" ^1^ ^f^ i^^^ Sugenbßd nur, fofern er ben
bor^ergc^enben bertiigt f)at, um fetbfl »ieber eben fo fc^neO bertUgt
©runbgefcfee — ©rnnbfätc 317
3u koerben. S)tefeI6e 92t^tig{eit aber, bte und ^ter augenfdStg ent«
gegentritt, lägt fic^ ouc^ in aOen anbern ©efialten M @a(ed oom
@runbe ' koiebererf ernten unb ed lügt [xif etnfe^en, bag nite bte Qtit,
fo and) ber dtanm, unb n)ie btefer, fo auc^ Sllled, toa9 in i^nt unb
ber 3^^^ }ugletc^ iß, Sldel^ alfo, niad aud Urfac^en ober SERottDen
^erborgel^t, nur ein relatiüed 3)afein f)at, nur burc^ unb für ein
Änbcreö, i^m gleic^artiflcö, b. ^. toieber nur eben fo befle^enbcö ifl, —
eine Snfic^t, bereu Sßefentlic^ed att ifl unb in ben bebeutenbflen
^^ilofop^ten unb 9teIigionen, nienn aui) in Derfc^iebenen Sludbrüden,
wieberle^rt. (SB. I, 8 fg- ^. 417—420. ®. 158.)
6) Unjuläffigteit bed unbeflimntten ©ebrauc^d bed
SBorte« ®tnni,
& giebt fo loenig einen ®runb überhaupt, mie einen S^riangcl
über^upt, auger in einem abfhacten, burc^ bidcurfioed ÜDenlen gc^
tDonnenen Segriff, ber atö SorfteHung aud SJorfteOungen nic^td miUx
ift, att ein Wlitttlf SSieIed bur^ Sined 3u benfen. Sßie jjeber 2!riange(
fpi^s, ober rec^t- ober fhtmpf'teinllid^, gleic^feitig, ober gleic^fc^entüc^
ober ungleic^feitig fein ntug; fo mug auc^ )eber ©runb ju einer ber
titer möglichen 9rten oou ©rünben gehören. Sn jeben ^^Uofop^en
ba^er, ber bei feinen ©peculationen t)on einem ©runbe fpric^t, ifi
bie gorberung gu fleHen, bag er befiimme, nielc^e Srt Don ©runb er
meine. (®. 158 — 160.) Ocber, ber auf ben ©aft öom ®runb einen
©il^tug grünbet, §at bie ^erbinbttc^Ieit, genau gu beflimmen, auf »elc^e
ber Derfc^iebenen, bem ©a^e jum ©runbe liegenben 97ot§menbigfeiten
er ft(^ fiü^e unb folc^e burc^ einen eigenen 9iamen }u bejeic^nen.
(®. 3.) SWan barf nid^t, an ben abftractcn «uöbrudt „©runb" fit^
^oltenb, bie ocrfc^iebenen ftlaffen bon ©rünben confunbiren. (SB. I, 575.)
0mnli0eft^t^ apriorifc^e, ber äBelt. (©.unter Slpriori: 93ebeutung
eined ^erjeic^niffed fämmttid^cr in unferer anfc^auenben Srfenntnig
a priori kourjelnben ©runbma^r^eiten.)
1) Uncntbe^rlic^fcit ber ©runbfäfee }u einem moraIt=
fc^en Sebendioanbel.
Dbkoo^I ©runbfä^e unb abfhacte Srfenntnig leinednegd bie Ur-
quelle ober erfle ©runblage ber 9)?oraIitdt ftnb; fo finb fte bo^ ju einem
moralifi^cn Sebendnanbel unentbehrlich, al9 ha9 Se^ciltnig, bad 9{e«
fert)oir, in meinem bie aud ber Duelle aller 9)?oraIitttt (bem ÜRitletben),
aM mläjt ni^t in iebem Sugeubtide fliegt, entfprungene ©eftnnung
aufbema^rt nirb, um, n^enn ber ^aU ber 9nn)enbung lommt, burc^
Xbteitungi^tanäle ba^in }u fliegen. D^ne feft gefagte ©runbfft^e
tofirben mir ben antimoralifc^en Zriebfebern, tomn fie burc^ ttugere
Sinbrücfe }u Effecten erregt finb, untoiberfle^lic^ $reid gegeben fein.
2)ad Sefl^alten unb befolgen ber ©mnbfä^e, ben i§nen entgegen koir«
lenben SRotioen jum SEro^, iß ©elbflbe^errf^ung. (S. 214 fg.)
318 ®ttt
2) Unfä^tgfett bed Z^tered }u ©runbfä^en unb
@(l^n)ftd^e ber SBetber im 93erfle^en unb Sefolgen
bcrfclbctt.
3)a ©runbfä^e bur^ bte abfhacte ober Sentunfterlenntnig bebtngt
ftnb, btefe aber bem 2:§teYe gänjltc^ fe^It, fo tfl ia9 Xf^itt feiner
©runbfä^e unb mithin leiner ©elbflbe^crrfc^ung fft^ig, fonbem bem
Sinbrudf unb Äffect »e^rloö Eingegeben. (6. 215.) 93ei ben SBcibcrn
überwiegt bie intuitive @r!enntnig bte abflracte. 3)ad 9nf(f|Quli(^e,
©egeniDttrtige, unmittelbar 9?eale ifl i^nen faglic^er, ate ba9 nur mittelfl
ber Segriffc crfennbarc Entfernte, Äbtoefenbe, ©ergangene, 3w'^i*"P^fl^-
SEBegen btefer ©c^mäc^e i^rer 93emunft ftnb fte loeit locniger, ate bie
äRftnner fft^tg, allgemeine ©runbfft^e ju Derfle^en, fef}}uEaIten unb
jur {Ric^tfc^nur ju nehmen, (g. 215.)
3) Unbefugte ©runbfä^e.
9ia^ abfiracten ©runbfö^en ^anbeln tfl ferner nnb gelingt erfl
nad^ Dteler Uebung, unb felbfl ba nic^t )ebe^ Wal; auc^ ßnb fte oft
ni^t audreic^enb. hingegen ^at deber gemtife angeborene, con*
crete ©runbfä^e, bie i^m in S3(ut unb @aft fieden, inbem fte ba«
9{efultat aUt9 feine« 3)enlend, ^üffitn9 unb SBoDend finb. (Sr lennt
ie meiflen^ ni^t in abstracto, fonbem mirb erfi beim Stüdbticf anf
ein Seben ge^a^r, bag er fie ftet^ befolgt ffat unb bon i^nen, toit
bon einem unftc^tbaren gaben ifl gejogen morben. Oe nac^bem fte
finb, n)erbeu fie i§n gu feinem ©lud ober Unglüd leiten. ($. I, 500.)
Out.
1) ftritif ber Se^anblungdmeife bed Segriffd „gut"
in ber mobernen ^^ilofop^ie.
93iete mobeme ^^itofop^en galten fftlf^Iic^ bie Segriffe gut unb
bSfe für einfache, b. ff, feiner (Srhärung bebürftige, no^ fähige
Segriffe unb reben bann meiften^ fe§r ge§eimnigt)oII unb anbttc^tig t)on
einer „dbee bed ©uten", au9 loeld^er fte bie ^tüi^t i^rer St^if,
ober loenigflend einen S)edmantel i^rer S)ürftigleit machen. (6. 264.
3B. I, 425.) iSben fo machen fte ed mit ben Segriffen „fc^ön" unb
„toaf)x", benen fie no^ burc^ ein angehängtem M^^it'' eine befonbere
^eierlic^Ieit geben, fo bag bann jeber }um S)enTen Unfä^igfle nur
glaubt, mit feierlicher SDtiene )ene brei Sßorte borbringen ju bürfen,
um groge äBeid^ett gerebet ju ^aben; loS^renb boc^ biefelben in Wa^x*
f)zxt brei fe^r loeite unb abffaracte, folglich gar nic^t in^altreic^e Segriffe
begeid^nen, loelc^e fe^r berfc^iebenen Urfprmtg unb Sebeutung ^aben.
(SB. I, 425. ®. 114.)
2) 8lelatibität be« «egriffe« „gut".
S)er Segriff „gut'' ifl loefentlic^ retatib unb bejeic^net bie Sngei»
meffen^eit einem Dbjectm 3u irgenb einer befiimmten Se«
flrebung bem äBiUenm. aifo bam Serfc^iebenfte, toofem em nur
bem Sillen in irgenb einer feiner Seugerungen }ufagt, feinen QiaHd
Oat 319
erfüat, er^ätt iaß $räbtcat „qvlV. Sßte aOe anbem 28efen, bte in
S3e}ie§uns }um SBiOen treten fönnen, f^at man nun andf äßenfc^en,
bte Un gerabe gewollten ßro^ätn günfitg, förberlic^ loaren, gut ge«'
nannt, in berfelben SSebeutung unb immer mit äSeibe^altung bed
92e(atit)en. jDiejenigen aber, beten S^aralter e9 mit jlc^ brachte,
überhaupt bie fremben SBiOen^befirebungen nic^t }u ^inbern, t)ie(me§r
jtt beförbem, alfo bie ^ülfreid^cn, SEßo^ItooOenben, greunblic^en, Sßo^l»
t^ätigen, finb loegen bicfer 9teIation i^rer ^anblungdmeife jum SEBiDen
Ruberer überhaupt, gute SRenfc^en genannt loorben. (SB. I, 425 fg.
e. 265.) SBegen ber 9eelatimtät tebed @uten i^ „%b^oluU9 @nV*
ein SBiberfpruc^. (So giebt lein abfoluted, fein f)'6dj^t9 ®ut, feine
fina(e 93efriebigung bed SßiQend; fonbern fletd nur ein einpmeiliged.
8ber tropifc^ fönnte man bie gftnjUc^e @e(bfiauf^ebung unb SSerneinung
ht9 äBiUen^ ba« abfolute ®ut nennen. (SB. I, 427 fg.)
3) Qmti Unterarten beö Segriffe« ffgut".
Der äSegriff bed @uten jerfäDt in gtoei Unterarten, n&mlid^ bie
ber unmittelbar gegenn)örtigen unb bie ber nur mittelbaren, auf bie
3ufunft ge^enben Sefriebtgung be« jebedmaligen SBiDen«, b. ^. haß
angenehme unb bad 9itt«Iic^e. (3B. I, 426.)
4) SBefen be« guten ÜRenfc^en, anfic^felbfi betrautet.
(Srfl nad^bem ber gut genannte SDtenfc^ biefed $rttbicat in Sejie^ung
auf im paffiDen Z^eil, ben fremben SBiQen, beffen 99eprebungen
bnr^ i^n geförbert loerben, ermatten §atte, fonnte fpöter bie Setra^tung
vom pafftt)en auf ben actiDen Streit übergeben unb bie ^anblungdtoeife
ht9 guten ÜRenfc^en nic^t me§r in Sejug auf Snbere, fpnbem auf
i^n felbfl unterfuc^en, nac^ i^rer innern Duelle unb nac^ bem ©runbe
i^rer et^ifc^en SiKigung forf^enb, »oraud bie et^ifd^en ©^{teme ent«
ßanben. (SB. I, 426.)
Unterfudben loir nun ben S^arafter eine« guten ST^enfd^en nid^t
Uod in $mftc^t auf Snbere, fonbern an flc^ felbfl; fo ergiebt flc^/
bag bie gang unmittelbare 2:§eilna§me am äBo^I unb SBe^e SInberer,
au« ttelc^er bie Stugenben ber ©ered^tigfeit unb SRenfc^enliebe in i§m
(€r))orge§en, i^re OueDe bar in ^at, bag er n)eniger, al« bie
Uebrigen, einen Unterfc^ieb jmifc^en fi^ unb Snbern mad^t,
ha% er ba« prmcipium individuationis burd^fc^dut, ft^ in ben Snbem
loiebererfennt. (<g. 266. 271. 2B. I, 439 fg. 447. 2B. H, 580.
«ergL »öfe.)
5) Unterf^ieb jioifc^en bem ®uten unb bem fd^einbar
©utmüt^igen.
Der gute SDtenfc^ ift feine«tt)eg« für eine urfprünglic^ f(^n)äd^ere
9ßinen«erf Meinung, al« ber böfe, }u galten; fonbern e« ift bte (Sr«
fenntnig, toelc^e in i§m ben blinben SBillen^brang bemeifiert. &
giebt giDar 3nbit)ibuen, tuelc^e blo« f (feinen gutmüt^ig }u fein, loegen
ber BdjtoHdjt be« in i^nen erfc^einenben 3BiQen«; toa9 fle finb, jeigt
320 Min — $oare
\i} aber ialh haxan, bag fte lettier beträchtlichen @e(6{tii6eriDtnbung
Wi ftnb, um eine gerechte ober gute Xf)at au^jufü^ren. (S93. 1, 439.)
Oättr.
1) Sint^etlung ber menfd^Iid^en Seben^güter.
S)ie ©üter bed ntenfc^Iic^en i^ebend jetfaOen in brei (^(affen:
1. SBad Siner ip: alfo bie $erfönlic^lett, im loeiteflen Sinne,
hierunter ifl ©efunb^eit, ^aft, @(^ön^eit, Stemperament, moralifc^er
^^aralter, dnteOigenj unb Su^bilbung berfelben begriffen.
2. fSia9 Siner ^at: alfo Sigent^um unb äSeft^ in jeglichem @inne.
3. SBad (Siner Dorfiellt; b. ^. toa9 er in ber SorfteDung 9n«
berer ifl, atfo cigentlid^ loie er bon i()nen DorgeflelU luirb. &
befielt bemnac^ in i^rer SDteinung bon i^m unb jerfftÜt in S§re, 9{ang
unb JRu^m. Cß. I, 333.)
2) Sinflug berfelben auf ba^ menfc^Iic^e itbti\9'
glüd. (©. ©lüilfäligleitöle^rc.)
Suf ©Qmnaften follte leine altbeutfd^e Sitteratur, 9?ibelungen
unb fonflige $oeten bed ST^ittelalter^ gelehrt toerben; biefe 2)ingc
finb {»ar ^öc^fi nierlroürbig, auc^ lefendueri^, tragen aber nic^t )ur
Silbung bed ©efc^mad^ bei unb rauben bie 3^it, meiere ber alten,
loirfU^ flafftfd^en Sitteratur angehört. 2)ie 9iibetungen mit ber
Öliad }u dergleichen ifi eine re^te ^la^pf)tmit, mit tt)etc^er bie
D^ren ber -Sugenb öor allem öerfc^ont bleiben foHen. CP. 11, 607. —
Sergl. aud^ Slaffiler, tmb über bie SBii^tigleit M $!ateintfc^en
fte^e: Satein.)
1) Sinologie smifd^en Aopf unb ©enitalien in ^infic^t
bed IBe^aartfein^.
3)ie Snburfac^e ber Pabes, bei beiben ©efd^Iec^tem, unb be^
Mons Yeneris beim toeibtic^en, \\t, bag auc^ bei fe^r magern ®ub«
ecten loä^renb ber Sopulation bie Ossa pubis nic^t fühlbar »erben
büen, ate tueld^e^ Sbfc^eu erregen lonnte; bie loirlenbe Urfad^e
hingegen ifl barin }u fuc^en, bag überall, mo bie ©c^teim^aut in bie
äußere $aut übergebt, $aare in ber 9?ä^e toac^fen, näd^ßbem auc^
barin, bag Sopf unb ©enitalien geioiffermagen entgegengefet^te $o(e
Don einanber ftnb, ba^er man^erlei Se^ie^ungen unb Analogien mit
einanber ^aben, }u loelc^en anii ha9 Se^aartfein gehört. !£)ie felbe
mirlenbe Urfa^e gitt auc^ Dom SBart ber SRänner. (3B. n, 382 fg. —
»ergl. »ort)
^anblitng. ^anblnngdtoeife 321
2) lieber iveige ^aore.
3)ad Sßei§merben ber ^aaxt, töelc^e^ me^r t$oIge ber ©eifle^an«
frengung, \m and) bed ®ram^, ald be9 8{(tcrd ijl, ))f(egt t)on ben
@(^läfen audjuge^en; toa9 }u ber SSermut^ung fü^rt, bag ber unter
ber ©^läfengegenb liegenbe 2;^et( be« ©e^intd ber beim S)enfen üor«
jugdmeife t^ättge fei. ($. II, 182.)
S)a9 graue unb loeige ^oar ifl für ben SOtenfc^en, toad für bie
93äume bad rot^e unb gelbe Saub im Dctobcr, unb Seibe^ nimmt
ft(^ oft red^t gut au^; nur barf fein Su^faD ^injugefommeit fein.
(?. n, 182.)
9Rerfn)ürbig ifl ^9, bQ§ bem SOtenfc^en ein geioiffer 9{efpect bor
»eigen paaren angeboren unb ba^er tt)irni^ inftinctiü ift. Stunjeln,
ein ungleich fid)erered ^enn^eic^en bed 9((terd, erregen biefen 9{efpect
feinetoegd; nie n)trb t)on ef^rtoürbigen 9f unfein, aber ftetd Dom e^r»
tDürbigen meigen $aar gerebet. (% I, 386.)
jQan^lung. iQanblungsmtife.
1) S)ie ^anblung aU not^ioenbiged $robuct jmeier
gactoren.
SEßie jebe äBirfung in ber unbelebten 97atnr ein not^toenbiged ^robuct ,
gkoeier S<ictoren ift, nänilic^ ber ^ier fic^ ftugemben aKgemeinen
Slatnriraft, unb ber biefe Seugerung ^ier ^erDorrufenben einjelnen
Urfac^e; gerabe fo ifl iebe ^anblung eineö äßcnfd^en bad not^n)enbige
$robuct feinet S^arafterd unb bed eingetretenen äRotiod. ®inb
btefe beiben gegeben, fo erfolgt [xt unaudbleiblid^. 3)amit eine anbere
entfiänbe, müßte entmeber ein anbered äßotio ober ein anberer S^aralter
gefegt tuerben. Suc^ loürbe jiebe $anblung ft^ mit ©ic^er^eit Dörfer«
fagen, ja berechnen laffen, n)enn nic^t if)t\[9 ber S^arafter fe^r fd)tt)er
gu erforfc^cn, t^eiU aud^ ba^ SRotio oft tierborgen unb fletd ber
(^egentuirhtng anberer SRotioe, bie allein in ber ©ebanlenfp^äre be9
SDtenf(^en, Knbent unjugttnglic^, liegen, blo^gcftellt loäre. (6. 56.)
QtU9 3)ing mxtt gem&g feiner Sef^affen^eit, unb fein ouf Urfad^en
erfolgenbe« äSJirten'giebt bie Sefc^affen^eit funb. deber äKenfd^ ^an«
belt nad^ bem mie er ifl, unb bie bemgemäg jebed ÜRat not^menbige
^anMnng mtrb, im inbioibueüen ^aU, allein burc^ bie äRotioe be«
ftimmt. 8u9 bem Esse ((S^arafter) unb ben iDIotiDen folgt bad
Operari ((^anbelu) mit Slot^menbigfeit. (S. 97. 176. $. II, 247.)
Jteine ^anbtung tann o^ne }urei^enbe9 3Rotio gefc^e^en; fo wenig,
oU ein ®tein o^ne jureic^enben ®tog, ober 3^8 f<<^ bemegen fann.
(Eben fo »enig fann eine ^anblung, ju nielc^er ein für ben (Ojaxatttc
be9 ^anbelnben jureid^enbe^ ÜRotio oor^anbeu ifl, unterbleiben, »enn
ntd^t ein flttrfere9 ©egenmotiD i^re Untertaffung not^menbig mac^t.
(S. 206.)
2) ßn^ammtnbt^tfitn ber gfrei^eit unb 8erant»ott«
li^teit mit ber Ütot^menbigfeit ber $anb(ungem
(@. unter greifet t: 9Bo bie moraltfc^e S^i^eit liegt.)
322 ^anbtung. ^anMung^koelfe
3) Setter S^Dtd jeber ^anbtung.
SBad ben SBincn benegt, ifi allein 9Bo^( imb SBc^e überhaupt m\b
im kuctteflen ©tnne bed Sorten genommen; koie ouc^ umge!e()rt SBo^t
unb 9EBe()c bebeutet ,, einem SSßtKen gemäg, ober entgegen". Slfo mug
jiebed SRotio eine Sejiel^ung auf SBo^t unb 3Bc^e ^aben. (^olgUc^
bejte^t jebe $anb(nng fi(^ auf ein für SBo^I unb Sße^e empfönglic^e^
SBefen, a\9 i^ren legten 3^^<^*« 3)iefe« SBefcn ifl ent»eber bcr $an-
betnbc felbp, ober ein Sluterer, totl6)tx atebann bei ber ^anblung
|)affit) bet^eiligt ift, inbem fte }u feinem ©traben ober }u feinem
9?u6 unb grommcn gefc^ie^t. (S. 205 fg.)
4) S)ie brei ©runbtricbfebern ber menfd^tic^en ^anb*
lungen.'
(£d gicbt überhaupt nur brei ©runbtriebfebern ber menfc^tic^cn
^anblungen, unb allein burc^ Erregung berfelben hiirlen aOe irgtnb
mi^glic^en SDRotioe. Sie ftnb:
a) Sgoidmu^, bcr bad eigene SBo^I toill (ifi gränjenloö).
b) So^^eit, bie bad frcuibc äS$e^e toiQ (ge^t bi^ jur öugcrflen
@raufamfeit).
c) SJ{it(eib, melc^cd bad frcmbe Sßo^t »iU (gc^t bi9 jum (Sbel*
mnt^ unb jur ©rogmutl)).
debe mcnfc^Iic^e ^anblung muß auf eine biefer Sriebfebent }urüd ju
führen fein; )i)ien}ot)I aud) jtuci betfelben t)creint mxUn fönnen. ((£. 210.)
5) Seröubcriidjteit ber $anbIungdioeife bei Unber«
änberlid)teit bed S^arafterd.
Sud bcr UnDcränbcrUc^fcit M (E^arafterd folgt }toar, ha% ciii
SKenfd), loie er in einem t^aQc ge^anbclt ^at, fo unter übllig gleid)eu
llmftänben ftetd micbcr ^anbcln n)irb, xva^ anif 3eber üorau^fe^t^
inbem er !Z)em, ben er ein SDlai unreblid) befunben, nie tvicber traut,
flber }u ben Umflänbcn gehört ouc^ bie Srfenntnig, bie Snftc^t bc^
-Qnbimbuumd bon ben SDingen, unb bicfe ift bcr $)etänberung unter«
ivorfen, bai^er aud) bie ^anblung^nicife beränbcrlic^ ift. 3^a^ du«
bioibuum fann ju ber (Sinfid)! gelangen, baß bicfe ober )ene iDättel, bie
ed früher anuiaubtC; nid)t )u feinem ^itU führen, ober uic^r 9{a(^t^eUe,
aU ©cujinn bringen; bann önbert cd bie 3}2itte(, tocnnglcic^ nid^t bie
3tuede. 2:ro^ ber Unbcrönberlic^teit bed (S^araftcrd unb tro( bcr
Dtot^mcnbigfeit, mit ber bie 3}{otibe toirfen, ifi alfo hoij, mcil bie
3Rotioe burd) bie Srfenntniß, ald meiere bad 9}{cbium bcr iERotioe
ift, ^iubur(^}uge^eu ^aben, bie (Srtenntnig aber ber mannigfaltigftcn
(^rmeiterung unb ber immem^ä^rcnben Berichtigung fä^ig ift, — bie
^anblungdioeife fc^r bcränberlic^. Unter glcidKn öußern Um«
fUnben lann boc^ bie l^age cincd 9){enf(^en bad jioeite Wlal in bcr
^^at eine ganj anbcre fein, ald bad cifie, loenn er ntimlid) erft in bcr
^toifc^cnjeit fä^ig geworben ifl, jene Umftänbe richtig unb boQftänbig
Harmonie — $aforbf<)icf€ 323
ju begreifen, »oburc^ icftt SWotiüc auf i^n mivfcn, bcndi er früher
«niUflöngiic^ toax. ((S. 50 — 52.)
6) @rfenn6ar!ett bed S^orofterd an9 ben ^anblungeiu
(@. unter S^aralter: Srfennbaricit be^ ß^arafter^O
7) 3)ic $QnbIung im jDrQma. (©. 5)roniaO
8) Jlrtterium ber $anb(ungen t)on äd|t moralifc^em
Sa3ert§. (®. aJioralifct). SIRorQlität.)
j^annonie.
1) Harmonie in bcr Siotuv. (@. ^immcl.)
2) C^armonie in ber aWufif. (®. 5Kufif.)
3) ^Qt^agoräifd^e Harmonie ber ©paaren. (@.$tm*
mcl.)
4) ^etbni^'d präfla&iltrte Harmonie.
Seibnt^, ber bad Sebingtfein be^ DbjectiS burd) bad ®ubj[ect mo(]f
ftt^tte, iebo(^ fxi) öon bcni ©etonfen eine« Sein^ an pd^ ber Objecte,
unabf)ängig Don i^rer SSejie^ung auf ba^ ©ubject, b. tj. Dom Sor*
ge|lentn)erben, nic^t frei mad^en fonnte, na()m eine ber Sßelt ber
^ovfleQung genau gleiche unb if)r paraQcI laufenbe 2BeIt ber SDbjecte
an fic^ on, bic aber mit jener nid)t bircct, fonbern nur äußerlic^^
mittelfl einer harmonia praestabiKta, oerbnnbcn War; — augenfc^ein*
lid^ bofi Ucberflüfflgftc auf bcr SQScIt, ba fie fclbft nie in bie 2Ba^r-
ne^mung fttOt unb bie i^r ganj glcid[)e 2Be(t in bcr ^orfteUung auc^
o^nc fle i^ren ®ong gefjt. (®. 32 fg.) 3)ic harmonia praestabilita^
bie un« jnjci gänjlic^ üerfd)icbcnc, einanber parallel laufenbe unb auf
ein $aar mit einanber !£act f)a(tenbe Sßelten liefert, jebe unfät|ig, auf
bie anbere ju mirfen, jebe bie DöOig überflüffige ÜDoublette ber anbern,
liege ft(^ DteQeic^t am befteu bur^ bie 93crgleic^ung mit ber Sü^ne
aglid) machen, al^ toofelbfl fe^r oft ber iniluxus physicus nur
c^einbar oor^anben ift, tnbem Urfac^ unb SBirfung b(od mittelft einer
Dom Sßegiffcur pröfiabitirten Harmonie jufantmen()ängen, 3. S. tüann
ber Sine fcfjießt unb bcr Snbcre a tempo fäQt {% I, 7.)
2Bo« bic 51Kcnfrf)cn (;ortf}crjig mod^t, ifl ®icfe3, baß Ocber aii
feinen eigenen plagen genug ju tragen tjat, ober boc^ t9 meint. ®o^cr
mac^t ein ungewohnter gliidflic^er 3"f^^"^ ^'e 2Rcifien t^eilne[)men^
unb too^tt^ätig. Sber ein an^altenber, ftetd bagewefcner, wirft oft
limgefefirt, inbem er fic bcm Seiben fo fe^r entfrembct, ba§ fie nid^t
me^r baran Ztjdl nefjmen lönnen; baljer tommt e$, \>a^ biSmeiicn bie
8rmcn pd^ ^ülfreit^er erwcifen, ate bie 9?cic^en. ("iß. ir, 627.)
i^afarlifpicUj f. ®piel.
21 *
324 *a6 — m^^¥
1) !£)er $ag aU m ber tnoraüfc^en ®d)Ie(^tigfeit ber
menfc^Iic^en 9{atur lourjelnb.
3um gränjenlofen (Sgot^mud unferer Statur gefeilt fii) no(^ ein,
me^r ober loeniger in jeber 2Reii[c^en6rufl üor^onbener Sorrat^ üon
^a% ä^xn, Stcib, ®cifer unb So«^eit, angcfonimclt, toie baö ®ift in
ber Slafe bed ©d^tangenja^n«, unb nur auf ®e(egeu^eit marteub, fi^
Suft }u ma^en, um bann koie ein entfeffetter jDöttton }u toben unb
gu njüt^en. (?J. U, 228.)
2) Ser^ttltnig bed $affe9 a^m Born.
2)er $ag Der^ttlt ftd^ gum 3^^"/ ^^e bie d^ronifc^e gur ocuten
JtranRiett. Seibe, loenn fie nur auf feinen Sßiberflanb flogen, ge«
währen füge »efriebigung. (% 11, 228 fg.)
3) 8ntagonidmu9 jiotfd^en $ag unb SScrac^tung.
$ag ifl @ac^e ht9 ^erjend, Serad^tung be^ ftopfed. $a§ unb
Serac^tung {)e^en in entfc^iebenem Sntagoni^mud unb fc^tiegen einanber
a\x9. Sogar ^at mand^er $ag feine anbere Duelle, a(d bie $oc|'
4i(^tung, koetc^e frembe 3}or}üge ergmingen. ($. II, 626.)
4) Sßarunt bad Oc^ ben $ag fo toentg, toxt bie Ser'
ac^tung in feiner ©ematt ^at.
üDad Säf I;at fo menig ben $ag, toit bie Sera(^tung in feiner
©eaatt; benn fein ^cr^ ifi unDerünberlic^ unb n^irb burc^ SRotioe
betoegt, unb fein jtopf urt^eilt na(^ unioanbelbarcn Siegeln unb ob«
jectiDen S)atid. S)a^ Sif ifi b\o9 bie Scrfnüpfung biefe« ^erjend mit
*iefem »opfe. CP. U, 626.)
5) S)er unüerfö^tic^fle $ag.
ftein $ag ifi fo unüerfö^ntic^, ivie ber ißeib; bal^er tuir nic^t unab'
läfPg bemüht fein f oflten, i^n )u erregen, t)ie(mel^r beffer träten, biefen
<9enug, ber gefährlichen (folgen megeu, un9 }u tierfogen. ($. I, 458 fg.)
6) Sebendregel in S3e}ug auf ben $ag.
3ont ober ^ag in SBorten, ober 3Rienen bliden ju laffen ift unnü^,
ifi gefä^rlid^, ifi unltug, ifi täc^erlic^, ifi gemein. iD2an barf alfo
3om ober ^ag nie anber9 }etgen, a\9 in Staaten. Se^tere9 mirb man
um fo üoDtommener fönnen, ate man (£rflere9 DoOIommener t)ermieben
^at. {% 1, 497.)
^afHiift^ bad.
1) Sßarum un9 mand^e 9laturob|e€te l^ttglic^ erfd^einen.
(@. @(^8n. @(^0n^eit.)
S) 2>a9 j^ttgUd^e al9 ©egenfianb ber ftunfl. (@. unter
analer et: ©egenfa^ atoifc^en 90ta(eret unb ©culptur.)
^an^frcunbc — ^riligfcit. ^ii%t
i^auefreunHc
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xviit^.'ii
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324 *a6 -- mW
1) i)tx $ag a\9 ux ber tnoraüfc^en ©djled^tigfett ber
menf^Hc^eu 9{atur iDutjelnb.
3utn grftnjentofen (Sgotdmud unferer Statur gefeilt fid^ nod^ ein,
me^v ober koeniger in )eber äRenfd^enbrufl üor^onbener Sorrat^ Don
$Qg, 3^^"' ^^^^ @eifcr unb So^^eit; angefammelt; n)ie bad ®ift in
ber 93Iafe M ©d^Iongenja^nd, unb nur auf ®e(egen§ett marteub, ft^
Suft }u machen, um bann tote ein entf off elter jDcinton }u toben unb
ju njüt^en, (^. II, 228.)
2) Ser^ättnig bed $affe9 jum Born.
2)er $ag Der^tttt ft(^ }um 3<>^i^f ^^^ ^i^ d^rontfc^e jur acuten
jtranf^ett. Selbe, loenn fte nur auf feinen Sßiberflanb ffogen, ge«
währen füge »efriebigung. C?J. 11, 228 fg.)
3) %ntagoni^mu9 jnjifd^en $ag unb SJcrac^tnng.
^ag ifl <Bai)t bed ^er^end, Serac^tung bed ftopfed. $ag unb
Serac^tung {)e^en in entfd^iebenem Stntagoni^mu^ unb fd^Iiegen einanber
and. @ogar ^at mand^er $ag feine anbere OueQe, a\9 bie $o^«
4i(^tung, koet(^e frembe ^^orjüge ergmingen. ($. II, 626.)
4) SBarum bad Sdj ben $ag fo n)enig, tuie bie Set«
ac^tung in feiner ©emalt f}at
üDad 3^ (;at fo n)entg ben $ag, mie bie Sera(^tung in feiner
®en)att; benn fein $crj ifl unoeränberlic^ unb toirb burc^ 9D?ottoe
bemegt, unb fein Stopf urt^ciU na^ unioanbetbaren Siegeln unb ob«
jectioen S)atid. 2)a9 3^ ifi blod bie Scrfnüpfung biefed $er}cn9 mit
iiefem »opfe. (?. U, 626.)
5) S)er unoerfö^nlid^fle $ag.
ftein $ag i^ fo unoerfö§n(id^, h^ie ber ißeib; bal^er tt)ir nic^t unab«
läfPg bemüht fein f oflten, i^n )u erregen, oielmel^r beffer träten, biefen
<9enug, ber gefährlichen i^otgen megen, und ju üerfagen. ($. I, 458 fg.)
6) Sebendregel in Sejug auf ben $ag.
3ont ober $ag in äBorten, ober 9)7ienen bUden ju taffen ift unnü^,
ifl gefä^rlic^, ifl uuttug, ifl täc^erlic^, ifl gemein. iD2an barf alfo
3om ober ^ag nie anber9 jeigen, a\9 in Staaten. Se^tered »irb man
um fo oodtommener lönnen, ol9 man (Srflered ooQfommener oermieben
^ot. (^. 1, 497.)
i^äf^lxift^ ba«.
1) SEBarum und mand^e 9}aturob|e€te l^ttgUc^ erfc^einem
(®. @(^5n. @(^0n^eit.)
S) 3)a0 j^ttgttd^e aU ©egenflanb ber ftnnfl. (ß. unter
SD^aleret: ®egenfa^ jtoifc^en 90ta(erei unb @culptur.)
©armonic — ^aforbfjjicfc 323
ju begreifen, »oburc^ jcft SWotiöe auf i^n toivfcn, benrti er früher
unjugöngltd^ »or. (S. 50 — 52.)
6) (£rfenn6arfett bed S^arofterd quo ben $anblnngei\
(@. unter S^orofter: (Sriennbarleit be^ ß^arafterd.)
7) Die ^anbtung im jDrQUiQ. (©. 5)rQmo.)
8) Jlrtterium ber ^anbtungen üon äd|t moraltfc^cut
SaSert^. (©• SKoralifct). SIRoraUtät.)
jQarmonte.
1) Harmonie in ber 9?otur. (@. $immel.)
2) ^ormonie in ber iWufif. (®. 5Kufif.)
3) $9t§agoräifd^e Harmonie ber @p^ären. (@. $tm«
mc(.)
4) ^eibni^'^ präflabilirte Harmonie.
Seibni^^ ber bad SSebingtfein be^ Objecto burc^ bad ®ub)cct mo^f
füllte, j[ebo4 [xi) t)on bem ©ebonlen eined Sein^ an [xif ber Dbj[ecte^
unabhängig üon i^rer SSejie^ung auf ba^ Subiect, b. ^. üom Sor*
gefletltmerbeu, nic^t frei mad^en fonnte, naf|m eine bor Sßelt ber
SovfleQung genau gleiche unb i^r paraQcI kufenbe äBcIt ber SDbjecte
an itd) an, bie aber mit iener nidjt birect, fonbern nur üugerlic^^
mtttelfi einer harmonia praestabiüta, ocrbunbcn mar; — augenfc^ein-
!ic^ ^a« Ueberpifigpe auf ber 2Bctt, ba fic fcfbft nie in bie SBa^r«
ne^mung fttOt unb bie i^r ganj glcid)e S93e(t in ber ^orftcUung auc^
o^ne fle i^ren ®ong ge^t. (®. 32 fg.) 3)ie harmonia praestabilita,
bie und jmci gänjUc^ Derfc^iebenc, einanber parallel (aufenbe unb auf
ein $aar mit einanber !lact f)altenbe S93e(ten liefert, jebe unfähig, auf
bie anbere }u mirfen, j|cbe bie t)öQig überfliiffige ÜDoublette ber anbern,
Ite§e ft(^ t)ieQei(^t am befteu bur^ bie äJergleic^ung mit ber 5BU(ne
fagUc^ machen, atö mofelbfl fe^r oft ber iniluxus physicus nur
fc^einbar Dor^anben ift, inbem Urfac^ unb SBirfung b(od mittelft einer
Dom 9{egiffeur pröfiabitirten Harmonie 2ufanimen()(ingen, 3. 9. mann
ber Sine f(^iegt unb ber Änbere a tempo föüt. (^. I, 7.)
SBad bie 9}?cnfd)en (;artl)cr}ig mad^t, ifl Dicfed, bag Ocber an
feinen eigenen plagen genug ju tragen tiat, ober boc^ e^ meint. Da^cr
mac^t ein ungemo^nter glüdüc^er 3"f^^n^ ^i^ SKcifien t^ei(nel|menh
unb mo^It^tig. Sber ein an^altenber, fietd bagemefcner, ivtrft oft
umgefe^rt, inbem er fie bem !^eiben fo fe^r entfrembct, ba§ fie nic^t
me^r baran Zf^iH nehmen !i$nnen; baljer fommt e^, bag biSmeilcn hit
Sinnen pd) ^iHfreit^er ermeifen, ote bie 9?ci(^en. ($. II, C27.)
i^afavtfpxde^ f. ©pieL
21 *
324 *ö6 — ^äf(t(^e
m
3um gri
me^r ober
ber S31afe b
Suft }u nu
3U toiit^en.
2) a
2)ct ^of
JtranRiett.
iDÜ^ren füg<
3) a
$a6 ifl
Sera^tung <
au^. ®og(
4i(^tuttg, koe
4) a
©etDalt; bc
bemegt, un
jecttt)en ^at
bk\tm ftopf
ö) a
ftetn $af
l&fPg bemü
®enug, ber
6) 2
3oru ob
ifl geffi§rlt(
3orxi ober
um fo üoll'
1) 3l5aruin um? mu«i»^v -
S>ou«frcunbc — ^ciHöWt. ^eilige 325
iQauisfrtttttlrti .
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Dnn
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• .wv)(u ucr {)eiltgfeit.
S)ad innere SBefen her ^etltgleit, abfhract unb rein Don oOent
ÜR^t^ifc^en ou^gefproc^en, ifjt Sernetnnng br^ 9BiItend }um Se«
ben, eintretenb, na^bem i§m bie DoIIenbete (intuitive) (Srfennfntg
feinet eigenen Sefen^ jum OuiettD olled 3BoOend getuorben.
CB. I, 452 fg.)
324 *«6 -- WSKci^c
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1) SBotum un0 manche ifiuiuiwiwviv Y*«p..^ --i /
(@. @(^8n. @(^0ti^ett.} I
S) 2>a0 j^ttgtid^e aU ®epen{lanb ber Stnnft. (@. unter
3D?aIeret: ©egenfa^ jtotf^en äRaleret unb ©culphtr.)
©ou«frcunbc — ^eingfeit. ^eilige 325
üDte ^andfreunbe feigen nteiflend mit 9iti)t \o, inbem fie me^r
bie i^reunbe bed $aufe^, a\9 bed $erm, alfo ben jf o^en ä^nltd^er, otö
ben ^unbcn fmb. (^. I, 489.)
S)te $au9le^vcrfleQeu finb oto eine redete €(^u(e bev Untemilrfigfeit
unb ^ügfatnfeit unter ben SBiQen unb bic Slnftc^tcn bc^ 33rob^erm
eine fe^r nac^t^eitige Sorfd^ule jur ^rofeffur ber $^i(ofop^ie. S)enn
^nm mirtü(^en 'iß()iIofop^iren ifl Un ab gängig feit eine $au))t6ebingung.
(?. I, 208.)
^an$ ti)tert) f. X^ier.
^tlionik.
1) @.egenfa$ )n)if(^en $cbont( nnb Sl^fetif.
Sdtettf ifl 97egQtton bed jeitlic^en Sen)iigtfeinS, ^ebonit feine
affiTmation. 3)cr Svennpunft bicfev afpvniQtion ifl ®efrtebigung
bed ©efd^te^t^triebed ; ba^cv ifl ffeufc^fjeit bie erfle @tnfe ber ^dfetit.
(ÜR. 729.)
2) 9{e(ati))e SBa^r^eit ber ^ebonif.
On ber 9{Qngorbnnng ber befonbern ©eftc^tdpnnfte, nietete bie toer*
fc^iebenen pl^ilofop^ifd^en ©Qfleme repräfentiren, nimmt bie ^ebonif
jtoar bie niebrigfie ®tnfe ein, ^at aber bod^ relative 9Q3a^r^eit. ($. 318.
131^ Snmcrf. — SScrgl. andj unter ©enuß: SQSertf) ber irbifc^eii
©enüffe.)
i^eilien.
6on ben 93efenncrn bed eigentlichen Zf^A^mn^, ber aDein in ber
dübifd^en nnb ben beiben au9 i^r hervorgegangenen 9{eIigionen gu
ftnben i\t, merben bie S(n^änger aller anbem 9{etigionen auf (Srben
unter bem 92amen Reiben jufammcngefagt, — loa^ ein ^Bc^fl einföl«
tiger unb ro^er Sudbrud ift, ber n)enigflend au^ ben @(^riften ber
@e(e^rten Derbannt fein foOte, mil er Sra^maniften, Snbbl^aiflen^
9eg^pter, ®rie(^en, KMtt, ©ermanen, ©aQier, droTefen, ^atagonier^
ftaraiben, Ota^eiter, Suflralier u. a. m. ibentificirt unb in Sinen @a(f
flcdft. 9ür Pfaffen ifi folc^er Sudbrud paffenb; in ber geteerten Seit
aber mug i§m fogteid^ bie S^üre gemiefen mxhtn. (SB. l, 577.)
^eiUsfcttt. iQciltse.
1) !Z)a9 innere SBefen ber $eiltgleit.
3)ad innere SBefen ber $eiligfeit, abfhract unb rein Don aOem
3R^t^ifc^en audgefpro^en, ifl Verneinung bed äBillen^ }um Se«
ben, eintretenb, nad^bem i^m bie t)oIIenbete (intnitioe) GMenninig
feinet eigenen SBefend jum OnietiD alled SBoQen« gemorben.
(», I, 452 fg.)
326 <>et((raft — $ei(fiorbnung
2) Unab^ängtgleit ber ^etligfcit bon ÜDogmen unb
abpracten ®t|fleinen.
Unter bell berfc^iebenfien ©(aubendgenoffen finbeu ftc^ fettige. ®o
f e^r Derfd^iebene S)ogtnen aud^ i^rer äSernunft eingeprägt loaren, fprac^
bennoc^ ft^ bte innere, unmittelbare, intuitiue (Srienntnig, t)on luelc^er
oOein alle Slugenb unb $eitigleit ausgeben fann, anf bie gleite unb
u&mlid)e äBetfe burc^ ben Sebendwanbel aud. (SB. I, 452.) Sei
gleicher innerer Srfenntnig fü^Tten bie ^eiligen Derfc^iebener Ütationen
eine fe^r Derfd}iebene Sprache, gemäg ben l^ogmen, bie fie einmal in
i^re Sernunft aufgenommen Ratten unb meieren gufolge ein Oubifc^er
^eiliger, ein S^ri{llid)er, ein i^amaifc^er, üon feinem eigenen 2^^un,
jeber fe^r berfc^iebene 9?ed)enfcl^aft geben mug, xoa9 ober für bie Sac^e
gan) gleichgültig ifl. (Ein ^eiliger fann DoD bed abfurbeften 9(ber'
glaubend fein, ober er fann umgefe^rt ein ^^ilofop^ fein; beibed gilt
g(eid). ©ein St^un aUcin belunbet i^n ald ^eiligen; benn ed ge^t, in
moralif^er ^iufic^t, ni^t aud ber abfhacten, foubern (xi\9 ber tntuttib
Qufgefagteu unmittelbaren (Srienntntß ber SBelt unb i^red Sßefcnd
^erbor, unb loirb Don i^m nur jur 93efriebigung feiner S3ernunft burc^
irgenb ein 3)ogma aufgelegt. Sd ifl ba^er fo menig nöt^ig, bag ber
^eilige ein ^l^ilofop^, ald bag ber ^§i(ofop§ ein ^eiliger fei; fo tote
ed nic^t nöt^ig ift, bog ein Doülommen fc^öner SDtenfc^ ein S3i(b^auer,
Dber bag ein groger SBilb^auer au^ felbfi ein fc^öner iDtenfc^ fei.
<3B. I, 453 fg. 466.)
3) ©egenfa^ }n)if(^en ber ©efc^tc^te ber$ei(igen unb
ber SBeltgefc^ic^te. (©. ©efc^id^te.)
4) Serioaubtfc^aft ber ©eniatität mit ber $)eiligfeit*
(®. unter @enie: ©a« Oenie in et^ifc^er ^infic^t.)
j^eilkcaft, ber 5»atur. (©. Sebendfraft)
i0tiUsorlrnuns.
S)er ^md unfern 2)afeind fann nic^t, loie ber Optimidmud an«
nimmt, ber fein, gtüdtic^ ju fein, ba ftc^ bem unbefangenen Slicf bad
Seben barfieDt toie ganj eigentlich barauf abgefe^en, bog mir nn^
nic^t glüÄid^ barin füllen foQen. 3)er ß^ed be9 bebend fann auc^
nic^t gau} aOein unb unmittelbar in ben morafifc^en Zugeuben, alfo
in ber 0u9übung ber ©erec^tigfeit unb SDtenfc^enliebe liegen. Sielme^
ifl ber ßrotd bed Sebend {Läuterung, SBenbung M SSSiQend, (Sit5fung
t)on bem fünb^aften, bie traurige Sefc^affen^eit biefer SBelt ^erbei«
fü^renbcn SßoQen. 3" biefem ^mä flnb li^eiben unb Üob mie berechnet
®ad Seben ifi üom Ißeiben un^ertrennli^; ein Knftric^ oon Sbfic^t«
lic^feit ifl hierin nic^t ^u Derfennen. ÜDad Seiben ifl ber Säuterungd«
f)roceg, bun^ meieren aQein in ben meiften fällen ber SRenfc^ geheiligt,
b. ^. Don bem drrmeg bed SiQend jum ithm gurüdgefü^rt mtrb.
du noc^ ^ö^erem ®rabe fommt bem me^r ol9 alled Seiben gefürc^teten
j^obe bie ^eiligenbe ftroft ju. 9ei bem naturgcmögen 93erlauf fommt
^eiterfett 327
im tnter ba« %6fiev6en be« 8ei6ed bem %b^txbm U9 SiOend
entgegen.
@e^t man alfo ben S^td U9 2)afein^ in bie gänjtici^e Umfe^rung
unfered SBefen«, fo ifl bamit ber Serfouf bcd Sebend, bad {Reiben nnb
fc^neglic^ ber Stob in Ueberetnflimmuno. S)ad ?ebcn fledt ft^ al^bann
bar a\9 ein Säuterung^proceß, bcffen reinigenbe Sauge ber ©c^merj
ift. Ofl ber ?roce§ rooUbxadjt, fo lägt er bie i^nt vorhergegangene
ämmorafitöt nnb ©c^Iec^tigfcit al« ©c^locfe jnrüd, (2B. II, 726—7330
j^ttterkeit.
1) !Da9 unmittelbar Seglücfenbe ber ^eiterfeit.
Unter ben }nm Sebendgliidf nöt^igen fubjectiDen ©ütern, toelc^e
bie (Subämonologie an bie @pi(e fleat (f. ©liicffäligleitd«
le^re), b. ^. unter ben ©iitern bie in S)cm befielen, toa9 Siner ift,
in ben perfbntic^en Sigenfc^aftcn, ifl bie $eiterfeit ht9 @inned am
unmtttelbarflen begtiicfenb. 9?i(^td faun [o fe^r, toit biefe @igen<
fc^aft, iebed anbere ®ut DoDfommen erfef^en; kott^renb fie fefbft burd^
itic^td ju erfeften i% giner fei jung, fcftön, reic^ unb geehrt, fo fragt
fic^, »enn man fein ®iM beurt^eilen \mU, ob er babei Reiter fei; ift
«r ^lingegcn Reiter, fo ijl e« einerlei, ob er jung ober alt, gcrobc ober
pndiidi, arm ober rei(^ fei; er ip glücfüi^. !Die ßcitcrfeit allein i|l
gleic^fam bie baare SRiinje bed ®\i\d9 nnb nic^t, toie alled Snbere,
bto9 ber Sanfjettel, )uei( nur fie unmittelbar in ber ©egemoart be«
glüdt; locd^alb pe bad t)8d}fte @ut ifl fUr äßefen, beren SBirKic^feit
bie Sonn einer unt^ei(baren ©egenioart 3)uifc^en jmei unenblic^en
gelten ^at. Cß. I, 342.)
2) ©runbbebingung ber ^eiterfeit.
& ift gettig, bag }nr ^eiterfeit nidjtd Weniger beiträgt, aü 9feic^«
t^nm, unb nic^td me^r, atö ® efunb^eit. 3\\ ben niebrigen, arbeitenben,
gnmal \>a9 Sanb befleOenben Jt (äffen finb bie Reitern unb jnfriebenen
©epc^ter, in ben reichen nnb Dorne^men bie üerbrieglic^cn }u $aufe.
gotglic^ fönten wir uor 90em beflrebt fein, und ben bo^en @rab
t)oOfommener ©efuiib^eit }u ermatten, ai9 beffen 93(Ute bie ^eiterfeit
fiit einfleOt. {% I, 343. S$erg(. ®efunbl)eit.)
3) $eriobifc^e ^eitcrfeit be9®enied bei Dormaltenber
SRelanc^oiie.
©0 t)ie( auc^ }U ber fUr unfer ®li\d fo )uefent(ic()en $citerfeit bie
©efunb^eit beiträgt, fo ^ängt jene boc^ nic^t oon biefer aOein ab;
benn auc^ bei ooOtommener ©efunb^eit fann ein metanc^olifc^ed
Temperament unb eine ))or^ervfd)enb trübe (Stimmung befielen. jDer
lef^te @ntnb bation liegt of)ne S^tx^i in ber urfprUng(i(^en unb ba^er
unabttnberli(^en Sefc^affen^eit M JDrganidmnd, nnb jiuar }umetfl in
bem me^r ober minber normalen 93erl)ä(tnig ber Seuftbiütät }ur •drri«
tabilität unb SReprobuctionMraft. 9bnormed Uebergemic^t ber @enribi(ität
toirb Ungleichheit ber Stimmung, periobifc^e übermäßige ^eiterfeit unb
828 ^eafc^cn — ^cvg
tjovioattcnbe üRelan^otie herbeiführen. Sßeit nun aud) ha9 ©cnie
burd) ein Uebermoag ber 97ert)enfraft, alfo ber ;@enrtbilität, bebtngl
ifi; fo ^at Slrtftoteled gan} ri^tig bemerft, bog aOe audgejeic^nete unb
überlegene SDicnfc^en meIan(^oUf(§ feien. (^. I, 344 fg. — »ergL
unter ®enie: 9{ac^t§eile bed ©enied.)
4) S)ie $eiterfett bed blod inbil^ibueden SDafetnd im
©egenfa^ }u ber a){eIan(^olie ber über bie inbiDt«
buelte @rf(^einung ^tnandge^enben Seja^ung bed
9e6eu9.
Der ®ef(^Ic(^t«trieb ^cbt icnc ©orglofigfcit unb ^iciterfeit Quf, bie
ein MoO inbioibnenc« SDafcin begleiten würben, inbcm er in bad Sc«
wußtfein Unruhe unb ÜRcIant^olie bringt, ffiirb er hingegen freitoittig
untevbrücft, infccm ber SBinc fic^ wenbet, fo wirb bem SBewußtfein jene
SorglofigTeit unb ^eitcrfcit bc« blo« inbit)ibucflen 3)afein« wiebergegeben,
unb jwctr auf einer erl)i5^tcu ^^otcnj. (2B. U, 649.)
tleUfebcH) f* a){agie unb 3}{agneti«mud.
Qtrmapbrol^itUniu«.
'J){auubcit unb älHnblidtfcit taffen unjä^Iige ©robe ju, burd) welche
ieue h\^ jum Wibevtic^en ^^nanber unb ^^pofpabäud fmlt, biefe bi^
)uv aumuti)igen ^ubrog^ue |)eigt; k)on beiben Seiten a\\€ fann ber
volUommtuc ^cnnop^irobitiöniuö erreicht werben, auf welchem 3n»
biDibucu flehen, wctdje, bie gcrabe Wiitt jwifc^en beiben ©efc^lec^tent
M\u\\ tcincm bei^ujä^Icn^ fofgüd^ jur iSortpflanjung untauglich finb.
Oii\ U, 024.)
iSin gtücflic^e« Scben ifi unmöglich, ^8(^ftend fann ber SReufd)
einen b<^voif(^en $?eben^(auf etkugen. (Sinen folc^en fü^rt S)er,
Wetd)er in irgenb einer 9(rt unb Slngelegeu^eit für bad ^Oen irgenbwie
)U (5hUe J^ontmenbe mit übergroßen @(^wierigfeiten tämpft uub am
Ütube fiegt, bobci aber fd)(ed)t ober gar nic^t belohnt wirb. S)auii
btcibt er, am Schluß, wie ber ^rinj im Ee corvo bed ®0})t, t>tx*
fleiucrt, aber in ebler (SteQnng uub mit großmüt^iger ©ebärbe fielen,
^ein Slubcufen bkibt unb wirb a(d !Z)a9 eined ^erod gefeiert; fein
^it(e, burc^ SRü^e unb «vbeit, fd)(ec^ten (Srfolg unb Unbanf ber
SBelt ein ganje^ Seben (jiuburc^ mortiftcirt, erlifd^t in ber 9{irwana.
{% U, 346.)
1) 3)ad $er} ald bad Zentrum unb primum mobile
be^ Sebeni^.
X(i9 erße ^^robuct beö 99(ute9, wetc^eö ben Organi^mud urf))rüng«
lid^ fc^afft unb formt (f. 9 tut), ftnb feine eigenen @efäße unb bann
bie Wiu^Mw, ()ieniit aber auc^ ba^ $^rj, al9 welc^e^ 3ug(ei(^ ©effiß
unb 3)htdfe(, unb be^§a(b bad wal^re Zentrum unb primum hiobile
«crj 329
bed ganjen Seiend ifl. (9ß. n, 289. 240.) Da« $er} ge§i$vt fonio^I
bem 3Rudfel« ate bem ^lut« ober ®efttg«@Q{lem an; moran erfic^U
itc^ \% bag 93eibe na^e oerwatibt, ja ein ©anjed ftnb. (S. II, 287.)
2) ÜDte Seiuegung bed ^erjend.
3)te Don ber be^ 9(uted nn}ertrennli(^e Setoegung be9 $erjend ift,
tDenngleid) bur^ baö 93ebiirfnig 93(iit in bie !?unge ju fenben Deran-
lafet, bo(^ eine urf^)rüng(i«^e, fofcrn fic Dom ^ferüenf^flcm unb ber
SenfiMIitttt unabhängig ifl. (38. II, 287.)
3) ©egcnfaß jmifd)cn ^erj unb Äopf.
!Der $riniat M Wiüm9 über ben dnteaect gtebt Tic^ t^^t^ftotogifc^
bariu JU ertennen, bog mä^renb bie S^ätigfeit bcd ftopfed (bed ©e*
^irnd) im tiefen @ci)Iafe pouftrt, bad ^erj bagegen unermüb(i(^ ifl;
loeit fein ©c^Iag unb ber 93(utumlauf nic^t unmittelbar burc^ 9?erDen
bebingt, fonbern bie nrfprüngtic^e Seugerung bed äBiOenö ftnb. (S. U,
272.) Der SBille, ber nid)t, ttjie ber ünteßect, eine Function bcö
2t\bt9, fonbern beffen Function ber Seib ift, t(;ci(t feine Unermiiblic^feit,
auf bie a)auer be« Jebenö, bem ^er^en mit. (SB. II, 240.) gerncr,
ivä^renb ber ^opf altert, überhaupt in feiner !l^cittgfeit bem SBerben,
2ße(^fe( unb S93anbc( untenoorfen ift, Dcmafjxt hix9 ^erj M in'd
fpötefle 3l(ter uuDeränbert feinen Sljor öfter. S:ie ®üte M ^erjend
mac^t ben ®reid noij Dere^rt unb geliebt, loenn fein ftopf fc^on bie
®d)tt)ä(l^en jeigt, bie i^n bem ^inbe^alter n^ieber ju ni1f;ern anfangen.
(2B. II, 263—267.)
Xk odgemein gebraud^ten unb burd^gängig fe^r ivo^( Devflanbenen
STudbriirfe $er3 unb ßopf flnb an« einem richtigen ®eftt^{ bed
funbamentolen Unterfc^iebed jioifc^en bem SQiUen otö bem primären
unb bem dn teile et atö bem @ecunbttren entfprungen. 9Rit DoOem
9tti)t ifl bad ^erj )um Si)mbo(, ja St^non^m bed 9Bi(Ien9, ald
bed Urfernd unferer Srfc^einung gekoä(}(t tvorben unb bejeic^net biefen
im @egenfa( beö dnteUectö, ber mit bem ffopf gerabeju ibentifc^
i% XOe^ niad im meiteflen ©inne (Sadje bed SBiUend ifl, toirb bem
$er)en beigelegt, hingegen bejeic^net ber $opf 9IQc9, \oa9 ®acf|c
ber (Ertenntuig ifl. $er) unb ftopf be^eic^net ben ganjen Sßen«
f(^en; aber ber ffopf if} fletd ha9 S^^^^^» ^^^ abgeleitete; benn er
ift nic^t bad (Sentrum, fonbern bie (}5(^fte CEfflore^ceu} bed Seibe^.
(SB. II, 267 fg.)
9Benn Don einem 9Renfc^eu gefagt tuiib: „er ^at ein guted $erj,
mctto^t einen fd)Ie(^ten Jtopf", oon einem Zubern aber: „er ^at einen
fe^r guten l^opf, jeboc^ ein fc^iec^ted $er}'^* fo fü§It deber, bog beim
(Srftem ha9 ?o6 ben £abe( lueit überwiegt, beim Slnbern umgefe^rt.
Diefer Sorjug, ben man ber ^etjendgüte oor glttnjenben @eifle4gaben
giebt, fo toie bad 33emü^eu, ($el)(er bed ^er^end für gelter bed ffopfe^
an^jngeben, bejeugt genugfam, bog ber ^itle aOein bad Sffiirflic^e
unb Sffiefentlic^e, ber fteru bcd 9J{enfc^en ifi, ber dnteOect aber bto^
fein ffierfjfug. (SB. II, 258—263.)
332 ©immelrctd^ -— ©tnrici^tung
iDtec^antf, loet^e bon ber irbtfc^en fid^ burc^ bte Slötoefeu^ett aDed
©toged unb S)ru(Ied unb fogar be^ toixtlid) DoVbtaijUn %aUt^ auf
erhabene SBetfe unterfc^eibet, inbem fie neben ber vis inertiae feine
anbete 6en)egenbe unb lenlenbe ftraft tennt, al9 b(od bte ©roDttatton,
btefe an9 bem eigenen <3nnern ber R'Axptx ^erüortretenbe ©e^nfuc^t
berfelben nac^ SSereinigung. Senn man nun an biefem gegebenen SaQ
flc^ i^r SBirfen h\9 in'd Sinjelne t)eranf(^auli(i^t; fo erlennt man
beutlic^ unb unmittelbar in ber ^ier bemegenben Kraft eben S)ad, koad
im @elbflben)ugtfetu und ate Sille gegeben x% SDenn bie %en«
berungen im ^aufe ber @rbe unb bed SDtonbed, fe nac^bem eined
berfelben burc^ feine @teQung bem @influg ber ©onne balb me^r,
batb tueniger audgefe^t ift, ^at augenfätlige %ta(ogie mit bem (Sinflug
neu eintretenber SRotiDe auf unfern SBiQeu unb mit ben ÜRobificationcn
unfcr« ^anbeln« banac^. (SB. II, 339 fg.)
5) Srfjaben^eit bed $imme(d.
SBenn ber näc^tlid^e ^immet und ja^dofe SBelten Dor 9ugen bringt
unb fo bie Uncrmeßlic^fcit bev SBclt auf baö Sctoußtfein einbringt, fo
füllen tt)ir un« felOjt ju 3lidji^ öcrneinevt, filmten und aö Onbiöibuum,
a\9 Dergöng(i(^e SßiKeniScrfdjeinung, mt ein Xvopfen im Dcean. 916er
jugteic^ erf)ebt flrf) gegen fold)c« ©efpenjl unfercr eigenen 9?ic^tiflfeit
bad unmittelbare ^enmgtfein, baß alle biefe Selten [a nnr in unferer
SorfteQung ba flnb, nur al9 Sßobificattonen bcd eioigen (Subjectd bed
reinen ©rtcnnenö, njetd)cd ber bcbingcnbc Irägcr aKer (objcctiüen)
Selten ift. 3)ie ®r5ge ber Seit, bie und t^orl^er beunruhigte, ru^t
je^t in und; nnfcre ^(b^ängtgfeit t)on if}r ujirb aufgehoben bur^ i^re
Sb^ängigfeit r>on und. SDied, obtuo^I nidjt beutfic^ ind 93en)ugtfein
tretenb, fonbern nur gefüllt, ifi bad burd) \>m Slublid M ^immeld
bett)irtte ©efii^t bcd @r^abenen. (Sd ift Sr^ebung über bad eigene
Onbioibuum. (S. I, 242 fg.)
i^immelmd), f. ©üligleit.
^in>u, f. 3 über.
iQinndjtung.
1) 2)ad ©raufen bei einer Einrichtung ald S3e«
weid, bag ber SiUe 3um ?eben bad 3(Uer»
realftc ijl.
3>7an febe bad flarre Sutfe^en, mit melc^em ein S^obednrt^eil Der«
nommen mirb, bad tiefe ©raufen, mit meld^em mir bie Hnftalten }u
beffen Sod^ie^ung erbUden, unb bad ^erjjerreigenbe SRitteib, metc^e^
und bei bicfer felbft ergreift. Hn fotd^en Srfc^einungen h)irb fu^tbar,
bog ber Sille jum «eben bad «llerrealpe, ja ber Äem ber 9teatität
felbfl ip. (S. II, 401.)
2) Die innere UmttJäljung, bie fic^ in ben 9febeu
ber 8erbred)er oor ber ^iinric^tung funb giebt.
(®. ©atgen.)
«>itnmcr 331
pimtnuitfl Beflrünbct ift, üermögc toctt^cr bic urönfänglic^flett,
Minben, Yo^eit, niebrigftcn 9}aturhfifte, von ber florrflen ©efe^It^kit
geleitet, bur^ i^ren (Sonflict an ber if|nen gemetnfc^aftlic^ preisgegebenen
SKaterie unb burc^ bie folc^en beglcitenben accibenteQen folgen ntd^td
@eriiigered ju ©tanbe bringen, a\9 bad ®rnnbgerüfl einer ^elt, mit
bcmunberungdmürbiger 3^v^<^ntägig!eit jum Sntfle^ungdort unb Sinfent«
f^alt lebenber äBefen eingerichtet, in ber SoOfommen^eit; tote eS bie
bejonnenfie Ueberlegung unter Leitung beS burcbbringenbfien Serftanbed
unb ber fc^ärfflen Serec^nung nur irgenb Dennodit ^ätte. SBir fe^n
* (ier a(fo in überrafc^cnbfler Sßeife bie n^irfenbe Urfac^e (causa
efficiens) mit ber 3tt)e(!urfo(^e (causa finalis) jufammcntreffen. S)iefe
Harmonie ifl nur oud ber Sin^eit beS äBiOend auf aQen (Stufen
ber SRotnr ju erüären. 3)er (gine, aücn SWoturflufen ju ®runbe
liegenbe SBiüe ijl e«, welcher bereit« in bcn unterften iWoturfröften, an
bcnen er feine crfle Äeußerung ^at, feinem 3W entgegenflrebt unb
burc^ i^re ©efefte felbjl auf feinen (Sub^toedt l)inarbeitct. 3I)m muß
ba^er SKIed, toa9 mi) blinben 9{aturgefetjcn gefc^ie^t, not^n^enbig bienen
imb entfprec^en. Slfo frf|on bie unterften SWoturfräftc felbfl p»b üon
jenem fefben SEßiQeu befeelt, ber ftc^ nac^^er in ben mit OnteOtgeu}
QUdgeftattete'n, inbit)ibueQen Sßefen über fein eigene« SBerf betmunbert.
(?. n, 143—148. I, 228. SB. II, 368—370.)
dn SfüdFfitfjt auf bie ^^t^agorciifc^e Harmonie ber Sphären foHte
man bo(^ einmal berechnen, n)eld)er !(ccorb ^crauSfäme, luenn man
eine ^ol^t uon Sönen im ^er^ttltnig ber uerfc^iebenen Selocitäten ber
Planeten }ufammenfie(Ite, fo bag 9?eptun bcn S3ag, 9Rer!ur ben @opran
abgäbe. {% n, 137.)
3) UnDereinbarfeit ber aftronomifc^eu Snfic^t Dom
$immel mit bem ©tauben an ben perfönlic^en ®ott«
(@. unter Sfironomie: Sinflug ber Slfh'onomie auf ben
©tauben.)
4) Analogie ber Semegung ber $immel«lörper mit
bem $anbe(n be« SRenf^en.
6in crläutcrnbed, grogartige« SSeifptel für ba« !3)afein unb SQSirfen
t)e« SßiUen« in ber unorganif(^en 9{atur unb bie dbentität be«
SSefentUd^en in ber Seroegung ber ^immeUförper unb in bem
$)anbeln be« S)?enfdjcu liefert ber !?auf be« ÜRonbe« um bie (Srbe.
2)ur(^ bie Derfd)iebcncn Kombinationen, loctc^e ber beflänbige 2Be^fe(
ber ©teOung Don @onne, 2)toub unb Srbe gegen einanber herbeiführt,
loirb ber ©ang be« a)?onbe« bafb bef^tennigt, balb Derlangfamt, unb
tritt er ber (Erbe balb ntt^cr, balb fa-ner; biefc« nun aber mieber
anber« im ^eri^etio, a(« im Sp^elio ber Srbe; »etc^e« Sfle« ju«
fammen in feinen iau^ eine fotc^e Unregelmägigteit bringt, bag berfelbc
ein mirftic^ capridöfe« 9(nfe^cn erhält, inbem fogar ba« britte fteppte*
rtfd^e @efe( nid)t me^r unmanbribar gUttig bleibt, fonbern er in
gleichen 3(<ten ungleid)e ^läc^en umfd^reibt, S)ie Betrachtung biefe«
?aufe« t|l ein fleine« unb abgefcf|(offenc« Sapitel ber I;immlifc^en
382 ^immelrcid^ — ©tnrici^tung
Mtäfanit, tocl^e bon ber irbifd^en fid^ burc^ bte Slötoefen^ett aVit9
Stoged unb S)ru(fed unb fogar be^ tutrHic^ DoObra^ten ^aOe^ auf
erl^abcne Sßetfe untevfc^eibet , inbem fie neben ber vis inertiae feine
anbete ben)egenbe unb lenlenbe ^aft lennt, cA9 blod btc ©raDttation,
biefe aud bem eigenen Innern ber Jlörper ^ert)ortretenbe ©e^nfuc^t
berfelben nac^ Sereinigung. äBenn man nun an biefem gegebenen ^aU
fl(^ i^r SBirfen bid in'd (Sinaelne t^eranfc^oultci^t; fo erfennt man
beutlid) unb unmittelbar in ber ^ier beiuegenben Kraft eben S)ad, »ad
Im Setbftberougtfein und atd äBille gegeben i% S)enn bie 3[en«
berungcu im iMufe ber (Srbe unb bed äRonbed, ie nac^bem eined
berfelben burc^ feine Stellung bem @tnflug ber ©onne balb me^r,
batb weniger audgefe^t ifl, l^at augenfäUige Analogie mit bem (Sinflug
neu eintretenber SRotit^e auf unfern SBiQen unb mit ben ÜRobificationcn
unferd ^anbeln« banac^. (3B. II, 339 fg.)
6) (Srfjabcn^eit bed ^immeld.
SEOeun ber nädjtti^e $imme( und ja^dofe SBelten t^or klugen bringt
unb fo bie llncrmegUdjfcit ber SBelt auf ba« Setoußtfein einbringt, fo
filblcu \m und fctblt ju 9?i(^td üerfteiuert, füllen und atd Onbiöibuum,
atd Ucrganglic^c SBiUeudcrfdjcinung, njic ein Svopfen im Dcean. Sber
jufllcic^ erbebt flc^ gegen fol^ed ©cfpenfl unferer eigenen 9?ic^tigfeit
oad unmittdbav« ^öewußtfein, baß alle biefe ®elten ja nur in unferer
©ovileliung ba flub, nur ald 9)Jobificationen bcd ewigen Subjcctd bed
Ytlucn CJrtcuucnd, U)eld)cd ber bcbingenbe Iräger aKer (objcctiDen)
ivU^Ucn i|>» 'rie Öhößc ber SBelt, bie und öorl^er beunruhigte, ru^t
|c(jit iu und; «ufere ?lb()ängigfeit üon i^r njirb aufgehoben bur^ i^rc
Vlbbvlnglötcit UM und» 3)ied, obtuo^l nidjt beutlidj ind S3ewu§tfein
tvctCi\b/fo»bcvn nur gefü(|U, ijl bad burd) ben anbtitf bed ^immeld
imwtU OVIilbl bcd erhabenen. (Sd ift (Sr^ebung über bad eigene
;»nbi\nbM«m. ^i». I, 242 fg.)
^jimmetvcldK f. ©üligfeit.
^intu, f. Oubcr.
1) 'I)ad ©raufen bei einer Einrichtung atd Sc»
tueid, bag ber Sßille 3um ?eben bad %((er»
reatfle if^.
"ühn febe bad flarre (Sntfe^en, mit luetc^em ein 2:obedurt^eiI Der«
nommen n^irb, bad tiefe ©raufen, mit metd^em mir bie Hnftalten ju
beffen Sonjie^ung erbliden, nnb bad ^erjjerreigenbe 3Rit(eib, meld^ed
und bei biefer felbfl ergreift. Hn fotd^en (Srfc^einungen wirb fic^tbar,.
baß ber SQSidc ^um «eben bad «Oerrealfle, ja ber Äem ber Sttealität
fetbfl ifl. (SB. II, 401.)
2) Die innere Umwäljung, bie fic^ in ben Stebeii
ber Serbrec^er oor ber ^inrid^tung funb giebt.
(©. ©algen.)
^iponenmaleret — $öfli(^reit 333
f^iftotitnmnltvtiy f. Wlaltxtl
1) äBefen unb ä&trtung ber Hoffnung.
S)te Hoffnung ifl ein Slffect, in i^r übt bal^cr, tote in aOen
Effecten, ber SSßiQe einen Detfä(fc^enben @influg auf ben OnteOect.
SDie Hoffnung lägt und ÜDad, luad mx toünfc^en, fo toie bie i$ur(^t
S)Qd, ivad iDir beforgen^ a\9 ma^vfc^einüd^ unb na^e evbiicfen, unb
beibe uergrögern i^ven ©egenftanb. $(ato ^at fe^r fc^ön bie Hoffnung
ben j£raum M äBac^enben gcnonnt. O^r äBefen liegt barin, bag ber
Sßifle feinen !Diener, ben Anteile et, toenn biefer nic^t vermag, bad
©emünfc^te ^erbeijufc^affen, nöt^igt, ed i^m toenigfiend üorjumaten,
il6er^au|)t bie dtoUt bed Üröflerd }u übernehmen, feinen $erm, \m
bie fimmt bad Sinb, mit äßä^r^en ju befc^toic^tigen unb biefe auf«
gufiu^en, bag fie Schein gewinnen; toobei nun ber -dnteOect feiner
eigenen Statur, bie auf $$al^r^eit gerichtet ifl, ©enialt ant^un mug.
(SaS. n, 242 fg.) Hoffnung ifl bie Serwec^elung beß Sunfc^eö einer
Gegebenheit mit i^rer SBa^rfd)einIic^!eit. (^. II, 622.)
2) Slllgemeine $crrfc^aft ber Hoffnung.
Sießei^t ifl fein 2Rcnfc^ frei üon ber 9?arr^eit be« $erjenö, »etc^e
beut dnteUect bie richtige Sc^d^ung ber ^nobabilität fo fe^r berrücft,
bag er Sind gegen Siaufcnb für einen Ieid)t möglid^en gaÖ ^ä(t. Unb
hoi) gleicht ein ^offnungdlofer UnglüddfaU einem rafd)en Zobedftreic^,
hingegen bie {!etd vereitelte unb immer ivieber auflebenbe Hoffnung ber
langfam marternben S^obedart. {% II, 622.)
3) Slb^Sngigleit bed guten ober fc^Iimmen ©tanbed
ber Hoffnung Don bem Ser^ältniß if|rer beiben
gactorem
!Z)ie Hoffnung ifl ein 3ufi^<^^f i^ toelc^em unfer ganjed SBcfen,
nttmlic^ SßiQe unb OnteOect concurrirt; jener, inbem er ben ©egenflanb
berfelben toünfc^t, biefer, inbem er i§n a(d toa^rfd^einlic^ bered^net.
de gröger ber Slntl^eil bed letztem f^actord unb je Keiner ber bed
frflem ifl, befio beffer fie^t ed um bie Hoffnung; im umgef ehrten t^atl
beflo f^timmer. (^. U, 622, «nmerf.)
1) Urfprung ber ^öftic^Itit.
S)en (Sgoidmud ald unfere partie honteuse gu lierfleden ^aben mir
bie $öf(i(^Ieit erfunben. ^ (S. 163.) SDie ^5f(i(^feit ifl bie con-
DenttoneOe unb f^flematifc^e Verleugnung bed Sgoidmud in ben J^Ieinig«
leiten bed täglichen Serfe^rd unb ifl freiließ anerlannte ^uc^elei;
htrmt^ koirb fie geforbert unb gelobt, mei(, toa9 fie k)erbirgt, ber
Sgoidmud fo garftig ifi, bag man ed nt^t fe^en iviO, obf^on man
toetg, bag ed ba ifl, mie man loiberlic^e ©egen^ttnbe koenigflend bur(^
tinen Vorgang bebeA miffen toid. (S. 198.)
334 ^ol^ngcläc^ter -^ «öffe
2)CT anbcre ©runb ber |)5f(i(^feit liegt in Solgenbcm. ®te iß eine
fliOfc^nieigcitbe Uebcreinfunft, gegenfettig bie moralifc^ unb inteüectucQ
elenbe Sefc^affen^eit t)on einonber ^n ignorirea unb fie \\ö) nic^t Dor*
jurücfen; — n^obnrc^ btefe }u beiberfeitigem 8$ott^eil tttoa9 weniger
leicht in Sage fommt. {% I, 492.)
2) SJcv^ä{tni§ber$öflic^!cit jnr ächten 5Räc^|lentiebe,
3ii}ifc^en bcn 3(eugerungen ber $öfli(^feit uub ber Seiten iOiebe be^
97äd)ftcn; ivclc^e nicf)t, \m jene, jum (Schein, fonbevn teirtlic^ ben
(Sgoi^mud ilberminbct, ifl ein anotogcd Ser^ältnig^ toit jmifc^en ber
®ercd)tigfeit, ttjcl(^e bie ÜWenfc^en anhüben (ber Jegotität) unb ber
ätzten aJcblidjfcit bc« $)erjcne. ((S. 187.)
3) 5Ru6cn ber ^öflic^feit.
Sie bad fHäadi^, üon Slotur ^art unb f probe, burc^ ein n^enig
Sßotnie fo gcfc^mcibig mxh, ba§ e^ jebe beliebige ®eftalt annimmt;
fo fann niou feibft ftörrifc^e unb feinbfflUge äRenfc^en bur^ etioad
$öflid)feit unb Srcnnblid)feit biegfont unb gcfaQig machen. Sonac^
ift bie $öf(ic^!eit bem 3){enf(^en, load bie SSBörme bem ^üadfi.
Ciß. I, 492. 2)?. 256 fg.)
4) ®ränjen ber $öfli(^feit.
3tt)ar ifl $öflic^feit Klugheit; fic^ burc^ Un^öflic^feit Seinbe machen
ifl bogegen UiiDerflanb. 3)enn ^iJflic^feit ift, mie bie 9{e(^en))fenmge^
eine offenfnnbig falfc^e iDhin^e, unb mit einer fold^en f))arfam }u fein
beroeift Unoerftonb, f^veigebigfeit mit i^r Serftanb. 2)oc^ barf bie
$öfüc^feit nid}t bid ^nut Opfern reoler Ontereffen getrieben toerben;
benn bad ^iege äc^te ©olbfliicfc flatt 9Ie(^enpfcnnige geben. {% l, 492.)
du ber ^itteratur ift bie $öf(id)fcit, alö )oetd)e aud ber ©efcll'
fc^oft ftammt, ein frcmbortigc^, fc^r oft fc^äblic^ed Slement; xotH fie
Derlangt, t>ai man bad Sd)lcd)te gut ^eige unb babnrc^ ben 3^^^<^tt
ber SKffcnfdjoft, \m ber Slunft, gcrabe entgegenarbeite, ("iß. II, 545 fg.)
(lieber bad ®cgent^ei( ber ^bflic^Fcit, bie ©rob^cit, fie^e: ®rob«
^cit.)
iQot)ngcläd)ter, f. unter fachen: ha9 beleibigenbe unb bad bittere
üadjcn.)
1) Die ^öHenortige S3ef(^affen^eit ber SBelt.
Die SBett ift bie ^öUe, unb bie äRenfc^en finb einerfeit^ bie ge*
quälten Seelen, anberetfeitö bie Zeufel bo^in. (^. II, 322.)
©leid) luie in ber $öQe SlQed nac^ Sc^loefct riecht, fo trägt SlOe«
maö und umgiebt, bie Spur baoon, bag unfer B^f^^i^ @tmad ifl, bad
beffer nid)t wäre. Die ^auptqneQe ber Ucbel ifl ber 972enf4 bcnt
2jienfd)en felbft: bomo homiui lupus. ä&er bied Untere rec^t in'^
Suge fa§t, erblicft bie Seit aU eine ^öUe, meiere bie ted Dante baburc^
übertrifft, baß (Siner ber leufel be3 «nbern fem muß. (338. 11, 660.)
^omogcnettät — ^ittnor 335
So^er beim aitbevd ^at 3) ante bcn ©toff }u fetner $511[e gcnommciv
aM aud biefer unfercr tDirflic^en S93e(t? Unb boc^ tfi ed eine rec^t
orbenttic^e $5He getvovbeu. hingegen, ald er an bie SlufgaOc iam^
bcn $tmme( unb feine i$reuben ju fc^ttbem, ba ^atte er eine unüber^
minblic^e @c^U)ierigfeit oor ^\i)) totW eben unfere 933e(t gar feine
SRaterialien ju fo etn^ad bavbietet. $ierau9 aber er^eQt genugfam^
welcher «rt bicfc S3?c(t ifl. (933. I, 383.)
2) So(gerung barau^ für bie Seben^meiö^eit.
Sd ifl koirflid) bie grögte Serfe^rt^eit, biefen @(^aupTatj bcö dam-^
mvc9 in einen i^nflort Dcnvanbeln ju nioOen unb, ftatt ber mögttc^fieit
<S(^mer}(ofig(eit, ©cnüffe unb f^reuben fic^ j^^"' 3'<^(^ i" flccfcn. Siet
weniger irrt, toer mit ju ftnflerm ©liefe biefe SBelt ald eine ?lrt ^öHe
anfielt unb bemnac^ uur barauf bcbac^t ifl, flc^ in berfdbcn eine
feuerfcftc ®tnbe ju berft^affcn. Der £^or läuft bcn ©enüffen na^
unb fie()t fic^ betrogen, ber SBeife oeimeibet bie Ucbel. ÜDie optimtflifcf)e
auffaffung ber SBelt ifl bie OucOe fielen Unglild«. (^. I, 432 fg.)
iQomogtntität, f. SRct^obe.
jQonotar, f. ©c^riftftelterei.
iQorcn, f. ©innc.
4)0ti}0nt, f. ®cfid)töfrciß.
i^ttmam0mu0. i^umanitätsflulricn.
1) ®cgenfa(} }n)ifrf)en ^uutanidmud unb 9{omantif.
!Z)er ^umanidmud trägt ben Dptimidmud in ftc^ unb ifl tu
fofern falfd), einfcitig unb oberfiäcf)lid^. !Darum thm er()ob fid) gegen
feine t)errfc^aft in ber bcutfc^cn fd)öiien IMtteratur bie Siomantif,.
tubetn fle auf ben ©eifl bcd pcfftniiflifdien 6i)rijlcnt^umd f|inn)ie9.
^cut ju Sage ergebt ftd) aud bcmfclben ©runbe gegen ben $umanid«
ntu9, bcffen Stuflug am @nbe Snatcrtalidmud IjcrDorjurufen bro()t^
bie ort^obo^-e unb fromme Partei, l}ä(t bie peffmiiftifd^c ©cite fefl,.
mac^t bat|er Srbfünbc unb SBelterlöfer geltcnb, fommt aber burc^
SCufua^me unb Verfechtung ber ganzen c^riftUc^en il)(i;t^oIogie in i^rem
bud^fläbltc^en ©iune mit bem 3^i^0ci|^ in doiiflict. ($. 434.)
2) 9{u^en ber ^umanitätdflubien.
©e^r paffenb nennt man bie Sefc^äftigung mit bcn alten jllafrifern
$umanttätdftub-ten; beun burc^ ^\t mirb ber ©c^iUer juuörberfi
wiebcr ein SDienfc^, tnbcm er eintritt in bie äBclt, bie nod) rein roar
oon aOen t^ra^en bc^ ro^en ÜRittclalterö unb ber 9{omantt! mit i^rem
fc^änblic^en $faffentnig unb ^alb brutalem, ^alb geden^aftcm dritter«
»efen, luelc^e fo tief in bie (£uropäifd)e 3Rcnfd)^eit einbrangen, ba§
^eber bamit übcrtünd)t ^ur S93elt fommt unb \\t erft abjuflrcifen t|at^
um nur guDörbcrfl mieber ein 3Rcnf(^ ju »erben. (28. U, 136.)
^mor, f. unter Sädierfid^fd: ba9 abfic^tUc^ Säc^crlic^e.
326 <>ct(frQft — ^ci(«orbniing
2) Unab^üngigleit ber ^eiligfett t^on S^ogmen unb
abfiracten ®k)fiemen.
Unter ben üerfc^iebenfien ©laubendgenoffen finben ft^ fettige. @o
f e^r Derfc^iebene X)ogmen qu^ t^rer SJernunf t eingeprägt tvoren, fprac^
benno(^ fi^ bie innere, unmittelbare, intuitiue Srfenntnig, ))on loelc^er
allein alle Siugenb unb ^eiligleit au^ge^cu lann, auf bie gleiche unb
iiämlidie S93eife burd| ben Sebendiuanbel au^. (SB. I, 452.) Sei
gleicher innerer (Erfenntnig führten bie ^eiligen oerfc^iebenec Stationen
eine fe^r t)erfd)iebene Spraye, gemäg ben !£ogmeu, bie fi'e einmal in
i^re Sernunft aufgenommen Ratten unb koelc^en jufolge ein 3nbif(^er
^eiliger, ein S^riftlic^er, ein Samaifd^er, Dou feinem eigenen 2^^un,
jeber fe^r Derfc^iebene 9?e^enf^aft geben mug, toa9 aber für bie @a(^€
gan} glei^gültig ifl. Sin ^eiliger fann »od bed abfurbeften Sbej'
glaubend fein, ober er fann umgefe^rt ein $^iIofop^ fein; beibed gift
glei^. @ein Zt^mx adein befunbet i^n aU $ei(igen; benn ed ge^t, in
moralif^er ^infic^t, uic^t aud ber abfhacteu, foiibern aii9 ber intuitiv
Qufgefa§teu unmittelbaren (Erlenntniß ber SBelt unb i^red 9Befen9
^eruor, unb uiirb bon i^m nur }ur 93efriebigung feiner S3ernunft bur(^
irgenb ein SDogma aufgelegt. (Id ift ba^er fo »cnig nöt^ig, baß ber
^eilige ein ^^ilofop^, atö bog ber ^^ilofop^ ein ^eiliger fei; fo m
ed nic^t nöt^ig ifi, bag ein DoOfommen fc^Sner SRenfc^ ein Sitb^auer,
Dber bog ein großer 93i(b^auer aud) felbfi ein fc^öner 3Renf4 f^i*
(SB. I, 453 fg. 466.)
3) ©egenfa^ jmifc^en ber ©cfc^ic^te ber$eiligen unb
ber aSeltgefc^ic^te. (©. Oefc^ic^te.)
4) Ser)uanbtf(^aft ber ©eniatitüt mit ber $eiligfeit.
(@. unter ©enie: S)ad ®enie in etl^ifc^er ^infic^t.)
j^eilhtaft, ber SRatur. (@. ?ebcndfraft.)
j0eiUotirnun0.
S)er 3^^^ unferd Z)afeind fann nid^t, mie ber Optimidmud an«
nimmt, ber fein, glücflic^ }u fein, ba ftc^ beut unbefangenen Sücf M
itbm barfleOt toie ganj eigentlich barauf abgefe^en, ba% mir und
iii^t g(ü(f(i(i| barin füllen foQen. 3)er ^mä bed itbm^ fann anif
nic^t ganj aÜein unb unmittelbar in ben moralifc^en Sugenben, alfo
in ber %udübung ber ©erec^tigfeit unb aßenf^enliebe liegen. Stebne^
ifl ber Bmecf bed gebend (Läuterung, SBenbuug bed SßiQend, (SrUfung
ton bem fUnb^aften, bie traurige Sefc^affen^eit biefer äBelt ^erbei«
fü^renben SBoDen. Qn btefem 3^^^ f^"^ $?eiben unb ^ob mt berechnet.
^a9 Seben ift bom Seiben unzertrennlich; ein Slnflric^ Don Hbft^t«
lic^feit iß hierin nic^t }u Derfennen. ^a^ Seiben ifl ber Säuterungd*
proceg, bur(^ meieren aQein in ben meiften t^äßen ber SRenfc^ ge^eUigt,
h. ^. Don bem drrmeg bed äBiüend jum Seben }urU(fgefü^rt mirb.
du no(^ ^ö^rem ©rabe fommt bem mti^x ald aüz9 Seibeu gefttrc^teten
SEobe bie ^eiligenbe Kraft }u. 93ei bem naturgemäßen Serlouf tommt
«u«g«r 337
aDein eigenen itnb (^acaltertfitfc^en Sfct t>tx aOen anbeni S^icrett
Doraud, uämlic^ ha9 fo audbruddüoOe, koo^lioolknbe unb grnnbe^tli(|e
3Bebe(n. SBte Dort^etl^oft fit(^t bo(^ btefe t^m uon ber 9?atur gegebene
Segrügung ab gegen bie Sücflinge unb grinjenben $5f (i(^fettdbe}eugungfn
ber Wttn^dftn, beren Scrftc^etung inniger Steunbfc^aft unb Ergebenheit
99 CM ^üttxlH^flfHüt, toenigfien^ für bie ®egenn)Qrt, taufenbmal über«
trifft (S35. n, 108.)
9Ber nie einen $unb gehalten l^at, fagt ber ©panifc^e SeQetrift
Sarra, mijß mi)t, toa9 lieben unb geliebt fein ifl. ($. l, 79.)
9ür ba9 Sebürfnig auf^eiternber Unterhaltung unb um ber (Sin*
famfett bie £)ebe }u benehmen, fmb bie $unbe ^u empfehlen, an beren
tnoralif^en unb inteQectueden Sigenfd^aften man fafl ademal S^eube
unb Sefriebigung erleben n)irb. {% U, 88.) SBoran foOte man fic^
üon ber enblofen SerfteOung, i^alfc^^eit unb ^eimtüdPe ber üRenfc^en
erholen, rnenn bie $unbe nic^t toäxtn, in beren e^rlic^ed ©efic^t man
o^ne SRigtrauen flauen fann? ($. II, 225.) !Z)er $unb iß ber
aDeinige ma^re ®efä§rtc unb trcuefle f^reunb bed SRenfc^en, bie lofl«
barfle Eroberung, mc (Sud i er fagt, bie ber SRenfd^ gemalt f^at
(% II, 403, «nmerf. $. 349.)
3) ®räufamleit be9 ÜRenfc^en gegen ben $unb.
Sd iß emf)5renbe ©raufamfeit unb foDte poIiseUici^ verboten fein,
ein fo ^5^fl intelligente« unb fein fü^Ienbed Sßefen, koie ber |)unb,
gleich einem Serbrec^er an bie Jtette gu (egen, n)o er i^om 972orgen
bi9 ium Vbenb nic^t«, ald bie fietd erneute unb nie befriebigte @e$n«
fu^t nac^ Sreil^eit unb Semegung em))ftnbet, fein Seben eine (angfame
IDtarter ifl, unb er burc^ folc^e ®raufam!eit enblic^ ent^unbet »irb,
fic| in ein milbe«, lieblofe«, untreue« ST^ier t)ermanbe(t. ($. U, 403,
Unniert. unb 318.) Selber toirb au(^ }tt ben Sibifectionen am ^ttn*
figfien bad moridifc^ ebelfle aller St^iere genommen : ber $unb, melden
übetbie« fein fe^r enttoitfelted S^eroenf^fiem für ben @(^mer} empfang«
(tf^er mac^t. ($. n, 403.)
SefiSubige Setoegung, o^ne 3R8gIic^feit ber Don un« fiet« ange«
firebten 9{u(e, ifl bie »efentlic^e f^orm unfer« S)afeind. dnjroifc^en
tnug man fld^ tounbem, toie in ber aRenf^en« unb ^^tenoelt j|ene fo
grogc, mannigfaltige unb rajMofe »eteegung ^erüorgebrac^t unb im
@ange erhalten »irb burc^ bie {toei einfachen 2:riebfebem, junger
nnb ®ef(^le(^t«trieb, benen allenfalls nur noc^ bie Sangemeile
ein tvenig nad^^ilft, unb bag biefe ed vermögen, ba« primum mobile
einer fo complicirten, ba« bunte ^uppenfpiel bemegenben 9Raf(^ine ab«
Sngeiem ($. n, 305.)
3>er ®ef(^(e(^t«trieb arbeitet flet« (burd^ Serme^rung ber 8e))5Iferung)
bcm ^tttiger in bie $änbe, fo mie biefer, koann er befriebigt ifl, bem
(Sef^(^t«irieb. ($. U, 166.)
64oycft^tter«Sccieoii. I. 22
328 ©ettfc^ett — ©cvj
k)ortt)attenbe iDtetan^oIie ^er6etfü§ren. S93ett nun and) ia9 ©ente
burc^ ein Uebermaag ber Stert^enfraft, alfo ber i@enr(biUtät, bebtngt
ifl; fo f)at Srifloteled ganj rid^tig bemerft, baß aüt oudgejetc^nete unb
überlegene SRenfc^en nietonc^oUfc^ feien. ($. I, 344 fg. — Sergt.
unter ®enie: 9{ac^t§et(e beö ©enied«)
4) ÜDie $etter(eit ht9 b(od inbil^tbueden 3)afetnd im
©egeufa^ ju ber SRelanc^otie ber über bte inbiui«
bueüe @rf(^einung ^inaudge^enben 93e]a^ung bed
bebend.
!I)er @ef(^(ec^t0trieb (jcbt jene @org(of[gfcit unb ^citerfett auf, bie
ein blod inbioibueOed Dafcin begleiten mürben, inbem er in bad 9e*
n)ugtfein Unruhe unb ÜRcIand^ofie bringt. SBirb er hingegen freitt)iQig
unterbrücft, inbem ber SSiUe [\ij it^enbet, fo n)irb bem ^emußtfein jene
<SorgIoftg!eit unb ^eitcrfeit beö bfod inbioibucüen S)afeind n^iebergegeben^
unb jtuar auf einer er^ö^ten ^otcnj. (SB. 11, 649.)
)0eUftl)en) f. SRagie unb äßagnetidntu^.
i^etmap I) tobitii$mu0.
äRann^eit unb 23eib(id)fcit taffen unjäfjlige ©rabe ju, burc^ toel^c
jene b\9 ^um n)iberlid)en ®t)nanber unb $Qpofpabäud finlt, biefe bi^
}ur anmut^igen Slnbrogtjue fleigt; ton beiben Seiten and fann ber
uoOfommene $erntap^robitidmud erreicht nierbcn, auf ivelc^em du«
bioibueu fielen, m\d)t, bie gcrabe ÜKitte juifc^en beiben ©efc^lec^terit
^attenb, feinem bei^ujäljlcn, folglich jur i^ortpflanjung untauglich flnb.
(335. II, 624.)
Sin glücflic^ed Seben i|t unmöglich, ^öc^ftend fann ber iDtenfc^
einen ^eroifdjen !?ebend(auf erlangen. @inen folc^en fU^rt S)er^
tueld^er in irgenb einer Slrt unb S(nge(egen^eit für bad ^Qen irgenbivie
}u ©Ute J^ommenbe mit übergroßen ©c^tuierigfeiten fäm))ft unb am
Snbe pegt, babci aber fd)(e(()t ober gar mdjt belohnt »irb. X^anii
bleibt er, am Schlug, )vie ber $rin} im Ee corvo bed ©oiji, ber«
{leinert, aber in ebler Stellung unb mit großmüt^iger ©ebärbe fielen.
Sein Slnbenfen bleibt unb loirb atö !Z)ad eined ^erod gefeiert; fein
SBiUe, burc^ SRii^e unb Vrbeit, fd)(e(^ten (Srfolg unb Unbauf ber
2Be(t ein ganjed itbtn (jiuburc^ mortiftcirt, erlifdjt in ber 9{irmana.
{% n, 346.)
1) Xa9 ^erj ald bad 6!entrum unb primum mobile
bed Sebend.
X)ad erf^e ^^robuct bed 99(uted, loelc^ed ben Drganidmud urf))rttng-
Ii(^ f(^afft unb formt (f. 9Iut), finb feine eigenen ©efäge unb bann
bie Snudfeln, tjxtmit aber auc^ bad ^^^h ^^^ tütli^t^ 3Ug(ei(^ ©efäg
unb iDhtiSfel, unb bed§a(b bad ma^re Zentrum unb primum tnobile
«crj 329
be« ganjen Seiend ifl. (9ß. n, 289. 240.) S)Qd $er} ge(i$ct fomo^I
bem SRudfel« a(9 bem ^lut« ober ®efttg«(£Qflem an; moran erfi^t«
lt(^ i% bog 93eibe na^e oertvanbt, ja ein ®anjed ftnb. (S. II, 287.)
2) S)te Semegung bed ^erjend.
3)te Don ber M Shtted nn}ertrenn(i(^e Setoegung bed $erjend t{},
tuenngfeid) bur^ bod Sebürfnig Stitt in bie !?unge ju fenben t^eran-
lafet, bo(^ eine urfj}tüngli(^e, fofcrn fie tjom ^ferüenf^fiem unb ber
eenflMIitttt unabhängig ijl. (SB. II, 287.)
3) (Segenfaß jmifdjcn $crj unb flopf.
3)er $rimat bcd äßtOend über ben OnteQcct giebt Ttc^ )>^9flo(ogifc^
barin in erlernten, bag mä^renb bie S^tttigfcit beö Äopfed (bed ®t»
^irn0) im tiefen @ci)(afe pauftrt, bad $er} bagcgen unermübüc^ ifl;
raeil fein Schlag unb ber 93iutunitauf nic^t unmittelbar burc^ 3lttt)t\\
6ebingt, fonbern bie urfprüngUc^e Seugerung M äBiOend ftnb. (S. II,
272.) 3)er SäJiDe, ber nid)t, ttjic ber üntcßect, eine ^""ction bc«
?eibeö^ fonbern beffen Function ber Scib ift, tljcilt feine Unermüblic^feit,
auf bie S)auer beö gebend, bem ^erjcn mit. (SB. II, 240.) gerncr,
»tt^renb ber ^opf altert, überhaupt in feiner !£^ätigfeit bem SBerben,
Sßec^fel unb SQSanbcI untevmorfen ifl, bematjtt ha^ ^er^ bi9 in'd
fpätefle 9t(ter unDeränbert feinen Sljarafter. S^ie ®üte M ^erjend
mac^t ben ®reid noc^ Dere^rt unb geliebt, loenn fein ftopf fc^on bie
®d)tt)(id)en jeigt, bie i^n bem ßinbe^alter wieber ju nfif^cru anfangen.
(SB. II, 263—267.)
!Dte oUgemein gebrausten unb burd^gängig fe^r tvcf)l t^erflanbenen
STudbrücfe $er} unb üopf finb and einem richtigen @efü^t bed
funbamentolen Unterfc^iebed jroifc^eu bem SQiUen ate bem primären
unb bem dnteHect alö bem @ecunbären entfprungen. 9Rit boOem
dttijt ift bad $erj )um @t)mbo(, ja St)non^m be^ 9ßil(end, ald
bed Urfernö unferer (Srfc^einung geloö()(t Sorben unb bejeic^net biefen
im ©egenfaß beö Ontellectd, ber mit bem ffopf gerabeju ibentifc^
ifl. %üt9 toad im weiteften @inne (Sadje bed SBiUend ifl, toirb bem
^erjen beigelegt, hingegen bejeic^net ber $opf SIQcd, koad ©a^c
ber Srtenntnig ift. $erj unb üopf bejeic^net ben ganjen 9Ren«
fc^en; aber ber ffopf ifi fletd baö 3^^^^^/ ^^^ abgeleitete; benn er
ift nic^t bad (Sentrum, fonbern bie (}9(^fte CEffloredcen} bed Seibed.
(SB. II, 267 fg.)
Senn uon einem 9Renf(i)en gefagt )oiib: „er ^at ein guted $erj,
mctto^I einen fdjle^ten Jtopf", oon einem Snbern aber: „er ^at einen
fe^r guten ftopf, jeboc^ ein fc^Iec^ted $er}"; fo fü§It deber, bag beim
(Srflem bad ?ob htn ZaM mit überwiegt, beim Slnbern umgele^rt.
Diefer Sorjug, ben man ber ^er^en^güte uor gfttujenben ©eifte^gabcn
giebt, fo »ie bad 93emü^eu, ($el)(er bed ^er^end für geiler be9 ftopfe^
an^jngeben, bejeugt genugfam, bog ber ^i((e allein ba9 SEBirfüc^e
unb ^efentlic^e, ber ftern bed SKenfc^en ift, ber dnteOect aber b(o^
fein ffierfjfug. (SB. II, 258—263.)
330 ^cycrei — $tmmc(
(Ueber baö Sudeinanbertreten Don fio)}f unb ^erj in ben t>tx\ifit'
Untn Lebensaltern fte§e unter Lebensalter: ®egenfa^ {toif^^n
^ugenb unb Älter.)
4) Sortn bte $er}enSgUte befielt.
S!)te @üte beS ^erjenS befte^t in einem tief gefüllten, uniDerfeOen
URitleib mitSQcm, toae Leben l^at, }unä(()rt aber mit beut änenfdjen,
tueit mit ber Steigerung ber dntedigens bie (£mpfängli(^fcit für bad
Seiben gteirfjen @^ritt ^ä(t; ba^er bie unjäl^figen, geiftigen unb förper»
(ic^en Leiben beS iD^enfc^en baS ÜRitfeib oiel ftärfer in Slnfpnu^
nehmen, al9 ber aOein förperli^e unb felbfl ba bumpfere ©c^merj M
schiere«, ((g. 253.)
5) 933arum bie LiebeSangelegen^eiten Dorjugdtoeife
^etjettöangelegen^eiten genonnt iverben.
3)ad Sßcfen an ft^ beS ÜRenfc^en liegt me^r in ber ©attung,
als im dnbil^ibnum. !Cenn jenes dntercffe an ber fpecieOen 9e«
fc^affen^eit ber @attung, kveldjeS bie Surfet aller LiebeS^önbcI, l^on
ier flü^tigften 97cigung bis jur ernfilic^flcn Lcibenfd)aft aii^mad^t, ifl
debem eigent(i(^ bie ^öd^fle Angelegenheit, nämlic^ bie, bereu ©elingen
ober iDtiglingen i^u am empftnbUc^flen berührt. S)a^er tt)irb fie uor«
jugSiDeife bie ^erjenSangelegen^eit genannt. (SB. II, 639.)
i^ttttti^ f. ÜRagie unb 2){agnetiSmuS.
^immtl.
1) Db ber $immel begrängt ober unbegrönjt fei.
3)ie ^i^age, ob bie äBelt im 9?aume begränjt ober unbegrttn^t fei,
ifl ni(^t fc^te^t^in tranSfcenbent, t)ie(me^r an pdj fetbfl empirif^; ba
%ie @a(^e immer noc^ im 99erei(^e mbgli^er Srfa^rnng liegt, wett^e
tuirflid) }U machen nur burc^ unfere eigene p^^fif^^ Sefc^affen^eit und
benommen bleibt. A priori giebt eS ^ier fein bemouftrabel fic^ereS
Argument, koeber für bie eine, noc^ für bie anbere Alternative; fo bag
bie ®ad)e koirüid) einer Antinomie fe^r ä^nlic^ fie^t, fofern bei ber
^einen \m bei ber anbern Annahme bebeutenbe Uebelftänbe ftc^ ^rt^or«
t^un. 9{ämlic^ eine begränjte SBelt im unenbnd)en 9taume fc^toinbet,
fei fie and) uoc^ fo grog, ju einer unenblic^ ((einen ®röge, unb man
fragt, n)ojtt benn ber übrige 9{aum ha fei, toeldjeS 93orre(^t benn ber
erfüOte Z^eil beS 9taumeS Dor bem unenbüc^cn, (eer gebliebenen gebabt
Ijabe? Anberer feitS lieber fann man ni<^t f äffen, bag fein ^iicfitm
ber äugerfle im 9;aume fein foQte. ($.1, 114. SB. I, 588. $)• 345.
aW. 170.)
2) 2)ie Harmonie beS $imme(S.
S)ie flaut 'Laplace'fc^e 2:^eorie ber (Sntftebnng beS $(anetenft|ftemS,
bereu SBafirfc^etnUc^feit ber ®eu)igf|eit fe^r na^e fle^t, geigt nnS, toit
aus bem ©piele blinber, i^reu unabönberlic^en @efe(en folgenber
9?atur!iäfte jule^jt biefe too^Igeorbuete, bemuuberungSwürbige ^lanetenweft
^eröorge^cn mußte. !CieS giebt junäc^fl ju ber mctap^ijpfc^en 9«'
tvadftung Anlag, baß im SBefeu aller SDinge eine 3"fö"'"^^"'
Zimmer 331
flimtnuitg BegrUnbet tft, t)erm5ge tuelc^cr bte uranfängtic^fien,
Mtnben, vo^en, niebrigftcn 9}aturhafte, k)on ber florrflen ©efe^Itc^Ieit
geleitet, bur^ i^ren (Sonflict an ber tf|nen gemeinfc^aftUc^ preisgegebenen
äRaterie unb burc^ bie fol^n begtctteiibcn accibenteQen folgen nid^td
©eringereö ju Stonbe bringen, ate ha9 ®rnnbgerüft einer Ißelt, mit
beounberungdwürbiger 3ra(<fni2igtgfeit jum Sntfte^ungdort unb %ufent»
^alt lebenber äBefen eingerichtet, in ber SoOfommen^eit; koie eö bie
bejonnenfie Ueberlegung unter l^eitung beS burdibringenbfien Serfianbed
unb ber fc^ärfflen Serec^nung nur irgenb Dermocf)t ^fitte. SBir fe^n
(ter olfo in überraf(^cnb|ler Sßeife bie ttirlenbe Urfac^e (causa
efficiens) mit ber Qto^ dwx^aijt (causa finalis) jufommcntreffen. 3)iefe
Harmonie i|l nur aud ber @in^eit bed SBiQend auf aUen Stufen
ber iRatur ju erflttren. 3)er (Sine, aOen 9?aturfiufen ju ©runbe
liegenbc SBiüc ifl eS, »el^er bereite in bcn unterften Dtaturträften, an
benen er feine erfle 9(eu§eruHg f^at, feinem ^lA entgegenfirebt unb
burc^ i^re ©efe^e felbfl auf feinen Sub^tuecf [einarbeitet. -Slem muß
ba^er SlQeS, toa^ naij blinben 9}aturgefe^cii gefd)ie^t, not^n^enbig bienen
unb entfprec^en. 3(Ifo fcfjon bie unterften SRaturhäfte felbfl f^ub t)on
jenem felben SEBideu befeeit, ber \\d) md)f)tx in ben mit OnteKigenj
ondgeflattete'n, inbit)tbueOen SEBefcn über fein eigene^ SBerf Dernmnbert.
(?. n, 143—148. I, 228. SB. II, 368—370.)
3n9{ttcfflrf}t auf bie ^Qt^agorätfc^e Harmonie ber Sphären foQte
man bod^ einmal berechnen, loeldjer !(ccorb ^craudfäme, )uenn man
eine tjolge k>ou Sönen im ^erbültniß ber oerfc^iebenen Selocitäten ber
Planeten gufammenfiellte, fo bag 92eptun beu S3ag, ÜRerfur ben @opran
abgäbe. {% U, 137.)
3) UnDereinbarfeit ber aflronomifc^en Hnfic^t Dom
^immel mit bem ©tauben an ben perföuHc^en ©Ott.
(®. unter ^[fironomie: Siuflug ber Slftronomie auf ben
©(auben.)
4) Analogie ber Semegung ber ^immetsförper mit
bem $anbe(n beS ÜRenf^en.
(Sin erläutcrubeS, großartigeiS 93eifpie( fitr bad Z)afetn unb SQSirfen
t)ed SEßillenS in ber unorgamfd|cn 9{atur unb bie dbentität bed
SBef entließen in ber Semeguug ber ^immeMförper unb in beut
^anbeln beS äReufdjeu liefert ber !?auf bed ÜRonbed um bie (Srbe.
^urc^ bie Derfdjiebeueu (Kombinationen, iDelc^e ber beftänbige 2Be^fe{
ber ©teDung Don Sonne, SWoub unb (Erbe gegen einanber herbeiführt,
totrb ber ©ang beS aRonbed balb befd)Ieunigt, ba(b Derlangfamt, unb
tritt er ber (Erbe balb nä^er, balb ferner; biefed nun aber mieber
anber« im ^eri^etio, a(« im Äp^elio ber Srbe; »elc^eö Äfle« ju-
fammen in feinen iau^ eine fo(d)e Unregelmäßigleit bringt, bag berfelbe
ein mirflic^ capriciöfeö ?(nfef|en erhält, inbeui fogar baö britte Äeppte-
rifc^e @efe( nid)t me^r unmanbribar gültig bleibt, fonbem er in
gleichen 3«ten ungleiche glädjen umf^reibt. S)ie Betrachtung biefeö
Kaufes i|l ein tleineS inib abgefc^toffened Sapitel ber Ijimmtifc^en
332 ©tmmetrcid^ — $tnti(]^tung
^Jltdfaml, toelc^e t>on ber irbif<^en ft^ bur^ bte S[6n)efeu^ett aOed
<Bto%t9 unb S)nt(fed unb fogar be^ mxtliif )?oOirac^ten gaOed ouf
erl^abene äßeife unterf (Reibet, inbem fte neben ber vis inertiae feine
anbete bemegenbe unb (enfenbe ^aft lennt, a(d btod bte ®ra)?itatton,
biefe au6 bem eigenen -dunem ber jtörper l^erDortretenbe ©e^nfuc^t
berfelben nac^ SJeretnigung. 2Benn man nun an biefem gegebenen ^aO
fid^ i^r SBirfen bx9 M9 (Sinjelne t)eranf(^auU(^t; fo erfennt ntan
beutlic^ unb unmittelbar in ber §ier bemegenben ^raft eben S)ad, mod
im @elbfibeh)ugtfein und atd ^ilte gegeben ift. S)eun bie 9en>
berungen im ^aufe ber @rbe unb bed äJ?onbed, je nat^bem eineö
berfelben burc^ feine ©teUung bem Sinflug ber ©onne batb me^r,
ba(b weniger audgefe^t ifl, l^at augenfällige Slnalogie mit bem (Sinffug
neu eintretenber SOtotide auf unfern SSiOen unb mit ben 2)7obiftcationcn
unfer« ©anbelnö banad^. (3B. II, 339 fg.)
5) (Srr}aben^eit bed ^immetd.
SBenn ber näc^tlid^e $imme{ \m9 3a^((ofe SBetten bor 3(ugen bringt
unb fo bte Uncrmeglic^Teit ber 2Be(t auf bad Sen^ußtfetn einbringt, fo
fügten tt)ir und fetbfl ju SRic^td öcrHeiiicrt, fiKjteu un« atö ^nbiDibHum,
afö t)crgängti(^c SQ5itten§crfd)einung, Ujic ein Kröpfen im Dcean. SOcr
jugteic^ ergebt fi(^ gegen fotd)c5 ©cfpnijl unfcrer eigenen Sltc^tigfeit
bad unmittetOare SBemugtfcin, baß aKe biefe SBelten [a nur in unferer
SSorPeDung ba flnb, nur afö SWobificationen beö ewigen Subjectd be«
reinen ©ffcinienö, njetdjc« ber bebiugenbe Irügcr aller (objcctiücn)
SBelten ift. S)ie ®rö§c ber SQäelt, bie un« öorl^er beunruhigte, ru^t
]t^i in und; unfere tlb^ängigfeit t)on i^r tt)irb aufgehoben bur^ i^re
9b(|ängtgleit Don nnß. S)ied, obiuo^l nid}t bcut(id) imS 93en)ugt|ein
tretenb, fonberu nur gefüllt, ifl ha§ burd) ben ^ublid bed $imme(^
bemirfte ®efü(}( bed (Sr^abenen. @d ift @r§ebung über bad eigene
3nbit)ibuum. (333. I, 242 fg.)
iQimmclrtid), f. @ä(tgleit.
jQinliu, f. 3nbcr.
iQinnd)tun0.
1) Da« ©raufen bei einer Einrichtung atö Se»
meid, baß ber SBiile 3um uneben bad Sder»
realjle ip.
9Ran fe^e bad flarre (Sntfe^en, mit toelc^em ein S:obednrt^ei( Der'
nommen toxxh, ha9 tiefe ©raufen, mit »eld^em mir bie %tfta(ten }u
beffen SoIIjie^ung erblidfen, unb ia^ ^er}jeri*eigenbe SDtitteib, u^eYc^e^
und bei biefer felbfi ergreift. Sfn fofc^en Srft^einungen mirb fic^tbar,.
baß ber SBiUe jum öeben ba« SJUerrcatfle, ja ber Äem ber SJealitöt
felbfi ift. (S33. II, 401.)
2) Die innere Ummätjung, bie fic^ in ben 9?eben
ber Serbrec^er öor ber Einrichtung funb giebt»
(®. ©algen.)
^iporienmateret — ^öflicl^fett 333
i^xftotxtnmaltttiy f. iDfalerei.
1) SBefcn unb SBirlung bcr Hoffnung.
S)ie Hoffnung i{l ein Slffect, in i^r übt ba^cr, tote in allen
Effecten, ber SiQe einen t)erfä(fc^enben (Sinflug auf ben dnteUect.
S)ie Hoffnung lägt und !3Dad^ U)ad mir koUnfc^en, fo tt)ie bie f^urd^t
!3)ad, töad loir beforgen, a\9 ma^rfc^einlid^ unb na^e evbiidcn, unb
beibe Dergr5gern i^ven ©egenflaub. ^(ato ^at fe^r [^5n bie $)offnung
hm !£raum bed SSac^enben genannt, d^r Sßefen liegt barin, \>a^ ber
SBiOe feinen !Diener, ben dntellect, wmn biefer nic^t t}crmag, bad
©etoünfc^te (;evbei3ufc^affen, nöt^igt, ed i^m toentgftend üorjumalen,
ü6er^au|)t bie 9{oQe bed !£röflerd ju übernehmen, feinen $erm, toie
bie 8mme bad Sinb, mit äRä^rc^en ju befdjtoid^tigen unb biefe auf«
guflu^en, ba[^ fie (Schein gewinnen; toobei nun ber dnteQect feiner
eigenen 9latur, bie auf ^a^r^eit gerichtet ifl, ®ma\i ant^un muß.
(SB. n, 242 fg.) Hoffnung ift bie SSerwed^öIung beö SBunfc^c« einer
»cgebcn^eit mit i^rer SBa^rfc^einIi(^!eit. (^. 11, 622.)
2) allgemeine ^crrfc^aft ber Hoffnung.
33ieHei(^t ifl lein SKenfd) frei öon ber 9?orrl^eit beö ^^erjen«, meiere
bem -dnteQect bie richtige ©c^ä^ung ber ^^lobabilität fo fe^r t}errüdt,
bag er Sind gegen S^aufenb für einen Ieid)t möglichen gaÜ ^äU. Unb
hod^ gleicht ein ^offnungdlofer UnglüddfaU einem rafd}cn Sobedftreid^,
hingegen bie fletd t}ereitelte unb immer mieber anf(ebenbe Hoffnung ber
langfam marternben S^obedart. ($. n, 622.)
3) 3(&|ängigleit bed guten ober fd^limmen @tanbed
ber Hoffnung )?on bem S$cr()ä(tnig i^rer beiben
t^actoren.
!Die Hoffnung ifi ein 3^^^"^/ 3" U)eld)em unfer gaujed SBefen,
ttttmlic^ SßiQe unb dnteHect concurrirt; j[ener, inbem er ben ©egenftanb
berfelben koünfc^t, biefer, inbem er i§n a(d koa^rfc^einlic^ bered^net.
Oe gröger ber 9nt§ei{ bed (entern ^actord unb je f(einer ber bed
frflein ifl, befio beffer fle^t ed um bie Hoffnung; im umgete^rten ^aU
beflo fd^Ummer. ($. U, 622, «nmerf.)
1) Urfprung ber $öf(i^hit
3)en (Egoidmud ate unfere partie honteuse )u t^erfteden l^aben toir
bie ^Sfli^feit erfunben. ^ (S. 163.) !Z)te ^öflic^Ieit ifl bie con-
teitttoneDe unb f^flematif^e Verleugnung bed Sgoidmud in ben jtfeinig«
fetten bed tttgtic^en Qerfe^rd unb ifl freiließ anerfannte ^euc^elei;
bennof^ tpirb fte geforbert unb gelobt, loeil, mad fie verbirgt, ber
Sgotdtnud fo garftig ifl, bag man e9 ntc^t fe^en toiQ, obfc^on man
toeig, bog ed ba ift, mie man toiberlic^e ©egenßttnbe toenigflend bur^
einen Sor^ang bebeA toiffen totO. (S. 198.)
334 ^o^ngeläi^ter -^ ^m
SDcr anbere ®vunb ber $5fli(^fett liegt in golgenbcm. ®ie ift eine
jliOfc^iueigcube Uebcreinhinft^ gegenfeitig bie moralifc^ unb intellectmll
e(eube Sefd|affcnf|eit Don einanber in ignoriren unb \\t [\ij nic^t \)ox*
}urü(fen; — moburc^ biefe }u beibrrfeitigetn ^ort^eil tttoa9 loeniger
leicht jn Jage fommt. ("iß. I, 492.)
2) ©cr^ädnißbcr $öfti(^fcit jur ächten 9?ä(^flenliebe.
3njifc^cn bcn 9lcu§cvungcn ber $öflic^feit unb ber ä(^tcn Siebe be^
9?äc^flcn, m\d)^ ii\d)t, tute jene, jum Schein, fonbern toirllic^ ben
(Sgoi^miid ilberniinbct, ijlt ein analoge^ Ser^öltnig, »ie jwifc^en brr
®crec^tig!eit, meldje bie 9Kenf(^en ausüben (ber ?egalität) unb ber
deuten 9icb(id)fcit bc« ©erjcnfi^. ((£. 187.)
3) 9?u|}en ber C)öfH(^!eit.
SBie bad SBac^d, üon Sflatixx l^ort unb f probe, burd^ ein tt^enig
SBötnie fo gefc^meibig mirb, ba§ e^ j[ebe beliebige ®eflalt annimmt;
fo tann mau felbft ftörvifdje unb feinbfSlige SRenfc^en burd) i\m9
$öflid)feit unb Srennblid)Ieit bieg f am unb gcföllig machen. Sonai^
ifl bie $öf(id)feit bent 2?^enfc^en, toa9 bie äBürme bem ^aifi.
(?. 1, 492. 2)?. 256 fg.)
4) (Srönjen ber Jpöflic^Ieit.
Smx ift $5fli(^feit SIng(}eit; fi^ burd^ Un^öfUc^feit Seinbe ma^eo
ifl bagegen Unüerjlanb. 3)cnn ^öflit^feit i{l, mie bie SRet^enpfennige,
eine offenfunbig falfd^e äliiin^e, unb mif einer fold^en fparfam }u fein
bereift Unüerftanb, ^veigebigteit mit i^r Serftanb. 3)o(^ barf bie
$5fli(^feit nid)t bid jum Cpfern realer dntereffen getrieben »erben;
benn bad ^iege äc^te ©olbflildc flatt 9{e(^enpfenuige geben. ($. I, 492.)
3n ber f itteratur ift bie $>öflic^fcit, ald njeld)e auö ber (SefcÜ-
fc^aft ftannnt, ein fvcmbartigrd, fc^r oft ft^äblic^ed Clement; mxi fte
Derlangt, \>a^ man ba^ <S(^led}te gut ^eige unb baburc^ ben 3^^^'^"
ber SBiffenfdjaft, niic ber ftunft, gerabe entgegenarbeite. (^. II, 545 fg.)
(lieber baö Ocgcnt^eil ber $)öfli(^fcit, bie ©rob^cit, fie^e: ®rob»
^cit.)
Qol)ngcläd)tcr, f. unter Sachen: bad beleibigenbe unb ba9 bittere
Vadjen.)
]0öUt.
1) Die döHenartige öefc^affen^eit ber SBcIt.
!Die Sßelt ift bie $öUe, unb bie äRenfd^en finb einerfeitd bie ge*
quälten Seelen, anbereifeitd bie Zeufel bo^in. ($. II, 322.)
©Icic^ iDie in ber ^öQe %Qed nac^ Sc^mefct riecht, fo trägt aOe«
lua^ und umgiebt, bie (Spur badon, baß uufer 3"fi<>ii^ Qitoa^ ifl, ^<i9
beffer nic^t märe. Sie {)auptqu£Qe ber Uebel ifl ber iDZenfcd bem
3)ienf(i^en felbft: bomo homiui lupus. 2Ber bicd letztere rcc^t in'd
Sugc fQ§t, erblidt bie 993elt ald eine ^öHe, meiere bie be« SDante babun^
übertrifft, bag Giner ber leufel be« «nbern fem muß. (ffi. U, 660.)
©omogcncitat — Junior 335
9Bo^er benn anbevd ^at Dante bcn ©toff ju fetner $5IIe genommen^
aU m^ btefer unferer mirflic^en 3Be(t? Unb boc^ tfi ed eine redjt
orbentlid^e ^öOe geworben, hingegen, ate er an bie Slufgabc fom^
bcn ^tntrnel unb feine f^reuben ju fc^itbem, ba ^atte er eine unüber«
mtnblic^e ©c^miertglett Dor fic^; ^^il eben unfere SBelt gar feine
SRatertalien }u fo ttxoa^ barbietet. $terauiS aber er^eOt genugfam^
welcher «rt bicfe SDfcIt ift. (2B. l, 383.)
2) Solgernng baraud für bie Sebendtueid^eit
S« ijl toirttid) bie grögte ©erle^rt^eit, biefen ©d^oupfo^ bcö 3am»
nteriS in einen !i?n{}ort Denvanbeln ju moOen unb, ftatt ber nit$g(id^fteit
@(^merjlopg!eit, ©enüffc unb greuben fl(^ jnm ^kU ju fiecfcn. SSiet
meniger irrt, loer mit ju pnflerm S3Ii(fc biefe SBelt aW eine ?Irt ^öDe
anfielt unb bemnacf) nur barauf bebad^t \ft, ficQ in berfetben eine
feuerfcfle ©tnbe ju öerfc^affcn. S)cr Zijox (äuft bcn (Senüffen na^
unb fiefjt pc^ betrogen, ber äBcife öermeibct bie Uebel. 3)ic optiuiiflift^e-
auffoffung ber SBelt ifl bie Oueae Dielen Unglild«. {% 1, 432 fg.)
j^omogcncität, f. iD?ct^obe.
ijonorar, f. ©c^riftfteHerei.
iQortn, f. Sinne.
IJonjont, f. ®cfid)tö!rciö.
i3ttmam$mu9. i^umanitäti^llutitcu.
1) ®egenfa(} jiuifdjcn ^umanidmud unb 9}omantif.
2)er ^umanidmud trögt ben Dptimidmu^ in ftc^ unb tfi in
fofern falfd), einfcitig unb obcvfiäd)ltd[). !Darum eben er()ob ftd) gegen
feine {)errf(^aft in ber bcutfc^en fd)öiien l^itteratur bie ^{omantil,.
inbem fte auf ben @eift bcd pcffiniil^ifdien @()riflcnt(}umd ^inivie^.
^cut 3U £age ergebt fid) a\i9 bcmfclbcn ©runbe gegen ben ^itntanid«
%in\^, beffen (Sinflug am @itbe 3}?atcria(idmud iicjroorjurufen broljt^
bie ort^obo^'e unb fromme Partei, ()ä(t bie peffimiftifc^c @cite fefi,.
niac^t baf)er Srbfünbe unb SBelterlöfer geltenb, fommt aber bur(^
aufnähme unb Verfechtung ber ganzen d)rifllic^en iD(l)t^otogie in i^vem
bu(i|fiäb(id)en ©inne mit bem B^^^S^if^ i^^ Sonflict. ($. 434.)
2) 9{u|}en ber $)umanitätdflubien.
©c^r paffenb nennt man bie Scfc^äftigung mit ben alten J^Iafrt!ern
$umanitätdftub-ien; benn burc^ fie wirb ber ©d)ülcr juDörbcrfl
wiebcr ein 2){enf(^, inbem er eintritt in bie äBclt, bie noc^ rein mar
oon aQen t^ra^eit be^ ro^en äRittelaltcr^ unb l^cr 9{omantif mit i^rem
fc^änbtic^en ^faffentrng unb ^alb brutalem, ^alb geden^aftcm Siitter*
mefen, meiere fo tief in bie (Suropäifd)e äRcnfd)^eit einbrangen, ba§
•3eber bamit übertüncht jur äBelt fommt unb fie erft abjuftrcifcn ^at^
um nur guDl^rbcrft loieber ein äRcnfc^ ju »erben. (28. II, 136.)
%amot^ f. unter Süc^erlic^rd: ba^ abft((|tli(^ Säc^crlidje.
346 3bee
^te dbeen finb unoergängltd^; bte dnbiotbuen hingegen entfielen
unb t)erge§em @e§ct bad 9!ä(^fle, fe^t ^mm $unb an. Stete Zan-
fenbe t)on ^unben §a6en flerben muffen, e^e ed an btefen tarn, ju lebem
96er ber Untergc^ng Jener Xaufenbe ^ai bte Obee bed $unbed m(^t
angefochten; fie tfl burd^ aUed jene^ Sterben nic^t im mtnbcflen ge*
trübt toorben. (SB. IL, 551.)
6) ®ic Srfenntniß ber Obeen.
SBtr n^ürben ntd^t me^r ctnjelne !Dinge, noc^ Gegebenheiten, no(^
SBec^fel, noc^ SJieI|eit crfcnncn, fonbem nur -Sbeen, nur bie ©tufen=
leiter be^ einen, ha9 toafyct !Ding an ftc^ btibenben SBtDend in reinec
ungetrübter Srfenntnig auff äffen, unb fotglic^ mürbe unfere Seit ein
Nunc stans fein, knenn mir nic^t ald Subject M Srlennen^ 3ug((i(^
dnbi)?ibuen kottren unb al9 folc^e bte ^txt unb aDe anbern formen
bed ®a^e$ Dom ©runbe jur i^orm itnfere^ (Srlennen^ l^ätten. (2B.I,
207. ?. n, 452.) Um olfo fit^ jur ffirfcnntniß ber 3bcen ju
erl^eben, muß im erfennenben ©ubject eine SScränbcrung üorge^en, Der»
möge tucld^cr t9 nic^t me^r OnbiDibuum ifl, fonbem entfprec^enb
ber ganzen $(rt bed Objecto (ber dbee), meldje ebcnfaOd nic^t einjelned
S)ing, nic^t 3nbioibuum ifl, jum reinen ®ubject bcd Sr!ennend »irb,
koelc^ed bie !Cinge nic^t me^r in i^rer Sejie^ung jum inbiDtbueSen
S35iIIen, fonbem in i^rem felbflcigeren SBefen auffaßt. $at ber 3n«
tedect ^aft genug, ha9 Uebergemic^t über ben SBillen }u erlangen
unb bie $e}ie^ungen ber S)inge auf ben SßiOen gan} fahren ju (äffen,
um flott i^rcr ha^ huxij aDe 9IeIationen ^inburc^ ftd^ audfpre(^enbe,
rein objectiüe SBefen einer (Srfdjeinung auf juf äffen; fo Derlägt er mit
bem ÜDienfle bed SBiQcnd jugleid^ aud^ bie Suffaffung b(oger Delationen
uub bamit eigentlich aud^ bie M einzelnen übingcö a\9 folc^en. Sr
f darnebt aldbann frei, feinem SBiQen me^r ange^örig; im einjelnen
üDinge erfennt er blod bad SQSefentlid^e unb ba^er bie ganje ©attung
beffelbcn, fofgtic^ §at er ju feinem Dbiecte je^t bie 3becn. (SB. h
200. 207 ff.; U, 155. 414. 417 fg. 423 fg.)
3)er Uebergang üon ber gemeinen (Srienntnifl etnjelner ÜDinge jui*
grfenntnig ber dbee gefc^ie^t ))IÖ6lic^, inbem bie @rfenntnig fld^ Dom
2)ienfle bed SiOend loi^reigt, eben baburc^ bad @ubjcct aufhört, ein
Mo^ inbiDibuelled }u fein, unb j[e(^t reined, b. ^. miQenlofed @u6'
ject ber Srfenntnig ift, meld^e^ nid^t me^r, bem @at^ Dom ©mnbe
gemäß, ben 9{etationen nac^ge^t; fonbern in fcfler Kontemplation bed
bargebotenen Dbj|ect^, außer feinem 3uf ^^nien^ange mit irgenb anbern,
ru^t unb barin aufgebt. (SB. I, 209 ff.)
3Ba^ biefen 3"ßAni> erfd^ioert unb ba^er fetten mac^t, ifl, baß
barin gleic^fam bad Sfccibeng (ber dnteüect) bie ©ubflang (ben
äBiDen) bemeifiert unb aufgebt, menngleic^ nur auf eine lurje S93et(e.
(SB. n, 420.)
SBad biefen 3#^>^^ audna^mömeife herbeiführt, muffen innere
p^^fiologifc^e S$orgttnge fein, meiere bie S^^ätigfeit M ®t\^im9 reinigen
Sbeenaffoctation — Sbetitttätdp^Uofo^l^te 347
ttnb vcffif^, in bem ®rabe, bag eine folc^e f»U^ti^e @f»ringflttt§
berfelben entße^t. Son angen ift berfeUe babur^ 6ebingt, ba§ xm
ber }tt betrac^tenben ©cene t)5Qig fremb unb Don il^r abgefonbert
bleiben^ unb fdEflec^terbing^ nid^t t^fttig barin oerfloc^ten finb. (SB. II,
424 fg.)
S)te dbee unb bad reine (Dom ÜDienfie bed SEBiKend freie) @ubjiect
bed (Srfennend treten aU not^koenbige Sorelata immer }uglei(^ ind
Setougtfein, bei meiern (Eintritt auc^ aQer 3^i^u"i^^f^i^^ fogtetc^
Derfi^inbet, ba beibe bem ®a^ Dom ®runbe in allen feinen ®e*>
Haltungen DöOig fremb finb unb außerhalb ber burc^ i^n gefegten
Delationen liegen, bem 9tegen6ogen unb ber ®onne }u Dergleidjen, bie
an ber fieten Sehiegung unb ©uccefflon ber fadenben tropfen leinen
%\^t\i ^aben. S)a^er ifl e9 j. 9. bei 93etra(^tung eined 9aume9 für
bie (Erfenntni§ feiner 3b ee of}ne Sebeutung, ob ed biefer 9aum ober
fein Dor taufenb darren blU^enber Sorfa^r ifl, unb ebenfo, ob ber
Setrac^ter bie^i?, ober irgenb ein anbered, irgenbtoann unb irgenbmo
(ebenbed dnbiDtbuum \% Unb nic^t oUein ber ^t\i, fonbern aud| bem
dtaum ifl bie dbee enthoben; benn nic^t bie mir Dorfc^n^ebenbe räum«
(ic^e ©efialt, fonbern i§r innerfled äOScfen ift eigentUd) bie dbee unb
fann ganj ba^ @elbe fein bei grogem Unterf^iebe ber räumlichen
»er^ältniffe ber ©eflatt. (SB. I, 247.)
7) Die ©tufen ber 3been in ber 9Jatur. (©. unter
97a tur: 2)ie ©tufen ber 9?atur unb: Q^ontinuität ber
SRaturflufen.)
8) 3)ie dbeen aU ©egenfianb ber ^unß. (@. ftunfl.)
JOfecnaffociation, f. ©ebanlenaffociation.
JUtntitttt, ©efefe ber, f. ©enfgefe^e.
JIieiitität$pl)ilofopl)it.
3>ie @(^ening'f(^e 3bentitfttd))^i(ofo))^ie fc^eint jtoar ben i^e^Ier ber
enttoeber Dom Sjbiect, ober Dom ©ubject audge^enben ©^{leme ju
Dmneiben, fofern biefetbe »eber Object, noc^ @ubiect {um eigentlichen
erpen Vudgang^punfte mac^t, fonbern ein üDritted, ba9 burc^ inteOeC'
tuale 9nf($auung erlennbare ^[Ofolutum, melc^etS mcber Object, noc^
©ubject, fonbern bie Sinertci^eit bciber ijl. Dcnnoc^ ifl bie Obcntität«»
p^ilofop^ie Don bem ertt^ä^nten Segler nic^t frei ju fpred)en, \ia fle
ba9 entgegengefe(te Sfudge^en Dom Objiect unb Subject nur in fic^
Dereinigt, inbem fle in jkoei Sicfciplinen }crfötlt, ndmlid^ ben trondfccn«
bentaten dbealidmud, ber bie gic^te'fc^e 3(^>9e^re i{l im)) foIgIi<^ \ia^
Objiect mittelfl bed ®a^ed Dom ®runbe aud bem ®ubj[ect ableitet,
unb jmeitend bie Staturp^itofop^ie, toeld^e ebenfo au9 bem Object bad
@nbiect n)erben (ttgt; mä^renb in SSa^r^eit ba9 Ser^ältniß )h)if(^en
Object unb ©ubject ber ^errfc^aft bed @a^ed Dom ©runbe }u ent«
)ie§en unb i^r blo« ba9 Object ju (äffen ifl. (SB. I, 30 fg.)
348 3bt)S ~ SmmAnent
•
2)ttr(| bie breifie ißeglftugnung bed ®egenfa^eg ))mf4ett bem
Stealen uttb dbeolen unter Ißa^a^mnng ber Seicht €puioja'<
toarf bie ©(^eHing'fc^e dbentittttdt>^Uof0)^4ic »ieber »Üb butc^ einanbcr,
t»a6 bie jenen ®egenfa$ oUniätig nnb fc^ritt»etfe }um 9en)n§tfein
bringenbe befonnene $^iIofop^te fo snül^fam gefonbert ^atte. (^. I,
27— 29, m.l, 495; 11, 214.)
1) 2Batum bo« db^U al« foli^ed ft^ nid^t galten
lann.
Sßett ein ^M bleibenbed ®lüi nt^t möglich ift, fann e0 (ein
©egenflanb ber Jhinft fein, ß^ar ifi ber S^^i bed db^Od )9o(I
eigentlich bie @^ilbemng eined folc^en; aQein mau jle^t onc^, bog
ha9 db^n a(9 foId)e9 fc^ nic^t galten Tann, dnimer mirb t9 bem
SDi^ter unter ben $änben entn)eber epifc^, unb ift bann nur ein fe^r
mtbebeutenbed @pod, au9 ((einen Seiben, Heinen t$reuben unb fltinen
©efhebnngen jufammengefett, — bie« ifl ber Wufigpe gaO; ober aber
t» toxxi }ur Mo« befc^reibenben ^oefie, fc^ilbert bie ©^i^n^eit ber
Statur, b. ^. eigentlich ha^ reine luiOendfreie Sr!ennen. (SB. I, 378.)
2) S)a« dbt)!! al« Setoei«, mie not^toenbig 8c*
fd^tatlfUttg für ba« menfc^Iic^e ®(ä(f fei.
SBie fe^r bie ttugere ä3ef(^ränfung bem menfc^Itc^en ®lüdt, fo koeit
e« ge^en fann, förberlic^, j[a notfi^enbig fei, ifl baran erffc^tlic^, ba§
bie einjige S)ic^tung«art, ttielc^e glücflic^e SRenfc^en )u fc^ilbcm unter'
nimmt, ba« Ob^II, fie f)et« unb mefentlid) in ^öc^jl befd^rSufter Soge
unb Umgebung barfieat. ($. I, 444.)
JUumttit^mu«, f. unter $^i(ofo))^ie: SRet^obe ber $^iIofo))^e.
Sntntantnt.
1) ©egenfa^ ber immanenten unb tran«fcenbenten
Srtenntnig.
£ran«fcenbente (Srienntniß ifl bie, meiere über alle 9R5gIi(^feit
ber (Srfa^rung ^inau«ge^enb, ba« SBefen ber SDinge, n)te fie an f!4
felbfl finb, }u beflimmen aufhebt; immanente Srfenntniß hingegen
bie, meldte fid^ innerhalb ber ©c^ranten ber äRöglic^feit ber Srfa^rung
^filt, ba^er aber auc^ nur t)on (Srfc^einungen reben fann. „Xxan9^
fcenbenf' bebeutet „alle 2Äbgtid)feit ber Erfahrung überfliegenb" «nb
%at feinen ©egenfa^ an „immanent", tt)el(^e« bebeutet: in ben Sd^ranTen
Jener ÜWöglic^fcit bleibenb. {% U, 296. SB. ü, 201; I, 204.) '
ä»it „tran«fcenbeut" ifl „tranöfcenbental" nic^t ju bei*
mec^febi, koelc^e« ben apriorifc^en £^eil ber menfc^Iic^en Srtemitiiil
bebeutet, fofern i^n ba« 9ekmigtfein feiner Sl^iriorität, olfo feine« fnb«
iectiocn Urfprung« begleitet. (SB. n, 201; I, 204,)
3tiM)erattii — Snbec 349
2) ttnii(eYtr«g(at!eit hti Xrandfcenbenten in bte
immanente (Ertenntni§*
Zran^fcenbente 9r«gen itt ber für immanente (Srlenntnifi gef^affenen
&pxQiilt beanümnrten }u moUen, filmet auf SBibetfprfi^e. Wkmx ba0
Srandfcenbente in bie immanente Srfenntm§ gebraut merben foD, fo
gefc^ie^t btefer babet eine Krt ©eumlt, inbem fie migbrottfl^t mtrb ju
bcm^ »6Jn fie nic^t geboren ift. ($. U, 295 fg.)
3) SDtifbraud^ ber Sßorte ,,immanent nnb trandfcen«
bent" in ber nad^tantifc^en $§t(ofof»^te.
2)ie Vndbrücfe ,, immanent unb tran^cenbcnt'^^ bie in ber ifant'fc^en
^ilofop^ie fic^ auf ben ©ebran^, nebft ©ttltigfeit unferer Srlennt^
ni§ bejie^en, »erben bon ben nat^fant'fc^en @))a6p^Uofop^en mi§«
btHuäflidf auf ben lieben ®ott, ber bad ^au)>tt^ma i^rer ^(fUofop^ie
bilbet, angemenbet, inbem fle barüber bidputtren, ob er in ber SBelt
brinne fiecfe, ober aber braugen bleibe, b. ^. alfo in einem %aume, too
feine SBett iß, fic^ aufhalte; im erften ^alle nun tituliren fie i^n
immanent, unb im anbern trandf cenbtnt, toobet fle ^bdi\t emfl^aft
unb gelehrt t^un. ($. I, 186; H, 295 fg.)
Jmptratin^ fategortfc^er. (@. unter 9RoraI: ftritif ber imperatiben
5onÄ ber üWoral.)
Jmptotitfator.
(Ein dmprooifator ifi ein 9){ann, ber omnibus horis sapit, inbem
er ein boO^änbiged nnb mo^laffortirte« SRagagin bon @emein))Iä|en
jeber Uxt bei fic^ ftt^rt, f onac^ für jebed Sege^ren, nac^ 8ef^affen^tt
be« goOed unb ber ®elegen^t, ))rompte Sebienung berfprid^t, nnb
docentos versus, staiis pede in nno liefert (f. ü, 461.)
1) dnbifd^e 9te(igion unb ®i$tterle§re.
Heber bie inbtfc^e Steligion im Hügemeinen fte^ bie Srtifel:
Sra^manidmu^, Subb^aiömud unb S^riflent^um.
ÜDie fo {»^antaflifc^e, ja mitunter barode inbifc^e ©ötterle^re, toie
fie no4 ^tute, fo gut mie bor da^rtanfenben, bie 9Ieligion bed SoOed
audmac^t, iß, mim man ben Sachen auf ben ®runb ge^t, bo^ nur
bie nerbilblic^te, b. f^. mit 9{ü(ffi^t auf bie gaffungdfraft bed Solle«
in Silber eingefleibete unb fo perfoniftcirte unb m^tl/iflrte Se^re ber
Upanifc^aben, toeldie nun aud i^r jeber $inbn, nac^ SRaggabe feiner
itrüfte unb Silbung (Krau«f^ttrt, ober fü^tt, ober a^bet, ober fie
bttrc6f(^auenb Kar ba^inter erbUA* ^ngegen mar bie VbfU^i bei
Qnbb^a ©c^at^a äRnni, ben Sem auß ber Sd^ale abjnlöfen, bie (o^e
Se^ felbfi oon allem SUber« nnb (Sittermefen )u befreien nnb i^
reinen ®e^It fogor bem Solfe jngttnglii^ nnb faglii^ gn machen.
Dit9 tfl ^m »nnberboS gebwgen, unb ba^ tfi feine Xeligion bte
bortrefflu^e unb bnrd^ bie grilgte Hnja^ bon ©Ittnbigeii bertretese
«if (Erben. ($. II, 2410
350 3iibec
2) S)te inbifd^e 9Rl^ßtf, bergli^en mit ber mo^amme»
banif^en nnb ber äfxiftlidftn.
dn ber SR^ßtl ber ^tnbu tritt Diel fiärler, att in ber ber @ufi,
bad aufgeben aOe9 SBoHen^, ate loobnt^ aUein bie Befreiung t»on
ber inbioibneOen (S^fteng nnb i§ren Seiben möglich xft, ^erbor, unb in
ber ^riftlii^en ^R^fKf iß biefe @eite gong bor^errfc^enb, fo bag jene^
pant§eifKf<^e Semufitfein, mtd^t^ aOer äOf^^fhl toefentli^ ifl^'l^icr erß
fecunbttr, in i$otge be« aufgebend aOed Sollend, ate Sereinigung
mit ©Ott eintritt. S)iefer Serfc^ieben^it ber Huffaffung entf))re^enb
f^at bie mo^ammebanif^e 9Rt)f)if einen fe^r ^itern d^oralter, bie
^rifilid^e einen büflern unb fd^merjlid^en, bie ber $inbu, über beiben
fic^cnb, l^ält au(S) in biefcr $)infic^t bie 2Rittc. (SB. n, 701 fg.)
3) S)ie inbifc^e ©culptur, Derg(i^en mit ber grie«
c^if^en.
3)ie grie^ifc^e ©culptur menbet ftd^ on bie Snfc^auung, barum ifi
fie äfll^etifc^; bie ^inbofianifc^e toenbet fic^ an ben Segriff, ba^er
ifl ftc Mo« ftimbolif^. (ffi. I, 282.)
4) !Z)ie inbifc^e ^§i(ofo))^ie unb SBeid^eit.
ÜDte Sertuonbtfc^aft ber inbif^en $§i(ofop^ie nnb. SBeid^eit mit
ber @^open^auerf4en Se^re ge^t au9 ÜRe^rerem ^crbor; fte }eigt
ftc^ befonberd in ber !?e^re bom un6ett)ugten SBoüen (Kfu), in ber
UnflerMic^fettdle^re, inbem fie gan} confequent jur ^ortbauer nad^
bem £obe ein S)a(ein bor ber @eburt annimmt, beffen 8erf(^u(bung
objubügen biefe« Seben ha ifl, unb in ber meta)9^9flf^en %(u«(egnng
be« et^ifc^en Urp^önomen«, be« SRitleiben« mit aDem Sebenben.
(9?. 30 fg. SB. II, 556 fg. (S. 274. % I, 137; H, 237.)
Die ©anI^9Q'$§i(ofop^ie ifl intereffant unb bele^renb, fofern fie bie
^QUptbogmen allev inbifd^en $f)Uofo))^ie, koie bie Stot^toenbigfeit ber
Srlöfung au« einem traurigen ÜDafein, bie 2:ran«migration na^ iDtag«
gäbe ber ^anblungen, bie (Srienntnig al« ©runbbebingung jur Sriöfung
u. bg(. m. un« in ber S[u«fü^rlid()leit unb mit bem ^ol^en Srnfl Dor«
fü^rt, toomit fic in Onbien, feit Oa^rtaufcnben, betrautet toerben.
3njtt3if(^cn fc^en toir biefe ganje ^^itofopljie berborben burd) einen
fatfd|cn ©runbgebanfen. {% II, 429 fg.)
(Ueber 2Raia, 9Retempft|(^ofe unb Seben fie^e biefe SrtiteL)
5) 3)a« inbifc^e jtaflentrefem
S)er Sra^mani«mu« fle^t bur^ fein jfaflentoefen hinter bem iBubb^oi«-
mu«, »el^er leine ftaflen gelten lägt, jurüdC. (äB. I, 421.)
!3)ag bie brei obern ifafien bie tt)iebergeborenen feigen, mag
immerhin, »ie gen^ö^nlid^, barau« erftärt »erben, bag bie Onbeflitur
mit ber ^eiligen @d)nur, neld^e ben OUnglingen berfelben bie ai^iinbig*
leit bertei^t, gleic^fam eine jtoeite ©eburt fei; ber ma^re ©runb aber
ifl/ bog man nur in golge bebeutenber Serbienfle, in einem bor^er«
gegangenen Seben, }ur ©eburt in jenen jfaflen gehngt, folglich in
Snbtotbuation. Snbbibualitftt 351
folc^em fc^on aM SRenf^ e^tflirt |a6en mug; mä^renb mx in ber
imterfien ^afie, ober gar noc^ niebrtger, geboten n^trb, \)Ox^tx anif
sedier jetoefen fein fonn. (?. II, 430 fg.)
(Ueber bie SJettoonbtfc^oft |jcr alten Segiiptet mit ben Onbern
fle^e: «eg^pter.)
JnMoiliuation. Jntiimliualität.
I. Snbiütbuation*
1) ^rincif) ber dnbtoibuatton.
3ett unb 9{aum finb ha9 ^rindp ber Onbiüibuatton. 3)enn
3eit unb 9{aum allein ftnb te, mtttelft toAijtx ha9 bem Sßefen unb
Segriff na^ ©(eid^e unb (Sine hoä) a(d berf(f)ieben, ald $iel§eit neben
unb nac^ einanber erfc^eint. (SB. I, 134.) SBorauf berul^t aOe
SJicI^eit unb numerifc^e Scrfc^icbcn^eit ber SBefcn? — Huf ^anm
unb 3cit; bur^ biefe allein ifi fte möglich, ba ba6 $ie(e ftd^ nur
entmeber ald nebeneinanber, ober ald nac^einanber beulen unb DorfleQen
lägt. Sßeil nun ha9 gleichartige Stete bie Onbi)?ibuen ftnb; fo ftnb
dtanm unb 3^^^ i" ^^^ $)inftc^t, baß fie bie Siel^eit möglich mad^tn,
bad principium individuationis. ((g. 267. SB. J, 152; H, 550.
^. 397 fg.)
2) ÜDie im principio individuationis befangene (Sr«
lenntnig im ©egenfa^ 3U ber t9 burd^fc^auenben.
S)er (Srienntniß, mie fte, beut äßiHen ju feinem 2)ienfi entfproffen,
bem OnbiDibuo a(9 folc^em mirb, fleUt fxi) bie SBelt nic^t fo bar,
n)ie fie bem Sorfdfjer fic^ enthüllt, a\B bie Dbjcctität bed einen unb
alleinigen SBiOend jum Seben; f onbern ben ^lid \>t9 ro^en Onbioi*
buumd trübt, koic bie Onber fagen, ber Schleier ber fSflaia; i^m ;eigt
fi(^, fiatt bed 3)inge9 an fic^, nur bie (Srfc^einung, in 3^it unb
Kaum, beut principio individuationis, unb in ben übrigen ©cftaltungen
bed €a^e9 t)om ©runbe, unb in biefer gorm fetner befc^ränlten @r«
fenntntg fie^t er nii^t bad äBefen ber S)inge, toelc^ed (Sined ifl,
f onbern beffen @rf (Meinungen, ate gefonbert, getrennt, uujS^Ibar, fe^r
tocrf erleben, ja cntgegcngefe^t. !2Der im principio individuationis
99efangene, burd^ ben @(^(eier ber SDtaia ©ebtenbete erfennt nic^t fein
eigene^ 993efen in bm Slnbem toieber unb fud^t oft burc^ bad 835fe,
b. ^. burc^ Serurfac^ung bed fremben 9eiben9, bem Uebet, bem Seiben
be« eigenen dnbimbuumd, ju entgegen. (SB. I, 416 fg.) !Die dn«
btt)tbuation erhält ben äBiUen }um Seben über fein eigene^ SBefen im
drrt^um. S)er 3!ob ifl eine SBiberlegung btefed O^rrt^nm^ unb §ebt
i^n auf. Sm ^ugenbltdfe bed ©terbend n^erben toir inne, bag eine
bloge S^äuf^ung unfer Dafein auf unfere ^erfon bef^rfinft ^attc.
(SB. n, 689.)
!Z)ie freiminige ©erec^tigleit ^at t^ren innerflen Urfprung in einem
getoiffen ®rabe ber ^Durc^f^auung beö principii individuationis;
mä^renb in bi^fem ber Ungerechte ganj unb gar befangen bleibt.
352 SnbioibuQtton. 3nbioibttaIität
3)iefe ÜDur^fd^aumtg fann nic^t nur in bem ^ie)u erforberlii^eni Jon«
bern and) in ^ö^erem ®rabe ®tatt ^ben, mliitx )ttm }^of\üm
SBo^tooOen unb SBo^It^un, p 9Renf4enIte6e, treibt, mtfctni ber
(^oifl unb ber So^^afte, im principio individuationis befangen,
einen mächtigen Unterfc^teb jmifc^en fic^ unb ben anbem dubiDtbuen
machen, fo ertennt ber e$ 3)ur(^fc^auenbe, ber Sble, baß ber Unter-
f^ieb 2»if(^en il^m unb ben Snbem nur einer bergttnglic^en tüufc^enben
(Srfc^einung angehört; er erlennt unmittelbar unb o^ne ©^tüfife (alfo
tntuitib), baß ha9 Slnftc^ feiner eigenen (Srf^einung auc^ bad ber
fremben x% näm(tc^ jener SBiUe jum Seben^ meld^er ha9 Sßefen jegGc^en
3)inged audmac^t unb in SDem lebt; [a, bag biefed ft^ fogar auf bie
sediere unb bie ganje 97atur erfhedt; ba^er nirb er auc^ lein S^ier
quälen. (SB. I, 439 fg.; U, 688.)
,,S)ie dnbtüibuation ifl real, bad principium individuationis ifl
bie £)rbnung ber üDinge an fid^" ifl bie allem Sgoidmud unb aOer
SBod^eit, fo nie ber Serfennung ber einigen ©eredftigfeit ju ®runbe
Itegenbe Srfenntnig. „'S)k dnbiüibnation ifl bloße (Srfc^etnung
(SJorfleHung)" ifl bie Srienntuiß, auf ivetc^er aOe tfc^te jtugenb, fo
n^ie bad begreifen ber endigen ©ered^tigleit beruht, unb meiere auf i^rem
®if)fe( aU Ouietib bed Sitten^ »irfenb, bie 9?efignation herbeiführt, ba«
Sufgeben ni(^t hU9 bed gebend, fonbem bed gaui^en SBiOcnd ^um Seben
felbjf. ((£.270 ff. SB. I, 416—419. %U, 337. SB. I, 299. 365.)
3) JiDurc^brec^ung bed principii individuationis im
animaltf<^en äRagneti^mud unb in ber SRagie.
(®. IDtogie unb 3Ragnetidmud.)
4) !Z)ad ©raufen beim Orrenierben am principio in-
dividuationis.
®o fe^r au^ \>a9 Sett)ußtfein befangen ifl im principio indivi-
duationis unb in f^olge beffen deber eine abfolute ©(Reibung jmifc^en
feinem @e(bfl unb ben anbern dnbioibuen mac^t, fo lebt boc^ in ber
tnnerflen £iefe eined Oeben bie ganj bunUe X^nbusg, bag ilfin bie
Xnbern fo f remb nid^t fmb, fonbern er einen QvL\ammznf)caiQ mit i§nen
(at, Dor loelc^em bad principium individuationis i^n nic^t f (Ruften
fann. Hn9 biefer S^nbung flammt j[ene8 fo unoertilgbare nnb aÖen
SKenfc^en (ja oieOeic^t felbfl ben Kügem S^^ieren) gemeinf ame ©ran*
f en, bad fie fiK^Iic^ ergreift, menn fte, burdi irgenb einen Qn\aU, irre
kperben am principio individuationis, inbem ber @a6 Dom ®nmbe,
in irgenb einer feiner ®eßaltungen, eine Üudna^me ju erleiben fi^cint;
j. 89. toenu e9 ft^etnt, baß irgenb eine Seränberung o^ne Urfac^e oor
fl(^ gienge, ober ein ©eflorbener »iebcr ba mSre, ober fonil irgenboie
bad Sergangene ober baö Bu^^^ftig^ gcgenmttrtig, ober ha9 %tmt nate
toäre. Z)ad ungeheure (Sntfe^en über fo ittoa9 grünbet fldj baraof,
baß fie pUfelic^ irre werben an ben (Erlenntnißformen ber (Srfc^etnwigf
meiere aQein i(|r eigene^ dnbibibuum bon ber übrigen Seit gefonbert
^Iten. (SB- I, 417. $. 340 fg.)
SnbbtbuQtion. SnMbibuarität 353
n. aniüittiialüät
1) S>ie dnbtDtbualität aU im 3)tng an fi^ kourgetnbe
(ETf<^etnttng.
dnbit)tbuQ(itSt gehört ber bioffen (Srfc^etnung an, inbem fie
aU Siel^ett bed ©(et^artigen bur^ bte gormen ber @rf(^einung, 3^^^
unb «awm bebtngt ifl. (ffi. U, 370 fg.; I, 324. 327.) Die SJicl^cit
ber dnbit>ibuen t{l burc^ 3^^^ ^"^ ^anm, ha9 Sntfie^n unb S3er«
gefjen berfelben burc^ ^aufatitSt allein borfleübar, in »eichen f^omten
oOen mir nur bie berf^iebenen ©eflaltungen bed @a^ed üom ®runbe
erfennen^ ber bad le^te $rinci)) aHer @nbli(f)leit, aller dnbibibuation
unb bie allgemeine gorm ber SorfleQung, roie fte in bie Srfenntnig
bc« Onbiüibuumö aW foI(^en [düt, i|!. (SB. I, 199.) Da« Onbiöi«
buum ald folc^e« iß nic^t frei; benn e« ifl ni^t SSßiQe aU Ding on
ft^, fonbem f^on Srfc^ einung bed SßiOcnd unb al9 fotc^e fc^on
beterminirt unb in bie gönn ber (Srfc^einung, ben <Baf^ bom ©runbe,
eingegangen. (SQ3. I, 135.) Da« Önbiuibunm, bei feinem unberän-
berlic^en angeborenen S^arafter, in allen feinen Seugerungen burc^
ba« ®efe^ ber Q^aufatitcit flreng beflimmt, ift nur bie (Srfc^einung.
Da« biefer jum ®runbe liegenbe Ding an fic^, a(« auger 9{aum
unb ^tit befinblic^, frei bon aller ©uccefflon unb 93iel^eit ber Slcte,
ifl Sine« unb unberänberlic^. (@. 175.) Die Onbibibualität beruht
jeboc^ ni(f)t allein auf beut principio individuationis unb ifl ba^er
nic^t burc^ unb burc^ bloge (Srfd) einung, fonbem tt)ur}ett im
Dinge an ft^. SBie tief nun aber §ier i^re SBurjetn ge^en, gehört
IVL ben tran«fcenbenten, bie i^ormen unb t^unctionen unfer« OnteUcct«
überfleigenben gragen. {% U, 243. ^. 397 fg.) e« ließe fic^
auf bie i^rage, n)ie tief im SBefen an fi(^ ber 2BeIt bie SBur^eln
brr 3nbibibuatitöt ge^en, oQenfall« noc^ antn^orten: fte ge^en fo tief,
tote bie Sejia^ung be« SBiden« ^um J!eben; too bie $3erneinung ein*
tritt, ^ören fie auf; benn mit ber SSeja^ung finb fie entfprnngen.
(». II, 734.)
Die Onbibibualität in^ärirt jmar gunäc^fl nur bem dnteüect, ber,
bie Crfc^einung aifpiegetnb, ber (Erfdjeinung angetjört, nielc^e ba«
prindpiam individuationis }nr t^orm l^at. %[ber fie in^ürirt aud^
bem S^iOen, fofern ber ^^arafter inbibibuell ifl; biefer fe(6fl jeboc^
mirb in ber Verneinung be« äBillen« aufgehoben. Die Onbibibualität
in^ärirt alfo bem SBiUen nur in feiner 93eia^ung, nic^t aber in
feiner 33erneinung. Seja^ung bc« SBiKen« jum iPeben, Srf^einung««
»e(t, Diberfität aller SOSefen, 3nbibibualitat, egoiömn«, ^og, So«*
^it entfpringen au« einer SBurjel; unb ebenfo anbercrfeit« S93ett
be« Dinge« an fld), 3*entitat aller SBefcn, ©ere^tigfeit, SWenfc^en-
Hebe, Semeinung be« SBiUen« jum Seben. (SJ. II, 698.)
352 Snbiotbuatton. Snbikitbttalttät
2)tefe ÜDurc^f^umtg hm ntci^t nur itt bem ^ie)u erforbcrlic^en, foH«
bem Qud^ in ^l^^erem ®rabe ®tatt fyiim, w^Ic^er ivaa )>of{ti»eR
SBo^tooOen unb SBo^It^un, }ux SDtenfc^nliebe, treibt SBft^renb ber
(^oifl unb ber So^^fte, im principio individuationis befangen,
einen mächtigen Unterfc^ieb )tDif4en Ifld^ unb ben anbern dttbioibuen
ma^en, fo erlennt ber ed 3)ur(^f(f)auenbe, ber Sble, bag ber Unter«
fc^ieb }tt)if(^en i§m unb ben 9(nbem nur einer bergängüc^en täuf^enben
(Srfd^einung ange(|ört; er erlennt unmittelbar unb o^ne @4(U{|e (alfo
intuitiv) ^ baß ba^ Slnfic^ feiner eigenen Srf Meinung aud^ ba^ ber
fremben ift, nämltc^ jener SBiQe jum Seben^ toeld^er baS äßefen iegüc^en
2)mged au^mac^t unb in SlHem lebt; ja, ba§ biefed fic^ fogar auf bie
sediere unb bie ganje 97atur erfhedt; ba^er niirb er auc^ fein SEl^ier
quMen, (©• I, 439 fg.; II, 688.)
„S)ie dnbiüibuation ift real, bad principium individuationis ifl
bie £)rbnung ber 3)inge an fi(^'' ifl bie allem Sgoidmu^ unb aOer
IBod^cit, fo toiz ber Serfennung ber ekoigen ©eredfttgfeit }u ®runbe
(iegenbe @r!enntnig. „'S>it dnbiDtbuation ifl bloge (Srf Meinung
(SorfleHung)" ifl bie (Srlenutniß, auf toetc^er aOe tf^te jtugenb, fo
nie baö begreifen ber etoigen ©ere^tigfeit beruht, unb metc^e auf i^rem
®ipfel al^ Ouietib be^ SiQend toirfenb, bie 9?eflgnation herbeiführt, ba9
Hufgeben nic^t b(od be6 gebend, fonbem bed gaui^en äBtQcnd jum Seben
feftjl. ((£. 270 ff. SB. I, 416— 419, % U, 337, SB. I, 299. 355.)
3) SDurd^Srec^ung beö principii individuationis im
anima(if<^en äRagnetidmud unb in ber SRogie.
(®. IDtagie unb 9Ragneti«mu9.)
4) üDad ©raufen beim Orren^erben am principio in-
dividuationis.
®o fe^r ou^ ba6 Sekvugtfein befangen ifl im principio indivi-
duationis unb in f^olge beffen deber eine abfolute (Sc^eibung jmifc^
feinem @elbfl unb ben anbern dnbiuibuen maift, fo lebt boc^ in ber
innerflen £iefe eined Oeben bie ganj bunUe X^nbusg^ baß i^m bie
Xnbern fo fremb nid^t flnb, fonbern er einen 3uftt>u<>i^ii^Qn8 ^^^ ^^^^^
(at, Dor »elftem bo^ principium individuationis i^n nic^t fc^ttfeen
lann. Sud biefer S^nbung flammt jened fo unoertilgbare unb aQcn
SDlenfd^en (jia oieOeic^t felbß ben Kügem Spieren) gemeinfame ©rau*
f en, bad fie fiK^Iic^ ergreift, menn fie, burc^ irgenb einen S^^atl, irrt
koerben am principio individuationis, inbem ber @a6 bom ©runbe,
in irgenb einer feiner ©eftattungen, eine Sudna^me ju erleiben f c^eint ;
j. fd. »emt t9 f(^eint, bag irgenb eine Seränberung o^ne Urfa<^e oor
{lc§ gienge, ober ein ©eflorbener »ieber bo ttttre, ober fonil irgenbtt^ie
bad Vergangene ober bad 3ulünftige gcgenmttrtig, ober bad $eme no^
koäre. Z)ad ungeheure Sntfe^en über fo tttoa^ grünbet ß(^ barouf,
bag fte ))I06li(4 irre kuerben an ben Srlenntnigformen ber (Srfc^eimtng,
meiere aUein xfyc eigene^ dnbibibuum bon ber übrigen SEBeU gefonbert
galten. (SB. I, 417. $. 340 fg.)
3tibt)ifbuQtton* 3nbioibuarttät 353
1) S>te dnbtt)tbtialttät a(^ im 3)ing an fi^ tDurgetnbe
(Srf^einung*
Onbit)ibua(ttät gehört ber bioffen Srfc^einu.ng an, tnbem fie
al^ SStel^ett bed ©lei^artigen burc^ bie So^t^t^n ^^^ Srfc^emung, 3^'^
unb SRautti bebingt tfl. (SB. U, 370 fg.; 1, 324. 327.) ÜDic »icl^cit
bcr Onbtoibucn iji bur^ 3^'* wnb ^oum, ba« Entfielen unb SJcr«
gelten berfelben burd^ Saufalität aUetu borfleübar, in meieren f^ormcn
aDen n^ir nur bie Derfc^iebenen ©efiattungen M @a$ed Dom ©runbe
erfennen, bcr bad (e^te ^rinci)) aOer (Snblic^feit, aQer dnbiDibuation
unb bie allgemeine $orm ber ^orfteQung, roie fle in bie @r!enntnig
bcö SnbiDibuumö at« fold^en fättt, i|!. (SB. I, 199.) 3)oö 3nbiui«
buum al9 folc^ed i{l nic^t frei; benn ed ifi nic^t SBiUe al9 S)iug an
fid^, fonbern fd^on @rfc^ einung be@ Sßidend unb ate fot(f)e f(f)on
beterminirt unb in bie ^orm ber ^fd^einung, ben @a|^ Dom ©runbe,
eingegangen. (Sß. I, 135.) 3)ad OnbiDibunm, bei feinem unDerän«
berlic^en angeborenen S^^arafter, in aQen feinen 3(eugerungen burc^
bad ®efe^ ber SaufaUtät ftreng beflimmt, ifl nur bie (Srf(|einung.
ÜDad btefer jum ®runbe liegenbe !Z)ing an fic^, atö auger Staunt
unb 3rit bcfinblic^, frei Don afler ©ucccffion imb Sicfljeit ber ?lcte,
ip Eine« unb unDerönbertid^. (E. 175.) Die OnbiDibuatitöt beruht
jeboc^ nic^t allein auf bem principio individuationis unb ifl ba^er
nic^t burc^ unb burd) bloge (Srfd) einung, fonbern murgelt im
S)inge an fi^. Sßie tief nun aber ^ier i()re 2Burje(n ge^en, gehört
ju ben tran^fcenbenten, bie gormen unb Functionen unfer« -antcHect«
überflcigenben gragen. {% U, 243. $. 397 fg.) 6« ließe fic^
auf bie Frage, mie tief im Sßefen an flc^ ber SBelt bie SBur^eln
ber dnbiDibualität ge^en, aOenfall^ noc^ antn^ortcn: fie ge^en fo tief,
tote bie Seja^ung bed SBiden^ }nm Seben; n)0 bie Verneinung ein«
tritt, ^ören pe auf; benn mit ber Seja^ung pnb fle entfprungen,
(SB. II, 734.)
®ic OnbiDibuatität in^ärirt jujar gunäc^ft nur bem QntcHect, ber,
bie (Srfc^einung abf^iegelnb, ber (Erfdjeinung angeljört, ivelc^e bad
prindpiom individuationis jur go^tit ^^t. fltber fie in^örirt a\x^
bem SBillen, fofern ber S^arafter inbiDibueH ifl; biefer felbfl jebod^
mirb in ber Verneinung bc« Siflenö aufgehoben. Die OnbiDibualität
in^ärirt alfo bem aBifien nur in feiner SBeia^ung, nid^t aber in
feiner SSerneinung. Ceja^ung beö SBiDenö jum ?eben, Srfd^einung««
»elt, S)iDerfität afler SBefen, OnbiDibualität, ggoiömu«, ^aß, Soö*
^cit entfi)ringen an9 einer SBurjel; unb ebenfo anbercrfeit« SQBelt
be« 3)inge« an {l(^, 3*cntität afler 2Befcn, ©erec^tigleit, SRcnfc^en«
liebe, Semeinung M SBiflen« jum geben. (355. II, 698.)
354 dabbibnaüom SnbibibBatHftt
2) Die Onbiöibualitat auf ben öerfc^Ubenctt ©tufen
ber yiainx.
auf bcn obcnt ©tufcn ber Dbicctität beö SBiOcn« fe^en »ir bie
dnbtbibualität bebeutenb J^erDortreten, befonber^ beim 9Renf(^en, ott
bic große SSerfc^icben^cit tnbitibueHcr S^aroftcre, b. ^. ote bollpänbige
^erfönlt^fett, fc^on äugertt^ audgebrüdt bur^ Pari gejetc^nete in«
biöibucilc $§9pögnomie, toctc^c bie gcfammte S^orporifotion tnitbcgreift.
!Z)iefe dnbibibualität ^at bei SBeitem in folgern ®rabe tetn ^ltx]
fonbern nur bie obern Siliere ^aben einen 9lnfhi<^ hat>ott, über ben
ithoäf ber ©Qttung^c^arafter noc^ ganj unb gar t)orl^errfd^t. Sät«
renb nun alfo j[eber 9Renfc^ aü eine befonberd beftimmte unb (^orol'
teriflrte Srf Meinung be« SBiUen«, fogar gctoiff ermaßen ate eine eigene
3bce anjufe^en ip, bei ben liieren aber biefer 3nbiüibttaI(^orafter
im ©anjen fe^It unb feine ®))ur immer me^r Derfd^minbet, je loeiter
fte \)om 9D?enf(^en abpe^en, bie ^Panjen enblic^ gar tcine anbem
Sigent^ttmßc^Ieiten be^ Onbitibuumd me^r ^aben, ate fol^e, bie fit^
au9 äußern günpigen ober ungünpigen Sinpitpen bed 93obend^ bed
Atima^ unb anbem 3ufA'^i9f<^iten DoOtommen erKttren la^en; fo ber«
fd^minbet enblid^ im unorganifc^en Steic^e ber 9?atur gän)li(^ oDt
dnbibibualitSt 93(od ber ^^paK ip no4 geuji^ermaßen al9 {htbim-
buum anjufel^en. 3)ie OnbiDibuen berfelben ©attung Don ftr^Pallen
lönnen aber feinen anbern Unterfc^ieb ^aben, ate ben äußere SufäUig^
leiten herbeiführen. 3)ad dnbibibuum aber ate fol^ed, b. ^. mit
®))uren eines inbibibueüen (I^araTterd, Pnbet pc^ burc^auS nxifi me^t
in ber unorganifc^en Statur. fUIe i^re @rfc^einungen Pub Seußerungen
allgemeiner 9?aturträfte^ b. f). folc^er ©tufen ber £)b|ectit)ation M
SBiOend, mel(f)e pc^ bnrc^aud nic^t (toit in ber organifc^en Statur)
burd^ bie Sermittelung ber SSerfd^ieben^eit ber dnbibibualitäten^ bie
ha9 ©anje ber dbee t^eilkoeife audf))red^en, obj[ectibiren; fonbern pc^
allein in ber ©pecied unb biefe in |eber einjelnen Srfd^einung gan}
unb o^ne aDe «btoeic^ung barfletlcn. (SB. I, 165--157.)
dnner^atb ber menfc^Iic^en ©attung ip bie OnbiDibualität am
Pärfpen au%t^rägt bei ben ©enie'S; benn i^re JDriginalität iP fo
groß, baß nid^t nur i^re Serfc^ieben^eit Don ben übrigen SOtenfc^en
augenfällig loirb, fonbern aud^ jmif^en aßen jie ba gemefenen ©enicd
felbp ein gän}U(^er Unterf^ieb beS S^arafterS unb ©eiped ©tatt
Pnbet, berm5ge bePen jebed berfelben an feinen Serfen ber Sße(t ein
©efc^enT bargebrad^t ^at, meld^ed Pe außerbem Don gar feinem Xnbem
in ber gefammten ©attung iemate ^ätte erhalten fönncn. ÜDarum
eben ip arioPo'd natura lo fece, e poi ruppe lo stampo ein fo
überau« treffenbeö ©Iei(^niß. ($. n, 89.)
3u betounbem ip t9, xoit bie dnbibibualität jebe« SKenff^cn
(b. f). biefer bepimmte S^arafter mit biefem bepimmten dnteHect)
gteid^ einem einbringenben Särbepoff, aDe ^anblungen unb ©ebonlüt
beffelben, h\9 auf bie unbebeutenbpen ^erab, genau bepimmt; in
Snbünbuation. Snbibibualitilt 365
Solge ftoDon ber ganje SebenAauf, b. ff. bie Sugere unb ttmete ®e«
fi^i^te, ht9 (Sinen fo gninbDetf Rieben Don ber htß Snbem ottdfäDt
($. n, 246.)
3) 3)te @))ra<i§e ber 97atur in 9e}ug auf bie dn«
btoibuen.
!Z)ie t$orm ber (Srfc^einung bed SBiOen^ jum Seben tfi 3^tt, 9tanm
nnb Saufalität, mtttelj} biefer aber bie dnbioibuatton, bie e9 mit fic^
bringt, ha^ ha9 dnbioibuum entfielen unb oerge^en mug, naö aber
ben SBiDen jum Seben, t)on beffen (Srfc^einung baö dnbiDibuum
gteic^fant nur ein einjelneö @^nt))(ar ober @pecimcn ifl, fo loenig
anficht, a(d baö ©anje ber 97atur gelränit n)irb burd^ ben Stob eined
3nbit)ibuumd. 2)enn ni^t biefe^, fonbent bie ®attung allein ifl
e^, n)oran ber 97atur gelegen i^, unb auf bereu Sr^altung fie mit
allem (Smf} bringt, inbem fte fttr biefelbe fo Derf(^n)enberif(l^ forgt,
bur^ bie ungeheure Ueberja^I ber Jteime unb bie groge 9Ra(^t bed
Sefntd^tung^triebed. hingegen ^at ha9 dnbioibuum für fie leinen
SSert^ unb lann i^n ni^t ^aben, ba unenblic^e ^tit, unenblid^er
iianm unb in biefen unenblic^e Qa^l möglicher dnbiDibuen i^r ditii)
{Inb; ba^er fte ßetd bereit i^, ha9 dnbioibuum faDen gu laffen.
©anj mit) fpri^t ^ieburf^ bie 9}atur felbf} bie groge 9Ba^r^eit aud,
bag nur bie dbeen, nic^t bie dnbi))ibuen eigentlich 9tea(ität ^aben,
b. ^. t)oaiommene Obiectitöt be« SBiOend finb. (9B. I, 325; II,
401 fg. — Sergl. über bad $er§aitnig ber dnbiDibuen }ur dbee unb
jur Gattung bie beiben 9rtilel dbee unb Gattung.)
!Die iRatur h)iberf))ri(^t ftc^ gerabeju, ie nac^bem fie Dom Sin«
feinen ober oom Sllgemeinen aud, Don dunen ober Don %ugen,
Dom Zentrum ober Don ber "ißerip^erie aud rebet. d^r Zentrum
nSmlic^ ^at fte in iebem OnbiDibuo; benn jebe^ ifl ber ganje SiOe
}um Sebem SDa^er, fei ba^elbe auc^ nur ein dnfect, ober ein SEBurm,
bie Statur felb{l alfo an9 i^m rebet: „Säf allein bin HUt9 in 9IIem,
an meiner Sr^altung ifl StQed gelegen, bad Uebrige mag ju ©runbe
ge^en, t9 ifi eigentlich ni^t^.'' ^iugegen Dom allgemeinen @tanb«
punft au9, alfo Don äugen, Don ber ^erip^erie a\x9, rebet bie 9Iatur
fo: „Saö dnbiDibuum ifl nic^td unb n)eniger atd nic^t^. ÜRiOionen
dnbiDibuen jerfti^re id) tagtägli^, SRilltoneu neuer OnbiDibuen fc^affe
idj jieben Za^, o^ne aQe Serminberung meiner ^erDorbringenben ^aft.
2)ad dnbiDibuum \\t nichts/' S)icfer offenbare SBiberfprud^ lägt fld^
fo erläutern: debed dnbiDibuum, inbem z9 nac^ 3nnen bUctt, erlennt
in feinem SBefen, tot\d)t9 fein SßiDe ift, bad !Cing an fic^, ba^er bad
überafl aDein 9tea(e. S)emna(i^ erfagt ed fld^ al9 ben Jfem unb
9RitteIpun(t ber Seit unb fmbet fic^ unenblic^ toi^tig. mit t9
^gegen nad^ Vugen; fo iß q9 auf bem ©ebiete ber SorfleSung, ber
blogen (Srfd^einung, n)o ed {ic^ fie^t ald ein OnbiDibuum unter unenb*
U(^ Dielen dnbioibuen, fonad^ ate ein l^'öij^ Unbebeutenbt^, ia gttnjlic^
$erf f^minbenbe^. t^olglid^ ifi iebe^, auc^ bad mtbebeutenbfie dnbiDibuum,
23*
356 Snbbibuaüon. Snbi&ibualitat
jlebed Säf, oon dnncn gefe^en, SQcd in Man; Uon Sugen gefe^eu
hingegen, tfl ed ntc^td, ober bod^ fo t)iet n)ie ntd^t^. $ierauf beru^
ber gYoge Untcrfc^ieb jiuifc^en 3)em, ma^ not^menbig dcber in feinen
eigenen %ugen, unb 2)emi. toa9 er in ben ^ugen aOer Xnbem \%
mitlitt ber (ggoiömu«, ben 3eber 3ebem Dormirft. (SB. 11^ 687 fg.
$. n, 236. SSergL aut^ unter Settjußtfein: S)u})ücität be« 8e-
ttjugtfeind.)
4) B^^f^ftu^O ^^^ 3nbit)ibnum9 burd^ ben !£ob.
deber fyit einen uäterli^en unb einen mütterlichen Seflonbt^eil
(tiergl. SSererbung); unb loie biefc burc^ bie Beugung t^ereint tt^erben,
fo merben fle bur^ ben Sob jerfe^t, meldjer alfo bad Snbe M
dnbi))ibuunid ifi. S)iefed dnbiutbuum ifl t9, beffen Sob toir fo fe^r
betrauern, im ®efü^I, bog t9 niirHid^ Verloren ge^e, ba e^ eine Möge
Serbinbung mar, bie unmieberbring(id) aufhört @d finbet ober anij
eine ^alingenefie ftatt, inbem ber SBille be^arrt unb, bie ©efloft
eined neuen SBefend anne^menb, einen neuen dnte&ect erhält* 2)ad
dnbibibuum }erfe$t flc^ alfo mie ein STeutratfatj, beffen Safif fobaun
mit einer anbern @tture fid^ ju einem neuen ©alj berbinbet. ' (% n,
293 fg. SB. U, 574 fg.)
2)ie flarre Unoeränberlid^feit unb mefentlic^e Sefd^rttnTung jeber
dnbiuibualität, ald folc^er, mü^U, (ei einer enblofen gortbauer ber«
felben, enblid}, burc^ i^re SRonotonie, einen fo grogen Ueberbrug
erzeugen, ha^ man, um i^rer nur entlebigt gu fein, lieber )u 9li<^td
mürbe. Unflerblic^Ieit ber dnbiDibualitttt uerlaugeu, ^eißt eigentli^
einen drrt^um ind Unenbtic^e perpetuiren moOen. Denn im @runbe
i{} boc^ iebe dnbiDibualität nur ein fpecieOer Orrt^um, ge^Itritt, eM
bad beffer nic^t märe, ja mo))on und jurüdjubringen ber eigenttic^e
Smcrf be« ?eben« ift. (SB. 11, 661.) SDie Onbiöibualität i|l feine
SoHfommen^eit, fonbern eine Sefc^rttnlung; ba^er iß, fte lod jn
»erben, fein SJerlup, üielme^r ©eminn. {% II, 299.) SBenn man
flirbt, foOte man feine 3nbit)ibualitttt abmerfen, mie ein alted ftfeib,
unb fic^ freuen über bie neue unb beffere, bie man j[e^t, nad^ erhaltener
Sele^rung, bagegen annehmen mirb. ($. n, 301.)
SBenn mix unfer eigene^ SBefen bur^ unb burc^, bid in« dnnerfte,
ganj erlannt Ratten, mürben mir te (äc^erlic^ finben, bie Unbergäng'
lic^Ieit bed dnbi))ibuumd ju Derlangen; meil bie^ ^iege, jened Skfen
felbfl gegen eine einjelne feiner ja^lfofen Äeußeningen — gutgurotionen
aufgeben. {% U, 301.)
S)em inbiDibueOen S)afein liegt ein ganj anbered, beffen Seugerung
eö ifl, unter. a)icfe8 fennt feine ßtit, alfo au^c^ meber gortbauer,
no(^ Untergang. {% II, 301.)
5) ^f^d^ologifc^e Semerfung über ben ©d^merj beim
2:obe eined befreunbeten Onbibibuum«.
Der tiefe <Bdfmtti, beim STobe iebed befreunbeten SBefend, entfielt
an« bcm @efü^(e, bog in [tUm dnbioibuo etma« Unaxa^pttäfiidtt»,
Siibiicttott — Sttinrie 357
üfm aOeut CSgene« mtb ba^er buri^au^ nnioteberbringlid^ed liegt.
Omne individuum ineffabüe. !Die9 gilt felbß Dom t^terifd^en On«
btotbno, too e« am lebhafteren 3)er empftnben lutrb, toeld^er jufälltg
ein geliebte« 2:^ier tbbttid^ berieft liai unb nun feinen (Sd^eibeblicf
empfängt, »eld^c« einen ^erjjerreigenben ©c^merj Derurf ad^t. i%U, 621.)
6} ^f^c^ologiff^e Semerlung über bie Urfac^en irri^
ger Senrt^eilung frember dnbioibuen.
!Da§ mir und fo oft in Xnbern irren ifi nic^t immer gerabeju
©c^ulb unferer Urt^eitefraft, fonbern entfpringt meißend boraud, bag
unfer OnteOect Dom SßiOen unb ben Slffecteu beeinflugt ift, inbem toix
nMüäi, o^ne t9 ju miffen, gleic^ Snfang« burc^ ftleinigleiten für,
ober gegen fie eingenommen finb. ©e^r oft Hegt ed au(^ baran, bag
mir Don ben an i^nen ma^rgenommeiieu Sigenfc^afteu no^ auf anbere
fc^fiegen, bie &)ir für unjertrennlic^ Don jenen, ober aber für mit i^nen
unDereinbar galten, }. 9. Don wahrgenommener g^eigebigleit auf ®e«
rec^tigleit, Don S^ömmigfeit auf @§r(t(^{eit u. f. h?., meiere« Dielen
Orrt^ümem bie St^üre öffnet, in f^olge t^eite ber ©eltfamfeit ber
menfc^fid^en (S^araltere, t^eitö ber StufcitigTeit unferö @tanbpunlte9.
3mar ifl ber S^aralter burd^toeg confequent unb jufammen^ängenb,
ober bie SEBurjel feiner fSmmtltc^en (Sigeufc^aften liegt ju tief, ate ha^
man an9 Dereinjelten S)ati9 bcßimmen.fönnte, meldte, im gegebenen
^aO, jufammen befielen lönnen unb meldte nic^t. (^. U, 622 fg.)
3iillittti0tt) f* Spagoge unb 9Ret^obe.
Snfttiontat.
@eiflige UeBerlegenl^eit ju jeigen i{} lein 9Ritte( ftc^ in ©efeDfc^aft
beliebt ju mad^en, erregt Dielme^r $ag unb ®roII* 2)enn merft unb
empfinbet (Einer groge geiflige Ueberlegen^eit an 2)eui, mit melc^em er
rebct, fo ma^t er im ©tillen ben @d^Iu6, bag in gleichem 2Rage
ber Snbere feine Inferiorität merfe. 3)iefed (Snt^^mem erregt
feinen ^ag. hingegen gereicht in ©efeüfc^aft geiflige Onferiorität }ur
magren (Empfehlung. !Z)enn mad für ben Seib bie 2Bärme, ba« ifl
für ben ®eifl bad mo^It^uenbe @efü^l ber Ueberlegen^ett; ba^er 3eber
inflinctmägig fic^ 3)cm nähert, ber ed i^m Der^eigt, b. |^. bem ent«
fi^ieben tiefer @tel^enben an (Eigenfc^aften bed ©ei^ed, bet üRännern,
an @(^ön^eit, bei SEBeibern. jDemgufoIge finb unter 3Rännern bie
bummen unb unmiffenben, unter Seibern bie ^ttglic^en allgemein beliebt
unb gefuj^t ($. I, 489—491.)
Jniurit.
1) (r§ara!ter ber 3njurie.
!2)ie dniuric, bad bloge ©d^impfen, if} eine fummarifd^e Serläum«
bung, o^ne Vngab» ber @rünbe. 3)ur(^ biefelbe legt !X)er, ber ftc^
i^er bebtent, an ben Zag, bag er nid^t« SSirfiid^e« unb SBal^re« gegen
ben Vnbem Dorjubringen l^at; ba er fonfl ÜDiefc« a\9 bie ^rämiffen
58 Snqnifltion — Snfecten
geben unb bte Sonclufton getrofl htm $0rer üterlaffen toürbe. @tatt
beffen gtebt er bte (Sonclufion unb bleibt bte ^rämtffen f^ulbtg; aOein
er Derlägt ft^ auf bte ^räfumtton, bag bted nur beliebter Sürje l^alber
flefd^c^e. (^. I, 384.)
2) Smpftnbltc^fett be« ritterlichen 6^ren})rinct))d
gegen Onlurten.
(©. unter (Sfjxt: gine Sfterart bcr (S§re, unb unter ©rob^cit:
S)ie rüterlid^e (Smpftnblic^teit gegen ©rob^eit.)
Jftu|uifUi0n, f. i^anatt^mud.
SnftcttTX.
1) SKetamorp^ofe ber Onfccten.
®ie SBot^ttjenbigfeit ber SKetontorp^ofe bcr Onfecten läßt pt^
folgenbermaßen crttärcn. S)ie ntctap^^fifd^e Äraft, »eld^e ber &'
f (Meinung eine« folc^en SE^ierc^en« ju ©runbe liegt, i(l fo gering, bag
jle bie öerfc^iebenen Functionen be« t^ierifd^en ?cben« nic^t gtcid^s^^ig
öoajie^en fann; bo§cr muß fle biefclBcn üert^eilen, nm fucccfftö ju
leijien, toaö bei ben ^ö^er flc^enben Spieren glcid^^eitig üor fi(^ ge^t.
©emnac^ t^cilt fle ba« Snfectenleben in jttjci ©älften: in ber erjlen,
beut ?Qrt)cnjuflanbe, PcKt fle flc^ au^fd^Iicglid^ bar aU »cprobuction«*
Iraft, emä^rung, ?5IajKcität. On bcr jttjeitcn $älfte (lem bie an fi(§
metap^^fift^e Sebenöfroft fic^ bor ate ^unbcrtfa(| bcrnte^rtc Irritabili-
tät, — im uncrmüblic^cn gluge, — ate ^o^gefieigerte (Senflbilität, —
in üoDfomniencn, oft ganj neuen ©innen, — ^auptfäd^lic^ ober ol«
©enitalfunction. S)iefe gänjli^e Seränberung unb ©onberung bcr
?eben«functioncn jIcKt alfo getoiffermaßen jtoei fucceffiD lebenbc ST^icre
bar, bereu ^öc^fl berfd^iebene ®efla(t bem Unterfd^ieb bcr gfunctionen
entfprtd^t. Die Katur öoKbringt alfo bei biefcn SE^ieren in 8»« '*'
fäfeen, toa« i^r ouf (gin Tial ju bicl »äre; fle t^citt t^re «rbeit.
5Demgcmä§ ip au(^ bie SKctamorp^ofc bort am boWommenflen, wo
bie ©onberung ber Functionen flt^ am cntfAiebenflen xciot, A. Ä *"
ben gepibopteren. (% U, 186 fg.) » « ö ^ «
2) On|iinct ber 3nfecten. (©, 3n|tinct.)
3) 3)a« geben abgef(^nittener SE^eile bei 3fttfecten.
SBo im Drganiftnu« 9?ert)enfäben in ein Oanglion jufammcn-
laufen, ba ifi gewiffermoßen ein eigene« SE^ier üor^anben unb abge*
f(^Ioffen, welche« mittctfl be« ©anglion« eine «rt Don ft^wac^er
grfenntnig IJat, bereu ©p^äre iebot^ bcfc^ränft ifi, auf bieSE^cile, au«
benen biefe Werken unmittelbar fomraen. hierauf beruht bie vita
propria iebe« SE^eitt, »te auc^ bei Onfccten, al« toelc^c, flatt M
aeücfenmarte, einen boppelten SRerüenfbang mit Oanglien in regrf-
mägigcn entfernungen l^aben, bie Sä^igWt jebe« SE^eitt, naä) SErenmmg
oom «opf unb übrigen JRumpf, nod^ tagelang m leben, (ffi. D,
291. 91. 240
3nftirotton — SnfHncf 359
4) Ueber bad gfüegen Heiner dnfecten in bie Sid^t-
flo mme.
Xuf ben niebrigfhn ©tnfen be« t^ierifd^n gebend ifl bad iKotiti
no^ bem ^leije na^e Demanbt; ballet liegt auf biefen ©tnfen bie
SBittung bed iD7otiDd und nodf gan} fo beutltd^, unmittelbar, ent«
f (Rieben nnb unsMeibeutig Dor, toie bie bed S^eijed. I^Ieine dnfecten
»erben Dom ©d^^ine bed Sid^ted bid in bie ^^amme gejogen. {(£. 39.)
995ad bie ^rage betrifft, ob bie 9?atur ben dnfecten nid^t tt^enig«
ftend fo tnel Serflanb ^ätte ert^eilen foOen, tt^ie nbt^ig \\t, um ftc^
nid^t in bie Sic^tflamme }n flürjen; fo iß bie 9ntn)ort: freili^ toüffl;
nur toax i^r nid^t belannt, ba§ bie ÜRenfc^en Siebter giegen unb an«
)ünben mürben, unb natura nihil agit firustra. Sllfo b(od 3U einer
nnnatttrli^en Umgebung reicht ber Serfianb ber Onfecten nid^t and.
(«• 50. ÜR, 166 fg.)
Snftiiratioit.
1) dnfpiration bed ®enied. (@. unter ®enie: dnflinct'
artige 9tot^tt)enbigIeit bed SBirlend bed ©enied.)
2) dnfpiration ber nentefiamentHc^en ©d^riftßeller.
Sei ben infpirirten ©d^riftfleUern bed 92euen 2:e{!amentd
muffen »ir bebauem, ba§ bie Onfpiration fl(^ nid^t au^ auf ©prac^e
nnb ©tH erfkedtt §at. ($. 430.)
Sn^on;, f. Spagoge unb Vpagoge.
Snßinti.
1) S)er Onfiinct ald ein gmedfuiägiged SßirTen ol^ne
(Srfenntnig bed 3^^^^*
!Z)ag ber äBille aud^ ba mirlt, mo feine (Erlenntnig i^u leitet,
fe^en mir an bem dnßinct unb ben jhmfltrteben ber S^^iere. S)ag fie
SorfleOungen unb (Srienntnig §aben, lommt ^icr gar nic^t in Setrad^t,
ba ber S^^t i^ ^^^ P^ ('^ ^^^ Onfiinct^anbtungen) gerabe fo ^in«
loirlen, ald märe er ein erlannted ^otit>, bon i^nen ganj unerTannt
bleibt. S)er einjährige Sogel ^at leine SorfleÜung üon ben (Siern,
für bie er ein dltft baut; bie junge ©pinne nic^t Don bem %aube,
ju bem fie ein Vlt^ toixit; nod^ ber Xmeifenlbme Don ber Smeife, ber
er jum erjlen 2RaIe eine ®rube gräbt, u. f. m. On folc^em I^un
ber X^iere xft bo(^ offenbar mie in i^rem übrigen, ber äBille t^ätig;
ober er iß in bßnber 2:^ätigleit, bie jmar Don Srfenntnig begleitet,
aber ni<^t Don i§r geleitet iß. (S* I, 136. 180; n, 391.)
2) Ser^ältnig ber dnßinctieitung jnr Settung burd^
9RotiDatton.
2)er ®egenfa^ gmifd^en bem Semegtmerben bed SEßiDend entmeber
bnrd^ dnßinct (Don Ottnen), ober burc^ SRotiDation (Don %ugen),
iß lein fo fc^arfer, mie ed f<^eint, fonbern läuft im ®mnbe auf einen
360 Snjttnct
Unterfd^teb bed ®rabed juYüd. 2)enn bad 9Rotit} toirtt eBenfaHd nur
unter ^oraudfe^ung etned tnnem %mU9, b. ^. einer beßttnmten 9e«
fd^offen^eit bed äBiIIen^, ^peld^e man ben S^aralter beffetben nennt
unb melden bad iebe^moUge 2J!otit) nur für ben concteten SaQ ix«
bibibualiflrt. Snbcrcrfcitö toirlt ber Onjiinct, obttjo^l ein entf^icbwcr
2:tte6 bed SßiQend, nic^t burd^auö 'nur üon Onnen, fonbem audi er
n)artet auf einen baju not^menbig erforberten äußern Umflonb, weld^er
n^enigftend ben 3^^^^""'^ f^^"^^ S(eugerung beflimmt. ^ierond folgt,
bog bei ben äßerlen ber ^n|ltrieDe }unäc^fi ber Onfiinct, unftrgeorbnet
jiebod^ aud^ ber dnteUect t^citig ijl; ber dnflinct nämlid^ gicbt bad
ungemeine, bie Siegel, ber OnteHect bad Sefonbere, bie Snwenbung,
inbent er beut SDetail ber Hudfü^rung t)orfte^t, bei ml6)tm ba^er bie
dnftinct^Srbeit offenbar fid) ben j[ebe^maligen Umflänben anpagt.
(333. n, 391 fg. 395 fg. g. 34.) ©emuad^ ijl ber Untcrfc^ieb beö
Onffinct« t)om bloßen S^arafter fo fcjl ju peilen, baß jener ein
S^arafter ifi, ber nur burd^ ein gau} f})eciel( beflimmted SRotit)
in ^emegung gefegt loirb; loä^renb ber ^^arafter jmar ebenfalls eine
bleibenbe SBiKendbefc^affen^eit ifl, iebod} eine bur^ fe^r oerfc^iebene
SRotiüe betoegbare unb biefen fid^ anpaffenbe» SDfan lönnte bemna(^
ben dnfiinct erftttren al9 einen über alle SRagen einfeitigen unb
jircng beterminirten S^aroftcr. (333. II, 392.)
3) SIntagonidmud }n)ifd^en dnflinct unb Seifung burc^
SDtotioation.
3)ad Seflimutttoerben burd^ bloge äßotibation fe^t fd^on eine
getüiffe ä&eite ber Srlenntnißfp^äre, mithin einen üoIIIomuteneY ent*
toidPelten OnteDect Doraud; ba^er cd ben obern Spieren, Dorjiiglid^ aber
bem ilRenfd^en eigen ijl; n)ä^renb bad Seflimmtmcrben burc^ dnflinct
nur fo t)iel duteUect erforbert, toie nöt^ig iß, bad gan} fpedeH be*
pimmte eine äßotit), toelc^ed allein unb audfc^Iießli^ fbxla^ 3ur
älcugerung bed dnflinctd toirb, n^a^riunel^men; locd^alb c9 in ber
9{egcl nur bei ben SE^ieren ber untern klaffen, namentli^ ben 3nfecten,
Statt finbet. 2)al^er ift aud^ bad ®e^im bei biefen S^^ieren nur
fc^mad^ entniidFelt unb i^re äußern ^anblungen flel^eu großent^eild
unter ber felben Leitung mit ben inner n, auf bloße %eije Dor fiij
ge^enben i$unctionen, alfo beut ©anglienftjftent, U)el(^cd ba^cr bei i^nen
übcrtt)iegenb entioidfelt ift. 3)iefem Slllen gemäß fielen Onflinct unb
Leitung bur^ bloße SiRotiDation in einem getoiffen Slntagonidmnd,
in Sotge beffen jener fein SRa^imum bei ben dnfecten, biefe i^re«
beim wenfd^en ^at unb }ioifd)en beiben bie SIctuirung ber übrigen
Stetere liegt, mannigfaltig abgefluft, je na^bcm bad 6^erebra(» ober
®anglienft^j)em übertoiegenb enttoidfclt ifL (333. II, 392 fg.) debo^
ift beim ilRenfd^en bie ©ef^Iec^tdliebe unb ber 3(ugungdact bem dn*
pinct unterworfen. (333. H, 585. 614—618. »ergt. unter ®e.
fd^ted^tdliebe: 3)ie äfolle bed dnpinctd in ber ®ef(^Ie^t«liebe.)
SnteVect 361
4) Serloattbtfd^aft be9 dnflinctd mit bem Somnam«
bult^mud.
3)a§ bad tnfKnctit>e S^^un unb bte JhinflDerric^tungen ber dnfecten
^anptfäc^Itc^ Dom ®ang(tenfk|ftem aud geleitet luerben, bied giebt biefem
Zl^nn eine bebcutfame Se^nlic^Ieit mit bem ber ©omnambulen, aü
loetc^ed ja ebenfaOd baraud erfitttt toirb, bag, ßatt bed ®e^imd, ber
f9m))at^tf(^e 9?ero bie Leitung aud^ ber üugern SIctton übernommen
W; bie Onfecten finb bemno^ getoiffermagen natürliche (Somnambule,
äßa^ bei Somnambulen Dorfommt, bag i^nen ifl, ate mügten fte eine
befHmmte $anb(ung üerric^ten, ol^ne bag fte toiffen toarum, bad ge^t
Qu6) in ben Onfecten bei ben ßunfitrieben oor; ber jungen ©pinne iß,
M mügte fle t§r 9^e^ weben, obgleich fie ben 3^^^ beffe(ben nic^t
fennt, nod^ Derfle^t* Sluc^ werben wir babei an \>a9 2)ämonion bed
@ofrated unb an aOe bie merfwürbtgen ^HUt erinnert, wo ÜRenfd^en,
aud einer bunfeln 9^nbung, alfo obne Jfenntuig bed ©runbe^, gewiffe
^anbtungen ju unterlagen flc^ getrieben füllen. (SB. U, 393 fg.)
5) SBed^felfeitige (SrISuterung be^ Onftinctd unb bed
organifirenben SBirlend ber 97atur.
(£^ ift, al9 l^ätte bie Statur ju i^rem SEBirlen nac^ (Snburfac^en
unb ber baburd^ herbeigeführten bewunberung^würbigen 3)oedfmä6igfeit
i§rer organifc^en ^robuctionen bem gotf^er einen ertSutemben Som««
mentar an bie $anb geben wollen in ben dnfecten unb ^unfitrieben
ber X^iere. 2)enn fo, wie in biefen bie S'^iere auf einen ^wd ^in«
arbeiten, o§ne i§n }u erTennen, gerabe fo wirft aud^ bie organifi«
renbe iRatur, we^^alb fid^ Don ber Snburfad^e (im organiprenben
Sßirfen ber 9?atttr) bie ^arabo^ (ErHärung geben lägt, bag pe ein
SRotiD fei, welc^ed wirft, o^ne erlannt }u werben. Unb wie im Sßirlen
an9 bem ftunfltriebe bad barin X^tttige augenfc^cinlic^ ber 9BiIIe ifl;
fo ifi er t9 auij im organifirenben SBirlen ber Statur. (SB. II, 391.)
@an3 ungejwungen laun man im Slmeifen^aufen ober im Stenenßod
ba^ 9bbilb eine^ au^einanber gelegten SDrgani^mud erblidfen. 3Bie
im t^ierifc^en £)rganidmud, fo in ber Onfectengefe&f^aft ifl bie vita
propria jebe^ !£§eUe^ bem !feben bed ©anjen untergeorbnet, unb bie
(Sorge für ha9 @anit ge^t ber für bie eigene (Spfieu} oor. (3B. II,
394 fg.) 2)ie Onpincte unb bie l^ierif^e £)rganifation erläutern
einanber wec^felfcitig, befonberd aud^ burc^ bie in beibcn ^erDortrctenbe
Xnticipation bed 3ulünftigen. (SB. U, 397. m. 47 fg. ®.
9ntici]pation.)
JnteUed.
L Ser reine Sutelfect»
3)ie SBelt aU Sorfieümtg, bie objectiDe 2Be(t, ^at glei^fam }wet
Sugel'^ole: nämti(^ ha9 erfcnnenbe @ubject fd)(e(^t§in, ben reinen
duteOect o^ne bie ^o^n^^n feinet (Srfennend, unb bann bie reine
SRatcrie o^ne Sorm unb Dualität. Seibe flnb bie ©runbbebingungen
364 3tttc0cct
!3>et dnteQect tfi falt, nimmt an Stielet« %nt^ea ober dntereffe, —
man fagt: ber falte Serfianb; ber SSBiQe erß giebt einer Unterrebiuig
ober Unterfuf^nng bie 9Bärme. ÜDa« dntereffe entf^eibet ttber
Slnerlemiung ober Sertoerfung ber 9Ba^r§ett, fo lote über bie SEBilr«
bigung ber Seiffatngen. (SB. II, 253 — 255.) S)em erlennenbcn
©ubjcct Ontelliect) fttr fwi^ ifi an nic^t« gelegen. (SB. U, 570 fg.)
SSorjüge unb ^ttfitt be9 Ontetlect^ toerben bem dnbioibumn
nid^t ate Serbienft unb ©d^ulb jugered^net, hingegen ^orjüge unb
geiler be« SBillen« (S^aralter«). S)ie moraItf(^e ©c^&^ung Hnbcrer
unb unferer felbfl bejie^t {l(^ nic^t auf bie intellectuelle Segabung,
bie ©eifle^gaben , bie man aUejeit aM ein ©efd^enl ber 92atur ange*
fe^en §at, fonbem auf bie Sef^affenl^eit bed WilUn9, bie man
ate ben Sttn, bad SBefen, bie Sffeu} bed ÜRenf^en anfielet. ©Ifinsenbe
(Sigenf^aften be9 ®eißed ermerben 93ett)unbemng, aber nid^t Su^^fluiiSr
biefe bleibt ben moralifc^en, ben (Sigenf^aften M (S^arafterd t)orbe'
galten. (SB. II, 258 — 263. Sergl. aud^ unter $er}: ®egenfa6
}mif(^en $er) unb Aopf.)
S)er Ontellect erleibet ^ö^ft bebeutenbe Seränberungen burc^ bie
3cit, toä^renb ber SBille unb (S^aratter oon biefen unberührt bleibt
SBä^retib ber dnteQect eine lange 9tei^e aDmttliger €ntioidetungen jn
burd^Ioufen ^at, bann aber, toie aQed $^9flfd^e, bem SerfaO entgegen*
ge^t, nimmt ber SBiKe hieran feinen X^eil, al9 nur, fofem er Snfang^
mit ber UnooQfommen^eit feinet SBerfjeugd, be9 dnteQectd, unb juIcQt
n)ieber mit beffen Slbgenu^t^eit )u fämpfen ^at. (SB. U, 263—267.)
S)er dntetlect toirb, aM Möge Function be« ®e|im9, nom
Untergang M Seibed mitgetroffen; hingegen feine^megd ber SBille.
8u8 biefer $eterogeneit&t Seiber, nebfl ber fecunbären 97atur bed
OnteOectd, toirb t9 begreiflich, bog ber 9Renf(^ in ber SCiefe feinet
@elbfiben)ugtfeind f{(^ etoig unb unjerflörbar fü^It, bennoc^ aber feine
(Erinnerung über feine Sebendbauer ^inau9 ^aben fann. (SB. II, 306.)
2) S^^i ^^^ dnteKectd.
3um S)ienfle eine« inbioibueaen SßiDen9 ^at i^n bie 9!atttr ^or-
gebrad^t; ba§er ifi er aOein befiiunnt, bie !Dinge }u erfemten, fofem
jle bie 9Rotit)e eine« fold^en SBillen« abgeben; nic^t aber, fie jn
ergrünben, ober i§r SBefen an fi(^ auf }uf äffen. (SB. U, 156. 284.
322 fg* 31. 69. % n, 103.290. Sergl. au<^ unter S9eU)ugtfein:
ttrfprung unb ^toti bed S3emugtfetnd.)
SBie mit jebem Drgan unb ieber SBaffe, jur JDffenflDe ober 2)cfen-
flt)e, ^at ft4 au^, in {eber Z^icrgeftalt, ber SBiOe mit einem dn«
tellect au^gerüfiet, ate einem ÜRittel )ur Sr^altung be« OnbiDibumnö
unb ber Slrt; ba^er ^aben bie SlUen ben OnteOect bad ^gemoniton,
b. ^. ben SBegmeifer unb gü^rer genannt sremjufolge ifl ber On«
tellect aOein jum !Z)ienfie bed SßiQend befUmmt unb biefem flberaD
genau angemeffem S^iejenigen Spiere, bie im Ser^ttltnig )u ü^rer
£)rganifation , i^rer SebenAoeife, ?eben«bauer unb $roUftcation me^r
Sntellect 363
(Euiffttffe, für p^t^firalifc^e unb i^emifd^e (Suitotrhingen; nur bag in
ttnd btefe Srnpffingltd^fett fo überaus ^oc^ geweigert x\i, bog, t)emibge
i^rer, bte ganje objectiüe iSklt, bie äSBett atö SorflcKung f{4 barfleOt.
($. U, 49.) 3)ie fccunbäre 97atuv be9 dnteOcct im Serl^ttltnt§
junt Sizilien ül9 bem primäre» ge^t befonberd au9 f^ofgenbem ^Mox:
Senn mir bie,®tufenrei^e ber Spiere abmärtd burd^Iaufen, fe^en
mir ben dnteUcct immer fc^ioä^er unb unboOIommener werben; aber
feinc^meg^ bemerfen toir eine entfprec^enbe 2)egrQbation beö SBiDend.
Sielme^r behält biefer übcraU fein ibentifc^cö 3Befen unb ^eigt fl^
M gro§e Vn^ängtic^feit am !i^eben, @orge für dnbibibuum unb
@Qttnng, (Sgoi^mud utib 9}üdfrtc^tö(ofigIeit gegen aOe Snbem, nebfl
ben ^ieraud entf))ringenben , Slffecten. Sermdge ber (Einfachheit, bie
bem äBiOen ate bem ÜDing' an \xif jutommt, lägt fein Sßefen leine
@rabe jn, blo^ feine (Erregung ^at ®rabe. 3)er dnteUect hingegen
^t ni^t blod @rabe ber (Erregung, fonbem auc^ ®rabe feined
2Befen« fdbfl. (SB. n, 230—232.)
S)er duteOect ermübet, ber SEBiUe ift unermübtid^. «Qe«
Sriennen ifl mit Slnfhengung t)erlnüt)ft. Sotten l^ingegen ge^t Don
felbfl unb o^ne aOe 9Rü^e bor ftc^. @äugtinge, bie fanm bie erfle
fc^mac^e @))ttr bon dnteDligenj jeigen, flnb fc^on boller (EigenmiOen.
S)er dnteHect hingegen enUbicfelt fid^ langfam, ber SoIIenbung bed
@e^im4 unb ber 9{eife M ganjen Drgani^mud fotgenb. S)er du«
teOect ifi oft trSge unb unaufgelegt jur 2:§ötigldt; er bebarf ber
9tul)e nai^ ber Snfhengung unb toirb burd^ an^altenbe Arbeit abge«
ffafflipft. SDer SiOe l^ingegen ift nie trttge unb rn^t nie; benn im
tiefen ©d^Iaf mirft er no^ atd SebenMraft« S)er dntellcct ifi mannig*
fad^en ©c^mäc^en unb UnboOfornmen^eiten unterworfen; bad Sollen
ge^t aOemat boOfommen bon Statten. (S. II, 236—241.)
Der dnteHect erfft^ ©tOrungen tmb Slrübungen bom SiOen;
er mirb unfähig, rid^tig }u operiren, fobatb ber SiOe irgenbmie in
Seinegung gerttt^. Sntfpred^enbe, unmittetbare Störungen bt€ Sillend
burd^ ben Ontellect hingegen giebt t9 nic^t. jDie einjige entfc^iebene,
nrnnittetbare ^ernmnng unb ©tbrung ht9 Si0en9 burc^ ben dnteOect
ifi bie gan) e^ceptioneUe, bog bad @enie ber (Energie be^ (^^arafterd
unb folgti^ ber S^athaft entfd^ieben ^inberlic^ ift. (S. II, 241—247.)
Die $errff^aft be« Sitten« über ben dnteOect }eigt flä^ nic^t blo«
in ben Störungen unb Hemmungen, bie biefer bon jenem erfährt,
fonbem aud^ in ben gi^rberungen unb Steigerungen, bie feine f^unctio»
nen burc^ ben Sntrieb unb Sporn bed SiOen« ermatten; ber dntetlect
ge^or(^t bem SiOen. hingegen ge^or^t eigentlich nie ber SiOe bem
dntellect, fonbem biefer ift btod ber ÜRinifterrat^ jene« Souberaind.
Uebcr bie ®runbric^tung be« Sillen« ^at ber dntellect feine S^tac^t.
Qu glauben, bag bie SrTeimtnig mirHiii^ imb bon ®mnb aud ben
Sitten beftimme, ift toie gtauben, bag bie Saterne, bie (Einer bei
Stacht trägt, bad primom mobile feiner Schritte fei. (S. II,
247—262.)
364 9tttettect
!3>et dnteQect tfl UU, nimmt an 9K(l^t9 «nt^eil ober dntereffe,—
mon fogt: ber laltc »crflonb; bcr aBiffc erjl gicbt einer Untembung
ober Untcrfud^nng bic SBärme. S)a« 3ntereffe cntf^eibet übet
SbierTennung ober 9$enoerfung ber SBa^r^eit, fo toit über bte 2Biir>
bigung ber Scifhingen. (ffi. II, 253—255.) Dem erfennc»ben
©ubjcct Onteflcct) für [xä) iji on nit^W gelegen. (SB. U, 570 fg.)
Sorjüge unb geiler be9 dnteUect^ »erben bem dnbimbuuin
ni^t al9 Serbicnfi unb @(^ulb jugered^net, hingegen Sorjüge unb
geiler be« 2Bi(Ien9 (S^aralter«). S)ie moroltfc^e ©c^ä^ung Hnberer
unb unferer felbfl bejie^t fn^ ntc^t auf bte inteUectuelle Segabung,
bte ©etfle^gaben, bie man aUejeit aM ein ©efc^enf ber 92atur ange<
fe§en ^at, fonbem auf bie Sef^affen^ett beö SBiltend, bte man
al9 ben Sm, ba9 Scfen, bie (Sffen} be9 iDtenft^en anfielt. ©länjenbe
(Etgenfc^aften be^ ©eißed enoerben Seiounberung, aber nid^t B^n^igung,
btefe bleibt ben moralifc^en, ben (Sigenfd^aften bed S^aralterd üorbe«
galten. (9B. 11, 258—263. $ergl. au^ unter ^erj: ©egenfafi
}ttKf(i^en $er) unb ftopf.)
S)er Ontellect erleibet ^öc^ft bebeutenbe Serftnberungen bur«^ bte
3ett, tnä^renb ber 2Bi(le unb (Sl^aratter Don biefen unberül^rt Ueiit
9Bä§renb ber OnteOect eine lange Steige aOrnttfiger ^ntttidelungen jn
burd^taufen ^at, bann aber, lote alle« $^fif<i^e, bem SerfaO entgegen«
ge^t, nimmt ber SBiKe hieran feinen 2)§ei(, aM nur, fofent er Snfang«
mit ber UnDoOIommen^eit feine« 9BerI}eug«, be« duteOect«, unb jutc^t
n)ieber mit beffen «[bgenu^t^eit ju lämpfen ^at (SB. U, 263—267.)
35er Ontellect toirb, aM Woge Function be« ©el^im«, öom
Untergang be« Seibe« mitgetroffen; l^tngegen Teine«meg« ber SEßtde.
S(u« biefer $eterogenettät Seiber, nebfl ber fecunbären ißatur be0
dntcKect«, U)irb e« begreiflich, bog ber SRenfc^ in ber Xiefe feiiie«
@elbfiben)ugtfein« fic^ ekotg unb unjerflörbar fül^It, bennoc^ aber feine
(Erinnerung über feine Sebendbauer ^inaud ^aben fann. (SB.U, 306.)
2) BmedC be« dntellect«.
3um 3)ienf}e eine« inbioibueOen 2BiDen« ^at il^n bie 9?atur ^er)>or'
gebraut; ba^er ifl er allein befiiuunt, bie 2)ittge }tt erf ernten, fof^ni
fie bie SRotiDe eine« fold^en SßiOen« abgeben; ni^t aber, fie h^
ergrünben, ober i§r SBefen an fi(^ auf}ufaf[en. (993.11, 156. 284.
322 fg, 31. 69. % U, 103.290. »ergl. aud^ unter »etougtfein:
ttrfprung unb Qmä be« Semugtfein«.)
Sie mit iebem Drgan unb ieber äSSaffe, jur JDffenflDe ober 2)efen-
floe, ^at rt4 (tu^f in jeber Z^iergeflalt, ber SBiOe mit einem 3n*
tellect au«gerüf}et, al« einem ÜRittel jur (Sr^altung be« dnbibtbnvm«
unb ber Htt; ba§er ^aben bie VIten ben dnteHect ba« ^egemonifon,
b. ff. ben iEBegmeifer unb t^ül^rer genattnt srem}ufoIge ift ber dn*
teOect aQein jum !3)ienfie be« aSiflen« befiimmt unb biefem überau
genau angemeffem ^Diejenigen Z^iere, bie im Ser^ttltnig }u '^^^^
£)rganifation , i^rer Seben«)oeife, ?eben«bauer unb ^roliftcation me^t
Snteffect 365
dnteQect hxanä^Un, f^altxt beffen aud^ offenbar uiel mc^r. (Sergl.
Xffe unb (SUpi)ant) dm 9Renf(^en fle^t ber ben Silieren fo fel^v
überlegene dnteÖect boc^ eben nur int Ser^ttltntg t^eik ju feinen
Sebürfniffen, loeld^e bie ber SC^iere tveit überfleigen, t^eild ju feinem
gänslid^en Sf^angel an natürlid^en SBoffen unb natürlid^er SebeAing,
nnb fetner Der§tt(tnigmägig f^iottc^ern iKu^Iettraft, enblic^ auc^ gu
feiner langfamen Sort))f{QU}ung, langen 5hnb^eit unb langen Sebend«
bouer, mldft fidlere (Erhaltung be9 3nbit>ibuum9 forberte. fUät biefe
grogen gforbeningen mugten burd^ inteüectneOe jhrttfte gebedCt »erben;
ba^er finb biefe ^ier fo übenoiegenb. UeberoQ aber flnben toix ben
dnteQect aU bad @ecunbttre, Untergeorbnete, 6lod ben 3^^<f^ii ^^^
aSillen« jn bicnen Seflimmte. (97. 48—51.)
3) 2)ie ©tufen be9 dntedect^ in ber auffleigenben
!£l^terrei^e unb im ^Renfd^engefc^Iec^t.
dn bem iKaage, a(d in ber auffieigenben S^ierret^e ber dnteOect
{i^ immer me^r enhoidfelt unb boKIommener auftritt, fonbert ftc^
ha9 (Erfennen immer beutltd^er Dom 2BoI(en unb »irb baburc^
retner. (SB. n, 329. ®. unter (£rlenntni§: ®rabe ber Srfennt«
nig, unb unter 9eU)ugtfein: Unterfd^iebe be^ Setougtfeind.) Sluf
bem ®rabe biefer ©onberung beruht im tiefflen ®mnbe ber Unter-
f^ieb unb bie Stufenfolge ber inteOectueOen Sä^igleiten, fowo^I jwifc^en
Mrf(^iebenen Si^ierarten, ate auc^ jtoifc^en menfc^Iic^en dnbibibuen;
er giebt alfo ha9 ÜRaag für bie inteOectueDe SoDIommen^eit biefer
jßefen. !Z)ad 2:^ier nimmt bie 3)inge nur fo n^eit »a^r, aU fte
9RotiDe ^r feinen SEBiOen ftnb. hingegen fagt felbfl ber flumpff^e
SRenf^ bie SDinge fd^on einigermaßen objectiD auf; jebod^ bei ben
SBenig^en eneic^t bied ben ®rab, ba§ fie einer rein objectioen $rü=
frnig unb Seurt^eilung ber ©ac^en fä^ig tt)(iren. SDte SDbjectioitttt
ber (Srfenntnig ^at unjtt^Uge ®rabe, bie auf ber (Snergie be9 du«
teKectd unb feiner ©onberung Dom Sßillen berufen unb bereu ^6(^fier
ba9 ®enie ift. (®. ®enie.) 2)ie Steigerung ber dnteDigen} Dom
bnmtifflen t^ierifd^en Semugtfein b\9 ju bem bed SRenfc^en ijl atfo
eine fortf^reiteube flblöfung bed dntellectd Dom 9ßi(Ien,
loelc^e DoIRommen, toietoo^t nur andna^mdmeife, im ®enie eintritt.
(838. n, 330. 5tt. 74—78.)
9uf ber txft im SRenfc^en eintretenben beutltd^en ©onberung bed
dnteQectd Dom äBillen unb folglich bed iKotiDd Don ber $anb(ung
beruht ber tttuf(^enbe Schein einer Sret^eit in ben einjelnen ^anblungen.
(W. 77 fg. ®ergl. unter grei^eit: ffio bie moralifd)e grei^cit Hegt.)
4) @parfam(eit ber 9{atur in Srt^eilung bed On«
tellect«.
"Skm ®efe$e ber @))arfamlett ber 9iatnx ifi ed D^üig gemttg, bo§
fie bie geißtge (Smineu} über^au))t ffidß SEBenigen, unb ba9 ®enie
nur att bie feltenfie aller 8lu9na^men ert^eilt, ben grogen Raufen be^
366 SntfSect
SERenfd^engef^Ied^t« aber mit nidft me^r ©eifie^Iräften attdßattet, dd
bte (Sr^altung bed @tn)elnen unb ber ©attung erforbert ^ikm bie
großen unb fi(^ befUUtbig Demte^renbm Sebürfniffe be9 3Rcnf(^en'
gef^Iec^tö nm^en t9 not^toenbtg, bog ber bei toettem grbgte £^etl
beffetben fein Seben mit grob I5rperlt(|en unb ganj mec^amfc^en Sr«
beiten jubringt; woju foDte nun biefem ein lebhafter ®etfl, eine
g(tt§enbe $§antafie, ein fubtiler Serftanb, ein tief einbringenber ©c^arf«
flnn? Dergleid^en U)Urbe bie Seute nur untauglid^ mib ungfihfli^
machen. Da^er alfo ift bie 9{atnr mit bem toftbarftcn aDer i^rer
(£r)eugnif[e am n^enigfhn berfc^ioenberifc^ umgegangen. — ^taifUni^
mttij ift t9, bag im ©üben, h)o bie 92ot§ bed Sebend n^eniger f^tser
auf bem SDienfc^engefd^tec^te (aßet unb me^ir Wbx^t gemattet ^ au^ bie
gcipigcn gä^iglcitcn, fclb|t ber ÜMenge, fogleic^ rcgfamer unb feiner
werben. (S. II, 321.)
5) Sefd^r&nlung bed dnteUect^ auf (Srfd^einungen.
«ud ber Seflimmung bed OnteOectd, bad SRebium ber 3)lotit)t,
bie $!eud)te unb ber Senler ber @(^ritte bed 993i0end ju fein, erflärt
t9 fic^, warum er unjulttnglic^ ifl, bad wa^re SEBefen ber ^inge }u
erfaffen. Sr ift eben urft)rüngli(^ nic^t befiimmt, und über bad iffiefen
ber Dinge ju belehren, fonbem nur i^re 8{elationen in Sejug auf
unfern 9Bi0en und )u jeigen« Sr ift gleic^fom eine bloge SKid^enlraft,
wie bie Slettricitttt, unb bringt nic^t in bad dnnere ber SEBefen.
Sd^on bie (^rifilic^en ÜRi^füler ertlären ben dnteHect, inbem fie i^u
bad Sic^t ber 92atur nennen, für unjutängtic^, bad wa^re SSßefen
ber 2)inge }u crf äffen. (S03. U, 195.) (Sin folc^ed audfd^Iiegtic^ )u
))rafttf(i^en B^ecfen Dor^anbencd (Srlenntni§))ermögen, wie ber dnteOect,
wirb feiner Statur nac^ ftetd nur bie 9te(ationen ber SDinge )u
einanber auffaffen, nic^t aber bad eigene äBefen berfelben, wie ed on
fl^ fclbfl ift. (SB. n, 322—327.) S)a bie (Sr!enntni§ nur jum
Se^uf ber (Sr^altung jjebed t^ierifc^en Onbioibui ba ift; fo ift aud|
i^re ganje SSefc^affen^eit, aUc i^rc f^ormen, wie ^tit, dtavaxt u. f. u>.
blod auf bie ßmdt eined folc^en eingerichtet. SDiefc nun erforbem
b(od bie @rlenntnig üon 93er^ttltniffen }Wtf(^en einjelnen Sr«
f (Meinungen, leinedwegd aber bie t>om ^efen ber SDinge unb bem
äSSeltganjen. {% U, 103. Sergl. au^ unter Sewugtfein: 9e«
fd^ränlung bed Sewugtfeind auf Srf (Meinungen , unb unter 3)tng an
fid^: SEBarum unfere (Srfenntnif^ bed 2)inged an fic^ feine abäquate ift.)
6) UnboIIIommen^eiten bed Ontedectd.
a) SBefentlic^e UnDoUfommen^eiten.
SDie grögte ber wefentlid^en UnDoHIommen^eiten unferd dnte0ecti$
entfpringt aud bem ©ebunbenfein an bie gorm ber 3cit, toüd^tß
ma<^t, bag wir SUIed nur fucceffiüe erleunen unb imr (Sined jnr
3eit und bewugt werben. Um bad (£ine }u ergreifen, mug ber dn*
teKect bad Slnbere fal^reu laffen, nic^td, ald bie @pnren t>on i^m
l Sutellect 367
iWcüdbt^QÜtalb , toel^e immer \^toliiftt toerben. Vuf biefer UnüoU«
lommen^ett bed OtiteOectd berul^t ha^ 9t^apfobtfcl^e unb oft ^tag«
mentarifc^e unfer9 ©ebanlenlauf^, unb au9 biefem entfielt bie
tmkienneibltqe 3^^f^^^uu>t8 unferd !Z)enIend. dn f^olge bed unDer^
metbU(^ ^ttfbcmtm unb ^agmentarifd^en aUe^ unfern SDenfend unb
bed babnY(^ herbeigeführten ©emtfc^ed ber ^eterogenften SorfteUungen
^aben mir nur eine ^albe Sefinnung. 9ud ber t$orm ber ^tii
folgt, mie bie 3crf)reuung, fo au(^ bie Serge gU^Ieit be9 OnteQectd.
2)tefe tnnern unb tDefentlid^en UnDoKIommen^eiten bed dnteDectö
merben nod^ er^5^t bur^ eine i^m gemiffermo^en Sugerlid^e, aber un»
audbteiblic^e ©tdrung, nämli^ bur^ ben (Sinflug bed iBiKen^ auf
feine JD)»erationen, b. i. ben (Sinflug ber Ontereffcn, Süeigungen, Slffecte,
Seibenf^aften.
3u aQen biefen UnüoQIommenl^eiten be^ dntellecti^ lommt enblt((
nod^ bie bed Slltern^ mit bem ©e^im unb folgtid^ U9 Slbne^mend
feiner gnergie. (SB. II, 150—156.)
b) Unmefentli^e UnboUIommen^eiten.
!Z)ie nad^gemiefenen mefentlid^en Untionfommen^eiten be^ dn«
teOectd merben im einzelnen §alle flet9 nod^ burd^ unmefentlid^e
er^9§t. 9{ie ifl ber dnteüect in Jeber $infi(^t, toa9 er möglicher»
metfe fein lürntte; bie i^m mbglid^en SoUfommen^eiten fte^en einanber
fo entgegen, bag fie fic^ au^fc^Kegen. S)a^er lann j^einer $Iato unb
Sriftoteied, ober ®^alef))eare unb iRemton, ober ftant unb ®oet^e
jugleic^ fein. Die UnDoHIommen^eiten bed 3nteIIectd hingegen ucr«
tragen fiä) fel^r mo^I jufammen. ©eine ^nctionen Rängen t)on fo
Dielen (anatomifc^en unb p^tifiologifc^en) Sebingungen ab, bag ein aud^
nur in einer Stid^tung entf (Rieben e^ceÜirenber dnteHect ju ben fei«
tenflcn 5«oturerfd^einungen gehört. (S. H, 156— 162.)
7) Verunreinigungen bed duteUectd.
9ßad für bie ttugere ftDrpermelt ha9 Hd^t, baö ift für bie innere
SSBcIt bc^ 9emu§tfeind ber dnteQect. !Denn biefer oer^Ut fld^ jum
SSBiOen, alfo au^ }ttm Organismus, ber ja b(od ber objectiD ange«
f<^ottte SiKe ifl, ungefähr fo, mie baS Si(|t gum brennenben Körper
unb bem Oft^gen, bei beren Bereinigung eS ausbricht. Unb mie biefed
um fo reiner ifl, ie meniger t9 fi(§ mit bem 9tau(^e beS brennenben
ft5r)»er9 üermifd^t; fo au(^ ifi ber dnteQect um fo reiner, je DoD«
fommener er Dom SSSiÜen, bem er entfproffen, gefonbert ifl. (^. II, 47.)
S^ lann feinen OnteOect geben, ber nic^t bem 2Befent(ii^en unb
rein ObjectiDen ber (Srienntnig ein biefem frembeS ©ubjectiDeS, auS
ber ben OnteKect trogenben unb bebingenben $erf5nlid^teit Sntffiringen»
be^, alfo etmad dnbiDibuelleS, beimifd^te, moburd^ benn OeneS oQemal
Derunreinigt mirb. 3)er dnteHect, bei metc^em biefer Sinflug am
geringflen ifl, mirb am reinflen objectiD, mithin ber DoHIommenfle fein.
debo^ ein abfolut objectiDer, mithin DoQIommen reiner dnteQect ifl
368 Snteaectualttät — Sntemgengen
fo unmögtid^, n)ie ein abfotut reiner 3^on. — 3" ^^^ Semnreintgnngen
ber (Srfenntnig burd^ bte ein für alle 9RaI gegebene 9ef<^Qffen^ett bed
©ubjectd, bie dnbtDtbualität, lommen no^ bte birect au9 bem SSBiden
unb feiner einfin)ei(igen Stimmung, a(fo quo bem dntereffe, ben Setben«
ft^aften, ben Effecten IJcrDorge^enben. {% U, 68—70.)
8) Die richtige $ro))ortion jtotfc^en dnteUect unb
SB Ute.
debe^ antmalifd^e äBefen^ jumot ber üRenfc^, bebeirf, um in ber
SBelt befielen unb fortfommen ju lönnen, einer gen)t{fen 9(ngemeffen^eit
unb Proportion )n)ifd)en feinem 2BiIIen unb feinem dnteUect. de
genauer unb richtiger nun bie 9?atur biefe getroffen ^ot, bcflo leichter,
fliftxtx unb angenei^mer n)irb er burd^ bie 3BeIt tommen. dnjmifc^en
reicht eine bloge 9nntt^erung }u bem eigentltd) richtigen fünfte ft^on
^in, i^n oor Serberben ju fd^üf^en. @d giebt bemnad^ eine gemiffe
breite innerhalb ber ©rttnjen ber 9ti(^ttgleit unb Slngemeffenbeit be^
befagten Ser^ättniffed. jDie babei geltenbe iRorm ifl nun fotgenbe.
S)a bie SefKmmung M dnteKectd iß, bie Seut^te unb ber Senfer ber
©(^ritte M 9BiQen9 ju fein; fo mug, ie heftiger, migeflümer unb
teibenfc^aftlic^er ber innere SDrang eined SßtQend ifl, befio DoUIommener
unb ^eOer ber i^m beigegebene dnteüect fein, bamit bie ^eftigfeit bed
SS^oQend unb Strebend ben äJIenfd^en ni^t ine fU^re nnb ind Ser«
berben fiürje. hingegen tann ein pl^Iegmotifc^er S^aratter, alfo ein
fc^toa^er, maittx SBiQc, fc^on mit einem geringen OnteÜect audlommen;
ein mäßiger bebarf eined mäßigen. Oebed t>on ber angegebenen
92orm abmeic^eube SOtigoer^ältnig jtoifc^en einem SBiQeu unb feinem
dnteOect ifl geeignet, ben SRenfc^en unglücflic^ ju machen, folglich
au(^, menn bad äRig&er^ältnig baö umgele^rte ift, b. i. tt)enn ber 3n«
teQect, toie beim ®enie, ben SBitlen ganj unoer^ältnigmäßig übenoiegt.
(Sergl ®enieO ©otc^ed Uebenoiegen ifl für bie Scbiirfniffe unb
3toetfe bed bebend nic^t blod überflüffig, fonbern benfetben gerabeju
^inberlid^. S)ad @enie mirb nie in ber gemeinen Sugemocit unb bem
bürgerlichen Seben fic^ fo }u $aufe füllen unb fo ri^tig eingreifen,
toit ber Stormalfopf. i>a9 ®enie ift im ®ntnbe ein monatrum per
excessum, koie, umgete^rt, ber (eibenft^aftltc^e, heftige 3Renf^, o^ne
Serflanb, ber ^imlofe Sßiit^erid^, ein monstrum per defectnm if).
i% II, 616 fg.)
JfnteUcctualitat, ber ^tfd^auung. (@. 9(nfd^aunng.)
1) ®cala ber ^ierard^ie ber duteKigenjen.
®ic Tic^tigfle ©cota jnr «bmeffung ber $ierar^ie ber 3nteUi»
genjen liefert ber ®rab, in neld^em fle bie 2)inge bto^ inbiDibueU,
ober aber me^r unb me^r aUgemein auff äffen. !Z)a9 !£^ter erfennt
nitr ba0 (Einzelne al9 fot^e«, bleibt affo ganj in ber Suffaffung M
Onbioibueaen bcfongen. debcr SRenft^ aber faßt ba« dnbtmbueOe in
SnteffiötMer (Sljoraftcr — Sntetcffontc 369
Segriffe jufammen, unb biefe toerben immer allgemeiner, {e ^ö^er feine
^tdligen} ße^t. 2)ringt nun bie Sluffoffung beö Sllgemeinen oud^
in bie tntuttiüe (Srfenntnig unb erfaßt bad tlngefc^aute unmittel&ar
a(d ein Slllgenieined; fo entfielt bie Srfenntnig bcr ("ißtatonifd^en)
Obeen: SDiefe ifl ttfl^etifc^, toirb, totxm felbfh^ätig, genial unb er«
reicht ben ^öd^flen ®rab, toenn fte p^ilofop^ifc^ »irb, inbem aldbann
bad ©anje bed Sebend unb ber 2Be(t in feiner h)a^ren Sefc^affen^eit
intititi)) aufgefaßt toirb. (&9 ifl ber ^öd^fle ®rab ber Sefonnen^eit.
^m\dftn biefem unb ber b\o9 t^ierif^en (Srienntniß liegen unjä^üge
®rabe, bie f{(^ burd^ bad immer allgemeiner äBerben ber Suff äff ung
unterfd^eiben. (?. U, 78.)
2) Unterfd^ieb ber dntelligenjen in ber Oualitttt unb
©d^neUiglcit bed 3)en!end. (@. unter !3)enlen: Ouali«
tat unb @(^ne0tgleit bed !Z)enIen9.)
JnttUigibltr Clyarakter, f. S^arafter.
3itttttffante, ha9.
1) ©egenfa^ jmifd^en bem dntereffanten unbSd^bnen.
3)a9 Sort ,,tntereffant" bebeutet überhaupt S)ad, mad bem
inbimbueüen SBiden 9nt^et( abgewinnt, quod nostra interest. S)a«
bur(^ f(^eibet flc^ ha9 dntereffante Dom @(^i{nen. Se^tcred x\i <Bad)t
ber Srfenntnig unb itoax ber aUerreinflen. Srflereö nirft auf ben
23 tuen, ©obann befielt bad ®(^öne im Sluff äffen ber dbeen,
met(^e (SrTenntni§ ben ©a( boni ®runbe Derlaffen ^at; hingegen ha9
dntereffante entfielt immer au9 SJcrflec^tungen, toAd^t nur burd) ben
@a^ Dom ®runbe in feinen Derfd^icbenen ®ef}aUen möglich flnb.
($. 44. 50. SB. I, 208.)
2) Sereinbarleit bed dntereffanten mit bem @(l^önen.
Dbgleid^ ba9 Ontereffante, ald bem ©c^bnen entgegengefef^t, nic^t
ßioed ber ihtnf} ifl, fo ftnbet e^ ft^ bod^ an ben Sierlen ber S)i(^t-
funfl, namentlid^ ber epifd^en unb bramatifc^en, unb ed mu§ atfo
boc^ mit bem $)aupt}n)ed( ber ftunß vereinbar fein. & ifi nun aOer«
bing^ mit bem ©c^bnen vereinbar, aber nur in einem eingefc^ränften
9Raa§e. Set bramatifc^cn unb epifc^en SBerlen ifi nSmlic^ eine Sei«
mifi^ung be« dntereffanten notf/menbig, n)ie flüchtige, bloö gasartige
©ubftanaen einer materieOen Saft« bebikfen, nm aufbema^rt unb
mitget^eitt ju »erben. S)a« Ontereffante foH aU Sinbemittel ber
Vufmerffamteit ba« ®emüt^ tenffam machen, bem ^iDic^ter yt aUen
I^eilen feiner DarjleHung ju folgen. aSJenn ba« 3ntereffante eben
^tnreic^t, biefe« ju {eiflen, fo iß t^m DoÜIommen ®enüge gefc^e^en;
bcnn e«< foO jur Serbinbung ber Silber, bur(^ toAijt ber 3)id^ter
un« bie Obee jur (Srfenntnif bringen h)in, nuv fo bienen, mie eine
@(^mtr, auf metc^e perlen gereift flnb, fle jufammen^ölt unb }um
®an)en einer ferlenfc^nur madft Ueberf d^reitct hingegen ba« dntereffante
370 Sntcreffe — SrritabiUtät
btefe^ 9RQQg, fo loirb e^ bem ©d^önen nac^t^ettig. !Z)ad Ontereffonte
iß ber Seib be^ ©ebtc^td, ba« @d^5ne bte @eete. S)q« dutereffaiite
tfl bie 9Raterie, beren bad @45ne atö bte gorm bebarf, um fiifU
bor }u loerben. ($. 50 fg.)
3tttarcffjc.
1) 3)a^ dntereffe aU bte Sebingung ieber $anblung.
dntereffe itnb ÜRottt) finb Sße^felbegrtffe; ^ittereffe ^etgt, tooran
mir gelegen ifl, unb bied ifl überl^aupt STOed, )oq9 meinen SBiDen
anregt unb bewegt. Sßad ifl folglid^ ein Ontereffe Snbered, old bte
ein»ir!ung eined Wloi\\)9 auf ben äBiOen? Sßo atfo ein 9Kotit)
ben SEBiden 6ett)egt, ba ^at er ein dntereffe; tto i^n aber fein
Wtotx\) bemegt, ba fann er fo tnenig ^anbeln, aU ein ®tein o^ne
@tog ober 3^8 ^^^ ^^^ ©teile fann. $terau^ aber folgt, bag jebe
$anb(ung, ba {le not^tt)enbig ein SRotit) ^aben ntug, aud^ not^menbig
ein Sntereffe borau^fegt, ba§ folglich Sant9 HufßeOung einer )loei'
ten, ganj neuen Srt bon $anb(ungen, nämlid^ bon ^anblungen o^ne
alte« Ontereffe (inbem ber WxUt fic^ beim SBoDen au9 $fli^t tion
allem Ontereffe Io«fage) falf(^ ift. (6. 165.)
2) Sinflug bed dntereffed auf ben Ontellect (©.unter
dntellect: ©ecunbäre 9?atur be^ dnteUect^; unter ®e«
bttd^tnig: Sinflug bed äBiOen^; unter ©ebanfenaffo*
ciation: 3)er ^eimlid^e Senfer ber ©ebanfenaffociation.)
3nttt\tcixantv^ f. ©prad^e.
JnUrpunktion.
3)cr „iefttjeitigen" SSer^unjung ber ©^)rad^e ift auc^ bie dnter»
punftion }ur Seute geniorben, atö meldte ^eut ju Zage f oft aOgemein
mit abfi^tlic^er, felbfigefttdiger Sieberlic^feit ge^anb^abt mirb. 9hm
aber fledft in ber dnterpunftion ein !£§eil ber Sogif jjeber ^eriobe,
fofem biefe baburd^ marfirt mitb; ba^er ifl eine folc^e abfid^tlic^e
Stcberli^fett gerabeju frebel^aft. @^ liegt am !£age, bag eine la^
Onterpunftton, wie etwa bie fran^bfifc^e ©prac^e, wegen i^rer ffareng
logtfc^en unb ba^er fur^ angebunbenen Sßortfolge, unb bie englifci^e,
wegen« ber großen Sfermlid^feit t^rer ©rammatif, fie julägt, ni^t an-
wenbbar ift auf relatibe Urfpvac^en, bie, ald folc^e, eine comptidrte
unb gelehrte ©rammatif §aben, welche fünfUic^ere ^erioben mSglid^
ma^t; bergteic^en bie gried^t^d^e, (atetnifd^e unb beutfd^e ©pra^e fbib.
(?. II, 573 fg.)
Jnttisucnftiidi, f. 3)rama.
Jtonit, f. unter Säc^erlid^: 'Ji>a9 abrt^tlid^ Stt^erlid^e.
Jrritabilitat.
1) ÜDie Orritabilität aU eine $orm ber Sebendfraft.
(©. gebcnöfraft.)
i-
. anlegte 371
2) SDte drrttabiütät oU ^auptc^aralter bed Zf)uxt9.
(©. ?cbcii«!raft.)
3) 3)08 ractap§^fif(^e ©ubftrat bcr Orritabtiität unb
i^r SJcröältntg jur ©cnfibtHtät.
3)ic gä^iflWt bcö a»u8!cl8 jur eoittroction ^ci§t arritobilität,
b. ^. Sßcijbar!cit; ftc ip auöfd^Iicfelic^c ©gcnfd^aft bc« ÜKuöfcl«,
tote @enftbtlttät au^fd^ItegUd^e Stgenfc^aft bed 92ert)en ifi. 2)tcfer
giebt }tear bem SRudfel Den Slnlag }u fetner Sontractton; aber
feine^megd tjl er e^, meiner, trgenbiDte mec^antfc^, ben üRudfel }u«
fammenjöge, fonbem bied gefc^te^t gan} allein Vermöge ber drrita*
bttttät, koelc^e be^ SRu^fetö felbfleigene ftraft ifl. 2)a9 metap^qftf^e
Subfhrat ber drritabitität M ^JlnAtU, alfo ber aKögltc^fett ber
Ictutrung beö SRn^Iete burd^ ®e^tm unb SRttt>, ifl ber SEBtlle, ber
Qu§er^alb ber (SaufaÜette liegt, unb beffen (Srfd^einung ba^er, nic^t
SBirfung, bie 2Wu«eIoction i|l. On ber Orritabilität objectiöirt ftd^
ber SßtOe uumittelbar, ni(^t in ber @enftbi(itttt (SB. U, 282 fg.)
3)er ^iOe ifl in qOen URudfelfafem be9 gan}en Seibed aU drrttabttität
uitmittelbar gegeniofirtig, al9 ein forttoö^renbed @treben jur St^ättgfeit
überhaupt. @on nun aber biefed ©treben fic^ realiftren, atfo ftd^ al9
Setoegung ttu§em; fo ntug biefe Seioegung, eben ol9 folc^e, irgenb eine
%t(^tung ^aben; biefe Stiftung aber ntug bur(j^ irgenb etmad befltmntt
»erben, b. ^. fie bcbarf eined Senlerd; biefer nun ifi ha^ 92ert)enf9flent.
3)enn ber bloßen drritabißtttt, loie ^t in ber SDtudlelfafer liegt unb
an ftd^ pnrer Sßille ift, finb aOe dtid^tungen gleichgültig; a(fo be«
fltmmt fie ftc^ nac^ feiner, fonbern t^er^ttlt fic^ »ie ein Körper, ber
na^ aUen SRic^tungen glcic^mttgig gebogen »irb; er ru^t. dnbeni
bte 9{ert)ent^ätigfeit al9 SRotit) (bei 9{efle^bett)egttngen aU 9tei}) ^in}u«
tritt, erhält bie fhrebenbe ftraft, b. i. bie Irritabilität, eine befiimmte
9ii(^tung unb liefert je^t bie Seioegungen. (SB. U, 285 fg.)
4) Qu\ammtn^anQ ber Irritabilität mit bem 99(ute.
!Z)ie SRudfeln ftnb bad ^robuct unb Serbi(^tung^tt)erf be^ Sluted,
ja, getoiff ermaßen nur feßgetoorbened, g(eid)fam geronnene^ ober
fr^flalliflrted 9tut. 3)ie Jtraft aber, meldte a\x9 bem S3Iute ben
SRu^fet bitbete, barf nic^t a1^ t^erfc^ieben angenommen merben bon
ber, bie ita^^er aW örritobilität auf SReröenreij benfelbcn bctoegt.
Bubem beioeifl ben na^en Sufammen^ang }n)if4cn bem Slut unb ber
Orritabifitat au(^ biefe«, ba§ wo, loegen UnDoOfornmen^eit bc« Heinen
©lutumtouf«, ein I^eil be« »lutc« uno^^birt gum ^erjen jurüdfe^rt,
bie Orritabilitttt fogteic^ ungemein fd^wad^ ift, loie bei ben Satrad^iern.
(SB, n, 286.)
3ttUi)tt.
®ne 3rrle^te, fei fie au« falf^er «nfld^t gefaßt, ober au« f(^Ied^ter
Ibpd^t entf))ningen, ifl fiet« nur auf fpecieOe Umfiänbe, folglich auf
eine gemiffe geit bered^net; bie Sa^r^eit aOein auf afle Seit, wenn
24*
372 Sttt^um
fie aud^ eine Sßeile Derlannt, ober erftidtt »erben fann. !Denn fobatb
nur ein menig Sid^t Don innen, ober ein h^enig Suft Don äugen fommt,
ftnbet fic^ Oemanb ein, fie ^if Derfünbigen, ober ^u Dert^eibigen. SEßetl
fle nämlic^ nic^t aud ber %6ft(^t irgenb einer Partei entfprungen ifi;
fo mirb, iVL ieber 3^'^ 1^^^ Dorjüglid^e Sop\ t^r Serfec^ter.
i% n, 15.)
3txi\)nxa.
1) Unterfd^ieb jn)i[(^en Orrtl^nm unb @^ein.
3)q^ Dom Serflanbe rid^tig (Srlannte iß SRealitöt, nttmtit^
ri^tiger Uebergang Don ber SBirfung im unmittelbaren Object (itih),
auf bereu Urfad^e; bad Don ber SSernnnft richtig (Srfannte ifi
SEßa^r^eit, b. i. ein Urt^eit, totlä)t9 jureic^enben ®runb ^at. S)er
Siealität nun fte^t ber @d^ein (bad ftttfc^Iic^ Sngef^aute) a(d
Sirug bed Serftaube^, ber Sßa^r^eit fle^t ber Orrt^um (bad
fttlf^Ii^ ©ebadjte) aU STrug ber Sernunft gegenüber. (3B. I, 28.
®. 71 fg. %. 16.)
@(^ein tritt ddbann ein, menn eine unb biefelbe äBirfung burt^
}tt)ei gän}(i(^ Derfc^iebene Urfac^en herbeigeführt »erben fann, beren
eine [e^r ^äufig, bie anbere feiten tt)irlt; ber Serflanb, ber fein SDatum
^at, }u unterfc^eiben, tteld^e Urfac^e ^ier »irft, ba bie äBirfung gaitj
biefetbe ift, fe^t bann allemal bie ge»öl^nlid)e Urfac^e Doraud, unb
»eil feine S^ittigfeit ni^t reflectiD unb bidcurflo ifl, fonbern intuitio
(f. Hnfd^auung), fo fte^t folc^e falfd^e Urf ad^e alö ongefd^aute«
Dbjicct Dor und ba, »elc^ed thtn ber falfd^e ©c^ein ifi. 2)er ©(^ein
entfielt entmeber, »ie beim ÜDo))peItfe^en unb 2)o))pe(ttaPen, babur(^,
bag bie @innedtt)erf}euge in eine ungemö^nlid^e ?age gebracht |inb;
ober er entfielt baburc^, ba§ eine Sßirfung, »eld^e bie @inne fonp
titgtic^ unb ftünbH^ burc^ eine unb biefelbe Urfac^e erhalten, einmal
burc^ eine gau} anbere Urfac^e (erDorgebrac^t »irb; fo 3. 9. »enn
man eine SRalerei für ein 9ie(ief anfielet, ober ein ind SEBaffer getauchter
®tab gebrochen erfc^eint, u. f. ».
drrt^um hingegen ifl ein Urt^eil ber Sernunft, melc^ed
nid^t ju tttoa9 auger i^m in bcrjienigen 9e}ie^ung ße^t, bie.i)er @a(
Dom ®runb (in ber ©efiatt bed (Srfenntniggrnnbed) erforbert,
alfo eine grunblofe 9nnaf)me in abstracto, ein falfc^ed Urt^eil.
(Sergl. unter ©runb: @ag Dom ©runbe bed (Srfennend«)
Schein fann dnt^um Deranlaffen, menn er Seranlaffung ^u einem
fatfc^en, b. ^. bed ^ureid^enben @runbed ermangeinben Urt^eil mirb.
3)er Srrt^um lägt fic^ burc^ ein »a^reö Urt^eil tilgen, ber
©c^ein aber nidit. 2)enn aOe täufd^enben (Steine flehen in un*
mittelbarer Sbtfc^auung Dor und ba, meldie burc| fein 9{ttfonnemeiit
ber Sernunft megjubringen iß; ein folc^ed fann blod ben drrt^um,
b. §. ein Urt^eil o^ne jureic^enben ®runb, Der^üten burc^ ein ent*
gegengefe^ted »a^red, aber ber @d^ein bleibt jeber abfhacten (Der*
Srrtium 373
ntinftigen) (Erfenntnig jum Xiol^ unt^errücfbar fte^en. debo(^ tatin
ber @(j^em aOmttItg Derfd^minben, loenn feine Urfac^e bletbenb iß unb
boburc^ bad Ungeioo^nte getoo^nt loirb. SEßenn man j. 9. bie 9ugen
immer in ber fc^ielenben Sage lägt, fo fuc^t ber Serßanb feine
Xppre^enfton gu berichtigen unb burc^ rid^tige Suffaffung ber äugem
Urfac^e UebereinfKmmung gmifd^en ben SBa^me^mungen auf t^erf^iebenen
Sßegen, }« 9. gtoifc^en @e^en unb haften ^eroor jubringen. (%. 16 fg.
338. X 28 fg. ®. 71.)
2) Analogie jmifd^en drrt^um unb ©d^ein.
2)ie 3RögIi(i)feit be^ drrt^umd ift ganj analog ber ht9 ®c^eined.
3eber drrt^um ift nämlic^ ein ®((|Iug t)on ber Solge auf ben
®runb, teelc^er jmar gilt, hio man meig, bog bie golge jenen
unb burc^aud feinen anbern ®mnb ^aben !ann, augerbem aber nic^t.
ÜDer 3rrenbe fe^t entweber ber So(ge einen ®runb, ben fie gar nid^t
^aben !ann; h)orin er bamt mirflic^en 9)tangel an Serßanb, b. ^.
an ber ^ä^igfeit unmittelbarer Srfenntnig ber Serbinbung jkoifc^en
Urf adie unb Sßirlung, jeigt; ober aber, toad ber häufigere ^aU iß,
er benimmt ber t^olge einen ^toax möglichen ®runb, fegt jlebod^ }um
Oberfag feinet ©d^Iuffe^ t)on ber golge auf ben ®runb noc^ §in}u,
bag bie befagte Solge allemal nur au9 bem Don i^m angegebenen
®ntnbe entße^e, wogu i^n nur eine DoIIflttnbige dnbuction berechtigen
fönnte. 2)ag ber dtrenbe aber fo Derfä^rt, ifl enttt)eber Uebereilung,
ober 3U befc^ränlte ftenntnig ber ilRöglic^feit, »e^^atb er bie 9tot^-
menbigfeit ber }u mac^enben Onbuction nid^t meig. 3)er Orrt^um
ifi alfo bem ©d^ein ganj analog. Seibe {Inb ©c^Iüffe Don ber
golge auf ben ®runb, ber @d^ein ftM mi) bem ®efe^e ber (ian^
falität unb Dom bioffen Serflanbe, alfo unmittelbar in ter Sufc^auung
felbfl, DoOjogen, ber Orrt^um Don ber Sernunft im 3)enlen DoO«
jogen. (SB. I, 94 fg.)
3)ie groge ®c^tt)ierig!ett bed Urt^cild beruht in ben meiflen SttOen
barauf, bag mir Don ber ^otge auf ben ®runb )u ge^en §aben,
melc^er 2Beg fletd unftc^er iß. $ier liegt bie OueDe aDed drrt^um^.
(9B. II, 97.)
3) Unterfc^ieb jtoifc^en drrt^um unb 9iec^nungd-
feister*
9uf einen ©c^Iug au4 einem, oft nur fälfc^Uc^ generatißrten ^^po*
t^etifcf^en, aud ber Snna^me eined ®runbed gur golge entfprungenen
£)berfag mug jeber 3rrt^um jurücfgufül^ren fein; nur nic^t tttoa
9lec^nung9fe^Ier, welche eben nic^t eigentlich drrt^ümer {Inb,
fonbem ^e^Ier; bie Operation, meiere bie Segriffe ber Sa^tnaxt^ahtn,
iß nic^t in ber reinen Snfc^auung, bem 3^41^><f DoDgogen morben,
fonbem eine anbere ßatt i^rer. (^. I, 95.)
374 Srrt^um
4) Unterfc^ieb ^mifdien Zf^itv unb SRenfd^ in ^inft^t
auf ben drrt^um.
®Qd S^ier fanit nie meit ))oni Sßegc ber Statur abirren; benn
feine ST^ottüe liegen aQein in ber anfc^auHd^en 2Be(t, mo nur bad
Wöglic^e, ja nur bad äBirftic^e 9?aum ftnbet; hingegen in bie ab«
(hracten begriffe, in bie ©ebanfen unb SBortc, ge^t atleö nur @rfinn»
iic^e, ntit()in auc^ ba^ f^alfd^e, bad Unmögliche, bad Sbfurbe,. bad
Unfinnige. 3)a6er fte^t ber WUtn^i^, burd) bie Vernunft ben ®t'
ban{en jugänglic^ getuorben, unb »eit itoax Vernunft (ha9 SJermögen
ber ©ebanfen) llQen, Uvt^ett^fraft aber nur SEßenigen }u 2^6ei( getuorben,
bcm SBa^ne offen, inbem er aQen nur erbenflic^en S^imärcn $rcid
gegeben ifl, bie man i^m einrebet unb bie, al9 3Jlotit)t feinet SßiQen^
tuirfenb, i^n ju S3erfe^rt^eiten unb S^^or^eiten jeber 2[rt, }u ben un«
erf|5rtefien S^tratoagangen, toie auc^ }u ben feiner t^ierifc^en Statur
»iberßrebenbf^en ^anbtungen betoegen fönnen, moDou befonberd bie
9{eIigionen unb i{)re Suttud^anblungen ga^Ireic^e unb craffe Seifpiele
liefern. (SB. ü, 74 fg.)
5) @c^äbli(i)leit bed drrt^umd.
Oeber Orrt^um muß, früher ober fpäter, ©(^aben (tiften, unb
bef^o grögern, je gröger er roar. 3)en inbiDibueQen Orrt^um mug,
n)er i^n ^egt, ein Tlai bügen unb oft treuer be^a^Ien; bad @e(be
loirb im ©rogen Don gemeinfamen Orrt^ümern ganzer SSöIfer gelten.
'Da^er fann nt(f)t ju oft luieber^ott toerben, bag jeber Onrt^um, mo
man i()n auc^ antreffe, a[9 ein i^einb ber SRenfc^^eit ju toerfotgen
unb auszurotten ifl, unb bag e^ leine prioitegirte, ober gor fanctio»
nirte Orrt^ilmer geben fann. 3>er Dcn!er foU fle angreifen, mnn
auc^ bie äRenfc^^eit, gleich einem firanfen, beffen ©efc^miir ber Hr^t
berührt, laut babei auffd^riee. (3B. ü, 73 fg.) SBenn in ber an«
fc^aulic^en SJorfteQung ber @(^ein auf Sugenblide bie äBirtlic^feit
entfleOt, fo Tann in ber abftracten ber drrt^um da^rtaufenbe i^err«
fc^cn, auf ganje Sö(fcr fein eiferned doc^ toerfen, bie ebelflen Biegungen
ber 9)?enfd)^eit erfliden unb felbfl iCen, meldten ju töufc^en er nic^t
öermag, burc^ feine ©daöen, feine Octäufc^ten, in gejfeln legen
laffen. äRan foH ba^er beflrebt fein, jeben drrt^um aufjubeden unb
auSjurotten, aurf) ioo fein ©c^aben üon i^m ab}ufel^en ifl, loeil biefcr
fe^r mittelbar fein unb etnft ^crt)ortreten fann, mo man i^n nic^t
ertoartct; benn jeber Orrt^nm trögt ein Oift in feinem Innern. 6d
giebt feine unfdjäblic^en drrt^ümer, noc^ n^eniger e^rmürbige, ^eilige
Orrt^ümer. (SB. I, 42. $. 440.) Ocber Orrt^um ftiftet unenblic^
me^r ©c^aben, ald Stützen. (@. 259.)
6) 3)ie tragifc^e unb bie fomifd^e ©eite beS 3r.rt^um«.
!Cie tragifc^e ©eite be4 3rrt^um^ unb Sorurt^eitd Hegt im
^ractifc^en, bie fomifc^e ift bem X^eoretifc^en üorbe^olten.
(SB. I, 75.)
3«Iam — 3taliener 375
7) 9Bad ^ur ^erpetutrung ber Otrt^ümer beiträgt.
3)te drrt^ilmer mevben burc^ 93eifpte(, ©emo^n^ett unb [e^r frii^»
^eittged, fefled Einprägen, e^e noc^ (Srfa^rung unb Urt^eil^fraft ^u
i^rer grfc^üttcrung ha morcn, pcrpctuirt. (S3J. II, 74.) Sluc^ baö
ben urt^eilMofen köpfen etgent^ümltd^e ©enügen an SBorten trägt
me^r a\e irgenb ttxoa^ bei gnr ^erpetuirung ber Orrt^Umer. (SB. II,
160.) 9u(^ ift ed natürlich, bag n)ir gegen jebe neue, unfere bid«
berige Ueber^eugung erfc^ütternbe Slnftd^t und abme^renb ))er§a(ten.
@e^n loir alfo fc^on bad dnbioibuum ^avtnäcftg im t^efl^alten feiner
drrt^Umer, fo tfl ed bie äRaffe noc^ i^iel me^r; an i^ren ein Wtal
gefaßten SReinungen liJnnen Srfa^rung unb 93e(e§rung fid^ Oa^r-
^unberte lang t^ergeblic^ abarbeiten. ^al)n gtebt e^ benn auc^ ge«
miffe allgemein beliebte unb fefi accrebitirte, fotgtic^ üou Unjä^tigen
mit @e(bflgenügen nac^gefproc^ene drrt^ümer, »te }. 9. ,,@elbflnH)rb
ifi eine feige ^anbluug." „SBer «nbern mißtraut, ift felbfl unrebli(^."
„«crbienft unb ®enie flnb anfriditig befd^eiben." U. f. to. (^5. II, 63 fg.)
1) S^arafter unb SEBert^ bed ddlam.
ÜDer 39lam, ber gang optimiflifc^ 1% ifl, tvie bie neuefle, fo auc^
bie fc^Ie^tefle aUer 9ieIigionen. (3B. II, 693.)
S)a§ mit bem metap^^ftfd^en Sebürfnig, aud melc^em bie 9?e»
ligionen entfpringen* unb gu beffen Sefriebigung fie bienen, bie meta«
p|;9ftf(^e ^ä^igfeit nic^t $anb in $anb ge^t, betecifi unter anbern
ber ^oran, biefed fc^Ied^te Suc^, wtldjt^ bennoc^ ^inreic^enb mar,
eine 2Be(tre(igion gu begrünben, ha^ metap^k^fifd^e ^ebürfnig ga^Uofer
9Ri(lionen 9){enf(i)en feit 1200 darren gu bef riebigen, bie @runb(age
t^rer äRorat unb einer bebeutenben Serac^tung bed S^obed ju merben,
toie auc^, fie gu blutigen Kriegen unb bcn audgebe^nteften Eroberungen
)U begeifern. SBir ftnben in i^m bie traurigfte unb ärmlic^fle ©efialt
be« I^eiömu«. (2Ö. H, 177 fg.)
2) S)ie bem t^atali^mud ber üRo^ammebaner ju
®runbe liegenbe äßa^r^eit.
2Bie bie bei ben Eliten fo fefifle^enbe 9(nftc^t oom t^atum, fo
beruht auc^ ber )$atalidmud ber SRo^ammebaner auf ber, menn auc^
nic^t beuttic^ erfannten, boc^ gefüllten Uebergeugung Don ber ftrengen
S^ot^menbigfett aUed ©efc^e^enben. (6. 60.)
3talxtntt.
1) S^arafter ber Otaliener.
3)er ^auptgug im 9?ationaI(^araher ber dtaliener ifl t^oU*
fommene Unoerfc^ämt^eit. 3)iefe befielt barin, bag man eined
ST^eild ftc^ für ni(f|td g" W^^^ 4^^^ ^^^ anmagenb unb frec^ ifi;
376 Sommer — Sefetjett
anbem X^etld ftc^ für nic^td ju gut f)ält, alfo meberträc^tig ifl.
2Ber hingegen @c^am ^at, ift für einige 3)tnge ^u blöbe, für anbete
ju jlolj. 3)cr Otaliencr ip mcber baö eine, noc^ ba« anbete, fonbetn
nac^ Umftänben aOenfatt^ furc^tfam unb ^oc^fa^renb. (SR. 349.)
2) SJorjug bet dtatienet t)ot ben S^^njofen in bet
ftunfl.
3toliener unb 3)cutf(^e fHmmen, troß großer SSerfc^icben^eit in
üielcn ©türfen, boc^ ttberein im ®efü^t für baö 3nnige, Stufte
unb äDa^re in bet $unft unb treten babut(^ in ®egenfa^ ^u bcn
t^ran^ofen, »eichen jene^ ®efü^I gan^ abgebt, tt)ad ftd) überaQ üer>
rät^ unb befonber^ bei Sergtei^ung bed @pield bet Stächet mit bem
bcr SRipori bcmerHic^ machte. (^. II, 635.)
3) 2)ie itatienifc^e @ptac^e.
3n bie itaticnifc^e ©prac^e ifl bet Segriff bed WolUn9 fo tief
eingebtungen, bag et ^ur Se^eicbnung |ebe^ Srfotbetniffe^, j[rbe^ 9}ot^«
wenbigfein« angemenbet mirb: vi vuol un contrapeso; — vi vuol
pazienza. (9?. 96.)
3-
3ammtr^ f. ©c^Iec^tigfeit, unb unter ®ete(^tig!eit: Swige ®e-
rec^tigfeit.
3ti)0J)a\)^ f. ®ott unb Oubentt^uni.
m
Je^tjeit.
1) Dptintidmu^ bet de^tjeit.
On ber gegenwärtigen, geiflig impotenten unb ftc^ butc^ bie Ser«
e^rung bed BijUifUn in jeber ®attung oudjeic^nenben l^eriobe, —
toclc^c fic^ tcc^t poffenb mit bem felbjlfabricivten, fo prätentiöfen, toie
fafop^iifc^en SBovte ,,degt}eit'' be^eid)net, ald märe i^r de^t ha^
Oe^t xaT e^ox^Qv, ba^ Stt^i, me(d)cd heranzubringen ade anbern
Oe^t aQein bagemefen, — entblöbcn btc $ant^eiften fic^ nic^t, ju
fagen, baö Seben fei, loie fle eö nennen, „©elbfl^werf". — SBenn bicfcö
unfer S)afein ber (e^te ^\otd ber äßelt märe; fo märe t9 ber a(bernfle
3n)e(f, ber ie gefegt morben, möditen mir nun fetbfi, ober ein Ruberer
i^n gefefet ^laben. (?. II, 306.)
3)ie a>cmagogen bcr „Ocßtaeit" legen ba« bem menf(^li(^en ©afein
fetbfi unjertrennli^ an^ängenbe (SIenb auf freche unb lügenhafte SQieifc
ben ^Regierungen jur ?ap. ©ie flnb nämlit^, afe geiube be« S^riften«
t^um«, Dptimiften; bie SBelt ifi i^nen „©elbjljmcdf" unb ba^et an
^ SournaUjlen — Subent^um. Suben 377
fic^ felbfi, b. ^. xfixtx natürlid^eu Sefc^affenl^ett nod^, gang üortreffltc^
eingerichtet, ein rechter SEBo^npta^ ber ®tüdfö(tgfeit. 3)ie nun ^te«
gegen fc^reienben foloffalen Uebel ber 3Belt fc^reiben fie gän}Ii(^ ben
SJegierungen ju. (?. II, 276.)
2) S^^arafter» unb ®e[c^ma(f(oftg!eit ber de^tjeit*
3)te ie^ige 3^^^ ^^^9^ ^"^^ ä)tange( an £)rtgtuatttät, in SSauart,
®erätl^en, 9R5beIn, ^(eibung u. f. to, ben Stempel ber S^araTter«
toftgfeit. 9Rit welcher S^rfur^t ttirb bie ytai^mit unfere im elen^
beften %ofo!ofiil aufgeführten ^aläfle unb Sanb^äufer betrachten! —
ilber fc^werlic^ mirb fxt toiffen, voa^ fie auf (konterfeien unb SDaguerro»
tt)pen aud ben ©c^u^pu^erp^^fiognomien mit @oIratifc^en Särten unb
aixß ben @tu^ern im Soßüme ber @c^ac^eriuben mad^en fo0. ^nx
burc^gängtgen ©efc^madlofigfeit biefe^ 3^'^^^^^^^^ gehört aud^, bag auf
ben 9Ronumenten, meiere man grogen 9Rännern errichtet, biefe im
mobernen (^oftüme bargefteUt tt)erbcn. ($. II, 482 fg. Sergt. !Z)enf»
male.)
Sin luculente« Seifpiet t)on Safl o^ne @tü^e (ben äjl^etifc^en
Sorberungen ber 93au!unfi }Ukoiber) bieten bie, an ben (Scfen mancher,
im gefc^macfüollen @til ber ^^de^tgeit" erbauten $äufer [)inaudge'
fcEjobenen Srfer bem Singe bar. 2Ran fte^t nic^t, toa9 fte trägt; fie
fcEjeinen )u fc^weben unb beunruhigen bad ®emüt^. (SB. II, 468.)
(Ueber bie Serirrung ber ÜKufif ber üc^tjeit, f. unter SKufif:
9bmeg, auf mii)cm ft^ bie 9Ru{it heutigen Stage^ befinbet.)
3) @prad^« unb ©tilDer^ungung ber Oe^tjeit.
9{ie foQ man ber ftttrge bed ^u^brucfd bie ÜDcutUc^feit, gefc^ujeige
bie ©rammatif gum Opfer bringen. jDen Sudbrud eine^ ©obanlend
fc^mäc^en, ober gar ben @inn einer ^eriobe t)erbunle(n, ober t)tx»
fümmern, um einige SBortc weniger ^ingufe^en, ifl bedagen^mert^er
Unoerflanb. @erabe iCie^ aber ifl ba^ !£retben Jener falf^en ^rje,
bie ^eut }u SEage im ©ctjmange ijt unb barin beflebt, bag man bad
3mec!bienli(^e, \a, ha9 grammatifc^, ober logifd^ ^{ot^ioenbige meg*
lägt. 3n 3)eutf4(anb ftnb bie fc^Ied^ten @cribenten {ewiger 3^^t t)on
it)r, mie Don einer 9Ranie, ergriffen unb üben fte mit unglaubli^em
Uimerpanb. (% II, 569 ff. $. 53 ff. 3B. U, 136 ff.)
3)0« ?eben ber „Oefetjeit" ifl eine groge ©allopabe; in ber
?itteratur giebt fie fic^ funb aW äugerfle glü^tig!cit unb giebcrli^feit.
(^. II, 677.)
Joittnaliftm, f. ©d^riftpeller.
Jubtl^ f. greube.
3ubentl)um. Julrcn.
1) ^iflorifc^er Urfprung bed 3ubent^um^.
2)a9 dubent^um flammt au9 ber 3<i^^^^ti9i(>"* ^^"^ fc^Iagenbe
Seflütigung, bag de^oüa^ Drmujb fei, liefert ba« erfte 9u^ (Sfra
374 Srrt^um
4) Unterf(^ieb ^mtfc^en Steter unb äRenfc^ in ^inftc^t
auf ben Ortt^um.
®Qd S^ier fann nie mit Dom Sßegc ber Statur abirren; benn
feine Sälotxt>t liegen aQein in ber anfc^aulid^en SEBett, mo nur ba^
WoQiiiit, [a nur bad äBirflic^e 9?aum finbet; ^iugegen in bie ab«
(hracten Segriffe, in bie ®eban!en unb SBorte, ge^t alleö nur (Srfmn»
{idjt, mitljin auc^ ba^ Satfdie, bad Unm(5gtici)e, bad %bfurbe,. bad
Unpnnige. ©after jle^t ber 9Kenfd^, burt^ bie Vernunft ben ®e»
bauten jugängtic^ gemorbeu, unb U)eit jUiar Vernunft (bod Vermögen
ber ©ebanfen) 2lQen, Uvt^eildfraft aber nur SEßenigen }u j£6ei( geworben,
beut SBa^ne offen, inbem er allen nur erbenflic^en S^imörcn $reid
gegeben if^, bie man i^m einrebet unb bie, aU äRotioe feinet äBiOen^
tutrfenb, i^n ^u S3erfe^rt^eiten unb j£^or^eiten jeber Hxt, ^u ben un«
eri)örte{ien S^traDagangen, tt)ie ouc^ }u ben feiner t^iertfc^en 9?atur
roiberßrebeiibften ^anblungen betoegen lönnen, woDon befonberd bie
dtetigionen unb i{)re (^ultud^anblungen ja^Ireic^e unb craffe 9eif)>icle
liefern. (©, ü, 74 fg.)
5) @d^ttblic^feit bed drrt^umd.
3cber drrt^um mu^, f rillet ober fpäter, ©(i^aben (tiften, unb
befto grögern, je größer er luar. 3)en inbiDtbueQen Orrt^um ntu§,
xocx i^n ^egt, ein 9)ta( bügen unb oft treuer be^a^ten; bad @elbe
U)irb im ©rogcn oon gemeinfamen drrt^ümern ganjer ^blfer gelten.
'Da^er !ann nid)t ju oft loieber^ott h)erben, ha^ jieber -dn-t^um, too
man i()n aud) antreffe, atd ein f^einb ber ä)tenfc^^eit ju Derfo(gcn
unb auszurotten ifi, unb ba§ ed leine pri^itegirte, ober gar fanctio'
nirte 3rrtt)ilmer geben fann, 3)er Denfcr foU flc angreifen, »enn
auc^ bie 9Renf(^^ett, gteic^ einem firanfen, beffen ©efc^mür ber Üxit
berührt, laut babei auffdjriee. (SB. H, 73 fg.) SBcmi in ber on-
fd)aultc^en SorfteQung ber @(^ein auf Sugenblicfe bie äSSirfUc^teit
entfleöt, fo fann in ber abftracten ber Orrt^um Oa^rtaufenbe ^en«
fd)en, auf ganje Sölfer fein eiferneö 3od^ loerfen, bie ebelficn {Regungen
ber 5Wenfd)(|cit erftiden unb fclbjt Den, ttjeld^en ju täufc^en er nid)t
oermag, burd^ feine ©claüen, feine Oetöufc^ten, in gejfeln legen
laffen. 5IRau f oll bo^er bejlrebt fein , jeben Orrt^um auf jubeden unb
auSjurotten, aud) wo fein ©traben Don i^m ab}ufel^en ifl, tueit biefer
fe^r mittelbar fein unb einft ^ertjortreten fann, too man iftn ni(ftt
ertoartet; benn jeber Srrt^um trägt ein ®ift in feinem 3nnern. &
giebt feine unfdiöblic^en 3rrt^ümer, noc^ n^eniger ej^mttrbige, ^eilige
Orrt^ümer. (2B. I, 42. $. 440.) 5cber ^rrt^um fKftet unenblic^
me^r ©c^aben, aU ^Wuften. (@. 259.)
6) 3)ic tragifc^e unb bie fomifc^c ©eite bc« 3r.rt^um«.
S)ie tragifc^e ©eite be« Orrt^um« unb Sorurt^eil« liegt iw
^ractifc^cn, bie fomifc^c ift bem Z^coretifc^en üorbei^olten.
(SB. I, 76.)
3«Iam — 3toUener 375
7) SBqö }ur $erpetutrung ber -Ofttt^mer beiträgt.
Die drrt^ümer loerben burd) 8eifpie(, ©etDo^n^eit unb [e^r frü^»
^eittged, fefled Einprägen, e^e noc^ (Srfa^rung unb Urt^eili9fraft gu
t^rer Srfc^ütterung ba toaren, perpetutrt. (S9$. II, 74.) Sluc^ bad
ben urt^eitdlofen köpfen eigent^ümlid^e ©enügen an SBorten trägt
me^r ald irgcnb etmad bei gnr ^erpetuirung ber drrt^ttmer. (SB. II,
160.) 9u(^ ift t9 natürlid), bag ivir gegen |ebe neue, unfere bid»
berige Ucber^eugung erfc^ütternbe Slnftc^t und abme^renb üer^olten.
@e^n »ir a(fo f(^on bad dnbioibuum l^artnädig im i^efl^alten feiner
Orrt^ümer, fo ifl ed bie SRaffe noc^ i^iel me^r; an i^ren ein 9Ra(
gefaßten SReinungen fönnen Srfa^rung unb SSete^rung ftc^ Oa^r»
^unberte lang Dergeblic^ abarbeiten. S)a^er gtebt ed benn auc^ ge«
miffe allgemein beliebte unb fefl accrebitirte, fotgtic^ t)on Unjä^ligen
mit @e(b{lgenügen nac^gefproc^ene Orrt^ümer, tt)ie g. 9. „@elbflntorb
ifi eine feige $anbluug." „3Ber Unberh mißtraut, \\t felbfl uureblic^.''
„»crbienft unb ®enie flnb onfrit^tig bcf^eiben." U. f. to. {% II, 63 fg.)
1) (S^aralter unb 3Bert^ bed ddlam.
!Z)er ddtam, ber ganj optimifiifc^ iß, ifl, tvie bie neueße, fo auc^
bie fc^te^tefle aOer 9ie(igionen. (9B. II, 693.)
3)ag mit bem metapb^flfci^en Sebürfnig, au9 toelc^em bie SRe«
tigionen entfpringen* unb ju beffen Sefriebigung fie bienen, bie meta«'
pi^^ftff^e ^ä^igleit nic^t $anb in $anb ge^t, bemeifl unter anbern
ber ftoran, biefed fc^led^te Sud), Xütidjt^ bennoc^ ^inreic^enb mar,
eine Sßeltreligion ju begrünben, ha9 metap^^ftfc^e Sebürfnig }ab(Iofer
SRiflionen 9){enf(^en feit 1200 darren ju befriebigen, bie @runb(age
i^rer Wloxal unb einer bebeutenben Serad)tung bed S^obed ju mcrben,
toie auc^, fie ||u blutigen Jtriegen unb ben audgebe^nteften Eroberungen
)u begeiflern. SBir ftnben in i^m bie traurigfle unb ärmlic^fle ®eßa(t
be« I^eigmu«. (2Ö. H, 177 fg.)
2) 3)ie bem Stttalidmud ber üRo^ammebaner ju
©runbe liegenbe Sßal^r^eit.
Sie bie bei ben 8(ten fo feflfle^enbe Slnfid^t üom t^atum, fo
beruht au(4 ber t^atalidmud ber 9Ro^ammebaner auf ber, menn auc^
nic^t beutlic^ erfannten, boc^ gefüllten Ueber^eugung t)on ber flrengen
Slot^menbigreit aOed ©efc^e^enben. (6. 60.)
Stalitntt.
1) S^arafter ber dtaliener.
ÜDer ^auptjug im Dtationatc^aralter ber Otaliener ifi ooU*
bmmene Unoerfc^ämt^eit. !Z)iefe befielt barin, bag man eine«
Zttti\9 fic^ für nic^td ju fc^led^t ^ält, a(fo anmagenb unb fre(^ ifl;
376 3omm« — Sefetaeit
anbem 2)^etU ftd) für ni(^td ju gut l)'dU, alfo nieberträc^ttg ifl«
2Ber hingegen @c^am {)Qt, tft für einige 3)inge ^u blöbe, für onbere
3U flot^. 2)er dtaliener ifl tveber ba^ eine, noc^ bad anbere, fonbem
nac^ Umftänben aUtn^aü^ furc^tfam unb ^oc^fa^renb. (3R. 349.)
2) Sor}ug ber Italiener t)or ben granjofen in her
ftunfl.
Italiener unb ^eutfc^e ftimmen, tro|} groger Serfc^ieben^eit in
t)ielen @tü(!en, boc^ überein im ©efü^I für ba^ dnnige, (Smfte
unb äDa^re in ber $unft unb treten baburc^ in ©egenfaf^ ^u bcii
t^ran^ofen, loelc^en iened ®efü^( gan^ abgebt, toa^ ftd) überaQ Der»
rät^ unb befonber^ bei Sergteic^ung bed @pietd ber Stächet mit bem
ber SRiflori bcmerHic^ mochte. (^. II, 635.)
3) Die italienifd^e Sprache.
On bie itaticntfc^e ©prac^e ifi ber Segriff be^ 2B ollen ^ fo tief
eingcbrungen, baß er jnr SSe^eidjnung jebeö Srforberniffe«, jtcbe« 9}ot^«
wenbigfein« Qngett)enbet ttirb: vi vuol un contrapeso; — vi vuol
pazienza. (9?. 96.)
3.
3ammer^ f. ©c^lec^tigfeit, unb unter @ered^tig!eit: Smige ®e«
rec^ttgfeit.
3ti)0i>a\)^ f. ®ott unb dubent^um.
m
Je^t^eit.
1) Dptimi^mu^ ber de^tjeit.
3n ber gcgemoärtigen, geiflig impotenten unb fic^ burc^ bie Ser*
c^rung ht9 @c^(e^ten in jeber ©nttung aud}eid)ncnben IJeriobe, —
»etc^e fic^ rec^t paffcnb mit bem felbflfabrictrten, fo prätentiöfen, mie
fafop^onifd^en SBovte ,,3e(^t}eit" be^eid^net, a\9 märe i^r de^t ba^
Oeßt xoLX e^oxTQv, bad Stt^t, tt)cW)cö ^eron^ubringen olle anbern
de^t aQein bagemefen, — entb(bbcn bie $ant^eiften ftc^ ntc^t, ju
fagen, ba^ Scben fei, mic fie eö nennen, „©elbfl^merf". — 2Benn biefe«
unfer S)Qfein ber (e^te ^\md ber äßelt märe; fo märe t9 ber albemfle
2^td, ber ie gefegt morben, möditen mir nun felbft, ober ein 9nberer
i^n gefefet ^oben. (^. II, 306.)
ÜDie S)emagogen ber „Oe^t}eit" legen bad bem menfc^lic^en 3)afein
fetbft un^ertrennli^ an^ängenbe (Stenb auf fred^e unb lügenhafte S93eifc
ben Stegicrmigen ^ur Safl. @ie finb nämtid), aU getube be^ S^rtflen*
4^m^, Dptimifien; bie äßelt ifl i^nen „©elbfltmecf" unb ba^er an
^ SournoUjlen — Subent^um. Suben 377
ftc^ felbfi, b. ^. t^rer natürttc^eu Sefd^affenl^ett nac^, gan} Dortreffßc^
eingerichtet, ein rechter äBo^npto^ ber ©lödfäligfeit. 3)te nun ^ie«
gegen f(^reienben foloffaten Uebel ber äßelt [(^reiben fte gitnjlid^ ben
Stegierungcn ju. (?. II, 276.)
2) (S^araftet' unb ©efd^macfloftgfeit ber de^t^eit.
3!)ie ledige ^tit trägt, burc^ Tlan^tl an Drtgtualität, in SSauart,
®erätl^en, aR5beIn, Sieibung u. f. m. ben @tem))e( ber (SfiaraTter«
lofigfeit. 9Rit melc^er S^rfnr^t ttirb bie ^ad^mlt unfere im elen«
bcften %ofo!ofiil aufgeführten $a(ttfle unb Sanb^äufer betrachten! —
^ber fd^werlic^ mirb fxt »iffen, toa9 {le auf konterfeien unb SDaguerro»
tqpen au^ ben ©cf^u^pu^erp^^ftognontien ntit @oIratifc^en Särten unb
an^ ben @tn^ern im ^oflüme ber @c^a<^eriuben mad^en foQ. ^m
burc^göngigen ©efc^macHofigfeit biefed 3<^i^^^^'^^ gehört aud^, ba§ auf
ben SRonumenten, meiere man grogen ä)tännern errichtet, biefe im
mobernen Soßüme bargeftedt merbcn. ($. II, 482 fg. SergL S)enf»
male.)
Sin tucutente^ Seifpiel Don Safi o^ne @tü^e (ben öfl^etifc^en
gorberungen ber Saufunfi jutoiber) bieten bie, an ben (Sden mancher,
im gefc^macfüoOen ®til ber „de^tjeif erbauten $äufer [)inaudge'
fc^obenen (£r!er bem 9uge bar. 2Ran [iti^t nic^t, tt)a^ fte trogt; fte
feinen )u fc^tteben unb beunruhigen bad ©emttt^. (SB. U, 468.)
(Ueber bie Scrirrung ber ÜWufif ber Se^tjeit, f. unter SKufif:
Sbmeg, auf toetc^em fi^ bie SRuftf heutigen Stage^ befinbet.)
3) @prac^« uub @tilt)er^un}ung ber de^tjeit.
yiit fod man ber JHir^e be^ ^udbrucfd bie ÜDcuttic^feit, gefc^n)eige
bie ®rammatif }um Opfer bringen. üDen Su^brud eine^ @cbanlend
fc^mäd^en, ober gar ben @tnn einer ^eriobe Derbunfein, ober Der»
fUmmem, um einige SBorte weniger ^in^ufe^en, ifl beKagen^ioert^er
Unoerflanb. ®erabe jDied aber ift bad !£retben jener falf^en ^rje,
bie ^eut 3U j£age im @c^mange ifl unb barin beflebt, bog man ba^
3n>ec!bienlici^e, ja, bad grammatifc^, ober logifc^ 9{ot^menbige meg«
lägt, du 3)eutf4tanb ftnb bie fc^Ied^ten ©cribenten fe^iger 3^'t ^on
i^r, mie Don einer äRanie, ergriffen unb üben fte mit ungtaubli^em
UnDerflonb. (% II, 569 ff. ^. 53 ff. SB. U, 136 ff.)
Da« Sebcn ber „Oefttjeit" ifl eine große Ootlopabe; in ber
?ttteratur giebt fte ftc^ htnb ate äußerpe ^lü^tigfcit unb gieberlic^feit.
CiJ. II, 677.)
3anvnalxfitn^ f. ©d^riftfteller.
3ttbel) f. greube.
3ubentl)um. Julben.
1) ^ifiorifc^er Urfprung be9 Subent^um«.
2)a9 dttbent^um flammt aud ber B^n^^^^isio"* ^i"c fc^Iagenbe
Seflättgung, bag de^oDai) £)rmu}b fei, liefert bad erfte 9u^ (Sfra
378 Subcnt^um. 3ttben
in bev LXX (6, 24.) «ud^ bad jtDcite Sud^ ber SKofrabfier, Sop. 1
iinb 2, Quc^ Qap. 13, 8 betoeifl, bag bie Steßgion ber duben bte
ber Werfer getoefen iß. 2Bie de^oüol^ eine !£randfonnatton M Or-
mni(b, [o ifl bte entf))re^enbe bed 9^riman ber @atan, b. ^. ber
SBtberfac^er, nttmlid^ bed Drmujb. SDie audfü^rltc^e ^Darlegung j[ened
Urfprungd ^at geliefert 3. ®. Si^obe in feinem Suc^e ,,bie ^eilige
©oge be« Senboolfö". (^. H, 406—407. SB. H, 714.)
2) @^Qrafter bed dubent^umd.
3)a^ Oubent^nnt ^at }um ©runbc^aralter 9teali^mnd unb Dpti«
ntidmu^, d^ mel^e na^e t^ermanbt unb bie Sebingungen bed etgent«
lid^en Zf)ti9mvi9 ftnb, ha btefer bte materteOe SEBelt für obfolnt
reat unb ha9 Seben für ein und gemac^ted, angene^med ©efd^enf
Qudgiebt. ^oburd) fie^t bad dubent^um im ©egenfa^ jum Sra^ma*
ntdmud unb Subb^atdmud, beren ©runbc^arafter Öbealt^mud unb
$efftmidmud x^, ha fie ber äBelt nur eine tranmartige (Soften)
}ugejie^en unb bad Seben aU ^olge unferer @(^u(b betrachten. {% II,
40. 405. 322.) dn ber ßenbat^efiale^re, »elc^er befanntlic^ ba«
dubent^um entfproffen ifl, mtrb bad peffimifHfc^e (SIement boc^ noc^
burc^ ben ^L^riman t^ertreten. Om Oubent^um ^at aber biefer nur
noc^ eine untergeorbnete @teDe, ate @atan. 3)a9 dubent^um t>er«
n^enbet i^n fogleic^ jur 92a(^befferung feined optimifiifc^en ®runb«
irrt^nmd, nämßd^ }um ©ünbenfall, ber nun bad pefftmtfÜfc^e (Element
in iene 9{e(tgton bringt unb noc^ ber ric^tigfle ©runbgebanfe berfelben
ifl; obmo^I er iu ben Verlauf bed 2)ofeind üerlegt, mad atd ©runb
beffelben ttnb i^m t)or^crgängig bargefleÜt »erben mügte. ($. II, 405.
SB. II, 714. »ergl. oud) Sibel.)
3)2onot^eidmud unb Oubent^um ftnb SBec^felbegriffe. ($. I, 44.
138; II, 280.) 2)ad dubent^um, meldte« urfprüngtic^ bie einzige
unb alleinige rein monot^eiftifc^e, einen ttjirtltc^cn ®ott« Schöpfer
$immrld unb ber (Srben le^renbe 9{e(igton ifl, ^at, mit DoOfommener
S^onfequenj, feine Unfterbltc^feitdle^re, alfo auc^ leine SSergeltung nac^
bem jtobe, fonbern blod }eitltc^e ©trafen unb Belohnungen; moburc^
ed ftd^ ebenfaUd Don aDen anbern SRctigionen, wenn auc^ nic^t ju
feinem Sort^eil, unterfd^eibct. S)ie bem dubent^um entfpr offenen
3n)ei 9{eIigionen finb, inbem fte, au^ beffcren, i^nen anbermeittg be«
fannt geworbenen ©laubendle^ren, bie Unfterbttc^feit ^tn}una^men unb
boc^ ben ®ott'@d)5pfer beibehielten, l^ierin eigentlid^ inconfequent ge»
toorben. {% I, 137; U, 323.)
ÜDie eigentliche dubenreltgion, wie fie in ber ®enefid unb allen
^iflorifd^en Supern, h\9 }um (Snbe ber @^roni!a, bargeßeDt wirb, ift
bie ro^efle aUer ^Religionen, Weil fte bie eingtge iß, bte feine ©pur
t>on Unfkrblid^feitdle^re ^at. !Die Serad^tung, in ber bie Ouben ftetd
bei aOen i^ren gleichzeitigen S5flern flanben, mag grogen X^tö
auf ber armfäßgen Sefc^affen^eit i^rer Xetigion beruht ^abcn.
3)iefelbe ifl eine Religion o^ne aDe metap^^fifc^e Xenbenj, befle^b
Subent^um* 3uben 379
in einem abfurben unb empönnben Zf^tÜmuS, ber barouf ^inaudl&uft,
bag ber ^err, ber bie äBelt gef (Raffen, oere^rt fein miQ; ba^er er
oor aOen üDingen eiferfüc^tig tfl auf bie übrigen ©ötter. ($. I,
137 fg. Snmerf.)
3) @(^ttbli(j^er (Einflug be9 dubent^untd.
(Sd ifi ate ein groged Unglüd anjnfe^en, ba§ ba^ SSotf^ beffen
grmefene Sultnr ber unfrigen ^auptfäc^Itc^ jur Unterlage btenen
foQte, nic^t etwa bie dnber, ober bie ©riechen, ober aud^ nur bie
Xömer maren, fonbern gerabe biefe duben — ein Heiner, abge>
fonberte«, eigeuflnnige^^ ^ierarc^ifc^ed, b. ^. burd) 2Ba^n be^errfcf^ted,
Don ben gleichzeitigen grogen Golfern be^ Oriente unb Dccibentd
»eroc^tetc« SBinfcIöoff. (935. I, 274.)
SBad beut über ba^ ganje SRenfc^engefd^Ied^t Verbreiteten unb ben
3Beifen, h)ie beut So(fe einleud^tenben ©tauben an SRetenipf^c^ofe
entgegenlieft, ift bad dubent^unt, nebfl ben an9 biefem entfproffenen
Itoti Stetigionen, fofem fie eine (Schöpfung ht9 a)tenfc^en and 3liä^t9
(ebren, an metd^e er bann ben ©tauben an eine enblofe f^ortbauer
nac^ bem Sobe }u Tnüpfen bie ^arte Aufgabe b<tt« dt)nen freiließ iß
ed, mit ^euer unb @(^tt)ert, gelungen, a\x9 (Suropa unb einem ^tiU
Sfien^ jenen tröfl!i(^en Urgtauben ber äRenfc^^eit )u Derbrttngen; ed
fie^t nod^ ba^in auf mt lange. (9B. II, 578.)
dntolerauj ifl nur bem 3)?onot^ei^mud »efentlic^; ein alleiniger
©Ott iß feiner 92atur nac^ ein eiferfüd^tiger ©ott, ber feinem anbern
bad Seben gönnt, ^afjtx ftnb t9 bie monot^eiftifc^en 9{e(igionen
aOein, alfo \>a9 dubent^nm unb feine %er}roeigungen, @^riflen«
tbum unb O^Iam, welche und bad ©c^aufpiel ber 9{eIigiondtriege,
9teligion^erfo(gungen unb Ste^ergeric^te liefern, toit auc^ ta9 ber
SMIberjlürmerei unb Vertilgung frember ©ötterbilber u. f. tu. {% II,
382—384.)
2)ie Dermeinte 9{eci)tIoftgIeit ber X^iere, ber 2Bat)n, bag unfer
^anbeln gegen fte o^ne moratifd^e Scbeutung fei, ober baß ed gegen
X^iere feine $fltc^ten gebe, ift gerabeju eine empörenbe 9{ob^eit unb
Sarbarei bed Dccibentd, bereu OueHe im dubent^um liegt. (6. 238 ff.
162, % I, 79; n, 397—399. 402. 2». 467.)
aOe Seiten unb aOe Sauber i^ahtn fe^r mo^t ha9 SR it leib atd
bie Duelle aller SKoralität erfannt, nur Suropa ntc^t; »oran allein
ber foetor judaicns @(^ulb ifl, ber i^xtr %M unb Hut» burd^jie^t.
!Z)a mug eö bann fc^lec^terbingd ein ^flic^tgebot, ein @ittengefe^,
ein OmperatiD, furjum eine Drbre unb ftommanbo fein, bem parirt
mtrb; bat)on ge^en fie nt(^t ab, unb mollen nic^t einfe^en, bog X)er«
gleichen immer nur ben Sgoidmud jur ©runblage ^at. (S. 249.
ü». 467.)
380 Subcnt^um. Subcn
4) älnt^ropologtfc^e unb ^tflorifc^e Semerfungen über
bie duben.
yik ift ein »etger SRenfc^ utfprüngltc^ quo bem ©c^ooge ber
^Jtatur ^erDorgegangen. 2)emnacl^ muß ber Slbam unferer 9{ace
fd)»ar;\ gebad)! merben. ^a ferner de^oüo^ i^n nac^ feinem Silbe
gefc^affen, fo ifl auf ßunflmerfen anij biefer fc^tDorj bar^ufleOen;
xoobti man i^m {eboc^ ben ^erlömmlic^en »eigen 93art (äffen fann;
ba bie ^ünnbärttgfeit nic^t ber fc^warjen %Qxit, fonbern blod ber
^et^iopifc^en 9iQce anfängt. @inb ja boc^ auc^ bie ältefien 9Ra«
bonnenbilber fammt bem S^rtflFinbe t)on fd^marjer ©eflc^t^farbe. On
ber Ztiai ifl ha9 ganje au^ertoä^Ite Sotf ®otted f^niar^, ober bo(4
bunfelbraun geiuefen unb ift noc^ je^t bunfler atö mir, bie loir Don
früher eingemanberteu ^eibnif^en ^öltcrfc^aften abflammen. ($. II, 169.
SB. II, 625.)
STOofe« (4. Söuc^, (Jap. 13 ff., nebjl »u(^ 5, Sap. 2) giebt un«
ein Ic^rreid^ed 93eifpic( bed ^ergang^ bei ber aUmäUgen Seböl«
ferung ber (Srbe, mt nämlid^ au^geioanberte mobile Sorben
bereite angefeffcne S5((er ^u Derbrängen fuc^ten, bie gute^ i^anb inne
l^atten. ÜDie dioüt ber Ouben, bei i^rer 9?ieberlaffung im gelobten
^anbe, unb bie ber SRömer, bei ber irrigen in dtatien, ifi im
9ße[cntlic^en bie '\dbt, nttmUc^ bie eined eingeuianberten Solfe^,
votldji^ feine früher bagemefenen 9?ad)barn fortmä^renb befriegt unb
fie enbU^ unterioc^t. 92ur baß bie 9{ömer ed ungleich »weiter ge«
brad)t ^aben nlö bie 3uben. {% U, 279, «nmerf.)
5) (Smancipation ber Ouben.
^er ett)ige dube ^l^adüerud ifl nic^td Snbered, atö bie $er«
foniftcation bed ganjen iübifc^en SSoße^. SBeil er an bem ^eilonb
unb SQSeltertöfer \ijmt gefrevelt f^at, foU er Don bem (Srbmlebcn
unb feiner Saft nie erlöfl »erben unb babei ^eimat^dlod in ber
f^rembe umherirren. 3)ied if) [a eben ba^ Serge^en unb ba^ @^t(!-
fal M Tleinen jübif d^en SSoHed, »eld^ed tro^ feiner ^eimat^dlofigleit
bennoc^ mit beifpietlofer ^artnädßgfeit feine 9tationa(itttt behauptet
unb gern »ieber }u einem Sanbe gelangen möchte. 9id ba^in lebt
ed parafitifc^ auf ben anbem S$5(fem, ifi aber babei ntc^tdbeflo«
meniger Dom (eb^afteflen $atrioti9mud für bie eigene Station befeelt,
ben ed burc^ bad feflefle 3uf^"i^^"^^Ii^>t ^n b^n 2^ag legt S)a9
Saterlanb ber duben finb bie übrigen Ouben. 3)arau^ ge^t ^etDor,
toit abfurb eö ifi, i^nen einen 9(nt^eil an ber ^Regierung ober Ser^
»attung irgenb eine^ Staaten einräumen ju ttoDen. 3)ie (Smancipation
ber 3uben borf nirf|t fo weit getrieben werben, bdß fie ®taat«rcd^te,
alfo ST^eilna^me an ber Sertt)altung unb ätegierung c^rifittc^er S&nber
erhalten. ÜDenn aldbann merben fie erft rec^t con amore duben
fein unb bleiben. 2)ag fie mit Snbem gtei^e bürgerliche Xec^te
augenb — 9ur^ 381
geniegen, ^^if^t bie ©ere^tigteit; aber t^nett %nt^ei( am @taat
ein^urSumen, iß abfurb; fie ftnb unb bleiben ein frembed, orientali«
fc^ed Sott, muffen ba^ev ßetd nur at9 anf äffige ^rembe gelten.
(^» n, 278—281.)
6) SESarum bie dfft jloifd^en duben unb S^viflen ju
geflatten ifl.
3)ag bie bem 9?ationaId^avafter ber duben an^ängenben belannten
Segler, tooruntev eine lounberfame %6n)efen§eit düt9 S)effen, toa9
ba9 993ort verecundia anöbrüctt, ber l^erDorflec^enbfie, menn g(eld) ein
ÜRangel ifl, bev in ber äBelt beffer loeiter §ilft, aU tiieHei^t irgenb
eine pofitiDe (Sigenfc^aft, — bag biefe geiler ^aut)tfä(^(ic^ bem langen
nnb ungerechten ÜDmcfe, ben fte erlitten ^aben, ju^ufc^reiben finb, ent«
fc^ulbigt folc^e }loar, aber ^ebt fie ni^t auf. S)er vernünftige dube,
ber aOe Sorurtl^eile aufgebenb, burc^ bie 2^aufe au9 einer ©enoffen«
fc^aft austritt, bie i^m meber (S^re nod^ (einlebte SttUe aufgenommen)
Sort^eil bringt, ifl burc^aud ju (oben, fe(b^ »enn t9 i^m mit bem
(^rifili^en ®(auben lein groger (Srnfl fein foUte. Um i^m jeboc^
au(^ biefen Schritt )u erfparen unb auf bie fonftefle Srt Don ber
9BeIt bem ganjen tragifomifd^en Unmefen ein Snbe ju machen, ifl
gemig ba9 befle ÜRittel, bag man bie (S^e ^mifc^en duben unb S^riflen
geflatte, ia begünfHge. S)ann »irb e^ über ^unbert da^re nur noc^
fe^r loenige duben geben. {% U, 280.)
JugtnDf^ f. Seben^alter.
3itriMfd). 3nxi»pxv3ftn)j f. Stecht. 9{ec^t9le^re.
Jnri^, f. Srjt.
S)ie dur^, au9 bem ro^efien englifc^en 9Kitte(a(ter flammenb,
ifl ba9 fd^Iec^tefie aller Sriminalgeric^te, ba nttmlic^, fiatt geteerter
unb geübter Sriminalric^ter, mli^t unter täglid^er Sntmirrung
ber Don ÜDieben, SRörbem unb ®aunern verfügten @c^(i(^e grau
getoorben finb unb fo ben (Sachen auf bie (Spur ^u fommen ge«
lernt ^aben, nunmehr @et>atter @(^neiber unb $anbf(^u^mac^er ju
®eri(^te fi^en, um mit i^rem ))tumpen, ro^en, ungeübten, [a nid^t
einmal einer an^altenben Sufmerifamleit gemo^nten Serflanbe bie
SBa^r^eit an9 bem tttufc^enben @emebe be9 2^ruged unb @(^cine^
^roudjttfinben, mä^renb fie no(^ obenbrein bajloifc^en an i^r Xud^
unb ii^r Seber benten unb fic^ nac^ $aufe fernen, DoUenbd aber
Dom Unterfc^iebe jmifc^en Sßa^rfc^einlid^feit unb ©emig^eit burc^aud
feinen beutlic^en Segriff ^aben. Vui^ ifl ^arteißc^Ieit )e^n mal
382 3n^
n^ IHN! bot @to]ibc««@leid|cii M Scflogtoi }ii bcffinJ^toi, als
IHN! bot i^ MiCg franbcn, in goi^ tnbcni Stegioncn Ubenben,
UBobftt^biuan uBtb üfctx fbntdc^rt fiil^ DoouQlui Scmiuiolni^tcni.
9hiii abn gar bte 8crbitd|cn gegen ben €taat nnb fein Ober^oiipt,
nebß ^refnerge^, lM>n bei dint^ rügten Uiffen, ^et^ rec^t eigentftd^
ben Sod jnnt ©firtnei mn^en. (¥. II, 274 fg.)
%>Tüd Ml 9. O. S9t*tf^aa« in ^riMig.
S(l^o|iettftattet-£e-eikoti.
3tt)eiter Sanb.
staimm^uit M S^tiM »tfi^it
{
Sin t)I)iIofopt)if(i)eä äBörterk^,
fäatmtttt^en ©Triften unb ^onbfc^riftlic^em 9Iod^(a6 fcearbeiiet
Satins ^ititneti^iiti
«etpjij:
1871.
|i«l tfcSeai^iiLi«-ta üE a
t.
ftoltblittigkrit) f. ©etjledgegentoart.
Aannibalbiimiei) f. Unrecht.
ftarDfinoltustnUtn.
1) 3>ie betben fforbinalttigenbem
Die STugenb ber ©erec^ttgfeit unb bie ber SDtenf^enUebe {!nb
bie briben üarbtnaltugenben, loeif aud i^nen ade übrigen ))raftif(^ ^er«
DOTge^en unb t^eoretif^ fic^ ableiten laffen. Seibe tourjefat in bem
natürlichen aRttleib. ((£. 213. 230. SergL unter ÜRoralifdi: SDie
moralifc^e 3:riebfeber.)
2) !Z)ie ilarbinaltugenben bei ben alten $§i(ofo))§en.
!Z)ie ©erec^tigfeit ^aben aud^ bie $^i(ofo))^en bed SUtert^umd ate
üarbinaltngenb anetlannt, iebo^ i^r brei anbere unpaffenb geioä^(te
coorbinirt. hingegen ^abeu fie bie iD^enfcl^euIiebe noc^ nic^t M jEugenb
aufgeßeQt. @etb{l $(ato gelangt nur bid inx freiuiiOigen uneigen«
nii^igen ©erec^tigleit. (S. 226.) Sergtei^t man mit ben tiefgefagten
orientalifc^en ©runbbegriffcu ber @t^if bie fo berühmten unb Diele
taufenb 9Ra( mieber^olten $(atontf(^en ftarbinaltugenben, ©erec^tigleit,
2:at>ferleit, äRägigteit unb Sßeid^eit; fo ftnbet man fie o^ne einen
beutlic^en, teitenben ©runbbcgriff unb ba^er oberflächlich gemä^It, )um
X^eil fogar offenbar falfc^. jCugenbcn muffen Sigenf^aften be9 993inend
fein; Seiö^eit aber gehört iunöd^ß bem dnteQect an. Die ci^go"
auvi), äRägtgfeit, iß ein gar uubepimntter unb Dielbeutiger Xu^brucf.
£a))fcrleit iß gar leine Slugenb, »ieioo^I bisweilen tin Diener ober
SBerfjeug berfelben; aber fie ifi auc^ eben fo bereit ber gr0gten 9H(^td«
mürbigleit ju bienen; eigentlich ifl fie eine £em))erament9etgenfc^aft«
(^. n, 217 fg.)
3) Die ftarbinaltugenben bed S^rißent^umd.
Da9 (S§riflent§um §at nid^t ftarbinal«, fonbem j£^eo(ogaI-Xugeilben:
®(aube, Siebe unb Hoffnung. ($. n, 218.)
e^oycn^ttfr^Scrtfon. IL 1
2 Äortenfriel — Äotoleffte
4) 3>te ftarbinaltugenben bev 39ubb^aifien unb ber
C^tnefen*
Die 93ubb§aifien ge^en in ^olge i^rer tiefem et^ifc^en unb meta«
))^9ftf(^en (Sinfli^ten ni^t Don ffarbinaltugenben, fonbern Don ffarbinat«
laflem au^, aU beren ©egenfS^e, ober Verneinungen, aOererfl bie
fforbinoltugenben auftreten, nfimUd§: fteuf(^^eit (ate ©egenfa^ bar
aSoaufl), Sreigebigleit (ate ©egenfa« be« ©eise«), 9Ri(be unb ÜDenut^
(att ©egenfa« be« Borne« unb $o(^nmt§9). ($. II, 217.)
3)ie C^inefen nennen fünf üarbinaltugenben : äRitletb, ®ere^tigfett,
$9fli(^tett, Seid^eit unb Sufri^tigkit, unter toelc^en ba« 9Rft(etb
obenonfie^t ($. n, 218. 6. 248.)
MLatttnffidj f. ®pitl
Aaftta^ f. dnber.
tLüfixvttn*
1) 9ßa9 e« (^i§t, ein dnbiDibuum lafirirem
Sin dnbibibuum taflriren, §eigt e« Dom Saunt ber @attnng,
auf meinem t9 ftirogt, abfc^neiben unb gefonbert Derborren bffen;
ba^er bie IDegrabation ber ®ei^« unb Seibe^fräfte be« fafirirteu du*
biDibuum«. (9B. U, 683. SergL au(^ ©enttatien.)
2) S93e((^en Sinken bie ftaflration gett)if{er dnbiDtbnen
für bad 9Renf(^engef(^Ie(^t §a6en tonnte.
Sud ber @r(Iid^feit bed S^aratter« oom Sater unb M duteOect«
Don ber 9)tutter ergiebt f{<^, bag eine tt^irlTK^e unb grttnblii^e SereMung
bed SRenfd^engefc^Iec^td nid§t foioo^I Don Vngen aU Don dnnen, alfo
nic^t fomo^I bnrc^ Se^re unb Silbung, aü Dielme^r auf bem SBege
ber ©eneration ju erlangen fein ntdc^te. üdnnte man ba^er aOe
@(^urlen laftriren unb alle bummen ®ttnfe in'9 iHofter fletfen, ^n<
gegen bie üRänner Don ebfem S^araTter mit ben SVäbd^en Don ®et{t
unb Serftanb ))aaren; fo loürbe baß) eine ©eneration erße^en, bie ein
me^r aU ^erilteifc^e« B^italter barfhtlte. — %n(^ abgefe^en Don foI<^en
uto))if(^en $(änen, liege ft(^ in (Srmfigung nehmen, baß, tt)enn nä^f)
ber 2:obe^afe bie üafiration aM bie fc^toerfle Strofe befittnbe,
ganje ©tammbänme Don ©c^urTen ber 3ße(t erlaffen fein tt)ürben;
um fo geioiffer, a(d bie meiften Verbrechen fc^on in bem Wter jmifc^en
}n)an)ig unb breigig darren begangen »erben. (SB. IT, 602.)
3n $o(ge ber Sefc^reibung ber Verjte erfc^eint 9atate))fle ald
gftn}(i^e ü^ä^mnng ber motorifc^en 9?erDen, @omnambu(t«mtt9 ^in*
gegen aÜ bie ber fenfibetn, ^üx meiere fobami hoB Xraumorgan
Dicarirt. ($. I, 264, Knmerf.)
jfategorien 3
1) SRiPrauc^ be6 SBorte6 6ei ben Hegelianern.
2>te Hegelianer treiben 2)ttgbrau(^ mit bent 993orte ,,ffategorien'',
inbem fie bamit allerlei toeite, allgemeine Segriffe bejeid^nen, unbe«
fUsimert um Slrißotele« nnb ßant, in glücfUc^er Unfc^ulb. ($. 1, 186.)
2) Sritil ber Sant'f(^en ftategorieutafel.
S)ie StanV^äft ftategorientafel foU ber Seitfaben fein, nac^ melc^em
jebe meta))^9f{f(^e, \a, jjebe tniffenfc^aftUc^e Betrachtung an^ufieQen i%
(SergL ftantd $rolegomena, §. 39.) dn ber Zfyit iß fie nic^t nur
bie ©runblage ber gangen ßantifc^en ^^ilofop^te unb ber Sl^pu^, nac^
welchem beren Symmetrie überall burc^gefü^rt »irb; fonbem fte iß
ait(^ rec^t eigentlich bad Bett be« $ro(rußed geworben, in »etc^ed
ffant iebe mi^glic^e Betrachtung geiuattt^ätig ^ineinjn^ttngt. (993. I,
657—559.)
