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Full text of "Schriften"

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BR 

300 

V5-        , 
36 


^j,  1:^0  »^rciS:  2)H.  2.40 

55ereinö  für  3icformationö(ie[d)ic^te 

Scdiöunb&rci^tgftcr  ^aljrgang  ©rftcS  ©türf 


3t»ei  6trafeburger  ^eben 


3ur 


Q^eformaüonslubelfeier 


Sutt)er  1517 
®ie  6trafeburger  2iefDrmafion 


3m  Kommiffionftoevta^  von  Httdotf  ^an^^t 


Kiel  Stuttgart 

pflcacr  für  5cbIesii)ic<'f7oIftein  Pfleger  für  IPürttcmbcrg 


^djtiften 


bti 


Wum  für  Hefornmtiött5gefd)id)te 


XXXVI.  Jaljrgcng 


SSercinSjü^r   1918 


Sm  SommiffionSUerlag  bon  SRuboIf  ^aujjt 


'^^^;^^/rV  OF  TO^^ 


SR 


f-  . 


©djvift  130: 

JifktXy  3ol)onnc0.    futl)er  1517. 

^nridj,  CÖuftaü.    Die  ^trnfbur^cr  llefcrmnttou. 

@d)rift  131: 

^rbttföU),   £eontli.     IDolter    oon    fllelteubero   iinb    bec 
Kutergong  ks  Ueutfdjen  O^rkns  tu  prcuficn. 


3ioei  6trafeburger  ^c5en 


m 


Q^eformafionslubelfeter 


autt)er  1517 

"öon  5o{)anne5  Didier 

®ie  ötra^burger  ^Deformation 


1)61-6111  für  Qicformatiün5geid)id)te 

{^Uibolf  55üiipt) 
1918 


be^  ^^ereiu§  für  Sleformatiou^i^eütidite 
3ttl)V9aU(j  XXXVi.     1   Äiücf 


3nt)alt. 


^\m'\  ©tva^öiut^er  OleDert  .nur  ^Weüutnatiüit'ciuOelfeier 

^ut^er  1517.    iöon  Öotmuueö  ^tcfcv 1-42 

^ie  Sirafebuvflcv  ^Heformotion.    il^Jon  öJuftau  ^}tniid)     .    .     .    .    4;-*.  ~7U 


ßuf^er  1517 


3um  Q3ierja{)r{)un5erfge5äd)fm5  5er  Q^eformafion 

ge()alfen  oon 

Sot)anne6  Sicher 


B<i)V.  S.  f    -Si    :;g,  1. 


Schriften 
be§  SSeretu§  für  9ieformatiouögefd)id)te 

^fo^rgong  XXXVI.    1.  Stücf 

)Rx.  130 


®ebäd}tin§f eiern  begefieu  tüir,  nic^t  um  i^eblofe»  §u  einem 
flüdjtigen  S)aiein  in  unfere  ©ebanfen  ju  rufen.  S)e§  ^^ebenbigen 
gebenfen  mir,  ha§^  ein[t  in  bcr  ®cjdjid)te  neufrf)Qffcnb  gemorben 
ift  unb  bag  mie  ein  lebenbiger  Strom  ba^erflie^t.  2)a§  Sebenbige 
grüben  mir,  um  un§  ber  ©emeinjdjaft  mit  bem  Seben  gu  üer= 
fid)ern  unb  um  un§  ber  Urjprünge  be§  S3e[ten,  mag  mir  in  un§ 
tragen,  bemüht  p  merben.  hinauf  menben  mir  ben  S3Ii(f,  bort= 
^in,  mo  an§'  ben  ^irnen  quellenb  reine  SBaffer  fid)  in  unergrünb= 
lid)  tiefen,  ftiflen  ©een  jammeln,  tu  bic  ber  ^immel  unb  ber 
söerge  .^äupter  eintaudjen  big  auf  ben  tiefften  ©runb.  SBir  feiern 
ha§>  ©roBe,  um  un§  üon  if)m  emportragen  5U  (offen  ^u  ben  cmigen 
Urfprüngen  unb  um  Xag  unb  SBer!  mit  frifdjem  Dbem  bcr  |)öl)e 
unb  be§  Urfprüngüdjen  bur(^bringen  gu  laffen.  SBann  {}oben 
mir  un§  fet)nfüd)tiger  hanad}  al§  in  biefem  Sa^re?  9ZiemaI§ 
fiel  bie  Saf)rl)unbertfeier  ber  Sf^eformation  in  foldje  fampfburi^tobte 
3eit,  mie  (Sd)mere§  and)  unferem  5ßolfe  bei  ber  erften  beüorftanb 
unb  bei  ben  anberen  nod)  nai^^itterte. 

SSerfdjieben  bie  Reiten,  nerf trieben  and)  mie  bei  oltem  jum 
SSefen  ber  SO?enfd)^cit  gemorbenen  ©ro^en  unb  Üteidjen,  ma§ 
jeber  ßeit  at§  t>a§:  (Sigentümlid)e  unb  bo§  SSic^tigfte  ber  9fieformation 
erfc^ien.  Unfer  ß^italter,  ba§  bie  gefd)id)tlid)e  SSirfüdjfeit  in  ber 
gorm  be§  3Serben§  ju  begreifen  fud)t,  t)at  begonnen,  bie  'tRt" 
formation  au§  ii)xm  gefc^ic^tlic^en  SSoranSfel^ungen  ju  üerfte()en. 
S)arum  ift  and)  bem  SBerben  i()reg  53egrünberö  eiferöolle  unb 
gefd)loffene  ^2Uifmer!famfeit  ^ugeroenbet  morben.  Sie  ßeugniffe 
über  ben  Üieformator  üor  ber  ^Deformation,  in  ben  legten  SQt)r* 
je^nten  mieber  befannt  gemorben,  belendjten  tjeüer  bie  erften  Sa^re 
feineg  geiftigen  @d)üffeng  unb  feine  einem  erften  ?lbfd)Iuffe  ^M" 
ftrebenbe  (Sntmidlung.    9^o(^  finb  fic  nic^t  alle  mieber  erfdjioffen. 

1* 


4  3ot)aitned  ?i'idcx, 

SüiS  ber  ^'üvlejuiig,  bie  ev  im  Sat)re  be§  53eginne§  ber  Sflcformatiou 
{)ie(t,  mag  l^eute  tyct  eine  9?ci()e  feiner  SBorte  jnm  erften  SUiale, 
feit  er  fie  üor  feinen  .^ijrern  gefprü(^en  ()at,  luieber  tant  roerben 
unb  nerftcfjen  tielfen:    Sntfjer  1517. 

Slm  9(nfange  be§  Sa^reS  1517  fd)IoB  bQ§  le^tc  mitte(alter(id)e 
^onäit.  (£§  I)at  bie  ()i)(j^fte  ©eioalt  nnb  bic  .^eilSnotwenbigfcit  be§ 
^Qpfttnm«,  fo  tuie  e§  einft  nnf  ber  |)bf)e  beg  9J?ittel'Qlterg  feft^ 
gelegt  luorben  luar,  in  üoUfter  g^orm  ernent.  2)ie  beiben  ^äpftc 
finb  bie  Seiter  be§  i^onjil«  geroefen,  bic  bie  9tenaiffance  jn 
glän^enbfter  «perrfc^aft  gefüfjrt  I)Qben.  ?nte§  unb  S^JeueS  ift  {)iev 
pfammen  unb  [tarfe  ©egenfö^e  fto^en  auf  einanber.  <Bo  ift  e§ 
auf  ben  uerfdjiebenen  ©ebieten  be§  ftaatlid)en  unb  tt)irtfd)aftlic^en 
ßeben§,  in  ©tobten  unb  8tänben,  in  SBiffenfd)Qft  unb  ^unft. 
©0  ift  e§  in  ber  Siirc^e  unb  grömmigfeit.  ©in  auf§  pc^fte  ge= 
fteigerter  ©ifer  treibt  bie  ßeit:  „ein  jebermann  molt  gen  {jiml." 
Unüberfel^bar  ber  9ieid)tum  an  Sauten,  33üd)ern  unb  Silbern, 
ber  jum  größten  ^eil  t)ierau§  gewac^fen  ift.  S^ieue  Slnbac^ten  unb 
(Sebete,  ^eilige  unb  Üteliquien  genügen  faum  bem  93ebürfui§  nad) 
Serfic^ernng  be§  (Sroigen.  (5d)iüerer  (Srnft  breitet  fic^  au§.  S)ic 
^^^affionSbilber  fte^en  üoran,  an  |]at)I  nnb  in  gefteigerter  (Sd)ilbernng. 
Sie  9Jhitter,  bie  ben  toten  ©o^n  auf  i^ren  ßnien  liegen  f)at,  ift 
ba§  eigeutlidje  ©nabenbilb  geworben.  (5t)rifti  Seiben  erfc^eint 
immer  umfaffenber  at§  ber  ©rnnb  unb  ba§  ÜJJittet  be§  §eile§, 
unb  in  be§  (Srlöfer§  Sarm^erjigfeit  üerfenft  fic^^  innige  grommig^ 
feit.  2)a§  S3ilb  be§  ©efrenjigten  loor  öor  bem  ^^Utar  unb  auf 
ber  ^an^tl,  in  ber  >^tüt  unb  an  SSegen  aufgerichtet,  unb  t)a§' 
SBunber  ber  SSanblung,  ber  unmittelbaren  Sereinigung  mit  bem 
©ijttlic^en,  mürbe  fid)tbar  in  ber  örfc^einung  be§  ©c^mer^en^monne^ 
auf  bem  5(ltare.  SDem  ©terbenben  mürbe  ber  ©e^reu^igte  in 
SBort  unb  Silb  üorgetjatten ,  unb  on  bem  ginger  be§  Xöuferg, 
ber  auf  ben  am  ^'reuje  meift  —  fo  erfd^ütternb  oon  bem  ctfäffifc^en 
S[Reifter  ber  Äreu^igung  gemalt  —  t)ing  ber  Slicf  ber  frommen. 
%l^  SüBer  üor  bem  Äreu^e  bargeftellt,  meifen  ^eilige  ben  SSeg, 
unb  "ba^  alte  ^ot)e  unb  ^erbe  3Bort  erneut  fic^  im  SDiunbe  bes 
großen  ©trapurger  9J?ünfterprebiger§:  bo|  bag  gan^e  Öeben  ber 
ßtjriften  Sn^e  fein  muffe. 


SJut^er  1517.  5 

dlid)t§>  ober,  lua§  in  ben  legten  9)ccnfd)eualtern  be«  ü)iittel= 
alters  fo  an  Umfang  unb  SBtrfung  gewonnen  ^atte,  tt)ie  bie  Stb* 
Inffe.  6ie  umbogen  unb  burdj^ogen  ba§  gefamte  Seben  in  ^irc^c 
unb  Älofler,  in  Säubern  unb  ©tobten,  im  .f)aufe.  5[Rit  i^rer 
.»pilfe  finb  bie  meiften  gri3^eren  S3auten  errirf)tet  Sorben,  Ä'irc^en, 
Spitäler,  and)  5)eid)e  unb  Srücfen.  ©ebet  unb  Setrad)tung  öou 
33ilbern,  ©efud)  üon  ^rebigten  unb  ?tnbac^ten  War  mit  i()neu 
uerfnüpft.  @c^te  unb  uned)te  5lb(ä[je  öon  teiUoeife  unget)eurer 
3lu§bel)nung  Werben  in  ®ebetbüd)ern  unb  ^^ilgerbüdjern ,  auf 
Flugblättern  unb  ©rabftcinen  oerfünbet.  6ie  f)atten  mit  ber 
"Jtu§bet)nung  hmd)  bie  ^$äpfte  auf  ta^  gegfeuer  je^t  itjre  l)bd)fte 
.Straft  erlangt.  2)ie  großen  ^äpfte  ber  ^ienaiffance  üon  bem  (Sr^ 
bauer  ber  ©iytinifc^en  S'Japeüe  an  t)aben  gcrabe  mit  i()nen  it)re 
religiüfe  9}lac^tfteIIung  gefteigert  unb  überall  wie  gegenwärtig  ge^ 
mad)t;  fie  t)aben  ben  9?eid)tum  ber  ©naben  fortbauernb  gemcf)rt. 

SSon  ütom  war,  wie  wir  je^t  erft  wiffen,  §((bred)t  üon 
33ranbenburg  für  feine  fird)Iid^en  ©ebiete  —  faft  i)aib  ®eutf(^= 
lonb  —  ber  Subetabla^  sunt  33au  ber  ^eter§fird)c  angeboten 
Würben,  um  it)m  bie  @ntrid)tung  ber  Xa]ctn  für  feine  neugewonnene 
firdjlid)e  3Bürbe  ^n  erleidjtcrn.  Sine  bi§  baljin  einzige  Seftimmung 
be§  2(blaffe§  unb  in  einer  ungew5f)nlid)en  jeitlidien  unb  —  in 
ber  ©iltigfeit  für  ja^treidje  Territorien  —  nod)  nid)t  bagewefenen 
geograp{)ifd)en  ^^(u§bet)nung.  3n  ber  Stnweifnng  be»  ßurfürften  für 
feine  Slbla^fommiffiare  war  gegenüber  ber  bi§t3er  fc^on  üblidjen 
^raji§  bie  äßirfung  be§  ?lb(affe§  auf§  t)i3d;fte  gefteigert:  er  gewüf)rt 
bie  t)öd)fte  ©nabe,  bie  üotle  ©eligfeit;  ben  Seelen  im  ^egfeuer  wirb 
burd)  bie  ©elbfpenbe  mit  DoUer  ©id)erl)eit  get)olfen;  f)ierfür  unb  für 
bie  ©ewinnung  be»  größeren  Xeileä  ber  anberen  überfd)wenglic^en 
©naben,  ift  Üteue  unb  Seichte  nid)t  erforbert,  nur  bie  üorgef(^riebene 
©elbfpenbe.  S)amit  war  ber  SKeg  ^ur  Setigfeit  nod)  mel)r  erleid)tert. 
200  ber  SubelablaB  üerfünbigt  würbe,  trat  bie  orbnungSmä^ige 
'^^^rebigt  be§  ©oangeliumä  jurüd  ober  oerftummte  ganj,  unb  ba^ 
babei  aufgerichtete  ^Ibla^freus  galt  al§  wirfungsfräftiger  al§  aße 
anberen  ^reuje.  ©erabe  im  5Iuguflinerf(ofter  ju  Erfurt  t)atte 
ber  5Ibla^  feinen  gelef)rten  Slnwalt  unb  eifrigften  fdjriftftellerifdjen 
^öerbreiter  gefunben.  SDie  ^Ibläffe  beftimmten  allmäl^lid)  fo  um= 
faffenb  ba^  ßeben,  ba^  jeneS  ßf^^ölter  öon  einem  ber  ^eitgenoffen, 


6  ^o^aniieg  i^idtx, 

bcr  ben  Söeltlaiif  imc^  ber  3^^^  ^»^^  Sc^öpfunggtagc  in  (Spod^eit 
übciblicft,  bas  ber  ?lblafignaben  genannt  luirb. 

9fiaf)e  [tanben  bie  öegenfä|e  beieinanber.     ®ie  fc^olaftifc^e 
'I^eolügte    lag    inelfad)    mit   fid)   im   ©treite.     Sei   bem   jdio= 
laftiji^en    2e{)rer    Sutfjerö    felbft    ftanb    bie    aUeinige    2Biüen§= 
cntfdjeibung    (5)otte§    über    ben   S!}?enjd)cn   jufammen   mit   einer 
ftarfen   @d)ä^ung  ber  ©igenfraft  itnb   be§  freien  SBitlenS   be§ 
SJJenfc^en.    ?(ngu[tin  ^atte  ^ter  fd)on  roieber  eine  8tätte  gefunben, 
nnb  fdjon   begann  bie  93ibcl,    bie  in  3a{)Irei(^en  Überfe^nngen 
nerbreitet  Juar,  fid)  oereinjelt  tüieber  eine  ©teile  in  ben  S^orlefungen 
neben  ben  fd)ota[tiicl^en  gu  fid}ern.    5(ber  ber  §ln»gaiig  bc§  9}iittei= 
olterS  brad)te  aud)  S^erbote,  bie  S3ibel  ^u  überje^en  nnb  Über= 
je^ungen  in  ber  S3olf5fprad)e  ju  brucfen.  SSie  innertid)  bie3lt)eoIogie 
nnb  grömmigfeit  ber  9Jh)[tit!    Wit  i^rem  praftifdjen  iieben^juge 
{)at  fie  tt)ieber  ben  einfachen  fittlidjen  $.f(id)ten  be§  SebenS  Sln^ 
erfennung  gegeben,    äöie  öerperfönlidit  [idj  wieber  bie  ÜieUgion! 
SIber  bie  Äirc^e  I)at  and)  haS'  gan^e  lieben  an  bie  ©aframente 
gebunben,  al§  an  nnumgängtic^e,  bie  perjöntidje  ©ic!^erl)eit  gebenben 
5Qätte(  ber  ®nabe,  bnrd^  bie  bie  ©ünbe  ^erftört  nnb  ha§'  neue 
Geben  eingegofjen  lüirb.  2Bie  [jängt  gerabe  bie  mljftifdie  ^ri^mmigfeit 
mit  i^rem  orange  nac^  fonfreter  5(njdjauung  auf  bas  engfte  mit 
ber  3]erfinnlid)ung  unb  SSeräu^erlidjung  pfammen!    SBie  ftarf  in 
bem  öieten  ^Tun  ber  ^dt  ha§>  §iu^erlidje  unb  9JZed}anifc^eI    SBic 
bef)errid)enb  ber  5öcrbienftgebanfe!    Unb  gerabe  bie  ?lbläffe  bringen 
ftarfe  SBiberfprüdje.   3)er  ©ebanfe  ber  @int)eit  unb  ber  @emeinfd)üft 
ber  ©laubigen  war  i^t  feierlidjer  .spintergrnnb.     Snimer  ftärfer 
trat  aber  ba§  5tuf5erlid)e  in  ber  ^ibla^prayi»  (jernor.    S3eräti)eif(ung 
erfaßte  mandjen  ©ruften  im  Slide  auf  ben  ftrengcn  9iidjtergott. 
St)r  mirfte  entgegen,  ()odjgeprieien,  bie  grofee  ©rieidjterung,  bie 
bie  5lird)e  ben  ßljriften  in  ben.51bläffen  gemährte;  aber  aud)  bem 
ßeic^tfinn  nnb  ber  ßeic^tfertigfeit  mar  bamit  bie  ^üre  geöffnet. 
Um  fo  me^r  als  ha§^  Solf,  irregefüf)rt  uodj  befonberä  burdj  bie 
Übertreibungen  ber  ?Ib(aBprebiger,   bie  üerfdjiebenen,  in   i^rem 
®ebraud)e  unb  it)rer  Sebeutung  medjfeinben  §(u§brüc!e  bei  ber 
5lbla|3gen)ät)rung  ba^in   öerftanb,   at§  fei  ber  5tbla^  nic^t  nur 
?lnrec^t   auf   ©ünbeuüergebnng,    joubern   felbft   Vergebung    ber 
©ünbe.     Um  @e(b!     ^ie  53erbinbung   ber   fird)lid)en   ©nabeu 


Sut^ev  1517.  7 

mit  bem  öelbe,  ber  f)abfüd)tige  9Jäprau(^,  ber  hierbei  getrieben 
tüurbe,  ^atte  fc^on  feit  alter  ßeit  f)eftigften  llntuitlen  gegen  bie 
31blafefpenber  erregt,  ©erabe  in  S)eutf(^Ianb,  Xüo  feine  ftarfe 
9ieici^§gen)Qlt  gegen  bie  3lusbreitung  ber  5(bläfje  augreitf)enb 
i(^ü|en  fonnte,  ert)oben  fic^  erbitterte  klagen  gegen  bie  5tbläffe" 
unb  broljenbe  gorberungen.  Uub  hod)  maren  sngleic^  mit  bem 
^Ibloffe  für  ©t.  ^eter  lieber  eine  ganje  ^tngat)!  anberer  in  2)entfc^= 
lanb  an»gefc^rieben.  SSofirenb  man  öor  bem  ^apfte  mit  I)ot)er 
(ll)rfnrci)t  fid)  Oengte,  mnrben  gegen  bie  fprid)mijrtlid)  geworbene 
römifdje  ®elbfud)t  unb  bie  ©elban§bentung  2)eutfd)Ianb§  bie 
,3iornigften  Stimmen  laut.  SDiefe  Stimmen  maren  immer  Ieiben== 
fd)aftli(^er,  bie  ©egenfä^e  immer  fc^ärfer  gemorben,  fie  fpannten 
fid^  ie|t  auf§  äu^erfte,  unb  mätjrenb  jugenbfrifd)  unb  gegemnart§= 
fro^  9ienaiffance  unb  §umani5mu§  ben  jungen  %qq  grüßten, 
breitete  fid^  eine  fd)n)ere,  fd)iuüle  Stimmung  in  ben  fird)Iic^en 
i^reifen  an§,  mie  nur  je  om  SSorabenb  größter  ©rfd)ütterungen. 
Sie  alten  unb  bie  mittelalterlidjen  ^ropt)eten  [te^en  mieber  auf, 
in  unnnterbrod)ener  ^ol'ge  werben  gerabe  in  ben  Scif)ren  t)or 
1517  bie  alten  Sßeiffagungen  loieber  üerbreitet.  Seit  ©enerationen 
mar  in  ber  ^ird)e  9?eformation  geforbert  morben,  aud^  jene^ 
le^te  Slonjit  tjatte  eingeftimmt.  2öar  bie  ^eit  biy  in  it)re  SCiefen 
erf (füttert,  fo  fonnte  aber  bie  Üieformation,  bie  not  mar,  nur 
üu§  ben  legten  ^liefen  be§  ßeben§,  au§  bem  religii3fen  ©runbe 
t)eraufftcigen.  Sene  ^rop^e^eiungen  miefen  auf  beftimmte  Präger 
ber  ^Reformation  ^in:  einen  Äönig,  einen  ^apft,  ba§  befi^tofe 
33ettelmi)nd)tum,  unb  in  Ü^om  felbft  ging  bie  S^ebe,  ha^  ber 
3teformator  ein  3luguftinermön(^  fein  merbe. 

9Zirgenb  ftanb  am  beginne  bc§  neuen  3at)rf)nnbert§  fooiel 
unb  oöEig  9?eue§  I)eraufroad)fenb  mit  bem  eilten  jufammen  mie 
in  Söittenberg.  %n  Stelle  ber  alten  ärmlid)en  Stabt  erftanb  f)ier 
eine  neue,  fteinerne:  bie  lanbe§^errlid)e  Üiefibeng  follte  fid)  mürbig 
barfteüen,  fie  foIIte  aber  auct)  religiöfer,  geiftiger  unb  fünftterifc^er 
^Jiittelpunft  Sad)fen§  merben.  (Sin  neue§  Sd)to^  entftanb;  balb 
mürbe  e^  noc^  fergrö^ert.  ®a§  ^lüer^eiligenftift  erhielt  einen 
großen  Äirdjbau.  ®ie  erfte  Sd)öpfung  be§  3af)rf)unbert§  mar 
bie  Uniöerfität.     3)ie   erfte  beutfd^e  ,f)Dc^fd^ute,   bie   o^ne  9J?it= 


8  3o^anneg  gidtcr, 

lüirfung  ber  gei[tlicf)en  ©elüolt  gegrünbet  lüorben   ift;  er[t  nac^= 

träglid)  [ie^  Äurfürft  ^riebric^  fie  oon  ber  ^irdje  beftötigen.    Stuc^ 

fie  miiBte  balb  öergröfeert  lüerben.    SBeitere  9^ieubauten  entfte^en. 

©erabe  1517  lüar  bie  Slugii[tinerfird)e  bi§  auf  bie  ^unbamentc 

niebergelegt,  um  neu  aufgebaut  ju  werben,     ©rfte  ^ünftter  fjatte 

ber  fianbeS^err  für  bie  5lu§fd)mücfuug  be§  (Sd)(oBe§  t)erauge3ogeu. 

'daih  Ue^  firf)  Öufa§  ßrauarf)  in  SBittenberg  nieber,  unb  feine 

SBerfftatt  tourbe  eine  ^flegeftätte  für  bie  üerfrf)iebenften   fünft* 

lerifdien  ©ebiete.    5(uc^  ber  S3ud)bruc!  begann  [ic^  ^ier  einäurid)ten. 

Die  Ütenaiffance  loar  in  3acopo  bc'  5öarbari  perfönlic^  an  ber  ©Ibe 

erfrf)ienen,  unb  it)re  Meinte  tt)ad)fen  allmäljUd;  bur(^  bie  reichen 

fpätniittelalterlidjen   formen  Ijinburdj.     2Iud)  ber  ^umani§mu§ 

^at  fdjon  frü^e  fd)üd)tern  feine  ©tinime  erhoben.    SDie  Uniöerfitöt 

luar  aber  gan3  mit  ber  überfommenen  SSiffenfd)aft  öerfnüpft :  aKe 

brei  fc^oIaftifd)en  S^tic^tungen  finb  ^ier  üertreten  gemefen,  unb  mit 

ben  5llöftern  unb  bem  5IUer^eiIigenftift  gehört  fie  in  ber  ^unbierung 

i^rer  Se^rfteüen  äufammen.    3)ie  ^erjbge  ^riebric^  unb  Sodann 

pflegten  in  ber  ftrengen  ®en)iffenf)aftigfeit  i^rer  §Irt  bie  !irct)(ic^e 

5römmig!eit  in  ber  ererbten  SSeife.    ©ie  bereicherten  öor  allem  ben 

9)?arienbienft  mit  neuen  Slnbad)ten  unb   mit  Sßilbmerf;  ja  bie 

^ere{)rung  aller  §eiUgen  mürbe  ju  einem  faft  nid)t  gu  überbietenben 

Umfange  gefteigert:  ber  üiele  taufenbe  Sfteliquien  umfaffenbe  @c^a^ 

mürbe  nur  nod)  oon  ber  9teliquienfammlung  be§  ©r^bifctiofs  5Ubrec^t 

in  §a(Ie  übertroffen;  in  bem  Sotirje^nt  bi§  1520  mürbe  er  in 

unau§gefe^ter  ©ammeltötigfeit  noc^  um  ba§:  ißierfac^e  öerme^rt. 

S)amit  mar  ber  ^hla^  in  ^öd)fter  93(üte.    Tlan  meinte  ongefic^t§ 

folc^er  @nabenfd)ä§e,  in  9ftom  felbft  ^u  fein.    2)er  SlblaB  ftonb  ge- 

mifferma^en  and)  an  ben  ^(nfängen  ber  ^odifc^ute.  Qnv  Setreibung 

be§  5IbIoffe§  mar  ber  Segat  nac^  5)eutfc^[anb  gefommen,  ber  bie 

©rünbung  ber  Unioerfität  beftötigte.    ©r  öer(iet)  auc^  ber  5lüer« 

^eiligenfirc^e  neue  ©naben,  unb  in  ber  golge  betrieb  ber  2onbe§« 

^err  unablöffig  bie  ©eroinnung  meiterer  unb  erlangte  im  Sa^re  1516 

eine  neue,  ungeroö^nlic^e  5tu§bei)nung  ber  §lbläffe.    2)afür  mürben 

anbere  ferngehalten.    2)er  S3ertrieb  be§  5I!bred)t  öon  Main^  über* 

laffenen  §lblaffe§  mürbe  für  ba§  fäc^fifc^e  ©ebiet  nid)t  genetjmigt. 

3n  ben  3)ienft  ber  ?tbIaBgnabe  fteüte  fid)  auc^  Sranad)§  Äunft. 

©eine  S^arftettungen  ^of)anne§  be§  5:äufer§  unb  anberer  93ü§er 


itt'^cr  1517.  9 

fü()reu  bie  .f)errf(^aft  be^  ^u^gebanfcnS  üor  Siugen.  '^er  auf^ 
[teigenbe  SSeg  jum  ^immel  felbft  luirb  tjerbilblic^t,  auc^  bie 
anbncl)tige  Setrnd)tinig  be§  ©efreujigten  allein.  SDic  58ere^rung 
be^  ©etreu^igteu  f)atte  g^riebvid)  mit  neuen  Ibläffen  fteigern 
iDoflen,  unb  im  ^a\)xe  1517  Iie§  er  auf  feine  9}?ünsen  ba§  Ären j 
fe^en  mit  ber  Umfd)rift:  S)a§  Ä'reuj  Stjrifti  unfer  |)ei(.  ©d)on 
aber  (äffen  fid)  fritifdie  §lenBerungen  gegen  bie  ^icliquienoerefirung 
(jijren,  unb  au§  bem  Greife  be§  §umani§mu§  maren  and)  frü^e 
Eingriffe  gegen  bie  Untuiffent)eit  in  ber  Äenntni§  ber  23ibet  unb 
ber  biblifd)en  ©pradjen  erfolgt:  fie  erneuern  fid)  gegen  bie 
fd)oIaftifd)c  ^Ijilofopljic  unb  "J^eologie  unb  forbern  gleidjjeitig 
t)Q§,  fiefen  bes  ©üangelium§.  i^ut^er  mor  an  biefen  in  bie 
literarifdje  Ceffenttidjfeit  getragenen  Eingriffen  nidjt  beteiligt.  Slber 
er  ift  bod)  fdjon  1517  im  SSorge{)en  gegen  bie  (S^olaftif  unb  in 
ber  ^^ürforge  für  bie  f)eilige  8d)rift  bie  fü^renbc  unb  ftü^enbe 
^erfönlid)feit  gemefen. 

3n  oietfeitigfter,  gefteigerter  unb  feine  Strafte  üi)nig  an= 
fpannenber  ^ätigfeit  trot  i]utt)er  in  ba§  Satjr  1517  ein.  lieber 
feine  ^^Uc  l)inau§  i)atk  er  im  Älofter  unb  im  Drben  ^^flid)ten 
übernommen.  (£r  mar  i^eftor  im  Älofter  unb  9xegen§  ber  8tubien; 
er  prebigte  in  ber  f (einen  9cotfird)e  ber  5(ugnftiner;  er  mor 
Sl^ifar  be§  Orbenäbiftrifty,  unb  ju  feiner  afabemifd)en  unb  feiner 
Drben§tätigfeit  mar  itjm  ha^  ?(mt  al§  ^rebiger  an  ber  ^farrfird)e 
übertragen  morben.  Zeitweilig  prebigte  er  täglid),  jo  me(jrma(§ 
am  jTage.  ^erfön(id)e  58erbinbungen  nadj  au§en  pf(egt  er  in 
regem,  fad)(id)  unb  perfönlidj  (ebbaft  einge^enbem  SluStaufc^e,  fd^on 
bamal§  einer  ber  erften  ^rteffdjreiber  aller  Reiten.  2)er  S)o,^ent 
ift  in  feiner  SBirtfamfeit  ftettg  in  bie  ."pölie  gefüljrt  morben  ju 
öoder  miffenfd)aftlid)er  8id)er^eit,  in  ber  9}?etl)obe  ber  Einbiegung, 
in  felbftänbiger  S3ermertung  ber  alten  unb  ber  neuen  ^ifsmittel. 
aud)  bie  neueften  g^ortfdjritte  ber  Sßiffenfd)aft  nü^eub,  mit 
niüdjfenber  iöe^errfd)ung  ber  ®runbfprad)en  ber  33ibel;  er  erweitert 
ftetig  fein  ®efid)tgfe(b:  j,e|t  fa^t  er  über  bal  ©ebiet  ber  lateinifd^en 
8d)rif tfteHer  t)inau§  nod)  fefter  ^-u^  in  ber  g  r  i  e  d)  i  f  dj  e  n  f irc^* 
liefen  Literatur.  3)amal^  grö^ifiert  er  —  öorüberge()enb  — 
feinen  9?amen.    8id)er  fd)reitet  er  anci)  in  ber  fird)lid)en  "»^raj^i^ 


10  3o^anne§  gicfer, 

öorJüärt? :  einfacher  luerben  bie  fräftigen  ^Jßi^f^iflten,  auf  bae,  \m^ 
innen  unb  miBen  not  ift,  gerid)tet;  barum  fjotte  er  aucf)  alSbalb 
betjonnen,  sufammenfaffenb  über  bie  Elemente  be§  religiöfen  unb 
fittlic^en  Unterrichte  ^u  prebigen,  über  bie  jefjn  ©ebote,  bann 
über  bQ§  ^-ßaterunjer.  S)er  ^rebiger  mirb  jum  Sr^ietier.  9Kit 
ben  (Srfotgen  feiner  ^ätigfeit  unb  in  ber  SSerbinbung  ber  raiffen^ 
f^aftlidjen  unb  praftifcfjen  Slrbeit  fügen  [ic^  bie  äußeren  93or= 
au§fe|ungen  für  feine  gro§e  SJiiffion  jufammen.  ^ugleicf)  aber 
fd)Iie|cn  fid)  bie  inneren  §u  niac^fenber  ^lar^eit  in  einanber. 
Sn  bie  großen  (Sntfcf)eibungen  feinet  Sebenl  töar  er  gegen  feinen 
SBiüen  gefüt)rt  n:)orben.  @erabe  in  bem  SBiberftreben,  bas  er 
entgegengefe^t,  Ijatte  er  ben  t)ö^eren  SBillen  erfonnt,  ber  it)m 
gegenüber  ftanb.  3m  S3Ii^  unb  SBetter  f)atte  ©ott  i^n  in§ 
^lofter  berufen.  2)ie  Obebien^,  bie  er  bem  Orben  gelobt  Ejatte, 
ging  mit  i^m  al§  ©tütt  feines  2Befen§,  feinet  @tauben§.  5lu5 
@ei)orfüm  gegen  feine  Crben»obern  njurbe  er  nad)  Ijeftigcm  Sträuben 
S)oftor  ber  ^^^eotogie,  unb  bem  ©cbote  beä  Drbenl  fid)  nur  mit 
SBiberftreben  fügenb,  ^at  er  bie  93or(efungen  über  bie  ^eilige  ©cfirift 
begonnen,  benen  er  fid)  nid)t  geniad)fen  glaubte.  Sind)  mit  bem 
^rebigtamte  im  Sltofter  mie  in  ber  ©tabt  ift  er  gegen  feinen  2öitlen 
betraut  ruorben.  9^un  enuäd)ft  i^ni  ans  bem  93erufe  al§  ^rofeffor 
ber  ©d)rift  unb  ®oftor  ber  ©d^rift  mie  a(§  ^rebiger  bie  befonbere 
S^erpftid)tnng  an  ha^  ©otte^roort,  aber  mie  er  ba§  ©otte^mort 
oerftanb:  als  roir!enbe  2eben§mad)t.  ?lnf  ba§  Seben  f)atte  er  bo§ 
Sdjriftmort  in  feiner  ir'iffenfd)afttid)en  5(rbeit  angemenbet,  um  biefeg^ 
gan5  oerftönblid)  gu  ma^en.  3)ie  ^tnmenbung  auf  \)a§  Seben 
im  großem  Umfreife  gebot  unmittelbar  fein  neue§  5(mt.  innere 
S^otmenbigfeit  unb  öu^ere  S^ötigung  trafen  ^ufammen.  9^un 
öoüjie^t  fid)  mit  bem  äuf^eren  ^ortfc^ritt  ber  innere.  Sut{)er  ift 
mit  bem  Semufetfein  in  ba§  entfdjeibenbe  ^ü^x  eingetreten,  ba§ 
if)m  perfönlid)  bie  gro^e  Slufgabe  an  bie  3^it  gegeben  ift.  „3c^ 
bin  überzeugt,  ha^  id)  bem  |)errn  hm  ©ienft  fd)ulbe,  jur  t)eiltgen 
©djrift  §u  führen.  (5in  anberer  mürbe  fid)  fürchten  ober  er 
fönbe  feinen  ©tauben."  „ü)Mn  5tmt  ift:  §u  fagen,  ma?  id) 
nid)t  red^t  finbe,  aud)  bei  ben  mir  Uebergeorbneten."  ^Damals 
nat)m  er  fein  Sieget  an,  ba§  fpred)enbe  „SUJerf^eic^en  feiner 
2;f)eoIogie". 


ilutl)er  1517.  11 

3)a§  ©epröge  beg  ä)iaiine§  uiib  feiiteS  S[Bev!e§  fte^t  jd}on 
in  fidleren  Sinien  ha.  5Ibcr  bie  öinieu  f)atten  [id;  bod)  nur 
oertieft  iinb  üerftärft.  @o  unbeugfam  feftge^ogeu  lüie  bie  edigen 
Tanten  jeine§  geiüaltigen  ^opfeS  ift  öon  Stnfaiig  an  beftimmt 
«iTijogeu  bie  3(rt  itiib  ?Iufgabe  biefeS  religiöjen  ©euius:  mit  bev 
m§>  ©ro^e  gefteigerten  Sinjeitigfeit  be§  @eiiiu§  i[t  bei  il)m  QÜe§ 
auf  bQ§  @iuc  fonäentriert :  baS^  .'peil,  ba§  abfolute  35er[tänbnis 
ber  9?eIigion,  \)ü§  (Söangelium  üon  ber  unbebingteu  ©nabe  ©ottes, 
S^ri[tu§;  unb  bamit  fd){ie^t  fidj  feine  2ätigfeit  äufammen  in  ber 
löibel.  W\t  bem  Stamen  3efu  überfc^reibt  er  feine  5öriefe.  3n 
feinem  ^etfdjaft  ift  ba§  ^Ireuj  al»  ©iegel  bem  auf  bem  ©runbe 
ber  S^ofe  rut)enben  .^erjen  aufgelegt  jur  fortbauernben  (Srinnerung 
an  6t)riftu§,  al§  ßeidjen  be§  iSd)u^e§,  jugleidj  aber  and)  be§ 
2)ornenipege§,  auf  bem  ber  ßljrift  ge^en  muB.  SBeun  er  ü(§ 
Wann  ber  Orbnung  in  feiner  DrbenStätigfeit  ouf  ©trenge  unb 
©e^orfam  t)ält,  fo  fpric^t  bod)  bie  ^ienftbarfeit  an  ©Ott  in  ber 
Siebe  ba§  le^te  SBort,  unb  bie  fudjenben  Sörüber  lueift  er  auf 
ben  ©efreuäigten  aüein.  @eit  er  ^^rofeffor  toax,  Ia§  er  nur  über 
biblifdje  33üd}er.  @r  li)ät)(te  bie,  in  beuen  er  feine  ^eil§anfct)auung 
am  beftimmteftcn  ausgefprodjen  faub,  nüd)ft  ben  ^falmen  bie  unter 
ben  S3riefeu  bey  5lpofteI§  ^aulu»,  bie  @ered)iigfeit  unb  ©tauben 
am  fdjäriflen  unb  flarfleu  barftetlen.  Su  feinen  ^rebigten  be== 
^anbctte  er  nur  nod)  bie  ^ibel.  Unb  in  feiner  miffenfd)aftlid)en 
Strbeit  an  ber  @d)rift  ift  ha§>  religiöfe  S3er[töubni§  ha^^  eigentlid)e, 
ta^  le^te.  Sein  ftarfer  unb  feiner  Sinn,  im  3^itlid)en  formen 
unb  i^inmeife  auf  ha^  (Smige  ju  erfennen,  finbet  f)ier  feine  t)ot)e, 
fid^  fetbft  aber  immer  fid)erer  eingren^eube  Slufgabe.  2BoI)l  ift 
if)m  grammatifdie  (Srflörnng  unerläf5lid).  $tber  @mige§  ift  nur 
au§  ber  religiöfen  (Srfat^rung  ^u  üerftet)en.  6^riftu§  unb  ©otteg 
©nabe  in  ber  Sdjrift  erfennen,  fanu  nur  ©ott  geben,  ber  fein 
SSort  felbft  gegeben  l)at.  „©laube  ha^  mir,  ha^  erfahren  I)at." 
33on  fold)  feftem  SBege  au§  fetjrt  fic^  ber  gefdjärfte  S3Iid  in§ 
SBeite.  9}ät  ftarter  ^toft  fud)t,  fielet  unb  äiet)t  er  an  fid)  bai 
il)m  ©Ieid)artige  bei  ben  Xt)eoIogen  be§  5tltertum§  unb  bee 
■üJÜttelalter?.  ^aulu§  unb  §luguftin  finb  i^m  ganj  jum 
innerften  Sefi|e  geworben.  Sn  feinem  2ef)rer  @taupil5  t)at  er 
neben  \\d)  ben  (ebenben  ©emäf)r§mann.    ^n  "Xanler,  bem  großen 


12  ^o^onneg  gicfcr, 

8trapurger  ^rebigev,  lüie  in  ber  fleinen  g^ranffiirttr  Sdjrift,  bie 
er  eine  „bfutfdj  X^eologia"  nannte,  erjal)  er  bie  ©runbgebanfen 
be§  (Soangelinntg.  S)a§  bentfd)e  (2d)rifttum  n^irb  it)m  lebenbig. 
@r  forgt  für  bie  ^Verbreitung  biefer  Sßerfe,  aucf)  ber  (2rf)riften  oon 
©taupi^.  @§  üerftörft  fic^  i^m  bie  8ic^er{)eit  feine§  SBeranfetfeinS 
unb  feiner  reformatorifdjen  Sinfgabe.  ©r  tritt  t)eran§  in  ^en 
Umfrei§  ber  geiftigen  SBirffamfeit  bes  S)rucfraorte§,  in  bie  öffent(i(^= 
feit.  3^^i"^ot  in  tnrjer  ^^rift,  auf  bem  STitelblott  boS  Silb  (if)rifti, 
gab  er  jenes  33üd)(ein  {)erou§.  (äs  mar  ber  erfte  bentfdje  SBitten* 
berger  2)ruc!.  SOüt  frohem  Stolpe  erfüßte  eg  if)n,  ba'^  e§  ein 
bentf^eS  25er!  mar.  3)eutfd)  n^ar  biefeS  fein  erfte§  ©rucfroerf. 
(S§  tüQx  lüie  ein  SSerfud),  mit  bem  er  feine  3urüdf)altung  über 
luanb,  Qudj  fd}riftlid)  mit  ben  SBorten  ber  Sibel  ^nm  S3olfe  gu 
reben.  S)entfd)  ift  feine  erfte  eigene  Sdjrift,  fürs  ^o\t  gefd)rieben: 
bie  liberie|ung  unb  ßrüärnng  ber  fieben  Sßu|pfalmen.  2)er 
•i^nfang  ber  bentjdjen  S3ibel  2utt)ers,  feine  Spradje  jd)Dn  in  be= 
ginnenber  9Jieifterid)uft,  nod)  in  ®ebnnbent)eit  an  ben  S3ud}ftaben, 
über  mit  ooüer  Äroft  unb  Snnigfeit.  5^a§  ®ange  gaug  im  Jone 
be§  33oIfe§,  eine  ^n)iefpra^e  jioifdjen  ©ott  unb  3)knfc^,  grof, 
unb  cinfod),  gang  nur  an§  8d}rift  unb  (Srfa^rung  gefprod)en, 
ta^  erfte  ®tnd  reformatorifd)eu  Sd)rifttums. 

®er  fo  feine  Stufgabe  an  fein  "iSoit  ju  erfüllen  beginnt,  mar  fd}on 
ber  füljrenbe  Wann  an  ber  Unioerfität  geworben.  @r  trat  in  ha^ 
(Srbe  öon  gtaupi|  ein,  and)  in  ber  Sorge  für  bie  .f)oc^fd)uIe.  9Jiit 
ftarfem  9?ad)brud  fe^t  er  fic^  für  bie  SDurd)füf)rung  feiner  Sfieotogie, 
ber  Sibel  im  atabemifd)en  ße^rplan  ein.  9}iit  fidlerer  ßritif  an 
fc^olaftifc^en  STrabitionen,  miebernm  gerabe  an  ber  58uBIet)re  ^atte 
er  fid)  ben  SBeg  gebaf)nt.  Sc^on  ift  and)  in  einer  öon  i{)m  ge= 
füt)rten  afabemifc^en  S^iSpntation  ber  erfte  gefd)Ioffene  SVorftoB  gegen 
bie  |)eiI§(eJ)re  ber  fc^olaftifdjen  ^tjeologie  erfolgt,  unb  mit  Ieiben= 
fd)aftlid)er  ©ntrüftung  gef)t  er  baran,  in  befonberer  SSiberlegung 
5IriftoteIe§,  ben  pf)i(ofopt)ijc^en  ©emö^rSmann  ber  bi§t)erigen3Biffen* 
fd^aft,  für  bie  S^eologie  unmöglid)  ju  mad)en.  @r  leibet  gerabegu 
barunter,  ba^  er  mit  anje{)en  mufe,  mie  bie  Seftbegabten  an  foId)e 
Stubien  Äraft  unb  ßeben  oerlieren  muffen,  unb  zornige  Äiage 
ergebt  er,  bafe  man  bofür  an  ben  Uniüerfitäten  gute  93üc^er  oer= 


Satter  1517.  13 

bamme  unb  üerbremie.  @v  mac^t  aud)  nid)t  ^alt  oor  beu  ^äuptern 
be§  §umani§mu§,  wo  fie  üor  feinem  abfohlten  religiofen  Tla^^ 
[tabe  nid}t  beftanben.  ©iner  nad)  bem  anbern  nnter  ben  S53itten= 
berger  2)05entcn  fällt  it)m  ju,  aiiä)  ßarlftobt,  ber  bi§  ba^in  mit 
(eibenfdjoftlid^em  ©ifer  bie  ©d^olaftif  öertreten  fjotte;  in  feiner 
ungeftümen  Strt  n^enbet  biefer  fid)  iet^t  fogleid)  jum  Eingriffe  gegen 
bie  fd)oIafti|d)e  3:t)eoIogic.  ^oll  ^renbe  unb  ©iegeSjuüerfidit 
fann  £utt)er  im  SJJai  öon  ber  |)errid)Qft  ber  nenen  2f)eoIogie 
beridjten.  2)a§  (Snbe  ber  ©c^olaftif  in  Söittenberg  luar  je^t  fd)on 
befiegelt,  bie  3fteformation  be§  Unioerfität§unterrid]t§  eingeleitet. 
S)er  junge  jDoftor  mar  t)od)  angefet)en  in  allen  Äreifen  2öitten= 
berg§  unb  je^t  fc^on  über  SSittenberg  ^inau§.  2)ie  ^orlefungen 
be§  üergangenen  Sa^re§  f)atten  ii)n  auf  bie  .^öt)e  afabemifd^en 
(SrfoIgeS  geführt.  SSeld)  nnerfd)bpf(id)e  gülle  ber  ©ebanfen 
perfönlici^er  Urfprünglic^feit,  unmittelbaren  religii)fen  SebenS  unb 
grübeinben  ©d)arfftnn§  quidt  oon  Slnfang  an  in  biefen  Slu§= 
legungen  ber  fjeiligen  ©c^rift  ^u  feinen  ^örern!  9Jiäc^tig  mirfte 
bie  ß'raft,  mit  ber  er  fie  an^og.  2)ie  ©tubenten  f)örten  i^n  gern 
unb  I)ielten  feine  ©iftate  überaus  Ijod);  fie  folgten  i^m  mit  S3e= 
munbernug;  er  öerftanb  e§,  mie  fein  anberer  S^o^ent,  and)  in  SSer= 
menbung  bcutfdjer  5lu§brüde,  mit  lebenbigfter  S)eutlid)!eit  ju  reben. 
©ine  5ln5at)t  ölterer  ©djüler  bereitete  fid)  unter  feiner  Leitung 
für  bie  afabemifd)en  SBürben  bor,  unb  in  feinem  ^reunbeefreife 
ermuntert  er  gur  atabrmifd)en  tljeologifdjen  i^üufbat)n.  S^ie 
Kollegen  fd3ä|ten  ebenfo  feinen  ß^aratter  mie  feine  ®elef)rfamfeit 
unb  bie  grunbfü^Iid^e  Älarl^eit  feiner  2:t)eoIogie.  ©r  galt  üiel 
beim  Äurfürften.  Sn  religiöfen  unb  miffenfdjaftlidjen  f^ragcn 
mirb  er  für  ben  §of  um  ^at  gefragt.  SSicbertjoIt  fd)enfte  i^m 
fein  2anbe§t)err  ein  neueS  Drbenetleib.  ?Uö  erfter  ber  3[Bitten= 
berger  X^eologen  mirb  er  au§mört§  genannt,  al§  ^kxbe  unb  ^tonc 
ber  Unioerfitöt  gepriefen.  2)er  ^rebiger  mürbe  fleißig  gei)ört. 
©ein  fdjarfer  ©ifer  erregte  SBiberfpruc^,  fanb  aber  and)  ^w 
ftimmung,  ba  er  „ot)ne  Unterfd)ieb  unb  ^ordjten"  ftrafte.  (Sd)on 
Stnfang  1517  öffnete  fid)  if)m  ber  ^iürnberger  Ä'reiS.  ©eine 
iJreunbfc^aft  marb  oon  ®elet)rten  gefud)t.  ?lber  er,  ber  in 
innigfter  ®emeinfd)oft  unb  rürft)altIofem  StuStaufc^  ben  gi't'uuben 
lebt,  auc^  fie  gaftli(^  in  feinem  ^lofter  bei  fid)  fiet)t,  tä^t  boc^  feinen 


14  ^oI)anne^  i^idev, 

3tt)eife{  über  feine  iimerfte  Stellung:  a((e§  Öob  üerfdjmätjt  er. 
2Bq§  i[t  i^m  ©unft?  ©ottcg  @un[t  gilt  aüein.  „®ott  aber 
ttuU  allein  un§  g^^^"*^  ^^"^  °^^^  garnirf)t." 

Sn  ben  lüenigen  erften  Sof)ren  feine§  SBirfenS  I)atte  Sutfjer 
bie  großen  ©runblagen  einer  neuen  religiösen  §(nj(t)auung  unb  t^eo= 
logifc^en  (Srfenntnig  in  üoden  Umfange  gelegt,  öon  bem  gnäbigen 
@ott,  öon  ber  2lufnat)me  be§  @ünber§  in  bie  perfbnlic^e  @eineinfd)aft 
@otte§,  öon  ber  Äird^e  at§>  ber  Stätte  be§  ©üangeliumS  unb  ber 
unfic^tbaren  ©emeinf^aft  ber  ^eiligen  unter  bem  .Raupte  ß^riftu§. 
Sc^on  ift  ber  ©ebanfe  eine§  allgemeinen  ^rieftertum§  lebenbig,  unb 
bie  näd)[ten,  bie  natürlicf)en  fittlicf)en  ^füc^ten  be§  Seben§  be^ 
ginnen  in  i{)r  I)ot)e§  Sfiedjt  wieber  einzutreten.  SSou  bem  neuen 
SSerftänbniS  ber  S3u^e  al§  öon  ®ott  gett)irfter  innerer  Ummanblung 
t)atte  er  ben  erften,  immer  fortmirfenben  Slnfang  genommen,  unb 
bafe  (SotteS  ©erec^tigteit  al§  ©nabe  gu  un§  trete,  tjatte  it)m  tjcHeS 
2irf)t  gegeben.  ®ie  abfohlten  9}^a^ftäbe  finb  if)m  aufgegangen. 
SKit  ber  3"iQ"^in2"f'jff^i"9  ^i^  "^^^  ^n'^t  gab  er  in  feinem  erften 
Sc!)riftmerfe  bem  33oIfe  ba§,  toaS  er  geiuounen  t)atte,  @otte§  ©nabe 
allein,  (Sf)riftu§  allein  üU  Summe  unb  Sinn  ber  ^eitgen  Schrift; 
unb  bie  Stubenten  führte  er  in  ben  55orIefungen  über  ben  Hebräer* 
brief,  bie  er  in  biefem  3at)re  f)ieit,  in  g^ortfe^ung  ber  über  ben  9lömer= 
unb  ben  ©alaterbricf,  öor  ha§'  gro^e  2()ema,  ha§i  er  if)m  gab: 
ßf)riftu§  unb  nid)t§  anbere§  foU  ber  3nf)alt  aller  Set)re  fein. 
Se^t  öeröoüftänbigen  unb  üerftärfen  fid)  bie  ^üge  feiner  (Sr* 
fenntniS;  ööüiger  meid)t  alleä  9ie(atiüe  jurütf;  ha§>  religiöfe  (Srb= 
gut  ber  3?ergangeu^eit,  ha^  er  f)erübernimmt,  tüirb  noc^  be= 
ftimmter  in  obfolute  Beurteilung  aufgenommen:  alte  g^ormen 
ert)alten  öoüiger  ben  neuen  Sut)alt,  ober  bie  alten  .püUen  fallen 
norf)  me^r  ah,  unter  beueu  ba§  S^eue  gefeimt  ()atte.  Su  fc^rofffter 
5Iu5fd)Iie^Iic^!eit  ber  ©egenfö^e.  @otte§  erwäfjlenbe  @nabe,  bie 
51tte§  wirft,  ba§  neue  iieben  öom  5lnfang  bi§  ju  feiner  5^oÜenbung. 
„SDu  Witt  erbarmen  . . .  bu  wilt  nit  anfefjen,  mie  frum  wir  feijn 
wollen,  Sunbern  wie  frum  wir  au§  bir  werben  wollen  .  .  .  ba§ 
wir  bir  nid)t'§  geben,  funbern  allein  öon  bir  nel)men  gercc^tig= 
feit,  wei§t)eit,  wal)rt)eit,  öerbienft,  gute  wer!".  „®ott  wirft  über 
unfere  ^raft,  über  bie  Sinne,  über  SSollen  unb  aüe  ©ebanfen." 
®er  aTJenfci)  ift  nid)t§  öor  ®ott.    „Sm  2}?enfc^en  ift  nid)t§,  m§> 


untrer  1517.  15 

nirf)t  9?ic^tig!eit  imb  Ölige  ift."  „®ie  Xugeuben  aller  ajceiifd^en 
finb  in  S[öirfUd)!eit  nur  Softer".  „@§  ift  bem  ^IJJenfdien  unmöglid^, 
au§  irgenbiuetd)er  ©ünbe  fid)  emporptieben." 

^(Ie§  Sid^t  fliegt  jufammen  in  ß;f)riftu§  unb  bem  Süangelium. 
S^riftuS  ift  QÜein  ber  ©runb  unferer  (Sriöfung.  ©d)ou  tritt 
jurüd  hinter  ber  2öir!ung  be§  einmaligen  Opfert  auf  ©olgattja 
beffen  tirc^Iid)e  SSiebertjolung  auf  bem  SKtare.  ßlm  in  CEt)riftu§ 
ift  9]erftänbni§  be§  ®efe^e§  unb  ber  äöei§f)eit  ®otte§."  „9?ur 
in  6t)riftu§  ift  Xroft  unb  ©rquidung."  „®otte§  SBort  ift  über 
Widern,  au^ertjalb  unb  innerhalb  oou  Willem,  öor  ^tüem  unb  nacft 
5lIIem."  „S)urd)  feine  anbere  ©eujatt  regiert  ®ott  bie  Äird)e  at§ 
burd)  ha^  SSort."  Unb  „©ott  Ujirft  auf  ben  9J?enfd)en  nur 
burd)  boig  SBort."  2)a§  2id)t  glänzt  Ijell  über  bem  ©tauben, 
unb  ööUiger  al§  bi§t)er  fammelt  Sut^cr  in  i^m  bie  ©trauten. 
©Ott  loiü  ben  9J?ann,  er  fie^t  nid)t  bie  SKerfe,  fonberu  bie  ^erfon 
an.  6r  toitl  bie  ®ntfd)Iie^ung  be§  ^erjenS.  „2)er  ©taube  ift 
ba§  Scben  be§  ^er^enS",  „ba§  Seben  in  ©Ott",  „ha§>  Seben  ber 
®t)riften."  „(Sin  gute§  ©eluiffen  ift  allein  ber  ©taube,  ber  bie 
Sünben  oergeben  loei^."  „S)er  ©taube  ift  atlein  ©otte»  SSerf." 
Sa,  „er  ift  bie  ©nabe  ©otte§  felber,  bie  gered)t  mad)t."  „?lu§ 
^erj  unb  ©ott  tt)irb  burd)  h^n  ©tauben  (Sin  ©eift".  „§l[Ieiu 
ber  ©laubc  öerbinbet  mit  ©ott".  „^ein  iiu^ereS  SBerf,  and)  nid)t 
Sßeic^te  unb  ©ebete,  fonbern  ber  ©taube  allein  mad)t  rein." 
„S)urd)  ben  ©tauben  ift  olleg  unfer:  ©ott,  6^riftu§,  ^irc^e, 
^eilige."  „^u§  bem  ©tauben  fliegt  ganj  oon  felber  bie  fittlic!^e 
2:^ätigfeit."  „Unglaube  ift  bie  größte  ©ünbe."  SSie  einfach  unb 
leid)t  ift  je^t  ba§  Seben  gemorben!  „Sluf  ein  ein^igeä  Sßert 
befd)ränft  lid)  je^t  SlUe§  —  ba§  allein  mad)t  ben  ßt)riften  üu§: 
hü§>  |)ören  be§  SBorte§  ©otte§,  ber  ©laube,"  9J?it  biefer  reid)eu, 
jufammenfaffenben  5lnfd)auung  be§  ©lauben§  fü^rt  2utt)er  jur 
öollen  .^öt)e-  ber  oolten  perjijntidjen  ©emi^^eit:  fie  ftet)t  if)m  je^t 
im  9J?ittelpuntte  unb  ift  il)m  felbftöerftänMid)er  al§  t)ort)er  gemorben. 
„Ungen}ifel)eit  ift  größtes  Übel."  „SSer  ©ott  glaubt,  ift  gan^  fi(^er." 
„@in  Sfjrift  mufe  immer  fid)er  fein"  —  „ganj  geroi^,  bo^  (5l)riftu§ 
für  il)n  eintritt."  „9iJiemat§  fann  ber  gottgegebene,  perfönlic^ 
gettiiffe  ©laubc  au§gelöfd)t  luerben,  fo  ftienig  tt)ie  ba§  ©onnenlid)t 
üou  irgenbroeld)en  ©türmen."    S)amit  lüirb  aud)  unfere  ^^Irbeit 


16  3o^flii"£^  ^ictev, 

un§  firf)er.  „^ie  tun  übel",  bamit  tüeift  ei  auf  bm  Slpoftel 
^aulu§  unb  juglcid^  nimmt  er  ein  SBort  bes  ^eiligen  S3ern^arb 
auf,  „bie  i^re  ©ebete  unb  ©tubien  oerad)ten  unb  a\§>  unfic^ev 
üermerfen".  5(u§  foId)en  ©laubenben  be[tet)t  bie  Ä'irdje.  „9^äc^t5 
^u^ereg  unterfdjeibet  bie  G^riften  öon  einonber,  nur  Qn^Q 
unb  ©eiuiffen."  ©erabe  in  ben  ©aframenten,  bie  bie  ©naben* 
tiert^eij^ung  ßt)rifti  barbieten,  geigt  fid)  ?Irt  unb  Äraft  be§  (Glauben?. 
S)enn  „ba§  Saframent  ujirft  nur  benen,  bie  in  oodem  ©tauben 
i;erantreten."  Unb  über  StUem  in  ber  Äirc^e  i[t  ber  ©taubenbc 
frei  geworben,     „©taube  i[t  grei{)eit,  ^üt)nt)eit." 

2Ber  fo  über  fid)  fetber  emporgetjoben  toorben  ift,  ben  eradjtet 
©Ott  a(§  feiner  ©emeinfd)aft  nuTt,  ben  fieljt  er  al§>  gered)t  an. 
S)er  9}?enfd^  ift  eg,  um  nun  gerecht  ju  njerben,  um  in  bie 
©emeinfd)aft  mit  ©Ott  (jineinäuiuadjfen  burc^  ©rfüüung  feine» 
SBiüeng.  .^oc^  in  unenblidjem  §(bftanbe  fiet)t  er  ©Ott  tjor 
fic^.  S)er  Siebe  gu  ©Ott  ftet)t  ha^  anbere  gegenüber:  „2)ie 
©otteefurd)t  ift  ber  f)öd)fte  ©otteSbienft."  3n  ber  .§ö§e  bes 
©laubenS  oetmögen  n)ir  nid)t  bauernb  in  biefem  Seben  gu  bleiben. 
„SDer  ©taube  ift  ba§  ©c^werfte,  ftiag  e§  gibt."  S;ie  Unt)oII- 
!ommen^eit,  ber  ©elbftfinn  ^ie^jt  un§  fjerab.  „Sr)ie  fdjmere  5lrbeit 
be§  ganzen  Seben^  ift  e§,  biefen  ^'ampf  ju  fämpfen."  „@§ 
mu^  be§  (5t)riften  einjige^  5Bemül)en  fein,  tägli(^  biefem  Seben 
abjufterben",  an  feinem  eigenen  5tönnen  ju  oerjUJeifeln,  um  ©otteg 
geirife  ^u  fein.  @o  ift'§  in  biefer  S)oppeI{)eit  unfereS  Seben^ 
eine  fortbauernbe  Spannung:  „jttJifdjen  |)immel  unb  (ärbe  fc^roebt 
ber  ©täubige,  n)ie  ein  SIbbilb  be§  ©efreujigten."  ©§  ift  ein  fort* 
tt)ät)renbe§  S'Jeuanfangen;  ein  ftetige§  SBerben  ift  ba^  Stiriften* 
tum.  9(Zid)t§  aber,  ttjas  un§  fo  förbert  tt)ie  bas  Sc^loere.  S)er 
göttlidje  Sßiberfinn  mu^  un»  6rlebni§  trerben,  um  fic^  un§ 
als  t)öd)fter  Sinn  alleS  £eben§  gu  erfdilieBen.  ©erabe  ta^ 
!Sd)redIid)e,  and)  ber  2ob,  ift  als  Übung  un§  gegeben.  Subelnb 
wirb  ba§  Qid,  ha^  §i3d)fte,  ba§  fieben  gepriefen:  „5)a§  Seben 
ift  ©otte§  eigentlid)e§  SSerf",  jubelnb  ber  Sieg:  ber  Xob  ift 
übertt)unben;  nic^t  fürdjten,  oieImei)r  toünfdien  foü  it)n  ber  (5t)rift; 
bann  roirb  er  frei  oon  ber  ©ünbe  unb  @ine§  mit  bem  Sioigen. 

SBie  prälubieren  f)ier  ©ebanfen  unb  SSorten  fpäteren  ©tic^=- 
lüorten  unb  §auptfc^riften  Sut^erS!    Unb  ttjie  ift  f)ier  bie  geiftige 


Sut^er  1517.  17 

IReligion  be§  ^er^enS  unb  ber  [ittlidjen  SebenSarbeit,  ber  perjbn* 
Iid)en  ©emeiufc^aft  mit  bem  Sroigeii,  bie  großen  S^ötjet  be§  2eben§ 
in  fid)  Qufne^menb  unb  auflöjenb,  auf  fid)ere  unb  einfnd)e  ®runb= 
jüge  jurüdgefü^rt! 

3e  mef)r  2ulf)er  bie  üolle  innere  (Sid^erf)eit  gett)onnen  t)at 
unb  bie  §üf)e  feiner  5lnjd}auung  erreidjt,  befto  umfaffenber  unb 
flarer  [teigt  oor  it)m  bie  2BirfIid}feit  be§  £eben§  auf  unb  befto 
beftimmter  feine  ^flid)t  an  ba§  Seben.  ©tetig  ^at  fid)  ber  Um- 
frei§  ber  SBirflic^teit,  feit  er  fie  ^eranju^ie^en  begonnen  t)atte, 
ertüeitert.  ®r[t  maren  e§  bie  Wönä}^  unb  ba§  Älofterleben, 
bann  bie  Äirc^e,  ^riefter  unb  ^rebiger,  2:^eoIogen,  93ifd)öfe, 
auc^  bie  ^äpfte;  baneben  bie  Quriften,  bie  dürften,  unb  frü^e 
fd)on  hü§:  Sjolf,  bie  fiaien:  über  ben  fird)lid)en  SJJifeftänben 
lüerben  and)  bie  ber  3^it  überhaupt  fiditbar,  im  i3ffentlid)en 
tüic  im  ©inäelleben,  and)  bie  ©egenfö^e  in  ben  njirtfd^aftlidjen 
SBer^ältniffen.  (Srftauntid)  fein  S3Iid  für  bie  SSoIfgfeelc,  ha§ 
5ßolf Sieben  unb  feine  9^öte,  unb  umfaffenb  bie  grünblidje 
^rfa^rung,  bie  er  über  ßtofter  unb  ^^irc^e  getnonnen  ^at.  Sluc^ 
geograpt)ifd)  ^at  fid)  ber  S!rei§  über  Sßittenberg  unb  feinen  Orben§=^ 
bewirf  ^inau§gefd)oben:  ?Jorb=  unb  ©übbeutf erlaub,  Stolien,  9ftom 
unb  SSenebig,  »irb  über  bem  .^ori^onte  fid)tbar.  ®ie  '!pt)t)fio- 
gnomien  anberer  SSöIfer  bliden  t)erein.  Unb  je^t  tcadjen  bie 
®efd)ef)niffe  vergangener  Sat)i"e  auf,  aud)  feine  (Sriebniffe  in  Sf^om. 
2)ie  früf)eren  (Srfatjrungen  merben  it)m  je^t  üerftänblid)  im  großen 
3ufammen{)ange.  ßut^er  gewinnt  ben  3uföntment)ang  feiner  (är- 
lebniffe  unb  bie  (Sint)eit  feines  äußeren  unb  inneren  SebenS. 

ier  2:on,  t)ell  wie  ber  5l(ang  feiner  ©timme,  öon  Einfang 
an  fc^on  fdjarf,  mirb  fd)ärfer.  Sßirb  anfänglid)  nur  ollgemein 
gcfproc^en  unb  wirb  ha§>  einzelne  —  oft  überfdjarf  —  öer= 
allgemeinert,  fo  wirb  auf  beftimmte  ^erfijnlid)teiten  mit  öoüer 
®eutlic^!eit  {jingegeigt;  ber  ^ranbenburger  ^öifc^of,  ^lerjog  ©eorg 
öon  ©ad)fen  werben  mit  S^Jamen  genannt,  wie  and)  ^apft 
3uliu§  IL,  ber  ©eWaltige,  ber,  wie  furd)tbar  er  if)m  and)  erfd)ien, 
tion  it)m  nid)t  weicht;  ja  2utf)er§  eigener  prft  wirb  et)rfürd)tig, 
aber  bod)  mit  peimut  erwähnt  unb  mit  fritifdjem  SBorte 
ht'Oa&it  @d)on  ruft  er  bie  Saien  ju  ^m^m  gegen  bie  tird)en= 
männer.     ®ie   (Schärfe    be§   Urteils   fteigert   fidj    ä«   sovnigem 

Sdir.  58.  f.  m    36,1.  2 


18  3o^ö""f'5  gicfer, 

S3erbiftc:  ißolf^ucrfüfjrer  ^ei^en  ^riefter;  ^apft  unb  Sijctiöfe 
fü{)ren  ha^^  SSoIf  auf  Irrwege,  ab  oom  watjren  ©otteSbienftc. 
W\t  ooller  ÄIar()eit  fteigen  bie  großen  örunbgebanfen  {)erauf: 
bie  abfohlten  9J?afe[tQbe  and)  gegenüber  ber  2öirflid)feit.  2)ic 
Sonne  be§  2Borte§  ©ottes  i[t  öerbnnfelt  nnb  mlrft  nidjt  mef)r 
Qt§  nngebrod)ene  Äraft  in  ber  Äircfie.  2)ie  2Bat)r^eit  ift  oon 
ben  9J?enjd)en  jelbft  öerfümmert  ttjorben  mit  ben  nngejätjUen 
fird^tidjen  ®eje|en  nnb  Statuten,  bcren  bud)[täbli(i)[te  S3efoIgung 
öerlangt  njirb.  „ßaroen  nnb  ^uppenn^er!"  ijat  man  ftatt  be§ 
®otte§n)Drt§  anfgeric^tet.  3^amit  ift  bie  Siebe  ücrtoren  gegangen. 
Tlit  fnrditbar  fd)arfen  SBorten  [traft  fintier  bie  ^riefter,  „beren 
gefalbte  §änbe  gegen  et)ri[ten  bie  SBaffen  fü{)ren,  mit  einer 
^xiegsront,  bie  fd)(immer  ift  al§  ©ift".  Xer  frieg§fnrc^tbare 
^apft,  ber  bie  9Reid)e  ber  6f)riften^eit  gegen  einanber  füt)rte,  ift 
e§  mieber,  ber  oor  if)m  ftel}t.  !3^ie  Suben  öerbrennt  man,  bie 
fic^  am  Saframente  »ergriffen  fjaben,  aber  „fiebenmal  mef)r  finb 
jene  be§  ^euerS  unb  jeben  ^obe§  mert,  bie  bie  (It)riftent)eit  fo 
tenftifc^  nerfolgen".  „3^iefe  33ifd)öfe  finb  nielmefjr  au§  ber  Sc^ar 
ber  Dämonen  genommen  unb  ftet)en  a(§  Dämonen  gegen  (Et)riftu§ 
unb  bie  ßf)riften."  Über  bie  Äirrf)enpflid)ten  ert)cbt  er  bie  ein* 
fad)en  fittlid)en  ^flid)ten  ber  Siebe:  erft  ben  Seinen,  bann  ben 
Firmen  geben;  „je|t  freilid)  gibt  man  met)r  für  tote  Steine  nnb 
§oI§".  er  felbft  nimmt  feinel  SöoIfeS  fid)  an.  2Bie  er  für 
arme  Stubenten  bittet,  fo  lüenbet  er  fid}  freimütig  an  ben 
^iirfürften  mit  ber  Sitte,  eine  beabfic^tigte  Steuer  bem  ^solfe 
nic^t  aufzulegen;  er  weift  iJ)n  an  ®otte§  SBillen. 

9fJid)t  weniger  fd)ümm  aber  ift  in  ber  (E^riften^eit  bie 
2aut)eit,  bie  |)albi)eit,  bie  Setbftgenügfomfeit  unb  Setbflfid)er()eit 
©Ott  gegenüber.  58on  5Infang  an  ^at  2utt)er  jornig  ununter= 
brod)en  mit  ber  üoUen  Sd)ärfe  gegen  bie  Selbftgered)ten  unb 
bie  (Sigenroeifen  gefprod)en,  im  .'pijrfaal,  auf  ber  ßanjel,  je^t 
in  feinen  Sd)riften.  Sa,  ba§  ift  bie  größte  ®efaf)r.  ®a§  ift 
ber  Ütnin  ber  ^ird)e.  ®ott  mitt  bie  ^erfönlid)feit  ganj,  ha^ 
ganje  ^er^  in  üoller  freubiger  (Sntfd)Ioffen^eit,  er  will  ba0 
ganje  Seben.  ®ie  Äirdje  aber  t)at  fid}  felbft  mit  fd)roerer  Sc^nlb 
t)ieran  belaben:  fie  f)at  e§  ben  et)riften  gu  Ieid)t  gemadjt  unb 
fie  trögt  felbft  in  it)rem  Sf^nbe^uftaube  unb  in  \i)vtx  .f)errfc^aft 


Satter  1517.  19 

auf  @rbeu  bie  ^eid)eii  an  firf),  bie  auf  bic  le^te  Verfolgung  ber 
^ird;e  f)iubeuteu,  benn  „^oU  (Sf)ri[ti  fein,  t)ei^t  bielme^r  SSer- 
bannung,  Sterben,  (Sdjanbe  tragen  muffen". 

SBie  fc^arf  audj  ha§>  Urteil  gelüorben  ift  unb  wie  frei  er 
fid)  aud)  üon  alleu  ^infeeren  lüei^,  £utt)er  t)at  bo(^  nid)t  einen 
©ebanfen  ge()abt,  bie  5lirdje  felbft  anjutaften  ober  fid)  in  @egenfa| 
5U  it)r  ju  fteflen.  (Sr  betrad^tet  fid)  al§  gebunben  an  bie  Gebote 
unb  ©inridjtungen  ber  ^'ir^e,  an  bie  ©elübbe,  in  9{d)tung  oor 
bem  gefd)id)tlid)  ©eiuorbenen  unb  allgemein  ©ültigen  unb  in  ber 
Siebe§pflid)t  ber  9iüdfic^t  auf  bie  anberen.  S)ü§  ©aframent  ift 
i^m  „Xroft  unb  @egeu§mittel  in  jeber  Stnfei^tnng".  „(St)riftu§ 
fommt  tägUd)  im  ©atramcnt  ^u  un§  unb  ift  unfere  täglid)e  ©peife." 
2)ie  3Sorred)te  ber  ^riefter  beftetjen  ju  9xed)t:  „fie  finb  bie  Slugeu 
be§  §errn,  bie  bie  ^irc^e  leiten  unb  bie  fidj  burd)  l^öt)ere 
.'peiligfeit  unb  ®ered)tigfeit  auS^eidjnen  foüen."  (gr  t)ä(t  feft  an 
ben  ^eiligen  unb  rüt)mt  i^re  2Bid)tigfeit  für  ha^  fromme  Seben. 
(Sr  ermahnt  jum  93efnc^e  ber  orbentlic^en  ^farr!ird)en  unb  ®otte5i= 
bienfte.  9'tid)t  ein  Söort  gegen  bie  9fieliquien.  Sa,  ©ebulb,  t)erau§* 
tt)ad)fenb  on§  bem  unbebingten  Sßertrauen  auf  bie  2öir!ung  be§ 
@otte§iuort§,  milbert  aümät)Iid)  h^n  brängenben  (Sifer  be§  fd)arfen 
'ißrebigerg.  @r  fennt  anS'  genauefter  ©elbftbetrad)tung  9J?enfd)  unb 
Seele;  er  mei^,  U)ie  langfam  bie  SJJcnge  geiftige  ©ebanfen  ergreift 
unb  nur  (Sd)ritt  für  Schritt  großem  ßi^^e  äugefüi)rt  merben  fann. 
jDie  er5iet)erifc^e  5ßirtung  be§  @otte§itiorte§  oerlaugt  ^dt  Unb  fern 
ift  er  oou  allem  Sd)U)örmertum.  (Sr  Ijat  immer  bie  Solfgfird^e  oor 
5lugen  gel^abt.  3)en  @ebanfen  einer  äußeren  Sbealfirc^e  meift  er 
al§  f)äretifd)  ab.  S^nt  fte^t  gon^  au^er  ^rage  bie  Unumgönglid)feit 
unb  Srrtumslofigfeit  ber  ^ird)e.  ^ie  .ßird^e  beruft  jum  ^rieftertum. 
2)a§  3lmt  ber  Sef)re  be§  @oangeüum§  ftet)t  nur  ber  ^irc^e  ^u,  unb 
ma§  er  fc^on  früt)er  Qu§gefprod)en,  mieberI)oIt  er  mit  oÜer  i8e= 
ftimmtt)eit:  „au^er^alb  ber  Äird)e  ift  feine  53u^e  unb  Sßergebung." 