!Z)a9 @aufalitätdgefe^ iß bie toirfli^e, aber auc^ alleinige Sorm M
Serßanbe^, bie übrigen elf Kategorien ßnb nur blinbe genßer. (SB. I,
529. % I, 100.) Son ben Kategorien ßnb elf jum gcnßer ^inauö*
gumerfen unb allein bie ber Saufalität in behalten. (SEB. I, 531.)
!Durc^ ben glücfli^en gfmib ber Slprioritöt Don 9taum unb 3^ii ^'
freut, wollte ffant bie Sber beffelben nod^ weiter verfolgen, unb feine
Siebe jur ard^iteftonif^cn ©qmmetrie gab t^m ben Seitfaben. S93ie
er nämlic^ ber empirifc^en Snfc^auung eine reine Snfc^auimg a priori
aM Bebingung untergelegt gefunben §atte; ebenfo, meinte er, mürben
audi tpo^l ben empirifcf| erworbenen Begriffen gewiffe reine Be«
griffe ald Boran^fe^ung in unferm @rtenntnigt)ermögen jum ©runbe
liegen, unb ba9 em))irifc^e wirllic^e !Z)enfen atlererß burd| ein reinem
!Denfen a priori möglich fein. Bon ie(t an war Kant nic^t me^r
unbefangen, nic{)t me|r im 3"^^"^^ ^^^ reinen t$orfcf|end unb Beob»
ac^ten^ bed im Bewugtfein Bor^anbenen; fonbern er war burd^ eine
Borau^fe^ung geleitet, unb »erfolgte eine ^bßcf|t, nämlic^ bie, ju ßnben,
wa^ er Dorau^fe^te, um auf bie fo glücflid^ entbedte tran^fcenbentale
Seß^etit eine i^r analoge, alfo i^r ftimmetrifc^ entfprec^enbe trand*
Jcenbentale {^ogif ald jweited ©todfwerf aufjufe^en. ^itin nun Derßet
er auf bie 2^afel ber Urt^eile, aud welcher er, fo gut t9 ge^en wollte,
bie Kategorientafel bilbete, ald bie Se^re Don jwSlf reinen Be«
griffen a priori, Welche bie Bebingung unferd 3)enfend eben ber
'iDinge fein foUten, bereu %nfd)auung burc^ bie jwei gönnen ber
@tnnlic^Ieit a priori bebingt iß; f^mmetnfc^ entfprad^ alfo je^t ber
reinen @innlic^Teit ein reiner Berßanb. Danad^ fuc|te er
mittelß ber Snna^me it9 @c^ematidmud ber reinen Berßanbed*
begriffe bie ^laußbilität ber @acf|e nod^ )u er^ö^en. Hätte er hingegen,
wie bei ber (Sntbecfung ber 9nfcf|anung a priori, au^ ^ier ßc^ unbe-
fangen unb rein betra^tenb Der^alten; fo mügte er gefunben ^aben,
baß wa9 )uv reinen Snfc^auung be9 9Iaume^ unb ber Qtit ^inju«
fommt, wenn aud i^r eine em)>irifc^e wirb, einer feit^ bie (Sm))ßnbung
4 ftategorifc^er SrnperattD -^ ^at^oncidnittd
unb anbercrfeitd bie Srfenntiüß ber (SanfaUtat ifl, ivelc^e Vie Möge
@mpftnbung in objcctiue empirifc^c Hnfc^auung DeriDanbelt, eben bed^att
aber nt^t erfl aud biefer entlehnt unb erlernt, fonbern a priori üor*
^anben unb eben bie gorm unb Function bed reinen ^erfianbed ift,
aber anij feine einjige, jeboc^ eine fo folgenreiche, ba§ ade empirif^e
grfenntniß auf i^r beruht. (SB. I, 632—535.) gür bie »egriffe
bürfen loir leine anbere a priori beftimmte gorm annehmen, oid bie
t$ö^igfcit )ur Stefle^ion überhaupt, beren SBefen bie Silbung ber 9e«
griffe, b. t. abfhacter, ni(i)t aufc^auUc^er SorfieOungen ifl, loel^e bie
einjige Function ber Sernunft au^mac^t (93$. I, 531.) 3)ie gonje
reflectiDe @rtennt)üg, ober bie Vernunft, ffat nur eine ^auptforoi,
unb biefe ifl ber abfhacte Segriff. 3)ie Sereinigung ber ^egri^e ju
Urt^cilen ^at aber getoiffe beflimmte unb gefe^Iic^e f^ormen, mlifi,
bur^ dnbuction gefunben, bie Safel ber Urt^eite au^mac^en. 3)iefe
iJormen ftnb grögtent^eite abjuleiten aud ber reflectioen @rlenntni§art
felbfi, alfo unmittelbar aud ber Vernunft. S(nbere t>on biefen gönnen
^aben aber i^ren ®runb in ber anfc^auenben Srienntnigart, a(fo im
Serflanbe, gebe» aber bed^alb feine^megd Xnmeifung auf eben fo
oiele befonbere gormen be9 ^erflanbe^; fonbern finb gouj unb gar
aud ber einjigen Function beffelben, nftmUc^ ber unmittelbaren h'
lenntnig t)on Urfac^ unb SBirlung abzuleiten. 3loi) anbere Don jenen
gormen enbti^ finb enlflanben aud bem 3^^f<^in^^ntreffen unb ber
SJerbinbung ber ref(ectiuen unb ber intuitiven (Erlenntnigait, ober
eigentlid) aud ber Slufna^me biefer in jene. Sine jDebuction oon
Kategorien au^ ben Urt^eildformen ifl ba^er unfiatt^aft, unb bie
älnna^me biefer ifl eben fo grunblod, ald i^re DarfleOuug Dermonen
unb fic^ felbft loiberfireitenb. (SB. I, 539—557.)
§iaUfiOtxfd)tt Jmptratii), f. unter iWoral: ^tif ber imperatioen
gorm ber SJioral.
Aati)tDftrpl)Uof0pi)it, f. UniDerfitätdp^ilofop^ie.
ftatl)0liri$nm$.
1) 2)er ffat^olici^mud in et^ifc^er ^iufic^t oer*
glichen mit bem $roteflantidmu9.
^er $roteflantidmu^ ^ai, inbem er bie Sdtefe unb beren Sentral«
puntt, bie Serbienfili(4feit be^ Sölibatd, eliminirte, eigentlich fc^ou ben
inner^eu ^rn.bed (S^rißent^umd aufgegeben unb iß infofern aU ein
SbfaQ Don bemfelben an^ufe^en. Sut^er mochte, oom praftif^^n
@tanbpunfte aud, b. ^. in Sejie^ung auf bie S'ir^engräuel feiner
3eit bie er abfieQen moQte, ganj Stecht ^aben; nic^t aber ebenfo Dom
t^eoretifc^en ©tanbpuulte aud. de erhabener eine Se^re ifi, beflo nte^r
f}e§t fte, ber im ©an^en niebrig unb fc^le^t geftnnten SKeuf^eimotur
gegenüber, bem fDTigbrauc^ offen; barum fmb im Jtat^olicidmud ber
SRigbrttu^e fo fe^r Diel me^r unb größere, al9 im ^rotcflantidmu^*
®o }. 9. ift bad aRönc^St^um, biefe met§obifd^e unb, ju gegenfeittger
Stanfltntt 5
Stmut^igung, gememfam betriebene Semeinung bed SBiOend, eine Sn«
flalt erhabener Hxt, bie ober eben banim meiflenö intern ©eifle untren
»irb. ®ie empörenben SWißbräuc^e ber ftirt^e riefen im reblid^cn
©eifle Jttt^er« eine ^o^e Onbignation ^crbor. Aber in ijotge berfelben
tarn er ba^in, Dom (F^rißent^um felbfl möglich Diel abbingen ju tt)oQen,
;iu toelc^em 3»^^«^ « 3«"^!^ «* onf bie ©orte ber Sibet befc^ränfte,
bann aber aud^ im »o^tgemeinten @ifcr ^u meit ging, inbem er, im
artetif^en ^ßrincip, bo8 ^erg bcffelbcn ongriff. SDenn nod^ bem ?[u6«
treten be« o«!etif4en ^rincipö trot not^wenbig bolb bo« optimifKf(^e
an feine ©teile, — ein ©runbirrt^uni, ber in ben SReligionen, loie in
her ?}§iIofop6ie, otfer SBo^r^eit ben 93?eg öertritt. 9?ad^ bem otten
fc^eint ber j{at(|oIicidmud ein fc^mä^Iic^ ntigbraudjted, ber $roteflan«
tttfmud aber ein ausgeartete^ S^rißeut^um ju fein, bad @^riflent^um
ü6er^au))t alfo bad ©d^icffal gehabt }u ^aben, bem aKed @b(e, (Sr^abene
unb ©rofie an^eim fällt, fobalb ed unter SRenfd^en beße^en foH.
(2B. II, 716 fg. ?J. II, 416.) ®er Äat^oliciemn« ifl eine «nweifung
ben ^immel )u erbetteln, loetdjeu ju berbienen gu unbequem toäre.
S)ie Pfaffen Pub bie Vermittler biefer »ettelei. (SR. 349.)
2) Der ilat^oticidmud in intellectueller $infid^t
Dergli^en mit bem ^roteflantidmud.
dn ben ))rotef}antif^en Sird^en ifl ber angenföUigfle ®egenf!anb bie
Standet, in ben Tat^olifc^en ber 9(Itar. 3)ied f^mbolifirt, bag ber
VrotefiantidmuS ftc^ junä^fi an bad Serflänbnig nienbet, ber ffat^o«
Iict^muS an ben ©lauben. ($• 434.)
90e ©uperflitionen l^aben ben gar nid^t gu Dera(^tenben ®en)inn,
bog fie bur^ bie imaginäre 2Be(t, bie fte fd^affen, ben ©laubigen in
Umgang mit Dämonen, ©Ottern unb ^eiligen bringen, — ein Umgang,
ber beßänbig bie Hoffnung unterl^ält unb, burc^ ben Sfci} ber ZUn^
fc^nng, oft intereff anter niirb, a(9 ber Umgang mit toirftic^en Sßefen.
3)Qrau9 ernärt*ed ft^, toarum ber ftat^oticidmuS jauberifc^er toirft,
aM ber $roteftanti«mud. (Sß. I, 380 fg. $. 426 fg.)
3)ie fat^oltfd^e ftir^e f^at, ri^tig erfennenb, bag ber %f)ti9mn9
in bem 3!flaa^t f^n)inben mug, als bie ))^9fifd^e ^fironomie ))opuIarirtrt
totrb, confequenter SEBeife baS jtopernilanifc^e ®^flem tierfolgt, morüber
ba^et fl^ fo fel^r unb mit 3^*^S^f<^^^i ^^^ ^^^ Sebrängnig beS
@alilei gu bertounbern einfältig ifi. {% I, 56. 127.)
ftaitfirutt.
Unfere cibiliftrte äßelt ifl nur eine groge ÜRaSTerabe, unter beren
iRaSlen meiflenS (auter {htbuftrieOe, ^anbeldleute unb @))elu{anten
fledbtt du biefer ^infic^t machen ben einzigen e^rlic^en ©taub bie
ftaufleute auS; ba fte allein ft(^ für S)ad geben, »aS fie ftnb, fle
ge§en alfo unmaSTirt ^erum, {le§n ba^er aud^ ntebrtg im SRang.
flj. n, 225 fg.)
Vnf ftauf[eute ifi bie eubämonologifd^e Siegel in Setreff ber
6 Äaufofität — Stlai
(Erhaltung M Vermögend (Derg(. SSeimögen) nic^t ootoetibbar; benn
t^nen ifl bad @elb felb^ 3Rttte( jum femern ^xtottb, glei^fam $onb«
koerldgcrät^; bo^er fle, aud^ tueun ed ganj t)on leiten fe(b{i ermorben i|ii
ed fic^, hnxdj S9enut^ung, ju erhalten unb ju Derme^ren f uc^en. S)em8emäg
ifl in feinem ©tanbe ber 9iei^t^um fo eigentlich ju $aufe, »ie in
bicfem. ($• I, 368.)
ftaufolität, f. Urfad^e.
Atnntt^ f. unter Slnticipation: %itict))ation in ber jhtnfl.
ftenntnifft.
^enntniffe unb 9?a(^benfen ter^alten fic^ }u ber eigenen (Erfahrung,
tote ber Sommentar jum Jejt. Siel 9?a^ben!cn unb ffenntniffe, bei
wenig Srfo^rung, gleicht ben Slu^goben, beren Seiten jwei ^tiUn lejt
unb bierjig geilen Sommentar borbieten. Siel ©rfa^rung, bei wenig
^aä^htnUn unb geringen ftenntniffcn, gleist ben bipontinifc^en Sud-
gaben ol^nc 9toten, meiere Sieled unDer^tanben (äffen. {% l, 445.)
fttufd)l)n^ f. Sldlefe.
AinDf, ftm»t|eit, f. Sebendalter.
§Atii)t.
1) ©egentottrtiger Bi^f^^nb ber fttrd^e.
Sine (fingfl ))rop^ejeite (Spoijt ifi eingetreten: bie ifird^e mvitt,
toanft fo jiarf, bag e« fid^ fragt, ob fie ben ©d^loerpunft wieberpnben
»erbe; benn ber ®Iaubc ift ab^anben gefontmen. Oß t9 bo(^ mit
bem Sid^te ber Offenbarung toie mit anbem gid^tern: einige ÜDuitW»
§eit ip bie Sebingung. SDie 3a^l ®erer, mld^t ein getoijfer ®rab
unb Umfang Don ftenntniffen jum ©lauben unffi^ig mad|t, ifl bebend
li^ grog geworben. 3)a wirb e9 @mß mit bem Serlangen na^
^^itofop^ie, unb e« bebarf einer ern|Mid^ gemeinten, b. ff. einer auf
Sßa^r^eit gerid^teten $§i(ofo))^ie. (®. 122.)
«
2) aßarum bie fttrd^e ju^allen geiten bie SKagtc t^ep
folgt ^at*
3)er graufame Sifer, mit weld^em, gu aDen S^itn, bie fttrc^ bie
äRagie oerfolgt ^at, unb t>on welkem ber ))ä)>fUtd^c Malleus malefi-
carum ein furchtbarem 3^ugnig ablegt, fc^eint nid^t Mod auf ben 0f<
mit i^r t)erbunbenen oerbrec^erifd^en ^bftc^ten, noc^ auf ber Doraud«
gefegten KoUe bed SEeufett babei, }u berufen; fonbem }um 2^M
$ert)or}uge^en aud einer bunfeln S^nbung unb Seforgntg, ba§ bte
SRagie bie Urfraft an i^re richtige OueOe gurüd Dertege, »fi^renb bu
ftir^e i^r eine ©teOe au^er^alb ber ^atur ongewiefen ^atte. (9}. l^'^*)
(Ueber bie Serfolgung be« Äopemifanifc^en ©^flem« bur^ bie Äit^«
fie^e: 9at^oltcidmu9.)
ftlat) f. unter Segriff: Segriff^fategorien.
£(Qf{lfer -- jtletbitng 7
i) SSirfung ber Seetüre ber alten ftlafftlet auf ben
@eifl.
& gtebt feine grögere (SrqutdFnng für ben (Stift, aU bie Seetüre
ber alten ft(afflfer; fo6a(b man irgenb einen t>on i^nen, unb Mxt ed
an(^ nur auf eine dalbe ©tunbe, in bie $anb genommen ^at, fü^It
man attbalb fic^ erfrifc^t, erleichtert, gereinigt, gehoben unb geflärlt,
nt^t anberd, ald ^ätte man an ber frtf^en ^elfenqueOe flc^ gelabt.
Siegt bie^ an ben alten Sprachen unb i^rer SoUIommen^eit, ober an
ber ®röge ber ©eifler, bereu SBerfe Don ben da^rtaufenben uuDerfe^rt
unb ungefc^mäc^t bleiben? SieÜeid^t an Reiben gufammen. ($. IT, 597.)
2) äBarum Don ben alten ftlaffifcrn neben i§rtn guten
©c^riften nid^t aud^ noc^ f(^Ie(f|te toor^anben finb.
2)a6 mir a\x9 bem Vltert^ume ftlaffifer (oben, b. ^. ©eifter, beren
©d^riften in nnberminbertem dugenbglan^ hxxxij bie dal^rtaufenbe ge^en,
lommt gro^nt^eite ba^er, bag bei ben ülten bad Sü^erfdireiben lein
Snuerb^jtteig gemefen ifl; ganj aOein ^ierand aber ifl ed abjuleiten,
baß Don biefen ftlafftfern neben i^ren guten Schriften nic^t ani) nod^
f(^(ed^te Dor^anben f!nb; inbem fte nt(f|t, loie felbß bie beften unter
ben Steueren, na^bem ber ®))iritud verflogen mar, no^ bad $^Iegma
jtt 5Warfte trugen, (Selb bafür ju löfen. (?. II, 462.)
(Sergl. ouc^ bie ülten.)
ülaffifdit potfit^ f. unter $oefie: Unterfd^ieb itoifc^en Kafflfd^er
unb romanttf(|er ^oefle.
ftUtlTtttlg.
1) 2>te ftletbung al« allegorifi^er Sudbrudt U9 Sun«
bamentaluntffrfd^iebed jloifc^en 9Kenfd^ unb 2:^ter.
& giebt in ber Seit nur ein lügenhaftem SBefen: ed ift ber
SRenfd^. debed anbere ifi mal^r unb aufrichtig, inbem cd ftd^ unber«
(olen giebt att Dad, mad t9 iß, unb flc^ Sufert, mie t9 ft^ fü^It.
Sin emblematifd^er, ober aOegorifc^er Sudbrud biefed gunbamental«
untcrff^iebed iß, bag aOe Spiere in i^rer natürlid^en ©efialt um^erge^en,
kDod Diel beiträgt )u bem fo erfreulid^en Sinbrud i^red Knblidfd; mfi^«
renb ber 9Renfd^ bur^ ftleibung ju einem Sta(, einem ÜRonfhum
gemorben ijl, beffen Änblidt fc^on babu«^ wibermärtig ifl. — 3)ie
©ried^en bef^ränften bie ftteibung mügli^ft, meil jle t9 füllten
(f. n, 618, 171.)
2) ©e^enfa^ jioifd^en unferer ftleibung unb ber
ftletbung ber SIten.
9a|t auf aOe »ufere @tellungtn unb ©ebttrben ^at unfcre ftleibung
einen gemiffen Sinflug, ni^t eben fo bie ber 8((ten, melc^ DieOei^t
intern äft^tifd^en @inne gemäg, burc^ bad Sorgefü^t eined fold^en
8 ftlein ~ jtlofler. ftloflerIcBen
Uebelflanbed mit betoogen lourben, i^re loeite, nt^t anfc^Iiegtnbe Sfeibiinj
beijube^attett. Dcd^olb ffot ein @(^aufpieler, wann er anitte^ 9opm
trügt, QQe bie Bewegungen unb ©teOungen ^u oermeiben, toel^e irgenb'
wie burd^ unfere Sleibung veranlagt unb baun jur ©ewo^n^eit gettorben
flnb; bo^ braud^t er bed^alb ftc^ nic^t ju {preisen unb ju bl&^en,
wie ein franjöfifd^er, feinen Stacine tragirenber ^on^wurfl in Soja
unb Junifa. (^. n, 438.)
ÜDer eble @inn unb ©efc^niacf ber %Iten fuc^te ben and ber Sc*
Reibung entfpringenben Uebelflanb (bte groten^aftigleit) baburdj ^u
ntilbern, bag bie Selleibnng mbglic^fl leicht war unb fo gcflaltet, ba§
fie nt^t, eng anfc^ßegenb, mit bem Sei6e ju (Sin^ oerfc^mol^, fonbctn
ald ein ^mbed aufliegenb gefonbert b(ieb unb bie menfc^Iid^e @eflalt
in aUtn STbeilen möglid^fl beutßd) erfennen lieg. 3>ur(l^ ben entgegen*
gefegten @inn iß bie ^leibung bed SRittelalterd unb ber neuen B^it
gef(^mad(od, barbarifc^ unb wiberwärtig. Sbcr boiS SBiberwttrtigfte
ifl bie heutige itleibung ber, Damen genannten äBeiber, welche, bet
©efd^madlofigteit i^rer Urgroßmütter nac^gea^mt, bie m0gti(^fi gro§t
Sntfleaung ber iWettfc^engeftatt liefert. {% II, 171.)
3) Die Selleibung in ber ©culptur. (©. unter Scnlp •
tur: Die Sebentung ber Draperie in ber ©culptur.)
Ältiti^ f. ®rö§e.
Alofttt. Alofltrltbtn.
1) 9}orma(begriff bed fttofterd.
Sin jtlofler ift ein ßufammentreten t>on SRenfd^en, bie Hrmutl^,
^eufc^^eit, ©e^orfam (b. i. (Sntfagnng bem Eigenwillen) gelobt ^aben
unb fld^ bur^ bad 3uf<ttnmenleben t^eitd bie (E^ipeng felbft, no^ ntr^r
aber ienen 3uftanb fd^werer (Sntfagung gu erbittern fud^en, inbem ber
Snblid tt^ttlic^ ©efinnter unb auf glei(^e Seife Sntfagenber i^ren
(Sntfc^Iug ftärlt unb fie tröfiet, fobanu bie ©efeüigfeit ht9 3ufammen*
lebend in gewiffen ©d^ranfen ber menfc^Iid^en 97atur angemeffen unb
eine unfd^ulbige Srl^olung bei Dielen fc^weren (Entbehrungen ifi. Die^
ifl ber iRormotbegriff ber Rtöfler. (^. n, 340.)
2) dunerer ®eifl unb @inn ht9 Seiten ftloflerlebend.
Der innere ®eifi unb ®inn bed ächten ff(ofierIebend, wie ber Xdtefe
überhaupt, ifl biefer, bag man pc^ eined beffeni Dafeind, aU unfere«
ifl, wUrbig unb filzig erfannt ^at unb btefe Uebergeugung babun^ U*
(räftigen unb erhalten will, bag man, wad biefe äBelt bietet, üera^tet,
ade i^re ©enttffe ate wert^Iod t>on fic^ wirft unb nun bad 6nbe
biefed, feinet eiteln Jlöberd beraubten bebend mit 9?u^e unb B^M^^t
abwartet, um einfi bie ©tunbe ht9 Siobe«, ate bie ber (SrUfnug, »iO'
lommen gu feigen. ($. II, 340.)
3) Stt^artung be9 ftlofterlebend*
®er llrf|)ruiifl bc8 W6r\ijifinm9 toax on flc^ rein unb ^eilifl, aber
eben barutn bem grögten 7^etl ber 3)7cnf(()cn gatij unangemeffeit, ba^er
bad ficf) baraud 6ntti>idfe(nbe nur ^eitd^etei unb Slbfd^eult^fett fein
fonnte; benn abusus optimi pessimus. (SB. I, 457; II, 716.) S3ei
feiner ^ai^t entfpric^t bie $rQ|:i^ fo feiten ber S^^eorie, toie |beim
^5n(^^t^um, eben iveil ber ©runbgebanfe beffelben fo ergaben iß.
ein achter ÜRönc^ ifl ein ^öd^fl e^rn)ürbtged äBefen; ober in ben
allermeifien ^^Den ifl bie J!utte ein bloger SRadfenanjug, in miijtm
fo toentg toie in beni auf bor äRadlerabe ein toirllic^cr 3)Iön^ fiedtt«
{% U, 341.)
Alitg. Alugi)eit.
1) SBefen ber fflug^eit.
!Z)ie ftlug^ett ifl @d^ärfe bed Serftanbed in feiner praftifc^en Sin«*
toenbung. S)ie @c^ärfe be^ S3erfianbed im Sluffaffen ber caufalen
93e}ie§ungen ber mittelbar (b. ^. mittelfl bcd l^cibe^, be^ unmittel«
baren Objecto) erfannten Dbjecte ftnbet nämlic^ i^re Slntoenbung nid^t
alltin in ber 9?atunuiffenf^aft, beren fämmttidfte Sntbedungcn i^r }u
nerbanTen ftnb; fonbern an^ im praftifc^en !S!eben, too fie ^Ing^eit
(eigt; ba fte hingegen in ber etfiem Sumenbung beffer @(^arfflnn,
^etratton nnb ©agacität genannt toirb. ®enau genommen bejeid^net
ftlugl^ett andfc^tiegtid^ ben im 3>ienf}e bed SßiQend fie^enben ^er<
ßanb. (9B. I, 25 fg. ®. 78. %. 8.) dn ber SoIIfornmen^eit ber
unmittelbaren 9uffaffung ber Saufalität^Der^ältniffe befielt aDe
Ueberfegen^eit be9 SJerflanbed, alle ülug^eit, ©agacität, Penetration,
®<^arffinn; benn jene liegt aller Senntniß be9 S^^^mmtnfianit^
bnr 3)inge, im meitcflen @inne be^ äBorted, )um ©runbe. d^re
@(^drfe unb 9{i^tigleit ma^t ben Sinen terflfinbiger, Rüger, fd^Ianer
aU ben Vnbern. (6. 149.) ©d^arfe ^uffaffung ber Sejie^ungen
gemftg bem ®efe^e ber (^aufatität unb SDtotiüation mac^t bie jtlng^eit
au9. (993. I, 223.)
2) formen ber ft(ug§eit.
2)te ))rafttf(^e Snmenbung be^ Serftanbed, meldte bad SBefen ber
filngl^eit andmac^t, toirb, menn fle mit Ueberliftung Snberet gefc^ie^t,
®4Iait^eit genannt; toenn feine ßtotät fe^r geringfügig finb,
Vftfftgteit; menn fie mit bem «Stac^t^eU Xnberer oerfnüpft flnb,
»erft^mifet^eit. (®. 78.)
3) Unterfd|ieb 3»if(^en „fing" unb „vernünftig".
S)ie '©(^ftrfe be^ ^erflanbe^ in Xuffaffung ber caufalen Ser^filtniffe,
in beren prafttfc^er Snmenbung bie Slug^eit befielt, fann nid^t bur^ ab'
fhacte Segriffe, weld^e bad äßerl ber Sern unft flnb, beigebracht merben;
ba^ Dentünftig fein unb Hug fein jloei fe^r Derf^tebene Stgenfd^aften
ftnb. ($. 8.) eermmft ,^at ieber Zrof^f; giebt man i^m bie $rä'
10 Stnaht — ItSnigf^unt
miffen, fo t)oUiit\^i et ben (S^Itig. X6et ber ^er^aiib liefert bte
prtmttre (Srienntnig, fotglii^ bte intuiti))e, unb ba liegen bte Unter*
triebe. 3)te ^öd^ß ))erfd^tebenen ®rabe fetner ©d^ärfe finb angeboren
unb nic^t }u ertemen. (®. 78.)
4) ©egenfa^ jn^tf^en bem fingen unb ©eniaten.
2)0 fc^orfe Äuffaffung ber SScjie^ungcn gcmä§ bem ®efe^ bcr
Saufalttftt unb SRotiüation eigentlich bie ^(ug^eit au^mac^t^ bie geniale
(SrTenntnig aber nid^t auf bie 9?eIattonen gerietet ifl (t)ergl. @enie);
fo »irb ein jlluger, fofern unb »ä^renb er ed iß, nic^t genial, unb
ein ®cnialer, fofern unb mä^rcnb er t9 ip, ni^t flug fein. (85. 1, 223.)
ÜDer SStidf ber Älug^cit, fclbfl ber fcinficn, ift öon bem bcr ©emalitiit
baburd) Derfc^ieben, baß er ha9 ®epröge bed 993iQen9bienfle9 trttgt, ba
anbere hingegen baöon frei ifl. ($. II, 676 fg.)
5) ®efä^rlid^leit ber ftlug^eit.
92td^t »er grimmig, fonbern »er Itug breinfi^aut, fie^t furd|tbar
unb gefä^rlic^ and, — fo gemig bed SRenfi^en ®e^im eine furchtbarere
Sßaffe ift, ate bie Jttaue bed Sötten. ($. I, 505.)
6) 2)ie jflug^eit^ k)om et^if^en ®tanb))unft and be-
trachtet.
mt9 jeitlid^e ®Iüdt fte^t unb aDe SHug^eit ttmnbelt — auf unter*
grabenem 99oben. @ie fd^ü^en }limr bie ^erfon bor UnfftÖen «tb
tjerf^affen i^r ®entiffe; aber bie ^crfon ifl bloge ©rfd^etaung. Söt
bie bad principium individuationis burd^fd)auenbe Srfenntni§ ifl ein
glttdnid^eö Seben in ber ^tit, bom S^^^^ gefc^enft, ober t^m burc^
ftlugl^eit abgeiuonnen, mitten unter ben Seiben un}tt^ttger fbiberer —
bod^ nur ber Xraum eined 9ettler0, in koelc^em er ein ftöntg ift^ ober
au0 bem er ertoad^en mn^. (9B. I, 417 fg.)
Attabt) f. Sebendalter.
fkomöiit^ f. Snflf))tel.
tiomvtnixtnfdiVtibtt^ f. ©d^riftfleller.
llompUatoren, f. ©c^riftfieller.
fkovxfoniftj f. unter 9Hufi(: 2)er ^om))onifl.
ftonception^ f. unter finnflioerl: jfoncefition M Jhtnfhoerl9.
llöntgti)ttm.
1) ^iftorif^er Urfprung bed ftönigt^^um«. (@. nnter
Surften: äßa« bie prfien urfprünglid^ ttaren unb m9
fie fpttter mürben.)
2) ®runbibee unb 3Bert§ be« Jtönigt^um«.
3>er grofie Scrt§, ia bie ®nmbtbee be« fiSntgt^uaid liegt boriitf
ba§, metl SRenf^ SRenfd^n bleiben, (Sner fo l^o^ gefkOt, i^» f^
»
itonfretc ^ Koitftünttoitaft^mu« 11
biet 3Raäfi, Metd^t^um, ©td^er^ett unb abfolute UnDetle^Iid^it itgtitn
toetben mug, bag i^m für f t^ nidjt^ )u toünfc^en, }u l^offen unb ju
fürchten bleibt; toobur^ ber i^m, xoxt debem, inioo^nenbe (Sgoidmu0
gleid^fam burc^ Stetttraltfation üernic^tet loirb, unb er nun, gleid^ aU
mfire er lein SRenfd^, befähigt iß, ©ered^tigfeit ju Üben unb ni<^t nte§r
feilt, fonbem aUctn bod öffcntltd^e SBo^I im Suge )u ^aben. 2)ied ifl
ber Urft)rung bed gleid^fam übemtenfd^tid^en SBefend, »eld^ed ÜberaO
bt€ ftönig^toürbe begleitet unb fie fo ^immetoeit bon ber Mögen
$rftfibentnr unterf(^eibet. (3B. U, 681 fg.)
3) Sorjug be9 erblichen t)ox bem niä^Ibaren ftönig»
t^unt.
9u^ ber befugten ©mnbibee ge^t f^tttox, bog bte fiönigdtuürbe
erblid^, nid^t loä^Ibar fein ttiu§; t^eitö bamit Seiner im ftSnig feinet
©leiten fe^en fönne, t^eild bomit biefer für feine 92a(^Iommen nur
baburc^ forgen fann, bag er für ha9 SBo^t bed Staate^ forgt, ate
toelc^e« mit bem feiner t^amitie ganj (Sined ifi. (9B. II, 682.) !3)er
itikiig famt ber feße, unerfd^ittterlid^e Pfeiler ber ganjen gefe^Iic^en
Orbnung nur loerben t)erm0ge feinet angeborenen Sorrec^t^, toeld^ed
t^m, unb nur i^m, eine Sluctoritfit giebt, ber leine gleid^ (ommt, bie
mift bejtoeifelt unb angef ödsten toerben lami, [a, ber ein deber toit
tnfUnctit) ge^r^t. ($. II, 265. 9)7. 198.) 3)arauf, bag t9 eine
f$ami(te giebt, bereu SBo^t toon bem beö Sanbed ganj unjertrennlic^
xfi; fo bag fle, toenig^en^ in $att))tfad^en, nie ha9 Sine o^ne ha9
9nbere bcförbern (ann, beruht bie Stva\t unb ber Sor}ug ber erblichen
SKonarc^ie. (SB. I, 406. % II, 272.)
fkonkttU^ bo^.
Die Serbinbung ber Sorm mit ber SRaterie, ober ber Essentia
mit ber Existentia, giebt ba^ ftonirete, toeld^ed fietd ein (Sinjelned
ip, alfo baö Ding. (®. n, 49: $. II, 454.)
(lieber ben ©egenfa^ Jtoifd^en lonireten unb ob^racten Segriffen
fitfft unter Segriff: Segri^dTategorien.)
Aomkitiiinat.
On ^tnfld^t auf bie au0 ber monogamifc^en Sinrid^tung entf))ringenbe
üMe Sage ber SEBeiber (f. (S^egefe^e unter (S^e) ift be9 Sl^omnfiu^
gnotbgek^rte Xb^anblung de concubinatu ^öc^fl lefenMert^, inbem
man barau0 erfl^t, bag, unter allen gebilbeten Saliern unb }u aOen
3eiten bi9 auf bie Sut^rifc^e ^Deformation b^rab, ia9 Jtonlubinat eine
erlaubte, [a, in getoiffem ®rabe fogar gefe^Iid^ anerlannte unb t)on
feiner Unehre begleitete Sinri^tung getoefen ifl, mltf^t t>on biefer @tufe
b(o^ burc^ bie Sut^erif^e ^Deformation betabgeßogen tourbe, ald loelc^e
l^terin ein SRittel me^r )ur 9?e(^tfertigung ber (S(e ber ©eiftlic^en er^^
rannte. (?. H, 659; I, 389.)
Aon^ttttiOKaiismn^) f. unter Surften: S)ie lonPittttioneDen prfkm
12 ÄontJtrfotton — Äo}>f
ftoittittfatioit, f. ©efpröd^.
fkonmttitttt.
92ur bte jltnb^eit, ntd|t ba^ 3)IannedaIteT^ t{! btc ^txi, bte @QQt
bed ©loubend ju fäctt, jumal nic^t, )oo f<^on ein früherer lourjelt; bie
gewonnene Ueber^ettgung aber, meiere emac^fene Konvertiten bot«
geben, ifl in ber 9?egel nur bie 3Ra^Ie irgenb eines perfönUc^en 3n«
tereffeS. @ben n^eit man fü^tt, bag !lDied fafl nic^t anberd fein fönne,
ttjirb ilberott ein SKcnfdj, ber im reifen Älter feine Religion toec^fdt,
üon ben äReiflen Dera^tet; gleic^mo^t legen eben biefe baburc^ an ben
2:ag, bag fie bie 9teIigion nic^t für ©ac^e vernünftiger Ueberjeugung,
fonbern hlt>9 bed frü^ unb Vor aQer Prüfung eingeimt>ften ©tauben^
polten. {% n, 351 fg.)
Aopf.
1) S3er^ä(tnig bed jtopfe« }um stumpfe bei ben Zlieven
unb beim SRenf^en.
SBä^renb bei ben Sedieren bie 3)ienf}barleit ber Srtenntnig untev bem
SQSiQen nie aufju^eben ifi, tritt bei ben Sßenfc^en fold^e Aufhebung
auSna^m^eife in ber äft^etifdien ^Kontemplation ein. 2)tefer Unter*
fc^ieb jwif^en 3Rm\ii unb S:^ier ifi äugerltc^ audgebrüdt burc^ bie
Serfc^ieben^eit bed ä3er^ältniffed bed jtopfed )um stumpf. Sei ben
unteren Silieren finb beibe noc^ ganj venoadjfen; bei allen ifl ber ftol^f
jur Srbe gerichtet, too bie Objecte beö äBiüend liegen; fetbft bei ben
oberen finb j^opf unb 9{umpf no(^ viel nte^r SineS, aU beim 9Ren'
f(^en, bcffen ^aupt bem ?eibe frei aufgefegt erft^eint, nur von ii«
getragen, nidjt i^m bienenb. ÜDiefen menfd^ti^en Sorjug fleOt im
$ö(^flen ®rabe ber «poH von SSetvebere bar. (SB. I, 209.)
2) Serl^öltnig be« Äopfe« jum i^erjen. (©.unter ©erj:
©egenfag )tt)ifd^en $er} unb Jlopf.)
3) Serl^ältnig bed Kopf e« }u ben ©enttalien. (®.@e«
nitalien.)
4) Unterfc^ieb ber ft5pfe.
OTa^iaveUi ^at 9?c(^t, toenn er, — loie f^on Vor i^m $ejtobu«
(epya, 293), — fagt: „e« giebt breierlei »öpfe: erfHtt^ fol<^e, mW
aus eigenen SRitteln (Sinftc^t unb Serflonb von ben ©ad^en erlangen;
bann folc^e, bie baS Ke^te erfennen, »enn Snbere t9 i^nen barlegcn;
enblid^ folc^e^ ivelc^e »eber 3um (Sinen, nod^ )um Snbem ftt^ig finb.''
(ü principe, c. 22.) (®, 51. fg. $. 458 fg. SR. 184 fg.)
5) SBarum eö fo ft^toer ijl, unter aufregenben Um*
fiftnben ben ftopf eben ju behalten.
9Beil ber dnteaect ein bloßer @clave unb leibeigener be^ Sßil»^
ifl unb ba§er vom SSßillen leicht bei ©eite gefd^oben tt)irb, »tttvenb er
feinerfeltö mit ber äugerften Änprengung laum vermag, ben ffl^«*
aud^ nur )u einer furjen ^aufe ju bringen, um )um Sßorte a^'
itcpnia — $tlixptt, tatptmtU 13
f onrnien, — be^^alb flnb bie Seute f o feiten unb »erben fofl nnr unter
@))Qntem, Xlirlen nnb aUenfatld (Englänbern gefunben, meldte anc^
unter ben proDocirenbflen Umfiftnben ben Stop^ oben behalten, bie
Kuffaffung unb Unterfuc^ung ber ©ad^Iage imt)erturbirt fortfe^en;
todiff9 ttma9 ganj Snbercd iß, aü bie auf ^^legnta unb ©tuntpf^eit
berui^nbe ©elaffcni^eit Dieler SDeutfc^en unb ^oOttuber. (3B. U, 238.
Sergl. auc^ Effect.)
Aopula.
a)ie «ejlimniung ber ffoj)uIa „xft — ip nid^t" if», ba« SSereint*
ober @etrenntfein )h)eier Segriffdff>^ftren aud)ubrii(fen. S)ur^ biefelbe
iß jebed ^erbunt mittelfl feinet ^articipd audbrüdbar. S)a^er befte^t
aQed ttrt^eiten im ©ebrauc^ eined Serbi, unb umge!e^rt. 3)emnad^
iß bie Sebeutung ber Kopula, bag im ©ubject bad ^räbicat mit}u«
bcnfen fei — ni^t« weiter. (S5J. 11, 114 fg.)
Aorau^ f. 3^1 am.
Aötper. fkoxfttwdt
1) 2)te ibeale t^orm unb ber reale ®e^a(t ber ftört^er«
»elt.
2)ie ft5r))er legen burc^ bie mannigfaltige Serfd^ieben^eit i^rer
Dualitäten unb beren SEBirfungen an ben Zag, bag fte nic^t blod
ibeal fmb, fonbern jugleic^ ein objectio 9tealed, ein S)iug an fic^
felbfi, in i^nen fid^ e^enbart, fo oerfc^ieben fold^ed aud^ Don biefcr
feiner Srfd^eiuung fein m5ge. ($. II, 42.) Jtein Jtör)>er fann o^ne
i^m inmo^nenbe ftrftfte fein, bie eben feine Oualitttt audmad^en.
(SS. n, 351). Straft aber an [xdi felbß iß SBiUe (SDafelbß).
Sei ber ob|ectiDeu Suffaffung ber ft9r))er»elt giebt ber duteUect
bte fttmmtlid^en t^ormen berfelben auß eigenen SRitteln, nömlic^ 3^^^
8taum unb Saufalität, unb mit btefer auij ben Segriff ber abffaract
gebadeten, eigenfd^aftd« unb formlofen SRaterie, bie al9 fotd^e in ber
(Erfahrung gar nid^t oorfommen fann. @obalb nun aber ber dnteDect,
mittelß btefer formen, unb in i^nen, einen (ßetd nur oon ber @inne4«
eiti))ftnbung auöge^enben) realen ®e§alt, b. ^. etioad Don feinen eigenen
C^enntnigformen Unabhängige^ fpürt, mli^te nic^t im SEBirfen
überhaupt, fonbern in einer beßimmten iEßirfungdart ß^ fimbgiebt;
fo iß ed 2)ied, mad er aU R^xptt, b. ^. ate geformte unb fpecififc^
beßimmte SRaterie fe^t, meiere atfo al9 ein Don feinen t^ormen Unab«
^ängige^ auftritt, b. f). al9 ein burc^aud DbjiectiDe^. $iebei ^at man
ß(^ aber }U erinnern, bag bie empirifc^ gegebene SRaterie ß^ itberaQ
nur burc^ bie in i^r ß^ äugemben Strafte manifeßirt; toie aud^ um«
gelehrt |ebe firaft immer nur aU einer 9Raterie in§ärirenb erlannt
»irb; Oeibe jufammen ma^en ben empirif^ reaten Körper aud.
SOe« empirifc^ Steole be^tttt [thodi tran^fcenbentale dbealität. 1>a9
in einem folgen empirif^ gegebenen Jt0rper, alfo in jleber Srfc^einung,
ß(^ barßeOenbe SDing an ßc^ felbß iß 9ßilte. ($. n, 113 fg.)
14 i(oTt>oiHfattoii ^ ^odmogmiie
ftatitd mtf|ttgfte mib glänjeitbfle ©runUe^e, bte t^on ber OfeedHU
bc^ Sloumed tmb ber Mo9 pff^nomznaUn djcx^tni ber Störper«
loelt finbet m fc^ou breigtg Sa^xt frü^r au9gef)>ro^en bei 3Rou'
l^ertttt«, (SB. n, ö7.)
2) 2)te Semegung ber ft5r))er.
2)er ^latonifd^e ®egenfa| jtutf^en bem ft^ t>on innen Semegenbcn
(®ee(e) itnb 3)em, h)ad bte Semegung nur t>on äugen em|)fängt
(Äörpcr) — ein ®cgenfo|, ber bi« in bie ncucflc 3*^* ^^^^^^ ^^^'
fontmt — ifl falf^, ba ed uid^t }n)ei grunbDerfc^iebene Urfprüuge ber
Semegung giebt, fonbern Seibe^, bie Semegung t>on innen nnb bon
äugen, unjertrennlic^ tfi unb bei jeber SJemegung etned Jf5rper9 }ng(ti(4
©tatt finbet. (5». 84 fg. Sergl. Setoegung.)
3) 2)ie Knfc^auung ber jtörper.
3)er ^erftanb ifl t9, ber bie (Smpfinbung beim @e^n in 9nf(|QUttng
umarbeitet unb aud ben burc^ bie (Smpfinbung gemonneneu blogen
Stächen Jibrper conßruirt, alfo bie britte !£)inten{!on ^injufUgt, inbem
er bie Sluöbe^nung ber ftörper in berfelben, in bem i^m a priori 6e»
tt)ugten 9{aume, mif äRaggabe ber 9rt i^rer @intt)ir(ung auf bo9
Singe unb ber ©rabationen bed iiäjM unb @d^atten^, catifal beurteilt.
SBft(|renb nämli^ bie Dbjiecte ben 9}aum in allen breien S)imen{ion(n
fUOcn, fönnen fte auf bad Suge nur mit jUieien ttirfen; 1>ie (Smpfinbnng
beim @e^en iß, in ^olge ber 9{atur beö Organe^, b(od f)tanimetrif<^^
nic^t fiereometrifc^. XQed @tereonietrifc^e ber Vnfc^aunng »irb tota
Serfianbe aQererft ^in)uget§an, feine alleinigen üData ^iejn finb bie
Siic^tung, in ber ba^ «uge ben ßinbrucf er^fltt, bie ©rttnaen beffelben
unb bie üerfc^iebenen 3(bfhifungen bed $eQen unb S)unfeln, »e((^e
unmittelbar auf i^re Urfa^en beuten unb monoc^ loir etfennen, oft
mir j. 93. eine ©treibe, ober eine jfugel, \>ox nn« ^aben. (@. 64.)
ftönute demanb, ber üor einer fc^önen meiten ^udfic^t fte^t, auf einen
Xugenbticf alled Serflanbed beraubt merben, fo mUrbe i^m oon ber
gonjen lludfic^t nic^td übrig bleiben, atö bie Smpfinbung einer fe^r
mannigfaltigen Slffection feiner Stetina, ben oieterlei garbenf(erfen anf
einer äRaterpalette ä^nlic^, — welche gleic^fam ber ro^e @toff x% flud
mel^enf t)or^in fein Serflanb jiene Xnfc^auung fc^f. (§. 9.)
(Ueber bie al« ftörpererf(^einung p^ barpeffenbe ©eiflerei-f^einung
f. ©eijler.)
Aotporifation, f. Setb.
Ao^mofionit.
1) Vorläufer ber ffant^Saplace'fc^en Sodmogonie.
3)te ftant-SapIace'fd^e ftodmogonie ^at bereite in ber Dorfofratifc^en
V^ifofop^ie Derfd^iebene Sorlflufer gehabt« ($. I, 40 fg.)
Ao^moloflifd^er lOcttei« — Araft - 15
2) SBo^ri^eit ber Sant'8a)>Iace'fc|(n Aodmogoiiie.
Xn bev Ktd^ttglett ber fo fd^arffinnigen, gnetfl Don Rani mb
)»IHer Don 2a)>Iace aufgefieOten Z^ovie ber Stitfle^ng be^ ^aneten«
^flem^ }u itoetfetn ifl faum mtfglid^. (SB. n, 368.) S)ie äBa^r«
d|emli(^feit biefer 2:^eorte fle^t ber ©etutf^it fe^r na^e. ($. I, 228.)
S)ie S93a§r^tt berfelben beruht nid^t alletn auf bev t)on Saf^Ioce
»rgirteit ®rutiblage be^ rttutitltd^en Ser^ttftmffeö, bag näm(i(i^ 45
9BeItr5r))er fttmmttt^ nac^ einer Kic^tung circuliren unb juglet«!^ mdf
eben berfetben rotiren; fonbern fte ^at eiue no(^ fefiere @tü^e an bem
jeitHd^en Ser^ältntg, »el^e^ bur^ ha9 erfie unb britte ftet^pterf^e
®efe6 au^gebrücft toirb. ($. U, 144 fg.)
3) ^toti meta))^9ftfc^e Setrad^tungen, jn benen bie*
felbc Xnlog gtebt.
SDie ftant'$a))lQ€e'fd^ fto^mogonie gtebt gu jioet metot^l^fifd^en 8e*
trod^tungen Snlag. Srfitid^ ju ber, ba§ im 9Befen aller 2)inge eine
teivunberungdtoürbige 3i<f<^i>>^^f^^^""8 ^^ toirTenben mit ben
3 wedurfa^en begrünbet ip. {% TL, 148 fg. 154. 2B. II, 368 fg.);
jtoeiten^ bie, bag eine nodf fo toeit reid^enbe pl^^fifc^e SrHttrung ber
Sntfh^ung ber SBelt bennoc^ nie ha9 Serlangen nac^ einer meta«
p^^fif^en auf^ben, ober bie ©teile berfelben einnehmen fann, ba,
je »eiter man ber (Srfc^einung auf bie ^pwc gefommen ifl, man
befto beut(i(^er merft, bag man ed nur mit einer fold^en unb nic^t mit
bem ffiefen ber !Z)inge an fl^ fettfl ju t^un ^at. (^. II, 149—152.
SB. n, 191 ff. SergU ani) «ntinomie.)
Aa$tt0lO0ifd)tr BmM^ M SDofein« ®otted. (@. unter ®ott:
bie 8eioeife fUr ba« ÜDafein ©otte«.)
Araft.
1) Unterfd^ieb jtoifc^en ftraft unb Urfad^e.
dn Solge ber }u loeiten Saffung be^ Segriffed Urfad^e ^at man
mit bemfeloen ben Segriff ber ftraft t>txtotif\th; biefe, Don ber Ur«
fad^ böOig oerf (Rieben, ifl jeboc^ SDa6, ma^ jeber Urfac^ i^re (Sau«
falitttt, b. ^. bie iDlbgtid^feit )u ivirfen ert^eitt. (Sd ifl unmi^glid^,
mit feinem Denfen im ftlaren )u fein, fo tauge barin i^raft unb
Urfac^c ni^t aM D50ig oerf^ieben beutlid^ erlannt merben. (SB. II,
51.) S)ie ifräfte finb !Da9, Dermi^ge beffett bie Seränberungcn, ober
SBirfungen, über|aut)t möglich finb, 2)o^, toa9 ben Urfad^en bie (Sau*
faßtSt, b. i. bie Sä^igfeit )u mirfen, aQererfl ert^eitt, Don mc((^em fie
alfo biefe b(og }ur Se^n ^ben. Urfac^e unb SBirhtng finb bie ju
not^ivenbtger ©uccefflon in ber S^it Dfrfnttf)ften Serflnberungen;
bie Sßatnrlräfte hingegen, DermVge metc^er aöe ttrfa^en mivfen, ftnb
Don ädern ffiei^fel angenommen, ba^er in biefem Sinne auger aQer
3ett, eben be^^alb aber flet^ nnb überall Dor|anben, aügegenmttrtig
nnb unerf(^b)>fli(i^, immer bereit, flc^ 2^ ttugem, fobalb nur, am
8eitfaben ber (SaufalitSt, bie ®e{egen^it baju eintritt. 2)ie Urfac^e
16 traft
iß aUtmal, tote auc^ t§re SEBitTung, ein (Singelned, eine einjebe 8er«
änberung; bie 9{aturfraft hingegen ifi ein SQgemeined, Unberönberti^e«,
gu aUer Seit unb überatt »or^onbene«. (@. 45. SB. 1, 157—163.)
3)ie Sxa^t ift bie not^menbtge Soroudfe^ung aOer ötiologif^en Sr«
fl&ntng. (äß. I, 133. SSergl. auc^ Sletiologie.)
Urfac^ [otoo^t atö äBirlung iß Buf^n> ^on üRaterie. Sraft
ifl Urfac^, fofern fie unbelannt ifl, b. ^. ni^t meiter ate S9i$irlinig
einer tinbern Urfo^ erfiftrt toerben lann. ($. 122.)
2) Unjertrennlid^Ieit t)on Kraft unb @toff.
SSeil bie Wlakxit bie ©ic^tbarleit bed SiDen«, jebe Jhoft ober an
ft(^ felbfl SBiDe ifl, fonn feine Jtraft o^ne materieQed ©ubftrat auf«
treten, unb umgele^rt lein ftör))er o^ne t^m intoo^nenbe Strafte fein,
bie eben feine Qualität ausmachen, ftraft unb ®toff finb unjcT'
trenntic^, »eil fie im ©runbe @ine^ fmb; ba, mt Rani barget^an ffit,
bie Sßaterie felbfl und nur aü ber Serein jiueier jhräfte, ber i^'
))anrtond^ unb Sttractiondfraft gegeben ift. (3B. n, 351 fg.) ÜDo
jebe 9{aturfraft Srfc^einung bed SBiOend unb bie ST^aterie bie ®i(^t'
barfeit bed 3Biaend ift; fo folgt, bag feine Kraft o^ne materitae«
©ubflrat auftreten, mithin aud| feine Kraftäugerung o^ne irgenb eint
materielle 93erdnberung üor fl4 ge^en fann. 3)ie0 ftimmt }u brr
Se^auptung M QooiitmiUx^ Sie big, bag jebe 9)?udfe(action, [a jebcr
©ebante im ©e^irn, t)on einer d^emif^en @toffumfe|ung begleitet fein
muffe. ($. II, 114.)
3) 93ebeutung bed Xudbru(f9 „lebenbige Kraft".
(£rft in ber S9ett)egung »irb bie Kraft ber SRaterie glet^fam
lebenbig; ba^er ber Sudbrucf lebenbige Kraft für bie Kroftäugerung
ber bewegten SKaterie. (SB. H, 59.)
4) 3urti(ffü^rung ber Kraft auf SBille.
S)er SBille ifl ed, ber in ber erfenntniglofen 97atur {i(^ barjieQt
ate 9{aturfraft, §ö^er hinauf aM Sebendfraft, in S^ter unb
SRenfc^ aber ben ^amtn SBillen erhält. ($. U, 98.) Siö^er fub«
fumirte man ben93egriff äBitle unter ben Segriff Kraft, ed ifi'aber
gerabe umgefe^rt iebe Kraft aü SBiOe }u benfen. !Z)ie Surüctfü^rung
ber Kraft auf Sitte ifl Don grögter äßi^tigteit. ÜDenn ber Segri^
äBille ifl ber einjige, welcher feinen Urfprung nic^t in ber 6t'
fc^einung, nic^t in bloger anfc^auli^er SorfieOung ^at, fonbem au9
beut dnnem fommt, an9 bem unmittelbarßen Setuugtfein eined deben
^eruorgc^t. gurren wir ba^er ben Segriff ber Kraft auf ben be4
SBillend gurücf, fo §aben wir in ber St^at ein Unbefonntere« auf ein
ttueubli^ Sefanntereö, \a auf bad einjige und unmittelbar unb gon]
SBefannte }urü(fgefü^rt unb unfere (Srfenntutg um ein ©roged erweitert,
©nbfumiren wir hingegen, wie bid^er gef d^a^, ben Segriff äBiHe
unter ben ber Kraft; fo begeben wir und ber etnjigen unmittelbaren
Srienntnig, bie wir Dom tnnern SEBefen ber SBelt ffahtu, inbem wir pe
Kraftgeffil^t — ihronr^eit 17
ttitterge^n (äffen in einen au0 ber Srfc^einung abfiro^irten Segviff,
mit toeld^em ton bo^er nie über bie Srfd^einnng ^inaudfönnen.
(SB, I, 133.)
Araftgtfül)!.
(Es gtebt eigentlid^ gar leinen ®enug anber^, atö im ®ebrau^
unb ®efü§( ber eigenen £h:äfte, unb ber größte @^nier) ifl mo^rge»
nommener ÜRangel an Gräften ^ nio man i^rer bebarf. (SB. I, 360.)
Arampf.
!Z)ie kämpfe unb SonDnIftonen aQer 9[rt gehören }u ben mimU-
fürlic^en 93eh)egungen pat^ologifd^er S(rt. (@. unter Semegung:
Unterfc^ieb ber unmiUfUrtic^en unb niOfürli^en 39eh)egungO SQe
Ürttmpfe flnb eine SRebeOion ber ÜterDen ber ©lieber gegen bie @ou»
Deränitftt bed ©e^imd; hingegen ftnb bie normalen Steße^betnegungen
bie legitime %utofratie untergeorbneter Seamten. (9B. II, 291.)
lltantolo0ie^ f. ®^ttbe( unb (S^äbelle^re.
Araniit)tit.
1) 2Befen ber ßranf^eit.
ÜDie in ber neuefien 3^^^ enblid^ geltenb genmd^te p^^fiatrif^e
SbtP^t, xotli)tt infolge bie ^anf^eiten ein $eiIpro€e§ ber 9^atur finb,
ben {ie einleitet, um eine irgenbmte im Drganidmud eingeriffene Un«
orbnung burc^ Uebenoinbung ber Urfac^en berfetben )u befeitigen,
geminnt i^re ganje Stationatität erft ))on bem ©tanbpunft ava, mldftx
tu ber Sebendtraft, bie ^ier a(d vis naturae medicatrix auftritt, ben
SBilten erlennen läßt, ber im gefunben Buß^"^ ^^^^ organifc^en
Functionen )um ®runbe liegt, je^^t aber, bei eingetretenen, fein ganjed
SEBerf bebro^enben Unorbnungen ftc^ mit bictatorifi^er ®eh)a(t betreibet,
um burd^ gan} augerorbentli^e SRagregetn unb völlig abnorme
Operationen (bie ftranf^eit) bie rebeUifd^en ^otenjen ju bftmpfen unb
aOed in« ®Ieid jurücfjufü^ren. SDag hingegen ber SBille fe(b|t
frant fei, loie »ranbi« fagt, iß ein grobe« aßißüerftänbnig. (S. II,
295.) 2)ie ffranf^eiten fmb eigentlich nur ba« SDtebicament ber vis
naturae medicatrix. ($, II, 184 fg.)
2) 2)ie $eilarten. Sorjug ber 9?atur^eitung Dor ben
ftunß^eilungen.
2)em ftranI^eit«proce§ arbeitet bie 90opat^ie, ober Snantiopat^ie,
au« oDen S(rttften entgegen; bie ^omoiopat^ie i^rerfeit« trautet i^n ju
(efd^Ieunigen, ober }u Derflttrfen; menn nic^t etn^a gar, burc^ Jlariliren
bejfetbeu, i^n ber ißatur }u t)er(eiben; tebenfaU«, um bie überaQ auf
jebe« Uebermag fo(genbe 9{eaction ju befc^Ieunigen. Scibe bemna(i^
»ollen e« beffer oerfte^en, al« bie 97atur felbfi, bie bo^ getoig fomo^I
ba« Wiaa% aU bie 8{i(^tung i^rer $ei(met§obe fennt. SDa^er ift r>\tU
me^r bie $^^fiatrif in aOen ben gSUen in empfehlen, bie nid^t ju
e<^open^aMcr'8(iifon. ii. 2
18 Ärebit — Äricg
ben 9(udna^men gehören« 92ur bie $et(uugen, toe^e bte Statut {dbji
unb au9 eigenen iDtttteln gu @tanbe bringt, ftnb grünbUc^. 3)ie
Heilmittel ber aterjte ftnb meiflend blod gegen bie ©^mptome gerichtet,
ate meldte fte für bad Hebet felbfl galten; bo^er »ir na^ einer {olc^en
Heilung und unbe^agtid} fügten. Sä§t man ^inge^en ber 3latxct nttr
3eit; fo üoObringt ^e aDmatig felbß bie Heilung, nad^ tuel^er iDtr
aldbann und beffer beftnben, atö bor ber ^anl^eit. 2)a§ t9 SuS*
nahmen giebt, atfo %W[t, too nur ber S(r}t Reifen lann, ift }U)ugeben.
916er bei iBeitem bie meiflen ©cnefungen finb 6(od bad 9Beit bet
SRatur, filr njelc^e« ber Sfrjt bie Seja^Iung einpreic^t. (% II. 185 fg.)
ÄteDrit.
iBeilanb h)ar bie Hauptflü^e bed Xijtont^ ber ©laube; ^eut ju
2:age ift ed ber ärebit. ftaum mag bem $a)){te felbfl bad Sutrouen
feiner ®(ftubigen me^r am ^txim liegen, a(d ha9 feiner ©täubiger.
Seitagte man e^ematd bie @^utb ber SEBett, fo fie^t man je^t mit
©raufen auf bie @d^utben ber äBelt unb, toit e^emald ben iüngfien
S^ag, fo prop^ejeit man je^t ben unit)erfellen ©taatdbanirott, \thoi\
ebenfalls mit ber juberft^ttid^en Hoffnung, i^n nid^t felbft ju erleben.
(?. n, 276.)
1) SDer Ärei« at« S^mbot ber 3?atur. (©. unter SRa»
tur: S)er ßrciötauf ber 3?atur.)
2) 3)er ftreid aU Wl'ititl iVLx Seranfc^auttc^ung ber
S3egriff«f))^ären. (®. unter »cgriff: ©egrifföf^ören.)
Araij^ f. S^riftent^um.
1) Urfprung be« Ärieged.
3tt)ifd^en bem Sßirlen ber fc^affenben 97atur unb bem ber 3Renf(^en
iß eine eigent^ümtic^e, aber nid^t jufäQige, fonbcrn auf ber ObentitSt
bed SBiDend in beiben beru^enbe ätnatogie. Stac^bem, in ber gefammten
t^ierifc^en 92atur, bie bon ber ^ftanjentoett {e^renben Siliere aufgetreten
xoaxcn, erfd^ienen in feber St^ierllaffe, not^menbig 3ule(^t, bie 9taubt^iere,
um bon ienen erßeren, aU i^rer 93eute, ju teben. Sbenfo nun, na^*
bem bie iDtenfdden, e^rtid^ unb im ©d^meige i^red Sngeftc^td, bem
Soben abgewonnen ^aben, Xüa9 )um Unterhalt eined Sollet nöt^tg ifir
treten aQemat, bei einigen berfetben, eine älnja^I äßenfc^en jufammen,
bie, Patt ben ©oben urbar ju machen unb oon feinem Srtrag )u teben,
eö öorjie^en, i^re ^ant ju SKarfte ju tragen unb Scben, ©cfunb^eit
unb f^ei^eit auf 9 ©piet ju fe^en, um über bie, loetd^e ben reblid^
ertoorbenen Sefii^ innehaben, lerjuf alten unb bie ^üc^te i^rer Strbeit
fl^ anjueignen. S)iefe Staubt^iere bed menfd^tid^en ®ef(^Ie(^td finb
bie erobemben Sötler; ba^er §at Sottaire Stecht }u fagen: Dans toates
les guerres il ne s'agit que de voler. (^. H, 259.) 2)er Urfpruttg
Ärtmittonobej — Äritif 19
atted »ricgcö i|i 3)ic6c«9elüfl. flJ. n, 480.) goji attc Äricgc flnb
im ®runbc Waubjüge. (?. I, 484,)
2) 3)te im Kriege jur (Srfc^einung fotnmenbe Sri«.
(©. gri^O
llriminalkoDreir, f. unter ®€fe|: 3we(f ber ®trofgefe|e unb Sor«
audfe^ung berfelben.)
llniin$mtt$.
1) SDer firtticidmud im 9(Igemeinen.
Die $^t(ofo))^ie aller QüUn fc^tutngt, loie ein $enbel, ^in unb ^er
jioif^en S^ationali^mnd unb dllumini^mud, b. ^. jmifc^en bem
©ebrou^ ber objecttoen unb bem ber fubjectiDen (ErlenntnißqueOe.
SDer Slationalidmud nun, midjtt ben urfprünglid^ jum SDienfie
bed SBiltend olletn befHmmten unb be^^alb nac^ äugen gerichteten
dnteHect }um Organ ^at, tritt }uerß ald 3)ogmati«mud auf, aU
loel^er er ft^ bur^au« obiectiD Der^ält. 3)ann h)ed^felt er ab mit
bem ©lepticidmud unb h)irb in t$oIge ^iet)on ^ule^t ftriticidmud,
loelc^er ben ©treit burc^ SSerücffid^tigung M ©ubjiectd 3U fc^Ii^ten
unternimmt. ($. II, 9.) (Ueber ben ©egenfa^ }h)tf(^en ftritici^mud
ttnb ÜDogmati^mud üergL Dogmatismus.)
2) Der Jtant'fc^e ftriticiSmuS.
Die ftanff^e fritif^e $^iIofot)^ie l^at ju ber $^i(ofo))^ie feiner
Sorgfinger eine breifa^e 9e}ie^ung: erßcnS, eine befitttigenbe unb er«
meitentbe )u ber Socfe'S; jmeitenS, eine berid^tigenbe unb benu^enbe
3u ber $ume'0; brittenS, eine entfc^ieben polemifc^e unb jerflörenbe
3ur Seibni^'SSoIftf^ett ^^Uofop^ie. Der ®runb}ug unb baS ^aupt«
Derbienfl beS ftanffd^en ^riticiSmuS iß bie Unterf^eibung ber (Sr<
f(^einung üom Dinge an fid^, a(fo bie Se^re t>on ber gänglid^en
Diüerfitftt beS dbealen unb 9tealen. Die beutlic^e (Erfenntnig unb
ruhige, befonnene DarfieDung ber fd^on bor $ant bon $(aton unb in
ber iubiff^en l^e^re bon ber Tlaya m^t^ifc^ auSgefprod^enen, träum«
ortigen Sefc^affen^eit ber fSklt ifl eigentli^ bie 8afiS ber ganjen
ftantifd^en ^^itofop^ie, ifl i^re ©eele unb i^r allergrSgted Serbienfl.
@ie jetgte, bog bie @t\t^t, totlijt im Dafein, b. ^. in ber (Erfahrung
überhaupt, mit unberbrü^Iic^er iRot^toenbigfeit ^errfd^en, nic^t anju«
»enben flnb, um baS Da fein felbfl abjuleiten unb }u erKttren, bog
alfo bie ©ültigleit berfelben boc^ nur eine relatibe ifl, biefelben
folglid^ nic^t, toit alle frühere occibentalifc^e $^i(ofot)^ie n)S^nte, ehiige
ffla^r^eiten (aetemae veritates) fiub. (SB. I, 494—499.)
ftritik.
1) Sebingung ber SBirIfamleit ber j^ritil.
3Bie eine Strjnei i§ren ^totd xiidji enoirlt, toenn bie DoflS )tt flarl
geioefen; ebenfo ifl eS mit @trafreben unb Stritifen, toenn ^e baS
ÜRoag ber ®ere(^tiglett überfc^reiten. (% U, 488.)
2»
20 Är#att
2) ©cltcn^cit bee fritifd^en ©cifleö unb ber borou«
entf))rtngeitbe Uebeißanb.
3)ct Unflcrn für flcifHge SJcrbienflc ift bic (Seltenheit ber Urt^eitt'
froft. Unterft^eibungööcrmöflen, esprit de discernerent, baran gebrid^t
t9. 3)te 9}letßen koiffen ntc^t bad Siechte t>om Unarten, nic^t ben
$ofcr Don ber ©pre«, nid^t ba« ®oIb öom Äupfer ju unterfd^eibcn
unb nehmen nic^t hm weiten flbfianb toaf)x jmifc^en bem gemö^nlic^en
ffopf unb bcm fettcnjlcn. S)q« Stcfuttat bauon ifl ber Ucbefponb ber
fc^mercn unb fpäten Sriennung unb Snerlennung be^ !(ed|ten unb
«ortrcp(^cn. (?. H, 488 ff.)
3) SDünlel ber ftritifer.
Äritilcr gicbt t9, bereu Ocber ucrmeint, bei i^m pänbe e«, waö ini
unb ttjoö fdjtcc^t fein foHc; inbem er feine Äinbertrompete für bie
?ofaune ber gamo §ält. {% II, 488.)
1) Sinfac^^eit ber Sebendäugerung bed Jtr^flaU^.
Die öerf(^iebcnen Sbcen, meiere bie Dbiectitöt beö SEBiffen« in ber
9?atur ou«ntQ(^en, toffen fid^ alö einjelne unb an flc^ einfache SBillen^
octc betrad^ten. 9tun behält, ouf ben niebrigflen ©tufen ber Dbjectitiü,
ein folc^er Slct (ober eine Obce) a\x^ in ber Srfdjcinung feine 6in§eit
bei; wä^renb er ouf ben ^ö^ern ©tufen, um gu erf feinen, einer gonjen
9tet^e Don Buf^^^ben unb (Sntn)i(f(ungen in ber 3^it bebarf, totli^t
ade }ufammengenommen erfl ben Su^brudt feinet äBefend oollenben.
©0 j. 95. (|at bie Obce, mel^e fi(^ in irgenb einer ongemeinen SBatur*
fraft offenbort, immer nur eine einfo(^e äeußerung, toenngleic^ biefe
nod^ aMooßgobe ber äußern SSer^öItniffe ft^ oerf^ieben borfltHt
@benfo ^ot ber Jfr^floQ nur eine Seben^öugerung , fein 8lnf (Riefen,
»eld^e nad^^er on ber erftorrtcn gorm, bem ?ei^nom jene« momentanen
Sebend, i^ren DöQig ^inreic^enben unb erfc^öpfenben ^u^brud ^ot.
©^on bie ^flonje hingegen brüdtt bie Obee, bereu ©rfc^einung ftc i%
nid^t mit Sinem SÄoIe unb burc^ eine einfo^e Sleugerung au«, fonbern
in einer ©uccefjlon öon Cntmidtlungen i^rer Drgone, in ber 3^^-
(9B. I, 185.)
2) Die grftarrung be« Är^flotl« im SWomente ber
Setuegung.
Om SCnf^iegen be« ftr^flall« fe^en loir gleidjfom no^ einen Xnfa^f
einen Serfu^ jum Sieben, ju toeid^em e« jeboc^ nic^t fommt, toeil bie
glüffigfcit, ouö ber er, gleic^ einem !?ebenbigen, im tfugeublirf JP^^
Setoegung befielt, ni^t, ttjie jlet« bei biefem, in einer ^aut einge*
fd^loffen iji, unb er bcmnoi^ »eber ®efä§e ^ot, in benen jene S«*
h)egung fl^ fortfe^en fönnte, nod^ irgenb etmod i^n Don ber atugcntoeU
obfonbert. S)of}er ergreift bie (grfiarrung aföbalb jene augenblicfli^*
Semegung, Don ber nur bie ©pur aU ftr^fiaO bleibt. (3B. II, 336.)
Äunbe — Äunji 21
!2)er ftr^fioO ifi eine Stn^eit \>t9 Strebend nac^ befiimmten 9{ic^«
tungen, t>on ber Srflarrung ergriffen, bie beffen ©pur bleibenb ma^t.
(333. I, 157.)
3) Onbiüibualität be« Ar^ßalU.
3m unorganifd^en Steige ber Statur k)erf(^toinbet aUt Onbioibuatität;
bloö ber Jh^fiaQ iß noc^ gemtffemtagen aU dnbiDibuum anjufe^en.
®ic Onbiöibuen berfelben ©attung t)on Är^floUcn fönnen aber feinen
anbem Unterfd^ieb ^aben, ol« ben äugere äufälligfeiten herbeiführen;
man !ann fogar {ebe ®attnng nad| 93elieben }u großen, ober Keinen
Är^jlatten anf (Riegen ma^en. (SB. I, 157.)
ftunlrt, f. Sinfid^t.
Aunft.
1) Urfjjrung unb S^^edf ber ffunfl.
3)te SBiffenfc^aften ge^en bem ®a^ t)om ®runbe in feinen ber-
fd^iebenen ©eßaltungen nac^ unb i^ X^tma bleibt bie (Srfc^einung,
beren ©efe^e, 3ufA°i>n<n§QnS ""b baraud entfte^enbed Ser^ättnig. 3)ie
ftunft hingegen, bad Serf beö ©eniud, betrachtet bad auger unb un«
abhängig oon aDer 9{e(ation befleljenbe, aQein eigentlid) SEßefentlid^e ber
9BeIt, ben Xüaf)xtn ©e^alt i^rer (Erf Meinungen, bad feinem SBec^fel
Unterttiorfene, bie dbeen. @ie loieber^olt bie bur^ reine (Sontem))Iation
aufgefagten eh)igcn dbeen. O^r einjiger Urfprung ifi bie Srfenntnig
ber dbeen; i^r einjiged 3'^^ iD7itt(|eiIung biefer Srfenutnig. 3Bir
fdnnen fte gerabeju be^eic^nen aU bie Sctrad^tungdart ber 3)inge
unabhängig oom ©age bed ©runbed, im ®egenfa| ber gerabc
biefem nac^ge^enben SSetrac^tung, »eld^e ber SEßeg ber (Erfahrung unb
SBiffenfd^aft ip. (SB. I, 217 fg.; n, 414. %ll, 449 fg. $.302.)
^mä ber jtunfl ifl bie (Srtci^terung ber Srfenntnig ber dbeen ber
aBelt (im ))(atonif4en ©inne). (393. U, 464.)
!Die fiunfi iß, ba bie dbee i^r ©egenflanb ifl, nic^t Stac^a^mung
ber Statur, bed SBirRid^en, fonbern fte übertrifft bie 9{atur, inbem
ber ßünfiter burc^ Snticipation beffen, load bie 9iatur barjußeQen
ft(^ bemüht §at, burc^ (Srfenntnig ber dbee im einjelnen Dinge, bad
©d^öne fc^aut, fo »ie ber 3)ic^ter bad S^arafteriflif^e. (23. I,
261—263. $. 364— 368. — »crgl. «nticipation.)
2) S)a« Dbiect ber Äunfl, bie Obee. (©. 3bee.)
3) 2)ad ©ubjlect ber ftunfl, bad ®ente. (©. ®enie.)
4) Sertoanbtf^aft ber Jtunfl mit ber ^^ilofop^ie unb
Unterf^ieb beiber.
92i(^t blod bie ^^ilofop^ie, fonbern auc^ bie frönen ftünfle arbeiten
im ®runbe barauf ^in, bad Problem bed Dafeind 2u löfen. S)enn
ha9 tta^re SBefen ber 3)tnge, bed Üebend, bed 3)afeind §at allein
dntereffe für ben t)on ben B^^den M 393iQend frei gemq^benen dnteQect.
22 itanfl
2>e^^Ql6 tft bad Srgebnig ieber rein obiecttoen, alfo auif jeber lünfl«
lerifd^en 9uffaffung ber 2)tnge ein Hudbntd tne^r k)om äBefen be«
Sebend unb 3)afetnd, eine Xnnoort me^r auf bte Srage: „Wa9 t{l
bad Seben?" W)tt bte Sünfie reben nur bte natoe unb finbfi^e
@))ra^e ber Sfnfd^auung, nid^t bte abftracte unb emfle ber 9tt»
fle^ion; t^re XntiDort tfl ba^cr ein flü^tiged 9ilb, nic^t eine bleibenbe
allgemeine Srfenntnig. @te gen)ä^ren immer nur ein f^ragment, ein
8eif))iel, ftatt ber 9{egel, ni^t bad ©anje, aM melc^e^ nur in ber
Snigemein^eit bed Se griffet gegeben merben lonn. %\ix biefen ba^er,
alfo für bie 9{efIe^ion unb in abstracto, eine eben be^^alb bleibenbe
unb auf immer genilgenbe Seantoortung iencr ^age ju geben, — ifl
bie Aufgabe ber $^i(of9p^ie. (9B. n, 461 fg.) dn ben SBerlen ber
barfteOenben jhinfie ifl juiar alle Sßeid^eit enthalten, jebod^ nur vir-
tualiter ober implicite; l^ingegen biefelbe actutJiter unb explicite ju
liefern ifl bie ^^ibfop^ie bemüht, meldte in biefem @inne fic^ }u jenen
Der^ält, »ie ber SBein )u ben ICrauben. (3B. n, 463.)
5) ®egenfa| jmif^en ftunfi unb ©efc^id^te.
ÜDer ©toff ber Äunp ifl bie 3b ec, ber ©toff ber SEBiffenf(^oft ber
Segriff. Seibe ftnb a(fo mit 2)em befd^äftigt, toa^ immer ha ifl
unb fletd auf gleid^e SEßeife. S)a^er eben ^aben Seibe e9 mit Dem
JU t^un, xoa§ $(ato au^fc^Iießlid^ ate ben ©egenflanb loirRi(^en
SBiffend auffleQt. 2)er ©toff ber ©efd^i^te hingegen ifi ba« (Ein)etne
in feiner Sinjeln^eit unb 3"f^Qi9'eit, mad (Sin 9Ra( iß unb bann
auf immer nid^t me^r ift, bie t)orüberge§enben Verflechtungen einer
n)ie SBoIfen im 9Binbe bemegli^en 9)7enf(^entoeIt, n>elc{)e oft bur^ ben
geringfügigfien S^^aU gau) umgeflaUet loerben. (Sß. II, 503.)
3n ber ffunft gilt nur bie innere SebeutfamTeit; bie öugere gilt
in ber @ef(^id(|te. Seibe finb DöIIig unabhängig t)on einonber, fSnnen
gufammen eintreten, aber auc^ jebe allein erf feinen. Sine für bie
®ef(^i(^te ^öc^ft bebeutenbe, b. ^. eine in Sejie^ung auf bie Solgen
mic^tige ^anblung fann an innerer 8ebeutfamfeit, b. §. in 9e}ie^nng
anf bie Siefe ber @inrt(^t in bie 3bee ber SRenf^^eit, toelc^e fie
eröffnet, eine fe§r aOtftglid^e unb gemeine fein, unb umgefe^rt fann
eine ©cene and bem aMglid^en Seben t)on groger innerer Sebeutfamleit
fein. (SB. I, 272. 288 fg.)
6) 2)ad angeborene unb bad (Ertoorbene in ber JtunfL
3)er ftilnfller lügt und burc^ feine 9ugen in bie 3BeIt blidm.
Dag er biefe Xugen ^at, baß er iaS SEBefentlid^e, auger aOen %<*
lationen $!iegenbe ber 2)inge erlennt, if) bie ®abe bed ®eniu9, bad
angeborene; bag er aber im ©taube ifl, and^ und biefe ®abe )u lei^r
und feine Saugen aufjufe^en, bied ifl bad (Ermorbene, bad S^ec^ntfi^e
ber »unfl. (SB. I, 230.)
7) 2)ie beiben (Extreme in ber 9{ei^e ber fünfte.
3)ie OueOe bed äfl^etifc^en ®enuffed liegt balb me^r in ber S»f'
faffung ber erTannten dbee, batb me^r in ber ©eeltgfeit unb @eifhdni$<
Äunfl 23
be^ Don aOem SBoIIen unb feiner $ein befreiten reinen &ttnntn9, unb
iiDOX ^ängt bied Sor^errf(i^en bed einen ober bed onbern Seflanbt^eitt
be« äß^ettfc^en ©enuffe« baoon ab, ob bie tntuitio aufgefaßte dbee
eine ^ö^ere ober niebere ©tufe ber Obiectität bed SBiOend ift. 3)a6er
iß bei 9etrad|tung ber SBerle ber frönen Saufunß ber ®enug bed
reinen teiHenlofen (Erlennend übermiegenb, teett bie ^ier aufgefaßten
dbeen nur niebrige ©tufen ber Obiectitttt bed Sßillend, ba^er nic^t
Srfc^einungen Don tiefer SSebeutfamfeit unb Dielfagenbem dn^alt finb.
hingegen befielt, toenn X^iere unb SRenfd^en ber ©egenjlanb ber
äfl^etifc^en S)ar{teaung finb, ber ®enug me^r in ber objectioen Stuf«
foffung biefer dbeen, toeld^e bie bebeutfamflen unb bie beutlic^flen
Dffenborungen be« SBitten« flnb, (3B, I, 250 fg.) 3n biefer {linfl^t
bitten 9rd)itectur unb 3)ranta bie beiben S^treme in ber Steige
ber f(^5nen fünfte. 3)ort übcrh)iegt toegen geringer obj[ectioer Se«
beutfamteit ber offenbarten dbeen bie fubjectibe ©eite, ^ier Ifingegen
toegen tiefer Scbeutfamleit ber jur (Erlenntni§ gebrachten Obeen bie
objectiüc ©eite be« äp^etifc^en ©cnuffe«. (SB. I, 255.)
8) $)o^er fficrt^ unb SBic^tigfeit ber Äunfl.
S)ie gefammte ftd^tbare Sßelt i{l nur bie £)bjiectioation, ber ©piegel
be« Sinen9, ju feiner ©etbfterfenntnig, la jur iDtöglic^fett feiner (Sr«
I5fung i^n begleitenb, unb juglei^ i|t fte, toenn man fte a(^ 993elt ber
SorfteQung abgefonbert betrachtet, inbem man oom äBoQen lo^geriffen,
nur fte allein bad 93etoußtfein einnehmen lägt, bie erfreulid^fte unb bie
aDein unfc^ulbige ©eite bed Sebend. 3)er |o^e äEBert^ unb bie 3Bi^«
tigfeit ber Sun^ befielt nun barin, bag fte, aU bie ^b^ere ©teigerung,
bie ooDfommnere Suthiidflung Don allem iDiefem toefenttic^ eben bad
(Selbe, nur concentrirter, ooQenbeter, mit Sbflc^t unb 93efonnen^eit,
leifiet, »ad bie fic^tbare SBelt felbft, unb fte ba^er, im Dollen ©inne
\>t9 3Borted, bie Stütze be« bebend genannt loerben mag. (SB. I, 315.)
ÜDie fünfilerifc^e (£ontem))Iation §at fi^on Analogie unb fogar Sertoanbt'
fci^aft mit ber Verneinung bed SEBiÜend }um Seben, »eil in i^r bad
Hccibenj (ber dntellect) bie ©ubftau} (ben SiOen) bemeiflert unb auf«
^ebt, »ennglei^ nur auf eine furje Seile. (2B. II, 420; I, 316.
^. 399. 8K. 275. — Sergl. and) unter ®cnie: Da« ®enie in
et^ifd^er $inftc^t.)
9) ®egenfa^ jtoifd^en ben nü^Iic^en unb ben fc^bnen
ftünflen.
Die SDtutter ber nü^Iic^en ftünfie ifl bie 92ot^; bie ber fc^Bnen ber
Ueberflug. B^ni ^^^^^ U^^^ K^e ben Serfianb, biefe bad ®eme,
toelc^e« felbft eine Srt Ueberflug ifl, nttmtic^ ber ber (Srfenntnigiraft
über ba« }um ÜDienfie be« SBiDend erforberli(|e SDIag. (3B. U, 466.)
Die 9toOe ber mannigfaUigen Stutnen }mifc^en ben 3(e§ren tra«
genben $a(men im Jfornfelb ift bie felbe, »eld^e bie $oef{e unb bie
fc^önen ftttnfle im ernfien, nü^ti^en unb fmc^tbringenben bürgerlichen
24 Äun|lJ)robnct — Äunflwct!
Seben ff)ie(en; halftx fie aU ®tnn6i(b btefet betrachtet toerben f5nnen.
(% II, 684.)
(lieber btc einjelnen fd^önett ßünfie: Saulunfl, ©artenlnnfl,
@cttlptur, SDlaUxti, 0oefie unb SRuftl fle^c biefe artilel.)
ftunflprolruct^ f. 9rtefact
ftun^ttiebt, f. dnflinct.
1) 2:enben} bed Sunßtoerf^.
Oebed ftunfitoerf tfl eigentlid^ bemüht, und bad Seben unb bte
^inge fo in geigen, tute fte in SBa^r^eit ftnb, aber, burd^ ben 9{ebet
objiecttoer unb fubj[ectiüer BufäQtgleiten ^inburc^, nid^t ton Oebcm
unmittelbar erfagt »erben lönnen. 2)iefen 92ebel nimmt bie ftunfl
^intoeg. (SB. II, 462.)
2) ftonce))tion bed ftunfltt)erld.
a) Ser^ältnig bed Objiectd }ttm ©ubjiect in ber
fionception.
2)er 9udbrud( „ ^onceptton " für ia9 @ntfle^en bed ®runbgebanfend
ju einem Äunftocrfe ijl fe^r treffenb; benn fie ifl, »ie gnm Entfielen
beö ilRenfd^en bie B^uflung, bad 2Be[ent(i(^fle. S)ad Obj|ect übt gleic^*
fam a(9 älßönnUc^ed einen beflänbigen S^S^nS^^^^ ^uf ^^^^ ©ubiect
atö SBeiblic^ed aud. 2)iefer »irb j[ebo(^ nur in einjelnen gtttd((t(|en
ä(ugenblid(en unb bei begünfligten ©ubjecten frud(|tbar. Unb eben auc^,
n)ie bei ber pl^^flfc^en B^^S^^Sf ^^"9^ ^^^ ^ruc^tbarleit Diel me^r bom
loeiblid^en, ald Dom männlid^en it^eile ab; ifl j[ener (bad ©ubjlect) in
ber }um (£mt)fangen geeigneten ©timmung, fo mirb fafi j[ebed je^t in
feine Spperception faQenbe Object anfangen, }u i^m ju reben, b. ^.
einen lebhaften, einbringenben unb originellen ©ebanlen in i^m jn
erjeugcn. ($. n, 460 fg.)
b) Ser^ältnig ber Sonception jur Sludfü^rung bed
ftunflmerld.
(Sine rein objectiDe, Dom SßiOen unb feinen Qtotdm freie Sluffaffung
mug ed aOemal fein, meiere ber ^onception, b. i. ber erfien, aDemal
intuitiven @rlenntnig Dorfte^t, bie nac^matö ben eigentli^en @toff unb
Kern, glcid^fam bie @cele eined ä^ten Sunflmerld au9mad|t. hingegen
bei ber Xudfü^rung bed äBerfed, ate mo bie ÜRitt^eilung unb 3)ar«
{leQung bed alfo Srfannten ber ^wtd ift, fann, \a mug, eben toetl
ein B^td Dor^anben ifl, ber SBiUe xoithtx tl^ätig fein; bemnac^
^errf^t ^ier auc^ lieber ber @a^ Dom ©runbe, melc^em gemäg ihtnft^
mittel gu Kunflgioedten gehörig angeorbnet loerben. @o, mo ben SRatec
bie 9?i^tigleit ber B^i^n^nS ^^^ ^^^ 9e§anb(ung ber färben, ben
3)i(^ter bie Slnorbnung bed $(and, fobann Sudbrudt unb ÜRetnim
befd^öftigem {% U, 450 fg.) SDenlen foO freUic^ ber ftfinfUer bei
Ännfitoerf 25
ber 9(norbming feinet SBerle^; aber mtv bad ©ebac^te, mad geflaut
tDutbe, e^e e^ gebaut toax, §at nad^matd, bei ber äRitt^etlung, an«
regeube ftraft unb tvirb baburd^ unoergänglid^. (Sß. II, 465.)
3} ^ertterfttd^Ieit ber Dom S9egriff audge^enben
ftunfltoerle.
S)a ber 3^(<I i^^^ ^unf! (Erleichterung ber (Srienntnig ber Obeen
ber Sßelt ifl, bie Obeen aber loefentli^ ein 9nf^auli^ed unb ba^er
in feinen nähern SSefUntmungen Unerf^ü^flt^ed ftnb, fo lann bie
Sßitt^eilung eined folgen nur auf beut SBege ber Stnfc^auung gefc^e^en.
3)er Möge S9egriff hingegen ifl ein DoQIommen Seflimmbared, ba^er }u
^rfd^öpfenbed, beutlic^ ©eba^ted, feinem ganjen On^alt na^ bur^
SSorte lalt unb nüchtern 2)7itt^eilbared. @in ©ol^ed nun aber burc^
ein jtunfttoert mittl^eilen }u teoQen, ifl ein fe^r unnü^er Umtoeg.
Sin Kunftnierl, beffen ^once^tion aud blogen beutlic^en Segriffen
^vorgegangen, if! aQemal ein unä^ted unb enegt SIe( unb UnmiQen.
@an) befriebigt bur^ ben Sinbrucf eined ^unjhoerfö finb wir nur
bann, menn t9 ettoad ^interlägt, bad wir, bei aQem 9?a^benlen barüber,
nid^t bx9 }ur SDeutli^Ieit eiue^ SSegriffd ^erab}ie^en !5nnen. (993. U,
464 fg.) SDa^er ifl ed ein fo unwUrbiged, wie alberned Unternehmen,
bie 2)i^tungen eine^ @^aleff)eare ober ®5t^e jurücffü^ren gu wollen
auf eine abfhracte SBa^r^eit, bereu ÜRitt^eilung i^r S\ntd gewefen
wäre. (Dafcftp.) S)er Segriff, fo nüfeli^ er für baö ?eben unb fo
brauchbar, not^wenbig unb ergiebig er für bie SBiffenfd^aft iß, ifl für
bte ftunfl ewig unfni^tbar. hingegen ifl bie aufgefaßte dbee bie
waljre unb eingige Oueße jebeö ächten Sunpwcrfö. (SB. I, 277.
$. 369.)
SBiD man ben Sorgug, welken bie anfc^auenbe (Srienntnig, a(d bie
t)rimttre unb funbamentale, üor ber abfhacten ^at, unmittelbar empfinben
unb baraud inne werben, wie bie $unf! und me^r offenbart, ald aDe
93iffenf(^aft t)ermag; fo betrachte man, fei ed in ber Statur, ober unter
Sermittelung ber ^unfl, ein fc^öned unb bewegtet menfc^lid^ed Sntli^
t)on Sudbrutf. SBel^e tiefere Sinftc^t in bad äBefen M äJ^enfc^en, ja
ber 97atur über^au^t, giebt ni^t biefed, al9 aQe SBorte, fammt ben
«bfhracti«, bie fte bejeic^nen. {% II, 454 fg.)
Sin winiürlic^ed ©pielen mit ben SRitteln ber Sunfl, o^ne eigent*
lic^e ftenntnig beö 3*o^*^# ^P; i" l^^^^f ^^^ ©runb^arafter ber
^fufd^erci. (SB. II, 464.) S)ie SDarjleßung eine« abprocten, burc^
SBorte falt unb nüchtern mitt^eilbaren Segriff 9 bur^ ein ^unfl«
»er! ifl ein fe^r unnü^er Umweg unb geprt gu bem ©pieten mit
ben SRitteln ber £unfl o^ne ^enntnig bed 3wedfd. (S)afeIbflO 9)a
bad Kudge^en t>on Segriff in ber £iinf! DerWerfli^ ifl, fo lann ed
nic^t gebilligt werben, wenn man ein ftun^werf abfit^tlid) unb einge^
flSnbtic^ jum Sudbrud eined Segriffed beflimmt, wie in ber Slllegorie
gef^ic^t. (Sergl. «Uegorie.)
26 Ihinfhoert
4) SBatum aud bem Jtunfttterf bie dbee nnd leichter
entgcgenttitt, al9 au^ ber Statur.
2)ad äß^etifc^e SBo^IgtfaHen ifl gtoar toefentlic^ dintS tmb baffetbc,
cd mag burc^ ein SBerl ber ftnnfl, ober utimttteKar bnrc^ bte fixu
fc^auung ber %atur unb bed Sebend ^ert)orgentfen fein. 916er bad
^nfhoerl ifl ein (Srleic^terungdmittel berjenigen (Scienntnig, in totli^tx
iened 2Bo^IgefaDen befh^t. 3)ag aud bem ^unfhoerf bie dbee und
leichter entgegentritt, ate unmittelbar and ber 9?atur unb ber 993irN
lic^feit, lommt ba^er, bag ber ^nflter, ber nur bie dbee, nic^t me^r
bie SBirKic^feit erfannte, in feinem SBert auc^ nur bie dbee rein
tt)ieber§oIt f^at, fte audgefoubert ^at aud ber SßirKic^Teit, mit 9ud»
laffung atter ftörenben 3uf(iaig!citen. (S. I, 229 fg.; U, 421.)
@d beruht aber aud^ barauf, bag bad }ur rein obiectit)en 9uffaffung
bed SBefend ber 3)inge erforberte gänjücle @c^n)etgen bed SßiQend am
fic^erflen baburc^ errei^t toirb, bag bad angef traute Dbject felbft gar
ni^t im ©ebiete ber S)inge liegt, tDeld^e einer Se^ie^ung jum SBiffen
fä^ig fbtb, inbem ed fein SBirflic^ed, fonbem ein btoged Silb ifi.
(3B. n, 421.) SaSad mac^t, bad ein 93ilb und leichter )ur Sfuf-
faffung einer (^latonifc^en) dbee bringt, ald ein SBirKic^cd, alfo S)ad,
tDonal bad SUb ber dbee nö^er fle^t, ald bie 3Birf(i(^Ieit, ifl im
SlQgemeinen 2)iefed, bog bad ßunfhoerl bad fc^on burc^ ein Subject
^inburd^gegangene Dbject ifl. 9?ä^er aber betrad^tet, beruht bie @a(^e
barauf, bag ^a9 ftunffaDerl nic^t, koie bie Sßirfli^feit, und 'I>a9 }eigt,
tead nur Sin Sßal ba ifl unb nie toieber; fonbem bag ed und bie
i^orm allein }eigt. SDad 8ilb leitet und mithin fog{ei(^ Dom On^
bit)ibuo toeg auf bie bloge gorm. Sd^on biefed 9bfonbem ber ^omt
Don ber SRaterie bringt f old^e ber dbee um Sieled nä^er. ($. U, 454.)
5) üDie jum ®tnni eined ftunfltoerld erforberte SRit«
mirlung bed Sefc^auerd.
deber, ber ein ®ebi(^t liefl, ober ein Sunflkoerl betrai^tet, mug
aud eigenen SRitteln beitragen, bie in jenem enthaltene S93eid§eit gu
2:age }u förbern; folglich fagt er nur fo oiet baDon, ald feine gä^ig»
teit unb feine Silbung )u(ägt; toie ind tiefe Sßeer jeber Schiffer fein
©entblei fo tief ^inablägt, ald beffen Sänge rei^t. (SB. U, 462.)
(Sine SBiffenfc^aft lann deber erlernen, menn aud^ ber (Eine mit
me^r, ber Slnbere mit meniger 9)?ü^e. Slber Don ber fiunfl erholt
Oeber nur fo Diel, ald er, nur unentloidelt, mitbringt. SBad Reifen
einem Unmufttalif^en 3)to}art'fd^e Opern? SEBad fe^en bie SDteiflen
an ber Stafaerfc^en SRabonna? Unb »ie Stiele fc^tt^en ®5t^e'd gaufl
nic^t blöd auf «uctoritttt? — Denn bie ftunfl ^at ed nic^t, knie bte
SBiffenfc^aft, blöd mit ber Semunft ju t^un, fonbern mit bem innerfien
SBefen bed SRenfd^en, unb ba gilt deber nur fo Diel, ald er koirfli«^
ifl. (§. 301.)
Äu|)fet|ltd^e 27
6) 3Barum bad ^unftlDetl nic^t 9t(e^ bcn ©innen
geben barf.
debed Sfunflkoerl fann nur buvd^ bad Sßebtnm ber ^^antafte totrien,
ba^er e^ biefe anregen mn^ unb f!e nie aud bem @ptel getaffen
»erben unb unt^ätig bleiben barf. 3)ie9 ifl eine Sebingung ber
äfi^etifc^en SQSirfung unb ba^er ein ©rnnbgefe^ aller f(^5nen Itünfle.
3(ud bemfelben aber folgt, ba§ burc^ ba^ ^unjlmert ni^t ^Qe9 gerabe}u
ben ©innen gegeben to)erben barf, Dielme^r nur fo t)ie(, aU erforbert
ifi, bie ^^antajle auf ben regten 9Beg gu leiten ; i^r mug immer no^
ettoad unb jkoar ba^ i^e^te }u t^un übrig bleiben. S)a^er bringen
äBac^tffiguren, obgleich gerabe in i^nen bie 97a4a^mung ber 97atur
ben ^öc^flen ®rab errei^en lann, nie eine äfl^etifd^e 3Birfung ^erüor
unb finb nic^t eigentlif^e SBerfe ber fc^önen ^nfl. Denn ^e taffen
ber ^^antafie nic^t« au t^un übrig. (S. II, 463 fg.)
Sbfonberung ber ^orm Don ber SDtaterie gehört gum S^aralter
be^ SJl^etifc^en Sunfhuerfö, to)eil beffen ^totd ifl, und gur (Srienntnig
einer ($(atonif(^en) Obee }u bringen. & ifi alfo bem 5(un{ln)erf
mef entließ, bie t^orm allein, o^ne bie SDftaterie, ju geben, unb jioar
iDted offenbar unb augenfällig }u t§un. $icr liegt nun eigentli^ ber
®runb, toarum Sßac^dftgurcn (einen äfl^etifc^en Sinbrucf ma^en unb
ba^er (eine Sunfhoerfe (im äfi^etifd^en ©inne) finb. {% II, 454.)
7) Sorgug ber in ber Segeijlerung ber erjlen Äon=
ce^tion gefc(}affenen SBerfe t)or ben Sßerten Don
langfamer unb überlegter Sudfü^rung.
jiDie in ber SSegeiflerung ber erflen ßonception DoÜenbeten SEBerle,
bie SSerle aud einem ®ug, bie o^ne alle 9{efIe^ion unb DOIIig tvie
burc^ (Eingebung gu ©tanbe fommen, toie bie ©tigge ber 3RaUx, bie
Tiüoixt, bad t^rifc^e ©ebi^t, ^aben Dor ben grögem SBerfen Don
langfamer unb überlegter Sudfü^rung ben großen Sorgug, ha9 lautere
23er( ber SSegeiflerung bed Slugenblicfd o^ne aQe (Sinmifc^ung ber
Xbfid^tlic^Ieit unb 9tefIe^ion gu fein, d^re S93ir(ung ifi Diel unfehl-
barer, aU bie ber grögten ßunflwerfe, ber grogen ^iflorifc^en ©emälbe,
langen S^o^öen^ großen Opern u. f. h)., ireil an biefen bie 9{efle^ion, bie
llbftc^t unb burc^bad^te 3Ba^I bebeutenben «nt^eil ^at. Serfianb, 2:e(^ni(
unb 9tontine muffen ^ier bie Süden auffüllen, mld^t bie geniale Jtonception
gelaffen §at unb allerlei not^toenbiged 9?ebentDerf mug, ate SSment ber
eigentlich allein äd^ten ©langpartien, biefe burd^gie^en. (2B. II, 465 fg.)
8) ©egenfa^ gteifc^en ben ^unfltt)erfen unb Slrtefacten,
f. «rtcfact.
Aupferftidie.
@(^tt)arge ^^ferflid^e unb Suf^bilber entfpre^en einem ebleren
unb ^6§em ©ef^madl, ald colorirte Tupfer unb Slquarellbilber;
tott^renb hingegen biefe bem toeniger gebilbeten ©inne me^r gufagen.
*S)it» beruht offenbar barauf, bog bie fc^toargen S)arfienungen bie
gorm allein, gleic^fam in abstracto, geben, bereu üppre^enfion
28 J^nUmud
inteüectuat, b. ^..©acl^e be^ anfc^auenben Serflanbed tft. 2)te Sarbe
hingegen iß blod ©ad^e bed ©inne^organd unb jtoar einer ganj be«
fonbern QEintic^timg in bemfelben. (SergL %avbt.) On biefet $inft(^t
lann man au^ bie bunten ^upferfti^e ben gereimten Serfen, bic
fc^marjcn ben blod metrifc^en üerglei^en. ($. II, 456.)
1) ©eif! unb ©runbgebanle bed S^ni^mud.
Die Ct^it ber Ä^nHer unb ©toifer iji nur ein Cubamoniömu«
befonberer «rt. (ffi- 117.) SDie gt^fi! ber S^nifer fefttc flc^ bm
Smd bed gtüdtic^flen Sthtn9. 9?ur aber f^Iugen bie fi^nirer )u
biefem 3^^^ ^i"^" fl^"J befonbem SBeg ein, einen bem getoö^nli^ca
gerabe entgegengefeftten : ben ber mögli^ji »eit getriebenen Entbehrung,
^er ©runbgebante bed ^^nitoud ifi, ba§ ba^ Seben in feiner ein--
fad^Pen unb nacftefhn ©eflolt, mit ben i^m öon ber Statur beigegcbencn
Qef^merben, bad ertrliglic^fle, mithin ju ertott^Ien fei; »eil iebe ^ülfd
^equemlii^feit, Stgö^lic^feit unb ©enug, n^oburd^ man t9 angenehmer
aiad)C« motzte, nur neue unb größere flogen ^erbeijöge, ott bie bem»
felbeu utfl)rttn9U^ eigenen. (2B. II, 167—169.) a)ie ft^nifer mxtn
wnlung bev (Senü|fe nöt^ig eroc^teten. (^. I, 434.) Um beö ®mt^
bev i5^elpe«ni()e tdei^aft ju »erben, entfagten bie fi^nifer jcbem Sefi^.
(%<. I. 452.)
2) »ettoQttbtfc^aft ber gebenöonfic^t ber Ä9nifer mit
ber be9 dtouffeau.
3>cm ®eiPe ber ©oc^e na^ trifft bie ?eben«anfic^t ber Stitiittx mit
ber be« 3. 3, »ouffeou im Discours sur Forigine de Finegahte
^ufammcn ; , ba auc^ er un^ ^um ro^n 9tatur}uflanbe 3urii(f h'i^^^"
möd^tc unb ba« $erabfeften unferer »cbürfniffe ouf i^r Minimum
aU ben pc^erflen SBeg jur ©lürffäligfeit betrachtet, (ffi. II, 17O0
3) Orunboerfc^ieben^eit be« S^niömu« Don ber ««'«(f*
!3)ie ©runbDerfc^ieben^eit htß ®eifte9 ht9 jt^nitau« t>on bem ba
a^Iefe tritt augenfsaig ^erDor an ber S)emut^, ald toelc^e ber M^
toefentlid^, bem ßl^nidmud aber fo fremb ifl, bag er im @egent§eil ben
©tolj unb bie «erac^tung oaer Ucbrigen im ©i^ilbe fü^rt. SKit ben
üRönc^en treffen bie Ä^uifer nur im «efultat jufammen; ö^^r wj
®runbgeban!e öeiber iji oerf (Rieben; bei 3enen ifl er ein über bo»
?eben ^iuouögefledte« 3iel, bri IBiefen miJglic^jle ©lürffäligfeit in m^
?eben. (SB. n, 170.)
(Ücbcr bo« «er^ältnig ht9 Ä^niömu« ju bem 6toici«muö f"^^-
©toici^mud.)
Uä^tln — ?a(^en 29
2.
ßuDerläfftg Derbantt 3)7an(^er bad @lüi feinet Sebend blod bem
Untfianbe, baß er ein angene^med Säckeln beft^t, tuomit er bte ^erjen
getDtnnt. debo^ träten bte $er}en beffer^ [läj in SCc^t ju nehmen
unb an9 $am(etd ©ebäd^tnigtafel ju tuiffen, bag Siner lächeln unb
fächeln rann, unb ein ©d^utfe fein. ($. II, 637.)
Ccui)ttt.
1) 2)a^ Sadjen aU p^t|[if(^e Sekoegung.
Sachen gehört, toie äBeinen, }u ben Kefle^bemegungen, aU entfc^ieben
nntsiOIiirlic^e 8etoegung. SDa| Sad^en unb Sßeinen auf blogen Sti-
mulus mentalis eintreten, ^aben fie mit ber (Srection, tDel^e ben
^{efle^betoegungen beige}ä^It toirb, gentein; überbied lann ha9 ?a^en
auf^ ganj ^^^fifc^, burd^ ^^eln erregt werben, ©eine getDÖ^nlid^e,
alfo mentaie (Erregung, ifl barand }u erKären, bag bie @e^imfunction,
mittelfl welcher toir ein ^äd|erli(^ed erfennen, eine eigent^üntlic^e (Sin«
»triung ouf bie MeduUa oblongata, ober fonjl einen bem cjcitor«
motorifc^en ©pflem ange^örigen j£§cil ^at, Don bem fobann biefe feltfame,
Diele 2^eite jugleic^ erf^üttembe dJefle^bewegung au^ge^t. 2)a9 par
qtiintum unb ber nervus vagus fc^einen ben meiflen Snt^eil baran
JU ^oben. (% H, 180.)
2) SDad Sachen aU pftjc^ifd^er Kct.
SDad Sachen entfielt iebe^mal au0 nic^t^ Ruberem, al9 auQ ber
plö^lic^ toa^rgenommenen Oncongruenj jtoifc^en einem Segriff unb ben
realen Objecten, bie burc^ i^n in irgenb einer 8e}ie§ung gebaut
morben waren, unb e^ tfl felbfl eben nur ber Sudbrud biefer dncon«
gmenj. ©ie tritt oft baburd^ ^erDor, ha^ jtoei ober mehrere reale
Ob|ectc burc^ einen Segriff gebucht unb feine dbentität auf fie über-
tragen wirb; barauf aber eine glinglic^e Serfd^ieben^eit berfelben im
Uebrtgen t9 auffaüenb mai^t, ba§ ber Segriff nur in einer cinfeitigen
9lü(ffi(^t auf fie pagte. (Sben fo oft ieboc^ tfi e^ ein einjiged realem
06|ect, beffen Oncongruenj }u bem Segriff, bem ed einerfeitd mit
9te^t fubfumirt worben, plöglic^ fühlbar wirb, de richtiger nun
cinerfeitd bie ©ubfumtion fold^er Sßicflic^Ieiten unter ben Segriff ift,
unb je gröger unb greQer anbererfeitd i^re Unangemeffen^eit )u i^m,
befio fiärter ift bie aud biefem ©egenfa^ entfpringenbe 993irfung bed
?äci§erii(^en. debed Sad^en alfo entfielt auf 9nlag einer parabo^en
unb ba^er unerwarteten ©ubfumtion; gleid^Diel, ob biefe burc^ SQSorte
ober burd^ Saaten flc^ au«fprid^t. (SB. I, 70; H, 99 fg.)
(tteber ba^ ©egent^eil be^ Sad^en^ unb ©d^erjed, ben Srnfl, Dergl.
Crnp.)
32 Sad^ert^e, ha9
ber (Strenge baninter gehört, iebod^ ^tmmelmett t)erf(^ieben tfl Don ber
eigentlichen unb urfprünglid^en 96ft(^t unb 9{i(^titng ht9 ©ebanlend.
3)emgemög befielt ^i^, atd ®ei{ledfS§tgIett, ganj aOein in ber !ei(^«
tigfeit, ju iebent Dorlommenben ©egenflanbe einen S3egriff )u finben,
unter totlijtm er aOerbingd ntitgebad|t toerben lann, jeboc^ aOen anbem
boruntcr gehörigen ©egenjiänben fe^r heterogen ijl. (SB. II, 105.) —
9Bi^ unb ©c^arfftnn flnb %eugerungen ber Urt^eildtraft; in [mm ifl
fic reflectirenb, in biefem fubfumirenb t^ätig. (SB. II, 98.)
Sine 9fterart be^ SBi^ed ifl H9 SBortfpiel, calembourg, pun, }u
tt)el^em au^ bie ^^^i^^u^iO^ci^f r^uiyoque, beren ^auptgebrand) ber
obfcöne (bie 3ote) ifl, gejogen werben fann. SBie ber SBi^ jmei fe^r
Derfc^iebene reale Objecte unter einen Segriff jkoingt, fo bringt ha9
äBortfpiel jn)ei üerfd^iebene Segriffe, burc^ Senu^ung bed S^\c;%
unter ein 2Bort; ber felbe Sontraft entfielt h)ieber, aber üiel matter
unb oberflächlicher, loeil er nic^t aud bem SBefen ber SDinge, fonbern
avi9 bem 3"f^ä ^^^ 97amenge6ung entfprungen ifl. Seim 9Bit iß
bie dbentitttt im Segriff, bie Serfc^ieben^eit in ber äBirflid^feit; beim
äBortfpiel aber ifl bie Serfc^ieben^eit in ben Segriffen, bie ObentitSt
in ber SBirtli^Ieit, aU }u tDeld^er ber SBort(aut gehört. (9B. I, 72 fg.)
b) Starrheit.
!Die 9?arr^eit ge^t Dom abflracten Segriff }u bem burc^ biefen
gebac^ten 9tealen, ober Slnf^autic^en, toel^ed nun aber irgenb eine
dncongruenj i\x bemfelben, bie überfe^en tnorben, an ben 2^og legt,
tt)obur^ eine Ungereimtheit, mithin in praxi eine närrifc^e ^anblung,
entfielt. 3)a bad ©c^aufpiel ^anblung erforbert, fo ifl biefe Srt ht9
i^äd^erli^en ber ^omöbie »efentlic^. (SB. II, 105.)
9Bi6 ald 92arr^eit }u ma^tiren ifl bie ftunfl be^ Hofnarren unb
bed ^an^murfl. (Sin folc^er, ber 2)it)erfttät ber Obiecte fid) »o^t
bewu§t, Dereinigt biefelben mit ^eimlic^em SBig unter einen Segriff;
Don meld^em fobann au^ge^enb er Don ber nad^^er gefunbenen ÜDiDexfttät
ber Objecte biejenige Ueberrafd^ung er^öU, koelc^e er felbfl fid^ Doibe*
reitet ^atte. (SB. I, 71.)
3ur 9?arr^cit gehört auc^ bie ^ebanterie. Diefe, ben Serflanb
ganj unter bie Sormunbfd^aft ber Semunft fleOenb, ge^t immer oon
aQgemetnen Segriffen, Siegeln, SRa^imen au9 unb toiü fic^ überaQ
genau an fie galten, Hebt ba^er an ber i$orm, an ber SRanier, am
fludbrud unb SBort. ÜDa geigt flc^ benn batb bie dncongnien) be0
Segriff« jur SJealitöt, ba jener in feiner flarren Allgemeinheit nie
genau gu ben feinen iRüancen ber SBirllic^feit pa§t. 3)er $ebant
fommt ba^er mit feinen allgemeinen äRa^imen im Seben fafl immer
ju furg, ))robucirt in ber Äunfl fieifc manierirtc äftcrgeburten unb
trifft auc^ in et^ifc^er ^inpc^t nic^t bad Siedete. (S. I, 71 fg«;
II, 83.)
Sad^etl^e, bad 33
3) 3)q9 abfid^tUc^ Säc^erUd^e: dronte unb ^urnor.
S)ad Q6fid}tltd) i^äc^erlic^e ifl ber ©^erj; er ifH bad SSeftrebeu,
}to)i)c^en ben Segriffen bed Snbern unb ber 9teaIttSt, bur^ Serfc^ieben
bed Suien biefer Seiben, eine Sidcrepanj gu 2Bege ju bringen; mölj«
renb fein ©egent^eil, ber Srnfl, in ber nienigfien^ angefirebten genauen
Sngemeffen^eit Seiber }u einanber befielt. Serfledt nun aber ber
®^er} fi(^ hinter ben Srnfl, fo entfielt bie dronie; }. 9. loenn
loir auf bie äRetnungen be^ 9nbern, meiere bad @egent^eil ber un«
ferigen ftnb, mit fd^einbarem Smfi eingeben unb fie mit i^m }u t^eiten
fimuUren, bid enblic^ ba^ 9{efultat i^n an und nnb i^nen irre mad^t.
!Z)ad Umgele^rte ber Oronie, ber hinter ben @d^er^ berfiedte Srnft, ifl
ber ^urnor. 2)ie dronie ifl objectib, nämli^ auf ben 9nbem be«
rechnet; ber ^urnor aber fubj[ectio, nümtid| junäc^fl hur für bad
eigene Selbfl ha. 9?ä^er betrachtet, beruht ber Junior auf einer
fubjectiben, aber ernften uub erhabenen ©timmung, toelc^e unmiUIürlic^
in Sonflict gerfit^ mit einer i^r \tf^x heterogenen, gemeinen 9Iugenn)ett,
ber fte iDcber audtteic^en, noc^ ^dj felbfl aufgeben lann; ba^er fte )ur
Sermittelung berfuc^t, i^re eigene Sn^c^t unb jene 9u§entt)e(t burc^
bie felben Segriffe }u benfen, luetc^e ^ieburc^ eine boppette, ba(b auf
biefer, balb auf ber anbern @eite tiegenbe dncongruenj )u bem baburc^
gebadeten dteaicn erhalten, tt)oburc^ ber Sinbrud bed abflc^tli^ Säc^er-
ticken, alfo bed ©c^erjed entfielt, hinter meiern jebod^ ber tief fie
dtnft berßedt ift unb burd^fc^eint. Sängt bie dronie mit ernfier
äRiene an unb enbigt mit (ä^elnber, fo ^ält ber $umor ed umgefe^rt.
(SB. n, 109—112. ä«. 241 fg.) & ifl SWißbraud^, ba« ©ort
„()umoriflif(^", in ber Sebeutung t)on „fomifd^" über^au))t ju ge»
braud^en unb jeben @pag, iebe $and)ourfiiabe mit „^umor" }U
betiteln. (SB- U, 111 fg.)
Die dronie ifl platt unb gemein, toenn mit plumper Hbfic^ttid^feit
ein SteaM unb flnfc^autid^ed gerabe}u unter ben Segriff feinet ®egen«
t^(9 gebracht toirb; benn bann ifl bie dncongruen} jmifc^en bem
®tba(iten unb bem ftngefc^auten eine totale. 9}ur ffinber unb Seute
o^ne aDe Si(bung la^en bei fol^er platten dronie. (9B. II, 104.) —
S)iefer ©attung bed Sttc^erlic^en ifl teegen ber Uebertreibung nnb
bctttlic^en 3(bfl^tIic^Teit in ettt)ad t)ertDanbt bie ^arobie. 3^r Ser«
fahren befielt barin, ba§ fie ben Sorgängen unb SBorten eined ernfi»
haften ©ebi^ted ober S)ramad nnbebeutenbe, niebrige ^erfonen, ober
netnlic^c SRotioe nnb $anblungen unterfc^iebt. ®ie fubfumirt a(fo
bie Don i^r bargefleHten platten ^Realitäten unter bie im 2:^cnta ge«
gebenen ^o^en Segriffe, unter meiere fie nun in gen^iffer ^infic^t
paffen muffen, mS^renb fte übrigen^ benfelben fe^r incongrueut flnb;
mobur^ bann ber äBiberfheit }mif(^en bem Sngefc^auten unb bem
®fba(^ten fe^r greU ^erbottritt. (9B. U, 104 fg.)
32 ne^tttiä^t, bad
ber (Strenge baninter ge^tt, \tioä) ^immeltDeit t^erfd^teben tft Don ber
eigentlichen unb ursprünglichen 9bft(f|t unb ^ic^tung bed ©ebanlend.
S)emgemög befielt SBi^, ate ©eifle^fS^tgleit, gang aOetn in ber ?et<^^
tigfeit, ju jebem Dorfommenben ©egenflanbe einen Segriff }u finben,
unter toel^em er aQerbingd mitgebac^t toerben !ann, jeboc^ aDen anbem
barunter ge^rigcn ©egenjiänben fe^r heterogen ifl. (335. n, 105.) —
SBi^ unb ©d^arfftnn flnb %eugerungen ber Urt^eitötraft; in j[enem ifl
fie reflectirenb, in biefem fubfumirenb t^ätig. (SB, II, 98.)
Sine Sfterart M SBi^e^ ifl bad SBortfpiel, (^embourg, pun, ju
tt)el(^em ai\6) bie ^^^i^^^tigleit, T^quiyoque, bereu $auptgebrati(^ ber
obfcbne (bie 3ote) ifl, gegogen merben tann. S93ie ber 9Bi^ gmet fe^r
berfd^iebene reale Dbiecte unter einen Segriff jtoingt, fo bringt baS
SBortfpiel ^n)ei berfd^iebene Segriffe, bur^ Senu^ung be^ 3uf<^0^»
unter ein 2Bort; ber felbe Sontraft entfielt toieber, aber biet maütx
unb oberflächlicher, toeU er nic^t avL9 bem 2Befen ber SDinge, fonbem
au^ bem 3"f^^ ^^^ 97amengebung entfprungen ifl. Seim äBi^ ifl
bie dbentitiit im Segriff, bie Serf^iebenl^eit in ber äBirßic^feit; beim
äSJortfpiel aber ifl bie Serfd^ieben^eit in ben Segriffen, bie dbcntitfit
in ber SBirHic^Ieit, ate ju toelc^er ber SBortfaut geprt. (335. 1, 72 fg.)
b) Starrheit.
!Die 9?arr^eit ge^t bom abflracten Segriff }u bem burc^ biefen
gebac^ten 9tealen, ober Slnfc^auli^en, tot{djt9 nun aber irgenb eine
dncongruenj gu bemfelben, bie überfe^en worben, an ben S^ag legt,
loobur^ eine Ungereimtheit, mithin in praxi eine närrifc^e ^anblung,
entfielt. 3)a bad ©c^aufpiel ^anblung erforbert, fo ifl biefe Slrt be«
SSd^erlic^en ber jtombbie tt)efentlid^. (335. II, 105.)
SBi^ ald Starrheit }u ma^Iiren ifl bie Jhxnfl bed Hofnarren unb
bed ^andmurfl. Sin folc^er, ber üDiberfttät ber Objecte fic^ mo^(
bettugt, bereinigt biefelben mit ^eimlic^em 9Bi^ unter einen Segriff,
bon )oeIc^em fobann audge^enb er bon ber nad^^er gefunbenen jDiberfltät
ber Dbiecte biejenige Ueberrafd^ung erhält, koelc^e er felbfl fi^ botbe«
reitet ^atte. (335. I, 71.)
3ur 92arr^cit ge^brt auc^ bie ^ebanterie. !Dtefe, ben Serfiaub
ganj unter bie Sormunbfd^aft ber Sernunft fleOenb, ge^t immer bon
allgemeinen Segriffen, Siegeln, SDta^men aud unb koiU flc^ überaQ
genau an fie Ratten, Hebt ba§er an ber i$orm, an ber ÜRanier, am
fludbrud unb SSSort. !Da }eigt flc^ benn balb bie dncongruenj M
Segriffd }ur SRealität, ba jener in feiner flarren Xllgemein^it nie
genau }u ben feinen iRüancen ber SBirüic^feit pagt. 2)er $ebant
fommt ba^er mit feinen allgemeinen äRa^imen im Seben fafl immer
ju furj, probucirt in ber $unfl fleife manierirte Sftergeburten tinb
trifft aud^ in et^ifc^er ^inftc^t nid^t bad Steckte. (S. I, 71 fg.;
II, 83.)
Hongenpeife 35
9Raa§e, aM ed m9 glücft t>cn einem berfet(en )u entfernen, ntt^erii
mir un9 bent anbem unb umgeb^rt; fo ba§ unfer lieben toirflic^ eine
fiärlere, ober fc^loäd^ere O^cillation jwifc^en i^ncn barfieüt. SDic8
eiftfpringt baroud, bag Seibe in einem boppelten 3(ntagonidmud ju
einanber flehen, einem äugeni, ober obj[ectit)en, unb^ einem inuern, ober
fttbjectioen. (?. I, 347. $. 447.)
3) ®ie Sangemeile aU Semeid ber Sert^« unb ®e-
^altloftgleit be« !Dafein9 an fic^ felbfl.
^ie Sangemei(e bemeift gerabeju, bag ba9 S)afein an fic^ felbfl
feinen SBertl^ ^at; benn fte ifl eben nur bie Smpftnbung ber Seer^eit
beffelben. Senn nfimlic^ bad Seben, in bem Serlongen mi) me(d)em
unfer 9Befen unb SDafein befielt, einen ))ofitit)en SBert^ unb realen
®e^a(t in {Ic^ felbfl ^tttte; fo tonnte ed gar feine Sangemeile geben,
fonbern bad bloge SDafein an fl(^ fe(bfi mü§te und erfüllen unb be-
friebigen. ($. U, 307.) !Z)ag (inter ber 9?ot§ fogleic^ bie Sangemeile
liegt, meldte fogar bie Kttgeren Spiere befädt, ifl eine t$oIge bat)on,
ba§ ba9 Seben leinen magren fid^ten @e^t §at, fonbern blöd burc^
SßebUrfnig unb 30u{ton in Semegung erhalten mirb; fobalb aber
biefe flocft, tritt bie gShjtid^e fia^t^eit unb Seere bed S)afeind ein.
(?. II, 311.)
4) SBirlungen ber Sangemeile.
3)ie Sangemeile mac^t, bag äBefen, meiere einanber fo menig lieben,
mie bie SReufd^en, boc^ fo fe^r einanber fud^en, unb mirb baburc^ bie
OueDe ber ®efeUigreit. (SB. I, 369. $. I, 349. 449 fg.) Suc^
merbeu überall gegen bie Sangemeile, mie gegen anbere allgemeine
(Salamitäten, öffentliche Sorte^rungen getroffen, fc^on an^ (Staatdflug«
^it; meil biefed Uebel, fo gut old fein entgegengefe^tcd S^trem, bie
J^ungerdnot^, bie äRenfc^en }u ben griSgten 3Ufl^(^opflI^iici< treiben
fann. (9B. I, 369.) 3)ie 9teifeftt><^t ifl eine Solge ber Sangemeile.
9ßad bie äRenfc^en bur(^ bie Sauber jagt, ifl bie felbe Sangemetle,
meiere )u ^aufe fte ^au^nmeife )nfammentreibt unb gufammenbrttngt,
bag ed ein @))ag ifl, ed anjufe^n. ($. II, 645.) ferner ftarteu'
fpiel unb anbere @))iele. Der Sangemeile )u begegnen, f triebt man
bem Sßillen f leine, blöd einflmeilige SRotioe oor, i^n }u erregen unb
babur^ am^ ben duteüect, ber {le auf)ufaffen ^at, in jitl^ätigfeit )u
nerfe^en. Solche SOtotioe nun ftnb bie Spiele, mit harten u. f. m.,
meiere ju befagtem Qmd erfunben morben fmb; fe^tt ed baran, fo
(ilft ber befd^rttntte 9Renf(^ flc^ burc^ klappern unb Xrommeln, mit
flDem, mad er in bie ^anb friegt. Sud^ bie Sigarre ifl i^m ein
miatommened ©urrogat ber ©ebonlen. ($. I, 350. S. I, 370 fg.)
Sud ber innem Seer^eif, meiere bie OueDe ber Sangemeile ifl, entfpringt
bie ©ud^t na^ ©efeüfc^aft, B^l^^uunflf ^(tgnUgen unb Su|ud jeber
Vrt, meiere Stele )ur Serf^menbung unb bann }um (Slenbe fü^rt.
{% I, 348.)
3*
32 Sa^ert^e, ha9
ber Strenge barunter ge^rt, {eboc^ ^immetmett t^erfd^ieben ift t)Ott ber
eigenttt(^en unb ursprünglichen Sfbflc^t unb Stiftung bed ©ebanlend.
SDemgemög befielt SSBi^, ate ®ei{le^fS§tgIett; ganj aOein in ber ?ei(^«
tiglett, }u jebem Dortommenben ©egenflanbe einen Segriff }u ftnben,
unter to)el^em er aUerbingd mitgebac^t toerben fann, |ebo(^ allen anbcm
barunter gehörigen ©egenjlänben fe^r heterogen ijt. (SB. II, 105.) —
SBig unb ©^arfftnn {Inb %eugerungen ber Urt^eitdtraft; in j[enent ifl
fie reflectirenb, in biefem fubfumirenb t^ätig. (335. II, 98.)
Sine ^fterart M 9Bi(;ed ifl ba9 Sßortfpiel, calembourg, pun, }u
toelt^em au^ bie 3^«i^cwtigleit, F^quivoque, bereu ^ouptgebraiK^ ber
obfcöne (bie 3ote) ifl, gejogen »erben fann. 2Bie ber 9Bi^ jtoet fe^r
Derfc^iebene reale Dbjecte unter einen Segriff jmingt, fo bringt bad
SBortfpiel jn)ei Derfd^iebene Segriffe, burc^ Senu^ung M 3"^^»
unter ein 2Bort; ber fe(be Sontrafl entfielt tt)ieber, aber Diel matter
unb oberflächlicher, meil er nic^t an^ bem 2Befen ber SDinge, fonbem
au9 bem 3"fo^ ^^^ 97amengebung entfprungen ifl. Seim S9$i^ ifl
bie dbentitttt im Segriff, bie Serf^ieben^eit in ber äBirflic^feit; beim
993ortfpie( aber ifl bie Serfd^ieben^eit in ben Segriffen, bie dbentitfit
in ber äSirtli^Ieit, aü }u toetc^er ber SBortlaut geprt. (9B. I, 72 fg.)
b) Starrheit.
!Die 9?arr^eit ge^t Dom abflracten Segriff }u bem bur^ biefen
gebac^ten SRealen, ober Slnfc^autic^en, ttel^ed nun aber irgenb eine
dncongruenj j|u bemfelben, bie überfe^cn toorben, an ben 2:ag legt,
teobur^ eine Ungereimtheit, mithin in praxi eine nttrrifc^e ^anb(ung,
entfielt. 3)a bad ©c^aufpiel ^anblung erforbert, fo ifl biefe Srt bc«
^Sd^eriic^en ber ^ombbie teefentlid^. (SB. II, 105.)
Si^ ald Starrheit )u ma^Iiren ifl bie ^nfl bed Hofnarren unb
M $an«tt)urfl. Sin folc^er, ber 2)iDerfltüt ber Cbjecte fic^ »o^(
bewugt, Dereinigt biefelben mit ^eimlic^em Sig unter einen Segriff,
Don lüelc^em fobann audge^enb er Don ber nad^^er gefunbenen !3)iDerfttät
ber Dbjecte biejenige Ueberrafc^ung erhält, koetc^e er felbfl ft^ Dotbe>
reitet §atte. (SB. I, 71.)
3ur 9?arr^cit ge^brt aud^ bie ^ebanterie. !Diefe, ben Serflanb
ganj unter bie Sormunbfd^aft ber Semunft fleOenb, ge^t immer Don
aOgemeinen Segriffen, Siegeln, SRapmen aud unb toiU fl^ überaO
genau an fie galten, Hebt ba^er an ber i$orm, an ber Wlanitt, am
ftudbrudf unb S93ort. ÜDa }eigt flc^ benn balb bie dncongruen} ht9
Segriffd 3ur SRealität, ba jener in feiner flarren Sügemein^it nie
genau }u ben feineu 9?iiancen ber SSSirllic^reit pagt. 2>er gebaut
fommt ba^er mit feinen allgemeinen iDta^imen im Seben faft immer
ju furj, probucirt in ber Äunfl fleife manierirte Äftcrgeburten unb
trifft auc^ in et^ifc^er $)inflc^t nic^t ba« »leckte. (SB. I, 71 fg.;
II, 83.)
8atein 37
momentan bie 2)cnttraft. & ifl bie^ banmd etfifttttd^, bag ba^ $ören
Devmöge fincr mc(^amf<^en Srfc^tttterung bed ®c§5rncrben4 oor ftc^
ge^t^ bte fi(^ foglric^ bid tief tnd ©e^rn fortpftanjt, beffen ganje
iWaffe bie burc^ ben ®e^5rnert)en erregten (Sc^totngungen brö^nenb
mit empfinbet. 2)en(enbe Aöt>fe unb überhaupt Seutc don Dtetem ®eifl
fönnen ba^r leinen Särm bertragen. 93e»unberung9mürbtg bagegen
ifl bie Unempfinblic^feit gewöhnlicher S$))fe gegen ben Särm. Xie
Ouantitdt iHxm; bie deber nnbefc^toert bertragen faim, fle^t »iitltc^
in umgele^rtem Ser^ältnig )u feinen ©eifle^tröften unb fann aU bad
ungeftt^re SRag berfelben betrad^tet werben. (2B. ü, 33 — 35.
% U, 678 fg.)
2) 3)ie SEoteran) gegen Sttrm ald ein ^tidftn geifliger
@tnmpf(ett.
Unmöglich fSunte, wenn biefe Sßelt bon etgentlid^ benfenben SSSefen
fcebUfert wftre, ber i^xm j[eber' 9rt fo nnbef^r&nft erlaubt unb frei»
gegeben fein, wie fogar ber entfe^Kd^fle unb babei jwecflofe t9 ift.
{% U, 535.)
3>ie allgemeine 2:oIeran} gegen unn5t§igcn Sdrm, }. 9. gegen bad
fo ^öd^fi nnge^^ogene unb gemeine St^Urenwerfen, tfi gerabeju ein
3eic^en ber aÜgcmeinen Stumpfheit unb ©ebanfenleere brr fiöpfe.
($. II, 681.) ®an} cibilifirt werben wir erfl fein, wann auc^ bie
D^ren nid^t me^r bogelfrei fein werben unb nid^t Oebem bad S^ed)t
)upe^ wirb, ba4 Sewngtfein iebed bentenben äBefend auf toufenb
Schritte in bie 9{unbe ju bur^fc^netben mittelfl pfeifen, beulen,
SdlOen, kümmern, ^eitfc^euKatfc^en, SeOenloffen u. f« w. (SB. n, 35.)
£attin.
1) ®egenfa6 Jtbifc^en ben Satein Serfle^enben unb
ben t9 9{ic^tber{le^enbem
Der SRenfc^, weld^er !ein Satein berfte^t, gleid)t (Stnem, ber flc^ in
einer fc^Snen @egenb bei nebligem XBetter befinbet; fein $ori}ont ift
ttu§erft befc^rttnft. !Der ^orijont bed Sateiner^ bagegen ge^t fe^r
weit, burc^ bie neuern O'a^r^unberte, ba« SRittektter, ba^ SHtert^um. —
Sßer hin Satein berfle^t, gehört }um Solfe, auc^ wenn er ein groger
Strtuofe auf ber Sleftriftrmafc^ine wäre urtb bad Stabical ber ^ug-
fpat^faure im 2:iegel |tttte. ($. H, 606.)
2) äBic^tigfeit bed Satein« aU aUgemeiner ®ele^r-
tenfprad^e.
9)ie 9bfc^affung be« Sateinifc^en att aOgemeiner ©ele^rtenfprac^e
unb bie bagegen eingeführte ffleinbürgerei ber 9?ationaIUtteraturen ift
für bie SJiffenfc^ften in (Europa ein wa^re« Unglttd gewefen. ßu*
nftc^fi, weit t9 nur mittelft ber tateinifdjen Sprache ein aDgemeine«
etiropKifd^« ®e(e^rtenpuUicttm gab, an beffen ©efammt^eit iebe« er«
f ^einenbe 9u(^ ft^ birect wanbte. Ütun ifl aber bie SoSfi, ber eigentlii|
38 Saune
benfenben unb urt^etldfä^igen ftöpfe in gan} (Srxxopa o§nc§tn f<i^on fo
Hein, bag^-ioenn man t^r Sorum noc^ bnri^ ©prad^gYänjen jetfifldelt unb
au^einanbcr reigt, man i^re loo^It^Ktige 3Birffam!eit unenblid^ fc^mäi^t.
hieran mxh ft^ 6a(b ein itotiUx, no(^ größerer SZac^t^eil Inü))fcn:
ba^ anfrören ber (Erlernung ber alten ©prad^en. ($. 11, 521. 576.)
i^ateinifd^e SutoTen mit beutfd^en 97oten ^erand}ugeben, mic je^t
gcf^ie^t, ift eine ©c^wcinerei unb eine Infamie. (^. II, 521. 606.)
3) !Dad Sateinfc^reiben aU befle Sorfc^ule jum t>e\U
lommenen 9u^bru(f in ber SD^utterfprac^e.
ÜDurc^ ha9 Ifateinf^reibeh allein (emt man bie S)iction al9 ein
Äunflmerf be^anbcln, beffen ©toff bie ©prat^e ijt, meiere ba^er mit
grdgter ©orgfalt unb 9e§utfam!eit be^anbett »erben mug. 3)emna4
richtet fi^ j|e^t eine gef^ärfte «ufmerffamleit auf bie Sebeutung unb
ben SBert^ ber SBorte, i^rer 3ufammen{lenung unb ber grammatifattfc^en
t^ormen; xnan lernt biefe genau abioägen unb fo bad f oftbare SRaterial
^anb^aben, toeld^ed geeignet ifl, bem ^udbrud unb ber (Sr^aUnnj
h)ert^t)oIIer ©ebanfen ju bienen; man lernt S^efpect ^aben t>or ber
©prad^e, in ber man fc^reibt, fo bag man ui^t na^ SBiOIür unb
Saune mit i^r.umfpringt, um fte unt}umobetn. £)^ne biefe Sorft^ule
artet bie ©Treiberei leicht in blogcd ©etoäfc^e aud. ($. U, 605 fg.)
4) ®egen bad SRac^a^men bed ©tiU ber 9Iten beim
Sateinf^reiben.
Sremben ©tU nac^a^men ^eigt eine äRaAe tragen. !3)antm glei^^n
benn auc^ bie lateinifc^ fc^reibenben ©^riftfleUer, meiere ben ©til btr
9lltAi nac^a^men, bo(^ eigentlich ben 3Ra9!en. ÜRan ^ört nämii4
»ob! toad fle fagen, fie^t aber ni^t baju andi i^re ^^^ftognomie, ben
©tit. WofjH aber fiebt man anc^ biefe in ben Iateinif(^en ©(griffen
ber ©elbflbenfer, ald meiere ft(^ }u jener 9?ad^a§mung nic^t bt»
qucmt ^aben, j. 93. ©fotu« Srigena, Cetraria, »ato, ÄortePu«,
©))ino}a, ^obbed u. a. m. (^* II, 550.)
5) Sigent^ümüc^er 3auber gereimter tateiuifc^er @e'
bi^te.
Sn feiner ©pradie mac^t ber 9{eim einen fo mo^Igefätligen unb
mäd^tigen Sinbrud, loie in ber lateinif^en; bie mittelalterlichen gc«
reimten lateinifc^en ©ebic^te ^aben einen eigent^ümlic^eu 3<^uber. Ww
mug ed baraud erllären, bag bie latetnifc^e ©prac^e o^ne aUen Sergleic^
t)onfommener, fc^öncr unb ebler ifl, ald irgenb eine ber neueren, nvb
nun in bem, eben biefen ange^Srigen, bon i^r felbft aber urfprüngli^
berfc^mä^ten $u6 unb Mütter fo anmut^ig ein^erge^t. (93. II, 487.)
€annt.
Durc^ ben Segriff Saune (tua^rfc^einlid^ t)on Luna) mtrb in afle«
feiheu 9Robiftcationen ein entfc^iebened Ueberkoiegen bed ©ubiectiDcn ü6ec
ba« Objectibe bei ber «uffaffung ber »ugenwelt gebälgt. !Der i^m^^
beruht auf einer befonbem Art ber goune. (&. II, 111. Se^'-
u)iter Sftc^erlid^: ^umor.)
2thtn 39
Ccbett.
A. Sa^ P^fi\(f^t Scbeit«
1) SBefen bed 2tbtn9 unb ©egenfa^ be« Sebenben gegen
ba« Seblofe.
2)ad ?eben Ittgt fic^ befintren ate ber ^uflanb eine« Körper«, in
toelc^em er unter beflänbigem SBec^fel-ber ä)?aterie feine i^m mefent«
lic^e (fubflantieOe) gorm aae}eit behält. {% U, 172.) Da« 9Bc»
fenttic^e aUt9 bebend ift allein ber beflünbige SEBec^fel ber SRaterie beim
»c^arren ber gotm. ($. n, 143. SB. n, 335.)
<3ett Anfang biefe« da^r^unbert« §at man gar oft bem Unorga»
iiifc^en ein geben beilegen »oßen; — fe^r fälfc^Iic^. Jebenbig unb
Drganif (^ ftnb äßec^felbegriffe ; auc^ ^0rt mit bem S^obe bad Organif c^e
auf, organifc^ ju fein. On ber ganjen i^atur aber ifl feine ®rän}e
fo fd^arf gebogen, roie bie }n)ifc^en Drganifc^em unb Unorganifc^em,
b. f). 3)em, »0 bie Sorm bad SBefentüc^e unb 9(eibenbe, bie SRatcrie
bad SccibenteQe unb äBerfjfelnbe ifl, — unb SDent, tt)0 bie« ftc^ gerabe
umgefe^rt Der^ätt. ^ie ®rttn;ie fc^toanlt ^icf uic^t, tute biellei^t
3tti{(^en S:^ier unb ^flanje, fefl unb flüftlgf ©Q« unb SDanipf; atfo
fte aufgeben tooOcn ^cißt abfic^tUc^ Sertoinung in unfere Segriffe
bringen, hingegen tommt bem Sebiofen, Unorganif^en fo gut, n)ie
bem Sebenbigen, Organifc^en, SBille ju. (31. 83 fg.) !Z)ad in unfern
Sagen fo beliebte ®enbe Dom Seben bed Unorganif^en, ja fogar bcd
6rbßr))erd, unb ba6 biefer, toie au(^ ba« ^lanetenf^flem , ein Orga»
ni^mu« fei, ifl burc^aud unflattl^aft. 9?ur bem Organifc^en gebührt
ba9 ^räbicat Seben. (993. II, 335 fg.)
ane Sebendproceffe erforbem, um gehörig DoII}ogen m werben, 9e>
loegung fonn)^! ber 3^ei(e, morin fie Dorge^en, a\9 ht9 ©anjen. 2)a^er
fagt Srifiotele« mit 9iti^t: h ßio^ ev rf] xivif)asi 6(m. S)ad Seben
beße^t in ber Seioegung unb ^at fein 9Befen in i^r. 3)a(er bad
(S<^äblic^c ber fi^enben lOebendmeife. ©ogor bie Säume bebürfen, um
JU gebei^en, bet Sekoegung burc^ ben Sßinb. (% I, 343. 466.) 3)er
unorganifd^e Körper ^at feinen Sefianb burc^ Stu^e unb Sbge«
f(^(offen^eit t)on äu§ern Sinflüffen; ^iebei aOein er^ü(t ^df fein S)afein,
unb, n)enn biefer 3uf^on^ boÜIommen ifi, ift ein folc^er Körper Don
enblofer Dauer. Der organifc^e hingegen ^at feinen Seflanb gerabe
bnrc^ bie fortto)tt^renbe Bewegung unb fleted (Smpfangen äugerer
ßin^üffe; fobalb biefe toegfaOen unb bie 93ett)cgung in i^m flodt, if)
er tobt unb ^0rt bamit auf organifd^ ju fein, wenn aud^ bie @pur
bed bagewefenen Organidmud no^ eine 9Bei(e be^arrt. (SB. II, 335 fg.)
2) Die ttugern Urfac^en be« Sebend.
Der^e Snlnüpfungdpunft be« Seben« an bie Xugentoelt tft ber
Xt^mnngtfptoceg; ba^er mug bie Sekoegung be« Klebend ald Don t^m
au^ge^enb unb er a\9 ha9 erfte ®(ieb ber ftaufalfette gebadet werben.
Dcmna<^ tritt al9 erfler dmpuM, alfo aU erfie äugere Urfac^e bed
32 ^äd^ert^e, ha9
ber (Strenge baninter ge^Srt, \thoäf ^tmmeltueit Derfd^teben tfl Don ber
eigentlichen unb urfprüngltd^en 96fi(^t unb 9{t(^tung ht9 ©ebanfend.
S)emgemög befielt ^i^, a(d ©eifle^fä^igleit, ganj aOein in ber Seit^«
tiglett, 3u jebem Dorlommenben ®egen{lanbe einen Segriff }u finben,
unter mlijcm er aüerbingd mitgeba^t tnerben fann, ieboc^ aOen anbctn
borunter gehörigen ©egenflänben fe^r heterogen i(i. (SB. II, 105.) —
SEBife unb ©d^arfjinn jlnb Äeußerungen ber Urt^eilöfraft; in iencm ijl
fie reflectirenb, in biefem fubfumirenb t^ätig. (ffi. n, 98.)
Sine Sfterart M 9Bi|^ed ifl \>a9 SBortfpiel, calembonrg, pun, }u
teel^em aixij bie ^^^'^^utigleit, r^quiyoque, bereu $auptgebrau(^ ber
obfcöne (bie 3otc) ijl, gejogen werben fonn. SBie ber SBift jtoei fc^r
öerfd^iebene reale Dbjecte unter einen Segriff jtoingt, fo bringt ba«
3Bortf))ieI itoti üerfd^iebene Segriffe, burc^ Senu^ung bed 3"^^'
unter ein 2Bort; ber felbe Sontraft entfielt lieber, aber Diel matUx
unb oberflächlicher, tueil er nicfjt au^ bem SBefen ber SDtnge, fonbern
avi^ bem 3"f<^ä ^^^ 97amengebung entfprungen tfl. Seim 3Bit iß
bie dbentitiit im Segriff, bie Serfc^ieben^eit in ber äBirflic^feit; beim
aSJortfpiel aber ifl bie Serfc^ieben^eit in ben Segriffen, bie dbentitöt
in ber 9Btr(Iic^Ieit, atö }u toelc^er ber 2Bort(aut gehört. (993. 1, 72 fg.)
b) Starrheit.
2)ie 9?arr^cit ge^t bom abflracten Segriff ju bem burc^ bicfcn
gebuchten 9?ea(en, ober Slnf^auli^en, melc^ed nun aber irgenb eine
dncongruenj ^n bemfelben, bie überfe^en tt)orben, an ben 2^ag legt,
loobur^ eine Ungereimtheit, mithin in praxi eine närrifc^e ^anblung,
entpe^t. SDo baö ©c^aufpiel ^anblung erforbert, fo ifl biefe «rt bc«
gäd^eriic^en ber ffomöbie toefentlid^. (SB. II, 105.)
9S8i(} al« 5Warr^eit ju mo«!iren ifl bie ffunjl be« Hofnarren nnb
beö ^anötüurp. ein folc^er, ber ©iüerfität ber Dbjccte [li) w^W
betuugt, bereinigt biefelben mit ^eimlic^em SBig unter einen Segriff,
Don )velc^em fobann audge^enb er Don ber nad^^er gefunbenen ÜDiDerfttät
ber Objecte biejenigc Ucberrofc^ung erhält, toclcl(e er felbft flc^ Doib«'
reitet ^atte. (SB. I, 71.)
3ur 5Worr^cit gehört ouc^ bie ^ebantcrie. Diefc, ben «erftanb
gau) unter bie Sormunbfc^aft ber Sernunft fleOenb, ge§t immer Don
aUgemeinen Segriffen, 8?egcln, SKapmen aud unb koiQ fld^ ^^^^^
genau an fie galten, Hebt ba^er an ber t$orm, an ber Spanier, <^^
Kudbrud unb SBort. !Da jeigt flc^ benn balb bie dncongmen) M
Segriff ö jur Realität, ba jener in feiner jlarren Allgemeinheit nie
genau ju ben frinen SRüancen ber SSJirflic^feit pa^t ®er $<ba«t
fommt ba^er mit feinen oügemeinen ÜKo^imen im 2eben föfl ^^^
JU furj, ))robucirt in ber ^nfi fteifc manierirte äftergeburten «no
trifft auc^ in et^ifc^er ^inpc^t nic^t bo« JRec^te. (S. I, 71 ffl«;
II, 83.)
ndinttd^t, bad 33
3) 3)ad abfid^tUc^ Säd^erUd^e: drotite unb ^urnor.
3)a9 abftc^tltc^ ^ädjtxMd^z ifl ber ©d^erj; er tfH bod 8eflre6eu,
^luifc^en ben Segriffen bed Zubern unb bet 9^eatttSt, but^ Serfc^teben
bed Sinen bicfer Seiben, eine Sidcrepanj gu Sege )u bringen; wö(j«
renb fein ®egent^ei(, ber @rnft, in ber menigflen^ angefirebten genauen
Sngemeffen^eit Seiber ju einanber befielt. Serfledt nun aber ber
@^er} fic^ hinter ben Srnfl, fo entfielt bie dronie; }. S. toenn
loir ouf bie äReinungen be^ Snbern, tt)e((^e ha9 ©egent^eit ber un«
ferigen ftnb, mit fci^einbarem Srnfl eingeben unb fie mit i^m }u t^eilen
ftmuliren, bid enblic^ bad SRefuItat i^n an und unb i^nen irre mac^t.
Dad Umgefe^rte ber Oronie, ber hinter ben @(i|er} berflecfte Srnfl, ifi
ber ^urnor« S)ie dronie ifl objectio, nSmlic^ auf ben 9nbem 6e»
rechnet; ber ^umor aber fubjectio, nümlid^ junäd){l hur für ha9
eigene ®e(bfl ba. 9?(i^er betrad^tet, beruht ber ^untor auf einer
fttb|ectit)en, aber ernften unb erhabenen ©timmung, toelc^e untoillfürlic^
in Sonflict gerät^ mit einer i^r fe^r heterogenen, gemeinen Stugeniuelt,
ber fie iDeber audweic^en, noc^ fl^ felbfl aufgeben lann; ba^er fie jur
Sermittelung Derfuc^t, i^re eigene %nfl(^t unb jene 9u§entt)ett burc^
bie felben Segriffe ju beuten, luelc^e ^teburc^ eine boppelte, balb auf
biefer, balb auf ber anbern ©cite liegenbe dncongruen) ju bem baburc^
gebauten Uteaien erhalten, tuoburd^ ber (Sinbrucf bed abfic^tlic^ Sucher-
liefen, atfo bed @(^er}ed entfielt, (}inter »elc^em ieboc^ ber tiefße
(Snifi t>tx^tdi ifl unb burd^fc^cint. tjängt bie dronie mit ernfler
ÜRiene an unb enbigt mit (tt(|elnber, fo ^iUt ber $umor ed umgele^rt.
(SB. n, 109—112. m. 241 fg.) Ö« ijt aWißbraut^, ba« ©ort
„(jumoriflifd^", in ber Sebeutung t)on „hm\\ä)" überhaupt }u ge-
braud^en unb jebcn @pag, iebe $and)ourfiiabe mit „$umor" ju
betiteln. (SB. U, 111 fg.)
!Z)ie dronie ifl ))Iatt unb gemein, koenn mit plum))er 9bft<j^t(i(^feit
ein Steale« unb flnfc^auli^e« gerabeju unter ben Segriff feine« ®egen-
0^9 gebracht mirb; benn bann ijl bie dncongruenj jioifd^en bem
®eba(iten unb bem Sngefc^auten eine totale. 9?ur ffinber unb Sente
o^ne aOe Silbung (a^en bei folc^er platten dronie. (9B. II, 104.) —
S)iefer ©attung be« SSd^erlid^en ifl toegen ber Uebcrtreibung unb
bcutlid^en Slbftc^tli^feit in etwa« t)ern)anbt bie ^arobie. 3^r Ser«
fahren befielt barin, ba§ fie ben Sorgttngen unb SBorten eine« ernfl«
^ften @ebi(^te« ober S)rama« nnbebeuteube, nicbrige ^erfonen, ober
neittfid^c SRotiDe unb $anblungen unterf(^iebt. @te fubfumirt a(fo
bie Don i^r bargefleHtcn platten 9{ealitäten unter bie im 2:(jcma ge«
gebenen ^o^en Segriffe, unter knetete fie nun in geteiffer ^inft^t
paffen muffen, tufl^renb fie übrigen« benfe(ben fe^r incongruent flnb;
moburc^ bann ber äBiberflreit }toif(^en bem Sngefc^auten unb bem
®thaäfttn \tffc grea ^erbottritt. (9B. U, 104 fg.)
64opeii^aufr'2<iUon. II. 3
34 2ogc — ^angetoette
Ca0e.
2)ie toec^felfcitige Seftimmung ber 2:§et(e be^ Stauntet burc^ einmtber
tft bie Sage. @ie iß für beit 9{aum baffelbe, load für bie 3^*^ ^i^
golgc (©ucccfrion). (SB. I, 9. ®. 131.)
CanUfdjaft^ f. unter Statur: !Dte äfi^etifc^e 3Birfung ber %atur.
iranlifd)aft$maUrei, f. aWolerci.
1) Unterfc^teb jtoifc^en 3)?enf(^ unb X^ter in l^infii^t
auf bie Sangetoeile.
!Z)er SRenfc^ ^at 3U)ar t)or beni j£^iere bie eigentlich intcOectitelleu
®enüf[c üoraud, bie gar üiele Sbfiufungen ^utaffen, üon ber eiufSl'
tigflen (Spielerei ober auc^ SonDerfation bid ju ben ^5(^flen geifligen
Seißungen; aber a(d @egengen)i(^t baju, auf ber ©eite ber Reiben,
tritt bei i^m bie Sangetoeile auf, toeld^e bad Xf^itv, toenigltend im
92aturiuflanbe, nic^t lennt, fonbern Don ber nur im gejä^mten 3"'
ftanbe bie oUerflüg^en 2:^iere leichte Einfälle fpüren; »tt^renb fle beim
aSenfc^en gu einer »irHic^en ®ei§el ujirb. ($. U, 316.) 9?ur in
ben aderflügllen j£^ieren, tvie ^unben unb Slffen, mac^t ftc^ bie Sänge*
weile fühlbar. (?. U, 71.)
2) 9{ot^ unb Sangetoeile aU bie beiben $o(e be0
9J{enf(^enIeben9.
iRot^ unb Sangeioeile fmb bie beiben $o(e bed 3)tenf(^en(ebend.
($. II, 316.) @obaIb yiotf) unb Seiben beut Wltn^d^tn eine 9eafi
Dergönnen, ifl gtetc^ bie Sangemeile fo na^e, bag er be^ ßtitdtttttxM
noti^menbig bebarf. Sa9 alle Sebenben befi^äftigt unb in Semegung
erhält, ifl bad (Streben nac^ !Dafein. 2Rit bem 3)afein aber, »enn
ed i^nen gefiebert ifl, miffen fle nid^td anjufangen; ba^er i{l bad QtotiU,
»ad fie in Semegung fe^t, bad (Streben, bie Saß bed !Dafetn« (od ju
»erben, ed unfül^Ibar }u machen, „bie ßeit ju tobten", b. §. ber
Sangetoeite }u entgegen. S)emgemäg fe^en toir, bag fajl alle Dor %ot^
uub @orgen geborgene SRenf^en, nac^bem fte nun enbtic^ ade anbent
Saften abgemäljt ^aben, ie^t flc^ felbfi }ur Saß fmb. Die Sangeioeitc
aber ifl nic^td kueniger, aU ein gering )u ac^tenbed Uebel; fie matt
3u(e^t roa^re 93erimeiftung auf bad @eft(^t. S)er fiampf gegen bie
Sangemeile ifl eben fo quätenb, luie ber gegen bie 92ot§. (SB. I, 368 fg.)
92otl^ unb @(^mer) erfüllen bie Sßett, unb auf Die, mlä^ biefen
entronnen fuib, lauert in allen SBinfeln bie Sangelueile. ($. I, 352.)
Sßie bie 3loif^ bie beflänbige ©eigel M 93otfe« ift, fo bie Sangeloeile
bie ber toome^men SBelt. 3m bürgerlichen Seben ifi fie burc^ ben
(Sonntag, mie bie 9{ot^ burc^ bie fec^d äBoc^entage repräfentirt.
(SB. I, 370. ^. I, 347.)
Der aQgemeinfle UeberbUcf jeigt und, aU bie beiben %tiüU M
menfc^tic^en ®(ücfed, ben ©c^merj unb bie Sangemeile. 3n bew
SongemeUe 35
3)taa§e, ate ed und glücft t)on einem berfelben }u entfernen, nähern
totr und bem anbern unb umgele^rt; fo bog unfer iAtn tDirfltc^ eine
|)ärlere, ober \ifio'd6)txt DdciQation }toif(^en i^nen barfleUt. ÜDicS
eiiffpringt baraud, bog Seibe in einem bop))eUen Slntagonidmud ^u
einanber flehen, einem äugern^ ober objectiDen, unb^ einem innern, ober
fubjectiöen. (?. I, 347. $. 447.)
3) ÜDie Sangemeile aU Semeid ber SBert^« unb ®e»
^altlofigleit bed S)Qfeind an fic^ felbft.
üDte Sangemeile bemeiß gerabeju, bag bad S)afein an ftc^ felbfl
feinen SEBert^ f^at; benn {te ijl eben nur bie ßmpfinbung ber Seer^eit
beffetben. Senn nämlic^ bad Seben, in bem Serlangen nac^ me(d)em
unfer SBefen unb S!)afein befielt, einen pofttitoen S^ert^ unb realen
@ti^alt in ftd^ felbfl ^ätte; fo lönnte t9 gar feine Sangemeile geben,
fonbern bad Möge S)afein an fic^ felbfl müßte und erfüllen unb be«
friebigen. {% U, 307.) S)a§ hinter ber 9?ot^ fogleic^ bie Sangemeile
liegt, metc^e fogar bie flügeren Siliere befäOt, iß eine ^olge bat)on,
bag bad Seben feinen magren ächten @e^alt ^at, fonbern blöd burc^
SebUrfnig unb dOufion in Qemegung erhalten mirb; fobalb aber
biefe fiocft, tritt bie gftnjlic^e fia^l^eit unb Seere ht^ 2!)afeind ein.
(?. n, 311.)
4) Sßirfungen ber Sangemeile.
*S>\t Sangemeile mac^t, bag SBefen, meiere einanber fo menig lieben,
mie bie SRenfc^en, boc^ fo fe^r einanber fuc^en, unb mirb baburc^ bie
Quelle ber ©efelligfeit. (SB. I, 369. % I, 349. 449 fg.) «u^
merben überall gegen bie Sangemeile, mie gegen anbere allgemeine
(Salamitäten, öffentliche Sorfe^rungen getroffen, fc^on aud @taatdf(ug<
^it; meit biefed Uebel, fo gut ald fein entgegengefe^tcd S^trem, bie
^ungerdnot^, bie SRenfc^en ju ben grögten 3^9cU<'P8^^i^cii treiben
fann. (SB. I, 369.) 3)ie 8teif efuc^t ifi eine ^olge ber Sangemeile.
393ad bie SRenfc^en burc^ bie Sänber jagt, ifl bie felbe Sangemeile,
loclc^e }u $aufe fte ^aufenmeife }ufammentreibt unb jufammenbrttngt,
bag ed ein @pag ift, ed anjufe^n. ($. II, 645.) ferner ff arten«
fpiel unb anbere ©piele. 3)er Sangemeile }u begegnen, f triebt man
bem Sillen f leine, blod ein jimeilige 9Rotioe oor, i^n }u erregen unb
babuT^ auc^ ben dnteüect, ber fle auf)ufaffen b^t, in ST^tttigfeit )n
Derfe^en. ©olc^e SKotioe nun finb bie @piele, mit ftarten u. f. m.,
meiere ju befagtem 3^^' erfunben morben \\\\h; fe^lt ed baran, fo
^tlft ber befiS^rdnfte iD?enfc^ ftc^ burc^ fflappem unb Zrommetn, mit
Hllem, mad er in bie ^anb triegt. S(ud^ bie Sigarre ifl i^m ein
tmOfommened @urrogat ber ©ebanfen. ($. I, 350. SB. I, 370 fg.)
find ber innern Seer^eit, meiere bie Queue ber Sangemeile ift, entfpringt
bie @ud^t na(^ ©efellfc^aft, 3^fheuung, SJergnügen unb Supid jeber
fixt, wAift Siele jur Serfc^menbung unb bann }um Slenbe fü^rt.
(?. I, 348.)
36 Saofoon — Särm
5) @egenf a^ jtoif ^en ber ©eißedflumpf ^ett unb ®eifle9«
rcgfamfeit in ^tnftd^t auf bie Sangetoette.
%n^ ber ©etflcdflunipf^eit ge^t jene auf ja^Uofen ©efid^tem aud«
geprägte, \m ouc^ burc^ bie 6efi(inbig rege 3(ufmerf)amfeit auf aOe,
felbfl bie üeinflen Vorgänge in ber Su§emDeIt ftc^ Derrat^enbe innere
Seer^eit ^ert)or, welche bie lua^re DueOe ber Sangemeile ifl unb fletd
nac^ äugerer Anregung lec^gt, um @eiß unb ®emUt^ burc^ irgenb
etma^ in Semegung gu bringen. {% l, 347.) ^Dagegen (ägt ber
innere 9iei(^t^um, ie me^r er fic^ ber Sminen} nähert, ber ^ange«
meile immer weniger 9taum. 2)ie unerfc^öpflic^e 9{cgfamfeit ber
©ebanfen aber, i^r an ben mannigfaltigen Srfd^einungen ber dmten-
unb Außenwelt fld^ jlct« erneuembeö ©piet, bie 5Iraft unb ber 5trieft
}n immer anbem Kombinationen berfetben, fegen ben eminenten Sopf,
bie %ugen6(i(fe ber Slbfpanmmg abgerechnet, ganj auger bem Sercid^
ber gangetüeilc. (^. I, 348.) S)em SÄannc öon ®cnic fann bie
Sangetueile, biefer beflünbige $audteufel ber ©emö^nlic^en , fic^ nic^t
nähern. (?. II, 84.)
S)a6 bie befc^rttnften Söpfe ber $?angen)ei(e fo fe^r aufgefegt pnb,
fommt ba^er, bag i^r OnteQect bur^aud nic^td weiter, ald M
SRebium ber Wlot\t>t für i^ren SEßiOen ifi. @inb nun t)or ber
$anb feine ÜRotiDe aufjufaffen* ba, fo ru^t ber SiDe unb feiert ber
•SnteQect; biefer, weil er fo wenig, wie j[ener, auf eigene $anb iu
S^OStigfeit gerät^. 3)ad SRefuItat ifl fdjredfUc^e Stagnation aOer ftrüftc
im ganjen 2)ienfc^en, — 8angewei(e. {% I, 350.)
6) Ser^üttnig ber Sebendalter jur l^angeweile.
Die ^txt unfern Sebend ^at in ber fubiecttt^en @(^ä|ung eine Be«
fc^Ieunigtc Bewegung, inbem debem nac^ 3)?agga&e feiner Entfernung
Dom Seben^onfange bie 3<^tt fd^neQer unb immer fc^neller Derfliegt.
9Bir finb ba^r ber Sangeweile burc^weg im umgefe^rten Ser^ältni§
unfer« «Iterö unterworfen, ffinber bebürfeu bcftänbig be« Seitoer*
treibe«, fei e« ©piel ober Arbeit; florft er, fo ergreift fic augenblicffic^
entfeglic^e Sangeweile. $(u(^ düngtinge fmb i^ noc^ fe^r untenuorfen
unb fe^en mit Seforgniß auf unaui3gefüDte ©tunben. Sm männlichen
Stter fc^winbet bie Sangeweile me^r unb me^r; ©reifen wirb bie 3^^'
ftet« ju furj unb bie läge fliegeu pfeilfc^neU vorüber. Dur^ biefe 9e*
fc^teunigung bed Saufe« ber Qtit fdQt alfo in fpfitern darren meiflen«
bie Sangeweile weg. ($. I, 619 fg.)
Caokomi, f. ©culptur.
fdttti,
1) 3Barum Särm pörenb auf ben ©eift wirft.
3)a« ©e^br ift ein paffiDer ©tnn. 3>Q^er wirfen Xöne fiörenb
unb fcinbtic^ auf unfern ©eift, unb }Wor um fo me^, je t^Stiger
unb entwicfelter biefer if); fie }erreigen ade ©ebonfen, jeroltte»
eatcot 37
momctiiaii Ue üDetAcaft & ift hit9 banmd nflarlii^, ba§ bad $ören
MrmSge rincr mcf^anif^n Srfc^ttttcniiig bc^ ©e^SrncnKnfl iior fti^
ge^t^ bie fii^ fogleic^ bid tief ind ®e^ni fortpfknjt, beffen gonje
äRaffe bie bttrll^ ben @e^5nicrDen erregten (Sc^ioingungen brö^nenb
mit eiiif)ftnbct. 2)enlenbe fl9)>fe unb über^nfit Seilte iioii Dietcnt ®eifl
tSnnen ba^ feinen 88mi vertragen. Sewunberungtoütbig bagegen
ift bie Unent|)ftnblt^feit geioö^nlic^et Köpfe gegen ben Jffirm. Xie
Öitantit&t Sfirm; bie deber nnbefc^toert oertragcn laiui, fie^t toiiflic^
in umgefe^rtem Ser^ättnig }n feinen ®ei{le«häften unb tann a(d bad
ungefähre SRflf berfelben betrachtet merben. (SB. ü, 33 — 35.
% n, 678 fg.)
2) 3)ieXoteran) gegen S&rm qU ein ^zidttn geifliger
@tnni)>f§eit.
Unmöglich fSnnte, n>eun biefe SBelt )>on eigentlich benfenben SBefen
bet>9ffert tBäxt, ber SSrm ieber Srt fo unbef^ränft ertanbt unb frei'»
gegeben fein, mie fogor ber entfe^tid^fle unb babei {toecKofe t9 ift.
(?. II, 536.)
!2)ie allgemeine S^oleronj gegen unnöt^igcn Särm, j. 9. gegen bad
fo (ö(!^ft ungezogene unb gemeine 5t§(irentt)erfen, ifl gerabejn ein
3ei(!^en ber aDgemeinen Stumpfheit unb ©ebanlenlecre ber Köpfe.
($. II, 681.) ®an} cioilifirt werben mir erfl fein, tt^ann auc^ bie
£)fyctn nic^t me^r oogelfrei fein merben nnb nid^t debem bad Sffec^t
gtt^e^ mirb, haß Oemu^ein jjebed benfenben Sßefen^ auf taufenb
©c^ritte in bie Ximht 3U burc^fc^neiben ntittetfl pfeifen, $)eu(en,
SMIOen, $ämmem, ^eitfcf^enflatfc^en, SeOenlaffen u. f. m. (993. II, 35.)
fattin.
1) ©egenfa^ jmifc^en ben Satein Serße^enben unb
ben t9 Stic^tDerjle^enben.
^er SDIenfc^, metc^er fein Satein oerfte^t, gleidjt (Sinem, ber flc^ in
einer fc^önen @egenb bei nebligem Sßetter befinbet; fein $ori)ont ift
äu§erfl befc^ränft. 3)er ^orijont bed Sateinerd bagegen ge^t fe^r
toett, burc^ bie neuem Oa^r^unberte, bad 9Rittela(ter, ba9 Slltert^um. —
9Ber f^in Satein oerfte^t, gehört jum 6o(fe, auc^ meun er ein groger
Virtuofe auf ber Slettriflrmafd^ine lottre uitb bo^ 97abicat ber ging'
fpat^fdure im Stieget ^tttte. ($. n, 606.)
3) äOiic^tigfeit be^ Satein^ a(9 allgemeiner @e(e^r*
tenfprac^e.
Die Slbfc^affung bed Sateinifc^en ate allgemeiner ©ele^rtenfprac^e
unb bie bagegen eingeführte ftleinbiirgerei ber Slattonaditteraturen ifl
für bie äBiffenfc^often in Suropa ein »a^red Ungfüd gemefen. ßn»
nftc^fi, »eil t9 nur mittelfl ber tateinifc^ ©prac^e ein allgemeine^
enropäifd^el ®e(el^rtenpttb(icam gab, an beffen ®efanunt^eit jebe« er»
f ^einenbe 9u(^ fl^ btrect manbte. Stun ifl aber bie 3a^I ber eigentlich
38 Coline
bentettbcn unb urt^tttfä^igen ftöpfe in gait) (Sttro))a o^ne^in fd^on fo
tlein, bag,« tuenit man t^r gomm noc^ burd^ ®)>ra(^grätt)en jerftttdtett unb
Qudeinanbcr reigt, man i^re loo^It^ätige SBirtfornfett uncnbttd^ fc^ttlh^t.
hieran koirb fid^ ba(b ein }n)eitcr, noc^ grSgcrer Stad^t^eil Inüpfen:
ba« aufhören ber Erlernung ber alten (Sprachen. ($. U, 521. 576.)
l^ateinifd^e Sutoreu mit beutfc^en 9?otcn ^eran^jugeben, mie je^t
gefc^ie^t, iß eine ©(^mcinerei unb eine Infamie. (^. II, 521. 606.)
3) 3)a^ Sateinfc^reiben aU belle Sorfc^ule jnm lotlU
fommenen Sudbrucf in ber ÜRutterfprac^e.
3)urc^ bad l^ateinfc^reiben oKein (ernt man bie ^iction ate ein
^unßtoerf be^anbeln, beffen ©toff bie ©prac^e ifl, meiere ba^er mit
grögter @orgfa(t unb Sel^utfamleit be^anbelt merben mug. Demnach
richtet fl(^ je^t eine gefc^örfte Stufmerifamfeit auf bie Sebeutung unb
ben äBert^ ber äSBorte, i^rer 3uf<tni"^nß^Dung unb ber grammatilaUfi^en
i^ormeu; man lernt biefe genau abmägen unb fo ha9 loflbare 3Rateria(
l^anb^aben, »elc^ed geeignet ijl, bem lludbrud unb ber (Sr^attnng
tt)ert^t)oDer @ebanlen }u bienen; man (ernt 9?efpect ^aben Dor ber
@pra(^e, in ber man fc^reibt, fo bag man nic^t ua^ SBiOfür unb
Saune mit i^r.umfpringt, um fie umjumobeln. O^ne biefe Sorfc^ulc
artet bie ©c^reiberci (eic^t in blogc« ©etottfc^e au9. {% U, 605 fg.)
4) ®egen bad S^ac^a^men bed ©tiU ber 9tten beim
Sateinfc^reiben.
^emben @ti( nac^a^men ^eigt eine äRadfe tragen. 3)arum gleiten
benn auc^ bie (ateinifc^ fc^reibenben ©(^riftfleüer, meiere ben ®ti( ber
auAi nac^a^men, bo(^ eigentlich ben 9RaMen. 2Ran ^drt nämfi^
mobi toad fie fagen, ft^^t aber nic^t baju auc^ i^re ^b^fiognomie, ben
®ti{. SBobI aber ß^bt man aud) biefe in ben (atcinifc^en Schriften
ber ©etbftbenfer, atd mel^e fit^ ju jener Stac^a^mung nic^t be*
qucmt l^aben, j. SB. ©fotu« erigcno, ^etrarfa, öafo, Äarteflu«,
©pinoja, jobbte u. a. m. ($. II, 550.)
5) Sigent^ümlic^er 3auber gereimter lateiuifc^er @C'
biegte.
du leiner Sprache mac^t ber 9teim einen fo mo^tgefäfiigen unb
mächtigen (Sinbrud, »ie in ber lateinifd^en; bie mittelattertic^en ge*
reimten (ateinifd^en ©ebic^te §aben einen eigent^ümlic^eu ßaubtx. Won
mug ed baraud erllüren, bag bie lateinif^e Sprache o^ne afien Serglei<i^
t)oniommener, fd^öncr unb ebler i\t, ale irgenb eine ber neueren, unb
nun in bem, eben biefen ange^Drigen, t)on i^r felbfl ober urfpriingli^
mfc^mtt^ten ^u^ unb glitter \o anmut^ig ein^erge^t. (9B. II, 487.)
Canttt.
3)ur(4 ben Segriff Saune (ma^rfc^etntic^ Don Lima) mitb in äffen
feilten SRobificationen ein entf^iebened Uebenoiegen bed ©ubjectiDen übet
ba« Dbjectioe bei ber Vuffaffung ber Sugenmett gebälgt. 2)er ^ttmot
beruht auf einer befonbem Srt ber Saune. (&. U, 111. Seigt
u(iter Säc^ertic^: ^umor.)
?cbeii 39
Ccben.
1) äSScfen bed 2thtn9 unb ©egenfaft bed l^ebenben gegen
ba9 Seblofe.
ÜiDa« ?cben (tfgt flc^ befiniren al^ ber 3uPanb etned Sdr)>erd, in
meiern er unter beflänbigem äBec^fel-ber Wtattvit feine i^m »efent*
lic^e (fubfiantieQe) gorm aaejeit bel^ält ($. II, 172.) !Z)a« 9Be»
fentlic^e aOe^ Sebend ifl aDein ber beflänbige SBec^fel ber SRaterie beim
»e^arren ber gotm. (^. II, 143. SB. U, 336.)
€ett )(nfang btefed Oa^r^unbertd ^at man gor oft bem Unorga»
nifc^en ein lieben beilegen n)onen; — fe^r fä(f(^{ic^. I^ebenbig unb
Drganif (^ f^nb äßec^felbegriffe ; auc^ ^ört mit bem S^obe bad Organif c^e
auf, organifc^ ju fein, dn ber ganjen Statur aber ifl feine ©ränje
fo fc^arf gejogen, roie bie jmifc^en Organifc^em unb Unorganifc^em,
b. ^. ÜDem, mo bie Sonn bod 9ßefentti(|e unb ^leibenbe, bie äRaterie
ba« accibenteOe unb SBedjfelnbe ifl, — unb üDem, mo bicd flc^ gerabe
umgefe^rt oer^tflt. !Die ®räu;(e fc^knanlt ^ief nid^t, mie bieüetc^t
jtoifc^en 2:^ier unb ^flan^e, fefl unb fliiffig, ©od unb (Dampf; alfo
fle aufgeben »oOen ^cigt abfic^tlic^ Senuirrung in unfere begriffe
bringen, hingegen tommt bem Seblofen, Unorganifc^en fo gut, nie
bem Sebenbigen, Organifc^en, SßiUe ju. (92. 83 fg.) S)ad in unfern
Zagen fo beliebte ©erebe üom Seben bed Unorganifc^en, ja fogar bcd
6rbt9r)>eTd, unb bag biefer, loie au^ bad Panetenf^fieni , ein Drga«
ui^mu^ fei, ifi burc^aud unftatt^aft. Stur bem Organifc^en gebUdrt
ba« ^rttbicat geben. (90. U, 335 fg.)
SlQe Seben^proceffe erforbem, um gehörig DoDjogen m merbcn, 9e«
tnegung fomo^l ber X^eile, »orin fle Dorge^en, ald bed ©onjen. iDa^er
fagt Xriflotete^ mit S^e^t: h ßioc ev vfi xivTjasi san. ÜDa« Seben
befte^t in ber 93etocgung unb ^at fein SBefen in i^r. IDa^er ba^
@(^ttb(i^c ber fi^enben $!ebcn9oeife. ©ogar bie 9äume bcbttrfen, um
JU gebei^n, ber Setoegung bur^ ben SSJinb. ($. I, 343. 466.) ÜDer
unorganifc^e Körper ^at feinen Seßanb burc^ ätu^e unb Vbge»
fc^Ioffen^eit Don ttugern Sinflüffen; ^iebei allein erhält fid^ fein Dafein,
unb, »enn biefer 3uflanb t)onfommen ift, ift ein folc^er S^örper Don
enbtofer ÜDauer. SDer organifd|e hingegen ^at feinen Seflanb gerabe
burc^ bie fortmft^renbe Semegung unb flete^ Smpfangen ftugerer
Sinpuffe; fobatb biefe koegfaSen unb bie Semcgung in i^m flocft, ifi
er tobt unb d5rt bamit auf organifc^ ju fein, menn auc^ bie @pur
ht€ bagemefenen Drgani^mu^ no^ eine Sßetle be^arrt. (SB. II, 335 fg.)
2) 3)te äugern Urfa^en be« Sebend.
!Z)et^e Xnlnüpfung^punlt bed Seben^ an bie Vugentoelt ifl ber
Xt^mung^proceg; ba^er mug bie 9emegnng M gebend afd Don i^m
an^c^enb unb er ald ba« erfte ®Iieb ber ftaufalfette gebälgt toerben.
'iDcmnat^ tritt ald erfler dmpuM, alfo ald erfte äugere Urfac^e ht»
40 S^^cn
ithtn9 ein koenig Saft auf, meldte etnbrttigenb unb o^^btrenb, fernere
$roceffe einleitet unb fo bad Seben jur golge ^t. 2)ie ^toeite
äugere Uvfac^c bed bebend ifl bie 92a^rung. 9uc^ fte kntrTt anfangt
t)on äugen, cid 3Rot\\>, hoäj nic^t fo bringenb unb o^ne 9uff(^ub $u
geftatten, mie bie Suft; erfl im 2Ragen fängt i^re {i^9poIogtfd|e
faufate aBir!fonifcit an. {% II, 178.)
3) 3)er Jfampf bed Sebend gegen bie me^anifc^cn unb
(^entifc^en Gräfte.
Obgleich ber Organidmud !ein gufäOiged, burc^ bad SBirTen me^a«
nifc^er unb d^emifc^er Kräfte ^erDorgebrad^ted $^ftnomen ifl, fonbern
eine ^ö^ere dbee, tuelc^e flc^ jene niebrigeren bur^ übern^ältigenbe
Sfffimilatton unteriuorfen ^at; fo ifl bod^ fein ©ieg o^ne Äompf.
3nbem bie ^ö^ere Sbee nur bnr^ Uebcrlüättigung ber niebrigcm
^eröortreten fann, erleibet fle ben SBiberflanb biefcr. ©o unterhält ber
£)rgani^mud einen bauernben Stampf gegen bie Dielen t^^^r^fc^en unb
c^emifi^en fitäfte, nielc^e, alö niebrigere 3been, ein frühere« Siedet ouf
bie 9){aterie ^aben. S)a^er fmlt ber 0rm, ben man eine Seile mit
Uebermältigung ber ©diniere gehoben ge(}alten; ba^er ifl ba^ bcl)agtid|e
®efü^I ber ©efunb^eit fo oft Don Unbe^aglid)feit unterbrochen. ®a(cr
auc^ beprimirt bie Serbauung alle animalifcffen t^unctionen. ^a^cr
überhaupt bie ?ajl bed p^pftfc^en SebeniS, bie Stot^tvenbigleit M
@d)Iafe« unb juleftt be« SCobe«. (9B. I, 173 fg.)
4) 3)er ©egenfa^ jtoifc^en bem organifd^en unb oni*
malifc^en Seben.
Sic^at'd ©egenfa^ t>on organifc^em unb animalifc^em ?eben
entfprid^t beut ©egenfat^ ^o" WilU unb dn teile ct. SlDed, m^
bie ,,2Be(t aU mUt unb SorfteDung" bem eigentlidjen SBiütn ju«
f treibt, legt Si^at bem organifc^en Seben bei, unb 9Hed, wad f^^
al« Ontellect faßt, ifl bei i^m ba« animote Scbcn. «i^at*« »«•
trac^tungen unb bie ber „SBett al« SBJille unb SorjleDung" unterflüten
fld^ nie^felfeitig, n^ie p^^flotogifc^er unb p^itofop^ifc^er Somnietitar.
dener ge^t bom Dbjectiöen, b. ^. bom SBemnßtfein anbercr ©ingf»
biefe t)om ©ubiectiben, öom ©etbflbeiuußtfetn au«. (SB. H, 296-304.)
B. e^aralter^ Scrt^ unb Stoetf M Seben« im ^an^tn.
1) 2)er Sebendmitte aU btinber SDrang.
SEBiOe jum Seben, »eit entfernt, eine beliebige ^^poflafe, ober gav
ein leere« SBort ju fein, ifl ber allein wa^re Äuöbrudf bc« iunerftea
aaSefen« ber SBelt, toie ber unioerfclle 8eben«brang unb baö öerjwcifelte
©träubcn unb SBe^ren gegen ben lob in ber I^ier- unb SWenfc^en*
koelt bemeift. @e^en mir un« . nun aber ben bürftigen (Srtrag M
ganjen mü^fäligen, auf Sr^altung be« Seben« bebo(^ten Sreibtn^ ^f
fo muffen mir ju ber (Sinftt^t gelangen, bag ber überfd^toängli^ M^
$ang aUer 2:§iere unb iDienfc^en, ba« Seben fu erhalten unb ml^8fi#
Scben ' 41
lange fortjufe(^cn, fetttedmegd bad 9Ief«i(tot trgeitb eiucr obiccttDen @r»
!enntnt§ Dom SStxtfft bed Scbend, fonbern ein Don aller (Srienntntg
unab^&ngiged UrfpriingUc^ed unb Unbebtngted, ein blinber ÜDrang, ein
DöUig grunMofer, unmotiDirtcr Xrieb tfi, ober mit anbern SEBorten,
bag iene SBefeit itic^t aU Don Dome gejogen, fonbern atö Don ^tnten
getrieben {tc^ barftellen. 97ur and ber Urfprüngtic^feit unb Unbcbingt'
$eit bed SSJiQend jum Seben ift ed erflärlic^, bag ber SDtenfc^ ein
!I)afein DoU 9?ot^, $Iage, ©c^merj, 9ngß unb bann lieber doQ
i^angemeite, melc^ed, rein obj[ectiD betrautet unb erlogen, Don i^m Der«
abfc^eut werben mü§te, über Stlled liebt unb beffen @nbe über 9Qed
fürchtet. äBie mit bem Sud^arren im ?eben, fo ift ed auc^ mit beut
S^reiben unb ber Bewegung beffelben« S)iefe ifl nic^t etmad irgenb frei
(Srmä^Itcd; fonbern, mä^renb eigentlich deber gern ru^en möchte, finb
92ot^ unb Sangetoeite bie ^eitfc^en, meiere bie Setoeguug ber Greifet
unterhalten. S)a^er trägt bad ®an}e unb jebed Sinjelne bad ©epröge
eine^ erjiDungenen 3uf^anbed, unb §ier liegt, beiläufig gcfagt, ber Ur=
fprung bei ftomifc^en, bei 93ur(ellen, ©rottelfen, ber frauenhaften ®cite
bei Sebenl. (9B. n, ^ap. 28.)
üDie auf ber ganzen Srbe gebrttuc^Iid^e Stnioünfc^ung langen lOebenl
lägt fl(^ nic^t kDo^I aul ber ftenntnig, mal bal Seben, (jingegcn aul
ber, toa9 ber 3Renfc^ feinem Sßefen nac^ fei, nämßc^ äßille jum Seben,
erüären. ($. U, 620.)
2) Sertuanbtfc^aft jmifc^en Seben unb SZ:raum.
3)ie enge Sertoanbtfc^aft }n)if(^en Seben unb 2:raunt ifl Don Dielen
gro§en ©eifiern anerfannt unb aulgefproc^en morben. ®ie lägt [\dj
gfeid^mgmeife f o aulbrücfen : 2)al Seben unb bie jEräume ftnb Slätter
einel unb bei nämlichen 99u(^el. ÜDol Sefen im 3uftttnmen^ang ^eigt
»irHtc^el Seben. äßann aber bie jebelmalige Sefefiunbe (ber Sag) }u
Snbe unb bie @r^o(ungl)eit gelommen ifi, fo blättern wir oft noc^
mttgig unb f plagen, o^ne Drbnung unb Buf^^^^^^^^t^Sf ^^^^ W^t
balb bort ein Statt auf; oft ift el ein fc^on gelefenel, oft ein no^
unbefamitel^ aber immer aul bem felben 9ndj. ®o ein ein}elu ge«
lefenel Slatt ift jwar auger 3ufA^^c"^^"8 ^^^ ^^ folgerechten
3>urc^(ef ung ; boc^ fte^t el ^ieburc^ nic^t fo gar fe^r hinter biefcr
jurttcf, tuenn man bebenft, bag auc^ bal ®Qnit ber fotgere^ten Seetüre
eben fo aul bem @tegereife anhebt unb enbigt unb fonad^ nur all ein
grSgerel einjelnel Slatt anjufe^en ift (9B. I, 20 fg.)
debel OnbtDtbnum unb beffen Sebenllauf \ft nur ein furjer Straum
me^r bei unenblid^en 97aturgeiflel, bei be^anlic^en SEBiDenl jum Seben,
ift nur ein flüd^tigel ®ebi(be me^r, bal er f))irtenb ^injeic^nct auf
fein nnenblic^el Statt, Kaum unb S^xt, unb eine gegen biefe Der«
fc^winbenb fteine Seile befielen lägt, bann aullöfc^t, neuen ^ta^ }u
mad^en« (SB. I, 379.)
42 ^tUn
3) 2)te tragtfc^e unb bte fomif^e @ettc bed 2eben«.
2)ad Seben tfl nie fd^Sn, fonbecn nur bte Silber be« 2tbtn9 finb
cö, nämlid^ im öerftärcnben Spiegel ber Runfl ober ber ^oefie. (SB. II,
426.) S)ad Seben im ©anjen unb StOgemeinen überfe^en ift immer
ein Srauerfpiel, im Sinjelnen burc^gegangen f^at t9 ben (S^arafter bed
SupfpieW. (SB. I, 380. $). 371. 447.) SBenn man t»ott ber »e«
trac^tung bed SBettlaufd im ©rogen unb jumal ber reigenb fc^neUen
(Succefflon ber ÜRenfd^engefc^Iec^ter unb i^red ephemeren (Sc^einbofeind
flc^ ^inmenbet auf bad 3)etai( bed 3)?enf(^en(eben9, n)ie etwa bic
Som5bie e^^barfteDt; fo tfi ber (Einbrutf, ben \tt^t biefe^ mac^t, bem
Änbtid ju Dergleichen, ben, mittclfl be« @onnenmifrof!op«, ein Don
Önfujlon^t^terc^en »immetnber S^ropfen, ober ein fonfl nnfic^tbore«
;^Suf(ein J!fifemi(ben gemft^rt, beren eifrige S^atigfeit unb (Streit und
^um lOac^en bringt. 2)enn »ie ^ier im engflen Staum, fo bort in ber
ifürjeflen Spanne ^tii, toxxtt bie groge unb cmfttic^e Sctiüität fomifc^.
{% II, 309.)
4) 3)ie Unfetigleit bed Sebend.
um Seben iß koefentli^ Seiben. du bem ^aa^t, ate bie Sr*
fd^einungen bed SBillend üoOifommener tt)erben, »irb auä) bad l'eibcn
me^r unb me^r offenbar. iD?it ber (Steigerung bed Sewugtfeiud mäc^ft
and) bie Dual, toetd^e folglich i^ren ^öc^flen ®rab im SRenfc^en er«
rei^t unb bort tokhtx um fo me^r, j|e inteOigenter er ifl. (S. I,
365 fg.) S)ad beflttnbige ©treben o^ne 3'^^ unb 97aß, ha€ m\9 fc^on
in ber erfenntnigtofen 92atur ald beren innere^ Sßefen entgegentrat,
tritt nn^ bei ber Setrad^tung bed S^iered unb bed 9)tenfd^en noc^
beutUc^er entgegen. SBoDen unb Streben ifl fein ganjed 9Befen, einem
unlöfc^baren S)urfl vergleichbar. Die Qafid allee SBoOen« aber tfi
Sebürftigfeit, SRangel, alfo Sc^merj, bem er folglid^ fc^on urfprüngli^
unb burc^ fein Sßefen anheimfällt. Se§(t ed i^m hingegen an Db«
iecten bed SBoOend, inbem bie ^u leichte Sefriebigung fie ibm fogteic^
lieber megnimmt; fo befäQt i^n furchtbare Seere unb Sangetocile.
©ein Seben fc^koingt alfo, gleic^ einem ^enbet, ^in unb ^er, }tt)if(^en
bem Schmer} unb ber Sangeweile, n^elc^e beibe in ber X^t beffen
lefetc ©epanbt^eite flnb. (äB. I, 367—371; II, 406. — »ergl. auc^
Sangekoeite.)
SßoDon und f^on bie Unterfuc^ung ber erflen elementaren ®runb'
)Uge bed 9Renfc^eutebend a priori ttberjeugt, bo§ nämlicf^ baffetbe
ifc^on ber ganzen Xnlage nac^ feiner wahren ©lücffätigteit fä^ig, fon«
bern mefentlic^ ein Dielgeflaltete« Seiben unb ein burc^meg unfeltger
3uPanb ifl, — baoon iß bie Seflätigung a posteriori überaU (etc^t
;iu ^abcn. (SB. I, 382 fg.; U, (Jap. 46. % II, 6ap. 12, ^. 421 fg. —
Sergt. auc^ ©lüdCfäligleit.)
5) S^td bed itbtn^.
3)ie $ant^etflen entblöben fic^ nic^t, }u fagen, bad Sebcn fei
r^Selbfljtoecr". SBenn biefe« unfer ÜDafein ber (e^te 3mecf ber SBelt
eebendafter 43
loäre; fo toUxt ti ber atbcrnfle Qw^r ^ V S^f^ft^ tuorben, mSd^ten
nun mir fetbfl, ober ein ünberer i^n gefegt ^aben. (% II, 306.)
SBcnn ni^t ber nfic^fte unb mtmittelbari^e ^md unferd Seben^ bad
Selben ifi; fo ifi unfer Dafetn bod 3^^<^i)>Yi9f^^ ^^ i^ ^^(t. ÜDenn
e^ ifi abfurb an}mie^nten, bag ber enblofe, au9 ber bem Seben mefent«
liefen 9?ot^ entfpringenbe @^mer}, tooDon bie 9Be(t überall Doli ifi,
jtDecflod unb rein snftfOig fein foOte. ($. n, 312.) fflenn bie Sßelt
unb ba9 Seben @elb{}}n)e(f fein unb bemnac^ t^eoretifc^ feiner KtifU
fertigung, l^raftifc^ leiner (hitfd^äbigung ober ®uhna(^ung bebürfen
fodten; bann müßten ni(^t tttoa bie Seiben unb plagen be^ Sebend
burd^ bie ®enü{fe unb bad So^Ifetn in bentfelben DöOig *audgeg(i(^ctt
i0crben, fonbern e^ mü§te gau) unb gar feine Seiben geben unb auc^
ber j£ob nic^t fein, ober nid|td @(^reä(i(^e9 für und ^aben. 9Iur fo
tottrbe ba« Seben für fic^ felbfl beja^fen. (9B. n, 659 fg.) «Iter
unb j£ob, )u benen jebed Seben not^toenbig l^inetlt, flnb bad aud ben
{>dnben ber 92atur fetbfi erfolgenbe Serbammungdurt^eil über ben SiOen
}um Seben, mldft^ andfagt, bag btefer SßiQe ein @treben ifi, bad ftc^
felbfl vereiteln muß. „9Bad bu gemoDt f^aft'*, f priest ed, „enbigt fo;
tooOe tijna^ Qeffered/' -— 9(fo bie Sele^mng, »elc^e debem fein
Seben giebt, befielt im ©anjen boriu, baß bie ©egenflänbe feiner
93ünfi^e bcfltfnbig täufc^en, »anten unb fallen, fonac^ me^r dual ate
grtube bringen, bid enbüc^ fogoi^ ber ganje ©runb unb Soben, ouf
bem fie fämmtlic^ flehen, einflürjt, inbem fein Seben fetbfl Dernic^tet
mtrb unb er fo bie leiste Sefrfifttgung er^Stt, bog ad fein @treben
unb SoOen eine Serfe^rt^eit, ein drrmeg tvar. (9B. II, 656 fg.)
Dad menf(^ti(4e SDafein, meit entfernt, ben S^arafter eined ©efc^enfd
jtt tragen, ffit ganj unb gar ben einer contra^irten @(^ulb. 2)ie
(Stnforberung berfelbeu erfc^eint in ®efla(t ber, bnrc^ jened S)afein
gefegten, bringenben Sebürfniffe, qudlenben SBüufi^e unb enbtofen 92ot^.
ftttf fibja^Iung biefer ©i^ulb mirb, in ber Kegel, bie ganje Sebendjeit
Dertuenbd; bo(^ finb bamit erft bie 3<nf^ getilgt. Die Sapttat'
abja^tnng gefc^ie^t burc^ ben Stob. — Unb mann mürbe biefe ®(^u(b
contra^irt? — Sei ber Beugung. Senn man bemgemüg ben 9Renf(^en
anfielt aM ein äßefen, beffeu 3)afein eine Strafe unb Suge ift; —
fo erblitft man i^n im nötigen Sichte. (2ß. II, 663. 650.) a)er
aBert^ bed Sebend befielt gerabe barin, ha9 t9 und te^t, ed nic^t }u
moOen. ($. II, 343.)
(8frgL auc^: (^eildorbnung unb unter ÜDafein: S^^^ ^^^
3>afeind.)
frben^altcr.
1) Se^arrlic^ed unb Ser&nberlic^ed in ben berfc^ie«
benen Sebendattern.
9ci ber Sergleii^ung unferer 2>enfungdart in l^erfc^iebenen Sebend-
altem bietet fid^ und ein fonberbared ©emifc^ bon Se^arrfic^feit unb
SerSnbetIi<^feit bar. (Einerfeitd ift bie morolifc^e Stenbenj bed a^anned
44 2ebvMatttt
unb ®retfed nod§ bic felbe^ tuetc^e bte M ^aben toar; ONbererfetU
iß i^m Sielet fo entfrembet, bag er p^ ni(^t mc^v tennt tmb jt«^
tuunbert, tuic er ctnft S)iefcd unb 3ene9 t^un ober (agen gefonnt
Set näherer Unterfuc^ung kotrb man finben, bog bad Serönberüc^e bcr
OnteUect toav, mit feinen Functionen ber (Sinftc^t unb Srfenntnig.
%(d bad Unabänberlic^e im Setongtfein hingegen meifl {tc^ gerabe bte
93aftd beffe(ben aud, ber SBiQe, atfo bie Steigungen, Seibenfc^often,
Effecte, ber (S^arolter; koobei |ebo(^ bie 3RobiftcQtionen in Ste^nung
gtt bringen finb, meldte Don ben lörperti^en f^ä^igleiten )um ©ennffe
unb ^ieburc^ Dom SIter ob^äitgen. ®o ). S. wirb bie @ier no^
finntid^cm ^enug im Knabenalter atö d^afc^l^aftigfeit auftreten, im
•Süngtingd« unb SRanne^atter al9 $ang }ur SEBoÜn^, unb im ©reifen*
alter miebet aU ^afc^Htigleit. (SB. II, 252. 263—267.)
Unfer ganje^ Seben ^inburc^ ^aben toir immer nur bie ©egen«
wart inne, unb nie me^r. SEBad biefelbe unterfc^eibet ifl blöd, bog
tt)tr am Anfang eine lange 3^"^"?^ ^^^ ""d, gegen H9 (Enbe aber
eine lange Vergangenheit ^rnter nnd fe^en; fobann, bog unfer !£em«
perament, toiewo^t ni^t unfer S^arafter, einige belannte Serttnberungen
buni^ge^t, tooburc^ iebed 3RaI eine anbere ^firbung ber ©egentoart
entfielt. {% I, 508.)
2) S^araTter ber ftinb^eit.
du ber ftinb^'eit Derl^atten wir und Diel nie^r erlennenb, aU
woUenb. ®erabc l^ierauf beruht jene ©türffäligfeit bed erfien Sierteli
unfer Sebend, in ^olge weiter ed nac^^er wie ein Derlorened ^arabicd
hinter und liegt. SBir ^aben in ber fiinbbeit nur wenige Sejte^ungen
unb geringe Sebürfniffe, a(fo wenig Anregung bed SBiOend; ber
grögere 2^i( unferd SBefend ge^t bernnad^ im Srlennen auf, unb
)war in bem Sricnnen, bad im ©titlen an ben inbiDibueOen SDingen
unb 93orgängen bie ®runbt9)>en, bie Obeen, bad Sefen bed Sebend
felbfl aufaufaffen bef(^äftigt ifl. $ieraud entfpringt bie $oefte tuib
©eligfcit ber Äinberja^re. (% l, 508—511. SB. II, 449 fg.
^. II, 456.)
3um @Iü(f ber ftinb^eit trägt auc^ noc^ biefed bei, bog mir in
früher Kinb^eit aQe einanber ä^nlic^ flnb, ba^er Dortrefflic^ (armoniren.
aber mit ber $ubertttt fängt bie S)iDergen) an mtb wirb, wie bie ber
9fabien eined (Sirleld immer gröger. ($. I, 511.)
ÜDie Sembegierbe ber fiinber ifl flarf, wenn fie bad wa^r^oft
93rau(^bare unb 92ot^wenbige Dor flc^ fie§t, unb erfc^eint nur bann
f^wat^, wenn wir bem ftinbe bad i^m Unangemeffene aufbringen
wollen. (®. 100.) jfnaben jeigen meifiend SBigbegier; Keine 9)?äb(|cn
bloge 9?eugier, biefe aber in ftupenbem ®rabe unb oft mit wtber«
Wärtiger 9?aiDetät. S)ie bem weiblit^en ©ef^tec^te eigent^ümlic^c
Stiftung auf bad (Sinjelne, bei Unempfängtit^tett fttr bad allgemeine,
tünbtgt fl(^ hierin fd^on on. ($. n, 65.)
8eben«a(ter 45
3) S^arafter bed dugenbolter«.
9Bad ben SReß ber erfien $ä(fte, bte fo Dtele Sorjtige Dot bet
imittn fiat, alfo bad iugenblic^e ^(tet trübt, ja ungtüdltc^ maäft ift
bad dogen nac^ ©lücf, in ber feften Soraudfe^ung, ed muffe im
itkn anjutreffen fein. S)araud entfpringt bie fortmä^renb getäufc^te
Hoffnung nnb aud bicfer bie Unjufrieben^cit. SBir finb in unfern
dtingling^lQ^ren mit unferer Sage unb Umgebung meiflend unjufrieben,
meil loir i^r jufc^retben, mad ber Seer^eit unb SrmfeltgTeit be0
menf(^(i(^en Seben9 überall jufommt^ unb mit ber mir je^jt bie erfle
9(fanntf(^aft machen, nac^bem mir ganj anbere IDinge erm^et Ratten.
(?. I, 511. 433.) Der Oüngting ermortet feinen SebenÄauf in Sorm
eiued intcreffanten fflonian9. l£erg(eic^en meland^olifc^e Oüngling^«
f(4iüSrmeret oerlangt eigentlich etwa? fic^ gerabeju Sßiberfpre^enbed.
'S)tnn bie @c^5n§eit, mit ber bie erfeljnten, poetifc^en @egenflttnbe
unb Situationen ftd§ bai-fieüen, beruht gerabe auf ber reinen Dbjectiui«
tat, b. i. dnteref[c(o{Igfeit t§rer Snfc^auung unb mürbe ba^er bur^
bie Sejie^ung anf ben eigenen 99$tQen, meiere ber Oüngliyg fc^merjlic^
Dermigt, fofort aufgehoben, mithin ber ganje ^anhtx gar nic^t oor-
^anben fein, ^ermirflic^t merben ^eigt mit bem SEBoUen aufgefüllt
»erben, melc^ed Soden unau9meic^bare ©c^merjen herbeiführt. (3S. II,
426. 486. % I, 512.) On ber Oitgcnb ift, befonberö ouf lebete
unb p^antafiereic^e ftöpfe, ber Sinbrud bed llnfc^aulic^en, mithin auc^
ber lugenfeite ber S)inge, fo übermiegenb, bag fle bie 2Be!t anfe^cn
otd ein 9itb; ba^er i^nen ^auptfäc^Iid^ angelegen ifi, mie fle barauf
figniriTen unb fic^ audne^men, — me^r aW mie t^nen innertic^ babci
3n 9Rut^e fei. 3)ie4 jcigt ftc^ fc^on in ber ))erfBn(i(i^en Sitelfeit unb
*u6fn(^t ber 3ünglinge. {f. I, 521.)
4) ®egenfat^ jmifd^en Ougenb unb 8(tcr.
S)ie dugcnb ift bie ßeit ber dKufionen; bo« alter bie ber (Snt«
tüufc^ungen. dn ber ftinb^ett fleUt ha^ Seben fi^ und bor, mie eine
X^eaterbecoration, Don SBeitem gefe^en; im Sltter, mie biefelbe in ber
grttgten mf)t. [% l, 511.) Oft ber (S^arafter ber erften bebend«
i)ftifte unbefriebtgte ®e^nfud)t nad) @tüd, fo iß ber ber jmetten »e«
forgnig oor Unglücf. {% I, 512.) 3)ie jmeite Hälfte be« 2thm9
entölt, tme bie jmeite $tflfte einer muflfalifc^en ^eriobe, meniger
@trebfamleit, aber me^r ^eru^igung, aM bie erfle, meiere« barauf
bcni^, bag man in ber dugenb benft, in ber SBett fei Sßnnber ma€
fih (gUM nnb (Bktiug anjutreffen, nur f ferner ba)n )u gefangen;
»%enb man im Xlter me^, bog ba nic^td ju ^o(en i^, alfo Doli«
fommen barttber beru^gt, eine ettrdglii^ ©egenmart geniegt {% I,
^12 fg. 623—526.) dn ber dngenb ^errf^t bie anfc^auung, im
tnter bad Sienfen Dor; ba^er ifi ji^ne bie ßeit für $oe(ie, biefe« me^r
für ^i(ofo)>^ie. ($. I, 521.) SDie !Z)i^tergabe bittet eigentlich nur
in ber Ougenb; au4 bie (Smpfttngtid^Ieit für ^oefie ift in ber dugenb
^t teibenf^aftli(§, ber dttngling l^at t^resbe an Werfen aM fotc^en
46 2zhtvL9aÜtv
unb nimmt oft mit geringer SBaare toor{te(. SDKt bcn darren nimmt
biefe Steigung aümäifig ab unb im Slter jie^t man bie ^rofa üor.
S)ur(^ j[ene poetifc^e S^enbenj bcr 3ugenb »irb bann leicht bcr @tntt
für bie Sßirni^Ieit Derborben. (S. U, 486.) !Z)a^ 9(ter ^t üor
ber Ougenb bie Unbefangenheit Dorau^. Der gereifte Waan fie^t bie
S)inge gan} einfa^ unb nimmt bie S)inge für 2>ad, »ad fte ftnb;
mtt^renb bem ^aben nnb Jüngling ein S^mgbUb, jufammengefe^t
and felbfigcfc^affenen ©riOen, überfommenen Somrt^eilen unb feltfamen
$§antaften, bie ma^re Sßelt bebetft ober Derjerrt ($. 1, 513.) S)ie
$eiterteit unb ber Sebendmut^ ber (htgenb beruht 3um Xt^\i barauf,
bag n)ir, bergauf ge^enb/ ben S^ob ntc^t fe^en. 3ladi Ueberfc^reitung
bed ®if>feld aber tt>erben mir ben Stob anfic^tig, tnoburc^, ha ju
gleicher ^tit bie Sebendiraft }u ebben beginnt, auc^ ber Sebendmut^
ßnlt unb ein trüber (Emfi ben jugenblic^en Uebermut^ üerbrfingt.
($. I, 514 fg.) Som (Stonbpunfte ber Ougeub aud gefe^en ifl bad
Seben eine unenblic^ lange ßuTunft; Dom ©tanbpunft bed SIterd au9,
eine fefjr furje Vergangenheit. (^. I, 515—517. 528.)
!Z)ur(^ bad SßegfaOen ber Sangetoeite in fpätem darren unb ba9
Serflummen ber Seibenfc^aften mit i^rer Dual mirb, »enn nur bie @C'
funb^eit fic^ erhält, im ©anjen genommen bie Saß bed S^bend geringer,
ate fk in ber dugenb iß; bol^er nennt man ben bem (Eintritt bei
Xtterdfd^mäc^e üor^erge^enben 3^traum ,,bie beflen da^re''. dn ^in*
ftc^t auf unfer SSßo^Ibe^agcn mögen fie ed mirflii^ fein; hingegen bleibt
ben dugenbja^ren ber Sorjug, bie befruc^tenbe 3^'^ für ben ®eifi, ber
Stützen anfe^enbe iH^Iing beffetben ju fein. S)ie größte Snergie
unb ©pannung ber ®ri{te«frfifte ftnbet in ber dugenb ßatt, fpätefiend
bid ind 35te da^r; t)on bem an nimmt fie ab. Oebod^ fmh bie
f patent da^re nic^t o^ne Sompenfation bafür, inbem bie reichere Sr«
fa^rung unb bie Sielfeitigleit ber Betrachtung bie SKtige aUererfi je^t
im 3ttfammen^ange Derfle^ le^rt du ber dngenb ifl me^r Son«
ception, im Slter me^r Urt^eit, Penetration nnb ©rOnUic^kit. (^*h
520—523. 527.)
dm Serlaufe bed Sebend treten ffopf unb $er} immer me^ au^'
einanber; immer nie^r fonbert man feine fubtecttDe (Empftnbung ^w
feiner obiectiDen (Srienntnig. dm fiinbe ftnb bribe noc^ ganj oer«
fe^moljen; el meig fi^ Don feiner Umgebung loitm ju unterfc^ben,
ed oerfc^mimmt mit i|r. dm düngling mirft aDe äBa^me^mnng
3ttnä(^ft Smpftnbung unb ©timmmig, ia Dermifc^t ft<^ mit btefer.
Sben ba^cr ^aftet ber düngling fo fe^r an ber anfc^tc^en Hngenfeite
ber 2)inge; eben ba^er taugt er nur jur (l^rtfc^en $oefie nnb erfl ber
9Rann pr bramatife^en. S)en ®reid fann man ft^ ^mk»d no4
ai« (Sptler beulen, »ie Offian, $omer; benn Srjtt^leu gehört im
(S^aralter be« @reife9. (993. I, 296.)
5) äBorauf bie bem 9[{ter ermiefene Xc^tnng bevv|t.
ÜDie Vd^tung uor bem 9Hter fc^eint barauf }u beru^n, bo| bie
S^re junger Seute jhMr (A^ Sorau^fe^ung angenommen, aber no<|
2ebendon|l(!^t — SeBendbauer 47
ni^t erprobt ifl, bo^er etgentttc^ auf Srebit befielt. 9et ben Kelteren
aber ^Qt e^ ftd^ im Saufe bed gebend ankeifen muffen, ob fie burc^
i^ren äBanbet i^re @^re behaupten fonnten. ÜDenn loeber bte da^re
an flc^, ate totii^z auc^ Spiere, unb etmge in totel ^ö^erer 3^^^ ^^'
reichen, noc^ (xai^ bie (Erfahrung, a\% bloge, nähere ftenntni§ Dom
Saufe ber 3Be(t, fmb ^inreic^enber ®runb für bie Sc^tung ber düngeren
gegen bie Selteren, meiere boc^ überall geforbert toirb. 3)ie bloge
©d^mä^e bed ^ö^eren Xlterd toürbe mel^r auf ©c^onung, ald auf
H(^tung «nfpruc^ geben. (?. I, 385 fg.)
6) 9e}ie^ung gn^ifc^en Sebendalter unb S^aralter.
X)er ^^arafter faft jebed ä)2enf(^en fc^eint üorjugdmeife Sinem
Lebensalter angemeffen ju fein; fo \iOi% er in biefem {t^ üort^eil^after
aufnimmt. Sinige finb Iicbendn)ürbige dünglinge, unb bann iß'd
borbei; Snbere fräftige, t^ätige 3Ränner, benen bad Stter aQen äBertl^
raubt; 3)tan(^e fteOen fic^ am Dort^eit^afteßen im alter bar, als mo
fie ntilber, mei( erfahrener unb gelaffener finb; bieS ift oft bei iJran»
pfen ber gad. !i)ie ©ac^e mug baronf berufen, bog ber (S^aralter
felbfl etma« dugenbU^eS, aR2innti(^ed ober SleltUc^ed an fi^ ^at,
U)onüt bod iebedmalige Sebendalter übereinflimmt, ober ald ^orrectio
entgegenmirit. ($. I, 518.)
7) Ser^ältnig be« SebenSalter« )ur SebenSfraft.
(@. Sebenölraft.)
8) 93er^filtni§ bed Sebendalterd jur Sangemeife. (©.
Sangen)ei(e.)
9) Ser^dltnig bed SebenSalterS jur Sinfamfeit.
(@. (Einfamfeit.)
jCeben$anfi4)t.
de nac^bem bie (Energie beS OnteOectS angefpannt, ober erfc^Iofft
ifi, erfc^eint i^m bad Seben fo lurj, fo Hein, fo flü^tig, ba§ nichts
barin SorfommenbeS »ert^ fein fönne, und }u bemegen; — ober aber
nmgelc^rt, fo lang, fo toic^tig, fo SQed in SOem, ba§ mir banad|
und mit ganjer ©eele auf baffefbe merfen, um feiner ®üter tl^eil^aft
3u werben. !Diefe erflere Sebendanflc^t iß bie trandfcenbente, bie
le^tere bie immanente. S)ort ^at bad (Erfennen bad Uebergemi^t,
^iet bad 2ß ollen. Der ^enf(^ ifl grog, ober Hein, \t uac^ bem
Sor^nfc^en ber einen ober ber anbern Sebendanfic^t. ($. II, 635 fg.)
frben^Hauer.
S)ad menfc^lic^e Seben ifl eigentlich meber lang, no(^ fnrj }u
nennen, meit ed im ®runbe bad Sßag ifi, monac^ mir ade anbern
BeitUngen abfc^ä^n. — mi Stecht mirb im U)>amf(^ab bed Seba
bte natttrlit^e Sebendbaner auf $unbert da^re angegeben, mei( nur
Die, meldte bad neunjigjle da^r überfc^ritten ^aben, ber Sut^anafie
48 ^ebendglüd — Sebendtroft
t^eit^aft »erben, b. §. o^ne aUt Jhrant^ett unb ^Mtamp^, toor Xlter
fierben ober Dieltne^r ju (eben anfrören. 3n j|ebem frühem Vtttr
fttrbt man b(od an ^anT^eiten, alfo t)or}eitig. (^. I, ö28, Knmerf.)
£eben$0lüdi, f. ©lücff&Itgleitdle^re.
Ccbensgütcr^ f. ®ütcr.
Ceben^Kraft.
1) ©egen bad Seugnen ber Sebendfraft.
2)ad l'eugnen ber Seben^h-aft tft abfurb. SEBenn ntc^t eine eigen*
t^üntüd^e 97aturTraft, ber t9 fo »efentlid| ift, ^loecfmägig }u üerfaljren,
toxt ber @€^n}ere wefentlic^, bie Körper einanber ^u ntt^m, ha9 ganje
complicirte ©etrtebe bed Drgamdmud belegt, fenft, orbnet; nun bann
ifl bad lieben ein falfc^er @^etn, eine 3^Suf(^nng, unb ift in äBa^r^if
|ebed Sßefen ein bioged Automat, b. ^. ein ®))ie{ mec^anifc^er, p^^^*
falifc^er unb c^emifc^er Kräfte. SOerbing^ n^irfen im Örganidmud
p^^ftfalifc^e unb c^emifc^e Kräfte; aber koad biefe }ufammen^ä(t unb
lenft, fo bag ein }tt)e(Imägiger Drgani^mud barau^ »irb unb be»
fle^t, — baö ifl bie Seben«fraft. {% II, 172 fg. 9?. »orr. VI,)
S)te SeDendfraft benu^t aDerbingd unb gebrandet bie fträfte ber un-
organif(^n 9?atur, befielt iebod^ leinedtuegd aud i^nen; fo menig tuie
ber ®(^mieb aud bem Jammer unb Kmbo^. S)a^er toixh nie auc^
nur \ia9 fo ^b(^|l einfache ^flangenleben aud i^nen, etma an9 ber
^aarrö^rc^enlraft unb ber (Enbodmofe, erflärt totthm tonnen, gefc^meige
bad t^ierifc^e lieben. (S93. I, 169.)
2) ©egenfat }koifd)en ber Sebenölraft unb ben anbern
92aturrräften.
SRan ^at einen funbamentalen Unterfc^ieb ber !?ebendlraft bon aOen
anbern 97aturträften barin finben »oDen, ba§ fie ben Körper, ton bem
fle einmal gemieden ifl, ni^t »ieber in Sefi^ nimmt. Son ben
Kräften ber unorganifc^en Statur meieren einige, mie 9Ragnetii9mu^
unb (SIeltricität , nur ati^na^m^meife oon bem Kbrper, ben fxt einmal
be^errfd^cn; anbere, mie bie @d^mere unb bie ^emifi^e Dualität,
meieren nie t>on einem Kbrper. X)ie Sebendtraft aber fann, nad^bem
fle einen Körper berlaffen ^at, i^n nic^t »ieber in 9eft^ nehmen.
Z)er ©runb babon ifl, bag fle ntd^t, wie bie Kräfte ber unorgantfc^en
97atur an bem blogen @toff, fonbem }unä(^fl an ber gorm ^ftet.
d^re j^^ätigteit befielt ja eben in ber ^erborbringung unb (Sr^altung
biefer t^orm; ba^er ifl, fobalb fie bon einem Körper meidet, an^
fd^on feine Sorm ^erflört. 9lun aber ^at bie ^erüorbringung ber
Sorm i^ren regelmäßigen, pfanmägigen Hergang in bejlimmter @uc«
ceffion. SDa^r miig bie lüebendfraft, loo immer fie bon Sfeurm
eintritt, au(^ i^r ®vmbt bon oom, ab ovo anfangen. (?. II, 173 fg.)
8eiicii9(raft 49
3) 2)ie Sebendiraft an fi(^ unb il^re brei (Srf (^einungd«
fprmem
Vn ftc^ ifl bie Sebendiraft ber SßiDe. @ie iß getobeju ibentifc^
mit bem SBiDen, fo bag, luad im ©elbfibeimigtfein M SEBiDe auftritt,
im betougttofen, organifc^en Seben {ened primum mobile beffelben i^,
h)el(^e9 fe^t paffenb ate Sebendfraft bejeic^net Sorben. ($. II, 173 fg.
SB. II, 335.) S)ie durücffü^rmtg ber Sebendiraft auf SBiOen fte^t
ber atten @int^ei{ung i§rer t^unctionen in 9?ef)robuction^frQft, Srrita«
bitität unb ©enftbilitSt burd)au9 nic^t entgegen. S)iefe bleibt eine
tiefgefagte Unterfc^eibung. (97. 31. Sß. II, dap. 20.) Sn ftc^ ift
bie Ißebendiraft nur eine, nietete, — att Urfraft, al^ metop^^^fc^,
ate 3)ing an flc^, aU SBide, — unermübtid^, alfo feiner 9?u^e bt»
bürftig \% debo(^ i^re (Srfc^einungdformen, drritabUitttt, @enftbi(itttt
nnb 9{ef)robucti))itttt, ermüben aüerbingd unb bebürfen ber Ku^e;
eigentlich n^o^I nur, mei( fie aOererfl mittetß ber Uebertoinbung ber
SBiOenderfc^etnnngen niebrigerer @tnfen, bie ein frü^ered Stecht an bie
fdbe äRaterie ^aben, ben Organi^ud hervorbringen, ermatten unb
be^errf^en. Oß. n, 174—177. SB. I, 174.)
DU Sebendfraft fann nid^t gleic^jeittg unter t§ren brei gformen,
fonbem immer nur unter einer gang unb unget§eitt, ba^er mit t^oOer
aWad^t »irfen. (?. II, 175.)
4) S)ie brei Functionen ber Sebendiraft aU Unter-
fd^eibung^merfmale jmifd^en $ftan}e, X§ier unb
9»enf(^.
S)ie Steprobuction^Iraft, objectioirt im B^^^^be, ift ber
^au^tc^orafter ber ^flanje unb ha9 $flan)lid^e im SOteufd^ett. SBenn
fie in i^m übenoiegenb Dor^errfd^t, üermut^en mir ^^tegma, Srttg^ett^
@tnmpffmn (S99otter). — 2)te drritabilitttt, objectioirt in ber
9)tu9felfafer, ift ber ^auptd^aralter bed X^iered unb ift ha9 Z^ierifd^e
im SRenf(^äi. 993enn fie in i^m übertoiegenb oor^errfd^t, finbet flc^
©c^Änbigfeit, ©törfe, a:ot)fer!eit (©partoner). — Die ©enfibilitai,
objiecttDirt im 3ltxt>tn, i|t ber ^auptc^aralter bed 9Renf(^cn unb ift
ha9 eigentß^ SRenfc^Iic^e im SRenf^en. Uebermiegenb oor^rrfd^enb
giebt fte ®enie («t^ener). (91. 31 fg.)
5) S)ie Sebendiraft ßl9 ^eilfraft.
S)ie Sebendiraft mirft mtt^renb M ©d^tafe«, b. ff. ht» Sinßeaend
aQer animalifd^en Functionen, fi(^ gttnjlic^ auf ba9 organifd^e
$?eben, unb ifi bafelbfl, unter einiger Verringerung be9 St^mend, bed
^nlfed, ber SBttrme, auc^ faft aller ©ecretionen, ^auptfäd^Iid^ mit ber
langfamen Keprobuction, ber ^erfteHung aOcd Serbraud^ten, ber ^ilung
afle^ Seriefeten unb ber Sefeitigung aOer eingeriffenen Unorbmingen,
befc^äftigt; ba^er ber ©c^taf bie 3^t ift, n^tt^renb toelc^er bie vis
natürae medicatrix in aQen itranl^eiten bie ^eilfamen ihrtfen ^erbei«
fü^rt, in toetc^en fie aMbamt ben entfc^eibenben ©teg über ba« oor*
50 Sebendimtf
l^anbene tteBel ttUmpft, unb mmäj ba^er bet ftranle, mit bcm fl^
®efü^t ber l^eranlommenben ©enefung, erleichtert unb frenbig enoac^t.
%6er auäf bei bem ©efunben loirft fie bad @eI6e, nur' in miglei(|
geringerem ®rabe an aÖen fünften, n)o e9 nöt^ig ifl. (¥• I, 249.
275; n, 176. 185. SB. H, 240. 295. 396. — 8ergl. ouc|
Itranl^eit.)
6) SDie Seben^Iraft in ber dugenb nnb im Xlter.
^inflt^ttic^ ber Scbcnöfraft finb wir Bio jum SGtcn 3a^re Letten
}u dergleichen, toeld^e Don i§ren B^ttfen leben. Sber k)on Jenem ^tit'
))unrt an ift unfer Sinalogon ber ditnUnitx, mtäjzx anfängt, fein ftapitat
anjugrcifen. (^. I, Öl'Zrfg.)
Ceben^louf.
1) !Der 8e6en«touf at« ^robuct jtoeier goctoren.
Unfer Sebendlauf i{l letnedmegd f^Ie^t^in unfer eigene« Serl,
f onbem ba« $robuct }tt)eier Sactoren, n&mlid^ ber Steige ber Sege^en^
Reiten unb ber 9{ei§e uuferer Sntfc^Ittffe, kpelc^e flet« in einanber greifen
unb fid^ gegenfettig mobiftciren. SSon beiben finb und koegen ber Se»
fd^rttnlt^eit unferd $ori}ontd eigentltd^ nur bie gegenwärtigen re^t
befannt. !3)eö§al6 fönnen toix, fo lange unfer S^tl no(^ fem liest,
nic^t ein SWat gerabe barauf ^infienem; f onbem nur appropmtttiö
unb na^ iDtut^magungen unfere SJid^tung ba^in lenlen, muffen alfo
oft (an^iren. SQe« nömfic^, toae toir vermögen, ifi unfere Sntfc^Uff^
aQe^eit nad^ 3Raggabe ber gegenn)Srtigen Umfiönbe ju faffen, in bn
©Öffnung, e« fo ju treffen, bag eö un« bem ©auptjiel nä^er brinje.
@o finb benn meiftend bie Gegebenheiten unb unfere ©runbabftd^tcn
gmeien, nac^ oerfc^iebenen @eiten jie^enben fträften }u bergletc^en uno
bie barau« entfie^enbe S)iagona(e ifl unfer Sebendlauf. ($. I, 498 fg)
2) ©ie unbewußte ffieiö^eit im ?eben«Iauf be« Ei«'
jelnen.
& giebt in unfemt Sebendlauf zttoa9 über unfer (ett)u§ted unb
bere^neted iC^un ©inaudliegenbed. 6d giebt ctwad SBeifered in ^^i
att ber Stop^ ift. Sßir ^anbeln nämlid^, bei ben grogen Bügen, ^
©au})tf(i^ritten unfere« 8cben«Iauf e« , nid^t fonjo^l nad^ beutlic^er &'
lenntnig be« 9te^ten, aU nac^ einem innem dmpul«, man nt^^^
fagen 3nfiinct, ber au« bem tiefflen ©runbe unfere« SBefen« tomt,
unb bemttWn na^§er unfer Zffxxn nai) bcutlic^en, ober au(^ bürftige«/
erworbenen, ja erborgten ^Begriffen; ba werben wir leicht ungete«?»
gegen un« felbfl. {% I, 499 fg. Scrgl. unter ©c^idffal: ®« ^"'
fi^einenbe Vbfid^tli^teit im S^idEfale be« Sinjelnen.)
3) ÜDie fucceffiöe ©errfc^oft ber ^loneten im Seiend
lauf be« SDtenfd^en.
^mx ift nid^t, wie bie Sfhotogie e« woOte, ber Seben«(a»f ^
(Etnjebten in ben platteten borgeietd^net; wo^I aber ber itbtn^lo»^ ^^^
SebenStoeifc — Sextett unb Setnen 51
SRenfd^en ttber^ottpt, fofem iebem Stter beffelBen ein planet, ber
9tei^foIge naä^, entfpric^t unb fein Seben bemnac^ fuccefftoe ton
oOen ^(aneten be^errf^t toirb. ($. I, 529 fg.)
4) 5Der Seben^Iauf aU Solge eined früheren üDafeind.
(@. unter $rtte^tflen}: SDte ^räe^riflen) ate moratif^ed
^ojhilat.)
Cebetumieift^ ber Spiere, f. unter Organifd^: SSer^ttltnig berOr-
ganifation jnr Sebentoeife.
£tben0i0ei$i)tit, f. ©lücffätigfeit^Ie^re.
ttctntt^ f. Sefen.
ftgalitöt, f. SRoralitttt
€t^ttn unb tttntn.
1) @d^einbarer unb toirllic^er 3^^' ^^^ Se^rend unb
Sernen^ bei ber ÜRe^rja^I ber äRenfd^en.
aOBemt «an bie dielen unb mannigfaltigen 9nßa(ten jnm 8e§ren
nnb Semen unb ba« fo groge ©ebrSnge oon ©drittem unb Tlüfttxn
^äft, (önnte man glauben, bag t9 bem ÜRenfc^engefd^Ied^te gar fe^r
nm (Einfielet unb SBa^r^eit jn t^mt fei. 9ber auäf ^ier trfigt ber
@4cin. dene lehren, um ®elb ju l^erbienen, unb (heben nic^t nac^
SSBeid^t, fonbem na(^ bem (Sd^ein unb Srebit berfdben; nnb biefe
tttmn nic^t, um ftenntni§ unb (Einfielt ju erlangen, fonbem nm
f^loft^en }u lönnen unb f!^ ein Ibfe^ ju geben. (% II, 513.)
2) Stad^t^eil bed oielen Se^rend unb Sernend.
93ie bad t>xtU Sefeh nnb Semen bem eigenen !2)en(en 9bbm^
t^nt; fo entn^ö^nt bad t>xtU ©(^reiben unb Seigren ben SKenfd^en t>m
ber 3)eutli^leit unb eo ipso ©rünblid^Ieit it9 SBiffen« unb 8er*
ßel^en^, »eil t9 i^m nic^t 3^^^ 1^6^ i^M^ i» erlangen« ^a mn§
er bann in feinem SSortrage bie Süden feinet beutlid^en Srfennend mit
9Borten unb $^rafen audfüQen. ($. II, 514.)
3) Sorjug ber SDiUttanten oor ben Se^rern l)on
^rofeffion.
Unfheitig befähigt ben geiftreic^en 9Renf(^en fein rein inteflectnelled
Sebm t>ot aüm Snbem jum Se^ren, meil er leinen anbem 3^^' ^^^
bie Crlemttnig nm i^rer fetbß toillen ^at. SBeil er aa9 eigenem Striebe
fletd benit unb lernt, loirb er accidentaliter gur 9e(e|mng ftf^g.
@eto5^nli^e 9Renfd^en hingegen, bie ben Sorfa^} g^fofit §aben,
Se^rer ju toerben, oereiteln ii^n fd^on baburc^, bag bei aflem i^em
Semm unb ergtoungenen SDenlen ber 3^' bed Se^ren« i^nen l>or«
fc^toebt unb fie oer^inbert, tief einjuge^en in bie ©egenfiänbe ber Cr-
femitnig. (9R. 424 fg.)
4*
52 ^e^tfa« — SciB
3){e ® eiterten, n^tc fic in ber %ege( finb, ffatbiren }u bem 3^^'^
lehren nnb fc^reiben gu I5nnen. 3)a^er gteic^t i^r fto))f einem SRagen
unb ©ebttnnen, barand bie ©petfen unt^erbant mtcber abgeben. Sben
be^^alb »irb aud^ i^r Se^ren unb ©^reiben ttenig nü^en. ($« 11,
515.) ®^on Diberot ^at ed in SJameau'd iReffen gefagt, bag S)ie,
meldte eine SBiffenfc^aft teuren, nic^t !3)ie ftnb, toüä^t fie »erße^n
unb ernftttc^ treiben, ate n)el(^en feine 3^it }um Seiten berfetben bleibt,
dene Snbern leben blod t)on ber Sßtffenf^aft; fie ifl i§nen „eine
tü^tige Stnf), bie fie mit »ntter üerforgt". (^. II, 516, »ergL mic^
ICilettantenO
(Sut @a^ oon mittelbarer ®etoig^eit ifl ein &e§rfa^, unb bo6
biefclbe Sermitteinbe ifl ber 8ett)ei«. (SB. II, 132.)
Ctib.
1) !Cer Seib aU Obiect nnter Objecten.
£er Seib ift bem rein erfennenben ©nbjiect, toel^e^ ber bebingenbe
Xrttger ber gan}en SBelt ald SorfleOnng ift, eine Sorftedmig mie
jebe anbere, ein Object unter Objecten. dnfofem er ber Vu^gang^*
^unlt für bie Snfc^aunng aQer onbem Objecte, alfo bad biefe 9er'
mitteinbe ifl, Ugt er fic^ ol9 ha9 unmittelbare JDbject bejetd^ncn,
n^elc^er Hu^brud jeboc^ nid^t fo ju Derfte^en ifl, bog er unmittelbar
aU Object fid^ barfteOe. !Z)enn objlectiD, olfo aU lObiect, toirb au<^
er, »ie aQe anbem Öbjecte, aQein mittelbar erfannt, inbem er, gtei(^
aOen anbem Objecten, fi(^ im Serflanbe, ober ®e^im, al9 ertamite
Urfa(^e fubjectio gegebener Sm))finbung unb eben babnrc^ objectio
barfleUt; uel(^eö nur baburc^ gefc^e^en tann, baß feine Zweite auf
feine eigenen @inne n^irfen, a(fo bad Suge ben Seib fie^t, bie ^onb
i^n betaftet u, f. f., aU auf meiere 3)ata bad ®e§irn, ober Serßanb
(oetc^ed Sind ift), au(^ i^n, glei4 anbern lObjecten feiner ©efialt unb
Sefd^affen^eit nac^ rttumlic^ confhuirt. (®. 84. 9B. I, 6. 13. 22—
24; 11. 7.)
2) dbentitSt bed Seibed unb 9Bi(Iend.
!Cem Gubject bed Srfennend, meld^ed burc^ feine dbentitttt mit bem
Seibe ate dnbioibuum auftritt, ift biefer Seib auf j^ei ganj üerfc^iebene
SBeifen gegeben: einmal att SorfieUung in oerjlttnbiger flnfd^ounng,
att Object unter Objecten, unb ben ©efe^en biefer untermorfen;
fobonu aber auc^ jugteid^ auf eine gan) anbere SBeife, nttmtid^ qU
jene« debem unmittelbar Sefannte, »el^e« ba« SSort iEBiUe bejeic^net.
deber nirftic^e Set feine« SBiUend ift fofort unb unausbleiblich ou^
eine Seuegung feine« Seibe«. S)er aBiIIen«act unb bie Xction U9
Seibe« finb nic^t jmei obiecti)> erfannte oerf^iebene 3ußttnbe, bie bo«
aanb ber CattfaÜtttt nerhiUpft, flehen nic^t im Ser^ttltnig ber Uifad^e
unb äBrrfung; fonbern fie finb (Sine« unb bo« ®e(be, nur auf jioei
8eiB 58
g(in}fid^ Derfd^iebene Seifen gegeben: einmal gonj nnnittenar mtb
einmal in ber Snfd^auung für ben Serflanb. 2)te 9ction bed Seibed
ifi nid^td Vnbered, al9 ber objectiüirte, b. §. in bie Xnfd^amntg ge-
tretene fict bed fEHUta9. SDtefed gitt Don jeber Semegung bed Seibed,
ntd^t btod t»on ber toiQIürti^en, auf SRotiüe, fonbem andi ton ber
untoiMOrlic^en, auf bloße dtetje erfotgenben; ja, ber gan}e Seib iß
nt^td Vnbered, aü ber obj[ectit)trte, b. ^. jur SorfieHung getoorbene
SStUe, ober bie £)b|ectität be^ SStUend. (9ß. I, 119 fg« 126—
130; n, 277. 280—300. 9?. 34—54. % I, 322. ©. 360.)
Die dbentität bed Seibed unb äßtllend jetgt fl^ unter anberm aud^
barin, bag jebe heftige unb übermütige Sctoegung betf SBiOend, b. 1^.
jeber Effect, ganj unmittelbar ben Seib unb beffen innere^ ©etriebe
erfc^üttert unb ben ®ang feiner üitalen ^nctionen ß6rt. (2B.1, 121.
128. 5». 28. % U, 618 fg.)
3)er äßtOe ifl nic^t, n^ie ber dnteOect, eine f^ction be^ 8eibe9;
fonbern ber Seib iß feine t^unction; ba^er iß er biefem ordme
rerum Dorgängig, aü beffen metat)^9fif4ed @ubflrat, al9 bad Hnfld^
ber CErf^einung beffelben. (SB. II, 240.)
3) Serl^ältnig ber ))^9fioIogif^en jn ber meta))l^9«
fifc^en ertlttrung bed Seibed.
Son ber (SntßeJ^ung unb oon ber (Entmidflung mtb (Erhaltung bed
Seibed tagt ßd^ jtoar aud^ ätiotogif^ eine 9te(^enfc^aft geben, loelc^e
eben bie ^§)^fio(ogie iß; adein biefe erHttrt i^r S^ema gerabe nur fo,
wie bie Tlotit>t ha9 ^anbeln erHttren. @o toenig bal^er bie Segrünbung
ber etnje(nen ^onblung bur^ ba9 iDtotio unb bie not^toenbige 9o(ge
berfelben and biefem bamit ßreitet, bag bie ^anblung ühtt^aupi utU)
i^rem SBefen nad^ nur (Erfd^einung eined an ßd^ felbß grunblofen
aSiOend iß; eben fo uienig tl^ut bie ))(9ßoIogifd^e (Srllttruttg ber
Functionen bed Seibe« ber ))§ilofop^if(^en Sa^r^eit (Eintrag, bag bod
gotije 3)afein biefed Seibed unb bie gefammte 9tei^e feiner Sunctionen
nur bie JDbj[ectioirung eben jened SBiüend iß, ber in beßelben Seibed
äugertid^en «ctionen nad^ SRaggabe ber ÜRotil^e erfd^eint. (9B. 1, 128 fg.
Sergl. au(^ 9etioIogie.)
4) SBorauf bie Btoedmägigleit be« 8eibe9 beru^
!Z)arattf, bag ber Seib nid^td Snbere« iß, aü bie (Srfd^einung ht9
Siaen«, bie ©i^tbanoerbung, Obiectitttt be« SBiDend, beruht bie
boHIommene Stngemeffen^eit M menfc^tic^en unb t^ierifc^en Seibed jum
menf(^tt^en unb t^ierif^en SßiOen ültrfympt, beqenigen S^nlic^, aber
ße meit Übertreff enb , bie ein abß(^tlid^ üerfertigted SBerfgeug inm
SÖBiDen bed Serfertigerd ^at, unb biefer^alb erf^einenb aU Qatd*
rnttgigfett, b. i. bie teleologif^e SrKärbarleit be« Seibed. 3)ie SC^eile
it9 Seibed müßen bed^alb ben ^auptbege^rungen, burc^ mel^e ber
aSiae ßd^ manifeßirt, üoQfommen entf))red^en , müßen ber ß^tbare
Vudbmd berfelben fein. Süf^nt, @d^Innb unb Dormlonal ßnb ber
54 9etbeigenf(^aft — Sad^tfertigfett Setd^t^nn
o6iecti))ttte junget; bie ©enitalten ber ob{ectit)trte ®^ifitdit9taA;
bte gretfenben ^ttnbe, bte raffen gfttße entf^nred^en bem fc^on mt^x
mUtelborm (Streben bed aßtllend, toel^ed fie barfleüen« SBie bie aO«
gemein meufd^fu^e gform bem allgemein menfc^Itd^en SBUIeR, fo entf^nrt^t
bem tnbil)ibuell mobifictrten SEBtUen, bem S^oratter bed Sinjelnen, bie
tnbioibueOe ftorporifatton, tt)dd^e ba^er bur^aud unb in aVitn XfftiUn
d^arafteriftifc^ unb an^brudC^tioa tfl. (SB. I, 129 fg. ^. 350.)
5) 3)te (Srienntntg unfern eigenen Setbed aU @^IüffeI
jur Srtenntnif bed Sßefen^ ber !2)inge.
2)ie hopptltt, auf gmet oöllig l^eterogene äBeifen gegebene Srienntnig,
meldte toir oom äBefen unb SBirTen unferd eigenen Seibed (aben, iß
bev @d§Iüffe( jur Grienntnig bed äBefend j[eber Srfd^einung in ber
3lafax, ba alle Objecte, bie nid^t unfer eigener Seib, ba^er nic^t auf
bo))))ette SBeife, fonbem allein al^ SSorfieQungen unferm 8emu§tfein
gegeben flnb, eben na^ Slnalogie iened Seibed ju bcurt^eilen ftnb unb
ba|er anjunel^men ift, bag, koie jle einerfeitd, ganj fo toit er, 8or»
fleOung unb barin mit i^m gleichartig finb, au^ anbererfeitd, loeim
man i^r 2)afein ate SorfleQung bed @ubj[ectd bei @eite fe^t, ba«
bann nod^ übrig 93Ieibenbe feinem ganjen SBefen nad^ bo« fetbe fein
muß, aU »a« mir an und SSille nennen. (SB. 1, 125. 130 fg. 97. 93.)
6) ftritil bed ©egenfafeed }tt)if d^en Seib unb ®eele aU
}tt)eier grunbüerfd^iebener @ub{lan)en. (®. @eele.)
Ctibti0tnfd)aft.
3toif(i^en Setbeigenf ^aft, toie in Kuglanb, unb ©rtmbbefl^, tote in
(Englanb, unb ühttf^aupt }toif^en bem Seibeigenen unb bem ^i^ter,
(Sinfaffen, ^^^ot^fcnfd^ulbner u. bgl. m., (iegt ber Unterfc^ieb mc^r
in ber %txni, M in ber ®ad^e. Ob mir ber Sauer gel^ihrt, ober baö
Sanb, t)on mefd^em er fU^ nähren mug, ifl im SBefentlid^n loeirig
Derfd^ebcn. 2)er freie Soner ^at itoax !3)ie9 ooraud, bag er batoon
ge^en lann in bie meite SBelt; wogegen ber Seibeigene unb gleliae
adscriptos ben tnedeid^t größeren Sort^eil l^at, ba§, loenn SDtt^c^d,
ihant^eit, SIter unb Unftt^igTeit i^n ^iilflod mad^en, fein $err für
i^n forgen mug; bal^er fd^täft er ru^ig, to)ä§renb, bei Wlxitoaä}^, ber
$err {l^ fc^Iaflod auf bem Sager toüit, auf äRittel flnnenb, feinen
Seibeigenen 8rob ju fd^affen. ($. II, 260.)
Ctic^nam) f. Xob.
f(id^tf(tti{ktit. Ceid)tfiun.
SS^renb ba« Rubeln nad^ Gegriffen in ^ebonterie, fo lann ba«
nad^ bem anfc^autid^en (SinbrudF in Seid^tfertigleit unb S^or^cit Aber*
ge^en. (9B. U, 83.)
S)er Seid^tfinn beße^t im SDtangel ber Sntoenbung ber Vernunft
auf ba« $raliif^e, im @id^Ieiten(af[en bur^ ben gegentoSrtigen an«
fc^auttd^en (Einbnuf, o^e Stttctfi^t auf bie gnlunft. *£>tx Vernünftige,
Seiben — 8eibenfd|aft 55
b. i. 3)er, koeld^t bie abfhacte ober 9itmm\t'(Sxttmtnx% jur Kid^t*
fc^nur feine« Z^vmß nimmt unb bemnad^ beffen folgen unb bie 3tAtnft
aDejeit bebenft, übt ^Suftg bad Sustine et abstine. 3)a^r borgt bei
i§m fletö bie 3ulmtft t)on ber ©egenioart. Seim leid^tflnnigen Sporen
borgt umgele§rt bie ©egenivart Don ber S^^^nft/ toet(^e, baburc^
oerarmt, nac^^er »milrott toirb. (SB. n, 166.) a)ie Seidjtjlnnigen
teben ju fe^r in ber ©egentoort. ($. I, 441»)
1) Sdlgemetnl^eit unb aRaßlofigleit be« Seiben«.
S)a bad ben ftem unb ba« 9nf{^ jebe« ICtnged audmac^enbe
©treben bad @eIBe ifl, toa« in und SBille ^eigt, Hemmung bejfelben
aber bur^ ein $tnbermg, koeld^e« fid^ Jioif^en i^n unb fein einft*
ttcifigef B^cl ß^II^ Seiben, hingegen fein Srreid^en bed QitÜ 8e-
friebtgung, SSJo^Ifein, ®tüd genannt toirb; fo fönnen toir biefe
Senemmngen qu^ auf bie bem ®rabe nod^ f^tott^eren, bem iSefen nad^
mit und ibentif^en Srf^einungen ber erlenntniglofen Sßelt übertragen.
üDiefe fe^en toir atebonn in fletem Seiben begriffen unb o^e Ueibenbed
(SlüdC. SDenn alle« @treben entf))rtngt an€ äRangel, an« Un)ufrieben-
^ett mit feinem 3ufianbe, ifl alfo Seiben, fo lange e« nid^t befriebtgt
ift; leine Sefriebigung aber ift bauemb, Dielme^r ifl jebe flet« nur
ber Xnfangdpnnit eine« neuen (Streben«. !Ca« ®treben fe^en mir
überaD üielfad^ gehemmt, überall fttm^fenb; fo lange a(fo immer al«
Seiben. ftein teilte« 3iel be« (Streben«, alfo lein ÜRag unb 3tel be«
Seeben«. (SB. I, 365.)
2) Seibett be« Seben«. (ß. Seben.)
3) Sttuternbe ftraft unb (SJ^rmürbigfeit be« Selben«.
XQe« Seiben t^ai, inbem e« eine SRortificatton unb Hufforberung
)ur 9{e{!gnatton ifl, ber äRögli^Ieit na^ eine ^eiligenbe ihaft hieran«
iß e« 3U erHären, bog große« Unglüd, tiefe ®d^mer}en fd^on an flc^
eine gemiffe S^rfurd^t einflößen. ®an) el^ürbig mtrb vm9 aber ber
Seibenbe erfi bann, mann er, ben Sauf feine« Seben« al« eine &tttz
Don Selben ttberbßdenb, ober einen großen unb unheilbaren ©d^merj
betrouemb, feinen Slid t)om Sinjelnen jum XDgemeinen erhoben l^at
unb fein eigene« Seiben nur al« 9eif))ie( be« ©anjen betrachtet unb
bamt ba« ®an}e be« Seben«, a(« mefentKd^e« Seiben aufgefaßt, i^n
)ur 9leflgnatton bringt. (9B. I, 468. 8ergL au^ $eiI«orbnung.)
(eilrettfd^aft.
1) 3)efinition ber Seibenf^aft.
Seibenfd|aft ifl eine fo flarfe iReigung, baß bie fie anregenben Wtofy>t
eine ©emalt über ben SBiOen att«üben, meiere flSrler ifl, al« bie {ebe«
tuttgUc^en, i^nen entgegenmirlenben äRotit)«, mobur^ i§re {^f<|aft
über ben SiQen eine abfotute mirb, biefer folgßd^ gegen fle fld^ )iaf f iii,
teibenb ber^SIt. SHe Selbenf^aften eneic^en iebod^ feiten ben ®rcA,
elben Uetit.
52 Se^rfo« — 8d(
3)te ®ele^tten, tote fie in ber %egel finb, ffatbiren }tt bem S^td,
lehren itnb fc^retben gu fönnen. 3)a^er gletd^t i^r ftopf einem iDtagen
unb ©ebttrnten^ baraud bie ©petfen unoerbaut U)icber abgeben. (Sben
bed^alb toirb anif i^r Seiten unb Schreiben toenig nü^en. ($. H,
515.) ®(^on 3)iberot ^at ed in SRameau'd Steffen gefagt, bagSie,
toeld^e eine äBiffenfc^aft lehren, nic^t 3)ie ftnb, n^el^e
nnb ernftlid^ treiben, ald toAttim feine 3ctt }um Se^ren ber
dene Snbern leben blo9 oon ber Sßtffenft^aft; fie i{l i^nen „tm
tüchtige ftu^, bie fle mit »utter oerforgt". (^. II, 516- »ergL a«d|
3)ilettanten.)
(Sin ®a6 &on mittelbarer ®etoig§eit ift ein Se^rfa^, unb ba8
biefelbe Sermitteinbe ifl ber Setoeid. (993. n, 132.)
Ctib.
1) Der Seib aU Object unter Objectett.
ÜDer Seib iß bem rein erlennenben (Subject, totldft^ ber bebingenbe
Xrttger ber gangen SEBelt ate Sorflenung ift, eine Sorfleanng mt
jebe onbere, ein Dbject unter JDbjecten. 3nfofem er ber auÄgong««
punlt für bie Vnfc^auung oDer anbem JObjecte, atfo ha9 biefe 9tt'
mitteinbe ifl, Ugt er fic^ al9 bad unmittelbare Obiect bejeic^nen,
tt)et(^er Hudbrud jeboc^ nic^t fo }u Oerfte^en ift, ba§ er unmittelbar
aU Object flc^ barfteOe. 2)enn objectio, olfo ate Object, toirb QXiii
tx, mie aUe anbem Objecte, allein mittelbar erfannt, inbem er, gl«<^
aOien anbem Objccten, fii) im Serflanbe, ober ®ef|im, aU erfantite
Urfa(^e fubjectio gegebener Smpfinbung unb eben baburc^ objectio
barfleUt; meiere« nur babnrd§ gefc^e^en tann, bag feine Zf^^iU auf
feine eigenen @inne mirfen, alfo bad 8uge ben Seib fte^t, bie $anb
i^n betafiet u. f. f., M ouf meiere ©ata ba« ®e^im, ober Cerflcn»
(wel^e« Sin« iji), au(^ i^n, gleid^ anbem Dbjiecten feiner ©cjlalt unb
»ef(^affen§eit na^ rttumli<^ conjhuirt. (®. 84. SB. I, 6. 13. 22-
24; II. 7.)
2) dbentitttt bed Seibed unb mtUn^.
Dem ©ubject be« ©rfennen«, mli)tß hwcä) feine 3tentitöt mit b<»
Seibe att dnbioibuum auftritt, ip biefer Seib auf jwei gan) oerf(^ieböi«
äBeifen gegeben: einmal aU Sorjiellung in oerfittnbiger Unff^auungi
att Obiect unter Objecten, unb ben ©efe^en biefer unterworfen;
fobann aber anc^ mUiij auf eine gau) anbere 2Beife, n(imU(§ aU
icne« debem unmittelbar Sefannte, met^ed ba9 SSort SBitle btji^¥^'
deber oirftic^e Xct feine« äBiUen« iji fofort unb unaudbleiblii^ ^^
eine »emegung feine« Seibe«. SDer SBiIlen«act unb bie Äction be«
Seibe« finb nic^t jttiei objectilJ erfannte oerf(iiebene Suftanbe, bie m
Sanb ber Caufalitttt mhtüpH, fielen nic^t im Ser^tt(tnig ber Urfoc^e
unb äSrrfung; fonbem {!e finb (Eine« unb ba« Selbe, nur auf l^^
8eiB 68
gan}Ucl^ Derfd^iebene Sßeifen gegeben: einmal gan} nnmittelBar mtb
einmal in bet Snfd^auung für ben Serflonb. 2)ie Sfction bed Seibe9
ifi nid^td ünbered, aM ber objectiüirte, b. §. in bie 9nfd^anung ge^
tretene Sd bed SßiHend. SDiefed gilt Don j[ebet Setoegung bed Seibed,
ni^t blod t»on ber n)illfürtid^en, auf äRotite, fonbern au(^ Don ber
mttoiUfürUc^en, auf Möge Steije erfolgenben; ia, ber ganje Seib iß
nid^td Snbere^, ate ber obj[ecttDtrte, b. §. }ur SorfieOnng geworbene
ffiiBe, ober bie Dbjectität bc« SBillcnö. (®. I, 119 fg. 126—
130; n, 277. 280—300. 9?. 34—54. ?. I, 322. ^. 360.)
2)ie dbentität bed Seibe^ unb äEBi0en0 jeigt fld^ unter anberm auif
barin, bag jiebe heftige unb übermägige Scmegung bed SBiOend, b. ^.
ieber Vffect^ ganj unmittelbar ben Seib unb beffen innere^ ©etriebe
crf(^üttert unb ben ®ang feiner üitalen f^unctionen fl6rt. (2B.1, 121.
128. 5». 28. $. n, 618 fg.)
2)er SBiOe ifl nid^t, n^te ber dnteHect, eine ffunction bed Selbe«;
fonbern ber Seib if} feine t^unction; ba^er iß er biefem ordine
rerum Dorgttngig, aU beffen meta))^9f[f4ed @ubflrat, aU bad %nf{d|
ber Srfc^einung beffelben. (SB. H, 240.)
3) Ser^ältnig ber ))^9fioIogifd^en gu ber meta))^^«
fifd^en (Srllärung bed Seibed.
Son ber (Sntfie^ung unb üon ber Suttoidflung mtb (Erhaltung be«
Selbe« lägt f[(^ jtoar aud^ tttioIoglfd| eine 9Ie^enfc^aft geben, n^elc^e
eben bie ^§^flo(ogie ift; allein biefe erHttrt i^r iE^ema gerabe nur fo,
toit bie SDtotibe ba« $anbeln erHttren. ®o toenig bal^er bie Segrünbung
ber ein}e(nett ^onblnng buri^ ba« üRotio unb bie not§toenbige 9oIge
berfetben an« biefem bamit fheitet, bag bie ^anblung über^ont^t unb
iffm SBefen nad^ nur (Erfd^einung eine« an flc^ felbfl grunblofen
SBlQen« iß; eben fo toenig t^nt bte {p^^ßologlfc^e SrKttrung ber
Smictionen be« Selbe« ber ))^ilofo))^if(4en SSa^r^elt Cintrag, bag ba«
9<m)e !Cafem blefe« Selbe« unb bie gefammte 9tei^e feiner Functionen
nur bie Objectlolrung eben jene« SBlIIen« Iß, ber In beffelben Selbe«
ängertic^en «ctionen nad^ SRaggabe ber ÜRotloe erfc^eutt. (Sß. 1, 128 fg.
^gl. anäf aietlologle.)
4) SBorauf bie dtoedmäglglelt be« Selbe« beru^
3)orauf, bag ber Selb nlc^t« Snbere« Iß, al« bie (Srfd^elnung be«
aSiOen«, bie ©l^tbanoerbung, Objectltät be« SBlDen«, beruht bie
^oOfommene Slngemeffen^elt be« menf^Ilc^en unb t^lerlfd^en Selbe« }um
inenfc^Iic^en unb t^lerlfc^en SSlUen über^au))t, berjenlgen il^I^, aber
fle toelt itbertreff enb , bie ein abßc^tßd^ oerfertlgte« SEBerlgeug jnm
SBlIIen be« Serfertiger« ^at, unb blefer^alb erfi^elnenb al« 3^^'
«figlalelt, b. l. bie teteologlfd^e Srnärbarlelt be« Selbe«. 3)le SC^elle
^ Selbe« muffen be«^a(b ben ^auptbege^rungen, burc^ ttelc^e ber
SBiOe ßd^ manlfeßlrt, boOTommen entf^red^en, muffen ber ßd^tbare
Vtt«bmd( berfelben fein. 3ft^ne, @d^tnnb mtb 3)armlana( ßnb ber
46 Sebendatter
unb nimmt oft mit geringer äBaare DorlieB. äRit bcn darren trimmt
biefe Steigung aDmStig ab uub im Xlter jie^t man bte ^rofa l»or.
S)ur(^ j[ene poctifd^e Slenbenj ber dugenb mirb bann (eic^t ber ®tnn
für bie SSirKic^Teit üerborben. (9ß. U, 486.) SDa« «Her ^at k)or
ber Ougenb bie Unbefangenheit t)oraud. 3)er gereifte 3Rann {te^t bie
3)inge ganj einfach unb nimmt bie S)inge für ^a€, toa^ fte finb;
mtt^renb bem ^aben unb düngling ein Xrugbtlb, jttfammengefe^t
auö feI6flgef(^affenen ©rillen, überfommenen Sorurt^eilen unb feltfamen
^^antajjen, bie toa^re SBett bebedt ober t^erjerrt {% l, 513.) S)ie
$eiterteit unb ber Sebendmut§ ber dugenb beruht jum Xfftil barauf,
bag mir, bergaufge^enb/ ben Stob nic^t fe^en. 97a(^ Ueberf(^reitung
bed ©ipfetd aber merben mir ben 3^ob anftc^tig, moburc^, ba ^u
gleid^er ß^t bie li^eben^traft }u ebben beginnt, andi ber Sebendmut^
finft unb ein trüber Sm|} ben jugenblic^en Uebermut^ k)erbr&ngt.
($. I, 514 fg.) Som ®tanbf)unfte ber dugeub au« gefe^en iß ba«
Seben eine unenblic^ tange 3ufunft; t)om ©tanbpunft bed Stterd aud,
eine fe^r furje ?Sergangen§eit. (^. I, 515-7-517. 528.)
3)ur(^ bad äSSegfaSen ber Sangemeite in fpätem darren unb ba«
Serflummen ber Seibenfc^aften mit i^rer Dual mirb, menn nur bie &t'
funb^eit ftc^ erhält, im ©anjen genommen bie Safl be« S^ben« geringer,
ate fle in ber dugenb ifi; bal^er nennt man ben bem Eintritt ber
SUter^fc^mSc^e üor^erge^enben S^i^^um „bie beflen dal^re''. 3n $in«
ft^t auf unfer SBo^Ibe^agen mögen fie e« mirKid^ fein; hingegen bleibt
ben dugenbja^ren ber SBorjug, bie befruc^tenbe 3^^^ für ben Seifi, ber
Stützen anfe^enbe S^^Iing beffelben )u fein. 3)ie größte (Snergie
unb ®))annung ber ©etfledIrSfte ftnbet in ber dugenb ^att, f)ifiteflen«
bi« in« d5te da^r; t)on bem an nimmt fle ab. -debod^ finb bie
fptttem daf|re nic^t ol^ne (Sompenfatiou bafür, inbem bie reichere (Sx*
fa^rung unb bie Stelfeitigleit ber Betrachtung bie 2>inge oüererft ief^t
im 3ufammen^nge berfte^en le^rt. dn ber dugenb iß me^r fton«
ception, im S(ter me^r Urt^eil, Penetration tmb ®rünb(i(^Ieit. ($. I,
520—523. 527.)
dm Serlaufe be« Seben« treten ffopf unb ^erj immer me^ ou««
einanber; immer nie^r fonbert man feine fubtectide (Smpftnbung l»on
einer obj[ectioen (Srienntnig. dm ftinbe finb beibe no^ gang tmr«
c^moI}en; t9 meig fid^ oon feiner Umgebung lanm )tt nnterf^etbcn,
t9 berfd^mimmt mit i|r. dm düngting mirft aOe Sßo^nte^misng
junfic^fl (Smpfinbung unb @timmitng, ja l^ermifc^t ftc^ mit bicfer.
Sben ba^er ^aftet ber düngling fo fe^r on ber anfc^oulic^en Xugenfeitc
ber Dingt; eben ba^er tangt er nur jur (l^rifc^en $oefic unb erfi ber
SRann pr bramatifc^en. 3)en ®rei« (ann man fi(^ ^5f^fUn« nodp
a(« SpUer beuten, mie Oifmn, ^omer; benn (Eritf^leu gebort gniit
(S^arafter be« ©reife«. (SS. I, 296.)
5) SBorauf bie bem ?(Iter ermiefene Xc^tung bern^t.
S)ie Sc^tung Dor bem SIter f(^eint baranf ju bern^n, bog bie
(S^re junger Seute gmar a(« Sorau^fefeung angenommen, aber noi^
£eben«anjl4t — (cbendbauer 47
nic^t erprobt ifi, bal^er eigentlich auf Srebit befielt. Sei ben Sfelteren
ober ^üt t9 {td^ im Saufe bed Sebend au^etfen muffen, ob fte burc^
i^ren SBonbel i^re (&fyct btf^anptm lonnten. !3)enn koeber bie do^re
an flcl^, ate mii)t aud^ Spiere, unb einige in üiel ^öl^erer 3^^^ ^^'
reichen, noc^ aud^ bie (Stfa^rung, a\9 bloge, ntt§ere Jfenntni| oom
Saufe ber SBelt, pnb ^inretc^enber ®runb für bie Vc^tung ber düngeren
gegen bie Veiteren, »eld^e boc^ überall geforbert toirb. X)ie Möge
©c^mdc^e be^ §ö^eren 9tterd »ürbe me^r auf ©c^onung, ald auf
ac^tung anf))ni(^ geben. ($. I, 385 fg.)
6) Sejie^ung jmifc^en Sebendalter unb S^aratter.
!Der S^arafter faß jebed äRenfd^en fd^etnt ^»orjugdloeife Sinem
Sebendalter angemeffen )u fein; fo ha^ er in biefem {ic§ oort^eil^after
aufnimmt. (Sinige finb lieben^toürbige dünglinge, unb bann ifi'd
k)orbei; Snbere fräftige, t^&tige ÜRänner, benen bad SIter aKen 9Bert^
raubt; SRanc^e fleüen fid^ am oort^eil^afteflen im HIter bar, alö mo
fte mtlber, mei( erfahrener unb gelaffener flnb; bietf ifl oft bei grau«
jofen ber gaQ. i)\t ®a(^e mug barauf beru^n, bag ber @^araTter
felbft ttma^ Augenblicke«, 9R&nnIi(^e« ober XeUIic^e« an Tt^ ^at,
U)omit bod iebedmaüge Lebensalter übereinfiimmt, ober atö ^onectio
entgegenloirft« (% l, 518.)
7) Ser^ttttni§ beS Seben«a(ter« )ur SebenSfraft.
(6. SebenSfraft.)
8) Ser^ftltnig beS SebendalterS }ur Sangemeile. (6.
Sangen)eile.)
9) Ser^ttttnig ht9 Sebendalterd }ur Sinfamteit.
(@. (Sinfamfeit.)
Cebtn^anfu^t.
de uQC^bem bie Snergie beS dnteOect« angef))annt, ober erfc^Iafft
ift, erfc^eint i^m ia9 Seben fo tur}, fo «ein, fo flüd^tig, ba§ nichts
barin Sorfommenbed toert(| fein fönne^ und }u bettegen; — ober aber
umgete^rt, fo lang, fo koic^tig, fo SQe« in SiOem, bog h)ir banac^
und mit ganjer Seele auf bajfetbe nierfen, um feiner ®üter t^eit^aft
)u werben. !Ciefe erßere Sebendanfic^t iß bie trandfcenbente, bie
Untere bie immanente. !Z)ort ^at bad (Sriennen bad Uebergemic^t,
^ier bad SB ollen. 3)er iDtenfc^ ifl grog, ober Hein, je nac^ bem
Sor^nfc^en ber einen ober ber aubern Sebendanfid^t. ($. II, 635 fg.)
Cebenis^auer.
!Dad menfi^Iic^e Seben ifl eigentlich hieber lang, no^ lurj ju
nennen, toeil ed im ®runbe bad 9Rag ifl, toonoc^ mir alle anbern
Beitlttngen abfc^ttt^n. — W\t 9iec^t mirb im Upanifc^b bed Seba
bie natürliche Sebendbaucr auf ^unbert da^re angegeben, meii nur
'Die, meiere bad neunjigfle 3a^r überfd^ritten ^aben, ber Sut^anafie
48 eeben^glücf — Seben«!raft
t^etl^aft toerben, b. 1^. o^ne aDe 5(rant§ett unb XobeöTantpf, l)or Xlter
fterben ober t)ie(me§r }u leben aufhören, dn {ebem frühem SIter
jWrbt man Ho« on Äranf^eiten, alfo öorjeitig. (^. I, 528, ?tnmer!.)
£tben$slüdi, f. ©tüdfäligfeit^Ie^re.
Cebett«gütcr, f. ®ütcr.
Ctben$kraft.
1) @cgen ba« leugnen bcr Scbenöfraft.
S)ad ü^eugnen ber l^eben^fraft tfl abfurb. SBenn ntc^t eine eigen*
tf)üm(id^e ^^oturlraft, ber t9 fo niefcntUc^ ifl, jmecf mägtg ju üerfal^nn,
mz ber <S(^n)ere niefenttic^, bie S'6xptx einanber ju nähern, bod gon^e
complicirte ©etriebe bed Drganidmud beniegt, fenft, orbnet; nun bann
ifl ba« Seben ein falf^er @^ein, eine 2:äuf(^ung, unb ifl in SBa^r^eit
lebe« Sßefen ein bloge« Automat, b. ^. ein ®))iel mec^anifc^er, p^^ft«
fatifc^er unb d^emifd^er Mfte. SDerbingd n^irfen im Örganidmu^
p^^ftfalif^e unb ^emi[(^e Gräfte; aber toa9 biefe jufammen^ält unb
ienft, fo bag ein jmedniägiger Drganidmn« baran« h)irb unb ht--
pe^t, — boö ifl bie gebenölraft. {% II, 172 fg. SR. «orr. VI.)
S)ie Sebendtraft benu^t aOerbing« unb gebrandet bie firSfte ber un-
organifc^en Statur, befielt iebod^ Teinedn)egd aud i^nen; fo nienig m
ber S^ntieb au« beut Jammer unb 8(mbo«. Xaf^tx toixh nie au^
nur ba« fo ^öc^fl einfa^e ^flanjenleben au« i§nen, eth)a au« ber
$aarrö^rd^enTraft unb ber Snbo«ntofe, erfidrt toerben lönnen, gefc^meige
ba« tl}ierifc^e ?eben. (3B. I, 169.)
2) ©egenfa^ }kDif((]en ber Seben«Iraft unb ben anbern
5Ratur!räften.
äRan §at einen funbantentalen Unterf^ieb ber Seben«Traft t)on allen
anbern 9?atur{räften barin finben niollen, bag fie ben Jtörfier, t)on bem
fie einmat gemieden ift, itid^t »ieber in 9efi^ nimmt. Son ben
Ar&ften ber unorganifd^en Statur nieid^en einige, mie iIRagneti«mn^
unb @leltricität, nur an«na§m«meife üon bem ftörper, ben fl^ einmal
be^enfd^cn; anbere, mie bie ©cuttere unb bie c^emif^e OualitSt,
mcid^en nie t)on einem Körper. i>it Seben«Iraft aber fann, nac^bem
fie einen ffbrper oertaffen ^at, i^n nic^t niieber in Sefi^ nehmen.
3)er ©runb bat)on ifl, bag ^e md^t, mie bie Jtrttfte ber unorgonifc^en
92atur an bem b{ogen @toff, fonbem )unä(^fl an ber ^orm ^ftet.
d^re 2:6ättgleit befielt ja eben in ber $ert)orbringung unb (Sr^altnng
biefcr gorm; ba^er ijl, fobalb fie Don einem fiörper meiert, an4
f(^on feine f?orm jerpbrt. Sinn aber fjat bie ©ertwrbringung ber
gorm i^ren regetmögigen, planmäßigen Hergang in beflimmter ©uc*
ceffion. SDa^er mn^ bie ?eben«!roft, mo immer fie oon 9ttnm
eintritt, aud^ i^r ©emebe öon üom, ab ovo anfongen. (?. U, 173 fg)
8eiien«(raft 49
3) SDte Seben^Iraft an fi(^ unb il^re brei Srf d^einungd-
formem
Vit fi(^ ifl bie Sebendiraft ber SßtDe. @te iß gerobeju ibentifd^
mit bem SBiUcn, fo bag, toa^ im ©elbfibetougtfein att SBiDe auftritt,
im bemugtlofen, organifc^en ithtxi ]tnt9 primum mobile beffelben i^,
mldit9 fe^t pafjenb ate Seben^Iraft bejei^net »otben. ($. II, 173 fg.
SB. II, 335.) 2)ie durücffü^rung ber Sebendtraft auf mUtn fte$t
ber aßen @tnt§eilung i§rer gitnctionen in 9{ef)robuction^frQft, 3rrita*
bilttSt unb ©enftbilität bur^aud nic^t entgegen. S)iefe bleibt eine
tiefgefoßtc Unterf^eibung. (9?. 31, 3». II, 6ap. 20.) An ft(^ ifl
bie Ißebendtraft nur eine, nietete, — att Urftaft, M metop^^fifc^,
a(d 3)ing an {Ic^, ate SBide, — unermüblid^, atfo feiner 9tu^e be«
bürftig \% debo(^ i^re Srfc^einungdformen, Irritabilität, @enftbi(itttt
unb 9te))robuctiDitttt, ermüben aOerbingd unb bebttrfen ber Ku^e;
eigentlid^ n^o^I nur, meti fte aQererß mittelß ber Ueberioinbung ber
SiOenderfc^etnnngen niebrigerer @tufen, bie ein frü^ered %e(^t an bie
fdbe äRaterie ^aben, ben Organidmud hervorbringen, erhalten unb
be^errfi^en. Oß. n, 174—177. SB. I, 174.)
"DU Sebendfraft lann nid^t gleid^jeittg unter t§ren brei Sformen,
fonbern immer nur unter einer ganj unb unget^eilt, ba§er mit t^oOer
ÜRad^t »irfen. (?. II, 175.)
4) S)ie brei Functionen ber Sebendfraft aU Unter-
fd^eibungdmerfmale }toif(i^en ^flanje, X§ier unb
9»enf(^.
!Z)ie 9leprobuction0fraft, objectioirt im S^üimAt, ift ber
J^au^tc^arafter ber ^flanje unb ha9 $flan}li(^e im SOteufd^en. SBenn
fie in i^m übermiegenb oor^errfd^t, üermut^en mir ^^legma, Strttg^ett,
@tumpffmn (95otier). — 3)ie Irritabilität, obJectiDirt in ber
9Ru9feIfafer, ifl ber ^auptd^arafter bed X^iere^ unb if} bad Z^ierifc^e
im SRenf(^äi. SBenn fie in i^m übertoiegenb oor^enfc^t, finbet fld^
Se^ttiibigfeit, ®tärfe, a:apferleit ((Spartaner). — S)te ®enfibtIttSi,
objiectioirt im 3ltx\>tn, ift ber ^auptc^aralter bed 9Renf(^cn unb ift
ha9 eigentlid^ SRenfc^Iic^e im SRenf^en. Uebermtegenb oor^fd^enb
giebt fie ®enie («treuer). (St. 31 fg.)
5) !Cie Sebendiraft aU ^eilfraft.
S)ie $?ebendlraft mirft koS^renb be« @(^Iafe9, b. ^. M Sinßeaend
aOer animatifd^en Sunctionen, fic^ gttn}ttd^ auf bad organifd^e
$?eben, unb ifi bafelbfl, unter einiger Verringerung be^ St^men^, be^
$nlfe9, ber SBttrme, auc^ fafl aller @ecretionen, §auptfäd^Ii(^ mit ber
iangfamen Keprobuction, ber ^erfleDung aUcd Serbraud^ten, ber ^ilung
alle# Seriefeten unb ber Sefeitigung aOer eingeriffenen Unorbnungen,
bef^öftigt; ba^er ber ®(^(af bie ^Ai ifi, nitt^rcnb toelc^er bie vis
nattirae medicatrix in aQen itranl^eiten bie ^eilfamen ihrtfen §erbei«
fü^rt, in meldten fie atebomt ben entfc^eibenben ®ieg über ba« Dor«
64o^en^a»ft»IBestton. n. 4
50 SeBenSlottf
l^anbene UcBel erläitit)ft, unb toonad^ bol^er bet ftranle, mit betti ftd^em
®efü^I ber ^eranlommenben ©enefung, erleichtert unb freubig enoac^t.
8Uer aud^ (ei bem ©efunben loirft fte bad @eI6e, nur* in ungleich
geringerem ®rabe an aÖen fünften, wo e^ nötl^ig ifl. (¥. I^ 249.
275; n, 175. 185. SB. U, 240. 295. 396. — »ergt. aud^
ftrant^eit.)
6) SDie SeBen^fraft in ber dugenb nnb im Xlter.
^infi^tßd^ ber Seben^fraft finb toix bi9 }um 36ten da^re S)enen
ju oergleid^en, totli^t t>on i^ren S^^tfen leben. 96er Don jenem ßeit«
f)unTt an ift unfer Sinalogon ber 9?entenier, »el^er anfttngt, fein fta))ital
anjugrcifen. ($. I, 51'Zrfg.)
Ctben^louf.
1) üDer Seben^Iauf aU ^robuct }n)eier ^actoren.
Unfer Seben^tauf ift (eine^megd f^ted^t^in nnfer eigene^ SSßerl,
f onbem ba^ ^robnct jioeier gactoren, n&mlid^ ber Steige ber Segeben*
Reiten unb ber 9tei§e uuferer Sntf^Ittffe, kpet^e fletd in einanber greifen
unb fl(^ gegenfeitig mobiftciren. Son beiben finb und ttegen ber Se*
fd^rttnlt^eit unferd $ori}ontd eigenttid^ nur bie gegenkoärtigen rec^t
befannt. 3)ed^aI6 fönnen toix, fo lange unfer ^lA nod^ fem liegt,
nid^t ein 3Ra( gerabe barauf §infteuem; f onbem nur ap))ropmatio
unb na(^ 3Rut^magungen unfere 9tic^tung ba^in lenlen, muffen alfo
oft (atoiren. SSed nömlic^, mad toir vermögen, ifl unfere @ntf^(üffe
aOejeit na(^ 3Ra§gabe ber gegenwärtigen Umfittnbe }u f äffen, in ber
Hoffnung, t9 fo }u treffen, bag ed und bem ^auptjiel nä^er bringe.
<So finb benn meiftend bie Gegebenheiten unb unfere ©runbabflc^ten
gioeien, na(^ l}erfc^iebenen @eiten jie^enben Gräften jn Dergleichen unb
bie baraud entflel^enbe ^Diagonale ift unfer Sebendtauf. ($. I, 498 fg.)
2) ®ie unbefugte äBeid^eit im $?ebendtauf bed Sin»
jelnen.
Sd giebt in unferm Sebendlauf etn^ad über unfer betou§ted unb
bere^neted !C^un ^inaudliegenbed. 6d giebt ctmad SBeifered in und,
ald ber Stp^ ift. Sßir ^anbeln nämlid^, bei ben großen S^^^i ben
$au))tfd^ritten unfered Sebendlaufed, nic^t fon^o^I nad| beut(td§er (Sr^
lenntnig bed 9ted^ten, ald nac^ einem innem dmpuld, man möchte
fagen dnftinct, ber qi\9 bem tieffien ®runbe unfered 9Befend tommt,
unb bemttMn nad^l^er unfer S^un na^ beutlic^en, aber auc^ bttrftigen,
ermorbenen, [a erborgten Segriffen; ba kDerben toir leidet ungerecht
gegen und felbfl. (^, I, 499 fg. Sergl. unter ©^idffal: !Bie on-
fd^einenbe Vbfid^tli^hit im ©^idEfale bed Sinjelnen.)
3) Die fucceffioe $errfd|aft ber Planeten im Sebend^
lauf bed äßenfd^en.
3toar ift nid^t, koie bie 9ftroIogie ed tooKte, ber Sebendfauf bed
einlebten in ben Planeten borgejeid^net; tt)0^t aber ber ^ebendlauf bed
&ben8tt)dfe — Sextett unb Setnen 51
SRcnfd^en über^on))!, fofem jebem SDter beffelBen ein planet, ber
Stct^folge na^, entfpric^t unb fein Seben bemnad^ fucceffiDe k)on
oOen f^bneten be^enf^t toirb. ($. I, 529 fg.)
4) 2)er Sebendlanf qU Solge eined fvtt^eren üDafeind.
(@. unter ^rSe^iflenj: 3)te $rSe|iflen3 ald moralifd^ed
$ofhtIat.)
Ctbemmeift^ ber Spiere, f. unter Organifd^: Ser^ältnig berOr-
ganifation jnr Sebentoeife.
£tben0i0tieil)tit, f. ©lüdfäligleitdle^re.
fertitre, f. Scfen-
ftgalitöt, f. 3Rora(itttt
Cti)rtn unb Ctriun.
1) @(i§einbarer nnb toirfUc^er ^^lA bed Se^rend unb
Sernend bei ber ÜRe^rjQ^I ber SRenfd^en.
Semt «an bie oielen unb mannigfaltigen Xnflatten jnm Se^ren
nnb Semen nnb bad fo groge ©ebrSnge l}on ®d^ülem unb ilReißem
fU^t, Knute man glauben, bag ed bem SRenfc^engefd^Ie^te gar fe^r
nm (Einfidit unb äBa^r^eit jn t^mt fei. 9ber oxA^ ^ier trfigt ber
@4ein. Oene leieren, um ®e(6 ju l^erbienen, unb ßreben nid^t nad^
SSeid^t, fonbem nad^ bem @<^ein unb Srebit berfelben; nnb biefe
lernen ntd^t, ^xm, ftenntni§ unb Sinfld^t ju erlangen, fonbem nm
f(^tt)tt^ }u tönum unb fld^ ein llnfel^en ju geben, (f). II, 513.)
2) 9}a(^t^eil bed i}ie(en Se^rend nnb Sernen^.
SSie ba^ biele Sefeh unb Semm bem eigenen 3)enlen Hbbrn^
t^ut; fo entmB^nt bad xixAt ©d^reiben unb Seigren ben SKenfd^en k)on
ber 3)etttlid^(eit unb eo ipso ©rünblid^Ieit be« SBiffend nnb 8er«
ße^end, »eil ed i^m nic^t 3^it lägt, biefe ju erlangen« 2)a mng
er bann in feinem Sortrage bie Süden feine« beutlid^en Srfennen« mit
SJorten unb $^rafen auffüllen. ($. II, 514.)
3) Sorjug ber ^Dilettanten oor ben Se^rern t>on
^rofcffion.
Unfheitig befäl^igt ben geifheid^en 9Renfd^en fein rein inteQectneOe«
Scbm t)or allm Snbem jum Se^ren, tt)eil er leinen anbem ^x^ti att
bie (Srienntnig um i^rer felbß n)UIen §at. SBeil er an« eigenem Xriele
ftet« beult unb lernt, loirb er accidentaliter jur 8ele|rung ftf^ig.
@cto9^ntic^e SDtenfd^en hingegen, bie ben Sorfa^} gefaßt ^aben,
Se^rer ju loerben, oereiteln i^n fd^on baburd^, bag bei allem i^rem
Semm unb erjtoungenen 2)entm ber ^^ü be« Se^ren« i^nen l>or«
fc^mebt unb fie »er^inbert, tief einjuge^en in bie ®egenfittnbe ber Cr-
fenntnig. (9R. 424 fg.)
4*
58 Liberum arbitrium indifferentiae — 8td^t
SDtan gletd^t alAann S)em, ber an9 ber freien Statur fUe^t, um ein
Herbarium ju befe^en, ober um fd^Dne ©egenben im ftu))ferflitj^ gu
betrachten. (% H, 5280
3)a man fid^ ixoax toMüxlidj auf bad Sefen appitctren fann, auf
bad S)enlen aber etgentlic^ nid^t, }u biefem t)tetme^r bie gute ©tunbe
abgekartet fein tuiK unb fogar ber grögte ftopf nid^t jieberjeit )um
@elbfibenkn ftt^ig ift, fo t^ut man tuo^I, bie 3cit, too man }um @e(bfl<
beulen nt^t aufgelegt ifl, jum Sefen )u benu^en, att toeld^ed bem
©eijie ©toff aufü§rt. {% U, 526. 531.)
Libernm arbitrinm indifferentiae, f. S^ei§eit.
fid^t.
1) UnguUffigfeit med^anifd^er (SrIUruugdtoeife ber
Sigenfd^aften bed Si(^td.
SDie Stgenfd^aften bed Stc^td, ber SBärme unb <S(eftricit&t laffen
ft^ nic^t med^anifc^ crflttren, forbem t)ielme^r eine b^namifc^e Sr«
Härung, b. ^. eine folc^e, loeld^e bie (Erf Meinung au9 urfprüngtii^en
Gräften erflärt, bie t)on benen it9 ©toßed, 'S>xuät9, ber Sd^tuere u. f. tu.
gänglid^ t)erf(^ieben unb ba^er ^ö§erer Srt, b. ff. beutlid^ere ObjectiDa'
tionen jjened SiOend flnb, ber in aDen SDingen jur ©id^tbarleit gefangt
SDad Sic^t ifl toeber eine (Smanation, nod^ eine Vibration; betbe Vn«
ftc^ten ^nb ber Dertoanbt, meldte bie S)urd^fl(^tigleit burd^ $ortn
erfiärt, unb beren offenbare Salfc^^eit bemeifl, bag bad Sid^t leinen
mec^onifd^en ©efe^en unterworfen ift. S)ie oon ben Sfranjofen aud«
gegangenen @!onfiructionen bed Sid^td aud 2Ro(ecü(en unb Xtomen
rtnb eine em))örenbe «bfurbitttt. (S. n, 342 fg. % U, 123.) S)ie
Ableitung ber SBirlung unb f^ärbung bed Sid^td aud ben Vibrationen
eined DöDig imaginären Set^erd, — biefe mit unerl^5rter S)reifUgfeit
vorgetragene, foloffale Xuffc^neiberei unb 9{arrend))offe tt)irb befonber^
)}on ben Untuiffenbflen ber ©ele^rtenrepublil mit einer fo linblid^en
3ut)errt(^t unb ©id^er^eit na(^gefprod^en, ba§ man beulen foOte, fie
Ratten ben %et§er, feine ©c^mingungen, Stome unb toa9 fonfl für
hoffen fein mögen, mirflid^ gefe^en unb in ^änben gehabt. ($. II,
117. 122. 128.) S)er (Sxfinhtx be« Setter« ifl Sartefiu«.
{% II, 123.) & giebt im ©runbe nur eine med^onifi^e SEBirtung«*
art, fle befte^t im SinbringenmoIIen eine^ ftörf^er« in ben 9taum,
ben ein anberer inne ^at; barauf (&uft SDrud unb ©tog gurttd.
Slber fein J{br))er lann bur^ ©tog mirlen, ber nic^t guglei«^ fd^toer
ift; bad Si(^t ift ein imponderabile, alfo lann e9 ni^t metj^anifd^,
b. ^. burc^ ©tog wirren. ($. n, 122 fg. 127 fg.)
2) Ser^ttltnig bed Sic^t^ gur ®rat)itation.
SDtit ber ©rabitation ße^t bad Sid^t o^ne Qtm^d in einem ge»tffen
3ufammen^ang, iebo(^ inbirect unb im ©inne eined Sßtberfpiete, att
t^r abfoluted ®egent^ei(. S« ifl eine toefentlid^ audbreitenbe itiaf^
«^t 59
toit bie ®rat)ttatton eine jufammenjte^enbe. Selbe Strien fiti9 gevab»
Itnig. SieKetc^t fann man in einem tropifc^en ©inne ba^ Sic^t ben
atepe^ ber ©raöitation nennen. (?. 11, 123.)
3) Ser^SItnig bed Sid^t^ }nr SQßttrme.
Sic^t unb 3Bärme (inb iIRetamor))^ofen Don etnanber. ÜDte ©onnen«
prallen finb lalt, fo lange fie leuchten; erfl kuann [xt, auf unburc^fic^flge
S'öxptt treffenb, ju leuchten aufhören, Derkuanbelt [xdj t§r Sid)t in
Sßärme. Umgete^rt t)e):n)anbe(t jld) bie äBttnne in Sid^t, beim ®lü§en
ber Steine, bed ©lafe^, ber SßetaQe unb bed SIug())at§d fogar bei
geringer Srkuärmung. {%. 77.)
S)er nS(^fie Sernianbte bed Si(^tö, im ®mnbe aber feine bloge
SRetamorp^ofe, ifl bie SB arme, beren 9?atnr ba^er am erflen bienen
fünnte, bie feinige ju erläutern. 2)ad Satent« unb lieber frei<*9Berben
ber SBärme bemeift unmiberfpred^Ii^ i^re tttaterielle 92atur unb, ba fte
eine äRetamor)>^ofe be^ Sic^td iß, aud^ bie be« Sid^t^. 3)od^ nidjt
fo materiell, mie bie SEBKrme, Der^ätt fld^ ba^ Si(^t, al9 melc^e^ Diel«
me^r nur eine ®ef))enfiematur ^at, inbem t9 erfc^eint unb berfd^ioinbet,
o^ne ©pur, too ed geblieben fei. Slod iDonn ia9 Sic^t, auf einen
o^palen S'öxptt treffenb, fl^ nac^ SRaggabe feiner SDunfel^eit in SBärme
Dertoanbelt unb nun bie fubflantieQere ißatur biefer angenommen ^at,
tSnnen mir infofem Sted^enf^aft Don i§m geben. 3)agegen nun }eigt
ed eine gemiffe ÜRaterialitttt in ber 9{efIe^ion unb 9{efraction.
{% n, 123—127.) S)ie SDletamorp^ofe bed Si^t^ in SBärme unb
umgele§rt erhält einen fra)))>anten Seleg burc^ bad Ser^alten bed
®Iafed bei ber SriDärmung. ($. H, 131.)
4) Ser§ä(tnig bed S\d)i9 }ur garbe. (@. f^arbe.)
5) Sntagoni^mu^ jlDifd^en Si^t unb ®djall
SDie befannte SEI^atfac^e, ba§ 9?ad^td aOe Söne unb @eräuf^e
(auter fd^aOen, aU bei Xage, toirb getoö^Ii(^ aü9 ber allgemeinen
©tiQe ber ^atifi erfUrt. Sei öfterer Beobachtung iened $§änomend
fttl^It man fi^ ithoäj ju ber Knna^me ber ^^pot^efe geneigt, bag bie
©ad^e auf einem mirHic^en Xntagonidmud jtoifd^en ©d^aQ unb Si^t
6eru|e, toeld^er Sntagonidmud baraud erfl&rt werben lönnte, bag bad
in abfolut geraben Sinien fhebenbe SBefen beö Sid^td, inbem t9 bie
Suft burd^bringt, bie (Elaflicität berfelben Derminbere* SB&re nun bied
confiatirt, fo toürbe ed ein SDatum mel^r gur Senntnig ber 9?atur be^
ixift9 fein. SEBäre ber 9et^er unb ia9 Sibrationdf^flem ertoiefen; fo
tvürbe bie (SrÜärung, bag feine SeQen bie bed ©d^aKed burc^Ireujen
unb l^emmen, HUt9 für ftc^ l^aben. !S)ie (Snburfac^e hingegen märe
^ier biefe, bag bie übmefen^eit bed Si(^td, mä^renb fie ben t^ierifdjen
SBefen ben ®ebrau(^ bed ®ef{d^t0 benimmt, ben bed @e^brd er^ö§te.
(f. n, 132.)
58 Liberum arbitrium indifferentiae — Sid^t
Wim gleicht alAonn 3>em, ber an9 ber freien 9?atttr fliegt, um ein
$)er6artum ju befe^en, ober um fd^öne ©egenben im fihi))ferfHtJ^ )u
betrachten. (% U, 528.)
3)a man füf itoax toidtürlic^ auf ha9 Sefen appitctren fann, auf
ha9 3)enlen aber eigentlich ni^t, }u biefem Dietme^r bie gute ©tunbe
abgekartet fein miO unb fogar ber größte $opf nid^t jieberjeit }uui
@eI6fiben(en fä^ig ifl, fo t^ut man m^l, bie ^tit, mo man }um ©elbfl«
beulen ni^t aufgelegt ifl, jum Sefen ju benu^en, oi€ toeld^etf beut
®eijic ©toff jufü§rt, ($• II, 526. 531.)
Libernm arbitrinm indifferentiae, f. S^ei^eit.
fid^t.
1) UnjuUffigfeit mec^anifd^er (Srllärungdmeife ber
Sigenfd^aften be^ Sid^td.
Die Sigenfc^aften bed Stc^td, ber SBärme unb <S(eftricit&t laffen
ftd^ nic^t medjanif^ erflären, forbem Dielme^r eine b^namifc^e Sr»
Härung, b. ^. eine folc^e, loeld^e bie Srfc^einung avA urf))rünglic^en
Gräften erflärt, bie t)on benen bed Stoged, 3)rud[ed, ber Sd^toere u. f. m.
gänjli^ Derfc^ieben unb ba^er l§ö§erer Srt, b. ff. beutßd^ere ObjecttDa*
tionen jened SiOend finb, ber in aDen SDingen jur ©id^tborleit gefangt
S)a9 Sic^t ifl iDeber eine Smanation, nod^ eine Vibration; beäe Vn«
ftc^ten finb ber Dertoaubt, meldte bie 3)urd§fld^tigleit burd^ $oren
erfiört, unb bereu offenbare Salfc^^eit beloeifl, bag ha9 Sid^t leinen
me^onifd^en ©efe^en unterworfen ift. 2)ie Don ben ^ranjofen au^
gegangenen @!onftructionen bed Sicj^td aud ÜRoIecüIen unb Xtomen
finb eine empörenbe «bfurbitttt. (3S. n, 342 fg. % U, 123.) 2>ie
Ableitung ber SBirlung unb f^ärbung bed Sid^tö aud ben Vibrationen
eine^ t)0IIig imaginären Set^erd, — biefe mit unerl^5rter S)reifUgfeit
vorgetragene, foloffale 9uff^neiberei unb 9{arrendf)offe tnirb befonberd
)}on ben Untoiffenbfien ber ©ele^rtenrepublil mit einer fo tinblid^en
SuDerftc^t unb ©id^er^eit nac^gefpro^en, bag man benlen follte, fie
Ratten ben Slet^er, feine ©d^toingungen, Stome unb mad fonfl fiir
hoffen fein mögen, mirflid^ gefe^en unb in Rauben gehabt. ($. II,
117. 122. 128.) S)er (Sr^nber be« Setter« ifl Sartefiu«.
(^. II, 123.) Sd giebt im ©runbe nur eine med^onifc^e SEBirtung««
art, fle befielt im SinbringentooIIen eine« fti5r))er9 in ben 9tmm,
ben ein anberer inne ^at; barauf (Hüft S)rucf unb ©tog jurtttf.
Slber fein Jtörper lann burd^ ©tog mirlen, ber nic^t sugleic^ fd^toer
ifl; bad Sid^t ift ein imponderabile, affo fann e« nic^t mec^anifd^,
b. ^. burc^ ©tog toirfen. ($. ü, 122 fg. 127 fg.)
2) Ser^KUnig be« Sic^t« jur ©raDitatiom
9Rit ber ®rat)itation fle^t bad Sid^t o^ne ßmeifel in einem geloiffen
3ufammen^ang, jebo^ inbirect unb im ©inne eine« Sßtberfptett, ott
i^r abfolute« ©egent^eU. (£« ifl eine mefentti^ auArettenbe Sttalft,
«^t 59
tute bie ®rat)ttatton eine jufammenjte^enbe. Setbe Strien fietd gerab-
ttntg. SteHetc^t fann man tu einem troptfc^en ©tnne ba^ Stc^t ben
fütflt^ ber ®rat)ttation nennen. (% U, 123.)
3) Ser^liltnig bed Si^t^ }nr SQßärme.
Sidft nnb SEBttrme ftnb iIRetamor))^ofen Don einanber. ÜDte ©onnen«
flro^Ien finb laU, fo lange fle leuchten; erfl kuann fte, auf unburc^ftd^flge
S'öxptx treffenb, }n leud^ten aufhören, oerkuanbelt ft^ i§r Sic^t in
äBärme. Umgete^rt DerkDonbelt ftd) bie SEBärme in Sid^t, beim ®(ü§en
ber ©teine, bed ®Iafe^, ber SßetaQe unb bed SIugf))at^d fogar bei
geringer Srtoärmung. ($. 77.)
S)er nS^fie Senoonbte bed iidit9, im ®mnbe aber feine bloge
SRetamorp^ofe, tfl bie SB arme, beren 97atnr ba^er am erflen bienen
fönnte, bie f einige ju erlttntern. ÜDad Satent« unb tuieber frei«9Berben
ber SßSrme betueift untoiberfpred^Ii^ i^re »uleriene 9?atur unb, ba fie
eine aRetamorf)§ofe be^ 2iijt€ ifl, and^ bie bed Si^tö. S)o^ nidjt
fo materiell, mie bie äBftrme, oer^ätt fid^ bad ii^t, atö mlijt9 \>itU
me^r nur eine ®efpenfiematur ^at, inbem e^ erfc^eint unb berfd^minbet,
o^ne ©pur, too ed geblieben fei. Slod toam bad Sic^t, auf einen
Opalen St'öxptt treffenb, fl^ na4 SDtaggabe feiner 3)untel§eit in 9Bärme
i^ertoanbelt unb nun bie fubflantieUere ißatur btefer angenommen ^at,
fönnen loir infofem 9{e(^enf^aft t)on t§m geben. Dagegen nun }eigt
ed eine geloiffe SRaterialitttt in ber 9iefIe^ion unb 9{efraction.
{% n, 123—127.) a)ic SKetamorp^ofe beö Si^W in SBärme unb
umgele^rt er^Stt einen frappanten Seleg bnrc^ ha9 Serratien be^
®Iafe« bei ber grtollrmung. (^. U, 131.)
4) Ser^SItnig bed Sid^td }ur garbe. (@. f^arbe.)
5) Sntagoni^mud )n)ifd§en Sid^t unb ©d^all.
ÜDie belannte SEI^atfa^e, bag SVad^td aOe Söne unb @erSuf(^e
lauter fd^aOen, aü bei Xage, n)irb getoö^nlid^ aud ber aOgemeinen
©tiOe ber ^aäfi erHttrt. Sei öfterer Beobachtung iened $^änomend
fttl^lt man ft^ jeboc^ ju ber 9nna§me ber ^^pot^efe geneigt, bag bie
®a(^e auf einem n^irHi^en Xntagonidmud }tt)if(l^en ©d^aQ unb Sic^t
beruhe, ise^er Sntagonidmud barau9 erK&rt werben tonnte, bag ha9
in abfotut geraben Sinien ftrebenbe SBefen bed Si(^td, inbem t9 bie
Suft bur^brtngt, bie Slaflicität berfetben Derminbere. SBäre nun bied
conflatirt, fo loürbe ed ein 2)atum me^r gur ^nntnig ber 9?atur bed
Sic^td fein. SSre ber Htt^tx unb ba« Sibrationdf^ßem ertoiiefen; fo
toürbe bie (SrHSrung, bag feine SBellen bie M (Sd^aUed burc^freujen
unb l^emmen, %tit9 für ft^ ^aben. !3)ie Snburfac^e hingegen mttre
^ier biefe, bag bie übmefenl^it be« Sid^t«, n^ä^renb fie ben t^ierifc^en
SBefen ben ®ebraud^ bed ®eftd^td benimmt, ben bed @e^br^ er^5§te.
(?. n, 132.)
58 Liberum arbitrium indifferentiae — Sid^t
SDtan gleicht aldbonn S)em, ber and ber freien 9?atttr fliegt, um ein
Herbarium jn befe^en, ober um f^bne ©egenben im ftu))ferfiitl^ gu
betrachten. ($. U, 528.)
3)a man fic^ gniar miOtürlt^ auf bad Sefen a))))Itctrett lann, auf
bad S)enlen aber eigentlich nic^t, }u biefem t)ie!me§r bie gute ©tunbe
abgekartet fein toiof unb fogar ber grögte Slopf nid^t iebergeit )um
©elbfibenlen fä^ig ifl, fo t§ut man tooifi, bie ^dt, too man }um @c(bf}-
beulen nid^t aufgelegt ifl, gam Sefen gu benu^en, ate toeld^ed bem
©eijie ©toff gufü^rt. ($. II, 526. 531.)
Libernm arMtrinm indifferentiae, f. S^ei^eit.
fid^t.
1) UnguISffigfeit me^anifd^er (Srflärungdmeife ber
Sigenfd^aften bed Sid^td.
Die Sigenfd^aften bed Sic^td, ber SBärme unb (SIeltrtcttät laffen
ftc^ nic^t med^anifc^ crflSren, forbem Dtelme^r eine bt|namifc^e Sr«
Härung, b. ^. eine folc^e, oield^e bie (Erfc^einung au9 urfprünglic^en
Gräften erflärt, bie t)on benen bed @toged, S)ruc!e9, ber ©^loere u. f. to.
gänglid^ t)erfc^ieben unb ba^er l§ö§erer Srt, b. ff. beutlid^ere JDb|ectit)a«
tionen jeued bittend flnb, ber in aDen SDingen gur ©id^tbarleit gelangt
Dad Sid^t ifl toeber eine Smanation, nod^ eine Vibration; beibe Vn«
fiepten flnb ber Dertoaubt, mel^e bie 3>ur(i^fl(^tigkit burc^ $oren
erfiärt, unb bereu offenbare Salfc^^eit beloeifl, bag bad Sic^t feinen
utec^anif^en ©efe^en unterworfen iji. SDie Don ben Sfrangofen an^
gegangenen (Sonfiructionen bed Sic^td aud SRoIecüIen unb Xtomen
finb eine em))örenbe «bfurbitttt. (993. n, 342 fg. $. n, 123.) 2>ie
Ableitung ber SBirlung unb Färbung bed Sid^td aud ben Vibrationen
eined DbKig imaginären Setter 9, — biefe mit unerl^brter 2)reifKgIett
vorgetragene, foloffale Xuffd^neiberei unb ißarrendf)offe mirb befonber^
oon ben Untoiffenbfien ber ®ele^rtenre))ublil mit einer fo finblid^en
3ut)errt(^t unb ©i^erl^eit nad^gef^iro^en, bag man benfen foKte, fie
Rotten ben Slet^er, feine ®^n)ingungen, Sltome unb toad fonfl für
hoffen fein mbgen, toirfli^ gefe^en unb in $änben gehabt. ($. II,
117. 122. 128.) S)er Srfinber ht» Setter« ifl Sarteftu«.
(^. n, 123.) & giebt im ®runbe nur eine med^onifc^e SEBirtung««
art, fie befielt im (SinbringentooKen eined ftbrperd in ben Kaum,
ben ein anberer inne ^at; barauf ISuft 2)ru(f unb ®to§ guriitf.
9ber fein ftbrper fann bur^ @tog mirfen, ber nid^t guglei^ fc^toer
ift; ha9 Si^t ift ein imponderabile, alfo fann ed ni^t mec^amf«^,
b. f). burd^ Stoß toirfen. ($. H, 122 fg. 127 fg.)
2) Ser^ältniß bed Si^td gur ®rat)itation.
9Rit ber ®rat)itation fie^t bad Sid^t o^ne Qm\\A in einem getniffcn
3uf ammen^ang , jeboc^ inbhrect unb im @inne eined SStberfpieU, ott
i^r abfoluted ©egent^eil. & ifl eine toefentIi(^ au6bretteid)e itiaft.
«^t 59
lote bte ©rot^ttatton eine jufammenjie^enbe. Selbe totrien fietd gerab«
tttttg. SieHeic^t fann man in einem tropif^en ©inne bad Üüd^t ben
%effe; ber ©rat^itation nennen. {% U, 123.)
3) Ser^SItnig be^ Si^td }nt SQßttrme.
Sidft nnb SBärme ftnb iIRetamor)>^ofen Don einanber. ÜDie ©onnen«
{trauten finb falt, fo lange fie leudjten; erfl kuann fte, auf unburc^ftc^flge
Soviler treffenb, ju (endeten aufhören, Derkuanbelt ftd^ i§r Sic^t in
SBärme. Umgete^rt betkuanbelt fid) bie äBttrme in Sid^t, beim ®Iü§en
ber ©teine, be^ ©lafe^, ber SßetaKe nnb be^ SIugf))at^^ fogar 6ei
geringer Srtottrmung. {%, 77.)
S)er nSc^fie SerlDanbte be^ 2x6)19, im ®runbe aber feine bloge
9Retamorf)^ofe, ifi bie SBärme, beren 97atnr ba^er am erflen bienen
fi^nnte, bie feintge ju erläutern. 2)ad Satent« nnb lieber frei<>9Berben
ber SBärme bemeifi unmiberfprec^Ii^ i^re materiene 92atur nnb, ba fte
eine 9Retamor))§ofe be^ Sid^td ifl, anä} bie bed Si^tö. S)od^ nidjt
fo materiell, »ie bie SSßärme, oer^ält fi^ ^^^ ^Wf ^^^ toAä)t9 biet«
me^r nur eine @efpenfiematur §at, inbem e9 erf^eint unb berfd^minbet,
o^ne (Spur, too t9 geblieben fei. 9Io^ toam ia9 Hijt, auf einen
Olafen Sörper treffenb, fl^ naäj SDtaggabe fetner ÜDunlel^eit in SBärme
bertoanbett unb nun bie fubflantieUere ißatur biefer angenommen §at,
tSnnen mir infofem 9ted^enf^aft t)on i§m geben. 3)agegen nun }eigt
tS eine geiDiffe SRaterialität in ber 9{efIe^ion unb 9tefraction.
i% U, 123—127.) S)ie SRetamorp^ofe bed Sic^td in SSJärme unb
umgele^rt erhält einen frappanten Seleg bur^ ha9 Serratien bed
®Iafed bei ber Srmärmung. {% U, 131.)
4) Ser^ältnig bed Sid^td jur garbe. (@. garbe.)
5) SCntagonidmud )n)ifd§en Sid^t unb @d^aU.
3He belannte SEI^atfa^e, ba§ 3iadfi9 aDe Söne unb @eräuf^e
(auter fd^aOen, aU bei Xage, toirb gekoö^fid^ au9 ber aOgemeinen
@tiae ber ^ai^ erHärt. Sei öfterer Beobachtung )ened $^änomen«
fü^b man fic^ j|ebod^ ju ber Knna^me ber ^^pot^efe geneigt, bag bte
@ad^e auf einem mirKid^en 9ntagoni^ud jtoifd^en ©d^aQ unb Stc^t
bent^e, toeld^er Sntagonidmu^ baraud erflärt merben lönnte, bag bad
in abfolut geraben Sinien fhebenbe SBefen ht6 Sid^td, tnbem t9 bie
Snft buTC^bringt, bie (Elaflicität berfelben berminbere* SBäre nun bied
conftatirt, fo mürbe e^ ein SDatum mel^r inx Senntnig ber 9?atur be^
Ei^td fein. SBäre ber Setter unb ha9 Sibration^f^ßem erto^iefen; fo
koürbe bie (SrHärung, bag feine SBeQen bie bed ©d^aDetf burd^heujen
unb l^emmen, XDed für fi(^ ^aben. SDie (Snburfa^e hingegen märe
(ier biefe, bag bie übmefenl^it bed Sid^td, mä^renb fte ben t^ieriff^en
Sefen ben @ebrau(^ be« ®ef!d^t0 benimmt, ben be^ ®tffM er^b^te.
(f. II, 132.)
60 Siebe
6) CErllttrung bed SBo^Igefallend am Std^te.
!Z)ad Si^t ifl ba^ Srfreultc^fle ber 2)inge, ®t|mboI aUt9 ®vAm
unb ^etUringenben. S[6ti3efen^ett bed Stc^td mac^t und unmittelbar
traurig; feine äBieberle^r begtüdt. üDied fommt ba§er, bag bad Sic^t
bad (Sonelat unb bie Sebingung ber DoQtommenficn anfc^auUc^en 6r«
fetintnigtueife ifl, ber einzigen, bie unmittelbar burc^aud nic^t ben
aBitten afpcirt. ®ie greubc über bod Sic^t ifi in ber £§ot nur bie
greube über bie obiectit)e SRöglid^hit ber reinflen unb DoOfommenflen
anf(^auli(i§en Srfenntnign^eife unb ate foldje baraud abguleiten, ba§
ha§ reine, bon atteni Sßotten befreite unb entlebigte (Srtennen ^9(^fl
erfreulich ift unb f^on ald folc^ed einen grogen Snt^eil am ttfl^etif^en
Oenuffe §at. (2B. I, 235 fg.; U, 427.) SBaö für ben SBiaen bie
SBärme, ifl für bie Srfenntnig bad Si^t. 3)ad Sid^t ifl eben ba^er
ber grbgte S)emant in ber ^one ber ®(^5n^eit unb ^at auf bie Sr«
fenntnig iebed fc^önen ©egenftanbed ben entf^iebenften Stnflug; feine
8(nU)efen^eit überhaupt ifl unerläp(^e Sebingung, feine günftige ©tellung
er^ö^t andf bie ©c^ön^eit bed @(^önften. {B. l, 239.)
7) ©egenfa^ gioifc^en bem p^^fif^en unb geiftigen
Si^t in ^infid^t auf bie ©^neUigfeit ber gort«
pflanjung.
3)ad flarre f^efl^alten bed grogen Raufend an SSorurt^eilen, Sßa^n«
begriffen, @itten, ©ebrttud^en unb Strac^ten, bad langfame Einbringen
erfannter SBa^r^eiten in'd Soll bemeifl, bag in ^infic^t auf bie
®d)nettig!ett ber Sort))f[an}ung bem p^^ftfd^en Sid^te ni^td untt^nlid^er
ift, ttte baö geijlige. (?. n, 65.)
Sxtbt.
1) DadSßort ,,Siebe" in ben alten unb in ben neuern
^rmut^ ber ©prad^e lann eine bauembe SCequibocation unb baburd^
Sertoirrung ber Segriffe Deranlaffen. ®o bebeutet „Siebe" im üDeut»
fc^en 1) Caritas, ayarv), meldte Sßitleib ifl, ha9 im tieffhn ®runbe
auf (Srtenntnig ber meta))^Qf{f4en dbentität mit bem SInbem beruht;
2) amor, epo^, toeld^er ber äBitte ber ©attung ate foI(^er ift.
Amour, love, amore fUtb eben fo äquiDof toie ,, Siebe''; alfo fiel^en
hierin atte neuem @))rad§en ben alten nad^. ($. 403.)
2) Sßefen aller nia^ren unb reinen Siebe.
3>a jiebe Sefriebigung nur ein ^inmeggenommener ©^merj, letii
pofltitied ®ut ift, bie gi^euben alfo nur negativer 9Iatur flnb nnb nur
bad Snbe eined Uebett, fo ift, load aud^ ®üte, Siebe unb Sbelmnt^
für Snbere t^un, immer nur Sinberung i^rer Seiben, unb folglid^ tfl
toa9 fie belegen lann ju guten Staaten unb Sßerfen ber Siebe, immer
nur bie Srienntnig bed fremben Seibend, aud bem eigenen
unmittelbar t)erflttnbli4 unb biefem glei(^gefe|t. hieran« aber ergtebt
?teb — fiitteratttt 61
fi(^, bag bte reine Steie (aYairi), Caritas) t^rer 9{atur mdf SRitletb
x% aOe tüa^xt unb reine Siebe i^ äRitleib, nnb jebe Siebe, bie nic^t
SJKtleib x% ifi ©elbflfuc^t. ©etbfifu^t ifl ber sptx;,- ÜKitleib ifl bie
ayaocq. il)?if(^nngen Don beiben finben ^ttnfig ©tatt. (9B. I, 443 fg.)
3) @emeinf^aftli(^e Sßur^el bon Caritas unb amor.
Caritas unb amor l^aben ganj in ber Siefe eine gcnteinfc^aftlic^e
SGBurjeL On 6eiben nämlic^ ^anbett burc^ bad dnbiutbuum fein j[enfeit^
ber Srfd^etnnng nnb ber dnbioibualitftt liegenbed nteta))§9fifd)ed @ub«
{hat, ber SEBiOe jum Seben, einmal ate ®eifl ber ©ottung, inbem er
fie gu perpetuiren unb i§ren Zt)fvi9 rein ^u galten flrebt (Dgl ®t^
fc^Iec^tdliebe), — int anbem ^aU, inbem er fid^ au(^ ^ier über bie
dnbtDtbualitftt ergebt unb in Derfc^iebenen dnbioibuen feine eigene
dbentität erlennenb, eined für bad anbere forgen lägt. ($. 405.)
«Uä, f. S^ril.
fingni^k, f. Sprache.
S\% f. 8üge.
fUUtotitr.
1) ^ofitiDe @(^äblid^leit ber fc^Iec^ten Sitteratur.
Sd ifl in ber Sitteratur ni(^t anberd, aU im Seben; n)o^in auc^
man fic^ menbe, trifft man fogleid) auf ben incorrigibeln $öbet ber
9Renf(^^eit, iDelc^er Mz9 erfüOt unb %m befc^mu^t, xoit bie i^tiegen
im ©ommer. 2)a^er bie Unja^I fc^Iec^ter Sucher, btefed mtn^embe
Uniraut ber Sitteratur, melc^e^ bem äBeijen bie 9fa^rung entjie^t unb
i^n erfiicft. @ie reigen nämli(^ 3^i^ ®^^^ unb ^ufmerlfamfeit bed
^ublicuntd, toet^e Don Stec^tdmegen ben guten Sudlern gehören, an
t^ij, mil^renb fte 6Iod in ber Stbflc^t, ®elb einjutragen, ober Semter
iu üerfd^affen, gefc^rieben finb. ®ie finb alfo nid^t blod unnü^,
fonbem pofitiD fc^äbli^. (% U, 589 fg.)
2) ®egenfa^ ber n)irl(i(^en unb fd^einbaren Sitteratur.
S^ B^^^^ l^ ^^^^ 3^!ten {»ei Sitteraturen, bie )iemli(^ fremb neben
einanber b^S^^^n« ^^^ n^irfli^e unb eine blöd fc^einbare. dene er^
lottc^fl jur bleib enben Sitteratur. Setrieben oon beuten, bie für
bie 3ßi{fenf(^aft, ober bie $oefte, leben, ge^t fte i§ren ®ang entfi unb
fUQ, aber ttugerft langfam, probucirt in iSuropa laum ein IDu^enb
^Bierle im da(|r^unbert> koelc^e )ebo(^ bleiben. !Z)ie anbere, betrieben
i'on Seuten, bie Don ber SSJijfenfc^aft, ober $oefle, leben, ge^t im
®olopp, unter grogem Särm unb ©efc^rei ber Set^eiligten, unb bringt
i%U(^ Diele SCaufenb äBerfe gu äRarhe. Slber nac^ »enig Oa^ren
f^ägt man: mo finb fie? iDIan lann ba§er aud^ biefe att bie fließenbe,
m qM bie fie^enbe Sitteratur begeic^nen. ^ ($. ü, 591.)
SBie in ber flunjt, fo i|i and^ in ber Sitteratur fafl jeber ^tit irgenb
<uie falfc^e ®runbanfi^t, ober ^eife, ober SRanier, im @(^mange unb
62 Sittetatttvgefd^td^ic
totrb 6(lDunb(rt SDte gemeinen ftöpfe finb eifrig bemüht, fold^e fid^
angueignen unb ju üben. 2)er Sinftd^tige erlennt unb Derf^mtt^t fle;
er bleibt auger ber SDlobe* SCber na^ einigen darren Tommt auc^
bad publicum bo^inter unb erlennt bie go^ce für 5Da«, toa« fle ift,
öcrla^t fie icßt, unb bie betüunbcrte ©(^minfe ottcr {euer ntanierirten
aBcrfe fällt ab, toie eine f(^Ied^te O^p^Derjierung Don ber bamit be*
ficibcten SKauer, unb wie biefc flehen fie atebann ba. (^. U, 644.)
3) ®egen bielolerang unb ©öflid^feit in ber gitteratur.
(Sd ifl burc^aud falf^, bie Stolerau}, meldte ntan gegen flumt)fe,
^irnlofe ÜRenf^en in ber ©efeUf^aft not^toenbig ^aben ntug, aud^ anf
bie Sitteratur übertragen gu mUttt. ÜDenn ^ier flnb fle unt)erfd^Smte
(Sinbringlinge, unb ^ier bad @d^Ied§te ^erabjufe^en ifl ^flid^t gegen
ha9 ®ute. Ueber^aupt ifl in ber Sitteratur bie $6fli(^teit, a(«
tt)e((^e aud ber ©efeHf^aft flammt, ein frembartiged, fel^r oft fc^&btic^ed
Clement; loeit fte verlangt, bag man ia9 ®d^Ie(^te. gut ^eigt unb
baburc^ ben ^mim ber SBiffenf^aften, roit ber Stnn^, gerabe ent«
gegenarbeitet. (^. II, 545 fg.)
4) ©egen bie Snon^mitttt in ber Sitteratur. (@. Slno^
n^mität.)
jirtttnratut0efti)iti)te.
1) 2)er Sauf ber Sitteraturgefd^id^te.
SSJtt^renb in ber Seltgefd^ic^te ein ^albed da^r^unbert immer für
bie SntniidRung betrö^tlid^ iß, fo ifl hingegen in ber ©efc^i^te ber
Sitteratur bie felbe ^üt oft für gar feine }u rennen; man fle^t nod^,
\x>o man bor funfjig darren geniefen. ÜDenn flüm))er^afte Serfuc^e ge^n
fte nic^t an. 2)ie0 ju erläutern, benfe man fl^ bie Sortf^ritte ber (Er«
fenntnig beim iD7enf(^engefd^Ie^te unter bem 9i(be einer Planetenbahn.
!Z)ann laffen fld^ bie drrmege, auf meldte t9 meiflenö batb nac^ jicbem
bebeutenben f^ortfc^ritte gerSt^, burd^ ^tolemäifd^e S^jict^Ken barfleOen,
nad) ber ÜDur(^(aufung eined {eben t)on meieren ed mieber ba ifl, ivo
cd Dor bem eintritt berfelben loor. ÜDie grogen ftöpfe jcbod^, tueld^e
mirfU^ auf jener Planetenbahn ia9 ©efc^Ie^t weiterführen, machen
ben iebedmaligen Spic^Hud ni^t mit. SRit biefem Hergänge ber
üDinge ^ängt ed jufammen, bag wir ben toiffenf^aftlid^en, titterarifc^en
unb artiflifd^en B^^tgeifl ungefähr aOe 30 da^re beHarirten Sanfrott
machen fe^en. 3n fold^er 3^it nSmUd^ ^aben aUbann bie j[ebedmatigen
drrt^ümer ftd) fo gefleigert, bag fie unter ber Safl i^rer Hbfurbitfit
}ufammenflür)en, unb gugleid^ ^at bie Oppofltion flc^ an i§nen geflärft.
92un alfo f erlägt ed um; oft aber folgt {e^t ein dnt^um in ent«
gegengefe^ter SRic^tung. SDiefen ®ong ber Dinge in feiner pertobifc^
SBicberfe^r ju jeigen, wäre ber rechte J)ragmatifd^e ©toff ber Sitterof
gefd^ic^te. (?. II, 591-^593.)
Stttetatutidtnngen 63
2) Sie tragtfil^e ©eite ber Sttteraturgefd^id^te.
(Sint 2)arfleIIung ber trogif^en @ette ber Sitteraturgefd^id^te toürbe
3etgen, mie bte t)erf(^iebenen ißattonen, boren )ebe t^ren ^öc^flen ®toI}
in bie grogen ©d^riftfteDer unb iNinfiler, totläjt ^e oufjumeifen ^at,
fefet, btefe mS^renb i§red Sebend be^anbelt ^aben. ®te bräd^te und
alfo jenen enblofen Jtantpf oor bie Sugen, ben bad ®ute unb Ke^te
QDer 3^^^it ^^ Sauber gegen ha9 j[ebed SRal ^errfc^enbe Serfc^rte
unb S^Ied^te gu befielen f^ai, bad äRärt^rert^um fafi aDer toa^ren
Srleud^ter ber äRenfd^^ett, fafl aller grogen SReifler in jeber Sfrt unb
ftunji. ($. n, 594 fg.)
3) ©egenfa^ glDif^en ber ))oIitifd^en unb berSittera»
turgefc^id^te. (@. ©ef^id^te.)
4) @egen bieüRonomanie, Sitteraturgef^id^te gulefen.
®egen bie ^eut ju S^age ^errfd^enbe SRonomanie, Sitteraturgefc^i^te
}u lefen, um t)on SUem fdjUJtt^en ju tonnen, o^ne irgenb etn)Qd eigentlich
}u lennen, ifi eine ^öd^fl lefendloert^e ©teile in Si^tenbergd Schriften
(Sb. II, @. 302 ber alten «udgabe) }u empfehlen. ($. II, 594.)
fittetatttt^tUuttgm.
1) Aufgabe ber Sitteraturgeitungen.
ÜDie Sitteraturjeitungen foQten gegen bie immer ^ö^er ßeigenbe
@ünbf[ut^ unnü^er unb fc^Ied^ter IBü^er ber 3)amm fein, inbem fle,
unbefied^bar, geredet unb firenge urt^eilenb, jjebed SRac^uerf eined Un»
berufenen^ lebe ©d^reiberei, mittelfi meld^er ber leere ^opf beut (eereu
Seutel }u $ü(fe lommeu tuill, folglid^ tt)o§( %o aOer Sucher, fc^onungd»
U9 geigelten unb baburd^ ^f[i(^tgemSg bem ©c^reibeti^el unb ber
^reDerei entgegenarbeiteten, fiatt folc^e iobnxäj gu beförbem, bag i^re
niebertrtt(^ttge Solerang im %unbe {le^t mit 9[utor unb Serleger, um
bem publicum Qtii unb ®e(b gu rauben. 0ß. II, 544.)
2) Son Sßem allein eine i^re Stufgabe erfüKenbe
Sitteraturgeitung audge§en lann.
(Sine i§re Aufgabe erfüllenbe Sitteraturgeitung f5nnte nur t)on ü^euten
gef daneben luerben, in meldten unbeflec^bare SRcblic^Ieit mit feltenen
Henntniffen unb no(^ f ebenerer Urt^eitefraft Dereint »ttre; bemna^
fönnte gang S)entf erlaub aüer^ödiflend unb laum eine folc^e Sitteratur»
geitung gu ©tanbe bringen, bie bann aber bafie^en mürbe ald ein
gerechter Xreopag, unb gu ber j[ebed SRitglieb Don ben fämmtli^en
anbem genitt^It fein mügte; fiatt bag je^t bie Sitteraturgeitungen Don
UniDerfitätdgilben, ober Sitteratenfliquen, im ©tiKen bieOeidit gar Don
Su^^SuMem, gum 97u$en bed Suc^^anbett betrieben werben unb in
ber Siegel einige Koalitionen fd^te^ter StUp^t gum 9{id|tauftommen(affen
bc« ©Uten ent^altem (?. U, 546.)
62 Stttetattttgefd^td^le
loirb betounbert 3)te getneinen ftöpfe finb eifrig bemüht, fold^e ft^
angucigncn unb ju üben. ®cr ©nft^tigc ericnnt unb Ocrfd^mä^t pe;
er bleibt auger ber SRobe. Kber na^ einigen darren Tontmt auc^
bo« ^ublicnm bo^inter unb erfennt bie ga^ für 5Da«, tt)Q« fle ifl,
öerla^t ftc jefet, unb bie bctüunberte ©(^minfe oHer {euer manicrirten
aBcrfe fällt ab, toic eine f(^Icc^te ©tjp^öerjierung Don ber bamit bc*
ficibctcu SHauer, unb wie biefe flehen fie otebann ha. (^. U, 644.)
3) ®egen bieloleronj unb^öflid^teit in berSitteratnt.
@d ift burc^aud fatf^, bie Stoler onj, meldte man gegen fhtnt))fe,
^irnlofe aRenfdjen in ber ©efeUfd^aft not^loenbig ^aben mug, audf auf
bie Sitteratur übertragen ju toottcn. ÜDenn ^ier fmb j!e unberfc^ämte
Sinbringlinge, unb ^ier bo« ©ci^Ied^te ^erabjufefeen ifi ^ffid^t gegen
ha9 ®ute. Ueber^aupt ifi in ber Sitteratur bie $6fli(^Ieit, aH
tDeldje aud ber ©efeUfc^aft flammt, ein frembartiged, fel^r oft fc^äblic^cd
(SIement; loeil fte verlangt, bag man ba^ ®i)Uä)tt gut ^eigt unb
baburd^ ben ^totitn ber SQBiff enf d^often , toie ber Äunft, gerabe ent«
gegenarbeitet* ($. 11, 545 fg.)
4) ®egen bie Snon^mität in ber Sitteratur. (@. Sno^
ntimität)
jirtttnrattttgefti)iti)te.
1) 3)er Sauf ber Sttteraturgefd^id^te.
SSJS^renb in ber Sßeltgef^i^te ein ^albed da^r^unbert immer für
bie Snttt)idRung beträd§t(id^ iß, fo ifi hingegen in ber ®ef(^id^te ber
Sitteratur bie felbe S^xt oft für gar leine }u rechnen; man fie^t nod^,
\x>o man bor funfjig darren gemefen. S)enn fiümf)er^afte 9Jerfu(^e ge^
fte ni(^t an. ÜDied ju erläutern, beule man ftd^ bie Sortfd^ritte ber (St*
fcnntnif3 beim SRenfd^engefd^Ied^te unter bem %i(be einer panetenba^n.
üDann laffen fi^ bie drrmege, auf meldte ed meiflend balb mif jiebem
bebeutenben t^ortf^ritte gerät^, burd^ $toIemäifd|e SpictiKen barfleDen,
nad^ ber ÜDurc^Iaufung eined feben t)on meieren ed ttjieber ba ifi, too
c9 t)or bem eintritt berfelben mar. Sie grogen Jt9pfe jeboc^, meldte
toirtli^ auf jener Planetenbahn ba^ ©efc^Ie^t weiterführen, ma<^en
ben iebe^maligen Spic^Hu^ nid^t mit. SRit biefem Hergänge ber
SDinge ^ängt ed }ufammen, bag wir ben loiffenf^aftK^en, Utterarifc^i
unb artifiifc^en B^i^S^iß ungefähr alle 30 da^re beHarirten Sanfrott
machen fe^en. -Sn fol^er B^it näm(i(^ ^aben atAann bie jebedmafigcn
drrt^ümer ftc^ fo gefieigert, bag fie unter ber Safi i^rer HbfurbttSt
gufammenflürjen, unb }ug(eid^ ^at bie £)ppofltion ftc^ an i§nen gefifirft.
92un alfo fc^lägt e9 um; oft aber folgt j[e$t ein drrt|um in ent»
I gegengefe^ter SRic^tung. SDiefen ®ang ber Dinge in feiner periobtfc^n
äßieberle^r )u jeigen, wäre ber redete ))ragmatif(^e ©toff ber Sitterat«
gefc^id^te. ($. II, 591—593.)
Stttetatur)dtnngen 63
2) S)te tragtfil^e ©ehe ber Sttteraturgefd^td^te.
Snte S)QrfieIIung ber tragifd^en @ette ber Sitteraturgefd^ic^te iDürbe
}eigen, tote bte Derfd^tebenen ißattonen, bcren jebe i^ren ^öc^flen ®toIj
in bie grogen ©d^riftfieOer unb iNinfller, mel^e fie aufjuioetfen ^at,
fe|t, btefe lt)ä§renb i^red Seben^ 6e§anbelt l^aben. @te bräd^te und
olfo jenen enblofen ftantpf t)or bte Sugen, ben bad ®ute unb Kec^te
aÖer 3^^^^" ^ Sänber gegen ha9 [tM SRal ^errfc^enbe Serfe^rte
rnib @(^Ie(i§te ju befielen f^at, bad Sßärt^rert^um fafl aller toa^ren
Srleud^tet ber äRenfd^^eit, fafl aQer grogen äReifler in jeber Srt unb
»unjl. ($. n, 594 fg.)
3) ©egenfo^ }toif^en ber ))oIitifd§en unb berSittera-
turgef(^id^te. (@. ©efd^i^te.)
4) ®egen bieSRonomante, Sttteraturgefc^id^te julefen.
®egen bie ^eut ju S^age ^errf^enbe äRonomanie, Sitteraturgefd^id^te
JU (efen, um t)on Sfiem fc^iDä^en }u lönnen, o^ne irgenb etioad eigentlid^
)u tennen, tfi eine ^öc^fl Iefendn)ert^e SteDe in Si^tenbergd ©c^riften
(9b. II, @. 302 ber alten «umgäbe) au em))fe^(en. ($. II, 594.)
fiUtratitr^eituttgen;.
1) Aufgabe ber Sitteraturjeitungen.
Die Sttteraturjettungen foQten gegen bie immer ^ö^er ßeigenbe
@ttnbflut^ unnü^er unb fc^Iec^ter Sü^er ber S)amm fein, inbem fle,
nnbeßec^bat, geredet unb fhenge urt^eitenb, iebed Wlai^tottl eined Un»
bentfeneiv 1^^ ©d^reiberei, mitteffi loeld^er ber leere ^opf beut (eereu
Sentcl )u $ülfe lomnteu mill, folglid^ too^I %o aller ^üijtx, fc^onungd«
^ geigelten unb baburd^ pflid^tgemSg bem ©(^reibeli^el unb ber
Prellerei entgegenarbeiteten, flatt fold^e babur(^ ju befSrbem, bag i^re
nieberträd^tige Xoleranj im SBunbe ße^t mit Sfutor unb Serleger, um
bem publicum 3eit unb ®e(b ju rauben. ($. n, 544.)
2) Son Sßem allein eine t§re Slufgabe erfUKenbe
Sitteraturjeitung audgel^en lann.
Sine t§re Aufgabe erfüOenbe Sitteraturjeitung Knute nur t)on ü^euten
flef<^rieben merben, in meieren unbefiec^bare Sicblic^feit mit fettenen
ftointniffen unb nod^ f ebenerer Urt^eitefraft vereint mftre; bemnad^
(ünnte ganj S)eutf erlaub aüer^öc^flend unb laum eine fol(^e Sitteratur«
yitung ju ©tanbe bringen, bie bann aber bafie^en mürbe ald ein
gereifter 8lreo))ag, unb }u ber jebed äRitglieb Don ben fttmmtli^en
onbem gemtt^It fein mügte; ftatt bag je^t bie Sitteratur}eitungen bon
UniDerfltiltdgilben, ober Sitteratenfliquen, tm ©tiHen bieUeic^t gar bon
%u(^^änb(em, )um Stufen ht9 Sud^^anbeM betrieben merben unb in
ber 9}ege( einige ^Koalitionen fd^Ied^ter S^\t }um 92i(^tauftommen(affen
be« ®uten ent^aftem (?. II, 546.)
66 Sogo«
griffe erlannt unb ber ®a^ bont ©runbe bed (Sriennend au^fü^rtii^
betvad^tet merbe. (993. I, 55.)
4) Sßorauf bte ©tc^er^ett ber Sogif unb bie Ueberein«
{iimmung S(l(er im Sogtf(^eu beruht.
ÜDie DoIIfommene ©tc^er^ett ber 993if[enf(^aften a priori, alfo bet
Sogif trab SRat^ematil, beruht ^au)>tfädfjn^ barauf, baß in i^nen un«
ber SBeg t)om ©runbe auf bte ^ol^t offen fle^t, ber oDemot ftc^er iß.
^k9 t>ttUif^t i^nen ben (^^arolter rein objectioer 2Bif[enf^aften,
b. ^. fold^er, über beren äBa^r^eiten KDe, toelc^e biefelben üerfte^en,
andf ttberein^inimeitb urt^eilen ntüffen; toüdft^ um fo auffadcnber \%
a(d gcrabe fie auf ben fu6iectit)en t^ormen bed dnteDectö berufen, toä^*
renb bie empirif^en Sßiffenfdjaften allein e^ mit bem ^anbgreif(t(^en
Dbiectit^en gu t^un ^aben. (SB. II, 98.)
2)ie not^menbige Ücbereinflimmung SlOer int Sogifd^en unb Wtatff*
mattfd^en rü§rt ni^t t)on tt\oa9 Heugerem ^er, fonbern Don ber glei(^
9ef4affen^eit ber fubicctiDen (Srienntnigformen in allen dnbit^ibiiai.
99etm Sogif^en unb iDIat^entatifd^en ift ber ©toff ganj unb gar im
ffopfe eined deben; unb biefer ftopf ift entiueber fo, bag er bie %m*
tionen gar nid^t (ber SIbbfinnige), ober fo, bag er fie richtig DoOjie^t.
($. 331 fg.)
5) @egen ben falf^en ©ebraud^ bed äBorte« „iH^^'*-
(i9 ifl un))af[enb, menn man Sogil fagt, mo man gefunbe Srr*
®tt|iune", oDer man ^ört: „er |oute er|t l'ogit |tuDircn", jtan: „«
foKte feine Sernunft gebraud^en unb benteit, e^e er fc^reibt'^ ($^- 37.)
Die Kudbriidfe Dernünftig unb Iogif(^ t^er^altcn ftd^ gu einanbtr,
mie $rapd unb St§eorie. (®. 116.)
1) Sogoö im ©inne üon Vernunft. (©. Cernunft.)
2) 2)er Sogo^ im (Singang bed do^anni^'Sbangelintnd.
3Benn man lieft, tood über bie 3a^Ien))bi(ofopl^ie ber ^^tH^r^f^
in ben ©d^olien jum Krifloteied gefagt toirb; fo lann man auf bir
Sennut^ung gerat^en, ba^ ber fo fettfante unb ge^eimnigoolle, an bo^
Äbfurbe jheifenbe ©ebranc^ be« SBorte^ Xo^oc im Singang be« bew
do^anne^ }ugef(^riebenen @t)angetiumd, »ie aud^ bie frül^eren Xnalog^
belfelben beim ^§Ho, Don ber ^^t^agorif^cn 3a^(cn^)^ilofopftic ö^'
flamme, udmlic^ t)on ber Scbeutung bc« SJBortc« Xoyo^ im orit|inct»^
f(^en ©innc, alö ä^^^^tt^cr^ß^tniS/ ratio numerica, \i{x ein folc^e« "^^
^ffltniß nac^ ben ^t|t^ogoräern bie innerfle ungerpbrbarc GIfcnj jc^
SSBefen« au^ma^t, alfo beffcn erfle« unb urfprünglid^e« ^rincipi»»/
apxTQ, ift; toona^ benn öon jebem 2)inge gälte: im Anfang wß«^ ^'^
?ogoö. (?. I, 42 fg.)
Süße 67
1) Urfprung unb 3^^' ^^^ Süge.
(Sd gtebt ffüti Xrten ber Sludübung ht9 Unrec^td, ®ett)a(t unb
Sifl. (Sergt. @e)Da(t.) SDie Süge gehört }ur Se^teren. Son ber
Sudübung bed Unrc(^td bur(^ ©ematt unterf (Reibet nttmlic^ bie burc^
Sifl fi(^ baburd^, bag mä^renb jene ftd^ ber p^^ftfd^en Saufalitttt
bebient, btefe bie geiflige Saufolitttt, b. t. bie burc^ bad (Sriennen burc^«
gegangene Saufatität, bie SRotioation (üergl. über btefe unter ®runb:
@a^ Dom ®runb bed ^anbetnd) onmenbet, inbem fle beut fremben
Onbimbmtm, bad fie jmingen kotD, @(^einntotibe üorf^iebt, üermSge
ttie((^ed ed feinem SßiOen gu folgen gfoubenb, bo(^ nur bem bed Kn-
bem folgt. 2)a bad ÜRebium, in mefc^em bie SRotiüe liegen, bie (Sr«
fenntnig ifl, fo lann ber Sißige feinen ^totd nur burc^ Serfälfd^ung
ber fremben Srfenntnig erreid^en, unb btefe eben ifi bie Süge. (3B. I,
398. (S. 222.)
S)ie ?ttge begmectt aDemat (Sinmirfung auf ben fremben SEBiDen,
ntc^t auf feine drfenntnig allein für fic^ unb ald fold^e, fonbem auf
btefe nur aM SRittel, näm(i(^ fofem fie feinen SBiDen befiimmt. 3>enn
bad Sügen felbfi, aM oom äBillen audge^enb, bebarf eined äRoüDd;
ein fol^ed lann aber nur ber frembe äBiUe fein, nic^t bie frembe (Sr*
tenntni§ an unb für ft(^. 2)ied gilt nid^t nur oon aOen au9 offen»
barem (Sigennu^ entfpmngenen Sügen, fonbern au(^ t)on ben avA
reiner So^^eit, bie fid^ an ben fd^merjlid^en gfolgen bed t)on i^r Der«
an(a§ten fremben drrt^umd toeiben miO, ^erborgegangenen. ©ogar
bie bloge äBtnbbeutelei bejtoectt, mittetfl baburc^ er|[ö$ter Xc^tung, ober
Dcrbefferler SDteinung Don (Seiten ber Xnbem, grbgem ober leichtem
(Sinflug auf i§r SSoDen unb Sl^un. (SB. I, 398. S. 222.)
S)te OueOe ber Süge ifl aOemal bie Xbfld^t, bie ^errfd^aft feine«
SBtOend audjube^nen über frembe OnbiDibuen, ben SBiOen biefer ju
Derneinen, um feinen eigenen beflo beffer ju bejahen; fötgli^ ge^t bie
i^üge ate föld^e avi9 Don Ungerec^tigfeit, Uebelmoaen, Sod^eit. ($. 402.)
2) SEBorauf bie Unred^tmägigfeit ber Süge beruht.
flu9 bcm über Urf))rung unb ^md ber Süge ©efagten ergiebt fl(^,
bag iebe l^üge, wie jebe ©eioaltt^dtigleit, aM foI(^e Unrecht ifl, toeil
fie fc^on ate fo((^e jum Qtotd ^at, bie $errfd^aft bed äBillend ht»
i^ügenben auf frembe dnbiDibuen audjnbe^nen, alfo feinen SBiOfen
bur(^ Verneinung bcd irrigen ju befa^en, fo gut mie bie ©eloalt.
(993. I, 399.) S)ie Unred^tmttgigfeit ber Süge beruht barauf, bag fie
ein aßerTjeug ber 2ifi, b. ^ bed B^angcd mittelfl ber 9RotiDation ifl.
Die« aber ifl [it in ber »egel. (6. 222.)
3) Unterfc^ieb jkoifc^en Süge unb bloßer Serkoeigerung
einer Sudfage.
^3)0« Möge Sertoeigem einer Sßa^r^eit, b. ^. einer Sudfage über«
fiaupt, ifl an fid^ fein Unred^t, too^I aber jebe« Suf heften einer Süge.
68 Sügc
2Ber bem Derirrten äSattberer ben redeten 9Beg ju }etgen fi(^ koeigert,
t^ut t^m fein Unrecht, roo^t aber ber^ tütlijn i^n auf ben fatf(^en
^imoetfi. (9B. I, 398.)
4) dnlDietoett e^ ein Stecht )ur Süge giebt.
ÜDie Slbrae^rung fremben Unrec^t^ ifi nur bie Verneinung einer Ser>
neinung, alfo 9{ed^t. dc^ lann o^ne Unreal ben meinen äBtOen
)}emeinenben fremben äBiOen jniingen, t>on btefer Semeinnng ab)u*
fte^en, b. ^. id^ ^abe fomit ein Stoan^^tttf^t 3n aUen ^äOen
ba^er, U)0 t(^ ein 3^<^n9^^4^ ^i>t DoUfommened 9{e(^t ^abe, @e*
»alt gegen Slnbere ju gebraudjen, famt ic^ nac^ äßaggabe ber Um'
flänbe ebenfomo^l ber fremben @ma\i au4 bie Sifi entgegenfleUeu,
o^ne Unrecht }tt t^un, unb ^abe folglich ein 9ttift jur Süge, ge^
rabe fotoeit, koie i^ ed iumß^tiange ^abe, j. 93. gegen 9{ftu6er
unb unbered^tigte ©etoaltiger ieber «rt. (SS. I, 401 fg. S. 222.)
9ber bad ^ec^t }ur Süge ge^t fogar no(^ »eiter; t9 tritt ein bei
jeber Dödtg unbefugten t^rage, bereu Seantioortung nic^t nur, fonbern
fc^on beren bloge ßurücfmeifung mid^ in ©efa^r bringen tottrbe. $ier
iß bie Süge bie 9lot^tt)e^r gegen unbefugte ißeugier, beren SKotit)
meiflend lein loo^IkDoQenbed i{L Sber au^ nur für ben %aü ber
92ot^tt)e§r gemattet bie SRoral ben ®ebrau^ ber Süge. S)en t^oO ber
9lot^)De^r gegen ©etoalt ober Sif! aufgenommen, ifi iebe Siige ein Un«
red^t; ba^er bie ©erec^tigfeit SBa^r^aftigfeit gegen debermonn forbeit.
Sber gegen bie t)bDig unbebingte, audna^mdlofe 93ermerf(i(^Ieit ber
£üge f)>ri(4t f^on bied, bag ed f^ttOe giebt, mo Süge fogar $f(i(^t
ifi, namentlich für Ser}te; ebenfoOd, bag ed ebelmüt^ige £ügen
giebt S)ie gangbare itf^tt oon ber Stot^lüge ifl ein elenber ^itfen
auf bem ftleibe einer armfttligen SRoral. ftantd ^olemif gegen bie
Süge ifi ni^t fUc^^altig. (@. 222—225.)
5) SBarum bie Süge fd^im))fli^er iß unb für fd^impf«
lid^er gilt, aU @txoalt
Unrecht burc^ ©emalt ifi für ben Sfu^über ni(^t fo fc^impflic^, »ie
Unrecht Dur^ Sifi, meil {ened i)on p^^fifc^er ^raft jeugt, koctc^e unter
allen Umflttnben bem SDtenfc^engefc^lec^te imponirt, biefed hingegen burc^
©ebrau^ bed Umtoegd ©c^tDttc^e oerrttt^ unb i^n alfo ald ))b#f(4^^
unb moralifd^e^ SBefen gugleic^ ^erabfe^t; }ubem, koeil Sug unb Se^
trug nur babur^ gelingen fann, bag loer ße ausübt ju gleicher S^\i
felbfi ^bfd^eu unb Seradjtung bagegen äugem mug, um 3"^^"^" i^
gewinnen, unb fein ©ieg barauf beruht, bag man i^m bie 9{ebli^fcit
jutraut, bie er nid§t ^at. (2B. I, 399.)
S)ag na^ bem $rincip ber ritterli^en S^re (Dergl. unter S^re:
eine Kfterart ber S^re) ber Sorkourf ber i^üge al9 fo ferner unb
eigentlid^ mit bem Slute bed Snf^ulbigerd ab^umafc^cn genommen
loirb, mtt^renb bie Snfd^ulbigung eined burd^ ©emolt oerübtcn Un«
xtifi^ nic^t ate fo brüdfenb betrad^tet loirb, liegt baran, bag m^ bem
2rmcpt — ^TO^pitt 69
^rincip ber ritterltd^en S|re eigentlid^ bte ©etoolt bad SRed^t begrttnbe ;
roer nun, um ein Unred^t audjufü^ren, gut Süge greift, btto^ft, bog
i^m bte ©emalt, ober ber gur Hntoenbnng biefer nöt^ige 9Rut§ abgebt
debe Süge geugt Don gurtet; bad bricht ben @ta6 über i(n. ((S. 226.)
$iftorif($ fd^reibt fic^ bte ^o^e Onbtgnatton bed ritterlichen S§ren))rtnct))d
über ben Sortoutf ber Süge an« bem SRittelalter ^er. ($. I, 394.)
6) Sertrag^brud^, Setrng unb Serrat^.
!Z)te uoniommenfle Süge iß ber gebrochene Sertrag, toeil ^iet
bte bad äBefen unb ben ^totd ber Sttge au^niac^enben SefUmmungen
DoIIfiänbtg unb beutttc^ üor^anben ftnb. SDenn, inbem i^ einen Ser«
trag eingebe, ift bie frenibe uer^eigene l^eiftung unmittelbar unb eigent«
liij bad äRotiu }ur nteinigen nunmehr erfolgenben. SDie Serfprec^en
»erben mit 39ebac^t unb f5rmlid^ gemec^felt. Srid^t ber Xnbere ben
Sertrag, fo ^at er mic^ getäufc^t unb, burc^ Unterfc^ieben bloßer
@f^einmotioe in meine (Srienntnig, meinen äßiOen nac^ feiner Sbftc^t
gelenft, bie ^errfc^aft feinet äßtUend über bad frembe dubitibunm
au^gebe^nt, alfo ein oollfommene^ Unrecht begangen, hierauf grünbet
flc^ bie moralifc^e Ked^tmägigleit unb ©ültigfeit ber Serträge. (SB. I,
399. 6. 222.) S)o« a$eräd^tlid^e be« 93etruge« lommt böiger, ba§
er burc^ ©leignerei feinen SRann enttt)affnet, e^e er i^n angreift. 3)er
Serrat^ ift fein (Sipfel unb tt)irb, ttieil er in bie ffategorie ber bop«
ptUtn Ungerec^tigleit gehört, tief oerabfc^eut. ((£. 222.)
S)er tiefe Hbfc^eu, ben «rglift, STreuIoftgleit unb Serrat§ überaO
erregen, beruht barauf, bag Streue unb 9teblid^(eit bad 93anb finb,
toel^ed ben in bie 9$iel|eit ber dnbioibuen jerfplitterten SBiDen bod^
Don fingen mieber jur (Sin^eit Derbinbet unb boburc^ ben Solgen be^
an9 jener 3^vfplttterung hervorgegangenen Sgoi^mud @c^ran(en fe^t.
Zreulofigleit unb Serrat^ gerreigen biefed le^te, ttugere 9anb unb
geben baburc^ ben folgen be^ (Egoi^mu^ grttngenlofen ©Kielraum.
(338. I, 399.)
7) Sin ÜRittel gur SntlarDung ber Süge.
SBenn man argio5§nt, bag ISiner lüge, fieDe man fic^ gläubig; ba
»irb er breifi, lügt jlärfer unb ifl entlarüt. (?. I, 494.) '
€nmpt.
1) Sefd^eiben^eit ber 2nm}ft. (@. Sefc^eiben^eit.)
2) ©efelligleit ber Sumpe. (®. ©efelligleit, unb unter
S infam feit: Siebe gur Sinfamleit (A9 äRagflab inteDec«
tualen Sert^ed.)
At^batktiten, f. S^eube.
fu^fpiti.
1) ©egenfa^ be^ SuflfpieU gegen ba9 SEranerfpteL
SBa^renb bie 2:enbeng unb le^te Vbflc^t be^ Sranerfpieto ein {^in-
loenben gur 9teflgnation, gur Verneinung be9 SSiOend gnm Seben ift;
70 SuWptcr
fo tfl in feinem ©egenfat^, bem Suflfpiel, bie Xnfforberung jur fort»
gefegten Seja^ung bed SBiOend leidet erfemibar. 3u)ar muß auc^ bad
Suflfpiel, tnie unau^meic^bar icbe 2)arftenung bed äRenfd^cnlcbend, Sei«
ben unb SBibertt)ärtigIeiten Dor bie Slugen bringen; aÖein e9 jeigt fte
und \>ox ate Dorüberge^enb , fic^ in greube auflöfenb, überhaupt mit
©elingen, ©iegen unb hoffen gcmifd^t, »elc^e am @nbe bo^ ü6er<^
tt)iegen; unb babei ^ebt ed ben unetfd^öpflic^en @toff gum Sad^en ^er»
t>or, Don bem bad Seben, [a, beffen 9Bibertt)ttrtig!eiten felbfl erfüllt
finb, tmb bev und unter allen UmflSnben bei guter Saune erhoben
foOte. & befogt alfo, im dtefultat, bog bad Seben im ®an^en re(^t
gut unb befonberd bur^weg lurjuieilig fei. (SB. II, 498 fg. ^. 371.)
2) 3)ie Aomöbie ber «(ten.
ÜDie SUten ^aben in t^rer ftomöbie und einen treuen unb bleibenben
SbbrudE t^red Reitern Sebend unb S^reibend ^interlaffen, fo beutlic^ unb
genau, bag ed ben ®^ein erhält, ald Ratten fle ed in ber Slbfu^t ge»
t^an, oon ber fd^önen unb ebeln @fiflenj, bereu glüc^tigfeit fie be>
bouerten, koemgßend ein bleibenbed Sbbilb auf bie fpdtefle yiaifmli
2U t)ererben. ^iOltn koir nun biefe und überlieferten ^Ullen unb goi
men koieber mit gteifd^ unb Sein aud, burc^ S)arfieaung bed $(autut^
unb 2^eren) auf ber 9ü§ne; fo tritt jened längfl Dergangene, rege
Seben koieber frifc^ unb fro^ Dor und ^in, — tt)ie bie antifen Wiu\a\l'
fugböben, menn benegt, koieber im ®Ian}e i^rer alten t^arben bafle^en.
{% U, 471 fg.)
3) 3)ie beutfd^e Jfomöbie.
S)ie allein äc^te beutfc^e jlomöbie, and bem 9Befen unb @eifte ber
92ation hervorgegangen unb i^n barfieüenb, ifl, nad) ber cin}ig ^<\
fie^enben SUZinna oon SJarn^etm, bad Offlanb'fc^e (Sc^aufpiel. ^ii*
Sorjüge biefer @tü(fe fiub, eben mt bie ber 92ation, bie fie treu ob«
bitben, me^r moralifc^, ald inteOcctucII; tt)OOon bad Umgefc^rte t)on
ber frangöfifc^en unb englif^en ftom5bic behauptet loerben fönnte.
(?. II, 472.)
4) £)b ed fd^n)ieriger fei, eine gute Aomöbie, ald eine
gute S^ragöbie ju fd^reiben.
du bad Sergeid^nig beliebter unb Don Unjä^Iigen mit ©elbflgenüge
uad^gefproc^ener drrt^ümer ge^rt auc^ ber @a^: (Sd ift leichter
eine gute S^ragöbie, ald eine gute ftomiibie ju fc^reiben. ($. II, 64.)
5) SEBarum Sürficn lein geeigneter ©egenflanb für hü^
Suflfpiel finb.
2Bä^renb jum j£rauerfpiel nur fold^e ^anblungen taugen, bie ba^
Seben im ©anjen unb @rogcn betreffen unb nic^t ind (Eingelne ge^Rf
ba^er fafl nur dürften unb ^eerfü^rer barin auftreten ffimien, bad
bürgerli^e Slrauerfpiel hingegen nid^t leidet gelingt, »eil bad Sebeu
en detail, aud^ V9vm ed no^ fo Derbrieglic^ i{l, immer ein Sufifpic^
Cufu« 71
if}; fo tottrbe bagegen ein Sttflfptel Doit Sttrflen ntd^t leü^t gelingen,
loeil i(r S^un in'd ®roge ge^t, t9 fei benn, bag man fle nt^t aU
surften im ©tüd anficht, fonbern nur ald ©Heber i^rer S<^inilie.
($. 3720
1) @egen ben £u|u9.
^ Der Su^nd ifl bie entferntere ttrf ad^e {eneö Uebete, melc^e^ entmeber
unter bem 9?amen ber ©ctaDerei, ober nnter bem bed Proletariats,
jeberjeit onf ber grogen 3)7e^r)a^( be9 3)?enfc^engef(^Ied^td gelafiet ^at.
S)amit nämlid^ einige äBenige baS (Snt6e|rlid^e, Ueberflüffige unb 9taf»
finirte ^aben, [a, erßinflelte Sebürfniffe befriebigen Knnen, mug anf
3)ergleid^en ein grogeS SO?ag ber bor^anbenen SDtenfd^enlräfte uertoenbet
nnb bo^er bem S^ot^toenbigen, ber |^ert)orbringung beS ttuentbe^Iid^en,
entgogen koerben. @o lange ba^er auf ber einen (Seite ber 2upx9 6e«
fle^t, mug not^menbig auf ber anbem übermäßige SLrbeit unb fc^tec^*
M ^eben befielen, fei ed unter bem 92amen ber Xrmut^ ober bem
ber ©ctauerei. ÜDer ganje unnatürliche ^uftanb ber ©efeÜfc^aft, ber
allgemeine ftampf, um bem (Elenb ju entgegen, bie fo uiel Seben
foflenbe @eefa^rt, baS üertoidEelte ^anbelsintercffe unb enbtic^ bie
^ege, ju meldten ha9 XOed Snlag giebt, — aOeS DiefeS ^at gur
alleinigen SBurjel ben inpi9. S)emna(^ tt)ürbe }ur Serminberung beS
menfd^Iid^en @Ienb9 bad äBirffamfle bie Serminberung, ia, %uf^ebung
be« 8upt« fein. {% U, 261 fg.)
2) Sür ben Su^rud.
@o t)ie( äEBa^red auc^ bie angegebenen ©egengrünbe gegen ben Su^uS
^aben, fo ISßt fi(^ i^nen bo^ S^^ls^nbed entgegenftellen« SBaS bur^
bie bem infn^ frö^nenben arbeiten baS 3Renf(^engef(I^Ie(^t anäRuSlel«
frttften (Irritabilität) für feine not^loenbigflen Qtotdt oerUert, koirb
i^m reic^lic^ erfegt bur(^ bie gerabe bei biefer ©elegen^eit frei koerbeu'
ben 9{ert)enlräfte (©enflbititttt, OnteOigeng). ftünpe unb Siffen«
fc^aften finb ftinber beS Su^d, unb i^r SEBerl i^ itnz SerDoÜIommnung
ber Zed^nologie in allen i^ren Stoti^tn, mlijt baS Sßafc^inentoefen ju
einer früher nie gea^nbeten $ö^ gebracht §at« ÜDie (Erjeugniffe ber
SDtafc^inen aber lommen reine^megS ben 9{eid^ett aBein, fonbern SQIen
gu ®ute. 9ud^ bad Seben ber niebrigflen Klaffe |at ba^r gegen
ifrü^ere 3<^^^^n uiel an Sequemlid^Ieit gemonnen, unb burd^ Serminbe«
rung fc^werer lörperlid^er Arbeit ifl bie ©eifleScuItur allgemeiner ge»
morben. SEBeil ferner bie ftünfte bie @itten milbem, fo werben anif
bie ftriege unb SDueOe immer feltener. Xbgefe^en ^ierDon aber iß
gegen bie Vbfd^affung beS Su^S unb gegen bie (Einfügung gleic^«
mäßiger Sert^eilung aOer lörperlic^en Arbeit }u ertoägen, baß bie
große beerbe beö Sßenf^engefc^Uc^td ber gü^rer nnb Seiter bebarf,
unb baß biefe fokoo^I Don Krperli^er Arbeit, aü Don gemeinem
72 ^t^
9)?angel befreit gu Bleiben, |a aud^ na^ 3Ra§ga(e i^er \M grügem
Seifhtngen me^r gu befigett nnb ju gentegen berechtigt fhib, att bet
gemeine SKann. (?. n, 262—264.)
1) ©ubjectiDitttt ber (^rifc^en ©attung.
®er I^rifc^en $oef[e, bem eigentlichen Siebe, too ber S)i(^tenbe nur
feinen eigenen 3^^^^^ (eb^oft anfc^aut unb befc^retbt, ber ^orgefhllte
alfo auc| ber jDarßeOenbe ifl, ifl eben be^^atb eine gemiffe ©ubjec«
tiDitttt »efentli^. S)ie I^rifc^e ©attung iß be^§atb auc^ bie leic^teflr,
unb mm bie ftunfl fonft nur bem fo feltenen, ächten ®eniu9 an^
gehört, fo lann felbfi ber im @Qn)en nic^t fe^r eminente ÜRenfc^,
menn in ber Xfyit burc^ flarfe Slnregung uon ^u§en irgenb eine 8e>
geißerung feine ©eiftedtrSfte er^ö§t, ein fc^öneö Sieb gu ©tanbe
bringen; benn e^ bebarf bogu nur einer lebhaften Stnfc^auung feinet
eigenen Stif^^n^^ ^^ aufgeregten SRoment. SDie ©timmung M
Sugenblidd ju ergreifen unb im Siebe ju Derlörpem iß bie ganje
Seifiung biefer poetifc^en ©attung. ÜDennoc^ bilbet, ba ber SHc^ter
überhaupt ber aQgemeine SRenfc^ ifl, in ber I^rifc^en $oefle achter
3)ic^ter fi^ ba^ dunere ber ganjen SRenfc^^eit ab. (iB. I, 293 fg.)
2) Sefen be« Siebet.
S)ad eigent^ümlic^e Sßefen be« Siebet befielt in Solgenbent. & ifi
bad ©ubject be^ SBillen^, b. ^. bad eigene SBoHen, ma^ bad Scwngt«
fein bed ©ingenben füQt, oft al9 ein entbunbened, befriebigte^ SEBoUen
(t^reube), tt)o^t no^ bfter aber al9 ein ge^emmte^ (Trauer), immer
atd Sffect, Seibenfd^aft , bekoegter ©emüt^dgußanb. 92eben biefen
jiebo^ unb gugleid^ bamit tt)irb burc^ ben XnblidE ber untgebenben
9?atur ber ©ingenbe [xif feiner bemußt aU ©ubjectd bed reinen,
miQenlofen (Srfennehd, beffen unerfc^ütterlid^e, feiige 8{u^e nunmehr in
Sontrafi tritt mit bem j2)range bed immer bef (^rauften, immer no(^
bürfttgen äBoÜend. 2)ie (Smpßnbung biefed Sontrafled, biefe« Sec^fel«
fpiete iß ed eigentlich, xoa9 ßc^ im ©anjen bed Siebet au^fpric^t unb
mad überhaupt ben Il^rif^en Qn^ani audmac^t. (SB. I, 294 — 296.)
9Ra(l^tat>eQt«mu9 — Tla%it unb SRagnetUmu« 73
Wi
Wiadf\at>tU9 $ro6tem toax bie Suflöftmg ber S^age, mie ftd^ ber
Surft unbebtngt auf bem 2:^ron erhalten ttnm, tro^ tnnern unb
Snfem gfemben. @ein Problem mar dfo leine^meg^ baö ct^ifc^e, ob
ein ^rft aU SRenfd^ bergleic^en mollen foOe, ober ntc^t; fonbern rein
ba« potitifc^e, toie er, toenn er e9 totO, ed au^fü^ren fönne. $ier}u
nun giebt er bie 8nf(öfnng, toie man eine Snmeifnng jnnt ©c^ad|«
fpielen fc^retbt, bei ber t9 boc^ t(5ri(^t märe, bie Seantmortung ber
Srage ju oermiffen, ob ed moratifc^ rät^Uc^ fei, überhaupt @(^a^ )u
fpielen. 3)em SRac^iaDeO bie dntmoralität feiner @d^rift Dormerfen,
ift eben fo angebracht, al9 t9 mttre, einem gec^tmeißer oorjumerfen,
bag er ni^t feinen Unterricht mit einer moralifc^en Sortefung über
9Rorb unb Zobfc^tag eröffnet. (äB. I, 612.) %u« ber Se^re be«
SRac^iatoelli Iä§t ^(^ entnehmen, bag gmar jmifc^en -SfnbiDibuen, unb
in ber SDloral unb 9tec^t9le^e für ÜDiefe, ber ©runbfa^ quod tibi
fieri non vis, alteri ne feceris aOerbingd gilt; hingegen gmifd^en
SSDent nnb in ber $oUtif ber nmgele|rte: quod tibi fieri non vis,
id alteri tu feceris. SEBillfi bu ni^t unterfod^t merben, fo unterjo^e
bei ßttttn ben 9?ad^bar, fobalb nämlic^ feilte ©c^mttc^e bir bie ©e-
tegen^eit barbietet. ($. U, 259. $. 6.) 9Ra^iat)eaid 9u(^ ift blo^
bie auf bie Z^eorie jurüdgefü^rte unb in biefer mit f^flematifc^er
Confeqneu} ^orgefteüte, bamald no^ ^errfd^enbe ^ra^^, bie bann eben
in ber i^r neuen, t^eorettfd^en gform unb SoÜenbung ein §5c^ß pifan*
M Xnfe^en er^ttlt. — dm ÜRa^iaDeO finbet übrigen^ Siele« aud^
auf hü» Privatleben «nmenbung. ($. n, 265 fg.)
Aogit unb MagatXvimw.
1) Uebernatürlid^Ieit be9 magifd^en unb magnetifd^en
äßirlen«.
ftnimaUfd^er SDtagnetiemud, f^mpat^etifd^e fturen, SRagie, jmeite«
<St{{(^t, Sa§rträumen, ©eifterfe^en unb Sifionen aller «rt finb Der-
toanbte Srf Meinungen, Stoti^t (Sine« (Stamme«, unb geben fidlere,
unabmei«bare Xnjeigc t)on einem 3ttfn9 ber Sßefen, ber auf einer gong
anbem Drbnung ber Dinge beruht, aM bie Ütatur iß, att meldte gu
t^rer Safi« bie ©efe^e be« 9Iaume«, ber Seit unb ber SaufatitSt ^at;
lofi^tenb jene anbere Orbnung eine tiefer liegenbe, urf))rüngtt(^ere unb
tmmittelbarere ifi, ba^er t>or i^r bie erflen unb aDgemeinfien, mei( rein
formalen ©efe^e ber Statur ungültig flnb, bemna^ ^tit unb 9Iaum
bie Onbioibuen nic^t me|r trennen unb bie eben auf jenen t^ormen be«
64 ßofi«
3) SertoerfHd^Ieit ber Sluon^mttttt in Sitteratut'
jettungen.
On Sittetaturgettuttgen ^at gur @tnfü^rung ber 9[nont)mitüt ber
Sortoanb gebient, bag fle ben reblid^en 9tecenfenten, ben fEiaxntx beö
^ublicumd, fd^U^en foQte gegen \im ®roII be« Sbttotd unb {einer
®5nneY; oOein gegen (Stnen %aü biefer 3lrt n)erben ^unbert fein, m
fte blod bient, S)en, ber bad niad er fagt nic^t Vertreten tann, aüev
Serantmortlic^feit }u eitt}ie§n, ober tüoi^l gar bie Sc^onbe 2)e{frn )u
Der^üUen, ber feil unb nieberträc^tig genug ift, für ein 2:rintgelb Dooi
Serleger ein f(^Ied)ted 93uc^ bem ^ubttcum anjupreifen. SlUed aito*
nt)me äiecenftren ifl auf Sug mit Srug abgefe^en. ^non^me Sitteratnr'
Leitungen [xnh gang eigentlich ber Ort, wo ungefhaft Untoiffen^eit ttbev
Oele^rfamfeit, unb a)ttmni^eit über SJcrflonb gu ®erid|t fitt, unb wo
bad publicum ungeftraft be(ogen, auc^ um ®elb unb Qtit bur(^ Sob
M ©c^Ie^ten gepreOt mirb. ($. II, 546 fg. SergL caxif Xno*
n^mitttt)
C00ik.
lX3)efinition ber Sogif.
2)ie Sogtl ifl ein S^^eil ber Srfenntnigle^re, alfo ber philosophia
prima. S)iefe jerfäQt nSmlic^ in bie 93etra(^tung btr prim&ren,
b. i anfc^auUc^en 3$orßeIIungen, u^elc^en £§eil man üDtanoioIogit
ober 9$er^anbedle^re nennen fann, unb in bie 93etra(^tung ber fecun«
baren, b. i. abftracten SorfleQungen, nebft ber ©cfe^mttligleit i§rer
$anb§a(ung, alfo Sogit ober Semunftte^re. {% U, 19.) 3n ber
Sogit ifi ber formeQe 2:^eil ber abfiracten (Srfenntnig niebergelegt
unb bargefieQt, unb bed^atb ifi fte t)on unfern Sfttem ganj richtig
S3ernunftle^re benannt »orben. (®. 115.) Z)ie Sogif ifi eben
nur bad al9 ein @i|fiem oon 9{egeln audgefproc^ene natürliche Ser-
fahren ber Vernunft fetbft. (@. 116.) SDie Sogit ift bad aagemeine,
burc^ ®eIbftbeoba^tung ber Vernunft unb Sbfbraction Don allem dn^sft
erlannte unb in ber Si'nu t)on Siegeln au^gebrüdte SBiffen ton ber
Serfa^mngdtoeife* ber Semunft. ®ie ift bie fpeciclle itimntnig ber
Drganifation unb «ction ber «ernunft. (SB. I, 54 fg.) ®ie UM
mit ber üDialeltif unb di^etorit gufammen ba^ ®an}e einer £e(^nif
ber Vernunft. (335.11, 112.) ®ie fonn nur auf bie formale
äBa^r^eit, nic^t auf bie materiale führen. @ie fe^t ba^ Sor^anbenfei»
ber 93egriffe Doraud unb le^rt nur, mie man regelred^t bamit ju operiren
§a6e; fte bleibt babei immer auf bem ®ebicte ber Segriffe. £)b ^
aber in rerum natura ÜDinge gebe, bie biefen Segriffen entfprec^cK/
ob bie Segriffe ftc^ auf mirtlic^e 2)inge begießen, ober blo« »iOKirli^
erfonnen ftnb, ba^ ge^t fie nic^t^ an. S)arum lann aud^ bei bem
fc^tfrffien unb regelrec^teften 2)enfen oft gar fein ma^r^er @tkoÜ
fein unb ed ftc^ um lauter S|imären breiten. Urt^eile and Ur«
t^eilen ableiten ifl Slled mad bie Sogil le^rt unb m9 bie
Semunft allein unb abgefonbert burd^ fic^ fclbfl oermag. ($. 36 fg)
eogt! 65
2) äßert^ ber Sogtl.
tDie Sogt! lann nie oon ptalttfc^em 9hi^en; fonbern nur Don tJ^eo«
retifc^em dntereffe für bie ^§tIofop^ie fein. S)enn obloo^I fl(i^ fagen
(te§e, baß fte ftc^ jnm vernünftigen üDenfen Der^SIt, koie ber ®cneral<»
ba| aur "üJlnfa, bie (St^if gur Xugenb, ober bie Hefl^etit gur Sunß,
fo ifl boc^ gu bebenlen^ bog noc^ fein ftünfHer e9 burd^ ©tubium ber
%{)^etif gemorben iß, no^ ein ebler S^aralter burc^ @tubium ber
Qii^ii, bog lange uor Stameou rid^tig unb fd^9n componirt tt)urbe, nnb
anii, bag man ni(^t ben ®eneraI6af inne ju ^aben braucht, um üDi^-
Harmonie }n bemerfen. Sbenfo menig nun braucht man Sogit }u roiffen,
um ftc^ nic^t burc^ Xrugfc^Iüffe tüufc^en }u (äffen. <3ebo(^ ifl ein>
3ur8umen, baß, menn auc^ nic^t für bie 9eurt^ei(ung, benno^ für bie
Xudübung ber mufitalifc^en Sompofition ber @eneraibaß uon großem
^n^tn ift; fogar aud^ mögen, menngleid^ in geringerm ®rabe, ^(efit^e«^
ttf unb felbft @t^i{ für bie Sludübung einigen, n)iett)O^I §aut)tfä4lid)
negativen 9?u$en ^aben, alfo aud^ i^nen nic^t aQer praftifc^e SBert^ ab^^
gufpre^en fein; aber Don ber Sogif lägt fiif ni(^t einmal fo Diel
rühmen. @ie ifi nämtid^ Mo9 bad Sßiffen in abstracto beffen, toa^
deber in concreto loeig. 3)a^er, fo menig aU man fte brauet, einem
falfc^en 9{äfonnement nid^t bei}ufiimmen, fo menig ruft man i^re 9}ege(n
in $ülfe, um ein ric^tiged ju machen, unb felbft ber gef(^id(tefte Sogifer
fe^t fie bei feinem »irflic^en ÜDenfen gang bei @eite. (SB. I, 53 fg.)
$rartif(^en ißu^en tt)irb bie Sogt!, »enigßend für bad eigene SDenfen,
nt(^t ^aben. üDenn bie t$e^(er unferö eigenen 9{äfonnementd liegen
faß nie in ben ©c^Iüffen, nod^ fonfl in ber ^omt, fonbern in ben
Urt^eilen, alfo in ber SRatcrie bed S)enlend. hingegen fönnen tt)ir bei
ber SontroDerfe bi^meilen einigen praftifc^en Stufen Don ber Sogif
gießen, inbem mx bie, auö beutlic^ ober unbeutlid^ bemühter Hbft^t
trügerifd^e Argumentation beö ®egner9 auf bie ftrenge gönn regeU
mäßiger ®(^(üffe jurüdfü^ren unb bann i|re Segler gegen bie Sogit
noc^toeifen. (SB. n, 113; I, 55. $. 36—38.)
JObglei^ bie Sogit aber o^ne praftifc^en Stufen ifl, fo ift fle bod^
t^eoretifc^ intereffant unb »id^tig unb muß ate p^ilofop^ifd^e 3)id«
dpltn beibehalten »erben, ald fpecieOe ftemttntß ber Drganifotion unb
«ction ber Semunft. (SSß. I, 54 fg.; U, 113. $. 36.)
3) aSie bie Sogil ju lehren ift.
%19 abgefd^Ioffene, für fl^ befie^enbe, in fi^ DoÜenbete, abgerunbete
unb DoUfommen fidlere Di^dptin ift bie 8ogi! berechtigt, für flc^ allein
unb unabhängig Don allen anbern koiffenfc^aftlidl abge^anbelt unb
ebenfo auf Unioerfttttten geteert }u toerben; aber i§ren eigentlichen
äBert^ er^ttlt fie erfl im 3ufammen^ange ber gefammten ^^tlofcp^ie,
bei Setrad^tung bed (Srtennen^, unb }tt)ar be^ Demünfttgen ober ab«
ftracten Srlennend. Demgemäß follte i^r Sortrag nid^t fo fe|r bie
Sorm einer auf bad ^rattifd^e gerichteten SBiffenf^aft ^aben, aU Diel«
me^r barouf gerid^tet fein, baß bad 9Eßefen ber Semunft unb M 9e«
e4open^aucr<'£csifpn« II. 5
74 ÜRogte unb ä^agnetidmud
ru^enbe S^ereinjelung unb dfolatton berfelDen ntc^t mc^t ber 9Rttt^t«
lung ber ®ebanlen unb bem unmittelbaren Stnf[u§ be^ äBiOend un*
übcrpeigbare ©ränjen fcfet. ($. I, 282.) demgemäß ijl ber eigen»
t^ümtt(^e S^arafter fümmttic^er ^ier in 9tebe fiel^enber animater
^^änomene visio in distans et actio in distans, folDO^I ber 3^^
ald bem dianmt nad^* ($. I, 282.) (Sine magnetif^e ober über*
^aupt magifc^e (Sinkoirlung ifl uon ieber onbem, burc^ ben influxus
physicas gefd^e^enben, toto genere t>erf Rieben, inbem fte eine etgent«
Uc^e actio in distans iß, mel^e ber gtoar bom (Sin}e(nen an^gefienbe
üBille betmoc^ in feiner metap^l^fifd^en (Sigenfc^aft, ate bad aügegen«
wärtige ©ubßrot ber ganjen Statur, vollbringt. Son ber urfprüng-
Ud^cn Xllmac^t bed killend, totli^t in ber ^arfieüung unb Sr^ol'
tung ber Organismen i^r äEBerl ooQbringt, koirb im magifd^en SBirIcn
gteic^fam ein Ueberfd^ug ondna^mStoeife t^Stig. (9B. II, 372.) 3m
magif^en Sßirlen giebt fu^ bie Slllmac^t bed SBiUend, int fornnam«
bulen C)cafe^en bie «llteiffen^eit funb. (ÜR. 201 fg. 456. $. l
281; n, 44 fg.)
Om animalifc^en 9Ragnetidmud verrichtet ber SBille, bad 2)ing an
ftd^, baS aQein 9tea(e in allem 3)afein, ber ßern ber 92atur, Dom
menfd^Uc^en dnbivibuum aud unb barüber ^inauS 3)inge, toetc^e mif
ber (S^aufalDerbinbung, b. ^. bem ©efe^ ht9 9{aturIaufS, uid^t ju er<
Hären ftnb, ja, biefeS @efe^ gen)if[ermagen aufgeben; er übt mirtlic^e
actio in distans an^ unb legt mithin eine übetnatürtic^e, b. t. mcta«
p^^flfc^e $errfd^aft über bie Slatur an ben 2^ag. ÜDer onimalifc^
äRagnetiSmuö tritt bemnad^ gerabegu ate bie praltifc^e SRetap^^fit
auf; er ifl bie empirifd^e ober S^perimentatiDtetap^^fU. — SBeil ferner
im animatifd^en SRagnetidmud ber äBille atö S)ing an fic^ ^eroortritt,
fe^en mir baS ber bloßen Srfd^etnung ange§5rige prindpiam indivi-
duationis (9?aum unb ^At) al9baü vereitelt; feine bi» Onbioibuen
fonbemben @(^ranfen toerben bur^brod^en; gmifc^cn SRagnetifeur unb
@omnambu(e f^nb SRüume leine Trennung, ©emeinfc^aft ber ©cbanttn
unb SEBiOendbemegungen tritt ein ; ber Buftonb bed ^eOfe^end fc^t über
bie ber btogen Srfd^einung angel^örenben, burc^ 9Iaum unb ^tit be«
bingten Ser§ä(tniffe, 92tt^e unb ^erne, ®egenn)art unb ßu^unft |inaud.
(5». 104 fg. SB. n, 372. 689. % l, 285.) ©a« ^eHfe^cn ip eine
93eflätigung ber ftantifd^en Se^re von ber dbeatität bed 9tmmt9, ber
3eit nnb ber Saufalitttt, bie Sßagie aber überbied auc^ eine Seß&tignng
ber @d^open^auer'fd^en Se^re von ber aOeintgen SRealitttt beS äBillend^
aM bed ^ernS aller ®inge; ^ieburc^ nun koieber mirb auc^ noc^ ber
!SaIonif(^e Hui^fpruc^, bag bie ÜRagie bie praftifc^e aRetap^^r^f \^
bcft&tigt. ($. I, 320 fg. 283.) Huf ber metop^^ftfc^en Obentität M
mUtn9, aU beS 2)inge« an fic^, bei ber sa^IIofen Siel^eit feiner &'
fd^einungen, berufen überhaupt brei $§änomene, meiere man unter ben
gemeinfamen Segriff ber @))mpat^ie bringen fonn: 1) baS ^i^"
leib; 2) bie ©efc^ted^tSliebe; 3) bie SRagie, ju lodd^er ou4
ber ouinmUfc^e ÜRagnetidmuS unb bie f^mpat^etifc^en Jhtren ge^üren.
SRagte unb 9)>2agnetidtntx9 75
(SB. n, 689.) ÜDen ÜDingm mit Umgebung be« prindpü indivi-
duationiB gerabeju t)on innen, flatt auf bem getuö^nlic^en 9Bege oon
äugen, 6ei}un)o^nen, unb fo un^ berfetbcn, im ^eüfe^en erlennenb, in
ber äRagie mirlenb, }u bemächtigen, — eine Seiflung biefer Stt ifl
nur metap^tjfif^ bcgreiftid^, p^^fifc^ ift fie eine Unmögli^teit ($. I,
320 fg.)
2) ©egenfa^ steiferen bem magif(i^en unb.'p^^fifd^en
SBitfen.
2)ie SRagie ifl ein uon ben caufalen 93ebingungen bed p^^ftfc^en
SSBtTlend, alfo be« Sontactd, im toeiteften @inne bed äßortd, befreitet
unmittelbare« Sßirfen ht9 äSBiUend felbfl. 3)a« magifd^e Der^ätt fic^
ba^er jum p^^ftfc^en SBirlen, toic bie 9RantU jur vernünftigen Son«
jectur; e« ifl tDirRicI^e unb gänjtid^e actio in distans, tuie bie ttc^te
SRantif, j. 9. baö foumambute ^eOfe^en, passio a distante ifl. SBie
in biefem bie inbioibuelle Ofolation ber Srienntnig, fo ifl in jener bie
inbiüibueOe dfolotion be« äSBiOen« aufgel^oben. {% I, 281 fg.)
jDer tta^re Segriff ber actio in distans ifl biefer, bag ber diamx
jkoifc^en bem SBirlenben unb bem 93ett)irtten, er fei doQ ober leer,
burc^auö leineriei Hinflug auf bie SBirhmg f^abt, — fonbern ed böQig
einerlei fei, ob er einen ßoü, ober eine 93iIIion Uranudbo^nen beträgt.
ÜDenn, loenn bie SBirfung burc^ bie (Sntfemung irgenb gef(^tt)ä(^t tt)irb;
0 ifl ed, enttt)eber toeil eine ben 9taum bereit« füQenbe SDtaterie bie«
etbe fort}u|)flan}en ^at unb ba^er vermöge i^rer fleten @egentoirfung
ie nod^ SNaggabe ber (Entfernung f^ioäd^t; ober auc^, mil bie Urfad^e
e(6fl blo« in einer materiellen Sudflrömnng befielt, bie fld^ im Slaum
Derbreitet unb alfo beflo me^r uerbiinnt, je gr5ger biefer ifl. hingegen
tantt ber leere 9{aum felbfl ouf leine SSJeife toiberflel^en unb bie dau»
falitftt fc^ttäd^en. iBo atfo bie 3BirIung nad^ SRaggabe i^rer ^t-
femnng Dom 9u«gang«))unlte ber Urfac^e abnimmt, loie bie be« üi^M,
ber ©raDitation, be« SRagneten u. f. ko., ba ifl leine actio in distans,
unb eben fo menig ba, loo fle burd^ bie Entfernung auc^ nur Derfpätet
toirb. hingegen ^aben bie SRagie unb ba« ^eüfe^en gerabe bie actio
in distans unb passio a distante }uut fpecififc^en jtennjeid^en.
fl}. I, 281—283.)
3) ÜDer animalifd^e 3Ragneti«mu« unb bie SRagie a(«
Sßiberlegung be« 90^ateriali«mn« unb 9?atura«
ti«mu«.
3)er ammalif(^e i[Ragneti«mu« unb bie SRagie geben eine factifc^e
unb DoQIommen fiebere SBiberlegung nxifi nur be« iDtaterialiömu«,
fonbern auc^ be«iRaturaIi«mu« ober ber auf ben j£^ron ber 9Reta«
pk^^ gefegten ^ffi^fH, inbem fie bie Orbnung ber Statur, meiere bie
beiben genannten Vnfi^ten al« bie abfolute unb einjige geltenb machen
loollen, nad^meifeu al« eine rein p(|änomena(e unb bemnac^ b(o« ober«
flftd^lic^e, loet^er ba« bon i^ren ©efcgeit unabhängige SBefcn ber S)inge
an fic^ felbfl gum ©runbe liegt. ($. I, 284.)
76 Wtaqit uitt) 9^agneti«niud
4) 2)Qd magnetifc^e %gen9 im Unterfd^iebe non ber
magnettfc^en 9RQnt))ulQtton.
3tnt9 tief eingretfenbe Xgend, toAä)^, Dom SRagnetifeut audge^enb,
SBirfungen (lerDomtft, bic bem gefe^mägigen ^taturlouf fo gon) ent-
gegen f^b; iß nic^t^ anbere^, al9 ber Sattle bed SRagnetiftrenben.
2)ie magncttf(^e ÜRanipuIation hingegen ift nur ein SRittel, ben SBillend«
Qct bed SRognetifeurd unb feine ^id^tnng gu ft^en unb gteic^fam gu
Derlörpem, eben mil äugere 9cte o^ne aQen Siillen gar nic^t möglich
ftnb, inbem ia ber Seib unb feine Drgane nid^td, ato bie ©ic^tbarleit
be« SBiUend fetbfl Ttnb. $ieraud erfittrt t9 fiä^, ba§ 3Ragnetifeur«
bisweilen o^ne bemugte Snffarengung i§red SBiQend unb beinahe ge^
banfenlod magnetiftren, ober boc^ toiricn, Ueber^aupt iß ed nic^t ba«
33en)u§tfein bed SBoDen^, bie 9tefIe|ion über baffelbe, fonbem bad reine,
Don aQer SorßeOung möglic^ft gefonberte SBoQen felbß, melc^ed magne«
tif(^ tt)ir!t. S)er ®runb baDon ifl, bag §ier ber SEBiOe in feiner Ur*
fprUngti(^feit, ote jDing an ftc^, »irffam iß, melc^ed erforbert, bag bie
SorßeKung, ate ein Don i|m Derfd^tebened ©ebiet, ein ©ecnnbftred,
mbglid^ß au^gef(^Ioffen loerbe. gactifc^e Setege ber äßo^r^cit, bag
ha9 eigentli^ SEBirfenbe beim 9Ragnetißren ber SSJille iß unb jebcr
äugere Set nur fein Se^ilel, ßnbet man in aQen neuem unb beffem
©Triften über ben Sltagnetidmud. (Sl. 99—104.)
5) @^m))at|etifd^e Auren unb $e^erei.
3)ad Sol! ^at nie aufgehört, an SRagie gu gtauben. Sin ßtoti^
ber alten SRagie §at ßd^ unter bem SoKe fogar offenfunbig in tfig«
liijtx äudübung erhalten, nämtic^ bie f^mpat^etifc^en Suren, an btreti
9tea(itttt too^I !aum gu gmeifeln iß. Sei biefen iß, koie beim 9Ragne>
tißren, ba^ eigentliche Sgend nid^t bie ßnnlofen äBorte unb (S^eremo*
nien, fonbem ber SBiDe be« ^cilcnben. (SR. 105 fg.)
3)er animatifd^e äJfagnetidmud unb bie f^mf^at^etifd^en Suren, meiere
emptrifc^ bie äRöglid^Ieit einer ber p^^ßf^en entgegengefe^ten magifc^en
SEBirfung beglaubigen, liefem nur loo^tt^tttige, Reifung begniedCenbe Sin«
toirfungen; bie alte Sßagie hingegen mürbe Diel öfter in Dcrberbtic^er
Sbßd^t angeteanbt. 9?ad^ ber Analogie iß ed jeboc^ me^r aU toQfyc»
fdjeinlic^, bag bie inloo^nenbe ftraft, toel^e, auf bad frembe dnbiDibuum
unmittelbar toirfenb, einm ^eilfamen (Sinßug audguüben Dermag, menig*
ßend ebenfo mäd^tig fein mirb, nad^t^eitig unb gerßörenb auf t9 }n
mirfen. SBenn ba^er irgenb ein 2:^eil ber alten SRagie auger bem,
ber ßd^ auf animalif^en aRagneti^mud unb f^mpat^etifc^e Suren }u«
rüdffü^ren lägt, Stealität ^atte, fo mx ed gemig Dasjenige, ma^ ci»
Maleficimn unb Fascinatio bejeid^net koirb unb gerabe }tt ben meißen
^c^enproceffen Sntag gab. Senngteic^ bie Verfolgung ber $qrerei in
ben aOermeißen i^ttOen auf drrt^um unb ÜRigbrauc^ bem^t ^at; fo
bürfen tt}ir bod^ nid^t unfere Sorfa^rcn für fo gong Derbtenbet Ratten,
bag ße fo Diele Oa^r^unberte ^inburd^ mit fo granfamer ©trenge ein
Verbrechen Derfolgt Ratten, meld^e^ gang unb gar nic^t möglich gemefen
SKagie unb 9Ragneti0mu9 77
I
toäxu Dennod^ ift nirgenbd me^r, a\9 ^itt, SBe^utfamleit nöt^ig, um
aud einem Sßuß Don Sug, Xnig unb Unfinn, bergleic^en toir in ben
auf bie ÜRagie bejügltc^en ©c^riften ftnben, bie t)etein}e(ten äBa^r^etten
^er«td}nftfd^en. Denn Sttge unb Setnig, überaD in ber SBelt ^äuftg,
^aitn ntrgenbd einen fo freien @pielranm, al9 ha, n)o bie ©efet^e ber
ytatax eingeft&nb(i(^ oerlaffen, ia für aufgehoben erHärt mxbzn.
(97. 107 fg.) Sd fehlte uiet, bag ber ©runbgebanfe, au& bem etgent«
lif^ bie SD^agic entfprungen, fofort in9 bentlic^e Setuugtfein über^
gegangen nnb in abstracto erfonnt tt)orben tt)äre, unb bie SOtagie fo«
glei^ ft(^ felbfl t)erflanben ^tttte. @^ oerbanb fic^ Dielme^r bei ben
SReipen mit i^r ber S)ämonen« unb 2:eufeteg(aube; bie SRagie na^m
bie @e{lalt ber 2:^eurgie unb 2)ämonomagie an, unb biefe bIo§en
Sn^Iegungen unb (Sinfleibungen ber ®a(^e mürben für bad äBefentltc^e
berfelben genommen. üDa ober jDSmonen unb ®ötter jeber Srt bo^
immer ^^pot^efen finb, mittelfl totliftt bie ©laubigen jeber ^arbe unb
@ecte fl^ bad äRetap^^fifd^e, bad hinter ber 9tatur Siegenbe, i^r
3)afein unb 93efianb Srt^eitenbe unb ba^er fte Se^errfc^enbe faßlich
mod^en, fo ifl, »enn gefagt mirb, bie iDJagic mirfe burc^ $ütfe ber
!X)ämonen, ber biefem ©ebanlen }um ®runbe liegenbe ®inn boc^ ber,
bag fte ein SEßirIcn ni^t auf ))(i9fif(^em, fonbem auf metap^^fifc^em
SEBege, ni(^t natürlid^e«, fonbern übernatürliche« äBirfen fei. {31. 113
— 115.)
2)ie SRagie mürbe be^megen ato bem 60fen $rinci)) t^ermanbt unb
aQer Xugenb unb $eißgleit entgegengefe^t betrachtet, meil fte gerabe,
mie bie 2:ugenb unb reine Siebe, auf ber metap^tjftfd^en (Einheit bcö
SBiflen« beruht, aber flatt, mie iene, ha9 SEßefen bed eigenen Onbioi«
bumnö im fremben mieberjnerlennen, biefe (Einheit benu^t, um ben
eigenen inbioibucOen äBillen meit über feine natürlid^en ®(^ran!en
^tnan« koirffam gu machen. ($. 340.)
6) Xtlgemein^eit unb Unt)ertilgbarleit be« ©tauben«
an SRagie unb Urfprung biefe« ©lanben«.
3u ollen ßtittn unb in allen Säubern l^at man bie SReinung ge«
(egt, bog auger ber regelrechten Urt, Seränberungen in ber Sßelt
^erDorjubringen, mittelft be« Saufalne^u« ber $5rper, e« noc^ eine
anbere, Don jener gang oerf^iebene 9rt geben muffe, bie gar nic^t auf
bem ^aufalnept« beruhe; ba^er auc^ i^re ÜRittel offenbar abfurb er<
fd^ienen, toenn man fie im Sinne jener erflen 9rt auffaffte. SOein bie
babei gemachte Soraudfe^ung mar, bog e« auger ber Sugem, ben
nexom physicum begrünbenben Serbinbung gmifc^en ben (Erfd^einungen
biefer Seit noc^ eine anbere, burd^ ba« SSßefen an ftd^ aQer Dinge
gc|enbe geben muffe, gleid^fam eine unterirbifc^e Serbinbung, bermögc
welcher oon einem fünfte ber Srfc^einung au« unmittelbar auf jeben
onbern gemirft merben I5nne burd^ einen nexnm metaphydcum ; bog,
mie mir caufal a(« natura naturata mirlen, mir auc^ mo^I eine« Sßir*
tut« at« natura naturans fä^ig fein unb für ben 3[ugenbli(f ben
78 aWogitctiönm« — SRajitt
SRifroIo^mod afd WlahtHomo9 ^AUni tnad^en TSrniten; ba§, mte ed
im fomnambuten ^eQfe^en eine Xtrf^ebung ber inbiüibueDen dfo(ation
ber (Srienntntg gtebt, eS mi) eine Suf^ebung ber inbiDibueUen Ofo«
lation be9 SßtUend geben fönne. Sin folc^er ©ebante fann ntc^t
entpirif^ entflanben, noc^ fann bte 93efiätigung burd^ 6rf abrang t9
fein, bie i^n, alle QtxUn ^inburc^, in allen Sönbern crf^atten l)at; benn
in bcn aDermeiflen ^äQen mugte bie (Stfa^rnng i^m gerabegu entgegen
auffallen. S)er Urfpmng biefed, in ber gangen 9Renfd^^eit fo aOge*^
meinen, ja unoertilgbaren CSebanlen^ ifl oielme^r fel^r tief ju fuc^en,
nämli^ in bem inncrn ®eftt§I ber HUmaäit be« SBiOen« an ^c^,
jened bad innere Sßefen bed SRenfd^en unb ber ganjen Statnr bilbenben
SEBiOenö, unb in ber fi^ baran hiü))fenben Soraudfe^ung, ba§ iene
SQmad^t n)o|( ein SRal auf irgenb eine SBeife and^ t)om Onbiotbuum
an9 geltenb gemacht n)erbcn tonnte. (31. 111 fg.)
7) SBorauf ber Unglaube an SDtagnetiSmud unb äRagic
beruht.
üDer entfd^iebene Unglaube, mit loetd^em oon jebem benfenben SRen«
fc^en einerfeitd bie S^atfad^en M ^eüfe^en^, anbererfeit^ bed magif^^
(Sinfluffed }uerß Demommen merben, beruht auf einem unb bemfelben
®runbe, nämlic^ barauf, bag alle beibe ben und a priori bemugten
©efe^en bed Sftaumed, ber ^txi unb ber SaufalitSt, xoxt fle in i^rtm
Somple^ ben Hergang möglid^er (Erfahrung befümmen, )ttU)iberlaitfeti,
— bad ^eüfe^en mit feinem Srlennen in dutans, Ut 9Ragte mit
i^rem äBirlen in distans. ($. I, 320. $. 342.)
8) ®ie 9$erboppeIung bed Setougtfeind im magnett«
f^en ©omnambuli^mnd.
Om magnetifd^en @omnambuIi^mud Derboppelt fic^ bad Sekungtfein ;
}tt)ei, iebe in [xif felbß gufammen^ttngenbe, t>on einanber aber DSQig
gefd^iebene (Srfenntnigrei^en entfielen; ba^ mac^enbe 9ett)ugtfein toeig
nid^td Dom fomnambulen. 9ber ber 9BiDe behält in beiben benfelbcn
S^arafter unb bleibt burd^aud ibentifd^, er 2iu§ert in beiben biefelbm
Steigungen unb Hbneigungcn. ÜDenn bie gfunction Ugt fi^ t>erbop)>eIn,
nic^t bad SQSefen an fi^. (SB. U, 276.)
(Ueber bad 9?a(^ttt)anbeln im urfprttngli^en unb eigentlichen ©tmie
f. 97ad^ttt)anbeln.)
KtagnetiieKmui^^ animalifd^er. (®. ben üorigen Xrtifel.)
jDie 9tetatit)itttt ht9 ÜDafetnö ber bem ©a^ Dom ®runbe unter*
»orfenen 99ßelt aU SorfleDung fprid^t bie uralte SSeid^eit ber dnber
fo au9: „t9 ift bie iDtaja, ber ©^leier be^ j£mge9, toelc^er bie
Sugen ber ©terbttd^en um^tint unb fle eine 2Be(t fr|en lägt, ton ber
man »eber fagen lann, bag fie fei, nod^ an«^, bag fe nic^t fei; bemi
fle gleicht bem S^raume, gleicht bem @onneng(anj auf bem ©anbe,
9Warro!o«mo« — SWorcret ^ 79
totU^tn ber iBanberer bott ferne für ein äBdffer ^ält, ober anii bem
^ittjetoorfenen ©trid, ben er für eine ©erlange onfle^t/' (SB. I, 9.)
3)te Seben unb ^urano^ tt)if[en für bie ganje (Srfenntnig ber mtrfltd^en
äBelt, loeld^e fte bad ©eloebe ber ÜRoia nennen, leinen beffem Ser«
glei(^ unb braud^en leinen häufiger, atö ben Xraum. (993. I, 20.)
3)te dnbiDibuation iß t9, votlä^t ben 9BiQen ^nm itbtn über fein
eigene^ SBefen im drrt^um erl^SIt; fie iß bie Tla'ia bed Sra^moi*
nt^mn«. (S. U, 689. 366. (S. 270.) Qn ber Se^re Don ber ÜRaja
tritt ber bem $)inbui9mu9 mefentli^e, entfd^iebene dbealidmud aU
Solfdglanbe onf. (Si. 133.)
ÜDie aRaja ber dnber, beren Sßerf unb ©etoebe bie ganje ©c^ein«
toctt tfl, wirb burc^ amor ))arQ))|rafirt. (SB. I, 389.)
jDer ©elbftmorb, bie teilßürli^e B^^^^i^O ^^^^^ einzelnen Srfd^ei«
nung, bei ber bad 2)ing an ftc^ ungeflört {le§en bleibt, iß eine ganj
t>crgeMi(^e unb t^öri^te $anbtung, iß überbied ober auc^ bad SReißer*
ßüd ber Wlaia, al9 ber fc^reienbße Hudbrucf be« Sßiberfprud^^ be^
mUme }um geben mit ß4 f^I^ß* (^* h ^"^^O
makrokoiesmoieS) f. ÜRilroIodmod.
1) ©egenfog jmifc^en äRalerei unb ©cnlptur.
du ber ©cutptnr bleiben ©(^önl^eit unb ©ragte bie ^auptfac^e.
ÜDer eigentliche @^arafter bed®eißed l^tngegen, ^eroortretcnb in Effect,
Seibenfd^aft, SBe^felfpiel ht9 Srfennend unb äBoUend, burd^ ben Hu^^
hvud bed ©eßd^td unb ber ©ebttrbe allein barßeübar, iß oorgüglid)
Stgent^m ber iDtalerei. Denn obmo^I Xugen unb Sarbe, nietete au§er
bem ®ebiet ber ©culptur liegen, Oiet jur ©c^ön^cit beitragen; fo ßnb
ßc bo(^ für ben S^aralter noc^ toeit koefentKd^er. ferner entfaltet ß(^
bie ©d^bn^it DoIIßänbiger ber Betrachtung an9 mehreren ©tanbpunlten;
hingegen !ann ber Sudbrud, ber S^aralter, au^ au9 einem ©taub»
pnnft ooIRommen aufgefaßt toerben. (SB. I, 266.)
Sßeil in ber SRaterei nid^t, toit in ber ©cnl^tur, ©c^ön^eit unb
(Shrajie bie $au))tfa(i^e ßnb, fonbem Sudbrud, Seibenfc^aft, (I^arafter
bad Uebergeiuic^t erl^alten, mug in i^r üon ber ^^orberung ber ©(^ön«
^it ebenfo t)iet nad^gelaffen merben. 2)enn eine burc^gängige @d^5n«
^it aQcr ©eßatten, mie bie ©cutptur ße forbert, koürbe bem S^araN
terißifc^en Hbbrn^ t^un, au(^ burd^ bie 9Ronotonie ermüben. 3)em«
na4 barf bie Walerei auc^ ^äßlic^e ®cß(^ter unb abgeje^rte ©eßalten
barßeOen. S)ie ©atlptur hingegen bertangt ©c^bn^eit, koenn auc^ nic^t
ßetd boDfornmene, burd^aud aber jhraft unb ^iiOc ber ©eßalten.
9o(g(id^ iß ein magerer Sl^rißu^ am ftreu}, ein oon 8(ter unb ^anf«
^it abgewehrter, ßerbenber ^eiliger ^ieron^mud, wie bad SReißerßüd
'Domrni^ino'd, ein für bie 9RaIerei t)aßenber ®egenßanb. — Son
biefem (Seßc^tdpunft aud fc^eint bie ©cutptur ber Bejahung, bie Wla»
80 TlaUxtx
(erei ber Sernemmtg ht9 2BiIIen9 }um Se6en anitm^m, unb ^terand
liege ftd^ ertlSren, toatum bte ©culptur bie Svm^ htt fUitn, bie äXa«
(erei bie ber ^rifiUc^en ^tiUn geiuefen ifl. (äB. 11, 476.)
2) UebertDtegen ber fubjecttuen ober ob|ectiuen @ette
bed Sft^etifd^en SBo^IgefaUend je nac^ ber Set-
fc^ieben^eit bed ÜDargeftellten in bem ©emälbe.
Seim ©tiOIeben unb gemalter bloffer Str^itectur, 9{uinen, Stirere m
dmten u. bgt. ifi bie fubjectiDe @eite bed fiß^etifc^en ©enuffed bk
übertoiegenbe ; b. ^. unfere ^^eube baran liegt nic^t ^ouptmiii^ in
ber Xu^affung ber bargefleOten dbeen unmittelbar, fonbem me|r im
fubjectioen Sorretat biefcr äluffaffung, in bem reinen tDiUentofen Sx--
(ennen; ba, inbem ber 9RaIer und bie üDinge burd^ feine Slugen fe^en
lägt, mir ^ier jugteic^ eine 2)titem))ftnbung unb bad 9?a(^gefü§t ber
tiefen ©eifledru^e unb M gän3li^en ©^toeigend bed SBiüend erholten,
meiere nöt^ig loaren, um bie @rlenntnig fo gan) in jene leblofen ©egen
ftänbe }u t)erfen{en unb fle mit fold^er Siebe, b. ^. ^ier mit fol4^
@rabc ber DbjectiDität, oufjufajfen. — SDie SBirfung ber eigentlid^«
Sanbfd^aftdmalerei ifl nun itoax im ©an^en aud^ noc^ Don biefer 9rt;
aOein, meil bie bargefleOten dbeen, aU ^ö^ere @tufen ber JObjedität
be« äBiQend, fc^on bebeutfamer unb oielfagenber finb, fo tritt bie ob*
iectiDe (Seite bed äß^etifc^en SBo^tgefaDcnd fc^on me^r ^ert)or unb ^fib
ber fubjiectioen bad ©(eid^gemi^t. !2)ad reine Sriennen aU folc^e^ if^
nic^t me^r gan} bie ^auptfad^e, fonbern mit gleicher üRac^t »irtt bie
erlannte dbee, bie SBett aU SorfleOung auf einer bebeutenben ©tufe
ber DbiectiDation bed SEBiüend. über eine noc^ t)iel ^ö^ere ©tofe
offenbart bie St^iermalerei unb 2:^ierbitb^auerei, bei beren 2)arftenmtgen
bie obj[ectit)e ©eite be« ttfi^etifd^en SBo^IgefaDend ein entfd^iebened lieber«
gett)id^t über bie fubjectiDe erhält. (9B. I, 258.) Set ber ^iflorien*
maleret ifl bie objectit^e @eite ber tlh^eube am @d^önen burc^aud über-
toiegenb unb bie fubjectiDe in ben ^tntergrunb getreten. (SB. I, 260.)
3) 9Bir(ung ber nebenf&(^Iid^en ©^ön^ett in bet
a^alerei.
Cbgteid^ ber eigentliche Q^td ber ÜRaterei, toie ber Shmfl über^aot^tr
ifi, und bie «uffaffung ber ($tatonif(^en) dbeen ber SEBefen biefer SBett
}u erleid^tem; fo lommt i^r augerbem nod^ eine baDon unabhängige
unb für ftd^ gel^enbe ©(^i^n^eit gn, toetc^e |erDorgebrad^t »irb burc^
bie bloße Harmonie ber ^^tben, bad SBo^tgefttUige ber ©ruppititngi
bie giinfHge Sert^eUung bed iBi^td unb ©d^attend unb ben 2^on be^
ganjen Silbed. S)iefe i^r beigegebene, untergeorbnete Xrt ber ©(^ön*
^eit beförbert ben 3"^^^ ^^^ ttiam Srlennend unb tß in ber IXa»
lerei 2)ad, toa9 in ber $oefie bie S)iction, bad SRetrum unb ber Keim
ifl ; beibe nSmlid^ ftnb nic^t bad Sefenttid^e, aber bad guerfl unb vn*
mittelbar Sßirhnbe. {B. H, 480.)
aXalraet . 81
4) SBobutc^ bte Zed^nir bed 3JlaUx9 ben ®(^etn ber
SBirfIi(i^Ieit ^erDorbringt.
3)ie ftunfl be« SRaler^, btod betrachtet fofetn fie ben (Schein ber
SBirfltc^feit ^erDor^nbringen begtoedt, tft im legten ®runbe barauf gu«
rüd}ufü^ren, ba§ er ^a9, maö beim @e^en bte Möge (Smpftnbung ifl,
alfo bte Hffection ber ^ztina, b. t. bte aQetn unmittelbar gegebene
SBirlung, rein in fonbern Derfie^t r>on i^rer Urfac^e, b. t. ben
Objecten ber 9ugentt)ett, beren Xnfd^äuung im 9$crftanbe allerer^ barauf
ent^e§t; »oburc^ er, menn bie S£ed^nif ^injulommt, im @tanbe tfl,
btefelbe äßtriung im finge burd^ eine gan) anbere Urfad^e, ntthtlic^
aufgetragene garbenffede, ^ert)or}ubringen, tt)orau9 bann im Serftanbe
bed Setrac^terd burc^ bie unau^bleiblicj^e ^urücffü^rung auf bie ge«
loö^nlid^e Urfac^e bte nämli^c Snf^auung tt)ieber entfielt. (SB. n, 479.
®. 65.)
6) SEBorauf bie groge Serfd^ieben^eit ber Stt^tgleit
)um IRa^bilben ber fc^önen Statur in ber SRalerei
beruht
3>a ber XnMid einer fc^ünen Sludflc^t ein ®e^trn))^nomen if^,
bie Reinheit unb SoIHommen^eit beffelben ba^er nic^t bIo9 nom Db»
Itct, fonbern auc^ bon ber 93efcl^af[en^eit be^ ®e^imd unb ber 8e«
lebnng feiner X^fltigfeit abfängt, fo fttOt bad »t(b berfelben «u^fic^t ^
in Derfd^iebenen ftöpfen fe^r Derfd^ieben an^, unb hierauf beruht bie
groge Serfc^ieben^eit ber gä^igfeit gum ©enuffe ber fc^önen 9{atur
unb folglich auc^ gum S^ad^bilben berfelben in ber SRalerei. (SB. II, 29.)
SBorum flellt ein gewöhnlicher SRaler, tro^ aOer SRü^e, bie Sonbfc^aft
fo fd^Ie^t bar? BAI er fie nic^t f^öner fie^t. Unb toarum fie^t er
fie nic^t f^öner ? SBeil fein dnteOect nid^t genugfam t)on feinem SBiOen
gcfonbert iji. (Stt. 76.)
6) 3)ie ^ißorienmaleret.
S)ie $iflorienmaIeret ^at, toie ba^ S)rama, bie dbee bed bom t)onen
(Ertennen beleuchteten äBtOen^ }um Dbjcct. (9B. I, 251.) 3)ie dbee,
in »el^er ber SBiQe ben ^öc^flen ®rab feiner Objectiüation erreid^t,
unmittelbar anfc^aulic^ barjuflellen, ift bie gro§e Aufgabe ber $i{}orien«
malerei unb ber @culptur. (993. I, 260.) S)ie ^iflorienmolerei f)at
neben ber ©d^ön^eit unb ©rajie noc^ ben S Baratt er }um $au))t«
gegenftanb. ®ie Entfaltung ber Sielfeitigteit ber dbee ber SReufd^-
^eit in bebeutung^DoIlen 3nbit)ibuen üor bie %ugen ju brinaen unb
biefe in i^rer Sebeutfamleit burc^ mannigfaltige ©cenen^ Sorgttnge
unb $anblungen fi^tbar )u machen, ifl i^re Aufgabe, welche fie ba«
bnrd^ löß, ba§ fie Seben^fcenen jeber 9rt, t>on groger unb geringer
Sebeutfamfeit, bor bie Sugen bringt. 3)a »eber irgenb ein dnbibibunm,
noi^ irgenb eine ^onblung o§ne Sebeutung fein lann, fonbern in aOen
nnb burc^ aOe ft^ me^r unb me^r bie dbee ber iDtenf^^eit entfaltet;
fo iß burd^au« lein Sorgang be^ äRenfc^enleben« bon ber SRalerei
82 aniolerif^
attd}ufd|{iegen. SOtan t^ut foIgItd| ben üortrefftid^en SRalent bet Dttcber*
{änbtfc^en Schule Unrecht, luenn man bloö i^re ted^nifc^e ^ertigleit
fc^ä^t, im Uebrigen aber üera^tenb auf fie ^erabfte^t, toetl fte meijlend
©egenflänbe avi9 bem gemeinen Seben barfleOen, man hingegen nur bic
SorfäQe au^ ber Sßeltgefc^i^te ober biblif^en ^ifiorte für bebeutfam
^ält. Wian foQte bebenlen, bag bie innere Scbeutfamlcit einer $aitb-
lung üon ber äugern gau} tierfc^ieben ifl unb in ber ftunf) nur bte
innere Sebeutfamleit gilt 9(u§erbem finb bie @cenen unb Vorgänge,
meiere ba^ Sebcn fo tiieler SOtidionen t)on ÜRenfc^en au^mad|en, f(^on
be^^alb toic^tig genug, um ©egenfianb ber itunfl }tt fein, unb miiffeii
burc^ t^re rei^e SOtanntgfaltigfeit ®toff genug geben jur (Sntfattung
ber Dielfeitigen dbee ber SOtenfc^^eit. Sogar erregt bie glüc^tigtett
beö augenbltd^, tt^el^en bie jtunfl in einem @enrebi(b fi^irt, eine
eigcnt^ümlic^e %U^rung ; benn bie flUd^tige 2BeIt feflju^alten im baueni'
ben Silbe iß eine l^eipung ber üRalerlunfl, burc^ meldte fte bie 3^'^
felbfl 2um StiQfianbe }u bringen f^eint, inbem f^e ba9 (Singeine juc
dbee feiner ®attung ergebt. (Snbltc^ ^aben bie gefc^id^tßc^en unb mi)
8ugen bebeutenben Sortt)Urfe ber SJialerei oft ben ^adfti^Al, ha% gerabe
baö Sebeutfame berfelben ni(^t anfc^aulic^ barfieObar ift, fonbem i^inju'
gebaut »erben mug. (SB. I, 271—273.) Sud ber ®ef4i(^te ge«
nommene Sonoürfe ^aben üor ben and ber blogen iERbglic^teit genom«
menen unb ba^er ni^t inbiüibtteQ, fonbem nur genereQ gu benennenben,
nid^td Doraud; benn bad eigentlich Sebeutfame in ienen iß boc^ ntc^t
bad dnbtt)ibuelle, bie eingelne SBegebenl^eit ald foId|e, fonbern bad iܫ
gemeine in i^r, bie ®eite ber dbee ber 2Renf(^^eit, bie fic^ burc^ fie
QUdfpric^t. Xnbererfeitd f^nb ober aud| beflimmte ^ifiorifc^e ©egen«
{Ittnbe bed^alb leinedtoegd }u Dermerfen; nur ge^t bie eigentlich tünfi«
lerifc^e Xbfic^t berfelben nie auf bad eigentlid^ $i{lorif(^e in i^nen, fom
bem auf ha9 aOgemeine, bie dbee. (3B. I, 273 fg.)
3)arau9, bog fein Künfiler fä^ig iß, bie urfprüngli^e Sigent^üm«
Iid|Ieit eined SRenfc^engefic^td, bie nur a\x9 ben ge^eimnignoQen liefen
ber 97atitr ^erDorge^en lann, in erfmnen, ergiebt fid|, bag auf ^ißo^
rifil^en Silbem immer nur $ortraitd ftguriren bürften, koelc^e bann
freiließ mit ber grbgten Sorgfalt andjunitt^Ien unb in ettoad }u ibeali«
flren »ftrem Setanntlic^ ^aben groge ftünfiler immer nac^ (ebenben
äRobeOen gemalt unb Diele Portrait« angebracht. (9B. n, 479 fg.)
7) Un3uläffigleit ber Allegorie in ber iKalerei. (©-
Allegorie.)
iKaUrifci).
3)ie ant^itelofe, koiHenlofe unb baburd^ rein objectiDe Xuffaffimg
ifl t9, tüAijt einm angef (Rauten ©egenftanb malerifd^, einen ßot»
gang M koirflidlen Sebend poetifd^ erf (feinen I> inbem nnr fit
über bie ©egenfiSnbe ber SBirRic^feit jenen janberifc^en Stimmer i)(r«
breitet, mli^tn man bei finnlic^ angebauten lObjecten bad SRalerifc^r
bei ben nur in ber ^^antafie gefc^auten bad ^oetifc^e nennt« ^
Wtanm. äRammflett — atottil 83
3)arau^, bag bie 92eit^ett unb ia9 DbOige Stembfem ber (Segenßänbe
einer folc^en ant^ettehfen, rein objectitien Xuffaffung berfelben günfHg
i{i, erHärt ed flc^, bag ber ^embe, ober blod 3)urd^reifenbe bie SBtr'
lung bet9 9}?alerif(^en, ober $oetif(^en, bon ©egenftänben er^ttlt,
toel^e biefelbe anf ben (Sin^eimtfd|en ni(^t ^ert)or}ubrtngen DermiJgen.
(SB. n, 421 fg.)
,,9ßalertf(^" bebentet im ©runbe bapbe, toie „^dfW; benn e9
totrb 3)ent beigelegt, ma^ fic^ fo barfieOt, bag eö bie dbee feiner
®attnng beutli^ an ben Za^ legt; ba^er e^ }ur ^DorfieOnng be0
SKttler« taugt. (5p. H, 457.)
mattitr. idammften.
äStt^renb ber tt(^te JIünfHer ber ä[6fld|t unb bed Biele^ feinet Sßer*
led fl(^ ni(^t in abstracto bemugt ift, ba nic^t ein Segriff, fonbern
eine dbee i^m Dorf^tt^ebt; fo ge^en bagegen bie tiadfal^mtt, äRonieriften,
imitatores, servum pecus, in ber ftunß Dom Segri^ aud; fle merlen
ft(^, toa^ an ächten SBerten gefäUt unb loirlt, f offen e9 im Segriff
ottf unb a^mttt ed nun mit fluger Sbflc^tlic^Ieit nac^. Segriffe aber
Knnen einem 3Beid(e nie innere^ Seben ert^eilen. S)ad Qtitalttt, b. ff.
bie jebe^maßge an Segriffen flebenbe fiumpfe SOtenge nimmt jtoar
manierirte äßerfe mit fc^neQem unb {autem SeifaU ouf; biefelben flnb
ober nad^ toenigen darren fc^on tieraltet unb ungenießbar. — ßu jeber
3eit unb in jeber ftunft vertritt iDtanier bie Stelle bt9 ®ei{le4, ber
\tM nur ba^ (Sigent^um Sinjelner ifi; bie iDtanier aber ifl ba9 alte,
abgelegte fileib ber jule^t bagetoefenen unb erfannten Srfc^einung be9
Oeifle«. (aaj. I, 278 fg.)
Mann.
1) ©egenfa^ itoifc^en SRann unb SBeib. (@. SBeiber.)
2) ®egenfa^ )n)if(^en9)tann unb düngling. (®. Seben^«
alter.)
Mantxk.
debe iDtantil, fei ed im Xraum, im fomnambnien Sor^rfe^en, im
gtoeiten ®efi(^t, ober toie noc^ fonft, befte^t nur im Kuffinben bed
SBege^ )ur Sefreiung ber (Ertenntnig Don ber Sebingnng ber 3^it.
($. I, 281.) S)ie äc^te SRantil, j. S. bad fomnambule ^eOfe^en, iß
passio a distante, gleic^toie bie iDlagie actio in distans ifl. ($. I,
281 fg. — Sgl. 9Ragie unb iDtagnetidmnd.) dn bie tief tierborgcne
ißot§toenbig(eit, Don xotlä^tt alle 3^?^^ i^ ^^^f ber ÜDinge umfa§t
»erben unb bereu bloged SEBerljeug ber Q^^aU felbfl x^, einen Süd
gu t^nn, ifi Don je^er bad Sefireben aller 9RantiI gett)efen. fbx9 ber
t^tffid^Ii^en 9ßanti( aber folgt eigentlid^ ni^t b(od, bag aOe Segeben«
Reiten mit DoDflttnbiger 9Iot^menbigIcit eintreten; fonbern caxdf, baß fie
irgenbkoie fc^on jum Sorau9 beffimmt unb objectiD feflgefieUt flnb,
inbem fle {a bcm @e^erauge al^ ein ®egentottrtige9 fld^ borfiellen«
(*• h 218.)
6*
84 aJZäStgfett — aMatertalidmud
iltafigktit, f. ftarbinaltugenben.
1) Segler beö SD^ateriali^mud.
S)er SOtatertartdmud gehört ju ben bom Object auöge^enben @9'
flcmen. (33J. I, 31.) (Sr fcfet bic aRatcrtc, unb ßcit unb »aum mit
t^r, ate fd^Ie^t^in befle^enb, unb überfpringt bte S3eiie^ung auf ba«
©ubjiect, in totlijtx bied %üt9 boc^ allein ba ifl. (Er ergreift ferner
ba^ ®efe^ ber Saufalität jum Seitfaben^ an bcm er fortfc^reiten »iQ,
ed aU an fic^ befie^enbe Drbnung ber S)inge ne^menb, folglid^ ben
Serfianb überf))ringenb , in loelc^em unb für loel^en aOein Saufalitat
ifi. 9hin fu^t er ben erfien einfac^flen 3"^^"^ ^^ ST^ateric ju pnben,
unb bann avi9 i§m aQe anbern ^u enttDidfeln, t)om blogen äRe^ani^mud
auffleigenb biö jum anintalifc^en Sriennen, meld^e^ folglich je^t oM
eine 6(oge 9Robiftcation ber äßaterie, ein burc^ Saufalität ^erbeige^
ftt^rter B^^fianb berfelben auftritt. S)a iebod^ bie^ le^te, fo mü^fatn
herbeigeführte 9?efultat, ha9 (Sriennen, fd^on beim aQererflen Su^gang^
punit, ber biegen äßaterie, aU unumgängli^e Sebingung tioraudgefe^t
loar, fo ent^üÜt flc^ ^ier bie enorme petitio principii bed ÜRateriatid«
mud. ^ie ©runbabfurbität be9 SOtateriali^mud befielt bemnac^ barin,
bag er t)om Objectitien au^ge^t, ein DbjlectiDed jum legten Sr*
Körung^grunbe nimmt, fei biefeö nun bie 3RaUm in abstracto, ober
bie entpirifc^ gegebene, alfo ber ®toff, etkoa bie c^emifc^en ®mnb'
ftoffe. S)erglei(^en nimmt er aU an fid^ unb abfolut e^ftirenb, um
barau^ bie organif^e 9?atur unb jule^t bad erlennenbe ©ubject )U
erllärcn; — ttä^renb in SBa^r^eit alle« Dbjectioc, fd^on att fold^e^r
bur(^ baö erlennenbe ©ubject mit ben formen feinet Sriennend be«
bingt ifl. SDer 9}?ateriali9mud ifl a(fo ber Serfu(^, baö und unmittel«
bar ©egebene auö bem mittelbar (begebenen ju erflären. (9B. ^t
32 fg. 36; n, 367.) Der aRateriali^mu« ijt bie ^^ilofop^ie be«
bei feiner 9te^nung flc^ fclbjl oergeffenben ©ubiect«. (SB. II, 16.)
9?ä^flbem, bag ber ältateriali^mud ber SOtaterie eine abfolute,
b. ^. t)om ma^me^menben ©ubject unabhängige Stiften} beilegt, —
worin fein ©runbfe^Ier befielt — mug er, tocnn er reblid^ ju SBerfe
ge§en to)ill, bie ben gegebenen äRaterien, b. ^. ben Stoffen, in^ärirenben
Oualitäten, fammt ben in biefen ft^ öugernben 9?aturlröften, unb enb'
{i(^ aud| bie Sebenöfraft, ate unergrünbtic^e qualitates oocultas ber
2Raterie unerllärt bafle^en laffen unb Don i^nen au^ge^en. 8ber gt'
rabe, um biefed ju t^ermeiben, Derfäi^rt ber ^aterialidmud, loenigften^
toie er bi^^er aufgetreten, ni^t reblid|; er leugnet nümlic^ oDe jene
urfprünglic^en firäfte toeg, inbem er J!e alle, unb am Snbe au^ bie
Sebenölraft, üorgeUic^ unb fc^einbar }urüdfü^rt auf bie bM mec^a«
nif(^e Sßirffamleit ber 9ßaterie. @ein Sor^aben ift, aüt9 OuoIitatiDe
auf ein blod Ouantitatioed jurüdjufü^ren, inbem er jeneö jur Uofen
Sorm, im ©egenfa^ ber eigentli^en SRaterie, jä§(t. S)iefer ffieg
fü^rt i^n not^toenbig auf bie giction ber Stome. 3)a6ei ^at er e^
abtt etgentnd^ gar ni(^t tnel^r mit ber empirifdl gegebenen, fonbem
mit einer SOtaterie gu t^un, bie in rerum natura nid^t anzutreffen,
öielme^r ein blogeö «bjhactmn jener wirKici^en iWaterie ip. (SB. U,
357 fg.)
Tlan tonnte fagen, ber SRaterian^mu^, niie er Md^er aufgetreten,
koSre bloö baburd| mißlungen, bag er bie SDtaterie, aud ber er bie
a93elt ju confhuiren gebadete, ni^t genugfam gefannt, unb ba^er,
flatt i^rer, t9 mit einem eigenf^aft^Iofen äBec^felbatg berfelben }u t^un
gehabt l^ätte; memt er hingegen, flatt beffen, bie loirfli^e unb trapi-
^if^ gegebene 372aterie (b. f). bie ®toffe) genommen ^Stte, au^ge«
ftattet, h)ie fte ift, mit aDen p^^fitalif(^en, c^emifc^en, eleltrif^en unb
au(^ mit ben au^ i^r fclbft ha9 Seben ff)ontan §ert)ortreibenben (Sigeu«^
fc^aften; fo ^ätte au9 biefer, b. 1^. au^ ber tiollflänbig gefaßten unb
crfc^öpfenb gefannten SRaterie, fiä) fc^on eine Sßelt confiruiren laffen,
beren ber SDtaterialiömu^ fld^ ni^t ju fd^ttmen brauchte. ®ani re(^t;
nur ^ätte ha9 Jhmflflüd bann barin berauben, bag man bie Quaesita
in bie Data tierlegte, inbem man angeblid^ bie bloge iDIaterie, knirlli^
aber aDe bie ge^eimnigüoDen Jtr&fte ber 9?atur, toetd^e an berfelben
^aften, ober ri^tiger, mittelfi i^rer und fic^tbar loerben, ate bad ©e«
gebene nä^me unb }um Xudgangdpunit ber Ableitungen ntad^te; —
ungefähr mie tt)enn man unter bem 97amen ber @(^U^eI baö S)arauf'
liegenbe tierjle^t. (Sß. n, 360 fg.)
3u ben materialißifc^en ©^{temen, toeld^e aud ber mit blod mec^a«
nifc^en Sigenf(^aften audgeflatteten SKaterie, unb gemäß ben ©efe^en
berfelben, bie ^elt entfielen laffen, {Kmmt nic^t bie burd^gSngige be«
n^unbemngdloUrbige Bmedfmttßigfeit ber 9?atur, noc^ bad 3)afein ber
(Srienntnil, in koe{d|er bod^ fogar jene SDtaterie aOererfi fic^ barfleUt.
(% I. 73.)
2) 9Ie{atit)e Sered^tignng bed SDtaterialtdmud.
!Z)er SDtaterialidmud §at au^ feine Sered^tigung. @d ift eben fo
toaf)X, bag baö Sriennenbe ein ^robuct ber SItaterie fei, a{d bag bie
SRaterie eine bloße SorfteOung bed (Sriennenben fei; aber t9 ift auc^
tbm fo einfeitig. 2)cnn ber SOtateriali^mud ift bie ^^ilofop^ie bed bei
feiner %ec^nung fid^ felbft Dcrgeffenben ©ubjectd. SDarum eben muß
ber 93e^au))tung , bag ic^ eine bloge äRobiftcation ber 9Raterie fei,
gegenüber btefe geltenb gemacht merben, bag aDe 9)7aterie b(od in
meiner SorfieOung e^iflire; unb fie ^at nid^t minber 9ie(^t. (SB. II,
15. 538; I, 33. % H, 13.)
3) 3)er ©egenfa^ )tt)if^en SRaterialiömud unb ©piri«
tuaUdmuö im Ünterfd|ieb t)on bem ©egenfa^ }tDi'
fd|en 9tealidmud unb dbealidmud.
3>er @egenfa^ Jtoifc^en SOtateriaKömud unb ©pirituali^muö ift nid|t
ju üenoe^fetn mit bem jmifd^en ^ta\i9tm€ unb dbeali^mud. Oener
betrifft bad Sriennenbe, ba9 ©ubject, biefer hingegen bad dv
lannte, ha» Object. ($. I, 14 «nmerf. S^ergl. dbeali^mud.)
86 SRoime
4) 2>a9 falfc^e uttb bad tool^re Rettungdmtttel gegen
ben äRaterialidtttttd.
9Rit bem %eoßtoud fäOt ber 9RateriaIi9inud, ate beffen ©egeit'
getötet man ben ©ptrttualidmu^ erfonnen ^atte, t)on felbfl toeg, inbem
attbonn bie iERoterie, nebfl bem 9?aturlQnf, jur bbgen (Srf^einung
toixh, tt)eld|e burc^ ben dnteüect bebingt i^, inbem fie in beffen Sor-
fleUnna oQein i^r 3)afetn f^at (Sonac^ ift gegen ben SRateriali^mud
bad fdbembare nnb falfc^e S^ettung^mittel ber Spirituali^mnd, bad
toirKiqe unb koa^re aber ber dbealidmnd, ber baburc^, bag er btc
obiecttt^e S93e(t in Xb^ttngigteit t)on und fe^t, baö nöt^ige ©egen«
getoid^t giebt )u ber Xb^ängigleit , in ttel^e ber 9?atur(auf und üon
i^r feftt. (SB. II, 16.)
5) UngüUigleit bed 3)ilemma }tt)if^en 2RateriaUdmud
unb 2:§eidmud. (@. St^eidmud.)
Maittlt.
1) jDie reine äRaterie unb i^re apriorifc^en Seßtm»
mungen.
3)ie SRaterie ifl burd^ unb burd^ (Saufalitttt. 3)a nun ber Serfianb
bad fubjectitie (Korrelat ber Saufalität ifl, fo ifl bie 2Raterie nur für
ben Serpanb ba, er ifl i^re Sebingung, i§r Xrttger, ald i^r not^-
toenbiged Korrelat. (9B. 1, 13. 160* Sergl. au(^ über bad Sorrelat
ber SDtaterie unter du teile et: ber reine dnteüectO SDie SDtaterie, blod
nad| i^rer Sejie^ung ju ben^ f^ormcn bed dnteOectd, nic^t aber )um
S)inge an fid| betrachtet, ift bie obj[ectit)e, j[ebo^ o^ne nfi^ere Se^m»
mung aufgefaßte SBirtfamleit iibeiLl^auf)t !Cenn bad SDtaterieOe
ifl bad sSirfenbe (3Birt(id^e) überhaupt unb abgefe^en Don ber
fpeciftf^en 8rt feined SSßirlend. 3)a^er ifl bie reine SDtaterie nic^t
©egenflanb ber 9nfd§auung, fonbern allein bed !CenIend, folgtid^
eine Xbßraction; in ber ünfc^auung hingegen lommt fie nur in Ser<
binbung mit ber ^orm unb Dualität t)or, ald ft0r))er, b. f). M eine
ganj beflimmte Srt bed SBirlend. S)ie reine 2Raterie, toelc^e aOein
ben mirili^en unb bere^tigten dni^alt bed Segriffd (Subflau) aud«
ma^t, iß bie objectimrte Sau falitttt felbft, ben 9{aum erfUQenb unb
in ber 3^it be^anenb. Ste fold^e gehört ße bem formeUen S^eU
unferer Srfenntnig an. dnfofern aber ifl bie SOtaterie eigentlich anc^
ni(^t ©egenflanb, fonbern SBebingung ber Srfa^rung. ®ie iß
bad bur(^ bie formen unferd dntellectd not^koenbig herbeigeführte
bletbenbe @ üb {trat aller üorüberge^enben Grrf Meinungen, bad miter
aOem Sec^fel f^Iec^t^in 93e§arrenbe, alfo bad jeitlic^ Snfangd' nnb
(Snblofe. 6on ben eigentlichen Xnfc^auungen a priori unterfc^eibet
fie ald ein a priori ©ebac^ted fid^ }tt)ar baburc^, bag toir fie onc^
gon} toegbenfen fönnen, 9{aum unb 3^^^ hingegen nimrnerme^r. Xber
bie ein Sßal in fie ^ineingefe^te unb bemnac^ ald bor^anben gebac^te
iDlaterie Knnen toir fc|led|terbingd nic^t me^r koegbenlen ; infof em atf o
SRaterie 87
■:: ! . ift fit mit unfetm (Srfemttnt§tiennSgett e6en fo ttn}ertrennltd| t^tänüf^,
toit 9taiiin unb Qtit fdbß. debod^ bet Unterfc^teb, bog fie babtt }u«
^-.i erfl beliebig aU t)or^anben gefegt fein muß, beutet fd^on an, ba§ fie
Fr'-*
:lc:
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!Die SRaterte ifl IDa^jentge, tooburd^ ber ffiitle, ber bad innere
9ßefen ber 3)inge autoad^t, in bie SDSa^e^mbarlett tritt, anfd|aultc^,
fic^tbar loirb. On biefem ©irnie ifl alfo bie SRatetie bie bloße
86 anatme
4) !Da9 falfc^e uttb bo9 toaste Rettung^mtttel gegen
ben 9RateriaUdmud.
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ÜRit bem Keaß^mitd fällt ber SRaterialtdmud , al« beffett ©egen* J
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ben
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nic^
lönnen, dimm unb ^tit hingegen ntmmenne^r. 96^
fie ^ineingefe^te unb bemnac^ aU bor^anben gebaute
tote fc^led^terbing^ ni^t me^t koegbenfen ; infof er» olfo
SRoterie 87
ift f[e mit unfetm (Srletmtnt§t)ennögen eben fo unjertrennlid^ t>tAnüpft,
toit ^cam unb 3^^^ H^ß* debod^ bet Unterfc^teb, bag fie bobtt }u«
erfl beliebig qM Dor^anben gefegt fein mug, beutet fd^on an, ba§ fle
ntc^t fo gänjlic^ bem formolen £^eil unferer (Srlenntnig angehört,
mie 9{aum unb ^tit, fonbern jugleic^ ein nur a posteriori gegebene^
Slement enthält. ®ie ifl in ber kf)at ber Slnbiüpfung^punlt beö
etnpirifc^en Stf^tiU unferer Srienntnig an ben reinen apriorifc^en, mit«
^in ber eigent^ümlic^e ©rnnbflein ber (Srfa^rungötDelt (SB. U,
346—348; I, 10. 682; II, 52. ®. 82 fg. — Ueber ba« äufammen-
faQen ber Sffeu} unb Q^fien} bei ber reinen 9Raterie DergL Essentia
unb Ezistentia.)
2>a bie Saufalitftt ben Kaum mit ber 3^t tiereinigt unb im äBir*
fen, alfo in ber Saufatit&t, baö gonje SBefen ber SRatcrie befielt; fo
muffen auc^ in biefcr Kaum unb Qni t)ereinigt fein, b. §. fie mug
bie (Sigenf4af ten ber 3^^^ ttnb bie M 9{aumed, fo fe^r fid^ beibe
toiberfhreiten, jugleic^ an fid| tragen, unb toa^ in jebem ton jenen
beiben für fic^ unmöglich iß, mug fie in fic^ tiereinigen, a(fo bie be«
flanblofe Slu^t ber 3^^^ ^^^ ^^^ ftarren unt)eränberli(^en Se^arren
be^ 9?aumed; bie unenbß^e Zi^eilbarleit ^at fie tion beiben. (Sxft
hwcdi bie Sereinigung t)on 3^it unb 8?aum ertoäc^ft bie SRaterie, b. i.
bie SR5gIi(^Ieit bed 3"fll^i<4f<^<"^ ^^^ baburd^ ber S)auer, burd| biefe
mieber bed 9e^arren9 ber ©ubflau) bei ber Serönberung ber 3uf^ttn^c*
dm Serein Don ^tii unb 9taum i^r Sßefen ^abenb, trägt bie SOiaterie
burd^meg baö ®e))röge Don beiben. ®ie beurtuubet i^ren Urfprung
flud bem 9?aum, t^eite burc^ bie gorm, bie Don i^r ungertrennlid^ ift,
befonberö aber burd| i^r Se^arren (@ubflanj); i^ren Urfprung aud
ber 3^ii <^^^ offenbart fie an ber Ouaßtät (^cciben}), o^ne bie fle
nie erfc^eint, unb nielc^e fc^Ied^t^in immer Saufalitüt, Sßirlen ouf an«
bere iD^aterie, alfo Seränberung (ein 3eitbegriff), i% Z)ie ®efe^'
mägigfeit biefeö SBirfen^ aber bejie^t fi(^ immer auf Slaum unb 3^it
)ug(ei(^. 3Ba^ für ein 3ufianb ju biefer 3^i^ ^^ biefem Ort
antreten mug, ifl bie SBeflimmung, auf toeld^e ganj aOein bie ®efe^«
gebung ber Saufalitttt fid^ erflrecft. 8uf biefer Sbleitung ber ®runb<
beflimmungen ber äßaterie au^ ben und a priori bemugten Sonnen
unferer iSrIenntnig beruht ed, bog koir i^r getoiffe (Eigenfc^aften a priori
luerfennen, nttmltd^ Staumerfüdung, b. l Unburc^bringltd^Ieit, b. i.
SBirffamfeit, fobann Xudbe^nung, unenblic^e Z^eilbarteit, Se^anfic^teit,
b. ^. Unjerfiörbarleit, unb enbßd^ 9ett)egli(^(eit. hingegen ift bie
@(^n)ere, i^rer Xu^a^mdlofigleit ungea^tet, boc^ mo^l ber Srbnntnig
a posteriori beijujtt^Ien. (ffi. I, 10—13. 661 ; II, 350 unb U, 66,
!£afel ber Praedicabilia a priori ber iDtaterie. ®. 43 fg.)
2) S)ie SRaterie im Serl^ttltnig )um S)ing an fi(^.
Die SRaterie ifl jDadjenige, kooburd^ ber äBille, ber bad innere
SBefen ber jDinge audmad^t, in bie SEBa^me^mbarfeit tritt, anf^aulic^,
fi<^tbar tt)irb. du biefem @inne ifi alfo bie SRaterie bie Möge
88 SRaterie
@id^t6arleit bed SBillen«, ober ha» Sanb ber Seit qU SBille mit
ber SSelt ate SorfleOung. 3)tefer gehört fle an, fofem f!e bod $ro«
buct ber Functionen bcö OnteKccW tfl, jener, fofem ba^ in qUcii
niQterteOen SBefen, b. i. ßrfc^etnungen fl(| äßanifeftirenbe ber Sßide
x% S)al^er ifl febed Dbjiect al9 S)ing an ft^ SBiOe, unb al9 6rf(^ei-
nung SOtaterte. könnten mir eine gegebene SRaterie Don aDen i§T
a priori gutommenben (Sigenfc^aften, b. ^. Don aDen formen unferer
Stnfc^auung unb %))f)rel^enf!on entfleiben ; fo ivürben mir ha9 S)ing an
Pd^ übrig behalten, nämlid^ 2)a^ienige, toa9, mittelfl {euer gormen,
a\9 ha» rein @nt])irif(i^e an ber SOtaterie auftritt, mel^e felbfi ahtt
aMbann nid^t me^r al9 ein Su^gebegnteö unb äBirfenbed erfc^einen
mürbe; b* ^. mir mürben feine 9}faterie me^r Dor und ^aben, fonbern
ben Sßillen, ha» 3)ing an fid^. (Sben biefed tritt, inbem ed jur Sr<
fd|etnung mirb, b. f^. in bie formen unfered dnteOectd eingebt, ate bie
äißaterie auf, b. f). ate ber felbfl unfi(^tbare, aber not^menbig üor*
audgefe^te Sirttger nur burd^ i^n fid^tbarer (Sigenfc^aften; in biefem
®inn alfo ifi bie SOtaterie bie ©ic^tbarleit bcd WiiiUn». Hut bf
flimmte (Sigenfd^aft, a(fo alled @m))irifd^e an ber iD'^aterie, beruht auf
S)em, mad nur mitte Ift ber iDtaterie fid^tbar mirb, auf bem S)ing
an fld^, bem aBittcn. 3)ie SKatcrie ifl bemjufolge ber SBiUe felbft
aber nid|t me^ an flc^, fonbern fofern er angefd^aut mirb, b. |.
bie t^orm ber obj[ectioen SJorfleOung annimmt. S(fo mad objectio
ÜWaterie tp, ijl fubjectiD SBiDe. ®ic SWotcrie giebt aDc »ejie^ungen
unb (Sigenfd^aften ht» SEBiUend im jeitlic^en Silbe mieber. @ie ifi ber
©toff ber anfd^aulid^en 3BeIt, mie ber mUt ha» Sßefen an fi^ aD»
SDinge i|l. ©ic ©efialten flnb unjä^Iig, bie aWatcrie ifi ffiine, tbta
mie ber SEBiDe Siner ifl in aQen feinen DbjectiDationen. Sie ber
mnt fid^ nie ate «agemeine«, b. f). ate SBiOe fc^Iec^t^in, fonbem
ftetd ate Sefonbered, b. 1^. unter fpecieHen S3ef)tmmungen unb ge*
gebcnem (S^arafter, objectiDirt; fo erf^eint bie SRaterie nie ate fo(^(f
fonbern fletö in Serbinbung mit irgenb einer Form unb Dualität
ajJie ber SBiDe ber inner jte ffem aller erfdffcinenben SEBcfen ifi; fo if^
fie bie ©ubftanj, meiere nac^ Xuf^ebung aDer «ccibenjien übrig b(ei6t.
äBie ber SBiQe ha9 f^Iec^t^in UnjerftSrbare in allem 3)afeienben if^l
fo ifi bie iDtaterie ba« in ber S^^t UnDergfinglic^e, meiere« unter allen
»eränberungen be^arrt. (SB. II, 349—3510
3) SSer^ättnig ber SWaterie jur gorm. (©. gorm.)
4) SerJ^ältnig ber iDtaterie jur 3bee unb i^rer 6p
fc^einung.
a)ie SKaterie ate fold^c fann nid^t ©arfteauttg einer Obee fei»«
3)enn fie ifl bur^ unb burd^ ßaufalitöt, ßaufalität aber ifl ®fi|«^
tung ht» ®a|e« Dom ®runbe; (Srfenntntg ber 3bee l^ingegen \ilW
mefentlit^ ben 3nl|att jene« ©afee« au«, «ud^ ifl bie ÜRatcrie M
gemeinfame ©ubfirat aBcr einjelnen Srfc^einungen ber ^been, f#^^
ha9 Serbinbnngdglieb gmifc^en ber dbee unb ber Srf^einung ober bem
)
SD^atJ^emottl 89
etnjelnen 2)tng. 8{fo oud bem einen fotoo^I, ote ata htm anbeten
©rrnibe fann bie iERoterie für flc^ leine Obee barfleOen. 3)agegen mug
onbeterfeitö jebe Srfd|einung einer dbee, ba fie al9 fo(d|e eingegangen
ifi in bie ^omt bed @o^ed t)Om ©runbe, ober in bad prindpiom
indiyiduatioms, an ber SDtaterie, olö Oualitüt berfeUen, fic§ bar«
fteSen. dnfofem ifl a{fo bie SRaterte baö Sinbnng^glieb jn^ifc^en ber
Obee nnb bem prindpio individttationis. ^loton ^at ba^er gan}
richtig neben ber dbee nnb i^rer (Srfc^einung, bem eingelnen S)inge,
nur noc^ bie 9}faterie aü ein S)ritted, t)on beiben Serfd^iebened auf=
gefleOt. (93}. I, 251 fg.)
5) ®egen bie Serttec^^Inng bon äRaterie nnb @toff.
Unfere genügen unn>i{fenben 3RateriaIißen Derkoec^feln ben ®toff mit
ber 2Raterie; ®toff ifl bie em))irif(^ gegebene, fd^on in bie ^üÖe ber
formen eingegangene 9Raterie. (993. II, 33. 52. 352.) 3)er @toff
ifl bie fc^on qnaüficirte aRaterie, b. ^. bie ^erbinbung ber 9Raterie
mit ber Sorm, »elc^e fic^ au(^ lieber trennen fönnten. S)ad 93e«
^rrenbe ifl aOein bie iD^aterie, ni^t ber @toff, aU melc^er möglt^er*
meife immer nod^ ein anberer tt^erben lamt. Sd ift ba^er falfc^, üon
Un{lerMi(^reit ht9 @toff^, »ie Sü^ner t^ut, flatt Don Se^arrßc^teit
ber 9}?aterie, ju reben nnb einen empirifc^en Setoeid für biefelbe
ju geben, niä^renb fle bo^ eine af)riorif(^e SBa^r^eit ifl. ($. II, 61.)
6) Ser^ättnig be« Segriffd „3Raterie" }u bem 93e«
griff „Subftanj".
Son bem abfhacten Segrtff ber 9}?aterte ifl Subflanj niieber eine
Sbfhraction, folglich ein l^5^ered Genus, baburd^ ent^anben, bog man
t>on bem Segriff ber SRoterie nnr baö ^rttbicat ber Se^arrlid^feit
flehen lieg, aQe i^re übrigen, niefentlic^en Sigenf d|aften , Xndbe^nung,
Unbur(^bringlic^feit, X^eilbarleit n. f. ». aber toegba^te. Sie j[ebed
^5^ere Genus enthält alfo ber Segriff @ub{lan} tt^eniger in fic^,
aU ber Segriff SJiaterie; aber er enthält ni^t bafür, ttiie fonft immer
haß ^9§ere Genus, me§r unter fid^, inbem er ni^t mehrere niebere
genera neben ber SJiaterie umfaßt; fonbern biefe bleibt bie einjige
toaffct Unterart be^ Segriffed ©ubflan}, ha9 einjige Ütac^meidbare, too*
hnxd) fein dn^alt rcatifttt mirb unb einen Seleg er^ttlt. (93}. I, 582;
II, 347. ^. I, 76. ®. 44.)
7) ftritilbe« ©egenfa^e« 3toifd|en ®eifl unb ilRaterie.
(©. ®eifl.)
iRatl^entatik.
1) Siffenf^aftlic^feit ber SRat^ematil.
3)ie f^flematifc^e Sorm ifl ein mefentti^e^ unb d|aralteriflif(^ed
9Rerfmal ber äBiffenf^aft. £)b)ttar nun in ber SKat^matif, ba bie
(SuHeibifi^e Se^anblung i^r nid^t ttefentlic^ ifl, feber Se^rfa^ eine neue
tttumfid^e Sonflmction anl^ebt, bie an fi^ ^on ben Dor^erigen unob«
90 SKtttl^emati!
gängig ifl unb etgentttdl anäj toVOx^ tmab^ttnstg t)on i^nen erforntt
koetbm fann, anß fic^ \tlbft, in ber reinen Xnfd^aunng bed Stoumed,
in tt>e{(^er auc^ bie tjermideltße (S^onfhnction eigentlich fo unmittelbar
eüibent iß, koie bad äl^riom; fo bleibt bod^ immer ieber mat^ematif(l^e
@a4 eine aOgemeine SBa^rl^eit, tütldft für unj&^Iige einjelne ^&0e gilt,
Qud^ ifl ein flnfentueifer ®ang t)on ben einfa^en ©S^en ju ben com»
plxcittm, koe(d|e auf iene jurttdjufü^ren flnb, i^r »efentli^. t$oIgti(^
ifi bie ÜRot^ematif in ieber $inf!(^t S93iffenfc§aft. (S. I, 74 fg.)
(Ueber Strit^metil unb ©eometrie fiel^e biefe Hrtifel)
2) SBorauf bie Unfe^Ibarleit unb ßlar^eit beraRat^e«
motil beruht.
S(nf ber tion Stcati entbedten 9ef(^Qffenl^eit ber allgemeinen Sormot
ber Hnfc^Quung (9tanm unb 3^^)/ bog fle nttmli(^ für fidf unb un«
ab^&ngig Don ber Srfa^rung anfc^ault^ unb i^rer ganjen ©efe^mägtp»
feit na^ erfenitbor flnb, beruht bie Unfe^Ibarleit ber iDtat^ematif.
(993. 1, 8.) Sfpobictifd^e ©e^ig^eit ifl aOein burd^ (Srienntnig a priori
mbgli^, bleibt alfo bad (Eigent^um ber Sogil unb ^atf)tmati1. !3)ieft
SBiffenfc^aften tel^ren aber au^ eigentlich nur 1>a9, tüa9 deber f(^on
t)on \tlift, nur nic^t beutli^ toti^. (SB. U, 201 fg.)
3)ie t)onfommene @id^er|eit ber SBiffenfd^aften a priori, alfo ber
Sogit unb ST^at^ematit, berul^t ^auptfttc^Ud^ barauf, baß in i^nen und
ber 2Beg Dom ®runbe auf bie §oIge offen fle^t, ber allemal fi(^er ifi.
(SB. U, 98.)
9?ur in ben auf apriorifd|er (Srfenntnig beru^enben SSBiffenfc^aften,
alfo in ber gefammten reinen SOtat^ematil unb reinen 9!aturn)iffenf^Af^
a priori ifl feine S)unfel^eit; fle flogen nic^t auf bad Unergrünbli(^e
*(®runblofe, b. l äBiOfe), tt)eil fte t» blod mit ben und a priori
beiDugten formen aller (Srfd^einung, bie fic^ gemeinfc^aftlic^ oi^
@a4 Dom ©runbe audfprec^en laffen, ju t^un ^aben. ^nbererfeit^
aber geigen und biefe (Srfenntniffe n^eiter nid^td, ald bloge Ser^ältniffo
9{eIationen einer SorfleOung jur anbern^ §orm, o^ne aQen dni|alt.
(äB. I, 143 fg.)
dn ber äRat^ematif fd^lägt ber ftopf fic^ mit feinen eigenen St«
femünigformeu/ ^dt unb 9{aum, ^erum, — gleist ba§er ber 9(iVt
bie mit i^rem eigenen ©(^»anje ff)ielt. ($. 329.)
3) ©egenfa^ ber mat^ematifc^en unb geniolen Sr*
fenntnigkoeife.
®ie geniale Crfenntnig, ober ßrfenntnig ber 3bee, ifi biejeiiijf»
tt)eld|e bem @a^ Dom ©runbe ni(^t folgt. (Sergl. unter ©enie: bie
geniale (Srfenntnigioeife.) hingegen ifl bie mat^ematifd^e @rfenntni§'
»eife bie bem ®a^ Dom ©runbe in ber ©eflatt bed ©eindgrtmbe^
noc^gel^enbe. (Sergl. unter ©runb; ©runb bed @eind.) ^erou'
erfittrt flc^ einerfeitd bie Abneigung genialer dnbtDibnen gegen btf
aRot^ematif im fUlgemeinen nnb gegen bie logifc^e, bie eigentli^ ^'
3Rfttl^eiiuttif 91
f{(^t Derf(4fie§enbe Se^aitbtung^ort betfelBin int Sefonbent, otiberetfeit^
Ue geringe (Srnpfänglid^kit an^gejeic^neter aRat^emotifer fUr bie Serie
ber frönen ftnnfl. (993. I, 222 fg.)
4) SRet^obe ber Tlaifjtmaiil
Um bie ÜRet^obe ber SRat^ematil }u t)er6effem, »irb t^orjüglid^ er«
forbert, bag man bca Sorurt^eil oufgebe, bie bemiefene äBal^r^eit j^obe
irgenb einen Sorjng bor ber anfd^anlic^ erlonnten^ ober bie logifc^e,
auf bem ®q^ Dom äBiberfprud^ beru^enbe, bor ber metop^^fifc^en,
meiere unmittelbar et^ibent ifl unb )u ber au(^ bie reine Hnf^ftuung
M Seaume« gehört. (SB. I, 87.)
(lieber bie Serle^rt^eit ber SuKeibifd^en SRet^obe fie^e: ©eometrie.)
5) Unterfd|ieb ber mot^emotif^en Don ber logifc^en
Unmöglic^Teit.
„(ixn rec^tttinüic^er gleic^fettiger Triangel'' enthält leinen Iogifd|ett
SBtberff>ruc^; benn bie $räbicate ^eben einjeln leine^tt^eg^ \>a9 @ubtect
auf, no^ finb fie mit einanber unvereinbar. Qxft bei ber Sonfhuction
i^reö ©egenßanbe^ in ber reinen Sfnfc^auung tritt i§re Unt^ereinbarleit
an i§m ^erDor. SBoQte man biefe aber be^^atb für einen SBiberff>m(^
galten; fo tottre aud^ jebe p^^fifc^e unb erft nac^ da^r^unberten ent*
bedte Unmögßd^feit ein fold^er. 3(Dein b(o9 bie logifd^e Unmögtid^teit
ift ein SBiberfpru(^, ni(^t aber bie p^^fifc^e, unb ebenfo tt^enig bie
matbematifc^e. ®{ei^feitig unb rec^tteinnid^ n)iberff>red^en einanber
nid^t (im Onabrat finb ^e beifammen), no^ miberfpric^t jjebe^ Don
i^nen bem S)reie(f. 2)a]^er lann bie UnDereinbarfeit obiger begriffe
nie burd^ bloged 3)enlen erfannt werben, fonbem ergiebt flc^ erfl ou9
ber Snfd^auung, u^elc^e nun ober eine fo{d|e i^, 3U ber ed feiner
(Srfo^rung, leinet realen ©egenfianbed bebarf, eine bloö mentale,
(ffi. II, 38.)
6) Sert§ ber iWat^ematif.
SM Unterfud^ung bed Stnfluffed ber 9)}at^ematil auf unfere ®ei^-
httfte unb i^re« .9hi^end für tt)iffenfd^aftli(|e SBilbung über^au))t ifi
{^ami(ton'9 fe^r grttnbßc^e unb lenntnigreic^e Xb^anblung „Ueber
ben SBert^ unb Umoert^ ber SRat^ematiF^ )u empfehlen. S)a9 Srgeb«
ni§ berfelben ifl, bag ber SEBert^ ber SOtat^atif nur ein mittelbarer
fei, nttmlid^ in ber Xntoenbung )u Qtütdni, toAdft allein burc^ fie
erreichbar finb, liege; an fi^ aber {äffe bie iDtat^ematil ben ®eifi ba,
tDD fie i^n gefunben f^at, unb fei ber aOgemeinen Sfuöbilbung unb (Ent«
wiiHung beffelben feineöivegd ffirberlic^, ia fogar entf (Rieben §inberfl^.
!Z>er ein}ige unmittelbare Stufen, koelc^er ber SDtat^ematit gelaffen ttirb,
ift, ba§ Pe unftäte unb flatterhafte ftöpfe geniö^nen fann, i^re 8uf'
merifamfeit }u fifiren. — @ogar Sartefin^, ber hoi) felbfl ate
3Rat^matiIer berühmt toax, urti^eilte eben fo über bie 9Rat^emati(.
(SB. n , 144 fg.) Lichtenberg mac^t fid^ über ben „mat^ematifd^en
Sieffinu'' lufKg. (?. H, 62.)
94 aRebitaüon — - ^dnvnq
MtWatbfn.
1) Ser^SItnt§ ber 9Rebttatton jum ©efprtt^ (@.
3)taIofl.)
2) SBanim man toert^Dode 2Rebttationen 6atb nteber*
fc^retbeti fotl.
S)og man mett^t^oOe eigene äRebitotionen mögHi^fl balb niebet'
fc^reiben foQ, üerfle^t fic^ t^on felbft; ücrgeffen toir hoäf bi9tovim,
mad totr erlebt, tote t)iel me^t maö mir gebaut ^aben. ©ebonlen
ober lommen nid^t, mann mir, fonbem monn f ie moDen. ($. IT, 54.)
Jßlttt.
1) 3)a« ÜReermaffcr.
@egen ben SRigbraud^ ber äu§ern QmdmU^iflttit, meiere fletd
}meibeutig bleibt, ju pj^^ftlot^eologifc^en Semonfhrationen, mie fte iei
ben (Sngtänberii üblid^ finb, giebt ed 9eif))iele in contrariom, atfo
Sfteleologien, genug. (Sine ber ftttrlfien bietet un^ bie UntrinI6atfeit
bed SReermafferd, in f^olge meld^er ber Wltn^if ber ©efa^r jn m«
burflen nirgenb^ me^r au^gefe^t ifl, aU gerabe in ber 9Rttte ber
grogcn SBaffermaffe feinet Planeten. „SBoju brandet benn bad 3flttx
fal}ig }u fein?'' frage man feinen Snglänber. (9B. ü, 384.)
2) S)ad Seui^ten beö SDteered.
Sad fafl ollen goOertortigen 9tabiarien eigene f>^odf»^ore9cirenbe
Sendeten im SReere entfpringt bieUeic^t, eben mie bod Senaten bc«
^^o^p^orö felbß, ouö einem longfornen Serbrennungd))ro€eg, mie ja
att(^ bod Xt^men ber ffiirbeltl^iere ein foli^er iß, beffen SteDe ed ber»
tritt, ote eine 9{ef))iration mit ber gonjen OberfIttd|e unb bemnoc^ ein
äugerlid|ed (ongfomed Serbrennen, mie jeneö ein innerlichem ifl; ober
t)ie(me^r fänbe ouc^ ^ier ein innerlichem Serbrennen @tatt, beffen
Sid^tentmidelnng blo« Dermttge ber t)anigen ÜDurd^flc^tigteit oOer biefer
goUertortigeu liiere äugerlit^ fn^tbar mürbe. (% H, 187.)
iatitmfi0*
1) Z)am ®efe|, meiere« bie ÜReinung befolgt.
2)ie SDtetnnng befolgt bam ®efe^ ber ^enbelfd^mtngnng ; ifi fie auf
einer Seite über ben ©(^merpunf t ^inaumgemi^en , f o mu§ fie t9 ha-
naij eben fo meit auf ber anbem. (Erfl mit ber ^tit finbet fie ben
redeten «u^epunft unb fie^t fefi. (?. H, 640.)
2) !2)ie Sltgemein^eit einer iDteinung ift lein Semei^
i^rer 9{id^ttgleit
Die SQgemeitt^eit einer SReinung ifl lein 9emel9, ja nic^t einmal
ein 9Ba§rf(^einIi(^feitmgrunb i^rer 9;i(^tigleit. X)ie, meiere bom ©egof^
t^eil ht^aupitn, muffen annel^men: 1) bog bie (Entfernung in ber 3^'^
jener Allgemeinheit i^re Semeimfroft roubt; fonfl mügten fie oQe alten
9Retntmfl 95
dnt^ümer intüdxnftn, bie euimol allgemein für SEBo^r^eit gatten,
g. 9. bad $tolemäifc^e ©^flem, ober tnügten in aOen proteßontifc^en
SSnbern ben ftat§olicidmud lerfieüen; 2) bag bte (Entfernung im 9t aum
baf[e(6e (eißet; fonfl mirb fie bte SIQgemetn^eit ber SReinnng in ben
Setennern bed Subb^ai^mu^, bed S§rifient§umd unb beö d^Iam in
Verlegenheit feiern (^. 28 fg.)
3) (Sntfle^ung^art ber fogenannten allgemeinen
2)teinnng.
993a9 man fo bie allgemeine SDteinung nennt, ifl, beim 2id|te
betrachtet, bie ÜReinnng jtt^eier ober breier ^erfonen, tootion loir uvA
ü6er}eugen Uiürben, tt^enn toir ber (Entfle^ungdart fo einer allgemein
gültigen SReinung jufe^en lönnten. Sir m^^^^n ^<tnn finben, bag
jtoei ober brei Seute t9 finb, bie folc^e juerfl auffleOten, unb benen
man fo gütig mar, bie grünblic^e Prüfung berfelben jujutrauen. Stuf
haß ^orurt^eil ber hinlänglichen $ä^igfeit 2)iefer nahmen juerft einige
Snbere bie SReinung ebenfadd an. 3)iefen loieber folgten aud £räg«
^eit 8nbere. ®o muc^d oon Xag }u Stag bte 3o§I fold^er trägen
unb leichtgläubigen Sn^änger, unb bie noc^ Uebrigen Maren, um nid§t
für unruhige ft5))fe ju gelten, genöt^tgt, bie angenommene ÜReinung
gelten ju laffen. de^t tourbe bie SBetjiimmung ^flic^t. 9hmme§r
mugten bie wenigen Urt^eitefä^tgen fc^meigen. ($. 29.)
4) SBert^ ber SReinung Xnberer üon und für unfer
Sebenöglüd.
Der übertriebene SBert§, ben toir in i^olge einer befonbern ©^mäd^e
unferer Statur auf bie 3)?einung Slnberer Don und ober auf unfer S)a«
fein in ber fremben SOteinung legen, toirlt auf unfer eigened ®Iü(f,
}unä^ft auf bie biefem fo mefentli^e ®emüt^dru]^e unb Unabhängig«
feit, me^r fiörenb unb nad^t^eilig, ab förberKd^ ein. Siel mefentlic^er
für bad Sebendglütf iß, m^ man in unb für fid| felbft ifi, att
!Z)ad, mad man blod in ben Sugen Snberer iß. 3utn (Erßeren ge*'
gebärt bie ganje Sfudfüllung ber 3'^^ nnferd eigenen S)afeind, ber
innere @e^a{t beffelben, mithin alle bie ®üter, mel^e bie Subämonologie
unter ben Titeln „mad (Einer iß'' unb „mad (Einer ^at" betrad^tet.
(@. ©tücffäligteitdle^re.) S)enn ber £)rt, in toelc^em aOed
2)iefed feine StBirlungdfp^äre §at, Iß bad eigene Sekougtfein. $in«
gegen iß ber Drt beffen, mad mir für Snbere ßnb, bad frembe
Vewugtfein. Z)ied nun iß nur Don mittelbarem SEßert^, fofern bad
8etrogen ber Xnbern gegen und baburc^ beßimmt mirb. 3unäc^ß nnb
toirtlid^ lebt bod^ deber in feiner eigenen ^aut, ni^t aber in ber
SReinung Snberer; bemnac^ iß unfer realer unb f^erf0nli^er S^fi^n^f
toie er burc^ ®efunb(eit, jEemperament, Sä^igfeiten, (Einlommen, äßeib,
fttnb, Srennbe, 993o^nort u. f. to. beßimmt mirb, für unfer ®iü(f
^unbert mal mid^tiger, atd mad ed Snbern beliebt an^ und )u machen«
S)er entgegengefe^te Sa^n mad^t nngUidHid^. Siel }u Diel 893ert^ auf
96 fOttiaa^oXit — 3Renf(^. SRenfci^engefc^Ied^t
bie 9}fetnung Snberer )u legen tfi ein allgemein ^errf^enber dntta^n,
bem entgegenjutoirten tfl. {% 1, 373—376. — «ergl. aud^ (Sitcl*
(eit unb S^te.)
5) SBie man \iif gegen bie 9Reinnngen bet SRenfii^en
»erhalten foll.
9Ran beflrette feinet SOtenfc^en SOtetnung ; fonbern bebenf e, bag toenn
man aOe Kbfurbttttten, bie er glaubt, i^m au^reben moQte, man
iD'^et^ufalem^ Sllter erreichen lönnte, o^ne bamit fertig }U loerben.
(?. I, 493.)
Mdanitolxt.
1) Unterf(^ieb jmifd^en 2)?eIan^otie unb Serbrie§'
lid^feit.
Serbrieglid^feit unb SDteland^oIie liegen toeit au^etnanber; Don ber
Sufiigfeit }ur äRelan^otie ifi ber 993eg Diel nfl^er, ate Don ber Str»
brieglic^Ieit — SRelan^oIie jie^t an, SerbriegUc^reit flögt ab. (¥•
n, 625.)
2) SRelan^oIie aU (Sigenf^aft bed ©enied nnb M
ebelen ^^arafter.d.
Ueber bie bem @enie betgegebene 2ReIand^oIie fle§e unter @enie:
Sort§ei(e unb 9?a^t^etle ber ©entalität für ha9 geniale dnbiDtbuitui.
(Sinen fe^r ebelen @§aralter benfen mir und immer mit einem ge*
loiffen 9[n{lri(^ fiiQer Strauer, bie nid^td to)eniger ifl ate beßfinbige
Serbriegli^Ieit über bie tflgK^en SBibern^ärtigfeiten; fonbern ein au«
ber (Srienntnig l^crDorgegangene^ Semugtfein ber 9K(i^tigIett aller ©üter
unb bed Seibend alled Seben^, ni^t bc^ eigenen aDein. (SB. I, 468.)
MdoKixt^ f. aRufif.
Mens, im ©egenfa^e ju Animus. (@. ®emüt^.)
ittenfdi. itttnfd)tnjgtfd|Ud)t.
1) Qu\ammtnffan% bed SRenfd^en mit ber übrisen
SRatur.
& barf nid^t angenommen loerben, ber SOtenfc^ fei Don*ben übrigen
SBefen unb SDingen ber 92atur fpedfifd^, toto genere unb Don ©mnb
üu9 Derf(^ieben, Dielme^r nur bem ©rabe nad^. (9B. II, 192.)
£)bgtei(^ im SRenf^en, aU (^Iatonif(^er) dbee, ber äBiOe feine
beutlic^fle unb Dollfommenfte ObjectiDation ftnbet; fo fonnte benno((
biefe allein fein äBefen nic^t nudbrüden. S)ie dbee bed aRmff^cn
burfte, um in ber gehörigen Sebeutung ju erfc^einen, nic^t aUein unb
abgeriffen fi^ barflellen, fonbern mugte begleitet fein Don ber @t]tfcn<
folge ahxoM9 burd| oUe ©efialtungen ber S:^iere, burc^ ba9 ^flanjen«
rei^, bi^ }um Unorganifc^en ; fle alle erfl erg2ln}ett fid^ jur DoDfifinb^en
DbiectiDation be9 äBiOen^; ^e n^erben Don ber dbee be« SRenfc^en fo
aRenfd^, a^enf^engefc^le^t 97
toraudgefe^t, »ie bte Stützen bed ^aumed 9(tttter, Sefie, Stamm
unb Sßurjel Dorau9fe^en; fle Silben eine ^^ramibe, beren @))i^e ber
SWcnfd^ ip. (ffi. I, 182.) 3)iefe innere, öon ber abäqnaten Ob-
jectttttt bed SBiOend ungertrennli^e Stot^teenbigleit ber Stufenfolge
feiner (Srf (Meinungen ftnben toir aber andf burd^ eine äugere 92ot|*
tneiibigleit anögebrücft, bur(^ biejenige nämtid^, Dermöge »eld^er ber
9)?enf^ )u feiner (Sr^altnng ber 2:^iere bebarf, biefe flufenmeife eine^
bed anbern, bann ouc^ ber ^flanjen, intlift micber bed 93oben9 be*
bUrfen, bed S9iafferd> ber (^emifc^en SUmente, bed Planeten, ber
©onne u. f. f. (SB. I, 183.)
3)er 2Renf(^, aU bie DoÜfomnienfle Objectii^ation ht€ SBiüend }um
Seben, ifl bemgemäg auc^ ha9 bebUrftigße unter oHen SBefen. (SB.
l, 368.)
2) dbenititttt ht9 SSiefentHc^en in Z^ier unb 9Renf(^.
Sluf bie (Srienntnig ber dbentität ht9 2Befentti(^en in ber 6rf(^ei-
nung bed Xf^itt^ unb bed ÜRenf^en leitet nic^td entfd^iebener ^in, aM
bte SSefc^ttftigung mit S^otoS^^ ^"^^ Xnatomie. 2Ran mug »a^rli^^
an allen ©innen blinb fein, um nic^t ju erfennen, bog bad Sßefent«
Itc^e nnb ^auptfUc^Iic^e im 2:^iere unb im SKenfc^en bad @elbe iß,
nnb bag toa^ Seibe unterfc^eibet uic^t im primären, im principe, im
innem Sßefen unb im ßcrn beiber Srf Meinungen liegt, aU totliitx in
ber einen toit in ber anbem ber äBille iß, fonbcm allein im ©ecun«
bdren, im duteOect, im ®rabe ber (Srienntnigfraft. 3)ed ©leic^artigen
}iDif(^en 2:^ier unb äRenfc^, fomo^I pf^ifc^ M fomatifd^, ifl o^ne aOen
Sergteid^ me^r, al9 bed Unterfc^eibenben. (@. 240 fg.)
find) in et(|ifd^er ^infi^t finbet n)efentli(^e ©lei^artigleit »eiber
®tatt. S)ie iD?a^me ber Ungerec^tigteit, bad $errf4en ber ®emalt
ftatt M Vttäjt9, iß bad »irlüc^ unb factif^ in ber Statur ^errfd^enbe
@cfe^, nid^t etwa nur in ber S^iermett, fonbem au(^ in ber SRen-
fc^enteelt. ©einen na^t^eiligen folgen ^at man bei ben cioilißrten
Söllern burcj^ bie Staatdeinric^tung Dorjubeugen gefud^t; fobalb aber
biefe, too unb ttie t9 fei, aufgehoben ober elubirt wirb, tritt iened
9?atHrgefe^ gleic^ lieber ein. ^o^tott^renb aber ^errfc^t e^ {»ifc^en
Soir unb Soll; ber }n)ifd^en biefen übliche ©erec^tigleit^'dargon iß
belannt(i(^ ein btoger ftan)(eißi( ber 3)i))IomatiI; bie ro^e ©emalt ent«
f Reibet. (6. 159.) 9uf ber dbentitttt bcd SBiOend in ber X^ier- unb
9){enf(^en»e(t beruht ber ftrieg. (®. Jtrieg.) 3)er 9Renf^ iß im
©raube ein »ilbed, entfe^Iid^ed Z^ier. SSiir fennen t9 blod im 3u'
ßanbe ber Sttnbigung unb S^^^unSf melc^er Sioilifation ^eigt; ba^r
erfi^reden und bie gelegentlid^en Sludbrü^e feiner 9Iatur. 9ber »o
unb mann ein ÜRal ®<^Iog unb StiU ber gefeilteren Orbnung ab*
faOen unb Xnarc^ie eintritt, ba jeigt ßd^ mad er iß. — Sßer in»
amifc^en auc^ o^ne folc^e ©elegen^eit ß(^ bartiber aufllfiren möchte,
ber lann bie Ueberjeugung, bag ber SRenfc^ an ©raufamleit unb Un*
erbtttli^Ieit feinem Xiger unb leiner ^^äne nac^ße^t, au9 ^unbert
100 äJlenfd^. aRenfc!^engefd^(e(!^t
bürfniffen. (SB. II, 316. 9t..6l. — «ergl. ou(^ unlet antcllect:
3»e(I bed dnteQectd.) 3)uvc^ btefe Sr^ö^ung ifi aber ntd^t nur bte
Xuffaffung ber SRottoe; bte aRannigfaUtgleit berfelben unb überbau))!
ber $ort}ont ber 3^^^^ itneubtid^ Derme^rt, foiibem and) bte 3>eut*
lic^fett, tnit tüAi^tt ber SBille ft^ feiner felbfl beiDußt koirb, anfö
l^öd^ße gefletgert. 3)Qbur(^ aber, tote au^ burc^ bie ald S^räger eine«
fo er^ö^ten dntcHectd not^ioenbig Dordudgefe^te Se^cmenj bed SBtHend,
iß eine (Sr^^ung aDer SSlffecte eingetreten, \a bie 9Rög(id^!eit ber
8eibenf^aft, »elc^e bad Silier eigcntUd^ nic^t fennt (äS$. U, 317.)
S)er äßenfd^ ift oiet größerer Setben fä^ig, atd bad £§ier, aber aud^
größerer S^eubigleit, in ben bef riebigten unb froren Slffecten. 6bcn fo
nia<|t ber er^öl^te dntellect i^m bie &angcn)ei(e fühlbarer, a(d bem
S^ier, tuirb aber aud^, iveun er inbiDibueQ fe^r boOfommen ifl, gu
einer unerft^öpfUc^en OueDe berturjwcil. (925. U, 318.)
S)ie burc^ bie Vernunft beim äRenfc^en eingetretene 3>eliberatton0^
ftt^igleit ober Sä^igfeit, fid^ bur^ obfhacte äKotiDe beflintmen yoL
loffen, gehört gu ben S)ingen, bie fein S)afein fo fe§r Diel quatooUer
machen, otf bod bed S^^iered; n)ie betin überhaupt unfere grögten
©c^nterjen nic^t in ber ®ege)tn)art, old anfc^attttd^e SorfleQungen ober
unmittelbare^ ®efü^I liegen; fonbem in ber Vernunft, aM abffaracte
^Begriffe, quälenbe ®ebanfen, Don benen bad allein in ber ©egentoart
unb ba^et in betteiben^mert^er ©orglofigTcit lebeube S^ier DöOig frei
ifi. (835. I, 351 fg.)
4) S:rondfcenbente (Sin^eit bed SOtenfc^ettgefc^Ied^td.
Wlan fann ftd^ bad SRenfc^etigef^ted^t bitblid) ald ein animal com-
positum DorfleKeu, eine Sebendform, Don totiijtx Diele ^ol^pen, be«
fonberd bie f c^iDimmenben , n)ie Veretillum, Funiculina unb anbere,
Seifpiele barbieten. iEBie bei biefen ber ßopft^eil iebed einjelne S:^ter
ifoiirt, ber untere X^eil hingegen, mit bem gemeinf(^oftIid^en SRogen,
fle alle jur (Einheit eined Sebcndproceffcd Derbinbct; fo ifolirt bad ®e«
l^tm mit feinem 9en)ugtfein bie menfd)tic^en dnbioibuen; hingegen ber
unbemußte S^eil, ba« Degetatioe Seben, mit feinem ©anglienf^fiem, ifi
ein gemeinf amed ithzn SlOer, mittelfi beffen [xt fogar audna^mömeife
communidren Mnnen, lote ber animatifd^e äKagnetidmud unb bie SKagte
beweijl. (835. 11, 371 fg.)
5) !Z)er SDienfc^ aU SSJenbepunft bed äBitlend jum
Seben unb aU Sribfer ber 92atur.
3)a im SD?enf<^en ber SßiHe gur 93efinnung unb folglich auf
ben $unft fommt, n)o er beim Sichte beutlic^er (Srfenntuig f[(| jur
Seja^ung ober Verneinung bed äSJiUcnd }um Seben entfd^eibet; fo
^oben iDir leinen ©riinb onjune^men, ba§ z9 irgenbmo noc^ }u ^0^
gefictgerten DbiecttDotionen be« 935iIIeiid fomme, ba er ^ier fd^on an
feiitem fflenbepunfte angefommen ifi. (S35. 11, 664. 698 fg. ?. II,
164.)
@. 48. 97 fj. 110. ?. n, 617 fg. $. 849. — «ergt. aud^
Sefonnenl^ett.)
2)ctt SOtenfc^en oudgeiiommen, tounbert flc^ fein SSiefen über fein
eigene« S)afein; fonbern i^nen Slllen ücrfh^t baffetbe ftd^ fo fe^r Don
felbfl, bag fie cd nic^t bemcrien. Xu« ber Stuj^e bed Sücfd ber
X§iere fprt^t noc^ bte äBeid^eit ber 92atur; n)etl in i^nen ber SßiQe
ititb ber dntcKcct nod^ nic^t m\t genug audeinonbergetreten pnb, um
bei i§rem SBieberbegegnen flc^ über einanber t^enounbern ju Fönnen.
@rfl beim Eintritt ber Semunft, a(fo im SRenfc^en, gelangt bo«
innere SBefen ber Statur (ber SBiQe jum lieben) gur SSefmnung; bann
munbert ed fic^ über feine eigenen SBerfe unb fragt fü^, toa9 ed felbft
fei. 9ßit biefer Sefinnung unb Senounbemng entfielt ba^er bad bem
SDtenfd^en allein eigene 9ebürfni§ einer SOtetap^^fif. S)er SRenfc^
ifl fonac^ ein animal metaphysicam. (3B. II, 175 ff. 653.)
Srfl beim 9Renf(^en anc^ tritt jene )>oniommene @onberung be« du«
teDectd t>om SBiOen, bed Srfenncnd t)om äBoQen, ein, auf ttetc^er bie
£)biectit)itttt, fotglic^ bie äß^etifd^e «uffaffung unb 3)arpeaung
ber 2)inge, bie ftunfl, beruht. (@. unter Anteile et: bie @tufen bed
dnteDectd.) S)ie S)ienflbarleit ber Srfenntnig unter bem äßillen, bie
bei ben Silieren eine nnauf^eblic^e tft, n)irb beim SRenfc^en (in ber
ffnnfl) aufgehoben. 2)iefer Unterfc^ieb itoifd^en 2Renfd§ unb 2:^ier ift
äugerlic^ audgebrüdft burc^ bie Serfc^ieben^eit M Ser^ältAijfe« M
»opfe« jum Stumpf. (335. I, 209. — 8ergl. Äopf.)
Snblic^ au(^ tritt ti^ beim SRenf^en bie fonfl nur bem SDing an
{i(^ }uIommenbe ^rei^eit in bie (Srfc^einung ein. (®. unter grei«
^eit: (Eintritt ber gtei^eit in bie (Srf Meinung beim SDtenfci^en.)
3)ie äRenfd^enfpecied unterfc^eibet fld^ Don allen anbem burc^ ha9
bebeutenbe hervortreten bed dnbioibuald^aralterd in i^r. (@. unter
dnbit)ibuation, dnbit>ibualitftt: 3)ie dnbioibuafitttt auf ben oer»
f ^(ebenen ©tufen ber 92atur.) SBa^rfd^eintic^ ^ängt e« mit biefem
Unterfd^iebe ber 90?enfd^engattung }ufammen, bog bie Surd^en unb
SSinbungen bed ©e^imd, meiere bei ben Sögein noc^ ganj fehlen unb
bei ben ißaget^ieren nod^ fe^r fc^teac^ finb, fetbfl bei ben obent Z^ie«
ten toeit f^mmetrifd^er an beiben ©eiten unb confianter bei iebem du«
btDibnum bie felben flnb, aU beim Sßenfc^en. Semer ift t9 q19 ein
$^änomen jene« ben 3Rcnf(^en oon allen 2:^ieren unterfc^eibenben
eigentlichen dnbioibuatc^aralterd anjnfe^en, bog bei ben 2:^ieren ber
@ef(^te4tdtrieb feine SBefrtebigung o^ne mevKid^e Vudwa^I fuc^t, n^ö^»
renb biefe Sudma^I beim aRenfd^en b\9 )ur getoaltigen 8eibenfd)aft
lleigt. (S. I, 156. — Sergl. auc^ ©efc^Ied^t^trieb unb ®e«
fc^Ied^tdliebe.)
Sine too^t nod^ nid^t bemerße p^flfd^e Serf(^ieben^eit M 9Renfc!^cn
bom 2:§iere ifi, bag ha9 893eige ber Sclerotica befiftnbig fld^tbar bleibt.
(?}. II, 171, «nmerl.)
3)ie (Sr^b^nng M menfd^fid^en dnteOect« über ben t^ierifd^en fie^t
im Ser^ttltnig ju ben in ber menf^Iic^en ®attung gepeigerten 9e«
7*
100 iXßenfd^. iWenf^engefd^Ie^t
bürfniffcn. (SB. H, 316. 9i..6i:— «crgl. Qud^ unter OntcUcct:
^mä bed dnteQectd.) 3)ur(^ btefe Sr^ö^ung if) aber nt^t nur bte
Xuffofyung ber SRotioe; bie 9)?anmgfalttgfeit berfelben unb über^Qu))t
ber $ori}ont ber ^mdt unenbüd^ Dermc^rt, fonbern andf bie 2)eitt*
lic^Tett, tttit loeld^er ber SBiOe Tt^ feiner fetbfl beiDugt kotrb, anfd
l^öd^fie geweigert. !3)aburd^ aber, toie au^ burc^ bte a\9 S^räger eine«
fo er^ö^ten ^teHectd not^koenbig Doraudgefe^te ^tf^tmtni ^^^ SBiüend,
iß eine Sr^^ung aDer Effecte eingetreten, \a bie SRögßd^feit be(
Seibenf^aft, loel^e bad Silier eigehtlid^ nic^t fennt. (SB. II, 317.)
3>er SOtenfd^ ift oiet größerer Seiben fä^tg, atd bad £§ter, aber au^
größerer greubigfeit, in bcn bcfriebigten unb froren Effecten. @6cn fo
mai^t ber er^öl^te dnteUect i^m bie Sangcmeite fühlbarer, ai9 bem
St^ier, loirb aber and), loenn er inbibibueQ fe^r DoOfommen ifi, in
einer unerfd^öpftit^en^ntteöe berÄurjweiL (SB. II, 318.)
S)ie burc^ bieSernnnft beim SDtenfc^en eingetretene 3>eltberation0^
ftt^igteit ober Sä^igfeit, {i(^ burd^ abfhacte äKotiDe beßimmen jn
laffen, gel^ört gu ben S)tngen, bie fein S)ofein fo fe§r Diel quateoOcr
mad^en, al9. bad bed S^^iered; tt)ie benn überhaupt unfere größten
©c^nterjen nic^t in ber ®egenn)art, ald anfc^autid^e SorfleDungen ober
unmittelbare^ ®efü^t liegen; fonbern in ber Semunft, al€ abfkacte
Segriffe, qu&Ienbe ©ebanfen, t)on benen bad aOein in ber ©egentoart
unb ba^et in beneibendmert^er ©orglofigTcit lebenbe S^ier DöOig frei
ifi. (SB. I, 351 fg.)
4) Siran^fcenbente (Sinl^eit bed 9)?enf(^engef(I^Ied^td.
Wan fonn fld^ bad 3Renfd^engef^Ied^t bilb(id) al9 ein aniinal com-
positum i)otfleIIen, eine Lebensform, t)on metc^er mele ^ot^pen, be«
fonberd bie f c^ioimmenben , tvie Veretillum, Funiculiiia unb anbere,
Seifpiete barbieten. iEBie bei biefen ber ftopft^eil {ebeS eingelue S^tet
ifolirt, ber untere X^eit hingegen, mit bem gemeinfc^aftlic^cn äRagen,
fie alle jur (Einheit eined SebcndproceffcS üerbinbct; fo ifoßrt bad ®e«
^im mit feinem Semugtfein bie menfc^ti^en dnbiuibuen; hingegen ber
unbettjußte 2:^etl, baS DegetattDe Seben, mit feinem ©anglienf^fiem, ifi
ein gemeinf amed geben Silier, mittelfi beffen fte fogar oudna^mdioeife
communiciren lönnen, toie ber animalifd^e SOtagnetiSmud unb bie äffagie
betoeifl. (2B. ü, 371 fg.)
5) !Z)er SDienfd^ aU SBenbepuntt beS SBitlenS jum
Seben unb al9 Srlöfer ber 92atur.
3)a im SD?enf<^en ber SBiDe jur 93efinnung unb folgtii^ anf
ben $unft tomnit, mo er beim Sichte beutlic^er (Srlenntuiß ft^ inx
Seja^ung ober Semeinung bed SBiUcnS jum Seben entfd^eibet; fo
^aben mir feinen ©rimb anjune^men, bag ed irgenbmo noc^ gn ^5§er
geficigerten Dbjectit)ationen bed SBiOend Tomme, ba er ^ier fc^on an
feinem fflcnbepunfte angefommen ift. (SB. II, 654. 698 fg. ?. ^
164.)
9Renf(^. iD^enfd^engef^Ied^t 101
SSürbe bte adfettfd^e Semetnttng bcd SBidend )um Seben hnxdf frei«
mtDige Jleufc^^eit eine aD^entetne im äRenfc^engefd^Iec^t, fo fiUrbe
biefed arx9, unb ba alle äBiQenderjc^einungen tu ber 9^Qtut {ufantmen«
^ttitgen, fo lügt fid) annehmen, bol mit ber ^ö^fien SBiKenderfc^ei«
nung anij ber fd^tDäd^ere SBtberfc^ein bejfetben, bie S^dier^eit iDCgfaOen
tuürbe. 3Jlit gSnjlic^er Suf^ebung ber Srfenntnig fc^tvSnbe bann andf
Don fc(bft bie übrige 993e(t in ^üji^, ba o^ne ©ubject fein Dbject.
SDie übrige Statur ^at alfo i^re Srtöfung t)om äßcnfc^en ju ermorten,
ttjc((^er ^riefler unb Opfer a«9lei(^ ijl. (SB. I, 449 ff!)
3mar lünbigt me^r ate SlOed bie 3Renfc^entt)e{t, atd in iDetd^er
tnoralifc^ ©d^ec^tigfeit unb 9?iebertrttc^tig!eit, inteüectueD Unfä^tgfcit
unb IDumm^eit in erfd^recfenbem äRaoge uor^enfd^en, bod @anfaro
an. 3)enno(^ treten in i^r, n)ie»o^( fe^r fj^orabifc^, aber bo(^ ßetd
unb Don 9}euem überrafc^enb, (Srfc^einungen ber 9tebli(^leit, ber ®ÜU,
|a bed (Sbelmut^ed, unb eben fo auc^ bed großen Serftanbed, M ben*
Fenben ©eifle^, fa beö ®enied auf. 92ie ge^en biefe gan} au8. 9Btr
muffen fie ate ein Unterpfanb nehmen, bag ein guted unb ertSfenbed
^rincip in biefem @anfara fledt, n)el(^ed jum 3)ur(^bru(^ lommen
unb ha9 ®an}e erfüHen unb befreien !ann. ($. II, 233 fg.)
6) 3)ie (Sntfle^ung bed SRenfc^engefd^Ied^td, feine ur«
fprünglid^e f^arbe unb 9?a^rung.
2)ad ÜJJenfci^engefc^tec^t ifl ^öc^ft »a^rfc^einlid^ nur au bret @teDett
entf!anben; meil mir nur brei beftimmt gefonberte S^^pen, bie äiif wc^
fprüngUc^e 9lacen beuten, ^aben: ben lautafifc^en, ben mongolifc^en
unb ben ttt^iopifc^en X^pud. Unb jmar '^at biefe Sntfle^ung nur in
ber alten Sßelt ©tatt finben tonnen, i^enn in Slufhatien ^at bie
Statur t9 ju gar feinen Sffen, in- Smerifa aber nur }n lang«
gef^mttngten 2Reerfo$en, mijt aber jn ben tur}gefid§mttn}ten, gefc^meige
}u ben oberften, ben ungefd)män)ten Xffengefd^te^tern bringen fttnnen,
meli^e bie te^te @tufe oor bem 3Renf(^en einnehmen. (SergL 9(ffe.)
ferner ^at bie Sntjie^ung bed SOtenfd^en nur jmifc^en ben SEBenbe«
Ireifen eintreten fönnen; meil in ben anbern 3onen ber neu entftanbene
ilRenfc^ im erfien 3Binter nmgefommen mftre. dn ben ^igen B^nen
nun aber ifl ber 9Renf(^ ^^i^an, ober menigflend bunfelbraun. 3)ie«
a(fo ifi, o^ne Unterfd^ieb ber 9tace, bie ma^re, natürliche unb eigen«
t^ümfid^e Sarbe M SRenfc^engefd^tec^td unb nie §at t9 eine Don
9Iatur meige Kace gegeben. (Erfl na^bem ber 9Renf(^ auger^alb ber
i^m onein natürli^en, jmifd^en ben SSJenbefreifen gelegenen ^eimat^
lange 3eit ^inburd^ flc^ fortgepflanjt ^at, unb in golge biefer «er-
me^rung fein ©efci^Iec^t flc^ in bie tttttern 3onen Derbreitet, mirb er
^a unb enblic^ meig. OP. U, 167—170. ffi. H, 625.)
Sie bie buntte t^arbe, fo auc^ ifl bem SDfenfc^en bie Degetobilifc^e
gta^rung bie natürliche, «ber mie iener, fo bleibt er andf biefer nur
im troj>if(^en »lima getreu, «tt er fl^ in bie fältern Bonen Der-
breitete, mugte er bem i^m unnatürlichen jttima burd^ eine i^m un«
102 3Renf4. aRenfc^etigcf^Iecftt
natürlt^e 92a^ng entgegenkotrlen. 2)er 9Renfc^ tfi olfo guglet^ loetg
itnb camtoor geworben. (Sben baburc^ aber, »te auc^ bnrc^ bte ßär^
lere SeKeibung f^ai er eine gemiffe unreine itnb elet^afte 9ef(^affen(^t
angenommen. ($. n, 170 fg.)
7) Sltmälige 2)egrabotion bed iD^enfc^engefc^Ied^td.
& fc^eint, bag 3)ie, »elc^e ber Sntfie^ung be« SRenfc^engefi^Iec^tö
nnb bem ttrqueO ber organifd^en 9?atur bebeutenb ntt§er ftanben, ald
mir, rndf nol^ t^eite größere (Energie ber intnitt)>en (Srlenntniglrttfte,
t^M eine richtigere @timmnng M @eifle^ Ratten, moburc^ {ie einer
reinem, unmittelbaren Suffaffnng M SSefend ber Stojtur fa^ig unb
baburi^ im @tanbe maren, bem metap^^ftfc^en Sebürfnig ouf eine
mftrbigere SEBeife )u genügen; fo ent(lanben in ben UrDätent ber 93ra^
manen, ben 9tif(^id, bie faft übermenfc^Iic^en Sonce))tionen, meiere
fpäter in ben U)>anif traben ber Seben niebergelcgt mürben. (9B.
U, 178.)
3)ie aDmftlige S)egrabation ber (Sprayen ifl ein bebenllic^e^ argu«
meut gegen bie beliebten 2:§eorien unferer £)))timiflen t)om ,,flätigett
Sortfc^ritt ber 9Kenf(^l^eit }um SSeffem", moju fte bie beplorable @t*
f^ic^te bed bi^ebifc^en ©efd^Iec^td oerbre^en möchten; überbied ober ifl
fie ein fc^mer }u Kfenbed Problem. SBir fönnen bod^ nic^t um^in,
bod erfle aud bem ©c^ooge ber Statur irgenbmie ^emorgegangene
SRenfc^engefd^Ied^t und im B^ßanbe gänjlic^er unb (inbifc^er Untunbe
unb folgli^ ro^ unb unbeholfen ju beuten; mie foD nvai ein folc^ed
®ef(I^Ied|t biefe ^öc^fl lunftüoDen ©prad^gebfiube erbatet ^aben? —
S>a9 $Iauflbdfle fc^eint bie Sbtna^me, ba§ ber iDtenfc^ bie ®pra<^e
inßinctit) erfunben ^at, inbem urfprUnglic^ in i^m ein dnßinct
liege, )>ermöge beffen er bad }um ©ebrau^ feiner Sernunft unent«
be^rtif^e 9BerI)eug unb JDrgan berfelben ol^ne Stefle^on unb bemngte
9(bfl(^t hervorbringt, meld^er dnflinct fic^ nac^^er, menn bie Spraye
einmal ba ift unb er nic^t mel^r jur Xnmenbung lommt, iiertiert.
Sßie nun alle SBerle bed dnftinctd eine i^nen eigent^Umlic^e, bemun«
berungtoürbige SoIIIommen^eit ^aben, — eben fo ifl ed mit ber
erfhn nnb utfprttngti^en Sprache; fie ^atte bie ^o§e SoQIommen^t
aller äBerle bed dnflinctd. {f. n, 599 fg.)
£)b mo^I gar bie SRenf^^eit in bem SRaage, ate fie an Du an ti tat
)unimmt, an Ouatität i^erliert? toie (nac^ @d^nurrer9 ©efd^ic^te ber
@eu<^en), aU nac^ bem fc^toarjen %oi im 14. da^r^unbert eine fo
ungeiii0^nli(^e Sru^tbarleit ber SBeiber eintrat, ba| 3>»iO<n0^8^^urten
alltttgti^ tourben, biefen fttmmtlic^en Zubern jmei 3^^"^ fehlten,
aßenu man ©riechen unb 9tömer mit bem ie^igen ©efc^Iec^t Der^
gleicht, bie Urjeit benit, in ber bie Sebad t)erfagt mürben, unb bie
Srbfirmßc^Ieit M gegenmftrtigen ©efc^Iec^td betrad^tet, bad fid^ mie
Unfraut vermehrt, au(^ ertoSgt, bag unter einer grbgem ^oHjH nod^
me^r groge üRttnner aritl^metifc^ mögli^ finh unb leine lommen; —
fo lann man auf eine folc^e ^^pot^efe fommen. ($• 387 fg.)
a»enf(^en!emttntg 103
iRtnfdltnkenntnifi.
1) ©runbtage unb ^ropäbeutil ju aller SRenfc^en«
lenntnig.
2)te ©rnnbtage unb bie ^ropäbeuttf ju aller 9Renf(^enfenntnig tft
bie Ue6er}eugung, bag bad $anbe(n bcd 3Rcnf(^en, im ®anjen unb
SBefenttii^en , ni(^t Don fetner Semunft unb bereu Sorftt^eu geleitet
toirb ; ba^er jtetnet !^iefed ober dened baburc^ toirb, bag er e9, menn
auif nod^ fo gern, fein müd^te; fonbern aud feinem angeborenen unb
unt^eränberlic^en S^arafter ge^t fein 2;^un ^ert^or, toirb nH^ unb im
Sefonbern beflimmt burd^ bie Woiit>t, ift folglich bad not§menbige
^robuct biefer beiben gactoren. ($. U, 247.)
2) Srfennbarteit bed S^aralterd au9 Sinjel}ttgen.
(®. S^oralter.)
3) SBorauf ber drrt^um bei 93eurt§eilung frember
S^araltere beruht
debe menfc^U^e SoOfommen^eit ifl einem gelter Dertoanbt, in mU
c^en überjuge^en fie bro^t; jeboc^ auc^ umgefe^rt, jeber gelter einer
SoQfommen^eit. jDa^er beruht ber Orrt^um, in n)e{d^en tt)ir ^in»
fic^tlic^ eined iDtenfc^en gerat^en, oft barauf, baß »ir, im Anfang ber
SBetonntfd^aft, feine %ttjHtx mit ben i^nen Derioanbten SoQfommen^eiten
lierwed^feln, ober auc^ umgetel^rt. 3)a fc^eint und bann ber Sorflc^*
tige feige, ber Sparfame geizig; ober auc^ ber Serfc^menber tiberat,
ber ®robiau gerabe unb aufrichtig, ber X)ummbreifie ate mit eblem
©elbfloertrauen auftretenb, u. bg(. m. {% II, 224.)
(lieber anbere Dueüen M drrt^umd bei Setnrt^eitung frember
C^arattere f. unter dnbiDibuation, dnbioibualität: ^f^d^o«
logifc^c Semerfung über bie.Urfad^en irriger Seurt^eitung frember
dnbioibuen.)
4) Sinflug be« Stubiumd ber S)i(^ter auf bie SRen»
fd^entenntni§. '
üDurd^ bad @tubium ber !Z)id^tcr gen)inncn )uir an SRenfc^en«
fenntntß fttr bad loirTlid^e Seben, ober richtiger, toir »erben baburc^
fähiger )ur (Srioerbung Don SOtenf^enlenntniß im toirfUc^en ?eben;
benn e^ ift nic^t fo, bag toir auf ^erfonen {liegen, bie bad Originol
und bclaunter poetifc^er S^araftere tottren unb bcren Zf^un mir bo«
burc^ beurt^eileu tonnten, fonbern nur fo, bog mir burc^ bad ©tubium
poettfc^er (E^araftere ftt§iger merben, bie und t)orIommenbcn dnbiDt*
buatitäten fc^ueQ unb fi(^er aufjufaffen unb bad S^aralteriflifc^e in
t^rem Setragen Dom B^f^l^iS^n }u unterfc^eiben. Unfer Stid fttr bie
9uffaf(ung bed S^arafterifiifd^en ber SReufc^en mirb baburc^ eben fo
gefd^ftrft, mie burd^ ^tiiftitn ber Stid fttr bie Suff äff ung ber räum«
liefen Scr^ättniffe gefc^ärft mirb. ($). 368.)
104 3)>{enf4en(eben — äRenfd^enltebe
iKtnf4)tnUbtn.
1) !Z)ret SBetfen bed S^enfc^enleben«.
SDton lann brei (Extreme bed 9Renfc^en(eben9 t^eorettfc^ annehmen
unb fte atö Elemente be^ totrfttc^en Sröenfd^enleben^ betrauten. Srfl*
tic!^, bod ge»Qttt9e SBoUen, bte grogen Sctbenfd^aften (9tabf(^a'®uno).
Sd tritt ^erüor in ben grogen ^tflorifc^en S^arattereii; ed tfl gefc^tl*
bert im Spo^ unb 3)rQmQ; t9 lann ftd^ aber auc^ in ber Ileinen
(Sphäre jeigen. ©obann jmeitend bad reine Srfennen, bo9 9uff äffen
ber 3been, bebtngt burc^ Befreiung ber @rlenntnig Dom 2)ienfie hti
SBiOend: ba^ Seben bed @entud (©attna-iSuna). (Snbttd^ brittemS,
bte grögte Set^argie bed SBiSend unb bamit ber an i^n gebunbcnen
QrTenntnig, Ieere9 ®e§nen, (ebenerftarrenbe Sangetoeile (Stama«®unQ).
(9ß. I, 379.) 2:ama-®una, (Stumpfheit, 3)umm^ett, entfpri^t ber
8leprobuction8fraft; — 8iobfd^a»®una, Seibenfc^aftüc^feit, ber 3rri*
tabilität; — ®aixoa»®ma, Sßei^^eit unb Slugenb, ber @enftbtlit&t.
(5R. 32.)
2) S^aratter unb Seflimmung ht9 ÜRenf^enlebend.
(®. Seben unb ^eildorbttung.)
Attnf4)tnlitbt.
1) 3)ie üRenfc^enliebe aU Itarbinaltu^enb. (®. ftar«
binattugenben.) ■'^f.x,
2) Ser^mtnig ber äRenfd^enliebe ju ber ©erec^tigleit.
(©. ©eret^tigleit.)
3) Duelle ber SRenf^enliebe.
3n ber unmittelbaren, auf feine Argumentation geßü^ten, noc^ beren
bebürfenben St^eifna^me liegt ber allein lautere Urfprung ber SDtenfc^en«
liebe, ber Caritas, aycocti, alfo berjenigen S^ugenb, beren äRo^ime iß:
omnes, quantnm potes, juva, unb aud melc^cr aOe^ 2)ad fliegt, koa^
bie (St^if unter bem 92amen Siugenbpflic^ten, Siebe^pflic^ten, unooO^
lommene $fli<^ten t)orf(^rei6t. ÜDtefe ganj unmittelbare, ]a, infiinct«
artige St^eilna^me am fremben Seiben, olfo ba« äSitleib, ifl bie
alleinige Duelle folc^er $anblungen, »enn fie moralifc^en SBert^
^aben, b. 1). Don allen egoifHfd^en 3Rotioen rein fein foDen. (S. 227
— 229. — Cergl. au^ Siebe.) 3)iefe unmittelbare S^eilna^mc feftt
Doraud, bag idf mi^ mit bem Xnbem gemiffermagen ibenttficirt §obe,
unb foIgIi(^ bie ©c^ranle }mif(^en Oc^ unb !Rid^t*3(i^ für ben Kugen^
blid aufgehoben fei. SDiefer Sorgong ifl m^fieriöd. (S. 229.) 9Ber
Don ber Sugenb ber üRenfc^enliebe befeelt ifl, §at fein eigene« SEBefen
in |ebem Vnbern »iebererlonnt. Sr burc^fc^aut bad prmcipiom in-
dividuationis. (SB. II, 694. — Sergl. au(^ unter ®ut: 9ßefen be«
guten SRenfc^en, an fi(^ felbfl betrachtet, unb unter dnbioibuation:
bie im prindpio individaationis befangene (Srienntnig im ®egenfa^
}u ber t9 burc^fc^auenben.)
aWeßBor — TlttaUt 105
4) ©efc^ic^tti^e«.
Die luflcnb ber 2Rcnf(i^cnIic6e fc^lt bei «ripotclc«, wie bei aUen
atten. (S. 251.) !Z)te ^^ilofop^en bed «ttert^umd ^aben }n)ar bte
©enc^tigleit aU ffarbtnattugenb anerfaunt; hingegen f^abtn fte bte
9D?enfd)cnIicbc not^ nit^t oI« Siugenb QufgefleHt. ©ctbp ber in ber
SRoral [lij am ^öc^flen er^ebenbe $(Qto gelangt boc^ nur bid jur
fretn)tQigen, nneigennii^igen ©erec^tiglett (Erfi bod ^^rifient^um ^at
bte Sßenfc^enltebe fQrmti^ ate Xugenb, mib gmar aU bte grögte üon
aDen, aufgefleüt, fogar auc^ auf bte ^^etnbe au^gcbe^nt. hierin be-
fielt ha9 grögte Sevbienfl bcd S^nfient^itm^, mietoo^t nur ^infld^tti^
auf Suropa; ba in %\\m fc^on taufenb da^re früher bie unBegränjte
Piebe bc^ 5Rä(^flen geteert unb geübt toorben. — ©puren ber an»
erfennung ber äßenf^enltebe laffen ftd) übrigen« au^ bei ben Stten
pnben. ((g. 226.)
iSeflibar.
aWegbar ifl bie 3«t nic^t birect, burd^ fl(i^ fclbfl, fonbem nur in«
birect, burd^ bie SeiDegung, ate »etd^e im ^aim unb in ber ^tit
)uglei(^ ifl; fo mißt bie 93eioegitng ber ®onne unb ber U^r bie 3cit*
SReßbar iß ber 9?aum birect burc^ ftc^ felbfl, unb inbirect burc^
bie S3etoegung, aU totld^t in ^tii unb dtanm jugleic^ ifl; ba^er 3. 99.
eine @tunbe äßeged, unb bie (Sntfernung ber gi^fierne, audgebrücft
burc^ fo üie( ^^^re Sauf be« Sichte«.
9Re§bar, b. ^. i^rer Ouantität nac^ befiimmbar, ifl bie 9}{aterie
al9 folc^e (bie SRaffe) nitr inbirect, nämlic^ oQein burc^ bie ®rögc
ber SeiDegung, meiere fle empfängt unb giebt, inbem fte fortgef!ogen
ober angezogen toirb. (Sß. II, Stafel ber Praedicabilia a priori ju
@. 65, SRr. 18.)
Mtfft^ bie gefungene.
Sinen \nd reineren mnflTalif^en ®enug, aU bie Dper, gcuiä^rt bie
gefangene Wic^t, bereu meiftend unoernommene Sorte, ober enblo«
miebcr^olte ^aOeluja^, ®toria, (Steif on, Vmen u. f. w. ju einem
Uo§en @o(feggio »erben, in metc^em bie äRufif, nur ben allgemeinen
ffirc!^en(^QraIter bema^renb, fic^ frei ergebt unb nic^t, toit beim £)pern«
gefange, in i^rem eigenen @ebiete uon ÜRiferen aller 9rt beeinträc^'
tigt h)irb; fo bag fle ^ier unge^inbert aOe i^re Sltäfte entmicfelt.
SReffe unb ©^mp^onie aOein geben ungetrübten, t)oOen mufilatifd^en
®enu6; »ä^renb in ber Oper bie SRufir fic^ mit bem fetalen @tü(f
unb feiner Sfterpoefie elenb ^erumquätt unb mit ber i^r oufgelegten
frefflben Safl burc^jufommen fuc^t, fo gut fie fann. {% II, 467 fg.)
BXttaüt.
1) 2)ie ÜRetaKe ald 9eflanbt§ei(e be« (euc^tenben Ur«
nebeU.
On bem teuc^tenben Umebet, aud totlditm naäf Saplacefc^er ftod*
106 a^etamorp^ofe — WltiapW^t
mogonie bie 6U jum Steptun reid^enbe Sonne beflonb, fonnten bic
(^emifc^en Urfioffe noc^ ntc^t actu, fonbern blo9 potentia bor^anben
fein; aber bad erfie unb urfprünglic^e Sudetnanbertreten ber SKaterie
in $9^vogcn unb D^^ßcn, ©d^tocfcl unb Äo^Ic, ?ljot, S^Ior u. f. ».,
n)ie anij in bie t)erf^iebeneu, einanbec fo ä^nli^en unb boc^ ((^atf
gcfonberten aWetoDe, — toax baö erjic Slnfd^tQgcn be« ©runbaccorb«
ber fficlt. ($. II, 110.)
2) SKutl^ntQgung über bie ßvi]ammtn\t^nnQ ber SKc-
tatle.
SlDe 3)?etaIIe finb tDo^rf^etnlic^ bie Serbtnbung itütitx und no(^
unbeTannter, abfoluter Urftoffe unb unterf (Reiben flc^ blod burc^ bad
Der^ältnigmägige Ouantunt beiber, tporauf aud) i^r eleltrtfc^er ©egen^
fa^ beruht, naij einem ©efe^e, bemienigen onolog, in ^ol^t bcffen
bad D^^gen ber ^a\x9 eined ©aljed gu feinem 9{abicQl in umgefe^rtem
93er^Sltniffe l)edienigen fie^t, mlä)t9 Seibe in ber ©äure beffelben
©aljcd in einanbcr ^aben. SBenn man bie iD?etaQe in jene Sefiaiib«
t^eite ju gerfe^en üermöd^te; fo luUrbe man toa^rfd^cinli^ fie auif
machen fönnen, Da aber ifi ber 9tiegcl t)orgef(^oben. flp. II, 110.)
iÄctam0rpl)0fc, ber ^flanjen unb ber Onfcctcn. (©. ^flanjc unb
Onfecten.)
Wltiapf)tx, ©leid^nig, Parabel unb SDcgorie unterfc^eiben fi(^ mir
burc^ bie Sänge unb ^u^ftt^rlid^fcit i^rer X)arfteQung. @ie flnb in
ben rcbenben j^linften, n)o ed oft gilt, einen Segriff ober abfiracten
©cbanlen bnrdi ein ^eifpiel }u t)eranf4au(id^en, t)on trefflicher 993ir«
!ung. (SB. I, 284.)
£nietapl)srtii.
1) Urfprung ber aWetap^ijfil.
S)ie Wltta}ffit}[xi ^ai i^ren Urfprung in bem metQ))^^flfd^en Sebürf«
nig bed SOtcnfd^en. 3)er 9Kenfc^ allein ifl ein animal metaphysicum
unb unterfd^eibct flc^ burd^ bod i^m eigene Sebiirfnig einer WlcUipf)0f
bad aud ber bei i^m in §oIge ber ©onbemng bed -SnteQectd üoin
äßillen eingetretenen 93efinnung unb Sertounberung über bad 2)afrin
entfpringt, öoni liiere. (©. unter SKenfd^: Unterfc^icb jwifd^en
j£§ier unb 9Renf(^.) 92ur bem gebonfenlofen !£^iere f4eint fl(^ bie
Sßelt unb bad S)afein ))on felbfi ju t^erfie^en; bem SRenfd^en hingegen
ifi fie ein ^roMem, beffen fogar ber 9{o^eße unb Sefc^ränftefte in
einjelnen feueren Stugenbticfen lebhaft inne mirb, bad aber debem um
fo beutlic^er unb an^altenber in'd Setoußtfein tritt, je ^eQer unb bt*
onnener biefcö ifl unb je me^r ©toff gum Denfen er bnrc^ Silbnns
Id^ angeeignet ^at, »etc^ed SlUed enblic^ in ben gum $^i(ofo|)^i^^
geeigneten Äöpfen fit^ gu ber jenigen Sertounberung fleigcrt, bic ba?
Tltiapfi^^t 107
Problem be^ !3)afetnd in feiner ganzen ®rö§e erfa§t. On ber Xf^ai
iß btc Unrul^e, toelc^e bie nie ablaufenbe U^r ber S^etap^^ftl in 99e«
megung erhält, bad ä3en)ugtfein, bag \>a9 9{i(^tfein biefer SEßelt eben fo
mögtic^ fei, ttne i^r 3)Qfein. (2B. n, 175—177. 189 fg. $. 334.)
3)a^ metop^^r^fd^e Sebiirfnig, toel^ed fo unüertilgbar iß, n)ie irgenb
ein p^9nf(^c^# nta^t {t(^ ber 3)?enfd)^eit 2" QUen ^titm innig nub
lebhaft fühlbar, am fiäriflen aber, menn bad Snfe^en ber ©laubend»
Ic^rc ntc^r unb mc^r gefunfcn ijl. (®. 122. % l, 160. — 8crgl.
©laube. ©(auben^Ic^re.)
2) Definition ber SWetap^^fif.
Unter SRetap^^fif ift jebe angebliche Srienntnig ju Derfle^en, mldjc
über bie iDt5gtid|Ieit ber (Erfahrung, alfo über bie 9?atur, ober bie
gegebene Srfd^einung ber 3)inge, ^inau^gc^t, um ^uffc^Iuß ju ert^eilen
über 1>a9, nioburc^ jene, in einem ober bem anbern @inne, bebingt
toSre, ober, populär }u reben, über SDad, toa9 hinter ber 9}atur fiedt
unb pe mägli4 ntad^t. (SB. II, 180.) ÜDie ÜRetap^^ftl begnügt ftc^
ntc^t bamit, nur bad S3or^anbene, bie Statur, fennen }n (e^ren, }u
orbnen unb in feinem S^fonimenl^ange )tt betrachten; fonbem fte fagt
ed auf a\9 eine gegebene, aber irgenbn)ie bebingte (Srfc^einung, in
koelc^er ein Don i^r fetbfl Derfc^iebened Sßefen, n)et^ed bad 3)ing an
fic^ ifi, fic^ barfleOt. !3)iefed nun fuc^t fte ntt^er fennen ju lernen.
($. II, 19.) 2)ie aRetap^^r^f ge^t über bie Srfc^einung, b. i. bie
97atur ^inaud, ju bem in ober |inter i^r ^Verborgenen (to (xeToc to
9\>aixov), ed jeboc^ immer nur aU ha9 in i^r Srfc^einenbe, nic^t aber
unabhängig Don aDer (Srfc^einung betrac^tenb; fie bleibt ba^er imma«
nent unb n)irb nic^t trandfcenbent. 3)enn fte reißt \id) Don ber 6r-
fa^rung nie ganj lod, fonbern bleibt bie bIo§e ^Deutung unb Sud«
legung berfelben, ba fie Dom S)inge on fic^ nie anbcrd, aH in feiner
Sejie^ung jur (Srf(!^einung rebet. (2B. II, 203.) 3)er ©runb unb
Sobcn, auf bem aOe unfere Sricnntniffe unb SBiffenf^aften ru^en, ift
ha9 UnerKärtic^e. «uf biefed fü^rt ba^er jebe SrHürung, mittelfl
me^r ober »eniger SRittelglieber, jurüdt. 2)iefe8 UnerHärlicfie fällt ber
2Wetap^9f« on^eim. (?. H, 3. SB. I, 97. % II, 151.)
3) Sint^eilung ber SRetap^^fif.
Die SKetap^^ftl aerfäOt in bret Steile:
1) 2Retap^9fiI ber Statur,
2) aOtetap^tifU M @d^önen,
3) 9)?etap^9fir ber @itten.
Die 9Retap()9f{I ber Statur betrachtet bad Ding an ftc^, bad innere
unb {e^te SBefen ber (Srfc^einung, ben SBiüen, tuie er in ber äugem
Stotur flc^ barfleUt. Die ÜJJetap^^fll bed ©d^önen nimmt bie DoD-
tommenpe unb reinfle Snffaffung feiner äugern ober objectioen (Sr«
fc^einung in S3etrac^t. Die Sßetap^^fil ber (Sitten unterfuc^t feine
unmittelbare SDtanifeflation in unferm dnnern. ($. n, 20.)
98 Wltxi\di. iD^enfd^engefd^tei^t
atten iinb neuen Sendeten fc^öpfen. ($. IJ, 226 — 228.) ©obincan
^at ben äRenfc^en mit 9?e(^t ranimal m^chant par excellence genonnt;
benn bcr SDtenfd^ ifi ha9 etn}tge Zf^ict, mlift9 mibcm (Schmer; m«
urfod^t o^ne toeitern Qmd, aU eben biefen. S)te anbem X^tere t^rm
ed nur, um i^ren junger gu befriebtgen, ober im 3om bed ftampft^.
ff ein Z^ier jemals quält, blo9 um }u quä(en; aber bied t^ut ber
Wttn\ii, unb bied mac^t ben teuflifc^en S^arafter aud, ber locit
ärger i^, aU ber blod t^ierifd^e. {% U, 229 fg.)
ÜDer burc^ bie ganje 9!atur ge^enbe ©treit ber Srf^einungen, tod*
c^er bie Dffenbarung ber bem Tillen mefentUc^en @nt^U)eiung mit fi^
felbfl i\t, lommt jute^t im SOtenfc^engefc^Iec^t, metc^ed aUe onbem über*
tottttigt unb bie 9iatur für ein gabricat ju feinem ®ebrau(^ anfteH
jur fur^tborflen ©eutlid^Teit. (SB. I, 175.)
3) Unterfc^ieb jmifc^en S§ter unb 9Renf^.
3)ie 3{e))robuctiond(raft , objectioirt im ^tU^ztotht, ifi ber $oupt'
(^arafter ber $f[an}e unb bed $flan}li(^en im äRenfd^en. S)ie drri<
tQ bitittt, objectiüirt in ber iDtudfetfafer, ifi ber {)att))t(^QraTter M
Zf^itxti unb ifi bad X^ierifc^e im ÜKcnfc^en. S)ie ©enfibilttSt;
objectit)irt im 97ert)en, ifi ber ^auptc^aroftcr be9 ilßcnfd^cn unb ifi ba«
eigentlich 9){enfd)Iic^e im 3)?enfd)en. ffein S^^ier !ann fl^ hierin mit
i^m anif nur entfernt Dergteid^cn. (92. .31.)
SDer 9Renf(^ allein unter aQen ^emo^ncm ber (Srbe beft^t au§(T
bem Vermögen ber Snfd^auung, toelc^ed ouc^ \>a9 X^itx f^at, no(4
eine anbete Srlenntni^fraft, bie man treffenb SRefte^ion genannt W'
3)iefed ^5^er poten^irte SSeiDußtfein, biefer abflracte 9{ef(e|: aDcd dn«
tuitioen im nid^t anfc^aulic^en begriff ber Vernunft ifi t9 adein, ber
bem 3Renfc^en iene Sefonnen^eit t)erlei^t, toelc^e fein SBemugtfcin unb
feinen gangen SBanbel auf (Srben fo fe^r t)on beut ber Siliere tintcT*
fd^eibet. ®ie leben in ber ©egentnart allein; er babei )ugtei4 ^"
ßutunft unb Vergangenheit. @ie ftnb bem Sinbrucf bed 9ugenb(itf^>
ber SBirlung bed anfc^aulic^en SRotijDd gänglic^ anheimgefallen; i^o
beflimmen abflracte Segriffe unabhängig Don bcr ©egenteart. jta^
bad planmäßige ^anbeln M SRenfc^en, bad ^anbcln nac^ 3R(qrimai,
bie Sä^igleit bcr SBa^I jtoifc^en me^rern SDtotioen, ober 2)e(i6eration^
fä^igteit, bie gä^igfeit ber SerfteUung, luä^renb bad £^ier bun^ ben
gegenwärtigen Sinbrud beflimmt wirb. !3Dad Steter eni{»finbet m^
fc^aut an, ber äRenfd^ bentt überbie^ unb ineig; Seibe tooKe»-
3)ad Silier t^eilt feine (Smpfinbung unb Stimmung bnr^ ®tirAt
unb Saut mit; ber SRenfc^ t^eilt ©ebanlen mit burd^ Spxaiit, — ^^
Crjeugnig unb not^wenbige SSJerlgeug feiner Vernunft. Hut bie nofl'
nic^fa^en unb toeitreic^enben Sctflungen, burc^ bie ber 2Venf($ ^
liiere überlegen ifi, entfpringen au3 einem gemeinf(^aftlic^e« ^^^'
aud iener iefonbern ©eifle^fraft, bie ber S0?enf4 t>or bem 3Jßt^
Dorou« ^at, ber »ernunft. (ffi. I, 43—45. 100—102. 851.
478; II, 62-66. 663 fg. (S. 38—36. 148 fg. SR. 2ifj. 7«*
ällenfd^. SRenfd^engefd^ted^t 99
®. 48. 97 fg. 110. ?. U, 617 fg. $. 849. — «ergL auc^
Sefonnen^eit.)
2)cn SRenfc^en andgeitommen, tounbert flc^ fein 9Befcn über fein
eigene^ S)afein; fonbent i^nen StOeti Dcrfh^t boffelbe fic^ fo fe^r toon
felbft, bag fie ed nic^t betncrfen. %u9 bet Stu^e ht9 Sßlidi ber
X^ierc fprtc^t iioc^ bte äBei^^cit ber 92atur; mil in i^ncn ber SBille
uitb ber dntcDect iiod^ nid^t tueit genug audetnanbergetreten finb, um
bei t^rem äBteberbegegueu flc^ über etnanber Derkouubern }u Föunen.
(£r{l beim Eintritt ber Sernunft, a(fo im äRenfc^en, gelangt M
innere äBefen ber Statur (ber SSiiQe jum lieben) gur Sefinnung; bann
tounbert ed flc^ über feine eigenen 9Berfe uub fragt ftc^, koad ed fclbfi
fei. 9ßit biefer Sefinnung unb Senounberung entfielt ba^er bad bem
9Renf(^en aDein eigene Sebürfnig einer 9Reta{>^9fit. 2)er SDtenf (^
ift fonac^ ein animal metaphysicam. (3B. II, 175 ff. 653.)
Srfl beim 3)tenf(^en auc!^ tritt jene tooHIommene @onberung be^ dn«
teDect^ Dom SBillen, bed Srfenncnd Dom äBoKen, ein, auf ttelc^er bie
£)biectiDitttt, folgtic^ bie äft^etif^e «uffaffung unb 3)arfteamig
ber 3>inge, bie ftunfi, beruht. (@. unter dntellect: bie @tufen bed
dnteDectd.) S)ie 2)ienflbarleit ber Srienntnig unter bem SßiQen, bie
bei ben Silieren eine unauf^eblid^e ift, wirb beim SKenfc^en (in ber
ffunfi) aufgehoben. 2)iefer Unterf^ieb giDifc^en SD?enf4 unb S^^ier ift
üngerlic^ au^gebrüdt burc^ bie Serfc^ieben^eit bed Ser^ältAiffe« U9
Äopfe« jum Stumpf. (2B. I, 209. — Sergl. ftopf.)
(Snblic^ auc^ tritt ti^ beim SRenf^en bie fonfl nur bem SDing an
fid^ }nfommenbe ^rei^eit in bie (Srfc^eimmg ein. (®. unter Srei-
^eit: (Eintritt ber grei^cit in bie (Srf Meinung beim SDtenfc^en.)
S)ie 9Renf(^enfpecie^ unterfc^eibet fid^ Don allen anbem burc^ ba9
bebeutenbe $erDortreten bed dnbiDibuald^araßer^ in i^r. (@. unter
dnbiDtbuotion, dnbiDibualitftt: 3)ie dnbiDibuatitttt auf ben Der»
fc^iebenen @tufen ber 92atur.) SBa^rfd^einlic^ ^ängt ed mit biefem
Unterfd^iebe ber SRenfd^engattnng }ufammen, bog bie gurren unb
SSinbungen bed ©e^irnd, meiere bei ben Sdgcin nod^ ganj fehlen unb
bei ben 9{aget^ieren nod^ fe^r fd^mac^ finb, felbfl bei ben obem 2)^ie«
ren toeit f^mmetrifc^er an bciben ©eiten unb confianter bei iebem dn<
bioibuum bie felben flnb, aU beim Sßenfc^en. ferner ifl ed ald ein
$^änomen jene^ ben 3Rcnf({)en Don aQen X^ieren unterfc^eibenben
eigentli^en dnbiDibnald^aralter« anjufe^en, bag bei ben 2:^ieren ber
@ef(^Ie4tdtrieb feine SBefriebigung o|ne merKi^e fln9toafjH fuc^t, ivä^'
renb biefe fln^mffi beim 9Renf(^en bid jur getoattigen Seibenfc^aft
fteigt. (98. I, 156. — Sergl. oud^ ©efc^Iec^t^trieb unb ®e-
fc^Ied^tdliebeO
Sine IDO^I no(^ nid^t bemerlte p^^flf^e Serfc^ieben^eit ht9 9Renf(^en
y Dom 2:^iere ift, bag bad 893etge ber Sclerotica befittnbig {id^tbar bleibt.
(?. II, 171, anmer!.)
^ 3)ie Sr^b^ung M menfc^Kc^en dnteOect^ über ben t^ierif^en fle^t
im Qer^ttltnig }tt ben in ber menf<^(i(^en ®attung geßeigerten 9e«
i 7*
c
106 9Retainot)>4ofe — 9Reta|it9pt
mogonie bie 6id ^um 9te))tun retc^enbe @ottne 6e|lanb, fonnten bie
c^emifc^en Urf!offe noc^ nt^t acta, fonbent blod poteniia bor^anben
fein; aber bad erfie unb urfprünglic^e Sudetnanbertreten ber SRateric
in ^Qbrogen uub Df^gen, ©d^kuefel unb ^o^(e, Kjot, d^Ior u. f. id.,
h)te andf in bie Derfc^iebenen, einanbtr fo tt^nlic^en unb hoä^ fc^arf
gefonberten ÜRetaKe, — mar bad erfle 9nf erlogen bed ©runbaccorbd
ber aaSett. (?. IL, 110.)
2) 9Rut^ma§nng über bie ßufammenfe^nng ber 9Rc«
tatte.
9De 3)?etoOe finb tto^rfc^cinlic^ bie Serbinbung jmetcr und ncx^
unbefannter, abfoluter Urßo^e unb unterfc^eiben fid^ btod burc^ bad
Der^öltnigmäßige Ouantum beiber, loorauf auc^ i^r eleftrifc^er ®egen«
fa^ beruht, nac^ einem ©efe^e, bemicnigeu analog, in ^olge beffen
bad D^gen ber Saftd eined ©alged ^u feinem dtabicat in umgefe^rtetn
Ser^&Itniffe bedjenigen {le§t, »elc^c« Seibe in ber @aure be|fetben
©al^ed }n einanber ^aben. SSienn man bie WlttaUt in jene Seßoiib«
t^eile }n jerfe^cn t)ermöd^te; fo »ürbe man toa^rfd^cinlic^ fte au(^
machen fönnen. 2)a aber iß ber 9{iegc( Dorgefc^oben. (f. II, 110)
iUetamorpljofc, ber ^ftanjen unb ber dnfecten. (@. ^flanje unb
3nfecten.)
ittaapljet.
SRetap^er, ©teic^uig, ^arabct unb Allegorie unterfc^eibm p4 nur
burd^ bie Sänge unb Sudfii^rlic^fcit i^rer 2)arfhDung. @ie (inb in
ben rcbenbcn 5{ünfleu, mo t9 oft gilt, einen Segriff ober abpradtn
©cbanfen burc^ ein Scifpiel jn Deronfc^anlic^en, )>on trefflicher SBit'
fung. (SB. I, 284.)
mctaplfsftk.
I) Urfprung ber SRetap^^fit.
2)ie ÜRetop^^ftf ^at i^ren Urfprung in bem metop^^fifci^en Scbflrf'
nig bed SRcnf^en. 2)er SKenfc^ aQein ifl ein animal metaphysicam
unb unterfd^eibct ^df burd^ bod i^m eigene 93ebürfnig einer Wttapfi^^f
bod aud ber bei i^m in ^olge ber Sonbemng bed -SnteOectd )>om
SBiDen cingetntenen Sefmnung unb Senounberung über bad 2)a{cin
entfpringt, Dom ^(iere. (®. unter SReufd^: Unterfc^ieb iioif<4^
2:^ier unb SDtenf^.) 9hir bem gebanfenfofen Siliere fd^eint f{<^ ^'^
SBelt nnb ha9 ÜDafein Don fetbtl ju Derfle^en; bem SRenfd^en ffinitt^
ift fte ein Problem, beffen fogar ber SRol^e unb Sefd^rfinftefle in
einzelnen ^eDeren Sugenbtiden lebhaft inne tt)irb, ha9 ober debem um
fo benttic^er unb an^oltenber in'd Semugtfein tritt, je ^eOer unb bf
fonnener biefcd ift unb je me^r ©toff }um SDenfen er bnrc^ SilbnnS
fic^ angeeignet §at, »elc^ed SQcd enblic^ in ben jum $^i(ofop^i^
geeigneten äöpfen fl(^ jn berjenigen Sertounberung fleigert, bie ba^
SWctart^jlt 107
Problem bed Dafetnd in feiner gangen @r9ge erfa§t. 3n ber Zf^ai
i{l bie Unruhe, toeld^e bie nie ablaufenbe U^r ber S^etop^^ftf in ^e«
koegung erholt, ba^ Seteugtfein, bag bad Stic^tfein biefer SBelt eben fo
möglich fei, ttne i^r 3)Qfein. (SB. U, 175—177. 189 fg. $>. 334.)
S)ad metop^^fif^c S3ebürfnig^ n)eld^ed fo unt)ertilgbar iß, toie irgenb
ein p^^nfc^^df tna^t \id) ber SDtenfd^^eit gn aDen 3^'^^" (""'S "<i^
lebhaft fühlbar, am fUirlfien aber, tocnn bad Snfe^en ber ©tauben^«
le^re mc§r unb me^r gefunfcn ijl. (®. 122. ?. I, 160. — SSergl.
@(aube. ®laubend(c^re.)
2) 3)efinitton ber SRetap^^ftf.
Unter 9}2etap^l)fif if) iebe angebliche Srienntnig ju berfie^en, mlijt
über bie iDtögtid^feit ber (Erfahrung ^ alfo über bie 9?atur, ober bie
gegebene Srfc^einnng ber S)ingc, ^inan^gc^t, um ^uffd^Iug gu ert^eilen
über Xa9, iooburc^ jene, in einem ober bem anbern @inne, bebingt
iDäre, ober, poputttr ju reben, über ^a9, n)ad hinter ber 9}atur fletft
unb fte mögti^ tna^t. (9B. II, 180.) ÜDie mttapfi)9\a begnügt ftc^
nt^t bamit, nur bad Sor^anbene, bie 97atur, fennen gn (e^ren, }u
orbnen unb in feinem 3ufo^in^"^<^n9^ i^ betrachten; fonbem fte fa§t
t€ auf a\9 eine gegebene, aber irgenbn)ie bebingte (Srfc^einung, in
iQclc^er ein Don ii^r fetbfl Derfd^iebene^ Sßefen, wet^ed bad 3)ing an
fid^ tfl, fic^ barfleQt. !3)iefed nun fuc^t fle nö^er fennen ju (erneu.
($. II, 19.) 2)ie SRetap^tirtt ge^t über bie Srfc^einung, b. i. bie
Slatur ^inaud, ju bem in ober |inter i^r ^Verborgenen (to [lsxol to
9\>aixov), ed jieboc^ immer nur aU ha€ in i^r (Erfc^einenbe, nic^t aber
unabhängig Don aÖer (Srfc^einung betrac^tenb; fle bleibt ba^er imma*
nent unb n)irb nic^t trandfcenbent. 3)enn f^e reißt fic^ Don ber 6r-
fa^rung nie ganj lo9, fonbern bleibt bie bloge S)eutung unb 9(ud»
legung berfelben, ba fie Dom S)inge on ftc^ nie anberd, al€ in feiner
Sejte^ung jur (Srf^einung rebct. (9B. II, 203.) 3)er ®runb unb
Soben, auf bem aOe unfere (Srienntniffe unb SBiffenfc^aften ru^en, ift
bo^ UnerKttrtic^e. Suf biefed fü^rt ba^er jebe SrNttrung, mittclfl
me^r ober weniger SRittelglieber, gurüdt. SDiefed Unerllärlicfie fäDt ber
SW€ta»)^l)P! an^eim. (^. H, 3. SB. I, 97. ^. II, 151.)
3) (Eint^ctlung ber aRetap^^fit.
SDie WttiQpl^tffxt gerfäOt in brei Streite:
1) Tlttapf^tj^xt ber Statur,
2) 3Reta))^9fir M @d^5nen,
3) 9)tetap^9flf ber ©itten.
S)ie 9Reta))()t|PI ber Statur betrachtet bad Ding an ftc^, bad innere
unb ie^te äBefen ber (Srfd^einung, ben Saiden, ivie er in ber äu§em
yiatux fOf barfleOt. Die äRetap^^fif bed ©cÜ^önen nimmt bie DoO«
lommenpe unb reinfie Suffaffung feiner äugern ober objectiDen Sr«
fc^einung in Setrac^t. Die ÜRetajp^^fil bet @ittcn unterfud^t feine
unmittelbare 9Ranife{tation in unferm Onnern. ($. n, 20.)
108 3ftetart^Pt
4) 2)te Srienntntgquenen ber iDtetap^^fil.
Site iD^tttel jur Söfung be« $ro6Iem^ ber 2Rctap^t|flf fmb t^tt
bad 3"f<^^^^^^^^^"9^" ^^^ äußern mit ber innem Srfa^ntng; t^Id
bte Srlangung etned Serfiättbniffed ber gefammten (Srfd^einung, mittelfl
Äuffinbung i(}re« ©inneö unb 3wfömmen^angeö, — ;;u Dergleichen ber
3(6Iefung bx9 bo^in rät^fe(f|after S^araftere einer unbefannten @c^rift.
flj. II, 19.) ®ie aWetQp^^fi! ifi toeber eine SBiffenfcftaft au« Woge«
Segriffen, no^ ifl fie ein ©^fiem bon Folgerungen au« Säften a priori;
fonbern fle ift ein ä93if[en, gefc^öpft au« ber Snfc^auung ber äußern,
toirflidien äBelt unb bem Suffd^Iug, toeld^en über biefe bte tntimße
S^^atfac^e be« ©elbfibemugtfein« liefert, niebergetegt in beutlic^e 9e*
griffe, ©ie ifl bemnad) 6rfa^rung«njiffenfc^aft; aber nic^t einjehte
Erfahrungen, fonbern ba« ©anje unb ^Dgemeine aOer (Erfahrung iß
i^r Oegenflanb unb i^re OueOe. (SB. n, 199—204.)
5) Unterfd^ieb }U)eier SIrten t)on 3Jl ttap\)t)\it
S)ie groge urfprüngtid^e Serfc^ieben^eit ber Serflanbe«fräfte, too)n
nod) bie ber 9u«bilbung berfelben fommt, feftt einen fo grogen Unter«
fc^ieb jiDif^en ÜRenfc^en, bag nid)t too^t eine 9Reta))^9ft( für 8fle
au«rei(f)en fann; ba^er toir bei ben cibilifirten Sölferit bur^gängig
jmei Derfc^icbene Srten berfelben antreffen, beren eine i^re ^Beglaubigung
in fic^, bie anbere auger fid^ §at. dene ifi bie )>^ilofo))^if(^^
biefe bie religiöfe SKetap^^pI, bie man aud^ al« SolI«meta^^#
bcjeid)nen fonn. Öene erforbert SRad^benfen, ©ilbung, SWuge unb Ur»
t^eil, fann ba^er nur äugerft äBenigen jugttngltc^ fein. jDiefe flü(t
fic^ auf Offenbarung, bocumentirt burc^ S^iii^n unb 993unber, unb iß
ba^er für bie groge 9n}a^l ber SWenfc^en, ald meldte ntc^t ^u benfen,
fonbern nur ju glauben befähigt unb nic^t für ©rUnbe, fonbern nur
für Autorität empfänglid^ ift. »eibe «rten ber aRcta»)§9ft!, beren
Ünterfc^ieb ftd^ lurj burc^ Ueberjeugungdle^re unb ®lauben9le^re U*
jeic^nen lägt, ^aben 3)ied gemein, bag jiebed einjelne ©^fiem berfelben
in einem feinbli(^en Serl^ältnig ju allen ^übrigen feiner Art fJe^t
(SB. n, 180 fg.)
(Sin ©9fiem ber erflen »rt, alfo eine ?^ilofo<)^te, mad^t bcn Sin*
fprud^ unb ^ot ba^er bie SJerpflid^tung, in SlHem, toa9 fle fagt, wnsn
stricto et proprio wal^r ju fein; benn fle loenbet fid^ an ba« 3)en!en
unb bie Ueberjeugung. Sine 9{eligion hingegen, für bie Unjä^ßgfn
beflimmt, loelc^e bie tiefflen unb ft^toierigfien SBa^r^eiten sensu proprio
JU faffen unfähig fmb, ^at au(^ nur bie SSerpflid^tung sensa allegorioo
wa^r JU fein. 3fi pc biefe«, fo erfüllt fte i^re SefHmmung für *>«
groge SRenge unb fann unangefod^ten neben ber p^ilofop^ifc^en SK^^^'
p^^fif befielen. 3^re allcgorifd^e 5»atur entjie^t bie »eligion«
ben ber ^^ilofopl^ie obliegenben 9ett)eifen unb überhaupt ber $rüfnng-
3)abur(^ aber, bag bie Sieligioncn i§re atlegorifc^c Slatur nie finge*
fielen bürfen, fonbern \läf ald sensu proprio toaf)x ju belauf ^^
^obcn, t^un jie einen Eingriff- in ba9 ®eWet ber eigentlichen {0^
SWet(H)§^pf 109
fop^if(^en) Wltiafif^t)[\i unb rufen ben Iftttagonidinud biefer §ert)or, ber
haf)tx i\i allen 3^^^"^ ^n ^^^^ ftc ntc^t an bte Jtette gelegt n^orben,
fl(^ äugert (SB. II, 183 fg.)
6) 3tt)et Slaffen Don äßenfc^en, bte Don ber ^tia^
p^^ft! leben.
9}ienia(d ^at e9 an Seuten gefehlt, toAd^t auf bad ntetapl^^rifc^e
Sebiirfnig bed 3Renf(^en i^ren Unterhalt ju grünben unb baffelbe mijg*
lic^fi au^jubeuten bemüht »aren. ^ie eine unb ja^htic^fie klaffe ber«
felben flnb bie ^rieftet, bie 9Rono))o(if!en unb ®tntxalp}idjUx befjelben,
benen jeboc^ i^r ®eh)erbe überall baburc^ gefldjert n^erben ntugte, bag
fle ha9 Ked^t erhielten, t^re ntetap^^ftfc^en 3!)ogmen ben 9}?enf(^en
fc^on in ber erflen Stinb^eit, e^e woij bie Uvt^eitölraft ermac^t i%
beigubringen. (Sine jtoeite, toiemo^l nic^t ja^Ireic^e (Slaffe machen jDie
an9, bie Don ber ^^ilofop^ie leben; bei ben ©ried^en Riegen fie
®o})§ipen, bei 9?euern ^rofefforen ber ^^ilofop^ie. (SB. II, 178 fg.)
7) »er^ältttig ber 2Retap§5fil jur ?§9fi!.
3n ber ^atux ber (Srf(Srnngen, toelc^e bte ^^^fif (im toeiteflen
®inne bed 3Bortd) Don ben (Srfc^einungen giebt, liegt fc^on, bog fte
nit^t geniigen fönnen. 3)ie $^9fi( Dcrmag nid)t auf eigenen trügen
}it fielen, fonbern bebarf einer SJ^etap^^fif, fic^ barauf gu fiü^en;
benn fie erflärt bie Srfc^einungen burd^ ein no^ Unbefanntered, atö
biefe felbfl flnb: burc^ 9?aturgefe<je, beru^enb auf 92aturfr21ften. SlOer'
bing9 mn§ ber ganje gegenwärtige 3"!^"^ <^Öer 3)inge not^n)enbig
an9 rein p^^fifc^en Urfac^en ertlärbar fein. SDein eben fo not^menbig
mttgte eine folc^e (Erüttrung fletd mit gmei tt)efentli(^en ÜnDoDlfommen»
fetten behaftet fein, Dermöge h)etc^er alle^ fo (SrKttrte boc^ lieber
eigentlich unerflttrt bliebe. (Srfilic^ nämlic^ mit biefer, bag ber %n«
fang ber VOed erHärenben £ette Don Urfac^en unb SBirtungen unauf«
ffMidf in9 Unenbti(^e iurildmiäft, unb jmeiten^ mit biefer, bag fämmt*
Itc^e n)ir?enbe Urfad^en, au9 benen man VQed er!(ärt, flet9 auf einem
D0nig UnerHürbaren berufen, nfimlic^ auf ben urfprünglic^en Duali-
töten ber Dinge unb ben in biefen fic^ ^erDort^uenben 92atur'
trtfften. (Sergl Ifetiologie.) 3)iefe beiben aßängel jetgen an, bag
bie |)^^fif(^e SrnSrung a\9 fol^e ungeniigenb ift unb nod) einer
metap^fifd^en bebarf, mli)t ben @c^lü{fel gu allen i^ren iSSoraud«
fe^ungen liefert, eben be^^alb aber auc^ einen gau} anbern SEBeg ein«
fd^Iagen mug. (SB. H, 191--196.) SBie groge gortf^ritte aud^ bie
$^9^t je machen möge; fo ttirb bamit nod^ nic^t ber neinfle @^ritt
gut SRetap^^fit gefc^e^en fein. 3>cnn folc^e Sottfc^ritte werben
immer nur bie (Srienntnig ber (Srfc^einung DerDoQftftnbigen; wS^renb
bte aRetop^qfit über bie Srfd^einung felbfl ^inau9firebt jum Srfc^ei«
nenben. (ffi. II, 197. % II, 98. ^. 337.) Oeboc^ ip anberer-
feit^ an)uerfennen, bag bie möglic^ß DoOflttnbige 9?at|irertenntnig bie
berichtigte (Darlegung be9 Problems ber SRetop^^fil ifl; ba^er
1 10 iD2eta))^4{i!
foQ Seiner fic^ an biefe koogen, o^ne judor eine jufammeii^ängenbe
Jfenntnig aller S^^^i^ ^^^ 9taturtoif[en[^aft fid^ erworben )u ^abcn.
S)enn ba^ Problem mug bcr !05fung üor^erge^en. (Sß. II, 198.)
3)te äßetap^t))!! mttcrbrid)t ben ®ang ber $^Qftf nie, fonbern nimmt
nur ben traben ba auf, tt)o biefe i^n liegen läßt, nämlic^ bei ben ur*
fprUnglic^en Gräften, an welchen alle ^aufalerffärung i^re ©ränje ^at.
^ier erfi ^ebt bie meta))^9fifd^c SrHärung and bem SSSiUen ate !Ding
an ftc^ an. (9B. U, 339.) 9Bei( {eglid^ed SBefen in ber 3iatnx gn«
gleic^ Srf(^einung unb S)ing an \ii), ober andf natura naturata
unb natura naturans ifl; fo ifl ed bentgemäg einer gniiefoc^en (Erflä«
rung fä^ig, einer p^^fifc^en unb einer metap^^fifc^en. 3>ie plfii^'
flfc^e ifl aDemat aud berUrfac^e, bie metap^^flft^e aDemal aud bem
S)ing an fic^, bem SBiOen. (?. II, 98.)
8) SRögtic^Ieit einer 2Reta))^9fiI, toetc^er ©emig^eit
unb Unmanbetbarfeit julommt.
S)er nic^t abjuleugnenbe Urfprung ber äRetap^^ftl au9 em))irif(^en
@rIcnntni§queDen benimmt i^r freilid^ bie 3(rt apobictifc^er ©emig^eit,
- toelc^e aOein burc^ (Srienntnig a priori mSglic^ iß; biefe bleibt bad
(Sigent^um ber Sogit uub SRat^ematil. ^öc^flend (äffen no(^ bie aOer«
erfien SIemente ber 9tatur(el^re ftd^ oud ber (Srfenntnig a priori ab«
leiten. 3>ur^ biefed (Singeflänbnig giebt bie ÜRetap^^fit nur einen
alten Snfprud^ auf, mld^tx auf SKigüerflänbuig beruhte unb gegen
n^elc^en bie groge ä$cr{c^ieben^eit unb SBanbelbarfeit bcr metap^t^fifc^eu
@9fieme ieber;;eit gejeugt ^at. ®egen i^re äßögli^feit überhaupt (ann
jeboc^ biefe SBanbelbarfeit uic^t gettenb gemalt hierben; ba biefetbe
eben fo fe^r aUe S^m^t ber 97atunoiffenfd^aft unb fogar bie ©efd^ic^te
trifft. SBenn aber einmal ein, fomeit bie ©d^ranfen bed menfc^tid^en
dnteOectd ed julaffen, ric^tiged @^f}em ber SRetap^^fif gefunben fein
toirb; fo \mvh i^m bie Untoanbelbarleit einer a priori erfannten äBiffen«
f(^aft bod) julommen, loeil fein t^unbament nur bie (Srfa^rung
überhaupt fein fann, nid)t aber bie einjelneu unb befonbern (Srfo^*
rungen, burd^ loelc^e hingegen bie ißaturttiffenfc^aften unb bie ®t'
fc^id^te mobiftcirt loerben. iSenn bie (Erfahrung im @an}eu unb 90«
gemeinen luirb nie i^rcn d^arafter gegen einen neuen Dertaufc^en.
{3ß. n, 201 fg.) 3)ie Unmöglic^feit einer ÜRetap^^ftl auf bem 9ßege
ber borfantifd^en S)ogmatit, koelc^e nad^ geniiffen und a priori bc>
tt)ugten ®efe(en Dom begebenen auf bad 92id^tgegebene, Don ber Solge
auf ben ®runb, a(fo Don ber (Erfahrung auf bad über i^t ©eienbc
f daliegen tooUte, t^at Aant bar. SDein ed giebt noc^ anbere 9Bege
2ur 9Retap^^fi!. 3)ad ®an}e ber (Erfahrung gleid^t einer ®e^m«
(^rift, bereu (Snt}ifferung fi^ bur^ ben überall ^erDortretenben Qu*
ammenl^ang ben)ä|rt 3Benn biefed ©ange nur tief genug gefagt unb
an bie ttugere bie innere (Erfahrung gefniipft wirb, fo mug e9 aud fxä)
fclbß gebeutet, audgetegt n^erben lönnen. (SB. ü, 202 fg.; I,
505—607.)
ürjctö<)]6»)ft! 111
9) ßennjeid^en ber toaf^ttn iDtetap^^fif.
(Sine fotc^e Ghitjifferung ber Seit in Scjte^ung auf ba^ in i^r
(Etf^einenbe, tt)ie bie SRetop^tirtt ifi, mng i^re Setuä^rung aud ftc^
felbfi erhalten, burc^ bic Uebereinflimmung, in m{d)t fte bie fo Der«
fc^iebenartigen (Srfc^einungen ber SBelt gu einanber fe^t. fSitim man
eine ®(^rift finbet, bercn Slp^abet unbcTannt ip; fo Derfud^t man bie
Hudlegung folangc, 6i9 man auf eine Snnal^me ber Sebeutung ber
S3ud^f}a6en gerät$, unter n^eld^er fte oerflünblic^e SBorte unb jufantmen«
^üngenbe gerieben 6i(ben. S)ann aber bleibt fein ^tod^tl an ber
9{i(^tigteit ber Entzifferung; iseil e^ nic^t ntöglid^ ift, bag bie Ueber«
etnfiimmung unb ber 3ufa<nincii^<i"S ^(^^ {ufätlig n^äre. Sufö^n*
(id^e 9(rt ntug bie Sntjifferung ber Seit fi(| aud ftc^ felbft DoIIfom«
nten ben)äl^ren. @ie mug ein gleic^mägiged Sid^t über aUe Srfc^ei*
nungen ber SBelt l^erbreiten unb aud^ bie ^eterogenflen in Ueberein«
flintmung bringen, fo bag auc^ jloif^en ben contraflirenbfien ber
2Biberfprud^ gel5ft iDirb. 3)iefe Seioä^rung aud fii} felbfU ifi \>a9
ftennjeid^en i^rer Hed^t^eit. S)enn j[ebe falfd^e Sntjifferung toirb, toenn
fie auc^ ju einigen Srfc^einungen pa^t, ben übrigen beflo greüer n)iber«
fprec^en, luie [id) benn au^ t^atfäc^Iic^ ein unabfel^bared Stegifler ber
SBiberfprüc^e bogntatifd^er Slnna^men mit ber gegebenen SBirfüc^feit
ber S)inge jufammenfleÜen lägt, hingegen ertoeift ftc^ bad gefunbene
Sßort eines 9{ät^fete aU \>a9 rechte baburc^, bag aUe SluSfagen beffelben
}U i^m pajfen. (S. II, 204—206.)
10) Urfac^e ber geringen tjortfc^ritte ber SRetap^fif.
SBenn man ber 3Reta))^9fif t)orn)irft, im Saufe ber da^r^unberte
fo geringe gfoftfd^^^itte gemacht }u (laben; fo foUte man auc^ berüdf«
ftc^tigen, bag leine anbere S33tf[enf(^aft gleid) i^r unter fortttä^renbem
!Z)rudf ertoa^fen, leine ton Slugen fo gehemmt unb ge^inbert loorben
tft, loie fte aÜejeit burd^ bie 9{eIigion jebed 2anbed. Sticht aDein auf
bie SRitt^eilung ber (Sebanfen, fonberu auf ba9 £)enfen felbfl erfiredt
ft^ ber t>on ber prioilegirten SRetap^^fit, ber Sanbedreligion, andge»
übte B^anQ, baburd^, ha^ i^re S)ogmen bem }arten, bilbfamen, tcv
tvaueit^DoHen unb gebanfenlofen fiinbedalter fo fefi unb feierlid^ einge«
prägt iserben, bag fte t>on bem an mit bem ©el^irn t)ern)a^fen unb
faß bie 9?atur angeborener ©ebanfen annehmen. (2B. II, 207 fg.
% n. 14.)
(Ueber ben SSorjug ber 9(ten t)or ben ißeuen in ^inft^t auf bie
für Sortfc^ritte in ber iDietap^^ftl nöt^ige 2)enffrei§eit f. b. 9Iten.)
11) SDienp, ben bie aRetap^fil ber a^enfd^^eit ge«
leitet ^at.
Sei bem Sortourf ber geringen gortfi^ritte ber SRetopl^tyftf unb
i^tetf nod^ immer nic^t erreichten S^^^^ ^^^^^ ^^^ ermägen, bog fte
nntenoeilen immerfort ben unfd^ä^baren 2)ienß geleifiet ^at, ben un»
112 Tttiapfmf^t
enblid^en Slnfprüc^en ber priDilegirten SRetap^^fif (ber Sanbedreligionen)
©ränjeu ju fe^en unb babei jugletc^ boc^ bem, gerabe burc^ biefe q19
unau^bleibltd^e 9?eaction hervorgerufenen, eigentlt^en Ißaturaü^tnud unb
S)7Qtertatt^mu^ entgegen ju orbeiten. WHan bebenfe, koo^tn ed mit bcn
Vnmagungen ber ^rieficrfc^aft j|eber S^eltgion fommen mürbe, tsenn ber
®Iau6e an i^re Se^ren fo fefl unb blinb toäre, »te jene eigentlich
tt)Unf(^t. (SB. U, 208 fg.) 3)ad @tubinm ber URetap^^fit fleOt fidi
bem 93etruge über bte ©egenfiänbe bcrfefben, b. ^. ben pofitioen
Sleligionen, aU ®(^u|^tt)el^r entgegen. ($. 334.)
12) Verpflichtung beY SRetap^^fir.
!Z)ie üßetap^^ftt ^at nur eine einzige Verpflichtung; benn c^ ifi
eine, bie feine anbere neben p^ bulbet: bie Verpflichtung koa^r ju
ein. iBoHte man neben biefer il^r no^ anbere auflegen, toit etwa bie,
piritualifiifc^, optimiflifc^, ja auc^ nur bie, moralifd^ ju fein; fo fann
man nic^t jum t>oxavL9 wiffen, ob biefe nid^t ber (Erfüllung jiener erfien
entgegenfiänben, o^ne weld^e aQe i^re fon|ltgen Seiflungen offenbar loert^'
Io0 fein müßten. (2B. H, 209.)
13) ©d^ranlen ber SRetap^^fif.
Obtuo^t äRetap^tifil ald wiberfpruc^Iofe (Sntjifferung ber SBelt mög-
lic^ ifi, fo ifi fte e^ bod^ nid)t in bem ©iune, bag fie fein Problem
}u (Öfen übrig, feine mögliche ^rage unbcantmortet liege. S)ergleic^en
ju behaupten, wäre eine t)erme{fene Sbleugnung ber ©d^ranfen menfc^*
lieber erfenntniß überhaupt. ÜDie U^tt Söfung be« 9;ätMete ber 9Be(t
mügte not^wenbig b(od t>on ben 3)ingen an f!c^, nic^t me^r Don Sr«
fc^einungen reben. Slber gerabe auf biefe aÜein finb aDe unfere Sr*
fenntnigformen angelegt; ba^er muffen wir und SlDed burc^ ein Sieben*
einanber, 9?ac^einanber unb Saufalittttdoer^ältniffe faßtic^ machen. Sber
bie 3)inge an fic^ felbfl unb i^re möglichen Ver^ältniffe laffen fid^
burc^ iene formen nic^t erf äffen. (Vergt. Ding an ftc^,) 3)a^er
mug bie wirf(ici)e pofitioe S5fung bed mt^Ul9 ber SBett etwa« fein,
bad ber menfc^Iic^e Ontetlect }u faffeu unb }u benfen nnf&^ig ifi.
(3B. n, 206.) S)ie Söfung bed %ät^fel9 ber 3Bett ift nur inner^^
gewiffer @^ranfen, bie oon unferer enbli^en Statur un}ertrenn(ic^ f!nb,
möglid^, mithin fo, bag wir }um richtigen Verflänbnig ber Seit ge-
langen, o^ne ieboc^ eine abgefc^toffcne unb aDe ferneren Probleme ouf*
^ebenbe (Srflärung i§red 3)afein9 ju erreichen. (SB. I, 507.) ftant
^at nac^gewiefen, bag bie Probleme ber äRetap^^fit feiner birecten,
überhaupt feiner genügenben Söfung fä^ig feien. ^it9 nun aber be-
ruht im legten ®runbe barauf, baf fie i^ren Urfprung in ben formen
unferd dnteüectd, S^ii, 9{aum unb Saufalität ^aben, wS^renb biefer
dnteOect b(od bie Vefiimmung ^at, bem inbiDibnenen SßtOen bie ©egm*
fiänbe feinet SBoÜend nebfi ben 9Ritte(n ju i^rer (Erreichung ju jeigen.
SBirb ieboc^ biefer 3nteQect abusive auf bad SBefcn an fic^ ber 2)ttige
gerietet, fo gebttren bie befagten, i^m an^ttngenben formen i^m bie
Wtttmpff^dfo^t 113
]tteto^^9fif(^en Probleme. 3>rafen totr ma nun aber einmal jene
Sonnen oufge^oben, f o kottrben biefe Probleme gonj koegfoDen. ($. U^
103; 1, 90.)
14) a)ie|)roftif(^e5Wetop^5fif. (®. OTaflie unb ÜRogne-
ttdmu9.)
Ületempfsdiofe.
1) dnl^alt unb ^o§er Sert§ be« SR^t^od Don ber
aRetem))f9(^ofe.
3)te Srienntnig ber etoigen ®ere(^tigtett (f. unter ©erec^tig'
feit: bie ewige ©erec^tigtett), meiere gftnjUc^e (Erhebung über bie
OnbioibuaKtttt unb ha9 $rtnci)) i^rer 9Rög(i(^fett erforbert, loirb ber
SRe^rja^I ber ÜRenfc^en fletd nur in ^orm bed ä^^t^od jugttnglic^
bleiben. !Dad Solf empfing ba^er ein @urrogot jener grogen SBa^r«
^ett, koetd^e^ ate KeguIatiD für ba9 $anbeln ^inreid^enb toax, in bem
3R9t^o9 Hon ber @ee(enU)anberung. S)erfelbe le^rt, bag aDe Seiben,
welche man im Seben über anbere Sßefen t)er§ängt, in einem fofgenben
Seben auf eben biefer 3Bclt, genau burc^ bie felben Seiben ttieber ab«
. gebüßt toerben muffen. (Sr le^rt, hai böfer SEBanbel ein fünftige«
* §eben, auf biefer 2Be(t, in leibeiiben unb verachteten SBefen nad^ ^df
gte^t. XKe Oualen, bie ber SDt^t^od bro^t, belegt er mit Snfc^auungen
QU« ber wirtlichen 993ett, burc^ leibenbe SSBefen, welche auc^ nic^t wiffen,
lote f!e i^re Dual t)erfd^u(bet ^aben, unb er brauet feine anbere ^ölle
3U ^tilfe )u nehmen. Xte Seto^nung aber Der^gt er bagegen Sieber«
geburt in beffenn, ebleren ©eftolten. 3>ie f^'dißt SBelo^nung, welche
ber ebetften Saaten unb ber völligen 9{ef{gnation wartet, fann ber
aR^t^o^ in ber ©prad^e biefer Sßelt nur negativ au^brüden, burc^ bie
Ser^eigung, gar ni^t me^r wiebergeboren i^u werben. — 97ie ^at ein
9Dtt;t^o9 unb nie wirb einer fic^ ber fo Sßenigen jugKngtic^en p^ilo«
fop^ifc^en 9Ba^r^eit enger anfd^Iiegen, aM biefe uralte Se^re be^ Uteflen
unb ebetften Sollet. dene9 non plus ultra m^t^ifc^er SDarfieOung
^aben bal^er f^on ^^t^agorad unb $(aton mit SBewunberung aufge«
fagt, Von dnbien ober Xeg^pten ^erübergenommen, verehrt, angewanbt
nnb, wir wiffen nic^t wie weit, fetbfi geglaubt. (SB. I, 419—421.)
!Z)ie Se^re von ber SRetempf^c^ofe entfernt fid^ von ber SBa^rl^eit bM
baburi^, bag fie in bie Sufunft verlegt, wa« fc^on je^t ifl. ®ie lägt
nttmti^ mein innere« SBefen an fic^ erfl nac^ meinem 2:obe in Snbem
bafein, wä^renb ber SBa^r^eit nac^ e9 fd^on je^t au(^ in i^nen Uht,
nnb ber £ob b(od bie 2:äuf(^ung, vermöge bereu xif beffen nic^t inne
werbe, aufgebt. (SB. n, 688 fg.)
2) XUgemeine Verbreitung ber Se§re von ber SRetem**
H^^ofe.
3)ie Se^re von ber SRetempf^c^ofe, an9 bcn urttlteften unb ebetfien
3eiten M 9Renf(^engefd^fe(^t« fiammenb, war flet« auf ber (Srbe ver»
114 3»etcttH)H)<iJofc
Breitet q(9 ber ©laube ber grogeti SDtaioritat bed SRenfc^engefc^te^td,
la, eigentlich aU Se^re aller 9{etigtonen, mit Sludna^me ber jlübtfc^eti
unb ber jturi Dou btefer ausgegangenen; am fubtilflen jeboc!^ nnb ber
Sßa^r^eit am nS^flen fommenb im Subb^aidmud. (Sergl. 8ubb^ai9'
m u d.) Sä^renb bemgemäg bie S^^rtflen ^ij tröften mit bem SSieber«
fe^en in einer anbem Seit, ifi in jenen übrigen 9{etigionen bad SBieber«
fe^en fc^on je^t im ©ange, jeboc^ incognito; nfimlid^ im ifrei^Iauf ber
©eburten unb fraft ber ÜRetempf^c^ofe, ober ^olingenefie, toerben bie
^erfonen, toelc^e jef^t in na^er ^erbtnbung ober S3erü§rung mit und
flehen, au(^ bei ber näc^flen ©eburt jugleid^ mit und geboren. —
SEBad bem über bad ganje iDtenfd^engef^Ie^t verbreiteten unb ben
äBeifen, tt)ie bem S$oße einteud^tenben ©(auben an iD'{etem|)f9(l^ofe ent«
gegenfie^t ift ba9 dubent^um, nebfl ben aud biefem entfprojfeneit jmei
Religionen mit i^rer Se^re oon ber ©c^öpfung bed ^enjc^en au«
92ic^td. SBie fd^n^er ed i^nen jeboc^ gett)orben, jenen trSfllid^en Ur«
glauben ber ÜRenfc^l^eit }u berbrängen, bezeugt bie ättefte Sirenen«
gef(^i(^te. !3)ie Öuben felbfi finb ^um 2:^ei( ^ineingerat^en. 3m
6§ri{ient^um ift übrigen^ an bie @telle ber ©eelentoanberung unb ber
Vbbügung aDer in einem frühem iitbm begangenen ©ünben burc^ bie
fetbe bie Se^re oon ber (Srbfünbe getreten, b. ^. t)on ber 8uge für bie
@ünbe eined anbern dnbibibuumS. S3eibe nftmlic^ ibentificiren, nnb
5tt)ar mit moraltfc^er S^enbenj, ben Dor^anbenen ÜRenf^en mit einem
früher bagekoefenen, bie @eelenh)anberung unmittelbar, bie (Srbfünbe
mittelbar. (835. n, 675—579.)
3) 93ernunftgemSg§eit bed ©laubend an ÜRetempf^«
c^ofe.
3>er ©laube an 3Retem))f9^ofe ßeDt fi(^, toenn man auf feine au«
gemeine Verbreitung fie^t, bar al9 bie natürlid^e Ueberjeugung be9
SRenfc^en, fobatb er, unbefangen, irgenb nad)bentt. @r n)ftre bemna^
tüixtliij 3)ad, toad ffant fttlfc^tic^ t)on feinen brei vorgeblichen dbeeit
ber Vernunft behauptet, nftmlic^ ein ber menfc^lid^en Vernunft natüt«
Ud^ed, aud i^ren eigenen formen l^erDorge^enbed ^^ilofop^em; unb wo
er fic^ nic^t ftnbet, koäre er burc^ pofitiDe, anbertoeitige 9{etigion9i»
lehren erjl öerbrängt Äuc^ leuchtet er Sebem, ber jum erfien OTal
baoon ^ört, fogleid^ ein. (SEB. 11, 578.) 3)er 9)?9tl^o9 oon ber Seelen*
toanberung fönnte, in ftantd ©prac^e, ein ^ofhilat ber praftifi^en
Vernunft genannt toerben; ald ein foI^e9 betrachtet aber t^at er ben
Vorzug, gar leine Elemente ju enthalten, al9 bie im Steid^e ber 993irt«
lic^Ieit bor unfern Slugen liegen, unb ba^er alle feine Begriffe mit
Snfc^auungen belegen }u I5nnen. (SB. I, 420.)
4) 3)er moralifc^e @inn ber 9)tetem|)f9c^ofe.
3)er moranfd^e @inn ber a)Ietem))f9(^ofe in aQen inbifc^en Meligionen
ifi nic^t blod, bag n)ir jebed Unrecht, mläft9 loir Derüben, in einer
folgenben Sicbergeburt abjubügen ^aben; fonbern auc^, bog loir jebe«
Wtttf^oht. met^obotogte 115
llnrei^t, toA6^t9 und miberffi^rt, anfe^n muffen ate tiio^lDerbient, hmäf
irafere SNiffet^aten in einem frü^ 2)afein. ($. II, 430.)
5) ttnterfc^teb jttifc^en äRetemfif^c^ofe unb ^alin*
genefie.
@e^r tool^I Knnte man unterfc^etben 2Retemt)f9c^ofe, a(9 Uebcr«
gang ber gefommten fogenannten @eele in einen anbern itih, — nnb
^altngenefie, a\9 S^^f^^ung unb 9?eubi(bung bed dnbibibm, in«
bem allein fein SSSilte be^arrt unb, bie ©efialt eined neuen Sßefen^
annc^menb, einen neuen dnteOect erhält {% U, 293 fg. SB. II,
574 fg. — Sergt. untet dnbibibuation; 3nbit>ibualität: 3er:^
fe^nng be9 dnbinibuumd burc^ ben SJob.) SRit biefer Xnfic^t flimmt
anäi bie eigentliche, fo )n fagen cfoterif^e ?e^re bed Subb^ai^mnd
iibenin, inbem fie nic^t a)Ietem|)f^d^ofe, fonbern eine eigent^ttmli^e,
auf moraIif(^er Sofid ru^enbe $aUngene{ie (e§rt. (9ß. II, 574.
% II, 293. — «ergL »ubb^aiömu«.)
iReti)olrt. Ktttt|0lr0l0gie.
1) angemeine Kegel aur SRet^obe aUe9 $^t(ofo))^i'
ren^, ja alted Siffen9 überhaupt.*
Sie fd^on $(ato unb Jtant anem|)fo^(en, foll man jtoeien @efe^en,
bem ber ^omogeneitSt unb bem ber ©pecification auf gleiche
Sßeife, ni^t aber bem einen }um 97ac^t^ei( be^ anbern, ©enüge leiflen,
!Z)ad ®efe^ ber $omogeneitfit ^eigt un9 bie Srten ber S)inge er«
f äffen, biefe eben fo ju ©attungen, unb biefe ju @ef(^(e(^tem Der«
einigen, bi^ mir gum oberften VDed umfaffenben Segriff gelangen.
üDiefed unferer Semunft toefentlic^e ®efe$ fe(}t Uebereinflimmung ber
Statur mit fic^ Doraud, n^elc^e Soraudfe^ung audgebrüdt ifl in ber
alten 9teget: entia praeter neoessitatem non esse maltiplicanda. —
2)ad ®efe^ ber Specification, Don fiant fo Qu9gebrücft: entium
varietates non teme^e esse minuendas, ^eifd^t, ba§ U)ir bie unter
einem Dielumfaffenben ©efc^Ied^tdbegriff Dereinigten ©attungen unb
»ieberum bie unter biefen begriffenen, ^5^em unb niebern Srten tt)o^I
unterf (Reiben, und ^ütenb, irgenb einen ©prung ju machen unb too^t
gar bie niebern Xrten, ober DoHenbd dnbiDibuen, unmittelbar unter ben
®efc^Ie(^t«begriff ju fubfumircn. (®. 1 fg. ffi. I, 98. 132. — Ueber
bie toa^re SRet^obe ber $^iIofo))^ie Dergl. unter $^iIofo))§ie: 9Re«
t^obe ber ^^itofop^ie.)
2) ®egenfa6 ber anal^tifc^en unb fqnt^etifc^en SKe«
t^obe.
3)ie anat^tifd^e 9Ret§obe befielt im Buriicffü^ren bed ®egebeneu auf
ein gngeflanbened $rincip, bie f^nt^etifc^e hingegen in bem Vbleiten
an« einem f olc^en. @ie ^aben ba^er Snatogie mit ber Sfiagoge unb
t^'ogoge (f. 6))ogoge unb Xfiagoge), nur bag (entere nic^t auf
ba« Segrünben, fonbern fletd auf bad Umflogen oon @tf^en gerichtet
8»
116 SD^etrutn — aßtdotodmod unb SRafrofofmod
ifl. S)te anal^tifc^e üRet^obe ge^t t)on ben SCl^atfoi^en, bem 9e|on« '
bern, ju ben Se^rftt^en, bem Sagemeinen, ober Don ben golgen {u ben
©rünben; bie anbete untgele^rt. 3)a^er märe ed oiet nötiger, {ie aM
bte inbncttDe unb bie bebuctioe 9)!et§obe ^n bejeic^nen; benn bie
hergebrachten 9{amen finb unpaffenb unb brttden bie @Qd^e f(^Iei^t
au«. (SB. II, 133.)
!Z)ie inbuctilje SDJet^obe giebt nie folc^e ©ekoig^eit, »ie bie bebudioe.
flQe em))irif^e Snfd^auung unb ber gr5gte 3:^eit aOer (Erfahrung ge^t
Don ber ^olge }um ©runbe, beruht atfo auf Onbuction. ÜDa nun
aber biefe Srfenntnigart nid^t unfehlbar ifl, toeit 9?ot^ti)enbigfcit aOein
ber Solge jufommt, fofern ber ®runb gegeben i^, nic^t aber ber (Er*
fenntnig be« Orunbeö au« ber Solge, ba biefclbe golge an^ üerfi^ie*
benen ©rünben entfpringen (ann; fo ifi bie SEBa^r^eit ^ier au(^ nie
fo gemig, toxt bei ben bie ^olge an9 bem ©runbe erlennenben be«
buctiben S38iffenf(^aften. (SB. I, 91 fg.)
3) ÜDie fofratifd^e Wttf^oht.
S>er Sort§ei( ber fofratifc^en Sßet^obe, h)ic n)ir fle au« bem $Iato
lennen temen, befielet barin, bag man flc^ bie ©rünbe ber ©ä^r,
n^elc^e mm }u bemiifen bcabflc^tigt, Dom SoOocutor ober ©egner ein«
geln angeben (ftgt, e^e er bie folgen berfelben überfe^en f^at; ba er
Ifingegen au« einem bibaltif^en SSortrage in fortläufenber 9?ebe golgeii
unb ©rünbe gleic^ al« fotc^e ju ertennen ©elegen^eit ^aben unb
ba^er biefe angreifen toüxht, totxtn i^nt jene nic^t gefielen. {% l, 46.)
4) Untergeorbneter SBert^ ber SRet^oboIogie.
äßoHte ein $^i(ofop^ ba'mit anfangen, bie 9)?etl^obe, na^ ber er
p^Uofop^iren toitl, ftc^ au«3ubenlen; *fo gliche er einem XidjUx, ber
^uerfl fi^ eins Sefi^etil fc^riebe, um fobann na^ biefer gu bieten;
93eibe aber glichen einem 9Renfd^en, ber }uerfi fic^ ein Sieb fange unb
^inter^er banad^ tankte. jDer benfenbe ©eifi mug feinen SBeg avi9
urfprüngftc^em 3^riebe ftnben, Siegel unb 9(nn)eftbung, ÜRet^obe unb
Seijlung muffen, xoxt 9Raterie unb Sorm, unjertrennlic^ auftreten.
S[ber na^bem man angelangt ifi, mag man ben jnrüdgelegten S$eg
betrauten. Sefi^etU unb SRet^oboIogte fmb, i^rer 97atur nad), jünger
a(« ^oefie unb ^^ilofop^ie; koie bie ©rammatil jünger ip al« bie
@prad^e, ber ©eneralbag jünger al« bie SRuftf, bie l^ogit jünger a\9
ba« ÜDenfctt. (SB. n, 133 fg.)
Ütetnim, f. unter $oefie: $ülf «mittel ber $oe{le.
1) dbentität be« SBefen« be« 9Rirroro«mo« nnb iRa«
troto«mo«.
S)a« äBefen an fid^ be« iDtenf^en lann nur im Serein mit bem
SBefen an ft(^ aUer S)inge, alfo ber SBelt, Derftanben merben. äKifro'
S^fantl^ro))ie 117
tü9mo9 tmb 9Rafroro9mo9 erläutern {{(^ nätntt(^ gegenfettig, koobet fie
ül9 im SBefentl^en ba« @etbe fxäf ergeben. (^. n, 20.) On jebem
(Sinjelnen erfc^etnt ber ganje unget^eiüe SEBille jum Seben, bad Sßefen
an ^(^, unb ber ÜRihoIodntod ifl bem 9}?Qlrofo9mod gleic^. (9B. U, 676.)
3eber finbet ftc^ fetbfl al^ btefen SBiUen, in n)el(^em ha9 innere SBefen
ber 9Be(t befielt, fo toic er ft(^ au^ aU ba9 erlennenbe ©ubject finbet,
beffen SorfleUung bte ganje Sßett ift, n^elc^e infofem nur in Sejug
auf fein Sett)ugtfein, al9 i^ren not^n)enbtgen 2irttger, ein 3)afein ^at.
debcr ifi alfo in biefem bopfielten Setroc^t bie gonge SBelt felbfi, ber
ST^tfroIodtnod finbet beibe ©etten berfelben ganj unb DoUpänbig in fjOf
felbfl. Unb »ad er fo atd fein eigene^ SBefcn ertennt, baffetbe er«
fc^öpft Qttc^ bad SEBefen ber gangen SBelt, bcd 9)!alrofodmo9; auc^ .f^^
alfo ifi, toit er felbfl, burc^ unb burd^ SEBtlle, unb burc^ unb burc^
SorfleQung, unb ni^td bleibt »eiter übrig. (SB. I, 193.)
2) Darfieltungen bed Buf^n^nten^anged bed 9Ritro«
lodmod unb SRafrofodmod in ber SR^t^oIogie.
SDer Suf^tntttten^ang, ja bie (Sin^eit ber menfc^Ii(^en mit ber t^ie«
rtf<^en unb gangen übrigen ^atnx, mithin bed 3Rilro!odmod mit bem
3Ratrofo9mod, fptic^t aud ber ge^eimnigDoKen, rftt^felfc^mangem ®pf^in}c,
au9 ben Kentauren, aud ber Sp^efifc^en Srtemid mit ben, unter i^nn
gal^nofen Srüflen angebrad)ten, mannigfaltigen S^^iergcßatten, eben koie
au9 ben Seg^ptifc^en 9ßenfc^enförpern mit ^^ierföpfen unb bem inbi«
fc^en ©anefa, enblic^ auc^ aud ben ißintüitifd^en @tieren unb Sömen
mit SRenfc^entöpfen, bie und an ben Sloatar att 9)tenf(^l5n)e erinnern,
fl?. ü, 442.)
Ütifanttiropie.
1) Sntße^ung ber iDtifant^ropie.
Sei ber obiectit)en (Erregung bed UebetooQend burc^ ben ^[nblid ber
Safier, Segler, @(^mäd^en, Xl)or^eiten, 3)}ängel unb UnooQtommen^eiten
aOer fixt, meieren me^r ober weniger deber ben Sfnbem barbietet, tann
ed fo meit tommen, ba§ DieQeic^t SRand^em, gumal in Hugenbtitfen
^9po(^onbrif(^er Serfiimmung bie Sßett, Don ber ttfi^etifc^en Seite be-
trachtet, al9 ein Jtaritaturenlabinet, üon ber inteUectuellen atd ein
92arren§aud, unb t)ou ber moralifc^en atd eine ©auner^crberge erfc^eint.
SBirb folc^e Serliimmung bleibenb; fo entfielt SRifant^ropie. (S. 199.)
2) 6inf(ug bed Sebendatterd auf bie üRifant^ropie.
deber irgenb norgüglii^e SRenfc^ n)irb nac^ bem Diergigften Oa^re
üon einem getoiffen Xnfluge Don SRifant^ropie fc^mertid^ frei bleiben.
Denn er ^atte, »ie ed natürlid^ ifl, non f!(^ auf Vnbere gefc^toffen
unb ifl aDmtttig enttttufc^t tt)Orben, ^at eingefe^en, bag [\t entmeber
Don ber @eite bed Jtopfed, ober bed bergend, meiflend fogar 8eiber,
t^m in 9lü(fflanb bleiben; med^alb er fiel mit i^nen eingutaffeu Der*
meibet, mie benn überhaupt deber nai) SDtaggabe feined tnnem SDer«
120 9Ktfftb — SttttelffanBe
ber Scgtfidte imb ®eiitc§eiibe rein aU fo((^er erregt unfere nn-
mittelbare ^iiaafimt, lote t9 ber Seibenbe, Sntbe^renbe, Unglfictlit^e
rein aU folc^er t^nt. @ogar lann ber Sbibtid bed ©läcfß^en nnb
©eniegenbesi rein a\9 folc^en fe^r leicht unfern 9{etb enegen.
(6. 210 fg. 237.)
AttUiDf) f. unter SNoratifc^: bie morafif^e S^riebfeber.
Mittd^ f. 3^^'*
Jlitttlaltct.
Serglei^t man ba9 9ttert^um mit bem barauf folgeuben 9RitteI>
alter, ettoa ba« S^itaUer be^ ^riHe« mit bem 14. da^r^unbert, fo
glaubt man faum in beiben bie felbe 8rt Don SBefen üor fid) ju
^abcn. 3)ort bie fc^önfle Entfaltung ber ^umanitftt, oortreffli^e
©taatöeinric^tnngen , neife ©efe^e, ttug Dert^eitte SRagtflraturcn, Der-
nttnftig geregelte Srei^eit, fämmtlic^e ^nfte, nebft ^oefte unb $^ilo«
\opffxt, auf il^rem ©tpfel, unb babei ba9 ?eben bur(^ bie ebelfle ®efeOig<
feit Derfc^önert; ^ier hingegen bie ^At, ba bie Stirere bie ®eifhr nnb
bie ©etoalt bie Seiber gefcffelt ^atte, bamit 9litter unb $f äffen i^rem
gemeinfamen Safh^iere, bem britten @tanbe, bie ganje Sürbe ht9
itbm9 auflegen tonnten. SDa ftnbet man gfaußred^t, Senbalidmnd
unb t$<inatidmud im engen Sunbe, unb in i^nm ©efolge grSueli^e
Unkoiffen^eit unb ©cifledpnfiemig, i§r entfprectenbe dntolerau), ©lau*
ben9)U)ifte, 9leIigion9friege, Jh:eu))iige, ite^eroerfolgungen, Onquijttionen ;
atö ^oxm ber ©efetligtcit aber bad aud 9to^]^cit unb ©ecfcrei )u«
fammengeflicfte Stittermefen mit feinen pebantif^ audgcbilbeten unb in
ein @9^em gebrachten fragen, mit begrabirenbem SIberglauben unb
affentoürbiger SBeiber^eneraHon. (^. n, 373 fg.)
SDa9 ritterliche (S^renprincip, Ieinedtt)eg9 ein urf))rüngli(^ed, in ber
menfc^ßd^en Statur gegrünbete«, ifi ein $inb jener 3cit, too bie {Räufle
geübter Maren, al« bie ftöpfe, unb bie Pfaffen bie Sernunft in Letten
hielten, bed belobten SRittelalterd unb feine« 9{ittert^um«. S)amal«
lieg man für flc^ ben lieben ®ott nic^t nur forgen, fonbem auc^ nr«
t^eilen. 2)emnac^ n^urben fd^mierige Ste^t^fäOe burd^ Drbalien ober
©ottedurt^eile entfc^ieben, bie, mit wenigen Xudna^men, in 3^'^*
tSm))fen befianben. Unb hieran« ging ba« S)uelIioefen ^ertoor. (^«
I, 402.)
Om 9Rittelalter, biefem SKiQenninm ber Slo^^eit unb Unwiffen^it,
florirten bie Sttrte, ein Seid^en ber Barbarei. ($. I, 190. Sergl.
9art.) S)ie ftleibung be« SThttelalter«, gegen bie ber Xlten gehalten,
ift gefd^macHo«, barbarifd^ unb »ibermttrtig. ($. ü, 171.)
mittelfttd^e.
2)e« ariflotele« ©runbfa^, in allen Dingen bie ilRittelfirage ju
galten, pagt fc^Ie^t )um äRoralprinci)) ; aber er möchte leidet bie bc^e
allgemeine ltlttg§eit«regel fein, bie befte Snmeifung )um glflddic^en Seben.
Ttntmonit — mHiidfltit 121
!£)enn SDed ifi im SeBen fo nttgttd^, auf allen @eiten liegen fo t>ie(e
Unbequcmlic^feiten, Saften, Setben, ®efa§ren, bag man nnr mie mitten
burc^ kippen glücfltc^ unb flehet fä^rt. 3)a9 {xiqSsv ayav unb nil
admirari flnb ba^er treffti(^e Siegeln jur Seben0tt)eid^eit. ($. 445.)
Mnemonik^ f. ©ebttc^tnißlunfi.
Modalität.
3>a6 bie Kategorien ber SRobaKtät, alfo bie Segriffe bed 9Rög(i(^en,
9Birf(i(^en unb ^^ot^toenbigen e9 finb, h)el(^e bie proMematifc^e, affer«
torifc^e unb apobictifc^e Sonn bed Urt^eitö )}eran(af[en, ifi tüaf^x. 2)ag
aber jene Segriffe befonbere, urfprüngli^e unb nxd^t Leiter abjuleitenbe
(Srtenntnigformen bed Serfianbed klären, ifi ni^t toa^r. Sietmel^r
flammen fle aud ber einjigen urfprünglic^en unb ba^er a priori und
bcniu^ten ^^ormen alled Crfennend §er, an^ bem ®a(e Dom ®runbe,
unb 3mar unmittelbar aud biefem bie (Srfenntnig berStot^toenbigleit;
hingegen erfl inbem auf biefe bie 9{ef[qrion angett)anbt n)irb, entfielen
bie »egriffe Don Sufäfligfeit, äKöglid^feit, Unmögli(^!eit, SBirffic^feit.
XQe biefe urfiänben ba^er feinedmegd an9 einer ©eif^edfraft, beut
Serfianbe, fonbem entfielen burc^ ben Q^onflict M abflracten @r«
fennen« mit bem intuitiven.* (SB. I, 549—556.)
On (Europa toirb bie SBeltgefc^id^te Don einem ganj eigent^ümlic^en
djronologifc^en Z^agedanjeiger begleitet, meld)er, bei anfc^aulic^en 3!)ar^
fieUungexi bor Gegebenheiten, iebed 3)ecennium auf ben erflen Sßd
erfenncn läßt; berfelbe fle^t unter ber Scitung bcr ©(^neiber. (3- S.
ein in t^ranffurt 1856 au9gefiellted angebtid^ed Portrait SRojartd in
feinem -Siiuglingdalter tt)ar fogleic^ baran atö unä(^t ju erlenneit, bag
bie ftletbung einer )tt)an)ig da^re früheren 3cit onge^örte.) 9(od im
gegenmSrtigen 2)ecennium ifi jener Ziagedanjeiger in Unorbnung ge^
ratzen; toeil foI^e9 nid^t ein Tial Driginatitftt genug beft(^t, um, toie
jebed anbere, eine i^m eigene Jf(eibermobe gu erfinben, fonbern nur
eine iTOadlerabe barfieUt, auf ber man in aQerlei (ttngfl abgelegten
Zra(^ten an9 vergangener 3^'^ ^erumlftuft, ald ein lebenbiger Sna-
c^ronidmud. ©etbfl bie i^m vorhergegangene ^eriobe ^atte boc^ nod^
fo viel eigenen ®eifi, mt nbt^ig ifi, ben t^ratf ju er^nben. {% II,
481 fg. — »ergl. aud^ 3cfttjcit.)
MoUll^ in ber Slrc^itectur. (®. ard^itectur.)
fltöfiltdikeit:
1) Unterfd^ieb ber 3R5g(i(^teit überhaupt Von ber em»
ptrif(^en 3R0gIi(^Ieit.
9R0gti(^feit überhaupt ifi, tvie fiant )nr ©enlige gezeigt ^at, Ueber«
einfümmung mit ben und a priori bewußten 9ebingungen aOer Cr*
fo^rnng. (®. 18.) SOed ben unferem dnteUect ange^örenben ©efe^en
a priori ©emfige ifi überhaupt mögltc^. SDad ben empirifc^en Statur«
122 SRo^ammebaner
gefe^en Sntfprec^enbe hingegen i{l bad in btefer Seit SRöglii!^.
(SB. I, 664.)
2) Urfprung ber Sategotie ber 3RögIi(^fett aud ber
9tef(e^ion.
Serlafyen isir bte anfc^auti^e Statur unb ge^en über jimt abfhracten
Denten; fo tonnen rpxx, in ber 9ttfltjc\on, aüt 9?aturgefe^e, bte und
t^ette a priori, t^etld erfl a posteriori befannt finb, und DorficQen,
unb biefe abflracte SorßeDung ent^ölt Hüt^, isad in ber Statur ju
irgenb einer 3^^^ ^^ irgenb einem Orte i^, aber mit Sbftraction
Don iebem bejiimmten Oirt unb 3^^^? ^"^ ^^>^<it <^^"r ^urc^ folc^e
Kefle^ion, finb tovt ind n^ette %eid^ ber ÜRöglic^feit getreten. 9Bad
aber fogar aud^ ^ier leine @teDe ftnbet, ifl bad Unmögliche. <Sd ifl
offenbar, bag 3}29gli^feit unb Unmöglid^Ieit nur für bie Slefle^ion,
für bie abfiracte Sifenntnig ber Semunft, nid^t für bie anfd^autid^c
Srfenntniß ba ftnb; obgtei^ bie reinen formen biefer ed finb, meiere
ber Vernunft bie Seftimmung bed 9)25g{i^en unb Unmöglichen an bie
^anb geben. Oe na^bem bie Staturgefc^e, oon benen tt)ir beim S)en«
fen bed 9RögIi(^en unb Unmöglid^en audge^en, a priori ober a posteriori
erlannt f!nb, ifl bie SRöglic^feit ober Un^öglic^feit eine metap^^fifc^^f
ober nur t)^t)rtfc^e. (3B. I, 551.)
3) 3ufammenfaIIen unb üudeiuanbertreten bed 2)t5g«
liefen, S33irf(i(^en unb Stot^toenbigen.
3>er Unterfc^ieb gniifc^en not§U)enbig, toirfUc^ unb möglich ifl nur
in abstracto unb bem Segriffe nac^ bor^anben; in ber realen SBett
hingegen fallen aQe S)rei in Sind jufammen. 3)enn Slled, niad ge*
fc^ie^t, gefc^ie^t not^toenbig, toeil ed and Urfac^en gcfc^ie^t. 3)em«
gemäg ifi aOed SBirflid^e jugteic^ ein 9tot^menbiged, unb in ber
9{catität jmifc^en 2Birf(id)Ieit unb 97ot^n)enbigIeit fein Unterfc^ieb ; unb
ebenfo leiner jmifd^en Sirllic^feit unb Sßöglic^feit; benn toa9 ni^t
gefc^e^en, b. $. nic^t n^irtlic^ geworben ifi, toax auc^ nic^t niögti4r
loeil bie Urfac^en, o§ne tuclc^e ed nimmermehr eintreten fonnte, felbfl
nic^t eingetreten flnb, noc^ eintreten fonnten in ber grogen Serfettung
ber Urfad^en, ed loar alfo ein Unmöglichem, deber Vorgang ifl bem«
nac^ entmeber not^tt)enbig, ober unmöglich* Diefed SQed gilt aber
blod üon ber empirifc^ realen SBelt, alfo üom gan} (Sin}etnen aM
folc^em. Setrac^ten isir hingegen mittelft ber Sernunft bie Dinge im
SlOgemcinen, fie in abstracto auffaffenb; fo treten Stot^menbigteit,
SCirflic^feit unb iDtöglid^feit toithtx audeinanber; tt)ir ertennen bann
aÜed ben unferm dnteüect ange^örenben ©cfetjen a priori ®cmö§e
atd überhaupt möglich, bad ben empirifc^en 97aturgefe^en (Sntfprec^enbe
a(d in biefer SBelt möglich, auc^ loenn ed nie n^irflic^ gemorben, uuter«
fc^eiben alfo beuttic^ bad SRögtic^e bon bem SirRic^en. (SB. I,
554 fg.)
Atot^ammtlrantt, f* Odtam.
SlßoS — Wlomxäiit 123
iKoU, f* unter äRufif : SDte ))§9fif(^e unb arit^tnettfc^e ©runblage ber
3)?uftf in i^rer Sejie^ung jur metop^^fifc^en ^ebeutung.
Monatfolofixt.
3)te !?et6m^'f(^e iD?onabologte Denoirft bte SI tonte unb bie rein
mec^anifc^e ^^^fU, um eine b^namifi^e an i^re @telle ju fe^en,
koorin [it ftanten Dorarbeitete. Seibni^ gelangte }u ber @infid)t, bag
fetbfl bie b(od nted^anifd^en Gräfte ber ÜRaterie tttoa^ ©eiftiged jur
Unterlage l^aben mugten. S)iefe^ nun aber tougte er ftc^ nic^t an-
ber^ beutlit^ }u nia^en, ate butd^ bie l^öd^ft unbeholfene gictton, bag
bie ÜRaterie aud lauter @eelc^en beflänbe, tuelc^e jugleic^ formale
%tome toären unb meiflend int 3>^f^^"^^ ^^^ Setäubung fid^ befänben,
jeboc^ etn 9na(ogon ber perceptio unb bed appetitus Ratten. $iebei
führte i^n S)ied irre, bag er, Xüiz alle äinbern, jur ©runblage unb
conditio sine qua non aQed ©eifiigeu bie @rtenntnig machte, |latt
bed 993iOen9. Onbeffen Derbient Seibni^en^ 93e{lreben, beut ©eifte unb
ber äßaterie ein unb baffetbe $rinci)) gnm ®runbe }u legen, Sner»
tennung. @ogar fönnte man barin eine Sora^nbung fott)o§I ber
ftanffd^en aU aud^ ber ®(i^o))en^auer'f(^en Se^re finben, bie er jebo^
nur tt)ie burd^ einen 9{ebel fa^. S)enn feiner 3){onaboIogie liegt fc^on
ber ©ebanle }u ©runbe, bag bie äRaterie fein jDing an fid^, fonbern
bloge Srfd^einung ift; ba^er man ben legten ©runb i^red, felDfi nur
med^anif^en iBirlend nid)t in bem rein ©eometrifc^en fuc^en mug,
b. §. in Dem, tuad blod jur @rfd)einung gehört, toie Sludbe^nung,
Setoegung, ©efialt; ba^er fc^on bie Unbur^bringlic^teit ntc^t eine b(od
negatiüe Sigenfc^aft iß, foitbern bie Sleugerung einer {)ofttit)cn fträft.
(?J- I, 80 fg.)
itlonardiie.
1) 9{ot^tt)enbigfeit unb Ütatürlic^feit ber ÜRondrd^ie.
(Eine @taatdberfaffung, in »etd^er blöd ha9 abflracte S^cc^t, o^ue
oKen S^^ap Don SBiUIür unb @emalt, flc^ Derl5r)}ert, ))agt nid^t für
äBefen, toie bie ÜRenf^en f!nb. äBeil nömtid^ hk groge SRe^rja^I
berfelben ^i5(^fi egoifiif^, ungerecht, rütfftc^tdlod, lügenhaft, mitunter
fogar bod^aft unb babei mit fe^r bürftiger dnteUigenj audgeftattet ifi,
fo emitfc^fl §ieraud bie 9lot^n)enbig!eit einer in @incm 3)?enf(^en con«
ceiitrirten, felbft über bem ®efe^ unb bem 9?ed^t fle^cnben, böUig un»
Derantn)orttic^en ©eioalt, ))or ber flc^ SlOed beugt, unb bie betrachtet
n)irb ate ein SEBefen §5§erer 9rt, ein ^errf^er t>on ©otted ©naben.
97ur fo lägt fi(^ auf bie Sttnge bie 9Renfd^§e)l jügeln unb regieren.
(% U, 269.)
Ueber^aupt iß bie monarc^ifd^e Stegierungdform bie bem 3){enfd^en
natürliche, fafl fo tsie fie ed ben 8tenen unb Slmeifen, ben rcifenben
^anid^en, ben ttanbemben Slep^anten, ben }u S^aubjügen Dereinigten
3ßMfen unb anbem Si^eren me^r ift, nielc^e aDe (Sinen an bie ©))i^e
i§rer Unternehmung ßeSien. Hudf mng jebe menfc^Iic^e, mit ®efa§r
122 aRoJ^ommebaner
gefe^en (Entfpred^enbe hingegen iß ba^ in biefer SBett 2R9fl(t(^(.
(SB. I, 654.)
2) Ur[))rung bet ^otegorie ber SRöglic^Ieit and ber
9tefte^ion.
Serlaffen n)tr bie anfc^aulid^e Statur unb gelten tt6er jum abfhacten
3)en(en; fo (önnen ^tr, in ber 9{efIe^ton, qQc 9?Qturgefe^e, bie und
t^eite a priori, t^eiU erfl a posteriori belannt ftnb, und t)orfieaen,
unb btefe abfhacte SorfleDung enthält Hütß, toa9 in ber Statur )u
irgenb einer 3^^^ ^^ irgenb einem Orte x\t, aber mit Sbflraction
Don iebem befiimmten Oirt unb 3^it; unb bamit eben, burc^ fo((^e
9{efIepon, flnb xoix ind n^eite Steid^ ber SRöglic^feit getreten. 3Bad
aber fogar aud^ ^ier (eine @teUe ftnbet, ifl bad Unmögliche. Sd ifl
offenbar, bag 3}25gli(i^feit unb Unmbglic^Teit nur für bie S^cflqrton,
für bie abflracte @ifenntntg ber Vernunft, mi)t für bie anf^aulic^e
Srienntntg ba ftnb; obgtetd^ bie reinen formen biefer ed flnb, meiere
ber Vernunft bie 93eflimmung bed 3728gli(^en unb Unmöglid^en an bie
$anb geben. Oe nac^bem bie 9iaturgefe^e, oon benen toir beim S)en^
fen bed SDJöglid^en unb Unmöglid^en audge^en, a priori ober a posteriori
ertannt finb, ifl bie Snögltc^feit ober Un^ögli^feit eine meta))^9pf(^<r
ober mir p^^fif^e. (338. I, 551.)
3) 3ufammenfaIIen unb üudeinanbertreten bed 9){69«
ticken, iBirftid^en unb Stot^loenbigen.
SDer Unterfd^ieb gtoifc^en not§U)enbig, tt)irHi(^ unb möglich ifl nut
in abstracto unb bem Segriffe nac^ Dor^anben; in ber realen SBelt
hingegen fallen aQe S)rei in Sind jufammen. iknn %Qed, toad ge*
fc^ie^t, gefc^ie^t not^loenbig, kseil ed aud Urfac^en gefc^ie^t. 2)ein'
gemäß ift alled SBirflid^e jugteic^ ein Stot^menbiged, unb in ber
9!ealitat jmif c^en SEßirf lid^feit unb 9tot^to)enbig(eit (ein Unterf c^ieb ; unb
ebenfo (einer jmifd^en 2Birntc^(eit unb 3)ti{g(i^(eit; benn toa9 md^t
gefc^e^en, b. ^. nic^t loirfli^ geworben ifi, toax au(^ nic^t m5g(i4
lueil bie Urfac^en, o^ne welche ed nimmermel^r eintreten (onute, felbjt
nid^t eingetreten flnb, nod^ eintreten (onnten in ber großen Ser(ettung
ber Urfac^en, ed loar alfo ein Unmöglichem, deber Vorgang ifl bem«
nac^ entmeber not^tt)enbig, ober unmöglich. SDiefed SQed gi(t aber
blod Don ber empirifc^ realen Sßett, alfo Dom ganj Sinjelnen M
fotd^em. Setrac^ten tt)ir l^ingegen mittelft ber Sernun^ bie S)inge im
Singemcinen, fie in abstracto auffaffenb; fo treten 9?ot^n)enbig(eitf
SBirntd^(eit unb 2Rögtid^(eit koieber audeinanber; n^ir er(ennen bonn
aOed ben unferm dnteOect ange^örenben ©cfetjen a priori ®einö§t
atd überhaupt mögli^, bad ben empirifc^en 97aturgefe^en @ntf))re(^enbe
ald in biefer SEBett möglich, auc^ toenn ed nie toirflic^ geworben, unter«
fc^eiben atfo beutlid^ bad SD^ögtic^e Don bem SBirRic^en. (93. I,
554 fg.)
Atoijammtlrantr, f. dmtam.
r
SRoS — aRonar^te 123
A0tt^ f. unter 9Rnf tl: 3>te {>^)fPf(^e unb arit^mettfc^e ©ntnblage ber
SRufil in i^rer Sejte^ung jur mtt(ipffif[i\iftn Sebeutung.
monaDfologu.
2)te ?etbm('f<^e iTOonaboIogie oemirft bie Stome unb bie rein
me^anifc^e $^9fU, um eine b^namifd^e an t§re ©teile ju fe^en,
iDorin fie ftanten Dororbcitete. Seibni^ gelangte )u ber (Sinftc^t, bog
felbft bie btod mec^anifd^en firäfte ber SOtaterie tttoa^ ©eiflige^ )ur
Unterlage ^oben mußten. 3)iefed nun aber mugte er ft^ ni^t an«
berd beuttic^ 2^ machen, ald bur^ bie ^ö^ft unbeholfene Siction, bag
bie Sltaterie aud lauter @ee((^en befiänbe, toelc^e }ug(ei(^ formale
Xtome mären nnb metfiend im 3^^^^"^^ ^^^ Setäubung fl^ befänben,
jebo«^ ein 9na(ogon ber perceptio unb bed appetitus Ratten. $tebei
fährte i^n !Z)ied irre, bag er, mie alle Slnbem, }ur ©runblage unb
conditio siue qua non alled ©eiftigen bie Srienntnig machte, ftatt
bed SBiDend. dnbeffen t)erbient SeibniQend Sefireben, beut ©cifle unb
ber iD^aterie ein unb baffetbe $rincip jnm ®runbe ju legen, Slner«
lennung. @ogar lönnte man barin eine Sora^nbung foioo^t ber
ftant'fd^en aM auc^ ber ©^open^auer'f^en Se^re flnben, bie er j[ebo^
nur tt)te burc^ einen Ütebet fa§. ICenn feiner 9}tonabotogie Hegt f^on
ber ©ebanle lu ©runbe, bag bie Sffaterie lein !Z)ing an fic^, fonbern
bloße (Erf Meinung iß; ba^er man ben legten ®runb i^red, felbfi nur
me^anifc^en Sßirlend ntc^t in bem rein ©eometrtfc^en fu(^en mug,
b. §. in !Dem, »ad blod jur Srfc^einung gehört, toit Sudbe^nung,
9en)egung, ©efialt; ba^er f^on bie Unbur^bringli^Ieit nic^t eine b(od
negatit>e Sigenf(^aft ifi, fonbern bie Heugerung einer poftttDeu Straft.
i% l, 80 fg.)
SXonavdiit.
1) 9lot(n)enbigIeit unb SfatUrtid^Ieit ber äRonärd^ie.
(Sine ©taatdoerfaffung, in »eld^er blod bad abfiracte dtcäfi, o^ne
aUen 3ufa^ bon SBiaiür unb ®ematt, fid^ oerl0r))ert, pa^t nid^t für
Sefen, »ie bie SRenfc^en flnb. SBeit nSmlic^ bie groge 9Re§rja^I
berfetben ^5(^fl egoiftifd), ungerecht, rücffic^tdlod, lügenhaft, mitunter
fogar bo^^aft unb babei mit fe^r bürftiger anteiligen) audgeflattet ift,
fo ermttc^fl §ieraud bie Stot^menbigteit einer in Sincm Wenfc^en con-
ceutrirten, fetbfl über bem ®efe^ unb bem 9{ed]t fle^enbeu, k)0Oig un-
teranttt)ortti(^en ®emalt, bor ber fi(^ Hlled beugt, unb bie betrautet
lotrb ate ein SBefen ^ö^erer Srt, ein $errf(^er bon ®otted ®naben.
3iwc fo lägt {{(^ auf bie Sttnge bie 9Rettf(^^e)l jügeln unb regieren.
(*. U, 269.)
Ueber^au))t i{l bie monarc^ifd^e 9tegterungdform bie bem 3)tenf(^n
natürlid^e, fafl fo ttie fle ed ben Sienen unb Hmeifen, ben reifenben
Jtranic^en, ben »anbemben (Elep^anten, ben )u Kaubjügen bereinigten
SBHfen unb anbem Stieren me^r ifi, totlijt aOe (Einen an bie Bpi^
if)xtt Unternehmung fieDien. Sfud^ mug jebe menf(^(i(^e, mit ®efa^r
124 9loMte ~ 9l0nb
tfvMBpfit Unterne^img, ieber $em0}ng, febe^ ®c^tff, (Einem JD6cc'
bcfe^Id^abfr ge^ord^m; fiboraH mug Sin SStOe ber feitcnbc fein. @o«
gar ber t^tmfd^e Orgonitattd ifi monan^ifd^ confhmirt; bad @e(ftni
aDein ift ber Center nnb Xegierer, bad ^egemouifon. @elb{i ba9
^lonetenf^fiem iR monorc^ifc^. (f. H, 271 fg. ^ SergL anif
ftönigt^um.)
2) SEBo^in bie 9Ronar(^ten tenbirem
jDie 9tet>nb(t!en tenbtren }itr Snard^ie, bie iTOonan^ien )itr ^t^
poiit, ber be^^alb erfomiene SOKtteltDeg ber confütittioneDen ^onan^ie
tenbirt )ur ^errfd^aft ber ^cttonen. (SB. I, 406.)
3) (Ein großer Sorjng ber iTOonarc^ie bor ber 9te*
pnblif.
.dn Stepubtilen tt^irb ed ben überlegenen fiöpfen fc^merer^ jn §o^(n
€teOen unb babnrc^ ju unmittelbarem ))oIitif(^en (Sin{Iu§ 3U gelangen,
ate in SRonarc^ien. !Z)enn gegen folc^e fi9))fe finb nun einmal überall
unb immer fämmttic^e bomirte, fc^ma^e unb gemd^nlic^e fföpfe in«
flinctmttßig Derbünbet. d^rer ftctd }a^Irei(^en ®^aar nun toirb t9
bei einer republilanif^en Serfaffung (eic^t gelingen, bie überlegenen }u
Unterbrüden nnb audjnf fliegen, um )a ni^t bon x^mn überflügelt )u
merben. Sn ber 9Ronar^ie bagegen iß biefe überaD natürlich Siguc
ber bomirten gegen bie beborjugten fiöpfe bod^ nur einfeitig bor^an«
ben, nämlic^ b(od bon unten; bon oben hingegen §aben ^ier Serfionb
unb Sialent natürti^e gürfirrac^e unb Sefc^ü^er. du äßonan^ien ^t
ber Serfianb immer noc^ biel beffere (E^ancen gegen feinen unberfS^n*
(ic^en unb aOgegenmärtigen $einb, bie !Z)umm^t, aU in StepuMiten.
a)iefer Corjug aber ifl ein großer. (?. II, 270 fg.)
Ütonaft.
Ueber ben (Einflug ber 9Ronate auf bie @efnnb§eit f. ®efunb^eit.
Ütönditlfttm, f. ^atl^olicidmud unb fttofler.
SBiontf.
1) Sine $>\ipot^t\t über bie iTOonboberftftc^e.
!Z)ad SBaffer bed ÜRonbed — bied ifi [ebo^ nur ate eine gesagte
$9))0t^efe .}u betrauten — ifl ni^t abmefcnb, fonbem gefroren, inbem
ber a^angel einer Ktmof))^ttre eine fafi abfolute Mte ^erbrifü^rt,
meiere fogar bie, aufierbem bur(^ benfelben begünftigte Serbnnfiung M
(Sife« nid^t }ulttgt. 9tttmli(^ bei ber Steinzeit be« 9Ronbed muffen
mir feine innere SBärmequeDe ald erf(^b))ft, ober menigfiehd ate ni(^t
me^r auf bie Dberflä(^e mirfenb betrachten. Son ber @onne erhält
er ni(^t me^ SEBürme, att bie (Erbe. Sßir (aben atfo (einen f!ät(em
ermttrmenben (Einfluß ber @onne auf ben SRonb anjune^men, aM ber
ifl, ben fie auf bie (Erbe ^at; |a fogar einen fc^toäc^em, ba berfelBe
für iebe @eite }mar 14 Stage bauert, bann aber bnrd^ eine eben fo
Snonogamie — SRonmnente 125
lange Stacht untetbrod^en totrb, toüijt bte Sfn^äufung feiner SBtthtng
Der^inbert — 9{un aber ifi iebe (Smärmung burd) baö ©onnen(i(^t
Don ber ®egenmart einer Sftmofp^re abhängig. !Da biefe nun bem
SDtonbe fe^It, fo Ratten mir und oOed SEBafjer auf bemfetben att in
Sid üenoanbelt nnb namentlich ben ganjen, fo rät^fel^aften, grauern
X^eil feiner Oberfläche, ben man anejeit ate maria bejeic^net i^at, aU
gefrorene« SBajfer anaufel^en. ($. II, 140—143.)
2) !Z)er Sauf bed aRonbe« ald 93eif))iel für bie dben«
tit&t bed Sßefentlic^en in ber Semegung ber^im«
meld!9r))er nnb im ^anbeln bed 9Renfc^en. (@. unter
Fimmel: Analogie ber Semegung ber ^immeMIörper mit
bem ^anbeln bed äRenfd^en.)
3) Db geben auf bem ÜRonbe möglich iß.
S)er ®^(ug t)om ilRangel ber Sltmofp^ttre unb M SBafferd auf
Sbttefen^eit aOed Sebend ifl nic^t ganj fidler; fogar lönnte man i^n
fletußäbtifc^ nennen, fofem er auf ber Soraudfe^ung partont comme
chez nou8 beruht. jDad ^^ttnomen bed t^ierifd^en Sebend !0nnte mobt
noc^ auf anbere SBeife vermittelt merben, ald burd^ 9{efpiration unb
Slutumlauf, ba bad äBefentlic^e alled bebend allein ber beflfinbige
SSec^fel ber äRaterie beim Se^arren ber gorm ift. 9ßir freiließ fDnnen
und bied nur nnter Sermittelung bed $$lüffigen unb !Z)unftförmigen
beuten. (?. II, 143.)
4) Sefi^etif^e SEBirlnng bed iDtonbed.
SEBamm mirlt ber Sublid bed SoOmonbed fo mo^lt^fttig unb er«
^ebenb? Seil ber SDlonb ein ©egenftanb ber Snfc^unng, aber nie
bed SBollend ift. Semer ift er ergaben, b. (. ftimmt und ergaben,
koeil er, o^ne alle 93e}ie^ung auf und, bem irbifc^en ^treiben emig
fremb ba^in}ie^t unb Hlied fle^t, aber an nic^td ünt^eil nimmt. Sei
feinem Snblid f^minbet ba^er ber SEBiOe mit feiner fieten 9fot^ aud
bem Settußtfein unb Ifigt ed ald ein rein erlennenbed jurtid. Sielteic^t
toirb ber (Einbrnd bed (Erhabenen noc^ er^ö^t burd) bad fi^ beimifc^enbe
®efübl, bog mir biefen Snblid mit ^iQionen t^eilen, beren inbioibuelle
Serfd^ieben^eit barin erlifc^t, fo bag fle in biefem 9nfc^auen (Sind
flnb. Snbliij mirb ber (Sinbrud bed Sr^abenen auc^ baburc^ beför«
bert, bag ber 3ßonb leuchtet, o^ne gu mfirmen, njprin gimig ber ®mnb
liegt, bag man i§n leufd^ genannt ^at. (9EB. II, 426 fg.)
MoMiamit^ f. nnter S^e: S§egefe^e.
in0ttotl)et«intt$f f. dubent^nm unb ®ott.
ÜtonitmenU, f. 2)enlmale.
126 SRoToI
Ütoral.
1) ©egenflanb ber SRorat.
On ber SKoroI ifi ber SBiQe, bie ©efUmung, ber ©egenftonb ber
Betrachtung uiib bad allein %ea(e. S)aburc^ uaterf^eibet ^e ft(^ Dom
Staat, ben äSBiQe unb ®e|tnnung, Mod aü folc^e, ganj nnb gar nic^t
rümmern, foubem aQein bie Z^at (S. I, 406.)
6d fommt ber St(|i! blod auf üDad an, »ad gemoUt loirb, nt(^t
auf S)ad »ad gef^ie^t; mit bem (Erfolg ber 2^at mögen na^^r
3ufan nnb drrt^um fpielen, in beren 9tt\ä^ bie b(o§e 9egäen§eit aM
f olc^e liegt, — bad finbert ni^tö am et^ifd^cn Sßert^ ber 2:^at. ^flr
bie (St^if ^at bie Sußeniocit unb i^re Segeben^itcn 6(od infofem
9{ealität, (d9 fte Seiten bed SBiOend ftnb, ber bnr^ fie beßimmt
mürbe; angerbem ftub fte i^r ni^tig. ($. 389.)
9ud bem erneuerten @))ino3idmud unferer ^ge ifl bie ^gelifd^«
pant^ißif ((e , auf bem platteflen Xealidmud beru^enbe Kn^^t tnU
ßanben, bie Ct^il foOe nic^t bad Zf^vm ber (Sinjelncn, fonbem bad ber
^oltdmaffen )um ©toffe ^ben. 9{i(^td fann oerte^rter fein, ato biefe
Vnfid^t. S>enn in |ebem (Einzelnen erfc^eint ber ganje unget^eilte
SiQe )um Seben, bad äßefen an ft(^, nnb ber SRilroIodmod iß bem
3){afrofodmod gleic^. S)ie 9Raffen ^aben ni^t me^r dn^att, ate j[eber
(£in)etne. 9?i^t oom Z^un nnb (Srfolg, fonbem oom SßoUen (an*
bett ed fxii in ber St^if, unb bad aBoQen felbfi ge^t fietd nur im
Onbioibuum Dor. 9Kd^t bad S^idEfal ber Söder, mel^ed nur in ber
6rf(^einung ba ifl, fonbem bad bed (Sinjelnen entfc^eibet fic^ mora«
lifdl. S)te SStfer fmb eigentlich btoße Sbfiractionen, bie dubinibuen
aQein qnfKren ttirKic^. (9B. n, 675 fg.)
2) aufgäbe ber aRoral.
!Cer 3^^^ ^ 9Rora( att Sßiffenfc^aft ifl ntc^t anjngeben, tote bie
9Renf((en b^nbeln f o 1 1 e n. (® . unter firittl ber int))eratiben ^orm ber
^^oral.) Sielme^r ^at fte ed mit bem koirf liefen ^anbeln ber 3){en-
fc^cn }u t^utt mib ^at ben 3^<fr ^ic in moratifc^er ^inftc^t ^0d)f}
Derf(^icbene ^anblungdmeife ber 9Renfc^cn ju beuten, in erNfircn, nnb
auf i^ren legten ®ntub ^urücfjufü^ren. 2)a^er bleibt )ur Kufftnbung
bed gniibamentd ber 3)}ora( tein anberer Sßeg, ate ber empirifc^e,
nämlic^ }u unterfuc^en, ob ed überhaupt ^anblungen gicbt, benca mir
tt^ten moralifc^en SBerlb }uerTennen muffen, — metc^ed bie ^anb-
lungen freimiOiger ®ere^tigtett , reiner SRenfc^enKebe unb mirHic^en
SbeUnnt^d fein merbm. 3)iefe fmb fobann ate ein gegebeited ^ffi*
nomeu ju betrachten, melc^ed mir ri^tig ju erKären, b. I). auf feine
ma^en ©rünbe iurüd^ufü^ren, mithin bie iebenfaOd eigent^fimlic^e
Xriebfeber nac^}nmeifen ^aben, meiere ben ÜRenfc^m ju $anb(ungen
biefer, oon ieber anbern fpecifif^ Derfc^iebenen Srt bemegt. 3)iefe
!lriebfeber, nebfi ber Smpfängli^feit für fie, mirb ber le^te ®runb
ber ÜRoratitttt unb bie fienntniß berfelben bad gunbamcnt ber 9Rora(
SWotoI 127
feilt, hingegen eine (lonfhuctton a priori, eine abfotute ©efe^gebung
für alle Vernünftige SEBefen in abstracto ent^a(tenb, ju tiefern, fann
ni^t «ufgabe ber St^if fein. ((£. 195.) S)ie 2Rora( ijat ed mit beut
loirfti^en $onbe(n be^ SDtenfc^en unb nic^t mit apriorif^em ftorten«
^äuferbau )u t^un, an beffen (Srgebniffe flc^ im (Ernfi unb !Z)range
be^ Sebend fein iDtenfc^ lehren tüüxht, bereu SBirhtng ba^er, bem
@turm ber Seibenfc^often gegenüber, fo t)iet fein tt)ürbe, toie bie einer
.^It)fHerf))ri^e bei einer ^euerdbrunß. ((£. 143.)
3) SBi^tigleit ber mora(if(^en Unterfuc^nngen.
2)o6 moralifd^e Unterfnc^ungen ungleich h)i(^tiger ftnb, q\9 pf^^-
flfalifc^e, unb über^au))t a\9^ alle anbern, folgt baraud, bag fte fafl
unmittelbar baö S)ing an fic^ betreffen, nämli^ bieienige (Erfdjeinung
beffelben, an bei^ t9, t)om Si^te ber (Sr!enntnig unmittelbar getroffen,
fein SBefen offenbart aU 2Bi(Ie. $^^fi(a(if(^e 9EBa§r^eiten hingegen
Dieiben gan} auf bem ®ebtete ber SorfteÜung, b. i. ber (Srfc^einung,
unb jeigen b(o0, mie bie niebrigflen (Srfc^einungen bed SSBillen^ ^if in
ber SorfieOung gefe^mägig barfleüen. — ferner bleibt bie Betrachtung
ber SEBelt t>on ber ))^^fif(^en Seite in i^ren 9?efuItoten für und
trofHo0; auf ber moralif^en @eite allein ift Sirofl 3u finben.
(ffi. n, 674.) ^^^fifalifc^e ^Saf^xi^tiUn lönnen t)iel äugere 93ebeut-
famfeit 6aben; aber bie innere fe^tt i§uen. S)iefe ifl bad Sorrec^t
ber inttOectueQen unb moralif(^en SBa^r^eiten, aM tt^el^e bie ^öd)flen
©tufen ber DbjectiDation M SBiOend jum Z^ema §aben; tvä^renb
jene bie niebrigflen. ($. n, 215.)
4) ©egen bie fle^itifd^e Snfi^t Don ber aRoral. ^
9}a(^ ber fte))tif^en Snflc^t giebt ed gar Ttine natürliche, bon menf(^*
li^er ©a^ung unab^fingige 9Rora(, fonbem biefe ifl burc^ unb burc^
ein SIrtefact, ein 97^itte( erfunben }ur beffern Sänbigung be0 eigen*
fü^tigen unb bod^aften 9Renfc^engef^tec^ti9. 9tun märe ed aOerbingd
ein grofier drrt^um, menn man glaubte, bag alle gerechte unb legale
^anblungeu ber Wltn^^tn rein moratifd^en Urfprungd mflren. 3)ie
oDermeifle (S^rlic^feit im menfd^Iic^en Serfe^r lägt ^(^ t^ielme^r auf
egoi|ltif(^e 3)?otibe jurüdfü^ren. Sßir ^abcn a(fo nic^t fogleic^ in ^ei«
ligem Qifer aufjufa^ren, toenn ein SKoralifl einmal bad Problem auf«
mirft, ob nic^t vielleicht alle %ebli(!^feit unb ©erec^tigteit im ®runbe
b(od couDcntionell märe, unb er bemnttd^f}, biefed ^rinci)) meiter Der«
folgenb, aud^ bie ganje übrige SRorat auf entferntere, mittelbare, }ule(t
aber bo(^ egoiflifd^e ®rünbe jurüdjufü^ren fic^ bemtt^t, mie ^olbac^,
$ie(tietiu0, b'Wembert unb Unbere il^rer ^tit t9 verfuc^t l^aben. Son
bem grögten 3:^eU ber gerechten ^anblungen ift bied fogar mirüic^
koa^r. 3)ag ed auc^ Don einem beträc^tti^en X^eit ber ^anbtungen
ber ÜRenfc^enliebe ma^r fei, leibet leinen B^^if^^ ^^ ft< oft ^"^
Oflentation, fe^r oft a\\9 bem ®tauben an eine bereinfiige 9?etribution
ober au9 fonfiigen egoiflifc^en ®rünben Verborgenen. Sllein eben fo
128 9RoraI
geioig ifi cd, ba§ ed ^anbtnngen gonj uneigennü|}tget SOtenfc^fnlieie
unb ganj frcimiOtger ®ere(^tig!eit giebt, loenngtcic^ fie gu ben fdtmen
Vui9ua§ineu gehörnt. S)ie fämmtKc^en ffeptif^en ^ebentlic^teiteii fuib
alfo ixoax geeignet, unfcre Snoartungen oon bcr moratifc^en Vntage Uti
9Reufd^en unb mithin Dom naürttc^en Sunbantent ber (St^if 2» mäßigen,
reiben aber letnedwegö ^ui, bad !Z)afetn oOer äd^ten 9RoraIität abju«
leugnen, (ffi. 186—195.)
5) Unterf(^teb )tttf(^en $rinct)) unb Sunbament ber
SNoral.
^rinctp unb Sunbamcnt ber (Et§tl pnb jmei ganj Detfc^iebene 3)mgf,
obwohl {le meiftend unb btdmeiten u>o^l obfic^tli^ Dermifc^t merben.
Dad $rincip ober ber oberfte ©runbfag einer (St^il ifi bcr tür«
ae|le unb bttnbiglle Sudbrud für bte $anbtung9»eifc, bie fie tox\6fcvbt,
ober, mm {le feine imperatiDe Sorm ^ot, bie $anblungtoeife, mld^tx
fie eigentlichen motalif^en Sßertb a^erlennt. @9 ifi mithin i^re, burc^
einen @a9 audgebrücfte Snmeifung )ur STugenb überhaupt, bad o,xi
ber Siugenb. — 3)ad Sunbament einer St^il hingegen ifi bod
fiioTi ber S^ugenb, ber ®runb jener Verpflichtung ober Snempfe^lung
ober {Belobung, er mag nun in ber Statur bed SRenfd^en, ober in
ttugern Seltoer^ältniffen, ober »orin fonfi gefuc^t uierben. !Z)ad o,ti
ifi leidet, baö dto-ci hingegen fe^r fc^mer anzugeben. Ueber beu dv
balt be^ o,n, M $rincip0 ober ©runbfa^e« finb eigentlich oOe
Steifer einig, in fo Derfc^iebene formen fie i^n aud^ tleiben. Da«
gegen toirb bad eigentliche ^unbament ber (St^if, »ie ber @tein ber
SSeifen, feit da^rtanfenben gefugt ((S. 136 fg.)
6) formet bed Sltoralprincipd.
!Z)er einfac^fle unb rrinfle Hudbrud, auf ben fic^ bad $rincip, ber
©runbfa^ ber 9Roral jurüdfü^ren lä§t, ifi: Neminem laede; imo
omnes, quantum potes, juva. S)ied ifi eigentlich ber @a^, meieren
}u begrünben aOe ©ittenle^rer ftc^ abmühen, bad 3)atum, ju mU
ijtm haß Quaesitum ha9 Problem jeber St^it ifi, bie t^olge, ^u ber
man bcn @runb verlangt, debed anbere SDloralprincip t^ aU eine
Umf^reibung, ein inbirecter ober berblümter Su^brud jcned einfachen
©a^ed an}ufe^en. (@. 137 fg.)
7) ftritil ber imperativen ^orm ber SRoral.
SHe imperatioe Sorm ber SRoral ober bie SRoral in t^orm M
®efe^ed, ©eboted, ©ollend, ^at i§ren Urfprung in ber t^eolo«
giften SRoral. du ben c^rtfllid^en da^r^unberten ||at bie p^ilofop^ifc^e
(St^il i^re gorm unbett)u§t Don ber t^eologif^en genommen. 3)a nun
biefe ttefentli^ eine gebietenbe ift; fo ifi auc^ bie p^iIofop§if(^e iu
gorm tion Sorf^rift unb $flic^tenle^re aufgetreten, tiermeinenb, bir^
fei i§re eigene unb natürliche @eflalt. @o unleugbar nun aber
aucf| bie metop^^flfc^e, b. §. über biefe^ erfc^einenbe 3)afein ^inan^
9)^oral 129
fiäf erffaredenbe unb bte Stuigfeit beril^renbe et^if(^e Scbeutfamfeit bed
nienf(^(t(^en ^onbelnd ifl; fo loenig ifl t9 btefer mefenttic^, in ber
9orm bed ©ebietend unb ®tf)oxiitn9, ht9 ©efe^ed unb ber $flic^t
aufgefaßt ju tuerben. S)ie Raffung ber St§it in einer imperattDen
dorm, aU^flic^tente^re, unb ha9 !Z)enfen bed moraltfc^en SEBert^ed
ober Uniocrt^ied mcnf^ü^er $anb(ungen al9 SrfitOung ober S$er(e^ung
t)on $fU^ten, ßammt, mit fammt bem ©oUen, unleugbar nur
Qud ber t^eologifc^en Wloxal unb bemnä^ß auö bem !Z)efaIog. S)em«
gemttg beruht fie mefenttic^ auf ber Soraudfe^ung ber Sb^ängigleit
M SDVenfd^en Don einem onbern, i^nt gebietenben unb 93e(ol^nung ober
@trafe Dertünbigenben äBiDeit unb iß bat)on nic^t 3tt trennen. ®o
au9gema(^t bie Soroudfe^ung eined fotc^en in ber S^^eologie iß; fo
»enig borf fie fiiOf^meigenb unb o^nc SBeitered in bie p^i(ofo))^if4e
3Jtoxal gejogen toerben. üDann barf man aber au^ ntc^t bonoeg an*
nehmen, bag in biefer bie imfieratioe ^orm, bad HuffleDen oon
(geboten, ®efe^en unb $flt(^ten, flc^ Don felbfl t>erf)e^e unb i^r tot\tnU
ttd^ fei; »obei ed ein fc^Ie^ter 97ot^be^e(f ift, bie folgen Segriffen
i^rer 9?atur nac^ loefentlid^ an^ttngenbe äußere Sebingung burd| bad
SGBort ,,abfo(ut'' ober ,,Iategorif^" 3u erfe^en, a(d moburc^ eine
Contradictio in adjecto entpe^t. (S. 120—126. 935. I, 620.)
8) Sebürfntg ber metafi^^fifc^en ®runb(age für bte
iRorat.
SBie am @nbe jeber Y$orf(^ung unb jeber 9}ealn)iffenf(^aft; fo fte^t
auc^ in ber SRorat ber menf^Iid^e ®eift oor einem Ur))^ttnomen, »et«
d^e« 2^^^ ^^^^ ""^^^ i^^ Gegriffene unb au9 i^m Sotgenbe erflUrt,
felbfi aber unerKärt bleibt unb ate ein 9?ätbfel vorliegt. Huc^ ^ier
a(fo fieQt ftd^ bie gorberung einer 9R et a))4^fil ein, b. ^. einer tc^«
teu (ErHarung ber Ur))^ttnomene. !Diefe Sorberung ergebt aud^ ^ier
bie i$rage, »arum bad Sor^anbene unb Serßanbene fid^ fo unb nic^t
anberd oer^alte, unb mie an9 bem Sßefen an flc^ ber ^inge ber bar»
gelegte (S^aralter ber Srfc^einung ^erDorge^e. da, bei ber 9Rora( tfl
ba9 9ebttrfni§ einer meta^^^fif(!^en ©runbtage um fo bringenber, al9
bie ))^i(ofo))^if(^en, ttie bie retigibfen @^{ieme bovilbcr einig finb, ba§
bie et^ifd^e Sebeutfamleit ber ^anblungen jugfeic^ eine meta))^^flfc^c,
b. ff. über bie bloge Srf^einung ber !Z)inge unb fomit au^ über aüt
SDtögtic^Ieit ber Srfal^rung ^inaudrei(^enbe, bemnac^ mit bem ganjen
SDafein ber 993elt unb bem i^oofe M SRenfc^en in engfier Sejie^ung
ße^enbe fein muffe. (6. 260—263. 109.)
9) firitif ber {»okulären Segrünbnng ber SDtoral burc^
bie X^eologie.
!Dem Solle toirb bie 9Rora( burc^ bie X^eotogie begrttnbet, a(0
au^gefpro^ener SBiOe ®otted. ®emig läßt fiif feine mirlfomere Se*
grünbung ber SRorat benfen, aU bie t^eologif^e; benn tter »ürbe fo
oermeffen fein , fU^ bem SBiOen M liamä(|tigen unb SOmijfenben }»
130 9Rorarif(!(. 9RoraIttSt
tDiberfe^en? ®ttox% 9äemanb; menn nur betfeKe auf eine gan}
aut^entif(^e, unbe^metfelbare, fo jn fagen offtcielle SEBeife ütrlünbigt
loftrf. 9ber biefe Sebingung ifl t9, bie fi(^ nid^t erfüIIcR (ttgt. ^ter^u
fommt no^ bie Srfenntnig, bafi ein blod butc^ angebro^tc ©träfe
unb t)er^ei§ene Selo^nung beloirlted morQ(if(^ed ^nbeln im ©ntnbe
auf (Sgoidmud beruht, atfo lein moralifc^ed märe. Soüenbö aber fett
Santd )er|li$renber ^til bcr fpecuIattDen Si^eologie ifl tt^eniger aU je
an eine Segrünbung ber @t^tf bunj§ S^^eologie 3U benten. ((£. 111 fg.)
@oO nnn aber einmal bie 3Rora( btnrd^ ein m^t^ifc^ed 3)ogma ge«
fiü^t werben, n)ie ^oc^ {te^t ba ba9 ber 9)?etem))f^(^ofe über jebem
anberen! ($. 428. — SJergL SKetemH^^ofe.)
10) Unoereinbarlett ber fKoral mit bem S^^eidmu?^
^ant^ei^mud unb 97atnraU9mud. (@. unter ®ott:
®egenbett)eife gegen bad S)afein ©otteö; femer f. $an«
t^ei^mud unb iRaturatidmud.)
11) !Z)ie ÜRoral ber «Uen. (@. b. «(tem)
12) !Z)ie aRoral be9 S^riflentl^umd. (®. S^riflent^um.)
(lieber bie 2ur ÜRoral gehörigen begriffe : 3:ugenb, ¥fli(^t, ®ut,
grei^eit, ©ettiffen fie^e biefe SlrtUeL)
SXovalxfdi. ilt0ralUät.
1) Kriterium ber $anblungen t>on üd^t moratifc^em
aSert^.
Inegale $anblungen lönnen and egoiflif^en Striebfebern Verborgenen,
aber ni^t äd^t moralifd^e. S)ogmen finb 2U)ar geeignet, Legalität
jn erzeugen, aber nic^t iD?oraIität. angenommen, bag ber ®(aube on
©Otter, beren SBille unb ®ebot bie fitttic^e ^anblungdtoeife märe, unb
mlijt biefem ®ebot bur^ Strafen unb Selo^nnngen, entmeber in
biefer, ober in ber anbern SBett, 9?a(l^bru(! ert^cittcn, allgemein SBurjel
fagte unb bie beabftd^tigte SEBirfung ^crDorbrä^te; fo mürbe baburd^
Itoax Legalität ber ^anblungen, felbß über bie ©ränje l^inaud, bi9
}u melier duflij unb ^otijet reiben !önnen, ju Sßege gebracht fein;
aber debcr fü^It, baß ed hine^megd S)adienige märe, mad mir cigent«
Ixif unter SRoratität ber @cftnnung Oerfie^en. S)enn offenbar mürben
aOe bur(^ 9Rotit)e fold^cr 9[rt ^eroorgemfcne $anMtuigen immer nur
im bto§en Sgoidmud murjeln. S)agegen ifi bad ihiterium ber $anb»
(ungen Don ädjt moralifd^em SStxti) bie Sludfd^Iieguug berjenigen
Strt oon iD?otioen, burc^ meldte fonfl aDe menfc^Iic^en ^anblungen
^erborgerufen merben, nämti(^ ber cigennü^igen im meitefien Sinne
bed 3Borte9. ^bmefen^eit aOer egoifiifd^en ^otibation ifl atfo bad
jtriterium einer $anb(ung bon moralifd^em SSJert§. ((S. 202—204.
206. 2070
Wtüxarx^äi. Wlotamt 131
2) Snttmoralifd^e 2irte6febern.
Sie erfle iinb ^auptföd^Iid^ßc, tuietuo^I ntd^t bie eutjige fBlai^t,
meiere bie moralifi^e STriebfeber ju belämpfen f^at, \\t ber Sgoii^mud.
(®. @goidmud.) @r ifl bie Dorjügttd^ bcr 2!ugenb ber ©erec^tig«
feit ft(^ entgcgenfledeiibe antimoralif^e Siriebfeber. SDte jloeite, me^r
ber S^ugenb berüRenfd^enttebe gegenübertretenbe antimoralifc^e Xmi»
febcr ifl ha9 UcbeltDoUen ober bie ©epffiglett. Sud bem
egoiömnd entfpringcn ®ier, SSölIerei, ffiollull, ©gennufe, Öabfui^t,
Ujigercc^tigfcit, ^artl^erjigfeit, Stotj, §offart^ u. f. w.; aud ber ®e«
fjäfpgfctt aber SWißgunp, 5Wcib, 93oö§eit, ©d^abenfreube, fpä§enbe
9?eugier, SSerläumbung , -Snfolenj, ^etulanj, $a6, S^xn, SSerrat^,
SEücfe, Stad^fud^t, ©raufamfeit u. f. m. — !Die erpe SBurjel (ber
@goidmitd) ifi me^r t^terifc^, bie jtDette (bie ©e^ftfftgfett) me^r teuf«
«f^. ((g. 196-201.)