®ie  Uebereinftimmuug  mit  ber  Äird)e  unb  it)ren  2;t)eoIogen 
be§  ?lltertum§  ftellte  er  auebrüdlid)  feft,  al§  er  je^t  ben  Äompf 
gegen  bie  ^eil§let)re  ber  fd)oIaftifd)en  X^eologie  auf  bie  §ö^e 
füt)rte,  in  ber  er  ba§  fd)roerfte  |)inberni§  für  bie  5;;^eo(ogie  unb 
bo§  |)eil  ber  93rüber  unb  ber  Stnbierenben  erfannt  t)atte.     Sm 


20  3of}aiinc»  ?^icfev, 

^erbfte  be§  ^o^reS  bijputierte  ein  Schüler  2ut^er§  unter  jeinem 
3Sor[i^e  über  Stfjefen,  Die  bie  ©egenfätje  in  fd)roff[ter  ^orni 
einonber  gegenüberfteüen  unb  fcl)ärf[te  SSerbifte  auSjprec^en: 
iueitau§f)oIeub  unb  in  [trenger  innerer  ©in^eitlirfjteit  §ujammen= 
faffenb,  [teUen  biefe  97  @Q^e  bie  abf olute  religiöfe  23eurteilung 
ber  relotiüen  gegenüber,  bie  üu§fd)üe^lid)  religii^je  ^^eologie  ber 
mit  bem  ©runbfä^en  ber  antifen  ^f)iIojop{)ie  üerroacfiienen 
icf)ota[tifd)en :  bie  Unfreit)eit,  93o§f)eit  nnb  Unfäfjigfeit  be§  menjc^* 
ürf)en  2öi(Ien§;  bie  Önabe  ®otte§  in  ooller  ^bfolut^eit,  aüe§ 
mirfenb:  bie  unfe()lbare  unb  einzige  2)i§poniernng  §ur  @nabe  wie 
bie  (SrfüHung  be§  göttlicf)en  SBillens  im  fittlic^en  Seben;  bae 
au§fd)Iie§lid)e  göttliche  ßiel  im  SSillen  be§  9)^enic^en:  „@ott  lieben 
fjeiBt  fic^  felb[t  fjaffen  unb  nid)t§  fennen  au^er  (55ott",  „nur  ba« 
moßen,  maS  @ott  )v'üi."  (£§  mar  bie  erfte  gefcf)Io[fene  Darlegung 
ber  ^eif§Ie{)re  ßntt^ers.  ßutljer  mar  ber  geistige  SSater,  ja  ber 
8cf)öpfer  biefer  Xf)efen,  unb  er  [teilte  fie  unter  jeine  3]erantmortung. 
@r  t)atte  bod)  feit  feinem  cr[ten  au»fü^rlid)  begrünbeten  2(ngriffc 
auf  bie  jdjolaftifdje  i^eit§(et)re  ein  doüe»  3al)r  öerftreidjen  laffen 
unb  je^t  mieber  9J?onate,  bi§  er  5l'arl[tabt§  5(ngriff  jur  Seite  trat. 
Unb  roäi)renb  biejer  fogleid)  eine  iiffentlidje  Disputation  oerlangt 
i)atte,  üermies  2utt)er  bie  ^2(u§einanberfe|ung  in  bie  afabemijc^en 
©djranfen.  5lber  mit  ben  ausgereiften  ©ä^en  feiner  8c^u{e,  feiner 
Prägung  trat  er  jelber  bar  über  I)inau§.  3Ba§  ^ier  §ur  3^ert)anblung 
ftanb,  ging  fi^on  lange  nid)t  metjr  allein  bie  SSittenberger  Uuioerfität 
an.  (Sr  öerfanbte  bie  STbefen  an  anSmörtige  ®elet)rte:  and)  feinen 
alten  £e{)rern  in  (Srfurt  legte  er  fie  gur  Prüfung  üor  unb  [tetitc 
fid)  felbft  bereit  über  [ie  ju  biSputieren,  fei  e0  auc^  i^ffentlic^  unb 
fei  c§  in  (Srfurt.  (5§  mar  im  September  1517.  g-reubiger  2Sieber= 
fjall  antmortete.  „Erneuerung  ber  2t)eotogie  (Et)rifti,"  flingt  e§ 
aus  ©übbeutfd)(anb  gurücf.  SOJan  fie^t  bQ§>  ßiet  fdjnn  t)or  ftc^. 
iJhir  nod)  9)Jonate  unb  Sntf)er  ^atte  erreid)t,  ma§  ber  §umani§mu§ 
nid)t  t)atte  burd)fe|en  fönnen:  bie  Ummanblung  be§  Unioerfttöt§« 
unterrid)t§  in  SBittenberg,  [tatt  ber  nun  t)ier  abgetonen  Sc^olaftit 
bie  33ibel,  bie  f)umani[tifd)en  ©tubien.  dloä)  im  grüt)iat)r  1518 
mürbe  9)JeIand)tt)on  berufen.      > 

9Znr   nod)   einige   2Bod)en   —   fd)on   ber   fotgenbe   9)ionat 
bradjte   baS,   mo^u   jene  Xtjefen  bie  ^orauöfe^ung,   ©runbloge 


Üut^ei-  1517.  21 

uiib  9fta[}inen  uub  tuo^it  [ie  ba§  SSorfpiet  geiöorben  fiitb,  uiib 
bomit  beu  ?Uifrf)(uB  ber  ©ruiibleguucj,  bie  f{(^  t)ier  öoH^og.  S)ie 
95  (Streitfä^e,  iiidjt  nur  jeineg  ®ei[te§  SBerf,  aucf)  jeiiier  §anb 
unb  gescidjiiet  mit  feinem  eigenen  S^camen,  nid)t  für  ben  ^örfaal, 
fonbern  für  bie  töiffenfd)aftU(f)e  £)effentlic()feit  beftimmt;  unb 
nid^t  in  (Srfurt  —  in  SBittenberg,  auf  feinem  eigenen  Soben  fteflt 
ßuti)er  ficJ)  ju  Siebe  unb  ©egenrebe:  „einzig  unb  aUein  fud)te 
Id),  hü^  bie  2öaf)rl}eit  üffentlid)  fnnbgetan  merbe." 

jDie  ?(bla^prebigten  für  ©t.  ^eter,  bie  an  ben  ©renken 
®ad)fen§  gef)Qlten  nnirben,  Ijatten  bie  g^eftfe^ungen,  bie  ber  ^arbinal 
uon  äliain,^  gegeben  fjotte,  bi§  in§  ungemeffene  üergröbert  unb 
fc^mere  S3eunrnt)ignng  erregt,  mie  and)  ha§>  5luftreten  be§  ^rebiger» 
felbft  grünes  3(rgerni§  tjerüorgerufen  l)atte.  (Sd)on  Seigre  juüor 
()Qtte  Suttjer  geflagt,  ha^  burd)  bie  ?(b(öffe  ber  3Beg  jum  i^immel 
ju  Ieid)t  gemad)t  merbe.  (5r  !ommt  bann  ftetig  baranf  gurüd, 
unb  fein  Urteil  über  bie  Slblöffe  njirb  jufef}enb§  fritifdjer.  Tlit 
fc^orfen  SBorten  ftrnft  er  ^apft  unb  Sifd}i3fe,  boB  fte  lier= 
fd)lr)enberifd)  ©neben  geU)ät)ren  unb  bo^  fie  fie  um  @elb  geben  — 
5?erfüt)rer  be§  Sßolfe§  finb  fie.  (Sr  iuarnt,  bn^  bie  3lbläffe  nidjt 
bie  Urfad^e  für  ben  Ä'reb§fd)aben  ber  (5t)riften{)eit  inerben,  ber 
eelbftfidjerljeit  unb  9tQd)lQJfigfeit.  ©ie  finb  jebenfallS  eine  fd)n)ere 
(SJefaljr.  (Sr  fiet)t  bie  fdjtimmen  folgen  beim  33oIfe.  ®en)iffen§= 
pflidjt  gebot,  gumal  öiele  barum  gebeten  Ratten,  n)ieberI)olt  ben 
"?lblQ^  üor  ber  ©emeinbe  in  ber  ^rebigt  ju  bet)anbeln.  Über 
SBittenberg  t)inQU§  lüieS  il)n  atsbolb  biefelbe  ^ftidjt.  SBir  ^i)ren 
Don  feinem  9J?anne  ber  Äird^e,  ber  jenen  Stbla^prcbigten  entgegen' 
getreten  luöre.  Qu  £utl)er  famen  bie  5^Iagen,  and)  üon  ausmärtS, 
man  »erlangte  fein  Urteil;  er  f)örte  auc^  fritifdje  (Sinu^ürfe  öon 
ßaien,  ja  rüdfid^tSlofe  ©timmen  über  ben  ^apft.  Sn  ben  ©ä|en 
ber  Slbla^prebigten,  n)ie  fie  il)m  berid)tet  tunrben,  tjörte  er  ba§ 
©djlimmfte,  unb  fd)tt)erfte  5luftö^e  gab  bie  5lntt)eifung  be§  Srj^ 
bifd)of§  Stlbred)t  felbft.  @r  fa^  t)ier  gerabeju  Srrleljre.  Über  ber 
©eelen  ©eligfeit!  §ier  fprad)  feine  ^ftid)t  al§  S)oftür  ber 
I{)eoIügie ;  fie  fprad)  umfo  ftärfcr,  aU  er  öiele  Unfic^er^eiten  unb 
SSiberfprüc^e  ber  fdjolaftifc^en  3:t)eoIogie  in  ber  ?lblafelet)re 
feftfteflte  unb  bie  je^t  oerbreitete  2;t)eorie  unb  ^raji§  in  öoEem 
(^egcnfa^e   ^u   feinen   eigenen  ?lutoritäten   erfannte.     Unb   ha^^ 


22  gi^^anues  %idn, 

tuurbe  al§>  fe[t[tef)enbe  Se'^re  üerfünbet !  Unb  auf  jotd)  Unficl)ere§ 
grüiibete  fic^  ^eil§[idiert)eit!  (Sr  felbft  ^otte  bie  Unftrf)erf)eit 
fd)on  fd)tt)er  empfunben.  Sr  braudjte  lt}ifienfc^aft(trf)e  unb  religiöfe 
Älari)eit  um  feiuetlüiüeu,  aber  aucf)  um  jeiueu  |)örern,  ber  SSittcu- 
berger  ©emeinbe,  ber  Öffeutlid)feit  Älarfjeit  gu  geben;  ber  ^rofeffor 
unb  ber  ^riefter  —  ber  9?e[ormator  muJ3  ^lar^eit  jd)affeu.  ©o 
jc^ritt  er  auf  bem  SBege  ber  §eil§erfenutui§  lüciter.  (Sr  f)ot  aud} 
biefen  ©d)ritt  mit  jorgfältigfter  Überlegung  unb  nur  ua^i)  genauefter 
5ßorbereituug  getan.  Sauge  t)atte  er  einft  gejud)t  mit  ganzer 
©eele  unb  in  j^arfem  9?ad^benfen,  bi§  fid)  i^m  in  (Sinem  «Sinne 
bie  f)eilige  Sdjrift  gan^  auffdjtof?  unb  bem  um  ha§>  §ei(  9f?iugeubeu 
frotje,  feiige  ^(arf)eit  gab.  Sauge  fd)ob  er  je^t  fein  S3ort)abeu 
I)iuau§.  Über  ein  Sa^r  ^urüd  liegt  eine  Darlegung,  bie  er  über 
ben  5lbta^  gegeben  ^at.  (5tngef)eube§  fortgefe^tes  ©tubium  läfet  fid} 
an  beu  S^^efeu  erfcnuen.  @r  bereinigt  in  i^uen  eigene  58el)auptuugeu 
mit  ben  ©ö^eu,  O^ragen  unb  Sebeufeu  früljerer.  ^a§  ®efüt)l 
feiner  ^Verantwortung  pit  i()u  ab,  gültige  Set)auptungeu  auf= 
aufteilen.  (5r  befd)reitet  btn  SBeg  ber  S)i§putatiou.  Sie  ©ö^c 
eutl)alteu  ebenfo  tI)eoIogifd)  Set)rmäBige§  ül§  33el)auptungen  aue 
ber  fird)Iic^en  ^ißraiiS.  ©ie  alle  follen  erft  bon  beu  ®elet}rteu 
in  iwb  nal)e  Sßittenberg  geprüft  luerbeu,  anerfauut  ober  beftritten, 
um  banac^  au§5ugel)en  ober  ju  üerfdjiuinben.  dli<i)t  für§  ^^olf 
finb  biefe  übfic^tlid)  fc^mierig  geformten  unb  fdjarf  jugefpi^teu, 
f(^roffft  gegeufä^Iid)en  Iateiuiid)eu  ©ätje  bcftimmt  geioefen.  §Iber 
bod)  beftimmt,  bem  SSoIfe  unb  ber  gefamteu  ^ird)e,  aud)  bem 
^^apfte  ju  bienen.  ?lu§brüdlic^  rufen  fie  bie  üerfc^iebeuen  ©tönbe 
in  ber  ^irdje  auf,  benen  bie  ©orge  für  ha^^  SSoI!  befoljleu  ift: 
^apft,  S3ifd}öfe,  Pfarrer,  ^I)eoIogen.  Unb  in  mudjtiger  &Uid)^ 
förmigfeit  folgt  ©at^  auf  ©a^,  moriu  bie  S^rifteu  beleljrt  merbeu 
muffen.  Sa§  le^te  ßiel  ber  %i}z\m  ift  bodi,  feftsuftellen,  ma§ 
uot  ift  in  ber  ßl)riftenf)eit  5U  miffeu  unb  ^n  tun  in  ber  ^rage 
be§  ©eelcnl)eil§,  fomeit  bie  9(bläffe  bamit  feft  öerflodjten  worben 
toaren. 

9?id)t  ein  9fieformation§programm  Ujie  ^luingtiS  erfte  XI)efeu, 
ein  53au  oom  gninbament  bi§  jur  ©pi^e  fertig  geführt,  aud) 
uid)t  eine  glänjenbe  2)arfteIIuug  ber  reformatorifdjeu  Se^re,  loie 
6aIoiu§  erfte§  t^eoIogifc^e§  SScrf  —  biefe  tjartgepauäerten  ©ä^e 


iiüüjn  1517.  23 

£utf)er5  t)a6eu  ein  ganj  befonbere§  X^ema:  üou  ber  SBirfung 
bes  ^blafjeg. 

S)ie  äürnigen,  au§  beforgtcm  unb  empörtem  ©eroiffcn  ge= 
fprüd)enen  ©öl^e  gegen  ben  51b(aJ3t)anbeI ,  luie  gegen  bie  babei 
üerbreiteten  Seiten  [inb  niemals  ganj  uerflungen.  5lm  ftärfften 
fdjtagen  [ie  jnfammen  in  jenen  Söorten,  bie,  au§  inner[ten  Xiefen 
bringenb,  tuie  fdjiuere  et)erne  ©d)läge  üon  ©turmgtoden  tlingen. 
„3n  ©roigfeit  iuerben  bie  mit  it)ren  9J?ei[tern  oerbommt  tüerben, 
bie  burc^  5(b(Qfebrie[e  firf)er  ju  fein  glauben  it)rer  ©eligfeit." 
„§üten  foll  man  fid)  feljir  üor  jenen,  bie  fagcn,  jene  5lblüffe  beS 
^^ap[te^3  feien  jene  unfd)ä^bare  ®abc  ®otte§,  buvc^  bie  bei-  9J?enfdi 
mit  ©Ott  üerjötint  luirb." 

2)er  Slbla^  i[t  auf  ein  fel)r  geringe^  d)la^  eingefdjiiinft. 
§Xber  i{)n  fetbft  läBt  Sut^er  nod)  gelten,  auc^  feine  S^erÜinbigung, 
er  fpric^t  nid)t  gegen  ba§  gegfeuer.  ?tu(^  be§  ^ap[te§  ^bla^= 
gelualt  grenzt  er  [tar!  ein.  '^od)  t)ält  er  and)  i()re  Seredjtigung 
feft,  felbft  in  if)rer  SBirtung  auf  ha§^  g^egfeuer.  Slber  bie  abfoluten 
SO^a^ftübe  finb  gro^  unb  flar  aufgerid)tet.  ©egeu  alle  8elb[t= 
fidjerljeit  im  eigenen  Zun  unb  äußeren  SSerte  "oa^)  gan^e  Seben 
einer  inneren  unb  äußeren  Unnuonblung  burd)  ba§,  \m§>  @ott 
uiirft  unb  fdjirft,  i[t  bie  t)üt)e  gorberung.  SBcnn  t)ier  üon  ber 
red)ten  93ufte  gu  reben  luar  —  ha^  letzte  SSort  ber  "Sfiefeu  i[t 
bod)  hü5  be§  @Iauben§,  unb  baö  erfte  SSort  ber  S^ljefen  ift :  Unfer 
§err  unb  ^JJJeifter.  SsaS  Soangelium  leudjtet  in  feiner  unbebingten 
^oI)eit  unb  ©emi^^eit  über  51üem:  ®otte§  ©nobe,  bie  allein 
unb  umfonft  @ünbe  üergibt.  SDa§  anbere:  oberfteS  Ü^cdjt  unb 
^fUc^t  ber  2iebe§mer!e  an  bie  S'Jäc^ften  gegenüber  allen  anberen 
äöerfen.  5)ie  SBaljr^eit  unb  bie  Siebe!  3)amit  ^ebt  fidj  ba?^ 
allgemeine  ^rieftertum  empor  —  bie  Saien  treten  in  gefdjloffeuer 
Üteilje  bal)er,  fragenb,  tro^ig  5lntmort  t)eifd)enb;  fie  Der  langen 
il)r  9ied)t  in  ber  Äirc^e  unb  forbern  begrünbenbe  Selel)rung  [tatt 
bloßer  ?lutoritöt:  perfi)nlid)er  ©lanbe! 

2lod)  [tet)en  f)ier  Pfeiler  ber  ererbten  firc^lic^en  Üieligion 
9Jo(^  rü^rt  2utl)cr  nid)t  an  fie  felber.  5(ber  fein  geiftiger  9Zeu= 
bau  ift  fd)on  meitergefül)rt,  feine  Unterbauten  unterfangen  fd)on 
bie  ^feilerfunbamente.  9?od)  ift  e§  i^m  felbft  verborgen,  fo  loie 
bergan^ielienb  SJiorgennebcl  ben  emporfteigeuben  SBanberer   nur 


24  ^o:^anne£i  ^idcx, 

^ufamnien()ant3(ofe  Steite  in  ber  Xiefe  f(i)Queii  loffeu.  Stber  ^ier 
waren  c»  nid)t  nnr  Se^rmeinnngcn  jdjolaflijcljer  STfieoIogen,  bie  er 
,^ur  ©rörterung  [teilte,  nid)t  blofe  bie  gerobe  in  feinem  Orben  öer= 
breiteten,  bie  bamalg  aud)  q(§  bie  offi^iöfen  ri3mifd)en  galten, 
jonbern  ©tücfe  be§  firdjlid^en  ßeben§  unb  ber  firc^lidjen  Sfteügion 
felber.  9^id)t  bIof5  bie  58ered)tigung  be§  5tbla[je§  für  ben  San 
ber  'ipeter^tirdje  nnb  bamit  bie  bifd)i3flid)e  nnb  päpftlid)e  ^lutorität, 
nnter  ber  jener  uerfiinbet  lüurbe,  ©ä^e  ber  Vlblafeinftruftion  @r5= 
bifc^of  SUbrec^tä,  ja  pöpftlidie  Set)rentfd)eibungen  felbft  nnb  bie 
Si(i)ert)eit  ber  päpftlid^en  ©nabenfpenbung  inaren  f)ier  imßweifel  ge« 
gogen  in  ganj  fategorifdjen  23e^anptnngen.  2ntf)er  lunfete  au§  SSort 
nnb  Sitb,  bo§  Eingriffe  onf  ben  5tbla^  öon  bem  ®eiüät)r§mann  ber 
^bläffe  in  feinem  Drben  af§  XenfelSiüerf  gebranbmarft  waren, 
nnb  bie  SSarnnng  öor  bem  Slblaffe  mn^te  ben  foftbaren  ©c^a^ 
ber  ©d^Iopird)e  unb  feinen  fürftlidjen  §errn  felbft  treffen.  @r 
aber  tritt,  feiner  ^flid)t  folgenb,  mit  ben  Xf)efen  üor  bie  fird)nd)e 
©elualt  felber:  feinem  oberften  ifird)Iid)en  SSorgefe^ten  in  S)eutfc^=' 
(anb  felbft,  bem  Siräger  be«  ?(bl'affe§,  überfd)idt  er  feine  ©ö^e, 
e{)rerbietig  bittenb,  ba^  bie  Slblaf^prebigcr  geljolten  weroen  foflen, 
anberg  jn  prebigen.  ^ffid)t  be§  iBifd)üf§  ift  e§,  hü§i  (Soangelium 
nid)t  fdjiueigen,  fonbern  reben  3u  laffen.  Sie  (Srfüünng  ber 
'Aufgabe,  bie  Suttjer  fid)  gegeben  fai),  t)at  begonnen.  ®a§  gibt 
i^m  über  alte  3'^^'!^^  ^inweg  bie  oolle  ©eroi^tieit.  Sie  alte 
Generation  mirft  i(}m  ^ermeffentjeit  unb  ^oc^mut  üor.  3n 
fdjweren  inneren  kämpfen,  bie  it)n  auf's  [tärffte  immer  mieber 
erfc^üttern  füllten,  f)at  er  bod^  bie  Slntroort  gefunben.  ©r  lueift 
auf  (5f)riftn§,  bie  9J?ärti)rer  unb  bie  großen  2et)rer  in  ber  Ä1rd)e 
—  „luann  tjat  je  ba§  9^eue  in  ber  SBett  nid)t  ben  ©d)ein  ber 
^-öermeffen{)eit  tragen  unb  bie  SSerfoIgung  bnrd)  bie  ?(nt)änger  be§ 
^^Uten  leiben  muffen?"  „SBenn  hü§:  SBerf  aus  Gott  ift,  wer  wirb'S 
Ijinbern?  SBenn  e§  nid)t  au§  (Sott  ift,  wer  fann  eg  fcirbern?" 
@ro^e  STat  mad)t  innerlid)  frei,  g^rei  geworben  ift  er  innerlid), 
fo  nennt  er  fic^  felbft  in  feinen  Unterfd)riften,  aber  jugleid):  ge= 
bunben  unb  tned)t  be§  SBittenS  ®otte§. 

Sie  gortfe^nug  be§  SSert'eS  gab  bie  üolle  33eftätigung.  Sie 
S^efen  famen  gang  gegen  feine  51bfid)t  Dor  bie  Öffentlidjfeit  ber 
gangen  ^irdje,  andj  ber  Saien.    9^ad)brude  würben  oon  Öeipjig, 


Üutt)ev  1517.  ■^''> 

9Jürnberg,  ^ojel  au§  nerbreitet.  ß^f^iwioi^^Ö  ^^i"  ^^"^  fti^*J"9ft 
firc^Iid)=!onferüatiöen  Greifen,  .ficr^og  ©eorg  öoit  (Sac^fen  fc^Iug 
bem  93ifd)of  üon  SJ^erfeburg  t>or,  um  bie  armen  ßeute  oor  ^e|e(§ 
treiben  ju  loarnen,  in  bem  er  93etrug  \ü\),  £utl)er§  ^()efen  an 
uielen  Orten  anfd)Iagen  ju  (äffen.  ^Qtf)oItfd)e  5iird)enmänner 
rü{)men  ben  n)al)ren  ©ifer  um  bie  9?eIigion,  qu§  bem  Sut^er  ba§> 
SBerf  begonnen  i}übc,  ober  übernehmen  felbft  2utt)er§  8ä^e  in 
if)re  @d)riften.  9l)^an  uafjm  bie  Sä^c  nidjt  otS  ©treitfä^e, 
jonbern  qI§  gültige  Set)Quptungen.  ?luf  if)n  rid)tete  fid)  bie  (gr^ 
luartuug  be§  S3oIfe§. .  (5§  ioor  für  it)n  bie  iJcötigung,  gum  c^rift= 
lid)eu  SSolfe  nun  felbft  bentfd)  ju  reben  üon  ^ibia^  unb  üon 
®uübe. 

§lber  Quc^  (eibeufd)aftlid)er  2Biberfpru^  trat  it)m  entgegen. 

„hinein  weife  ju  fein  unter  allen,  ja  gegen  oHe  gilt  al§  ()öd)fte 

lortieit".     „(ä§  gibt  luoljt  feinen  fdjUiereren  Stampf",  fprad)  er 

bamal«.     (S§  galt  i{)m  al§  5lnerfennung.    ©r  fteflt  fic^  allein 

auf  fid)  felbft.    Unb  \)a%  bie  ©eguer  ba§  uidit  üerftanben,  ma§ 

it)m  fidjer  gen^orben  war  unb  atle^  ungcftört  beftet)en  liefen  unb 

uerteibigten,  U)a§  er  al§  irrig,  ja  aly  ©rnnbübel  erfannt  f)atte, 

ha§:  war  it)m  bie  Seftütigung,  ha^  bie  ßeit  großer  ©djidung  für 

bie  Äirc^e  ge!ommen  fei.     „Qet^t  ift  bie  ßeit,  ta^  ba§  ©eric^t 

üom  §aufe  ®otte§  gefommen  ift",  fo  fprad)  er  om  ©djluffe  feiner 

^^orlcfnug.   Jh\  meinem  Heiligtum  beginnet"  —  e§  ift  ber  ©pruc^ 

alter   SBeiffagung.     „3e^t   gefd)iel)t   ba§   SBort   be§  ^:prop^eteu: 

„©iet)e,  im  ^rieben  ift  meine  Söitterfeit  am  bitterfteu."    ®enn  uidjt 

wie  ein  9]ater,  fonbern  mie  ein  üiidjfer  ftraft  er  burc^  ben  ^rieben: 

in  ^oru  unb  ©treuge  lö^t  er  aüe  Übet  ftarf  n^erben  unb  t)a§i  ©ute 

abnet)men".     SJiit  ben  ©timmen  ber  atten  unb  mittetalterlid^en 

^rop{)eten  ert)ebt  fic^   bie   neue  SBeiSfagung;   ein   anberer,   ein 

lebeubiger  ^ropt)et  ift  auferftanben,  unb  bie  ^ät  ber  Erneuerung 

fte{)t  beöor.    ^ur  felben  ^eit  fprid)t  er:    „®ie  5!ird)e  braud)t  bie 

9fieformation.     SIber  nic^t  bie  äußere  ^'ird)e  fanu  fie  bringen. 

9äd)t  ift  e§  bie  Slufgabe  bes  einen  9}Zenfd)en,  be§  ^apfte§,  unb 

üieler  5?arbinäle,  fonbern  ber  ganzen  (Srbe,  nein,  ®otte§  allein. 

®ie  3eit  mei^  er  allein,  ber  bie  Reiten  gegrünbet  ^at".  %nd)  ßutt)er  ift 

augeujefit  oom  £ebeu§t)aud]e  ber  aufgeblüt)ten  j^rü^IingSjeit.    ^ber 

fd)maräe§  ©etuölf  bedt  bie  3»f«"ft-    ®i*^  fc^mere  ©timmung  feuft 


26  So^öitne^  iJidcr, 

ficf)  auc^  auf  feinen  2öeg.  jDer  fcteicfje  dJlönd)  ober,  angefpannt  auf 
ba§  äu^erfte  unb  förpevlid)  äufammengefaüen,  jie^t  ftrad§  uub  un= 
Quf^altfam  üoriüärtS,  lute  2)ürer§  9iitter§mann,  unbefümniert,  luaS 
neben  unb  f)inter  it)m  fic^  an  i^n  ijeranbrängt.  Sin  ftarten,  fteten 
^oranfc^reiten  ift  er  unauft)altfam  üorroärtS  Qt'fü^rt  morben,  ge^ 
tjoben  im  reftlofen  darangeben  ber  innerften,  ber  ganzen  perfönlicl)en 
Straft  unb  int  SßadjStum  I)arter,  gcfc^Ioffenfter  Slrbeit,  unb  nun 
in  bem  Sa^i'c  be§  Snbe§  unb  ber  neuen  §öt)e  ber  mittel= 
altertid)en  Äird)e  nor  bie  ©ntfdieibung  geführt.  Sein  S3Iic!,  luie 
(Sterne  au§  tiefen  klugen  unb  Srauen  bünfenb  unb  gugleic^ 
fcfiwennütig  luieberfcfieinenb  ben  ©runb  feiner  Seele,  fie{)t  l)inauö 
in§  ®un!el,  über  er  ttjei^,  ba^  üor  i^mt  in  ber  §öt)e  bie  t)o£)e, 
bic  eroige  58urg  fic^  {)tht,  in  ber  er  baf)eim  ift.  „Scffen",  fo 
fprac^  er  baniai»,  „rü^mt  fid)  ber  ©laube:  nidjt  ju  roiffen, 
n}of)in  bu  ge{)ft,  roa§  bu  tuft  unb  luü§  hü  erbulben  mu^t,  aüe§ 
gefangen  ju  geben:  £inn  unb  Ginfidjt,  Äraft  unb  SSillen,  ber 
bloBen  Stimme  @otte§  gu  folgen  unb  mef)r  gcfütjrt  lüerbcn  unb 
getrieben  werben,  a{§  felbft  §u  treiben". 

Sn  ben  liefen  innerften  Srlebens  beS  (Eroigen  t)at  bie 
Sieformation  il)ren  legten  @runb.  grei  uub  freubig  befenneu 
roir  un§  ju  it)r.  SSir  erfel)en  in  it)r  roie  an  anberen  großen 
Steuanfängen  bes  religiijfcn  fieben^  eine  ebenfoIcf)e  gro^c  25er= 
inuertidjung  als  tiefe  3^ereinfad)ung  ber  Üieligion;  roir  I)aben 
in  if)r  eine  (Srncuerung  bes  (SoangeliumS.  3m  perfönlid)en 
iieben  offenbart  fid)  uns  unmittelbar  baS^  ßiuige.  2Bir  befennen 
frei  unb  freubig,  ha^  Seben  unb  Äraft  be§  ©roigen,  in  bie  3;iefe 
ber  ^erfijnlidjfeit  unb  in  bie  innerfte  93eroegung  ber  9J?enfdjt)eit 
roirfenb,  fic^  uns  überroältigenb  bezeugt  in  bem  53egrünber  bei 
Sfieformation. 

Un§  umraufdjen  bie  fdjroar^en  ^ittidie  eineS  furd^tbaren,  un^» 
geljeureu  ©efdje^ens,  bas  alles  menfd}Ud)en  Segreifen§  fpottet  unb 
bas  alle  unfere  geroo^nten  SD^Bftäbe  jerbrid^t.  S)aB  boc^  in  un» 
mit  bem  SZeubeiun^tiuerben  großer  (Erinnerungen  bie  Sraft  beS 
(El)arafter§  fid)  erneue,  bie  mit  bem  (Sinfe^en  be§  ganzen  Sebens 
gerabe  burd)  bas  Sd)roerfte  unb  Unbegreifbare  fid)  emporheben 
lä^t  gu  bem  unbebingten  SBirfeulaffen  bes  ©roigen.    S)enn  ba§ 


Sut^cr  1517.  27 

ift  bie  Äraft  Siit^evg  uub  feines  SBerfeS,  wie  fie  in  bem 
93efenntui[fe  (endetet  qu§  bem  @nbe  ieneu  Sa^re§  großen 
®ebäd)tniffe§:  „Qii§  iin§  oermögen  iuir  nid)t§,  au§  ber  ©nnbe 
©otteS  aber  üevmögen  tüir  aQe§." 


<Unmerhungen. 


S)ie  l^ter  gebiudte  9icbe  ^abe  ic^  am  31.  Ott.  1917  bei  bev  öoit 
ber  eoangelifdi^t^eülogifc^en  f^'i^ii^tät  öeranftaltcten  Untöerfitätifeier  in 
Strasburg  unb  am  4.  3?oö.  mit  einigen  ent)pred)enben  ^Üiibernngen  in  ber 
Subiüig§firct)e  ju  gceiburg  im  53rei^gau  gehalten,  beibemal  mit  ftHirjungen, 
befonbcrl  in  ben  mörtlid}eu  2(nfü{)rungen. 

^m  folgenben  finb  äii  i'en  ©ä^en  bei?  S8ortrag'3  nur  einige  d^araf» 
tei-iftiid)e  iöelege  auä  ben  OueQen  mie  üü§  ber  Literatur  auggemä^It. 
2utf)er§  SJorlefung  über  ben  §ebräerbrief  i[t  anSgiebiger  nermenbet  morben, 
meit  fid)  ifjre  ^erau^gabe  burd^  ben  ftrieg  üer^ögcrt  I)at.  9tngefüt)rt  ift  fic 
iiüc^  ber  im  i8atifane  anfbeiuat)rteu  £tonbfd)rift  aii§  ber  alten  §eibelberger 
33ibIiot^e!,  mit  einigen  33effcrungen  ouö  anberer  9(ad}fct)rift  in  2)efjan. 
(£tlid)c  ©teilen  ^t  ®eni[le,  Üutljcr  unb  2ut^ertum,  mitgeteilt,  nad)bem  id} 
in  bem  römifd)en  SleEtc  ba^^  Hutf)erfc^e  ftollcg  erfannt  fjatte  (3(nfänge 
reformatürifd)er  a3ibclau§tegung  1,  1908,  S.^^IIf.) 

®em  SBortc  Sorti)Ie§,  an  ba§  bie  Erinnerung  in  ber  9iebe  burd) 
Hingt,  ijabc  id)  fd)on  in  ber  Einleitung  ju  ber  ^ilu^gabe  be§  §of)euIo{)efd)eii 
Slreujbüdjteinä  ben  allgemeinen  Sinn  gegeben,  in  bem  e§  mir  für  bie  ge» 
famte  Sfieformation  wichtig  erfd)ien. 

©.  4  3-  15.  „Ein  jebermann  molt  gen  fjiml",  ©c^airer,  ®a§  reUgiöfc 
^BolMeben  am  3(u§gang  be§  9)fittelalter§  nac^  SlugSburger  Ouellen,  1914, 
©.  136  (^Beiträge  jur  Slulturgefc^id^te  be^  SJfittelalter^-  unb  ber  9ienaiffance. 
§erau§geg.  bon  Balter  ©oeg,  Sb.  13). 

4,  20.  3"  "^f"  ^affionSbtlbern,  befonber^  aud)  ju  bem  iBefperbilbe  f. 
meine  ?(ue!gabe  be§  ilreujbüc^Ieing  bou  @raf  Sigmunb  oon  §o^enIoljc 
(Ouetlen  unb  {5orfd)ungen  jur  Xfirdjen*  unb  ^ulturgefd)id)te  oon  (£l)o§  unb 
Sottiringcn,  ^.  1),  1913,  Einleitung  ©.  XXVI.  2ßie  fid)  has  ^öefperbilb 
unb  feine  §Inbad)t  aussbreitet,  f.  j.  23.  ^i'al^  in  ber  §imelifd}en  guntgrub, 
1512,  331.  b  ob:  „®arnac^  ju  SSefper.'ieit  gebeut,  toie  fi)  ben  leid)nam  öon 
bem  crcü^  treten  unb  legten  in  für  bie  mutter  go|j.  ^.?tlfo  mod)t  fpred)eii 
bie  mutter  gotte^,  al§  ir  liebet  tinb  tuorb  von  bem  creü^  genommen  unb 


28  3o^O"tte^  Sicfer, 

rob  au']  ir  fd)üB  i^elcgt,  al§  etlic^  anbäcf)tigen  menidjeit  miüigflid)  gelaubeu 
unb  nlfo  gejc^ribcn  fjaben.  Xer  aubadjt  id)  nit  bcviDirf,  fuiiber  aflljie  ein« 
füre."  5ütei  ber  unüber[cf)baren  '}^Mi  öou  Silbern,  wie  fie  ''^rebigteu, 
(iJebete,  2)id)tungen  unb  bie  Äünfte  bargeftctit  ^aben,  fei  nur  erinnert  an 
bie  8d)ilberungen  be$?  Sd)meräen§manne§,  an  beren  ^Verbreitung  int  9?orben 
iDüI  bie  graii.^iötaner  ben  größten  3tnteit  f)aben.  Ginc  ber  ftü^cften  Sar» 
ftetlungen  ber  ^laftif  ift  bie  Statue  an  ber  3iu§enjeite  ber  SJlinoritenfirc^e 
in  9iot^enburg  o.  b.  2:auber.  3Bie  ba^  i^ejperbilb  längft  jdjon  bor  9Jiid)eI= 
angelo  feine  fefte  gorm  angenommen  trotte,  fo  gef)t  aud)  ba»  93ilb  be§  fogen. 
„65naben[tu{)tg"  fe^r  f)od)  in  bas  9JiitteIaÜer  fjinauf.  Sürer  gibt  aud)  ^ier 
m^t  bie  äufecrlic^,  fonbern  bie  innerlich  unb  fünft(erifd)  abfdiUeBetibe  imb 
gefteigerte  3?arfteIIung.  2)ie  9)ieifter  ber  JRenaiffance  ^aben  biel  me{)r  al§ 
allgemein  bcfannt  unb  als-  erfannt  ift,  fefte  2i]pen,  bcfonbcr»  ©nabenbilber 
mieber^olt.  2(ud)  barauf  fei  öenoiefcn,  ha^  je^t  bas  gronicabilb  bie  ^üQt 
be§  2eiben§  annimmt  unb  bie  SSeronifalcgcnbe  ie|t  erft  bie  SBcnbung  auf 
bie  $affion  cr:^ält,  f.  2;^eolDgifd)e  iiitcratUT,=|Citung  13,  1888,  Bp.  176 f. 
Dlberge  unb  ©ruber  Sfjrifti  werben  bamals  ^äufig  errid)tet  unb  ftapeüen 
beö  ^eiligen  Slutes  in  öerfrijiebenen  ß)egenben;  aud)  ©rfurt  fjatte  eine  feit 
longer  3eit- 

4, 28.  ®a5  SKc^oljfcr  ift  immer  häufiger  in  ber  Jorm  ber  ©rcgorimeffe 
abgebiibet  morben.  9)?it  ben  Slbläffen  tritt  Oircgor  ber  Qöxo'bc  in  ©ebcten 
unb  Silbern  immer  me^r  tieröor. 

4,  29.  Wtan  erinnere  fid)  ber  "Jlniücifungcn  unb  ber  i^oud)  bcutfc^en) 
Formeln  g.  33.  in  ©urgente  Manuale  curatorum  II,  Consid.  XII  de  exhor- 
tationibus  circa  extreme  unctiouis  adrainistrationem,  in  ber  3(u«gabe  Safit. 
1506,  Sl.  i^  2b  ff.:  Deinde  sacerdos  iufirmum  blande  leniterque  alloquatur. 
benigne  monens  ut  omnem  spem  suam  in  deum  ponat  et  ut  infirmi- 
tatem  seu  flagellum  dei  patienter  ferat.  Et  ut  hec  ad  purgationem  suam 
provenire  credat  et  ut  de  dei  misericordia  nunquam  diflidat  aut  desperet. 
Et  tunc  porrigat  infirmo  imaginem  crucifixi.  £utl)cr  fpridjt  f)ierüber  in 
ben  5lifd)rebcn,  SB.2(.  Sb.  2,  Sir.  1644.  ©ebete  gleid)en  3nf)oItg  im  Manuale 
curatorum  unb  im  Hortulus  auimae,  Sie  man  folteren  fterben,  SI.  i99ff. 
3d)  bcnu^e  bon  le^terem  bie  fd}öne,  1517  gefd}affenc  bcutfdie  2(u§gabe,  mit 
ben  .t-)ol3fd)nittcn  üon  @pringin§flce,  erfd)ienen  im  9Jcai  1518  in  ^fürnberg. 
■^Reiftens  tritt  gu  bem  §inn)ci§  auf  ©ott  unb  (S^riftus  bie  2(nrufung  ber 
SKario  unb  ber  ^eiligen  ijin^u. 

58on  ben  bilbUdicn  Sarfteüungen  fei  ^ier  nur  auf  bie  in  ber  Ars 
moriendi  unb  auf  ba»  füid)C  ^o^fd)nitte  bennenbenbe  Silb  Sranac^§  (1518) 
im  2ei|)äiger  9JJufeum  oerroicfen:  ber  Sterbenbe  ;5fcd)fiS/  2)ie  Jafelbilber 
2u!o§  (ixamm  b.  91.,  1900,  2af.  32). 

4,  31.  T^ie  @rüneiDalbfd)e  2!arfteÜung  ift  bie  braftifd)fte  unb  in  i^rer 
$oraboj:ie  größte;  über  bem  ginger,  ber  auf  ben  wie  fd)on  oerwefenben 
Äörper  S^rifti  roeift,  ftef)t  9efd)rieben:  lUum  oportet  crescere,  me  auteni 
minui  {^oi).  3,  30].    ®ic  große  ®efte  ift  nud)  in  ben  ®tbittn  feftge^alten. 


Üuttjer  1517.  29 

3m  Hortnlus  animae  f^ti^t  t§  in  ber  ^tntifonc  auf  ben  2;äufev  (S&\.  99  b) : 
.Öetjliger  f)err  fönt  ^o^anfe,  ber  .  .  .  mit  ben  ginget^  ge3et)fict  l)aft  ein  lamp 
on  mo§en.  Sut^er,  ber  ben  Hortulus  animae  benu^t  t)at  —  ba§  Sud)  wirft 
auä}  im  Stitel  in  ber  SSittenberger  9ieformation  nod)  —  nimmt  bn§  auf  in 
ben  ©(^olien  sunt  ^ebräerbriefe,  ©oroll.  ^u  |)ebr.  7, 10  [331.110]:  Joannes 
Baptista  .  .  .  digito  ostendit  et  dicit :  Ecce  agnus  dei,  qui  toUit  peccata 
mundi  (and)  fonft  fd)on  in  frül)er  3eit,  f.  bic  ^^rebigt  Sß.  21.4,  ©.629). 
2lud^  ^ier  tjaben,  roie  fonft  üielfad)  bie  bramatifd)en  ©pielc  bie  SJorftettungen 
njeitergefüf)rt  nnb  ben  beftimmten  ?lu§brud  geprägt. 

4,  34.  2üif  ein  äf)nlid)es  Söort  meift  and)  Untrer  bei  ^tuguftin  l)in  (in 
ber  2IntlDort  ad  dialogum  Silvestri,  SB.  2t.  1,  ©.(549),  tüicber^olt  üariicrt  ooii 
©eiler,  befonber§  in  bem  „©(^iff  ber  pcniten^  unb  bufiioürfung",  1514,  bei 
••pafaf,  ber  d)riftlic^e  ®laube  bc§  beutfd)cn  SSoIfeg  beim  ©d)Iuffe  be§  'JJiittel 
altera,  1868,  ©.  443:  „ba§  fd}ifflin  .  .  .  nüt  anber§  ift  meber  bu^mürfung, 
ein  gecrcü^iget  leben  .  .  .  baä  gan^  leben  eini  d)riftenmenfd)cn  nüt  anbcr^ 
fet)  bann  ein  creü^. 

5,  5.  ©.  3.  <8.  ©c^ulte,  ®ie  gngger  in  9tom  1495—1523.  1904,  53b.  1, 
©.74,  178f.  21bläffe  für  beftimmte  gefte  unb  2lnba^ten  3.  33.  im  Manuale 
curatorum  II,  Consid.  14.  ®iefelbe  Sabetle  in  Siet'5  Sermones,  1510, 
331.  275  b.  2luä  ben  Gebetbüchern  fei  ber  Hortulus  animae  I)crauögegriffen, 
ttxiS  ben  ©rabfteinen  ber  mit  ber  Sarftellung  ber  ©regor^meffe  im  ftreuj- 
gange  be^  Diegensburger  2)ome^,  mcftlid)er  »Flügel.  ^a^Ircidje  ^^s'voben  geben 
ä.  33-  bie  ©inbtattbrucfe  be^  fünfzehnten  3a^rÖunbert§,  f)erau^geg.  öon  §ei^ 
©.  and}  Oicbert,  ^Beiträge  §ur  öorreformatorifdjen  Zeitigen  *  unb  9{eliquicn» 
»eret)rung  (©rläuternngen  unb  ©rgänjungen  ju  ^anffeng  @efd)id)te  bev 
beutfc^cn  33ülfeg),  1907,  ©.32  ff.,  unb  bafelbft  eine  ©timme  ber  ^eit  gegen 
„alle,  bie  unbefd)eibentli^e  21bläffe  üor  ettlid)e  G5ebetter  fdjreiben".  2tm  Ootl' 
ftänbigften  gefammelt  unb  am  forgfättigften  unterfud)t  finb  bie  —  für  bic 
2Infänge  ber  33u(±ibruderfunft  mid)tigen  —  Slblaf^briefe  beö  ci)prifd)en  2ib' 
laffeg,  beffen  33ertrieb  im  9?orben  übrigeng  auä)  öon  9Jfoinj  au§>  erfolgte. 
©.  3ebler,  S)ic  SQJainjer  2lblapriefe  ber  ^aijxe.  1454  unb  1455  in  ben 
«eröffentlid)ungen  ber  @utenberg=@5efeafd)aft  XII— XIII,  1913,  ©.  Iff.  Qn 
ben  2Ibnjeid)ungen  in  ben  SeEten  ber  gefd)riebenen  ©femplare  f.  bofelbft  ©.  9. 

5,  9.  Über  bie  2lbläffe  in  ben  ^ilgerbüdjern  f.  ^^5aulu§  in  Stlö^x.  für 
fot^oIifd)e  2;f)eoIogie  24,  1900,  @.  30 ff.  ^:peraubi  „lie^  nud)  einen  notariell 
beglaubigten  '^üttl  oerbreiten,  auf  >öeld)em  fünf  römifc^e  Ä'ird)en  oerjeldjuet 
maren  .  . .  öon  benen  bamaB  au§gefagt  »ourbc,  i>a^  man  barin,  namentlid) 
oermittelft  ber  prioilegierten  2lltäre,  2lbläffe  für  bie  armen  ©eelen  geminnen 
fönne"  (^aulu§  ebenba  ©.  258).  2)er  3Biberruf  imec^ter  2tbläffe  ift  erft 
fpät  xtnb  nur  teilmeife  erfolgt.  ©.  ),.  33.  Amort,  De  origine,  progressu, 
valore  ac  fructu  indulgentiarum ,  17H5,  11,44.  47  f.  50  ff.  2)en  glug» 
blätteni  roar  fogut  mie  gar  nid)t  bei^nfommen.  ©.  ou(^  33eringer,  2)ic 
2lbläffc'*,  1.33b.  1915,  ©.  149ff.;  für  frühere  2tbläffe:  ^:ßaulug,  Serü^mte 
boc^  uncd)te  2lbläffe,  im  $ift.  ^a^rb.  ber  ®örre§gefellfd)aft  36,1915,  ©.481  ff. 


30  ^o^anne^  Sicfer, 

5, 12.  3"ifli'i"'£"l"tcUuug  oon  Slbläffen  für  beftimmte  ©efegen^eiten  aus 
bcr  erften  ^älfte  beö  15.  Sa^r^unbertä  bei  Surgant  a.a.O.  S)ie  öon  ben 
>}ifformfon,^tIcn  üerfucf)tcn  §emmungen  ftnb  nom  legten  58iertel  be?  3a^r» 
Öunbcrtsi  ab  ganj  bcfeitigt  gcipejen.  Sijtul  IV.,  ber  t^eologijd)  ijöijtx  )te^t 
ai^  feine  näd)ften  ?Jad)f olger,  f)at  auc^  in  ben  '3tbläffen  entfc^eibenb  bic 
jRic^tung  angegeben  unb  fie  in  einem  !!Reid)tume  auSgeipenbet,  ber  :^öc^ften§ 
oon  2eo  X.  noc^  übertroffen  wirb.  Sein  §(nbenfen  ift  in  ber  religiöfcn 
iiiteratur,  aui^  in  ben  gormfd^nitten  fct)r  reid)  fcftge^alten.  S.  bie  einj^elnen 
92ad)rt)eifc  bei  9(mort  a.  u.  C.  unb  ba,^u  Lea,  A  history  of  auricular  con- 
fes.sion  and  indulgences  in  the  latin  church  III,  1896,  p.  353  u.  üerfc^ie« 
benttid).  Sd}ulte  a.  a.D.  S.  55ff.  ^Ibläffe  in  ©rfurt,  bcfonberö  im 
■Jüiguftincrtloftcr,  f.  Äotbe,  ®a§  rcligiöfe  2eben  in  Srfurt  am  Sluggange  be^ 
?Kitte(aIter6  (Scf)riftcn  bc»  5Screin^  für  Sieformation^gcfc^ic^te  9h.  68) 
1898,  S.  33. 

5,  17.  Sie  ®efd)i(f)te  biefe§  „ftmoni)tifd)en  Saufgefd)äft§"  f.  Sd)nttc 
a.  a.  D.  S.  97.ff.    S)a§  Ungeroöf)nlid)e  biefeS  5(b(affe§  ebenba  S.  127. 

5, 20.  2^ie  aKainjcr  9tbIa§inftruftion  bei  ^'öt)Ier,  Xofumente  jum  Slblaß' 
ftreit  Oon  1517,  1902,  S.  104  ff.  2(uf  ben  ^ufammenljang  mit  ^45eraubi^ 
Sumraaria  declaratio  :^at  ^$aulu5  fjingctöiefen  (§iftor.  Qa^rbudi  ber  ©örreö^ 
gefellfd)aft  a.  a.  D.  S.  652).  3(uc^  ^al^  ijat  bie  ^ier  genannten  @nabcn  in 
ber  Gelifobina  t}er^eid)net,  in  ber  5Iu^g.  Erfurt  1502,  351.  C  6. 

5, 24.  ®ie  3tbIafeinftruftion  2(lbred)t§  unterfd)eibet  fic^  an  einer  Steige 
öon  Stellen  teilmeife  fet)r  erf)eblic^  oon  ber  ?Ircimbolb§,  bei  ^app,  ftleinc 
9?ad)Iefe  3,  1730,  S.  176  ff. 

5,  31.  „SBä^rerb  ber  Sauer  beö  •3(b(offe§  [1502]  mürbe  in  bcr  Sieb» 
fraucnfird)e  [gu  igatle]  täglid)  geprebigt,  an  ben  ^^eiertagen  aud)  nod)  in 
einer  anbcrn  Äirc^e;  bagegen  mußten  in  ben  .ftlöftern  bie  ^rebigten  unter* 
bleiben",  nad)  bcm  58erid)te  eine§  ä^^^S^'^ofl^"  miebergegeben  oon  ^aulug 
im  $iftorifd)en  3af)rbud)  ber  @örreÄ  =  ®efe[Iid)aft  21,  1900,  S.  675.  Sie^e 
bie  93eftimmungen  ber  Slblaßinftruftion  ?((bred)t^,  ftö^Ier,  Sofumente  S.  107  f. 

5,  33.  Tali.s  crux  est  efficacior  omnibus  aliis  crucibus  non  in  signi- 
ficando  communi  significatione  [ba  finb  alle  Slreuje  gleich] ,  sed  in  fructi- 
ficando,  ^al^,  Supplementum  CelifoJinae  331.  a  3. 

6,  2.  Status  ecclesiae  remissivus,  in  ^ürftinger§  Onus  ecclesiae  c.  14; 
f.  Slrt.  „^ürftinger"  in  ber  9?ealenc^n.  für  proteft.  2:f)eoIogie  unb  S^ird)C, 
S.  312;  am  (Snbe  biefcS  Sapitelä:  Jesus  Christus,  qui  .  .  .  concedere 
consuevit  largitluas  nostrarum  culparum  indulgentias  ac  debitarum 
poenarum   remissiones. 

6, 15.  3SgI.  ^ierju  and)  Stanpig'  ^iufierung  in  feinen  SReben,  SSertc, 
[)eraufigeg.  oon  Änaafe  I,  1867,  S.  41  ogl.  S.  33. 

6, 18.  ^d)  benfe  t)ierbei  befonber§  an  ben  Oon  '^a\^  in  ber  Celifodina 
in  ben  Sorbergrunb  geftellten  ©ebanfcn,  ben  er  in  ber  Formulierung  besi 
Aegidius  Romanus  bringt:  Si  vis  certus  esse,  quod  tua  attritio  sit  con- 
tricio,  confuge  ad  sacrameutum  {\.  c.  de  penitencia  exeuntium  931.  L  3). 


Sutticv  1517.  31 

G,  29.  'J)er  desperatio  wirb  mit  9rüf3em  :i)Jad)brucf  cutgcgeujulüirfeu 
gefud)t  unb  gcrobe  itjx  tücrben  l^äufig  bic  5lblä[fe  cutgegcngeftellt,  f.  ^at^, 
Celifodina,  de  septem  confortativis  peccatoris  ne  desperet  in  extremis, 
mÄ2bff.,  unb  Suppl.  Celifodine,  in  ber  ?ru§gabe  2dp^\Q  1516  331.  bSbff. 
(58rat!e,  fintier»  95  Zijt'icn  unb  xtjxc  bogmenf)iftorifc^en  3^orau§ie^ungcn, 
1884,  ©.134 ff.);  bie  mit  iljnen  gefd^affcne  (Srlcid)terung  iuirb  ebenfo 
^erüorge^oben ,  al§  bie  2eid)tig!eit,  jie  gu  erlangen:  est  facillimus  modus 
satisfaciendi  via  indulgentiarum,  fagt  ^^al^  in  Suppl.  Celifodine  331.  ®fi, 
unb  931.  c  3  b :  est  f acile  redimere  tales  litteras  (33ratfc  ©.  133). 

6, 30.  33ci  bcn  ^Ibla^bcr^cifeungcn  ift  auf  bie  i^ovbcrung  öon  JReue  unb 
^eidjte  93eba(^t  genommen,  bod)  fcf)tt  fic  aud),  3.  93.  im  Hortulus  animae 
bei  ben  Gebeten  nor  bcm  93ilbe  ber  ^cil.  ?{nna,  S(.  137;  bei  anbern  ift  nur 
„mit  anbad)t"  crforbert,  5.  93.  bei  bem  ©eelengebete  'ipiu'oll.,  931.223,  bei 
ben  93rigittengebctcn,  931.  235. 

6. 34.  Wan  benfe  an  bie  üblid)cn  9?crtaufd)ungen  öon  poena  unb  culpa, 
peccatum  unb  poena  im  fird)Iid)en  (3^rad}gebraud),  'ipauIuS  in  ,3citfd)r- 
für  fat^.  2:^eoIogie  23,  1899,  S.  431,  „gnab"  =  9(bla6,  miafebricf  („tocr 
auf  bie  römifd)en  gnab  Ijat  . .  .  gcbeid)tet",  3.  i&.  in  ber  §intmlifd)en 
guntgrub,  1512,  931.  c8);  an  ben  ginwurf  in  ber  Celifodina  931.  D  3:  Sed 
diceret  quis:  commimiter  dicitnr,  quod  in  iubileo  absolvitur  quis  a  peua 
et  culpa,  an  bie  Unterfd)eibung  3iüifd)en  einem  eigentlichen  ?lbla§  unb 
einem  im  weitem  Umfange,  lüomit  and)  'i^al^  Ijierouf  antwortet. 

6.35.  ©.  auc^  Seeberg,  Se:^rbudi  ber  ®ogmengcfd)id)te  III,  1913,  ©.558. 
7, 5.    Stn  bie  ©ranamina  fei  erinnert,  „laicis  contra  Clernm  mnrmu- 

rantibus",  ©iefeler,  tird)engefd)id)te  II,  4,  1835,  ©.  186. 

7,7.    ©d)ulte  0.  a.  D.  S.  67ff. 

7, 22.  3"  ^^^  9SorftetIung  über  „^Reformation"  fei  :^ier  angemerft,  \va§ 
ha§  Manuale  curatorum  ©urgants  al§  erforberlid)  bejeidinet:  quod  pastor 
iuxta  canonicas  sanctiones  visitet  diligenter  et  crebro  suum  gregera 
aut  per  seipsum  aut  per  vicarios  doctos  .  .  .  Hie  est  enim  cardo  totius 
reformationis  ecclesiastice  (931.  127  b). 

7, 24.  ^n  ben  Si^eiffagungen  be§  9JJct{)obiu§,  :^erau§geg.  bon  ©eb.  93rant 
1497,  Basil.  1515,  l)d%t  c§,  ba^  ein  römijd)cr  ^önig  bie  Äird)e  reformieren 
werbe  ober  ein  devotus  et  iustus  papa  gemeinfam  mit  if)m  (931.  f  3b);  im 
„9lu63ug  etlicher  ^^Jractico  unb  ^ropf)ecia  ©ibille,  93rigitte  2c.",  Seipäig  1516, 
ift  bie  3Jeformation  mit  ber  alten  Äaiferfage  in  3ufammen:^ang  gebrad)t. 
93ei  ^oö^ii"  fi"^  i^ie  befi^tofen  ©piritualiften,  befonber^  bie  gifterjienfer 
bie  2;räger  ber  Erneuerung:  jur  poeuitentia  lüerben  fic  führen,  Magnus 
Abbas  Joachim  .  .  super  Hieremiam,  Venet.  1516,  Siap.  24.  30. 

7, 26.  Sutl^erg  Sifc^reben,  9B.  W.  3.  93b.,  3lv.  3593,  »gl.  1.  Sb.  3lv.  147 
unb  9ia^eberger§  f)anbfd)riftlid)e  @efd)id)te,  ed.  SJeubeder,  1850,  ©.  45. 

7, 30  ff.  Über  2Btttenberg  unb  bie  Uniöerfität  in  jener  geit  f.  (^rieben^<= 
bürg,  ©efc^ic^te  ber  Uniöerfität  SBittenberg,  1917.  ??eubauten  ber  Uni» 
uerfitat  1515—1516,  f.  ©.  81.    Über  ba^  ©c^Ioft,  über  feine  ^lu^ftottung 


32  3o^an"e«  Sidci'r 

mit  antifeit  SBilbern  »gl.  5Bauc^  im  ^Rcpcrtorium  für  Äutiftmifienjc^aft  17, 
1894,  ©.426  ff. 

8, 4.  9Jit)cüniu§'  ©d^ilbenmg  über  ben  3"ftflnb  bet  9Iuguftinctfivd)e  1517 
in  feiner  Historia  reformationis ,  '^crauggcg.  öon  Gijprian  1718,  ©.  24f., 
ie^t  auc^  tonlfu§-®iefc^,  2)oä  SÖud)  bcr  Sieformation,  1917,  ©.  459  f. 

8,  7.  <B.  SJiic^aelfon,  C£ranacf)ä  beö  älteren  33ejie^ungen  gur  ^laftit, 
int  3af)rb.  ber  «]SrcuB.  Äunftfammlungen  21,  1900,  ©.  271  ff. 

8,  9.  3unt  S3uc})brud  f.  3.  2utf)er  in  ben  üut^erftubien  ber  SKitarbciter 
ber  3Beimarer  Sut^eran^gabe,  1917,  ©.261  ff. 

8,  17.  ©.  (anc^  für  boei  ^olg.)  Äalfoff,  3lbla^  unb  JReliquienbere^rung 
an  ber  ©d){o|tird5e  ju  SBittenberg  unter  ^riebric^  bem  SBcifen,  1907,  ©.  8f. 
11.  12ff.  65 f.  ©cl)curl  bcfd)reibt  in  feinem,  eine  fnoppe,  ober  reic^f)altige 
©d)ilberung  ber  ©tabt  bietenben  Libellus  de  sacerdotum  et  rerum  eccle- 
siasticarum  praestantia,  1511,  t)a§:  33ilb  ÜTcarienS  mit  bemÄinbe;  ba§  au§ 
€ranad)§  SBcrfftatt  l^eröorgegangene  Ännftiuerf  ift  gettjife  haä  im  SSitten- 
berger  §eiligtum§bud)  331.  i  3b  miebergegcbene  (ügl.  ben  §ol5fd)nitt  bei 
Si:ppmann,  Sufas  Sranad^,  1895,  Saf.  34). 

8,  26.  Sm  ®ia{ogu§  be§  9JJein^arbu§,  1507,  ^au^teiter,  9?eue  fird)l. 
^eitfc^rift  14,  1903,  ©.  103. 

8,  32.  3um  mia^  öon  1516  f.  ju  ©c^u(te  a.  a.  D.  I,  ©.  68  bie  Stu«» 
füt)rnng  öon  talfoff  a.  a.  D.  ©.  38. 

8,  36.  ©ranai^^  Silber  im  SBittenberger  .'peiligtum^buc^ ;  fein  §oIäf(^nitt 
ber  Sßerfünbigung  mit  ^Iblaftöer^ei^nng,  obgeb.  Sippmann  a.  a.  D.  Saf.  41 ; 
^rebigt  3of)anne§  beä  3:äufer^  ebenba  49;  §ieron^mu§  öor  bem  Ärnjifif 
ebenba  26;  ©palatin  öor  bem  ©efreujigten  ebenba  48.  2Iuc^  Sübrec^t 
öon  Sronbenburg  :^at  fic^  öor  bem  ©efreujigten  molen  laffen  (QJemälbc 
in  SlugSburg,  bei  Söorringer,  Sranai^  ©.  89).  fji^iebrid}^  beä  SBeifen 
SSere^rung  be§  ©efreujigten,  f.  ^lalfoff  ©.21;  ba§  Äreuj  auf  feinen  SJiün^en 
öon  1517  an  f.  9Jiirf)aelfon  a.  a.  £).  ©.  281.  ®ie  fogen.  Himmelsleiter 
SonooenturaS  bei  Sippmann,  2;af.  51. 

9,  9.    33auc^  im  SJeuen  ©ädififc^en  ?lrcöiö  18,  1897.  ©.  327.  330. 

9, 34.  3n  ^21^  5IuSlegnng  be§  §ebräerbriefe§  ift  am  ^äufigften  S^rijfo^ 
ftomug  öertüenbet,  tantus  doctor  Graeeus  doctissimus,  ©d)oIien,  581.92  b. 

10, 14.  ®iefe  Sinie  lö^t  fi^  njcit  surücföerfolgen.  Ttan  öergleidje  g.  33. 
3B.  91.  4,  ©.  405:  lustitia  est  solum  humilis  obedientia  .  .  .  Nullus  est 
iustus  uisi  obediens.  ©.  688  (5umeift  öom  ^riefter):  Dominus  iussit 
te  sie  lucere.  9?ömerbrieffc^oIien  ©.289:  oratio  est  opus  obedientiae. 
@.  ©nberä,  Sut^erS  SöriefttJec^fel  1,  1884,  ©.68.  SluS  früher  geit  (1509): 
jubente  vel  permittente  Deo,  ßnberS  ©.  6.  Samit  tritt  auc^  ba§  SBort 
in  Sufammen^^ang,  baS  §u  i^m  einft  gefprod)en  ttjorben  ift:  nescis,  quod 
ipse  dominus  iussit  dos  sperare?  (©dieel,  ®ofumente  gu  Sut^erS  (£nt- 
widlung,  1911,  ©.  38).  S)en  @egenfa§  ^ierjn  rügt  Sut:^er  j.  S3.  ©nbets 
©.  51,  unb  bei  ben  ^oretifern,  bie  i^rer  eigenen  @infi(^t  unb  bem  eigenen 
^Bitten  folgen. 


2uti)tx  1517.  33 

10, 18.  2)ic  gjötigung  ^u  bcn  crften  biblijct)eu  SJorlejuufleii,  '].  bie  Prae- 
fatio  j^u  bcn  «ßfalmenfe^olien,  2ß.  ^21.  3,  14.  2(n  ba#  Sßovt  in  ber  SBibmung 
ber  stüciten  ^falmeuöorlefung  jei  erinnert  (a[ß.'>2(.  5,20):  Neque  enim  me  in 
officio  verbi  retinet  nisi  alienae  immo  divinae  voluntatis  obedientia; 
mea  voluutate,  sicut  semper  abhorrui,  ita  nunquam  in  banc  usque 
boram  accessi. 

10,  32  ff.  ®ie  (i)kx  gefärbten)  ^ituBcvnngen  in  ber  Sj'orlcfnng  über  ben 
9iömerbrief  1515—16,  @c()oricn,  ©.199.  301,  ögt.  bie  eintcitnng  ©.  XCIX. 

10, 36.  Über  ben  geitpnnft,  sn  bem  Untrer  fein  Siegel  angenommen  ^at, 
f.  bie  öorläufige  93cmcrtnng  in  ber  Beitf^r.  für  bie  @efd)id)te  bcg  Dber^ 
r^ein§,  31.  g.  33,  1918,  @.  15,  «Inm.  2. 

11, 12.  Dianbgloffe  ^n  §ebr.  12,  3:  Nibil  efficacius  contra  peccatum  et 
tentationes  quam  memoria  Cbristi  .  .  .  Petrus  pronunciaus  memorias 
Cbristi  esse  armaturas  animarum  ...  Et  sponsus  in  Canticis  8,  [6]: 
Pone  me  ut  signaculum  super  cor  tuum,  signaculum  super  brachium 
tuum  i.  e.  super  cogitationes  et  opera,  ein  öon  Sut^er  ^äufig  öermenbete^ 
aSort,  wie  bog  anbere:  inter  spinas  conversatio  tua  erit  (im  S3riefe  üom 
8.  ?tpril  1516  mit  bem  Sßorberfa^e:  si  es  lilium  et  rosa  Cbristi,  ©nbers, 
@.  30). 

11,  U.    (Snberi  ©.29  f.  99. 

11, 27.  (Snberä  ©.  142  nnb  ©.  141 :  nt  theologns  non  ut  grammaticus 
loqui  debeo.    $8gl.  ©.  88. 

11,  37.    9iömerbrieffd)olien  ©.  205.    ^nber^  ©.  55.  75.  90. 

12,  4.  enberg  ©.  110.  SBerfe  ^Ingnftinä  fd)idtc  fintier  Stnigborf  ine 
.t>ün2i,  töftlin-S^amerau,  Waxtin  Üntf)cr  I,  ©.  134. 

12. 9.  Q.  Snt^er  a.a.D.  ©.264.  ®a§  Sitelbilb  ber  „®eutfd)en  Xtieologie" 
in  ber  unöoüftänbigcn  Stnsgabe  üon  1516  ift  ber  ©etrenjigte  (20.  %.  1, 153), 
bie  ber  Doüftänbigen  üon  1518  jeigt  ba?^  33cgräbniä  'ilbam^  (nic^t  E^rifti, 
wie  2ß.  §t.  1,  376  äu  tefen  ift)  nnb  baö  «ilb  be§  SInferftonbenen.  ?tuf  ber 
legten  ©eite  be§  ©töcfelfc^en  ®rucfe§  ift  (a.  a.  £).)  oud)  bie  trenjigung 
beigegeben.  So  ift  aufeerorbentlid)  ju  beflagen,  ba^  bie  Söeimarer  ?lu§gabe 
ber  Söerte  Snt^er^  bie  SBiebergabe  beä  23UbmateriaIg,  ba§  nnumgänglid} 
nötig  ift  gum  öollen  58erftänbni§  ber  ©diriften,  jnnädift  gänäUd)  au§» 
gefc^altet  nnb  and)  in  ben  fpätcren  93änben  nnr  nnootlftänbig  berücf- 
fic^tigt  ^t. 

12.10.  Taulerum  in  lingua  teutouica,  9ftömerbrieffd)oIien  a.  a.  D.;  in 
Germanica  lingua  effusum,  ©nberö  ©.  75.  SSon  ber  „©entfd^en  3;^eo  = 
logie"  im  SSormort  1518  (SB.  ^^t.  1,379):  „^d)  bond  ©ott,  ba^  id)  ^n  bentfd)er 
jungen  meinen  gott  alfeo  '^öre  nnb  finbe,  al^  iä^  nnb  fie  mit  mX)x  ol^ev 
nit  funben  ^aben,  SBibber  in  lateqnifc^er,  fridjf^er  noc^  ^ebreifd)er  äungen. 
®ott  gebe,  ba§  bifter  ^uc^tet)n  me^r  an  tag  !umen,  feo  werben  w^r  finben, 
tag  bie  ®eutfc^en  S^eologen  an  gwetjffeö  bie  bebten  SE^eoIogen  fei)n,  ?tmen." 
Wan  meint  t)ier  eine  Slntmort  jn  ^ören  auf  ©timmen,  wie  bie  öon  ©d)eurl, 
ber  in  feinem  Libellus  de  laudibus  Germanie  et  ducum  Saxonie,  1508, 

«Ar.  «.  f.  9t.  36, 1.  3 


34  3o^o""c^  i^idtt, 

au§>  S3oIogna  gefdiricben  ijatk  (331.  93  3):  Libet  enim  mihi  imprimis  lamen- 
tari  et  deflere,  iniquam  maiorum  nostrorum  conditionem:  et  apud  Ger- 
manos  reperti  sint,  qui  egregia  facerent  plurimi,  qui  scriberet  nullus. 
Hoc  conqiieror  hodierno  die  apud  vos,  viri  Germani,  Germanis  nostris 
nunquam  animos,  sed  semper  scriptores  defuisse.  Hoc  me  iu  lachrimas 
prorumpere  cogit. 

12,12.  S^orrebe  gu  ben  93uBPii^men  (2B.  ^it.  1,158):  „9}iei)u  üormeffetu 
^et)t  aber,  bic  pfolmen  ouBäuIegen,  funberlic^  ^ng  beutfd)c,  befil{)  id)  frei)  in 
ttjn§  iglic^en  gutbimden". 

12,  14.  SJtan  benfe  an  bic  bejonbere  Stedimg,  bic  bic  iöuBPJalmcn  iin 
©ebeteteben  bcr  ftird)c,  im  offiäieüen  mt  im  einzelnen  6}cbraud)e  einnehmen, 
roie  jie  bejonberl  ben  Äranfen  empfoI)lcn  werben  unb  roie  auf  Sluguftin 
üerftiefen  wirb:  „bo  er  an  feinem  tobbet  lag,  bo  lie^  er  bie  fi)ben  5ßialm 
fc^reiben  unb  betet  bie"  (g.  58.  in  bcr  g-untgrub  931.  d.). 

12,  27.    Gnbere  @.  55. 

12, 28.  S)ie  2;f)efen  f5elbfird)5  über  bie  natnrlid)en  Strafte  bes  !iüienid)en, 
SB.  ?1. 1, 145  ff. 

12,  33.     (Snber»  3.  86:  Pars  crucis  meae  vel  maxima  est  ...  . 

13,  1.     (gnbcrö  3.63.  88.  141  ff. 
18,7.    gnberg  3. 100  f. 

13, 22.  (£nber§  3. 102.  Sang  lücift  er  auf  bic  tlieoIogifd)e  Siäcngiaten- 
löürbe  im  3{uftrag  Don  3taupi^,  (Snber^  3.104. 

13, 25.  Slufeer  bem  befanntcn  3eu9"i^  Clbecopä  fei  auf  ba§  üon  Start- 
ftabt  öcrtüiefcn,  bei  39arge,  SInbreas  Sobenftein  öon  Sarlftabt,  1905,11,534. 
536,  au§  ben  (Erläuterungen  gu  5luguftin6  de  spiritu  et  litera,  in  ber 
95orrebe  an  ©taupi^  »om  18.  S^oö.  1517;  unb  gu  Sd)eurlg  Urteit  (com 
14.  San.  1517  im  Briefe  an  ©d,  93riefbud)  Sd)curl'g,  t)erauögcg.  tion 
ö.  Soben  unb  Änaafe,  II,  1872,  3.2)  fei  ^ingugefügt  ba§  ht§  93encbi!' 
tinerg  $.  Song  im  Chronicon  Citizense,  Sicues  3öc^f.  Slrdjio  13,  1892, 
3.  309. 

13,  27.    (Snberg  3. 90  f.  95.  121  f.  unb  '•Mm.,  3. 123. 127. 131  ff.  135  ff. 

13, 30.  DIbecop  in  feiner  (£f)ronif,  93ibl.  be^  literar.  9Serein§  in 
Stuttgart  Sb.  190  3. 36. 

13,  34.    enberl  3. 105. 

14,  3.     Gnberg  3.  83. 

14,  20.  Sut^er  las  über  ben  |)ebröerbrief,  fo  fd)eint  es,  üon  iüftern 
1517  big  Cftern  1518. 

14, 22.  2:ie  einleitenbe  ©loffe:  Monendum  in  hac  epistola,  quod  Paulus 
gratiam  extollit  adversus  superbiam  legalis  et  humanae  iustitiae,  pro- 
bans quod  .  .  .  omnia  in  Christum  futurum  instituta  et  facta  fuerint 
Omnino  igitur  solum  Christum  docendum  proponit. 

14,32ff.  SBufepfalmen 323.21.1,3.193.  3d)oIiengumöebräerbrief  931.78: 
hoc  ipsum  velle,  petere,  quaerere  seu  pulsare  donum  est  praevenientis 
gratiae. 


yutt)er  1517.  35 

14,35.  S8I.  89:  Dens  supra  vires,  supra.  sensum.  siipra  intentiouem 
ft  snpra  omnem  cogitationem  operatnr. 

14,  36  f.  231.  129  b :  Nihil  est  in  hoinine ,  quod  uon  sit  vanitas  et 
mendacium.  5öf.  156:  Omniura  .  .  virtiites  . .  specie  quidem  sunt  virtutes, 
re  Vera  autem  vitta. 

15,2.  581.104b:  impossibile  homini  de  quocunque  peccato  surgere. 
!öl.  122  b  (ju  ^ebr.  9,  24):  Qnod  a  nobis  offertur  quotidie,  non  tarn  oblatio 
qnam  memoria  est  oblationis  illius  .  .  .  oblatio  [Christi]  perfecta  est  et 
cessavit  omnino,  spiritualis  autem  [Ecclesiae]  offertur  de  die  in  diem, 
dum  assidue  moritur  cum  Christo  .  .  .  seil,  concupiscentiis  raortificatis. 

15,  3  ff.  931.  117:  Nee  ab  Ms  augustiis  liberatur  nisi  per  sanguinem 
(Jhristi ...  Ad  hanc  munditiam  nulla  lex,  nulla  opera  et  prorsus  nihil  nisi 
nnicus  hie  sanguis  Christi  facere  potest.  931. 113  b :  Neque  potest  intelügi 
lex  et  sapieutia  Dei  nisi  in  Christo  ....  In  Christo  solo  est  animae 
consolatio  et  recreatio.  581.  76  b:  hypocrisin  agere  .  .  .  Talis  est  omnis 
homo,  qui  est  extra  Christum.  93(.  96:  Sermo  Dei  .  .  .  supra  omnia, 
extra  omnia,  intra  omnia,  ante  omnia,  post  omnia  ac  per  hoc  ubique. 
931.  75 :  Nulla  potestate  alia  regit  Christus  Ecclesiam  quam  verbo. 

15,  12.    ©c^olien  931.  88b:  ipse  non  nisi  verbo  operatur  omnia. 

15. 15.  581. 123:  'Respexit  Dens  ad  Abel',  sc.  propter  fidem  primo,  non 
propter  opus  .  .  .  hoc  est  bivium,  quo  digrediuntur  ab  invicem  vere  iusti 
et  hypocritae.  Vere  enim  iusti  per  fidem  et  gratiam  ad  opera ;  hypocritae 
perverso  studio  per  opera  ad  gratiam  nituntur  i.  e.  ad  impossibile. 

15. 16.  W.  130b:  fides  Noe  non  fuit  quieta  illa  'quaütas  animae' 
(^ut  somniare  solemus  de  fide),  sed  vita  cordis. 

15, 17  ff.  931. 128  b :  Tanta  res  est  fides  i.  e.  vita  in  Deo.  JKaubgloffe  ^u 
.'gebr.  10, 38 :  fides  i.  e.  vita  Christiani.  931.  117  b :  Conscientia  bona,  munda, 
quieta,  jiicunda  est  non  nisi  fides  remissionis  peccatorum.  9ianbgIoffc  ju 
iQtbx.  11,30:  sunt  omnia  opera  fidei  impossibilia  naturae,  facillima  autem 
gratiae,  quia  fiunt  nobis  patientibus,  Deo  autem  solo  operaute.  231.109  b: 
fides  iam  est  gratia  iustificans.  SSgl.  W.  107:  'iustitia'  est  ipsa  gratia, 
qua  iustificatur  homo  i.  e.  fides,  spes,  charitas. 

15, 21 .  931. 107  b :  fides  ita  exaltat  cor  hominis  et  transf  ert  de  se  ipso  in 
Deum,  ut  unus  spiritus  fiat  ex  corde  et  Deo  ac  sie  ipsa  divina  iustitia 
sit  cordis  iustitia.  ®loffe  gu  §ebr.  3, 12:  sola  incredulitas  separat  a  Deo, 
sicut  sola  fides  coniungit. 

15,  22.  S(^oUen  931. 100:  haec  sola  fides  facit  eos  puros  et  dignos, 
quae  non  nititur  in  operibus  illis,  sed  in  purissimo,  piissimo,  firraissimo 
verbo  Christi  .  .  . 

15,  24.  «Ranbgloffe  ju  §ebv.  12,  22:  per  fidem  id  effici,  ut  nobiscum 
sint,  immo  uostra  sint  Dens,  Christus,  Ecclesia,  angeli,  sancti  et  omnia 
prorsus.  Sct)olien  951.  Hob:  propter  fidem  Christi,  in  qua  habet  omnia 
Christi. 

3* 


36  ^olJfl'ine^  Sictev, 

15,25.  Sdjülten  )8i.ll:  sua  sponte  fiuuut  opera  foras  ex  fide.  ^Sl.  104b. 
Mummnni  seil,  infidelitatis  peccatum.  331.  92 :  Fides  Christi  est  omnis 
virtns  et  incredulitas  omne  Vitium. 

15, 27.  331.124b:  Adeo  sunt  omnia  in  facilem  vivendi  modum  redacta. 
Nam  si  quaeras  ex  Christiano,  quodnam  sit  opus,  quo  dignus  fiat  nomine 
Christiane,  nnllum  prorsus  respondere  poterit  nisi  auditum  verbi  Dei 
i.  e.  fidem. 

15,32.  931.  85  b:  in  timore  et  iucertitudine  aguntur  non  habeute.s 
veram  pacem  secundum  illud  Esaiae  [48,22;  57,21]:  'Non  est  pax  impiis'. 
(iJIoffe  äu  10,22:  plenitudo  d.  i.  certitudo  (tidei). 

15,  33  f.  Qilofje  ju  §e6r.  6, 17:  credens  in  eum  tutissimus  est.  ©(^olieit 
331.102:  Christianum  .  .  .  oportet  .  .  .  semper  securum  esse.  33t.  121b: 
Oportet  Christianum  certum  esse,  immo  certissimum,  Christum  pro  se 
apparere  et  pontificem  esse  apud  Deum. 

15, 84.  33(.  129  b :  Demus  ad  utramque  fidem  [iides  de  Deo  unb  fides 
in  Deum.  iener  credit,  quod  Dens  sit  et  remuneret  inquirentes,  non 
tamen  credit,  nos  esse  de  numero  eorum,  quibus  Dens  sit  et  remuue- 
rator  sit]  similitudinem.  Ut  candela  vento  exposita  non  solum  radios, 
sed  totam  lucem  amittit,  sol  autem  desursum  radiaus  nulla  vi  ventorum 
turbari  nee  in  radiis  nee  in  se  potest,  sie  fides  prior  extinguitur,  posterior 
nunquam. 

16,  1.  93(.  122:  Pes.sime  faciunt,  qui  suas  orationes  et  .studia  ipsa 
contemnunt  ac  velut  incerta  proiiciunt. 

16,  4.  S3(.  109  b:  .  .  .  breviter  nihil  nisi  peccatum,  quod  conscientiani 
polluit,  distinguit  Christianos  .  .  .  Sacramenta  gratiae  iustificando  cor 
discernendo  inter  cor  et  cor,  inter  conscientiani  et  conscientiam ,  inter 
fidem  et  fidem,  inter  spem  et  spem,  inter  amorem  et  amorem.  .  .  .  Causa 
omnium  haec  est,  quia  in  sacraraentis  gratiae  habemus  promissionem 
Christi  .  .  .  sacramenta  gratiae  nulli  prosunt,  imo  oranibus  obsunt. 
nisi  in  plenitudine  fidei  accedant. 

16, 10.  ®I.  ju  10, 19:  fiducia  =  liberta3,  audacia.  gür  btc  unmittelbar 
üoroufgefienbe  ^eit  )•  §oü  in  bev  ^eitfc^r.  für  S^eologic  unb  Siicc^e  20, 
1910,  ©.245  ff. 

16, 16.  (3rf)üUen  581. 102b:  Timor  Dei  summus  est  cultus  Dei  (timor 
im  f^olgenben  mit  revereutia  erläutert). 

16. 19.  SI.  89 :  res  omnium  difficillima  fides  in  Deum.  ib.:  arduissima 
res  est  fides  Christi. 

16.20.  931.95b:  „C^istianorum  unicum  debet  esse  Studium,  ut 
cotidie  magis  ac  magis  moriantur  huic  vitae."  Sianbgloffe  ju  §ebr.  12,  8: 
Verissimus  cultus  Dei  est  sui  ipsius  abdicatio  et  propra  commodi. 

16,22.  9ftanbgIoffe  §u  §ebr.  13,9:  Initium  propriae  desperationis  de 
propriis  operibus  initium  est  fidueiae  verae  et  stabilitatis. 

16,24.  ©(gölten  331.125:  Vita  praesens  et  mors  officina  est,  in  qua 
duae  sibi  pugnant  aliae  vitae  et   aliae  duae  mortes.     331.  106:   fideli.s 


8itt^er  1517.  37 

inter  coelum  et  terram  peudet  et .  .  .  in  Christo  iu  aere  siispensus  cruci- 
figitnr. 

16,  26.  931.  75  b :  Christiani  hominis  est  incipere  odisse  iniquitatem  et 
diligere  institiam. 