3) !Die niorolifd^e S^rtebfeber.
S)ie moralifd^e Siriebfcber mw^ f^Iec^terbingd, toie jiebed ben SiSen
betoegcnbe SRotib, eine fid^ Don fetbjl anfiinbigenbe, bed^alb ))ofttib
tnirfenbe, fo(g(ic^ teale fein; unb ha für ben iD?enf(^en nur bad @m-
))irifd^e, ober bod) al9 möglid^ertDeife empirifd^ t^or^anben Soraud«
gefegte 9{eaIitSt f)ai; fo ntug bie moraßfd^e 2:riebfeber in ber Zf^ai
eine emp trifte fein unb qM fotd^e ungerufen fld^ onlünbigen, an
und fommen, o§ne auf unfer t^ragen bana^ }u toarten, t)on fetbfl auf
nn9 einbringen, unb bied mit folc^er ©emalt, bag fie bie entgegen«
fie^cuben, ricfenfiarfen, egoiflif d^en äRotite koenigfiend miJgli^ertoeife
übertoinben fann. (6. 143.) ©iefcr gorberung entfprid^t allein ba«
5Wit(cib.
!Z)ie Duelle aller freien ©cred^tigleit unb aller ftd^ten SRenfd^en»
liebe, biefer beiben ffarbinaltugenben, ifl bad ÜRitteib, b. ^. bie gan)
unmittelbare, Don aQen anberh)eitigcu 9?üd(fi(^tcn unabhängige XfftiU
na()me jttnäc^fi <)nt Reiben bed Slnbern unb babur^ an ber Ser*'
^inberung ober ?luf^ebung biefcd K^eibend, atd koorin jule^t aUt Se*
friebigung unb aOe« SBo^Ifcin unb ©lud befielt. (S. 208. — Sergl.
@ered)tigfeit unb 9}{enfd^entiebe.) 3)ad SRitleib befielt in ber
O^cntification bed eigenen Sctbfl mit bem bed Hnbent unb entfpringt
aud ber ÜDurdjfc^auung bed principü individaationis, a(fo ani jener
iutnitioen Srfcnntnig, weldje bie gänjlidjc Unterfc^eibung Jtoifd^en mir
unb bem Zubern, auf melc^er gerabe ber (Sgoidmud beruht, aufgebt.
(SScrgl. unter dubiDibnation: 3)ie im principio individuationis be»
fangene (Srfenntnig im ©egenfa^e )u ber ed bur^fd^anenben.) (Sd iß
ein drrt^um, )u meinen, bad 9){itleib entfiele bur^ eine augeubtidHid^e
Xäufc^ung ber $^antaf{e, inbem to)ir felbfl und an bie Stelle bed
Seibenben Derfe^^ten unb nun in ber Sinbilbung feine @d§mer}ett an
unferer $erfon ju (eiben n)tt^nten. ®o ifl ed leinedioegd; fonbem
ed bteibt und gerabe jeben Sugenblid Rat unb gegenwärtig, bag (Er
bcr Seibenbe ift, nic^t toir, unb gerabeju in feiner $erfon, ni(|t in
9»
132 ilRoraUfi^. a^orolitst
unferer, füllen loir bad K^eibeu, in unfertr 93etTü6mg. Sßit leiben
mit i^m, alfo in t^m; koir filmten feinen ©dornet) cid ben feinen
unb ^aben nic^t bie 6in6i(bung, bog c^ ber unferigc fei. Die 6t^
ftärung ber iDtöglid^Ieit biefed ^öc^ft »ic^tigen "iß^cinomend tonn nur
metap^^fif^ auffallen. (6. 208—212. 264—274.)
S)Qg bad äRitleib, aU bie einzige nic^t egoifiifc^e, ouc^ bie QÜeinige
äc^t moralifc^e Sriebfeber fei, \oix\> burc^ bie ^rfa^rung unb bie 9u^
f))rU(^e be« aOgemeinen iD?enf^engcfü^I« befiätigt. (@. 231—249.)
4) @egenfa$ ber moraUf^en ®runbgefinnung.
üDer $unlt, an mldjtm bie moralifc^en Xugcnben unb ?afiet bej
3)tenf^en 3uerfi audeinanbcrge^en, x\t ber ©egenfa^ ber ©runbgeftnnung
gegen 3(nbere, mlijt nttmlid^ enttteber ben ^^aralter bed Steibed, ober
aber ben M SKitleibd annimmt S)enn biefe ^mei biametral ent^
gegengefe^ten (Eigenfd^aften trägt jeber 9Renf(^ in fic^, inbem fie ent«
fpringen aud ber i^m unt)ermeibli(^en Serglei^ung feinet eigenen
3uflanbe9 mit bem ber Hnbem. 3e nac^bem nun bad 9?efu(tat biefer
auf feinen inbiDibucOen S^arafter to'ixlt, h)irb bie eine ober bie anbete
Sigenf^aft feine ©runbgefinnung unb bie OueOe feinet $anbe(n9.
2)er 9?eib nämlic^ baut bie iD?auer atuifc^en S)u unb 3ldf fefier auf;
bem SRitleib tuirb fie bünn unb bur^flditig ; \a bidmeilen reigt e^ pc
gan3 ein, tt)0 bann ber Unterfd^ieb 2n)ifd^en d(^ unb 3lid)i^Sii titt'
f^ttjinbet. (?. II, 218.)
5) ©(eid^^eit ber mora{if(^en Sebeutung ber $anb«
tungen bei äJerfc^ieben^eit ber öugern Srfc^einung.
Sin fid^ flnb alle $anblungen (opera operata) b(od (eere Silber
unb aDein bie ©efinnung, h^elc^e ju i^nen leitet, giebt i^nen moraIi[(6(
Sebeutfomleit. S)iefe aber lann luirlßd^ gan^ bie felbe fein bei fe^r
Derfc^iebener öugerer (Srf^einung. 93ei gleichem ®rabe Don So^^eit
fann ber Sine auf bem 9}abe, ber Slnbere ru^ig im ©(^ooge ber @ci
nigen flerben. (Sd fann berfelbe ®rab t)on ^od^eit fein, ber fi^ bei
einem Söffe in groben ä^gcn, in ÜRorb unb Äannibaliömu«, beim
anbern hingegen in C^ofintriguen, Unterbrücfungen unb feijien »änfen
aller Srt fein unb (eife en miniature au^^pxxdft} haß SBefen bleibt
ba« felbe. (SB. I, 436.) 6« ifi unioefentllc^, ob man um 9MfI«
ober ^onen fpiett; ob man aber beim ®))iel betrügt, ober e§r(i(^ yi
Serie ge^t, bad ifi bad äSJefentßc^e. (3B. J, 189.)
6) Der moralif^e Untcrfc^icb ber S§ara!tcre.
Dad Sonsalten ber einen ober ber anbern ber bciben antimoraßfc^en
STricbfebcrn (CgoiÄmuÖ u«b ©e^öffigfeit), ober ober ber moralifc^tn
Iriebfeber (5Kittcib), giebt bie ^auptlinie in ber ct^if^en (Jfaffificotion
ber C^araftere. ((g. 201.) Der fo große Unterf^ieb im moralift^en
«erhalten ber 3Kenf(^en beruht auf bem angeborenen unb unoertifjboren
Unterf(^ieb ber S^araftere. (®. S^arafter.) Die bni et^en
mox<di\<!i. moxalim 133
®runbtrie6febern bc« ÜWenfc^en, egoiömu«, »oö^cit, aWittcib, pnb in
debem in einem anbern nnb unglanMtc^ Derfd^iebenen Ser^ättniffe t)or«
^anben. ÜDiefer nngloubßd^ grogcn, angeborenen nnb urfprüngtic^en
Serfd^ieben^eit gemäß regen 3eben nur bieicnigen SWotiüe öorwaltenb
an, für met^e er übermiegenbe Smpfänglic^reit f)ai, fo mie ber eine
Äörper nur auf ©Suren, ber anbcre nur auf Sllfaüen reagirt; unb mie
3)iefed, fo iß aud^ dened nic^t )u änbem. S)ad ©runbloef entließe,
bad Cntf^tebene, ifl im ältorolifc^en, )oie im dnteUectueOen unb $^9«
fifc^en, bad Angeborene. (6. 249—266. $. U, 245.) Die
moratifc^e Serfc^iebenbeit ber @§araftere ift fo groß, loie bie inteQec»
tueOe ber fföpfe; momit getoig biet gefagt ifl. (@. 194.)
Unmögli^ fönnen mir annehmen, bag folc^e Unterfc^iebc, bie baö
gan}e SBefen be9 SRenfc^en umgeßalten unb burd^ ni^td aufju^eben
finb, meiere ferner im (Sonflict mit ben Umflänben feinen Sebendlauf
beßimmen, o^ne ©c^ulb ober Serbienfl ber bamit Se^afteten Dor^anben
fein fBnnten unb ha^ bIo§e 3Ber! bed äu^aUe mören. ®(^on ^ieraud
tfl eDibent, ba§ ber iD?enf^ in gemiffem ©inne fein eigened SBerf fein
tnu§, fo fe^r auc^ fein empirifc^er Urfprung ein jufäOiger ju fein
fc^eint. (SB. U, 685 fg. % U, 242 fg.)
(Ueber ben (Sinflug ber (Srjie^ung, 93e{e^rung unb bed 9eif))ield auf
bie SRoratität be9 6§arafterd f. 8efferung, Seifpiel, @r-
jie^ung.)
7) 9Bad bei ber moralif^en Seurt^eitung ber $anb*
lungen ber eigentliche ©egenftanb beö Sobed ober
Stabel« ip.
9uf ber (Erfenntnig ber Unberänberlic^feit bed S§aralterd be«
ru^t e^, bag menn mir ben moratifd^en Sßert^ einer $anb(ung beur»
teilen moUen, mir bor lUem über i^r äRotio @emig§eit ju erlangen
fm^en, bann aber unfer iob ober Slabel nic^t bad Tlctio trifft, fon«
httn benS^arafter, ber \id) hnxij ein fol^ed Wlotit) befKmmen lieg,
äl9 ben jmeiten unb allein bem äftenfc^en in^örirenben Factor biefer
X^at. — Suf ber felben (Srienntnig beruht t9, bag bie ma^re S^re,
ein 3Jtal t^erloren, nie mieber ^erjufleDen ift, fonbern ber WtaM einer
ftn}igen nic^tömürbigen ^anbtung bem ÜRenfd^en auf immer onKebt,
i^n, mie man fagt, branbmar!t. ((£. 50 fg.)
8) ^3)ie über bie 9?atur ^inaudge^enbe OuetU unb
SBirlung ber aRoraÜtttt.
3)ie ÜRoralität ^at eine Ouelle, meiere über bie Statur ^inaud liegt,
ba^er fie mit ben Sudfagen berfelben in 9Biberf))ru(^ fie^t. 2)amm
aber tritt fle bem natürlichen äBiOen, al0 melier an fid^ fc^lec^t^in
egoiflifc^ iP, gerabeju entgegen, ya, bie t^ortfeftung i^re9 SBege« fü^rt
gur Suf^ebung beffelben. (9Eß. U, 241.)
üDie moralifc^cn Xugenben, ©ered^ttgleit unb äRenf^enliebe, ba fie,
toenn tanter, batouC etttft)ringen, bag ber SSiOe }um Seben, ha9 prin-
134 SRoralifc^. SRototttSt
cipimn individaatioms but^fc^ottenb, ftd^ fclbfi in aQen feinen &»
fc^einmigen miebererfennt, fmb bemjnfolge 3nt>örberfl ein Snjeic^en, ein
@l|mptoni, bag ber erfc^einenbe SGBille in j|enem äSBa^n ni^t me^ ganj
fefl befangen iß, fonbent bie (Snttäuf(^ung fc^on eintritt; fo ba§ man
glei(^ntgtt)eife fagen fönnte, er f daläge bereite mit ben Stügetn, um
bQt)on}ufItegen. Untgele^rt, finb Ungered^tigfeit, Soö^eit, ©raufont'
!ett^ Xnjet^en bcö ©egent^eilö, alfo ber tiefßen Befangenheit in icnnn
Wafjitt. 9täd^flbeni aber pnb jene ntorattfc^en Xugenben ein Sefür«
bentngdmittet ber ©elbftoerlengnung nnb bemnad^ ber Semeinung M
SBiOend jum Seben. (2B. U, 693 fg.)
3)ad iDIoraßfc^e liegt gtoif^en ber 93ej|a^ung bed WiUtn9 jnm 2eben
((Srbfünbe) nnb ber Verneinung beffelben ((Srtöfung); e^ begleitet ben
9Renf(^en ate eine Sendete auf feinem SSJege t)on ber Seja^ung jur
Verneinung bed SEBiOend. (3S. U, 696.) @(^on bie ^eiligteit, inelt^e
ieber rein moraUfdjen ^anblung auffingt, beruht barauf, bag eine fotc^t
im legten ©runbe and ber unmittetboren (Srfenntnig ber numerift^en
Obentität bed inneren SBefend aOed Sebenben entfpringt. S)iefe dben«
tit&t ifl aber eigentßd^ nur im 3>tfl^n^^ ^^^ Verneinung be^ SBiOcntf
(9{irtuana) l^or^anben, ba feine Veja^ung (Sanfara) bie 6rfd}cinung
beffelben in ber Vielheit jur gorm ^at. Vejia^ung bed SEBiOend jum
£ebett, (Srfc^einungdtoeU, SDiberfttät aOer SBefen, dnbitibualität, Sgoi«^
mnd, $a§, Voö^eit entfpringen aud einer äBur}e(; unb eben fo an-
bererfeitd äSJelt be9 SDinged an fl^, Obcntitöt aOer SBefen, ®ere<^tig«
feit, SOtenf^enliebe, Verneinung bed SBiUend }unt Seben. SEBenn nun
f^on bie nioralifc^en STngenben aud bem dnnemerben jener dbentitSt
ader SSefen entfielen, biefe aber ni^t in ber Srfc^einung, fonbern im
!Z)inge an fic^, in ber SBurjet aOer SBefen liegt, fo iß bie tugenb^afte
^anblung ein ntomentaner SDurc^gang burc^ ben $unlt, gu toeld^em
bie bleibenbe Stiidfe^r bie Verneinung bed äBidend jum Seben ift
(SB. n, 698.)
(Ueber bie Unfä^igleit ber X^iere }ur eigentlt^en 9Rora(ität f.
sedier.) -
9) 9RoraUf(^e Vebcutung ber äBelt
S)ag bie SSBelt b(od eine ))^^ftf(^e, feine moratifd^e Vebeutung §abc,
ift ber grögte, oerberbltc^fie drrt^um, bie eigentliche ^erl^erfitöt ber
©ejlnnung. {% II, 206.) On ber ©^rift „Ueber ben ffliaen in ber
yiatVLX** ifl beriefen, bafj bie in ber Statur treibenbc unb toirfenbe
Straft ibentif^ ifl mit bem SBiUen in und. 2)aburd^ tritt bie mo»
ralifc^e SSeltorbnung in unmittelbaren 3ufoinmen§ang mit ber boJ
^^änomen ber Sßelt l^erborbringenben Sraft. 3)enn ber Vefd^affen^eit
be9 SBi(ten9 mug feine @rf^einung genau entfprec^en. hierauf
beruht bie emtge ©erec^tigfeit (f. unter ©erec^tigfeit: bie emige
©ere^tigfeit), unb bie 2Bc(t, obgleid^ aud eigener ^aft befte^enb, erhält
burc^meg eine moralif^e Stuben j. @ona(^ ifl je^t aOeretfl htA feit
@ofrated angeregte Problem tvirflid^ gelöfl unb bte gorbenmg ber
3KoraItl^eorogie r- ^oxp^oU^it 135
benfenbett, auf bad SDtoralifd^e gerichteten Senumft befriebigt. (9B. n,
676 fg.) @tne bloße 9)tora{))^tIofop^te ol^ne SrHärung ber ^atax,
tote ftt ©ofrate^ einführen moQte, ifl einer SDtelobte o^ne Harmonie,
meiere Kouffeou audfc^IießU^ iDoOtc, gan) analog, unb im ©egenfa^
^tebon lotrb eine bloße ^^^fif unb SKetap^^ftl o^ne St^il einer bloßen
Harmonie o^ne äRelobie entfpre^en, (993. I, 313.)
Mov(dV)tolo%xt.
S)ie t>on ftant aud ber Tloxal enttticfette S^^eologte, bie belännte
btod auf SRorat gefiügte Xi^eologie ifl nur fd^einbar ouö feiner ÜRoroI
^erDorgegangen, ba biefe in i^rer im))eratiben Somt i)ielme§r bie 2i§eo«
(ogie f(^on }ur Soraudfe^ung ^atte. On ber Sornt ^at bie @a(^e
Analogie mit ber Ueberrafc^ung, bie ein ^ünfUer in ber natürlichen
äRagie und bereitet, inbcm er eine @a(^e und ba finben (ägt, iDO^in
er fte jubor toeidli^ ))racticirt ^atte. (@. 125 fg.)
ffantd !Z)ar{teQung, »enn too^I t^erftanben, befagt nid^td Slnbered,
Ql9 baß bie Stnna^me eined nad^ beut Xobe Dergeltenben, gerechten
@otted ein brauchbarem unb audrcic^enbed regulatioed @c^ema fei,
}um 93e^uf ber Hudlegung ber gefüllten ernflen, et^ifc^en 93ebeutfam«
leit miferd ^anbelnd, mie aud^ ber K^eitung biefed ^anbetnd felbß, atfo
getoiffermaßen eine Allegorie ber SBa^r^eit, analog bem no^ toa^rem
unb koert^DoOern SDogma Don ber oergettenben ^etem^f^d^ofe. (©.
aRetem))f9d)ofe.) dn biefem @inne ^at man Stant9 9RoraU§coIogie
3u nehmen, obgtci^ er felbfi nid^t fo unttmU)nnben, toie ^ier gefd^ie^t,
fld^ über bad eigentliche @ac4t>er§ältniß audbrüdten bnrfte. 2)ie t^eo'
logifd^en unb ))^i(ofo))^ifc^en ©d^riftfleOer ber nac^Ianf fc^en Qtii ^aben
tneißend gefugt, ber jfant'fc^en iDtoratt^eoIogie H9 3lnfe§en einem
toirflic^en bogmaüfc^en ST^eimmum, einem neuen 93eioeifem bem Dafeinm
@ottem }tt geben. 'S>a^ ijl fle aber burd^aum nic^t; fonbern fle gilt
ganj oOein imierl^atb ber ÜRoral, blom ^um Sel^uf ber SRoral unb
lein @tro^breit koeiter. ($. I, 120 fg.)
morDf^ f. Unrecht.
Movianaiifäit Cl|t, f. t$ürflen.
Mot^fn^ f. 2:ag.
ittorpt^olasu.
Son ben jtt)ei ^auptabt^eUungen ber Staturkoiffenfc^aft, Xetiologie
unb 3Ror))§oIogie (oergL Setiologie), bat em bie (entere mit ber Se«
fd^reibung ber ®eßa(ten, ber bleibenben Sotmen, }tt t^un, @ie iß bam,
loam man, U)enngteic^ uneigentHc^, 92aturgefc^ic$te nennt, in feinem
ganjen Umfange. Sefonberm atm Sotanil unb Biologie le^rt fle unm
bie t)erfc^iebenen, beim unouf^brlid^en 9ßec^fe( ber dnbibibuen bleibenben,
organifc^en unb babur^ fefl bejKmmten ©eftolten lennen, tojelc^e einen
großen 3:^eit bem dn^altm ber anfc^aulid^en SorfleQung aummad^en;
136 Wotit>. antotitjotion
flc loerben t)Oti t§t clafftftctrt, gefonbert, t>eretntgt, na^ natütfid^ev nnk
WnjWi^cn @l)Pemcn gcorbnet, unter Scgriffc gebracht, we^e «m
Ueberfld^t unb ^enntniß oder möglid^ tna^en. @0 toirb ferner onc^
eine burc^ alle ge^enbe, unenbti^ nfiancirte Analogie berfelben im
©an^en unb in bcn 2!^ei(en nac^gemiefen (unite de plan), otmoge
totliftv fie fe^r mannigfaltigen SJariationen auf ein ntd^t mitgegebfne«
2:^enta gteid^en. S)er Uebergang ber SRaterie in jene ©efialtcn, b. 4.
bte (Sntße^ung ber dnbibibuen, ifl fein $auptt§eil ber Betrachtung, ba
jebed dnbimbuunt and ben t^m gleichen bur^ S^^i^H ^c^<^^9^^^
totldjt, überall gleich ge^eimnigDoII, fi^ bi^jegt ber beutH(^en (Srtenst*
m§ entjie^t; ba^ Sßenige aber, tüa^ man babon toti^, flnbet feine
©teile in ber 'iß^^flotogie, bie f^on ber ätiotogifc^en Statunoiffenft^aft
angehört. Qu biejer neigt ftd^ au^ fc^on bie ber ^auptfad^e nüi\
3ur 2Ror))§oIogie ge^örenbe 9RineraIogie ^in, befonberd ba, »0 ^t
©eologie njirb. (SB. I, 114 fg. 167 fg.)
Motiv. Motivation.
1) ®efe^ ber 9Rotit)ation. (®. unter ®runb: ©oMom
®runbe bed ^anbelnd.)
2) 3Bad burc^ bie aRotibe benimmt ttirb.
!Z)ie SRotil^e befiimmen nie me^r, ate bad, »ad ic!^ }u biefer 3^^
an biefem Ort, unter biefen Umfittnben n)iO; nic^t aber bat i<4
über^au))t toill, noc^ »ad i^ überhaupt »iQ, b. ^. bie ÜRo^me,
»ele^e mein gefammted SßoIIen c^aralteriftrt. ÜDal^er ifi mein SBoDen
ni(^t feinem ganjen Sßefen nac^ aud ben ÜRotiben ju erflären; foo'
bern biefe befiimmen btod feine Sleugerung im gegebenen 3^'^)^""^'
ftnb blod ber Hnlag, bei bem fid^ mein SBiOe )eigt, biefer fettfi hin-
gegen liegt auger^aib bed ®ebieted bed ©efe^d ber SRotioation.
Sebiglic^ unter Soraudfe^ung meinet empirife^en S^arafterd ift ba«
3Rott)) ^inreic^enber (SrHttrungdgrunb meinem ^anbelnd; abftra^ire i(^
aber t)on meinem S^aralter unb frage, »antm id^ überhaupt biefe«
unb nie^t jene« »ill; fo if} feine äntmort barauf m8gli^, »eil eben
nur bie Srf^einnng bed SEBiKend bem ®a^ Dom @mnbe unter«
»otfen ifl, ni^t aber er fetbfl, ber infofem grunbtod ju nennen ift-
(SB. I, 127. 194.) SBie iebe «eußerung einer 5Raturh:aft eine Urfoi^e
^at, bie iRaturlraft felbfl aber leine; fo ^at ieber einjelne SßiOen^act
ein SRotit), ber SßiDe überhaupt aber letned; ja, im ®runbe ifl bie«
Seibed Sind unb bad @elbe. (Sß. II, 407 fg.)
S)ie SRotit^e befiimmen eigenttid^ bie gan3e inbibibueDe Sefd^affen(eit
ber ^anblnngen, »ä^renb i§r StOgemeined unb SEBefentli^ed, ntimli^
i^r moralifc^er ©runbc^arafter, Dom @ubj|ect audge^t. (S. 92.)
3) SBad bem 3Rotib bie ftraft au »irlen ert^eiü.
3)ad SRotiD »irtt nur unter ber Soraudfe^ung, bag ed üijo^i^
ein SefKmmungdgrunb bed ju erregenben SBiOend fei, fo »ie a«^ ^
9)^otiü. äRotibatton 137
{>^9fila(ifc^en unb c^emifd^en Urfod^ett, be^gleic^en bte 9tti)e ebenfaQd
nur mirlen, fofern ber ju afftcttenbe S'6xptx für fte em))fängti(^ ift.
3)er SBiUe tfl 1>a9, tood eigentli^ bem 9)?otto bte ^raft }u mirfen
crt^etU, bie geheime ©prungfcber ber burd^ baffelbe ^ert^orgerufenen
Semegung. ((S.'33.) 3)ad 3Rottk) totrft nur nnter Sorauöfe^ung
eiue^ innern Sriebed, b. ^. einer b^tmmten 93ef(^offen^eit bed S93t(«
(end, meiere man ben S^arofter beffelben nennt; btefem giebt bad
iebe^mattge 9Rotiü nur eine cntfc^tebene Kic^tung, — inbii^tbualiftrt
t^n für ben concreten goff. (9B. II, 391.)
^ 4) dntedectueKe Sebingung ber SSBirffamteit ber
9Rotibe.
3ur SBirffamfeit ber iD^otioe ifl nid^t btod t§r Sorl^anbenfein# fou'
bem auc^ i§r (Srlanntuierben erforbert; bcnn, naäf einem fe^r guten
tln^brudC ber ®(^oIaßiIer, causa finalis movet non secundum suum
esse reale, sed secundum esse cognitum. !Camit j. 33. bad Ser«
^fittnig, mläft9 in einem gegebenen SRenfd^en (Egoi^mud unb 3)7itteib
)tt einauber ^aben, ^ert)ortrete, iß e^ nid^t ^inrei(^enb, bag berfelbe
ettoa dlei^t^um beft^e unb frembed Stenb fe^e; fonbern er mug auc^
tt)iffen, »Qd {1(^ mit bem 9?ei(^t^um machen lägt, fomo^I für fi^, al9
für Rubere; unb nic^t nur mug frembed Seiben {I(^ i^m barfieOen,
fonbern er mug oud^ toiffen, ttmd Seiben, aber aud^, mad @enug fei.
SieDei(^t »eig er bei einem crfien Snlag biefed 9Qe0 nic^t fo gut,
ttie bei einem jmeiten; unb menn er nun bei gteid^em Snlag Derf (Rieben
^anbe(t, fo liegt bie9 nur baran, bag bie Umflänbe eigentli«^ onbere
»aren, uttmlic^ bem X^U nQ(^, ber Don feinem Srlennen berfelben
abfängt, menn fie gteic^ biefelben ju fein fd^einen. — 9Bie bad iHii^U
fennen mirflic^ i^or^anbener Umflflnbe t^nen bie SEBirlfomleit nimmt,
fo fönnen anbererfeitd ganj imaginäre Umßänbe mie reale loirfen, nid^t
nur bei einer einjetnen Xäufd^ung, fonbern aud^ im ®aujen unb auf
bie S)auer. (®. I, 348 fg.)
5) Slnalogie ber SEBirlung ber SRotiDe mit ber Sir«
fung ber Sentri))etatlraft.
9Ratt fann bad $anbeln betf ÜRenfc^en aM bad not^menbige $robuct
bfd S^aratterd unb ber 9Rotiüe fic^ üeranfc^aulic^en an bem Sauf
eine^ Planeten, atö ttelc^er bad 9{efu(tat ber biefem beigegebenen
tangential* unb ber Don feiner @onne au^ n)irtenben (^entri))etalfraft
ifi, mobei bie erflere jfraft ben S^orafter, bie (entere ben (Sinflug ber
SRotioe barfleOt. X)ad ifl fafi me^r al9 ein bloged ®tei(^nig, fofern
nämti(4 bie S^angentialfraft, Don toetc^er eigentli«^ bie Semegnng aud-
ge^t, mä^renb fie oon ber ©roDitation bef^ränft tt)iTb, metop^^flfc^
genommen, ber in einem fott^en ftärper ft^ barßeDenbe 9BiQe ift.
{% II, 247.)
138 SRotiD* fllotü^tttion
6) Stnflttg bet 3l^t bed motit>9 auf bte @tätle fei*
nct SQSitfung.
2)en ü6erlegtcflen @ntf^(ug fann ein unbebeutenbe^, aber unmtttettar
gegenioärtiged @egenitiottt) in momentane^ 993anfen t)erfe^en« 2)enn ber
relative (Sinflug ber Woü\>t fle^t unter einem ®efe^, melc^e^ bem, nai^
n)el(^em bie ©eniic^te auf ben ^a^tialUn toixUtt, gerabe entgegengefe(t
1% unb in ^^olge beffen ein fe^r !(eined, aber fel^r na^e Itegenbed 9Ko«
ii\> ein an fid^ t)tel flärfered, iebod^ auö ber %exnt totrfenbe« übet»
loicgen fann. (2B. II, 164. — »ergl. «ffect.)
7) SDa« flärfer n)irfenbe Wlotit) aU ein 3^^^" ^^^
STjarofterö.
3Benn jUiei entgegengefe^te, unb beibe fel^r florfe äRotiüe, A unb B,
auf einen äJ^enfc^en n^trfen, mir nun aber fe^r baran liegt, baß er A
n^ä^Ie, nod^ ute^r aber baran, bog er feiner äßa^t ni^t loieber ungc'
treu tverbe; fo mug iij nid^t-etroa ben tooDen Sinbruct be^ 9Rotit)9B
auf i^n ücr^inbem unb i^m nur immer A t)or^Qlten; üietme^r mu§
id^ ein Wlal beibe 3Jlptm i§m ^5(^fi lebhaft imb beutlid^ t)orf|Qtten,
fo bag fie mit i^rer ganjen ©tärle auf i^n niirfen. äßa^ er nun
erU)ä§It, ifi bie @ntfd]eibuug feinet innerften äBefend unb fle^t ba(n
fefl. 3äi ^abe nun feinen SSiden erlonnt unb fann auf beffen SBicten
fo fefl bauen, toie auf ba^ einer 9?aturfraft. ®o gemig bad geuer
jünbet unb ha9 SEßaffer näßt; fo gen^ig ^anbelt er nac^ bem SKotiüe,
bad fld^ ate bad {lärfere für i^n ertuiefen. ($. 394.)
8) Stot^tuenbige 93ejie§ung jebed ÜRotiDd auf 9So§(
unb 3Be]^e.
SDa SDad, toa^ ben äBiden beniegt, aQein Sßo^l unb SBe^e ü6er<
^anpt unb im n^eiteften (Sinne ht9 Sorten ifi; fo mug jebe^ äRotit)
eine 99ejie^ung auf 3Bo§t unb 3Be§e l^aben. ((&. 205.)
9) Einfluß ber SKotiöe auf ben 3nteIIect,
(Sin por! niirfenbed Tloti\>, ttiie ber fe^nfüc^tige SSBunfc^, bie brin-
genbe 3loif), fteigert bidn^eilen ben dnteDect ju einem ®rabe, beffen
toit i(}n l^orl^er nie fä^ig geglaubt Ratten, ©d^ioierige Umflftnbe, mel(^e
m9 bie 9{ot^n)enbigfeit geioiffer Seifiungen aufleget/, entn^itfebt gan)
neue Siatente in und, bereu ^eime und Verborgen geblieben toaren.
(SB. II, 248 fg.)
10) ©egeufa^ jtuifc^en 9){otit)ation unb dnfiinct. (®.
3njlinct.)
11) Einfluß ber SWotiöe auf bie ÜJJoralität.
SDur^ Wotx\>t läßt ft^ Legalität erjmingen, nic^t aRoralität;
man fann bad ^anbetn umgeftaften, nic^t aber bad eigentliche S93o('
len, meld^em allein moralifc^er SEBert^ jufte^t. (S. 255.)
12) 3)ad aRebium ber Wlotit)t f. d^ntellect unb @e^irm
SKttjH 139
Ütttfik.
1) Unterfc^tcb ber aßufif Don ben anbern fünften.
S)ie 3}}ufi{ fie^t goii^ obgefonbert Don ben anbem fc^öuen ^iünfien.
@ie tfi ntc^t bte 9^ac^bilbung, äBieber^olung irgenb einer 3bee ber
SBefen in ber äüßelt; bennoc^ ntug fic ftd^, analog ben übrigen ^liinflen,
}ur 3BcU in irgenb einem Sinne koie SDarfleüung ^nm S^argefieQten,
U)ie 9ta(^bi(b ^um ^orbilbe ber^alten. Slu^ mug i^re nad^bi(bUd)e
Sejiel^ung }ur äBelt eine fe^r innige^ nnenblic^ tua^re nnb rid)tig
tre^enbe fein, mil fle Don debem augenblicfüd^ Derflanben tuitb nnb
eine getoifte Unfe^lbarfeit baburc^ }u erfennen giebt, bag i^re gorm
fic^ auf gan^ beflintmte, in 3^^^^" aud}ubrü(fenbe ^Regeln }urü(ffü^ren
lägt. SBorin befielet nun biefe eigent^ümlic^e nac^bilblic^e $e}ie^ung
ber ä){ufit }ur SBelt, burd^ bie fte fic^ Don ben anbern ^iinflen unter»
fd^eibet? dn golgenbem. ^md aller anbern j^ünfle ifl, bie (Srfenntnig
ber Obeen burc^ SDarfleOung einjelner üDinge anjuregen. ®ie ade ob»
jectiDiren alfo ben SBiUen nur mittelbar, nttniUd^ mittelfl ber Obeen.
3)ie äRuft! hingegen, bie 3been überge^enb, ifl eine fo unmittelbare
ObiectiDation unb 3[bbilb bed ganjen SBiden^, mie bie 2BeIt felbfl
ed ifl, ja mie bie Obeen ed flnb. !Z)ie 9Ruftf ifl alfo feinedwegd, gleid^
ben anbern jlünfien, bad Stbbilb ber 3been; fonbem ^bbilb bed
Sßillend felbfi, beffen Dbiectität aud^ bie dbeen fuib. 3)e^^alb eben
ifl bie Sßirfung ber 9RufU fo fe§r Diel mächtiger, ald bie ber anbern
fünfte; benn biefe reben nur Dom ©chatten, fle aber Dom SBefen. S)a
ed injtoifd^en ber felbe Sßille ifi, ber fid^ foh)o^l in ben dbeen, aU in
ber Tln[it, nur in )ebem Don beiben auf Derfc^iebene SBeif e, obJectiDirt ;
fo mug ein ^arallelidmud, eine Analogie fein }mifd^en ber 2)7uftt unb
ben 3been. (SB. I, 302—304.)
!lDie 9Rufif ifl barin Don allen anbern fünften Derfd^ieben, bag fie
nic^t Vbbilb ber (Srfc^einung ober, rid^tiger, ber abäquaten £)bicctit&t
be0 aaSiaen«, fonbem unmittelbar Sbbilb bed SBiUend felbfl ifl unb
alfo ju allem ^^^fifd^en ber Sßelt baö SRetap^^pfd^e, ju aller (£r-
fc^einung \>a9 2)ing an ftd^ barfleUt. 9Ran Knute bemnac^ bie äBelt
ebenfo mo^t Derförperte Tlufit, ate Derförperten 993illen nennen. (28.
I, 310.) ©efe^t ba^er, ed gelänge eine Dollfommen rid^tige, DoKfläu'
bige unb ind Sin^elne ge^enbe Srflärung ber SRufif, alfo eine au9«
fü^rli^e SBieber^olung beffen, toa9 fie audbrücft, in Segriffen ^u geben,
fo toUrbe biefe fofort aud^ eine genttgenbe SSßieber^olung unb Srfl&mng
ber SBelt in Segriffen, ober einer fold^en gau) gteic^lautenb , alfo bie
malere ^^ilofop^ie fein. (2B. I, 312 fg.) allgemein unb )ugleid^
populär rebenb f ann man fagen : bie äRufit überhaupt ifl bie 9ReIobie,
JU ber bie SBelt ber Stc^ ifl. {% II, 463.)
(Ueber ben ®egenfa^ jtoifc^en SRufil unb ^rc^itectur unb bie Vna»
fogie beiber f. unter Xrc^itectur: Sergleic^ung ber Sauhmfl mit
ben übrigen ftünflen.)
140 a^ufi!
2) Snatogte ^totfc^en ber SDtuftf unb ber erfc^eittenben
aBett.
3n ben tteffien Tontn ber Harmonie, im ®runb6a§^ ftnb bie niebrig«
flen @tufen ber Dbjectitoation bed SBiDend tvteberjuerlennen, bie un>
organifd^e Sflainx, bie äRaffe bed $(aneten, auf ber HOe^ ru^t irab
au9 ber ftd^ 90e« ergebt unb enttoicfcit. du ben gefammten bie^at«
ntonie ^erDorbringenben 9{i))tenftimmen, jmifc^en bem S9a{fe unb bei
leitenben, bie SRetobie ftngenben Stimme, ift bie gefammte Stufenfolge
ber dbeen tnieberjuerfenneii, in betten ber SßiDe ftd^ objectioirt. S)ie
bem 9a§ nä^er fte^enben ftnb bie niebrigem j[ener Stufen, bie no<l^
unorganifc^en, ober fc^on me^rfac^ fid^ äugemben ff0r))er; bie ^ö^fct
liegenben repräfentiren bie ^flanjen- unb I^iertoelt. — 3n ber SWe»
lobie, in ber ^o^en, ftngenben, bad ©anje (eitenben unb in bebeutungd'
boUem 3uf<^^i)i^n^on8^ eine^ ©ebonfend Don Snfang 6i^ jum (Enbe
fortfc^reitenben, ein ©anjeö barfleHenben ^auptftimme tfl bie (ö^fie
Stufe ber £)6iectit)ation be^ SBiDen^ teieberjuerfennen, bad befonnene
Sebeit unb Streben be9 SRenfd^en. !Z)ie Sßelobie brtttft in i^rem tb'
kDeid^en, Stbirren t>om ©runbton, auf taufenb SBegen, ba« t)ielgefta(tete
Streben be^ SBiDeud and, aber immer aud^, burc^ bad enblid^e Sßieber'
ftnben einer ^armonifc^en Stufe, unb noc^ me^r M ®runbtoned, bie
SJcfriebigung. — 335ie fc^neUer Ucbergang Dorn SSBunfc^ jur Sefriebi»
gung unb t)on biefer jum neuen SBunfd^ ©(iid unb 2Bo§(fein ift, fo
finb rafc^e SRcIobien, o^ne groge Abirrungen, frb^ßd^; langfame, ouf
fc^merjli^e 2)i{fonan3en gcrat^enbe unb erft burd^ mete jtacte ft<4
toieber }um ©runbton jurUdCminbenbe ftnb, ald analog ber Derjögerten,
erfc^tuerten S3efriebigung , traurig. !Z)ie Unerfc^öpflic^Ieit möglicher
aRelobien entfpric^t ber Unerf(^öpf(id^Ieit ber 9tatur an Serfc^ieben^t
ber dnbit)ibuett, ^^^fiognomien unb Sebendlöufe. (SB. I, 304—308.
183. 378; II, 509 fg. 515. % I, 42.)
So tt)ie bie ^öd^fle Stufe ber Dbiectit)ation bed 993taend,'ber 9Renf(^,
nic^t allein unb abgeriffen in ber ^atur erfd^etnen tonnte, fonbem bie
unter i^m fie^enben Stufen unb biefe immer »ieber bie tiefem boran^
festen; ebenfo nun ifl bie 9Ruftt erfi t)oniommen in ber t)oQf!ftnbigeit
Harmonie. 3)ie ^o^e leitenbe Stimme^ ber iDIelobie bebarf, um t^ren
ganjen Sinbrucf }u mad|en, ber Segleitung aller anbem Stimmen, btd
}um tteffien Sag, melc^er aU ber Urfprung aller anjufe^en ift; bie
SRetobie greift fclbfl atö integrirenber X^eil in bie $)armonie ein, loie
aud^ biefe in j[ene; unb toie nur fo, im DoDflimmigen ®anjen, bie
SRufif audf priest, mad fie au^jufpred^en b^mdt, fo finbet ber eine
unb augergeitlic^e SBiOe feine DoÖbmmene ObiectiDation nur in ber
DoOflänbigen Bereinigung aller ber Stufen, meldte in unjä^ttgen ®raben
gefieigerter 2)eutHd)Ieit fein SBefen offenbaren. (SB. I, 313 fg.)
(Eine fernere fe^r merfmürbige Analogie ifl fotgenbe. dn ber*3tatin:
bleibt, ungeachtet bed Sic^anpaffend aOer SBiOenderfc^einungen jn ein«
anber in $infi(^t auf bie Xrten, bennod^ ein nic^t aufju^ebenber Sßibet'
fhreit jmifd^en jenen (Erfc^etnungen aU dnbit)tbuen, iß auf oQen Stufen
STOul« 141
berfelben fid^tbat unb mad^t bie 3ße(t )u einem befiänbigen Stamp^^
pla^ aller iencr (Srfd^etnungen bed einen unb felben äßiUend, beffen
innerer SBiberf))ruc^ mit f!(^ felbfl boburc^ fiifibax mirb. 'Diefem ent«
f))re(^enb ifl in ber SRuftf ein üoQTomnten reinem (jarmonifc^ed @))fiem
ber 2^öne nic^t nur p^^ftfc^, fonbern fogar fd^on arit§metifd^ unm5g«
lt(^. 3)al^er (> eine t)onfommen richtige SDtuftf ftd^ nic^t einmal
benfen, gefc^meige au^fü^ren^ unb bed^alb miift iebe möglid^e 3Rufif
Don ber ooObmmenen 97ein^eit ab. (SB. I, 314.)
3) 9(Igemein^ett ber Sprache ber SDtufil bei burc^«
gttngiger Sefltmmt^ett.
SDa bie ÜRufif nie bie Srfd^einung, fonbern aDein ba9 innere Sßefen,
bad 9nfic^ aOer (Srfc^einung, ben äBillen felbfl au6fpric^t, fo ifl i^re
Sprache eine im ^5c^{)en ®vab allgemeine. ®ie brütft ni(^t biefe
ober jene einzelne unb bejlimmte ^reube, biefe ober jene Setriibniß,
ober @(^merj, ober (Sntfe^en^ ober ©emitt^^ru^e an9; fonbern bie
l^reube, bie SetrUbnig, ben ©c^mer^, ba^ (Sntfe^en, bie ®^mütf)9''
rn^e fetbjl, gemiffernioßcn in abstracto, ba9 ©efentüc^c berfelben,
o^ne aOe^ Seimerf, a(fo au(^ o^ne bie äRotioe ba^u. SDennoc^ oer«
flehen loir fie in biefer abgezogenen Ouinteffen^ oollfommen. UeberaU
brüdtt bie SRufit nur bie Ouinteffenj bed itbzn^ unb feiner Vorgänge
au9, nie biefe felbft, bereu Unterf triebe ba^er auf jene nic^t aUemal
einfließen. ®erabe biefe i^r au^fc^Iieglic^ eigene V0gemein^eit, bei ge«
naueßer 99eßimntt^eit, giebt i^r ben ^o^oi SBert^, melden fle a\9
$anaTeion aller unferer Seiben f)at !>Die im ^öc^fien ®rab allgemeine
(Sprache ber SDtuflf oer^ält flc^ fogar }ur XHgentein^eit ber Segriffe
ungefähr, mie biefe ju ben einjetneu 3>ingen. S)enno(^ ifl i^re %ü'
gemein^eit feine^meg^ jene leere ber Sbflraction, fonbern gau) anberer
llxt unb ijl Derbunben mit burc^gttngiger beutlid^er Seflimmt^eit. @ie
gleicht hierin ben geometrifc^en Figuren unb ben S^k^^^t ^<^I4^ ^^^
bie aDgemeinen t^ormen oder möglid^en Objecte ber Srfa^rung unb
auf a0e a priori antt)enbbar, boc^ ntc^t abfhact, fonbern anfc^aulic^
unb burc^gängig beflimmt finb. (993. I, 302. 309 fg. $. n, 462.)
4) Die p^^fifc^c unb arit^metifc^e ©runblage ber
SRufil in i^rer SSejie^ung jur metap^^fifc^en 9e«
beutung.
S)te 9Ruftf ifl ein 9Ritte(, rationale unb iiTationale Ba^(ent)er^ä(t«
niffe ni(^t etwa, mie bie «rit^metir, burc^ $ü(fe bed Segriff« fagHc^
IVL machen, fonbern biefelben )u einer gonj unmittelbaren unb fimul*
tonen ftnnlic^en (Srienntniß }u bringen. S)ie Serbinbnng ber meta«
p^i^ftfc^en Sebeutung ber ^ufif mit biefer i^rer p^i^flfc^en unb arit^«
metifd^en ©mnblage beruht nun barauf^ bag bad unferer Sfppre^en-
fion SBiberffarebenbe, bad irrationale, ober bie S)iffonan2, )um nattir«
li(^en Silbe M unferm Sßilten SBiberflrebenben loirb; unb umgele^rt
mirb bie Sonfonanj^ ober bod Stationale, inbem fie unferer Suffaffung
ft^ leicht fügt, au» ^^^^ ^^ Sefriebigung be« SiHend. Da nun
142 SWuflf
ferner ytm9 Nationale itnb irrationale in ben S^^^I^^c^^ttniffen her
Vibrationen nn)8^(ige ®rabe, 9?Uancen, Solgen unb Sbwet^felungcn
gulägt; fo toirb, inittelfi feiner, bie äRuftf ber ®toff, in meiern ade
$en)egungen bcd ntenfd^Iii^en ^jcnd, b. i. be^ äBiUend, beren Sßefent'
lid^ed immer auf Sefrtebigung nnb Unjufricben^eit, tt)iett)0^l in tm<
jä^ligeu ®raben (hinausläuft, jld^ in allen i^rcn feinften ©c^attirungen
nnb änobiftcationcn getreu abbilben unb niiebergeben laffen, n)el^ed
nüttclfl (Srfiubung ber SKelobie gefd)ie^t, SBir fe^en alfo ^ier We
SBiIIendben)egungen auf ha9 @ebiet ber Mögen Sorflellung ^inU6er«
gefpielt, alß mli^t ber audfc^tiepd^e @(^aupla^ ber Seijlungen oUtr
fd^önen Sünfle ift. S)ie aKufif erregt in i^rcm Stoffe uic^t ben
SQBilleu fclbjl, foubern giebt nur ein SSilb ber Scfriebigunj M
äBißenS, fo n)ie feiner ^enunung unb feinet Seibend. (9ß. 11/
513—515. ^. l, 42.)
2)ie 3){e(obie befte^t au^ ^mei @(ementen, einem r^^t^mifd^en unb
^armonif(^en, unb ifl n^efenttid^ eine abioec^fetnbe @nt^n)eiung unb
9$erfö^nung berfelben. S)iefe beftäubige @nt}tueiuug unb Serfö^nung
i^rer beiben Elemente ifl, metQ))^9fifd) betrautet, bad %[bbi(b ber Snt«
ftefjuug neuer äSSünfd^e unb fobaun ifjrer Scfriebigung. 9}d^cr 6f
trad)tct, fe^cn n)ir in biefcm Hergang ber ÜRetobie eine gen^iffermagen
innere Sebiugung (bie ^armonifc^e) mit einer ttugern (ber r^^t^'
mifc^cn) loie burd) einen 3"?^'^ jufammcntrcffcn, — toeld^en frcili(^
ber Somponifl fjerbeifü^rt unb ber iufofern bem SReim . in ber ^oefie
gu oergteid^en ifl. S)ied aber eben ifl ha9 Slbbitb bed Suf^t^"*^*^'
treffend unfcrcr SEßünfd^e mit ben oon i^nen unab()ängigen günfligrni
äußern Ufuftänben, atfo ha9 9itb bcß ©lüdd. — 2)urc^gängig beßc^t
bie SRufif in einem jleten äßec^fel t)on me^r ober miuber beunni^igcn*
ben, b. i. 3$erlangen erregenben SIccovben mit mc^r ober minber k'
rul^igenbeu unb befriebigenbcn ; titn toie bad lieben bcd ^erjend (ber
SBitte) ein fleter SBcc^fel oon größerer ober geringerer SSeunru^igung,
burd) äBunfc^ ober Surd^t, mit eben fo t)crfd)ieben gemeffener Seru^i»
gung iß. SDemgemäg beflef)t bie ^armouifdje ^ortfdjreitung iu ber
funflgerce^ten Sb^ec^felung ber ©ijfonanj unb ©onfonanj. 3a, e«
giebt eigentlich in ber ganjen 2Ruflf nur jtrei ©ruubaccorbe: be«
biffonanten ©e|)timenaccorb unb ben ^armonifc^en 3)reiHang, at« auf
»etc^e alle üorfommeuben Äccorbc jurüdjufil^ren flnb. S)ieö ip eben
3)em entfprcc^enb, bog eö für ben SBitfen im ©runbe nur Unjufrieben»
(}eit unb 93cfriebigung giebt. Unb h)ie c9 ^mi- allgemeine @nmb*
pimmnngen bed ®cmüt^<$ giebt, ^eiterfeit unb Setrübnig; fo §Qt bie
SRuflt jtoei allgemeine Stonarten, 2)ur unb WiloU, meldte fenen ent<
fprec^en. (SB, II, 516—521.)
5) Se^ie^ung ber SUhtfif )n untergelegten einzelnen
@cenen unb iiBilbern bed Sebend.
Stuf ber Stllgemetn^eit ber ©prac^e ber SRufif beruht e«, bog mon
ein ®ebi(^t ate ©efang, ober eitie anfd^aulic^c 3)arfienung ald ^anto-
SRnfl! 143
mime, ober betbed ate D}ftx bcr WinfU unterlegen Tonn, ©otc^e ein^
}elne Silber bed Snenfd^enleben^, ber aVgemetnen @prad^e ber WItxxfxt
untergelegt, finb nie mit burc^gSngiger 9}otl^it)enbigTcit i^r üerbunben,
ober entfpred^enb; fonbern fle flehen }u i^r nur im Serl^ttltnig cine^ be«
liebigen S9eifpiel9 gu einem aUgemeinen Segriff. S)em allgemeinen
@inn ber einer S)i(^tung beigegebenen SRelobie Tonnten no^ anbere,
eben fo beliebig gen^tt^Ite Seijpiele bed in i^r Qu^gebrii((ten Slllgemeinen
in gleichem ®rabe entfprec^en; ba^er pagt bte felbe fi^ompofltion }u
t)ielen @trop]^en, bo^er auc^ ha9 Yaudeville. 3)0^ aber überhaupt
eine Sejie^ung 2tt)ifd)en einer ^ompofltion unb einer anfc^aulic^en
DarfieHung möglich ifi, beruht barauf, ha^ beibe nur gan) Derfc^iebene
Slu^briide bed felben innern SEBefend ber äBcIt finb. SBenn nun im
einzelnen ^aU eine foId)e 9e}ie§ung toirflic^ Dor^onben ifl, alfo ber
^omponift bie SBiUendregungen, n^el^e bett ffern einer Gegebenheit au9*
machen, in ber allgemeinen ®pxa(!^t ber 3Ruflf au^jufprec^en geiDugt
^at; bann ifl bie 9^eIobie hc9 $?iebe9, bie 9Rufit bcr £)))er audbrudf^«
toQ. 3)ie t)om ßomponiflen aufgefunbene Snalogie }it)ifd|en jenen bei«
bcn mu§ aber an^ ber unmittelbaren @rlenntnig bed Sßefend ber SBelt,
fetner Semunft tmbemu^t, hervorgegangen, barf alfo nic^t ben)ngte,
obftd^tlid^e 9{a(^a§mung fein; fonft fpri^t bie iWuftl nic^t bad innere
9Befen, ben äBillen felbfl, an^, fonbern a^mt nur feine Srfc^einung
nac^, n)ie bied aHe eigentlich nac^bilbenbe aRuftf, 3. S. „bie da^red«
}eiten'', auc^ „bie ©(^öpfung" t)on ^a^bn in t)ielen ©teilen t^ut.
©old^c malcnbc 2»ttfi! ifl gänjlid^ ju öcrttjerfen. (SB. I, 310—312;
II, 510 fg. % II, 462.)
SBenn bie iUlnfil ju fe§r fic^ ben Sßorten anjufc^liegen unb nad^
ben Gegebenheiten ju mobetn fu^t, fo ifl fie bemüht, eine (Spxaift gu
reben, ttwld^e nid^t bie irrige ifl. i^on biefem geiler ^at Äeiner fld)
fo rein gehalten, mie 9{offini; ba^er fprid^t feine SRuflT fo beutlid^
unb rein i^re eigene ©prad^e, baß fte ber SQSorte gar nid^t bebarf
unb ba^er anij mit blogen dnflrumenten andgefüf;rt ifjre \>oüt SBir*
fnng t^ut. (SB. I, 309-)
SDie SKuftf fte^t in analoger, n)ieloo^l nid^t ebenfo unbermeibli^er
Dienflbarfcit jnm Stellt, ober ben fonfligen i^r aufgelegten 8?ealitäten,
mie bie Hrc^itectur ald bloö fd)i$ne J^unfl ju ben loirüid^en 93auU)erfen
mit i^rcn nü^lic^cn 3^^f*n* ®f« ^^^ eine gfh)iffe ©omogencität
mit beut !£e^*te annehmen unb eben fo auc^ ben S^arafter ber übrigen,
t^r ettt)a gefegten, toillKlrüd^en S^tdt tragen unb bemnac^ ffirc^en«,
Dpern-, iWilitär*, lanj-ÜKuflf u. bgl. m. fein. S)a« «tte« aber ifl
i^rem 393efen fo fremb, toit ber rein ttfl^etifd^en SauTunfl bie menfd^«
lic^eu 9?üilic^feitd)n)cde, benen alfo S3eibe fld^ ju bequemen unb i^re
felbfleigenen ben i^nen fremben 3^eden unterjuorbnen l^aben. S)er
Saufunfl ifl Die« fafl immer unöermeiblid^, ber SWufl! nid^t alfo; fle
betoegt fu^ frei im ÖToncerte, in ber @onate unb bor SOem in ber
@^mp§onie, i^rem f^önflen Xummelpla^, auf toel^em fie i^re @atur^
naiien feiert. (5ß. n, 463 fg.) ©aß übrigen« bie 3ugabe bcr 2)i(^-
144 a^ni»
tung jur SDtuftf und fo mtUfoinmen tfi^ unb ein ©efang mit DerflSnb'
liefen SEBorten und fo innig erfreut, beruht barauf, ha% babei unfete
unmittclbarfte unb unfere ntittelbarfle Srienntnigmetfe jugleic^ unb im
herein angeregt loerben. Sei ber ®))ra(^e ber (Sm))finbung mag bie
Vernunft nic^t gern gonj mügig fi^en. ^ie SRuftf t)ennag ixoax aud
eigenen ÜRitteln iebe Semegung bed SEBiÜend, jebe (Smpfinbung, audju«
brücfen; aber burc^ bie Begäbe ber äBorte erhalten mir nun überbied
ouc^ nod^ bie ©egenflönbe biefer, bie SRotiDe, metc^e jene üeraniaffen.
(SB. n, 511. $. n, 466.)
6) Birfung ber SRnfü.
SBeil bie SRuftf ntc^t, gleid^ allen anbem fiünflen^ bie Obeen, ober
Stufen ber DbjectiDation bed SBiSend, fonbern unmittelbar ben 9Bi('
len felbfl barfleOt; fo ift ^ieraud erltttrlic^, bag fie auf ben 9Biaen,
b. i. bie ®efü^(e, Seibenfc^aften unb Effecte bed ^öretd, unmittelbar
einmirlt, fo bag fie biefelben fc^nell er^5^t, ober auc^ umftimmt. (3B.
II, 510.) — Äuö ber ÄÖgemein^eit ber ©prad}e ber üWuftf entfpringt
ed, bog unfere ^^antafie fo leicht burc^ fte enegt koirb unb nun oer*
fud^t, )ene gan} unmittelbar ju und rebenbe, unfic^tbare unb bo4 fo
lebhaft ben^egte ©eiflermelt )u geflatten unb fie mit Steife^ unb Sein
IVL befteiben, alfo biefetbe in einem analogen SSeifpiel 3U Derlörpem.
3)ied ifi ber Urf))rung bed ©efanged mit äBorten unb enblic^ ber Oper.
(SB. I, 309.)
Sind bem innigen Ser^ttltnig, toüijt^ bie 9){ufU jum toa^ren Sefen
aQer 2)inge ^at, ifl ed ju erftSren, ba§ n^enn )u irgenb einer <Scene,
$anbtung, Sorgang, Umgebung, eine paffenbe SOtufit ertönt, biefe und
ben ge^eimjlen ®inn berfelben aufjufc^Iießen fc^cint unb a(d ber ri(^«
tigfie unb beutli^fle (Kommentar baju auftritt; imgleic^en, bag ed Dem,
ber ft(^ bem (Sinbrud einer S^mp^onie ganj §ingiebt, ifl, a(d fä^e er
aße möglichen Vorgänge bed liebend unb ber 9Se(t an fi^ vorüber'
}ie^cn; bennod^ fann er, menn er fic^ befinnt, feine Se^ntic^feit an«
geben jmifc^en ienem S^onfpiel unb ben X)ingen, bie i^m torfc^mebeu.
(SB, I, 310; II, 512 fg.)
2)ad unaudfpred^Iic^ innige oder üRnril, t)erm5ge beffcn fte ate ein
fo ganj oertrauted unb boc^ emig fcmed ^arabied an und t>oräberjiet|(,
fo gan) oerfiänblic^ unb bod^ fo unerflttrlid^ ifi, beruht barauf, bag fit
aQe 9?egungen unferd innerfien SBefend miebergiebt, aber ganj o^ne
bie ä93irHi(^feit unb fern Don i^rer Dual. Omgleic^en iß ber i^r
mefentlid^e Srnf}, melc^er bad Sdc^erlid^e aud i^reut unmittelbar eigenen
©ebiet gan) audf (fliegt, baraud )u erHären, bag i^r Object nic^t bie
äJorfieOnng ift, in ^infic^t auf meiere 2:äuf(^ung unb Säc^erlic^teit
aOein möglic^ ftnb; fonbern i§r JObject unmittelbar ber SBiUe iß unb
biefer toefentlic^ bad aOeremfleße, ald toooonXaed abfängt. (28.1,312.)
%>a bie 9Rufif in i^ren 3:önen unb Sa^lenoer^ftltniffen nic^t bot
SBiQen felbfi, ben fte abbilbet, erregt, fonbern eben nur ein 9ilb fei'
ned ©trebend, feined ©(^merjed unb feiner 93efriebigung giebt, alfo,
a»uflf 145
tote oHe fc^öncii Äünfle, nur auf bic Sotpellung toirft; fo Mcibt fic
auc^ in i^ren f^nierjUc^ften Vccorben noc^ erfreulich, unb mir Der«
nehmen gern in i^rer Sprache bie geheime ©cfc^tc^te unfern killend,
fletbfl noc^ in bcn toe^müt^igflen äßelobien. äBo hingegen in ber
2Birnid)!cit unb i^rcn ©(^rccfcn uufer SBille-felbfl bad fo (grregtc
unb ©equälte ift, ba ^aben luir ed nic^t mit Xomn unb i^ren 3^^^^"'
Der^ältniffen ^u ti)\xn, fonbern ftnb üietme^r jc^t felbfi bie gefponnte,
gefniffeue unb jittenibe ©oite. (ffi. II, 514.) 3)ie 9}?ufif ifi ein
ffottiartifon M @mütf)t^, tote eine fc^öne "än^^idfi ein Aat^artifon
be« @eipe« ifl. (2B. II, 460.)
jfeine ^infl toirft auf ben SRenfc^cn fo unmittelbar, fo tief ein, afd
bie aRufif, toeil feine \m9 bad toa^re 2Befen ber 3BeIt fo tief unb
unmittetbar erfennen (äßt, aU biefe. SDad Sln^ören einer grogen, t)oS«
fiimmigeu uub f(^önen SDtufif ifl gleic^fam ein S3ab bed ©eifle^; ed
fpütt aOed Unreine, aHed ^(einlic^e, aM @(^Ie^te toeg, flimmt Oeben
hinauf auf bie ^ö^pe geifligc ©tufe, bie feine 9?otur juläßt, unb
toä^renb beö 9(n^5rend einer grogen Wlü^xl fü^K deber beutlic^, toad
er im ®anjen toert^ ifl, ober üielme^r, toad er toert^ fein Tonnte.
($. 373.)
aud ber paffiben Ütatur bed ©e^brd erflärt fid^ bie fo einbrin-
genbe, fo unmittelbare, fo unfehlbare 393irTung ber SRufif auf ben
®ei{l, nebfl ber i^r bidtoeilen folgenben, in einer befonbern Qrr^abem
^ett ber ©timmung befle^enben 9?a(^totrfung. 2)ie in combinirten,
rationalen S^^^^i^^^^^^'^i^iff^" erfolgenbrn ©c^toingungen ber S^öne
oerfe^en nämlic^ bie ©e^irnftbern felbfl in gleite ©c^toingungen.
(SB. n, 36.)
7) 2Bie bie üRufif percipirt toirb.
!Dte SRufif toirb einjig unb allein in unb burd^ bie 3^'^ perdpirt,
mit gän}li(^er Sudfc^liegung bed 9?aumed, aud^ o^ne Sinfluß ber Sr«
fenntnig ber Saufalität, alfo bed Scrflanbed; benn bie 2^5ne mad^en
fd^on ate SBirfung unb o^ne \>ai toir auf i^re Urfad^e, toie bei ber
9(nfd^aunng jurüdCgiengen, ben äfl^etifd^en Sinbr ud. (993. I, 314.)
8) SDer ftomponijl.
S)ie (Erfinbung ber SRelobie, bie Vufbecfung aller tieffien ®e^eim-
niffe bed menf^tic^en SBoQend unb SmpftnbeniJ in i^r, ifl ba« SBerf
be« ©entud, beffen SEßirfen ^ier augenf(^einlic^er, al9 irgenbtoo, fem
üon aOer SRefle^ion unb betougter Sbfi^tUdjfeit liegt unb eine dn«
fptration Reißen Tonnte. 2)er 93egriff ift ^ier, toie überall in ber
ßnnfi, unfruchtbar. 3)er ßomponijl offenbart ba« tnnerfle SBefen ber
SBelt unb fpric^t bie tieffie SBeid^eit a\i9, in einer ©prad^e, bie feine
Sernunft nid^t t)er{)e^t; toie eine magnetifc^e ©omnambule tluffc^lüffe
giebt über Dinge, Don benen fie toa^enb Teinen Segriff ^at. S)a^er
ifl in einem ftomponiflen, me^r aM in irgenb einem anbem ftünfllet,
ber SOtenfc^ Dom ftünfller ganj getrennt unb unterfc^ieben. (93. 1, 307.)
64open^auer'£cstfon. II. 10
146 amidfel — ^u%t
9) @egenfa^ jiuif^en 9Ruft! unb ©d^anfptel in $iti'
fi^t auf bte 9udfü^rung.
On bcr aWupf übcmicgt ber ®ert^ ber Som^)orition ben ber Su««
fü^Tung; hingegen beim ©c^aufpiel üer^ält e« fid^ gerabe umgete^rL
9?ftintid^ eine t)ortTcffli(i^e ffontpofition, fe^r tnittelm>g, nur eben rein
unb richtig au^gefü^rt, giebt Diel me^r ©enug, ä(<$ bie Dortrept^ße
Sudfü^rung einer fc^Iec^ten jfompofitioit. hingegen (ciftet ein fc^let^ted
Sr^eaterfiüd, ton au^gejeic^neten ©(^oufpielent gegeben, t)iel nte^r, ate
ha9 öortrepc^fte, öon Btümptxn gefpielt. (?. n, 469.)
10) Sbnieg, auftoeld^em fic^ bie SRufit heutigen Sage«
befinbet.
3)er S(btt)eg, auf totld^tm fid^ unfere 9Ru{if befinbet, ifl bem onalog,
onf toetd^en bie rbmtfc^e Hrc^itectur unter ben fpätern ^aifern gerat^en
toar, too nümlic^ bie Ueberlobung mit Vermietungen bie »ef entließen,
einfa^en Ser§ältniffe tl^eitö Dcrftecfte, t§ei(d fogar t)errU(fte; fte bietet
nftmlid^ Dielen SSrm, Diele dnfhrumente, tiel Sm\t, aber gar menig
beuttid^e, einbringcnbe unb ergreifenbe @runbgebanfen. ^nitm finbet
man in ben f^aalen, nic^t^fagenben, melobielofen ^om))ofitionen M
l^eutigen S^aged benfelben Stit^t^ifmai mieber, »et^er bie nnbeutlic^e,
fd^wanfenbe, nebet^afte, rät^fel^afte, [a ftnnleere ®(^retbart fic^ gefaOen
U^t, beten Urf))tung ^auptfttc^Iic^ in ber mtferabeln $egelei unb t§rtm
@^ar(atanidmud }u fud^en \% — 3n ben Aompofitionen je^iget 3^^
ifl ed fne^r auf bie Harmonie, atö bie äßelobie abgefe^en. !lDie ^*
tobie ifl jebod^ ber Sem ber SRufif, ju meiern bie Harmonie fi(^ üer<
^illt, n)ie }um traten bie ©auce. {% ü, 464.)
(Ueber bie große Dper üergt. Dpcr.)
OLMkd^ f. Irritabilität.
BXnft.
1) !Die 9Ruge aU ber Srtrag be^ ganjen 2)afeind.
S)em entfprec^enb, bag ha9 ©e^irn ate ber ^araftt, ober ^enfionoir
bed ganjen Drganidmud auftritt, ifl bie errungene freie Tln^t eine^
deben, inbem fie i^m ben freien ®enug feinet 9en)ugt[ein9 unb feiner
dnbitnbualitttt giebt, bie ^rud^t unb ber Örrtrag feinet gefammten 2)a^
fein«, meiere« im Ucbrigen nur SWü^e unb «rbeit ifl. {% I, 349.)
2) 9Jerf(^iebener SBert^ ber SDtuge für ben gen)5^n(i4en
SRenfd^en unb für ben geiflig ^eroorragenben.
3)en meiflen SDtenfd^en tt)irft bie freie 9J2uge nid^t« ab ate ^ange«
»eile unb S)um))f^eit, fo oft nic^t finntic^e ®enüffe, ober Albernheiten
ba fmb, ftc au«}ufüaen. Sßie DöOig mert^to« fie ifl, jeigt bie Vrt,
loie fie fold^e }ubringen. Die gen)5^nli(^en 2t\tit flnb blo9 barauf be«
bac^t, bie 2tii jugubringen; toer bagegen ein 2:a(ent §ot, — < fie jn
benu^en. (¥• I, 349 fg.) Die großen ©eiflet oOer 3eit fe^ m
aWtit^ 147
. anf freie SRuge beii aDer^öc^fieit äBert^ legen. 3)enn bte freie ilRuge
eines deben iß fo t)iet mert^, ivie er feI6fl toert^ ifl. — Sreie SRule
)U befl^en ifl nid^t nur bent geiDÖ^nlic^en ©c^idfal, fonbern aud^ ber
geioö^nlic^en 9?Qtur bed SRenfc^en fremb; benn feine natürlid^e Se»
jUrnmung ifl, baß er feine 3ctt mit ^erbeifc^affung bed ju feiner unb
fetner Familie (S^iflenj Stot^menbigen }u6ringe. (Sr iß ein ®o§n ber
9}ot^, nic^t ber freien dnteUigenj. ÜDem entf))re(^enb toirb freie 3Ru§e
bem geioö^nlic^en 9Renfd)en bolb gur 2a% ja, enblic^ }ur Qual, mnn
er fie nid^t ntittelß allerlei ertUnflelter unb fingirter Qmät, burc^
€piel, 3^<^^(^^i6 unb ©tecfenpferbe aufzufüllen üermag; auc^ bringt
fte i^m aud bem felben ©runbe ®efa§r. SDagegen bebarf ber mit
einem augergemö^ntid^en OnteDect Segabte für fein @\iid eben jjener,
bem ^nbern balb läfligen, balb oerberblid^en freien ÜRuße; ba er o^ne
biefe ein $egafnd im doc^, mithin nnglüd^ic^ fein toirb. ($. I,
360 fg.)
iSttti).
1) Serfc^iebene ©eltung bed SRut^eS als 2:ugenb bei
ben 9(ten unb bei ben 9?euern.
ÜDie HIten jtt^Iten ben SRut^ ben Zugenben, bie S^igt^'^ ^^^ iafttxn
bei; bem c^rißlid^en ®inne, ber auf SBo^hDoDen unb 3)u(ben gerichtet
ifi, unb be^en S^e^re aQe Seinbfä(igfeit, eigentlich fogar ben SBiberftoob
verbietet, entfpri^t S)ieS nic^t, ba^er t9 bei ben Steuern toeggefaOen
ifl. 3)enuo(^ muffen mir jugeben, bag S^ig^cit und mit einem ebelen
d^arafter uid^t ido^I bertrilglic^ fc^eint; f^on megen ber übergroßen
Seforglic^feit um bie eigene ^erfon, meiere ß(^ barin t)errttt^. {% U,
219.) Sei ber oerfc^iebeneu ©ettung bed 9J2ut§ed atö £ugenb bei beu
Slten unb ben Steuern ifl {eboc^ in Srmägung ju gießen, bag bie
Sitten unter 2^ugenb iebe SCrefflid^Ieit, fte mod^te moratifc^/ inteOectueO
ober b(oS P^^\^\^ fein, Derfianben, im (^§rifient§um hingegen, beffen
S^enbenj eine moraIif(^e ifl, unter bem Segriff ber Siugenb nur nod^
bie moralifc^en Sorjüge gebac^t mürben. ($. II, 220.)
2) SBorauf ber et^ifc^e SBert^ bed äRut^ed unb bie
^oc^fc^ttfenng beffelben beruht.
. 2)er SRttt^ läßt fic^ barauf jurüdfü^ren, bag man ben im gegen«
n)ärtigen Kugenbßcfe bro^^nben Uebeln h)iQig entgegengeht, um baburc^
größern, in ber S^'unft liegenben Dorjubeugen; toä^renb bie S^ig^eit
ed umgefe^rt ^ttU. 3lm ifl jene« (Erfiere ber S^arafter ber ®ebu(b,
ald loetc^e eben in bem beut(ic§en Settmßtfein befielt, baß ed nod^
größere Uebel, a(d bie eben gegenwärtigen, giebt unb man burc^ heftige«
Stiegen, ober Kbme^ren biefer jene ^erbeigie^en lönnte. S>emna(^ lofire
benn ber 9Rut^ eine 9rt ©ebulb, unb loeil eben biefe t9 x% bie und
3U (Entbe^iiingen unb ©elbflübenoinbungen jeber Krt beftt^igt; fo ifi,
mittelfi i^rer, auc^ ber 3Rut^ toenigftend ber ^ugenb oemmnbt S)od§
reid^t eine folc^e gan) immanente, atfo rein em))irifd^e SrHärung, bie
10*
148 üRutterUebe — aWuttctttJife
nur auf ber iRü^Iid^feit bed ÜRut^ed fugt, nid^t aud, um }u erllfiren,
toed^atb t$etgf)ett t^eräc^tlid) , perfönltc^er äßut^ hingegen ebel unb er«
l^aben erfc^cint. SJtelme^r ifl ^ier)u noc^ eine ^b|cre Säetrod^tung^«
iDeife in ©runbe ju legen. 2Jta\\ fönnte nämlid^ alle Zobedfurc^t
jurüdfü^ren auf einen 3)?anget an berjenigen natürlichen, ba^cr ou^
blo^ gefüllten SRetap^^fif, üemtöge melier ber 3Renf(^ bie ®etoig^eit
in ft^ trägt, bag er in ^Oen, ja in SHIem, eben fo h)0^1 e^ifiirt, m
in feiner eigenen $erfon, bereu 2iob i^ut bat^er n^enig angaben tann.
Sben aud biefer ©emig^cit hingegen entfprönge bemnac^ ber ^eroifc^e
2Rut^, folgli^ aud berfelben Duelle, toie bie 2:ugenben ber ©erec^tighit
unb ber 5IRenfci^enliebe. (^. H, 219 fg. $). 403 fg.)
3) IBerh)erfli(^Teit bed ro^en, au9 bent ritterlii^cn
6^ren))rincip entff)ringenben Tl\itf)i9.
^aij beut ritterlichen @^renprinci|) unb feinem 2)uel]tn)efen be^au))tft
ber perfiJnlid^e 9Rut^ fic^ ju raufen unb ju fc^lagen ben Vorrang Dor
jeber anbern Sigenfd)aft; mä^renb er boc^ eigentlich eine fe^r unter«
georbnete, eine bloge Unterofftcierdtugenb ifl, ja, eine, in meld^er fogar
agiere m9 übertreffen. (% l, 405. — Sergl. unter S^rc: eine
Äfterart ber @§rc.)
4) 9?ot^ta)enbigfeit bed 2Rut^ed für unfer ©lue!.
iRäc^fi ber ^lug^eit ifi Wlnt^ eine für unfer ©lud fe^r n)efentli(4e
(Sigenfc^aft. i^reilid^ {ann man nieber bie eine, noc^ bie anbere ftc^
geben, fonbern ererbt jene t)on ber ÜRutter unb biefen Dom Sater;
jeboc^ lägt fid^ bur^ ^orfa( unb Ucbung bem baüon Sor^anbenen
nacf)l^elfen. — @o lange ber 9u<$gang einer gefö^rlic^en @ac^e nur
no(^ jmeifel^aft ift, fo lange nur noc^ bie iD^5glic^Teit, bag er ein
glüdflic^er »erbe, bor^anben ifi, barf an fein S^&^^^ gebadet merben,
fonbern blöd an SBiberfianb. Unb boc^ ifi audj ^ier ein S^rceg mög*
lid^ ; benn ber 9Rut^ f ann in Sermegen^eit ausarten. ($• I, 505 fg.)
Üttttttrliebt.
3)ie an ben ©efd^le^tdtrieb fi^ Inü))fenbe infiinctioe (Sltemlirbe
mirb beim ÜRenf^en burc^ bie S3enmnft, b. ^. Ueberlegung geleitet,
bi^nieilen aber auc^ gehemmt, n)eld^ed bei fc^le^ten S^arafteren b\9
3ur völligen S3erleugnung berfelben ge^en fann. 3)a^er fönnen mir
i§re SBirfungen am reinfien bei ben S^^ieren beobadjten. Sei biefen,
ba fte feiner Ueberlegung fä^ig finb, jeigt bie infiinctiDe 3Rutterlie(c
(bad 9Rönn(^en ifi fld) feiner Saterfc^aft meifiend nic^t belügt) fi(^
unt)ermittelt unb unüerfälfc^t, ba^er mit Dotier 3)eutlic^feit unb in i^rer
gonjen ©tärfe. (SB. II, 587—589.)
BluiUtm^^ f. Screrbung.
3R^flerien — 2R^fHf. SÄ^jHfer 149
MTiftttitn.
1) 3)te SDt^flerien ald ein ipefentlid^ed dngrebien^ ber
atetigion.
@ut (Symptom bcr QÜegorifc^en 9?atur ber 9{eIigtonen flnb bie
DteQetc^t bei jeber anjutreffenben Wlt)\ttxm, nämlid^ oen)tffe S)ogmen,
bie fidj nic^t ein Ttal beutlic^ benfen (offen, gefc^meige tDörtlid^ toa^x
fein T5nnen. Oo, DteQeic^t liege f{^ behaupten, bag einige t)($Ilige
Sßiberftnnigfeiten, einige tuirnid^e Slbfurbitöten, ein mefentUd^e^ dn»
grebien^ einer DoQfomntenen 9teIigion feien; benn biefe ftnb eben ber
©tömpel i^rer aIIegorifd)cn 9{atur unb bie aDein pofjenbe Slrt, bem
gemeinen @inn nnb ro^en Serflonbe fühlbar ju machen, bog bie
9{e(igion bon einer ganj^ anbern Orbnung ber S)inge rebet, at^ ber
erfc^einnngömägigen. (9B. II, 183. ^. II, 358.)
2) ÜDie an^flerien ber «(ten.
3)en 9Rk|flerien ber fltten fd^eint bie Xbftd^t }um ©runbe }u liegen,
bem and ber Serfc^ieben^eit ber geifiigen Einlagen unb ber Silbung
entfpringenben Uebetftanbe, ber nic^t eine SRetap^^flf für Sllle julägt,
abgu^elfen. 3^r $lan babei mar, and bem grogen Raufen ber SRen«
fd^en, melc^em bie unDerfd^teierte SBa^r^eit burc^aud unjugänglidi if^,
Qintge audjufonbern, benen man fol^c b\9 auf einen gekoiffen ®rab
enthüllen burfte; ax\9 biefen aber tuieber (Sinige, benen man nod^ me^r
offenbarte, ba fie me^r }u f äffen üermoc^ten; unb fo aufn^ärtd bid }u
ben Spopten. ®o gab ed benn (xixpa xai (lei^ova xai [le'^iaxoL
|i,ucTi)pia. Sine richtige Srfenntnig ber inteQectueQen Ungleic^^ett ber
9ßenfd^en lag ber ®a^e gum ®runbe. {% U, 364.)
3) 3)er feltfame S^arafter ber (^rifilic^en SR^fteriem
(©. e^riftent^nm.)
4) Freimaurerei, ©nfidmud. äR^flerien ber 9tömer.
Son ben SR^flerien ber ©riechen ifi bad einzige Ueberbleibfel ober
oielme^r analogen bie ^Freimaurerei. S)ie Sufna^me in biefelbe ifl
bod (lueto^ai unb bie TeXetat; h)ad man ba lernt flnb bie (jLuary)pta
unb bie oerfc^iebenen ®rabe flnb bie (jiixpa, (lei^ova xai (leyiora
liDOrvipia. @oIc§e Xnalogie tfl nid^t }ufäUtg, nod| oererbt, fonbern
tommt ba^er, bag bie @a^e aud ber menf^Iic^en 9?atur entfpringt.
Sei ben äRo^ammebanem ifl ein Hnalogon ber äR^fierien ber @uftd^
mud. Seit bie dtMtx feine eigenen 2Rk|fierien Ratten, n)urbe man in
bie ber fremben ®0tter eingen^ei^t, befonberd ber dfid, bereu (^ultnd
in Korn in frU^e 3eit ^inaufrei^t. {% II, 488.)
IKsflik. Ütsfliknr.
1) Un)ugftngli^reit bed ©ebieted ber SR^flit für bie
(Erfenntnig.
dn UeberemfUmtnung bamit, bag bad le^te, ^5d^fie SBerf ber On«
150 3»#^ SR^lfcr
teHtgenj bie Huf^eBung be« äBoDend ifi unb Demnach felbjl bie tioO«
lommenfle mögtic^e anteiligen} nur eine Uebergangdflufe fein tann }u
Dem, wol^in gar feine Srfenntniß je reid^en fann, fe§en toir atfe
atettflioncn auf i^rem ®ipf etpunf te in 3»9fHf unb SR^jiericn , b. ^.
in ÜDun{eI unb S^erpQung ankaufen, »el^e eigentlid^ blod einen für
bie Srfenntnig leereu ^Ud, nämlid^ ben $unft anbeuten, tt)0 aDe (Sr«
fenntnig not^nienbig aufhört; ba§er berfelbc für ba9 3)enfen nur
burc^ 9?egattonen audgebrüdt n^erben fonn, für bie ftnnlic^e anfc^auung
aber bur^ f^mbotifc^e B^^^^^t in ben Stempeln burd^ X)unle(^dt unb
©c^meigen bejeid^net ivirb, im Sra^mani^mud fogar burc^ bie gefor«
berte Sinfiedung aOed 3)enlend unb Snfd^ouend, jum Se^uf ber tief«
{len Sinfe^r in ben ®runb bed eigenen ®e(bfl, unter mentaler Slud-
f<)re(l^ung be« m^fleriöfen Dum. (SB. 11, 699.)
2Slt)^it im »eiteflen (Sinne ifi jebe Anleitung }um unmittelbaren
dnnemerben 3)ef[en, nio^in toeber Slnfc^auung, noc^ begriff, alfo über*
^aupt feine grfenntnig teit^t. (SB. II, 699.)
2) ®egenfa| an)ifc^en aR^flif unb ^^ilofop^ie.
' !lDer SR^flifer fte^t gunt $^iIofop^en baburd^ im ©egenfo^, baß er
t)on dnnen anhebt, biefer aber Don klugen. !Der ÜR^fiiler nttm(t(^
ge^t au^ t)on feiner innern, t)ofttit)en, inbiDibueDen (Srfa^ung, in
toeld^er er fld^ finbet aU ha9 etoige, alleinige SBefen u. f. f. ilber
mitt^eitbar ifl ^ieDon nid^td, ald eben Behauptungen, bie man auf fein
9Bort }u glauben ^at; folglich fann er nic^t überjeugen. S)er f^ilo*
fop^ l^ingegen ge^t au9 t)on bem Sfden ®emeinfamen, Don ber objec*
tiüen, VQen Dorliegenben (Srf^einung unb Don ben in debem flc^ Dor-
finbenben Z^atfad^en M ©elbflbemugtfein^. @eine ÜRet^obe ifl ba^er
bie %ef{e|iou über aOed 2)iefed unb bie GFombination ber barin ge»
gebenen S)ata; bedn)egen fann er überjeugen. (S. n, 699 fg.; $.
11. 10 fg. ©. 431.)
3) (Empfe^Ien^toert^e m^flifd^e Sitteratur.
SBer )u ber negatioen Srfenntnig, bid ju meld^er aOein bie $^ito*
fop^ie i^n leiten fann, bie %rt Don (Srgönjung, koelc^e bie 9R^{}iI ltc>
fert, toünfc^t, ber finbet fie am f^önflen unb reid^Uc^ften im £)upnel^at,
fobann in ben Snneaben bed ^lotinod, im @cotud Srigena,
fteHenmeife im dafob 95§m, befonberd aber in bem n)unberDoOen
Serfe ber ®uion Les torrens, unb im Kngelud @i(efiu0, enb«
Ii(^ noc^ in ben ©ebic^ten ber @ufi unb in ben (Schriften ber d^rift»
ti^en aR^fer, befonberd bed SReifter (EdT^arb. (SB. n, 701;
I, 457 fg. $. II, 427.)
4) ®cgenfa6 stoifc^en SR^flif unb 2:§ei0mud.
!Cer 2^§ei0mud, auf bie (^apacität ber 3Renge berechnet, fegt ben
UrqueQ bed S)afetnd auger und, ate ein Dbjiect ; alle SR^flit )ie^t i^n
auf ben Derfc^iebenen (Stufen ber SBei^e aümälig loieber ein, in und,
att bad @nbiect, unb bet Kbept ertennt }u(egt mit Scnornibenrng unb
9h)^t mti^hx 151
^renbe, ba§ er e« felbfl iß. 2)tefen aller äR^fitl getttetnfamen $er«
gong finben mir t>Dn Sißeificr Scf^arb, bem Sater ber beutfd^en
9);^fltr ^5d}fl natu bargerteDt 66en biefem ©etfle gemöß öugett {i(^
bur%öngtg aud^ btc ÜJi^fit! ber ©uft ^auptföd^Iic^ aU ein @^toelgen
in bem 9en)ugtfein, bag man felbfi ber ftern ber SBelt imb bie Duelle
alle« SDofein« i|l, 3U ber «Ce« jurücffe^rt. (SB. U, 701.)
5) Unterf^ieb jlvif^en ber mo^ammebanifd^en, d^rifl«
liefen unb inbtfi^en ÜK^ftü. (©. -Snber.)
6) Serkuanbtfc^aft be« ÜRtifitcidmu«, Duiett^mu« unb
ber Xdfefe.untereinanber. (@. 8«fefe.)
7) »er^Ältniß ber (^ripii^en ü»t)flirer jum 5Reuen
2:e|tament.
Die d^rifHid^en SDt^fiifer prebigen neben ber reinfien Siebe aud^ t)'6U
lige SRefignatton, freiwillige gänjtid^e Urmut^, ksa^re ©elaffen^eit, üoK«
tommene ®(ei^gü(tigleit gegen äße iDeltlic^e SDinge, Hbflerben bem
eigenen SEBiUen unb Sßiebergeburt in ®oit, gilnjUc^e« SJergeffen ber
eigenen $erfon unb Serfenten in bie Slnfc^auung ®otte«. Ütirgenb«
iß biefer ®eiß bcd S^riftent^umd fo l^oüfornmen unb fräftig audge«
f))ro(^en, loie in ben ®d)riften ber beutfc^en SKt)ßiIer, atfo be« SKeifter
Cdf^arb unb in bem mit 9ied^t berühmten 93u(^e ,,S!)ie S)eutfd^e
X^eologie". dn bemfelben üortrefflic^en ©eiße gefc^rieben, obwohl
ntd^t ganj gleich ju fd^ä^en iß Spanier« ,,97a(^foIgurig be« armen
Seben C^rißi" nebß bejfen ,,Medulla animae". S)ie ?e§ren biefer
Sd^ten c^rißßc^en SIJQßifcr oer^alten ßd^ }u benen M Svenen Sleßa«
meut«, mie jum SBein ber äBeingeiß. Ober : toa9 im 9?euen il^eßäment
un« tt)ie burc^ @d^(eier unb 9{ebel ßd^tbar toirb, tritt in ben 9Ber!en
ber SR^ßifer o^ne $ülle, in \>oUtx Rlaxfitit unb ÜDeutlic^Ieit und ent«
gegen. (Snbtic^ auc^ fönnte man ba« S^eue Z^eßament al« bie erße,
bie SD?9ßiTer ato bie jmeite SBei^e betrachten -r— (itxpa >eai (icyoXa
(xuoTvipia. (SB. l, 457 fg.)
8) Uebereinßimmung ber tl^rißlic^en SDt^ßiler mit ber
Äritif ber reinen SJernunft.
SBeil ber dnteOect ein $robuct ber 9?atur unb ba^er nur auf i^re
ßmtdt bered^net iß, §aben bie ^rißüc^en SK^ßifer i^n rec^t artig ba«
„Sid^t ber 9?atur" benannt unb in feine ©c^ranfcn jurüdfge»iefen;
benn bie 9?atur iß ba« Object, )u n^elc^em allein er ba« ®ub)ect iß.
denem Sfudbrucf liegt eigentlich fc^on ber ®ebanfe }um ®runbe, an9
bem bie ftritif ber reinen Semunft entfprungen iß. (9B. U, 326 fg.
?. n, 37.)
9)' !Z)ie praftif^e 9Rk)ßif.
debe ganj lautere So^tt^at, )ebe DöOig unb toa^r^aft uneigennii^ige
^ttlfe iß, toenn mx bid auf ben testen ®runb forfd^en, eigentlich eine
mlyßeviflfe ^anÜung, eine praltifd^e ilR^ßit, fofern ße )ule^t au« ber«
152 Wtt^t^tn. ÜR^tl^otogte
feften Srfenntmg, bie bad Sefen aller etgentKd^en 9R^fitt audmad^t,
entf))ringt unb auf leine anbete Seife mit äBal^r^ett etnärbar ift
(6. 272 fg.)
UlSttitn. ittsti)0l00U.
1) 9?otur bcr 2R^t^en.
3ufoIge ber aUegorif^en Statur ber SR^t^en giebt bte 9Rt^t§o(ogie
reichen ©toff ju attcgorifc^cn Deutungen. (Scrgt. Allegorie.) gür
jebed fodmologif^e unb fetbft (ebed metap^^Pfc^e ©^fiem toirb ftc^ eine
in ber 3)?^t^oIogte t)or^anbene Slllegorie finben laffen. Ueber^aupt
l^aben n)tr bie metflen 3R^t^en ate ben Su^brud mel^r blo9 gea^nbeter
al9 beutlid^ gebac^ter SBa^r^eiten an^ufe^en. hingegen bad Don ^reu'
3er aufgeführte, ernfle unb penible ^u<$(egen ber iDt^t^oIogie a(d M
Depofttorium^ abfid^tlid^ barin niebergelegter p^^ftf^er unb meta*
p^^Pfc^er SßJo^r^citcn i|l ju uertoerfen. ($, II, 439 fg.)
2) S)ie äß^t^ologie ber ©rieben.
Die Urgriec^en n^aren, n)ie®5t^e in feiner 3ugenb ; flc toemtoc^ten
gar nid^t, i^re ©ebanfen anberd, aU in ^i(bem unb ©(etc^niffen an^
jubriidfcn. Da^er bcr rci^c ©toff, ben bie SWpt^oIogie ber ®nti)tn
ju aSegorifc^en 3[ud(cgungen l)on je^er gegeben. ®ie labet ba}u ein,
inbem fie ©d^einata jur Seranfd^aulic^ung faft iebed ©runbgebanfend
liefert, j|a, geioiffermagen bie Urt^pen aller Dinge unb 3}er^fi(tniffc
ent§dlt, mldft, eben ald fot(^e, intmer unb überall burc^fc^einen. djl
fie |a bo^ eigenttic^ aud bem fpietenben triebe ber ©ried^en, %M
JU perfoniftciren, entfianben. Da^er niurb'en fc^on in ben älteflen
3eiten, ja, fd^on Dom ^eflobu^ felbft, jene 3R^t^en aQegorif^ auf«
gefaßt. (^. II, 439—445.)
3) Die tnbifc^e SR^t^oIogie.
Die inbifc^e 2Rk)t^o(ogte ifl überaQ burc^ftd^tig. ($. I, 67.)
(Ueber bie inbifc^e ©ötterle^re f. duber, unb über ben SR^t^o«
t)on ber SRetempftic^ofe f. SRetempf^d^ofe.)
9la(^o]^mer. 9{a(^o^mung — ^Jod^fld^t 153
^.
ltad|at)mtt. )ltad)alymitng.
1) Dii 3iad)al)mn in ber Äiinfl. (®. STOonier.)
2) 9?Q(^Q^mung frember (Sigenfd^ofteii. (@. Sffec»
tatton.)
3) 9{a(^a^mung im ^rattifd^en. (®. Drtginalität.)
1) !Der 97a(i)brucf, t^om ©tanbpunft be^ 9itdfi9 oud
betrad^tet.
3)ad ©ebanlenmetf eined 3(utorö tjl, n^enn irgenb etmoö auf ber
993elt, fein (Sigent^um. (£r miO cd benu^en burc^ SRitt^eilung; bie
%xt rnib äBeife biefer fie^t i^m frei. S)ad ®efeg foll fein Sigent^um,
iDie jcbed fc^ii^en. S)a biefed (Sigentl^um jeboc^ ein immaterieUc^
ifl unb nur bie SRittet feiner 9}{itt^eilung materieller Slrt finb, fo
wirb ber S^arafter ber ba9 (Sigent^mndrcc^t bed Huiox9 fc^ü^enben
©efe^e ein ganj eigent^ümlid^er unb fpecieQer fein; ba^er bie ©cfe^e
gegen ben 9{ac^brud gang ungerc^t audfeden muffen, toenn mau, ben
immateriellen ©egenßanb berfclben ignorircnb, fte betroc^tet a\9 auf bad
materteOe ÜRittel, tooüon fie gunttc^jl reben, fclbft geri(i)tet. ($. 380 fg.)
2) ©c^öblic^reit be« Serbotd bed SUjdjbrudd für bie
Sttteratur.
$onorar unb Serbot bed 97a(^brucfd pnb im @runbe ber Serberb
ber Sitteratur. @(^reibentoert^ed fd^reibt nur toer ganj allein ber
&ad)t megen fc^reibt. ($. 11, 536.)
Illad)ttt^m^ f. 9tu^m.
1) Stufen ber ißac^fic^t.
Um burc^ bie SEBelt )u fommen, iß t9 jmecfmägtg, einen großen
Sorrat^ t)on Sorfic^t unb Ütac^fic^t mitgune^men; burdE) erflere
loirb man t)or ©d^aben unb Serlitß, burdE) le^tere toor ©treit unb
^änbel gefc^tt^t. {% l, 472 fg. Sergl. auc^ @ebulb.)
2) SBeldEje SBeltanfc^auung bie Slac^fic^t beförbert.
Und mit yiaiffxi^t gegen etnanber )u erfüllen, ifl nic^td geeigneter,
a(9 bie Ueberjeugung, bag bie SEBelt, alfo auc^ ber SRenfd^, etioad ifl,
154 9ta<ift
bad etgentlid) nid^t fein follte; benn tuQö !ann man t>i>n SSefen unto:
fotc^em $räbicament ertoarten? — 3a, t)on btefem ®efid|tdpttnft auS
lönnte man auf ben ©ebanfen fommen, ha^ bie eigentlich paffenbe
3lnrebe jmifc^en SRenfc^ unb SRenfc^, \tati Monsieur, Sir u. f. n.
fein möd^te „Scibenöflefä^rtc", Soci maloriim u. f. to. ®o feltfam
bied Hingen mag ; fo entfpric^t ed bod^ ber @acl^e, n^irft auf ben Sn«
bern ba^ ric^tigfie Zidft unb erinnert an ha9 97St^ig{}e, an bie
Solerau), ®ebulb, @(i)onung unb 9?ä(^{lenUe6e, beren deber bebatf
unb ba^er ouc^ Ocbcr ft^ulbig ifl. (?. II, 325.)
Itdd)t.
1) SSJarum in ber ^aijt alle Söne unb ®erfinf<^e
lauter f drallen. (@. unter iiiji: 3(ntagoni9mu9 itA»
fc^en SidEjt unb ©c^aUO
2) (Erhabenheit ber iRad^t.
@(^on bie eintretenbe @tiOe iebe^ fc^bnen Kbenbd, too ba9 ®etttn
unb ©etreibe bed Saged f(^tt)eigt, bie ©eftirne aUmtttig ^ettoottreten,
ber 9){onb aufgellt, — fKmmt ergaben, toeil t9 und ablenft bon ber
S^^ötigfeit, bie unferm SEBiKcn bient unb gur (Sinfamleit unb Setrai^«
tung einlabet. S)ie Ütac^t ifl an flc^ ergaben. ($. 361.)
3) !3)ie 92adE)t aU bie 3eit ber ©c^redTbilberunb @et'
fiererfd^einungen.
2)ie (Sinbitbungdfraft ift um fo t^ätiger, j|e toemger äußere In«
fc^auung und burc^ bie ©inne jugefü^rt loirb. jDa|er flnb @tiOe,
SDttmmerung, SDunfel^eit i^rer SE^ätigfeit fbrberlic^. {% II, 639 fg.)
!3)a^er foQte bie Sebendregel, in ^infic^t anf bie unfer Sßo^t unb SEße^e
betreff enben 2)inge bie ^l^antafie im ßü^tl 3U Ratten, am firengßen
Sbenbd beobachtet merben.
S)ed ^benbd, mann bie aibfpannung Serf!anb unb Urtl^eitetraft mit
einer fubjectiüen 3)unfel^eit übet3ogen f^at, nehmen bie ©egenfittnbe nn«
ferer SKebitation , toenn fie unfere perfönltc^en 8er§ältniffe betreffe»,
leidet ein gefft§rIidE)ed Slnfe^en an unb koerben }u ®4^ed(brlbem. int
meifien ifi bied ber %aU 3iai)i9, im Sette, aU mo ber ®ei^ iFöOig
abgefpannt unb ba(]et bie Urt^eildfraft i^rem ©efc^äfte gar nid^t me^r
gema^fen, bie ^^antafie ober noc^ rege iß. 2)a giebt bie iRo^t
«Dem unb Oebem i^ren fc^watgen STnfltic^. {% l, 462.)
S)ie yiai^t ifl btod barum bie ©eifterjett, koeit ^infiemig, @tifle
unb Sinfamleit, bie üugeren ©nbriicfe anf^ebenb, ienet Don innen
audge^enben Z^ätigfeit bed ©e^imd, meiere bie SBebingung ber Siffanten
iß, ©pielraum geflatten; fo bag man, in biefer ^inftc^t, biefetbe bem
^^ttnomen ber ^^odp^oredcenj oergtei^en fann, aU wetc^ed and^ bttr<^
"DunhUjüt bebingt ifl. {% l, 291 fg.)
9{afl^ttt)attbetn — 9laio* Slabet&t 155
Itadjtioatilitln.
Seim ^otnnam6ulidmu9 im urfprünglidien unb eigentlichen ®inne,
alfo bem franf^ften 9?a€^tn>Qnbetn, ftnbet, n^tc im magnetif^en ©c^Iof,
ein 2Ba§rträumen fiatt (oergl. 2^raum), j|ebod| ein 6(od auf bie nät^fle
Umgebung [xdj erflredenbed, meil fc^on hiermit ber ßmd ber 9?atnr in
biefem t^all erreid^t h)irb. Qn fold^em 3uf)onbe nttmlid) f}ai nii^i, voit
im magnetifci^en @(^{af, im fpontanen ©omnambuli^mn^ unb in ber
ftatalepfie, bie Sebendtraft ald vis medicatrix baö animale Seben ein=
geßellt, um auf ha9 organifd^e i^te gan^e Wladjt üermenben unb bie
barin eingeriffenen Unorbnungen aufgeben ^u Knnen; fonbem fte tritt
^iet üermöge einer franl^aften Serfiimmung, ber am meijlen bad Sllter
ber Pubertät unterworfen ifi, ate ein abnorme^ Uebermag bon dni^
tabilität auf, beffen nun bie 9?atur pc^ h^ entlaben firebt, totlift9
burc^ äBanbeln unb fflettern im ©c^Iaf gefc^ie^t. !Da ruft benn bie
9?atur 3uglcid^ a(^ ben Sßäc^ter biefer fo gefährlichen ©c^ritte jened
SBa^rträumen ^ertoor, toelc^ed fic^ ^ier aber nur auf bie näc^fle Um«
gebung erftrecft, ba biefed ^ier ^inreid^t, ben UnfäQen Dorjubeugen.
^a9 SEBa^rträumen 6at alfo ^ier nur ben negatioen ßto^ä, ®c|aben
)u bereuten, mä^renb ed beim ^eUfe^en ben (»optioen ^at, $ii(fe bon
ougen auf^ufinben; ba^er ber gro§e Unterfc^ieb im Umfange be^ ©e»
f«^t«»reife«. {% l, 277.)
ItaAt Itadit^tit
1) Sarum bie ©culptur bad Slücfte liebt. (@. ®cul))»
turO
2) Sarum bie ©c^ön^eit fic^ am liebften nadCt jeigt.
Sie fd^öne ftörperform ifi bei ber leic^tefien ober bei gar feiner
SeKeibung am bort^eil^afteften fic^tbar, unb ein fe^r fc^öner äRenfc^
iDÜrbe ba^er, menn er jugleic^ ©efc^mod f^Hik unb auc^ bemfelben
folgen bttrfte, am liebfien beinahe nadEt, nur nad^ 993etfe ber Slntilen
beReibet ge^en. (Sben fo jeigt [xi^ ein f^bner ®eifi nadt, b. ^. inbeur
er ftc^ immer auf bie natürli^ße, einfac^fie SEBeife au^brütft, am lieb«
ficn. (938. I, 270 fg.)
Ilaiü. Itaioetät.
1) 9{aibet2lt ber 9latur.
2)ie 9?atur fann nimmer lügen unb tft naib, mie ba9 ®enie. 8ber
man berfie^t bie @))rad^e bev Ütatur ntc^t, toeil fie )u einfach ifi.
(». 58. ©. I, 325. 332. 387. 449; U, 653. ^. U, 101. 308.)
Dad X^ier ifi um eben fo biet naiber, al9 ber 9)7enf(^, n^ie bie
^fianje natber iß, aU bod X^ter. dm t^iere fehlen lotr ben Stilen
}um geben glei^fam nadter, al9 im ÜRenfc^en, »o er mit bieler Sr-
!enntni§ überHeibet unb }ubem burd^ bie gtt^iglett ber SerfteDung
üttJ^tiOt iß. ®an) nadt jetgt et fi(^ in ber $^an)e. (S. I, 186.
% U, 618. $. 451.)
156 nanfiüt i«orrl^eiten
2) 92attoetät in ben rebenben ftünflen.
3)te 3Ba^r§ett tfl nadi am f (fünften, unb ber @tnbru(f, ben fit
madft, um fo tiefet, al9 t^r Su^bruc! einfädlet ivar; t^eild, koeil fte
bann bad d^nit, burd^ feinen Stebengebanfen jerflreute ©emüt^ bed
$örer^ unge^inbert einnimmt; t^eite, koeil er fü§It, bag er ^ier nic^t
bur(^ r^etorifc^e fünfte beflod^en, ober getäufc^t ifi, fonbern bie gan^e
SBirfung bon ber ®ac^e felbß audge^t. 3)a^er pe^t bie naioe $oefte
@öt^e'^ fo nnüergängtic^ l;ö^er, ale bie r^etorifcf|e ©c^iderd. jDa^et
andj bie fiarfe SBklung mancher Solf^lieber. 3)eö§alb ^at man, loie
in ber S3aufunfl bor ber Ueberlabung mit ^imaü^tn, in ben rebenben
i^ünften ft^ bor aDem Ueberflüffigen im Sludbrudt ^u ^üten. 3)a9
@efeg ber @infa(^^eit unb 9?atbetät, ha biefe ftd^ auc^ mit bem Gr^
l^abenfien berträgt, gilt für aOe fc^önen tUnfie. {% II, 559.)
3)aö 9?aibe jie^t an, bie Unnatur hingegen fc^redt überall gurttd.
($. U, 553.)
3) ©egenfat^ bed ©enied g^gen bie getoö^nlid^en fiöpfe
in ^infic^t auf bie 9!aibetät.
^Qe formen nimmt bie ®eifiIofigIeit an, um fic^ ba^inter }u ber^^
flecfen; fie berl^üOt ftc^ in ©c^toutfi, in ^ombaft, in ben Slon ber
Ücbertegen^cit unb Sorne^migTeit ; nur an bie 97a ib et dt madjt fte fic^
ni^t, tbeil fte l^ier fogleic^ blog fielen unb bloge @infä(tigfctt gu
SRarfte bringen mürbe. @c(bf) ber gute ^opf barf nod) nic^t naib
fein; ba er trodfen unb mager erfc^einen toUrbe. SDa^er bleibt bie
9!aibetät ba^ (S^renlteib bed ®enic^, tbie Stadft^cit bad ber @(^ön^eit.
(^. II, 583.)
3n bem 9{aiben ber Hudfagen ber ®enie^ erfennt man, baß fte
fletd in ©egenmart ber ^nfc^auung gebac^t unb ben 931i(f unber«
toanbt auf fie geheftet l^aben. S)en gemö^nlid^en ©c^riftpeDem ba«
gegen fte^en nur banale 9{ebendarten unb abgenu^te Silber ju ©ebote
unb nie bürfen fte fid^ erlouben, naib ju fein, bei ©träfe, i^re ®e<
meiu^eit in i^rer traurigen Slögc ju jeigen; flatt beffen finb fte
|)rcaiö«. (808. II, 78. 5SergL auc^ unter ©enie: Äinblic^er C^a»
rafter beö ©enie«.)
deber 3Rebiofre fuc^t feinen t^m eigenen unb natürlidEjen ©ti( ^u
ma^firen. S)ied n5t§igt i§n gunö^ß, auf alle Staibetät gu bergic^ten,
n^oburc^ biefe ba« S3orre(^t ber überlegenen unb fic^ felbfi fü^Ienben,
bal^er mit ©id^er^eit auftretenben ©eipcr bleibt. {% II, 551.)
ytartl)eit. ttatrtlititen.
1) 5»arr^eit alö eine «rt beö Säd^erlic^en. (®. unter
S2I(^ erlief: Srten be« Sttc^erlic^en.)
2) Starrheit aU eine %rt be« SSßa^nfinn«. (©. SBa^it-
finn.)
Silotionofci^otofter — Stationen 157
3) Starrheiten.
SBie bie liiere eiflentlicft nie auf Starrheiten geratl^en, eben fo ijl
biefen ber geh)ö^nlic^e 9Renf(^ nic^t in bem ®rabe unterh)orfen , tvie
ba« ®enie. (^. 356. SB. II, 441 fg. «crgl. Oenie.)
Itationaldyarakttr.
1) 2)er 9!ationaI(^arafter im ungemeinen, t^erglid^en
mit bem dnbit^ibualc^arafter.
2)ie Onbibibualität übertoiegt bei Sßeitem bie Nationalität, unb in
einem gegebenen SRenfc^en berbient jene taufenb 9Ra( me^r ^erücfpd^«
tigung, aU bie[e. 3)cm S^ationalc^arafter n^irb, ha er Don ber üßenge
rebet, nie biet ®uteö e^rlic^ertoeife nac^jurü^men fein. Sielme^r er«
fd)eint nur bie menfc^tic^e ^efc^ränft^eit, Serfe^rt^eit unb @(^te(^tig«
feit in {ebem Sanbe in einer anbern ^orm unb biefe nennt man ben
92ationa((^arQfter. Son einem berfelben begoutirt (oben toix ben an«
bem, bid c9 und mit i^m eben fo ergangen ijl. debe Station fpottet
über bie anbere, unb alle §aben SRet^t. (?. I, 381 fg. 2». 348 fg.)
2) S)er 9lationa((^araIter eingelner Stationen. (@. bie
Sfrtifel: 2)eutf(^e, Snglänber, ^xanii>\tn, Italiener,
Smerilaner.)
Itationaltl)», f. (E§re.
Itationalflol^
!Z)ie iDO^Ifeiffle Srt bed @toI}ed ifl ber SJationatfloIg. !Z)enn er
Derrätl^ in bem bamit 93el^afteten ben SRangel an inbibibuelten
(Sigenf d^af ten , auf bie er ftolj fein fönnte, inbem er fonfl nic^t gu
jCem greifen toürbe, \va9 er mit fo bielen SRiOionen t^itt. 9ßer be«
beutcnbe perf unliebe Sorgüge beft^t, »irb bielme^r bie ^e^Ier feiner
eigenen Station, ba er ^e befiänbig bor üugen ^at, am beutUc^ßen
erfennen. ($. I, 381.)
Itationen.
1) SEBarum bie ^9(^fle Sibilifation unb Sultur fic^
audfc^Iießtic^ bei ben loeigen Stationen finbet.
3)a6 bie ^öc^ße Sibilifation unb Sultur [idf, — abgefe^en bon ben
alten ^inbu unb Seg^ptern, — audfc^Iiegli^ bei ben koeigen Stationen
finbet unb fogar bei manchen bunletn 3$ölfern bie ^errfc^enbe Jfafle,
ober Stamm, bon ^eUerer tl^arbe, a\9 bie Uebrigen, ba^er augenf^ein«
Ixd} eingen^anbert ift, 3. S. bie Sra^manen, bie dnfad, bie ^errfc^er
auf ben ®übfeeinfetn, — bied beruht barauf, bog bie Stot§ bie
URutter ber fünfte iß; tecil nämlic^ bie frü^ nac^ Storben au9ge-
manberten unb bort aamfttig »eig geblei^ten @tttmme bafelbß im
Stampfe mit ber burrf) bad ftUma herbeigeführten, bielgeßalteten Stot^
aOe i^re inteaectueOen ftrttfte ^aben entmideln unb aOe ftünße erfinben
158 iÄotioncn
unb au^bttben muffen, um bie fiarg^eit ber Statur )u compenfirnt.
jDorauö ifi i§rc ^o§c Sioilifation ^cröorgegongen. (^. II, 170.)
2) Unob^ängigfeit ber ©etfledcultur unb moraltfc^en
@üte ber Stationen üon etnanber.
!Z)em 3)änen 93afi§oIm in feinem S3u(^e: ,,$iflortfd^e Stac^rid^ten
inx Äenntniß beö 5IKenf^en im ro^cn 3ttPönbc" fäKt auf, bo§ ©ei*
^edcultur unb ntoralifd^e ®üte ber Stationen ftc^ ate ganj unabhängig
bon einanber ertveifen, inbem bie eine oft o^ne bie anbere ft(^ t)orftnbet.
^ied ij^ barau^ 3u erHüren, bag bie moralifd^e ®iite feinedtoegd aud
ber {Reflexion entfpringt, beren Slu^bilbung t^on ber ©eifie^cultur ab«
l^öngt; fonbern gerabe}u aud bem SBiQen felbfl, beffeu SJefc^affen^eit
angeboren ifi unb ber an \li) felbjl feiner SBerbefferung bur^ Sitbnng
fä^ig ift. ($. n, 245.)
3) 6rf(ttrung ber ®üte einjelner Stationen.
S9afi^oIm fd^ilbert bie meiften Stationen al9 fe§r lafier^aft unb
d^ted^t; hingegen ^at er Don einjclnen toilben Söllern bie t)ortreffIi(^^
len allgemeinen d^araTter}üge mit}ut^eilen. S)a berfuc^t er, bad
Problem ju tbfen, ioo^er e^ fomme, bag ein^etne $öllerfc|aften fo
au^gejeidjnct gut fuib, unter lauter böfcn Stoc^barn. !Z)ie0 fann jieboi^
baraud erTtärt werben, bag, ba bie moralifc^en Sigenfc^aften bom Sa»
ter erblid) fmb (f. Ser erbung), in bcn ertoäl^nten gWen eine foI(^
ifolirte Sbtferfd^aft oud (Siner 9<^mitie entfianbcn, mithin bem felben
9[^n^errn, ber gerabe ein guter SRann mar, entfproffen ift unb fic^
unoermifd^t erhalten f)at (^. II, 245.)
4) ©egenfa^ jtoifc^en ben nbrblic^en unb fübli<^en
Stationen.
3)ie nörbtic^eu, Mtblütigen unb ^l^tegmatif^en Söller flehen im
VDgemeinen ben fübtic^en, lebhaften unb leibenfc^aftlic^en an ®tifi
merüi^ nad^; obgleich, h)ie Salo überaus treffenb bcmerlt ^at, loenn
ein SDtal ein Storbtünber bon ber Statur ^oc^begabt mxh, btetf al9^
bann einen ®rab erreichen fann, bi^ }u toelc^em fein @üblähber ie
gelangt. S)emnad^ ifi t9 fo berfe(;rt, a\9 gett)ö^nlid^, jum SRagfiab
ber Sergteid^ung ber ©eiftertrüfte berfd^icbener Stationen bie gro§en
@eif)er berfelben }u nehmen ; benn ba^ l^eigt bie Stege! Inxif bie aus-
nahmen begrünben tooüm. Sielme^r ifi ed bie grofe $(uratitSt jeber
Station, bie man ju betrachten ()at; benn eine (Bi^toalht mac^t feinen
©ommer. (©. n, 319 fg.)
Dag nad) Safo'ö rid)tiger 93emerfung, nienn unter ben biet ffaim«
pferen norbifd^en Stationen einmal ein eminenter Sopf entfielt,
biefer atebann audE) bie eminenteflen unter ben füblit^en Stationen
übertrifft fommt Diedei^t ba^er, bag er, ald Storblänber, eine lang«
famcre ^eife f^at, a(fo bie ^eriobe, too er urfprüngtid^er Snffaffnng
ftt^ig ifi (nac| $elt)etiu9 iiber^upt bis jum 30ten ober 35ten 3a^)
^ütux 159
(ftnger oaffKt, bte ^tit feiner tooKen 8(me alfo länger ifl unb folglid^
mefrern fucceffioen (Einbrüden üon Xußen offen fle^t, um borauf, ald
Slnläffen, )u reogiren; gn^eiten^ beft^t er aU ®ente groge l^eb^aftigfeit,
tDie ber ®üblttnber, unb ^at boc^, a(d 9{QrbIttnber, t)or jenem bie ®tft<
tigfeit, @oI(bitöt nnb Sefiigfeit, alfo grügere Sefonuen^ett Doraud.
(^. 385.)
ttotttt.
1) SBa« ,,9^atnr" bebeutet.
9!atur bebeutet bad o^ne Sermittelung be^ dntellect^ äBirlenbe,
Ireibenbe, ©(^affenbe* (SB. U, 304.)
2) ©egenfa^ jluifd^en ben äBerfen ber 9{otur unb ben
SBerten ber nad) Sfbfic^t mirfenben 5{un{}.
@(^on $ume mochte borauf aufmerffam, toit boc^ im ©runbe gar
feine Se^nlic^feit fei }n)ifd|en ben Serien ber 97atur unb benen einer
nac^ Sb^c^t toirfenben ^unjl. @in noc^ grögere^ Serbienjl ^at ft(^
in biefer 9e}ie§ung ßant burc^ feine ffritif bed ^^^ftfot^eoIogifdEjen
!33e)oeifed ertoorben. S)enn mdfi9 fle^t ber richtigen Sinflc^t in bie
Statur unb in ha9 äBefen ber S)tnge me^r entgegen, ate bie %uf«
faffung Derfelbeu a\9 mi) {(uger SSerec^nung gemachter SEBerTe.
(5R. 38.)
Statt, n)ie bie (Snglönber, an ben SBerfen ber 9tatur bie äBei^^eit
@ottei3 }u bemonflriren, foOte mau baraud Derfle^en lernen, bag Slled,
ma9 burd) bad 3Rebium ber Sorflellung, alfo bed dnteKectd, ju
®tanbe fommt, aDe beniugten unb beabfic^tigten Seiflungetf unb 9Berfe,
bloge Stümperei ifl gegen ba9 t^om äBiUen unmittelbar ^u^ge^enbe
unb burc^ feine Sorflellung Vermittelte, bergleid^en bie Serie ber 97a«
tur pnk. (?. II, 109. S. ü, 304. 366 fg.) Senn toir un« ber
^Betrachtung bed fo unaudfprec^Iic^ IUn{Mi4cn 39aue9 irgenb eines
Stieres Eingeben, unS in 93elounberung beffelben Derfenlenb, j|e^t aber
und einfüllt, bag bie Slatur eben biefen, fo überaus lünßtic^en unb
^ö^fl comptidrten Organismus tSglic^ ju Ziaufenben ber S^^P^^ung
^reiS giebt; fo fe^t biefe rafenbe Serfc^loenbung und in Srflannen.
SQein baffelbe beruht auf einer 3(m))^ibo(ie ber Segriffe, inbem mir
babei baS menfc^Iid^e ftunflmerl im @inne ^aben, welches unter Ser»
ntittelung beS dnteOectS unb burd^ Uebermältigung eines fremben
Stoffes 3u Staube gebracht »irb, folgti^ aÜerbingS oiel ÜRü^e loflet.
^er 9Iatur hingegen fofien i^re Serie, fo lünfilid^ f!e aud) finb, gar
feine SRü^e; lueil §ter ber SiOe }um Serie fc^on felbfl baS Serl ifl.
(S. n, 375. 91. 55 fg.)
3) 3)aS innere Sefen ber iRatur.
!Z)aS itmerfie Sefoi ber gefammten Statur ifl Side.
160 i»atttr
%td|t alleut im 3Renf(^en unb 2:^iere ifl ba9 innerfie SBefen SStOe;
fonbern bie fortgefe^te 9{efle^ion leitet ba^in, andf bie $raft, loelc^e in
ber ^flanje treibt unb üegetirt, la, bie ffraft, bur^ meiere ber firt^ßall
anfdjicgt, bie, loelc^e ben 9Ragnet jum 9?orb)>ote h)enbet, bie, bereit
@^lQg un^ auö ber 93ertt§rung heterogener änetade entgegenfahrt, bie,
welche in ben SBQljlDermanbtfdjaften ber @toffe atö %{itfitn unb ®u«
c^cn, brennen unb Vereinen erfd^eiut, ja, guletjt fogor bie ©(^were, —
biefe Sllle nur in ber Srfc^einung für berfc^ieben, i^rem innem SQSefni
md^ aber a(d bad @et6e ju erfennen, mad in und, too ed am beut«
lic^^en ^erüortritt unb und intimer befannt ifl, ald alled Vnbere,
äBiUe ^eigt. äBiUe ifl bad dnnerfte, ber j!ern iebcd einjelnen unb
ebenfo bed ©anjen; er erfc^eint in jeber btinbn^irfenben 9?atur!raft, er
auc^ erfc^eint im überlegten $anbelu bed 3)tenf(^en, nielc^er Seiber
groge SJerfc^ieben^eit bo^ nur ben ®rab bed (Erscheinend, nic^t bad
SBefen bed (grfd|einenben trifft. (SB. I, 130 fg. 136. 140 fg.; II,
332 fg. 339. $erg(. auc^ !Z)ing an fic^.)
S)ie 97atur ifi ber 2BiQe, fofern er fic^ fetbft auger ftd^ erUicft;
mojtt fein Stanbpunft ein tnbibibueKer dnteUcct fein mug. !3)icfer ifi
ebenfottd fein ^robuct. (?. II, 109.)
4) (Er^abenl^eit ber Urlraft ber 9?atur über bie $or«
men ber Srfc^einung: SRaum, ^zit unb Siel^eit.
S3etra(^ten mir bie nie genug betounberte SoDenbung in ben SBerlen
ber 9?atur, bie fclbfl in ben leisten unb Ileinfien Drgamdmen unb in
jebcm einzelnen ber ja^Hofen 3nbit)ibuen mit berfclben ©orgfalt burd^«
geführt i^; »erfolgen mir bie Suf^nimenfeftung ber SE^cile jebed Dr*
ganidmud unb flogen babci boc^ nie auf ein ganj (£info(i)cd unb
l^egtcd, gefd^meige auf ein Unorganifc^ed ; ocrlicren mir und enbüc^ in
93etrad^tung ber 3^^^ntiigigfeit aller jener X^eile beffelben jum 9c«
flanbc bed ©anjen; ermägcn mir babci, bag jebcd biefer SReifiermerTc
f(^on unjö^tige SRale t^on 97euem ^erborgebra^t mürbe unb boc^ ha^
le^te S^emplar j|cbcr ^xt anij tbtn fo forgfältig audgearbeitet erf(^eint,
mie bad erfle, bie Statur alfo feinedmegd ermübet uiü) }u pfufc^en an*
fängt; bann merben mir jubörberfl inne, bog aUt menf^Iid^e fiunfl
nidjt blod bcm ©rabe, fonbern ber %xt mij t^om ©djaffen ber 9tatur
t)önig üerfc^ieben ifi: näc^fi bcm aber, bag bie mirfenbe Urfroft, bie
natura naturans, in j|ebem i^rcr ja^Üofen SBerfe ganj unb unge*
t^eilt unmittelbar gcgenmärtig ifi, moraud folgt, bag fie, ald foid^c
unb an fld), oon 9iaum unb 3^^^ nic^td mcig. 93eben!en mir ferner,
bag bie ^eroorbringung jener oodenbetcn ©ebilbe ber 9?atur fo gau3
unb gar nic^td fofiet, bag f^e mit unbegreiflid^cr Serfd)mcnbung ^il^
lionen Drganidmen fc^afft, bie bcm B^f^^ prcidgegeben, nie ^ur 9Ieifc
gelangen, anbererfeitd aber au(^, burd) 3uf^0 begünfligt, SKiOionen
@^em))lare einer 8rt liefert, mo fie bid^er nur eined gab, folglid^
a){iOionen i§r nic^td me^r fofien, ald @tned, fo leitet au^ biefed ^u
ber ainfic^t ijin, bag ber Urfraft ber 9?atur, bem S)inge on fii^, bie
9latitr 161
Siel^eit fremb tfl, ntitl^m dtaum unb 3<^tt, auf meieren bie 9RögIt(^-
feit offer Sid^cit beruht, Moßc gornten unfcrer »nfc^auung flnb. (SB,
II, 366 fä. 375. % U, §. 67.)
5) 3)er Ärci«Iauf ber 5Rotur.
Durchgängig unb überall ifl ba^ ä^te ©Qmbot ber dlainx ber
$reid, meit er bad ®djtma ber SQ3ieberfe§r if}; biefe iß in ber Zf^at
bie aUgemeinfte gorm in ber 9?atur, meiere fte in SfQem burc^fü^rt,
Dom Ifaufc ber ©eftirue an bid jum Siob unb ber (Sntfle^ung organi«
f(§er 3Be[en, unb moburd^ allein in beut rafUofen @trom ber ^txt unb
i^red dn^attd boc^ ein beftel^cnbed 3)afetn, b. i. eine Statur, möglich
toirb. (SB. II, 543.)
6) SDic ©tufcn ber 9iatur.
i(uf ber unterflen @tufe ber 97atur fe^en tuir ben SBiOen ftd^ bar«
ßeOen ald einen blinben !3)rang, ein finflered, bumpfed treiben, fem
Don aCier unmittelbaren @rtcnnbarfeit. <Sd ift bie einfac^pc unb
|(i)ioä(^ße Slit feiner D6j[ecttUation. ^l9 folc^er blinber 3)rang er-
f(f)eint er aber noc^ in ber ganjen unorganifc^en 9?atur, in aüen ben
urf)>dinglic^en Gräften, mlijt aufjufuc^en unb i^re ©efe^e fennen ju
lernen $^9fit unb S^emie befc^äftigt ftnb, unb jebe üon meieren fic^
und in 2RiOionen gan^ gleichartiger unb gefe^mägiger, feine ©pur üon
inbioibuellem S^arafter anfüubigenber Srfc^einungen barfieQt. Son
Stufe }u @tufe fic^ beutlic^er objectiDirenb, mirft bennoc^ auc^ im
^flonjenreic^, too nic^t me^r eigentliche Urfac^en, fonbem dtn^t bad
9anb feiner Srfc^einungen finb, ber SBille bo^ noc^ DöUig erlenntnig-
lo«, o(d finflere treibenbe ^raft, unb fo enblic^ aud) noc| im begeta*
tioen Zf^til ber t^ierifc^en Grf^einung, in ber $ert)orbringung unb *
Sudbifbung jebed 2^(|iered unb in ber Unterhaltung ber innern Defo«
nomie beffelben, roo immer nur noc^ bloge 9tei)e feine Srfd^einung
not^menbig befHmmen. 3)ie immer f)^tx jle^enben ©tufen ber Ob«
iectität M SBillend führen enbtic^ )u bem $unft, too ba9 bie dbee
borfieffenbe 3nbioibuum nid^t me^r burc^ bloge ^enegnng auf Httiit
feine }u affimtlirenbe 97a^rung ermatten tonnte, fonbern biefe aufgefuc^t
unb au9getoä^(t loerben mugte; looburc^ bie 93emegung auf ^otioe
unb toegen biefer bie Srtenntnig not^tt)enbig n)urbe. (Sergl. Qcrtennt«
nig.) 3)?it biefer ^brt aber aucf) bie btd^erige unfehlbare ©ic^er^eit
unb ©efe^mägigfeit ouf, mit melc^er ber SBiffe in ber unorganifc^en
unb b(od oegetatioen 97atur mirfte unb netc^e barauf beruhte, bag er
adein in feinem urfprünglic^en SBefen a(d blinber !Drang t^ätig loar,
o^ne 33ei^ülfe, aber auc^ o^ne (Störung oon einer jn^eiten, ganj anbern
SBelt, ber SBe« att »orpellung. (SB. I, 178—181.)
Sir fönnen bie t^erfc^iebenen ben SBiQen obiectioirenben Obeen,
loelc^e bie 9taturf)ufen bitben, atö einzelne unb an flc^ einfache SBiden^«
acte betrachten, in benen fein SBefen fic^ me§r ober loeniger au9brücft.
SRmi bept auf ber niebrigflen @tufe ber Obiectttät ein folc^et Set
€^opcii^OHtr*8frifon. U. H
162 Statur
(ober eine -Sbee) mij in ber Grrfd^einung feine (Einheit 6ei; toS^enb
er auf ben ^5§ern ©tufen, um }u erf^einen, einer gonjen Kei^e Don
3uflftnben nnb Sntmicfelungen in ber 3^^^ bebarf, tütli^t aOe ju«
fommengenommen erfl ben ^u^brud feinet Sßefen^ t)oIIenben. (2B. I,
184 — 186.)
7) Kontinuität ber 97aturfiufen.
Natura non fadt saltus ; fo lautet bo9 ©efe^ ber Sontinuitttt aOer
Serünbemngen, vermöge beffen in ber 9?atur lein Uebergang, fei er
int 9{aum, ober in ber 3^i^ ober im ®rabe irgenb einer (Eigenfc^oft,
gonj abrupt eintritt, (g. 57. % 11, 205.)
S)ie Statur fängt nic^t bei jebem Srjeugniffe Don Dorne an, au9
nic^td fdjaffenb, fonbem, gleic^fam im felben ©tile fortfd^reitenb, fnüpft
fte an ha9 Sor^anbene an, benu^t bie frühem ©ejlaltungen, entttidett
nnb ))otenjirt fie ^5§er, i^r S93er{ toeiter gu fül^ren, gang na(^ ber
Kegel: natura non facit saltus, et quod commodissimum in Om-
nibus suis operationibus sequitur. 9(9 S3e(eg ^iefür fann bie fo*
genannte SRetamorp^ofe ber ^flanjen bienen, eben fo bie Steigerung
ber 2:§ierrei^e, auä^ bie Steigerung in ^inftc^t auf ben Ontedect,
n)enng(ei^ ber @(^ritt oom t^ierifc^en gum menfc^Iic^en dnteDect miH
ber nieitefle iß, ben bie Statur getrau ^at. (SB. n, 380. 66. % II
167. an. 169. 192.) «u^ jebem «bflerben gebt bem ®mnbfQ(e
natura non facit saltus gufolge eine aQmälige !&eterioration Dörfer.
(SB. n, 645.)
2)ie am fc^ärfflen gegogene ©ränge in ber gangen 9?atur unb wU
leidet bie eingige, mel^e feine Uebergänge gulägt, ifl bie ©ränge gmi*
f^en bem Drganif(^en nnb bem Unorganif^en; fo bag ba9 natura
*non facit saltus ^ier eine Slu^na^me gu erleiben fd^eint. (SB. n#
335. 5». 83.)
(Ucber ben 3«fömmen^ang be« SRenfc^en mit ber übrigen Kotut
f. a»enf(^, unb über bie inteaectuetie «rifiofratie ber Sttatnr f. «ri-
ftofratie.)
8) a)ie S}erflänbU(^!eit ber 5»otttrerf^einungen.
®ie SJerjlänbti^Ieit ber 9?aturerf^einungcn nimmt in bem SWaße
ab, ate in i^nen ber SBtQe ftd^ immer beutli^er manifeftirt, b. §. aÜ
fte immer ^b^er auf ber Stufenleiter flehen; hingegen ift i^re Ser*
jiänblic^feit um fo größer, je geringer i^r empirifc^cr ®c^a(t ip, weit
fle um fo me^r auf bem ©ebietc ber bloßen SSorflellung Hcibeii,
bereu un« a priori beujußte formen ba« fjrinci}) ber Serjtänblic^tcit
flnb. (5R. 86—90. % U, 100.)
9) ®er ©treit unb Äampf in ber 9?atur.
On ber fRatur fe^en mir überaO Streit, Scmp^ nnb ffie^fel M
Siege«, unb erlennen hierin bie bem 3SiUm mefentlic^ (Entgtoeiimg
^atüx 163
mit {td^ felbft. 9ebe @htfe bet JDbiecttootion bed SßtOend mac^t ber
anbeut bie WiaUxxt, ben 9?Qum, bie 3eit fitetttg. Sefiönbig mug bie
be^orrmbe SKaterie bie $otm med^feln, tnbem am Seitfaben ber Saufalttttt
mec^anifc^e, ))^^rifc^e, c^emifc^e, organifc^e Srfc^einungen, ft(^ gierig gum
hervortreten brttngenb, einanber bie ÜRaterte entreißen, ha jiebe i^re dbee
offenbaren toid. 3)ur^ bie gefammte 9tatur lägt [\ä^ biefer ©treit
Derfofgen, jo fie befielt nur burd^ i^n. (SB. I, 174 fg. 192.)
10) 2)ie3me(Im»gigfeit inber9!atur. (©.Zeleologte.)
11) (Sntgegengefegte^ ^er^alten ber 9?atur gn ben
©attungen unb ju ben dnbit^ibuen.
^ie 9{atur if} fo forgfam für bie (Erhaltung ber' ®attung, mie
gteic^güttig gegen ben Untergang ber dnbiüibuen; biefe flnb i§r fht«
nur SRittel, iene if! i^r S^^^* !3)a^er tritt ein greQer (Sontrafl ^er«
oor jmifc^en i^rem ®eij bei Sudfiattnng ber dnbioibuen unb i^rer
Serfd^menbung, too ed bie ©attung gitt. $ier nämlic^ toerben oft
Don einem Onbttoibuo iö^rlic^ ^unberttaufenb Ifeime unb barüber ge«
monnen, }. S. t^on Säumen, ^ifd^cn, ftrebfen, S^ermiten u. a. m.
X)ort hingegen ifl debem an jträften unb Organen nur fna)){) fo tiiel
gegeben, bag e^ bei unau^gefe^ter Suftrengung fein Seben friflen fann.
Unb 100 eine gehgentüc^e (Srf))arni§ möglich loar, baburc^ bag ein
Xfftil 3ur 9tot^ entbehrt kocrben fonnte, ifl er, felbfl auger ber Drb«
nirag, jurürfbe^alten morben; ba^er fehlen ). S3. oielen ^auptn bie
Sugen. Xdein bieö gefc^ie^t in Solge ber lex parsimoniae naturae,
3U bereu Sludbrucf natura nihil facit supervacaneum man no(!^ fttgen
fann et nihil largitur. — jDie fetbe 9{id^tung ber 97atur geigt f{(^
auc^ barin, bag Je tauglicher bad OnbiDibuum oerm9ge feinet Wterd
3ur Sortpflangung ifi, beflo fräftiger in i^m bie vis naturae medica-
trix f}(^ äugert. 2)iefe9 nimmt ab mit ber S^^Oung^ftt^igfeit nnb
ftnh tief, nac^bem fie erlofc^en ifl; benn j|e^t ifl in ben tlugen ber
9^atur ba9 dnbimbuum mert^Iod geworben. (SB. II, 562 fg.; I, 325.
389. 401; II, 315 fg. 389. 668. 91. 41. 50. $. I, 276;
U, 95. 261.)
®tel||t man, mie bie Statur, toä^renb fle um bie Onbioibuen toenig
beforgt ifl, mit fo übertriebener Sorgfalt über bie (Sr^altung ber
Gattungen mac^t, mittelfl ber fiü^ttoaü M ®efdE)(e(^t0triebed nnb
Dermöge beö unbered^enbaren Ueberfd^nfFed ber fteime; fo (ommt man
auf bie Sermut^ung, bag, mie ber 97atur bie ^eroorbringung bed
Onbttoibui ein itid^M ifl, fo bie urf))rUngIi(^e ^erüorbringung einer
Gattung i^r ttugerfi fc^mer tuerbe. {% II, 109 fg.)
12) SDie äfl^etifd^e äßirfung ber 9Iatur.
2)te äfl§ettf(^e, rein objectioe ©emüt^dflimmung toirb oon thtfen
biir(^ bie jtt i^rem 9nfd^auen einlabenbe, ja fi^ aufbringenbe ^Oe
11*
164 iWötur
ber f(^5nen Statut erlei^tert uub beförbert. d^r gelingt e^, fo oft fie
mit Sinem fSRaU unfevm SSItde {t(^ auftaut, fafi immer, mid, loenn
auc^ nur auf Slugenblicfe, ber Subjectioität, bcm @c(oüenbienfle M
SSSiUen^ ^u entreißen unb in ben 3uf^onb bed reinen (Srfcmiend }u
Derfe^en. jDarnm mirb auc^ ber üon i^eibenfc^aften, ober %ot^ unb
Sorge ©equätte burd) einen einzigen freien S3Ii(f in bie 9{atiir fo
))U^lic^ erquicft, erweitert unb aufgeri^tet. (9ß. I, 232.)
jDen %nbU(f einer fc^önen Saubfd^aft fo überaus erfreulich ju imi^tn,
trägt unter Snberm au^ bie burd^gängige Sßa^r^eit unb Sonje*
quena ber 5Ratur bei. (SB. II, 459, SJcrgl. «uöfit^t, fdjöne.)
3)Qg ber ftc^ plö^Iic^ t)or und auft^uenbe ^ntiid ber @ebirg,
und fo (eic^t in eine ernj!e, ouc^ loo^l erhobene Stimmung oerfe^te
mag }um Zf^tü barouf berufen, bag bie Sonn ber 99erge unb ber
baraud entfte^enbe Umrig bed ©ebirged bie einzige f!etd bleibenbt
Sinie ber Sanbfc^aft ift, ba bie Serge allein bem Serfad trogen, ber
alled Uebrige fc^neQ ^inmegrafft, gumal unfere eigene ephemere fer^
fon. Sticht, ba§ beim Slnblid bed ©ebirged alled S)iefed in unjer
beuttic^ed 9en)ugtfetn träte, fonbern ein bunfled ©efU^I baoon tvirb
ber ©runbbag unferer Stimmung. (S. II, 460.)
Sie ttfi^etifc^ ifl boc^ bie 9?atur! debed gan^ unangcbaute unb
oerroilberte, b. f). i^r felber frei überlaffene f^tecfc^en becorirt fte aU*
halb auf bie gefc^madfoodfte SBeife, befleibet ed mit ^flan^en, Sfumen
unb @eflräu(^en, beren ungejtt^ungened äBefen, natürlicfie ©rojie unb
anmut^ige ®ru))pirung bai^on geugt, bag fie ni^t unter ber 3ud^trut^(
bed grogen (Sgoiften aufgemac^fen finb, fonbern ()ier bie 9?atur frei
geivaltet ^at. debed Dernac^Iäfftgte ^(ä^^en wirb aldbatb f(^iin.
(SB. II, 460. % II, 459.)
2)ie unorganifc^e 97atur, fofem fte nic^t etwa and Sßaffer beße^t,
mac^t, »enn fie o^ne oIIc« Örgonift^e fi4 borfleDt, einen fc^r trou*
rigen, ja, bellcmmcnben ffiinbrud auf un«, wo« junüt^fl borauö ent^
fpringt, baß bie unorgonifc^e JKaffc ouöfc^tießlidi bcm ©cfefc ber
Schwere ge^orc^t, nae^ beren {Richtung ba^er ^ier Söe« gelagert ifl. —
S)agegcn nun erfreut und ber Hnbtirf ber Segetation unmittelbar unb
in ^o^em ®rabe. S)er näd)f!e ©runb ^ierüon tiegt barin, ba^ in brr
Segetation bad ®efe^ ber Sd^were ald überwunben erfd|eint ; ^ierbur^
fUnbigt \iäf unmittelbar bad $§ttnomen bed Sebend an atd eine neue
unb l^ö^iere Drbnung ber 3)ingc. SBir felbfl gehören biefer; fie ift
bad und Serwanbte. 3)abei ge§t und bad $er} auf. Slugerbem iflr
wad ben «nblid ber oegetabilifc^en Slotur und fo erfreulief) motftt, ber
Sudbrud oon 8tu§e, ^rieben unb ©enügen, ben fie trägt; wtf^renb
bie animalifc^e fic^ und meifiend im 3uftanbe ber Unruhe, ber 9lcifi,
ja bed Äarapfed barfteKt; ba^er gelingt ed jener fo leiert, und in ben
3ufitanb bed reinen Srfennend ju »erfe^en, ber und Don und fe!b(t be-
freit — 5Dad Saffer ^ebt bie traurige SBirfung feiner anorganif^^w
9latnr 165
Sßefen^ett hnxij feine groge SSetoegltd^feit, bie einen ©d^ein M 8e6en9
giebt, unb burc^ fein beflänbtgc« &piti mit bem Sichte grogenf^eil^ auf;
gubem tfl ed bie Urbebingung aQed Sebenö. ($. II, 458 fg.)
3n ^infic^t auf bie S^araftere mad^t e^ bie 9?atur nic^t, luie
bie fc^ted^tcn $oeten, »elc^e, mann fte @(^urlen ober 9?arren bar^
fleQen, fo ptump unb abfic^tdooH babei gu SBetfe ge§en, bag man
gleic^fam hinter jcber folc^cr ^erfon ben ©it^tcr flehen fie^t, ber i^re
©eftnnung unb Siebe forttoä^renb bedaüoutrt unb mit n^arnenber
(Stimme ruft: ,,3)ie« ifl ein ©c^urle, bieö iji ein Sfarr." 2)ie 9?o*
tur mac^t c^ ))ielme^r, mie ©^atefpeare unb ®öt^e, in beren Serien
jebe $erfon unb möre fte ber S^eufel felbft, mä^renb fte bafle^t unb
rebet, ditiji htf^'dlt; totil fte fo objectio aufgefaßt ifl, bag mir in i^r
dntereffe gejogen unb jur £^ei(na^me an i§r ge}mungen merben; benn
fie ift, eben mie äBerfe ber 97atur, aa9 einem innem $rincip ent»
midclt, vermöge beffen i§r @agen unb S^un ate natiirlic^, mithin aM
not^menbig auftritt. ($. I, 481.)
(lieber bie 92aioetät ber 92atur f. 9}aio, ißaioetät.)
13) S)ie moralif^e Sefc^affen^ett ber 9latur unb bte
(Srtöfung berfelben.
!Cie 97atur fennt nur ba9 ^^^ftfd^e, nic^t ba9 SDl^oralifc^e; fogar
ifl jmifdjen i^r unb ber Wloxal entfd^iebener 8lntagonidmu9. (Sr^aU
titng bed dnbioibui, befonberd aber ber ©pecied, in möglic^fler SoO«
fommen^eit, ifl i^r aOeiniger 3^^'* (^* ^^t 646.)
Sßer ben S^arafter ber Statur ind Singe faßt, ber mirb bem Sri«
{lotcied 9{e(^t geben, n)enn er fagt: iq 9uaLC Sou|xovta, aXX' ou ^cia
gaxi (natura daemonia est, non divina). (9B. II, 399. 406.) Siel
richtiger, ald bie 97atur auf pant^eiflifc^e Sßeife mit ®ott ju tbentift«
ciren, m&re t9, fie mit bem Steufel gu ibentiftciren, mie ber e^rmürbige
Serfaffer ber beutfdjen S^eologie getrau, inbem er fagt: „2)arum ifi ber
W\t ®eifl unb bie Statur (Sind, unb mo bie Ütatur nid^t iibenounben
ifl, ba ifl au^ ber böfe getnb ni^t ttbenounben.'' ($. ü, 107.)
2)ad mirffi^ unb factifd^ in ber Statur §errf^enbe ®efe^ ifl ba9
^errf(^en ber ®e malt flatt bed Ke^td, nic^t etma nur in ber Z^ier*
melt, fonbern auc^ in ber 9)?enf(^enmclt. ((S. 159.)
Sba ber SBiQe bur^ nic^td aufgehoben merben fann, ate burd^ Sr«
lenntnig, fo ifl ber einjige SBeg bed ^ei(« btefer, baß ber SBiOe
unge^inbert erfc^eine, um in biefer (Erfc^einung fein eigene« Sefen
erfennen gu lönnen. Slur in $o(ge biefer (Erfenntnig lann ber SBiOe
fid^ felbfl auffiebcn unb bamit au^ bad Seiben, mel^e« Don feiner
(Erf Meinung ungertrenntic^ ifl, enbigen; ni(^t aber ifl bie« burc^ ))()4«
fifc^e ®ema(t, mie BerflSrung be9 lleimd, ober Xöbtung be9 Sten«
geborenen, ober ©etbflmorb mOglic^. Sie Statur fül^ eben ben
SBtOen gum Sid^te, mei( er nur am Si^te feine (SrUfung ftnbcn lann.
^at^tx flnb bie 3ved(e ber Statur auf oOe Sßeife gu befBrbem, fobalb
ber SiOe gum geben, ber i^r innere^ SBefen ifl, ffa^ entf (Rieben ^at.
166 ^ai»X(A\$vxa$
(W. l, 474. Sergl. au«^ nttter 9Renfd^: 2)er ÜReitfi^ al« ffitnbc
))unlt be« SBtQettd jum Seben unb aU (Sr(5fer bet 9{atnr.)
Itatutolitimtt«.
1) SBefen bed SZaturaltdmud.
3)er ÜtatutaKdmud iß bie auf ben 2:i^ron ber SRetap^^fil gefegte
$^^fif, ober bie abfotnte ^^qfff, b. ^* eine $^9ftf, n^eldje behauptet,
bog i^re (Erflärungen ber ÜDinge, — im Singelnen an9 Urfoc^en unb
im allgemeinen a\x9 ftröften, — toxdiiif ondreic^enb fei unb alfo bo«
SBefen ber Seit erfd^bpfe. (3B. II, 193. % II, 36 fg.) 3)er 92a'
turali^mitd mai)t bie Natura naturata jur Natura naturalis. (S.
n, 194.)
2) !3)er 9}aturalidmu9 in ber ©efd^ic^te ber $^ilo«
fo))^ie.
2)ad Xuöge^en t)om Objectitoen, n)el(^em bie fo beutltc^e unbfa§'
Itd^e ttugere Slnf^auung jum ©runbe Hegt, ifi ein bem !D?tnf4en
fo natürlicher unb ftif t)on felbfl barbietenber SEBeg, bog ber Staturalit«
mud unb ber SDtaterioIidmu^ ©^fleme finb, auf toelc^e bie fpecutirenbe
Semunft notl^loenbig , ja, )tt aüererfi gerat^en mug; ba^er toxx gletdj
am Anfang ber ©efd^i^te ber $^iIofop^ie ben 91aturalidmu9, in ben
©^ftemen ber donifc^en $^tIofop|ie, unb barauf ben 3]?aterialitou«,
in ber Se^re bed Seulippod unb 2)emotrito9 auftreten, \a, auc^ fpiitn
t^on 3^i^ ju 3^i^ f^^ immer toteber erneuern fe^en. (ßß. II, 361.)
Son Seulippo^, S)emofritod unb (Sptfurod an, bi9 ^erdb jum Systeme
de la nature, bann ju jDelamarl, Sabanid unb 3U bem in ben (c^ten
darren mieber aufgewärmten ÜRateriaKdmud fönnen loir ben fortge|e(«
ten Serfu^ verfolgen, eine $^fit o^ne ÜRetap^^fif aufjnfteOen,
b. ^. eine Se§re, meiere bie (Erfc^einung )um S)inge an fic^ mat^t
(®. n, 193 fg.)
3) Un^ulttugtic^leit bed ißaturalidmud.
ÜRtt bem 9?aturaU^mud ober ber rein p^^flfalif^en Setrac^tung
toirb man nie oudrei(^en; fle gleid^t einem 9?e4nungde^em))e(, müiti
nimmermehr aufgebt. @nb« unb anfangdlofe Saufalrei^en, unerforf^*
lic^e ©mnbhttfte, unenblid^er Kaum, anfang^Iofe Qcii, enblofe 2:|til'
barleit ber SRaterie, unb biefed Xfled nod^ bebingt burc^ ein erfemKn-
bed ®e^im, in toelc^em aOein ed bafie^t, fo gut toit ber 2;ranm, unb
o^ne loel^ed etf üerfc^toinbet, — machen ha9 Sab^rint^ au9, in toA*
c^em fle un« unouf^örlic^ ^erumfü^rt. (SB. H, 195—197. 361.
SergL auc^ unter a)?eta))§t)fif: Ser^ttttnig ber ^Kttüpf^tf^t F
mm
4) tlnbereinbarleit bed 92aturaUdmttd mit ber St^i^
(@. unter St^eidmud: Sßa« bem Sortmtrf be^Xt^^no«
jtroft ert^eUt.)
Siloturforfc^er — «Äaturgefefc 167
Itottttfutfd^ft.
Xzx einjelne, fimple Sloturforfc^er in einem abgefonbetten S^^^i^
ber $^9fit, ber einfeittge Smpirilev, »irb bed Sebürfniffed ber nteta«
p^qfif^en Srltörung bed ©anjen unb Slffgemeinen nic^t fofort beutttd^
tnne. S)a^er fe^en h)ir ^ettt ju Zage bie Senate ber 9latur anf
ha9 ©eitauefle burd^forfc^t, bie dnteftina ber dnteßinalwünner unb
bod Ungeziefer bed Ungeziefern ^aarHein gelannt. l^ommt aber ein
2Rcta))§9fl(er unb rebet Dom Rtxn ber 97atur, fo ^ören fie nic^t
l^in, fonbern flauben an i^ren Schalen tneiter. dene überaus mifro«
ffo))ifd^en unb mifrologifc^en 92aturforf^er fmtti man ftc^ Derfuc^t, bie
2:o))fru(ier ber 9tatur gu nennen. 2)ie Seute aber, loelc^e üermeinen,
Xiegcl unb Sßetorte feien bie toa^re unb etnjige OueUe aQer äBei^^ett,
flnb in t§rer S[rt eben fo l^erle^rt, toie ed tt)ei(anb i^re f[nti))oben, bie
(Sifola^xkx, toaren. SEEKe nfimlic^ biefe, ganj unb gar in i^re abftracten
Segriffe üerfhtdt, mit btefen fid) ^erumf (fingen, nic^td auger i^nen
lennenb, noc^ unterfuc^enb; fo finb dene gauj in t§re (Sm^irie t}tx=
fhidft, loffen nic^td gelten, aU toa9 i^re Xugen fe^en, unb üermeinen,
bamit bin auf ben testen ®runb ber ÜDinge }u reid^en, ntc^tn a^nenb
Hon ber tiefen ftluft }toif(^en ber (Srfc^einung unb bem S)tng an fic^.
(SB. n, 197 fg.)
f(uf einer ^ö^ern ®tufe flel^en biejenigen 9taturforf(^er, loelc^e ^df
iux $^iIofop^ie i^rer befonbern äBiffenfc^aft ergeben, loie }. 9* ®9t§e,
ftielma^er, S)elamarf, ©eoffro^ ®t. ^ilaire, (Subier u.a.m.
)ur ^^itofop^ie ber Bootogie. (SB. U, 141.)
|latttr0tfd)id)tt^ f. 2)?orpl^ologie.
Itatutstft^.
1) S)efinition ben SZaturgefe^en.
Sie 97orm, toelc^e eine Ütaturfraft ^inftd^tli^ i^rer Srfd^ einung
an ber ftette ber Urfac^en unb SBirTungen befolgt, alfo ban 8anb,
tneld^en fie mit biefer üerlnüpft, iß ban iRaturgefe«. (®. 46.)
3>ie unkoanbelbare Sonflanz ben (Sintrittn ber Xeugerung einer Statur«
fraft, fo oft bie Sebingungen bagu ba ftnb, l^eigt in ber flietiologie
Katurgefeft. (SB. I, 116.)
Sa ^tit, 9taum, 9$iel§eit unb 93ebingtfein bnrd^ Urfac^e ni<l^t bem
aSSiOen, no^ ber dbee (ber @tufe ber Objectioation ben SEBillenn),
fonbern nur ben einzelnen (Erf (Meinungen biefer angel^ören; fo mug in
aOen 2)?i0ionen Srf (Meinungen einer allgemeinen Staturfraft, ). 9. ber
©^were, ober ber Qcleftricität, fle otn foI(^e f{^ gau} genau auf
gleiche Seife barfleKen, unb Mon bie äugem Umflänbe I5nnen bie Sr«
fc^etnnng mobiftciren. Siefe (Sinl^eit i^ren SEBefenn in aDen i^ren
Stfi^einungen, biefe unioanbetbare Sonflang ben Sintrittn berfelben,
fobalb, am Scitfaben ber Saufalitttt, bie Sebingungen bagu oor^anben
jinb, ^etfit ein SZaturgef e^. dß ein folc^en burc^ Srfa^rung einmal
belamtt, fo Ittgt fl(^ bie Qtrfd^einuug ber SKatnrIraft, beren S^arafter
168 9latitTfroft
in i^m oudgef proben uub nicbergetegt ifl, genau toor^erbefHintncR unb
beregnen. (SB. I, 157 fg.) 3)aö SJaturgcfcfe ift bic Scjie^ung bcr
Sbcc auf bic gorm i^rcr ©rfc^cinung. Diefc fjorm ip 3^^*^ Waum
unb Saufalität, n)e(^c uot^toenbigen unb unjertrenntic^cn ^ü\ammnu
^ang unb 9e,^ie^ung auf einanber ^aben. 3)ur(^ ^t\t unb 9?aitin
t)ert)ielfä(tigt ftc^ bie Obee in unjä^Iige Srfc^einungrn ; bic Drbnung
ober, nac^ n^elc^er biefc in jene ^<>^iiicn ber 9)?annigfa(ttgfeit ein«
treten, ifl fefl befltmmt burc^ ha9 ©efeg ber '^aufaUtät; biefcd ifi
gleic^fam bie 92orm ber ©ränjpunitc jener 6rfd)einungen berfc^iebencr
Obeen, nad^ loctc^er 9{aum, 3^tt unb URateric an fie Dert^eitt finb.
(SB. I, 159—162.)
(Ein 9{aturgefe|} ift b(od bic ber 92atur abgemerhe 9tegel, nac^ ber
fte unter beßimmten Umftänben, fobalb biefe eintreten, jebed Wal
berfö^rt; ba^er fann ntan aüerbingd bad 9{aturgcfe^ beftniren al9 tine
allgemein audgefproc^ene S^atfac^e, un fait g6n6ralis^, mona^ ^^^^
eine t>oIIßänbige ^Darlegung aÖer Staturgefege hodf nur ein comfUte^
I^atfac^enregiflcr loäre. (SB. l, 167.)
2) Ungttitigleit ber 9taturgefe^e im ®ebiete bed ma«
gifc^en unb magnetif(^en SBirIcnd. (@. SRagie itnb
äßagnetidmu^O
llaturktaft
1) Uncrflörlid^Icit bcr 5»atur!räfte.
dcbe tt(^te, a(fo koirflid^ urfprünglic^e 9?aturfraft, moju auc^ j[cbe
(^emifc^c ©runbeigenfc^aft gehört, ifl mefentli^ qualitas ooculta, b. (.
leiner p^^ftfc^en (Erltärung tueiter fä^ig, fonbern nur nod^ einer meta«
p^^fif^en, b. §. über bie Srfc^einung ^inau^ge^enbcn. (®. 46. SB.
I, 116 fg. 166; II, 191 fg)
dn iebem 2)inge in ber Statur ifi ctkoad, baDon lein ®runb je
angegeben »erben fann, feine Srflärung möglich, feine Urfac^e meiter
ju fut^cn ip; cö ifl bic fpecifift^e Uxt feine« SBirfcnö, b. §. eben bic
3(rt feine« ÜDafeind, fein SBefen. 9Ba« bem SRcnfc^en fein unergrünb«
lid^er, bei aller (Srftttrung feiner Saaten au« Sßotitien t)orau«gefe6ter
S^arafter ifl ; eben ba« ifl {cbem unorganifc^en jtörper feine koefenttid^e
Oualitttt, bie 9rt feine« SBirfen«, bie in i^m fl(^ ^erDort^uenbe
9laturfraft, bereu Xeußerungen hervorgerufen »erben bur(^ Sin-
»irfung t)on Slugen, koä^renb ()ingegen fie felbfl burc^ nid^t« auger
i^r beftimmt, alfo auc^ nic^t erf (ärti(^ ifl ; i^re einjetnen Srf (Meinungen,
burc^ meldjc aÖfein fie ftd^tbar »ivb, fmb bem @at} üom ©runbe
untertoorfen, fie felbfl ifl grunbto«. (SB. I, 148. 155.)
!Z)ie ißaturfraft ifl (Srfi^cinung be« äBiDen« unb al« folc^e mc^t
ben ®efla(tungen be« @a^e« t)om ®mnbe unterttorfen, b. ^. gnnib»
lo«. ®ie liegt auger aUer 3<i^ ifl aOgegemoärtig. HUt ^At ifl
9latu¥fraft 169
mtr für i^rc Srfd^einung, i^r felbfl ol^nc Sebcittung. Ool^rtaufcnbc
fc^tnntmern bte c^emifd^en jhäftc in einer Sßaterie, bid bie 3)ertt^rung
ber 9?cagenjicn fic frei maiji; bnnn erfc^cincn fic; aber bic ^dt ift
nur für biefc ßrfc^einung, nid)t für bie ffräftc felbft ba.
I)ic urfprüiiglicfjen 9?aturfräftc liegen al9 unmittelbare Dbjectiöa*
tionen be^ äBiden^, ber at^ 2)ing an fid) bem ®ag t)om ©runbe nic^t
nntcvttjorfen ift, außerhalb ber formen i^rcr Srfc^eiiuingcn (SÄaum,
3eit uirb Sanfalität). 3*^'^^" ^^^ 9?aturfraft unb oHen ifjren Gr»
f (Meinungen ift ber Unterf(^ieb, bag jene ber SBiCtc felbft auf biefer
beftinimten (Stufe [einer Dbjectiüation ifl, ben Srfdjeinungen aDein aber
bnrd) ßtxt unb 9?anm Siel^eit ^ulommt, unb bad ©cfeg ber 6'aufalität
nichts Snbered, aU bie Seflimmnng ber ©teile in jenen für bie ein-
zelnen Srfc^einungen ift. (SB. I, 161 — 163.) SBir erfennen felbfl
ben unterflen 9?aturlräften eine Sleternität unb Ubiquität ju, an koel^er
und bie SJergänglid^feit i^rer flüd^tigen (Srfc^einungen leinen Sugenbücf
irre mac^t. (SB. U, 536.)
2) ®egenfa|} gkoifc^en 9?aturlraft unb Urfad^e.
Son ber enblofen Jtette ber Urfac^en unb SBirtungen, iveld^e alle
Serttnberungen leitet, aber nimmer über biefe §inau9 fld^ erfhedt,
bleiben einerfeitd bie 9)^aterie unb anbererfeitd bie urfprünglic^en
9?atttrlräfte unberührt, jene ai9 ber Irftger oller SJeränbenmgcn,
ober 2)ad, kooran {le borge^en, biefe ate !Z)ad, t> ermöge beffen hit
Seränberungen, ober äBirfungen über^aut)t möglich flnb, S)ad, toad
ben Urfac^en bie Saufalität, b. i. bie ^S^ig!cit ju loirfen, adererft
ert^eilt. Urfa^e unb SBirfung fmb bie ju not^U)enbiger ®ucceffion
in ber 3"^ t)er!nüpften SJeränberungen; bie ??aturfräfte hingegen,
t)ermöge n^eld^er aUe Urfa^en mirfen, ftnb oon allem SBe^fel an9'
genommen, ba^er in biefem ®tnne auger aller ^tit, eben bed^alb aber
fiü9 unb überall oor^anben, allgegeniDärtig unb unerfc^öpflid^, immer
bereit ftc^ gu äu§em, fobalb nur, om Seitfaben ber (^aufalität, bie
(Gelegenheit baju eintritt. Dxt Urfac^e ifl allemal, mie aud^ i^re
äBtrbtng, ein (Sinjelned, eine einzelne Serünberung ; bie 9?aturfraft
hingegen ifl ein Vllgemeined, Unt^eränberlic^ed, ju aller 3eit unb überall
Sor^anbened. S)ie Sertoed^^lung ber SRaturfraft mit ber Urfac^e iß
fo §äufig, »ie für bie filar^eit bed 3)en!end Derberblid^. 92id^t nur
toerben bie ütaturlräfte felbfl }u Urfad|en gemacht, inbem man fagt:
bie Sleftridtät, bic ©(^loere u. f. f. ifi Urfad^e; fonbem fogar jit
2Btr!ungen machen fie SRand^e, inbem fte nac^ einer Urfad^e ber
ßleftrtcität, ber ©d^toere u. f. tD. fragen, toeld^e« abfurb ift. Stkood
ganj Slnbered ifl ed j|ebo(^, ivenn man bie ßafjl ber 9?aturlräfte
baburc^ üerminbert, bag man eine berfelben auf eine anbere jurüd«
fü§tt. (®. 46 fg. 93. SB. II, 51 fg.; I, 161—163. ?. II, 98.
e. 46 fg.)
168 9latitr!roft
in il^m ou^gef^rod^en uiib niebergclegt tfl, genau oor^erbeftimmcn nnb
beregnen. (SB. I, 157 fg.) 3)aö Slaturgefcfe ijl bic Scjic^ung ber
Sbcc auf bie Sorm i^rcr ®rfd)cinung. 3)icfc fjorm ip ^Ai, ÄQum
unb daufalttät, iDel^e not^tvenbigen unb unjertrenntic^cn 3uf<ttnmen'
^ang unb Se.^te^ung auf einanber ^aben. 3)urd) S^lt unb 97aitm
t)cröielfä(tigt fi^ bic 3bcc in nnjä^Iigc Srf^cinungen ; bie Drbnung
ober, nac^ ttjel(^er bicfc in jene gönnen ber SKannigfalligfcit ein»
treten, ift fefl beftimmt burd^ baö Oefefe ber '6oufoIitöt; biefe« ifl
glei(^fam bie 9?orm ber ©ränjpunftc jener (5rfd)einungen berfdjicbcncr
Sbeen, nad^ loetrfier SRaum, 3"* ""^ SKaterie an fie öert^eilt fmb.
(SB. I, 159—162.)
(Ein 9{atnrgefe|} ift b(o^ bie ber 92atur abgemerfte Flegel, nac^ ber
fte unter beßimmten Untflönben, fobalb biefe eintreten, jebed 3Rq1
berfä^rt; ba^er fann man aüerbingd bad 9{aturgefe|} bcfiniren aU eine
allgemein audgefproc^ene S^atfac^e, un fait gen^ralis^, mona^ bann
eine t)oQßänbige ^Darlegung aQer ißaturgefe^e bo(^ nur ein complete«
I^atfac^enregijler »ttre. (SB. l, 167.)
2) Ungttitigleit ber iRaturgefe^e im ®ebtete bed ma-
gtfc^en unb magnetif(^en SBirlend. (@. üKagie unb
äßagnetidmud.)
Ilatutktaft.
1) Uncrflärtid^fcit ber 9?atur!räfte.
3cbe d^te, alfo toirftid^ urfprüngtic^e 5Raturfraft, ttjoju au(^ jcbe
(^emifc^e ©runbeigenfc^aft gehört, ifl mefentlid^ quaUtas ocsculta, b. %
feiner p^^fifd^en (Erüärung toeiter f&^ig, fonbcrn nur nod^ einer meto-
p^^fif^en, b. §. über bie (Erfc^einung ^inau^ge^enbcn. (®. 46. S*
I, 116 fg. 166; II, 191 fg.)
3n jebem 2)inge in ber 9iatur ijl tttoa9, baöon fein ®runb je
angegeben »erben fann, feine ffirflärung möglich, feine Urfac^e »euer
ju fuc^en ip; eö ifl bie fpecifif(^e Srt feine« SBirfcn«, b. §. eben bie
airt feine« 2)afein«, fein SBefen. SQSaö bem aTOenfc^en fein unergrilnb»
lid^er, bei aller Srftttrung feiner Staaten au« iD7otit>en t)orau«ge[e6t^^
S^arafter ijl; eben ba« ifl jebem unorganifc^en Äörper feine toefentü^«
Oualität, bie Srt feine« 2Birfen«, bie in i^m fld^ ^eroort^uenbc
SHaturfroft, beren Äeußerungen ^erborgerufen »erben bur^ C^"'
mirfung t)on Singen, »ä^renb Ijingegen fle felbfl burc^ ni^t« au§^
i^r beftimmt, atfo auc^ nic^t erflärli^ i|l ; i^re einjelnen Srfc^ciitungcflf
burc^ toeldjc allein fic fid^tbar »Ivb, finb bem ©afe öom ®r«nbe
untertoorfen, fle felbjl ijl grunbto«. (2B. I, 148. 155.)
S)ie 92aturfraft ijl (Srfc^einung be« äBtOen« unb a(« folc^e ni^t
ben ®efla(tungen be« @aöe« üom ©runbe unterkoorfen, b. ^. S^^^'
lo«. @ie liegt auger aOer 3eit, ifl aOgegentDärtig. SOe 3^^ ^^
9^atu¥fraft 169
nur für i^rc (Srfc^nnung, i^r felbfl o^ne Scbeutung. da^rtoufenbe
fc^Iummerit bie c^emifd^en firttfte in einer TlaUxit, bid bie 3)erti^runo
ber Sfcogenjicn fic frei mat^t; bnnn erfc^cincn fic; ober bic ^tit ift
nur für bicfc 6rf<^einung, nid^t für bie ffräftc felbfl ba.
Die urfprünglicfjen Staturfräfte Itcgen old unmittelbare DbjectiDa«
tionen M äBiden^, ber ald 2)ing an fic^ bem @ag t>om ®runbe uic^t
unterworfen ift, außer^olb ber gormen i^rer Srf (Meinungen (SÄount,
3eit uirb Saufalität). 3*Jj'f*^^" ^^^ SRaturfraft unb allen i^ren Cr*
f (Meinungen ift ber Unterfd)ieb, bag jene ber SEßtQe felbft auf biefer
beflimmtcn @tufe feiner DbiecttDation ift^ ben @rfd)einungen aDein aber
bnrd^ ^tit unb 9?aum Siet^eit jufommt, unb bad ©cfeg ber Caufatitttt
nid^td 9(nbere0, atd bie Seflimmung ber ©teile in jenen für bie ein«
gcfnen (Jrfc^einungen ift. (SB. I, 161 — 1630 SBir erfennen felbfl
ben unterflen 97aturtrttften eine S(eternität unb Ubiquität ju, an toelc^er
und bie S$ergäng(id)feit i^rer flüd^tigen (Srfd^einungen leinen Sugenbücf
irre maä^t (SB. U, 536.)
2) ©egenfa^ }to)if(^en ißaturfraft unb Urfa(^e.
8ou ber enblofen jtette ber Urfad^en unb SBirtungen, welche alle
Serttnberungen leitet, aber nimmer über biefe l^inaud flc^ erfhedtt,
bleiben einerfeitd bie 9)^aterie unb anbererfeitd bie urfprünglic^en
9{QtttrIräfte unberührt, jene atö ber jCr&ger aller $$eränberungen,
ober ^a9, n)oran {le borge^en, biefe atö *S)a9, t) ermöge beffen bie
Serfinberungen , ober äBirTungen über§aut)t mögli(^ finb, 1>a9, toa^
ben Urfac^en bie Saufatität, b. i. bie ^S^igfeit }u luirfcn, aüererfi
ert^eilt. Urfa^e unb SBirfung fmb bie ju not^U)enbiger <Succeffton
in ber 3^^^ üerlnüpften SJeränberungen; bie 9?atnrfräfte hingegen,
vermöge melc^er aUe Urfa^eu mirfen, ftnb oon aDem SBe^fel aud«
genommen, ba^er in biefem ®inne auger aOer ^tit, eben bed^atb aber
fletd unb überall oor^anben, aOgegenU)ärtig unb unerfd^öpfli^, immer
bereit ftd^ ju äu§em, fobatb nur, am l^eitfaben ber (lanfaiität, bie
Gelegenheit baju eintritt. S)ie Urfac^e ift allemat, mie au(^ i^re
^irbtng, ein (Sinjelned, eine einzelne Serünberung ; bie iRaturfraft
hingegen ifl ein Ungemeine^, ttnt^erlfnberiic^ed, ju aOer 3(tt uub überoiOf
Sor^anbened. S)ie Sertoed^dlung ber 9?atur!raft mit ber Urfac^e iß
fo l^Sttfig, mie für bie Jttar^eit be« 3)enfend t)erberb(id^. 92id^t nur
iDetben bie ißaturlräfte felbfl }u Urfac^en gemacht, inbem man fagt:
bie SIeltricität, bie ©d^ioere u. f. f. ifl Urfac^e; fonbem fogar jn
SStrlungen ma(^en fie SRonc^e, inbem fte nac^ einer Urfad^e ber
(SIeltricität, ber @(^mere u. f. to. frogen, toetc^ed abfurb if}. Stttiad
ganj anbered ifl ed j|ebo^, totnn man bie 3<^§' ^^^ 97aturfrafte
baburd^ Detminbert, bag man eine berfetben auf eine anbere jurüd«
fü^. (®. 46 fg. 93. aB. II, 51 fg.; I, 161—163. ?. H, 98.
«. 46 fg.)
170 ' flotutfroft
3) dbeaüfltf^e SrKttrung ber unfehlbaren ®efet«
mfigigreit unb ^ünftlt^Ieit be« 3Btrfend ber 9{a-
turfräfte* •
S)te Unfe^Ibartett ber Stotutgefe^e f^at, tvenn man Don ber Srfennt^
nig bed @tn}e(nen, nic^t t)on ber dbee audge^t, etroad Ueberrafc^enbe^.
9){an tonnte ftc^ luunbern, bag bie 9?afur t^re ©efe^e auc^ miji ein
einjiged 3Ral tiergtgt. 9m leb^afteften empfinben loix btefed äBunbet'
bore bei feltenen, nur unter fe^r combinirten Umpänben erfolgenbcn,
unter biefen aber und Dörfer tierlünbeten (Srfd^einnngen. @d ifl bie
getjlermägtge SlIIgegentDart ber 9?aturlräfte, bie und aUbann übenafc^t.
hingegen, totnn kotr in bie p^ilofop^ifd^e Srfenntntg eingebrungen
finb, bag eine 9?aturfraft eine beflimmte ©tufe ber DbjecttDation bed
SBtQend ift, unb bag biefer SßiOe an ftd^ felbfi unb unterft^ieben bon
fetner (Srfd)einung unb bereu formen, auger ber ^tit unb bem 9{Qume
liegt, unb bie ba^er hnxdf biefe bebingte Siel^ett nic^t t^m, noc^ un>
mittelbar ber dbee^ fonbern erß ben (Srf^einungen btefer jufomtnt,
bad ®efe^ ber Saufatität aber nur in Sejte^ung auf 3cit unb Stanm
S3ebeutung f)at; — wenn und in biefer Crfcnntnig ber innere ©inn
ber jfant'fc^en Se^re t)on ber 3bealttät bed 9{aumed, ber S^xi unb
ber Saufalität aufgegangen ifl; bann »erben n^tr einfe^en, bag jent^
(Srftaunen über bie ©efe^mägigfeit unb ^ünltlid^teit bed SBirtend einer
9{aturtraft, über bie t)onTommene ©(eic^^eit aller t^rer SRiQtonen Si«
fc^einungen, über bie Unfe^Ibarfeit bed @intrittd berfelben, in bec 2^(|Qt
bem (Srflaunen etned Jlinbed, ober eined SSilben ^u Dergleichen iß, ber
^um er|1en SDtat burd^ ein ©lad mit Dielen Facetten etma eine 9(ume
betrac^tenb, ftc^ iDunbert über bie DoHtommene ©leic^^ett ber un^ä^ßgen
93Iumen, bie er fie^t, unb einjeln bie SSIätter einer jeben berfclben
aö^It. (3B. I, 158 fg.)
4) 3)ie ©tufen ber SKaturfräfte ald Stufen ber Db-
jecttDation bed SEßillend.
3ebe urfprünglt^e 9{aturfraft ifl eine beftimmte ©tufe ber Objec«
tiDation bed SSiQend ober ber 3b ee im ^(atontf^en ©tnne. 9Id bie
niebrtgpe ©tufe ber Dbjectioation bed äBiUend fleQen fld^ bie aOge«
meinflen ^Sfte ber "Hiainx bar, toeld^e t^eild in jeber SRaterie o^ne
Sadno^me erf feinen, toit @4n)ere, Unburi^bringtic^teit, t^eild fi(^
unter einanber in bie überhaupt Dor^anbene SRaterie get^eilt ^aben,
fo bag einige über biefe, anbere über jene, eben babur(^ fpecififc^ Der'
fd^iebene SKaterie ^errfc^en, toie Starrheit, glüffigfeit, (£Iaftictt%
ÜRagnetidmud, (^emifd^e (£igenf(^aften unb Oualitöten jeber Srt. (Sß-
I, 154. 159.) «uf ben obern Stufen ber Dbjectitöt bed »inend
fe^en »ir bie 3nbiDibuaUtät Bebeutenb ^erDortreten. (SB. I, 156. —
Sergl. unter OnbiDibuation, dnbiDtbuatitSt: Z)ie dnbtDibuotitfit
auf ben Derfc^iebeuen ©tufen ber 9?atur.)
äBir fönnen bie Derfd^iebenen in ben 92aturTräften fic^ offenbarenken
9latttxfrQft 171
dbcen ober £)6](cttüattott9|htfett M SBiOenf att einjebie unb an {t(^
einfalle StOetitecte betrachten, tnbem fein SBefen fid^ me^r ober
tveniger anM^rttdt. 9hm bc^ätt auf ben niebrigfhn Stufen ber Z>b»
iedit&t ein folc^er 9ct (ober eine dbee) auc^ in ber Srf^einung feine
(Sin^t bei; mä^renb er auf ben ^ö^em @tufen, um }U erfd^etnen,
einer ganjen Xeibe bon 3>iß&nben unb (Entn)i(nungen in bercn 3^^^
bcbarf, meiere ade jufammengenontmen erfl ben Sudbrucf feinet Sße*
fend üoOenben. @o ^. 9. ^ot bte 3bee, toelc^e ftc^ in irgenb einer
aDgemeinen 9taturfraft offenbart, immer eine einfache Kenßerung,
locnngletc^ biefe nad^ ÜRaggabe ber äußern Serl^Sftniffe fi(^ t^erfc^ieben
borpeDt. Sbenfo §at ber ^flaU nur eine Sebendäu§erung. @(^on
bte $flanje aber brilcft bie ^ee, beren 6rf(4einttng fie if), in einer
@n€ceffton t)on (Entroii&ungen i^rer Drgane aud. Seim Xf^xn fleOt
fic^ bie Obee ni(^t b(o9 in ber (Snttoidlung bed £)rgani9mud, fonbern
anii^ bnrc^ bie $anblungen bar, in benen fein empirifc^er S^arafter
ft(^ attdfpri(^t, ber in ber ganjen ©pecied berfetbe ifl. Seim aRenf(^cn
iß fc^on in j|ebem dnbiDibuo ber empirif^e S^araifter ein etgent()üm<
filier. (®. n, 184 fg.)
5) dbentitfit ber unterflen S^aturlrftfte mit bem SBiUen
in und.
j^ie 9{aturfräfte finb am griinbli^fien in ber ®(^rift „Uebcr ben
SEBiQen in ber 97atur" al9 ibenttfc^ mit bem äBillen in und nad)gc«
toiefen. (ffl. U, 52.)
Ön ben bumpfen unb blinben Urlräften ber 92atur, an^ beren
2Be(^felfpie( bad ^(anejenf^fiem §en)orgebt, ifi fc^on eben ber 9BiQe
^um Seben, melc^er nac^^er in ben DoOenbetßen Srfd^einungeQ ber
3BeIt auftritt, bad innerli^ iEBirlenbe unb Seitenbe unb bereitet fc^on
bort, mittelfl flrenger 97oturgefe^e auf feinen S^^ ^inarbeitenb, bie
©mnbfeße junt ^an ber Seit unb i^rer Orbnung oor. ($. U,
229 fg.)
@(|on bie unterflen Staturftttfte flnb t)on jenem fetben SBiQen be«
feelt, ber flc^ nac^^er in bem mit dnteQigenj audgefiatteten, inbiDtbueHen
SBefen über fein eigene^ SBerT (bie jioecfmttgige (Sinric^tung ber 933eU)
Dermunbert, n)ie ber Stac^tnanblev am SRorgen über X)ad, toad er im
®d^(afe t^oDbrad^t; ober richtiger, ber über feine eigene ®efta(t, bie er
im ©piegel erbtieft, erflaunt. (3B. U, 369 fg.)
6) Ser^äÜnig ber 91aturlräfte jur 9)?aterie.
!Cie eine ibentifc^e 9Raterie ifl bad gemeinfame @ubfirat ber (£r<
fil^eimtngen berf<^iebener dbeen ober 9?aturfrttfte. !Cad ©efe^ ber San«
falttät befiimmt bie ®rän)en, n^elc^en gemä§ bie (Erf (Meinungen ber
atoturfrttfte fi^ in ben 9efl<^ ber SRaterie t^eilen. dnd Unenbti^e Hege
fkif bie n&mtic^ be^arrenbe SRaterie Verfölgen unb jufe^en, tote balb
biefe, balb jene Statnrfraft ein Xei^t auf fle geloinnt unb t9 wianh
172 »atttrfraft
6Iet6ttcl^ ergreift, um ^ert)or2tttrcten unb t^r SBcfen ^u offeiibonn.
(SB. I, 160—162.) a)er Untcrfc^icb jmifd^en her SWaterie unb bet
temporär fte in 9e^^ ne^menben ^M metap^^fifc^en jhraft lägt ftc^
g. 9. ongehfällig na^toeifen am SJogelei, beffen fo ^omogcne, gcfiott-
lofe ?rlü[figteit, fobalb nur bte gehörige Siemperatur ^in^utritt, bie (o
compitcirtc unb genau bcfttuimte ©eflalt ber ©attung unb %rt (eined
Soget^ annimmt, ©emiffermagen ifl ÜDied boc^ eine Slrt generatio
aequivoca, unb ^öc^fl )Da^rfcf|einü(^ ift baburd), bag fie einfl in bei
Urzeit unb jur glüdlic^en Stnnbe Dorn S^^pud be^ S^icred, meinem
ba^ (Si angehörte, ju einem ^ö^eren Uberf prang, bie auffleigenbe 9fei^
ber j£^terformen entftanben. debenfaUd tritt ^ier am augenfc^eiuUc^ften
ein t)on ber 9Raterie 93er[c^iebened ^erDor, jumat ba e^ beim geringften
ungünfttgen ttmflanbe ausbleibt. üDaburd^ koirb fü()lbar^ bag e^ na4
boQbrac^tem, ober fpäter be^inberten SBirten, auc^ eben fo unt>erfetrt
toon i^r aei(!^cn !ann; meld^ed bann auf eine ganj anberartige $et>
maneu} ^tnbeutet, a\9 bad Se^arren ber ÜRaterie tu ber 3eit iß'
(^. II, 285 fg.)
7) Sfe^Ier, U)eT^e bei ber Huffledung t)on Ütatur«
fräften ju t)ermeibeii finb.
Slräg^eit unb Unmiffen^cit mad^en geneigt, {1(^ ju frü^ auf ut'
fprilngüd^c Jhräfte ju berufen; bie« jcigt ^c^ mit einer ber Sfronie
g(ei(!^en Ucbertreibung in ben @ntitäten unb Quibbitäten ber ®(^o(a«
ftiter. 3!)ie $^9fif ^at ju unterfc^eibcn, ob eine Serfc^ieben^eit ber
Crfc^cinung öon einer Scrfc^icben^eit ber Äroft, ober nur bon 8ep
fc^iebcn^eit ber Umßänbe, unter bcnen bie ftraft ftc^ äugcrt, ^errU^rt,
unb glcic^ fe^r fw^ jn l^ülen, für Srfd^einung ücrf^iebener fträfte ju
tjaitm, \t)a9 %eugerung einet unb berfelbcn jtraft, bto« unter ber«
fc^iebenen Umftänben, ifi, a(d umgefe^rt, für Xeugerungen Siner
ftraft JU galten ^ xoa9 urfprünglic^ berfc^iebencn Gräften angehört.
(®. I, 166.)
S« ifi eine Serirrung ber S^aturtoiffenfd^aft, loenn fte bie ^S^eren
Stufen ber Obiectität bed SEBiDend }urü(!fü§ren toitt auf niebere; ba
bad Oericnncn unb Seugncu urfprUnglid^er unb für ftc^ befle^enber
9taturfräfte eben fo fe^ter^aft ifl, »ie bie grunbfofe Snna^me eigen»
t^ümlic^er fträfte, loo blod eine befonbere Srfc^einungdart fc^on bc'
fannter Statt finbet. 9Rit Stecht fagt ba^er ffant, t9 fei ungereimt,
auf einen Slewton bed ©ra^^atmd }u ^offen. finbererfeitd aber iß
nic^t }u überfe^en, bag in aHen Obeen, b. ^. in aDen Gräften bei
unorganif^en unb aOen ®efla(ten ber organtfc^en 9}atur, einer unb
berfelbe 9Bine e« ifi, ber flc^ offenbart. Seine (Sin^nt mug {4
ba^er auc^ burc^ eine innere Serioanbtfc^aft }mif(^en aOen feinen St'
f Meinungen )u erlennen geben. (9B. I, 169 fg. 632 fg. SergL aväf
unter Seben^Iraft: ©egen bad l^eugnen ber Sebendiraft.)
^ai&xliä^t, bo8 173
8) 2)ie Snfc^auung be« SBtrIend ber ÜtaturlrSfte im
®ro§cn.
äBenn toir ganj einfache 3BirIungen, bie mx im ^Uxnm täglid) ))or
Sugen §aben, ein 3Jlai in coloffater ©röge }u fe^en ®e(egen^eit pnben ;
fo iß und ber Snblicf neu, inteteffant unb bete^rcnb, toeit mx erft
je^t ))on ben in i^nen [li^ äugemben StaturfrSften eine angemeffene
Sorflelluug erholten. 9eifpie(e biefer 9rt ftnb a)?onbftnfierniffe, geuerd'
btünfHc, gro§e SoffcrfäHe u. f. to. SBaö roürbe e« erp fein, wenn
loir bad ^irfen ber ©rabitation, mld}t9 tüxx nur aud einem fo ^öd^fl
einfeitigen Ser^ältniffe, h)ie bie irbifc^e @c^mere if!, onfc^auUi^ fennen,
ein Tlal in feiner SDIjätigfeit im ©rogen jmifc^en ben SQJcUförpern un^^
tmttelbar anfc^autic^ ilberfe^en fönnten. (^. II, 114 fg.)
ttaturUd)t, ha9.
1) @in^eit unb Harmonie bed S^otürlid^en.
debe S^iergepolt bietet und eine ©anj^eit, ^in^eit, SoQfommen^eit
unb ftreng burd^gefü^rte Harmonie aller 2:^ei(e bor, bie fo ganj auf
(Sincm ©mnbgcbanfen beruht, bog beim 9nblicf felbfi ber abentcuer«
lic^flen Si^iergeftatt ed !Dem, ber fi(^ barin bertieft, julc^t borfommt,
aU iDäre fte bie einjig richtige, [a mögtidje, unb fönne ed gar feine
anbere f^oim bed Sebeiid, aU eben biefe, geben, hierauf beruht im
tieffien ©runbe ber Sludbrud ,, natürlich", menn n^ir bamit bejeic^nen,
bag ttxoa^ fxdj bon felbfi berflc^t unb nidjt anberd fein fann.
(5R. 55.)
2) SBebeutung bcd ©egenfa^ed jiuifc^en bem 9{atür«
liefen unb Uebernatürli(f|en.
!3)ad Solt unterfd^eibet 97atürlic^ed unb Uebernatürlic^ed old }h)ct
grunboerfc^iebene Orbnungen ber S)inge. S)em Uebernatürtic^en f^reibt
cd Sunber, äBeiffogungen , ©efpenfter unb 3^ubcrei }u, lägt aber
überbicd bie 9?atur fclbfl auf einem Uebcrnatürlidjen berufen. !Ciefe
populäre Unterf^eibung fäQt im SBcfentUc^en 3ufammen mit ber
ftant'fc^eu }tt)if(^en Srfc^einung unb ÜDing an flc^; nur bag biefc bie
@a(^e genauer unb rid^tiger beftimmt, nämli(^ ba^in, bag 9iatür(i(^ed
unb Uebernatürlic^ed nid)t }n)ei berfc^iebene unb getrennte Hrten bon
SBefen flnb, fonbern Sincd unb ^affelbe, toetc^ed an ftc^^genommen
übernatürlich ifl, m\l erft inbem ed erfd)eint, b. f). in bie SBa^r«
ncftmung unferd OnteDcctd tritt, bie 9?atnr fld^ barPcHt, bereu p^ä*
nomenale ©efe^mägigfeit ed tbtn ifl, bie man unter bem Statürtic^en
üerpejit. (?. U, 284 fg.)
2)ie (Sntgegenfe^ung eined 92atürli(^en unb Uebernatürtic^en fpric^t
fc^on bie bunfle Srtenntnig aud, bag bie Srfa^rung mit i^rcr ©efe^-
mfigtgleit bloge Srfc^etnung fei, hinter mel(^er ein ^ing an \\d) fietft.
(^. 337 fg.)
174 9latur))^t(ofo))^ie -- Üf^aturfd^ön^eit
3) S)ad ^atüxVx^t t>om et^ifc^en @tanb{)ttnfte qu«
betrod^tet.
!Dte bi^n^eilea für tnau^e Softer gehörte (Sntfc^utbtgung : ,,unb boc^
tfi ed bem 9J2enf(^en natürlid^", reid)t Uint9mq9 aud; fonbem man
foD barauf ermibern: „tbm loett ed fdjlec^t ifl, iß e@ natürlich, unb
eben koeil ed naiiixiidj tfi, ifl ed fc^Ie^t." 2)ie^ red^t 3U oer^c^en,
mug man ben ®inn ber $!e^re t)on ber Srbfünbe erfannt ^oben.
(?. II, 326.)
)ltaturpi)Uofopl)ie, bie ©(^eDing'fd^e.
1) S^aralter ber 9}atur))^i(ofo))^ie.
spie ©c^eaing'fd^e 97aturp^iIofop^ie Ittgt ou^ bem JD6)ect aatntttig
bad ©ubject n)erben burd^ ^[ntuenbung einer SRet^obe, toetc^e 6on>
firuction genannt koirb, t)on ber fo t)iel Har ifl, bag fte ein gort'
{^reiten gemäg bem ®at^ t)om ®runbe in mand^erlei ©eftatten ifl.
(©, I, 31. $. 195 fg. «ergt. übentität^p^itofop^ic.)
!£)ie 9}aturp^Uofop^en, t)oQ (Srfiaunen unb Semunberung über bie
neuern gortf^ritte unb bie Äuffd^tüffc ber 9?aturh)iffenf(^oft, geriet^en
in ben drrt^um, i^re (Srfenntnig fei bie bed 9(bfoluten unb ni^t bed
93ebingten. 3Bte bie ^^t^agoräer 3)!at§ematiTnarren moren, fo klaren
bie Staturp^ilofop^en Staturnarren. (9J?. 396.) ÜDie »on Sc^elling
juerft angeflimmte 9taturp^i(ofop^ie ifl blo9 ein Sluffuc^en uon Sel^n^
lid^Teiten unb ©egenfä^en in ber 9?atur, tütlijt Setrad)tung an ft(6
intereffant ifl unb ^ie unb ha nii^Iic^ merben fann, nie pber eine
$§i(ofop^ie audnmd^t. ^aljer mngte auc^ ©c^eQing mit me^rcni Don
jener Betrachtung ber 9?atur unob^ängtgen bogmatifc^en Scrfuc^en auf'
treten, benen er lein anbered ^unbament gab, att inteOectueDe Sn>
fc^anung, unb bereu 2Wä^rd)en^afted in bie Äugen fiel. (2B. 397.)
2) 9(eibenber ©eminn ixix9 ber 9?aturt)^i{ofo{)^ie.
S)ad einjige Sraud^bare unb äSIeibcnbe, mad a\\9 ber ©c^eOing'ftt^n
9}atur))§itofo))^ic Verborgenen mxi, luirb fein eine ^^ilofopfjie ber
92aturn)iffenfd)aft, b. (j. eine ä(un?enbung p^ilofop^ifc^er Sa^r^
Reiten auf Staturn^iffenfc^aft, eben mt man auc^ $§i(ofop§ie ber @e-
ft^i^te u. ,bgl. m. ^at, &fl. 397.)
tlaiutptoTfntt. (®. Ärtcfact unb unter 9?atur: ©egcnfaft jroi*
fd^en ben SBerfen ber 97atur unb ben SBerfen ber na^ Sifi^t
wirfenben Äunft.)
Itatutredit. (®. unter d^ed^t: Unab^ängigreit be« ^ttiji^ tiom
©taote.)
Itatttrfd)öiil|ett. (@. unter 92atnr: ÜDie äfl^etift^e SBirTung ber
5«öturO
f
9loturlDiffttifd^oft — Fleib 175
tiatutmxfftnfdtafl.
1) ÜDie jiDei ^auptabt^eitungen ber 92aturn)tffenf(^aft.
3)a9 meite, in biele gelber getl^eitte @ebiet ber 97aturn)iffenf(i^aft
jerfäDt in jiDei $au^ta6t(ci(ungen : 9)?or))^oIogic unb 9etio(ogie.
(SB. 1, 114. @. bte «rtifel aRorp^oIogie unb «etiotogie.)
2) !Z)ie }tDei naturkoiffenf^aftlid^en Stntinomien. (@.
Antinomien.)
3) »cr^ältnig bcr Waturtoiffenfd^oft.gur SWctop^^fif.
(®. unter 2»etaj)^^fif: Cer^Ältniß ber iWctop^liPf jur
• ?§k|Pt)
4) 3)ie SBic^tigleit ber naturmiffenf^aftlic^en Unter«
fud^ungen, Dergti^en mit ber Sßid^tiglcit ber mo«
ralif^en. (®. unter Wtoxal: äBic^tigfeit ber moralifc^en
Unterfu^ungen.)
Ittgtr, f. 5Ro{cn.
1) SBcfen beö 5»eibe«.
3)er 9teib gehört ju ben antimoralifd^en ZrieBfebern. Sr ifl eine
^QUptqueQe bed UebetooIIend, ober ifl oielme^r fctbfl UebelmoUen, er»
regt burc^ frembe« ®l^cf, SSefiO ober Sorjttge. '3)cr 9?eib ifl bem
iDIit leiben entgegengefe^t, fofern er nömli^ burc^ ben entgegengefe^«
ten Vnlag hervorgerufen toirb; fein ®egenfa( }nm URitleib beruht alfo
gunSd^ll auf bem 8[nla§, unb erfl in ^olge ^ierbon jcigt er flc^ ou^
in ber (gm^^finbung felbft. {% U, 230. — ün gctoiffem »etrac^t ifl
ba9 ©egent^eil M 9it\ht9 bie ©c^abenfreube. Sthodj ifl ißeib }u
fügten, menft^li^, ©(^abenfreube )u geniegen, teuflifc^. 9Ieib unb
©d^abenfreube finb an fi^ btod t^eorettf(^; ))rQ!tif(^ n^erben fte 9od«
^it unb ®raufom»eit. (15. 199 fg. % U, 230 fg.)
2) «[(gemein^eit unb StatUrlic^Ieit bed 97eibed.
ftein 9)}enfc^ ifl gou} frei t>on 97eib unb fc^on $erobot (III, 80)
f^at auf ben ber menfd^Ud^en Statur einge))f(an3ten 9}eib ^ingemiefen.
(S. 200.) ftein 3)?enf(^ bürfte gan} frei Don 9?eib befunben »erben;
bemt bag ber SRenf^ beim Slnblic! fremben ©enuffed unb Seft^ed ben
eigenen 3RangeI bitterer fü^te, ifl natürlich, ia unoermeibUc^. {% U,
231.) 5»eib ifl bem SWenfc^en natürlich. {% I, 458.)
3) !Z)eri«eib aU inbirecter Seioei«, bag bie ÜRenft^en
ung(tt(!U(^ finb.
Stnen inbirecten, aber fieberen Setoeid babon, bag bie ÜRenf^en fl(^
unglUdlid^ fügten, fotglid^ ed finb, liefert jum Ueberf(ug noc^ ber
HOen innemo^nenbe, grimmige 9Ieib, ber in aOen Sebendber^ttttniffen,
auf %nlag iebe« Sorjugd, melc^er Krt er auc^ fei, rege lotrb unb fein
176 '«*
®tft n\d}t 3" (o'^^" ))emmg. äBeit fie ft^ ung(ü(i(t^ füllen, Umm
bie ä^cnfc^^i bell %ibli(f etne^ üermeinteit ©lücflic^en nid)t ertragen.
/jg 11^ (361. ^. I, 458 änmcvf.) 9?cib ifl \>a9 fiebere 3"«^«« ^^^
SRaitflf^'^ a(fo, wenn ouf S3erbienpe gerid^tet, be« üKmigeW on SJer«
bienften. (?. n, 496.)
4) (Srabe bc« 9?cibc«.
^ie ®rabc bed 9}etbed ftnb fe^r k7erfcf)teben. Vm unt)erfö^n(i(^pen
unb giftigfl^n ifl er, wenn auf perfönlic^e <Sigenfd)aften gerichtet, toeit
(jicr bem 9?eibcr Tetne Hoffnung bleibt, unb ^ugteic^ am niebertrS(i^tig'
pen, weil er I)a6t, waö er lieben unb öere^ren foflte. (6. 200.) SGBcnn
t^er 9?eib btod burc^ Ktxäjtf)\xm, 9}ang, ober Tladft erregt wirb, wirb
er noc^ oft burc^ ben (Sgoi^mud gebämpft, tnbem biefer abfielt, bog
Don beni Seneibeteu üorfommenben SaD^ $ülfe, @emig, Scipanb,
@c^u^, Seförberung xu f. w. }tt ^offen Pe^t, ober bag mon wenig*
pend im Umgange mit i()m 6^re genießen fann; auc^ bleibt ^ier bie
Hoffnung übrig, alle jene ®üter eiiip norf) felbfl a« crlongen. hin-
gegen für ben auf 9?aturgaben unb perfönlic^e ^orjüge gerichteten
$ßeib gicbt e3 feinen Srop bcr einen imb feine ©offnung ber anbern
Xrt. Da^er fein bitterer unb unDerfö^nlic^er, auf 9?ac^e in odertei
SBeife bebac^ter ^ag gegen bie burc^ 9?aturgoben Scöorjugten. (^. II,
231 fg.; I, 341.)
5) Uebele gotgen beö 9?eibe«.
üDer 9!eib trägt }ur ®c^led}tigfeit bed J^aufe^ ber 2Be(t ein ®roged
bei. Sr ip n&mlic^ bie ©eele bed Überall florirenben, piQfd^weigenb
unb o^ne Scrabrebung iufammenfommenben Sunbed aller iDttttel'
mäßigen gegen ben eingetnen üudgejeic^neten in ieber (Sattung. ^uv
Seltenheit bed S ortreff lid^en unb ^ur @^wicrigfeit, bie ed pnbet. Der»
Panben unb erfannt ju werben, tommt alfo nod| jened übereinPimmenbe
Sirfen ht9 9teibe9 Un}ä()tiger, ed ju unterbrüden, [a, wo möglid^, ed
ganj 3U erpidcn. (^. II, 494—497. 232.)
(Ueber beu 3ufammen§ang bcd ?obe^ ber 9efd)etben^eit mit bem
5Reibe f. fflefc^eiben^eit.)
6) Ser^altungdregctn gegen ben 9ieib.
9?eib ip ein !E?aPer unb ein UngUid jugteic^. SBir foden ba^er i^ii
a(d ben f$einb unferd ©lüded betrachten unb a(d eineu böfen 3)ämon
3U erpiden fuc^en. ^ieju ip bienlicf}, öfter S)te ju betrachten, welche
fc^Ummer baran pnb, al9 wir, benn 3)ie, weldje beffcr baran ju fein
fc^einen. Sogar wirb bei eingetretenen wtrflic^en Ucbefn und brn
wirffampen, wiewo^t aud ber felben OueQc mit bem 9}eibe piegenben
Xrop bie Betrachtung größerer Seiben, ald bie unfrigen pnb, gewä^«
reu, unb näc^pbem ber Umgang mit ©olc^en, bie mit und im felbcu
SaÖe pc^ bepnben, mit ben soeiis mal<Mmin.
SHagmia — 9tv»tn 177
€obiet bon ber actiüen @rite be« %rtbe«. Soii bft paffitKii ifl
in emägcn, bog fein $a§ fo nnocrfd^nlt«^ if}, tote ber 9?etb; ba^er
toir nic^t unablöffig unb eifrig bemüht fein foQten, t^n ju erregen,
Dielme^r beffer träten, biefen @enu§ ber gefährlichen folgen megen
un« JU oerfagen. (?5. I, 458 fg.)
9ür unfer @etbfigeftt^( fretU<| unb unfern @toI} fann t9 nic^td
3(^met(^el^afterei9 geben, at^ ben SnbKcf bed in feinem Serflecfe
lauernben unb feine SRac^inotionen betreibenben 9?eibe@; jebo^ Dergeffe
man nie, ba§, »o Steib ifl, $a§ i^n begleitet nnb ^üte ftc^, aud bem
ißeiber einen falfc^en gteunb merben ju (offen. 3!)ed^o(b eben ifl bie
Sntberfung beffefben für nnfcrc Si(^er^eit Don 335i(i^tig!eit. S)o^er foH
man i^n fhibiren, um i§m auf bie @(^Ii(^e ju fomnien ; ba er, überaO
3u finbeu, aOemoI incogntto ein^erge^t, aber au^, ber giftigen Jhröte
gteic^, im finflem Soc^e lauert, hingegen uerbient er tveber @d)onung,
nw^ aWitteib. {% II, 232 fg.)
7) ^a9 ben 3itih t)erfö^nt.
Der lob Derfö^nt ben 9Wb ganj, ba« Sfter fc^on ^b. ($. 457.)
8) Ueberja^I ber Setlogeii«» über bie Seneiben««
mert^cn.
Sr^r jn beneiben ifl 9?iemanb, fe^r }» befUgen Unjä^fige.
(^. II, 321.)
fteiguttg.
1) ^Definition ber Steigung.
Steigung ifl {ebe ftärtere empfänglt^feit be« äBiUen« für SOtotm
einer getoiffen «rt. (2B. II, 678.)
2) @tärlegrab ber leibenfc^aftüc^en Steigung. (@.
!?eibenf(^aft.)
ttetDen.
1) Sebeutung be« 9?eröenft)fleniö.
dm 9}ert)enft|flem objecti^irt ber SBiUe ftd) nur mittelbar unb fecun-
bar; fofern namtid^ baffelbe a(« ein btoge« ^ülf^orgau auftritt, at« eine
Scranflaltung, mittelfl tt)cld)er bie t^cil« Innern, t^cit« äußern Cev-
nnlaffungen, auf koel^e ber SBiOc flc^ feinen S^^^dcn gcmäg ju äußern
f)ot, JU feiner Äunbc gelangen; bie innern empfängt ba« ptaftif(^e
9?eroenf^Pem, atfo ber f\)ntjjat^if^c iWerö, bicfc« corobrum abdominale,
a(« bloße dieije, unb ber 9BiQe reagirt baranf an Drt unb Stelle,
o^ne 9en)uf3tfein be« ®e()irn«; bie äußern empfängt ba« Cid)ivn
a(« 9)?otit)e, unb ber SBide reagirt burd) bewußte, nac^ flnitn ge-
lichtete .^anbiungen. 9Rit^in mad)t ba« ganje 9{ert)enf9ftem g(eid)fam
bie Sü^(t)()rner be« Siden« m9, bie er nad) innen nnb nac^ außen firedt.
£ie ®e^irn- unb 9tüdenmarf«'9?erocn jerfaUen on i^ren SBurje(n in
fenfibte unb motorifd^e. 'Die fenfibeln empfangen bie Jlunbe t)on außen.
178 iRett^enfd^tDad^e — tReugtet
»eld^e nun {l(^ im $eerbe bed ©el^imd famtnelt unb bafelifi beTar«
beitct ttjitb. ®ic niotorift^cn 9?crücn aber fjintcr bringen, wie Eouricrc,
ba9 Kefnltot ber ©e^irnfunctton bem WtniUl, anf »d^en baffelbe
al^ %et} mtrft. Sermut^Uc^ gerfallen bte plaßifc^en 9?crüen ebenfaD«
in fenfibte unb motorif^e, luiewol^I auf einer untergeorbneten @cda.
(SB. n, 289 — 292. Ucber bie «otte ber ©anglien f. ©ougticn.)
2) Sergtetc^ung bed 97ert)ena))paratd jum S'nt))fang(n
mit bem }um S3erar6eiten ber (SinbrUde. (@. unttr
Snf^auung: Ser^Itnig be^ Snt^eitd ber ©intie }u bem
bed ©e^irnd in ber Snfd^auung.)
3) !Die @inneöncrt)en. (@. ©inne.)
4) !Z)ie 9?ert)enenben al9 bie ®rttn}en bed unmittelbar
Semußten.
Sad @ub|ectit)e unb bad Dbjectioe bilben fein Sontinuum; ba«
unmittelbar ^emugte ifl abgegrängt bur^ bie $aut, ober meItnei)T
burc^ bie äugcrflen Qnben ber Dom Serebratf^ßem au^ge^cnben 9?rTD(n.
3)arüber ^inau^ (iegt eine Sßtlt, Don ber mir leine anbete Jtunbe
^aben, a\9 bur^ Silber in unferm j^opfe. (9B. II, 12.)
ittn)tnfd|mad)e.
9?erDenf(^mäd^e äugert fid) barin, bag bie Sinbrüdte, meiere b(od brn
®rab Don ©tttrie ^aben foKten, ber ^inreicl)t {te ju 2)atid für ben
Serflanb }u mad^en, ben ij^txn ®rab erreid)en, auf metc^em fte ben
SBillen bemegen, b. f). @(^merj ober SBo^Igefti^t erregen, »ieno^l
bfter ©c^merg, ber aber jum XtjtH bumpf unb nnbeutli(^ ift, ba^/v
nid)t nur einzelne 2:öne unb fiarte^ ixd^i fc^merglic^ empftuben laBtr
fonbern ani^ im ungemeinen franf^aftc ^9f>o({|onbrifd)e ©timmung
Deranlagt, o^ne beutti(^ etfannt }u merben. (SEB. I, 121.)
Ittuttn, bie, f. bie aiten.
Vttntf^ ZtftamttA^ f. 93ibeL
1) ©egenfaO jtoifc^en 9?eugier unb 3Btgbegier.
S)ad Sege^ren nad^ fienntuiffen, menn auf bad SlOgemeine gerichtet,
^eißt SSBißbegier; menn auf ba« Sinjelne, 9?eugicr. — SnaUn
jeigen meiflend SEBigbegier; fletne 2R&bd)en bloge 9?eugier. 3)ie btin
meibli^en ©efc^Ied^te eigent^ümtid^e 9{ic^tung auf bad Sinjelue, b^i
Unempfängtid^feit für bad allgemeine, lünbigt fic^ hierin fc^on an.
(^. n, 65.)
2) 3Bad bie SRenfc^en fo fe^r neugierig müd)t
2Ba9 bie SRenfc^en fo fe^r neugierig mac^t, mie mir an itrein
ftuden unb @pionireu nac^ bem treiben Snberer fe^en, iß ber bem
?eiben entgegengefeftte ?ßol bcö 8eben«, bie gangemeile; — »iemefcl
Sliatfene — 9H4t9 179
Qud^ oft bcr 5»cib batet mitwirft. (^. 11, 627.) ®o unennjfänglid^
unb gleichgültig bie ?eute gegen angemeine SBo^r^eiten ftnb, fo er«
pH)i fmb fle auf inbit)ibueae. ($. I, 496.)
Hiaifme.
gür ha9 äBort ißiaiferte gtebt ed lein beutfc^ed «equit^alent. S)ied
mug boc^ tuo^l ba^er tonimen, bog ber Segriff hat>on in Deutfc^Ianb
nic^t Dor^anben ifl; tooüon ber ®ntnb bem ä^ntid^ fein mag, an^
toelc^em toir bie Harmonie ber ©paaren nic^t t)erne^men. (.]p. 387.)
Itid^tigkni^ be« 2)afeind, f. 3) afein.
1) 8te(atit)itttt be« »egriffd be« 92i(^td.
S)cr Segriff bed 97i(^td ifl toefentUd^ relatib unb bejtc^t ftd^ immer
nur auf ein befiimmted ßtwad, mldje^ er negirt. SRan ^at biefe
Sigenfc^aft nur bem nihil privativum , mlift9 t>a9 im ©egenfa^
eine« -h mit — Sejeiti^nete ift, jugef «^rieben, »elc^eö — , bei um«
geteertem ©eftd^t^punfte, ju + merben fönnte, unb ^at im ®egenfa^ g"
biefem nihil privativurn bad nihil negativum aufgehellt, mclc^ed in
jeber Segie^ung iRic^td tottre, n)0}u man ald Seifpiel ben (ogifd^en,
fi(^ felbf) auf^ebenben äBiberfpruc^ gebraucht. Stauer betrad^tet aber
iß fein abfoluted Sti^td aud^ nur bentbar. @elbfi ein (ogifc^er
Sßibetfpruc^ ifl nur ein retatioed ^1x6^19, Sr ifl lein ©ebanfe ber
Vernunft; aber er ift barum fein abfoluted 9?i(f)td. (iEB. I, 484.)
S)ad 9?i(^t9 r>ox ber ®eburt unb nad) bem S^obe, biefed empcrifc^e
31x6^19, ifi feine^megd ein abfotuted, b* ij. ein \o\djt9, m\djt9 in iebem
@tnne ni^td toäre. (9ß. II, 548. Sergl. Sntfie^cn unb Ser«
gr^en unb Sob.)
2) ÜDad nac^ Verneinung ber äßelt übrig bteibenbe
Xuc^ nac^ 9{egation M allgemein ald pofitiü eingenommenen, mel«
c^cd mir bad ©eienbc nennen, bleibt fein abfoluted 3i\(ijt9 übrig,
fonbern nur ein retatiDed. (Sin Sec^fet bed ©tanbpunftd mürbe bie
3ei(^en ))ertaufd^en laffen unb bod für un9 <Seienbc (bie ^e(t ber
Sor^eOung, b. i. bie Objectität bed SiOend) a(d ba« 97i(^td unb
bad 9tic^t0 berfelben M bad (Seienbe }eigen. 9Ba^ nac^ gänjtic^er Vitf-
Hebung bed SBiOend übrig biribt, ifl für alle 3)ie, meiere noc^ bed
aSiOend DoO finb, aDerbingd Sticht«. Sber aud^ umgefe^rt ijl 3)encn,
in meieren ber 993iOe ftc^ gemenbet unb verneint ^at, biefe unfere fo
fe^r reale 9Be(t mit aÖen i^rer @onnen unb 9Ri(d^ffa:agen — 92i(^td.
®o lange mir ber Sßille yam Seben flnb, fann frrili(^ bad mit Qer«
nrinung ber SBclt Uebrigbleibenbe Don und nur negatit) etfannt nnb
begric^net merben. (2B. I, 485—487.)
12*
180 ÜfKrtoana ~ 9lominatidmu9 unb 9{eaU9mu9
3) ®runb bed Sbfd^eud t)or bem 3iiäfH unb ©egen»
mittet gegen benfetben.
S)ad, koQd fic^ gegen bie SJernetnuug bcr 993ett dd ein 3^^1Ii<&^i<
ind 3txi)t9 fhäubt, unfere Statur, tfi \a eben nur ber 9Bt0e }um
Seben, bcr njir felbjl fmb, tt)ie er unfere SBclt ifl. S)a§ toir {o fe^r
ba^ 9^t(^td berobf^euen, ifl nic^td weiter, otd ein anberer Su^bnic!
hat)ort, bag koir fb fe^r bad Seben luollen, unb nic^td ftnb, a\9 biefer
SiUe, unb nic^td Tennen, otd eben i^n. ܣ)urc^ Setrad^tung bed bebend
unb SSanbete ber ^eiligen ^ben air ben finfiern (Sinbruc! jened 9?i(^td
ju üerfc^eu^en. (SB. I, 486 fg.)
Vtirtoana, f. Subb^oi^mud.
notaatftnltbtn.
2)ad 9{omabcnIebeu, »elc^ed bie unterfle @tufe ber (^iuilifation be-
jeid^net, ftnbet fid^ auf ber ()5c^flen im aQgemcin geiuorbenen 2:onriflen=
leben mieber ein. SDad erfle marb t)on ber yioti}, bad ^meite Don
ber Sangemeile herbeigeführt. (?. I, 347.)
ttominoli^tmt^ unlr Realismus.
1) ®egenflanb unb Urfprung bed Streitet jmifd^eu
ben Stominatiflen unb 9{ea(ifl[en.
S)ic SJegriffe finb jene üniversalia, um bercn S)afein3lüeife [idf
im SRittetalter ber lange ©treit ber 9}omina(iften unb 9iealiften breite.
(®. 102. 142.) ®ett)i§ ifl ber 9icaU«muö bcr (S^otaftifer cntflanben
aud ber Sermec^dlung ber $latoni[(^cu Sbcen, al^ n)etcf)cn, ba fie ^w
gleic^ bie ®attungen ftnb, aUerbing^ ein objcctioed, realed ®cin bei^
gelegt merben fann, mit ben blogen Segriffen, meld)en nun bie 9{califien
ein folc^ed beilegen moOten, unb baburc^ bie fiegreic^e Opf^ofttion bed
92ominalidmud hervorriefen. (93. II, 417.)
2) ©egenfeitige Berechtigung be0 9{ominaIidmud unb
ditalx9mxx9.
!Z)ie gegenfeitige Sered^tigung bed 9tealidmud unb 9tominati9mud
lägt \\i) foIgenberma§en fagltc^ mad^en. jDic berfc^iebenartigfien X)ingc
nenne id^ rot^. Offenbor ifl rot^ ein bloßer 9?ame }ur ^ejeic^nung
biefer befiimmten ^arbe, mo fte auc^ oorfomme. dbm fo nun ftnb
aOe @emeinbegriffe btoge ^tarnen, (Sigenfc^aften gu be}eid)nen, bie an
berf d)iebenen S)ingen borfommen ; biefe jDinge hingegen finb ba^ 9itaU.
@o ^at ber 9IominaU9mu^ offenbar 9?e^t. ^t>ing<^gcn, mcnn mir
beachten, bag alle jene mirflic^en S)inge, meieren adcin bie 9fealität
fo eben jugefproc^en mürbe, jeitlic^ fmb, folglich balb untergeben, m&V
renb bie (Sigenfc^aften, mie rot^, ^art, meic^, lebenbig, Vffanje, $ferb,
SRenfc^, bat)on unangefochten fortbefte^en unb bemjufotgc aKejeit ba«
finb; fo ftnben mir, bag biefe burc() ©emeinbegriffe gebac^tcn (Sigen^
fc^aften traft i^rer unbertilgbaren ßfißcng üiel me^r Realität ^aben,
ba§ mithin biefe ben Segriffen, nic^t ben (Sinjelmefen bci3ulcgen fei;
Nooufxevov unb 9aivo(ievov — iRot^ 181
bemnad^ f^at bet dttaUßtan^ 9ted^t Der 92omtna(tdmttd gehört
eigenttid^ ^um SRaterialidmud ; benn nai) Sluf^ebung fämmtßt^er (Sigen-
fc^aften bleibt am @nbe nur bte SRaterte übrig.
®enau genommen nun ober fommt bte bargelegte Sere^ttgung bed
Stealtdmud eigentlich nic^t t^m, fonbern ber $latonifd)en Obeenle^re
^u, beren (Srtoeiterung er if). ÜDie dbeen ftnb ha9 unter allem 9EBed|feI
ber OnbtDibuen gortbefle^enbe, ^aben ba^er eine ^ö^ere 9tealität, a(d
btefe. hingegen ben bloßen Slbflractid (ben Segriffen) ifl 3)ted nic^t
nad^}urü^men. ($. I, 70 fg. Sergl. Obee unb bad allgemeine.)
3) $oIared Sudeinanbertreten ber menf^Hdien SDenf«
toeife im 9}ealidmud unb 9?omina(idmud.
(Sine geiriffe SJeriranbtf^aft, ober irenigflend ein $araDeIt9mud ber
©egenftt^e »irb augenfällig, toenit mau ben $(aton bem 1ixiftoUlt9,
ben Sluguflinud bem $elagiud, bie 9{ea(if}en ben 9?ominaliften gegenüber«
ßeOt. ilRan fönnte behaupten, ba§ gemif[erma§en ein polare^ Slud*
etnanbertreten ber menfd^üd^en 2)enlmeife hierin fid^ lunb gäbe. ($. I,
71. SB. I, 566.)
Nooupievov unb 9aivo[JL6vov.
S)ie Steaten juerfl Ratten ben Unterfc^ieb, ja öftern SEBiberfheit ent«
bedt jtoifc^en bem Sngefc^auten, faivopievov, unb bem ©ebac^ten,
vooufJLsvov, unb Ratten i^n ^u i^ren ^^i(ofo))^emen, auc^ ^u @o))^i^men,
mannigfaltig benu^t. (SB. I, 84 fg. % l, 36 fg.) S)er oon jtant
gan) überfe^ene Unterfc^ieb }tt)ifc^en abfhacter unb anfc^aulic^er (Sr«
fenntniß mar t9, midjcn bie alten ^^ilofop^en burc^ faivopieva unb
vooufjieva bejetc^neten unb beren ©egenfa^ unb dncommenfurabitität
ibnen fo t)icl }u fc^affen mad^te, in ben $^i(ofop^emen ber (Sleaten, in
^latond lOe^re üon ben dbeen, in ber 3)ialeftil ber ilRegariler, unb
fpäter ben @c^o(af}ifern, im ©treit jloifc^en 9?ominaIidmud unb Ktalx9»
ntu«. fiant aber, ber auf eine unoerantmortUc^e SBeife bie Sad^e
gänjfic^ i7erna(^(äfflgte, ju beren Sejeic^nung )ene SBorte 90civotJieva
unb vooupieva bereite angenommen loaren, bemächtigte fic^ nun ber
SSorte, um feine !£)inge an flc^ unb feine (Srfc^einungen bamit 3U be*
jeic^nen. (9B. I, 566.)
tt0tl).
1) 92ot^ unb Sangetoeile aU bie beiben entgegengefe^«
ten $ole bed ÜRenfc^enleben^. (®. Sangetoeile.)
2) 9?ü«(ic^feit ber yiotf^.
SSie unfer Sctb audeinanberplatjen mügte, menn ber 3)rucf ber S(t«
mofp^äre Don i^m genommen märe; fo mürbe, menn ber S)rud ber
3lot\), SRü^fäügfcit, SBibermärtigfeit Dom lieben ber 9)tenfc^en meg«
genommen märe, i^r Uebermutb flc^ fteigern bid 3ur }ügenofen 9?arr«
Seit, [a 9?aferei. Sogar bebarf Oeber aUegeit eined gcmiffen Öuantumd
(Sorge, ober 9?ot^, mie bad ©c^iff bed SaOaftd, um fefi unb gcrabe
182 iRotl^Ifige — 9{ot^menbtg. iRotl^toenbigfeit
}u ge^en* — SSenn aOe Sßünfd^e, faum entfianben, au^ f<^on erfüllt
mären, loomit foDte bann bo^ menfc^It^e Seben audgefttQt, loomit bie
3ett ^ugebrad^t loerbeu? dn einem S^Iaraffenlanb mürben bie
Wlm^ijtn }um Z^eil Dor langer SBeile flerben, ober ftd^ anf Rängen,
)um X^etl aber einanber beirtegen unb fo fid^ nte^r Seiben DernrfQ(|en,
ate je^t bie 9?atur i^nen auflegt. H(fo für ein folc^e« ©ef^te^t pogt
!ein anbereö Dofein. (% II, 314.) — 3m @(^toraffcnIanb toüibe
burc^ ba9 ftete flnnlic^c Sßo^tfein iebe Steigung bed beffern 9ett)tt§tfetn9
unmögti^; c« gö6c feine Ingcnb unb fem Irauerf<)icl. (2». 736.)
(Ueber bie 9;ot^ atd bie SRutter ber Jtünfte f. Stationen.)
3) (Eigent^ümti^feit ber aud ber 3loif) in ben 3Bo(U
fianb ®e(angten.
SRan mirb in ber SRegel finben, bag ÜDiejenigen, mel^e fc^on mit
ber eigentlichen 92ot^ unb bem SRangel §anbgemein gemefen ftnb, biefe
ungleid^ mentger fUrd^ten unb ba^er }ur Serfc^menbung geneigter finb,
ol9 *S>xt, meiere fol^e nur ))om $örenfagen fennen. ^u ben (Srjlem
ge^ör^ '&tit, bie burc^ ©lüddföUe irgenb einer Wct, ober bun^ iu
fonbere S£a(ente }iettilid^ fc^neQ a\i9 ber Sfrmut^ in ben SBo^anb
gelangt ftnb; bie 9nbern hingegen fmb 2)ie, meiere im SBo^tflanb ge*
boren unb geblieben ftnb. {% l, 368. Sergl. Srmut^.)
It0tl)lüge9 f. Süge.
ltotl)mfnMg. tt0tl)men2itghnt.
1) Urfprung unb alleinige iBebeutung bed 33egriff0
ber 9?ot^iöenbigfeit. (®. unter ®runb: Die bierfod)c
9?ot§tt)enbigfeit.)
2) 2)ie Dier Slrten ber 9?ot^menbigfeit. (@. unter ®runb:
SHe oierfac^e Stot^menbigfeit.)
3) 3)ic SRot^menbigfcit alte« ©efd^e^en«. (®. ®e-
f^el^cn.)
4) 93er(|ältni§ bed 97ot^menbigen ^um 2BirIti(^en unb
aRöglic^en. (®. unter SRöglic^feit: SufammenfaDcn
unb Sludeinanbertreten bed SRöglit^en, 993irf(i(^en unb 97otV
menbigen.)
5) ®egenfa$ jmifd^en bem 9tot^n>enbigen unb 3"'
fülHgen. (®. 3ufaII.)
6) ®egenfa|} jmifc^en S^'^i^eit unb 9}ot^toenbigtett
unb Serbinbung ber t^rei^eit mit ber Ütot^menbig«
feit. (@. i$rei§eit unb SDetermini^mud.)
7) Äritif be« Scgriffö ber abfoluten iWot^menbig'
feit.
3)a 9?ot^loenbigfeit feinen anberu magren unb beutlic^en ®itin
I|at, ald ben ber Unau9bIeibU<^feit ber Sotge, menn ber @runb gefe(t
j
Nouc — Nanc stans 183
ißi fo iß je^e Stot^koenbiglett bebingt, abfolute, b. 1^. unbebütgte 9Iot^*
tuenbigfett aI[o eine contradictio in adjecto. SEBiQ man bad abfolut
9{ot^U)cnbige befimren aU 2)a9, „toa^ ntd^t ntc^t fein fann''; fo giebt
man eine bloge SBorterHürung nnb flüchtet Hii, um bie ©oc^erftttrung
ju Dermciben, ^inter einen t^ö^fi abfh-acten begriff, Don too man je»
hüdf fogletc^ fieraudjutreiben ifl bur^ bie S^age, toie t9 benn mögHc^,
ober nur benfbar fei, bag irgenb etmaö ni^t nic^t fein fönne, ba [a bo(|
alled (Sein btod empirifc^ gegeben ifi? S)a ergiebt ftc^ benn, bag eö
nur infofern mSgtid^ fei, aü irgenb ein ®runb gefegt ober Dor^anben
i|l, avi9 bem ed folgt. S)er bei ben "iß^ilofop^afiern beliebte Segriff
bom „abfolut not^irenbigen SEßefen" enthält alfo einen Sßiberfprud^ :
burc^ bad ^räbicat „abf oluf' (b. ^. „Don nic^td Snberm ab^ängig'O
^ebt er bie Seflimmung auf, burd^ toelc^e allein ha9 „9}otl^h)enbige''
benfbar ifl unb einen ©inn ^at. (®. 153 fg. ?. I, 199. (5. 7.)
S)er Dorfantifd^e 2)ogmati9mtt9 Uberfa^ bie 9ielatit>ität aller 9?otl^»
»enbigfeit unb ntad^te babur^ bie gan) unbenfbare ^iction Don einem
abfolut 97otl^n)enbigen, b. ^. Don einem @tmad, beffen 3)afein fo
unaudb(eib(i^ toäre, n>ie bie golge aud bem ©runbe, ba9 aber bo^
m(^t Bfolfls ^tud ^in^nt ®runbe n>äre unb ba^er Don nic^td ab^ienge;
tt)e(c^er 8eifa^ aber eine abfurbe Petition ifi, »eil fie bem ®a^ Dom
®runbe toiberfheitet. Son biefer Station nun audge^enb erftärte man,
her SEBa^r^eit biametral entgegen, gerabe Hüt9, toa9 burd^ einen ©runb
gefegt ifi, für bad 3uf^II<6^ ittbem man nämli^ auf bad 9?e(attDe
fetner 9?ot^n)enbigIeit fa^ unb biefe Dergli^ mit jener ganj an^ ber
Sttft gegriffenen, in i^rem Segriff flc^ ttiberfprec^enbcn 9?ot§lDenbigfeit*
(355. I, 552. Sergl. unter ®ott: a)ie »ewcife für ba« ©ofein
®otte«.)
1) Unterf^ieb jtoif(^en vou^ unb ^ux^Q*
Nou; (mens) ifi ber dnteQect im ®egenfa^ }um SEßiOen (animus);
^uxK] (anima) i{| ba« Seben felbfi, ber Stt^em. 3)te ©ried^en fc^einen
unter ^^x^l urfprünglic^ bie $!eben«Iraft Derfianben }u ^aben, ba« be«
lebenbe $rinci)); mobei fogleic^ bie Sl^nbung aufj^ieg, bag e« ein
9Reta))^9fifd^e« fein muffe. (9B. U, 269.)
2) 3)er vouc be«- Hna^agora«.
Snafagora« ifi, ba er jum (Srfien unb Urfprünglid^eit, tooDon SOe«
au«ge§t, einen vouc, eine dnteQigen}, ein SorfieQenbe« annahm unb
al« ber Srfie gilt, ber eine folc^e Unfic^t aufgefieOt ^at, ber birecte
flntipobe Sd^open^auer«, bei bem ber erlenntniglofe aßtde e« ifi, ber
bie Realität ber 3)inge begrünbet, bereu (SnüDidHung fc^on fel^r toeit
gebieten fein mu§, e^e e« }ur anteiligen} fommt, fo bag bei ®dfopm»
^auer ba« 3)ettfen al« ba« aOerle^te auftritt. (9B. ü, 305.)
Nttne Staus, f. (Etoigleit unb ®egen»art.
184 Obicct
1) Scbingt^cit beö Dbjcct« burd^ ba« ©ubject.
SQIed Object tfl mit bem SSebtngtfetn burd| baiS ©ubiect behaftet
unb ifl nur für bad ©ubject ba, ifi ^orfleKung bed (SubjecU. 6«
ift ba^er falfc^, bon einem Dbjiect }u reben, mli^t^ ber SorfieQung
3um ©runbe läge; benn Dbjiect unb SBorfteHung finb ntdjt unter«
f (Rieben; fonbern ftnb @ined unb bad (Selbe, ba aDed Object immer
unb etoig ein (&ub|cct t)oraudfe^t unb ba^er bod) SSorfleÜung bleibt.
2)Qd Objectfetn gehört ^ur aügemeinflen t$orm ber SorftcOung, mlöft
eben baö S^'^fßö^" i" Object unb ©ubject ift. Die SBclt alö 8or*
fieünng §at gmei nicfentli^e, not^tvenbige unb untrennbare $ä(ften,
Object unb @ubject. 3ebe biefer beiben ^älften f)at nur bur(^
unb für bie anbere 99ebeutung unb j£)ofein, ifl mit t§r ba unb m«
fc^minbet mit t^r. ®ie begränjen ftc^ unmittelbar; lt)o bad Sbject
anfängt, l^ört ba« ©ubicct auf. (SQB. I, 3—6. 16 fg. 114; II, 6-8.
12. ®. 27. 32 fg.)
(Sd tft eine p^ilofop^ifc^e ©runbtoal^rl^cit, bag aUc9 Dbject, foloo^l
materiell, feinem objectiüen S)afein überhaupt, als formell, ber
afrt unb SBcife biefeö 3)afeinö na^, burc^ bo§ erfenncnbe ©ubjcct
bur^meg bebtngt, mithin Möge (Srfc^einung, nic^t ÜDing an [lij ifl»
(SB. II, 9. 196.) SBic mit bem ©ubject fofort oud^ bo« Dbject gefefet
tft (ba fogar bad 2Bort fonft o^ne 93ebeutung i{l) unb auf gleicht
Seife mit bem Object ba« Subjcct, unb alfo ©ubjectfein gerabe fo
t)iel bebeutet, aU ein Object l^aben, unb Objectfein fo Dtet, aU üom
©ubject erfannt »erben; genau eben fo i^ aud) mit einem anf
irgenb eine Seife befiimmten Dbject fofort anii ba« ©ubject
at« auf eben folc^e Seife erlennenb gefegt. 3nfofern ifl ed
einerlei, ob tc^ fage: S)ie Dbjecte ^aben folc^e unb folc^e t^nen an-
^ängenbe unb eigent^ümlid^e ^eftimmungen ; ober: S)a« ©ubject er«
fennt auf fold^c unb fol^e Seife; einerlei, ob ic^ fage: 3)ie OBjectc
flnb in folc^e ftlaffen ju t^cilen; ober: Dem ©ubject pnb fol(^e unter*
fdjiebene Srlenntniglräfte eigen. (®. 142.) Serauben mir ha9 @u6«
jcct aOer nähern ^eflimmungen unb formen feine« Srfennen«; fo
Derfd^totnben au(^ am Dbject aUe (Sigenfc^aften , unb nic^t« bleibt
übrig, al« bie äßaterie o^ne t^orm unb Dualität, meiere in
ber Srfa^rung fo loenig oorlommen !ann, mie ba« ©ubject o^neS^r-
men feine« grFennen«. (S. II, 17.)
2) ©int^eilung ber Dbjectc.
SDie gefammte Seit ber Dbjecte ober Seit ol« SJorfleDung jerfättt
in }n>et $au))tllaffen :
Obicctbotioit 185
1. 3)te betn @a$ bom ®tvaAt unterworfenen £)6)ecte^ bie Oiiecfe
ber (Srfa^ntttg nnb Stffenfc^aft (9ß. Iftt9 Snc^.}
2. ÜDie bent @a$ Dom ®runbe nt(j^t untenoorfenen Objecte, bie
$(atottif(^en Oboen, bad Obicct ber jhinfl. (3B. 3ted Su(^.)
3)ie erße filaffe jerfäHt »teber in bier untergeorbnete Stoffen.
Ueber biefe bier Stoffen ber bem ®a$ bom ®runbe untenoorfenen
Obiecte f. unter ®runb: 2)te bier ©efialten bed @Q(ed bom }u«
reic^enben ©runbe. — Ueber bie bom (Sali bom @runbe unabhängigen
Dbjecte, bie Obeen, f. 3bee nnb Sunft.
3) Siealität ber obicctibcn fflelt. (©. «ugentoelt.)
4) Salfd^e (Stellung bed üDogmatidmud unb ©fepti«
cidmud 3um Dbiect.
2)er tealifiifc^e 2)ogmattdmud, bie SorfteOung al9 SBirtung bed
Ob|ectd betrac^tenb, trennt biefe beibcn, SorfteDung unb Dbject, bie
eben @ined ftnb unb nimmt eine bon ber SorfteDung ganj berfc^iebenc
Urfod^e an, ein Dbject an fit^, unabhängig t)om ©ubject, eth>ad böQig
Unbenlbare^. d^m fieUt ber @feptici^mud, unter ber felben fatfc^en
SorauiSfe^ung, entgegen, bog man in ber ^ovfteOung immer nur bie
Sßirtung l^abe, nie bie Urfac^e, alfo nie ba9 @ein, immer nur bad
3Birfen ber Objecte Tenne, btefed aber mit jenem oieOeid^t gar feine
9e^nli(^(eit ^aben möchte, ja h)o^l gar überhaupt gau} fälfc^Iid^ an»
genommen h)tirbc, ba ha9 ®efe^ ber (Sanfatitdt erfi aud ber Svfa^rung
angenommen fei, beren 9!calitöt nun toieber barauf berufen foQ. —
«hierauf nun gehört 93ciben bie Sele^nmg, erfiüd), bag Dbject unb
^orfteliung bad ®elbe finb, bann bag bad ©ein ber anfc^outic^en
Dbjecte thtn i^r 3Birfen ifJ. Die gorbcnmg eine« ©ein« bc« toirf-
Iicf)en SDinged (angefc^auten Objecto) berfc^ieben bou feinem Sßirfen
^at gar feinen ®inn unb ift ein 3Biberf))ru(^. !£)ie (Erfenntnig ber
SBirfung^art eined angefc^auten Cbjectd erfc^öpft ba^er t9 felbfl, fofern
ed Object, b. ^. SJorfieQung ift, ba augerbem für bie (Srfcnntnig nid^td
an i^m übrig bleibt/ (28. I, 16.)
5) S)ad unmittelbare JObject. (@. Seib.)
Cbjtctitiation.
1) 9Bad unter lObjectibation ixx berfie^en ifi.
Unter Objiectibation ifl ha9 ©id^barfieOen be« X)inged m fi(^, b. i.
ht9 SEBiUend, tu ber realen 5ii)rperioett, b. ff, a\9 SDbj[ect, aU an«
f^aulic^e »orfteBung, ju berfle^en. (ffi. II, 277.) ÜDer SBiOe ob-
jectibirt fic^ im Drganidmud, b. ff. toa^ im ©elbflben)ugtfein, alfo
fubjectib, ber äSiQe if!, bad fieUft ft^ im Sebjugtfein anberer ^inge,
alfo objectib, a{9 ber gefammte Drganidmud bar. (S. II, 277.)
S)ie Stetion bed Seibed ifl nic^td Knbered, aM ber objectibtrte, b. ff.
in bie Vnf^auung getretene Set M äBiOend. !Cer gaitje Seib ift nic^td
186 OMectttottöt
Snbered^ atö ber obtectiDtrte, b. 1^. jur SorfieDung geworbene Stile,
ober bte Dbjectität beö SBittcn«. (SB. I, 119 fg.)
2) Unterfd^ieb jioifc^en ber unmittelbaren unb mittet«
baren Dbjectiöation. (©. unter ©rft^cinung: Untere
fc^ieb 2n)i[(^en ber unmittelbaren unb mittelbaren (Srfc^einung.)
3) Die ®rabc ber Dbjcctiöation.
2)ie Obiectiüation ober ©ic^tbartett be^ SBiOend ^at, obnio^t er an
fi^ fetbft einer unb unt heilbar ift, ®rabe. Sin ^b^erer ®rob ijt
in ber ^flanjc, al3 im ©teine; im Zf^itxt ein ^ö^ever, al« in ber
^flouje; ja, fein ©eröortrcten in bic ©id^tbarfcit, feine Dbiectiöation,
^at fo unenblid)c Stbfhifungen , toit ito\\iim ber f(^mä(^fien !£)änimc'
rung unb bem ^eOften (Sonnenlicht, bem {lärtften jfon unb bem (eifeflen
9?ad^!tange flnb. (SB. I, 152. lieber bic Obecn at« fefte Objecti-
öationöjiufen f. 3b ec.)
«Dbiectimtitt.
1) Objcctibität be« ®enie*ö. (®. ®enie.)
2) @rabe ber ObjecttDitöt in ben üerfc^iebenen 2)i(^«
tungdarten. (@* S)ramo, Qpod, S^rtl.)
3) au«gejci(^nctc Dbjectibität §omer? unb ®öt^e?.
!2!)ag beim $omer bte S)inge immer folc^e $räbicate ermatten, bie
i^ncn überhaupt unb fd^Ic^t^in jufommen, ni(^t aber fold^e, bie ju
l)tm, toa^ eben borgest, in ^ejie^ung ober Analogie fte§en, baß }. d.
bie 8[^äer immer bie »o^Ibefclienten, bie (Srbe immer bie (ebennä^*
renbe, ber $)immet ber meite, baö 5D?eer baö ttjeinbuuHc ^eißt, bie« ift
ein 3^8 ^^^ i^ $omer {id| fo einzig audfprec^enben Dbjectiüitöt.
@r läßt, eben niie bie 92atur fetbft, bie ®egenftänbe unangetafiet t)on
ben menfd)Ud^en äJorgängen unb Stimmungen.
Unter ben ©id^tern unferer 3"t tjl ®bt§c bwr objectiöfle, ffl^ron
ber fubjcctiöfte. S)iefer rebet immer nur üon flc^ felbp, unb fogar in
ben objectiüflen !£)i(^tungdarten, bem'S)rama unb Spod, f^Hbert er
im ©elben fic^. CP. H, 477.) ®öt§e« SErieb toar, «tteö rein o6-
jectit) auf}ufaffen unb koieberjugeben. Sber gerabe bte erßaunli(^e
Objectiüität fetned ®etftcd, »elc^e feinen ÜDt^tungen überall ben @tein'
pel bed ®enie9 anfbrücft, ftanb i§m in ber Farbenlehre im SBege, too
e« galt, auf ba8 ©ubject, ^ter baö fe^cnbe Äuge fclbf!, gurüdfju»
geben, ("iß. n, 193.)
4) @(^h>ä(^e ber SBeiber im fünfte ber Dbiectioitüt.
(®. aaSeibcr.)
5) £)biectit)ttöt aU Sebingung ber @elb{}er!enntnt§.
(©. ©elbficrlenntnig.)
Obfotraittietnud -— Offenbarung 187
Cbfciitanti$mu$.
1) Unöerjci^lic^fcit bc^ Obfcuranti«mu«.
Dbfcurantidmud iß eine ©ünbe, oieHeit^t nid^t 9egen ben ^eiligen,
bod) gegen ben menfc^Itc^en ©eift, bie man ba^et nie t)er3ei^en, fon*
bern S)em, ber ft^ i^ver [c^ntbig gemalt, Died nnberfö^nlic^, ftetd
unb überall nad)tragen nnb bei jeber (Gelegenheit i^m Serac^tung be*
jeugen fotl, fo lange er lebt, [a, no6) nad) bem Üobe. (SB. U, 600.)
2) ®ötf)te %eugerung über ben £)bfcuranti9mu9.
„Der eigentlid^e Dbfcuranti^mud", fagt ®'6tf^c, „x\t nidjt, bag man
bie Ausbreitung bed SBa^ren, filaren, S^ü^Iic^en ^inbcrt, fonbem baß
man baS i^alf^e in SourS bringt", tnomit SoItaireS 2Bort überein^
flimntt: „La faveur prodiguee aux mauvais ouvrages est aussi
contraire aux progres de Tesprit que le dechainement contre les
bons." (C. Sorr. XXXII.)
Cffenbatung.
1) ftritil bed ®(aubend an übernatürli^e Offen»
barnng.
Der ifl nur no^ ein gro§ed ftinb, meld^er im @rnfl beulen Tann,
bag iemald SBefen, bie feine Stenfc^en maren, unferm ©efc^Iec^t Huf«
fd^Iü^e über [ein unb ber 9Be(t Dafein unb ^md gegeben Ratten. Qrd
giebt feine anbere Offenbarung, att bie ©ebanfen ber SBeifen. 3n^
fofem i|l eS atfo einerlei, ob (Siner im Serlag auf eigene, ober auf
frembe ®ebanfen, (ebt unb ftirbt; benn immer finb ed nur menfc^(id)e
@ebanfen, benen er oertraut unb menf^Uc^ed Sebünfen. deboc^ ^aben
bie SDienf^en in ber 9{ege( bie ©(^toäc^e, lieber ffnbern, toelc^e über«
natürliche OueQen t)orgeben, aU i^rem eigenen Jtopfe ju trauen, ^a^tn
mir nun aber bie fo überaud gvoge inteSectuene Ungleichheit }toif^en
9)?enfc^ unb SRenfc^ inS Sluge; fo fönnten aDenfaQd »o^I bie ®e«
bauten M Sinen bem Vnbern gemiffermagen aU Offenbarungen gelten.
i% II, 387.)
2) lieber ben ©egenfa^ s^ifc^en Sernunft unb Offen*
barung.
Sei ben c^rifllt^en $^i(ofo))^en erhielt ber 93egriff ber 93ernunft
eine ganj frembartige 9?ebenbebeutung bur^ ben (Segcnfa^ }ur Offen^
barung, unb ^ieuon audge^enb behaupten bann Siele mit SRed)t, bag
bie (Srfenntnig ber Serpflic^tung 3ur 2!ugenb aud^ aud bloger 83er*
nunft, b. ^. auc^ o^ne Offenbarung, mögttd^ fei. @ogar auf ffantd
Dorfleaung unb äBortgebrauc^ ^at biefe dtüdfic^t (Sinflug gehabt.
AOein iener ©egenfa^ ijl eigent(icf| bon pofittber, ^iflorifc^er Sebeutung
unb ba^er ein ber ^^ilofop^ie frembe^ (SIement, Don »eitlem fie frei
gehalten toerben mug. (9EB. I, 618.)
188 C^tttttad^t — Oitiologie
3) S)ad SrSttternbe bed 8orge6end ber Offenbarung.
Unter bem knieten garten unb Setfagendtoert^en M 9Renf(^euIooicd
ifi feinet bor geringflen biefed, bag n>it ha futb, o^ne )u kotffen, tso*
^er, kDO^tn unb no^u. 2Ber aber Dom @efü^l biefeö Uebeld ergriffen
itnb burd^brungen i% toirb faum um^iit fönnen, einige Erbitterung )u
Dcrfpüren gegen S>ieienigen, toetc^e vorgeben, ©pecialna^ric^ten barü^er
3u ^aben, bie \i^ unter bem 3lamzn toon Offenbarungen und mitt^eilen
luotten. (?. II, 423.)
«Dl)nmad)t.
3Sa9 bad Sc^ainben bed Semußtfeind fei, fann deber einigermogen
m9 bem (Stnf(^Iafen beurt^eilen; no^ beffer aber fennt t9, »er je eine
tual^re £)^nmad^t gehabt ^at, aM bei »eld^er ber Uebergang ni(^t [o
afluiölig, Mod) hnxij Zx^nmt vermittelt ifl, fonbem ^uerfl bie ©e^fraft
woij bei ooQcm Setougtfein fc^toinbet, unb bann unmittelbar bie tieffie
^etvugtloftgttit eintritt; bie @mpfinbung babei, fo »eit fte ge^t, ifi
nid)ti^ loeniger atd unangenehm, unb o^ne 3^^if^I ^f^^ ^^^ ^^ ®4^^(
ber Araber, fo bie Dl^nmac^t ber 3^t(^in8^''^^^^ ^^^ Zobed. (933.
11, 533 fg.)
Cmina. 1^3. unter Aberglaube: Sbergtaube, bem toa^rer ©lanbe
jum OVunbe liegt.)
Cnanic.
1) v^(^to)S(^enbe Sßtrfuug ber Dnanie.
£>nanie unb über^auftt jebe, o^ne ©ntoirfung be« noturgcmöfecn
^«i^e^^ Don aufeeu, bur^ btoße ^^antafie entfle^enbe Äufreijung b«
l^euitalicu i|l Diel fc^ioäc^enbcr, al« bie wirHi(^e natürliche Sefriebigung
bc« OVfd)lc(i^t«tricbcö. (g. 64.)
2) 3)ie S3e(ömpfung ber Onanie gehört nii^t forao^l
in bie 9RoraI, aU in bie 3)tfttettf.
^ie Onanie ift ^auptföc^Iit^ ein Safhr ber Ainb^eit, unb fte )u
betämpfen tft Dielme^r €a^e ber 3)tätetif, ald ber Ct^if; ba^er eben
ou^ bie Sucher gegen fte Don 3ßebicinent (mic jliffot u. %) oerfagt
fmb, nid^t Don 3RoraIiflen. SBenn, nadjbem 3)iätettl unb ^W^m
bad d^rige in biefer @a(f|e get^an unb mit unabtoeidbaren @ränben
fte niebergefc^mettert l^aben, je^t uoc^ bie 3RoraI fte in bie ^anb net'
men mü, finbet fte fo fe^r fc^on get(|ane «rbeit, baß i^r wenig nbrij
bleibt. (6. 128.)
Cnetromantik, f. STraumbeutung.
Cnto loste.
Die philoBophia prima, b. i. bie Unterfu^ung beö Grfenntm§wr»
mögen«, welche in bie SJetrac^tung ber primören, b, i. anfdjonli^w
SorflcHungen (3)ianoiologie) unb in bie Betrachtung ber fecunbfire«,
b. i. abPractcn «orftcttungcu (Sogi!) ^erfättt, — biefer aDgemeine
SE^eil ber 'iß^ilofop^ie, mit welchem jebe ^^itofop^ie onju^eben ffli, ^'
Oittologifc^er öenjci« — fOptx 189
greift ober t)ie(me§r öcrtritt ^a9, toa9 man früher Dntoloflie nannte
itnb aU bie Szffxt Don ben ollgemeinpen unb mefentlic^en Sigenfc^aften
ber Dinge üOer^oupt unb alö folc^er aufflcHte, inbem mon für Sigcn«»
fi^often ber S)inge an flc^ fclbp ^ielt, nja« nur in golge bcr gönn unb
9?atnr nnfcr« SorPcflungöocrniögcnö i^ncn jnfommt, inbem biefcr gemäß
alle burd^ baffclbe ouf^ufaffenbc SBefen fic^ barfieHen muffen, bemjufolgc
fie al^bann gewijfe, i^nen allen gcmeinfame Gigenfc^aftcn an fid^ tra*
gen. S)ied ifi bem ju Dergleichen, bag man bie t^arbe eincd ®Iafe9
ben babur(^ gefe^enen ©egcnpönben beilegt. (^. II, 19.)
Die Sritif ber reinen Sernnnft ^at bie Dntologie in Dianoiologie
öerttjanbelt. (?. I, 89.)
Ontoiogifdjet ßtmx^^ beiS Dafeind ©otted. (®. unter ®ott: Die
Setoeifc für ba« Dafcin ®otte«.)
Cprr.
1) *cr^ältni§ ber SWufif in ber Dper jum Je^t.
Die lonfunji jcigt am Opernte^t i^re SKa^t unb ^ö^crc Scfä^i»
gung, inbem fte über bie in ben ä&orten au^gebrüdte Smp^nbung ober
bie in ber Dper bargcfteKte ^anblung bie ticfflcn, letzten, ge^eimften
Huffc^lüffe giebt, bad. eigentlid)e unb toa^re SBefen berfelben au^fpric^t
unb und bie tnnerfle @eete ber Vorgänge unb Gegebenheiten lennen
le^rt, bereu btoge ^üQe unb ?eib bie Gü^ne barbietet, ^inftd^tlic^
bicfeö Uebergctt)i^tö bcr ÜBupf, rtie awi^ fofern fie jnm ?:e^-t unb jur
^anbtung im Ser^ältnig bed Slllgemeineu 3um Sin^elnen, ber Siegel
3um Seifpiele fle^t, mö^te ed uieOeic^t paffenber fdjeinen, bag ber
£e^ jur 9)?ufif gebtc^tet toürbe, aU baß man bie Tlixfxt jum Se^te
lomponirt. dnjtDifdien leiten, bei ber übti^en ÜRet^obe, bie SBorte
unb {)anblungen bed Üe^te^ ben 5it^mponiPen auf bie i^nen jum ©runbe
liegenben Sffectioneu bed SSJiUend unb rufen in i^m felbfl bie aud»
)ubrü(!enben Smpfinbungen ^crDor, n>ir!en mithin al^ Anregungsmittel
feiner mufifalifdjen ^J^antafie. (SB. n, 511.)
Die SRuftl einer £)per, toie bie Partitur fie barfteQt, ^at eine DöOig
unabhängige, gefonberte, gleic^f am abftractc S^'iftenj für [xij, melc^er
bie ^ergttnge unb $erfoncn be« ©tüd« fremb fmb, unb bie il)re
eigenen unmanbelbaren SRegeln befolgt; bal}er fie auc^ ol)ne ben Ü^e^t
Dollfommen iDirffam ift. Diefe SRuftf aber, ba )lc nüt 9lU(!fic^t auf
batS Drama fomponirt n)urbe, ift gleic^fam bie ®eele beffelben, inbem
pc, in i^rer Scrbinbung mit ben SSorgängcn, ^crfonen unb SBorten,
jum änöbrud ber inncrn Söebentung unb ber auf biefer bernl)cjiben,
legten unb geheimen ^^ot^menbigfeit aOcr jener 93orgängc mirb. Dabei
jeboc^ ^eigt in ber Dper bie ^uftf i^re heterogene iRatur unb ^5^erc
äBefen^eit burd) iljre gänjlic^e -Subifferen} gegen aUed ÜRateriellc ber
{Vorgänge, in tjolge nielc^er fie ben Sturm ber i^eibenfc^aften unb baS
$at^oS ber Smppnbungen überall auf gleid^e SBeife anöbrücft unb mit
bcm felben ^omp t^rer T6nt begleitet, mag 2lgamemnon unb ^ifiÜ,
ober bcr 3>Dip einer Sürgerfamilie, ba« ÜWaterieDe be« ©tücf« liefern.
190 O^Jfer
S)enn für fie ftnb blod bie Setbeufd^afteu, bie äBiOendbetoegungen toor-
^Qnbcn; pe affimifirt ftc^ nie bem Stoffe, (SB. U, 512.)
2) Äritif bcr großen Oper.
S)te groge Oper ifl eigentlich fein (Erjeugnig bed reinen ^nfi«
ftnned; melnie^r bed etioad barbarifc^en begriff d t)ou (Sr^ö^ung be9
äfi^etif^en ©cnuffed mittelft Sln^äufung ber ÜRittel, ©tei^ieitigfcit
ganj t)erf(^iebcnartiger (Sinbrüde uub Serfiärfung ber SBirlung burc^
Serme^rung ber mirfenben äRaffe unb Jträfte; n)ä^renb boc^ bie SKuftf,
atd bie mtt^tigfie aOer fünfte, fUr ft(^ aOein ben für fie empfänglichen
®ei{l t)olIfommen aud}ufüOen t)ermQg; ya, i^re ^bc^fien ^robuctionen,
um gehörig aufgefaßt unb genoffen }u merben, ben ganjen, unget^eilten
unb unjerftreuten ®eifl »erlangen, bamit er fit^ i^nen Eingebe unb ft(^
in fte t)erfenfe,^um i^re fo uiiglaublit^ innige @prad^e gan) }u Der{lel|en.
3)ur^ ha9 bunte ©erränge ber großen Oper koirb bem (Erreichen bell
mufifalif^en ^auptjtoeded gerabe entgegengearbeitet. ($. II, 465 fg.)
Streng genommen !5nnte man bie £)pcr eine uumuftfalifc^e Srfin'
bung ju ®unflen unmufitalifc^cr ®eißer nennen. Oa, man fann fagen,
bie Dper fei ju einem SBerberb ber 5Kufif geworben. ($. II, 466 fg.j
3) »orjug ber SWeffe öor ber £)per. (©. SWeffe.)
4) Die Dubertüre ber Dper.
jDie OubertUre foQ }ur £)pcr vorbereiten, inbem fte ben S^arafter
berSRufif unb anö) ben S3ertauf ber Vorgänge anfünbigt; icbo^ botf
3)ie9 nic^t ^u e^plicit unb beutlic^ gefc^e^en; fonbern nur fo, nie man
im Xraume ha9 ffommenbe t)or^erfte^t. (^. II, 468 fg.)
5) 3)auer ber Dper.
S)ie große £)pcr i{l, inbem fle fc^on bur^ i^re breiflünbige S)auer
unfere mufifalifc^e (Smpföngti(^feit immer me^r abflumpft, toä^renb
babei ber S^necfengang einer meiftend fe^r faben ^anblung unfere
®ebu(b auf bie $robe ßeHt, an flc^ felbß, toefentli^ unb effentieO,
langtoeiliger 9?atur. SDtan foDte ba^er fuc^en, bie Dper me^r }u con«
centriren unb ^u contra^iren, um fie, U)o mbglic^, auf Sinen Set unb
(Sine ©tunbe ^u befc^rttnten. 3)ic längfle 2)auer einer Oper foOte
^mei ©tunben fein, bie eined S)rama9 hingegen brei ©tunben, »eil bie
5U biefem erforberte %ufmerffamfeit unb ®eifte9anfpannung länger an-
f)'dU, inbem fie und Diel tveniger angreift, ald bie unaudgefe^te 9?uftr,
»el^e am @nbe ju einer 9?ert)enqual ttjirb. (^. 11, 468.)
©pftt.
Wxt bem Urfprung aQed 2:^eigmud aud bem äBillen, bem ^jen
(oergl. unter ®ott: (Sgoiflifdjer Urfprung bed ®ottedglaubend) gcnon
Dermanbt unb ebenfo aud ber 3lai\xt bed ^enf(^en ^ert>orgel^enb ift ber
3)rang, feinen ®öttem Opfer }u bringen, um i^e ®unfl ju er
faufen, ober, menn fle fotc^e fc^on betoiefen ^aben, bie gortbauer btr^
felben |n fiebern, ober um Uebel il^nen abjufaufen. 3)ie0 ifl ber @imi
0))tttni«tnu« 191
iebed £)))ferd unb eben baburd^ ber Urfprung unb bie ©tü^e M
S)Qfetnd aOer ®6tter; fo bag man mit Sßa^r^eit fagen !ann, bie
©Otter lebten Dom £)pfer. 3)enn eben mii ber 2)rang, ben Setftanb
übernatürlicher SBefen angurufen unb }u erfoufen, bem 9Renf(^en
natürli^ unb feine 93efriebigung ein Sebürfnig if^, f<^<^fft er flc^
©btter. 3)o^er bie SKgemein^eit M Opfert, in aUcn 3€itQ(tent unb
bei ben Qllert)erf^ieben|len S9(!em, unb bie dbentität ber @ac^e, beim
grbgten Unterfd^iebe ber Serl^dltniffe unb IBilbungöfhife. Slod im
S^rtfient^um i|l ha9 eigentli^e Opfer toeggefaflen, tt)ieh)o^I ed in ©eftalt
Don @eetenmeffen, Slofier», Jtir^en« unb ÄapeIIen«9auten nod) ha tft.
9m Uebrigen aber, unb jumal bei ben ^roteftanten, muß ald Surrogat
be« Opfer« 8ob, ?rei« unb ®an! bienen. (?. I, 129—131.)
Cptimismit«.
1) Urfprung be« Optimidmu«.
^te (Srlförung ber S93elt au9 einem Hno^agorif^en vo\>^, b. ^. avi9
einem bon (Srfenntnig geleiteten SBiOen, verlangt in i^rer 9e«
ff^bmgung notbtoenbig ben Optimi^mu«, ber alöbann, bem taut
ft^reienben 3^>^0"^6 ^^^^ ganjen SBelt DoQ (Stenb jum 2^ro^, aufge*
pellt nnb Derfodjten toirb. (9B. II, 663.)
!Z)en eigentlichen ; aber Der^eimlid^ten Urfprung bed Optimidmu«,
nttmtid^ ^euc^elnbe (S^meic^etei gegen ©Ott, mit beleibigenbem Ser^
trauen auf i^ren Srfolg, (at fc^onung^Iod, aber mit fiegenber SBa^r^eit
3)aoib $nme aufgebccft in feiner Natural history of religion.
(2B. n, 665. 667.)
2) UnDereinbarfeit be« Optimidmu« mit ber 99e«
fc^affen^eit ber 98e(t.
& iß eine f^reienbe Kbfurbitttt, biefer 9Be[t, biefem £ummelp(a|
gequSIter nnb gettngfiigter SBefen, ml6}t nur baburc^ befielen, baß
eine« ba« anbere Derje^rt, unb in »eic^er mit ber Srfenntnt§ bie
Sätitgteif @c^mer) )u empfinben toäc^ft, toetc^e ba^er im SRenfc^en
i^ren ^bd^ften ©rab erreicht, — bad (Softem ht9 Optimidmu« an«
paffen unb biefe SEBelt aU bie beße unter ben möglichen bemonflriren
}tt »oOen. (SB. II, 664 fg. 205.) 9Bie fc^on Voltaire im (San-
bibe burc^ ben 97amen feine« Reiben anbeutet, bebarf e« nur ber
flufric^tiglcit, um ba« ©cgeut^eil bc« Optimi^mud ^u erfennen.
SSStrfU^ mad^t auf biefem @c^aup(aO bei' ©iinbe, be« Setben« unb
be« SCobe« ber Optimi«mu« eine fo fettfame t$igur, bag man i^n für
Oronie galten müßte, ^ätte man ni^t an ber Don $ume aufgebecften
geheimen OneQe beffelben eine hinlängliche (Srflärung feine« Urfprung«.
(®. U, 667. $. II, 326 fg. 599.)
3) Sßiberlegung ber an« ber ®d^0n^eit unb 3^^^'
mäßigfeit ber 3BeIt gefd^bpften Semeife für ben
Optimi«mu«.
(Sin Optimifl (eigt un« bie Hugen bffnen unb ^ineinfe^en in bie
SBelt, mie fie fo fc^bn fei im @onnenfc^ein mit i^ren Sergen, X^SIem,
192 0)»titni«niti6
Strömen, ^flangen, Spieren u. f. to. — X6et ifi benn bte Sßelt ein
@ucffaflen? 2^i fe^en finb btefe ÜDinge freiließ fc^ön; ober pt )u
fein ift ganj ettvod 9nbere^. — S)ann (ommt ein ^eleolog unb preifl
und bie loeife Einrichtung ber SBcIt. Sber menn man jn ben 9{e*
fu (taten be^ gepriefenen SEBerfed fortf (freitet unb bie fünb^aftcn unb
unglUdüdien, Don @ier unb Seiben gepeinigten Spieler betrachtet,
bie auf bev fo bauer^aft gejimmerten SBeltbii^ne agiren, — ba »irb,
roer nicfjt (}enc^elt, fc^toerlic^ ju ^adeluia^'d geflimint fein. (^. II,
665. 676.)
4) Setoeid bed beut Dptimidmud cntgegengefe^tcn
©at^ed.
~ "Den ^anbgteif Ud) fop^iflif^en Seaeifcn $?ei6ni^en9, bag biefe
2Be(t bie befte unter ben nti$gli^en fei, (ögt fic^ ernft(td) unb e^rtid^
ber Setoeid entgegenfleUen, bag fte bie fd|(ed)te|le unter ben möglichen
fei. jDenn ntbglid^ ^eigt ni^t, toa9 Einer ettoa ftc^ Dorp^antaftren
mag, fonbern toa^ mirflid} e^^ifliren unb befielen fann. 9lmi tfl biefe
2BeU fo eingeri^tet, toit fte fein mugte, um mit genauer 9?ot^ befielen
3u fbnnen; iDäre fte aber noc^ ein menig f(^(ec^ter, fo fönnte fie fc^ou
uic^t me^r &efte()en. t^olglid^ ifl eine f^tec^tere, ba fie nic^t befielen
tonnte, gar nid^t möglich, fte felbfi a(fo unter ben mögUc^en bie
fc^tec^tefle. — Die ScrPeinerungen ber uufereu Planeten e§emalö 6e^
tto^nenben, gau} anberartigen 2:§iergefc^(e^ter liefern und bie 3)ocumente
Don SSßelten, beren 93ef!anb nic^t me^r möglich h)ar, bie mithin noc^
ettoad fdjled^ter iDaren, üU bie f(^(ec^tefte unter ben möglichen.
(ffi. IT, 667 fg.)
5) @d}äb{i(^reit bed Dptimidmud.
üDer Dptiniidmud ifl in ben 9IeIigionen, tote in ben $^i(ofop^ten,
ein Orunbirrt^itm, ber aHer SOBa^r^eit ben S3Beg t)ertritt. (SQB. II, 717.)
SDer £)ptimidmud ifi im ©runbe bad unberechtigte ©etbfllob bed
eigentlichen Ur^eberd ber SEBelt, bed SBiQend jum $!eben, ber fic^
mo^IgefäOig in feinem S93er!e fpiegclt, unb bemgemäg ifl er nic^t nur
eine falfc^e, fonbern and) eine Derbcrblid^e Je^re. S)cnn er ftellt und
bad Scben a(d einen tniinfc^endtoert^en 3"!^^"^^ "^^^ ^t^ 3^^^ beffetben
\ia& @l)id bcd SRenfc^en bor. !3!)aoon andge^enb, g(anbt bann deber
ben gerechten %nfprnd) auf ®(itd unb ®enng ju ^aben; n^erben nun
biefe, tüie e« ju gefc^e^en pffegt, i^m nic^t jn Zijtil, fo glaubt er,
i^m gefc^efje Unrecht, ja er Derfe^te ben S^^d feined S)afein«; —
tDä^renb ed t)icl richtiger ifl, Arbeit, Entbehrung, 9?ot^ unb i^eiben,
gefrönt burc^ ben Sob, ai^ 'ben .^^cd unferd bebend jn betrachten,
nieil biefe ed ftttb, bie jur Verneinung bed SBiOeitd ^um foben leiten.
(SB. II, 669.)
S)er Optimidmud, too er nidjt etma bad gebanfen(ofe SRcben Solcher
ifl, unter beren platten Stirnen ni^td a\9 SBorte Verbergen, ifl uicfjt
blod eine abfurbe, fonbern auc^ eine toa^r^aft ruc^Iofe S)etthingd«
Orafcl — Orben 193
ort, ein bitterer $o^n über bie namenlofen $!eiben ber SRenfd^^t*
(SaS. I, 385.)
6) (Sine t^rage, toel^e ber £)))ttnitdmud ungeldfl lägt.
92a(^bem bie o))ttmif}if^en (S^fleme i^re S)emon|lrationen DoOenbet
unb i^r Sieb Don ber beflen SBe(t gefungen ^aben, fommt jule^t, hinten
im @9firm, ald ein fp&ter mättx be« Unbitbd, tote ein ©eifi au« ben
©rSbent, toie ber fieinerne ©afl )um S)on duan, bie Srage nac^ bem
Urfprung bed Uebeld, bed ungel^euern, namenlofen Uebel«, bed mU
f e^Iid^en, ^er}}erreigenben 3ammerd in ber Seit ; — unb fie Derfhtmmen,
ober ^aben nic^t« ate Sorte, leere, tönenbe Sorte, um eine fo fd^toere
dttä^nvaiQ abjuja^Ien. hingegen, toenn f(^on in ber ©runblage eine«
®9flemd bad Dafein be« Uebett mit bem ber Se(t Demiebt iß, ba
^at ed jene« ©efpenfl ni(^t )u fürchten, toie ein inofulirte« ftinb nic^t
bie ißodfcn. («. 143.)
7) 2)ie antioptimifiif^e Seltanfc^auung ber bebeu«
tenbfien ^Religionen, ber grogen ©eifler aller
3eiten unb bed allgemein menf(^(t(j^en ©cfü^t«.
(@. $effimidmud.)
fDtakel.
S)ie Studfprü^e ber alten griec^if^en Drafel geben, n)te bie aKe-
gorifc^en fatibilen !?rttume (oergl. unter Xraum: bie prop^etif^en
jCräume), fe^r feiten i^re üudfage birect unb sensu proprio, fonbent
^üQcn ^e in eine SlOegorie, bie ber Sludleguiig bebarf, \a, oft erfl,
nad^bem bad Orafel in ^füDung gegangen, oerftanbcn loirb, eben toie
au(^ bie aUegori
entfd^ieben barau
ffinfilic^ l^erbeige
(j^en XrSume. 3)ie Dielen SSetfptele biefer 8rt beuten
^in, bag ben Su^fprü^en bed !£)elp^tf^en OrafeK
ü^rte fattbile S^räume jum ©runbe lagen, unb baß
biefe bii8ioeiIen bx9 jum beutltc^ften ^eDfe^en gefleigcrt merben tonnten,
morauf bann ein birecter, sensu proprio rebenber Studfpru^ erfolgte,
bejeugt bie ©efc^ic^te Don jhöfud' (^erobot I, 47. 48.) — S)er an*
gegebenen Duelle ber OrateIf))rü(^e ber iß^t^ia entfpric^t e«, bag man
fie auc^ mebicinifc^, ivegen förderlicher Seiben confultirte. Cß. I, 272 fg.)
Crlrm.
JOrben ftub Sec^felbriefe, gejogen auf bie öffentli^e iD!einitng; i^r
Sert^ beruht auf bem Srebit M afu^fleDerd. dn2n)if(^en fmb fie,
aud^ ganj abgefe^en Don bem Dielen ©elbe, ba« fle, al9 ©ubflitut
)>ecuniärer Belohnungen, bem ®taat erfparen, eine gau) }n)ed(mägige
Cinrid^tung, Doraudgefet^t, bag i^re Sert^eilung mit ^inflc^t unb ®e-
re^tigteit gef^el^e. @ie rufen nttmlidb bem grogen Raufen, ber blut«
menig Urt^eildfraft unb felbfi koenig ®ebäc^tni§ §at, burc^ ftreu} ober
@tern ju: ,,2)er 9Rann ifl nic^t eure« ©(eichen; er ^at Serbienfle.''
!Z)nr(^ ungerechte, ober urt§ei(dIofe, ober übermäßige Sert^eilung Der*
lieren aber bie Drben biefen Sert^. ($. I, 382.)
6d^op(n^tter«£cci(on. II. 13 .
194 Orbnnng — Otganift^. ürgoni^mue. OrgantfQtitm
3>er Qftbtmfiotbfn unb ba^ Serbienß tnffen ni^t feitet jnfommen.
(3». 557 fg.)
Ctttuttts^ ber 2)tiigf*
3)er 9?atura(t^itiud ober bie oSfoIute $^9)11 ma^t bie Orbnnng
ber Statut jur einjtgen unb abfoluten £)ti)itnitQ ber ^ittge. ^m
gegenüber nun ift 9Reta))^9fiI bie Srfeimtni§, h0% hk Oronung brr
Statur nic^t bie einzige unb abfoCute Orbnung ber SDtuge fei. (9S. II,
194. SergL aRetap^^fif.) Stnt^ fi^Iet^t^tn UnernärCi^e, loe^t«
aOe Srfd^etunngen but^}ie^t, bei ben ^^ficn, j. 8. bei ber B^gnsg»
am auffaOenbften, iebo^ on^ bei ben uiebrio^u, }. 9. ben nc^i'
fd^en, eben fo too^t Dor^nben ift, gtebt %itt)etfnng ouf ctne to
p^^pf^eii Drbnung ber !^ge juth ©runbe liegenbe gonj onberortigfi
»et^e eben T>a9 ifl, tuad Stant bie Orbnung ber S/inge an frd^ nennt
unb ma« ben Bielpunft ber ÜRetap^ijftl au^mo^t. (SS. II, 196.)
Ctganifd). Grgautsimi$. Crganifatioit.
1) ©egenfal^ be^ Drganifc^en unb Unotganifc^en.
(®. 8 eben.)
2) SBefen bed Organidmu^.
S)er Drgaui^mu^ ifl bie bloge (Erfc^etnung, Si^tbaileit, Objectität
be^ äBidend, [a eigentlich nur ber im ®e^im ate SorfieOung ona<<
fc^aute SBiQe. 9ßa9 im @etbftben)uetfettt, atfo fubjcctiD, bet ffiiOt
ift, ba^ ftellt im SSemugtfein anberer S)inge, alfo objectit), fi^ Ott bet
gcfammte Drgoniömu« bar. (SB. U, 277- 375. !». 101.) »i^t
b(od in allen innern unbemitgten f$unctionen bei^ Drganidmu^ ifl bei
SQSiOe bä« Sgcnd ; f onbem ber organifc^e Seib [clbft ift irid^tl Vnbm^
ald ber in bie SorjteQung getretene SiQe, ber in ber (Erfernttnigfonn
M 9eaumc« angefc^aute SBiQc felbft. (97. 34. 54. &rgL aui^ 2ei6.)
3) Serpitnig ber Drganifation jur Sebctttfioeife.
8ei näherer Betrachtung ber Sngemeffen^eit ber Organifation jtbti
St^iere« ju feiner 8e6en«toetfe unb ben SDKtteln, fic^ feine (Sfiftmi }«
ermatten, entfielt bie gfrage, ob bie 8ebcndmeife ftc^ nod^ ber Orooni'
ation gerichtet l^abe, ober biefe nac^ jener. Huf ben erfknwl
d^eint ba« Srftere bad Süchtigere, ba ber ^tit uac^ bie Orgonifatioc
^er Sebendtueife Dor^erge^t unb man meint, hü9 Z^ f^ait bte Seben^
tocife ergriffen, }u ber fein 8au fic^ am beften eignete. KOein mitn
biefer Xnna^me bleibt unerUärt, mie bie gan3 Derfc^tebenen S^(e M
IDrganidmud eined X^iere^ fSmmtlic^ feiner Seben^meife genau ist-
f))re^en, fein Organ ba6 anbere ftört, DieTme^r jebet ba^ onbcre
unterftü^t, auc^ (eined unbenutzt Meibt unb lein untergeorbnetef Organ
gu einer onbem ^eben^neife beffer tangen mürbe, toä^renb aOein bie
^auptorgane biejenige beftimmt Ratten, bie bad 2:^ier »irlfi<^ ffi^rt;
oielmel^ jeber X^eil be^ S^iered fomo^I jjebem anbem, att fetnrr
Sebendmeife auf bad genauefte entf)nricl§t. 3)iefed, bog einerfett«, genfit
Dttßiaalitöi I95
ber lex . parsmoniae naturae, fein J^ier tin iUerfßJffigc« ©rjan f^at,
onbmrfeitd feinem ^itx )e ein Ocgan ab^t^t, »el^e« feine Sebenö«
meife erfordert; fonbern adc^ aud^ bte Dei*fd^iebenartigßen, überetnfiiuimcn
luib tok berechnet fuib ouf eine gauj [{Kciell befitmmte Seben6»ctfe,
beivei(l, bog bie Sebcn^uietfc, bte ba^ £^ier, um feinen Unterhalt ju
^nben, führen moUte, cd n)ar, bie feinen Sau bcfttnimtc, — ni^t aber
umgele^rt 2)ad @rfle unb Uvfprüngti^e ift bad ©treben, auf biefe
befiimmte SBeife gu leben, auf folc^ 9lrt }u Icimpfen, »elc^ed (Streben
fi^ barfleQt nic^t nur im ©ebraud), fonbern fd^on im !£)afein ber
SBoffe, fo fe§r, ba§ jener oft bicfem oor^erge^t, »ie ba« ©lo§en
lunger SbMe, Sibber, Kälber mit bem blogen kop^, e^e fle uoc^
$i}rncr baben^ benielft, — ein Stiittn, ta^ totxl bad Streben ba iß,
bie Saffe fi^ einfteQt, nic^t umgelc^rt, ünb fo mit {ebem Sl^eil
über§ott})t. (5». 40—52.)
4) Srflärung ber 3^^^<Itn^6i0f<^ii ^^^ Drganidmud.
®on)o^I bie am jlnoc^engcrüfie ftd) barfleQenbe genaue Sngemeffcn«
beit M ^a\it^ jn ben 3^^<^^^" • unb äuf^ern Sebcndoer^ättniffen bed
Zf)itxtß, a\& auij bie fo bemunbcntdioiirbige 3u'(<^<nä&igfeit unb
^armouie im ©ctricbe feined 3nncni, mirb burc^ feine anbere (Sr«
närung ober S[nna(}me arxö) nur cntferntcnoeife fo begreiflich, atd bur^
bie SBa^v^eit, t>a^ ber £cib beö ST^icre« eben nur fein Silte felbß ift,
ongefc^aut atd SorfleQung. S)cnn miter biefer Soraudfe{}ung mug
3[0ed in unb an i^m confpirtren gum legten Qtvid, bem Seben biefcd
Si^icre^« %üt9 il?ötl}ige niug ha fein, genan fo meit ed ndt^ig i|l,
nid^t weiter. üDcnn ^ier ift ber ÜReifter, baö SBcrf unb ber Stoff
Sined unb baffelbe. $ier mar SEßoIIen, Zt)\m unb Srreic^en (Sineö
unb baffelbe. S)a^cr ifl jieber Organi^mud ein überfd^Wänglic^ kJoHcn«
beted SJ^eifterftiief, fielet a(d ein SBnnbcr ba unb ift feinem Sßenfc^cn«
toerf, ba9 beim i'ampenfc^cin ber Srfenntnig erfün|lelt tonrbe, jn
wrgleidjcn, (5». 54—57.)
Crifitnalität.
1) Originalität ber Ocnie?.
!Die &tnxc9 leifien, n)ad ben Ucbrigen fc^tec^t^in oerfagt ifl. IDem»
Jemtt§ ifi benn auä) i§re £)riginatität fo grog, ha% ni^t nur i(|re
iferfc^iebcn^eit Don ben übrigen SRenfc^en augenfällig »irb, fonbern
felbfl bie dnbioibualität eine« Ocben oon i^nen fo fiarf ausgeprägt
ift, bog }n)ifd)cn aQen je bagemefcncn @enicd ein gän3{i(^er Unterfc^ieb
befi S^araftevö unb Oeiflcö Statt finbct. {% II, 69.)
2) OueUe origineller ©cbanfen.
£ad mit $ü(fe anfd^aulic^er SorfteQungcn operirenbe S)enfen ifl
ber (Ergeuger aOer wa^r^aft origineOen ©ebanfen, aOer urfprüngli^en
®runbanfi(^ten. % (®. 103 fg.)
13*
196 öttw — ?äberajlie
3) Sid^tiglett ber Ortgtnalttfit im ^raltifc^en.
%üx fein Xf^m unb Saffen barf matt leinen Stnbent jum SRnfler
nehmen; »eil Sage, Umfiänbe, Ser^ttltniffe nie bie gleichen {Inb, nnb
toeil bie SJerft^ieben^eit M S^araTterd auc^ ber ^anMnng einen t>er«
fd^iebenen 9[n{lri(i§ giebt, ballet duo cum faciant idem, non est idem.
'SRan mng, nad§ reiflid^er Ueberlegung unb f^arf em Sfac^benfen, feinem
eigenen S^arafter gemüg ^anbeln. 9[(fo anc^ im ^raTtifc^en ift
tDriginalitüt unerlttpc^; fonft pa^t, toa9 man tf)\xt, nic^t gu bem,
toaö man ijl. {% l, 493.)
Cum, f. ÜR^flif.
©ttpnekl)at, f. 2Wt|flif.
©tttjettürc, f. Dp er.
?.
1) 3)aö ^^Jroblem ber ?ßäberafiie.
Sin ji^ felbft betrautet fleOt bie ^äberafiie fl^ bar aU eine nt(^t
tlod tDibernatürlid^e, fonbern auc^ im ^öd^flen ®rabe koibertsttrtige unb
tlbfd^eu enegenbe äßonflrofitöt, eine ^anblung, auf kueld^e allein eine
t)5litg pttt>tx\t, Derf(^robene unb entartete ÜRenfd^eimatur irgenb einmal
l^tttte gerat^en lönnen, unb bie fl^ ^öd^flen^ in ganj tjereinjelten SOOen
»teber^olt ^ätte. SBenben tDtr nun aber tmd an bie (Srfa^runa; fo
fiuben koir bad ®egent^eil ^iet^on. Sßir fe^en nämtic^ biefed $afler,
tro^ feiner Kbfd^eulid^leit, }u aQen Qtitm unb in allen SSnbem ber
Sßelt, Dönig im ©d^uiange unb in häufiger Kürübung. 3>iefe gSnglid^e
Allgemeinheit unb be^arrli^e Unau^rottbarTeit be9 juerfl nur ald irre«
geleiteter dnflinct erfd^einenben Saflerd bemeifl^ bag baffelbe irgenbiuie
an9 ber menfc^ti^en 97atur felbfl ^erDorgel^t, ba t9 nur aud biefem
®runbe leberjeit unb überaQ unau^bleibli^ auftreten lann. 3)ag nnn
aber eüoad fo Don ®mnb a\i9 9{aturh)ibriged au9 ber 97atur ftüft
Verborgenen follte, ifl ein Problem, ha9 ber Söfung bebarf. (SB. U,
642—644.)
2) Söfung bed $robIemd.
S)ie S^ufiung im Witt ber abflerbenben äßonne^fraft koUrbe fd^ttac^e,
ftuni|)fe^ fiecfie^ etenbe unb Turj lebenbe äßenfc^en in bie Sßett fe^en.
9hm liegt aber ber Statur nic^td fo fe^r am $er}en, »ie bie Sr*
l^attung ber <Sptüt9 unb i^red Seiten ZJ^pn^, tooju »o^Ibefc^alfene,
tüchtige, frttftige OnbiDibuen ba9 iWittel finb. !3>a fte boc^ aber, i^rem
©runbfa^e natura non facit aaltus jufolge, bie Saamenabfonbenntg
^alingenerte — $anif(^er e^red 197
M 9Raime^ niäjt ))(B^ß(^ einftdlen lonnte, fonbem audf ^ier, lote
(ei iebem Sißerben, anmfißge Z)etertoration Dor^ge^en mußte; fo fal^
fie fUif, um il^ S^ed ju etrei^en, otnöt^igt, i^r beliebtet SEBerf^ug,
bcn ^ftinct, in i^r dntereffe 3tt stehen, toeld^e^ nun aber ^ter nur
babur(^ gef^^^en lonnte, bag fle i^n irre leitete, 3)ie ))ftberafitfd|e
Steigung fü^rt ©leic^gttltigfeit gegen bie SBeiber mit ft^, tteld^e me^t
unb me^r junimmt, }ur Xbneigung n)irb unb enbltd^ bie jum SEBiber«
toiQen ann)tt(^fl. 3)ie iRatur eneid^t alfo baburd^, bag, je me^r tn»
SRanne bie ütugan^^ha^ abnimmt, beflo entfc^tebener jene n^tber*
natürliche Xid^tung berfelben kotrb, i^ren eigentti^en 3^^'* "^^^
entfpred^enb finben mir bie ^äberafiie bur^gllngtg qte ein ISaflet alter:
SRttnner. Stt^renb alfo bie $äbera{Ke ben S^tdm ber IRatur gerabe
entgegen}un)irlen fd^eint, mu§ fie Oielme^r eben biefen Qtotitn, »tekoo^t
nur mittelbar, bienen, ate Xbmenbung grBgerer UebeL S)te in ^olge
il^er eigenen ©efe^e in bie 6nge getriebene 9?atur griff mitteljl
Serh^rung be9 OtifHnctd ju einem 9?ot^be§eIf, einem @tratagem, um
Don jtoeien Uebeln bem größeren }u entgegen. @ie ^at nämßdj ben
richtigen Qmd im 9[uge, ungiadRid^en 3^H^W^ oorjubeugen,. meldte.
aUmSlig bie ganje @))ecied bepraoiren ISnnten, unb ba fie ba9^
eigentß^ SKoralift^e bei i^rem treiben ni^t in^ «nfc^Iog bringt, fo ifl
fle nid^t fcrupuW« in ber 2Ba^I ber SKittel. (SB, II, 618. 644—648.)
3) 3)er »a^re unb Icftte Orunb ber Scrwcrffid^feit
ber ^dberaflie.
!Z)er ma^re, (e^te, tief metap^t/fif^e ©runb ber Sern)erfti(^ftit ber
$liberaflie ifl biefer, bag, koä^renb ber SBille jum Seben fld^ barin
beio^t, bie 0otge folc^er SSeja^ung, »elc^e ben Sßeg jur (Srl2(fung
offen ^ält, alfo bie Erneuerung be^ gebend gSnjIic^ abgefc^nitten ift.
(S. n, 648 fg.) VQe toibematUrlid^en ®ef(§(e(^tdbefriebigungen finb
Derbammli^, mit iuxif fie bem S^riebe »iQfa^ren, alfo ber SSiffe jum
Seben bejaht toirb, bie Prorogation aber n)egfaQt, loeld^e boc^ aQein
bie aflögli^feit ber Verneinung bed SBiUend offen er§tt(t. {% U, 340.}
4) Verlegung ber ©erec^tigteit burd§ bie ^ttberaftie.
Sßft^renb bie Onanie me^r ©egenfianb ber S)iätetif, ald ber (St§tt
ifl (oergt. Onanie), fo fäOt bagegen bie ^ttberafiie ber (Et^if anbeim^
too ^e bei Sb^nblung ber ©erec^tigfeit i^e Stelle flnbet 2)iefe
nfimlid^ n)irb bun^ fie oerle^t, unb lann hingegen bad volenti non
fit iiyaria nid^t geltenb gemacht merben; benn ba« Unrecht befielt in
ber Serftt^rung bed iüngem unb unerfahrenen Ztftxle, toet^er p^^[\\d)
nnb moralifd^ baburd^ oerborben »irb. (S. 128 fg.)
flaUn0Ciuftt, f. unter aRetem))f9^ofe: Untcrfc^ieb jtoifd^en 9Re-
temt)f9c^ofe unb ^alingenefie.
f)antfd)er 0d)rtik.
S)a6 ein gekoiffed SDtaß oon ^urc^tfamfeit ju unfcrm Seflanbe in
ber SBelt not^h^enbig, bie geig^eit blod bad Ueberfc^reiten beffetben
I9& ■ $atttHel«wtt«
i^, — bied ^t ^lo tum fBtrvAam thffeiib dsegAtiiA te feioer
ett|mo(ogtf(^en (Stfftttmtg ht9 ixsttoT Pamcus (deBftpieiitta TefeenmiTL).
Uebrigend ift ba« (^araherifUft^ bed ^am^djm ^ifttäzja, ba§ er
feiner @rünbe fid^ ni^t beuttit^ 6eivii§t i% fo^em. fie tud^ üoraut'
fe|t, ate fennt, ja, juv 9?ot^, gerabeju bte.g^im^ felift oU Onmb
ber gutj^t jeltenb wad^t. ($.1,506 fg.)
1) Urf^rung bc9 fßant^eidmu0.
tiDer ^ant^Umu^ fegt bett S^^ei^mud, al^ .tl|m i^or^ergegangm,
Doraud; benn nur fofent uton 4)Dn einem ®otte audge^t, olfo i^
f(^on Dormeg l^at unb mit i^m Dertraut ifl, lann mou lult^t ba^in
tommen, i^n mit bei ilBelt ju ibentificiren, eigentlich um i^n auf eine
anflänbige Seife ^vl befeitigen. SRon ift n3mli(^ liiert unbefangen
t7on berSBelt, atö bem )u (SrHärenben,. ausgegangen, f onbent Mn @ott
als bem ©egebenen; nad^bem mUn ober balb mit biefem Ri<§t mdp
n)ugte rool^in, ba ^at bie SBelt feine {KoQe Übernehmen foQen. 2)ie9
ift ber Urf))rung bed ^ant^eiSmud. 3>emt t>on; Dorne ^etn unb
unbefatjgenerkveife biefe Sßelt für einen @ott tiniuj[e^eti^ »irb fteinns
einfaflen. pß. U, 106.)
2) $ant§eiSmud ift nur ein ^Oflif^et at^eidmui
S)ad sofort $ant^ei0mu9 enthält etgentlti^ einen isiberf))rti(^, bt»
jci^net einen fic^ f elbfl auf^ebenben Segriff, ber ba^er* Von Irenen,
tuelc^e Srnfl t)erfie(en, nie anbete genommen werben \!ft, benn at^ eine
^dflic^e SSenbuiig; meS^alb eS aud| ben geifheic^en unb fc^arfftnnisen
^^ifofop^en bed oortgen Oa^^unbettiS nie eingefallen ift, ben ®))ino)a
bedU^egen, n^etf er bie 3BeIt Dens nennt, für feinen Streiften iU
galten. (31. 132.) Spinoja ^atte befonbcre ©rünbe, feine aOeiniae
©ubftaii) ©Ott }u benennen, um nSmti^ menigftend bad Sort, toetm
aud^ nic^t bie @ad^e, }n retten« ©iorbano Sruno'd unb Sonini'^
@(^eiter^aufen niaren nod| in frifc^em 9[nben(en. Senn ba^er @pino)a
bie Seit ©Ott benennt; fo ift ed gerabe nur fo, tnie menn 9{onffeas
im Oontrat social fietS nnb bur^gängtg mit bem Sort le Boayerain
bad SBoIf bejeic^net; aud^ I5nnte man t9 bamit bergleie^en, ba§ einft
ein Sürß, loelc^er beabfid)tigte, in feinem Sonbe ben Kbel ab}uf4affpi
auf ben ©ebanlen lam, um Jf einem bad ©eine ju ne^mni, aOe feine
Untertanen ju abeln. (S. H, 399. $. 320.)
„©Ott unb bie Seit ift (Sin9''~ ift UtA eine ^5fli<^e Senbung,
bem Herrgott ben Sbfc^ieb }u geben. ($. 441.) 2)er $ant^i^nu^
ift nur ein ^flid^er Slt^eidmuS. ($. 320.)
^ant§eiömu0 ift ein flc^ fclbfl auf^ebenber Segriff.; loeif ber Segriff
eines ©otteS eine bon t§m berf^iebene Seit, afS mefentlid^eS Korrelat
beffelben, tjoranSfefet. ©oII hingegen bie Seit felbft feine Motte fiber-
ne(}men; fo bleibt eben eine abfointe Seit, o^e ©Ott; bö^r $an«
f^ismu« nur eine Sut)^mie fUr «t^eidmuS ift. (^. I, 124.)
$antl^ci8mud 199
S) S>ie Ba^r^iiibed ^aHt^ei^mu^.
S>ie fSMpktii U^ ^anifßi^mva befielt in ber ai(«eiit0'Se§re|
tem.iv Kn itat {t^tt^L Sl(I«eind«Se^re), in ber 9Iuf^e6ung ht9
Imatiflifii^ 9tgen{a&^ itotfd^en ®ett itnb Sßelt, in ber <£rfenutnt§,
tag bt< 99$eä cm« il^er innetn Straft unb bur^ fi^ felbfl \>a i%
(©. n, 786—789.)
4) S>te Sel^!er be« $ant^ei9niu«.
a) 3>et ^ant^ei^mu« lügt bie Sßelt unerrittrt
@egen ben $ant^et«mu9 ifl l^aut)tftt(^Itc^ S)iefe9 einjuioenben, bag
er ntd|t# befagt. 2)ie äBett ®ott nennen, ^igt ni^t fie erHären,
fonbem nur bie ©pra^e mit einem übcrf(üffigen S^non^m bed 3Sorte4
a&e(t berrt^^ern. Ob man fogt „bie SBetr ifl ®ott" ober ,,bie SBelt
ifl bic SS)e(t" Ittuft auf (Sind ^and. 3>iuir menn man bobei boni
@ott, (A9- mflre tx bad ©eg^ene nnb gu (ErKärenbe^ ondgt^, älfo
fogt: ^,@ott ift bieSS^elt"; bagiebtcd gemiffermagen eine (ErGUrungp
fofem ed boc^. ignotum anf noiidus jnrücfftt^; hoc^ ifl efl nur eine
SSorterHärtcttg. SSein menn mon.))on bem »irllic^ @egebenen, alfo
ber WMX än^el^t/unb nun fagt: „bie Sßelt ifl ®dtt", ba liegt am
Zage, bagbomit nid^td gefügt/ ober ttjenigftend ignatnm per ignotioa
crttartifi (?. U, loe.) . .
3)et @ott bed $ant^$mu9 iß ein x, eine unbelannte ©röge.
@tatt tfon ber (Srfa^mng imb rbem notürfid^en, Oebem gegebenen.
Sdb^etottgtfetn auO^uge^en mib oon i^im aud auf bag 3ßetapl^i[|fif(^e
^n}uleifen, alfo beti auffleigenbtor analqtifc^en ®ang gu nehmen, ge^
bie ^ont^erflen; umgcMj^, ben ^erabfleigenben , ben f^ntf^etifc^cn; bon
i^rtm %eo<> beit fle, ttenn au^ btdmeilcn unter bem 9?amen substantda
ober Slbfolutum, erbitten ober ertro^, gc^en fte m9, inib biefeo ti50ig
Unbelannte foU bann aUeg Scianntere ertlSren, mä^renb bodf überaQ
ba« Unbefannte aug bem Sctannteren gu erüttren ifl. (9B.II, 787 fg.)
S)ie Seit ®ott nennen ^eigt nid^t fte erKttren; fie bleibt ein %öt^fel
unter biefem iRamen, ttrie unter jenem. (28. II, 740.)
3)en $ant^eiflett ifl bie anf(4attli<^e SBelt, alfo bie SBelt a(g
SorfleUung, eine abßc^Iid^e iDtanifeftation beg i^ innetool^nenbeti
@otteg, toelc^ed leine eigentti^e Srnttrung i^reg ^eroortreteng ent^ttlt,
oielme^r felbft einer bebarf. (93). II, 738.)
b) S)er$ant^eidmug flimmt ni(^t jur Sertounberung
über bie SBelt.
dm @pinogifi^en, in unfern Zagen unter mobemen t^ormen unb
^DarfleÜungen aU ^ant^eigmug fo oft toxthtx oorgebrac^ten ©tun ifl
bie Seit eine „abfolute @ üb {lang", mithin ein f^Iec^t^iu not^-
menbiged 9Befen, b. ^. (Stmad, bagnic^tnur alleg n^irfüc^e, fonbem
ou(^ aOed irgenb ml)gIi^e.S)afein in fic^ begreift, alfo (Stmad, beffen
dlid^tfein ober Snbergfein oSQig uubenfbar ifl. SBäre bied nun loa^r,
fo miigte unfer unb ber äßelt !Z>afetn nebfl ber Sef^affen^eit beffelben.
200 $attt]^eUmu6
mit entfernt, ft^ und a(9 QuffaQenb, prodematif^, ja, att bad
unergrönblid^e, und ftM beunru^tgenbe 9tfit^fel baTjufleOen, ftd^, im
©egent^eU, noc^ ))tel me^r t)on felbfl ))erfle^en, att bag 2 3RaI 2 Dter
iß* S)(nn mir mügten gar ni^t anberd irgenb )u benlen fä^ig fein,
att bag bieSßettfei unb fo [et, lote fie ifl; mithin müßten toiri^red
SDafeind att fold^en, b. ^. att eined ^roblemed jum S^a^benbn, fo
loenig und bekougt ttjerben, att »ir bte unglaublich fc^neUe Setoegtuig
unfetd Paneten eni))finben. jDiefem Slllen i|i nun aber ganj unb gor
ui^t fo. (SB. n, 188 fg.)
c) 3)er $ant§eidmud fiimmt nid^t gur Sefc^offen«
^eit ber SBelt.
!Z)er ))ermetnte groge ^ortf^ritt Dom St^eidntud inm $ant(etftnud
ifl ein Uebergang Dom ttnenoiefenen unb fc^koer S)enlbaren }ttm gerabeju
Sbfurben. S)enn fo unbeutUd^, fd^manlenb unb Dertoorren ber Segriff
aud^ fein mag, ben man mit bem Sorte ®ott Derbinbet; fo fmb bod^
3kDet $rttbicate baDon unjertrennlic^ : bie ^^fle äRad^t unb bie ^iic^fte
äBeid^eit. SDag nun ein mit btefeu audgerttfieted SBefen fiä) felbfl in
eine Seit, tük bie Dorliegenbe, eine Seit hungriger unb geqn&Iter
Sefen, Dern^anbelt ^aben follte, ift gerabeju ein abfurber @ebantc.
3)er 2:^eidmud ifl blod unerniefen, unb koenn ed au(^ f^toer benf6ar
ifl, bog bie Seit Ser! eined ))erfönli(^en Sefend fei, fo ifl t» bo4
nid^t gerabeju abfurb. S)enn bag ein allmächtige^ unb aÖkoeifed Sefen
eine gequälte Seit f^offe, läßt fic^ immer noc| benlen, toenngleic^ loir
bad Sarum nic^t lennen. 9ber bei ber Slnna^me bed $ant^ei0inu9
ifi ber fc^offenbe ©Ott felbfl ber enblod ©equälte, unb jtoar ava freien
©tüÄen; baö ifl abfurb. (^. II, 107. % I, 144.) ®em ?ün'
t^eidmud ifl bie Seit eine S:§eop^anie. ^an fe^e ftc boc^ aiernnr
einmal barauf an, biefe Seit beflänbig bebttrftiger Sefen, bie iM
baburc^, bag pt einanber auffreffen, eine 3^^^ I<^n9 be^e^en, i^r
S)afein unter SIngfl unb 92ot^ burc^bringen unb oft entfe^Iic^e Dualen
erbulben, bid fie eublic^ bem Sobe in bie SIrme flUrjen. Ser bie<
beutlid^ ind 9uge fagt, koirb gefielen muffen, bog einen ®ott, ber fxij
^ätte beigeben loffen, fld^ in eine folc^e Seit }u Dermanbeln, bo4
koo^rlid^ ber Jcufel geplagt ^aben mü^te. (S. II, 399. 737.) 2)ie
Uebel unb bie Dual ber Seit f)immtett f^on nic^t }um ST^eidmit^;
ba^er biefer burc^ allerlei 3(udreben, 2:§eobiceen fic^ ju Reifen fn^tc.
!Z)cr ^ant^eidmud nun aber ifl jenen fc^Iimmen ©eiten ber äBelt
gegenüber bonenbö unhaltbar. (S. U, 676. 737. ?. I, 67. 73.)
d) 3)er ^ant^eidmud ifl mit ber äRoral unDereinbar.
3)ie $ant§eiften f5nnen leine ernfllicib gemeinte 9Rorat ^oben; bo
bei i^nen »Ileö göttli^ unb bortrefflic^ ifl. {% I, 144.) ©pinoja
Derfu^t jtoar flcllentocifc, fie burc^ ©op^i«mcn ju retten, meiflen«
ober giebt er fie gerabeju auf. Stter ^nt^ci^mu« mug an ben
unabtoeirtaren Sorberungen ber SWoral, unb näc^flbem am Uebel nnb
Seiben ber Seit, jule^t fc^eitern. Ofl bie Seit eine S^eortonie; \o
Vorabojie — ^rtifern 201
iß Wle0, toad bet SRenfc^, ja ou^ ha9 X^ier t^ut, gleic^ gSttßi^ «nb
tortteffltc^; ttic^tt Idnn ju tabeUt nnb nid^td Dor bem Snbtm jQ
loben fein; alfo (eine &l)it. (S. U, 675.) Stac^ bem $0ttt^ton9
tft bie SBett ein ®ott, ens perfeddssiinum, b. |. e^ (ann ni^td
Seffere^ geben, noif gebod^t »erben. Xlfo bebavf ed feiner Sr(5fmig
barau«; fotg(i(| giebt e9 (eine. (SS. U, 406. 738.)
Qn oQen da^r^nnberten ^at bie arme Sßa^r^eit barüber errbt^en
muffen, bag fte parabo; toax, nnb ed ifl bo^ ni^t i§re @(^ntb.
Sie (ann nidft bie*@e{)alt bed ti^ronenben aUgemeinen drrt^umö an»
nehmen. ((?. 274.)
Sßem $arabofie eined SBerM ein nngünfHged Somrt^eil giebt,
ber ifl offenbar ber ÜReimtng, ed fei fc^on eine bebeutenbe SDtaffe bon
aSei^^eit in Umlauf, man fei überhaupt meit gefommen unb ^be
^b^ftend bad Sinjetne conecter ju mad^en. SEBer aber mit $Iaton
bie gangbare SReinnng nnr gang beitttufig mit einem xotc tcoXXoic
TcoXXa Soxei abfertigt, ober gar mit ®bt^e bie Ueberjeugung ^at,
ba§ ba0 Kbfurbe rec^t eigentlich bie 993elt erfülle, bem ijl ^arabo^ie
an einem SBerfe immer ein günfiiged, toenngleid^ feinedmegd ent»
fi^eibenbed @9m))tom. {Wi. 296.)
patoiitj f. nnter Säd^erlid^: bad abflc^tü^ Sä^erßc^e.
yartiktln.
1) Sogifc^e Sebentnng ber ^artüeln.
„S)enn, meil, loarum, barum, alfo, ba, obgleid^, jmar, beunod^,
fonbem, wenn — fo, enttoeber — ober", unb fi^ntic^e me^r, flnb
eigentlich logifc^e ^artileln; ba i^r alleiniger ^mä ifi, bad t^or«
meOe ber iSenfproceffe au^jubritden. Sie finb ba^er ein (ofibareö
(Sigent^um einer ©prad^e unb nic^t allen i]t gleicher Xnja^I eigen.
(SB. n, 115.)
2) S)te moberne @))ra(^oer^un3nng in Setreff ber
^artiteln.
2)ie eingeriffene Sprac^Der^unjung }eigt fTc^ in me^rem c^araN
terifKfd^en $§Snomenen, unter anbern aut^ barin, bog bie @prac^«
Derberber, um ein paar logifc^e $artifeln ju lulriren, fo verflochtene
Venoben mad^en, bog man fie vier SDtat lefen mug, um hinter ben
©inn JU fommen. (®. H, 138.) 3n«befonbere flnb bie ^artWeln
SSenn unb @o bei i^nen profcribirt unb muffen überaQ burc^ 8or«
fet}ttng be^ Serbi crfe^t koerben, o^ne bie nbt^ige, für Köpfe i^re^
@^lage9 freiließ aucJ^ ju fubtile 3)i9crimination, U)o biefe SBenbnng
paffenb fei, unb koo nid^t; tooraud benn oft nid^t nur gefd^macKofe
^ttrte unb Sffectation, fonbem an^ Unoerftanblid^feit ertoäcMt. ($. U,
560.) „3Benn'' nnb „fo'^ finb geästet im dntereffe ber Ouc^flaben»
jö^lerei; ftatt „wenn er e0 getoufit ^flttr, fo Würbe er nic^t getommen
202 ^atrlotiSmua — JPerpetuum aiobüe
fettt'^ f^reiBen fk mit einem ©oDiei^mu^: .>;^at^ er ^ ^ma^t^ er
»Öre ni^t gclommen/' Htfein Sie logifd^en ^orttfein „ix)ma — ^|oV
flnb htx Qoni etgentt^e äudbntdt bef ^kipotj^etifti^n Ur%i(0/ atfo eimt
SBirfianbedform, nnb btefer mtmltUlbör aoge^ait* J^etiä eine &pxaäj/i
fol^e formen tieftet, fo ifl e^ gra|e 2i^or^t, fie begjuberfeii, um
ein ^aax 6iI6cu ju crfjjarett, (^.77.)
|)attioti$inu$.
Xtx ^atrioti^muf , n>etm er im 9iei(^& bet Siffenf Aaflen fl^ geltenb
machen )mll, ifl ein f^mu|}iger ©efeSe, ben ition ^ütauStttrfen foS.
tS)etm maS !ann iin))ertinetiter fein, aU \>a, m bat tein unb ollgemetii
iÖtenfi^tid^e betrieben wirb tinb )vo So^r^eit, jt(ar§eit nnb @(^n^ii
oQein gelten f ollen ^ fme SJorliebe für bie Station, melier bie eigene
loert^e $erfon gcrabe ange^brt, in bie äBagfd^ale legen )u u^oSen unb
nun, au9 fotd^er 9iüä\xi)tf batb ber äSa^rl^eit ©ctualt anjut^mt, balb
^egen bie grogen ©eifier frember Stationen ungerecht jit fein, um bie
geringen ber eigenen ^erau^juftreic^en. {% Hf 523, 3)?. 177 fg.)
JJÄrtUtetle, f. nnter 8 üd^ e r l i <^ : 3?ör r ^cit.
|3rfagtani«mH5.
SSJä^renb Sluguflinu« nnb felbfi Sut^ bie ilR^fterien b(d Q[§ri{i«t-
t^umd fe^ge^olten ^aben, fo 3ie^t bagegen ber ^clagioni^mu^ Wlt9
gur l)Iatten «erflänblit^feit ^erab. (iSJ. n, 183. 716) I, 480* (5. 66.
$. I, 71. — Sergl. au^ Stationoti^mud.) SDad feltfame^. hau gt«
meinen SJerfianbe ttiiberftrebenbt Slnfel^en ber d^rifilid^n. änderten/
»elc^ed ben ^rofef^ti^niitd erfc^n^ett, ift @d§ulb, bag ber f^etagiomdmug,
ober ^entige 9?ationali0mu9 ; fld^ gegen f e anftr^nt unb - fie n^ggu*
q-egiflren fUc^t, baburd^ aber bad S^riflent^um 3mn d^bent^nm juriicf*
fü^rt. (SQ3; II, 692.)
IltUuciUU'dt.
Ueber ba« Sßefen ber ^eOucibität »nnen nng bieOei^t ben beßeit
9[nffd^(ug biejenigen Xbxptx geben, n^elc^e blod im fiüfjigen 3oftanbe
bur^fid^tig, im feflen hingegen opal finb; bergleic^en finb Süaifi,
SaQrat^, Salg, ^tter, DA u. o. m. Tlaxx lann oorlttnfig fu^ bie
®ad^e fo auflegen, bag bad biefen, toie allen feflen Körpern, eigene
@treben nac^ bem flUffigen 3uf^^>i^^ P4 i<<S^ i" ^^^^^ fiarlen Ser«
toanbtf^oft, b, t. Siebe jur äBärme, ald bem aOeinigen 3){ittcl bajn.
^ed^alb t^ermanbeln fie im fefien ßuflanbe oQe^ i§nen jufaQenbe Sic^t
fofort in SEBärme, bleiben alfo opaf, hx9 {le flUffto geworben futb;
bann aber finb fte mit SBärme gefdttigt, laffen atfo ba« £i^t ate
fol^e« bur^. fljj. II, 130 fg.)
Ferpefunm mobile.
®tt6e ed koa^re SBe^felmirlung, bann U)äre ondf ba^ perpetaum
mobile möglid^ unb fogar a priori geioig; oiefme^r aber liegt ber
Werfen — $cff«tti«mu« 203
8e|Qtt^ttmg/ bog ^^ unm^glitf): fei,: bte tttbetaeupug a priori jum
Qhntnbe^ ta§ e^ lehte »aftve Se(^[«(mirTuu9 unb feine SerfUmbe^form
f«r eine. fa<^ gieW. . (8B. I, . 548.)
Uttbemngt trtffenb ifl ber m aOen etttopBifc^en ^pxtd^ iM^t
®titä\iä) ht§ SBorted ^etfon ^t Sejeic^rtmtg be^ menfd^Kd^en ^n*
btiribttii«^; benn persona bebeutet etgeittlti^ eine ®(^f|pieiennatfe,
tinb dffevbtnsd jeigt fteiner fld^ wie «r ift, fonbent dcber trttgt eine
SRodte nnb fptelt me 9to&<. (¥. S, 623.)
Iletfonlu^kctt.
. I) $5änomettaUt&t ber?er'föiili(^»cit-
S)ie^eyfon ifl bbge Srfc^inung unb i^re 8erfd)ieben^ett Don
mtbern Onbi^tbiun beruht nuf bet f^orm-bie Srfd^einung, beui prin-
cipio indiTidnatidfils. (8B. I, 417. • — Sergf. dnbil^tbuatiott,
dnbi&ibualitSt)
i) ®cgcn'bie Uc6crtragung bcr $erf8nlid)fcit auf btn
• SBeltür^eb^r. . .
-S)ie $etf9ntt^feit tfl eiit l^^ätfomen, ha9 m^ nur au9 unferer
ammalifc^en 9fatitr befamit unb ba^er, Don biefct ge[onbert, md^t me^r
bentlic^ benfbav ifi; ein fo(^ed nun }um Uvfpi^ung unb ^Jrmcip bet
SBett }u tno^en; iß ein ®a4f ber ni<^t foglei^ debem in ben Jfopf
miS, gefd^meige bag er fc^on ton $aufe aud barin »urjette unb
IcBte. (?. X 204.)
.8) 2)ie Sefd^affen^eit ber $erfönU(^Ieit qU erße unb
mefentli^fle 99ebingung bed fieben^glUcId.
SUt unfet Seben^glüd ifi 2)0^, n^ad w\x finb, bie ^erfSnlid^feit,
bu^au< ba0 Srfte unb S9$efentU4fie. d^r äßett^ tann ein abfoluter
feigen, im ®cgenfa^ M hM retatiocn ber objectiDen ®üter. ($. I,
337. »ergl. ©lütffäligfeitöle^rc unb ®üterO
|)ef){ini0mu«.
1) Seuei^barleit bt9 $effinti0mud. (@. unter Op"
tittti^mud: Setoei^ be« bem Opttntidmu^ entgegengefe^ten
Sa^ed.)
2) $effimi9mu9 unb Optimiömu« aU ©runbunter«
fc^ieb ber 9te(igionen.
Der Sunbamentalunterfc^ieb aOer Sleligionen ifl nic^t barein
)u fe^en, ob fie tnonot^eifiif^, ))o(9t^eifKfd^, (rnnt^eiflif^ ober at^eiflif^
fmb; fonbem nur barein, ob fie opümifHfd^, ober peffimifKf^ finb,
b. ff. ob fie bad SDafein biefer SBelt att bur^ f{(^ felbfi gen^tfertigt
baxfteDen, mithin t9 loben unb preifen, ober aber ed betrad^ten al^
ettoo^, ba9 nur oM f^olge unferer ®(^ulb begriffen werben {ann unb
I
j
202 ^fttrlpfrömufi —- JBerpetacim mobUe
fetn'V [^reiben ft^ mit einem ©oDiei^utud: ,iiiUtt er ßS fietmil^- er
tDÖre nirfnt gclominen/' Htfein Sie logifd^en ^orttfeltt „kuetut — [o**
flnb ber ^^^nj eigentliche Studbntd bef ^^pot^etifti^it Urt^cU^/. atfo einet
$frfianbe$fpTm, uub btefer immittelbör angefiagt* S^eun eine &fxadjit
fol^e gormeit befi^t, fo ifi/e^ gta^e !C^r^eit, {te iDegjitberfai, um
ein $oat 6U6en ju ctfjjarett. (^. 77.)
|)attioti0ntti0.
3)et $atriotiMuf, n>emi er im 9iet(^e ber äBiffenfd^aften ft^ geUenb
tna(|en niill, ifi ein f^mu|}iger ©efeSe, ben mm ^immtoetfen ToH.
tS)enn mo8 !ann impertinenter fein, aU ba, toc ba^ rein unb olfgemettt
SÖtenfc^tic^e betrieben totrb linb )uo So^r^eit, jtfar^eit itnb @(^B^eit
oQein gelten f ollen, feine SJorliebe für bie Station, niefc^er bie eigene
mert§e $erfon gcrobe onge^Srt, in bie äBagfc^ate legen )u U)oIIen unb
nun, Qug fold^er SRüdEftc^t, batb ber So^r^eit ©ckoatt (in)ut^ttite balb
gegen bie großen ©eifier frember Stationen nngeret^t pi fein, um bie
geringen ber eigenen ^erau^jufireic^en. ($.11^ 523. SD2. 177 fg.)
JPeUrtUterte, f. unter mäjtxÜSj: 5ftarr^cit. /-
JJelagiaiii«mHS.
Sßtt^renb «uguflinu« unb felbfi Sut^ bie ÜR^^ien be« Q[§riße»-
t^umd feftge^alten ^aben, fo 3te^t bagegen bet $clagianidmud Kle9.
jur platitn Serflcinblic^reit ^erab. (ßi. Tl, 183. 716; I, 480/ (!. 66.
% l, 71. — Sergl. auc^ 9{ationa(i^mud.) SDad feltfame^.hem ge^
meinen SJerfianbe ttiiberftrebenbe .^nfel^en ber i^rlftlid^n. 2R^erten,
tüüift9 ben ^rofef^ti^mitd erft^n^ert, t^ ^^viÜ, bag ber $etagiam4mu9,
ober heutige 9?ationali0mu9, fld^ gegen fle auftc^nt unb fie megjU'
e^-egiftren fud^t, baburc^ aber bad S^rifient^um 3mn dubent^nm 3urö(f*
fü^rt. (SB; II, 692.)
|)tUucilittat.
Ueber ba« Sßefen ber $ellucibität lönnen un« oieOei^t ben beßen
Slnfft^&tg bieienigen X^iptt geben, toAift Uo9 im fiüffigen 3nft<utbe
burd^fi^tig, im feflen hingegen opal flnb; bergleic^en flnb SBac^,
IBaürat^, Salg, SButter, Oel u. a. m. 9Ran lann Dortttufig fid^ bie
©ad^e fo auflegen, bog bad biefen, toit allen fe|len j!5rpern, eigene
Streben nac^ bem flüfftgen 3ufiaube fi^ jeigt in einer fiarlen 8er«
n^anbtfd^aft, b. i. Siebe jur äBSrme, aU bem oQeinigen tSlitttl bajtt.