16,  29.  2)ie  öon  Sut^er  mit  9?ad^brurf  öertoerteten  ^araboi-ien  1.  Äor. 
1,25 ff.  feieren  aud)  {jier  wieber.  2Iu§erbem  fei  l^ier  angeführt,  581.  I06b.  107: 
Quare  homo  per  se  non  possit  intelligere  voluntatem  seu  legem  Dei, 
quanqnam  est  ineffabile  inexpertis,  tarnen  utcunque  conandum  est.  — 
Cum  coeperit  —  voluntatem  (@ott  ju  Heben)  implere,  exuit  hominem 
et  nudat  ab  omni  opere  suo  intus  et  foris  .  .  .  Breviter :  adeo  confunditur 
et  perturbatur,  ut  sit  impossibile  eum  persistere  ac  in  voluntate  Dei 
perseverare  .  .  .  haue  invisibilem  Dei  voluntatem  intelligere  in  tantls 
tenebris  non  est  nisi  spiritus  officium. 

16, 31.  931.  84:  Sunt  illa  horrenda  obiecta  nihil  aliud  quam  exercitia, 
per  quae  fides  fiat  fortis. 

16,  32.    93t.  82  b:  Proprium  opus  Dei  est  vita. 

16,  33.  931.  84:  Mors  optanda  est  propter  peccata  (quia  sola  mors  est, 
quae  finit  et  occidit  peccatum.  Ergo  mors ,  interfectrix  peccati,  tantum 
est  amanda,  quantum  peccatum  timetur. 

17, 5.  3"'"  Solgenben  f.  für  ©injelneä  auc^  §00,  5)ie  @ntfte:^ung  öou 
8utl^er§  ftirc^enbegriff  in  „gorfd^ungen  unb  SSetfud)e  jur  ©efc^ii^tc  be§ 
«Jittclalterg  unb  ber  9?eujcit"  (geftfc^r.  für  2)ietrid)  <Sd)äfer),  1915. 

17,  22.  SBcnn  bic  an  erfter  ©teile  in  ber  SBeimarer  ?Uiggabe  (1,  @.  Iff.) 
abgebnidte  9lb^anblung  lüirflid)  öon  £utt)er  fein  fodtc,  fo  njürbe  i^rc  Sßer* 
öffentlid^ung  in  jener  3eit  bur^  biefeg  gurüdgreifcu  auf  i^xüijtxi^  unb  bie 
fortfc^reitenbe  Beurteilung  öffentlii^er  9Sorfommmffe  ju  erftären  fein. 

17,  30.    ©.  bag  a^egifter  jum  Kommentar  über  ben  9tömerbrief. 

18,  3  ff.  §ebräerbrieff d)oUen  581.  128  b :  Multiplicavit  traditio  illa 
infinita  humauorum  decretalium,  decretorum,  statutorum  etc.,  et  sie  ob- 
scuravit  nobis  solem  purissimae  fidei  ut '  diminutae  sunt  veritates  a  filiis 
hominum' [^f.  11,2].  581. 105  b:  . . .  dilectionis.  Contra  faciunt  hi,  qui  pietate 
<lominantur  charitate  non  serviente  importune  et  impatienter.  Et  fere 
fit,  ut  qui  nolint  ullam  syllabam  sui  sermonis  praeteriri,  nullam  serva- 
verint  ipsi.  931. 99 :  Nunc  sacratae  illae  manus  et  inuncti  digiti  tinguntur 
atrocioribus  omni  veneno  fiiriis ,  ita  ut  arma  et  bumbardas  tractent  . . 
comburere  festinantes  aliquot  Judaeos,  qui  hostias  sacramenti  lanceolis 
confodiunt  aut  cultris  incidunt  [bie  ©panbauer  Einrichtungen  üon  ^uben, 
1510].  Ipsi  vero  non  hostias,  sed  rem  ipsam  [sacramenti,  b.  t.  populum 
tJhristi]  nee  lanceolis,  sed  bumbardis  et  omni  armorum  fragore  et  im- 
petu  occidunt.  Et  in  his  omnibus  non  intelligunt  esse  monitorium 
figurale,  quod  in  Judaeis  Dominus  operatur,  ut  scirent  se  septies  esse 
digniores  igne  et  omni  morte  .  .  .  Igitur  hi  pontifices  ex  daemonibus 
potius  assumpti  etiam  pro  daemonibus  constituuntur  contra  Christum  et 
Christianos  ...      Ad  has  igitur  insanias  et    infernalia  portenta  iuste 


38  Qotjaimcö  %idtx, 

perducti  suimis,  dum  relictis  sacris  et  divinis  literis  hunianas  prae- 
elegimiis.  Quod  enim  genus  furiae  nou  iutroduceret  in  Ecclesiam  diabolus, 
quaiido  id  obtinuit,  ut  versatilis  ille  et  sibi  omni  inferno  terribilior  gladius, 
quod  est  verbum  Dei ,  poneretnr  et  in  rubiginem  sineretur  marcescere, 
et  rem  nos  gerere  cerneret  stnppis,  plumis  stipulisque  humanaruni  rationum 
et  constitutionum  i.  e.  larvis  et  lamiis  opinionum  levissimarum. 

18,  20.    3n  ben  Decem  praecepta  2B.  'ä.  1,  S.  460. 

18,  23.    bc  SBette,  Sut^er'g  33r;iefe  I.  77.    (giibcvS  ©.  94. 

18,34.  ,^ebräei-bviefid}oIien  5ÖI.  90:  tepiditas  spiritus  omuium  peri- 
culorum  periculosissimum.  SDaju  2Ö.  31.  1  ©.  136:  mihi  videtur,  haue 
tertiam  novissimam  (persecutionem)  esse  tepiditatem.  ?{m  fiäufigften  tft 
bie  gett)ü{)uUd)  bamit  oerbunbene  securitas  genannt. 

18,  36.  SSgl.  SB.  3(.  4,320:  Quantumvis  enim  doctus  sit  aliquis  et  illu- 
stratus  iide,  nisi  et  afiectu  eadem  velit  et  operetur,  nondum  vivit.  Que 
vita  nostro  tempore  rarissima  est. 

18,  37.  @d)on  in  ber  erften  S3üvlejnng  über  bie  ^?)a(men  SB.  St.  3,  433, 
424.  447. 

19,  2.  Sc^olien  jum  §ebräerbrief  Sl.  74  b:  (populus  Christi) .  .  uon 
esse  regnum,  sed  exilium .  nee  vivere,  sed  semper  mori,  nee  in  gloria. 
sed  in  iguominia  .  .  . 

19.11.  331.113:  Vere  enim  nee  consolatio  nee  victoria  est  in  quacuuque 
tentatione  nisi  accedamus  ad  sacranientum  .  .  .  Christus  ad  nos  quotidie 
in  sacramento  venit. 

19,13.  531.  112 b:  Oculi  Domini  dicuntur  sacerdotes  ecclesiarum. 
Nam  sicut  ocvilus  dirigit  corpus,  ita  sacerdos  ecclesiam.  ^I.  109 :  sacerdos 
differt  populo  .  .  .  excellentia  sanctitatis  et  iustitiae. 

19,31.  58(.  126:  extra  Ecclesiam  nulla  sine  dubio  est  poenitentia 
aut  remissio. 

19, 36.    pro  re  theologica  et  salute  fratruni  haec  facio,  (Snberä  ©.  67. 

20. 12.  2B.  9(.  1,  2. 228  am  ©c^luffe  ber  Disputatio  contra  scholasticam 
theologiaui. 

20,  14.  ®iefc  2;:^eieu  |inb,  jo  id)ctut  mir,  für  ben  geid)id)tlidjeii  ^u- 
jammen^ang  nid)t  fo,  mte  fie  c3  üerlaugcn  muffen,  »erroenbct  morben.  2Bemi 
Sut^er,  mie  auö  aflcn  3eugniffen  ^erüorgc^t,  bie  Slugeinauberfe^ung  über 
ben  31bln^  lange  geplant  unb  üotbereitct  :^at,  fo  gebührt  i^uen  and)  bie 
oben  im  folgenöen  turj  umriffene  S3ebeutuug;  bamit  wirb  auc^  bie  o^ne 
fie  auffällige  enge  gingreu^ung  ber  ^^tblafet^efen  crltärt.  'ilud)  äufeerlid) 
tritt  eine  äufammengc^övigfeit  '^eruor,  näniUd)  in  ber  Qaijl  ber  @ä^e.  2)er 
unter  ben  ert)altencn  3:l|cfenbrudeu  je^t  alö  ber  ältefte  erfaunte,  ber  Seip-- 
jiger,  5ät)lt,  »nie  and)  (Sodjläuä  üon  ber  „prima  schednla"  berietet,  cben^ 
\aM  97  (20.91.  1,  (5.231).  Tlit  ber  offenbar  langen  ^Vorbereitung  bcv 
95  2:f)cfen  gel)t  übrigen^  ein  jule^t  nötig  gcmorbcncr  rafd)er  91bfc^lufe  fe^r 
moljl  §ufanimen,  ber  fidj  an  ücrfc^iebeuen  Stellen  bemerlbar  mac^t.  'äuü^ 
in  S3riegcr§  5luffa^  über  bie  —  m.  ®.  ju   lueit  inö  ciuselne  geführte  — 


Sut^ei  1517.  39 

©liebening  ber  Sl^cfen  in  bcr  j5e[tfrf)rift  für  SJJaj-  üettj  (©tubieti  unb 
^43erfud)e  ^ux  neueren  ©efc^tc^te),  1910,  ©.  Iff.,  ftnb  einige  in  biefem  ©inne 
öerftanben:  (3.24.  25.  26. 

20,  26.    (Snber^  @.  106.  110  f.  (©ct)eurl  foll  jie  and}  on  M  geben). 

20,  29.    (£nber§  @.  119.    2S.  Sr.  1,  ©.  222. 

21,  3.  Dedi  me  ipsum,  gnberg  @.  23.  155. 166.  %!.  2ö.  ST.  1,  ©.529 
„Catholicae  et  Apostolicae  veritatis  amantissimus"  (Bon  griebric!^  bem 
SBeifen). 

21, 12.  Über  bie  ejorOitnnt  :^o^c  :i8e5af)Iunö,  bie  3;e^el  er:^ieU,  fie'^e  je^t 
Ärofer  im  Sut^er^cft  bc§  9Ird)iö§  für  Steformationggejd).,  1917,  ©.  109  (269). 

21,  13ff.  2Ö.  5r.  3,  ©.416;  4,  ©.424;  9{ömerbrieP)oIicn  ©.123.  248. 
324;  basu  bie  ^rcbigtcu  in  2Ö.  9t.  1. 

21,20.  SSgl.  SB.  2t.  1,  ©.136:  Contra  tepiditatem  nemo  pugnat  uisi 
vig'iles  et  exhortatores,  quorum  spiritus  a  Domino  suscitatur.  ©.  573: 
Cum  sint  in  ecclesia  et  doctissimi  pariter  et  sanctissimi  viri,  ea  tarnen 
e.st  uostri  saeculi  infoelicitas ,  ut  etiam  tanti  non  possint  ecclesiae  suc- 
currere. 

21,  23.    Qnia  id  miüti  petierunt,  2S.  3t.  1,  ©.  98. 

21, 28.  S)ie  Dppofition  gegen  bie  9tblä)fe  t)ot  fd^on  ^al^  in  feinen  Stbla^- 
werfen  bor  fid):  in  beiben  fe^t  er  fid)  fortroä^renb  mit  i^r  auSeinanber. 

21,  29.    m.  9(.  1,  ©.  5-i8.    (Snberg  ©.  148. 

21,  32.  Impiissima  haereticaque,  SB.  9t.  1,  ©.  527.  621.  5tbgefe^cn 
nod)  boüon,  wie  untrer  feine  Serpflidjtung  onfo:^,  »Durbe  im  SBittenbergcr 
2)oftoreib  getobt:  doctrinas  ab  ecclesia  damnatas  et  piarum  aurium 
offensivas  . .  .  denunctiabo,  f.  ©teinlein  in  9feue  firc^t.  Qeitfdjrift  23,  1912, 
©.762.  Mei  studii  et  officii,  (5nber§  S.  149;  facultas  a  tue  Beatitudinis 
potestate  concessa,  5B.  2t.  1,  ©.  528. 

21,  34.  333.  2t.  1,  ©.571:  Quomodo  populus  per  seipsum  intelliget, 
quod  tam  obscure  et  large  loqueris?    ©.  o.  jn  S.  6,  34. 

21,  35.  2)ie  Unfid)erlieiten  unb  SBiberfprüc^e  in  ber  2tbla§te:^rc  treten 
altein  fc^on  in  ^alg'  Schriften  entgegen. 

22. 12.  Diu  iam  distuli,  (Snber#  ©.  115.  Dissimulabam  aliquamdiu, 
©.  148.  ©.  int  übrigen  bie  Guettenfteüen  in  ber  Sinleitung  D.  ©temen^ 
ju  ben  S;i5efcn  in  ber  93onncr  üuttierauögabe  1,  ©.  1  ff. 

22. 13.  üutt)er^  au^fü^rlic^e  ©aricgung  über  ben  2tbto^,  bie  in  be 
SS.  2t.  an  bie  ^rebigt  öom  10.  ©onntag  nad)  Srinitatig  1516  ongefc^Ioffen 
ift,  "^at  trüger  in  ben  ©tubien  unb  Äritifen  1917,  ©.507  ff.  neu  heraus- 
gegeben, ^n  i^rer  Stnfe^ung  ftimmt  er  Jperrmann  gu,  B^itfc^r.  f.  ftirdjengefd^. 
28,  1907,  ©.370  ff.  mix  fdjeint,  ba^  üiütjtx^  2tuSfü^rungen  ben  ^^Jrebigt» 
d)arafter  noc^  burdifc^einen  loffen,  unb  ein  .^eraufrüden  an  bie  S^efen 
l^otte  id)  nic^t  für  ridjtig;  tro§  ber  großen  Übereinftimmung  mittönen,  bie 
übrigeng  wie  auc^  bie  mit  ^.^at^  noc^  grö&er  ift  ot§  in  bem  9tuffagc  an= 
gegeben  ift.    Dafe  öuttjer   fic   mit   ben  ^^efcn   an  ben  ©rsbifc^of  2tlbred)t 


^0  Qo^onnes  ^idcr, 

überfi^icft  ijat,  ift  um  ]o  tüal^rfc^einlic^er,  ha  ev  gerabe  in  i^nen  tag  Un= 
fixere  ber  ^Iblafetl^eorie  fef)r  betont  l^at. 

22, 14.  S)er  reiche  Stoff,  ben  Sratfc  gefammctt  fjat  (8utf)er«t  95  S^cfen 
unb  il)re  bogmen^iftorifc^eu  SorauSfejjungen,  1884),  ift  bei  if)m  unb  bei 
fpäteren  ber  erflärung  ber  Sä^e  nid)t  recht  jugute  gcfommen,  unb  in  Äö^Ierg 
?Iu§gabe  (Sut^erg  95  S^cfen  famt  feinen  9iefolutionen,  1903)  tritt  bic 
©tufe  ber  2;f)efen  l^inter  ber  ber  StefoUitionen  jurüd.  Wan  »oirb  für  bie  ©r^ 
flärung  ber  ©ä^e  nod)  me^r  im  einzelnen  auf  ^l^ait^  unb  baä  üon  i^m  t)er» 
luenbete  SJiaterial  ^urücfgreifen  muffen,  .igicr  fei  nur  auf  einiget  öcrroiefen. 
3u  %i).  31  f.  Celifodina  331.  Sieb  (SSratfe  ©.  121);  2^.37  f.  S^omag  bei 
<8ratfe  ©.  72;  ju  %i).  40  f.  ©erfon  bei  Sratfe  @.  161;  ju  %^.  42  ©ij;tu§'  IV. 
©rlöuterung  beg  „per  modum  suffragii"  (bei  Äö^Ier,  ®ofumente  jum  3tblafe= 
ftreit  ©.  40);  ju  %i).  62  f.  f^all^,  Celif.  5BI.  D  5  unb  Suppl.  Celif.  S3I.  b6: 
Papa  habet  tres  thesauros  spirituales.  Primus  thesaurus  est  sacraruni 
scripturarnm;  bicfer  ©d)ati  mirb  bann  aber  jur  33efeitigung  ber  beiben 
obstacula,  bie  ben  (Eingang  in  t>a§>  §immelrcid)  tjerfperren,  culpa  unb 
pena,  au^gefd^altet  burd)  ben  thesaurus  sacramentorum :  '  per  sacramentum 
penitenciae',  unb  ben  thesaurus  iudulgentiae;  ju  Xi).  79  f.  ^^?al^,  Suppl. 
Celif.  931.  a  3  (f.  o.  ju  ©.  5, 33);  ju  2^.  82:  biefe  erftc  ^roge  ber  Saien  ift  auc^. 
aufgeworfen  bei  ^al^,  Celif.  931.  S 5b  (f.  Äö^Ier,  95  S^efen,  ju  2^.26, 
©.88);  Srit^emiug,  Anuales  Hirsaugienses  bei  ^^^aulug,  ^eitfd^r.  für  fat!^. 
^^eologie  24,  1900,  ©.  258);  ju  %l).  8J  f.  ^.ßal^,  Celif.  931.  «4b.  9luc^  in 
2ut:^er§  befanntcm  Sßort  oom  3(nfange  ber  ^2tblafeprebigt:  ecce  subito 
coeperunt  circum  nos  strepere,  immo  clangere  nova  indulgentiarum 
classica  et  remissionum  buccinae  (2B.  5(.  1,  3.  526,  ogl.  ©.  621)  Hingen 
".l^ol^'  SBorte  mieber,  Suppl.  Celif.  931.  a  2:  Buccinate  in  neomenia  ... 
ps.  80  [9].  Solent  principes  et  magni  domini  tubis  clangere.  3"  S;^-  27 
fei  au^erbem  barauf  öerraiefen,  ba%  1516  bie  ©orbonnc  bie  SSerurteilung 
biefeä  ©a|e§  erneuert  ftat  (Lea  ©.  347).  2)a§  er  in  2)eutfd)Ianb  oertünbigt 
rourbe,  beftätigt  auc^  ©taupi^  in  einer  Üiürnberger  ^rcbigt,  9Berfe  ©.  18. 

22, 22.    Obscurius  pro  more  et  enygmaticos  positae,  SS.  ?t.  1,  ©.  528  f. 

22,  28.  Docendi  sunt  Christiani  —  docendi  sunt  Christiani,  Sl^efe  42 
bis  51. 

23,  6.  S^efe  32.  33.  i^gl.  Sratfe  ©.  271.  93rieger  ©.  87.  Bu  fintier« 
©tellung  Bergleid)e  bie  beiben  5(ufeerungen  aug  i>tn  näd)ften  S){onoten,  an 
©taupi^,  15.  ^cbr.  1518:  mihi  in  indulgentiis  hodie  videri  non  esse  nisi 
animarum  illusionem,  unb  an  ©d)eurl,  5.  SlKär^  1518:  mihi  sane  non  est 
dubium  decipi  populum,  non  per  indulgentias,  sed  usum  earum,  (Jnber? 
©.  155.  166. 

23, 18.    %\).  8:  Charitas  unb  veritas  (b.  i.  ba$  (Joangelium). 
23, 29.    ®ie  Saien,  f.  o.  ju  ©.  7, 5.    ^luc^  beim  SIblafe  t)atte  fintier  bie 
Saien  fci)on  aufgerufen,  3B.  91.  1,  ©.  66. 

24,  13.  Ignis  comminatio  et  haeretici  nominis  opprobrium,  2Ö.  21.  1, 
©.  528.    9Jfan  fe^e  ben  ©dihi^  ber  Sciifobina  unb  bie  biefen  ertüeiternben 


SJut^cr  1517.  41 

^lu^fü^rungen  in  Supplemeutura  Celifodine  imb  baf^u  in  bcr  le|teren 
Schrift  ben  Sitel^oljfdjnitt:  bie  fefte  93urg,  ber  Xurm  S)aöibl,  öon  ben 
gegen  bic  ^tbläfje  angc^enben  :^öüi)ct)cn  ®eiftcrn  bestürmt,  oon  Sngeln  nnb 
(äiei'cfjügen  öerteibigt. 

24,  17.  Jsem  ^Begleitbriefe  ju  ben  ffiejolutionen  an  ben  iöifc^of  Don 
^äranbenbnrg,  @nber§  ©.  148  ff.,  tann  naä)  feiner  gaff ung  ein  anberer,  mit 
bem  etiua  bie  X^efen  überfc^icft  worben  Joären,  nic^t  öoranfgegangen  fein. 

24, 37.  ^ie  erhaltenen  J^efenbrucfc  finb  je^t  fid)er  beftimmt,  f.  ©ünf^cr 
in  ber  3citf^r.  für  93ücf)erfreunbe,  1918,  Qanuar^eft.  ^er  ältefte  ber  er* 
f)altenen,  B,  bc^eid}net  in  ber  SB.  91.  1,  ©.230,  ift  bei  %'i)anntx  in  Seipjig 
gebrnctt,  A  ift  Sfiirnbcrger  §erfunft  (.§öläel),  \va§  fc^on  Proctor,  Index  to 
the  early  printed  books  in  the  Brit.  Museum  P.  IL  S.  I,  1903,  u.  11017 
erfannt  tiatte;  C  ftammt  au§  S3afcl  (^^etri).  '2)a6  bie  2^efen  frü^e  in 
Scipjig  na(^gebrucft  finb,  ftimmt  gnt  jufamnten  mit  bem  SSorfc^tage 
beS  .^erjogg  ©eorg,  ber  nod)  im  9Joöember  1517  gemacht  würbe, 
f.  ®ei  in  ber  ^eitfc^r.  für  tird)engefc^.  IX,  1888,  ®.  590  f.,  banadi 
33rieger,  55a§  SSefen  beä  9tblaffc§  am  9lu§gangc  bcg  9)iittelalterg,  unter» 
iu(^t  mit  9iücffid}t  auf  Sut^eri»  J^cfen,  1897,  ßeipjiger  ''Programm, 
<B.  2.  Unter  ben  äuftimmenben  SJJännern  feien  ber  9tug§burger  5°^^"" 
j^aber  unb  ber  33ifd)of  üon  6t)iemfce,  S3ertI)oIb  ^ürftinger,  l^erüorge^oben, 
jener  mit  feinem  fd)arfen  Urteil  über  bie  ''.j^rcbiger  be§  3(blaffe§  imb  ber 
'^?apftgett)alt:  ut,  quod  ad  huius  tumultus  initium  attinet,  Lutherus 
videri  possit  studio  zeloque  Christianae  religionis  incitatu.s  fuisse  (im 
„Siatfdjiag"  1520,  neuerbingS  bei  Sdjutte  I,  3.  I62f.);  Sert^olb  ^^jürftinger 
I}at  i}utf)erfc^e  Ö5cban!en  unb  Sä^c  im  Onus  ecclesiae,  c.  XV  de  indul- 
gentiis  et  remissionibus  aufgenommen  unb  ftimmt  im  Urteile  über  bie 
^Ibläffe,  im  einzelnen  tüie  im  ganjen,  bcfonber^  über  i^re  @d)äbHrf)!eit  für 
bie  Sfird)e,  2ut^er  nod)  an  apofaIi)ptifc^er  Sd^ärfe  übcrtreffenb,  mit  i^m 
.^ufammen.  So  f(^lie§t  er  ba§  Äapitet  über  bie  SIblöffc:  Necessarium 
itaque  fuit,  ad  reducendam  ecclesiam  et  ad  reformandum  populum 
Christianuni,  sextum  erigi  statum,  ne  ipsa  ecclesia  in  suis  membris  per 
remissiones  in  quinto  statu  abusive  permissas  penitus  pereat. 

25, 14.  Qua  pugna  vix  ulla  maior  est,  cum  sapere  unum  inter  omnes, 
iinmo  contra  omnes  summa  insipientia  iudicetur,  Sc^olien  ju  ;g)ebr.  11,7, 
üon  Dioaf)  gefprodjen. 

25, 21.  9ianbgIoffc  ju  «pebr.  12, 6 : 1.  ^etri  [55. 17] :  Nuuc  tempus  iucbo- 
andi  iudicii  a  domo  Dei.  Quod  ex  Ezecbiele  9.  c.  [SS.  6]  sumptum  est : 
Et  a  sanctuario  meo  incipite.  Qn  le^terem  Sc^riftmorte  ift  j.  93.  S"  '°^^' 
gleid^en  Magnus  Abbas  Joachim  ju  Aap.  4  581.  IIb  (am  Sianbe:  Eze.  9): 
Necesse  est  ut  gladius  regis  Babylonis  seil,  impii  usque  ad  animam 
corpore  transfixo  proveniat:  ut  a  praelatis,  a  quibus  processit  malitia 
veluti  a  sanctuario  cedes  afflictiouis  emergat.  Unter  bem  Söilbe  auf 
ber  9f?üdfeite  Don  'ipürftingerg  Onus  ecclesiae  (ber  (Soton  eine  .tird)e  ju« 
fammenfc^Iagenb)  ftebt  ebenfalls  bic  Stelle  an^  S^edi.  9. 


42  3o^a"ne2S  gider,  Üiitf^cr  1517. 

25,  24.  ^Hanbgloffe  ju  §ebr.  12,  6 :  Ecclesia  tempora  martiruni  erat 
florentissima,  quia  dilectissima,  hoc  est  disciplinis  Domini  exercitatissima. 
Nunc  illud  agitur  Ezech.  28  [b.  i.  3eV  38,17]:  'Ecce  in  pace  amaritudo 
niea  amarissima.'  Quia  non  sicut  pater,  sed  sicut  iudex  corripit  per 
pacem  i.  e.  in  furore  et  severitate  sinens  invalescere  omnia  flagitia  et 
virtutem  imrainui. 

25,  31.  Ecclesia  indiget  reformatione,  fagt  Sut^cv  in  ben  Resolutiones 
^u  ben  S^efen  (2B.  ?(.  1,  (3.  627),  sugleid)  mit  SBibcrfpruc^  gegen  bie  9te-- 
ft)rmationeibefd)UUlc  be§  'ij^ifaner  unb  be§  5.  Sateranfonjil^:  quod  non  est 
unius  hominis  Pontificis  nee  multorum  Cardinaliura  officium,  sicut  pro- 
havit  utrumque  novissimum  concilium,  sed  tocius  orbis,  immo  solins 
dei.  Tempus  autem  huius  reformationis  novit  solus  ille,  qui  condidit 
tempora. 

25, 86.  Kostro  florentissirao  saeculo,  quod  pro  sua  in  literis  et  ingeniis 
foelicitate  etiam  Ciceronem  cogere  possit  ad  angulum,  in  bem  93eglett= 
icf)reiben  an  £eo  X.  ju  ben  9iefolutionen  ber  Sbejen  (SB.  91.  1,  ©.  529). 

26, 1.  „mit  tiefen  jc^mar,^cn  ogen  unb  bramen,  blinjcnb  unb  jmi^erlenb, 
mie  ain  ftern,  ba§  bie  nit  mol  mögenb  nngejec^en  werben."  3)ie  SJefc^reibung 
au5  bem  ^a1:jxt  1522  üon  QoI)anne^  Äefeler,  Sabbata,  ^erausgeg.  üom 
^iftorifcben  5ßeretn  be§  5tanton§  ©t.  ©allen,  1902,  @.  65.  ®en  jd)tDcrmütig 
innerUd)cn  3lusbrucf  gibt  ergreifenb  ßranacf)^  erfte§  Sut^erbilbnisi  mieber, 
ber  ^upferftid)  bon  1520,  gugleii^  auc^  iia§,  ma§  2nt^_er  felbft  über  feinen 
!örberltd)eu  Buftanb  fc^reibt,  Wai  1518,  ©nber^  ©.  199. 

26,13.  ©cbolien  ju  §ebr.  11,7,  331.131b:  Haec  est  gloria  üdei: 
nesciie  sc.  quo  eas,  quid  facias,  quid  patiaris,  et  captivatis  omnibus, 
sensu  et  intellectu,  virtute  et  voluntate,  nudam  Dei  vocem  sequi  et 
magis  duci  et  agi  quam  agere. 

27,3.  ©nberl  ©.128:  ex  nobis  nihil  possumus,  ex  gratia  Dei 
omnia  possumus.  2nt{)er  an  S^jalatin,  11. 'DJoDember  1517. 


^ie  6frafeburger  Deformation 


Q3oi1rag 
gebalten   in  5er  6t.  ^iholai  =  i^ird)e  311  Gfrafeburg 

^leformationsjubiläum  1917 

©uffaö  Slnrid) 

'^Ji-ofeijor  ber  Äircöenge|rf)ict)te  in  Strafjbiirfl 


-C^^-«^4C=— 


SBenn  luir  mit  beut  gejamteit  proteftantiidfien  3)eutfcl)lanb 
uns  Qnjd^irfen,  bie  Jubelfeier  ber  Üteformation  ju  begef)en,  fo  ift 
nur  felbftocrftänblid),  ba^  unfer  Slicf  junäc^ft  auf  ben  Wanw 
\xd}  richtet,  ber  al§  if)r  §ero§  unb  religibfer  ©eniu^  SSerförperung 
unb  ©Qmt)o(  ber  Üieformatiou  gemorbeu  ift,  beffen  X^efen= 
Qnfd)Iag  Sa^r  uub  'Xaq  unferer  geier  beftimmt.  Sft  boc^,  loa« 
$D?artiu  £utt)er  in  feinen  großen  3af)ren  au»  fd)öpferifd)em  ©rieben 
mit  neuen  ^uugen  au§gefprocf)en,  bie  gemeinfame  religiöfe  ®rnnb= 
läge  ber  gefamten  SfteformationSbeinegnng  geblieben,  tt)ie  e§  SBnctjt 
unb  (ginbrud  feiner  ^$erfönlid)feit  unb  feineS  ßt)riftentum§  njoren, 
bie  anbere  ernfte  9JZänner  gu  reformatorifd)er  Äraft,  Äü^n^eit 
unb  @efd)ioffenf)eit  emporH)acf)fen  tiefen. 

S)od)  nid)t  minber  felbftüerftänblid)  ift,  baB,  lüenn  luir  in 
ben  äRauern  ber  alten  9^eid)§ftabt  ©trapurg  9ieformation§= 
Jubiläum  feiern,  un§  ta§i  ert)ebenbe  S3eniu^tfein  nid)t  oerlä^t, 
auf  gefc^ii^ttid^  gemeintem  93oben  gu  ftetjen.  ©teilt  bod)  bie 
3eit  ber  Steformation  ben  ©ipfel  bar  in  ©trapurg§  @eifte§= 
leben  mie  in  beffen  @influ§  unb  Sebeutung  für  bie  Umwelt  bis 
über  Seutfc^IonbS  ©renken  ^inau§.  ©o  ^aben  mir  aütn  @runb, 
jene  an  ©eift,  @d)öpferfraft  unb  Eingebung  fo  reicf)en  Ja^re 
üor  un§  lebenbig  merben  ju  laffen.  Sft  eg  bodj  nid)t  jute^t  bie 
SSerfeniung  in  bie  großen  ßeiten  ber  Sßergangenl)eit,  bie  bie 
tperjen  erf)ebt  unb  bie  (Seelen  ftäl)lt  inmitten  ber  Rümpfe  unb 
taftenben  fragen  ber  Gegenwart.  9ädjt  bie  (Sin^elljeiten  bes 
äußeren  2^erlauf§  ber  cStrapurger  Ü^eformation  mollen  mir  un§ 
uor  5lugen  fül)ren.  SSir  fragen  öielme£)r  nad)  i^ren  ^auptjügen, 
mir  fuct)en  fie  ju  begreifen  al§  %at  be§  reidjöftäbtifd)en  iöürger= 
tum§,  mir  fud)en  in  bem  Silbe  ber  fül)renben  SJianner  i^re 
öigentümlic^teit  ^u  erf äffen,  mir  fragen  nai^  bem,  ma^  ^ier 
erftrebt  unb  gefdjaffen  morben,   mir  fragen  oor  allem  aud^  nad) 


46  ®u[tao  mmd), 

bei-  Stellung  ber  elfäf[if(f)en  ?Reic^§ftabt  in  ber  ®efomtentn)i(!hnig 
be§  ^roteftQnti§mu§. 


3)urcE)  feine  ßage  am  9if)ein,  ber  bamoligen  SBelt^anbelä- 
[tra^e,  ju  äJJac^t  unb  ^oi)li)abei\^ät  emporgeljoben,  i)at  fic^ 
©trapurg  im  13.  Sa^r^unbert  au§  einer  bifdjöflidjen  ©tobt  in 
eine  freie  0ieid)§ftabt  geiranbeft.  Sn  ber  ©tobt  felbft,  beren 
yiamen  er  trägt,  nur  nod)  firctitic^er  SBürbenträger,  refibiert  ber 
einftige  ©tabt^err,  ber  Sifcf)of  üon  Strasburg,  längft  nirf)t  me^r 
im  ©djatten  feiner  Äot^ebrale,  fonbern  auf  ben  feften  ©^löffern 
feines  meiten  bifd)öflid)en  SanbgebietS.  ©o  jö^It  benn  ©tra^^ 
bürg  im  Zeitalter  ber  Üieformation  gu  ben  angefet)enften  freien 
9fleic^§ftäbten  ©eutfc^IanbS.  3)a§  gibt  ber  ©tabt  it)r  Gepräge 
unb  ttjeift  it)r  if)re  ©teöe  im  üielgeftaltigen  9fteid}e.  9^ic^t 
^roüin^ial^auptftabt,  toie  fpöter,  fonbern  felbftänbige  ©tabt- 
repnblif,  fiet)t  fie  fic^  burd)  if)re  ganje  innere  ©truftur,  i^re 
poIitifd)en,  tt)irtfd)aftlic^en  unb  geiftigeu  antreffen  t)on  öorut)erein 
eingegliebert  nid)t  in  bie  fie  umgebenbeu  geift(id)en,  fürftlic^en, 
ritterfd)aftlic^en  unb  fteinftäbtifd)en  ©ebiete,  fonbern  in  ben  ßreig 
ber  anbern  größeren  gfteic^sftöbte.  Ulm,  Slugsburg  unb  9Jürn- 
berg  unb  bie  großen  ©tabtftaaten  ber  ©djluei^  finb  i^re  näd)ften 
9Inöeruianbtcu. 

%n  9f?eic^tum  unb  äußerem  ©lauj  öon  9Jürnberg  unb  Slug§* 
bürg  beträd)tlid)  übertroffen,  an  äußerer  SJJodjtfteaung  bie  9?ad)- 
barn  weniger  überragenb  al§  ^meifjuubert  3al)re  guoor,  f)at 
Strasburg  ben  S^or^ug  einer  fc^on  bamalS  al§  ^unftiuerf  ge- 
priefenen  53erfaffuug.  9f?cben  bem  \äi)ü\d)  jur  ^älfte  nenergäuäten 
fRat  mit  bem  bürgertid)eu  2(mmeifter  unb  ben  abligen  ©tQtt= 
meifteru  au  feiner  ©pi^e  fte^t  al§  ftabiteS  Clement  bie  ^rei^etjuer* 
fammer,  ha^  Organ  ber  äußeren  ^olitif,  al§  le^te  Suftau^  ober 
für  bebeutfame  ©ntfdjeibuugen  bie  Sßoööerfommlung  ber  brei* 
t)unbert  öon  ben  3""ft^«  abgeorbneteu  ©djöffen.  Snbem  auf 
bemotratifd)er  ©runblage  bü§>  patri5ifd)e  unb  ta^  bürgerliche 
©lement,  ta§i  bleibenbe  unb  ba§  jäf)rlid)  medjfeinbe  Ütegiment  in 
^armonifdieS  (55kid)geiuid)t  gefegt  erfd)eint,  ift  ber  jtuifc^eu  5ßo(! 
unb  ©efdiledjtern   eiuft  mit  Erbitterung  unb  unter  gemaltfamen 


25ie  ©tra^burger  Oieformation.  47 

Slu§brüd)en  ge[üt)rte  ^ampf  um  bie  9JJac^t  beenbet,  ber  innere 
triebe  ge[id)ert.  'iflehcn  beni  oltererbten  9fteirf)tum  be§  SDom* 
topitelg,  be§  üorne^mften  üon  gan^  S)eutfdE)lQnb,  ber  fird)licf)en 
©tifter  unb  Älöfter  ftet)t  längft  fe(bftbett)uj3te§  Bürgertum,  baS 
oor  nid)t  langer  ^dt  bie  9Jiünfterpt)ramibe  al§  ragenbeS  SBa^r* 
jeic^en  ber  Stobt  getürmt  unb  bamit  ben  aU  SBerf  ber  Äirdje 
begonnenen  93an  aB  SSerf  ber  S3ürgerj(f)aft  noßenbet  f)atte. 
iöef)äbig  berbe  bürgerliche  Kultur  ift  tonangebenb  unb  tritt  in 
@ei(er»  öolt^tümtic^er  unb  freimütiger  ^rebigtmeife  luie  in 
Sebaftian  S3rant§  unb  Xt)omQ§  äJfnrnerS  beutjc^er  Sichtung  in 
eIjä|[if(j^»aIemQnnifrf)er  (Eigenart  ^u  Zaqt.  9J?it  if)r  oerbinbet 
ftcf)  in  5Ünftigen  @elet)rten  wie  in  einzelnen  ©liebern  be§  ^atrijiotS 
bie  neue  ©ro^mactit  ber  t)umani[tifc^en  S3i{bung.  @ie  ttjeift  im 
©Ifa^  ä^mädjft  fel)r  fonferOQtiöe§  ©epröge  auf,  nidjt  al§  wdU 
frembe  ©tubengelef)rfamfeit,  fonbern  mitten  im  ßeben  ftetjenb, 
in  it)ren  ^auptüertretern  bnrd)au§  öaterlänbifd)  unb  burd)au§ 
fird^Iic^  empfinbenb,  mit  Scibenfc^aft  auf  Üieformen  brüngenb  in 
^ird)e,  ©taat  unb  Sugenberjiefiung.  2)er  öielumgetriebene,  ju 
Strapurg  in  nat)en  Se^ietjungen  fteljenbe  ©d)Iett[täbter  Sa!ob 
Simpfeling  ift  f)ier  ber  tonangebenbe  ©eift. 

9fteid)^[täbtijd)  bürgerlidje  Slrt  I}ot  benn  auc^  bie  ©trapurger 
^Deformation.  Seit  ben  Xagen,  ba  eine  rafc^  mad)f enbe  ®e= 
meinbe  fid)  um  ^^M  Äan^et  im  3JJünfter  gefd)art  unb  bie 
entfd^toffene  Haltung  ber  Bürger  ein  burdjgreifenbeS  ©infc^reiten 
ber  fird)H(^en  Obrigfeiten  gegen  ben  erften  ^erolb  eöangelifdjer 
iie^re  gu  üerl)inbern  genjufet  l)atte,  ift  bie  S3ürgerfc^aft  bie 
eigentli(^e  Strögerin  ber  reformatorifd)en  Bewegung,  haS^  oorn)ärt§= 
treibenbe  (SIement.  (ä§  luaren  bie  ©artner  öon  (St.  3lureUen,  bie 
©emeinbeglieber  öon  ®t.  2;f)oma§  unb  3ung  =  @t.  ^eter,  bie  1524 
bie  ?tnfteüung  eoangelifc^er  ©emeinbepfarrer  unb  bamit  ben 
entfc^eibenben  @d)ritt  ber  9fieform  burd)fe^ten;  e§  inaren  bie 
breit)unbert  ?tbgeorbneten  ber  fünfte,  bie  1529  bie  lange  unb 
ftürmifd)  begehrte  enbgiltige  unb  ööflige  5lbfc^affung  be§  !att)o* 
Iijd)en  (55otte§bienfte§  au§jprad)en. 

(Srftaunlid)  fc^nell  t)at  fic^  bie  'sJlbfet)r  Oom  alten  Äirc^entum 
Doü^ogen.  ßangoert)aItene  SJiifeftimmung  über  bie  fd)meren  tix^" 
liefen  3}?iiftänbe  unb  bie  fittUd)en  ©djöben  in  SBeIt«=  unb  ÄIofter=^ 


48  ©uftab  Stnric^, 

geiftlidjfeit  f)aben  biefeii  ^ujammenbrud)  mit  t)erbei9efü()rt.  iüJeuii 
man  tnbe§  biefe  Slbfef)r  jo  gebeutet  f)at,  qI§  ob  bamit  eine  täng[t 
fid)  öorbereitenbe,  üon  fird)ti(^em  ©mpfinben  unb  religiös  ht^ 
ftimmter  SSeltanji^onung  jic^  löfenbe,  neue  unb  neuäeitlidje  freie 
ßaienfultur  jum  ®urd)bruc^  gefommen  fei,  fo  trifft  \)a§>  für  jene 
3eit  nur  in  fet)r  bebingtem  Wla^t  ju.  5(n  S3ertretern  folc^er  (Sinnes:^ 
ort  f)at  e§  ^^^ar  in  ©tropurg  nid^t  ganj  gefehlt;  tonangebenb  finb 
fold^e  ©püuräer,  tüie  S3ucer  fie  nennt,  nid)t  geworben.  SBenn 
oie(mef)r  bie  brei^unbert  Schöffen  bie  ooüe  Unterbrüdung  bes 
9J?e^gotte§bienfte§  grobe  in  politifd)  gefäf)rlid)er  ßeit,  tro|  brotienber 
Slbmo^nungen  üon  33ifd)of,  ^apft  unb  9f?eid)§regierung  au§^ 
fpredjen  fonnten,  wenn  ^wan^ig  3af)re  fpäter  bie  S3ürgerfd)Qft 
e^er  bem  Äaifer  ^ro|  bieten  al§  feine  afteligion^orbnung,  baö 
Snterim,  annet)men  woUte  unb  nur  mit  9J?ü^e  in  le^ter  ©tunbe 
für  ben  oom  äJiagiftrat  öorgefc^Iagenen  SOättelroeg  ju  gen)innen 
war,  fo  jeigt  fold)e  Haltung  mit  aller  illart)eit,  bafe  bei  il)r 
le^tlid^  bie  religiöfe  (Sinbrud^fraft  ber  neuen  Sotfc^aft  au§= 
fd)taggebenb  geroefen  ift  unb  ha^  ©efüt}!  ber  33erpflid)tung  gegen- 
über  bem  !t)eiligen  @otte§gefe^,  fo  loie  jene  3^it  e§  oerftanb. 
Unb  njenn  einige  Saf)re  ^inburd)  bem  eoangelifdien  Äir(^entum 
wie  bem  gefamten  ©emeinmefen  barau§  eine  neue  @efaf)r  erftanb, 
ba^  bie  tänferifdje  ^Bewegung  in  bcn  unteren  S5otf§fd)id)ten  be== 
beutenben  5tnt)ang  fanb,  fo  ift  gerabe  biefe  Statfad^e  ber  S3ert)ei« 
für  bie  aflgemeine  religiöfe  (Srregung  unb  ©ärung  ber  ßeit.  @inb 
e§  bod)  nad)  S3ucer§  ß^WQ^i^  öielfac^  bie  ^römmften  unb  (Srnfteften 
gettjefen,  bie  ben  @eften  anfielen,  meil  fie  in  it)re§  ^er^enS  @in= 
falt  i)ier  bie  wa^re  ©emeinfdiaft  ber  @otte§tinber,  bie  gott= 
geiüoüte  SCrennung  oon  ber  fünbigen  SBelt,  bie  mirüic^e  9ie= 
formation  ju  finben  öermeinten. 

©in  ©egenfatj  aber  ämifd)eu  9JJa giftrat  unb  S^ürgerfd)aft 
beftanb  f)öd)ften§  infofern,  aU  bie  ©tabtobrigteit,  für  bie  bas 
SSorgetjen  gegen  ha§>  alte  Ä'irdjentum  immer  jugleid)  eine  politifc^e 
5lngelegent)eit  bebeutete,  Übereifer  ju  mäßigen,  (Sigenmäd}tigfeit 
ju  üer^inbern,  Sßilberftürmerei  ju  unterbrüden,  politifc^  gefö^rüd^e 
(Sntfc^eibungen  t)inau5äufd)ieben  fud)te,  im  übrigen  aber  fic^  jur 
SSoÜftrederin  be§  $öoI{§rüiüen§  machte,  auf  ben  fie  fid)  ben  fir(^= 
üd)en    30'^a(^tt)abern    gegenüber    berief.      5(bbau    unb    9Jeubau 


5)ie  ©trafebutger  Ütcforiitation.  4^^ 

luurbeu  bamit  in  georbnete  33a()nen  geleitet.  SBaren  bod)  grabe 
bie  t)ert)orragenb[ten  ©lieber  be§  a)?agi[trQt§,  ein  SÜfJatttiiS  Pfarrer, 
ber  oftmalige  5Immei[ter,  ein  9?ifoIau§  ^niebi^,  ber  äJJann  be§ 
allgemeinen  $ßertrauen§,  üon  Qafob  (Sturm  noc^  ganj  gu  fd)roeigen, 
ausgezeichnet  burd)  i^re  l)er5lid)e  grömmigfeit  nnb  it)r  entjd)iebene§ 
Eintreten  für  bie  Sfteformation. 

2)anf  ber  (Sntfd)Iof]ent)eit  unb  58ejonnent)eit  be§  9J?agiftrat§, 
banf  bem  Slnjet)en  ber  gü^rer  unb  ber  ®int)enig!eit  ber  Bürger* 
fd)aft,  in  ber  bie  aItfirc^Ud)e  Partei  balb  jur  33ebeutung§Io[igteit 
t)erabfan!,  fonnte  fid)  bie  ®urd)fiit)rung  ber  ^Reformation  rafc^ 
unb  glatt  unb  oi)ne  fdjwere  @rjd)ütterungen  üoüäiefien.  @c^on 
ISnbe  1524  ift  ©trapurg,  wa§  bie  SSürgerfdjaft  betrifft,  im 
tt)efeutlid)en  eine  eüangelifd)e  (5tabt.  Sann  leereu  fid)  atlmä^Iic^ 
bie  ^löfter  burc^  freiroiüigeu  §Iu§tritt  if)rer  Snfaffen.  SfJebft 
brei  ^rauenÜöftern  be^oupten  fid)  nur  bo§  Somfapitet  unb  jtuei 
weitere  geifttic^e  ©tifter  at§  für  bie  ßufuuft  nid)t  ungefährliche 
altglöubige  ßörperfc^aften,  iüät)renb  in  i^reu  Äircfien  einfctilie^lic^ 
be§  9}iüufter§  lüie  in  ben  übrigen  ®otte§^äufern  ber  ©tabt 
eoangelifd)er  ©otteSbienft  gef)alten  npirb.  SBa§  foIc{)er  fdjueüe 
©ieg  ber  9ieformation  befagen  wifl,  fpringt  in  bie  klugen,  lueun 
tt)ir  un§  ber  fcf)iüeren  ^arteifämpfe  unb  gen)altfameu  5tu§brüd)e, 
ber  SScrquidung  üon  religiöfen  unb  ftabtpolitifc^eu  ©egenfä^eu, 
be§  SBibereinanber  oon  ülatSpartei  unb  ßünfteu  erinnern,  bie  in 
S3afet  nnb  ?Iug»burg  unb  mandjen  norbbeutfc^eu  ©täbteu  ben  ©ieg 
ber  ^Reformation  begleitet  l)aben. 

@§  war  ber  entfd)eibeube  Schritt  in  ber  Segrünbuug  be§ 
■neuen  ^irct)enwefen§,  ha%  al§  bie  !irc£)lic^en  Gewalten  oerfagten 
unb  bei  ber  Srregung  ber  23ürgerfct)aft  allgemeine  SSirrniS  brot)te, 
ber  9iat  md)  bem  SBilleu  ber  ®(f)öffen  wiber  bi§t)erige§  3Rec^t 
bie  Sefe^uug  ber  Pfarreien  mit  eoangelifc^en  ^rebigern  an  fid) 
§og.  er  mufete  bann  il)re  ©iutunfte  regeln  in  ^ampf  unb  S3er= 
einbarung  mit  ben  fird)lid)eu  Stiftern.  (Sr  mu^te,  at§  bie 
Ät'löfter  fid)  leerten,  swedS  ^er^ütung  feiner  S8erfcl)lenberuug  bie 
Sßerwaltung  be§  tloftergut§  überuef)men,  beffen  Erträge  au^^ 
fd)lie^lic^  ©d)ul=  unb  Slrmensroeden  jugewaubt  würben.  (Sr 
mufete  ta§^  ^ilrmenwefen  neu  regeln  unb  ein  neue§  ®cl)ulroefen 
fctiaffen.    ®o  t)at  mit  innerer  gjotwenbigfeit  bie  9?ot  ber  ßeit  ber 

S(^r.  S8.  f.  9{.  36,  1.  i 


50  ©uftaö  ?lnxid|, 

©tabtobviötcit  als  bcr  einzig  feft[tef)enbeu  5tutorität  bie  Äirc^en-^ 
unb  bie  Sd)uIf)o[)eit  gufatlen  laffen.  5Die  freie  9f?eid}§ftQbt  ©träfe* 
bürg  \mx  bamit  ein  edangelijc^cS  ©emeinmefen  geiDorben. 


I)aj3  aber  biefe  cöangelifdjc  ü^eidjsftabt  ein  befonberS  bebeut^ 
famer  9)JittcIpun!t  ber  g^eformation  luurbe,  ift  baburd)  bebingt,  bafe 
E)ier  ein  fo  reii^er  unb  üielgeftaltiger  ^rei§  üon  (jerüorragenben 
9J?ännern  fid)  jufammenfanb,  tuie  i^n  nid)t  teidjt  eine  eönngelifd}e 
@tabt  ber  Ü^cformation^^eit  if)r  eigen  genannt  ()at. 

®a»  JÖerbienft,  burd)  feine  ^rebigt  nnb  feine  in  SDrud 
gegebene  Verantwortung  feit  1521  ber  gteformation  in  ©trafeburg 
eine  ©äffe  gefc^affen  gn  f)Qben,  gebüf)rt  bem  SDhinfterpfarrer 
9JJ  a  1 1  f)  a  e  u  §  3  ^  i  i  o"^  ^aljfer»berg.  STeinc  eigentlid)  bebeutenbe, 
aber  bi§  gule^t  bie  öoIf§tümIid)fte  ©eftalt  unter  ben  ©trafeburger 
Sfieformatoren,  fd)Ii^t  unb  grabe,  gemütüoll  unb  bulbfam,  iuar 
er  ein  d)la\m  be§  praftifc^en  S()riftentum§,  nid)t  ber  gelel)rten 
X^eologie  nod)  ber  in§  SSeite  gel)enben  2ßir!fam!eit.  SBenn  i^aS- 
SDomfapitel  nic^t  blofe  gegen  biefe§  2eutpriefter§  fe^erifd)e  ^rebigt 
feinen  entjdjcibenben  @d)ritt  unternaf)m,  fonbern  eben  in  biejen 
Sauren  ben  ^abener  Safpar  ^ebio  aU  ©omprebiger  auf 
®ei(ei§  ^'anjel  au§  SJiainj  berief,  ber  fet)r  balb  ou§  bem  fiager 
be§  erü§mu§  in  ha§  Sager  ßntt)er§  übertrot,  fo  t)ängt  foldie 
üermitteinbe  ©teüung  bamit  ^ufammen,  ha"^  fein  ®e!an,  @raf 
©iegmunb  üon  ^ot)enIo{)e,  ein  überjfugter  §Int)änger  2utl)er§- 
tüar  unb  ber  reformatorifdjen  S3en)egung  in  jeber  SBeife  95or- 
fd)nb  leiftete.  §ebio  war  ber  Don  ben  t)ö^eren  ©täuben  be= 
üorjugte  ^rebiger,  ein  gebiegener  @e{ef)rter  unb  Se^rer,  al§ 
einer  ber  erfteu  auf  bem  gelbe  ber  Ä'ird}engejd)id)te  burd)  Über* 
fe^ungen  unb  eigene  §Irbeiten  eifrig  tätig;  feine  bebeutenbe 
DrganijationSgabe  ift  namenttidj  bem  ©trapurger  ©d)uln)efen, 
gelegent(id)  and)  ben  Äirdjen  feiner  babifc^en  §eimat  jugute  ge* 
fommen. 

Sie  eigentlichen  ^Reformatoren  ©trafeburg§  finb  ätoei  anbere 
9J?änner,  Sapito  unb  Sucer. 

SSoIfgang  (Sapito  au§  öagenau  war,  bi§  if)n  1541  bie 
grofee  ^eft  Ijinraffte,  ha^  .^anpt  ber  neuen  etiangelifc^en  ®eiftüd)=^ 


®ic  ©tvßfjburger  iKefovmatioii.  51 

feit.  @e(ef)rtei-  .puinanift  au§  bem  93ajtcr  Slreifc  be§  (5rQ§mu§, 
iiQmf)aftcr  Slcnncr  be§  i^ebräifc^en,  SBafter  unb  9)?aiu?,er  ®om= 
prebiger,  jiile^t  üertraitter  9ftat  be§  furfürften=@räbifcIjo[§  SIIbred)t 
non  3}?ain;^,  gcno[3  er  fdjon  I)ü()e§  5lnief)en,  al§  er  firf),  ein  gereifter 
Wlann  ooit  45  3cif)ven,  al§  Snt)aber  ber  8tift§prDpftei  öou 
@t.  Xf)üma§  1523  nad)  Strasburg  ^urüd^og.  ?lu§  einem  ^?er= 
mittter  tuarb  er  {)ier  bolb  ein  entfd^Ioffener  ^orfümpfer  ber  Sf^efor^ 
mation.  S)urd)  feinen  9iuf,  feine  iüe(tmännifd)e  @eraanbtt)eit  nnb 
(yefd)äft§fenntni§  roie  feine  üorne^m  üerbinb(id)e  5(rt  rnfd)  ber 
SißertranenSniann  be§  9J?ügiftrat§,  batb  and)  '';pfarrer  ber  größten 
Stabtgemeinbe  Sung  =  8t. 'ißeter  nnb  tf)eotogifd)er  ße^rcr,  mnrbe 
(£Qpito  in  ben  nöd)ften  ;3at)ren  ber  nnerfannte  güljrer  in  fird)= 
(idjen  3)ingen.  ®in  9)iann  be§  ^5^rieben§,  eine  milbe,  innige, 
^nv  SdjUJermnt  neigenbe  S^iatnr,  in  feiner  et)er  nnbogmatifdjen 
3trt  ber  tüeitfjerjigfte  nnter  Qden  bentjc^en  9ieformQtoren,  ber 
Sefdjü^er  ber  Verfolgten  nnb  Unterbrüdten,  faft  ju  ireic^  für 
jene  t)Qrte  ßüt,  war  er  jnm  ^üi)rer  nirf)t  eigentlid}  gefdjaffen, 
iiie(ine{)v  felber  jn^eiten  ber  ?(nle()nnng  bebürftig. 

©0  fiel  bie  tatfüd)tid)e  ^ü^rung  je  länger  je  nte^r  einem 
breije^n  Sat)re  jüngeren  2J?anne  ^u,  ber  faft  gleidj^eitig  mit  Saptto 
nad)  (StroPnrg  gefomnien  unb  mit  i()m  balb  bnrd)  engfte§  3]er= 
trauen§iiert)ä{tni§  oerbnnben  mar,  bem  Sdjlettftäbter  9Jlartin 
33ncer,  bem  Wann,  beffen  3)enfmQl  tt)ir  in  biefen  Xagen  bei 
St.  Xf)oma§  enthüllen  ju  fönnen  gehofft  t)atten.  Sft  er  boc^  bie 
überragenbe  (Seftalt,  ber  Äirdjennmnn  unb  X^eologe,  bem  bie 
Stra^burger  ^Deformation  üor  allen  anbern  il)rc  Crientiernng, 
il)ren  (Sigenge^alt  nnb  il)re  2Sir!nng  in  bie  SBeite  oerbanft. 

3m  Älofter  ju  ipeibelberg  üon  ben  neuen  @eifte§mäd)ten 
ftürmifd)  erfaßt,  ein  ebenfo  begeifterter  jünger  be§  „gi}ttlid)en" 
(Sra§mu§  wie  be§  SBittenberger  Wöndß,  beffen  5Infireten  in  ber 
9^edarftabt  il)n  bli^ariig  gewonnen  l)atte,  bann  al§  genertopf 
.^utten§  grennb  nnb  ©idingen§  ©d)ü^ling,  föanbte  fid)  ber  el)e* 
maligc  Sominifaner  nad)  jäl)  abbredjenoer  Xätigfeit  in  is^anbftu^l 
unb .  SSeifeenburg  nad)  Strasburg,  ein  fteflenlofer  glüd)tltng  unb 
gebannter  ^riefter,  unb  fanb  l)ier  8d)n^,  93ead)tnng  unb  ©tellung. 
Su  ben  erften  ^a^xcn  ber  jugenblid)  fül)ue  53efämpfer  be§  alten 
^rd)enlüefen§  mit  bem  ^beat  eineS  @otte§bienfte§  ber  Srnber= 

4* 


52  ÖJuftaü  ^J(urid), 

Hebe,  bev  fo^ialen  ©eredjtigfeit  unb  ber  ^^tubetmtg  (5jotte§  im 
@ei[t  an  ©teile  oon  ^^^'^i^onicn,  prte[terli(f)em  2;un  unb  3Ber!= 
geredjticjfeit,  ift  er  auf  ber  §öt)e  feinet  2ebeu§  ber  gele()rte  Srtjeologc 
t)OU  unifaffeubem  SBiffen  unb  meiten  .^ori^outen  unb  ber  Wlann 
ber  !ird)Iidjen  SBirfjomfeit  großen  ©til§.  S3i§  §nle^t  in  lebenbiger 
(Sntroictlung,  allen  großen  ©cbanfen  gugänglid),  überall  ba§  3Bert= 
OüUe  unb  S^erbinbenbe  betonenb  unb  ba§  ^renneube,  mand)mal 
ju  Unred)t,  äurüdfdjiebenb,  üerfdjiebenartige  ©trömuugeu  in  eigen« 
artiger  SSeije  in  fid)  üerbinbenb  unb  an§gleid)enb,  ^at  er,  ol)ue 
fl)[tematifd)en  3iifii»^ittcnl)ang,  frnd)tbare  unb  ^ufunftreic^e  tt)eo= 
logijdje  ©ebaufen  entroidelt.  Sutljer»  unb  ^^^^iiQ^i^  Sbeentuelt, 
bie  Stuffteünngeu  ber  5;äufer  unb  bie  2;i)eoIogie  ber  ^irdjenüäter 
ftub  für  i^n  luic^tig,  ©ruubgebanfen  be§  Urd)ri[tcntum§  bei  it)m 
in  eigenartiger  2Seife  lebenbig  geroorbeu. 

®er  9?erfaffer  tiefgrünbenber  SBerfe  aber  luurbe  ba^eim 
unb  brausen  ber  geborene  fird)Iid)e  Organifator  unb  entfaltete 
borum  auf  biefem  ©ebiete  feine  ganje  Xatlraft,  med  il)m  gegen« 
über  bem  engtjerjigeu  2öinfeld)riftentum  ber  ©eften  beftimmenb 
gelüorben  lüar  ber  ©ebanfe  ber  ^'irdje  a\§>  ber  eint)eitlid)en, 
aüumfaffenben,  gottgemottten  unb  gottgeiuirften  lebenbigen  ®e= 
ineiufd)aft  be§  @iauben§,  ber  Siebe  unb  ber  ^nö^t,  unb  gegen« 
über  ber  SSettfIud)t  unb  Äulturüerneiuung  ber  Käufer  md)t 
minber  beftimmenb  geworben  lüar  ber  @eban!e  be§  d)rifttid)en 
©taate§.  ^n  ber  ^ßerbinbung  ber  beiben  ©rc^en  fa()  er  ba§ 
(l)riftlid)e  ©emeinmefen,  bie  Res  publica  christiana,  üerlüirftic^t. 

(Sin  fc^Iagfertiger  ©iaieftifer,  ebenfo  biegfam  unb  anpaffung§« 
fä^ig  tt)ie  fing  bered)neub  unb  uuerrnübüd)  in  SSerfotgung  feiner 
ßiete,  n)orb  er  ber  2Bortfüf)rer  auf  bebeutfameu  Tagungen,  ber 
geborene  Unter^önbler  unb  33ermittter  unb  bamit  je  länger  je 
mel)r  ein  füljrenber  Ä1rd)enpolitifer  üou  auSgebe^nteften  ^^er« 
binbungen  unb  tt)eitreid)enbem  ©influfi  unb  ein  ^auptoertreter 
einer  grof35Ügigen  proteftantifdjen  ^olitif.  2)oc^  uid)t  ^olitif  ^u 
treiben  mar  fein  (S^rgei^,  fonberu  bem  ©oangelium  ju  bienen, 
unb  er  mar  le^tlid)  etroaS  gan^  anbere§  al§  ber  fc^laue  Siec^ner 
unb  9fiealpolitifer,  ber  er  mand)mat  ju  fein  fc^eint.  SBenn  er  in 
ben  Sßerl)anblungeu  über  bie  §Ibenbmal)l§lel)re  unter  bem  ßtt^'^nQf 
öon  Sutf)er§  Eigenart  bie  SSerfdjieben^eit  ber  5tuffaffungen  burc^ 


3)ie  ©trafeburger  ?}ieformation.  53 

mefjrbeutige  ^ormelu  ^u  überbrücfeu  imb  bamit  bie  Spaltung  ju 
t)eben  fudjte,  fo  f)anbelte  e§  fid)  für  ben 'ganatifer  ber  @intrad)t' 
um  |)öf)ere§  q{§  politifdje  ©eiuinne  unb  S3ünbni§ftd)erungen.  S^int 
erfd)ien  e§  eben  qI§  greoel,  um  eine§  2e{)runterfd)iebe§  ätüifd)en 
irrenbeu  3)ienid)en  neiden  bie  (5intrad)t  5U  gefäfjrben,  einem  d^rift= 
üdjen  äJJitbruber  bie  ®emeinfd)Qft  ^u  üerfagen,  bamit  ben  ©iege§= 
jug  be§  @öauge(ium§  5U  {)emmen  unb  id)utbig  ju  iuevben  nn 
üiefen  taufenb  8ee(eu.  2)er  SJJann,  ber  mand)mal  gemunbene 
unb  gefä^rlid)e  Satjuen  gegangen  ift  unb  barob  33erfennung  unb 
3^erbäd)liguug  reidjlidj  erfatjreu  tjat,  er  ift  burd)  feine  |)a(tung 
bem  Interim  gegenüber  nor  beut  53orn)urf  d^arafterlofer  9^ac^= 
giebigteit  geftd)ert,  er  erfi^eint  um  fo  lauterer  unb  felbfttofer,  je 
met)r  fid)  nn§  fein  SBefen  erfd)IieBt.  S)enn  i()n  be()errfd)te  nur 
eine  gro^e  fieibenfdjaft:  ba^  ©f)riftu§  ^ur  .^^errfd)aft  gelange  in 
ber  gangen  SBelt.  „9tßen  tüixb  er  oIIe§,  um  "üa^^  Wid)  (5t)rifti 
fo  lueit  als  mög(id)  auszubreiten,  unb  bie§  burc^  böfc  ©erüc^te 
unb  gute  ®erüd}te,  burd)  äa[)(Iofe  (Sd)mäl)nngcu  unb  S5ortt)ürfe, 
nnerträglid)e  Sßertenmbungen  unb  S3efd)impfungen;  unb  mag 
er  baburd)  nod)  fo  gu  Soben  gebrüdt  uierben,  immer  mieber 
ert)ebt  er  fid)  gu  nod)  größerer  |)i3^e,  fo  ta'^  aud)  feine 
®egner  gefielen  muffen,  ba^  ®otte§  Äraft  in  if)m  fei":  fo 
urteilt  ber  .^onftanjer  5lmbrofiu»  Staurer,  ber  if)n  auf§  genauefte 
fannte. 

Unb  ebenbürtig  neben  bem  großen  ^i^eotogen,  mie  er  angefe^eu 
über  ^eutfd){anb§  ©renken  ^inau§,  fte[)t  a(§  ©taatSmann  <Stra^= 
burg§  gri^Bter  ©o{)n,  ^atoh  ©türm,  bie  ebelfte  $8erti)rperung 
be§  ftäbtifd)en  ^atrigiatS.  ^m  9fieformation§jaf)r  1524  in  ba^ 
Stabtregiment  eingetreten,  marb  er  rafc^  bie  8ee(e  ber  auswärtigen 
'i|3olitif  feiner  Saterftabt,  bie  i^m  üor  af(en  itjren  glänjenben 
Schwung  Derbanft,  auf  äa()Ireid)eu  ^^agungen  ber  @pred)er  ber 
proteftantifd)en  ©tobte,  ber  Berater  ber  ^ü^^ften.  SBeitblid  unb 
Xatfraft  beS  ©taatSmanng  finb  in  it)m  geabelt  öou  bodenbeter 
©elbftlofigfeit  unb  innerer  '^i^orne^mtjeit,  ^umaniftifdje  söilbung 
unb  SBeittjer^igfeit  mit  bem  fitt(id)en  ©ruft  reformatorifc^en 
(£l)riftentum§  in  feltener  Harmonie  nerbunben.  3n  großzügiger 
5}örberung  be§  ©d)ulmefen§  feiner  ^aterftabt  l)at  ber  einfüge 
©c^üter  $föimpfeling§  feine  banfborfte  9hifgabe  erblidt. 


54       .  ©uftaü  %\mä), 

Hub  lüie  lüivb  nun  biefer  Äreiä  üoii  ortSftänbii^eii  ©röBeii 
eriüeitert  biird)  planmüBiöe  ^eranjiefjung  bebeutenber  9J?änner 
Sn  ©trapurg  fonnte  9ot)anne§  (Sturm  feine  berül)inte  (Sd)ule 
grünbeu  unb  beii  ©lanj  feiner  iöerebfaniteit  entfalten,  fonntc 
ßaloin  ciU  Pfarrer  ber  ^lücfjtling^gemeinbe  unb  gefeierter  £et)rer 
brei  für  fein  £eben§iüerf  t)orf)  bebentung§öoUe  ^ai^xc  äw^^i^S^i^ 
lie^  firf)  bann  ber  gele^rtefte  ber  itatienifrf)en  ^roteftanten,  ^etru§ 
3)?artt)r  ^ermigti,  3at)re  t)inburd}  aB  ^kxht  ber  |)od)fd)nle  feft= 
galten,  n)äf)renb  gleidj^eitig  al§  SZac^foIger  ßapito§  auf  Äanjel 
unb  ^at{)eber  ber  ^fäl^er  ^aut  ^agius  au§  Sfnt)  berufen  lüurbe 
einer  ber  fätjigften  SO^anner  ber  ^weiten  @eneration,  bem  ein 
früf)er  Xob  im  fernen  ©ngtanb  bie  ooüe  Entfaltung  feiner  ©aben 
oerfagt  [)at.  Zsn  (Strafeburg  enblic^  öerfafete  am  §lbenb  bes 
großen  SfieformationStages  ft)ie  feines  eigenen  furzen  Sebens 
Sot)anne§  ©leibanuS  ba§  grofee  ®efd)id)t§n)erf,  bas  ätuei  Sat)r= 
f)unberte  t)inburd)  bie  t(affiid)e  SDarfteüung  be§  3leform.attDn§= 
Zeitalter»  geblieben  ift. 

Übert)aupt  aber:  loie  liie(e  für  bie  ®efd)id)te  jener  ^di  bebeut= 
fame  ©eftalten  fefjen  »uir  in  Strafeburg  auftaud)en!  ^ii^J^^r  ber 
fran^öfifdien  S^eformbelDcgung  tt)ie  ber  grofee  ^umanift  Sefeore 
unb  ber  ungeftüme  ^arel;  ^aupter  be§  Xäufcrlnms,  üon  bem 
feurigen  jpubmaier  unb  bem  feinen  S^Jürnberger  Sleftor  §an§  S)end 
bi§  gu  bem  apofall)ptifc^en  ^^antaften  9}?etd)ior  .pofmunn,  beffen 
©tut  in  SD^ünfter  oerfieerenb  auftoberte,  iüäl)renb  er  felbft  in 
©trafeburg  in  |)aft  gehalten  tt^urbe;  eigenartige  ©eftalten  luie 
ber  (Spanier  Serüet,  ber  fpätere  @enfer  9}Mrtl)rer,  mie  (Safpar 
(Sd)roeiidfelb,  ber  fd)Iefif(^e  (gbelmann,  ber  £)ier  jahrelang  für 
fein  ml)ftifd)e»  lonoentifeld^riftentum  mirfte,  loie  Sebaftian  g^ranrf, 
ber  grofee  ©infame  be§  3Qi)rf)unbert§,  ber  in  Strafeburg  fein  geift- 
üotleS  @efd)id)t§roer!  nerfafete:  alle  §iet)en  fie  f)ier  an  unferm  Stuge 
öorüber.  ©o  ftnben  bie  oerfd)iebenen  geiftigen  9}?äc^te,  Strebungen 
unb  Strömungen  ber  Qdt  in  ber  elfäffifd)en  9leic^5ftabt  fei'© 
SBiberf)üa,  fei'§  befonber§  früftige  Entfaltung.  Unb  inie  ©träfe- 
burg§  ^reffen  unb  Sucer»  lateinifdje  ©d)riften  unb  lueitreidjenbe 
SSerbinbungen  ben  Samen  ber  9?eformation  {jinanstragen  t)elfen 
nad)  ^ranfreic^,  ©nglanb  unb  Italien,  fo  fudien  eüangetifc^e 
glüd)tlingc  au§  granfreic^  unb  Trabant  fo  j^at)Ireid)  in  Strafe- 


2)ie  @tvaBbuv(jef  ^Hetormation.  55 

buiij  3uftiid)t,  btiB  [ie  eine  befonbere  franjöfifcfje  ©emeinbe  6i(ben 
fömien,  ftei)eu  bie  ^üufer  ber  Ü^eforniatoren  |)eimat(ofen  unb 
^.Vertriebenen  non  überallher  Qt§  Verbergen  ber  @ererf)tigteit  offen. 


3n  einem  jolifjen  SUättelpmifte  fonnte  Selbftänbige^^  unb 
(Eigenartiges  ent[tef)en. 

SDie  erfte  bebeutfame  c5rf)öpfnng  ift  ber  bentfc^e  eüangelifd)c 
@otte§bienft.  9Zod)  fönnen  linr  fein  Sterben  unb  2öüd)feu  üer= 
folgen  fon  jeneni  16,  gebruar  1524  an,  luo  ßeüS  |)elfer  OJigri 
in  ber  SoIjanneSfapelle  be§  9}äiufter§  bie  9)?effe  ^nm  erften  9J?a(e 
in  beutfd)er  Überje|ung,  oon  uneoangedfdjen  53eftanbteilen  gereinigt, 
unter  Einstellung  be§  ^benbniat)I§  in  beiberlei  ©eftalt  gefeiert  t)at. 
2)iefe  ©otteSbienftfotge  ber  äJMfe^  bie  ben  gegebenen  SlnSgong§= 
punft  bilbet,  tuirb  aber  balb  öiel  entfdjioffener  gefür^t  unb 
geroanbelt  aU  in  Iutt)erifd)en  Sanben.  (So  entfte{)en  Drbnnngen 
öon  eoangeIifd)er  @d)Iid)tf)eit,  burdj  2Bud)t  unb  SBürbe  ber  ©prad)e 
ausgezeichnete  ©ebete,  unb  faft  alle»,  jebenfaUS  ha§:  S3efte,  ift  origi= 
noIeS  ©trapurger  &\it. 

©a^u  fommt  fe^r  balb,  in  Strasburg  mit  am  frül)eften  unb 
üon  bebeutungSoolIer  ^orbitbüdjfeit,  ber  @emeinbegefang. 
"»Pfatmen  unb  biblifdje  ©tüde  luerben  ba^u  in  ^öerfe  gefegt;  fod 
büc^  and)  in  biefer  |)infidjt  nur  ba§  53ibe{n)ort  im  ©otteSbienfte 
9taum  l)aben.  Sind)  (SigeneS  ift  bann  ba^ugefommen.  @d)Iid)t 
unb  aus  tiefer  (Smpfinbung,  iuenn  au^  an  bii^terifd)em  ©c^mung 
mit  2utt)er  ober  58(aurer  uid)t  entfernt  gu  öergleic^en,  reben 
Sapito,  93ucerS  treuer  Reifer  (Sonrab  |)ubert  unb  anbere  in 
if)ren  Siebern  ju  unS.  SSor  allem  luäre  and)  einiger  ©tra^burger 
STonfä^e  auS  jener  ^^it  ju  gebenfen,  bie  ju  ben  perlen  unfereS 
eüangelifdjen  SRelobienfd)a|eS  gehören. 

Sn  aüem  Sintern  aber  ift  grö^tmöglidje  @d)lid)t§eit  bie 
üofung.  ©oll  bod)  nid^tS  ©innenfätligeS  üon  ber  Slnbetung 
©otteS  im  ©eift  abüe^en.  ©o  l)at  man  benn  l)ier  lüie  in  ber 
©d)n)ei5  oiel  n)eitget)enber  mit  alter  gotteSbienftlid)er  Übung  auf^ 
geräumt  als  loeiter  im  S^torben.  Sie  äJJe^gemänber  oerfdjwinben, 
an  ©teile  beS  ,^od)altarS  tritt  ber  einfache  ?lbenbmol)lStifdj  ol)ne 


56  ©uftaö  STnrid), 

SUifbau  unb  2id)ter,  bie  Cvge(  fdjtueigt,  bie  .'peKigenDilbev,  bie 
,@ö^en',  iDerbeit  entfernt,  ben  S3!(berid)mucf  ber  SBänbe  becft  raei^e 
2;ünc^e.  Sogar  bie  [innige  ©ijmbolif  be§  Äird)enJQl)re§  üerbloBt;  e§ 
oerfcfiwtnben  fämtlid)e,  aurf)  bie  größten  gefte.  Slarfreitag  unb 
.^imme(faf)rt  [inb  ba§  ganje  Sa()r{)unbert  ^inburrf)  nid)t  gefeiert 
tt)Drben,  n^äfjrenb  bie  feftlidje  Seget)ung  beg  2öeit)nQd^t§tage§  jdjon 
nad)  einem  So^rjefint  irieber  eingefüf)rt  lüurbe.  bleibt  fomit  at§ 
geiertag  aueic^lie^Iid)  ber  Sonntag,  jo  ift  burc^  täglidje  SBodjen- 
gottesbieufte  bem  ©rbanungSbebürfnis  reid)Iid)  ©eniige  getan. 

^ie  V(benbmaf)I§feier  ift  in  ben  erften  3ai)ren  öor  allem  oI§ 
lebenbige  ^üergegennjörtigung  öon  Sefu  ßreu^eStob  öerftanben. 
„Öebenfet,  glaubet,  öertünbiget,  ha^  ber  .^err  für  eudj  geftorben 
ift!"  fo  lautet  bie  Spenbeformet.  3)er  ftinbertaufe  gegenüber, 
bie  fidj  übrigeng  in  fd)(id)teften  formen  üo[I^iet)t,  ift  bie  Stellung 
ber  ^Reformatoren  ^unäd)ft  red)t  unfid)er  gemefen.  (ärft  ber 
©egenfaß  jum  Xöufertum  i)at  fie  inieber  ^u  einem  feften  Seftanb= 
teil  ber  firdindjen  Crbnung  lüerben  laffen;  au§fd)laggebenber  ai§> 
bie  nidjt  eben  glüdlic^e  neue  tt)eoIogifd^e  Segrünbung  mar  babei 
ba§  richtige  @efü^(,  ha'^  mit  ber  Äinbertaufe  eine  ber  ©runb* 
lagen  ber  3?oIfÄfird)e  preisgegeben  ipürbe.  3)od)  f)atte  ber  @in= 
manb  ber  Settenleute,  ba^  burd)  bie  Äinbertaufe  bie  9)'?enfd)en 
of)ne  S^erfangen,  Sefenntni»  unb  53erpf(id)tung  in  bie  d^riften^ 
gemeinbe  aufgenommen  mürben,  auf  S3ucer  fotd)en  ©inbrud 
gemad)t,  ba'B  er,  auf  entfpred)enbe  (Srgönjung  bebadjt,  in 
3tn!nüpfung  an  a(ttt)riftlid)e  ^uttfitte  unb  ben  urc^riftlic^en  Srauc^ 
ber  §anbauf(egung  ber  Sd)öpfer  ber  eoangelifd)en  Konfirmation 
geworben  ift.  Slufgefa^t  unb  geftaltet  afg  öffentliche»  93efenntni§ 
mie  oI§  firc^lid)e  ©infegnung  i)at  er  fie  juerft  in  |)effen,  bann 
in  ben  üiergiger  ^Q^ren  in  Strafsburg  eingefüljrt.  SOIerfmürbig 
genug  ift  t)ier  ii)x  Sd)idfa(.  2)ag  ftrenge  2utl)ertum  t)at  fie,  al§ 
bie  33oügüttigfeit  be§  Xauffaframent§  in  groge  fteflenb,  mieber 
abgefd)afft.  Unb  al§  man  bei  SBieberaufrid)tung  be»  gotteSbienft« 
ticken  ßebens  nad)  ben  SBirren  ber  frangöfifc^en  SReooIution  bie 
im  Zeitalter  be»  ^ietigmu§  fiegreid)  burd)gebrungene  Konfirmation 
nac^  frembem  5?orbilbe  miebereinfüt)rte,  mar  haS,  33emu^tfein 
üb^anben  gefommen,  ha^  man  bamit  jurüdgriff  auf  eine  Sdjöpfung 
S3ucer§,  auf  altftra^burgifdjeg  @ut. 


%k  ©tra^burgcr  diefoimation.  57 

®er  (i)rift(ic()en  Uiitertueifiing  ber  Sugenb  in  Ä'trdje  uiib 
'Scf)u(e  I)at  man  in  ©tra^burg  [tet§  gro^e  Sorgfalt  geiüibmet. 
^ie  fonntöglid^e  S?inber{et)re  tuarb  Ijier  frütjer  a\§>  fa[t  überall 
jonft  eingefüf)rt.  (Sapito,  bann  33i!cer,  gule^t  aiid)  ^di  liefen 
Stated^iSmeu  erfdieinen;  grabe  auf  fated^etifd)em  (Gebiete  ()errjc^te 
ein  überaus  regeS  nnb  in  I)of)em  3J?a^e  originales  Seben. 

SBie  93ncer§  ^atcd^iSnien  bie  eüangelijd)e  £ef)re  im  @cgen- 
ia|,  nid)t  äum  alten  ©tauben,  fonbern  jnm  ^nufertum  entiuicfeln, 
io  §at  bie  SiotlDenbigfeit,  biefcr  @efa^r  ^err  jn  werben,  and) 
ben  meitern  ?lu§bau  ber  firdjtidjen  3Serfaffung  bebingt,  nadj- 
bem,  tüie  fc^on  ermätjnt,  ber  9J?agiftrat  im  Sfl^rc  1524  bie 
^^farreien  ber  ©tabt  mit  enangelifdjen  ©eiftlidjen  beje^t  nnb 
bamit  hü§  Äird)enregiment  an  fid)  jn  gieljen  begonnen  ^attc. 
■^öucer  üJar  t)ier  bie  treibenbe  Ä'raft.  3l)m  fd)tt)ebte  öor  eine 
Äirdje,  bie  atS  gefd)(o[fene§  öJebilbe  in  itjrem  geiftlidjen  2[Birfung§=' 
frei§  felbftänbig  baftcinbe,  an§  ©emeinben  be[tet)enb,  bie  a(§ 
(ebenbige,  aftionSfät)ige  ®ri)^en  fid)  betätigen  fönnten.  Sie 
foüten  nad)  Sorbilb  nnb  S3or)d)rift  beö  dienen  3le[tament§  it)re 
Leitung  nnb  SSertretung  in  geroä[)iten  "^^(Iteften  finben,  bie  burcb 
jeetforgertid)=brüberlid)en  3»]P^'"<i)  ^i^  Srrenben  nnb  ^erfütjrten 
5ured)tbräd)ten,  offenbare  SSeräd)ter  unb  2afterf)afte  ^u  tjeilfomer 
S3ufee  anSfc^I offen.  SfZur  teillüeife  nnb  unter  Umbiegnngen  ift  ber 
SDIagiftrat  auf  biefe  ©ebanfen  eingegangen,  ©ie  (Semeinben 
erhielten,  gi^fl^^i'^)  Q^^  58crtretnng  nnb  a{§  9tuffic^t§orgau  über 
Pfarrer  nnb  (Semeinbegliebcr,  je  brei  Don  SRatsmegen  ernannte 
Stird)fpielpfleger,  bie  mit  weitem  Sßertretern  ber  ©emeinbe  auc^ 
bei  ber  SBat)!  bes  ®emeinbepfarrer§  nnb  feiner  Reifer  mit^n^ 
fpred)en  f)atten.  2)ie  föeiftlidjen  ber  ©tabt  würben  äum  rege(= 
möfeig  tagenben  ÄHrd)enfonüeut  pfammengefdjioffen,  beffen 
©i^nngen  je  brei  ^irdjfpielpfleger  in  feftem  2Bed)feI  beijuwotjuen 
f)atten.  ^atk  berfelbe  and)  alleS  2Bid)tige  ber  ®nt|d)eibnng  be§ 
9^ate§  gn  unterbreiten,  fo  ^atte  bnrd)  biefe  ^'ürperfd)aft  bie  ©tra^^ 
burger  Äirdje  unb  ®eiftlid)feit  hod)  einen  bebentfameren  3^i= 
iammenfd)Iu^  nnb  eine  feftere  ©tetlung  als  in  ben  meiften 
anberu  ©tobten,  ^n  ben  öierjiger  3cif)ren  enblic^  warb  ha^ 
5{mt  beS  ©nperintenbenten  gefd)affen  unb  S3ucer  übertragen. 


58  (^ui'tQü  ^^Invid}, 


3inmer  luirb  e§  ein  9^ul}me5tttel  ber  StraBburgev  9iefor= 
iiiation  bleiben,  ba^  fie  ben  ©runb  gelegt  t}Qt  ^u  ber  |)0C^= 
fd)iile,  bie  burd)  Sa^rljunberte  ©tro^burgS  '3toI,5  unb  Äleinob 
•bleiben  follte.  2)en  erften  ?ln[to^  gab  bie  ^Jotiuenbigfeit,  für 
bie  p[ö|lic^  eingegangenen  ^om=,  Stift«^  unb  Älofterjdjuleu 
(5r|a^  äu  fdjoffen,  n^ie  hü§>  fofort  fid)  ^erauöftellenbe  S3ebürfni§ 
nac^  Untertueiinng  ber  ©eiftlic^en  in  Spradje  unb  5(u§[egung 
ber  ,f)eiligen  8ct)ri[r.  ^2(ber  niaä  üorn)Qrt5  brängte  unb  ,^ur  ßnt= 
fültnng  trieb,  war  ein  tiefere»  9}?otio.  3n  ben  füi^renben  ä)^ännern 
öerbanb  fid)  mit  beni  ©eifte  be»  (Soüngelium»  ber  ©eift  be^ 
Humanismus  unb  bamit  ha§>  tiefe  @efüt)I  für  ben  SSert  ber  ans 
ben  Bd)ä^m  ber  Slntife  §u  gewinnenben  ^ilbung.  Unb  ein 
SBiberftreit  än)iid)en  hm  beiben  @ri3Ben  mürbe  oon  ben  einftigen 
Jüngern  bes  (äraSmus  nidjt  empfunben.  Seinem  edjriftprin^ip 
faft  äum  3:ro|  i)at  fid)  Söucer  in  ber  33eurteiiung  ber  §(utife 
etmag  üon  bem  UnioerfatiSmus  ber  größten  ©eifter  ber  9\enaiffünce 
tt)ie  ber  alten  Äirdje  beinaljrt.  3t)"i  {)anbelt  e§  fid)  nid)t  blo^ 
um  formal =fprad)(id}e  @d)ulung  ober  um  bie,  alferbingS  grunb- 
tegenb  midjtige  Erlernung  ber  Urfprac^en  ber  Sibel,  fonbern  um 
in()ü(tlid)e  SBerte,  um  ben  SSerfe^r  mit  ben  großen  ©eiftern  ber 
älienic^tjeit.  2)enn  aud)  in  ber  ."peibennjelt  n)ir!tc  @otte§  ©eift, 
^at  e§  ^eilige  9}ienfd)en,  sancti  etlmici,  gegeben,  ©inb  bodj 
bie  2Baf)r^eiten  ber  ^^t)ilDfopt)ie  ©ejdjenfe  unb  Offenbarungen 
©ottes  unb  ^tato  ber  9Jiofe»  ber  ^eibenroelt.  2Ser  ha'S'  Stubium 
ber  antifen  (Sd)riftfte(Ier  oerbietct,  üerfüubigt  fid)  gegen  ©ott, 
fd)äbigt  fid)  felbft,  bie  9J?enfd)t)eit,  ja  bie  Äirdje  St)rifti. 

2Bir  begreifen  nun,  roie  Sucer  ein  fo  eifriger  g^orberer  bes 
<Sd)uhüefen§  roerben  fonnte,  ba^  er  grabe^u  ai§  |)aupturt)eber 
unb  33egrünber  ber  Strapurger  ge(et)rten  Sd)ule  be^eii^net 
tt)urbe.  (Sr  t)at  üor  allem  auc^,  in  entfdjloffener  3)urd)füt)rung 
beffen,  tüa§>  (lapito  im  (äinoerftänbniS  mit  ben  ftäbtifd)en  33e- 
^örben  in  bie  3Bege  geleitet  ^atte,  ha§>  eüangelifd)  geworbene 
@tift  öon  (St.  Xt)oma§,  beffen  S)eEan  er  in  feinen  legten  Saf)ren 
geworben  war,  baf)in  umgebilbet,  ba'^  beffen  ^-Pfrünben  bie  loic^tigftc 
finanzielle  ©runbtage  für  bie  |)od)fd)ute  abgaben.    S!i\\d)  |)ebio5 


®ie  ©trafeburgev  Sieformation.  59 

Orgauifationgtaleut  fanb  auf  biejem  ©ebiete  ein  banf6are§  gelb 
ber  33etäticiung;  er  i[t  iufünberf)eit  ber  S3ater  be§  ^dumnotS  für 
arme  @d]iiler,  ha^  oI§  5t{)eülogifd)e§  ©tubienftift  nod}  I)eute 
befte^t.  Über  bem  ganzen  Siieubau  aber  lüaltcte,  jeit  1528  ai^ 
^aupt  ber  brei  [täbtifc^en  ,@c^ul()erren',  ber  «Stättmeifter  ©türm. 
@ine  auf  gemeiufame  Soften  ber  et)angelif(f)en  ©täube  errid}tete 
gro§e  iüiffeufc^aftlid;e  §lnftalt,  an  ber,  uugeadjtet  ber  Uuterjc^iebe 
öou  ^Zatiou  unb  Ä'onfeffton,  alle  ©röjien  ber  2Biffenfd)aft  lüirfen 
fönten,  ta^  tt)ar  fein  le^teS  ßiel,  unerrei^t  jiüar  uub  feit  bem 
8d)malfatbifd)en  Kriege  üoüeub§  nnerreidjbar,  ober  ein  ftratjlenbe^ 
ßengniö  ber  ö^roB^ügigfeit  unb  geiftigen  greifjeit  be§  erfteu 
©tra^burger  ©d)oIard)en. 

@6en  Safob  ©turnt  lüar  e§,  ber  fd)ou  1524  (Sapito  unb 
^ucer  5U  ttjeülogifc^en  33orträgeu  aufgeforbert  ^atte.  (Sinäetne 
fprac^Iii^e,  mat()ematifd)e,  jurifiifdje  SSorlefuugeu  famen  bap 
®rei  fleine  ftäbtifd)e  ßatetnfd)ulen  würben  im  iiauf  ber  ßtit 
oou  beu  ©d)o(ord)en  eröffnet.  (Siu  äufammeuljäugeubeS  &aiiii' 
entftaub  au§  bem  allem  erft,  al§  man  in  Sof)ouue§  ©türm, 
bem  au§  ^^ari§  !ommenben  9Jieberbeutfd)en,  ben  enbgültigeu 
Orgauifator  be§  ©d)ulluefen§  fanb. 

©tra^burg  l)atte  mit  iljm  eine  neue  Serüf)mt()eit  gewonnen, 
eine  oorne^m^felbftbemu^te,  oom  .^audje  be§  Sllaffifdjen  umttiobene 
@rfd)eiuung,  at§  ^rofeffor  ber  9^t)etorif  burd)  ben  ®Iau§  feiner 
i[)m  natürlich  oou  ben  Sippen  ftie^enben  ciceroniauifc^en  ^ftebefüüc 
über  2)eutfd)Ianb§  ©renken  beiuunbert,  al§  ©c^ulmann  met)r  burdj 
bin  großen  3wg  feiner  (Sntiuürfe  aU  bie  ©orgfalt  i^rer  §(u§fü^rung 
unb  bie  nad)()altige  Kleinarbeit  be§  ^age§  f)erüorragenb.  SSo^I 
fonnte  er  I)od)faf)renb  uub  reizbar  fein,  oou  bem  ©fjrgeij  befeelt,  in 
biplomatifc^eu  3Serf)anbIungen  uub  burc^  perfi3ulid)e  SSerbinbuugen 
eine  potitifc^e  'Sioüt  ^u  fpielen,  bie  er  weit  überfdjä^te,  ftoI§  auf  bie 
it)m  rei(^tic^  ^uftief^enben  ^uS^eidjnungen  wie  auf  feine  oor= 
nef)men  ^e5iet)ungeu,  bie  übrigen^  nid)t  blofe  9iu§m  unb  ©influfe 
ber  ©c^ute  mel)rten,  fonbern  in  fritifd)er  ^t'it  ta§>  X^omasftift 
für  ben  ^roteftauti§mu§  retten  f)alfeu.  Uub  bod)  fte^t  er  an 
feinem  2ebeu»enbe  al§  ßtjarüftergeftalt  oor  uu§,  ein  d)riftlid)er 
©toifer,  ber,  innerli^  ungebeugt,  mit  SBürbe  bie  Unbill  ber 
?(bfe§ung   trug,   bie   i^m,   nid)t    ot)ne   eignes   SSerfdjuIbeu,   ein 


Oü  ©uftat)  9(iiridi, 

(Spigonengefdjlerfjt    zugefügt  tjatte,    bein  er   innerlich   fremb  ge= 
morbcn  war. 

9D^änner  511  bilben,  bie  biird)  bie  !!8et)errfd}UTig  ber  ^ebe= 
formen  iinb  bie  Ä'unft  eiiibriiifgöollen  Shiftreten§  ein  umfafjenbe§, 
mit  ebler  g^römmigfeit  gepaarte^  SSiffen  in  ben  3)ienft  ber 
Öffentlid}!eit  ^n  [teilen  öermödjten:  ba§  Xüav  fein  53ilbnng§ibeal, 
mit  djriftlic^em  @infd)(ag  wcfentlic^  an§  dicero  gefd)öpft,  unb 
bod)  lüie  eine  ©piegelnng  feiner  eignen  ^erfbnlid)feit.  2)iefe§ 
ßiel  bet)errfc^te  feine  @d)öpfung,  bie  gro^e,  1538  eröffnete  @d)ule. 
®l)mnQfium  nnb  §üd)fdjule  ^ugleid),  uereinigie  fie  bie  oort)Qnbenen 
ffeinen  Süteinfd)nlen  unb  bie  weiter  ausgebauten  3SorIefungen  ^u 
einer  einzigen  großen  ?(n[ta(t,  bie,  ob^lrar  ber  afabemifd)en  ®e=^ 
red)tfame  öorcrft  entbet^renb,  an  ^ai)i  unb  Sebeutung  ber  ße^r= 
fräfte  balb  ben  S^oUunioerfitäten  faum  nad)ftanb.  9^afd)  n)arb 
bamit  (Strasburg  §u  einem  aufblütjenben  9J?iitelpunfte  geteerter 
Stubien,  bem  ber  ?Ruf  öon  8turni§  rebnerifdjer  9J?eifterfd)aft 
bi§  anS'  ^oten  unb  Ungarn  ßn^iic^  brad)te,  bem  infonbert)eit  and) 
bie  mit  Strasburg  in  3[^erbinbung  fteljenben  oberbentfdjen  ©table 
i^re  künftigen  (Seiftlidjen  gur  ?(uöbilbung  .^jUniiefen.  SBeitt)iu 
baben  bie  ®inrid}tungen  biefer  ®(^ule  uorbilblid)  unb  anregenb 
getnirft,  unb  feine  Sefjrbüc^er  ftefiten  ben  (5trof;burger  Üiehor 
^Df^etanditlion  an  bie  Seite. 


^amit  ridjtet  fid)  unfer  Süd  nad)  auSluärtSv  Unb  mit 
'}^Dtmenbigfeit.  Xritt  bod)  Strasburgs  Sebeutung  erft  bann  !(ar 
,^u  Xage,  menn  man  bie  ©tellung  ber  @tabt  unb  i^rer  gütjrer 
in  ber  ©efamtenttüidtung  be§  ^rotcftantiSmnS  in  Setrad)t  ^k^t. 

^ie  ®en)i§t)eit,  ha^  ber  laifer,  fobalb  er  nur  freie  §anb 
ptte,  bie  gewaltfame  Unterbrüdung  ber  neuen  Sefjre  al§  feine 
Stjriften*  unb  |)errf(^erpffic^t  betrad)ten  lüürbe,  brängt  feit  9J?itte 
ber  gn^an^iger  3af)re  5U  einem  politifc^en  ^wf^tt^^^^ictjIuS  ber 
eöangeüfdjen  @ebiete.  Unb  nirgenbS  ift  mit  fo  üiel  politifdjem 
SBeitblid  unb  eüangeUfdjem  ©emeinfinn,  mit  fo  öiel  Set)arrlid)= 
feit  unb  (Sntfagung  für  biefen  ©ebanfen  gewirrt  unb  geworben 
uiorben  al§  Don  ©trafsburgS  füt)renben  9J?änneru. 


'Sic  ©traPurger  Sieformation.  61 

S3ei  bev  üößig  ifolierteu  Sage  ber  8tabt  inmitten  fat^olifdjer 
©ebiete  luurben  Se^ietiungen  junäifjft  gefitd^t  iinb  $ßer§anbtiingen 
gefütjrt  mit  hm  fübbeutfcl)en  9ftetd)§[täbten ,  infonbert)eit  ben 
fd)mäbijd)en ,  einerjeitS,  ben  etiangelifdjcn  ©rfiroeiäer  ©täbten 
anberfeit§.  5öor  allem  nät)ern  [id)  für  einige  Sai)i"e  Stropnrg 
unb  ^üxid),  bie  beiben  iuid)tigften  SDiittelpunfte  ber  ^Deformation 
im  ©üben,  üermanbt  in  religitjfer  Stimmung  unb  ti)eotogifc^er 
^iluffaffung.  Huf  ber  großen  33erner  Disputation  öon  1528  fte^n 
(Sapito  unb  93ucer  neben  3tt^i"9i^  ""^  "^er  bnrd)greifenbe  (Srfolg 
biefer  n)id)tigften  SSeranftaltung  if)rer  ?lrt  i[t  mit  burd;  53ucer§ 
f(^Iagfertige§  Eingreifen  errungen. 

SSeiter  fü^rt  ber  8pet)rer  9Deic^§tag  be§  folgenben  Sucres. 
?(n  bem  ^i^ftönbefommen  ber  berüt)mten  ^roteftation  gegen  bie 
^^efd)Iüffe  ber  ottgtäubigen  9J?e^rt)eit  fjatte  Strasburg  burd} 
Safob  ©türm  tierüorragenben  Stuteit.  9hin  zwingt  bie  ®efat)r 
ber  Sage  b^n  ^lau  eine»  ©efamtbünbniffeS  ber  eüangelijd)en 
gürften  unb  ©täbte  auf.  Reffen  unb  ©trapurg  fteljn  babei  aB 
bie  treibenben  Jlräfte  in  üorberfter  iiinie.  3'yif<i)^i^  6turm  unb 
bem  ßanbgrafen  ^fjitipp,  bem  einzigen  eoangeIifd)en  ^^ürften  öon 
politifdjem  58tid  unb,  U)enigften»  in  biefen  Saf)ren,  üon  frijd)em 
SBagemut,  fnüpfen  fid)  na^e  unb  bauernbe  Sejietjungen. 

®er  3"lommenfc^tuB  ber  ^^roteftauten  aber  mar  bebrot)t 
burd^  einen  fc^ümmen  inuern  9Di^,  ben  IeiDenfd)aftüd)en  l^ampf 
um  bie  3lbenbma^l§le{)re;  bebroljt  be§t)a{b,  meit  iiut^er,  in  biefem 
fünfte  ein  9J?aun  be§  ajJitteta(ter§  bleibenb,  mit  niemanbem 
©emeinfdjaft  ^aben  motite,  ber  fid)  nic^t  gur  lüirÜic^en  @egen= 
ujart  be§  §errn  in  ben  ?lbenbmal)I§e(ementen  befennen  fonnte, 
unb  ber  uufelbftänbige  Äurfürft  üon  8ad)fen  feine§  S)üftor§ 
8tanbpunft  blinblingS  teilte. 

Der  <Bad:)t  nad)  ftonben  in  biefem  Kampfe  bie  ©trapurger 
in  ben  erften  Sal)ven  auf  (Seiten  ßi^ingliS,  öon  ßutl)er§  ßorn 
getroffen,  ben  fie  umfonft  üerfö^nlid)  ju  ftimmeu  oerfuc^t  l)atten; 
i^re  Haltung  unb  Stimmung  inbeS  war  oon  Einfang  an  uic^t 
bie  be§  ßüric^er  9ieformator§.  Der  fampfeSfro^e  ^mingli  moQte 
ooüe  greiljeit  in  ber  ©eltenbnmc^ung  feine§  Stanbpuufte§,  n)eil 
er  i§n  unb  bamit  feine  Üieformation  unb  feine  ^olitif  and)  in 
Deutfd)lanb  ^um  Siege  gu   bringen    hoffte.     Die   Strapurger 


62  ®u[taü  9(nrtdi, 

aber  luüiifdjteu  nid^t§  ie()ulidjer  a(§  93eifegun9  bes  ßluifte»  luit 
ber  (Sin^eit  ber  ®üangellfd)en,  um  be§  glücfüdjeu  ^Pt^tfl^ng^^  ber 
9f{eforniatiou  iDÜIen;  unb  ba  nad)  if)rem  ©inpfinben  bie  Un= 
[tininiigfeiten  nid)t  bie  ©ritnblagen  eüQiigetifd)cn  ©loubenS,  fonbern 
bie  tl)coIogijd)e  Raffung  einer  einzelnen  2e{)re  betrafen,  fo  meinten 
fie,  wo  ein  anbrer  SBeg  fid)  nidjt  böte,  felbft  bnrd)  5Inpaffnng 
ober  ßompromi^  in  ber  Raffung  ber  5lbenbniat)t5let)rc  ben  ^rieben 
erfaufen  gu  bürfen.  Bo  lüurben  [ie,  nid)t  üi\§>  8d)lt}äd)e,  fonbern 
um  f)öd)fter  ®üter  lüißen,  bie  geiüiefencn  33ermittler.  ^erniittter 
balb  and)  in  anberem  nnb  tieferem  ©inne,  fofern  nat^  einigen 
x^atjreu  Söuccr  feine  befonbere  ?lbenbma{)[§Ie^re  ju  entiuidetu 
begann,  bie,  üon  ß^uii^ii  abrüdenb,  üiel  e[)ev  eine  S3ergeiftignng 
oon  Sutt)er§  ©runbauffaffnng  barftellte,  fofern  fie  ben  ©ebanfen 
cine§  geiftigeu  ©enie^enS,  b.  ^.  cine§  ml)ftifd)en,  innern  (Sin§merben§ 
ber  gläubigen  (Seele  mit  i^rem  t)immlifd^en  ,'perrn  jum  be= 
t)errfd)enbeu  mad)te. 

dlim  ba«  93ünbni§  in§  ?Iuge  gefaxt  tuar,  foUte  ein  Xl^eoIogen= 
gefpräd)  ju  93?arbnrg  biefen  innern  Streit  begleichen.  2Bieber 
lüaren  e§  ber  Sanbgraf  üon  Reffen  unb  bie  Stra^urger,  benen 
ha§  ßuftanbefommen  ber  SOZarburger  3lagung  gu  banfeu  loar. 
Sie  bradjte  giuar  bie  er()offte  3?erftönbigung  nidjt,  bafür  aber 
eine  enge  politifdje  ^ü{)(unguaf)me  än:)ifd)en  Strasburg,  .Reffen 
unb  3"^^c^-  ^i^f^  fü{)rte  im  ^auuar  1530  jum  S3ünbni« 
Strasburgs  mit  ^nx\d)  unb  S3afel,  bem  dtvaS'  fpäter  and)  Reffen 
beitrat. 

3)a  fomit  bie  33orau§fe^uugeu  für  ein  ©efamtbünbniS  fid) 
uid^t  t)atteu  fdjaffen  laffen,  fanb  ber  9f{eid)§tüg  non  ^^ütg§burg 
bie  eöangelifc^en  Stäube  uod)  ungeeint.  Sad)feu  bad)te  burc^ 
preisgäbe  ber  ,Saframent§feiube'  ben  ^-rieben  ^u  erfaufen;  gumat 
ber  (Stabt  ©trapurg,  al§  mit  9fieid}§feinben  üerbüubet,  tuarb 
bie  9Jhtunter§eid)nuug  be§  dou  9)?eIand)it)on  ausgearbeiteten 
23efcnutniffeS  fdjroff  öerlueigert.  Su  biefer  gerfaljrenen  unb  ge= 
fä^rlid)en  £age  I)ot  Sturm  fein  ganjeS  ftaatSmännifdjeS  können, 
33ucer  feine  gan^e  ^unft  ber  ^Vermittlung  eingefe^t.  ©efliffentlid) 
fdjlo^  fid)  ba§  Strapurger  93efeuntniS,  ba§  er,  f)eimlidi  berufen, 
in  aller  @ile  mit  Sapito  aufarbeitete  unb  bem  bann  nod^  ^onftau^, 
3)?emmingen   unb   Sinbau  beitraten,  mbg(id)ft  eng  au  ba§  dou 


2)ie  Stvafeburger  Steforntatioit.  03 

bell  dürften  überreid^te  ?(ug§t)urgifrf)e  93efeiintiiis  an.  Uiib 
niirHic^  lüarb  erreidjt,  lt)a§  bamit  be^iuedt  war.  $U§  ein  gleid) 
t)Qrter  9f?etd)§tag§a6jd)ieb  fäinttic^en  eüangelifd)en  ©täuben  bro^te, 
jluanti  fid)  bev  ©ebanfe  eine§  @efamtbünbniffe§  mit  innerer  9^ot= 
ttjenbigfeit  üon  nenem  anf  nnb  fonnte  nnn  beSiuegen  meiter 
üerfülgt  werben,  ineil  hü§^  ^efenntni§  ber  Hier  ©täbte  ben  ©adjfen 
©enüge  bot. 

©0  fonnte  nnn  S3ncer  gn  ßntt)er  nad)  ber  ^obnrg  reiten, 
tonnte  bann  ©tnrm  für  ©tropurg  bie  g^ü^rnng  ber  politifdjen 
$ßer{)anblnngpn  mit  tm  Dberlänbern  nnb  (Sibgenofjen,  58ncer  bie 
?Inbat)nnng  einer  retigiöfen  (Smignng  ber  öerfdjiebenen  ©rnppen 
übernet)men.  ?üif  einer  großen  SfJnnbreife  inuBte  er  in  Ulm, 
9Jieminingen,  ^fnl),  Sinbon,  ^onftan^  bie  fü^renben  ^^erfi3nlid)= 
feiten  für  feine  @efid)t§pnntte  §u  geminnen.  ^'^i^iS^^  freitid) 
wollte  oon  einem  um  ben  ^rei§  oermittelnber  nnb  oerfd)(eiernber 
"Formeln  gefc^Ioffenen  S3ünbni§  nid)t§  luiffen,  nnb  feine  §altnng 
beftiminte  bie  ber  ©d)U)eiäer.  3n  Sitterfeit  trennten  fid)  bamit 
bie  2Bcge  ber  beiben  Sal)ve  Ijinbnrc^  cngoerbnnbenen  SJJönner. 
®Qf3  aber  wenigftenS  bie  meiften  reid)§bentfdjen  eüangelifdjen 
©ebiete,  Int^erifdje  wie  obcrbentfd)e,  §u  bem  @dju^=  nnb  Xrn^= 
bnnbni§  Don  ©djmalfatben  §nfammengefd)Ioffen  werben  fonntcn 
nnb  bamit  bem  bentfd)en  ^roteftanti§nin§  ein  Sa^r^e^nt  nnge= 
^emmter  (Sntwicftnng  gefd)enft  würbe,  luar  gn  einem  beträd)tlid;en 
ieite  mit  ein  SBerf  ber  ©trafeburger  ^olitif. 

©trafeburg  war  bamit  in  Oberbentfd)lanb  fü()renb  geworben 
nnb  wnrbe  e§  batb  nm  fo  mef)r,  al'§  mit  ber  Äataftrop^e  oon 
kappet  nnb  bem  Xobe  ßwingliS  nnb  be§  93afeler  9^eformator§ 
Oefolainpab  ber  ^roteftanti§inn§  ber  ©c^wei^  nid)t  blo^  für§ 
erfte  ber  fü^renben  9JJäniier  entbel^rte,  fonbern,  unter  5(nfgabe 
ber  auswärtigen  iöünbniffe,  fid)  ööllig  auf  fid)  ^nrüd^og  nnb 
bamit  feine§  (SinfluffeS  unb  feiner  werbenben  Ä\aft  in  •  ©üb^ 
beutfd)Ianb  oerinftig  ging.  §lud)  im  übrigen  3)entfc^tanb  war 
©tra^burg§  §(nfet)en  gefeftigt,  al§  e§  Sucer  nac^  unenblic^en 
3}?üt)en  nnb  unter  entfagnng§Doüer  ©elbftbefdjeibnng  im  Sat)re  1536 
gelang,  biird)  eine  gewnnbene  gönnet  bie  enbgültige  (Sinigung  mit 
Sutt)er  in  ber  ?tbenbmal)t§frage  juftanbe  ju  bringen  nnb  bamit 
ben  ©djmalfalbifd)en  Snnb  weiter  jn  fid)ern. 


64  ÖJuftati  ^Jlnric^, 

3n  öielfad^er  au§tt)ärttger  SSetätigimg  tritt  ie|t  ba^'  ^Inie^en 
©trapurgS  unb  feiner  3:t)eoIogen  äutage.  Sin  Sa^re  31  i[t 
S3ucer  mitbeteiligt  an  ber  Drbnung  be§  ^ird)enraefen§  in  Ulm, 
SJJemmingen  nnb  S3iberQd).  3n  ben  5ieu)at)r§tagen  33  finben 
tüir  ßapito  in  33ern  al§  Seiter  unb  .'pauptwortfüEirer  ber  ©t)nobe, 
bie  ber  93erner  ^'irdje  ben  ^rieben  unb  bie  enbgültige  ®e[taltung 
gab;  tt)ie  benn  and)  in  ber  ^olgejeit  bie  ©troBburger  Sfteformatoren 
in  Sern  unb  33aiel,  int  Unterfrf)iebe  öon  ^üi^id),  öon  Sinftufe  unb 
%ijet)en  geblieben  finb.  9}ief)rere  Sa^re  t)intereinanber  i[t  bann 
93ucer,  t)om  Sftat  ber  (Stabt  berufen,  auf  SBodjeu  unb  3J?onate 
in  3tug§burg  tötig;  nur  burd)  feine  ^Vermittlung  fonnte  bei  bem 
SBiberftreit  ber  SOleinungen  im  Sa^re  37  bie  entfd)eibenbe  9'leu== 
orbuuncj  juftanbe  tommen. 

3m  folgeuben  ^at)xt  luarb  er  uac^  Reffen  berufen.  Sie 
(SJunft  be§  ßanbgrafen  unb  feine  Erfolge  in  ber  ©eminnung  ber 
täuferifd)en  |}üt)rer  fd)ufen  it)m  ^ier  eine  fotc^e  (Stellung,  ha'^  er 
einiges  üon  feinen  fird)lic^en  Söealen  auf  biefem  33oben  in  ^i)f)erem 
Wa'^t  üerlüirflidjen  fonnte  al§  in  ©trapurg  felbft.  S)ie  unter 
feiner  Seitung  non  l)effifd)en  S^noben  befc^Ioffene  S^idjt-  unb 
5Uteftenorbnung,  gan^  fein  geiftige§  Eigentum,  ^at  if)m  ben 
SfJamen  be§  ^weiten  9fteformator§  be»  ^effenlanbeS  eingetragen. 
S3or  aßem  fnüpfte  fic^  bamal§  ba§  engfte  S3ertraueu§üert)öltni§ 
^tt)ifd)en  S3ucer  unb  bem  ßaubgrafen;  feineu  üertrauteren  S3e= 
rater  f)at  biefer  Seilte  tjinburd)  in  fird)tid)en  lüie  poIitifd)en 
2)ingeu  gef)abt  al§  ben  ©tra^urger  Xt)eoIogen,  ben  er  gar 
^u  gerne  ganj  nad)  -Reffen  gebogen  tjätte.  ©o  ftef)t  nun  S3ucer, 
äugleid)  2Sortfüt)rer  ber  ©trapurger  Äirdjenpolitif  unb  25er= 
trauenSmann  be§  ßanbgrafen,  ha^  eine  Wal  ©tropurger,  ha^ 
anhext  f)efftfd)er  5tbgeorbneter,  in  ben  ju  SBorms  unb  3ftegens= 
bürg  ftattfiubenben  9ie(igion§üerl)anblungen  mit  ber  fatt)olifd)eu 
Ißartei  neben  SO^elandjt^on  in  t}orberfter  £inie.  @§  folgen  ein 
Sa^r  barauf  bie  etjreuöoUen  Berufungen  burd)  ben  ßurfürfteu= 
(Sr^bifdiof  oon  Ä'blu  unb  ben  S!8ifd)of  üon  SOJünfter,  bie  in  if)ren 
©ebieteu  bie  Üieformatiou  burd)5ufüf)ren  beabfid)tigten.  S^eun 
9J?ouate  t)at  Bucer  in  Sonn  gemirft  unb  mit  9J?eIand)tbon, 
beffen  Berufung  er  öeranta^e,  bie  Kölner  9teformation§orbnung 
entworfen. 


l)ie  Stva^biu'cjev  »icformation.  ♦35 

3iV(d}c  ^^ebcutnuo(  liat  bamit  ©tnif^buri]  in  bcr  (5^einmt  = 
t^cjd)ict)te  bcv  ßcit!  'Da^  eine  jebenf aUs  ertjibt  ftd)  flar:  Strafe- 
burgg  Staatsmann  nnb  Strafebnvfl«  Üteformatov,  aii^  fo  5al)I= 
reidjen  ^}ieid)«-  nnb  iöunbeStagen,  in  oielertei  3Sev{)aubhingen, 
©utadjten  nnb  2)enffdiriften  bebeutfani  (jeniortretenb,  (e^tever 
iiberbie§  ficbcv()aft  tiitiii  a(«  firdjcnpolitifdjer  ^nbli^ift  nnb  in 
nmfaffenbcr  Äorrefponbcnj,  fie  jinb  in  biefcn  3nt)ren  lueit  nietjv 
als  bie  Seiter  il)rer  Stabt,  fte  get)ören  gu  bcn  fiKjrenben  (S)röfeen 
be§  gefamtbentjdjen  ^^roteftanti§mn§.  ffonntc  bod)  ßuttjer,  a{§ 
er  im  3at)re  37  fein  @nbe  nat)e  glanbte,  5^ncer  bie  Sorge  für 
bie  gefamte  Äirdje  anbefeljlen. 

3u  entfd)eibenbem  2)urd)grcifen  fel)(te  frei(id)  einem  Stabt- 
'iiaak  wk  Strafebnrg  bie  innere  9J?ad)tfte(Iung.  iöei  allem  poli- 
tifdjen  Sßeitblid  nnb  burd)  ade  9^atfd)(ägc  unb  9)Jat)nungen  i)er= 
mochte  man  üon  ()ier  au^  bie  ^olitif  bc»  Sdjmaltalbifdjen  33nnbe§ 
nidjt  5n  beftimmen,  feinen  bnrd)  perfijntidje  mie  fad)Iid)e  (ÄJrünbe 
bebingten  inneren  ßerfaU  nidit  ^u  t)inbern.  (Srfd)iitternb  lauten 
fc^Iiefelid)  SöncerS  53orau§faguugen. 

Unb  ba^  Un{)ei(  brad)  I)erein,  al§  ber  ^aifer  enblid)  in  ber 
Sage  ^u  fein  glaubte,  'ü'in  ftet§  geplanten  nnb  ftet§  aufgefdjobenen 
Sßaffengang  mit  bm  ^roteftanten  ^n  magen.  iTiad)  menigen 
S33od)en  fd)on,  im  ^erbft  1546,  mar  er  bonf  ber  ßerfabrenfjeit 
in  ber  Seitnitg  beö  proteftontifdjen  ^^unbc*  |)err  über  Süb= 
beutfc^lanb.  Sauge  blieb  8traf3bnrg  tapfer,  aud)  md)  ber  Äapitu- 
(atiou  SSürttemberg»  unb  ber  fd)mäbifd)en  Stcibte.  (Srft  al»  aud) 
ber  Sonbgraf  uer^meifelte,  tat  Safob  Sturm  beu  t^ufsfatl  bor  beut 
Ä'oifer.  ®ic  Stabt  mürbe  3uuäd)ft  fdjouenb  befjaubelt,  um  fie 
(^rautreid)  nidjt  in  bie  ?(rme  ^u  treiben.  ?(ber  mit  bcm  3itfrt»ii"*-"»= 
brud)  be§  ®unbe§,  ber  mit  i()r  SBert  geiuefen  unir,  mar  i(}r  poli- 
tifdjer  9ftüdt)att  bat)in. 

Unb  meit  Sd)timmere5  folgte  nad)  3iil)ve!cfrift.  ''Md)  Strafe- 
burg marb  bie  ©infüfjrung  ber  faiferlidjen  Otetigiougorbunng, 
be§  fog.  Suterim,  anbefoI)lcn;  Äattjoti^i^muS  mit  Saieufeidj  unb 
^^riefteret)e  luar  it)r  mefeuttidjer  ^snijait.  Unb  ber  ^aifer  blieb 
uuerbittlidj.  (^emaltig  mar  bie  (i'rregung  in  ber  Stabt.  2)ie 
(55eift{ic^eu  erflärten  ba§  Interim  für  unaunel)mbar;  im  '^^aUv 
bcr  ÖZac^giebigteit  be§   Stabtregimentc->  broi)te  ber  xHufftanb  bei 

Se^r.  'i>.  f.  *!    3«,  1.  5 


iWi  (viaftau  'Jl  11  viel), 

';yiiincv.  Da  forbertc  bei  Äaiiev  bie  ©ntlajfuni]  ooit  53ucer  lutb 
üon  ßapito§  ??ad)fü(ger  3^agiuÄ,  um  burd)  bie  (Sntfenutng  ber 
bcibcii  füfjreiiben  5tird)ciimännev  ben  2Biber[tanb  ju  brcdjen:  luav 
bod)  of)nebie§  ^ucer  bei  bcm  Äniiev  in  (\ai\},  befonbever  Ungnabi, 
ieitbem  er,  f)eiinlid}  mid)  ^^(iu]rbiirg  berufen,  [idj  geiüeitjert  ^atte, 
bae  v^nterim  mit  feinem  ^)(amen  ^u  beden.  @§  mar  ein  tracjifdjer 
"^luc^enblid,  als  im  ^^ebruar  1549  Zsi^toh  8turm  htn  beibeu  @eift- 
lid)en  bie  93euv(au6uu9  antünbigeu  muffte.  i8on  üielen  Seiten 
nmuiLuben,  in  (£"ng(anb  mit  f)of)en  (St)ren  auftjenommen,  ift  53neer 
jraci  3of)i'e  barauf  a(e  ^^^rofeffor  in  CSambribge  geftorbeu.  5n 
Strafjburg  aber  fanb  Sturms  SBeistjeit  bcu  ?(n»mei].  (£r  erreid)te, 
bnfi  ber  Äaifer,  jiuar  nid)t  beiuitligte,  aber  meuigftens  litt,  ha^ 
t>a§  tWünfter  nebft  brei  lueiteren  Äirdjen  bem  93ifd)of  übergeben, 
in  ben  übrigen  aber  euangetifdjer  ©ottesbienft  meitergef)atten 
mürbe.  Hub  burdjmeg  ift  bie  33ürgerfd)aft  bem  euangeiifc^en 
iöefenntnis  treu  geblieben,  bas  nad)  einem  ^af)r^ef)nt  mieber  in 
fiimtlidjen  Äird^en  geprebigt  werben  fonnte. 

ßiüei  Sa^re  nad)  53ueer  fdjIoB  aud)  ber  gro^e  3tättnieifter, 
ber  fo  oft  bemiifjrte  Steuermann,  bie  'klugen,  nadjbem  fdjon  ein 
vvaljr  juöor  and)  .pebio  bat)ingegangen.  Strasburgs  9ieformation5= 
epod)e  ge^t  bamit  ,^ur  Üiüfte.  Sie  brid)t  um  fo  iät)er  ah,  als 
Strasburgs  Stellung  nor  allem  burc^  bie  53ebeutnng  feiner  fü^= 
renben  äJJänuer  beftimmt  mar.  3Beber  im  fird)lid)en,  nod)  im 
itaatlidien   öeben    finb    itjnen   ebenbürtige  9?ad)folger  eru'ad)fen. 

(5. 

Sd)öpferifd)e  Reiten  finb  feiten  außerlid)  glüdlid)  unb 
frieblid),  üiel  iifter  fturm-  unb  fampfbeiuegt  unb  üoller  ^ragif 
unb  grabe  aud)  für  bie  fül)renben  öeifter  noller  (Snttäufd)uug  unb 
ißitterfeit.  3e  l)ö^er  gar  religiöfe  unb  fittlid)e  ßiete,  um  iü 
fd)mer,^lid)cr  ber  5lbftanb  ,^iüifd)en  ^benl  unb  3Birflid)feit,  bie 
Spannung  .^mifcben  ben  53ebingt[)eiten,  Ütotmenbigfeiteu  unb  Uniiolt= 
tümmen{)eiten  ber  (irbenmelt  unb  ber  Unbebingtbeit  ber  religiöfeu 
^orberung. 

(^rabe  in  feineu  legten  Stra^burger  ^saijxm  l)atte  SSncer  bas 
mauuigfad)  erfat)ren  muffen.  W\i  bem  i5rreid)ten  mar  er  nur 
t)alb   aufrieben.     (£r    u'PÜte    gröf^ere    Selbftiiubii^teii    unb    miri' 


^tc  3trafiburgcv  fReformation.  67 

Iid)e  8e(bftregieruii9  ber  ^irrfie;  er  tuünfcfite  einen  orgQuijd)en 
3u]amincnjd)(u^  ber  Sanbe^tirdjen  burc^  ein  gro^jügigeö  S^nobol^ 
itjefen;  er  oerlongte  uor  allem  in  Übcrcinftininmng  mit  ben  meiften 
feiner  ^ImtSgenoffen  immer  juieber  nnb  immer  bringenber  eine 
nmfaffenb  nnSgebantc  fird)Iiff)e  2)i^3iplin,  bie  allein  eine  gebei^^^ 
lidje  ßnhinft  üerluirge.  9Znr  uTenige§  baüon  ift,  unb  and)  bie§ 
nid)t  Quf  bie  ^aner,  2BirlIid;feit  getnorben.  @§  \mr  nid)t  blo^ 
bie  eiferfüd)tige  233al)rung  bc§  obrigfeitlid)en  Ä'ird)enregiment§  anf 
6eiten  be§  SO^agi[lrat§  nnb  nidjt  blo^  ber  '(Spifurei^mn^',  wie 
Sncer  e§  nannte,  gemiffcr  ^^atri^^icrfrelje,  iinibern  ein  ridjtige* 
(aienl^afte?  itnb  biirgerlid;=freit)eitlid)ee  S'mpfinben,  ha-:^  biejen 
!!Öe[trebnngen  entgegenftanb,  weil  bomit  ein  'nene^  ^^apfttnm', 
eine  nene  ©eje^lid^feit  bi"ol)e.  '»^einlidje  8pannnngen  in  bem  i^ev= 
l)ältniö  üon  Stabt^erren  nnb  @eifttid;feit  waren  bie  O^olge. 

Slngenfälligcr  wd)  war  in  ber  ^-rage  be§  ^ntcrimc^  ber 
(^egen)n^  jtuifdjen  ber  Stabtobrigfeit  nnb  ben  ^^rebigern.  ^* 
war  ber  ©egenfa^  ,5Wiid)en  politijdjer  iitotwenbigfeit  nnb  retigüjjer 
lSJewiifen»forbernng.  Stnrm  nnb  ^ncer  [tanben  and;  bic^mal 
in  öerjc^iebenen  ßngern.  Jöeibe  fonnten  fie  nid;t  anber§:  53ncer 
ber  religiöje  Sbealift,  ber  lieber  alte§  auf^  8piel  fe^en  aU  rnt)ig 
gejdjeljen  la[fen  will,  luav  nadj  feiner  Überjengung  wiber  (SJott 
ift;  iStnrm  ber  Staatsmann,  ber  in  ber  ©rfenntniS  il)rer  ÜJot« 
wenbigfeit  ^n  fd)mer5lic^en  3ii9»Jft«"^i"ff^»  i'^veit  ift,  nm  iwn 
[taatlidier  nnb  religiöfer  g-reiljeit  überl)anpt  etwas  ^u  retten. 

^afi  aber  33ncer  bie  Stätte  langjäljriger  3öirffamfeit  t)er= 
laffen  niib,  Ijeimwel^trant  unb  fd;affen§frenbig  jngleid),  fein  hieben 
in  ber  grembe  befdjlie^en  nniBte,  ift  ein  Sinnbitb  für  bie  eigentlid}e 
Xragil  ber  Stra^bnrger  9ieforniation,  Sie  liegt  barin,  ba^  bie  3ln5i= 
Prägung  enangelifdjen  (£l)riftentnmc^  bie  ^ncers  nnb  feiner  9D?it- 
arbeiter  iiebenswerf  barfteltt,  in  ber  .^eimat  nidjt  SBeftanb  gel)abt 
l)Qt,  Weber  in  Strai3burg  md)  itberljanpt  in  Oberbentfdjlanb. 
^Jlac^  einem  ^i)ionfc^enalter  fdjmer^lidjer  Übergangszeit  l;errfd)t  auf 
Slrofsbnrge  taumeln  nnb  Sebrftüljlen  baS^  reine  2ntl)ertnm,  heiz- 
im  fülgenben  3aljrt}nnbert  ()ier  l)ert)orragenbe  58ertreter£finben 
foUte.  S)ac^  ißierftäbtebefenntnie  ift  ebenfo  abgetan^wie  bie  ein= 
^eimifd)en  ^atect)i§men  uerfi-^Wnnben  finb,  nnb  waz^  einft  an 
biefer  Stätte  an  (Signem  unb  Urfpriinglid)em  l)ertwrgetreten  war, 

5* 


68  ©uftat)  9(nridi, 

ift  üerfefjmt  ober  oergeffeii.  9?ur  in  ber  firrf)tirf)en  S8erfaffung  imb 
bell  fdjlidfiteren  formen  be§  ®ottelbien[te§  liegt  fürberf)in  ber 
Uiiterfcliieb  gegenüber  bcn  t»on  ^awQ  a«§   (ut^erifcfjen  (Gebieten. 

"äv.d)  biefe  äBaubhing  ift  gefc^id)tlicf)  511  üerftet)en.  Sucer« 
2f)eDlogie  (jat  Dei  afiem  9teid}tiim  nn  ©ebanfeu  ettt)Q§  gliejienbe§, 
3Bcirf)e§,  UnjuJQinmenfiängenbec'  53ei  feiner  nerniittelnben  3lrt 
ent&eljrt  fie  nodj  mn.nd)er  Seite  ber  fd)Qrfen  gegenjä^Iid)en  .^erau§= 
arbeitnng.  @ie  cut6ct)rt  tlajiljdjer  Prägung  nnb  ^-ormulierung 
wie  einbrnd§üoI(er  f^ftematifd)er  ßwfflinmenJQffung.  «Sie  entbefjrt 
ODr  allen  !lDingcii  Haver  bcfenntni§nin[5iger  g-cftiegung  in  einer 
ßeit,  ha  nnr  eine  in  ben  .panptpnnften  .^nni  geltenben  Seljrgejet^ 
erl)übene  Xl)eo(ogie  al«  .^nm  Sefen  eine§  .^lird^entnms  gel)örenb 
fic^  be()ftnptcn  tonnte.  ^a§  eben  ift  bie  tragifdje  ?^ügnng, 
baj?  grabe  bie  nntcr  fo  uiet  8elb[tlierlengnnng  mit  Sntt)er  ge= 
icf)(ofjene  «onforbie  bie  offene  ^ertretnng  be§  eigenen  8tanb- 
vunt'tev  in  ber  bamatS  entfc^cibenbcn  ^^rage  nnmögtid)  niadite. 
Unb  fo  f)at  bie  in  ber  5!ontorbie  gipfeinbe  c^irdjenpolitif  ber 
©trafibnrger  bie  etfäffifd)e  9fteid)SftQbt  nebft  onberen  enangelifdjen 
Stnbten  Dberbentfc^IanbS  ben  nrfpriinglid)  Intl)erif(^en  ©ebieten 
nid)t  bIo§  politijd)  nngegliebert,  fonbern,  and)  wa^  ba§  58e!enntni« 
betrifft,  bem  Snt^ertnm  ebenfo  oöUig  geöffnet  )xnc  bem  ^roteftanti§^ 
mn«  ber  ®djUiei5  gegenüber  abgefdjioffen. 

3Ba5  int  reformatorijcben  ©trafibnrg  gebadjt  nnb  gefd)affen 
Würben,  ift  barum  mit  nid)ten  nerloren  gegangen.  Sn  Strasburg 
hat  Galt) in  in  brei  bebentnng§t)oIIen  3a()ren  ^mn  erften  Wale 
innert)alb  eine?^  mo^Igeorbneten  Äird)entnm§  geanrft,  nad)bem 
ii)m  jc^on  §uoor  93ucer  in  feinen  Iateinifd)en  Sdjriften  ein  wich- 
tiger Vermittler  oon  iinttjer«  (^rnnbgebnnten  gewefen.  33on 
8trapnrg  an§  ift  ber  (onge  nnb  fletjentlid)  Umworbene  wieber 
nad)  ÖJenf  jnrüdgefeljrt,  wo  er,  faft  at§  nnnmfd^ränfter  ©ebieter 
waltenb,  nnge^emmter  als  irgenbeiner  feiner  ßeitgenoffen  feine 
Sbeate  in  bie  SSirflic^feit  um^ufe^en  öermoc^t  f)at.  dMt  ©tannen 
net)men  wir  xoa^v,  wie  weit  ©tra^bnrger  Drbnungen  hierbei  mo^* 
gebenb  geworben  finb,  in  wie  bebentfamer  Sßeife  ber  gro^e 
Organifator  nnb  8t)ftematiter,  ber  bodj,  wa§  bie  religiofen 
©rnnbgebanfen  betrifft,  ein  ^Mm\  ber  .^weiten  (Generation  ift, 
anf  5>ncer§  Sd)nltern  fte^t. 


2)ic  Stra^burger  SRcformotton.  6P 

3ft  e§  bod),  um  ba§  ®reifbar[te  üoranjitfteHen,  bie  Stro^^ 
burger  @ottc§bien[torbnuug,  bie  Satnin  iu  ®enf  eingeführt  ()Qt. 
y^od)  ©trapurger  3?orbi{b  uub  im  ©egenjo^c  ^u  Qimd}  bilbet 
ber  ^folmeugejaug  einen  gruublegenben  Söeftnnbteit  be§  @otte§= 
bienfteS.  3)a§  SSerjd)U)inben  jiimtlidjer  g^efte,  bn§  [tarfe  Sßerblaffen 
be§  ^irdienja^vS  entfpric^t  Straf3burger  Übung.  ?Iuf  beut  ©ebiete 
ber  Hirdjenücrfaffung  ift  nidjt  blofj  nuBerüdi  ba§  genfer  Äon=^ 
fiftorinm  eine  35>citerbilbnng  be§  ©trapurger  ^irdjenfontient«, 
fonbern  ©a(üin§  ^lufftednugen  über  ba§>  SSefen  ber  ^irdje,  i()r 
58erf)ä(tni»  jum  Staat,  ilire  Sctbftregiernng  nad)  göttli^er,  im 
yf?euen  ^teftamcnte  norgefdjriebener  ^ßerfaffung  finb  ^ucer§  ©ebanfcn 
nödiftiiermanbt.  ?(ud^  für  fonftigc  (Elemente  üon  (Satt>in§  X^eiv 
(ogie  beftetjt  ein  iil)nlidje§  !öcriuanbt)d)aft§Dcr^ä(tni§.  8inb  bodj 
,5(mei  if)rcr  fenn,^eid)nenb[tcn  S^u'ftanbteile,  bie  'i|5räbc[tination§[ef)re 
nnb  infonbertjeit  bie  5lbcnbinal)(c4e()re,  bi§  in  bejeidjuenbe  Singet' 
()citen  fjinein  bei  ^ucer  Porgebitbet. 

^reitid)  fätit  nidjt  minber  in  bie  klugen,  U)ie  33ncev  gegen- 
über in  me()r  aU  einer  ^egiet;ung  ßatt>in  ber  3?oIIenber  ift.  2)er 
33e^errfd)er  ©enf?  (jat  gn  ncrmirf tiefen  öermodjt,  ma«  93ucer 
unerreidjbav  bticb,  bie  felbftänbigere  ©tettnng  ber  Äird;e  nnb  uor 
aüm  2)ingen  bie  ftraffe  Äirdiengndit,  nid)t  oljne  bo^  bei  bem 
9[)?ann  be§  eifernen  2öiIIen§  fid;  jugteid)  alle«  fjärter  nnb  fd^roffer 
geftattete.  Unb  erft  ßatüin«  energifdje  ^'o(gerid)tigfeit  t)at  Sucer« 
©ebanfen  üon  atten  Sdimanfungen  befreit,  mie  feine  fprad^Iic^e 
?02eifterfd)aft  fic  auf  il)ren  legten  ?(n§brud  gebradjt,  feine  fl)fte= 
matifd)e  ^^egabung  fic  jn  einem  gcfdiloffenen  ''dan  gefügt  l)at. 

v^ebenfalts  aber:  bev  Siegesgug  öon  SatüinS  jum  Setirgeje^i 
erijübener  Xtjeologie  nnb  üon  öenf«  üorbitblid)  uierbenben  fird;^ 
tidjeu  Orbnungen  ift  gugieid)  ein  Seiterioirfen  üon  ©cbanten 
unb  (Sd)öpfungen  be^^  reformatorifd^en  Strasburg  in  bie  3öeite 
ber  proteftantifc^en  SBett. 


So  bleibt  t2>  ein  bebeutungsüoüer  5(u5fd)nitt  au§  ber  Sie* 
fDrmation§gefd)id)te,  ber  eben  unfer  3(uge  auf  ftdj  jog.  Wldjt  als 
ßofalgefc^i^tc  unb  jugteid)  eine  matjr^aft  grofee,  üielleid^t  bie 
grijfetc  ^t\i  in   Strapurg«  mec^fetooUer  93ergangent)eit.    9tic^t 


70  (Siiftao  SJnndi,  Xtc  Strafeburflcr  ^Reformation. 

bicnbenb  burcf)  äußeren  (^law^,  nod)  crfolgreidi  burdi  äußere 
a)?QdjteutfaItung,  fornpfbelüegt  iinb  noller  Xragif,  aber  gro^  burdi 
,^ufun[treid)e  9?eufcl^öpfungen;  groj?  üor  aUem  biirdj  bebeutenbc, 
treue,  I)tugebenbe  äJiäuner;  gro^  burc^  ©djaffen^fraft  unb  ©emein- 
nun,  burd}  1)01)0  ^telc  unb  iueitc  .^ori^onte;  groJ3,  tueit  ÜJJenfc^eu, 
oon  ber  (5Jotte§fraft  be§  (Snangeliumy  ergriffen,  um  ^a^^  ^öcöftc 
ringen,  öon  einem  ^bijmn  fid)  getragen  unb  einem  .^i^^eren  fid) 
t)erpflid)tet  fül)Ienb. 

(Solcher  Beiten  ju  gebenfen,  ift  (Sr()ef)nng  unb  5WQt)nung. 


linirf  i'ou  (ybrfinrbl  Äarroe  (B.  m.  b.  iv  in  öalle  (Saaley 


"Berlag  Don  i^arl  3-  2rübner  in  Strasburg 

Martin    'Buccr    oon    '^rofeilor   (SuftoD   mnrid). 

^uct)[d)mud^  Don  V^^.  ^amm.    hl.  4".    VII,  147  6. 

1914.         .      (Sel)Gftet  3,45  m.,  hartoniert  3,60  <m. 

5nt)alt:  1.  5ugen53Git  unö  ^ri|i5.  —  II.  ©le  ^Deformation  in 
6traf3burg.  -  III.  ©ie  ^useinanöerie^ung  mit  bem  Säujertum.  - 
IV.  2IbenömaI)l5ftreii,  ^ünönis  unb  Äonhorbie.  —  V.  9ie  6traf3= 
burger  Schule.  —  VI.  Ser  proteftantifc^e  "^Jolitiher.  —  VII.  5)ie 
legten  5a[)re.  —  VIII.  9er  9Ilenfd)  unb  ber  21)eologG.  —  Quellen 
unb  Giteratur. 

9iefe  2eben5befd)reibung  be5  elfäffiicben  ^Reformators  9Hartin 
Q3ucer,  aus  ber  geber  eines  elfäf|ifd)en  ^irc^enI)iftoriIier6,  bie  nicbt 
nur  Don  5ntere||e  ift  für  proteflanlifc^e  2t)eolDgen  unb  greunbe 
ber  elfäffifc^en  :^irct)engefcöic^te,  ferner  für  bie  6traf3burger  unb 
elfäffifcf)en  "^^roteftanten,  aeigt,  meldie  gans  l)erDorragenbe  53e= 
beutung  im  16.  5a{)rt)unbert  bie  6tabt  6traf3burg  nict)t  nur  für 
bas  religiöfe  unb  t\ird)Iict)e,  fonbern  aud)  für  bas  gefamte  geiftige, 
hulturelle  unb  politifct)e  Ceben  2)eut)d)lanb5  befafe. 

^HarUn  Q3ucer.  (£in  QSortrag.  'Silber  aus  feinem 
Geben  unb  QBirhen  unb  aus  bem  i\rei)e  feiner  ß^xU 
genoffen  aufgeseigl  Don  5Dl)anne5  gliche r.  8^ 
63  Geilen.  Wü  5  <abbilbungen  im  2:erl  u.  7  Üafeln. 
1917.  2,50  m. 

Quellen  unb  gorfcf)ungGn  3ur  i^ird)en=  unb  Äulturgefcf)id)te 
Don  Slfafj  unb  2otI)ringen,  V.  Sanb. 

^ilbniife  ter  6tra6burger  ^leformation.  mn 

Üejl  üon  Sot)anne5  gicl^er.     golio.     20  6.  mit 
2  <ybbilbunqen  unb  13  2afeln.    1914.    3n  <ffiappe. 

4,—  m. 

Quellen   unb  gorid)ungeii   3ur  5^irct)en=  unb  .'«ulturgefct)ict)lo 
oon  (£Ifai3  unb  2otl)ringen,  IV.  53anb. 

2)ie  5]DtoenbigUeit,  bie  urfprünglic^en  "Bilbniffe  ber  grunb= 
legenben  5]iänner  ber  6traf3burger  ^Deformation  feftsufteüen,  unb 
Sugleid)  ber  QBunfd),  fie  einem  roeiteren  i^reis  3u  eigen  3u  mad)en, 
^at  bie  iöerausgabe  ber  Blätter  oeranlafet.  Ss  ift  eine  greube, 
fiel)  an  ber  Sanb  biefer  "Silbniffe  unb  bes  einleitenben  Heftes  bie 
Seit  ber  QDeformation  oergegenroärtigen  3u  hönnen. 


©rudi  Don  Sbrbarbt  Sarras  ®.  m.  b.  ß.  in  ßalle  (6aale). 


^iV'. 


ftr*  131  ^rci§:  SWf.  3.- 

25ereiuö  für  SHefotmationögefd)id)te 


QIBoIfer  üon  ^leffcnberg 

unb  öer  Untergang  bes  Seutfcl)en  Orbens 

in  ^reu^en 


(Sine  6fu5ie  aus  ber  Q^eformQtion55eif  Ciolanbs 

.  Don 

Dr.  2eonib  Slrbufoo) 

mm) 


3tn  Kommiffionsocvla^  von  Hu(>oIf  ^au|»t 


Kiel  Stuttgart 

pjTcgev  für  5d?Icsu>ig=i7o[fteiii  Pfleger  für  IXMirttemberg 


Yeieiii  für  Reformationsgescliichte. 


Martin  Luthers  Briefwechsel. 

Herausgegeben  von  f  Ludwig  Enders,  f  Gustav  Kawerau 
und  fortgeführt  von  P.  Flemming. 


Band  I  — XVI.     8«. 
Z=      Ji9  11.—      = 


Das  Werk  ist  nicht  nur  für  jeden  Lutherforscher  unentbehrlich, 
sondern  alle,  die  sich  über  diesen  oder  jenen  Punkt  in  Luthers 
Leben  oder  über  seine  Stellungnahme  zu  den  verschiedensten 
Fragen  seiner  Zeit  oder  über  Einzelvorgänge  der  Reformations- 
geschichte orientieren  wollen,  müssen  immer  und  immer  wieder 
zu  diesem  umfassenden  Werke  greifen. 

Ein  ausführlicher  Registerband  für  das  ganze  Werk 
wird  vorbereitet,  durch  den  der  reiche  Inhalt  des  Briefwechsels  der 
Forschung  voll  erschlossen  und  zugänglich  gemacht  werden  wird. 
Der  Umfang  des  Ganzen  ist  auf   18  Bände  berechnet. 

Der  ausserordentlich  niedrige  Preis  des  Werkes  ist  unter 
grossen  pekuniären  Opfern  beibehalten  worden,  um  auch  weiteren 
Kreisen  die  Ansühaffung  zu  ermöglichen. 

Band  XVIi  befindet  sich  im  Druck  und  erscheint  im  Herbst 
des  Jahres. 


2BoIfer  öon  ^letfenberg 

unb  5er  Untergang  bes  S)eutfcl)en  Oröens 

in  ^reu^en 


Sine  Gfubie  aus  ber  ^ieformalionsaeif  CiDlanbs 


üon 


Dr.  ßeonib  Slrbuforo 

mm) 


QSerein  füv  T\cformalion5ge[d)id)lc 
CBuboH  fjaup!  'Bcrrag) 

1919 


©d)nftcn 
be§  S^ereinS  für  9le[ürmatiou§ijefd)id)te 

Sa^rgong  XXXVI.    2.  (Stücf 

9^r.  131 


3)ic  f)eiüge  S3irgitte  511  2ßab[tena  ^otte  einftma(§  öon  bett 
Brübern  be§  S)eiitjc^en  Orben§  geirei[jagt:  (S;t)ri[tu§  l^obe  i^r 
offenbart,  ba^  im  Saufe  ber  ^tikn  if)r  Qa^n  au§gebrod)en,  il^re 
rechte  §anb  öerftümmett  unb  i^r  rechter  ^u^  getö^mt  tüerben 
njürbe.  2)a§  fottte,  in  ganj  anberer  Söeije  freilief)  al§  bie  ©e^erin 
at)nen  !onnte,  im  OieformationSjeitatter  in  Erfüllung  gelten. 

3)a§  angebrochene  16.  Sa{)rf)unbert  geigte  atle  ©d^öpfungen 
be§  9}ZittetaIter§  i'n  meit  Dorgefdjrittener  ^luflöfnng  begriffen, 
^eine  oon  i^nen  f)atte  bem  $Bed^feI  ber  Reiten  ftanbge{)atten, 
mod^ten  aud^  oicie  fraft  be§  ifjnen  inneiüot)nenben  religiöfen 
3J?oment§  ben  5ln[prncl^  auf  etoige  3)auer  erljeben.  3)ie  Stömifd^e 
^ird^e  looltte  auf  einem  greifen  erbaut  fein,  bod)  bie  ©emott  be§ 
^apfte§  war  nad)  oielen  (Seiten  f)in  abgebrödett,  bie  al§>  un= 
öerbrüc^üc^  eingefüf)rten  fird)Iid^en  ©a^ungen  ft)aren  oielfad) 
burd)tö(^ert,  unb  plö^üd)  fol)  man  fogar  ben  (Stu^t  ^etri  felbft 
erbittern.  Senn  in  SBittenberg  luar  ba§  beutfd)e  ©emiffen  er« 
toad^t.  Sut^er  rüttelte  an  bem  geifttic^en  ß^'^nQ  "^^^  ^^^  ©eelen 
unb  ©eifter,  aber  and)  an  bem  ganzen  geiftlid)=melttid)en  §err^ 
fdjaftgjtjftem,  ba§  bie  ^rifttic^e  SBelt  mit  bem  '^2tn)>rud)  auf  un- 
öerle^lid)en  33eftanb  überfpannte,  ®a§  ^eilige  9iömifd)e  9teid^ 
5)eutfdf)er  9'Jation  ^atte  fd)on  lange  ben  2öeg  be§  9äebergang§ 
6efd)ritten;  bie  (Sonbergematten  ber  un^ä^tigen  einzelnen  dürften* 
tümer  unb  ^errjdjaften,  au§  benen  e§  fid^  ^ufammenfe^te,  teitteit 
bie  ©efamtmaffe  feiner  S5orred)te  unb  §errtid)feiten  attmä^Iidi 
unter  fid)  auf  unb  nergrö^erten  i^re  Waä)t  unb  Sefugniffe  auf 
-Soften  be§  ^aifertumS.  Seboc^  fomeit  e§  geiftlidje  |)errfc^aften 
iüaren,  bro^te  itjuen  ujieberum  ber  Untergang  hmd)  bie  Sfieformation. 

*)  2)er  2)arfteUung  liegt  jugvunbc  ein  in  ber  779.  Stgung  ber  (SefcU' 
fd)aft  für  ®eid)ict)te  unb  Stitertnmöfunbe  ju  9itga  om  11.  @e|)tember  1918 
gehaltener  iyortrag  über  „*P(ettenberg  unb  bie  9iad)fotge  im  $od)mciftcrtum 
beg  S)eutjd)en  Drbeng." 

©tlir.  ?!.  f.  91.  36,  2.  l 


2  Jiconib  ^^(rbujotü, 

®ie  aütjemeinen  Slennseic^en  ber  3tuflöfung :  bie  8cf)n:)ärf)unc:( 
ber  inonarc^ifcI)en  ßentraltjctuolt,  ha^  Streben  ber  Xeile  nad) 
5ßerfe(bftänbigiing  uub  Uiiabfjängigfeit,  geigten  fid)  aurfj  an  beni 
Staat  be^  ©eutfdjen  9ftitterorben«.  @r  tuar  ein§  ber  ed)te[ten 
(Sr^eugniffe  be§  SDättelalterg  —  mittelalterlid)  tro^  [teljenber 
Wilitärmadjt,  mobern  aiimntenber  jentraiifierter  93eamtenöern)al- 
tung  unb  geregeltem  Ji^'^^^S^^K"-  ®i^  83enre(tüc^ung  lüar  in 
ber  nnter  bem  befonberen  ^atronat  ber  ^ungfran  9JJaria  fte^en= 
t)tn  iörnberjc^aft  non  9tittermönc^en  fdion  lange  eingerifjen, 
nac^bem  fie,  größtenteils  anf  bem  SBege  ber  (Eroberung  ^eibnijd)er 
iiönber  nnb  bnrd)  Sc^entnngen,  ein  eigene?  Territorium  unb 
einen  in  ganj  (Suropa  berü()mten,  je|t  freiließ  [tarf  gefdjmunbenen 
3fteic^tum  erworben  unb  im  9Zorbo[ten  ®eutjd)Ianb§  einen  Staat 
begrünbet  f)atte.  3)effen  9iegierung  unb  ©rljattung  irar  bie 
Hauptaufgabe  ber  ®otte§ritter  geluorben,  anftatt,  tt)ie  if)re  9?ege( 
oerlangte,  aßein  ben  Äampf  gegen  Reiben  unb  anbere  geinbe 
©otteS  unb  ber  Äird)e  nnb  SBeobad)tung  ber  möui^ijdjeu  ©elübbe. 
Stammterritorium  unb  ,§auptbe[i^  be§  £)rben§  nac^  feiner  33er= 
brängung  au§  bem  9J?orgeuIanbe  mar  ba§  ben  .Reiben  ah= 
gemonuene  unb  jeitbem  bnrd)  it)n  mit  beutfi^en  S^afaüen,  ^Bürgern 
unb  33auern  bejiebelte  ^'anb  ^reußen,  luo  [ic^  feine  ^entral^ 
regierung  unter  bem  ®rof5=  ober  §od)meifter  befanb.  9^ur  bem 
■i^apft  uub  bem  Ä'aifer  unmittelbar  mar  er  uuterftettt ;  baut  feinem 
geiftlidjeu  St^arafter  übermog  babei  bislang  ber  (Sinfhifs  bes 
erftereu  bei  meitem.  3in  fiaube  ^^reuf^en  mar  ber  Orben  fouoeräuer 
2anbe§f)err,  inbem  auc^  bie  bortigen  Q3i§tümer  it)m.  inkorporiert, 
if)re  S3ifd)öfe  feine  9)Jitbrüber  unb  ben  Unterfaffen  gegenüber 
üf)ne  Staatsgewalt  maren.  (Sr  tjatte  aber  andj,  als  ber  öom 
9tigafdjen  S3ifc^of  ^Jdbert  inS  Seben  gerufene  Sc^mertbrüberorben 
in  Siülaub  üor  gänjtic^em  Untergang  bnrd)  bie  ,f)eiben  9iettnng 
fudjte,  einen  3tueig  nad^  ben  liolänbifd^en  ßanben  entfanbt  (1237), 
mo  er  olS  (Srbe  ber  Sdimertbrüber  aUmät)tid)  ben  Sömenantei! 
beS  ©ebietS  ermarb,  jebod),  anberS  a(S  in  ^reußen,  nic^t  bie 
ungeteilte  StaatSljO^eit  über  ben  ganzen  Sanbftric^  befaß,  fonbern 
nur  über  fein  eigenes  bortigeS  Territorium.  Seine  SSorgonger 
in  ber  ©roberung,  Äolonifiernng  unb  Söe^errfc^ung  beS  ßanbeS, 
ber  ©rjbifdjof  oon  9iiga  unb  bie  Sifc^öfe  oon  2)orpat,  Öfel  unb 


'^letteubetg.  3' 

Oieoal,  bie  in  i^ren  Stiftern  iianbeS^erren-  rooren  unb  blieben, 
l)Qtten  bem  2)entfd)en  Drben  nid)t  einmal  bie  ißorf)err[df)aft  über 
„alte  Siolanbe"  jngeftanben,  obtt)o^(  ber  Drben  fie  qI§  ftär![te 
ÜO'Jilitärmadjt  unb  einziger  befähigter  Q^erteibiger  SioIanbS  gegen 
i^itauen  unb  Üiuffen  aud)  t)ier  beanfprud;te  unb  ^n  erringen 
trad^tete.  ?lber  feinem  gettjalttätigen  ^ormad)t^[treben  pflegten 
bie  ^^rälaten  ben  9ii3mifd)en  Sann  unb  bie  pQrtifulariftifd)en 
©egeninterreffen  ber  reifigen  9.^ofaltenfd)aften  ifjrer  Stifter  unb 
ber  grofjen  Stäbte  9?iga  unb  2)orpat  (Üieüal  betjerrfc^te  ber 
Orben)  entgegenjufteßen.  (Sine  an^gefproc^ene  Unterorbnung  er= 
reichte  ber  Orben  nur  mit  bem  i^m  inforporierten  S3i§tum  ^ur* 
(anb;  bie  (Srjbifd^öfe  üon  9ftigo  tiefen  fic^  üon  if)m  nii^t  met)r 
aufnötigen,  alö  fein  aud^  nur  murrenb  getragene^  fdiiuorje^  Äreuj 
unb  inei^eg  ©ettjanb;  bie  anberen,  in  if)ren  Territorien  ebenfo 
fouüeränen  ^ifc^öfe  (öon  benen  nur  ber  ?ftet)alfd)e  feine  lüeltlidje 
^errfi^aft  befa^)  untergaben  fid)  bem  Orben  nid)t  einmal  fo  tüeit. 
'Jro^  enblofer  erbitterter  kämpfe  befanb  fid^  bie  9}iad)tüerteilung 
innerhalb  be§  a(t(it)Iänbifd)en  @taatenbunbe§  meift  im  ßwft'^"'^^ 
be§  unfid^eren  ®Ieic^getöid)t§ ;  erft  am  @nbe  be§  9J?itte(a(ter» 
neigte  fid)  ha^^  ßünglein  ber  2Bage  bauernb  auf  bie  Seite  beä 
OrbenS.  "^^tu^er  ^reu|en  unb  Siütanb  tjotte  ber  SDeutft^e  Drben 
and)  no^  jerftreut  liegenbe  iöefi|ungen  im  9ieid),  in  Süb=  unb 
2öeftbeutfd)lanb  unb  in  Öfterreid^,  2;iroI,  Stauen.  2)ie  beutf d^en 
unb  metfdjen  !iöefi|ungen  unb  ha§>  Orben^gebiet  in  ßiolanb  unter» 
ftanben  jebe^  einem  befonberen  Sanbmeifter  ober  „oberften  @e= 
bietiger",  öon  benen  ber  ®eutfd)meifter  nad)  Statuten  unb  £)rben§* 
braud)  bem  (iotänbifdien  SDZeifter  im  9ftange  oorging,  obn)o[)I  fein 
löerttjaltungggebiet  jerfplittert  unb  unbebeutenber  mar.  ^tlle  beibe 
aber  waren  bem  ^od)meifter  in  ^ren^en  untergeben  unb  in 
gleid)er  SBeife  gum  ®et)orfam  oerpflid^tet :  anber§  t)ätte  ber  2)eutfd)e 
Orben  fid^  nac^  ben  ^ßorftellungen  be§  S[RitteIaIter§,  ba§  öon  ber 
unbebingten  S^oräüglidjfeit  monardjifd^er  S5erfaffung§formen  tief 
überzeugt  löar,  a{§>  ein  „breiföpfige»  llnget)euer"  bargeftellt.  5lber 
gerobe  biefe§  urfprünglid^  ftrenge  Unterorbnung§oerf)ältni§  ber 
Xeile  unter  bem  oberften  §aupt  mar  im  Saufe  ber  ßeit  ber  (Sr= 
meid^ung  öerf allen.  SDie  beiben  „oberften  ©ebietiger"  ftrebten 
eine   immer    größere  Selbftönbigfeit   unb  Unabf)ängigfeit    Dom 

1* 


4  Seontb  9It&uioro, 

.^oc^meifter  an.  Der  2)eutic^mei[ter,  bet  icf)on  raegcn  ber  räum:= 
liefen  Entfernung  feines  (^iebiets  bem  Orben§;5entrum  in  ^reufeen 
freier  gegenüberftanb,  fiatte  ftcf)  einmal  fogar  für  geiniffe  gölte, 
ouf  ©runb  gefälfcfjter  (Statuten,  bie  Überorbnung  über  ben  .^poc^' 
meifter  §ufpred^en  laffen,  ttjas  freilief)  nur  folange  aufregt  ju 
erijalten  lüar,  al§>  ber  ä)?eifter  in  ßiülanb  foldje  Überfiebung  untev= 
ftü^te.  2)05  luar  blo^  ganj  üorüberge^enb  im  15.  3at)rt)unbert 
einmot  ber  galt  gen:)efen.  S)er  liölönbifc^c  ©ebieter  blieb  im 
übrigen  mit  feiner  unmittelbar  an  ^reu^en  angren^enben  ^roüinj 
in  ben  engften  ^e^iefjungen  ju  bem  oberften  .^aupt;  (ange  ^ät 
ftanb  ber  liolönbifdje  Orben§ärt)eig  überf)aupt  ganj  unter  bem 
(Sinflufi  ^reu^en§.  93eibe  Xeile  maren  bi§  jute^t  wegen  it)rer 
geograpt)ifc^en  Sage  unb  ber  allgemeinen  pDlitifd)en  58erf)öltniffe 
^Jorbofteuropas  in  Ärieg  unb  ^rieben,  ®Iü(f  unb  Unglüc!  (le|tere§ 
überwog  feit  bem  STage  öon  ^^annenberg)  aufeinanber  angeroiefen, 
ntO(i)ten  aud)  beftimmte  Sonberintereffen  auSeinanbcrgetjen.  3)a§ 
aber  war,  feit  bie  Sbeale  be§  ©ottesftreitertums  öerblo^t  waren 
unb  ^reuf^en  fict)  nur  noc^  mit  fatf)oIifd)en,  :^iötanb  wenigften^ 
mit  lauter  c^riftlid^en  ©egnevn  auseinanber^ufe^en  ^atte,  immer 
ftärfer  ber  gati;  ^auptlanb  unb  ^rooin^  oerfolgten  immer  {)äufiger 
öerfc^iebene  poIitifcf)e  3^^^*^-  ^^^^  ©emeinfame  würbe  babei  oft 
genug  aue  bem  5{uge  gelaffen.  Die  -öocfjmeifter  in  ^reu^en  oer^ 
fnc^ten  jwar  wieberf)oIt,  i^ren  fdjwiubenben  ®infIuB  über  ben 
üülänbifc^en  Crben§§weig  in  früherem  Umfang  wiebertjer^uftcüen. 
,!panbt)aben  ba^u  gab  e§.  SBaren  bod)  bie  Crbenstanbe  ^arrien 
unb  SBierlanb  famt  Dienal  nic^t  bem  Iiülänbifd)en  SO^eifter,  fonbern 
bem  ^od)meifter  in  ^reußen  unterftetit  unb  gehörte  bod^  biefem 
bie  ^öeftätigung  be§  in  Siölanb  don  ben  Orbenstomturen  unb 
=^öögten  gewählten  Saubmeifter»,  wobei  er  bie  2öal)I  ^wifd^en 
jwei  i^m  öorjufteCfenben  9}?eifteramt§!anbibaten  ^atte.  Dem  Iid= 
tönbifc^en  Drben  bunte  alfo  bei  jeber  9Zeuwaf)I  öom  ^oc^meifter 
ein  i^m  ergebener  unb  Don  i^m  abf)ängiger  SOJeifter  üorgefe^t 
werben.  Durd)  bie  §unet)menbe  Bd-)Xüäd)t  be»  cöodimeiftertum« 
unb  ^.preu^ens  liefe  fic^  aber  biefer  Sraud)  nidjt  feftbalten  unb 
feit  1470  wählten  bie  Siölänber  immer  nur  nod)  einen  einzigen 
Äanbibaten,  ben  ber  §od)meifter  bann  gu  beftätigen  fjatte. 