SDed^atb tjenoonbeln fie im feflen ßuflanbe aUe^ i^nen )ufaQenbe Sic^t
fofort in Sßärme, bleiben alfo opaf, bid fte pfflo gen)orben flnb;
bann aber flnb fte mit SBärme gcfdttigt, laffen alfo bod Sic^t aU
fold^eg burt^. (^. II, 130 fg.)
Ferpefunm mobile.
®äbe e^ toa^re SBec^felmirlung, bann toUxt au(^ bad perpetaum
mobile mögli^ unb fogar a priori geföig; oietme^r aber liegt ber
?Jerfon — ¥effMtti«mu« 203
8e|Qtt)»ttmg/ biig {^ unm^glttf) . fei, : bie Utbetjeugitug «priori jimt
Qhntnbt, ta§ c^ leitte »a^ve Se^felmtfung unb feine Serfiattbedform
f«r:cine. fiÄc^e jjeit. («B, I, 548,)
Uttbeningt tttffenb ifi ber in aOen etttop8tf(^cn Sprayen ü6(i(^e
@e6tou(l^ be9 WioxM ^etfon ^x Sejeic^nmtg be^ utenfd^nd^en 3n*
bttribmim^;^ benn |>erBoi}a bebetitet eigeittlii^ äne Sc^fpielennotfe,
iinb AfferbtHS« jetgt fteiner fld^ wli «r iß, fonbern dcber trügt eine
SRodte ttnb fpielt me StoOe* (¥. II, 62d.)
llerfonlit^kcU.
. 1) $»§änomettaUt&t ber'$er'f5)tltc^tcit.
SHe ^feit ijl bbge Srfc^inuitg unb i^re Serfc^ieben^ett Dott
onbem Onbi^tbiun btru^t auf ber f^otm bie Srfd^einung, betn prin-
cipio indiTidiiatidÄis, (©. I, 417. ~ ©ergf, S'nbröibuatioö,
SnbiöibüoUtat.)
i) (Segen'ble Ue6ertragung ber $erfdn{id)(ett auf btn
• SBeltür^iir.
S)ie ^etfQnlt^feit ifl eiit l^^tfomen« ha9 un^ nur au9 unferer
ammaliff^en 9Iotitr fielanitt unb ba^er^ Donbiefct gefonbert, mä}t me^r
beutli^ benfbar ifi; ein fot^etf nun }um Utfprung unb ^rinctp bet
3Be(t }u mo^en; iß ein So^^ ber ni<^t fogtei^ debcm in ben Jfopf
loill, gefd^meige bag er fc^on oon $aufe aud barin bitrjette unb
ItBte. dP. X 204.)
. 3) !{)ie Sefc^affen^eit ber ^erfönUt^feit aU erße unb
mefentli^fle 99ebinguug bed Seben^glUcId.
%üt unfet Seben^Iüd ifi 2)0^, m9 wix finb, bi« ^erfOnlic^feit,
buriä^au< bad Srfle unb SßefentUtfffle. d^r äßett^ tonn ein abfoluter
feigen, im ®cgenfa^ be9 bIo9 relatiiien ber objecttDen ®ttter. ($. I,
337. »ergt. ®Iütffäligfeit«le^rc unb ®ütcr.)
1) Semeiöbarleit bed $effinttdmu0. (@. unter 0)i«
tittti9mu9: 8ekDei9 bed bem Optimi^mn« entgegengefe^ten
Sa^ed.)
2) ^effimi^mud unb Optimi^mu^ aU ®runbttnter«
fc^ieb ber Religionen.
Der Sunbamentalunterfc^ieb aOer Sletigionen ifl nic^t barein
)u fe^en, ob fie monot^ifUf<^, {»oI^t^etfKfd^, pant^eifKf^, ober at(eifKf<^
finb; fonbem nur baretn, ob fie optintifHfc^ , ober peffimifKf(| fUib,
b. ^. ob fie ba0 !Dafein biefer SBelt aU bur^ fi<^ fetbfi gen^tfertigt
borfleQen, mithin e^ loben unb preifen, ober aber t9 betrad^ten ald
ettta9, ba9 nur att f^olge unferer ©d^ulb begriffen »erben {ann nnb
i
204 Petitio principii
ballet eigentlich nid^t fein follte, tnbem fie erfcnnen, bag ©f^nterj nab
Xob ni^t liegen ffinnen in ber etoigen, nrf))tttngß(^en, nnabSnbettu^en
JDtbnnng ber S)inge, in S)ent, toa^ in jebem Setrac^t fein follte*
(SB. II, 187 ffl.)
3) $effimi9mu9 bet bebeutenbfien 9ie(igionem
S)er 8ra^mani9mn9 unb Subb^aidmnd fUtb peffbnifiifc^. (SergL
Sra^manigmnd nnb 9nbb§aidmn9.) 3)te d^rifilic^e ®laubtoih
le^ve ifi ))ef fimifUf (^ , ba in ben SDongelien SBelt unb Uebel beino^
ate f9nonk|me Sfudbrildfe gebrandet loerben. (SB. I, 385. SecgL
S^rißent^um). S)te alten ©ontanttifc^en Steligionen faffen bog
!Z)afein ald eine Serirrung auf, Don meld^er )urüd)uIommen Sttöfnng
ifl. !Z)ad dubent^um enthält menigflend im @ünbenfall ben ffeim }u
bleuer anfid^t. 8Io« ba9 ©ried^ifc^e ^eibent^um unb ber d^Iam
bib gau} optimtßif d^ ; ba§er im ^rflent bie entgegengefe^te Senben)
l^ toenigfiend im !£rauerfpie( Suft machen mußte; im O^Iam aber
trat fle ate ©ufidmud auf, biefe fe§r f<^öne (Srfc^einung, koeli^e
bur^aud dnbifd^en ©eifled unb Urfprungd ifi. {W. II, 693.)
4) $effimidmud ber großen ©eifter aller 3^iten.
2)ie großen ©eifler aller ^titm ^aben fic^ peffimiflifc^ gettußert;
faß ieber berfelben f^ai feine (Erfenntniß M Oammerg biefer SBelt in
jlarfcn Sorten au«gefpro^cn. (933. II, 670—673.)
5) $effimi$mud bed allgemein menfd^Iic^en ©eftt^U.
SBie fe^r bem Seibnt^ifc^en Segriff ber mSgli^ft beften SSBeU bad
aOgemeine menfd^Ii<^e ©efui^I entgegen fei, jeigt unter anberm bie9,
baß in $rofa unb Serfen, in Süt^ern unb im aUgemeinen Seben, fo
oft bie 9tebe ift Don einer „beffern äEßelt'', uiobei bie jKlIfc^ttieigenbe
Soraudfe^ung ifl, lein vernünftiger SOtenf^ tverbe bie gegentt)iirtige
Seit für bie möglic^fl befle galten. ($. 421.)
Petitio principii.
1) ^Definition ber petitio principii.
Sirb einem ®at, ber leine unmittelbare ©euiiß^eit ^at, eine folc^t
beigelegt, fo ifl er eine petitio prindpü. (S. U, 132.)
2) (Sin moberner befc^önigenber 9[udbrud für petitio
principii.
3i(^te nennt ben lategorifc^en dmperatib Santo ein abfoluted
^oftulat. S)ied ift ber mobeme, befc^önigenbe SIuArud für peüda
principii. ((5. 142.)
3) SDie petitio principii aU erifiifc^er Aunflgriff.
Siner ber eriflifc^en jtunfigriffe (Dergl. Sriftil) befielt barin, ba§
man S)a9, n^a^ man erft bart^un mü, }um Soraug in'ö SSort, in
bie Benennung legt, aud melier t9 barni bnr^ ein Mod anall)tif^§e9
Urt^eit ^erüorge^t. $ot }. 9. ber ©egner irgenb eine SerSnbernng
Waffen — Vfcrb 205
Dorgefc^fagen, fo nennt man fie .^ittenerung", benn i'M Sßort ifl
gc^ffiS- SBaö ein ganj «bfic^töbfer unb Un))art^eüf(^er etma ,,SuIttt^'
ober „5ffent(i(^e ®(au(end(e§te" nennen niürbe, bad nennt ISlner, ber
f ür fte fpre^en toiH, „gr5mmiflWt", ,,®ottfeKflfeit", unb ein ©egner
bejfetten „Sigottetie", „@n»)erpition". 3m ©runbe ifl bic« eine feine
petitio principii. (^. 21.)
Pfaffen.
1) 5Die Urlifl oller ?foffen.
3)ad ©rnnbge^eimnip unb bie Urlifi allet Pfaffen auf ber ganzen
(Srbe unb )n allen 3^Uen, mögen fie bra^manif^e, ober mo^amme»
banifc^c, bnbb^aiflifc^e, ober d^rifili^e fein, ifi $oIgenbed. ®ie ^aben
bie groge @tSrTe unb Unoertilgbarleit bed metap^^ftfc^en Sebürfniffed
bed SRenfd^en rid^ttg erfannt unb tooff, gefagt; nun geben fie oor, bie
Sefriebigung beffelben }u beft^en, inbem \>a9 SBort it9 grogen 9?ät^fete
i^nen auf augerorbentlic^em SS^ege btrect jugelommen loSre. 3)ie0 nun
ben 9)tenf<^en einmal eingerebet, lönnen fie foI(^e leiten unb be^enfd^en
nod^ ^erjen'illufl. Son ben 9iegenten ge^en ba^er bie tlügeren eine
XHianj mit i^nen ein; bie anbern merben felbfl oon il^nen be^errfc^t.
(?. n, 387 fg.)
2) Serberbli^er Sinftug ber Pfaffen. (®. ganatid«
mvL9 unb unter ®Iaube: ©t^ttblid^e SBirlung frit§ ein«
ge))rägter ®(auben9le§ren. — Ueber ben oerberblic^en Sinfing
ber englifd^en Pfaffen f. (Snglänber.)
3) $ag ber Pfaffen gegen geniiffe SSßa^r^eiten.
"Skt $ag ber $faffen gegen bie SRagie ge^t au9 einer bunfebt
V^mmg nnb Seforgnig ^eroor, bag bie SD^agte bie Urfroft an i^re
ri^tige Ouelle jurüd berlege, loS^enb bie jtirc^e i^r eine @teQe
augei^alb ber Statur angetoiefen ^otte. (9?. 127.)
S>te $faffen unb i(re ©efellen moQen ni(^t leiben, bag im Softem
ber Qooloiit berSRenfc^ jn ben Spieren geregnet toerbe; bie (Elenben!
toeld^e ben emtgen ®eifl oetfennen, ber in allen Sßefen lebt, (Siner unb
berfelbe, unb in i^rem linbif^en Sßa^u fid^ an i^nen Derfünbigen.
(ÜR. 467. ?. n, 402.)
Pfert.
1) Die 3nteUigenj bc« ^ferbeö.
2)ag ber dntcQect aUetn ium S)ienf]te be« äBiaend beflimmt unb
biefem tiberaO genau angemeffen ifl, jeigt ftc^, mie beim dUpf^cmtm
(oergl. Slep^ant), au$ beim $ferbe. Suc^ bad ^erb l^at (ttngere
8eb€ndbauer unb fpttrlic^ere $ort))f[an)ung, ate bie SSBieberläuer ; jnbem
ol^e ^tfmer, ^aujä^ne, 9{ttffe{, mit feiner Saffe, att aOenfaltt feinem
$nfe, oerfe^, brandete t9 me§r duteOigen) unb grtfgere ©^neÖigleit,
^äf bem Serfotger ju entjiel^en. (9t. 48.)
204 Peiitio prinoipii
ballet eigentli^ nx^t fein follte, tnbem fie erfcnnen, bag ©i^ntev) nab
Xob m(|t liegen ffinnen in ber ekoigen^ urf))tttngU4en, nnabünbedu^
JDtbnung ber ^xn^t, in !Dent, koa^ in jebem Setrac^t fein follte.
(©• II, 187 f9.)
3) $effimtdmu9 ber bebentenbflen Sieligionen.
2)er 8ral§manidmnd unb Subb^ai^mnd fUtb peffimiflifc^. (SergL
Sra^manidmud nnb Subb^ai^nind.) 3)ie c^Yifllic^e ©lonben^
leiste ifi peffimifUfc^, ba in ben SDongelien SBelt unb Uebel beino^
ate f^nonkime Sfu^brildfe gebraucht tterben. (äB. I, 385. SecgL
S^tiflent^um). S)te alten ©antanttif^en Steligionen faffen ba^
S)afein aU eine Sertrrung auf, ))on mUftx )urüd3uIoninten (StUfung
xft, S)ad dubent^um ent|ä(t menigflend im SitnbenfaQ ben fteint )u
ol^er Slnfic^t. 93Io9 ba0 @ried^if<^e ^eibent^um unb ber OÜam
inb gan} o^timiflifd^; ba§er im ^rflem bie entgegengefe^te Senben)
id^ kuenigfiend im Srauerfpiel Suft mad^en mrxiit; im bilam aber
trat fle atö ©ufi^mud auf, biefe fe^r f(^5ne Stfc^einung, koe^e
burd^aud dnbifd^en ©eifle« unb Urfprung« ifi. {W. U, 693.)
4) ^effimiömud ber großen ©eifier aUer 3^iten.
3>ie grogen ®eifler aUer S^xtm ^aben fic^ |)effimiftif(^ gettugert;
faß ieber berfelben ^at feine Srfenntnig bed Oammerd biefer SBett in
parfen SBorten auögcfproc^en. (933. II, 670—673.)
5) $effimi^mu0 be9 allgemein menfd^Ii^en ®efü§U.
SSßte fe^r bem Seibni^ifc^en Segriff ber mSglic^fl beften SBeU ba9
aOgemeine menfd^Iic^e ®efü§I entgegen fei, jeigt unter anberm bie9,
baf in $rofa unb Serfen, in Sudlern unb im allgemeinen Seben, fo
oft bie 9lebe ifi k)on einer „beffern SEßeH^', mobei bie füOfc^koeigenbe
Soraugfe^ung ifi, lein t)erniinftiger üKenf^ koerbe bie gegenkottrtige
SeÜ fttr bie m5gli<^fl befle ^altekt. {^. 421.)
Fetitio principii.
1) ^Definition ber petitio principii.
Sirb einem ®at, ber leine unmittelbare ®ekoig§eit §ot, eine folc^t
beigelegt, fo ifi er eine petitio principii. {W. U, 132.)
2) (Sin moberner befd^önigenber Xudbrud für petitio
principii.
Sichte nennt ben fategorifc^en dmperatit) Hantd ein abfoluted
^oflulat. S)ied ifi ber mobeme, bef^önigenbe Sludbrutf fttr petitio
principii. (C, 142.)
3) 2)ic petitio principii aU erifiifi^er Aunflgriff.
Siner ber erifiif^en Jhtnfigriffe (üergl. Srifiil) befielt barin, ba§
man 2)a9, toa^ man erfi bart^un tt)iQ, }um Sorauö xn*9 SEBort, iir
bie Benennung legt, oud melier t9 bann bnrd^ ein blod anal])tif^
Urt^eil ^eroorge^t« $at }. 9. ber ®egner irgenb eine SerSnbernn^
Pfaffen — Vfcrb 205
Dorgefc^üigett, fo nennt man fte „Steuerung''^ benn bied Sßort ifl
«tV^^H' ^A^ ^in S^^na S6fi^t0{ofer unb Unpart^eüfc^er etma ,,Su(ttt9''
ober „5ffenttt(^c @(au6end(e^re" nennen koürbe, bad nennt (Slner, ber
für fle f»)re^en »in, .^grömmigfeit", „®ottfefig»cit^ unb ein ©egner
be{feI6en ,,S3igotterte'^ „^npti^iüon". Om ©runbe iß bte9 eine feine
petitio prindpü. (^. 21.)
Pfaffen.
1) Die Urlifl oUer ?foffen.
S)a9 ©mnbge^eintnig unb bie Urliß aller Pfaffen auf ber ganjen
ISrbe unb ju aQen 3^^^^^^ mögen fte (ra^manif^e, ober mo^amme*
banifc^, bubb^aiflifd^e, ober d^rifllid^e fein, ifl $o(genbed. ®ie ^aben
bie groge @tSrfe unb UnbertUgbarfeit be9 metap^^fifc^en Sebürfniffed
U9 9Renf(^en rid^ttg erfannt unb tt)o^I gefagt; nun geben fie oor, bie
Sefriebigung beffelben ju befi^en, inbem bad SBort ht9 grogen 9t{lt^feld
i^nen auf augerorbentO^em SSJege birect jugefornmen tt)äre. S)ie9 nun
ben 9)tenfd^en einmal eingerebet, lönnen fie fold^e leiten unb be^enfd^en
nad^ ^jen'i^Iufl. Son ben Stegenten ge§en ba^er bie tltigeren eine
XQianj mit i^nen ein; bie anbem »erben felbfl bon i^nen be^errfc^t.
(?. n, 387 fg.)
2) Serberblic^er Sinftug ber Pfaffen. (@. ganatid«
mn€ nnh unter ©laube: ©^ttblid^e SEBirlung frii^ ein»
geprägter ®Iauben9(e^ren. — Ueber ben berberbtic^en Sinflug
ber englifc^en $faffen f. (Snglänber.)
3) $ag ber Pfaffen gegen geioiffe SSa^r^eiten.
!Z)er ^g ber $faffen gegen bie ÜRagie ge^t au9 einer bunfetn
f[^nnng unb Seforgnig ^erbor, bag bie SD^agie bie Urfraft an i^re
ri^tige OueDe jurüif berlege, lott^renb bie iKrc^e i^r eine ©teile
onger^olb ber Statur angeuiiefen l^atte. (9t. 127.)
S>ie $faffen unb i(re ©efeOfen tooOen nic^t leiben, bag im ©^fiem
ber 3oi>Iosi^ ^^ ÜRenfc^ jn ben X^ieren gerechnet merbe; bie (Elenben!
toeld^e ben emigen ®eifl bertennen, ber in aQen Sßefen (ebt, (Einer unb
berfelbe, unb in i^rem linbifc^en SBa^u fid^ an i^nen berfünbigen.
(ÜR. 467. ^. II, 402.)
»fert.
1) Die anteiligen} bc« ^ferbe«.
Dag ber dnteOect allein jum Dienfte be9 äBiOend beflimmt unb
biefem überaQ genau angemeffen ifl, }eigt ftc^, »ie beim (Elep^anten
(bergt. S(e^^ant), auä) beim $ferbe. 9u(^ ba9 $ferb ^at längere
Seben^baner unb fpttrUc^ere $ortpf[an}ung, att bie SSßieberIfiuer ; jubem
o^ne $Omer, $aujä^ne, 9tttffel, mit feiner Saffe, aü aOenfaltt feinem
$ttfe, berfe^, bram^te e« me§r dnteQigenj unb grttgere ©(^neOigfeit,
P<^ bem Skrfolger )u entjie^en. (9t. 48.)
206 Wffiflteit - Wanjc
2) Sol;(t^at b(T eifeiiba^ncn für bte $ferbr.
3)ie größte aBo^Itfiot ber Sifcnbo^ncit ifl, bog f!c SDfillioiien gerben
i^r iammcrDoDcö SDofcin erfparcn. (9. 11, 402.)
IJftffigkrit.
1) 3)ie ^fiffifllcit aU eine Sovtti bet ÄluglciL
(®. Rlug^cit.)
2) aOBobut^ fic^ bic ^fiffiglcit baö Hnfe^en ber
Sitpcriorität giebt.
3n 50I3« f^i«^^ Onbiöibitatitöt unb Sage lebt Oebcr 0^
Stu^iia^me iu einer gcniiffcn Sefrf)ränfung ber Scgriffc unb
2lnfid)ten. 2iu Slnberer ^öt cine.önbere, aber md)t gerobe biefc
Scf djränfimg ; tjcit er fic olfo berau^gefunbcn, fo lann er, hnid^S^t*
barmadjen bcrfclbcn, Jenen Srflern üerlrirren, öerbu^en, fcfl befi^toea;
fclbft wenn Ocncr i^m weit unb ^od^ überlegen ip. Xit ??|tffigfcit
benutzt oft biefcn Uciftonb, um babnrc^ eine fotfc^e unb momentane
Supeiiorität ju erlangen. (§. 454.)
1) §auptcl^arafter ber ^flanje.
SDcr $ö«t)td)avafter ber ^flanje ijl bie 8?eprobuction«fraft.
(31. 31.) Die ^^ffanje ^at itjebcr Orritabilität, nodj eenfibiCtät,
fonbern in i^r objectitirt fic^' ber SEBiQe aQeut oM ^(aflicitäi ober
9ic})robuction^fraft. 3)o^cr I;at fie meber ü»u«el, woif 9?ert>. (©. II,
329.) Die ^>f(anje ifl burc^ unb burc^ nur bie SBiebcr^otung bed
felben 2:riebei9, i^vcr einfac^ften f^afer, bie fi^ jn 93Iatt unb 3^eig
gruppirt; fie ift ein f))ftematifc^ed 9(ggregat gleichartiger, einanber
tragcnber ^flanjeu, bereu beftönbige SBiebererjengung i^r einjiger Xrtcb
ifl. 3^^ t^oUftönbigen Sefricbigung beffetben fleigert fte ft^, mittdfl
ber (Stufenleiter ber SOtetamorp^ofe, enblie^ bid juc 931üt^ unb %xn^,
jenem Sompenbium i^red Dafeind unb Strebend, in loeldjem fte nun
auf einem fürjern Sege Dad erlangt, »ad i^r einjige^ 3^^ ift# unb
nunme()r mit Qinem (Schlage taufenbfa<^ üoQbringt, toae flc bis ba^ijt
im (Sinjclnen »irfte: SBicber^oIung i^rer felbfl, (S. I, 326.)
2) Dad 3Befeu an fic^ ber ^ftanjc.
Die SInerfennung einer Segierbe, b. ^. etned ilBiDend, ald 93afia
be9 $flanjen(ebend, finben n)ir }u aOen 3ctten, mit me^r ober loentger
Deutlic^feit bc« 93cgriffö^, au«gefpro(^en. (SB. II, 335.) 35k« för
bie SorfteKung a{9 ^Panje, al9 bloge S^egetation, bitnb treibenbe jhraft
erfd^eint, ip feinem SBefen un ftc^ nac^ SBiüe. (SB. I, 140.)
Die äßa^r^eit, bog äBiQe ouc^ o^ne (Ertenntnig beße^en Knne, tfl
om $f[an3en(eben augenfd^einlid|, man mi^d^te fagen ^anbgreiflit^ er«
fennbar. Denn ^ier fe^en mir ein entfc^iebene« Streben, bart^ 8e«
bUrfniffe benimmt, mannigfaltig mobiflcirt unb ber Serfc^iebeu^eit bet
Umflättbe fl<^ anpaffenb, — bennod^ offenbar o^e (fefenntnig. —
9Pönjc 207
•nnb eSett toeti bte $flan)e etIenntnt§(od ifl, trtfgf fie i^re ©efi^ted^t««
t^i(e prunlenb )ur Gd^u, in gänjtic^et Unf^utb; fie ioci§ nt^t^
babon. (ffl. H, S33— 385.)
Sie emf)ivtf^en SBeflätigungen baoon, bog SS^iCte iu bcn ^flanjen
erft^eint; rühren ^ouptfä(^U<| Don granjofc« §cr. (9?. 69 — 66.)
Son ber (Srfenutnig, ober Sorpeflung, ^abcii bic ^flanjen Mo« eiir
Änalogon, ein ©urrogot; ober bcn ffiitlcu fytim pe wlrfttt^ itnb gan^
uumittelbQt fclbfl; bcnn er, ate ©ing an fxij, ifl ha9 ©ubflrot i^rev
etfc^einung/ wie }ebcr. (9^ 67.) 2)ic ^ftowje beborf, ha fie fo fe^r
öiei timiigct Sebüvfniffe f^at, alö ba« S^ier, feiner SrfcmitniS. 8nf
ber nicbrigeti Stufe M $flanjenteben«, ttjic Qud) beö Degetotiöcn itUn9'
im t^ierifc^en Crgantdmu« Derfritt; al9 ^eftimmung^mittct ber ein«
jelnen ftengentngen bcd SBiQeii« unb ai9 bad Sermitteinbe jmifc^en
ber Bußcnmclt unb bcn Skränbernngen eine« foI(^en S33efen3, 8?eij bie
@telfe ber Srfenntnig unb fteüt fic^ q(« ein ©uvrogat ber @rfenntnt§,
mithin al« ein i§r b(o« analoge« bar. Sßir lönnen nic^t fagen, ba^
bie ^flanjen Sic^t unb @onne eigentlid^ koa^rne^mcn ; allein toir fe^en^
bog fit bie ©egentoart ober Ä&tocfen^eit berfelbcn ücrfd)iebentlic^ fpü»
ren, bag fie f{^ na^ i§nen neigen itnb menben. SBctl alfo bie ^flanjc
bo(^ überhaupt Sebiirfniffe ffat, mcnngteid) nid^t folc^e, bie bcn Suf^
iDonb eine« @enforium« unb OnteUect« erforbern, fo mu§ etma« %m»
löge« an bie ©teile treten, um beu SBiUcn in ben @tanb ju fe^en,
loenigflen« bie ftd^ i§m barbietenbe Sefriebigung }n ergreifen, m\m
auA ni^t fte aufjufudjen. S)iefe« nun ifl bie Snipfängtic^feit für
«eij. (3?. 69 fg.)
3) ©runbunterfd^ieb jniifc^en $f(au}e unb S^ier.
SBenn c« ni^t obicctiu einen ganj beflimmten Unterfcf]icb jtDif^m
$flan}e unb Xl^ier gäbe; fo niürbe bie S^age, n)orin er eigentlich be-
fiele, feinen ©iiui ^abcn; Denn fie öerfaugt nur biefen, mit ©ic^er^cit,
ober mibeutfic^ t)on iebem üerflanbenen Unterfc^ieb auf beuttic^e Segriffcr
juriWgefü^rt ju fe^en. OPrll, 188.)
SDiefer Unterfc^icb bcjle^t nun in goJgenbem. SBä^renb ba« I^ier
al« fofc^e« fidj auf 9RotiDe bewegt, fotglic^ (Srfenntnig al« ba«
SDtebium ber SRotiDe befigt, ba« (S^arafteriflifon be« ST^iere« alfo
bo« (Srfenneu, bo« SJorfteüen ift, fo bewegt bie ^flanje bagegen, fo
mie au^ ba« ^flan^tic^e im ST^icre, ftd) auf bloge SReije, bic Sm«
pfängUc^teit für welche ein btogc« Snalogon ber Grfenntnig ifl. (®.
47. 5R. 69. lieber ben Unterf(^icb jmifc^en SWotiü unb »ieij f.
Urfad^e.) SQc Seränberungcn unb (Sntwidtlungen ber ^flanjen, unb
alle blo« orgonifd^e unb Degetatit^e Seränbernngen ober Functionen
t^terifd^er Seiber ge^en auf 9? ei je t)or f!d^. 3n biefer flrt wirft auf
fie ba« Si^t, bie Sßttrme, bie ?uft, bie 9?a^rung, jebe« ^^arntafon^
jebe Serü^rung, iebe Befruchtung u. f. w. — SBö^rcnb babei ba«
Seben ber X^iere noc^ eine gau} anbere ®p^re ^at — bie ber Sr«
tenntnig ^ fo ge§t hingegen ba« ganje lieben ber ^flanjen au«'
208 mmt
f4Iic6!i(^ no^ Kttjttt bor fl(E|. %at t^rt %ffimi(atian, SBot^et^um,
$infhtbcn mit ber Sttmt na^ feem Si^t, mit btn SurjEln sadi
fitffctm fflolitn, i^re i0tft«(^tuna, fttimuifg u. f. to. ift örtätibtnmg
auf 9{ttjt. 3)0^ IBefttmintneiben au4fd|Ueg(t(^ unb o^ne Suänn^mt
biti^ 9Ittjt t{) bei d^araTtn ber $flaitje. aRtt^in i|t ^flanje
jcbci AStpcr, btfTen tigcnt^Iimti^t, fttner 9Iatur angfmtffcite Sttsc
(jungen unb Scrdnberungcn aHt ^Kal imb auSft^Iicgli^ auf 9ttiae
nfotgtn. 3}ae S^iet hingegen i|l ju befintren „ujaB erfcnnt". Jteint
anbtre SDeflnition trifft ba« ffiefentlii^t. (<S. 31. @. 47. SB. 1, 24.
138 fg. S. 18.)
£ae fubiectine !7)afein btr fflanje tnilffen tvir unS btnlen ale ein
f^nac^te Snalogon, einen blogin ©Ratten ton IBt^ageu unb Unbe«
^gen; unb felbji in biefem tiugn|t f^ua^en @rabe Wtig bic ^flanjt
aQctn Don fl^, ni(^t Don irgenb etnaS äuget i^c. hingegen fi^on
lat i(ir am nü^f^en [ie^tnbe, unterflt S^^iet t^ bur<^ gefteigerte unb
genauer fpecificirte iSebllrfnifft beranlogt, bie Sp^üie feinet S)aftinS
Ubft bit ©ränge ftineS Seibcd ^inauB ju crtocitem. 'S>itt gef^ie^t
bat^ bie erfenntniß. (SB. n, 315. % h 276; II, 71.)
9}i<[|t nur baB Unoiganifc^e , fonbem au(^ bie ^flanje ifl fcineB
<S(f|merieB fd()ig; fo Dielt Hemmungen au^ ber 9BilIe in S3eibtn er'
leiben mag. hingegen iebcS X^ier, ftCb(t ein dnfufDiium, teibct
©(^nierj, lueiE ber ©rfimeij burti) (Srlenntniß fiebingt ifl unb Crfennt-
nig, fti fie wit fo unDomommtn, btr toaste S^aiafter ber X^itr^cit
ifl. (¥. II, 319 fg.)
4) S3ie J^Dim unb Sß^qfioguomie ber ^flanjeu.
Oebe $Pan}e fprit^t mit 91aiDetat i^rtn ganjen @()oraIter bur^ bie
Möge ©ejlalt aa8 unb legt i^n offen bar, i^r ganjfd @tin unb SSJoUen
offenbarenb; »oburdi bie ^^qfiognomien ber ^flanjen fo intereffont
Pnb. Die ^PPanj* 'P "^ f" "''f naioer, ot9 baö I^itr, mie bat
S^ier uaiber ifl, aii ber 3)!ttif4. 3m Jt^icre fr^en nir ben Si0en
jum Seben gtcic^fam nadter, als im ^enf^en, no er burc^ bie Südig*
Itit ber SSerjleQung DcrI)üIIt ift. ©ang nailt, aber au^ Diel f(|iiilid|er,
jeigt er fi<^ in ber ^flange, aiie blogei, blinbec jDrang gum illafein,
o^ne 3ned unb 3'''- ^t"» ^''f' offenbart i^i gonget aScfen btm
tiflen ^\\ä unb mit DoOtommener Unfd^ulb, bit nic^t barunttr Itibtt,
büß fie bie ©cnitatitn, »eli^e bei aQen jt^ieren ben Derfledtefltn $l(i^
txfyiUin ijiikn, ouf i^rem ©ipfel gur ©^ou trHgt. Triefe Unfi^ulb
bei -l'tl>'iiv:: beruht auf i^rer Srftnntniglofigfeit. -Sebe $^anje eigS^II
»luii jmuiti)ft Bon ifirer ^eimat^, bem fltima berftlbtu unb ber 9latnt
! SOobcnd, bem fit entfproffen ijl. 9Iugerbem ober fpri(^t jebe
anjc tiDc^ ben f))eciellen Tillen i^rtr ©attung aut nnb fagt etnat,
fidj in feinet anbem ©prat^e QuebrtWtn läßt. (SB. I, 186.)
Die S!ctfd;ieben^eit bet Sl^ieigeflaltcn i(t abguleiltn out ber ütf
*'tbcn«h)eife jeber ©pecie« unb bet aus biefer entfpringenben
■eil btr 3™«*f- (Sergl. unter Organift^: Str^ültniß btr
*Mje 209
DYgattifatiott jnr Sebett^ioeife.) Son ben Serfc^tebett^eiten ber ^ffangen«
formen ^ingega Unnen loir im Qinjelnen bie @rünbe lange nic^t fo
bfßimtnt angeben; fonbern nur int aagememen anbenten. Siniged an
ben ^flonjen Ittgt p<^ teIeo(ogtf(^ erHären, lote j. S. bie abttttrtd ge<
fe^rten nieber^ttngenben Sliiten ber Fnchsia barand, bag i^r ^ifüll fe^r
oiel länger iß, ott bie Stontino; ba^er biefe Sage ba« t^erobf allen
nnb auffangen bed ^oDend begünfligt, u. bgl. nt. dm ©anjen ieboi^
(ä§t fi4 fagen, bog fld^ in ber drfc^einung nii^td barfleUen lomt,
tvad niqt in bem berfelben inm ®mnbe (tegenben SBiUen ein genau
bem entf))re(^enb mobiftcirted @treben ^ätte. !£)ie enblofe SRamtig«
fattigfeit ber formen unb fogar ber Salbungen ber $fIon}en mug boc^
überall ber SudbrudE eined eben fo mobi^cirten fubiectit)en SBefend
fein; b. ^. ber SBiDe al9 3)tng an ftif, ber fl^ barin barfieUt, mu§
burd^ fte genau abgebilbet fein. ($• 11, 188 fg.)
5) a)ie aWetamorp^ofe ber ^flanjen.
üT'ie fogenonnte iD^etamorp^e ber $flan}en, ein oon Sadpar S93o(f
leicht ^ingemorfener ©ebanle, ben, unter biefer ^^perbotifd^en S3enen»
nung, @öt^e aI9 eigene^ Srjeugnig pomphaft unb in fd^koierigem
Sortrage barfleOt, gehört p ben Srflärungen bed Drganifc^en aud
ber loirfenben Urfac^e; loietoo^t er im ©runbe blod befagt, bag bie
Statur nic^t bei j[ebem (Erjeugnif{e oon oome anfängt unb ou^ nic^td
fd^afft, fonbern, gleid^fam im felben @tile fortfc^reibenb, on bad Sor«
^onbene antniipft, bie frühem ©eflaltungen benugt, enth)id(elt unb
^ö|er |)oten}irt, i§r SBerl loeiter }u führen. Sa, bie Slüte babur(^
erKftren, bag man in aDen i^ren S^^eilen bie gorm M 93(atted nad|«
»eifl, ifi faß, toie bie ©tructur eined ^aufed babttrc^ ertlttren, bag
man jeigt, ade feine Steile, ©todtoerfe, @r!er nnb S)a^fammem feien
nur and Sacffteinen jufammengefe^t unb bloge SSieber^oIung ber Ur«
ein^eit M Sacffleind. S)agegen giebt bie oon einem Otaliener ^er«
rü^renbe Srdfirung be^ SBefend ber 9(nme aud i^rer Snbnrfac^e
einen oiel befriebigenbem flnffd^Iug. iRad^ berfelben iß ber ^totä ber
Ck>rolla: 1) @^u^ M ^ißiüd nnb b^Stamina; 2) »erben mittelß
i^er bie oerfeinerten @äfte bereitet, »eld^e im pollen unb germen
concentrirt ßnb; 8) fonbert ß(^ an^ ben ÜDrüfen i^re« 83obend bo«
ttti^rifc^e )0e( ab, meiere«, aU meißend loo^Iriec^enber ÜDunß, Slntl^eren
unb ^ßia umgebenb, ße oor bem (Sinßug ber feu<^ten Suft einiger«
magen fc^ü^t. (W. II, 380 fg.)
6) !Z)ie äß^etifc^e ^efd^affen^eit unb 9Btr!ung ber
^flanjenioelt.
& iß fo auffaOenb, mie in ber fc^önen 9Iatur befonberd bie $ßan}en«
»dt pr äß^tifc^en 9)etrad|tung anfforbert nnb ßc^ gUtc^fam berfelben
oufbnngt, bog man fagen möchte, bi^e« Cntgegentommen ßftnbe bamit
in Serbinbung, bag biefe orgonifc^en Sßefen nic^t felbß, loie bie t^ie«
rifc^en Seiber, unmittelbare« Dbject ber Srfenntnig ßnb (Dergl. Seib),
64open^auer«2esi{on. IL 14
210 vmt
ba^er fie M fremben Derfiünbigen dnbit)i))uumd bebürfen, um avL9 ber
SBelt bed blinben iEßoIIend in bie ber SorfleUmig einjutrttni, med^att
fie glei^fam nad^ biefem (Eintritt ftc^ feinten, um tpentgfiend mittel«
bar ju erlangen, toa9 i^nen unmittelbar Derfagt iß. (SB. I, 237«
^ergt. au^ unter Statur: SDie ftft^etifc^e SEBirlung ber Statur.)
ÜDa ©c^ön^eit bie entfprec^enbe ÜDarßeDung be^ SSJillend burd^ feine
btod rttumlid^e (Erfc^einung , ®ra)ie hingegen burd^ feine jeitlid^e
ISrfc^einung iß (oergl. ®ro}ie); fo ergiebt fid^, bag ^flanjen jUrar
@d^0n^eit, aber leine ©rajie beigelegt merben lann, ed fei benn
im ftgttrlid^en @inn; !£^ieren unb ^enfc^cn aber 93eibed, €d^i$n^eit
unb ©rajie. (SB. I, 264.)
1) Definition ber ^fUc^t.
Sd giebt ^anbhtngen, bereu bloge Unterlaffung ein Unrecht iß;
fold^e ^anblungen Reißen $flic^ten. 3)iefed iß bie ma^re p^ilofo«
p^ifc^e S)eßnition bed Segriff« ber ^flid^t, tteld^er hingegen aOe
Sigent^ümlic^Iett einbüßt unb baburd^ üerloren ge^t, menn man, tote
in ber bid^erigen 9J?ora(, febe lobendmert^e $anb(nngdmetfe $f(t(^t
nennen toiO, toobei man Dergigt, bag ma« ^flid^t iß, ani) @(^uU
bigfeit fein muß. ^ftic^t, to 5eov, le devoir, duty, iß atfo
eine ^anblung, burc^ bereu btoge Unterlaffung man einen
Subern berieft, b. ff. Unrecht begebt. ((S. 220.)
2) äBorauf alle ^flic^ten berufen.
S)ie btoge Unterlaffung einer ^anblung lann nur baburd^ 8er«
lefeung eined Snbern, b. ^. Unrecht fein, bag ber Unterlaffer ßc^ ju
einer folc^en $anblung an^eifc^ig gemalt, b. ^. Derpflid^tct ^ot
S)emnad^ berufen aQe ^ßid^ten auf eingegangener Ser))ßi(^tung. !Ciefe
iß in ber Siegel eine andbrüdHid^e, gegenfeitige Ueberetnfunft, toxt
}. S. 3ttif(^en $ürß unb Soll, Regierung unb Seamten, $erm unb
!X)icner, 0bt)o!at unb Klienten, Srjt unb ftranfen, überhaupt jtoifd^en
debem, ber eine $?eißung irgenlT einer 9rf Übernommen ^ot, unb feinem
SeßeUer, im meitcßen ©inne bed äSortd. 3)orum giebt jebe $ßt(^t
ein Stecht; meil feiner ßc^ o^ne ein SRotiü, b. ^. o^ne irgenb einen
Sort^eil für ßc^, Derpßic^ten fann. 9hir eine Serpßii^tung lägt ß«^
anführen, bie nid)t mittelß einer Uebereinfunft, fonbent unmittelbor
burc^ eine btoge ^anbtung übernommen mirb, »eil S)er, gegen ben
man ße ^at, no(^ nic^t ba tt)ar, att man ße übernahm; ed iß ber
ber Slteru gegen i^re R'mhcr. (Sergt. Altern.) SüenfaH« fönnte
man als unmittelbar burc^ eine $anblung entße^enbe SSerpßi^tung
ben (£rfa$ für angerid^teten Schaben geltenb machen, debod^ iß
biefer, al9 Huf^ebung ber f^olgen einer ungered^ten ^anblnng, eine
bloge Semü^nng ße aud)uti>fd^en« ettvad rein StegatiocS, ba« barauf
beruht, bog bie $anblung felbß ^Stte unterbleiben foOen. (S.
220 fg. 124.)
vmt 211
(SSarum ^avXbatlüt nid^t $f{i(^t }u nennen ifi, f. ^anlbax'
leit.)
3) Sertt)anbtf(^aft unb Unterfc^ieb itoi^ttitn ^fltd^t
unb @oIIen.
!3)ie Segriffe ^fltd^t unb @oIIen finb mefentüc^ relattD. 3l6foIute«
®oOen unb unbebingte ^flic^t {Uib bo^er eine contradictio in ad-
jecto. 3Bie aOedSoUen fd^Iec^terbingö an eine IBebingung gebunben
\% fo au(^ otte ^flid^t. S)enn beibe ©cgriffe finb jid^ fe^ir na^e
Denoanbt nnb beinahe ibentifd^. 2)er einjige Unterfd^ieb a^if^en i^nen
ntöd^te fein, bog ©oUen überhaupt au(^ auf blogent S^anqt be«
rn^en fonn, $ flicht hingegen Verpflichtung, b. §. Ueberna^me ber
^flif^t Doraudfe^t (Eben meil Jteiner eine $flid^t unentgeltlid^ über»
nimmt, giebt jebe $fli(^t ein 9itift S)eT ©ctaDe ^at leine $f(ic^t,
»eil er fein dttäfi ^at; aber ed giebt ein @o(l für i^n, loeld^ed auf
bloßem 3tt><Jn8^ beruht. (6.^ 123 fg.)
4) ftritit bedSegenfafeed jtt)if(^en9{e(i^td*' unbSiugenb«
pflichten.
& giebt in bem et^ifd^en Urp^ttnomen, bem iDtitleib, jmei beutlid^
getrennte ®rabe, in me^en bad Seiben eined Knbem unmittelbar mein
3RotiD tt)erben, b. §. mi(^ }um 3:^un ober Saffen beflimmen larni;
nämlic^ inttft nur in bem ®rabe, bag ed egoiflifc^en ober bod^aften
SDtotiDen entgegentt)irfenb, mid^ abhält, bem Snbem ein Seiben }u Der«
urfac^en; fobann aber in bem §5^em ®rabe, tt)o bad 3RitIeib, pofitit)
mirfenb, mii^ }u t^ätiger $ülfe antreibt. 3)ie SErennung jwifd^en
fogenonnten SKted^td« unb S^ugenb*$f(i(^ten, richtiger jtoifd^en ®ered^«
tigfeit unb 9)?enf c^entiebe , ergiebt fld^ ^ier Don felbß; t9 ifl bie
natürliche, unDer!ennbare unb fc^arfe ®rttnje jmifd^en bem 9?egatiDen
unb ^ofitiüen, jn)ifc^en Slid^toerle^en unb Reifen. 2)ie bid^erige 9e«
nennung „8te<^td- unb S^ugenbpflic^ten", (entere auc^ Siebedpfli(^ten;
unDoIIfommene ^flic^ten genannt, ^at juDörbeß ben Setter, bag fle bad
Genus ber Species coorbinirt; benn bie ®ere(l^tig!eit ifi aud^ eine
Xugenb. @obann (iegt berfelben bie t)ie( ju weite Sudbe^nung M
Segriffed $f(i(^t }um ®runbe. (Sergt. S)efinition ber $fli(^t.)
3)ie @teQe ber Wed^td« unb 2:ugenbpfli(^ten nehmen ba^ (in ber
@(^open^auerf(^en (Et^if) jmei Slugenben ein, bie ber ®ered^tigteit nnb
bie ber ilRenfcfienliebe. ((S. 212.)
5) ffriti! ber ^fUc^ten gegen und fetbft.
$fii(^ten gegen und felbfi muffen, wie aQe ^flid^ten, entweber
9{ed^td« ober Siebedpflic^ten fein. Sted^tdpflid^ten gegen und felbfl
flnb unm5g(id|, wegen bed volenti non fit injuria; ba nttmlid^ 3)ad,
wad id^ t^ue, aQe Wlal "Da^ ifi, wad ic^ wiO, fo gefc^ie^t mir oon
mir felbft au(^ fletd nur wad ic^ wiO, foIg(i(^ nie Unrecht. SBad
aber bie Siebedpf(i(^ten gegen und felbfl betrifft, fo finbet ^ier bie
14*
212 ¥fttW«- Vfuf^etei — ^§antQ|lc
9Rora{ i^re Hxhtxi bereitö get^an imb lommt 311 fpat, ba SAtt fc^on
Don felbfl fl(^ (iebt unb mad deber fd^on Don fetbfl t^ut, nic^t unter
ben Segriff ber ^flic^t gehört. SBad man geioli^nlid^ ate ^flid^ten
^egen und fetbfl auffleOt, ift juDörberft ein fei^ted Maifonnement gegen
ben ©etbfiniorb. S)od^ bie mirKtd^ ächten mordifd^en SRottoe
gegen ben @eIb{lmorb gehören einer ^S^eren, Über bie getoö^nltc^e
^il ^inaudge^enben Setrad^tungftoeife an (DergL @eIbftmorb).
SBad nun nod^ augerbem unter ber 9}u6ril Don ©elbflpflii^ten Dor»
getragen }u n^erben pftegt, finb tl^itt ftlug^elttfregebt, t^eitt biätetifc^e
8orf Triften, »eld^e aKe beibe nid^t in bie WHotal gehören. ((£.
126—128.)
pfufd^er. IPfufdierei.
Xde ^fufd^er finb e9 im legten ©runbe baburd^, bog i^r dnteOect,
bem SSSiQen nod^ )tt feft Derbuuben, nur unter beffen Hnfpornung in
ST^tttigleit gerttt^ unb ba^er eben gon} in beffen 3)ienfie bleibt. @ie
finb bem)ufo{ge feiner anbem, atö perfönlic^er ßmit ftt^ig. Diefen
gemttg fd^^ff^n fie fc^Iec^te ©ernSIbe, geifUofe ©ebid^te, feierte, abfurbc,
fe^r oft aixäj unreblic^e $^i(ofop^eme. 90 t^r S^^un unb 3)i(^ten
ifl alfo ))erföuti(^. X)a^er gelingt i9 i^nen ^mtend, ftd^ bad Seugere,
3ufttQige unb Setiebige frember, achter SEBerle ate 3Ranier anjueignen,
tt)o fie bann, flatt bed Sttxn^, bie @d^ate faffen, jebod^ Dermeinen,
%m mtxäft, \a, iene übertroffen }u l^aben. (S$. II, 437; I, 278.)
(Sin ttiDfürtid^ed @))ielen mit ben ÜRittebt ber ftunf), o^ne eigentlid^e
ftenntnig bed gloedte, ifl in )eber ber ©runbc^aralter ber $fuf(^erei.
Sin fold^ed jeigt {i(^ in ben nid^td tragenben ©tü^en, ben jmedElofen
Soluten, Saufd^ungen unb Sorfprüngen fi^Ied^ter Srd^itectur, in ben
nic^tdfagenben Sttufen unb f^iguren, nebfi bem jmedtlofen SSrm fd^Iec^ter
SRuftI, im ftlingtlang ber Keime finnarmer ©ebic^te u. f. m. (9B. n,
464. 472. — Sergt. auc^ ÜRanier.)
|ll)änomtna.
3)ie (Sleatifc^en $^i(ofo))^en fmb mo^I bie erfien, toelc^ bed ®egen«
fa^d inne geworben finb }tt)if(^en bem Kngefd^outen unb ©ebac^ten,
9aivo[iLeva unb voo\)|jLeva. (^. I, 36. 9B. I, 84.) 1>a9 Se^tere
allein n)ar i^nen bad »a^rdaft (Seienbe, bad ovto^ ov. ®ie unter«
fd^ieben a(fo eigentlid^ fd^on jmifd^en (Erfd^einung, 9aivo|jievov, unb
S)ing an fi(^, ovtoc ov. Se^tered lonnte nic^t flnnlic^ ongefd^aut,
fonbern nur benlenb erfaßt tt)erben, tt)ar bemnad^ voo\)|jLevov. ($.
I. 36 fg.)
yi^antaftf.
1) 9Ber mit Diel ^^antafie begabt ifL
Siel ^dantafte ^at ber, beffen anf(^auenbe ©e^icnt^ätigleit
fiarl genug ifl, nic^t iebe^ Wlal ber (Srregung ber @tnne )u bebürfen,
um in «ctiDität ju gerat^en. ($. II, 639.)
2) Sßann Die ^^antafie am t^ätigfleti ifl.
üDie ^^ontafie tft um fo t^tttiger, [t loenioer äugere 9nf(^auung
uti9 huxi) bie ®inne }ugefa^rt totrb. ian^t Sinfornleit, im ©efäng»
nig, ober in ber ^anfenfhibe, Stille, 3)ämmentng, S)unlel^ett flnb
i^er S^^Stigrcit f^rberlic^; unter bem (Sinflug berfelben beginnt fie
mtaitfgeforbert i^r Spiet. Umgefe^rt, xoamt ber Slnfc^aunng ütel realer
Stoff Don äugen gegeben toirb, mie auf Steifen, im Sßeltgetümmel, am
^eOen ÜRittage, bann feiert bie $^antafie. ($. H, 639 fg.)
3) ÜDie Üta^rung ber $§antafie.
Obgleid^ bie $^antafie gerabe bann feiert, »ann ber Snfc^auung
oiel realer Stoff t)on äugen geboten »irb ; f o mng f^e bo(^ , um fii^
fruchtbar ju em>eifen, Dielen Stoff Don ber Sugenuelt empfangen
^6en; benn biefe allein füHt i^re $orrat^9lammer. SIber ed ifl mit
ber 9?a^rung ber $§antafie, tt)ie mit ber M Seibed. Sann biefem
fo eben oon äugen oiel 9?a^rung jugefü^rt morben, bie er }u Derbauen
^at, bann ifl er perabe am untüd^tigfien ju jeber Seiflung unb feiert
gern; unb bo(^ ifl eg eben biefe üfo^rung, ber er alle 5httfte Der«
banft, oeld^e er nad^^er jur rechten 3^it äugert* {% II, 640.)
4) 3)ie $^antafie aU 9BerI)eug bed 3)en!end.
ftOed Urbenlen gefc^ie^t in Silbern; barum ifl bie $^antafie ein
fo not^menbiged äBerfjeug beffelben, unb »erben p^antofietofe ftöpfe
nie etma« ®roge^ leiflen, — t9 fei benn in ber SRat^ematif.
(®. n, 77.)
5) 3)te $^antafie aU $atfdmitte( be« ©ebttc^tniffed.
(S. unter ©ebäc^tnig: Sinflng ber ftnft^anti^feit ber
SorfleOungen.)
6) 3)ie ^^antafie aU n)efentli(^er Sefianbt^eil ber
Genialität. (S. @enie. ©enialitttt.)
7) Unterfd^ieb jkoifi^en ^^antafiebitbern unb ZtUn^
men. (S. Xraum.)
8) S)ie 3^S(tung ber ^^antafie aU eine Sebingung
be« SebendglüdPd.
Qn SQem, ma^ unfer SBo^t unb ®e^e betrifft, foQen mir bie
V^antafle im 3%( galten; alfo }uDürberft feine Suftfc^Uffer bauen,
meil biefe ju foflfpielig finb, inbem mir, gleic^ barauf, fie unter Senf«
)tm mieber einjureigen ^aben. 9ber no(^ me^r foOen mir und ^üten,
burc^ bad Sudmalen btod möglicher UnglüMfttOe unfer ^erj ju Sng«
fügen. 9Bir foQen bie 3)inge, meldte unfer SEßo^I unb SBe^e betreffen,
blo^mit bem Stuge ber Semunft unb ber Urt^eiMtraft betrachten, bie
^^antafle foQ babei aud bem Spiele bleiben; benn nrt^eilen lann fie
nid|t, fonbem bringt blogc Silber Dor bie Hugen, meiere bad ®emttt^
214 $(anta«ma — $^i(ifler
itnnü^r unb oft fe^r peinlicher SBeife betoegen. B^t anempfohlenen
3üge{ung ber ^^antafie gehurt ani^, i^r nic^t bie SSBiebertoergegen*
koärtigung unb Sludmalung e^emate erlittener Serlnße, Seleibigungen,
ftrSnfungen u. f. n). )u gefiatten, n)ei( n)ir baburc^ ben (ttngfl fd^Iunt«
ntemben Unn^iDen, 3^^^ ^^^ ^Oe ha9 ®emttt^ üerunreinigenben Sei«
tenfd^oftcn miebcr oufregen. {% l, 461—464. 468.)
1) Unterfc^ieb jwifd^en '^^antadma unb Segriff. (®.
unter begriff: 9{eprttfentanten ber Segriffe.)
2) Sßanbelbarfeit ber ^^antadmen im ©ebSc^tnig.
(Sine (Srtnnerung ift teine^megd, toit bie geh)ö^n(i(^e ÜCarftellnng eö
annimmt, immer bie fe(6e SorfteQung, bie glei^f am oud i^rem Se^
^Sltnig mieber ^erDorge^oIt mirb, fonbern j[ebetoat entfielt »irflid^
eine neue, nur mit befonberer ISei^tigfeit bnrd^ bie Uebung; ba§er
fommt t^, bag ^^antadmen, meiere »ir im ©ebttd^tnig aufjubeaa^ren
glauben, eigentlid^ aber nur bur^ öftere SBieber^oIung üben, unüer«
merft fic^ änbem, »ad n}ir inne »erben, »enn »ir einen alten be«
lannten ©egenflanb nac^ langer ßtxt »ieberfc^en unb er bem 8itbe,
bad toit üon i^m mitbringen, nid^t DoOIommen entfpric^t. {®. 147.)
3) S)ad '^^antadma aU ein $ü(fdmittel bei Sefttm«
pfung bed Sffectd. (®. unter Effect: ©egenmittel
gegen ben Slffect.)
yiyantafl.
SBie man ein »irlßd^ed Dbject auf 3tt)eierlei entgegengefe^te Seife
betrachten !ann : rein objectiü, genial, bie dbee beffelben erfaffenb ; ober
gemein, blod in feinen bem ®a^ Dom ©runbe gemäßen Delationen ju
anbem Dbjecten unb jum eigenen SBiOen; fo fann man auc^ ebenfo
ein $^anta0ma auf beibe SBeifen aufd^auen. -du ber erflen Hrt be«
trad^tet, iß ed ein SRittel jur (Srfenntnig ber dbee, im }tt)eiten gaD
tt)irb bad ^^antadnm Der^enbet, Suftfc^Iöffer }u bauen, bie ber @elbß«
fuc^t unb ber eigenen Saune }ufagen. S)er biefed ©piet Zireibenbe iß
ein $^antaft; er »irb leicht bie Silber, mit benen er fid^ einfam er«
g5^t, in bie SBirflid^feit mifd^en, nnb baburc^ für fie untauglich »er«
ben; er »irb bie ©auleleien feiner $^antafle DieKeid^t nieberfc^reiben,
»0 fie bie ge»ö§nlic^en 9{omane aKer ©attungen geben, bie feinet
©leid^en unb bad groge $ubttcum unter(|a(ten, inbem bie Sefer fid^ an
bie ©teile bed gelben träumen unb bann bie 2)arfteIIung fe^r „ge«
müt^Iic^" flnben. (©• I, 220.)
1) Definition be« ^^itifter«. ^
^adf ber ^9^m trandfcenbentalen S>efinition ftnb bie $^Uif}er Seute,
bie immerfort auf ba« 6mfl(i(^ße befc^ttftigt finb mit einer Kealittft,
Vffüom 215
bie (eine tfi. ($. I, 362.) 8om populären ©tanbpunft and betrachtet,
bUbet ber $^Utßer ben ©egenfa^ }um aihtfenfo^n, i{l ber a|jLouao(
avi]p, ber 3Renf(^, ber in f^otge bed fheng unb tnapp normalen
3Rage9 feiner inteQectueaen ffräfte (eine geifiige Sebürfniffe f^at
(9. h 362 fg.)
2) Solgen aud ber ©runbeigenfc^aft bed ^^iliflerd*
9ud ber @runbeigenf(^aft bed $^iliflerd, bag er o^ne geifiige
Sebürfniffe iß, folgt erfilic^ in C^tnfic^t auf i^n felbfl, bag
er ot^nt geifiige ©enüffe bleibt -9Birni^e ©enflffe für i^n finb
oDein bie finnlid^en. SDiefe aber finb balb erfc^Spft, unb ber $^i(tfier
fftOt, befonberd menn er im SEBo^Iftanb tebt, unaudbleiblii^ ber Sänge*
»eile anleint. StOenfaUd bleiben i^m nod^ bie ®enüffe ber @iteUeit.
3tt)eitend in$infi(^t aufSnbere folgt au9 ber ®runbetgenfc^aft bed
^^iüflerd, bag, ba er feine geiftige 93ebürfniffe i)at, er nic^t ben fuc^en
loirb, ber biefe gu befriebigen im @tanbe iß. Uebenoiegenb geifiige
gä^igfeiten an SInberen erregen Dielme^r feinen SSJibertoillen, \a feinen
^a%, n)eil er babei nur ein läfltged ©efü^I Don dnferiorit&t unb baju
einen ^eimlit^en 9leib Derfpürt. ©eine äBert^fi^ägung fttüt bemnac^
nid^t geifliger ©rüge, fonbern audfd^Iieglic^ bem Spange unb Steic^t^um,
ber ^aiit unb bem Sinflug ju. — S)ad groge Seiben aller $^ilifter
ift^ bag dbeali täten i^nen feine Unterhaltung gemä^ren, fonbern fte,
xaa ber Saugcmeite ju entgegen, ftetd ber 9tealitäten bebürfen. S)iefe
ober ßnb t^eite balb erf^öpft, t^eite führen fte Unheil ^erbei. ($. I,
363 fg. SR. 313 fg.)
|>l>il0f0pl).
1) Hnlage, Qigenfc^aften unb Srforberniffe bed $^i«
tofop^en.
SDie, meldte burd^ bad ©tubium ber ©efc^ic^te ber $§iIofop^ie
$^tIofop^en }u »erben l^offen, follten aud berfelben Dielme^r entnehmen,
bag $§iIofop§en, eben fo fe^r toit SHc^ter, nur geboren »erben, unb
3»ar oiel fettener. (% n, 8.)
3)ie eigentliche p^ilofop^ifc^e Hnlage befielt )unä(^f} barin, bag man
über \>a9 ®e»b^nli(^e unb Satägli^e fic^ ju Dermunbern ftt^ig ifl,
moburc^ man eben veranlagt wirb, bad allgemeine ber (Srfd^einung
gu feinem Problem }u ma^en. 3)er dnteQect bed gett)ö§nli(^en SRen*
fd^en, feiner urfprttnglid^en IBeftimmung, aU üRebiuni ber SRotiDe bem
Seinen bienfibar ju fein, nod^ ganj tnu geblieben, ifl meit baoon ent*
fernt, fl^ oom ®an}en ber S)inge gleic^fam ablbfenb, bemfelben gegen«
über )tt treten, unb fo einfhoeilen ald fttr fic^ befle^b, bie Sßelt rein
obiectiD aufjufaffen. hingegen iß bie ^ieraud entfpringenbe p^itofo«
p^ifc^e Sermunbemng im Cinjelnen bur(^ (ü^ (Snttoidelung ber
duteOigeu} bebingt. (993. U, 176. 9?* 75. SR. 748.)
SRit ber ©teigerung ber 3)entli(^(eit bed Semugtfein« tritt me^r
itnb me^r bie Sefonnen^eit ein unb babnrc^ (ommt ed allmttlig ba§tn
2,,; Wi0\0*^
s
«fuv* ftwflt »ivb, wenn (le jtoSe a)eutü«^fttt unb ««Ijoltnib« ©eg«.
JA, beu^Oitofov^e«, «üb bie o.a»e« fbe« fo {«" ««"Pttt
Jcu fchrSutJcl tu be« «efennen^fit. (®. U, 435 fg. »etjU »c
'''SrÄ«(l|cn a»titWttt Wen « b«?, P«««« fleW nur ba«
iSiimlne «nb OiSioibneOe betfelben. bet H^Oofop^ »««'«'"«>»« «?•
IS* S?fÄS rÄ*iJ «^r ger.be 5)0«, »a« ben W-
"^*** wBt^iVw«* ^^^^' '""^ Stoge auf bem ^erjen ju be^olta,
^* ****^ ><H w^" ^^^ ®^*' *^^^ f^4 *^^" f^'^f* öerfle^t,
;^?->' ^'^'"^^rtii^f" 8ett)u§tfcin bringe, um e« att ^roblem oufju«
V* '*'''^t4| auc^ muß, um cijentlid^ ju »)^Uofo<)^ircn, ber ®«fi
^^"^^^pij fein; er tnug feine 3»«^^ Verfolgen unb alfo ntc^t
w^^^^'^J^H^ jdenft werben, fonbem fi(^ unget^eilt ber Sele^irunfl ^in-
^<<^ ^^Sic bie onfd^ouUdje SBclt unb ha^ eigene CciDußtfcin i^m
5*k^. II, 4.)
^^'^ Offenbarungen toirb in ber $^iIo)op^ie ni^td gegeben, ba^
^I0fo(^^ Dor aOen iCingen ein Ungläubiger feiu niug. (97. %or>
^ Stt^igteit }ur $l^tIofo))^te befielt in S)eni, morein $(ato fic
^bm im (Erfennen bed Cinen im Sielen unb be^ Sielen im Sinen.
Ä X 98.)
2}em ni(^t ju Betten bie SRenfd^en unb aQe S)inge wie bIo§e
^(antome ober ©chatte ubilber Dortommen, ber ^at leine Sniage
iinr $^ilofo))^ie; benn dened entfielt an^ bem Sontrafl ber einjetnen
^inge mit ber dbee, beren (Srf<^cinuug fte ftnb, unb bie 3bec ift
nur für bad ^ö^ gefleigerte Sctougtfein augttngUc^. ($. 295.) $(afton
fagt öfter, ba| bie ÜRenfd^en nur im Traume teben, ber $^ilofo)}^
aOein ft^ )u wo(^en beflrebe* (9B. I, 20.)
Seim ^^ilofopbiten barf ed, fo fe^r qu<^ ber fio))f oben }U bleiben
^at, boi^ nic^t fo laltblütig ^ge^en, bag nic^t am Snbe ber gonje
äRenfd^, mit ^erj unb Stop\p jnr Setton Gime unb buri^ unb burd^
5p^Uofort 217
erf^üttert mOrbe. $(i(ofop^te ifi lein mqAta'Qi^tmptl Sielme^r
^t SauDenargue itti^t, tnbem er fogt: les grandes pensees
viennent du coeur. ($. IJ, 9.)
3)em $^Uofo))^tt mug bei aller Seb^afttgfeit ber Sbifc^tuig bie
dtefle^on immer gon} no^e liegen; \a, er mui einen gleid^fam inftinct«
artigen Xrieb ^aben, SlOed, mad er anfd^auHc^ erlonnt, fogleic^ in
Segriffen audjubrüden, kuie geborene äRafer bei SCDem, toa9 fle fe^en
nnb bemunbem^ fogletc^ )um ©riffel greifen. (3R. 719. $. 298 fg.)
SRe^r, al9 j[eber finbere, foQ ber $^i(ofo|)^ aud ber UrqueQe aOed
unferd Srlennen^, ber Stnfc^anung, fc^öpfen unb ba^er fletd bie
3)tnge felbfl, bie 9^atur, bie 38ett, ba« Seben ind 3(nge fajfen, fie,
nnb ntd^t bie Sucher, jum Sqcte feiner ©ebanfen machen, änc^ fletd
an i^nen aQe fertig überfommenen Segriffe prüfen unb controüren^ bie
Sucher hingegen nur aM Sei^ülfe benu^en. Stn ber ißatur, ber
SBtrtUc^feit, bie nie lügt, ^t ber ^^j|ih)fop^ fein ©tubium }u mod^en,
nnb )toar an i^ren grogen, beutlic^en SH^r i^^^nt $aupt« unb
@runb(^aralter. SDemna^ ^at er bie n)efenttt(^en unb allgemeinen
lErfd^einnngen jum ©egenflanbe feiner Setrad^tung }u matten, ^in«
gegen bie feltenen , Dorttberfliegenben , fpecieQen , mifroffopif^en ben
§ad^gele^rten gn übertaffen. ($. II, 8. 51.)
SDer ^^tlofop^ mug alle gelber überfe^en, \a, in gen)iffem ®rabe
barauf jn $aufe fein, mobei biejcnige SoQIommen^eit, »elc^ man nur
bnrd^ ba9 S)etaä erlangt, not^enbig audgef(^(offen bleibt. S)ie mit
bem 2)etai( ber ©pedalMiffenfd^aften befc^&ftigten ©ele^rten finb ben
®enfer Arbeitern ju Dergleichen, beren (Einer lauter 9ifiber, ber Hnbere
lauter gebem, ber S)ritte lauter Letten mac^t ; ber $^itof op^ hingegen
bem U^rmac^er, ber aud bem üden erfi ein ©aujed hervorbringt, koel«
(^ed S^megung unb Sebeutung ^at. Huc^ lann man fie ben SRufidd
im Orc^efter Dergleichen, oon meieren j[eber ÜReifler auf feinem dnfhu'
ment iß, ben $^tlofop0en hingegen bem ffapeUmeifler, ber bie 9?atur
itnb Se^anblungduieife jebed dnfirumentd lennen mug, o^ne jeboc^ fie
aOe, ober nur eined, in groger SoOIommen^eit ju fpielen. (SB. 11,
141 fg.)
2) Unterfc^ieb jmifd^en bem $^ilofop^en unb ©ete^r*
tcn. (®. Denfer unb ©ele^rfamfcit.)
3) Unterfc^ieb ^wifd^en bem $^ilofop^en unb S)i(l^ter.
S)er S)i(l^ter bringt Silber M Sebend, menfc^Iic^e S^araltere unb
Situationen Dor bie ^^antafie, fe^t bad SUed in Semegung unb über«
lägt nun debem, bei biefen Silbern fo »eit ju beulen, toxt feine
©eifledhaft rei^t. jCe^^alb !amt er SRenfd^en Don ben Derfd^iebenften
Sfifligfeiteu genügen. !Cer ^^tlofop^ hingegen bringt nic^t in jener
ffieife bad ithm felbfi, fonbern bie fertigen, Don i^m barand abßra«
^irten ©ebanfen, unb forbert nun, bag fein Sefer eben fo unb eben fo
meit* beute, mie er felbft. X)abur(^ mirb fein publicum fe^r Kein.
(% n, 5 fgO
218 Wio\opfi
dti t^olge ber mefentUc^ ))oIemifd^€n Statur ber ))^t(ofo))^ifd^en @^
fletne ifl e^ unenbltc^ fc^merer, ato $^t(ofo))^ ®e{tung ju erlangen,
benn atö SDid^ter. SJerlongt boc^ be^ X)i(^terd Sßert üotn Sefer ntc^t^
toetter, att einjutreten in bie Steige ber i^n unter^altenben ober er^ebenben
@(j^riften, unb eine Eingebung auf koenige @tunben. S)ad 9Ber! bed
^l^itofop^n hingegen toxü feine SDenhtngöart ummälien. X)te ®röge
bed ))^iIofi>))^ifd^en ^ublicumö Der^ält fic^ ju ber be^ bid^terifd^en,
mie bie ^affi ber Seute, bie belehrt, )u ber, bie unterhatten fein woQen.
i% n, 6.)
S)en fc^ttnen ftünften, felbfl ber $oefte, fc^abet e^ »enig, bag fie
au^ )um Srmerb bienen; benn jebeö i^rer SS^erk ^at eine gefonberte
Slpißen} für ftd^ unb bad ©c^Iec^te fann bad ®ute fo menig der«
brttngen, koie Derbunfein. Kber bie $§iIofo))^ie ifi ein ©on^ed, atfo
eine (Sin^eit, unb ifi auf SBa^r^eit, nic^t auf ©dfön^eit gerid^tet; ed
giebt Dielerlei ®(^5nl^eit, aber nur eine SBo^r^eit, toie Diete äRufen,
aber nur eine äRineroa. Sbfti bed^alb barf ber S)i<^ter getrofl Der«
f(^ntü§en, baö ©(^lec^te ju geigein; aber ber $§iIofo^^ lonn in bett
Sau rommen, bie^ t^un }u muffen. ($. I, 168.)
2)er Xiifttt tarm, um ni^t Don feinen :poetif(^en ®aben leben unb
fte burd^ f^nöben Srmerb profaniren ju muffen, neben ber ^oefie ein
©emerbe treiben. Sßenn iene bann an^ fi(^ ettoad beengt unb be^in»
bert füllen foOten; fo fbnnen fie babei boc^ gebei^en, koeil ja ber
S)i(^ter nic^t groge ^enntniffe unb üBiffenfc^oft ju erwerben brandet,
tt)ie bied ber SaQ bed ^^ilofop^en ifl. ÜDer ^^ilofopd hingegen lann
aud bem angefü^en ©runbe nic^t n)o^t ein ©emerbe neben ber ^^i«
lofop^ie treiben. 2)a nun aber bad ©elboerbienen mit ber $^Uofo))^ie
feine anbertt)eitigen unb grogen 92ac^t^eile f^at, fo ift ber $^Uofo))^
glürflid^ }u fc^a^en, ber fiif eined Srbgnt« erfreut. ($. II, 461 fg.)
(Sin S)i(^ter ifi man ni(^t o^ne einen gemiffen $ang }ur SerfleQung
unb gfalfd^^ett; hingegen ein ^^ilofo))^ ni(^t o^ne einen gerabe ent<
gegengefe^ten $ang. S)ie9 ift h)O^I eine 9unbamentalbifferen} beibec
©eifle^ri^tnngen, bie ben ^^ilofop^en ^5§er fleUt, tt)ie er benn aud^
tt)irtli(^ i)^n fie^t unb feltener ifl. ($. 295.)
4) Unterf(^ieb }mif d^en bem $^iIof ot)f)en unb @o))^ifien*
3)ad ©elbDerbienen mit ber $^tIofo))^ie toar unb blieb bei ben
Slten bad SRerhnal, meldte« ben ©op^ißen Dom $^iIofo))^en unter«
fd^ieb. S)ad SJer^üItnig ber ©op^iflen jn ben $^iIofop^en toat bem»
nad^ ganj analog bem jmifc^n ben ÜRttbc^en, bie ftd^ au9 Siebe l^in«
gegeben i^aben, unb ben bega^Iten Sreubenmttbc^en. !Ciefe uralte
!lnfi<^t ^at i^ren guten ®mnb unb beruht baranf , bag bie ^^ilofop^ie
gar Diele Serü^rungdpunfte mit bem Scben, bem öffentlichen, mie bem
ber (Einjelnen ^at; me^^alb, »enn @rtt)erb baitiit getrieben mirb, att«
batb bie Sbfi^t bad Uebergcmic^t über bie Sinfid^t er^Ut unb au<
angeblichen ^^ilofop^en bIo9 ^araflten ber ^^ilofop^ie merben; foId|e
aber merben bem 9Birfcn ber ttd^ten $^iIofo))^cn ^emmenb unb feinblic^
¥^iIofot>^enüeTfamm(ungen — ^^Uofo^^ie 219
entgegentreten, ia fic^ gegen fte i»erf(^n)5ren, um nur n)a9 i^re @a(^e
förbert jur ©eltung ju bringen« ($. I, 166—169; n, 462. SB.
n, 178 fg.)
$^ilof0))^t)erfamttilungen ftnb eine contradictiö in aoUecto, ba
$^t(ofo))^en feiten im 1>nal unb fofl nie im $(ural jugleid^ auf ber
SBelt fmb. {% 1, 196.)
1) Urf))rung ber ^^itofop^ie.
S)te ^^ilofop^te entfpringt au9 einer Sermunberung über bie
8Be(t unb unfer eigene^ 3)ttfein, inbem biefe fid^ bem dnteOect atö ein
Kät^fel aufbringen, beffen Süfnng fobonn bie äRenfd^^eit o^ne Unter«
{ag bef^äftigt. (3B, n, 175—177. 188. »ergl. antf^ unter SReta«
p^^fif: Urf))rung ber Wlttapf^J^fit)
Unfen fletd an dnbiüibuafitfit gebunbene unb eben hierin i^re 9e«
f^rttnfung ^obenbe (Srienntnig bringt ed not^menbig mit \ii), bag
deber nur (Sine9 fein, hingegen oQe^ Snbere erfennen !ann, mel^e
Sefc^ränlung eben eigentlich bad Sebürfnig ber ^^itofop^ie erjeugt.
(©. I, 125. ^. 300.)
51>er Srieb }u ))^i(ofo))^iren, ber fe^r allgemein in ber 3Renfc^^eit
ifl, ber fetbß M 9{o^ef)en ftd^ bemtt^tigt, lommt nid^t etma ba^er,
bog ber aRenfc^ [xdf ergaben über bie 9Iatttr ffi^tt, bag fein ©eift
i^ti in ®))^ttren ^ö^erer Krt, au9 ber SnbUi^feit in bie Unenbß^Ieit
3ie^t, bad drbifi^e i^m nic^t genügt u. bgl. m. 3)er ^aU ifl feiten.
@onbern e^ (ommt bo^er, bag ber SDtenf^ mittelfi ber Sefonnen^eit,
bie i^m bie Vernunft giebt, baß SDKgli^e feiner !?age einfielt, unb ed
i^m fd^tec^t gefällt, fein S>afein att gan) pxzmx unb fomo^t in $in«
fid^t auf beffen Snfang, a(d auf beffen (Snbe, gan) bem Befall unter*
toorfen )u fe^en, nod^ baju t9 auf j|eben ^aO a(d äugerft lur} {mifc^en
giori unenbUf^en B^i^^R }u finben, femer feine $erfon att üerfd^min*
benb Krin im unenbUc^en S^aume unb unter ga^Hofen SBefen. 3)ie«
felbe Semunft, bie i§n treibt, für bie 3ui^nft in feinem Seben }u
forgen, treibt i^n aud), über bie 3u^nft nac^ feinem Seben flc^ (Sorge
3U malten. Ohr »ünf^t ba« SÜ }u begreifen, ^au))tfttd^Ii(^, um fein
Ser^ältnig }u biefem Va )u erfennen. ®ein SRotiD ift ^ter, »ie
meifleu«, egoifUfc^. (SR. 739 fg.)
2) aufgäbe ber ^^ilofop^ie.
Der ®a^ üom ®runbe erKttrt Serbinbungen ber Srfc^rinungen,
ni^t biefe felbfl; ba^er lann $^Uofop^ie nid^t baranf audge^en, eine
causa effideius ober eine causa finalis ber gonjen Sßelt )u füllten.
Die toafitt $^i(ofop^ie fuc^t trinetoeg«, mo^er ober »0}u bie Sßett
ba fri; foubem blo« uia« bie Sßelt i% 3^^^ Ittnnte man fagen,
ba« Sßa« ber Sßelt erfenne ein deber o^ne tütxitxt $ülfe, ba er hat
220 ^^«ofop^te
@ub}ect bed Srfennend, beffen SSorflellung fte ift, felbft ifl. flUm
biefe Srtenntnt§ iß eine anfc^aulic^e , ifl in concreto; biefelbe in
abstracto tt)ieber}ugeben, bad fuccefftt^e, tuanbelbare 9nf^auen unb
überhaupt oQed 2)ad, voa9 ber tueite begriff ©efü^I umfagt, )tt
einem obfhacten, beutlic^en, bleibenben Sßiffen gu ergeben, ifl bie
Aufgabe ber $^ito[o))^ie. ®ie mug bemnac^ eine Su^fage in ab-
stracto Dom äSiefen ber gefammten 9Bett fein, Dom ®anjen, koie oon
aQen !£^etlen. Um ober bennoc^ nic^t in eine enblofe ä^enge Don
einjelnen Urt^eiten ftc^ }u oerlieren, mug fle ftc^ ber äCbfiraction be*
bieiien unb aUed (Sinjelne im Sldgemeinen benfen, feine Serfd^ieben^eiten
ober auc^ lieber im SlOgemeinen; bo^er mxh fle t^eild trennen, t^eild
oereinigen, um oQed SRannigfaltige ber äBett über^au))t, feinem SBefen
nac^, in menige abflracte begriffe }ufanunengefagt, bem äBiffen )tt
überUefern. 2)ie $^i(ofot)^ie toirb bemnad^ eine @umme fe^r aQge«
meiner Urt^eile fein, beren Srfenntniggrunb unmittelbar bie SSicU felbfi
in i^rer ©efammt^eit ifl, ol^ne irgenb etnad audjufd^Iiegen; fie koirb
fein eine oollftänbige äBieber^oIung, gteic^fam SIbf))iege(ung
ber Seit in abflracten Segriffen, meiere aQein mbgtic^ ifl
bur^ Sereinigung ht9 n^efentUc^ -dbentifc^en in einen S3egriff unb
Su^fonberung bed 93erf(^iebenen in einem anbern. (S9$. I, 98 fg*
453. 320.)
deber ifl noc^ ^immelmeit Don einer :p^i(ofo))§ifd^en (Erfenntnig ber
2Be(t entfernt, ber Decmeint, bad SBefen berfelben irgenbmie ^iftorif <^
faffen ju !5nnen; »elc^ed aber ber $aQ ifi, fobalb in feiner Slnfic^t
bed äBefend an ft^ ber SQSeU irgenb ein SSJerben, ober @e»orbenfein,
ober SQSerbentterben ftc^ Dorfinbet. @oI(^ed §iflorif(^e9 $^i(ofo))^iren
liefert in ben meifien ^üUtn eine fio^mogonie. S^ laborirt an bem
geiler, bie ^tit für eine Seftimmung ber ÜDinge an fi(^ ju nehmen
unb ba^er bei ber Srf(f|einung flehen ju bleiben. S)ie ^ifU pf^ilo»
fop^ifc^e iBetrac^tung^ttctfe ber Seit, b. ^. biejenige, toelc^e und i^t
innere^ SBefen erfennen le^rt unb fo über bie (Srfd^einung ^inaudfü^rt,
ifl gerabe bie, welche nic^t mif bem äBo^er unb äBo^in unb äBarum,
fonbem immer unb überaQ nur na^ bem SB ad ber Seit fragt, b. ^«
koelc^e bie !Z)inge nicf)t nac^ irgenb einer Sßelation, ni^t m^ eine?
ber ©eflalten bed ©aged Dom ©runbe betracfftet; fonbem umgele^rt
gerabe !Dad, »ad na^ 8(udfonberung biefer ganzen Setrad^tungdatt
noc^ übrig bleibt, bad in aOen 9{eIationen erfd^einenbe, felbfl aber i^nen
nic^t untertoorfene , immer ftc^ gleiche SBefen ber Seit, bie Obeen
berfelben, }um ©egenflanb ^at. (S. I, 322 fg.)
iiDie ^^Uofop^ie foü immanent fein unb nic^t fic^ Derfteigen )u
überoeltli^en (Dingen, fonbem fi^ barauf befc^rttnlen, bie gegebene
Seit Don ©rntib an^ }u Derfte^en; biefe gicbt (Stoff genug. ($. U, 94.)
$^iIofop§te ifl eigentlich bad Sefheben, burdi bie SorfleOung ^in»
burd^ ÜDad }u erfennen, toad nic^t SorfleÜnng ifl unb bo^ auc^ in
und felbfl ju finben fein mug, fonfl »ir bloge ^orfleQungen lottren.
($. 338.)
^^Uofofi^ie 221
SDie ^^ilofop^ie ifi fo lange DergeBUd^ Detfud^t ttorben, mil man
fie auf bem S9Sege ber Sßtffenfc^aft, ftatt auf bem ber j{unft fud^te.
SRon fnd^te bad SBarum, flott ha^ Sßad }u betrachten; man firebte
nac^ ber Seme, ftatt bad überaU 3la^t ^n ergreifen; man ging nad^
Vugen in aUen %ic^tnngen, ftatt in ftc^ ju ge^en, mo jjebed ^ät^fel
ju löfen ifl. {Tl. 718—720. $. 299. 302 fg.) S>tc »a^rc SBci«.
|ett {ft ntc^t baburc^ gu erlangen, bag man bie gränjentofe SEBelt
andmtgt, ober, mad nod^ 3n)e(!mä§iger Mit, ben enblofen itavan
perfUnlic^ bnrc^flSge; fonbern Dielme^r baburi^, bag man irgenb
ein &aitittt9 ganj erforfc^t, inbem man bad ma^re unb eigentliche
XBefen beffelben DoQfommen erfennen unb Derfte^en ju fernen fuc^t
(SB, I, 153.)
3) Unterfc^ieb ber ^:ß^iIofopi|te Don ben Siffen«
fd^aften.
SDie ^^ilofop^ie ober ünetap^^fi!, al9 2if}xt Dom Sen)u6tfetn unb
beflen dn^att überhaupt, ober Dom ®an^en ber Srfa^rung al9 folc^er,
tritt ni^t ein in bie äBiffenfc^aften ; h)ett fie ni^t o^ne Sßeitered ber
Betrachtung, bie ber (Ba^ Dom ®runbe ^etfd^t, nac^ge^t, fonbern ju»
Ddrberfi biefen felbfl gum ©egenfianbe ^at. (Sie ifi atö ber ®runbba§
aller 9Biffenf(^aften an}ufe^en, ifi aber ^ö^erer 9rt, atd biefe, unb ber
fiunfi faß fo fe^r, ald ber äSiffenfc^aft, Dermanbt. (9B. H, 140.)
S)ie ^^ilofop^ie ^at gmar }u i^rem ®egenflanbe bie Srfa^rung,
aber nic^t, gtei^ ben übrigen 9S$if|enfcl^aften, biefe ober jene beflimmte
(Erfahrung; fonbern bie (Erfahrung felbfl, überhaupt unb al9 fotc^e,
i^rer ÜRSgUd^Ieit, i^rem ©ebiete, i(|rem toef entließen dn^atte, i^ren
innem unb ttugem Sfementen, i^rer gorm unb iDtaterie nac^. ($•
n, 18.)
3)a, IDO bie 9?aturn)iffenfc^aft, |a jjebe SBiffeufd^aft, bie 3)inge fielen
(ttgt, inbem nid^t nur il^re Srflärung berfelben, fonbern fogar ba^
$rincip btefer SrHärnng, ber ®a^ Dom ®runbe, nic^t über biefen
^ßimtt ^inaudfü^rt , ba nimmt eigentlid^ bie ^^ilofopl^te bie 2)inge auf
imb betrad^tet fie nac^ i^rer, Don {euer ganj Derfc^iebenen 3Beife. —
!Z)te $^itofopie f^at ba9 Sigene, bog fte gar nid^td al9 befannt Dor«
an#feit, fonbern X0e« i^r in gleichem SRage fremb unb ein Problem
ifi, ni^t nur bie Ser^ttttniffe ber Srfc^einungen, fonbern auc^ biefe
fdbfl, ia, ber ®a^ Dom @runbe fclbjt, auf meieren Hlle« gurüdgu«
führen bie anbem 9Biffenfc^aften gufrieben finb, burd^ meiere ßwcüd'
fü^rung bei i^r aber nic^td geioonnen toütt, ba ein @Iieb ber 9iet^e
i§r fo fremb ift, mie bad anbere, ferner anc^ jene Strt be^ Qu^ammtttß
(ange« felbfl i^r eben fo gut ^oMem ifi, att ba« burc^ i^n Ser«
btüpfte, unb biefed koieber nac^ aufgegeigter Serfnüpfung fo gut, aM
Dor berifelben. i)enn tbm deneö, load bie S9Siffenfc^aften Doraudfe^n
unb i^n (Srflftnmgen }um .®runbe legen unb }ur (Shrttnje fe^en, ifi
gerabe ba^ eigentli^e Problem ber $^iIofop^ie, bie folglich infofern
222 $^iro{o)>^te
ha anfängt, »o bie äBiffenfd^aften aufhören. (93. I, 96 fg. Sergt.
auc^ unter aßetop^fil: Ser^ttltnig ber iIReta))^qfIt )ur $§#.)
!Z)er $^iIofo))^ bleibt nic^t bei ber 9Raf(^merte ber 9Be(t flehen,
tüxt ber Sfhonont, fonbern fu^t ben @inn berfetben }u enträt^febt«
{% II, 685; I, 136.)
4) ®egenfa$ )toifd^en ^^ilofop^ie unb !£§eoIogte.
3)ad Sieben üon einer ^rifilic^en ^^i(ofo))^ie lommt ungefähr fo
(erauö, hne mm\ man r>on einer c^rifitic^en 9rit§mett! reben toollte^
bie fttnf gerabe fein liege. ^Dergleichen üon ©laubenöte^ren entnom«
ttiene Spit^eta ftnb }ubem ber ^^ilofop^ie offenbar unanftSnbig, ba
fte flc^ für ben Serfuc^ ber Sernunft giebt, auö eigenen SDlitteln unb
unabhängig üon aOer tluctorität baö Problem beö 3)afeind ju I9fen.
VU äBiffenfc^aft ^at fle burd^auö nt^t bantit }u t§nn, toad geg (auBt
toerben barf, ober foU, ober mug; fonbern blöd bamit, toad flii
toiffen (ä§t. (SoKte biefed nun auc^ ald ettoad ganj tlnbered flc^
ergeben, aU toai man )u glauben ^at; fo ȟrbe felbft baburc^ ber
®Iaube ni(^t beeinträchtigt fein; benn bafür ifl er ©loube, bag er
enthält, toa9 man nid^t miffen tann. ($. I, 155.)
SDie ^^ilofop^ie ifl toefentlic^ 9Belttoei«§eit; t§r Problem ifl bie
SBelt, mit biefer allein ^at fte t9 )u t^un unb tä§t bie ®ötter in
^u^e, enoartet aber bafür, auif t)on i^nen in 9?u^e gelaffen ju mer«
ben. (SB. II, 209.) 3)ie ^^ilofop^ie mug j!odmoIogie bleiben unb
fann nic^t S^eotogie »erben. (SEB. II, 700.)
S)ie, n)e((^e bie $§iIofop§ie aM fpe€ulatit)e Sl^eologie betrachten unb
be^anbeln, tt)iffen nid^td bat)on, ba§ man frei unb unbefangen an ha9
Problem bed 2)afeind ge^cn unb bie SBelt nebfl bem Semugtfein, barin
fie ftc^ barfteUt, ald>a0 allein ©egebene, bad Problem, ha9 9lfit^fel
ber alten @p^in^, t)or bie man ^ier tü^n getreten ifl, betrachten foO.
@te ignoriren flüglicli, bag X^eofogie, h)enn fie (Eingang in bie ißf^u
(ofo))^ie t)er(angt, gleich allen anbern l^e^ren, erft i^r (Srebitit) oorjtt«
meifen ^at. üDie $^i{ofop^ie ifi leine jürc^e unb feine 9tt»
ligion. @ie ifl ba^ Heine glecfc^en auf ber SBelt, mo bie fletd unb
überall gesagte unb oerfolgte SBa^r^eit ein 9D{a( alle^ 3)mcfed unb
3u»ange« (ebig fein, ja fogar bie Prärogative unb ba« groge SBort
^aben, abfolut aOein ^errfc^en unb lein Snbere« neben ftd^ gelten (äffen
foO, (^. I, 205 fg.)
S)ie $^i{ofo))^ie mai^t ben Slnf))ruc^ unb ^at ba^er bie 6er))flid^«
tung, in Ktlem, toa9 ^e fagt, sensu stricto et proprio tüafpc ju
fein; benn fie menbet [xij an ba« S)enlen unb bie Ueberjeugung. 2)ie
Religion hingegen, für bie Unjä^Iigen beflimmt, meldte, ber Prüfung
unb be« S)en!en« unfähig, bie tieffhn unb fc^toierigflen äBa^r^eiten
sensu proprio nimmermehr faffen »ürben, ^at aud^ nur bie Serpfiic^«
tung, sensu allegorico ma^r ju fein. 9lacft tann bie SSa^r^eit Hot
bem Solle nic^t erfc^einen. (9B. n, 183. 721. $). 296. SergL aud^
unter ÜRetap^^fit: Unterfd^ieb gtteier Vrten Don 9Reta})§9fiI.)
Wiom^t 223
5) ©er^ältnig ber ?^iIofop^tc jur Ünnft. (@. unter
ftunfl: Sermanbtfc^aft ber Stun\t mit ber $^iIofop§te unb
Unterfd^teb ieiber.)
6) «er^ältnig ber ?^iIofoj)^ic aur ©cfd^it^te. (©. ®e.
fc^ic^te.)
7) 9Ret§obe ber ^^ilofop^ie.
!Dcr gegebene ©toff jeber ^^ilofop^ie tft fein anberer, att bad em-
^trtfci^e Seiongtfein, Miifz9 in baö iBetougifein bed eigenen @elbß
(®e(bfiben)ttgtfein) nnb in ba« 9eh)ugtfein anberer SDinge (ängere %t»
fc^auung) jerfäOt. 2)enn bie« aKein ifi bad Unmittelbare, bad toirflid^
®egebene. debe $^itofo))§ie, bie flatt ^iertion oudjuge^en, beliebig
gcnä^Ite ab^acte Segriffe, »ie j. %. ^(bfolutnm, abfolute ©ubßan},
@ott, Unenblic^e«, (Enblid^ed, abfolute dbentität, ©ein, 9Befen u. f« »«
gnm 9[u9gangd))unfte nimmt, fd^mebt o^ne $(n§a(t in ber Suft, lann
bo^er nie }u einem loirflic^en Srgebnig führen. (Sine ^^ifofop^ie aix^
bloßen Segriffen mürbe eigentlich unternehmen, au9 Mögen £§eil«
norfiellnngen (benn bad finb bie Sbflractionen) ^eraudjubringen, ma«
in ben DoIIfittnbigen SorfleDungen (ben f[nf4auungen), barau9 jene
bnrci^ 9Begtaf[en abgejogen ftnb, nic^t ju ftnben i{l. 3)ie ÜRöglic^Ieit
ber ©d^lüffe t)erlettet ^ie}u, meit ^ier bie Sn^ammm^üsvLn^ ber Ur«
t^eile ein neued 9?efu{tat giebt; miemo^l me^r fc^einbar, oi9 mirfiic^,
tnbem ber @(^(ug nur ^eraud^ebt, ma« in ben gegebenen Urt^eilen
fc^on tag; ba ja bie Soncinfion nic^t me^r enthalten fann, al9 bie
^rttmiffen. Segriffe flnb freitiA bo9 ÜRateriat ber f^ilofo^^ie, aber
nur fo, mie ber SDtarmor bad uRaterial M Silb^auerd ifl; fie foD
nic^t aud i^nen, fonbern in fie arbeiten, b. ^. i§re 9tefultate in
t^nen nieberlegen, nic^t aber oon i^nen, atd bem @egebenen, au9ge^en.
(3B. n, 89 fg.)
Singcmeine Segriffe foDen jmar ber Stoff fein, in meieren bie
$^iIofo^^ie i^re (Erfenntnig abfegt unb nieberlegt; j[ebO(^ nid^t bie
OneOe, aud ber fie folc^e fc^i^pft, alfo ber terminus ad quem, nxift
a quo. @ie ifl nic^t, mie Jfant fie befimrt, eine äBiffenfc^aft au 9
Segriffen, fbnbern in Segriffen, aud ber anf^autic^en (Srfenntnig, ber
oOetnigen OueQe aUer (EDibenj, gcfc^öpft. (2B. n, 48; 1, 537.)
3ft boc^ bod ganje Sigent^um ber Segriffe ni^t« 3(nbered, aU mad
barin niebergetegt morben, na^bem man ed ber anfc^aulic^en (Srfennt«
nig abgeborgt unb abgebettelt ^atte, biefer mirHic^en unb unerfc^Spf«
ti(^en Dueße aQer (Sinfid|t. 3)a^er lägt eine ma^re $§i(ofo))^ie fi^
xAdfi ^erau^fpinnen an9 biegen abflracten Segijffen, fonbern mug ge«
grünbet fein auf Seobaci^tung unb (Erfahrung, fomo^I innere att
tfugere. %u(^ ni^t burc^ SombinationdDerfuc^e mit Segriffen in ber
Seife $i(^te«, @4<0tng9, ^egeld mirb je etma^ ytttf^M in ber ^^i-
lofop^ie geteiflet merben. {% II, 9.) 9Benn aOe ?e^ren einer $§iIo*
fo))l^ie blod eine aud ber anbern unb jule^t too^l gar au9 einem erfien
©a^e abgeleitet finb; fo mug fie arm unb mager, mithin auc^ lang«
224 $6Uofo^^ie
»eitig auffallen; ha an^ feinem (Sa^e me^r folgen fann, aU toad er
eigentlid^ f^on fetbfi befagt; jubent ^ängt bann Klled üon ber 9{tcl^-
ttgfett etned @Qtje^ ab, unb burc^ einen etnjigen Segler in ber Vb«
(eitung »ttre bie SBa^r^ett bed ©an^en gef&^rbet. (9B. n, 207. $.
I, 142 fg. — 93ergl. auc^ unter ^Ibflract: (Segen bad S(udgc^en
üon abfiracten Segriffen in ber ^^Uofop^te; fenicr unter 9)?etap^^fil:
Srienntnigquellen ber äRetap^t)fir; unb unter 3Rttf)tht: SUIgemeine
9{ege( jur SRet^obe aUe« $^itofo))^iren«.)
S)er ))^itofop^if(^e ©(^riftfieÜcr \\t ber f$ü(|rer utib fein it^n ber
SBanberer, @oKen fie {ufammen anfommen, fo mUffen fie üor aDen
S)ingen gufammen anöge^en. 2)a^er ift nur bad und 8l0e.ii gemein«
fame empirifc^e 8en)ugtfein ber richtige 9u8gong«))unft. SJerle^rt ^in*
gegen ifl c9, ben 9(udgang neunten ju »oKen t)om @tanb))unfre ehter
angeblt^ inteHectueOen 8lnfd|auung ^^{jerp^^fifc^er Scr^ültniffe, ober
au^ einer bad tleberftnnlic^e t)erne^enben Vernunft, u. f. ts.; bemt
bad 80ed ^etgt Dom ©tanbpunfte ni(^t unmittelbar niitt^etlbarer Sr«
lenntniffe audge^en. ($. U, 6 fg.)
dm ©rogen unb ©anjen betrat^tet, flehen \\if in ber ^^ilofop^ie
aU )tt)ei grunbDerf^iebene äBeifen 97ationa(idmud unb dtlunü«
ni9mud, b. §. ber ©ebrau^ ber obj|ectit)en unb ber fubjectiben fix»
lenntnißquelle gegenüber. 3)er dOumimdmud, ivef entließ nac^ innen
gerichtet, ^at innere Srleu^tung, inteOectuelle Snfc^aunng, u. f. to.
inm Organon unb f^d^t ben 9{attona(idmud ald bad ,,Sic^t ber Statur''
gering. @ein ©runbgebrec^en ifl, ba§ feine Srienntnig eine nid^t
mitt^eilbare ifl. ttld ni^t mitt^eilbar ifi eine bergteic^en (Erfenntnig
au^ unerkoeidUc^. Mein bie ^^i{ofof)^ie foH mitt^eitbare (Sr«
fenntnig, mug ba^er 9iationalidmu« fein unb barf ba^er nic^t unter-
nehmen, bie legten Sluffd^Iüffe über bad S)afein ber S3e(t }u geben,
fonbcm nur fo h)eit ge^en, aM ed auf bcm objectiDen, rationatißifc^en
3Bege mögli^ ifi. SDa9 (oute Serufen auf inteOectuelle Slnfc^auung
unb bie breifle Srj&^Iung i^red dnl^attd, mit bem Slnfpruc^ auf ob«
ie€tit)e ©ültigfeit berfelben, »ie bei gierte unb iSd^eHing, ifi unoer«
f(^fimt unb üermerftid^. 2)te @9fieme, »elc^e t)on einer inteäectueUeii
Xnfc^attung, b. i. einer SIrt Stftafe ober $>tVi\tf)tn, oudge^en, geben
teine ©e»ii^rleifltung ; iebe fo gehionnene Srfenntnig mng ate fubjectit»,
tnbiüibuell unb folglich problematifc^, abgemiefen loerben. ($. II,
9—11. SB. Ih 207.)
Sin fi^ felbfl ifi }mar ber düuminidmud ein natürlicher unb iufo«
fem au rec^tfertigenber ißerfuc^ jur Srgrünbnng ber SSte^^eit 3)enn
ber nac^ Slugen geriAtete dnteUect, aM Moged Organ für bie ^xocdt
bed ä&iden« unb folglich ald blöd ©ecunbttred, ifi boc^ nur ein
2:^ eil nnferd gefommten menfc^li^en SBefend. SEBad lann alfo natür«
lieber fein, ald, »enn ed mit bem objectio erlennenben dntellect mig^
lungen ifi, nmime^ unfer ganjed übriged Sßefen, toAi^t» bo^ anäf
Ding an fld^ fein mug, mit ind @))iel lu bringen, nm burc^ felbiged
$ülfe itt fu^en. Slber bie aUein richtige unb obiectiü gültige Srt,
^^ilofortu 225
fold^ed QUd3ufii§ren, tfl, bag man bie empirtfc^e S^atfa^e euted in
unferni dmiern ft^ lunbgebenbcn, ja beffen aneintge^ 9Befen auö«
mac^enbtn SSBiKend auffaffe uiib fle jur Srfittrung ber objectiDen, äugem
(Srfeuntnig anmenbe. hingegen flirrt ber 9Beg bed OKumint^mud aud
ben bargelegten ©rUnben ntc^t juni ^mdt. (% U, 1 1 fg. Sergl.
aud) unter SR^fitl: ©egenfa^ groifc^cn 3R^fli( unb ^^Uofop^te.)
debeö angebliche Doraudfc^ungdlofe Serfa^ren in ber ^^ilo*
fofi^ie ifi !2BinbbcnteIei; benn immer mu§ man irgenb ti\oa9 aM ge-
geben anfe^en, um baoon andjuge^en. (Ein folc^er tludgangdpunft be^
^^i(ofo))^iren^, ein foI(^e9 einflmeilen al^ gegeben ©enommene^, mug
aber na(f|mald mieber compenftrt unb gerechtfertigt loerben. ÜDaffelbe
n^trb nämlic^ cntiueber ein ©ubjiectiDe^ fein, a(fo tixoa bad @elbf!«
ben)u§tfein, bie SSorfieÜung; ober aber ein ObjecttDed, etma bie
reate 9ße(t, bie 9{atur, bie 9Raterie u. f. m. Um nun alfo bie hierin
begangene SBiUIürlic^feit mieber audjug(ei(f|en unb bie Soraudfe^ung
^n rectiftcircn, mug man nac^^er ben ®tanb))untt toec^feln unb auf
ben entgegengefe^ten treten, dou »eitlem auö man nun ba9 %nfangd
aM gegeben ©enommene in einem ergän^enben $^i(ofop§em mieber ab«
(eitet. ($. II, 35.) debe unDollfiänbige unb einfeitige tluffaffung ber
Sßelt ^at nur retatioe SBa^r^eit unb bebarf einer (Srgttn^ung; benn
nur ber ^öc^flc, SHIed überfe^enbe unb in Slec^nung bringenbe @tanb'
|)uttlt !ann abfolute SBa^r^eit liefern. (^. II, 13 fg.)
8) (Sint^eitung ber $§itofop^ie.
S)ie Sint^eilung ber ^^ilofop^ie in t^eoretifci^e unb praltifc^e ifl
^u öerwerfen. «Ke ^^iJofop§ie ifl immer t^eoretif(^, inbem c« i^r
mefentU^ ifl, fid^, »a« auc^ immer ber näc^jie ©egenpanb ber Unter-
fu^ung fei, fletö rein betrad^tenb ju »erhalten unb ju forf^en, nic^t
t)or8uf ^reiben, hingegen t>ra!tif^ ju »erben, ba« ^anbeln ju leiten,
ben S^arofter umaufd^affen, jUib alte «nfprüc^e, bie fie, bei gereifter
(Stnfic^t enblidi aufgeben foOte. (SB. I, 319 fg.)
!Z)a bie $^ilofop^ie bie (Erfahrung, nit^t biefe ober iene be«
piramte, fonbem bie (Erfahrung überhaupt, ju i^rem ©egenffanbe
^at, fo ^at Pe intxft bad SDtebium ^a betrachten, in melc^em bie (Er ^
fa^rung über^autit P^ barpeüt, bie »orPeUung. a)e«^alb ^t iebe
^^ilofop^ie mit ber Unterfuc^ung be« (Erfenntnigücrmbgen« an-
zufangen. S)iefe jerfäOt in bie Setra^tung ber prtmttren, b. i. an««
fc^auli^en SorpeQungen (3)ianoiologie ober SerPanbedle^re), unb
in bie Betrachtung ber fecunbdren, b. i. abpracten SorpeUungen
(gogif ober Cernunftle^re).
S)ie auf biefe Unterfuc^ungen folgenbe ?§ilofop§ie im engem ©inne
ip fobann a»etap^t|fif. (% U, 18-20. Ueber bie ÜRetajj^^pi
unb i^re (gint^eilung f. TOetap^l^fif.)
e^epen^ner'Sesifon. II. 15
226 $^irofo»)Mc
9) ©efc^i^te ber ¥^tIofo))^ie.
a) Duelle für ba«©tubiunt bcr (Sefd|i(^te ber $^i^
lofop§ie.
©tatt ber fet6|letgenen 3Ber(e ber ^^ilofop^en allerlei 3)arlcgnngni
t^rer Se^ren, ober über^au^jt Oefd^ic^te ber ^^ilofop^te gu Icfen, ijl tote
mcnn man flc^ fein Sffen t)on einem Snbcm fouen (äffen tDoÜtc.
SBiirbe man tooiji äBeltgefd^ic^te (efen, loenn ed -Sebem freiftünbe, bie
i^n intcrefflrenben Begebenheiten ber Sorgeit mit eigenen Sugcn ju
fd)ouen? $inji(^tlid) ber ®cf(^ic^te ber ^^ilofop^ic nun aber ifl eine
folc^c 9utopfie i^red ©egenftanbeS ujirflic^ Sugänglic^ in ben felbft-
eigenen Schriften ber ^^ilofop^en. Slud biefen alfo ift baö äBcfentli^e
i^rer Sc^ren aut^cntifd^ unb unöcrfölfc^t fennen ju lernen. — <Se<fr
jroecfmägig niürbe eine mit Sorgfalt unb @ad)fenntnig verfertigte
groge unb allgemeine d^rcflomat^ie and ben äBerfen fämmtlic^er ^itpt*
p^ilofop^en, in c^ronologifc^^pragmatifc^er Orbnung jufammengefieflt,
fein. {% l, 35 fg.)
b) Ueberfic^t über ben 3ufammen§ang unb @nt'
n)idtlung9gang in ber®ef^t(^te ber ^^itofop^ie.
(Sd ifl ein S^fammen^ang in ber ©efd^id^te ber ^^Uofop^ie unb
auc^ ein f^ortf^ritt, fo gut aU in ber ®ef(^i(^te onberer 9Bi{fen«
fc^aften. SBenn in ber ^i^ilofop^ie, toie bie ^einbe berfelben be^aup^
ten, noc^ nie tito(x9 geteiftet niorben, nod^ fein f^ortfc^ritt gemad^t
morben unb eine ^^ilofop^ic fo Diel mxtf) toäre, ald bie aubere; fo
mttren nic^t nur ^loto^ tlrifloteled unb itant 9!arren, fonberu biefc
unnü^en Träumereien Ratten auc^ nie bie übrigen SBiffenfd^aften loeiter^
förbem fönncn. 2)at)on ifl aber bad ©egent^eit an^ bem t^atfäc^tic^cn
Sinflug ber ^^ilofop^ie auf ade Sßiffenfd^aften gu erfe^en. 9ud^
nimmt man, »enn man bie ©efc^ic^te ber $^Uofop^ie im ©anjen
überblicft, fe§r beutlic^ einen 3ufammen^ang unb einen ^ortfc^ritt
ma^r, bem ä^nlic^, ben unfer eigener ©ebonfengang ^at, nenn mir bei
einer Unterfud^ung eine Sermut^ung nacf) ber anbem Denoerfen, eben
babur^ ber ©egenflanb immer me^r aufgehellt n^irb, unb voix jule^t
ertennen, entföeber mte fl^ bie ©ad^e üer^ttlt, ober bod^ »ie meit f^
etmad baDon n)iffen lügt. Stel^men toir nun eine getoiffe not^menbtge
(Snttoidetung unb i$ortf(^rcitung in ber ©efd^id^te ber $^i(ofop^ie an,
fo muffen loir auc^ bie drrt^ümer unb geiler aU im gemifjfen ©irnie
notl^menbige erfennen, muffen fie anfe^en, mie im Seben be« einzelnen
Dorjüglic^cn SRenfc^en bie Serirrungen feiner dugenb, bie nic^t Der«
^inbert »erben burften, bamit er eben Dom Seben felbfl biejenige 9rt
ber Belehrung unb ©elbfifenntnig ersiehe, bie eben nur burd^ (Srfab^
rung erlangt loirb. S)emna(^ fonnte bie ©efc^i^te ber f^itofop^ic
nic^t mit ftant, flatt mit Z^aU9, anfangen, d^ ober eine fo((^c mc^r
ober minber genau befiimmte ißot^tDenbigleit in ber ©efc^ii^te ber
$^i(ofop^ie, fo »irb man, um Rani DoQflttnbig ju Derfiel^en, oud^ feine
$§Uofoj)§ic 227
Sorgänger fenncn muffen, gucrfl bie näd^fien, bcn ßl^r* SBotf, bcn
fiumc, bcn Sode, bann oiifwärtö biö auf Sfjoleö. (5IK. 741—745.)
3m ®eifle beö ginjelncn ifl bic äntage unb bcr $ang, bcnfcIBcn
®ang J« fl«§en, bcn bie @rfcnntni§ beö gongen 2Kenf(^engcfd^!e^t«
gegongen ijl. SDiefer ®ang fängt an mit bem 9?ac^ben!en über bte
Slnßenn)elt, ober er enbigt mit bcm SRoc^benfen über pti^ felbfl. SWan
fängt bomit an, über bod Object, über bie ÜDtnge ber 9BeIt beflimmte
Su^fprüc^e gu t^un, tvie fte an ftc^ flnb unb fein muffen; bted Ser^
fo^ren ^cißt Dogmotiömuö. S)onn ergeben fic^ S^^ifler, Leugner,
bog man irgenb tixoa9 boDon loiffen fönne, b. i. ber @tef)ttcidmu9.
Spät erfd^ten, nttmlid^ mittönt, ber ftrtticidmu9, ber ätö 9lid^ter
Seibe ^ört, i^re Stnfprii^e obivägt, burc^ eine Unterfuc^ung nid^t ber
üDinge, fonbem bed (SrfenntnigDermögenö überhaupt. On ber
occibentotifc^en $^i(ofop^te, meiere mx t)on ber ortentolifc^en in $in=
boflon, bie gteid^ tlnfongd einen Diel fü^nern ^ug nal^m, gänglic^
unterfd^eiben muffen, finben n)tr biefen notörlid^en ®ang Dom SDog»
motidmud burc^ ben @!e))tictdmud ^inburd} gum Sriticidmud. (SR.
751 fg. ?ß. n, 9. ^. 297.)
c) $inberni§ beö gortfd^rtttö bcr ^^ilofop^ie. (©.
unter SRetop^^fif: Urfoc^e ber geringen Sortfdjritte ber
üKctop^^p^)
10) ©egenfoft gwifd^cn Dutgörer unb ^b^crcr ^]^i=
(ofop^ic.
äßegen ber grogen intcncctucllcn 93erf(^iebcn^cit bcr SKenfc^en pogt
m<^t Sine ^^ilofop^ie für Mt, fonbern eine iebe gie^t, noc^ ®efe(^en
bcr aSBo^Ioermonbtf ^of t , boejenige publicum on fi(^, bcjfen Silbung
unb ©ciflcdTräften fte ongemeffen ifl. 3)a^er gicbt cd oUegeit eine
nicbrige ®(^ulmctop^t|fif, für ben gelehrten ^Ub«, unb eine ^ö^ere,
für bie eiite. üKugte boc^ g. 8. ouc^ Äont« ^o^c Se^re crfl für bic
Od^ulen ^erobgegogen, unb Dcrborben loerben burd^ f^ried, Srug, ©a^ot
unb a^nlic^e Seutc. (^. II, 363 fg. $. 303 fg.)
3)o§ biefclbe ^^ilofop^ie für 9?orrcn unb SBeife taugen folle, ifl
eine unbillige gorberung, angefe^cn, bog bie inteflectucne 8crfc^iebcn=
^cit ber üKeufc^en fo grog ifi, wie bic morolif^c, unb boö mill Diel
fogcn. ii>. 304 fg.)
11) einftng unb SDioc^t bcr 'iß^ilofop^ic.
3)ie ^JJtjilofop^ie begrünbct bic 2)enfung«ort bcfi äeitottcr«. {% 1,
1G8.) @ie leitet auö bcm guuboment bic 5IReinung; bicfe ober bc«
()crrfd^t bic äßelt. üDo^er ifl bie ^^ilofop^ic eigenttic^ unb »o^tDcr«
flanbcn andi bic gciooUigflc materieae SRoc^t, iebo4 fe^r lougfom
wirfcnb. S)ic icbcömoligc ^^itofopl^ic ifl ber ©runbbog ber ©efc^ic^tc
jebcr Seit. {% IT, 598.) SQSir fc^en burd)gängig, bag gn jebcr Seit
bcr ©tonb aller übrigen aißiffcnfd)aftcn, Ja au(^ ber ®eifl ber 3"t
unb bobur<^ bic ©cfd^ic^tc ber 3«t ein gong genoue« Serl^ältnig gur
228 $^tIofortie»irofcfforen — ^^^jlotri«
jebedmaligen $^t(ofop^ie ^at. 9Bie bte $§tIofo))§ie eined 3ettaltet«
bef(^Qffen if^, fo ifi au(^ j|ebedino( alled treiben in ben übrigen Sßtffen«
fd^aften, tu ben fünften unb im Seben. (SR. 742 fg.) 3)ie ^^ilofop^ie
xoixi ni^t burc^ ben 3ci^9ci{t befiimmt, fonbern umgcfe^rt Sßttre im
Mittelalter bie ^^ilofop^ie eine anbete geniefen, fo l^ätte fein ®regor VII.
unb feine JhreujjUge befielen fönnen. 96cr ber 3<^i^9^'f^ ^^^^ negatiti
auf bie ^^Uofop^ie, inbem er bie 3U i^r fähigen ©eifler nic^t jut
Sludbitbung unb nic^t }ur ©prac^e gelangen Ittßt. (SR. 744.)
12) ©tänge ber ^^ilofop^te.
(Eine ^^ilofop^ie auffteKen ju »ollen, bie feine tragen me^r übrig
Hege, n)äre SJenneffen^eit. 3n biefem ©inne ifl $(|i(ofop^ie tDirflid^
unmbgltc^; f^e to'dxt SUniiffen^eitdle^re. %htx est qaadam prodire te-
nus, 81 non datur ultra; ed giebt eine ©rttnje, biö gu loelc^et ba9
Stad^benten t)orbringett unb fo »eit bie Stacht er^eOen fonn, »enngleic^
ber ^orijont flet« bunfel bleibt. (2B. II, 677. 327. SergL auc^
unter SJietap^^fif: @d|ranfen ber SRetop^^flf unb unter S)ing an
f i d^ : SBarum unfere Srf enntnig bed S)inged an ftd^ feine erf c^öpf enbe,
abäquate ifi.)
fH^Uofoplyteproftfyorett^ f. Unioerfitätdp^ilofop^ie.
|)i)Ugttta. pi)Ugtttattker.
1) 3)ad ^^legma atd $oIge beö Sor^errfd^end ber
Sleprobuction^fraft.
SBenn bie im S^U^mtht obiectit)irte 9teprobuctiondfraft, bie
ben ^auptc^arafter ber ^flanje unb be« ^flanglic^en bitbet, im 9Ren'
fc^en t)or§errfc^t , fo t)ermut§en mir $^Iegma, Sangfamfeit, Sirttg^it,
©tumpffinn; »ie»o^{ biefe Sermut^ung nidft immer ganj befifltigt
toirb. (5R. 31.)
2) ©egenfa^ a^Hc^en bem ^^legmatiter unb bem
®ente.
®enie if} burc^ ein leibenfc^aftli^ed S:emperament bebingt, unb ein
p^Iegmatifd^ed ®enie ift unbenfbar. (9B. II, 319. 449. Sergl. ®e«
nie.) Snbererfeitd ftnb bie ^^(egmatid in ber 9{ege( Don fe^r mittel*
mfigigen ®eifie9fräften ; unb ebenfo flehen bie nörbUc^en, faltblütigen
unb p^Iegmatifc^en S0(fer im Sagemeinen ben füblic^en, lebhaften unb
leibenfd^aftfi(^en an ®eifl merftic^ na(^. (SB. II, 319.)
3) S)ie angeborene lugenb ber ^^tegmatifer. (©. @e-
bu(b.)
|)l^rtnol0gte, f. @^äbe{{e^re.
Pbeftatrik, f. ffranf^eit.
^^^f« — ^^^plot^cologic 229
1) ©egenflanb her $^9ftl.
3)ie Vk^fO, im meiteflen (Sinne genommen, bat ^u t^rem ®egen-
{lanbe bie (Srfc^einung, b. i. bie Dberpd^e ber 9BeIt S)ie genaue
«enntni§ biefer ifl bie «ß^^fif. (^. 11, 98.) aWit ber erHärung ber
(Srf(^einungen in ber ^elt ftnben mir bie ^l^i^flt (im nieiteflen
©inne beö SBort«) befc^äftigt. (®. n, 190.)
2) ©r&nae ber $§9fit.
S)ie $^9{lf (bie^ 993ort im nieiten @inne ber KIten genommen),
alfo 9?aturmi{fenf(^aft überhaupt, mu§, inbem fte i^re eigenen äßege
Derfolgt, in aKen i^ren B^^^S^ i^i^^t auf (inen $unft fommen, bei
bem t|re Srflärungen }u Snbe finb; biefer ifi bad 2){eta))§9fif(^e,
melc^e^ f^e nnr M i^re ©ränje, borüber fie nic^t ^inaudlann, xoaf^x^
nimmt, babei flehen bleibt unb nunmehr i^ren @egenflanb ber SReta»
pi^iffa übertttgt. !3)iefed ber $§9ßf Unjngttngli^e unb Unbelannte, bei
bem i^re gorfc^ungen enben unb toAd^t^ nad|^er i^re (ErKdrungen ate
ha9 @egebene Dorou^fe^en, pflegt pe gu bejeid^nen mit Vudbrüdfen »ie
9{atitrfraft, Sebendfraft, Silbungdtrieb u. bgl, »etd^e nid^t me^r fagen
al« I. ?). 3- (5K. 4.)
3) 3)a« Uugentigenbe ber $^9fit. (®. unter SRetap^^fit:
Ser§ttltnif ber SRetap^^fU jur ^^qfir, unb unter Statura«
ralidmud: Unjulänglid^feit beö S^aturatidmud.)
4) !Z)ie abfotute $^9fil. (®. Staturati^mu«.)
5) ^^qfifalifc^e Unterfuc^ungen unb SBa^r^eiten t)er-
glid^en mit et^if^en. (®. unter ÜRorat: SEBic^tigleit
ber moratifd^en Unterfud^ungen.)
6) tteber bie med^anifc^e unb atomifitfc^e $^i)fit. (@.
aRed^onit unb «tom, «tomifüt.)
pi^Sftker, f. IRaturforfc^er.
pi)5fik0tl)(ol0gu.
aOe ^^qfirot^eologie ifi eine audfii^rung beö ber äBo^r^eit (Don
ber fecunbttren SRotut be« OnteOect^) entgegenfle^enben 3rrt^nm«, bag
bie Doatommenfle Srt ber (Entfie^ung ber ÜDinge bie burc^ Sermittelung
eine« dnteUect« fei. IDo^er eben fc^iebt biefelbe aDer tiefem (gr-
grünbung ber 5Ratur einen JRicgel öor. (SB. U, 306.) Die ^i^fffo-
t^eologie ergiebt fi<4 ato bie tlu^fü^rung einer falf^en ©runbanflc^t
ber Statur, »et^e bie unmittelbare (Srfd^einung ober Dbiecttoatiott
M SBiOen^ )u einer btod mittelbaren ^erabfefet, alfo fiatt in ben
5Ratur»efen bo« urfprilngli(^e, urfräftige, erfemitnißtofe unb eben be«»
^a(b unfehlbare fiebere SBirfen be« aBtUen^ ^n erfennen, t9 auAegt ate
ein blo« fecunbäre«, erfl am ?i(^te ber (grfenntnig unb am gcitfaben
ber fKotioe Dor fl(^ gegangene«, unb fonac^ ha9 oon innen avL9 ®e<
230 ^^^ognomic. ^^^fiognomif.
trtebene auffagt atd üon äugen gejimtnert, gemobelt unb gefc^m^t.
(^. I, 117 fg. 9?. 37.) S)icfc fatf^c ©ruiibanfi^t ifl bic »Qp«,
auf toeld^er ber p^^ft^ot^eotogifd^e SetDcid für bad ^SDafein @otted be«^
ru^t. (9t. 37. SergL über ben plj^fifot^cologifc^cn ©ewci« unter
@ott: S3ett)eife für bad 2)afetn @otted.)
{)l)S{t09nomu. |)l)sft0gnomth.
1) Scbcutfamfcit bcr ^^^fiognomic.
2Bte an9 einer richtigen SRctap^^ftf folgt, bag im eingeborenen,
ntd^t im Srtoorbenen ha^ eigenttt^e äBefen eined 9)7enfd^en liegt, fo
bejeugt bied auc^ bad groge ©emid^t, n^elc^cd S0e auf bie ^^^fiogno«
mie unb bad Seugere, alfo ba^ angeborene jebed irgenbniie andgejeid)«
neten 9}?enf({)en legen unb ba^er fo begierig ftnb, i^n ^u fe^en. {%
II, 244.) SDad ®mi6)i, xotli\c9 allgemein auf bie ^^^ftognomie ge»
legt n)irb, unb bie angentetne *9egier, einen irgenbmie Su^gejcid^neten
ju fe^cn, iDäre unerriärlid) , n^enn, xok einige Sporen mahnen, ba«
Sludfe^en eined äßenfc^en nid^t« ju bebeuten Ijätte, inbem j[a bie @eele
eined unb ber Seib bad llnbere möre, ju jiener ftd^ Der^altenb, tuie }u
i^m felbp fein S»otf. (% II, 670.)
2) ©(^loicrigfeit ber ßntjiffcrung ber ^^^fiognomic.
3)er @runbfaO, ^o" ^^nt SlQe flidfc^meigenb ausgeben, bag deber
ifl mt er ausfielt, ift ri^tig; aber bie @d^n)ierigfcit liegt in ber
^nmenbung. 3)ie Entzifferung bed @efi^td ifl eine groge unb fdimere
Äunft. df^xz ^Jfrindpien flnb nie in abstracto ju erlernen. (^. II,
670 fg.)
3) äBarum bad Serfiänbnig ber ^^^fiognomte eine
©ac^e ber Intuition, ni^t ber 9tefle^ton ifl.
Sie bei aDen jenen Serrid^tungen, bei benen ber $erflanb, bie an^
f^aulid^e Srfenntnig, bie ST^ätigteit unmittelbar leiten mug, bic 9n^
menbung ber Sermraft, bie 9{e^e^ion flörenb n^irb, fo auc^ bei bent
Serftänbnig ber ^^Qfioguomie; auc^ biefe mug unmittelbar burc^ beu
^erftanb gefc^e^en; ber Sly^brucf, bie 93ebeutung ber ^ii^t lägt fi«^
nur füllen, fagt man, b. ö. ge(|t ni^t in bie abflracten Segriffe ein.
Oeber SRenf^ ^at feine unmittelbare intuitiöe ^^^fiognonüf unb ^at^o*
gnomÜ. Sfber eine $^i)flognomif in abstracto ^um Se^ren unb
Semen ifl nic^t )u @tanbe ju bringen, mil bie 9hiancen ^ter fo fein
flnb, bag ber Segriff ni^t ju i^nen ^erab fann. Die Segriffe mit
i^rer Starrheit unb fc^arfen Segrttnjung finb, fo fein man fte auc^
burc^ nähere Scflimmung fpalten möchte, fletd unfähig, bie feinen
9Robiftcationen bed Xnfd^aulid^en ^u erreid^en, auf loelc^e ed bei ber
$^9Pognomif gerobe anfommt. (SB. I, 67.)
4) Sebingungen jur rid)tigen ÜDeutung bcr ?^»
fiognomie.
S)ie erfle Sebingung jur richtigen Deutung bcr ^^^pognomie ifl,
bag man feinen 5!Konn mit rein objicctiöem Stidf auf f äffe, ©o»
$^4fiognomie. $l^^fiognomt( 231
Ba(b bte leifefle @pur üon SKuetgung, ober 3uneigung, ober gurc^t,
ober Hoffnung, furj irgenb etiooö ©ubjectioe« fl(^ einniifc^t, oertoirrt
unb Derfälfc^t ftc^ bte ^teroglt^p^e* 3)te ^^i^ftognomtc eineö ÜRenfc^en
fte^t rein obj[ectto nur 2)er, welcher i^m noc^ fremb iß. S)emgemäg
^at man ben rein objecttoen (Sinbrud eined ©eftc^td, unb baburd^ bte
SDJöglid^feit feiner Entzifferung , jlreng genommen, nur beim er Pen An*
blid. {% U, 671. 673.)
Um bte »Q§re $^^flognomie eine^ äRenfc^en rein unb tief ju er*
f offen, mug man i§n beobad^ten, niann er aQetn unb fic^ fctbß über«
laffen bafl^t. @(^on iebe ©efedfc^aft unb fein ©efprä^ mit einem
Zubern »irft einen fremben 9{efle^* auf i^n. hingegen aUetn unb flc^
felber überlajfen, — nur ba ifl er ganj unb gar er f elbft. 3)a fann
ein tief einbringenber p^l^ftognomifd^er 9(icf fein ganjed SSefen im 901=
gemeinen auf Sin Wlal crf äffen. (% II, 674 fg.)
5) SBarum e« leidster ifl, bie intedectuellen, aU bie
moralift^en (Sigenfd^aften aud ber ^^^fiognomie
}u erlennen.
(S€ ifl auf ))^Qftognomif4em äßege oiel letzter, bie inteQectueaen
gä^igleiten eined SRenfc^en, ate feinen moralifc^en S^aralter, ju ent«
beden. dene n&mlic^ fc^Iagen oiel me^r nac^ äugen. ®ie ^aben i^ren
Sudbrucf nic^t nur am ©eftc^t unb aßienenfpiel , fonbem auc^ am
®ange, \a, an jeber 9eh)egung, fo Hein fie auc^ fei. ÜDer moralifc^e
^^arafter bagegen, atö ein ^cta))^t)fif(^ed, liegt ungleich tiefer unb
^ängt itoax au^ mit ber ^orporifation, beut Drganiömuö, jufammen,
leboc^ ni^t fo unmittelbar unb ifl nic^t an einen befHmmten S^^eil
unb ©Aftern beffetben gefnüpft, toie ber dntellect. üDa^u lommt, ha^
koö^renb Oeber feinen Serflanb offen jur ©c^au trägt, baö SRoralifc^e
fetten gan) frei an ben 2:ag gelegt, ja meiftend abfic^ttic^ oerfledt
mirb. dn3n)ifc^en brüden bie fdjle^ten ©ebanfen unb nic^tdtniirbigen
^eflrebungen aQmölig bem ©eftc^t iljre ©puren ein, jumal bem Sluge.
{% n, 675—677.)
6) ^^5fiognomif(^e Einheit be« ©efic^t«. (©. ©efic^t.)
7) Seltenheit erfreulicher ©eftd^ter unb ©runb ^ier»
Don. (©. ©efic^t.)
8) äBarum bie ^^^fiognomi! ein ^auptmittel ^ur
jtenntnig ber 3Renfd|ett ifl.
3)ie ^^^fiognomil ifl fd)on bed^alb ein ^auptmittel jur Aeuntnig ber
3>}enfc^en, koeil bie ^^^flognomie im engern ©inne bad Sinnige ifl,
tt)o§in i^re SerfleHungdliinfle nid|t reiben, ba im Sereic^e biefer bad
^at^ognomifc^e, ba« iDIimifc^e liegt. (^. U, 675.)
9) S93ie meit bie begriffliche ^^^ftognomil mit ©ic^er«
^eit ge^en !ann.
S)ie begriffliche ^^^fiognomi! lann mit ©ic^er^eit nic^t meiter ge^en,
atö 3ur Sluf fleDung einiger ganj aOgemeiner 9{egeln, 3. 9. f olc^er : dn
232 'Piijftologic — ^Jlagiat
@ttm unb Snge ifl bad OnteDectuale, im SRunbe unb ber untent
©efl^td^älfte baö St^tf c^e, bie äEBtOendättgentitgen in lefen ; — Stirn
unb Suge erlttutern flc^ gegenfeittg, j[ebed Don Setben, o^ne bad 9n<
bere gefe^en, ifl nur f^alb üerflänbilidi ; — @ente ifl nie o^ne ^^t,
breite, f(f|0n gen»ö(Bte Stirn, biefe" aber oft o^ne |encö ; — Don einem
geiPrei(^en Äuöfc^en ifl ouf ®eifl um fo fieserer ^u [d^üe^en, je tß%»
lieber bod ®efid|t ifl, unb Don einem bummen tludfe^en auf ^Duntm«
^eit befio fieserer, ie fc^öner ba^ ©eftc^t ifl, u* f. ». (3B. I, 67 fg.
a». 280. 283.)
|)l)8ftologit.
1) 3u tt)e{(^er ßlaffc ber S^aturn^iffenfc^aften bie^^i^^
fiotogie gehört.
S)ie ^^^fiotogie gehört, loie bie 9)?e^ani!, $^l){tt, S^cmie, brr
ättologif^en 9{aturn)if{enf(^Qft an. (2B. I, 115. Sergl. 'J^atur-
miffenfc^oft unb tletiologie.) @ie ge^öit unter ben mdi bent
®runbe bed SBerbenö, b. i. bem ®efe$ ber Saufalität, nub ^toar
nac^ beffen brei äRobid (Urfad^e, Steij, 3RotiD) einget^ciltcn S'i^en«
fc^aftcn gu ber Se^rc Don ben SRcijen. (SB. II, 140.)
2) SBad bie $^t|fioIogie eigentlich gn erfennen gtcbt.
Anatomie unb $^i){!oIogie laffen un^ fe^en, roie fid| ber äBifie be«
nimmt, um bad ^^änomen bcd Sebend }u ©tanbc }u bringen nnb
eine SBeile ju unterhatten. (SB. II, 337.)
3) gortfc^ritte ber ^^Qfiologie feit Sartefiud.
(Sd ifi ein ^übfc^ed @tü(f SBeged, m^^ binnen 200 dorren
$f)i(ofop^ie unb ^^t)flologie gurüdgclegt ^aben Don be^ CFortefln^
glandula pinealis unb ben fie bemegenben, ober auc^ Don i^r bcmegtcn
spiritibus animalibus gu ben motorifd^en unb fenfiblen 9{ii(feu*
marr^»92erDen bed S^arled 93eII unb ben Stefte^beioegungen be«
aWarf^aO ^atl. (% II, 178 fg.)
4) Ser^Itnig ber ^^^fiologie gur $fl)(^oIogie.
Die too^re 'Sßfi^flologie, auf i^rcr ,^ö^e, wcifl bad ©eifHge im
SRenfc^cn (bie Grfenntniß) a\9 ^vobuct feincö ^ötjfif^cn nad); unb
baö l^at, mt fein Slnberer, Sabanid geleifiet. (92. 20.)
5) X)ie brei ))^qfio(ogif(^en ©runbträfte. (&. unter
Sebendfraft: Die Sebendtraft an fi^ unb i^re brei Cr«
fc^einungdformen.)
ipiagiat.
Daß bie ®clc§rtcn ni(^t immer Minb, uncmpfinbli(^, Derpocft gegen
ba« SEBa^rc unb Stvefflid|e fmb, baß 'fie Dielme^r oft ben ric^tigpen
©inn für bajfclbc unb ben feinpen Üact für frembc Cerbienpe ftabcn,
wirb offenbor, fobalb fic \id) guui ^>ßlagiat entfd)Ueßen. Da« t^^giat
?ronctcnf^f!cm — ?öbel 233
geigt, tote f^arfftd^tig man für frembe Serbtenfle ifi, menn ed barauf
aitfommt, jtc fxö) jugucigneit. ($. 468 fg. SB. II, 255,)
(S9 mug und ^öd^Itd^ betrüben, tuenn mx ^Spfe erflen 9?onged ber
Unrebli^tett bcd ^(agiatd t)erbä(j^tig ftnben, bte fclbfl benen bed (e^ten
gur @(^anbe gereicht; inbent tuir fügten, ba^ einem reichen äRann 3)ieb«
fla^I noc^ toeniger ju bergei^en märe, a\9 einem armen. (93. II, 57 fg.)
piatuttnfsftem, f. Sodmogonie.
pianttotHen.
S)ie $Ianetoiben ftnb, atö bloße f^ragmente eine« audetnanber«
gefprengten Planeten, eine gan} anfällige Slbnormit&t, bie bei ber
tfleologtfd^en Setracfjtung ht9 ^lanetenf^fiemd ni(^t in Setrac^t fommt.
2Bo^( aber iß biefed Xccibend an unb für fid^ ein bebenflic^ anti«
teIeoIogif(^ed. 2Sir mollen hoffen, bag bie l^ataflrop^e ©tatt gefunben
^t, e^e ber $Ianet bemo^nt gemefen. deboc^ lägt fid^ bei ber ^üd'
fi(^tdtofigreit ber 92atur für nic^td flehen. S)ag aber biefe oon DIberd
aufgeßente unb burc^aud ma^rfc^einlic^e ^^pot^efe je(}t mieber be«
firitten mirb, — (at üieUeid^t eben fo üiel t^eotogif(^e, aU aßrono»
mifc^e ©rünbe. ($. II, 139.)
pöbtl.
1) !Der $öbet aU bie SRe^rja^I ber ÜRenfc^en bi(-
benb.
Der groge ^aufe iß Moger $öbe{, mob, rabble, la Canaille. (S93.
II, 161.) ^ac^iaoeUi bemerft richtig: Nel mondo non e se
non volgo (ed giebt ni^td Snbered auf ber JBelt, aU Snlgnd), unb
S:§iIo (über ben 9Iu^m) bemerft, bag ^nm grogen Raufen getuö^nlic^
@iner me^r gehört, aU deber glaubt. (3B. II, 446 fg.) (Einige ®e-
nied ^aben bie übrigen äRenf^en, mit i^ren eintönigen ^^^ßogiiomien
unb bem burc^gängigen ©epräge ber SQtäglic^feit, nic^t für äßenfc^en
anertennen moÜen; benn fie fanben in i^nen nid)t i^red ®tei(^en unb
seriellen in ben natürlichen dnt^nm, bag i^re eigene Sefd^affen^eit
bie normale märe, dn biefem @inne fuc^te 2)iogened mit ber (Laterne
nac^ 3Renf(^en; — ber geniale ffo^elet§ fagt: „unter S^aufenö f^abt
t(^ einen Wenfc^en gefunben, aber tein Seib' unter aüen biefen''; —
®ractan bejeic^net fie fe§r treffenb ald hombres que no lo son
(9Renf(^en, bie leine finb), unb ber Ifural fagt: „SDad gemeine Solt
fte^t avL^ wie 9Renf(^en: (Stmad biefen (Sltii^ f^aht lij nie gefe^en.'^
(Sl. 32. % II, 87. 363. SergL m^ unter Srißofratie: dn«
teflectuene %rißofratte ber Statur.)
2) «brid^tung be« $öbet0. (®. Sbric^tung.)
3) dä^igleit be9 $5be{« im ^eß^alten an Sorur«
t§eilen unb ®ebrttu(^en.
jiDad }ät)e t^eß^alten an gemiffeu SJorurt^eilen , SBa^nbegriffen,
©itten, ®ebrän(^en unb JHeibungen fommt ba^r, bog ber groge {)anf e
234 ^3octtitcntiarf9flcm — "^ot^t
gar mentg benit, loeil t^m ßtit unb Uebung ^teju mangelt. @o aber
bctoa^rt er ^toax feine drrt^ümcr febr länge, iß bagegen aber anö)
md)i, mic bie gelehrte ^tit, eine Sßetterfa^nc ber gefammten äBinb»
rofe töglic^ nie^felnber äReinungeu. Unb bied ifl fe^r glücflic^; bcnn
bie groge fc^mere äRaffe f^^ i" f^ rafc^er Seiuegung Dor^ufteOen, tft
ein fc^rccftic^er ©ebante, jumal loenn man babei erwttgt, load 9Ued ftc
bei i^ren äBenbungen fortretgen unb umflogen tt)ürbe. (*)}. II, 65.)
4) ©efeUigfeit be^ $öbeU. (@. Sinfamleit unb &t-
fetitgfcit.)
(Uebcr bcn ^öbel in ber ?itteratur f. ?ttteratur.)
{loenitenttatfsftem.
1) abfielt bed ^oenitentiarf^flemö.
2Bie manche gute $anb(ungen im ®runbe auf falfc^en SRotiüen,
auf tt)0^lgemeinten Sorfpiegelungen eine^ baburc^ in biefer ober {ener
SBelt )u erlangenben eigenen Sort^ette berufen; fo berufen auc^ mand^e
SRiffet^aten btod auf fatfc^er (Srtenntntg ber menfc^lic^en Seben^Der»
^ältuiffe. hierauf grünbet fic^ baö $(meri!antfc^e ^oenitentiarf^fiem ;
ed bcabfic^tigt nid^t, ha9 ^erj bed Serbrei^erö ju beffern, fonbern
blod, i^m ben J?oj)f }ure(^t}ufe^en, bamtt er }u ber (Sinfic^t gelange,
bag Slrbeit unb S^rlic^Ieit ein fic^ererer, ja leid^terer 9Beg jum eigenen
SBo^le finb, al9 ©pi^büberei. (@. 254 fg.)
2) t$e^(er bed ^oenitentiarfi^flemd.
3un)iber bem wahren $rinct)) be^ @trafrec^td, eigentlich nic^t ben
SRenf d)en, fonbern nur bie S^at }u firafen, bamit fie nid^t lieber*
fe^re , mü bad ^oenitentiarf^flem nic^t fono^l bie S^l^at , alö ben
äRcnfd^en .firafen, bamit er nämlic^ flc^ beffere. ÜDabur^ fegt eö ben
eigentlichen ^xocd ber @trafe, Sbfc^recfung Don ber S^^at, ^urücf, um
ben fe^r problematifc^en ber Sefferung }u enei^en. tteberaH aber tfi
e^ eine miglic^e ©ac^e, burd) ein 3RitteI jtoei oerfd^iebene 3^ccfe er^
reichen ju moKen; toie )?iel me^r, menn beibe in irgenb einem Sinne
entgcgcngefeftt fmb. grjie^ung ifl eine SQSo^It^at, ©träfe foll ein
Uebcl fein; baö ^ocnitcntiargcfängniß fott Seibcö jugleic^ leiflen. (SB.
II, 683.)
3) ©trafmittel bed firengen ^^ilabelp^ifc^en $oeni«
tentiarf^fiemö.
3)ad ftrenge ^^ilabelp^ifi^e ^oenitentiarfqfiem mac^t mittelft Qtn*
famfeit unb Unt^üttgleit blo^ bie Sangetoeile jum ©trafmerfjeug,
unb c^ iß ein fo fürc^terlic^ed, bog e^ fci)on bie 3üc^tlinge }um ©elbfl*
morb geführt ^at. (SB. I, 369 fg.)
IPoefte.
1) SBefen ber ^Joefie.
910 bie einfac^fie unb ridjtigfle 3)eftnition ber $oefie lägt [lij biefe
auffieOcn, bog fie bie Sunft ift, burc^ äBorte bie Sinbilbung^fraft intf
^ocfie 235
@))ie( )u ücrfe^eiL (3B« II, 482.) S)te Slbp^t aber, in »eichet bie
$oefie uiifere ^^antarie in $3en)egung fe^t, ifi, und bie dbcen ju offen»
baren, b. ^. an einem Seifpiet ^u geigen, mad bad Seben, n)ad bie
äBelt fei. (äB. U, 484.) S33enng(etd) bcr ÜDic^ter, h)ie ieber ^ünfiler,
und immer nur bad Sinjelne, dubioibueUe Dorfü^rt; fo ift roa^ er
ertannte unb und baburc^ erfennen (äffen mU, boc^ bie (^latonifc^e)
dbee, bie gan^e ©attung; ba^er mirb in feinen 99i(bem gteic^fam ber
X^pu9 ber menfc^Iic^en S^araftere unb (Situationen ausgeprägt fein.
(935. n, 485.)
SEBie ber Sotaniter aud bem unenbltc^en 9tei(^t^um ber ^flanjentoelt
eine eingige IBIume pflüdt, fie bann ^erlegt, um und bie Statur ber
^flan^e überhaupt baran )u bemonfiriren ; fo nimmt ber 2)i^ter aud
bem enbtofen ®ett)irre bed überall in unauf^örUd^er iBemegung ba^in»
eilenben SRenf^enlebend eine einzige @cene, ja, oft nur eine @timmung
unb (Smpfinbung ^eraud, um und baran ju j^igen, tt)ad bad lieben
unb SBefen bed 3Renf(^en feL ($. ü, 453.)
2) Umfang bed ®ebteted ber ^oefie unb $auptgegen«
fianb berfelben.
Sermöge ber Slllgemein^eit bed @toffed, beffen ft(^ bie $ocfic, um
bie Obeen mit}ut^ei(en, bebtent, nämlid^ ber begriffe, ift ber Umfang
i^rcd ©ebieted fe^r grog. 3)ie gange 9?atur, l>ie 3becn aller (Stufen
ftnb bur^ fie barfieUbar, inbem fte, nac^ SRaßgabe ber mitjutljcilenbcn
3bee, balb befd^reibenb, balb erjäbl^nb, balb unmittelbar bramatifc^
barfteOenb t)erfä^rt. Sßenn aber in ber IDarfteDung ber nicbrigcrn
(Stufen ber ObjectitSt bed äBiUend bie bilbenbe tunf! pe meiffend
übertrifft, toeil bie erfenntniglofe unb auc^ bie bfod t^ierifc^e 97atur in
einem einjigen mo^lgcfagten SRoment faft i^r ganjed 3Befen offenbart;
fo ifl bagegen ber ^tn\ij, fo toeit er fld^ ni^t burc^ feine bloge
Oejlalt unb Äudbrud ber SWiene, fonbem burc^ eine Äette üon ^aub»
lungen unb fie beglettenber ©ebanten unb Effecte audfpric()t, ber
$auptgegcnf)anb ber $oef!e, ber ed ^ierin feine anbere 5htnfl gleid^«
t^ut, meil i^r babei bie t^ortfc^reitung 3U Statten tommt, meiere ben
bitbenben JKinflen abgebt. Offenbarung berienigen dbee, )|eld)e bie
^öc^fie (Stufe ber Objectität bed äBillend ifl, 3)arfleaung bed aRen«
fc^en in ber jufammen^dngenben SRei^e feiner Seflrebungen unb
$anblungen ijl alfo ber große ©oraurf ber ^oefle. (SB. I, 287 fg.)
SDer $oet jetgt und, n)ie fid^ ber äBiOe unter bem (Sinflug ber
SRotitoe unb ber Stefle^ion benimmt. (Er fleOt i^n ba^cr mriflcnd
in ber DoQfommenflen feiner (Erfc^einungen bar, in Dernünftigen ^efen,
bereu (S^aralter inbioibuell ifi unb bereu $anbeln unb Seiben gegen»
einanber er und atd !Drama, Qpo€, Vornan u. f. m. üorfü(;rt. (9B.
II, 337.)
3) Ser^ältnig ber $oefie jur SBirltic^Ieit.
!&er (Siebter foH feine ^erfonen fo fci^affen, toie bie 9iatur felbfl,
fie benfen unb reben (äffen, iebed feinem d^arafter gemäg, tt)ie toirllic^e
236 ?oejle
3Renf^en bied t^uu. !Dtc9 ifl {eboc^ nt^t fo ju üerflc^en, ha% bie
fhengf)e 97atürti(^feit aller Slcugerungen ^u fuc^en fei ; benn fonfi toirb
bie 9^atiirlic^!ett (eic^t platt, ©onbem bei aller SBa^r^eit in ber
SDarfieQung ber S^araftere foDen btefe hoä) ibeatifc^ gehalten fein.
3n ber SBirtUd^feit fäQt burd| i^orüberge^enbe ©timmungen ober (Sin*
flüffe 3cber biötueiten aud feinem 6^ara!ter; aber in ber $oefie barf
bied nie fein, ^ier mug oielnte^r bie ^erfon in intern S^^un unb dttttn
iffxtn S^aralter beutlid), rein unb flreng confequent offenbaren. 3)itd
eben l^ei§t, ber S^aratter ntug ibealifc^ bargefleOt merben; nur ha9
Sßefentli^e beffelben unb biefed gan} ntug bargeffeHt n)erben, aVite
3ufäaige unb ©törenbe mu^ audgefc^loffen bleiben. ($. 364—366.)
4) !Die ®attungen ber $oefie.
!Z)ie S)arf}enung ber dbee ber 9Renf(^^eit, toelc^e beut S)i(^ter ob*
liegt, !ann er enttt)eber fo au^fü^ren, bag ber ^DargefleQte jugletc^ ait«^
ber SDarfleflenbe iP; — bicö gefc^ie^t in ber I^rif^en ?oefie; —
ober aber ber SDarjufleHenbe iß oom 2)ar{kQer ganj oerf^ieben, tote
in allen anbem ©attungen, hso me^r ober meniger ber übat^tdenbc
hinter bent iDargefleOten fi(^ oerbirgt unb }ule^t ganj üerfc^ioinbet.
(SB. I, 293.- »ergl. gjjrü, Vipo9, SDrama.)
5) a)a« 5WateriaI ber $oefie.
Obcen finb niefentlic^ anfc^aulid^; toenn ba^er in ber ^oefte ba^
unmittelbar burc^ SSSorte äßitget^eilte nur abßrocte Segriffe ftnb; fo
ifl boc^ offenbar bie Slbflc^t, in ben Slepräfentanten biefer Segri^
ben ^örer bie dbeen bed Sebenö anfc^auen ju laffen, koelc^ed nur burd^
äSei^iitfe feiner eigenen $^antaf!e gefc^e^en fann. Um aber biefe bem
Qtotd entfprcc^enb in Setoegung ^u fe^en, muffen bie abfhracten
begriffe, meiere bad unmittelbare äßaterial ber $oefie finb, fo ^u<
fammengeflellt »erben, bag i^re @f)^ttren (oergl. unter Segriff:
Segiiffdfp^även) flc^ bergefialt fd^neiben, bag feiner in fetner abffaracten
aillgemein^eit beharren !ann; fonbern ^att feiner ein anf^aulic^er Ke*
präfentan^ t)or bie ^^antafte tritt, ben nun bie Sßorte be9 X)i4ter«
immer loeiter mobificiren. Diefem ^md bienen bie oielen (Efiit^etQ
in ber ^oefte, burc^ meiere bie Allgemeinheit j[ebed Segriffd einge*
fc^ränlt ioirb, me^r unb me^r, biö )ur Slnfc^aulic^feit. (9B. I, 286 fg.
$. 369 fg.)
(lieber bie BuIäffiS'cit unb 3^<(^i^i^(<<^''ci^ ^^ Allegorie in ber
^oefle f. Allegorie.)
6) |)ülf«mittel ber ?oefie.
(Sin gau} befonbered ^ülf^mittfl ber ^oefie finb St^^t^mud unb
ditinu di^re unglaublich mächtige äBirfung iß barauö erflärbar, bog
unfere an bie 3^^^ toefcntlic^ gebunbenen SorficÜungdfräfte ^ieburc^
eine Sigent^Umlic^feit erhalten ^aben, oermöge melc^er mir jebem
regelmägig »ieberfe^renben ©eräufc^ innerlich folgen unb gleic^fam mit
?oejie 237
eiiifitmmen. 3)abur(^ luetben nun %^^t^mud unb Steim ein Sinbe-
mittel unferer ^ufmerffamfeit, inbem luir tuiUigcr bem Vortrag folgen,
t^ei(^ entfielt bur(^ fte in und tin bUnbed, oUcm Urt^eil borget«
gftngiged @inftimmen in bad Vorgetragene, n)obur(^ biefed eine geniffe
emp^attfc^e, Don allen ©rünben unabhängige Ueberjeugungdtraft erhält.
(9B. I, 287; U, 487—489.)
SRetrum unb 9teim finb eine f^effel, ober auc^ eine ^üQe, bie ber
$oet um ftc^ mirft, unb unter neld^er ed i§m vergönnt ifi ju reben,
mie er fonfl nic^t bürfte; unb bad ift ed, )oad und freut. — jDad
SRetrum, ober B^i^^^Sr Wt ^^^ btoger 9^§^t^mud, fein äßefen allein
in ber 3^^^^ gehört alfo, mit ftant ju reben, ber reinen ©innlic^*
feit an; hingegen ifl ber 9teim ©ac^e ber (Empftnbung im ®e^5r«
organ, alfo ber empirifc^en ©innlic^feit. jDa^er ifl ber 9{l^t)t§mud
ein Dtel eblered unb niürbigered $ü(fdmitte(, aU ber 9Ieim. (2S. II,
486 fg:)
7} S)te äBirtung ber $oefie berglic^en mit ber 3Bir«
lung ber bttbenben ftttnflc.
S)oburc^, bag bie $^antafie bed Seferd ber @toff ifi, in n)el(^em
bie 3)ic^ttunfi i^re Silber barftefit, ^ot biefe ben Sort^eit, bag bie
nä^e Sudfü^rung unb bie feineren ^ü^t in ber ^^antafie eined
deben fo audfaQen, »te ed feiner Onbibibnalitttt, feiner Srifenntnig*
fpl^äre unb feiner !Baune gerabe om angemeffenßen ifi unb i^n ba^er
am feb^aftefien anregt; ftatt bog bie bitbenben Jfiinfle ftd^ nic^t fo
anbequemen fönnen, fonbem ^ier ein 9ilb, eine ©eftalt SCDen ge«
nügen foO. @(^on (ieraud ifi ed }um ST^eil erftärUc^, bag bie SBerfe
ber 2)t(^tfunf} eine biel flärfere, tiefere unb allgemeinere Sßirfung aud«
üben, aü Silber unb ©tatuen. 3)iefe nämlic^ laffen bad Solt meifiend
gan} falt, unb überhaupt finb bie bilbenben bie am fc^)ott(^ften »irtenben
fiünfie. !Die SBerle ber festeren ^aben loenig birecte unb unvermittelte
ä&irtung unb i^re @(^ä^ung beborf »eit me^r, aU bie aller anbern,
ber Ȇbung unb ftenntnig. (S. H, 483 fg.)
8) Ser^Itnig ber $oefie }ur @ef(^i(^te. (@. ®e«
fdjidlte.)
9) Ser^Itnig ber $oefie }ur ^^ilofop^ie.
3ur ^^ilofop^ie Der^ttlt fi(^ bie ^oefle, toiz bie (Erfahrung ftc^ }ur
empirifc^en 9Bif[enf(^aft ber^ält. S)ie (Erfahrung uämli(^ ma^t und
mit ber (Erf(^einung im (Sin}elnen unb beifpieldioeife befannt; bie
SBiffenfc^aft umfagt bad ®an}e berfelben mittelf} aOgemeiner Segriffe.
®o tt)iQ bie $oef{e und mit ben Cß(atonifd^en) dbeen ber SEßefen mit»
telfi bed (Einzelnen unb beifpietdtoeife befannt machen; bie $^iIofop^ie
mid bad barin flc^ audfpred^enbe innere äßefen ber 2)inge im ®an}en
unb SQgemeinen eifennen (äffen. (9B. II, 486.) $Iaton ^at in ber
©eringfd^tt^ung unb Sermerfung ber $oefie bem Ont^um ben Tribut
gejault, ben jeber Sterbliche joOen mug. ^oepe unb ^^Uofop^ie Der'
238 *oc1tt
trügen ft<^ höht gon} üortrefffic^. Sogar tfl bic $oefie rine @tü^
nnb $ii(fe ber ^^tlofop^ic, etne ^tmbgnibe t»on Sfifptffen, ein €r«
regimg^mittef ber SRebitation nnb ein ^robierßein morotifc^er imb
Pf9^o{ogif(^er ^e^rfft^ ($. 305.)
10) aUer ber ^oefte.
2)ag bie ^oefte älter ifl, ald.bte ^rofa, inbem $§eref^bed ber rrftc
gewefen, ber "^^ilofo^i^ie, nnb $efatäod üon Wiltt ber er{le, toeld^cr
&t\djidftt in $roja gefc^ricben, nnb bag biefcd bon ben Slten aU
eine ÜDenhoürbigfeit angemrrft morben, ifi folgenbermagen )u erflSren.
S^e man überhaupt fc^rieb, fuc^te man aufbe^alten^mert^e S^atfac^en
nnb (^ebanfen babnrc^ unt)erfä(f(^t lu ptxpttmxtn, bog man fie in
Serfe brachte. 91d man nun an^eng ^u fd^retben, mar e^ natürlich,
bag man SDcd in Serfen fc^rieb. 3)at)on gicngcn ald Don einer
überflüffig geworbenen ©at^c jene erflcn ^rofaifer ah, (^. II, 457.)
11) Unterfc^ieb jmifc^en !{affif(^er nnb romantl^d^tt
^oefie.
2)er Unterfc^ieb jtoifc^en Raffifc^er nnb romantifc^er $oefte beruht
im ®runbc barauf, bag jene feine anbercn, alö bie rein ntenfc^ticl^en,
wirtlichen nnb natürlichen ilRottoe fennt, biefc hingegen auc^ erjfünßeltc,
conbcntioneUe nnb imaginäre äßotioe ate wirtfam gcttenb ntai^t; ba«
^in gef}ören bic and bem c^riftlic^en SJt^t^od fiammenben, fobann bie
bcd ritterlichen, überfpannten nnb p^antaftifc^en S^renprincipd, femer
bie ber abgefc^madten nnb täc^crtic^en c^rifitic^germanifc^en SBeiber^
bere^rmtg, enblic^ bie ber fafelnben unb monbfU^tigen ^^perp^i^ftfc^cn
SJerliebt^eit. S)ie tlafftfc^e ^oefte ^t eine unbebingte, bie romantifc^e
nur eine bebtngte SEßa^r^eit unb SRi^ttgfeit, analog ber griec^tfc^en unb
ber got^ifc^cn »aufunfi. (9B. II, 490 fg.)
(lieber bie $oefie ber Slten DergL bie SIten.)
12) iRac^t^eil ber aud bem Slltert^um gefc^öpften
Stoffe für bie ^oefie.
SlQc bramatifd^cn ober erjä^Ienben S)ic^tungen, meiere ben Sc^au*
)}(a|} nac^ bem alten ©riec^enlanb ober 9{om bcrfe^cit, gerat^en baburd)
in 9{ad)t^ei(, bag unfere ^enntnig bed SUtert^um«, befonberd »ad bad
S)ctai( M liebend betrifft, unjurei^enb, fragmcntarifd^ unb nic^t auö
ber 9nfd)ouung gefd)5pft ift. !l)ied nämltd^ nötl;igt ben 3)ic^ter,
SJieIed ju umgeben unb fic^ mit Sngemein^citcn ju bereifen, mobnrc^
er inö Slbflractc gerät^ unb fein SBcrf jene Snfdjauli^fcit unb 3n»
bibibuQlifatiou einbüßt, n)c(djc ber ^oefte burd^aud wefeutlic^ ifl. S)ied
ifl ed, wad allen fo(cl^cn äBerTcu ben eigcnt^ümlid)cn Sluftric^ Don
Jcerijcit unb ?angiocilig!eit giebt. (SB. II, 491.)
13) Sinfluß be0 ©tubiumö ber SBcrfc ber ^oefic auf
^bic a»cnfdjen!cnntnig. (<3. SWcnfc^cnfenntnig.)
^oti 239
Pott.
1) ^ie Ouetle, aud koelc^er ber SDic^ter fc^bpft.
SEßte ber bilbenbe ffiinftler nic^t ber 97atur bie ©c^ön^eit ablernt,
fonbern eine Strt bon Srfenntnig a priori ba))on f^at, eine ätnticipatton
beffen, toa9 bie Sflatixx ^ert)orbringen koiD, vermöge beren er fte auf
falbem Sorte berfte^t unb bollfommen barfieOt, toa^ \f)x nteiflend
migßngt (Dergl. Slnticipation); eben fo ifi auc^ bie Senntntg bed
üDic^terd t)on ben S^arafteren unb bem aud biefen ^erborge^enben 93c'
nehmen IeinedU)egd rein entpirifc^, fonbern auc^ antictpirenb unb ge«
toiffermagen a priori. ÜDer S)ic^ter ifl felbfl ein ganzer unb boK«
ftänbiger 3)?enf^, er trägt bie gan^e SD^enfc^^eit in ftc^ unb (jat bie
Sefonnen^eit, ft^ beffen Har beibugt ^u n)erben. SDaburc^ l^at er eine
^enntnig bed SDtenfc^en überhaupt unb ibeig 2)ad, ibad bom
ÜRenf^en überhaupt gilt, }u fonbern bon üDem, toa^ nur feiner eigenen
•dnbibibualitttt angehört. S)a§er !ann er in feiner $^antafie fein
eigene^ SBefen, fofern ed bad Sßefen ber 3)?enfc^^eit über^upt tfl,
mobiftdren }u ben berfc^tebenflen Onbibtbuatitäten, biefe alfo auf fotc^e
SBetfe a priori confhuiren unb fie bann ben UmftSnben gentäg l^an«
beln (äffen, in bie er fie berfegt S)edl^a{b lann er barfleOen, kuad er
nie gefe^en §at« S)ennoc^ trägt eigene reid^e (Erfahrung biet bei jur
Sitbung bed ÜDic^tetd. @ie »irlt tuenigflend atö Anregung ber innent
(Srfenntnig unb liefert ©c^emata ju beftimmten @^aralter5ei(i^nungen.
(^. 366—3680
2) ®rabe ber btc^terifc^en Begabung.
Um und bie dbeen )u offenbaren unb an einem Seifpiet }u }eigen, '
mad bad !Beben, toa9 bie 2BeIt fei, ba}u ifl bie erfle 93ebingung, ba§
ber 3)i(l^ter ed felbfl ertannt ^abe; j[e nad^bem bied tief ober fladj gc»'
f(^e^en ifi, mirb feine Dichtung auffallen, S)emgemä| giebt cd un-
3(l^Iige Stbfhtfungen, koie ber S:tefe unb filar^eit in ber 9uffaffung ber
3iaiux ber 2)inge, fo ber S)i(^ter. S)er befie erfennt flc^ a\9 fol^er
baran, bag er Pe§t, mic flac^ ber Süd ber anbem niar, toit Sie(ed
no(^ ba^inter (ag, bad fie ni^t miebergeben tonnten, roeit fie ed nic^t
fa^en, unb toit biet nieiter fein Sdlxd unb fein Silb reicht. (S.
n, 484.)
3) ftennjctc^en bed grogen unb ächten !3)i(^ter«.
Wh grogen 2)t(^ter ^aben bie @ait ber Vnf(^auti(^feit, meil fte
oon Slnf^auungen t^rer $^antafte audge^n, nic^t bon Gegriffen, mie
bie 97a(^a^mer. 9ber am wunberbarfien koitb Jene ®obe ba, )bo fie
und S)inge anfc^auen (ögt, bie n)ir nid^t aud ber SBirnic^feit fennen,
met( fie in ber Statur nid)t bortonimen, unb alfo auc^ ber SDtd^ter
fe(bfi fie nic^t in ber SBirflic^feit gefeiten ^at, er fie aber bennoc^ fo
Gilbert, bag mir f fielen, wenn 3)erg(eic^en möglich »ttre, fo mtigte
ed fo unb nic^t anberd audfe^en. hierin ifi einjig S)ante. ($,
363 fgO
240 $oetif4 -- fotantat
®o6a(b man Hom Segriff audge^t unb räfonnirt itnb üon t^m
geleitet ettoo 9[ntit^efen unb Sontrafie fud^t, tfl man unrebltc^ unb
unttiQ^r (to!ett flatt begeißert). fiber allein, mnn man (letd üon ber
Snfc^auung audge^t, tfl man burc^gSngig ma^r unb rebli^ wab
barum unflerbKc^; benn nur bann ift man reined »iOenlofe^ @nbicct
bed Srfenncnö. So machte ed @^a!efpeare. 3)ie Setfptcle Don
ber erfiern ©orte Reißen ?egio. (5. 369.)
Cin S^iiitn, n)oran man am unmittelbarflen ben ächten 'S)\äfttx ti^
fennt, ift bie Ünge^toungen^eit feiner 9{eime; fie ^aben ftd^, tote burdl
göttliche ©c^idung, t)on felbß eingefunben; feine ©ebanfen fommen
i^m fc^on in 9{eimen. 3)er ^etmlic^e ^rofaüer hingegen fuc^t }um
©ebanfen ben %eim; ber $fuf(^er jum 9{eim ben ®eban!en. @e^r
oft tann man aud einem gereimten Serfepaar ^eran^finben, toeld^tx
bon beiben ben ©ebanfen, unb loelc^er ben Sfeim 5um $oter ^at.
(SB. II, 489.)
4) ©c^äblic^e äBir!ung ber mebiocren $oeten.
(&9 ifl ernfier Serüdftd^tigung mert^, koeb^e SRenge eigener unb
frember 3^i^ ^"^ ^apier^ Don ben (Sdfaaxtn ber mebiocren $oeten
Derborben n)irb unb mie f(^äbli(^ i^r (Sinflug ift, inbem ha9 ^ubticmn
t^eiU immer nac^ bem 9}euen greift, t^eild ouc^ fogar inm Serfe^rtrn
unb ^13(atten, a{9 metc^ed i^m homogener ift, t>on Statur me^r Steigung
^at; ba^er jene 9Ber!e ber 9ffebiocren e^ Don Seiten ÜReiftermerfen unb
feiner Silbung burc^ biefelben abjie^en unb intüdf^alUn, folgß^ bem
günftigen @inf[u§ ber @enien gerabe entgegenarbeitenb, ben ®efd^nad
immer me§r Derberben unb fo bie ^ortf^ritte bed 3^^^^^^ ^emnicn.
(SB. l, 290.)
5) Unterfd^ieb }h)if(^en bem S)ic^ter unb $^iIofop^cn.
(®. unter $§iIofo{)^: Unterfd^ieb gioifc^en bem $^i(ofo)»^en
unb !9Dic^ter.)
Jpaetifd), f. ÜWarerift^.
Ipoetifd^e Oertd^tigkrtt, f. ©erec^ttgfeit.
Point d'bonnenr. (®. unter (S§re: (Sine Sfterart ber S^re.)
Ipolantät.
ÜDie Polarität, b. 1^. bad Hu^einanbertreten einer ftraft in* }tDet
qualitatiD Derfd^iebene, entgegengefe|te unb ^ur SBieberDereinigung fht«
benbe ST^ätigfeiten , loelc^ed ftc^ meiftend an(^ r2ium{i(^ bur^ ein
Su^einanberge^en in entgegengefe^te SRid^tungen offenbart, if) ein ©runb«
t^pud faft aQer Srfd)einungen ber Statur, Dom SRagnet unb itrl^fian
h\9 jum SRenfc^en. hierauf befonberd aufmerffatn gemad^t ju ^abm,
ift ein Serbienft ber ©d^eOing'fc^en Staturp^ilofop^ie; bod^ ift ber 9e«
griff ber Polarität in ber ^eriobe ber ®4^0ing'f4en 9taturp^Uofo|>^e
^ttuftg nügbranc^t Sorben, du ^^ina i|t bie Srfenntnig ber Polarität
?oUHf — ^räe^flenj * 241
feit ben tt(fe{len 3^^^^" 9<ingbar, in ber Se^te t)om ©egenfa^ be« ^itt
nnb ?)on8. (®. I, 171, %. 35 fg.)
2)te $o(arttSt bed Sluged (üergl. unter ^arbe: äßefen bev f^arbe)
ßnnte a\9 bte gunä^fl liegenbe un^ über bad innere SEBefen oOet ^o^
lorität in monier $)inri(l|t «ufft^rüffc geben, (g. 36. 74.)
jJoUtik, f. ®efcfe, dttäjt, Staat, ©taat^üerfoffung, «e»
gicrung.
P^lBSamit, f. unter (Sl§e: S^egefe^e.
|)0lStl)tt$mu$^ f. unter ®ott: (Sgoifiifc^er Urf))rung bed ©otted«
glaubend.
Povtxät.
üDa bie fiUnfle, bercn 3^^^ ^^^c !l)aTfleIIung ber dbee ber 37{enf(^
^eit ifl, neben ber ©c^ön^ett, ald bem (S^arafter ber ©attung, nod^
ben S^aralter bei^ OnbtDtbuuntd unb jiuar ibealifcf), b. ^. mit
$ert)or^ebung feiner Sebeutfamfeit in ^inft^t auf bie Obee ber SRenfd)«
^eit überhaupt, bar)uf)enen l}aben; fo foQ felbft auc^ bad Porträt,
lote SBindfelmann fagt, bad dbeal bed dubioibnunt^ fein. (2B.
I, 265.)
S)er Potpourri, eine au9 ^tt^cn, bie man Sonetten Seuten t)om
9ioit abgef c^nitten , }ufammengefli(fte ^artcfin^iade, ifl eine iDa^re
mufifa(if(^e ©c^änblic^feit, bie t)on ber $oIijci t>erboteu fein foOte«
(^. II, 469.)
Die ^xad\t unb ^errlid^feit ber ©roßen, in i^rem $run! unb i^ren
tieften, ifi hoif im ©runbe nici^td, a\9 ein k)crgebUd)e« Semü^en, übet
bie toefentUd^e ürmfttligteit unferd !3)ofeind ^inaud}nfommen, S)cnn
toa9 fmb, beim Sid)te betrad)tet, Sbelfieine, perlen, fiebern, rotier
©ammt bei t>kUn ^erjen, S^änjer unb ©pringer, Wla^tm -^ri' unb
«ufiilge u. bgL m.? (% J, 307 fg.)
ptattftßnation.
1) S)ie Sßa^r^eit bed S)ogma'd Don ber ^raebeflination.
(®. ©nabenraa^l.)
2) Untetfc^ieb jmifc^en $raebeftination unb gfatalid*'
mue. (@. $atum. ^atali^mu^.)
pfdmfttn}.
1) $räefifien3 unb UnfierbU(^feit aU einanbcr be»
bingenb«
@d^on Striftoteted ^at gejeigt, ba§ nnr ba^ Unentflanbene unüer*
günglic^ fein lann unb ba| beibe Segriffe einotiber bebingen. So
242 ^raeftabihite ^Ttnonic — ^raltif^e Vernunft
^obtn c9 «iK^ itnkr im aften ^i(4)fo|)|en aOe üDie, km(d|e etne Ui^
^etbltd^fett ber ®ee(e lehrten, Derficmbcn, «Kb leinm ifi ed in ten
®imt gefommen, zmm irgenbivte entfknbeiKn Siefcn enblofe Steuer
ieifegm }u toMm* $on be« Serfegeni^it, gu bcT bie entgegiengefe|k
Stnnadme fü^rt, jeugt in ber £irdj|e bie Soatro^erfe bet $Täf|;tPe»'
tiauer, Jheatianer unb Srabucianer. (3?. 142 fg.)
Sffe Semeife für bie f^ortbauer nac^ bem Stöbe loffen fic^ eben fo
gut in partem ante toenbcn, n)0 fie bann i>a9 jDafein \>ox bem Seben
bemonflrircn, in beffen 8nna^ $in)>u unb Suhb^a^m {{^ bo^
fe^ confeqnent beioeifen. (SS. II, 532.)
2) 3)ie $rtte^iften} ald ein morolifd^ed $ofiuIat.
SDa einerfeitd burc^ bie Unt)eränber(id)feit be^ S^arofterd, unb an«
bererfeit^ buvc^ bie firenge 9{otf}n)enbigfeit, mit ber aOe Umfiänbe, tu
bie er fucceffiüe k)erfe(t nirb, eintreten, ber Sebendlauf eineA deben
bur(^gängig ))on 9 U9 3 g^n^u befiiuimt i\t, bennoc^ aber ber eine
Sebendlauf in allen, foivo^l fubjectioen tmt objectiben 9eflimnini^en
ungleich glü(f(i^er, ebeler unb niürbiger au9fäQt, a\9 ber anbcre; fo
fü^t bied, menn man nici^t aOe ©erec^tigleit efiminiren mill, ^n ber
im Sra^manidmud unb Subb^aidmnd feftfie^enben ünna^me, baß fo«
toobi bie fubjectiüen Sebingungcn , mit nielc^en, al9 bie obiectiMt,
unter melden deber geboren mirb, bie moralif^e ^ol^t eine« früheren
SDafcin« finb, (^. U, 251.)
|)raeftabUtttt iQatmonir^ f. Harmonie.
|)rasmattomn$) ber ©efd^ici^te, f. unter ©efd^id^te: 9ßefentli4i|c
UnDoQfommen^eiten ber ©efd^id^te.
|)taktifcl)t «üi^tiBfcnt
SSßte bad eigentliche ©enie auf ber abfoluten (StSrTe bed dnleHectd
beruht, nielc^e burc^ eine i^r entfprec^enbe, übermttgige $eftigfeit bed
©emütbd erlauft n^erben mup {t)vcal. ®enie); fo beruht hingegen bie
große Uebertegen^eit im praftif^en Seben, nield^e gelbberm unb ©taatd«
münner mad^t, auf ber rctatiüen ©tttrTe bed OnteOect^, ninAüi «nf
bem ^öc^flen ®rab beffelben, ber o^ne eine }u große Snegbarleit ber
Sffecte, neb|l ju großer ^eftigteit bed S^aralter^ erreicht loerben lann
unb ba^er aud^ im @turm no(^ ©tanb b^^^- Siel Sefiigfeit bed
SBiOend unb Unerfd^Uttertid^eit bed @emüt^9, bei einem tfid^tigen nnb
feinen Serflanbe, rei(^t ^er an9; nnb load barUber b^noudgebt, n)trlt
fc^fiblid^; benn bie gu große (EntniidFelung ber dntefligenj fbt^ ber
{$ef)igteit be9 Sb^^^^^^^ ^^^ Sntfc^Ioffen^eit bed SßiOend gerabe^n im
Sege. (93. II, 820. Sergl. auc^ unter ®enie: ®egenfa^ 3>pifc^m
bem ®enie unb bem prattifd^en Reiben.)
^aktifd|c tltmunft, f. Sernunft.
^TcgfteiMit -- ^ioritiltdpsettigfeiten 2^
1) 9tvititn unb @^aben ket $tegfvet§ett.
t$ür bte ©taat^niafc^ine iß bte ^regfret^eit ha9, toa9 für bte 3)ampf>
maf^tne bie ©tc^r^eit^balDe; benn ntitte(fi berfetben ntad^t jebe Un«
3ufttebcn^eit fl(^ atöbalb burc^ SBorte Stift, ja loirb ft(^, koenit fte
ni^t fe^r t)te( ©toff ffat, an i^nen erf tropfen. $ot fte jebo4 ^f<W
fo iß ed gut, bog man t§n 6et 3c'ten erfenne, um abju^elfen. @&
ge^t e9 fc^r Diel beffer, al9 menn bie Un^ufrieben^eit eingejiDdngt
bleibt, brütet, gä^rt, jfoc^t unb anmät^ft, btd fie enbüd^ 3nt (S|:p(ofion
S^angt. — Unbererfeit^ jeboc^ ij) bk $regfrei§eit anjiife^en tA9 bte
(Srlaubntf, ®tft gu Derfatifen, @ift für @cifi unb ®emüt^. & ifk
bolcr }u befür^ten, ba§ bte ©efa^ren ber $tegftei^ett i|ren SBit^
akrwiegen. ($. H, 266.)
2) SEBobuT^ $regfrci§eit bebingt fein follte.
debenfoüd foQte ^regfrei^it burc^ bad flrengfle ^txboi aUtx unb
ieber anon^Uät bebingt fein. ($. II, 268. 547. 9Sergl Snon^*
mitat.)
1) SDie ^riefter aU eine DDn ber 3)Utapf^^\H tcbenbe
etaffe. (®. unter SRetap^^fif: 3mei Stoffen Don iDten-
fc^en, bie Don ber SRetap^^ftf leben.)
2) ©djäbltc^er (Einflug ber $rießer. (@. $faffen unb
i^anatidmu^O
yrhnat, bed SStUen«, f. unter dnteUect: ©ccunbäre 9tatur %c$
OnteOect«.
Principinm individnationis, f. dnbiDibuation.
pt\9xiiäUfltt\ti%ktxUn.
dn ^Betreff ber ^riorität^flreitigfeiten ifl im Ungemeinen }» fogen^
bag Dan jeber grogen SBa^r^ieit [xif, e^e fie gefunben toorben, ein Sor*
gefügt fuub giebt, eine fli^nbung, ein unbeutUd^ed S3ilb, tt)ie im 9?ebe(^
xnb ein Dergeblic^e^ ^afc^eu, fte ju ergreifen, loeil eben bie Sortfc^ritte
ber 3^ii ß^ Dorbereittt ^aben. S)emgemäg prätubiren bann Deretnjelte
SudfprUc^e. HQein nur, mer eine ^a^r^eit a\i9 i^ren ©rünben er*
lannt unb in i^ren folgen burc^bac^t, i^ren ganjen dn^alt entiotdrtt
ben Umfang i^red Sereit^d ttberfe^en unb fie fonad^ mit DoOem 9e«
ttittgtfeitt i^re^ S$ert|e9 unb i^rer S33id)tigTeit beut(ld) unb sufammeit'
^üngenb bargetegt ^at, ber ift il^r Urheber. !Cag fie hingegen in alter
Dber neuer 3^!^ irgenb ein SKal mit falbem Semugtfein unb fafi n}ic
eilt Seben im ®(^Iaf au^gefproc^en morben unb bcmaac^ pdf bafetbß
finben lägt, bebeutet, loenn fie auc^ totidem verbis bafie(|t, uic^t Diel
me^r, aM märe e9 totidem literis; gteic^mie ber ginber einer @a(^e
nur S)er i^, »cli^er fte, i|ren SSett^ erbnnenb, aufhob unb btmtfA^,
16»
244 Problem — ^rofcfforen
ni^t aBer S)er, toeld^er fle }ufäDtg einmal in bie $Qnb na^m nnb
loieber fallen lieg; ober, koie ^obtmbnd ber Sntbecfer Hmerifad tfl,
nic^t aber ber erfle @(^iffbrüc^ige, ben bie äßeDen ein SRoI bort ab«
toarfen. S)ied aber ifl ber ®inn bed S)onatif(^en pereant qoi ante
nos nostra dixerunt. (^. I, 145»)
Problem.
1) SBarunt cd für bad 3:^ier unb für ben gemeinen
SRenfd^enfc^Iag fein Problem giebt.
2)ad S^ier tebt o^ne aDe Sefonnen^eit. Seiougtfein ^at t9,
b. ^. ed erlennt ft4 unb fein SBo^I unb 3Be^e, ba}u auc^ bie ®egen«
ftttnbe, tüdi^t fol^e beranlaffen. 9ber feine Srtenntniß bleibt ftetd
fubiectiD, niirb nie objiectio; aUed barin Sorfommenbe fc^eint p^ i^^
Don felbfl 3U Derflc^en unb fann i^n^ ba^er nie n)cber }um Sorn)urf
(Dbicct ber Darjlcttung), nodj jnm Problem (Dbjcct ber SKebitation)
»erben, ©ein 93en)ugtfein ifi atfo gan} immanent. Son Der«
toaubtcr S3efc^affen^eit ift bad S3eiDugtfein bed gemeinen 9Renf(^en«
f^lage«. (S33- n, 4350
2) 3)ad cigent^ümli(!^e Problem ber ^^ifofojp^te. (@.
unter ^^ilofop^ie: Unterfc^ieb ber ^^ilofop^ie Don ben
SBiffenfc^aften.)
3) 2)te jioet tieften unb bebenlli^ficn Probleme ber
neuern ^^ilofopbie.
S)ie }tt)ei tieffhn unb bebenüic^flen Probleme ber neuem $^i(ofof)^te
ftnb bie §rage nad^ ber ^rei^eit bed SBiQend nnb bie nac^ ber 9tea«
lität ber %ugen»elt, ober bem Ser^ältnig bed Obeaten jum Kealen*
(6. 64.) 3n $in{ic^t anf biefe beiben Probleme ifl ber gefunbe, aber
ro^e Serflanb ni^t nur incompetent, fonbem ^at fogar einen entfette«
benen natürlichen $ang jum drrt^um, Don loefc^em i^n gurüiljubringen,
a einer fc^on »eit gebie^enen ^jfilofop^te bebarf. (S. 92.)
4) SBarum bie ^^ilofop^ie bie Probleme nur bid ju
einer geioiffen ®rän3c (Sfen lanm (@. unter dn«
teltect: 9ef(^rfinfung bed dnteOectd auf 6rf Meinungen, nnb
unter ÜRetapl^fil: ©c^ranlen ber SRetap^i^ft!.)
ptott^j ber gerid^tßd^
Oeber gertd^tli^e ^roceg liefert ben f5rmli(|fiett nnb grotortigftcn
€k|IIogi9mn9, unb jtoar in ber erfien ^igur. SHe (Svoä» ober Sri«
minaNUebertretnng, toegen loetAer geflagt ivirb, ift bie 9)IKnor; fie
toirb Dom filfiger fefigefteOt Xa9 ®efe^ für fof^n gaff iß bte
SRaxor. 3)a« llrt^ ift bie ffonünfton, toelc^e ba^, old ein %ot^
»cnbige«, Dom Stifter Mod .^erfannt'' loirb. (3B. U, 120.)
pttsftffamj ber ^^Uofop^e, f. tttttDerfttfttdp^tlofop^te.
Proletariat — $roteftantt9mu9 245
|h:0Utanat.
1) Urfa(^e be9 ?ßtotetariot«. (©. gujruö,)
2) 2)ad 2tbtn ht9 $roletarUrd.
3>ad 2)afetn bed beftnnungdlod ba^tnlebenben ^rotetarierd, ober @cla«
Den, fie^t bem bed Sl^iered, toelc^ed ganj auf bte ©egentoart befc^rfinft
ift, fd^on bebeutenb nft^er, aM bad ht€ befontien Sebenben, ifi aber
eben barum arxif u^entger qualDoO. Sa, koetl aDer ®enug feiner
92atnr nad^ negatib i^, b. f). in Befreiung t)on einer 9?ot^ ober
$ein befielt; fo ifl bte unabttiffige nnb fd^neUe Sbmcc^^tung gegen«
»artiger Sefc^merbe mit i^rer <Sr(ebigung, koel^e bie 8Crbett bed $r0'
letarierd beflänbig begleitet unb bann Derflärlt eintritt beim enbli^en
Umtauf(^ ber Srbeit gegen bie 9lu^e unb bie S3efriebigung feiner Stß
bürfniffe, eine fiete OueOe bed ©enuffed, Don beren Srgiebigfeit bie
fo fe^r oiel häufigere ^eiterleit auf ben ©efic^tern ber tKrmen, ate ber
«eichen, fiebere« Seugnig oblegt. {% II, 630 fg.)
pxomotxontn.
3>ie Promotionen foKten burc^aud unentgeltlich gef(^e§en, bamit bie
burd^ bie ©eniinnfud^t ber $rofe{foren bidcrebitirte S)octorniftrbe loieber
)n (S^ren Ittme. S)afUr foKten bie nac^^erigen Staatsexamina bei
IDoctoren niegfallen. {% U, 5250
|)ropi|ettfd)t Ztmttu^ f* Xraum.
ptofa.
1) Die $rofa ifi jünger ald bie $oefie. (@. unter
$oefie: Slter ber ^oefie.)
2) Uttterf(^ieb ber SBirtung bcS profaifc^en unb beS
poetifc^en Sludbrudd eines ©ebanfenS.
(Sin glücflic^ gereimter SerS erregt burd^ feine unbefc^reiblid^ em«
p^atifc^e Sßtrfung bie (Smpfinbung, als ob ber barin auSgebrücfte
©ebanfe fd^on in ber Spraye ))rabefiinirt, [a präformirt gelegen unb
ber Dichter i^n nur ^erauSjufinben gehabt ^ätU. @elbft tritiate
(Sinfttde erhalten burc^ St^^t^muS unb 9leim einen Snfiric^ Dou 9e<*
beutfam!eit. 3a, fctbfl fd^iefe unb falfc^e ©ebanlen gewinnen burd^
bie Scrflfication einen <S(^ein Don SEßa^r^eit. ünbererfeitS mieber
fc^rumpfen fogar berühmte ©teilen an^ berühmten ÜDid^tcm 3ufammen
tinb merben unf(^etnbar, nienn getreu in $rofa niiebergegeben. dft nur
baS Sßa^re fd|ön unb ijl ber liebfie ©c^mud ber SSBa^r^eit bie "Slaät^
^nt, fo loirb ein ®ebanle, ber in $rofa grog unb f(^ön auftritt, me^r
magren SBert^ ^aben, ald einer, ber in Serfen fo toixtt (SB. ü,
487 fg.)
|h:ote^aiUieiiiui4;) f. ftat^oliciSmuS.
246 ^rttgeljlrafe — ^ubtiotm
pxvLitlfüvaft.
(Sd ifl ju mi^bifligen/ bag Stegterung^n unb gefe^ebenbe ^brper
bem biimmen Sorutt^eite bed ritterltdjcn (S^renprtncipö gegen ©erläge
babur(^ Sorfc^ub (eificn, bag fle mit @tfer auf SbfteHung aDer t^rügel«
Prafeit 6etm (Sit)U unb SKtlitör bringen. ®ie glauben babet im
dntereffe ber ^umanitfit ju ^anbeln; toä^renb gerabe baö ®egent^ct(
bec SaK ifl, tnbem fie babur(| an bor 93efefltigung jened tuibernatttr«
liefen unb ^eillofen 993a^ned arbeiten. 93ei aQen Vergebungen, mit
Kuönal^me ber fd^toerflen, finb ^rügel bie bem ÜKenfc^en juerfl ein«
faQenbe, ba^er bie natürliche 93eftrafmig. Ser für ©dlnbe nic^t em«
pfänglid^ kvar, toirb e^ für ^rügel fein; unb bag 3)er, mli^tx am
Sigent^um, koeil er feinet ^at, nic^t gejßraft luerben fann, unb ben
man an' ber f^rei^eit, wet( man feiner S)ienflte bebarf, nid^t o^ne
eigenen 'Slaiji^dl flrafcn lann, bur<^ mägige $rügel gefiraft merbe,
ifl fo biQig, toit natürlich* {% l, 408 fg.)
|pf8d)0la8ic.
S)ie rationale $f9cf)o(ogie ober @ee(enle^re, meld^er jufolge ber
Wtm^if and jmei heterogenen ®nbflan}en gufommcngefe^t ift, bem ma«
terieUeu Seibe unb ber immaterteOen Seele, ift unhaltbar; )oei(, lote
^ant bemiefen ^at, bie @ee(e eine trandfcenbente, a\9 foli^e ober eine
unertoiefene unb unbcre^tigte $t)pot^efe ifl. (^. n, 20; I, 47,
107—111. e. 152 fg. Sergl. ©ccle.) a)ie empirifc^e ^ftjc^ologie
hingegen, b. i. bie aud ber 93eobac^tnug gefd)5pfte J{enntnig ber mora«
lifc^en unb inteQectueQen Seugerungen unb Sigent^ümlic^feiten bed
URcnfc^engefc^Ied^td, tük aucf) ber Serfc^iebenOeit ber 3nbit)ibua(itäten
in blcfer ^infidjt, ifl ein S^eil ber Anthropologie, (SJergl. An-
thropologie.)
f^ubltcnm.
1) SBoburd^ ha& publicum in ber ächten Silbung ju-
rütfbleibt.
!Z)ad publicum toenbet feine jT^eitna^me fe^r Dtct me^r bem @toff
ber Süd)er ju, a\9 ber Soi^nt, unb bleibt eben baburc^ in feiner
^ö^ern ^ilbung }urüd. 9m -läcfiertic^flcn legt ed biefen $ang bei
ibic^termerleu an ben Xag, tnbem ed forgfältig ben realen Segeben*
fetten, ober ben pcrfönUcfjcn Umftänben bed jDid^terd, mld^t i^nen gum
2[n(ag gebient ^aben, nad)fpürt; \a, biefe »erben i^m }ule^t intcreffan«
ter, ate bie Sßerfe felbfl, unb ed liefl me^r über, a{9 Don ©öt^e,
unb flubirt fleigiger bie ^auflfage, ate ben i^aufl. ($. II, 541.)
!Z)ad publicum ifl fo einfältig, lieber M9 9}eue, aU ha9 ®ute 3tt
lefen. (% II, 545.) Die gitteraten, fflrobfc^reiber unb Sielfc^reiber
l^aben ed ba^in gebrad^t, bie gefammte elegante 9Be(t am Seitfeife
3U führen, in ber %rt, bag fte abgerichtet metben, a tempo ju lefen,
nttmlic^ aOe fletd bad ©elbe, nämlic^ bad 97euefle, um in t^
tpunft 24?
(Etrfeln einen @toff }ur Sonberfaüon baran (u l^aftnt. SEM aBer
tonn elenber fein, ote bod ©d^tdfat eine^ fo(c^ beOetrtßif^en fubti«
cum«, k9e{(^e9 fi<^ k)erpfl(i^tet ^ä(t, oQegeit bod neuefte ©ef^reiie
§l(j^ft geh)ö^nli(^er Jf öpfe ju lefen unb bafüc bie SEBerfe ber fettenem
unb überlegenern ©eifier aQer 3^2^^" unb Sänber 6(0« bem SRmnm
nadi in fennen! — Sefonber« ijl bic bcffetriflifc^e lageöprcffe ein
f^Iott erfonnened 3Ritte{, bem ttft^tifc^en $ub(ico bte Bett, bie ed ben
ft4^en ^robuctionen ber ürt, gum ^il feiner Silbung, gumenben fofite,
ju rauben, bamit fie ben täglichen ®tümt)ereien ber SQtagdföpfe ju«
faOe. (^. n, 590. 698.)
2) SBoburc^ bie äc^te Silbung be« ißnblicum« flefSr«
bert merben fi^nnte.
2)ad publicum tonnte burc^ nid^td fo fel^r gef5rbert tt)erben, aU
burc^ bie (Srfenntnig ber inteltectueKen 8CrifioIratie ber iRatur.
& h)ürbe bann nic^t nte^r bie i^m ju feiner SBilbung tttrglic^ juge»
nieffene ^dt bergeuben an ben ^robuctionen geioö^nlic^er Söpfe; e«
mUrbe nic^t nte^r, im linbifc^en Sßa^n, bog SBüc^er, gleic^ (Siern,
frifc^ genoffen merben muffen, fletd nac^ bem 9leueflen greifen; fon«
bem mürbe fld^ an bie Seiflungen ber menigen Su^erlefenen unb S9e«
rufenen aDer 3citen unb Sölfer Ratten, mürbe fudjen, fte fennen unb
Derfle^cn gu lernen, unb fönnte fo aDmälig jn achter S3ilbung ge«
langen. ISann mürben auc^ balb |ene Siaufenbe unberufener ^robuc«
tionen ausbleiben, bie mie Unfraut bem guten äBeijcn ia9 Suffommen
erf^meren. (SB. H, 162.)
3) 2Bert^ ber 3}?einung bed ^ubticumd.
Segen ber Urt^eildloflgfeit M publicum« ifl gmar bie SReinung
unb ber SeifaQ beffelben geling gu aci^ten. (SJcrgl. $3 ei fall unb
SDteinuug.) Slnbererfeit« jebo^ ifl ber Serac^tung ber 9)?einung bed
^ubticumd gegenüber an bad 2Bort be0 8Criflotc(e« }u erinnern, ba§,
obmo^( bie (Eingelnen, bie ha9 publicum au0mad)en, in ber Siegel
feine« richtigen Urt^eil« fä^ig finb, bennoc^ biefed publicum im herein
meifiend rid^tig unb treffenb urt^eilt. {WL 410. $). 468.) Wart
fann mitunter 3^9^ ^^^ ®eifl^ ober Urt^ctl, mie burc^ dnfpiration,
bei ©Dicken finben, bie übrigen« inm gvo§en Raufen gehören, ja, bi««
meilen fogar bei biefem felbfl, menn er, mie mciflen«, fobalb nur fein
<S^oru« grog unb t)oDfiänbig gemorben, fe^r rid^tig urt^eift; mie ber
3ufammenflang auc^ ungefc^ulter Stimmen, menn nur i^rer fe^r t)ie(e
flnb, flet« ^armonifd^ auSfäQt. ($. U, 88 fg.)
Punkt.
1) 9[u«be^nung«Iofigfeit be« fünfte«.
& gebort ju* ben ^rttbicabifien a priori be« 97aume«, ba§ ber
$ttnft o^ne Sudbe^nung ifl. (993. II, ju ©eite 55, 3:afe( ber Prae-
dioabilia a priori.)
248 ^urgotorium — OuaMt
2) ünbttotilidiUxt ht9 ^unfted.
S)te SRaterte aUererfl tft ha€ 93ekoegtt(^e im 9{Qume. S)et nta»
t^mattfc^e $imft lägt ftc^ nämlic^ ntcf|t einmal ate bctotgflä) benfen,
»ie fc^on «rifiotclc« bargct^on ^ot, Phys. YI, 10. (B. U, 54.
®. 95.)
3) ßtoti fünfte fönnen nic^t aneinanber grängem
Vneinanbergrttngen ^eigt bte gegenfeittgen äugerßen ßnben gemrin«
f(!^Qftlic^ ^aben; fofgtid^ fönnen nur imi Su^gebe^nte, nic^t }toei Un«
t^eilbare (ba fle fonfl Sin^ Mxtn), an einanber grän^en, t^^^Sl^ ^^^
iinim, nid^t bloße fünfte. (®. 94.)
pntiatotiwm^ f. Sieberbriugung aller S)inge.
Ipitmmu«) f. unter ^eutfd^: 3)ie beutfd^e @prad^e.
flgramilrttt.
1) (Sr^aben^eit ber ^^ramiben.
SRand^e ®cgenjlänbe unferer Slnfc^auung enegen ben (Sinbrud be^
(Srl^abenen baburc^^ bag fomo^I üermöge i^rer räumlichen ®röge, att
i^re^ ^o^en 9Itcr^.^ atfo i^rer }ettti(^cn SDauer, lotr i^nen gegenüber
und }u 92ic^td berHeinert füllen unb bennoc^ im ©enuffe il^red Sn*
hlid^ fc^iDcIgen. S)er 9rt ftnb fe§r §o^e Serge, Seg^ptifc^e $qra«
miben, fotojfa(e SKuincn Don ^o^ern äl(tert(|ume. (&. I, 243 fg.
$)• 362 fg.)
2) S)ie ^^ramiben aU ^iflorif(f|e Denimate. (@.
S)enfmale.)
a
tftttal) f. ©(^merj.
tftitalität.
1) X)ie Dualität ald eine S)enfform. (®. 3)enr«
formen.)
2) S)ie OualitSt ald SBefiimmung ber aRaterie, (@.
gorm.)
3) SDie 9{atur!röfte aU ge^eimnigüolle Ouatitäten
(qnalitates occultae). (®. 9taturlraft.)
4) S)ie Burüdfü^rung aUer Oualität auf Ouan»
titat.
^ie $^i)fU fti^rt ben Unterfd^ieb ber 2;öne, ber in ^infl^t auf
9&§e unb Ziefe fUr ha9 ®e^9r ein qualitativer ifi, auf einen blo^
Onartett — Quid pro qao 249
quantitativen jurüd, nämltc^ auf ben ber fc^eEmn, ober lang«
fomeren Sibratton ; toobti ftc^ bcmnad^ 8(De« aud blod mecf|antfd^er
aStrrfamleit erliart. ICa^er eben läuft in ber Wlnfil nic^t nur ba«
rl^t^mtfc^e (Element, ber S^act, fonbern auc^ ha9 ^annontfc^e, bte $5§e
unb 2^iefe ber Xdne, auf Semegung, folglich auf bloge^ S^itmaß unb
bemnac^ auf 3<t^ten }urtid. $ier ergiebt nun bte Snalogie eine flarfe
^räfumtion für bie SodCe'fc^e 9?atttranfi(^t, bag nttmli(| Mt9, koa«
toit, mittelft ber ©inne, an ben it5r))ern ate Oualitttt »a^me^men
(SodCe'd fecunbSre Oua(itäten), an ftc^ nid^t^ nieiter fei, atö Ser«
f^ieben^eit bed Ouantitatiüen, nttmtic^ b(ogc9 9tefu(tat ber Un*
burc^bringlid^feit, ber ©röße, ber ^oxm, ber 9{u§e ober Setoegung unb
3a^l ber fleinfien Steife; meiere (Eigenfc^aften Sode aU bie allein
pbjectio mirflic^en befielen (figt unb bemnac^ primäre, b. i. ur«
f))rüngli(i^e Ouatitäten nennt. 3)iefe Snflc^t, an^ toAiftx Don ben
^^^r^Iem Folgerungen ju ©unfiten ber Stomifiif gejogen koerben, loie
^e befonberd in t^ranfreid^ Detrfc^t, aber auc^ in S)eutf(^{anb um fid^
greift, ifl feboc^ eine fe^r ro^e. {% II, 116—122. SScrgL aud^
3(tom, iltomiftil; aRateriali^mud; aRec^anil.)
ttuartttt.
^ie groge ^n^äufung bocaler unb inflntmentater ©timmen in ber
£>ptt mxft ffoax auf muftfattfc^e SBeife; jeboc^ fle^t bie (Sr^ö^ung
ber SEBirTung, Dom b(ogen Onartett bid ju ieiten ^unbertfümmigen
Drc^eflern, burc^auö nid^t im Ser^ällnig mit ber Serme^rung ber
SRittel, n^eil eben ber Sccorb boc^ nid^t me^r, aU bret, nur in Sinem
0aO bier !£öne ^aben unb ber ®eifl nie me^r gugleic^ auffaffen fann,
Don mie Dieten (Stimmen Derfc^iebener £)ctaDen auf (Sin SJIoI jene brei
ober Dier Z^nt aud^ angegeben merben mögen. — H\x9 bem HQen ifl'
erflärttd^, teie eine fd^öne, nur DterfUmmig aufgeführte SRuftt bi9n)ei{en
utt« tiefer ergreifen tonn, al8 bie gonje opera ßeria, beren 2u«jug
fle tiefert; — eben loie bie 3ei4nung bidmeiten me^ tvirlt, aM bod
Delgemälbe. 3Ba9 bennod^ bie äBirtung bed Duartettd ^auptfäd^Iic^
nieber^ält, ift, bag i^m bie Seite ber Harmonie, b. ^. bie (Entfernung
jkDeier ober mel^rerer £)ctaDen jioifc^en bem 8ag unb ber tieften ber
brei oberen Stimmen abgebt, niie fie Don ber Siefe bed ftontrabaffe^
aud bem Drd^efler ju Ocbote fle^t. fl?. II, 466.)
diiid pro quo.
Der 9RigDerf)anb bed äBorted ober bad quid pro qno ifl ber un«
miDtürlic^e Calembourg unb Der^ält fic^ ju biefem gerabe fo, koie bie
Ütorr^eit 3um SBi^; ba^er auc^ mug oft ber $art(|örige, fo gut toie
ber Starr, ®toff jum Sachen geben, unb fc^tec^te J^omöbienfc^reiber
brauchen jenen flatt biefen, um $aiftn ju enegen« (SB. I, 73. SergL
unter Säd^ erlief: Srten bed Säc^erlid^en.)
260 Ciuiett6iitit«. Oitietiflm — Oirtettt)
ititAtixf^mm. (Aitietiftm.
1) Sermanbtfc^aft bed Ouiettdmud mit ber H^Iefe
ttnb bem SR^fiicidmud. (@. Sdlefe.)
2) UebeYetnflimntung ber Seiten b<r Outetifien t>tx»
((^iebener B^italter, Sänbev utib SKetigionen. (®.
a«!cfe.)
3) OEm^fel^IenSiDert^e quietifiift^e ©(^riftflellev.
3ur Setanntfc^aft mit bem Ouietidmud jlnb (efonberd )u empfel^Ien :
SKeifier Sd^arb, bie S)eutf(^e S^eologie, Siauler, bie ®uion, bie Xn»
toinette Sourignon, 9unt|Qn, SRoItnod, @i(^te(. (SB. II, 704.)
4) ©tellung bet $^i(ofop^ie gum Ontetidmud.
X)a6 S:§ema be6 Ouieti^mud unb X^feti^mu^ ba^ingefleSt fein
laffen barf feine ^^ilofop^ie, toenn man i^r bie tJrage Dorlegt; »eil
baffelbe mit bem oder 3)?etQ))^^fil unb St^il bem @to^e mä) tbentifc^
i^ (2B. n, 704.)
debe ^^itofop^ie, koel^e confequentertoeife bie quietiftifd^e 2)enTatt
t)ern)erfen muß, tüa9 nur gefd^e^en lonn, inbem fie bie Stepräfentanten
berfelben für ^Betrüger ober Serrüdte erflärt, muß fd^on biefer§aI6
not^menbig falfc^ fein, dn biefem ^aUt nun aber befinben fld^ aDe
europaifd^en ®9f)cme mit Sudna^me bed ©^open^ouerf c^en. (2B. II, 704.)
tflttuitn.
1) ©egcnfal^ gniifd^en Ouietib unb SRotit)»
!3)er SEßitle ift jtoar in aUcn feinen (Erfc^einungen ber 97ot^-
kuenbigTeit untertuorfen, aber an fid^ felbfi tfi er frei, ja aHmttc^tig.
(Sergl. unter t$rei^eit: SDie f^rei^eit ate metap^^flfdje Sigenf^aft.)
S)iefe Srei^eit, biefe SDmac^t nun, ate bereu Sleugerung unb Sbbilb
bie ganje ftc^tbare SBett, i§re (Srfc^einung, bafie^t unb ben ©efe^eit
gemäg, meldte bie f^orm ber (Srfenntnig mit fic^ bringt, fic^ fort«
fc^reitenb entmidelt, — fonn aud^, unb jkoar ba, mo i^r in i^ret
DoUenbetfien (Srfd^einung (im SRenf^en) bie DoUfornmen abttquate ftennt«
ntg i^red eigenen SBefen0 aufgegangen ift, bon 92euem ftc^ öugem,
inbem fte nämtid^ entneber aud^ ^ier, auf bem ©ipfel ber Sefinnung
unb bed @e(bflben}ugtfein0, bad Selbe koifl, toa^ fte blinb unb f{(§
felbfi nid^t lennenb luollte, luo bann bie Srfenntniß, luie im Sinjetnen,
fo im ®an}en, fUr fle fietjS 9Rotit> bleibt; ober aber au(^ umgefe^rt,
biefe (Srfenntnig wirb i^r ein OuietiD, koeld^eö aOed SBoIIen 6e«
fc^mic^tigt unb aufgebt. S)ied ifi ber ©egenfa^ ber Seja^ung unb
Verneinung be« SBillen« gum geben. (2B. I, 363.) SDer SBiffc
bejaht fid^ felbfl, befagt: inbem in feiner Objectitttt, b. i. ber ffielt
unb bem Seben, fein eigene^ SBefen i^m a\9 93orfteIIung DoDfIttnbtg
unb beutlic^ gegeben n)irb, ^emmt biefe Srfenntnig fein SBoDen fei«
ne^toegd; fonbern eben biefe^ fo erTannte Seben mirb au(^ atö foI(^e9
Don i^m geniont, koie bid ba^in o^ne (Srfenntniß, aU blinber SDrang,
OmetU) 261
fo j|e(}t mit (SrTentitntg, Cetougt unb 6efonnen. — 2)ad ©egenti^etl
^tcTDon, bte Verneinung bed äBiUend }umSeben jetgt fic^, toenn
auf jiene Srfenntnig ha9 SQSoQen enbet, inbem fobann nt<^t me^r bie
etlannten ctn)elnen Srfc^etnungen ate SRottDe bed SBoDend mirfen,
fonbcrn bie ganje burc^ $[uffaf[ung bev dbeen evh^oc^fene (Srfenntnig
be« SBefend ber SQSeU, bte ben 993tIIen fpiegeß, jum Ouietit) bcd
aSBiaend iDtrb.unb fo ber SßiOe frei fid) fetb^ auf^eftt. (3B. I, SM.)
2) Sefc^affen^eit ber al9 Outetit) tuirfenben SrTenntniß.
S)ie at^ Ouietii) n)ttfenbe Srfenntniß ifl leine abflracte, fonbern
eine intuitive, in ber tebenbtgen S)urd^f(^auung brd pancipii in-
dividuationis befle^enbe, SBö^renb üDer, tüttijzx no(^ im principio
indiyiduationis, folglich im (Sgoi^mn^^ befangen ifl, nur einjelne üDinge
unb i^r Ser^ältnig ju feiner $erfon erlennt, unb jene bonn }u immer
erneuerten SDtotiüen feinet SBoflend koerben; fo fagt hingegen bie )ttm
Ouietit) oDe^ unb jebe^ SSoHend iverbenbe Srienntnig bad ©an^e,
bod SEBefen ber !£inge an fid^ intuitib auf. (3B. I, 336. 448. 299.
Sergl. aud^ unter dnbiüibuation: 3)ie im principio individuatioDia
befangene SrTenutniß im ©egcnfa^e gu ber cd burc^fc^auenben.)
3) 3)arfle({ung ber aU Ouietit) n)irlenben (Srienntnig
bur^ bie ftunft.
dn ben ^5^ften unb beniunbern^n^ürbigPen lüeifiungen ber ÜRoIerfunp,
bcn Silbern, toetc^e ben eigentlichen, b. ^. ben et^ifc^en ®ei{l bed
(S^riflent(}nmd für bie 9nf(^auung offenbaren, burc^ jDarßeDung Don
iDtenfd^en, mlijt biefed ©eifled üoll ftnb, alfo in ben ^eitigenbitbern,
befonberd in Un 9ugen ber ^eiligen, fe^cn tt)ir ben Slu^brud, ben
9Bieberf(i^ein ber DoIIfommenfien Srfenntniß, berjenigen nSmlid), todd^t
mijt auf einjelne !Dinge gerichtet ifl, fonbern bie -Obeen, atfo bad ganje
SCBefen ber SS$eIt unb bed Sebend, DoQfommen aufgefaßt ^at, meT^e
Srlenntntg in i^nen auf ben SBillen jurildtt)irfenb, ni^t, mie jene
anbere, ÜRotibe für biefe(ben (iefert, fonbern im ®egcnt^ci( ein Ouie«
tio aQe« SSoOend geioorben ifl. (3B. I, 274 fg.)
%nd) ia9 S(^te Xrauerfpiet fü^rt und Onbioibuen Dor, bereu Sr«
lenntnig, geläutert unb gefleigert burc^ ha^ Seiben, ben $nnlt erreicht,
kDO bie (Srfi^einung , ber @^Ieier ber Wlala, fte nic^t me^r töuf^t,
bie 3orm ber Srf Meinung, bad principium individuaüonis, t^on i^r
buTC^fc^aut toirb, ber auf biefem bcrn^enbe Cgoidmud eben bamit er«
fltrbt, kooburc^ nunmehr bie Dorthin fo geioaltigen ÜKotiüe i^re äRac^t
t)txlitttn, unb flatt i^rer bie DoUfommene Srfenntnig bed SBefend bet
aßett, ate Ouietit) M $3iaen« toirtenb, bie 9eef{gnation herbeiführt*
(SB. I, 298 fg.; H, 494 fg.)
262 9lQ€en — 9lad^e. 9{Qd^fu(^t
VLacttty M 9){enf(^engef(^Ie(i^td.
1) S)ie brei urfprünglid^en SRocen.
(S^ giebt nur brei befiimmt gefonberte S^pen, bte auf urf))rüng{t(^e
9{acen beuten: ben laufaftfc^en, ben mongolijc^en unb ben ät^toptfc^en
SEtU)u«, CP. II, 167.)
2) Untoefentlid^fcit bcr fjarbe für bie JRacenein*
t^eilung.
9?a(^ 9üff ond Vorgang reben bte (St^nograpl^en nod^ immer ganj
getrofl Don ber tueigen, ber gelben, ber rotten 'unb bcr fc^niaricn
9iact, inbem fic i^ren @tnt^et(ungen ^auptfädjlic^ bte garbe lum
®runbe legen, itä^rcnb in S9$Q^r(}eit biefe gar nidjt^ S9$efentti(^e$ ifl
unb i^r Untertrieb leinen anbern Urfpvung ^at, ald bie grögere ober
geringere, unb frühere ober fpätere (Sntfernung eine^ ©tammed üon
ber feigen 3^"^/ ^I^ ^^ melier allein bad äRenfc^engefc^lec^t inbigen
ifl unb ba^er außerhalb i^rer nur unter fünftlid^er Pflege, inbem e^,
tt)ie bie e^otif^en $flanjen, im Sireib^aufe überwintert, befielen fann,
babei aber aümälig, unb ^tvar junädift in bcr ?^arbe, ausartet. 3)a6,
na^ ber Slbbleic^ung, bie ^^rbe ber mongotifdjcn Stoce etioad gelblic()er
audfäÜt, ate bie bcr laufafifdien, fann aÜerbing^ in einem SRacen-
unterfd^iebe begrünbct fein. (^. II, 170.)
3) Stiebrige ©tufc ber Sieger.
& ijl nid)t }u bejioeifelnbe X^atfa^e, bag bie Steger me^r JtSrper«
traft ^aben, ate bie iDIenf^en ber anbern Siacen, bag fie folglich, load
i^nen an @enfibt(itfit abgebt, an Irritabilität me^r ^aben. 2)abuT(l^
aber fielen fte ben X^ieren nä^er, al9 m\ö)t aQe, im Ser^SItnig i^rer
®r5ge, me^r SKudfelfraft ^aben, at^ ber SReufd^. ($. II, 177. Heber
bie Irritabilität aU ben ^auptc^arafter bed 2^^iere<$ Dergl. unter
Sebendfraft: 3)te brei Functionen ber SebenSfraft.) 3)a§ bie 3?eger
Doriugdttjeife unb im ©rogen in ©daueret gerat^en finb, ifl offenbar
eine golge baüon, bag fie, gegen bie anbern SRenfc^enracen, an On«
teOigenj ^urüdEfle^en, mel^ed j|ebo(^ ber ©a^e feine Berechtigung giebt.
(9^. 50.) S)ie inteUectueQ niebrige ©tufe ber 9?eger }cigt flc^ anäf
an i^rem ©c^äbel {% U, 182) unb an i^rer ©efeüigfeit. {% I, 349.)
Sadje. . )3ad)fud)t.
1) ©egenfa^ }tt)ifren dta^e unb ©träfe.
3)ad ®efe$ unb bie SoÜjie^ung beffelben, bie ©träfe, finb loefent*
lid^ auf bie 3ufunf t gerichtet (mollen abfc^recfen Don Beeinträchtigung
fftaö^t. SRat^fud^t 253
fnmbev KtijU), nxijt ouf bie Vergangenheit. !Died unter fd^eibet
@trafe Don 9tac^e, meiere leitete lebigltc^ burd^ ha9 ©ef^e^ene,
otfo ba^ Sergangene ol^ folc^ed^ motioirt iß. SlQe SJergeltung be^
Unrei^td burc^ 3uf^Sung eined ©^mcrjed, o^ne ßtotd für bie 3u^nft,
ifl SRa^e unb fann feinen anbem 3^^^ ^aben, ald burc^ bcn Snbücl
be^ fremben Seibend, ujelc^ed man felbft üerurfac^t ^at, fid^ über bad
fetbfl erlittene ju tröflen. @oI(^ed ifl So^^eit unb ©raufantfeit, unb
et^ifd^ nic^t }u re^tfertigen. Unrecht, bad mir demonb gugefügt, 6e«
fugt mi(^ feinedmeg^, it|m Unrecht }U3ufügen. Sergeltung bed 85fen
mit S5fem, o^ne »eitere Sbfic^t, ifl nieber moralifc^, noc^ fonft, burc^
irgenb einen vernünftigen @runb ^u rechtfertigen. — 3^^^ f^^ ^^^
3ufunft unterfc^etbet @trafe t)on Stacke, unb biefen f^at bie ©träfe
nur bann, tuann fte }ur SrfüHuna eine^ ©efe^e^ t>olljogen mrb.
(SB. I, 411 fg.)
2) Sermanbtf^aft ber Kac^fuc^t mit ber So^^eit.
mt ber So^^eit oermanbt ifl bie Sßac^fuc^t, bie bad 98fe mit
90fem Dergilt nid^t aud dtüdfxdjt auf bie 3u(unft, toet^e^ ber S^a«
rofter ber ©träfe i% fonbern blod niegen bed ©efc^e^enen, Vergangenen,
aU folc^en, offo uneigennü^ig, nid^t ald ÜRittel, fonbern ald B^tä,
um an ber dual be9 Seleibigerd, bie man felbft Dcrurfac^t, fic^ gu
»eiben. (83erg(. Vöfe. SSod^eit.) SBad bie 9{a(^e üon ber reinen
So^^eit unterfd^eibet unb in etttiad entfd^ulbigt, ift ein ©^ein bed
Kec^tö; fofern nämli(^ ber fetbe Hct, ber itt^t Sla^e ifl, mnn er
gefeQli^, b. fj. nai^ einer Dörfer befiimmten unb befannten Siegel unb
in einem Serein, ber fie fanctionirt ^at, verfügt toiixbt, ©träfe, alfo
Ke^t fein ȟrbe. (933. I, 430 fg.)
3) Sin mit ber gemeinen Stacke nid^t ju Dertoed^felnber
3ug in ber menf^li^en Statur.
9Bir fe^en bi^meiten einen 2Renf(^en über ein großed Unbilb, ha9
er erfahren, ja t)ieDei(^t nur aU 3^u9^ ^^^^^ Wt f^ ^^^f empört
totxhtn, bag er fein eigene^ Seben mit Ueberlegung unb o^ne 9?ettung
baran fe(t, um Sßa^e an bem Hudüber jened Sreioeld )u nehmen*
SBir fe^en i^n etu>a einen mächtigen Unterbrütfer da^re lang auffuc^en,
enbli^ i^n morben unb bann felbfl auf bem ©c^affot f!erben, toie er
Dor^ergefe^en, ia oft gar ni^t )u Dermeiben fuc^te, inbem fein Seben
nur noc^ ald SDlittel }ur Stacke 9Bert^ für i^n behalten ^atte. SDiefe
Srt ber Sergeltungdfu^t ifl fe^r Derfd^ieben Don ber gemeinen 9{a(^e,
bie bad erlittene Seib burt^ ben Vnblid bed Derurfa^ten milbern »iO;
ja, fie bejtoetft nic^t fomo^l dtaift, ald ©träfe; benn in i^r liegt
eigentlich bie Sbfi(^t einer SCBirfung auf bie S^'unft. S)er SBiDe jum
ithtn bejaht fit^ jmar in einem folc^en aud UntoiDen über ein em«
)^Srenbed Unbilb bie dtadft bid }nr ©elbflopferung trcibcnben SRenfi^en
tiodf, (ttngt aber nid^t me^r on ber einjelnen (Srfc^einung, bem dn«
bibibtto, fonbern umfaßt bie dbee bed SRenfc^en unb loill i^re (Srfc^etnung
2Ö4 ^<>ng — dtanfengeioäd^fe
Teilt erhalten t>on fold^em itnge^rtunt UnU(b. (S9 t^ ein ftltner,
er^aftener S^araTter}ug, buird^ t«If^R ber (Einjetne ft^ e^rt, tnbem
er fOf jtttn Slrm ber emi^eit ®ere^tigfett px mo^it ßrebt^ beten
etgentliii^ed Sefeit er not^ lierfeimt (993. I, 423 fg. SergL and^
tmter ©ere^ttgfeit: 3)te etirige ®ereti|ti^it.)
4) ^f^c^ologifc^e (ErlUrung ber ©iigiglett berSta^e.
SQed t)on ber 9?atur, ober bem Sufall, ober ©d^fal auf unß gt^
loorfene Seiben ifl, ceteris paribus, nt^t fo fc^merjtic^, toie haß,
»elc^ed frembe SßiOfür über und üer^ängt. S^enn in bem and 9Iatnr
unb 3uf<^^ entfpringenben Seiben erlennen nnb bejjanmiem n^ir me^
bod gemrinfione Sood ber äRenfc^^cU, old unfer rifOKd; ^ngegen ^t
bad Seiben buxii frembe SßiOlfür eine ganj eigenf^mltc^e^ bittere
3ugabe iu bem ©d^merj, ober @%aben fetbfl, nämlic^ bad Setougtfeiii
frember Uebertegen^eit, bei eigener O^nma^t bagegen. dene bittere
3ugabe ift Uod burc^ 9tad^e }u nentraliftren. dnbem n)ir nämlid^
bem 93eeinträ(^tiger lieber @(^aben }ufügen, geigen n^tr unfere Ueber-
legen^eit über i^n unb annuQiren baburi^ ben Semetd ber fetnigen.
2)ted giebt bem ©ernüt^e bie Sefriebignng, nac^ ber ed bür^.
Z)enigemttg n^irb, mo Diel @to{j, ober SUeltett iß, and^ t^iel Sta^fn^
ftixL (?. n, 623 fg.)
5) Soburc^ ber ®enng ber SRac^e t>ergä(It toirb.
9ßie ieber erfüQte äBunfc^ fxif, me^r ober nieniger, old S^ttuf^nttg
entfc^Ieiert; fo an<^ ber noc^ %a(^e. SDtetfiend nirb ber Don berfrfbca
ge^offte ®enug nxa DergäOt bur^ bad 9Rit(eib; {a, oft loirb bie ge»
nommene 9{a^e na^^er bad $er} jerreigen unb bad ©en^iffen qnfilen;
bad SRotio gu berfelben n)irft nid)t me^r, nnb ber 9e»eid unferet
Sod^eit bleibt Dor und fielen. {% U, 624.)
ttang.
1) äßert^ unb SBirfung bed 9tanged.
SBad toir in ber Sßctt Dorfiellen, b. §. in ben ITugen Knberer
f!nb, Ugt ft(^ eint^ei(en in 6§re, %ang unb 9tu^m.
S)er 9{ang, fo »ic^tig er in ben Sugen bed großen Raufend unfr
ber ^^ilifler, unb fo grog fein Stufen im ©etriebe ber Staatdumf^tne
fein mag, ifi ein connentioneOer, b. f). eigentlich ein fimiHirter S3ert§;
feine SBirfung ift eine ftmutirte ^oc^ox^tung, unb bad ®anje eine
ffomöbie für ben großen Raufen* (^. I, 382.)
2) ©eg^nfa^ jtsifc^en ber Stanglifle ber 92atnr unk
ber SRangüfie ber ©efeUf^aft (®. ©efellf^i^aft.)
SattktugeiDäe^r^
(Einen beutli^en Seleg ber äBiOendftugenmg in ^fbmjei g«6e» bie
8iaafe»gen)ä(^fe, mli^t, memt feine ©tü^e gnm Xntioiimicm in bet
Seaferet ^ ^tatienaUetnu« 256
9Ul|e i^, ettit fol^e fuc^cnb, i^r SSoc^dt^m inuner nad^ htm {(l|al-
ttgftcn JDrt ^m ri(^teu, fogac itad^ einem BiM hunlA gefärbten
$opierd^ me^in man ed au^ legen nag; ^ngegen fliegen {te ©tag,
Mil eg gtftttit. (97. 63.)
Xafrrti) f. SBa^nftnn.
Satl^« ltati)0cbtr.
Qn iebem 9nbern ein möglic^eg iIRtttel ju unfern S^^^^^f ^^^ ^^^
SBerfjeug ^u fuc^n, biefe oug bem (Sgotgmug entf{)ringenbe ®tnneg«
art liegt beinahe fc^on tu ber 97atur beg menfc^Iic^en Slidtg. 3)ag
ipir biefe Siunegart bei Vnbem Daraudfe^en, }eigt fid^ unter anbem
Qtt(^ boran, bag tuenn mir Don dentonbeu Slugfunft ober ^atff i^et"
hngen^ toiv oUeg SSertrouen }tt feinen Sugfagen verlieren ^ fobolb mir
cntbedea, bag er irgenb ein, menn and) mir Heineg, ober entfernteg
dntereffe bei ber ®a(|e l^aben Knnte. jDenn ba fe^en mir foglcic^
oornug, er merbe ung jum^üRittel feiner ^mtdt machen, unb feinen
9{at^ ba^er ui^ feiner Sinfid^t, fonbem feiner Sbfic^t |emftg
erteilen. Vnbererfeitg mirb in fold^em Saite bei unferer §rage:
^3Bag fril t(^ t^un?" beut Xnbent oft gar uic^tg Snbercg etnfaQen,
Ü9 mag mir feinen 3^c<I^u gemfig }u t^un Ratten. 2)ie^ alfo mirb
er f0glei(^ unb mie mec^aaifc^ ontmorten, e^e nur bie Srage junt
9orum feineg mirtlii^en Urtl^eilg gelangen tonnte* <So äbermiegenb
i^ ber ISinflug beg SBiOeng über ben ber Srtenntniß. (fi. 163 fg.)
!Dte erfai^renen 3Renf<l^en miffen, bog }mif(^en Stvdtn, bie in irgenb
einem 8er^tt(tni{fe ju eiiyinber fielen, eine aufrichtige, unbefangene
®cf{nnung beinahe unmöglich ifl, fonbem fletg eine gemiffe Spannung
bur^ SUifmerfen auf unfern naiven ober entfernten Sort^eit ©tatt
f^; fle bebauern, aber fie miffen, bag cg fo ifl unb ge^ nun mit
Bresben unb Vertrauen aug ber ÜRitte ber irrigen bem JZBilbfrentben
entgegen, um ftc^ ifyn auf juf fliegen; ba^er {inb SRihu^, bie bem
Seben entfagt ^aben unb alle fotc^e ä^nlid^ SRenf^n, fo gute 8lat(«
geber unb Sertraute* ({). 453 fg.)
Sftliotiali$mtti0.
L 3)er i|p)nofo^bi(4e RotionalWnuil*
du ber 9^i(ofop^te beße^t ein ®fgenfa^ smif^en Kationaligmng
mtb dduminigmug. (®. unter V^ilofoj)§ie: iD{et(|obe ber
^ilofop^it.)
u. 9cr IHibgif4e ttttimudilMK^«
1) !Cer @treit jmifc^en @uvranatura(idmud unb 9ta^
tienalidmug.
0ttf bem Anlrnnen ber «Begorifi^ 9lthac jeher Seligion bcnt^t
ber in unfern Zagen fo an^benb geführte Streit jmifc^a @u|ira»
256 9tattonaU«mu9
naturatifien unb Katiotiatiflem Setbe nttm(i<^ tooDett bad (S^fient^um
sensa proprio koa^r ^aben; in btefem ©tnne tooUm bte etflern e^
o^ne Xb^ug, gfeid^fam mit $Qnt unb ^anx, htfyiupttn, voohti f{e ben
ftenntniften unb ber allgemeinen Silbung beö 3^^^!^^^^ gegenüber einen
fc^meren @tanb ^aben. S)ie Snbent hingegen fuc^en aQed eigent^ttmlii^
S^riftli^e ^inau^^uc^egcfiren, tvonad^ fie etma^ übrig behalten, baS
meber sensu proprio, no^ sensu allegorico loa^r ift^ tielme^r eine
bloge ^(atitübe, beinahe nur dubent^um, ober ^ö^flend ^elogionidmu^,
nnb, nia^ bad ©c^ttmmfte, niebertrSc^tiger Dptimidmuö, ber bem
eigentlid)cn S^riftent^nm burc^aud fremb ifi. (3B. II, 184. 692*
®. 122.)
S)ie Stationalifien ftnb e^rfic^e !^eute, jebo^ platte ©efcOen, bie l)om
tiefen @inne be0 neutefiamentlic^en 2Stt)Üio9 (Don ber Srbfünbe unb
ber Serfö^nung burd} ben (Sriöfcr) feine fl^nbung ^aben unb ni(!^t
über ben jübif^en Optimismus §inauS fönnen. <Sie tooQen bie nadFte,
trocfene Sßa^r^eit im $iflorif(^en, toit im S)ogmati[^en. iDtan Tann
fle bem Su^emeriSmuS beS Slltert^umS t)ergtei^en. ^rei(i(!^ ift, roaS
bie ©upranaturaliflen bringen, im ©runbe eine ÜJ^^t^oIogie; aber
biefetbe ifi bad 93e^ilel n)i(j^tiger, tiefer SBa^r^eitcn, nield^e bem 93cr«
fiSnbnig bed grogcn Raufend na^e gu bringen auf anberem SSßege ni^t
mögli^ )oäre. ÜDer gemcinfame drrt^um bciber Parteien xft, bag fic
in ber 9?eligion bie unDerfdjIeierte, trocfene, bu^fiäbli^e SEßa^r^eit
fud^en, mä^renb fie boc^ nur eine äBa^r^cit ^at, toit fie bem 93o(Te
angemeffen xft, eine inbirccte, f^mbolifc^e, allegorifd^e. S)ie ©upra*
naturaliflen sollen bie Sflegorie beS S^riflent^umS ate an fii^ n>a^r
behaupten; bie 9talionaIificn n)oIIen fle umbeuteln unb mobein, bis fie,
fo na^ i^rem SRagflabe, an fic^ toa^r fein fönne. S)ie 9{ationaIiften
fagen gu ben Supranaturatiflen: „eure ?e^re ift nidjt ma^r." X)iefe
hingegen in jenen: „eure ?e^rc ift fein ß^riflcnt^um." ©cibc ^aben
9iti)t SBä^renb aber bo^ ber @upranaturatiSmuS aDegorifc^e Sßa^r«
^eit ^at, fann man bem 9?ationaIiSmnS gar feine juerfennen. SSer
ein 9idtionaIift fein toiQ, mu§ ein $^i(ofop^ fein unb a(S fot^er fi(^
tion aller Suctoritüt emancipiren. SBiQ man aber ein S^^rofog fein;
fo fei man confequent unb t)er(affe nic^t baS gunbament ber Suctoritttt.
Sntmeber glauben, ober p^ilofop^iren! maS man erteä^It, fei man
gau). 8ber glauben, bis auf einen gemiffen $unft unb ni^t toeiter,
unb eben fo p^ilofop^ireu bis auf einen geuiiffen $unft unb nic^t
totittt, — S)ieS ifl bie ^alb^eit, koel^e ben ©runbc^arafter beS
^Rationalismus auSma^t. hingegen finb bie Siationaliflen moralifc^
gerechtfertigt, fofern fle ganj e^rlic^ gu SEßerfe geben unb nur ftd^ felbß
tauf (^en ; n)ä^renb bie ©upranaturaliflen boc^ n^o^I mit i^rem SuSgeben
einer Mögen SQegorie für baare SEBa^r^eit meiflenS abftc^tti^ Vnbere
3U tauften fuc^en. SSßfi^renb bie ißationaliften flad^e ©efellen o^ne
©inn für ben ®ei{l beS S^riflent^umS finb, fo flnb bie @upra^
naturatifien bisweilen etmaS t>iel ©i^limmereS, nämlic^ ¥foffen im
ttrgfien @inne bcS äBorte«. ($. II, 415—418. 689.)
fftanm 257
2) ©efä^tlid^Iett bed Stationatt^mud für bie Sie«
jDcr S3erfudj, eine {Religion anß bcr Sernunft ju bcgrünbcn, Dcrfetjt
jte in bie anberc Älaffc bcr ÜRetop^tjfi!, in bic, loelc^e i^rc Scgtaubigung
in fid^ felbjl l^ot (ücrgt. unter SRetap^^fif: Untcrfd)ieb jweicr
Slrten öon 5D?ctap^i)ftf), alfo auf einen frembcn ©oben, auf ben bcr
p^ilofop^if^en @tj{ieme, unb fonac^ in ben j^ampf, ben bicfe, auf
i^rer eigenen Slrena, gegen einonber führen, folglich unter ha9 ®etoe§r»
feucr beö ©feptidörau« unb ba« fc^merc ©efc^üß bcr Äritif bcr reinen
SJernunft; fid) aber ba^in ju begeben, Ujötc für fie offenbare S?cr«
tncffen^eit. (2B. II, 1850
Sn ber d)riftlid)en dteligion ifl bad ÜDafein (Sottet eine au^gemad^te
(Sad^t unb über aQe Untcrfuc^ung ergaben. @o ift cd dttd)i; benn
ba^in gehört cd unb ifl bafelbfl burd^ Offenbarung begrünbet. @d ifl
ba^er ein ÜKiggriff ber 9?attonaUfien, toenn fic, in i^ren 2>ogmatifen,
ha9 S)afein ©otteö anberd, ald aud ber @c^rift, ju bemeifen Derfuc^en;
fic lüiffcn in i^rer Unf^ulb mijt, toic gcfä(;rli^ biefe Surjujcil ifl.
{% l 115.)
3) SBiberfprud^ be^ dtationalißmud mit ber SibeL
üDie 93erfud^e^ ben S^^ei^mud t)om Snt^ropomorp^i^mud )u reinigen,
greifen, inbem fie nur an ber ^ijak }u arbeiten h)ä^nen, gerabeju
fein innerfled SBefen an; bur^ i^r ^emü^en, feinen ©egenftanb abfiract
3U faffen, fublimiren fte i^n }u einer unbeutiic^en 92cbe(ge{la(t, beven
Umrig unter beut Streben, bie menfc^Ii^e gigur ju Dermeiben, aQmälig
gonj ))erflicgt; ivobur^ benu ber Iinblid]e ©runbgebanfc fclbfi eubli(^
}u ni(^t9 Derflüc^tigt toirb. ÜDen rationalipifc^en S:^eoIogen, benen
berglei^en SSerfu^e eigent^ümlic^ finb, faun nfan überbie^ üoriuerfen,
bag fte gerabe^u mit ber ^eiligen Urfunbe in äßiberfpruc^ treten,
tocl^e fagt: „©Ott f(^uf ben äJIenf^en i^m jum Silbe; }um Silbe
©ottcö fd^uf er i^n." {^. I, 127.)
Saum.
1) ÜDa^ eigent^ümli(^c ©efet?, nac^ tt)el(^em bie £^ei(e
bed SCaumed einanber beftimmen.
3)ad eigent^ümli(^e ©efet^, nac^ roeld^cm bie 2:^ei(e be« 9{aumed
(unb ber 3«i0 einanber beflimmen, ijl eine befonbere ©eflalt be« ©afeeö
t)0m }ureic^enben ©runbe : ber ©cin^grunb. (©.131. Sergl. unter
©runb: ©rnnb be9 @eind, unb unter ©cometrie: dn^att ber
©eometric.)
2) dbealität bed 9iaumt§.
2)er etnleu(^tenbfle unb jugleid^ einfac^fte Semei^ ber dbealitttt
be^ Kourne« ifl, baß xoix ben %anm ni(^t, tote aOe^ 9nbere, in ®e<=
banfen aufgeben f5nnen. 8(o9 ausleeren f0nnen »ir i^n. Vber i^n
258 Staunt
feKfl föttnen toir auf feine Sßeife lod toerben. ^üa» to\x qu^ t^un,
too^tn wir nn0 au^ {icQen mögen, er ifl ba unb ^at nirgenbö ein
(Snbe; benn er liegt ollem nnferm SorfleOen gu ©ninbe unb tfl bte
erfle Sebingung beffelben. ÜDied benieift gau} jlc^er, bog er unferm
•dntellect felbfi angel^ört, ein intcgrirenber S^^eit beffelben tfl
unb jmar ber, tteli^er ben erflen ©runbfaben )um ©eioebe beffetben^
auf meld^e^ banac^ bie bunte £)biecteu>SBett aufgetragen kutrb, liefert,
dfl nun aber ber 9{aum offenbar eine f^unction, ja eine ©rnnb*
function unfenS dnteüectd felbfl; fo erfhedt flc^ bie ^teraud fotgenbe
dbeolität aud) auf aOcd SRänmli^e, fofern ed rfiumli^ ifl, alfo fo«
fern e^ ®e{ta(t, ®röge unb Semegung ^at. 8[u^ bie fo genauen unb
richtig jutreffenben aflronomifc^en Beregnungen fmb nur boburc^
m5g(i^, bog ber Kaum etgentltd^ in unferm jtopfe ifl. 3)q6 ber
itopf im diaunie fei, ^fi(t i^n nic^t ab, ein}ufe^en, bag ber %aum
boc| nur im «opfe ift. {% II, 46 fg.; I, 18 fg. ®. 82. ». U,
37 — 40 unb 55, £afel ber Praedicabilia a priori be^ Xaume^.
»orrebe @. XIII— XVI, $). 329. Ueber ha9 ©cnfeben att eine »e-
{tätigung berdbealität bed 8{aumed f. 9Ragie unb SDtagnetiftmud.)
3) ®egenfa(} jniifd^en Staum unb 3^^^ in^infi^t auf
bie abflracte (Erfenntnig.
Sine (Sigent^ümlic^feit unferS <ErTenntni§oermögend, bie man nic^t
bemerfeu fonnte, fo lange ber Unterf^ieb jniif^en anfc^aulti^er unb
abfiracter Srfenntnig nic^t ooOIommen beutlic^ gemalt »ar, ift btefe,
bog bie Ser^SItniffe bed 9{aume$ ni^t unmittelbar unb aM folc^e in
bie abflracte (Erfenntnig übertragen loerben fi^nnen, fonbem ^ieju allein
bie jeitlicl^en ©rögen; bie S^^^^^ geeignet finb. 3)ie 3^^ten alletn
fönnen in i^ncn genau entfprec^cnben abfiracten ^Begriffen au^gebrtidt
toerben, nic^t bie räumli^en ®r5gen. äBid man atfo üon ben rfium*
(id^en Ser^ältniffen abflracte (Srfenntnig ^aben, fo muffen fie erfl in
jeitlic^e Ser^äftniffe, b. fj. in S^fjUm, übertragen »erben; belegen tfl
nur bie Srit^metif, ni^t bie ©cometrie, aOgemeine ©rögenle^re, nnb
bie ©eometrie mug in Srit^metif überfe^t merben, menn fie äRitt^tl«
barleit, genaue Seflimmt^eit nnb Snmenbbarfeit auf bad ^roTtifc^e
l^aben foO. S)ie Stot^toenbigfeit, bog ber SRaum mit feinen bret
!Z)imenfionen in bie 3^^^ koel^e nur eine ÜDimenfion ^at, überfe^t
toerben mug, tocnn man eine abflracte (Erfenntnig feiner Ser^äUniffe
l^aben toill, biefe 9{ot^toenbigfeit ift t§, toelc^e bte ÜRat^ematil fo
fd^toierig mac^t. — SBä^renb ber SRaum fid) fe^r für bie Snfc^auung
eignet unb mittel|t feiner brei S)imenfionen felbfl complicirte Ser^filt«
niffe leicht überfe^cn lägt, bagegen ber abfiracten @rfenntnig ft^ entjic^t;
fo gel^t ümgefe^rt bie ^txt jtoar leicht in bie abfiracten Segriffe ein,
giebt bagegen ber ftnfc^aunng fe(r toenig. Unfere Snfc^auung ber
3a^Ien in i^rem eigent^ümßc^en (Element, ber blogen 3ci^# <>^ne $tn»
juiie^ung bed Staume«, ge^t taum bid 3^^"^ barüber ^inaud ^abea
loir nur no^ abflracte Segriffe, nid^t mc^r anfc^aulid^e lErfenntnig
Äaum 259
bcr B^^^^ni (titgegen Derbtnben \oix mit iebem 3<'^I>>'ott unb aDen
algebraifc^en ^tiiitn genau befiimmte abpracte begriffe. (993. 1, 64 fg.)
4) ÜDie Seretutgiing bon 9tQum unb Qzxt al9 8e«
bingung bcr SorjlcIIung bcr 3)auer. (@. ®oucr.)
5) 3)ic Bereinigung t)on Staunt unb B^it <^^^ ®^'
bingung bcr SorflcUung bcv SOtatcric.
Staunt tinb 3eit, iebc9 für fu^, fmb auc^ o^nc bic 9Ratcrtc an«
fc^aulic^ DotfleObar; bic 2l7atcric aber ni^t o^nc jene. ®^on bic
gorm, welche t)on i^r ungcrtrcnn(i(^ ifl, [e^t bcn SRaunt öorauö, unb
i^r SBirfcn, in ttjcl^cm il^r gan^cö 3)ofein befielt, betrifft immer eine
Scränbcntng, alfo eine Seflimmung bcr ßt\t (9B. I, 10 — 13»
SScrgl. unter SRatcric: Die reine SWatcrie unb i^re apriorifi^cn
ScjtimmitngenO
6} dtaum unb Qtxi atd bad $rincif) bcr dnbioibua«
tion. (@. dnbit)ibuation.)
7) Kaum unb ^tit aU bad ©runbgcrüfl unb ber
©runbt^pud bcr crfc^cincnbcn Sßelt.
933eit aOe 3)tnge bcr SBcIt bic £)6icctität bc« einen unb fetbcn
SBtUend, folglich bem innern SEBcfcn nad) ibentif«^ ftnb; fo ntug nid^
nur jene (befonberö Don ber @d^ening'jd^en 92aturp^i(ofo))^ie nat^ge«
wiefene) unDcrfennbarc ünalogie imif^cn i^ncn fein unb in iebem
UnDoUtommneren ft^ ft^on bic @pur, 8[nbeutnng, Anlage bcd junäc^P
licgenbcn SoOfommneren }eigen; fonbern auc^, lucU aQe jene formen
bo^ ntir bcr 2Bc(t a(0 SorfieUnng angehören, fo Ugt fi^ fogar
annehmen, baß f^on in bcn allgenteinften f^orttten ber SorficQung, in
biefem eigentlichen ©ntnbgcrüfl bcr crfdjcincnbett 3BcIt, alfo in dtanm
unb Qtxt, bcr ©runbt^pud, bic 9nbeutuitg, Anlage aQcd 3)cffen, mad
bte formen füllt, aufjufinbcn unb na^jumeifen fei. Q9 f^cint eine
bunfclc (SrTenntnig (licoon getocfen jn fein, »clc^c ber Jfabbala unb
aller mat^ematifc^en $§iIofop^ie bcr $))t^agorttcr, auc^ bcr S^inefcn
int ^'ling, bcn Urfprung gab; unb anc^ in bcr @^rlling'f(^en @(f)utc
finben n^ir bei i^ren mannigfaltigen Scflrebungen, bic Analogie jttiifdjcn
aQcn (Erf Meinungen bcr 97atur an bad Sic^t gu jic^cn, au^ mand^c,
n)icn)o^I unglüdli^c Serfud^c, aud bcn blogcn ®cfc(cn bed 8taumc«
unb bcr Qtit ißatnrgcfc^e abjnlcitcn. dnbeffen fann man ntf^t n)iffcn,
xoxt toeit einmal ein genialer 5fopf beibe Scftrcbungcn rcalifircn n)irb*
(9B. I, 171.)
(Sd ifl fc^r bcmcrlcn9tt)crt^, mc bic ©runbformen bcr Ob»
icctioation bed SBiUen^, nfimlic^ ^txi, Kaum unb SaufalitSt,
au(^ gerabe bic OucUe aller Seiben bed itbtn9, i^rer gangen
SRbglic^fcit na^ ftnb. ®o if) DermSgc bcr ^ext ha9 ^tnfi^minbcn^
Scrlicren, Sterben, bad iRid^tige unb Vergängliche aller !Dingc; ^ev«
möge M 9{aumcd bic bcfiünbtgcn S)ur(^rrcujungcn unb gcgcnftitigcn
17*
260 fftau^ä^ — 92ealt«mud
^ettnntmgen ollet Sßillenderf Meinungen unb t^red @trc6end; enblid|
Mrmdge ber Saufalität aUe^ Seiben über^aitpt, ba ed burd^ (StniDttlung
ber X'6xptx auf etnanber allein entfielt. Wlan fte^t, bag bad ®runb«
gerttit )ur Offenbarung bed 2Befen<$ bed SBiQend auc^ fogleic^ ben
innern a3!iberf<)ruc^, bie 3ti(^tig!eit unb Unfäligfeit, bie biefem SBefen
antfeben unb ha9 ©anje feiner (Srfdjeinung begleiten, unmittelbar lunb
t^un mugte. S)a aUed Setben feiner 97atur nad^ cmptrift^ x\t, mug
ed freiließ bie t^orm ber Srfa^rung jur ©runblage ^aben. (^. 421«)
8) Db bie SBelt im Sßaume begränjt ijl.
ÜDad ®efe^ ber Saufalität giebt b(od in ^inflc^t auf bie 3^'^
nic^t auf ben ^anm, not^tuenbige Seflimmungen an bie $anb unb
ert^etlt und gmar a priori bie ®ett)ig^eit, bag feine erfüllte ßüt j[e
an eine i(;r borl^ergegangene leere gränjen unb feine Seränberung bie
erfie fein fonnte, ni^t aber barüber, bag ein erfüllter ^taum feinen
leeren neben ^ij ^oben fann. 3nfofem ttjäre über Se^tered feine Cnt»
f^eibung a priori möglid). debod^ liegt bie ®(^U)ierigfeit, bie SBelt
im diaume ald begränjt )u benfen, barin, bag ber 9{aum felbfl not^«
tvenbig unenblic^ ifl, unb ba^er eine begrSn}te cnblid^e SBelt in i^m,
fo grog fte ani) fei, }u einer unenblic^ f feinen ©röge n)irb, fo bag
bie Sragc entfielt, )do}u benn ber übrige 9taum ba fei, uiet^ed Sor«
tec^t benn ber erfüOte 2:^eil bed Siaumed t)or bem unenblid^en, teer
gebliebenen, gehabt ^ötte. Slnbererfeitd niieber fann man nic^t f äffen,
bag fein gi^pcrn ber Sugerfle im 8f{aume fein folltc. S)ie @a(^e fie^t
a(fo toirfltc^ einer SCntinomie fe^r ä^nlic^, fofem bei ber einen, mte
bei ber anbern 8[nna^me, bebeutenbe ÜebelfiSnbe ft^ ^erDort^un.
(ffi. I, 587 fg. % I, 114. $. 345.)
ttaufc^.
1) Serminberuug ber inteHectueUeu ^rei^ett bur(^
ben dlaufd^.
a)er JRaufc^ ift ein 3wflönb, ber ju Effecten bi«t)onirt, inbcm er
bie Seb^aftigfeit ber anf^autidjen SorfieUungcn er^'ö^t, bad 3)enfen
in abstracto bagrgen f^mäc^t unb babei nod^ bie Energie bed SBiQend
fleigert 2)ur(^ i^n tt)irb bie intellectuelle t^rei^eit (DergL unter
t^rci^eit: Sintl^eilung ber ))raftifd^en Srei^ett) Derminbert ober paxtUtL
aufgehoben. 8[n bie @telle ber 93erantmortIi^feit für bie X^atcn tritt
ba^er ^ier bie für ben Siauf^ felb|l; ba^er er iuribifc^ . ni^t entf^ul«
bigt, obgtei^ ^ier bie inteÜectueOe ^rei^cit jum 2:§ci( aufgehoben ifl.
(6. 100 fg.)
2) (Stnflug bed Staufc^ed auf ba0 ©ebäi^tnig. (©.unter
©ebtt^tnig: 3)ie auf ba« ©ebäc^tnig tt)irfenben Sinflttffe.)
Stal, f. 3'beal.
Utali^mm^ f* dbeali «mu«.
aieolität — «cd^t 261
Btalität.
1) Unterfc^ieb jtoifc^eti dtealität unb äBo^r^eit. (@.
Ofrt^um.)
2) ©egenfafe Jioif^en Stealität unb ©d^etm (®. Ort«
t^uui.)
3) S)te ©egentoart ald aKeinige gorm ber 9teaUtät.
(©• ©egentoart.)
4) 9{ealttät ber «ngenlvelt. (@. «itgenivelt.)
5) Sebingung ber empirtft^en dttalitHt
!Z)te emptrif^en, }um gefe^mägigen Somple^ ber 9tealität gehörigen
äJorfleOungen erfc^einen in ben formen M dtanmti unb ber ^tit
iu%UtSf, unb fogar iß eine innige Bereinigung beiber bie 9c«
bingung ber 9{ealität, loelc^e a\x9 i^nen gemiffennagen mie ein $robuct
au9 feinen gactoren ertod^ft. 9Bad biefe ^Bereinigung fd^afft^ ifl
ber Serßanb, ber mittclfl feiner i^m eigent^ümlid)cn Function jene
heterogenen formen ber @innti(^feit t)erbinbet, fo bag aud i^rer
we^felfeitigen S)ur(^bringung, ti)ien)o^I eben and) nur für i^n felbf!,
bie empirif^e 9{eaütät (erborgest, al9 eine ©efammtOorfieUung^
toel^e einen buri^ bie t^ormen be^ @Q|}ed Dom ©runbe }ufammen«
gegoltenen (SompUi: bittet. (®. 29 fg.)
Sectnfion. tttccnftnUn, f. Sitteraturjeitungen.
Kedftun^ f. airit^metit
Ked)t.
1) 9{egatik>ität be« Scgriffd be0 9lt^i9.
X)er Segriff Unrecht ifi ber urfprünglidje utib pofttite; ber i^m
entgegengefe^te bed 9tc^td ifi ber abgeleitete unb negative, ^er
Segriff Stecht enthält nämlic^ blod bie Stegotion bed Unrec^td, unb
i^m ttirb jebe ^anblung fubfumirt, welche ni(^t Unre^t, b, ^. nic^t
Verneinung M fremben äBiOend ^ur fUrfern Bejahung be9 eigenen
xft. (9Q. I, 400.) !Z)ie Ungere^tigteit ober ba^ Unrcdit befielt aQe'
mal in ber Serle^jung eined Subem. S)a^er ifl ber Segriff be^
Unrec^td ein pofitioer unb bem bed Siec^td oor^ergfingig, a\9 meiner
ber negatibe ifl unb blo4 bie ^anblungen be}ei(^net, n^elt^e man
audttben fann, o^ne Stnbcre }u beriefen, b. ff. o^ne Unrei^t gu iffvm.
(S. 216 fg.) (Sin Ked^t ju et)oa0^ ober auf etmad ^aben, ^ei|t
ni^td weiter, ate t9 t^un, ober aber e^ ne^men^ ober bcnu^en Knnen,
ofyit baburi^ irgenb einen anbem }u beriefen. $ieraud er^eOt auäf
bie ©innlofigfcit mand^er fragen, j. S. ob »ir ba9 9te(^t ^aben, un0
bad Seben }u nehmen. ($• U, 257.) 3)ie Verlegung, in »el^er
bad Unred^t befielt, Tann entioeber bie ^eifon, ober bad (Eigent^um,
ober bie IS^re betreffen, ^ienac^ ftnb benn bie 9Renf(^enre(^te Uid)t
262 ^cc^t
)u (eflimmen: deber ^at bad 9?e^t, alled !3)ad ju t^un, loobut^ er
«einen oerleftt (?. II, 257.)
Z)er Segriff bed 9{ed^t9, ald ber 97egation bed Unred^t«, l^at feiue
^auptfäc^Iid^e Hnnienbung unb o^ne S^n^^l andj feine erfie Sntfle^ung
gefunbcn in ben ^üMx, U)o uerfuc^ted Unrcd^t bitrd^ @malt abgeme^vt
wirb, mel^e 96tvc(}ruiig ntd^t felbfl ii^iebcr Unre^t fein fann, olfo
9{e^t ifl; obgleich bie babei aitdgcUbte ©eroaltt^ätigleit, blod an fic^
unb abgeriffen betrad^tet, Unredjt Ȋre unb ^ier nur burd^ i^r SRotiD
gerechtfertigt, b, I;. ^um {Ret^t wirb. (335. I, 400 fg.)
©eil bie gorbcrung ber ©ercd^tigfcit bloö negatio ifl, lägt ftc fi<^
erjtvingen; benn bad neminem laede fann Don SIDen jugtci^ geübt
werben. Die äwongSanftatt f;icju ifl ber ©taat. (ffi. 217. % II,
258. ©. I, 406 fg.)
2) Unab^ängigleit bcd Sled^td üom Staate.
Unredjt unb 9{ec^t fmb blod moralif^e Sefiimmungcn, b. ^. fo^e,
Wcldje ^tnfid^tUc^ ber Betrachtung M menfci)lici)en ^anbelnd ald folc^en
unb in Se^ie^ung auf bie innere Sebeutung biefe^ ^anbelnd
an fid) ©illtigfeit ^aben. S)iefe rein nioratif^e Sebeutung ifl bie
cinjige, welche Hitijt unb Unred)t fUr ben ÜJ^enfdjen ald S^enfc^en,
uidqt cA9 Staatsbürger, ^aben, bie folglich aud^ im Staturjufianbe,
o(}ne aKed ))ofitit)e @efet}, btiebe unb welche bie ®runb(age unb ben
@e^aU alles bcffen ausmalt, waS man beSl^alb 9{aturred|t genannt
^at, beffer aber moraUfd)eS 9{ec^t ^iege, ba feine ©üUigleit nic^t ouf
baS i^eiben, auf bie äugere SQ3ir{((d[)feit, fonbern auf baS 2:^un unb
bie aus biefem bcm SRenfc^en erwaciifenbe ®clb|ler!enntni6 feines in«
biüibuellen SBiQenS, weldje ©ewiffen l}eigt, fic^ crfiredt. (2B. I,
402 fg.)
Die, meiere mit Spinoza leugnen, baß eS auger bem Staat ein
9?e^t gebe, t^ermec^feln bie 97littel, baS 9fec^t geltenb )u maijcn, mit
bem ditd^U. Des @c^u(^eS ifl boS 9ied)t freiließ nur im Staate
t)erfi^ert, aber eS felbfl i\t uon biefem unabhängig üor^anben. Denn
buri^ ©ewalt fann eS bloS unterbriidft, nie aufget^oben werben. (3B. n,
680. Scrgl. ©efcfe gebung.) Ocboc^ ijl jwifc^eu ^igent^umSrec^t
unb Strafred^t in unterf^eiben. deneS giebt eS au^ im 9{atur]uflanbt,
biefeS ober nur im Staate. (9?ergt. weiter unten Strafret^t.)
3) Das pofitiDe Siedet.
Die ©efe^gebung borgt t)on ber SRorat jeneS Kapitel, welches bie
9{e(^tSte^re ift unb weld^eS neben ber innern Sebeutnng beS 9?e(^tS
unb beS Unred^tS bie genaue ©ränge }Wifd^en beiben beflimmt, einjig
unb allein, um beffen ^e^rfeite gu benu^en unb aOe bie ©rängen,
welche bie SDtoral als unüberfci)reitbar, wenn man nic^t Unrecht t^un
WtU, angiebt, t)on ber anbern Seite gu betrauten, alS bie ©rängen,
bereu Ueberfc^rittenwerbcn Don Anbern man nic^t bulben barf, wenn
man ni^t llnre(f|t leiben will, unb Don benen man alfo Rubere
«edjt 263
)urUd}utrei6en ein 9iti)i ^at 3)a^r btefe ©rttnjen nun, t>on bet
mbgli^eriveife ))Qf{lt>en @ette au^, bur^ ©efe^e t)erboOmerft merben.
S9 ergiebt fic^, bag, toit matt, re^t n)t4tg, ben ®ef^i<^tfd^reiber einen
umgemanbten ^rof)^eten genannt fjai, ber 9{ed^tdle^rer bev umgettianbte
!D?ora{ifl ifi, unb bo^er am^ bte 9{e^t^Ie^re im etgentli^en @inne,
b. f), bte 8e^re Don ben 9itijUn, meldje man behaupten barf, bie
unigen)anbte Wloxal ifl, in bent Kapitel, too biefe bie Siechte le^rt,
loel^e man nic^t beriefen barf. ÜDer Segriff bed Unrec^td unb feiner
Stegation, bed 9{e(^td, ber urfprttngti^ moraiifd^ ifl, n^irb juribifc^
burc^ bie Verlegung bed 9udgangdpunfte9 üon ber actioen auf bie
f affiüe (Seite, alfo burd^ Umioenbung. (9Q. I, 407. (S. 218 fg.)
S)ie ®cfe^gebung entlehnt bie reine 9le^td(e^re, ober bie l^e^re vom
Sßefen unb ben ®rönjen bed ^ti)t9 unb bed Unrec^td, Don ber
3RoraI, um biefelbe nun }u i^ren ber SRoral frembeu ^mdm Don
ber Jfe^rfcite anjuwenben unb banac^ pofttiDe ©efe^gebung unb bie
SRittel jur Sufrec^t^altung berfelben, b. i). ben Staat, }u errichten.
S)ie poptiDe ©efe^gebung ift atfo bie Don ber ße^rfeite angewanbte
rein moraIifd)e ^e^t^te^re. (^ergl. ©efe^gebung.) S)iefe 9(n«
toenbung famt mit 9{ü(f|tc^t auf eigent^ümlidje Ser^äUmffe unb Um«
ftänbe eine^ beflimmten Solfed gef^e^en. 9ber nur toenn bie pofltiDe
©efe^gcbung im SBefentUc^en burc^ängig nac^ Anleitung ber reinen
Kec^tdle^rc beflimmt ift unb für jebe i^rer ©a^ungen ein ©runb iu
ber reinen 9{ed^td(e^re ftc^ nad)tt)eifen lägt, ift bie entfianbene ©efef}«
gebung eigentlich ein pofitioed diciit, unb ber @taat ein red^t«
lieber 93erein. SSSibrigenfalld ifi hingegen bie' pofitiDe ©efe^gebung
Segrünbung eined pofitiDen Unrechts, ijl fe(6fl ein öffentU^ ju«
geftanbened erimungened Unredit. S)erglei(^en ift jebe 2)edpotie, bie
93erfaf[ung ber meiften 2not}ammebaiuf(^eu Steid^e, ba^in getreu fogar
mand^e Steile Dieter Serfaffungcn, 3. S. ?eibcigcnfd)aft, gro^n u. bgL m.
(SB. I, 409.)
4) ©leif^^eit ber Kec^te. (@. ©(eic^^eit.)
5) (Sigent^umdrec^t. (®. (Eigent^um.)
6) ©ebnrtöret^t. (®. «bei.)
7) ©trafrec^t.
a) ^rincip ht9 @trafre(^td.
jDem @trafrec^t foQte ha9 $riucip jum ©ruube liegen, bag eigent«
iidl nic^t ber aJlenfc^, fonbern nur bie S^at geftraft n)irb, bamit fle
nt^t mieberfe^re; ber Serbrec^er ifi 51od ber @toff; an bent bie S^^at
geftraft tt)irb, bamit bem ©efc^e, n)el^em jufotge bie ©träfe eintritt,
bie ftraft abjufc^reden bleibe. 9{a^ ftantd S)arfieDung, bie auf ein
jus talionis hinausläuft, ift t9 nic^t bie X^at, fonbern ber ÜRcnfc^,
i0e%r geftraft toirb. (SB. H, 683; I, 411- 6.101. Sergl. unter
©cfe^: Smä ber ©trafgefe^e.)
264 9lc(^tfeTti0ung
b) Scbingung bed ©trafrec^td.
Xuger bem ©toate (im iRaturgufianbe) giebt cd jioar Stgent^umd*
Tcc^t (oergl. (Eigent^um), aber fein @trafred^t. SOed SRec^t ju
fhaf en ifl aOein bur^ bad ^oftttoe ® efcf^ begrünbet, melc^ed t) o r bcm
Seigeren btefem eine ©träfe befiimuit f^at, bcren Snbrol^ung, ald
©egenmotto, alle ettootgen 9Rotit)e ju jenem Scrge^en übermiegen
foQte. S)iefed ))ofitioe ©efe^ ifl anjufe^en atö üon aOen 93Urgern bed
@taated fancttonirt unb anerfannt. (SB. I, 410.)
8) Sölferre^t.
dnbem bic Wolter ben ©mnbfol}, \tti9 nur befenfiD, nie aggveffb
gegen einanber ftc^ loer^olten ju toollcn, mit SBorten, toenn audj ntc^t
mit ber Zf)at, auffleUen, erfennen fte bad Sölferrec^t. X)iefe« tfl
im ®runbe nic^td Slnbered, old bad 9ktune(^t, auf bem i^m aüein
gebliebenen ©ebiet [einer ))raftifd)cn äBirffonileit^ nttmlic^ }toif(^en Solt
unb Solt^ a(d IDO ed allein tt)a{teu niug, tt)eit fein ^ärferer @o^n,
bad ))ofitiDe Stecht, ba ed eined Siic^terd unb SoUffrederd bebarf, nic^t
fi^ geltenb machen fann. 2)emgcmäg befielt baffelbe in einem gemiffen
@rab t)on SRoralität im Serfc^r ber Sölfer mit einanber, beffen
Xufre^t^altung @^renfa^e ber äRenfc^^eit ifl. 3)er 9{id^tcrfiu^l ber
$rocef[e auf ®runb beffetben iß bie öffentti^e SReinung. (SB. U, 681.)
9) Sebingung ber S)ur(^fü^rung bed Stec^td.
dm allgemeinen ließe fid^ bie $^pot^efe aufflcaen, baß r^a^ Siecht
ton einer analogen SSefc^affen^eit fei, luie gett)iffe c^emif^e ©ubftanjen,
bie fi(^ ni^t rein unb ifotirt, fonbern ^öc^ftend nur mit einer geringen
S3eimif(^ung, bie i^nen jum !i:räger bient, ober bie nSt^ige SonFifienj
ert^eilt, barfieDen laffen, baß bemnad^ auc^ ba0 Stecht, n^enn ed in ber
toirflid^en SBcIt guß f äffen unb fogar ^enfc^en foH, eine« geringen
3ufaQed k>on Sßilltür unb ®eu>alt not^menbig bebUrfe, itm, feiner
eigentlichen nur ibealcn unb bal^er ät^erifd^en 9?atur ungeachtet, in
biefcr realen unb materiaten SSBelt toirlen unb befie(}cn ju f9nncn, o^ne
fl(^ }u eoaporiren unb baoon gu fliegen, in ben ^imniel, tt)te bied beim
^efiobud gefc^ie^t. %\9 eine folc^e not^ttienbige d^emifc^e Saft«, ober
Segirung, mag mo^I aujufe^en fein alled ©eburtdrec^t, aOe erblichen
$rit}i(egicu , jebe @taatdreIigion unb mand^ed Snbere, inbem erfl auf
einer loirfUc^ fcflgefleaten ©runblage biefer S(rt bad 9}e(i)t ftc^ geltenb
machen unb confequent bur^fü^ren ließe. {% II, 268 fg. Sergl. auc^
unter ©enialt: Uncntbe^rlic^feit ber ©eiualt ftlr bie Sem)irni(^ung
M Seec^t«.)
10) S^erbältniß be« »cd^t« jur $f(ic^t. (@. $fli(^t.)
Kcc^tfcrtigung, burc^ ben ©tauben, f. unter CE§ri{)ent^um: Sern
ber c^riftlic^cn ©laubendle^re.
^tä^Üiäfltii — ^tä^mtfixt 265
1) Unä^t^eit ber jur @i)an getragenen ^tijtlidfttiu
SRan tDürbc ftc^ in einem großen unb fe^r jugenblid^en drrt^um
(efinben, »enn man glaubte, ^a^ aOe gereifte unb legale ^anblungen
ber iD{enf(f)en moralifc^en Urfprungd »Sren. Sielme^r i^ jn^ifc^en
ber ©erec^tigfeit,, meldte bie 2Ren[d|en ausüben, imb ber ä(^tcn 9leb'
li^Ieit bed $erjeni$ metfiend ein analoge^ Ser^ältniß, nie }toif(^en ^ben
Xeugerungen ber $öf(id)feit unb ber ä^ten Siebe bed SJä^flen, »elc^e
nid^t, loie jene, )um ®(^ein, fonbern mirflic^ ben Sgoidmu^ überminbet
2)ie überaQ )ur <Bijan getragene 9te(^t(i(^feit ber ©efmnung, xoäijz
über jeben B^^U^^ ergaben fein u>iD, nebfl ber ^ol^en dnbignatiön,
totld)t burc^ bie leifefie Hnbcutung eined Serba(^ted in biefer $infi(^t
rege toirb unb bereit ijl, in ben feurigfien 3oifn überguge^en, — bicd
9Qed U)irb nur ber Uneifa^rene unb (Sinfättige fofort für baare äRünje
unb SBirfung eine« }arten moralifd^en ©efü^t^ ober ©emiffen« nehmen.
(C. 187. Sergl g^rlic^feit.)
2) Sßorauf bie im Serfe^r ausgeübte dtec^tlid^Teit
beruht.
3n SEBa^r^eit beruht bie allgemeine, im menf^Iic^en Serfel^r and«
geübte unb ald fetfenfefte iDta^ime behauptete 9{c(^tUc^reit ^auptfäc^Uc^
auf }tDei äugern Stot^teenbigfeiten : erfilic^ auf ber gefe^ti^en Orbnung,
mitteilt melier bie öffentliche ©eujatt bie Sfte^te eined ^ebeu fc^ü^t,
unb }»eitend auf ber erfannten IRot^menbigleit htQ guten 92amend, ober
ber bürgertid)en E^re, jum §ort!ommen in ber SBelt. (S. 187—190.)
3) ÜDie iDa^r^aft rec^tlid^en Seute. (®. unter S^rlic^»
feit: Sefen ber ma^r^aft e^rlic^en Seute.)
1) 2)ie reine Sted^tdte^re.
!Die reine 9te(^td(e^re ifl ein Kapitel ber ÜRoral unb bejie^t
fid^ birect blo« auf bad 2:^un, nid}t auf ba« Sei ben« 3)enn nur
jene« ifi Seugerung be« äBiUen«, unb biefen aOein betrachtet bie äRoraL
Seiben ift blo« S9egeben^eit; blod inbirect fann bie äRorat au^ bad
Seiben berütffic^tigeii, ntfmlic^ aUetn um nac^gutDeifen, bag, toa9 blo«
gefd^ie^t, um fein Umred^t }u leiben, fein Unrec^tt^un ifl. ~ S)ie
Hudfü^rung jjened itapiteU ber Wloxal mürbe jum dn^alt ^aben bie
genaue Seftimmung ber ©rttnje, bx9 }u meieret ein dnbioibunm in
ber Seja^ung be« fc^on in feinem Seibe objectioirten äBiDend ge^en
lann, o^ne bag biefe« jur Semeinung eben jene« SBiDend, fofcm er
in einem anbern dnbioibuo erfc^eint^ merbe, unb fobann au^ ber
$anb(ungen, meli^e biefe ©ränje überf^reiten, folglich Unrecht finb unb
ba^r OQc^ toieber o^ne Unred^t abgewehrt merben fönnen. dmmer alfo
bliebe bad eigene S^un ba« Slugenmert ber Betrachtung. (WA, 404.)
262 »edjt
}U (cfiimmen: deber ^at bad ^t6)t, aUe« 2)ad ju t^un, toobnt^ er
Äeincn t>ttU^t. (% II, 257.)
S)er Segriff bed 9{ed^t9, old ber 97egQtion bc9 Unrec^t^, ^at feuie
^QUptfäi^Ud^e Snttienbung unb ofine S^n\d andf ffine erfie Sntfle^ung
gefunben in ben ^Jiütn, mo uerfu(f)tcd Unrc^t burd^ ®malt abgme^vt
wirb, mel^e Sbrne^rung nid^t fclbfl lieber Unrecht fein lotm, olfo
9ttijt ifl; obgleich bic babei ausgeübte ©eroaltt^tttigleit, blod an ftc^
unb abgeriffen betrachtet, Unre^t märe unb ^ier nur burc^ i^r 9)7otiu
geredjtfertigt, b. ^. jum 8ted)t wirb. (335. I, 400 fg.)
SQeil bie fjorbcrung ber ©ered^tigfcit blotS negatiü ift, lägt fte fl(^
erjtvingen; benn bad neminem laede fann Don SlOen }ttgtei(j^ geübt
ivcrben. Die 3wöng«anftaU (jieju ift ber ©toat. (C. 217. % II,
258. 833. I, 406 fg.)
2) Unab^ängigfeit bed 9{e^t^ t)om Staate.
Unred)t unb 9{e^t f^nb blod moralifc^e Seflimmungcn, b. ij. fo^e,
mel^e ^inftc^tlid) ber Setra^tung M menfc^Uc^en ^anbelnd ate folc^en
unb in Segie^ung auf bie innere 93ebeutnng biefe^ $anbeln9
on fic^ ©UttigTeit ^aben. S)iefe rein nioratif^e Sebeutung ifi bie
einjige, tvetd^e Stecht unb Unred)t für ben 2Renfd}en al9 iD2enf(^en,
nic^t ald Staatsbürger, ^aben, bie fotgIi(^ au^ im 9?aturiufianbe,
o^ne alled poftttoc ©efe)}, bliebe unb meiere bie ©runbtage unb ben
@e()aU alles bcffen anSmac^t, tuad man bedl}alb 9{aturred|t genannt
^at, beffer aber moraUfd)ed Stecht ^ic§e, ba feine @ü(tigTett ni(^t auf
bad l^eiben, auf bie äugere 9Bir{üd)teit, fonbern auf baS 2:^un unb
bie aus biefem bcm Snenfd^en ermac^fenbe ®etbflerTenntni§ feines in«
biDibueOen SBiÜenS, meiere ©emiffeu ^cigt, fic^ crfirecft. 01S. I,
402 fg.)
3)ie, roelc^e mit Spinoza leugnen, baß eS auger bem Staat ein
9?e^t gebe, öertoec^fcln bie 5D?itteI, baS 8?ed)t geltenb ju machen, mit
bem »tet^te. S)cS ©c^ufecS ijl baS SRedjt frcitii^ nur im ^taatt
terfld^ert, aber eS felbfl ifi üon biefem unabhängig Dor^anben. 3)enn
hnxdj @maU tarn eS b(oS unterbrüdt, nie aufget^oben werben. (SB. n,
680. Sergl. ©efeftgebnng.) 3cbo(^ ijl jmifc^en (^igent^umSrec^t
unb Strafre^t 3U unterfd^eiben. deneS giebt cS au^ im ^{aturjufiaube,
biefeS ober nur im Staate. (Sergt. weiter unten Strafredt)t.)
3) SDaS ))ofitiue dtedjt.
S)ie ©efeftgebung borgt Don ber 9KoraI jeneS Äapitel, welches bie
^tijMt^xc ifl unb weld^eS neben ber innern Sebeutung beS Stec^td
«ttb beS Unre^tS bie genaue ©ränje jwifc^en beiben bejlimmt, einjig
nnb allein, um beffen Äef|rfeite 3U benu^en unb alle bie ©ränjcn,
tt)el(^e bie SRorat als unüberfd|reitbar, wenn man ni^t Unrecht t^un
Witt, ongiebt, öon ber anbem Seite gu betrachten, alS bie ©rönjen,
beren Ueberft^rittenwerbcn öon Änbem man nic^t bulben barf, wenn
man nic^t Unrecf|t leiben wiff, unb öon benen man alfo Änbert
^täft 263
ytrttdiuttetSen ein fUtift ^at. 3)a^r biefe ©ränjen nun, ))on ber
möglt^ertoetfe paffloen ®ette aud, burc^ ®efe(}e t^erbollmerft merben.
& ergiebt fic^, bog, mte man, red^t tot(tg, ben ©efc^tc^tfd^retber einen
umgetoanbten ^TO))^eten genannt f)ai, ber 9{e(^tdle^rer bev umgenjanbte
ÜRoratifi ifl, unb ba^er aud) bte 9te(^td(e^re im eigentlichen @inne,
b. ^. bte 8e§re Don ben 9te^ten, meiere man behaupten batf, bie
itmgetoanbte üRoral tfl, in bem Kapitel, n)o biefe bie Steckte le^rt,
meiere man nic^t Derte^en barf. S)er Segriff bed Unred}td nnb feiner
9{egation, M^Sttd^t^, ber urfprünglic^ moralifc^ \% toixh jjuribifc^
burc^ bie Verlegung bed Stu^gangdpunlted ))on ber actioen auf bie
^afflüe ©eite, alfo burd^ Umtoenbung. (95$. I, 407. ®. 218 fg.)
2)te ©efe^gebung entlel^nt bie reine 9te(^td(e^re, ober bie Se^re oom
äSßefen unb ben ®rän}en M 9?e(^td unb bed Unrec^td, Don ber
9Rora(, um biefelbe nun )u i§ren ber SRorat fremben ^mdtn Don
ber ffe^rfeite an}un)enben unb banac^ pofitiDe ©efe^gebung unb bie
ÜRiUel }ur Slufrec^t^altung berfelben, b. f). ben @taat, ju errichten.
S)ie po^tiDe ©efe^gebung ifl alfo bie Don ber fie^rfeite angetoanbte
rein moralifdje ^ed^tdle^re. (%$ergt ©efe^gebung.) 2)iefe $(n«
menbung tarnt mit StiidCjtc^t auf eigent^ümli^e Ser^öltniffe unb Um«
flänbe eine^ befKmmten S3ol!ed gefc^e^en. Slber nur loenn bie pofttiDe
©efe^gebung im SBefentlic^en burc^gängig nac^ ^(nleitung ber reinen
9te(^tdle^re befiimmt ift unb für jebe i^rer ©a^ungen ein ©runb in
ber reinen Sted^tdle^re fic^ nad)meifen lägt, ifl bie eiitfianbene ©efe(}«
gebung eigentlich ein pofitioed Stecht, unb ber ©taat ein red^t«
lieber herein. äBibrigenfaUd ifl hingegen bie' pofttiDe ©efe^gebung
Segrünbung eined pofitiDen Unved^td, ifi fetbfl ein öffentlich )u«
geftanbcned erjmungened Unrecht. 2)ergteic^en ifl iebe S)edpotie, bie
Serfaffung ber meiflen ÜTtof^ammebanifc^en diüd)t, ba^in gehören fogar
manche Streite Dieler Serfaffungcn, j. 35. ?ei6cigcnfd)aft, gro^n u. bgL m.
(SB. I, 409.)
4) ©(etc^^eit ber SRec^te. (@. ©leic^^eit.)
5) Sigent^umdrec^t. (©. (Sigent^um.)
0
6) ©ebnrtöred^t (©. «bei.)
7) ©trafrec^t.
a) ^rincip beö ©trafrec^tö.
3)em ©trafrec^t foQte bad ^rincip jum ©ruube liegen, bag eigeut*
lid^ nic^t ber äRenfd^, fonbern nur bie Zfjat gefhaft loirb, bamit fte
nid^t mieberte^re; ber 33erbre^er ifl Uo9 ber ©toff, an bem bie S^^at
geflraft h)irb, bamit bem ©efcf^e, melc^em jufolge bie ©träfe eintritt,
bie jbraft ab}ufc^reden bleibe. 9}ac^ ffant^ DarfleHung, bie auf ein
jus talionis binaudläuft, ifl ed nic^t bie 2^§at, fonbern ber SRcnfc^,
we%r gejhaft »irb. (SB. II, 683; I, 411. g. 101. »ergl. unter
©efe^: 3wed ber ©trafgefefte.)
264 ate^tfertigung
b) Sebinoung bed @trafrec|td*
. 9[uger bem Staate (im Staturjuflanbe) giebt cd }»at Stgent^umd'
Tcc^t (Dergl. Sigent^um), aber (ein @trafred^t. Slled 9?e(^t ju
fhaf en ifl allein burc^ bad ^ofitioe ®efe^ begrünbet, koeld^ed D o r bem
Serge^en biefem eine ©träfe beflimmt ^at, beten Snbro^ung, aM
©egenmotiD, aüt ettoaigen äRotioe ju jenem Scrge^en überwiegen
foUte. !Z)iefed pofltioe ®efe^ ifi an}ufe^en al9 Don allen 93ttrgern ht9
®taated fanctionirt unb anerfannt. (SB. I, 410.)
8) Cötferre(^t.
Onbem bie Sollet ben ©tunbfa^, fletd nut befenfto, nie aggref{tk>
gegen einanber fic^ Der^alten ju tooOen, mit äBorten^ koenn au^ nic^t
mit ber St^at, auffleUen, erfennen fte ba« Söderrec^t. S)iefe« ift
im ®runbe nic^td Slnbered, ald ha^ 97atnrre(^t, auf bem i^m alletn
gebliebenen ©ebiet feiner praltifc^en 2Bir!famfeit, nfimli^ Jtvifc^en Sott
unb Solf, ald 100 t9 allein malten mug, »eil fein ^ärferer ®o^n^
ba« ))ofitioe Stecht, ba ed eined 9?i(^terd unb SoKfhrecferd bebarf, nid^t
f{^ geltenb mad^en fann. S)emgemä§ befielt baffelbe in einem getoiffen
@rab oon 3RoraIität im Serfe^r ber 9i'6lttx mit einanber, bejfen
Xufrei^t^altung (£§renfa(^e ber SJ^enfc^^eit ifl. S)er 9ii(^ter{iu^t ber
$roceffe auf ®runb beffelben ifl bie öffentliche SReinung. (S. U, 681.)
9) Sebingung ber 2)urd^fü^tung bed Stec^td.
dm ungemeinen ließe fi(^ bie ^t|pot^efe auffteüen, bag ha9 9t^^t
Don einet analogen Sefc^affen^eit fei, tote getoiffe c^emifc^e ®ubflan3en,
bie fid^ nid^t tein unb ifolirt, fonbetn ^öc^flend nut mit einet geringen
iBeimifc^ung, bie i^nen jum Xx&gn bient, obet bie n5t§ige Sonrtflenj
ett^eilt, batfleDen (äffen, bag bemnac| auc^ ha9 Stecht, menn t9 in ber
h)itni(^en SBelt ^ug f^ffcn unb fogat ^enfc^en foH, eined geringen
3ufaCed Don SßiQtiit unb @etoalt not^koenbig bebürfe, um, feiner
eigentlichen nur ibealen unb ba^er ät^erifc^en 97atur ungeachtet, in
biefcr realen unb materialen SEBelt »trien unb befletjcn }u !9nnen, o^ne
ftc^ ju eoaporiren unb baDon ju fliegen, in ben ^immet, wie bied beim
^efiobud gef^ic^t. %l9 eine fotc^e not^menbige c^enüfd^e 8aftd, ober
Segirung, mag »o^l an}ufe^en fein aUed ©eburt^c^t, ade erblichen
^rioilegien, jebe ®taatdreligion unb manc^eö 9nbere, inbem erfl auf
einer niitHic^ fcflgefleHten @runblage biefer 9rt bad Stecht f^c^ geltenb
machen unb confequent burc^fü^ren liege. ($. II, 268 fg. Sergt. auc^
unter ©ewatt: Uncntbe^rlic^Ieit ber ©eiualt für bie Setuiirnic^ung
bed SRec^td.)
10) Setftältnig be« 9ici)t9 jut ^flic^t. (®. ^flic^t.)
Ited)tftrtigun0, butdj ben ®(auben, f. unter S^tifient^um: Sem
ber ci)tiftlic^cn ®(aubcn9te^re.
ated^tltd^feit — Sted^tdle^re 265
IUd|Ui4>kttt.
1) Unä(^tl§eit ber jur ©c^au getrogenen 9{e(^t(i(^teit.
Wart mürbe fic^ in einem großen unb fe^r j[ugenblid^en drrtl^um
Befinben, wenn man glaubte, bag alle geredete unb (egale $anblungen
ber ÜRenfc^en moralifc^en Urfprungd n^ären. Sielme^r ifi jtoifc^en
ber ©erec^tigleit, meiere bie ÜRenfd^en ausüben, unb ber äd)tm 9teb'
lic^Ieit bed ^erjenis meiflend ein anatoged S^er^ättnig, toit i\ox\i^mJ)tn
Xeußerungen ber $öf(id)feit unb ber ächten Siebe bed 92ä(|{len, toin^t
nid^t, toit jene, gam ^ijAn, fonbern toirflic^ ben Sgoidmud überminbet.
!Z)ie überaQ jur ®(^au getragene dttd^Üii)hit ber ©efinnung, toeld^e
über jeben B^^^f^^ erl^aben fein rniH, ncbfl ber ^ol§en Onbignation,
koetd^e burd^ bie leifefle 9[nbeutung eined Serbac^teö in biefer $infl(^t
rege »irb unb bereit ifl, in ben feurig Jlen 3^^" überzugeben, — bie«
XQed n)irb nur ber Unerfahrene unb (Sinfättige fofort für baare 972ünje
unb SBtrIung etned garten moralif^en ©efü^te ober ®en)iffen^ nehmen.
(C. 187. »ergl. e^rlic^feit.)
2) SQSorauf bie im Serfe^r ausgeübte 9te(^tli(^reit
beruht.
On Sßa^r^eit beruht bie allgemeine, im menfc^ßc^en Serte^r an9m
geübte unb ald felfenfefle SRa^ime behauptete SRec^tlic^Ieit ^au))tftf(^li(^
auf imi äugern S^ot^toenbigleiten : erjiUc^ auf ber gefeilteren Örbnung,
mittelft meiner bie bffentlid^e @maÜ bie Sted^te eined deben fc^ü^t,
unb {toeitend auf ber erfannten 97ot^)oenbigleit bed guten 9?amen9, ober
ber bürgerUdien E^re, iim gortfommen in ber SBelt. (S. 187—190.)
3} X)ie loal^rl^aft red^tlic^en Seute. (@. unter (S^rlic^*
feit: SBefen ber ma^r^ft e^rlic^en Seute.)
1) !Z)ie reine ^täfHUfjxt.
X)ie reine ditifi^Uffxt ifl ein ffa^tel ber SDtoral unb bejie^t
fld^ birect b(od auf bad Z^un, nid}t auf bad Sei ben. üDenn nur
jiened ifi 9eugerung bed SBiUend, unb biefen aOein betrachtet bie Sßorat.
Seiben tfl bloö Shtgeben^eit; b(od tnbirect lann bie ÜRorat auif ha9
Seiben berüdCftc^tigen, nämlic^ aDein um nac^jumetfen, ba§, toaö blo^
gefd^ie^t, um tein Unrecht )u leiben, lein Unre^ttl^un ifl. — S)ie
Vu^fü^rung jened ffapitetö ber Wloxal mürbe jum dn^alt ^aben bie
genaue Seßimmung ber ©rttnje, bid ju melier ein dnbiüibunm in
ber Sejal^ung bed fc^on in feinem Seibe objectioirten Sßtdend gc^en
lann, o^ne bag biefed jur Semeinung eben jened SßiDend, fofem er
in einem anbern Onbioibuo erfc^eint, »erbe, unb fobann anc^ ber
^anbtungen, meldte biefe ©rdnge überf^reiten, fo(glid) Unrecht finb unb
ba^r asc^ toieber o^ne Unrecht abgeme^rt »erben (önncn. Ommer alfo
bliebe bad eigene S^un bad Xugenmert ber ^Betrachtung. (S3.I, 404.)
266 Sieden — »efiejfion
2) Ser^ältitig ber reinen 9{e(^td(e^re jur )>ofttitoen
®efe^9e6ung.
S)ie reine 9?ec^t^tel^re, ober bad dtaturred^t, beffer ntora(if(^e9 9ttdit,
ticgt ieber red)tlt^en pofttben ©efe^gebung fo jum ®runbe, roie bie
reine IDtat^emati! jebem 3^c<Se ber ongeiDanbten. S)te toic^tigften
fünfte ber reinen SRec^tdle^re, toit bie $^tTofo))^ie fie ber ©efe^gebung
3U überliefern l^at, finb folgenbe: 1) Srllärung ber innern nnb eigent'
ticken S9ebeutung unb bed UrfprungS ber begriffe Unrecht unb dtt^t,
nnb i^rer ^nmenbung unb (Stelle in ber 9J2ora(. 2) S)ie Ableitung
bed Sigent^um^red^td. 3) S)ie SIbleitung ber moralifc^en ©Ultigfett
ber Sertröge, ba biefe bie ntoralifd^e ©runbtage bed Staat^Dertroged
ifl. 4) S)ie SrtlSrnng ber Sntfle^ung unb bed Q^zdc^ bed Staate«,
be^ Ser^ältniffe« biefed ^totdt9 jur 3)?oraI unb ber in Solg« biefe«
Ser^ältniffe« ^n^edCmägigen Uebertragung ber moralifc^en Ste^t^Ie^re,
bur4 Umfel^rung, auf bie ©efel^gebung. (Sergl. ©efetjgebung.) 5) 2)(c
aOIeitung bcö ©trafred^teö» (SB. I, 409 fg.)
Äccktn, ber ©lieber, f. ©ö^nen.
Utrlrtkunfl) f. 9I§etorif unb Serebfamfeit.
tltlrttl^dU^ f. ©rammatil.
Ueber bie 9{ef[e^*ben)egungen im allgemeinen pe^e unter S9ett)egung:
Untei^c^ieb ber unit)iQfürIi(^en nnb ujiKfürlid^en Sen^egung. Ueber
befonbere SRefle^bemegungen fte^e: ©ä^nen, ©enitalien, $?a(^cn
unb SBeinen.
Ktßrjrion.
1) 2Bad burd^ ba« 2Bort „dtt^Ufion*' be}ei(!§net UJtrb.
3)ad S)enfen im engern ©inn (f. 2)enfen), atfo bie Sefc^äftigung
bed dnteDectd mit Segriffen, iß ed, tuad bur(^ ba« äBort ,,9le«
fle^ion'' bejeic^net toirb, totl6)^9, a(« ein optifc^cr !£ro))u«, }ugUt(^
bad älbgeleitete unb @ecunbäre biefcr @rlenntni§art audbrüdCt. (®. 101.)
Xreffenb unb mit a^nbungdüoller 9{i(^tigleit ^at man bie im 3Renf(^en
alleiu unter aütn Semo^nern ber (Erbe eingetretene, au9 ber Xnfc^auung
begriffe abfha^irenbe Srtenntnigiraft 9{ef(e^ion genannt. 2)enn
ba« neue Semugtfein, tuelc^e« bamit aufgegangen, ift in ber 33^t
ein 9ßieberf(^ein, ein S[bgeleitete« Don ber anf<^auU(^en (Srienntnig.
(®. I, 43.)
2) SBirfungen ber 9Iefte|ion.
3)ie 9?efIe|:ion ert^eilt bem ÜRenfc^en jene Sefonnen^eit, bie bem
liiere abgebt. (®. 101 fg, Sergt. Sefonnen^eit.) 3)«rc^ ben
abftracten 9{efle^ ade« dntuitioen im ni(^tanf(|au(i(^en Scgrtff ber
SJegicrung. Slcgtcrung^form — Weic^t^um, Äc^e. 267
Semunft übertrifft ber 9Renf(^ bie 2:^tere ^(etd^ fe^r an Wiaä^i unb
an Seiben. (3B. I, 43 fg. SJergl. auäj unter Segriff: Sßic^tigTett
bed begriff d, unb unter SRenfd^: Unterfc^ieb j^ifd^en Steter unb
SRenfc^O
SDur4 bie SRefle^ion kotrb im äßenfc^en bie (Smpfinbung iebed ®e«
nuffe^, ober ani) bie j[ebcd @c^mer3ed geweigert. S)ent 2:|tere fe^(t
mit ber 9{ef[e|ion ber donbenfator ber §reuben unb Seiben, )oe(d^e
ba^er ftd^ ni(|t anhäufen fönnen, tvie bied beim iDtenfc^en mittelfl
©finncrung unb Sor^rfe^ung gefd^ie^t. ÜKittelfl ber {Reflexion unb
SDeffen, toa9 an i^r ^öngt, entmicfelt ftc^ im SRenfc^en oud ben nSm«
lid^en Elementen bei3 ©enuffed unb Seiben^, bie ia9 Xi)m mit i^m-
gemein ^at, eine Steigerung ber Smpftnbung feinet ®IM9 unb Un,*
Qli\d9, bie bis jum augenbtitflic^en, bidmei(en fogar ti^btlic^en (Sntjücfcn,
ober auc^ jum Derjmeifelten ©elbfimorb führen fann. ($.11, 315 fg.)
3) Ser^(tnig ber Stefle^ion }ur anfc^auUc^en (Er<»
fenntnig.
SDie anfc^anlic^e Srfenntnig erleibet bei i^rer Sufna^me in bie dlz*
fle^-ion beina(;e fo öiel SJeränberung, wie bie Sta^rungömittcl bei i^rcr
Slufna^me in beu t^ierifdien Drgani^mu^, bcffen i^ormeu unb SIHfc^ungen
burc^ i^n felbjl befiimmt nierben unb au9 bereu 3ufatnmenfe(ung gor
ind]t me^r bie Sefc^affcn^cit ber 9?a^rung^mittel ju erfcnnen ifi; — .
ober Oüeil bicfeö ein wenig ^u öiet gefügt ift) bie 8fefIe^ion öer^ält
fid) jur onfc^aulic^cn ßrfenutniß feine^wegö, wie ber (Spiegel im
SBoffer ju ben abgefpicgelten ©egcnflänben, fonbcm faum nur noc^ fo,
toie ber ©d^atten biefer ®egenf)änbe }u i^nen felbfl, welcher ©d^atten
nur einige äu§ere Umriffe Wiebergiebt, aber and) ha9 SDtannigfaltigfie
in btefelbe ©eflalt bereinigt unb bad ^erfd^iebenfte burd^ ben nämlid^en
llmri§ barfletlt; fo bog teinedwegd üon i^m audge^enb ftc^ bie @e«
flalteu ber !Z)ingc t^oOflänbig unb fic^er conftruiren liegen. (SB. I, 538 fg.)
Btsieruns. ficQttrung^form.
1) !Die bem 3)tcnf(^en natürliche 9{egterungdfornt.
S)te bem SRenfc^en natürliche 9{egtenmgdform ifi bie monarc^ifc^e.
(?. n, 271. »ergl. 5I«onard^ie.)
2) S)ie falfc^cn Sorfpiegelnugen ber ^Demagogen in
Setreff ber 9Jegierungen. (®. ©emogogen.)
litid) itv Itatur ntCis Utidf itt OnaUfe^ f. ®nabe.
Ilcid)tl)unt. {teid)t.
1) Sßert^ be0 9{ei(^t(}umd fUr ba« Sebendglüd.
!Z)arau^, bag für bod Sebem^glüd S)ad, wad man ifi, t)ie( wichtiger
ifi, aM wad man ^ai unb ma9 man t^orfietlt (f. ®tü<fftf(igfeitd«
fe^re), ge^t ^ert)or, bog ed weifer ifi, auf (Erhaltung feiner ®efunb§ett
268 9lfi(^t^utn* fftn^t
unb anf Vu^btlbung feintr ^ft^igfeiten, aU auf (ErtoerBimg Dott Steid^*
t^unt (^injuarbetten; mad jeboc^ ntcl)t ba^in mtßbeutet toerben baif,
bag man ben dmtxb M 9?öt^tgen ttnb Sngeuieffenen DetiUK^Iöfflgeii
foSte. 9l6er eigentlicher 9{et(^t^nm, b. ^. groger Ueberf[u§, Dennag
toenig )u unfemt ©füd; ba^er Diele Weiche jlc^ ung(ü(f(i(^ füllen,
ipeU fie o^ne eigentliche ©eijie^bilbung, o^ne Jfenntniffe unb o^e irgenb
ein objectioe^ dntereffe, melc^ed fie )u geifHger Sefc^&ftigung bef&^igen
rannte I finb. SDenn t»a9 ber Xeic^t^unt über bie Sefriebigung ber
»irnic^en unb natürlichen Sebürfiüffe ^tnoud nod^ leiften tann, i{l ton
geringem Sinflug auf unfer eigentliche^ SEBo^Ibe^agen; melme^r mtrb
biefe^ ge{l5rt bnrc^ bie bieten unb unoermeiblic^en ©orgen, welche bie
(Sr^altung eine« grogen »efi^ ^betfü^rt« ($. I, 339*)
2) SBirtungen bed Xeic^t^umd.
SEBie bie 97otb bie ®eigel ber Xrmen ifi, fo bie Sangeuieile bie ber
Sleic^en. ($ergU 9angen)eite.) S)ie Onelle ber ^iUofen 8er«
fd^meubung, mittelf) ivclc^er fo mancher, reic^ in« Seben tretenbe
Samitienfo^n fein gtoge« Srbt^eil in oft unglaublich furjer 3(it burc^«
bringt, Ifl mirtlic^ feine anbere, aM nur bie Songetteile. @o ein
OUngting x^ax äugertic^ reic^, aber innerlich arm in bie SBett gef^icft
unb flrebte nun x^ergeblic^i burc^ ben fingeren 9leic^t^um ben innem
)u erfe^en, inbem er fLM Don äugen cm))faugrn xooUtt, — ben
©reifen analog, meiere fic^ burc^ bie Sudbttnflnng pinger SRfibc^en ju
fittrfen fuc^en. S)abur(^ fii^rte benn am Snbe bi^ innere 9rmut§ auc^
noc^ bie fiugere ^erbei. ($. I, 340.)
3) S)ie €uc^t nac^ Meic^t^um.
Unter einem fo bebflrftigen unb au« Sebürfntffen befh^enben ®t»
fd^Iec^t, toie ba« menfc^Iic^e, ifl e« nic^t )u tiem^unbem, bag %eic^t^um
me^r unb aufrichtiger, aM alM 8nbere, geachtet, ja tiere^rt »irb, unb
felbfl bie iDIac^t nur al« ÜRittel jum Ketc^t^nm; »ie anc| nic^t, bag
2um S^tdt be« Snoerb« ade« Hnbere bei (Seite gefd^oben, ober über
ben ^ufen gemorfen »irb. {% I, 366 fg. Sergl. unter ®etb:
Urfac^e ber ®e(bliebe ber SRenf^en.)
2>er 9leic^t§nm ghtc^t bem ®een>af[cr; [t me(|r man bat)on trinft^
beflo burftiger mirb man. ($. I, 366.)
4) SEBarum ber im 9ieic^tl^um ©eborene weniger jur
Serfc^menbung geneigt ifl, aU ber reic^ geworbene
8rme. (@. unter Srutut^: S)te 9rmut^ in et^ifd^er
^infic^t.)
5) 2)ie Seec^tn^feit ber Steic^en.
!Der ^txdft ifl oft wirKi^ Don einer unüerbrttc^Iic|en 9{e(^t(i(^feit,
meil er Don ganjem $er}en einer 9{eget {uget^an ifl unb eine SRaiimc
aufrecht erhält, auf beren Befolgung fein ganjer 33e{t^ mit bem Sielen,
toa« er baburc^ Dor Knbern Doran« fyxt, beruht; ba^er er jum ©runbfa^e
«ctfc 269
Bttom cnique flc^ in DoOem (Srnfi Sefcnnt unb ntc^t baUon abmeiert.
& gtebt in ber X^ot eine folc^e objectibe Sn^Snglic^feit an 2'reue
unb ®(auben, mit bem Sntf(^Iu§, fte ^eiiig ^u galten, bie blod barauf
beruht, bag Xreue unb ®(auben bie ©cunbloge atled freien Serfe^rd
unter SKenfc^en, bet guten Drbnung unb be^ fiebern 93e{t(e9 finb,
ba^et fie und f ttbfl gor oft gn ®ute lommen unb in biefer $infld^t
fogor mit Opfern aufrecht gehalten merben muffen, \m man [a an
einen guten 9rfer aud^ etn^ad n)enbet. S)o(^ mirb man bie fo hu
grünbete ^{eblic^Ieit in ber 9iegel nur bei äBo^I^abenben; ober koenigflend
einem einträglid^en (Srtoerb obiiegenben Seuten ftnben. Stnben^ hingegen
Der^äit e« ftc^ mit bem Srmen. (& 189. SergL unter ^tmut^r
3)ie Strmut^ in et^ifd^er ^inftc^t.)
6) 3^ci^^t^i ®thxaui) bed 9?eic^tf}umd )um eigenen
äBo^t.
Unfer Sebcn ifl fo orm, bo§ feine ©d^äfec ber SBelt eö rcid^ ju
machen im (Stanbe fmb; benn bie OueKen bed @enuffed toerben aOe
ba(b feid^t befunben unb Dergeblicf) gräbt man nad^ bem fons perenuis.
SDa§er giebt ed nur gmeierlei ©ebrauc^ bed diAd)i^um9 gum eigenen
S93o§I: enttoeber man Dertuenbet i^n auf $mn! unb ^ra^t, um fid^
an ber feilen Sere^tung imaginörer $errli(i^feit, bargebra^t ))on einem
bet^örten Raufen, ju hieiben; ober man lägt i^n, burc^ ^ermeibung
aQed boc^ Dergeblid|en Sufivanbed, noc^ immer me^r anma^fen, um
eine immer fittrfere unb t^ietfac^ere @(^u^n)e§r gegen ha9 Unglüd unb
ben 3Ranget gu ^aben, angefc^en, bag bad Seben fo reic^ an Uebeln,
ate arm an ©enüffen x% ($. 446 fg.)
tteift, bie.
1) Stteife ber 3a^re.
SDie DoDIommene 9teife tritt erft mit bem titergigflen da^re, bem
(Sc^wabenalter ein. (SB. II, 264. Sergt. unter ®e^trn: (Einflu§
ber Snttoicflung unb ber SBanblungen bed ®e§imd auf bie dntedigen}
in ben üerfc^iebenen Sebendaltem.) !Die 9{eife ber -Saläre unb bie
$ru(!§t ber (Erfahrung fann burc^ geiflige Ueberlegenl^eit h)o^t^ irietfac^
übertroffeu, boc^ nie erfefet h)erben; {!e aber giebt au4 bem getuiJ^a»
lic^fien SRenfc^en ein getoiffed ®egengetDi(^t gegen bie ftrfifte bed grttgten
®eified, fo lange biefer jung ifl. ($. I, 514. $erg(. auif unter
£ebett«atter: ®egenfa$ gkoifc^en dngenb unb Kiter.)
2) 9ieife ber (Srtenntnig. (©.unter Srfenntnig: äBoriu
bie Steife ber (Srienntniß beße^t unb »oburc^ fie bebingt iß.)
3) 9ieife ber ®ebanfen unb (Sntfc^Iüffe.
!Die ®ebanlen finb unabhängig bon nnferer SEBiOfür, man htm
ui<^t nad^ Selieben fie rufen, fonbern mug abmatten, baß fie tornmen.
(SergL unter ®ebanlen: Unai^ängigleit ber ©ebanfen Don ber
270 9lcim — Slcifcn.
StUfütO £)ad 3)cnfen ü6er einen ©egenfianb mn^ fid^ Don feUfl
einfieOen burc^ ein 9(üd(t(^ed ^ormontrenbcd 3><f^<"i>>^^^^^ff^^ ^^
äugem ^nlaffed mit ber innern @ttmninng unb (Spannung, ^ted
finbet feine Sriäuterung fogar an ben unfer perfSnli^ed Onteteffe
betveffenben ©ebanfen. SBenn koir in einer fierfönUc^en Angelegenheit
einen @ntf(^(n§ ^u f äffen ^aben, fönnen tnir nic^t tno^I gu beliebig
gemä^Iter 3^^^ ""^ ^^^i^ ^infe^en, bie ®rünbe überlegen unb nun
bcfc^liegen; benn oft toiOi gerabe bann unfer iRad^benfen barttber nic^t
@tanb galten. * Xa f ollen n)ir ed nid^t erjmingen mollen, fonbern
abtt)aiten, bag aud^ baju bie ©timmung flc^ Don felbft einfteÜe; fie
mitb ed oft unüermutl^et unb toieber^olt, unb j[ebe ju Derfc^iebener
3ett berfc^iebene ©timmung toirft ein anbere^ Sic^t au^ bie (Sad^e.
2)tefer tangfame Hergang ifl ed, ben man unter bem Steifen ber (Snt-
f(^lüffe öcrftc^t. (?. n, 531.)
Krim, f. jmter ?oefie: ©ütfömittel ber $oefie.
fteiftn.
1) «efl^etifc^e ffiirlung bcö SReifcnö.
2)er ©enug bed Steifend beruht )um £^ei( barauf, bag bie 9leu^eit unb
bad t)öQtge Srembfein ber ©egenftänbe ber ant^eiI.i8lofen fiß^ettfc^en, rein
obiectioen Suffaffung berfelben günflig ifl. S)er 9{eifenbe em))fttngt bie
SBirlung be9 SRatertfc^en; ober ^oetifc^en, üon ©egenflSnben, mH\t
biefetbe auf ben (Sin^eimif^en nic^t ^erborjubringen «vermögen. @o }. 8.
mac^t auf denen ber S(nb(id einer gau) fremben @tabt oft einen fonberbat
angenehmen (Sinbrud^ ben er leinedmegiS im Setoo^ner berfelben ^er))or«
bringt; benn er cntfpringt boraud, bog dener ouger aller Sejie^ung
ju biefer @tabt unb i^ren 93etto^nern flel^enb, fie rein objiecti)) an«
f(^aut. (SB. II, 421 fg.)
2) f$Iüd^tigfeit ber 9?eife«Siubrüde unb Zrofl ^ie«
gegen.
auf Steifen, koo bad aRerfmttrbige Jeber Art fic^ brängt, ifl bie
©eifiedna^rung oon SCngen aOerbingö oft fo ßarf, bag 3^^^ ^<>^ ^^^'
bauung fe^It. iDIan bebauert, bag bie fc^neQ Dorüberge^enben Cinbrüdte
feine bauernbe ©pur ^iuterlaffen fönnen. dm ®runbe aber ifl e»
bamit, mie mit bem Sefen. Sßie oft bebauert man ni<^t, t)on bem,
toa^ man lieft, faum ein 2:aufcnbflet im ©ebäc^tnig aufbebalten }it
fönnen; aber ha^ 2:r5fl(id^e in beiben gfillen ifl, bog bad ©efe^ene,
n)ie bad ©etefene, feinen SinbrudE auf ben ©eifl ma(^t, cl§e ed t)er«
geffen toirb, fo ben ®eifl bilbet unb i^m jur 9?a^rung »irb, koäbrenb
ha9 nur im ®ebä(^tnig Slufbe^attene i^n btod audflopft unb btfi^t,.
fein SBefen hingegen leer Wgt. (ÜK. 347.)
3) 2Bad ben Ueberbrug am Steifen fd^afft.
Xuf Steifen fie^t man bad SDtenfc^enleben in oietcrlei merHiil ttx*
fc^iebeneu ®efla(ten, nnb bied mac^t bad Steifen fo unter^altenb. Xber
«eia — .«ciacnbc 271
baSei fie^t man immer nur bte Sluffenfeite M 9Renfd^enIeBend^
nttmlic^ ntd^t me^r bat)on, ote überall auc^ bem Sremben jugängltd^
ifi unb Sffentlic^ fic^tbar tttrb. hingegen bad 9Renf^en(eben im
Önnem, bad $era unb Zentrum be{fe(ben, mo bte eigentliche Sction
Dorge^t unb bie S^araftere flc^ äu§ern^ befommt man nic^t ju fe^en.
2>amm [itl^t man auf SReifen bie äßelt, »ie eine gemalte Sanbfc^aft,
mit toeitem t)iel umfaffenbem ^orijont, aber o^ne allen Sorbergrunb.
3)ie« fc^afft ben Ueberbrug M Steifend. (SR. 348.)
4) (Sine befonbere 8eoBa(^tnng, bie ma'n auf Steifen
machen lann.
Xuf Steigen fann man befonberd beobachten, mte l^art unb erfiarrt
bie jDenfungdart bed grogen Raufend unb toit fc^mer il^r beijufommen
fei. SRan braucht nur einen 2^ag auf ber Cifenba^n »eiter gefahren
gu fein, um ju bemerfen, bag ba, too man je^t fi^ Befinbet, getoiffe
Sorurt^eile, SSa^nbegriffe, (Sitten, ©ebräuc^e unb Äleibnngeit ^errfc^en,
la, feit da^t^unberten jic^ ermatten, meiere bort, to)0 man geßem ge«
mefen, unbelannt flnb. dfl t9 bo4 mit ben ^roDinjialbialeften nic^t
anberd. $ierau9 fann man abnehmen, toie »eit bie ^luft ifi g^if^en
bem Soll unb ben Sßüäjttn, unb mie (angfam, toenn aud^ [viitt, bie
erlannten SBo^r^eiten jum 93otfe gelangen, »edBalb in ^infid^t auf
bie ©c^nelliglett ber SortpfIan}nng bem ))IS)^ftf(^en Sichte nic^td un-
tt^nlic^er ifl, aM ba« geifiige. ($. II, 65. SR. 347.)
5) Urfac^e ber Steifefud^t.
!Z)ie SRenfc^en bebürfen ber 2:^ätigleit nad^ außen, toeil fie feine
nac^ innen l^aben. $ierau9 ifl bie XafHofigfeit unb jmedKofe Keife«
fud^t ber Unbefc^ttftigten ju erffdren. äBa« fie fo bur(^ bie Sänber
logt, ifl bie Sangetoeile. ($. II, 645. Serg(. Stomabenleben.)
iljei}^ f. unter Urfac^e: 2)ie brei go^men ber UrfSc^ßc^feit
titxitn'bt^ bad.
1) ®egenfa^ jMifc^en bem Steijenben unb (Erhabenen.
S)ad eigentliche ©egent^eil bed (Erhabenen ifl bad S?ei}enbe, b. i.
Sa^ienige, »ad ben Sßillen baburc^, bag ed i§m bie ©emä^rung, bie
(SrfüOung unmittelbar bor^Iilt, aufregt. (Entfielt bad ©efü^I bed
(Erhabenen baburc^, bag ein bem äBillen gerabeju ungiinfliger ©egen«
fianb Dbiect ber reinen (Sontem))(ation mirb, bie bann nur burc^ eine
flete 9b»enbung tom SBillen unb (Erhebung über fein dntereffe er-
halten toirb, »elc^ed eben bie (Erhabenheit ber Stimmung audmad^t;
fo jie^t bagegen bad Steijenbe ben Sefc^auer aud ber reinen Con«
templation, bie ju jeber Suff äff ung bed (Schönen erforbert ifl, (erab,
ittbem ed feinen SBiOen bur(i| bemfelben unmittelbar jufagenbe ®egen«
flAnbe not^toenbig aufreijt, kooburc^ ber Setrac^ter ni^t me^ reinel
@nbj|ect bed (Srfennend bleibt, fonbern jnm Sebiirftigen, abhängigen
enbject bei SoOend »irb. (93. I, 244 fg.)
272 »cratton
.2) Sertoetflid^Iett bed ditiitnhtn in ber ftunfl.
2)ad 9?eijenbe^ ol^ bem Su^edC ber ftunfl entgegenttitlenb, iß i^rer
imh^ttrbig unb ifl überall in i§r gu Dermeibeit, toeil ed ben SBiQen
aufregt unb baburd^ jeber äfl^etifd^en Sontent))tatton M ©egenflanbed
ein (Snbe maijt {W. l, 245 fg. S^ergl. Sefl^etifc^ unb ftunfl.)
3) 3tt>ei S(rten bed 9teijenben.
S)ie eine, red^t mebrige 9(rt bed SRetjenben ifl im ©tiDIeben ber
SKeberlänber gtt finben, toenn t9 fic^ ba(|tn Derirrt, bag bie bargefieHten
©egenfiänbe ßgiuaaren flnb, bie burc^ i^re täufc^enbe S)ar|leDung ben
Slppetit erregen. 2)ie gtoeite, in ber ^iflorienmaleret unb Stlb^auerei
Dorfommenbe S(rt befte^t in nacften ©efialten, beren @teOung, ^albe
SeKeibung unb ganje Se^anblungdart barauf ^injielt^ im 8efc^auer
Süflcrn^cit ju erregen. (SB. J, 245.)
4) grei^eit ber Äntilen öom JReijenben. (©. bie Alten.)
5) !Dad negatib 9ieiienb*e. (®. bad Slel^afte.)
6) ®egen bie ju toeite Raffung beö Segriff« be«
Steijenben.
2)ag man gemö^nlid^ j[ebf« Schöne t)on ber Reitern Xrt reijenb
nennt, ifl ein bnr(| 3RangeI an rid^ttger Unterf (Reibung ju toeit gc
fagter S9egriff, ber gemigbiQtgt n^erben mug. (393. I, 245.)
Delation.
1) @ebiet ber 9teIation.
S)ie nac^ bem @a^ bom ©runbe berfnüpfte Objectentoelt ifl ha9
®e6iet ber Stetation. S)te üier l^erfc^iebenen ©eflaüen be« ©o^e«
Dom ®runbe flnb ber Su^bruc! bon Dter k)erf<^iebenen 8rten ber
{Relation. (©. ®runb.)
2) !Z)ie 9teIation aU S)enIform.
itant ^at' unter ben fe^r toüim 93cgriff ber {Relation brei ganj
Derf^iebene Sefd^affen^eiten ber Urti^eile jufammengebrac^t. (SB. I,
541—549.) S)ie 9{eiation tritt blo« ein, toenn über fertige Urtl^eile
geurt^eilt n)irb. (®. unter S)enIformen: {Relation.)
3) 2)ie auf Delationen gerichtete Srfenntnig.
SDie bem SBiDen btenenbe (Erfenntnig erfennt Don ben Dbiecten
etgentlid^ nichts meiter, al« i^re {Relationen, erlennt bie Objecte imt,
fofent fle ju biefer ^tii, on btefem Ort, unter biefen Umfittnben, and
biefen Ürfadjen, mit biefen äBirfungen ba finb, mit Sinem Sßort ate
eittjetne S)inge; unb l§öbe man aQe biefe {Relationen auf, fo kofiren
i^r auc^ bie Dbiecte Derf(^h)unben, eben meil fle übrigen« nic^t« an
i^nen erfannte. — Xud^ ma« bie SBiffenfc^aften an ben 3)ingen 6€«
trachten, ifl im SBefenttic^en nic^t« 9nbere«, al« i^re 9{e(ationen, bie
Äeltgiott 273
Ser^tttttiiffe ber 3tit, ht8 fftaumt9, bie Urfac^en nattttli^er Sev«
äabentugeit, bie Sergteic^mtg ber ©eflalten, 9Rottbe ber Segeben^etteit,
alf 0 lauter »elotionen, (SB. I, 208. — Ueber bie ber Äuffaffung ber
9te(ationeit eatgegengefe^te (Erfentitnigmetfe f. unter dbee: 3)te (Er«
fenntnig ber dbeen.)
tttligion.
1) Sebentung ber ^teligion.
!Z)ie 9tetigton tfl bad emjige SRittel, beut ro^en &inn unb ungc»
lenfen S^erßanbe ber in niebriged Xttibtn unb materieDe Slirbeit tief
eingefeniten iDtenge bie §o§e Sebeutnng bed Sebend an}ufünbigen unb
fupar }u mad)en. SDie 9teIigton ifl bie SRetap^^ftl bed ^oüt9, bie
man i^m fc^ted^terbingd (äffen unb bal^er [\t äugerlic^ a^ten mug.
9ßie ed eine Solfd^oefie giebt unb in ben ©^iri^mörtem eine Solft*
nei^^it; fo mug e« aud^ eine SoRömetop^^fif geben; benn bie
SRenfc^en bebürfen fc^Iec^terbingd einer Slu^Iegung bed 2titn9,
unb fte mug i^rer Saffnng^traft angemeffen fein. 3)a^er ifl f!e aDemal
eine aOegorifc^e (SinHeibung ber 9ßa|r^eit, unb fie (eiflet in ))raftifd^er
unb gemüt^Iid^er $inft(!§t, b. 1^. ate 9{i(!§tfd^nur für bod {^anbeln unb
al9 Seru^igung unb S^rofl im Seiben unb im SCobe üieüeic^t eben fo
Jbiel, mie bie Sa^r^ett, xotxm loir fle befflgen, felbft leiflen lönnte.
2)ie Derfd^iebenen 9{eIigionen finb eben nur oerfc^iebene @^emata, in
n>e((!§en bad Sott bie i^m an fi(^ felbft unfaßbare 2Ba^r^eit ergreift
unb fid^ oergegenn^ärtigt , mit toeld^cn fie i^m iebod^ uniertrennlid^
Dertoä^fl. (SB. II, 183 fg, $. II, 347 fg. 354. 356 fg. 362 fg.
$. 428. Sergt. unter ÜRetap^^fif: Unterf(!§ieb irotitx %rten t)on
5D?etop§^fif.)
2) Sßorauf ftraft unbSefianb ber 9te(tgionen beruht.
ßioei fünfte finb e^, bie nic^t nur {eben benfenben iDtenfc^en be«
fd^ttftigen, fonbem aud^ ben Xn^ängem }eber Steügion jumeifi am
$er)en liegen, ba^er Sfraft unb Seflanb ber {Religionen auf i^nen
beruht: erfUid^ bie tran^fcenbente moraHfc^e Sebeutfamfeit unferd
$anbe(n9, unb jmeiten^ unfere Sortbauer nad^ bem 7obe. SEßenn eine
Religion für bief e beiben fünfte gut gef orgt ^at , f o ift aUeiS Uebrige
9?ebenfad^e. (% 1, 132.) SBegen ber unleugbaren et^ifc^-metap^tiflfc^en
Xenben} bed Sebend Knnte o^ne eine in biefem @inne gegebene 8ud«
legnng beffelben feine Xeli^ion in ber 9Be(t f$ng faffen; benn mittelft
i^er et^ifc^en @eite l^at {ebe t^ren Sn^attpunft in ben ®emüt§em*
(C. 262.)
3) Sßobon ber Sertl^ einer 9Ie(tgion ab^Sngt
Kettgionen lönnen, ate auf bie gfaffung^lraft ber großen 9Renge
berechnet, nur eine mittelbare, »ic^t eine unmittelbare äSBa^r^eit ^aben.
2)er SEBert^ einer 9le(igiott mirb bemnac^ ab^ttngen bon bem grögcnt
ober geringem ®e^a(t an SBa^r^eit, ben fie unter bem @(^(eier ber
64o9en$atter«SeiUoit. IL 18
274 Sieligioti
SOegorie in fid^ trägt, fobann ^on ber grögern ober genngent ÜDeot«
Itc^Ieit, mit toelc^er berfelbe burc^ btefen @(^(etev fid^tiar toitb, olfo
Don ber 2)urd^ft4tigfeit bed letztem, ^aft fc^int t9, bag, tote bie
ttiteflen ®pxaditn bie tJoQIommenfien pnb, fo aud^ bie älteflen 9te«
tigionen. (SB. H, 186.)
4) f^unbamentalunterfd^ieb aller 9te(igionen.
ÜD^ f$imbamenta{unter[(^ieb aDer Religionen ifl nic^t, mie burc^«
gängig gefc^te^t, borein ju fe^en, ob fle monot^eiflifd^, ))ol9t^eißif4,
pant^etfiif ^ , ober at^eifKfc^ ftnb; fonbern baretn, ob jie o))timifKfd^,
ober peffmiipifc^ ftnb. (SB. II, 187 fg.)
S(t^ei9mud ifl mi)t g(ei(^bebentenb mit S^eligton^bflgTeit. (€.
Stt^ei^muS.)
5) (Ein toefentlic^ed dngrebien) einer DoHfornmenen
9{e(igion. (@. iDI^flerien.)
6) Unab^ttngigleit ber SRoralität bon ber 9{e(igion.
9Ran borf nic^t ber 9{eIigion jufd^retben, mad ^olge ber angeborenen
©Ute bed S^arafter« ifl. ^a9 WlitUih, biefe^ ttd^te moralif^e aRotio
ber ©ere^tigleit unb 3}?enfd^enliebe (bergt, üß oral ifd^, SRoralität)
ifl bon aUer Steligton unabhängig. {% U, 377.) äBir finb über bie
»a^ren SJIotioe unferd eigenen Zifm^ bitoeilen eben fo fe^r im drr-
t§um, tvie über bie M f remben ; ba^er }ut)er(äf flg SJIanc^er, inbem er
Don feinen ebelflen $anb(ungen mir bnrd^ religibfe SOtotibe fid^ 9ted§en«
fd^aft JU geben tt)ei§, benno^ a\x9 biet ebleren unb reineren, ober auif
oiel fd|to)erer beutlid^ }u mac^enben Striebfebern l^anbett unb toirflic^
an^ unmittelbarer Siebe bed 9Iä(^f)en t^ut, n^ad er btod burc^ feined
©otted ©e^eig ju erHären Derfie^t. (S. 202. $. 427. Sergl. auc^
S)ogmen.)
7) Unab^ängigleit ber gefefelic^en Orbnung oon ber
{Religion.
(Sd ifl falfc^, bog ©taat, Ste^t unb ®efe(} nic^t ol^ne 93ci§ü{fe ber
{Religion unb i^rer ©(auben^artilet aufrecht erhalten koerben fönnen,
unb bag dufii} unb $oIijei, um bie gefe^Iid^e Drbnung burd^jttfe^en,
ber 9{eIigton a(^ i^red not^toenbigen (iompUmtr\t9 bebürfen. (Sine
factifc^f unb fd^tagenbe instantia in contrarium liefern und bie 8(ten,
)umal bie ©riechen, uield^e feine ^eilige Urlunben unb fein iDogwa
Ratten, bad geteert, beffen Snna^me oon debem geforbert unb bad ber
•3ugenb frül^jcitig einge))rägt h^orben »äre. Sllfo ifl bie ^eut)utage
allgemein beliebte Annahme, bog bie 9{e(igton bie unentbehrliche ©runb«
tage aOer gefe^Iic^en Orbnung fei, unhaltbar. ($. 11, 355 fg. 369.)
^ !Z)er (Sib lägt fid^ aOerbingd a» unleugbare^ Seifpiel ))raltifd^er
Sirlfamfeit ber Religion anführen. S)ag ieboc^^iefe aud| ongerbem
koeit rei^t, ifl gu begioeifcin. SRan fleUe fi(| Dor, ed ȟrben l^Ib^Ud^
burc^ [öffentliche ^roclamation alle Sriminalgefe^e aufge^ben erftiirt,
dlcligion 275
|o toütbe k90^( laum (Siner ben iRut^ ^aben, untet bem bIo§ai &ifn%
htt retigtSfen 9Rott^e auc^ nnr atletn über bie ®tra§e ja ge^en.
äBiirbe hingegen anf gleiche SBeife aOe 9leIigion für iintoabr ttllM,
fo tottrbc man, unter bem ®(^u^ ber ©efe^e aDein, o^ne fonberlid^e
Senne^mng ber ^forgniffe unb Sorfic^tdmagregeln, nac^ tote t)Ot
leben. (?. U, 378 fgO
Sticht nur ))on ben p^tlofop^ifc^en, auf b(o§e Z^eorte berec|neten,
fonbem auc^ t)on ben gan} jum praftifc^en Se^uf aufgefteüten , re«
Iigt5fen SRoralprinctpten lägt fi(^ feiten eine entfc^iebene Sßirffamfeit
nac^tueifen. S)ied fe^en mir )ut)5rberfl baran, ha^ txo% ber gro§en
9teligtondDerf(^teben^eit auf Srben ber ®rab ber 3)?oraItttft, ober Dtel«
mej^r •dmmoraütät, burc^oud feine jener entfpre^enbe Setf^ieben^eit
aufweifl, fonbem im 933efentU(^en fo itemti^ überall ber felbe ift. ißnr
mug man ni^t 9{ol^^ett unb Verfeinerung mit SRoralität unb Ota»
moralität üertoe^feln. ((S. 233 fg.) SBen toeber ber ©ebanle an
duflij unb $oIt}et, noc^ bie 9{ü(f{t(^t auf feine S^re oon einem
ntebitirten Verbrechen jurüd^ält, über ben toirb getoig noc^ Weniger
trgcnb ein 9{cIigiondbö^ma SRac^t genug ^aben, um i^n jurüdtju^alten.
S)enn xom xu^t unb getuiffe ©efal^ren nic^t abf (^redten, ben werben
bie entfernten unb bIo9 auf ©tauben beru^enben fti^toerlid^ im 3^um
galten. (S. 235.)
8) S)emoraUfirenber (Sinflug ber 92eIigtonen.
X)ie 9{eIigtonen ^aben fe^r l^äufig einen entfc^ieben bemoratifirenben
(Sinflu§. dm Xffgemeinen liege flc^ behaupten, bo§ toad ben $fli(^ten
gegen ©Ott beigelegt toirb, ben ^flid^ten gegen bie SRenfc^en ent)ogen
toirb, inbem ed fe^r bequem ifl, ben ÜRangel bed SBo^Iüer^altend gegen
btefe burd^ Slbulatton gegen jenen )u erfe^en. ÜDcnigemfig feigen totr
in allen S^iim unb Säubern bie gro§e 9Re§rja§I ber 9Renf(^en e^ Diel
leichter fiuben, ben $imme{ burd^ ©ebete ju erbettetn, ald burc^
^anblungen ju Derbienen. dn jeber 9{etigton fommt ed ba(b ba^in,
bag für bie näc^ften ©egenftdnbe bed göttlichen SBiDend nid^t fotoo^I
moralifc^e $anbtungen, ald ©laube, 2^empetceremonien unb Satreia
mancherlei %tt ou^gegeben toerben; \a, a0mSIig toetben bie (enteren,
gumal toenn fie mit Smolumenten ber friefkr terfnüpft finb, auc^ al9
Surrogate ber erfteren betrachtet. 9limmt man noc^ bajn bie ©rttuel
M 9onati«mu«, ber Verfolgungen, %eIigtondtriege, fo erfc^eint ber
bemorattflrenbe (Sinflug ber Meßgionen toeniger problcmatif^, aM ber
morotifirenbe. {% II, 379 fg.) Die Religionen fc^einen utc^t fotoo^I
bie Sefriebiguug, aU ber SRigbrauc^ bed metop^^fifc^en Vebürfniffed
ju fein, ffienigflen« ifl in i>\xi[\^t auf Vefürberung ber aRorätttttt
i^r ißtt^en großent^eite problematifc!^, i^re 92a^tl§eile hingegen unb
}umal bie ©rttueß^aten, toelc^e in t^rrm ©efolge fid^ eingefk&t ^aben,
liegen am Sage. ($. II, 384.)
dcbe 9{e(igiott legt i^r !Z)ogma ber jebem 9){enfc^en fühlbaren, aber
betf^olb nod^ ut^t t^erflSnblic^en, moraßfc^en Zriebfeber jum ©runbe
276 ^Religion
uitb Derliiii))ft d fo eng mit becfdfei, bo§ betbe ol8 nttjettrcmili^
etfd^cinen; fa, bie $neficr ftnb bemüht, Unglaubett unb dmmoroIUät
für (Sin^ unb 3)affeI6e audjugeben. hierauf Beruht t9, bog htm
©löttbigen ber Ungtänbtge für ibentifc^ mit bem moratifc^ ©äfit^tea
gilt, loie tote fc^on baron fe^en, bag Sudbrfide, toie @ott(o0, St^ei^ifc^^
Und^rifilic^^ fte^et u. bgl. aM f^nonkim mit moralifc^ ®i^Icd|t gebranil^
toerbrn. (S* 262 fg. Sergl. gfanatidmnd.)
9) 6onfIict ber 9teIigton mit ber Silbung unb
äßiffeiifc^aft.
3)ie Siaegorie, in toelc^e bie 9tcIigion bie SBa^r^eit eintleibet, barf,
nm i^re SSStrtfamleit ni^t ju verlieren, flc^ nic^t eingeflfinbti<^ al^
flKegorie geben, fonbern mug fi(^ cA9 sensa proprio toa^x geltenb
ma^en unb behaupten, mä^renb fte bo^ ^öc^ftend sensu allegoiioo
roafit ift. $ier liegt ber un^eitBare @(^aben, ber BteiBenbe Uebe^and,
melc^er Urfadje ift^ bag bie 9{eIigion mit bem unbefangenen, cbfen
@treben nad) reiner Sßa^r^eit fletd in Sonflict gerat^en tfl unb t%
immer öon 9?euem wirb. ($. II, 357 fgO
ÜDie SRetigion ffat, ba fte in i^rer m^t^ifc^en $orm bie Sßa^i^it
nic^t anberd, ald mit ber Süge Derfet^t giebt, gmei @eft(^ter, etned ber
9Ba^r§eit unb cined bed j£ruge9. de noc^bem man ha9 eine, ober
ba9 anbere xn9 9uge fagt, mirb man fie tieben ober anfeinben. Dq^
mvL^ man {U ald ein not^tvenbiged Üebel betrachten, beffen %ot^-
menbigfeit auf ber erbärmlichen ©eifiedfc^to&^e ber grogen SRe^rjo^I
ber ü^enfd^en beruht, »elc^e bie SBa^r^cit gu faffen unfähig iß unb
ba^er eined ©urrogatd berfetben bebarf. ($.n, 361.) ÜDie 9te[igion
tritt mit bem S(nfpru(^ auf, nid^t blod aDegorifd^, fonbern im bnc^«
fläblic^en ©inne toaffx ^u fein; barin liegt ber ä^rug, unb ^ter ifl ed,
mo ber f^reunb ber Sa^r^eit ftc^ i^r feinblic^ entgegenfleüen mu§.
($. U, 366.) S)ie 9ietigion ^at, mie ber 3anu9, ober beffer loie
ber Sra^manifc^e Sobedgott 9)ama, jtuei ©efu^ter unb eben anc^,
knie biefer, ein fe^r freunblid^ed unb ein fe^r ftnflered. SDa^er ftd^
(Sntgegengefe(}te^ ))on i^r audfagen tagt, [t nac^ bem man bag eine
ober ha9 anbere iud Xuge fagt. {% II, 386.)
S)ie Religion mirb bur^ fortfc^reitenbe Serßanbedbilbung jurikf«
gebrSngt, toirb abftracter, unb ba ifyc SBefen SSitbßc^Ieit ifl, mug fie^
fobalb ein getoiffer ®rab Don Serßanbedbilbung aOgemein gelooibcn,
gau) fallen. ($. 429. Scrgl. unter ©taube, ©laubendte^re:
Xbna^me be9 ©laubeng mit ber Qmaf^mt ber Sultur.) 3)ie 9tetigione8
flnb »ie bie Senc^tmürmer; fle bebfirfen ber 3)nnfel^ett, um gu (euc^ten.
(Ein gemiffer ©rab allgemeiner Untoiffcn^eit ifl bie Sebingung aller
Sletigionen, ifl bad (SIement, in toelc^em aOetn fie leben fSnnen. So*
balb hingegen Vflronomie, 9?aturmiffenfd^aft, ©eotogie, ®ef(^i<(tc,
Sänber« nnb Sölkrtunbe i^r Sic^t allgemein t)erbretten unb enbtt^ gar
bie fl^ilofop^ie inm SEßorte fommen barf, ba mug jieber auf SBm^
9lcIigion«|»|irofo))(ic 277
wcih Offenbatnng geftii^te ®(aii6e untergeben, toorauf bann bie ^^iloü
fot^^e feinen $Iatf einnimmt. ($. U, 369—371.)
2)og bie Simtifatton unter ben d^rifllic^en 6d((em am ^bt^ften
fle^t, (iegt nid^t baran, bog ba^ S§ri|tent^um i^r günfKg^ fonbem
baron, bag t9 abgeftotben ift unb toenig Sinflug me^r f^at; fo lange
e^ i^n ^tte, toox bie Sioilifation n)eit iwcüä, im aRittelattet. (Sergl.
ÜRittelalter.) hingegen ^aben 39lam, 99ra^mQni6mud unb Subb^aid«
mud no(^ burc^greifenben Sinflug auf^ Seben; in S^ina noc^ am
mcnigjlen^ ba^er bie SiDilifation ber ettro))fiifd|en jiemlic^ gletc^ fommt
XOe dteligion fte^t im Untagonidmn« mit bei Sultnr. (^. U, 423 fg.)
Steligionen flnb bem f6olU not^toenbig, unb flnb i^m eine unfc^fife«
bace SBo^tt^at. äBenn fte t^boc^ ben Sortfc^rittcn bei 9)tenfd^^eit in
bn Srfenntni§ ber SEBa^r^eit fid^ entgegenfteOen moOen; fo muffen fie
mit möglic^fler Schonung bei @eite gefd^oben toerben. Unb gn Der«
langen^ bag fogar ein groger @eift — ein ^^atefpeare, ein ®5t^e —
bie 3)ogmen irgenb einer Keltgion bona fide et sensn proprio ju
feiner Ueberjeugung mad)e, ift mje berkngen, bag ein 9{iefe ben @(^^
eine« 3^^B^ anjie^e. (SB. II, 185.)
10) SDie (Sut^anafie ber 9teIigion.
äBenn, »ie )u ^offen \\t, bie iDteufcff^eit bereinfl auf ben $un!t ber
Steife unb Silbung gelangen uiirb, mo fie bie ma^re $§i(ofo))^te einer*
feit« ^ertjorjubringen unb anbererfcitd aufzunehmen Dermag, bann mirb
bie SBa^r^eit in einfacher unb faglic^er ®eflalt bie S^eligion Don bem
$(afee herunterflogen, ben fie fo lange Difarirenb eingenommen, aber
eben babur(^ jener offen gehalten l^atte. 3)ann tvirb bie 9{c(igion i^reti
Seruf erfüDt unb i§re Sa^n burc^Iaufen ^aben; fte lann bann ba«
bi« }ur SRünbigleit geleitete ©ef^Ie^t entlaffen, felbfl aber in ^rieben
ba^inf(^etben. SDa« toirb bie Sut^auafte ber 9{etigton fein. ($. n, 361.)
11) S^arafter ber bebeutenbfien gefc^id^tltc^en 9ie»
tigionen. (@. bie Srtitet: 8ra^mani«mu«, 9ub«
b^aidmud, Oubent^um, S^riftent^nm nnb 0«lam.)
12) S)ie oon ber 9{eligion Sebenben. (@. $riefter unb
Pfaffen.)
13) 92atUrti(^e 9{eligiou.
yiaiüxiiift 9{eIigion, ober^ »ie e« bie heutige 9Robe nennt, Religion««
f)^ifofop^ie, bebeutet ein p^i(ofop^ifci|ed @9{lem, toelc^e« in feinen
9{efultaten mit irgenb einer ))ofitit)en 9teIigion übereinfiimmt, fo bag
beibe, in ben 9ugen ber Sefenner irgenb eine« Don beiben, eben baburc^
beglaubigt tt^erben. ($. 429.)
lleU0ionspl)U0f0pl)it.
!Z)en beiben Srten ber iDtetap^^ftf, 9{eUgion unb $§t(ofo))^ie (oergl.
unter aReta)>^9fi(: Unterfc^teb jmeier Srten ber SRetap^^fil), mttre
278 3ecftgion«tttiterri(^t — fUtpMil
t9 am jutrSgltc^fteit, ba§ iebe Don ber anbevn rein gefonbert bßebe unb
fid^ auf intern eigenen ©ebtete hielte, um bafelbfl i^t SBefen k^ollfom«
men entioideln }u fönnen. @tatt beffeu ijl man fd^on ha9 ganje
^riftlid^e QÄtalttt ^inburd^ bemüht, i^ielme^t bte ^flon beiber }u be«
oerffieBigen, inbem man bie üDogmen unb SSegrtffe ber einen in bie
anbere überträgt, iQOburd^ man beibe Derbirbt. 0m unDer^o^Ienflett ift
bied in unfern Sagen gefi^e^en in jenem feltfamen 3^^^^ ^^ ^n*
ttturen, ber fogenannten 9te{igion^))^itofo))^ie, tt>eld^e att eine Urt
®nofld bemüht ifl, bie gegebene SRetigion }u beuten unb ia9 sensu
allegorico SBa^re burd^^ ein sensu proprio 93a^re9 audjulegen. HOein
bajtt raiii^t man bie SBa^rl^eit sensu proprio fc^on fennen unb be«
fl^en; aldbann ober tolire iene üDeutung überflUffig. 2)enn b(o0 au0
ber Religion bie SRetap^^ftl, b. ^. bie Sal^r^eit sensu proprio, bur^
Studlegnng unb Umbeutung erfl finben ju iQoQen, lettre ein migtic|ed
unb geftt^rlid^cd Unternehmen, }u toeld|em man fic^ nur bann ent«
f (fliegen Knnte, koenn t9 au jgemad^t ttttre, ba§ bie Sßa^r^eit, gleid^
bem Sifen unb anbem unebeln iDtetalUn, nur im berergten, nid^t im
gebiegenen 3^1^^^^^ borfommen fönne, ba^er man fte nnr burc^ dte«
buction aud ber Serergung gewinnen fönnte. (SB. U, 185^ SergL
unter $l^iIofo))^ie: ©egenfa^ gmifc^en ^^ilofopl^te unb S^eotogie.)
tttligionsuntetridit.
SBenn bie SBelt erft el^rlic^ genug getoorben fein toirb, um jlin*
bern Dor bem 15ten Oa^re leinen ^{eligtondunterrid^t gu ert^eilen,
bann tüirb etwa9 Don i^r gu ^offcn fein. ($. 428 fg. $. n, 349 fg.
352 fg. SSergl. unter ®Iaube, ©lauben^Ie^re: ©d^äbltd^e äBir-
lung frü^ eingeprägter ®Iauben9{e^ren.)
lleliqmenMtttfl) f. Serel^rung.
StproDfuction$kraft.
1) SDie Sieprobuctiondiraft aU eine gorm berSebend«
fraft. (@. unter Sebenölraft: ÜDie 8eben«fraft an fl^
unb i^re brei (Erfd^einungdformen.)
2) !Die 9{e))robuctiondIraft aU $au))td^ara(ter ber
^flange. (@. ^ßflange.)
3) 3)ie ©enüffe ber 8ie»)robuction«fraft. (©. ©enug.)
Iltpublik.
1) Segler bed re))ub(ifanifd^en ©^fiemd.
3)ad re))ublilanifc^e ©Qflem ifl bem 3Renfd^en fo toibernatürßc^, tote
c4 bem ^5^ern ®eifled(eben, alfo fiünflen unb äBiffeufd^aften, ungünfiig
ift. SiepubKfcn fmb fUnflUc^ gemad^t unb a\i9 ber 9ief[e;ion ent*
ff^ningea, fommen ba^er au^ nur aU feltene Studna^men in ber gan«
9{el)urflon9rvaft — 9{eue 279
]en ffieltgef^id^te \>ox. 9ttp\xi^tn flnb leitet )u errichten, ^ttgeoen
W»« ju erhalten. (?. U, 271—273. »«9!. luitct SRonard^ic:
StA groger SJorjug ber SRonard^ie Dor ber 9{e))ublif.) Kcpubltfen
tenbiren jur Xnar^ie. (S. I, 406.) dn %e))ttUi(en fe^tt ed beut
Staate an ber nöt^igen Concentrotion unb ftroft. (?. n, 267.)
2) S)te norbamertfantfc^en ditpnblUtn. (®. unter
Ämerifa: Sf;ara!ter wnb Serfaffung ber SWorbamcrifaiter.)
Hepulftoniikta^ f. «ttraction^fraft.
Sef{0tiation. (@. unter SBiKe: Semetnung M SBiDend, femer Std«
fefe, unb unter @totctdmu^: ©egenfaQ itotfc^en beut flotfc^en
®(ei(^inut( unb ber c^rtfUt^en 9tefignatton.)
fiefpitatioti, f. Stimmen.
Hetiiio, f. garbe.
Hene.
1) Urfac^e unb ©egenflanb ber 9{eue.
9teue entfielt ntmmermel^r barau9, bag {ma9 unmögttd^) ber Sßttle,
fonbern baraud, bog bie (Srienntntg fi(^ geftnbert ^üt SB3ir bereuen
ba^er nie, »ad toir getrollt, toofjjl aber toa9 tvtr getrau ^aben, totil
tttr, bur<^ falfc^e Segriffe geleitet, etmad Xnbered traten, att unferm
SBiQen gemSg mar. SDie (Sinftc^t ^iertn, bei richtigerer Srlenntnig, ift
bie Steue. dmmer ifl bie Sßeue berichtigte Srlenntnig bed SJer^ält*
niffe« ber S^at jur eigentlichen Sbfic^t. (S93. I, 349 fg.)
!Cie 9lcue ifl baburc^ bebingt, bag Dor ber X^at bie Steigung }u
biefer beut dnteüect ni^t freien Spielraum lieg, inbem fie i^m nid^t
gemattete, bie i^r entgegenfie^enben SDIotiDe beutlid^ unb DoOflänbig tn0
tluge )n faffen, Dielme^r i^n immer luieber auf bie ju i§r aufforbem«
ben ^inlenhe. !Diefe nun aber finb, nac^ DoÜbra^ter Zf)at, btxxäf
biefe felbft neutralifirt, mithin unmirifam getoorben. de^t bringt bie
SBirflid^feit bie entgegenfte^enben SDtotine, a\9 bereit« eingetretene gol«
gen ber ST^at, Dor beu dutcUect, ber nunmehr erleunt, bog fie bie
Ottrferen getoefen »ftren, toenn er fie nur ge^9rig in0 Stuge gefagt
unb erkoogen glitte. X)er 9Renfcl^ »irb atfo inne, bog er get^ ^ot,
mo« feinem SBiOen nic^t gemflg toar; biefe (Erfeuntnig ifl bie 9feue.
HQe bergleic^en ^onblungen entfpringen bemnoc^ im ®runbe ou0 einer
reIotit>en Gd^mtfc^e bed 3nteOect0, fofem nttmlid^ biefer fli^ bom SBiOen
ba übermeiflern Ugt, 100 er, o^ne fi<^ Don i^m ftSren }u (offen, feine
Function ht9 Sordiolten« ber SRotit>e ^tftte unerbittlich DoOgie^eu follen.
3)ie Sememen} bed SBiOen« ifl bobet nur mittelbar bie Urfoc^e, fo'
fem fie nttmlic^ bett dnteOect ^emmt unb baburc^ fic^ 9ttnt bereitet»
(», n, 679 fg.)
280 »getont
2} Untetfc^teb ^totfd^eit 9!eut unb ®eiotffen9aitg{t.
®etotffendangft über ia9 begangene iß nid^td toentger a\9 ^m,
fonbcrn ©(^rncrj über bic Srfenntntg feiner felbfl on p^, b. fj, aW
SßiQe. ®te beruht gerabe auf ber ®etoig^ett, ba§ man benfelbes
SBitlen nod^ immer §Qt. SBäre er geSnbert unb ba^er bie ®etoiffen0'
angfl bloße ffttm, fo ^öbe biefe fid) felbfl auf; benn bad Sergangene
Hunte bann meiter leine Sfugft ermecfen, ba ed bie SIeugerungen eined
SBillend barflellt, xoM]tx nid^t me§r bcr bed 9ieuigen toäre. (9ß. I^
350. Sergl. unter ©cmiffen: Urfprung ber ©cwiffen^^jein.)
3) ÜDie $ein ber 92eue, tiergtic^en mit ber bed unet*
funten SBunfc^e«.
2)ie $ein be^ unerfüllten SQSunfc^ed ifi Kein gegen bie ber Steue;
beun jene fle^t Dor ber flet^ offenen, uuabf eßbaren B^'^iif^i ^^^\^ ^^^
ber unn)iberruf(ic^ abgefd^Ioffenen Vergangenheit. {% U, 625.)
lll)ctorik.
1) Ver^ältnig ber 9I^etori! gur Sogil unb !Z)ioteIti!.
3)ie 9{^etoriI ifi eilt SE^eil ber Sted^nit ber Sernunft unb foOte
mit ben beiben anbern Zueilen berfclben, Sogif unb SDiateltil, }ufani'
men gelehrt mcrben, ?ogi! a\9 Sted^nif bed eigenen ÜDentend, jDiafettif
be« Di^^utiven« mit Änbcren, unb 9?l^ctorif be« JRcbcnfi gu Sielen
(concionatio); alfo cntfprcd^enb bem ©ingular, S)ual unb $(ural, toit
md) bem 9Jf onolog, Dialog unb ^anegtjrifuö. (SB. 11, 112.) — 3«
ber Sß^etorif finb bie r^etorifc^en Figuren ungefähr mad in ber Sooit
bie ft)nogiflifc(|en, j[cben i^aD^ aber ber Betrachtung tuürbig. (w.
n, 113.)
2) 3)efinitiou, OueUe unb Stegein ber 8erebfam!eit.
(®. iBerebfomfeit.)
3) !Z)ie Ueberrebungdtunfl.
2)ie Ueberrebung^tunfl beruht barauf , bag man bie Ser^ältniffe ber
»cgriff^fp^ären (f. unter »egriff: »egriff^f paaren) nur einer ober*
fldd^tic^en Setra^tung unterwirft unb fie bann feinen Sbftc^ten gemä§
einfeitig benimmt, ^auptfäd^Uc^ baburd^, bag, menn bie ©]p^fire eine«
betrad^teten S3egriffd nur jum S^eil in einer anbern liegt, }um ^^^
aber ouc^ in einer ganj Dcrfc^iebenen, man fte aU ganj in ber erflen
liegenb angiebt, ober ganj in ber gaeiten, na(^ ber Sbftd^t M K^^
nerd. 3* ®* ^^^ ^^^^ Seibenf(^aft gerebet toirb, lann man birfe
beliebig unter ben Segriff ber grdgten ^aft, be9 m&c^ttgflen Igen«
in ber SBelt fubfumiren, ober unter ben Segriff ber Unvernunft »nb
biefen unter ben ber £)^nma(^t, ber ©d^möc^e. !Caf[eibe Serfa^ren
Tonn man nun fortfe^en unb bei j[ebem Segriff, ouf ben bie %ebe
fü^rt, t)on Steuern amuenben. Xuf biefem fiunflgriff berufen eigentlich
alle Ucberrebung^Iünfie, aQe feineren ©op^idmen. (SB. I, 58.)
SR^i^t^mu« — 9io!iian 281
1-) M^^t^mud in ber ^oefte. (®. unter $oefte: $ülf9«
^ mittet ber ^ocfle.)
2) tt^Qt^intt^ in ber 9RufiI. (®. unter Xrc^itectur: 6er«
9lei(^g ber Saufunft mit ben übrigen ftünften.)
ttid^tig.
lieber ben Unterf^ieb be« ^räbicat« ffric^tig'' Don ben $rtfbtcaten
„mf)x'\ „xtaV, ,,et)lbfnt" f. Coibenj.
ttUterlii^t €\)tt. (®. unter S§re: (Sine afterart ber (E|re.)
ttomatt.
1) ftennjeic^en bed guten 9{omand.
Sin Vornan toirb beßo ^ö^erer unb eblerer Strt fein, |e me§r innere^
unb ie »entger ttugered geben er barßeKt; unb bied Ser^ttltniß toirb,
M ^oraherifHfd^e« 3^^^», aUe Hbfhtfungen bed Stomand begleiten,
oom Xrißram ©^anb^ an, ber fo gnt mie gar letue ^cmblung ^at, bi«
3ttm ro^eflen unb t(|atenrei(^{)en 9{itter« unb S^ttuberroman ^erab. —
S)te Shmjl befielt barin, ba§ man mit bem mögti^ft geringflen Stuf«
manb Don ttugerem lieben bad innere in bie ftdrffle ^emegung bringe;
benn bad innere ifl ber eigenttid^e ©egenftanb unferd dntereffe^. —
!^e Aufgabe be^ Komanfd^rdberd ifi ni^t, groge SorfftOe }u erjagten,
fonbem Heine inteveffant gu mad^en. (% II, 473 fg.)
@o mie gute 3)taler gu i^ren ^iflorifc^en Silbern mirlli^e SRen«
fd^en äRobeO flehen (äffen unb }u i§ren ft5))fen koirlfid^e, au^ bem
geben gegriffene ©eflc^ter nehmen, bie fie fobann ibeoliftren; eben fo
mod^en t9 gute 9{omanf(^reiber ; ^e legen ben ^erfonen i^rer gictionen
mirflic^e SRenfc^en and i^rer Selanntfc^aft f^ematifc^ unter, toeld^e
fU nun, i^ren Xbft(|ten gemttg, ibealiftren unb com))Ietiren. (0.
n, 478.)
!Die getoö^ntid^en, bad groge publicum unter^altenben unb feinen
SeifaO finbenben SKomane aDer ®attungen flnb p^antafiifc^er 8rt.
(SergL ^^antaft.)
2) S)er SRoman aU @))iege( bed $erjend.
aSkit ber €<^mer), indfi ber ©enug ba0 ^ofitiDe ifl, beffen ©egen-
UKirt fi(^ ftt^tbar ma^t, unb groge lebhafte Sreube fi^ fc^tec^terbing«
nur beulen Ifigt al9 ffofge groger vorhergegangener 92ot^, barum ftnb
aOe !Di(^ter genSt^igt, i^re Reiben in ttngflUd^e unb peinliche gagen \
)tt bringen, um fie barau^ miebei; befreien ju lönnen. S)rama unb
(Spo9 f^ilbern bemnac^ burc^gängig nur Kmpfenbe, Icibenbe, gequSUe
SDtenfc^en, unb jeber ^oman ifl ein ©udRaflen, barin man bie ©pa^»
men unb (Sonüulfionen M gettngfligten menfd^Iic^en $er}end betrad^tet.
(®. n, 668.)
284 9{tt^m. 92Qd^ni^in.
%>a unfhetttg ber ttul^m nur \>a9 (SeQinb&re xft, ba« 6Io§e (Sc^o, X6«
(Üb, (Sd^atten, ©^mptom be<3 $erbtenf}ed, unb ba iebenfaü^ ba9 Sc*
tDuttberte tne^r SBert^ ^aben mug, aÜ bic SSetounberutig ; fo tann bod
eigentltd^ Seglüdenbe ntc^t im 9tu^tne liegen, fonbern in i)tm, toobnr^
man i|n erlangt, a(fo im Serbienjie felbfl, ober, genauer 3U reben, in
ber ©eftnnung unb ben t^ä^igfeiten, au9 benen ed ^erDorgieng. ($. I,
424. SB. n, 440.)
6) Unberlierbarleit bed üd^ten 9tu^m^«
©0 fc^toer ed i{i, ben 9^u^m in erlangen, fo leicht i^ c^, t§n ^u
behalten. S)er SKu^m fann eigentti(^ nie oerloren ge^en; benn bte
Zfiat, ober bad 3Berf, burc^ bte er erlangt tüorben, flehen für immer
fe^, unb ber 9?u^m berfelben bleibt i^rem Urheber, andi tovm er
feinen neuen ^injufügt. 3Benn jeboc^ ber 9{u^m »irKi^ Derflingr,
koenn er überlebt mirb; fo toax er unäc^t, b. ^. uuDerbient, bari$
augenblidß^e Ueberfc^ägung eniflanben, mo nic^t gar burd^ ab^i^tii^^
Xudpofaunen. ($. I, 421 fg.; U, 498.)
7) X)er un^erbiente, fd^neKe unb falfd^e 9{u^m.
Seim fatfc^en, b« i. unt>erbienten 9{u(m, ift ba^ Semunberte ber
iBelounberung nic^t mert^. @ein Sefi^er mug an i^m getreu, o^ne
Xa^, moDon berfelbe \>a€ ©^mptom^ hn: b(o^e Sbglanj fein foQe, mirt«
Itd^ }u ^aben. ÜDiefer 9iu^m mug i^m oft verleibet merben, loenn
bidioeilen tro^ aUer aud ber (Sigenliebe entfpringenben ©etbfltftufd^ung
il^m auf ber ^ö^e, für bie er nic(|t geeignet ifi, boc^ f(^toinbe(t, ober
t^m ju äRut^e mirb, att todre er ein !u))femer SDucaten; mo bann
bie Vngft ^ox (Snt^üIIung mtb Derbienter üDemüt^igüng i^n ergreift,
jumal ioenn er auf ben ®tirnen ber SRitmenfd^en. ba^ Urt^U ber
ißac^welt lieft. Sr gleid^t fonad^ bem Sefi^er burc^ ein falfd^cd SDefta*
ment. ($. I, 425.)
S^ ifl Iei(^t begreif(i(^, bag ein 9tu^m, ber fc^neO erfolgt, am^
frü^ erlifc^t, unb au(^ ^ier e^ ^eißt quod cito fit, cito perit; inbem
Seifhtngen, bereu 3Bert^ ber gemö^nlic^e a^enfd^enfc^fag fo leicht er«
lennen unb bie 3Ritben)erber fo toidig gelten lafjen fonnten, au<^ nic^t
fe^r l^od^ über bem $ert>orbringungdt>ermbgen Selber flehen Serben.
3ttbem i{l fc^on megen bed ©efe^ed ber ^omogeneität (f. unter Sei«
fall: Ouelle be^ SeifaKd) ein fc^neO eintretenber SRu^m ein oerbö(|«
tiged S^iiltn; er ifl nämlid^ ber birecte SeifaQ ber SKenge. Xud
umgete^rten ©rünben toirb ein Ku^m, ber Don langem Seflonb fein
foK, fe|r fpdt reifen, nnb bie da^r^unberte feiner !Dauer muffen mei«
ftend mit bem SeifaU ber 3ci^S<"^ff<^" erfanft »erben, S)enn ma^
fo anl^altenb in ©eltung bleiben foS, mug eine fd^mer }u erlangenbe
SCrefflic^Ieit ^aben, meldte auc^ nur ju ertenuen fd|on ftöpfe erforbert^
bie ni(f)t ieberjeit ba finb, am loenigfien in ^inreid^enber Xnja^I, um
fii^ üeme^mbar mod^en }u fBnnen. iDtägige Serbienfie ^ingfgen, bie
balb anertannt merben, laufen bafür @efa^r, bog i^r Sefi^er fte unb
9(otnantt( -- 9lu^m. ^loi^rubm 283
ttbergte^be dufAinmenftenuttgen f!nb, )itr SBiebetl^ohntg tmb Uetong
feine Bett, nod^ ®ebttlb lägt (®. 148.)
Somatttik.
1) ©egenfa^ itotf<^cn 9totnanttf unb $umant9mnd.
(@. {^umanidmud.)
2) Unterf^teb jtoif^en flafftfc^et unb romantifd^cr
$oefic. (@. $Defie.)
Küditnmark. (@. unter 93c toegung: Unterf(^teb ber untoiUfttrlid^en
unb iotllfürltd^en Sekoegung.)
Sui)in. {tad)nti)m.
1) 3u meldten ©ütern bet fftnf^m gehört.
3)n 9ht^m ge^Srt ju ben)entgen ©fltern ht9 menfd^tic^en ?ebni9,
bie in bem befielen, mad n)ir in ber SBelt Dorflellen, b. ^. in ben
Sugen atnberer finb. 2)tefed Ugt fid^ nämlic^ etnt§ei(eu in üf^xt,
aiong unb ^inf^m. ($. I, 382. Cergl. Oilter.)
2) ©egenfa^ {»ifd^en (S^re unb 9tu^ni. (®. (S^re.)
3) Qtoti Sege jum 9{it(nt.
9}ur bur(^ augerorbentlic^e Seiflungen loirb SRn^m erlangt. 3)iefe
mm finb entmeber X^aten, ober 9Berte. SDeninac^ fte^n }ttm 8?u^e
3met Sege offen. 3"^ ^^9^ ^ Si^aten befähigt DorjügUd^ ha9
groge ^i, ju bem ber SEBerle ber groge ftopf. deber ber beibeit
Sßege \(it feine eigenen Sort^eile unb 9}ad^t^ei(e. SDer ^auptunter«
fc^ieb ifl, ba§ bie Saaten Dorüberge^en, bie Sßerte bleiben. ($.
I, 416 ff.)
4) @(^tüierig(eit ber Srlangung bed 9?ttl^md. (@. unter
iBeifatI: SBorum bie SBerfe M ®enie'd fo f^n^er Seifatt
finben, unb unter ®enie: Stad^tl^eile ber ©enialität.)
6) Sßert^ be« 9tuf^m9.
S)er Stu^m beruht eigentlich auf 3)em, »ad (Einer im Sergleid^ mit
l>en Uebrigen ifl. S)emnail^ ifi er loef entließ ein 9}eIatioe9, tann ba«
^er au^ nur relatiüen Sert^ ^aben. (Sr fiefe gonj meg, mnn bie
Uebrigen würben, »ad ber ®ertt^mte ift. Sbfotuten 8Bert^ tann nur
!Z)ad ^ben, toa9 iffn mtter aOen UmftAnbeii be^ttlt, alfo ^ier, m$
Siner unmittelbar unb fUr flif felbft ift; fotglii^ mu§ hierin bev
^Skttf) unb bad ®Ittdt be0 großen ^erjend unb be9 großen !top\t9
tiegem Xlfo nic^t ber 9{u^m, fonbern ^a9, woburt^ man il^n Der«
bient, ift bad SSßert^ooOe. Denn t9 ift gleic^fam bie @ubfian) unb
tn fftuftm nur bo« Sccibend ber ©ac^e. {% l, 422.) On eubttmo-
nologifd^er ^inflc^t ift ber Mu^m nic^td »eiter, ald^ ber fef teufte unb
nftlic^fh »iffen fUr unfern etolj unb unfere (Siteircit. (^. I, 423.)
284 9hi§tn. 9{ad^ni^in.
Sa unfiretitg ber Kul^m mir bad ©eombSte i% ba0 6(oge (Sd^o, X6*
(tib, (Sd^atten, ©^tnptom be4 9erbtetifle9, uttb ha iebenfaDd bad Od-
tDunberte tne^r Sßert^ ^aben mug, ald bie SSemunberung ; fo fann bad
etgentlid^ Seglüdenbe ntc^t im 9tu^me liegen, fonbern in i>tm, mobnr^
man i|n erlangt, atfo im Setbienfle felbfl, ober, genauer jn reben, in
ber ©efinnung unb ben t^ä^tgletten, au9 benen t9 ^erDorgieng. ($. I,
424. ffi. n, 440.)
6) Unberlierbarfeit bed üd^ten 9{u^m^.
®o f Corner e^ ifl, ben 9^u^m in erlangen, fo leicht iß e^, i^n }tt
behalten. S)er 9tu^m tann eigentHi^ nie Derloren ge^en; benn bie
S^at, ober ia9 SBerf, burc^ bie er erfangt toorben, flehen für immer
fefl, unb ber SKu^m berfelben bleibt i^rem Urheber, aud^ nienn er
leinen neuen ^in}ufügt Sßenn j[ebod^ ber 9{u^m tt)irf(t(^ Derllingt,
koenn er überlebt mirb; fo toax er unfic^t, b. ^. unDerbient, bur(^
augenbßdHic^e Ueberfc^ägung eniflanben, mo nic^t gar burc^ ab{i(^t(ic|ed
atudpofaunen. ($. I, 421 fg.; U, 498.)
7) S)er uni^erbiente, fd^nelle unb falf(^e 9{u^m.
Seim falff^en, b. i. unDerbienten 9{u(m, ifl ba^ 93ett)unberte ber
iBemunberung ni^t mert^. @ein Sefi^er mug an i^m j^^ren, o^ne
%>ae, h)ODon berfelbe bad ®t)n0ftom, bl!r blo^e Sbglanj fein foUe, mirt-
(id^ }u ^aben. ÜDiefer %u^m mug i^m oft «verleibet merben, wenn
bidtoeilen tro^ aller an9 ber (Eigenliebe entfpringenben ©etbflt&ufc^ung
il^m auf ber $ö^, für bie er ni(^t geeignet ifi, bo^ fd^kiiinbelt, ober
i^m ju SRut^e mirb, att wäre er ein fu))femer SDucaten; too bann
bie Xngfl Dor (Snt^üDung nnb Derbienter üDemüt^igüng i^n ergreift^
2uma( menn er auf ben Stirnen ber SRitmenfd^en ba« Urt^eU ber
92ac^welt lieft. £r gleicht fonad^ bem Sefi^er burd^ ein falf(^ed Xefla«
ment. (^. I, 425.)
& ifl (eid^t begreiflich, bag ein 9{u^m, ber fd^neO erfolgt, au^
frü^ ertifc^t, unb au^ ^ier ed ^eißt quod cito fit, cito perit; tnbem
Seifhtngen, bereu SEBert^ ber gemö^nlid^e ilRenfc^enfc^tag fo leidet er«
fennen unb bie SRitbewerber fo toidig gelten laffen tonnten, aud^ nic^t
fe^r ffO<Si über bem $eniorbringungdDermi{gen Setbcr flehen toerben.
3nbem ifl f^on megen bed ©efe^ed ber ^omogeneitSt (f. unter 93ei«
fall: Ouetle be^ SeifaKd) ein fc^neO etntretenber 9in^m ein berbä^*
tiged S^xittn; er ifl nttrnUc^ ber birecte SeifaQ ber SKenge. Ibt^
umgefe^rten ®rünben wirb ein Ku^m, ber Don langem Seflonb fein
foO, fe^r ff>ilt reifen, nnb bie da^r^unberte feiner !Dauer muffen mei*
ftend mit bem SeifaU ber 3cit9<noffen ertauft »erben. S)enn ma^
fo anl^altenb in ©eltung bleiben foS, mug eine ferner }u erlangenbt
j£reffli(|feit §aben, weld^e auc^ nur }u ertenuen f^on ftöpfe erforbert^
bie nic^t ieberjeit ba fiub, am menigflen in ^inreid^enber iinyiffi, um
fidj Deme^mbar mod^en ju tSnnen. äRögige Serbienfle hingegen, bie
balb anertannt werben, laufen bofür @efa^r, bag i§r Sefi^er fle unb
9tnfim. iRod^tu^m 285
fiif übtAzit, fo bag für ben Üuffm in ber ditgenb t^m £)6fcuritttt
im Witt 3U X^eil totrb; tt)%enb, bei großen SSerbten^en, man nm«
gelehrt lange obfcur bleiben, Jbafür aber im SHter glän^enben 9tu^m
erlangen wirb. (5ß. n^ 499.)
dn ber Siegel toirb ber 9{u^m, je tttnger er ju bauern ^at, beflo
fpüter eintreten, toie [a aOe^ Sorgilglic^e langfam heranreift. S)er
9tu^m, meld^er gum 9fad^ru^m toerben n^iO, gieid^t einer Sid^e, bie
au^ i^rem ®aamen fe^r langfam empormäd^fl; ber leichte, e))§emere
9tu^m ben einjährigen, f(^neQ »a^fenben ^ßangen unb ber falf^
^u^m gar bem f(^nell ^erüorf^iegenben UnIraute, baö fc^Ieunigfl aus-
gerottet toirb, Cß. I, 418.)
S)er falfd^e, nSmlic^ ber fünflttd^e, burd^ ungerechtes Sob, gute
Sreunbe, beftb^ene Ihritihr, SEBinJh bon oben unb Serabrebungen Don
unten, bei ri^tig borauSgefe^ter Urt^eiMIoflgfeit ber SRenge, auf bie
Seine gebrad^te 8iu§m etneS SBerfeS gleid^t ben lO^fenMafen, burd^
bie mau einen fc^meren StJixptt gum Sc^mimmen bringt @ie tragen
i^n lungere ober lürgere S^tt, je na^bem fie aufgeblö^t unb feft gu«
gef^nürt ftnb; aber bie Suft tranSfubirt aDm&lig bod^, unb er {Inft.
S)teS ift bad unt)ermetbltd^e SooS ber SBerfe, toeld^e bie OueDe i^reS
Sturmes nii^t in ft(^ ^aben. Z>a9 falfd^e Sob Der^aÜt, bie Ser-
abrebungen fierben auö, ber ftenner finbet ben 9tu§m nic^t befitttigt,
biefer erlifd^t, unb eine beflo größere ©eringfd^S^ung tritt an feine
©teile, hingegen bie äd^ten SBerfe, n^elc^e bie OueHe i^reS 9{u^meS
in fi^ ^aben, unb bal^er }u jeber ^tit bie Semunberung Don 9?euem
gu entgünben Dermögen, gleichen ben fpeciflfd^ leichteren ftSrpern, bie
aus eigenen 3)?itteln fläf fietS oben erhalten, unb fo gelten fie ben
€trom ber 3eit ^inab. (?. II, 501.)
8) SBarum ber Stul^m Dor ÜDenen fliegt, bie i^n
fud^em
SSer baS (Sntt unb Steckte hervorbringen unb baS Sd^ie^te Der*
meiben foll, muß bem Urt^eite ber SRenge unb i^rer Sßortfü^rer S£ro^
bieten, mithin fie Verachten, hierauf beruht bie 9ti^tigteit ber 9e«
merfung, baß ber 9tu^m bor 3)enen fliegt, bie i^n fuc^en, unb Senen
folgt, bie i§n Demac^Uffigen ; benn dene bequemen fidE| bem ©efc^madf
ber Seitgenoffen an. 2)iefe trogen i^m. (¥. I, 421. $. 464.)
9) ©egenfa^ gloifc^en bem9ttt^m bei ben 3^itgenoffen
unb bem ^u^m bei ber 9la(^»e(t
SBenn man baS Sob ber S^itgenoffen aQer S^itm überbau))!
ins 8ütge faßt, toirb man finben, baß baffelbe eigentlich immer eine
^ure iß, ))roßituirt unb befubelt bur^ taufenb Untoürbige, benen eS
in !£^ei( geioorben* hingegen ifl ber S^u^m bei ber 9}ad^koeU eine
folge, f))r9be Schöne, bie ftd^ nur bem SBttrbigen, bem ®ieger, bem
feltenen {Selben (ingiebt. (^* n, 603 fg.)
286 9hi^m* 9lQi4ni^m
Die 8tt, koie ber ScifatI ber S^itgenoffett tittfi^t (l^argL unter
Setfad: ©eringer 9ßert§ bed SeifaM bei S^tgenoffen), mac^t cd
erHftrtic^, toatutn ber SKu^m ber S^i^t^n^ff^ fo f^^^^n bte 9Retamot«
p^ofe in iRac^ru^m erlebt ($. I, 426.)
10) dncom))atibiUtät bed Stumme« mit ber räumli^en
unb }eitU(^en Sfä^e ber $erfon.
Sür ben IBerii^mten Ittuft ber Unterfd^ieb ito\\ä)m betn Kn^tne bei
ber SRittuelt unb bent bei ber 9?ac^toeIt am dnbe bIo9 baraitf ^tnau«^
ba§ beim erflen feine Sere^rer bon i^m burc^ ben 9laum, beim anbnm
burc^ bie ^tit getrennt flnb. S)enn unter ben Sngen ^at er fie, anc^
beim Stumme ber SDtittoeft, in ber 9tegel nid^t 2)ie Sen^rung i>er«
trägt nttmlid^ nid^t bie 92tt§e, fonbern §ä(t flc^ fafi immer in ber
gferne auf, meil fte, bei perfönlic^er ©egentoart bed.Sere^rten, me
Sntter an ber @onne f(^mi(}t. lieber biefe dncompatibilitfit ber Sar»
e^mng mit ber ))erf9nli(^en Snnefen^eit unb \>t9 9{u^ntc0 mit beut
Seben §aben mir einen fc^önen {ateinif<i^en 99rief be9 fetratta.
(% U, 609 fg.)
11) 3)er SBunfc^ unb bie 8ntici))ation bed Stac^«
ru^md.
S)er SEßunfc^, ben deber ^at, ba§ man na^ feinem Xobe feiner
gebenlen möge, unb ber fi(^ bei ben $od^{hebenben ja bem
Sunfc^e be0 ^adfxnf^mi fieigert, fc^eint aud ber Sn^finglii^teit
am Seben }u entfpringcn, bie, mnn fie fid^ bon jieber äRdglic^bit
bcd realen !3)afeind abgefc^nitten fie^t, ie^t nac^ bem aDein nod^
Dor^anbenen, kuenng(ei(^ nur ibealen, alfo nac^ einem ©chatten greift.
(?ß. II, 620.)
3)ad ttc^te, groge Serbienft ifl im @tanbe, feinen Stn^m bei ber
Üta^meU mit ©tc^er^eit )u anticipiren. 3a, »er einen koirllicl gro§m
@ebanTen erjeugt, U)irb f^on im üugenbltdE ber <Soncet)tiott beffelben
feinet 3uf^iiin<^nO<in8^^ ^^^ ^'" lommenben ©efd^Ie^tern inne ; fo ba|
er babei bie Su^be^nung feiued Dafeind bur«^ Öa^r^unberte fü^It unb
auf biefe SBeife, toie für bie ütac^Tommen, fo au^ mit i^nen lebt
(?. II, 510.)
12) SBert^ bed 92a.(^ru|m«.
S)a nid)t im ^nfjmt, fonbern in ÜDem, »oburd^ man i^n erlangt^
ber Sßert^ liegt unb in ber 3(U8""8 unflerblic^er ftinber ber ®cntt§^
fo ftnb S)ie, koeld^e bie 92id^tigfeit bed ^aijxuf^mt^ baran^ )u bdoeifen
fud^en, bag, koer i^n erlangt, nic^td baoon erführt, bem filiigling ju
k>erglei(j^en, ber einem 3Ranne, totli^tx auf einen Raufen Suflerfc^alea
im $ofe feine« 9?ad§bar9 neibifc^e SlidTe toirft, fe^r loeife bie gfinjli^e
Unbrau(^barleit berfelben bcmonfiriren »oOte. (9B. n, 440.)
Kninen — fftim^in 287
!2)en ttc^teßen 9tnf)m, ben i^ac^tu^m, t>eTntmmt fein ©egtnflanb nte^
unb bodj fc^ä^t man i^n glUdltd^. !lIfo befianb fein ®tüd in ben
gvogen Sigenf(|aften felbfl, bie i^m ben 9?u^m emarben, nub barin,
bag er ©elegen^ett fanb, fle gu enttoidPeln, alfo bog i^nt üergönnt mnrbe^
3U ^anbetn, mte ed i^m angenieffen »ar, ober ju treiben, föaö er mit
Sufl unb Siebe trieb; benn nur bie aud biefer entfprungenen Sßerfe
erlangen 9?a(^ru^m. ©ein ®IUd beflanb alfo in feinem grogen $er«
gen, ober au^ im Steic^t^um eine^ ©eified, beffen Sbbrutf in feinen
SSßerlen bie Semunberung fommenber da^r^unberte er^tttt. S)er SSSert^
bed yiaijxnfim^ liegt alfo im Serbienen beffctben, unb btefed ift fein
eigener So^n. (^. I, 425.)
Sttitun.
1) (Erhabenheit ber Stuinen.
Die no^ bafle^enben 9tuinen be^ SHtert^umd rühren und unbe*
f(|reibli(^, bie Zempel jn $ü{tum, bad jlolifeum, ia9 ^ant^eon, 20^'
cenad $aud mit bem SBafTerfall im ©aat; benn toir empflnben bie
Jtürje bed menfdjlid^en Sebend gegen bie ÜDauer biefer Sßerle, bie $in-
fttHigfeit menfd^Iid^er ®r9§e unb ^rac^t; ba^ dnbit>ibuum fc^mmpft
ein, {le^t fi<^ a(9 fe^r Kein, aber bie reine (Srfenntnig ^ebt und bar*
über ^inaud, mir flnb bad en)ige Sßeltauge, ha9 biefed SfOed fie^t, bad
reine ©ubject bed @rfennend. Sd ifl bad ®efü^( bed C^r^abenen.
($. 363. SB. I, 243 fg.)
2) Slnatogie ber 9tuine mit ber ftabenj in ber äRufil.
Ste Smpliftcation ber Analogie ber SRuftf mit ber Saulunfl (f.
unter Sr^itectur: 93erg{ei(^ung ber Saufunfl mit ben übrigen ffün«
flen) fönnte man noc^ ^ingufe^en, ha% menn bie 9Rufi!, gleic^fam in
einem VnfaK Don Unab^ängigfeitdbrang, bie ®e(egen^eit einer Fermate
ergreift, um fid^, Dom S^at\8 ^^^ Sß^^t^mud lodgeriffen, in ber freien
$i|iantafle einer flgurirten ftabenj ju ergeben, ein folc^ed Dom 9tfi^tff»
mu9 entbUgted Xonfiild ber Don ber @t|mmetrie entbidgten 9tuine
onalog fei, welche man bemnac^, in ber Alanen ©prad^e bed be*
famiten SBi^n^orted (bog Src^ttectur gefrorene ÜRufif fei) eine ge«
frorene ftabenj nennen mag. (9B. n, 518.)
Künstln. (®. unter $aare: Ueber toeige $aare.)
288 e&rtgreit — ©anfara
@.
1) Unmöglt^Ieit ber ©äligfctt, fo lange ber SBiUe
jutn Se6en bejaht totrb.
(Sd liegt ein DoQfommener Stberfpruc^ barin, (eben gu »offen, o§ne
ju leiben, toelc^en ba^er ani^ bad oft gebrauchte Sßort „fäliged Seben"
in fid^ trägt. (iBJ. I, 108.)
®o lange unfer Sßiffe berfelbe ifi, fonn unfere 9BeIt (eine onbete
fein. 3^^^ tt)ünfd^en lUIe erlöfi gu »erben a\x9 bem B^fi^nbe bed
Seibend unb bed ZoM ; fte mö(^ten, toie man fagt, )ur etoigen ©ttQg»
Icit gelangen, ind $immelrei(^ fontmen; aber nur nid^t auf eigenen
trügen; fonbern Eingetragen motten fie »erben bur(| ben Sauf bec
97atur. Sffein bad i{l unntögli^. 2)al^er »irb fle gmar und nie
f äffen unb gu ni(i^td »erben (äffen; aber fie lann und nirgenbd ^in«
bringen, a(d immer »ieber in bte 97atur. Sßie mx^liif ed jeboc^ fei,
atd ein £§ei( ber 9}atur gu e^ifliren, erfährt deber an feinem eigenen
geben unb Sterben. (335. 11, 692 fg. S$erg(. ani^ unter Seben:
S§aratter, SBert^ unb 3^^^ ^^ Sebend im ©angen.)
2) @2i(igfeit ber ben Sßi((en gum Seben berneinenben
$ei(igen.
2Bir »iffen, bag bie S(ugenb(i(Ie ber äfi^etifd^en (Sontem))(atton, in
benen »ir aUtm äBoffen, b. f). affem Sßünfd^en unb @orgen, enthoben,
g(et^fam und fe(bfl (od »erben, nid^t me^r bad gum 99e^ufc feined
beflänbigen äßoffend erfennenbe dnbiDtbuum, fonbern bad »iQeudreinc^
e»ige @ubj[ect bed (Sriennend finb (oergL Se^^etifc^), — ba§ biefe
8ugenb(idPe, »o »ir, Dom grimmen äBiUendbrange er(6fl, g(ei(l^fam
aud bem fd^»eren (Srbendt^er auftaud^en, bie fö(igf}en ftnb, mlift »tr
fennen. $ieraud fönnen »ir abnehmen, »ie fö(ig bad Seben eined
SKcnfc^en fein mug, beffen SBiffe nid^t anf Xugenb(id(e, »ie beim ®e«
nug bed ®^0nen, fonbern auf immer, »ie bei ber Sßefignation ber
$ei(igen, befc^nic^tigt ifl. SDod^ ftnben »ir fe(bft im Seben §ei(iger
SRenfc^en jene SRu^e unb ®&(igteit, bie und bon i§nen gcf^i(bert »irb,
nur aU bie 0(iltEe, »e(^e ^erDorge^t atx9 ber fleten Üeber»inbung
bed SBiOend, unb feigen al9 ben 93oben, xoAijtra fie entfpriegt, ben
beflänbigen ^amf>f mit bem äBiOen gum Seben; benn bauembe Stulpe
fann auf (Srben Jteiner ^aben. (SB. I, 461—463.)
J5anfara, f. Subb^aidmud.
@an9fnt(itterotu¥ — Säugling 289
SaMkriUittetalitr.
SS^ä^renb bie reltgiöfen unb ))]^iIofo))^if(i^en Sßcrte bet @and(rit'
Ittteratur ^öd^fl Dere^rung^nert^ finb, fo erfc^etnen bagegen bie ))oe<'
ttfc^en fo gefc^macflod unb tnonflröd, mie bie Sculptur ber felben
Sötfer. @eI6ft il^re bramatifij^en 9Berfe finb l^auptföd^tic^ nur loegen
ber fe^r bele^renben Erläuterungen unb S9elege bed re(igi9fen ®Iaubend
unb ber @itten, bie fie enthalten, fc^ä^endroert^. 2)ie Ueberfe^er avi9
bem @andfrit foOten i^re 3Rü^e Dtel weniger ber ^oefle unb Dte(
me^r ben Seben, U))anif(]^aben unb p^ilofop^ifd^en SBerfen }ukoenben*
{% II, 425 fg.)
0atan^ f. 2:eufe(.
datirt.
!Z)ie @attre foll, gleic^ ber 9(gebra, Mod mit abfbracten unb nnbe*
trimmten, nid^t mit concreten 9Bert|en, ober benannten @rö§en ope«
riren; unb an lebenbigen SRenfd^en barf man fie fo koentg, toie bie
Anatomie; ausüben, bei @trafe, feiner $aut unb feinet bebend m<^t
fi(^ ju fein. {% II, 643.)
0a^^ Dom audgefc^Ioffenen !Dritten, f. üDenfgefe^e.
0a^, bom }urei(^enben ©runbe, f. S^enfgefe^e unb ®runb.
0a^, bom SEßiberfprud^, f. üDenlgefe^e.
däitgUng.
1) ®eifliger Stupor ber @ttug(inge in ben erfien
993od^en na^ ber ©eburt.
Obgleich ber rein formale S^eil ber empirifd^en Snfc^auung, alfo
ba9 ®efe^ ber Shufalität, nebfi 9taum unb 3cit, a priori im dtiteOect
liegt; fo ift i^m bo^ ni(^t bie Hnmenbung beffelben auf empirifc^e
ÜData iVifUtiäf mitgegeben, fonbem biefe erlangt er erfl burd^ Uebung
unb Erfahrung. S)a^er fommt e9, bag neugeborene ^inber }ioar ben
Sxd^t" unb Sarbeneinbrud em))fangen, aUein nod^ nic^t bie Dbjecte
appre^enbiren unb eigentlid^ f^^^n, fonbem fie ftnb, bie erfien Socken
^inburd), in einem @tupor befangen, ber fid^ aldbann oerliert, toann
i^r Serfianb anfängt, feine ^unctton an bett S)atid ber @inne, jumal
bed ®etafld unb ©efic^td, )u üben, »oburc^ bie objectiüe 2Be(t aO«
mätig in i^r IBeraugtfein tritt. S)iefer (Eintritt ifl am duteOigent«
»erben i^red Slidtd unb einiger Sbfid^tlic^feit in il^ren Semegungen
beutlic^ }u erlennen, befonberd menn fie jum erflen 9RaI burd^ freunb«
lic^e^ Snläd^eln an ben Siag legen, bag fie i^re Pfleger erfennen.
(@. 72. g. 10. — «ergL «nfd^auung: dnteOectualität ber «n»
fc^auungO
2) (Energie bed SBiKen^ in ben @äuglingen*
Stt^renb ber Ontetlect im ftinbe fic^ longfam enttoidelt, ift bagegen
ber SBiQe, gemdg feinem Primat, Don $aufe au^ fe^r t^tttig. <3ttug«
€($oiien|auer»SesUon, II. 19
290 @ö«Ie — ©d^abctifrcubc
Unge, bte laum bie erfie fd^toad^e (Spwx bon dnteUtgeng }etgen, finb
f(^on k)oIIer StgenmiQen; bucd^ unbänbtge^, jn^ecftofed Soben unb
©d^reicn jcigcn fic bcn SOBiUcnöbrong, öon bcm pc firo^cn, tüä^rcnb
i§r SBoHcn nod^ fein Dbjcct ^Qt, b. ^. fic »ollcn, o^nc ju tüiffcn,
wo« fic tooDcn. (SB. II, 236 fg.)
ftäult^ f. ärd^itcctur.
1) !Z)ie Srflärung bed ®d^äbeld au9 äBitbelbetnen.
SEBte btc fogenannte 2){etamorp^ofe ber ^flanjen }u ben SrHärungen
bed Drgamf(^en aud ber tuirlenben Urfadje gehört (Dergl. unter
^flan^e: äRetamorp^ofe ber ^flanjen), fo auö) bte (Srtldrung bed
@c^äbel9 aud äBtrbelbetnen. 2)tefe ift ntc^t Diel beffer, j[ebod^ \>it{
problematifc^er, aU bie ber 93Iüt^e qu^ bem Statt; miemo^I ed eben
aud^ ^ter fld^ uon felbfl berfie^t, bog bad t^utteral ht9 ©e^trnd bem
Futteral bc^ ^MtnmaxH, beffen t^ortfe^nng unb Snbfnauf ed ift,
nic^t abfolut heterogen unb gang bi^parat, oielme^r in berfetben %rt
fortgeführt fein totrb. Diefe ganje Setrac^tung^art gehört ber ^omiM
logie dt. Dtüen'« on. (SB. II, 380 fg.)
2) Sine ^ermut^ung, ju tvelc^er ber ®c^äbe( ber
Obioten unb ber 9?cger Sniaggiebt. (®. unter ®e*
^irn: ^ereinjelte Seuterlungen.)
3) S93ad bei ber S)urd^fid^ttgteit bed @d|äbe(« 3u
fe^en tväre.
Senn bie ^irnfc^ale nebß dntegumenten bur^fic^tig toäre, toetd^e
Unterfd^iebe tDürbe man ba geioa^ren an ©röge, ©efialt, Sefc^affen^
^eit unb 93ett)egung be^ ©e^irn^! tveld^e Slbflufungen! S)er große
©eiß toürbe auf ben erflen StidE fo biet Stefpect einpgen, koie ie^t
brei @teme auf ber S9rufl, unb mie erbärmtid^ mürbe ^and^er, ber
biefe trägt, figuriren! (^. 458.)
Sd)äDftUei)re.
ÜDie Sefd^affenl^eit be^ SSBiUend iß bon feinem Drgan ab^öngig unb
aud feinem ju prognofticiren. !Der grögte Orrt^um in ©atl'd @d^bet^
te^re ifl ba§cr, bag er auc^ für moralifdje @igenf(^aften Organe
beö ©c^irn« auffteHt. (SSß. II, 278. 302.) SSietlcic^t »irb man einft
eine »a^re firaniotogie auffleDen fönnen, bie aber bann gan) anberd
tauten toxxh, atd bie ©atl'fc^e mit i^rer fo ptumpen, n^ie abfurben
))fQ^otogif(^en ©runbtage unb i^rer ätnna^me bon ©e^imorganen für
moratifd^e gigenfc^aften. (^. II, 182.)
S^d^alitnfrtulie.
3)ie @(^abenfreube gehört gu bcn antimoralifc^en Striebfebern (bergt,
unter 3Roratif(^: Sntimoratifd^e £riebfebern) unb ifi in gett)if[em
Setrac^t bad ©egent^eit be^ S^eibe^. (@. Jßeib.) @d giebt fein un**
©d^aff — @d^auf^le(er 291
ft^Ibarerc« ß^ii)m cittcö.ganj fc^tcd^tcn ^cqcn« utib tiefer morolifd^er
SRid^Wtoiirbigfeit, ol3 einen ßwfl xtintx, ^cqlid^er ©ci^abcnfreube. Tlan
foll SDen, an n^elc^em man i|n wahrgenommen, auf immer meiben.
(6. 200.) ®ie ©^abenfreube ifi ba« cigcntlid^ teuftifd^e gafier. a)enn
fie ift ba« gcrabe Ocgent^eil beg ÜWitleib« unb ifi nid^t« «nbereö, alö
bic ol^nmü^tigc ©raufamfeit, tüelc^c bie Reiben, in benen fle Habere
fo gern crblidft, fe(bft ^erbeijufü^rcn unfähig, bcm S^^aU bonft, ber
eö Patt i^rer t§at. (©. 225. % U, 230 fg.)
lieber ben Äntagoniömuö jtoifd^cn ?id)t unb ©d^att f. ?id^t.
$d)am^ f. ©cnitalien unb B^^S^^^&f 3^"9"J^9^öct.
Ödjatffttttt, f. unter Säc^erlid^: 3&\^.
dd^atlatanette.
®a^ Oroße unb ©^öne auf ber 933elt, tüetc^e« nur feiner fclbft
megen ba fein foOte, mxh gar batb migbrauc^t Dom ääebürfnig, n^el«
d)ed Don aDen Seiten ^eranfommt, um baran ftc^ gu lehnen, ft(^ ^u
pu^en, unb bamit e^ Derbedft unb Derbirbt. ÜDie^ ^cigt ftd) befonberd
bei ben ^ußatten, bie in irgenb einem ^diaiitx unb lOanbe ^ur Qx-
Gattung unb ^^örberung bed menf^ti(^en 3Biffen<S unb überhaupt ber
inteHectueDen Seflrebungen, njelc^e unfer ©efc^Ied^t abetn, gegrünbet
finb. UeberaQ bauert e^ ni^t lange, fo (ommt ba^ ro^e, t^ierifd^e
iSebürfnig ^erangefc^Iic^en, um fl^, unter beut ©(^ein, \ziim ^mdm
bienen }u tooOen, ber baju aufgefegten Smolumente }u bemtt^tigen.
jiDicd ip ber Urfprung ber ©dEjorlatanerie, mie fie in allen ^Hijtxn
töglic^ 2" fi"^^" <fir u"^ f^ Derf Rieben aud^ i^re ©eflalten flnb, i§r
SBcfen barin l^at, bag man, nnbefümmert um bie ©a^e felbfl, blod
nac^ beut ©c^ein berfelbcn trad)tet, jum Sel^uf feiner eigenen perfön«
lid^en, cgoiflifc^en, materiellen ^md^. ($. II, 688.)
ddtjaufpiel, f. 3)rama unb Stl^eater.
ddtjaufpitUr.
1) Aufgabe unb (Srforberniffe be^ ©d^aufpieler^.
3)ie Hufgabe be^ ©d^aufpielerd ifl, bie menfd^tic^e 97atur bar^uficKen
nac^ i^ren ücrfc^iebenfien ©eiten, in taufenb (öc^P t)erf(^iebenen S^a«
ratteren, biefe aQe jebod^ auf ber gemeinfamen ©runblage feiner ein
für aQe Wlal gegebenen unb nie ganj aud)uI5fd^enben dnbioibualität.
"Lt^alb mu§ er felbß ein tü(^tige^ unb completed S^emptar ber
tnenfc^Iic^en Statur fein. 3" ^^^^^ S^^^^ ©(^aufpiefer gehört 1) bag
er bie ©abe ^abe, fein dnnereö nac^ äugen lehren }u Tonnen; 2) bag er
^inreic^cnbe ^^antafle ^abe, um pngirte Umßänbe unb Gegebenheiten
fo lebhaft }u imaginiren, bag fie fein dnnered erregen; 3) bag er
Serflanb, 6rfa§rung unb Silbitng in bem SRage ^abe, um menfc^»
19*
292 @4etn — ^^idfaf
Itc^e Sl^arafteve unb Ser^ttltniffe gehörig i^erfle^n )u Urmm. ($.
n, 4690
2) 993e(c^cn S^aratter ber @d^auf))teler am (efien bar^
Pellt.
SBegen ber Unberttugerlic^Ieit ber eigenen dnbtütbualtt&t kotrb ein
Sc^Qufpteler ieben S^arafter um fo trefflicher barfleOen, j[e nä^er ber^
fclBe feiner eigenen dnbiDibualität fle^t, unb am beflen ben, ber mit
biefer jufammentrifft ; ba^er auc^ ber f ^lec^tefie ©^aufpieler eine dtolle
^at, bie er oortre^id^ fpielt; benn ba ifl er, mie ein lebenbiged @e«
ft^t unter SRa^fen. ($. n, 469.)
3) einige 9tegeln für ©c^aufpieler.
a) {Regel in Sejug auf bie @eflen. (@. ®cflen.)
b) {Regel in Segug auf bie ftleibüng. (®. fileibitng.)
4) (SrIUrung ber ^äufigleit bed Sa^nfrnn« bti
®(^auf))ielern.
!Die (Erfahrung le^rt, bag SBa^nflnn Der^ältnigmttgig am ^liufigflen
bei @(^aufptelem eintritt SBelc^eu SRigbraud^ treiben aber and^ biefe
Seute mit i^rem ®ebä(^tnig! 3^2lglic^ ^aben fie eine neue StoOe ein^
julemen, ober eine alte auf}ufrif(^en ; biefe Stollen finb aber f ttmmtlic^
o^ne 3uf<^w^<n^^n9f l^» <^ SBiberfpruc^ unb Sontrafl mit einonber,
nnb jeben Sbenb ifl ber ©c^aufpieler bemüht, fld^ felbfl gan} ju Der*
geffen, rm ein t>0llig Snberer ju fein. !I)erglei(i^ett ba|nt gerobeju
ben Sßeg }um 2Ba^nf!nn. (SB. II, 456.)
i^nn, f. drrtl^um.
!l)ie SBa^rne§mung , toeld^e getotffe @(^eintobte ton HUtm, toa9 um
fte borgest, ^aben, tott^renb fie flarr unb unfähig, [\i) ju rüfiren, ba«
liegen, ifl o^ne 2tDti\tl Don berfelben Xrt, »ie bie Sßal^me^muttg ber
97ad)tn)anblcr Don i^rer nä(^flen Umgebung. Sd ifl SBa^me^mung
bur^ bad 3:raumorgan, ein SBa^rträumen. {% l, 256.)
iöitti^ f. unter Säc^erli^: 2)a« abfid^tli<^ Säc^erlid^e.
1) ©(^idfal im Slllgemetnen. (@. Satum, Satalid«
mu^.)
2) 2)ie anfc^einenbe «bfid^tlic^Ieit im ©c^idfale bed
(Sinjelnen.
a) Xllgemeinl^eit be« ©laubend an ^ptcitlU 8or<
fe^ung.
3)er Olaube an eine \ptckUc 8orfe§ung, ober fonfl eine übemattir-^
lt(^e Senhtng ber Segeben^eiten im inbiDibueOen ^ebendlauf, tft jn
eäfim 293
allen 3^'^" aSgemein tditbt geloefen, unb fogar in benfenben, allet
©uperflitton abgeneigten fföpfen flnbet et fld^ bi^toeilen unerfd^iitterli(^
feß, ja, wo^I gar auger aÜem ^uf^^^^^n^^^ns^ tnit itgenbmelc^en be«
ftittimten Dogmen. {% l, 215 fg.)
b) ©d^toiettgleit, bie biefem ©lauben entgegen-
geht.
!Z)em Mo§en, reinen, offenbaren B^^aU, ber bie 3Be(t unb bad Seben
bed @in}elnen bel^errfc^t, eine Sbfic^t unterjulegen, ifl ein ©ebanle,
ber an Serkuegen^eit feinet ©(eichen fu<^t. @egen bie 93eif)>te(e, tt)o«
bur^ man i^n belegen möchte, bleibt, fo frap))ant fte au4 bi^toeilen
fein mögen, bie fle^enbe (Sinrebe biefe, bag ed ha^ größte 3Bunber
toäre, totnn niemals ein S^^aU nnfere ^ngelegenl^eiten gut, ja fetbfl
beffer beforgte, ate unfer Serfianb unb unfere (Sinfic^t e^ k^ermoc^t
^'dm. (^. I, 216.)
c) Söfung ber Aufgabe, ben Sebendtauf be0 (Sin«
jelnen aU unter fpecieller Sorfe^ung fie^enb ju
beulen.
!IDer ^ö^ere, trandfcen beute i$ata(i^mud (fergl. unter i$atum,
t^atali^mud: Unterfc^ieb jmifc^en bem gemö^nlid^en unb bem ^b^eren
Satali^mud) trtibt ju ber annähme einer aud ber (Sin^eit ber tief«
liegenben Surjet ber Ütot^menbigleit unb ßuf^^I^ifl^^i^ entfpringenben
unb unergrünblic^en SRad^t, toel^e aOe SBenbungen unb S93inbungen
unfern Seben^Iauf e^ , jn^ar fe^r oft gepen unfere einfhoeilige Sbfld^t,
jeboc^ fo, tt)ie e9 ber objectiDen ©anji^ett unb fubiectik)en ^mdmJi^iQ'
feit beffelben angemeffen, mithin unfenn eigentlichen »a^rcn 93eflen
fbrberlid^ ifi, leitet. (?. I, 224 fg.) 3)iefe verborgene unb fogar bie
üugern (Sinflüffe leitenbe SRac^t lann jleboc^ i^re Sßurjel jule^t nur in
unferm eigenen ge^eimnigooKen dnnem ^aben, ba j[a bad A unb Q aUt9
Dafetn^ )u(e^t in und felbft liegt. @ie fn^ benfbar ju mad^en, giebt
t9 }mei Analogien. !Z)ie näd^fie Unalogie mit bem SBalten {euer
3Rad^t jeigt und bie Seleologie ber 9tatur. SSBie in jenen bum»
))fen unb blinben Urlr&ften ber 9?atur, aud beren 993e(^felf))ie( bad
^lanetenf^flem ^erk)orge^t, f<^on eben ber äBiOe }um Seben, welcher
na<^^er in ben DoQenbetften (Srf (Meinungen ber Sßelt auftritt, bad im
dnnern 3BirIenbe unb Seitcnbe ift unb er fc^on bort, mittel^ flrenger
Slaturgefe^e auf feine 3^^^^ ^inarbeitenb, bie ©runbfefle )um SSan
ber Seit unb i^rer Orbnung vorbereitet; ebenfo nun ftnb alle, bie
^anblungen eined 9)tenf<^cn beflimmenben Gegebenheiten, nebfl ber fie
^erbeifül^renben (Saufafoerfnüpfung , bod^ anä} nur bie Cbjectioation
beffelben SBiKend, ber aud^ in biefen SRenfd^en felbfi ftc^ barfieOt;
»oraud flc^, tuenn auij nur toie im 97ebel, abfegen lägt, bag fie fogar
}u ben ff)eciel[f}en 3ivedren jened ÜRenfd^en flinimen unb ))affen muffen,
in toelc^em Sinne fie aldbann jene geheime SRad^t bilben, bie bad
@(§id(fal Jbed Sinjelnen leitet unb ald fein @eniud, ober feine Sor«
fe^ung aOegoriflrt toirb. ($. I, 227—231.)
294 @(^iiiH)feii — @(^Iof
(Sine }tQeite Knalogie, toelc^e jum Setftänbitig ht» ernannten ttatt^
fcenbenten S(^ta(tdmu9 beitragen lamt, giebt ber Xraum. Stuf analoge
Seife, kuie Oeber ber ^eimlic^e X^eaterbirector feiner XrSnme ifl, ge^t
auc^ jeneö (Bij\d\al, mliit9 unfern Sebendlauf be^enfc^t, irgenbkoie
}ule^t t>oii ienem Sßillen au^, ber unfer eigener ift, loelc^er jeboc^
^ter, too er atd @c^t(ffal auftritt, bon einer Legion avi9 »irft, bte
toeit über unfer t^orfteOfenbed , inbit^ibueüed Seiougtfein ^inau^Iiegt
(?. I, 231—2370
d) @nbabfi(^t ber ))rot)ibentieUen Senlung bed tn=
bioibuellen Seben^Iaufö.
SBorauf bie ge^eimnigDoDe Senfung bed inbit^ibueOfen Sebenölaufd e«
eigentlich abgefe^en f)abt, lägt flc^ nur fe^r im SKgemeinen angeben.
SIeiben mir bei ben einzelnen fSf&Oen flehen, fo f^eint ed oft, bag fie
nur unfer ^eitige^, einflkueiliged SBo^I im Sluge ^abe, ÜDiefed jeboc^
fann, toegen feiner ©eringfügigleit, ni^t im ©ruft i^r ^itl fein; alfo
^aben mir biefe^ in unferm emigen, über ba^ inbibibueOe Seben ^inauö«
ge^enben üDafein )u fuc^en. Unb ba (ftgt fl^ bann nur ganj im
ungemeinen fagen, unfer Seben^Iauf merbe mittelfl Jener Senlung fo
reguKrt, bag Don bem @an)en ber burc^ benfelben und aufge^enben
(Srfenntnig ber meta))§9ftf(^ }medfbienli(^fte Sinbrudt auf ben SBillen
entflel^e. S)a nun bad Jtbmenben bed äBiOend Dom Seben bäd le^te
3iel bed jettUd^en Dafeind ift (DergL ^eiUorbnung); fo mUffen
mir annehmen, bag ba^in ein Oeber auf bie i^m gau) inbitoibneU
angemeffene Srt, alfo auc^ oft auf meiten Ummegen, aOmälig geleitet
merbe. (f. I, 237 fg.)
3) 2)ad @c^i(ffal im Dulgären @inne.
SEßad bie Seute gemeiniglich bad @^id(fal nennen, finb meiftend nur
i^re eigenen bummen Streiche. ($. I, 505.)
4) a)a« ©c^itffal im SCrauerf<)ieI. (©. Irauerfj)iel.)
dd)impfen, f. ©rob^eit unb 3niurie.
0d|laf.
1) üDie 9{ot^menbigIeit bed @d^Iafed.
SDag Semugtloftgteit ber urfprünglic^e unb natürliche 3uftanb aOer
S)inge, mithin auc^ bie Safid ifl, an9 melc^er, in einzelnen älrten ber
SBefen, bad Semugtfein ^eroorge^t, unb fte auc^ im 9)9enfc^en bleibt,
ijl au fpüren in ber 9{ot^menbigteit be« ©c^lafe«. (993. II, 156.)
i)tx Smbr^o, meld^er erft ben feib noc^ )u bilben ^at, fc^Iäft fort^
mil^renb unb \^a9 92cugeborene ben grögten St^eil feiner 3^tt. On
biefem ®inne evflärt auc^ Surbac^ gan) richtig ben ©c^Iaf für ben
urfprünglic^en 3uftanb. (SB. n, 273.)
SDad $§ftnomen be« (Schlaf ed beftätigt gan} Dor}ügli4, bag Semugt«
fein, aBa^rnc^men, ßrfennen, SDenfen nic^t« Urfprünglic^ed in und i%
<25<^Iaf 295
foitbern ein bebingtet, fecunbärec B^tß^ni^* (So ifl eht Stuftoanb ber
9?otur, unb jtoat i§v ^bd^jicr, bcn ftc ba^er, je IJöl^er et getrieben
toirb, bepo weniger o^ne Unterbrechung fortfit^en fann. (SB. 11, 276.)
993ei( ber OnteHect fecunbär, pl^^fif^ unb ein bloged äßerljeug iß,
be^^alb bebarf er auf fafl ein 2)rittel feiner Seben^jeit ber gän}Iic^en
@ud))enfton feiner St^ätigfeit im ©d^Iafe, b. f), ber S^ui^e bed @e^im^,
beffen bloge Function er iß. (9B. U, 240.) 92ic^t« betoeiß beutli(^er
bie fecunbäre, abl^ängige, bebingte Ütotur be^ dnteüectd, ate feine
periobifc^e Ontermitten^. Om tiefen ©d^Iaf ^ört aOfed @r(ennen unb
SorßeUen gän^Iid^ auf. dagegen ))außrt ber ^em unferd SBefend,
haß Tlttap^t)^\äft beffelben, tt)eld^e^ bie organifc^en Functionen aU i^r
primum mobile not^tt)enbig t^oraudfe^en, nie. Unermüb(i(^ iß ha9
$era. (3B. U, 272. SScrgl. unter $erj: ©egenfofe jtoifc^en ^erj
unb Sop[.)
2) SBirlen ber Sebendiraft im ©c^Iafe.
3m @c^Iafe, loo blod ha^ t?egetatit)e Seben fortgefe^t n)irb, toirft
ber äBille allein nac^ feiner urff)rüngli(^en unb n)efentlic^en 9?atur,
ungeßört t)on äugen o^ne Slbgug feiner Jtraft bur^ bie S^^ätigleit bed
®e^irn9 unb SInßrengung be^ @r!ennen^, tüAi^tß bie fc^toerße orga«
nif^e t^unction, für ben Organidmud aber b{o9 SRittel, nic^t ßmä
iß; ba^er iß im Schlafe bie gange $raft bed äSBiQend auf Srl^altung
unb, tt)o ed nötl^ig iß, Studbefferung bed SDrganidmud gerichtet. (393.
U, 273.)
Die (Senßbilität rul^t im @c^(afe. SBä^renb jugleic^ mit i^r
yiad^iß anij bie Orritabilitdt ru^t, nimmt bie Seben^Iraft, ald welche
nur unter einer il^rer brei formen ganj unb unget^eilt, ba^er mit
üoller Wlaä)t mrlen lann (uergl. Sebendfraft), burc^n^eg bie ®e«
ßalt ber 9{ef)robuctiond!raft an. Darum ge^t bie Silbung unb
Qmä^rung ber X^eile, namenttic^ bie 9lutrition M ©e^irn^, aber
auc^ |ebed SSJac^dt^um, j[eber (Srfa^, jebe Teilung, a(fo bie äßirfung
ber vis natura medicatrix in aUen i|ren ©eßalten (t)erg(. unter Sebend*
fraft: Die !S?ebendtraft ate ^eillraft), bcfonberd aber in wo^It^ätigen
Äranf^eitrtrifen, ^aut)tfäd^li(^ im S^Iafe üor ßc^. Dieferwegen iß
gur an^attenben ©efunb^eit, fo(gU(^ auc^ jur langen Seben^bauer eine
^auptbebingung , bag man ununterbro^enen feßen @c^tafed conßant
gentege. Oebod) iß ed nic^t »o^Iget^an, i^n fo t^iel wie möglid^ gu
verlängern; benn wad er an S^enßon gewinnt, vertiert er an Sin*
tenßon, b. i. an Xiefe, gerabe aber ber tiefe @d|Iaf iß e^, in welchem
bie angeführten organif^en Seben^proceffe am DoQfommenßen Vollbracht
werben. {% U, 175 fg. SB. 11, 276. % I, 471.)
Die wol^It^fttige 3BirIung M tiefen ©c^Iafe^ erreicht i^ren ^öc^ßen
©rab im magnetifc^en, ate weld^er blod ber aOertiefße iß, bal^er er
aM ha9 ^analeion vieler ftranf^eiten auftritt. ($. II, 176.)
296 ®*tof
3) ^ofittber S^aralter be^ ©d^Iafed.
!Z)te 9httritton bed ®t^ixn9, alfo bie Srneuetung feiner (Subflanj
au^ bem SSIute, fann toä^renb \>t9 SBac^end itic^t üot fi(^ ge^en, in«
bem bie fo ^9^fl eminente, organifd^e Function bed (Srtennend unb
^enlend t^on ber fo niebrigen unb materiellen ber 9httrition geflört
ober aufgehoben toerben mürbe. $ierau^ erKttrt ftc^, bag ber @^Iaf
nid^t ein rein negatit^er 3ußanb, bloge^ ^aufiren ber ®e^imt§ttttgleit
ifl, fonbem }ug(ei(^ einen t^ofittüen (S^aralter jeigt. 2)iefer giebt fi<^
fc^on babur4 lunb, bag jmifc^en ©c^Iaf unb SSad^en fein Moger
Unterfd^ieb bed ©rabed, fonbem eine fefie ®r2in}e ifl, meldte, fobalb
ber @(|^<^f (tntritt, fic^ burc^ Slraumbilber onlünbigt, bie unfern bid^t
t)orl^ergegangenen ©ebanlen D5Qig heterogen flnb. Sin fernerer S3e(eg
beffelben iß, ba§ toann toxi beängfligenbe Sirttume ^aben, toir oergeb»
Ii(^ bemüht finb, }u fdjreien, ober Angriffe abjuioe^ren, ober ben
©d^taf abjuf Rütteln ; fo bag ed ift, ate ob bad Sinbeglieb jioif^en
bem grogen unb Keinen ©e^irn (ate bem {Regulator ber SBeuegungen)
audge^oben koäre; benn ba^ ©e^irn bleibt in feiner -Sfolation, unb ber
@d|(af ^ält und tt)ie mit ehernen flauen fefi. (Snbltc^ ifl ber pofttiue
Ql^aralter bed ©d^Iafed baran erftd^ttid^, bag ein geioiffer @rab Don
^raft }um ©c^Iafen erforbert ifl; U)ed|alb gu groge (Srmttbung, tt)ie
anij natürliche ©c^koäc^e, und Oer^inbem i^n ju erf äffen, capere
somnum. (SB. II, 273 fg.)
4) 9)erl^ä{tnig bed Sebürfniffcd bed ©c^Iafed jur On-
tenfitöt bed ©e^irnlebend.
Dad Sebürfnig bed ©d^Iafed fielet in gerabem SBer^öItnig jur On*
tenfität bed ©e^imlebend, alfo }ttr jflar^eit bed 99en?ugtfeind. @oI(f|e
Spiere, bereu @e^imleben fc^loac^ unb bum^f ift, f(^Iafen toenig unb
leidet, }. 93. 9ie))tilien unb Sifc^^; tt)obei ju erinnern ifl, bag ber
S3interf^(af faß nur bem 9}amen nac^ ein ©d^Iaf ifl, nämlic^ niä)t
eine dnaction bed ©el^imd allein, fonbern bed ganjen Organidmud,
a(fo eine Srt ©c^eintob. 2:^iere t)on bebeutenber duteKigenj fc^Iafen
tief unb lange. Vuc^ S)?enf4en bebürfen um fo me^r @d^Iaf, [t ent«
widfetter ber OuantitKt unb JDualität nad^ unb Je tl^tttiger i§r ®e§irn
ifl. S)ag anäf fortgefe^te ÜRudfelanfhrengung fd^Iäfng mad^t, iß
baraud }u erKSren, bag bei biefer bad ®e^im fortbauernb, mitteiß
ber meduUa oblongata, beö 9tüdfcnmarW unb ber motorif(^en SierDen,
ben ÜÄuöfcIn ben SReii ert^eilt, ber auf i§re OrritabilitSt toirlt, baf«
felbe alfo baburd^ feine 5haft erf^öpß; bie Srmübung, meldte »ir in
Xrmen unb 93einen f))üren, ffat bemnac^ i^ren eigentlichen (Si^ im
©e^irn. (SB. n, 275 fg. % l, 470 fg.)
5) 3Bo^It^ätige SBirfung bed ©d^Iafed nac^ ber 9»a^I:=
jcit.
S93ie aHe ^nctionen bed orgonifd^en Sebend, fo ge^t auc^ bie Ser«
bauung im @d^Iafe, tt)egen bed ^oußrend ber ©e^imt^fttigfeit, leichter
^iaftoaä^tn — @(!^(aul^ett 297
, unb fd^neOer Dot fld^ ; ba^er ein futjet @<^Iaf, t>on 10 — 15 ^innitn,
/ eine f)albt €tunbe mif ber 9Ral^I}eit koo^It^tttig kDirlt. hingegen ifl
ein längerer ©d^Iaf naci^t^eilig unb latin fogar gefttj^rli^ loerben.
(^.11, 176 fg.)
6) Sfbna^me ber dtefpiration im Sd^Iafe. (@. 9t^nten.)
7) Unterfd^ieb unb SSertoonbtfc^aft jkoifc^en ©(i^Iof
unb Xob.
Der ©d^Iof ifl bie (SinfleKung ber animalifc^en Functionen, ber
Xob bie ber organifc^en. ($. 352.)
!Z)a9 on ben inbit^ibueOen Seib gebunbene inbiDibueÜe 93en)u§tfetn
loirb täglid^ burd^ ben @d^Iaf gän)Iic^ unterbrochen. 3)er tiefe ®d^(af
ift Dom Siobe, in meieren er oft, 2* ®* ^^^^ Srfrieren, gau} fletig
übergebt, für bie ®egenn)art feiner !Z)auer, gor nic^t Derfd^ieben, fon«
bern nur für bie ßixlvai^t, nKmlic^ in ^inftc^t auf bad ^xtoa^m.
!3)er £ob ift ein ®^taf, in toelc^em bie dnbit^ibuolität t)ergeffen tt)irb;
aÜed 3(nbere erioad^t lieber, ober üielme^r ift load^ geblieben. (9B.
1, 327.)
3)er ®d^(Qf iß ein @tüdf 2^ ob, »eld^ed n>ir anticipando borgen
unb bafür bad burc^ einen Xag erfd^öpfte lieben »ieber erhalten unb
erneuern. !Z)er @4(af borgt Dom S'obe }ur 9ufred^t§o(tung be^
bebend. Ober: er iß ber einfltoeiüge Qln^ be^ 3iobe^, toAiftt
felbfi bie Sa))ita(ab34lung ifl. {% l, 471.) Unfer Seben iß onju«
fe^en o(d ein Dom Slobe er^altene^ Darlehen; ber @d^(af iß ber tilg«
li^e 3ind biefe« SDartel^end. ($. II, 292.)
3toifd^en ©c^Iaf unb Xoh iß fein rabicaler Unterfd^ieb, fonbem ber
eine fo wenig, »ie ber anbere gef&^rbet bad Dofein. !t)ie ©orgfatt,
mit ber ba^ 3nfect eine ^iüt, ober @rube, ober 9?eß bereitet, fein
Gi hineinlegt, nebß gutter für bie im lommenben Srü^ling baraud
l^erDorge^enbe SarDe, unb bann rul^ig ßirbt, — gleicht gon} ber
©orgfalt, mit ber ein 9Renfc^ om Slbenb fein jtleib unb fein ffxüf^'
ßücf für ben fommenben 9)forgen bereit legt unb bann ru^ig fc^lafen
ge§t, unb Hunte im ©runbe gar nid^t @tatt ^aben, »enn nid^t, an
ßc^ unb feinem loa^ren Sefen mäf, ha9 im ^erbße ßerbenbe Onfect
mit bem im grü^Iing au^Iriet^enben eben fo »o^t ibentifd^ märe, »ie
ber ßc^ f^Iafen (egenbe SRenfc^ mit bem aufße^enben. Die ©attung
iß e^ bie aaejeit (ebt; ber Xoh iß für ße, mad ber @(^(af für bad
OnbiDibuum. (955. II, 544 — 546.)
Hd^lafmaiftn^ f. unter Xraum: 3)a9 Sßal^rträumen.
04flaraffenlanlif) f. 91 ot^.
0ti)lattl|eU.
1) Die ©i^Iau^eit aU eine Sorm ber ftlug^eit. (®.
ftlug^ett.)
2) S)te ©(^(aul^ett ber ÜDummen. (@. S)nmtn^ett)
3) S)te ®c^(au^ett in Sejiel^ung jitr ^^tlofop^te.
9(oge ®(^I(ut^ett befähigt mo^( jum ^Upixtn^, aber titelt {ttm
^l^iIofoj)^en. (^. U, 12.)
dti)U(i)t. l&(i)Ud)ti0kttt.
1) 93ebeutung bed Sorten. (®. unter 93öfe: 93ebeutung
bcö SBortce „böfc".)
2) 3uf<^^^u^^"^^"9 ^^^ 2)umm^ett mit ber ©c^Iec^ttg*
!eit. (®. ÜDumm^cit.)
3) ®egenfa^ jtuifc^en Dummheit unb ©c^Iec^tigfeit
in ^tnfic^t auf bie ^urec^nung. (®. 3)umm^eitO
4) ®d)(ed)tigTeit, danimer unb inteUectueKe Un«
fä^igleit.
SBenn man bic menfc^Uc^e ©c^Iedjtigfeit in^ 2(uge gefaßt ^at unb
fic^ barUber entfetten möd^te; fo mu| man aldbalb ben 9(i(f auf ben
Oammer M menfc^Uc^cn 3)afeind merfen; unb h)iebcr ebenfo, tuenn
man t)or biefem erfc^rocfen ifi, auf Jene. S)a mirb man finben, bag
fie einanber bad ®(eid^gett)i(^t ()alten^ unb toirb ber etoigen @ere(^tigleit
inne merben, inbem man merft, bag bie äBelt felbft bad äSBeltgeric^t
ift. (S3ergL unter ©erec^tiglcit: 3)ie eiüige ©erec^tigfcit.) SJom
felben ©tanbpuntt a\x9 t^erliert ftd^ au^ bie Onbignation über bie
inteÜectueKe Unfü^igleit ber SKIermeiften, bic und im !?eben antoibert.
%(fo miseria humana, nequitia humana unb stultitia humaDa eut«
f))recl^en einanber DoQIommen in biefem @anfara unb ftnb t)on gleicher
®rö6e. (^. U, 233.)
1) SBefen bed @c^(uffed unb bed ©erliegend.
Die logifc^e »egrünbung eine« Urtt|eil3 burd^ ein anbere« entfielt
immer bur^ eine ^erglei^ung mit i^m; biefe gef^iel^t nun entmeber
unmittelbar, in ber bIo§en ^ont)erfton, ober ^ontrapofition beffelben;
ober aber bur^ ^injujie^ung eined britteu Urt^eitö, loo benn au@ bem
Serljöltniffe ber beiben (enteren ^u einanber bie SBa^r^eit bed ju be«
grUnbenben Urt^eild erJ^eUt. !Z)iefe Operation ifl ber boKflänbige
Schlug, @r !ommt foioo^I bur^ Dpt)ofttton, aid ©ubfumtion ber
»egriffe ju ©tanbe. (®. 106.) 2)er ©c^tug ifl bie Operation
unferer Sernunft, t)ermöge toelc^er aud imi Urt^eiten, burc^ Sergletc^ung
berfelben, ein britted entftel^t, o^ne bag babei irgenb anberiocitige (Sr«
fenntnig ju $ülfe genommen toürbe. S)ie Sebingung l^ieju ifl, bag
foI(^e j»ei Urt^eile einen Segriff gemein ^aben; benn fonft fmb fic
fl(^ fremb unb o^ne alle ©emeinfd^aft. Unter biefer Sebingung aber
mä^mtn. ©c^lug 299
toerben fte Soter unb ÜRutter eine^ fiinbe^, toA(Sji9 t)on Seiben etma^
on fi^ ^ot. (SB- II, 118.)
!Z)a0 Urt^eilen, biefer elementare unb toic^tigfle ^roceg bed S)en«
len^, befielt im dergleichen {loeier Segriffe; ba^ ©erliegen hingegen
im Sergleid^e jireier Urt^eile. (SB. II, 120.)
Sßir ot)eriren beim @d}(iegen nic^t mit Mögen Segriffen, fonbern
mit gan}en Urtl^ eilen. üDie gen^ö^nlic^e S)ar{leIIung bed ©d^Iuffe^
aU eine« Ser^Mtniffcö breier Segriffe ifi fe^ter^aft. änö brei
gegebenen Segriffen lägt ftc^ no(^ fein ®d^(u| jte^en. üDa fogt
man freili^: 2)ad Ser^ältnig jn^eier berfelben jum britten mug babei
gegeben fein. 3)er Studbmcf jene« Ser^ältniffe« ftnb \a aber gerabe
bie jene Segriffe Derbinbenben Urtl^eile; alfo ftnb Urt^eile, ni(^t
bloge Segriffe ber Stoff be« ©djluffeö. ©cmnac^ ip ©daließen
»efentlid^ ein Serglei(6en jtoeier Urt^eile. (3B. II, 120— 122. 128.)
3)a ber @c^(u§ ate Segrünbung eine« Urt^eild burc^ ein anbered
mittelfl eine« britten ed immer nur mit Urt^eilen ju t§un Ijat unb
biefe nur Serfnüpfungen ber Segriffe finb, loelc^e Untere ber aud«
fc^Iieglic^e ©egenflanb ber Sernunft finb; fo ifl bad ©fliegen mit
SRec^t für ha^ eigent^üm(ic^e ©efc^äft ber Sernunft ertlärt kuorben.
(®. 106.) 2)00 ©(^liegen ip !ein «et ber müHix, fonbern ber
Sernunft, ben fle öon felbfl nad^ i^ren eigenen @efe^en t)on5ie!)t; in*
fofern ifl er objectit), nic^t fubjectit?, unb ba(}er ben jhengfien 9{ege(n
unterworfen. (SB. II, 118.)
2) !Z)ie ©(Flugfiguren.
'Die Urt^ei(e, bie beim ©djliegen mit einanber t?erglid)en toerben,
tann man ftc^ unter bem Silbe Don ©toben benfen, bie }um Se^uf
ber Sergtei^ung balb mit bem einen, balb mit bem anbern @nbe
aneinanber gehalten merben; bie Derfc^iebenen SBeifen aber, nac^ benen
bie« gefc^e^en lann, geben bie brei Figuren. ÜDa nun tebe ^rämiffe
i^r ©ubject unb ^räbicat enthält, fo ftnb biefe jtoei Segriffe al« an
ben beiben @nben jiebe« ©tabe« befinbßc^ Dorjuflellen. Serglidjen
toerben je^t bie beiben Urt^eile ^infic^ttid^ ber in i§nen beiben Der*
f(Fi ebenen Segriffe; benn ber britte, in beiben ibentifd^e ifl feiner
Sergleic^ung untenoorfen, fonbern tft ba«, woran bie beiben anbern
Dergti^en werben: ber 9Webiu«. Oft nun biefer in beiben ©äfcen
ibentif d^e Segriff, alfo ber 5Kebiu«, in einer i^rämiffc baö ©ubject
berfelben; fo mug ber ju öergleid^enbe Segriff i^r ^räbicat fein, unb
umgefe^rt. ©ogleic^ fleDt fic^ ^ier a prion bie SRöglic^feit breier
göDe ^erau«: entroeber nämli<^ wirb ba« ©ubject ber einen ^jJrämiffe
mit bem ^^räbicat ber anbern t>ttfHii)m, ober aber ba« ©ubject ber
einen mit bem ©ubject ber anbern, ober enMid^ ba« ^räbicat ber
einen mit bem $räbicat ber anbern. $)ierail« entfielen bie brei f^Ko«
gifiifc^en Figuren be« Srifiotete«; bie vierte, welche etwa« nafewei«
§in}ugefügt worben, ifi unäd^t unb eine Sfterart. Oebe ber brei i$iguren
300 ef^rtegen. €>^in%
fleOt einen gan} üetfil^iebenen, richtigen unb natürlichen ©ebanfengong
ber «emunft beim ©daließen bar. (SB. II, 122—128.)
3) 6in ®tnnbilb be9 ©c^Iuffed.
«(0 ein ©innbilb be« ©c^Iuffe« fann man bte Soltaifd^e ©äule
betrauten; i^r dnbifferenjpunlt in ber SRitte ßellt ben SRebiu^ Dor,
ber bad ßufi^mnien^altenbe ber beiben ^rttmiffen iß, üermSge beffen
fte ©(^(uglraft (aben; bie beiben bi9{)araten Segriffe hingegen, koetc^
eigentlich bad ju Sergleid^enbe finb, koerben burd^ bie beiben heterogenen
$o(e ber ©ttule bargeßelit ; erft inbem bief e, mittelfl ber beiben Seitung^'
brüllte, iDelc^e bie Stopnla ber beiben Urt§ei(e Derflnnlici^en, jufammen:»
gebracht toerben , f))ringt bei i^rer 93erü§rung ber t^unle, — ba^ neue
l^ic^t ber AonHufton f^xm. (9S$. n, 129.)
4) Ser^SItnig bed ©ebanlenganged im ©c^Iug ju
feinem Su^brucf burc^ SBorte unb ©ä^e.
üDer ©ci^tu§ (©^Ilogidmud) befielt im ©ebanfengange felbfl, bte
SEBorte unb ©tt^e aber, burd^ nietete man i^n auArücft, bejeic^nen
blod bie nachgebliebene .©pur beffelben; fie Der^alten ftc^ }u i^m, toie
bie ftlangfiguren aud ©anb ju ben £5nen, bereu Vibrationen {ie
barpeOen. (SB. n, 120.)
5) !Z)ie Sä^igleit bed ©daliegend, berglic^en mit ber
bed Urt^eilend.
©daliegen iß (eid^t, urtl^eilen fc^toer. galf^e ©c^lUffe ßnb eine
Seltenheit, falfc^e Urt^eile {)et« an ber 2:age«orbnung. (SB. II, 97.)
3u fc^Hegen finb Me, ju urt^eilen SBenige fä% (S. 114.)
Die Urt^et(dfraft gehört ju ben Sorjügen ber überlegenen fiöpfe;
wä^renb bie t^tt^igfeit, aud gegebenen ^rttmiffen bie richtige ftonTIufion
}u )ie§en, feinem gefunben fto))fe abgebt. (^. II, 24.)
6) äßirlung be« ©d^Iuffed.
3)urd^ ben ©d^Iug erfährt ber ©c^Iiegeube nic^t ettoa« fc^Iec^t^in
9Ieued, t^m Dörfer gttnjlid^ Unbelannte^, fonbem »a^ er erfährt, lag
fc^n in bem toad er tougte, atfo nmgte er e^ fc^on mit. @r tt)ugte
blo0 nic^t, bag er ed uiugte; er lougte ed nur implicite, nic^t explidte.
S)ad SBefen be^ ©c^Iuffed beße^t folglich barin, bog toir un^ jum
beutlic^en Semugtfein bringen, bie Su^fage ber ^onflußon f^on in
ben $rSmißen mitgebac^t ju ^aben; er iß bemnac^ ein 2Ritte(, ßc^
feiner eigenen (Srienntnig benttic^er ben^ugt )U U)erben, inne )u merben
xoa9 mon »eig. X>ie ^rlenntnig, meiere ber ©^lugfa^ liefert, uyar
latent, »irftc ba^er fo toenig, wie latente SBörme auf^ X^cr«
mometer »irft. !Z)ur(§ ben ©c^Iug au^ fc^on befannten ^rfimiffrn
wirb bie Dörfer gebunbfne ober latente (Erlenntnig frei. (93. II,
118 fg.)
©c^merj 301
7) aßert^ be« ©(^luffe«.
9ud einem @a$e fann ntc^t me^r folgen, a\9 fc^on barin liegt,
b. f). aU er fclbfl- für bad erf(i^5))fenbe Serfllinbnig feine« ®tnne9
befugt; aber aud jtQei @tt^n lann, »enn fle f^KogifÜfc^ uerbmtben
merben, me^r folgen, aU in iebem berfelben, einjeln genommen, liegt; —
loie ein ^emifc| )ufammengefe^ter Süxptt (Sigenfc^aften jeigt, bie
feinem feiner Seflanbt^eile für fic^ }uIommen. hierauf beruht ber
SBert^ ber ©c^Wffe. {% II, 23.)
8) SDie äBa^r^eit ber bnrci^ ©c^Iüffe abgeleiteten @ä«e.
2)ie 99Sa§rl^eit aller burc^ ®(i^(üffe abgeleiteten @ä^e ifl immer nur
bebtngt unb jule^t abljttngig oon irgenb einer, bie nic^t auf ©d^lüffen,
fonbem auf Snfc^auung beruht. Säge biefe (entere und immer fo
na§e, »ie bie Sbteitung burc^ einen ©c^lug, fo märe fie burc^aud
borjujie^en, ©c^lüffe flnb jn^ar ber Sorm nac^ DbOig gekoig, aber fie
finb fe^r unfic^er bur4 i^re 3»aterie, bie S9egriffe. (93. I, 81 fg.
Sergl. Setueid, (Sdiben) unb ©eniig^eit.)
9) Die ©^Ilogiftil.
!Z)ie ganje ®90ogi{lit ifl nid^td loeiter, atö ber Inbegriff ber 9tegeln
jur Stntoenbung bed ©aged Oom ©runbe auf Urt^eile unter einanber,
alfo ber ftanon ber (ogifc^en SGBa^r^eit. (®. 106.)
1) Sebingung bed @(i^mer}ed.
S)ie Hemmung bed äSßiDend mug, um aU ©d^mer) em))funben ju
koerben, Don ber Srfenntnig, toetc^er boc^ an fi(^ felbfl aQer @c^mer)
fremb ifl, begleitet fein, ^a^er ifl f(^on ber ))^9fif(!^e @4<"eri
burd^ 9tert>en unb bereu Serbinbung mit bem ®e^trn bebingt, med^alb
bie Serle^ung eined ©liebet nid^t gefüllt toirb, n)enn beffen jum @t»
f^im gel^enbe 9Iert)en burc^fc^nitten finb, ober bad ®e^im felbfi burc^
(I^loroform be))oten}irt ifl. (Sbenbedtoegen auc^ galten toxx, fobalb im
©terben ba9 Senmßtfein erlofd^en if!, a0e noc^ folgenbe 3u<^<ngen für
f(^mer}Iod. 2)ag ber geiflige S^mer) bur(^ Srtenntnig bebingt fei,
t^erfte^t fl^ oon felbfl. — SDa« ganje »er^ältnig lägt flcb alfo bilblic^
fo au9brü(fen: ber SBiUe ift bie @aite, feine 3)ur(^freujung ober
^inberung bereu Vibration, bie Srfenntnig ber 9{efonan3boben, ber
®^meri ijl ber Ion. ($. II, 319.)
2) $ofiti))itttt bed ©d^merjed im ©egenfa^e )ur 9lt'
gatiDität ber SJefriebigung. (®. Sefriebtgung unb
©enug.)
3) Steigerung bed ©d^merjed in ber 97atur.
dn ber ganjen 9?atur fleigert fi(§ mit bem ®rabe ber anteiligen}
bie S^^is'^i^ 3"^ ©d^merje, eneic^t alfo im SRenfc^en unb jtoar in
302 @(i^o(ojKr
bem t^on ^o^er dntelligeni t^re ^öc^fle ®tufe, obgletd^ bad (Srfennett
on fic^ felbfi f deiner jloö ifi unb im 8?ci(^c ber ^ntcIIigcnjHfcin ©^mcrg
»oltct. (^. I, 819 fg. 355 fg. «ergl. unter eihnntnig: einflug
ber Srlenntniß auf ben @rQb ber @mpftnbung unb bed Reibend.)
S)ie S^^igfcit }um ©d^mer^ burfte andj i§ren $5§epunlt erfl ha
erreichen, too Dermöge ber Vernunft unb i§rer 93efonnenl^eit aud^ bie
iDtSgtic^Iett }ur Verneinung be^ äBiOend Dorl^onben tft. 3)enn o^ne
biefe n)ärc fte eine jtoedlofc ©roufamfeit gcttjefcn. (^. I, 3120.)
4) Untcrfd^ieb jtoifc^en SWenf^ unb 2:§ier in^infid^t
ouf ben ©c^merj.
3)ic tlrfat^c bcö ©c^mcrjeö, lüie ber grcube liegt beim 9Kenf(^cn,
tocil er im Unterfd)ieb öom S^ier nieipcn« burt^ obflrocte, gcbac^te
SRotiöe, nic^t burd^ gegenniärtige ©inbrücfe bcflinimt ttjirb, meipent^cit«
nid^t in ber realen ©egcnmart, fonbcrn blo^ in obftrocten ©ebonfen.
ÜDiefe fdjoffen unö Dualen, gegen lüclc^c alle Seiben ber J^ierfjeit fef^r
Hein finb, ba «ber bicfelben auc^ unfer eigener Jj^tjfifc^er ©c^merj oft
gar nic^t em))funben n^irb, \a mir bei (;eftigen geifitgen !Peiben und
))^Q{tfd^e berurfa(^en, blöd um baburc^ bie ^ufmerffamleit Don jenen
abjulenfen auf biefe. SDo^er rauft man, im größten geifligcn ©d^merje,
flc^ bie ^aare auö, fc^lägt bie SBrujl, jerfteifd^t ba« «ntli^, toölit ftd^
auf bem S9oben, h)eld^ed Slled eigentlich nur gemaltfame 3(^f^cuungd«^
mittel öon einem unerträglichen ©ebanfen flnb. (S35. I, 352 fg,
öergl. auc^ unter SWenfc^: Unterfd^ieb jnjifd^en I^ier unb 3Renfc^0
5) Duelle bed übermügigen ©c^merjed unb SRittel
bagegen. (©. unter Steube: ©egen ha^ Ueberma§ ber
greube.)
6) 3ieleologie bed ©d^merjed.
SBenn nid^t ber nttc^fie unb unmittelbare ^wcd bed Sebend bad
Seiben ift; fo ip unfer tafeln ba« 3^^<*wibrigftc ouf ber SBelt. Denn
cd ifi abfurb an^une^men, bag ber enblofe, aud ber bem Seben loefent*
liefen ißotl^ entfpringenbe ©d^merj, bat^on bie SBelt überall k)olI i%
iloedElod unb rein jufäHig fein follte. {f. II, 312.)
2Bie ed eine 2!eleologie ber 9}atur gtebt, fo giebt ed eine nod^ biet
ge^eimnigDoKere ber äKoral; b. ij, gen^iffe Einrichtungen ber 9Zatur
in 9e}ie§ung auf ben STIenfc^en erfd^einen ald SSeförberung feiner
SD^oralität intn Qtotd ^abenb. S)iefen 6§arafter trägt nämlid^ bad
gan^e Serl^öltnig ber 9{atur gu ben 33ebürfniffen ht^ ^enfc^en, mo^in
auc^ bie Sfot^toenbigfeit ber SoDifion ber 3)^enf^en unter etnanber
get|ört. (3W. 735 fg. SJergl. ^eildorbnung unb unter Seiben:
Säuternbe Straft bed Seibend.)
dd^olaftik.
1) S^arofter ber ©c^otapü.
3)er eigentlich bejeidjuenbe S^arafter ber ©c^olaflif ifl ber, bag i^r
bad obcrfie Kriterium ber SSSa^r^eit bie ^eilige ©c^rift ift, an meiere
@c^ön. @(i^9n4eit 303
man bemnad^ t^on )ebem Sernuitftfc^Iug immer noc^ at^ptUixtn fann. —
3u i^ren Sigent^Umlid^Ieiten gehört, bag t§r Vortrag burc^gttngig
))o(emtf(^eit 6!^ara!ter fjat; jebe Unterfudjung \o\xh baih in eine fton^
troüerfc öcrtoonbctt, beten pro et contra neueö pro et contra erzeugt*
2)ie Derborgene, (e^tc Sßur^el btefer Sigentl^ümUc^tett liegt in bem
aBiberfheit }tt)if(^cn Semnnft unb Offenbarung. {% l, 70. $. 325.)
S)ie ®d^o(afiifer, in i^ren Rlöjlem eingef))errt, o^ne beutlic^e Kunbe
t>m ber SBelt, t^on ber 9}atur, Dom ^Itert^um, allein mit i^rem
@(auben unb il^rem S(riflote(ed, conflruirten eine 4ri{Hi(^»arifioteIif(^e
9Retap^t){iI. Si)x einjiged 33aujeug n)aren ^5d|fl abflracte Segriffe,
wie ens, substantia, forma n. f. tu. ^Dagegen an 9iealfenntni§ fe^tt
ed ganj; ber J^irc^engtaube vertrat bie ©teile ber mirltic^en SQßelt.
Ueber i^n p^Uofop^irten fie, ertlärten i^n, nic^t bie SBelt. ($. 312 fg.
325. aß. I, 500.)
%ud ben ©d^olaflifem flra^U bi^meilen t^eilmeife bie üöOige Sßa^r«
Oeit ^rtoor, nur immer toieber oerunflaHet unb berbunfett burc^ bie
d^rifiüc^ t^eißifc^en Dogmen, benen fie burc^aud angesagt tt)erben foQte.
@o fämpft in ben ©c^olaflifem p^ilofop^if^e^ @enie mit tiefgewurjeltem
«orurt^e«. ($). 319. 313.)
2) S)er fd|o(aflifc^e @treit jmifd^en 9Iomina(i^mud
unb 9tea(idmud. (@. StoniinaUdmud unb 9itaü9^
mu9.)
3) !Die mobernen Äntipoben ber Sd^olapif er. (©.3iatur«
forfc^er.)
4) Sertoanbtfc^aft be^ ©(^eUingianidmud mit ber
©c^olaftif.
!Z)ur(^ ba^ Operiren mit fe^r loeiten, abflracten Segriffen, burd^
bie fe§r Dielerlei gebac^t tt)erben fann, in benen aber fe^r toenig ju
beulen liegt, ^at ber ©d^ellingianidmud groge Xel^nlid^Teit mit ber
@(l|o(afliI. ($). 325 fg.)
5) 3" n)elc^er klaffe Don @^ftemen bie fd|o(afiif(^e
$^iIofop§ie gehört. (<S. unter S^fieme: Sint^eilung
ber Dom Object au^gel^enben (S^fleme.)
dd|ön. 9d|önl)eii.
1) Sebeutung bed äBorte9'„f(^bn".
„Qifön" ifl o^ne 3^#I Derloanbt mit bem Snglifc^en to shew
unb tt)äre bemnac^ shewy, fc^aulic^, wbat shews well, load fic^ gut
jeigt, ftc^ gut aufnimmt, alfo ba^ beuttic^ ^erDortretenbe Snfc^au^
lid^e, mithin ber beutttc^e %u9bru(f bebeutfamer (^(atonifc^er) Obeen.
{% U, 456.)
304 <^(^ön. <S(^ön^elt
2) !Z)ie bciben (SIentente bed ©d^önen.
Onbent totr einen ©egenflanb fc^ön nennen, f))re(^en loir bobur^
aud, bog er Dbject nnferer äßl^etifdien Betrachtung x^, mld)t& jweicriei
in ftc^ Wiegt, einerfeitd nämtic^, bag fein Unhüd un^ obiecttD
ntadjt, b. ^. bag mir in 93etracl^tung beffelben nic^t me^r unferer atd
Onbit)ibuen, fonbern a(^ reinen iviDenlofen @ubj[ectd bed @rfennend
und bemugt finb; unb anbererfeitd, bag toir im ©egenfionbe nic^t bad
einzelne 2)ing, fonbern nur eine Obee erlennen. (9B. I, 247.
»ergl «efl^etifc^O
3) Urf))rung bed ä93o§(gefaUend am ©c^önen.
dm <Bä)Mn f äffen toir aOemal bie n)ef entließen unb urfprünglic^en
®ef)alten ber belebten unb unbelebten 9?atur, atfo $(ato^d dbeen ber«
felben auf, unb biefe Sluffaffung §at ju i^rer Bebtngung i^r toefentlic^ed
Korrelat, bad ujiUendreine ®ubj[ect bed (Srtennend, b. f). eine
reine dnteQigenj o^nc 9bfid)ten unb ^totdt. 3)aburc^ üerfc^winbet
beim Eintritt einer äfl^etifc^en Stuffaffung ber SEßille ganj aud bem
SBetQugtfein. Qrr aQein aber ifl bie ClueKe aller unferer 8etrübniffe
unb Seiben. S)icd ifl ber Urfprung iened SBo^Igefallend unb iener
Sfreube, . n)e((^e bie Huffaffung bed ®(^5nen begleitet* ®ie beruht auf
ber Sßegna^me ber ganjen SO^öglid^Ieit bed Seibend. ($. II, 447 fg.)
4) äBarum jiebed d^aturobject f(^5n ift unb bennoc^
manche und ^ttglic^ erfc^einen.
^a einerfeitd jebed Dor^anbene !Z)ing rein obiectit) unb auger aDer
9te(ation betrad)tet merben tann; ba femer auc^ anbererfeitd in iebem
3)inge ber äBiQe auf irgenb einer @tufe feiner Dbjectittt erf<|eint,
unb baffelbe fonad^ Sudbrud einer dbee ifi; fo ifl auc^ {ebed 3)ing
fc^ön, (SB. I, 247. % U, 457.)
(Sd ^at iebed 2)ing feine eigent^iimli^e ©c^ön^eit, nic^t nur iebed
Organifd^e unb in ber @in^eit einer dnbit)ibua(it(it ftc^ 3)arflc0enbe,
fonbern auc^ jebed Unorganifc^e, ja icbcd «rtefact. (SB. I, 248.)
SBenn und bie ©c^ön^eit jebed S)inged bei einigen Z^imn nic^t
einleuchten toiK; fo liegt ed baraVt, bag toir nic^t im @tanbe ftnb,
fie rein objectit) ju betrachten unb baburc^ i^re Obee aufsufaffen,
fonbern ^ieoon abgejogen werben burc^ irgenb eine uuDermeiblic^e ©e»
banIenaf[ociation, meißend in ^otge einer fic^ und aufbringenben
Se^nlic^Ieit, }. 93. ber bed %ffcn mit bem ÜRenfc^en, ober ber St5te
mit ftot^ unb @d^Iamm. dnbeffen reicht bied bod^ nic^t and, ben
abf^eu oor folc^en liieren, wie Äröten unb Spinnen, ju erHärcn;
btefcr fd^eint Dtelme^r in einer t)iel tieferen, metop^^fif^en unb ge-
^eimnigtjollen fflejiel^ung feinen ®runb ju ^aben. (^. ü, 457.)
5) 2Barum (Sined fd^Sner tfl, aU bad Snbere.
®d^öner ifl (Sined atd bad Knbere baburd^, bag ed bie rein objectioe
Setrad^tung erlei^tert, i§r entgegenlommt, [a gleid^fam baju ikotngt.
@(^önl^ett«ftnn 305
mo toir ed bann fe^r fd^5n nennen. S)ied tfi ber Sali t^eite babnrd^,
baß t9 ate einjelned !Z)ing burc^ bad fe^r beutlic^e, rein befHmmte,
bnrc^and brbeutfame Ser^&Itntg feiner Sl^eile bie dbee feiner @attung
rein audf{)ri(^t unb burd| in i^m t^ereinigte SSoIIflSnbigfeit aller feiner
©attung möglichen %eugerungen bie 3bee berfelben DoQfomnten offen«
bart, fo bag ed bem Setrac^ter ben Uebergang Dom etnjelnen 3Ding
^ur dbee fe^r erleichtert; t^eild liegt jener Sorjug befonberer ©c^ön^ett
cineö Objecto barin, baß bie 3bee felbft, bie un^ aud i^m anfprid^t,
eine §o^e @tufe ber Obiectität bed SBiOend unb ba^er burci^aud be*
beutenb unb Dielfagenb fei. 3)ar)im tfi ber 9)7enfc^ Dor aOent Snbern
f(^ön. (äß. I, 248; 260.) @(^ön^eit unb ©rajie ber SRenfc^engefiaU
im herein fmb bie beutlic^fie ©ic^tbarteit bed SBiQen^ auf ber oberflen
@tufe feiner Obfectioation, unb eben bed§a(b bie (|5(^fie Seiflung ber
bilbcnbcn Äunji. (?. n, 457.)
6) Unterfc^ieb jmifd^en ©c^önl^eit unb ©rajie. (®.
®rajie.)
7) Unterfc^ieb jloifc^en bem ©c^önen unb (Erhabenen.
(©. ergaben.)
8) Da« ©d^önc in ber 9iatur. (®. unter Slatur: 5Die
Sfi^etifc^e Sirlung ber 9Iatur.)
9) Da« ©(i^öne in ber Sunft. (©. Runfi, ftunfimerl
unb bie einjelnen ftUnfle.)
10) Die ©d^ön^eit, in eubSmono(ogif(^er ^infic^t
betraAtet.
Der ©efunb^eit )um Z^til Denoanbt ift bie ©d)5n§eit. SBenngleicfj
biefer fubjectioe Sorjug nid^t eigentli^ unmittelbar ju unferm @(ü(fe
beiträgt, fonbem blod mittelbar, bur^ ben Sinbrudf auf Snbere; fo
iß er bod^ t)on groger SBi^tigleit, au<^ im 9Ranne. ©c^ön^eit ifl
ein großer (Em))fe^(ung9brief, ber bie ^ergen }um Sorau« für und
getoinnt. ($. l, 347.)
04fönl)ntof{tin.
Der fo bewunberungdtoürbige ©^5n^eit9f[nn ber ©riechen, »elc^er
fte allein unter aDen Söllern ber (Erbe befähigte, ben loa^ren 9?orma(»
t^pvL^ ber menf(^(i(^en ©eftalt ^erau0)uftnben unb bemnad^ bie SRufler^
bilber ber ©d^ön^eit unb ®ra)ie für alle ^itm jur 92ac^a^mung
auf)u{hOen, läßt eine tiefere (Srltärung }u. Daffelbe nttmlic^, toa9,
menn ed Dom SBtUen unjertrennt bleibt, ®efd^(ec^t9trieb mit fein
fi^tenber ^rx^toafjH, b. i. ©efd^Iec^tdliebe, giebt; eben Diefed tt)irb,
loenn ed burd^ bad Sor^anbenfein eined abnorm übertt)iegenben 3n«
teÖectd fid^ Dom SBiQen ablöß unb boc^ t^tttig bleibt, gum obiectiDen
®c^tfn(|eit9finn für menfd^ßd^e ©eflalt, »elc^er nun junttc^fl fic^
geigt ald urt^eilenber Jhinfifinn, fld^ aber fieigern tonn bid gur SInf«
306 @d&ö»)fung - ^d^rift!
finbung unb S)ar{ieQung ber 9Iorm aQer *^tiU unb $ro))ortionen,
wie bicö ber gatt toax im ?§ibio«/ ^rayitelc«, ©foj)a« u. f. to.
(35$. II, 478.)
1) ®(^5))fung im biblifc^en ©inne.
Tili bem Ouben«S)ogma be^ ®ott'®(^0))fer^ unb ber ©c^öpfung
(auö Dtid^t«) tagt ftc^ tueber bie Sefd^affen^eit ber SBett, tioc^ bie
grei^eit unb UnPerHid^Wt ^ufonmicnrcimcn. (©.unter ®ott: ®egen-
bemeife gegen boö Dafein ®ottc«.)
«
2) ®c^ö))fung int naturwiffenfd^aftUc^en ©inne.
S)ad aDgegcntoärtige ©ubfhrat ber Sflahix, ber SBiKe, jeigt t)on
fetner urfpringtidjen ©c^bpferfraft, n)e((^e in ben üor^onbenen ®efialten
ber 9{Qtur bereite i^r 993ert getrau f)at unb barin erlofc^en iß, bennoc^
bisweilen unb au^na^m^meife einen fc^tuad^en Ueberreft in ber generatio
aeqnivoca. (335. II, 372. SJergt. Generatio aeqnivoca.)
(Ein 93eleg bafür, bag ber 993 iUe ha9 Keale unb Sffentiale im
SDtenfd^en, ber dnteOect bad ©ecunbäre i% unb be^^alb j[ebe merllic^e
Erregung be^ Sßiaend bie gunition be« OnteOectd f!5rt, ifi unter
onbem and) ber ©c^recf. Sin groger ©c^red benimmt un^ oft bie
Seftnnung bemtagen, bog wir t^erfieinem, ober ober bad Serfe^rtefie
t^un, }. 8. bei aitdgebro^enem geuer gerabe in bie f^Iammen laufen.
(SB. n, 241.)
(lieber ben panifd^en ©c^red f. ^anifc^er ©d^redf.)
94fteibf(l)ltt.
Segler beim ©(^reiben ober ?efen burc^ 9ud(affen, $injuftigen ober
Serwed^feln t^on 93uc^floben finb, wie Stanoni bejeugt, Stnjeid^en etne^
borgüglid^en Serftanbed. 3Jlan braucht fic^ (^^o i^rer nid^t )u fd^ämen.
(Sn. 640.)
Ätl)nft.
1) Die Aufgabe aller ©d^rift.
!Die Slufgabe aKer ©d^rift ifl, in ber 93ernunft bed S(nbern burc^
fic^tbare B^idjen begriffe }u erwedfen. ($. II, 607.)
2) Sßert^ ber ©d^rift für bie ®ef(^i(^te ber 9Renf(^(eit.
(©. unter SDenfma(e: äSert^ ber ^ißorifd^en S)en(male.)
3) SJorjug ber ©d^rift \)0x ber münbHd^en S^rabition.
Dad Crgan, womit man jur SRenfc^^eit rebet, iß allein bie
©c^rift; münbli^ rebet man b(od ju einer Xnja^I dnbit)ibtten; ba^er,
wad fo gefagt wirb, im Ser^ä(tnig }um iWenfc^engefc^Iec^te $riimtfad^e
©i^rift 307
bleibt, ^ie Trabttion mirb (et iebem ©dritte üerffilfd^t; bte ©d^rtft
aOein ifl bte treue Slufbewa^rerin ber ©ebanitn. 9uc^ fonimen bte
©ebaitlen )u mögltd^fler S)eutUc^Iett unb S3eflimtnt§ett erfi burd^ bie
©(^rift; benn ber fc^riftHc^e SSortrog ijl ein n)cfetttli(^ anberer, alö
ber münbftc^e, iiibem er allein bte ^bc^fle ^räcifton, Konctfion unb
prägnante Süx^t )ul(i§t. Oeber tiefbenfenbe ®etfl ^at ba^er bad 9e»
bttrfnig, feine ©ebanfen bur^ bte ©d^rift feflju^atten. (S^ toäre in
einem 2)enTer ein tounberUc^er Uebcrmutti, bie toid^tigfle (Srftnbung bed
3Renf(^engef(^Ie(^t9 unbenu^t la^en )u looDlen. ©ona^ toirb e^ fc^mer,
an ben eigentlich grogen @eifl S)erer )u glauben, bie nic^t gefc^rieben
^aben. {% I, 45.)
4) Sergleid^ung ber ©d^rift ber S^inefen mit ber
93u(^fiabenf^rtft.
SBir bera^ten bie Sortfc^rift ber S^inefen. «ber, ba bie
3(ufgabe aller ©<^rift tft, in ber Semunft bed SInbem bur^ fic^t«
bare ^tidftn Segriffe ju ertoetfen; fo ifl t9 offenbar ein groger
Umioeg, bem 9uge junttc^ß nur ein ^tiäjtn be^ hörbaren 3^^^^
berfelben t^orjutegen unb aQererfi biefe^ jum Sir&ger be^ Segriffd felbfl
ju machen, »oburd^ unfere ^uc^fiabenfc^rift nur ein 3^^^" ^^^
S^\dttn9 ifl. (S9 fragt fid^ bemnac^, »etd^en 93or}ug benn ha9 ^örbare
Beiden üor bem fid^tbaren ^abe, um und ju Vermögen, ben geraben
äBeg t^om Singe )ur Vernunft liegen ju taffen unb einen fo großen
Ummeg einjuf dalagen, lote ber ifl, ho» flc^tbare Qtii^m erfl burd^
Sermittelung bed hörbaren jum fremben ®eifle reben ju laffen, ko&^renb
ed offenbar einfad^er kuäre, nac^ SSßeife ber S^tnefen bad flc^tbare
3ei(i^en unmittelbar )um Zx^tt ht9 begriffe« )u machen unb nic^t
3um b(o§en 3^4^ ^^ 2a\xM. 3)ie ^ter nac^gefragten ©rünbe nun
mürben fotgenbe fein: 1) Sir greifen t^on Statur juerfl }um l^örbaren
3ei(§en unb gelangen fo ju einer ©))ra(^e für ia9 SD^x, e^e toir nur
baran gebac^t ^abeu, eine für ia9 ©efic^t )u erfinben. 92ad^mald
aber ifl ed fürjer, biefe te^tere auf jiene anbere jurüdfjufü^ren, aU
eine gau) neue, jia anberartige ©pra^e für haß Sfuge }u erfinben.
2) !Z)ad ®efid^t lann }loar mannigfaltigere SRobificationen faffen, aU
bad D^r; aber folc^e für bad Singe ^erüorjubringen, Oermögen
mir nic^t mo^( o^ne SBerljeuge, mie hodf für haß O^r. SIuc^ mürben
mir bie fic^tbaren 3^i^c>t nimmer mit ber ©c^nelligleit l^erDorbringen
unb med^feln laffen lönnen, koie, oermöge ber Solubilität ber 3unge,
bie ^iSrbaren. 3)iefed alfo mat^t t^on $aufe aud haß ®t^'6x inm
mefentlid^en ©inne ber ©))ra(^c unb babur^ ber Sernunft. üDoc^,
bie ©ac^e abßract, rein t^eoretif^ unb a priori betrad^tet, bleibt haß
Serfa^ren ber S^inefen haß eigentlid^ richtige, fluc^ §at bie (Erfahrung
einen überaus grogen Sorjug ber d^inefif<!^en ©d^rift }u Xage gebrad^t.
Wlan braucht nSmlid^ nic^t S^inefifd^ )u lönnen, um f{(^ barin and«
jubrüdfen; fonbem ieber (iefl fie in feiner eigenen ©)>ra(^e ab, gerabe
fo, toie unfere S^ijUitiäitn, mel^e Uber^au))t für bie 3<^^I^i'€flnffe
308 ©c^riftflcüer. @(^riftpcttcret
3)ad finb, \\)a9 bie d^inefifd^en ©d^riftieid^en für oUe Segriffe; unb
bic Qlgebraifd^en Qtiijzn fmb e^ fogar für obflracte ©rögenbcgriffr
(?. n, 607—609.)
adjriftfteller. SdjriftfleUecei.
1) Sint^eilung ber @d^riftfie((er.
guöörberfl giebt eö gtoeierici ©^riftflcCer : fold^e, bie bcr Sac^e
luegen, unb fotd^e, bie bed ©elbDerbieuend h)egen fc^reibett. dette ^oben
©ebonfen gehabt, ober Erfahrungen gentad^t, bie i^nen niitt^eKendiDert^
fd^einen; biefe benfen nur jum Se^uf be^ ®d^reibend unb f (^reiben,
um ^Qpicr ju füllen, ©ie betrügen ben ?efer. ©d^reiben^toert^eö
fd^reibt nur toer ganj allein ber ©ac^e tt)egen fd^reibt. Oeber ©d^rift»
{leQer mirb fd^Ied^t, fobalb er irgenb bed ©etoinned h)egen f(^reibt.
Honorar unb SJerbot beö 9?od^brudf« flnb im (Srunbe ber SJerberb ber
«tteratur. (?. II, 536 fg. 582.)
äßieberum !ann man fagen, ed gebe breierlei Tutoren, erflKd^ folc^e,
toeld^e f ^reiben, o^ne gu benfen. ©ie f (^reiben a\x9 bem ®ebäd^tnt§,
aud dfemini^cenjen, ober gar unmittelbar aud Sudlern. !Z)iefe Stoffe
ift bic ia^Ireid^fie. — QmxUn^ fot^e, bie mä^renb beö ©(^reiben«
benfen; fle benfen, um ju f^reiben. ©inb fe^r ^Äufig. — S)ritten«
fold^e, bie gebaut ^aben, e^e fte and ©d^reiben gingen, ©ie fd^retben
blo«, toeit fle gebadet ^aben. ©inb fetten. (^. II, 537.) Unter
biefer legten fleinen Slnga^I finb aber lieber nur SBenige, koeld^e über
bie !Z)inge felbfl beuten; bie übrigen benfen blod über 9ü(^er,
über ba« t)on «nbern ©efagte. {% II, 537 fg.)
2)ie ©dftriftßeller fann man femer eint^eiten in ©ternfd^nu|)|)en,
Planeten unb ^i^fterne. 3)ie erflern liefent bie momentanen ftnall«
effecte; man fd^aut auf, ruft „fle^e ba!'' unb auf immer ftnb fle
öerfd^tounben. — S)ie jtoeiten ^aben öiel me^r Sepanb. S)o(^ muffen
au^ fie i^ren $(a^ balb räumen, ^aben }ubem nur geborgte^ Sidjt
unb eine auf i^re SBa^ngen offen (Seitgcnoffen) befd^rftnfte ajirfungd-
fp^Äre. ©ie manbeln unb med^fcln; ein Umlauf t)on einigen Oo^ren
3)ouer ifl i^re ®adj^. — S)ie ©ritten allein flnb uutoanbelbar, ^aben
eigene« ?id^t, mirfen ju einer 3«^*^ tt)ie gur anbern. ©ie gehören
nic^t, tt)ie jene Änbern, einem ©^fleme (9fation) attein an, fonbcm
ber SBelt. Slber megen ber $ö^e i^rer ©teile broud^t i^r ?id^t meiflend
uiele 3a^re, c^c e« bem Srbenbetto^ner fld^tbar toirb. (^. U, 487.)
2) SBoran man benSBert^ fd^riftfleHcrifd^er ^robuctc
gunäd^fi erfeunen fann.
Um über ben äBert^ ber @eifledprobucte eined ©^riftfiederd eine
Dorlttuflge ©c^ägung anguftellen, ifl ed nid^t gerabe not^menbig, ju
iviffen, tt)oriU)er, ober toad er gebadet ^abe; bagu mfire erforbert, bog
man alle feine SBerfe burd^täfe; — fonbem junäd^fi ifl e« ^inreid^enb,
3u iDif[en, loie er gebadet f)aht. $on biefem 993 ie bed ÜDenfend nun,
t)on biefer toefentlid^en Sefd^affen^eit unb bnrc^gttngtgen Dnolität
^ti^riftfleffcr. ^d^riftflellcrci 309
bcffettcn ifl ein flenaucr «bbrucf fein ©til. (?. H, 550. »ergt.
©til unb Sudler.)
3) (StfUrung ber ©eißlofigfeit unb Sangn)eiligreit
ber ©(^tiften ber fCIItagdlöpfe.
Wlan tonnte bie ®etfl(ofigIeit unb Songtoeiligfcit ber ©d^riften ber
3[ntQg9fö))fe boraud ableiten, bog fte immer nur mit ^atbem SetDugt«
fein reben, nfimtid^ ben @inn il^rer eigenen äBorte nid^t fetbfl eigentlich
ntx^tfjm, ha fold^e bei i^nen ein (Srlernte^ unb fertig !(ufgenommene^
flnb. @tatt beutlid^ ausgeprägter ©ebanlen flnbet man bei i^nen ein
unbefiimmteS bunfleS 9Bortgemebe, gangbare 9{ebendarten , abgenu^te
SBenbungen unb SRobeauSbrüde. !?eute t)on ©eifl hingegen reben in
i^ren ©d^riften totrtlid^ }u und, unb ba^er t)ermi$gen fle und }u
beleben unb ju unterhalten. ($. II, 555. 582. — Sergl. unter
$ ü d^ e r : Sßad bie meiflen Sudler mittelmäßig unb langioeilig
mad^t.)
4) ^toti^aiit ?angtteiligfeit ber Schriften.
(&9 giebt j^koei Srten Don Sangmeitigfeit ber ©d^riften, eine objectiDe
unb eine fubjectiüe. !Die objectiDe cntfpringt baraud, bag ber 9(utor
gor feine DoUtommen bcutlid^en ©ebanlen ober 6rtenntnif[e mitjut^eilen
^at. 3)ie fubjectiDe Sangmeiligleit hingegen ift eine btod relative;
pe ^at i^ren ®runb im 2RangeI an Ontereffc für ben Oegenftonb
beim Sefer. ©ubjectit) (angmeilig tann ba^er auc^ bad Sortrefflid^fle
fein, nämlic^ üDiefem ober Oenem; toie umgefe^rt aud^ bad ©d^Iec^tejle
jßiefem ober dienern fubjectiD^furjtoeilig fein fann, toeil ber @egen{}anb,
ober ber ©d^reiber i^n intcrefflrt. {% II, 555 fg.)
5) (Srforberniffe jur Unflerb(id^!cit ber ©d^riften.
Um unßerblic^ ju fein, mug ein SBerf fo t)iel Xreffüdjfeit ^aben,
bag nic^t (eic^t flc^ Siner ^nbet, ber f^e alle fagt unb fd^ä^t, jeboc^
aOejeit biefc 2)reffli(^teit ton Diefem, jene Don Oenem ertaunt unb
bere^rt toirb, mobur^ ber ^ebit bed 993erfed ftc^ burd) bie Oa^r^un^
berte ^inburc^ erhält, inbem ed balb in biefem, balb in jenem ©inne
öere^rt unb nie erft^öpft wirb. Der Urheber eined fold^en SBerle«
fann ober nur ßiner fein, ber nid^t bloö unter feinen S^iiitno^tn,
fonbern mij unter ben folgenben (Senerotionen fetned @leid^en üer^
gebtic^ fud^t, furj (Siner, öon bem bod Äriojlifd^e lo fece natura, e
poi ruppe lo Btampo mirfli(^ gilt. ($. II, 543 fg.)
3u eigentlichen ®eifiedmerfen, ju ©ebonfen, bie old fold^e unb
an fid^ bouernben 9Bert^ ^oben, ift ber geh)5^nlid^e SRenfc^ nie, unb
bod ®enie nur in feltenen XugcnbUcfen fä^ig. Da^er ifi jebed fein»
foKenbe ©eifledmerf mißlungen unb bem Untergange beftimmt, menn
ber Vutor nur bie normolen ®eiftedfräfte ^otte unb ouc^, loenn er ed
ote fortloufenbe Hrbeit fd^rieb, on bie er gieng, mie er jebed Sßol
loor, {td^ ^infe^enb mit bem @ebonfen: „nun »id ic^ f (^reiben '^
310 ed^Tiftflettrr. «Sd^rift^eKecei
3)enn ba fc^reibt er blod an9 ber (Srtnnerung unb )koar oud einer
ganj allgemeinen, t)on bieten t)erf(^iebenartigen Snfd^auungen abfha^
Wirten Erinnerung; bloge 93egrtffe {Inb i^m gegenn)ttrtig. hingegen
im begeifierten äRoment f(^ret6t er qu6 einer gegenloflrtigen %nfd^auung,
einem neuen frifd^en 9[))))ercü, t)or meld^em i^m bie übrige SBelt t)er«
fd^toinbet. (©. 470.)
SBer bie meite Steife jur 92a(i^n)elt t)or^at, barf leine unnü^e
Bagage mitfd^Ieppen ; benn er mug (eid^t fein, um ben langen @trom
ber 3^ii ^<n^^ i" fd^luimmen. ^er für atte ßeiten fc^retben toill,
fei lurj, bilnbig, auf bad SBefentlid^e befd^ränft; er fei bid )ur ßarg«
^eit bei jjeber $^rafe unb j|ebem 9Borte bebac^t, ob ed nid^t aud^ ^u
entbehren fei; toie, mer ben Koffer )ur toeiten 9?eife padEt, bei jeber
SIeinigleit, bie er hineinlegt, überlegt, ob er ni(^t aud^ fle koegtaffen
fönne. üDad ^at deber, ber für ade 3^iten fc^rieb, gefül^It unb ge«:
t^an. ($). 471 fg.)
6) On tütld^tm Sebendalter bie grogen ®d^riftfleUer
i§re ÜKeijlertoerle liefern.
S)ett ©toff feiner felbfleigcnen Srfenntniffe, feiner originalen ©runb«
onf{(^ten, alfo ÜDad, toad ein bet)or}ugter (Seift ber SBett }u fc^enfen
beflimmt ifi, fammelt er f d^on in ber Ougenb ein ; aber f eined ©toffeö
ÜReifler loirb er erft in fpäten darren. S)emgemttg toirb man metflen»
t^eild finben, bag bie gfogen Sd^riftfleller i^re 9)?eifienoerIe um bad
funfjigfte da^r ^erum geliefert ^aben. ($. I, 522.)
7) Die Sournaliflen.
(Sine große SItenge. fc^Ied^ter ©d^riftfteHer lebt a0ein t)on ber Starr-
heit be^ $ubticumd, nid^t^ lefen }u looHen, a\9 tüa9 l^eute gebrudt
ijl: — bie Oournaüften. Jreffenb benannt! ©erbeutfd^t toürbe e«
feigen: „Iagelö(|ner". {% U, 537.)
8) 3)ie Sompenbienfd^reiber unb Jtom))tIatoren.
Sü^ermac^er, Sompenbienfc^reiber, ßom))iIatoren , empfangen ben
@toff unmittelbar an^ 33üd^ern. @ie beuten gar nic^t. ^a9 9n(^,
aud bem fle abft^reiben, ifl bid»ei(en eben fo t)erf agt. 9Ifo ift ed
mit biefcr ©(^riftpcücrci, »ie mit ©tjpöabbrüdfcn öon Sbbrüdfen u. f. f.
üDal^er foH man J^ompilatoren möglid^fl fetten lefen ; benn ed gauj )u
t)ermeibeu iß fd^mer, inbem fogar bie ßompenbien, nield^e \>a9 im
l^aufe Dieter da^r^unbertc jufammengebrad^te Siffen im engen 9Iaum
enthalten, ju ben Kompilationen gehören. ($. II, 538.)
9) ent§t|mcmatif(^e ©d^riftftetler.
©d^riftflejicr, loel^e ^rämiffcn, ?lngoben i§rer ®rüubc, allerlei ent«^
be^rlid^e (SrHärungeu unb B^^ifc^enfä^e loegtaffen, feigen ent^^inemotifc^e
©c^riftftetter; i^rc ©äftc fmb geiflreid^, weil fie mit aSJcnigem Siel fogen,
a. S. Sacitu«, SRoc^cfoucaulb, SDonte, ^erfiu«, 3uuenoI,
@ij^it(b — &äjftoan^tt\^aft 311
9Ran foll betn Sefer ttxoa9 )u beulen übrig taffen, bamit er koa(^
bleibe. 97un aber giebt ed ein anbered S^rtrent, ober bielme^r einen
Wli^ixani). Sinbbentel offecttren Snt^^memata, too fie feine ^aben,
fc^reiben nnjufantmen^ängenbe^, unt)erßänb(id^e(J ^tn^, bunfele 9üd^er.
2)er Sefer foII glauben, ber Hutor ^abe nur il^m }U biet jugetraut,
t9 mären (fnt^^memata bei ber ®a(^e, bie nur er nid^t er^afd^en
fönne, mol^t aber Hnbere. ®o ein ©(^riftßeüer migbrauc^t ben ^e^
bit, ben i^m ber ?efer fd^enlt. ($. 472—474.)
10) %ud(egung ber ©d^riftflener.
Wtan foQ {eben ©(^riftfleder auf bie i^m günfligfte 9Beife anlegen ;
e^ ifl in ^infid^t auf i^n biOig, in $inft^t auf unfere 9e(e^rung
nü^Iic^. ($. 475.)
11) anonijmität ber ©c^riftfleller. (©. «non^mität.)
12) Sitate ber ©c^riftfleUer, (@. Sitate.)
1) 9Bo bie @(^ulb urfprünglid^ Hegt.
!Z)ie @(^ulb liegt urf))rüngti(^ ni^t im $anbe(n (Operari), fon^
bern im (^^aralter (Esse), a\\9 mett^em bie ^anblungen mit 9?ot^«
menbigfeit Verborgenen. 1)a aber, mo bie ©c^ntb liegt, mug aud^
bie 8erantn)ortIi(^teit liegen, unb ba biefe ha9 aüeimge S)atunt
ift, meld^ed auf moralifd^e ^rei^eit ju f(^liegen bered^tigt, fo mug auc^
bie t^reil^eit eben bafclbfi liegen^ a(fo im S^arafter M ÜRenfd^en.
(6. 94. SSergl. unter ©emiffen: ©egenjlanb beö ©emiffen«.)
2) Die Urf^ulb. (©. (Srbfünbe.)
1) g^erbenfd^m&c^e. (@. 9{ert)enf(^tott(^e0
2) ©d^mäd^e be^ äBiUend. (®. unter @vit: Unterfc^ieb
3mifdVen bem ®uten unb bem fc^einbar ©utmüt^igen.) •
Sd^mangerfd^aft.
1) S)er ca))riciöfe Appetit ber ©c^mangeren.
%ie ein befonbere« !9cifpiel t)om Onfiinct im SRenfc^en läßt flc^
ber capriciöfe Hppetit ber ®(^mangeren anführen; er fc^eint baraud
^u entfpringen , baß bie Srnö^rung bed Qmbr^o bisweilen eine befon»
bere ober beflimmte SRobification bed i^m jufliegenben 8(uted verlangt ;
»oranf bie fotd^e betoirfenbe ©peife ftc^ fofort ber @(^mangeren a(ö
©egenflonb Reißer ©e^nfuc^t barfleOt, alfo au^ ^ier ein SBa^n ent«
fie^t. !Dcmna(| tjat ba^ SCßeib einen duflinct me(}r, atd ber SRann;
au^ iß h<x9 ®anglienft|flem beim Sßeibe t)iel entmidEelter. (S. U, 618.
SergL unter ®ef^te(^t«(iebe: 2)ie 9ioUi be« dnftinct« in ber
@ef^Iec^tdliebe.)
312 ©(^toeigfamfeit — @d^tocrc
2) Saturn fic^ bad 3Bei6 ber ©c^koaugerfd^aft ni^t
üdiwtxgfamknt^ f. Serfd^miegenl^eit
1) 2)te®(^n)ete aU SBiden^ttngerung itnb folgüd^ aU
em))trtf(i^e Stgenfd^aft bet iHtaterie.
Sde beßlmmte Sigenfd^aft, alfo aKe^ (Smptrifd^e an bet ^Otatttit,
felbß fd^on bie ©d^toete, betu^t auf !3)em, »ad nut mtttelfl bet
SRatetie flc^tbat toirb, auf bem !Z)tnge an fid^, beut äBillen. 2)ie
@d^n)ete ifl jeboc^ bie aOetniebtigpe ©tufe bet DbjiecttDatton bed
3Bi0end; ba^et fle fid^ an iebet maUxxt of)m Su^na^me }etgt, alfo
t)on bet 9)7atette übet^aupt unjetttennlic^ if). S)od^ ge^ött fie, n)etl
fle f(^on äBiOendmanifeflQtton ifl, bet (Etlenntnig a posteriori, ntc^t
bet a priori an. üDa^et fönnen loit eine SRatetie o^ne ®ijmxt und
nod^ adenfalld DotfieQen, nic^t abet eine o^ne !Cudbe§nung, ditpixl^on^'
!roft unb »e^attlid^feit. (SB. II, 349 fg. SB. I, 13. ^ ®. 90. 44.)
2)ie niebtigfle unb bed^alb aOgemeinfie SBiKendttugetung bet SRaterie
iß bie @d)i9ete ; ba^et ^at man fle eine bet SRatetie toef entli(^e ®tunb»
froft genannt. (9?. 84.)
üDie pfflge SRaterie ma^t butc^ bie t)oniommene SSetfc^iebbatleit
aUtt il^tet Zueile bie unmittelbote %eu§etung bet ®d^h)ete in iebem
betfelben augenfäUiget, a\^ bie fefle ed fann. !Da^et, um bie ®(|i9ete
a\9 SBiÜen^äugetung ju etfennen, bettac^te man aufmetifam ben ge>
toaltfamen SaO eined ®ttomd übet gelfenmaffen unb ftage fid^, ob
biefe^ fo entf^iebene @tteben, biefed Xoben, o^ne eine j^taftanfhengung
bot fid^ ge^en fann, unb ob eine fttaftanfttengung o^ne Sßillen f{(^
benfen lägt. (5R. 83.)
2) SBatum bie ©d^mete mebet aU Utfad^e, noc^ aU
SBitlung aufjufaffen ijt. (S. untet 9?atutftoft:
®egenfa| jn^iff^en Statutitaft unb Utfad^e.)
3) Un}uIängUd^reit bet mec^anifd^en (Stitätung bet
@d^mete.
!Z)te (Sd^toetftaft ifl fo loenig, tote ha9 üift, med^anifd^ ju er«
Häten. Sud^ bie @c^h)etftaft f)at man Snfangd butd^ ben @to§ eined
Set^etd ju etüäfen betfu^t; ja, 3itYoton felbfl ^at ÜDied ate ^^po*
t^efe aufgefleOt, bie et jebo^ balb fallen lieg. ($. n, 123.)
4) 3ufammen^ang bet Unbutc^bringltd^Iett unb
®(^n)ere. (®. «tttaction^« unb 9{eptt(fiondltoft.)
5) »et^ältniß be« Sid^t« jut ©d^toete. (©. ?i(^t.)
6) SBett^ be« ®tat)ttattondft)fiemd.
Um ben SBett§ be^ jmat ntd^t bon 3lttoion, fonbem t>on $oofe
entbedEten, abet boc^ t)on StehJton ^ut SoOenbung unb ©enrig^eit et'
©djtocrtiiniöfctt — ©cul^tur 313
^ebenen ©raoitattott^f^flem^ in feiner ©röge ju fc^ä^en, nm% man
^(^ gurüffrufen, in loeld^er Sertegenl^eit ^infid^tlid^ bed Urfprunge^ ber
Semegung ber 2BeItf0r))er bie 3)enler flc^ feit dol^rtaufenben befanben.
SfBie Knbifc^ unb plnrnp flnb boc^ bie (Erflärungen bed Srifloteied, ber
® (^olafiifer, bed @artefiud gegen bad ®rat)itatton9f9fiem ! — 2)emna(i^
ifl ber @runbgeban(e, bie un9 unmittelbar nur aU ©diniere belannte
@rat)itation jum 3QfQ^<nen^a(tenben bed ^lanetenf^fiemd }u machen,
ein bur^ bie Sßid^tigteit ber ftd^ baran fnüpfenben folgen fo ^bd^fl
bebeutenber, bag bie ^lad^forfd^ung na^ feinem Urf))runge nid^t ate
irreleöQnt bcfcitigt ju »erben Derbient. ($. II, 154 — 159. 135.
335. I, 25; II, 58.)
7) 2)ie ©^toere aU Offenbarung ber Si^^' unb @nb«
(ofigleit be^ (Strebend bed äBiUen«.
3)og %btt)efen^eit alled B'^H ^^^^ ®ränjen, }uni Sßefen be^ Sillend
an fld^ gehört, ber ein enblofe^ Streben ifl, bied offenbart flc^ am
einfad^fien auf ber aOerniebrigften Stufe ber Objectitüt ht9 SBiKen^,
nftmlic^ in ber S(^n)ere, beren beflttnbiged Streben, bei offenbarer
Unmöglid^feit eined legten S^tU^, t>or %ugen liegt. 3)enn märe auc^,
nad^ tl^rem SBiUen, aUe epflirenbe SRaterie in einen iflumpen Dereinigt,
fo mürbe im dnnern beffelben bie Sd^mere, }um 3Ritte())unIte ftre«
benb, no^ immer mit ber Unburc^bringli^feit , ate Starrheit ober
etojlicität, fäm»)fen. (SB. I, 195. 178. 364.)
0d)mttfiiUijgkeit, f. unter Semegung: Semeglic^Ieit ber (^lieber.
fldfmutQttic^t^ f. Ourk|.
Sclaoetei.
1) 2)ie SctaDerei aU Unrecht. (S. Unrecht.)
2) Sermanbtfd^aft unb Unterfc^ieb jmifc^en Slrmut^
unb Sclaöerei. (S. Ärmut(|.)
3) Sarum ber SdaDe feine $f(i(^t ^at. (S. unter
$f(i(^t: Sermanbtfdjaft unb Unterfc^ieb jmifd^en ^flid^t
unb Sollen.)
Smlptttt.
1) ©egenfa^ jmifd^en Sculptur unbSRalerei. (S. 9Ra«
terei.)
2) Sßarum bie SBerte ber Sculptur feine fo tiefe unb
allgemeine 933irtung ausüben, ald bie ber $oefie.
(S. unter $oefie: 3)ie Sirfung ber $oefie, Dergli(^en mit
ber äßirfung ber bilbenben Jtünfie.)
3) Die Sebeutung ber 3)ra))erie in ber Scutptur.
9Bei( Sd^bn^eit nebfi @ra)ie ber ^anptgegenfianb ber Sculptur ift,
liebt fie bad 97adEte unb (eibet 9ef(eibung nur, fofern biefe bie formen
• 314 @culj)tttr
ntc^t verbirgt. @te (ebtent fLc^ ber üDra^eiie nid^t aiß einet Ser«
^üDung; fonbent al9 einet mittelbaren 3)arflenung ber Sorot, mld^t
2)atfienungdioetfe ben Serflonb fe^r befc^&fttgt, inbem er }ur Snfc^auimg
ber Urfod^e, nlimlid^ ber %orm bed iSör))er9, nur burc^ bie aOein
unmittetbar gegef^ene 3BirIung, ben i$altenn)urf, gelangt. @ona(^ ifi
in ber @culptur bie S)raperie gen^iffermaßen jDad, toa9 in ber SRaleret
bie »erWraung ip. (38. I, 270.)
4) 993arum Saoloon in ber berühmten ©ruppe nic^t
fc^reit
SBeil @d^ön^eit offenbar ber $auptjh)e(f ber ©culptur ift, ^at
Seffing bie St^atfad^e, bag ber Saofoon in ber berühmten @ruppe
nid^t fd^reit, baroud )u erfUren gefuc^t, bag ba^ @4^eien mit ber
@(^önl^eit nid^t ju t)ereinigen [ei. Snbere ^aben anbere (Srflärungen
t^eild pf^d^ologifd^er, t^eite p^tjfiologifd^er Vrt Derfuc^t. S)er koaVe
®runb aber, toarum ia9 ©d^reien in ber ©ruppe nid^t bargefieüt
n)erben burfte, tfl ber, baß bie 3)ar{ieIIung beffelben gänjtic^ auger
bem ©ebiete ber ©culptur liegt; benn bad 9Befen unb folglich auc^
bie SBirtung bed ©d^reiend auf ben ^ix\i)antx liegt gan^ allein im
Saut, nic^t im SRunbauffperren. ÜDiefed le^tere, bad Schreien not^>
menbig begleitenbe ^^änonien mug erß burd) ben baburc^ ^ert)or=^
gebrad^ten Saut motit)irt unb gerechtfertigt toerben. 3n ber 3)i^tfunfl
hingegen, luetd^e jur anfc^aulid^en !3)arfleIIung bie ^^antafie bed Seferd
' in Hnfpruc^ nimmt, ifl bie 3)ar|!eIIung bed @(^reien^, atö ber 2Ba^r*
^eit, b. ^. ber t)oOf!ttnbigen 3)arfle0ung ber Obee bienenb, ^uläffig.
^Ifo lebigli(^ toegen ber @ränjen ber ^unfl burfte ber ®(^mer} bed
Saoloon ni^t burc^ ©d^reien au^gcbrüdft »erben. (äB. I, 267—270;
n, 481.)
5) 3)ie antile ©culptur.
Dbloo^t bad ^erau^ftnben, (Sriennen unb S^flfleKen beö X^pud ber
menfc^lid^en ©d^bn^eit auf einer getoiffen Slnticipation berfelben beruht
unb ba^er ^nm St^eil a priori begrünbet i% bebarf biefe Sntidpotion
benno^ ber (Srfa^rung, um burd^ fie angeregt }u luerben. (Sergl.
Xnticipation.) 3)e9^alb Iciftete c9 ben gried^ifd^en Silb^auern
aOerbingd großen 93orf^ub, ba§ ftlima unb ©itte bed Sanbed i^nen
ben ganjeu 2^ag Gelegenheit gaben, ^alb nadtte ©efialten, unb in ben
®t)mnaften aud^ gan} nadfte }u fe§en. !£)abei forberte jebed @lieb
i^ren ptaflif^en ©tun auf jur Seurt^eilung unb }ur Sergleic^ung
beffelben mit bem Obeal, mlijtß unenttoidfelt in i^rem Semugtfein
tag. (3B. 11, 477, — lieber bie bcfonbent Sorjüge ber antifen
©culptur üergl. bie Slten.)
3)ie griec^ifd^e ©culptur tomhtt fic^ an bie Snfd^auung, borum ifi
fie tt{l^etif(^; bie ^inbofianif(^e menbet fl(^ an ben begriff, ba^er
i|l fie blöd ft^mbolifc^. (SB. I, 282.)
@eelc 315
6) jDtr mobertie @cu())tur.
Die tnoberne ©cnlptur ift, toa9 immer fie anif leifien mag, boc^
ber mobemen latetnifc^en ^oefle analog unb, kote biefe, ein ftinb ber
yiat^af^mmifi, aud 9temini9cen)en entfprnngen. Sttßt fie fic^ beigeben,
originell fein ju ttoden ; f o gerät^ fle aUbatb auf ftbtoege, namentlich
auf ben f (glimmen, nac^ ber kiorgefunbenen Statur, fiatt nac^ ben
$ro|)ortionen ber VIten )u formen. (S93. II, 478.)
1) ©efc^id^tltc^ed.
3)et rationalen ^f^d^ologie jufolge ifi ber SReufc^ au9 ^mei t)0IIig
heterogenen @u6fian)en }ufammengef e^t , a\x9 bem materiellen Seibe
unb ber immaterieQen ®eele. 3)ie @eele ifl i^r ^ufotge ein urfprüng«
li(^ unb mefentUd^ erfennenbed unb erf} in golge bat)on auc^ ein
moQenbed 9Befen. Oe na(^bem fte nun in biefen if^xtn ©runbt^tttig«
feiten rein für fic^ unb unt>ermif(^t mit bem Seibe, ober aber in Ser«
binbung mit biefem )u Sßerfe ge^t, ^at fie ein ^b^ered unb niebere^
Srfenntnig« unb ebenfo ein bergteic^en SEBiUend' Vermögen. S)iefe ganje
erfl t)on dartefiud ttift f^ßematifc^ bargefleOte Sn^d^t iß fd^on bei
Slrifloteled }u ftnben (de anima I, 1). Sorbereitet unb angebeutet ^at
{ie fogar f^on *^(ato im $^äbon. hingegen in t^otge ber (Sartefi«
fc^en ©^flematifirung unb @onfotibation berfelben ftnben koir fte ^uu'
bert da^re fpäter gan} breifl geioorben, auf bie ©pi^e gefleOt unb
gerabe baburc^ ber (Enttäufc^ung entgegengefü^rt. ((S. 152 — 154.
% l, 47 fg. 2B. 11, 312 fg.)
@eit ©ofrated ^tit unb bi9 auf bie unfrige bitbet bie @eele, biefe^
ena rationis, einen ^auptgegenßanb be^ unattf^örlid^cu 3)id|)utirend
ber ^^ilofop^en. üDie @ee(e towcht t)on SlOen unb t^or SHem ate
fd^Iec^t^in einfa^ genommen; benn gerabe ^ierau^ mürbe i^r meta«
pl^t)f{f4ed SBefcn, il^re Ommateriafitöt unb Unßerblic^feit ben)iefen; ob«
g(ei^ biefe gar ni^t ein Wlal not^tt)enbig barauö folgt. 3)iefe Dor«
audgefe^te Sinfa(^^eit nun unfern fubiectit) betougten Sßefend, ober bed
3fdt% ^ebt ©(^open^auer'9 ,,9ßett a(d SBiOe unb SorfieOung'' auf,
inbem fie nac^toetfi, bog bie Heußerungen, attd toetdjen man biefelbe
folgerte, itoA fe^r tierf^iebene DiteQen ^aben, imb baß aüerbingd ber
dntellect p^t^fifd^ bebingt, bie Function eined materiellen Organa,
ba^er bou biefem abhängig fei unb bad ©c^icffat beffelben t^ei(e, —
bafi hingegen ber 933 i de an lein fpecieQe^ £)rgan gebunben, fonbem
ba0 eigentlich SSeroegenbe unb Silbenbe, mithin bad Sebingenbe bed
ganjen Organi^mud fei, alfo ba9 metapl^^fif^e ©ubfhat ber ganjen
Srfd^einung au^mac^e. (9B. U, 305 fg. Sergt. 0 d^.)
!Die (bem Sc^openJ^auerfd^en @t)flem eigentümliche) 3^^4u"8 ^^^
fo lange unt^eilbar gemefenen Od^d ober @eele in jmei heterogene Se«
fianbt^eiie (dnteOect unb äBiUe) ifl für bie ^^Uofop^ie ÜDad, )oa9
bie S^fc^ttng bed SBafferd für bie S^emie gemefen iß. 3)ad Stoipe
unb Unjerflörbare im iDtenfd^en, loetc^e^ ba^er aud^ ba^ Seben^princt))
316 @eelc
in if)m audmac^t, iß biefem ®t)fletn jufolge ttid^t bie @ee(e, fonbent,
um ed mit einem d^emifc^en Xudbrud 3U 6ejei(^nen^ bad 9tabical ber
@eele, ber 9Bi(Ie. ^ie fogenannte (Seele iß fc^on }ufammengefe|t,
fie iß bie Serbinbmtg bed ^iQend mit bem vouc, OnteOect 3)tefer
iß bad ©ecunbftre, bad posterius bed Drgani^mu^, ber äBille ^in«
gegen bad primäre, bad prius beffelben. (9^. 20.)
2) Kriti! be^ ©egenfa^ed ^roifc^en Seib unb ©eete
ald jtt)eier grunbt)erfd^iebener @u6ßan}en.
ÜDer ®egenfa^, toel^er 3(n(ag jur %nna^me jtueier grunbüerfc^ie«
bener ©ubßanjen, Seib unb @eele, gegeben ^at, iß in Sa^r^eit ber
bed ObiectiDen unb @nbiectit)en. ^a^t ber 3Renf(^ ßc^ in ber ttugem
%nf(^auung objectib auf^ fo ßnbet er ein rttum(i(^ audgebe^nted unb
überl^QUpt bur^aud lörperlid^cd Sefen ; fogt er hingegen fi(!^ im btogen
®etbßbett)U§tfein, olfo rein fubj[ectit) auf, fo ßnbet er ein blod SBoden*
bed unb SorßeUenbe^, frei oon allen Sinnen ber 3(nf(^auung, olfo
aud^ o^ne irgenbeine ber ben Körpern }u!ommenben (Sigenf^aften. de^t
bttbet er ben Segriff ber @ee(e baburd^, bog er ben @a^ Dom @runbe,
bie gorm aKed Objecto, auf 3)ad antoenbet, »ad nic^t Dbject iß, unb
jloar ^ier auf bad ©nbject bed Srtennend unb 9Bo0end. (Sr betra(^tet
nämlid^ (Srfennen, Denlen unb äBoIIen ald 933irlungen, unb meit er
aU beren Urfad^e ben Seib nid^t annehmen !ann, fe(t er eine t^om
Seibe gSn}(i(^ t)erfd^iebene Urfa(^e berfelben, bie ©eele, bie er fobann
^^poßaßrt. %u\ biefe SEBeife betoeiß ber erße unb le^te SDogmatiler
bad 3)afein ber ©ee(e. (Srß nac^bem auf biefe SEßeife ber Segriff ber
Seele aU eined immateriellen, einfad^en, unjerßürbaren äBefend ent-
ßanben toax, enttoidfelte unb bemonßrirte biefen bie @d^ule aud bem
Segriff ©ubßanj, aber burd^ eine örfd^teic^ung. (SB. I, 581—583.
% 1, 82. 110.)
$^^ßf(^ iß freiließ «Oed, aber auc^ nid^td erHärbar. 2Bie für bie
Setvegung ber geßogenen fiuget, mug auc^ ^ulet^t für bad S)enfen bed
®e^imd eine p^^ßfd^e SrHärung an ßd) mög(i(^ fein, bie biefed ebenfo
begreiflich mad^te, ald jene t9 iß. 9ber eben jene, bie mir DoOIommeu
}u Derße^en loä^nen, iß und im @mnbe fo bunfet, mie Se^tered;
benn mad bad innere Sßefen ber S^panßon im Kaum, ber Unburd^»
bring(i(^feit, $ärte, (S(aßicität, ®d^h)ere fei, bleibt nad^ aOen p^tfßfa«
lifc^en @rllärungen ein 9}?9ßerium, fo gut toie bad 2)enten. SBeil
aber bei 3)iefem bad Unerflärbare am unmittelbarßen ^eroortritt, ma^te
man ^ier fogleid^ einen ©prung aud ber $^qß! in bie 3){etapb9ß{
unb ^^poßaßrte eine ©ubßanj ganj anberer %xi, al9 alled j^örperli^e,
öerfe^te in« ®e^irn eine ©cele. ffiäre man jcboc^ nic^t fb ßumpf
getoefen, nur burd^ bie auffaßenbße @rfd^einung frappirt »erben ju
lönnen; fo ^ätte man bie Serbauung burd^ eine ©eete im 9}?agen, bie
Segetation burd^ eine ©eele in ber ^ßanje, bie SBa^Iöeiioanbtfc^oft
burc^ eine ©eele in ben Steagen^ien, ja, bad t^aQen bed ©teined burd^
eine ©eele in biefem erHären müßen. 2)enn überaU ßbgt bie p^^ßfc^e
<§5eelc 317
SrHärung auf ein SJ^eta^i^^fifd^ed. (9B. II, 193. 309. Setgl. Sei 6
unb ®eip.)
3) 3n koelc^er 93ebeutung ha9 SBoYt @ee(e gebraud^t
loerben foUte.
3)er 93cgriff „©cele" ijl, nicit er Srfennen unb SBoHen in ungcr*
trennltc^er Serbiubung unb babei bod^ unabhängig Dom animatifd^en
Drganidmud ^tjpoflaftrt, nid)t ju red^tfertigen, alfo nid^t gu gebrauchen.
S)ad SBort foÜte ba^er nie anberd, a\9 in tropifd^er ^ebeutung an-
genienbet merben; benn ed ifl teinedniegd fo unüerföngtic^, niie ij^uxiQ
ober anima, a\9 mlift «t^cm bebeuten. (SB. II, 399.)
4) Sin äRotit), nielc^ed }ur Xnna^me ber ®ee(e ge^*
fü^rt f)at
3)a9 auffaüenbe ^^änomen, bag alle $§itofo))§en (t)or ®(^o))en«
Iraner) im fünfte ber ©eelc geirrt, jo, bic SBa^r^eit ouf ben Äopf
gefleüt ^aben, möchte, }umal bei benen ber (^rifili(|en Oa^r^nnberte,
gum £^ei( boraud }u crflären fein, bag fle fämmtlid^ bie Slbfic^t
i^atten, ben SRenfc^en atd t)om 2:^iere möglic^fi toeit t)erfd^ieben bar«
gufieOen, babei jeboc^ bunfel füllten, bag bie Serf^ieben^eit äSeiber
im dnteOect liegt, nid^t im SBiQen; toorau^ i^nen unbetougt bie 9?ei»
gung ^erborgieng, ben dntcdect }um SBefentlid^en unb }ur ^auptfac^e
}u machen, \a, bad SBoUen ate eine bloge Sfunition be^ OnteÖectd
barauPeHen. (SB. II, 223.)
5) X^eoretifc^e unb ))raltifd^e Solgen bed Sßa^nd t)on
einer einfad^en, immateriellen ®ee(e.
!£)er tiefern (Sinfl^t in bie 97atur iDaren bie brei t)on ^ani friti-
flrten dbeen ber Vernunft ^inbertid^. 2)ie fogenannte Semunft'dbee
ber @ee(e, biefe9 meta))^9fifd^en SEBefend, in beffen abfoluter Sinfad^^eit
(ErTennen unb SBoUen etoig ungertrennlii^ (Sin^, Derbunben uni^ t)er^
fd^moljen n^aren, lieg feine ))^iIofo))^if(^e ^^^fiologie }u @tanbe
fommen; um fo n^eniger, aM mit i^r jugleid^ aud^ i^r Sorrelat, bie
reale unb rein pafftfe 9}?aterie, ate @tof[ M Seibed, not^menbig ge«
fe^t merben mngte. dene 9$ernunft«dbee ber @eele mar @d^u(b, bag
am anfange be^ vorigen da^r^unbertd ber berühmte @§emiler unb
^^^pofosc ®* @- @ta^l bie Sa^r^eit t)erfe^Ien mugte. (9?. 18 fg.
äB. II, .^01.)
3)er uralte unb audna^m^Iofe ©runbirrt^um, bag ha9 Q6f ober beffen
tran^fccnbente ^Qpoflafe, genannt Seele, junäd^fl unb mefentlic^ er^
fennenb, ja benlenb, unb erfl in ^^olge ^ierüon, fecunbärer unb
abgeleiteter äjieife, motlenb fei, biefed enorme uotepov TcpoTspov, ift
aud ber $^i(ofo))^te, um )ur »a^ren Xnftc^t gu gelangen, t)or aOen
3)ingen ju befeitigen. 35er Segriff ber ©eete ifi nid^t nur, wie
burd^ bie Ihitif ber reinen Sernunft fefi{le(|t, al^ tranöfcenbente ^q))o«
flafe unflatt^aft; fonbent er wirb jur Dne0e unheilbarer dnt^ümer
baburc^, bag er in feiner „einfad^en ®ubfian)" eine unt^eifbare @in^eit
318 ©ccicntoanbcrung — ®ctn
ber (Srreitntmg uttb bed SEBtÜend t)orn)eg feflfleQt, beten Trennung ge«
rabe ber SBeg }ur äBa^r^ett tfi« S)te nä^fle, fe^r unbequeme golge
iened ©tunbirrt^umd iß für bie nod^ in i^m befangenen $^Uofo))^en
biefe: ba im 2^obe bod erlennenbe Semugtfein augenfttdig untergeht;
fo muffen pe enttt)eber ben £ob aU Semic^tung bed iHtenfd^en gelten
kffen, tt>ogegen unfer dnnere^ fid^ auflehnt; ober fte muffen }u ber
Snno^me einer So^bauer bed ertennenben Setoußtjein^ greifen, ju
tt)e(c^er ein florter ®(aube gehört, ba 3t\^tm feine eigene Srfa^rung
bie burd^gängige itnb gän}(i$e %b^ängigfeit bed erlennenbcn 9emu§t«
feind oom @e^irn fattfam beioiefen ^at. Hud biefem üDilemma fü^rt
a0ein bie ba9 eigentliche Sefen bed SRenfc^en nid^t in bad Semugt«
fein, fonbem in ben aSBiOen fe^enbe $^iIofo))^ie. (9B. U, 222 fg.)
!t)er SBa^n t)on einer immateriellen, einfachen, mefentti^ unb immer
benfenben, fotgIi(^ unermüMic^en ©eele, bie ba im ®e^irn b(od logirte
unb nic^td auf ber äBelt bebürfte, ^at getuig 2)7an(^en )u unfmnigem
äJerfa^ren unb 3l6fium))fung feiner ©eifiedfräfte t)erleitet; koie benn
Sriebric^ ber ®roge ein SRal berfud^t ^at, fid^ baö @d^(afen ganj
ab}ttgen)ö^nen. ($. I, 471. Sergt. unter ®e^irn: äJer^attung^regel
in 9e}ug auf bie Snfhengung bed ©e^irnd.)
deeleniDanlrfrun0) f. iIRetempft|(^ofe.
1) !3)ad @e^en aU 9Ber! bed Serßanbed. (@. unter
Snf^auung: dntedectualität ber Slnfc^auung, unb unter
ft5r))er: SDie %nfd^auung ber Jt5r))er.)
2) (Srfreultc^feit bed ©e^end im ®egenfa^ }ur @d^redf«
(ic^feit bed @eind. (@. @ein.)
1) ®e^nfu(^t ber dugenb. (@. unter !?e6enda(ter: 6!^a«
rafter be^ dügenbalter^ unb : ®egenf a^ Jtoifc^en dugenb trab
atter.)
2) Sertoanbtf^aft ber unbeflimmten @el^nfu(^t mit
ber Sangentoeile.
Die unbeflimmte @e^nfu(^t unb bie Sangeioeite fmb einanber t)er«
toanbt. ($• 447.)
dein.
1) 3)ad @ein <x\9 ber alTgemeinfte Segrtff.
de me^r unter einem Segriff , bef!o loeniger h)irb in t^m gebac^t.
3)er attgemeinfte Segriff ^ baß Sein (b. i, ber OnpnitiD'ber ftoj)uIa)
ijl beinahe nic^tö al« ein SBort. (SB. U, 68.)
2) S)ad ©ein in ber $rofefforen))^i(ofo|)l^ie.
9Ran ermfige, tDorauf ber dn^alt M dttfinitit)^ ber SoptAa, <3tin,
^inau^Ittuft. ÜDiefer nun aber ift ein ^upttf^tma ber ^ofefforen«
@eindgrunb — ©ehretion. @eI(ett9n9organe 319
)>^i(ofo|)l^te gegentofirttger ßeit. dnbeffen muß man e^ mit i^nen titelt
fo genau nehmen; bie metflrn nttmlid^ njoOen bamtt mä)t9 ffnbere«,
a(^ bie materiedeu 2)inge, bie fiSrpemelt, 6e}ei(^nen, midftt fie, aU
DoOTommen unfc^ulbiae SRealißen, im ®runbe i^red ^erjen^ bie ^öd^fle
9{ealitftt beilegen. 9cun aber fo gerabejn t>on ben ßSrpern )u reben
fc^eint i^nen }u oulgär; ba^er fagen fte „ha^ @ein'', atd tDAä}t9 t)or'
nehmet Hingt — unb benlen fic^ babei bie t^or i^nen f)e§enben Xifc^e
unb ©tü^le. (SB. II, 116.)
3) SBa^rer On^att beö Segriffö ,,®ein".
S)er toafjxt unb ganje 3n^a(t bed 9egnff9 @ein ifl bad %u9«
füllen ber ©egenioart. 3!)a nun biefe ber Serü^rung^untt bed
Dbjlectd mit bem ©ubject ifl (f. ©egentoatt), fo fommt Seiben
ba^ ©ein }u, b. ^. toad ift, crfennt entn)eber ober n)irb erlannt
Offenbar ift biefer S3egriff em))irif(i^en Urfprung^, obn^o^I ber äuge«
meinße, meldten man an^ ber (Srfa^rung abftra^irt ^at. ($>. 330.)
©ein, t)om Object gebraucht, ^eigt nic^td toeiter atö (Erfc^eiuen,
Dorgeflellt werben. ($. 197 fg.)
4) Ser^SItnig bed S)enlend }um ©ein« (©. unter 9n«
fc^auung: Ser^ältnig ber Slnfd^auung )um 3)ing an fi^
ober }um Stealen.)
5) 2)ad avi9 ben ©d^ranten bed inbit^ibneUen @ein9
entf))ringenbe Sebürfnig.
deber fann nur (Sind fein, hingegen alle9 Slnbere erfennen,
»d(^e Sefd^ränfung eigentlich bad äSebürfnig ber $^itofof)^ie erjengt«
(SB. I, 125. i>. 300.)
6) ©f^recflic^feit bed ©eind im ©egenfa^e 3ur Sr«
freulic^feit be9 ©e^end.
3tt fe^en flnb bie !Z)tnge freilid^ f(^5n; aber fie ju fein ifl ganj
etmad Hnbered. (SB. U, 665.)
dn ber $inb§eit finb bie S)tnge und t)iel me^r Don ber ©eite bed
©e^end, alfo ber Sorßellung, ald Don ber bed ©eind, weld^e bie
bed Sßtllend ifl, belannt. SBei( nun jene bie erfreulid^e ©eite ber
2)inge ift, bie fd^redlic^e aber (bie fub|ectiDe bed ©eind) und no(^ un«
bctannt bleibt, ba^er bie Xäufc^ung bed jungen dnteQectd über bie
aBirflic^fcit. {% I, 610 fg.)
ÜDer Stommlmenfd^ ifl gänjlid^ auf bad©ein Dertoiefen; bad ©enie
hingegen lebt unb loebt im Srtennen. 3)a^er, ba aQe SDinge ^errlid^
)u fe^en, aber fc^redtid^ ju fein, ber trübe Cmfl ber getoö^nßc^en
Seute unb bagegen bie ^eiterleit auf ber ©tim bed ©enie'd. ($. 356.)
dttn4S0ninlr^ f. unter ®runb: ©a^ Dom ©runbe bed ©etnd.
$^ktetion. Hthtttiomovfiant.
Sei ben ©efretionen ifl eine gewiffe %udttKi^( bed }u jieber S^aug«
ti^en, folglid^ eine gemiffe SBtUfür ber fie Doü^ie^enben Organe
320 @elbjlbc§crrf(^ung — ©etbficrfettntntj
nic^t }u Detlennen, bte fogar t)on einer getotffen bum))fen @inned«
em^finbung unterfiü^t fein mug unb üermSge toeld^er an9 bem felben
9(ute iebed @e(retion6organ b(od ba^ i§m angenteffene @ffret unb
ntd^t^ 9nbered entnimmt, alfo au9 bem jufhömenben 9(ute bte lieber
nur ®a0e fangt, bad übrige 33(ut loetterfd^tdenb, eben fo bie ®))ei(^el'
brUfe unb bod ^anfread nur ©peid^et, bie Stieren ifUr Urin, bte
$oben nur (Sperma u. f. ko. 9Ran !ann bemnac^ bte ©efretiond«
Organe t)erglei(|en mit oerfc^iebenartigem Sie^, auf berfelben Sßtefe
»eibenb unb debed nur ba6 feinem Slppetit anfprec^enbe jhaut ab«
rupfenb. (9?. 25.)
SiHbftbel)errfd)Utts, f. ©runbfä^e.
gelbftbemufftftitt, f. Semußtfein.
delbflbi09tapl)ie, f. Siograp^ie.
SelbflUenktr, f. 3)en!er.
0elbftttl)aUun0.
1) ©elbfier^altung aU ®runbbef!rebung bed 3Bi((end.
(®. aWec^anif.)
2) ®egen bte Huffaffung ber @elbfier§altung aU einer
^flic^t gegen un^ felbft.
>Der SSegriff bon ^flid^ten gegen un6 felbfi ^at fii) tro^ feiner Un-
^altbarfeit (oergl. unter ^fUd^t: ^ritit ber ^fiid^ten gegen und felbfi)
no(^ immer in %nfe^en erhalten unb {le^t allgemein in befonberer
®ttn{l; morüber man fld^ nid^t ju munbem ^at. %ber eine belnfttgenbe
Sirtung t^ut er in gäOen, mo bie Seute anfangen, um i^re $erfon
beforgt }u tütxhtn unb nun ganj ernft^aft t)on ber ^flic^t ber @e(bfl«
erl^altung reben; mä^renb man genugfam merlt, ba§ bie ^urd^t i^nen
fc^on ^eine mad^en h)irb unb ed leinet $f(id^tgebotd bebarf, um nac^«
auftrieben. (S. 127.)
idbfittKtnntnif.
' 1) @e(bfterfenntnig im p^ilofop^ifc^en ©inne.
S)er le^te 2i^ti unb bad ^\A aller ©pecutation ift nit^t, tote bie
p^Uofop^ifd^en Starren ^eut }u !£age glauben, Srienntnig ©otted, fon«
bem Srfenntnig bed eigenen Selbfl, toie fd^on am Stempel ju S^elp^i
JU lefen, ober bon Äant ju lernen »ar. ($. 295 fg.) 3)ie ©elbfl«
erlenntnig ift ber ©c^Iüffel jur (Sr!enntnt§ bed innem 9Befen9 ber
3)inge, b. ^. ber 3)inge an ftc^ fetbfl. (®. unter !Z)ing an fid^:
9uf melc^em SEBege aOein }ur @rfenntnif^ bed !£)inged an fid^ ju ge»
(angen \% unb: iDttfroIodmod.)
2) 3nbit)ibue((e @e(bflerfenntni§.
a) ©c^toterigfeit ber inbiDibueUen ©elbfierfenntni§.
3)ie $attptf^tt)ierigfeit , toelc^e ber ©etbjlerfenntnig (bem YvoS^t
oauTov) entgegenfle^t, ifi ber (Sgoidmud, bie (Sigentiebe, bte un9
©etBPßeW 321
^inbcrt, bcn ffllitl ber ßntfrcmbung auf un« ju tocrfcu^ tocld^cr
bie Scbingimji ber objcctiDcn auffoffung unfercr fclbfl ift, («.
II, 629.)
Äuö ber })rimärcn 9?atur be« SBiüeitö unb ber fecunbttren be« 3n-
tcHect« läßt e« fl(^ crHärcn, boß toix oft nid^t toiffen, toa« toir
münfc^en, ober toaö totr für^ten-, unb bag lotr fogar oft über bad
eigcntUd^e 5D?otte, an§ bem toir ctttjo« t^un ober untcrioffeu, gonj im
ütrt^um fmb, 6i« cttoa ein Sufatt un« boö ©e^ciraniß aufbedft.
hieran §aben loir eine SSefiättgung unb Erläuterung ber Siegel bed
Saroc^efoucaulb : Tamour propre est plus habile que le plus habile
homme du monde, ja fogor einen Sommentar gum ©ofratifc^en yvo^
aauTov unb beffcn Sd^ioicrigfeit. (SB. 11, 235.)
b) »cbingt^eit ber inbiöibuetlen ©elbjierfenntnig
butd^ bte Erfahrung.
5D?an lernt feinen eigyien E§ara!ter, toie ben anbercr Snbiöibuen
nur burc^ Erfahrung fcnnen. (Sergl. unter S^or öfter: SBefcntlic^e
^räbicate M menf^ti^cn ß^arafter«.)
SBcIc^e Kräfte jum Seiben unb I^un 3cber in fi(^ trägt, toeiß er
nit^t, bi« ein antog fie in 2§ätig!eit fetjt; — toie man bem im
S^eic^e ru^enben SDaffer mit glattem Spiegel nid^t anfleht, mit toelc^em
Stoben unb Sraufen ed t)om f^etfen un))erfe^rt ^erabjufiürjen, ober toie
(}0(^ cd <x\9 Springbrunnen fl(^ }u ergeben fä^ig iß; — ober aud^,
tt)ie man bie im ei^Ialten SBaffer latente SEBärme ni^t a^nbet. {%
U, 630.)
c) S93id^tigleit ber inbitibueUen ©elbßerfenntnig.
(Srfl bie genaue ftenntniß feinet eigenen empirifd)en @^arafterd giebt
bem iDZenf^en !2)a9, xoa9 man erworbenen S^araßer nennt unb lobt.
(®. unter S^aralter: S)er erworbene S§araft«r.)
SBie ber Arbeiter, loeld^er ein ©ebäube aufführen ^itft, ben $Ian
. bcd ®anjen entweber nid^t fennt, ober boc^ nid^t immer gegenwärtig
^at; fo oer()Q(t ber 2Renf(|, inbem er bie eingelnen Sliage unb @tunben
feine« bebend abfpinnt, fid^ jum ©angen feine« Seben«(aufe« unb be«
S^aratter« beffelben. de würbiger, bebeutenber, ptant)oQer unb tnbioi-
bueder biefcr ifl, befio me^r iff ed nbt^ig unb wo^lt^ätig, bag ber
oerTteinerte @runbrig beffetben, ber $(an, t^m bisweilen t)or bie Hugen
fornme. greilid) gehört ou(^ baju, bog er einen Reinen Anfang in
bem Yvu^i aauTov gemacht ^abe, a(fo wiffe, wa« er eigentlid^, ^aupt«
fäc^Iid) unb t)or aOem Snbern wiO, wa« alfo für fein @tüdf ba«
Sefenttic^fie ifi, fobann wa« bie gweite unb dritte ©teOe nad^ biefem
einnimmt, wie aud^ bag er erfenne, welche« im ®an)en fein Seruf,
feine SeoUe unb fein Ser^iättntg gur 9BeIt fei. {% l, 439 fg.)
O^ne biefe i^enntnig (ebt man planio«, — ein Schiffer o^ne ftompag.
($. 443.)
delbft0effii)l, f. ftraftgefü^I unb Selbflfc^ä^ung.
322 ^ttb^idb — €^etbfhnotb
1) Ocgcn baö ©cUfilob.
%ud^ beim beflen Steckte baju, tajfe man ft(^ ni^t 3um ©elbfllobe
üerfü^ren. S)enn bie @ttetteit ift eine fo getob^nlic^e, bad Serbtenß
aber eine fo ungetDb^nßc^e ^adfc, bag, fo oft toir, menn au<^ nur
itÄired, und fetbfl }u (oben fc^einen, deber ^unbevt gegen Sind toettet,
bag tt>a9 aud und rebet, bie SiteUeit fei, ber ed am Serflonbe ge^
brid^t, baö Sad^erlid^e ber ©ad)e einjufe^en. {% l, 494.)
2) gür bad mäßige ©etbfttob.
Sei allem IDem mag jebod^ 93aIo Don SSeruIam nic^t ganj Unreal
^aben, toenn er fagt, bag bad.semper aliquid haeret, toit Don ber
Serläumbung, fo auc^ Dom @e(bflIobe gelte, unb ba^er biefed in
mäßigen S)ofen empfiehlt. (^. I, 4940
Äflb^m0rlr.
1) SDer ©elbflmorb aU ein Sorrec^t bed üRenfd^en Dor
bem Siliere,
S}em SDtenfd^en allein, ber nid^t, tt)ie bad 3;§ier, b(od ben Iör))er^
(id^en, auf bie ©egenkoart befc^rönften, fonbem andf ben ungteit^
größeren, Don 3u'^ft ^^^ S$ergangenbeit borgenbcn geiftigen Seiben
$reid gegeben ifl, I}at bie 92atur ald ^ompenfation bad Sorre^t Der*
liefen, fein Seben, auc^ e^e fie fetbfl i^m ein ßxA fe^t, beliebig enbcn
2U Ibnnen ttnb bemnad^ nid^t, toie bad S^^ier, not^h)enbig fo lange er
lann, fonbem aud^ nur fo lange er tt)ill ju leben. (@. 127.)
2) (Smpfänglic^teit unb 8nlaß gum ©elbflmorb.
S)ad Stud^arren unb !£rciben im Seben ifl uic^t etn)ad irgenb frei
(SriDä^hed, burd^ ein objectiDed Urt^eit über ben SSkttf^ bed Sebend
SRotiDirted, fonbern ed ift ber blinbe SiUe, auftretenb aU Sebendtrieb,
Sebendlufl, Sebendmut^, »ad bad $u))))enf))iel ber SRenfi^entoelt in
Setoegung fe^t unb er|(i(t.
ÜDad @d^n)a(^U)erben biefer Sebend(ufl jeigt fi^ a(d ^t)|)0(^onbrie,
spieen, äRelan^oIie, i§r gängli^ed SSerfiegen aU ^ang }um ©elbfi«
morb, ber aldbann bei bem geringfügigflen, ia, einem blod eingebilbeten
Snlaß eintritt, inbem je^t ber äRenfc^ gleid^fam ^ttnbel mit ftd^ felbfl
fud^t, um fid^ tobt }U fd^ießen; fogar koirb }ur iRot§ o^ne aOeu be-
fonbern 8(nlaß }um (Selbflmorb gegriffen. (9B. II, 409.)
S33enn eine Ironl^afte Slffection bed iRerDenf^ßemd, ober ber 8er«
bauungdn)erlaeuge , ber angeborenen S)9dIo(ie iit bie ^änbe orbeitet;
bann fann biefe ben ^o^en ®rab erreid^en, m bauernbed SRißbe^geii
Sebendttberbruß erjengt unb bemnad^ ^ang jum @eIbf)morb entflebt.
Diefen Dermögen aldbann felbfl bie gcringflen Unanne^mlid^feitett ju
Deranlaffen; ja, bei ben ^ö#en ®raben bed Uebeld bebarf ed berfelben
nid^t ein 2Rof, fonbem blod bad anbattenbe SWißbebagen fübrt lum
©elbftetorb. {% 1, 3460 p v a i v ö
©etbfimorb 323
ftOerbingd !ann nod^ Umflttnben auc^ ber gefunbefte itnb DieKetd^t
fclbfl bcr ^eitcrflc 5IRenfc^ fic^ jum ©elbjimorb cntfc^Iicßen , ksenn
nämlic^ bie @röge ber if^eiben ober bed umn^wtiijbax ^erannal^enben
Unglücfd bie ©c^reden bed %ohte übermSÜigt S)er Unterf^teb liegt
allein in ber öerfd^iebencn ©rößc beö baju crforberti(I)en Snloffe«, aW
niel^e mit ber S)9dfolie in nmgefe^rtem SJerbftItnig fie^t. de grögcr
biefc iji, beflo geringer fann jener fein, ja am (gnbe auf 9?utt \txah'
tnfen; je größer l^ingegen bie (Eufolie unb bie fie unterftti^enbe @e«
unb^eit, bejlo mel^r mug im Sniag liegen. S)anac^ giebt ed unjä^Iige
Sbfinfungen ber ^äOe jmifc^en ben beiben (Sternen bed ©elbflmorb^,
nSmlic^ \izm bed rein aud franf^after Steigerung ber angeborenen
5)t)3foUe entfpringenben unb bem bc8 (Sefunben unb Reitern gang au«
objectiden Orünbcn. ($. I, 346. $. 449 fg.)
Die erblid^fcit ber Slnlage jum ©elbfimorb bewcifi, ba§ ber fu6»
jcctidc S^cil ber Seflimmung baju too^t ber ftärfere ift. ($). 450.)
2)ag im ©cfü^I beö geiben« ober SBol^Ifeinö ein fc^r groger S^cil
fubjectiö unb a priori beflimmt ifi, bafür fann ouc^ 3)ie« aö 83cleg
angeführt toerben, bag bie SRotiüe, anf ttjclc^e ber ©etbfimorb erfolgt,
f 0 f}'6ij\t Derf^ieben flnb ; inbem n)ir lein Ungllidf angeben fi^nnen, bad
grog genug to'dxt, um i^n nur mit t)ieler Sßa^rf^einltc^teit bei jebem
@^^arafter ^erbeigufüf^rnt , unb loenige, bie fo Hein ttjüren, bag ni^t
i^ncn glcid^iüiegenbe i§n fd^on üeranTagt l^ätten. (SB. I, 373.)
dm ©an^en xoxxh man finben, bag, fobatb ed ba^in gefommen ifl,
bag bie <3(S)xzdm^t M itbm^ bie bed ZoM übernjinben, ber SRenfc^
feinem Seben ein (Snbe ma^t. S)er SSBibcrftanb ber (entern ifi j[ebo^
bebeutenb; fie fielen gleic^fam ate SBäd^ter on ber 9[udgangd))forte.
dn}h)ifd)en ifi ber Kam))f mit biefen SEBäd^tern in ber 9{egel ni^t fo
fd^tuer, tDie e« und Don SBeitem fd^einen mag, unb givar in Solge bed
Slntagonidmud jtoifc^en geifiigen unb Iör))erlid^en Seibem ©tarle get«
ftige ü!eiben machen und gegen Toxpzxliijt unem))finbli(^. !Z)ied ifi t9,
toa^ ben ©elbftmorb erlei^tert. Sefonberd fid^tbar niirb S)ied on
(Denen, toelc^e bur^ rein Iranf^afte tiefe SRigf)immung }um ©elbfl«
morb getrieben iverben. !S)iefen foflet er gar feine ®eIb|iiibertoinbung.
OP. II, 332 fg. $. 450.)
3) SBorauf fid^ bie SSetounberung bed ©elbfimorbed
grünbet.
S)ad l^ebenmoQen , bie Sln^änglic^feit am Seben, ifi feine f^olge ber
Uebericgung unb feine ®at!)t ber SBa^I, fonbern bad prius bed dn«
teüectd. SBir felbfl ftnb ber SBiQe }um Seben, unb baraud erftürt ftc^
bie aQem Sebenben inneniol^nenbe S^obedfurd^t. Suf biefen unaudf))re^'
liefen horror mortis grUnbet fic^ aud^ ber Sieblingdfa^ aller gett)5^n«
liefen Stbp\t, bag toer ft^ bad Seben nimmt, Derrttcft fein muffe, nid^t
weniger jebod^ bad mit einet gemiffen 8emunberung Derfnüpfte (Er«
fiaunen, »eld^ed biefe $anbtung felbjl in benfenben ft5))fen jebed SRal
^erDomtft, toeit biefetbe ber Statur alled Sebenben fo fe^r entgegen«
322 ©elBfltob — €5ctbjhnotb
1) ®eflcn baö @cI6flIob.
«ttc^ Beim bcjlen {Rc^tc baju, laffe man fid^ nid^t jum ©clbjMobc
Derfül^rcn. 3)cnn bte gitcttcit i|t eine fo gewöljnlic^e, baö «crbienjl
aber eine fo ungewö^nli^c ©ac^c, bo§, fo oft wir, wenn auc^ nur
inbirect, un« fclbfl gu toben fc^einen, 3eber ©unbevt gegen Sin« locttet,
baß ma« au« un« rcbct, bie giteüeit fei, ber c« am SSerflanbe ge«
bri^t, ba« J?ä^erli^e ber ©od)e cinjufc^en. {% I, 494.)
2) Sür ba« mäßige ®cIb|»ob.
Sei allem S)cm mag icbo^ Sa!o Don SJcruIam nid^t ganj Unrc^t
baben, Wenn er fagt, ba§ ba«.semper aliquid haeret, »ie Don ber
Serläumbung, fo anij oom ®etbfHobe gelte, «nb ba^er biefe« in
mäßigen 3)ofen em})pe§lt. (?. I, 494.)
9tlbfttnottf,
1) Der ©elbflmorb al« ein ©orrcd^t be« aWenfd^en bor
bem Zf^hrt.
SDem äßenfd^en allein, ber nid^t, toie ha^ I^ier, bto« ben Uxpcx^
lid^en, auf bie ©egentoart befd^ränlten, fonbem aud^ ben ungtei^
größeren, t^on 3"'"«ft «"^ Sergangenbeit borgenbcn geifligcn Seiben
^rei« gegeben ifl, bat bie 9?atur al« fiom?)cnfation ba« »orred^t Der-
liefen, fein geben, auc^ e^e fle fclbfl i^m ein giet fefet, beliebig enbcu
}u tonnen tTnh bemnad^ ni^t, loie ba« S^ier, not^wenbig fo lange er
lann, fonbem aud^ nur fo lange er will ju leben. (6. 127.)
2) (Smvfänglic^feit unb Snlag jum ©elbfimorb,
S)a« 8[u«§arren unb treiben im ithm ift nic^t etwa« irgenb frei
Srwä^lte«, bur^ ein objectiDe« Urt^eil über ben äBertb bc« Seben«
SRotiDirte«, fonbern e« iß ber blinbe SßiUe, auftretenb al« Seben«trieb,
Seben«lu{l, Seben«mut§, wa« ba« $u))t)enf))iel ber SDtenf^enwelt in
Bewegung fe|}t unb erhält.
S)a« ©d^mad^werben biefer Seben«lufl }eigt ftd^ al« $9))od^onbrie,
spieen, 3Relan(|olie, i§r gängli^e« SSerfiegen al« $ang gum ©elbfl«
morb, ber al«bann bei bem geringfügigflen, ia, einem blo« eingebilbetcn
Xnlaß eintritt, inbem je^t ber SKenfd^ gleid^fam $änbel mit ft^ felbfi
u(^t, um fid^ tobt gu [(gießen; fogar wirb gur 97ot^ o^ne allen be«
bnbern 3(nlaß gum ©elbflmorb gegriffen. (SEB. II, 409.)
SBemt eine tranf^afte Slffection be« SierDenf^flem«, ober ber Ser-
baumtg«werlgeuge , ber angeborenen S)9«Iolie in bie $änbe arbeitet;
bann (anu biefe ben l^ol^en ®rab erreichen, wo bauembe« SDlißbebagen
Seben«Uberbruß ergeugt unb bemnad^ ^ang gum ©elbfimorb entfielt.
S)iefen bermögen al«bann felbfl bie geriagften Unanne^mlic^Ieiten gu
Deranlaffen ; \a, bei ben I^Sc^flen ©raben be« Uebel« bebarf e« berfelben
ni^t ein SRal, fonbem blo« ba« an^altenbe 2Rißbe^agen fü^rt gum
©elbfhnorb. {% I, 346.)
©elbfimotb 323
atOerbtttjd lontt nad^ Umflttnben auc^ ber gefunbefte unb DieKeid^t
felbfl ber ^eiterße 3Renfc^ ftc^ 3um ©etbflmorb entfc^Iiegen , ksenn
nätnlid^ bie ®röge ber if^eiben ober bed unaudivei^bar ^erannal^enben
Unglürfö bic ©c^retfen beö Sobc« übcrwÄltigt. 5Der Untcrf^tcb liegt
oKein in ber öerfd^icbenen ©rößc beö baju crforberli^cn Snlaffcö, ald
toel^e mit ber S)9«fo(ie in umgefe^rtem S$er6&(tnig fie§t. de grbgcr
tiefe iß, befto geringer fann jener fein, ja am (Snbe auf 9?uU i^erab*
finfen; je größer hingegen bie Sufolie unb bie f^e unterf)ü(enbe ®e*
funb^eit, beflo me^r mug im Sniag liegen. S)anac^ giebt ed unjä^Iige
^bflufungen ber ^^Oe jmifc^en ben beiben (S^tremen be^ ©elbflmorb^,
nämlic^ bem bed rein aud franf^after Steigerung ber angeborenen
3)^d!otte entfpringenben unb bcm be^ ®efunben unb Reitern gang aud
objectioen ®r«nbcn. {% I, 346. $. 449 fg.)
!Die ©rblid^fcit ber Slnloge jum ©etbpmorb benjeifi, ba§ ber fub»
jectioe J^cil ber Sepimmung baju too^I ber ftärfere ift. (^. 450.)
2)og im ©efü^l beö geiben« ober SBol^Ifeinö ein fe^r groger S^cil
fubiectio unb a priori befiimmt ifi, bafür fann auc^ !Z)ied att 93eleg
angeführt toerben, ba§ bic SRotioc, auf welche ber ©elbflmorb erfolgt,
f 0 tj'iif^ t)erf(^ieben flnb ; inbem n)ir lein Ungllicf angeben nnnen, bo9
grog genug Ȋre, um i^n nur mit Dieler SBa^rf^einli^leit bei jebcm
d^arafter l^erbeijufil^reu ; unb UJcnigc, bie fo Hein wären, bog ni^t
i^ucn gleic^toiegenbe i^n fd^on bcrantagt ^ttcn. (SB. I, 373.)
Om ©anjcn wirb mau pnben, bag, fobalb eö ba^in gefommen tft,
bag bic ©d^rerfniffe bc« ?cbcnö bic bcö Sobc« ilberttjinben, ber SKenfd^
feinem Sebcn ein Gnbe mad^t. ÜDcr SBibcrjianb ber lefetern ifl jebo^
bebeutcnb; fle flehen gleic^fam aW SBäc^ter an ber au«gangöt)forte.
Onjwifd^en ifl ber Ram^jf mit biefen SEBäc^tem in ber {Reget ni^t fo
f^wcr, wie eö unö oon SBcitcm f^cincn mag, unb jwar in golgc be«
Antagonismus aioift^en geifligen unb förj)crlid^cn Seiben. ©tarfe gei-
Pige ?eibcn ma^en un« gegen för})criid^e unem|)finbli(^. 3)ieö i|i eS,
njaS bcn ©elbjimorb erlci^tert. Sefonber« fld^tbar toirb Die« an
Denen, welche bur^ rein Iranf^aftc tiefe SRigflimmung jum ©elbfl-
morb getrieben toerben. Dicfen foflet er gar feine ©elbfiübcrtoinbung.
(^. II, 332 fg. $). 450.)
3) SBorauf fid) bie SSemunberung beS ©elbflmorbe^
grünbet.
S)aS l^ebentoollen, bie Sln^ängli^feit am Seben, ifl feine f^olge ber
Ueberlcgung unb feine ©ad^e ber SBa^l, fonbern baS prius beS -9n«
teOect«. S33ir felbfl finb ber SBiDe jum geben, unb borauö erftärt fl(^
bie allem Sebenben innetoo^nenbe 2:obeSfurd^t. Suf biefen unaudf))re^-
lid^en horror mortis grUnbet f{(^ ouc^ ber SieblingSfa^ aQcr gem5^n«
ticken Jt0))fe, bag wer fi(| baS lieben nimmt, Denüdft fein muffe, nid^t
weniger jebod^ baö mit einer gewiffen Sewunberung Derfnüpftc Cr*
fiaunen, weld^ed biefe ^anblnng fetb|l in benfenben R^p^n iebeS SRal
^erDorruft, weil biefdbe ber Statur aOeS Sebenben fo fe^r entgegen-
21*
324 @etb|lmorb '
läuft, bajj toir Den, tocld^cr fie ju üollbringcn öcrntod^tc, in flctoij|cm
©innc 6ett)unbcm muffen. (SB. U, 271.)
4) i^alf^^eit ber S&^auptung, bag ber ©elbftmorb
eine feige $anb(ung fei.
(Sd giebt gemiffe aDgemein beliebte unb fefl accrebitirte, tttgüc^ t)on
Unjä^Iigen mit ©elbjlgcntigen nac^gef<)ro(^enc 3rrt^ümer. 3« ^wfw
gehört au(^ ber ©ag: ©elbfbnorb ifl eine feige $onbtung. (% U,
64. 328.)
5) Der (Sifer ber ®ciflüd)!eit gegen ben ©elbfimorb.
Die ©rünbe gegen ben ©elbftmorb, nielc^e ton ben ©eifUic^en ber
monot^eiftifd^en, b. i. jübifc^en 9{e(igionen nnb ben i^nen ftd^ anbe*
quemenben ^^itofop^en aufgcficllt morben, finb fc^mac^e, leicht ju
wibcriegcnbe ©o^)l)iömen. (% II, 328 — 331. lieber bie gegen ben
©etbflniorb gcitcnb gemachte ^fü^t ber ©elbjicrl^altung f. ©elbjl»
cr^attung.)
Der augcrorbentUc^ lebhafte uub bo^ lueber burd) bie Sibe(, noc^
burc^ triftige ®riinbe unterjlü^te @ifer ber '@eift(id)Ieit monot^eifltf c^er
9{eligipnen gegen ben ©elbfimorb fc^eint auf einem Der^e^Iten @runbe
3U berufen, ©ollte ed nic^t biefer fein, \)a^ bad frein^iQige Slufgebeu
bed Sebend ein fd^Iec^te^ ft'ompUment ift für Den, mlijtx gefagt ^at:
„Tcavxa xoXa Xtav"? — ©o loävc eö benn abcrmaW ber obligate
£)))timidmud biefer Steligionen, meld^er bie ©elbfltbbtnng auflagt, um
nid^t Don i^r angeKagt }u toerben. ($. U, 332.)
6) Dad 9{e^t jum ©elbfimorb.
Da ein 9{e(^t }u cttüa9, ober auf etivad l^aben, nicf)td mittx
^eigt, ald e^ t^un, ober aber nehmen, ober benu^en tonnen, o§ne ba«
burc^ irgenb einen Zubern gu Derle^en ; f o erbeut bie ©inutofigfeit ber
f$rage, ob toir bad Stcd^t Ijaben, und \iaß Ktbm }u nel^men. 3Bad
aber bie a[nfj)rüd)c, bie etira Slubere auf unö ^jerfönlid) ^aben lönnen,
betrifft, fo flehen fie unter ber Sebingung, ba§ mx leben, fallen atfo
mit biefer meg. Dag Der, mlijtx für fid) fclbfl md)t me^r leben
mag, nun nod| ald bloge 9)2afd^iue jum 92u^en Slnberer fortleben foQe,
ifl eine übcrfpannte gorberurig. {% II, 257.)
Offenbar ^at bo^ Ocbcr ouf SJicfttö in ber aBett ein fo unbeflreit*
bare« Stecht, wie auf feine eigene ^erfon unb febcn. {% II, 328,)
SBenn bie ^riminaljufii} ben ©elbfimorb Derpönt, fo ift Die« cnt«
f(^ieben läc^erlic^; benn weld^e ©träfe fann Den abfd^rcdfen, ber ben
2:ob fuc^t? — Seflroft man ben Serfud^ jum ©elbfimorb, fo ifl
t9 bie Ungef^idtid^feit, bur^ meiere er miglang, bie mau beflraft.
{% II, 329.)
7) Sergeblic^teit be« ©elbfimorb«.
%on bem äBiQen gum Seben ifl bad Seben un^^ertrenulic^ unb
beffen gorm aQein ia^ de^t. Slnfang unb @nbe trifft nur ha9 On«
^elB^orb 325
btoibuum, mtttelfl ber 3^it, ber ^orm biefer (Srfc^etnung für bte
SSoTfleDung. kluger ber 3cit liegt allein ber SBiDe, 9anV9 S)ing an
f\ä), unb beffen abäquate Objectität, $Iaton'd dbee. S)a^er giebt
®e(bftmorb feine Stettung; toa^ deber im dnnerfien n)ilt, bad mug
er fein, unb \va9 debcr x\t, bad mill er eben. (9B. I, 433*) 3Bei(
bem SBiden }unt Seben bad Seben immer gemig unb biefem ba^ Sei^
ben mefentlid) ifl, fo ifl ber ®e(6{lmorb, bie toURUrlic^e B^^P^^ung
einer einjelnen (Srf^einung, bei ber \>a9 S)ing an ftc^ ungeflört fiel^en
bleibt, )i}ie ber 9{egen6ogen feflfie^t, fo f^neQ aud^ bie Xxop^tn, toAifc
auf 9ugenbti({e feine STräger flnb, med^fetn, eine ganj Dergebli^e unb
ti^Mdjic ^(inblung. Hber er ifl aud^ überbied bad aReiflerfiüd ber
WHaia, a\9 ber fc^reienbfle ftudbrudf be« 2Biberf))ru^d be« Sillen«
jnm Seben mit fid^ felbjl. (SB. I, 472—474.)
8) ÜDer allein triftige moralifc^e ®runb gegen ben
©elbftmorb.
SBenn ed dd^te moralifc^e ÜRotibe gegen ben @eIbffanorb giebt, fo
liegen biefe j|ebenfaM fe§r tief unb fmb nid^t mit bem ©enfblei ber
getuö^nlic^en (£t§il ju erreichen. (S. 128. $. II, 332.)
2)er allein triftige moralif^e ®runb gegen ben @eIbftmorb liegt
barin, ba§ ber ®c(bfimorb ber Srreic^ung bed ^öc^fien moratif^en
3ieled (ber Verneinung bed SiQend gum Seben) entgegenfie^t, inbem
er ber toirllic^en (Sribfung au^ biefer SBelt bed dammerd eine blöd
fd^einbare unterf(^iebt. ($. II , 331.) Von ber Verneinung bed
S93iIIen^ )um itbtn unterf Reibet nid^td ftd) mel^r, aU bie %uf^ebung
feiner einjelnen ^rfc^einung, ber ©elbfhnorb. SBeit entfernt, Ver«
neinung bcd SBiQen^ ju fein, ifl biefer ein $^änomen fiarfer Veja^ung
U9 SBidcn«. 2)er ©ctbfhnbrber toiU ia9 Seben unb ifl blo^ mit ben
33ebingungen unjurrieben, unter benen c9 i^m gemorben. (SB. I,
471—473.) SBie ba« einjelne 2)ing jur 3bee, fo öer^ölt fi(^ ber
(Selbflmorb )ur Verneinung bed SBSiQen^; ber ©elbflmörber berneint
Mo« ba« dnbioibuum, nid^t bie Bptcitß. (SB. I, 472.) S)er ©elbft*
mörber glrid^t einem Jtranfen, ber eine fd^merj^afte O))eration, bie i^n
Don ®runb an€ feilen tonnte, nac^bem fie angefangen, nic^t DoOenben
lägt, fonbern lieber bie jhrant^eit be^ttlt; er koeifl bad Seiben, fiatt e«
}um Ouietto be« SBiOend n^erben )u laffen, t)on fid^, inbem er bie
(Srfc^einuug M äBiUend, ben Selb, jerflört, bamit ber SBiQe unge«
brod^en bleibe. 3)te« ifl ber ®runb, marum beinahe aQe Steifen, fo«
ivo^l ))§ilofo))§if(^e, ate religiöfe, ben Selbflmorb Derbammen, obgleich
fie felbft ^iegu feine anbern, al« feltfame, fop^ifiifc^e ®rünbe angeben
fönnen. (28. I, 473.)
!Der tta^re ®runb gegen ben ©elbfimorb, and n^eld^em auc^ bad
S^riflent^um benfelben Denoirft (Dergl. S^riflent^um), ifl ein ad«
fetiff^er, gilt alfo nur Don einem Diel l^ö^em et^if^en @tanb))unfte
aud, atö ber, ben euro))öifd^e iD?oraIp§ilofo))^en j[emaK eingenommen
^ben. (Steigen »ir aber Don jenem fe^r §o^en @tanb))untte ^erab;
326 ^elBflf^ätsttng •— Serbftoettttitgnttttg
fo gtebt tB (einen faltbaren ntorafifd^en ®runb me^r^ bett @e((fhnorb
gn üerbanimen. ($. II, 332.)
9) S)er fretroilUge $ungertob aU eine bon beut ge«
tt)i$^nlic^en ©elbftmorbe }u unterfc^eibenbe $anb«
lung.
SBon bem gemb^nlid^en ®e(bßmorbe gänjUc^ Derfc^icben fd^eint eine
Befonbete Sirt beffelben )u fein, ber a\i9 bem ^öc^fien ®rabe ber Sld«
fefe freimiflig gen)äf)Ite ^ungertob. Sd fcf)cint, ba§ bie gänjti(^e
9)erneinnng bed 3BtUend ben ®rab erreid)en fönne, n)0 fetbft ber )ut
^^altung ber SJegetation M Seibed burc^ Sufnal^me oon SJo^rung
nöt^ige 2Biae megfttUt. Sßeit entfernt, bog biefe 'Axt M @eIbftmorbed
aud bem 2BiQen jum Seben entflänbe, ^5rt ein fo((^er t>öQig reflgnirter
Stufet blo^ barum auf ju (eben, »eil er ganj unb gar aufgehört (|at
ju tooOen. (335. I, 474—476.)
0tlb|tfd)a|^uii0.
(Eigentlich ifl nic^t blod ber grö§te, fonbem ber einjig toa^re get«
flige @c^mer} ®efii^t feinet Un»ert§ed; aOe anbem geifligen Reiben
tonnen nid)t nur get|eilt, fonbem auf ber ©teSe gän3lic^ aufgehoben
mrben burc^ ba^ ^ö^ere 8emu§tfein feinet SEßert^e«. SBer beffen
rec^t gemig ift, (ann gan} gelaffen fi^en unter Seiben, tann o^ne
greube unb o^ne O^emibe auf flc^ ru^en. ®o ein allmächtiger Xrofi
iß lebhafte &rfenntntg be^ eigenen ^ert§ed. Umgete^rt fann über
<Srtenntni6 bed eigenen Unniert^e^ niij^td auf ber SBelt [t trüflen ; btod
toerbecfen Ittgt fie fic^ burc^ £rug unb ©auteleien, ober betäuben burc^
©etttmmet, aber beibed nic^t auf bie S)auer. (Wfi* 346.)
@inen ^unlt giebt eö für {eben SRenfc^en Don at^^gejci^netem innem
3Bertl§, }u metc^em gelangt er geborgen ifl; biefer $untt ifl ber, wo
er innig uni^ t)öflig Kar feinen eigenen SBert^ erfennt. Unb ba
aßert^ immer relatit) ift, inbem bem 93egriff bie 8ebeutung bed Ser«
gleic^d toef entließ ifl; fo ifl bied }uglei(^ ber ^unft, mo er ben Un«
»ert^ ber Uebrigen erfennt. SRun ifl er geborgen; bcnn bie Änbern
t9nnen i^n nie me§r imf ül^ren ; i^r t^un unb i^r iD?etncn wiegt i^m
ie^t leidet; er ift über aQe Autorität ergaben, erhunt bie SSefien für
feine ©eifle^brüber unb bie SRenge für beflanb« unb mefenlofe ©chatten.
(SW. 277.)
dtLb^fttdit, f. (Sgoi^mud.
^tlb^titrlaujgnunjg.
1) Sebeutung ber @elbflt)erläugnung.
iBenn wir ben äBiUen )um Seben im ®anjen unb objectiü betraf«
ten; fo ^aben wir t^n un^ a\S in einem SBal^n begriffen }u beuten,
bon weld^em }urüdf}ufommen, alfo fein ganjed Dor^anbene^ Streben gn
t^ernetnen ifl. S)iefe SSemeinung ifl e^, waö bie 9te(igionen ate ©etbfl«
®c{6ß)ttmng — ®ett1lBUität 327
kierifiugnuttg , abnegatio sm ipsius, 6e}e^nen; benn ba9 eigentlic&e
@eI6fi ifl ber mü^ sunt geben. (3B. U, 693.)
2) Die ©elbfiberläugnung ald jtunbgebung b.er greif
^eit in ber grfd^einung. (©. unter grei^eit: ©ntritt
ber gret^eit in bie (Srfc^einung beim ilRenfc^enO
ütlbfiimani.
3ur richtigen gcnfung nnferer fclbfi in unfern Ängelegenljeiten ijl
®elbfl)mang erf orberltd^ ; )u biefem aber foDte und bie Ueberlegung
ßärfcn, bog jeber SKenfi^ gar öielcn unb großen S^^H ^o" ^"6^^
3U erbulben l^at, o^ne meieren t9 in feinem Sieben abgebt, bag jeboc^
ein Heiner, an ber rechten (SkUt angebrachter @elbft}n)ang nac^matt
Dielem ßmange Don äugen vorbeugt. (^. I, 465 fg.)
^ühft}WtA^ f. 3^^d-
dfRftbUitöt.
1) !Z)ie ©enfibilitttt aU eine ber brei Srfd^einnngd*
formen ber Scbendiraft. (®. unter Sebenöfroft: 35ie
Sebendfraft an fi^ unb i^re brei (Srfc^einungdformen.)
2) ÜDie ©enfibilität aU $au))t^aralter bed ÜReufd^em
(®. unter 3Renf(^: Unterfc^ieb jtDif(i^en S^ier unb 3Renfd^.)
3) »er^ältni§ ber ©enfibiliät jur Irritabilität. (©•
Irritabilität.)
4) %ntagonidmud jMifd^en drritabilitSt unb @en«
fibilität.
Irritabilität unb ©enflbitität flehen fietd unb überaO, im SOge»
meinen ttie im &niämn, im Slntagonidmud, tteil bie eine unb fe(be
Sebendiraft beiben jum ©runbe liegt unb biefe immer nur unter einer
i§rer brei i$ormen ganj unb unget^eilt^ ba^er mit doller SRad^t toirten
fann. -(?. II, 174 fg. 262 fg.) Der flär!flcn «nPrengung ber ®en«
ftbitität, bem S)enlen, finb bie ru^enben Sagen günfiig, toeil bie Sebend«
fraft ft(^ bann ungetl^eiU biefer f^unltion jukoenben fann. ($. II, 174.)
5) äBarum bie ©enfibilität überall Don Serftanb be^
gleitet ifl.
Ueberatl, m @enfibilitttt i\t, begleitet fie fd^on ein Serflanb, b. §.
ha9 Vermögen, bie em))funbene SBirfung auf eine äugere Urfoc^e }u
bejie^en; o|ne biefed toäre bie ©enflbilität ttberflüffig unb nur eine
DueKe gmeiflofer ©c^merjen. (97. 74. iSergt. auc^ unter ISm))ftn*
bung: Sht^Iofigfeit ber 6m))f{nbung o^ne Serflanb.)
6) Die ©enüffe ber ©enfibilität. (©. Oenuß.)
7) Uebergekoid^t ber ®enfibiUtät über bie drritabili«
tat unb 9{eprobuctiondfraft beim ®enie. (@. unter
@enie: Slnatomif^e unb ))^^fio(ogif^e Sebingungen be0
©enie^.)
328 @ettfualt«mu« — ©Itittc, ®tttne«cmt)fiubttitg
8) gortfd^rittc bcr SKeitfd^^eit burd^ ba8 grcinjerben
bcr ©cnfibilität. (®. unter Su^uö: gür bcn Su^uö,)
8tttfuali«itttt«, f. unter granjofen: ^^Uofop^te bcr granjofen.
itnttnj, f. ©v^i^^ort.
Sftitimentalitätj f. (gun)finbfamlcit.
Wit bem SBorte ,;®egen'' ^ot ^i^te unt)erf(^ämten iDüßSrauc^
getrieben. ®e|^en, ponere, )t)ot)on propositio, ifl Don Sßerd ^er ein
rein logif^er Äuöbrud, njeld)cr befagt^ baß uian im logif^en 3"'
fammcn^ang einer Disputation ober fonfligen Erörterung etmoö Dor
ber $onb annehme, Dorauöfefee, htlaf^t, il|m alfo logif^c ®üttigfeit
unb formale SBa^rl^cit einftweitcn ert^eite, — wobei feine SReaßtät,
materieSe Sßa^r^eit unb 993irflid)Ieit burd^aud unberührt unb unaud«
gemad^t bleibt unb ba^infte^t. gid^te aber erf^ßd) ftc^ aQmäüg fUr
bie^ ®e^en eine reale Sebeutung, iveld^e bie ©op^ifien benutzen.
@eitbem nämlid^ ia9 Sä) erfl fi^ felbfl unb na^^er bad 9ti^t-3d)
gefegt fjat, ^eigt ©e^en fo \>itl wie @d)affen, ^crdorbringen , unb
SQed, toa9 man o^ne ®rünbe ate bafeienb annel^men unb 9Inbern
aufbinben mbd^te, mirb eben gefegt. {% U, 40 fg.)
ietttoltljtt^ f. unter ߧre: ?lrtcn ber S§rc.
dtmuUaneUöt, f. Dauer.
1) Sunction ber ©inne im Allgemeinem
Die ©inne finb blod bie Sudittufe bed ©e^irnd, burd^ welche e^
Don augeu ben ©toff empföngt (in ©eflalt ber ©mpfinbung), ben
c3 jur anf^autid^en »orfteOung üerarbeitet, (SB. II, 30.) Die «n»
fd^auung, bie Srfenntniß bon Objccten, t)on einer objecttDen SBelt, ifl
bad äBerl bed SSerflanbed. Die ©inne finb bloö bie ©i^e einer ge«
fieigerten ©enpbilität, fmb ©teilen beö Seibeö, locld^e fiir bie (Sin-
koii^ung anberer Jförper in l^ö^erem ®rabe empföngli^ finb, unb jmar
fle^t ieber ©tun einer befonberen Strt Don Sintoirlung offen, für lucl^c
bie übrigen enttDeber tuenig ober gar leine (Smpfänglid^fett ^aben.
(5. 8.)
3Ran mug Don aDen @5ttem Derlaffen fein, um ju Ȋ^uen, bie
objectiDe SBelt fei ol^ne unfer Bui'^un Dor^anben, gelange bann aber
burc^ bie bloge ©innedempftnbung in unfent ftopf, iDofelbß fte nun,
mie ba braugen, nod^ einmal baflönbe. Denn toa9 für ein ärmlic^cd
Ding iß bo^ bie btoße ©innedempftnbung. ©ic ifl unb bleibt fub:^
jectiD. Stma^ DbjectiDed liegt in feiner Smpfinbung. Die 6ni«
pfinbung in ben ©tnnedorganen ifl eine burc^ ben 3ttf<^ti^<nrnf[ug bcr
9{erDenenben er^öl^te, )Degen ber Sudbreitung unb ber bünnen Sebedung
berfelben lei^t Don äugen erregbare unb }ubem irgenb einem fpccieDen
@tnne. @tnne«cm|)finbuitg 329
©nflug — iii)i, ^äjott, ÜDuft — 6cfonberö offen jle^cnbc; aber fie
bleibt bloge Smpftnbung, mithin etiuad iDefentli^ ©ubjecttoe^, beffen
äJeränberungen unmittelbar btoö in ber t^orm bed innern ©tnned,
alfo ber ß^it allein, b. ^. fucceffiö, jum Senjugtfein gclanflen. (®. 52.
ä^ergl. 6m)3finbung unb änfc^auung.)
2) @runb ber f<)ccififd)en SJerf^iebcn^cit berStnneö»
em))finbungen.
!Die fpeciflf^e Serfdjieben^eit ber Smpfinbnng jebcd ber fünf ®inne
^at i^rcn ®runb nic^t im Slcrücnf^fiem felbp, fonbern nur in ber
^Irt, mie ed afficirt n^irb. SDanad^ fann man jebe @innedem))ftnbnng
anfe^en al9 eine äJIobiftcation bed Saflfuuied, ober ber über \>in ganjeu
l^eib verbreiteten Sö^ighit }u füllen. ÜDenn bie @ubftanj beö Sterben
(abgefel^en Dom ft^mpat^ifd^cn ©^fiem) ifi im gangen Stiht Sine unb
bicfelbc. 3S3enn fte nun burc^ bie toerfc^iebenen Sinnesorgane fo
fpecifif^ Dcrfc^iebenc Smpftnbungcn erhält; fo fann bicS nid^t an iijx
fclbfl liegen, fonbern nur an ber 8(rt, wie fic afficirt wirb. 3)icfc
aber ^ängt ab tf^eilS uon bcm fremben SlgcnS, Don bcni fic afficirt
wirb (?id|t, BijM, 3)uft), t^eits Don ber SJorric^tung, burc^ loeld^e
fte bem (Einbrudf bicfed ^gend audgcfe^t ift, b. i. Don bcm @inned=
Organ, (g. 9.)
3) Älaffificatiou ber Sinuc.
Onbem ber äugcre @inn, b. ^. bie (Sm))fängtic^Ieit für äugere
ginbrüdte aU reine Xata für ben »crfionb, fi^ in fünf ©inne fpal-
tetc, rid)teten biefc ft^ nad^ ben Dier Elementen, b. ^. ben Dier
aggrcgationdjufiänben , nebfl bem ber Om))onberabi(itöt. ®o ifl ber
©inn für baö gcflc (ßrbc) baö Oetafl, für baö glüffigc (SBaffcr) ber
®efd^ma(f, für baö dampfförmige, b. IJ. »crpüd^tigtc (3)unflt, SDuft)
ber ©erurf), für baö permanent Slaflifc^c (Suft) ba« @e^ör, für ba«
Omponbcrabilc (gcuer, Jid^t) ha9 ®efid^t. 2)aö jweitc OmponberabiK
aSJärmc, ift cigentlid^ fein ®cgenflanb ber ©inne, fonbern beö ®emein»
gcfü^IS, wirft ba^er anif fletd bircct auf ben SBillen, a\9 angenehm,
ober unangencrjnu (SB. II, 31.)
4) 3)ignität ber ©inne.
2tu« ber angegebenen ftlaffification ber ©inne crgiebt fic^ i^re rela»
tiDc Dignität. 3)a« ®eflc^t ^at ben erften 9tang, fofcrn feine ©p^äre
bie am weitcflcn rcic^enbe, unb feine @mpfäng(i^feit bie feinflc ift,
\va9 barauf beru()t, bog fein Slnregcnbed ein dmponberabilc, ein quasi
®eifiiged ifl. S)en 3 weiten 9{ang ^at baS ®e^ör, entfprec^enb ber
?uft. 2)ad ®etafl jei^net ftc^ burc^ feine ®rünblid^feit unb Siel«
feitigtcit aud. !Denn wä^renb bie anbcrn ©inne und jeber nur eine
ganj einfeitige 93ejie^nng bed Objecto angeben, liefert ha9 mit bem
®cmeingefül^t unb ber aWußfetfroft fcfl Dcrwad^fene ®etajl bem S?er*
ftanbc bie 3)ata guglci^ für bie gorm, ®rö§e, $)ärte, ®Iätte, Sc^tnr,
Bfefligfcit, S^emperatur unb ©c^were ber Jförper, unb bieS Slled mit
330 kirnte* €^iittte«em})flnbuftg
bet germgflen iD>^5gti(I^Iett beö @d^emed unb ber £ftuf(^g , benen aOe
anbern @mne toeit me^r unterliegen. S)te betben niebrigflen ®inne,
©entd^ unb ©efdfmacf, f^nb fc^on nic^t mc§r frei t>on einer unmittel>
baren Erregung bed SBitlend, b. ^. fle merben.fietö angenehm ohtt
unangenehm afftcirt, finb ba^er tne^r fubiectit), ate objectib. (^.
II, 32 ; I, 23Ö fg. ®. 55.)
üDer obj[ectiDen 9[nfd|auung bienen eigentlid^ nur itoü @inne: bad
@etafi unb \ia9 ©efic^t. ®ie aDetn liefern bie ÜData, auf bereu ®runb'
löge ber SScrPanb bie objectiöe Seit conflruirt. Die anbern brci (Sinne
bleiben in ber ^auptfa^e fubfectid; benn i§re @mpfinbungen beuten
jttjar auf eine Kugere Urfac^e, enthalten aber leine j)ata 3ur S3eflim«
mung räumlicher Ser^ältniffe berfelben. (®. 54.)
6) 2Bad ^au))tfäd^lid^ bie Sm))ftnbungen bed ©efi^t«
unb ®e§5r^ 3um ®toff ber objiectit)en Slnf^auung
eignet,
^Diejenigen ®innedempfinbungen, nield^e ^auptfäd^Iid^ jur objectiDen
Suffaffung ber äußentoelt bienen folltcn, mußten an fid^ felbfl luebcr
angenehm noc^ unangenehm fein, b. ff. ben Sßillen gan} unberührt
laffen, ba fie fonfl bie äufmcrffamfeit feffeln unb toir bei ber S38ir«
!ung flehen bleiben mürben, ßatt jur Urfa^e überjuge^en. 3)€m>
gemöß ftnb t^arben unb 2:0ne an ft^ felbfl unb fo lange i^r (Sinbruc!
ba^ normale iDtaß nic^t überfc^reitet, nieber f^merjlic^ noc^ angenel^m,
fonbern treten mit berj[enigen ©leic^gUltigfeit auf, bie fie jum @toff
rein objectioer Slnfc^auungen eignet, toa9 (»^^fi^logif^ barauf beruht,
bag in htn Organen be^ ©ejld^t^ unb @tf)M bie ben f^eciftfc^en
äugern (linbrud aufne^menben Slert^en gar leiner @m))ftnbung Don
@(^mer} fäl;ig ftnb, fonbern teine anbere @m))flnbung, al^ bie i^nen
f)3ecififd^ eigent^ümltc^e , ber blogen SBa^rne^mung bienenbe fennen.
yinx oermöge biefer i^nen eigenen ©leic^gültigfeit in Sejug auf ben
SBillen toerben bie Smpfinbungen bed ^uged i^W^^^, beut SJerflanbe
bie fo mannigfaltigen unb fein nüancirten !3)ata für bie Sfnfc^auung
ber objcctiuen SBelt ju liefern, eben biefe ©leid^gültigfeit in ®ejufl
auf ben Sßillen eigne auc^ bie $!aute, ben @toff ber ^ejei^nung
für bie enbtofc SKannigfaltigfeit ber ©egriffe ber SBernunft abjugcben.
(28. n, 30 fg.) .
6) ©egenfa^ jmifd^en ©efic^t unb ®el^5r.
Die Sa^rne^mungen bed ®e§9rd finb au^fc^lieglic^ in ber 3^itr
bie äBa^rne^mungen M @efi^t^ hingegen fmb }unä^ß unb t^or«
toaltenb im 9iaume; fecunbär, mittelfl i^rer Dauer, ober ouc^ in
ber Seit. — Do« ®cfic^t ift ber ©inn beö »erfionbe«, toelc^er
anfdfjaut, bod ®e§ör ber @inn ber Vernunft, luel^e beult unb Der*
nimmt. — Da« ®efi(^t ifi ein octioer, bo« ®e^5r ein pa\\it>tv
@tnn. Da^cr bie ftörenbe unb feinblic^e (Sinn}irlung hti ®eräuf^ed
unb Särm« auf ben ®eiji. (2B. U, 32—35. ®. 54. »crgt. 8örw.)
*
^tnttenfd^ebt — ®iimai|feit 331
Xn« in paffttoen Sßatttr ht» (Stf^m etffäYt fic^ ouc^ bie ein«
bringenbe SBirfuitg ber SKufiL (SergL unter 9RufiI: Sßtrhuig ber
SDtuflf.) hingegen mirb au9 ber octtoen %atiir bed @e^en0 begreif*
lic^, manim ed fein Snalogon ber SRufit für bod Suge geben tann
unb ha9 garbenflaDter ein lächerlicher äÄiggriff loar. — Segen feiner
actio en Slatur tfi ber ©efid^t^rmn bei ben %aubt^ieren fe^r f^arf,
koie mngefe^rl ber {^affioe @intr, bad ®c^5r, bei ben verfolgten,
fiicbenbcn, fiirc^tfamen St^ieren.
SßäbrenO bo« @eficf|t ber @inn be« Serflanbed, ba« @e^0r ber ber
Sernunft ifl^ fönnte man ben ®eru(^ ben <3inn M ©ebäc^tniffed
nennen. (98. II, 36. Sergl. unter ©ebäd^tnig: Sinflug bed @e«
ruc^d auf bad ©eböc^tnig.)
7) 3^i^f<^<4^ DueHe ber (Erregung ber ©innerem«
f)finbungen.
VDe ©inne^neroen fbnnen fotoo^l bon innen, aU oon au§en, }u
t^ren eigent^ümUc^en (Smpfinbungeh erregt toerben. ÜDad Xuge fann
burc^ mec^anifc^e (Srfc^ütterung, ober burc^ innere iRerOenconouIfion,
(Sni))finbungcn oon $eQe unb Seuc^ten ermatten, bie ben burc^ äußere«
Sic^t oerurfac^ten ObQig gteic^ ftnb; bad O^r tann in t$oIge abnormer
Sorgtfnge in feinem dnnern Xöne jeber Srt ^ören, ebeufo ber ©evuc^d*
nero o^ne aUe äußere Urfac^e gan) fpecififc^ befiimmte ©erüc^e em«
pfinben, aud^ ber @ef(^macf«nero auf analoge SBeife afficirt toerben,
Om Straume finbet bie @negung oon innen fiatt. ($. II, 251.)
8) ®egen bie Serad^tung ber Sinne.
S)er alte ©egenfa^ }U)ifc^en Seib unb ©eele, bemjufolge bie ©eele
unbegreiflicher SBeife in ben Seib gerat^en, toofelbfl fle in i^rem reinen
!Z)enten nur Störungen erleibe, fcffon burc^ bie @innedeinbrücfe unb
Suf^auungen, noc^ me^r burc^ bie Oon biefen enegten ©elüfie, Effecte
unb Seibenfc^aften (oergl. unter Seele: ©efc^ic^tlic^ed), ^at ju ber
Sera^tung geflirrt, mit »elc^er noc^ iejjt oon ben ^ilofop^ieprofefforen
bie „Sinnlic^feit'' unb bad „Sinnlictje" ermähnt, jo }ur ^auptqueHe
ber Ommoralitfit gemacht loerben; loä^renb gcrabe bie Sinne, ba fie
im herein mit ben a))rtorifc^eu Functionen bed dnteDectd bie 31 n«
f^auung hervorbringen, bie lautere unb unfc^ulbige OueOe aQer
unferer (Srfenntmffe futb, oon toelc^er aUed üDenlen feinen ©e^alt erfl
erborgt. (SB. n, 313.)
0inntnfd)ein, f. unter drrt^um: Unterfc^ieb }toifcl^en drrt^um unb
Sd^ein.
0innli4)ktit.
S3on ber für äußere (EinbrUcte empfänglichen, in fünf Sinne fic^
fpaltenben Sinntii^feit (oergl. ben vorigen Xrtilel) ifl }u unterfc^etben
bie oon ftant fogenannte reine Siunlic^teit. 2)a« fubjectioe Sor«
relat nämlic^ oon Qüt unb Wanm für flc^, al9 leere gönnen, alfo
332 bitten unb GeBräui^e — (Sittltdl. ®ittlt(^!eit
berjenigen klaffe Don SJorflellungen, toric^e ben formalen %f)Äl ber
concreten Dbjecte ber empirtf^ realen Sßelt btlben (üergl. unter ©runb:
@a^ Dom ©rnnbe bed ©eind) ^at j^ant reine @innlt(^fett ge«
nannt, melier Sludbrud, tDetI $ant ^ter bie IBa^n brac^, beibehalten
loerben nmg; obgleich er nid^t rec^t pa^t, ba ©tnnli^feit f^on 2Ra«
terie Dorau^fe^t. (S. I, 13.) S)er gefammten ttugern ©inntt^*
feit fte^t bie innere gegenüber. 3)iefe bilbet bad fubie^tide Korrelat
berjenigen ftlaffe Don SorfieDungen, meldte nic^t bie Sugenmelt, fon^
bern bie dnnenwelt, bie Biegungen unb Scte bed eigenen SBiKen^, }um
©cgenflanb ^aben. (®. 143. S$erg(. unter ®ett)ugtfein: ®egenfa^
bed (SelBjlbetougtfeind unb beö Sen^ugtfeind anberer !l)inge, unb unter
(Srunb: ©aft Dom ®runbc beö ^anbeln^.)
dittcn unli Otbräud)e, f. unter Steifen: (Sine befonbere Seobac^-
tung, bie man auf Steifen machen lann.
dittengeft^.
^ant'd fatcgorif^er OmperatiD loirb in unfern Sagen meifiend unter
beut weniger ))runlenben, aber glatteren unb furrenteren Sitel ,,S)ad
(Sittengefef^" eingeführt. 2)ic täglid^en ^om))enbienf(^reiber Dermeinen
mit ber gelaffenen ßuberfic^t beö UnDerflanbed, bie St^il begrünbct gu
l^aben, mim fte nur fid^ auf jened unferer Vernunft angeblid^ ein«
tuo^nenbe ,,®ittengefc^" berufen, unb bann getroft \tnt9 mii^dftoti'
figc unb confufe ^^rafengemebe barauf fe^en, mit bem [it bie tlärften
unb einfac^ften Ser^ältnijfe bed bebend unoerfiänbli^ }u mad^en Der»
flehen; — o^ne bei folc^cm Unternehmen jcmate flc^ ernfMid^ gefragt
;^u ^abcn, ob bcnn aixi) n}irl(id^ fo ein ,,®ittengefe^'' al^ bequemer
Sobc^' ber 5D?orat in unferm Äopf, ©ruft, ober $erjcn gef (^rieben
fte()e. !Z)iefed breite 9tu^e))ot{ler iDttb ber äRorat toeggesogen burc^
ben (Dou @d)open^aucr gelieferten) yiaijmi€, ba§ ^ant'd fategorif^er
OmperatiD ber ))raftifc^en Vernunft eine DöQig unberechtigte grnuMofe
unb erbid^tetc «nno^me ip. (6, 115 fg. @. 120 fg. Sergl. unter
®efe^: SJerfc^iebene Sebeutungen bed Segriffd bed ®efe(e^, unb
unter 2RoraI: Sritil ber imperatiben gorm ber 2Rorat.)
gierte ^at bie impcratibe gorm ber fianffd^en St^if, ba« ©itten«
gefet^ unb bad abfolute @oD, nieiter geführt, bi9 ein ©^{lem bed
moralifc^en gatali^mud barau« genjorben, beffen Su^fü^rung bid«
miUn in bad ^omifc^e übergebt, ^n fategorifdje OmperatiD ifi
bei Sid^te ^erangcioa^fen ju einem bedpotifc^en OmperatiD. ((S.
180 fg.)
dtttlid). etttltd)kett.
1) lieber ba« ©ort ,,fittli^".
!Da« je^t in iD^obe gefommene ,,fittlicf) unb unftttlic^" ifl ein fc^Iec^te«
©ubflitut für ,,moralifc^ unb unmoralifc^", erjilid^, toeil „morolif^"
ein toiffenfc^aftli(^er Segriff ifl, bem aW fold^em eine grie^ifd^e ober
&tp\i9. ^UpMmm — ^otbatenel^re 333
lateintfc^e ^ejetc^nung ge6ü(rt, unb itotiUn^, rneil ;,fittttd^'' em f^toad^er
unb laf^mtx Vu^brud ift, fd^ioer ju unterf^eiben Don ,,fittfom'', beffen
popvAüxt ^Benennung ,,}im^erli^'' ift. 2)er !Z)eutfd^t^ümeIet mug man
feine Sonceffionen machen. (S. 196, Slnmcrf, — SergL unter Deutfd^:
!Die beutfc^e @pra^e.)
2) SBcfcu bcö ©ittli^en unb ber ©ittlic^Ieit. (®. aWo*
taüfc^. a;!ora(ttät.)
dkepfis. 0k(pttmmu)8;.
1) 97ot§tt)enbigIett unb Ütü^Ii^Iett ber ®fe))fid.
®(^Iau^eit befähigt n)0§( )um ®fe))tilud, aber ntd^t }um $^itofo))l^en.
On^mtf^en ifl bie Sfepfld in ber $f|iIofop^te mad bic Dppofitiou im
Parlament, xft aitc^ ebenfo luo^It^ätig, Ja not^menbig. ®ie beruht
überaO barauf, bag bie ^{^^ilofop^ie einer mat^ematifd^en ^Dtbenj ni(^t
ffi^ig ifi. 2)a^er n)trb gegen iebed ©^fiem bie ®fcf)fi9 ftc^ immer
no^ in bie anbete 2Bagfd}ale legen fdnnen; aber i^r ®ett)id)t tt)irb
3u(e^t fo gering »erben gegen bad anbere, bag ed i^m ni^t me^r
fc^abet, aU ber arit^metifd|en Ouabratur bed S^^^^^^t ^^6 T^^ ^^^ nur
a))))ro^imatit> iß. ($. U, 12.)
2) Ser^ältnig bed ©feptici^mud }um 3)ogmatidmu9.
(@. unter 2)ogmattdmud: äßarum aOe $^ilofo))^ie {uerß
S)ogmatidmu9 ifl.)
3) Salfc^e Stellung bed ©leptict^mud )um Dbjiect.
(®. unter Dbject: t^alfc^e ©teöung bed !Dogmatidmud unb
Sfepticidmud jum Object.)
dn ber ^nft ifl ha9 SQerbefle }u geiflig , um gerabeju ben @tnnen
gegeben ju hjevben; ed mug in ber $l^antafte bed SBefc^auerd geboren,
n)ie»o6( burd^ bad fiunfimerl erjeugt nierben. hierauf beruht ed, bag
bie ©fisjen groger SReifier oft me^r »irfen, atö i^re ausgemalten
93itber; nioju freilid^ nodi ber anbere Sort^eit beiträgt, bag fte, aud
einem ®ug, im Sugenblide ber Sonception DoOenbet finb, ivä^renb
ha9 aufgeführte ©emälbe, ba bie Segeiflerung boc^ nid^t bid ju fetner
SoQenbnng anhalten !ann, nur unter fortgefe^ter 9emü§ung, mittelfl
f(uger Ueberlegung unb be^arrß^er Slbfl^tlic^feit }u ®tanbe fommt.
(ä>i. U, 463. Sergt. unter ftun{ltt)erf : Sarum bad ^nfimerf nic^t
SUed ben ©innen geben barf.)
dukratifdfe mtt\)orft^ f. SKet^obe.
$olliaUnel)rt.
Die ttja^re ®o(batene^re, eine Unterorbnung ber KmtSe^re (Dergl.
unter (Sfjre: Srten ber ß^re), befielt barin, bag mer fidj }nr Ser»
t^eibigung bed gemeinfamen Saterlonbed an^etfc^ig gemad^t (at, bie
bo}u nöt^tgen (Sigenfd^aften^ alfo Dor XQem ilRut^, Xo^f erfeit unb
334 Motten — @o^)]^ifHfatton
Sita^t tovctüi^ (efi^e unb ernfUtd^ bereit fei, fein Saterlanb btd in ben
Xoh }u t)ert§eibigen unb überhaupt bie i^a^ne, ju bet er einmot ge«
fc^njoren, um ni^W in bcr SBclt ju tocrlajfen. (^. I, 387.)
doUen.
1) Sebingt^eit bed (BolUn^.
3m Segriff ©olfcn liegt bur^au« unb tocfentUd^ bie 9tü(fpd^t ouf
angebro^te Strafe, ober berfprod^ene Selo^nung, ald not§»enbige 9e«
bingung, unb ifi ni^t t)on i§m ju trennen, o^ne t^n f elbfl anf)u^e6en
unb i^m ade Sebeutung ju nehmen; ba^er ifl ein un6ebingted@oU
(Äant'ö fotegorifc^er OnH)eratitj) eine contradictio in adjecto, ein
©ceptcr ouö ^öljerncm Gifen. 08i. l, 620. 320. ü». 341.) Oebe«
@onen iß not^menbig burd^ Strafe, ober Selo^nung bebingt, mithin,
in ßant'd ®))rad)e ^u reben, »efentli^ unb unaudn^eic^bar, ^^pot^e«
tifc^ unb nicmate, tt)ic er behauptet, !ategorif(^. (®. 123. Scrgl.
unter 5D?orat: Sritil ber tmperotiüen gorm bcr 9KoraI.)
2) $crn)anbtf(^aft unb Unterfc^ieb jtoifd^en $fUd^t
unb ©ollcn. (®. ^flid^t.)
0omnambult$mu$.
1) (Somnambulismus im urfprünglic^en unb eigent«
li^cn ©inne. (@. Sttad^tttjanbcln,)
2) 3)er magnetifd^e ©omnombuIiSmuö. (©. SKagie
unb aßagnetiSmuS.)
3) Unterfc^ieb gtoifd^en Somnambulismus unb ßata-
le^jfie. (®. fiatalepfie.)
4) Sern)anbtf(^aft beS Somnambulismus mit bem dn«
flinct* (S. unter du fiinct: SJermanbtf^aft beS dnflinctS
mit bem Somnambulismus.)
Sionlierlinöe.
Scitfame SRaturen, Sonberlinge, fönnen nur burd^ fcitfame SJer^ött*
niffe glüdtUd^ i^erben, bie gerabe ju i^rer 97atur fo paffen, mie bie
geto5^n(i(^en gu ben gen)i3|nlid)en äRcnfd^en, unb biefe Ser^dltniffe
lieber fönnen nur entfte^en burd^ ein ganj eigentJ^ümUd^eS 3ufammen'
treffen mit feltfamen 9?aturen gang anberer ärt, bie aber gerabe ju
jenen paffen. S)amm ftnb feltene unb feltfame äRenfd^cn feiten gtUdf«
lid^. ($. 444.)
dunntog^ f. t^eiertage.
l9opi)t^^ f. unter $^iIofop^: Untcrf(^ieb jn^ifc^en bem $^i(ofop^en
unb Sop^ifien.
90pl)iftikation.
1) SBorauf o((e Sopl^tflilation berul^t. (S. unter 9t^e»
toril: S)ie UeberrebustgSlunfl.)
@j)ecie« — ^p\tl ^pxttt 335
2) Sevtoanbtfd^aft bed @o|)l§ifltcirend mit bem Ser<
n^lnfteln.
!Z)ad Don ffant getabelte Vernünfteln befielt in einem @ubfumiren
Don Segriffen nntcr Segriffe, o^ne 3?ü(fficl^t anf ben Urfj)ning ber«
felben unb o§ne $difung ber 9{i^ttgfrit nnb Slu^fc^UegKc^feit einer
folgen @nbfumtton, n)obur(fy man bann, auf längeren ober Türjeren
ÜmtDcgen gn faft jebem beliebigen 9tefultat, bad man ftc^ a\9 ßitl
Dorgefiedt ^atte, gelangen fann. Son biefem Sernünftetn tfl bad
<So|)^ifliciren nur bem ®rabe nac^ berf^ieben. (SB. II, 93 fg.)
3) Sermanbtfd^aft bed ©opl^iflicirend mit bem ®d^i^
laniren.
dm S^^eoretifd^en ifl ®opl^i|!iciren ba^, \oa9 im $raftif(|en ®d|i«
»oniren ij». (SB. II, 94. $. II, 32.)
dpecie$.
1) »cr^ältniß ber ©J)ecie« jur 3bcc. (©. «rt.)
2) ©egenfafe jnjifd^en ^ptcxt9 unb ®enu3. (©. «rt.)
3) Unabl^ängigleit ber (Sinl^eit ber ®))ecied Don ber
ein^eittid^en Sbflammung*
Suf Derfc^iebenen Steilen ber (Srbe ifl unter gleichen ober analogen
Kimatif d)en , to))ograp^if^en unb atmof))§ärif^en Sebingungen bad
giriere, ober analoge ^^flaujen* unb 2^^iergefci^(e^t entfianben. S)a^er
flnb einige S))ecie^ cinanber fe^r ä^nlid^, o^ne jebod^ ibentif^ }u fein,
unb jerfaüen mand^e in 9?acen unb Sarietäten, bie nic^t aud einanbcr
entfianben fein fönnen, miemo^t bie ©pecied bie fe(be bleibt. 2)enn
(Sin^eit ber Specied implicirt feinedh}egd Sin^eit M Urfprungd unb
Sbfiammung Don Sinem $aar. 3)iefe ifi überhaupt eine abfärbe
annähme. SBer toirb glauben, bog aQe Sieben Don einer ein}igen
erßen (Sic^e, aQe äRöufe Don einem erflen SRttufepaar u. f. m. ab«
flammen? @onbent bie 97atur ksieber^olt unter gieid^en Umflänben,
aber an Derfc^iebenen Orten, benfelben ^roceg unb iß Diel )u Dor*
ft^tig, aU bag fle bie C^fleu) einer ®pecied auf eine einjige Sparte
fleate unb baburc^ gan) prefär machte. ($. n, 166 fg.)
$peci|lkation, f. iDJet^obe.
0pit8cl.
Körper, me^e unter ISintoirfung be^ $?id^td auf fle gan}, tote bad
Sid^t felbp, auf bad Kuge jurüdfroirlen, flnb glttnjenb, ober @pie«
gel. (§. 23.)
S^piel. dpitlc.
1) Urfprung be« @pieU.
9Iad^ ber fe^r rid^tigen Semerlung bed Srifloteied fe^t jeglicher
®enn$ irgenb eine ScttDitfit, alfo bie Snmenbung irgenb einer ftraft
336 ^^pieL (BpitU
Doraud unb fann o^ne fold^e nid^t befielen. 9htn ifl bte urfptüngti(^e
93eflimmung ber fitäfte, mit nicken bie Statur ben Wltn\d)tn audge«
rüflet ^at, ber ^ompf gegen bie SRot^, bie i§n t)on aOen ©eiten
bebrängt. SBenn aber biefer ^antpf ein WlcA rafiet, ba luerben i^m
bie unbefc^äftigten Arüfte jur 2aft; er ntu§ ba^er je^t mit i^nen
fpielen, b. f). fie imdlo9 gebrauchen; benn fonft fällt er ber anbern
ÖueKe bed menf^Iic^en Seibend, ber Sangenieile, fogleic^ anleint.
Ciß. 1, 353. Sergl. unter Sangetoeile: SEBirfungen ber Sänge«
weite.)
2) S)ie aaSo^l ber ©picie.
debed unbefc^äftigte Onbiüibuum wirb, jie nac^ ber Hxt ber in t^m
Dorwaltenben Gräfte, ftd^ ein ©piel ju t§rer Sefc^äftigung wühlen,
etwa ^egel, ober Qi^ad^; Oagb, ober äRalerei; SBettrennen, ober iD2ufif;
l^artenfpiel, ober $oefte; ^eralbif, ober ^^ilofop^ie u. f. w. ÜDie ©ac^e
lägt [\äj fogar met(;obif(^ unterfuc^en, inbem wir auf bie SBurjel aller
menf(^Ii^en ffraftäußerungen jurücfge^en, alfo auf bie brei p^^fto*
logifc^en ^runbfrüfte (Dergl. unter Sebendfraft: S)ie Seben^traft
an fic^ unb i^re brei (Srfd)einungdformen), welche wir bemnac^ ^ier
in i^rem jwcdfofen ®piet ju bjCtrac^ten ^aben, in welchem fie atö bie
OueHc breier Slrten möglirf|cr ©enüffe auftreten (öcrgl. ©cnug), an9
benen jeber SD^enfc^, je nad^bent bie eine ober bie anbere jener ^äfte
in i^m Verwaltet, bie it|m angemeffenen erwählen wirb. {% 1, 354 fg.)
3) Ueber harten» unb $afarbfpie(.
!Z)em normalen, gew5(;nli(^en 2Renfd)en Tann eine @acl^e aQein ba*
burd) lebhafte S^eilna^me abgewinnen, bag fte feinen SQSiKen anregt,
alfo ein perfönlic^eS Ontereffe für i^n ^at (Sin abftd)tti(^e^ (Erregung^«
mittet beffclbcn, unb jWar nüttclfl fo Reiner Ontercffen, bag fte nur
momentane unb tcidjte, nic^t bleibenbe unb ernfilidje ©c^merjen Der«
urfa^en fbnnen, fonad) a\9 ein bloge^ jti^ctn M Siflend ju betrachten
fmb, ifl ba« Äartenfpiel, biefe burc^gängigc Sefc^äftigung ber
„guten ©efettfc^aft" aBer Drtcn. (^. I, 356. ÜB. I, 371. %
Ih 74.)
S)ad ^artenfpict ift au« befagtem @runbe in aQen Sanben bie
$auptbe[^äftigung aüer ©efeOfc^aft geworben; ed ifi ber ÜAagflab
M 2Bert(^e« berfelben unb ber bectariitc Sanferott an aUen ©ebanfen.
äBeit \it nämüc^ feine ©ebanfen au^jutaufc^en ^aben, tauftfjen fte
Sorten au« unb fuc^cn einanber ®ulbcn abjnne^men. Onbeffen tiegc
ft(^ ^ur @ntfd)utbigung be« Sartenfptetö attenfall« anführen, bag e«
eine SJorübung jum SJcIt« unb ®cfc^äft«Icbcn fei, fofern mon bo«
burc^ lernt, bie Dom S^^aü unabänberlic^ gegebenen Umftänbe (klarten)
tlug }u benu^en, um barau« wa« immer angebt ju mad^en, gu welchem
3wedc man fic^ benn au^ gewöhnt, Sontenance }n Ratten, inbem mau
3um fd]Iec^ten @piet eine ^eitere 9D2iene auffegt. Stber eben be^^atb
^at anbererfeit« ba« ßartenfpiel einen bemoralifirenben Sinflug. !ber
@))iitoat«mitf — epmtttofiMm« 337
geminnfüc^tifle ®eift be« ©ptett greift über in ba0 proltif Ae geben*
(% l 350 fg.)
Son ber ?angeloeiIe flnb Dor aOen gemortcrt bie ®rogen unb
9lei(f)cn. 93ei blefen muß in ber Ougenb bie ÜKuefcIfroft unb bie
Seugung^froft f;er^oIten. «ber fpfiter^in bleiben nur bie ®ei(ledfräfte;
fe^It ed bann an biefen, ober o^x i^rer ^(udbilbung unb beut ange»
fammelten Stoffe jn ij^rer J§ätig!eit, fo ifl ber Oammer grog. ©eil
nun ber ©iHe bie cinjigc unerft^öpftit^e Äraft ifl, fo toirb er jefet
angereiht bur(^ Erregung ber ?eibenf^aften, 3. 8. burd^ ^o^e ^aforb-
fpiete, biefe« »a^r^oft begrobirenbe Joflcr. ($. I, 363 fg.)
0pitt004;mtt4i, f. ^ant^ei^mud unb fKI^ein^-Se^re.
dpmtualie(imi0.
1) ftritif be0 ©egenfa^e^ jmifd^en Spiritualismus
unb 9RatertaIiSmu9.
auc^ bie (Erfahrung bie Drbnung ber 3)inge an flc^, b. §. bie nia^re
unb aDeittige SBeltorbnung. üDiefer 2&eg aber fU^rt ^u ber Vnna^me,
ba§ ed nur ein 2)ing an flc^ gebe, bie SDtaterie, bereu SRobification
alles Uebrige fei; ba ^ier ber 97aturlauf bie abfolute unb aDeinige
3Be(torbnung ifi. Um biefen Confequenjen auSjutoei^en, lourbe, fo
lange ber 9teatiSmuS in unangefochtener ©eltung mar, ber ^pxxu
tualiSmuS aufgefleDt, alfo bie flnnal^me einer jtoeiten @ubftanj,
auger unb neben ber ÜRaterie, einer immaterieUen @ubflan}.
2)iefer t)on (Erfahrung, Semeifen unb Segreiflic^Ieit gleic^ fe^r üer«
loffene S)uatiSmuS unb @pirttualimu9 kourbe Don Spinoja ^e«
leugnet unb Donftant als falfd^ nac^gemiefen, ber ben dbealiSmuS
in feine ütdjU einfette, burc^ loelc^en fokoo^I ber üRaterialiSmuS, alS
ber gegen i^n erfonnene Spiritualismus, ba fie Seibe realiftif (^ flnb,
gejlürjt toirb. (SB. II, 15 fg.)
®e§t man Dom 9teaIiSmuS auS, alfo Don ber SorauSfe^ung,
bag mir bie S)in^e fo erletinen, mie fie an fic^ flnb, fo erflehen olS«
batb SpirituattSmuS unb 9RateriaIiSmuS, um einanber )u be«
fämpfen; U)obei aber jule^t ber SRateriatiSmuS im Sort^eil bleibt,
»eil er Diel folibere empirifd^e SData ^at, als fein ®egner. — $in«
gegen fommen Selbe nid^t )um SSßort gegenüber bem tranSfceubentalen
^bealiSmuS; benn nad^ biefem giebt eS meber ®eifl, no^ SD'^aterie
an fld^ fetbfl; fonbern ieber (Srfc^einung, ber inteDectueDen, »ie ber
mec^anifc^en, liegt ein Don i^r toto genere Derfc^iebeneS 2)ing an flii^
felbfl }um®runbe. ($. 329. SergL an^ unter ®eift: 2)er®egen'
fa^ jmifc^en ®eifi unb SRaterie.)
Sonac^ ifl baS ma^re SRettungSmittet gegen ben SRaterialiSmuS
ni^t ber SpirituatiSmuS, fonbern ber dbeatiS^muS. (Sergl. unter
338 Spontaneität — ©pvad^e
9RatertaItdmud: !Z)ad falfd^e unb ha9 toaf}xt 9{ettung«mtttet gegen
ben SRaterian^mu^.)
2) ©egen bte SJerlueci^dlung bed SBorted ;,@pirttua'
liömuö" mit bcm 2öortc „3bcaliömuö". (©. <3beo-
lidmu^.)
dpontanntüt.
SQSod luir bucd^ ben begriff ber (Spontaneität benfen, tttuft, nä^er
unterfuc^t, aQemal ^inau^ auf SEBinendttuferung, t)on toelc^er jene bem«
naij nur fin ©^non^nt n)üre. 3)er einjige Unterfc^ieb babei i% bog
ber Segriff ber @pontoneitüt aud ber öugern Stnfd^anuug, ber ber
äBiQendäugerung au^ unferm eigenen Seniugtfein gef(^5pft ifi. (91.
60 fg.)
3)ad ©etbfibeflimmen, bie @pontaneitttt; tögt ftd^ ni^t Derfie^en,
menn man ni^t mx% toad äBoIten iß; benn IBeibed ifl im ®ninbe
bad fetbe. äßan Tann fagen, alle nia^re ©pontaneitüt ifl SiOe, unb
umgefe^rt. ($. 161.)
SUprodibtrridirrung) f. unter ©prad^e: (Segen bie mobeme !lrt ber
Sprachbereicherung,
dptad)e.
1) S)ie (Sprache al^ (Srjeugnig unb 2Berf)cug berSer«
nunft.
(Ed ifl bie S e r n u n f t , bie ;\ut Vernunft f priest, nnb toad fie mit«
t^eilt unb empfängt, finb abflracte S3egriffe, ni^tanfc^anlic^e 8or«
fleUungen. ^ieraud aQein ifl t9 erK&rlic^, bag nie ein St^ier fprec^en
unb Derne^men lann, o6gIeid§ ed bie SBerljeuge ber ©pra^e unb ou(^
bie anfc^anlic^en SorfleKungen mit un^ gemein ^at; aber eben mei(
bie 3Borte jene ganj eigent^ümlic^e ^(affe ton SorfleUungen bejeic^nen,
bercn fubjectiöeö Sorrelat bie Sern unft ifl, finb fie für ha^ »emunft*
lofe J^ier o^nc ©inn nnb Sebeutung. (SB. I, 47.)
S)ad S^ier t^eilt feine Smpfinbung unb ©timmung burc^ ©ebärbeu
unb Saute mit, ber SDtenfc^ t^eilt bem anbern ©cbanfen burc^ ©prac^e
mit, ober t)erbirgt ©ebanfen burc^ ©prad^e« ©pradje ifl ba^ erfle
Crjcugniß unb \ia9 not^wenbigc SBerfjeug feiner Semunft; ba^er wirb
im ©riec^ifcfjen unb dtalienifd^en ©prac^e unb Vernunft burc^ baffelbe
SBort bejeic^net: 6 Xoyo<j, il discorso. 3)ur^ J^ülfc ber ©pradje
aDein bringt bie SScrnunft i§re »ic^tigflen Seiflungen ju ©tonbe,
nämlic^ bad übereinflimmenbe ^anbeln, ba^ plauDoQe 3ufammen'
mirfcn 9?ie(er, bie ßiöilifotion, ben ©taat, ferner bie SBJiffenfc^oft, M
Slufbenja^ren früherer Srfol^rung, ba^ Suf^^n^cnf^^ff^n bed ©emein-
famen in einen S3cgriff, ba« SRitt^eilen ber SBa^r^eit, bo« Verbreiten
bee Srrt^umö, ha9 Denfen unb a)i(^ten, bie 3)ogmen unb ©nper*
fHtionen. (SB. I, 44.)
®*>w*e 339
Da bic ju obfJroctcn Segriffcn fublimirten Corflcnunflen oae «it»
f4auU(^fcit eingebügt f^abtn, fo würben fie bcm Sewugtfcin ganj
entfc^lüpfen unb i^m ju bcn bamit bcabfic^tlgteu Dciifoperotioncn gor
nidjt ©tanb polten, »enn fic md^t burdj 3eirf)eu finn!i(^ pyirt unb
feftgeftaltcn würben; bie« fmb bic SBortc. SDofter bejcidjnen biefe, fo-
weit fie ben Ont^ait beö Sejicon«, olfo bic Spraye an^madjm, flet0
allgemeine «orfteDungen, ©egriffe, nie anfd[)aulicf)e Dinge; ein
Scjicon, weldje« hingegen ©n^elbinge aufjö^lt, enthält lauter Eigen-
namen. Slod weil bic Spiere auf anf^outidie SorfteOungen bcf(^rönft
unb feiner Äbftraction, milt|in feine« Segriffe« fä^ig flnb, ^aben fie
feine ©prod)c, felbjl wenn fie 9Borte ou«jufprc(^en öermögen; hingegen
Derf)e^eu fie (Eigennamen. (®. 99.)
2) SBoranf bic enge Serbinbung be« Segriffö mit
bem SBort, alfo ber Sprache mit ber Scrnunft be-
ru(;t. (©. unter Segriff: Segriff unb SSBort.)
3) Sebingt^eit ber @pra(^fä§igfeit burc^ bie ®eban-
fenaffociation.
Unfer unmittelbore«, b. ^. nic^t burc^ mnemonifc^e jfiinße Dermittet-
M äBortgebäc^tnig unb mit biefem unferc gan^e ©prac^fä^igfeit be-
ruht auf ber unmittelbaren @ebantena{|ociation. (äB. ü^ 146. Sergl.
@cbanfenaffociation.)
4) Die urfprünglic^e ©prac^e.
Die t^ierifc^e (Stimme bicnt aQein bem fludbrudfc be« äBittend in
feinen (Erregungen unb Sewegungen, bie menfc^Iic^e aber auc^ bem ber
(Ertcnntnig. Do(^ finb beim Sntfte^en ber mcnfc^Iic^en ©pra^e
gonj gewig ba« (Er{)e bie dnteriectioncn gewefcn, aU welche ntc^t
Segri^e, fonbern, gleici^ ben flauten ber D§iere, ©efü^Ie, — 3BiOcn0«
beroegungen, — anöbrüden. {% U, 599.)
Der 9)?enf(^ ^at bie ©pradje inflinctiD erfunben. 97a(^bem bie
©prad^e einmol ba war, t)er(or fic^ biefer dn^inct. Die erfle unb
urfprünglic^c ©prac^e ^atte ba^er bie ^o^e SoOfommen^eit aQer SBcrle
be« dnj^inct«. ($. U, 599 fg. Scrgl. unter ÜRcnfc^, ÜRenf^en«
gefc^tec^t: SlOmälige Degrabation be9 9)7enf(^engef(^Icd^td.)
5) Die (Erlernung ber ©prac^e at« eine togtfc^e ©c^ule.
Sßit ber (Erlernung ber ©prac^e wirb ber ganjc ilRec^anidmu« ber
Sernunft, alfo ba« äBcfentlic^c ber i^ogif, jum Sewugtfein gebracht.
Sei (Erlernung ber ©prac^c fammt aOen i§ren SSßenbungen unb Sein«
Reiten, fowo(|l mittclft 3u§i)ren ber 9teben (Srwadifener, al« mittelß
©elbfireben, t)oObringt ba« Jtinb jene (Entwicflung feiner Sernunft unb
erwirbt ftc^ ienc wa^r^aft fontretc ?ogif, Wel^ nic^t in ben logifc^en
Stegein, fonbern unmittelbar in ber richtigen Slnwenbung berfelben be«
Pe^t (®. 100.)
Sie fe^r ber ©ebrauc^ ber Sernunft an bie ©prac^e gebunben ifl,
fe^en wir bei ben S^ubfiummen, welche ^ wenn fie leine 9rt t)on
340 ' epxaä^t
©prad^e erlernt ^obcn, faitm mcl^r Ontcfligcnj jcijen, ote bie Drotig«
utatic unb @lc^}]^aiitcn ; benn fic l^obcn fieW nur potentia, nic^t actu
»cmunft. (aas. n, 71.) S)ic logifdic ©c^utc, bie Scber mittclfl er«
lemuug bcr <Bpxaiit hnxijmaijt, madjt nur ber laubpumme nic^t
burc^; bcöl^alb ijl er fafl fo untcrnünftig, mt ha9 Zf^xvc, toemi er
nic^t bie i§m angcmeffenc fc^r fünpc^c «ußbitbung bnrd^ Sefenlemen
erhält, bie i§m ba« ©urrogot icncr notnrgcmögen ©c^nlc ber Semunft
»irb. (®. 100.)
6) S)er 9ia(^t^ei( ber @)>rad^e, unb tvoburc^ er inm
Z^til befeitigt »irb.
3Bort unb Qpxaijt finb itoax bod unentbehrliche ÜRtttet jum beut«
ticken ®en!en. SBie aber jebc« SDfittcI, jebc SWafc^ine jugleic^ befc^toert
unb ^inbert, [o anij bie @f)ra(^e, mii fte ben uncnblic^ nüancirten,
bemegtid^en unb mobififabetn ©ebanlen in geu)tf[e fefle, fie^enbe %üx*
men jtoängt unb inbcm (le i§n fijirt, i^n jugleid^ fcffcit. ©iefe«
^inbernig nitrb burc^ bie Erlernung mehrerer ®pxai)txi jum S^eil be«
feitigt. Denn inbem bei biefer ber ©ebonfe oud einer gorm in bie
anbere gegoffen toirb, er aber in jieber feine ©eflatt ttxoa^ ueränbert,
löfl er fid| me^r unb nte^r Don iegtid^er %oxm unb ^ülle ab, moburc^
fein fetb|}etgened Sßefen beutlic^er ind S3en)ugtfein tritt unb er aut^
feine urfprUnglic^e ilRobificabilität »lieber er^ttlt. (SB. II, 71.)
7) SBarum bie Erlernung ntel^rerer ®f)rQd^en ein toxi^»
tiged geifliged Silbungdmittel ifl.
!Cie Sriemung mehrerer ®))ra(^en ifl nic^t aDein ein mittelbare^,
fonbem auc^ ein unmittelbare^, tief cingreifenbed geifliged Silbung^«
mittet. S)enn nic^t für iebe^ äBort einer ®))ra(i^e finbet ftd§ in j[eber
anbem bad genaue Stequiüalent. 9Ifo finb nid^t fämmtlid^e 93egriffe^
tütlijt burc^ bie äBorte ber einen (Spxad^t be}eic^net finb, genau bie
felben, totläft bie ber anbem audbrUden; fonbem oft fmb ed S^nlic^e
unb t)ern)anbte, jeboc^ burc^ trgenb eine ÜRobification berfc^iebene 9e«
griffe. 3)emgemög liegt bei @rlemung einer ©)>ra(^e bie ®c^n)ierigleit
t)or)ügti(^ barin, jeben Segriff, für ben fle ein SBort ^at, auc^ bann
fennen }u lernen, wann bie eigene <Spxadjt (ein biefem genau ent«
^pxtdjtnM SBort beft^t, iDelc^e^ oft ber gaO ifl. S)a^er alfo muß
man bei Erlernung einer fremben ©prac^e mehrere ganj neue ®))l^firen
t)on Segriffen in feinem ©eifte abftecten; mithin entfielen Segriff 0*
p^firen, to)0 noc^ (eine »aren. ÜRan erlernt alfo nid^t blöd Sorte,
bnbem enoirbt Segriffe. Sei (Erlernung jeber fremben ©prac^e bilben
{(^ neue Segriffe, um neuen ^txiitn Sebeutung gu geben; Segriffe
treten au9einanber, bie fonft nur gemeinfd^aftlic^ einen »eiteren, olfo
unbefHmmteren audmad^ten, nieil eben nur (Ein 3Bort für fie ba loar;
Sejie^ungen, bie man bi9 ba^in nic^t ge(annt ^atte, iverben entbedft,
toeil bie frembe ©prac^e ben Segriff burd^ einen i^r etgent^ümlid^en
Sropud, ober SRetap^et bejeic^net; ttnenblid^ biete dlüancm, Xe^nlic^-
©»»wdSe 341
feiten, Serfd^ieben^eiten, Regierungen ber S)inge treten mittelfl ber
neu erlernten ©prad^e ind Semußtfetn; man er§ä(t alfo eitfe t>UU
feitigere 1ln[id^t t)on hm üDingen. SDad ÜDenfen er§ä(t olfo burc^ bie
ßrlemung einer jeben ®f)rac^e eine neue SDtobiftcation ober f^ärbung,
ber ^ol^glotti^ntud tfi bemnac^, neben feinem bieten mittelbaren
yiui^n, au(^ ein birected 9ilbung«mittel be^ ©eifle^. {% U, 601
—605. SB. n, 71.)
8) Sor)itgIid^er iRu^en ber Erlernung ber alten @pra>
c^en.
ÜDer Stufen, ben bie ßrtemung frember @))radren bringt, ift, bag
man nic^t bto^ äBorte erlernt, fonbern Segriffe erkoirbt. 3)ied ift
t)or}ügti(^ bei (Erlernung ber alten ©))rac^en ber %aU, meil bie Sud-
brudfditjeife ber 3[(ten bon ber unfrigen t)iel Derfc^iebener ifl, aU bie
ber mobernen ®))ra(^en bon einanber, ttielc^e^ fid^ baron }eigt, bag
man beim Ueberfe^en \n9 Sateinifd^e gu ganj anbern SBenbungen, ate
bie bad Original ^at, greifen mug. 3a, man mug meiflend ben
lateinifc^ ttieberjugebenbcn @ebanfen ganj umfc^meljen uub umgießen,
mobei er in feine testen Seßanbt^eUe g^^t^gt unb loieber recom)>onirt
mirb. ®erabe hierauf beruht bie groge görberung, bie ber ®ei|l t)on
ber (grleniung ber alten ®j)rad§cn erhält. (?. n, 603. 605. SB. II,
71. Cergt. auc^ Satein.)
9) Srforbernig jum (Srfaffen bed ®eifted einer frem»
ben ®f)ra(^e.
Srfl nac^bem man aUt Segriffe, toüijt bie gu erlernenbe ®))ra4e
burc^ eingelne SBorte begeid^net, richtig gefagt §at unb bei jebem
SBorte berfelben genau ben i^m entf))red^enben Segriff unmittelbar
benft, nic^t aber erfl ba9 Sßort in eine^ ber ÜRutterfprac^e überfe^t
unb bann ben burc^ biefed begeid^neten Segriff beult, unb ebenfo l^in-
fld^tlic^ ganger $§rafen, — erfl bann §at man ben ®eifl ber gu
erlernenben @pra(^e gefagt unb bamit einen grogen <3i)xitt gur jfennt«
nig ber fte fpre^enben Station getrau. SoUfornmen inne aber ^at
man eine (Bpraift erfl, menn man fä^ig ifl, nic^t etkoa Sucher, fon»
bem fid^ felbfl in fie gn überfe^en, fo bag man o^ne einen Serlufl
an feiner dnbibibuatitdt gu erteiben fl(^ unmittelbar in xfyc mitgut^eilen
vermag. (^. II, 603.)
10) ÜDie Sßeid^eit ber @))ra^e.
l^id^tenberg fagt mit ^ti)t : „SBenn man biet felbß benft, f o finbet
man biele S$eid§eit in bie ©prac^e eingetragen. (£9 ift toüfjH nid^t
ma^rfd^einlid^, bag man %üi9 felbfi ^ineintrfigt, fonbern t9 liegt mirf«
li^ Diel 9Bei0|eit barin.'' (Sin borgüolic^ed unb ber ben Sßillen für
\>a9 ^rintttre, ben dnteDect für \>a9 ©ecunbäre erftörenben (ßü^o^ftn'
^auerfc^en) ^^ilofop^ie gur Sefiätigung bienenbed Seif))iel biefer Sßti9^
iftit ift, bag in fe^r bieten, bienetc^t in aOen @prad^en ha9 SBirfen
342 €^))ra(^Der^un}ung — • ^taat
ani) ber erfenntnißtofen, ja ber Icblofcn jtdrper burc^ 9Bo((en oitd«
gebrUcft, itfutw atjo ein Sille üoriucg beigelegt micb, bing^O^n nie«
mald ein Srfcnnen, Sorftcüen, SBu^rne^men, Dcnfen. (31. 95 — 97.)
11) @cgen bic moberne ärt ber ©procfibcrcicfterung.
3)a§ gleichen ©cf)ritte« mit ber S3ermebrung ber SSegriffe ber SBort«
borratl) einer Sprad)e Dcrniet)rt luerbe, ift recbt unb fogar notljroenbig.
Sonn bi"d<d^" Vc^tered otjne (Srftere^ gef(t)iei)t, fo ifl ed blöd ein
3cic^en ber ®eiftedavmutb , bie bod) rtmod ju iDtarfte bringen möcf)te
unb, ha [xe feine nencn ©ebanfcn l)Qt, mit neuen SBorten fontmt.
ÜDiefe ^rt ^er @prQd)bercid)erung ift ict^t fc^r au ber S^agedorbnung
unb ein 3^^^^" ^^^ S^it. ^bcr neue Sorte für alte 93cgriffc ftub
toie eine neue ^arbe auf ein alted {{Uib gebrodjt. {% II, 607.)
12) ®egen bie moberne Sprac^oer^unjung. (©. unter
de|^t}ett: @pracf)» unb Stiloer^uui^ung ber 3e^t)cit.)
13) 9Eßed^Q(b in ber St^mologie me^r bie Sonfonan«
ten, aU bie SJocale ju berücffic^tigen finb.
3)te (Sonfononten finb bad (SMett unb bic Socate bod t^Icifc^ ber
SEBörter. dened ifl (im dnOiuibuo) univanbelbor, biefcd fe^r Deränber«
(id) an Sarbe, 99eid)affeubeit unb Duantität. ^arum fonferoiren bie
SBörter, inbem fte burcl) bie dabrbunberte, ober gar an9 einer @prad)e
in bie anbere roanbern, im ©anjcn fef^r mobi ib^e ßonfonanten, aber
berttnbern Uid)t i^re ^ocale; me^b^i^ in ber (ft^mologie t)iel nie^r
jene, ald biefc ju berücffiditigen ftnb. (?. II, 609—611.)
Sprad)Btrl)uiijun05 f. unter Ocfetjeit: ©prac^» unb Stiloer^unjung
ber dc(t)cit
Siptidimovi.
debe allgemeine äßa^r^eit ber^ält ft(^ gu ber fpectellen, koie @o(b
}u @t(ber, fofern man fte in eine betrctc^ttid^e SRenge fpecieOer 3Ba^r«
beiten, bie aud i|^r folgen, umfe^en fann, mie eine ©olbmUnge in
fleined ®elb. 3Bie n^ertbooH ftnb boc^ bie aOgemeinen Sa^r^eiten,
nid^t Ho« im Oebiete ber ^b^P' «nb ^^^fiologie, fonbern auc^ in
bem ber SRorat unb ^f^c^ologie; loie golben ift bo(^ and) f^itt jebe
oflgemeine Äegel, jebe ©cntenj ber Jlrt, jebeö ©prid)njort. 3)enn |le
finb bie Duinteffeng taufenber Don Vorgängen, bie ft(^ {eben 2:ag
toieber^olen unb burc^ fie ejempliftcirt, iQuftrirt »etben. ($. II, 22.)
Staat.
1) Urfprung unb 3wc(f ^^^ @taate0.
Da ber Cgoidmu«, tto i^m nidjt entrocber äußere- ®e»aft, toeldjer
au(^ bie gurdjt beijujöblen ift, ober ober bie äc^te moralifc^e Irieb»
febcr entgegenroirft, feine Qmdt unbebingt öerfolgt; fo toürbe, bei ber
ga^Ilofen ^enge egoiftifc^er dnbioibuen, ha€ bellom omniom contra
@taat 343
omneB an ber Stoge^orbnung fein, gum Unheil SlUer. 3)Q§er bie
reflectircnbc SJcrnunft feftr bolb bie ©taat^cinric^tung crftnbct, »elc^e,
Qud gcgcnfeitiger gurd^t üor gcgcnfcitigcr ®ma[t cntfpringenb, ben
noc^t^eiligen So's^^n bed adgemeinen (SgoiiSnm^ fo meit Dorbeugt, otö
ed auf bem negattDen Sßege gef(f)e^en fann. (@. 198.) 2)te See
minft erfannte, bog, foivo^t um bad über 3UIe oerbreitete {Reiben ju
mtnbem, alö um ed mögüd)f} g(cicf)förmig gu Dertt)ei(en, bod befte unb
einjige üKittct fei, Äfleu ben ©cfimcq beö Unrcdjtlciben« gu crfporeu,
baburc^, baß au^ SlUe bem burc^ bad Unred)tt()un gu erlangenben
®enug entfagten. 3)iefed t)on bem vernünftig oerfat/renben Sgoi^mud
erfonnene unb aamälig t^erooQfommnete SRittel ift ber ©taatdoer-
trag. S)iefer Urfprung beffelben i|t ber mef entließ einzige unb burc^
bie 9?atnr ber ®ad)e gefegte. ÜDer Staat fann in feinem Sanbe je
einen anbern get)abt ^aben, m'il eben erfl btefe Sntfie^ungdart, biefer
3n)e(f ibn }um @taat ma^t; toobtx t9 aber gleic^oiel i^, ob ber in
jebem beflimmten %$olfe i^m Uor^ergegangene S"ß^nb ber eined ^au^
fen^ t)on einanber unabhängiger äBilben (%narc^ie), ober eined Raufend
@fIaoen toar, bie ber @tttrfere nac^ SBiQfür be^enfc^t CDe^potie).
dn beiben SäQen mar noc^ fein ©taat ha ; erft burd) jene gemeinfame
Uebereinfunft entfielt er, unb je nac^bem biefe Uebereinfunft me^r ober
loeniger unoermifc^t ifl mit Snarc^ie ober 3)edpotie ifl auc^ ber ®taat
t)onfommener ober unooOfommener. (2B. I, 405.)
SBä^renb in ber iinoral ber SQSiQe, bie ©eflnnung, für bie ^anpU
fac^e unb bad aOetn 9teeIIe gilt, fümmern ben ®taat 3SiDe unb ©e»
ftnnung, blod a\9 folc^e, ganj unb gar nid^t, fonbern aOein bie Xi^at
S)er @taat mirb ba^er 9^iemanben oerbietcn, SRorb unb ®ift gegen
einen Slnbem befiänbig in ©ebanfen }u tragen, fobalb er nur gemig
koeiß, bag bie f$ur(^t Dor ©c^mert unb 9?ab bie Sßirtungen jened
SiOen^ beflänbig ^emmen merbe. S)er Staat f)at andf feinedroegd
ben t^öric^ten $Ian, bie Steigung jum Unrec^tt^un, bie böfe ©efinnung
)u bertiigen, fonbern b(od jebem möglichen ÜRotio inx Studübung eined
Unrec^t^ immer ein überroiegenbed Tlotit> }ur Unterlaffung beffelben
in ber unaudbleiblid^cn ©träfe an bie Seite }u fteOen. @d ifl ein
dtrt^um, ber Staat fei eine Stnßalt )ur Sefbrbcrung ber SRoralität
unb fei bemnad^ gegen ben (Egot^mud gertd)tet. ÜDer Staat ifl fo
tocntfl O^S^n ben (Egoi«mu9 überhaupt unb aU folc^en gerichtet, bag
er umgefe^rt gerabe an9 bem fl(^ erft t)erfle§enben, met^obifd} Derfa§*
renbcn gemeinfc^aftlic^en (Sgoidmud aller entfprungen unb biefem }u
bienen allein ba ifi. fieine^megd a(fo gegen ben (Sgoidmud, fonbern
allein gegen bie na^t^eiligen folgen be9 Sgoidmu9 ifl ber Staat ge^
richtet. (255. I, 406—408. 413. ffi. 194. $. 389.)
SDer Staat iß nic^td loetter ate eine Sc^u^anßalt, not^toenbig
getoorben bur^ bie mannigfaltigen Eingriffe, loeld^en ber SRenfd^ au9'
gefe|}t ifl unb bie er nic^t einjetn, fonbern nur im Serein mit Stnbem
objumej^ren betmag. (SB. II, 680—682.) ^ieraud, ba§ ber Stoat
toefentti^ eine bloge S^u^onflalt iß gegen ttugere Singriffe bed ©anjen
L
344 iStaatdfuttß — ®taaUmatm
utib innere ber (Sin^elnen unter einanber, folgt, bog bie 9}ot|tt)enUgIett
bed ©taated im legten ®runbe auf ber anerfannten Ungerec^tigleit
be9 ST^eufd^engef^Icd^t^ beruht ; o^ne biefe würbe an feinen ©taat ge«
ba^t »erben. Son biefem ®ert(|t9))un(te au9 fte^t man beutli(^ bie
9ornirt§eit unb ^(att^eit ber $^i(ofo))^a|}er, meldte ben ©taat ate ben
^öc^flen 2^tä unb bie Stütze bed menfc^tic^en S)afein^ barfleQen
mib bomit eine «pot^eofe ber ^^iliflerei liefern. (?. U, 258; 1, 159,
IS. 217. a». 302 fg.)
2) ®ran)e ber Sßirffamfeit be^ ©taate^.
Sßenn ber @taat feinen S^td t)oQfommen erreiAt, n)irb er bie fetbe
(Srfc^einung hervorbringen, a\9 totm DoOrommene ©ered^tigfeit ber ®e«
[Innung aOgemein ^errfc^te. 2)a9 innere Sßefen unb ber Urfpnmg
beiber Srfd^cinungen mirb aber ber umgele^rte fein. 92(imlidf im le^-
tem ^aü ko&re e^ biefer, ha^ 9{iemanb Unrecht t^un moHte; im
erflem aber biefer, bag 97iemanb Unred^t leiben kooQte unb bie ge«
porigen SKittet ju biefem ^md üoQfommen ongekoanbt mttren. @o
Ittgt fl^ bie fetbe Sinie aud entgegengefe^ten S^ic^tungen befc^reiben
unb ein 9taubt^icr mit einem SKauIforb ijl fo unfd^ftblic^, toit ein
gra^freffenbed S^ier. — äBeiter aber ald bi9 }u biefem fünfte fann
t9 ber ®taat nic^t bringen ; er fann atfo nic^t eine Srfc^einung jeigen,
gleic^ ber, mldjt au9 aDgemeinem med^felfeitigen äßo^tmoUen unb Siebe
entfpringeu »iirbe. (3B. I, 408.) £9 ließe fic^ benfen, bag ein DoD«
tommener @taat jiebed Serbrec^en ^inberte ; )>olitif(^ tottre baburii^ diel^
moralifc^ nid^td gemonnen, oielme^r nur bie Sbbilbung bed 933iaen9
burc^ bad Seben gehemmt. (^. 1, 436 fg. SR. 303 fg.)
(Erreid^te ber (Staat feinen S^td t)oirfommen, fo fdnnte gemiffev«
maßen, ba tx burc^ bie in i^m Dereinigten üRenfd^entrlifte aud^ bie
übrige 9Iatur fic^ me^r unb mel^r bienftbar )n mad^en n^eig, jule^t
burq Sortfd^<tffung aDer Srten bon Uebet etma^ bem ©c^Iaraffenlanbe
fid^ knnttl^embed ju ©tanbe fommen. SIQein t^eite iß er no(| immer
fe^r meit t)on biefem ^itl entfernt geblieben, t^eitd mürben auc^ no(^
immer ungö^Iige, bem Seben bur(^au^ mefentlid^e Uebel ed na^ mie
t)or im Seiben erhalten ; t^eite ifl aud^ fogar ber 3koi{l ber dnbiuibuen
nie burd^ ben @taat billig aufju^eben, ba er im steinen nedft, mo er
im ©rogen berpönt ifl, imb enbtit^ menbet fid^ bie au0 bem Onnem
glüdEIic^ vertriebene (Eri0 {ule^t nad^ «ugen. (993. I, 413 fg.)
3) Unab^ängigfeit be0 9{e(^t^ vom Staate. (@. 9{ei^t.)
StaaUkunft^ f. unter ©emalt: Unentbe^rti^feit ber ©etoalt für bie
Sermirflid^ung be« ^tdjt9.
Sitaat$matttt.
1) ©egenfa^ Jtoifc^en bem (Staatsmann unb bem ®e«
nie. (@. unter ®enie: ®egenfa^ gmifc^en bem ®enie unb
bem praftifc^en gelben.)
etaaiUeVx^ion — etttbtxdfltit 345
2) SEBorauf bie praftif^e Ueberlegett^eit bed ©taotd«
mannet beruht. (®. ^raftifc^e Siüc^tigfcit.)
dtaaUtdigton, f. unter Stecht: ^ebingung ber Durt^fü^rung bc«
9ee(^t9.
dtaaUfd^ulIiitn, f. ftvebtt.
dtaatonttfaffuns.
1) 9Iot^tt)enbigfett einer lünfllidfen unb arbiträren
©runbtage ber ©taat^tierfoffung.
ÜDie fünfHid^e unb arbiträre ©runbtage, bereu bie ®taatdt)erfaffung
}ur S)ur(^fü^rttng be^ 9}e(^td bebarf (Dergl unter Stecht: Sebtngung
ber !Dur4fü^rung bed 9{ed^td) lann nic^t erfe^t tuerben burc^ eine
rein natürliche @runblage, meiere an bie @teQe ber Sorrec^te ber
@eburt bie be^ perfönlic^en 9Bert^ed, an bie ©teile ber SanbedreUgiou
bie 9{efultate ber ^ernunftforfc^ung n. f. ko, fe^en moDte, »eil eben,
fo fe^r auc^ biefed VBit9 ber Vernunft angeme{|en iDöre, ed bemfelben
boc^ an berjenigen Sic^er^eit unb t^eßigfeit bor Sefiimmungen fe§[t,
loel^e allein bie Stabilität be^ gemeinen SBefend fiebern. (Sine Staate«
üerfaffung, in melc^er blod ba^ abfiracte 9?e(^t fl(| t)erlörperte, märe
eine üortreffHc^e @a(^e für anbere SBefen, aM bie SRenfc^en fiub.
(^. n, 269. Sergt. au^ iWonarc^ie.)
2) 3)te befle ©taatdDerfaffung.
2BiQ man utopifd^e $täne, fo toäre bie etnjige Sbfung bed ^ro*
b(em0 bie !3)e9potie ber Seifen unb (Sbeln einer äd^ten 3(ri|}o(ratie,
eine« ächten SibeU, erjielt auf bem 3Bege ber (Generation, burc^
Semtä^hmg ber ebelmüt^igjlen iDtänner mit beu flügfien unb geifi»
reiAjien SBeibern. (^. II, 273. B. U, 602.)
Stammbaum, f. 9t bei.
Statik.
2)ie ®r5§e ber Setoegung ifl bad $robuct bec 9Raf[e in bie ®e«
f(^minbig!eit. S)iefe4 ©efeft begrünbet nid^t nur in ber üRec^anit
bie Se^re uom ©tog, fonbem auc^ in ber @tatit bie Se^re dorn
®tet(^ge»i(^t. (ffi. U, 58 fg.)
Sttrbtn, f. lob.
0tttbltd)kdt.
!Z)ur^ @d^nuner0 „(tfixonit ber ©eueren'' unb Sa0))ard S3u^
,,Ueber bie ma^rfc^einlic^e Seben^bauer be9 SReufd^en'' ifl ed befiätigt,
ba§ ein B^fammen^ang jwifc^en ber 3^§I ^^ ®eburten nnb Sterbe«
fälle ftattfinbet. S)ie ©terbefäDe unb bie ®eburten t)erme^rcn unb
Derminbern fic^ aDcmat unb aOerort^ in gleichem Ser^ältnig. Unb
bod^ (ann ^ier unmöglich ein ))^^fifd^er (Saufatne^^ fein, ^ier tritt
atfo unleugbar unb anf eine {fat))enbe SBeife ba0 iDteta))|i)ftf^e att
346 €5tcrne — <Sti(
umnittelBarer (Erltörung^grunb be€ $^9{lf(^en auf. (S. ü, 574 fg.
?. n, 162.)
6tctnt^ f. 9[jlronomie unb ^immel.
»tu.
1) !Z)er ©til aU bie $^t|ftognomte be$ ®etfle^.
Der Stil ift blc ^l)k|flognomic beö Ociflc«. ©ic ijl untrüglicher,
.Ol« bie bc« Scibeö. (?. II, 550. 2B. I, 529.) SSon bem 2Bie be«
SDenlenö, üon ber iDefcntltc^eii 9e[c^affcnf)eit unb burd^gängigen DuQ*
litöt beffelbcn ift ein genauer Slbbruc! ber ©til. S)iefer jeigt nömltt^
bie formeUe 99ef(^affent)cit aQer ®eban!en eines SReitfc^en, tüM)t ftd)
ftetd gleic^ bleiben nm§, toa^ unb toorüber er auc^ benfen möge.
SRon f)at baran gteic^fam ben Zeig, auS bem er alle feine ©efialten
fnctct, fo ücrfc^ieben jic audj fein mögen. {% II, 550.) 8n bem
@ti( erfennt man fofort ben Unterfc^ieb ber grogen ftöpfe üon ben
gen3ö§nlid)en. 3)arum fagte Süffon: le style est Thomme mSme.
(3B. II, 78. % II, 551—555.) S)er @tit ift ber bloße ©(^ottenrig
M ©ebanfenS; unbeutlic^, ober fcfjlec^t fc^reiben §ei§t bumpf, ober
confuö benfen. (^. II, 553.)
2) ©egenfa^ jmifc^en \>^m ©til ber 8[(ttagSlöpfe unb
bem ber überlegenen ©eifier.
3m ftiOen liBerougtfein baDon, ha^ ber ©ti( ein genauer Sbbnicf
ber Dualitöt beS üDenfen9 i|t, fuc^t jeber Sßebiofre feinen i^m eigenen
unb natürlid)en ©til ju maSfircn. S)ted nöt^igt i^n junSc^ft, auf
ade 9?aiüetät ju t)er}ic^ten; h)obur(^ biefe boS Sorred)t ber über«
legenen unb ftc^ felbft fU^{enben, ba^er mit ©ic^er^eit auftretenben
©eifier bleibt, dene SlQtagSlöpfe ftreben nac^ bem ©c^ein, t)iel me^r
unb tiefer gebac^t ^u ^aben, o(d ber ^aÜ ifl. ©ie bringen bemna^^
voa^ fie ju fagen ^aben, in gezwungenen, fc^roierigen SBenbungen, neu
gefc^affenen SEBörtern unb n)eit(duftigen, um ben ©ebanlen ^erumge^en-
ben unb i^n bcr^Udenben ^erioben üor. ©ie fc^töanlen jwifc^en bem
Sejlreben, bcnfelben mitjut^eiUn, unb bem, i^n ju öerjletfen. hingegen
fe^en n)ir jeben »irflid^en !3)enler bemüht, feine ©ebanfen fo rein,
beutüc^, fieser unb für}, toit nur möglich, auSjufprec^en. SDemgemäg
ift ©implicitdt jtetS ein SRerfmat ni^t aDein ber äBa^r^eit, fonbem
au(^ beS ©enied genefen. Der ©til erhält bie ©c^ön^cit Dom ®e«
banlen, ßatt ha^ bei jenen ©c^einbenfcrn bie ©ebanfen bnrd^ ben ©tit
fc^ön »erben foüen. {% II, 551 — 553. Sergl. aud^ unter ©c^rift-
fleller: ffirllärung ber ©eipiofiglcit unb Sangwciügfeit ber ©Triften
ber aatagdtöpfe.)
3) »efonbere ju tabetnbe ©tilfe^Icr.
a) 92ad^a^mung unb Sffectation.
Sremben ©tif na^a^men ^eigt eine Wia9h trogen. äSdre biefe
c^ui^ no(^ fo fc^ön, fo koirb ftc burc^ baS Seblofe balb inflpib unb
6rtr 347
unerMtjtic^, fo bag fe(6fi ha9 ^äßlic^fle lebenbige ©efic^t beffer ifl. —
Sffectatton im @tU ifl bem @eftc^terfd|neiben }u t^ergleic^en« ($.
U, 650.)
b) ©d^rocrfälfiflfcit wnb ^rejiofitSt
S)er fdiiDcrfäflige <£tt(, style empese (für ben man im Deutfc^en
leinen genau ent|pred)enben 3ludbru(f, beflo i^äuftger aber bte ®ac^e
fclbft pnbct) ift, wenn mit ^rqiofität üerbunben, in Suchern baö, n?a^
im Umgange bte affectirte ©raoltät, S$orne^niig!eit unb ^Sre^iontät,
«nb ebenfo nnerträglid). 3)ie ©eifteöormut^ fleibet fic^'gern barcin;
h)ie im ?eben bte S)umm§eit in bie ©raoität unb gormalität. {% U,
557. 578.)
SBer prc)iöd f^reibt, gleicht Dem, ber {i(^ ^eraudpu^t, um nic^t
mit bem $öbet t)crn)e(^[elt unb oermengt ^u werben, eine ©efa^r,
n)eld)e ber Gentleman aud) im fd)(ed)tePen ^njuge nid^t läuft. Sßie
man ba^er an einer geroiffen Jtleiberprac^t unb bem tir6 k qilktre
öpingles ben ^(ebcjer crfennt, fo am prejiöfen @ti( hm SOtagdfopf.
(^. n, 557.)
c) 5Ka^IäffigIcit.
SBer noc^Iüffig fc^reibt, legt baburc^ gunäcüfl ba^ Sefenntnig ab,
bog er felbfl feinen ®ebanlen leinen grogen 3Bert§ beilegt. @obann
aber auc^, wie Scrnadjläfftgung bed Snjuged ®eringfc^ti|jung ber @t*
fcdfc^aft, in bie man tritt, oerrät^, fo bejcugt flüchtiger, nac^Iäfflget,
fd)led)tet ®til eine beleibigenbe ®eringfd)ä|}ung be^ Seferd. ($.
n, 576.)
d) (SubjectiDität.
3)ie ©ttbjectibitttt bed @til9, ein 9^^Ier, ber l^eut ju Sage bei
bem gefunfencn 3ufion^€ ^^^ 8itteratur unb ber Semac^lfifflgung ber
ölten ^prac^en immer häufiger wirb, jeboc^ nur in S)eutfd|lanb ein«
l^cimifd) ifl, befielt barin, bog ed bem Schreiber genügt, felbfl in
wiffen, wad er meint unb will. Unbefümmert um ben Sefer fc^reibt
er eben, ald ob er einen 3)Ionolog hielte, w&^renb ed benn boc^ ein
S)ia(og fein foQte unb gwat einer, in welchem man fic^ um fo beut«
lieber aud^ubrüden ^at, aU mau bie S^agen bed 8[nbern nid)t t)er«
nimmt. Qhen bed^alb nun alfo foO ber Stil nic^t fubjectiD, fonbern
obiectiü fein ; wo^u ed nöt^ig ifi, bie Sorte fo gu fleOen, bog fle ben
Sefer gerabegu zwingen, genau bad ©elbe }tt beulen, toa9 ber Sutoc
gebadjt ^at. {% II, 575.)
4) Stegein be« guten @tiU.
!Z)ie erfie, ja fc^on für fl(^ oQein beinahe au^rei^enbe 9tege( be9
guten @tild ifi biefe, bag man etw^d ju fagen ^abe; bamit lommt
man weit. (^. H, 553.)
Um prejiöfen @til erfennt man ben SlOtagdfo))f. Slid^tdbefioweniger
ifl t9 ein falfd^el Sefheben, gerabeju fo fc^reiben ju woQen, wie man
348 <SHr
rebet. Ste(me^r foQ jeber @c^rtftfteDer eine gemiffe <3pwc ber Sev«
iBaubtfc^aft mit bem SaptbatfHI tragen, ber ja i^rer Sller %§n§err t{).
Oeued i|l ba^er fo üermerfUd^, toit ha9 Umgefe^rte, nämtic^ reben }u
ttJoUcn, wie mon fc^reibt. (^. II, 557.)
^aii fotl r^c^ nic^t rät^fet^aft au^brüden, fonbern miffen, ob
man eine @a(^e fagen n)in ober nic^t. SDie Unentfc^teben^ett bed
Slu^brucfd ma^t beutfc^e @d^riftfleller fo ungeniegbar. Sine 9[nd^
nannte geflotten allein bie t^äQe, loo man tttoa9 in irgenb einer $in«
fid^t Unerlanbteö mitjut^eilen ^at. (^. II, 558.)
Sie jebed Uebermag einer @inn)irfung meifiend bod ®egent^ei( bed
' Sejttjedtcn herbeiführt; fo biencn itoat SBorte, ©ebanfen fogtid^ ju
machen, jeboc^ auc^ nur bi9 ju einem gen^iffen $unlte. Ueber biefen
^inaud angehäuft, machen fte bie mitget^ettten ©ebanlen mieber bunHer
unb immer bunfler. Ocneu ^unlt ju treffen ijl Sfufgobc be§ ©til«
unb €ad^e ber Urt^eil^fraft ; benn jebed überpf ftge SS$ort koirlt feinem
3nJC(fc gerabe entgegen. {% II, 558.)
ÜDemgemüg üermeibe man aQe SBeitfc^meifigteit unb aQed (Sinflec^ten
unbebeutenber, ber 3Rü§e bed Sefend nic^t (otjnenber 93emerlnngen.
Ommer noc^ beffer, tttoa9 ®nM loegjulaffen, a(d etn)a9 9?i(^t9fagen'
bed ^ini^ufe^en. Ueber^aut)t nic^t flOied fagen! S((fo, too möglich,
lauter Duinteffenjen, lauter ^auptfac^en, ni^td, tüa9 bad Sefer au^
oOein beulen ujürbe. {% II, 558.)
iD^an befleißige ft^ eined leufc^en @ti(d, ^üte f!d^ alfo t)or aDen
unnü^en Slmplificationen, allem ni^t not^menbigen rl^etotifd^en ©d^mud.