Die    allgemeine    ©ntwidtung    üerlief    feit    ber    9Jfitte    be§ 


'•^Jleitenberg. ".  ^'5 

15.  Sö^rf)unbert§  über[)oiipt  in  ber  9?irf)tung  einer  immer  größeren 
eelbftänbiijfeit  beö  Uölänbifdjen  OrbenSsioeigeS.  2)q§  entjproc^ 
bem  longfamen  3)af)in[ierf)en  be§  .^ocfjmeiftertum§,  "Oa^  nad)  bem 
unglücflid^en  breijefiniä^rigen  Äriege  ba§  f)albe  ßanb  ^ren^en 
an  ^^olen  oerloren  (jatte  unb  in  2ef)n§untertänigfeit  üom  polni- 
fd)en  ilönige  geraten  war  (1466).  ®ie  S^erfjältniffe  mufften  fid) 
norf)  ftiirfer  jugnnften  ber  ßiölänber  tuaubeht,  feit  SBottcr  öon 
''^lettenberg,  ber  grij^te  9}Jeifter,  ben  ber  Crben  in  Sibtanb 
gei)abt  t)nt  (1494 — 1535),  ber  berühmte  Ütufjenfieger  be§  3af)rt^§ 
1502,  im  9J?ei[terfd}(o^  gu  Slßenben  über  feine  Orbeneproüinj 
regierte  nnb  im  allgemeinen  and)  t)a^  ©efdjid  beg  übrigen  2anbe§ 
lenfte^),  n)ät)renb  bama(§  ber  Orben^ftaat  in  ^ren^en  nuter  bem 
jungen  ^od)mei[ter  ?Ubred)t  üon  S3ranbenburg  rafd)  auf  ber  S3at)n 
be»  Untergange?  tjinabglitt.  SSie  feine  S3orgänger  ftränbte  fid^ 
anci^  §nbred)t  gegen  ben  efjrenrü^rigen  :^et)n§eib  an  beu  Äönig 
oon  -^polen.  (5r  njollte  ben  unlösbaren  knoten  mit  bem  8d)tDert 
burcl^t)auen.  @egen  ben  bringenben  'tRat  be»  älteren  nnb  er= 
fat)reneu  5Jteifter§  ^^letteuberg  —  ber  bann  i>od),  getreu  ber 
DrbenStrabition,  mit  einigen  Gruppen  unb  oiel  @e(b  nnb  Ä'orn 
au§f)alf  —  ftürjte  fid)  ber  ,^od)meifter  in  ben  an§fid)t§(ofen 
Ärieg  mit  ^olen  (^1519),  ber  im  Sa^re  1521  uac^  grä|Ii(^er 
^'ermüftnng  ^reu^en*  bmd)  einen  üierjätjrigen  SBaffenftillftonb 
abgebrochen  mürbe,  alle  55ert)ältniffe  in  fd)Iimmfter  SSermirrung 
^urüdlaffenb.  i^ülfefuc^enb  50g  feitbem  ber  §üd)meifter  im  Üiei^ 
unb  an  ben  ^-ürftent)öfen  nm^er,  überall  um  S3eiftanb  für  feinen 
Orben  bittenb,  bei  ^^apft  imb  ^aifcr  burd)  feine  ^et)oömäd)tigten 
ben  biplomatifd^en  i^ampf  gegen  bie  5(nfprüd^e  ^otenS  auf  Unter* 
merfung  unter  ben  SSertrag  öon  1466  meiterfü^renb.  3nt  Kriege 
^atte  er  mef)rfad)  ©elbnnterftü^ungen  an§  bem  beutfd)en  mie 
nomentlid)  au§  bem  liblänbifd^en  Orben§gebiet  belogen  unb  feine 
^ülferufe   ^örten   nid)t   auf.  2)     ^ie   bciben    oberften   Öiebietiger 


')  Über  ^^letteiibeig  unl)  feine  ^ät  ugl.  S.  51rbuion)  sen. :  „Sie  im 
Xtutfd^en  Drben  in  Siolanb  öertretcncn  (Sejd)Icc^ter",  im  Qo^rb.  f.  @en., 
^exa\bit  ;inb  S^fjtagiftif  1899,  ajHtau  1901,  S.  83  f.,  unb  1907/08,  SJJitau 
1909,  S.  48  f.,  nnb  „©runbriß  ber  ©efchic^te  2io-,  (Sft^  unb  turlanbe", 
4.  91ufl.,  «Riga  1918,  S.  127-167. 

*)  3<igl,  yAm  folgenben  y.  älrbufotu  sen.:   „gewann  ü.  b.  ©roele  gen. 


H  Seontb  Strbufoit», 

aber  [teilten  für  i^re  Üeiftuugcn  öegenforberungen,  ba,^it  beftimmt, 
it)re  ©elbftänbigfeit  gegenüber  bem  ^odjmeifter  §u  erl)ö()en  ober 
ju  fidjern.  SDie  ßitilänber  ()Qtten  j(f)on  einen  bebeutenben  ß^fc^^B 
an  ©elb  itnb  ©etreibelieferungen  ^um  Kriege  beige[tenert,  aU  im 
Suli  1520  ein  pren^ifcfier  Orben§f)err,  (äberl)arb  üon  ^^^eiberg, 
mit  einem  ncnen  llnterftü|ung§gefu(^  5Ubrec^t§  in  SBenben  er= 
fdjien.  Slber  ^(ettenberg  erflärte  in  ©egenmart  feiner  9Jät= 
gebietiger,  ba^  oon  ßiülanb  nid)t  metjr  geleiftet,  aber  and)  nic^t 
met)r  nerlangt  n^erben  fönne,  al§  bie  jüngft  an  ben  ^oc^meifter 
abgegangenen  20  000  ^orngutben  unb  trat  balb  'feinerfeitS  mit 
©egenforbernngen  l)ert)or,  (Sr  „üerlangte  nidjt  etma  nenerbinge 
au§ge{)edte,  bem  §od)mei[ter  abge^mnngene  nnb  öon  if)m  in  feiner 
prefärcn  :Bage  ju  (eiftenbe  ßngeftänbniffe,  fonbern  für  ben 
^entfc^en  Drben  in  ßiolanb  anwerft  mid^tige,  if)m  fdjon  früher 
jugefagte,  tei(§  fogar  üerbriefte  9^e(^te".  iDiefelben  betrafen  bie 
Stellung  ^arrien  =  SBierIanb§  famt  9^eöal,  ben  bislang  bei  ben 
litilönbifdjen  3)?eiftertt)al)Ien  beobachteten  ^rand^,  enblid)  bo^ 
ftaat§red)t(idje  i8er{)ättnig  be§  Orben§  in  Siolanb  ^u  ßaifer  unb 
9ieid).  2)er  bereits  im  3o()re  1459  oom  ^odjmeifter  ®rlic^§t)anfen 
urfunblid)  gelüäfjrte  SBerjidjt  auf  bie  Dberl)errli(^feit  über  (Sftlanb 
^ugnnften  be§  liölänbifc^en  SOJeifterS  ijaüt  nömlid)  an^  un= 
bcfannten  ©rünben  bisher  feine  faftifdje  ©eltung  erlangt,  mö^renb 
bie  @emof)n^eit,  bem  §od)meifter  einen,  öon  i^m  nnbebingt  ^u 
beftötigenben  9J?eifteramt§f anbibaten  gu  prüfentieren,  ben  ^iü= 
lönbern  U)al)rfd)einlid)  überfjaupt  nod)  nie  üerbrieft  morben  mar: 
jegt  foüte  beibeS  gefiebert  merben.  CEbenfo  entbe{)rte  t)a§>  SSer= 
t)ättni§  beS  (ioIönbifd)en  OrbenS^meigeS  jum  Ü^ömifc^en  üieic^ 
nod)  jeber  feften  ©runblage.  2)a§  gefamte  ©ebiet  be§  Seutfc^en 
£)rben§  galt  gmar  ftaat§red)tüdi  a{§  Seftanbteil  be§  9ieid)e§, 
aber  eine  $8e(et)nnng  be§  ,^od)meifter§  unb  be§  9J?eifter§  in  IHo- 
lanb  burc^  ben  Äaifer  mar  bi§f)er  nid)t  erfolgt.  ^lettenberg  aber 
erftrebte  üngefid)t§  ber  immer  brof)enber  anmad)]enben  )Rnffen= 
gefal)r  bereits  feit  feinem  9iegierung§antritt  eine  möglic^ft  enge 
9tn(e^nnng  feines  OrbenS  anS  Üiömifc^e  Üieid),   biefe  et)rfurd)t- 

^$later  im   3:;cutjc^cn  Crbeit   in  i3iü(aub",  ,3a:^rb.  \.  @tn.,  ö^r.  u.  Sp^ra^. 
1905/06,  3[Witaul9Ü8,  bt].  3.154-158  unb  bie  bofelbft  ^iiHerten  Oueüeit. 


«ßlctteubetg.  7 

^gebietenbe,  biirc^  §llter  uub  Xrabitlon  gefjetügte  Wlad)t,  auf  beren 
IBeiftanb  er  aud)  nur  aU  9f{eidj§für[t  red)tlid^en  ?{nfpruc^  l)atte. 
@d)ou  mit  ?tI6redjtö  nädjften  SSorgöngern  jufammeu  f)atte  er  fid) 
um  beu  gemetufameu  (Smp[aug  ber  fRegalieu,  ber  S8e(e()uung  \}on 
9fieic^§  U)egen,  betüorbeu,  tuobei  Äönig  SJJaj  if)m  überbieS  boS 
ütedjt  Quf  (£r{)cbung  eine§  breijä^rigeu  ^rteg§äoüe§  für  bie  35er= 
teibiguug  Siütaub§  gegeu  bie  Ütuffeu  getüäfirt  ^atte.  SSorbebinguug 
bafiiv  tuar  gteid)fall§  ber  9ftegatieuempfaug.  5hif  ^letteubergS 
!3)rnugen  §atte  if)m  ber  ^odjmeifter  Sllbredjt  audj  unebcr^ott  zu- 
gefügt, für  ftdj  foit)üt)I  rt)ic  für  ben  Iiülänbifd)eu  9J?eifter  um  bie 
83elel)uung  öom  Üieidj  uadjjufud^eu,  aber  feiu  SSerfpred^eu  uidjt 
ne()alteu,  bie  ^^(ugelegenfjeit  oielme^r  f)offuuug§Io§  uerfi^Ieppt. 
!Dabei  luaren  ber  ©rgbifdjof  oou  ü^iga  unb  bie  S^ifi^öfe  öou 
3)orpat  unb  Öfel  üou  jefjer  dürften  be§  Üieic^eS  uub  liefen  fid) 
if)re  9iegalieu  gerabe  iu  biefer  ßdi  oom  Äaifer  ueu  beftötigeu 
(1518/21),  tuobei  aud)  ber  S3ifc]^of  öou  Üteöal  uub  fogar  ber 
gau5  uuter  bem  Orbeu  ftel)enbe  33ifd)of  üou  Ä'urlaub  reid)§= 
unmittelbar  tijurbeu  i):  eiu  ©runb  me^r  für  ^(ettenberg,  fid)  iu 
ben  ÜxeidjÄöerbaub  aufnehmen  gu  taffeu.  @r  üerlangte  je^t  üou 
^ÄIbred)t  mit  gutem  (^runbe  ba§  9fied)t,  ba'^  eiu  IioIänbifd)er 
3}?eifter  für  fid)  aUein  uub  oljue  iöerüdfid)tiguug  be§  §0(^meifter§ 
bie  9ftegatieu0crleif)uug  üou  ^aifer  unb  Sfteid)  erbitten  bürfe,  fa0§ 
tia^'  oberfte  ^oupt  be§  Drbeu»  fo(d)e§  binnen  beftimmter  g^rift 
nid)t  tm.  Über  biefc  iuot)tbered)tigten  ^orberungen,  bie  5(Ibreci^t 
gegenüber  burdjgefämpft  merben  mußten,  entfpanneu  fid)  nun 
jahrelange  ärger ti(^e  35ert)anblungeu,  mä^renb  gleichzeitig  ha^ 
^ert)ältui§  3n)ifd)eu  ^(etteuberg  unb  bem  §oc^meifter  burd;  beffen 
^ra!tifen  iu  Siolanb  nod)  meiter  getrübt  mürbe. 

S)eun  feine  93ebürfniffe  ijatkn  SUbrec^t  befto  me^r  gu  5ßer= 
fud^eu  angefpornt,  in  Sintanb  fefteren  g^u^  ^u  f äffen  unb  bort 
feinen  ganj  gering  getoorbeuen  @iufIuJ3  ju  fteigern,  aU  bie  ßio^ 
läuber  fic^  ju  ben  Sntereffeu  uub  9Zöten  be§  preu^ifc^en  Drben§ 

>)  3$q\.  i?.  ^trbufotu:  „Die  ©infü^rung  bev  äteformation  iu  iito^,  (Jft- 
luib  Äurloub",  5ovid}iingen  ^iir  (SJejc^id)te  ber  9ieformation  3,  1918,  @.  l, 
132  f.  186.  ©.  Jucitcv  aud)  5|3tctteuberg  an  .tleeu,  SBenbcu  i:)21,  Sept.  10 
(©taat§avc^iD  ju  Stuttgart,  ?(bjd)riit  in  ber  93tbliot[)e!  ber  Ji'iü(änbtid)cn 
5)iitterfd)aft,  Der^^.  9)Htteilungcii  au§  ber  liöt.  @efd).  2,  ©.  503,  9ir.  6). 


8  ßeonib  Skbufom, 

füf)I  Der^ielten  uub  fe^r  geringe  Steigung  ju  Dpfern  zeigten.  §(I§ 
feine  Sntereffenoertreter  fu(f)te  ber  ^oc^ineifter  junäcf)[t  23ifrf)öfe 
in  bie  liolänbifc^en  Stifter  jn  bringen,  bie  feiner  ^erfon  ergeben 
n)Qren.  3)en  beften  meinte  er  in  Sodann  531anfenfelb  gefunben 
^u  f)aben,  bem  ^Berliner  ^ürgermeifterefofjn,  ber  al§  oberfter 
^45ro!urator  (ftänbiger  ©efanbter)  be§  Drbeng  in  9tom  ben  ^oc^* 
meifter  in  gefrf)i(fter  SBeife  gegen  ^olen  nertreten  ^atte.i)  ßum 
SSifc^of  oon  ^tmi  unb  2)orpat  beförbert  (1524  follte  er  auc^ 
ßrjbifdjof  üon  9^iga  »erben),  jog  er  fic^  aber  in  fritifc^er  ^tü 
üon  l'((bred)t§  ©a^e  ^urüd,  bodj  bel)ielt  \^n  biefer  and)  ujeiter 
im  2luge.  2)emnäd)[t  warf  ber  A^odjmeifter  feine  Singet  nadj  bem 
S3i§tum  Änrlanb  au»,  um  bei  eintretenber  S^afan^  aud)  biefeS 
burd)  ben  ':papft  mit  einem  preuBenfreunbüc^en  ^rälaten  befe|en 
ju  laffen,  unb  ungefähr  jur  fetben  3sit  fpann  er  aud)  in  tiefftem 
ÖJet)eimni§  feine  gäben  nac^  ber  tt)id)tigften  unb  mäd)tigfteu 
©tabt  Siülanbg,  nac^  O^iga.  9f{iga  mar  ber  ©c^tüffet  jum  2anbe, 
unb  mer  e§  befa^,  ju  beffen  ©unften  entfd)ieb  fic^  bie  grage  ber 
ißortierrfc^aft  in  Siülanb.  3^^i"^si^  (gr^bifc^of  unb  Orben  mar 
baf)er  mand)er  Strauß  um  9iiga  au§gefod^ten,  bie  ?}rage  bei  ber 
UnmDgIid)feit  einer  entfc^eibenben  Söfung  aber  fd)tiefe(id)  fo  ge- 
regelt morben,  ba§  beibe  .^erren  fic^  im  .^irdjfjotmer  3.^ertrage 
(1452)  in  bie  8tabtt)errfc^aft  teilten,  Ü^iga  jebem  öon  i^nen  ju 
^olbem  S(nteil  t)ulbigen  mu^te.  SIber  bie  tro^ige  ©tabt,  bie  hm 
Orben  ^uäeiten  gerabe^u  J)aBte,  ben  (ärjbifc^öfeu  übrigen^  ouc^ 
nid)t  geneigt  mar,  fobalb  biefe  if)re  ftabt()errlid)en  9ied)te  etma§  beut=^ 
iid)er  gu  betonen  magten,  trug  bie  2)oppeIf)errfd)aft  nur  groUenb. 
|)ier  fd)ien  üerf)ei^ung§t)oIIer  Soben  für  ben  §od)meifter  gu  fein, 
Sm  tiefften  ®et)eimni§  lie^  er  fidj  im  ©ommer  1520  bnrd^  ben 
i(^on  ermöt)nten  Orben§t)errn  (£bert)arb  öon  greiberg  ber  8tabt 


»)  über  331an!enfelb  f.  £.  Slrbiijoto  sen.:  „Siblanbs  (Setftlicl)feit  öom 
(Silbe  beg  12.  big  ins  16.  ^a^r^unbert",  im  Qa^rb.  f.  @en.,  f^n.  n.  Sp^rag, 
1900,  1902  unb  1911/13,  SKitau  1902,  1904,  1913;  3Uei-anber  «erenbtg 
„3o^.  lölonfcnfelb,  erabijd)of  öon  9iiga,  a3ifd)of  Oon  ®orpat  unb  3f{eöa(", 
in  ber  ^43altifc^en  S!Konat§fd)rift  53  f.,  1902,  ®.  408  —  27.  29  —  60; 
aäiil^elm  Scf)uiöring,  „^oi).  33Ianfenfelb,  ein  Sebeneibifb  ons  ben  3Infängen 
Der  afJeformation",  Scliriften  be»  i^ereins  für  Stcfonnationc-gefd).  23, 1, 1905. 
ü.  ?Irbnforo,  'Sie  (finfü^tnng  ber  :'Keformation  S.  140—152.  332—336,  349. 


»piettenberg.  9 

als  (Sd;u|^errti  gegen  ettoaige  S3ebrücfungen  üon  jeiten  be§  (Srs= 
bifrf)of§  luie  be»  S!}?ei[ter§  anbieten.  5t6er  bie  uier  Sürgermeiftei; 
benen  ber  Slntvag  geniacf)t  lunrbe,  f)atten  noc^  feine  red)te  S]er=» 
loenbung  für  if)n  nnb  befc^ränften  fid)  anf  einen  S)anf  für  bie 
gnitbige  Ökfinnnng  beö  §od)meifter§.  i)  ^(ettenbergS  üerji3{)nlid)eö 
Üiegiment  fjatte  and)  l)ier  manche  (S^egenfä^e  3U  milbern  oer= 
ftanben.  SDoc^  5übred)t  t)atte  feine  ';)(bfic^ten  nnr  für  gelegenere 
Reiten  anfgefdjoben. 

2)ie  (Stimmnng  5n)ifd)en  ben  9tod)barn  ninrbe  nid)t  freunb* 
üdjer,  al§  ber  ^odimeifter  in  feinen  9?öten  ein  (e^te§  SOJittei 
anroanbte,  nm  an§  Siülanb  mef)r  @elb  f)erau§jupreffen :  er  der- 
pfänbete  e^  für  35  000  (^nlben  an  feinen  S^etter,  ben  Änrfürften 
3oad)im  üon  Jöranbenbnrg.  ^lettenberg  erfannte  ben  '^\md  bes 
^JJ?anöoer§:  jiuar  nidjt  infolge  ber  eigenmäi^tigen  „SSerf(^reibnng'\ 
lüotjl  aber  al§  Äanfgelb  für  bie  oben  ertt)äl)nten  ^rioilegien  bot 
er  bem  ^od^meifter  20  000,  jule^t  24000  .^orngulben  an,  aber 
bie  'Badjt  zögerte  fid)  t)in.  33efonbere§  äjä^tranen  t)atte  in 
Sübredjt  ^lettenbergS  gorbernng  nad)  felbftänbigem  (ämpfang  ber 
3fteid)gbetef}nung  wad^gernfen.  St  erfannte  barin  baSfelbe  ©treben 
nad)  möglid^fter  fio§Ii)fnng  oon  ber  Dber()o^eit  be§  pren^ifc^en 
§od^meiftertnm§,  lüie  e»  in  berfelben  ßdt  nnb  anf  ätjnüdjer 
©rnnbtage  md)  ber  2)entfc^meifter  3)ietrid)  oon  Slieen  tieroor* 
teerte,  ber  gerabe  bamal§  eine  9fteit)e  üon  ebenfoId)en  ober  üf)n= 
lid^en  gorberungen  bei  ibm  bnri^fe^te,  n^ie  bie  Siülänber  für 
i^ren  Orben^ätoeig.  2)a^  fid)  bamals  über  ben  Ä'opf  be§  ^oc^^ 
meifterS  nnmittetbare  53eäiet)nngen  jn^ifdien  ben  beiben  9)?eiftern 
in  bentfd^en  Sanben  nnb  in  ßiölanb  f)erfteUten,  bie  in  ber 
Sntereffengemeinfc^aft  gegenüber  ber  rüdfidjt§(ofen  ^^otitif  unb 
ben  fdinjeren  ^^Inforbernngen  ^^reu^en§  tünräeüen,^)  fteigerte 
^(bred)t§  5lrglt)o^n  gegen  ^lettenberg.  ^n  biefe  Unftimmigfeiten 
gnjifc^en  bem  §0(^meifter  unb  ben  beiben  oberften  ©ebietigern 
brangen  nun  auc^  nod^,  bie  fd)mülen  ^ßerpltniffe  öerfdjärfenb,, 
immer    beftimmtere    ©erüd^te    über    ben    beöorfte^enben    5tbfaU 

')  5trbufoiD,  %k  einfü^nuig  ber  ^Reformation,  ©.  lil,  143  f.,  257,  259. 

^)  Jögl.  ^^5(ettenber9  an  tleen,  SBenben  1518,  Wai  11  nnb  1521,  @e^)t.  10 
<6taQtgorc^tü  ju  Stuttgart,  Slbfcl)riften  in  ber  23ibl.  b.  liül.  5}{itterfd)aft, 
öerä.  9D?itteiIungen  aixS'  ber  libl.  Qöi^dj.  2,  S.  502  f.  3lx.  4.  6)., 


jQ  Sieonib  Strbufotu, 

?nbred)t§  üom  römif^en  ©lauBen  unb  bie  ©äfularifatton  bee 
Orben§[taateö.  SDie  grofje,  alle  ©emüter  erregenbe  unb  aüe  U- 
fte^eitbeu  l^ufläube  erfc^ütternbe  grage  ber  Äirdjenreformation 
unb  @(auben»erneuerung  trat,  fein  9Iuölüeid}en  geftattcnb,  immer 
näijer  and)  an  ben  SDeutfc^eu  Drbeu  l)eran,  bem  £utt)er  in  jenen 
3:agen  (SSinter  1523/24)  in  einer  eigenen  Schrift  feine  auf  gott^ 
wibrige  unb  unerfüllbare,  ba^er  l)eud)lerifd)e  ©elübbe  begrünbete 
3)afein§bered)tigung  abgefprodjen  l)atte.  2Bie  tüürben  bie  .^äupter 
be§  Drben§  in  ^ren^en,  ©eutfc^tanb  unb  ßiolanb  auf  bie  groge 
antttJorten  ? 

3)er  ^oc^meiftcr  t^atte  längere  ^ät  bie  meiften  SRenfdjen 
über  feine  ttja^re  SU^einung  ju  töufc^en  oerftanben.  @r  Ijatte  bie 
Siolönber  —  aber  nur,  um  fie  üon  ber  ©eltenbmadjung  if)rer 
^'^orberungen  abjufdjreden  —  n)arnenb  auf  bie  @efaf)ren  für  ben 
{Jansen  Orben  in  biefer  3^it  Ijingeiüiefen,  „wo  ot)nef)in  ^Religion 
unb  ö)eiftlid)!eit  allentt)alben  angetaftet  unb  nerfolgt  tDÜrben", 
unb  fidj  üon  feinem  böfen  @eift  2)ietrid)  @d)önberg  raten  laffen, 
ben  SDJeifter  in  2it»lanb  broljenb  an  bie  5Xu§breitung  ber  lutf)eri- 
fc^en  Öel)re  ju  erinnern.')  (£r  ^atte  fogar  nom  ^apft  befonbere 
33olImad)ten  ttjiber  fotc^e  OrbenSritter  öerlangt,  bie  fic^  unter 
2utt)er§  (Siuflu^  etma  üere^elic^en  tinirben  —  ha§^  follte  i^m  ein 
9J?ac^tmittel  gegen  äöiberfpenftigfeit  5.  S8.  in  Sinlanb  an  bie 
§onb  geben  —  unb  gleichzeitig  an  ^lettenberg  abmaf)nenb  wegen 
ber  SSerfieiratung  lut^erifi^  geftnnter  Drben§glieber  gef (^rieben.  2) 
3{ber  alle§  ba§  gef dja^  nur,  um  ben  Schein  ju  wahren,  benn 
innertid)  neigte  ber  ^odjmeifter  bereit!  gur  Üteformatiou  unb 
beförberte  mit  Unterftü^ung  be§  gteid)gefinnten  33ifd)of!§  "»Polenj 
öon  ©amtanb  tjeimli^  i^re  ?lu§breitung  in  ^reuBen.3)  5iber  in 
ßiölanb  l)ielt  man  bie  fingen  offen,  unb  auc^  an  ber  9tömif^en 
Ä^irie  erraadjte  gegen  ?llbrec^t§  Äirdjtic^feit  ein  SD^i^trauen,  ha^ 


')  (Sttd)  3oacI)im,  2)ie  $oUti!  besi  legten  §od)ineiftevs  in  ^^reufeen 
mbxedjt  öon  Sranbenburg,  3, 1895,  5«r.  99.  102,  ©.237  (1523  3)iat— 3unt); 
»gl.  Tu.  67.  81. 

2)  Soac^im  a.  a.  O.  9ir.l04  unb  ©.  64,  9Inm.  1  (1523  ^uni  8.  u.  15). 

3)  c^oQdjini  a.  a.  D.  92r.  102.  154. 178;  ^$aul  Z]d)adtxt,  Ur!unbenbu(^ 
^ui-  9ieformationö9ejil}ic^te  bes  ^erjogtum^  ^45reu§en,  1,  1890,  (Sinleituug. 


^tcttenbcvg.  11 

bann  feinerjeit!§  oerjc^örfenb  auf  bie  o^net)in  mterquidticfien  93e= 
;^te^ungen  ^luifdien  i§m  unb  '»jSIettenbcrg  äurücfrairfte.  S[)amat§ 
tüar  ber  !urlänbijd)e  33i)cl^of§ftuf)l  üafant  gettjorben,  unb  beibe 
90lel[ter  bemü()ten  ficf)  beim  '^ap'\t  um  eine  i^ren  Sutereffen  ent= 
ipredjenbc  Sicubefe^ung.  S)em  in  9ftom  lebenben  S5ruber  be§ 
|)oc^mei[ter§,  ^to^ann  §(Ibrec^t,  gab  man  aber  im  Wär^  1524  ju 
berftef)en,  ha^  bie  über  9nbred)t  umloufenben  @erüd)te  ben  ^ap[t 
öeranto^t  Ratten,  [tatt  feiner  biejenigen  ju  begünftigen,  bie  treu 
bei  ber  .^ircf)e  t)ea:t)arrteu:  bomit  war  ^lettenberg  gemeint.  Unb 
ferner  teilte  man  il)m  mit,  ha^  ber  ^apft  barum  bie  Sßerleif)ung 
»^urlanb^  an  ben  .^anbibaten  be§  (iülänbifc^en  9}?eifter§  beftätigt 
unb  f)iermit  ha^^  ©tift  ber  S^erfügung  be§  §od)meifter§,  ber  t)ei§ 
banadf)  [trebte,  entzogen  {)abe:  unb  ^(etteuberg§  Rangier  ^ermann 
Sftonneberg  iourbe  93ifd^uf  üon  Äurlanb.  2)ie  Siülänber  fd^einen 
bonn  üerfurfjt  ju  tjaben  bie  Stimmung  ber  Äurie  aucE)  noc^  lueiter 
für  i^re  @elbftänbigfeit§6eftrebungen  auS^unu^en,  benu  Stlbred^t 
mürbe  burd^  feineu  S3ruber  aucf)  benad^rid^tigt,  bafe  ber  ^apft 
bamit  umgebe,  ^(ettenberg  bie  93efreiung  oou  ber  Dber^errtidjteit 
be§  ^odf)meifter§  ju  gemäl)ren.i)  2)amal§  meitten  jmei  6efretäre 
be§  9JJeifter§  in  ©adf)en  ber  furlänbifdf)eu  93ifd)of§tna()I  in  9ftüm; 
öietteid)t  mar  jene  9iad)rid)t  mat)r.  3m  September  1524  bef tagte 
fid)  aud)  ber  römifd^e  Orben§profurator  ©eorg  53uf^,  ba^ 
^lettenberg  unb  ber  S)eutfd)meifter  (beibe  gingen  ja  bamalö  §u= 
jammen)  öiete  ©ef^öfte  an  ber  Ä\irie  betrieben,  er  aber  nidjtö 
üert)inberu  fönne,  ba  i()uen  ber  päpftüd^e  2)iütar,  ßarbiual  Soreu^o 
^ucci,  fe()r  gemogen  fei.  "^^Hbredjtä  waö^t^  SOJi^trauen  beU)irfte 
fofort  bie  ?(nmeifung  an  Sufd^,  it)u  über  bie  Unterf)anblungen 
ber  beiben  oberften  (^ebietiger  in  9tom  umget)enb  §u  unterrichten, 
bamit  er  etmaigen  Singriffen  gegen  feine  OberfteKung  fogleidE) 
entgegentreten  fönne.  S3alb  barauf  öerfud)te  er  öom  ß'aifer  einen 
ö5ef)orfam§befet)t  an  bie  DJZeifter  in  ®eutfd)Ianb  unb  ßiötanb 
auS^umirfen.  5Iu§  '>|3reu§en  mar  i{)m  jum  Überfluß  5(nfang 
?üiguft  1524  noc^  bie  9tad^rid)t  ^ugefommen,  ha^  5tbe(  unb 
Stäbte  bafelbft  unter  bem  ®rud  ber  unerträgtidjcu  S^er^öltniffc 


»)  ^oac^irn    a.   a.  D.    9h-.  161.   170.   184.   192  f.  197.   236,2.    Ubev 
58ifd)of  .'gevtnnnn  »tonnebevg  »gl.  8.  ?(rbufon)  sen.,  Siot.  (MctftUcl)feit. 


;12  Üeonib  2Irbujoiu, 

mit  ßiölQub  liebäugelten,  i)  5l(brec^t§  Erbitterung  gegen  ^letten- 
berg  unb  5l(een,  bie  it)n  o^ne^in  feiner  SJJeinung  nac^  burd)  i^re 
^orberungen   bebrongten,   mu^te   burd)   bie§   alle§  n)Qd)fen. 

(Seine  ©ebanfen  jpielten  immer  beftimmter  mit  bem  (Staate* 
ftrei^  im  DrbenSlonbe  ^reu|en  unb  Siülanb.  'jpiettenberg  erhielt 
äiemlid)  frür;  Äunbe  baüon  unb  jo^  bie  fommenbe  Umtt)ä(äung 
mit  ©id^er^eit  üorauS,  ber  Seutfdimeifter  üietleid)t  ebenfalls. 
SBie  auf  S3erabrebung  —  oermutlic^  gab  e§  eine  folc^e  in  ber 
Zat  —  ftetlten  bie  beiben  ober[ten  ©ebietiger  (Snbe  1524  unb 
•^Infang  1525  ben  ^od)meifter  föegen  ber  göi^^cfnng  ber  9fle= 
formation  in  ^reu^en  unb  megen  feiner  ©äfuIarifationSabfid^ten 
jur  9?ebe.  Ä'teen  tat  bie«  fd)riftlidj  am  11.  S)e5ember  1524,  aU 
er  oon  5(lbred)t  eine  SSerfdjreibung  tuegen  ber  freien  3^Baf){  ber 
3}eutfc^mei[ter,  be§  Üiegalienempfang§  ufm.  burc^fe^te.^)  ^;ptetten^ 
berg  aber  erflärte  in  äöenben  am  4.  Januar  1525  bem  megen 
ber  entfpred^enben  Iiö(änbifd)en  g^orberungen  unb  ^nm  Empfange 
jener  24  000  ©ulben  für  S(Ibred)t  erfd)ienenen  preu^ifc^en  Orben§^ 
fjerrn  SOäd^aet  oon  S)rat)e  of)ne  Umfi^weife :  „Sieber  §err  ^ouö== 
fomtur,  man  fagt  un§,  unfer  ^o^meifter  njill  ein  2öeib  nef)men, 
unb  ber  Sübeder  Ü^at  warnt  un§,  un§  oor§ufet)en.  Wlan  get)e 
bamit  um,  ba'^  man  ein  g^ürftentum  au§  Siölanb  madjen  unb 
un§  austilgen  n;ill,  tt^ie  bie  STempIer,  unb  ha^  foll  tun  ber  dJlaxU 
graf  (war  ^iUbred)t^3  jüngerer  Sruber  SSiltjelm  gemeint?^)),  unb 

')  Jsoadjim  a.  a.  D.  ''ilx.  194.  200.  211;  182.   -IfdjacTert  a.a.^.  9h. 274. 

^)  Soact)im  a.  a.  D.  9?r.  201.  204  (1.524  Seäember  11—16),  vgl.  205. 

*)  2)er  SKarfgraf  Söil^elm  Mon  SSraiibenburg  f)atte  nod)  feine  feinen 
'^lnjprüd)en  oi^  ?5üri"tenfof)n  entfpredjenbe  ©teüung  gefimben  unb  lag  feinen 
93rübern,  namentli(^  bem  .'god)meifter  9I(bredit,  auf  ber  2afct)e.  Mcm  fachte 
nod)  einem  paffenben  Untcrfommen  für  il^n,  unb  er  fpielte  ond^  in  ben 
^jolitifc^en  ^Kombinationen  ber  9Jad)barmäd)tc  bereite  eine  9{oCe:  im 
■iRooember  1522  I}atte  .ftönig  Sigiömunb  »on  ^^olen  Hoffnung,  ha^  5nbre(J)t 
refignieren  imb  SCßilf)eIm  §orf)meifter  werben  mürbe  (Acta  Tomiciana  6, 161). 
^ie  2ibfic^t,  i^n  5nm  Äoabiutor  be§  (£rjbifd)of^  tion  3iiga  ju  machen 
unb  i^n  auf  biefent  SBege  in  Siölanb  hineinzubringen,  lä^t  fid)  für  1524 
bod)  nid)t  belegen,  benn  bie  bei  9(bra{)am,  Collectanea  ex  Archive  Collegü 
hist.  Cracoviensis  9  (9Jr.  61),  Ärofau  1902,  ©.  18  angeführte  Urfunbe  (tgl 
ouc^  Sigung^ber.  ber  ©efellfrf).  f.  (öefd)id)te  unb  SiUertum^funbe  ju  Üiiga 
1904,  S.  283)    öon  ongeblid)  1524  ift  =  ^^einer,  Vet.  Mon.  Poloniae  2, 


i?(ettenbcig.  13 

ber  ^üx\t  fott  unjer  §erv  .s^i^rfimcifter  jein.  ©ottte  aber  ein 
f5^ür[t  in  Siülaub  regieren,  fo  loill  er  alle§  unter  fic^  f)aben; 
mon  ttJürbe  tnenig  9}otf  ^Iten,  nnb  wenn  bann  ba§  Sanb  öon 
ben  umliegenben  ütuffen,  Sitanern  ober  (Sainoiten  plö^Iid^  über^ 
fallen  loürbe,  fo  fönnte  man  feine  §ülfe  an  Seuten  er^tten, 
au^er  au§  SDeutfdjlanb :  aber  e^e  bie  fämen,  tüöre  ba§  Sanb  üer= 
loren.  2öir  jebod^  wollen  bawiber  fein,  folange  wir  (eben,  nnb 
cf)e  biefe§  Sanb  ^u  einem  gürftentnm  gemadjt  wirb,  wollten  wir 
Heber  alle  bie  §älfe  üertieren!  ßieber  .^err  ^auSfomtnr,  ^abt 
3l)i"  cind^  ztXDa^'  baoon  geljört?"')  2)ra^e  oerteibigte  feinen 
§errn,  fanb  aber  gewi^  ebenfowenig  ©tauben,  wie  '*Xtbred)te 
eigene  Beteuerungen  gegenüber  bem  S)eutfdjmei[ter.  ^lettenberg 
brod)te  nun  ben  8d)ad)er  mit  bem  ^oc^meifter  §u  mögtic^ft 
rafc^em  5lbfd|lu^;  man  jatjlte  ha§^  ®elb  unb  erl)ielt  öom  ^oc^= 
meifter  bie  gewünfd)ten  nrhinbtidjen  3"f^^)^^""9^"-  ®^^  ^^^'^^ 
länbifdje  OrbenS^weig  gewann  freie  23al)n  für  bie  angeftrebte 
5lulel}nung  an  ba^^  9teid;  unb  ein  genügenbeS  9J?a^  oon  @efb[t= 
ftänbigfeit,  um  gegen  ein  ä)^itgeriffenwerben  in  bie  nod)  tjotl^ 
ftonbig  buntte  unb  öerworrene  ^^tfunft  '^reufeenS  gefid)ert 
§u  fein. 

Sn  zwölfter  ©tunbe  t)attc  ^lettenberg  ba§  erreid)t.  ?Xtbrec^t, 
ot)ne  5tu§fid)t,  fid)  irgenbwie  gegen  ^olen§  ^^tnfprüc^e  t)alten  ju 
fönnen,  oon  allen  oerlaffen,  bem  (Soangelium  gewonnen,  ha^  in« 
äWifd^en  faft  gan^  ^ren^en  erobert  l)atte,  warf  ben  Orben  ab. 
§lm  10.  iprit  1525,  in  Ärafau,  Ijulbigte  er  al§  erblicher  fiel)n§= 
^erjog  oon  ^^reu^en  bem  polnifd^en  ^onig.  S)er  2)eutfc^e  Drbcn 
unb  ba§  ^od)meiftertum  in  ^reu^eu  waren  ju  @rabe  getragen. 
2Bie  bie  l)eilige  93irgitte  prop^ejeit  l)atte,  war  fortan  bem  Drben 


9h.  510,  ©.467  (unb  =  Acta  Tomiciaua  12,  9?v.  87,  ügl.  äuv  ©aticrunfl 
m-.  426),  b.  ^.  üon  1530,  3tpri(  12,  unb  begießt  ftc^  an^  bie  Seit  be§  ©vs- 
6if(^of§  Xi)oxna^  Sc^öning  (bie  ^o'^t  24  bejiel^t  fi(^  auf  bo^  SRegievung^' 
\aijx  J^önig  ©igi§munb§). 

')  Seriell  ®ra{)e§  an  ben  .f  oc^meiftcv,  1525,  Qanuav  26.  (Biaat^- 
axdjio  äu  Äönigöbcrg,  2Ibf(^nft  in  ber  93ibl.  ber  Uol.  Oüttcrfc^oft  ju  9tiga, 
ocrj.  bei  9Ja))ieri§ft},  Iudex  corporis  bist.-dipl.  Liv.,  Est.,  Cur.,  9tiga  1835, 
9?r.  2923  (jitiert:  •:^snbt]c);  'iiü^uQ  Im  ,3oacl)im  a.a.£j.  91  v.  209.  —  llbcv 
^(ettenbergä  93ert)äUnil  jur  Steformation  ogl.  2.  ^Irbufoio,  ®infii^vung  bei 
^Reformation  in  ßio-,  (Sft-  unb  Äurtaub  ©.  314  f.  321  ff.  330. 


14  Üeonib  SlrbitfoiD, 

bie  rechte  Seite  tjelä^mt,   beim  bie  Umn)ä(,^un9  i«  ^reuBen  bt^ 
beutete  für  ben  ©efamtorbeu  eine  Äataftropt)e.    3)er  n)icf)tigfte 
territoriale  Äomplej:,  bas  ßeutrum  be§  ©anjen  mar  au§gejd)ieben. 
3)ie  gerftreuten  S^^efi^ungen  be§  Xeutfdjmeifterä  kbeuteten  roenig. 
2)er  (iü(änbijrf)e  Drbensftaat  foiinte  md)  ber  ©rö^e  be§  ©ebiet« 
Wül){  ^nfpruc^  auf  felbftänbige  SSeiterertjattung  be§  OrbenS  er- 
{)eben,  lüeun   er  ben  äußeren  geinben  Siotanbs  gewadjfen  war, 
wenn  er  bo§  gon^e  Sanb  bel)errfc^te,  trenn  nicf)t  bie  9ieformatiün 
über  furj  ober  lang  and)  an  feineu  SBurjeln  nagte  unb  i^m  ben 
^oben   abgrub:   gefcfiaf)    bie)e§,   tüofjer   foüte   er   bie   für   feine 
(Sjifteng    nötige   Xragfraft  einer  3bee   nef)men?     SSo  boc^   bie 
gan^e  ^ofition  beö  i^anbes  idjwad)  war.    3)ie  ungef)eure  d)la\\t 
ber  rec^tlicf)   nnb   fultureU  inferior  gebliebenen  unbeutfdien,  rein 
bäuerlichen  ©euölferung  unter  ber  bünnen  beutfc^en  Oberfd)ic^t 
bot  gar  fein  9}iateria(,  loeber  für  genügenbe  militärifdje  %ui- 
rüftung,   nod;  jur  ?{ufrec^ter^attung  einer  Staatsgeroalt.    C^ne 
jRüd^alt  unb  |)ülfe  am  3Jhitterlanbe,  mü§>  bislang  ^ren^en  ju 
fidjern  l)atte,   fonnte  ber   liülänbifd)e  Crben,  ha§  „^oiimxt  ber 
e^riftenfieit"  nad)  Often,  auf  bie  Stauer  bem  ?{nfturm  ober  bem 
ftill  wirfeuben  S^rud  ber  9tad)barnuic^te  nic^t  roiberfte^en.    5(ber 
^^Preu^en  war  nid)t  nur   iiidjt  als  Stü^e  ober  wenigftenS  $8er- 
binbungsbrüde    mit    ber    fatl}olifd)en    eijriftenbeit    fortgefallen, 
fonbern    na^m    oon  (Stunb   an   eine  feinbfelige  |)altung  gegen 
ben  Crben   in  Siolanb  ein  unb  fd)loB  fo  ben  ßrei^5  ber  ©egner. 
3)er  liolänbifc^e  9)?eifter  war  feineswegä  öerr  über  ha^  ganje 
Sanb,  in  bem  fein  Territorium  etwas  über  ein  2)rittel  einnahm; 
bie  inneren  Gegner,  bie  93ifd)öfe  unb  Stäube,  gönnten  if)m  nidjt 
mef)r,  al§  bie  Sfeüung  eine§  Gleichberechtigten  in  bem  liDlänbi= 
fcöen  geiftlidjen  Staatenbunbe.    3)ie  tro^bem  aümäljlidi  erfämpfte 
^ormadjtftellung  blieb   umftritten  unb  mußte  allein  au§  eigener 
ÄToft   gef)alten    werben,     ^uf'ii^tt^t^^fcflful^   fämtlid)er  5lröfte  ju 
einem    gegen    alle    ^einbe    gewappneten    einigen   ©anjen   unter 
gü^rung    be§   Drben§   tjätte   Sic^er^eit   gewäljrt.     2)iefe§   war 
^:piettenberg§   ßiel.     'Mtv    ^u    bem   unenblidjen   altliolänbifc^en 
■^aber   ^wifdjen    ben    fünf  Territorien   unb   innerhalb  berfelben 
gwifc^en  SanbeS^erren,   55afallenfd)üften   unb  Stäbten   go^  nun 
Quc^  nodj  bie  beginnenbe  ©laubensfpaltung  neue§  Öl  in§  geuer, 


*^Icttenbetg.  15 

t>a  hk  geivaltfomen  fircfjüdjen  SfJeuerungen  ber  6täbte  nid^t  nur 
bie  religiöfen  ®efüf)Ie,  fonbern  aucf)  bie  S3efi^*  unb  |)errfrf)aft§= 
rechte  ber  SUttirc^üd^en  oerle^ten.  2)urc^  bie  Üieformatiou  brotjte 
tas,  gan^e  ftaattidje  ©efüge  S(ltliö(anb§  aii§  ben  ?^ugen  ^u  geljeu 
—  aber  lüenu  nun  ber  Drben§mei[tcr  felbft  bie  ^üfjrung  ber 
neuen  Setoegung  ergriff,  ber  Orben  in  £iö(anb  fi^  eüangelifc^ 
reformierte,  b.  t).  einging  unb  aufteile  ber  äufammenfrf)rumpfenben 
geiftlid)en  Stifter  ein  ein()eitlid)e§  neue§  eöangelifdjeg  @taat§== 
tnefen  fd)uf,  tonnte  bann  nic^t  ba§  ßanb  gehalten  loerben?  Se= 
bocl^,  bie  ioaltung  '»jitettenbergs  jeigte  fd)on,  ha^  er  oon  einer 
3iad)at}mung  be§  preu^ifd)en  ^eifpiel§  für  fid)  unb  feine  Orben§= 
proöing  nid)t§  loiffen  »ollte.  ^crfönlid)  war  er  ber  neuen  Se^re 
nici^t  im  gcringften  geneigt.  3f)te  5tu§breitung  mn^te  er  butben, 
ha  ha^  (Soangelium  in  ben  felbftänbigcn  unb  tro^igen  ©tobten, 
wo  e§  längere  ßüt  feine  ^auptfi^e  (jatte,  t)öc^ften§  nur  nod)  mit 
offener  ©eiualt  unterbrüdt  merben  fonnte,  bie  ^(nmenbung  ber= 
felben  aber  ben  93ürgertrieg  bebeutet  t)ätte.  S)er  innere  Älrieg 
aber  t)ätte  ba^5  in  fidj  jerfpattene  Sanb,  gefd)tt)äc^t  unb  fraftloS, 
pr  ßerftüdelung  ben  ringsum  lauernbcn  geinben,  ^olen,  9ftuffen, 
üon  ben  norbifc^en  Wd<i)kn  ju  fdjWeigen,  in  bie  ^äube  geliefert. 
3)ie  foöiel  fd}tt)ierigere  innere  unb  äußere  ßage  SioIanb§  fc^Io^, 
felbft  roenn  ^^(ettenberg  bafür  ^u  {)aben  gettjefen  U)öre,  für  if)n 
ben  8d)ritt  au§,  ben  ^ttbred^t  foeben  oolläogen  ^tte;  oud^  ber 
9(u§gang  oon  beffen  lüag^olfigem  Unternef)men  mar  nod^  garnid)t 
ab^ufe^en.  5(nf  men  ijatk  'iptettenberg  fic^  überhaupt  ftü^en 
fi)nnen,  um  einerfeit§  im  ®egenfa|  §u  ben  S3ifd)öfen  unb  i^rem 
5In^ang  unter  ben  ©täuben,  anbererfeitS  gegen  äJJosfau,  ßitauen, 
■il^oleu  unb  ©fanbinaüien  auf  p  ^erfc^Iagenben  alten  ©runblagen 
ein  neueö  meltU(^e§  ©taat^gebilbe  aufjurid^ten  ?  ^^(ud)  bie  Qugenb 
Stlbreditä  befa^  er  nidjt. 

@r  fat)  feinen  SSeg  gemiefen  in  engftem  ?tnfd;Iie^en  an  bie 
alten  Wäii)k  ber  ß^riftenf^eit,  ^apft  unb  S!ird)e,  Äaifer  unb 
9?eid),  feine  '^Xufgabe  in  ber  (Srtjottung  be§  Seutfd^en  Drben§, 
beffen  mid^tigfte  '»^roüinj  er  it^t  regierte  (freitidj  partamentarif^ 
befd^röntt  burd)  ben  ©cbietigerrat  unb  ha§>  liolönbifd^e  Drben§== 
fapitel),  unb  in  ber  Äonferüierung  be§  altliülänbifd^en  2anbe§= 
ftaateg,  wie  er  i^n  oorgefunben  t)atte,  jebod)  unter  feiner  ^ü^rung 


IQ  ßeonib  9(rbuiort', 

geeint  jum  2iJiber)"tanbe  nacf)  ou^en.  ®ie  ^{ufrecfjter^altuug  be» 
Orben§  erforberte,  ebenjo  luie  bie  nnberen  §Iuf gaben,  ba§  9'lieber= 
ijalkn  ber  nenen  urnftür^Ierifd^en  3been.  5Iuc^  in  biefer  33e= 
gietjung  mar  in  bem  etiange(i](f)en  ^eräogtnm  ^ren^en  eine  neue 
©efo^r  für  haQ  alte  2io(anb  ent[tanben:  bas  Söeijpiel  fc^on  war 
gefä^rticfj;  au^erbcm  bilbete  ha§>  neugläubige  .^erjogtum  ben 
notürIidj[tcn  5(näie^ung§pun!t  für  aöe  inlänbifc^en  (Megner  bee 
Orben§  unb  für  atle  biejenigen,  bie  fid)  hnid)  if)n  in  if)ren 
religiöfen  Überzeugungen  ober  politifdjen  93eftrebungen  bebrücft 
unb  nic^t  befriebigt  füllten.  9^ac^  allen  S^ic^tungen  f)in  Ujar 
alfo  für  ^lettenberg  ber  unüberbrürfbare  ©egenfa^  gegen  bie 
preufeifdje  UmtDäI,^ung  gegeben.  SDa  auc^  bie  ^Tieutfdjljerren, 
tnenngteid)  fie  nidjt  fo  oiele  t)erfd)iebenartige  SInlöffe  bagu  Ratten 
mie  bie  ßiüldnber,  bie  ^eftigften  @egner  be§  abtrünnigen  ^oc^= 
ineifter§  iuaren,  fo  ergab  fid)  ein  gemeinfameg  .^anbeut  non  felbft. 
2)en  erften  Söorfto^  gegen  bie  9ZeugeftaItuug  ber  2)inge  in 
^reu&en  füf)rten  bie  beiben  oberften  ©ebietiger  bort,  wo  fomo^t 
bie  natürlidjfte  ©rbitteruug  über  2(Ibred)t§  Abfall  lüie  ein  ^ntereffe 
für  ben  fd^iuer  gefd)äbigten  geiftü(^en  Ü^itterorben  üorau^jufe^en 
ujar:  in  9^om.  ®ie  ^ier  t)errfd)enbe  Stimmung  mar  fd^on  er= 
niä^nt.  Snt  3auuar  1525  ^atte  5(Ibred)t  ouf  neue  SSormürfc 
be§  ^apfte§  feinen  @(auben§n)ed}fet  nod^  einmal  in  5lbrebe  gc= 
fteUt,  aber  im  SOMrj  f)atte  Siemens  VII.  üon  bem  reformationS* 
feinbüc^en  93ifd)of  9JJori|  g^erber  öon  ©rmlanb  abermals  eine 
Tarnung  cor  bem  bro^enben  Stbfall  '>|Sreuf3en§  erhalten.  3et)0c6 
man  überlief?  fic^  an  ber  Äurie  immer  nod^  SEäufd)ungen  über 
bie  tt)af)re  Sage;  oon  einer  Sßerbinbung  be§  ^od)meifter§  mit 
bem  polnifc^en  Könige,  ber  al§  33erteibiger  be§  @(aubeuö  galt, 
at)nte  man  übert)aupt  noc^  nid)t§.  S)efto  größer  mar  bann  bie 
Seftüräung.i)     5tm   17.  Wtai   liefen   ÄIeen§   unb   ^Icttenbergs 

')  S?gl.  2.  *;3aftor,  @efd)id)te  ber  ^äp\tt  IV,  2,  1907,  S.  403.  ^oadiim 
a.  a.  D.,  ©.93  f.  ^.  tolfoff,  gorfc^ungen  ju  £ut^er§  römtjc^em  ^rojefe, 
«ibi.  be§  ^jrcui  t)i[t.  ^nftitutl,  giom  1905,  ©.  90,  boc^  i[t  ^ter,  nac^  gcf. 
9)littcilung  öon  ^rof.  .ftatfoff,  [tatt  „3[Bormatien"  natürlich  „SBarmien"  p 
cmenbirren;  ben  92amen  be^  giüeitcii,  a  a.  D.  eriüä^nten  bifc^öfUd^en 
SSarner^  aber  :^ot  ber  öerftäiibni§loic  ®d)rciber  bcä  ^rototoU^  auSgefoffen. 
Über  bie  Stimmung  in  9iom  Stnfang  SKai  1525  ögl.  Acta  Tomiciana,  ed. 
iStanislans  Gorski  7,  3lx.  48,  ©.  282  f. 


^lettenbevg.  17 

^^rohirotoren  in  einer  @i|ung  be§  ^arbinatfoUegiumg  einen  ge= 
l)arnifc^ten  ^roteft  gegen  bie  ßei'fti^i'ung  be§  Orben§  in  ^renfeen 
einlegen:  burdj  ein  @erüd)t,  üietmet)r  an§  fid)erer  Ännbe,  luäre 
i^nen  gu  Oliren  gefommen,  ba^  ber  .f)ocf)mei[ter  in  ^renjien,  ber 
immer,  foniet  er  fonnte,  bie  Int^erifrfje  ©ette  begünftigte,  mit 
bem  Äiinig  Don  '•^^olen  inegen  ber  fd)on  lange  giüifdjen  iljnen 
ftrittigen  (gdjlijffer  abgemadjt  ijobe,  bafj  biefer  bem  ^od)mei[ter 
5n  beffen  nnb  feiner  ©ö^ne  (i^unften  nadjgäbe,  ber  |)od)mei[ter 
aber  au§  ben  if)m  untergebenen  Öönbern  ein  ^er^ogtum  bilbe 
unb  bie  Xo(i)kv  be§  Äönig§  jnr  ^rau  net)me.  ©ie  beantragten 
batjer  bei  ©einer  ^eiligfeit  nnb  bem  t)eiligen  Ä'oIIeginm,  biefen 
^^aft  in  feinem  SSege  ju  be[tätigen,  menn  ?((bred)t  barum  beim 
apoftolifdjen  @tuf)l  einfommen  jollte. ')  ^-olgen  f)atte  biefer 
Sdjritt  nidjt.  ®er  ^^apft  War  ein  manfetmütiger  unb  Ieid)t 
beeinflnf^barer  .S^err,  ber  an^erbem  au§  gebotener  9fiüdfidjt  auf 
ben  mächtigen  ^oIen!i3nig  unb  ba§  furfürftlid)e  ^au§  S3raubenburg 
bie  peinlidie  preuf5ifdje  Slffäre  nur  mit  33orfid)t  anfaffen  burfte.'-') 
^ie  Drben»ongelegenI)eiten  t)atten  infolgebeffen  an  ber  Äurie 
unter  ftarfer  58erfd)leppung  gu  leiben.  9cad)  einiger  ^^it  ö6cr 
ttJurbe  ber  ^apft  burdj  geiuattige  politifdje  (Sreigniffe  faft  ganj 
Dom  ©d)aupla^  gurüdgebriingt.  ©anj  folgeridjtig  legten  alSbann 
aud^  bie  2)eutfd)t)erren  fein  fo  großes  ©emid)t  mei)r  auf  fein 
il^er^alten  §u  ben  Singen,  bie  fii^  au§  bem  preu|ifd)en  Umftur^ 
ergaben,  — 

93ei  jenem  erften  ^roteft  luirb  e§  fid),  fc^on  im  ^inblid  auf 
bie  bamaligen  ^uftiinbe  be§  9?ad)rid)tent)erfef)r§,  um  einen  bereite 
t>orf)er  gujifc^en  Äteen  unb  ^lettenberg  oerobrebeten  (Sdjritt  ge= 
t)anbelt  t)aben.  ^lettenberg  mar  öon  ?tnfang  an  entfd^Ioffen,  bie 
Stgitation  gegen  ben  neuen  ^ergog  in  Üiom  unb  am  Äaifer^ofe 

»)  tolfoff  a  0.  D.  S.  91.  3u  ber  itngcfdjicften  3-aniing  tiefet  ^rotofoü^ 
ift  äu  bemerfeii,  ba§  bie  Stoiijtj'tortalpvotofolle  üon  untergeorbnetcn  Sd)reibern 
neifa^t  ttjurbcn.  —  5)ie  ^^^roturatoreit  ber  beiben  9Jleifter  lucrbcn  leibcr 
nict)t  geitonnt.  ®er  ben  Eintrag  fieücnbe  Qo^oiwe-'  Sapifta  be  ©eniä  \vax 
■JlbüDfot  om  ^äpftlid)eu  Stonfiftorium.  §IB  fold)cr  erjcl^cint  er  1523/24. 
8Sgl.  93aUijd)c  ©tubien,  9i.  g.  16,  1912,  ©.  71. 

■^)  3>gt.  ba,^u  auc^  ^aftor  a.  a.  D.  ©.  403  unb  ^onl  Äarge,  ^^?reu§en 
unb  ber  S)eutfcl)e  Drbcu,  StÜjjrcufeijdje  Wonat§fd)rift,  31  g.  39,  1902, 
©.392—395.    406  f. 

Sciir.  «.  f.  ;n.  :;ti.2.  2 


18  öeonib  ^^IrOufoio, 

ju  9J?abrib  it)eiter5ufüfjren.  3Ikr  gteic^jeitig  {)at  er,  Beforgt  um 
bie  SBeitercj:i[ten5  be§  burd^  %lhxcd)t§:  ^tbfall  in  ber  SBuräel  ge= 
troffenen  SDeutjdjcn  OrbenS,  frei(id)  and)  im  engereu  ^ntereffe  ber 
it}m  felbft  untcr[tellteu  ^roöin^,  fortan  olle  feine  93emüf)ungen 
barauf  gerirf)tet,  baj3  ber  Orben  luieber  ein  neues  .<paupt  er()a(te 
(ujobei  bann  and)  haS^  95crf)ältni§  i]it)Ianb§  ^u  bemfelben  eine  9?eu= 
regelung  erfahren  fo(Ite).  dJlit  biefen  ^(bficfjten  ridjtete  er  aberma(§ 
feinen  Süd  nad)  Üiom.  S)em  ouf  tueiter  2Baüfa()rt  begriffnen  Slomtur 
ju  ^ellin,  Stöbert  ©raüe,  beffeu  Üiüdfe^r  au§  ^^paUiftina  über 
Italien  in  abfe{)barer  ßdt  erttjartet  n)urbe/)  mu^  er  bamat§  ben 
5(nftrag  nad)  'Siom  entgegengefdjidt  {)oben,  beim  ^apft  uub  fobann 
üud)  beim  ßaifer  gegen  eine  23eftätigung  be§  Ärafauer  5ßertrage§ 
5U  luirfen  uub  auc^  3Jca§nat)men  inm.  ^ieberaufbau  be§  §odj=^ 
meiftertum§  anzuregen. 

®amal§  fdjroebten,  namentlid)  bei  ben  l)öd)ft  erbitterten  2)eutfd)= 
Ferren,  and)  ^täue  gu  einer  äBiebererobernug  be§  SanbeS  ^reu^en 
für  ben  S)entfc^en  Drben  in  ber  ßuft,  luorou  im  §{nfang  and) 
^lettenberg  beteiligt  geinefen  fein  muB  —  üorauSgefeljt,  ba^  er 
unb  ber  2)eutfd)meifter  beim  Ä'aifer  uub  im  Üteid;  entfpred)enbe 
Gräfte  in  Semegung  ^u  fe^en  öermodjten.  3)o§  Srfte  mar  freilid) 
für  ^tettenberg,  gegen  ben  fortan  au»  ^reu^en  gu  gemärtigenben 
S)rud  @egengemid)te  ju  fdjaffen.  Qn  biefem  Qwtd  fui^te  er 
5Me{)nung  an  bie  §anfe  uub  lie^  beim  näc^ftfolgenben  ^anfetag 
ju  2\ib?d  ein  iöünbniS  mit  ber  ©pi^e  gegen  ?tlbred)t  beantragen.^) 
(SIeid)5eitig  mar  er  beftrebt,  ben  SBiberftanb  beä  S)eutfcl^meifter§ 
gegen  Sllbred^tS  fatalen  ©djritt  auäufenern  uub  unter  biefem 
@efid)t§punft  aud)  ^ken§  Unterftü^nug  für  bie  anberen  Sutereffen 
Siölanbä  5U  geminneu.  bereits  im  3uui  1525  erfjob  er  beim 
jDeutfc^meifter   SSorftetlungen   megen  5nbred)t§  ?(bfatt   unb   be§ 

^)  übet  ben  lointur  ju  gellin  9f?obevt  be  ©roDC  unb  jeine  2SotIfQl)rt 
naä)  igerufotem  (5rü£)iaf)r  1524— 1528)  ügl.  £.  Slrbufoiu  sen.,  3)ie  im 
Seutfc^en  Drben  tu  Siolanb  öertretenen  (^efc^Icd)ter,  im  Qaljrb.  f.  ®en., 
§er.  u.  ©p^rag.  1899,  ©.63  unb  1907,08,  ©.40,  unb  £.  3(rbufott),  3)ie 
©tnfü^ruug  ber  ^Reformation,  @.  102. 

*)  3"  ^lettenbevgg  öergeblicf)cnt  2Infnüpfinig§üeriud^  mit  ber  §onfe  uub 
il^rem  SSer^^alten  gegen  bie  Sieformation  in  Siolanb  ögl.  ^anfere^effe  III, 
m  9,  9h-.  131, 13f.,  98,  175—177,  181.  2.  3Irbufom  sen.,  Slften  u.  SiejeffeS, 
•Der.  231,  2  f.,  237,  27. 


':piettcnbevg.  19 

3>erhift§  öon  ^^reii^en,  iuaö  Ield)t  gum  Untercjang  bei  gangen 
OrbenS,  ber  ^'iffucfjt  be§  cjemeinen  bentfc^en  ?tbel§,  füljren  fönne, 
raenn  fid)  Die  beiben  nadjiiebliebenen  Drben^fjiinpter,  an  benen 
je^t  alles  fjäntje,  nicf)t  über  SQJajjregeln  gnv  @r()a(tnnc3  be§  OrbenS 
üerftänbitjten.  (Sine  foldje  retjte  er  at§  nnerlii^lid)  an.  5lber 
in  biefer  23e5ief)nng  fei  andj  bie  Unterftü^nng  SiölanbS  tnidjtig, 
ha§!  üon  g^einben  nrnringt  nnb  bnrd)  bie  prcnf3ijdje  Sperre  je^t 
oon  aller  |)ülfe  abgefd^nitten  jei:  t)ier  miige  ^ken  'Siat  fd)affen. 
llnb  enbtid)  bat  er  if)n  um  feinen  93ei[tanb  gnr  (Srlangung  ber 
fai]er(id)en  Sftegalien.^)  ^ad)  bem  5(nöjd)eiben  be§  .^odjmeifter» 
luar  ber  SDeutfdjnieifter  (ber  feit  alters  9ieidj§[tanb  iuar)  ber 
einzige  gegebene  Reifer.  ';]3lcttenberg  aber  lag  je^t  me[)r  benn  je 
an  einer  feften  ^f^egelung  feineS  58er()ä(tniffe§  §nm  9fii3mifd)en 
Sfveidj.  ."pierin  beluieS  ber  Sentfd)mei[ter  fid)  aber  anwerft  lan. 
^enn  bie  ©iferfndjt  gegen  '^lettenberg  Juar  bei  ben  ©eutfdjen 
.^erren  ertuadjt.  dlod)  traten  bie  9(bfidjten,  bie  fie  nad)  bem 
'8d)lüinben  beS  prenfeifd^en  .^|püd)mei[tertnm§  Ijegten,  nidjt  beutlid^ 
l)eroor:  aber  jebenfaüS  loaren  fie  gegen  jegüdje  Starfung  üon 
^(ettenberg§  ©tetlung.^)  ©od)  in  ber  Stnnat)ine  einer  fdjroffen 
.f)altnng  gegen  ^übredjt  maren  fie  mit  h^n  ßiulänbern  einig. 
Sm  Ottober  1525  berieten  fie  gu  (Speier  über  bie  geeigneten 
3Bege,  ba§  Sanb  ^renf^en  loi^ber  an  hm  Orben  gu  bringen  nnb 
biefen  gngleii^  bei  ^apft,  Äaifer,  Ü^eic^  nnb  befonberS  bem 
S)eutfcf)en  3lbe(  öor  bem  S^erbadjt  gn  fdjü^en,  afS  toäre  2llbred)t§ 
Xat  mit  äöiffen  nnb  burd)  bie  (Sd)utb  ber  beiben  oberften 
©ebietiger  in  S)eutfc^=  unb  Siütanb  gefdjefjen.  Tlan  fa^te  bie 
(Srwirfung  ber  5ld)t  gegen  ben  abtrünnigen  .^od^meifter  in§  Stuge; 


')  Slufträge  ^$tettenberg§  für  feinen  ©efretär  ^"i^iebrid)  ©dinceberg 
(au§  Sübecf  ftommenb),  Söenben,  1525,  ^uni  1,  üorgetragen  §etbelberg, 
3uU25:  (£entraI'5[rcl)io  bc§  3:^euij'd)en  9iitterovbeng  ju  aBien;  9(bid)rift  in 
.»permann  §itbebronb§  ©antnihuig  oon  Urfunbcnabfdjriftcn  für  ba§  üiü', 
gft*  unb  JS^urlänbifdje  Urfunbcnbiidi,  im  33efi^  ber  ÖJefeUfdjaft  für  @efd^. 
u  3nt.  i^u  9itga  {»eiter^^in  äiticvt:  Sien=§ilbebranb).  SSgl.  ba^u  SJlitteilungen 
au§  b.  liol.  ©efd).  2,  ©.  503,  dh.  7. 

'O  aSfll.  ben  33ertd)t  über  baö  „(3t\pxäd)"  ju  Äa))fenburg,  152'^,  9Iug.  23; 
5lnttjeifuug  Älecn?  an  Sdjnceberg,  1525  [5lug.  23  ober  26J;  ©d)nceberg  on 
ben  Orbcn^faniter  Sorelin  |1525  Oor  ©ept.  21];  ^^lettenberg  an  ftleen, 
3iiga,  1525,  Dft.  10  C-ffiien-^übebranb). 

2* 


20  Seonib  '^i'buiotu, 

^Qpft,  5!aifer,  g-ürften,  befonbcre  ber  Sc^tuäbijc^e  93unb  füllten 
jur  .s^ülfe  aufgerufen  tuerbeu,  ha  bie  eigenen  strafte  jur  SBieber- 
erlangung  '^preujieuö  nidjt  au§veid)ten;  in  Sfiom  unb  am  liaiferl)ofe 
luüllte  man  bie  Unfdjutb  be§  ©efamtorbenS  an  bem  Slbfall  be§ 
preufsifdjen  Steile  burd)  ben  ^rofurator  utib  burd^  93riefe  Äleenä 
bemeifen  laffen.  S3efonbere!§  @emic^t  mürbe  auf  bie  DJätbeteiligung 
^;|3lettenberg§  bei  allen  biefen  ©djritten  gelegt,  bamit  bie  ganje 
Saft  nidjt  ollein  auf  ben  beutfd)en  OrbenS^meig  falle.  ®od^ 
regte  fic^  aud)  fdjon  einige  33eforgni§  öor  bem  Unmut  be§ 
!urfürftlid)en  .^aufe§  53ranbenburg,  beffen  ©lieb  ber  ':?lbtrünnige 
ja  mar,  unb  bie  ©orge,  ha'fi  ha§>  (Sd)idfal  be§  £)rben§  nid)t  gan^ 
in  bie  |)änbe  oon  ^apft  unb  ß'aifer  gerate.  ?llbredjt§  (äntfe^ung 
muffe  bal)er  üon  ben  beiben  J^äuptern  au§gef)en.  ®a§  betonten 
befonberS  bie  beutfd)cn,  b.  l).  be§  3)eutfd}meifter§  eigene  Sanbtomture. 
(Sine  mefentlid^e  5lnberung  in  ber  3'^*age  megen  be§  oafanten 
§od)meifteramt§  erfolgte  aber  auf  biefer  S3erfammlung,  inbem 
bie  ©ebietiger  befd)loffen,  ba^  fie  ben  2)eutfd)meifter  Äleeu  „laut 
(Statuten  unb  53ud}  be§  OrbenS  für  ha§  oberfte  §aupt  beö 
©eutfc^en  Orbeng  bi§  §nr  Söa^t  eine§  anbern  §od)meifter§ 
adjten,  et)ren  unb  l)alten  mollten."  hierfür  ftimmten  nidjt 
nur  bie  beutfc^en  £anb!omture,  fonbern  aud)  bie  fogenannten 
„preu^ifdjen",  b.  l).  bie  Sanbfomture  an  ber  (Stfc^  unb  in 
Öfterreid),  Slfa^  unb  ßoblen^,  bie  al§  5ßorfte^er  ber  l)od)meifter= 
tid)en  ^ammerballeien  bi§l)er  bem  ."podimeifter  in  ^reu^en  unter= 
geben  maren,  unb  ber  au§  ^reu^en  ju  ßleen  übergegangene 
oberfte  DrbenSmarfdjall  @eorg  o.  (Sl^.  Später  [teilte  fic^  freilid) 
l)erau§,  ha^ii  bie  öier  „preu^ifc^en"  Sanbfomture  gegen  Äleen  in 
Dppofition  traten,  ^lettenberg  ober  mürbe  öon  jenem  S3ef(^luf5 
nidjt  unterrid)tet.')  — 

SSöljrenb  fo,  unb  jmor  öon  Siülonb  au§,  ber  biplomatifd)e 
^ompf  gegen  bo§  abtrünnige  §aupt  be§  DrbenS  mit  oller 
Sdjörfe  aufgenommen  mar,  bemegten  fic^  bie  unmittelbaren  33e= 
§iet)ungen    gmifc^en   ^lettenberg    unb    bem    neuen    eöongciifdjen 


^)  0een^  S3erid)t  für  ©dineeberg  über  bie§anb(ung  §u  ©peier  [1525, 
ca.  Dft.  21].  §ier  i[t  ber  Sefc^tufe  über  5lleeit^  Sr^ebmig  äum  üorläufigeii 
4)üut)t  be»  Drbcn^  nii^t  eriDä^nt,  ogt.  aber  S^ronberg  an  ben  fai).  S3iäe» 
toiijler  SBalbftrd),  1525,  Sept.  20  (Sßien-öilbebranb). 


'^Icitenbcrg.  21 

|)er5oge  natürlirf)  in  biplomatifcf)  gefälligen  formen,  tjinter  benen 
fid^  bie  beiberfeiti^e  S(bneigung,  aber  and)  bie  gurdjt  öoreinanber 
uerbarg.  S)ie  erfte  offizielle  ^unbgebung  war  am  4.  Suni  1525 
erfolgt,  ^lettenberg  l)atte  bamal§  bem  immer  noc^  al§  §ocfj= 
meifter  titulierten  5llbred)t  mitteilen  laffen,  er  ^abe  gerücE)ttüeife 
Dernommen,  ha^  er  ben  Orben  abgelegt  \)aht,  n)oUe  e§  aber 
nidjt  glanben.  Sollte  e§  aber  rairflid^  ber  g^all  fein,  fo 
Ijoffe  er  bennod),  ba^  jener  ein  g^reunb  unb  görberer  be§  Orbeng 
in  Siülanb  bleiben  tüerbe.')  2)er  9J?eifter  Ijatte  freiließ  ©runb 
^u  ber  gegenteiligen  5lnnal)mc.  5llbredjt  aber  tnollte  feine  geljeime 
DJieinnng,  bie  er  f)egte,  nidjt  bem  '»^apfte  anoertranen.  St  ftellte 
eine  Sotfdjaft  in  Slu§fid;t.  @r  Ijatte  gel)offt,  and)  ha§i  9hd)bar= 
lanb  in  bie  Umluälänng  tjineinjuäieljen.  3m  ^Kpril  1525 
Ijatte  er  beim  ^aifer  bie  33ele^nung  mit  ßiülanb  unb  aud)  ben 
beutfd)en  Gebieten  beantragen  laffen,  bamit  er  neben  bem  Sefi^ 
beS  polnifdjen  fiet)nfürftentum§  '»Preußen  audj  ein  gürft  be§ 
9fteidje§  fein  fönne.'^)  Siefe  Zumutung  ift  bod)  nur  üerftänblid), 
luenn  er  bamal§  nod)  mit  einer  5(ner!ennung  feine§  (£d)ritte§ 
unb  ber  Hoffnung  auf  (Säfularifation  be§  (^efamtorben§  gered)net 
Ijüt.  S)ie  ^uftimmung  ber  oberften  @en)alten  erfdjien  il)m  aber 
bod)  fo  froglid),  ba^  er,  menigftenS  2iolanb  gegenüber,  einen 
attberen  SSeg  nerfudjtc.  ®urd}  feine  S3otfd)aft,  bie  im  Suli  1525 
oor  Drbcn  unb  ©tcinben  ßiülanbS  feinen  ©taatsftreid)  ^u  red)t= 
fertigen  Ijatte,  benfelben  j.  X  übrigen^  auc^  auf  bie  rüdfid)t§lofe 
'?lu§nu|3ung  feiner  prefären  Sage  im  polnifdjen  Kriege  burd)  bie 
beiben  oberften  ©ebietiger  ^nriidfüljrte,  lie^  er  bem  liülän^ifd)en 
SD^eifter  in  tiefftem  @el)eimni§  ba§  Slnfinnen  ftellen,  feinem  S3eifpiel 
ju  folgen:  ^lettenbcrg  fofite  fid),  gleid)  il)m,  ebenfalls  unter  bie 
.^rone  ^olen§  begeben,  bie  Siülanb  lueit  beffer  gu  fdjirmen  oer= 
möge,  al§  ^aifer  unb  ^eic^.  darauf  be^og  fid)  luoljl  ber  ^unft 
ber  öffentlid)  in  SSenben  oerlefenen  Snftruftion  be§  ^er^ogS,  laut 
meldjem  er  fid)  „^n  allem,  ma§  djriftlid)  unb  göttlid)  fei",  erbot. 
?Iber  ^lettenberg  njies  biefen  3?orfd)lag  aU  eine  ßumutung  ujeit 

1)  ^fettenberg§  :3nftruftion  für  ben  93ogt  su  Äanbau,  1525,  ^mü  i. 
StOQt§ard)iü  ^u  Äöuig^berg,  9lbfcl)rift  in  ber  33ilil.  ber  Sipl.  9iitterjd)aft  ^u 
JHiga,  »erg.  Snbej  9Jr.  2925, 1. 

^)  targe  a.  a.  £).  @.  372. 


22  iJeonib  ^^Irbiifotu, 

öon  [id).  Unb  lueiin  in  fpäteren  ijffentlidjen  Untcrf)onbhtngen 
mit  ^reu^en  xinb  ^solen  nom  SDieifter  erHärt  tüorben  ift:  bie 
fiiolänbcr  luünjdjten  ben  feeibeu  ^rn!aucr  5Set*ünbeten  gegenüber 
uidjtö  lueiter,  ah5  in  fdjiilbißcm  ©efjorjam  bei  ^apft,  Äaifcr  unb 
9f\eid)  5U  bleiben,  nnb  Ijofften,  man  merbe  nid)t§  ocrlangen,  maä 
bem  miberjprödje:  \o  bebentete  baö  mot)t  nur  eine  2Bicberf)plung 
oun  ^tettenberg«  erfter  ?lntuiort,  bereu  gefjeimer  ©inn  auf  beiben 
©eiten  geluiB  ridjtig  üerftauben  würbe.  —  ^Hbredjtio  5^orU)ürfe  megen 
be§  eigennützigen  9>er^atten§  be§  liütänbifdien  OrbenS^meigeS  gegen 
^reu|5cn  im  lebten  polnijden  Kriege  riefen  einen  energifdjen 
^roteft  ^tettenbergÄ  t)erDor,  unb  ba§  erfte  unmittelbare  3ufammen= 
treffen  üon  |)er5og{id)en  unb  Drbeneliülänbern  (ie^  bei  otleu 
fdjöuen  SBorten,  bie  gemec^felt  mürben,  nur  gefteigerte  ©ereilt* 
l)eit  auf  beiben  (Seiten  nad).  5ltbred}t  blieb  bie  g^einbfetigfeit, 
bie  fid)  im  ganzen  Drben  gegen  i{)n  er^ob,  unb  bie  [tar!e  S3e= 
teiiigung  ^letteubergS  baran  naiürtid)  nidjt  öerborgen.  (Sr  mar 
enbgültig  üon  ber  ©egnerfdjaft  ber  Siülänber  überzeugt,  unb 
mät)renb  er  üom  S)eutfd)mei[ter  bie  5Iuf[)e^ung  üon  ^'aifer  unb 
9^eid)  gegen  fein  iüegiteS  polnifdjes  fietine^ergogtnm  beforgte, 
öerfa^  er  fid)  leitend  be§  linlänbiidjen  Drben^>  eine§  militari jd)en 
Eingriffs  mit  Unterftü^ung  be§  ^er^ogS  (gric^  oon  93raunfd}meig, 
Komturs  ju  Ä'oblenj,  ber  ^n  ben  erbittertften  ©egnern  ber 
preu^ifd)en  llmmül^ung  gehörte.  S1I§  ©egenmafereget  maren  forton 
oüe  ©trafen  im  .^er^ogtum  unb  in  bem  öon  ?Ubrcd)t  beeinflußten 
^olen  gefperrt,  fo  baf3  e§  mit  militärifd)en  9]trftär!ungen  für 
Sitilanb  au§  bem  SJcutterlanbe  ein  für  alle  mal  gu  ©übe  mar.^) 
®Ieid)äeitig  ermieS  fiel)  nod)  an  einem  anberen  ^unft,  haf^  bas 
eüangelifdje  ^er^ogtum  für  '^lettenberg  öiel  gefüt)rlicl)er  merben 
!oiutte,  aU  ber  gan^e  9teft  be§  Drben§  für  jene§. 

1)  9nBred)t^  3u[tvu!lion  für  |)et)bec!,  1525  [^uli  4],  3Int>Dort  «pictten- 
berg§,  1525  ^u^i  20,  unb  anbre  Elften  im  ©taQtgavd)iö  ju  Itönig^berg;  'üb' 
fd)viften  in  ber  33ibl.  ber  £iöl.  3Jitterjd)aft,  wx^.  Snbej  3h-.  2925,  3.  2927. 
2929.  ©iippli!  troiiberg§  an  ben  Äoifer,  2lug#burg  1530,  ^uni,  bei  SSoto, 
2)er  Untergang  be^J  pren|iifd)en  Drben5[taate§,  1911,  (5.358—360.  ^^Jlctten» 
berg§  5[ntiuort  an  bie  pülnifdjen  unb  preufeifdien  GJcfanbten,  1526,  3"Ii  17, 
©taatäord)iü  jn  Siönigäberg,  ^Jtbfd^rift  in  ber  33ibl.  ber  Uolänb.  9iitterfd)aft, 
üerj.  Snbej  3lt.  2942,  tigt.  %r.  2941.  JRese^  m  efd)enbac^,  1527,  Sunt  16 
(33Bien=§i(bebranb). 