%m (gntbe^rlid^e wirft nadjt^eilig. (?. II, 559. »ergl. unter 5Raiöc*
tat: 9?aiöctät in ben rebenben Äünflen.)
3)ie ä^te ^rje be^ !(udbrud^ befielt bartn, bag man überaD nur
fagt, \va9 fagendn)ert^ ift, hingegen aDe roeitfc^weiftgen Hu^einanber«
fc^ungen S)effen, toa9 Öeber felbfl ^injubenlen (ann, oermeibet, mit
listiger Unterfc^eibung M 92öt§igen unb UeberflUfflgen. hingegen
foO man nie ber ftür^e bie S)eut(i^feit, gefc^meige bie ©rammatil
}um £)pfer bringen. j|)en Slu^brud eincd ©ebanlend fdjmäc^en, ober
gar ben ®inn einer $eriobe oerbunfelUy ober oerlUmmern, um einige
SBorte loeniger §injufe^en, ifl beKagendn^ert^er Unoerfianb. ($. U,
559—575.)
2)er teitenbe ®runbfa$ ber @tiliflil foOte fein, ba§ ber äRenf^
nur einen ©ebanfen }ur 3^^^ beutli^ beulen fann, ba^er i^m ntd^t
3ugemut§et »erben barf, bag er bereu jtoei, ober gar mehrere auf
einmal benfe. !3)ied aber mutzet i^m 2)er ju, toelt^er folc^e ate
3toif(^enfä^e in bie Süden einer }u biefem 3^^^ 3erfliidrften ^aupt«
periobe f(^iebt. S)nrc^ Icinge, mit in einauber gefc^ac^elten S'^i^dftn»
fS^en bereicherte ^erioben mirb eigentlt^ junttc^ft bad ©ebäd^tnig
in Slnfpruc^ genommen; loä^renb oielme^r Serfianb unb Urt^eildhaft
aufgentfeu n^erben foOten, beren S^ütigfeit nun aber gerabe bur^ jene
^eriobcn erf^wert unb gefi^mäc^t toirb. ($. U, 677—580.)
€$tittteBen — ^tttmnmtg 349
Slitot^tifd^^ Urt^etle foDen int guten Vortrage ntd^t borfommen,
mil fie jlc^ etnfttitig audne^men. @te flnb nur ha }u gebrauten, mo
eine Srflärung, ober Definition gegeben toerben foQ. ($. II, 580.)
@Iei(^niffe finb bon grogem SBert^e, fofern fie ein nnbefannted
Ser^ältnig auf ein befannte^ jurüdfil^ren. {% II, 580. Sergl auA
©leic^nig.)
StiUlebcn, f. unter 9Ra(erei: Uebertoiegen ber fubjecttDen ober ob»
jectit^en ©eite bed üft^etifii^en äBo^IgefoIIen«.
Stimmt.
S)ie t^ierifc^e @timme bient aDein bem Stu^bruife be^ Sidend in
feinen (Erregungen unb Settegungen; bie menfc^Iic^e aber aud^ bem
ber (Srtenntnig. 2)amit §ängt jufammen, bag jene fafi immer
einen unangenehmen @inbru(t auf un0 mac^t ; bto9 einige Sogelftimmen
nid^t. (?. n, 599.)
Stimmung.
1) iRu^en bed Sßec^feU ber (Stimmung.
98ie bad beftcinbige t^ortfd^reiten ber Srfenntntß unb Sinfl(^t ber
9)?onotonie unb ©dfaal^eit bed Sebend t)orbeugt, fo leiflet und ^u allen
3eiten benfelben 3)ienfl ber t)ietfa(^e SBec^fet unferer Stimmung unb
Saune, vermöge beffen loir bie !Z)inge täglich in einem anbern Sichte
crblicfen; aud^ er verringert bie 9Ronotonte unfern Settugtfeind unb
S)enfend, inbem er auf baffelbe mirft, xoit auf eine f^öne ®egenb bie
fletd fidf ttnbembe ^Beleuchtung mit i^ren unerfd^bpfli^ mannigfaltigen
Sid^teff ecten , in t^olge nieder bie ^unbert 9Rat gefe^ene Sanbfc^aft
und aufd 97eue entjilcft. @o erfd^eint einer uerttnberten ©timmung
bod Sefannte neu unb ermedft neue ©ebanlen unb Snftd^ten. ($.
II, 60.)
2) Sebendreget in Sejug auf bie ©timmung.
©efunb^eitdjufianb, ©c^laf, 9ia§rung, XtnOftKaim, ^ttitx, Um*
gebung unb no(^ Diel anbered Vengerlic^ed ^at auf unfere ©timmung,
unb biefe auf unfere ©ebanfen einen mäd^tigen (Sinbruct. Sa^er ift,
toie unfere Slnfli^t einer Angelegenheit, fo an^ unfere g^l^ig^cit )u
einer l^eiflung fo fel^r ber ^tii wh felbfl bem £)rte unterworfen.
!Z)arum alfo ne^me man bie gute ©timmung wa^c, benn fie lommt fo
feiten. (?. I, 463.)
3) Die ©timmung in ber l^rifd^en $oefic {©. g^ril.)
4) Sarum bem üRenfc^en eine gebrttd(te ©timmung
angemeffen ifl.
Die bem ^enfd^en angemeffene ©timmung ift eine gebcttdte, knie
bie ^ietiflen fie jeigen. Denn er befinbet fid^ in einer Sßelt boH
dommer, an0 ber fein anberer Sludmeg ftt^, aM bie unenblic^ fc^mere
Serlttugnung feined ganjen SBefend, bie SBettObertoinbrnig. ($. 422.)
350 ®tirn — €^toicidmtt9
atoff.
S)te Bereinigung t)on SRaterie unb f$orm ^eigt ©toff. @toff ifi
olfo nic^t mit ÜRotcrie ^vl üeno^fcln. (SB. II, 3ö2. »ergL unter
gorm: SJerbinbung ber t^orm mit ber SOtaterie, unb unter SRaterie:
.©egen bie Sern^ec^dlung Don äRaterie unb @toff.)
2) Untrennbaricit üon Äraft unb ©toff. (@. ftraft.)
6toxcx»mi9.
1) Urfprung unb 3^^^ ^^^ @toicidmud.
3)ie @toifc^e @t^il iß urfprUnglic^ unb luefemlic^ gar nic^t Sugenb«
le^re, fonbern blod 8lntt)eifung ^um DemUnftigen Seben, beffen 3^^!
unb 3me(f ©lücf burc^ ©eiftedru^e ifi. !Z)er tugenb^afte SEBanbel
finbet ft(^ babei gleic^fom nur per accidens, al9 TlitUl, nic^t aU
3n)ecf ein. S)er ©toicidmud ifl atfo nur ein befonberer Subttmonid*
mud unb i{l ba^er feinem ganjen Sßefen unb ©efic^t^punfte nac^
grunbDerfc^ieben t)on ten unmittelbar auf £ugenb bringenben et^ifc^en
(S^flemen, at^ ha ftnb bie Se^re ber Seben, bed ${aton, be^ S^riftcn*
t^umd unb ffantd. — S)ie DoQIommenfte (Entioidelung ber praltifdien
Semunft, ber §0(^fle ®i))fe(, ju beut ber SRenfc^ burc^ ben bloßen
©ebrauc^ feiner Vernunft gelangen fann, unb auf welchem fein Unter«
fc^teb t)om S^^iere ftc^ am beutlic^fien jeigt, ifl aU dbeat bargefleOt
im @toif(^en SBeifen. ÜDer Urf))rung ber ©toifc^en St^il liegt in
beut ©ebanfen, ob bad groge Sorrec^t bed 3)fenfd§en, bie Sernunft,
ivetc^e i^m mittelbar, burc^ ^^lanmägige^ $anbetn unb toa€ anß btefem
^ert)orge^t, fo fe^r bad lieben unb beffen Saßen erleichtert, nid)t auc^
fä^ig U)Sre, unmittelbar, b. ^. burc^ bloge Srienntniß, i^n ben Seiben
unb Ouaten oller Srt, meiere fein Seben füQen, auf ein 9}{ol ju
ent^ie^en.
3)ie ©toifc^e St^if, im ©anjen genommen, i{) in ber j£^at ein fe^r
fc^ä^barer unb ac^tungdroert^er Serfuc^, ba^ gro§e Sorrec^t bed SRen«
fc^en, bie Sernunft, ju einem wichtigen unb ^eilbringenben S^td ju
benu^en, nämli^ um i^n über bie Seiben unb ®(^mer}en, toelc^en
jiebe9 Seben anheimgefallen ifi, ^inaudju^eben, i^n eben baburc^ im
^^ften ©rabe ber Stürbe t^etl^aft ^u machen, »elc^e i^m al9 Der«
nünftigen SBefen im ©egenfaft jum liiere jujie^t. (SB. II, 103—
108. 375.)
SBenn mir ba^ 3^^^ ^^^ ©toici^mud, jenen unerfd^Utterlic^eit ©leic^'
mut^ (arapa^ia) in ber Ütä^e betrachten; fo finben n^ir barin eine
Möge %b^&rtung unb Unempfinblic^teit gegen bie Streiche bed ©d^id«
fate, baburc^ erlangt, ba§ man bie ^ür}e M Seben9, bie Seer^eit ber
©enüffe, ben Unbe^anb be« ©liicfcd [lij fletd gegenniärtig er^&It, onc^
eingefe^en ^at, bag ju^ifc^en ©tUcf unb Unglücf ber Unterfc^ieb fe^r
€^totct«mu0 351
Diel Reiner ift, oM unfere 9nticipation S9eiber i^n und tiotfptegeln
lägt. !Died ifl aber no(^ fein glüdUc^er 3>>ß<>n^# fonbera nur bad
getaffene (Ertragen ber Seiben, bie man atö unüermeiblic^ üor^ergefe^en
^at. S)o(^ liegt @ei{tedgr5ge unb SBürbe barin^ bag mau fc^iDeigenb
unb gelaffen bad Unüermeiblid^e tr>. — Wan tann bemnac^ ben
©toicidmud auc^ auffaffen cid eine geiflige S)itttctif, toeldjer gemäß,
mie man ben Seib gegen (Sinflüffe bed S^inbed unb SBetterd, gegen
Uugema^ unb Slnftrengungen abhärtet, man auc^ fein ®emüt^ ab^u«
gärten f^at gegen Ungliidf, ®efa^r, Sertuft, Ungerec^tigfeit, Solide, Ser«
rat^, ^oc^mut^ unb 5»orr^eit bc« "SDUn^d^tn. (SB. n, 174 fg.)
2) äBiberf))rü(j^e unb @o))§idmen bed @toicidmud.
@o fe^r au(^ ber 3^^^^ ^^^ ©toifd^en (Et()i! in geioiffem ®rabe
erreichbar ift; fo fe^lt bennoc^ fe§r Diel, ba§ cttoa9 SoIIfommened in
btefer %rt }u @tanbe lommen unb »irflid^ bie richtig gebrauchte 93et«
nunft und aDer Saft unb aQen Seiben bed Sebend entjie^en unb }ur
®lü(ffäUgfeit führen fönnte. Sd liegt Dielme^r ein üoQfommener
SSiberfpruc^ barin, leben }u »oDen o^ne ju leiben. !Diefer SBiber«
fpru^ offenbart fic^ fc^on baburc^, bag ber @toifer gen5t^igt ift, feiner
^ntt)etfung }um glüdfäligcn Seben eine (Empfehlung bed @eIbfimorbed
einjufled^ten, für ben SaO nttmlic^, mo bie Seiben bed ^örperd, bie
ftc^ burd^ feine ©ä^e unb ©c^Iüffe loegp^ilofop^iren laffen, Ubenoie«
genb unb unheilbar flnb, fein alleiniger S^td, (9Iü(ffäligfeit, alfo boc^
vereitelt ifl, unb nid^td bleibt, um bem Seiben }u entgegen, ald ber
2:ob. !Der innere SBSiberfpruc^, mit meiern bie ©toifd^e (Et^if in
i^rem ©runbgebanfen behaftet ifl, }eigt ftc^ ferner auc^ barin, bag i(}r
dbeal, ber ©toifc^e SBeife, in n^rcr S)arfleQung felbfl, nie Seben ober
innere poetifc^e SBa^r^eit geniinnen fonnte, fonbern ein ^bljerner, fleifer
©liebermann bleibt, mit bem man nic^td anfangen fann, ber felbfl
nid^t mi% n)0^in mit feiner Seid^eit, beffen t)oQfommene 9{u^e, Qu»
frieben^eit, ©lücffäligfcit bem äBefen ber äRenfc^^eit gerabeju miber*
fprid)t unb und }u feiner anfc^aultd^cn 93orfleQung bat)on fommen
läßt. (2ß. I, 108 fg.)
!Die ^^nifer »aren audfc^tieglic^ praftif c^e ^^ilofop^en unb mac^«
ten (Emfl mit bem Sntbe^ren. Vud i^neu gingen bie ©toifer baburc^
f;eruor, baß fie bad ^raftifc^c in ein 2^^eoretifc^ed üenoanbelten. @ie
meinten, bad »irflic^e (Entbehren aQed irgenb (Entbehrlichen fei nic^t
crforbert, fonbern ed reiche §in, baß man 9efl^ unb ®enuß beflänbig
ald entbet}rtid) unb ald in ber $anb bed S^falld fle^enb betrachte;
ba loiirbe benn bie mirfltc^e (Entbehrung, totmx fie etma eintrete, »eber
unenvartet, noc^ fc^mer faQen. 9Ran fbnne immerhin SQed ^aben
unb genießen ; nur muffe man bie Ueberjeugung t)on ber SEBert^Ioflgfeit
unb 6ntbt()rli(^feit fold^er ®Uter einerfeitd, unb bon i^rer Un^c^er^eit
unb ^infäOigfeit anbererfeitd fietd gegenwärtig erhalten, mithin fte aDe
gau} gering fc^ä^en, unb aOejeit bereit fein, fie auf)ugeben. ®o Der*
DoQtommneten bie ®toifer bie S^eorie bed ©leic^mut^d unb ber Un«
352 ®tol3
ab^ätigigfeit auf ffoßen ber ^ro^id, inbem fie VOed auf einen men'
talen $roceg )urücfifü^rten unb burc^ Argumente, toit {le bad erfie
Sapitel bed Spiftet bavbietet, ft(^ oDe Sequemltc^Ietten bed Seben^
^etanfop^tflicirtcn. ®ie Ratten aber babei auger Sd^t gelaffen, bag
aOed ©etto^nte }um Sebürfntg ivtrb unb ba^er nur mit @d^mer)
entbehrt loerbcn fann; bag ber 2BiQe nid^t mit fld^ fpielen lägt, nic^t
genießen lann, o§ne bie ©enüffe }u lieben ; baß ein ^unb nic^t gleich«
gültig bleibt, inbem man i§m ein ©täd traten burd^d SRauI jie^t,
unb ein äBeifer, U)enn er ^ungrig ifl, aud^ nid^t; unb baß ed }tpif(^en
Sege^ren unb Sntfagen (ein iKitttered giebt. 3)ie ©toifer maren btoße
3)7aul^elben, unb }u ben jt^nifern Dermaßen fie fic^ ungefähr, loie
loo^Igemäflete Senebiftiner unb Xuguftiner 3U 9ran}id(anern unb Sa^
pucinern. de me^r fie bie $ra^d üernac^Ittffigten, beflo feiner f))i^ten
fie bie S^eorie ju. (®* II, 167—173.)
3) ©egenfa^ 3U)if(^en bem ©toifd^en ©leid^mut^ unb
ber d^rifllid^en 9tefignation.
!Der @toif(^e ©(eic^mut^ unterfc^eibet fic^ Don ber c^rifMid^en Ste^
ftgnation Don ®runb au0 baburc^, baß er nur gelaf[ened Ertragen
unb gefaßte^ Srioarten ber unabänberlic^ not^u^enbtgen Uebel (c^rt,
bad S^rifient^um aber (Entfagung, aufgeben be0 äBoHen^. (äB. II,
494; I, 109.)
4) SEBarum ber ©toici^mud bem magren $eil ent>
gegenließt*
!3)er ©toici^mu^ ber ©efmnung, melc^er bem ©c^idffale S^ro^ bietet,
ifl }n?ar ein guter $an}er gegen bie lOeiben M Sebend unb bientidi,
bie ©egentoart beffer }u ertragen; aber beut tvaßren $ei(e fleßt er
entgegen; benn er Derftodft bad ^erj. SEBie foOte ioij biefed burd^
Seiben gebeffert h)erben, nienn e^, toon einer fieinernen 9Iinbe umgeben,
fie nicßt cmpfinbet? (?. H, 342.)
5) SBetdße^ 2:em))erament bem ©toici^mud befonberd
günflig ifl.
Sin gemiffer @rab bed ®toici9mu9 ifl nicßt feßr feiten. £)ft mag
er affectirt fein unb auf bonne mine au mauvais jeu }urüdf(aufen ;
n)0 er jebocß underfleQt ifl, entfpringt er meiflend au9 bloßer ©efüßl»
loftgfeit, au9 iDZangel an ber (Energie, Sebßaftigfeit, @m))ftnbung unb
^ßantafie, bie fogar }u einem großen $er3eteib erforbert ftnb. 3)iefer
ärt bed ®toici^mu0 ifl bad $ßtegma unb bie Sc^n^erfäDigfeit ber
3)eutfcßen befonber^ günflig. {% U, 342.)
«tolj.
1) ©egenfao jivifAen @toh unb (Eitelleit. (@. diitl
feit)
— Strafe 353
2) SBarum bcr ©tolj nic^t in unfercr aBillfür flc^t.
©tot3 ifl nic^t, mx to'xU, fonbcrn f;öc^pcn« faiin, wer toiD, ©tolj
Qffeftiren, mirb ober qu« bicfcv, »ic au« jcbcr ongcnommcncn SJoHc
bQlb herausfallen. S)eun nur bie fcfte, uucrfc^üttcrüc^e Ucber^eugung
t)on überioiegenbeu Sorjiigen unb befoubercm äBert^c tnac^t mxtli^
P0I3. 3)iefe Ueberjeugung mag nun irrig fein, ober auc^ auf bloö
äugerUd^eu unb fouDentioneHen Sor^Ugen berufen ; — baS fd^abet beut
©totj ni(^t, mcnn fic nur lüirflic^ unb crnjllid) öor^anben ifl. SBeit
atfo ber ©tolj feine SBurjct in ber Ucberaeugung f^at, flc^t er, toic
aOe erfenntnig, nic^t in unfcrer SSSillfür. {% l, 3800
3) 3)a« größte ^inberniß beö ©tolje«.
3)a«8 größte ^inberniß beö ©tolje« unb fotgU^ fein fc^Iimmfler
i^einb ift bie @itelfett, at« niel^e um ben 93eifaQ Ruberer bu^lt, um
bie eigene ^o^e 9}^einung t)on fid) felbft barauf ju griinben, in \r)tli)tx
bereit« ganj fep ju fein bie SSorau«fe(jung be« ©tolie« ifl. {%
l, 380.)
4) 2Bo <Stot^ nöt^tg unb bered^tigt i(t.
!Der Unüerfc{|ämt()eit unb ^ummbreifligfeit ber nteiften SRenf^en
gegenüber t^ut 3ebcr, ber irgenb Xütlijt Sor^iige ^at, gan^ xoolji, fte
fctbfl im %uge gu behalten, um nidjt fie gän^Iic^ in Sergeffen^eit
gerat^en jn laffen; benn mx, folc^e gutmüt^ig ignorirenb, mit denen
fic^ gerirt, al« wäre er ganj if)reö ®Iei(^en, ben toerbcn fle treu^erjig
fofort bafür Ratten. Slm metflen aber ifl folc^e« 3)enen an^uempfe^ten,
bereu Sor^iigc Don ber ^öc^flen ?lrt, b. ^. rcate unb alfo rein per*
fönlic^e finb, \>a biefc nic^t, toie £)rben unb Jitcl, Jeben augcnblitf
burc^ ftunlid^e Sinwirfnug in Erinnerung gebracht Werben ; benn fonft
werben Pe oft genug ba« Sus Min^rvam e^empliftcirt fe^en. {% I,
380 fg. $). 45G.)
5) Son SBem ^au})tfac^li(^ ber Stabel be« ©tolje«
au^ge^t
©0 fe^r and) burdjgängig ber ©tolj getabelt unb öerfdjrieen wirb,
fo ip.bpd) ju t)ermutijcn, baß bie« ^an))tfäd)Iic^ oon ©otc^en au«<
gegangen ifl, bie nidjt« ^abcn, worauf fle ftolj fein fönnen. 3)ic
Jugenb bcr Sefdjeiben^eit ifl eine erfledlidje Srfinbung für bie Sumpe.
{%\ I, 380 fg. »crgt. «efc^eiben^eit.)
6) SDie wo^(fei({ie Slrt be« ©tolje«.
S)ie wo^lfeilfle Vrt be« ©totje« ifl ber ^ationalflola« (©. 92atiotta(«
fiolaO
Stoff, f. a){ed)antr.
Straft.
1) ©egenfa^ jwifc^en ©träfe unb Stacke. (®, 9iaift,)
354 @trafrei^t — ©uBJect
2) Stoedt ber Strafe,
!Z)er nntnittelbare S^^^ ^^ ©träfe ifl (Erfüllung bed ©efe^e«
alö eine« SJertrageö. Der einjige 3»^* ^^^ ©efefte« aber ifl
Sbfc^red ung Don ^etnträc^tigung frember Steckte. 2)emna(^ ift ber
ßteedE ber ©träfe Slbfc^redung bont Serbrec^en. jtant« Z^eorie ber
©träfe al9 bloger Sergeltung um ber SJcrgeltung nitQen ifl eine üöUig
grunbtofe unb öerfe^rte «nflc^t. (SB. I, 410— 4120
3)er eigentliche S^td ber ©träfe iß Sbfd^reAmg Don bec 2:^at,
nic^t aber moralifd^e Sefferung, mel^e tocgen ber UnDeränberlic^Ieit
be« S^aralter« gar nic^t möglich ifl. !Da« 'ißoenitentiarf^flem iß )u
üertüerfen. (ffi. H, 683fg. Ccrgt. ^oenitentiarf^jlemO
3) 5Wag ber ©träfe.
!Z)ag, loie Seccaria geteert ^at, bie ©träfe ein rid^ttge« Ser^ält*
nig }unt Serbrec^en ^aben foQ, beruht ni(^t barauf, bag fie eine Suge
für baffelbe toürt; fonbem barauf, bag ba« $fanb bem Sert§e Steffen,
loofür e« ^aftet, angemeffen fein mug. !Da^er ifl deber berechtigt,
aU ©arantie ber ©ic^er^eit feine« Seben« frembe« Seben jnm $fanbe
}u forbem, nic^t aber eben fo für bie ©id^er^eit feine« ©gentium«,
al« für tuetc^e« frembe t^rei^eit u. f. \\>. $fanb genug iß. 3"^
©ic^erßeQung be« Seben« ber Bürger ifl ba^er bie £obe«flrafe fd^tec^'
terbing« not^föenbig. Ueber§au))t giebt ber ju ))er^ütenbe ©d^aben ben
richtigen ÜRaßßab für bie an}ubro^enbe ©träfe, nic^t aber giebt i^n
ber ntoratifc^e Unmert^ ber Derboteneu ^anblung. ißeben ber ®ri5ge
be« }u t)er^ütenben ©d^abcn« lommt bei 93eßimmung be« SDtage« ber
©träfe bie ©tttrfe ber inx verbotenen ^anblung antreibenben SRotibe
in »etrac^t. (SB. II, 684 fg. $. 376 fg.)
$itvafttdiij f. dttijU
Situ^enten.
3ur Serbefferung ber Dualität ber ©tubierenben auf Äoßen i^rer
fc^on fe^r über}ö^ligcn Ouantitöt foUte gefe^lid) beßimmt fein:
1) bog Reiner öor feinem jtoanjigßen Oa^rc bie UniDerfitöt begießen
bürfte, bafelbß aber erß ein examen rigorosum in beiben alten
©prac^eu in überße^en mtt, e^e i^m bie SRatrilel ert^eilt mürbe.
3)urc^ biefe jeboc^ mügte er bom 9RiIitärbienße befreit fein; 2) foDte
gcfe^Iic^ beßimmt fein, bag 3cber auf ber Uniöcrßtät im erßen 3a^re
au«f(^lieglic^ SoHegia ber pl^i(ofo))§if(^en gacuttät l^ören mügte unb
t)or bem jmeiten 3a^re gu benen ber brei oberen gacult&tcn gar nid^t
gugetaffen mürbe, biefen aber al«bann bie S^eotogen gmei, bie durißen
brei, bie SKebiciner üicr 3a^re mibmen mügten. (^. II, 624 fg.)
0tttfnt, ber SRatur, f. 9!atur,
Subjtct.
3)a« ©ubiect jerfättt in ba« ©ubject be« SB öden« unb in ba«
©ttbject be« (gr!ennen«, beren Obeutitöt im 3^ ba« SBunber xar
Ciibject 355
1) !Z)ad Subject be« Sollend.
2)00 @u6j[ect bed 2BoOen0 ifl nur beni innern Sinn gegeben, bo^er
ed adetu in ber ßüt, ntc^t im 9{aum erf(^eint. (®. 140.) (£d i^
©egenflanb M Selbflbeiougtfeind unb h)irb in bemfelben mcf|t qI0
be^arrcnbc ©ubfianj aiiflcfc^aut, fonbern nur in feinen fucceffloen
Biegungen erfannt. (®. unter Seföußtfein: ©egenfa^ bed ©elbß«
bemußtfeind unb bed Sewußtfeind anberer !Dinge.)
2) !Z)ad ®ttb|ect bed Srfennend.
a) 3)0« reine ©ubject be« Srfennenö. (@. unter 3n«»
tellect: !I)er reine Ontellcct.)
b) Sebingt^eit bed Objecto burc^ ba« ©ubject bed
Srfennen«. (®. Dbject.)
c) Unerfennbarteit be0 ©ubjectd bed Srfennend.
3)Qdienige, »ad Slled erlennt unb Don fteinent erfannt n)irb, ift
bad ©ubject. (SB. I, 6 fg. ?. I, 111.) Da« ©ubiect be« (gr*
lennend !ann nie erfannt, nie Öbject, SorfleOung »erben. S)a mir
bennoc^ nic^t nur eine äugere (in ber @innedanf(^auung), fonbern
au^ eine innere @elbflerfenntnig ^aben, {ebe (Srfenntnig aber, i§rem
Sßefen infolge, ein Srfannted unb (Erfennenbed üoraudfe^t; fo tfl
bad (Srfannte in und, aU folcfied, nid^t bad (Erfennenbe, fonbern bad
äBoHenbe, bad ©ubject bed SßoHend, ber SBiOe. (®. 141—143.
(S. 11. 93erg{. unter (Srfenntnig: SBarum ed fein (Srfennen bed
@rfennend giebt.)
d) Unget^eitte ©egenmart bed ©ubiectd bed (St*
fennend in {ebent üorflellenben SBefen.
2)ad Subject, bad Srfennenbe, nie (Srfannte, liegt nic^t, »ie alled
Dbject, in ben formen bed (Erfennend, in 3^^^ ^^^ 9taum, burd^
welche bie Siel^eit ifl. O^m fommt alfo meber Siel^eit, no(^ beren
©egenfa^, Sin^eit }u. @d ift gau} unb nnget^eilt in {ebem oor^
fieQenben SBefen; ba^er ein einjiged oon bicfen eben fo DoÜflänbig, atd
bie ))or§anbcnen SltiHionen, mit bem JObject bie Sßelt ald SorfleOung
erg&njt; üerfdjloänbe aber au^ jened einjige, fo loftre bie SBett ald
SorfleOung nic^t me^r. (S8. I, 6; II, 18.)
e) ^^änomenalitttt bed ©ubjectd bed (Srfennend.
üDad @ubiect bed (Srfennend ifl, »ie ber itih, ald bcffen ®e^im*
function ed ftd) obj|ectio barfleQt, (Srfc^einung bed 9BiKend, ber, ald
bad alleinige !Z)ing an ftd^, bad ©ubflrat bed Conelatd aOer Srf^ei«
nnngen, b. i. bed ©ubjectd ber Srfenntnig, ifl. ($. I, 111.) !Dad
Subject bed Srfennend ifl nic^td @elbflftttnbiged, fein !Ding an fld^,
^at fein unab^ängiged, urfprünglic^ed, fubflantteOed S)afein; fonbern
ed ifl eine bloge (Srfc^einung, ein ®ecunb&red, ein Scciben}, junft^fl
burt^ ben Organidmud bebingt, ber bie (Srfd^einung bed Sßiltend ifl;
ed i^, mit 6inem fflort, nic^td 9nbered^ atd bet 9o(ud, in »eichen
• - 23*
356 ©ttbjccttöität
fömmttic^c ©c^irnMftc jufammenlaufcn. (?. H, 48. SJergl. 3i},
@ee(e unb dntellect.)
f) aGBibcrtcgung bc« ©d^Inffeö Don ber Sc^arrli^*
feit auf bie @ubfianttalität bed erfennenben
@ub|ectd.
3)er Sauf ber 3^i^ ^^^ ^Qern in i^r fönnte nid)t ma^rgcnommen
»erben, toenn nic^t ettuad märe, bad an bemfelben feinen S^^cit ^at,
unb mit beffen 9?u^e kuir bie 93en)egung jened üerglic^cn. 2)icfe<^ un«
Derrüdt gefifie^enbe , toelc^cd bie SQßa^me[)niung bed ^ortriicfenö ber
3eit erfl mögti^ ntad^t, an loclc^em bie ^ixt mit i^rem du^alt oor»
überfließt, lann nun aDerbing« nic^tö Snbereö fein, alö ba« erfennenbe
®ubiect felbfl, aU toAi^t^ bem !?aufe ber ^tii unb bem äßec^fet i^re^
On^altö unerifd^üttert unb unöeränbert jufd^ant. Cor feinem 33Ii(!e
läuft ba« Seben, mie ein ©t^aufpiet, ju ©nbe. (% l, 108 fg.)
Sber an^ biefer Se^antid^fett beö erfennenben @ub|ectd folgt nid^t,
ba{^ cd eine unjerflörbare ©ubfianj fei. S)enn t9 ift bod^ an
ha9 2 Am unb fogar an baö SBad^en gebunben, feine Se^arrlid^feit
mä^renb Seiber bemeifi alfo feinedmegd, bag fte aud^ au§erbem befielen
fönne. S)enn biefe factifd^e Sc^anti(^feit für bie S)auer bcd bemühten
3uPanbeö ift nod^ weit entfernt, ja toto genere öerfd^icben ))on ber
Se^arrli^feit ber Sßaterie, Don tee^cr le^tern n)ir nic^t blod i^re
factifc^e S)auer, fonbern i^re not^nienbige UnjerfiSrbarfeit unb bie Un«
mögli^feit i§rer Vernichtung a priori einfe^cn. {% I, 109 fg. $ergl.
aud| dd^ unb ©eete.)
g) ÜDad reine, n)i((enlofe (Subject bed Srfennend.
(®. Sefi^etifc^, unb unter 3bee: 3)ie (Srfenntnig ber
3been.)
h) dbentität bed Subjectd bed Sollend mit bem
erfennenben ©ubject. (©. Sldf,)
9ub)tctmtät.
1) ©ubiectioitüt ber mciflcn SRenfc^en.
S)te meiflen ÜRenfc^en fmb fo fubiectiD, bog im ®runbc ni(^td
dnteref[e für fie ^at, ald gan^ aQeiu fte fetbft. S)a^er fommt ed, bag
fte bei ^0em, mad gefagt wirb, fogteic^ an fid) benfen unb jebc ^u»
fällige, nod^ fo entfernte SSejie^ung auf irgenb etniad if^ncn $crfönli4ed
i§re ganje 9ufmerffamfeit an fi^ reigt unb in S3efi( nimmt; fo bog
fte für ben objectiüen ©egenflanb ber Stebe feine gfaffungdfraft übrig
behalten, »ie aud^, bag feine @rünbe bei t^nen ettt)ad peltcn, fobalb
i^r 3ntereffc ober i^re Citelfeit benfelben entgegenfle^t. (% I, 477 fg.
fOl. 256 fg. lieber bie Sftrologie ald einen befonberen Seioeid ber
©ubiectiottät ber ÜRenfc^en f. 9firologte.)
2) ©ubiectiöität ber SBeiber. (®. ffieiber.)
3) ©ubiectioität bed @ttld. (®. ®ti(.)
1) Urf})rung unb loa^rer dn^alt be^ Segrtffd ber
@ubflan}.
SSon bem abflractcn »egriff bcr SWoteric aW bcm Sc^arrcnben im
SBed^fcI ber 3uflänbc (öcrgl. SWotcrie) ip ©ubflanj tDicbcr eine
«bflraction, folglich ein ^ö^cre« Genus, unb ifl baburd^ entjlanben,
baß nton bon bcm Segriff ber SKotcrie nur bad ^räbicat bcr »e^arr»
ß(^!cit flehen lieg, oHe i^rc übrigen »cfentlid^cn ©genfd^Qftcn, «uö-
be^nung, Unburd^brlnglic^feit, 2$cübarfcit u. f. tD. ober tocgba^te.
SBie jebc« f|ö^cre Genus enthält alfo ber Segriff ©nbflanj tDcniger
in yxäi, ate ber ©cgriff SKotcric; ober er cnt^Mt ni^t bofür, toie
fonft immer boö ^ö^cre Genus, mc^r unter fic^, inbem er nid^t
mehrere nicbcre genera neben ber SRoterie umfogt; fonbem biefe bleibt
bie einjige toalpct Unterart bc0 Segriff d ©ubflonj, ba0 cinaige iRad^«
tDci^bore, h)obur^ fein On^olt reoUfirt »irb unb einen Se(eg er^ttlt.
Der 3wc(f olfo, gu welchem fonft bie SJernunft burc^ Äbflroction einen
^ö^ent Segriff hervorbringt, nämlic^ um in i^m mehrere, burd^ SRcbcn«
befitmmungen ))erf(^iebene Unterarten juglcic^ gu benfen, ^ot ^ier gar
nic^t ©tatt; folgli^ ift )cne Slbfiroction entmeber gong imdlo9 unb
müßig borgenommen, ober fie ^at eine ^etmttc^e 92ebenabfi(^t. S)iefe
tritt nun and Sic^t, inbem unter bem Segriff @nbflang feiner äd^ten
Unterart SRoterie eine gleite (unttc^te) coorbinirt h)irb, nttmli^ bie
immaterieDe, einfache, ungerflörbare ©ubpang, ©eele. (SB. I, 581 — 583.
% 1, 76. 82. Sergl. au(^ Genus unb @ecle.)
@ubfiang ifi ein btoged ©^non^m Don SRaterie. (®. 44.)
2) ÜDer ©runbfa^ ber Se^arrli^feit ber @ubflang.
Der ©runbfa^ ber Se^arrlid^Teit ber ©ubflong, b. i, ber ^ttttpi"
temität ber aRaterie, ifl ein trandfcenbentater, a priori gett)iffer. (Sr
iß ein SoroÜarium bed Saufalittttdgefe^ed. 6r folgt baraud, bog
bad ®efe^ ber Saufaßtät fid^ nur auf bie Bufiänbe ber S^x^ftt, atfo
auf i^re 9{u^e, Seioegung, ^orm unb Dualität begießt, inbem ed bem
geitlid^en (Sntfle^en unb Serge^en berfelben oorfte^t, feine^loeg« aber
auf ba0 Dafein M Zrägerd biefer 3uflttnbe, aU loeld^em man, eben
um feine (S^emtion oon aQem Sntfie^en unb Serge^en audgubrüden,
ben 97amen @ubftang ert^eilt ^at. Die ©ubftang be^arrt, b. f).
fie lann nic^t entfielen, nod^ berge^en, mithin bad in ber SBett Dor*
^anbene Ouantum berfelben nie oerme^rt, nod^ berminbert loerben. Die
®en)ig^eit, mit ber mir bied a priori miffen, entfpringt baraud, bog
cd unferm Scrfianbe cm einer gform, bad (Entfielen ober Serge^en
ber SRatcrie gu benfen, burc^aud fe^It, inbem bad ©efe^ ber Saufalität,
tt)elc^c bie alleinige f^orm ift, unter ber mir über§au))t Serttnberungen
benfen Hnnen, bod^ immer nur auf bie 3u{länbe ber Xl&xptx ge^t,
leiuedmegd auf bad Dafein bed Xrttgerd aOer 3uflttnbe, bie STOa*
terie. (®. 42—46. 3B. I, 560 fg. SergL au$ unter iWaterie:
Die reine SKaterie unb i^re apriorifc^en Se^mmungen.)
358 ©uccefflon — ^ttJ)crfiitiott
3) ®er ©egenfa^ t)on @ub{lan} unb Stcctben}.
!Z)a @ub{lan} ibenttfcf) tfl mit 3Raterte unb 2lffaterie mit (S^aufa*
(ität Überhaupt (oergl. äRaterie); fo fann man fagen: ©ubflatt)
ift bad 993irfen in abstracto aufgefaßt, Hccibenj bie befonbcre 9rt
bcö SBirfcn«, ba« SOSirfcu in concreto. (®. 83.)
Die "iD^aterie, a(d in ber S3eretnigung uon ^tit unb 9taunt befle^enb,
mug bie niibcrflreitenben Sigenfc^aften btefer beibeu ^actoren au ftc^
tragen. & Dereinigt ftd^ alfo in i()r ber bejlanblofe t$tug ber St\t,
alö äBec^fel ber Slcciben^icn auftretenb, mit ber ftarren Unberaegtic^feit
beö dtaumt^, bie fid) barfteUt atö bad Se^arren ber ©ubfianj. (SB.
1, 561 unb §. 4.)
4) Sßarum ber Begriff ber @ubfian} nid^t }um Sud«
gangdpunit ber ^^ilofop^te taugt.
Stbgefeben baoon, baß ber Segriff ber ©ubflanj ein ^56ere9, aber
unberechtigte^ 8(bftractum bed Begriffs ber SRaterie ifl, mclijt9 näm*
lid) neben biefer auc^ bad untergefdjobene ßinb immaterieUe @ub«
{tan} bef äffen foHte, taugt ber Segriff ber (Subflan^ fc^on barum
nid)t 3um Äu^gangöpunfte ber $^itofopi)ie, meil er jebenfaÜd ein ob'
je et it) er ifl. äüe« Objectioe nömli(^ ijl für unö ftct« nur mittel^
bar; ba0 @ubj[ectit)e aQein ifl bad Unmittelbare; biefcd barf ba^er
nic^t übergangen, fonbem Don i^m mug fc^tec^terbingd ausgegangen
»erben. ($. I, 82.)
(Uebcr ©pinoja'« Suffaffung ber äBelt aU ,,abfoIuter ©ubjlan}"
f. $ant^eidmu«.)
iuccißaUj f. So Ige.
diinHeufoU, f. Sibe(, S^riftent^um unb Srbfünbe.
Sttpmotität.
1) Die toaste ©uperiorität.
@d giebt feine »a^re @uperiorität, aU bie be0 ©eifleS unb @^a«
rafterd; aOe anbern finb folfc^, unä^t, ertünflelt, unb eS ifl gut, ed
i^nen fühlbar }u madjen, »enn fie ed Derfuc^en, f^c^ ber toa^ren
gegenüber geltenb }u machen. ({^. 454.)
2) SBarum @uperiorität jeigen ber^aßt mac^t. (®«
Inferiorität.)
3) Sßoburc^ fi(^ bie ^fiffigfeit bad Snfe^en ber ®U'
periorität giebt. (®. ^ßfiffigfeit.)
Ünpttftxixan.
1) Duette ber ©uperfiition. (@. Sbergtaube unb
Opfer.)
2) @(^aben unb ©etotnn ber ©upetflitioneu.
Der fuperfKtiöfe Umgang mit ®'dttem, Dämonen, ^eiligen, bie ^dj
ber aRcnf(| nac^ feinem Silbe f(^afft, unb benen er @ebete, Opfer,
€$tt))vanaturalt<tmt9 — S^nq^otl^etifd^e Stvixtn 359
@e(ü6be u. f. kt>. barbringt, tfl ber Xudbrud unb bad ®^mpiom bet
bol)|)clten Scbürftiöfcit bcö ÜRcnfd^en, t^cite na(^ $ütfc unb »cipQnb,
unb t^til9 nac^ Sefc^äftigung unb Jhtq^ett; unb tuenn er auc^ bem
crflcru SBcbilrfniß oft gcrabc entgegenarbeitet, inbem bei öorfommenben
Unfällen unb Ocfa^rcn fojlbare 3eit unb Äräfte, flatt auf bereu «6-
loenbung, auf ©cbcte unb Opfer unnü$ bermenbet toerben; fo bient
er bem jtDeitcn SSebürfnig bafür beflo beffer bur(^ jene |)^antofKf(^c
Unterhaltung mit einer erträumten ©eifienuelt; unb bie^ iß ber gar
uic^t ju öerac^tenbe ©ewinn aller ©ul}erfKtionen. (SB. l, 381.)
^uptanaintaliinmm^ f. Stationali^mud*
SsUosismuiei. SigUo^iflik) f. ®(^Iie§en. ©^lug.
Ssmbol.
1) ÜDad ®t)m6o( aU eine Sbart ber %Uegorte.
Doö ®i;mbot ift eine «bart ber «Degorie. (Sergl. Allegorie.)
SEBenn nämlic^ jtoifc^en bem anfc^aulic^ S)argef}eIIten unb bem baburd^
angebeuteten Segriff burc^aud feine auf ©ubfumtion unter jenen 93e«
griff, ober auf dbeenaffociation gegrünbete Serbinbung tfl; fonbent
3ei4tn imb Sejeic^neted gau} conüentioneQ, bur<^ ))ofitit)e, }ufäQig
veranlagte ©agung jufammen^ängen, bann (jeigt biefe Kbart ber 90e«
gorie ©Qmbol. ®o tfl bie 9{ofe Symbol ber Serfc^teiegen^eit, ber
Sorbeer @t)mbol bed 9tul^me^, bie $atme ®^mboI M @ieged, ba9
5treu} ®t)mboI bed S'^rifient^um^. ÜDa^in gehören au^ alle Snbeu«
tungen bur(^ btoge färben unmittelbar, mie ®elb ald f^arbe ber
^alfd^^eit, 93(au ate ^arbe ber 2:reue. (S. I, 282.)
2) SBert^Iofigfeit ber (Symbole für bie ftuufl.
ÜDie @^mbo(e mögen im itbm oft t)on 92u^en fein, aber ber 5tun{l
tfl t^r Sert^ fremb; {le ftnb gau} toit $ierogl9))ben anjufe^en unb
flehen in einer ftlaffe mit ben Sßapptn u. f. to. (Sß. I, 282.)
3) 3)ad (Smblem aH eine befonbere Srt Don ©^mbol.
Sßenn gen)iffe ^iflorifd^e ober m^t^ifc^e ^erfonen, ober perfonificirte
^Begriffe burd^ ein für allemal feflgefe^te @t)mboIe fennttid^ gemacht
toerben; fo tt)ären tüofjH biefe eigentlich (Smbleme ju nennen; ber-
gleid^en {inb bie X^iere ber (SDangeUflen, bie (£u(e ber SDtineroa u. f. to.
On)tt)if(^en berfle^t man unter Smblemen meiflend bie eine moralifc^e
SBa^r^eit oeranf^outic^enben ftnnbitblic^en , einfad^en unb burc^ ein
3Rotto erläuterten DarfteQungen , bie ben Uebergang jur poetifd^en
SlOegorie mad^en. (3B. I, 282.)
4) 3)er f ^mbolifc^e S^aralter ber ^inboflanif ^en ®cutp«>
tur im ©egenfa^ jum äfl^ettfd^en ber griec^ifd^en.
(®. unter ©culptur: 3)ie onttfe @cutptur.)
Ssmnutrit) f. Är^itectur.
08iitpatl)ttifdfe Auvtu^ f. ÜRagie unb SIRagneti^mud,
360 @tjmj>atl^lc — ©tjflenie
1) S)efinition ber ®9m))at^te.
®9m))at^ie ifi }u beftntren: bad em))trif(^e ^erbortreten ber meta«
p^tififc^en Obentität be« SBiaend burc^ bte ^W^^djz Stel^ett feiner
@rfc^Hnungen ^inburd^, moburc^ fic^ ein 3^f<^ii^>^^n^Ang funb gtebt,
ber gänglic^ Derfd^ieben ifi Don bem burd^ bte formen ber Srfc^eimtng
vermittelten, ben wir unter bem ©atjc öom ©runbc begreifen. (SB. II,
689 fg.)
2) 2)rei unter ben 93egrtff ber @9m))at^te gu brin«
genbe $^&nomene.
S)q9 ÜRitleib, bie ©efc^tec^tdltebe unb bte SRagie Tmb, aU
entpirifc^e Sunbgebungen ber tnetap^^flfc^en dbentität bed SBtDend burc^
bie 93iel^eit ber Srfc^einungen ^inburc^, brei $^änontene, bie unter ben
gcmcinfamen S3cgriff ber S^impat^ie ju bringen fmb. (SB. U, 689.
SJergl. SKitlcib, ©efc^Iec^t^Iiebe unb 2»agie.)
$Smpi)onie, f. 9Reffe, unb unter SRufif: SBirlung ber aRuftf.
$Snt^etifd)e Cinl)tit ^tt Zppttttpixon^ f. d^.
esntt)etifd)e ittetl)0^t, f. 9»ct^obe.
eantljrtifdjc Uvi^txlt, f. Urt^eiL
dBfttm. Ssfkmatifd), f. unter ffiiffenfc^aft: gorm ber SBijfen=
fdiaft.
1) ©egenfa^ }tt)ifd^en ben ))§i(ofo))^tfd^cn unb religio«
fen @qf)emeit. (@. unter 9){etQp^QfiT: Unterfc^teb
jweier Hrten bon SRetop^^ftf.)
2) SBorauf bod dntereffe an ben (S^fiemen beruht.
SBenn unfer Seben ettblod unb fd^mcr^Iod b)äre, U)tirbe ed üieQcic^t boc^
Seinem einfallen ju fragen, tparnm bie SBelt ba fei unb gerabe biefe Se«
f(^affen^eit ^abe, fonbern eben ftc^ auc^ 9[Qe« Don fetbjl Derfie^. Xtm
eutfpred^enb finben tvir, bog bad dntereffe, »eld^eö p^Uofop^ifc^e, ober
aud^ religiSfe @qfleme einflögen, feinen aUerfifirfften ^n^aft^punft
bur(^au0 an bem S)ogma irgenb einer Sortbauer nad^ bem Sobe ^t.
9uf bemfetben ©runbe beruht t9, baß bie eigentlich materiatifKf^en
@))fleme, tote auij bie abfolut ffepttf(^en, niemals einen aügemetnen,
ober banemben (Sinflu§ ^aben Ii$micn. (2ß. II, 177.)
3) S)ie ungefeltige Statur ber p^itofop^ifc^en Si^fieme.
9Bä§renb ade S)i(^terloetfe, o^nc fic^ }u ^inbem, neben einonber
befh^n, ya, fogar bie ^eterogenfien unter i^nen oou einem nnb bcni»
felben ®eifle genoffen unb gef ^a^t »erben lönnen ; fo ift bagegcn \^M
p^itofop^ifc^e Sqßcm, Taum jur SBelt gefommen, fd^on anf ben Unter«
gang aOer feiner Sniber bebaut, g(ei^ einem Sfiatifi^ SnUon
@^flcme 361
bei feinem ^Regierungsantritt. !Z)enn, tt)ie int Sienenfiofe nur eine
jtönigin fein famt, fo nur eine $^ilofo))^ie an ber SEageSorbnung.
3)ie ®9fieme ftnb nömtid^ fo ungefeQiger Statur, koie bie ©pinnen,
beren jebe aQein in i^rem 92e^e fi^t unb nun }ufte^t, niie t)iele ^litgm
\id} barin toerbcn fangen laffen, aber einer anbern ®))inne nur, um
mit i^r }u lömpfen, ftd) nähert, infolge biefer teefentlid^ ))oIemif(l^en
9?atur, biefed bellum omnium contra omnes ber ))^i(ofo))^if(^en @^'
{lerne ifl eS unenbti^ fc^merer aU ^^tlofo))^ ©eltung ju erlangen,
benn aU SDic^ter. (^. II, 5 fg.; I, 168.)
4) ©egenfat? jmifc^en bem @d^o))cn^auer'f^en ^^fiem
unb ben anbern ))^itofo})^if4en ©^ftemen.
S)ie Dor @(^o))en^auer Dcrfud^ten @t)fleme gingen aQe entnieber t)om
Dbject, ober üom ® üb j[e et auS unb fu(^ten bad eine auS bem an«
hnn gu erllären, unb gmar na^ bem ©a^e Dom ©runbe; toä^renb
baS @(^open^auer'|(i^e @Qf}em meber t)om £)6j[ect, noc^ Dom @u6j[ect,
fonbcrn uon ber beibe fc^on ent^altenben äJorfiellung ausgebt unb
baS $er§ö(tnig }toif(^en Objecto unb @ubiect ber ^errfc^aft beS €a^ed
üom ©runbe ent^ie^t, i^r blo« baö Object laffenb. (SB. I, 30.)
2)er ©runbfe^ler aQer ©^fteme ift bad 93erfennen ber Sßa^r^eit,
bag ber dnteUcct unb bie SOtaterie Sorretata ftnb, b. f), (Sined
nur für bad Slnbere ba ifl, Seibe mit einanber ße^en unb faQen,
@ined nur ber "Sitflt^c bed Slnbern ifl, |a, ba§ fle ei^entüc^ Sined unb
baffelbe ftnb, oon jtoet entgegengefe^ten Seiten betrautet, mlijt^ (Sine
bie Srf c^einung beö SEBiOend ober S)inged an \idj ifl ; ha^ mithin Seibe
fecunbär ftnb; ba^er ber Urfprung ber 2Be(t in feinem Don beiben }u
jucken ifl. On ^olge j|ene0 SerfenncnS f netten aOe ©^fteme (ber
©pinojidmud iitoa aufgenommen) ben Urfprung aQer S)tnge in einem
jener Reiben, inbem fte entteeber einen dnteQect, vou^, ober bie äRa*
tcrie als fc^Ied^t^in (SrfieS festen; n)ä^renb bei ©d^open^aner OnteHect
unb SRaterie unjertrennlid^e Sorrelata ftnb unb )ufammen bie S93e(t
a(d ^orfieUung ausmalen, alfo ein @ecunb&reS finb, ber Srf^ei«
nung jugc^ören. (S93. II, 18 fg.)
On ^inflc^t auf bie SRet^obe befielt ebenfaQS ein ©egenfa^ jtei«
fc^en bem Sc^open^auer'fc^en unb ben anbern (S^ftemen. 3n anbern
p^ifofop^ifc^en @Qflemen ifl bie (^onfequenj babnr^ jn SBege gebradjt,
baf^ @a6 aus ®aQ gefolgert mirb. ^ieju aber mug not^h)enbiger
!:ffieife ber eigentlid)e ®e§att fc^on in ben aQeroberflen @ä^en Dor^anben
fein; iDoburd^ bann baS Uebrige, alS barauS abgeleitet, fc^merlid^ an«
berS als monoton, arm, leer unb (angmeitig auSfaHen fann, mil eS
eben nur entroidelt unb mieber^olt, maS in ben ©runbfäffen fc^on
auSgefagt n^ar. 2)iefe traurige Sotge jeigt fl(^ befonberS bei (S§r.
äßolf unb fogar bei ®pino}a. ©d^open^auer'S ®ä^e hingegen be»
ru(jen meiflenS mift auf @d^(ugtetten , fonbern unmittelbar auf ber
anfc^aulic^en äBe(t felbfl, unb bie in feinem ©^flem oor^anbene Son«
fequenj ifl in ber 9{egel nic^t eine auf bloS logifd^em äBege gewonnene,
üiH XaMn — Sog
m
Valieln.
®clne eigenen Segler unb Safter bemerlt man nid^t, fonbern nur
blc ber 8(nbern, \ml ed bie Statur be0 äluged mit ftc^ bringt, bag cd
nad) IKußcn unb nid^t ftc^ felbfl fie^t. jiDa^er ifl }um dnnemerben
bev eigenen %tl)Ux bad Semerfen unb ZaiAn berfetben an Snbem ein
je^v geeignete^ Wixtttt Oeber ^at am ^nbern einen ®))iegel, in
)velc()eni er feine eigenen Safier, ^tf)Ux, Unarten unb SBiberlic^fetten
jeber Vvt evbtidt. SOein meiflend ber^&It er ftd^ babei, tuie ber ^unb,
ml^n gegen ben Spiegel beOt, totxl er nic^t totx% bag er fic^ felbfl
fie|)t, fonbern meint, ed fei ein anberer $unb. SEBer Slnbere beirtttelt,
arbeitet an feiner ©etbfibefferung. 8[(fo S)ie, meiere bie Steigung unb
(^Wluobnbeit (aben, ba^ Si^un unb Saffen ber Hnbern im ©tiden, bei
(1(1) fdb|t, einer aufnterffamen unb f(^arfen Jhritif }u untemierfen, ar«
ieiten babnrd^ an i^rer eigenen Sefferung unb Sert)oIttommnung ;
benn fie ^uerben entmeber ©ered^tigfeit, ober boc^ ®to(} unb (Sitelfctt
genug befl^en, felbfl ju oermeiben, toa9 fie fo oft fhenge tabeln.
(D. l 486 fg.)
1) Ser S^ag aU ein Heine« Seben.
3)cr ü)forgen ifl bie Sugenb be« Sfage«; ÄUe« ifl Reiter, frifc^ unb
teic^t; mir fitsten un9 fräftig unb ^aben alle unfere ^ä^igteiten gur
2)id))oritiou. WHan foU i^n ni(^t burc^ \pliM 9uffie^en t^erfürjen,
noc^ auc^ an unh)Urbige Scfd^ftftigungen ober ®ef))rttd^e t)erf(l^n?enbeu,
fonbern i^n aU bie Ouinteffeu} bt9 bebend betrachten unb gett)iffer«
maitn ^ei(tg {galten, hingegen ifl ber Sbenb ba« S(ter bed Slaged;
n)ir fmb Sbenbd matt, gef(^n)ä^ig unb leic^tfinnig. deber SEag ifl
ein fleine« Sebcn, — icbe« (grtoac^en unb Auffielen eine ftcinc ®e*
burt, jeber frifc^e SRorgen eine Heine dugenb, unb |ebe« ju Sette ®e^en
unb ginfc^Iafen ein Heiner Job. (^. I, 462 fg.)
2) Sert^ jlebed Staged für bad Sebendglüd.
Um bie ©egenteart unb fomit ba0 gan}e Seben red^t }U geniegen,
foDten n^ir flet^ eingebenf fein, baß ber heutige Stag nur Sin Tioi
fommt unb nimmer mteber. älber mir mahnen, er fomme morgen
mteber; morgen ifl jeboc^ ein anberer SEag, ber aud^ nur <Sin SRal
fommt. 2Bir aber bergeffen, bag jeber Stag ein tntegrirenber unb ba^er
uncrfe^Iic^er Xf)tH bed Sebend ifl unb betrad^ten i^n bielme^r atö
unter bemfetben fo enthalten, mie bie dnbtbibuen unter bem ®emetn«
äragebüd^er — äTetcoIogie 365
t«9"ff. (% If 442. (Scrjf. and} unter ©cgcntoart: ©cnug bcr
@egentt)att att ein n)t(^ttger $unft ber Sebenön)eid^ett.)
9?Qc^ längerer ^tit unb na^bem bie Ser^ältniffe unb Umgebungen,
mläft auf und cinmirften, vorübergegangen ftnb, Dermögen ujtr nid^t,
unfere bamatd bnrd) fle erregte Stimmung unb (Empfinbnng \m9 ^uriidt»
jurufen unb ju erneuem; )t)O^I aber fönnen mir unferer eigenen, bamalö
üon i^nen hervorgerufenen Heugernngen und erinnern. 3)iefc nun
ftnb ba« 9{efuttat, ber Sludbrud unb ber ÜRagftab jener. ÜDa^er foQte
bad ©ebä^tnig, ober ha9 Rapier bergleidjen aud benfniirbigen 3^1^-
pnnften forgfältig aufbeloa^ren. $te}u finb 2:agebüc^er fe^r nii^Iic^.
(?. I, 445.)
Za%t^tiitn^ l !£ag unb yiai)U
XaUnt) f. unter ®enie: ttnterfc^ieb }n)ifd^en ®cnie unb 2^a(ent.
Da« S^ier mirb flc^ feine« 3)afeinö ont feb^aftc(lctt in bcr 3m-
tabilität ben^ugt; ba()er e« in ben 9eußerungen berfetben e^'ultirt. Son
bicfcr Sfultation geigt ftc^ beim üRenfc^en noc^ eine ©pur at« Zani.
Cil 31.)
lapftxktii^ f. Sarbinaltugenben.
lartii0tani$mu«^ f. 3citbienerei.
Xaftftnti) f. ©inne.
ICaubflumint« f. unter (Sprad^e: !Die (Srieniung ber Sprache aU
eine logifd^e @(^u(e.
Ztltolo^it.
1) Sßorauf bie SBenunberung ber S^^cfn^^^iB^^i^ ^^^
Drganidmen beruht.
ÜDie fiaunenbe Setvunberung, meiere und bei ber Betrachtung ber
unenblic^cn B^^t^niAßis'^i^ i" ^^^ ®^" ^^^ organtf(^en Sefen ju er^
greifen pflegt, bent^t auf bei jioar natürlichen, aber fatfdjen Soraud«
fe(}ung, bag jene Uebereinfiimmung ber Streite gu einanber, jum ©anjen
bed Drganidmnd unb }u feinen S^'t'^n in bcr Vu§enttelt, n^ie toix
biefetbe mittelfl ber <SrIenntni§, alfo auf bem Sßege ber Sor«^
flellung, auf f äffen unb beurt^eilen, aud^ auf bemfelben 3Begc hinein»
gefommen fei; bag a(fo, toit ^e für ben dnteOect e^ifiirt, aud^ burd^
ben dnteDect }u ©tanbe gelommen loäre. Unfer dnteOect ifl ed,
metc^er, inbem er ben an flc^ metap^^fifc^en unb unt^eilbaren SßiOend»
act, ber fl(^ in ber Srfc^einung eined iE^iered barfieOt, mttjtelft feiner
eigenen formen, Kaum, 3^it unb Saufalitttt, aU £)bj|ect auffagt, bie
3fl6 «efeülofitc
Stel^eit uttb Serfd^iebenl^eit ber Xf^tiU itnb Functionen erfi ^er))ot(ringt
unb bann über bie auö ber urfpriingUc^en Stn^eit ^erDorge^enbe ooO^
fommene UebereinfÜimmung unb @onf piratton berfelben in (Srfiaunen
gerät^; niobci er alfo in gemiffent ©inne fein eigene^ Sßerf bemunbcrt.
!Z)ied ift aiic^ ber @inn ber grogen !^e^re Santo, bag bie S^td^
tttüßigfeit erft Dom SJerflanbc in bie Statur gebracht wirb. (S33. II,
873—376; I, 186—188. 5». 56—58. % IL, 45.)
2) SrfUrung ber boppelten S^^dm'i^i^Uit ber Dr*
ganidmen.
Sie bie Srlenntnig ber (Sin^cit bed SBiOend, aU !£)inge0 an ftd^,
in ber unenblic^en SJerfc^ieben^eit unb äßannigfaltigleit ber Srfc^einungen
adein ben nia^ren ^uff^lug giebt über jene munberfame, unoerlennbare
Ünalogie aller ^robuctionen ber 97atur, jene ^amilienä^ntid^feit, bie
ie al9 Variationen bed felben S^^ema^ betrachten lägt; fo eröffnet
id) gleichermaßen burd^ bie beutlic^ unb tief gefaßte (Srtenntnig ber
.^armonie, bed mefentüc^en Qvi\amminf)anQt9 aUtx X^tiU ber fEklt
unb ber 9{ot^n)enbigfeit i^rer Slbßufung eine »a^re unb genügenbe
(finfid^t in bad innere SSSefen unb bie äSebeutung ber unleugbaren
3)ue(fmäßigleit aller organifc^en Staturprobucte. ÜDiefe ^totd^
tttttgigfeit ift boppelter ^rt, t^eild eine innere, b. f), eine fo georbnete
Ucbereinflimmung aDer 2^^ei(e eincd einzelnen Organidmud, bag bie
(Sr^altung beffetben unb feiner ©attung baraud ^eroorge^t, unb ba^er
M Qmtd jener Snorbnung ftc^ barfleHt. !£^eite aber ift bie B^^'
inttgigfeit eine ttugere, nttmlic^ ein ä3er^ättnig ber unorgonifc^en
ißatur }u ber organifc^en überhaupt, ober auc^ einjelner ^tilt ber
organifc^en 9{atur }u einanber, toAd)t9 bie (Erhaltung ber gefammten
organifc^en 9?atur, ober auc^ einjelner Si^iergattungen , möglich mac^t
unb ba^er att iDHttel }u biefem Qmtd unferer Seurt^eitung entgegen«
tritt. 3ßa9 nun bie innere 3^^^"i^6'S^^i^ ^^^ Organismen betrifft,
fo erflärt fie fic^ baraud, bag jeber Organismus Srfc^einung einer
ein^eitlid^en dbee, bie toir als inteKigibeln unb an fidj einfa^en
äBiKenSact betrachten fönnen, ift, folglich baS 9?cbeneinanber ber Steile
unb Sta^einanber ber Sntkoidtlung boc^ nic^t bie Sin^eit ber erfc^ei*
nenben 3bee, beS ftcf} äugernben SBiQenSacteS aufgebt; oielme^r finbet
biefe (Sin^eit nunmehr i^ren SuSbruc! an ber not^menbigen Sejie^ung
unb SSerfettung jener 2:^eile unb Sntn)i(flungen mit cinanber, nac^
bem ©efe^e ber Saufalität. S)a eS ber ein}ige unb unt^eilbare unb
eben baburd^ ganj mit fid^ fe(bfl übereinßimmenbe SBiOe ifl, ber fic^
in ber ganjen 3bee, als mie in einem 9ct offenbart; fo mng feine
@rf(^einung, obteo^l in eine S3erfc^ieben^eit Don 3:§eiten unb 3ufittnben
auSeinanbertretenb , boc^ in einer burcfjgängigen Uebereinflimmung ber*
felben jene (Sin§eit toieber }eigen; bieS gcf^ie^t burc^ eine not^menbige
Sejie^ung unb Hb^ängighit aQer £^eile oon einanber, »oburd^ aud^
in ber (Srfc^einung bie (Einheit ber dbee n)ieber^ergefieUt loirb. 2)em«
jufotge erlenncn mir nun jene oerf^iebenen ^§eile unb guncttonen
5re(eo(odte 367
bed Drganidtnttd koed^felfetttg' att iDKttel unb ßtotä bon einonber, ben
Organidmud fetbfl aber ate ben legten 3^^^ V^^^«
mt beräugetn Stoedmttgtglett Der^ätt ed fid^ ebenfo. 8[ud| f!e
finbet i^re (SrTIärung in ber Stn^ett bed unt^eiibaren SBtdend, beffen
Dbjlectität (Srfc^eimtng) bie ganje 3Bett ifl. Oene Stn^eit bed SßtQend
mu| ft(f| tu ber Ueberetnftimtnung aQer Srfc^einungen beffelben ju
einanber jeigen. — dn ber &u§em, mie in ber innent Sicleologie ber
9tatur olfo ifl, toa9 ivir ald ÜRittel unb 3^0^(1 ^^nfen muffen, überall
nur bie für unfere Srfenntnigioeife in 9{aum unb 3cit audeinanber-
getretene (Srfc^einung ber (Einheit bed mit fic^ felbfl fo tueit
übereinflimmenben einen Sßillen«. (äB. I, 183—192.)
3) ©egenfa^ }n?if^en ber organifc^en unb unorgani«
fd^en 9?Qtur in $infi^t auf bie (SrKttrung bur^
(Snburfac^en.
S3ei SSetrac^tung ber gefammten organifd^en 9?atur ifl bie Steleologie,
ald Soraudfe^ung ber 3tt>e(fmtt§igleit jiebed Z^tH9, ein DoUtommen
fieserer Seitfaben, unb felbfl bie einjelnen toirllic^en Sudna^men )u bem
burc^g&ngigen ©efe^e ber 3^c<Itn^§i8^cit ^eben bie Siegel nid^t auf,
ba fe fl^ erftören (äffen and bem innem 3uf<>inmen^ange ber ber«
f(^iebenartigen (Srf(^einungen ber 3iatax unter einanber vermöge ber
(Sin^it M in i^nen (Srfc^einenben, in Solge beffen fie bei ber (Einen
ein Organ anbeuten mug, blod mxi eine Snbere, mit berfelben p»
fammen^ttngenbe ed toirflic^ ^at S(fo finbet ^ier bad exceptio finnat
regulam flnmenbung. deboc^ bei Betrachtung ber unorganifc^en
Statur wirb bie Snburfac^e aQema( 3ioeibeutig unb lägt und, }uma(
menn bie mirfenbe gefunben ifl, in B^^^UU ob fie nid^t eine blod
fubiectitie Snftc^t, ein burc^ unfern ©eflc^td^junlt bebingter ©d^ein
fei. — S)a6 in ber unorganifd^en 9?atur bie (Suburfacfen gäujHc^
jurüdFtreten, fo ba§ eine aa9 i^nen allein gegebene Srflärung ^ier nic^t
me^r gültig ifl, t)ielme^r bie kuirfenben Urfac^en fc^tec^terbingd t^er«
langt werben, beruht barauf, bag ber au^ in ber unorganifc^en 9?atur
ft(^ objectioirenbe SßiDe ^ier nid^t me^r in dnbibibuen, bie ein ©anged
für fld^ audmad^en, erf(^eint, fonbeni in 9hturfräf ten unb beren
SBirfen, »oburc^ Qmtä unb 9)?itte( ju Weit audeinanber gerat^en, ald
bag i^re 8)e}ie^ung Kar fein unb man eine äBiÜendäugerung barin
ertennen fönnte. S)ied tritt fogar in gewiffem ®rabe fc^on bei ber
organif^en Statur ein, nttmlic^ ba, wo bie ^totäm^^xg^Uit eine
ttugere ifl, b. ^. ber 3^ed( im einen, bad SRittel im anbern
Onbit)ibuo liegt. Dennoc^ bleibt fte auc^ ^ier nodf unjweifel^aft, fo«
lange beibe ber felben ®]^ecied angehören, j|a, fie wirb bann um fo
auffaOenber. SBo hingegen bad dnbiDibuum, wetd^ed einem anbern
wefentli^e $ülfe leiflet, ganj Derfc^iebener 9rt, fogar einem anbern
Staturreid^ ange^örig ifl, werben wir biefe äugere Stotdm^^glttit,
ebenfo wie bei ber unorganifc^en 9^atnr, be}Weife(n; t9 fei benn, bog
augenfttQig bie Sr^altung ber Gattungen auf i^r beru^^ wie j. £• bei
368 2:cIcoTogie
Dielen ^flanjen, beren 93efntd^tung nur tnittelfl ber 3nfecten Dor fic^
ge^t. (3B. U, 375—386.)
4) 3)ad 3uf^^iii^n^^^ff^>i ber tuirlenbcn mit benSnb«
urfa^en.
!Die tuirfenbe Urfac^e (causa efficiens) ift bie, nioburc!^ cttt^ad
ifi, bic Snburfac^c (causa finalis) bie, Uic^^alB ed ifl; bie ju er»
riärenbc @rf(^einung f)at, in ber 3^!^ i^n^ hinter \i^, biefe t)orp<4.
93(o^ bei bcn iDiQfiirti^cn ^anblungen t^ierif^er Sßefen faOeu betbe
unmittelbar jufantmcn, inbem §ier bie @nburfa^e, ber B^td, aU
9){otiü auftritt; ein fot^ed aber ifl fletd bie n^a^ire unb eigentlid^c
Urfad)e ber ^anblung, ijl gauj unb gar bic fte beuiirfenbe Urfac^c.
jDied 3^^fQ"^^<^^^f^0^" ^^^ causa finalis mit ber n^irlcuben Urfa^e in
ber einzigen und intim befannten @rf(()einung, n^elc^e bed^alb bur^=
gängig unfer Urp^änomen bleibt, fü^rt barauf (}in, baß, n)enig|lend in
ber organifc^en 9?atur, beren ^enntnig burc^aud bie Snburfa^en jum
l^citfaben ^at, ein 9B tue ha^ ©eflaltenbe ifl. 3n ber St^at fdnnen
n)tr eine (Snburfa^e und ni^t anberd beuttic^ beuten, benn ald einen
bcabftc^tigten S^^^r ^* <• ^i" 3Rotit). 3a, menn n)ir bie Snburfa^en
in ber 9?atnr genau betrachten, fo muffen mir, um i^r trandfcenbcnted
SBefen audjubriidfen, fo mibcrfpre^cnb ed aud^ Hingt, fü^n ^eroud«
fagen: bie Snburfac^e ift ein SRotit), melc^ed auf ein äßefen toirft,
bon melc^em ed nic^t crfannt h)irb. 2)enn aOerbingd ftnb bie Xtx^
mitenneßer bad SRotiD, meld^cd ben ^a^nlofen Stiefer bed Xmeifenbären,
nebfl ber taugen, fabenförmigen unb fiebrigen Bunge ^erüorgerufen
^at, u. f. m. S)er felbe SBiDe, mld^tx ben @(ep^antenrüf[e( nad^ einem
©egenftanbe audfhedft, iß ed au(^, ber i^n ^erborgetrieben unb gcftaltct
l^at, bie ©egenfiönbe antidpircnb. — hiermit ift cd übereinfitmmenb,
bag h)ir bei Unterfuc^ung ber organifc^cn 97atur ganj unb gar auf
bie (Snburfac^en Dermiefen finb, überaQ biefc fu^en unb ^Ocd aud
i^nen erüttren, bie mirfenben Urfac^en ^ier nur nod^ eine gan^
untergeorbnetc ©teile, ald bloge SBerfjeuge {ener einnehmen. ÜDic
Snburfac^e ifl ÜberaQ bei (Srflärung bed £)rganif(^en, fokuo^I bei
(Srflärung ber (Sntfle^ung ber 2:^cile, ald au^ bei ber (SrHärung
ber blogcn t^unctionen, bei SBeitem mic^tigcr unb mcljr 3nr (Sa^e,
ald bie mirf enbe. — 3" ben Sorjügen ber @nburfad)cn gehört au^,
bag jcbe mirtenbe Urfadjc julc(^t immer auf einem Unerforfc^Uc^en,
nämlic^ einer 9?aturtraft, b. t. einer qualitas occulta beruht, ba^er
fie nur eine relatiüe Srflärung geben fann; h)äl}renb bie (Snburfac^c
in i^rem Sercic^ eine geniigenbe unb DoIIft&nbige (Srflärung liefert.
@an) }ufrieben gcfteHt finb mir frcilid^ erfl bann, mann mir beibe
jugleid) unb boc^ gefonbert erfennen, ald mo und i^r 3ufammentreffen,
bie munberfame Sonfpiration berfelben ttberiafc^t; benn ba entfielet in
und bie S(I)nbung, bag beibe Urfac^en, fo Dcrf(^icben auc^ i^r Urfprung
fei, bo(^ in bec äBurjel, im äBefen ber 3)inge an ft<^, jufommen«
Rängen. 3)ie Dielen unleugboren ^eifpiele bed 3ufammentre^end bed
tmpttamtntt — Xtn\ti 369
üöKig btinben äßirfen^ ber Statur mit bem (Uifd^einenb abfic^tdoonen,
ober (nac^ ftanf f^em Itii^bruc!) bed Sßec^amdmud ber Statur mit i^rer
Sec^nil, iveifen barauf ^in, bag Seibe i^ren gemeinfc^aftüc^en Urfprung
jenfcitö biefer Differenz §abcn, im aBiÜen att 3)iiig an fic^. (2B. II,
378—383. — lieber baö 3uf^^i"^"^^^ff^^ ^^^ »irlenben mit ben
Snburfac^en im Sian htS ^immeld unb im Sebendlauf bed @in}e(neit
f. unter ^immel: SDie Harmonie bed $immete, unb unter ©c^id«
j al: Xnfd^etnenbe äbflc^tltc^feit im ©^idfal beö Singelnen, fo toie aud^
unter Aberglaube: Slberglaube^ bem toat^rtt ©laube }u ©runbe liegt.)
5) 3)ie ma^re Steleologie ifi Don ^^^filot^eologie
unb Slnt^ropoteleologie ju unterf^eiben.
deber gute unb regetred^te ifopf mug bei Betrachtung ber organif^en
9!atur auf ^eleotbgie gerat^en, jeboc^ feine^toegd, h)enn i^n nic^t
borgefagte ^Dteinungen beflimmen, toeber auf ^^^fifot^eologie, noc^ auf
bte oou ©pinoja getabelte Snt^ropoteleologie. (3B. 11,390. Sergl.
^^^fifot^eologie.)
6) ©ef^i^tlic^ed.
S)rei groge ilRänner: Sucretiuö, 93o€o Don Serulam unb
<S))iuo}a ^aben bie S^eleologie, ober bie (SrHärung aud (2hiburfa(^en,
giln)li(^ oenoorfen. XÖeiu bei aOen breien erfennt man beutlii^ genug
bie OueKe biefer Abneigung, bag fte nämlic^ bie SEeleologie für un-
jettrennticft Don ber fpecuIatiDen 2:^eologie ^ietten, üor biefer ober eine
fo groge ®^eu (meldte 99aco jwar Hügti^ gu Derbergen fn(^t) Regten,
ba§ fte i^r fd^on Don äBeitem ava bem SBege ge^en n^oDten. @e^r
Dort^cU^aft fiid^t gegen fie Xrifioteled ab, ber gerabe ^ier fic^ Don
ber gUnjenben ©eite jeigt. (Sr flellt bie (Snburfac^en ate bad malere
^rincip ber 92aturbetra(^tung auf, o^ne bog i^m babei ^^^filot^eologie
in ben ©inn lommt. (SB. U, 386—390.)
^^tmprranuntt.
(Sine richtige Seflimmung ber Dier itemperamente nad^ bem ®rab
unb ber lüei^tigleit ber Srregbarfeit fle^t f(^on in Slumenba^^
^Jßi^lflologie, §. 79. ($. 351. — Ueber aKeIanc|olie unb ^^legma
Dergl. biefe Srtitel.)
TermiBi teehniei, f. unter ÜDeutfd^: ,bie beutfc^e Sprache.
Ztftamttity alte« unb neue«, f. öibel.
Teufel.
1) Unentbe^rlid^Ieit be« JCeufel« im Xfftx^mu^ unb
S^rifient^um.
3)ie Annahme, bag Uebet unb Qttfe« t^ren fteim im Urfprunge,
ober im jlern ber 93elt felbfl ^aben (eine Annahme, beren aufrid^tigfier
ÄuÄrud Drmujb unb «^riman ift), wirb begreifli^ermeife bem S^ei«»
mn« am aDerfd^werfien. 3)a^er entflanben bie Serfuc^e, ba« 9öfe
unb ba« Uebel auf bie grei^eit M SßiOen« unb auf bie Wlaitxit ju
370 Xeuflifd^ — Zfyit
f (Rieben, um ®ott bat^on ju enüaflen; nobei man nngern bett 2:eiifel
jur @ette liegen lieg, ber eigentlich ba^ rechte Ezpediens ad hoc ifi«
(SB. n, 190.)
üDer 2;eufel ifl im S^riflent^um eine ^ö^fl nöt^ige $erfon, att
©egengetDid^t jnr aOgüte, XOtDeid^eit unb VXima^t @otte9, ate bei
meieret gar nic^t abjnfe^en ifl, iDo^et benn bie übertoiegenben, ga^l«
tofen unb gränjenlofen Uebel ber Sßelt lommen foQten, toenn nii^t ber
Zienfel ba ifl, fte auf feine Stec^nung ju nehmen. 3)a^er ifl, feitbem
bie %ationaIiflen i^n abgefc^afft ^aben, ber ^ieraud auf ber anbcm
@eite ertDa^fenbe 9?ad^t^eil me^r unb me^r fühlbar gemorben; toie
ha9 Dor^erjufe^en koar unb Don ben Drt^obo^en üor^ergefe^en mnrbe.
S)enn man !ann üon einem ©ebäube nid^t einen Pfeiler kDeggie^en,
o^ne bad Uebrige }u gef Serben. — hierin befiätigt fic^ auc^, bag
Oe^oüa^ eine Umn)anblung be^ Ormujb unb @atan ber üon i§m
unjertrennlic^e «^riman ifl. ($. n, 395.)
Om anittelalter unb bi« jum «nfang ht9 18. Oa^r^nnbertd
^ielt man ben ©tauben an ®ott unjertrennlic^ bon bem an ben Xenfel
unb tDer an le^tem ni^t glaubte, mürbe fc^on bed^alb Xt^eifl genannt
S)a« koar fo abfurb ni^t. ($. 340.)
2) SEBo ber eigentliche Xeufel }u finben ifl.
S)er ^ant^ei^mu^ ifl abfurb. 8iel richtiger Ȋre t9 bie SBelt mit
bem Teufel ju ibentificiren. ($. n, 107.) ®te ifl f^limm genug,
fie ifl $öDe, unb an 2;eufeln fe^It e^ nic^t barin. 9Ran betrachte
nur, toa^ gelegentlich 9Renfc^en über ÜRenf^en Der^ttngen, mit »eichen
au^gegrübetten SRartem einer ben anbem tangfam ju SCobe quält, unb
frage fic^, ob JCenfel me^r leiflen lönnten. {% U, 395. 8erg(. ani^
^öUe.)
3) 9EBa^rer®inn ber Serbinbung bed j£eufeldglauben9
mit ber SRagie. (@. unter ^agie unb SRagnettd«
mue: @9mpat^etif(^e Auren unb ^qrerei.)
4) 3)ie ©agen t)on leufelööerfc^reibungen.
iRic^td ifl abgefi^madter, ate bie üRä^rc^en ju oerlac^en Dom ^anfl
unb 9nbem, bie fic^ bem 3:eufel üerfc^rieben ^aben. 2)a« einzig
Salfc^e an ber ®ac^e ifl nämlic^ nur bied, bag t9 Don (Sinjelnen
er^a^It n)irb, mir aber SlOc in bem ^aU fmb unb bad factum ge«
fc^Ioffcn ^aben. (SK. 730.)
Ituflifd), f. ©(^abenfreube, femer unter aRoralifc^: «nti-
moraüfd^e Iricbfebem, unb unter SKenf^: Obcntitöt be« fficfent«
fidlen in Silier unb 9Renfd^.
9:i)at.
1) SDie X^at im Ser^Itni§ jum SBunfc^ unb (£nt-
fc^lttg. (©. ßntfd^lnß.)
«^atififdt — a^eobicccn 371
2) Unterf^ieb jiotfc^cn ber Sef&^tgung ju Saaten
unbjuäBerlen. (@. unter ®ente: ©egenfa^ }it)if(^cn
bem @ente nnb bem pralttf^en gelben.)
Unfer iDafein iß ein n^ef entließ rafilofed; ba^er toirb bie gdnjtid^e
Uut^ätigfeit un^ balb unertrttglid^^ inbem {!e bie entfe^Iid^fle Sangc«
»eile herbeiführt. £^ätigfeit, ctmad treiben, mo ntbglid^ tttoa^ madjcn,
menigfiend aber ettuod lernen, ift jum ®lüd ht9 ÜRenfc^en unerlöglic^ ;
feine j^räfte verlangen na^ i^rem ®ebrau(^ nnb er mb^te ben Srfoig
beffelben irgenbmie tDO^rne^men. ($. I, 466 fg.)
SBer ba« ©^aufpiel nic^t befu(^t, glcid^t 3)em, ber feine Sioitette
o^ne Spiegel mac^t. (% H, 646.) 3)ad Sweater ifi ber @))ieget
be« Sebenö. (?. II, 330 fg.)
9^l)rilbarktit, in« Unenblic^e.
3)ie S^eilbarleit ind Unenbti^e gehört ju ben $räbica6ilien a priori
ber Seit, beö «aume« nnb ber üKaterie, (333. I, 13; n, 55, Jofel
ber Praedicabilia a priori. — SergK über bie unenbli(^e S^citbarfeit
ber 9»aterie: S(tom. Sltomiflil.)
Il)ri«mui5, f. bie «rtifel ®ott; Oubent^nm; Seufel; «ftro*
nomte; Xt^ei^ntu«; $ant§ei9mud.
i) Urfprung ber I^eobiceen.
S)ie Uebet unb bie Ouat ber SBelt jlimmen ni(^t gum Zf)tx9mn9;
ba^cr biefer burc^ aDerlei Xudreben, St^eobiceen, fic^ jn Reifen fud^te,
»etc^e jiebo(^ ben S(rgumenten ^nmt^^ unb Soltaire'd unrettbar
unterlagen. (SB. II, 676. Sergl. Dptimidmud.)
2) ftrittl ber Seibni^ifc^en Sl^eobicee.
SBenn qu^ bie Seibni^ifc^e 2)emonfhotion, bag unter ben nt5g«
liefen Sßetten biefe immer nod^ bie befle fei, richtig n^ttre; fo gSbe
fte bo(^ noc^ leine St^eobicee. SDenn ber ®(^öpfer ^at ja nic^t b(o«
bie äBett, fonbem au(^ bie ÜRögtic^Ieit fetbfl gef^affen; er ^tttte
bemnac^ biefe barauf einrichten foKen, bag fte eine beffere guliege.
{% II, 323.)
2)er !eibni(if(^en X^eobicee, biefer met^obifd^en unb breiten Cnt'
fattung bed Optimidmud, ift lein anbere« 9$erbienfl gujugefie^en, aü
biefed, baß f{e fpäter Hnla% gegeben ^at jum unfterblic^en Sanbibe
M großen Soltaire; »oburc^ frei(i(^ Seibni^end fo oft h)ieber^o(te,
la^me (S^füfe für bie Uebel ber Seit, baß nttm(i(^ ba« ©(^(ec^te bi«-
»eilen bad ®ute herbeiführt, einen t^m unerwarteten 93eteg erhalten
^at. (©• U, 667.)
24*
372 t^cotoftic — ä^ict
SBie iebe anbete ä&iffenfc^aft burc^ Stnmtfc^ung t)on S^eobgie
Derborben mirb, fo auc^ bte $^tIofop^ie unb itoax cm allenneiflen,
tote @o((^ed bie ©efc^id^te berfelben begeugt; ha% bted fogar and^ Don
ber SDloxal gelte, ijl in ber (©c^open^ouerfc^en) Äb^onblung über boö
gunbament ber 5KoraI bargct^an.. ÜDie S^eologie bctft mit i^rcm
@^{eter alle Probleme ber ^^ilofop^ie ju unb ma^t ba^er nic^t nur
bie ?öfung, fonbern fogar bie Suffaffung berfelben unmöglich. flJ. I,
202. SSergl. unter $§iIofop^ie: ©cgcnfafi jwifc^en $^ifofot)^ie
unb S^^eologie.)
ll)e0tttifd)e Jpl)Uof0pl)ie, f. unter ^^ilofop^ie: @tnt^cilung ber
^^ilofop^ie.
Z\)tottiifdit tD£t«i)ttt^ f. SBei^^eit.
^^Ijeutgit, f. unter ÜRogie: ©^nH)at^etif(^e fturen unb ^ejerei.
1) ÜDer eigentlt^e S^arafter ber Si^ier^eit.
S)ad Srfenuen, mit bem burc^ baffelbe bebingten Setoegen auf
SRotiDe, x\t ber eigentliche S^aratter ber 2;^ier^eit, toit bie 9e«
megung auf 9tet)e ber @§aralter ber ^flanje. 3)ad (Srfennen ober
erforbert burc^aud Serfianb. 3)6r Serflanb alfo unterfc^eibet 2^§tere
bon $flan)en, toxt bie Vernunft SRenfc^en Don 2;§ieren. (SergL unter
^flanje: ©runbunterfc^ieb jtoifd^en ?Pflanje unb S:^ier.) Äfle SJ^iere
(laben $3cr{tanb, felbß bie unüolllommenfien ; benn fie aDe erfennen
Dbjiecte, unb biefe (Srienntnig beftimmt ate SRotiD i^re Seioegungen.
(933. I, 24. ®. 47. g. 17. (£. 31 fg. 31. 69. ^. I, 276.)
2Ran j^at auf vielerlei 3Beife Derfuc^t, ein Unterfc^eibungdjetc^en
jtoifc^en S^^ieren unb ^flanjen fejljufe^en, unb nie etroad ganj ©c
nügenbed gefunben. 3)ad Sreffenbße blieb nod^ immer motus spon-
taneos in victu sumendo. Slber bied ifi nur ein bur^ bad Srtcnnen
begriinbeted $^änomen, alfo biefem unterjuorbnen. ÜDenn eine toa^r»
^aft rointürtt^e, nic^t au9 met^anifd)en, d|emifc^en ober p^^flologifc^en
Urfac^en erfolgenbe Semegung gef^ie^t burc^aud nad^ einem er*
tonnten Objecto »eld^ed bad ilRotiü jener Semegung mirb. —
ÜDaß in man^em SSetrad^t bad Silier jugleic^ $flan}e, ja ouc^ unor«
ganifc^er ftörper tft, Derfle^t ftc^ Don felbft. Xbcr ber eigentlid^e
S^^arafter ber S;§ier^eit im SE^iere iß bad (Srfennen. (§. 18 fg)
S)ie S^^iere ^aben Serfianb, o^ne Sernunft ju ^aben, mithin
anfd^aulic^e, aber feine abßracte (Ertenntnig; fie opf^re^enbiren
richtig, faffen auc^ ben unmittelbaren (Saufaljufammenl^ang auf, bte
oberen St^iere felbfi burc^ mehrere ©lieber feiner ^ette; jjeboc^ benfen
fie eigentlid^ nic^t. S)enn i^nen mangeln bie begriffe, b. (|. bie
abßracten SorfleOungen. $ierDon ifl bie nöd^fle §o^e ber iKangel
2:^ier 373
eine« eigentlichen ©cbttc^tniffe«, toeld^em felbfl bie Hügflen S^^tere no^
unterliegen, unb biefer eben begrünbet ^auptfttc^Uc^ ben Unterfc^ieb
jmif^en intern 8ekDugtfein unb bent menf^Itt^en. (9B. 11, 62 — 66.
ffi- 33 fg.)
2) 3)ie S^ierarten.
ÜDie Derf^iebenen St^tergeßalten, in benen ber SBiQe junt ithvx fid^
barfhllt, oerJ^aUen fic^ ju einanber, toit ber felbe ©ebanle, in üer«
fc^tebenen Sprachen nnb beut ©eifle einer {eben berfelben gemüg
ontfgebrüdt, unb bie Derfd^tebenen ©f^ecied eined ®vau9 laffen fic^
anfe^en nie eine 8(n}a^{ Variationen auf ha9 felbe St^ema. 9?ä^er
betrautet ieboc^ ift jene Serf^ieben^eit ber S^^iergeflalten abjuleiten
an0 ber Oerfc^iebenen Sebendmeife jeber ©peded unb ber au« biefer
entfpringenben Serfc^ieben^eit ber ^mdt, (% U, 188.)
Üeber ben Urfprung ber Srten f. Gene ratio aequivoca nnb
©pecie«.
3) Obentitttt be^ äßefentUc^en in X^ier unb SRenf^.
(@. aWenf(^.)
4) Unterf c^ieb jtDifc^en Z^ier unb ÜRenf c^. (@.9Renf c^,
unb in Setreff einzelner Untcrf triebe f. Sa^en, Sßeinen,
?eibenf(^aft, 9iait)etät, Starrheit, Sprache, @e{bfl«
morb, Sob.)
5) ©eflalt unb Sebendtoeife ber Siliere. (@. Orga«
nif^, Xnatomie unb Urt^ier.)
6) Ontellcct ber liiere. (®. OntcUect.)
7) Onjiinct ber Spiere. (@. Onflinct.)
8) Dreffur ber Z^iere. (@. 9bri(^tung.)
9) !Z)ie Spiere in nioratif(!^er $infi(!^t betrachtet.
S)ie ^ei^eit bed äBiOen^ tritt erfl bann ein, »enn ber SBille, jur
(Srtenntniß feinet äBefen« an fic^ gelangt, aud biefer ein Ouietit)
er^ttü unb eben baburd^ ber SBirtung ber SDtotiDe entjogen »irb,
mel^e im Oebtet einer anbern 6rfenntnign)eife liegt, bereu Objecte
nur (Srfc^einungen jinb. — 3)ie 9RögU(^feit ber alfo fic^ iiugernben
grei^eit iß ber grögte Sorjug be9 SOtenfc^en, ber bem Spiere en)ig
abgebt, »eil bie Sefonnen^eit ber Sernunft, welche, unabhängig bom
(Sinbrud ber ©egenwart, ha9 ®an}e be« Sebend übcrfe^en lägt,
0ebingung berfelbcn ifl. S)a« X^ier xft o^ne aQe aRöglid^feit ber
ifrei^eit, toit ed fogar o^ne 2R9gli^teit einer eigentlichen, alfo be«
fonnenen SEßa^lentf^eibung, na^ Dor^ergegangenem oollloninienen Son*
flict ber SRotiDe, bie ^ie^u abftracte SorfleOungen fein miigten, iß.
Sßit eben ber 9{ot^n)enbigIeit ba^er, mit melc^er ber ©tein juc (Srbe
fttOt, f^lttgt ber §ungerige SBolf feine Btt^ne in ba« S^eifc^ be«
374 - «Wer
9BtIbed, o^ne 9R8gIid^!eit ber (Srtenntnig, ba§ er ber B^^if^^^
fottJO^I al3 ber äcrfleifc^cnbc ifl. (333. I, 478.)
ÜDad Zf)m ifl, ha t^m bie abfhacte ober Sernunft»@rtaintnig
gäiijtic^ fe|lt, burc^aud tetner Sorfä|$e, gefc^tDeige ©runbfä^e, unb
mithin leiner ©elbfibe^errfc^ung fä^g, fonbem bem @tnbtli(f unb
Effect n^e^rlod angegeben. S)a^er eben ^at ed feine beraugte 9Ro«
ralität; n^ieiuo^I bie @pecie^ groge Unterfd^iebe ber Soö^eit unb
@üte bed ^^aralterd jeigen, unb in ben oberßen @efcl^Ie^tem fetbfl
bie *3nbioibuen. (6. 215. 2B. U, 65. . 5R. 78.)
@in %naIogon Don SRoralitttt (ägt fld^ ben 2:Weren ntc^t abfprec^en,
wenn man ben Derfc^iebenen entpirifc^en S^aralter ber jE^ere be«
trachtet, ben ^unb, ben @(ep^anten bergteic^t mit ber Sa^e, ber $^äne,
bem ^olobiS; welcher empirifc^e S^arofter kuo^l bie Seugemng eine«
inteaigibeln fein möchte. (2R. 314 fg.)
10) 3)ie liniere in äP^etifc^er ©infit^t betrachtet.
(® . unter © d^ ö n : SGBarum jebe« Sloturobject f c^ön x% unb
unter ÜRalerei: Ueberwicgen ber fubjectiöen ober objec*
tit)en @eite bed äft^etifc^en SBo^IgefaUen^.)
11) S)a« St^ierteben ald bie beutlic^fie (&^tmpü\'u
cation ber 9Iic^tigfeit unb be« Reibend be« Seben0.
Die Sl^ermelt ift befonberö geeignet, }um beutli(^en 9elougtfei>i
3U bringen, bag jtoifd^en ben Wlü^m unb plagen bed bebend unb
bem Ertrag ober ©eminn beffelben fein 3$ei^ältni| ifl. 8efonber9 ifl
in biefer ^infi(^t bie 93etra(^tung ber fic^ felber überlaffenen ST^ier^
melt in menfd^enleeren lOänbern bete^renb. ^m einfad^en, leicht über«
fe^baren lieben ber St^iere wirb bie 92i4ttgteit unb Sergeblic^teit M
ganjen ©trebend bed SBiUend jum üeben leichter faglic^. ®ie
ÜRanntgfaltigfeit ber Drganifationen, bie ßUnfllid^feit ber äRittel,
moburc^ jlebe i^rem Elemente unb i^rem Kaube angepaßt ifl, con«
traflirt ^er beuttic^ mit bem 9Ranget irgenb eined bajtbaren Snb-
gwecfed; fiatt beffen flc^ nur augenblidflic^ed Se^agen, flüchtiger, bur(^
9Range{ bebingter ®enug, üieied unb langet Seiben, beflänbiger 9amf\,
bellum omnium, Ocbed ein Oäger unb Oebeö gejagt, ©ebrönge,
SRangel, 3totff unb Hngfl, ©efc^rei unb ®e§eul barfleOt. (SB. U.
403—405.)
12) 3)ie ^audt^iere.
SWand^e nnferer ^auöt^ere flnb erfl burc^ 3^^»^w"8 ^"^ ^umfl*
nifirung SDoö geworben, wa« fle flnb ; f o j. 83. beö 2Wenf c^en treuefler
t^eunb, ber $unb, ben (Suüicr al9 feine foflbarfle (Sroberung bejeic^net.
(©. 349. ÜW. 170.)
jDad ben Stieren eigene, gänj[id^e Sufge^en in ber ©egen«
wart trägt Diel bei ju ber grcube, bie wir an unfern ^ault^i^^en
^aben; fte ftnb bie perfonificirte ©egenwart unb machen und getoiffer«
uwßen ben S33ert^ Jebcr unbcfc^wcrten unb ungetrübten ©tmibe fö^'*
X^tetfrei« — a:^icrfc^ufe ^ 375
bor, toä^renb tott mit unfern ©ebanlen meifiend über biefe ^inaudge^en
unb fie unbeachtet laffen. Hber bte angeführte @igenfd^aft ber Spiere,
mel^r, aU h)tr, burc^ bad bto§e jDafein befriebtgt ju fein, mirb Dom
egoijlifi^en unb ^er^Iofen Sßenf(^en migbrauc^t unb oft benuagen au^«
gebeutet, bog er i^nen auger beut blogen fallen ÜDafein nic^td, gar
nic^td gönnt. S)en Sogel, ber organifirt ift, bie ^albe äBelt }u burc^«
ßreifen, fperrt er in einen ßubiffug 92aum, unb feineu treueflen t$reunb«
ben fo inteOigenten $unb, legt er an bie Sette! {% U, 318. 403,
SergL auc^ ben Srtitel ^unb.)
!3>ie 3^^^^ ^^^ Si^ierfreife^ ffaib bad gfamilienmoppen ber SDtenfc^«
^eit ; benn fie finben f«^ a(^ bie felben Silber unb in ber felben Orbnung
bei $)inbu, S^inefen, Verfem, Xeg^ptem, ©riechen, fRMtm u. f. ».,
unb über i^ren Urfprung mtrb gefhitten. ($. II, 136 fg.)
%l)urfd)u(.
Sin ®runbfe^{er bed Ouben« unb d^riflentl^umd ifl, ba§ ed koiber«
natürlii^er 9Beife ben SDtenf^en lo^riffen ^at Don ber Xi^itxtotU,
koel^er er bo^ toefentlid^ angehört, unb i^n nun gau) allein gelten
(offen koiO, bie S^^iere gerabeju atö <Ba^tn betrac^tenb. S)er befagte
©mnbfe^Ier ifi eine ^olge ber SBeltanfc^auung bed Oubent^umd.
(Sergl. dubent^um.) ^IDer biblif^e @prud^: „3)er ©erec^te erbarmt
fi(^ feinet Siel^ed" ifl unjulttnglii^. 9{i(^t Srbarmen, fonbem @et
n^tigleit ifi man bem 2:§iere f^ulbig. !Z)er @(^u« ber Zitiere fttO.
in Suropa, »elc^ed Dom foetor judaicus fo bur(^}ogen ifi, bag bie
augenf ttUige SBa^r^eit : „bad 2:i^ier ifi im 2Bef entlid^en bad @elbe knie
ber 3ßenfc^" ein anflögiged $arabo^on ifi, ben i^n be^n^erfenben ®e«
feOfc^aften unb ber ^oti^ei an^eim, bie aber Seibe gar toenig Dermögen
gegen bie 9lo^^eit bed $öbeld. 2)ie graufamfte ^Tierquälerei flnb bie
Stoifectionen, »eU^e jeber ÜRebitafter fic^ befugt ^ält, Dorjune^men,
um angebliche Probleme ju entf(^eiben. Offenbar ifi ed an ber 3^it,
bag ber jübift^en 97aturauffaffung in Suropa, toenigfienö ^infic^tlic^
ber Spiere, ein Snbe werbe unb bad etoige SBefen, h)elc^ed, mie
in und, anif in allen Z^ieren lebt, ate folc^ed erfannt, gefront
unb geachtet »erbe. & ifi (eiber n^a^r, bag ber mäf Storben ge»
brängte iDtenf^ bed gleifc^ed ber Sediere bebarf; man foHte aber ben
Xob fo(c^er St^iere i^nen gau]) unfü^(bar ma^en burc^ S^{oroform
unb hwcäf raf(^ed Streffen ber (eta(en @teDe. Srft, menn jene einfache
unb über allen 3^^if^l erhabene SBa^r^eit, bag bie Spiere im
SSefentlic^en bad @e(be finb, n)ad koir, ind SoU gebnmgen
fein roirb, »erben bie Spiere ni(^t me§r ol9 re^tlofe SBefen bafte^en
unb ber böfen Saune unb ©raufamteit iebed ro^en Suben preisgegeben
fein ; unb mirb ed nxijt j[ebem SDiebifafter frei flehen, jiebe abenteuer(i(^e
©riOe feiner Unn^iffen^eit burc^ bie grttg(ic^fie £lua( einer Un}a^( Don
Spieren auf bie $robe )u fieUen.
366 Xeleologie
Stel^eit unb Serfd^teben^eit ber Steile unb Functionen erfl ^ett)orlringt
unb bann über bte aud ber ursprünglichen (Sin^eit ^erborge^enbe DoU«
lommene Ueberetnßimntung unb Sonfpiration berfelben in Qrflaunen
gerätl^; mobei er alfo in gemiffem @inne fein eigene^ SBcrl bemunbcrt.
a)ieö ift anc^ ber ©inn ber großen ?c^re ÄanW, baß bie S^td-
niägigfeit erfl Dom 33er{lanbe in bie Statur gebraut n)irb. (9B. II,
373—375; I, 186—188. 9t. 56—58. ?. n, 45.)
2) (grflärung ber boppelten ßtotdmm^Uit ber £)r=
ganiömen.
äBie bie (Srienntnig ber (Sin^cit bed SBiQen^, ate !Z)inge0 an ft^
in ber unenblic^en S^erfc^ieben^eit unb ä)?annigfaltigleit ber (Srfc^einungcn
allein ben toatjxtn Suff^Iug giebt über jene niunberfame, unuerfeunbarc
^natogic aOer ^robuctionen ber Statur, jene gamilienä^nlic^feit, bie
fie al9 Variationen bed felben Z^ma9 betrachten lägt; fo eröffnet
jic^ gleichermaßen bur^ bie beuttic^ unb tief gefaßte (Srienntnig ber
Harmonie, bed mefentlid^en 3"f^ntmen^anged aQer X^tilt ber SBelt
unb ber Stotl^n^enbigfeit i^rer ^bfiufung eine nia^re unb genUgenbe
Sinfic^t in ta9 innere äSSefen unb bie Sebeutung ber unleugbaren
3n)e(fmägigfeit aQer organifc^en 92aturprobucte. S)iefe ^md'
mägigfeit ifl boppelter Sfrt, t^eild eine innere, b. ^. eine fo georbuete
UebereinfKmmung aQer St^eile eined einzelnen £)rganidmu9, baß bie
Sr^altung beffelben unb feiner @attung baraud ^emorge^t, unb ba^r
atö 3^^^ i^n^ Slnorbnung ft^ barfleQt. Xf)t\l€ aber iß bie Qxctd'
mttgigfeit eine äugere, nämtic^ ein Ser^ältnig ber unorganifc^en
yiatux ju ber organifd^en überhaupt, ober auc^ einjelner Sl^eile ber
organifc^en Statur }u einanber, toelc^ed bie (Erhaltung ber gefantmten
organifc^en Statur, ober auc^ einjelner S^^icrgattungen , möglich inacf)t
unb ba^er atö SDtittel gu biefem ^totd unferer Seurt^eilung entgegen*
tritt. ^a9 nun bie innere 3^€<^n^Ägigfeit ber Organismen betrifft,
fo erHärt fie ftc^ barau«, bag jeber DrganidmuS ^rfc^einung einer
einheitlichen dbee, bie toit aU inteQigibeln unb an ftc^ einfachen
SBiQendact betrachten fönnen, ifi, folglid^ baS Stebeneinanber ber ^tftiU
unb 9tad^einanber ber Sntwicflung boc^ nic^t bie @in^eit ber erfd^ei«
nenben dbee, bed ftdE) ttugernben ^iQenöacteS aufgebt; Dtelme^r ßnbet
biefe (Einheit nunmehr i^ren Sludbrucl an ber not^menbigen Sejie^ung
unb Serfettung {euer j^^eile unb (Sntmidlungen mit einanber, nac^
bem ©efe^e ber (Saufalität. S)a cd ber einjige unb unt^eilbare unb
eben baburc^ ganj mit fic^ fclbft übereinftimmenbe SBiQe i\t, ber ftc^
in ber ganjen 3bee, al9 tuie in einem Slct offenbart; fo muß feine
Srfc^einung, obwohl in eine äSerfc^icben^eit k)on Steilen unb 3u{Uinbcn
audetnanbertretenb, bod^ in einer burc^gängigen Uebereinftimmung ber«
felben jene Sin^eit mteber geigen; bied gcf^ie^t burc^ eine not^menbige
Sejie^ung unb Xb^ttngigfeit aQer j£§ei(e Don einanber, noburc^ auc^
in ber (Erfc^einung bie Stnl^eit ber Obee koieber^ergefteÜt tuirb. SDem«
jufolge erlennen loir nun jene Derfc^iebenen ^^eite unb Functionen
a:deoIogte 367
M Drganitfmn^ mec^felfeitig' aM 9ßttte( unb ßtütd k)on einanber, beit
Drganidmud felbfi aber qM ben (e^ten ^totd SQer.
Wxt ber fittgetn 3^C(^>i^^§<0'cii t)er^a(t e^ fic^ ebenfo. Sind) fle
finbet i^re SrHärung in ber (Sinl^ett bed unt^cilbareu äBiQend, beffeit
Dbiectitiit ((Srf^einung) bte gan}e äBelt ifl. dene Stn^ett bed SBiaen«
tnu| fic^ in ber Ueberetnfiimmung aUex Srfc^einungen beffelben }u
cinonber }etgen. — Qn ber äugem, toie in ber tnnem S^cleologie ber
9?atur alfo i% toa^ mx aM Wliiiti unb ß^ied benfen muffen, überaD
nur bte für unfere (Erfenntnt§U)etfe tn 9{aum unb 3<^it audetnanber«^
getretene (Srf(^einung ber Sin^ett bed mit fic^ felbfl fo meit
überetnfiimmenben einen SBillend. (SB. I, 183—192.)
3) ®egenfa( jkDifc^en ber organifc^en unb unorgani«
fd^en 9?atnr in $infi^t auf bie (SrKSrung burc^
(Snburfac^en.
Sei Betrachtung ber gefammten organif(^en 92atur ifl bie S^eleologie,
a(d Soraudfe^ung ber B^^^^i^i^Stgteit iebed S^eild, ein DoDtommen
fieserer Seitfaben, unb fetbfi bie einzelnen koirKid^en Sludna^men ju bem
burdigttngigen ©efc^e ber 3^<<^tntt6is'(<t ^eben bie Sf^eget nid^t auf,
ba fie ft^ erflären laffen aud bem innem 3ufcimmen§ange ber t>tx»
fi^iebenartigen Srfc^einungen ber 92atur unter einanber Dermbge ber
(Sinl^eit bed in i^nen Srf^einenben, in ^olge beffen fie bei ber (Einen
ein Organ anbeuten mu§, blod mii eine ttnbere, mit berfetben gu«
fammen^ängenbe ed mirflic^ ^at 9[(fo finbet ^ier bad exceptio firmat
regulam Xnmenbung. deboc^ bei Betrachtung ber unorganifc^en
yiatux wirb bie (Enburfac^e aQemal jtDeibeutig unb lägt und, jumal
menn bie toirtenbe gefunben ifl, in S^^^UU ob fte niijt eine Uod
fubjectioe Suftc^t, ein burc^ unfern ©efi^^dpnnft bebingter @(^ein
fei. — 3>ag in ber unorganifd^en Statur bie (£nburfa(^en gttnjlid^
jurttdtreten, fo bap eine aud i^nen allein gegebene (Srllärung ^ier nic^t
me^r gültig ift, bietme^r bie ttiirlenben Urfa^en fc^Iec^terbingd üer«
langt »erben, beruht barauf, ba§ ber auc^ in ber unorganif^en Statur
ft(^ objectiDirenbe SBiOe ^ier nic^t mef|r in dnbiDibuen, bie ein ®an}ed
für fid^ au9mac^en, erfdjeint, fonbent in Slaturfriiften unb beren
SSSirlen, tooburc^ ^md unb SRittel }u toeit audeinanber gerat^en, a{9
bag i^re Sejie^ung flar fein unb man eine SEBiDendöngerung barin
ertennen tonnte. S)ie9 tritt fogar in getoiffem ®rabe fc^on bei ber
organifc^en Statur ein, nämtid^ ba, too bie ßtotdm^^ig^üt eine
ttugere ifl, b. f). ber 3^ed im einen, bad SDtittel im anbern
dnbiDibuo liegt. S)ennoc^ bleibt fie au(^ §ier noc^ unjtteifel^aft, fo«
lange beibe ber felben ©pecied angehören, ja, fte koirb bann um fo
auffaQenber. 2Bo hingegen bad dnbioibuum, loe((^ed einem anbern
loefentUc^e $ü(fe (eiflet, gan) Derfc^iebener Xrt, fogar einem anbern
92aturreic^ ange^örig ifi, »erben mir biefe ttugere ^mdmJiHglltxt,
ebenfo »ie bei ber unorganif^en Statur, bejtteifeln; ed fei benn, bag
angenfttQig bie (Erhaltung ber ®attungen auf i^r beru^^ »ie }. Q« bei
378 2:ob
Zoht9 uttb ber 3^gitiig tfl gbtc^fam bec ^ntefc^tog bec bitn^ aOe
3eit be^orrettben Obee (species). (S93. ü, 584«)
Der @nmb be^ SUternd mtb ©terbend tfl frin )>^))fif (^er, fonbetn
eilt metap^^ftfc^et* ($« 410. $. H, 308.)
4) Unjcrfl'drbarleit nnferd Sßefeit^ an fic^ burc^ ben
SCob.
fbx9 bem Xuf^ören betf orgattifd^en Seben« in einem dnbiDtbuum
tfl niift ju f^Hegen, bafi auc^ bie baffelbe bid^er actnirenbe firaft ju
9{i(^td gemorbett fei; — fo toentg, al9 Dom ßiHfle^enben ®))tiinTabe
auf ben Sob ber @pimterin ju fc^Iiegen tfl. @elb{l ben tmterflen
Slatitrfräften erfennen mir unmittelbar eine HetentttSt unb Ubiquitftt
ju, an »el^er und bie Sergttnglii^Ieit i^rer flüchtigen Srf (Meinungen
teinen Sugenblic! irre mad^t. Um fo n)eniger olfo barf t9 und in
ben @imt fommen, bad Suf^örcu bed Sebend für bie Semit^tuitg M
betebcnben ^rinciped, mithin ben £ob für ben gänjßc^en Untergang
bed SRenfc^en )U galten. 9htr bad ifl oergänglic^, mad in ber Saufal'
fette begriffen ifl; bied aber flnb blöd bie ^uf^^^be unb formen.
Unberührt hingegen Don bem bur(^ Urfac^en herbeigeführten SBec^fel
biefer bleibt einerfeitd bie SRaterie unb anbererfeitd bie 3?aturfraft;
benn beibe fUib bie Soraudfe^ung aOer jener ^er&nberungen. S^d
und belebenbe $rinct)) aber muffen toir junäc^fl wenigflend ald eine
97aturlraft benten« 9Ifo fd^on ald 97aturfraft genommen, bleibt bie
Sebendiraft ganj unberührt Don bem SBec^fel ber go^men unb 3nf^finbe.
@o tDeit alfo liege fid^ fc^on bie Unoergängtic^teit unferd eigentlichen
2Befend fi(^er bekoetfen. Xber anäf bad S'^tiU, n^elc^ed, eben tote bie
9?aturfrttfte, Don bem am Settfaben ber Saufatität fortlaufenben SSkc^fel
ber 3uft^nbe unberührt bleibt, alfo bie, 9Raterte, fiebert und buri^
feine abfolute Se^arrlic^feit eine Unjerflörbarleit )u. ©elbfl biefe 8e«
^arrlid^Iett ber SRaterie legt Don ber Unjerftörbarfeit unferd »a^ren
SBefcnd Seugniß ab. (ffi. n, 636—638. 542-546.)
äÖSenn ic^ eine ^lU^t tlappe, fo ift bo^ too^l flar, bag ic^ nid)t
bad ÜDing an fic^ tobt gef erlagen ^abe, fonbem blöd feine (Srfc^ei'
nuug. (^. 411.) äBie tann man nur beim Slublidf bed Zobed eined
3)7enfc^en Dermeinenv ^ier merbe ein S)ing an fid^ felbfl )u nic^td?
Dag Dielme^r nur eine Srf^einung in ber ^txt i^r @nbe flnbe, o§ne
bag bad Ding an fi(^ felbfl baburc^ angefod^ten merbe, ifl eine un«
mittelbare intuitioe (Ertenntnig iebed 9Renf(^en ; ba^er man ed ju allen
3eiten in ben Derfd^iebenflen Sonnen unb Sudbrüd(en audjufprec^en
bemüht gemefen ifl. ($. U, 287.)
Der Xob giebt fld^ unoer^o^len lunb ald bad (Snbe bed OnbiDi*
buumd (DergL unter dabioibnation, dnbiDibualität: S^^^^ng
bed dnbioibuumd bur^ ben 2;ob), aber tu biefem dnbioibuum liegt
ber Keim }u einem neuen 9Befen. Demnach nun alfo flirbt ntc^td
Don SlQem, h)ad ba flirbt, für immer; aber auc^ ßetned, bad geboren
tDtrb, em))fangt ein Don ©runb aud neued Dafein« ($.11, 292.)
Xob 379
9Bte au(^ immer, burd^ B^B^^^S ^"^ ^^^' ^^^ ¥49flf<^( kounberlic^
unb bebentlic^ tualten mag; fo iß bo(^ bad t^m ju ©ntnbc liegenbe
9)?etap§k|{ifc^e fo ganj heterogener Sßefen^eit, bag ed baoon nid^t an«
gefoc^ten totrb unb totr getrofi fein bürfen. {% U, 295. SQ5. II,
640 fg. 563—568. SSergl. anäj ffintpe^en unb ©ergeben.)
5) SBarum un^ her Stob aU Serntd)tung erfc^eint.
3)ad)entge 3)afein, toelc^ed beim £obe bed dnbioibuumd unbet^eiltgt
(leibt, ^at nic^t ^nt unb dianm jur t^orm, aUed für und 9{eale er»
fi^eint aber in btefen; ba^er a(fo fieUt ber 2^ob fid^ und atö Ser»
nic^tung bor. CP. U, 301.)
^ und ifl unb bleibt ber STob ein ißegattüed, — bad «uf^ören
bed bebend; aSein er mug auc^ eine pofttiüe ©eite ^aben, bie jjeboc^
und oerbedft bleibt, totH unfer OnteQect burc^aud unfähig ifl, fle ^u
faffen« 3)a^er erlennen mir mo^I, tna9 mir burd^ ben Xob üerlieren,
aber nic^t, mad mir burc^ i^n geminnen. {% 11, 301.)
6) 3>t^ü<I^^^fc&unS in ^^n Ur}ufianb bur(^ ben S^ob.
SEBer auf intuitive SBeife inne mirb, bag bie ®egenmart, met^e
bie alleinige Sorm aSer 9{eatität ifl (Dergt. ©egenmart), i^re DueQe
in und ^at, atfo bon innen, nid^t tion äugen quiOt, ber fann an ber
tUijetfiörbarfeit feined eigenen 2Befend nic^t jmeifeln. 93ielme(}r mirb
er begreifen, bag bei feinem Sobe jmar bie objectiDe SBelt, mit bem
SKebio ibrer ÜDarßeDung , bem dnteOect, fttr i^n untergeht, S)ied aber
fein 3)afein nic^t anficht; benn ed mar eben fo biet 9{ealität inner»
^alb, mie augerbalb. ^a9 Scben tann angefe^en joerben ald ein
2:raum unb ber ioh ald bad Srmac^en. S)ann aber gehört bie $er»
fönlic^feit, bad Onbiüibuum, bem träumeuben unb ni^t bem ma^en
93emugtfein an; med^alb benn jenem ber Xob flc^ ald Sentid^tung
barfleUt. OebenfaUd ieboc^ iß er, Don biefem ©eftd^tdpunft and, nic^t
)tt betrauten ald ber Uebergang ju einem und ganj neuen unb frem»
ben 3"f^Qn^^ Dielme^r nur ald ber SRildftrttt ju bem und urfprüngti^
eigenen, ald bonmelc^em bad Seben nur eine turje (Spifobe mar.
3m SCobe ge^t aOerbingd unfer 93emugtfein, ald burc^ ben dnteOect
unb mithin bur^ ben Drganidmud bebingt (oergl. dntellect unb
^emugtfein), unter; hingegen feinedmegd ÜDad, mad bid ba^in baf»
felbe ^erüorgebrac^t ^atte. Unb mad für ein 99emu§tfein iß benn
biefed? — ein cerebraled, animaled, ein etmad ^ö^er potenjirted t^ie»
rifd^ed. 3)er Bußonb hingegen, in meieren und ber Zoh jurüdtDerfe^t,
iß unfer urfprüngtii^er, b. §. iß ber felbßeigene S^^fioni^ 1^^^ äBefend,
beffen Urfraft in ber .^erüorbringung unb Unterhaltung bed je^t auf»
^örenben Sebend ßd^ barßeOt. (Ed iß nämlic^ ber ßußanb bed ÜDinged
an ß(^, im ®egenfa( ber (Srfc^einung. On biefem Urjußanbe nun iß
o^ne S^tx^^l ein folc^er 92otbbe^eIf, mie bad cerebrale, §i5(^ß mittel»
bare unb eben bed^alb bloge Srf^einungen liefernbe (Erfennen burc^aud
überßüfßg; ba^er mir ed eben verlieren. 9ber, menn mir mm burc^
380 £ob
ben Xot> ben OnteÜect mit feiner ©runbform (BerfaQen in Snbject unb
Dbiect, in ein Srtennenbed unb Srlannteö) einbüßen; fo »erben toir
baburc^ nur in ben er!enntnig(ofen Urjußanb Derfe^^t, ber ieboc^
ht^ffaÜb nic^t ein fdiled^t^in 6en)ugtlofer^ t)ielme^r ein über {ene
Sorm erhabener fein koirb, ein 3uf^<inb, ido ber ©egenfa^ t)on @ubj[cct
unb Object roegfäUt^ mil ^ier bad )u (Sriennenbe mit bem Srfennen*
ben felbß mirflid^ unb unmittelbar @in^ fein n^ürbe, alfo bie ®mnb«
bebingung alled Sriennend (eben jener ©egenfa^} fe^lt (% U,
288 — 291.)
7) SÖttoti^, bag ber 2:ob fein Uebel ift
Sßad und ben Xoi fo furchtbar mac^t, ift nic^t fottol^t bad Snbe
bed Sebend, a\9 Dielme^r bie B^^^^^B ^^^ Organidmud; eigentli^,
tueit biefer ber aW 8eib fl^ borPettenbe SBitte felbji iji. S)iefe 3er-
|t5rung fügten mir aber mirKic^ nur in ben Uebetn ber Ihanl^tt^
ober bed Slterd; hingegen ber Stob felbft befielt, für \>a9 ©nbject^
blod in bem Sugenblidf, ba bad ^ewugtfein fd^ninbet, inbem bie
Si^ätigfeit bed ©e^irnd ftodt 3)ie hierauf fotgenbe Verbreitung ber
©todung auf alle übrigen Streite bed Drganidmud ifi eigentlich fc^on
eine Gegebenheit nac^ bem Xobe. 2)er Xoh, in fubjectiDer ^inftc^t^
betrifft alfo aQein bad Semugtfein. 3&a9 nun ha9 @(^n)inben biefed
fei, iß und an^ bem Sinfc^Iafen unb ber D^nmac^t befannt. (Sd ifl
feinedkoegd fc^metjtid^. 8u^ ber gemaltfame SCob fann xdäft fc^merj«
lic^ fein, ba felbß fd^mere Sertounbungen in ber Siegel gar nic^t ge*
fü^It, fonbern erß eine Sßeile nac^^er bemertt merben. @inb fie fc^neQ
töbtü^, fo toirb bad SJekougtfein t)or biefer (SntbedCung fc^toinben;
tobten fie fpäter, fo iß t9, toit bei anbem ^anf^eiten. fbiij aüt
ÜDie, meiere im Sßaffer, ober burc^ ^o^Ienbampf, ober burc^ Rängen
bad 93en)ugtfein verloren ^aben, fagen befanntlid^ and, bag ed o^ne
$ein gefd^e^en fei. Unb nun enblic^ gar ber eigentlid^ naturgemäße
S^ob, ber bur^ bad SIter, bie (Sut^anafie, iß ein aÜmfiliged Set«
fc^minben unb Serfc^ioeben aud bem ÜDafein, auf unmerflic^e SBeife.
Sßad bleibt ha bem Stöbe noij ^u }erßören?
Semer baraud, bag bie Unterhaltung bed Sebendproceffed nic^t o^ne
Sßiberßanb, folglich ni^t o^ne S(nßrengung bor ß(^ ge^t, meiere tß
auij iß, ber ber Organidmud jeben Sbenb unterliegt, iß }u f (fliegen,
baft bad gänjlic^e Siuf^bren bed Sebendproceffed für bie treibenbe
^aft beffelben eine lounberfame Erleichterung fein mu§; DieHeic^t
^at biefe Hnt^eil an bem ^udbrud fü§er 3ufneben^eit auf bem @e«
ß^te ber meißen Stobten. Ucber^aupt mag ber Sugenblid bed ©ter«
bend bem bed @rn)ac^end aud einem ferneren, alpgebrücften S^ranme
Hfjnlxij fein.
$ieraud ergiebt ßc^, baß ber 2:ob, fo fe^r er auc^ gefürchtet »irb,
boc^ eigentlich lein Uebel fein fönne. £)ft aber erf^eint er fogar att
ein ®ut, ein (Srtoünfc^ted, ald ^reunb $ain. XQed, n^ad auf un«
übenoinbKc^e $inbernif[e feined 3)afetnd, ober feiner Seßrebungen ge«
tob 881
flogen xft, ^at inx testen S^f^^^^ ^^^ 9tüättf^x in ben @c^oog ber
9?atur. (SB. U, 533—535.)
S93ad für ha9 dnbtDibuum bet @(^laf , bad ifl für ben aßtUen atö
3)iiig an ft(^ ber Sob. @r n^ürbe e^ ntc^t au0J|alten, eine Unenblic^«
feit l^inbur^ ha9 felbe treiben unb Seiben o^ne toa^ren ®ett)inn fort»
jufe^en, koenn i^m Erinnerung unb dnbit)ibua(ttät bliebe. Sr rotrft
fle ab, bied ifi ber Set^e, unb tritt, burc^ biefen S^obedf^Iaf erfrtfc^t
unb mit einem anbern dnteUect audgeftattet , ald ein neued 9Befen
toieber auf. (3B. U, 572. Ueber bie Sermanbtfc^aft jmifc^en &(^(af
unb Zoh bergl. ©c^laf.)
SBer lönnte auc^ nur ben ©ebanfen bed Stobed ertragen, mim ia9
?eben eine ^reube luäre. @o aber ^at iener immer noc^ bad ®ute,
bad Snbe bed Sebend p \^^^f >>nb toir tröflen und über bie Seiben
bed Sebend mit bem 2^obe, unb über ben Slob mit ben Seiben bed
itbtn^. 3)ie 9Ba^r^eit ifi, bag 93eibe unjertrennlic^ jufammenge^bren,
inbem fte ein drrfal audma^en, Don welchem gurüdjutommen fo
ferner, »ie mttnfc^endtoert^ ifi. (SB. II, 662.)
S)ie dnbibibualit&t ifi feine SoUfommen^eit, fonbent eine Sefc^rän«
hing; ba^er ifi, fie lod ju »erben, {ein Serlufi, oielme^r ©ekotnm
(?. U, 299.)
Sin }u ieber 3^^^ ^^^ f^^ deben fagli(^er S^rofi ifi: 3)er Xob
ifi fo natürlid^, »ie bad Seben; unb bann tooQen mir meiter fe^en.
(^. 410.)
8) aßoralif^e Sebeutung bed 2:obe«.
!Z)ie dnbiDibualitttt ber meifien SRenfc^en ifi eine fo elenbe unb
nic^tdmürbige , bag fte kua^rlic^ ni^td baran berlieren, unb baß, toa9
an i^nen nod^ einigen SBert^ §aben mag, bad aDgemein 9Rcnfc^Ii(^e
ifi ; biefem aber lann man bie Unoerg&ngli^teit oerfprec^en. da, fd^on
bie fiarre Unberänberlid^feit unb mefentfic^e Sefc^ränfung jeber dnbioi«
bualitttt, aU folc^er, müßte, bei einer enblofen f^ortbauer berfelben
enblic^ bur^ i^re ilRonotonie einen fo großen Ueberbruß erjeugen, baß
man, um i^rer entlebigt ju fein, lieber }u ÜTic^td mürbe. Unfierbli^»
feit ber dubiDibualität oerlangen ^eißt eigentlich einen Orrt^um ind
Unenblic^e f)er))etuiren }u moQen. 2)enn im ©runbe ifi boc^ jebe
Onbioibnalität nur ein fpecicaer Orrt^um, ge^Itritt, etwa« baö beffcr
nic^t miire, j|a, moDon und gurüdjubringen ber eigenttit^e ^mtd bed
Sebcn« ifi. (ffi. U, 560 fg.)
S:ob nnb ©eburt finb bie ficte Sluffrifd^ung bed Semußtfeind bed
an ft(^ cnb' unb anfangdlofen 9BiDend, iebe foI(^e Suffrifd^ung aber
bringt eine neue ÜRögli^feit ber Verneinung bed SBiUend jum Seben.
(ffi. U, 571.)
Xer Xob ifi bie große ßu^^^^^^^^ifung ^ meiere ber SBiQe jum Seben
unb nä^er ber biefem mefentlic^e (Sgoidmud burc^ ben Sauf ber 97atur
er^&It, unb er fann aufgefaßt merben aU eine ©träfe für uufer 3)a<
fein. St ifi bie fc^merjlic^e Söfung bed knotend, ben bie S^ngonQ
382 «ob
mit äSBoHuß gefd^ürit ^atte, unb bie bon angen etnbringenbe, getoott«
famc 3c^Pörung beö ©runbirrt^umß unfcr« SBcfcn«, bic grogc ffint»
täufd^ung. SBir f!nb im @runbe ettoad, bad nic^t fein foUte; barum
^örcn tt)ir auf ju fein. (SB. U, 579.)
ÜDer SEob iß bie gro§e ®e(egenl^ett, nic^t me^r dd^ gu fein; koo^I
3)em, ber fte benutzt. SBä^renb bed Sebend ift ber 2BiDe bed 9J^en*
f(^en o^ne t^ei^eit. S)ad ©terben iß ber SngenbKd ber Befreiung
Don ber Sinfeitigleit einer Onbitibuatitttt, »eld^e nid^t ben innerfien
Äcrn unferö SBefen« au«mad^t^ üiclme^r a\9 eine Art Serirrung bef«
feiben ju beulen ift; bie n^al^re^ urfprünglid^e ^rei^eit tritt n^ieber ein
in biefem Sugenblidf, metd^er aU eine restitutio in integrum betrachtet
merben !ann. 3)er f^riebe unb bie Seru^igung auf bem ©efic^te ber
meiften SEobten fc^eint ba^er }u flammen. 9{u^ig unb fanft ift in ber
9tegel ber Xoh jebed guten i0fenfd|en; aber millig unb freubig flerben
ift bad Sorred^t bed ^eflgnirten, S)e{fen, ber ben SBillen jum Scben
aufgiebt unb üerneint. ÜDenn nur er toiü toixUxäf unb nid^t bM
fc^ ein bar perben. (SB. II, 580.)
3)er Zoh fagt: S)u bift bad ^robuct eined Slcte«, ber nid^t ^ätte
fein foOen ; barum mugt bu, i^n aud}ulöf c^en, fierben. — Seim jtobe
erfährt ber Sgoidmud burc^ bie Suf^ebung ber eigenen $erfon bie
gänjttc^e 3)ur^freu3ung unb 3^^>i^<^I^">tg* 3)^^ bie Sobedfurc^t
3)er S^ob ift bemnac^ bie Sele^mng, toeld^e bem (Sgoidmu^ burc^ ben
Sauf ber SWatur mirb. ($. 410 fg.)
SBenn man flirbt, foUte man feine dnbiüibualitttt abmerfen, koie ein
alted $Ieib, unb fld^ freuen über bie neue unb beffere, bie man je^t,
na^ erhaltener Sete^rung, bagegen annehmen toirb. (^. 11, 301.)
du no^ ^ö^erem ®rabe, at^ bad Seiben, ^ot ber Stob eine ^etligenbe
Sraft. S)em entfpred^enb n)irb eine ber (S^rfurdE)t, meiere groged Sei*
ben und abnöt^igt, bern^aubte t)or jebem @eftorbenen gefüp, ja, j[eber
XobedfaD ftellt fi(^ getoiffermagen ald eine Strt Spot^eofe ober Zeitig*
fprec^ung bar; ba^er n)ir ben Sei^nam anij bed unbebeutenbfien
2Renf(^cn ni(^t o^ne g^rfurd^t bctrad^ten. (SB. U, 729.)
S)ad Sterben ift a\9 ber eigentliche ^mä bed Sebend anjufe^en;
im SngenbtidC beffelben n)irb aded ÜDad entfc^ieben, koad burc^ ben
gangen Serlauf bed Sebend nur t)orbereitet unb eingeleitet mar. S)er
S^ob ift bad (Srgebnig, bad Resuroe bed Sebend, ober bie {ufammen«
gezogene @umme, meiere bie gefammte Sete^rung, bie bad Seben
Dereingett unb ftücfmeife gab, mit Sinem 2Ra(e audfpric^t, nämlic^
biefe, ba§ bad gange @treben, beffen Srfc^einung ha9 Seben ifl, ein
üergeblic^ed , eiteied, fic^ toiberfprec^enbed mar, bon meieren gurüdE«
getommen gu fein eine @r(öfung ifl — üDer DoObrac^te Sebendtauf,
auf meieren man fierbenb gurüdtbUdCt, ^at auf ben gangen, in biefer
unterge^enben dnbil^ibualität fld^ obiectiüirenben SBiUen eine SBirtung,
meli^e ber analog ift, bie ein äßotio auf. bad ^onbeln bed SDJenfc^en
ausübt; er giebt nümlic^ bemfetben eine neue S^ic^tung, meldte fona^
bad moralifd^e unb mefentlic^e 9tefultat bed Sebend ifl Sben meti
2:ob 383
ein ))(0$lt(^er Xob biefen KfiAIicf untnögfid^ mad^t, |le^t bte fitrc^e
einen folc^en atö ein Unglüd an, um beffen Sbmenbung gebetet koirb.
(935. II, 729 fg.)
On ber SCobe^ftunbe br&ngen aOe bir ge^eimntgboDen (tuennglcic^ in
m9 felbfl n)UT}etnben) WlädjU, bie bad en)ige ©c^idffal bed SWenfc^en
beftimmen, fÜj jufammen unb treten in Vction. Sud i^rem Sonpict
crgiebt flc^ ber 3Beg, ben er )e^t jn hianbem f)at, bereitet nämliti^
feine ^atingenefte ^i) bor, nebß aDem SEBol^I unb Sße^e, mldjtS in
i^r begriffen unb bon 2)em an unmiberruftic^ bef)tmntt iß. hierauf bt»
ru^t ber f^oc^emße, toid^ttge, feierliche unb furd^tbare Sl^arafter ber
Sobedflunbe. @ie iß eine jtrifld im ßttrfflen @inne bed SBorteö, —
ein SBeltgerid^t. (?. I, 238.)
S)a§ bie (e|te ®))i|e, in meiere bie Sebeutung bed S)afeind über«
baupt ausläuft, bad (Stl^if(i^e fei, ba^ bemä^rt fiif bur^ bie unleugbare
X^atfac^e, bag bei Snntt^crung beö Stoben ber ©ebanfengang bcd
9Renfd^en, gleic^biel, ob er religiöfen !Z)ogmen angefangen ^abt ober
ni^t, eine moratifd^e 9{i(^tung nimmt unb er bie Xec^nung über
feinen boQbrac^ten Sebendlauf burd^aud in moralifc^er 9{ad(|i^t ab»
jnfd^Iiegen bemüht iß. (S. 261 fg.)
92ad^ bem Sbßerben bed Sßillend fann ber 3:ob be^ Seibe« (ber ja
nur bie (Erfd^etnung bed äBiOend iß, mit beffen Xuf^ebung er ba^er
aDe Sebeutung berliert) nun nid^td Gittere« me^r ^aben, fonbem iß
fe^r koiafommen. (9B. I, 462. $. 413.) Su^ jeigt fic^ und bon
i^ier aud toicber bie emige @ere^tigleit. 2Bad ber 85fe bon aUen
S)ingcn am meißen für^tet, bad iß i(|m gemig; td iß ber 2: ob*
S)iefer iß bem JBeßen gmar eben fo getoig; abtt er iß i§m milDom'
men. 2)a alle So^^eit im heftigen unb un6cbingten SBoUen bed
Sebend bcße^t, fo iß debem, nac^ bem SRage fetner 9o9^eit ober
©Ute, ber Zob bitter, ober leidet, ober ertoünfc^t. 2)ie (Snblid^Ieit
be« inbibibueOen Sebenö iß ein Uebet ober eine SBo^It^at, ie nad^bem
ber aRenf^ bbfe ober gut iß. ($. 413.)
9) S)ie in bem berfd^iebenen Ser^alten gegen ben 2:ob
fid^ lunbgebenbe 2)u))(icität bed Semugtfeind.
Sn nnferer in berfd^iebenen B^i^^ berfc^iebenen ©eßnnung gegen
ben Xob jeigt ß(^ beutttc^ bie SDupticitttt be« 8ett)ugtfeind. (Sd
giebt Kugenblicfe, too un« ber Zob in fürc^tertid^er ®eßo(t erfc^eint.
3u anbem Seiten beulen tt)ir mit ruhiger ^reube, jo mit Se^nfud^t
an ben Xob. dn ber erßen Stimmung ßnb mir ganj bom jettlic^en
Semugtfcin erfttOt, ßnb nic^t« at^ (Srf Meinungen in ber 3eit; al9
fold^en iß un« ber S^ob Semid^tung unb aU bad grögte Uebet mit
Xec^t }u fttrd^ten. 9n ber anbem Stimmung iß bad beffere Semugt«
fein (ebenbtg unb t9 freut ßc^ ^^^ ^^^^ ^^^ bie 9bfung bed geheim«
ttigboOen Sanbed, bnrc^ me^ed ed mit bem cm^irifd^en Semugtfein
in bie dbentitttt Sined dc^d oerfnUtift iß. SDemi mit bem emf)irifd^en
386 a:obe«flTofc
erfd^eutt rnib bet Dom Zobe bed (Stnjelnen iiic^t berührt mtrb, bte
(Sd^reden bc« iCobed übenoinben, in bcm 9Ra§e, aU im gegebenen
OnbiDtbttum bie Sleflqnon 9Ra(^t ^ätte über bad unmittelbare ®eftt^(.
(SB. I, 333 fg.)
deber, beffen ®eifl ni(^t Don ber ganj gemeinen, f(^te(^terbingd nnr
auf (Srlenntni§ M (Einjelnen befc^rttnften fixt \% )eber, ber burc^ eine
nur eftoad ^9^er |)oteniirte Sä^igleit auc^ blod anfängt, in ben (Sinjel«
koefen i^ Xagemeined, i^re dbeen, )u erbtiefen, mirb anc^ ber lieber«
gengung, bog burd^ ben 2:ob hM innere Sßefen be^ dnbibibuumd nic^t
mitgetroffen nirb, bag überhaupt (Entfielen unb Serge^en nur eui
oberpa^fic^e« f^änomen ifl unb leine^megd an bie äßurjet ber 3)inge
greift, in gemiffem ®rabe t|ei(^aft »erben, dn ber 7|at finb e« au(^
nur bie Keinen, befc^rttnlten ftb))fe, meldte ganj emfUic^ ben Xob ate
i^re Serni^tung fünften; aber üoaenbd Don ben entfc^ieben SeDor«
gugten bleiben folc^e (Sc^redFen gttnglic^ fem. (9B. II, 541 fg.)
3) Seräc^tUd^Ieit ber lEobedfur^t unb (Erhabenheit
bed jEobedmut^ed.
äBenn bie (Srienntnig in ber Sefttmpfung ber jEobedfurc^t über ben
SßiOen gum Seben {legt unb bemnac^ ber ÜRenfd^ bem 2:obe mut^ig
unb gelaffen entgegengeht; fo toirb bied ald grog unb ebet geehrt; wir
feiern alf o bann ben j£rium{)^ ber (Srienntnig über ben btinben SßiOen
gum Seben, ber boc^ ber ftem nnferd eigenen SBefen^ ifl. dmgbic^en
Derac^ten loir 3)en, in weld^em bie Srfenntnig in ienem ftampfe unter'
liegt, ber ba^er bem Seben unbebingt auffingt. SBie Knnte, (ttgt fic^
^ier beitttufig fragen, bie grttngenlofe Siebe gum Seben unb bad 9e«
^reben, ed auf alle SBeife fo lange aU m5gUd^ gn erhalten, atö niebrig unb
Derttc^tli^ betrautet toerben, wenn baffelbe bad mit !Z)anI gu erfennenbe
©efd^enl gütiger ©Otter wäre? Unb wie Knute fobann bie ®ering'
fc^ä^ung beffelben grog unb ebet erfc^einen? (SB. U, 530 fg.)
9Ran ßnnte aOe Xobedfur^t gurüd(fü^ren ouf einen 9RangeI an
berienigen natürtic^en, ba^er ond^ blod gefüllten Wlttap^^^ DermBge
welcher ber SReufd^ bie ©ewig^eit in fl$ trägt, bag er in XOen, ia
in Xnem, eben fo wo|( e^fiirt, wie in feiner eigenen $erfon, bereu
!£ob i^m bo^ wenig angaben lanu. (Sben and biefer ©ewig^eit
hingegen entf^rttnge bemna(| ber ^eroifd^e Wtutf), folglich aud ber
felben OueOe mit ben Sugenben ber ©ere^tigleit unb ber 9Dtenfd^en«
liebe. 9Iur Don biefem ^ö^erem ®tanbf)unlt aud tttgt ed flc^ erllären,
we^^atb Seig^eit Deräd^tlid^, ))erfl5nlic^er 9Rut| ^ingegem ebel unb er«
^aben erfc^eint; ba Don feinem niebrigem @tanb^untt and fli) abfegen
(ttgt, wed^alb ein enblid^e« dnbioibuum, wetc^ed fid^ fetber Slle«, ia
fl^ felber bie ©mnbbebingnng gum SDafein ber übrigen SBelt iß,
nii^t ber (Sr^altung biefe« @e(b{t aOed Hnbere na^fe^en foüte.
(¥.11, 219 fg.)
Zo\ftifitafty f. unter ©träfe: SRag ber Strafe.
2:oIcron5 — Zon 387
Zoltvan}.
1) SRittcI jur Scf örbcrung ber Joleranj geflcii frcmbe
Onbiöibualilät. (®. ©cbiilb unb 5»od^fid)t.)
2) SWittcI gur Seförbcrunfl ber Jolcrang gegen fventbc
!(nft(^ten.
Um un« gegen frembe, ber unfvigcii cntgegengcfe^te «nfl^ten tolerant
unb beim SBiberffrud^ gebutbig p mod^en, ip Dicffeit^t nici^t« toirf»
forner, al« bie erinnerung, wie ^äupg h)ir felbfl «ber ben felben
©egenflanb fuccefpö ganj cutgcgengefcfete SDieinungen gehegt unb fo((^e
bifiweilen fogor in fe^r furjer 3«t »iebcrholt gcmecfifelt babem
(?. 11, 14 fg.)
3) SSertuerflirfifcit ber ffoteronj in ber gitteratur.
(©. ?itteratur.)
tEon.
I. S)er )i^)|fif4e Xm.
1) S(naIogie ber fieben Sbne ber 2:onIetter mit ben
fec^ö ^auptfarben. (®. unter S^tbe: 3)ie $au))t-
färben unb il^r ©c^ema.)
2) SBaö bic löne jum ©toff objectiöer Änft^aunng
unb jur 93e}ei(^nung ber begriffe eignet, (©.unter
©inne: SSSad ^auptfäd^Iid^ bie Smpfinbungen be« ©efld^td
unb ®e^0rd jum ©toff ber obj[ectiüen S(nf(^auung eignet.)
3) ©tbrenbe Sinmirlung ber Xöne auf ben ®eif}.
(©. 8 Arm.)
4) ffiirtung ber löne in ber ÜWnfif. (©. SWufif.)
■
5) 9Barum ein 2:on, um ^5rbar ju fein, fec^^je^n
@(^h)ingungen in ber ©efunbe mad^en mug.
SDa§ ein j£on, um ^örbar ju fein, menigflend 16 ©c^UJingungen
in ber ©elunbe machen mug, fc^eint boran }u liegen, ba§ feine
©(^mingungen bem ©e^brnerbcn mec^anifc^ mitget^eilt toerben muffen;
inbem bie Smpftnbung beö ^5rend nid^t, mie bie bed ©e§end, eine
bur^ blogen iSinbrutf auf ben 9terüen hervorgerufene (Erregung x%
weiche i9n noi^igi, lurj um^uui^rcn, lui )u^ui:|«i ^lu^uu, iiiuyi iii })c«
runbeter Siegung. Quhtm mug !Z)ied im dnnern bc^ Sab^rint^d unb
ber ©(^necfe Dor ftc^ ge^en, meit überall bie ffnoc^en ber 9{efonan)«
boben ber Sterben finb; bie S^mpfjie {eboc^, nietete bafelbfl ben ®e^0r^
nertoen umgiebt, milbert, ate unetafiifc^, bie ©egentoirfung bed ftnoc^end.
(?. II, 181 fg.)
25
r»*
388 $:ouripen — Sräg^cit
6) SBarum alle Stöne bed 9^a(^td lauter fc^allen, atd
bei Sage. (©. unter Sid)t: 5lntagoni«niuö ^imf(^cn ?id)t
unb @c^all.)
II. ^er gefeflfc^aftlu^e £on«
1) 2)er fogenannte gute 2ion.
3)te ©efeQfc^aft ^at, um bie öc^te, b. i. getftige Ueberlegeu^eit,
todijt fie nid^t öerträgt unb bie awij fc^mer ju pnben ift, ju erfe^en,
eine fatfc^e, conDenttoneQe, auf tvilltürUc^en ©a^ungcn beru^enbe unb
trabittoneQ unter ben ^ö^ern ©tänben {i(j^ fortpflan^eitbe, auc^, toie
bte Carole, üerttnberlic^e Uebertegen^eit beliebig angenommen. 2)tefe
ifl t9, toa9 ber gute 2^on, bon ton, fashionableness genannt n)irb.
äBenn fte jeboc^ ein Wal mit ber ächten in (SoQirton gerät^, geigt
flc^ i^re ©d^mä^e. 3"^^"^^ quand le bon ton arrive, le bon
sens se retire. (^. I, 447 fg.)
2) S)er ma^r^aft gute 2ion.
SSJenn man in ber ®efeDfd)aft nur erfl ben Äbcrglouben bed rittcr=
ticken S^renprincipd lod mttre (t)ergt. unter @^re: eine füfterart ber
@§re) unb an ©teile ber nac^ btefem geUenben Uebertegen^eit bie
geiflige Ueberlegen^eit bad i^r gebü^renbe Primat erlangte; fo loürbe
bied ben lua^ren guten Xon ^erbetfU(}ren unb ber n^irflic^ guten &t^
feQfc^aft ben SBeg bahnen, n)ie fte o^ne B^^if^I ^^ ^t^en, fforinti)
unb 9{om befianbeu l^at. 9Ber Don biefer eine $robe tuünfc^t, bem
if) bie l^ectiire be« ®aftma^(d M Xeno))l}on ju empfehlen. (% I, 407.)
XoutifltU) f. 9?omabenIeben.
ZtatfiXion^ f. ©c^rift.
1) S)o3 ©efefe ber Sräg^eit.
S)o3 ©efefe ber Jräg^eit, »elc^e« befagt, baß jeber Suflanb, mithin
fomo^l bie 9tu^e eiued ff0rf)er^, a(^ auc^ feine ^emegung ieber ^rt
unüerünbert, unDerminbert, unberme^rt, fortbauern unb fclbfl bie enblofe
3eit anhatten mttffe, menn ni(i^t eine Urfad^e f^iujutritt, toelc^e ße
Derttnbert ober aufgebt, ifl ein ^oroHarium M @efe|}ed ber Saufalitttt,
ge^brt eben barum gu ben Srfenntuiffen a priori unb ijl über allen
Zweifel ergaben. (@. 42 fg.) S)a« ©efefe ber Iräg^eit picgt un«
mittelbar au« bem ber Soufalität, ja, ift eigentlich nur bejfen Äe^rfeite.
,,3ebe Serftnberung »irb burc^ eine Urfod^e herbeigeführt" fagt bad
@efe| ber Soufalität; „m feine Urfacftc ^ingufommt, tritt feine 8er«
änberuug ein" fagt baö ®cfe^ ber Jräg^eit. 3)a§er mürbe eine
I^otfac^c, bie bem ©efefe ber Sräg|^eit miberfprä(^e, gerabcju auc^
bem ber fiaufalität, b. l). bem a priori @etoij|en, miberf<)re4en unb
un« eine 933irfnng ol^ne Urfodje geigen. (@. 8orrebe XXIV fg.)
S^ragöbic — Zxautv\p\tl 3g9
Die uou üaiü ciitbccfte ^bealität bev ßtit ift eigentüd) fc^on
in bcm, ber SDlcd^amf angc^örcnbcn ©cfcöe bcr Sräg^cit cnt^te«.
Denn tüQö biefc« bcfogt, ifl im ®runbc, ba§ bie bIo§c 3cit feine
p^^fifc^c äBirfung ^croor^ubringcn öcrmag; bo^cr pc, für ft^ unb
aQetn, an ber 9{u§e ober Scmegung etned ßörperd nid)td änbert S)ie
abfolute Unwirffamfcit ber ßtit ijt c«, bie im SWec^anifcfjen olö ®cfc6
ber Iräg^cit auftritt. ($. U, 41 fg.)
2) Sermanbtfc^aft ber ©emo^n^ett mit ber Xrttg^eit.
(©. ©ctoo^n^eit.)
Zra^ölrie, f. Srauerfpiel.
tvawfctnUftnt^ f. Ommanent.
Sransfctnliental.
1) SIrandfceubentale (Srfenittniß.
Xrandfcenbentale (Erlenntnig iß biejcnige Srfenntnig, tuelc^e bad in
oder Srfa^rung irgenb SRöglid^e Dor aQer Srfa^rung beßimmt unb
feflfteOt, eben baburc^ aber bie (Erfahrungswelt überhaupt ^u einem
bloßen ©e^irnp^änomen ^crabfe^t. (@. 44. % l, 88.) @ie Hbet
atfo ben apriorifc^en S^^eil ber menfc^Uc^en (Svtenntnig unb ift mit
trandfcenbenter Srlenntnig ntc^t gu üerhiec^feln. (Sergl. dm'
manent.)
2) S^randfccnbentalp^ilofop^ie.
!£randfcenbentaI))^i(ofop^ie iß bie l'e^re Don bem in unferm er«
fcnnenbcn 9emn§tfetn enthaltenen So^inalen, ald einem fold^en, unb
t)on bcr babur^ herbeigeführten Sefd^rttnfung, Dermögc melc^cr bie
6rfenntni§ ber S)inge an [li) und unmöglich if), inbem bie (Srfaljrung
nichts, aM bto§e Srfd^einungeii tiefem fann. XranSfcenbental ift bie
^{J^ilofop^ie, tt)e((^e ft(^ jum ^ehmgtfein bringt, bag bie crßen unb
tnefenttic^ßen ©efe^e biefer [xij \m9 barßellenben 3BeIt in unferm
©eljirn ttmrjeln unb bicfer^alb a priori erfannt »erben. ($. I, 88. fg.
SB. I, 204.) Iron«fcenbentaIp^itofop^ie iß jebe ^^ilofop^ie, m\d)t
bat)on ausgebt, baß iljr näd^ßer unb unmittelbarer ©egenßanb nid)t
bie 3)ingc feien, fonbern alletn ba« menfd^lid^e Serougtfein bon ben
3)ingen, melc^eS bal^er nirgenb« auger %c^t unb 9te(^nung gelaßen
werben bürfe. (?. II, 9 fg.)
Ztavittfpxcl.
1) SDad SIrauerfptet ald ber ©ipfel ber S)i(^tlunß.
2)ad Srauerfpiel iß, fomo^I in $)inß(^t auf bie ©röße bcr 2BirIung,
aU auf bie Sd^tDierigleit ber l^eißung, atö ber ©ipfel ber 3)i(^tfunft
an}ufe^en unb iß bafür anerfannt. (9B. I, 298. Qergl. unter "Drama:
!Z)rei Stufen beS Dramas.)
390 2::raucrfpicl
& gehört }u ben gangbaren Orrt^üniern, bag ed (eic^ter fet, eine
gute Sragöbie, att eine gute ftomöbie 3U fd^vetben. ($. II, 64.)
2) Zenbeu} unb äBirfung be^ 2:rauerf))iel9.
3)ie eigent^ümlic^e Sienbeuj unb Sßtrfung be^ Xxamx\piA9 tft, burc^
ÜDarftclIung ber fc^ndfic^^n ©citc befi geben«, im 3"f<^öuer ben Ocifl
ber 9}efignation, ba« Xbioenben bed Sßillcn« Dom Seben ^erüorjurufeu«
(28. II, 495 fg.) dm S^rauerfpiel toirb und ber namenlofe ©c^mer^,
ber dammer ber 9Renf^^eit, ber Slriump^ ber Sod^eit, bte ^9^nenbe
^errf^aft be« B^f^Od. unb ber rettungdlofe ^aO ber @ere(^ten unb
Unfc^ulbtgeu Dorgefü^rt. hierin liegt ein bebeutfamer SBint über bte
9ef(^affen^eit bed 3)afetnd unb bie Hufforberung jur Sbloenbung üon
bemfelben. Sd ifl ber S93iberfireit bed SBiUen« mit fic^ felbft, melc^er
^ier, auf ber ^öd^flen @tufe feiner Objectität, am Doaflänbigßen ent'
foltet, furchtbar ^eröortritt. (2B. 1, 298 fg.; II, 493.) 3)arpeHu«g
eined grogen Unglüdö ift bem Slrauerfpiel allein loefentli^. (S93. I,
300.) hingegen beruht bie ^orberung ber fogeuannten poetifc^en
©erec^tigleit auf gttnjli^em 3$erfennen bed 9Befend bed SirauerfpicU.
(©. unter ©erec^tigfeit: Die <)oetif(^e ©ere^tigfeit.)
f^urc^t unb 9Rit(eib, in bereu Snegung Srifloteted ben legten ^xotd
bed Strauerfpield fet^t, Knnen nid^t S^cd, fonbcnt nur ^ititl fein.
Hufforberung jur 3(bn)enbung bed SBidend Dom Seben bleibt bte ma^re
Sienbenj be« Xrauerfpield, ber (e|te ^tütä ber abftc^ttid^en aDarfteUung
ber Seiben ber SOtenfc^^eit, unb ifl ed mithin auc^ ba, mo biefc re«
fignirte Sr^ebung bed ©eifte« uid^t am $)etben fe(bfi gejeigt, fonbem
btod im ^u^ifantx angeregt tt)trb« (2B, II, 495 fg.)
3) Se^anbtungdart bed 2:rauerf))ieU.
3)ie bieten Derf^iebcnru SBege, auf tt)el(^en Dom S)i(^ter bad in ber
^ragbbie bar^ußellenbe groge Unglüd herbeigeführt tt)irb, laffen fid)
unter brei Hrtbegriffe bringen. @d fann nämtid^ gefc^e^en burc^ auger>
orbentlic^e, an bie öußerfleu @rönjen ber SJtögtic^teit fireifenbe Soö^eit
eine« S^aratter«, toüd)tx ber Urheber be« Unglüd« mirb, »ie j. 9.
Kic^arb m, dago im „Dt^ello'^ i$rauj üffoor u. f. w. (S« fann
femer gefd^e^en burc^ blinbe« ©d^idfat, b. t. BufaO unb drrt^unt, mie
im ftönig Debipu« be« ©op^oTle«, in ben Srad^inerinnen, über^au))t
in ben meifien Zragöbien ber Slteu, unter ben Steuern in „Stomeo
unb dulie", „Stanireb", „»raut Dou aRcfpna". Da« Unglüd »ann
aber enblic^ aud^ l^erbeigefü^rt tt)erben burd^ bie bloße ©teOnng ber
^erfoncn gegen einanber, burc^ bie Ser^ättniffe. S^araftere, tt)ie f{e
in moralifc^er $)infl(^t gen)ö§nli(^ |lnb, unter Umflänben, toit fie ^äupg
eintreten, finb nämltc^ fo gegen einanber gebellt, bog i^re Sage fie jtoingt,
fi(^ gegenfeitig, teiffenb unb fe^enb, ba« größte Unheil )u bereiten,
o^ne bag babei ba« Unrecht auf einer @eite gau} allein fei. !&iefe
le^tere Srt ift ben beiben anbern n)eit Dorjujie^en. S)ie andfü^nmg
XxQutx\pitl 391
in biefet lefeterett Üxt fyxt aber au(^ bie grö§te @<^ti)imgfeit. Sin
öoOfommene« ÜRuftcr bicfer «rt ifl ,,eiabigo''. (SB. I, 300 fg.)
4) Soronf ia9 ©efallen am ^ranerfpiet beruht.
Unfer ©efaOen am 2:ratterf))tet ge^btt nic^t hm ®efü^( bt9
@(^Snen, fonbent bem bed (Erhobenen an; ja, ed tfl ber ^0^fk ®rab
biefed ®efap. 3)enn, lote wir beim atnbltd be« (Erhabenen in ber
3iatax m9 Dom dntereffe be^ SiOend abtoenben, um und rein an«
f^auenb ju ber^altcn; fo menben loir bei ber tragifc^en ftatafiro))^e
und bom Sßillen jum Seben felbft ab. ®erabe baburc^ aber »erben
mir inne, bag atebann no(^ etwad Xnbered an und übrig bleibt, toad
mir bnrc^aud nic^t pofitib erlennen fBnnen, fonbem blod negatib, ald
2)ad, load nic^t bad Seben toiO. dm Sugenbtid ber tragifc^en
ftataftrop^e mirb und beutlid^er, ate jematt, bie Ueberjeugung, bag
bad Seben ein fd^tterer j£raum fei, and bem mir )u ermaßen ^aben.
dnfofem ift bie Sßirlung bed 2:ratterfpield analog ber bed b^namifd^
(Erhabenen, inbem ed, mie biefed, und über ben SßtOen unb fein du«
tereffe ^inaud^ebt unb und fo umfKmmt, bag mir am Snbtid bed i^m
gerabeju äBiberfhebenben ®efaDen ftnben. SEBad altem Stragifd^en, in
melier ®efialt ed au(^ auftritt, ben eigent^ümlic^en ®(^mung }ur
(Erhebung giebt, ifi bad Hufge^en ber (Srfenntnig, ba§ bie äßelt, bad
Seben lein ma^red ®enügen gemä^ren I5nne, mithin unferer SCn^ftng-
(id^Ieit ni^t mert^ fei. !Z)arin befielt ber tragifc^e ®eifl; er leitet
bemnac^ )ur Kefignation (in. (SB. II, 493 fg. 722.)
5) Sorjug bed in ffof^tx ®f)^ttre f))tetenbett jEraner«
fpield bor bem bürgerti^en XrauerfpieL
3)ie ®riec^en nahmen ju gelben bed S£rauerf))ield burc^gttngig
li^niglic^ ^erfonen, bie Steuern metfient^ild au^. 9lun ifi }mar bad
in niebrigerer &pifixt f))ie(enbe bürgerlid^e j£rouerf))ie( feinedmegd un«
bebingt ju bermerfen. ^erfonen bon gro§er Wlaäft unb 9nfe^en flnb
leboc^ bedmegen jum S£rauerfpie( bie geeignetßen, meil bad Unglüd, an
meld^em mir bad @(^idfal bed äRenfc^enkbend erfennen foOen, eine
^inrei^enbe ®r9§e ^aben mng, um bem B^f^auer, mer er auc^ fei,
ald furd^tbar 3U erfd^einen. 3)en bürgerlichen ferfonen fe^It ed an
SaD^b^e. (ffi. II, 498. ^. 372.)
6) 8ergteid^ung bed Xrauerftiield ber HUen mit bem
ber 9lenerm (@. bie SIten.)
7) 3^^' ^<^ S^ord im JErauerfpiel.
!Der ttfi^tif(^e 3medt bed (E^ord im lErauerf^iel ifi erflti^, baß
neben ber Xnfi^t, meldte bie bom @turme ber Seibenfc^aften er«
fd^ütterten |^anpt)Krfonen bon ben @ad^en ^aben, oud^ bie ber ruhigen,
ant^eildlofen Sefonnen^eit )nr ®pxa^t lomme, unb jmcitend, bag bie
mefentli^e SDtoral bed @tttdd, meiere in concreto bie ^anbtung beffetben
fttcceffibe borlegt, )ugleid^ am^ o(d Keflepon übet biefe, in abBtracio,
folglid^ tnr), andgef)n:o(^en merbe. ($. 471.)
392 2:raum
8) SBibcrIcgung einer niobcntcn anficht t)Dm Iraner»
ÜDer „Äampf bcö SKcrlfd^en mit bcm ©c^idfol", toAttjzn unferc
f abcn, 6o§fcn, füglit^en, moberncn äcft^ctücr olö \>a9 oHgemcine Sl^crnQ
bc3 Jraiterfpiclö aufilcllcn, I^Qt gu feiner SJorouSfeljung bic grei^cit
bed SBillend, biefe SRarotte aller Ignoranten, unb baju luo^I auc^
nod^ ben fategorifc^cn Smperatiö, beffen moralifc^c 3*^*^ ober Sc*
fe^le, bcm ©^idffalc jum Zro^, nun bur^gefefet merben follen. 3ene«
Dorgebßc^e S^^cma bed Sranerfpiete ifl f^on barum ein läd^crtic^er
SJegriff, meil eö bcr ßampf mit einem unftti^tbaren ©cgner, einem
Äömpen in ber SWebcIfoppc lüäre, gegen ben ba^er jeber ©d^Iag in«
Seere geführt toiirbe unb bem man (Ic^ in bic Mrmc würfe, inbcm
man i^m au^weic^en mollte. ÜDagu fommt, bag bad @d^idffat aUge^
waltig ifl, ba^er mit i^m ju lämpfen bie löd^erßc^fle aÖer Ser*
mcffen^eiten wäre. pp. U, 470.)
9) ©egenfag jwifc^en 2irauerf))iel unb Sufif))iet.
(@. ?uflfpiel.)
1) Kriterium jur Unterf^eibung bed Siraumed bon
ber SBirllid^feit.
97ac^ £ant unterfd^eibet ber 3ufammeu§ang ber SJorflellungen unter
ft^ nad^ bem ®efe^e ber- Saufalität bad lieben Dom Siraum. jDied
tft nid^t richtig; benn auc^ im Üraume f)öngt aded Sinjelne eben fo
nac^ bem @ag bom ©runbe in aDen feinen ©eflalten jufammen, unb
biefer 3nfammen^ang bricht blod ab }Wif^en bem Seben unb bem 2!raume
unb jwifc^en ben etn;\e(nen träumen. (3B. I, 19.) S(u(^ im S^raum,
fo lange er nid^t abbricht, behauptet bad ®efe^ ber SaufaKtät fein 9ttiii,
nur baß i^m oft ein unmöglicher ©toff untergef droben wirb. (®. 89.)
ÜDad allein fldfjcre Sfrtterium gnr Unterf^eibung be0 2:raumed bon
ber äBirflid^Yeit ift fein anbere«, atö bad ganj em^irifd^e be9 (Srwad^end,
burc^ wetc^cd bcr Saufatgufammen^ang gmifc^en ben getrttumten 9e«
geben^eiten unb benen bed wad()en Sieben« audbrücfli^ utib fühlbar
abgebrochen wirb. (SEß. I, 19 fg.)
Obwohl aber bie eingelnen Siräume Dom wirflic^en lOeben baburc^
gef(^ieben ftnb, bag pe in ben Buf^tn^^n^^^nS ber (Srfa^rung, Weld^er
bur^ baffelbe fletig ge^t, ni^t mit eingreifen, unb baö Erwägen biefen
Unterfc^ieb bcjei^net; fo gehört ja bo^ eben jener 3«fflwmen^ang ber
Qrfa^rung (na^ bem @a| Dom ®runbe) fd^on bem wirfttd^en ^eben
aU feine gorm an, unb ber Xxaum f^at eben fo auc^ in fld^ einen
3ufammen^ang (nac^ bem ®a| Dom ®runbe) aufjuweifen. 9Kmmt
man nun ben ©tanbpunTt ber Seurt^ei(ung auger^alb beiber an, fo
finbet fld^ in i^rem SBefen lein befKmmter Unterfd^icb, unb man ifl
genöt^igt, ben !t)id^tent jngugeben, baß ba« Sebcn ein langer Sraum
fei. (SB. I, 21, »ergl. unter g.eben: Scrwanbtfc^aft jtoifc^cn geben
unb iraum.)
2^raum 393
2) Urfot^e bcö (gintritt« ber Jtöiime.
ÜDem ®Q| t)om ®runbe a(d bem audna^m^Iofen $rincip ber Sb«
^ängigfeit unb Sebingt^cit oCfcr irgcnb für un8 öor^Qnbcnen ©cgenftänbc
muffen md) bic Jränme ^inp^tUc^ i^re« (Sintritt« unterworfen fein,
g« frögt firf) bafter, auf tocld^c SBeife. 3)a8 (J^arafteripifd^c be«
Irourncö ifl bie i^nt mefentlit^c Sebingung be« ©d^Iaf«. ©emnac^
wirb ber Eintritt, mithin anif ber ©toff be« Straumc« juöörberfi nic^t
burd^ äußere Sinbrücfe ouf bie ©inne fjerbeigefü^rt, öon einjcinen
gällcn abgefe^en, wo bei leidstem ©(^lummer äußere ©inne^einbrüdfe
Sin^ug auf ben Straum erlangt ^aben. 96er aud^ nid^t burc^ bie
®cbanfenaffociation werben bie Sräume herbeigeführt. ®enn fc^on bie
erpen Siraumbilber bed Sinfd^Iafenben pnb Pet« o^ne irgenb einen
äufommen^ang mit ben ®eban!en, unter benen er eingefd^Iofen ip, \a,
Pe Pub biefen auffatfenb l^eterogen. S)a nun alfo bei ber @ntpe^ung
ber träume bem ©el^irne fowo^{ bie Erregung t)on äugen, burc^ bie
©inne, at« bie Don innen, burc^ bie ©ebanlen, abgefc^nitten ip; fo
bleibt nur bie 9nna^me übrig, bag ba^elbe irgenb eine rein ^^^fiolo»
gifd^e Snegung ba}u, au« bem dnnem be« Drganidmu«, erhalte.
9eim Sinf^Iafcn nämlic^, ate wo bie äugern SinbrüdFe ^u wirfen
aufhören unb aud^ bie 9tegfamfeit ber ©ebanten im Onnem bed ©en«
foriumd aOmälig erpirbt, ba werben j[eue fc^wac^en, im wachen 3upanbe
nid^t wahrgenommenen Sinbrüdfe, bic au« bem innern 97ert)cn^eerbe
be« organifc^en Seben« ^eraufbringen, imgleic^en jebe geringe äßobip«
cation M Slutumlauf«, ba pe pd^ ben ®efägen be« ®e^irnd mitt^eitt,
fühlbar. $ier alfo mug bie Urfac^e ber ßntpe^ung unb awä} bie
burc^gängige nähere Sepimmung j[ener beim (Sinfc^Iafeu aufpeigcnben
!?raumgepa(ten liegen, unb nidjt Weniger bie ber im tiefen ©d)laf pc^
er^ebenben, bramatif^en S^fontmen^ang ^abenben S^räume. Sßie alle
©inne«nert)en fowo^I t)on innen, a(d Don äugen ju i^ren eigent^üm^
ticken (Smppnbungen erregt werben Tonnen, auf gleite Steife fann auc^
ba« ®e^irn burc^ 9?eije, bie au« bem Onnern be« Drgani«mu« fommen,
bepimmt werben, feine t^unction ber SufdEjauung raumerfüOenber ®e'
paüen )u DoDjie^en; wo bann bie fo entpanbencn (Srf (Meinungen gar
ni^t }u untcrfd^eiben fein werben Don ben burd^ Smppnbungrn in ben
©inne«organen Deranlagten, welche burd^ äugere Urfa^en ^eroorgerufen
würben. (% I, 250 fg. 321.)
3) S)er p^^fiotogifd^e Vorgang im ®e^irn beim
S^räumen.
S)ie Krt ber Serwanbtfc^aft, welche jwifc^en ber Urfad^c ober
SeranlaPung be« Traume« (iencn f(^wac^en 9?ad^^ä0en gewiffer Sor^
gänge im Onnem be« Organi«mu«, welche bi« jum ®e^irn hinauf
bringen) unb feinem baDon beeinPugten dn^alt Pattpnbet, bleibt un«
ein ©e^eimnig. 9?o(^ rttt^fel^fter aber ip ber p^^PoIogifc^e Vorgang
im ®e^im felbp, worin eigentlich ba« jfräumen bePc^t. 2)er Schlaf
nftmlic^ ip bie 9tu^e be« ®e^im«, ber Zraum benitoc^ eine gewiffe
394 Xxwm
2:^&ttgfett beffelben; fonad^ mttffen toir, bamtt letn SSMbetfpm^ enU
ßel^e, j[ene für eine nur relattüe unb biefe für eine irgenbmie timttirte
unb nur partieQe erllären. On toetc^em ©inue nun ^e btefed fei, 06
ben 2:^et{en bed ©e^imd, ober beut ®rab feiner (Erregung, ober ber
9rt fetner innem JBenegung nad^, unb noburc^ eigentlich ^e fid^ Dom
loac^en 3"ß<^ni)c unterf^eibe, miffen toir nic^t ($. I, 252 fg.)
golgenbe ^^pot^efe ^at groge 9BaH4«nU(^feit. S)a bo« @e^im
Mä^renb bed @(^Iafd feine Anregung jur Xnf^auung rttumlic^er ®e«
fialten Don innen, flatt, mie beim Sßa^en, Don au§en er|ö(t; fo mu§
biefe (Eintoirlung baffetbe in einer, ber getoS^nti^en, Don ben ©innen
lommenben, entgegengefe^ten {Richtung treffen. On Sotge ^ieDon nimmt
nun au(^ feine ganje St^ätigleit, alfo bie innere Sibration ober SEBaÜung
feiner gibem, eine ber getoö^nlic^en entgegengefe^te 9ii(^tung, gerfit^
gteid^fam in eine antiperißaltifd^e JBen^egung. @tatt bag T^e nämlic^
fonß in ber Kic^tung ber ©inne^einbrüde, alfo Don ben ©inne^nerDen
^um dnnem be^ ®e§trnd Dor fic^ ge^t, nirb fie jie^t in umgete^rter
9{i(^tung unb Drbnung, baburc^ aber mitunter Don anbem Steilen,
Don}ogen, fo bag ie^t itoax tt)o|( nic^t bie untere @e^imflft(^e, flott
ber oberen, aber DieOeic^t bie n)eige 3RarIfub{ian), flatt ber grauen
Slortilalfubfian}, unb vioe versa fungiren mug. Z)ad ®c^irn arbeitet
alfo ieQt toie umgele^rt. !Z)un!^ biefe $9|)0t^efe tagt flc^ bie fo merl«
mttrbige Sebenbigteit unb Seib^aftigleit ber Siraumanfd^auung begreiflich
machen, nttmlid^ barau9, bag bie a\x^ bem Onnern tommenbe unb Dom
Sentro auöge^enbe ünregung ber ©el^irnt^ätigleit, toetd^e eine ber ge«
tt)ö4nli(^en SZid^tung entgegengefe^te befolgt, enblic^ gang burc^bringt,
alfo )ule^t |l(^ bt9 auf bie 9}erDen ber @innedorgane erfhedt, loel^e
nunmehr Don innen, toie fonfl Don äugen erregt, in loirllic^e S^ätig»
feit gerat^en. ($. I, 266 fg.)
äBeil bei biefem $ergang bie ©inncdnerDen bad Se^te finb, nmd in
Xl^ätigleit gerate ; fo Tann t9 lommen, bag biefe erfi augefangen ^at
unb no^ im ®ange ifl, loenn bad ®e|im bereite aufwacht, b. ^. bie
Sraumanfd^auung mit ber gemö^ntic^en Dertaufc^t. 9tebamt merbcn
mx, fo eben ermaßt, etwa 2:5ne, ). 9. Stimmen, ftlof)fen an ber
S:^ür u. f. w. mit einer !Deutli(^Ieit unb JDbjecttDitttt , bie t9 ber
Sßirtlic^Ieit DoKIommen unb o^ne 9b)ug glei^t^ut, Demedmen.
(?. I. 267.)
4) SDad jEraumorgam
gttr bad ben Srttumen )u @mnbe liegenbe Serm5gen )ur anfc^au«
lid^en SorfleQung roumerfüOenber ©egenßänbe unb )um Serne^men
unb Serfie^en Don Stimmen {eber Slrt, Seibed o^ne bie ttugere 8n>
rcgung ber Sinne^empfinbungen, märe bie bejeic^nenbfie Benennung ber
Don ben Schotten für eine befonbere Krt feiner Keugerung gernft^lte
Sludbmd( second sight, bo9 jmeite ®efi(^t. 3)enn bie Sfi^feit
gn trttumen iß in ber jt^at ein gmeited, nömlic^ nic^t, mit bo9 erfh,
burc^ bie ttugem Sinne Dermittelte^ ünfc^auung^ermögen. S)a jeboc^
^xanm 395
ber ä(itdbtu(f ametted ®efi(^t bereite eine befonbere Srt ber Scuge«
rung bed geimintten %erm5gen^ bejctc^net, fo bleibt für bie Sejeic^nung
ber gau)eu ©attung feine paffenbere Benennung übrig, ald bie bed
Xraumorgaud, ald nietete bie gonje in %ebe fte^enbe 9nf(^auung^
koeife buvd) biejenige 3(eugerung berfetben bejetc^net, bie Oebem befannt
unb geläufig ifl, (^. I, 253 fg.)
3)ad Siraumorgon ifi ha9 fetbe mit bem Organ bed n)a(^en 9e«
mußtfcind unb Snfc^auend ber 9[ugentt)elt, nur glei^fam Dom anbem
@nbe angefagt unb in umgefe^rter Drbnung gebrandet. ($« I, 266.
Sergl.: ^er p^^fiologifc^e SJorgang im ®e^irn beim 2:räu«
men.) S)ad Siraumorgan ifl t9, »oburti^ bie fomnambule 9nf(^Quung,
ha9 ^eOfe^en, bad ^»eite ©efic^t unb bie Stfionen jeber Srt t)oIIjogen
»erben. (^. I, 267.)
S)ie (Srfa^rung (e§rt, bag bie gfunctton bed Xraumorgand , tt)e((^e
in ber SRegel bcn leichteren, geh)5^nli(^en, ober aber ben tiefern, magne«
tif^en (Sd^Iaf jur iBebingung i^rer S^&tigfeit ^at, audna^mdtoeife auc^
bei tuadjem ©c^irn }ur Sudübung gelangen fann. Sldbann fielen
©eflaUen Dor und, bie bcnen, mii^t burc^ bie <Sinne ind ©e^irn
lommen, fo täufc^enb gleichen, bag fie mit biefen oerwec^felt unb bafür
gesotten n)erbcn, bid flc^ ergiebt, bog fie nic^t ©Heber bed 3ufammen«
|angd ber (Erfa^ruitg futb. Siner fo ftc^ barfleOenben ©ejlalt nun
toirb, j[c nad^ 3)em, toorin fie i^re entferntere Ürfac^e ^at, ber 9tame
einer ^aOucination , einer ^iflon, eined {toeiten ©eflc^td, ober einer
©eificrerfd^einung }ufommen. 2)enn il^re näc^fte Urfac^e muß aOemal
im dnncru bed £)rganidmud liegen. C^. I, 290 fg.)
5) Unterfd^ieb jmifc^en jEräumen unb ^^antafie«
btibern.
S)ie Xräume für bloge ^^antaflebilber ausgeben )u mollen, jeugt
toon 9RangeI an Seflnnung; benn offenbar finb fie Don biefen Der«
f (Rieben. $§antafiebi(ber finb fc^mad^, matt, uuDonflänbig , einfeitig
uub fo flüchtig, baß man bad 9ilb eined Slbtoefenben faum einige
©elunben gegenwärtig ju erhalten Dermag, unb fogar bad teb^aftefie
©piel ber $^antafte ^ä(t leinen Serg(ei(^ aud mit Jener §anbgreifli(^en
^irfüc^fett, bie ber STraum und Dorfü^rt. Unfere S^arfienungdfäbigfeit
im Xraum übertrifft bie unferer Sinbilbungdfraft ^immelroeit; ieber
anfc^autid^e ©egen^anb f^at im 2:raum eine S93a§r^eit, SoOenbung,
confequente HOfeitigfeit bid ju ben )ufäOigften Sigenf^aften ^erab, tt)te
bie 993irnid)feit felbfl, Don ber bie ^^antafie ^immelmeit entfernt bleibt.
@d ifl ganj falfc^, bied baraud erHären )u tooUtn, bag bie Silber ber
"^^antafte burc^ ben gleid^jeitigen (EinbrudC ber realen Slugentoelt ge«
liiert unb gefd^mädit mürben; benn au(^ in ber tieffkn ©title ber
9?ad^t Dermag bie $§antaf[e nic^td ber objectiDen Snfc^aulid^feit unb
Seib^aftigleit bed Sraumed irgenb na^e ftommenbcd ^erDorgubringen.
Bubem finb bie $^antafiebtlber fietd burd^ bie ©ebanteuaffociatton ober
burc^ ÜRotiDe herbeigeführt unb Dom 199emu6tfein i^rer SBiOfürlic^reit
394 2:ranin
Slättglett beffe(6en; fono^ muffen kott, bamtt (ein Sßibetf pnu^ tnU
fie^e, iene für eine nur relative unb biefc für eine irgcnbioie Itmitirlr
unb nur f)artielle erllären. On toetd^em @inne nun fic biefed fei, oi
ben X^ellen M ©e^imd, ober bem ®rab feiner (Erregung, ober ber
%xt feiner innern Semegung nac^, unb ttoburd^ eigentti^ fie fid^ i>oib
u)a(^en 3uf^A>^^^ unterf^eibe, n)iffen n^ir nid^t. ($. I, 252 fg.)
golgenbe |>9))ot|efe ^at groge 9BQ|rfd^einli^teit. !Z)a ba« ©c^tra
tt)ä^reub bed @^(afd feine Anregung jnr ünf^ouung rttuwtic^er ®t*
palten üon innen, flau, n^ie beim SEBa^en, Don au§en er^Ut; fo iitn§
biefe (Sintoirlung baffelbe in einer, ber getoö^nli^en, t^on ben ^tiiiiei
(ommenben, entgegengefe^ten Ki^tung treffen, du Sotge ^iebon nimmt
nun au(^ feine gan}e 2^ätig(eit, alfo bie innere Sibration ober SBoOnng
feiner gibern, eine ber geto5§n(i(^en entgegengefe^te 9ti^tun%, gttätl
gletd^fam in eine anti))erifia(tif(^e Setoegung. Statt bag fie nfimlii^
fonfl in ber {Richtung ber ©innedeinbrüdfe, alfo Don ben ©inne^nertmi
jum dnnern bed ©el^irnö Dor fl(^ ge|t, ttirb fie je^t in umgetr^rter
9ii(^tnng unb Orbnung, babur^ ober mitunter Don anbem SCffnkn,
DoUiogen, fo bag ie^t jmar n^o^I nic^t bie untere ®e^imflfi(^e, fiatt
ber oberen, ober DieDeic^t bie koeige aRarlfubflau), flatt ber grauen
Siortitälfubflau), unb vioe versa fungiren muß. i>a9 ®e^trn orbeitet
alfo jeQt toxt nmgele^rt !Z)ur(^ biefe ^^pot^efe tagt flc^ bie fo merT-
toürbige Sebenbigleit unb Seib^aftigteit ber £raumanf(^auung begrrtfti^
mad^en, nttmlic^ barau9, ba§ bie aud bem dnnern (ommenbe unb oen
Sentro audge^enbe ünregung ber ®e^imt^ätigbit, n^etc^e eine ber gc
n)0^n(i(^en Stiftung entgegengefe^te befolgt, enblid^ gau) burc^briagt,
alfo ittte^t fli4 bi^ Quf ^ie ScerDen ber Sinnesorgane erfhedt, loel^e
nunmehr Don innen, toie fonfl Don äugen erregt, in toirtlic^e Xffätig«
fett gerat^en. ($. I, 266 fg.)
S93eil bei biefem $ergang bie @inne9nerDen bad Se^te flnb, um« in
X^ätigfeit gerät^; fo fann ed (ommen, bog biefe erfl angefangen ^t
unb no(^ im ®ange ifl, loenn bad ®e^im bereite aufmaqt, b. ^. bie
Xraumanfc^auung mit ber gemö^nlic^en Dertaufc^t. VUbamt uierbcn
wir, fo eben ern^ac^t, ettoa 3:5ne, ). 9. Stimmen, $tUpftn ou ber
X^ür u. f. m. mit einer X)eut(ii4(eit unb )Db)ectiDitat, bie t» ber
Sßirnic^Ieit Doütommen unb o^ne Xbjug gleic^t^ut, Dcmedmen.
(*• I, 267.)
4) 2)a0 JEraumorgan,
$ür bad ben Srttumen )u ®runbe tiegenbe SermVgen jur onfc^i«
tid^en 8orfleQung raumerfüQenber @egenftänbe unb )um Serne^men
unb Serfie^en Don Stimmen jeber %xt, Seibetf o^ne bie ftugere In>
regung ber Sinnedempftnbungen, mttre bie bejeic^nenbfle 8enemmng ber
Don ben Schotten für eine befonbere Vrt feiner Xeugerung geiottblte
HuMrud second sight, bad ))oeite ®efi(^t. S)enn bie S^igMt
)tt träumen ifl in ber S£^at ein jtteite^, nfimlic^ nic^t, loie bog etfle,
burd^ bie ftugem Sinne Dermittelte^ Hnfd^auung^ermdgen. S)a {ebott
%,
ZxavLm 397
^muiifl fpürcn. S)icfc Art bc« Iräumenö ifl 3)a3, woö man
d)Iafmad|cn genannt f)at; niijt etnia, tocil c« ein -SJütteljuPanb
Ifc^en ®4(afen unb SBad^en \% fonbern n>ei( ed a(d ein SBac^merben
Schlafe felbft bejeid^net merben fann.' @d toöre beffev etn9Ba^r=
iumen ju nennen.
Diefe ärt M Xräumcn«, beren ©igent^ümlic^feit barin bePc^t, bag
n bie näc^fte gegenn)ärttge äßirflic^feit träumt, erhält bitoeilen eine
cigerung baburc^, baß ber ©eftd^tdfreid bed S^räumenben [läf über
nädjfte Umgebung §inaud ernieitert Setege bed Sa^rträumend
& bie SBa^rne^mungen ber 9?a(^tn)anbler unb ber Somnambulen
*% r «rt, (?. I, 254—265.)
Dad SBa^rtrttumen, loel^e^ f^on im geroö^nlic^en näd^tlid^en @d)(af
ceten fann, erfhredt fld^ in feltenem ^äUtn f^on über bie gegen»
tige näc^f)e Umgebung ^inau^, nämlic^ bid jenfeitd ber näc^flen
eibemänbe. SDiefe Srmeiterung be^ ©eftc^t^freifed tann nun aber
fe^r Diel toeiter ge^en unb jh)ar ni^t nur bem 9^aum, fonbern
c ber ^ti\ nac^. £)en Setoeiö baüon geben und bie ^eOfe^enben
mambulen, toelc^e, in ber $eriobe ber ^öc^flen (Steigerung i^red
anbed, jeben beliebigen Drt, auf ben man fte i^intenft, fofort in
anf^auenbe S^raumtoa^rue^mung bringen unb bie Vorgänge ba»
richtig angeben fbnnen, bidmeilcn aber fogar oermögen, ba« nocf)
nic^t Sor^anbene^ fonbern nod) im ©c^ooge ber Bufi^^ft IHegenbe
r 3U Dcrfünbigen. !Denn aUed ^cOfe^cn ifl burc^aud nic^td 9(n>
a(« ein ÜBo^vträumen. {% I, 267 fg.)
8) üDie prop^etifc^en £räume.
\9 an^altenbe unb jufammen^üngenbe SBa^rtränmen, mld^te burc^
mnambnien @(^taf möglich toirb, meil btefer ein ungleid^ tieferer,
iumnerer, aU ber gemb^nlic^e ift, unb bed^alb bad Xraumorgan
ntioicflung feiner ganjen Sä^is'^it gelangen lägt, ftnbet n)a§r«
ii^ bidmeilen mi) im gei9i)§nli(^en @(^Iafe @tatt, aber gerabe
lann, mann er fo tief ifl, bag toir ni^t unmittelbar aud i^m
|en. S)ie träume, and bcnen U)tr ertoad^en, finb dtngegen bie
leidstem ®d^tafed; fle finb an^ b(od fomatifc^en, bem eigenen
inidmud ange^örigen Urfac^en entfprungen, ba^er o^ne äSe^te^ung
igentoelt. ^ag t9 jieboc^ ^ieuon Sudna^men giebt, bemeifen bie
le, meiere bie unmittelbare Umgebung M @dblafenben barfieden.
auc^ Don Sräumen, bie ba9 in ber t^eme (Sefd^e^enbe, \a bad
^nftige üerfünbigen, giebt e« audna^mdmeife eine Erinnerung, unb
^ängt biefe baoon ab, bag mir unmittelbar aud einem fotc^en
.m ermac^en. 9m bfterften bemä^ren f[(^ ate propdetifd^ folc^e
,me, meldte ftc^ auf ben ©efunb^eitd^uflanb bed S^räumenben be»
i.t. 9{ä^ßbem »erben au^ äugere Unfälle, toie Qreuerdbrttnfte,
eref ploflonen , Schiffbrüche, befonberd aber 2:obedfäne, bidtoeiten
Iräumc angeftinbigt. 3«^ 3"^"*föÖ^"nfl ^^^ prop^ctifd^en
me auf i^re näc^fte Urfac^e bietet fic^ nn« ber Unijlanb bar, bag
396 2:roum
6eg(cttet Der Xxtmm hingegen fie^t ba a\9 ein t)öttig ^ernbe^, ftc^,
ime bte SugenmeU, o^ne unfer S^tfinu, ja luiber unfern SßiQen Xuf«
bringenbed. Xk9 ^Qed bemeifl, ba§ ber ^raum eine ganj etgcnt^üm-
Itc^e Function unfern ®e^trnd imb bur^aud Derfc^teben ifl t)on bev
Moßcn Sinbilbungöfraft unb i^rcr JRumtnation. {% l, 244 — 246.)
3)a n)tr im S^raume fetbft noc^ und abtocfenbe jt)ingc bur^ bic
^^antafie t)orfleIIen, bte ^^antafle alfo mä^renb bed Sranmed no(^
bidponibel i^, fo !ann fte nid^t felbfl bad ÜRebium ober Organ bed
SCraumeö fein. (^. I, 246.)
S)ad ^^antafiebilb (im SQSad^en) ift immer Mod im ®e^im; benn
ed ifi nur bie, koenn auc^ mobiftcirte ^eminidcenj einer früheren, ma^
terieden, burd^ bie @inne gefc^e^enen Erregung ber anf^auenben ®t»
I)imt^ätigfeit. 3)ad Straumgeftd^t hingegen ifl mi)t blod im ©e^irn,
fonbern auc^ in ben @innednert)en unb ifl entfianben in f^olge einer
materiellen, gegenwärtig tt)ir!famen, aud bem dnnern lommenben unb
bad ©e^irn burd^bringenben (Erregung berfelben. (% I, 266.)
6) Se^nli^Ieit bed S^raumed mit bem Sa^nfinn.
3Bad bad träumenbe 9en)u§tfein Dom mo^en ^auptfäc^Uc^ unter-
f (Reibet, ifl ber 9RangeI an ©ebäd^tni^, ober Dielme^r an jufammen«
^ängenber, befonnener SiUdterintterung. 2Bir träumen und in munber-
ttc^e, \a unmögliche $?agen unb Ser^ältniffe, o§ne baß ed und einfiele,
nad^ ben Stelationen berfetben }um ^bmefenben unb ben Urfad^en i^red
(Sintrittd 3U forfd^en ; toir Dolljie^en ungereimte {^anblungen, meil Xüix
bed i()nen Sntgegenfie^enben nic^t eingeben! finb. SBir träumen und
in Dergangcnc 3^^^^" jnrüdf, toeit alle feitbem eingetretenen SJeränbe^
ntnncn unb Umgeftaltungen Dergeffen fmb. Huf biefem äßangel an
®ebäc()tnig beruht eben bie He^nltd^feit bed Sraumed mit bem äBa^n^
finn, me^er im 9Befentlid|en auf eine gemiffe 3^^^^tung bed (Sr<
innerungduermögend guriidtgufü^ren ifl. (Sergl. äBa^nfinn.) Son
biefem ®eftc()td))un!te aud läßt ftc^ ba^er ber !I^raum ald ein turjcr
SBa^nflnn, ber 9Ba^nfinn ald ein langer S^raum bejeic^nen. {%
l, 246.)
@d giebt feine ®eif)edlraft, bie fic^ im Straume nie t^ätig erioiefe;
bennoc^ ^eigt ber 93erlauf beffelben, h)ie arxif unfer eigened Sene^men
barin, oft augerorbentlic^en SRangel an Urt^eildfraft, imgleic^en an
©eböc^tnig. {% I, 253.)
7) 3)ad SEBa^rträumen.
92id|t immer fmb bie ©egenßänbe bed Üiraumed illuforifc^; berat
ed gtebt auc^ einen 3"f^<^n^ '" Welchem mir jtuar fd^lafen unb trau»
men, jeboc^ eben nur bte und umgebenbe SBirflic^feit felbf) tröumen.
üDiefer 3uf^<tttb ifl Dom SBac^en Diel meniger ju unterfc^ciben, ald ber
getvä^nlic^e S^raum. Seim (SrtDad^en aud einem !Xraum biefer 9rt
ge^t blöd eine f üb je et iDe Seränberung mit und üor, meiere barin
Ufttlit, bag mir ))lä^lid^ eine Ummanbtung bed £)rgand unferer SBa^r--
a^toum 397
ne^muiig fpüren. 2)tefe 3[rt be^ jfräumen^ tfi S)a9, toa9 man
@d)lafn>a(^en genannt ^ot; nic^t ttma, idcK ed ein äRtttel^uftanb
;^mif(^en ®^(ofen unb SSBod^cn ifi, fonbern »eil eö atö ein SBaf^njcrben
im Schlafe felbfl bejeic^net nierben fann. @9 loöre beffev ein 9Ba^r^
träumen ju nennen.
S)iefe ärt be« Iräumcn«, bcren ©igent^ümlic^Wt barin befte^t, \>ci^
man bie näc^fie gegenn^ärtige SirMic^Yeit träumt, erhält bidn)eileu eine
Steigerung baburc^, bag ber ©eftc^tdfreid bed Sräumenben p^ über
bie näc^fle Umgebung §inaud ernieitert. Belege bed äßa^rträumend
ftub bie SBa^rne^mungen ber 9?ac^twanbler unb ber Somnambulen
jeber «rt. {% 1, 254 — 265.)
3)ad SBa^rträumen, toüijte f^on im geroö^nlic^en näd^tti^en @d^Iaf
eintreten fann, erjlredt fid^ in feltenem g^den f^on über bie gegen»
märtige näc^fle Umgebung ^inaud, nämlic^ bi^ j[enfeitd ber n(id){len
®(^eiben)änbe. 3)iefe Srmeiterung bed ©eft^tdfreifed tann nun aber
auc^ f^^r Diel weiter ge^en unb jioar uic^t nur bem 9^aum, fonbern
fogar ber 3^'^ ^^^* ^^n Seweid baüon geben und bie ^eQfe^enben
@omnombu(en, loeld^e, in ber $eriobe ber ^öc^flen Steigerung i^red
3uflanbed, j[eben beliebigen Drt, auf ben man fte ()inten!t, fofort in
i^re anfc^auenbe £raumh)a^rne^mung bringen unb bie Vorgänge ba«
fetbfl richtig angeben fönnen, bidiveilcn aber fogar üermögen, bad nocf)
gar nic^t ^or^anbene^ fonbern noc^ im Sd^ooge ber Bii^^^^f^ lUegenbe
rorf)er ^u Derfünbigen. !Denn aUed ^eOfe^cn ifl burc^aud nichts Sln^
bere«, a(« ein ÜBa^vtröumen. {% I, 267 fg.)
8) S)ie prop^etifc^en £räumc.
3)ad an^attenbe unb jufamnien^ängenbe SBa^rträumen, toelc^ed burc^
ben fomnambnten Sc^taf möglid) mirb, weil bicfer ein ungleich tieferer,
DoQfommncrer, atd ber gen)ö^nlid)e i^, unb bed^alb bad Xraumorgan
}ur @ntn)i(f(ung feiner ganjen Säi|ig(eit gelangen lägt, ftnbet wa^r»
fc^eintid) bisweilen aud^ im geto5^nItd^en Schlafe Statt, aber gerabe
nur bann, wann er fo tief ifl, bag wir ni^t unmittelbar aud i^m
erwachen. iDie !£:räume, aii^ benen wir erwad^en, flnb hingegen bie
bed Iei(i)tern Schlaf ed; fte finb aud blöd fomatifc^en, bem eigenen
Drganidmud ange^örigen Urfac^en eutfprungen, ba^er o^ne Se^ie^ung
lux Außenwelt. S)ag ed iebo(^ ^ieuon Sludna^men giebt, beweifen bie
STrSume, wel^e bie unmittelbare Umgebung bed Sdblafenben barfteden.
Sthoij audf oon 2:rliumen, bie bad in ber t^erne <9ef(^e^enbe, ja hü9
3ufünfttge Dertünbigen, giebt ed audna^mdweife eine (Erinnerung, unb
)war (längt biefe babon ah, bag wir unmittelbar aud einem folc^en
Xraum erwachen. 9m bfterjlen bewähren fid^ ald propdetifd^ folc^e
träume, wel^e ftc^ auf ben ®efunb^eitd}u{ianb bed S^räumenben be«
;)ie^en. Stä^ßbem werben auc^ äugere UnfäQe, wie ^^cuerdbrünfte,
^ttlDere^pIoflonen , Schiffbrüche, befonberd aber iZobedfäHe, bisweilen
burc^ 2:räumc angefünbigt. 3ur B^^i^^f^^^unfl ^^^ prop^etifd^en
Xräume auf i^re näc^fte Urfac{)e bietet fi(^ und ber Unifianb bar, ha%
398 Zxanm
fomo^I Dom natürlid^en, ald auc^ t>tmx maguettfc^en ©omnauibnttdmnd
unb feinen SJorgängen befanntltc^ feine (Erinnerung im koad^en SSemngt*
fein ©tatt ftnbet, h)o^( aber bisweilen eine fold^e in bie £räume be^
natürlid^en, gen)5^nli^en @c^Iafed, bercn man ftd^ nac^^er koad^enb
erinnert, übergebt; fo bag atebann ber 2!raum bad Serbinbung^gtteb,
bie S3rii(fe h)trb )n)if(^en bem fomnambulen unb bem ma^en 9en)ugt«
fein. S)iefem alfo gemäg muffen n)ir bie ))ro))^etifd)en Xrttnme ^u«
05rberfl 2)em jufc^reiben, bag im tiefen Schlafe bad Sr&umen ftc^
}u einem fomnambulen ^eOfe^en fleigert. S)a nun aber an^ £röumen
btefer Hrt in ber 9{ege( fein unmittelbare^ Srioad^en unb eben beö^alb
feine (Srinnerung ®tatt finbet; fo finb bie, eine Sftudna^me ^teDon
taadftwhtn unb a(fo bad ^ommenbe unmittelbar unb sensu proprio
Dorbilbenben S^rttume, nietete (t^on 3(rtemiboro9 im Oneirofritifon) bie
t^eorematifc^en genannt werben, bie aUerfeltenflen. hingegen mirb
öfter Don einem Siiraume fold^er SCrt, n^enn fein dn^alt bem träumen«
ben fe^r angelegen ifl, biefer fid^ eine Erinnerung baburc^ )u ermatten
im ®tanbe fein, bag er fte in ben Xraum bed leichtern ®(^(afed,
aud bem fld^ unmittelbar tttoaiftn lägt, l^inübernimmt; jebo^ fann
biefed aldbann ni^t unmittelbar, fonbern nur mittelfi Ueberfcgung be^
dn^altd in eine SQegorie gef^el|en, in bereu @eh)anb ge^UQt nunmehr
ber urf))rUngIic^e, f)ro))^etifd^e S^raum ind toaäjtnht SSemugtfein ge«
langt, U)o er folglid^ bann no(^ ber Kudiegung, ÜDeutung bebarf.
!Z)ied alfo ifl bie anbere unb häufigere Krt ber fatibifen JEräume, bie
allegorifc^e. (?. I, 268—271.)
9) Unterfc^ieb gtoifc^en bem STraum unb ben i^m
Dermanbten Srfd^einungen.
2!raum, fomnambuted SBa^rne^men, ^eOfe^en, Sifion, 3^^^^^^
®efid^t unb ©eifierfe^en finb nal^e Derloanbte (Srfd^einungen. 3)a9
©emeinfame berfelben ifl, bag mir, i^nen DerfaÜen, eine fic^ objectiD
barflettenbe Sufd^auung burd^ ein ganj anbered Drgan, aM im ge«
»b^nlic^en »ad^en 3ufiani^^f erhalten; nämlic^ nid)t burc^ bie ttugem
(Sinne, bennod^ aber ganj genau unb tbtn fo, koie mittelfi biefer.
Wa9 fle hingegen Don einanber unterfc^eibet , ifi bie Serfc^ieben^eit
i^rer S3e)ie|ung ju ber burd^ bie @inne tt^a^rne^mbaren , empirifd^«
realen ^ugennielt. 2)iefe nämli^ ifl beim Siraum in ber dtegel gor
feine unb fogar bei ben feltenen fatibifen jfräumen bo^ meifiend nur
eine mittelbare unb entfernte, fe^r feiten eine birecte* hingegen ifl
jene Sejie^ung bei ber fomnambulen JBa^rne^mung unb bem ^eUfe^en,
mie au^ beim S'^ad^ttDanbeln, eine unmittelbare unb gau} rid^tige, bei
ber Sifion unb bem ©eifierfe^en eine f)robIematif^e. ($. I, 289 fg.)
Sßad ben gen}ö^n(i(^en, näd^tlid^en S^raum Dom ^eOfe^en, ober bem
@d^Iafmad^en über^auf)t, unterf (Reibet , ifl erfitid^ bie ^[bwefen^eit beö
bem (entern eigent^ümßc^en , ate SEBa^rträumen ftd^ funbgebenben
Ser^dltniffe« jur Sugenkoelt, alfo jur 9tealität (Dergl. SEBa^rträumen);
unb itotiUn9, bog fe^r oft eine (Erinnerung Don i^m ind 9Bad^en
Stautnbeutuiig — Sugenb. 2:ngenb^aft 399
ttierge^t, tofi^reid) au« bem foinnamBuIen @i^(af eine fotd^e nid^t flatt«
flnbet. ($. I, 268.)
Vtaitmliattun0.
3)eT kinedkoeg« {ufdOige, ober angefttnftelte, fonbern bem üKenfc^en
natüvlid^e $ang, über bie ^ebeutnng gehabter SIräume }u grübein, ^ot
feinen ®mnb in bem ®lau6en, bag ed f)ro|>^if(i^e, fatibtfe Xrftume
gtebt, nnb bag bie in ba« @eU)anb ber Xltegorte ge|ilOten STränme
t)on biefer 9rt feien. (8ergl. unter Xranm: ^ie prop^etifc^en
Xrttume.) Hu9 biefem ^ange entfielt nun, Menn er gepflegt unb
met^obifd^ andgeUIbet toirb, bie Dneiromantil. allein biefe fügt
bie SJorandfe^ung ^insn, ba§ bie Vorgänge im SJraume eine fe^«
fle^enbe, ein fttr aOe 9tal geltenbe 8ebeutung Ratten, üier toelc^e fic^
ba^er ein Sqnlon machen liege. ®olift9 ifl ober nid^t ber tJfall.
Sietme^r ifi bie HUegorie bem j[ebedmaligen Dbiect unb ®ttb|ect be«
bem aUegorifd^en Xranme 3nm (Smnbe liegenben t^eorematifc^en 2^rau»
med eigen« unb inbiDibueO angepaßt Da^r eben iß bie 9n«(egung
ber aOegorifd^en fatibifcn StrSmne grttgtent^eild fo fd^mer, bog mir fie
meiftend erfi, nac^bem i^re Serfttnbigung eingetroffen ifl, uerfle^en,
bann aber bie gan} eigent^ttmlid^e, bem Sirttumenben fonfl üöDig frcmbe,
btoonifd^e @^alf^ftigleit be« äBi^e«, mit toefc^em bie Sdegorie an«
gelegt unb an^efü^rt morben, betounbem miljfen. (% I, 271 fg.)
%xcvLt. Iratl0(t0ktit , f. unter Siige: SJertragdbntc^, Setrug unb
Serratia.
CrirbfrUcrn.
1) Die brei ©runbtriebfebern ber menfd^Iic^en $anb«
lungen. (®. $anblung.)
2) Vntimoralifd^e Xriebfebern. (®. 9Rora(ifd^. 9Ro«
ralität.)
3) Die allein ftc^te moralifc^e Xriebfeber. (®. 9Rit'
(eib, unb: ÜRoralifd^. 9RoraIit2lt.)
Ctoptn.
3)a§ nid^t nur alle (Eutben), fonbern au(^ aOed ttm^re unb ftd^te
Serftttnbniß ber Dinge anf^aulid^ ifi, bie« bejeugen fd^on bie un«
jtt^Itgen tropifc^en 9u«brtidfe in aOen @prad^en, aM toelc^e fümmtlic^
Seßrebungen fbib, aOe« Hbßracte auf ein 9nf(^auli(^e« )uril(f}ttftt^ren.
(*. n. 50.)
lu{enl)f. VttgmUl^aft.
1) 8erf(^ieben^eit be« antiten unb be« c^rifilid^en 8e«
griffe« ber Xugenb.
Die Uten nerfianben unter Zugenb, virtus, apm), jebe Xreff«
(ii^feit, iebe an fid^ fe(bfi Ioben«toert^ Sigenfd^aft, fie mod|te moralifc^,
400 Sugenb. ^ugenbkft
ober intedectucQ, [a, aUenfaKd blod förperltc^ fein. 97ad^bem aber ba«
S^riflent^um bte ©runbtenbenj bed bebend ald eine moraltf(^c nac^«
geiuicfcn \)aiU, würben unter bem Segriff ber Siugenb nur no(^ bie
ntoratifc^en Sorjüge gcbad)t. dnjniifc^en flnbet man ben frühem
©prac^geOrauc^ nod^ bei hcn älteren Satinifien, )Die auc^ im Otalie^
nifc^en, n)0 i^n ^ubem ber belannte ®inn bed äBorte^ virtuoso be«
jeugt. — ^ieraud erflärt e^ ftc^^ iDarum in ber @t^it ber äl(ten t)on
2lugenben unb Saftern gerebet n)irb^ todd^t in ber unferigen feine ®teDe
finben. (?ß. 11, 220 fg.)
2) Ouede ber ächten Siugenb.
!Z)ur(^ begriffti^e SRoral unb abfiracte @r{enntnig überhaupt fann
feine eichte $ugenb betvirft werben; fonbern biefe mug au^ ber intui»
tiDen Srfenntnig entfpringen^ weldje im fremben Onbit)ibuo ha§ felbe
äBefen erfennt, wie im eigenen. (^. I, 434. Sergl. unter Onbioi«
buation: jDie im principio individuationis befangene @rfenntni{$ im
@egenfa^ ^u ber ed burc^fc^auenben.)
2)ie ä^te ®üte ber ©efmnung, bie unetgennü^ige Siugenb unb ber
reine (Sbelmut^ ge^en )war k)on @rfenntnig and, aber nic^t üon ah'
f)racter Srfenntnig, fonbern t)on unmittelbarer, intuitioer, bie nid^t
wcgjuräfonniren unb nic^t anjuräfonntren ifi, Don einer Srfenntnig,
bie, eben weil fte nic^t abftract ifi, ftc^ aud^ nic^t mitt^eilen lägt,
fonbern debem felbfi aufgeben mug, bie ba^er i^ren eigentlichen
abäquaten Sludbrucf nic^t in Sßorten finbet, fonbern ganj allein in
S:^aten, im $anbe(n, im Ü^ebendtauf bed HRenfd^en. (2B. I, 437;
II, 83. — ^ergt. unter älnf^auung: Sebeutung ber Slnfd|auung
für bie Srfenntnig u. f. w.)
SOtit ber i^orberung jlant'd, bag jebe tugenb^afte ^anbtung aui8
reiner überlegter Sichtung Dor bem ®efe^ unb nac^ beffen abfiracten
äRa^imen, falt unb o^ne, \a gegen alle iReigung gef^c^en foHe, ifi c^
gerabe fo, wie wenn be^au))tet würbe, j[ebed äd^te j^unftwerf muffe
burc^ wo^I überlegte Slnwenbuug äft^etifd^er Siegeln entfielen. (Etned
ifi fo berfe^rt, wie bad Snbere. Wlan wirb fic^ enblic^ entf (fliegen
muffen einjufe[}en, wad auc^ ber c^rifili^en Ü^e^re bon ber ©naben«
wa^I ben Urfprung gab (bergt ©nabenwa^I), bag, ber $au))tfad^e
unb bem dnnern nad^, bie S^ugenb gewiffermagen, wie ber ©eniud,
angeboren ifl. (323. I, 624. (g. 250 fg.)
3) Unle^rbarfeit ber S^ngenb.
©ienge bie Siugenb aud ber abflracten, burd^ Sßorte mitt^eilbaren
@rfenntnig ^erbor, fo liege fie fic^ (e^ren unb ed liege ftc^ deber, ber
biefe Se^re fagt, et^ifc^ beffern. ®o ifl ed aber fcinedwegd. ®iel'
me^r fann man fo wenig bur(^ et^ifd^e 93orträge ober ^^rebigten einen
S^ugenb^aften ^u ©taube bringen, ald alle Seft^etifen [t einen 2)t(^ter
gcmad^t ^aben. S)enn für bad eigentliche unb innere äBefen ber Xn^
genb ift ber Segriff unfruchtbar, wie er ed für bie $unfi ifl, unb fann
£ttgenbt)flt(^ten 401
nur t>01Itg untergeotbnet al9 fßtxt^tuq 3)tenpe bei bet Sudfü^rung
unb 9uf6en)a^rung bed anbenoeitig Srfannten unb ®ef(^(offenen leißen.
Velle non discitur. (®. I, 434 fg. 624 fg. 6. 249 fg.)
4) 9Bert^ ber®runbfä^e für bieXugenb. (@. ®runb*
fätO
5) Ser^ttltnig ber ©lücffttUgfett ju ber Stugenb. (®.
®Itt(ffä(igfettO
6) Unterfd^ieb jmifc^en S^itgenb^aft unb Vernünftig.
SJernünftig ^at man ju aüzn ßdtm ben SDIenfc^en genannt, ber
fi(^ nic^t burc^ bie anf d^aulic^en (Einbrüde, fonbern burc^ ©ebanten
unb 93egrtffe leiten lägt, unb ber ba^er fletd überlegt, confequent
unb befonnen }u SBerfe ge^t. (Sin fold^ed ^anbeln (leißt überoK ein
t)crnünfttged ^onbeln. jteine^megd aber impUdrt biefed SRec^t«
f(()affen^eit unb ÜRenfc^enliebe. Sielme(|r fann man ^ödifl Dernünftig,
tO)e|ien ariapnien oeyoigen. vernünftig uno laiin^ofK innen |ia) ]eQr
tto^I öereinigen, ja, erfl burc^ i^rc Bereinigung finb große, meitgrei«
enbe SJerbre^en möglic^. Sbenfo befte^t UnDernünftig unb Sbelmüt^ig
e^r too^t ^ufammen, j. 8. wenn ic^ ^eute bem Dürftigen gebe, »a«
i(^ felbp morgen noc^ bringenber, ol« er, bcbürfen werbe, (ffi. 149 fg.
SB. I, 612.)
8or Jlant ifi ed feinem iDtenfc^en je eingefaOen, ha9 gerechte,
tngenb^afte unb eble ^anbeln mit bem oernünftigen ^anbeln ju
ibentificiren, fonbern man b^t beibe DoHfornmen unterf(^ieben unb aud*
einanber gehalten. S)a« Sine beruht auf ber 9rt ber SRotiDation,
bad 9nben auf ber Serfc^ieben^eit ber ®runbma|tmen. 9(od
nac^ fiant, ba bie Xugenb an9 reiner Vernunft entfpringen foOte,
§at man Zugenb^aft unb Vernünftig ibentifidrt. (C. 150.)
7) Die Itarbinaltugenben. (@. Itarbinaltugenben.)
8) Uebergang Don ber Xugenb )ur V^Iefe. (®. Sd«
fcfe.)
Vttgrnlipflid)Un, f. unter $fli(^t: 5hittf be^ ®egenfa^ed jmifc^en
Ke^td' unb Xugenbpfli^ten.
e^opcn^amr'finitlon. U. 26
402 Ucbef — UcBcrrcbutiggfunfl
Uthti.
1) Scbcutung bc^ SBortcö. (©. ®»fc.)
2) ^ofititittät bed Uebel«.
Sd gtebt leine größere 9bfurbttät, al9 bie ber metßen tn6ta))^4{!f(^en
@^Pente^ toelc^e bad Uebel für tttüa9 9?egatioe@ erliären, toä^renb e^
gerabe ba9 ^ofi[tit)e, bad fid^ felbft fühlbar 2Ra(^enbe iß. Sefonber«
^art iß hierin Seibni^, toel^er in feiner S^^eobicee bie @ac^e burc^
ein ^anbgreiftic^ed unb erbärmlic^ed ®of)l^idnta gu erl^ärten befhrcbt ift.
(?5. n, 312 fg.)
3) Uebel unb @^nlb. (@. unter ® er ec^tigfeit: 3)ie etvige
©eret^tigleit.)
4) SBiberflreit bed ttebeld geg^n ben Optimidmud;
S:^eidmu^ unb ^antl^eidmud. (@. £)))timidmud,
ST^ei^ntud unb ^ant^eidmud.)
5) 3)q9 Uebel, ba« 93öfe unb ber Zoh aU ba^ pun-
ctum pruriens ber ÜRetop^tifil.
S)ad 85fe, bad Uebel unb ber STob fbtb t9, toelc^e ba« p^ilofop^ifc^e
(Erßaunen quatificiren unb er^ö^en; nic^t b(o^, bag bie 3Be(t iDOxfjan»
ben, fonbem nod^ nte^r, ba§ fle eine fo trübfä(ige fei, ifl bad punctum
pruriens ber ÜRetap^^flf , baö Problem/ melc^ed bie ÜRenfc^^eit in
eine Unruhe t)erfe^t, bie fic^ toeber burc^ @Ie)}ticidmud, noc^ bur(^
ffriticiöntu« bef(^tt)i(^tigen läßt. (SB. U, 190.)
Uthdmo\Ltn^ f. unter 9RoraIifd^: Vntimoralifc^e S:rtebfebeni.
UtbtvitQtni^txt^ f. ©uperioritttt,
UeberUgung.
SBaö bie Seute genteinigti(^ \ia9 @(^idtfal nennen, finb nteißend nttr
i^re eigenen bummen ©treidle. Tian fann ba^er nic^t genugfam bie
fd^öne ©tctte im ^omcr (Ol. XXm, 313 ff.) be^erjigen, m er bie
WV^-i ^- ^- ^^^ Ö"fl^ Uebcricgung, ent^ifie^It. (?. I, 605.)
tttbetuatürUd), f. S^atürlic^.
KtbtrteDfungskunft^ f. SR^etorif.
Ueberfe^ungen — Uebectoönening 403
1} SSoranf ha9 SRangel^afte aller Ueberfe^ungen bc«
ru^t.
Sticht für iebed Sßort einer @prad^e ftnbet flc^ in jeber anbem bad
genaue Sequibalent, alfo ftnb nic^t fttmmtUc^e SBegri^e, toeld^e burc^
bie äBorte einer Sprache bejeic^net luerben, genau biefelben, toelc^e bie
ber anbern audbrüden; fonbem oft finb ed blod ä^nlic^e unb »er»
loanbte, iebo(^ burd^ irgenb eine ÜRobification berfc^iebene Segriffe.
Sidmeilen fe^It in einer ©prad^e baö SBort für einen Segriff, mä^'
renb ed fic^ in ^^n meifien anbem ftnbet. Sidtoeüen aud^ brücft eine
frembe ©prac^e einen Segriff mit einer 9?üance aud, ttelc^e unfere eigene
i^m nid^t giebt. 9uf biefer Serfc^ieben^eit ber @prad^en beruht ha9
not^menbtg SRangel^afte aKer Ueberfe^ungen. %aft nie fann man
irgenb eine d^arafterifiifc^e, prägnante, bebeutfame ^eriobe aud einer
Sprache in bie anbere fo übertragen, bog fie genau unb DoUfommen
biefelbe SBirtung t^äte. (Sogar in bloger $rofa tüith bie aüerbefie
Ueberfe^ung fic^ jum Original ^öc^ftend fo üer^alten, h)ie ju einem
gegebenen SDtufiffiüdf beffen Xran^pofttion in eine anbere Slonart. 3)a«
^er bleibt jebe Ueberfe^ung tobt unb i^r ®til gejwungen, fleif, un»
natürlich; ober aber fie mirb frei, b. b« begnügt fi^ mit einem k peu
pr^, ifi alfo falfc^. @ine Sibliot^ef bon tUberfe^ungen gleicht einer
©emälbegaOerie Don ftopien. ($. II, 601.)
2) Unüberfe^barfeit ber ©ebid^te.
^oefiie ift i^rer Statur nad) unüberfe^bar. ($. n, 425.) ®cbi(f)te
fann man ni(|t überfe^en, fonbern b(o4 umbic^ten, meld^ed aKejeit
migUc^ ip. ($. n, 603.)
3) SEBert^ ber beutfc^en Ueberfe^ungen ber Schrift»
fleUer ht9 Xltert^um^.
3ür grie(6if(^e unb latcinifc^e Vutoren finb beutfc^e Ueberfe^nngen
gerabe fo ein Surrogat, mie (Sit^orien für jlaffee, unb jubem barf man
auf i^re 9}i(^tigfeit fic^ burc^au« nic^t berlaflen. ($. U, 522. 602.)
4) ®egen bie i^ren Sftutor beri^tigenben unb bearbei*
tenben Ueberfe^ungen.
3u ben SRünnem in ber Sitteratur, benen e^ mit nic^td (£mfi iß,
a\9 mit i^rer mert^en $erfon, bie fie allein geltenb mad^en tooden,
ge^bren au(^ bie Ueberfe^er, meiere i§ren 9utor jugleic^ berichtigen
unb bearbeiten, »elc^e^ impertinent if). Schreibe bu felbfi Sucher,
toelc^e bed Ueberfe^end loert^ finb unb tag Ruberer SJerle koie fie finb.
(ffi. n, 539.)
Utbtxvölkttnni^ ber (Srbe.
!Z)a9 ®efeft ber ©terblic^Ieit (oergt. @terbli(^feit) bürgt bafür,
bog bie 3una^me ber SeDblferung ntc^t bx9 )u einer eigentlichen
•26*
404'^ Ucbcrtödltigung — Umganfl
Ueberböderung ber Srbe ge^en t5nne, einem Uebel, beffen (Sntfe^tid^Ieit
bie leb^aftefle ^^antafle ^c^ (aunt audjumalen oermog. 9?äm(t(^ bem
erroä^nten ®efe|e )ufoIge tDürbe, na(^bem bie Srbe fo t)iel SOtenfc^en
erhalten ^ätte, ald fie )u ernähren (ttd^fiend fällig ift, bie t^ru^tbarleit
bed» ©efc^tec^t^ unterbeffen bid }u bem ®rabe abgenommen ^aben, bog
fie tnapp auövcid^te^ bie ©terbefäQe )u erfe^en, tvona(^ ol^banu jiebe
jufdUtge Serme^ruug btefer bie ScDötferuirg »ieber unter \>a9 ^JtcqA'
mum jurtidf bringen tuürbe. {% 11, 162 unb 166.)
tlebertDÖltisung^ bed 9äebrigeren in ber ^lainx huxij bad $5^ere^
f. Generatio aequivoca.
Umgang.
1) SScrfc^iebened Serratien bed fi^ feinet äBert^ed
9ett)u§ten unb bed ^^iliflcrd im Umgang.
9tic^tö mac^t im Umgang fo jut^orlommenb gegen 9nbere^
aU bad 93etsu§tf ein eigenen SBert^ed ; mit biefem fitrc^ten tt)ir nic^t
)urü(f gebogen }u merben; benn^ menn z9 gefc^ie^t^ fo empfinben toir
baburd^ leine ftrttntung, in ber beru^igenben ©eniig^ett, bag nur bie
(Singef^ränh^eit beö ßu^^^'f^^'^^"^^" ^^^^" ®(^ulb ifl.
!fDer ^^ili^er hingegen, ber fi^ eigene^ SBert^ed nic^t betougt tfi,
ifi^ toxt avL9 bem ©efagten Don felbft folgt, circumfpect unb ))oUtif(^
in feinen ftbancen. ($. 463.)
2) äRittel )um (Ertragen ber 9Renf(^en im Umgang.
(®. unter ®ebu(b: WlitUi )ur (Sriangung ber ®ebu(b.)
.3) SBoraud Ueberlegen^eit im Umgang ern)ä(6fi.
3)ie üRenfc^en gleichen barin ben jtinbern, bag fie unartig merben^
menn man fie Derjie^t; ba^er man gegen feinen gu nachgiebig unb
liebreich fein barf. 9efonberd ben ®ebanfen, bag man i^rer benöt^igt
fei, Knnen bie SRenfc^en fd^Iec^terbingd nic^t bertragen; Uebermut^
unb ^Inmagung mirb fein unjertrennlic^ed ®efoIge. Sei (Sinigen ent-
ße^t er in geföiffem ®rabe fc^on baburc^, bag man fid) mit i^nen
abgiebt, ttioa oft, ober auf eine bertraulic^e äBeife mit i§nen f priest,
^a^er taugen fo SBenige jum irgenb vertrauteren Umgang, unb foO
man ftc^ befonberd Ritten, ftd^ nic^t mit niebrigen Staturen gemein ju
machen. Sagt nun aber gar Siner ben ®ebanfen, er fei mir oiel
nöt^iger, ald i(^ i^m; ba ifi ed i^m fogleic^, al0 ^ätte id^ i^m ctmad
gefto^Ien. Ueberlegen^eit im Umgang ern^äc^ß aQein baraud, bog man
ben 8nbern in feiner 9rt unb Sßeife bebarf unb bie^ fe^en lägt.
S93er nic^t achtet, tt)irb geachtet, fagt ein feinet italienifd^ed ©pri^^
»ort. {% I, 479 fg.)
4) Ser^altungdregel gegen S)ie, melAe und im Um«
gang Unangenehme^ ober 8crgerlt4ed ern)eifen.
$at (Einer, mit bem mir in Umgang fielen, und tttoa9 Unange«
neunte«, ober Äergerlic^e« crgeigt; fo ^aben mir nn« nur ju fragen.
Unbefangen ^ftt — Unbcmugte 405
ob er und fo Diel tuevt^ fei, bag mir bad ^J2ämlid)e, auc^ noc^ etmad
Derf^ttrft, und nod^mald unb öfter mollen gefallen taffen, ober nid^t.
(Sergeben unb Cergeffen ^ei§t gemad^te foRbare Srfa^rungen jum
Senfter ^tnaud toerfen.) dnt beja^enben %aü mtrb nid^t Dtel barübet
}u fagen fein, mil ha9 Sieben »enig ^ilft; mir muffen alfo bte Sac^e,
mit ober ol^nt (Ermahnung, ^inge^en laffen. Om Derneinenben f^ade
hingegen ^aben toir foglei^ unb auf immer mit i^m }u bred^en.
S)enn, ba ber S^aralter incorrtgibel ifl, fo »irb er, Doitommenben
f^aOed, ganj bad ©elbe, ober bad Dbätg Snaloge, koieber t^un. 2)a^er
aud^ ifl, flc^ mit einem greunbe, mit bem man gebrod^eu ^atte, toieber
andjufö^nen, eine ®ä)Mdft, bte man gu bügen §at. ($. I, 482 fg.)
5) 9Iu6eu ber ^öfti^feit unb ber Serf^miegen^eit
im Umgang. (@. $öfltcf|leit. unb Serfc^toiegen^eit.)
Unbtfattitn^tit, f. unter Sebendalter: ©egenfa^ }mifd^en Ougenb
unb SIter.
ttnbrgreiflidiktit.
3)ie S3egretf(id^Ieiten liegen ade im ©ebiete ber SorflcIIung; fte
ftnb bie Serlnüpfung einer SJorflcÜung mit ber anbem. 3)ie Unbe«
greifltc^teiten treten ein, fobalb man an bad ®ebiet bed SBiUend
^ögt, b. ^. fobalb ber SSSiUe unmittelbar in bie S^orfteHung eintritt.
Drganidmu«, Segetation, Är^fiallifation, jebe SHaturhaft, — f?e bleiben
unbegreiflid^, toeil ber ffiille ftc^ ^ier unmittelbar lunb mad^t. ($. 336.
»etgl. SRotur traft.)
Unbtfiantf^ ber S)inge.
9Ran foOte beflänbig bie üEßirhmg ber ^tii unb bie SBanbelbarfeit
ber 'Dinge bor %ugen ^aben unb ba^er bei Slllem, toad je^t fiatt«
ftnbet, fofort bad ©egent^eit babon imaginiren, alfo im ©lüde bad
Unglücf, in ber t^reunbfc^aft bie gfeinbfd^aft, im fd^önen Setter bad
f(^Ie<^te, in ber Siebe ben $ag, unb fo au^ umgete^rt, ftc^ lebhaft
üergegenioärtigen. 3)ad toürbe eine bleibenbe OueUe loa^rer Sßett«
Flugzeit abgeben. %ber oieUeic^t ifi ^u feiner @rtenntnig bie (Srfa^rung
fo unerltt§li(^, wie ^ur richtigen ®d|ä(jung be« Unbeflonbe« unb äBcc^felö
ber !SDinge. ÜDag bie a^enfc^en ben einfimeiligen 3ußanb ber 3)inge,
ober bie 9{i(^tung i^red Saufed, in ber 9tcgel für bleibenb galten,
fommt ba^er, bag fie bie SBirlungen bor Singen ^aben, aber bie Ur«
fachen nic^t oerfle^en, biefe ed jiebo^ flnb, koeld)e ben ffeim ber lünftigen
Serttnberungen in fid^ tragen. ($. I, 500 fg.)
ttnbtmu^k, bad.
1) ©egenfal bed Semugtejt unb Unbetougten. (®. untrr
Semugtfein: j&ad Setougte im ©egenfa^c jum Unbe«
ttugten.)
406 UnbanI — Uubur(^bnng(t(^feit
2) Da« Unbcirußte bcö dnflinctö. (®. 3njlinct.)
3) S)a« UnbekDugte bed ®ented. (®. unter ®enie:
dnfiinctarttge SRot^toenbigleit bed SSJtrfend bed ®ente9.)
4) 3)a8 Unbcttjngtc im ©anbcin. (®. unter ®runb»
fttfee: Un6en)ugte ®runbftt|e.)
6) 3)a^ Unbefugte im SEBiffen. (@. unter @(^(iegcn,
©c^Iug: SSirlung be^ ©d^Iuffe^O
6) Unben)ugted äBirfen alU9 ^ec^ten unb Urfprüng«
liefen. (@. Sed^t.)
7) 3)ie unben}ugte äBetd^eit im Sebendlauf bed Sin-
jelnen. (@. Sebenölauf.)
Unirttttk.
2)er böfe S^aralter vertraut in ber 92ot^ nic^t auf ben Seifianb
Sftnberer; ruft er i^n an^ fo gef(^ie^t t9 o^ne 3u^^ft<^t; tr(angt er
i^n, fo em))fttngt er i^u o§ne tt)a^re 3)antbarfeit, toeit er i^n laum
anberö, benn ate SEDirlung ber S^or^eit Snberer begreifen fann. Denn
fein eigenes äßefen im fremben tt)ieber }u erfennen, tjt er felbfl bann
no^ unfähig, nac^bem t9 üon bort an9 fic^ bur^ unjmeibeutige
ßeic^en fnnb gegeben ^at. hierauf beruht eigenttid^ baS @mpörenbe
alleö UnbanTd. Diefe moralifc^e Öfolation, in ber er fld^ mefent1t(^
unb unau^meic^bar befinbet, Idgt i^n auc^ leidet in Serjmeiflung ge^
ratzen, (©• 272.)
Unituüidikdt.
1) Unbeutlic^Ieit beS gefammten 3)enlen9 ber fd^Iec^«
ten J{öpfe. (®. unter Denlen: Oualität unb ©(^neOig-
feit ht9 Deutend.)
2) Unbentüc^Ieit ber DarfteKung.
Unbeutlic^Ieit ber DarfieQung entff^ringt immer auS Unbeutli^feit
bed eigenen SJerflel^end unb Dur(^bentend. ($. I, 11.)
1) Die Unburc^bringtic^teit a(d apxioxi\iit Sigen-
fc^aft ber SRaterie. (®. unter 2Raterte: Die reine
SOtaterie unb i^rc opriorifdlen 9e|limmungen.)
2) ®egenfa6 jtoifc^en ber Unburc^bringli^Ieit unb
ben anbern SJtrIungdarten ber Körper.
• Sßad man bie Kaumerfiillung ober bie Unbur(^brtngti(^Ieit nennt
unb ate bod toefenttic^e ÜRerhnal M jtörperd (b. i. M SRaterieOen)
angiebt, ifl btod biejenige SBirlungdart, tt)e((^e allen ftör|>em o^ne
Unrnbltd^e — Unevgriinbtic^e 407
%u<na^e jufommt, näntlic^ bie mec^onifc^e. S)tefe Moemetn^U,
k^ermöge beten fle jum Segriff eine« jförperd gehört unb an« btefem
Segri^ a priori folgt, baffer auc^ nic^t koeggebat^t toerben Tonn, o^ne
i^n felbfl anfju^eben, ifi ed aOein, bie fie t)or anbem SBirlungtfarten,
mie bie eleltrifc^e, bie d^emifc^e, bie (euc^tenbe, bie tottrmenbe, aud«
jetc^net (38. U, 55 fg.)
3) Bufttinmen^ang bei Unburc^bringlic^Ieit unb
@^mere. (®. Httractiond« unb Stepulfion^lraft.)
4) S)ie Unbur(^bringli(^leit aU Heugernng einer
pofitit^en jiraft.
Die Unburc^bringHc^Ieit ift nid^t eine blo« negatibe (Eigenfc^aft,
fonbem bie 9engerung einer ))ofttiben Sraft. ($. I, 81.)
1) S3ebeutnng be« ©egenfafeed {»ifd^en bem €nbli(^en
unb Unenblid^en. (@. (Enb(i(^.)
2) 9Bad im tid^tig gefaxten Segriff bed UnenbHd^en
Hegt.
(Si^ tfl f(^on Se^te bed Sriftotele«, ba§ ein Unenbli(^e9 nie actu,
b. ^. nirtßd^ unb gegeben fein {Qnne, fonbem Mo« poieatia. 3)a«
Unenblic^e, fomo^I ber SBett im 9tanm, aU in ber Qtii unb in ber
X^eilung, ifi nad^ i§m nie Dor bem 9{egreffud, ober ^rogreffu«,
fonbem in bemfetbm. S)iefe SBa^r^eit liegt fc^on im richtig gefaxten
Segriff be« Unenblic^en. ilRan migoerfle^t flc^ alfo felbfl, loenn man
ba« Ünenblic^e, metd^er 9rt e« auc^ fei, M ein o6|ectit) Sor^anbene«
unb fertige«, unb unabhängig t)om Stegreffu« )u bentm bermetnt.
(SB. I, 593.)
ttnergrünUlidie, ba«.
3Benn loir irgenb ein SRaturioefen, j. S. ein X^ier, in feinem ÜDo«
fein, Seben unb SBirleu anfc^auen nnb betrac^tm; fo fie^t e« tro^;
9Qem, »a« Biologie unb B^^^^^i^ bariiber lehren, atö ein uner-
grttnbtid^e« ®e^eimni§ Dor un«. 9ber foQte benn bie 9{atur au«
bloßer Serfiocft^eit e»ig Dor unferct grage üerfiummen? dfi fie nic^t,
nie aOe« ®ro§e, offen, mitt^eilenb unb fogar naib? Kann ba^er t^re
Antwort jie an« einem anbem ®mnbe fehlen, att koeil bie t^age ber«
fe^lt loar, oon fatfc^n Sorau«fe(}ungen an^gieng, ober gar einen
aßibcrfpruc^ beherbergte? 3)enn, lägt e« fic^ »o^I benfen, bag ed
einen 3ttf<^>^w<n§<Kng bon ©rilnben unb Solgen ba geben fann, tt)0 er
ett)ig unb »ef entließ unentbecft bleiben mug? — ©ewig, ba« 9Qe«
ni<^t. @onbem ba« Unergrünbli^e ifi e« barum, meil wir nad^
©rünben unb folgen forfc^en auf einem ©ebiete, bem biefe Sorm
fremb iß, unb ttir alfo ber ftette ber ©rünbe unb Solgen auf einer
ganj falfc^en gtt^rte nac^e^en. Sir fui^en nämlic^ ba« innere SBefen
408 Unfä^igfclt — Uiißlüd. Unö!ücf«fdac
ber ^atm, U)el(^ed au€ jeber Srfc^einung un9 entgegentritt, am Seit«
faben bed ©d^ed t^om @runbe ju erreichen; — nitt^tenb boc^ biefer
bte bloße t^orm ift, mit ber unfer d^nteUect bte (Srfc^einung, b. i. bte
£)6erf[ä(^e ber Dinge, auffaßt; loir aber tt)oDen bamit über bie (Er^
f (Meinung ^tnau^, innerhalb beren er boc^ allein braud^bar unb au««
reidienb ift* {% II, 100 fg. Sergl. unter Ding an fi(^: «uf
meld^em 9Bege aDein }ur Srlenntntg bed SDinged an fl^ ju ge«
longcn ifl.)
]ilnfdi)tgknt, inteHectueHc, f. ©d^Ie^tigteit.
ttn^enuin) f. ©emein.
Ängleldjljeit^ ber SRenft^en, f. ©erfc^ieben^eit.
ttnglüxk. ttttglüdi^fäUt.
1) aUgemeitt^eit be« Unglüdd.
Oebed cin}elne UnglüdE erfd^eint }tt)ar ate eine ^u^na^me; aber ha9
Unglücf überhaupt ifl bie SRegel. {% II, 312.)
2) Setf(^iebened Ser^alten bed (Eutolod unb 2)^««
lolod bei Unglüd^fäHen. (@. Sulolo^ unb 3>qd-
lolod.)
3) Serfd^iebene äBirlung ber UnglüdtdfttUe auf ben
Sorbereiteten unb auf ben Unoorbereiteten.
!Cag ein UnglüdCdfaQ und weniger fc^wer }u tragen fdOt, koenn
ton jum Soraud i^n aU möglich betrachtet unb und barauf ge«
faßt gemacht ^aben, mag ^auptfttc^Itc^ ba^er lommen, baß koenn toir
ben %aü tior^er ald eine bloße üRöglic^feit überbenlen, toix bie 9ud*
be^nung bed Unglüdd beutßc^ überfe^en unb fo ed menigllend ald ein
enblic^ed unb überfd^aubared erfennen, in t^olge moDon ed bei feinem
mirflic^en Eintritt bo^ mit nic^t me^r atd feiner toa^ren ©c^mere
koirlen tann. äBerben mir hingegen unt)orbereitet getroffen, fo fann
ber erfc^rodEene ®eifl im erfien %[ugenblid( bie ©rbße bed Unglüdfd
nic^t genau ermeffen unb er flellt ed fic^ ba^er leidet Diel größer bar,
Qto ed mirllic^ ifl. «uf gleiche Srt läßt S)unrel^ett unb Ungemiß^eit
jebe ®efa^r größer erfc^einen. S)a}u fommt no^, baß mir für bod
ald möglich antidf^irte UnglüdC jugleic^ auc^ bie Stroflgrünbe unb 9b»
hülfen überbackt, ober menigflend und an bie Sorfleüung beffelben ge«
mö^nt laben. {% I, 604.)
4) SEDad }um gelaffenen Ertragen ber Unglücffttlte
am beflen befähigt.
9{id^td mirb und }um gelaffenen (Ertragen ber und treffenbeu Uu«
glüdCdfäOe beffer befähigen, ald bie lieber jeugung t)on ber SEBa^r^eit,
baß %aed, toa^ gefcf)iel^t, Dom ©roßten bid ium ^leinflen, notb«
Unik»erfltat«))l^t(ofo|)l|ie 4()9
menbig gef(^ief|t. !Denn in ia9 mVDttmtMxif 9?ot^n)enbige tt)ei§ ber
a»enfc^ flc^ balb ju pnbcn. (?. I, 504 fg. ®. I, 361. C. 61 fg.)
5) Erprobung bcr grcunbe im Unglücf. (®. unter
f^rennbfc^oft: Srprobung be^ f^reunbed.)
6) Serfü^nung bed 9?eibed burc^ bad Unglücf.
Das beim Umfc^Iag U9 ®(ü(fed me^r, a(^ bod Unglücf felbft, ge«
fürchtete ^ro^tocfen ber S^eiber, ha9 $o§ngeIäcf|ter ber ©c^abenfreube,
bleibt meidend an^; ber 9{eib ifl üerfö^nt, er ifl mit feiner Urfad^e
Derfc^munben, unb ha9 je^t an feine ©teile tretenbe äffitleib gebiert
bie HRenfc^enliebe. Dft ^aben bie 9leiber unb $einbe eineö ®Iü(f(i(^en
bei feinem ©turj fic^ in fd^onenbe, tröfienbe unb ^elfenbe §reunbe
Dermanbelt. (S. 237 fg.)
7) !Z)ad S^rfurc^t (Sinflügenbe grogen Unglüdtd. (@.
unter Seiben: ?2lutembe jiraft unb S^rmürbigfeit be«
Seibeu«.)
8) 9tegel jur S^ermeibung bed Unglücfd.
Um nic^t fe^r unglücf üc^ )u merben, ifl bod fld^erfle ÜRittel, bag
man nic^t t)erlQnge fe^r gtücflic^ )u fein. S)emnac^ ifl te gerat^en,
feine Vnfprttc^e auf ©enug, ®efl$, {Rang, S^re u. f. m. auf ein ganj
SRttgtge^ ^erabjufe^en; meil gerabe bad Streben unb SRingen nad^
®IM, ®Ian) unb ®enug e« i% toa9 bie grogen Ungfücfdfttae ^erbet^^
jie^t. i% I, 434 fg.)
1) Uebergemic^t bed Slad^t^eild über ben SHu^tn ber
jfat^eberp^ilofop^ie.
3tt)ar ifl bad Se^ren ber ^^itofop^ie auf Uniüerfltttten i^r auf
mandjerlei Seife erfprieglic^. @ie erhält bamit eine öffentliche Stiften}
unb i()re ®t(nbarte ifl anfge))f[an)t tot ben Sugen ber SRenfd^en.
ferner mxh mancher junge unb fähige jtof^f mit i§r befannt gemacht
unb git t^rem ©tubium aufermecft. %ber biefer Stufen ber ftat^eber*
p^itofop^ie wirb bon bcm 9?ac^t^et( überwogen, ben bie $^i(ofop§ie
a(« ^rofefflon ber $^itofop^ie aU freier SEBa^r^eit^forfd^ung, ober bie
^^ifofop^ie im auftrage ber 9{egierung ber $^i(ofop§ie im auftrage
ber 9Iatur unb 9Renfc^^eit bringt. {% l, 152 ff.)
9Rit ber Unioerfitttttfp^itofop^ie ifi e« in ber Siegel blo« ©piegel«
f enteret; ber wirHic^e Qm^d berfelben ifl, ben ©tubenten im tieffien
®runbc i^retf !Z)enfend biejenige ©eifte^ric^tung ju geben, we(c^e ha9
bie ^rofeffuren befe^enbe SRinifterium feinen 9bfl(^ten angemeffen §tt(t.
"Daran mag biefed im flaatdmilnnifc^en ©tun auc^ ganj Stecht ^aben;
nur fotgt barau9, bag folc^e jfat^eberp^ilofop^ie ein nervis alienis
mobile lignum ifl unb nic^t für emflKc^e, fonbern nur für ©paag«
p^itofop^ie gelten lann. (9B. II, 180. % I, 151 ff. 209.)
410 Untt)eTfitä»t»^tIofo)>l^te .
2) ®egenfa^ jtoifd^eti ben $l^i(ofo))^iet)rofefforen unb
SDer eigentliche &n{l ber $^tlofo)>^ie))rofef[oren liegt barin, mit
S^ren ein rebtic^ed ^[udtommen für ficf| mbfi äBeib unb ^nb ju er«
merben, aui^ ein geh)iffed Snfe^en Dor ben Seuten ju genießen; hingegen
wirb bad tief6eh}egte ®emttt^ eined loirllic^en ^^itofop^en, beffen ganzer
unb groger ^mfl im 9[uffud[)en eiueö ©c^Iüffcte ju unferm fo rSt^tl'
i^aften, loie miglid^en 2)afein liegt, Don i^nen }u ben ni^t^ologifdjen
SBefen gejault. ÜDenn ha% ed mit ber $^iIofop^ie fo red^t eigent«
lieber, bitterer (Smfi fein lönne, lägt tool^I in ber Siegel lein 9Renf(^
ft(^ meniger träumen, atö ein !Z)ocent berfelben. 3)aber gehört tS )u
ben feltenßen gäOen, bag ein mirltic^er $^iIofo))^ juot^ic^ <in Docent
ber ^§iIofo|)^ie gemefen wäre. (?. I, 153 fg.)
üDie i^nit, bie t^on ber $(|iIofop^te leben wollen, werben ffiij^
feiten eben SDte fein, welche eigentlich für fie leben, bisweilen abet
fogar !Z)ie, weld^e berfiecfterweife gegen fie mac^iniren. ($. I, 195.)
SDie $^iIofo))^ie lann nur gebei^en, wenn fie aufhört, ein ©ewerbe jn
fein; bie ^r^aben^eit i^re^ @treben9 Verträgt fic^ nid^t bamit. ($.1;
169. 210. SB. I, »orrebe XIX; II, 179. 91. SJorrebe Xfg.)
Um eigentli^ ju )>^iIofo))^iren, mug ber ®eifl feine ^mdz Dcrfotgen
unb alfo nid^t bom SSßiHen ge(enTt werben, fonbem fic^ ungeteilt ber
Sele^rung Eingeben, welche bie anfc^aulic^e SeU unb bod eigene 9e«
wngtfcin i^m ert^eilt. $^i(ofo))^ie))rofefforen hingegen finb auf i^ren
perfönlid^en 9tu^en unb waö ba^in fü^rt bebad^t; ba (iegt i§r Srnß.
!Z)arum fe^en fie fo biele beuttid^e ÜDinge gor nic^t, ja fommen n\i\i
ein einjiged 3Jla\ au^ nur über bie Probleme ber ^^Hofop^ie }ur
»efinnung. (?. II, 4 fg.)
ÜRan ne^me irgenb einen Wirflic^en ^^ilofop^en jur^anb, gleich*
t)ie( avß w^ic^er 3cit, aud welchem Sanbe, fei ed 0(ato ober 9rifioteH
Sartefiu« ober $ume, SRatebrond^e ober Sode, ©pinojQ ober ftant,—
immer begegnet mon einem fc^önen unb gebanfenrei^en ©eifle, ber
(Erfenntnig fjat unb Srlenntnig Wirft, befonber9 aber ^etd reblid| bt*
mü^t ifl, fi^ mitjut^eilen; ba^er er bem empfänglichen Sefer bei jeber
3eile bie 9Rü^e bed Sefen^ unmittelbar üergilt. 9Bad bagegrn bie
©c^reiberei unferer ^^ilofop^afier [o gebanfenarm unb babur^ marternb
langweilig mac^, ifl )War im legten ®runbe bie Sftrmut^ i^re^ ©eifletf^
}unäc^{l aber 3)iefe^, bag i^r JBortrag fld^ burc^gftngig in ^tfc^ (A*
fhacten, allgemeinen unb überaus weiten Segriffen bewegt, ba^r au4
meifienS nur in unbefitmmten, fd^wanfettben, t^erblafenen Sludbrüdfen
ein^erfd^reitet. {% I, 176 fg.)
3) ®egen bie Snmagung ber Unit^erfitäten, in Saiden
ber ^l^ilofop^ie ba^ groge SBort )u führen.
S)ie UniDerfltäten finb offenbar ber ^erb aOe^ iene« ®piett»
welche« bie Vbfic^t mit ber $^i(ofopl^ie treibt. 9}ur mittetfi i^rer
llnorganifc^e 411
lottnten Sani9 (Speere ma^enbe Setfinngen Derbrttngt loerben hnxif bie
993inbbeute(eten etne^ fftd^e itnb t^m Ve^nli^er. S)te0 ^fitte nimmer»
me^r gefc^^en lönnrn bor einem eigentUd^ p^itofof^^ifd^en ^nbltfum,
b. (. einem bie $§iIofop^ie i^rer feßf} megen fu<l^enben, au9 toirtlit^
benfenben Äöpfen befle^cnben ^ublifum. 9?ur mittclfl bcr Uniücrfitäten,
Dor einem (m9 gläubigen ©tubenten befle^enben $ublilum, ifl ber ganje
f)^iIofop^ifc^e @ranbat ber testen 50 da^re mögti^ getoefen. 3)er
©runbirrt^um Riebet liegt nämlic^ borin, baß bie Uniberfitäten au(^
in ©ac^en ber $§iIofop^ie bad groge Sßort unb bie entfd^eibenbe
©timme flc^ anmaßen, )De(d^e allenfalls ben brei obem f^acuTtttten }u*
fommt. Daß jebod^ in bcr ^^ilofo^^ie, art einer SBiffenfd^aft, bie
erfl gefunben werben foH, bie ©ad^e fl(^ anbcrö öer^äü, loirb über*
fe^en; mie ani^, baß bei 93efe^ung p^itofo^^ift^er itfftftüffit nit^t, koie
bei anbern, aSein bie ^tt^igleiten, fonbem nod^ me^r bie ©efinnmtgen
bed jlonbibaten in Setra^t fommen.
Deffentlid^e Se^rfUi^e gebühren allein ben bereits gefd^affenen,
loirfli^ bor^anbenen äBiffenfc^aften, mld^t man ba^er eben nur gelernt
}u §aben brauet, um fte lehren ju Ibnnen* %ber eine SBiffenfd^aft,
bie noc^ gar nic^t e^ftirt, bie i^r S^zl noc^ nid^t erreid)t ^at, nid^t
einmal i^ren SBeg {Ic^er lennt, ja beren SOtögüc^feit nod^ befiritten
toirb, eine fold^e SEBiffenfc^aft burc^ ^rofefforen lehren ju lajten ift
eigentlich abfurb. (% l, 193—195.)
4) (Smpfe^Iung ber (Sinf^ränfung beS t)^iIofo))^ifd^en
Unterrid^tS auf Uniberfitttten.
@te§t man t)on ben ©taatSjmetfen ab unb faßt b(oS baS Ontereffe
ber ^^ilofop^ie in*S 9uge, fo muß man Münfi^en, baß aQer Unter*
rid^t in berfe(ben auf Uniberfitäten ffareng befc^ränlt »erbe auf ben
Sortrag ber Sogil, als einer abgefd^Ioffenen unb fheng bett)eisbaren
SBiffenfc^aft, unb auf eine gang succincte t)or}utragcnbe unb burd^auS
in ^inem ©emefier oon 2:^aled bis Jfont }u abfolnirenbe ©efd^ic^te
ber $^i(ofo))f|ie, bamit fie in $oIge r^rer ftürge unb Ueberfid^tlic^Ieit
ben eigenen Hnfic^ten beS ^errn $rofefforS mögti(^ft menig ©pietraum
gefiatte unb b(oS a(S Seitfaben jum tttnftigen eigenen ©tubium auf-
trete. (?• I, 210 fg.)
ttnorganifdit, baS.
1) ©egenfa^ jmifc^en bem Unorganifc^en unb beut
Drganif^en. (©. unter geben: ©efcn beS Seben« unb
®egenfa^ beS Sebenben gegen baS Seblofe.)
2) 9rt ber Urfa^en, mcli^e bie Serttnberungen ber
unorganifd^cn Jtörper betoirlen. (@. unter Urfad^e:
!Z)ie brei formen ber Urfttd^lii^Ieit.)
412 Unred^t
3) SEBatum in ber unorganifd^en 92atur bte (Enbur-
fachen }urü(ftreten. (®. unter !£eIeoIogie: ©egenfa^
}ti)if(^en ber orgonifc^en unb unorganifd^en 97atur in ^inflc^t
auf bie (SrnUrung burc^ (Snburfad^en.)
4) Sefl^etifc^e äBirfung ber unorganifd^tn 9?atur.
(®. unter 3?otur: Äep^ctifc^c SBirfung ber 9?atur.)
Unvtifi.
1) begriff bed Unrec^tö im ©egenfage ju bem 8e«
griff bc^ SRed^t«. (©. unter SRe^t: 9?egatiöttät be«
93egriffd M Slec^t^O
2) Sefonbere 9{u6rilen be^ Unrec^td.
!Z)a9 Unrecht brüdCt [xä^ in concreto am DoQenbetfien unb l^onb*
greiflic^fien au9 im ftannibali^mud. yiäifft biefem im SRorbe.
1119 bem Sßefen nad^ mit bem Sterbe glei^artig unb nur im ®rabe
Don i^m t)erf(^tebcn ifl bie abfic^tli^e SJerflttmmelung, ober
bloge Serle^nng beö fremben Seibe^ anjufe^en, [a j[eber @(^Iag. —
Y^erner {teilt bad Unrecht ftd^ bar in ber Unterjochung bed anbem
Onbimbuumö, im 3wö"9^ beffelben gur ©ftoüerei; enbti(^ im An-
griff bed fremben Sigent^umd, raetc^er, fofern biefed a(d t$ru(^t
feiner Slrbeit betrachtet n)trb, mit jener im äBefenttid^en gleichartig ifl
unb fic^ )u i^r Der^ält^ tüit bie bloge Serle|ung jum SDIorb. (^.I,
395 fg. $). 377.)
Unter eine biefer fünf SRubrifen n^irb fic^ mf)l jebed Unrecht bringen
laffen; boc^ fann ed oft gemifc^ter S(rt fein unb unter mehrere 9^u«
brifen jugleic^ ge^5ren. !Die gule^t genannte 9tubri{, Angriff be^
(Sigeut^umd, begreift bie mannigfaltigßen SäHe: betrug, Vertrags-
bruch u. f. m.
9Ud eine befonbere, fec^fie 9tubri! beS Unred^td lönnte man bie
^erle^ung ber auS ben ©e^ualüer^ältniffen ^erDorge^enbeu $er*
binblid^feiten anfe^en. ($. 377. Sergl ©efc^led^tSDcr^ältnig.)
3) «rten ber 3(udiibung beS Unre^t«.
S)ie Sudübung beS Unrechts gefc^ie^t enthieber burc^ &ttoixlt, ober
burd) Sift. (3B. I, 398. »ergl. ©ettalt unb 8ift.)
4) ©rabe beS Unrechts.
Sei ieber ungerechten ^anbtung ift bad Unred^t ber Ona(it&t
nac^ bad felbe, nttmlid^ Scrle^ung eineS Snbern, ed fei an feiner
^erfon, feiner ^rei^eit, feinem (Sigent^um, feiner <S^re. 9ber ber
Ouantitdt nai^ fann ed fe^r üerf Rieben fein. SDiefe 9$erfd^ieben^it
ber ©röge bed Unrechts fc^eint Don ben a)7ora(i|len noc^ nid^t
gehörig unterfuc^t }u fein, tDtrb jeboc^ im toirKid^en Seben überall
anerfannt, inbem bie ©rüge bed %ahzU, ben man barüber ergel^en
Ittgt, i^r entfprid^t. Ser }. S3. bem ^ungertobe na^e ein 9rot ftie^It,
Unte(^tlt(^!eit — Unf(^u(b 413
begebt ein Unrecht; aber tute ffein ift feine Ungercd^ttgleit gegen bie
eined 9{ei(^en, ber auf irgenb eine SBeife einen Strnten um fein Sigen«
Üjmi bringt. (C. 219 fg. — Ueber ben ü»o§fiab für bie ©rößc be«
Unrecht« f. unter ©ere^tigfeit: @robe ber ®ere(^tigfeit.)
5) 3)ie ©(^u^anftait gegen bad Unrecht, ber Staat.
(@. @taat unb Staatdlunft.)
](iitcd)Uid)ktil.
S)ie Unred^tlic^feit liegt tief im menfc^Kd^en Sßefen. S)a§er toirb
t9 ber ©taat^funfl ni(^t gelingen, bad Unved^t gttn}(i(^ an9 bem
^emeinmefen ju Derbannen; fonbem t9 »irb immer f(^on Diel fein,
loenn fie i^re Aufgabe fo »eit (bjl, bag mög(i(^fl »enig Unrecht
im ®emeinu)efen übrig bleibt. ($. II, 267.)
](ttfd)litfftsluit.
Die Unf(^Iüffigreit, aU bei welcher burc^ ben SBiberflrett ber iDIotiDe,
bie ber dnteOect bem SBiOen Dor^ttlt, biefer in ©tiOßanb gerät^, alfo
gehemmt ifi, fd^eint eine Störung be^ Sßillend burc^ ben OnteQect
unb folglid^ ein @egenben)ei9 gegen ben $rimat bed SEBiOen^ über ben
dnteÜect ju fein. 9Dein bei näherer SSetrad^tung mirb t9 fe^r beut«
tid^, bag bie Urfac^e biefer {Hemmung nic^t in ber S^ötigfeit beö
dnteUectd aU fotc^er liegt, fonbeni gan} aHetn in ben bur^ biefelbe
Dermittciten ttugern (Segenfiänben, al^ meiere biefed 9Rat )u bem
^ier bet^eiligten SBiQen gerabe in bem Ser^ältnig fielen, bag fie i§n
nac^ Derfc^iebenen SRic^tungen mit jtemlid^ gleicher ©tttrie gießen;
biefe eigentliche Urfad)e mxh blod burc^ ben OnteÜect, al9 bad
SOtebium ber äRotioe, ^inburd^. Uuentfc^Ioffen^cit aU Q[^arafter}ug ifl
eben fo fe^r burc^ (Sigenf(^aften bed SBiOend, ate bed dnteÜectd be-
bingt. Xeugerfl bef(^ränften ftöpfen ifi fie freitid^ nic^t eigen.
(28. II, 246 fg.)
ttnfd)ullr.
1) 3)te Unfc^utb ber $flan}e.
3)ie Unfd^ulb ber ^flange beruht auf i^er (SrCenntnigtofigTeit; nid^t
im SBoQen, fonbern im SEBoQen mit (Srienntnig liegt bie @(^ulb.
(ffl. I, 186.)
2) Der @tanb ber Unfd^ulb im golbenen 3^tta(ter.
Die Unfc^ulb ifi toefentti(^ bumm. Die« ba^er, toeil ber ^v^tü
bed liebend ber ifi, ba§ mir unfern eigenen böfen 23iOen erlennen, bag
er Object für wA merbe unb mir bemnad^ im dnncrfien und belehren.
Unfet Seib ifi fc^on ber £)b]ect gemorbene SBiOe, unb bie Staaten, bie
mit feinettoegen DoDbringen, jeigen und bad 95fe biefed SBiOend. dm
Stanbe bet Unfd^ulb, mo aud 9RangeI an Serfud^ung bad Söfe
unterbleibt, ifi ba^er ber 9Renfd^ gleic^fam nur ber Vpf^arat jum
414 UnpcTblic^Wt — UniCTpörbortcit
itbtn, unb 'S)a9, tooju btefer Slpparat ba ijl, bietet noc^ Qud. 2)er
(S^arafter biefed leeren 3)afetnd ijl 92U(^tern^ett, üDumm^ett. (Sin
golbened ^dtaiUx bet ttnfc^nlb, im ©c^Iaraffenlanb, ift ba^er fabe
unb auc^ eben ntd^t e^rtt)Urbig. ÜDer erfie Serbrec^er, bet erfle SRötber,
Sain, ber bie ^äjulh unb burd^ {ie erfl in ber 9ttm bie S^ugenb unb
fomit bie ^ebeutung betf Sebend etlannt f^at, ifl eine tragif(^e SiS"^^
bebeutenber unb e^mürbiger, ate alle bie unfc^ulbigen ©c^Iora^en.
(2K. 736.)
3) S)te Unfc^utb be« Slltert^um«.
!3)Qg bad äUtert^um mit fo t)iel Unfd^ulb befleibet ^or und fie^t,
ifi bod^ blod, nieil ed bad ^^rifient^um nid^t (annte. ($. 384.
Sergl. bie ällten.)
ttttflerblidjkett, f. Unjerfibrbarfeit
ÄntJemiinflij, f. Vernunft. SSernünftig.
Unvtvfdt'dtttt^tit.
3um ®t|mbo( ber Unberfd^ämt^eit unb 2)ummbreifiigfeit foDte man
bie fliege nehmen. S)enn »ä^renb alle i^^iere ben ilRenj^en über
SlHed fc^euen unb fc^on don ferne dor i^m fliegen, fe^t fie ft^ i^m
auf bie 5Rafe. {% 11, 684.)
UnDttfiara.
1) ä&efen bed Unberflanbed.
Unberftanb ift ÜRanget an Sinftd^t gemäg bem ©efe^ ber @anfatttät.
(SaS. I, 613. S3ergl. «erfianb.)
2) Sereinbarfeit bed Underfianbed mit ^Jernunft.
Sernunft lann fi(^ fe^t tt)o^( mit Unüerftanb bereinigen. Died ifl
ber %ati, tütnn eine bumme äRajime gemä^It, aber mit Sonfequenj
burc^gefü^rt tt)irb. ^ie^er gehören aQe ®etübbe, bereu Urf{>rung
9RangeI an Sinfic^t gemttg bem ®efe^ ber Saufalität, b. ^. Under'
flanb ifl; nic^td beflo weniger ifl ed vernünftig fle }tt erfüDen, toenn
man einmal don fo befd^ränltem Serflanbe ifi, fie ju geloben. (SB. l,
612 fg.)
Un}ttft'6vbaxktxiy unferd äBefend an fic^ burc^ ben Xob.
1) Ser^aUnig bed Sobe« ju unferm SBefen an fic^.
(®. lob.)
2) ©runbbebingung ber Unjerflörbarfeit unferd 9Be«
fend an fic^ bur^ ben 2)ob.
Unjerflörbarlett nnfertf magren Sßefend butd^ ben Stob lamt o^ne
Sfeitttt beffelben nic^t emfUic^ gebac^t merben, »ie au^ fc^metlic^
o^ne funbamentate ©onberung bed SSSiÜend bom dnteüect. (91. 142.)
Unaerflörbarfcit 415
Vfeität tfl bie Sebingung, mte ber 3u^^<^nuttgdfä^ig(ett, fo and^ ber
Unpetblic^Frit. (% 1, 137. «ergl. «fcität.) Der ST^ciörau« ifl
ba^er mit bem Unflerblic^feitdglauben unvereinbar. (Sergl. unter
©Ott: ®egenbeu)eife gegen bad S)Qfein @otted.)
3) Sin |^inberni§ ber (Erlenntniß ber Un)erflör6arfeit
unfern äBefend bur(^ ben 2:ob.
Son ber Unjerfiörbarfeit nnferd »a^ren SBefend burd^ ben 2:ob
»erben mir fo (ange fatf^e Segriffe ^aben, ate mir und ntd^t ent«
festlegen, fie )ut)örberfi An ben S^^ieren ju fhtbtren, fonbern eine aparte
9rt berfelben, unter beut pra^Icrifc^en Planten ber Unflerblic^Ieit^ und
allein anmaßen. jDiefe Sfnmagung aber unb bie 93ef(^ränlt§eit ber
Slnfid^t, an» ber fle ^erüorgc^t, ifl ed ganj allein, »edmegen bie
meiflen äRcnfc^en ftc^ fo ^artnädig bagegen ftrSuben, bie am Slage
liegenbe SBa^r^eit anjuerfennen, bag koir, bem SBefentlic^en nac^ unb
in ber ^auptfa^e, bad @eI6e finb mt bie St^iere; ja, ba§ fie Dor
lieber Hnbeutung unferer SSenoanbtfc^aft mit biefen jurüdEbeben. ÜDiefe
Verleugnung ber SBa^r^eit aber ift t9, teet^e me^r aU alled Vnbere
i^nen ben SEßeg üerfperrt }ur mirÄic^en (Erfcmttnig ber Unjerfiörbarfeit
nnferd Sefend. (2B. II, 549 fg.)
4) Qvi\ammtn\alUn bed Serßänbniffed ber Unjer*
ftörbarleit unferd äBefend bur^ ben S^ob mit bem
ber dbentität bed 3Rafrofodmod unb SRifroIodmod.
dm ©runbe finb mir mit ber 9Be[t t)iel me^r (Sind, ald mir ge«
mi5^nU(^ benfen; i^r innered SSefen ifl unfer ffiiQe, i^e Srf^einung
ijl unfere Sorfleüung. 2Ber biefed (Stndfein fid^ }um beutlic^en Se«
mugtfein bringen fiJnnte, bem mürbe ber Unterfc^ieb jmif^en ber
Sortbauer ber Xugenmelt, nac^bem er geftorben, unb feiner eigenen
Sortbauer na^ bem Sobe oerfc^minben; Seibed mürbe flc^ i^m a(d
Sined unb Daffelbe barfieOen, ja, er mürbe über ben 993a§n lad^en,
ber fle trennen lönnte. Denn bad Serfiänbnig ber Unjerfldrbarfcit
unferd Sefend fäUt mit bem ber dbentität bed SRafrofodmod unb
SRitroIodmod jufammen. (9B. 11, 554.)
5) Die grünblic^fie Sntmort auf bie grage nad^ ber
Sovi^ttuer.
Die grünblic^fle Hntmort auf bie gfrage nad^ ber Sortbauer bed
dubioibnumd nad^ bem S^obe liegt in Jtantd groger itfpct Don ber
dbealitSi ber 3^1 1. Anfangen, Snben unb So^^auem finb 9e«
griffe, meiere i^re Sebcntung einjig unb aDein Don ber ^tit entlegnen
unb fo(gli4 nur unter Soraudfe^ung biefer gelten. SlQein bie ^üt
|ot fein abfoluted Dafein, ift m4t bie Vrt unb SBeife bed @eind an
fi<^ ber Dinge, fonbern blod bie Sorm unferer Srfenntnig t)on
nnferm unb aller Dinge Dafein unb 9Befen, meldte eben babur(| fe^r
uuDoIHommen unb auf bloge (Srfd^einungen befc^rftnft ift. 3n {^infi^t
41G Ungufrieben^rit — Urfad^e. Urftt(^ti(^feit
auf biefe allein alfo finben bie 93egrtffe üoit Vuf^ören luib f^ortbauent
9(nmenbung, nic^t in ^infic^t auf \>a9 in i^nen ftc^ S)ar{lenenbe^ bad
2Be[en an ^c^ ber ÜDinge, auf mlijt^ angciDanbt j|cne Segnffe ba^
feinen ©inn me^r ^abcn. (SB. U, 562 fg. % II, 286.)
jDq nun bent SBefen au flc^ M SRenfc^en megen ber bemfelben
an^ängenben @(imination ber B^^^^^S^^ff^ ''^^ne ^ortbouer 6ei}ulegen
ifl, baffelbe aber bo^ uu^erflörbar tfl, fo merben totr ^ier auf ben
Segriff einer Unjerftörbarleit, bie jeboc^ feine Sortbauer tfl, geleitet.
2)iefer Segriff nun ifl ein fplc^er, ber auf bem 2Bege ber Xbfiraction
gemonnen, flc^ cl^^ adenfaOd in abstracto benfen läßt, jebo^ burc^
feine Xnfc^auung belegt, mithin nic^t eigentlich beutlic^ werben fann.
(ffi. II, 663. % II, 286. 2960
)lnjufrielrenl)nl.
Unfere beftänbige Unjufrieben^eit ^at großen !£^eil9 i^ren ®runb
barin, bag fc^on ber ©elbfier^altiing^trieb, überge^enb in ©elbflfuc^t,
und bie aRa^ime jur $fli(^t mac^t, fletd Xc^t ju (aben auf ^a«,
\va^ und abgebt, um banac^ für beffen ^erbeifc^affung gu forgen.
jDa^er {inb mir fletd bebac^t anfjuftnben, ma9 und fe^tt; toad »ir
aber bcfi^en, lägt jene 9)ta^ime und überfe^en. Diefelbe jerflört ba^er
unfere Bw^-'^^bcn^cit. (^. 446.)
Die ®ränae unferer üernttnftigcn SBüufc^e ^infic^tUc^ bed Sefi^ed
ju beflimmcn \\t fd^tDterig, mo nic^t unmöglich. 2)enn bie 3^tfrieben«
l}eit eined Oeben in biefcr ^infici^t beruht nic^t auf einer abfointen,
fonbern auf einer blod relotioen ©röße, nttmtic^ auf bem Ser^ttltntg
2h)if(^en feineu Vnfprüc^en unb feinem Sefi^. !Die Duelle unferer
Unjufrieben^eit fiegt in unfern fletd erneuerten Serfut^en, ben Factor
ber Jlnfprüd^e in bie $)5^e ju fc^ieben, bei ber Unbemeglic^teit bed
anbern gactord, ber ed oer^inbert. {% I, 365 fg.)
](rfad)t. )ltrd(i)lui)ktit.
1) 2)ad ®efe^ ber Urfä^Iid^feit unb bad®ebiet feiner
©ültigfeit. (®. unter ®runb: @a^ Dom ®runbe bed
SBerbend.)
2) «Priorität bed Saufalitätdgefe^ed.
S)ie 9ebtngt§ett ber Slnfd^auung burc^ bie Slnioenbuitg bed Saufali«
tätdgef e<^ed (Dergl. unter Snfc^auung: dnteOectualität ber Snf c^aunng)
beiveifl, bag 3cit, diavaa unb Saufalität n^eber burc^ bad ®efid)t,
no(^ burc^ bod ®etaft, fonbern überhaupt ni(^t Don außen in und
fommen, Dielme^r einen innem, ba^er nic^t empirifc^en, fonbern in*
teOectueHen Urfprung ^aben. (®. §. 21.) äBirflic^ liegt in ber
Stotbtuenbigfeit eined oon ber, empirifc^ allein gegebenen ©inned«
empfinbilUg }ur Urfac^e berfelben }u mac^enben Ueberganged, bamit
ed }ur Stnfc^auung ber Slu§enh)elt fomme, ber einjige äc^te Setoeid'
grunb baoon, ba§ bad ®efe^ ber Saufalität Dor aller (Erfahrung
und belügt ifl. (98. n, 42 fg.)
Urfac^c, Urfäc^tic^Wt 417
!Die ilpriorttät be^ Saufatitätdgefe^ed loirb (eben Xugenbüd bur^
bie unerf(^ütter(td^e ©etsiß^ett beftättgt, mit ber debet in aOen gäQen
Don ber @rfa^rutig ertoartet, bag fie biefem ©efe^e gentttg audfaOe,
b. f). iuxdi bie %pobifticität, bie kuir fdbigem beilegen, bte ftc^ üon
jeber anbent auf dnbnction gegrünbeten ©emig^eit, 3. 9. ber entpirifd^
erfannter Staturgefe^e , babur^ unterfc^eibet, baß ed und fogar ju
benfen nnnibgltc^ i\t, bag biefed ©efe^ irgenbioo in ber (Srfa^rungd»
melt eine Slndna^me leibe, ä&ir lönnen und g. 9. beulen, ba§ ha^
®efe( ber ®rQt)itation ein SRqI aufhörte 3U toirfen, ni^t aber, baß
biefed o^ne eine Urfac^e gefc^ä^e. (®. 89 fg.)
3) 3^^i SoroIIarien bed Saufalttätdgefe^ed.
^ud bem ©efe^e ber Saufalität ergeben flc^ jUiei teic^tige Sorol»
larien, nämlid^ bad ©efe^ ber S^rttg^eit unb bad ber Se^arr«
lic^feit ber ©ubflanj. (Sergl. S^rttg^eit unb ©ubftanj.)
4) Unterfc^ieb jttifc^en Urfad^e unb ftraft. (®. ftraft.)
5) Unterfc^ieb jmifd^en ber ganjen Urfac^e unb ben
einjelnen urfäc^li^en SRomenten.
jDog, »enn ein 3uf^<^it^^ um Sebingung gum (Eintritt eined neuen
ju fein, alle Seftimmungen bid auf eine ent^ölt, man biefe eine,
menn fie jnle^^t noc^ ^in}utrttt, bie Urfac^e xax e^ox^jv nennt, ifl
}mav infofern richtig, aU man fiij babei an bie letzte, ^ier aOerbingd
entfc^eibenbe Seränberung §ä(t; baüon abgefe^en aber ^at, für bie
t^efifledung ber urfäc^tid^en S3erbinbung ber 3)inge im allgemeinen,
eine Seflimmung bed caufalen ßufianbed baburc^, bag fie bie le^te
ifi, bie ^injntritt, Dor ben übrigen nic^td Doraud. 92ur ber ganje,
ben (Eintritt bed folgenben ^erbeifü^renbe 3uß<^nb ifl al9 bie Urfac^e
angufe^en. 3)ie Derfc^iebenen einjelnen Seftimmungen aber, totlift erfl
jufammengenommen bie Urfac^e com))Ietiren unb audmac^en, lann man
bie urfäc^lic^en äRomente, ober au(^ bie Sebingungen nennen unb
bemnac^ bie Urfac^e in foI(^e jerlegen. (®. 35.)
6) 3<^i^^<^^^(^ni§ jmifc^en Urfad)e unb SBirfung.
«
3uni mefentti^en S^arafter ber Urfac^e gehört ed, bag fte aRemal
ber SirTung ber ^tit mdj Dor^erge^e, unb nur baran roirb urfprüng«
tid^ crtannt, »etiler Don jmei burc^ ben (Saufalne^ud üerbunbenen 3u-
fittnben Urfad^e unb metc^er 3Birfung fei. Umgele^rt giebt ed Säue,
h)o und aud früherer (Erfahrung ber (Saufalne^ud befannt ifl, bie
®ucceffion ber 3uPänbe aber fo fc^nell erfotgt, bag \\t ftc^ unferet
SQa^me^mung entjie^t ; bann fd^Iiegen tt)ir mit DöOigcr ©id^er^eit bon
ber Saufalität auf bie ®ucceff1on, j. 9. bag bie Sntjünbung bed
^ufoerd ber S^ploflon Dor^erge^t. (®. 42. 151 fg. SB. n, 44 fg.)
7) S)ie bret t$ormen ber Urfäc^Iid^reit.
ÜDie (Saufalitttt tritt in ber Statur unter brei Derfc^iebenen Sonnen
auf: ald Urfad^e im engflen @inne, cA9 9{eij, unb atd fDIotib.
64open^auev'£eitiKon. II. 27
418 UrfQd^e. Urfäc^Hii^fett
Vuf biefer Serfc^teben^eit beruht ber toaste unb tDcfetitlic^e Unterf^ieb
jmifd^en unorgantfc^em ftörper, ^flanje unb S^tcr.
3)te Urfa^e im engflen @inne tft bie, nad| locld^cr au^fc^Itegßc^
bie Serttnberungen int unorganifc^cn ^tidjt erfolgen, alfo bicjenigen
9Birfungen, h)el(^e bad 2:^enia ber Wltäfanit, ber $§9fif unb ber
S^emie finb. S3on i§r adetn gilt bad britte 97en)tonif(^e ©runbgefe^:
,,Sßirfung unb @egenU)ir!ung finb einanber gleid^/' f^emer ift nur
bei biefer Somt ber Saufalität ber ®rab ber SBirfung bcm ©rabe
ber Urfad^e fletö genau angemeffen, fo ha^ an9 biefer [mt ftc^ be«
rechnen lägt unb umgehört.
2)ie jtteite t^orm ber daufatttät ifl ber Steig; fie be^eiTfc^t bad
organifc^e lieben ald folc^ed, alfo bad ber ^flanjcn, unb bcn Degcta*
tiDen, ba^er ben)u§t(ofen 2:^cil bed t^ierifc^en lOcben^. (lieber ben
©egenfo^ }n)ifd^en beut organifc^en unb animalifc^en Sieben Dergl.
Seben.) ®ie d^araftcrtftrt fid^ burc!^ 9btt)efen^cit ber 9){er!niale ber
erflen %otm. 9tfo finb §ier SBirfung unb ©egenmirfung einanber
nic^t gleich, unb feinedniegd fotgt bie Ontenfltüt ber SBirhing burc^
olle ©rabe ber dntenfttät ber Urfac^e.
3)ie britte gorm ber Saufalität ifl ba« 9Roti)); fte leitet \>a9
eigentlid^ animalifd^e Seben, alfo bad St^un, b. f). bie äußeren, mit
9ett)UBtfetn gefc^e^enben Setionen aller t^ierifc^en 3Befen. (Ueber ba^
^ebium ber äRotiDe f. unter 93en)ugtfein: Ürfprnng unb ßn^ecf bed
93en)U§tfeind.) S)ie SBirfung eines 9)7otit)d ifl t)on ber zintQ 9{ei}eS
augenfäOig Derf d^ieben ; bie @inn)ir?ung beffelben nömlic^ fann fe^r
furj, [a f!e braucht nur momentan ju fein; bcnn i^re 2Biv!famfeit l)ai
nic^t, toie bie beS 9{ei}eS, irgcnb ein ^er^ähnig }U i^rer ji)auer, jur
9tä^e ht§ ©egenflanbeS u. bgL m., fonbem ha9 SRotit) braucht nur
tt)a^rgenommen ju fein, um ju mirfen, toä^renb ber 9tei} flctd bc9
Sontactd, oft gar ber dntudfudception , allemal aber einer gemiffen
Dauer bebarf. (©.46—48. g. 29 — 36. g. 18fg. 2B. I, 137 fg.
Ueber Wlotit) im Sefonberen f. SRotiD.)
8) S)te ^aßlic^Ieit beS 3ufammen§anged jn)if(^en
Urfa^e unb äBirfung.
Ueberblidtctt toir bie brei gormen ber ßoufalität in ber SBotur, fo
bemerfen tt)tr, bie Steige ber SBcfen in ^infid^t auf biefelben Don unten
naif oben bur^ge^enb, bag bie Urfac^e unb i§re SBirfnng me^r unb
mebr audeinanber treten, fld) beutlic^er fonbern unb heterogener nierben,
mobei bie Urfac^e immer toeniger materieQ unb ))atpabe( ivirb, ba^er
bcnn immer tt)eniger in ber Urfac^e unb immer me^r in ber Sßirfung
gu liegen f(^eint, burc^ loelc^eS SOed jufammengenommen ber 3uf<^>"'
men^ang gmifc^en Urfac^e unb SEBirfung an unmittelbarer gaglid^Icit
unb S3erfi2inb(i4fcit Derliert Hber bei biefer me§r unb me^r eintreten^
ben ^eterogeneitat , dncommenfurabilitttt unb Unoerf{änb(id)Ieit M
Ser^Itniffeö jUiif^en Urfac^e unb SBirfung nimmt feinedmcgd aui^ bie
bnrc^ baftelbe gefegte 92 ot^men bigfeit ab, fonbern bie auf SRotiüe
Urfod^e. Urfäd^tt^feit 419
erfolgenbeu $anb(ungen, bei totld^m bie dncommenfurabtlhSt bed Ser«
^ältniffed jloifc^en Urfad)e unb SBtrfung t^rcn §ö(^flen ©rab erreicht,
^b ebenfo fireng not^menbtg, tote bte auf ine^anifc^e tlrfad^en er«
folgenbett Setoegungen unorganifd^er S6xpvc. (@. 36 — 41. 9?. 87 — 90.
lieber ben täuf^enben ^ijtxn ber f^ret^eit in ben ^anblungen f. unter
Srei^eit: 2Bo bie ntoraüfc^e g^^ei^^it liegt.)
3tDif(^en Urfac^e unb SQitfung tfl ber 3ufotnmeu^ang eigeutti^ fo
ge§eimni§Don, mt ber, toAi^tn man biegtet }toif(^en einer S^uberformel
unb bem ©eifl, ber burc^ fie herbeigerufen not6tt)cnbig erf^eint. (28.
I, 158.) 3)te3^ugung, auf »elc^er man bad 3)afein eined gegebenen
Xf)ittt9 txMxi, ift im ©runbe nic^t ge^eimnigDoOer, atö ber (Srfolg
jleber anbeten, fogar ber einfa^flen SBirfung aud i^rer Urfad^e, inbem
au4 bei einem folc^en bie (SrHärung jule^t anf bad Unbegreifliche
ftö§t. {% II, 101.) Oebe erflörung au« Urfad^en flögt julept auf
ein Unbegreiflid^ed, Unernttrli^e«. ($erg(. Setiologie unb (Sr-
flärnng.)
9) SBa^r^eit ber Se§re Don ben gelegentlichen Ur«
fachen.
ÜRalebranc^e ^at mit feiner Se^re oon ben gelegentlichen Urfad^en
(causes occasionelleR) 9tc(^t. 3ebe natürliche Urfac^e ifl nur ®e«
legcn^eitönrfac^e, gicbt nur ©ctcgen^eit, anlag gur (Srfc^einung jene«
einen unb unt^eitbaren SBiden«, ber ba« Sfnfic^ aUer 3)inge ifl unb
bejfen flufenweife Objectioirung biefe gange ftc^tbare 2BeIt ifl. SKur
ba« ©eroortrcten, ba« ©ic^tbortoerbcn an biefem Ort, ju biefer ^tii,
tt)irb burd^ bie Urfac^e Ijcrbeigefü^rt , unb ifl infofern oon i^r ab-
hängig, mi)t aber ba« ©ange ber Srfc^einnng, nid^t i^r innere«
3Befen. «Ifo aOe Urfac^e ifl ©elegen^cit«urfac^e. (SB. I, 163 fg.)
10) galfc^^eit be« ©a^e«: ,,3)ie SBirfung lann nic^t
me^r enthalten, a(« bie Urfac^e."
Der ®a(: „%)it 9Bir(ung lann ntc^t me^r enthalten, ate bie Ur*
fac^e, o(fo nid^t«, wa« nid^t aud^ in biefer »fire'', ifl falfd^, ba bie
fleinfle Urfad^e oft bie grilgte äBirfung ^eroorruft. @tatt iene« fa(«
fc^en ©a^e« foOte man fagen: !Die Simoirlung eine« itörper« onf
einen anbern !ann au« biefem nur. bie Steugerungen ber in bemfelben
al« feine Dualitäten liegenben Äräftc ^eroorrufeu, unb biefe «euge-
rungcn treten je^t a(« SEBirlung auf. Diefe lann reic^ unb mannig-
faltig fein, ttjä^renb ber a(« Urfac^e auftrctenbe S'6xpcx nur einer ein*
feitigen unb ärmlichen «eugerung fä^ig ifl. (2B. II, 48. $. 347 fg.)
11) Unbenfbarfeit einer erflen Urfa^e unb einer Ur-
fac^e i^rer felbfl.
Sine erfle Urfac^e ifl fo unmöglid^ ju beulen, mie ein Xnfang ber
3eit, ober eine ©ränge be« Staume«. !Denn jebe Urfac^e ifl eine
Seränberung, bei ber man nod^ ber i§r oor^ergegangenen Seränbe«
rung, burd^ bie fie herbeigeführt loorben, not^^enbig fragen mug, unb
27*
420 Urf^)rün9tt(^feit — Urt^eit. Urt^cilen
fo in mfinitum. (©• 37 fg. SB- U, 48. ?. I, 112. g. 27.)
Causa prima ifl eben fo gut, n)te causa sui, eine contradictio in
adjecto. (®. 37.) ÜDie Sette ber Saufatttät ifl not^toenbig anfangt«
lo«. (®. 34.) S)Q« ©efe^ ber (^aufoHtüt lann ba^er ntd^t ba^u
bienen, bad ÜDafein ©otted ^u beh)etfen. (@. unter ©ott: ü6te 9e^
loeife für ha9 IDafein ©otte« nnb ftrttif berfelben.)
Causa sui ifl eine contradictio in adjecto, ein Server, IDad vtai^*
^er tfl, ein frec^ed ^aijtxooTt, bie unenbltc^e Saufalfette abgnfc^neiben.
S)ad redete @m6tem ber causa sui ifi SRünc^^aufen, fein im SEBoffer
finfenbed $ferb mit ben ^Seinen umnammernb unb an feinem über ben
Sop\ nac^ Dorn gefc^Iagenen ßop^t fic^ mit fammt bcm $fcrbe in bie
$öl^e jie^enb; unb barunter gefegt: Causa sui. (©. 15.)
12) Un}uläffigfeit be« 33egriffed ber SBe^feltoirlung.
(©. unter ©runb: ffiec^felfeitigfeit ber ©rünbe.)
13) ÜDie 9e}te^ung bed ©efe^ed ber Saufalität ^um
Srienntniggrunb. (@. unter ©runb: 1>xt gotge in
ber einen ©eftalt atö ©runb in ber anbern.)
14) 2)ie bem ©efe^e ber Sanfalität entf))re(^enbe Hxt
ber 9lot^n)enbigfeit. (®. unter ©runb: 3)ic Dierfac^e
9^ot^)Denbigfeit.)
15) ©egenfa^ ber ivirfenben unb ber (Snbnrfac^en.
(©. Steleologic.)
16) SRegel jur Seflimmung ber Urfac^e einer ä&ir«
fung.
Um regelre^t unb überlegt }u 2Ber(e ju ge^en, mn^ man, e^e man
}u einer gegebenen SBirlung bie Urfac^e }u entbedCen unternimmt, tot-
i^er biefe Sirtung felbjl boüftänbig tennen lernen, meit man aDein
aud i^r S)ata }ur Suffinbung ber Urfac^e fc^öpfen fann unb nur fie
bie {Richtung unb ben Seitfaben ju biefer giebt. {^. 21.)
Um eine in i^ren Sßirfungen gegebene @rf(^einung ju erflären, mug
man, um bie Sefc^affenbeit ber Urfac^e grünbüc^ ju beftimmen, erf)
biefe äBiilung felbft genau lennen. (3B. I, 629.)
ttrfpntiisUdiiuU^ f. Xfeitttt.
ttrt^tU. ttrtl)tiien.
1) 2&ad Urt^eil ijl unb morin ba« Urt^eilen beftc^t.
S)ad Denlen im engeren ®inne befielt nic^t in ber b(ogen ®egen<
tt)art abfhacter Segriffe im Seniugtfein, fonbem in einem Scrbtnben,
ober brennen jineier, ober mehrerer berfclben unter mand^erlei Sfeftric«
tionen unb SRobificationen, meiere bie ü^ogif in ber Se()re oon ben
Urt^eilen angiebt. (Ein fo((^ed beutlic^ gebac^ted unb au^gefpvoc^ened
©egriffgöer^mtnig ^eigt ein Urt^cif. (©. 105.) Da« Urt^eilen,
Urtljett. Urtljeilett 421
btrfer elementare unb lotc^tigfte ^roceg bed S)enfend, befielt im Set»
gleichen jtoeief »egriff e. (®. TL, 120; I, 50.)
2) äBoTQuf fic^ alle 9rten Don Urt^cilen aurttcfftt^ren
laffen.
Xuf bte t)ier möglichen unb burd) räumlid^e Stguren barfleübaren
Ser^fi(tntffe ber »egriffdfp^ären (f. unter Segriff: Segriffdfp^ären)
möchten oQe Serbtnbungen Don Gegriffen jurücf^ufü^ren fein unb bie
gan)e 8e§re Don ben Urt^eüen, beren (SonDerfion, Sontropojition, 9tect«
f)rocation, 2)i0)unction lägt fid^ barau« ableiten. (S. I, 52.)
3) Seflimmung ber Kopula im Urt^eil. (@. Aopu(a.)
4) Unterfd^ieb jtt)if(^en Urt^eil unb @^Ittg. (@.
©(fliegen. @(^Iug.)
5) Unterf(^ieb jn)i[(^en 3)enf6atfeit unb SBa^t^eit ber
Urt^eite.
gü^rt man bie 2)enfgefe6e auf nur jmet jurücf, nttmtid^ bad Dom
au^gefd^Ioffenen Stritten unb ha9 Dom }uret(^enben ®mnbe (Dergl.
üDenlgefe^e), fo ergiebt fi(^, bag ein Urt^eil, fofern t9 bem erften
jDenfgefet^e genügt, benibar, fofern etf bem jmeiten genügt, toa^r
ifl. (S. II, 114. Sergl. unter ®runb: ©a^ Dom ©runbe be« (Sr«
lennend.)
6) !Die Urt^eiUformen.
S)te Sereinigung ber Segriffe )u Urt^eiten ^at getoiffe befiimmte
unb gefe^Iic^e formen, koeld^e, burc^ dnbnction gefunben, bie £afe(
ber Urt^eile au^mac^en. ÜDiefe f^ormen finb grögtent^etld ab}uleiten
aud ber reflectiDen (Srfenntnig felbft, alfo unmittelbar an9 ber Ser«
nunft. Xnbere Don biefen formen ^aben i^ren ®runb in ber an«
fc^auenben (Srfenntnigart, alfo im Serfianbe. 3ieif anbere enbli^ flnb
entftanben au9 bem ^\x\ammtnixtf\tn unb ber Serbinbung ber reflec-
tiDen unb ber intuitioen (Srfenntnigart, ober eigentlich aud ber Xuf«
nannte biefer in jene. (SB. I, 539—657; n, 115 fg. Sergl. au(^
Denfformen unb Jtategorien.)
7) ©egenfa^ ber anal^tifc^en unb f^nt^etifc^e** Ur«
t^eile. Unterfc^ieb ber f^nt^etif^en Urt^eile a
priori unb a posteriori
(Sin anal^tif (^ed Urt^eil ijt blod ein audeinanbergejogener begriff,
ein f^nt^etifc^eö hingegen ift Sitbung eined neuen 9egriff9 au9
imcien, im OnteDect fc^on anbenoeitig Dor^anbenen. Die Scrbinbung
biefer mug aber at^bann bur^ irgenb eine Xnfc^auung Dermittett
unb begrünbct toerben. de nad^bem nun biefe eine empirif^e, ober
aber eine reine a priori ift, toirb an(^ bad baburc^ entfle^enbe Ürt^eil
ein f^nt^etif^ed a posteriori, ober a priori fein.
422 Urt^cil. Urt^cHcn
debeö anal^tifc^e Urt^eit enthält eine S^autologte, unb j[ebed Ur«
t^ett o^ne aUt 2:autoIo8te tfi fi)nt^ettfc^. ^ierau^ folgt, bag cm
SSortrajc anol^tifd^c Urt^etlc nur unter bcr SSorauöfe^ung anjuwenbcn
Pnb, bog S)cr, ju bem gcrebct wirb, bcn ©ubjcctbegriff nt(^t fo öoO-
fiänbifl fcnnt, ober gegenwärtig ^at, wie 3)er, welker rcbct. (?. II,
22 fg. 580,)
£>h ein gegebene^ Urt^eil analQtif^, ober fi)nt^etif(^ fei, wirb im
einjelnen f^aOe erfl benimmt werben fönnen, \t nad^bem im ftopfe bed
Urtl^eilenben ber Segriff bed ©ubjectd me()r ober weniger SoQjlSnbtg-
feit ^Qt. 2)er Segriff „ftafte" ent^Mt im Äopfe Süöier« ^unbert SWal
me^r, aU in bem feinet Sebienten; ba^er bie fctben Urt^eite barüber
für ©iefen f^nt^ctif^, für Oenen bto« onal^tifc^ fein werben. 9?immt
man aber bie Segri^e obiectil) unb wiQ nun entf (Reiben, ob ein ge-
gebened Urt^eil analt|tifd|, ober f^nt^etifc^ fei; fo oerwanbte man ha9
^räbicat beffelben in fein contrabictorifc^e^ ©cgent^cil unb lege biefeö
ol^ne $o))uIa bem ®ub][ect bei; giebt nun bied eine contradictio in
adjecto, fo war bad Urt^eil aiial^tif^, augerbem aber f^nt^etifc^.
(©. II, 390
%vi9 blogen Segriffen fönnen nie anbere, aU anal^tifc^e @&^c
Verborgenen. @oIIen Segriffe f^nt^etifc^ unb bo(4 a priori oerbunben
werben; fo mug not^wenbig biefe Serbinbung burc^ ein ÜDritted Der«
mittelt fein, burc^ eine reine Xnfc^auung ber formellen SRögtic^Icit bei
(Erfahrung, fo wie bie f^nt^etifc^en Urt^eile a posteriori burd) bie
emj^irifc^e 8(nf(^auung vermittelt ftnb. (SB. I, 570.)
8) äBirfung ber Qtxt auf Seric^tigung beil Urt^eiU.
S)ie unau^bleibüc^e SSSirfung ber 2^\t auf bie Seric^tigung be9
Urt^eild foHte man im Singe begatten, um fic^ bamit gu beruhigen, fo
oft parle drrtl^ümer auftreten unb vm fi(^ greifen. ($. II, 511.)
Sei ]eber Serfe^rt^eit in ber ©efeüfd^aft ober in ber lOittcratur foO
man nic^t Dergweifeln unb meinen, bog i9 nun babei fein Setoenben
^aben werbe; fonbern wiffen unb fid^ getröften, bag bie @a(^e hinter«
^er unb aümätig beleuchtet, erwogen, bef))ro(^en unb meißend jule^t
richtig beurt^eilt wirb; fo bag nac^ einer ber ©d^wierigfeit berfelben
angemeffenen Srifi enblid^ fafi SlUe begreifen, wad ber flare ftopf fo«
gtei^ fa§. {% I, 479.)
9) 3Bie man fein Urt^eil audff)re(IVen foU, um ©lau«
ben }u finben.
SBet ba wiD, bag fein Urt^eil ©tauben finbe, fpredie ed falt unb
o^ne Seibenfc^aftlic^feit and. S)enn alle ^eftigfeit entfpringt an9 bem
2BiQen; bal^er wirb man biefe m unb nic^t ber (Srfenntnig, bie il^rer
iRatur na^ falt ifl, ba« Urt^eil }uf(^reiben. 9Ran wirb, weil ba«
SZabicale im SRenfc^en ber SBiUe, bie Srfenntnig aber blo« fecunbär
ifl (oergl. unter OnteUect: ©ecunbäre Statur be« Ontellect«), e^er
glauben, bag ba« Urt^eil aud bem erregten äßiOen, aU bag bie Sr«
Urt^eiI«Iraft 423
regung bed SBillen« blo« m9 bem Urt^eil entfprungen fei. {% I,
493 fg.)
ttrtljciUktaft.
1) SBcfcn bcr Urt^ciUFroft.
Die Urt^eitelraft befielt in bem Vermögen, ha9 anf^oulid^ Srfannte
richtig unb genau intf abflractc ^etDußtfein jn übertragen ; f^e tfl bem-
na^ bie Vermittlerin jmifc^en Serftanb unb Semunft. i)a9 anfd^au«
lic^ Srfannte in angemeffene Segriffe für bie 9?ef[e^on abfegen unb
ftfiren, fo bag einerfeitd ha9 ©emeinfame Dieter realen Objecte burc^
einen Segriff, anbererfeitd i^r Serfc^iebened burc^ eben fo Diele 99e«
griffe gebac^t U)irb, unb atfo ha9 Serfc^iebene tro^ einer t^eitoeifen
Uebereinflimmung boc^ ate Derfc^ieben, bann aber toithtx ha9 dbentif(^e
tro^ einer t^eitoeifen Serfc^ieben^eit boc^ al9 ibentifc^ erfannt unb
gebac^t tt)irb, — bie« «Oe« t^ut bie Urt^eil^fraft. (SB. I, 77. 630.
@. 103.)
ÜDie Urt^eitelraft ifl )tt}ar auc^ auf bem ®ebiete bed abfiracten Sr«
fennend t^ätig, ido fte Segriffe nur mit Segriffen Dergleic^t; ba^er iß
j[ebe^ Urt^eit, im logifc^en ®iune biefed SBortd, aOerbingd ein 993er!
brr Utt^eildfraft, inbem babei aOemal ein engerer Segriff einem weiteren
fubfumirt wirb. 3eboc^ ifl biefe St^iätigfeit ber Urtfteifölroft, mo fle
bloge Segriffe mit einanbcr Dergleic^t, eine geringere unb letd^tere, al9
)D0 fie ben Uebergang Dom ganj Sinjelnen, bem Snfc^aulic^en, }um
tuefentlid) Mgemeinen, bem Segriff, mad^t. d^re S^^ätigfeit im
engeren @inne tritt erfl ba ein, ido bad anfc^aulic^ Sriannte, alfo
bad 9?ea(e, bie (Erfahrung, in bad beutli(^e, abflracte (Erlennen über«
tragen, unter genau entfpred^enbe Segriffe fubfumirt unb fo in ha9
reflectirte aBijfen obgefefet »erben foH. (SB. II, 96 fg. ^. 38.)
2) (Sint^eilung ber Urt^eil«(raft.
ÜDie Urt^eittfraft jerfättt in bie reflectirenbe unb fubfumirenbe,
je na^bem fie nttmtic^ Don ben anfc^aulic^en Objecten jum Segriff,
ober Don biefem ju jenen übergebt, in beiben f^äden immer Dermittetnb
)tt)if^en ber anf(^anli(^en (Srienntnig bed Scrflanbed unb ber reflectiDeu
ber »ernunft. (SB. I, 77.) Die Urt^eilöfraft fud^t enttoeber jum
gegebenen anfc^aulic^en ^aU ben Segriff, ober bie 9tege(, unter bie er
je^brt; ober aber }um gegebenen Segriff, ober 9?egel, ben i^all, ber
le belegt. 3m erlern %aüz iß ße reflectirenbe, im anbem fub-
umirenbe. (®. 103.)
3) S^tx befonbere Seugerungen ber Urtl^eiUIraft.
Sefonbere Seugerungen ber Urt^eiUtraft finb SBi^ unb ©c^arf»
finn; in jenem iß ße reßectirenb, in biefem fubfumirenb t^ätig. (SB.
U, 98. @. unter Säc^ erlief: SBi«.)
424 Urt^ettehoft
4) Sßi^ttgfett ber Urt^etldlraft.
3)ie Ur%ttefraft tfi ba^ äSermögen, tvelc^ed bte feflen ©runblagen
ader SBtffenfc^aften aufjufiellen ^at. 9^ic^t weniger ^at bte Urt^eitd^
haft im ))raftif4en ?eben, bei allen @runbbef(f)tü{fen unb ^aupt»
entf Reibungen, ben Xndfd^Iag ju geben; mie benn bcr richterliche
Slu«fpruc^ in bcr ^auptfai^e i^r S35erl ift. (SB. n, 97.)
6) Seltenheit ber Urt^eiUfraft.
Sei ben meifleu SKenfc^en ifi bte Urt^cildfraft nur rubimentarifc^,
oft fogar nur nomineO Dor^onben; fte flnb beflimmt, t)on Slnbern ge^
leitet ju tt)erben. äRan foll mit i^nen nic^t me^r reben, a\9 nött^ig
ijl. (®. 103.) @ö ifl eine Slrt Oronie, baß man bie Urt^eil^hoft
ben normalen ®eifte^fräften beijä^It, flatt fle aUcin ben monstris per
excessum }U}ufc^reiben. S)ie getvö^ntid^en fiöpfe jeigen felbft in brn
Heitiflen Angelegenheiten SKangel an 3^1^^^"^" }u i^vent eigenen Ur»
t^eil; eben loeil jie aud (Erfahrung miffen, ba§ ed leinet Derbtent.
©eine (Stelle nimmt bei i^nen 93orurtl^ei( unb 97ad)urt^eil ein, moburc^
f!e in einem Buß^^"^ fortbauernber Unmünbigfeit ermatten »erben. (SQ3.
n, 98. $. II, 24. 486. 488. ^. 37 fg. 8crgL unter ©daliegen:
S)ie gä^igfeit beö ©erließen«, öcrglic^cn mit ber be« Urt^eilen«.)
2)er beftagendU)ert^e ÜRangel an Urt^eifdfraft }eigt fic^ auc^ in ben
Sßiffenfc^aften, nämlic^ am jä^en.Seben fatfc^er unb toiberlegtcr !£^eo«
rien. {% U, 490 fg.) gerner jcigt er p^ barin, baß in jcbem
Oa^r^tmbert jn)ar bad Sortrefflid^e ber fvU^em 3^^^ t)txtf)xt, ha9 ber
eigenen aber t^erfannt unb bie biefem gebü()renbe Slufnierffamfcit fc^Iec^*
ten 2)?a^tt)crfen gefc^cnft njirb. (^. II, 491.)
(Sßarum jeboc^ bad einflimmige Urt^eil bed ^itblicumd nic^t ju Der»
achten ift, barüber f. unter publicum: Sßert^ ber SReinung ht9
$u6(icum9.)
6) aJtangel ber Urt^etl^fraft«
SRangel ber Urt^eitefraft ift (Sinfalt. Z)er Sinfättige Derfemtt
balb bie t^eitoeife ober relatioe Serfc^ieben^eit bed in einer 9{iicf{td)t
dbentifc^en, balb bie Obentität bed relatiD ober t^eiluieifc Serfc^iebenen.
(SB. I, 28, 77.)
^orüberge^enber äJtangel ber Urt^eildlraft tritt ein in ber Xbfpan«
nung bed ©eifled, befonber^ im !£raume. — 3)ed 9tac^td im ^ctte
ifi ber ©eifi t)5IIig abgefpannt unb ba^er bie Urt^eildfraft i^rem ®e«
fc^äfte nic^t me^r getoac^fen. ($. I, 462.) 3)er S^raum unb unfer
Sene^men in bemfelben }eigt außerorbentli^en 2ßange( an Urt^eild*
Iraft. ($. I, 253. Sergl. unter 2:raum: Sle^ntic^teit bed Sraumed
mit bem äBa^nftnn.)
7) Der innere geinb ber Urt^eilöfraft.
SDie Urt^eiUIraft ^at einen pofttioen t$einb im dnnem, am eigenen
SBilten bed ÜRenfc^en, an ber Neigung« dmmer i{t ber äßille ber
^eimlic^e ©egner bed dnteOectd; ba^er ^etgt reiner Serftanb, reine
Uitfttcr — Utopien 425
Scrnunft, ein folc^cr, ber frei tjl üon allem Hinflug bc3 SBitlenö, b. i.
ber Steigung, uiib ba^er blod feinen eigenen ©cfe^en folgt. (^. 40 fg.)
J?iebe unb Jpo§ Derfälfc^en nnfer Urt^eil gän^Iid). Sine ö^nlid)e
geheime 9)?ad)t übt nnfer ^ort^eil über nnfer Urt^ett aud. S)a(}er
fo öicte SSorurtbeile beö ©tonbeö, bcö ©cmcrbc«, ber Siotion, ber
Secte, ber 9teIigion. (S35. II, 244. SSergl. unter Sntellcct: ©ecun«
bare 5Ratur beö Onteacct«.)
8) SSorijilgc beö mit feiner Urt^eil«!raft audgcflotte*
ten £o)}fei3.
(Sin glürfüc^ orgonirirtcr, folglid) mit feiner Urt^eiWfmft Qu^gc
flatteter ^opf §Qt imi Sorjüge. @rftltc^ biefen, baß üon XHem, tüa9
er fte^t, erfäf)rt unb lieft, ba^ äOJic^tige unb ^ebeutfame bei i^m an«
fe(^t unb t)on felbft ftd| feinem ©ebäc^tniffe einprägt, um einfl ^ert)or»
}uf ommen, u^cnn cd gebraucht loirb ; luä^renb bie übrige ä)taffe toieber
abfließt. Der groeite, bem eifieren öermanbte SJorjug eine« foI(^en
©eifled ifl, baß i^m j[ebed SRal ba« gu einer @a^e ®e^5rige, i^r
SCnoIoge, ober fonfl SJertoanbte, tage ed auc^ noc^ fo fern, }nr rechten
3eit einfällt« S)ie« berul^t barauf, baß er an ben S)ingcn bad eigent»
lid^ SBefentlic^e auffaßt, roobnrc^ er, auc^ in ben fonfl Derfc^iebenften,
bad dbentifc^e unb Buf^t^tnenge^örige fogleic^ erlennt. ($. IT, 66.)
^amard fonnte bie ©eflalten ber S^^tcre ni^t anberd beulen, ald
allmäüg im $?aufe ber Qtxi unb burc^ bie fortgefe^te @eneration cnt»
fianben. @r fonnte nimmer auf ben ©ebanfen fommen, baß ber SBiQe
bcd X\iitxt9, ate ÜDing an ft(^, außer ber ^txi liegen, unb in biefem
®inne urfprüngUc^er fein fönne, a{9 bad £^ier felbft. Sr fe^t ba^
^ucrfl ba« £^ter of|ne entfc^iebene Organe, aber auc^ o^ne entfc^iebene
Sefirebungen, b(od mit Sa^rne^mung audgerüflet; biefe le^rt e« bie
Umflänbe fennen, unter meieren ed )u (eben ^at, unb au9 biefer (Sr«
lenntniß entfielen feine Seflrebungen, b. i. fein ä&ille, au« biefem
enbU^ feine Organe, ober befiimmte Sorporifation , unb gtuar mit
$üife ber ©enerotton unb ba^er in ungemeffener ßtit $ätte er ben
äßut^ gehabt, e« burc^gufü^ren , fo l^ätte er ein Urt^ier annehmen
muffen, »elc^ed confequent o^ne alle @eftalt unb Organe §tttte fein
muffen unb nun, nad) ftimatifc^en unb (ofaten Umfiünben unb bereu
(Erfenntniß, \\dj }u ben ÜR^riaben Don S^iergeflalten jeber Srt um»
geivanbelt (tttte. — 3n Sa^r^eit aber i^ ha9 Urt^ier ber äOJille
3 um Seben; iebo(^ i|l er aU folc^er ein ÜRetap^^flfc^ed, fein ^f^t)-
fifc^e«. (5». 43—45. 52.)
tttopitn, f. ®taatd)?erfaffung.
426 ^ötcr — Sieben
Öatcr.
1) 2Ba3 ftd^ öom Soter öcrcrbt (©. Sercrbung.)
2) SatcrUcbe.
3)Qrauf, baß bcr Srjcugcr im (Srjcugtcn fic^ fclbfl toicbcvcvtennt,
beruht bic SSatcrlicbc, öcrmögc welcher ber SJotcr bereit ijl, für fein
^inb me^r ju t^un, ju leiben unb ju n)Qgen, aU für ftc^ felbfl, unb
jugleic^ bieg at« feine ©^ulbigfeit erfcnnt. (835. II, 650. — Scrjl.
eitern.)
batcrlanlr^Uebc.
äOJer für fein $aterlanb in ben Stob ge^t, ijl Don ber iSäufc^ung
frei getoorben, loelc^e bad 3)afein auf bie eigene $erfon befc^ränft;
er be^nt fein eigene^ Sßefen auf feine Sanb^Ieute aud^ in benen er
fortlebt, ja, auf bie fontmenben @ef(^(e(^ter berfelben, für tt)el(^e er
»irft; — iDobei er ben £ob betrachtet, »ie bad äBinIcn ber 9(ugen,
mli)t9 bad @e^en nid^t unterbricht. ((£. 273.)
(Ueber bie Serioerfftc^Ieit bed Patriotismus im SReic^e ber SBiffen«
fc^often f. ^atrioti«mu«.)
iiaxitfmüt.
(Sin SJaubeDiÜe ifi einem SRenfc^en ju oerglei^en, bcr in Kleibern
))arabirt, bie er auf bem SIröbel jufammengelauft ^at; ][ebeS @tüd ^at
fc^on ein Ruberer getragen, für ben eS gemacht unb bcm eS ange»
meffen tuorben toar; an^ merft man, bag fle nid^t jufammenge^ören.
{% II, 469.)
belren.
1) !3)ie SßeiS^eit ber Sebcn.
dn ben 93eben, ber f^ruc^t ber ^5^f}en menfc^Ii^en Silenntni§ unb
JBeiS^eit, ftnben mir bie lebenbige (Srfenntnig ber etoigen ©erec^tigfeit,
koie anäf bie i^r Dermanbte reine unb beutli^e (Srfenntnig beS SBefenS
aller Singenb, birect, fo toeit nämlidi 93egriff unb Sprache eS f äffen
unb i^re immer noc^ bitbti^e, auc^ r^apfobifc^e 2)ar|lcnungStt)eife t9
julfißt, au«gefpro(^cn. (SSS. I, 419 fg. % H, 429.)
(Ueber bie Se^re ber Seben t)on ber Wla'ia unb SD^etempf^^ofe
f. SRaia unb 9}Ietem))f9c^ofe.)
SScgctation — ißcräubcrung 427
2) Un^ totlijtx Ouelle eine lotrlti^e £enntnt§ ber
efotertfc^en ÜDogmatil ber Seben ju erlangen i|l.
(Sine n)irnic^e Jfenntnig ber iDQ^ren unb efoterif^en ^Dogmatil ber
Seben ifl 6id iti^t adetn burc^ ben Dupnef^at }u erlangen; bie
übrigen Ueberfe^ungen Tann man bnrc^gelefen ^aben nnb \)ai feine
S^nbung &on ber @ac^e. (% U, 428.)
bejgetation, f. 9iatnr unb $f(an)e.
titntviföit Atankl^eit.
2mi ÜDinge {Inb ed §auptfä(I)U(^, )uetc^e bcu gefeQfc^aftlic^cn 3"==
flanb ber neuen 3^^^ t)on bem bed Slltert^umd jum 9{ad}t^eit bcd
erfteren unterfc^eiben, inbem fte bemfelben einen ernf)en, fuiftern, ftntflern
9nflric^ gegeben ^aben, t)oi\ tvetd^em frei bad Slltert^nm Reiter unb
unbefangen, tt)ie ber 5IRorgen bcö ?ebenö bofle^t. ©ie fiub bo« ritter«
Itc^e S^venprincip (oergl. unter S^re: eine 9fterart ber S^re) unb
bie t)enerif(^e ^ranl^eit. Sie jufanimen ^aben veixo^ xat fiXia bed
bebend Dergiftet. 3)ie üenerifc^e ^anf^eit erftredt i^ren Sinflug t)iet
toeiter, ate t9 auf ben erfien Süd [feinen möchte, inbem berfelbe
Teinedh)egd ein bto^ P^9fif(^cv« fonbern auc^ ein moraßfc^er tft.
(?. h 413 fg.)
93ei Käufen auf ber %KU, bie in fc^neUer unb flarfer 3(bmec^dlung
t>on ber untern }u ben beiben obern £)cta))en ^erauf« unb ^erabfpringen,
f feinen bem 3ui^^ter unDerlenubar bie tiefen Xöne don einem an«
bem Dxi, al9 bie ^o^en, audjuge^en. @oIIte hierin nic^t ein
(Sc^IüffcI )um SentrÜoquidmu« liegen? ($. 353.)
berad)lun0.
1) 3[ntagonidmud jmifd^en $ag unb Serac^tung.
(®. «)ag.)
2) Un)DiItrürIi^feit ber Serac^tung. (@. $ag.)
3) @§arafter ber ächten Serqc^tung.
3)ie »a^re, tt^te Serac^tung, meiere bie Se^rfeite bed nia^ren,
ächten ®tol}ed ifl, bleibt ganj ^eimlid^ unb I5§t nic^td Don ftc^
merlen. 3)enn mer bie Serac^tung merfen (ägt, giebt fc^on baburd)
ein B^xiftn einiger Sc^tung, fofern er ben %nbern loiffen laffen »iO,
»ic nienig er i^n fc^ä^e. 3)ie äc^te Serac^tung ift reine Ueberjeugung
Dom Untoert^ M Vnbem unb mit 9}a^fl(^t unb Schonung Vereinbar.
(% II, 626.)
iittdtibttnn%.
1) SBefen ber Seränberung.