^^Slettcu&evg.  23 

2)ie  (Srcigiiiffe  in  ^reit^en  Ijatkn  reüolutionierenb  auf  bie 
etiantjelifdje  ^nrtei  in  ßiölonb  geluirft,  beren  ^anpt  unb  ^üljrerin 
bie  <Btai)t  9?iga  \vav.  ©d)on  ()atte  man  bem  fürglid)  jur  Sf^t'tjieruug 
gelangten  (Sr^bifdjof  23Ianfenfe(b,  einem  nnnad)ftd}t(ic^en  S^ömUng, 
bie  2:ore  gejperrt  unb,  bie  atte  g-einbfdjaft  gegen  ben  Drben  der« 
geffenb,  ben  nadjgiebiger  unb  an§gkid)enb  norget)enben  9)tei[ter 
um  Übernaijuie  ber  2lÜeinIjerrfd)aft  unb  bes  Sd)n^e§  iniber  ben 
broI)enben  §ierard)en  gebeten,  i)  Um  ha§>  ßnnb  nidjt  ^u  ^erfprengeu, 
tjatte  ^tettenberg  abgelet)nt.  Semnäd^ft  nnirbe  93tanfenfelb§ 
^errjdjaft  aiidj  in  feiner  ^tneiten  ©tift^ftabt  SDorpat  unter  initben 
Unrut)en  öernidjtet. -)  Unter  bem  5lnftü|  ber  in  ^reu^en  oer= 
unrflidjten  neuen  Sbeen  aber  iüud)§  in  9iiga  bie  g-einbfdiaft 
gegen  ben  geift{id)en  ©tabt^errn  ju  einem  auf  gan3  ßiotanb 
aii§3ube^nenben  allgemeinen' Umftur^programm  ün§:  fidierlid)  im 
@innerftäubni§  mit  bem  regierenben  9}?agiftrat  forbcrte  ber  (Stabt= 
fdjreiber  :?o()müner  ben  SJteifter  unb  feinen  Orben  auf,  bie  gott* 
U)ibrigen  93iid)of§f)errfd)aften  ^u  zertrümmern,  al§  einziger  natürlidjer 
£anbe5()err  fid)  an  bie  ©pi^e  üüu  gan^  Siulanb  ^n  ftellen  unb  bem 
(Soangelium  freie  Sa^n  gu  geben.  5U)er  ^(cttenberg  mttiamt  bev 
ganzen  au§fd)iaggebenben  SSafaÜenpartei  ftanben  auf  ooüfommcn 
cnberer  53afi§.  d)lan  mies  ha§:  reoohitionäre  ©tabtprogramm 
^urüd;  Orben,  ^rälaten,  33afaUenfd)aften  fd)Ioffen  auf  bem  Suli= 
lanbtage.  1525  ^u  SBoInmr  ein  S3ünbui§  ^ur  ?tufred)ter^altung 
ber  alten  Sanbesuerfaffung,  jur  l^urüdmcifung  ber  !irdjenftürmer= 
ifd)eu  ©täbte  in  i()re  ©d^ranfen.-')  S^er  @inl)errfd}aftÄgebanfe  mar 
gefd^eitert;  in  ben  ©tobten  griff  ©nttäujc^ung  über  bie  reformation§= 
fcinblidje  Haltung  ^lettenberg§  ^Ia|i,  öor  allem  in  Stiga.  ©erabe 
je^t  lüurben  l)ier  preufeifdjerfeit§  bie  alten  9^änfe  iuieber  an= 
gefponnen:   fie   fanben   unter  lebljaftcr  ^Beteiligung  be§  rabifal 

=)  S.  Slrbufoit),  ®ie  (Sinfü^nmg  bev  iReformation  @.  259.    33G. 

")  eticuba. 

ä)  So^müüer?  Scnfjd^rift  gegen  bie  Jueltttci)e  §errfd)aft  bon  ^a^jft, 
35iid)ötcn  ufiu.  üvm  1525  [ca.  ^iini  12],  ©taat^ardiiu  511  Söniggbcvg,  nadi 
bei-  §lbjd)nft  in  ber  33iDl.  ber  Siölänb.  9iitterid;aft,  Derä.  ^nbci' 9(r.  2928a, 
int  Stn^^uge  gebr.  bei  Ö5.  Soubentjcim,  (Sinigeg  ou§  bem  üeben  ^o^- Sot)' 
mütlcrg,  aiiga  1830,  ©.  15  f.  aie^efi  be§  iiaubtageä  suSKoImar,  1525  Suli 
2  -10,  bei  S.  §(rtnifon)  sen.,  '»Hften  unb  ^Ke^effe  ber  öiulänbifdjen  ©tänbetage  3, 
3iiga  1910  3Jr.  207.   208. 


24  üeotiit»  'Sirbujon.i, 

enangeliid)  gefilmten  ©tabtfc^reiber»  (Sntgegentommen.i)  Um 
Ütiga  iiicf)t  gerabett)eg§  in  ^reu^enä  Strme  ju  treiben,  griff 
^^lettenberg  gu.  Slm  21.  September  1525  übernaf)m  er  bie 
§nieinl)errfrf)aft  über  bie  Stabt,  fid^erte  il)r  ®d)u^  gegen 
Jölantenfelb  unb  g^rei^eit  ber  eüangeüfd^en  £e^re  ju'-')  unb 
^erri^  ba'^  Sntrigengemebe  mit  Königsberg.  ®Iei(f)äeitig  freilief) 
auc^  ba^  S3anb  mit  bem  fe^t  enbgültig  aus  feiner  eignen 
SUJetropoIe  auggefperrten  Srjbifdiüf,  beffen  ©treit  ttiegen  be§  geioaIt= 
fam  befe^ten  S)orpater  !ißifcf)offd)Ioffe§  ebenfalls  bem  9)?eifter  gur 
(Sntf(i)eibung  übergeben  tt)ar.-^)  ?(ber  ber  lüar  je^t  nad)  33tanfen= 
felbS  3)Jeinung  fein  böfefter  Q^einb  gemorben.  Sie  SBut  be§  oor 
ber  SBernicf)tung  ftet)enben  ^ißrälaten  übermannte  jebe  Überlegung. 
@r  brad)  mit  'j|3(ettenberg  unb  bem  Orben,  ber  einzigen  fraftoollen 
@tü^e,  bie  er  unb  bie  alte  Äird)e  im  ßanbe  noc^  befa^en,  inbem 
er  ben  ©rofefürften  üon  9}?oSfau  um  §ilfe  anrief/)  um  burd) 
it)n  feine  9^eftitution  in  9^iga  unb  2)orpat  er^mingen  ^u  (äffen. 
@o  n^enigftenS  mu^  man  fein  im  |)erbft  an  ben  ©ro^fürften 
abgefdjidteS  Jpilfegefuc^  gegen  ben  liölänbifdjen  9Jieifter  ertlären,'') 


')  Sgl.  So^müaer  an  58ijd)of  ©eorg  ^^.^otens,  1525  3uli  22,  an  Stiebtid) 
ü.  §ct)bed,  unb  bie  3(ntwort  üon  33iid)of  ^olen^,  im  Staat§ar(f)iö  ,^u 
Äönigsberg,  nad)  3Ibid)riften  in  ber  33ibL  ber  Siol.  Sittterjdjaft,  Der§.  ^nhi^ 
2928a  — c;  ber  erfte  93rief  im  3(u§suge  gebr.  bei  Sauben^eim  a.  a.  D. 
S.  12ff. 

'^)  2.  Slrbufoitj  seu.,  Elften  unb  Sieseffe  ber  liölänb.  Stänbetage  3,  3lx.  212. 

3)  ebenba  dlx.  207,  41.  211.  213.  231,  5.  21.  91.  237,  1—4.  287, 
88.    248,  3. 

*)  SJoüftänbige  Sammlung  SJuiitfciier  ß^ronifen  (rujfifc^)  $8b.  4, 
©t.  ^eter^burg  1848,  @.  295,  «b.  6,  1853,  ©.  29:  I.  ^ffotridje  (Jf^rontf  unb 
[banac^l  I.  Sopbieuc^ronif  5um  Qai)xt  7031,  b.  t).  1523.  3(ber  bie  im 
gfeid)en  ^uiammen^ang  ermähnte  3cf)eibung  be^  öro§fürften  SSaffili  (9coo. 
1525,  ögl.  bie  SBosfrejfen^tidironif,  a.  a.  D.  Sb.8,  8.271,  unb  bie  IL  Sophien» 
dironif,  a.  a.  £.  53b.  6,  S.  264,  jum  ^aijxt  7034)  ^eigt,  haii  7034=  1525 
gelefen  werben  mu^;  unb  in  ber  Sat  fanben  nac^  allen  liDlänbijc^en  Guellen 
Slanfenfelbg  le^te  i^er^anbtungen  mit  ben  3iuffcn  im  Spättjerbft  1525  ftatt. 

^)  SBä^renb  be§  „@ejpräcl)5"  ju  ©fc^enbad)  1527  ^uni  16  gab  33Ianfen' 
felb  ben  ®eutid)f)erren  u.  a.  eine  münblid)e  2)ar[teIIung  ber  93efi§öer^ältnine 
jioiidjcn  Crben  unb  ^^rälatcn  in  Siolanb  öon  33ifd}of  5Diein^arb§  (!)  Reiten 
an,  um  bann  auf  feine  eignen  Sd)roierigteiten  in  ben  3'i^>^£i^  152526  über» 
äuge:^en.  Seiber  tft  bie§  alle^  in  33IonfenfeIb§  fdiriftlid)  eingcreid)tcr 
"^Jropofition  meggefaüen  unb  nur  bie  nod)  bem  ®e:^ör  gemodjte  Slufseic^nung 


^lettenberg.  25 

ba§  öon  einer  unparteiifdjen  Quelle  ju  beftimmt  überliefert  ift, 
um  beftritteu  §u  ttierDen,  beffen  le^te  SJZotioe  unb  ^wtdt  freilid) 
nidjt  in  allen  (gin5elf)eiten  ficf)er  aufzuhellen  finb.  ®o  brad^te 
ber  öom  9J?cifter  infolge  ber  preuBifc^en  ^läne  übernommene 
Sefi|  9^iga§  ben  uralten  Streit  jtuifcfien  ©rjbifcljof  unb  Orben 
p  l}eftic3ftem  3(ufflammen.  2)enn  Slant'enfelb  mu^te  je^t  un^ 
fcl)üblicf)  tgemodjt  werben.  ?luf  energifd)e§  Strängen  be§  9}Jei[ter§ 
unb  namentlid)  be§  £anbmarfd)all§  ^^later  luurbe  S3lanfenfelb 
im  ©ejember  1525  öon  feinen  ergftiftifdjen  i^af allen  auf  S^onneburg 
in  ^aft  gefegt,  o^ne  ba^  fie  fid)  jeboc^  oon  i^rem  .^errn  lo§fagten. 
9[)Jod)ten  aud)  bie  inutentbrannten  Stäbte  unb  bie  gleidjgeftimmten 
eftlänbifd)en  Orben^nafallen  bcm  lanbe§üerräterifd)cn  ^ifd)of  mit 
bem  ©djlimmften  bro^en,  ben  Eintrag  an  ^lettenberg  auf  Übcr= 
nal)me  ber  '*^llleinf)errfd}aft  erneuern:  e§  n^ar  nur  eine  ^artei,  bie 
haS'  wollte,  bie  onbere  Ijielt  entiueber  ju  S3lanfenfelb,  ober  wollte 
fi(^  tuenigftenö  nidjt  unter  ben  Orben  begeben.  0  ^lettenberg§ 
5lu§fidjten,  auf  ber  ©runblage  oon  33lanfenfelb§  35ernid)tung  bie 
übrigen  ©täube  um  fid^  gu  fd)aren,  gingen  in  ber  allgemeinen 
Uneinigfeit  unter.  (S§  muffte  ein  aubrer  2Beg  gum  ßnfammen^ 
fd)luB  aller  Gräfte  be§  Sauber  gefunben  werben,  unb  rafd),  benn 
idjon  benu^ten  '»^reu^eu  unb  ^oleu  ben  neuen  ^aber  in  JL'iülonb 
ju  gefäl)rlid)en  ^nterüentionen.''^)  SDen  5üi§weg  au§  ber  allgemeinen 
'Verwirrung  wie»  bem  9J?eifter  überafc^enber  SBeife  ber  gefangene, 
aber  nidjt  §u  üernid)tenbe  (ärjbifdjof  felbft.    @r  unterwarf  fid) 

bc§  Drben^ifatiäterö '3)orelin  erl)altcu.  .^icr  [)eißt  el:  „9itga  etc.:  mit 'ipoleii, 
Litauen,  iici^jog  in  ^reii^en  unb  9iitifeii  in  iöiinbnil  ftct)n,  bie  imgctjoriamen 
©tobte  ätiga  unb  Sorpat  ^u  überfairen"  {3Bicn»§iIbebranb).  ©ine  onbre, 
ben  (£räbijd)of  entlaftenbe  ^Jlnfc^auung  »ertritt  ^erenbtsi,  58a(tiid)e  9JJonat§= 
fdirift  54,  1902,  S.  56  unb  ©.  351— 36-1-. 

1)  5Sgl  bie  §(uflagen  be§  ©leuten  ©c^öning  üon  1529  'UnQ.  3, 
Monumenta  Livoniae  autiqua  5,  3h  6,  <B.  139  f.  unb  9ir.  3,  ©.  132:  ^ßletten* 
berg  an  9abred)t,  1526  ^an.  2,  tbba  ©.  IV f.  5(nm.;  S.  5IrbuiotD  sen.,  Elften 
unb  JRejeffe  ber  Siolönbifcljen  ©tänbetage  3  ^J?r.  214-227.  229—232; 
„Giruubrife",  4.  5(ufl.  ©.  157—159. 

-)  ^gl.  bie  pohiifc^^preufeifcljeu  'Einträge  unb  bie  31nttüort  ^.I51cttenberg§ 
üom  QuU  1526  bei  S)ogiel,  Codex  dipl.  Lithuaniae  et  Poloniae  5  9tr. 
CIV— CVI,  unb  im  Staat^ard)iü  ,^u  Äönigeberg,  naä)  5lbid)riften  in  ber 
93ibl.  ber  i!iü.  JRitterjd)aft  öerj.  ^nbej;  ^Jir.  2938,  2.  2941.  2942.  2946. 
©.  aud)  il.  'ilxhuiom  sen.,  ^^tftcn  unb  Sicäeffe  3,  SJr.  235,  3. 


25  Seonib  Sfrbufotu, 

auf  bem  ßanbtage  ,5U  SBoImar  im  Sunt  1526  bem  9)Zeifter, 
üerpilidjtete  ]\d)  mitfamt  jeinen  ©tobten  eibüd),  ii)in  bei  ber 
53erteibigung  be§  i!anbe§  mit  att  feiner  dJladjt  bei^nftetjen. 
S)Q§feIl)e  taten  anf  jein  Setreiben  and)  bie  anbren  ^räiaten. 
SDafür  jidjerte  ber  Orben  itjtien  nnb  bem  ganzen  geijtlidjcn 
(Stonbe  feinen  ©c^ut^  nnb  Sdjirm  jn.  33(Qn!enfetb  überuabm 
e§  and),  für  biefen  ^sertrag  bie  33eftätignng  non  ^sapft  nnb 
Äciifer  gu  enuerben,  aber  er  foUte  and)  oljne  beren  Sanftion 
gültig  fein.  Seine  Untermerfnng  nerfdiaffte  bem  ^;prätaten  bie 
gn-ei^eit  nnb  feine  9\ed)tfertignng  megen  be§  anf  itjm  liegenben 
2]erbad)t§  be§  £anbeöOerrat§.  ^^(ettenberg  ()atte  gtuar  nidjt  bie 
(5iii[)errfd}aft  be§  SanbeS,  mot)I  aber  feine  Ginignng  nnb  bie 
@d)irm()o^eit  über  fömtlidje  geiftlic^e  Sierritorien  mit  beren 
§eere§folge  erlangt;  bie  grollenben  eöangetifdjen  (gttibte  ftanben 
freilid)  abfeitö,  nnb  bie  S^afalfenfdiaften  öon  ^^orpat  nnb  Öfei 
Ratten  ben  ^att  nod)  nid)t  iinterfdjrieben.  0  ®ie  nod)  nic^t 
bagemefene  (Srt)Dl)nng  ber  CrbenSmadjt  mar  freilid)  nur  ein 
2;rngbilb,  üon  33Ianfenfe(b  §u  feiner  Ütettnng  erfonnen.  @r 
gebuchte  meber  ben  Untermerfungenertrag  jn  Ijatten,  nod)  feine 
Seftätignng  bnrdi  bie  |)äupter  ber  C£t)riflenl)eit  gn  bcmirfen."^;; 
Stber  er  ^atte  bem  SDJeifter  fogar  ein  nod)  f)öi)ere§  ^(nerbieten 
gemad)t:  nidit  nnr  bei  ber  (Sriangnng  ber  Üiegatien  für  if)n 
mitzuarbeiten,  fonbern  i[)m  and)  bie  9lad)fo(ge  in  ber  üatanten 
^odjmeiftermürbe  jn  oerfd)affen. 

(£d)on  bei  93(anf  enf  elby  erftem,  gei)eim  gemad)ten  Untermerfungs- 
oorfd)tage  im  5(pri(  1526  [)atte  ^(ettenberg  auf  bie  @d)mierig!eiten 
f)ingemiefen,  bie  fic^  ans  ber  ®ibe§Ieiftnng  ber  geiftlidjcn  9^eid)x^= 
fürften  2inlanb§  on  i()n  ergeben  müßten,,  ba  er  felbeu  bie 
^eidjc^numittelbarteit  nod)  nic^t  befi^§e.  5lber  ber  (Sr^bifc^of 
f)atte  enuibert:  and)  anbere  ^rätaten,  j.  93.  bie  93tfd)öfe  üon 
Strasburg  nnb  ©peier,  leifteten,  obroo^t  ?^nirften  be§  9ieic^e^j, 
bem  ^fal^grafen   bei  9^t)ein,  bie  5ßifd)i3fe  üon  9iegen§burg   unb 


')  S.  5h-bufoiü  sen.,  ^^Iftcn  unb  a^eäefje  bev  liPlänbifcficn  Stäubetage  B, 
9h-  283-239. 

2)  Sgl.  edinötiug  a.  a.  C.  S.  78  unb  5(nm.  336;  £.  9a-bujotD  sen./ 
Elften  unb  O^eäeife  3,  9Ir.  24.0.  375.  638 f.  unb  9fc.  281,  31;  «ßlettenbevg 
an  Stanfenfelb,  1.527  Sept.  20  (SBien-öilbebianb). 


'iJJIcttenbcvi^  27 

greifing  bem  ^erjog  üoii  93at)crii,  unb  bie  33ij(i)b[e  Don  SJaumbuvg 
utib  9}^ei^en  bem  ^er^og  üon  (Snrf}fen  bie  9^at§pfltdjt  unb 
(^kfo(gfrf)aft.i)  S)ieje  ^errcn  ranren  Üicic^öfürftcn.  2)a§  iuar 
für  ben  9[)?ei[ter  in  Siötanb  eOenfaltä  erreidjbar.  S)ie  [tnatSredjtüdjc 
Erörterung  jitiifdjen  93[an!eufelb  unb  'ipietlenberg  ä^itigte  aber 
nod)  U'citergel^enbc  ^Uine.  Sie  Unterorbnung  ber  lioIänbifd)eu 
^räfnten  unter  ben  DrbenSmeifter  ]d)n\  nümlid)  ein  ©taatggebilbe, 
bQ§  bem  ^erfa|jung§^u[tanbe  ^reu[3en§  üor  ber  ©äfutorijation 
einigcrmafjen  ä^ntid)  nmr.  5)ort  t)atte  e§  ftct»  eine  ©ruppe  t)on 
unter  bem  2anbe§ober()aupi  [tel^enben  93ijd}ü[en  gegeben,  frcifid) 
©liebern  be§  OrbenS.  SDer  5iüeite  ioauptnnterfdjieb  üon  bem 
neuen  9^ed}t^3n[tanbe  2io(anb§  aber  loar  (abgefe[}en  nntürlidj 
üon  ber  ben  preu^ijdjen  S3iid)öfen  mangeinben  reidV5für[tlid)en 
Ouatität),  baj3  biefe§  Dbert)aupt  ber  jouoeräne,  nur  unter  bem 
^ap[t  unb  ^aifer  [teljenbe  ^odjmeifter  be§  S)eutfd)en  Drben§ 
gewejen  tuar,  au§  befjen  SBürbe  fid)  mit  größerer  S3ered)tigung 
ein  Söorrang  felbft  oor  bem  ©rgbifdjof  oon  9iiga  ableiten  lief?, 
at§  au§  ber  (Stellung  eine§  uerfafjuug§mä[3ig  nod)  einem  t)5l)eren 
iöorgeje^ten  untergebnen  ^JKnfter^  in  Siötanb.  3)er  §od)mei[ter 
2llbred)t  f)atte  in  ber  2^at  eine  entjpredjenb  t)o()e  ^^luffaffnng  öon 
feiner  SBürbe  üertreten:  gelegentlid)  eine§  ©effion§[treite§  am 
3)eutfdjen  !JHeidj§tüge,  loo  ba§  £)rben§tjaupt  ©it^  unb  ©timme 
befa^,  ^atte  er  al§  fold)eö  einen  3]orrang  oor  gen)iffen  anbren 
dürften  bean|prud)t,  anSbrüdtid)  geltenb  madjeub,  ba^  einem 
^odjmeifter  ®eutfd)en  Drben§  nidjt  nur  meljrere  93ifd)öfe,  fonbern 
fogar  aud^  ein  (Srjbifdjof  oon  9^iga  unterftönben."-)  Se^t  loar 
hü§>  §od)meifteramt  bur^  9(tbred)t§  5lbfa(I  üafant,  bie  IioIäiibijd)en 
"^^rälaten  aber  '';^(ettenberg§  9Rat§gcfd)morene,  and)  ijatk  ^iankn- 
felb,  ber  ©r^bifdjof  t>on  9tiga  unb  S3ifd)of  oon  S)orpat,  bei  feiner 
ITuterluerfung  enblid)  ben  S)eutfd)en  Orben  angenommen  (mo^u 
er  al§  9iigafd)er  (Sr^bifdjof  oerpftidjtet  umr:-^)  oon  tjier  au§  fülirte 


1)  S.  3trbufoJD  seil.  a.  a.  D.  9h-.  234,  1. 

"-}  Qoadfun  a.  a.  £).  3,  9Jr.  78  (@.  48).   79.   80  (1522). 

^)  ®a§  iDur,  nQd)bcm  ber  Drben  eine  jold)e  i'crfüguitg  be§  ^^^opfte» 
bereite  1392  aiilgctüirft  Ijatte,  in  einem  !öerttage  ätüijd)en  ®rj\biid)of  unb 
Orben  im  ^a^re  1451  aufg  neue  befräftigt  unb  feitbem  üom  Drben,  tro^ 
öerfc^iebener  Streitigfeiten,  bi^  s"ttt  iRegierunglantritt  SSIanfenfelbö  (1524) 


28  -  :^couib  ^^rbufo», 

bie  logifdjc  ©rfjlu^folgerimg  öon  jelbft  lueiter  ^m  Übertragung 
be§  §od)mei[tertum§  au§  bem  ber  ^e^erei  öerfaKenen  ^reu^en 
nad)  ÜManh.  2Ber  ber  erfte  Urheber  biefeä  ^(oneS  lüar,  luirb 
fid)  fcfjlDertlcf)  feftfteüeu  (offen.  5ßlet(eicf)t  ^at  ^(ettenberg  ben 
(^ebanfen  gefaxt,  aber  bie  ganje  ?(ngelegen^eit  erfdjeint  in  ber 
Überlieferung  nur  al§  ein  felbftänbige§  Unternefjmen  be§  (Sr5== 
bifdjofg.i)  S)enn  ^lettenberg  luollte  nac^  feinen  eignen  Stu^erungen 
nid)t  mef)r  erreidjen,  a{§  unmittelbar  unter  ^apft  unb  Ä'aifer 
ftef)n,  ber  53otmä^igfeit  be§  ®eutfd)meifter§  jebod^  feineSfallg 
untertt)orfen  fein.-)  2)ie  (£rU)ä()Iung  eine§  neuen  ^oc^meifters 
Ijat  er  allerbing§  befürwortet  unb  betrieben,  a(Ie§  9Jät)ere  aber 
unbeftimmt  gelaffen.  @r  ^at  aber  auc^  betjauptet,  ba^  bie  Über= 
tragung  be§  .^od)meiftertum§  auf  if)n  58Ian!enfetb§  eigner  ^(an 
gettjefen  fei,  ba^  ber  (grjbtfc^of  it)m  entipred)enbe  Sßorfdjtdge 
gemad)t,  er  biefetben  jebod)  gurüdgen:)iefen  unb  an  ben  tüeiteren 
Schritten  be§  'iprälaten  in  biefer  9flid)tung  feinen  Stnteil  mef)r 
gefjabt  t)abe.-^)  5tber  biefe,  a(Ierbing§  in  beftimmtefter  ^-orm 
gegebnen  (Srftärungen  finb  erft  nac^träglid)  gemadjt  tt:)orben,  unb 
e§  erfdjeint  annehmbar,  ha'^  ber  Iiölänbifd)e  9}?eifter,  nad^  ber 
(Selüinnung  9tiga§,  nac^  bem  2;riumpt)  über  bie  geiftlii^en 
§errfd)aften  in  ßiolonb  unb  ber  ^ufammenfaffung  alfer  3)?äd^te 
bafelbft  unter  feiner  ^ü^rung,  im  Anfang  and)  biefe  grunbftürjenbe 
^Ünberung  in  bem  bisherigen  Aufbau  be§  2)eutfc^en  DrbenS  für 
möglich  gehalten  ^at.*)  S)er  Srjbifc^of  Ijat  fid)  aKerbingS  niemals 
auf  einen  bireften  ober  inbireften  Sluftrag  ^lettenbergS  in  biefer 
Sf^id^tung  berufen:  aber  ha§>  lie^e  fi(^  aud)  burd^  na^etiegenbe 
politifdje  9^ü(ffid)ten  erflören.  S)agegen  ^at  er  ben  ^lan, 
^lettenberg  gum  §od)meifter  ^u  madjen,  mit  aller  erbenflid^en 
Energie  öerfolgt.    (Sollte  er  auc^  nic^t,  mie  bie  anbren  e§  bod) 

anij  burd)geiegt  toorben;  aud)  58(anfenfe(b  ^tte  es  fd)on  1524  öerfproc^en. 
S89I.  fi.  §rrbuiotD,  (Sinfü^nmg  ber  9ieformatton  ©.  28 f.  333. 

1)  S?gt.  ©dinöring  a.  a.  D.  ©.  78.   83  f. 

')  58gt.  2.  5tvbufott),  '"iiUm  unb  iRejeffe  ber  2tölänbijd)en  ©tönbetage  3, 
')}v.  245  @.  636. 

=>)  58g(.  Sii)nörtng  a.  a.  D.  ©.  78.  84. 

*)  Sieje  9JJeiming  oertritt  @(f)uöring  c.  a.  D.  ©.  84,  ber  für 
'ötonfenfelbig  löer^^alten  aber  aud)  feine  redete  (grflärung  finbet.  gweifelnb 
äufeert  fid)  8.  ^Irbufow  sen.,  ©runbri^,  4.  ^^tufl.  S.  161. 


^4J(ettcnbci-ä.  29 

beljaupteten,  ber  Urheber  bc§  ©att^en  getuefcn  fein:  rätfel^oft 
er[d)eint  bod)  biejcr  (5i[er  93(anfenfelb§,  einen  9}?onn,  ber  itjn 
unb  jeine  gei[tlid)en  vStanbeSc^enoffen  in  eine  brüdenbe  5(bl)Qngig= 
feit  geBradjt  t)atte,  noc^  gn  erf)5t)cn.  S)ie  Söfung  biefe§  9fiätfele 
aber  log  öieUeid)!  in  ber  g^nrdjt  be§  ^^rälotcn  öor  bem  95erlu[t 
be§  (Stiftgi  Xorpat  einerfeit§,  nnb  in  feinem  5(bf(^en  üor  ber 
SBoImarer  llntenuerfungSafte  anbrerfeit^S.  S)enn  toäljrenb  S3Ianfen=^ 
felb  im  (Sr^ftift  nod)  anf  bie  5(n()änglic^!eit  feiner  S-^ofaEen  jagten 
tonnte,  moüten  iljn  im  ©tift  ^orpat  feine  beiben  tt)eltlid)en  ©tänbe 
nidjt  me()r  jum  S3ifd]of  f)abcn.  (gr  toax  alfo  f)ier  gan^  auf  ©nnft 
unb  93ei[tanb  be§  9}?ci[ter§  angen^iefen,^)  ju  bem  er  beSraegen 
au§  9^om  nnb  ©panien  and)  nid)t  mit  gan^  leeren  Rauben 
gurüdfe^ren  burfte:  aber  bie53cftätignngbe§Unteriuerfung§t)crtrage:^ 
burd)  ^apft  unb  ßaifer  Wax  bod)  ein  ^rei§,  ben  er  für  'i]ßtettenberg§ 
SBoIjImoIIen  in  2Birf(id)feit  nic^t  jatjlen  n^ollte,  mod)te  er  e§  oudj 
gelobt  Ijaben.  Qu  biefem  Dilemma  mag  iljm  eine  §(rt  3Iäufd)ung 
öorgefdjmebt  f)aben,  inbem  er  ^lettenberg,  anftatt  ber  Ä'onfirmation 
jener  §lfte  burd)  bie  i^äupter  ber  ßf)ri[tenl}eit,  tüenigftenS  bie 
eljrenooKe,  aber  prattifd)  lueniger  befagenbe  (Srioäfilnng  unb  S3e= 
ftätignng  jum  ^odjmeifter  be§  S)eutfd)en  Drben§  üorlegen  XüoUk, 
t)offenb,  ber  SJieifter  mürbe  fid)  al§bann  jum  3>eräic^t  auf  ben 
unbequemen  SBoImarer  ^att  bereit  finben.  ®enn  and)  au§  bem 
^od)meiftertum  tiefen  fid)  immer{)in  äf)nlid)e  ^Folgerungen  für 
hü§>  S8erf)ältni§  3tt)ifd)en  bem  £)rben§obert)aupt  unb  ben  Sanbe§= 
bifc^öfen  5iet)en,  mie  an§  jenem  58ertrage,  nur  maren  fie  nid)t 
an§gefprod)en,  noc^  in  binbenber  SBeife  formuliert,  unb  baf)er 
leichter  gu  umgef)en.  2)iefe  ©rftärung  für  931anfenfelb§  ^ntereffe 
an  ^tettenberg§  3Ba!)l  ^nm  ^oc^meifter  ift  nid)t  ungefünftett, 
ober  eine  anbere  bietet  fic^  nid)t.  ^eftjufialten  ift,  ha^  bei  biefem 
^lan  ber  §oc^meifterma()(  ber  ^rälat  al§  ber  ftärfer  ^ntereffierte 
erfc^eint,  ma§  oielleidit  and)  ein  2id)t  auf  bie  3^rage  ber  erften 

»)  931an!enfelb  f)at  im  ^<!tpril  lö'26  crn[tltd)  mit  bem  i8erlu[t  t>c^  Stifte 
®orpQt  gered)net  (ögl.  S.  ^rrbiifotu  a.  a.  £).  dir.  233,  3).  dagegen  ift 
loä^renb  ber  Sanbtag^ner^anblimgen  im  Qnü  üon  einem  3iücftritt  ntd}t 
mctit  bie  SRcbe,  unb  ben  Unterwerfung^üertrag  öom  15.  ,3itli  fdilofj  S31anfen- 
felb  at§  Grjbifc^of  tion  9iiga  unb  58ifd)of  oon  Sorpat.  §Iber  bie  ©ntfdjeibung 
über  baä  ®d)Io^  ju  ^ovpat  behielt  ^lettenberg  in  feiner  ^anb. 


30  i3eonib  '^kbuipm, 

Ur[)eberfc^aft  tuerfen  fönrtte,  nnb  ha^  bem  9}ceifter  an  ber  $öe=^ 
ftätigung  be§  SKoimarer  3SergIeic^§,  obiuot)!  er  aucf)  otjue  eine  folclje 
in  Äraft  treten  follte,  fc()r  öiel  gelegen  t)Qt:  man  t)ielt  i{)n  gelui^ 
iinf  allen  ©eiten  of)ne  bie  t)ö()ere  Iföeitje  für  lueniger  oerbinblic^. 
'-I^on  hm  meiften  tt)e(t(id)en  ©tänben  wax  er  and)  nodj  nid)t  be= 
fdjiuoren  Jüorben. ')  (S§  gab  fomit  9sorau§fe^nngen,  bie  g.  X  ben 
enuäfjnten  Xanjd)  crf(^Juerten,  lDä()renb  anbere  il)n  in  ißlanfenfelb§ 
^.Hugen  mogtidjer  äöeife  al§  au§füf)rbar  erfdjeinen  liefen.  3n  ber 
Oppo[ition  gegen  ben  Untertoerfungsöertrag  tonnte  er  ieben|aü§ 
anf  ben  Seiftanb  alter  ^rälaten  nnb  Stänbe  mit  ©id)er()eit  red)nen. 
S^tad)  ber  93ei(egung  ber  inneren  ©treitigfeiten  mit  931antenfelb 
mar  e§  t)o^e  ßeit  für  ^(ettenberg,  fid)  ben  bnrc^  5l(bredjt§  ?(bfaü 
entftonbentm  fragen  ber  änderen  ':|?olitif.  ebenfo  ben  5(ngelegent)eiten 
be§  Drben§  nnb  ben  fonftigen,  im  9^eid)e  bereite  angetnüpften 
Unterljanblungen  mieber  ?,U5uf([)ren,  nadjbcm  aUe  biefe  2)inge 
längere  ßeit  t)nttcn  rn^en  muffen.  SSiet  (Sorge  bereitete  ba§ 
$ßert)ältni§  ju  ^^ob n.  SDcnn  §(Ibrt'd)t  üerflanb  e§,  feinen  £ct)n§^-rrn, 
ben  polnifdien  Äönig,  jnm  $ßeften  be§  jnngen  .'per^ogtnmS  an§= 
§nnn^en.  (Sr  mar  über  bie  2lbfid)ten  ber  ®entfd)t)erren,  Äaifer 
unb  9fieidj  gegen  ben  Äratouer  ißtrtrag  in  93cmegnng  §u  fe^en, 
unterrid)tet  nnb  fid^  ebenfo  über  ^(ettenberg§  feinbfeligcg  ißertjattcn 
im  klaren.  Um  be§  33eiftanbe§  Äönig  ©igiemnnb§  fidler  gu 
fein,  öergrö^erte  er  aber  bie  ®efaf)r  nnb  ^irlt  ien^m  burcti 
alarmierenbe  9Jad)ridjten  über  militärifdie  SRüftnngen  ber  Siölänber, 
über  ein  5(ngriff5bünbnt§  berfelben  mit  ^er^og  Srir^  nnb  über 
baSi  Oerbödjtige  2^reiben  be§  3^eutfdimeifter§  fortroä()renb  in  $Item. 
^letti-nberg  t)atte  aüerbing§  gerüftet:  gf'gen  bie  oon  S^tanfenfetb 
anfgetje^ten  9fxuffen.  ?(ber  ha§  oerftörtte  bie  preu^ifd)=poInifd}en 
©efürditungen.  Surd)  gemeinfd)aftlicf)e  ^Infrogen  bei  ^tettrnbcrg 
fud)ten  |)er3og  nnb  ^önig  eine  DJentratitötgerflärung  be§  9}?eifter», 
ja  fogar  ü.  rbinblidje  5(bmod)itngen  mit  it)m  gu  erreid^en  für  ben 
gaü,  bofe  ^renften  nnb  ^olen  megcn  ber  ©öfularifation  bi'§ 
OrbenSftaateg  ongegriffen  mürben.  2:ie  beiben  SfJadibarn  miefen 
ben  SJleifter  brot)enb  barauf  {)in,  ha'^  ber  Crben  in  2)rntfd)lanb 
mit  |)inein5ie{)nng  be§  Äl'aiferS  unb  9?eic^§  aUeit)anb  ^läne  gegen 


')  55gl.  ba^u  qu*  2.  ^^Irtmfom,  ^;*(ften  u.  9{e,^effc  3,  9Jr.  243. 


^^lettenberg.  31 

Sllbredjt  fdjmiebe,  nn  beuen  ^^ptettenberg  beteiligt  fei,  unb  ta^  er 
aud)  mit  bem  anariffSluftitjeii  Siomtur  ju  S^'oblen^  gegen  ^reii^en 
in  Sßerbinbiing  fte()e.  ^n  gefd)icfter  SBeife  mengte  ©igi§mnnb 
aud)  bie  S^t-ligion  in  bieie  ©ncl)e  t)inein,  inbem  er  brof)enb  ein 
Eingreifen  in  bie  58erbältniffe  £it)(aiib»  in  '^luSfidjt  [teilte,  luo 
^lettenberg  mit  bcn  anfrütjrerifctien  £nt()eranern  pffmbnr  nid)t  fertig 
njerbe,  unb  erttärte,  er  tnerbe  ben  öon  ben  iTetj'Tn  bebrängtcn  ^t  älaten 
öon  9viga  nnb  !5)orpat,  231anfenfelb,  mit  allen  SOhtteln  unterftü^en: 
aüeS  biey,  nm  feinen  £el)n§mann  Sllbredjt  Dor  Eingriffen  be§ 
Orben§  ju  fidiern.i) 

2)er  9}feifter  erflärte  feine  friebferbigen  Elbfiditen,  betonte 
aber  gng(eid),  ha^  er  ^^apft  nnb  ^aüer  getjo-fam  bleiben  muffe 
nnb  meibe:  b.  l}.,  ba^  er  fid)  bei  einem  Eingriff  be§  Sffeid^eg 
gegen  ba§  abtrünnige  ^reufien  in  feinen  '^-aU  anf  beffen  unb 
^$oIen§  (Seite  fteden  tonne.  Etber  obtootjl  er  feine  S^üftnngen 
burd)  bie  9fvnffengefaf)r  genügfam  begrünbet  gu  f)aben  meinte, 
fd^mebte  er  in  ©orge,  ba|  'polen  fid)  mit  feiner  9ftentraUtät§= 
erflärung  bod)  nid}t  begnügen,  fonbern  eine  an§gefprod]en  \vof)U 
moUenbe  ©tellnngnal^me  für  ben  ^erjog,  im  ©egenfalj  jnm  Ä'aifer 
nnb  jnm  9veid),  oertangen  mürbe,  jobalb  biefe  ben  profaner  S^ertrag 
ernftlid)  beftritten.  SBenn  ^(ettenberg  übert)anpt  bie  ^läne  wegen 
einer  SBiebererobernng  ^renfeenä  für  ben  Orben  oollfommen  geteilt 
i)at,  fo  tnar  fortan  bod)  ftar,  baJ3  ba§  für  Siolanb  nne  mit  ber 
größter  ©efaljr  öon  feiten  "polen?  üerbunben  mar.  Etber  aucf) 
bei  frieblidjem  SSer^alten  tjegte  er  ^Befürchtungen  für  bie  ©idierbeit 
be§  ßanbe§  im  ^inblid  auf  baS  SBü(}ten  ^erjog  ?übied)t§.  S)iefer 
{)ielt  trot^  mieberfjolter  (Sinfpradien  unb  33itteu  aüe  ©trafen  nad) 
Siolanb  gefperrt  nnb  üer?ud)te  unau§gefe^t,  bem  Könige  9]Ji^trauen 
gegen  piettenbeig§  ^-riebenSliebe  einzuflößen.    S)e§  9}?ei[terö  be= 

1)  9(ftcn  Otiftruftionen  füc  Sotfd^often  «ßlettcnbcrgg,  3(tbredit§  unb 
.Sönig  @tgi§muub^  itni)  Stnttoorten  barauf,  15"i6  Januar  ff.)  int  ©taatgorr[)io 
ju  ÄönigsDerg,  nad)  ?tbf(^riften  in  ber  93ibl.  ber  Siot.  9iitterfd)aft,  oers- 
^nbcE  92r.  2932—2936.  2941—2943.  2944;  ögl.  weiter  ft'arge  a.  a.  O. 
S.  377— 379.  3«2f.  426—429.  430  —  431,  Sjdiadert  a.  a.  D.  2,  9fr.  147, 
Acta  Tomiciana  8,  ^x.  35,  ©.  49  f.,  3Sota  a.  a.  D.  ©.  239.  344.  347;  Quct) 
2)ogieI  9ir.  CVI  unb  2;f)einer  2  3lx.  475  unb  cnbUd)  ben  iReseß  ju  ®)d)en» 
bod),  1527  ;3uni  16  (5ffiten'|)ilbebranb). 


32  üeonib  2trbu)ü»t), 

ru^iflciibe  ©rflantiu]  erflärte  er  für  „eine  93ü(f)ie,  aii^^n  iT'rgoIbet, 
innen   aber  mit  ©ift  nefildt,"   unb   blieb  bei  feinen  Sßarnumjcn, 
fü  baf3  ©igiSmunb  fid)  beftänbig  öon  einem  ^^(ngriff  nngi  iliölanb 
bebrof)t  fül)Ite.    Slües  bieö  n?ie§  ben  DJceifter  bringmb  auf  5(nfcf)(uf5 
an  ben  2)eutidjmeifter  mie  ba§  Sf^eid).     3)ie  Üiegalienfrage  muffte 
enblic^  §um  3Ibfd)hi^  cjebrad)t  werben,  unb  fdjon  bai)er  mie  aud) 
n^egen  ber  fonftigen  Drben§ange(egenl)eiten  mar  e§  nötig,   ben 
Iiotänbifd)en  Orben  bei  ben  ^äuptern  ber  (£t)riftent]eit  ai§,  unfd^ulbig 
an  ?(lbred)t5  ?(bfaü  t)om  ^eic^  unb  öon  ber  Äirc^e  ju  ermeifen. 
2)ie   allgemeinen  SSer^ältniffe  be§  Orben§,  oor  aHem  bie  ^rage 
ber  SBat)!  eine§  neuen  ^oc^met[ter§,  erforberten  gteic^faüS  bringen b 
eine  2öfung,  unb  ^tüor  eine  foldje,  bei  ber  bie  ©teKung  be§  Iio= 
länbifdjen  9J?eifter5  unb  bie  ©elbftänbigfeit  feinet  Orbeny^roeigeg 
ooll  geli)af)rt  blieben  (faü§  ^(ettenberg  nid)t  fogar  nod)  n)eiterget)enbe 
5(üfid]ten    oerfolgte).     ©djon    feit    ^at)ren    war    überbie§    eine 
„Oteform"   be§  ganzen  3)eutfd)en  Diben^  ©egenftanb  oon  Sßer- 
f)anbrungen   ^mifc^en   ^(ettenberg  unb   ben   (elften  ipod}meiftern 
gemefen.   ©ie  fonnte  urfprünglic^  nic^t  fetir  tiefgef)enb  geplant  fein, 
^atte  aber  je^t  an  2öid}tigfeit  ^genommen,  benn  ade  ^ert)ältniffe 
be§  £)rben§  befanben  fic^  nad)  ber  Äataftrop^e  in  ^reu^en  in 
gröf^ter  35ertuirrnng.    ^(ettenberg  wav  entfdjloffen,  biefe  Ü^eform 
gemeinfam  mit  bem  2)eutfd)meifter  enblid)  in  ?fluj3  ^n  bringen, 
umfome^r,  aU  fie  ^weifelgofine  and)  bie  allgemeine  ©teflung  bee 
linlänbifc^en  Orbenägweigeä  im  ßufammentjong  mit  ber  SSieber- 
aufrid)tung  be§  |)oc^meiftertum§  einfc^Io^.    9Jic^t  on  le^ter  Stelle 
[taub  enblid)  bie  grage,  in  welcher  SSeife  bie  9?efte  be§  @efamt- 
orben§  gegen  ben  abtrünnigen  5(lbrec^t  üorgel):n  foltten,  unb  wie 
Siolanb  öor  beffen  geinbfeligteiten  5U  fd)ü^en  wäre. 

Sie  weiften  biefer  ^^Ingelegenljeiten  erforberten  ein  einiget 
^ufammengel)en  ber  beiben  9}?eifter,  aber  ^lettenberg  ^atte  er= 
fennen  muffen,  baB  fic^  bereits  Differenzen  anbahnten,  .^inftdjtlid) 
ber  Sftegatien  für  ben  liolanbifc^en  ä)?eifter  war  oon  ßleen 
offenbar  nur  wenig  Unterftü^ung  ^u  erwarten,  er  warf  nur 
5tu§flüd)te  unb  ^inberniffe  auf:  benn  bie  Dentfdj^erren  wollten 
feine  ©tarhing  be§  Orbenö  in  Siolanb,  wiberfpradjen  ba^er  and) 
^lettenbergä  äöüufc^en  nac^  Sr^bljung  feiner  ^a)eac^tüollfümmen= 
Ijeiten     gegen     ungel)orfame    S3rüber.      Die    ^2Iu5fül)rung    ber 


^^itettenbevti.  •  33 

8peirifc()en  5öefrf)(ü[fe  tjegen  ?(Ibredjt  ^atte  man  gmi^  äitrüdgeftetlt, 
aii§  9?ücff{cl)t  auf  bie  braiibenburgifdjeu  dürften  unb  ^önig 
gerbinonb,  ber  in  boSfelOe  §orn  blieä  —  benii  er  lirQud)te  bie 
Äurftimme  53ranbenbiirg§  —  unb  fid)  gu  einer  SSiebereroberung 
^reuBen§  für  ben  Drben  able^nenb  l)erf)ielt.  @§  ift  boS  SSa^r= 
fdjeinlic^fte,  ba^  ^^lettenkrg  of)nef)in  feine  großen  Hoffnungen 
auf  biefen  ^lan  fe^te,  ober  ein  9iad)Iaffen  be§  3)rucfe§  auf  ?übred)t 
mn^te  i^m  jebcnfan§  im  Sntereffc  2it)Ianb§  ^ödjft  unlieb  fein, 
um  fo  me^r,  aU  bie  ^anfe  fid)  feinen  !!Öünbni§abfid}ten  öerfd)tof^. 
(Sie  luar  Don  je()er  bem  Drben  nid)t  gen^ogen,  unb  obioof)!  man 
in  bem  eräfonferöotioen  Sübed  jeben  ^-ortfdjritt  ber  Steuerung 
unb  bie.  Umn^äljung  in  ^reu^en  nur  mifstrauifdjeu  ?(uge§  öerfotgte, 
fo  t)Otte  bod^  ber  allgemeine  ^anfetag  5U  Sübed  im  Suli  1525 
bie  angeregte  engere  5ßerbinbung  mit  bem  Orben  in  Siolanb 
abgelehnt.  3n  ^Iettenberg§  gefätjrbeter  Sage  n^ar  c§  für  itju 
uLHig,  ba§  ber  ^ergog  burd)  ben  Äoifer  unb  üom  9^eid)e  au§  in 
'Sdjaä)  gehalten  unb  beunruljigt  n:)urbe.  —  ©anj  bebenflid)  mad)te 
i^n  bog  SSerlongen  ber  3)eutfd)^erren ,  ju^ei  beootImä(^tigte 
©ebietiger  au§  Siofonb  jur  58efd}(u§faffung  über  „bie  fünftige 
9iegierung  be§  Orben§,  bomit  berfelbe  in  feinem  SBefen  erhalten 
merbe"  5U  ifjuen  ju  entfenben,  ober  fid)  felbft  ju  biefem  ^md 
in  ®eutfd)Ionb  ein^nfinben.  S)o§  war  ein  gon^  ungett)i)t)ulic^e5i 
^Infinnen  unb  jeigte  beutlid),  bo^  ber  3;)eutfd)meifter  eine  über- 
georbnete  ©teüung  gegenüber  bem  9}?eifter  in  Siolanb  gettenb 
mochte.  S)ie  2)inge  ttjoren  aber  erlüäf)ntermo^eu  nod)  öiel  Ujeiter 
gebief)en,  inbem  Aken  fid)  jum  öortonfigen  ."poupt  be§  gongen 
OrbenS  I)atte  erflören  (offen  unb  je^t  oud)  bie  IHnerfennung  burd) 
bie  Siolönber  anftrebte,  gleid^jeitig  oud)  bie  33eftätigung  be§ 
^aifer§  erwartete:  tpo^rfdjeinlid)  bod),  um  bereinft  aufteile  be§ 
nid)t  mel)r  oorfjonbenen  .^od)meifter§  al§  ^(bminiftrator  bie 
S^egierung  be§  Orben§  ju  übernel)men.  (Sine  gen^iffe  9flüdfid)t 
auf  bie  Siolönber  ()atte  er  freitid)  gu  üben,  bo  er  i^re  finonjieUe 
93cif)ülfe  für  bie  2.^er^onbIungen  beim  Äoifer  unb  für  bie  be= 
obfid)tigten  9}?o^rege(n  gegen  ?Ubred)t  broud)te,  bie  übrigens  nad) 
llmfto^ung  ber  früf)eren  S3efd)Iüffc  in  einer  rein  biplomotifd)en 
?lftion  beim  fommenben  9fieid)§tage  beftefjen  follten.  ?(ber  bie 
i'on  hm  SDeutfd)t)errcn  bcabfid)tigte  !JHegeIung  ber  9iod)fotge  im 

gc^r.  33  f.  ?r}.  36,2  jf 


34  üeonib  'ilrbuforo, 

^üdjineiftcramt  entjprad},  fo  inie  fie  eingeleitet  roorben  war, 
biircljau§  iiidjt  ben  ^(nid^auiingen  ^(etteubergg,  ber  jum  minbeften 
bie  liülänbifdjc  6timme  ()ierbei  öon  ^ilnfong  an  gel)ört  f)aben 
luodte.') 

2)o§  5ßei1)ältni§  jiuifdjen  ben  beiben  ^erren  füf)(te  fic^  noc^ 
lüeiter  ob,  aU  in  3f?om  tuie  in  Seutfcfilanb  ba§  ©evüdjt  ouffam: 
ber  liüUinbifdje  9J?ei[ter  manfe  ebenfalls  in  ber  Xreue  gegen  ^ap[t 
nnb  Äirc^e,  neige  ber  (ut(jerifc^en  Äe^erei  ju  unb  gef)e  bamit  nm, 
5IIbrec^t§  böfem  33eifpiet  p  folgen,  ben  Drben  in  fiitilanb  ^u 
fäfularifieren  unb,  ganj  wie  fein  abtrünniger  SSorgefe^ter,  ein 
weltliches  gürftentum  ju  begrünben.  5ln  ber  ^urie  ^u  3fiom  modjten 
früljere  Intrigen  93Ianfenfe(bä,  ber  ^olen  unb  audj  ber  beiben 
bafelbft  lebenben  53rüber  be»  pren^ifcljen  -^erjogg,  ©umpredjtS 
unb  ^afimirS,  mit  im  ©piele  fein.  2)er  Umfang  ber  $ßer= 
bädjtigungen  fteltte  fic^  l)eran§,  aU  ber  Slomtur  gu  ^cQin  3lobert 
be  öJraoe  im  §(uftrage  ^(ettenbergS  bei  ^apft  unb  tarbinälen 
bie  5(gitatton  gegen  |)eräüg  ^übredjt  aufnaljm,  bie  in  9iom  Don 
ben  S)eutfd}§erren  jiemlic^  üernac^täffigt  würbe,  ©oweit  fie 
be^wecfte,  bie  Segalifterung  ber  oon  bem  abtrünnigen  ^oc^meifter 
unternommenen  @cf;ritte  ^u  hintertreiben,  lag  fie  auf  berfelben 
Salin,  bie  ber  SDeutfc^meifter  wk  ^lettenberg  noc^  im  2}Jai  1525 
gemeinfam  befdjritten  l)atten.  S)oc^  feitbem  ^atte  fid)  manches 
geänbert.  Stufeerbem  follte  ©raoe  auc^  bie  3Sal)l  eine§  neuen 
|)0c^meifter§  in  glufe  bringen.  SoS  war  ein  felbftftänbiger  ^:pian 
be§  liülänbifc^en  9}ieifter§.  3ܧ  ber  Komtur  ©nbe  1525  auf  bem 
3f?üd'wege  auS  ^alöftma  in  9ftom  eintraf  unb  uac^  ben  wa^r- 
fdjeinlic^  l)ierfelbft  öorgefunbenen  5lnweifungen  an§>  äöenben  gu 
^anbeln  begann,  fpürte  er  alSbalb  ben  ©egenwinb.  2)ie  beiben 
Ä^arbinäle  SÖilljelm  endenüoirt  unb  9]alli§,  öon  beuen  jener  bem 
alten  |)errn  bie   erfte  ^lubiens  beim  f)eiligen  S5oter  öermittelte, 

^)  3?gr.  ^^Jtettenberg  an  ftleen,  SRiga  1525  DU.  10  nebft  2  Seifagen 
(ißien^§ilbebranb);  93erid)t  Äleeng  an  ben  ^aifer  über  bie -^'erf)ältni|fe'im 
Drben,  1525  aej.  C-Öota  o.  a.  D.  ®.  346  norf)  SBiener  3lften);  i?lecn§ 
«TntJDort  an  ^:)ilettenberg  au\  befjcn  ^eg.  7  cr^altene^  ©d)reiben  dorn 
10.  Dtt.,  Äonsept  3)oreIin§  unb  «rief,  1526  ^an.2,  ügl  hieran  Sfarge 
0.  a.  D.  ©.  406;  ^.piettenbergä  3Inttt)ort  an  ticen  auf  beffen  ©d}reiben  Born 
6.  Sept.  1526,  Sßenben  1526  9Joö.  18. 


"Jßletfenberg.  35 

eröffneten  i()m:  ber  ^apft  fei  i'max  über  2tlbrecf)t  t)örf)ft  aufgebrarf)t, 
aber  ebenfofe^r  oud)  über  ^(ettenberg,  ha  er  and)  'Slad)x\<i)kn 
über  beffcn  ?lnfd)ütfe  on  bie  luttjertfdje  ^e^erei  f)Qbe.  ©raöe 
nnberfprad)  entrüftet  unb  öermorfjte  au<i)  tt)ir!Iidj,  ^Iettenberg§ 
9ftuf  beim  ^apft  felbft  ööUig  luiebertjeräufteüen.  (Sr  fjinterlie^ 
aud)  einen  anggegeidjneten  perfönlidjen  (Sinbrud  bei  Giemen^. 
Sie  ©nnft  be§  einfhifjreidjen  (grjbifdjofS  üon  ßa^ua  9?ifoIau§ 
©d)önbert3,  ber  an  ber  Änrie  al§  ^2tutorität  für  bentfc^e  ?(n= 
gelegenf)eiten  galt  unb  namenttid)  in  allen  fragen  be§  beutfdjen 
Orben§  ba§>  DtfX  be§  ^opfteä  I)atte,  errtiarb  er  fic^  ebenfalls,  unb 
banf  ©d}önberg§  Unterftütjung  nat)m  ®raüe§  9}Ziffion  einen  oiel^ 
nerfpredjenben  ?(nfang.  Senn  oI§  er  in  einer  ^lubienj,  bie  Unfc^ulb 
•»t^lettenbergS  unb  feine§  Drben§  an  ber  pren^ifdjen  Umwälzung 
erflärenb,  ?Ubred)t§  5tbfa(I  jur  «Spradje  bradjte,  brac^  ber  ßorn 
be§  lebhaften  eiemen§  in  ben  ()eftigften  5(u§brüden  gegen 
ben  S(btrünnigen  Io§.  Ser  f)eilige  Spater  fd)Iug  öor  Erregung 
beibe  ,^änbe  jufammeu  unb  rief:  „(Seine  Xat  unb  ^anbtung  foü 
un§  leib  fein,  folange  mir  leben  unb  ^apft  finb!"  (Sr  tüanbte 
aud),  al§  ©raüe  i[)n  um  SJ^a^uatimen  jum  beften  be§  zerrütteten 
DrbenS  bat,  biefer  ®ad)t  lebhaftes  ^ntereffe  gu.  Sr  entmidelte 
bem  Komtur  ben  ^lan,  ba^  bie  beiben  berjeitigen  Drben§t)äupter 
mit  ben  ge^orfam  gebliebenen  DrbenSbrübern  gufammenfommen 
unb  fid)  über  bie  2Sat)I  eine§  neuen  §oc^meifter§  einigen  foüten,  ben 
er  alC^baun  ju  beftötigen  üerfprad);  er  t)ert)ie^  fogar  pefuniäre 
Unter ftü^ung.  5(uc^  in  anbren  Singen  tüar  ber  ^apft  fe^r  gnäbig. 
Sa§  römifc^e  Orben§^au§,  bie  2öot)nung  ber  Dberften  ^rofuro= 
toren,  ha§:  ^erjog  5Ubrec^t§  S3rüber  in  it)ren  SSefi^  gu  bringen 
trachteten  unb  auf  ba§  fid)  fogar  ber  (gr^bifc^of  öon  ßapua  |)off:= 
nungen  madjte,  fid)erte  Slemeng  bem  Drben  at§  red^tmä^igem  S3efi^er 
ju  unb  übertrug  feine  JBeriualtung  bi§  auf  meitere§  bem  Drben§= 
profurator  S3ufc^.  @in  lüeitereS  ©rbe  be§  tialb^ertrümmerten 
Drben§  mar  bamit  ben  Rauben  ber  $8ranbenburger  entgangen. 
Ser  bigotte  alte  §err  mar  öon  ber  ©unft  be§  ^apfte§ 
gegen  ben  Drben  ent^üdt.  Ser  entflammte  (Sifer  be§  unbeftönbigen 
äRebi^äerS  f)ielt  menigftenS  fo  (onge  üor,  bi§  er  feine  münblid)en 
Sßerfpredjungen  in  eine  Üiei^e  öon  93reüen  iimgefe^t  t)atte,  bie 
bem   ©efanbten   ^Iettenberg§   am   31.  Januar  1526   auSgeftellt 


3()  Üeontb  'öivDufotü, 

luurben.  5ßon  ber  2ön{)I  eine§  neuen  ^odjmeifters  mar  f)ier  nur 
üerf(i)leiert  bie  9iebe,  inbem  ber  '*^ap[t  ben  2)eutfcf)mei[ter  unb 
ben  S!}Jei[ter  in  Siolanb  unter  lebhaften  5r)Qnfe§äuBerungen  für 
if)re  JBeftänbigfeit  im  ©tauben  unb  heftigen  ?(u5fä[Ien  gegen 
5llbred)tö  Sreuloftgfeit  ermal)nte,  \\(i)  mit  ben  anberen  ©ebietigern 
über  jtuecfmäBige  9}iaf3juit)men  gegen  ben  oon  ^übredit  angeftrebten 
Untergang  be»  ©eutjd^en  Drben^  ju  einigen  unb  it)re  iüorfdjlQge 
i^m  einjureidjen,  tDobei  er  i^re  5(u§[ü^rung  gu  unterftü^en  üerfprad). 
SDa  ©raüe  im  jelben  (Sinne  and)  beim  Ä'aifer  gegen  bie  preu^ijd)e 
Ummnljnng  ju  mxkn  beab[id)tigte  —  er  tooUtt  \x<i)  biefe»  5Iuftragec-' 
auf  feiner  lüeiteren  2öatlfat)rt  §um  ^eiligen  ^atob  in  ßompoftella 
in  (Sponien  entlebigen  — ,  fo  ebnete  C£Iemen§  VII.,  tro|  feiner 
gefpannten  53e5ie()ungen  jum  Äaifert)of,  bem  Siülänber  auc^  bort 
ben  Sßeg.  Sin  iöreoe  an  Äarl  V.  entf)iett  bie  S3itte,  ?(Ibred)t§ 
etmoigem  ©efud^  um  Seftätigung  feines  neuen  ^er^ogtumS  in 
feiner  SSeife  gu  mitlfa^ren,  bie  QSeranberung  in  ^reu^en  nic^t 
gut  §u  tjei^en  unb  überhaupt  in  ber  Orben§angeIegen{)eit  nidjts 
oorjunel)men,  e^e  er  bie  beiben  treugebliebenen  9J?eifter  in 
®eutfd)Ianb  unb  ÖiDlanb  angehört  ^abe,  bie,  bem  ^apfte 
unmittelbar  unterftellt,  %\hxtd)t^  Zat  t)erabfd)euten.  SIemenö 
fd)(ofe  mit  ber  Sitte,  ba^  ber  Äaifer  bem  liölänbifd)en  Äomtur 
bei  allen  feinen  @efd)äften  unb  3tufträgen  gemogen  fein  mijge. 
Sn  entfprec^enber  SSeife  inftruierte  ber  ^apft  feinen  ©efanbten 
am  faiferlid^en  §of,  ben  ^orbinal  be  ©alöiatiS,  unb  empfatjl 
•ipiettenbergS  5tbgefanbten  aud^  bem  S^anjler  ©attinara  unb  bem 
am  |)ofIager  Äarl§  Y.  n^eilenben  ftrenggtäubigen  ©rafen  ^einrid) 
t)on  SiJaffau.  @raoe  fonnte  fid)  rüf)men,  bie  c5ad)e  be§  Drben§ 
gegen  ben  preu^ifd^en  |)eräog  tüd^tig  geförbert  ju  ^aben.  ©eine 
Seftrebungen  gingen,  mie  au§  biefen  ©riaffen  fidjtbar  loirb, 
einmal  barauf,  eine  5(nerfennung  be§  auf  ben  Xrümmern  be§ 
preu^ifd^en  Orben§[taate§  errid^teten  eoangelifdjen  ^er^ogtumS 
burd^  bie  ^äupter  ber  (Sl)riftenl)eit  ju  Ijintertreiben.  ^tu^erbem 
hielten  fie  auf  bie  S3ornal)me  einer  neuen  .^od)meiftermü§l,  bie, 
mie  e»  auc^  ben  (Statuten  entfprac^,  öon  ben  beiben  oberften 
©ebietigern  in§  SBerf  gefegt  luerben  follte.  2)ie  §oc^meifterma§I 
tt)ar  bi§l)er  ftet§  eine  gan^  interne  5lngelegent)eit  be§  OrbeuS 
gemefen:   je^t   aber   mar   bem   '»^apft   ein   mafegeblidier  (Sinflufe 


<ptettenberg.  37 

babei  eingeräumt  Sorben,  unb  ju  ©(eid^ein  foflte  aud)  nocf)  ber 
.^'aijer  beiuogen  lüerben.  jDa§  lag  genau  in  ber  9iid)tung  oon 
^^(ettenbergS  ^olitif,  bie  bie  9ftegelung  ber  burc^  ?abredjt§  m^aii 
entftanbenen  fragen  in  engftem  ?Infd)(u^  on  9iom  unb  an  ben 
.^aifer  erzielen  ttjofite,  jd^on  um  fie  nicfjt  bem  ©utbünfen  be§ 
Xieutfrijuieifterg  allein  ju  überlaffen,  fonbern  ben  ßinlänbern  babei 
bie  gebü{)renbe  ©tctiung  §u  njaljren.  3n  biefc  SDinge  jetjt  fogleid) 
einzugreifen,  I)inberte  bie  9J?eifter  bie  bro[)enbe  ©ntmidümg,  bie 
bie  9fteformation  in  ßiötanb  gerabe  in  biefer  ^dt  na^m.  5)o§ 
follte  aber  für  feine  ^(bfid^ten  in  ber  Orben^fac^e  ner^ängniSOoH 
luerben,  benn  bereit^j  ()atten  bie  Seutfdjfjerren  if)r  eigenes  Dber= 
f)aupt  öorgefdjoben  unb  auc^  ben  ^aifer  fd)on  in  biefer  9iid)tung 
in  S3ef(^Iag  genommen,  ^ßielfagcnber  SBcife  fjatten  fie  babei  ben 
^apft  5U  Üiom  gan,^  übergangen,  ©ie  tarierten  gan^  ridjtig,  ha'^ 
feine  SOJeinung  in  ber  .^oc^meifterfrage  gegen  eine  faifertic^e 
(Sntfdjeibnng  mcnig  mog.  ^k  liöUinbifc^en  S3eftrebungen  gingen 
hai  umgeM}rten  3öeg.  ©ie  becften  fid)  mit  benjenigen  ber 
®eutfd)t)erren  nur  in  bem  SBiberfprud)  gegen  ?((brcd)t§  ©taat§= 
ftreid).  ?(ber  aud]  fjierbei  bctjonbclte  man  in  .s^^^ornec!  unb 
9J?ergentt)eim  bie  ^urie  aU  ^fJebeninftan^.  9Jian  f)ielt  fogar  eine 
9^otfd)aft  bort^in,  bie  ben  (^efamtorben  al§  unbeteiligt  an  ber 
preufeifc^en  ^'ataftropl)e  ju  errt)eifen  t)ätte,  für  überftüffig  unb 
berief  fid)  fpätcrf)in  barauf,  ba^  biefe§  burd)  ben  ©oüi^itator 
ß()riftmann  fd)ou  mc^rfad),  einmal  aud)  in  ©egentuart  ®raüe§, 
in  ganz  genügeuber  SBeife  gefd)e()en  fei.  SDem  (iölänbifdien 
9J?eifter  rief  mau  gur  Segrünbung  biefcS  SL^er^aIten§  in§ 
(S5ebäd)tni§,  baf?  ^aifer  unb  ''-Papft  fid)  gegenfeitig  aufeinbeten. 
^Jtatürlid^,  fid)  unter  fülc^en  Umftänbcn  ^n  liiet  mit  bem  ^^apft 
ju  befaffen,  t)iefi:  ben  i^aifer  öerftimmeuJ) 

*)  95erid)t  über  ^a§  ®ejpräd)  beö  j^el^ii""!-'  Äonituvia  mit  itrcmberg 
unb  ei^  SU  SSop^otb,  1526  9JJat  19;  topicn  ber  •pät)[tUd)cu  33reüen  üon 
1526  ^fJ"- 31  (2Bicu=§tlbebranb),  t»gl.  aud)  S:f)cobor  Sd)iemanu,  JHcgeften 
oerlorener  Urfunbeu  an§  bem  alten  9JJitaufd)en  £rben§ard)it),  9JUtou  1873, 
S.  28  TiT.  81.  7)a^5  'Ißveu  an  ^^Jlettenberg  ift  aud)  gebr.  im  "^(rdjiö  l  b. 
©cid).  Sio^  @i"t=  unb  Äurfaub^  8,  1861,  ©.  335,  ba^ieuige  an  ^ecu  ift 
ner;^.  bei  ^^etenegg,  „'3)ie  Urfunbeu  bc§  ®cutid)orbeu§»ßentralard)iüg  ju 
aiMen"  9h-.  2341,  üg(.  nud)  targe  a.  a.  T.  S.  394.    ®a?  ^ierfetbft  augefül^rte 


38  Seottib  ?tvbufo»i), 

®en  branbeuburgiidjen  Äreijen  in  9?om,  öertreten  burd)  Die 
beiben  jüngeren  S3rüber  Uibxtdpi,  ber  überbie§  in  ber  ^erfon 
3)ietric{)ö  öon  9i(jcben  norf)  immer  einen  eignen  römifcfjen  ^olli^itator 
untert)ielt,  blieb  bie  Sätigfeit  beS  ongereiften  Siülänbers  nid)t 
üerborgen.  Sc^on  am  8.  Januar  1526  t)atte  SOiarfgraf  (^umpred)t 
nad)  ^aufe  gemelbet:  bie  DrbenMeute  prat)(en  in  9Rom,  fie 
lüürbcn  £eib  unb  ®ut  haxan  fe^en,  um  bem  Drben  rt)ieber  alles  ba§ 
gurüd^ugeiüinnen,  Xüü§>  5Ilbred)t  i[)m  entfrembet  f)abe,  unb  natürlid) 
and)  ^reu^en.-j  2)ie  ©egenftrömung,  bie  n)ot)(  auc^  oon  ^ier 
gegen  ^lettenberg  ausging,  t)atte  ©raoe  aber  gu  überroinben  üermoc^t. 

5n§  er  jebod)  ]iac^  3)eutid)(anb  fam,  fc^lug  if)m  bie  SSeüe 
ber  5Berbäd)tigung  nodj  ftärfer  entgegen:  er  mn^te  üon  fird}Iid)en 
Unruhen  in  feinem  eigenen  Äomturfil  3"^IIin,  oon  ^(ettenbergg 
un^uläifiger  2)ulbfam!eit  gegen  bie  neue  Äe^erei,  ja  jogar  baoon 
t)ören,  ba^  ber  SJJeifter  fid)  gan^  ben  2ut£)eranern  in  bie  5Irme 


e; 


gen)orfen,  ben  ßrgbiidjof  in  lebenslüngüdie  |)aft  gefegt  t)ab 
(£r  U)ar  entje^t,  faf)  fdjon  bie  mü^fam  tuiebererrungene  @un[t  bes 
^apftes  für  ben  liölönbifdien  Orben  fid)  in  Ungnabe  üerfef)ren 
—  unb  ber  alte  Äomtur  gab  nodj  oiel,  fe^r  oiel  auf  römifdie 
Stimmungen  —  unb  glaubte  felber  alle  bie  n^ilben  @erüd)te 
über  feinen  5>orgefe^ten.  ^urc^  einen  befd)n)örenben  S3rief  fuc^te 
er  it)n  üor  ber  fe^erifd)en  53erfü^rung  ju  retten  unb  eröffnete 
fid)  in  feiner  ®eu)iffen^bebrängni§  fogar  rüd^alttos  bem  gi^anffui^t*^^ 
Somtur  SBalter  üon  Äronberg  unb  bem  öon  ben  ^reu^en  ^um 
2)eutfd)meifter  übergegangenen  oberften  Orben§marf(^aü  ©eorg 
oon  (51^.  @r  n:)ar  an  bie  Üiei^ten  geraten!  21I§  er  gu  S3opporb 
mit  if)nen  gufammenfam,  teilte  er  it)nen  feine  Stngft  oor  einem 
@efinnung§tt)ec^fe(  be§  ^^apfte§  alg  O^olge  öon  ^(ettenberg^ 
SIbfaü  mit  unb  verlangte,  Äleen  fefbft  folle  auf  ben  5ü?eifter  ein= 
Wirten,  bamit  er  öon  ber  Äe^erei  (äffe,  ©r  Derfidjerte,  oon  ber 
betrüblidjen  Söanblung  ^(ettenberg§  nod^  nid)t§  getou^t  gu  t)aben, 


33reoe  Dorn  21.  Sinuar  =  ^ctenegg  9tr.  2340  gehört  jebod)  erft  in  bag  ^a^v 
1527,  »gl.  ^^aflov  a.  a.  D.  IV  2,  ©.  40i,  ?tnin.  1.  S^gl.  tüeiter  Äarge  a.  a.  D. 
S.  392.  402-407,  aud)  ^aftor  a.  a.  D.  IV  2,  @.  403  nac^  afJaQnalbuö, 
Annales  eccl.  ad  ann.  1526,  9tr.  121).  Äteeti  an  'ipiettenberg,  Srief  unb 
tonjept,  1526  ^an.  2  (28ien'§ilbebranb). 
>)  Sorge  a.  a.  D.  S.  406. 


^tettenbevfl.  39 

üU  er  beffen  ^atljoli^ität  üor  bem  ^apft  tn§  fiellfte  ßirf)t  [teilte, 
^ie  geriffenen  beutfdjen  ,^erren  tuoßten  fid)  iniierlid)  öor  Sachen 
über  tiefen  iiaioen  alten  SBeftfaten  qu§  Siülanb  mit  feinen  ©frnpeln 
anSfc^ütten,  ber  öom  SSoIjItuoIIen  ober  SltiBmut  be§  ^ap[te§  ein 
fo  unget)enre'l  Söefcn  mad)tc.  ?lber  ber  ^'omtnr  war  bei  aller 
S3igotterie,  unb  obn:)o!)I  er  feinen  S3rübern  üom  Drben  ein  nid)t 
gerechtfertigtes  5J?ertranen  entgegenbrad)te,  ein  tüd)tiger  unb  ernft 
3U  net)menber  S^ertreter  ber  tiötänbifd^en  ^ntereffen.  S)a§  merften 
jene,  al§  er  it)nen  Kopien  ber  Sreüen  iuegen  S3ornat)me  einer 
neuen  .^od)mei[terU)af)I  übergab.  3^a  luurbeu  fie  fel)r  aufmerffant 
unb  intereffierten  fid)  in  gleidjer  SBeife  für  feine  ?lufträge  §u 
SSert)anbInngen  beim  Äaifer  in  ber  Orbeu§fad)e.  2)enn  haS^  5(uf= 
rollen  ber  ^odjmeifterfrage  pafste  garni(^t  gn  ben  5tb[{d)ten  ber 
^eutf(^()erren,  bie  t)ierin  i(}ren  eignen  unb  burd)au§  abmeidjenben 
SSeg  gingen  —  of)ne  bie  Siüläuber.  ©beufo  intereffant  tuaren 
i!^nen  baljer  and)  ®raöe§  unüorfid^tige  9J?itteiIungen  über  ^Ietten= 
bergS  51bfal(  Dom  ©tauben:  benn  ber  liülänbifdje  SHeifter  war 
ein  5!onhirrent,  unb  man  tonnte  ba§>  neu  ertaugte  SJZittel  gegen 
i§n  aumenben.  Äronberg§  33erid)t  über  ha^^  ©efpräd)  ^u  33opparb 
mad)te  aud)  ^teen  ftu|ig.  6t  uertaugte  oou  bem  Iitilänbifd)en 
Komtur,  ber  feine  9fieife  nad)  ©panien  fortfe^te,  ba^  er  feine 
S3er^anblungen  mit  ^orlV.  im  ©inoerue^meu  mit  it)m  fü^re. 
Stber  5U  9J?a^regeIn  im  ^inblid  auf  ^Iettenberg§  angeblidje 
©taat§ftreid)übfidjten  mar  ber  fdimädjtidje  unb  bereits  alternbe 
®eutfd)mei[ter  bodj  nidjt  ju  bemegen,  obmot)(  einige  feiner  Komture 
§u  foId}en  rieten.  (Sr  begnügte  fid^  üorerft  bamit,  gteidjfam  ot§ 
Unterpfanb  für  untior(}ergefet)ene  ^^^ifcfjfnfätte  beim  linlänbifc^en 
9JJei[ter,  ha§>  öon  biefem  in  9Zürnberg  für  ben  ^fiegalienermerb 
hinterlegte  (^etb  mit  93efd)Iag  ju  belegen.^) 

2)er   Sßerbadjt   gegen   ^lettenbergS   fird)tid)e  ^i^öertäffigfeit 
wndß  aber  ouf  unb  uumittelbor  nad;  bem  3fteid)§tage  gu  @peier 


')  33en^t  über  ®raüe§  ©ejpräd)  ,^u  93opparb,  1526  9Jtai  19.  mmx 
an  ben  Somhir  tronberg  ju  g-raitffurt,  1526  Mai  22;  an  fömtlid)e  2onb- 
fonitnrc,  Wai  23.  tomtur  ^u  f  apfenbcrg  an  Älecn  [1526  nad)  Wlai  23]. 
(£1^  an  Ä1een,  1526  ;3uU  10.  Älecn  on  ben  Stehler  ju  9Jürnberg,  1526 
SuU  31  (Sß5ien==§ilbebranb);  ügt.  aud)  WitteiUingen  an^  ber  tiolänb.  («ef(^id)tc 
2,  (S.  503,  9fr.  8. 


40  l'conib  ^Jlrbiifüip, 

im  '^liu]uft  152G  wod)  mcf)r  an.  5^ort  luirb  ber  öon  ben 
(Soaiujeliidjen  au§  9tiga  oertrtebene  unb  fein  9f{ed)t  fud^enbe 
2)omiuifancrprior  Äonrab  äßclber ')  mit  ©efc^rei  über  bie  (utljerifcfje 
ißemüftung  in  iiiülonb  unb  mit  klagen  über  bie  ©aumfeligteit 
be§  9)^eifter§  bei  35erteibigung  ber  Steligion  nic^t  gefargt  t}abeu. 
8oId^e§  mu^te  auf  empfänglidjeu  93obcu  falten.  2)enn  ba^  ber 
ringsum  üon  auBeren  geinben  umlauerte  liölönbifcl)e  SUieifter 
unmögtid)  mit  ©eumlt  gegen  bie  iiutl)erifd)eu  im  ßanbe  norgeljen 
tonnte  uod)  burfte,  fa^  niemanb  ein;  feine  S)ulbfamteit  unb 
3cod)fic^t  aber  ftanben  un^iueifelljaft  feft,  unb  baran  fdjlo^  fid) 
aud)  gleid)  bie  5"Oigt'i-'"iH5  ^n,  bafj,  uienn  ba§  ipaupt  be§  Crbenö 
in  ^reuf^en  ben  feljerifd)en  StaatiSftreid)  oorgenommeu  i)aht,  fein 
Untergebner  iljm  looljl  nad)fo(gen  inerbe,  ober  e§  gar  bereite 
getan  i)ab^.  S)ie  Unrul)e  unter  ben  fatl)olifd)en  ©täuben  n)egen 
'plettenbergö  mn^tc  fidj  unter  bem  öinflu^  be§  3fieid)§tag§abfc^iebe§ 
uod)  ftcigern,  ber  burd)  feine  üielbeutige  Formulierung  ber^orna^me 
oon  !ird)lic^en  Steuerungen  gerabejn  3^orfd)ub  5U  leifteu  fdjien.  Unb 
fein  Vertreter  be§  9L)ieifterö,  ber  bod)  fd)on  um  ^erleitjung  ber 
9^egalicu  eingefommcn  mar,  mar  auf  bem  ^Jteidj^tagc  erfdjienen,  "i^tn 
^erbädjtigungen  entgegen  ju  treten.  —  ßö  tonnte  fein,  ha'^i  einem 
geluiffen  2;eil  ber  bcutfdjen  Crben^freife  bie  33eforgni^  ber  Üieid)§= 
ftäube  üor  einer  lutt)erifd)en  Umiuäljung  in  ^^iolanb  in  it)reu 
Ärom  pa^k,  ha  fid)  biefe  Stimmung  gegen  '»piettenberg^  ^släue 
unb  31bftd)teu  au^äuu^en  lieB-  Xod)  ber  2)eutf(^meifter  felbft,  ein 
§err  oon  t)orfid)tigen  ©rnubfä^en,  begab  fid)  menigfteuy  nid)t 
offen  auf  biefe  S3a{)n.  5lber  er  {)ielt  eö  bod)  für  nötig,  burd) 
einen  eignen  5lbgefanbten  bie  ßnftänbe  im  liülänbifd)en  Crbeu 
erforfd)en  äu  laffen  unb  ^^lettenberg  j^u  marnen  unb  ;^u  ermal)uen. 
(S§  berül)rt  cigentümlid),  bafs  er  fid)  gu  biefem  ^md  cine§  Saien 
bebiente  (3(nfelm  Dcenninger). 

©egen  .V)eräog  ^^tlbred)t  mar  oom  Orben  ber  biplomatifc^e 
gelb^ug  auf  bem  9ieid)5tage  in  l)eftigfter  SBeife  aufgenommen 
morben,  namentlid)  beim  ^'tbcl  unb  beim  Sd)mäbifd)en  33unbe, 
unb  ber  ®eutfc^meifter  erU)artete  ba^u  bringeub  bie  SOiitmirhmg 


')  Sßgl.  i*.  ^Icbufoip,  5?Ifteii   uiib  ^e^efie  ber  Ii»läiibiid}eii  Stäubetage 
3,  1910,  3h.  231,  3.  585,  ^^(nni.  8. 


"liicttcuberg.  41 

unb  pefuniäre  93eif)itlfc  ber  Siülänber,  ober  fie  blieb  au§.  @r 
fiircl)tete  bamats  and)  für  feine  eigene  Steünntj.  2)enn  ber 
ehemalige  9}?emeler,  ie|t  Äoblenjer  ßomtnr  ßrirf)  öon  93raunjrf)tt)eig 
(berfelbe  Gegner  ?(lbred)t§,  bem  ein  gegen  ^reu^en  gerid^teteg 
iöünbniS  mit  ^(ettenberg  jugefc^rieben  ttjurbe)  ftrebte  jeiner]eit§ 
nacf)  bem  üofanten  §od)mei[teramt  nnb  Jünrbe  bobei  öon  feinem 
Araber,  bem  bei  Slaifer  ^arl  V.  in  ^of)er  @unft  fte^enben  .^^erjog 
■peinrid^,  unterftü^t.  i)  ?(ber  ^(ettenberg  gegenüber  macf)te 
Äleen  fein  §e()I  me^r  au»  ben  i^m  laut  33efd)Iu^  ber  3)eutfct)= 
f)erren  übertragenen  93efugniffen  eine§  üorläufigen  oberften 
^aupte§.  @r  ()atte  einen  Sericf)t  über  bie  i3age  be$  £)rbeu§ 
nad)  5(lbred)t§  ':?lbfan,  auc^  über  bie  fird)[id}en  ©c^nnerigfeiten 
in  Siolanb  nad)  Spanien  abgefaubt.  Unb  je^t,  im  (September, 
teilte  er  bem  9J?eifter  ben  ergongenen  faiferlidjen  93eid)eib  mit, 
ber  bem  ^eutfc^meifter  forgfültige  ?luffidjt  über  ben  oerbäc^tigen 
liolänbifdjen  Drben§5tt:)cig  anempfat)!.^)  ®a§  pa^te  tiortrefflid^ 
5U  ber  ^orgefe^itenfteUnng,  bie  Äleen  jenem  gegenüber  bean= 
fpru(^te. 

9.^on  biefer  ©ntmidlung  ber  3)inge  mu^te  ''^(ettenberg  aber 
nod)  uid^tS,  ol»  er  Einfang  5(uguft  152(3  feine  beüollmädjtigten 
:öoten  in§  'JluÄlanb  fanbte,  um  ben  3(nfd)hi^  an  ba§  9icid)  unb 
bie  Siegelung  ber  Drben^angelegentjeiten  ju  bemerfftedigen.  9}üt 
beiben  5(ufgaben  mürben  ber  93ifc^of  ^ermann  9ionncburg  oun 
ilurlanb  unb  be»  SÜieifter^^  ^on^tcr  griebridj  Sd)nceberg  betraut. 
23lanfenfelb  foüte  in  erfter  Sinie  ba§  i8erf)ü(tnia  ^um  poluifdjen 
.Hijnig  in^  9ieine  bringen  unb  bann  gmecfg  93eftätigung  be§ 
SSotmarer  Uutermerfung^iiertrages  pm  '^apft  nnb  jum  Äiaifer 


^)  SIecn  an  ^^lettenC)el■g,  1526  Sept.  C^,  »gl.  aiid}  ein  nnbatievte^  3tu§> 
id)reiben  bet^felben  an  feine  ©ebietiger  au'^  bcrjclben  |]eit.  33tid}of  .t'evinann 
üon  Äuvlanb  an  ^$[ettenbcrg,  ^ilbesfjeim,  1526  3loü.  15  (3Bien  nnb  ?Rcid)C" 
arc^io  ^n  Stocf{)oIm,  ^ilbcbranb).  Über  bie  'ütgitatton  bct  55ent)d):^erren 
gegen  ?(lbrcd)t  anf  beui  iReid)^tfige  jn  Speier  »gl.  ®.  ^oigt,  ®efd)id)te  be§ 
S)entid)en  9iitterorben^  in  feinen  ^wöV]  iöallcien,  2,  8  25 f.,  nnb  Sarge 
a.  a.  D.  @.  378.   383—387.   390 f.  —  S.  weiter  «oigt  a.  a.  C.  S.  24. 

=*)  2.  5Irbnfott) ,  Qo^.  ö.  b.  93roele,  gen.  *)^latcr,  im  Sentfd)en  Drben 
in  aiötanb,  a.  a.  £).  S.  158,  'Jtnm.  111,  nnb  'JJnfetm  9fenninger§ 
^^crid)t  an  .Vileen,  anfgefe^t  in  i^iolanb  [1526  Dft./i1foü.],  bem  5/entfd)mcifter 
erftattet  [1527  ^an.]  (Söicn-.i-^ilbcbranb). 


42  üeonib  l'frbufoto, 

iücitevreifcn,  fidi  aber  ami)  ber  9iegalienfrage  annelimen  iinb  in 
ber  Drbengfac^e  g(eicf)  bem  93ijc^of  non  ^'urlmtb  i)  bat)in  luirfen, 
bn^  an  ?niirecf)t§  ©teile  ein  neuer  ^oc^meifter  gen)äf)It  n^erbe, 
„ham'it  ber  Orben  ®ott  gu  S3otie,  bem  gemeinen  ?IbeI  ju  9^u| 
unb  ©ebei^en  luieberum  mt§getirettet  unb  gemef)rt  n)erben  möge." 
2Sie  ern:)ät)nt,  tft  ber  genaue  Umfang  unb  3nt)alt  biefer  5(ntt:)eijung 
ni(f)t  feft^uftetlen.  £)h  [ie  nun  aber  auc^  bie  ^anbibatur  ^(etteu= 
6erg§  einfd^Io^,  ober  nidjt:  fie  miberjprad)  ben  ?lb[tdjten  ÄIeen§ 
unb  ber  ^eutfcf)i)erren,  bie  auf  eine  S3ermaltuug  be»  ,'poc^mei[ter=^ 
amt§  burc^  ben  S)eutfd)mei[ter,  nic!f)t  auf  bie  SSaf)I  eine§  neuen 
£)rben§f)aupte§  f)inau§{iefeu.  ?(uc^  auf  bie  übrigen  SBünfdje 
^(een§  ging  ber  9J?eiftcr  fo  n)enig  wk  möglid)  ein,  Ief)nte  aud) 
bie  (gntfenbung  ttollmädjtiger  Drben^gebietiger  au§  Siülanb  ah: 
ber  Komtur  5U  ^ellin,  erflärte  er,  befinbe  fid)  bereis  mit  5lufträgeu 
im  ?(u§{anbe,  unb  bie  übrigen  ©ejdjäfte  mürben  bie  beiben 
beüollmäc^tigten  ^rölaten  gemä^  feinem  SBillen  betreiben. 
33Ianfenfetb  unb  S3ifd)of  |)ermann  traten  auf  t)erfd)iebenen  SSegen 
i^re  Sfieife  an.  S)iefer  fu^r  mit  ©djneeberg  über  QnUd,  ber 
(Sr^bifc^of  aber  naf)m  im  5luftrage  ^lettenbergg  ben  ungeroöt)nlic^en 
2Beg  über  Sitauen  unb  ^olen.  Senn  er  foÖte  f)ier  bie  ©d)mierig= 
feiten  ^eben,  bie  fid)  für  Siölanb  au§  ber  engen  S^erbinbung 
^mifd^en  ^önig  ©igiSmunb  unb  5nbred;t  ergaben.  @r  erhielt 
aud)  oom  Si3nig  beru^igenbe  (Srflörungen  in  ber  preu^ifd)en 
©oc^e.  ©igi§munb  uioüte  fic^  mit  ben  $8erfid)erungen  '!piettenberg§, 
baf3  feine  9f?ü[tungen  nur  ben  D^uffen  gälten  unb  feine§tüegö 
gegen  ben  ^er^og  geridjtet  feien,  gufrieben  geben,  obmof)!  if)u 
§(lbred)t  in  entgegengefe^ter  Sftic^tung  fc^arf  ju  machen  üerfudjte. 


1)  S89I.  a.  ^JtrbufoJü  sen.,  2fften  unb  ^^t]\t  3,  9k.  240.  245,  ©.635 
unb  '^Inm.  5  Ärebeux  'ipiettenberg^  für  ©d)nccberg,  SBenben,  1526  3lug.  2, 
gjJitteilungen  au§  ber  Uölänb.  (^cfc^.  2,  @.  503,  Ta.  9.  ^nftraftion  ^Mctten> 
t)erg§  für  33ifd)üf  §ermann  üoii  Äurtanb  unb  für  Sd)nectierg,  Söenbcn,  1520, 
■^tug.  10  (gragment,  betrifft  nur  Siegalien  unb  QoU);  SBcrbung  ©rfjueeberg? 
an  SIeen  [1526  2tug.],  bemfclbcn  üorgctragen  [cor  Dtt.  21|.  Stereo  ju 
(Sid)enbod^,  1527  3u"i  16.  S3lQn!enfclb  an  ^^lettenberg,  9iegen§burg,  1527 
2IpriI  16—18.  S^enningerä  ^ertdit  an  tieen  (mir  I)tcr  finbet  fid)  ber  im 
2;ej;t  lüiebergegebene  ^(uftrog),  abgeftattct  1527  ;3an.  (SBien  unb  $Reid)#' 
ardjio  ^u  ©tod^olm,  .'otibebranb);  'DJJitteilungen  au§  ber  liülänb.  ®cfdi.  17, 
©.  93. 


<ßictteubci-fl.  iH 

@r  fagte  oud)  ^u,  baf,  er  t)tn  ^^eräog  „tuiber  bie  Üicltgiou"  nidjt 
unterftü^en  iverbe  —  ^lettenbenj  t)Qtte  fidj  auf  fein  @et)orfam'c= 
üerf)ältni§  gegen  ben  vnp[tlid;en  ©tutjl  berufen,  ba§  i^nt  feine 
§altnng  ^um  Profaner  S3ertrage  flar  üorfd)reibe  — ,  aber  er 
formulierte  feinen  ©tanbpunft  im  übrigen  feljr  bentlid):  ha§> 
polnifdj =prenf3if dje  ?(bfommen  ^n  ^rn!au  einerfeit§  unb  5llbred}t§ 
^^Ibfall  ooni  ©lanben  feien  ^njei  gan^  getrennte  unb  üerfd)iebene 
®ingc,  aber  im  g-alle  eine»  Eingriffs  auf  ben  |)er5og  luegen 
Deffen  2el)n§tierbinbung  mit  ^olen  luerbe  er  feinen  SSafallen  mit 
aller  feiner  9J?ad)t  üerteibigen.  SDa§  luor  ein  SBin!  gegen  alle 
üon  ben  S)eutfd)l)erren  ober  oon  ^lettenberg  etiua  beabfid)tigten 
g^einbfeligfeiten  gegen  ben  abgefallenen  ^odjmeifter  unb  legte  ben 
SiüläubtTu  ftrifte  militärifdje  9feutralität  auf.  ®er  (Sr^bifdjuf 
unterl)anbelte  mit  (SigiSmunb  unb  ben  ©ro^en  ber  Ärone  ^olen 
oud^  megen  ber  ^Jadjfolge  im  ^odnneifteramt,  mobei  ber  ßönig 
feine  Unfd)nlb  an  ber  „SSeränberung"  be§  Crben§  in  ^reu^en 
beteuerte.  SSie  meit  23lan!enfelb  auf  biefem  ©ebiet  5Iufträge  be§ 
9}?eifter§  erfüllte,  fte^t  n)ieberum  nidjt  feft;  büc^  feine  95ricfe  an 
^^lettenberg  au§  biefer  ^nt  ftrömen  über  üon  ©rgebenljeit  gegen 
feine  ^erfon.  ^lettenbergä  Äanbibatur  luirb  ber  @rgbifc|of  faum 
ermäljut,  ttJO^l  aber  bem  Äönig  jugefagt  l)aben,  ba'^  er  bei  ber 
9fiegelung  ber  ^odjmeifterfrage  eine  öffentliche  5lbfe^ung  bes 
abtrünnigen  5tlbred)t  unb  eine  faiferlic^e  ?ld^terflärnng  l)inter=^ 
treiben  unb  überljaupt  bafür  forgen  molle,  ba^  bem  etjemaligen 
|)od^meifter  bei  ber  ^temoa^l  ni^t  ju  nal)e  getreten  werbe. 
iSigi§munb§  ^anptintereffe  in  biefer  Angelegenheit  gipfelte  in 
ber  Sßertiinberung  einer  förmtid)en  fd)mad)Oonen  Stbfe^ung  feine§ 
ße^nSmanne»  unb  S^enuanbten.  An  Unterneljmungen  gegen 
Albred)t,  bie  bie  ©egner  nur  nod)  me^r  reiben  mußten,  mar  mot)l 
auc^  bem  oon  gmei  ©eiten  bebroljten  liolänbifdjen  SOteifter  nidjt 
gelegen,  mäljrenb  bie  Sentfdj^erren  in  biefer  üiidjtnng  feine 
äiüdfic^t  §u  nel)men  braudjten.  93eftimmt  ni(^t  in  ^lettenberg§ 
8inn  mar  e§  aber,  ba^  Slanfenfelb  oom  Äi3nige  ben  Auftrag 
entgegennahm,  it)n  in  9iom  unb  beim  Äaifer  megen  feiner  Sßer- 
binbung  mit  bem  fe^erifdjen  t'perjoge  §u  oerteibigen  unb  and) 
Albred)t  biefen  S)ienft  ju  leiften.  S5on  bem  ootlen  S^ertrauen 
©igigmnnb«  begleitet  unb  mit  polnifdien  (Smpfet)lung§briefen  oer= 


44  Üconib  2trbu)0Ju, 

fe^en,  langte  ^^^lettenberge  groeibentiger  SSertreter  etwa  im  9^ot)eniber 
in  Otoin  an.i) 

2)ie  beiben  anberen  ©ejanbten  ftanben  injnjifd^en  in  lang* 
nnerigen  SSerljanblungen  mit  bem  9^eid)5regiment  §u  (Sfeüngen 
megen  ber  9fiegalien  für  ben  liölänbifcfien  SJ^eifter  unb  mit  ben 
^eutfd^fjerren  roegen  berfelben  Slngeiegen^eit  unb  ber  9fiege(ung 
ber  Drben§iarf)en.  $5eim  -Deutjdjmeifter  Jüurbe  if)nen  fofort  mit 
bem  üie(be]d)rienen  allgemeinen  23erbacf)t  gegen  ^^(ettenberg§ 
Äatfjolijität    aufgeinartet:    fie    entfdjulbigten    it)n,    ber    33i)c^of 


')  SSgl.  iBIanfeiifelb  an  ^$lettenberg,  MÜm,  1526  5(ug.  7  OKeidisardito 
^u  <Btodi}olm,  .^ilbebranb)  unb  ben  gfc^cnbadier  9ie^eB  üon  1527  3uni  16 
(3Bien  =  |)iIbebranb)  unb  Sogiel  5,  9?r.  CHI  (152G  3ept.  7),  Äarge  a.  a.  D. 
S.  425,  5tnnt.  1,  isoto  a.  a.  £.  S.  343  unb  ba,^u  Acta  Tomiciana  8,  3lx.  35, 
3.  49 f.  [1526]  9)iai  15,  jorcie  übet  bie  allgemeine  bnmalige  öoltung  Äönig 
Stgismunbä  ^^^ierling  S.  J.,  La  Russie  et  le  Saint-Siege  S.299.  807ff. 
Übereberger,  C|terreid}  unb  ^KuBlanb,  1,  190G,  3.187.  195.  204-208. 
209—211.  —  Unter:^anbluugeu  33laufeufelb§  mit  Sigi^muub  roegen  ber 
|)od.}meifterfrage  finb  belegt  burcf)  ben  ß)c^enbad)cr  9iej^e§,  33riefe  58(anfenfelb5 
on  Äronberg  üon  1527  gebr.  19  unb  20  unb  ^'ietrid)!  üon  .'pafetac^  an 
Ärouberg  Don  1527  %ibv.  28  (3Sieu  unb  :'Heid)§arcf)iö  ,^u  Stoctbolm,  .öilbe» 
branb;  Sd)nöriug  a.  a.  £.  3.  78.  114,  §(nnt.  339)  unb  bas^  3d)rciben  eineg 
'2tnoni}mu§  [aus  li!?enebig?J  an  5)ietrid)  oon  |)a§lac^  [1527  ca.  5e^i^-/5^ä^3]f 
(3Bien»§iIbebranb).  (£in  m.  3Jc.  n.  nid)t  ^ntreffcnbeg  Urteil  über  ben  3inn 
oon  33Ianfcniclb^  bamaligen  Sscr^anbluugcn  mit  3igi5munb  betreffe 
rKufelaubg  fällt  \H.  iöerenbt«,  33a!tiirf)e  nionütÄfdjrift  54,  1902,  3.  360. 

Snbe^ug  ouf  bo§  rüdfialtlofe  3.<ertrauen,  ba^  man  in  ^ißolen  feitbem 
auf  ^Blantenfclb  fe^tc,  finb  folgenbc  ^J3riefe  äufterft  fennjcid)nenb:  .tönig 
Sigi§munb  an  Gtemcn§  VII.  unb  Soren^o  %ncd  (2f)ciner  2,  3lx.  478,  3.  446, 
3Barfdiau,  1526  3e^t.  9;  ein  aubreö  3d)veiben  im  3icid)Sard)iD  ju  9JJoäfau, 
.pilbebraub).  Sarbiual  Üoren^o  ''^^ucci  an  £önig  Sigi^munb,  3?om,  1526 
2)ej.  7  (pgleid)  ein  5ße(eg  für  ^.ölanfenieibi-  Shifunft  in  3iom)  unb  Somidi 
an  gSfanfcnfelb  [1527  iytbx.  18—24]  unb  1527  5(pri(  (befonbcrg  d)acafterifttfd)). 
Acta  Tomiciana  S3b.  8,  9ir.  99,  3.  136,  SSb.  9,  9tv.  51.  116.  3.  aud)  3igi^=' 
muubs  Qnftruttion  für  §lnbreaä  ©orfo,  poln.  ®efaubten  an  ben  beutfd^en 
iRtiä)§iaQ  [1527  grü^iot)r]:  mcgcn  ber  Satidjulbiguug  bes  Äönigg  inbepg 
auf  bie  Ummäl,^ung  in  '•^veuf^en  foU  er  fidi  an  93(aufcnfe(b  galten  unb 
beifen  Unterftü^ung  erbitten.  Acta  Tomiciana  9,  Ta.  115.  177.  i)Jad)  ^erjog 
3übred)tg  3Serbäd)tiguug  füll  331anfenfclb  fid)  auf  bem  l'Kegeugbnrger  JReid)g= 
tage  freilid)  gerabe  in  eutgegeugefe|ter  3itd)tung  betätigt  Ijaben  (ugl.  'sJübredjt 
an  ben  |io(nifd)en  Äönig,  1527  Oft.  18,  Acta  Tomiciana  9,  9h-.  312):  aber 
biefer  3ieid)Stag  ^otte  über!^aupt  nidit  ftattgefunbeu. 


«JJtetteiibeia.  45 

^ermann  jebod)  nur  mit  tjeteiltem  ^erjeii.  2)enu  er  gefjbrte  ^u 
bell  fanotijc^ften  9ftömlingen  in  ßiölanb,  bie,  iuie  aiidj  ber  Komtur 
^u  ^ellin,  dor  einem  Umfall  ^^^lettenbergg  nad)  ber  Intljerijdjen  Seite 
gitterten  nnb  it)n  burd)  93ittcn  nnb  t)albe  !I)rü^nngen  gegen  fe^erifdie 
SSerfü()rnng  feft  ju  niadjcn  jnd)ten.  (gm  überf(üffige§  33eginnen, 
t)ü§>  aber  geigte,  \va§  man  in  ber  atigemeinen  Erregung  über  ben 
^^Ibfall  bes  §od)mei[ter§  and)  bem  9J?eifter  in  Siötanb  gntraute.')- — 
SSei  ben  Untertjanbtungen  luegen  ber  5Heidj§beIe^nnng  tüar 
öon  Meen  menig  SBeiftanb  gn  erlangen,  nnb  I)infid)tlic^  ber 
OrbenSangelegen^eit  [teilte  fid)  je^t  al§  fidjer  tieran'S,  ta'^  ber 
Seutfd)mei[ter,  obwoljl  bie  t)ier  et)emot§  pren^ijdjen  Äammer= 
balleien  fid)  nod)  nidjt  enbgültig  in  bie  nene  Drbnnng  gefügt 
I)atten,  al§  üorlänfigeS  Oberhaupt  be§  gangen  Drben§  anfgefteüt 
loar  nnb  auf  bie  3Inerfennnng  ber  Siöliinber  nebft  einem  Seitrage 
t)on  3000  (Bulben  für  ben  biptonuitifdien  Slampf  gegen  ^(Ibredjt 
redjnete,  foba^  alfo  betreffe  ber  9^ad)foIge  im  §od)meiftertum  bie 
SDeutjdj^erren  ben  ?tbfid)ten  ^^Iettenberg§  fdjon  tneit  guüorgefommen 
umren.  Sijdjof  9ionneberg,  obiüotjl  eine  Äreatur  ^Iettenberg§, 
ftellte  fid)  aber  auf  einen  gang  anberen  ©tanbpunft  a\§>  fein 
5tuftraggeber,  inbem  er  bem  SDeutfd)meifter  t)on  oornl)erein  in 
ber  (Erneuerung  be§  i^od)meifteramt§  unb  in  allen  fonftigen 
Orben§jad)en  bie  erfte  Stimme  unb  |)auptentjd)eibung  überlief. 
®iefert)alben  unb  gur  S^orna^me  lion  ^ilnberungen  im  OrbenSbud) 
—  hierauf  gingen  'ijJIettenbergS  Stbfidjten  megen  einer  „Üieform" 
be§  Seutfdjeu  OrbenS  —  frf)Iuö  ^"^  Äleen  eine  55erfammlung 
bentfc^er  unb  liülönbifdjer  CrbenSüertreter  in  Sübed  tior.  ®eren 
33efd)Iüffe  füllten  bann  öon  ^apft  unb  Äaifer  beftätigt  nnb  fomit 
ber  gange  Orben  auf  erneuerten  (55rnnblagen  gefidjert  unb  befeftigt 
n:)erbeu.  §iuter  ber  ^Intmort  ber  2)eutf(^^erren,  bie  im  allgemeinen 
guftimmenb  lautete,  ben  "Jermin  ber  Sßerfamminng  aber  I)inau§= 
fd)ob,  ftanb  bodj  nur  ber  SBnnfd),  bie  unbequemen  ?tntröge  auf 
bie  lange  S3anf  gu  fi^ieben,  bi§  bie  SDrbenSfadje  öom  ^aifer  nad) 

0  S8gl.  33iid)of  ^cnuaiut  nn  '^Ictteubcvg,  ^''i'^Esljeitn,  1526  9Joü.  15 
(3\cic^iatd)iü  ju  Stodljolm,  i^ilbcbvanb;  ügl.  be§)eibcn:  'Otrbeiten  für  \>a<^ 
iiiö=,  eft=  unb  turläiibU*e  Urfuiibenbu(^  1875/76,  3{iga  1877,  @.  30); 
SBerbung  @d)uecberg§  beim  S)eiit)cf)meiitei-  unb  beffen  ^^hittuürt,  3\Ptcnbitrg 
1526,  D!t.25,  ügl.  aud)  ^^iicttcrbcrg  an  5l1een,  1526  ^JfoD.18  CJßicu<.^übebianb\ 


4Ö  Sieonib  Slrbufow, 

ifjrem  ©iiiii  crkbigt  lüürbe.')  2)enn  gerate  bamalg  befdjlo^  ein 
Sl'apitel  5U  SD^ergentf)eim  (16.  ©e^.  1526),  bcn  !aiferüd)en  |)errn 
5U  bitten,  bafj  er  bie  9lbniiniftratur  be§  ^odimeifteramtS,  gemö^ 
ben  Drben§[tatnten,  fortan  auf  ben  jelueiligen  S)eut)d)mei[ter 
übertrage,  benfelben  al§  Hbminiftrator  beftätige  unb  ade  SOätglieber 
be§  Drben§  ^um  @ef)orfam  gegen  it)n  anhalte  —  aljo  aud)  bcn 
^[Reifter  in  ßiölanb  unb  feine  ©ebietiger.  ^n  berfelben  ßät 
trat  ber  n^enig  energifdje  Ä'Ieen,  ber  fid)  ber  adgemeinen  Sage, 
Jüof)(  and)  ben  Sftef ormationSlnirren  gegenüber,  nidjt  gen)ad)fen  füf)Ite, 
öom  5(mt  gurüd,  unb  an  feiner  ©tatt  würbe  ber  äifit'enju^te 
nnb  fraftöolle  SSalter  öon  Äronberg  giirn  3Deutfd)meifter  unb 
Stbminiftrator  be§  ,"pod)meiftertum§  gelt)ö()It.-)  2e|tere§  bebeutete 
aber  eine  flare  ^erle^ung  ber  Orben§ftatuten  unb  ber  9fied)te 
ber  ßiülönber,  ha  ba§  ^od)nieifteramt  üon  jeljer  nur  öon  allen 
brei  OrbenSätueigen  gemeinfam,  auf  einem  ©eneralfapitel,  befet^t 
luerben  burfte.  Sfiidjtig  tt)ar  freiließ,  ba^  nad)  ben  Statuten  ber 
S)entfd)meifter  ben  erften  Stnfprnd}  auf  bie  ©telloertretnng  be§ 
oberften  i^aupte§  f)atte.  ®er  Slmt^antritt  ^ronbergS  bebentete 
für  bog  ^erjogtum  $nbred)t§  jebenfatB  eine  (Sr^öfjung  ber  ®efat)r, 
für  ^Iettenberg§  Stbfidjten  aber  ebenfalls  eine  SSeränberung  ber 
Sage  ^nm  ©d}Ied)teren. 

9hir  bie  ®rtt)erbung  ber  Üiegatien  tarn  bamolg  gum  glüdlid)en 
Slbfd^Iu^.  S)a§  ©Biinger  9ftei(^§regiment  erteilte  fie  bem  litilänbifc^en 
9}Jeifter  am  24.  ^e^ember  1526,  bie  feiertidje  93elet)nung  be§  neuen 

0  SSgl.  bie  S8orj'd)(ä9e  bc§  Sifcl)of§  ^ermann  Don  Surlanb  unb 
grtebnd)  6cf)neeberg^  on  Äleen,  (gelingen  1526  Sej.  8;  „^anblung  be§ 
I'apitelg  iu  SQZevgentfieim,"  1526  Sej.  17.  93ijd}of  öon  turlanb  an  ben 
3)eutfcl)in elfter  Äleen,  ©felingen  1526  ©eg.  29  (erfährt  tjon  Meenä  Siücftritt 
erft  im  legten  SJJoment).  1)eutfct)meifter  ^ronberg  an  33ifct)of  ^ermann, 
1.527  San.  10  (in  ber  Drbenöfad)e  bürfe  nid)t§  übereilt  trerben).  ä3ijc^of 
^txmann  an  ''^Jlctteiiberg,  .'pilbei§l)eim  1527  ^Jiärj  15  (um  bie  Drbenäjad)en 
„ha§  oberste  §aupt  belangenb"  ^at  er  fic^  nid)t  mel)r  gefümmert,  aber  fein 
'Stat  fei  10,  mie  Sd)neeberg  ben  ^leifter  insmifdjen  unterrid}tet  :^abcn  loirb; 
möd)te  gern  in  fein  Stift  ,viri''ff  ""^  ßüe  (£ad)en  bem  Srj^bifdjof  33Ianfen* 
felb  überlaffen,  i^at  oud)  eine  genügenbe  33oIImac^t  uftü.)  —  SBien  unb 
$Reid)gard}it)  ^u  ©tocf^olm,  §ilbebranb. 

»)  58oigt  a.  a.  D.  2,  ©.  28  f.,  ügl.  Äarge  a.  a.  D.  ©.  407.  D.  .'parnad, 
Üiölanb  ali  mkb  beg  Seutfd)en  JReic^g,  ^reu^.  Sa^rbb.  1891,  ©.385, 
unb  banadb  Äarge  o.  o.  D.  ©.  410  l^aben  ba^'  unrid)tige  S)atum  1527  2)eä.  24. 


9^eicf)§fürften  blieb  aber  ber  nödjj'ten  §Init)efen()eit  be§  S^'aiferg  in 
2)eiitfd)lQnb  öovbetjalten.  S)er  engfte  [taotSrecfjtlid^e  Stnfdjlu^  be§ 
liolänbiidjcn  Orbenöglüeigeä  an  ta^  aftömijdje  9ieidj  \vav  aber  nun 
beiuirtt,  uub  ^Uettenberg  burfte  feine  §ilfe  äum  S3eften  be§  SanbeS 
in  5(nfprud)  neljmen.  greilid^  wax  auf  realen  58ei[tanb  öon 
bem  derfatlenben,  fraftlofen  Sfteid)  in  jener  ßüt  nur  fd)luer 
ju  rcdjnen.  ^od)  bei  ^^Iettenberg§  93eftrebungen  famen, 
neben  ibeaten  SSorfteüungen,  bie  mit  ber  geheiligten  9ieic^§gelüalt 
immer  nod)  äufammenfjingen,  audj  ^iüdfidjten  auf  feine  Stellung 
in  ßiölanb,  gegenüber  ben  ^rälaten,  fottjie  auf  jenen  5ltieg§äon 
öon  ^önig  SJbj  in  iöetradjt.  2)effen  Umiuanblung  in  einen 
„eiüigen"  gelang  jebod)  nidjt:  man  mie§  bie  (i^efanbten  an  ben 
.^aifer.  @ie  erlebten  übrigens  nod)  eine  ©nttöufc^ung.  ®enu 
bie  Üiegatien  füllten  in  ber  SBeife  verteilt  merben,  ba^  ber  SÜJeifter 
bie  bem  9ieid)e  al§  beffen  gürft  fdjulbigen  S)ienfte  in  ßiolanb 
felbft,  burd)  bie  ^Ibiue^r  ber  9iuffen,  ab leiften  bürfe.  ^^(ber  in 
ber  9tu§fertigung  be§  9ftel(^)§regiment§  fanb  fid)  tro^  aller  ^^rotefte 
bod^  bie  ^öeftimmung,  ha'^  ^lettenberg  ju  allen  9ieid)§auf lagen 
unb  ^aufgeboten  in  berfelben  SBeife,  mie  bie  übrigen  9^eid)§[tänbe, 
öerpflid)tet  fei,  unb  bie  ^Ibönberung  biefer  ^laufet  mu^te  lueiteren 
Semü^ungen  üorbel)atten  bleiben.')  — 

(Sin  Eingreifen  ber  oberften  .^äupter  ber  (Sl)ri[tenl)eit  in  bie 
S(ngelegenl)eiten  be§  OrbenS  ju  üeranlaffen,  XDax  bie  .^auptoufgabe 
be§  getliner  ÄomturS  ©raüe,  ber  fid)  nac^  feinem  erfolggefrönteu 
5luftreten  in  9^om  gum  -  faifertid)en  i^oflager  in  Spanien  auf= 
gemadjt  ^atte.  ipier  mu§te  er  aber  in  ber  ^erfon  be§  üielgenianbten 
polnifc^en  ®efdjüft§träger§  Sodann  glad)§binber  gen.  S)antifcuö 
auf  einen  l)artnädigen  ©egner  treffen.  5lad)§binber  üertrat,  in 
Übereinftimmung  mit  ber  feit  bem  5lrafauer  S^ertrage  beftet)enben 
polnifd)=preu^ifc^en  ^ntereffengemeinfdjaft,  neben  ben  Slngelegen* 
l^eiten  ber  Ärone  ^olen  aud^  biejenigen  be§  preu^ifd^en  ^erjogg. 
greilid)  mar  ÄarlV.,  feit  ^aöia  auf  bem  ^ö^epuntt  feiner  Wad^t, 
unb  burd)brungen  oon  ber  ?lufgabe,  ber  ©d)irml)err  ber  ganzen 
fatl)olifd)en  Badjt  gu  fein,  über  ben  fe^erifdjen  5(lbred^t  l)i3djft 


*)  Sl!ten    im   SBiener  §trd)iü,  ^ilbcbraub.     S8gl.  oud}   SOhtteiiungcn 
aug  ber  aülünbijd)en  ®efd)id)te  2,  ©.  503  f.  9^r.  10—12. 


48  liiimiiib  ''MrDufoai,  i 

aufgebvadjt.  2)effeii  ebenfaü'o  oerbäcljtigcm  poluijdjcm  ^c()n§f)errit 
bitrfte  cv  jebod)  im  ^inblicf  auf  bie  Stellung  fcineö  53ruberö  1 

gerbiuaub,   tro^  8igi§munb§  3J?ad)cnfcf)aften   in  9351)meu  unb  | 

Ungarn,  oud)  nicfjt  gu  nat)e  treten J)  3mmert)in  toax  bie 
Stimmung   bc§  Saijerö   gegen  ^cr^og  ^(Ibred^t   fdjtedjt  genug,  ; 

unb  um  fo  gnäbiger  gegen  ben  trengcbliebenen  leil  be§  S)eutfd)en  ; 

Crben§  —  nur,  ba|3  ^'arl§  SBof)üüü(Ien  fdjlie^üd)  bod)  nidjt  in 
einer  ^örberung  ber  ^^nede  ber  Siölänber  ^um  5(u§brnd  fam.  j 

®enn  mit  ^Iettenberg§  $8e|trebungen,  ®inf(uJ3  onf  bie  ©eftoltung  ] 

ber  ^inge  im  Drben  unb  bie  S^iemnaf)!  eineg  ^odjmeifterö  ju  '\ 

erreidjen,  fonfurrierten  erfo(greid)  bie  Seutfdj^erren,  bie  in  bem  " 

Äianjier  5^oIt^ajar  SQZerflin,  ^ropft  nou  SBatbfird),  it)r  (£prac^rof)r  ; 

t)atten.    Äteen  ^atte,  uon  ben  5lbfid}ten  be§  liülänbiidjen  Komture  i 

unterrid)tet,  am  ^aifer^of  red)tjeitig  norgebaut.  5(ud)  mar 
^lettenberg  megen  feiner  angeblidj  nnfidjeren  firc^Iidjen  Haltung 
bort  fo  üerbäd)tigt  morben,  ha^  ber  Äaifer  bem  3}eutfc^meifter 
ermät)ntermaf5en    eine    befonbere   ^^(uffidjt    über    ben   Orben    in  ^ 

Siolanb  anbefot)Ien  ^atte.  5tuf  Intrigen  biefer  Strt  fpielte 
S3ifi^of  .^ermann  oon  ^nrlanb  mat)rfd)einlid^  an,  menn  er 
^lettenberg  fd)rieb:  ber  3)eutfd)mei[ter  überfenbe  if)m  lüo()l 
©rtaffe  öon  ^apft  unb  Äaifer,  fage  babei  aber  nidjt,  auf  meldje 
Sßeife  fie  auggemirft  unb  mie  bie  beiben  ^äupter  ber  (Ef)ri[ten= 
t)cit  informiert  morben  feien.^)    ^er  ^elltner  Komtur  mu^te  alfo  '■ 

mit  [tarfer  $8oreingenommenf)eit  redjuen.  2)ie  marme  piipftlic^e 
©mpfeljlung  nü|te  i^m  mot)I  menig,  ba  bo§  Sßer^ättniS  ^mifdieu 
ßlemenSVII.  unb  bem  Äaifer  fid)  feit  bem  §(bfd)Inf3  ber  2iga 
öon  Gognac  beftönbig  t)erfd)Ie(^tert  (jatte  unb  in  Italien  alSbalb 
ber  Äricg  an^brac^.  ^ontifcu§  faf)  ber  ?tnfunft  be§  neuen 
g^einbeg  öon  ^^x^oq  5nbred)t  mit  großer  Üru^e  entgegen,    ^ie 

')  35gl.  S'arc^e  a.  a.  C.  3.  4141. 

-)  Sild}of  ^ermann  an  ^45(cttenberg,  §i(be5f)eiiit  1526  9ioo.  15.  2;icic 
9.)tnnbate  »oaren  tt)o:^I  bie  „^opun",  bie  ^Icttcnbcvg  in  feinem  Sdjreiben 
an  Äleen  üon  1526  9loö.  18  (^tntiuort  auf  ft(ecn§  Sd)reiben  öom  6.  Sept.) 
ai'3  eingcirojfcn  cciuä^nt.  (:ß>icn  =  .'r)ilbcbvaub).  Über  biefe  int  Scjt  er- 
niii^nten  SDJanbate  ^art^  V.  unb  SIcmen»  VII.  fonnte  id)  ni^tö  feftftellen. 
Unter  bem  päpftlitf)en  Srta&  tüirb  man  bocl)  fauin  bog  oben  eriDäf)nte  95reDe 
oon  1526  ^an.  21  locgen  ber  Sablfvage  oerfte^n  bürfen. 


5(5(ettcii£ierg.  49 

erfteit  9JQd;ri(^teii  erijielt  er,  etira  nad)  Wütt  Oftober  1526,  öon 
einem  feiner  SJiener  an§  2u[tgnan  (ber  Ä'omtur  reifte  atfo  über 
3^ranfreic^,  um,  etttja  oon  Sa  Sftoc^eüe,  ben  ©eeiueg  naä)  Spanien 
ju  nef)men):  „e§  fei  ein  @rei§  quo  ßiölanb  auf  bem  SBege,  um 
über  5tlbre(f)t  unb  ben  polnifdjen  Äönig  ^lage  ^u  f uferen;  biefer 
t)obe  Sllbred^t,  ben  9Red^ten  be§  9teid^e§  5un)iber,  §um  ^erjog 
gema(^t,  tüa§>  bod)  allein  beim  Äaifer  ftetie."  S(uc^  be§  ^erjogö 
S3ruber,  ber  SÜiarfgraf  Soljann  5(Ibred^t,  ber  feit  bem  Sa^re  1525 
jur  S5ertretung  ber  branbenburgif(^=preu^ifc^en  Sntereffen  om 
ßaifer[)of  lueilte  unb  mit  bem  polnifc^en  Sftefibenten  enge 
<5)cmeinfd)aft  unterhielt,  befam  eine  SBarnung,  freiließ  aben= 
teuerlid)  entfteüt:  „ber  neu  eriuäfjlte  9Jieifter  (!)  be§  Drben§ 
toerbe  mit  flogen  über  ^erjog  5(Ibred)t  nad)  ©ranaba  fommen." 
8o  !onnte  fid)  alfo  bie  Gegenpartei  redjt^eitig  öorbereiten.^) 
2lud^  ocr^iigerte  fic^  ®raoe§  Slntunft  beim  ^aifer  noc^  minbeften§ 
bi§  in  ben  Einfang  be§  Safjre^  1527,  foba^  er  fdjlie^li(^  erft 
ettüa  im  g^ebruar  in  SSatlabotib  eintraf.  Unb  bann  fonnte  er 
mit  feiner  SJJiffion  gegen  bie  eifrige  Xätigfeit  garniert  ouffommen, 
bie  bie  2)eutfd)t)erren  mit  Unterftü^ung  ber  faiferüd^en  3iäte  unb 
einiger  ftreng  fattjolifd^er  bcutfd)er  gürften,  u.  a.  |)einriQj§  üon 
ÜJaffau,  it)rerfeit§  gegen  5Ubred)t  entfalteten.  S)em  gegenüber 
t)atte  Äarl  V.  natürlich  menig  Suft,  in  ber  fd^iyierigen  preu^ifd^en 
^roge  unb  erft  rec^t  n)egen  ber  §od)meifterU)a(jI,  wo  bie  S)eutfc^= 
t)erren  i^re  befonbcren  ^kk  bem  §(nfud)eu  be§  Siülänber§ 
entgegenftellten,  eine  (Sntfdjeibung  ju  faden.  St)in  tuaren  bie 
üoIänbifd)en  ^uftänbe  nur  in  gefärbter  ©arftellung  befannt,  unb 
er  befa^  für  bieg  ujeit  abgelegene  Sanb,  luenn  übert)aupt,  nur 
ein  minimale»  Sntereffe.  ör  lie^  bat)er  ben  SJJeifter  nur  feine§ 
2Büt)IU)olIen§  üerfid)ern  unb  nerfprad)  haS'  S3efte  für  bie  ^ufunft, 
fobalb  er  luieber  nad)  ®eutfd)Ianb  fomme,  woran  i()n  ber  ^apft, 
gran!reid)  unb  anbere  geinbe  bi§f)er  gefjinbert  Ijätten.^)    Über 


1)  ^0^.  Santi^cuä  an  ^öntg  ©igiämunb,  ÖJranaba  (1526)  SDej.  6. 
Acta  Tomiciana  8,  9Jr.  258,  <3.  374. 

")  S^eobor  @d)iemaiin,  9iegeften  öerlorener  Urfunbcn  an?"  bem  alten 
liölänbii'c^en  DrbenC'Ordjio,  Witau  1873,  ©.  29f.  9ir.  86,  ügl.  cbDa  9h-. 
83—85,  ä;aaabDlib,  1527  [SJMr^  1?].  iBgl.  übrigens  and)  2.  5(rbnfo>t)  sen., 
Stften  unb  S?eäefje  3,  9h.  247,  ©.  643  nnb  9tr.  248,  5  (ein  onbercS  faiferlidjeä 

©(^r.  33.  f.  9t.  36, 2.  4 


50  Sconib  9(rbufott), 

t)a§  iRejuItat  oon  @rat)e§  3!)?iffion  urteilte  nai^  jeiuer  Slbreije  im 
^Hiifang  beg  Wax^  ber  poInifcf)e  ©efanbte:  „er  t)at  überaus  fcfituere 
^(iiflagen  gegen  ben  ^erjog  öon  ^reufjen  oorgebradjt  uub  niancijerlei 
.^ilföforberungen  an  ben  S^aifer  geftellt,  jeboc^  nidjtS  erljalten." 
^a§  Xüax  richtig.  9Zotgebrungen  glaubte  ber  Äomtur  ficf)  jogav 
mit  (SmpfefjtungSbriefen  be§  ^anti§cu§,  ber  bod^  jein  poIitifcf)er 
(S^egner  ftiar,  für  freien  S)urc^5ug  burc^  bie  Sanbe  be§  polnifif)en 
Königs  üerfe^en  ju  muffen,  ba  it)m  ber  3Beg  bur(^  ^reufeen 
werf d) (offen  tüax.  §ier  ()at  man  it)m  feine  Slnflagen  beim  ^oifer 
gegen  5((bre(f)t  noc^  Satire  lang  nadjgetragcn  unb  fic  als  gegen  bie 
?0?ajeftät  be§  polnifd)en  Sonigg  gerid)tet  bargeftellt  unb  au§genu|t.') 
Sn  Sf^om,  hü^  al§  potitifd^er  S3rennpun!t  be§  SIbenbtanbes 
öamatg  bod)  nur  an  ^Xüt'ikx  ©teile  ftanb,  t)atte  iuäUnfdjen  ^(etten- 
bergs  britter  ökfanbter,  ©rgbifc^of  iölanfcnfelb,  eine  fieberfjafte 
Jätigfeit  entfaltet,  (gr  xdüx  t)ier  in  feinem  (SIement.  @§  fiel 
il)m  nid)t  fc^uier,  gute  atte  93e5ie^un9en  mieber  aufäufrifdjen. 
Mit  ^^apft  Glemeng  VII.  ^atte  er,  ai§>  jener  nod^  Äarbinat^^ßije» 
fa  Haler  unb  ^roteftor  be§  SDeutfdjen  DrbenS  gemefen  mor,  in 
na()em  t)äufigem  S^erfebr  geftanben.  Qu  lebtjafte  Untertjanbtungen 
trat  er  aud)  mit  üerid)iebenen  Äarbinölen,  u.  a.  and)  mit  bem  if)m 
g{eid)fall§  mot)Ibefannten  unb  einf[u|reid)en  päpftlid)en  ^atov 
fioren^^o  ^^ucci,  ^roteftor  be§  Äi3nigreid)g  ^olen.  5{uf  beffen 
^reunbfc^aft  tat  er  fic^  offen  etma§  pgute,  rtiie  biefer  feinerfeits 
in  ©riefen  nad)  ^olen  aud)  S3Ianfenfelb§  großen  @ifer  für  Äönig 
gigismunbg  S(nge(egent}eitcn  rüf)mte,  obgleid^  er  bem  ©rgbifc^of 
im  .^erjen  „fpinncfeinb"  geinefen  fein  foH.^)   S)a  bie  Sntereffen  ber 

l'(Qnbat).  2^ic  Bei  Sc^nötirtg  a.  a.  D.  S.  87  unb  (2. 115,  §{nm.  373  ertoä^nteii 
i).1fQnbale  ilavl§  V.  an  ^Icttcuberg  üon  152S  Se^t.  8  unb  an  bie  Stabi 
.'Kiga  üüu  1527  3"U  5  finb  mir  unbefannt,  unb  id)  fann  niditg  über  jie 
fe[tfte{fen ;  es  fällt  ober  auf,  bo§  fie  anfrf)einenb  beibe  auf  ben  „neuen  (Jr^j* 
bifrijof"  SSejug  nehmen  follcn,  luä^rcnb  Slaufenfelb  erft  im  Sept.  1527 
geftüvbeu  ift. 

')  3of).  5)anti§cug  an  ^önig  ©igigmunb,  «aaaboUb,  1527  Mai  G, 
Acta  Tomiciana  9,  3lx.  149,  egl.  58b.  12,  9Jr.  419,  ©.  393  (fönbe  1.530). 

^)  ^.ßucci  an  Stönig  eigismunb,  9iom,  1526  Seg.  7,  Acta  Tomiciana  8, 
5iT.  99,  S.  136.  Qtmbrofiuö  neu  ©umppenberg  an  Sietridj  tion  ^a^laä^, 
[5{om?l  1527  mäxi  1  (SBien-^iilbebranb.  «gl.  Si^ungöber.  b.  ®ejeü= 
Idjaft  f.  öJefcf).  u.  ?lltertum§funbe  gu  «Riga  1912,  ©.355  9Jr.  H. 


«ßlettenberg.  51 

betben  Stuftroggeber,  für  \vdä)t  ber  üolänbifc^e  ©ejanbte  arbeitete, 
einanber  ^rnüiberliefen,  mußten  llonffifte  freiließ  naheliegen 
!ffiöf)renb  er  mit  ^ucci  sujammen  beim  ^opft  feine  polnifc^en 
•Jlufträge  erlebigte,  unterljanbette  er  an  ber  ^nrie  gleidjgeitig  über 
ein  5tbfommen,  bo§  bem  SDeutfc^en  Drben  feine  |)äufer  in  ffiom 
unb  in  anberen  italienifdfien  ©tobten,  feine  römifdjen  3(rcf)it)atien 
fomie  getoiffe,  bem  ©tatt^Iter  ber  OrbenSballei  Sombarbien 
^ictridf)  üon  .f^a^Iarf)  entfrembete  33efi^nngen  mieber  öerfc^affen 
füllte,  unb  bgt.  m.  Äurj,  er  umgab  fic^  mit  einem  biegten  Siebet 
Don  (i)efd)äften,  bie  alle  ba^n  beftimmt  tnaren,  feinen  ^aupt^mec! 
5.  2".  äu  beförbern,  5.  X  ^u  üerbecfen.  9tur  für  bie  S3e[tätigung 
ber  SBoImarer  Untermerfung§a!te  tat  er  ni(^t§,  ja,  er  foü  einer 
foldjen  fogor  entgegengearbeitet  baben.i)  3n  ber  il^n  am  meiften 
intereffierenben  ^-rage  ber  9iadjfoIge  im  §od)meifteramt  aber 
gelang  e§  Slanfenfetb  in  ber  2^at,  bie  nacb  jebem  bisherigen 
'^Infto^  au§  ßiolanb  immer  loieber  in  fiet^argie  üerfalfene  ^urie 
abermals  anfgurütteln  unb  ju  ®d)ritten  ju  üeranlaffen,  bie  o^ne 
fein  eintreiben  nie  gefd)ef)en  mären.  Seine  entfd)eibenbe  ?(ubienä 
beim  ^apft  fanb  fur^  öor  bem  28.  9Jooember  1526  ftatt.  .^ier 
bat  ber  ©r^bifdjof  um  3[l?a^regetn  jur  9iettung  beS  5)eutfdjen 
DrbenS  öor  ööfligem  Untergang  unb  mirb  babei,  feinem  5(uftage 
gemä|,  bie  tirc^Iid^e  SCreue  ^lettenbergS  unb  feine  üotüommene 
©d^nlblofigfeit  an  bem  ^Ibfall  be§  ^0(^meifter§  in§  befte  Sid^t 
gerüdt  fjaben,  morin  i^m  ber  A^omtur  gu  geüin  bereits  öor= 
gearbeitet  ^atte.  ®ie  S3ormürfe  gegen  ben  (iotänbifdjen  9}?cifter 
^aben  fic^  and)  nic^t  met)r  mieber^olt,  aber  genau  mie  feinerjeit 
(Straße,  fo  rief  aud^  Slanfenfetb  burd)  bie  (Srmätjuung  beS 
abtrünnigen  5(Ibre(^t  einen  t)eftigen  ßornauSbrud)  beS  Iebf)aften 
'ipapftcS  ^eröor:  „SBie  i)at  bod^  euer  ^od^meifter  (Sf)re  unb  Stbet 
menig  bebad)t,"  rief  er  auS;  „mir  miffen  feinen  befferen  3iat, 
als  einen  großen  dürften  in  ben  Orben  ju  fe^en;  ber  möge  it)n 
erljalten"!  9^id)tS  lonnte  93(an!enfe(b  weniger  paffen.  @r 
ermiberte,  ber  ^Titet  taffe  fid)  allerbingS  oerlei^en,  ber  Staub 
eines  §0(^meifterS  bagegen  nid)t,  ba  baS.DrbenSlanb  ^reu^en, 

')  ©^nOring  a.  a.  D.  <B.  78  unb  S.  113  3(nm  836.  3)ieje  mä)tiQt 
Urtunbe  (Qnftruftion  ^^lettenbergö  für  QJiaoe  unb  S^neeberg,  1528  tjrüt)' 
jaijx)  ift  mir  leiber  nid)t  äugänglid). 

4* 


52  Seortib  ^trbufoiu, 

an  bcm  er  bist)er  getjangen  f)abe,  nicf)t  mei)r  Dorfjanben  jei:  „3i)t 
meint  alfo,  fragte  ber  ^apft;  man  !önne  feinen  .^oc^meifter  ein= 
fe|en,  lueil  man  fein  £anb  al§  (Si|  für  if)n  f)abe?  Slber  lücm 
übertragen  Wir  bann  ba§  5imt?"  Slanfenfelb  führte  baranf  au^: 
e§  gebe  nod)  ^irei  9JJeifter  be§  Orbens,  einen  in  5^eutfd)Ianb,  htn 
anberen  in  Siölonb;  aber  inbe^ug  auf  ben  erfteren  f)ege  er  53e- 
benfen,  ba  bicfer  fein  eigenem  gürftentum  unter  fid)  ^abe,  feilte 
93cfi^ungen  üielmef)r  unter  ber  ©(^irmt)ot)eit  üerfdjiebener  g^ürften 
unb  ©tönbe  gerftreut  lägen.  Stu^erbem  muffe  er  inbe^ug  auf 
bie  ßiolönber  beforgen,  ha'^  fie,  trie  früf)ere  SSorfälle  genugfam 
lehrten,  einen  auSJuärtigen  .'poc^meifter  überfjaupt  nid)t  bei  fic^ 
oufuef)men  mürben.  Sarauf  fragte  ßlemen§,  ob  ber  liölönbifdje 
9JJeifter  felbft  bie  SBürbe  be§  ^odjmeiftertum§  aufrecht  ^u  ermatten 
tiermöge.  S31anfenfelb  fagte:  „©eine  Sage  ift  fc^mierig:  ba§  '^Mmt 
bringt  öiet  (S^re,  SBürbe,  Wü^c,  aber  feinen  Sinken,"  aber  er 
erftärte  lüeiter:  lüenn  ber  "il^apft  in  biefer  ^^rage  mit  bem  Äaifer 
übereinfäme,  luürbe  ber  fünftige  5^oc^meifter  baran  eine  ©tü^e 
t)aben.  @efd)idt  informierte  er  barauf  ben  f)eiligen  ^ater,  iuie 
ber  Seutfdje  Orben  jum  ^wtä  be§  Äampfe§  luiber  bie  Ungtöubigen 
geftiftet  unb  au§  biefem  ©runbe  feinerjeit  nad)  ^reu^en  tiertegt 
»orben  fei.  Se^t  begriff  ber  ^apft.  „©o  f)at  alfo,"  Ue|  er  fid) 
oerne!)men,  „je^t  ber  9}Zcifter  in  Sitilanb  me^r  S(nred)t  auf  ha?- 
^odjmeiftertum ,  al§  ber  SOMfter  in  ©eutfc^Ianb!"  ■)  S)a§  rt)ar 
gerabe  bie  SOJeinung,  ju  ber  Slanfcnfelb  ben  ^apft  bringen 
lüollte.  tiefer  übern)ie§  barauf  bie  ^rage  an  ha§>  ßarbinalä= 
fonfiftorium  unb  beftettte  ^u  itirer  53earbeitung  in  ber  ©i^ung 
üom  28.  9toüember  eine  ©pe^ialfcmmiffion,  befte^enb  ou§  ben 
brei  ^arbinölen  S(ntonio  dMna  be  9}?onte,  5^ifd)of  oon  ^orto 
unb  Stubitor  ber  apoftolifdjen  Kammer,  Soren^o  ßampegi, 
^reiob^ter  an  ©t.  Stt)oma§,  bem  befannten  eljemaligen  Legaten,  unb 
^auIuS  be  ©efi§,  ^Diafon  an  ©t.  ©uftac^ii  unb  pöpfttidjem  ^roto--= 
notar.2)  33Ianfenfe(b  ftü^te  fid)  befonber§  auf  ben  ^'arbinol 
be  9J?onte,  ber  bie  ^ropofition  ber  <Büd)e  tior  bem  ,'ftonftftoriujn 


*)  Stuf5eid)nung     bco    Orbenäfauälerö    Sorelin    nad)    5DJittcilungcn 
33Ianfenfelb§  beim  ®efpräd)  ju  (Sfd)enbad),  1527  3uni  16  l3Sten  =  §Übebranb,». 
2)  ^Qi.  ^oftor  a.  a.  D.  IV,  2,  1907,  @.  404  9Inin.  1. 


^lettenberg.  53 

!)atte,i)  bobei  ein^eitgenoffe  unb  JSefanuter  aii§  feiner  eignen  römijrf)en 
'4.^rofurator5eit  war,  ebenjo  tt)ie  ^auhi§  be  ßeft§.  3m  ^onfiftorium 
uuni  14.  Sonuar  1527  braute  ber  Äarbinal  be  SDJonte  bQ§  @ut= 
ad)ten  ber  ^omntif[ion  ein:  ba  ber  i|^od)mei[ter  §((bred^t  Saie 
gelooröen  fei,  fid)  jum  ^erjoge  gemad)t,  fogor  ein  Söeib  genommen 
l)abe,  njorin  it)m  öiele  Komture  nad)gefoIgt  tt)ären,  \o  fei  bo§ 
."pod^meifteramt  al§  dafont  anjuje^en  unb  einem  onberen  ju  üer= 
leiten.  ®er  3?apft  oerwieS  bie  8a(^e  on  bie  Äommiffion  gurüd, 
um  if)m,  nad)  erneuter  9iücffprad)e  mit  S3(anfenfelb,  bet)uf§ 
^efdjlu^faffung  abermals  gu  beridjten.'^)  ©in  Xeil  ber  ^arbinäle, 
üor  allem  bie  juriftifdjen  iüeudjten,  oertroten  nun  ben  [trengen 
©tQubpuntt,  ta^  5(Ibred^t  im  äöege  9ied)ten§  uoräutabeii  unb  ju 
oer{)ören,  ober  aber,  falls  er  nidjt  erfd)eine,  in  contumaciam  feinet 
%mk§>  öon  9ied)t§  Juegen  für  öerluftig  ^u  erflären  fei,  et)e  ein  9tac^* 
fofger  mit  feiner  SBürbe  probibiert  inerben  fönne.  darauf  aber 
fonnte  ^lanfenfelb  fid)  fdjon  tuegen  feiner  5tbmad)ungen  mit  ^lönig 
8igi§munb,  ber  feinem  2et)n§monn  bie  @d)mad)  einer  förmlidjen 
Vlbfe^ung  erfparen  moUte,  auf  feinen  ^al(  eintaffen.  3n  biefer 
.pinfidjt  ^atte  er  U)at)rfdjeinlid)  audj  ben  Äarbinalproteftor  ber 
Ätone  ^olen,  ben  fd)on  erroät)nten  Ä'arbinal  ^^ucci,  fidjerfteden 
muffen,  e§  aber  anbererfeitS  oieKeidjt  f eiber  f)inter trieben,  ba"^ 
biefer  on  ber  c^oc^meifterfad)e  ju  fetjr  intereffierte  SBürbenträger 
in  bie  Äommiffion  f)inein!am.  S)er  (gr^bifc^of  ftellte  'ipapft  unb 
^arbinälen  öor,  ha^  ein  fo  rigorofes  ^erfa^ren  nad)  bem  33ud)= 
ftaben  be§  @efe|e§  nur  ba§  turfürft(id)e  ^au§  23ranbenburg  fc^wer 
t)er(e|en,  bem  S)eutfd)en  Drben  nur  SKibermärtigfeiten  bereiten 
unb  für  bie  ßanbe  Siolanb  nur  allerlei  (^^efafiren  nai^  fid)  äiel)en 
tDürbe.  (Sr  lie|  feinerfeitS  (mof)l  burd)  be  9J?onte)  beantragen, 
ha'^  ber  ^apft  au§  eigner  S3en:)egni§  unb  !raft  feiner  oberften 
(iSJematt,  bie  il)m  über  ben  geiftlid)en  ^titterorben  5uftel)e  (alfo 
o()ne  förmlichen  ^^roje^  gegen  §tlbred;t)   bie  2Ba^l  eines  neuen 


')  M^'  ^^ro:ponenten  beräeicf)net  i^n  Ö5umppenberg§  Sdireiben  on 
.pafelad)  öon  1527  Mäxi  1  (Sffiien  =  §tlbebranb.  SJgl.  8i^ung§bev.  b.  ©cfeüfd). 
f.  ®ejct).  u.  «lt.  1912  a.  o.  ß.)- 

')  5tuä  bem  aSotifanifd)en  SlrditD  511  9iom,  Acta  Cancl.  2  fol.  125  a, 
mitgeteilt  öom  ^reu§ifd)en  §ift.  ^nftitut  in  3?om  (1913),  im  9lu§,',uge  aud& 
gebr.  bei  Äalfoff  a.  0.  D.  S.  192. 


54  £eonib  2(rbufott), 

|)od)meifterö  anurbnen  möge.  @r  berief  fic^  bafüv  auf  bie  am 
31.  3anuar  be§  5ßorjaf)reö  öom  Äomtur  ju  ^eüin  aucnjetoirften 
S3reöen,  bie  er  hn\  Äorbinäten  in  Äopie  oor[tettte.\)  2öa^rfc{)ein= 
lic^  gelangte  bie  f^üdjt  in  einer  ©i^ung  bes  Äonfiftoriuni^  am 
21.  Sonuar  1527  jur  oBfc^IieBcnben  58eratung/-i)  voo  bie  Äarbiuülc 
bie  S3ret)en  prüften,  aber  cntfdjieben,  baf5  fie  ficf)  nur  auf  eine 
^ufammenfunft  bcr  trcugebliebenen  ©ebietiger  jroecf^  D^ettuug  be§ 
S)eutfcf)en  Crben§  oor  bem  Untergang  belogen,  aber  nicf)t  au5== 
brücflidj  bie  '^al)l  eine§  neuen  §oc^mei[ter§  anbefaf)(en. 

3)ü»  Söeitere  geigt,  ba^  haä  Sonfiftorium,  mie  e§  mciftenteilö 
gu  geic^et)en  pflegte,  bem  ^apft  fetbft  bie  le^te  Sntfdjeibung 
antjeimftellte,  unb  biefe  fie(  gang  in  ^ManfenfelbS  Sinne  au§. 
^m  21.  Sanuar  erlief  (S[emen§  VIT.  brei  bie  ^odimeifterfrage 
regeinbe  23reoen  an  ben  SDeutfdjmeifter,  ben  9Jieifter  in  ßinlanb 
fetbft  unb  ben  !aifertid)en  8tatt[}alter  Äi3nig  ^erbinanb.  ^-öereitö 
einmal,  erflärte  ber  ^apft  bar  in,  i)ahi  er  bie  (SJebietiger  aufgeforbert, 
9J?a§nat)men  gur  (srtjaitung  bes  >£:eutfd)en  Crbeng  §u  ergreifen 
(nämlid)  auf  SIntrag  bes  geßiner  Äomturs  ©raüej,  aber  immer 
nod)  nid)t  üernommen,  ba^  fie  einen  .*pod)meifter  ermö^Ü  t)ätteu. 
^^ber  .er  tooKe  nid)t,  baf;  ber  Orbcn  ot)ne  ein  oberfteö  §aupt 
bleibe  unb  ineiteren  ©djabcn  nel)me.  3)arum  ermatjue  er  t)iermit 
bie  SOZeifter  in  ^entfdjlanb  unb  Siülanb  oon  neuem,  fid)  fobalb 
wie  möglidj  über  bie  2Bat)I  eines  neuen  .^odjmeifters  §u  einigen. 
Seiner  9J?einung  nac^  —  unb  bie»  nmr  ber  'ißunft,  auf  ben 
alles  antam  —  folle  aber  nur  ein  foldjer  gen)ät)it  merben,  Der 
gur  Übernahme  unb  Stufrec^terfjattung  ber  f)od)nteifterüd)en  2öürbe 
bie  genügenbe  Tlad)t  unb  auBerbem  feinen  Söefife  in  einem  foldjen 
2anbe  Ijahc,  wo  er  gemüB  ben  ©etübben  bes  Orbens  iniber 
Sarbaren  unb  Ungläubige  ftreiten  unb  Gräfte  fotoie  aud)  (^elegen=^ 
t)eit  finben  tonne,  ba»  Wiä)  S^rifti  nic^t  nur  gu  öerteibigen, 
fonbern  and)  gu  ermeitern.  ^iefe§  öor  allem  foilten  bie  Crben§= 
oberen  bei  iljrer  SSaijt  im  2(uge  bet)alten.  3"'"  SdjIuB  aber 
brof)te  ber  ^apft,  ba^  er,  menn  fie  feinen  abermaligen  oäterlidjen 


0  Jßgl.  bei!  oft  cnuäfjuten  Sjdjenbadier  Stc^eß  oon  1527  Quni  16. 
'0  3lad)   bem   S.  53  3tnnt.  1  zitierten   Sd)reiben   ®umppcnberg§  ift 
trt  3  StonfiCtorieit  über  bie  9(ngelegeti^eit  üevf)nrtbeft  njorben. 


^lettenberg.  55 

IfÖ^a^nutujeu  feine  ^ol(^t  leiften  füllten,  genötigt  jein  n)ürbe,  ^\üe(l§ 
@r(}altnng  be»  Drben§  „ju  anberen  SOJitteln"  gu  greifen. i)  Xieut= 
(idjer,  alö  e§  nunmetjr  gefdjet)en  \mv,  fonnte  ber  ^apft  beu 
9J?ei[ter  in  Siülanb  nirfjt  aU  feinen  Äonbibaten  für  ba§  |)Dct|= 
meifteramt  be^eidjnen.  5t6er  eg  fom  nnn  barouf  on,  n^ictoeit 
feine  äBorte  &tl)'öx  fanben,  unb  ob  i£)r  bro^enber  Xon  über{)aupt 
xiod)  eine  SSirfung  tjatte. 

Sei  bem  gcfpannten  ^er^ältniä  5tt)ifd)en  ^^^apft  nnb  Slaifer 
fonnte  ^arl  V.  in  einer  fo  tt)id)tigen  @ad^e  ot)ne  ©djaben  für 
biefelbe  natürlidj  unmöglid)  übergangen  luerben,  nnb  fo  irurbe 
feftgefe^t,  ba^  bie  ßuftimmnng  beö  Äoifer;o  ijin^ufommen  müffe/'^j 
Slanfenfclb  felbft  tjatte  ba^n  geraten,  nnb  ebenfo  iüaren  ^^lettenbcrgS 
Q3eftrcbungen  baranf  geridjtet,  bie  Orben^angelegenljeiten  ber 
Diegeinng  ber  obcrften  .^äupter  ber  ßtjriften^eit  ^u  unterftellen, 
lüä^renb  in  btn  beutfdjen  Orben^freifen  gerabe  bie  gurd;t  ob- 
waltete, ber  Drben  lüürbe  in  feiner  üerlüorrenen  Sage  met)r,  aU 
lieb  fd;ien,  unter  ben  ©inftuB  oon  ^apft  unb  ßaifer  geraten. 

?lm  24.  Scinuar  erwirttc  33Ianfenfetb,  ber  in^tüifd^en  non  Steen» 
Ü^üdtritt  unb  Äronbergö  ©rluäfjlung  get)5rt  ^atte,  ein  »eiteret 
Sreüe,  in  lueldjem  ber  ^^apft  bem  ietueilS  älteften  SanbeSfomtur 
in  3)eutfd)(anb  bie  ©cwalt  öerliel),  einen  geiuätjtten  ®eutfd)meifter 
im  3(mt  ju  beftätigen,  tüie  bie§  bislang  burd;  ben  ^oc^meifter 
gefdjc()en  fei.^)  2öaf)rfdjeinlid)  fotlte  biefe  (Srliötjung  ber  @elbftänbig«= 
feit  be»  beutfdjen  DrbenSälueigeS  benfetben  mit  bem  Übergang 
be§  ^od^meiftcrtum»  nad)  fiiülanb  au§föt)nen  —  er  follte  fortan 
fetbftänbig  bafteljen  — ;  au^erbem  luar  offenbar  U^rvedt,  eine 
tüifertidje  33eftätigung   be§  ®eutf(^ttieifter»   unnötig  ^n  madjen 


')  ©teidiäeittcie  Sopte  be«  58teöee  Won  1527  ^an.  21  an  ben  S^eutf*» 
tneifter  im  Orbcn^ard^io  gu  SBien  (4)ilbebranb),  üerj.  bei  ^etenegg  a.  a.  £. 
Ta.  2340  (f)ier  unb  bei  ftarge  a.  a.  D.  ©.  394  mit  bem  faljd)en  3of)r  1526). 
SBegen  be§  gleidjäeitigcn  iöreue^  an  Äönig  gerbinanb  ögl  '■^Jaflov  a.  o.  C. 
IV,  2,  1907,  @.  404  ^Hnnt.  2.  5)ag  93reDe  an  ^^Slettcnbcrg  fd)eint  fidi  ntd^t 
erhalten  jn  I)abcn. 

^)  ^a§  fte^t  in  bem  eben  crtnätjnten  iövief  ©umppenbergg  nnb  roitb 
vid)tig  fein. 

3)  ^45etenegg  n.  a.  0.  dh.  2343  (1527  ^an.  24),  t>gl.  Äavge  a.  a.  C, 
nuc^  »^lanfenfelbs  föiHöiungcu   im  Sid)enbac^ev  Sicäefe  üon  1527  ^nui  16. 


5(3  -  Üeonib  ^Irbufoiu, 

benn  tüeim  bic  ©eutfd^^erren  auf  bie  93eftätigung  i^re§  9J?ei[ters 
am  Äai[er^of  angetüiefen  lüaren,  fo  fonnten  [ie  bei  berjelben 
Gelegenheit  bie  SBege  ber  Siuläuber  gar  gu  leidjt  burdjtreujen. 
S)iefe  (Srfo(ge  öerbanfte  ber  liülänbifi^e  Untertjünbler  natür= 
lief;  nidjt  aüein  ber  perjünlicf)en  ©imft  Giemen^  VII.,  fonbern 
er  foUte  bem  ^apft  bafür  einen  rt)i(f)tigen  ^ienft  leiften.i)  ©rf)on 
lungere  ßeit  namlic^  brofjte  Öefafjr  üon  ben  ^Truppen  ^axl§>  V., 
bie  inglPifd^en  in  9Zorbitalien  ben  ^elbjng  gegen  bie  antifaiferlidje 
Öiga  anf genommen  f)atten,  nnb  nadjbem  am  30.  Januar  ber 
(S!onnetab(e  öon  S3onrbon  mit  ben  Spaniern  an§  9Jtai(onb  aug- 
gerücft  lüar,  nm  fid)  in  ber  Umgegenb  uon  ^iacen^a  mit  (^eorg 
5runb§6erg§  ßanb§fne(^t§t)eer  ju  bereinigen,  fdjiuebte  ©lernend  VII. 
in  fjeller  5ingft  um  fein  gtoren^,  ^on  borttjer  beftürmte  man 
i^n  jd)on  feit  Einfang  Sannar  mit  Sitten  um  9iettung.  „öinem 
auf  t)o^er  ©ee  J)in=  unb  ^ergemorfenen  ©d)iffe  öergtei(^bar",  fann 
ber  ^apft  auf  9J?itteI,  um  g^Ioren^  burc^  einen  Sergleid)  mit  ben 
^aiferlidjen  öor  einem  Eingriff  ju  bemat)ren,  unb  bat  in  biefer 
StJot  ben  fingen  3)iplomaten  931anfenfelb,  mit  g-runbgbcrg  §u 
oerfjanbeln.  5(1§  ®eutfc^er  erfd)ieu  ber  (Sr^bifi^of  befonberä  geeignet 
baju  unb  wax  feinem  ©önner  and)  ju  ©egenbienften  üerpflidjtet. 
(S:iemen§  beauftragte  il)n  alfo,  feiue  jur  ^^it  i"  i^^o^euj  lueilenbe, 
bamal»  aditjä^rige  9Jic^te  Ä'atljarina  DJiebici  neben  anberem  bem. 
berüljmten  ^eerfüljrer  al§  ©emafjlin  für  feinen  ©ot)n  Äafpar  an^^ 
zubieten,  ber  al§  Dbrift  in  9}?ailanb  [taub,  unb  Slanfeufelb  über:= 
na^m  ben  Stuftrag  tt)ol)l  ober  übel.  51uf  feiner  3\üdreife  mu^te 
er  fotuiefo  g^lorenj  paffieren.  (Stma  "Einfang  gebruar  üerlie^  er 
jRom,  luo  er,  mie  bi§l)er  [tety,  alles  erreidjt  Ijatte,  \m§  fid^  bort 
erreidien  lie^.  Slber  in  glorenj  angelangt,  fudjte  er  ben  päpft^* 
iidjen  Siuftrag  abäumäl5en:  nid)t  au§  fleinmütiger  gurdjt  üor 
3runb§berg§  freilid)  fanatifd)  pfaffen=  unb  papftfeinblidjen  2ünh§^ 
fnedjten,  fonbern  el)er,  lüeil  il)n  feine  eignen  Slngelegen^eiten 
loeitertrieben   unb  il)m  überbie§  aud)  feine  äJiiffion  feit  ber  in* 


')  3"»"  folgenben  »gl.  i}.  Slrbufoto,  „?lmbrofiu§  Bon  öJumppeiibergg 
^-berid)!  über  eine  9J{iffion  bes  (£räbifd)of#  So^ß""  33lanfen[elb  üon  Siigo 
Dor  ber  Eroberung  jRomg  (1527),"  in  ben  Si^ung^ber.  b.  ©efetlfc^.  f.  QJefd). 
u.  3nt.  äu  3iigo  1912  ©.  316—366. 


^letteiibevg.  57 

,^Jülf(i)en  öolljognen  Bereinigung  ber  beiben  faijerlicfjen  gelb^eere 
(uniueit  ^iacen^a^,  junjdien  bem  7.  unb  13.  gebruar)  mit  9ied)t  als 
au§ficfjt§(o§  erfc^einen  niu^te. 

93tanfenfe(b  luar  nun  in  9^om  mit  einem  geluiffen  9tmbrofiuö 
üon  (SJumppenberg  sujammengctroffen,  einem  jugenblic^en  baQrifd^en 
@Iü(f§vitter  unb  Änrtifan  öon  fe^r  jiüeibeutigem  d^arafter,  ber 
üor  fur^em  bei  ben  furijdjen  S3ef)örben  aU  SoUigitator  (juriftijc^er 
Stgent)  feine  §ufunft§reic^e  ^frünbeniäger=ÄQrriere  begonnen  ^atte. 
@r  mar  and)  für  ben  @tattf)Qlter  ber  2)eutfc^orben§batIei  Sombarbien 
tätig.  SHud)  331anfenfelb  ^atte,  mit  einem  ganj  beftimmten  ßmecf, 
]\d)  ber  5(ngelegent)eiten  ^a^Iodjg  angenommen  unb  über  beffen 
italienifrfje  Scfi^ungen,  bie  gmifd^en  ^urie  unb  Orbeu  ftrittig 
maren,  einen  iöergleid)  juftanbegebradjt.  3)abei  ^atte  er  fid)  mof)l 
mit  bem  eiferfüdjtigen  unb  eitlen  ©umppenberg  übertuorfen;  er 
mar  audj  mit  bem  langjährigen  ©oUi^itator  be§  £)rben§,  Sodann 
ISfjriftmann,  ben  er  bei  feinen  33erl)anb(ungen  mit  bem  ^apft 
megen  ^^Iettenberg§  2öal^(  gebraucht  tjatte,  aneinanbergeraten.  g^ür 
biefe  5(nge(egenf)eit  fotite  e§  aber  nid)t  ganj  bebeutungSlo»  bleiben, 
i)a^  93Ian!enfelb  nunmet)r  jmei  geinbe  im  9iücfen  t^atte.  — 
Su  S'loren^  traf  er  irgenbmie  mieber  mit  bem  üielgcfdjüftigen 
(Sumppenberg  gufammen,  üerfudjte  gemeinfam  mit  ber  Florentiner 
©ignorie  unb  bem  püpftlidjen  Segaten  @lia§  öon  Gortona,  feine 
9!JJif[ton  an  grunb»berg  auf  biefen  Äurtifanen  ab^ufd^ieben,  unb 
eilte  meiter,  nac^  S^enebig. 

©umppenberg  Ijot  ben  5tuftrag  ebenfalls  nic^t  au^gefü^rt, 
bod)  blieb  g^loren^,  noc^  redjt^eitig  üon  ben  Gruppen  ber  £iga 
befe^t,  oon  ber  Äataftropf)e  oerfdjont,  bie  bann  om  6.  Tlai  1527 
in  fo  entfe^lidjer  SBeife  über  bie  @mige  (Stabt  ^ereinbrad)  unb 
ben  ^opft  jum  (befangenen  ber  faiferlid^en  ^eerfü^rer  mad)te. 
Wit  bem  tiefen  ^aü  be§  ^apfttum^  jerbrad)  auc^  eine  ©tü^e 
S31onfenfelbg  unb  be§  ^rojeftS,  ben  liolänbifdjen  9J?eifter  jum 
^od)meifter  §u  machen.  5J)ie  2;eutfd)l)erren,  bie  fidj  mit  ber 
.^oc^mei[terfd)aft  recJ^t^eitig  an  ben  Slaifer  geioanbt  Ratten,  t)atten, 
mie  fic^  ermie»,  !lug  ge^anbelt.  Sie  maren  überhaupt  ftet§  im 
SSorteil,  ha  fie  bie  SBeltlage  au§  bem  ^^v^m  !3)eutfd)lanb§  l)erauS 
natürlidj  beffer  überfe^en  unb  alle  in  Ö^rage  fommenben  (SJemalten 
für  il)re  Qw^'de  meit  leichter  auÄnu^en  tonnten,  al^c  bie  Siolänber. 