2)a9 @efe^ ber Saufalität erhält feine Sebeutung unb 9?ot§n)enbigIeit
aOein baburc^, bag bad Siefen ber Serttnberung ni(^t im blogen
428 35erotittt)ortItd|!cit
SBec^fel her 3iif^^n^^ ^^ f^c^f fonbern Dielme^r bdrin befielt, bag an
bemfelben Drt im ytanm je^t ein S^f^^"^ ^f^ ^^^ barauf ein
anbetet, unb ju einet unb betfelben befiimmten ^dt ^iet biefer
ßuflanb unb bott ienet; nut biefe gegenfeitige Sefd^tttnhtng bet ^üt
unb bed Stauntet butc^ einanbet giebt einet ^egcl, na^ bet bie Ser«
änbetung Dotge^en m\\%, Sebeutung unb jugleid^ 9?ot^ioenbigfeit. SSSod
butc^ bad ®efe^ bet Saufalität beflinimt toitb, ift atfo ni^t bie
©ucccffion bet 3"^^«^^ i" ^^^ Mögen Q^it, fonbetn biefe ©ucceffton
in ^infic^t auf einen beflimntten dlanm, unb nid^t bad 3)afein ber
ßuflänbe an einem befiimmten Ott, fonbetn an biefem Ott gu einet
beflimmten ^zit 3)ie 9$etänbetung, b. ^. bet nac^ bem Saufatgefe^
einttetenbe SBec^fet, bettifft atfo j[ebedma( einen beflimmten S^eil bed
9taumed unb einen beflimmten S()eil bet ^tit gugleic^ unb im Serein.
(S3S. I, 11.) §Wut mittetfl be8 Dauetnben im SBed^fel et^ält bicfet
ben S^ataftet bet 93etttnbetnng, b. ^. bed SCßanbeld bet Duatitöt
unb t^otm beim Se^atten bet ©ubflang, b. i. bet äRatetie.
(SB. I, 12.)
2) ^ebingt^eit jiebet 9$etänbetung butd^ eineUtfac^e.
(@. untet ©tunb: ®a( Dom ©tunbe bed SBetbend«)
3) Die ^dt bet SSctänbetung.
3tt)ifd)en gmei fuccefflDen 3uflänben, beten 9$etf(^ieben^cit in unfete
©inne fttHt, liegen immet noc^ me^tete, beten S^etf^ieben^eit und nic^t
n)a^tne^m6at ijl; toeil bet neu einttetenbe 3uf^on^ ^^^^ getoiffen
@tab, obet ®t9ge, etlangt ^aben mug, um finnlic^ toa^tne^mbat }tt
fein. Da^et ge^en bemfelben fc^mttc^ete ©tabe \>oxf^tt, totld^t burc^*
iaufenb et aHmttlig eth)ä(^fl. Diefe gufammengenommen begteift man
untet bem 9?amen bet SJetänbetung, unb bie 3^^^ toAijt fie audfüOen,
ifl bie 3eit bet SJetänberung. (®. 93—96.)
))etantmotUtd)keit.
1) SBotauf baö ©efü^I bet 9SetontnjottIi(^feit betu^t.
Dad DöQig beutlid^e unb .ft^ete ®efü^( bet Setanttoottli^Iett fUt
Xa9, mad mit t§un, bet ^wctijnnnq^^^ifjltüt füt unfete ^anbtungen,
betu^t auf bet unetfc^üttetlic^en ©etoig^eit, bag »it felbfl bie St^ätet
unfetet SE^aten flnb. (g. 93.)
2) SBofüt n)it und im ®tunbe üetanttoottlid^ füllen.
Die SJetonttt)ottIid^feit, beten toit unö betougt flnb, trifft blo« ju»
nä(^fl unb ofienftbel bie S^at, im ®tunbe abet ben S^atoftet;
füt biefen füllen »it unö betontmottlid^. Unb füt biefen mad^en au4
bie Änbetn unö t)etanttt)ottli(l^. Da, wo bie ©d^ulb liegt, mug au^
bie Setanttoottüd^feit liegen, unb ba biefe ha9 alleinige Datum ifl,
toAiit9 ouf motaIif(^c ^ci^eit ju f fließen bete(^tigt, fo mug au^
bie Stei^eit eben bafelbß liegen, alfo im S^ataltet bed aRenfd^en.
Serbinbungeti — ^erbrec^en 429
(6. 93 fg. 97. Sergl. unter gtei^eit: 9Bo bie moraßfd^e grei^eit
licflt.)
3) UtiDeretubarfeit ber %eranttt)ortUc^Ieit mit bem
S^ciömu«. (©. Äfcität mtb unter grci^eit: Unber^
einborfeit ber grei^cit mit bem S^eiömuö.)
4) Serminberung ber ä^erantkoortlid^feit bur^ ben
«ffect. (©. äffect.)
5) ©egenfa^ jioifd^en Dummheit unb (Sc^lec^tigleit
in ^infid^t auf bie 3wr«t^nun9* (®- ©umm^eit.)
llerbinlrunstn) jtDifd^en 2Reiif(^en.
1) ©egenfa^ jioeier 3(rten oon Serbinbungen.
Serbtnbung, ©emeinf^aft, Umgang gmifd^en SRenfc^en grUnbet t\d)
in ber 9IegeI auf Ser^ältniffe, bie ben ^HUn, feiten auf folc^, bie
ben dntellect betreffen; bie erfiere 3lrt ber ©emeinfc^aft fann man
bie materiale, bie anbere bie formale nennen, dener Srt ftnb bie
Sanbe ber Samilie unb ber Sertoanbtfc^aft, ferner alle auf einem
gemeinfc^aftlid^en 3^^^» ^^'^ Ontereffe, tt)ie ba^ bed ©etoerbed, @tanbe^,
ober ber Korporation, Partei, Saction u. f. to. beru^enben Serbinbungen.
9ei biefen nttmlic^ fommt e^ blo9 auf bie ©eftnnung, bie Slbftc^t an,
wobei bie grögte Serfc^ieben^eit ber intellectueOen t^ä^igfeiten unb i^rer
Kudbilbung befielen lann. Snber^ ber^ält t9 ftd^ mit ber blod for«
malen ©emeinf^aft, ald meiere nur ©ebanfenaudtaufc^ bejtoecft; biefe
Derlangt eine gewtffe ®(et(^^ett ber inteHectueÜen Sö^tgleiten unb
Sitbung. (SB. n, 260 fg.)
2) ©laube unb (Erfahrung bed eblern SRenfc^eu über
bie 92atur ber Serbinbungen.
Xtv iD^enf^ eblerer Xrf glaubt in feiner dugenb, bie n)ef entließen
unb entfc^eibenben Ser^ältniffe unb baraud entfle^nben Serbinbungen
jiuifd^en SRenfc^en feien bie ibe eilen, b. ^. bie auf Se^nli^feit ber
©efinnnng, ber Denfungdart, bed ©efc^matfd, ber ®eifled!räfte u. f. U).
beru^enben; allein er wirb f))äter inne, bag t9 bie reellen ftnb,
b. ff. bie, toeldje fic^ auf irgenb ein materielle^ dntereffe fiü^en. 3)iefe
liegen fafl allen Serbinbungen }u ©runbe; fogar ^at bie äRe^r^a^l
ber ÜRenfc^en feinen Segriff Don anbem Ser^ttltniffen. {% I, 487.)
1) ^aupturfad^e ber Serbre^en.
@o gro§ aud^ ber Xnt^eil fein mag, ben Slo^^eit unb Unmiffen^eit,
im Serein mit ber Su§ern Sebrttngnig, an bieten Serbred^en ^aben;
fo barf man icne bod^ nic^t ald bie $aupturfa(^e berfelben betrad)ten;
inbem Un}äl|ligc in berfelben 9{o^^eit unb unter ganj ö^nlic^en Um«
430 ^Verbreitung — SScrbrießttd^fcit
flänben lebenb, feine Serbrec^en begeben. !Die ^anptfac^e fäQt atfo
auf ben perfönli^en, moralifd^cn E^arafter jurücf. (SB. II, 683 fg.)
2) Ser^dttnig ber ©träfe unb ber @trafgefe|e jutn
SJerbrec^en. (@. ©träfe unb unter ©efeft: 3*''^*' ^^
©trafgefe^e unb 93oraudfe^ung berfelben.)
btvbttxtunQ^ ber SSSa^r^eiten , f. unter SRcifen: @inc bcfonberc
Seoba^tung, bte man auf 9{eifen ma^cn fann.
Sensu proprio genommen, tDtrb bad !Dogma bon ber etvigen Ser^
bammnig empörenb. 3)enn nt^t nur lägt cd, bermögc feiner etutgen
^({(lenflrafen, bic t^e^Itritte, ober fogar ben Unglauben eined oft faum
3tDan}igj[ä^rigen Scbend burd) enblofe Dualen biigen; fonbern ed Fommt
^ingu, bag bicfe faß allgemeine ^erbammmg eigentlich SBirfung ber
Srbfünbe unb atfo not^menbige t$oIgc bed er{len ©ünbenfaOe^ ifl.
!Diefen nun aber ^ätte iebenfadd ÜDer Dor^erfe^en muffen, melier bte
9Renfc^en erfiltc^ nic^t beffer, atö fie finb, gefd^affen, bann aber i^nen
eine gaOe gefieDt ^atte, in bie er toiffen mußte, bag fie ge^en luürben,
ba Ktled mit einanber fein SBerl roar unb if}m nid^td üerborgen bleibt.
S)emnac^ ^ätte er ein fc^n)ad)ed, ber ©iinbe unterioorfened ©efc^Iec^t
aud bem 92ic^td ind ÜDafein gerufen, um ed bann enblofer Qual ^u
übergeben. (Snblid) fommt noc^ ^in^u, bag ber ®ott, welcher 9!acl^p^t
unb Vergebung jeber ©d^ütb, h\€ jur geinbedliebe, Dorf^reibt, feine
übt; fonbern Dielme^r in bad ®egent^ei( DerfäQt. — ©o ge^t t9 mit
ben jDogmen, loenn man fie sensu proprio nimmt; hingegen sensu
allegorico Derftanben, ifl aUed 2)iefed no^ einer genügenben lludlegung
fäfjig. ßund^fl aber ift bad älbfurbe, [a @mpi$renbe biefer Se^re b(od
eine ^olge bed jübifc^en S^fjeidmud mit feiner ©c^öpfung aud Sflid^i^
unb ber bamit jufammen^ängenben 3$erteugnung ber i^e^re Don ber
aWetcmpf^c^ofe. CP. H, 390—392. 3». 176. — »crgl. SKcr
tcmpf^4^f^0
btvlEfitnft.
Die -^nbioibualität eined deben ifl aniufc§en ald feine freie Xf^ai,
fic murmelt im Ding on ftd^. Stte ä^ten SScrbienfle, bic moralif^en,
loie bic inteUectueUcn, ^aben ba^er nid)t blod einen ^^^flfc^cn, ober
fonfl empirifc^en, fonbern einen metap^^flfc^en Urfpruug, ^nb bcmnac^
a priori unb ni^t a posteriori gegeben, b. (}. angeboren unb niiji
crtDorbcn, lour^cln folglich nic^t in ber btogen Srfc^cinmtg, fonbern
im Ding an fxd^. Da^er Iciflet 3ebcr im ©runbe nur Dad, toa9
fc^on in feiner Statur, b. ^. in feinem angeborenen, unloiberntfüc^
feflfle^t. ($. 11, 242—244.)
Öa:lrrie#lid)krit5 f. SRcIanc^oUc.
Screbelung — 33ererbung 431
S)ie Ueberjeugung Don bcr @rbli(^leit bed S^arafterd Dom Sater
itnb bed dnteOectd üon ber äRutter (t>erg(. Sererbting) leitet }u ber
Snftc^t ^in, bag eine mirllic^e unb grünbtic^e Serebelung bed SD^enfc^en*
gefd)Ie(^td nic^t fotuo^I Don Sugen, a\9 Don Onnen, alfo nic^t fon)o^(
burc^ Se^re unb 8i(bung, ate Dielme^r auf bem äßege ber ©eneration
3tt erlangen fein möchte. (SB. II, 602.)
htttiftutti.
1) 3)er Srieb jur SSere^rung.
dm SRenfd^en tfi eine Dere§renbe %ber. (£r Dere^rt gern Sttuad.
9tur ^ä(t bie Sere^rung meiften^ Dor ber unred^ten Xf)üx, loofelbft fte
flehen bleibt, bid bie 9?a(^n)elt fommt, fte jured^tjumeifen. 97ac^bem
bied gefc^e^en \% artet bie SJere^rung, tuelc^e ber gebilbete groge $aufe
htm ®enie joDt, gerabe fo toit bie, tueld^e bie ©laubigen i^ren $ci«
ligen »ibmen, gar lei^t in läppifc^en S^eliquienbienfl an9. {% II,
89 fg. $). 454.)
2) ©egenfa^ jtDif^en ^ere^rung unb Siebe.
Siodiefoucaulb ^ot treffenb bemerft, bo§ e3 f^wer ifl, Oemanben
gugteid^ ^od^ gu Dere^rcu unb fc^r }u lieben. SDemnac^ Ratten mir
bie äßa^l, ob mir und um bie Siebe, ober um bie SSere^rung ber
SRenfc^en bemerben moDen. d^re Siebe ifl fietd eigennügig; jubem
ifl SDad, h)obur(^ man fie ermirbt, nic^t immer geeignet, und barauf
pol} ju ma^en. — hingegen mit bcr SJere^rung ber SRenfd^en jle^t
ed umgefe^rt; fie mirb i^nen nur miber i^ren SEBiKen abgejmungen,
aud^ eben bed^alb meidend oer^e^lt. S)a^er giebt {le und, im Innern,
eine Diel grbgere Sefriebigung; fle ^ängt mit unferm SCßert^c ^u«
fammen, meld^ed Don ber Siebe ber 9D?enfc^cn nic^t unmittelbar gilt;
benn biefe ifl fubjecttD, bie Sere^rung objectiD. 9?ü^li(^ ifl und bie
Siebe freUid^ me§r. (?. I, 477.)
ilerttbung.
1) *I>ü9 Problem bcr Vererbung.
Die (Erfahrung le^rt ^infic^ttic^ ber leibltd^en Sigenfd^aften, bag bei
ber S^H^^i ^^^ ^^^ ^<n (Sltem }ufammengebrad^ten fteime nic^t nur
bie Sigent^ümlic^feiten ber ©attung, fonbern auc^ bie ber dnbtDibuen
fortpflanjen. £)b bied nun ebenfaüd Don ben geiftigen Stgenfc^aften
gelte, fo bag auc^ biefe ft(^ Don ben (Sltern auf bie Jlinber Dercrbten,
ifl eine fc^on öfter aufge^Dorfene unb faß allgemein bejahte ^rage.
@<^loiertger aber ifl bad Problem, ob fxdf babei fonbern (äffe, mad
bem Sater, unb toa^ ber äRutter angehört, »elc^ed alfo bad geiflige
Srbt^eil fei, bad mir Don jebem ber Altern iiberfommen. (SB. II, 590.)
432 SSercrbung
2) Söfung bed ^xobitme Dor 8cfcagung bet (Er«
fa^rung.
93on ber ©runberfenntniß an^, bag bcr SBitle ha9 äßefen an fi^,
ber ftern, bad 9tabicate im ÜRenfc^en, ber dntellect hingegen bad
©ccunbärc, baö Slccibenj jener ©ubflonj fei, tocrbcn »ir üor Be-
fragung ber @rfa§rung ed toentgflen^ ald toa^rfc^etnlic^ annehmen,
baß 5ei ber ä^i^fl^^^Ö ^^^ Sater, aU sexus potior unb 3eugenbe^
^rincip, bie 93afid, bad 9{abicale bed neuen bebend, alfo ben SBtden
Dertci^e, bie 3Rutter aber, ald sexus sequior unb blod empfangenbed
^rincip, bad ©ecunböre, ben dntellect, bag atfo ber 3)?enfd^ fein
äRoralifc^ed, feinen S^arafter, feine Steigungen, fein ^erj, Dom Sater
erbe, hingegen ben ®rab, bie Sefd^affen^eit unb 9{i(^tung feiner Qn^
teffigenj Don ber SKutter. (SB. II, 590.)
3) Seflötigung biefer Si)fung bur^ bie (Srfa^rung.
2)ie gegebene Söfung ftnbet tuirflic^ i^re SSeflätigung in ber Cr«
fa^rung, nur bag btefe (|ier nic^t burd^ ein pij^ftfalifc^ed S^periment
auf beut %i]ii entfc^ieben tuerben !ann, fonbern t^eild and Dielitt^riger,
forgfültiger unb feiner Seobad)tung unb t^eild an^ ber @efc^ic^te
^erDorge^t. Sei Prüfung ber behaupteten Sererbung bed (S^aralter«
uom Sater an ber (Erfahrung ftnb jebo^ gmei unDermeiblic^e 9it'
fc^ränfungcn gu berüdfu^tigen. 9MmU(^ erftlic^: pater semper in-
certus. yivix eine entfc^iebene Törpertid^e Sle^n(tc()!eit mit bem Sater
befeitigt biefe Sef c^rönfung ; hingegen ift eine oberpc^tic^e 6ie}u nic^t
^inrei^enb; benn ed giebt eine 9{ac^h)irfung früherer Sefruc^tung,
vermöge luelc^er bidiuei(en bie ^inber i^toeiter @^e nod^ eine leiste
Se^nlic^feit mit bem erflen ©atten l^aben, unb bie im (S^ebruc^ er-
zeugten mit bem legitimen Sater. SDie jmeite Sefc^röntung ift, bag
im @o^n jioar ber moratifc^e (S^aratter bed Saterd auftritt, jeboc^
unter ber iD^obiftcation, bie er burc^ einen anberu, oft fe^r Derfc^iebenen
dntedect (ba^ 6rbt()eü Don ber ÜRutter) erhalten l^at, looburc^ eiite
Sorrection ber Seoba(^tung nöt^ig wirb. — Unter Serü(fp(^tigung
ber angegebenen gwei Sef^ränfungen tt)irb man bie Sererbung be«
(S§arafterd Dom Sater burc^ bie eigene unb burc^ bie gefc^ic^tlic^e
erfa^rung bcflötigt finben. (2B. II, 590—595.)
^a9 bie Sererbung be« Ontettectö Don ber SWutter betrifft, fo be*
geugt fc^on ber alte unb populäre Kudbruc! „97^utterkDi6" bie frü^e
%(nerfennung biefer ^weiten SBa^r^eit, unb bie 3^^^ i^^r Selege für
biefelbe mürbe Diel größer fein, atö fte Dorliegt, toznn nic^t ber S^a«
ralter unb bie Seflimmung M miblxd)tn ©efdjlec^td ed mit flc^
braute, ba§ bie grauen Don i^ren ©eifle^ftt^igfeiten feiten öffentliche
groben ablegen, ba^er fol^e ni^t gefc^id^tlic^ uierben unb jur $unbe
ber 9!ad^iDett gelangen. Üeberbied fönnen loegen ber burc^toeg f^todc^em
Sefd^affenfjeit bed n)eibli(j^en ©efc^Iec^td btefe Sttdigfeiten felbfi nie bei
il^nen ben ©rab erreid^en, bi^ ju n)eid^em fte unter giinfiigen Um»
Strgangen^eit. Vergangene« 433
flflnben nac^maM im @o§ne ge^en. SBemt einjefate ^ftlle ftc^ finbett
[outen ^ ino ein hochbegabter @o^n feine geißig audge^ei^nete iDhitter
gehabt ^ätte; fo liege S)ie9 f!^ baroud ertlären, bQ§ biefe iDtutter
felbfl einen pbl^gniatiic^en Sater gehabt ^ätte, m^iialb i^r ungemö^ntic^
entn)i(fe(te« ®e$im nic^t burd^ bie entf)>re4enbe (Energie bed 93(ttt«
umlaufe Sef)5rtg c^ citirt geroefen märe, — ein Srforbemtg ber ©entaUtät.
(Sergl. unter ®enie: Slnatomifc^e unb p^^fiologif^e 8ebingungen
bed ©enied.) Stic^tdbeßotoeniger ^ötte i^r ^öc^ft DoOIomntened 9tert)en«
unb Serebratf Aftern ftd^ auf ben @o^n bererbt, bei me(c^em nun aber
ein lebhafter unb leibenfc^aftltc^er Sater, t>on euergifd^em $er^f(^(ag,
^in}ugefonimen h)fire, moburc^ bann erfl ^ier bie anbere fomatifd)e
Sebingung großer ©eijleöfraft eingetreten fei. (SGB.n, 595—601.)
4) SrKärung bed S)t«^armonif(^en unb $armoni«
fc^en int (S^arafter au« ber bargelegten S^eorie.
(@. e^arafter.)
5) Srftfirung ber Serabfc^^uung ber ®ef(^tt)iftere^e
au« berfelben. (@. unter (E^e: ®runb ber Serabfc^euung
ber ®ef(i^mifiere^e.)
6) Crflärnng ber ®üte einjelner Stationen au« ber»
felben. (©. Stationen.)
7) 9te(^tfertigung ber Berufung auf ben Stammbaum.
(@. «bei.)
8) Folgerung au« ber bargelegten S^eorie für bie
Serebetung be« 9Renf<^engef^(e(^t«. (®. fiaflriren
unb unter ®taat«))erfaffung: S)ie befie ©taat^Derfaffung.)
9) Ser^ältnig be« £obe« lu bem burc^ bie Beugung
bereinigten oäterüc^en unb mütterlid^en 8e{lanb>
t§ei( be« dnbioibuum«. (®. unter dnbioibuation,
dnbioibualitttt: S^^i^^i ^^ dnbioibuum« bur^ ben
Xob.)
1) ©er^altnig ber ©ergongen^eit jur ®egcntt)art.
(@. ©egenmart.)
2) Sßorauf ber S^^^^^ ^^^ Vergangenheit beruht.
(®. Äep^etift^.)
3) «e^ntid^Ieit ber Strfung ber Vergangenheit mit
ber Sirfung ber (Sntfernnng im 9laume.
SBie im 9taume bie (Entfernung flM betlfeinert, inbem fle e« )u«
fammenjie^t, »obnrc^ beffen Segler unb Uebelfittnbe berfi^minben;
ebenfo »irft in ber 3eit bie Sergongen^eit; bie »eit aurüctliegenben
6(l^09Cii(au(r>£(Kif«n. II. Utt
434 Ißcrganfiad^feit — «erfettiatg
ßctntn uttb Sorgüttge nebß agireuben ^erfonen nehmen {ii^ in her
(Erinnerung, ate meldte aOed Unmefenttu^e unb @törenbe fallen Ifl§t,
anerßebfi au^. — Unb tote im Staunte Heine ©egenflänbe flc^ in ber
yi'dfft grog barfleHen, aber fobatb toix und etioad entfernt ^aben, Hein
unb unf(^einbar nierben; eben fo, in ber Qtit, crf (feinen und bte in
unferent tägli^en Seben unb SCßanbel ftd^ ereignenben Heinen Sorffttte,
fo lange fte atö gegenkottrtig bic^t oor und tiegen, grog, bebeutenb,
toiil^tig; aber fobatb ber ©trom ber 3^^^ f^^ nur etttad entfernt ^at,
finb ^e unbeboitenb, feiner Sead^tung mert^ unb balb liergeffen.
(?. n, 640 fg.)
4) 3Ba« fi(^ für bad Sergangene aud ber dbealität
ber 3cit ergiebt.
%ud ber dbealität ber 3^^^, ber jufolge bie ^tit beut Sefen an ft^
ber SDinge nid^t jufommt, ergiebt ftc^, bag in irgenb einem @imte
bad Sergangene nic^t Dergangen fei, fonbem fitit9, toa9 jcmate inirKic^
unb n)a$r^aft gen)efen, im ®runbe au(^ no(^ fein muffe, tnbem ja bie
3eit nur einem St^eatenvafferfaK gleicht, ber ^erab)uftr5men f^eint,
»ä^renb er, ate ein bloßed 9Iab nid^t 0on ber ©teOe fommt. ($. I, 92.
SB. I, 328.)
tlttgänglid^keit
Der ©runbd^arafter aller S)inge ifl Sergfinglid^feit; mir fe^en in
ber 92atur 9Qed, Dom SDlttaU btd lum Crganidmud, t^eitd burd^ fein
SDafein felbfl, t^eitt burc^ ben Sonflict mit Snberem, ftc^ aufreiben
unb kier^e^rea 9Bie fönnte babei bie 9?atur ha9 Sr^alten ber formen
unb (Erneuern ber dnbiDibnen, bie {a^Uofe Sßieber^otung bed bebend*
proceffed, eine unenUic^e 3^^^ ^inbur(^ aud^alten, o^ne }u er-
müben, »enn nic^t i^r eigener Jtem ein 3(itIof^^ <ui^ baburc^ DöDig
nnbertnttßfid^ed toftre, ein 2)ing an flc^, gan} anberer Srt, aU
feine (Erf Meinungen, ein aOem ^^^flfc^en heterogenem äRetap^^fifc^eö?
(?. n, 101 fg.)
lletgtbtn^ f. unter Umgang: Ser^altungdregel gegen S)ie, meiere
und Unangenehmem ober Sergerlid^em im Umgang ertneifen.
Detseltunn^ f. Kac^e unb unter @ er ed^ti gleit: S)ie Dergeltenbe
©ereqttgfeit.
tatrgeflUd^knL f. unter (Sfebttc^tnig: SDad ©eb^tnig M Function
bem dnteuectm, unb unter dnteltect: UnDofllommen^eiten bed
dnteOectm.
Veritates aAternae, f. iCogmatimmum unb ftriticimmum.
tktktUnns ^ SEBa^^itcn, f. unter SBa^r^eit: Ueberetnfiimnutng
ber SSBa^r|eit unb S^^ammm^^ oOer SBo^r^iten.
l
Serfäumbung — Verneinung 435
iJtrlimnüiunQ.
S)ie 97egQttmtöt ber dfjxt (Dergt unter (E^re: ©egenfo^ a^if^^
@^re unb 9{u^m) barf ntd^t mit ^afftDttöt Dertoed^fett »erben; toiet-
me^r ^at bie @^re einen gnnj actiDen S^arafter. @te ge^t nSmlid^
aOeitt Dom (Subfect berfelben aud, beruht auf feinem S^un unb
Soffen^ ntd^t aber auf 3)em, xoa9 Snbere t^un unb n)ad i^m »iber«
fä^rt. 9Io^ burc^ Ser(Sumbung iß ein Sngriff Don äugen auf bie
(S^re möglid^; bad einjige ©egenmittel ift SBiberlegung berfelben, mit
i^r angemeffener OeffentUd^Ieit unb SntlarDung be^ SerlSumber«.
(^. I, 385. — Ueber bie 3niuric aW fummarif^e CerWumbung
f. Onjurie.)
))trm00tn.
1) (Erhaltung ht9 Sermügend aU eine Sebingung
bed Seben^glücf«.
Sor^anbene^ Vermögen foQ man betra<^ten ate eine ©d^u^maner
gegen bie Dielen möglichen Uebel unb Unfälle, nt^t a(^ eine Sttaubnig
ober gar Serpflid^tung, bie $(ä{ir« ber äBelt ^eranjufd^affen. ($. I,
367.) (Erhaltung bc^ erworbenen unb be^ ererbten Sermiigen^ ifH eine
Sebingung bed Seben^gliidd. ($• I, 369 fg. — SBarum auf Saufleute
bie Sorf^rift }ur (Sr^altung be9 ^Sermögenö nic^t antoenbbar ifi
f. fiaufleute.)
2) äBarumbie im angefiammten 9tei(^t§um®eborenen
auf (Ermattung be9 SermDgend me^r bebad^t finb,
ald bie burc^ ©Itttfdfätle ju SReid^t^um ©etangten.
(®. Ärmut^.)
3) 3Barum e« für ben na(^ 9ef5rberung int @toatd«
bienft ©trebenben beffer ifl, Derm0gen9lo^, aU
Derm0genb ju fein.
%üx ben, ber ed im ©taat^bienfle ^oc^ bringen iDiQ, ber bemnac^
®nnft, t^reunbe, Serbinbungen erioerben mug, um burc^ fle Don @tufe
JU @tufe }u fleigen, ifi e9 beffer, o^ne aOe« Scrmbgen in bie SCßelt
gebogen }u fein, ato Don $aufe avA Dermttgenb )u (ein. S)enn nur
ber arme S^eufel »irb ben über i^n ©efbüten gegenüber bie nSt^ige,
beliebt mac^enbe dnferioritftt jeigen. hingegen !Der, tottdjtt Don $aufe
an9 jn teben ^at, loirb flc^ meidend ungebärbig fleQen; er ift gewohnt,
tete lev^ }n ge^en; bamit pouffirt man flc^ aber ni^t in ber Seit.
(?. I, 371.)
titrtu\)mtn.
Seme^men i|t nt<^t f^non^m mit ^ren, fotibern bebetttef ba6 dnne«
toerben ber bur<^ SEBorte mitget^etlten ©ebanlen. (993. I, 44.)
i)ernrimii% M »iOen^, f. 9BiUe.
28*
436 «ernunft
1) ©ef^td^tltd^ed.
ällied 2)ad, toa^ }u aQen Briten unb uon öden Böllern QUdbrücHtc^
ate Slcußcrung ober Sciflung bcr Scnmnft, bc« Xoyo^, Xo^torocov,
ratio, la ragione, la razon, la raison, reason, betrachtet toorbett,
läuft augenfällig ^urüd auf ba« nur bcr abjiracten, biöcurjlDen, re^
flecttDen, an SBorte gebunbeuen .unb nttttelbaren Srfenutntg, ntc^t aber
ber btod tututttoen, unmittelbaren, finnlid|en, bereu auc^ bie j^^terc
t^eil^aft finb, 2R5gIic^e. Eatio et oratio fleUt Sicero ganj rid^tig
jufammen. dn biefem <Sinne aber ^aben aOe $^iIofop^en überaQ
unb ieberjeit Don ber SSernunft gerebet, bi^ auf ßant, tue^er übrigen^
fetbfl fte nod^ al& bad Vermögen ber ^rinci^ien unb ht9 @(^fie|fnd
beflimmt; loietoo^I nic^t }u leugnen ifl, bag er Sntag gegeben f^at ^u
ben nadi^erigen 9$erbre^ungcn. (®. 110 fg. 9B. I, 45 fg. 617;
n, 73.)
du ben (e|ten fünfzig darren ^aben ffimmttid^e ^^Uofop^after in
a)cutf(^Ianb mit bcm ^Begriffe ber Sernunft hoffen getrieben, inbem
fle, mit unöerf(^äOTtcr S)reipigfcit, unter biefem 9?amen ein obllig er*
togeneö Cemtögen unmittelbarer, metap^^flf^er, fogcnannter überfinn»
lid^er Srfenntniffe einfd^iodrjen sollten, bie toirflic^e Vernunft hingegen
Serfianb benannten, ben eigentli({)en Serflanb aber, ate i^nen fe^r
fremb, gauj überfa^en unb feine intuitiDen t$unctionen ber ©innlic^feit
jufc^rieben. (S3S. II, 73; I, 617 fg. ®. 111 ff. (g. 146 fg.)
2) Urfprung be« SBortcö „SSernunft".
3$ernunft fommt Don SJerne^men, aber nur, n^eil fte bem
SRenfc^en ben SJorjug t)or bem Stetere giebt, ntd^t blöd ju ^ören,
fonbern auc^ )u Derne^men, jebo^ nid^t, koie bie $^ilofop^a{ler
Dorgeben, bad fogenannte „Ueberfinnlid^e'' (Sßolfenfufufd^eim) ^u Der«
nehmen, fonbern toa^ ein vernünftiger Tltn^df bem Snbern fagt.
(g. 147 fg. aas. I, 44. ®. 112 fg. % I, 122. — Ueber ba« ©e^ör
ol« ben ©inn ber SJernunft f. unter ©inner ©egenfafe AtoifAen
©efic^t unb ©e^ör.)
3) 3)ie gunction ber Vernunft.
Die Vernunft ^at nur eine gunction: 93ilbung beö begriff«, unb
au« biefer einzigen erflären flc^ alle Srf^einungen, bie bad Seben bed
9Renfc^en bon bem be« £§iered unterfd^eiben, unb auf bie Sntoenbung
ober 9{i(^t«9lnn)enbung jener Function beutet fc^ted^t^in KOed, mad
mah überall unb jeberjeit bemünftig ober unbernünftig genannt bat.
(ffi. I, 46. 614. ©. 97. e. 148 fg.)
4) SDer ©toff ber »ernunft.
aUeö aWaterielle in unferer (Srfenntnig, b. §. Ällefi, toa9 pc^
ni(^t auf fubjcctiDe f?orm, felbfieigene J^tigfeit^toeife, Sunction be«
öernunft 437
anteHcct« gurücffü^rcn lägt, mithin ber flefammtc Stoff bcrfclben,
lotnmt Don äugen, nämlid^ jute^t avL9 ber, Don ber @innedcmpftnbung
auöflc^enbcn, objcctiöen «nfc^auung ber Äörpcrwelt. IDiefc onf^auG^e
unb bem ©toffe nac^ empmfc^e (Srfenntnig t{l e^, totlä^z fobann bte
Vernunft ju Gegriffen öerorbeitet, bie flc bur(^ äBorte flnnlid^ fl^irt
unb bann an i§nen ben Stoff fyxi ju t^ren enblofen Kombinationen,
mtttetfl Urt^eilen unb ©c^Ittffen, meiere ba« ©emebe unferer ©ebanfen«
toett audma^en. 3)ie Semunft ^at alfo burc^aud feinen materiellen,
fonbem b(oö einen formellen 3n^alt. ©toff au« eigenen 9Wit-
teln liefern fann fle nimmermehr. ®ie ^at nid^t« alö formen; fie
ifi weiblich , fle empfängt blo«, erjeugt nid^t. (®. 115 fg. «ergL
angeboren.)
5) (Erlenntniffe au« reiner Sernunft.
Crfenntniffe an« reiner SJernunft flnb fold^e, beren Urfprung im
formellen Streit unfer« (SrTenntnißbermögen«, fei e« be« benfenben,
ober anfc^auenben, liegt, bie h)ir alfo a priori, b. ^. o^ne $ülfe ber
(Erfahrung, un« jum Semugtfein bringen Hnnen; fle berufen aÜemal
auf @ä^en Don tran«fcenbentaler, ober auc^ Don metalogifd^er Sßa^r«
^fit. (®. 117. — Ueber bie trauÄfcenbentale unb metalogifc^c SBa^r»
^eit Dergl. unter ®runb: ®a( Dom ©runbe be« (Srfennen«.)
6) ^ie im ®ebiete ber Vernunft ^errfc^enbe (Scflalt
be« @a(e« Dom ®runbe. (@. unter ®runb: @a(
Dom ®runbe be« Sriennen«.)
7) ®egenfa( bert^eoretifc^enunbpraftifd^enSernunft.
2:()eoretif(^ ifi bie Sermtnft nur, fofern bie ©egenfiänbe, mit
Denen fie [xif befd^ttftigt, auf ba« ^anbeln be« 3)enfenben feine 8e«
^ie^ung, fonbem lebiglic^ ein t^eoretifc^e« dntereffe ^aben. ^raftifd^
hingegen ift fle in allen 8ejie^ungen auf ba« $)anbeln* 993a« in
biefem ©inne praftifc^e Sernunft l^eigt, mirb fo jiemlic^ burc^ ba«
lateinifc^e Sßort prudentia, meiere« ba« ;|ufammenge}ogene Providentia
ifl, begeid^net, ba hingegen ratio meiflen« bie eigentlich t^eoretifc^e
»emunft bebeutet. (9B. I, 614.)
XI« praftifd^ jeigt f!c^ bie Semunft in ben Demünftigen C^araf-
teren unb ber Demünftigen $anblung«meife. SDie rcc^t Demünftigen
S^araftere, bie man be«n)egen im gemeinen Seben praftifc^e $§ilo*
foppen nennt, getc^nen fiii burc^ ungemeinen ©leid^mut^ unb fefle«
Se^arren bei gefaßten Sntf^lüffen an«. (3B. I, 615 fg. »ergt.
@toici«mu«.) Die ber geibenf^afttic^feit entgegengefeftte Cemünf«
tigfeit be« S^aralter« befielt eigentli^ barin, bog ber SBtHe nie ben
dnteffect bermagen überwältigt, bag er i^n Der^inbere, feine Function
ber beutlic^en, DoUftänbigen unb Tiaren Darlegung ber SRotioe richtig
au«)uüben. (S93. n, 680.)
Unter einer Demünftigen $anblttng«tt)eife Derfie^t man eine
438 liSeKnunft
goit} cottfeqttente, atfo ^n aSgemeinett S9egriffen au^e^enbe stitb don
abßracten ®Amtm, aü Sorfägcn, geleitete, ntc^t aber buril^ ben
{lästigen (Stnbrutf ber ©egetitoart beßimmte. (®. 116.) dn alleii
crbetifti^en SfäQen läuft ber Unterf<^teb jtDifc^eit t)emünf tigern itnb un»
bemünftigem ^anbellt barauf jurüd, ob bie ÜRotioe abfhracte begriffe,
ober anf^auKc^e SorfleUungen finb. (3ß. I, 616. 102; U,. 163.
(g. 36. 149 fg.)
SDlangel an Sntoenbung ber Vernunft auf ba^ $raltif(^e ifl SE^or«
^eit. (©• I, 28.)
8) Sorgug bed SKenfd^en bor bem Stetere burc^ bie
SJernunft. (@. unter SRenf d^: Unterfd^ieb jtuifc^en Z^ier
unb äßenfc^.)
9) Ser^ältnig ber @pra^e}ur Vernunft. (@.®|>ro(^e.)
10) Sort^etle unb 9?a(l^t^et(e ber Vernunft. (@. unter
begriff: SSSic^tigfett be^ 93egriff« unb: iRac^t^eUe be«
«egrifföO
11) Sereinbarfeit ber SJernunft mit Unberjlonb. (©.
Unberjlonb.)
12) 93ereinbarlett ber 9$ernunft mit moralif c^er
©d^Ie^tigleit. (@. unter Zugenb: Unterfc^ieb jioi:^
fd^en tugenb^aft unb bernttnftig.)
13) 3n melc^em @inne bie Vernunft ein ^rop^et 30
feigen berbient.
Die SJernunft berbient aud^ ein ^rop^et gu Reißen; §ält fle un«
bod^ ba« 3uRinfttge bor, nlimKd^ aU bereinflige ^otg^ unb SBirfung
unferd gegentbörtigen jC^und. 3)abur(^ eben ifl fte geeignet, un^ im
^anm }u Ratten, mann Segierben ber SEBoDufl, ober ^lufioallungen M
3orRd, ober ©etüfte ber ^abfuc^t und berleiten moHeu }U S)em, kood
Hinftig bereut »erben mügte. {% ü, 628.)
14) SBarum gemiffe ©ä^e für Sudfprüd^e ber Ser«
nunft gehalten merben.
Sudfprüc^e ber Vernunft nennt deber gemiffe ©tt^e, bie er
o^ne Unterfuc^ung für toa^r ^ält unb bie in feflen jtrebit bei i^m
babur^ gebmmen, bag, ald er anfieng ju reben unb }u benlen, fte
i§m an^altenb borgefagt unb baburd^ eingeimpft mürben; ba^er benn
feine ©emo^nl^eit fte }u beuten ebenfo ab iß, mie bie ©emo^n^eit
überhaupt ju benfen; jie finb mit feinem ®e^im bermac^fen. (^. II,
12 fg.)
15) ftritil bed ©egenfa^e« a^Uc^^n SBernunft unb
Offenbarung. (©. IDffenbarungO
16) ftantd ftritil ber reinen Vernunft* (@. Dogma«
ttdmud unb ftrtticidmud.)
Semünfteln — $erfi^tebenl^eit 439
Ikcttiin^eln, f. @o))^ifiifatton.
tittnüuftXQ.
1) Untcrfc^ieb jtoif(^cn „ücrnilnftifl" unb ^^togtfd^".
(@« unter Sogif : ©egen ben fatfd^en ©ebrand^ bed Sßorte^
2) Unterfdlteb )toif^eii bernünftig unb fing. (@.
Jtlug^eit)
3) Unterf(^teb giotfd^en bernünftig unb tugenb^aft
(©. lugcnb.)
4) !Der bernünfttge S^aralter unb bte bernünftige
$anb(ungdtt)cife. (@. unter Vernunft: ©egenfa^ ber
t^eoretifc^en unb praltifd^en Vernunft.)
5) Sßarum ber Vernünftige t9 nx^t immer tft.
2Bie bie 93egetßerung be^ ®enie^ nur in ben luddis interrallia
t^ätig ift, fo aud^ wirft fogar bie Vernunft be9 Vernünftigen in lucidis
intervallis ; beun er tfl ed anä) nic^t immer. Nemo omnibus horis
sapit. fLM bie« beutet auf eine gemiffe t^Iut^ unb (Sbbe ber ©ttfte
M @e^imd, ober (Spannung unb Sbfpannung ber ^ibem beffetben.
CP. M, 63 fg.)
)letnttnflLei)tt^ f. Sog it.
))tcpflid)tun0) f. ^flic^t.
titttatSf^ f. unter 8üge: »ertrogöbrud^, »etrug unb »err«t^.
)lttntditl)tit, f. SEBa^nftnn.
tl(tfd)itDitni)tit, ber SRenfd^en.
1) OuteUectuelle Verfd^ieben^eit (®. Ontelligenjen,
unb unter Äopf: Unterfc^icb ber ÄBpfe.)
2) SRoroIifd^e Verf(^ieben^eit* (®. unter SDtoratifc^:
Der moratifc^e ttnterfc^ieb ber S^araftere.)
3) SRetap^^fifd^e (Srfittrung ber inbittbueUen Ver«
f<^ieben^eit.
S)ie grofe urfprüngtic^e Verfc^ieben^eit ber empirifd^en S^araftere
beruht jule^t auf bem Ver^ttltnig be« SlOen« )ur (Srlenntntftraft im
Onbibibuo. Dtefe« beruht jule^t auf bem @rabe M SoOen« im
Vater unb bem ®rabe M Crfennen« in ber SRutter. (Vergt. Ver-
erbung.) Da« Sttfommentreffen ber Öltern iji grbßtent^etlö SufaD.
hieran« nun ergttbe {Id^ eine empörenbe Ungerec^tigfeit im Sßefen ber
aßelt, totm nt^t Im ®runbe bie Verfd^ieben|€it jtoif(^en ben (SItern
unb bem ©o^ne blo« ber Srf(^einung angehörte unb aQer S^^aU im
440 9$erf4mt4t^eit — ^erfd^toiegen^ett
©runbe 9?ot§menbigfeit tuttre. 3)ie inbiDtbueüen, bad gan^e SBefca
be^ ÜRenfc^en bur^brtngenben unb feinen ^ebendlauf befltmmenbm
Unterfc^iebe fSnnen nic^t ald of)ne @c^ulb unb Serbienfi bed bami:
8e^aftcten Dor^anben unb ate btoged SBerl bed 3ufaQ^ betrachtet
»erben; foubem ber i^enfc^ i{l in gerotffem @inne ald fein eigene^
SBerf anjufe^en. (2B.II, 685 fg. $). 395. — »ergl. aud) »erbicnfl.;
4) Sfols^^uttg aud ber inbiDibueKen Serfc^ieben^eit.
SHe allgemeinen 9tege(n unb ^orf^riften ftnb bctaiegen
nid^t Qttdreic^enb, toeil fie Dpn ber falfc^en S^orau^fe^ung einer Qan\
ober jiemlic^ gteic^en 8efc^affen^eit ber 3Renf(^en on^ge^en, meiere bic
¥^i(ofo))^ie bed ^etoetiud fogar audbrücflic^ auffieOt; loä^renb bie
urf))rüngU(^e Serfc^ieben^eit ber Onbioibuen im dttteDectueDen unb
SRoralifc^en uncrmeglic^ i{l. ($). 395.)
))ttfd)mi(tl)ttt, f. unter ftlug^eit: formen ber ftlug^eit.
))ttfd)mnt2ruttg.
1) äßoraud bie Serfc^roenbung entfpringt.
S)ie Serfd^menbung entf))ringt quo einer t^terifc^en 3)ef(^ränh^t
auf bie ©egenmart, gegen lue^e aldbann bie no6) in blogen ©ebanfcn
befle^enbe Bu^^nft leine SRad^t erlangen lann, unb beruht auf bem
SBa^n eined ))ofitiDeu unb reuten S3ert^ed ber jlnnlic^en ®enäffe.
(?. n, 221.)
2) Solgen ber Serfd^menbung.
S)ie Serfc^mcnbung fü^rt nid^t blod }ur Verarmung, fonbem bnn^
biefe }um Serbred^en. 3)ie Serbrec^er an^ ben bemittelten ®tfinben
ftnb e^ fafl aQe in gotge ber Serf(^ioenbung geworben. {% II, 22 1 fg.)
3) $ang ber äBeiber gur Serfd^menbung. (@. äBeiberJ
4) $)ang ber }u SBo§Iflanb gelangten Srmen jur 8er-
f^tt)enbung. (®. Srmut^.)
(Ueber bad ®egent^eil ber Serf^menbung, ben ©et}, f. ©eij.)
))etfd|tDtesenl)eit.
1) (Empfehlung ber Serfd^toiegen^eit.
Unfere fämmtlic^en perfönlid^en Angelegenheiten ^aben wir ben %i-
bem gegenüber aM ©e^eimnig ju betrachten unb un9 ju §aten, M
©eringße baoon ju üerrat^en; benn i^r äBiffen um bic unfc^ulbigfien
S)inge fann, burd^ S^tt unb Umflttnbe, un9 9}ad^t^ei( bringen, lieber
^aupt ifl t9 gerat^ener, feinen Serflanb bnrd^ 3)a9, ma^ man oerfd^neigt,
an ben Zag )u legen, aU burc^ 3)a«, toa^ man fagt. (Srflere« i^
@ac^e ber ftlug^eit, le^tere« ber Sitelfeit. {% I, 495 fg.)
«erfc. S3er|lflcation — 35etflanb 441
2) So und bie Serfc^miegen^eit nt(^t Dertügt.
& roiberfä^rt und too^I, bag mir audplaubent, mad und auf irgenb
eine SBcifc gefä^rlic^ werben fönnte; nid^t aber ücriäßt und unferc
Serf^iDiegen^eit bei S!)em, tuad und läc^erlic^ machen fönnte, meit ^ier
ber Urfadjc bic SBirhmg auf bem gußc folgt. (?J. U, 623.)
Öerfe. titvfxficatxon^ f. unter ^ocfic: $)ülfdmittel ber ^oefic,
unb bergt, ^rofa.
))trfpttcl)ungnt.
3luf bic SSerfprcc^ungen ber 3Kenf^en ifl, toeit i^re ©eflnnung unb
^Betragen fld^ eben fo fc^nett Snbert, toic i^r Ontcrcffe, ni^t gu bauen,
fonbern aÖetn aud ber (SriDägung ber Umpänbe, in bie (Siner }u treten
^at, unb bed Sonflicted berfelben mit feinem S^arafter, ^aben mir fein
ßanbeln gu berechnen. {% I, 483.)
tittfiantf.
1) Function bed Serflanbed.
Soufatitöt erfennen ifl bie eiugige Function bed SJcrflonbed, feine
aßcinige fi'raft, unb ed ifl eine große, SSieIed umfaffenbe, öon mannigfaltiger
Änwenbung, bod^ unöerfcnnbarcr Sbentitöt aöer i^rer Äeußcrungcn.
(2B. 1, 13. ®. 62 fg. g. 27. 149.) J)ie erfte, einfai^fie unb
mic^tigfte i^rer Heußerungen ift bie Snfd^auung ber loirllidien 333elt.
3)ie em})irtf(^en, }um gef ermäßigen Somple^* ber 9{eatität gehörigen
Sorfleffungcn erfdjeinen in ^aum unb ^üt jugteic^, unb fogar ift eine
innige Sereinigung beiber bie S9ebingung ber SReatität, meldte an^
i^nen gewiffermogen toie ein ^robuct aud feinen gactoren eriüäc^fl.
2Bad nun biefe Bereinigung fc^offt ifl ber SJerflanb, ber, mittelft
feiner, i^m cigent^ümlic^en Function jene heterogenen fjormen ber
©innti^feit öerbinbct, fo bag aud i^rer »ec^felfeitigen S)urc^bringung,
ttjiemo^I eben audf nur für i§n felbp, bie em^)irifc^e Steolität
^erDorgel^t, ald eine ©efammtDorftellung. (®. 29 fg.)
2) dbentttät bed äBefend bed Serftanbed bei $er»
fc^ieben^eit ber ®rabe beffelben.
3)et Serfianb ift in aüen Spieren unb aDen SOtenfc^cn ber uömtid^e,
^at überall biefelbe einfache fjorm: (Srfenntnig ber Saufalitttt, Ueber«
gang Don SBirfung auf Urfac^e unb Don Urfac^e auf SBirfung, unb
ni(^td außerbem. Sber bie ©rabe feiner ©d^ttrfe unb bie Sfudbe^nung
feiner (Srfenntnigf))^äre ftnb ^Öc^ß Derf(^ieben, mannigfaltig unb Diel«
fa(^ abgepuft. (SB. I, 24 fg. 5R. 74.) SBie bei bcn 5Kenf(^en
bie ®robe ber ©(^ärfe bed SSerfianbcd fc^r Derfd^ieben flnb, fo flnb
fte groifc^eu ben Derfc^iebenen 2^§iergattungen ed »o^t nod^ me^r. Sn
ben aKerllügflen 2:^ieren fönnen mir }iemli(^ genau abmeffen, mie Diet
ber Serfianb o§ne Sei^ütfe ber Vernunft Dermag ; an und felbfl f önnen
mir 3)iefed nic^t fo erlennen, meil Serflanb unb SJemunft ftd^ ba
442 ^erflanb
immer loed^felfeitig mtter{!ü|en« Sßir muffen inbeffen bei Senrt^ilttng
bed Serfianbed ber SE^iere und Ritten, ntd^t i^m jujufc^retbeit, toad
«cußerunfl bcö OnjHnct« ifl. (935. I, 27 fg.)
3) SEßarum bte @enftbtlttät überall Don Setflanb be»
flicitct ifi. (©. ©enfibilität)
4) Unab^ftngtgleit bed 9$er{tanbed bon ber Sernnnft
flüt Zf)ittt ^aben Serfianb, fetbfl bie unbolüommenften; benn fte
alle erlennen Objecte, unb biefe Srtenntnig befHmmt ate äll^oHt» ifyn
Sekoegungen. (93. I, 24.) ®ie ^aben Serfianb, o^ne Semuiift ^u
^aben; fie ap^re^enbiren rid^tig, fa^en auc^ ben unmittelbaren (^aufol^
gufammen^ang auf, bie oberen Siliere felbfi bur^ mehrere ©lieber
feiner ßette; iebod^ beulen fte eigenttic^ ni(^t. (SB. U, 62. OL 34.
g. 17 fg. — «crgL J^ier.)
ÜDer Serflanb ifl bon ber Semunft, ate einem beim äßenfc^en oOein
^injugefommenen SrtenntntgbermSgen, böQig unb fi^arf gefc^id^en, nnb
aUerbing^ an ftc^ auc^ im 9)?enf(^en unbemttnftig. S)ie Semmtft
lann immer nur h)iffen; bem Serflanb allein unb frei bon i^rem
@inf[u6 bteibt bad 9nf(^auen. (äB. I, 29 fg.) 2)ad burd^ Sennuift
rid^tig (Srfannte iß SEBa^r^eit, ha9 hmij ben 9$erfianb richtig Sr<
fannte tfl ^Realität. SDer äßa^r^eit fie^t ber Orrt^m ott Stmg
ber Vernunft, ber 91ealitttt ber ©d^ein ate Srug be^ Serftanbel
gegenüber. SCßegen biefer gäujtic^en Serfd^teben^eit ber Operation ber
9$emunft unb ber beö Serflanbed {tnb alle tfiufc^enben @(^eine bnn^
lein 9{atfonnement ber 9$emunft toegjubringen. (S93. I, 28 fg. S« 15 fg.
Sergt. drrt^um.)
5) ®egen ben aRigbraud^ bed Sßorte« ,,$erflanb".
deberjeit unb überall ^at man ate 9$erflanb, intellectos, acumen,
perspicacia, sagacitas u. f. U). bad im Sriennen ber Saufalttfit be«
ße^enbe unmittelbare, intuitibe SermSgen bejeic^net nnb bie an9 i^m
entfpringenben, bon ben bemünfttgen fpedfifd^ berfc^iebenen ?eifhtngm
berjlänbig, Hug, fein u. f. U). genannt, bemna(^ berfiflnbig unb ver-
nünftig fietd boÜIommen unterfc^ieben aU Seugerungen {loeier gttnjlic^
unb meit berfd^iebener ®eifle«fä^igfeitetk. Siaein bie $^Uofo)>^tc>
profefforen ^aben fi^ hieran nid^t gefe^rt; fie ^en cd gerot^
gefunben, bem Vermögen ber Segriffe feinen biö^erigen 9{amen „9^*
nunft'' ju entjie^en unb ed miber aVitn ®pra(^gebrau(^ unb aOcit
gefunben Xact Serfianb, unb ebenfo aUe^ aud bemfelben ^ie§aik
berjiänbig, flatt bernünftig, )u nennen, toeU^e^ bann aOemd
quer unb ungefc^idCt, ja toie ein falfd^er Xon ^erau^fotmncn mntte.
(®. 111. 40. SB. n, 73.)
& tfl nid^t }uffiatg, bag bie SSemunft fotoo^t in ben latehiif^,
»ie in ben germanifd^en ©prad^en a\9 »eiblic^ anftritt, ber Serfiaiib
hingegen ate mttnnlid^. (®. 116. SergL Sernnnft)
»crpanbltt^fctt — 8erfiänbnte 443
6) S)ad @eftc^t aU ber @tnn be^ Serflanbe«. (®. un»
ter ®iniie: ©egenfa^ jtotfc^en ©eftd^t unb ®e^ör.)
7) 93er^ältntg bed Serflanbed }ur ilRatcrie. (®. unter
SRaterte: (Die reine 3)7aterle unb i§re Q))riort[c^en Se-
fttmmungen.)
8) 2)ie Scrftanbe^erlenntnig, t^re SRängel unb i^re
Sorjüge. (©. 3lnfc^auung.)
9) Ue6er(egen^eit unb @c^ttrfe bed SBerfianbed. (@.
ttufl^cit.)
10) SWangel an SJcrpanb. (©. ©umm^cit.)
11) ©egenfat^ jkoifc^en bem @ele§rten unb bem äßann
Don natürlichem SSerflanb. (®. ©ele^rfamfeit.)
12) ÜDer fogenonnte gefunbe Serfianb.
!Z)er fogenannte gefunbe, b. |. ro^e Serflanb, ifl in p^ilofop^ifc^en
t^ragen nic^t nur incompetent, fonbern ^at fogar einen entfc^iebenen
$ang jum Orrt^um, Don m{i)tm i^n jurüdPjubringen ed ber $^i(o«
fop^ie bebarf. 9ln i^n barf ba^er in ber ^|i(o[o))^ie nic^t a))pel(irt
werben. {% I, 28. SB. U, 17. g. 92.)
13) ÜDie Ouantität bed Serfianbe^.
ÜDer Serfknb ift leine e^tenflDe, fonbern eine intenflDe ®r5ge; ba>
^et fann hierin Siner ed getrofi gegen 3^^tt^<^ufenb aufnehmen, unb
giebt eine Serfammlung Don taufenb ÜDummtöpfen n^ feineu ge*
fc^euteu aWonn. (^. U, 66.)
titvftänUidiktxi.
«Oed Serfie^en ifl ein 3(ct bed SJorfiellend, bleibt ba^er koefent»
li(^ auf bem@ebtete ber Sorflellung. ÜDa nun biefe nur Srfc^ei»
nun gen liefert, ift ed auf bie (Srfc^einung befc^ränft. 9Bo bad S)ing
an fi(^ anfängt, §5rt bie Srfc^ einung auf, folglich auc^ bie Sor«
fleüung unb mit biefer baö Serjle^en. — 3e beutlic^er bte Serflttnb*
lic^teit eined Sorganged, ober S3er^ttltniffed ifl, befto me^r liegt biefe^
in ber blogen (Srfc^einung unb betrifft nid^t bad SEBefen an fic^. {%
II, 99 fg. 5R. 86—90. ©ergl. unter SRatur: Die »erflänblii^feit
ber 9?aturerf(^etnttngen.)
ber^änlfmf.
S9Iod abftracte Segriffe Don einer @a(^e geben lein »irflid^e« Set«
flänbnig berfelben. Um ettoaö »trllic^ unb »a^r^aft ju Derj^e^en, ifl
erforber(i(^, bag man te anfc^anlic^ ^^ft^ffC; ein beutlic^eö Si(b ba«
Don em))fange, »o mdgltc^ aud ber Stealitttt felbfl, au§erbem aber
mittel^ ber $§antaf{e. ^. U, 50 fg.)
440 SBcrf^mtfet^eit — ^Jcrfd^wteßenl^cit
©runbe 9?ot§tuenbigteit iväre. SDie tnbioibueQen, bad gait^e äBefen
beö SRenfc^en bur^brtngenben unb feinen l^ebendlauf beftimmenben
Unterfc^tebe fönnen nic^t a(d ofjne ®^ulb unb Serbieufl bed bamtt
Se^aftcten Dor^anben unb ald bloge^ SBert bed S^tf^^^ betrachtet
loerben; foiibern ber SÖtenfc^ ifl in gen)iffem @inne atd fein eigene^
SBerl onaufc^en. (SB. II, 685 fg. $^. 395. — Sergl. auc^ Serbiciip.)
4) Folgerung au9 ber inbiDibuelten Serfc^ieben^eit.
SKe allgemeinen Siegeln unb 93otfc^riften finb bedioegen
nic^t au^reic^enb, »eil fie bpn ber falfc^en Sotaudfe^ung einer ganj
ober jiemlic^ gteid^en Sefc^affen^eit ber 3Renf(^en au^ge^en, »etc^e bic
$6iIofo))^ie bed ^efoetiud fogar au^brücflic^ auffielt; loä^renb bie
urf))rüng(i(^e SSerf^ieben^eit ber OnbiDibuen im dnteDectuellen unb
SRoratifcl^en unermegtic^ ifl. ($. 395.)
t)a:fd)nn(tl)ttt, f. unter filug^eit: f$ormen ber ftlug^eit.
t)trfd)tDntIittn0.
1) SBoraud bie 93erfc^n}enbung entfpringt.
ÜDie Serfc^tuenbung entf))ringt aud einer t^ierifc^en Sefd^ränh^it
auf bie ©egenmart, gegen loelc^e aldbann bie noc^ in blogen ©ebanten
befle^enbe B^'^^f^ ^^^"^ SRad^t erlangen faiin, unb beruht auf bem
SBa^n eined ))ofltik)en unb realen ^ert^e^ ber flnnlic^en ©enüffe.
($. n, 221.)
2) folgen ber Serfc^koenbung.
ÜDie SJerfc^menbung fü^rt nic^t blod jur SSerarmung, fonbern burc^
biefe jum Serbrec^en. ÜDie Serbre^er au« ben bemittelten ®tänben
ftnb eö fajl oHe in tjolge ber Serfc^ttcnbung geworben. {% U, 221 fg.)
3) ^ang ber SBeiber jur SSerfd^toenbung. (®. aSSeiber.)
4) $ang ber gu iBo^tflanb gelangten Slrmen jurSer«
fc^toenbung. (@. Srmut^.)
(Ueber ba« ©egent^eil ber SJerfc^wenbung, ben ®eij, f. ®eij.)
))etfdin)iesenl)eit.
1) (Empfehlung ber SSerfc^niiegen^eit.
Unfere fämmtlid^en fierfönlid^en Angelegenheiten ^aben air ben %n«
bem gegenüber aU ®e^eimnig ju betrachten unb und ^u ^üten, ba«
©eringfie baoon ^u Derrat^en; benn i^r SBiffen um bie unfc^utbigßen
2)tnge lann, burd^ 3^it unb Umfiänbe, und 9?a(^t^eil bringen, lieber^
^aupt iß ed gerat^ener, feinen Serfianb burc^ 2)ad, aad man oerfc^nietgt,
an ben 2:ag ju legen, ate burc^ Xa9, toa^ man fagt. (Erftered iß
®a(^e ber ßlug^eit, te^tered ber Sitelfeit {% l, 495 fg.)
^n\t. ^erjification — ^erflanb 441
2) äBo und bte Serfc^toiegea^ett nic^t oerUgt.
& iDtberfä^rt und mo^I, bag toir audplaubem, mod und auf irgenb
eine SBeife gefa^rlic^ »erben fönnte; ntd^t aber oerlSgt und unferc
93erf(^U)iegen^eit bei 3)em, mad und läc^erßc^ mad^en fönnte, meil ^ier
ber Uvfad)c bic fflivfung auf bem gußc folgt. (^. II, 623.)
tJerft. tJtrftptatwn, f. unter ^ocfic: $)ütfdmittet bet $ocpc,
unb üergl. $rofa.
tletfprtdfttngtn.
9uf bte Serfprec^ungen ber 9)?enf(^en ifl, tt)eil t^re ©efinnnng unb
betragen flij eben fo fc^neQ ttnbert, mt t^r Ontereffe, ni^t ju bauen,
fonbem aÜein aud ber (Snvägung ber Umfittnbe, in bte (Siner }u treten
^at, unb bed Sonflicted berfelben mit feinem S^arafter, §a6en mir fein
{^anbeln ju berechnen. {% I, 483.)
tierftanli.
1) Function bed Serftanbed.
Saufalität erfennen ifl bie einjige Function bed Serftanbed, feine
alleinige $raft, unb ed ifi eine große, $ie(ed umfaffenbe, bon mannigfaltiger
Snmenbun.q, boc^ unt)er!ennbarer 3bentitSt aQer i^rer ^eugerungen.
(JB. 1, 13. @. 62 fg. e. 27. 149.) ®ie erfic, cinfod^flc unb
niic^tigfle i^rer Seugerungen ifl bie Slnfc^auung ber mirtlic^en SBelt.
!Z)ie empirifc^en, jum gefel^mägigen (Somple^ ber 9{ea(itöt ge^i^rigen
Sorfledungen erfc^einen in 9taum unb 3^'^ jugleid^, unb fogar ifl eine
innige Sereinigung beiber bie Sebingung ber S^ealität, toeld^e avi9
i^nen getoiffermagen tuie ein ^robuct aud feinen gactoren enufic^fl.
Sad nun biefe Bereinigung fd^afft ifl ber Serflanb, ber, mittelft
feiner, il)ni cigent^ttmlic^en Function jene heterogenen formen ber
@inntic^teit berbinbet, fo bag aud i^rer h)e(^felfeitigen !l)ur(^bringung,
n)ieroo(|I eben awi) nur für i^n fetbfl, bie em))trif(^e 9{ea(itSt
^erDorge^t, ald eine ©efammtoorfleöung. (®. 29 fg.)
2) dbentitttt bed äBefend bed Serflanbcd bei Ser*
fc^ieben^eit ber ®rabe beffelben.
X)ei Serflanb ifl in allen 1£:§ieren unb allen SRenfc^en ber nttmtic^e,
^at UberaQ biefelbe einfache gorm: (Srienntnig ber Soufalitttt, lieber«
gang bon SBirfung auf Urfac^e unb Don Urfac^e auf SBirlung, unb
nic^td augerbem. 9ber bie @rabe feiner ©c^ärfe unb bie Vudbe^nung
feiner (Srfenntnigfp^äre finb ^öc^fl Derf (Rieben, mannigfaltig unb oiet*
fa(4 abgeftuft. (SB. I, 24 fg. 9t. 74.) SBie bei ben SRenfc^en
bie ®rabe ber @(^ttrfe bed Serflanbed fe^t toerfc^ieben finb, fo finb
fte }roif(^eu ben Derfc^iebenen X^iergattungen ed tt)o^( nod^ me^r. Xn
ben aüerflügfien Spieren fönnen mir jiemlic^ genau abmeffen, mie biet
ber Serfianb o^nc Sei^iilf e ber 9}ernunft Dermag ; an und f elbfl Knnen
mit Diefed nic^t fo erf ernten, meil Serflanb unb Semunft ftc^ ba
442 S3crflonb
immer loec^felfettig unterftü^en. 3Bir muffen inbeffen bei Seurt^eilung
be^ Serfianbed ber j£^iere und ^üten, ntd^t i^m jujuf (^reiben, toad
«eugerung beö Onpinct« ifl. (2B. I, 27 fg.)
3) Sßarum bte ©enfibilttSt überall t)on Serflanb 6e«
gleitet ijl. (®. ©enfibilität)
4) ttnab^Sngtgleit bed SSerjlanbed bon ber SernnnfL
SUIe S^^iere ^aben Serftanb, felbfl bie unk)oIIIommen{}en; benn fte
alle erlennen Dbjecte, unb biefe (Srfenntnig befUmmt ate SRotiD i^
9ett)egnngen. (W. l, 24.) @ie l^aben Serfianb^ o^ne Vernunft ju
^aben; fie a))))re^enbiren ric^tig^ f äffen aud^ ben unmittelbaren S^aufol^
jufammen^ang auf, bie oberen St^iere fetbß burc^ mehrere ©lieber
feiner ßette; jlebo^ benfen fte eigentlich nic^t. (3B. U, 62. (£. 34.
e. 17 fg. — »ergL S^ier.)
ÜDer Serftanb ifl Don ber Sernunft, a\9 einem beim SRenfc^en alletn
^injugelommenen Srfenntnigt)ermögen, bSIIig unb fd^arf gefc^ieben, nnb
aDerbingd an fic^ auc^ im SRenfd^en unbemünftig. S)ie Semunft
lann immer nur loiffen; bem ^erßanb allein unb frei oon t^rem
(Sinflug bleibt bad 3(nfc^auen. (3B. I, 29 fg.) 2)ad burc^ SSemunft
rid^tig Sriannte ifl 2Ba^r^eit, bad burc^ ben Serßanb richtig (Er*
rannte ift 9{ealität. !Z)er Sßa^r^eit fte^t ber drrt^um aU 2:rug
ber Vernunft, ber 9tealitttt ber ®4etn ald j£rug bed S$erf!anbed
gegenüber. SQSegen biefer gänjUc^en Serfc^ieben^eit ber Operation ber
Vernunft unb ber bed Serflanbed finb aDe tfiufc^enben Scheine burc^
tein 9taifonnement ber S$emunft toegjubringen. (SB. I, 28 fg. $. 15 fg.
Sergl. Orrt^um.)
5) ®egen ben iWtßbraud^ beö SBorteö ,,35er|lanb".
3eber}eit unb überall ^at man aU Serfianb, intellectas, acumen,
perspicacia, sagacitas u. f. tt). bad im Sriennen ber daufaßtöt be>
fie^enbe unmittelbare, intuitibe Vermögen bejeic^net unb bie an9 i§m
entf))ringenben, bon ben bernünftigen f))ecififc^ berfd^iebenen Seifhingen
berflänbig, Nug, fein u. f. ko. genannt, bemnac^ berßänbig unb oer^
nünftig ftetd boälommen unterfc^ieben ate Xengerungen jn^eier gftujlic^
unb koeit berfc^iebener ®eifiedfö^tgleitetk. Stllein bie $^iIofo)>|ie*
profef[oren ^aben fid^ hieran ni^t gelehrt; fie ^aben t9 gerat^cn
gefunben, bem Sermttgen ber Segriffe feinen bid^ertgen Stamen „Scr«
nunft" )u ent}ie^en unb ed toiber allen ®))ra^gebrau(^ unb aOen
gefunben S^act Serflanb, unb ebenfo alled au9 bemfelben ^iegenbe
berflilnbig, ftatt bernünftig, }u nennen, h)eld^ed bann aOemal
quer unb ungefc^idt, ja toit ein fatfc^er j£on ^eraudfornmen tnugte.
(®. 111. 40. SB. n, 73.)
(S9 ifi nic^t }ufttQig, baß bie S3emunft fokoo^I in ben latetnifc^en,
mie in ben germanifc^en ©prad^en a(d koeibtic^ auftritt, ber Serßanb
hingegen ate münnlic^. (®. 116. Sergt. Sernnnft.)
Serpänblti^fett — ^erflftnbmg 443
6) 3)ad ®eftc^t aU ber ®tnn be« Serftanbe«. (®. un«
ter ©tnne: ©egenfa^ jtDtfc^en ©eftd^t unb ®el|ör.)
7) Ser^&Itnig bed Serßanbe« jur ilRatcrie. (®. unter
äRaterte: (Die reine 3)7aterie unb i§re a))riori[c^cn 9e»
fttmmungen.)
8) Die Serflanbederlenntnig, i§re SRangel unb i^re
Sorjttge. (®. Xnfc^auung.)
9) tleberlegen^eit unb @c^ttrfe bed Serfianbed. (@.
fitufl^cit.)
10) 9RongeI an Serftanb. (@. X)umm^eit.)
11) ©egenfag jkoifc^en bem @ele^rten unb bem SSJlann
t)on natürli^em Serfianb. (®. ©ele^rfamteit)
12) ÜDer fogenannte gefunbe Serfianb.
!Z)er fogenannte gefunbe, b. |. ro^ Serftanb, ift in p^ilofop^ifc^en
t^ragen nic^t nur incompetent, fonbern ^at fogar einen entfc^iebenen
$ang jum drrt(|um, toon tueld^em i^n jurttdPjubringen t9 ber $^i(o«
fop^ie bebarf. 8n t^n barf ba^er in ber $|i(ofop^ie nic^t appeQirt
werben. {% l, 28. SB. U, 17. (5. 92.)
13) X)ie Ouantität bed Serfianbed.
ÜDer $erflanb ift feine e^tcnflt)e, fonbern eine intenflDe ®r5ge; ba«
^er fami hierin (Einer eö getrofi gegen 3^^"^(>uf^n^ aufnehmen, unb
giebt eine Serfammlung Don taufenb Dumnttöpfen no(^ feinen ge*
f(^euteu aWann. (?. U, 66.)
tler^ättHlid^luit.
aOed Serfie^en ift ein ^ct bed Sorfiellen«, bleibt ba^er »efent*
Ixif auf bem@ebtete ber Sorftellung. 2)a nun biefe nur (Srfc^ei«
nun gen liefert, ift ed auf bie Srfc^einung befc^rönft. SBo bad 3)ing
an fi(^ anfängt, §5rt bie Srfc^einung auf, folglich auc^ bie Sor«
ftellung unb mit biefer ba« S3erfte(|en. — 3t beutlic^er bie Serfittnb«
lid^feit eined S^organged, ober S^er^ttltniffed ift, befto me^r liegt biefed
in ber Mögen (Srfc^einung unb betrifft nic^t ba9 SBefen an ^dj. {%
11, 99 fg. ^. 86—90. 8erg(. unter 92atur: !Z)ie Serftänb(i(^feit
ber 92aturerfc^einnngen.)
8to9 abftracte Segriffe Don einer (Baift geben fein wirflid^ Set«
flttitbnig berfelben. Um ettoa^ »irflic^ unb toa^r^aft ju Derfle^n, ift
ctforberlid^, bag man t9 anfc^anlic^ erfaffe, ein beutlic^ed Silb ba«
Don em))fange, mo mdgtic^ aud ber Stealitttt felbft, augerbcm aber
mittel^ ber $§aDta(ie. ^. U, 50 fg.)
444 SBcrfletnerung — SJergwetflung
tlerfteinerung.
1) 9Bad eine DoIIIommene $er{}einerung tfl.
Sine DoIIIommene 93erfletnerung ifl eine totale d^emifd^e äJrränbemng,
ol^ne aDc mec^anifd^c. (% TL, 160.)
2) !Die SSerfleinerungen aU SSetueiömittel gegen ben
£)))timi^mud. (@. D))timt9mud.)
tJet^ellung^ f. unter ÜRenft^: Untetfd^ieb gtoifci^en I^ier unb äRenfc^.
tlertros^brud)^ f. unter Süge: SBertragdbruc^, 93etrug unb Serrat^.
tittitantn.
1) 9Bad an uuferm Vertrauen oft ben grögten Stützet!
^at.
%n unferm 3"^^"^" S^ Xnberen ^aben fe^r oft Strög^eit, ©elbß«
fuc^t unb SiteReit ben grBgten Snt^eil : Xräg^eit^ nienn niir, ixm nidft
felbfl 2u unterfuc^en, ju tDac^en, gu t^un, lieber einem ftnbem
trauen; ©elbflfuc^t, tuenn bad SebUrfni§ Don unfern Angelegenheiten
}u reben und oerlettet, i^m ettoad an^uDertrauen; (Sitelleit, tvemt t9
ju Dem ge^rt, toorauf mir und etioad ju ®ute t^un. ^^ic^tdbeflo-
loeniger Derlangen ttir, ba§ man unfer gwt'^Q«^« ^^w. (?. I, 491.)
2) SBarum bem intereffirten 9tat^geber fein Ser«
trauen gefc^enft »irb. (®. Sf^at^, 9{at^geber.)
tletniunlrerung.
1) jCie SJeriDunberung aU ein unterfc^eibenbed 9)?ert«
mal bed SRenfc^en Dom S^^iere. (@. unter ÜRenf^:
Unterfd^ieb ^n)ifd^en X^ier unb SRenfc^.)
2) 2)ie SSernunberung aie Ouetle ber $§i(ofo))^ie.
(©. unter ^^ilofop^ie: Urfprung ber $^ilofo})^ie.)
Uttjmetflttttg.
1) ®er 3wPönl> bc^ Serjtoeiflung.
9Ben bie Hoffnung, ben ^at auif bie ^urc^t Derlaffen; bied ifl ber
@inn bed äludbrudfd ,,bedperat''. @d ift nttmlic^ bem ÜRenfc^en natUr-
lid^, )u glauben, h)ad er lottnfc^t, unb ed )u glauben, loeil er ed
»ünfc^t. Sßenn nun biefe too^It^ätige, linbernbe @igent^ttmli(^teit
feiner Statur burc^ mieber^olte, fe^r ^arte ®d)Iäge bed ©c^idtfald oud«
gerottet unb er fogar, umgele^rt, ba^iu gebracht morben ift, }u glou»
ben, ed muffe gef^e^en, mad er nic^t toünfc^t, unb lönne nimmer ge*
\6)tf)tn, h)ad er D9Ünfc^t, eben h)eil er ed mUnfc^t ; fo iß bied eigentlich
ber 3uP<^n^r ^^^ ^^^ Serjueiflung genannt ^at (^. n, 622.)
SiBratton — 8oIf«foittieTanetfit 445
2) äBatum ber böfe (S^aralter tetc^t in S^erjmeiflung
gerttt^. (®. Unbanf.)
iKbratiotu f. unter Dualttfit: S)te Burücffü^rung aller Dualttät
auf Ouantität, unb unter Sic^t: Unjußfftgleit mec^anifc^er Sr»
flttrung^meife ber Sigenfc^aften be^ Sic^td.)
1) Sebingt^eit ber Siel^eit burd^ 3^^^ unb 9tauni«
(®, unter dnbtDtbuation: $rtnctp ber dnbiDtbuatton.)
2) SBarum Siel^eit feine (Eigenfc^aft bed !Z)tnged an
fidj ift.
jDo bte Stel^eit not§h)enbig burc^ 3^^^ ^^^ Staunt bebingt uub nur
in i^nen benfbar iß, 3^^^ ^^^ Staunt aber apriortfd^e (Erfenntntgfomten
fbtb nnb aU folc^e nur ber (Srtennbarfeit ber 3)tnge, nic^t i^nen felbfl
)ufommen, fo iß Siel^ett feine (Eigenfc^aft be9 ÜDinge^ an fid^. (SB.
I, 151—163; II, 366—368.)
3) ©egenfeitige Sebingt^eit ber (Erfenntnig unb ber
Siel^eit burd^ einanber.
(Srfenntnig unb Siel^eit, ober dnbit)tbuation, fte^en unb fallen mit
einanber, inbem fie fi(^ gegenfeitig bebingen. (9B. II, 310 fg.)
tixtlmtxhtvny f. unter (E^e: S^egefe^e.
))ift0tt, f. unter Sraum: Unter fc^ieb jmifc^en bem bräunt unb ben
i^nt Derh)anbten (Erfc^einungen.
tlolk, bad gemeine, f. ${$bel.
tlollur.
1) ®egen bie pant^eifitfc^e Vuffaffung ber SOIfer ald
ht9 eigentlichen ®egenflanbed ber ®ef(6i(^te unb
ber iD^oraf. (®. unter ©efc^ic^te: $^i(ofop^ie ber ®e*
f^ic^te, unb unter SRoral: ©egenfianb ber SRoral.)
2) ®egenfa^ ^mifd^en ben nörblic^en unb fübUc^en
%01fern. (@. Stationen.)
3) Sultur unb moralifc^e ®ttte ber Sötfer. (@. Sta-
tionen.)
4) (E^arafteriflil einjeluer Sttifer. (@. S)eutf(^e,
(Sngfttnber, ^ranjofen, dtaliener, Xmerifaner.)
tlolketre^t, f. Siecht.
b0lk0f0]uietäiutät.
S)ie grage nac^ ber @ouDeränetät be« Solfe« Iduft im ©runbe
baranf ^inau9, ob irgenb demanb nrfprünglic^ bad Stecht ^aben tBnne,
448 Sontrt^etl — 9u(gafttat
eine ebenfo befonbere ScfHmtnung im ©ubiect ba, bte nuui cm 6t«
fenntnigoermdgen nennt. S)ad fubiectioe Sorretat t)on 3^tt unb Kaum
für ftc^, ate leere formen, iß bie toon ftant fo genannte retne€tnn*
lid^fett. ^a9 f üb jectiüe Korrelat ber ÜRaterie ober 6auf aUtat, loeldje
beibe (Sind Ttnb, tft ber Serßanb. (SergL SKaterie unb SerfianbJ
!Z)a^ fubiectiDe (^omlat M Segriff^ ifl bie Vernunft (SergL 9e«
griff unb «ernnnfL) (SB. I, 13. ®. 141 fg.) Ucber ho» fnb.
lectiDe Sorrelat ber dbee, bad reine ©ubject bed Srfennend, f. unter
3b ee: ÜDic Sricnntnig ber 3been.)
8) S3er^ä(tni6 ber Sorftellung }um ätealen. (@. dbcal
unb dbeali^mud.)
9) S)ie 9Belt aU Sorßedung. (@. 3BeU.)
tiovuvt\)nl.
1) $errf(^aft bed 9}orurt(|eiId in ben gemö^nltc^en
ftöpfcn. (@. unter Urt^eiUfrQft: ©elten^eit ber Ur^
t^itefraft.)
2) S)ad S3orurt^eiI aU ein $Qupt^inberni§ ber Vnf^
ftnbung ber 9Ba^r^eit.
9Bad ber Sluffinbung ber SBa^r^eit am meiflen entgegenlieft, tft
nic^t ber aud ben S)ingen ^eroorge^enbe unb jum Orrt^um t>erleiten^(
falfc^e @(i^ein, noc^ au(6 unmittelbar bie @d^n)ilci^e be^ Serflonbcl;
fonbern eö ifl bie Dorgefagte 3Reinung, bad 93omrt^eiI, loeld^ef al^
ein After «a priori ber SBa^r^eit fic^ entgegen jicllt. (% U, 15.)
tlulsarität.
'Der ^udbrudP Don SSuIgaritöt, mldjtt ben aOermeiflen ®efid|ttTn
aufgebrüdt ifl, befiehlt eigentlich barin, bag bie firenge ttnterorbnung
i^red Srfennend unter i^r SßoQen unb bie baraud folgenbe Untnbgltd)«
feit, bie 3)tnge anber^ atö in Sejie^ung auf ben SSiden unb feine
ßmdt aufjufaffen, barin fld^tbar ifl. hingegen liegt ber Xudbrud
bed ®ented barin, bag man bad Sodgefproc^enfein bed dnteHectd Dorn
2)ienfle bed SBiUend, bad S3or^errf(^en bed Srtennend über hoS aBoacn,
bcutlid^ barauf liefl. (SB. U, 433. % l, 366; II, 73.)
Sa4«ftgur«n — So^(. Sa^tentfd^etbung 449
Ulad)9|i9itrtn, f. unter ftunfimert: SBarum bad Sun|)t9err nt(^t
%üt9 ben ©innen geben barf.
Ulögnr.
(Sd giebt }toei %rten be9 SBägend: nämlic^ enth)eber ert^etlt man
ben beiben ju Devgletc^enben SRaffen gleiche ©efdjtoinbtgleit, um ju
etfe^en, totlä^t t)on beiben ber anbern je^t noc^ Setoegung mitt^eilt,
atfo felbf} ein gtögeceö Ouantum berfelben l)at, h)e((^ed^ ba bie ®e«
f(^n)inbigleit auf beiben Seiten gleid^ i^, bem anbern Factor ber
®töge ber 9eh)egung, alfo ber Tta^z, }U3uf (^reiben ifl (^anb«
n)age); ober aber man toSgt baburc^, baß man unterfuc^t, h)ie mel
®ef(^h)inbigfeit bie eine SRaffe me^r erhalten vm% atö bie anbere
tiat, um biefer an®r06e ber Semeguug gleic^ }u fommen, mithin
fiil leine me^r toon i^r mitt^eiten gu taffen; ba bann in bem
Ser^ttltnig, h)ie i^re ©efc^toinbigfeit bie ber anbern übertreffen
mug, i^re SRaffe, b. i. bie Ouantität i^rer ÜRaterie, geringer \% alö
bie ber auberen (®(^neah)age). (9B. n, 60.)
1) 9}or}ug bed 9Renf(^en t>ox bem Spiere in ^infic^t
auf bie @p(Sre ber SBa^I.
S)ie ÜRotitoe, bur(^ bie ber SBille ber 2:^iere betoegt h)irb, muffen,
meil ben 2:^ieren Sernunft, bad Sermbgen nic^tanfc^aulic^er, ab«
{hacter SorfteOungen (Segriffe) abgebt, ade 9Ra( anfc^aulid^ unb
gegenh)äctig fein. ^ierDon aber ifl bie golge, bag i^nen ilugerfi menig
äEßa§( geßattet ift, nömlic^ bIo9 ^mifc^en bem i^rem befc^räntten
©eßd^t^Ireife anfd^aulic^ Sorliegenben. 3)er äRenfc^ hingegen ^at
vermöge feiner S^^igfeit nid^tanfc^auUAer SorfleUungen einen un»
enbli(^ »eiteren ®eP(^t«!rei«, roeld^er baö «btoefenbe, »ergongene, 3u«
fitnftige begreift; baburc^ l)at er eine t>xA größere Sphäre ber Sin*
koirfung Don ÜRotitoen unb folglich auc^ ber SBa^I, ate ba« auf bie
©egcnmart bef^ränlte St^ier. (S. 34 fg. ®. 97. SB. I, 366. —
$ergl. auc^ unter SRenft^: Unterfc^ieb }toif(^en St^ier unb 9Renf(^.)
2) S)ie 2Ba^(entf(^eibung ifi nid^t aU grei^eit be«
einzelnen SBoIIen^ anjufe^en.
2)ie Sa^fentf (Reibung, bie ber SRenfc^ oermöge ber Semunft Dor
bem Spiere toorau^ ^ot, mac^t i^n nur )um ftampf))Ia^ ht9 Sonfiictd
ber aRotibe, entjie^t i^n aber nic^t i^rer ^errfd^aft unb ifl ba^er
6<lftopeti^auet'Bc(tfoti. II. 29
450 ®al^n — Si^a^nflnn
feme^ioeg^ ate gret^ett bed etnaelnen SßoIIen^, b. ^. Unab^üngtgTett
Dom ©efcfee bcr Saufatttät anjufc^cn, bcffcn 9?ot^»cnbtg!cit fl^ übet
bcn SKcnf^cn, »ic über icbc anbete ßrfc^einung ctfhedt. (SB. I, 355.
SSetflL unter grei^eit: Äriti! ber 3nbifferenj be« SBiaen«.)
3) Sort^eil bed anfc^anlic^en über ba« abflrocte 9Ko»
ttt) bei ber SBa^Ientfc^eibung.
SBenn bei einer SBa^Ientfd^eibung ein Sonftict jtüifc^en einrat an«
fc^autid^en unb einem objhacten SKotiö eintritt, fo ijl erftere« burc^
feine gorm (anfd^oulid^fcit) gar fcljr im Sort^ell, benn bem SBiden
ifi bie anfc^anlid^e Srtenntnig urf prünglic^er beigegeben, a(d bad SDrn*
!en, unb bad Slngef traute h)irft energifc^er, aM bad b(o9 @eba(^te.
Senn iebod^ me biefem ©runbe ein anf(^au(i(^cd SRotio über ha9
abjhacte jiegt, fo ift, tta« fo gefc^ic^t, SBirfung be« Vffect« unb
giebt ba^er fein DoOgüItiged S^ugnig über bie S3efd)affen4eit be« (S^a-
rohcr«. ($. 392 fg. »ergl. unter «ffect: SBarum ber «ffect bie
3ure(^nung Denninbert.)
ttlai)n^ fi^er, f. SBa^nfinn.
tOatinglaube, f. Aberglaube«
tDat)ttftnn.
1) 3Befen bed SBa^nfinn«.
SEßeber Semunft, noc^ Serfianb fann ben SBa^nfutnigen abgefproi^
»erben; benn fie reben unb toeme^men, fie f daliegen oft fef^r ri^tig,
auc^ f(|auen fie in ber 9{eget bad (^egemvärtige gau} rid^tig an unb
fe^en ben 3ufammen^ang )n}ifd^en Urfa^e unb Sßirtung ein. Stßonen,
gleich Siebcrp^antafien, finb lein gett)5(|n(i(^e^ Symptom M SBabn'
^nnd; bad S)etirium oerfätfc^t bie Snfc^auung, ber äBa^nfinn bie
©ebanfen. 3Rei{!end nttmlic^ inen bie SBa^nfinntgen bnr(^au9 nt(^t
in berftenntnig bed unmittelbar ©egentofirtigen, fonbem i^r drre«
reben be^ie(|t ftd^ immer auf bad 8bn)efenbe unb Sergongcne, unb
nur baburc^ ouf beffen Serbinbung mit bem ©egentoärttgen. i>af^
nun fc^eint i^re ftranf^cit befonberd bad ©ebttc^tnig ju treffen, im
bem ber ^oben bed ©ebäc^tniffeö a^rriffen, ber fortloufenbe 3ufaninien«
^ang beffetben aufgehoben ift. (Einzelne @cenen ber Vergangenheit
fte^en rid^tig ba; aber in i^rer Siücferinnerung finb Süden, loelc^ pe
bann mit t$ictionen au^füOen, bie entmeber, fiet6 bie felben, gu f^en
dbeen merben (ft^er 9Ba§n, aRelanc^oUe), ober jebeMat onbere ftnb,
augenblicfüc^e (SinfäHe (%arr^eit, fatuitas). (Erreicht ber 3Ba§ußim
einen ^o^en ®rab, fo entfielt DöOige ©ebfi^tnigloftgfeit. (993. I, 28.
226 fg.; n, 454 fg.)
2) He^nlic^teit bed Zxanmt^ mit bem äBa^nftnn. (®.
S^raum.)
3) ftriterium }ipif(^en ©eifledgefunb^eit unb Kcx^
rüdt^cit.
iZHe eigentliche ©efunb^eit be^ ©eiflcd beßc^t in bet DoOlIoinmenen
9tUderinnerung. S)ad ©ebfic^tnig eineö ©efunben geaä^rt über einen
SSorganfl, bejfen ßtügt er gettefen, eine ®etti§^eit, hjeldje ald eben fo
fefl unb ftc^er angefe^en mirb, ivie feine gegentt)ärtige SEBa^me^mung
einer ©ad^e; ba^er berfelbe, n^enn oon i^m befc^moren, Dor ©cric^t
baburc^ fefigefieDt toirb. hingegen tuirb ber bloße Serbad^t bed SBa^n«
(innd bie Su^fage eined B^^fl^n \^^oxt enthräften. $>kx alfo liegt
bad ffriterinm )tt)if(^en ©eifle^gefunb^eit unb Serrüdt^eit. (SB« II,
454 fg.)
4) Settoanbtfc^aft unb Unterfc^ieb jmtfc^en ber (Sr-
lenntnig be« Sßa^nfinnigen unb ber bed X^iered.
2)ie (Srfenntnig bed Sa^nfinnigen f^at mit ber bed Xf)im9 bied
gemein, ba§ beibe auf batS ©egentuttrtige befc^rttnft fmb; aber toa9 fie
unterfc^eibet ifl biefe^: ha9 St^ier ^at eigentlich gar feine SorfieUung
oon ber Vergangenheit aM folc^er; ber Sia^nftnnige bagegen trägt in
feiner Vernunft oud^ immer eine Vergangenheit in abstracto ^erum,
aber eine falfc^e, bereu (Sinflug nun awSn ben ®ebrau(^ ber richtig
erfannten ©egenmort oer^inbert, ben bod^ bad X^ier mac^t. (9B. I,
227.) SBegen SRangeM ber Vernunft merben Z^iere nic^t loa^nfinnig,
oietoo^I bie gleifc^freffer ber SBut^, bie ©ra^freffer einer Xrt Staferei
audgefe^t finb. (9S« U, 76.)
5) VertDunbtfc^aft jmifc^en ©enialität unb SBa^nfinn.
(@. unter ©enie: S)ie geniale (Erfenntnigmeife.)
6) Srllärung ber {^äufigfeit bed SBa^nfinnd bei
@4auf))ielern. (®. ©^aufpieler.)
7) Urfprung bed äBa^nfinnd.
!Da§ (eftiged geifKged Seiben, unerh)artete entfe^lic^e Vegeben^eiten
^ttfig fflo^nfinn Deranlaffen, i^ fo }u erflären: debed fold^ed Seiben
ifl immer ote mirtlic^e Vegeben^eit auf bie ©egenwart befc^ränft, alfo
nur oorüberge^b unb infofern nic^t übermttgig fc^mer; überfc^mttng«
lic^ grog mirb e^ txft, fofem e« bleibenber ©c^merj ifi; aber a(6
folc^er ifi t9 mieber allein ein ©ebanfe unb liegt ba^er im ©ebäc^t'
nig. SSßirb nun ein folc^er Stummer, ein fold^ed fc^mer}lic^e0 Sin«
beulen fo qualuoll, bag e^ fc^lec^terbingd unerträglid^ fällt, bann greift
bie geSngfligte Statur jum SBa^nfinn aU )um legten %ettungdmittel
M Sebcn«. (9B. I, 227 fg.) Sn bem SBiberffareben be« SiOen«, bad
t^m 9SBibrige in bie Veleu^tung ht9 duteüect« lommen ju laffen, liegt
bie Stelle, an melc^er ber SBa^nfinn auf ben ©eifl einbrechen fann.
9Ran lann alfo ben Urfprung M Sa^nfinnd anfe^en aH ein gemalt«
famed „@i(^ avA bem @inn f erlagen" irgeub einer ®ac^e, meiere«
jeboc^ nur möglich ifi mittelfl bed „@i(^ in ben ftopf fe^en" einer
29*
452 Sa^r^ftigfett
atibent« ©cUener fmbet ber mngrfdprte ^ttgm% Pott (SB* U,
455 — 457.)
£)eftfr ieboc^, att ben ongegebfnen pfi^c^tf^ai, ^ ber SBo^nfinn rhiai
reut fotnatifc^en Urf|nrinig, bmi^ auf 9Rt|bttbitngai, ober partieflat
jDedorgatttfattonen be9 ©e^int«, ober auf bem Suifbtg, ben onbcre
fronf^aft affictrte S^^etle auf bad @c^tni ^abcn. ddMM^ tocibcn beibe
Qrfac^en bed SBa^nftnn« meifltn^ Don ehumber {Hnttctpiitii, jnmal bie
f)f9(^tf(^eit üon btr fotnatifc^etu (SB. ü, 457 fg.)
8) Sin Xnalogon be6 Qeberganged Dom @c^nter^ jnoi
SBa^ttfinn.
Sin fc^toac^ed Hnalogon ht9 Uebergongd oont qnatooden ©i^iner^
)um SBa^nftnn ifi btefed, bag totr %lle oft ein )ieinigenbe€ Sbibcitfai,
bod nnd ptbglic^ einfäOt, »te mec^ontfc^, bnrc^ eine tonte Xcngcnnig
ober Semegung ^u berfc^euc^en, nn6 felbfl baoon abinfenfen, mit &t^
matt nnd gn getffarenen fuc^en. (933. I, 228.)
9) S)ie «afercL
2)er 3uftanb ber Kaferei o^ne Serrücft^eit (mania sine delirio) ifl
baraud gn er!(ären, bag ^ter ber äBiQe {ti| ber ^errfc^aft unb Seitnng
bed dnteOectd unb mithin ber SRotiDe periobifc^ gong entgie^t, »obnn^
er bann aU blinbe, ungeftüme, gerfiörenbe 9?aturtraft auftritt tmb
bentnac^ ft(^ ttngert aü bie ©nc^t, HVit9, mad i§m in ben 2Beg
!ommt, gu Demtc^ten. deboc^ toirb bIo9 bie Sernunft, alfo bie
reflectiDe (Srtenntnig, Don jener ®u^f)enflon getroffen, nic^t anc^ bie
intuitive; Dtelme^r nimmt ber 9{afenbe bie Dbjecte toa^r, ba er auf
fie lodbrif^t. 96er er ifl o^ne ade Settung burd^ bie Vernunft. (9S.
U, 458.)
10) Suf^ebung ber inteUectuellen t^rei^eit bnrc^ ben
9Ba^nftnn unb Unßrafbarteit be^ äBa^nfinnigen.
ÜDte inteüectuelle ^ei^ett ifi burc^ ben äSSa^nftnn aufgehoben. (®.
unter grei^eit: 3)tc intettectucllc %xtif)tit) 3)ie im ffia^nfmn be-
gangenen ©erbrechen flnb ba^er auc^ niijt gcfeftlic^ prafbar. (6. 99.)
(S9 fragt flc^: SSSenn ein (Delinquent na^ ber Unterfud^ung toa^n*
finnig teirb, ifi er bann für ben 9Rorb, ben er im gefunben 3#<in^
begangen ^at, ^ingurit^ten? — ©cttig nid^t. {$>. 377.)
11) Db bie Sßa^nfinnigen unglüdTIid^ finb.
Sd gehört gu ben Don Ungtt^Iigen nad^gefproc^enen drrt^ümem, bog
bie äBa^nfinnigen überaus ungliidfUc^ feien. ($. II, 64.)
Ulal)rl)afli0ktit.
1) Die bem 3Renf(^en natürliche Steigung gur äBa^r«
^eit.
(£« liegt in jebem ÜWenfc^en auc^ eine Steigung gur SBa^r^eit, bie
bei jcber 2üge erfi übenoältigt »erben muß. (335. I, 292.)
®a^r§cit 453
2) äBorum Sa^t^aftiglett befonbet« gelobt unb ge»
fc^ä^t totrb«
S)ie OueOe bet Silge ift Ungerec^tigleit, UebeltooOen , So^^eit.
(Sergl. Süge.) S)a^cr nun fommt e«, bog Sßa^r^aftigreit, Sufrid^*
ttgfett, Offenheit, ©etab^eit unmittetbat otö loben9h)ert^e unb eb(e
©emiit^^eigenfc^aften erlonnt unb gefc^tt^t totx^tn, h)eit niir Dorauö*
fegen, bag bevienige, »eichet biefe (Stgenfc^aften offenbart, (eine Un«
gerec^tigfeit, (eine Sod^eit ber ©efinnung ^ege unb tbm ba^et (einer
SJerfleOung bebarf. ($. 402.)
tOa\)tl)txt
1) ®ebiet berSBa^r^eit unb »ebeutung be« ^rttbicat«
„tt)a^r''. (@. unter ®runb: ®ag t)om ®runbe bed (Sr-
(ennenö.)
2) !Z)ie t)ier S(rten ber SBa^r^eit. (!Z)afe(bft.)
3) Unterf(^ieb }toif(^en SRealitfit unb Sßa^r^eit. (®.
Orrt^nm.)
4) ®egenfag jn^ifc^en Sßa^r^eit unb drrt^um. (@.
drrt^um.)
5) Unterfc^ieb jmifc^en 3)en(bor(eit unb SBa^r^eit.
(@. unter Urt^eit: Unterf^ieb }U)ifc^en 2)en(bar(eit unb
aßa^r^rit ber Urt^eile.)
6) Unterf(^ieb jtoif(^en „xiältii", „iDO^r", „reol",
„eöibent". (®. Cöibena.)
7) Ser^ältnig be« Setoeife« jur Sßa^r^eit. (®. 9e-
toei^.)
8) Sor}ug ber unmittelbar begrünbeten SEBa^r^eit toor
ber burc^ Setoeid begrünbeten. (®. Semeid unb
®eh)ig^eit.)
9) Ser^ttltniß ber allgemeinen ju ben fpecieden SBa^r«
Reiten.
Oebe allgemeine SBa^eit Der^ält fic^ }u ben fpecteüen, h)te ®olb
)u Silber, fofem man fle in eine betrtt(^tlid^e SRenge fpecieOer fBcäfv
Reiten, bie aud i^r folgen, umfegen (ann, loie eine ®olbmün)e in
(leine« ®elb. hierauf beruht ber 9Bert§ ber aUgemetnen SBa^r^eiten im
$^9f{(alif(^en, mie im aRoralifc^en unb ^f^c^ologifc^en. {% II, 22.)
10) Unterfc^ieb jmifc^en einfeitiger unb allfeitiger
SEBa^r^eit.
jleine au9 objediDer, anfc^auenber Vuffaffung ber 2)inge entfprungene
unb folgered^t bur^gefü^rte Xnfic^t (ann burd^aud falf$ fein, fonbem
fie ifi im fc^limmften %atl nur einfeitig. debe fol(^e Suffaffung ift
nämlic^ nur t)on einem beßimmten @tattbpun(te au9 »a^r. (Sr^ebt
man fc^ aber über ben ®tanbpun(t, fo er(ennt man bie 9^elatit)itttt
454 Sßo^rtett
i^rer SSia^r^eit; b. ^. i^re 6aifeittg|fett Stur ber f^bi^^t, Wltß übte
fe^enbe unb in 9{ed^nung bringenbe ©tanbpunit fonn abfofute SBa^r«
^cit tiefem. ($. n, 13 fg.)
11) Uebereinflimmung ber SSSa^r^eit ntit fi(^ unb mit
bei 9?atur unb Sufammen^ang aller SBo^r^eiten.
9lur bie 3Ba^r^eit fann burc^gttngig mit f!(^ unb mit ber SRatnx
überetnflimmen; hingegen fheiten äße fdfc^en ©runbanftc^ten innerlich
mit ftdjf felbft nnb nac^ Singen mit ber (Srfa^rung, meldte Bei febem
©(^rittc i^ren flitten ?ßrotefl einlegt, (g. 258.) ©ne SBa^v^cit !ann
nie bie anbere umflogen, fonbern aUe muffen jule^t in UebeveiHflimmiing
ein, meit im Snfc^autic^en, i^rer gemeinfamen ®runblage, fein SBiber«
pruc^ mögtic^ ifi. 2)a^er ^afieine Sßa^r^eit bie anbere }u fürchten.
2:rug unb Orrt^um hingegen §aben jebe Sßa^r^eit )u für^ten. (3B.
II, 114.)
S)ie äBal^r^eitcn Rängen atlfe ^jufammen, f orbern flc^, ergänjeu f{(^,
ttiä^renb ber drrt^um an Mtnddtn aitfl9gli. (% 11^ 253; I, 136.)
12) Stoige 2Ba^r§eiten. (®. !Z)ogmatidmu9 unb Xx'u
ticidmud.)
13) ©egenfa^ }n)if(^en p^^fifalif^en unb moralifc^en
^a^r Reiten. (®. unter äJ^oral: SBic^tigfeit ber tnora«
Uferen Unterfuc^ungen.)
14) $aupt^inberitiffe ber Srienntntg ifnb Xnerfennung
ber SBa^r^eit.
2)ad ifl ber gluc^ biefer SBelt ber 9lot^ unb be« »ebürfniffed, bag
biefen SDe^ bienen unb frö^nen mug; ba^er eben ift ^e nid^t fo
bcfc^affen, bag in i^r irgenb ein ebled unb er^abeneö Streben, toie
bad nai) Sid^t unb SBa^r^eit ifl, unge^inbert gebei^cn unb feiner felbfl
luegen ba fein biirfte. @onbem felbft toenn ein Wtal ein fotc^ed flc^
^at geltenb machen fönnen unb baburc^ ber Segriff baDon eingeführt
ift; fo koerben aldbalb bie materieDen dntereffen, bie perfi$n(i(^en
3tt)e(fe, auc^ feiner fid^ bemächtigen, um i^r 9Ber!jeug ober i^re SRadfe
b&rau« ju matten. (SB. I, SJorrebe XVII.)
@in ^aupt^inbemig ber 9Ba^r^eit ifl anc^ bad Sornrt^eit.
(Sergl. Sorurt^eil)
(Sd ifl ganj natürlich, bag toir und gegen {ebe neue, unfer btd^eriged
®t)flem umftogenbe ^a^r^eit abtDc^renb unb t)emeinenb toer^alten. (Eine
und Don Orrt^ümern jurüdbringenbe 393a(|r^eit ift einer Hrjnei }tt
Dergleichen, foiDo^t burd^ i^ren bitteren unb miberltd^en ©efc^matf, aM
auc| baburc^, bag fte nic^t im Stugenblid bed (Einnehmend , fonbern
erfl nac^ einiger 3eit i^rc SBirfung äugert. (^:ß. n, 63.)
15) Sangfame Verbreitung ber SBa^r^eit. (®. unter
9ieifen: (Eine bcfonbere Seobad^tung, bie man auf 97eifcn
machen fann«)
Sa^r^ett 455
16) 3)ie ©ekoatt ber Sßa^r^ett
Die (Sttoait ber SBa^r^ett ift unglauMic^ gtog unb t)on unfägttc^et
Vudbauer. 9Bir finben t^re häufigen ®))uren tDtcber in aDen, felbß
bcn bijarrPen, jtt abfurbejlen 3)ogmen öerfc^iebenet 3«iten unb gttnbcr,
jmtir oft in fonberbarer ©efeüfc^aft, in h)unberli(^er Sermifc^ung, ober
bo(^ )u erlennen. (SS. I, 163 fg.)
SBann eine neue unb bo^er porabo^e ©runbtoa^r^eit in bie SBelt
fommt, fo »irb man ymax allgemein, ^artnädPig unb mSglid^fl lange
P^ i^r »iberfcfeen. afnj»if(i^en tt)irft pc im ©tiOen fort unb frißt,
»ie eine ®äure, um Pc^, bi« atUed unterminirt ip« ($. ü, 507. 511.
15. S. 111. $. I, 286.)
3toar fo lange, att bie Sa^r^eit no(^ nic^t baPe^t, lann ber drr«
t^um fein ®pie( treiben, h)ie @u(en unb gl^bermäufe . in ber 9?ac^t;
aber e(|er mag man enoarten, ba§ Sulen unb ^ebemiftufe bie (Sonne
}urii(f in ben DPen f(^eu(^en »erben, aM ba§ bie erlannte unb beut«
(i(4 unb t)onpfinbig audgefpro(^ene Sa^r^eit h)ieber burd^ ben alten
drrt^mn Derbrängt koerbe. 1>a9 ip bie ftraft ber Sßa^r^eit, beren
@ieg f Corner unb mttl^fam, bafür aber, »enn einmal errungen, i^r
nic^t me^r }u entreißen ift. (SEB. I, 42. 97. 8. Sergl. auc^ Orr»
le(|reO
17) 3)ad ©c^idTfal ber SBa^rl^eit.
Der Sßa^r^eit ip aüejeit nur ein hirje^ ®iege0fep befc^ieben 3toi«
fc^en ben beiben langen ^titxHvaam, mo Pe M parabo^ t)erbammt
unb aM triDial geringgefc^^t mirb. (SB. I, Sorrebe XY.)
(Ueber bie $arabo|ie ber Sßa^r^eit DergL $arabo^ie.)
18) UnDereinbarfeit be9 Strebend nac^ SBa^r^eit mit
bem Serfolgen perfönlic^er 3^^^^*
Die, beren Xriebfeber perfbnlid^e, amtliche, lird^Iic^e, Paatli^e, lurj
reale, md^t ibeale S^tdt flnb, »erben tro^ be9 ©c^eine^ oon Streben
na^ SBa^r^eit, ben Pe Pd^ geben, boc^ nimmer bie SBa^r(|eit fbrbem«
Denn bie SBa^r^eit iP leine $ure, bie Pc^ Denen an ben $att »irft,
»el(^e i^rer nic^t begehren; oielme^r ip Pe eine fo fpröbe @(^9ne, bag
fclbp »er i^r Hlled opfert no(^ nic^t i^ ®unP geteig fein barf.
(SB. I, »orrebe XVni.)
9ßie foUte ber, melc^er für P4, nebf} SBeib unb jtinb, ein S(u«'
lommen fu(^t, }uglei(^ Pc^ ber 993a ^r^ ei t »ei^en? ber SBa^r^eit, bie
)u aQen 3^iten ein geftt^ßc^er Segleiter, ein un»iOIommener ©aß
gemefen ip, — bie oermut^Iic^ au(^ bed^alb nactt bargePeOt »irb,
»eil Pe nic^t^ mitbringt, ni^t« audjut^eiten ^at, fonbem nur i^rer
felbp »egen gefnc^t fein »in. 3^^^^^ f^ Derfc^iebenen ^nren, »ie ber
Seit unb ber SBa^^it, Ittgt P(^ nic^t jngleid^ bienen. Da« Unter«
nehmen füj^ jur ^u^elei. {% I, 165.)
9Ber mit ber SBa^r^eit, mit biefer nacften ®(^5n^eit, biefer lodenbeti
Sirene, biefer Sraut o^e KudPeucr bu^lt, ber muß bem ©tttd ent«
456 SBo^rtrdumen — SBartcn
fagen, ein @taat9» unb $at§eber<$^iIoft)))^ ju fein. 6t loirb, tocnn
er ed ^oc^ bringt, ein SDoc^Iantmerp^Kofopi Sflein bagegen loirb er,
fiatt eined "^ubticumd bon em)erb^Iufiigen Srobftubenten, eined ^aben,
bad aud ben fettenen, autolefenen, benfenben äBefen befielt. Unb aud
ber i^erne loinlt eine banfbare Sflai^mlt (31, 146.)
19) SDer ®enug ber Sßa^r^eit.
3)er größte ®enu6 i|l o^ne ä^^^tfel bie intuitit)e Srfcnntniß ber
äBa^r^eit. (3R. 334.) SDiejenigen muffen gar feine Hbnbung babon
^aben, toie fc^ön, n)ie liebenswert^ bie ^a^r^eit fei, welche g^eube im
Serfolgen i^rer @pur, loelc^e SBonne in i^rem ®enuffe liege, bie fic^
einbilben lönnen, baß loer i^r Sntli^ gef(^QUt ^at, fie berlaffen, Der«
leugnen, fie berunflalten fönnte, um beS SeifaDd, ober ber Kerntet,
ober bc« ®elbe« wegen. (9?. 146.)
20) Sor}ug ber burc^ eigene^ 3)enlen erworbenen
Dor ber blod erlernten SSa^r^eit.
2)ie bloS erlernte 2Bol|r^eit Hebt und nur an, koie ein angefe^ted
®Heb, ein falfc^er S^^^h ^tne wäc^ferne 92afe, bie burc^ eigene^ ÜDen«
len erworbene aber gleicht bem natürlichen ®(iebe; fie aHein gehört
vm9 wirllic^ an. S)arauf beruht ber Unterfc^teb jwifc^en bem üDenfer
unb bem Mögen ®ele(|rten. {% II, 529.)
21) 3)er fc^önfie SuSbrud ber 2Ba^r^eit (@. Statu,
92ait)etät.)
22) 3)ie Surrogate ber Sßa^r^eit.
S)ad Sa^re lann auf bie Sänge nur in feiner $?auterleit befleben;
mit drrt^ümem Derfe^t, wirb ed i^rer ^infäüigleit t^eil^aft. & fitf^t
a(fo fd)Iimm um bie Surrogate ber SSBa^r^eit. ($. II, 285.)
23) S)ie 3eit aU bie Bunbedgenoffin ber SBa^r^eit.
Sßenn bie Sßa^r^eit aud bem S^atbefianbe ber 3)inge fpric^t, braucht
man nic^t i^r mit SBorten gleic^ gu $ülfe ^u fommen ; bie 3cit wirb
i^r ju toufenb 3«nflfn öer^elfen. ($. II, 511. Sergl. auc^ unter
Urti^eil: SEBirlung ber ßeit auf Berichtigung bed Urt^eite.)
ttlat)tträunttn) f. 2:raum.
ttlanMbiirkeit, ber 3)inge, f. Unbejlanb*
txmtmt^ f. unter Sic^t: Ser^äUnig bed iid^W jur SBärme.
ttlarUn.
9htr t^eoretifc^, burc^ Sor^erfe^en i^rer äBirlung, foK man bie
3eit antici))iren, ntc^t ))rattif^, nämlic^ nic^t fo, baß man i^r
Dorgreife, inbem man bor ber3cit berlangt, wad erfl bie 3ett bringen
fann. 3)enn bied bringt Serberben. SRan lann j. 9. bur^ unge*
I5f(^ten ftall unb $i^e einen ^avaa bermagen treiben, bag er binnen
SBorum — SEBeiber" 457
toenigen Zagen SUtter, SBIüt^en unb %xüäfit trägt; bann aber jlirbt
er ab. Opfer beö SSSuc^er« ber geit toerbeu «He, bic nid^i toorten
formen. üBeu ®ong bcr genieffen abloufenben 3"* bef(^lenntgen ju
»oKen, ifl bad foftft)icligpe Unternehmen. (% 1, 501 fg.)
tDarum, f. unter ®runb: ^9Bt(^ttgfett bed ©a^ed bont jureic^enben
®runbe.
tßafftt^ f. unter 5Rotur: SDic äfl^etifc^e SBirhing ber 5»otur.
U)afftrltitttn0$kunfl.
äEBad bie Sautunft für bie dbee ber ©(^rnere, uio btefe mit ber
Starrheit üerbunben crfc^ctnt, leiftet (öergl. Ärd^itectur), boffelbe
(etflet bie fc^öne 993affer(eitung«fnnft für biefelbe dbee ba, uio i^r bie
glüfflgleit, lei(^tcfle »erf(^iebborfeit, 3)ur(^fl(^tig!cit, bcigefeflt ifl.
©(^äumenb unb braufenb über Seifen fiürgenbe SBafferfäUe, fliQ }er=
ftüubenbe ßatarafte, ate l|o^e Sßafferfäulen em))or{hebenbe ©prtng«
bruimen unb ftar fpiegeinbe @een offenbaren bie dbeen ber flüfflgen
fc^weren äRaterie gerabe fo, mie bie 3BerIe ber 93autunft bic dbeen
ber fianen SRaterie entfalten. 9ln ber nü^ liefen SBaffcrleitiiiigdlunß
ftnbet bie fd^öne feine ©tü^^e, ba bie ^wtdt biefer fid^ mit ben irrigen
in ber 9legel nic^t Dereinigen laffen, ba^ingegen bie fc^dne Saufunfl
an ben Sorbemugen ber vTot^wenbigfeit unb 9Iü^Ii(^feit eine frttftige
®tü«e fiat. (9B. I, 256 fg.)
1) SBed^fet ber SRaterie beim Se^arren ber goi^nt. (©•
unter Seben: äSefen bcd Sebend unb ©egenfa^ be9 Seben»
ben gegen ha9 Seblofe.)
2) ^Jßec^fel ber !Dtnge. (@. Unbeftanb.)
tXitiiftlbtitxfft^ f. unter ©egriff: »egriff^fp^ären.
tDtdifellDirkltng) f. unter ®runb: Sßec^felfeitigfeit ber ®vünbe;
nergl. au(^ Perpetuum mobile.)
tOdbtx.
1) ®egen ben ®ebrau(^ be« SSBorte« ^rSrau" fiatt
,,ffieib^
2)er immer allgemeiner loerbenbe Derte^rte ©ebraud^ be^ SSBorted
Stauen fiatt SEBeiber gehört }u jenem (Sprad^i^erberb, burc^ ben bie
@pra(^e Derarmt; benn S^au ^igt uxor unb SBeib mulier; bie
beutfc^e Sprache ^t, mie bie lateinifc^e, ben 6or}ug, für genu8 unb
speciee (mnlier unb uxor), jmei entfpred^enbe Sßörter )U ^aben unb
barf i^n nic^t aufgeben, ibie SEBeiber moDen nic^t me^r SBeiber feigen,
au9 bemfelben ®runbe, aud meld^em bie dnben 30raeUten unb bie
©d^neiber ftleibermac^er genannt merben looQen, u. f. in., koeil nttmttc^
458 SBeiber
bem 3Borte 6etgemeffen toirb, mod ntd^t i^m, fonbem ber ®a^e an«
^ängt. ($. 90 fg.)
2) S)ie 93eflimmung be« SBeibed.
SDod Scib if), mte fc^on ber SnbUcf fetner ©ejlolt le^rt, loeber ju
grogen getftigen, nod^ fötperli^en arbeiten befiimmt. Sd trttgt hit
<Sijulh M bebend nic^t burc^ S^un, fonbem burc^ J!eiben ah, burc^
bte SBe^cn ber ©eburt, bie (Sorgfalt für bad ßtnb, bie UntertoUrflgfett
unter ben äRann, bem ed eine gebu(bige unb auf^etternbe ©efä^rttn
fein fon. 3)ie ^eftigfhn Seiben, i^reuben unb ^aftttu§erungeti finb
i^m nid^t befci^ieben; fonbem fein Seben foQ fliller, unbebeutfamer unb
gelinber babinjliegen, a\9 bad bed ÜRanned, o^ne mefentlic^ glüdlic^er,
ober niiglüdflid^er ju fein. (^. II, 649.)^
SBeil im ©mnbe bie SBeiber gang allein }ur ^ropagation beö ®e«
fc^Ie^td ba finb unb i^re S3eftintmung hierin aufgebt; fo leben fie
burc^n^eg me^r iu ber ©attung, a(d in ben dnbioibuen, nehmen e6 tti
i^ren $er}en ernfilic^er mit ben Sngetegen^eiten ber ©attung, aM mit
ben inbiDibueQen. {% U, 653 fg.)
üDaß bod 3Beib feiner Statur na<l^ gum ©e^orc^en befKmmt fei,
giebt fid^ baran }u erfennen, bag eine debe, koelc^e in bie i^r natur»
wibrige l^age gängli^er Unab^ttngigleit berfe^t mirb, aUbalb fic^ trgenb
einem äRanne anf(^(ie§t, Don bem fie fic^ lenlen unb be^errf(^en ltt§t,
weil fie eine« $errn bebarf. {% U, 662.)
3) S)ie Su^flattung be« Sßeibed Don ber 92atur.
SRit ben S)?äbd)en ^at e« bie Statur auf ba«, ma« man im brama»
turgifd^en ®inne einen ffnaüeffect nennt, abgefe^en, inbem fie biefelben
auf teenige da^re mit überreid^Uc^er @(^0n^eit, SReij unb gülle au««
fiattete, auf Jfoften i^rer ganjen übrigen Seben«)eit, bamit fie nämlid^
n)ä^vcnb jener Öa^re auf bie SRttnner ben Q^vAtt üben, ber fie ^tn«
reißt, bie @orge für fie auf 3^it !?eben« }u übernehmen. ®ona(( ^at
bie 92atur ba« äßeib, eben toit jebe« anbere i^rer ®ef^b))fe, mit ben
Sßaffen unb Sßerf^eugen au«gerüflet, bereu e« gur @i(^emng feine«
3)afein« bebarf, unb auf bie ^tit, ba e« i^rer bebarf, toobei fie betin
au(^ mit i^rer gemö^nliii^en @))arfamleit t»erfa^ren ift. (% II, 650.)
SSie ben Sömen mit ft(auen unb ©ebig, ben Slep^anten mit @to6'
gähnen, ben @tier mit Römern u. f. ko., fo ^t bie Statur ba« an
Araft bem Sßanne nac^fh^enbe äßeib bafür mit Sifl unb Serfteaung««
lunfi au«gerüfiet, }U feinem ©c^ufe unb mfft. ($. ü, 652.)
4) ©eiftiger unb moralifc^er ©egenfa^ }koif(^en SRann
unb 993eib.
de ebler unb DoOrommener eine @a(l^e ift, befio fpäter unb lang«
famer gelangt fie }ur %eife. ÜDemgemilg ifi aud^ bie Semunft be«
frü(|er reifenben SBeibe« eine gar tnapp gemeffene. 2)nr(l^ bie Ser»
nunft uttterfc^eibet ftc^ ber SDtenfc^ Don bem Mo« in ber ©egenmort
Seibet 459
(ebenben Spiere, inbem er Vergangenheit nnb d^I^nft überfielt unb
bebenlt, ttoroud bann feine Sorf{<l^t, ®orge unb häufige Setlommen«
^eit entfpringt. (Sergf. Sernunft, nnb unter 9)tenf(^: Unterfc^ieb
jnifc^en 2:^ier unb 99?enfd^.) ÜDer Sort^eile, mie ber Stac^t^eile, bie
S)ied bringt, ift ba9 SBeib in ^otge feiner fc^mäc^ern SJernunft neniger
t^il^aft. S)ie SSeiber Heben an ber ©egenroart, fe^en immer nur ba^
9}tt(^fie, nehmen ben @c^ein ber 3)inge für bie ©ac^e, fe^en mit i^rem
Serftanbe in ber 97tt^e fc^arf, ^aben bagegen einen engen ®eft^td«
freid, in me(d)en bad (Entfernte mdjt fäOt; ba^er ber bei i^nen fo
häufige $ang jur Serfc^wenbung. — S)ie angegebene geiflige 9e«
fc^ränlt^eit ber äEBeiber ^at aber batf ®nte, baf fie me^r in ber
©egennart aufgeben, ate bie 9Rflnner, unb btefelbe ba^er beffer ge«
niefen; moraud i^re eigent^ümlic^e $eiterfeit ^erDorge^t, bie {le jur
(Sr^olung unb gum SErofie be^ forgenbelafieten ÜRanned eignet, ^tv
intuitine SJerflanb, burc^ ben bie Sßeiber e^ceOiren, unb i^re größere
9Hl(^tern^eit eignet fie auc^ }u 9lat^geberinnen in fc^koierigen Snge«
legen^ten. %txntt ift e^ ws9 ber eigent^iimlic^en, Don ber männlichen
Derfc^iebenen ©eifleMegabung ber Leiber abzuleiten, baß fie me^r
ilRitleib unb ba^r me^r ÜRenfc^enliebe nnb SE^eilna^me an Ungtttcf«
lid^en {eigen, al9 bie ST^änner, hingegen im fünfte ber ®ercd)tig!eit,
atebUc^Ieit nnb ©ettiiffen^aftigfeit biefen nac^ile^en. 2)emgemci^ nirb
man aU ®rui)bfe(|Ier be^ n)eibli(^en @l|arafterd Ungerec^tigteit
finben. (Sr entfielt gunä^il aud bem bargelegten SDtangel an Ser«*
nttnftioteit, »trb }ubem aber no(^ babnrc^ unterfhi^t, baß fie, ote bie
fd^mttqeren, Don ber 9tatur nic^t auf bie fitaft, fonbem auf bie J!ift
angettiefen finb ; ba^er i^re infünctartige Serfc^Iagen^eit unb t^r $ang
jnm Sügen. — flviß bem aufgefleüten ®runbfe^(er nnb feinen 9tu
goben entff^ringt bie galfc^^it, Xreulofiglett, Serrat^, Unbant n. f. m.
(Der gerichtlichen ÜReineibe ma^ SBeiber ftc^ bie( 5fter fc^ulbig, ate
9Rftnner. (S0 liege flc^ überfiauf^t in ^rage fteOen, ob fie }um (Sibe
anjulaflen flnb. (% U, 660—653. (g. 215. — Ueber bie ©c^rnttd^e
ber SSciber im Serfte^ unb befolgen bon ©runbfii^en f. ©runb«*
ftt<?e.)
3>ie Sßeiber flnb fic^, menn auc^ nic^t in abstracto, bemußt, ba§
bie ®attung0inteteffen in i^re ^nbe gelegt finb nnb ba§ biefe meit
berechtigter flnb, a\9 bie inbioibueOen. @ie machen flcf| ba^er fein
®eiDtffen barauA, im dntereffe ber $ropagatiou ber @f)ecied inbtbibueOe
Vflic^ten )n oerle^en. 2>ied aber giebt i^rem ganjen SBefen unb
Sreiben einen gemiffen Seic^tfinn unb ttber^aupt eine Don ber be«
9Ranne4 gmnbDerfc^iebetie 9li(^tung, and iDe(t§er bie fo ^ttufige Un«
einigteit in ber (S^e ermfid^fi. ($. II, 653 fg.)
gmifc^en SRttnnem ifi Don Statur blod ®(eic^gü(tigleit; aber }mi«
fc^en Sßeibem ifl f^on Don Statur ^etnbfc^aft. gemer, mä^renb ber
9Rann, felbfk ju bem tief unter i^m @te^enben, in ber %egel noc^
immer mit einer gemiffen Humanität rebet,'gebttrbet ein Dome^med
SEBeib fic^ meifien« ßolj nnb fc^nöbe gegen ein niebere«. ($• n, 654.)
460 SS^etber
3)en 2Betbern fe^tt ed an aUer Dbiectbitöt bed ©eified, fte fhtfen
überall im @ubj[ecttt}en. S)a^er (laben fle toeber für äRufif, noi^
$oefte, noc^ btfbenbe fünfte koirftid^ itnb ma^r^aftig ©inn uiib @tn>
Pf änglic^feit ; foubern blöd Slefferei }iim 93e^uf i^rer ®efallfu4t ifl
t9, tDenn fie fotdje affectireu. äRit me^r Sug ba^er, aU bad fc^önt,
föiinte man fte bad unäft^etifd^e ©efc^te^t nennen. 3^r iD?angel
an rein obiectioem 9nt^ei( rü^rt ba^er, bag, tutt^renb ber SRann
in SlQem eine birecte ^errfc^aft über bie ®inge, fei ed burc^ ^r^
flehen, ober Se^toingen anflrebt, fte immer unb überall auf eine hltA
inbirecte, nömlid^ mittelfl bed SRanned, Derttiefen finb. ($.11,
654 — 656.) — SJciber fönncn bebeutenbe« lolent, aber fein @eme
^aben; benn f!e bleiben fietd fubiectit). (äB. H, 447. — Ucber bie
bem toeibIi(^en ®efc^(e(^te eigent^ümlic^e 9}eugier f. 9leugter.)
5) 2Barum fic^ bie SBeiber ^u Pflegerinnen ber erflen
J^inb^eit eignen.
3u Pflegerinnen unb (Sr^ie^erinnen unferer erfien ftinb^eit eignen
bie äBeiber fic^ gerabe baburc^, bag fte fetbfi finbifc^, I^ppifc^ un^
furjfic^tig, mit Sinem SBorte, 3^^^ bebend große ^inber ftnb, eine
9rt äKittelflufe jn^ifc^en bem ^inbe unb bem Sßanne, ald toeld^er ber
eigentliche 2Renf4 ift. (% H, 650.)
6) 3)ie ©tellung be^ SBeibed in ber ©efellfc^aft.
jIDie 9Beiber finb unb bleiben im ®anjen bie grünblic^ßen unb un-
^eilbarflen ^^ilifler; be^^alb flnb fle, bei ber ^J^ijft abfurben Sinric^*
tung, bag fte @tanb uub Xitel bed üRanned t^eilen, bie befittnbigen
9nf porner feinet uneblen (E^rgeijed, unb feriter ifl megen berfelben
(Sigenfd)aft x^x Sor^errf(^en unb Xonangeben ber Serberb ber mobemen
©efeQfc^aft. @ie ftnb sexus sequior, bad in jiebem Setrac^t jurüd«
fte^enbe }toeite @ef(^lec^t, beffen ©c^toäc^e man bemnac^ fc^onen foD,
aber tueld^em S^rfurc^t }u bezeugen Ittc^erlic^ ifi. Sl9 bie 9}atur bat
3Renfc^engefc^le(f|t in gwei Hälften fpaltete, ^at fie ben Schnitt nt<^t
gerabe burd^ bie Wtittt geführt. Sei aQer Polarität ifl ber Unter«
fc^ieb bed pofltiDen unb negativen $oId fein blöd qualitativer, fonbern
au(^ ein quantitativer. @o §aben auc^ bie Hlten uub bie Orientalin
fc^en Söller bie SBeibcr angefe^en unb baburc^ bie i^nen angemeffene
Stellung Diel richtiger erlannt, ate n)ir mit unferer altfranjöftf^en
©alanterie unb abgefc^macften SBeiberDeneration. 3)ad SSeib im £)c«
cibent, namentlich bie „^amt*', befinbet ft(^ in einer falfc^en @teQung,
bereu übele f$olgen in gefeOfc^aftlic^er, bürgerlicher unb politifc^er $in«
fid^t nur baburc!^, bag bem !3)amen«Unkoefen ein Snbe gemad^t unb
bem toeiblic^en ©efc^lec^t feine naturgemäße 92olIe toieber angemiefen
mürbe, befeitigt toerben lönnten. ©erabe, metl ed S)amen giebt in
Suropa, finb bie SSeiber niebern Staubet, alfo bie groge ^e^rjo^l
\>^9 ©efc^lec^td, Diel unglüdlic^er, ald im £)rient. ($. U, 656—660.
662. 405. Sergl. unter (S(|e: S^egefe^e.)
Sßnntn 461
Segen bed $anged ber SBeiber gut Serfc^koenbuttg foOte bad mib^
Uift (Erbrecht befc^ränlt loerben. äBeiber foDten niemals über ererbtet,
eigentliche^ Vermögen, alfo SQ))itQlten, Käufer unb Sonbgüter, freie
3)i^pofttion ^aben. ®ie bebürfen ftetö eined Somtnnbed, ba§er fic in
feinem möglichen ^aU bie Sormunbfc^aft i^xtx jtinber erhalten foflten.
{% U, 661 fg. 277.)
Semer foQte, n)egen ber iOügen^aftigleit unb SerfleDung^Iunfl ber
SBeiber, t)or ©eric^t bad 3cu9"i§ eined Selbem, caeteris paribus,
iDeniger @en)i(^t ^aben, a\9 baö eined SNanned. {% II, 277 fg.)
7) ®ef(^le(^tli(^e Sejie^nng }nifc^en SVtann unb Seib.
(®. bie Hrtifel ©efc^Ie^tdliebe, ®ef(^(ed^tdtrieb,
®ef(^le(^t4ber^iiltnig, Sererbung unb ^tn^nxi^.)
tUeintn.
1) 3)ad Seinen aU 92ef(efben>egung.
S)ad Seinen ge^5rt, koie bad Sachen, ju ben 9tefle^bemegungen*
(@. Sachen.)
2) SDad Seinen ald unterfc^eibenbed äRerfmal bed
äRenfc^en t)om S^^iere.
3)a4 Seinen ge^5rt, toit bad Sachen, ju ben Seugerungen, bie ben
ÜRenfc^en Dom £^iere unterfc^eiben. (S. I, 444.)
3) ^f^c^ifc^er Urfprnng bed Seinen«.
2)a0 Seinen entf))rtngt aud bem 3RitIeib, be{fen ©egenflanb man
fetbfl ift. & ifl leine^neg« gerabeju 8[eu§erung bed (Sc^mer^ed ; benn
bei ben koenigften @(^mer}en koirb gen^eiut. Wlan teeint fogar nie
unmittelbar über ben empfunbenen ©(^merj, fonbern immer nur über
be{fen Sieber^olung in ber 92efIe^on. S)ad unmittelbar gefüllte Seib
teirb nttmlic^ in ber 9tefIe^ion ald frembed DorgefieOt, al9 folc^ed mit»
gefüllt unb bann f)(Ö^H(^ koieber aU unmittelbar eigene^ tea^rgenom«
men. 3n biefer fonberbaren ©timmung fd^afft \ldj bie Statur burc^
jienen fürperlic^en itram))f (Erleichterung. 3)a4 Seinen iß bemnac^
SRitleib mit fic^ felbfl, ober bad auf feinen S(udgangd{)unlt }urü(f«
geworfene SRitleib. Senn tt)ir nid^t burc^ eigene, fonbern burd^ frembe
Seiben jum Seinen bemegt loerben, fo gefc^ie^t bied baburd^, Dag wir
und in ber ^^antafie lebhaft an bie ©teile bed Seibenbeu oerfe^en,
ober auc^ in feinem ©c^icffat bad J?ood ber ganzen 3Renfc^^eit unb
folglich Dor XOem unfer eigene^ erbliden. (S. I, 446 fg.; II, 677 fg.
3R. 361.)
4) Soburc^ bad Seinen ^ebingt ift.
S)ad Seinen ift burc^ t$tt(|igleit }ur Siebe unb jum 3Rit(eib unb
burc^ V^antafie bebingt; bal|er toeber ^art^er}ige, noc^ ))^antafleIofe
SRenfc^en leicht teeinen, unb bad Seinen fogar immer a\9 3^'^^"
eined getoiffen ©rabed Don ®üte bed (^^arafterd augefe^en tt)irb unb
ben 3<>^ entwaffnet. (S. I, 446.)
462 Setd^eit Seife — Se(t
ttljti$i)tit. iOnft.
1) 9egriff^6e{ltmmung ber SBeid^eit
SBetd^eit ifl nic^t blo9 t^eorettfc^e, fonbem auc^ prafttf(^e S^ofüom^
men^eit. ®ie ift bie Dodenbete, tic^ttge (Srlenntnif^ ber S)tnge im
®an}en unb SlOgemeinen, bie ben 9}2enfcf)en fo DöUtg burc^bntngen
f^at, bag fte nun auc^ in feinem ^anbein ^erbortrttt, inbent ft^ f^
Zt^m überaQ (eitet Cß- ^^ 637.) S)ie Sßeid^ett, toclc^e in einem
SRenf(^en blod t^coretif(^ ha ift, o^ne pvaftifc^ ^u merben, gleicht ber
gefüllten 9?ofe, meiere burc^ ^axbt unb ©enic^ Hnbere erg5^t, aber
abföOt, o^ne gruc^t ongefe^t }u §aben. ($. U, 685.)
2)ie SBei^^ett ujur^elt, toit bad @enie, nic^t im abflracten, bidcur*
ftDen, fonbern im anfd^auenben Sermögen. @te ifi ttxoa9 Sntmtitt9,
ni(^t emad Slbflracted. @ie befielt nic^t in ©ä^en unb ©ebonfen,
bie @tner ate Stefultate ber gorfc^ung im £opfe fertig ^erumtrflgt,
onbent fte ifl bie ganje S(rt, toit fic^ bie Seit in feinem ftopfe bar«
ietit. S)iefe ifi fo ^öc^fi Derfc^ieben, baß babnrc^ ber SBeife in einer
anbern ffielt lebt, aW ber 2^or. (S33. II, 80. 83.)
2) Uebereinfiimmung ber äBeifen aller 3^iten.
3m SlDgemeinen l^oben bie SSSeifcn afler S^ittn immer baö Selbe
gefagt, unb bie Sporen, b. ^. bie unermeg(i(^e SRoiorität aDer Q^ttn,
^aben immer bad @e{be, nttmlic^ bad @egenti(|ei(, get^an, unb fo mirb
ed benn auc^ ferner bleiben. ($. I, 332.)
3) 2)ie aSeid^eit al9 ftarbinaltugenb. (@. ft^rbinaf*
tugenben.)
4) Der ©toifc^e SBcife. (®. ©toiciömu«.)
5) ::)ie SBei^^eit be« SIter«.
dm Snter ifi man bie S^imttren, dKufionen unb Sorutt^eUe ber
dugenb todgemorben, fo bag man ie^t Sfied richtiger unb Htfrer er«
lennt. 3)ie9 ifi t9, tuad fafi iebem Stten einen getoiffen Xnfiti(^ non
äEBei^^eit giebt, ber i^n bor ben diingeren attd}etc^net. {% l, 626.
$ergl. unter Sebendalter: ©egenfa^ }n)if(^en dugenb unb Wter.)
6) 3ufammentreffen ber praltifc^en mit ber t^eoreti*
fc^en Sßei^^eit im 9?efultat.
S)ie praftifc^e Sßei^^eit, bo^ SKec^tt^un mib So^It^un, trifft im
9?efultat genau jnfammen mit ber tiefften Se^re ber am meitefien ge«
langten t^eoretif^en SBeiö^eit, ber Se^re nttmtic^, bag Siel^eit unb
@ef(^ieben§eit allein ber blogen (Srfc^einung angehört, unb bag cd
Sin unb bad felbe SBefen ifi, n^elc^eö in allem Sebenben fu^ barfieOt.
((£. 270.)
tOelt.
SDieäBelt jerfaHt in bie SBelt atd Sor fielhing ((Srfc^inungdmelt)
unb in bie SBelt att Sßille (SDing an fid^). Son ber erfieii ^Mt
Settttnfl^teit 463
ba« erfle unb brttte 9u(^ ber „mtü ote SSille unb SorfkÜung'', Don
ber (entern ba0 jttette unb vierte 6u(^.
1) dbealitttt bet 3Be(t aU Sorftetlung. (®. Obiect
nnb Xngenkoelt.)
2) ©runbfovm ber Seit al0 SorfieUung. (@. Object,
nnb unter (Srf(^etnung: SDod ©runbgerüß ber iSrfd^et»
nung.)
3) $^9fioIogtfc^e Sebtngung ber SBelt a(^ SorfieKung.
(®. Settugtfein unb @e(|trnO
4) Stnt^etlung ber SBelt aU SorfieUung.
S)te 3BeIt oM 9or{leaung }erfäat in bie bem ©a« Dom @runbe
unterworfene (SBelt ber einzelnen !Z)inge) unb in bie Dom ®a^ Dom
®runbe unabhängige (SBelt ber dbeen). (Sergl. unter Ob je et: Sin-
t^eilung ber Objecte, unter (Srfc^einnng: Unterfc^ieb jroifc^en ber
unmittelbaren nnb mittelbaren Srf Meinung, unb unter (£rlenntni§:
Xrten ber Srlenntnig.)
S)ie bem @a^ Dom ®runbe untertoorfene SorfteKungdmelt jerfäQt
oieber in bie anf(^au(i(^e unb in bie begrifflid^e, ober in bie
Serftanbed« unb in bie Sernunftwelt. (Sergl. Snfc^auung
unb Segriff, Serflanb unb Sernunft.) — Ueber bie dbeentoelt
f. dbee.
B. Sie »dt 0» »iHe (2){ng an 94).
1) Srlennbarleit bed S)inged an fi(^ ober bed innern
SBefen« ber Sßelt. (@. S)ing an fi^)
2) Ser^illtnig bed ÜDinged an fic^ )ur Srfc^einung««
koelt. (@. unter Sing an fid^: ©egenfaj^ )nif(^en SDtng
an fi(^ unb Srfc^einung, unb unter (Srfc^einung: 3)ie 6r«
fd^tnung att IDIanifefiation bed ÜDinged an fic^.)
3) (Sint^eilung ber äBelt aU SßiUe.
2)ie Sßett ate SBille jerfttUt in bie p^^fifc^e unb in bie et^if^e.
8on ber erflem (anbelt bad jmeite 8u(^ ber „^t\t al« äSiOe unb
CorPellung'' nebfl ber ©d^rift ,,Ueber ben ffiillen in ber Watur'', Don
ber le^tem bad Dierte Su^ ber „fEitli aU mUt unb Sorflenimg'' unb
,,!Die beiben ®runbprob(eme ber (Et^i^^ lieber bie erflere f. Statur unb
über bie festere ÜRoralif c^, 9Rora(ität Ueber bie befonbern @cbiete
ber p^9flf(|en unb fittlid^en SBett f. bie betreffenben einjetnen Vrtilel.
4) «uf^ebung ber SßiUett^loelt. (@. 9BeItauf§ebung.)
tttUanfUtiten.
Ueber bie SBeltanfic^ten be9 X^ei«mu9, ^ant^ei^mu«, SRate-
riali^mn^ unb Katuralidmud f. bie Srtitet Zf^ti€nxvi9, ^an«
t^eidmud, SDtaterialilmn« unb 9{atura(i9mu0.
464 SSeltauf^ebuns — SBeltfnoten
Ueber ben ©egenfa^ ber o))tttnt{itf(l^en unb pefftm iflifd^en
SBeltonftc^t f. Opttmt^mu^ itnb ^efftmidmud.
ttlHtaufl)ebung.
1) a)}0glt(^rett ber SQßeltauf^ebung.
@en)ifferma§en iß ed a priori etniufe^en, bog bad, \oa9 je^t ha9
^^änornen ber SBelt l|ert)or6ringt, auc^ fä^ig fein muffe, btefed nic^t
jit t^un, mithin in SRu§e ju berbleiben, — ober, mit anbem SEBorten,
baß t9 }ur gcgentuärtigen SiaaToXi] auc^ eine ouaroXT] geben muffe,
dfi nun bie erflere bie Srfc^einung bed SBoOend bed Sebend; fo mirb
bie onbere bie (Srfd|einung bed 9lii^tmütn^ beffelben fein. ($. n, 335.)
2) SDer iDJenfd^ aU Sermittler ber SBettauf^ebung.
(®. unter 2Rcnfc^: S)er SReufd^ aM 2Benbe))nnft bed SOSiOend
}um Seben unb ate (Sribfec ber 97atur.)
3) 2)ad nac^ ber Sßeltanf^ebung übrig bleibenbe 92t((td.
(©. S»i(^t«.)
JöeUfitlfl, f. SBeltfeele.
ll)tUgmd)t, f. unter ©ered^tigleit: !Z)ie emige ©erec^tigfeit.
ttltU0ef(i)i(t|te, f. ®ef(i^i(^te.
tOHtgrän^e^ f. ^immel.
iDeUkataflroplje.
SSBenn aud^ feine ))^9fifalifc^en ©riinbe ben 9H(^teintritt einer aber-
maligen 3BeIt(atafhropbe, kuie beren fc^on mehrere fiattgefunben, t^er^
bürgen; fo fle^t einer folc^en boc^ ein moralif(^er ®runb entgegen,
nämlic^ biefer, bag fie je^t, iiac^bem mit bem ÜRenfc^en a(d ber ^94'
ften Dbjlectioation^ftufe ber 9?atnr bie SRögUc^feit ber Verneinung M
SBiQend eingetreten ifl, imdlo9 fein luürbe, inbem bad innere ffiefcn
ber äBelt je^t teiner ^ö^ern Dbjectioation }ur SRöglic^feit feiner Sr«
löfnug barau« beborf. {% U, 154. 3Sergl. unter aKenfd^: Der
3Renf(^ all SBenbepunft bei SBiDenl jum Seben unb all Sriöfer bei
SRaturO
ttltUklugt)eit.
1) S)ie jmei $an))tftücle ber SEBeltKug^eit.
„aSJeber lieben, noc^ Raffen'' enthält bie $älfte aOer äBeltftug^eit;
„ni(^tl fagen unb nic^tl glauben'' bie anbere ^ttlfte. ($. I, 496.)
2) Sßarum el ben ebleren 9}aturen an SBeÜMug^eit
fe^lt (®. (gbel.)
tO eltknoten.
S)ie dbentitttt bei ©nbjectl bei SoIIenl mit bem erlennenben &nh*
iect, Dermöge melc^er (unb }tt)ar not^menbig) bal SBort „Sä)" beibe
mitmUiditt — SBetturfpruttg 465
einfd^tiegt unb 6e)ei^nct, ifl ber SBeltlnoten unb ba^er umxMxli^.
(®. 143. Ccrgl 3c^.)
)Utitmä(t|te) f. unter ®(ü(f: ®U\d im ©inne Don fortuna.
tOdimann.
1) ©egenfo^ gloifc^en htm SBeltmann unb bem ®e«
lehrten. (@. ©clc^rfamfcit, ©clc^rtc.)
2) 2)etr t^olllommene ä&ettmann.
2)er i)oniommene SEBeltmonn märe ber, mld^tx nie in Unfc^Iüffigtett
fiodfte unb nie in Uebereilung geriet^e. {% I, 505.)
1) Qu^ammtnf^an^ ber ))^^fifc^en mit ber moraUfc^eit
Sßeltorbnung. (@. unter iD^oraUfc^: SRoralifc^e 8e«
beutung ber 993e(t.)
2) ©egenfa^ }tt)if(^en SRetap^^fil unb 9!atura(idmud
i-n $infic^t auf bie Suffaffung ber S93e(torbnung.
ÜRetop^^pI überhaupt ift bie Srienntniß, bag bie £)rbnung ber 92a«
tur nic^t bie einjige unb obfotute £)rbnung ber 2)inge fei. 3)agegen
mac^t ber 97aturalidmu9 unb ÜRateriatidmud bie p^^fifc^e SBeltorbnung
3ur abfoluten. (993. II, 194 fg. Sergl. 9{oturaiidmud unb 2)U«
teriali(^mud.)
tOütfttlt,
1) »ritif beö »egriffe« „SBeltfeele".
S)a« innere 3Befen ber S93e(t ifl SBille, ctmad burc^au^ 2BirHi(^e«
unb entpirif<l^ (gegebene^, hingegen bie ^Benennung ,,9BeItfee(e" für
ha9 innere SEBefen ber SBelt giebt ffatt beffe(6en ein b(oge0 ens rationis;
benn ,,@eele'' befagt eine inbioibueOe (Sin^eit bed Serougtfeind, bie
offenbar jenem SBefen nic^t jufommt, unb überhaupt ifi ber Segriff
,,@eele", ueit er Srlennen unb äBoIIen in ungertrennlic^er Serbinbung
unb babei bod^ unabhängig Dom animattfi^en Drganidmud ^^poflafirt,
ni(^t 2u rechtfertigen, at|o nic^t gu gebrauchen. (SB. II, 398 fg.
«ergl. Seele.)
2) Unterfc^ieb j»if(^en „SSSettfeele" unb „SBeltgeifl".
Sßeltfeele ifl ber SBiOe, äBeltgeifl ba« reine Subject be« (Sr-
lennend. ($. 338. — Ueber ba9 reine ©ubject bed (Sriennend f. unter
dntellect: S)er reine duteSect.)
iDtititrfpntns.
Ser ®runbfe^Ier aller ®9fleme ifi bad Serfennen ber SBa^r^eit,
ba§ ber duteltect unb bie Sflatcrie (^orrelata flnb, b. ^. Sine^
nur für ha9 Snbere ba ift, Seibe mit einanber ße^en unb faOen,
6^op«n^aucr»8ccttoii. II. 30
466 SBelttoeie^eit — Seife
(Sined nur ber 9itfk^ be^ Knbern ifl, ia bag fte eigentlich (Stned unb
baffelbe finb, bon jloet entgegengefe^ten ©eiten betrachtet, loeld^ed (&xit
bie (Erfc^einung bed SSSiUend ober S)inge9 an fic^ ift; bog mithin
SBetbe fecunbär flnb; ba§er ber Urf{)rung ber 9Be(t tu fernem Don betben
3U fud^en ift. Slber in t$oIge jene^ Serfennend fachten aQe ©ijfienie
(ben @))tnoji^mttd etn>a aufgenommen) ben Urfprung aller SDinge in
einem jener Seiben. @ie fe^en nömtic^ entmeber einen dntellectr
vou^, a(d fc^Ied^t^in (Srfie^, ober mad^en bie äRaterie jum afifolut
Srftcn. 93eibe gerat^en in Verlegenheiten. 2)a4 primäre ift koeber
ber dnteQect, noc^ bie SRaterie, koelc^e beibe jufammen bie 9EBeIt at&
Sorfiellung audmac^en, a(fo fecunbär finb. S)ad primäre ift titU
me^r ha9 in beiben Srfc^einenbe, bad S)ing an ftc^, ber 993 i de. (SS.
II, 18 fg. Sergt. aud^ Ontellect unb 2Raterie.)
tDeUmei$l)eit, f. unter ^^ilofop^ie: ®egenfa$ jmifc^en ^^Uofop^ie
nnb S^t)eoIogte.
1) Zran^fcenbenj ber Slnmenbung be^ QtotdbtQxx\\9
auf bie SBelt aU ©anged.
Sd ift eine i^olge ber Sef^affen^eit unfere^, bem SSSißen entfproffenen
d^nteOectd, bag »ir nic^t um^in fönnen, bie SBelt entteeber ald 3^^''
ober aU äRittet auf guf äffen. Srftered nun n)ürbe befagen, bog i^r
S)afein burc^ i^r SBefen gerechtfertigt, mithin i^rem S^ic^tfetn ent'
fc^ieben oorgugie^en U)äre. Slllein bie Srfenntnig, baß fie nur ein
!2!ummclf)(a$ Icibenber unb fierbenber äBefen ift, lägt biefen ©ebanfen
nic^t befielen. 92un aber n)ieberum, fie a(9 SRittel aufguf äffen, U^t
bie Unenbtic{)fett ber bereite iierfloffenen 3^it nic^t }u, liermiige »eld^er
jeber ju erreic^enbe ßto^d fd)on längft ^ätte erreicht fein muffen. —
$ieraud folgt, bog jene SInmenbung ber unfemt dnteOect natürlichen
^oraudfe^ung auf bad ©anje ber S)inge, ober bie 993e(t, eine trand'
fcenbente ift. {% II, 16 fg.)
2) »ritif ber «uffaffung ber Seit alö „©elbftawei".
SDer ^eut ju Slage oft gehörte «u^brucf „bie Sßelt ift ©elbfijwed''
(ägt unentfc^ieben , ob man fie burc^ ^ant^ei^mud ober bur^ b(o§eit
t^atalidmud erfläre, geftattet aber iebenfafld nur eine ))^9ftfc^e, (eint
moralifc^e 93ebeutung berfelben, inbem, bei Vnna^me biefer (entern, bie
SEßelt aOemat fic^ aM SRittel barfteDt a» einem ^ö^ern 3mecf. ($«
n, 108. lieber bie moralifi^e ©ebeutung ber SQSelt f. unter ÜÄoro-
lifc^: aRoralif^e SBebeutung ber 3BeIt.)
tOtthtn^ f. unter ©runb: @a$ t)om ®runbe bcd SSSerbend.)
tOttkt.
1) ©egenfafe gtoifc^en ber »efä^igung ju ffierfen «n^
ber Befähigung ju Saaten. (®. unter ®enie: ®egen»
fa^ }n>if(^en bem ®enie unb bem ))raftifcl^en gelben.)
aStrt^ — Sefen 467
2) ©egenfa^ }koif(^en bem 9lu§m bnrc^ SBerle nnb
bem 8tii^m bitt(^ Zf^attn. (®. unter SRu^m: 3^<i
SSkge }uiit 9tu§m0
3) ftunftioerle. (@. ftunfimerf.)
4) ©c^riftpelfcr^aBerfe. (®. ©c^riftficller, ©irift-
pellcrcu)
5) S)er (^riftltd^e @eaenfa$ jtoifc^eti ©tanben nnb
äSSerten. (@. unter S^rtflent^nm: Stttn ber c^rifili(^en
©(auben^Ie^re.)
lDtttt|.
1) 9ielatiüität bc« «egriffc« ,,ffiert^^
deber 3Bert^ ifi eine Sergleic^ung^grö^e, nnb fogar fle^t er not^«
to)enbtg in bo))peIter Delation; benn erßlic^ ifl er relotiD, inbcm er
für Semanben ifl, unb jmeitend ifi er comparatin, inbem er im
Sergleic^ mit etmad Snberem, toonac^ er ge^tf^t koirb, ift. Vud
biefen jioei {Relationen (inautfgefe^t, Derliert ber Segriff SBert^ aOen
@imt nnb Sebeutung. (S. 161. 166.)
2) Unbenibarteit eined unbebingten, abfoluten Sßer«
t^ed.
Sud ber SRelatiDttät, bie ia9 SBcfen jebed Sßert^ed auti^mad^t, folgt,
ba§ abfoluter SEBert^ eine contradictio in adjecto ifl. (Ein un«
vergleichbarer, unbebingter, abfoluter Sert^, bergleic^en bie
Sttibe (nac^ ffant) fein foO, ifl bie mit Sßorten geßeOte Aufgabe }u
einem ©ebanfen, ber fic^ gar nic^t benfen lägt. (S. 161. 166 fg.)
3) 8e»ugtfein be« eigenen SBert^ed. (@. @elbfl«
fc^il^ung unb Umgang.)
4) SBert^ bed J!eben9. (@. unter geben: S^araTter, äBert§
unb S^td M gebend im ©anjen.)
ttlrftn.
1) ®egenfa^ g^ifc^en 9Befen unb S^iflenj. (®. Es-
sentia unb Existentia.)
2) ®egenfa^ jinifc^en SEBefen unb Srfc^einung. (@.
SDing an fic^ unb (Srfc^einung.)
3) !Doppe(feitigIeit iebed Sefend.
deglid^ed SBefen in ber Statur ifl jugleic^ (Erf(^ einung unb
!Cing an fic^, ober aud^ natura naturata unb natura naturans,
iß bemgemäg einer jmetfac^fn (SrHärung fä^ig, einer {i^^fifc^en unb
einer meta))§9fifc^en. ($. n, 98.)
4) Stufenleiter ber 92aturmefen. (@. unter 9{atur:
!Z)ie ©tufen ber Statnr.)
30*
468 ©tber^rud^ — ®ilbc
5) D6 t9 trgenbno nod^ ^bl^ere SSBefen, aU ber WUtn^df,
gtebt. (®. unter SRenfc^: S)er iDtenfc^ qM SSSenbepuntt
be^ äBiKen^ 2um Scben unb ate (Sribfer ber Statur.)
6) 2)Qd ^5^fte SBefen, @ott. (®. ©ott.)
)Oilrttfpru(t|.
1) ©a^ be^ äSBiberftirud^d. (@* 2)enlsefe^e0 *
2) 2Btberf))ru(i^loft0leit ber 9?atur.
SDte 92atur, b. L bad Slnfc^außd^e, lügt nie, nod^ loiberf priest fic
ft(^, ha t^r ä&efen bergletc^en QUdf(^Itegt. 2Bo bo^er Sßiberfprud^ unb
Süge tfl, ba finb ©ebanten, bte ntc^t auS o6|ecttDer Huffaffutig ent*
fprungen finb. S)ie au^ o6j|ecttt)er Slnffaffung entf))rungenen @ttt(
ftimmcn mit fic^ übercin. (^. n, 13 fg.; I, 142 fg. 335. U, 114,
8ergl. aud^ unter SBa^r^eit: Uebereinftinnnung ber äBa^r^ett mit
fid), u. f. m.)
3) 9RitteI )ur ^eförberung ber @ebu{b bei frembem
SBiberfpru(^. (@. Stolerona.)
löielrerbtingung, otter ©ingc.
Um ba^ (Smpbrenbe bed 2)ogma'd bon ber emigen Serbammnig
(Detgt. Serbammni§) }u mtlbern, ^ot $apfl ©regor I., fe^r
koeidß^, bie Se^re Dom ^urgatorio, nietete im SBef entließen f{{^ f<^on
beim Origened finbet, oudgebilbet unb bem ftirc^englauben förmlich ein«
Derleibt, noburd^ bie @Q(^e fe^r gemilbert unb bie SReteoififqdjofe
einigermaßen erfe^t n)irb, ba baö Sine, h)ie ha9 SInbere einen Sänte»
rungd))roceg giebt. (Sergl. ÜRetempf^c^ofe.) 3n berfelben abfielt
ift audj bie Se§re Don ber SBieberbringung aQer 2)inge aufgefleOt
ivorben, burc^ meiere, im legten Scte ber äBeltromöbie, fogar bie ®Qn»
ber fammt unb fonberö in integrum reflituirt koerben. ($• n, 392;
I, 312.)
VOitt^tvttlitnntn^ feiner felbfl im anbern, f. unter dnbiDibuation:
SDie im principio individuätionis befangene (Srienntnig im ®f
genfa^ }u ber ed burc^fd^auenben.
ißit'bttitbnxi^ f. ®nabe.
1) S)ie SBilben aU Dertvilberte 9Renf(^en.
Xit Sßilben finb nid^t Urmenfd^en, fo loenig ate bie loilben ^wAt
in @übamerila Ur^unbe; fonbem biefe finb Derttilberte $unbe, unk
jiene Derkoilberte Sßenfd^en, Sbfömmßnge Derirrter ober Derfc^Iagcorr
äßenfc^en, avi9 einem cuIttDirten Stamm, beffen Snttur unter fi^ jn
erlitten fie unfähig maren. ($. Ü, 168.)
Siffe. ^oUtn 469
2) 3)a9 9tc(^td9efa^I ber Sßtibem
2)cn bie Unab^ttngtglett ber $3egriffe Unrecht unb Siedet t)oti aQcr
))ortttben ©efe^gebung leugnenben (&m}fixikt batf man nur auf bie
äBilben ^intueifen, bie alle ganj richtig, oft auc^ fein unb genau, Un«
rec^t unb dttift unterfd^eiben , kueld^ed fe^r in bie Singen födt bei
i^rem 2:auf(^^anbel unb anbern Uebereinfünften mit ber SRannfc^aft
ettro))ttif(^er @(^iffe. @ie finb breift unb juDerfid^tlid^, m fte Siedet
^aben, hingegen ttngfitic^, kuenn bad^SRed^t nit^t auf i^rer Seite ift.
Sei @treitigteiten laffen fte fi(^ eine rec^tlic^e Sudgleid^ung gefaOen,
hingegen reijt ungcred^tc« ©erfahren fic jum Äriege. (ffi. 218.)
lOiU^ \ßo\ltn.
I. SoUen*
1) 3)ad ©ubiect be« 3BoIIen9. (®« @u6iect)
2) dbentität be« ©ubjectd bed äSoKen« mit bem @ub«
jject bed Srlennend. (@. dd^.)
3) Unbefinirbarfeit bc« SBoUen«. •
Seil bad ©ubject ht9 SBoIIen^ bem ©etbßbeteugtfein unmittelbar
gegeben ifl, Itt§t ft^ nic^t »eiter befiniren, ober bef ^reiben, koad
SßoIIen fei; i)ielme§r ifi t9 bie unmittelbarfle aOer unferer Srtennt«
niffe, j[a bie, bereu Unmittelbarleit auf oQe übrigen, aÜ koelc^e fe^r
mittelbar finb, }ule^t Sic^t »erfen muß. (®. 144. $. 161. 2B*
II, 219.)
4) Sßeid^eit ber @prad^e in ber Sntoenbung bed 9Bor«
U9 „SB ollen''. (®. unter ©{irac^e: Sie 2Bet«^eit ber
@prad^e.)
n. aSille*
A. Ser Sitte aM Sing ou |i(t*
1) dn »etilem @inne ber SBille aU 3)ing an fic^ )u
betrauten ifl. (®. 2)tng an fic^.)
2) ®egenfa^ 3)oif(4en bem SBillen unb feiner Sr«
fc^einung.
Ser äBiOe al9 Sing an fi(^ ifl Don feiner (Erfd^einung gttujtic^
Derf (Rieben unb Dblltg frei Don allen formen berfelben, in nielc^e er
eben erfl eingebt, inbem er erfc^eint, bie ba^er nur feine Obj[ecti-
tttt betreffen, i^m felbft fremb finb. @(^on bie aOgemeinfte Sorm
aller Sorßellnng, bie bed Obiectd ffir ein ©ubiect, trifft i^n nic^t,
nod^ »eniger bie biefer mitergeorbneten, bie ber @a^ Dom ©runbe
an^brüdtt« dt liegt al9 Sing an {i(^ außerhalb be« ©ebiete« be^
Safied Dom ®runbe in allen feinen ©efialtungen nnb ift folgli^
f(^Ie(^t^in grunblod, obmo^l iebe feiner Srfc^einungen burd^aud bem
@at Dom ®runbc unterkoorfen ifl; er ifl femer frei Don aller Siel-
§eit, obmo^t feine Qrfd^einnngen in Qtxt unb 9?aum uuitt^lig finb;
470 ®tttc. tBoffcn
er felbfi tft (Siner, jebo^ m^t toit ein Obfect (Sine^ tfl, im ®egtttfa(i
jur tnöglid^en Siel^eit, no(^ Qu<j^ koie ein 8egriff Sined tft, ber nur
burd^ Sbfhaction bon ber Siel^ett entflonben tft; fonbem er ift (Eme^
ald baö, »ad Qu§er 3^^^ ^nb 9Iaunt, bem $rinci)) ber dnbtotbuaHon,
ber aRi$gIi(^teit ber Siel^eit (t)ergl. dnbtt^tbnatton) liegt. (SB. I,
134. 152.)
Der SBille aU S)ing an f{(^ tfi femer, nngead^tet ber Stet^ett ber
2)inge in Stil nnb 9lanni, n^eld^e fttntmtlic^ feine Objectttät Pnb,
unt]^ei(6ar. 9{i(^t ifl ettt>a ein Heinerer ST^cU Don i^m im ©tein,
ein grSgerer im äRenfd^en, ba bad Ser^ttltnig Don 2:^eil unb ©airgem
audfd^Iieglic^ bem 8taume onge^5rt; fonbem au(^ bad SD^e^r unb
SDlinber trifft nur bie ^rfd^einung, bie ©id^tbarfeit, bte ObjectiDatiPir
bed 9BtIIend. (Setgl. ObjectiDation.) Stod^ koeniger aber, aU bie
Hbfiufungen feiner Obiectioation i§n felbfi unmittelbar treffen, trifft
i^n bie Stel^eit ber Srf(^einungen auf biefen toerfc^iebenm ©tufen.
(85$. I, 152 fg.)
S)te jenfeit ber (Srfd^einung liegenbe, in bem ©(Raffen ber fliatstt
|t^ offenbarenbe (Sin^eit bed killend ifi eine metap^9f[f(^e, mithin bie
(Srfenntnig berfelben trandfcenbent, b. §. nid^t auf ben Suncttoneir
unferd dnteOectd beru^enb unb ba^er ein Xbgmnb ber Setro^tnng.
(SB. II, 366—368.)
XU gmnblod ift ber SSBiUe an flc^ ferner frei (f. unter ^rei'
^eit: X)ie ^rei^eit atö metap^^flfd^e (Sigenf^aft), unb fein ©tnben
ifl ein enblofed, ^at fein 3is(* ^i^ Srage: SEBad koill benn gule^t
ober koonad^ firebt ber bad 9Befen an fic^ ber äBelt andmad^enbe
9BiOe? — - biefe t^rage beruht anf Semec^dlung bed S)inged an f(($
mit ber Srfc^einung. Vuf biefe aOein, nid^t auf iened erfhecft f{(^ ber
®a^ t)om ®mnbe, beffen ©eflattung auc^ bad ®efe^ ber SRotiDation
iß. (Sergl. unter ®r nnb: ®a^ Dom ®runbe bed $anbe(nd.) UeberaO
lägt [lij nur Don Srfc^einnngen aM folc^en, Don einjelnen SDingen,
ein ®mnb angeben, nie Dom Tillen felbft, no^ Don ber Obee, in ber
er fid^ abäquat objectiDirt. ®o ^at benn auc^ jieber einjelne SBiOeni«
act eined erlennenben dnbiDibuumd ein ÜRotiD, ein ^iü, aber bol
SoOen überhaupt unb bie beflimmte SIrt bed SBoIIend ^at leinel
du ber 3:^at ge^rt Slbmefen^eit alle« B^^^^^/ ^^^ ©rttnjen, jum
äEBefen bed SOBiOend an [xij, ber ein enblofed Streben ifl. 2)er äSSille
tt)eig, too i^n Srlenntnig beleuchtet, ftetd n)ad er je^t, toa9 er §tet
»iQ; nie aber toa^ er überhaupt n)iQ. deber ein}elne Vct ^at einen
Stotd, ba« tfcfammtc SBoIIen feinen. (SB. I, 194—196.)
3) ®egenfa^ jmifc^en bem magif^en nnb p^^fif^en
Sßirfen be« äBillen«. (®. SRagie unb aWagneti«*
B. DbiectiDath« M Stilen« in ber Katnr.
1) Ob|ectiDation im t((Igemetnen. (®. Db|ectiDation.)
ffittte. ffiolTeii 47 X
2) »efonbere Obiecti»>otion«Pufett. (®. SWotur unb
iRaturfraft, fo tote aOe auf bte bcfonbcrn 92aturlrttfte
unb Staturfiufen bejügUc^en HxtiUl)
G. SarfftKnng feer etuftu be^ SiSen^ in bcr ftnnfl.
1) 3)ie ftunfi aU 3)arflennng ber dbeen ober ©tufen
bed äBillend überhaupt (@. dbee, Annfl, ftun^'
tterf, ®ente.)
2) 3)ie befonbern Aünfle aU 3)arfle((ung befonberer
dbeen. (@. Src^ttectnr, ©arten« unb Sßaffer-
(ettungdlunfi, ®cn())tnr, aRalerei, $oefte.)
3) ®egenfa^ Jtuifc^en ber SRufif unb ben übrigen
Attnfien. (@. aRuftf.)
D. 2)ie etbifi^en SiKen^befHmmimgtn nnb SiSen^finlerttngen»
Ueber bte et^tft^en äBtOendbefltmmnngen nnb Sleugemngen f. SRo-
ral, SRoraltfc^, nnb aQe befonbern in ha9 et^ifc^e ®ebiet einfc^Ia«
genben SrtiM, »ie Srei^eit, Q^axatUx, ©etoiffen, ®ut, Sbfe,
$f li(^t, Xugenb n. f. ».
£. eejabttni nnb SBerneinnng ht§ iBiKen^.
1) Sebentnng btefe^ ®egenfa^ed. (@. unter Ouietiü:
®e8enfa( jwifc^en OuiettD unb 9Rotit).)
2) dbentitftt biefe« ®egenfa(}e« mit beut c^riflüt^en
®egenfat}e jioifc^en 9{atur unb ®nabe. (@. ®nabe.)
3) ®egenfat} jtoifd^en iDtenfcJ^ unb X^ter in {^inficj^t
auf bie SROgUd^fett ber (Entf (Reibung jurSeia^ung
ober Verneinung bed Sßtllen^.
3)ie Sejia^ung be« SBiflcnd junt Seben ifl beim SE^iere unausbleiblich.
tDenn aOererfl im SOtenfc^en lommt ber Wiüz, tot^tx bie natura
naturans ifi, jur iBefinnung. (Serg(. JBefonnen^eitO 92a(^bem
er nun im SRenfc^en* jur Sertnnung gefommen ifl, brängt ftc^ i^m
bie grage auf, »ober unb too^u bad VQe^ fei, ob bie 9)lü^e unb
9}ot^ feinet bebend unb Strebend tt)0^( burc^ ben ®en)inn belohnt
»erbe? — 2)emna(^ ift j^ier ber $un!t, »o er, beim Sichte beutH^er
Srtemttnig, fi(^ jur Seja^ung ober Verneinung bed äBiQend jum
Seben entfd^eibet. (iß. II, 653 fg.)
dm X^iere bleibt bte (Erfenntnig bem äBiUen bienfibar. dm 9Ren«
f<|en fann fie fidf biefer 3)ienf)barfeit entjie^en unb frei t)on aOett
^mtdtn ht9 SEBoOend rein fttr fid^, aM bloger Rarer Spiegel ber
Seit, befielen. S)ur(^ biefe Srt ber Srhnntnig, aud »eld^er bie
Stmft ^erDorge^t (DergL ftunfl), lann, menn fie auf ben SEBiOen ju«
rüdhoirlt, bie ®elbflauf(ebung beffelben eintreten, b. i bte Stefigna*
tion, tndc^e bad (e^te QxA, [a batf tnnerfle SEBefen aller SCugenb unb
472 5ßiae. Soffen
^ciliöfeit uub bic erföfung Don bcr 2BcU ip. (SB. I, 181 fg. SßtrgU
unter t^ret^eit: Sintrttt ber t^rei^eit in bie (Srfc^einung beim 3D?e|i»
fc^en, unb unter SDtenf^: 2)er 3Jlm\ij a(d ä&enbepunft be^ äBiHcnö
gum Seben unb a(d (Sriöfer ber Statur.)
4) ^^änomene ber SSeja^ung.
üDie 93ej[a^ung bed äEBiKend ift ha9 üon feiner Srfenntniß ge»
flörte beftönbtge SDSoQen fetbft, ivte t9 bod Seben ber ÜRenfc^en im
^(Igemeinen QudfüQt. Statt ^ej[a(}ung bed SBiQend fönnen mir, ha
f^on ber ?eib bcö aWenfc^cn bie Cbjectität bc« SDBittenö ifl, au^ 93e-
ja^ung bc3 Seibeö fagen. (SB. I, 385.) ©er aBitte entjünbet fic^ in
Solge bed Oebem n)efentUd)cn (Sgoidmud oft }u einem bic Seja^ung
bed eigenen Setbed tueit überftetgenben ©rabe, meieren bann ^cftige
Slffecte unb geiuaUige Seibenfdjaften geigen, in tvet^en bad dnbiüi«
buum ntc^t blod fein eigene^ S)afeiu bej[a^t, fonbern bad ber übrigen
Demeint unb anfguf^eben fud)t, tuo ed i^m im SBege f!e^t. (SB. l,
387. 391—396. «crg(. Unrcd)t, (ggoiömu«, »öfc.)
3)ie (Sr^altung bed Seibed burdf bef[en eigene ^äfte ifl ein fo gc»
ringer ®rab ber 33ej[a^ung bed SBiQend, ha^, (venu ed freiroilltg bei
i^m bliebe, n)ir annehmen lönnten, mit bem S^obe biefed Sei6eö fei
aud^ ber SBiOe erlofd^en, ber in i^m erfdjicn. Slllein fc^on bie SBe«
friebigung bed ®efcf|(ec^tdtriebed ge^t über bie Seja^ung ber eigenen
Sofien} ^inaud, bejaht bad Seben über ben 2^ob bcd Onbidibuumd tu
eine unbeftimmte Qtit ^inaud. 2)cr S^ug^^tigdact ifl bie entfc^iebenf^e
Sej[al^ung bed SBiüend }uni Seben. 2Rit ber Seja^ung über ben
eigenen Seib ^inaud unb bid }ur üDarfteQung eined neuen ifl auc^
Seiben unb Zoh, atd gur Srfc^einung bed icbii\9 ge^i5rig, aufd 9?eue
mitbejafjt. (SB. I, 387—390.)
5) $^ttnomene ber Verneinung.
^^änomene ber äJcrneinung bed SBiQend gum Seben fuib St^fefe
unb ^eiligfeit. (SJergl. «öfefe unb $)cilig!cit.) S)er ©clbft»
morb, njeit entfernt, Verneinung bed SBiQen^ }u fein, ifl ein $^ä'
nomen ßarfer Veia^ung. (Verg(. ®e(bf)morb.)
6) S)ie gtDei SBege jur Verneinung.
3)ie Verneinung bed SBiKend }um Seben, »cl^e jDa^j[enige if), tüa9
man gttngli^e 9{eftgnation ober $ei(igfeit nennt, ge^t giuar immer
aud bem Ouietiu bed SBiDend ^eroor, toelc^ed bie Srfenntnig feinet
innern SBiberfireited unb feiner wefentUc^en 9!i(^tig!eit ifl, bie fid^ im
Seiben aOed Sebenben audfprec^en. S)oc^ ma^t ed einen Unterfd^ieb«.
ob bad b(od rein erfannte Seiben, burc^ freie Aneignung bef[e(beii
mitteffl 3)urc^f(^auung bed principü individuatioms (üergL dnbioi«
buation), ober ob bad unmittelbar felbfl em))funbene Seiben )ene
(Srienntnig ^erbonnft. (S9 finb bied bie gwei SBege gur Verneinung
ht9 SBiOenff. (SB. I, 470.) Xtx jweite SBeg (Sevcepoc tcXov;) ijl
SBiffen^act — Sirflic^feit 473
e^, auf bem bte Wltxfttn }ut Verneinung be^ SEBiQend gelangen, ba
bad t)om Sc^tdfal üer^ängte, felbflcni^funbene, nic^t ba9 Mod erfannte
Seiben ed ifl, »ad am (ttufigflcn bie DöOige Steftgnatiou ^erbeifii^rt,
oft erp bei bcr 5Rä§c be« Üobe«. (933. I, 463 fg.)
7) SJer^ältnig bed aRoraüfc^en )ut Seja^ung unb
Verneinung. (®. unter ÜRoralifi^: ®ie über bie Sta-
tur ^inaudge^enbe OueQe unb SEBirfung ber SRoraütät.)
8) 3)ad nac^ Verneinung be9 SßiKend übrig bUibenbe
5Kic^t«. (®. SWic^td.)
lOiUen^act^ f. unter ®runb: @a^ bom ®runbe bed ^anbelnd.
)niUkiii)t.
1) ©cbict ber aBilffü^r.
il)7an mug Side ton SBiDfü^r unterfd^eiben. dener lann and)
o^ne biefe befielen. SEßiaru^r ^eigt ber äßiOe ba, too i^n (Srfenntni§
beleuchtet unb ba^er SDtotioe, atfo VorfleOungen bie i^n beraegenbeu
Urfac^en fmb; bied ^eigt, ujo bie @inn)irfung Don Kugen, nielc^e beii
SEBiOendact üerurfac^t, burc^ ein ©e^irn Dermittelt iß. (9?. 21.)
2) Unterfc^ieb jioifc^en ber unwidlü^rlic^en unb )oi((*
fü^rlic^en Seniegung. (@. Veioegung.)
UHtiDrbnittlti^ f. Süge.
totrkenDft, ha9, f. unter 3)?aterie: Sie reine SRaterie unb i^re
a))riorif(^en 93e|limmungen.
iDitkUc^, f. unter 3)?ögli(^feit: Suf^^ntmenf allen unb Studeinanbcr-
treten bed SKögtic^en, Sßirtlic^en unb 9{ot§)i)enbtgen.
tDitkltd^keit.
1) S)a« SBort ,,3Birrii(^feit".
S)a bad @ein ber SRaterie i§r Sirfen ifl (oergf. 9Raterie), fo
ifl fi^ft treffenb int 3)eutf(^eu ber Inbegriff aOed anaterieOen äBirf-
lic^feit genannt, »etc^eö SBort Dtet bejei^nenber ifi, al9 Kealitttt.
(®. I, 10. 561 ; U, 55. g. 20. $. 328.)
2) S)ad Organ für bte Vnf^auung ber äEBirftic^feit.
XOe Saufalität, affo aOe a^^aterie, mithin bie gan}e SBirflic^feit, ifl
nur für ben Verfianb, burc^ ben Verfianb, im Verfianbe. (SB. I, 13.
Sergl. Verflanb unb Slnfc^auung.)
3) 2)ie SBirfUc^teit a{9 ade Sa^r^eit unb 9Bei9^eit
ent^altenb.
SJenn uitr auf ben @runb ge^en, fo ift in jebem SßtrKic^en aQc
JiBa^r^eit unb SEBeiö^it, ja ba« le^te @e§eimnig ber !Z)inge enthalten,
freiließ nur in concreto, unb fo ttie ha9 ®oIb im (Erje fiedt; c^
lommt barauf an, t9 ^eraudjujie^en. (SB. II, 77.)
474 Qitfttttg — SBiffen
4) Serfc^iebene iBebeutung bet gegeniottrttgeti Sßixt
lic^feit
debe äBtrlTtd^Ieit, b. ff. jebe erfiOIte ©egenmart, befielt oud
$tt(ften, bem ©ubject unb bem Obicct. S)a^et bte Derfd^iebtite
beutung ber gegentoärttgen SEBirflid^feit für Deffd^iebene dnbtoibiscii«.
($. I, 334 fg. 8erg(. ©egentoatt.)
ttlitkutis^ f. Urfac^e.
Wifbtgitt^ f. Steugier.
)Otf|tn.
1) Segttff be9 Sßiffend ü6er^au))t.
3Btf[en über^au))t ^eigt: folc^e Urt^eUe in ber ©etoolt feine« ®n«
fle^ ju tt)iniü^t(t(^er S^e))robuction ^abm, mlä)t in irgenb ettiia0
Quger i^nen i^ren }uret(^enben Orunb ^aben, b. i. »a^v fUib. 2>te
abfhracte (begriffliche) (Er(enntni§ aOein ifl atfo ein Sßiffen; biefe« ift
ba^er burc^ bie Vernunft bebingt, unb Don ben SE^ieren I9nnen loir,
m\{ i^nen bie Semunft fe^(t, genau genommen, ntc^t fagen, baß fie
irgenb ehoad loiffen, liiietoo^l fie anfd^aulii^e (Srienntnig ^aben.
98iffen l»erl^ait fic^ jum Slnfc^auen, uiie Semunfterlenntnig }ttt
Serflanbederfenntnig. SEBiffen ifl ba« abfhacte eetougtfein, ia9 ^irt*
^aben in Segriffen ber Sernunft be9 auf anbere SBeife überhaupt (£t»
tonnten. (SB. I, 60. 73 fg.)
2) Ser^ttltnig ber 993iffenf(^aft jum ÜBiffen. (@. 3Bif-
fenf(^aft.)
3) ©egenfa« jtoifc^en äBiffen unb gfü^Ien. (@. @e«
4) ®egenfa(} jtoifc^en Sßiffen unb ©tauben. (@.
©taube.)
5) 3)a9 actuette äBiffen im ©egenfa^e jum poten«
tiellen.
3ufotge ht9 i^agmentarifc^en bed Seiougtfein« (üergl unter 8e«
»ugtfein: 3)a9 gragmentarifc^e bed Setougtfeind) unb ber 9?at]tr
bed ®ebä(^tni{fed, fein Se^ältnig, fonbcm eine bloge Uebungöffi^igrcit
im l^erDor bringen Don SorfteUungen }u fein (oergt. ©ebttc^tnig) t|t
ha9 SBiffen aud^ M gete^rteflen Ao))fe9 boc^ nur virtualiter tor^an«
ben, actualiter hingegen ifl auc^ er auf eine einjige SorfteOung be»
f^rttnft unb nur biefer einen fic^ S»^ S^it beliiugt l^ieraud entfielt
ein feltfamer QTontrafl jtoifc^en bem, toa9 er potentia unb bem, mciM
er acta weiß, ffiiflere« ifl eine unüberfe^bare, flct« tUoa9 (^aotifc^c
2»affe, gefetere« ein einjiger beutlic^er ©ebanfe. (ffi. II, 154.)
6) Unterfc^ieb 2i0if(^en Dualität unb O'uantitttt iU
Siffen^.
!Z)ie Oualitttt be« SBiffen« ifl mii^tiger, atd bie Ouantttat
beffetben; jene ifl eine intenfioe, biefe eine bto9 ejtenfioe ©röge.
SBiffenf^oft Siffenfd^aften. ®tffenf(^aft(t(^rett 475
dem (eßel^t in ber Seutn^feit unb SJoIIfominen^eit ber begriffe, nc6ft
ber Kein^ett unb 8{i(6tigfett ber i^nen junt ®runbe tiegenben anfc^a^t«
li^en (Erlenntntffe. (9B. II, 154 fg.)
7) 993ert^ be« m\\tn9.
S)a9 Stffen, al9 in ber abflracten ober Sßemunfterfcnntntg befte^enb,
crtoeitert, ba bie Semunft immer nur ha9 anbemettig (bur^ bie 8n«
f^Quung) Empfangene lieber Dor bie Srfenntntg bringt, nid^t eigent«
ttd^ unfer Sriennen, fonbem giebt i^m blod eine onbere S^orm. (SB.
I, 63.) 3)ad Sijfen, bie abfhacte (Srfenntntg, f^ai i^ren grSgten
aCBert^ in ber aRitt^eilbarfeit unb in ber aRSglid^Ieit, ft^rt aufbema^rt
)U »erben; erfl ^ieburc^ mirb ße für ha9 $raftif(^e fo unfc^tt^bor
tDic^tig. (S. I, 66. SergL unter Segriff: SSic^tigfeit bed «e«
flriff«.) ^
lDif|enfd)aft. !ttltffenfd)aflen. ttltffenfd)aftltd)keit.
1) Unftt^igfeit ber ST^iere jur SSiffenf^aft.
3)a ben X^ieren bie Vernunft fe^It, fo finb fie unfft^ig jur SBiffen«
fd^aft. Sieben Sprache unb befonnenem $anbeln ift SBiffenfc^aft ber
britte Sorjug, ben bie Sernunft bem aKenfc^en giebt. (9ß. I, 73.)
2) Dxt SRutter aller SEBiffenfc^aften.
!Z)er @a^ Dom ©runbe ifi bie SRutter aDer SBiffenfc^aften. (@*
ttnter ®runb: SBic^tigfeit bed ©a^ed oom jureic^enben ®mnbe.)
3) !Z)ie itoti {^aupt«S)ata feber 3Biffenf(^aft.
debe äBiffenfc^aft ge^t immer Don }»ei $aupt«3)ati9 au9. Seren
eined ifi aUemal ber ®a^ Dom @runbe in irgenb einer ©eflalt, aU
iDrganon; bad anbere i§r befonbered Object, aü Problem. @o ^at
j. 0. bie ®eometrie ben Kaum al9 Problem, ben ®mnb be9 @ein9
in i^m att Organon^ bie Vrit^metil l^at bie 3^it a\9 $rob(em, unb
"ben ®runb bed ®ein9 in i^r aU Organon; bie Sogif §at bie Ser«
binbungen ber Segriffe aM folc^e jum Problem, ben ®runb be9 (Er-
lennen^ jum Organon; bie ®ef(6id^te ^at bie gefc^e^enen Staaten ber
üRenff^en im ®rogeu unb in SRaffe jum Problem, ha9 ®efej^ ber
ÜRotioation <A9 Organon; bie iRaturioiffenfc^aft ^at bie SRaterie aÜ
Ißroblem rnib ba« ®efe^ ber (Saufalität aU Organon. (3B. I, 34.)
4) Sorm ber SBiffenfd^aft.
a) 3)ie f^flematifi^e gform a(d mefentüd^e« 9RerI«
mal ber Siffenfc^aft unb a\9 Sorjug berfelben
Dor bem blogen SBiffen.
Wlt9 Sßiffen, b. ^, jum SBetougtfein in abstracto erhobene Sr«
lemitnig (Dergl. SEßiffen), Der^tttt fic^ jur eigentli^en Sßiffenfi^aft,
toie ein Sm^fUld jum ®anjen. Öeber SRenft^ fjat bur(( (Erfahrung,
iwcif Betrachtung ht9 flc^ barbietenben Sinjebien, ein Sßiffen um
476 ffiiffmfc^aft »iffen|(^afteiu SBifftnf(^afül(|!eit
mancherlei ÜDinge erlangt ; aber nnr toer fic^ bie 9nfgabe mad^t,
irgenb eine 8rt oon ©egenflonben DoKßänbtge Srfenntnig in
}ü erlangen, ftrebt nac^ SBiffenfc^aft Snrc^ ben Oegriff aOein faim
er jene 9rt au^fonbem; ba^er fle^t an ber <Spt$e jeber SBiffenfi^aft
ein Segriff, burc^ ttelc^en ber Zf^til an9 bent @angen aOer jDtnge
gebac^t roirb, Don melc^em fte eine DoOfiänbige Srfenntnig in abstracto
Derf))ri(^t. S)er 2Beg, ben bie SBiffenfc^aft }nr (Srfenntnig ge^t, Hont
ungemeinen }um Sefonberen, nnterf (Reibet fie Dom gemeinen äBiffen;
ba^er ift bie fqflematifc^e gorm ein »efentUc^ed unb (^arafterifUfc^e^
SWerfmoI ber SBiffenf^aft. (3B. 1, 74. 208 fg. 537.)
debe 2Biffcnf(^aft ifi ein Softem Don (Erfenntniffen, b. ff. ein ©an«
}ed Don Derfnüpften (Srfenntniffen, im ©egenfa^ bed btogen Xggregotd
berfeliien. S)ad eben }ei(^net jebe 993tffenf(^aft Dor bem bIo§en Xggre»
gat avi9, ba§ i^re Srfenntniffe eine au9 ber anbem, ol^ itom ©runbe,.
folgen. 3)er @a$ Dom }urcic^enben ®runbe ifl bad Serotnbenbe ber
©lieber eine« etjpcm«. (®. 4.)
debe SBiffenfc^aft befielt aud einem S^fiem aOgemeiner, folgltil^
abftractcr äBa^r^eiten, ®efe^e unb 9tege(n in Sejug anf irgenb eine
8rt Don ©egenflänben. S)er unter biefen nac^er Dorfommenbe ein»
}e(ne ^aU »trb nun iebe^mal nadf jenem allgemeinen SBiffen, ttelc^e^
ein für ade 9Ral gilt, beflimmt; todi folc^e Knwenbung be9 90ge>
meinen unenbltc^ leichter ifl, aU ben Dorfommenben einzelnen ^aO für
fid^ Don Sorne }u untcrfuc^en. (SB. I, 63. 74.)
b) SBert^ ber fqftematifd^en t^orm.
!Z)ie f^fiematifc^e ^orm, nämtid^ Unterorbnung aQed Sefonbeni
unter ein Ädgemeined unb fo immerfort aufwärts, bringt e^ mit fic!^,
bag bie SBa^r^eit Die(er Sä^e nur togifc^ begrünbet »irb, nttmlid)
burd) i^re %bt)ängigfeit Don anbern ©fi^en, alfo burd^ ©c^Iüffe, bie
}ugletc^ at9 Seneife auftreten. ilRan foO aber nie Dergeffen, ba§
biefe gan^e Sorm nur ein (Srteic^terungdmittel ber (Erfenntni§ ift,
nic^t aber ein SRittel ju größerer ©ewig^eit. (Sd ifl leichter, bie
9ef(^affen^ett eined S^^iercd an9 ber @pecied, }u ber ed gehört, unb
fo auftoärt^ au9 bem genus, ber t^amiUe, ber Orbnung, ber ftlaffe
JU erfennen, al^ ha9 iebe^mat gegebene £^ier für {Ic^ }u unterfuc^en;
aber bie 2Ba^r^eit aÖer burc^ @(^lüffe abgeleiteten @ä6e ifl immer
nur bebtngt unb jnle^t abhängig Don irgenb einer, bie nic^t anf
@(^tüffen, fonbem auf Snfc^auung beruht. (3B. I, 76. 81. Sergt.
au4 ®e»ig§eit.)
c) 9ßorin bie Sotlfommen^eit einer SBiffenfc^aft
ber Sorm nac^ befielt.
3)ie SoIIfommen^eit einer SBiffenfc^aft aU folc^er, b. ^. ber Samt
na(^, befielt barin, bag fo Diel »ie müglid^ @uborbination unb toenig
Coorbination ber ©fifre fei. (2B. I, 76.)
©tffcnfd^oft. aöiffenf(^oft«n, SBiffcnft^oftlic^fctt 477
6) (Schalt her ffiiffcnfc^aft.
3)er t^onbd ober ©runbge^alt ieber SEBiffenfc^aft befielt nid^t in ben
SBeioetfen, noc^ in bem 93en)ief enen, f onbern in bem Unbeniefenen, auf
toelc^ed bie Sekoeife fic^ fluten unb koelc^ed jule^t nur onfc^aulic^
erfaßt »irb. (ffi. II, 83. 97. «erfll. Sctoci«.)
S[nf(^auung, t§eit9 reine a priori, niie fie bie SRatl^ematil, t§etM
em))irif(i^e a posteriori, tote fle aOe anberen SBiffenfc^aften begrühbet,
ift bie OueUe aOer SBa^r^eit unb bie ©runbkge aOer SQSiffenf^aft.
(9ttd)une^men ifl aQein bie auf nic^tanfc^aulic^e, aber bod^ unmittel«
bare ftenntni§ ber Vernunft t)on i^ren eigenen ©efe^en gegrünbete
Sogif.) Sßid^t bie bemiefenen Urt^eile, no(^ i^re SBeneife, fonbem bie
and ber Slnfc^auung unmittelbar gefd^öpften nnb auf fie, ßatt aUt9
9en)eife^, gegrünbeten Urt^eite flnb in ber SBiffenfc^aft ÜDad, koad bie
©onne im ^eltgebttube. Unmittelbar an9 ber Slnfd^auung bie SSa^r«
^it fo((^er erflen Urtbeile ju begrünben, folc^e ©runbüeflen ber äBiffen«
fd^aft ouö ber unüberfe^baren ^enge realer S)inge §eraud}u^eben, ba9
tjl ba« ©er! ber Urt^eil«!raft. («ergt. Urt^eilö!raft.) 9?ur
audge}ei(^nete unb ha9 gett)ö§nli(^e 9Rag überfc^reitenbe ©tärfe ber«
felben lann bie äBiffenf^aften mxliidf totxttt förbern. (9B. I, 77;
n, 96 fg.)
6) Btoed ber 9Biffenf(^aft.
Bloed ber 9ßiffenf(^aft ifl nid^t größere ©euiß^eit, fonbern Srleic^'
terung be9 98iffend burc^ bie Sorm beffelben unb baburc^ gegebene
iDtöglic^feit ber Sonpttnbigfeit be« SEBiffen«. (S. I, 76. Sergl. ®e«
lutß^eit.)
7) 3)ad Ungcnügenbe ber Siffenfd^aft.
XQe S93iffenf(^aft im eigentlid^en ®inne, worunter bie f^ftematifc^e
(Erlenntniß am Seitfaben bed ©aged Dom ©runbe ju Derfle^en x^,
lann nie ein le^ted 3''! erreichen, noc^ eine t)öQig genügenbe @rf(ft«
rung geben, toeil fle ha9 innerße Sßefen ber 2BeIt nie trifft/ nie über
bie Sorfledung ^inaud fann, bielme^r im ®runbe nid^t^ totxUx, att
ha9 Ser^ä(tniß einer SorfieOung jur anbern fennen te^rt. debe SEBiffen«
f(^aft Ittßt immer tttna^ unerflärt, ttelc^ed fie fd^on Doraudfeftt. (SB.
I, 33 fg. 217. $>. 299. Sergl. auc^ (Erftttrung.)
8) Unterfd^ieb ber 9Biffenf(^aften in $infi(^t auf
@uborbination unb Soorbination.
2)ie QafH ber obem @tt^e, meieren bie übrigen alle untergeorbnet
finb, ifl in ben ixrfd^iebenen SEBiffenfc^aften fe^r toerfc^ieben, fo baß in
einigen me^r ©uborbination , in anbern me^r QToorbination ifl; in
toeläer {^infit^t jene me§r bie Urt^eiMfraft , biefe ha9 ©ebttc^tniß
in nn\}fxuif nehmen, ^ie eigentlich daffificirenben SBiffenfc^aften:
Zoologie, 8otaniI, ou(( V^t^flt unb (S§emie §aben bie meifle @nb'
orbination; hingegen ^at ®t\dfidftt eigentlid^ gar (eine unb ifl ba^er.
^78 Siffenfd^Qft. Siffenfd^aften. Siffeafd^aftad^feit
genau genommen, }ioar ein äBiffen, aber feine SEBiffenfc^aft 3)ie 9}?a«
t^ematil hingegen ifl in jeber $)infic^t Siffenfc^aft. (iffi. I, 75. 9$erg(.
©efc^ic^te unb äRat^ematif.)
9) Unterfc^ieb bet SBiffenfc^aften in l^infii^t auf Se*
greiflic^feit.
de me^r t9 bie SQSiffenfd^aftcn mit bem 9))riorif(^en gn tl^nn
^aben, b. f^. mit bem ben {formen ber SorfleOung Slnge^örigen/ meiere
bad ^rinci)) ber IBerßänblic^feit fmb, beflo me^r Segreifltc^ed ifl in
t§uen; je me^r empirifc^en, apofleriortfc^en ®e^alt fie hingegen ^aben^
beßo me^r Un6egreifli<j^ed. 2)emgemäg ^at man DöQige, burc^gflngige
Segreif (i^feit nur fo lange, a(9 man flc^ gang auf bem apriorif^tn
©ebiete (ä(t, a(fo in ber reinen 9Rat(|ematif unb ^ogif. S)ie angt^
toanbte SRat^cmatil hingegen, alfo aRec^anif, ^^braulif u. f. m., totid^t
bie niebrigflen ©tufen bor Dbj[ectit)ation bed SBiUen^ betrachten, ^ot
fc^on ein empirifd^ed (Element, an toAd^tm bie ^agfic^feit flc^ trübt
unb bad Unerflärlic^e eintritt. $5§er hinauf in ber SBefenleitei^ fttOt
bie mat^emattfc^e SBe^anbtung gang meg, toei( ber ©e^alt ber Srfd^et«
nung bie gorm überwiegt. 3)iefer ©e^alt ift ber flSiUt, ha9 Spo«
fleriori, bad S)ing an flc^, ba« greie, bad ©runbtofe. (97. 86. Sergf.
unter Srlenntnig: Dbjettioer ®e^a(t ber (Erfenntnig, unb ntiter
iDtat^ematÜ: SBorauf bie Unfe§(barfeit unb ^(ar^eit ber iDtat^emottf
beruht.)
10) (Eint^eitung ber SEBiffenfd^aften.
S)a in ieber SSiffenf^aft Sine ber ©eftaltungen bed @at}e^ Dom
®runbe (Dergl. unter ©runb: S)ie i^ier ©eflalten) \>ox ben übrigen
ber Seitfaben ifl; fo Iö§t ftd^ bie oberfie (Eint^eilung ber SBiffenfcl^aften
am SCrcffenbjien nac^ bicfcm ^rinci}) au«fü^rcn. (®. 157. SB. I, 97.)
(Ein Serfud^ bicfer (Eint^eilung, ber j[cbo(^ mand)er Serbefferung wal^
SerDoOftänbigung fä^ig fein h)irb, ifl folgenber (SB. n, 139):
I. Steine Siffenf^aften a priori.
1) 3)ie Se^re oom ®runbe bed ©eind.
a) im 9{aum: ®eometrie;
b) in ber S^xt: Xrit^metif unb Sllgebra.
2) S)ie Se^re k)om ®runbe be9 SrfennenO: Sogif.
n. (EnMiirifc^e ober Stffenf^aften a posteriori.
@ämmtli(^ nad) bem ®runbe bed SBerbend, b. i. bem ®efe4 ber
Saufalität unb guar nac^ beffen brei formen: Urfac^e, 9{eig nnb
Wlot\t>.
1) S)te Se^re k)on ben Urfac^en.
a) SOgemeine: SRec^anif, $t|brobt|namif, $(9ftf,
(S^emie.
«BtfTenfd^aft SBiffenfc^aften. Otffenfd^ftUd^feit 479
b) Sefonbere: Sfironomie, äRtneralogie, ®eoIogie,
Technologie, ^^armacie.
2) S)te Se^re üon ben SKeijen.
a) aagettieine: $^^ftotogie ber ^flanjen unb
ST^tere, nebfl beren ^ülfdtotffenfc^aft Xnatomie.
b) SBcfonbere: Sotaiüf, S^ologie, 3ootomie, öcr-
gleic^enbe ^^tjfiologie, ^at^ologie, ST^erapte.
3) !Z)ie Se^re k)on ben SRottoen.
s) aOgemeine: (St^tf, ^f^c^ologie.
b) Sefonbere: Kec^t^Ie^re, ®ef(^t(^te.
11) 993ortn bad lotffenfd^aftnc^e latent befielt.
3)0« aOgemetn »tffenfc^aftlic^e 2:a{ent tfl bte Sä^iflfeit, bie 9e-
grtff^fpl^firen (oergt. unter Segrtff: bie Segriff «f paaren) mif i^ren
terfc^iebenen Sefitmmungen jn fuborbtniren, bamit, tote $laton toiebcr«
^olentltd^ anempfiehlt, nic^t blo« ein XDgemeine« unb unmittelbar
unter biefem eine unüberfe^bare Sßannigfaltigfeit neben einanber ge«
jleQt bie SBiffenfc^aft audmad^e, fonbem Dorn Sdgemeinßen jum 8e«
fonbcm bie ^enntnig aOmäßg ^erabfc^reite, burc^ Sßittetbegriffe unb
nac^ immer näheren Seftimmungen gemachte (Eint^eitungen. Ütad^
ftant'« Vudbrüden ^eigt bie«, bem ®efe(e ber $omogeneitfit unb bem
ber @))ecification gleic^mttgig ©enüge (eiflen. (iffi. I, 76. SergL
Sßet^obe.)
12) Unumgttngtic^e iBebingung ber Srternung einer
SBiffenfc^aft.
SOie Serbinbung ber aügcmeinften Segriff^fp^ären jeber äBiffenfc^aft,
b. ^. bie Aenntnig i^rer oberfien ©ft^e, ifi unumgängliche 93ebingung
i^rer (Erlernung; nie toeit man Don biefen auf bie mel^r befonbern
©ä^e ge^en toill, ifl beliebig unb üerme^rt nic^t bie ©rünblic^feit,
fonbem ben Umfang ber ©ele^rfamfeit. (2B. I, 75.)
13) ©c^ftblid^er Sinflug ber 9?euerer auf ben ®ang
ber aßiffenfc^aften.
dn ben 98iffenfc^aften toiO deber, um fic^ geltenb ju mad^en, ettoa«
9}eue« }u ^arfte bringen; bie« befielt oft b(o« barin, bag er ba«
bi«§er geltenbe Süchtige umflögt 3)en Steuerem ifl e« mit 92ic^t«
in ber SBett (Smf!, at« mit i^rer nert^en $erfon, bie fle geltenb
mad^en loollen. @o merben (ängfl erfannte SBa^r^eiten geleugnet,
). 99. bie Se6en«fraft, bie generatio aequivoc», e« toirb )um fraffen
Stomi«mu« jurüdEgefe^rt u. f. to. S)a^er i{l ber ®ang ber SSSiffen«
fd^aften oft ein retrograber. ($. II, 539.)
14) Unterfd^ieb ber ftunfl l»on ber Sßiffenfc^oft. (@.
ftunf}.)
480 SBie — Söottufl
15) Serl^ttltnig ber ^^itofofil^ie ju bcn Stffenf^af-
teil. (®. ?§tIofop^ic.)
tO% f. b. Söd^erlit^c.
)O0d)e, f. gcicrtogc.
1) Segte^ung jebed 2ßottt)d auf 9Bo^I unb SBe^e. (€.
2RotiD.)
2) Unterfd^ieb ber S:^et(na(}me am SBol^I unb am Sße^e
«itbcrer. (@. SWitfreube.)
3) 93erfd)iebene SrnpfängUc^fett bed <SuIoIo9 unb
SD^dtoIod fUr 2Bo§t unb 3Be§e. (@. (Sufolod unb
3)t)dIoIod.)
4) (Sinflug ber Sebendgüter auf 2Bo^l unb S93e^e. <©.
©üter unb ©lücffältgreitdlc^re.)
Wobltljat, f. unter SK^flü: SDic proftifc^e SD?i)ftif.
iDoiken.
1) eontractiütät ber SBoIfen.
debe 2Bo(te ^at eine (Sontractüttät; fte tnug burc^ irgenb eine innere
itraft {ufammenge^alten werben, bantit fte flc^ nic^t ganj auftöfe unft
gerflreue in bie Stmofp^äre; mag nun biefe jtraft eine eleftrifc^e, ober
bloge (S^o^äfton, ober ®rat)itation, ober fonfl etwad fein, dt t^fitiger
unb tt)irtfamer aber biefe 5haft ift, beßo fefler f(^nitrt fie, Don innen,
bie SBoIIe jufammen, unb biefe cr^ä(t baburc^ einen fc^ttrfern Sontour
unb über^auj)t ein maffioered Snfe^en; fo im Sumulud. Sin fo((^er
n)irb nic^t leicht regnen, niä^renb bie Si^egenmolfen bertoifc^te Sontoure
^aben. OP. II, 133.)
2) SDie SEBoIfen aU erläuternbe« Seifpiel be« @egen>
fa^ed }tt)if(i^en dbee unb Srfd^einung.
3ur Unterfd^eibung ber dbee Don ber Vrt unb SBeife, toit i^re
<Srf(^einung in bie Beobachtung bed dnbiDibuum^ föDt, unb jur Sr«
lenntnig ber äßefentlic^feit jener unb ber Unniefenttic^feit biefer Knnes
hit SBoRen ate 93eifptel bienen. SBann bie Sßolfen jie^en, fmb bie
Figuren, toAd^t fte bilben, i^nen nid^t nefentlic^, ftnb für f!e gtei(§'
gültig ; aber bag fte aU elaflif c^er 3)unfl, Dom @tog bed 3Bnibe« 3U'
fammengef)regt, n)eggetrieben, audgebe^nt, }crriffen werben, bied ifl i^
mtur, ifl ba« ©efen ber Jhäfte, bie fl(^ in i^nen obiectiDiren, ijt bi<
<3bee; nur für ben inbioibueQen Beobachter finb bie jebe^maHgen %i*
guren. (SB. I, 214.)
tOoUcn^ f. S8i(Ie.
ttloUuf}, f. 3^u9u<<Sf B^ugungdact.
L
SBort — 3©unber 481
1) SJer^ältnig ber Sonfonanten }u ben SJocalen in
bcn SBörtern. (@. unter ©prac^e: iBe^^atb in ber
St^mologie me^r bie Sonfonanten, ald bie SJocate ju berüd«
fiditigcn flnb.)
2) Serf)&Itnig bed Sßortd )um Seflriff. (®. unter 9e«
griff: Sefltiff unb SBoct.)
3) Sa^ mit bem (Erlernen ber SßOrter frember @pxa*
c^en eriDorben n)irb. (@. (Sprache.)
4) ®egen bie Sprachbereicherung burc^ (Srfinbung
neuer äBorte. (®. unter Sprache: ®egen bie ntoberne
ürt ber Sprachbereicherung.)
5) ®egen bie ©prac^ber^unjung burc^ SBortoerfür«
}ung. (®. unter Oe^tjeit: @prac^« unb @ti(t)er^unjung
ber Oe(t)eit.)
6) 98ei9^eit ber ©prac^e im ©ebrauc^ ber Sorte.
(@. unter Sprache: 3)ie SEBeid^eit ber Sprache.)
7) 3)ad ©enügen an SBorten aU c^arafteriflifc^ed
Sßerfmal ber fc^tec^ten Jt5pfe.
Dad unfägtic^e ®enügen an äBorten, »o beuttid^e 93egriffe feblen,
namentlich an fe^r unbejfimmten, fe^r abflracten, ifl für bie fc^le^ten
Jtöpfe burc^aud cf|ara!teci|lifd^. (3B. n, 159.)
tOortfpitl, f* unter SSc^erlic^: Sßt^.
UhtnDrtr.
1) $ang be^ SRenfc^en nac^ bem äBunberbaren.
S)er natürliche $ang bed SDtenfc^en nac^ bem SBunberbaren ent'
fprittgt an9 ber Sangemeik. S)a0 und inmo^nenbe unb unbertilgbare,
begierige ^afc^en nac^ bem äBunberbaren jeigt an, mie gern »ir bie
fo (ongtoeUige, natürlid^e Orbnung bed Serlaufd ber S)inge unterbrochen
fä§en. {% n, 307.)
2) 3)ie religittfen SBunber.
a) SieSßunber atd ber (^apacitttt be9 grogen^au«
fend angemeffene Slrgumente.
gür ben grogen ^ufen finb SBunber bie einjig faßlichen Hrgu*
mente; ba^ aOe 9teltgion«flifter beren üerric^ten. ($. II, 422.)
b) 2)te aSunber defu.
& liege fic^ benhn, ba§ defud 6ei ber ©tttrte unb 8tctnieit feine«
SiOen« unb oermttge ber Mmadft, bie über^npt Um 9GBiD[en ali
^ng an fld^ )nIommt, unb bie im animalifc^en 9Rognettemtt« wA
482 Sunberlinber — iEBunf^. Süuf^e
in bcn magtfc^en SBirfungen }ur (Srfc^etnung fomnit (tiergL fUlagit
unb äRagitettdmu^), Dermoc^t l^ätte, fogenannte Sunber jtt t^un,
b. §. mittelfl bed metapr^^pf^en (Einfluffed bed SBiOen« }u toirfem
!X)iefe SBunber (|tttte bann nac^^er bie ©oge Dergr5gert unb Derme^rt.
S)enn ein eigentliche^ Sßunber toHxz überaQ ein d^menti, ivelc^ed bit
9?atur jlc^ felbcr gäbe. (?. II, 411.)
c) Ser^alten berS^eoIogen gn ben bibltfc^en SBun»
bern.
3)ie ST^eoIogen fud^en bie SSBunber ber iBibel balb ju anegortftren,
balb }u naturaUftren, um fle irgenbmie Io9 }u »erben; benn fie fü§«
ten, bag miraculum sigillum mendacii. (^. II, 422.)
d) Unterminirung bed ®(aubend burd^ bie SBunber.
SJeligiondurfuuben enthalten äüßunber, gut 93eglan6igung i^re^ dn«
l^alt^ ; aber t9 fommt bie 3^it ^eran, tt)o fte ia9 ®egent^c{( betDtrfen.
($. II, 423.) a)ie (Eüangelien »oOten i§re ©(aubkotttbigteit but(^
ben Seric^t t)on SBunbem unter{)ü(en, ^abcn fle aber gtrabe babnrd^
«nterminirt. {% U, 411.)
3) 3)ad p^ilofop^ifc^e SBunber. (@. Oc^.)
4) 3)ie SSunber ber SRagie unb bed üßagnetidmu^.
(®. 9)tagie unb SDtagnett^mu^.)
ttlunDfetkinDftr.
!Z)er 993iKe ifi unt)erfinber(i(^, ber dnteOect bagegen bem SEBed^fet nnb
SEBanbel unterh)orfen. (Sergl. unter Öntelled: @ecunbfire 9?atur be^
•Sntellect^.) 3)a6er lägt fic^ }n)ar au9 ben S^arafterjügcn M 9na*
ben, bie ^auptric^tung feinet SßiQen^ im gangen f^ätern Seben pro*
gno|lictren, feine^roegd aber laffen ft(^ eben fo aud ben im ^aben il(^
geigenben inteQectueOen t$tt^ighiten bie fünftigen prognoßiciren ; Dielme^r
»erben bie ingenia praecocia, bie Sßunberfiuber, in ber Kegel §(a($'
!öpfc. (SB. II, 265.)
S)ie Ougenbhäfte foH man fc^onen, »eil fle burc^ frü^e lieber*
anfirengung erfc^öpft »erben. 3)ied gitt, »ie Don ber üßudf elfraft, fo
noc^ mc^r oon ber 9?ert}cnhaft, bereu Äeußerung alle inteHectuellen
Seiftungen finb; ba^er »erben bie ingenia praecoda, bie SBunber*
linber, bie t^rüc^te ber Streib^audergie^ung , »e((6e aU ffnaben St«
flaunen eiTegen, nac^mald fe^r ge»ö§nlic^e 5{0pfe. (% I, 516.)
iDunfc^. ttlünfdie.
1) Ser^ältnig be9 SOSunfc^ed gum (Entfd^Ittg nnb gttt
SC^at. (©. (Sntfd^Iug.)
2) ÜJtagigung unferer SEßünf(^e aU Sebingnng be^
Se^endgtücf^.
Unfern ©ünft^en ein 3*^ fiedcn, unfere Segicrben im ^anmt ^'
ten^ fletd eingeben!, bag bem Singebien nur ein nnenblic^ Heiner Z^^
SUtbe — iEBurael 483
aUc^ SSttnfc^endtQertl^en erreichbar x^, hingegen Diele Ue6e( deben
treffen muffen, — ifi eine Siegel, o^ne beren Seobad^tung toeber
9?eid|t^uni , noc^ SRac^t Der^inbern tonnen, bog toir un^ armffttig
füllen, ($. I, 466. «ergl. Sefd^rttnfung.)
Uliirte.
1) Aritif ber j^ant^fc^en Segriffdbefltmmung ber
SBürbe. (@. SBert^.)
2) jiriti! ber ,,SEßürbe bed iDtenfd^en'' a(d SRoral«
))rtnct))9.
SBenn man bie, ba^ Aant'fc^e SRoratprinctp unter ber beliebten
Sorm ber ,,S33ärbe be^ SDtenf^en'' $crtretenben früge, tooranf benn
biefe angebliche äÜßUvbe betS 3)?enfc^cn beruhe; fo )vürbe bie Antwort
balb ba^in ge^eu, ba§ ed auf feiner 9)2oralität fei. Sitfo bie SRora«
tität ouf ber SBürbe, unb bie SOSürbe auf ber SKorotität. — «ber
^ieüon aud^ abgefe^en, ifl ber Segriff berSBiirbe auf ein am Sßillen
fo fünb(i(^e^, am ®eif!e fo befd^ränfted, am Jlörper fo Derle^bared
unb ^infäOige^ äBefcn, niie ber SRenfd) ifl, nur ironifc^ antoenbbar.
Cß. II, 216.)
Sticht bie abfc^a^ung ber SRenfc^en nad^ SBert^ unb äBürbe, fon«
bern ber ©tanbpunft bed 3)htleib^ x\t ber aQein geeignete, um feinen
$ag, feine Serac^tung gegen fle auffommen gu laffen. ($. II,
216 fg.)
(Ueber baiS au9 ber „Stürbe be« SDfenfc^en" gefc^öpfte Argument
gegen bie ^rügelflrafe f. ^rügelßrafe.)
3) dn metc^em @tnne allein t)on „Sßttrbe be^ üRen'
f(^en" bie JRebe fein barf.
du ber Seftegung ht9 auf bad ©emüt^ eiubringenben unb e9 (eic^t
übertoältigenben (Sinbru(fd ber Dorliegenben näd)ften Sugennielt mit
i§rer anfc^aulid^en 9{ea(ität, in ber Sernid)tung feinet ©aufelfpieM
huxdf bie $errf(^aft ber Vernunft }eigt ber äRenf^engeiflt feine SBürbe
m\\^ ©röße. (SB. II, 163 fg.) Diefc C)errf(^aft ber »eniunft, auf
xotlijt bie fioifc^e (St^if ^in}ie(te (Dergl. ^toiciömu^), mac^t ben
99}enf(^en ber 933ürbe t^eil^aft, raetd^e i^m, ald oernUnf tigern iSJefen,
im ©egenfaO bed X^iered gufte^t, unb in biefem @inne aderbingd
barf bie Sßebe fein t)on ber äBürbe be^ 3Renfcf)eu, nidjt in einem an«
bern. (SB. I, 107. SW. 263.)
1) !Z)ie bierfad^e SBurjel be^ <3at^z9 Dom )ureid^en«
ben ®runbe. (S. unter ®ruub: S)ie Dierfat^e SBurjel
beffelben, unb i§r gemeinfc^aftK(f)er Urfprung.)
2) äßurjeln ber 3nbiDibua(ität im S)inge an fic^. (®.
unter dnbtDibualität: 3)ie dnbiDibualität a\9 im £)inge
on fi(^ murjelnbe Srfd^einung.)
31*
484 3«»)I- Smta - 3'it
3.
1) äßorauf bie 3a^I unb bad 3ft^(en beruht. (®.
Srtt^metil.)
2) anfd^aulic^leit ber 3a^(eti. (®. «rit^metir.)
3) ttnterfd^ieb gtoifc^en B^^Ien unb rftumltd^en ®r9gen
in ^infic^t auf bie Uebertragung in bie abfiracte
Srienntnig. (®. {Raum.)
4) Untergeorbneter 9{ang ber Sefc^ttfttgung mit ßa^m
Icn. (®. arit^metir.)
5) Sejie^ung ber ÜKufil )u ben rationalen unb it«
rationalen Sa^Un\)txfiliUnx\\tn, (®. unter SXufi!:
S)ie p^Qfifc^e unb arit^mettfc^e ©runbtage ber SDtufif in
i^rer 93e}te^ung jur metap^tjfifd^en SBebeutung.)
&aifltnv^xiofop\)Xt^ f. ?ogoö.
dauberri) f. SRagie.
Sanbttfiöit.
3)ie Sauberflöte ifl ein ftimboKfc^ed (Btüäi SSalb toirb ber 3:0b
miif abforbem; t9 ifl ber unbelannte t^ü^rer, ber mid^ in biefe^ 2tbm
gebracht; id^ jaubere nic^t auf feinen 9tuf, nic^td ^eigt mic^ umlcn;
er iß mir unbefannt, hodj folge ic^ mit 3utrauen; er ift gemeint tu
ber 3auberflöte, ald ber $rief}er, ber bie Slugenbetfe bringt, bie er ben
l^elben unb 3)ulbern überhängt, e^e er fie miitt fU^rt. ($. 412.)
5tit.
1) SEBefen unb Sebeutung ber 3^it.
©ucceffion ifi bad gan}e äßefen ber3eit. (3B. I, 9.) 2>ie3eit
ifi nic^td Snbered, ate ber ©runb be^ ®ein9 in i^r^ b. 1^. Snc*
ceffion. (SB. I, 41. Sergl. unter ®runb: @at t>om ®nttibe bd
©eind.)
2)ie 3^'^ 'fl bie oHgemeinfle gorm oDer Objecte ber im S>te8fle
bed SBiOend fle^enben (Erfenntnig unb ber Urt^pud ber übrigen gor*
men berfetben. (SB. I, 209.) @ie ifl bie erfle unb toefentltc^fh gorm
aQe^ (Sriennend. (SB. 11, 314.) ®ie mac^t bo9 unterfle @nmb«
gerüfl ber Sd^aubü^ne biefer objectit^en SBett an«. ($. 11, 44.) €te
cf! ba9 einfädle, nur bad SBefentlid^e ent^altenbe @(^ema aOer öbrigen
3«t 485
©efialtungen bed @a^t9 Dom juretd^enben ®runbe, ja, ber Urt^pud
oKer enblic^Icit. (®. 150. 158.)
3)ie 3^it iP Wc gorm bcö Innern ©inncö. ®cr alleinige ®egen«
f^aub be^ innern @inned ifl ber eigene SBiKe be^ Srfennenben. 2!)ie
3ctt ift ba^er bie f^orm, mtttel|l melier bem nrfprüngtic^ unb an ftd^
er!enntni6(ofen inblDibueUen SBiUen bie @etb{lerfenntntg möglid^ toirb.
Qn ifjx nttmlid^ erfc^etnt fein an ftc^ einfad^ed unb ibentifc^ed äßefen
Qudeinanbergejogen gu einem $?e6endtauf. (SB. II, 41. 314. Sergl.
avidf unter ^eiuugtfein: ©egenfat^ ^^^ Selbftbemugtfeind unb be^
93en)ugtfein^ anbcrer üDinge.)
2) 3fbea(itclt ber geit.
S!)te t)on ^ant entbcdte dbealität ber ^^\t f)at fd^on einen genügen^
ben Setoeid an ber gängtic^en Unmögli^feit, fte l^inmegjubenlen, Mf}»
renb man 9[Qed, toa» in i^r ftd) barfleQt, fe^r lei^t ^inmegbenft.
(SB. n, 37.) SDie Obealität ber 3cit ifi eigentlich fc^on in bem, ber
SRec^anif ange^örenben ®efe^e ber Sräg^eit enthalten, »eld^eö im
®runbe befagt, \)ai bie bloge ^tit feine p^^fifd^e ^irfung ^erDorgu-
bringen Dermag, ba^er fte, für fic^ allein, an ber 9tu^e ober Sene«
gung eine^ fiörper^ nic^td änbert. @(^on ^ieraud ergiebt fic^, bag fi^^
fein p^t|f!f(^ JReate«, fonbern ein tran«fcenbcntal Sbcole« fei, b. ^. nxdjt
in ben S)ingen, fonbern im erfennenbcn ©ubjcct i^ren Urfprung ^obc.
{% II, 41 fg.)
S)a6 bie ^tit überaQ unb in aDen köpfen üoQfommen gleid^mäßig
fortläuft, liege ftc^ fcl^r n)0^( begreifen, »enn biefelbe ettuad rein
Seugerli^ed, DbjectiDed, bprd^ bie @inne SQSa^rne^mbared märe, tok
bie Sörper. Slber bad ifl fie nid}t. Suc^ ifl ^e feine^toegd bie 6(oge
Semegung ober fonftige SScränberung ber Jtörper; biefe oietme^r ifl in
ber 2^it, meldje alfo üou il)r fc^on ald Sebingung Doraudgefe^t toirb;
benn bie U^r ge^t ju fc^nell, ober ju langfam, aber nic^t mit i^r bie
3eit, fonbern ha9 ®(ei(^mägtge unb 9?ormaIe, toovauf jened @(^neQ
unb Sangfam flc^ bejie^t, ifl ber niirflic^c Sauf ber 3cit. S)ie U^r
migt bie 3^^^ ^^^^ f^^ mac^t fte nic^t. SBenn aOe U^ren fielen
blieben, nienn bie ®onne felbfl fliOftänbe, menn aOe unb jjebe Seioe«
gung ober Serftnberung flodCte ; f o mürbe bie« bo^ ben Sauf ber S^it
feinen SugenbUd ^emmen, fonbern fte mürbe i^ren gleic^mägigen ®ang
fortfe^en unb nun, o^ne Don Seränberungen begleitet ^u fein, Der«
fliegen. S)abei ifi fte bennoc^ nid^td SBa^rne^mbarc«, ui^tö üugerlic^,
obfectiD ®egebeue9. S)a bleibt feine anbere Slnnabme übrig, ate bag
fie in und liege, unfer eigener, ungeflört fortfc^reitenber mentaler
$roce§, bie gorm unfer« »orfiettenö fei, (^: II, 43 fg.; I, 108*
2B. n, 40.)
3) Praedicabilia a priori ber 3^^^*
lieber bie (Einheit, unenblic^e 2!^eilbarfeit, (Kontinuität, Anfang«-
imb (Snblofigfeit, Seflanblofigfeit unb fonflige Praedicabilia a priori
484 Ba% BWta - Seit
3.
1) SBorauf bte 3a^t unb bad 3a^(en 6eru^t. (®.
«rit^mctif.)
2) «nfc^auH^lcit bcr Saniert. (©. artt^metif.)
3) Unterfd^ieb jtDtfc^en ^af^Un unb räumltd^en ©rögen
in ^tnfid^t auf bte Uebertragung in bte abftxactt
Srfenntntß. (®. {Raum.)
4) Untergeorbneter 9{ang ber Sefd^äftiguitg mit ßa^^
Icn. (@. Ärtt^mctif.)
5) Sejie^ung ber SDtuftI ju ben rationalen unb ir«
rationalen SafiUn\)ttf)'dUnx\^tn. (®. unter SKuftI:
S)ie p^tififc^e unb arit^metifc^e ©runblage ber fDlupt in
i^rer Sejie^ung jur metap^^ftfd^en Sebeutung.)
3ai)Unpt)Uofopi)ie, f. l?ogo9.
Saubtttx^ f. ÜKagie.
3aubertlött.
2)ie 3an6erf[0te ifi ein f^mbolif^e« ©tüd: Salb lotrb ber Sob
mic^ abforbem; t9 \\t ber unbelannte f^ü^rer, ber mid^ in biefed Seben
gebrad^t; id^ jaubere nid^t auf feinen 9luf, ni^td ^ei§t mic^ »eilen;
er iß mir unbefannt, boc^ folge i^ mit 3utrauen; er ifi gemeint in
ber ^anhtxfiliU, att bcr ^ricjler, ber bie Sugenbecfe bringt, bie er ben
gelben unb !DuIbem überhängt, e^e er fle toeiter fü^rt. ($. 412.)
StiU
1) Sßefen unb SBebeutung ber ßtit
©ucceffion ifl ba« ganje SBefen ber3eit. (SB. I, 9.) 3)ie3«^
ifl nt^t« anbere«, ate ber ®runb ht9 @eind in i^r, b. ff. ®nc*
ceffion. (Sß. I, 41. Sergl unter ®runb: ®a$ Dom ©runbe M
©ein«.)
a)ie 3eit i(l bie aUgemcinfie gorm oHer Objecte ber im SHenjle
be« äBiOend fle^enben (Srienntntg unb ber Urt^pu« ber übrigen got«
men berf elben. (SB. I, 209.) ©ie ifi bie erfie unb wefentli^fle gorw
alle« Crlennen«. (SB. n, 314.) ©le mad^t ba« unterfie ©trnift'
gerüfi ber ©c^aubü^ne biefer objectiöen ffictt an«. ($. n, 44.) ®i«
tfi ba« einfache, nur ba« 9BefentIi(^e ent^altenbe ©i^ema aller öbrifeo
3«t 485
©eflaltungen be^ @a^ed Dom }uret(^enben ©runbe^ ja, ber UrtDpud
aHer (SnbÜc^leit. (®. 150. 158.)
S)ic 3cit iP J^ic Sorm bc« inncrn ©inne^. Der alleinige ©egcn«
panb bc3 irnicm ©inncö ijl bcr eigene SBillc be« ffirfennenben. 3)ie
3cit ifl ba^er bie i$orm, mittelfl meldtet bem urfprUngli^ unb an fl^
erfenntniglofen tnbiüibueOen äßillen bie Setbflerleimtntg mögßc^ toirb.
Sn if)x nämlid^ erf(i^etnt fein an {Ic^ einfat^e^ unb ibentifc^e^ SBefen
au^etnanberge^ogen }u einem itUntianl (2S. II, 41. 314. SergL
andf unter ^eiouftfein: ©egenfatj ^^^ ©elbftbetvugtfeind unb bed
99en)ugtfeind anbcrer S)inge.)
2) Obcalität ber 3eit.
ÜDie Don jfant entbcdtte dbealität ber 3eit ^at fi^on einen genügen«
ben SSetoeid an ber gänjUc^en Unmögtid^feit, fie ]^intt)eg)uben{en, »tt^«
renb man "Hüt^, mafl in i^r ftc^ barßeOt, fe^r lei^t ^intoegbenft.
(333. n, 37.) !Die Sbealität bcr Seit iji eigentlich ft^on in bem, ber
flRed^anil ange^örenben ©efefee ber XrSg^eit entl^atten, toelc^e^ im
Orunbe befagt, ha^ bie btoge 3"t feine p^^flfc^e SBirfung J^erDorju»
bringen Dermag, ba^er fie, für fl^ allein, an ber 9{u^e ober Setoe«
gung eined ßörperd ni^td finbert. ®d)on ^ieraud ergiebt fic^, bag [ic
{ein p^^flfd^ SReated, fonbem ein tran^fcenbcntal dbcaled fei, b. 1^. nid^t
in ben Dingen, fonbern im erfennenbcn ©ubjcct i^ren Urfprung f)ahc,
{% n, 41 fg.)
Dag bie ^tit überall unb in aOen köpfen DoDfommen glei^mSgig
fortläuft, liege fiii fc^r tDO^t begreifen, »enn biefelbe ttwa^ rein
Xeugerti^eiS, DbjectiDcd, h\xxi^ bie ®inne SBa^rnel^mbared toäxt, nie
bie Körper. Slber bad ifl fle nid)t. Unij ifl ^e feine^megd bie blogc
9en)egung ober fonßige Scränberung ber Jlörper; biefe Dielme^r ifl in
ber 3^!^ iDelc^e alfo Don il)r fc^on atö Sebingung Doraudgefe^t koirb;
benn bie U^r ge^t ^n f^neCf, ober ju langfam, aber ni^t mit i^r bie
3eit, fonbern ha9 ©teic^mäßige unb 9?ormaIe, niovauf iened @^ncQ
unb Sangfam flc^ bejie^t, ift ber tDirftic^e Sauf ber ^üt Die U^r
mißt bie 3^it, aber fie mac^t [it ni(^t. Senn oHe U^ren flehen
blieben, »enn bie @onne felbfl fiiOftänbe, loenn ade unb jebe Sekoe«
gung ober Seränberung flodfte ; f o niürbe bie^ bod^ ben Sauf ber 3(it
teinen Slugenblidt ^emmen, fonbern fie mürbe i^ren gteic^mägigen ©ang
fortfe^en unb nun, ol^ne Don Serttnbcrungen begleitet gu fein, Der«
fliegen. Dabei ift fie bennoc^ nic^td SBa^rnc^mbarcd, ni^td Sugerlic^,
objectiD ©egebene^. Da bleibt {eine anbere Sfnnabme übrig, ate bog
fie in und liege, unfer eigener, ungefiört fortf(^reitenber mentoler
^roccg, bie gorm unfet« SorfleOend fei. ($r II, 43 fg.; I, 108.
SB. U, 40.)
3) Praedicabilia a priori ber 3^'^-
Ueber bie (Einheit, unenblic^e 2:^eilborteit, Kontinuität, 9[nfangd«
unb (Snblofigfcit, Seflanblofigleit unb fonfitge Praedicabilia a priori
488 3ettbtctterci — 3ettltd^leit
@pur iit ädern Zf^wn, S)enfen, ®f^ret6en, in ÜRufiC unb fEflaitxti, tm
f$Ioriren btefer ober iener jtunfi. SlOem unb j[ebem briicft er feinen
©tämpel auf; ba^er j. S. bad 3^i^<^I^^^ ber ^^rofen o^ne (Sinn aw^
ha9 ber äßuftfen o^ne äßelobte unb ber i^onnen o§ne 3^^^ ^^^ ^^'
Pd^t fein mußte. (^. II, 482.)
2) e^Qrolter bc3 aitert^umö, aKittelaltcrö unb ber
5Rcujcit. (®. b. «Itcn, 5KitteIaIter unb Oe^tjeit)
3) Serfc^tebened SJer^ältntß berSSßerle ber 9)7antertfien
unb ber äBerle ber @ented ju t^rent Qtitatter.
S)te manierirten SQSerle finben itoax bei t^rem ^dtalttv lauten Sei'
faD, finb aber nac^ toenigen Oa^ren f(^on Deraltet. (IBergl. Lanier,
Spanier iftcn.) Sfiur bic ächten SBerfe, bic SBerfe ber ©enied, bleiben
lote bie 9?atur, aud ber fte gefc^bpft flnb, emig jung unb ftM ux*
Tröftig. S)enn fte gehören feinem Zeitalter, fonbem ber S^enfi^^eit
an; unb toie ße eben be^^alb Don i^rem eigenen 3^it<^I^c^# kueld^em
fic^ anjufd^miegen fle üerfc^mä^ten, tau aufgenommen unb, meif fte hit
jebe^malige %$ertrrung beffelbcn mittelbar unb negatio aufbecften, fp&t
unb ungern anerfannt tnurben ; fo f önnen fle bofilr auc^ nic^t JDnatUn,
(SB. I, 278 fg.)
Seitirutttwi.
3eitbienerei unb SEartüfftani^mtiö läßt ftd^ jur 9Jot^ in iebem
j{leibe entf d^ulbigen , in ber Kutte unb bem ^ermetin, nur nid^t im
Stribonion, bem ^^ilofop^enmantel; benn mer biefen anlegt, ^at ^ur
Sa^ne ber SBa^r^eit gefd^moren, unb nun ift, tto ed tl^ren 2)tenfl
gilt, iebe anbere »Jücfpä^t f^mä^li^er »crrat^. (SR. 17 fg. »ergl.
$^ilofopl^.)
Btitgtlfl, f. Seit alt er. ''^
3titgeno|Ttn.
1) Serfc^iebene« ©d^idfal ber lalentmänner unb ber
®enieö bei ben 3cit8^»offen. (®. unter ®enie: Unter-
fd^ieb 3n)if(^en ®enie unb Xafent, unb 9?a(^t^eile ber @tniaMt.)
2) ©eringer SBert^ be« Seifall« ber 3citgenoffeiu
(®. Seifall.)
3) ©egenfaft gwifc^en bemSin^nt bei ben 3cit8^«offe«
unb bem 9{u^m bei ber 9tad^ioelt. (®. 9?u^mO
SeitUe^keit.
S)a« S^riflent^um nennt biefe SBelt fe^r treffenb bie 3eitli(^Iti^
nad^ ber einfac^ßen ©eftaltung be« ®a^ed oont ®runbe, bem Vai^f^^
oQer onbem, ber Qn\, unb rebet im ®egenfag ^ieju oon ber StoV'
leit. (®. 168. C>. 419.)
3ettungcn« 3cit"«flöW^*"^«^ ~ 3««9«tt9« 3^«9«"9^ßct 489
Seitttit0ni. 3tUung0fd^mbt(.
1) ©ic Qtitvin^tn,
®ic 3«itwnfl«n P"^ ^^^ ©ecunbcnjciger ber ©cf^ic^tc. 3)erfe(6e
ober iß tneif!end nic^t nur Don uneblerem ÜRetalle, atö bte beiben an-
bcrn, fonbcrn gc^t auc^ feiten riditig. — 3)tc fogenannten „leitenbcn
Ärtifct" barin (tnb ber Storno gu bcm S)rama ber jeweiligen 83e«
fleben^citen. Oß. H, 481.)
2) Die 3eitunj«f^reiber.
Uebertteibung jeber Strt ifl ber 3<^itung«fd^rciberei ebenfo ttjcfentlic^^
n}ie ber bramatifd^en ^unfl; benn tu gi(t, aud jebem S^orfaü mögtic^jit
Diel jn machen. !Z)a^er andj fmb alle 3^itungdfc^reiber üon ^anb^
n}er!d »egen SKarntiften ; bied ifl i§re 2lrt, {1(^ tntereffant }u madien.
(?. II, 481.)
äerflreuung, f. unter Ontellcct: UnDonfommcn^dtcn be« 3n«
teUect^.
Beugung. Seugungeart.
1) 3^udun8 unb S^ob al9 tuefentlic^e SRomcnte bed
?cben3 ber Oattung. (©• Stob.)
2) 2)ad dnflinctiüe be^ 3^ugnng9actd.
3n ber Srunji unb im Acte ber 3^W8^"9 ^"6 ^^^ 2^^^^ "i^^
bag ed flerben mu§ unb bag burc^ fein gegenn)Srtiged ©efd^äft ein
neued dnbiDibuum entße^en n}irb, um an feine Stelle gu treten. @d
fennt alfD ben 3^^' ^^^ 3^u9unfl "^^^ f^^d^ ^^^^ ^<>4 f^^ ^i^
Sorlbaucr feiner Oattung in ber 3^^^, oÖ ob e« i^n fennte. ©ein
2:^un tvirb nic^t oon Srfenntni§ geleitet, fonbern ifi ein infünctioed.
93eim 9)'?enf(^en ifl giuar ber 3^u9U"9^^ct Don ber (Srienntniß feiner
Snburfacf)e begleitet, ifl aber boc^ nidjt Don i^r geleitet, fonbern ge^t
unmittelbar aud bem SBillen jnm Scben ^eroor, atö befjen Soncen«
tration. Der S^u^^m^^act ifl bemnad^ ben infltnctioen $anb(ungeu
beijujä^ten; benn fo toenig bei ber 3^"9""9 ^^^ -^^^^^ ^"^^ ^^^ ^^'
tenntni§ bed 3^^'^ geleitet ifl, fo »enig ifl e^ biefed bei ben ffunft«
trieben. (®erg(. 3nftinct.) ®ie 3<wgung ifl geroiffermaßen ber bc»
»unberung^nürbigfle ber j^unfitriebe unb fein SBetf bad erflounlic^ftc.
(®. n, 584 fg.)
3) Der 3^i<0ungdact Don ber fubjectiDen unb Don ber
objectioen Seite angefe()en.
Die 3<^U9U"9/ ^^^f^^ ^^^ ^^^ ^^^^ A^^^^ ge^cimnigDoDe Vorgang,
fleOt un9 ben funbamentaten ®egenfa( gmifc^en Crf(^einung unb ^efcn
an ^xif ber Dinge, b. i. gmifc^en ber Seit atö SJorfleOung unb ber
SBelt ald Siße, loie au^ bic gänglic^e ^eterogeneität ber ©efe^e
9eiber, am uumittelbarfteu Dor 3lugen. Der 3<^ugungdact nttmlic^
J
490 3«w9tt«9- 3f«8ttii9«act
teilt ft(^ und auf )U)iefa^e SBeife bar : erfitic^ für bad ®eI6f}6f tougt-
ein, beffen ademiger ©egeiiflanb ber 3ßiOe mit aQen feinen Slffectionen
i% unb fobann für bad 9eU)u§tfein anberer S)inge, b. i. brr S^eft
ber SJorfleOung. (lieber ben ©egenfag bed ©elbfibemugtfetnd unb bed
SBeioußtfeind anberer S)inge Dergl 93en)ugtfein.) Son ber SBillfn^
feite nun, alfo innerlich, fubjectiD, für bad ©elbflbeiougtfetn fleQt jener
9ct ftd^ bar ote bie unmittelbarfle Sefriebigung bed SBillen^, b. i.
ald SSSoItufl. Son ber Sorfiellungdfeite hingegen, olfo ttugerfid^, ob*
jjectiD, für bad Semugtfein Don anbem SDingen, ift eben biefer STct
bie ©runblage bed unau^fprec^Ii^ complicirten ontmalifd^en, aU ba9
planOoHe S93er{ ber ticfflen Ueberlegung erfc^etnenben Organt^mud.
(SB. n, 567.)
4) dunere Sebeutuug bed 3^"SU"8^<>ctd.
!Die Statur, immer uia^r unb confequent, in 9ngelegen^etten bt€
©efd^tec^tdtriebed fogar naio, legt gan) offen bie innere Sebeutung bed
3eugungdactd Dor und bar. S)ad eigene Settugtfein, bie ^eftigfeit
bed Zriebed, le^rt und, ba§ in biefem 9cte {Ic^ bie entfc^iebenfle 8e«
jia^ung bed äBillend jum Seben, rein unb o^ne »eitern 3ufa6
audfpri^t, unb nun in ber S^ii unb Saufafrei^e erfc^eint ald ^olge
M Sctd ein neued 8eben, Oor ben Srjeuger ftcllt f^ ber (Ergeugte,
jn ber Srfc^einung Don ienem oerfd^ieben, aber an fic^, ober ber ^ee
"nad^, mit i^m ibentif(f|. 3)a^er ifl ed biefer Xct, burc^ ben bie ®tß
f^fed^ter ber Sebenbcn fOf jebed ju einem ©anjen Oerbinbcn unb afß
folc^ed perpetuircn. Die S^wflwng ijl in SScjie^ung auf ben Crjeuger
nur ber %udbrudt, bad ©Qmptom feiner entfc^iebenen Seia^ung be^
SBtdend }um !2eben, in S^ejie^ung auf ben Srjeugten ifl fie nic^t
etn)a ber ®runb bed in il^m erfc^einenben SEBiQend, fonbern nur ©e«
(egen^eitdurfac^e ber (Srfc^einung biefed SBiUend )u biefer 3^^^ ^^^ ^
biefem Ort. (3®. I, 387.)
Der 3^u8un9^^ct oer^ält p<4 jur S93ett, toie bad SBort }um SRät^«
feL Stämfic^ bie Sßctt ift toeit im Staume unb att in ber 3^^^ ^^
oon unerf^öpflic^er 9Rannigfa(tig{eit ber ©efiatten. Oeboc^ ift bitß
älOed nur bie (Srfdjeinung bed killend jum lieben, unb bie (^oncen«
tration, ber Srennpunlt biefed SEBiüend, ift ber ©enerotiondact. 9n
biefem 9(ct atfo fprid^t bod innere SBefen ber SBelt füf am beutü^'
fien aud. Slld ber beutlic^fie ^[udbrucf bed SBiOend a(fo tfi jener üd
ber ^ern, bad Sompenbium, bie Ouinteffenj-ber äBett. 3)a^er ge^t
und bur^ i^n ein Sid^t auf über i^r SEBcfen unb treiben. (S. H,
652. ?. n, 338.)
5) äEBefendibentitSt bed (Srjeugten mit bem (Sr}euger.
Hn bie Scfriebigung bed ©efc^Iec^tdtriebed Inüpft fi^ ber Urfprung
eined neuen Dafeind, atfo bie Durd^fü^rung bed !?ebend mit aOen
feinen Saften, @orgen unb ©c^merjen bon Steuern, in einem anbem
dnbioibuo. Der (lr}euger ^at bie SBoOuft genoffen, unb bafür muS
nun ber Srjeugte (eben, (eiben unb fterben. SBo bliebe ba, tx>entt
Beugung. 3eugung«oct 491
93eibe, lote fie tu ber Srfd^eiuung Der [(Rieben ftnb, t9 andj fc^Ied^t^m
unb an ftd^ toären, bte etoige ®ered)tigfett? — S)tefe ift nur unter
ber StnuQ^me in retten, bog ber Srjeugte Don bem Qrieuger nur in
ber (Srfc^etnung t^erfc^ieben, an ftd^ aber mit t^m ibentifcq iß. (9B. I^
650; I, 387. §. 407. »crgL auc^ unter ©ered^tigleit: a)ie
erotge ©eredittgleit.)
6) ®runb ber*@(^atn über bad 3^ugungdgef({)ttft.
ÜRit ber SSeja^ung be^ SßiDen^ jum Seben über ben eigenen 2Ab
^inaud unb b\9 jur 3)arfle(Iung eineö neuen burd^ ben 3^u0ungdo€t
ifl auc^ Seiben unb %o\>, a(d ^ur (Srfc^einung be9 Sebend gehörig,
aufd 92eue ntitbeja^t unb bie bur^ bie üoQIontmenfle Srlenutnigftt^igfcit
herbeigeführte iDiSglic^Teit ber (Srföfung biedmal für fruc^tlo« erHärt.
$ier liegt ber tiefe ®runb ber ®djam über bad B^^^flu^fl^B^^^f^
<93S. I, 387 fg, — Ueber bie jur Sr(l$fung fü^renbe Doüfommenfle
@r!enntiitg Dergl Ouietit), unb unter ^i(Ie: Seja^ung unb Ser«
neinung be9 SBtQend 3um Seben.)
(93o0 bie @(^am über bie ®enitatien betoeifl, barüber f. @e«
ititalien.)
7)* 3) ad Dafetn aU ^arap^rafe bed 3^^Su>^9^°<^^^»
2)ad Seben eined SRenfc^en mit feiner enblofen 3Rü^, 9lot^ unb
Seiben ifi anjufe^en a\9 bie SrHärung unb $arap^rafe bed B^ugungd«
acted, b. i. ber eutfct)iebenen Seja^nug M SiQend }um Seben; )u
berfelben gehört auc^ noc^, bag er ber 9?atur einen £ob fc^ulbig i%
ttnb er bentt mit SeHemmung an biefe ®(^u(b. — B^^S^ ^i^^ "ic^t
baoon, bag unfer ÜDafein eine Serfd)ulbung ent^tttt. (SB. II, 650.)
Der Xct, burd^ »eichen ber SiQe fi^ bejaht unb ber ÜRenfc^ ent«
fie^t, ifi eine ^anbfung, bereu SUe ftd) im Onnerften fd)ämen, bie fte
ba^er forgföUig t^erbergen. Qd iß eine $anb(ung , bereu man bei
fatter Ueberlegung meiftend mit SBibenoiOen, in er^ö^ter Stimmung
mit 9bf(^eu gebenTt. (Eine eigcnt^ümlic^e Octrübnig unb 9{eue folgen
i^r auf bem ^n^t. ®ie iß ber 8toff }ur ßotenreißerei. SIber einjig
unb aOein mtttelß ber Sudübung einer fo bei'd^affenen $anb(ung be*
ße^t bad 3Renfc^engef(^lecl^t. — $ätte nun ber Optimidmud ^et^t,
iDÜre unfer !Z)afein bafl banfbar ju erfennenbe ®ef(^enf ^öc^ßer SBeid«
^eit unb ®üte, ba mügte boc^ tuo^rIi(^ ber 9ct, melier t9 perpetuirt,
eine ganj anbere ^^^ßognomie trägem dß hingegen biefed S)afein
eine Srt ge^ttritt, ein drnoeg, fo mug ber e4 perpetuirenbe Xct ge*
rabe fo audfe^en, loie er audße^t. (3B. II, 651 fg. % II, 338.)
8) Unterfc^ieb 3»if(^en bem9[nt^ei( bedSRanneö unb
bem bed Sßeibcfl an ber B^^O^^S*
Der Sfnt^eil bed SBeibed an ber 3<ufiU"0 'f^ in getotffem @inne
f(^uIb(ofer, ald ber bed SRanned; fofern nämlid^ biefer bem ju (Er-
jeugenben ben 93 t Ken giebt, »etc^er bie erße @ttnbe unb ba^er bie
JDuelle aUe^ 9l$fen unb Uebete iß, bad 3Beib hingegen bie (Erfennt-
492 äeuflwttö- 3««flun8«act
ntg, tt)eld^e ben 2Beg gur Sriöfung eröffnet. (Sergl Sßtvtxhun^.
2)er ©enerattondact ift ber SEßeltfnoten, tnbem er befagt: ,,ber äSiCc
jum Seben ^at flc^ aufd 9?eue bejaht''. S)ie Sonception unb ©d^mangep
fc^aft hingegen befagt: ;,bem SBiQen ifi au(^ luieber bad ^ic^t bcr
@r!enntntg beigegeben'', mit hjelc^er bte iD^ögtic^leit ber (Srlofurg
aufd 3ltm eingetreten i% ^ierau^ erllärt fid) bie beac^ten^roert^?
Srfd^etnung, baO, ttiä^renb iebed Seib, nienn beim ©eneration^act
überrafc^t, bor ®c^am Derge^en m9d^te, f!e hingegen t^re Qä^tüattgcu
fc^aft o^ne eine @pur oon @(f|am, ja, mit einer %rt ®to(3, jur ®^aii
trägt. 3ebcd anbere ^tii^m M DoQjogenen Coitus befc^ämt ba^
Sßetb im ^öc^ften ®rabe, nur oOein bie @cf)n)angerfc^Qft ind^t. Sicc*
i{l eben baroud ju erflären, bQ§ bie ©c^mangerfc^aft in gen}tf|eu:
©inne eine 2^ilgung ber ®ö)n\h, mldjt ber Coitus contra^irt, mi:
fid) bringt ober menigfiend in Sludfl^t fleOt. Der Coitus tft ^aupt^
[dijUij bie @Q(^e bed Wamxt9, bie @d^n)angerf(^Qft ganj allem ^(>
bed SBeibe^. S$om Sater erhält bad ßinb ben fiinbltc^en iEBiaen, m
ber SKutter ben OnteHect, baö erlöfenbc ^vincip. 3)a^er trägt bfr
Coitus aOe @(^Qm unb @(^anbe ber ©ad^e, hingegen bie t^m fo natc
Derfc^tDifierte @c^n)Qngerfcf)aft bleibt rein unb unf^ulbig, j[a loirb jt-
toifjermoßen efjrnjürbig. {% II, 338 fg.) •
9) ^erebelung bed 3Renf(^engefcl^Iec^td auf htm Wtßc
ber 3^wfl""9« (®» SSerebelung.)
10) abnähme ber 5Katur§eillraft mit ber Q^uqüni^'
fä^igfett. (@. unter Statur: Sntgegengefe^te^ Ser^altcti
ber 9^atur ju ben ©attungen unb ju ben Onbioibuen.)
11) Steigerung berßtngungdfraft fcurd) antagontjii|(^(
Urfa^en.
@d ifi ein iRaturgefe«, baß bie protifi{e ßraft bc« attenft^en*
gefc^Iec^td, ttefc^e nur eine befonbere ®ef^a(t ber ßtu%unq9haft bcx
vlatux überhaupt ifl, bnrt^ eine i^r antagoniflifcf)e Urfa^e erfüllt
toirb, olfo mit bem ffliberftonbc toäc^jl. 9?e^en wir an, jene, ^^
prolififen Äraft antogoniflifd^e Urfadje träte einmol bur^ Cer^feemnj«''
mitteift ©eurfjen, 5RaturreüoIutionen u. f. to. in einer noc^ nie b«8f
toefenen ®rö§e unb aBirffomfcit auf; fo müßte noc^^ier ouc^ voi^^
bie f)roUfife j^raft auf eine bi9 je^t gan^ unerhörte $5^e Oeigm*
®e^en wir enblii^ in jener Serflärfung ber antagonifltfc^en Urfacft^
bid jum äugcrflen $unft, alfo ber gän^Kc^en 3[udrottung M 9Kni«
f diengcf c^Iec^t« ; fo toirb au4 bie fo eingegwängte proUfife ftraft cbit
bem 2)ruc{ ongemeffene @ematt erlangen, mithin }u einer SrnftrengmiS
gebracht werben, bie bad je^t unmöglich @d^einenbe (ciftet, nSmlif^^
ba i^r bie generatio uuivoca, b. ^. bie ©eburt be9 ®(ei<^en ^^^^
©leid^en Derfperrt Wäre, fic^ bann auf bie generatio aequivoca toerfeit.
{% n, 162 fg.) ^
Soorogic — 3orn 493
1) 3Bad bie 3oo(ogie le^rt. (®. anorpj^oloate.)
2) Sin befonberer 9{u^en ber ^efdjttfttgung mitßoo*
(ogte.
Suf bie (Srfenntnig ber dbentität be9 SBefentlic^en in ber (Srfd^ei'
nung be^ Zf)itxt9 unb bed 9Renf(^en leitet nid^td entfc^iebener ^in, ald
bie Sef^äftigung mit Biologie unb Snatomie. SDabur^ beförbert fie
ben Xkitt\iijVi^. (S. 240. Sergt. S^ierfc^u^ unb unter SERenfc^:
Obentität be« S93ef entließen in Z^ier unb aRcnf^.)
Soxn.
1) 3)er Born aU Setoeid be9 ^rimatd be9 SSSilten«.
Xn 3om beraeifl bie 93ünb^cit bed SEßiQend unb ben Primat bef«
{etben über ben dntedect. S)enn entfpränge ha9 SßoUen b(od an9 ber
(Srlenntniß; fo mügte unfer 3<>^n feinem iebcdmaligen Snlog genau
angemeffen fein. @o fällt ed aber fe^r feiten qu9; üielme^r ge^t ber
Soxn meiflend »eit über ben Sntog ^inaud. (S93. ü, 253.)
2) SBirfungen bed 3<)^nc^*
a) ^^^ftotogifd^e äBirfung bed 3<^^>^^^-
atnfhcngungen ber drritabUität, imgleic^en bie rüfligen Effecte, »ie
^reube, 3^^" u* H^* bef(^Ieunigen mit bem 9(utumlauf auc^ bie dit»
fpiration; bo^er ber 3o^t> feinediveg^ unbebingt fd^äblic^ ifl unb fo-
gar, menn er nur füj gehörig audtaffen fann, auf manche Staturen,
bie eben bed^alb inflinctmäßig nac^ i^m ftreben, n)o^It^ättg tuirft, ju-
mal er augleic^ ben (Srguß ber ©oQe beförbert {% II, 177.)
3)er 3^^^ tnafS^t f (freien, ftarl auftreten unb ^eftig gefliculiren ;
eben biefe för))erti(l^en Sleugerungen aber berme^ven i^rerfeitd ben 3orn
ober fad^en i^n an, — ein Semeid üon ber dbentitöt M Sßillen«
mit bem Seibe. {% U, 619. Sergl. Seib.)
b) $f9d^oIogif(^e 3Bir{ung ht9 3orned.
SBie aQe 9ffecte (Dergt. Sfffecte), fo mirft auc^ ber S^^'^ flöreub
unb Derfälfc^enb auf ben dnteÜect. 3)er 3^^^ ^^ß^ und nic^t me^r
tuiffen, xoa9 mir t^un, noi) meniger, mad mir fagen. (SB. II, 241.)
2)er Keinfie Stntag genügt bem 3^^^^' i<^^^^ ^^ i^" i" ^^^ $^an-
tafle Dergrbgert. S)er 3o^>^ f^^^fft nSmlic^ fog(ei(^ ein 9(enbmer{,
melc^ed in einer monflrofen Vergrößerung unb Serjerrung feined Sfu'
(affed befielt. S)iefed 8(enbmcrif er^ö^t nun felbfl mieber ben 3^^
unb mirb barauf bur^ biefen er^ö^ten ßom fetbfl abermate Dergrögert
@o fieigert flc^ fortmfi^renb biefe gegenfeitige Sirfung, bid ber furor
brerä ba ifl. {% U, 626.)
3) ®egenmitte( gegen ben 3^^"-
Unfern ^om, felbfi menn er geregt tfi, befänftigt nic^td fo fc^neOf,
tote ^infl(^t(i(^ bed ©egenpanbed beffelben bie (Erregung bed 9RttIetbd
494 3otc - Sttfatt- 3ttfätli9feit
huxii bie 9tebe: ,,ed tfl ein Unglücflid^er". SDenn load für baö ^cr
ber 9eegeii, ba^ ifi für ben Born ba« mtUih. (S. 238.)
35cr oergrößcrnbcn SBirfung bc« 3^^"^^ öorjubcugcn, foDten leb«
l^ofte ^erfonen, fobalb f!e anfangen, ftd) }u ärgern, t9 über fic^ }ii
gewinnen fucf)en, bog fle bie @a(^e für jie^t fi6) and bem @tsme
fd)lügen; benn btefelbe »irb, »enn fie nad^ einer @tunbe barauf jn*
rüdtfommen, fc^on lange nic^t fo arg unb balb bieOeic^t unbebeutenb
crfd)eincn. {% U, 626.)
4) Sern)anbtf(^aft unb Unterf^ieb ^»ifc^en S^xn nnb
S)er $ag Der^ält ftc^ jum 3^^"/ ^^^ ^i' ^ronifc^e }ur acuten
ÄronHicit. (?, ü, 229.) SScibc ^aben bie« gemein, boß i^re ©efrie»
bigung füg ifi unb ba« ©ubject nac^ i^rer Slu^Iaffung, nienn fte nur
auf feinen SBiberflanb gejlogen, ft(^ entf^ieben Wolter beftnbct ($.
II, 228.)
5) Sebendregel in 93e)ug auf ben S^^^ ^^^ $a§. (S.
$a§.)
Sott.
1) 3u tt)elc^er 9(rt bed ä&t^ed bie 3ote gehört. (@. unter
l'äc^erlidj: Sig.)
2) aßarum ba« ©efc^Ie^tdDer^ältnig häufigen «nlaß
ju 3oten giebt. (®. ©efd^Iec^t^Derl^ältnig.)
5ufaU. 3ttf8Ui0keit.
1) SSegriff^beflimmung be« 3nfa(Id.
2)ad B^fot'f'n^^^^^^ff^" i" ^^ 3ci^ ^o" ^Begebenheiten, bie ntc^t in
Saufaberbinbung fte^en, ift toa9 man BufoH nennt, meiere« SBort
Dom 3ufanimentreffcn, 3ufammenfa0en M nic^t Scrfnüpften ^erfommt.
Qd) trete }. 9. Dor bie ^audt^ür, unb e« fäQt ein S^tfizl üom 3)af^,.
ber mid) trifft; fo ift jniifc^en meinem heraustreten unb bem SaOen
bcö 3tpgel« feine (Saufoloerbinbung. (®. 88.) „3ufäflig" bebeutet
bad 3"f<^^^^n^^^ff<^<i in ^c^ 3cit beS caufal nid^t Serbnnbenen. (^.
1, 229.)
!Z)er dn()alt beS begriff« ber BufäQigfeit iß alfo negatib, nttmtic^
miUx nichts als biefed: ÜRangcl ber burc^ ben Satj Dom ©runbe
andgebrüdtten Serbinbung. 2)a nun aber aQe JCbj[ecte bem @aQ oom
®runbe unterworfen flnb, fo ift an(^ bie Semcinung ber Ütot^menbtg«
feit, n)eld)e bie B^fäUigfeit audbrüdt, nur relatio. SDaö ^^ffillige
ift nämlid) immer nur in Sejug auf etwa«, baS ni^t fein ®mnb
ift, ein fold)cd. OebeS Object, oon meldjer 8(rt ed aud^ fei, ifi oQe'
mal not^roenbig unb jufäQig ^MiUiii; eine Gegebenheit }. 6. ifi not^-
menbig in %e}ie^ung auf baS Sine, bad i^re Urfac^e ifi, jttfttUtg
in 8ejie(|ung auf allcS Uebrtge. Senn i^re Serü^rung in 3^^^ ^^^
dtaum mit aOem Uebrigen ifi ein Möge« 3"f<^^>n^i^^^ff^« ^^^^ t>^^^*
3ufneben^cit — Sufunft 3ufüiifagc« 495
loenbtge Serbinbnng. Sin abfotut 3"f^i'(i8^^ ^ß ^^f^ uubenTbar;
benn btefed SeQtere lottre ein Object, loel^ed gu {einem anbern im
%er^ä(tnig ber t$o(ge )um ®runbe ßänbe, — »ad, »eil ed gegen beit
@a« Dom ©runbe {breitet, unDorfieUbar ift. (2&. I, 550. S. 46.
!P. I, 229.)
2) iD{tgbrou(^ be« S93orted ;,iufällig" in bem Dof
fantifc^en SDogmotidmnd. (®. unter Stotl^menbig^
Stotl^menbigleit: Jhitif beö Oegriffd ber abfoluten 9?ot^«
»enbigfeit.)
3) $(anmägigleit be« dufädigen im ©d^idfal bed
(Singeinen. (®. unter ©d^idfal: 2)ie onfdjcinenbe 9b»
fi(^tli(^feit im @(^t(ffa(e bed (Sinjelnen, unb unter gatum,
f$Qta(idmud: Unterfc^ieb jtöif^en bem gcmöf|n(id)en unb
bem ^ö^eren t^atalidmud.)
4) ®(eic^gültig{eit beö QnfalU gegen Serbienfi, unb
bte baraud ju f(f|5pfenbe Hoffnung.
Sßo^I ift ber SufoÜ eine böfe Wadji, ber man fo »enig »ie m9g«
tid| an^etmfieQen fott. ÜDo^, ba er feine ®aben nic^t na^ Serbienfl
unb SBürbigfeit audt^eilt, fo bürfen »ir ^ieraud ant^ bie freubige
Hoffnung f^öpfen, noij man^e gute ®aht unüerbient ju empfangen.
i>tx B^\ali mac^t und einleuc^tenb, bag gegen feine @unfl unb ®nabe
aUed Serbienfl o^nmäc^tig ifi unb nid^td gilt. ($. I, 498. Tt. 360.)
5) (Empfehlung ber Serüdfic^tigung ber SRac^t bed
3ufal(d bei unfern Sorfe^rungen für bie 3u^unft.
j^er 3ttfoD W 6<i oQ^n menf^ti^en 2)tngen fo gro§en ©ptel«
roum, baß toenn tnir einer Don ferne bro^enben ®efa^r gleich bnr<^
Aufopferungen oorjubeugen fnc^eu, biefe ®efa(|r oft bur<^ einen un«
Dor^ergef ebenen ®tanb, ben bie S)inge annehmen, t)erf(f|tt)inbet, unb
je^t mijt nur bie gebrachten Opfer oerforen finb, fonbem bie burc^
fle herbeigeführte Serfinberung nunmehr, beim Derttnberten @tanbe ber
2)inge, gerabe ein dlaijtf^tH ifi. SBir muffen ba^er in unfern Sor-
tc^ngen nic^t )u weit in bie 3ufunft greifen, fonbem auc^ auf ben
3ufaa rechnen. (% l, 501.) .
3ufnt)lenl)ttt, f. Uujufrieben^eit.
Bn^^ f. äRed^anif.
Bttglric^fein, f. 3) au er.
Bukunft. 3tikiinfti0t$.
1) 3u(unft unb Sergangen§eit im Scr^ttltnig jur
®egenmärt. (@. ®egenmart.)
496 3««^"iing. 3urcci§nuu0«fä^igfcit — ßmd
2) ©ie au9 bem OntcHcct cntf<)rin8cnbe Sänfc^ung
in »ctrcff bcö Sufünftigcn.
S)te ^tit ifl bicjenigc Sinric^tung itnfcr« OntcIIccW, Dcrmögc ttjcldjcr
ba«, toaö toir ol« ba« 3w^ünftigc ouff offen, jegt gar ni(^t ^u c^pircn
fd)ciut; tt)cld)c läufd^ung jcbo^ öcrfd)n)inbct, wann bic S^^inft jur
Ocgcntoort gcnjorben ifi. {% II, 44. SB. II, 547. Scrgt. ffint»
{leiten unb Serge^en.) 3)Qg bte n)efentUcl^c t^orm unferd dnteQect«
eine folc^e Söufc^ung herbeiführt, erHärt unb rechtfertigt fic^ barau^,
bag ber dnteOect Ieinedn)egd gum Sluffoffen bed SEBefcnd ber X)inge,
fonbern blod ^u bem ber S^otioe, alfo jum 3)tenf}e einer inbiDtbueQen
itnb jeitUc^en SBiQenderfi^einung au9 ben ^änben ber 9latüx ^ert)or«
gegangen x\t. (SB. II, 547.)
3) (Empfehlung ber 93eoba(^tung be9 rid^tigen Sßaged
im ©orgen für bie 3«^«"!*- (®- «nter ®cgcnwart:
@enug ber ©egentuart ald niic^tiger $unft ber Seben^mei^l^eit.)
4) 3ufunft nac^ bem SEobc. (©. lob.)
5) Sor^ierfe^en be« Sw^i^^ftigen. (@. unter *£rauin;
3)ad äBa^rträumen unb bie prop^etifd^en !£räume.)
6) Sebingung ber rid^tigen ^rognofe bed B^tünf*
tigen.
Sin rtditigcd $rognofii{on über lommenbe !Z)inge fönnen tnir nur
bann ^aben, niann fte und gar nic^t angeben, alfo unfer dntereffc
burdjaud unberührt taffen; benn augerbem finb xoxx nic^t unbefioc^en,
melme^r iß unfer OnteÜect üom SBiDen inftcirt unb inquinirt, o^ne
t>ai mx e« merfen. (^. II, 70.)
7) Unfäftigfeit be« Spiere«, öon ber3wfttnft gu wiffen.
(©. unter äßenfc^: Unterf^ieb ikoif^en S^^ier unb 3)?enf(^.)
3ttrttl)ttUttg. 5urtd)ntttt8«fäl)t8kel^ f. SeronttöortliÄleit.
3ttnickfül)rung.
1) Burücffü^rung aller Dualität auf Quantität. (®.
Oualitttt.)
2) 3i<v^(If^^^><A0 ))^^ Sebendiraft auf bie b(od mec^a»
nifd^e SBirffamteit bei SRaterie. (ß. unter 9Ra«
teriolidmud: S^^Ier bed SRaterialidmud , unb DergL
8eben«fraft.)
Btttrautn, f. Vertrauen.
3ttDorkommen[)tU, f. Um gong.
1) »elotiöität bcö »egrifff „Swecf".
Qmd fein bebeutet gewollt merben. deber S^id ijt ed nur in
9e3ie^mig auf einen SBillen, beffen S'^td, b. ^. beffen birected SRottt»
Bwedmagigfeit — S^tiM (Btfi^t 497
er ifi. 9?ur in biefer 9{c(atton f^at ber begriff ^xotd einen @imt
unb Dertiert btefen, fobatb er au^ \f)x j^eraudgerijfen tDtrb. IDiefe i^m
toefenttic^e Stelatton f^Iießt aber not^tvenbig aUed „Sin ftc^" ane.
3)er jtanffd^e ®a(: ^^^Dev SRcnfrf) unb überhaupt jcbed oernünfttge
SQSefen e^tfltrt ald 3^^^ ^^^ f^4 felbfi'' tft bo^er ein Ungebanfe,
eine contradictio in adjecto. ,,3^^^' ^" f'^)" ^^^^ ©etbftjmecf
iP gerabe mic „greunb on [xij", „gcinb an fi^" n. f. w, (S. 161.)
2) Scbeutung bed ©egcnfa^ed }n)ifd)cn B^^^ "nb
aWittel.
3»cd t{l ba9 birecte SRotiD eined äBidcn^actei», 9)HtteI bad in«
birecte. ((2. 160.)
StD^dunä^igkeit, f. S^eleologie mib Drganifd), Organt^mnd.
3i0tdiurfad)c;) f. 2:e(eoIogte.
SmetDfrutigkeU, f. unter Säd) erlief: SBtf;'.
Svotxtt^ Oeftd)t, f. 9Kagie unb äRagnettduind, ferner unter
Sir a um: S)a9 Srauniorgan, unb: Unterfd)ieb jtvifc^en beut
Zuraunt unb ben t^m Dern)anbten Srfd)einnngen.
64opeti^auer«2ctifoti. II* 32
490 3««Ött»9- 3c«9«ttö«act
hat ft(^ un^ auf )miefa^e Wti\t bar : erflKc^ für ba9 ©elbltBetongt'
ein, beff en ademtger ©egeiiftanb ber SBiOe mit aOen feinen Slffectionen
ip, unb fobann für bo« Setüußtfcin anbcrcr Dinge ^ b. i. ber fficlt
ber SorfleOung. (lieber ben ©egenfag be^ @elbfibett)ugtfetnd unb M
SBett)ußtfeind anberer S)inge Dergl 93en)u§tfetn.) S^on ber SBilTen^
feite nun, alfo innerlid), fubjectiD, für ha9 ©elbpbemugtfetn fleOt jener
9ct fl(^ bar ote bie unmittelbarfie Sefriebigung be^ SBiUen^, b. l
al9 SBoIIuft. Son ber SorfteHung^feite hingegen, alfo Sngertt^ ob«
jjectit), für ba« Setougtfetn öon anbern SDingen, ijl eben biefer äfct
bie ®runblage be^ unau^fprec^Ii^ complicirten antmaltfd^en, aü bad
^)tanöolIc SEBerl ber ticfften Uebertegung erf^cinenben Drgom^mu«.
(SB. II, 567.)
4) dnnere Sebeutung bed S^vL^un^9act9.
!Die Statur, immer uia^r unb confequent, in 9uge(egen^etten bed
©efc^Ie^tdtriebed fogar naiD, legt ganj offen bie innere 93ebeutung M
3eugung«act9 Dor und bar. 2)a9 eigene 93en)ugtfein, bie ^cftigFeit
bed Xriebed, le^rt und, bag in biefem Slcte fic^ bie entfc^iebenfte 9e«
ja^ung bed äBidend ^um Seben, rein unb o^ne mettern S^fai
audfpri^t, unb nun in ber ^nt unb Saufalrei^e erfc^eint atd golge
bed Slctd ein neued Seben, Dor ben Srjeugcr ftellt fld) ber Srjeugte,
jn ber Srfd^cinung öon jenem öerfd^iebcu, ober on flc^, ober ber 3bee
nod^, mit i^m ibcntif(f|. IBa^er ifi e« biefer »et, burc^ ben bie ®e-
fc^Ied^ter ber Sebenben fic^ jebed ju einem ©anjen Derbinben unb aü
folc^ed ^erpetuiren. S)ie 3^U8U"S ifi i" ^e^ie^ung auf ben (Srjeuger
nur ber Sudbrucf, bad Symptom feiner entfc^iebenen 9eia§ung be^
SBiOend jum !2eben, in ^ejie^ung auf ben Srjeugten i^ fie nic^t
etroa ber ®runb bcd in i^m erfd^einenben SEBiüend, fonbern nur ®e«
(egen^eitdurfac^e ber (Srf(^einung biefed SBiUend }u biefer ßtit unb an
biefem Ort. (3®. I, 387.)
Der 3eugungdact üer^ält fic^ jur Sßelt, toit bad SBort jum Mtff
fet. mmüdi bie Sßctt ifl n^eit im S^aume unb alt in ber 3eit unb
t)on unerfc^öpfltc^er 3RannigfaItig{eit ber ©eflalten. Ocboc^ iß bied
äUIed nur bie (Srfdjeinung bed ^iOend jum !?cben, unb bie Soncen«
tration, ber SSrennpunft biefed Sßiaend, ifi ber ©enerotiondact. 3n
biefem 9(ct alfo fprid^t bad innere SQSefen ber SBelt ftc^ am beut(i(^«
fien aud. %i9 ber beutlid^fle S(udbruct bed äSiOend alfo ifl jener Hd
ber ^ern, bad Sompenbium, bie Ouinteffeu} • ber SBett. Da^er ge^t
und bur^ i^n ein Sic^t auf über i^r äBefen unb treiben. (S* ^/
652. ?. n, 338.)
5) aSBefendibentität bed Erjeugten mit bem Srjeuger.
«n bie Scfricbigung bed ®ef^le(f|tdtriebed fnüpft fl(^ ber Urfprung
cined neuen Dafeind, alfo bie Durchführung bed gebend mit oflen
feinen Sofien, ©orgen unb ©d^merjen bon 9?euem, in einem anber»
Onbiüibuo. Der Sr^euger ^at bie SBoDup genoffcu, unb bofür muB
nun ber Srjeugte leben, (eiben unb jlerben. So bliebe ba, tottai
3c«9«ng. 3eugung«act 491
9etbe, iDie fie tu ber Srfc^eiuuug Der [(Rieben fmb, ed anäj fc^Iec^t^itt
unb an ftd^ mären, bie emige @ered)tigfett? — S)tefe ifi nur unter
ber Snna^me ^u retten, bog ber Srjeugte Don bem Srieuger nur in
ber (Srfc^eiiiung Derfc^ieben, an fc^ <)ber mit i^m ibentifcq i^. (9B. I^
650; I, 387. p. 407. »crgl. ou^ unter ©cred^tigfeit: SDie
ewige ®ere^tig{eit.)
6) ®runb ber'®j[^am über ha9 3^ugttngdgef(^ttft.
Wit ber Seja^ung beö SßtOen^ )um Seben über ben eigenen 2tib
(inaud nnb b\9 jur 3)arfle(Iung eined neuen burc^ ben 3cusungda€t
ifl auc^ Seiben unb Xob, al9 ^ur (Srfc^einung be9 Seben^ g^^örig,
nufd 92eue ntitbeja^t unb bie burd) bie DoIIfommenfle Qrlenntnigftt^igfeit
herbeigeführte iDtSgßc^reit ber (Srföfung biedmal für fruc^tlod erflört«
^ier liegt ber tiefe ®runb ber ®(^am über bad 3^ugungdgef(^ttft
(9B. I, 387 fg* — Ueber bie jur SrI5fung fü^renbe Doafommenfle
@rfenntiug üergt. Ouietit), unb unter 9Bi((e: Seja^ung unb ^tu
neinung bed SBiQen« junt Seben.)
(9Ba0 bie @d|am über bie ®enitatien bemeifl, barüber f. @e«
nitalien.)
7J'S)a9 Dafein oU ^arap^rafe bed 3^"8ttngdactd.
2)a9 ?eben eine^ SRenfc^en mit feiner enbtofen SRü^e, 9tot^ unb
Seiben ifl on)ufe^en ald bie Srflärung unb ^arap^rafe be^ 3^ugungd«>
acted, b. i. ber entfct)iebenen Seja^ung M SiQend jum itbtn; }u
berfelben gehört aud^ uoc^, bag er ber 9?atur einen Zoh fc^ulbig i%
unb er bentt mit 93et(emmung an biefe ®(^u(b. — 3^ugt bied nic^t
baüon, bag unfer ÜDafein eine S$erfd)ulbung enthält. (SB. 11, 650.)
Ser Xct, burc^ meieren ber SBiQe fic^ bejaht unb ber 9Renf(^ ent«
fte^t, ift eine ^anblung, bereu Slle ftd) im Onnerflen fc^ämen, bie fie
ba^er forgfältig Derbergen. (Sd ifl eine ^anblung, bereu man bei
f alter Ueberlegung meiffend mit SBibermiOen, in ei^ö^ter Stimmung
mit 9bfc^eu gebenft. (Eine eigcntt)ümli(^e Octrübnig unb 92eue folgen
idr auf bem ^u§e. ®ie ifl ber Stoff }ur 3otenrei6erei. Hber einjig
unb aQein mittel^ ber Sudübung einer fo befc^affenen ^anblung be-
fielt bad 3Renfc^engef(^le(^t. — $ätte nun ber Optimidmud ^ec^t,
»äre unfer !Z)afein bafl banfbar ju erfennenbe ©efc^enf ^öc^fter SBeid«
^eit unb ®üte, ba mügte bod) ma^rtic^ ber 9ct, melc^er t9 perpetuirt,
«ine gau} anbere ^^^fiognomie tragen. d{i hingegen biefed S)afein
<ine Srt ge^ttritt, ein drnoeg, fo mu^ ber t9 perpetuirenbe Vct ge*
rabe fo audfe^en, tt)ie er audfte^t. (3B. II, 651 fg. % II, 338.)
8) Unterf^ieb jwifd^en bemSfut^eil bedSRanned unb
bem bed Sßeibeö an ber S^^O^^S-
^er Snt^cil bed SBeibe^ an ber 3^u0unO if^ <« gemiffem Sinne
fc^utblofer, ald ber be9 SDRanned; fofern nfimlid^ biefer bem )u (Sr-
^eugenben ben SBitlen giebt, melier bie erfle @ünbe unb ba^er bie
£imHt aVit9 99fen unb Uebett ifl, bad SBeib hingegen bie Srfennt«
492 äeuflwng. BeuflungSact
nig, lueld^e ben SBeg jur Srlöfung eröffnet. (Sergl Vererbung.)
2)er ®eneration@act tft ber SEBeltfnoten, ütbem er befagt: „htv SBiVit
gum !2eben f^at fic^ aufd 9?eue bejaht''. S)te Sonception unb @<J^iDQnger^
fc^aft hingegen befogt: ,,bem äBiden ifi au(^ tuieber bad l^ic^t ber
@r!enntntg beigegeben", mit hjelc^er bie iD^ögUc^lett ber Sr(5fung
aufd Steue eingetreten i% C^ieraud erllärt [id^ bie bead^ten^niert^e
Srfc^einung, baß, ttiä^renb jebed SBeib, nienn beim ©eneratioiiöact
überrafc^t, üor ®(^am oerge^en möd^te, fie hingegen t^re ©d^manger^
f^aft o^ne eine @pur oon @(^am, ja, mit einer Slrt <Biol^, jur ®^au
trägt. 3ebcd anbere 3^^^^" ^^^ DoIIjogenen Coitus befc^ämt baö
SBeib im ^9cf)flen ®rabe, nur allein bie @(^n)Qngerfc^aft nid^t. jDted
ift eben baraud ju erHären, ba§ bie @c^n)angerf(^aft in getDtffeui
©inne eine Tilgung ber ©t^ulb, met^e ber Coitus contra^irt^, mit
fi(^ bringt ober menigflend in Slu^fl^t flellt. S)er Coitus ifl ^attpt'
fäc^Iic^ bie ©ad^e bed Wanut9, bie @d^n)angerf(^aft gang aUetn btc
M Sßetbe^. S$om Sater erhält bad fiinb ben fünblic^en SBiaen, Don
ber ÜRutter ben dnteUect, bad erlöfenbe $rincip. !I)a^er trägt ber
Coitus ade @(^am unb Sc^anbe ber @a(^e, hingegen bie i^m fo nat)e
t)erf(^n)iflerte @c^n)angerfd)aft bleibt rein unb unf^ulbig, ja totrb gc«
wiffermaßen e^rwilrbig. {% II, 338 fg.) •
9) Serebelung bed äOtenfc^engefc^Iec^td auf bem Wege
ber 3^"fl""9* (®' SSerebelung.)
10) Slbna^me ber 92atur^eit!raft mit ber Btu^vLniß*
fä^igfeit. (©• unter 9?atur: Siitgcgengefe^te« Scr^aYtcn
ber 9^atur ju ben ©attungen unb jn beu OnbiDibuen.)
11) Steigerung ber 3c"9ungdtraft bnrd) antagonifltfc^e
Urfa^en.
@d ift ein 92aturgefe(, baß bie prolifile ^aft bc9 9Renf(^en'
gefc^Iec^td, meiere nur eine befonbere ©ef^alt ber ßtu^vm^iha^t ber
V^atur überhaupt ift, bnrd^ eine il^r antagonif}ifcf)e Urfac^e er^0(}t
U)irb, alfo mit bem SBiberftanbe Mijft. 92e^men mir an, jene, ber
protififen ^aft antagoniftifd^e Urfad]e träte einmal burc^ Ser^eemngen,
mittelft @eud)en, 9}aturrct)o(utionen u. f. n). in einer nod) nie bage«
mefenen ©röge unb ^irffamfeit auf; fo mtigte nac^^er anij totebrr
bie f)ro(ifife $raft auf eine bid je^t gan^ unerhörte ^ö^e fieigen.
©e^en mir enbU^ in jener SJerflärfung ber antagoniftifc^en Urfadje
bid 3um öußcrflen $nn!t, atfo ber g&n^tid^en 3[udrottung be9 äjten'
f c^engefd^Iec^td ; fo mirb au^ bie fo eingejmttngte f)roIiftfe ffraft eine
bem 2)ru({ angemeffene ©ematt erlangen, mithin }u einer Slnfhrcngung
gebracht merben, bie ha9 jegt unmöglich @d^eiuenbe Iciftet, nfimßd?,
ba i^r bie generatio univoca, b. fj. bie ©eburt M ©leiten l^om
©leid^en oerfperrt märe, ftd^ bann auf bie genei^atio aequivoca merfen.
{% II, 162 fg.)
3ooIogic — 3orn 493
Booiogtt«
1) 9Ba0 btc 3<><>Io9i^ Uf^xt (®. 9nor))^o(ogte.)
2) (Sin befonberer SRugen ber S3ef4äfttgung mit 3^0«
(ogie.
9(uf bte Srfenntnig ber dbentität be« SBefentltd^en in ber (Srf^ei«
ttung ht9 S^^iered unb bed SD^enfc^en leitet nid^td entfc^iebener ^in, al9
bte SBefc^äftignng mit 3^oI^Sic unb Anatomie. 3)abnr(^ beförbert f{e
ben 2:^ierf(^u^. (S. 240. $crgl. SE^ierfc^u^ unb unter SRenf^:
dbentit&t ht9 SS$efentIi(^en in Zf^itt unb aRenf^.)
Sovn.
1) S)er 3orn aU Seioei« bed Primat« bed SBiHend.
2)er 3^^^ beroeifl bie S3Unb^eit bed SS^iUend unb ben Primat bef«
f etbm über ben dnteQect. 3)enn entfpränge bad SBoOen blod aud ber
^fenntnig; fo müßte unfer 3^^" feinem jebcdmaligen 9nlag genau
angemeffen fein. @o fäOt ed aber fe^r feiten an^; Dielnie^r ge§t ber
3om meiflend loeit über ben Sfnlag ^inaud. (9B. U, 253.)
2) Sßirfungen bed 3^^"^^-
a) $^t|ftoIogif(^e SEBirtung bed 3^^"^^-
Snfhengungen ber Orritabilität, imgleic^en bie rüftigen Effecte, toie
^reube, 3^^" "• H^* befc^Ieunigen mit bem 9(utumlauf andj bie 9?e«
fptxation; ba^er ber 3^^" feinedmegd unbebingt fc^äblic^ ifi unb fo-
gar, nenn er nur flc^ gehörig audlaffen fann, auf manche 9?aturen^
bie eben be^^alb inflinctmägig nac^ i(|m ftreben, n)o^lt^ätig n)irft, }u«
mal er juglei(^ ben ffirguß ber @atit beförbert. {% II, 177.)
3)er 3^^ mai^t f (freien, fiart auftreten unb ^eftig gefliculiren ;
eben biefe förderlichen Sleugerungen aber Derme^ren i^rerfeitd ben 3om
ober fad^en i^n an, — ein Setoeid Don ber dbentitöt bed SBillend
mit bem Seibe. ($. II, 619. Sergl. Seib.)
b) $f9(^oIogif(^e Sßtrfung bed 3^^"^^-
SEBie alle Effecte (Dergl. Effecte), fo )mrlt auc^ ber 3ovn fiöreub
unb oerfSIfc^eub auf ben dnteüect. ^er 3ont Ittßt und nic^t me^r
toiffen, mod air t^un, no^ meniger, toa9 wir fogen. (SS$. II, 241.)
S)er Keinfie Slnlag genügt bem S^xn, inbem er i^n in ber $^an«
tafle k)ergr0§ert. 3)er 3^^" f^^^ffi nämlic^ fogleic^ ein 9(enbu)ert,
toel^ed in einer monfirofen Sergrögerung unb Serjenung feinet 9n'
(af[ed befielt. S)iefe« VIenbmert er^ö^t nun felbfl lieber ben 3om
unb mirb barauf burc^ biefen er()ö(|ten 3oni felbfl abermals Dergrögert
®o fieigert flc^ fortmä^renb biefe gegenfeitige 2Birfung, bid ber furor
brevis ba ifi. {% U, 626.)
3) ©egenmittel gegen ben 3^^"-
Unfern ^oxti, felbft loenn er gerecht ift, befdnfttgt nic^td fo fc^neD^
toie |infi(^tli(^ be« ©egenfianbe« beffelben bie (Erregung ht9 äRitleib«
502
9le9tflex.
.t>ttngcrtob. 338.
^tlbranlU. 338.
.^tjtio^onbnc. 338.
.t»t)pot|efe. 339.
3c^. 339.
Sbeal, ha». 341.
Sbeal unb fUtal 341.
Sbealidtnue. 342.
3bec. 344.
3beenaffoctation. 347.
3bcntität. 347.
3bentttätei)^tlofo))^te.
347.
3b^!I. 348.
Sttumini^tnud. 348.
3mtnonent. 348.
3mt>ctatio. 349.
Smproüifator. 349.
3nber. 349.
3nbtt)tbttation. 3nbiot«
bualitat. 351.
SnbucHon. 357.
3nferiorität. 357.
Sniutie. 357.
3nqutfttton. 358.
Snfccten. 358.
3nft»trotion. 359.
3npanj. 359.
Snftinct. 359.
Sntettect. 361.
3nteaectuaUtät. 368.
Sutcfliflenien. 368.
3ntetttgtbler (E^arafter.
369.
Sntereffonte, ba«. 369.
3ntereffc. 370.
^nterjectton. 370.
3ntert»un!tion. 370.
Sntriguenflüd. 370.
3rome. 370.
Srritabilität. 370.
3ttle^re. 371.
3rrt^um. 372.
3«Iain. 375.
3tatiener. 375.
3ammer. 376.
3e^ot)a^. 376.
3e«tjcit. 376.
Sonmatiften. 377.
Subel. 377.
3ttbeitt^itiit. 377.
3ii0enb. 381.
3ttnbtf(^. 3iKn0|)nib«tg.
381.
Sttri^ 381.
3tnrl9« 381.
St.
^altblütt^feit. 1.
Ilanntbahfiilud. 1.
j^arbtnaltugenbcn. 1.
ftartenfptel. 2.
Mafien. 2.
l^afhiren. 2.
^atale|)fie. 2.
Kategorien. 3.
ftategortfc^er 3nit)cra*
tiü. 4.
Katl^ebetf)^iIofo))6tf. 4.
Katl^oßctdmud. 4.
Staufitutt. 5.
KaufaütSt. 6.
jtenner. 6.
ftenntniffe. 6.
j^euf4^ett. 6.
jhnb. 6.
Sthäit. 6.
mar. 6.
Älaffifer. 7.
iriafftfi^e $oejie. 7.
Kletbung. 7.
^ctn. 8.
hofier. 8.
Klug. 9.
Knabe. 10.
Komöbte. 10.
Kom))enbtenf(!^retber. 10.
Komi^ttatoren. 10.
Kompontfl. 10.
Konce^tion. 10.
Königt^um. 10.
Kontrete, ba«. 11.
Kontubinat. 11.
Konflttutionaüemud. 11.
Konberfatiott. 12.
Konberttten. 12.
Ko^f. 12.
Koi)u(a. 13.
Koran. 13.
Körper. 13.
Korjyorifation. 14.
Kodmogonte. 14.
Ko9mologtf<l^er Sekveid.
15.
Kraft. 15.
Kraftgeffi^L 17.
Kromtif. 17.
Kraiiioiogie. 17.
Kran^dt. 17.
Krebit la
Kretd. 18.
Kreng. 18.
Krieg. 18.
Krinttnaüobeir. 19.
KriticiMttd. 19«
Krttif. 19.
Kr^flatt. 20.
Kunbe. 21.
Kunfl. 21.
Kunft))robttCt 24.
Kunfitriebe. 24.
Knnffmert. 24.
KupferfHi^e. 27.
K^ntdmu«. 28.
Säi^etn. 29.
2üAtn. 29.
2^txüäit, ba9. 31.
^age. 34.
Sanbff^aft. 34.
l'onbf(!^o|tMaIeret. 34.
Songeweile. 34.
^aofoon. 36.
Uvm. 36.
Satein. 37.
Saune. 38.
Seben. 89.
Sebendalter. 43.
Sebensanfic^t. 47.
Sebendbauer. 47.
SebeneglUdf. 48.
Sebendaüter. 48.
Sebendrraft. 48.
Seben0(auf. 50.
Sebendweife. 51.
Seben0h)et«^eit. 51.
Scctüre. 51.
Segatit&t. 51.
Sebren unb Semen. 61.
Sebrfa^. 52.
Seib. 52.
Setbeigenf(^fk. 54.
Sei(^nam. 54.
Seit^tferagfett. 54.
Setben. 55.
Seibenfi^oft. 55.
Sefen. 56.
Liberum arbitriam in-
differentiae. 58.
503
2\äi\. 58.
Siebe. 60.
Sieb. 61.
8ingttt|it!. 61.
?ifl. 61.
Sitteratur. 61.
Sitteraturgrf^^te. 62.
Sitteraturieitungen. 68.
eo0tt 6i.
8oao«. 66.
m^t. 67.
8ttmt>e. 69.
Stiflbarrdten. 69.
euMnel. 69.
{iixu9, 71.
^xit. 72.
^a^Mtti\9mu9. 73.
SRagte unb SRagnetU«
inu9. 73.
9Kaia. 78.
9Rahofo«mo«. 79.
Wtoitxtu 79.
aRalerif^. 82.
aßanier. SDlaitieriflen. 83.
mann. 83.
aRantil. 83.
aßseigfeit. 84.
9Ratena(t9mu«. 84.
aRaterie. 86.
SRot^emattt. 89.
SRec&aitif. 92.
SRebicin. 93.
ä»ebihitton. 94.
SReet. 94.
SRetnung. 94.
9Re(on(^oae. 96.
SRelobte. 96.
Meni. 96.
a^enf^. SRcufc^enge«
f4Ie4t. 96.
9RenfÄentcnnttiiS. 103.
SRenff^enreben. 104.
iRen|<l^enItcBe. 104.
9Rc6bat. 106.
SRe^e. 105.
^ttaUu 105.
iRetamorp^e. 106.
^etap^er. 106.
9Reta|>|t)flI. 106.
aXetempft^ofe. 118.
SRet^obe. 9Retbobe(egie.
115.
aXetrnm. 116.
9Rtfnlo«mo0. 116.
9Rifant^rot>te. 117.
äRifftonftre. ^iffion««
toefen. 118.
9)>{tgtTauen. 119.
SRitfrenbe. 119.
aRttletb. 120.
mtttl. 120.
aRittelalter. 120.
aRitteIßragc. 120.
aRnemontf. 121.
a»ebafitttt. 121.
a^obe. 121.
SNobea. 121.
mmdfttxt 121.
aif^obatnmcbdner. 122.
aRott. 123.
ai^lonabülogte. 12."^.
aRonovi^ie. 123.
aRonate. 124.
aRönc^t^um. 124.
a^onb. 124.
aRonogamie. 125.
aRonotbei^mu«. 125.
aRonumente. 125.
aRotoI. 126.
aRoraßf^. Mmlitfit
130.
aRoraU^eoIogle. 135.
aRorb. 135.
aRotganaHfcfie ®^e. 135.
aRorgen. 135.
aRorp^ologte. 135.
aRottb. aRotibation. 136.
aRnflf. 139.
aRustfl. 146.
aRttge. 146.
aRut^. 147.
aRutterliebe. 148.
aRttttertotl}. 148.
aR^fteriett. 149.
aR))fHt. aRl^fKIer. 149.
aRl|tben. 9t^t^o(ogie.
152.
atad^a^mer. aiaf^a^mnng.
153.
9{a(4bni(f. 153.
aiaAvu^m. 153.
ftaMdit 153.
ftait 154.
9iwimanhtUL 155.
nattt Haifttelt. 155.
aiaib. aiatoetat. 155.
atarr^ett. atatr^eiten.
156.
aiationolt^anifter. 157.
atationalelre. 157.
aiationalfloli. 157.
9}ationen. 157.
9tatax. 159.
aeatnralt^inud. 166.
aiatntfoTf^er. 167.
aiaturgefi^td^te. 167.
aiaturgefe«. 167.
aiaturfraft. 168.
aiatftrltcbe, bae. 173.
9{atUTt)4tlofot>4te. 174.
aiaturprobttct. 174.
atatunet^t. 174.
aiahttf^dn^cit. 174.
ataturtoiffcnfi^oft. 175.
aiegcT. 175.
a^etb. 175.
aietgung. 177.
aieroen. 177.
aietbenff^mtt^e. 178.
aieuent, bie. 178.
a^eued 2:ffiament. 178.
aiengter. 178.
aiiaifettc. 179.
ait(btigTett. 179.
aiif^t«. 179.
aiirmana. 180.
aiomabcnleben. 180.
a^omtnaltfnmg unb atea«
It«mu«. 180.
Noou|ACvov unb 9aivofjie-
vov. 181.
%otb. 181.
aiotblttge. 182.
aiotbwenbtg. atot^men«
btglett. 182.
Nouc. 183.
Nnnc stans. 183.
o.
Obiect. 184.
Cbiectibation. 185.
Obicctioitat. 186.
Obfcnraittittnug. 187.
Offenbarung. 187.
O^nma^t 188.
Omina. 188.
Onanie. 188.
Oneiromantit 188.
Ontotogie. 188.
Ontolegif^et SRmt\$.
189.
504
9le(tifler.
Dptx. 189.
Opfer. 190.
OptimUmud. 191.
Orofcl. 193.
Orbcn. 193.
Orbnung , bcr ^\i\%t.
194.
Organtf^. Organi^uiud.
Organifatioit. 194.
Ortgtnalttttt. 195.
JOum. 196.
Oupncf^at. 19G.
Ouoertürc. 19G.
$öberapie. 196«
$alingenefie. 197.
^onif^er @(^rcd. 197.
^ant^etdmud. 198.
HJorobofie. 201.
^arobie. 201.
^artifeln. 201.
^atriotUmu«. 202.
^ebanterif. 202.
^etogtontdmud. 202.
^eauctbttSt. 202.
Perpetaum mobile. 202.
«Petfon. 203.
$erfönlid)reit. 203.
^cffiinUmu«. 203.
Petitio principii. 204.
Pfaffen. 205.
^ferb. 205.
^ftfPgreit. 206,
«ßf(ange. 206.
<Pfri(^|t. 210.
$fuf4er. $fuf4erei. 212.
$68nomena. 212.
^^antafle. 212.
$6anta«mQ. 214.
$batttafl. 214.
^^tüfler. 214.
'^^Hofopt. 215.
^^ilofop^enbexfammlun'
gen. 219.
$pofepbie. 219.
^^Kofop^teprofefforen.
228.
$^Iegma. ^^legmatifer.
228.
$6renoIogte. 228.
$$^fiatril. 228.
$&t)flT. 229.
Vb^jiteT. 229.
^^^jirot^eologte. 229.
^^^ftognomie. ^f^fti)«
gnomif. 230.
$4^ftologte. 232.
$ragtat. 232.
^(anetenf^jtem. 233.
^lanetoibeu. 233.
?5bc(. 233.
^oenitenttaTf^ftetn. 234.
$oefie. 234.
$oet. 239.
^oettf4. 240.
^^oettf^e <9ere(^tigfcit.
240.
Point d'honneur. 240.
Polarität. 240.
$oaar. 241.
^ol^gamte. 241.
i$oIt)t^eUmue. 241.
Porträt. 241.
Potpourri. 241.
$Ta4t. 241.
^rabeftination. 241.
^räe^ßens. 241.
^raeflabilirte ^armontr.
242.
$raginattdmu0. 242.
$ratHf(fie2:tt4ttgteit.242.
^rattifdbe Vernunft. 242.
$reBfrc^ett. 243.
^ricper. 243.
$nmat, bedlZBiUend. 243.
Principium individnatio-
niB. 243.
^tiontät^flreitigfetten.
243.
Problem. 244.
^roceg. 244.
^rofefforen. 244.
Proletariat. 245.
Promotionen. 245.
^rop^ettf (&e2:r dume. 245.
$rofa. 245.
$rote{iauti«mu«. 245.
'^rfigetflrafe. 246.
$f^4ologie. 246.
publicum. 246.
^unft. 247.
^uraatorium. 248.
$urt«mu9. 248.
^^ramiben. 248.
OnaL 248.
Ouafttttt. 248.
Cuartett. 249.
Quid pro quo. 249.
Ouietidmn«. Outetiflcn.
250.
Outetio. 250.
9tacen. 252.
»adie. 9to(^fu4t. 252.
9tang. 254.
Slantengewa^fe. 254.
9laferei. 255.
9tat^. dlat^geber. 256.
9tationaItdmu«. 255.
9taum. 257.
9lauf(^. 260.
9eeaT. 260.
9tea(i0mu0. 260.
9tealität. 261.
dlecenftott* 9le€cnfcnten.
261.
Steinen. 261.
9le4t. 261.
SteAtfcrtigung. 264.
Ste^tlt^teit. 265.
»e(bt«Ie4re. 265.
matn. 266.
9lebefttn{l. 266.
9lebet^ctle. 266.
9{ef[e]:ben)egttngen. 266.
9{ef(e^on. 266.
9tegtemng. Slcgierung««
form. 267.
9iet(4 ber ißatur unb
9{et4 ber (»nabe. 267.
diei^t^um. Steige. 267.
«eife. 269.
9{etm. 270.
9{etfeu. 270.
«eij. 271.
9let)enbe, ba«. 271.
^Relation. 272.
9{eItgton. 273.
9te(igtoii«p^ilofopl^te.277.
ateligiondttuterti^t. 278.
9teUqmenbten|l. 278.
9le))robuction«rraft. 278.
dtepnblif. 278.
9tepulfion9traft. 279.
dteflgnatton. 279.
dieftotration. 279.
9letina. 279.
9leue. 279.
»^etorif. 260.
St^totbmu«. 281.
9ti4ttg. 281.
9tegtfler.
505
mtttxli^t (5^re. 281.
9{otn(m. 281.
Stomanttt. 288.
9iü(feninarr. 283.
9lu^tn. 9la4ru^m. 283.
9lutnen. 287.
Slunscln. 287.
^Miltgfett. 288.
^anfara. 288.
@an«frttlitteratttr. 289.
eatan. 289.
@atire. 289.
<Sat, üom att«Qef(!^toffe«
iten !£)ritten. 289.
&aiif bom juretc^rnben
<dtunbe. 289.
&a^, t)om SBiberfpnu^,
289
€^äugUtig. 289.
®äule. 290.
(S^äbcl. 290.
e^&beUel^te. 290.
€^4abenfreube. 290.
®<fian. 291.
@Aam. 291.
@(9arf1lnn. 291.
®4ar(atancrie. 291.
ed^aufpiel. 291.
(S^aufpielcr. 291.
@(&ein. 292.
@4etntobte. 292.
©cfierg. 292.
^Aidfal. 292.
€^4iinpfen. 294.
®£laf. 294.
@(&(af»a(4eti. 297.
^Alaroffenlanb. 297.
eAIau^t. 297.
298.
e^lic'sen. ^(^Ing. 298.
€^dbmer). 801.
eAoIaflil. 802.
@Aön. eAön^eit. 308.
€$A9ntett«jlnn 305.
®(&öt)fung. 306.
@c&rc(!. 306.
®2Tcibfe^Ier. 306.
eA^ft 306.
e^rtftfleaer. ^c^rift«
fleaerti. 308.
e^ttlb. 311.
€(^^cii^aiict«Se|itOR. n.
@4wä(^e. 311.
©(btoangetfc^aft. 311.
©dQtoetQfamleit. 312.
@4tt)erc. 312.
eätoerfättigfett. 313.
@(^tt)urgen(4t. 313.
@clat)eret. 313.
@culptur. 313.
eeele. 315.
€$eclenn)anberung. 318.
©e^cn. 318.
®e^nfu(^t. 318.
€$ein. 318.
€^etn«aTunb. 319.
@ettetton. 319.
€^eIbflbe^erTf(^ttitg. 320.
^elbflbetQugtfein. 320.
€^elbflbtogtQ|)^te. 320.
@c(bflbenlcr. 320.
ectbflerbattung. 320.
@e(bflerlenntnt6. 320.
(S^elbflgcfüM. 321.
eclbftfob. 322.
eetbflmorb. 322.
©elbftfc^a^ung. 326.
@elbjifu4t. 326.
@e(bftt)erläugnung. 326.
€^e(bfi)tQang. 327.
©elbfljwed, 327.
^^enflbiUtät. 327.
^enfuaUsmud. 328.
Renten). 328.
eentimentalitttt. 328.
e^e^cn. 328.
®c(ua(e^re. 328.
€^tmttltanettat. 328.
€$mne. 6tnne«empfln«
butig. 328.
^innenft^ein. 331.
€^titnli4fett 331.
bitten unb ®ebtäuil^e.
832
eittengefc^. 332.
eUtlic^. ®ittli(^rcit. 332.
333.
®fiuen. 333.
eohattfc^e SDietl^obe. 333.
^otbatene^re. 333.
Motten. 334.
®oinnambuIi9inu«. 334.
C^onbcrlinge. 334.
@onntaa. 334.
®op(ifl. 334.
0op^ifH(atioti. 334.
®)Kcie«. 335.
^pectflfation. 335.
^pxtatl 335.
@piel. spiele. 335.
€$pino}i«tnue. 337.
@^tntuaU«mud. 337.
e))ontanettät. 338.
®i)rQ4beret(^erttng. 338.
eprat^e. 338.
®i)ra4t)cr^uniung. 842.
©prid^tQort. 342.
&taat 342.
@taat«funp. 344.
®taat«inann. 344.
@taatdreItgion. 345.
€$taot9f<4atbfn. 345.
@taat9t)erfafrung. 345.
®totnmbaum. 345.
©tatif. 345.
Sterben. 345.
^terbti^tett. 345.
(Sterne. 346.
@HL 346.
@ttaieben. 349.
Stimme. 349.
Stimmung. 349.
@tirn. 350.
@toff. 350.
@totci«mn«. 350.
@tola. 352.
@to6. 353.
Strafe. 353.
®tTafre4t 354.
©tttbenten. 354.
@tttfen, ber 9tatux. 354.
®ubiect. 354.
®ubiectit>ttät. 356.
^ubflait). 357.
^uccefflon. 358.
^ttnbenfatt. 358.
euperiorttät. 358.
€^u))er|Htion. 358.
^ut^ranaturali^ntttd. 359.
@90[ogt9mu«. ^^Qogi«
fdt 359.
©t^tnbol. 359.
€^t)inmetnr. 359.
€^k)in))at4etif(!^e lauten.
359.
®9tnpat^ie. 360.
^^mp^onie. 360.
e^nt^etifd^e Qtn^eit bec
KpbeTcebtion. 360.
0^nt^etif4e laVlet^obe.
360.
eDitt^etif^e Urtleile.
360.
33
i ^\\
506
@t)flcnt. 360.
©^Pcme. 360.
ZaMn, 364.
Sag. 364.
Stagebfi^er. 365.
S^agedgetten. 365.
Talent. 365.
^on). 365.
£apfcrfeit. 365.
S:artüffiantdmud. 365.
2:aPftnn. 365.
Staubfhimme. 365.
j^eleologte. 365.
2:etn^erainente. 369.
Termini technici. 369.
a:cpamcnt. 369.
Steufel. 369.
SCcufUfc^. 370.
S^at. 370.
St^ätigfeit. 371.
SC^cater. 371.
St^cilbarfcit. 371.
2:bct«mu8. 371.
2:^cobtcccn. 371.
S^eologic. 372.
S^eoretifd^e $^t(o[o))^ie.
372.
372.
2:^curgic. 372.
^kx. 372.
2:^icr!rci«. 375.
St^ierf(ftue. 375.
SC^or^cit. 376.
Sitcl, bcr 53ü(^cr. 376.
Sob. 376.
3:obc8furd^t. 384.
Stobedflrafe. 386.
2:oIerana. 387.
Xon. 387.
2:ouripcn. 388.
Srabitton. 388.
Sräg^eit. 388.
Sragöbie. 389.
2:randfcenbent. 389.
2:ran8fccnbcntQl. 389.
2:rauctf})icl. 389.
2:rQuin. 392.
S^raumbeutung. 399.
2:reue. 399.
Stxiebfebcrn. 399.
Tropen. 399.
8lcgifleT.
Stugenb. 2:ugenb^af t. 399.
2:ugenbpf(t(^ten. 401.
Ucbet. 402.
Uebelrooaen. 402.
Uebertegen^ett. 402.
Ucbcvtcgung. 402.
Uebematüxlt^. 402.
Ueberrebungdfuttft. 402.
Ueberfe^ungcn. 403.
Ueberüölfetung. 403.
Uebermälttgung. 404.
Umgang. 404.
Unbefanpenbeit. 405.
UnbegretfU^Ieit. 405.
Unbcjianb. 405.
Unbemugte, ba«. 405.
Unbont. 406.
Unbeut(td^!ett. 406.
UnburcbbttngUc^fett. 406.
Uneitbttd^e, ba«. 407.
UnergrünMid^e, ba9. 407.
Unfä^igfcit. 408.
Ungemein. 408.
Unglct(i)^cit, 408.
Unglüd. Ung(fi(f«fäae.
408.
Uniüerfttöt«|)^Uofopl^te.
409.
Unorgamfc^e, bad. 411.
Unreät. 412.
Untet^tlt(^feit. 413.
Unfdjlüftlgfcit. 413.
Unfc^ulb. 413.
Unßerbl^feit. 414.
Unoernünftia. 414.
Unk)erfd^ämt§ctt. 414.
Unüerftonb. 414.
Unicrjibtbarfeit. 414.
Unjufriebenl^eit. 416.
Urfad^e. Utfäc^I^Iett
416.
Urf)}rün8ad^!ett. 420.
Uttbeil. Urt^eilen. 420.
Urt^etldhraft. 423.
Urinier. 425.
Uto))ten. 425.
»otev. 426.
^atcTlanb^riebe. 426.
)@aubek)illc. 426.
li^eben. 426.
Vegetation. 427.
S^encrtfd^e Ätanf^eit.
Ventriloqui^mud. 427.
Verachtung. 427.
Veränberung. 427.
Veranttvortlif^teit. 428.
Verbinbnngen , gwtfcl^en
äAenf(^en. 429.
Vetbred^en. 429.
Verbreitung, ber SBal^r«
l^etten. 430.
Verbammni^, eteige. 430»
Verbienfl. 430.
Verbrie^Ii^teit. 430.
Verebelung, bed Dten'
f^engefd^ted^td. 481.
Verehrung. 431.
Vererbung. 431.
Vergangenheit. Vergan«
gened. 433.
Vergttngttc^feit. 434.
Vergeben. 434.
Vergeltung. 434.
Vergeglid^teit. 434.
Veritates aeternae. 434.
Verfettung, ber V)a^c^
Reiten. 434.
Verläumbung. 435.
Vermögen. 435.
Vernehmen. 435.
Verneinung^ be« SBillen«.
435.
Vernunft. 436.
Vernünfteln. 439.
Vernünftig. 439.
Vernunftlebre. 439.
Verppid^tuufl. 439.
Verrat^. 439.
Verrttdtt^ett. 489.
Verfd^ieben^eit, ber WUa*
fd^en. 489.
Verf(^mi«tl^eit. 440.
Verfdbwenbung. 440»
Verfd9tt)iegcn^eit. 440.
Verfc. Verflflcorton. 441.
Verfpred^unaen. 441.
Verflonb. 441.
VerflKnbIi(|(eit. 443.
Veriläubnie. 443.
Vcrjtcinerttng. 444.
Verjlellung. 444.
Vertragdbtud^. 444.
Vertrauen. 444.
Vettounberung. 444.
Vergweiflung. 444.
Vibration. 445.
a^egiper.
507
mt^txt. 445.
^xtitodUxn. 445.
IBiflon. 445.
)8oir. 445.
»ölfer. 445.
SöIIerrec^t. 445.
i^oÜdfouüetSnetät. 445.
^oUfornmen^eit. 446.
«oreiligfeit. 446.
t^orgeffi^I. 446.
agen. 446.
©orfc^ung. 447.
t^orfi^t. 447.
»orftcttung. 447.
Sorurt^etl. 448.
»ulgorität. 448.
äBo^dftguren. 449.
SBttgen. 449.
SBa|l. SBa^Ientf(!^eibung.
449:
SBa^n, fijer. 450.
föa^nglaube. 450.
©a^njinn. 450.
!9S^a^r^aftigfett. 452.
SOSa^T^eit. 453.
SBa^rträumcn. 456.
SBanbelbatlett, berS)tnge.
456.
mme. 456.
Satten. 456.
SBarunt. 457.
SBaffcr, 457.
aSafferleitungdfunfl. 457.
93e4{el. 457.
SBe(!^feIbegriffe. 457.
SBe(^|e(totr!uitg. 457.
ffieibcr. 457.
SBeinen. 461.
mx9ffnt. ^eifc. 462.
ScU. 462.
Seltanfic^teti. 463.
Seltaufbebung. 464.
9BeItgei{t. 464.
SßeUgenc^t. 464.
SBeltgefc^id^te. 464.
SBeltgränge. 464.
SBeltfataftrop^e. 464.
SSeltüug^eit. 464.
Selttnoten. 464.
äBelttnäd)te. 465.
SBeltmann. 465.
SBcItorbnung. 465.
SBettfcele. 465.
SBcIturfprung. 465.
SQSeltroeid^eit. 466.
SBdtjkoed. 466.
SBerben. 466.
aSBerfe. 466.
©ert§. 467.
®cfen. 467.
SBibcrfprud^. 468.
SBBtebcrbrtngung , affer
SDingc. 468.
aOßiebcrerfetinen , feiner
felbfi im Knbem. 468.
Siebergeburt. 468.
SBilbe. 468.
SBiffe. Soffen. 469.
Siffen^act. 473.
©ifffü^r. 473.
Sinbbeutelei. 473.
©irfenbc, bo«. 473.
Sirflic^. 473.
Sirfitc^feit. 473.
©irfuno. 474.
aOßiJbegter. 474.
Siffen. 474.
Söiffenft^iaft. SöiffenfAaf*
ten. Sifrenf(^aft(t(^fett.
475.
St^. 480.
SBod^e. 480.
So^t unb Se^e. 480.
So^Itbat. 480.
©olfen. 480.
Soffen. 480.
Soffufl. 480.
Sort. 481.
Sortf<)ieI. 481.
Sunber. 481.
Sunberfinber. 482.
Sunf^. Sttnf(^e. 482.
Sürbe. 463.
Surjel. 483.
3a^f. sagten. 484,
3a^Ienp^Uofo)}^te. 484.
Souberei. 484.
3attberflöte. 484.
Seit. 484.
3eitoIter. 487.
äeitbienerci. 488.
3eitgeip. 488.
3citgenoffen. 488.
3ettlt(^fcit. 488.
äettungcn. S^^tung«*
fd^retbcr. 489.
äerfireuung. 489.
äeuaung. äeugungSact.
Zoologie. 493.
Born. 493.
^ote. 494.
3ufaff. 3ufäffigfeit. 494.
3ufrieben5eit. 495.
3«9. 495.
3uglei(^fein. 495.
Bufunft. 3ufünfttge«.
495.
3ure(i^nung. ^vixtd)*
nungdfä|ig!eit. 496.
3urtt(!ftt§rung. 496.
3utrauen. 496.
fuüortommen^eit. 496.
xotd, 496.
Stt'edmüeiafeit. 497.
3toecfurfoqie. 497.
3weibeutigfett. 497.
3toeite8 @eP(^t. 497.
Dnttf Don If. «. etotf^ii« in 8ei9)i0.