58  £eontb  SlrbufotD, 

3n  SBenebig  fitüpfte  S3tanfenfelb  jüg(eirf)  mit  ben  2Deutjc^= 
Ferren  an.  @r  benadjrid^tigte  ^ronberg,  ha'^  er  mit  bem  ^önig 
oon  ^olen,  bem  '^(Xii)\t  unb  meljreren  Äarbinäten  über  bie  fc^tüierige 
ßage  be§  OrbenS  oer[)anbeIt  f)abe.  2)arauft)in  toünfc^te  er  mit 
bem  3)eutfdjmei[ter  unb  feinen  9iat§gebietigern  foluie  einigen 
anberen  anfeljnltc^en  Drbensfierren  eine  Unterrebung  abpfjalten 
„öon  §änbeln  unb  <Sarf)en,  morau  bem  gangen  Orben  merflid^ 
gelegen  fei,"  unb  t)iergu  ben  öon  ^Ibredjt  abgefallenen  Dbcrften 
ÖrbenSmarfdjaü  ©eorg  öon  @t^,  ben  (trafen  ^il^elm  tion  ^fcuburg, 
ebenfalls  einen  et)ema[§  preu|ifd)en  ©ebietiger,  unb  bie  beiben 
Öanbfomturen  üon  öfterreic^  unb  (Stfcb,  |)einrid)  t»on  Änor^ingen 
unb  Sobft  2;rurf)ief5,  t)in5UäUäie{)en.  (Sr  bat  ben  SDeutfc^meifter 
um  (Sinberufung  einer  foId)en  35erfammlung,  gu  ber  er  gleidjjeitig 
anä)  ben  in  3)eutfc^Ianb  toeilenben  S3ifc^of  ^^ermaun  öon  ^urlanb 
oerfd^rieb.  3)en  Orben^ftatt^alter  .'paft(ad)  in  S^enebig  gelrann 
er  burc^  feine  @ri3ffnungen  über  ha§>  ermähnte  günftige  5(btommen, 
ba§  i^m  nebenbei  auc^  oI§  33rüde  jum  2)eutfd)meifter  gu  bienen 
^atte,  öoüfommen  für  feine  5lbfid)ten,  unb  berfelbe  riet  Äronberg 
angetegentlidj,  auf  bie  üon  Slanfenfelb  gemünfd)te  ^erfammümg 
eingugeljen.  5Im  21.  g^ebruar  reifte  ber  @r§bifd)of  weiter,  gum 
.•{^arbinal^ßrgbifdiof  Mati)'dn§>  £ang  non  Salzburg  unb  jum  !aifer= 
Iid)eu  @tattl)atter  Äöuig  gerbinanb  noc^  ^rag.  ,^ier  mar  er 
am  24.  Wäx^.  ör  begab  fic^  aud)  nac^  9iegen§burg  jum  Mddß^ 
tage,  ber  Ithod)  nidjt  äuftanbefam.')  Untermeg§  berid)tete  er  an^ 
33iIIad;  nidjt  nur  bem  STceifter  in  Siolanb  üon  bem  (Stanbe  feiner 
Sßer^anbluugeu,  fonbern  geigte  üon  ha  an§>  am  27.  g^ebruar  auc^ 
bem  poInifd)en  35igefangter  ^etru§  Slomiciu^  unb  anfc^einenb  aud) 
bem  Ä'önig  @igi§munb  „offenfunbig  an,  moljin  feine  fomie  oud^ 

')  2^m  folgenbeu  ügl.  ©c^nöring  a.  o.  £.  @.  79,  worauf  aud)  btc 
SarfteHung  im  jtej;t  j.  %.  hexüi)t.  Qu  ben  öon  ©d)nöring  benu^ten  Urfunbcu 
fommeu  nodö  folgenbe  93riefe  l^in^u:  ha§  in  ben  ^Jlittcitungen  au^  b.  linl. 
(Sefd).  2,  '3.  504,  9Jr.  13  oerä-  Schreiben  Slanfenfelbg  an  Äronberg,  33encbig 
1527,  gebr.  19,  weiter:  ein  Ungenannter  an  Xietric^  t»on  ^aglac^,  [9>enebig] 
1527  (gebr.  ©nbe]  (SBien  »  ^ilbebranb);  eine  9leid)3eitige  itopic  be§ 
©^reiben^  ^ölanfenfelbg  an  tronberg,  SSenebig  1527  gebr.  20,  unb  ©laufen« 
felb§  an  S3ifd)of  ,'germann  öom  felben  Sotum  (Sieic^^orc^io  ^u  @tocf:^olm' 
Öilbebranb) ;  Stmbrofine  oon  (Sumppenberg  an  ^afelac^,  [9tom?]  1527 
-mäx^l;  ^a^iaä)  an  ftronberg,  1527  3J(ärs  11  (äßien-.^ilbebranb"). 


^Icttenbci-g.  59 

bes  {iülänbtf(^en  DJ^eifterä  93eftret)ungen  hielten":  es  ^onbelte  fid) 
iüo^I  um  9[)?ittetlungen  über  bie  9tocf)fo(ge  im  §od)mei[teromt, 
u.  a.  um  bie  S3ett)a()rung  2llbre(f)t§  öor  bem  ©c^impf  einer  formellen 
öffentlirfien  ?(bfe|ung,  bie  33tonfenfeIb  in  9vom  t)intertrieben  i)otte, 
benn  STomiciuä  lüünjdjte  bem  liolänbifdjen  ©efonbten  in  feiner 
^(nünort,  „ba§  ®ott  fein  fo  fromme§  SSorfjaben  bcgünftigen  mijge, 
bamit  ba§  genjünfdjte  üiefnitat  erreid)t  luerbe."') 

^infidjtlid)  ber  angeftrebten  ^ufammenfunft  beim  ^eutfd)= 
meifter  lag  bem  ©rjbifdjof  nor  a((em  an  bcr  5(nn)cfenf)eit  ber  e^e= 
maligen  „preu§ijd)en"  @ebietiger:  benn  wenn  nod)  bie  beutfc^en 
9?at§gebietiger,  nnb  fc^lief3(id)  931anfenfelb,  ber  33ifd)of  üon  5l'urtanb 
(beibe!§  33rüber  beio  Orbens)  nnb  ber  S!omtur  ^u  ^-dtm,  ber  fel)r 
erimartet  n)urbe,  aU  Vertreter  be§  liölanbifdjen  Drbene^tueiges 
f)in5n!amen,  fo  mor  ber  ©efamtorben  bereinigt,  nnb  bie  3?erfammlung 
tonnte,  anftatt  eines  ö)eneralfapite(§  fnngierenb,  eine  neue  .^oc^= 
meiftern)af)I  üolljieijen.  ^a-eilid)  n)ar  eine  3.^orau§fe^nng  bafür, 
bü'ii  bie  ßiolönber  oon  ^^(ettenberg  auöbrüdlid)  Ijiergn  beüoü* 
mäd)tigt  waren:  ma§  nid)t  ber  g-all  war,  ba  il)re  ^nftrnftion 
nur  ganj  allgemein  bie  9f?ege{ung  ber  S^adjfolge  im  ,S^odjmei[ter= 
tum  betraf.  ®od)  Ijatte  33Ianfenfetb  eine  auSbrücflidje  äÖit(en§== 
erflärung  be^  ^apfteS  ^ur  S?orna()mc  ber  Jßafjl  in  i^^änben,  worin 
aud)  ber  Äanbibat  beutlid)  genug  be^eid^net  war.  (Sr  redjuetc 
offenbar  and)  barauf,  bafs  bie  „pren^ifdien"  SanDfomture  oom 
3)eutfd)meifter  abtreten  unb  ber  ©rtjebung  'ptettenbergS  5um  S^ody 
meifter  anfallen  würben  (worauf  nur  nodj  bie  3wftinin^i^"9  ^^^ 
^aifer§  eingu()olen  war).  2)em  ©rjbifc^of  war  natürlid)  befannt, 
baB  bie  ©ebietiger  ber  üier  ef)ematigen  „preu^ifdjen"  ^ammer= 
badeien.  Wie  j.  93.  @rid)  oon  Äobtenj,  fic^  immer  nod)  gegen  bie 
'^nerfennung  be§  ®eutfd)meifter§  at§  oberften  Orben§^aupte§ 
ftröubten:  er  Ijatte  alfo  einigen  ?tnla^,  bei  5luffte(lnng  ber 
^anbibatur  ^(ettenbergS  auf  bieje  ©ebietiger  ju  ^ätjlen.  ^Betreff» 
SfenburgS  wiffen  wir  nur,  ha'^  S!ronberg  i^m  ftar!  mißtraute: 
im  ^pril  äußerte  er,  ba  Sfenburg  in  ä^ertretung  (Erid)§  üou 
93rQunf(^weig§,  beg  erwütjuten  efjrgeijigeu  ßomtur§  gu  Äoblenj, 
nac^  9legen§burg  get)e,  wo  iölonfenfelb  bereite  anwefenb  fei  unb 


»)  2;omicH  an  iölanfenfelb  |1527  9lpnl  4ff?|,  ActaTomieiana9,  ^Jh'.llÖ. 


60  üeoiiib  SIrbufoiu, 

Sif(f)üf  ^ermann  erwartet  tuerbe,  fo  fei  ^u  befürdjten,  ba^  „fie 
feltfame  ^roftifen  gegen  ben  Orben  in  !l!eutfd)(anb  anzubetteln 
gebädjteu."!)  $(uf  bie  Unterftü^ung  Ö5eorg§  üon  S(^  ^u  jätjlen 
mu^  Slanfenfelb  iebenfaüs  bamal§  and)  ©rünbe  gehabt  t)aben: 
üielleicfjt  meinte  er,  bie  ^reunbidjaft  be§  OrbenS^erren  ermorben 
ju  ^oben,  at»  fie  n)ät)renb  S3Ianfenfelb'§  ^^rofuratorjeit  jujammen 
in  9?om  biplomatifc^  gearbeitet  f)atten. 

S)ie  2)eutjd)t)erren  begegneten  S^tonfenfelbS  5(nfnd^en  mit 
großem  SOfi^trauen.^)  ßronberg,  ber  feine  33itte  um  ein  ,.®efpräc^" 
famt  ^a^iad)§>  53efünüortung  am  9.  Wdx^  ermatten  t)atte,  war 
anfangt  rat(o§.  ör  t)atte  [tarfe  53ebenfen  gegen  bcn  „gefafjrlic^en 
prafticierlid)en  Äurtiian",  ber  fdjon  alc>  ^rofurator  bie  5(nge(egen- 
f)eiten  be§  beutjc^en  Crben§gebiet§  binter  feinen  eignen  gurüd» 
geftedt  i)abt  unb  je^t  üermutlid)  nur  etiuaS  tiornet)me,  föas  if)n 
beim  liölänbifc^en  9J?ei[ter  mieber  in  @un[t  fe^e.  (S§  mar  aud) 
gweifeltjaft,  ob  bie  „preuBijdjen"  ©ebietiger  feiner  Sabung  folgen, 
b.  t).  lid)  baburd)  in  feinen  @ef)oriam  begeben  mürben,  ^ilnber* 
feit§  miffe  man  boc^  nii^t,  ob  ber  ©rjbifdjof  nid}t  etma  in  ^olU 
mac^t  unb  3(uftrag  "iptettenbergS  i^axihk.  Unb  biefeS  feft^uftetlen 
mar,  mie  fidj  batb  geigte,  für  bie  ^eutjc^gerren  ein  fpringenber 
^^untt,  um  fid)  jenem  gegenüber  hanad)  einjuridjten.  ^ie  um 
3tat  befragten  beutfdjen  Äomture  unb  ber  Crben§fanzier  3^oreIin 
trauten  bem  ^rätaten  au»  Siülanb  aud)  nidjtS  @ute»  §u,  fürdjteten 


'}  fironberg  an  ben  ftomtur  5U  'i8lnmentJ)aI  Sturmfcber,  1527  3lprit26, 
unb  on  Q5eorg  üon  SIg,  1527  9Jfai  3.  Sturnifeber  an  ftronberg,  1527  3ipril 
26.  §8gl.  ouBerbcm  Ävonbcrg  an  Wiitidm  Don  ilceu^aufen,  Sanbfomtnr  in 
5ran!en,  lf.27  »Mrj  10  (2Sien  »^ilbebranb),^  nnb  3]oigt  a.  a.  £.2  3.24 
(inbe^ug  auf  ^"'^i"'^^^)  Don  ftnorringen:  „einer  ber  treueften  ^)U\t)änqtx 
^inbred)t§")-  5^oigt  iagt  3.  43 f.:  Nienburg,  Q\^,  Änorrtngcn  unb  ^obj't 
Srudji'e^  :^Qtten  jtd)  nocf)  1529  nidjt  für  bin  5)eutid}mei)'tev  erflärt.  gur 
61^  fann  i)a§  aber  nidjt  ftimmen.    ^gl.  ©.  61  9tnm.  2. 

-)  3""i  fofgenben  tgl.  Sd)nöring  a.  a.  C  S.  80—82  unb  bie  weiter 
unten  zitierten  iöriefe,  üon  benen  ein  Jeil  audi  ber  'J'arftetlung  Sd)nöringl 
.^ugrunbe  liegt,  ^i^i^ä^i  tommen  jnnädifr  nod)  folgenbe,  anid)einenb  noc^ 
niri)t  benu^te  Sriefe,  inbetrad)t:  SBoIfgang  oon  33ibra,  Äomtur  ju  STcergent^ 
^eini,  an  ftronberg,  1527  ^JJärj  8.  ftronberg  an  ^teu^aufen  funb  alle  3tat»* 
gebietiger),  1527  SKärj  10;  an  Soreiin,  00m  jelben  Xoge  (fiicrju  ögl, 
3d)nöring  a.  a.  £.  £.  114  '^nm.  350).  ^lorelin  an  Stronberg,  dTtäx^  18 
(SBien » ^ilbebranb). 


^^ilettcnberi;.  61 

feine  ßiften  unb  überlegene  biplomatifc^e  (^ett)anbtl)eit.  (Sdjtimm 
für  feine  ^tbfidjten  njar  e§  nor  allem,  ba^  er  fi(f)  in  @I^  öoII=^ 
iommen  tänfdjte.  S)iejer  anjef)nlid)e  ©ebietiger')  war  nömüd) 
öon  Äronberg  bnrdj  bie  SScrIeüjung  ber  großen  Äomturei  SDZainj^ 
gan^  anf  feine  Seite  l^inüberge^ogen  niorben,  maS  93Ianfenfelb  am 
3tnfang  niof)(  nod)  nid)t  ujufete.^)  ©(^  na^m  öon  öorn^erein 
eine  il)m  nngünftige  Haltung  ein:  al§  ^orelin  i^m  iölantenfelbä 
©efud^  jeigte,  urteilte  er,  „ber  ©räbifdjof  fei  ein  gefdjiuinber  SOJann, 
ber  fid)  in  öiele  ®inge  menge,  bie  if)m  nidjt  befoI)(en  feien";  au§ 
befannten  ©rünben  muffe  man  fid)  bcfto  me^r  oor  it)m  f)uten. 
isn  allen  Ü^atfdjlägen  ber  ©ebietiger  an  Ä'ronberg  !et)rte  bem= 
gcmä^  immer  ber  ®eban!e  tuieber:  man  muffe  auf  irgenbeine 
Slrt  f)erau§befommen,  was  S31anfenfelb  eigentlidj  bejlnede-^)  ©injelne 
otjnten  e§  bereits.  @o  ftettte  ber  Äan^Ier  ®ore(in  bie  §t)pot^efe 
auf,  ba^  ber  (Sr^bifi^of  auf  ber  erbetenen  ^ufammenfunft  öielleidjt 
®rünbe  für  bie  2öaf)I  ^lettenbergS  gum  ^od)meifter  üorbringen 
tt)erbe,  ttjeil  nur  biefer  bie  SOiiltel  gum  äöiebergeiinnn  ^reu^enS 
befi^e.^)  ©d^Iie^Iid^  umr  e§  aber  ein  t)äf3Üd)er  S^errat,  ber  ben 
Prälaten  be§  üermuttic^  beabfidjtigten  ÜberrafdjunggmomentS 
(inbem  er  bie  ^eutfd)I)erren  burd)  Söorlueijen  ber  päpftlidjen  (Snt= 
fd}eibung  uor  eine  ooHgogenc  Xatfadje  ftellte)  oon  tiornljerein 
beraubte  unb  e§  ber  Gegenpartei  ermögtid)te,  fidj  öor^ufe^en. 
^a^Iadj  nämlid),  ber  ebenfalls  ber  3)Zeinung  lüar,  ha^  ber  9J?eifter 
in  ßiolanb  „gern  oberftcr  SDieifter  luerben  föolle",  f)atte  ha§:  in 
einem  S3riefe  an  jenen  5lmbrofiu§  ©umppenberg  angebeutet.   2)er 


*)  Üfier  ha§  ©etoii^t,  baö  bie  Seutfcti'^erren  @t^  beilegten,  ögl.  j.  S. 
Sturmfeber  unb  'I'orenn  nn  ßronberg,  1527  9Jfär,^  15  unb  18  (Söicit- 
§i{bcbranb). 

2)  5ßon  ber  ©etutnnung  (SJeorgä  con  (5t^  bur^  Äronbcrg  jprtc^t  ein 
iBrief  SIanfenfelb§  unb  5ßifd;of  §ermanng  an  ^fettcnberg ,  1527  Wai  8 
(9iet(^^ard)iö  ju  @toc!^oIm  ='|)iibebranb). 

^)  S>gl.  @d)nöring  a  a.  D.  unb  bejouber§  (Sturmfeber  an  Äronberg, 
1527  SKärg  15,  tronberg  an  benjelben,  Tlät^  29,    It'omtur  ju  SBirnbäburg 
an  ftronbcrg,  Mäx^  21 ;  ögt.  weiter  ©turmfebev  an  Äronberg,  3(pvil  5,  unb 
tronberg    an   benfelben,    'iipxxl  10   (SBien  =>  ^''''^^^^■'it^^)-      ®-    ^"^  ^^i^ 
icitungen  aug  ber  (iuiäub.  Qjcid).  2  S.  504  9tr.  14. 

*)  Drbeuöf analer  Soreliu  an  Äronberg,  1527  Slförj  18  (ÜBten- 
§)ilbcbranb). 


tJ2  Üeoiiib  5(r6iifoiu, 

5?itrtiJQn  ober  ergriff  fogleidj  biefe  Ö5elegenf)eit,  um  bem  ©rjbij^of 
au?  bem  §inter()alt  einen  oerräterifc^en  ^feil  nadj^ufenben:  wa^ 
,pa^Iü(^  i()m  wegen  be§  linlänbifdjen  9J?eifter§  mitgeteilt  i)abt, 
antmortete  er  bem  (5tnttf)alter,  fei  allerbingä  nid}t  o^ne.  @r 
bürfe  fic^  burd)  Slanfenfelb»  angeblichen  ßifer  für  bie  '^Jüigelegen* 
t)eiten  feiner  33nnei  (ben  enüät)nten  Sßertrng  mit  ber  ^rie)  nur 
ja  nid)t  tänfc^en  laffen,  benn  in  2öir!üc^!eit  fei  e§  „lauter  Sitberei," 
raomit  jener  umget)e.  ??id)t  in  .f)a^(ac^§  5(ngelegent)eiten  reife 
ber  (grjbifdiof  gnm  ^eutfd)meifter,  fonbern  raegen  gan§  anberet 
wringe:  in  9^om  \)abc  er  in  brei  Älonfiftorien  für  bie  ©r^ebung 
'»ßlettenbergS  jum  ^od)meifter  agitiert  unb  üom  ^apft  bieSbepg^ 
lic^e  Slufträge  fomie  bie  ß^^l'-'^Ö^  erf)alten,  ba^  er  eine  foldje  Sßa{)l 
beftötigen  lüerbe,  aber  auc^  bie  ^i^ftimmung  be§  ^aifer§  muffe 
babei  fein.  Huf  biefem  SSege,  erflärte  ©umppenberg,  wollt 
lölanfenfelb  in  ben  SSieberbefi^  feines  @tift§  SE}orpot  gelangen, 
ma»  ^lettenberg  i^m  öerfprod^en  babe,  fo(I§  er  luirflicQ  §0(^= 
meifter  mürbe.  So^onn  (It)riftmann  n.nffc  um  oHeS,  boc^  i)aht 
\i)m  fein  ^ienfteib  on  ^Ian!enfe(b  ftrengeS  ®c^it)eigen  gegenüber 
ben  ©eutfdj^erren  auferlegt,  ^^(ber  e§  märe  gut,  lüenn  Äronberg, 
beffen  9lReinungen  ber  @r^bifd)of  jet^t  üu§htnbfd)aften  tnolle,  rec^t* 
jeitig  atle§  erfafjren  mürbe,  bamit  er  fid)  m.it  SManfenfel'b  nid)i 
5U  tief  einlaffe,  benn  biefer  9Jfann  „ad)te  meber  Iren  noc^ 
@Iauben"  unb  tuerbe  i^n  jn  betrügen  furf)en.  Unoertjüttt 
(geigte  fid)  @umppenberg§  feige  -Denunjiantennatur,  bereu  Un== 
(auterfeit  audj  oon  ^^i^Ö^J^Dfl^"  erfannt  luorben  ift,')  in  ber 
Sitte  an  ^a^Iad),  feine  SSarnung  nur  ja  nidjt  ^u  »erraten 
unb  ben  93rief  ju  §erreifeen,  bamit  er  nid)t  in  anbere  ^änbe 
falle.  „®enn",  fdjlo^  ©umppenberg,  „id^  mill  ^-reunb^  unb 
nid^t  3^einbjdjaft  ^aben."  (Sleid^jeitig  beftellte  er  auf  S3(anfenfelb§ 
Sitte  für  biefen  ein  Duartier  jum  fommenben  9ieid)§tage  in 
9iegen§burg.^) 


1)  SßgT.  ^of).  e^oleruei,  ^^ßropft  Don  S^ur,  an  ©rasmug,  3Iuggburg,  153ö 
g-cbr.  8:  5Sarnung  öor  ©umppenberg,  einem  9Jienjd)en,  ber  fid)  ^änfig  gu 
oerfaiifen  unb  barau§  Vorteil  ju  jiefien  pflege.  i^ox\ttmanu'&üniijtx, 
«riefe  an  era^mus,  Seipäig  1904,  3.  260  5Rr.  218. 

■^)  ©ump|.ienbcrg  an  ^a^ladt),  jRoni  [?],  1527  Wiäx^  1  (3Bien-§ilbebranb, 
vgl.  ^Jlrbufotu  a.  a.  D.  @.  355  9Jr.  11. 


^^Jletteiibevg.  ÖS 

3)iefe  SSarnung  6eiüir!te  einen  ooüftänbigen  9JieinunQ§- 
umfdjiag  bei  ^o^lad^,  ber  ben  ^Ingeber  für  einen  ber  üertrauteften 
3^reunbe  unb  2)iener  S31anfenfelb§  anfaf)  nnb  feine  äKitteilungen 
nidjt  an.jU^loeifeln  oermoc^te.  §(m  11.  9J?ärä  überfanbte  er  ben 
ißrief  bem  2)entf(^meifter,  ber  i^n  am  29.  in  §änben  ^atte.i) 
,f)Q^Ia(^  lünrnte  if)n  and)  feinerfeit§  bringenb  öor  33fanfenfelb, 
„lueldier  in  römifd)er  ©ubtilität,  branbenbnrgifd^er  .'pofgefrf)eutl)eit 
unb  liolänbifcfjer  @robf)eit  nid^t  ollein  erfaf)ren  fei,  fonbern  bie- 
felben  aud^  §u  gebraud)en  unb  ju  miBbranrf)en  loiffe."  ©eine 
früfiere  @mpfef)(ung  üon  53Ianfenfe(b§  SSorfd^Iage  na^m  er  je^t 
auöbrüdlid)  jurüd:  @umppenberg§  äöarnung,  fo  motioiertc  er 
feine  8inne»änberung,  überzeuge  i^n  je  länger  befto  ntel)r  oon 
ber  2Bat)rf;eit  be§  8prid}iDort5  „Nusquam  tuta  lides".  Untfo= 
mef)r  muffe  Stronberg  fid^  öor  bem  (Sr.^bifdiof  in  Sld)t  nehmen,  ^i 

®a§  ü()nef)in  rege  9J?i^trauen  Äronberg§  nnb  feiner  'Siat^^ 
gebietiger  mürbe  bnrc^  biefe  SBarnungen  fo  öerftärft,  ba^  ber 
®eutfd)meifter  531an!enfelbe  Sitte  um  ba§  „(^kfpräd)"  ablehnte 
unb  i^n  ftatt  beffen  aufforberte,  feine  §Ibfic^ten  bem  .^Tomtur  ju 
.Q3lumentf)al  münblic^,  ober  i^m  fetbft  fd)rift(id)  mitzuteilen.  S^fJan 
I)ielt  e§  je^t  für  gan^  nnerläfi(id),  bicfelben  auf  unoerfänglidie 
5Irt  au§  bem  öerfi^Iagenen  unb  nunmet)r  boppelt  öerbäc^tigen 
tiülänbifc^en  ^^rälaten  ^eran§sube^omnten,  e§e  man  fid)  auf  irgenb 
etmaS  mit  i^m  einlief,  nnb  man  mu^te  nud)  ^nr  Ätar^eit  bnrüber 
gelangen,  ob  unb  mie  tueit  ^^lettenberg  felbft  t)inter  ben  ge^eimni§= 
üollen  '»Einträgen  ftanb.  ?ru§  (S5umppenberg§  ©enun^iation  mar 
nur  tjerüorgegongen,  ba^  bie  Übertragung  ber  §od)mciftermürbe 
an  ben  liölänbifdjen  9J?eifter  betrieben  mürbe,  ber  ben  5Deutfd^= 
f)erreu  in  mancE)erIei  93e§ie^ungen  öerbäc^tig  gemorben  mar.  3) 

53(an!enfelb  t)atte  fein  5ln{iegen  injmifdjeu  beim  ©tattt)atter 
^önig  g^erbinanb  üorgebrad)t,  mar  aber  imn  it)m  bto^  an  bal 
■JReidj^regiment  unb  non  biefem  „an  bie  beiben  oberften  Häupter" 


*)  Äronberg  an  Sturmfeber,  1527  SjJtäxi  29  (Sßien'^^ilbcbvanb). 

'^)  .f  ofe'ürf)  an  Ärüubevg,  ^enebig,  1527  9JMr,^  1 1, 5)eutfd)orben§'3f"ti'öi^ 
avcfjiü  5U  SJieu,  Cvigiiial,  g.  -J.  gebr.  bei  '.Jlrbufotu,  öi^ung'Sber.  b.  (yefellfrt). 
f.  ®ejd).  lt.  ^}ilt.  SU  Oiiga  U*12  3.  355  Ta.  III. 

=•)  ffironbevg  an  Sturmfeber,  1527  SDMrg  29,  ogl.  bc[fcn  (Sdireibcti  an 
Sfronberg  öom  felben  Jage,  unb  ^ronberg  an  ©lanfenfelb,  ^Äprtl  10. 


Ö4  Seonib  Slrbufotü, 

flewicfcii  luorben.')  ?Iu§  Äronberg§  ?lu§tueid)ntanöüern  fpürte  er 
el)r  ii)ot){  ba§  SDJi^trauen  gegen  ficf)  unb  oor  allem  bie  S(bfid)t, 
„bo^  hü§>  25orf)aben  gewifjer  ßeute  iuBejug  auf  ha^  |)0(l)mei[ter= 
amt  nid^t  ticrf)inbert  luevbe",  b.  f).  ba^  Äronberg  fein  Streben 
nad)  bcr  3(bmini[tratur  be§  |)oc^niet[teramt§  \id)  nidjt  non  ben 
iiiolänbern  burdjh-eujen  lafjen  lüoUte.  Ser  (Sr^bijdjot  unterridjtetc 
aud)  ^iettenberg  über  ben  SBiberftanb  ber  ©eutfdjfierrcn,  aber  er 
judjte  if)n  bei  bem  einmal  eingeleiteten  Unterne£)men  fe[t=  unb 
um  jeben  ^rei§  banon  jurüd^ufjatten,  [xä)  auf  irgenbweldje  5lb= 
madjungen  mit  bem  3)eutfdjmeifter  einjuiaffcn,  bie  bem  bon  i^m 
\o  eifrig  üerfolgten  ';)3Ian  luiberftrebten.  6r  riet  aud),  bafi  bie 
Öiülänber  fid)  oI§  9Riidf)a(t  gegen  bie  alle  .^ebel  in  93en)egung 
je^enben  SDeutfd)^erreu  gleidjfatig  einen  einffu^reid;.en  9(nbang  im 
Sf^eid)  „juiedg  (Erlangung  einiger  ^rei^eit  i^re§  Sanbes"  ermerben 
unb  itjre  Sntereffen  überhaupt  nadj  Gräften  üerteibigen  mü|3ten, 
benn  e§  fei  ba§  58e[treben  üortjanben,  fie  „um  be§  ©epriinges 
anberer  Sente",  näm(id)  §um  beften  be§  efjrgci^igen  3)eut)djmeifter§, 
um  ba§>  gonge  ßaub  ju  bringen,  ^ierju  nutzten  bie  S)eutfc^[)erren, 
meinte  er,  bie  angenbtirflidj  burd)  'i]3reu^en§  unb  ^^oIen§  5einb= 
fetigfeit  gefdjaffene  Sage  ßinlanbs  a\i§>.  (Sr  fudjte  ^lettenberg 
and)  uon  Der  ©tatutenU'ibrigfeit  itjreS  SSorget)en§  in  ber  .^üd]= 
meifterfrage  gu  überzeugen:  „ötlidje",  fdjrieb  er  bem  SO^eifter, 
„mollcn  ®roB  g-uubament  mad^en  auf  bc»  £)rben§  Suc^.  S)a§ 
foll  entijalten,  ha^  nad)  bem  ^obe  eine§  §od)meifter§,  bi§  jur 
S35a()l  eine§  neuen,  ber  3)eutfd)meifter  ba§  oberfte  |)aupt  fein  foH." 
liefen  ^aragrapt)en  moUen  fie  je^t  anmenben  unb  ßiütonb  gang 
übergef)en.  §tber  er  ftammt  au§  einer  ^ät,  wo  Siblanb  nod) 
unfröftig  mar  unb  oielleidjt  nod)  gar  feinen  9}ieifter  l)atte;  aber 
biefer  g^atl  lä^t  fid)  für  bte  gegenmärtige  Sage  garnia)t  angießen. 
„S)enn  megen  ber  5tu§rei^ung  ^^reu^enS  fann  man  fo  Ieid)t  auf 
einen  neuen  §odrmeifter  in  ^reu^en  nid^t  red)nen."2) 

Wan  erfennt  au§  allem,  mieöiet  bem  ©rgbifc^of  an  ber  Über= 
tragung  ber  |)od)meifter mürbe  auf  ^(ettenberg  lag,  unb  mie  er 

')  ®orcUn§  3iad}Jd)rift  nod)  53(arifenfelb:§  müiiblid)en  ©vfKirungen  ^u 
efd)cubad),  1527  Quiti  16  (SBten^^iilbebranb). 

')  331antcntelb  an  ^:ßlcttcnbcra,  aiegenöbnrij,  1527  3IprtI  16  unb  18 
01tcid)!äord)tü  ju  iStod[)olm=i^ilbebranb). 


Petienberg.  65 

barutn  Imngte,  her  SDJeifter  luerbe  firf)  oon  biefem  'ißlau  aBBringen 
(äffen.  9tQC^  QÜem  ju  urteilen,  fann  ^tettenberg  jeinerfeit»  fic^ 
fef)r  tief  nid;t  barauf  eingetaffen  ^aben,  aud;  luenn  n)ir  feine  anfängt 
Itd^e  Übereinftimmung  bamit  annehmen  iroflen.  —  2)em  ;iDeutfc^= 
meifter  gegenüber  beftanb  931anfenfelb  auf  ber  erbetenen  |]ufnmmen= 
tunft  mit  ben  bcgeicfjneten  ©ebietigern,  namentlich  bm  preufeifc^en.O 

§lngefic^t»  biefer  93e^arrlid)feit  begannen  bie  ®eutfd;l)erren 
^u  fürdjten,  hav>  ber  ^rälat,  inenn  man  feinen  SBunfd)  nid)t  erfülle, 
i'^nen  beim  ^^apft  unb  bei  Äonig  gerbinnnb  Ungelegenf)eiten 
bereiten  ober  and)  mit  ben  preu^ifc^en  fianbfomturen  ©onber- 
berf)anblungen  gegen  5lronberg  anbetteln  luerbe.  58efonber§  bebenf- 
lidj  ftimmte  fic  bie  5(u§fid)t,  ba^  S3(an!enfelb  Nienburg  unb  @(ö 
auf  feine  (Seite  jieljen  rönnte,  „biefelbigen  ab5uvid)ten  unb  ba{)iu 
^u  bringen,  baf3  fic  it)m  ju  feinem  2]or[)aben  üerijütfen"  (benn  ©Üs 
war  nun  einmal  ein  Überlöufer).  ®er  Komtur  ju  Slument^al, 
3^riebric^  ©turmfeber,  riet  ba^er  bringenb,  @I|  bod)  ju  ber  @ac|e 
^in5U5ie^en:  „e§  ginge,  iüe(d)en  2Beg  e§  tuolle,  fo  muffte  er  hod)  mit 
bem  SDeutfdjmeifter  unb  un»  allen  unter  einer  3)edc  liegen."  Unb 
aüerbingy  ujar  (SI^  im  eigenen  ^ntereffe  an  ^ronberg  gcfeffclt. 
';äuf  ©turmfeber»  i*iat  tjolte  ber  3)eutfdj meifter  fdjlie^tidj  ©I^ens 
©utadjten  ein:  er  !enne  ja  33ian!enfelb  gut  unb  luerbe  barum  am 
beften  ttiiffen,  mie  man  itjm  auf  fein  unabläffige«  S)rängen 
antworten  folle,  um  i^n  nidjt  üor  ben  Äopf  ^u  fto^en  unb  ju 
Intrigen  mit  Sfenburg  unb  anberen  gegen  ben  beutfdjen  Orben§= 
^loeig  ju  öerautaffen.-) 

Suätüifdjen  tt)ar  33ifd)0|  i^ermann  üon  Äurianb,  ber  fic^ 
fc^on  fe^r  nad)  feinem  ^eimifdjen  ©tift  ^urüdfe^nte,  am  26.  Stpril 
auf  Slanfenfelbg  Sertangen  bei  i^m  in  Ü^egeuäbnrg  eingetroffen. 
(Sr  t)otte  fici)  bi^^er  ^u  ben  33eftrebungen  be§  ^eutfd)meifter§ 
^uftimmenb  oerfjalten  unb  it)m  otjue  n)eiterc§  ben  (ftatutengema^en) 
3Sorrang  oor  ^tettenberg  jngeftanben.  5Iber  Stanfcufetb,  burd^ 
hm  er  offenbar  erft  je^t  in  biefe  ganje  3lngelegenl)eit  eingeweiht 


>)  Slanfcnfelb  an  ilronberg,  3tec3en§burg,  1527  S(prU2,  Slpril  24, 
ögl.  ^ronberg  au  (Sturmfeber.  Slpvil  26  (Jßiteit » §ilbebran&).  5i.^gl.  giJit« 
tciiungeii  au^  ber  IM.  &c]d}.  2  ®.  505  9ft.  15. 

';  ilronberg  an  Sturmfeber,  1527  5lpril  26.  Sturmfeber  an  ittouberg, 
Wprtt  26  unb  27.    Äronberg  an  S(fe,  Mai  3  (,2öieu  =  .f  i'^iebranb). 

2&X.  S.  f.  %.  3ti,  2.  5 


(56  i^euiiib  ?{rt)iifoiü, 

lüiirbe,  getüann  U)n  oollfommeu  für  bie  StnjrfjQUung,  baB  ^tettenbert^ 
äum  ^oc^meifieramt  gelangen  muffe.  S)ie  beiben  ^räloten 
bearbeiteten  nunmehr  ben  liülönbijcfjen  9)?etfter  in  Briefen,  ba^ 
bie  S5erf)anblungen  in  ber  §o(i)meifterfrage  in  jebem  ^aU  mit 
tSifer  fortgefe^t  »erben  müßten,  „weil  bie  ©ad^e  beim  ^apft, 
foiferlidjen  ®tattl)atter  unb  ^ier  beim  9fteic^§regiment  burd)  ben 
ßräbifdjof  angebrad)t  nnb  barinnen  allerlei,  n^ie  ^lettenberg  fc^on 
erfa{)ren  l)abe,  ge^anbelt  unb  geförbert  unb  erlangt  fei."  (Sfjre 
unb  SBürbe  be§  liölänbifc^en  9}?eifter§  ftönben  ouf  bem  Spiel: 
^-Briefe  be§  2)eutfci^meifterÄ,  bie  ber  Söifd)of  gefet)en,  unb  n:)orin 
'^kttenberg  einfad)  „unfer  g^reunb",  ftatt,  mie  fjerfömndid),  „unfer 
^err  unb  g^-eunb"  tituliert  tt^erbe,  bettjiefen,  ha'^  Äronberg  fid) 
bereit»  bie  Stellung  eine»  SSorgefe|ten  anmaße  unb  bett)U^ter= 
lueife  bie  SSürbe  beS  (iütänbifdien  9}Jeifter§  ^erabbrüde.  SBenn 
iSI|  üou  ^onberg  bie  ßomturei  SJZaiuä  erhalten  ^aht,  fo  fei  ba^ 
iebeufalls  nic^t  allein  '^md^  Unterftü|ung  öon  ÄronbergH  SSai)! 
5um  2)eutfd)meifter  gefd)et)n  —  fonbern,  mu^  man  ^in^ufügen, 
um  fid)  feine  Stimme  für  bie  |)oc^meiflern)ot)t  p  ftd)ern.i)  ®o* 
äJü^trauen  ber  Öiolänber  gegen  ©(|  Xüat  in  ber  %at  ebenfo 
bered)tigt,  mie  Äronberg§  ißertrauen,  benn  @(^  gab  htn  ©rj- 
bifcf)of  rüdf)a(t5(oÄ  prei»  unb  t)erbarb  it)m  feine  ^(ane.  „Sc^ 
tenne  ben  3}?ann",  antluortete  er  bem  SDeutfc^meifter,  „unb  auA 
5um  Xeil  feine  .^änbet;  nnb  auc^  öon  allen,  bie  mit  if)m  umge^n, 
pre  id),  ha'^  er  eine  t)offdrtige  S3eftie,  untreu,  üftig  unb  ein  auf= 
f äffig  bö§  3)?enfd)  ift."  (gr  erfannte  fogteic^,  ba^  ^ölanfenfelb 
fid)  auf  bem  oon  Ärouberg  öerfuc^ten  SBege  feine  ©e^eimniffe 
niemals  entloden  laffen,  ber  ©eutfdjmeifter  aber  in  ben  fd)Iimmen 
Ü^uf  geraten  mürbe,  fd^on  im  Slnfang  feiner  ^Jtegierung  bie  OrbenS^ 
intcreffen  burc^  S^ermeigerung  ber  ©ebietigerüerfammlung  öernadj= 
läffigt  5U  t)aben.  (5r  riet  baf)er,  auf  biefetbe  roof)I  ein^ugefjen, 
aber  nid^t  bie  oon  S3(an!enfelb  gemünfd)ten,  fonbern  nur  feine 
eigenen  ©ebietiger  aufguf orbern:  ben  Sanbfomtur  in  ^raufen,  bie 
^'omture  ju  2}2ergentt)eim ,  Slument^at  ufm.,  aud)  ben  OrbenS- 
fanjler  Sorelin.   5luf  biefe  Sßeife  foUte  ber  ^rälat  ^ur  preisgäbe 


')  58lanfenfelb   unb   33ifd)of  ^ermann   an   ^lettenberg,   JHegensburg. 
1527  9Jiai  3  (Steic^^arc^io  ju  ©tod^oIm«§iIbebranb). 


'^Jlettenberg.  67 

jeiner,  ober  be§  9)iei[ter§  ^<j3täne  —  benn  in  biefer  ^injid^t  {)errfd^te 
bei  ben  5)eutjc^()erren  öolle  Ungeiui^fieit  —  oor  einer  bef(^Iu^= 
unfäf)igen  SSerfammlung  öeranla^t  luerben,  in  ber  bie  Oppo[ition 
gegen  Äronberg  garniert  öertreten  wärt  unb  üon  ber  man  fid^ 
bequem  auf  ein  fünftigeS  ®eneralfa;)itel  berufen  uub  äurücf^ie^en 
tonne.')  2)iefe§  9)ättel,  hinter  bie  5lbfid)ten  53(anfenfelb§  ober 
be§  liülänbijc^en  9}?eifter§  gu  fommen,  fanb  Äronberg§  ^Beifall. 
@r  berief  jum  ©onntage  2;rinitati§,  ben  16.  Suni,  bie  gen)ünfd)te 
ißerjonimtung  nac^  (Sjrfienbact;  bei  .'peilbronn  ein  (mo  er  of)net}in 
3um  (Smpfang  ber  ^ulbigung  ^inroottte)  unb  jeigte  bem  (Sr^bifcfjof 
an,  ha^  er  feinem  S^orf d^tage  geUJiUfa^rt  i)ab^.  '^)  %m  feftgefe^ten 
läge  fanben  fid)  S3IonfenfeIb  unb  ber  33ifcfjof  üon  ßurlanb  in 
(Sf(^enbocf)  ein;  ber  noc^  nidjt  nacf)  SDeutfdjlanb  gekommene  Komtur 
ju  g^etlin  fehlte  aber.  (Sine  ttjie  ujertoofle  Unterftü^ung  SÖIonfenfelb 
babur(^  miffen  mu^te,  beweift  am  beften  bie  5lngft  ber  S)eutfd)= 
l)erren  oor  biefem  alten  tiolänbifd^en  (SJebietiger:  in  einer  WiU 
teilung  SturmfeberS,  be§  ^omturg  gu  93Iument{)a(,  an  ben 
3)eutfd^meifter  aus  biefer  ßeit^)  f)eiBt  e§  oielfagenb,  ba^  „beraub 
Öiolanb  gefommene  58rief  an  ben  .Komtur  ju  ^eüin  bem  (Srj- 
bifd)of  au§  beluegüdien  Urfad^en  nidjt  jugefdjidt,  fonbern  mit 
bem  ©d)riftftüd  fo  oerfa^ren  morbcn  fei,  n)ie  Äronberg  e§  augeorbnet 
t)obe"  —  b.  ^.,  ba^  e§  erbrochen,  gelefen  unb  [)ierauf  ma^rf(^ein=^ 
lid^  oerbraunt  n)orben  fei.  äJian  arbeitete  nämlid;  mit  allen 
ajiitteln. 

©d^on  ein  ©lid  auf  bie  !öerfammtung  mu^te  ben  ©räbifc^of 
überzeugen,  ba'^  fie  feine§tt)eg§  haS^  repräfentierte,  ma§  er  gemoüt 
^atte:  au^er  bem  5Deutfd)meifter  waren  nur  ber  Sanbfomtur  in 
^ran!en,  SBil^elm  oon  9^euf)aufen,  unb  bie  (frän!ifd)en)  Äomture 


>)  ©eorg  Don  ®l§,  Jtomtuv  ä"  SKauij  mib  Dberfter  Tiav^djaU,  an 
S^onberg,  1527  Wai  7  (SBien  -  «pilbebronb.  %!.  @d)nörmg  a.  a.  D.  S.  81 
unb  ©.  114  mm.  353). 

■^)  ßronberg  on  ben  2onbtomtur  UJeufiaufen  in  granfen  unb  bie  9tatg* 
gebietiger,  ^etbelberg  1527  9Jtat  13.  9Jeu^oufen  on  ftronberg,  (Slbingen, 
1527  'Mai  15  (SBien  -  §ilbebranb).  SBlonfenfelb  on  tronberg,  9ieumarft, 
1527  3!Koi  29,  9«itteilungen  ou§  ber  liolänb.  ®efd).  2  ©.  505  9Jr.  lü. 
9JeuI)aufen  on  Slronberg,  TOoi  31  (SBien-^ilbebronb). 

»)  ©turmfeber  an  Äronberg,  1527  Stpril  5  (SSien  -  ^ilbebronb). 

5* 


ßg  Seontb  Strbni'on', 

5U  9Jferi5ent^eim,  §eilbronii,  S31untentt)Q(,  Slintbäberg  unb  ^inneiiDett 
nnh  ber  ^an^Ier  ®oreIiu  aiüüefenb.  i)  Soor  btefer  ii^ertretung  au§= 
fd)lie^tic^  be§  beutjdjen  Orbengguiciges  fofite  931anfenfelb  al\o 
feine  harten  aufbecfen,  o^ne  5lu§ftcf)t,  einen  gültigen  33efd)(u^  in 
ber  ,^od^mei[terfrage  sutt)ege  bringen  ^u  !önnen.  ©§  fann  teil? 
ßiüeifct  fein,  ba^  er  feine  (Eröffnungen  banod^  eingerichtet  ijax. 
@r  entnndeüe  junäd^ft  bie  bebröngte  Sage  £iülanb§  §rt)ifd)en  bei 
feinuüdjen  9^tad)barmä(^ten  ^^reu^en  unb  ^o(en,  beridjtete,  luie  er 
beii  8tanbpunft  ber  Siolänber:  fic^  feinegfaüö  jugunften  ^reu^ens 
ivai)  be§  ^Croiauer  SSertrage^  tniber  ^o^jft,  ^aifer  unb  9?eic^  mit 
'»polen  ein^ulaffen,  beut  Äönig  ©igismunb  im  SZamen  ^^(ettenbcrgö 
mit  QÜer  (gntfdjieben^eit  bargelegt  ^aht,  unb  bat  bie  2)eutfd)= 
{}erren  im  ^iubiirf  ouf  bie  ^u  beforgenbe  ?{uft)e^ung  ^oIen§  burd) 
^reujsen  unb  etiuaige  9^epreffalien  bes  Stbnigs  namens  be§  Orbene, 
ber  .^erren  unb  ©täube  in  ßiülonb  um  IRat  unb  Seiftaub.  SBeiter 
er§ä()lte  er,  mie  er,  jweds  Üiedjtfertigung  ber  ßiölänber  n^egen 
ber  oijne  itjre  8c^ulb  erfolgten  (gätularifation  ^reufeens  fo^Die 
gur  (Srforfdjitng  ber  ?Ibfid)ten  oon  ^apft  unb  Slaifer  betreffs  ber 
lut^crifdjen  33en)cgung,  nad)  3?om  gereift  fei.  .^ier  tjabe  er  mit 
bem  ^apft,  al§>  bem  gemefenen  ^^roteftor  be§  OrbenS,  in  feiner 
Sigenfdjaft  olS  efjemaliger  ^^rofurator  besfelben,  über  oerfc^iebene 
Drben§angelegcnt)eiten  üerijanbett,  u.  a.,  unb  ^war  auf  5(uf forberung 
be§  ^apfteS,  aud^  über  bie  iJcac^folge  im  ^odjmeifteramt.  2)en 
Snljalt  bicfeS  ©efprädjS,  in  beffen  S3e!laut  ber  ^eilige  $ßatec  ja 
gar. 3  beutlid)  ben  tiolänbifdjen  3J?ei[ter  al§  ben  Slöd)ftbered)tigten 
auf  bie  i^ocgmeiftermürbe  bejeidjuet  fjatte,  gab  931aufenfelb  aber 
nur  inünblic^  loicber,  mie  es  fdjeint,  auc^  nur  dor  Äronberg  unö 
bem  OrbenSfan^ter.    ^n  fdner  fd)riftlid)en  (Eingabe,  bie  er  ber 


I 


1)  über  bte  S3er^anblungcn  ^u  ©fc^enbad)  1527  ^mxi  16  ejtftiei-t  eine 
ftüdjtigc  3cac^jci)ritt  ®ore[in§  nad)  ^ölanfenfelb»  münbli(t;en  (Srflörungen, 
au^crbem  ein  Sie^eB,  roetdjem  58(anfcn|elbi  Don  anbevev  (jetner  eignen?) 
§anb  gejd^riebene  ^^niräge  beigefügt  finb  (Söien  =  .'gilbebranb).  <B.  audj 
SBüigt  0.  a.  D.  2  ©.  33f.  Sdjnöving  a.a.£.  8.82,  ber  ba^  öejptäd)  ju 
©fc^enbad)  irrtümlich  auf  ben  23.  3»tti  tjerlegt.  ®a3  bafelbft  ®.  U4, 
Sütnt.  358  er»uät)ntc  SBerf  oon  Säger  „Cod.  dipl.  ord.  Theut.  5"  ift  eine 
§anb)^rift  im  @taot^ard)iü  ju  Königsberg,  bie  über  bn^  QJejpräc^  ^u 
Cfd^enbadj  nur  eine  !ur§e  unftcfentlic^e  dlotx^  enthält. 


^$letteni>erg.  69 

P,ari5en  83erfammlung  übergab  unb  bie  biefe  jur  ©ruubloge  für 
t^ren  Sefdf)tu^  inai^te,  finbet  fic^  boDon  fein  SSort  ^^(ber  er 
übcrtjab  beni  S)eiitf(f)meifter  ba^  für  biefen  beftimmte  S3reöe^), 
m  beni  Slemen»  VII.  bie  ^eutjdjf)erreu  gon^  einbeutig  aufforberte, 
^^{ettenberg  äuni  ^odjmeifler  ju  ertüä^len,  unb  erüärte,  er  ^aht 
cntfprcdjenbe  (Srlaffe  an  ben  (iölänbifdjen  9)?ei[tcr  unb  Äönig 
3^erbinanb.  Siur  über  ^(ettenberg  jelbft,  beffen  ^oltung  nnb  5Ib= 
fidjten  fdjlpieg  er  fidj  üollfommen  auS.  3^^"^  ©dlluf,  tarn  be§ 
•^^ubelg  Äern,  inbcm  Sölanfenfclb  erfuirte:  nad)bem  er  mit  ben 
püi.i[tlic^en  (ärlaffen  ben  fdjerlic^en  ©tattljafter  unb  ha^  ^eidj^^^ 
regiment  aufgefud^t  f)abe,  ^alte  er  e§  jc^t  für  nötig,  bie  9J?einung 
be§  ®eutf(^meifter§  unb  feiner  9tüt§=  unb  anbever  (^ebietiger  ein= 
^u{)ü(en  unb,  folI§  man  e^  begehre,  itjnen  „mit  alten  Umftänben 
,^u  erijffncn,  maä  burd;  ^apft,  ^arbinäle,  unb  einige  anbere 
Gönner  be§  Drben§  beratfdjlagt,  betradjtct  unb  erloogen  luorben 
fei":  nämtid^  bie  Übertragung  be§  §od)meiftertum§  nad)  iiiüianb. 
X'ie  ^uftiinniung  ber  ®eutfd)f)erren  eradjte  er  für  notiuenbig, 
bamit  ber  S3efd)Iu^  in  biefer  'Baii)(  „mit  befto  metjr  53eiiünftigung 
unb  Sdjul}  ge^anbtjabt  luerben  nwge."  S)ie  üom  S)eutfdjmeifter 
ajtgeftrebte  5lbminiftratur  be§  §od)meifteramt5  überging  53IanEenfeIb 
alfo  mit  üollfommenem  8tiIIfd)U)eigen  unb  er!(ärte  inbireft,  ba^ 
bie  3^rage  ber  9tad)foIge  in  biefem  3(mt  grunbfä^lid;  bereit»  ot)ne 
.gutun  ber  2)eutfd)t)erren  Dom  f)ei{igen  SSater  entfd)ieben  luorben 
fei.  (gr  loollte  nur,  ba|5  fie  je^t  burd)  i§re  ßuftimmung  biefe 
5ö5at)I  perfeft  machten.  Xa  Ä'ronberg  fd}on  burd)  ©umppenbergö 
Sntrige  unterrid)tet  war,  tüorum  e§  fidj  bei$3IanfenfeIb§S3emüt)ungen 
l)anbe(te,  unb  bieg  au^  bem  päpftlic^en  Sreüe,  ba§  bod)  in  jebem 
gade  an  feinen  5(breffaten  gelangen  mu^te,  ebenfo  flar  ^etüor» 
ging,  fo  ift  e§  nid)t  ganj  rid)tig,  ha^  @eorg§  öon  (SI^  fluger 
9^atfd)lag  ben  ^rölaten  genötigt  tjabe,  öor  einer  befc^Iu^unfä^igen 
ißerfammtung  „feine  harten  aufzulegen."  2)  ®enn  ob  unb  tt)ien)eit 
^45Iettenberg  fetbft  l)inter  feiner  itanbibatur  ftef)e  —  inorüber  bie 
2)eutfd)f)erren  gern  in§  Älare  fommen  raoöten  — ,  gerabe  ba§> 
erfuhren   fie   eben   nid)t;   Slantenfetb   er5ät)Ite   i^nen   oon   bem 


^)  @g  befinbet  fid)  im  Orben§ard)iu  (ie^t  in  ^Äien). 
^)  Sd)nöring  a.  0.  C.  ®.  83. 


70  Seontb  Sltbufott), 

©tonbe  ber  'Bad^i  nur  jooiel,  irieöiel  er  für  nötig  t)ielt.  Uub 
tt)äre  @umppent)erg§  SSerrati)  nid)t  gett)efen,  fo  {)ätten  fie  nod) 
weniger  @runb  für  bie  5Innaf)me  ge!)abt,  in  ber  Übertragung 
be§  ^od)meiftertum§  nad)  Siölanb  ein  (Spiel  S5tanfenfelb§  auf 
eigene  §anb  ju  luittern;  unb  auc^  in  biefer  2Inno()me  blieben  fie, 
wie  fic^  jeigen  luirb,  nac^  ttjie  öor  unfid^er.  2Bo£)(  aber  braci^te 
bie  überlegene  Älugf)eit  be§  Dberften  9}carfc^all§  bie  5(bfic^ten 
5BIonfenfe{b§  borin  gu  ^all,  ba^  er  feinerlei  33efd)(u§faffung  wegen 
ber  9Zeutt)aI)I  eine§  §od)meifter§  ^uiüegc  brad)te.  3)enn  ^.ronberg, 
ber  nur  nod^  ouf  bie  faiferlic^e  S3e[tätiguug  gum  ^Ibminiftrator 
be§  §od)meiftertum§  wartete  unb  fid)  feine  Greife  burd)  bie 
©egenbeftrebungen  ber  Siülänber  nid)t  ftören  loffen  woKte,  wid) 
ber  unbequemen  3tnregung  jnr  S3ornat)me  einer  neuen  ^o(^meiftcr== 
tt)af)I  unter  Beteiligung  be§  liülänbifc^en  OrbenS^weige^  au§: 
entfpredjenb  bem  9ftatf(^lag  @I|en§  berief  er  fid)  auf  ein  aiU 
gemeines  Kapitel.  Of)ne  ein  foId)e§  laffe  fid)  ber  Befd)IuB  ä" 
©petier  öom  D!tober  1525  nic^t  umfto^en,  wonad)  bie  2onb=' 
fomture  be§  beutfd^en  öebietS  uub  bie  üier  „preu^if(^en",  laut 
(Statuten  uub  S3ud)  be§  Drbens,  „bcn  Seutfdjmeifter  Äleeu  für 
ba§  oberfte  §aupt  be§  Drbenä  bi§  pr  2Bat)I  eine§  onbereu  §od)= 
meifter§  adjten,  e^ren  unb  tjalteu  mottten"  (bie  i^n  felbft  betreff en= 
ben  9)?ergentt)eimer  Äapitel§befd)tüffe  oom  SDe^ember  1526  gab 
Äronberg  uatürlid^  uid)t  preis,  bod)  War  i81an!eufelb  barüber 
unterridjtet).  Unb  gegenwärtig,  erflärte  er,  fönne  bie  Orben^* 
angelegentjeit  über{)aupt  nid^t  enbgüttig  geregelt  werben,  weil  bo§ 
lutljerifdje  SBefen  uub  bie  ®efangennat)me  be§  ^apfteS  burd)  bie 
!aifer(ic^en  Gruppen  in  9ftom  alle  95ert)ältniffe  in  groge  fteüten 
unb  mau  gan^  im  Ungewiffen  f^webe,  wa§  für  eine  Üleformation 
unb  Drbnuug  aller  (Stäube,  öielleid)t  inbejug  auf  ^reu^eu,  ber 
^oifer  im  (Sinn  ^aU.  2)iefer  war  je^t  ber  5:rumpf,  ouf  ben 
bie  mit  ber  ^eit  fortfd)reitenben  ^olitüer  fetjten:  bie  in  il)rem 
fernen    uub    obgelegencu    ßanbe    nod)    frü{)eren    SSerl)ältniffen 


')  ©otlte  93Ianfenfclb  injtt)tfd)cn  oud)  barüber  unterrtd)tet  »torbe« 
iein?  ?Im  16.  ?lprtl  Ijatte  er  „Briefe  üon  9^om"  oom  27.  SMrj  in  §änbc«, 
toorauä  er  unter  bem  3)atum  beg  16.  Stpril  bem  ^Ketftev  ober  nur  poUtifr()c 
5Reuigfetten  mitteilte  (SSien  =  .{lilbebranb). 


^$Ictteu6evg.  71 

!alfuliei*eubeu  ßiütönber  Ijatkn  auf  bie  fatfcfie  Ä'arte  geje^t,  ober 
fie  toenigftenö  in  fdfdjer  Üteif)enfoIge  auSgefpielt.  S33a§  befagten 
je^t  ^ergameutbriefe  be^  in  ber  (SngelSburg  £)üIf(o§  [i^enben 
^ap[te§,  bie  Urteile  ber  e^ebem  fo  öielüermögenben  ^arbinäte! 
Sn  ©ummo  !am  in  (Sfcf)enbad)  ein  ^inf)Qitenber  S3ejrf)tu^  ^erau§: 
man  muffe  ben  ßanf  ber  Singe  abwarten  unb  fönne  erft  fpäterf)in 
<in  eine  SSerfammlung  aller  inbetradjt  fommenben  ©ebietiger  benfen, 
tüeld^er  ber  Seutfdjmcifter  bie  Einträge  S3lanfenfelb§,  fatl§  er 
bartn  oom  9}kifter  in  Siölanb  beauftragt  fei,  oorlegen 
würbe,  liefern  würbe  man  bie  93efd)lüffe  fd)on  mitteilen, 
^(anfenfelb  war  abgefpeift.  (Sr  war  auf  i()m  gewadjfene  (55egner 
geftoBen. 

gür  bie  (SdjWierigfeiteu,  bie  ben  Siölänbern  a\i§>  bem  Unter* 
gang  be§  Orben^  in  ^ren^en  unb  burd)  bie  Haltung  ^^olenl 
unb  ßitauenä  erwudjfen,  befunbete  bie  S^erfammlnng  natürlid)  gar 
fein  Sntereffe  unb  üerwieS,  um  etwa§  ju  antworten,  auf  ben  2öeg 
ber9?ad)giebigfeit  unb  gütlidjer  Untert^anblungen,  für  ben  fdjtimmften 
^aß  auf  ben  ju  erbittenben  ^eiftanb  be§  9ieic^e§. 

Söö^reub  ber  33ifd)of  üon  ^nrlanb  fid)  nad^  biefer  refultat- 
lofen  ^Tagung  eilig  nad)  Siülanb  jurüdbegab,  backte  33(an!enfetb 
nic^t  baran,  bie  gragc  wegen  ^^Iettenberg§  SfJadjfoIge  im  §od)= 
meiftertum  unb  alle§,  \viü§  für  it^n  felbft  bamit  äufammentjing, 
mutto^  falleu  ^u  laffen.  9f?od)  blieb  bie  |)offnung  auf  eine  (Snt= 
fd;eibung  ber  ©adjc  burd)  ben  ^'aifer,  an  ben  il^n  auc^  bie  5ln= 
orbnung  be^3  ^^apfte§,  ber  S3efd)eib  be^  (Statthalter^  Äönig  ^erbinanb 
unb  bie  allgemeine  Söelttage  wiefen.  Unterweg§  üerfud^te  er  noc^ 
beim  Üieidjlerjfanäler,  bem  ÄarbinaIer5bifd)of  unb  Äurfürften 
^Ibred^t  oon  äRaing,  an  beffen  Stufftieg  er  einft  in  9tom  mit- 
georbeitet  I)atte,  'plettenbergS  Stngelegen^eiten  jn  förbern,  namentlid) 
ben  Iiülänbifd)en  Drben  üon  ber  if)m  mit  ben  Üiegalien  auferlegten 
allgemeinen  9fteidj§matrifel  ju  befreien.  ®ie  böfe  ^^"^g^  \zimx 
©egner  tabelte  fein  „grobes  unb  bacdjantifdjeS"  S3enef)men  am 
,^ofe  be§  pradjtliebenben  unb  lebenSluftigen  ^o^en  ^^rölaten:  in 
SSirtlid)Eeit  fiet)t  man,  ba^  S(an!enfelb  feinem  ^iet  mit  unbeug* 
famer  Energie  äuftrebte.  S)ie  Üieifefoften  gingen  weit  über  feine 
3}ättet:  ha  üerpf anbete  er  für  2000  gl.  bei  9JJainäer  Quben  feine 
^teiber  (b.  ^.  Stüde  feiuec-  Ornate)  unb  ßleinobe.    SDenn  foftbare 


72  Scüuib  5{rbufoiD, 

■•^eläc,  fcfjon  au§  Siülanb  milgeOradjt,  ju  ©efd^enfen,  rid)tiL3er 
■i^eftedjuiigeti,  am  Äaiferfjofe  beftimmt,  burften  nidjt  augerüt)rt 
werben.  2)urcf)  fie  fotlte  iuot)I  üor  aUcm  auf  ben  SSi^efaiijIer 
Solbfird)  eingelüirft  luerben.  Um  ben  22.  SuH  jdjiffte  ber  @r§= 
bifdjof  fid)  ii'.  ßa(ai§  nad}  ©pauien  ein.  $8orf)cr  fanbte  er  ©erid)te 
an  ^(ettenberij  über  ben  Stanb  aller  Serfjanblungen. 

•^^tber  bie  mi^trauijdje  SBadjjamfeit  feiner  ©egner  lie^  nidjt 
ab,  ben  gefäljrüdien  S)ipIomaten  au§  Ciolanb  ^u  uerfofgen,  fanm 
ha^  feine  Steife  ^nm  ^aifer  rudjbar  geworben  ioar. 

@d)on  bie  Erfahrungen  §n  @fd)enbad)  Ratten  Äronberg  ner* 
anlaf3t,  am  Slaiferfjof  feine  S3'.'ftätigung  gum  IHbminiftrator  be§ 
§od)meifteramt§  ^u  befc^Ieunigen.  Söaibfird)  Xüax  für  biefen  ^xoed 
gewonnen  werben  nnb  f)atte  fein  33efte§  üerfprodjen.  S)a  ftürjte 
bie  gortfe^ung  be§  2Bett(aufe§  nm  bie  9^cad)folge  im  ^oc^meiftertnm, 
htn  931anfenfelb,  allen  Erwartungen  ber  ^eutfdjtjerren  juwiber, 
bod^  nidjt  aufgab,  biefe  in  neue  93eforgniffe,  ba[5  if)nen  ber  ©ieges^' 
preis  nodj  in  (e^ter  ©tunbe  nadj  Siülanb  entgleiten  fönnte.  5lm 
20.5luguft  metbete  ber  Äomtur  ,^u  SOcergenttjeim  SBoIfgang  oon  33ibra 
bem  3)eutfdjmeifter,  ba^  ber  Er^bifc^of  gum  Siaifer  reifen  werbe, 
um  ha^,  wa§  er  in  9ftom  nid)t  erlangt  f)abe,  beim  .flaifer  },n  öer« 
fuc^en.  ®a§  muffe  man  beijer^igen  unb  „bie  ®inge  unb  bog 
:}tef!i-ipt",  nümtid)  bie  faiferlidje  öeftätigung  für  ^ronberg,  an§» 
wirfen,  e^e  93Ian!enfetb  bem  ^uüorfomme.  ^n  ben  unerbittlic^ften 
©egnern  ber  ^od)meifterwo[jt  im  Sinne  ber  Siulänber  gehörte 
ber  ganj  üom  SDeutfdjmeifter  gewonnene  ö5eorg  oon  EI^.  33on 
if)m  erhielt  SBatbfiri^  bie  erfte  Stßarnung  öor  ben  Gegenminen 
551an!enfelb§  unb  bie  beftimmtefte  5(nweifung,  fidj  nur  ja  nad^ 
ben  legten  S3efef)Ien  unb  SBünfdjen  ^ronberg»  unb  (S(^§  ä"  i"idjten, 
(S^teidj^eitig  trieb  EI^  ben  3)eutfdjmeifter  ^u  energifdjen  9)h§= 
iialjmen  an.  5Im  20.  September  erneuerte  biefer  infolgebeffen 
feine  ?(ufträge  an  äBatbfirdj  betreff!?  ber  faiferlidjen  33eftätigung 
',um  3(bminiftrdtor  be§  ^odjmeifteramtS  unb  warnte  i^n,  \\d)  nur 
jo  nidjt  burc^  SlanfenfelbS  SIgitation  §um  beften  be§  3)?eifterä 
in  Siülanb  beirren  §u  (äffen.  Ratten  bie  2)entfdj§erren  2[öalbfir(^ 
für  @efd)enfe  nidjt  unempfänglid)  gefunben,  fo  fürdjteten  fie  j,e|t 
(Segenbeftedjungen.  SJ)er  Er^bifdiof,  fo  ertlärte  i^m  ßronberg, 
Ijanble  auf  eigne  ^auft,  nnb  nidjt  auf  Sefet)!  'ipiettenbergS,  benn 


^^lettenberg.  73 

er  Joeigere  fic^,  ftc^  ber  DrbeuSftatuten  unb  be§  Drbensbud)e§  ju 
erinnern,  tuonoc^  bie  oDerfte  Leitung  bc§  DrbenS  ä^^ä^it  an  ben 
Dcutfc^meifter  unb  nic^t  an  ben  Iidlönbijd)en  SJ^eifter  fieimgefaüen 
fei.  ?tlle§,  tuaio  S3Ianfenfe[b  unterneljme,  gefcljetje  bIo§  gu  eignem 
•Vorteil,  um  fic^  in  ßiülonb  tüieber  ju  befeftigen,  unb  nic^t  bem 
Orben  ^ugute.  (Sr  Ijabe  aud^  in  S^iom  einige  53ret)en  erloirft,  ba^ 
man  einen  neuen  ^od^meifter  ern)ä{){eu  lüolle,  aber  le^^in  beSn^egen 
in  (Sfrfjeubarfj  einen  auSlueic^enben  Sefdjeib  erf)alten.  ©ennoc^  fei 
er  barauf  nidf)t  nad)  Siölanb  surüdgefefjrt,  unb  ha  er  in  ber 
hirgen  3ett  feittjer  anci^  feine  Snftruftioncn  üou  bort  erhalten 
^aben  fünnc,  fo  fei  ju  urteilen,  ba^  „er  biefen  Xang  allein  pfeife." 
5tber  felbft  menn  er  öom  liolänbifdjen  9Jieifter  Sefetjle  ju  feinem 
"^or^aben  bcfi^e  —  barüber  ^atte  ficf)  eben  bi§  jur  ©tuube  feine 
©icfierljeit  erbringen  laffen  —  fo  muffe  eg  bennod^  bei  bem 
©peirifrfjen  iöefd^tu^  oom  Dftober  1525  Bleiben,  loonacfj  bie 
beutf(^eu  unb  preu^ifdjen  ©ebietiger  ben  SDeutfc^meifter  jum 
oberfteu  §aupt  beftimmt  ptten:  in  biefer  ©adje  eine  „rüdüuge 
^aublung"  tun  unb  auf  23(anfenfelb§  S)rängen  jur  freien  3Ba{)l 
eines  aubren  ^odjmeiflerS  ^u  fdjreiten,  UJÜvbe  bem  2)cutfc^meifter 
unb  be§  Drbeu§  „Obrigfeit"  nidjt  tuenig  abträgtid)  fein.  SDafier 
fei  beim  5^aifer  Ä^ronberg«  9?ed)t  auf  bie  Slbminiftration  bes 
§od)meiftertum»  ju  erhärten,  ©leidjjeitig  luurbe  ^letteuberg  felbft 
nafjegetegt,  oon  ber  Äaubibatur  auf  bie  Ijödjfte  SBürbe  abjufte^eu. 
.^atte  fid;  audj  nidjt  fcftftelleu  laffeu,  öon  tüem  fie  benu  eigentlid) 
ausgegangen  war,  fo  mar  e»  boc^  ber  ftügfte  2öeg,  ^(aufenfelb 
als  ben  unbefugten  Urfjeber  biefeS  ^(aneS  baräufteflen  unb  ilju 
beim  tioIänbifd)en  SOieifter  aujuf (^morgen.  S)aS  tat  (SI|:  ber 
(£r^bifd}of,  melbete  er  nad)  SSenben,  unteruet)me  aller^anb  in 
@ad)en  ber  c^od)meiftermal)l,  aber  er  betreibe  babei  ganj  augen=^ 
fd)ein(id^  nid^t  beS  OrbeuS,  fonberu  nur  fein  eignes  Sntereffe. 
3)iefe  5Inftage  bebeutete  gugteid)  eine  oerfappte  §(ufforberung  au 
^letteuberg,  bie  5Iufprüd)e  ÄroubergS  an^uerfeunen  unb  ben  bagegen 
arbeitenben  (Srjbifdjof  abzurufen. ')    ©egeu  biefen  lüareu  aber  oom 

0  SSgl.  Petteiiberö  an  ^loufenfelb,  1527  3uli  6,  gebr.  bei  8.  «rbufoiu 
seil.,  Vlften  unb  Üiejejje  ber  Siölänbifdjen  ©tänbetage  3,  1910  SJr.  245,  unb 
1527  ©ept.  20  (^23ien  =  Ä5i'^e&i'"'i"ä5).  fiomtur  ju  9JJergentl)ein  an  Äronberg, 
1527  9lug.  20.    SI0  on  Sßalbfirci),  1527  Sept.  10;  an  .<i?ronberg,  oom  felbeu 


74  Seonib  Sttbufotu, 

2)eutf c^meifter  aud^  nod^  onbre,  gef)eime  SKittel  in  S3ett)cgung 
gefegt  luorben,  ha^n  beftimmt,  jeitie  Stätigfeit  §u  Iäf)men,  ja, 
anjd)einenb  fogar,  if)n  für  immer  unfdjäbltd^  gu  mod)en.  9Zal)e 
feinem  ßict,  bem  faiferlicljen  ^oflager  in  (Spanien,  ftorb  er 
am  9.  (September  in  Xorqnemoba,  einem  Stäbtc^en  nid)t  njeit 
oon  Valencia.  H{§  STobeSurfadie  galt  bie  bamat§  in  ^Jorb* 
fpanien  graffierenbe  9f?u^r.  S)a§  ©emunfel,  ba§  fi(f)  fpätertjin  in 
Siolanb  bei  ben  bortigen  Ä'attjolifdjen  über  feine  SSergiftung  er^ob, 
traf  iebenfadS  in  ben  Sutljernnern  beftimmt  nidjt  bie  tt)ir!Iic^en 
Urljeber  (falls  e§  foldie  gegeben  (}ot):  53Ian!enfelb§  fdilimmfte 
geinbe  inaren  bie  2)entfd)f)erren.  i)  — 

?lber  i^re  ^ingfte  maren  nnnü^,  benn  ^lettenberg  f)ütte  fid; 
bereits  felbft  üon  bem  grnnbftürgenben  ^tan  einer  Übertragung 
beS  ^odjmeiftertumS  auf  ben  liofänbifdjen  DrbenSglüeig  gurüd^ 
gebogen,  freitid)  ot)ne  unS  ju  entljütten,  iDieiueit  eigentlich  feine 
eigne  93eteitigung  baran  gereicht  {)at. 

(Sine  ^^eitje  öon  ^Briefen  S3(an!enfe(b§,  nod)  öor  bem  @fd)en= 
bad)er  ©efpräc^  gefdjrieben,^)  ^atte  it)n  über  ba§  SBiberftreben 
be§  S)eutf(^meifter§  nidjt  nur  gegen  biefen  ^lan,  fonbern  auc^ 
gegen  bie  öerfaffnngSmä^igen  S^tedjte  unb  bie  gleid)bere(^tigte 
©teönng  be§  liolänbifdjen  9}Zeifter§  unb  feines  OrbenS  unter* 
rid)tet.  S)arauff)in  tjatte  ^^(ettenberg  in  einem  n)oI)Iburd}bad)ten 
©d)reiben  an  93(anfenfetb  (öom  6.  Suti  1527)  feinen  ©tanbpunft 
in  ber  OrbenSfadje  nad)  bem  ^^(uSfdjeiben  ^reu^enS  bargelegt.  3) 
(Sr  ftimmte  ber  Argumentation  ber  oon  531anfenfelb  anSgemirften 
(Sntfd)eibung  beS  ^apfteS  innerlid)  ju,  ha'fi  @f)re  unb  iSefteS  be§ 
^medS  „Übung  ber  9ftitterfd)aft  unb  S3efd)irmung  beS  djriftlidjen 

Sage,  tvonberg  on  Süafbürd),  1527  ©ept.  20  (Söten '  §itbebranb). 
^lettenlierg  an  SBalbürd),  1527  ©e))t.  20  (mir  nid)t  jugänglid),  ögt. 
©c^nöring  <B.  113  f.  2Inm.  338.  339.  340).  ©.  tüeiter  ©d)nöring  o.  a.  D. 
©.85  f. 

')  X.  5övebenbad),  Belli  Livonici  historia,  Coloniae  1564:  p.  23 f. 
troiiberg  an  ^eter  @d)er,  1527  9Ioü.29  (Söien^-^übebranb).  Über  ben  Sterbe- 
ort  (Torquemadaj  f.  Acta  Tomiciana  9,  9Jr.  326. 

'')  a31antenfelbä  ^Briefe  an  ^lettenberg  waren  an^  Söillad)  (1527  ^ebr.), 
©aljburg  {mäx^  1),  %xüq,  {Wax^  24),  9tegen§burg  (?lpril  16,  3JJai  2,  3,  7, 
16,  18)  unb  3Jeumarft  (SOtiai  29),  bod)  \)abtn  fie  fid)  nic^t  alle  er:^alten. 

»)  2.  SirbufoiD  seu.,  Süten  unb  a^ejeffe  3  9?r.  245. 


^^letteiiberg.  75 

53Iuteg  unb  9lamen§"  geftifteten  ritterlicfjen  ®eutid)en  Drben§  e§ 
ttJO^I  erforbere,  i()n  unb  feine  9iad)foIger,  bte  liütänbljc^en  SOMfter, 
„bie  am  @nbe  ber  (S^riften^eit  gegen  bie  graufamen  ütuffen"  auf 
ber  Sßadjt  ftünben,  jum  ,^aupt  beS  Drbeng  ju  erft)äi)Ieu,  feit 
berfelbe  burd)  bie  Umipäl^ung  in  ^reu^en  be§  oberfteu  ^aupte§ 
beroubt  fei,  @r  lüar  audj  in  feinem  lebhaften  ^jefü^I  für  feine 
SO^eifterlüürbe  unb  feine  unb  feine§  Orbengjtueige?  ^Jted^te  unb 
Stellung  burdi  ha§>  anma^enbe  iöorbrängen  be§  ®eutfd)meifter§ 
unb  ber  bentfdjen  (i^ebietiger  tief  gefräntt,  bie  fid;  burd)  9lid)t= 
aner!ennung  jener  ©ad)(age  unb  „mit  ^erffeinerung  be§  alten 
®ebrauc^§  be§  9}JeiftertiteI§"  gegen  eine  foldje  3Bat)I  fträubteu 
unb  eine  Dberftettung  beanfprudjteu,  mit  bem  ^wtd,  ben  liö^ 
Iönbifd)en  Orben  gan^  oon  ber  SBaf)l  gu  öerbrängen.  (Sr  jebodi 
iDoUte  bie  ^^erfammtung  gu  SOJergenttjeim  öom  16. 2)e5ember  1526, 
bie  unter  glatter  Überget)ung  ber  ßiülänber  unb  ä^erle^ung  bes 
Orbens^erfonimenö  nid)t  nur  einen  ©eutfdjmeifter  geiuö^It,  fonbern 
oud)  einen  fünftigen  ^odjmeifter  „aufgeiuorfen"  Ijatte,  feineSn^egs 
al§  ©eneralfapitel  anerfennen,  ba  Vertretung  ober  Ä'onfenS  ber 
ßiüiönber  gleidjermeife  gefetjlt  f)ätten.  Söenn  aber  Äronberg  fid) 
tro^bem  jnm  ^oc^meifter  ^abe  mätjten  (äffen,  fo  braudje  er  boc^ 
feinerfeit§,  entfpredjenb  ber  ber^eitigen  (Sachlage  mit  ßiötanb, 
feiner  anbren  Obrigfeit,  benn  allein  ^apft  unb  Äaifer,  luie 
^ölanfenfetb  fet)r  it)of)l  miffe,  ©eljorfam  unb  Untertönigfeit  ^u 
leiften,  bamit  bie  Sanbe  fiiötanb  nidjt  burd)  „mannidjfaltige 
Dbrigfeit,  bieifüttige  nnleiblidje  33efd)n)erung  unb  Unterbrüdung" 
ju  eiüigem  Untergang  unb  Verberbeu  gebrodjt  tüürben,  2)aä  tüürbe 
jur  S(u§rottnng  be§  Orbeuy  unb  ber  bentfdjen  SfJation  in  ßit)Ianb 
fü()ren,  bem  bentfdjen  ?lbel,  9ii3mifdjen  3ieid)  unb  gemeiner  ßt)rifteu» 
f)eit  5u  unlüiberbringlic^em  ©djoben,  tt)a§  @ott  öertjüten  möge, 
^lettenberg  ermartete,  ba^  Slantenfelb  §nftänbigen  Ort§  fotd)em 
oorgebaut  unb  auf  bem  geplanten  (^efpräd)  ju  ßfc^eubad)  bie 
®eutfd)(}erren  luegeu  itjrer  orbnungsiuibrigen  SBatjl  eines  befferen 
belehrt  ^abe.  gall§  aber  adeS  üergeblidj  geblieben  fein  unb  eS 
ouf  „greoel,  fdjluere  Ü)äif)e,  9J?ij}mut  unb  9ted)tgang"  I)inau§» 
laufen  follte,  fo  fat)  ^lettenberg  für  fid)  unb  feinen  Drben  in 
ßiolanb  barau§  bod)  nur  iöefdjmerben,  Unfoften  unb  ©c^aben 
ertuadifen,  benn  bie  2)eutfd)ljerren  f bunten  bau!  i^ren  günftigen 


76  Seonib  5tr6iifoiö, 

Umftänben  beim  9fteic(}»regiment  unb  njo  jonft  nötig  mit  10  obei 
20  ©ulben  met)r  erreidjen,  a\§  er  au§  feinem  abgelegnen  @i§ 
mit  1000.  ©in  ^artnäcfiger  ^iec^tgang  lüürbe  baneben  aud}  für 
ben  ganzen  Drben  „unerhörten  ^m\t,  ßiuietrac^t,  ^aber  unb 
SSerfoIgnng  mit  fidj  bringen,  n?Q§  bann  tnetter  gu  einer  ßertrennung 
unb  SSerftörung  be§  gangen  £)rben§  füfjrcn  ttjürbe."  Unb  näf)me 
aud)  bie  Sac^e  einen  für  h^n  (iotänbifc^en  9}?ei[ter  günftigen  ?(u§» 
gang,  fo  mürbe  man  al^bann  —  b.  §.,  tt)enn  it^m  ba§  ^od)- 
meiftertum  jufiele  —  ben  gangen  oberbeutfd)en  5tbel  gegen  i§n 
auf^etjen  unb  i^m  bie  (Sinfünfte  ber  üier  Äammerballeien  (Stf4 
Öfterreidj,  (S(fa§  unb  tobteng,  bie  ben  Unterhalt  eine§  ^od)mei[tere 
gu  tragen  t)atten,  ab^änbig  machen  unb  entfremben.  2:ie  8ac^e 
ober  je|t  unbeenbigt  abgubrec^en,  trürbe  boc^  befdjämenb  unb 
oeräc^ttic^  fein.  ^af)er  muffe  mau  üon  gmei  Übeln  ba§  tleinere 
raupten.  Unb  ha  ttegen  ber  aUgemeinen  Unorbnung  unb  5(ufru^rg 
in  ber  beutfc^en  iRotion  unb  gangen  (£f)riften^eit  luie  ftsegen  5tb=» 
raefen^eit  be§  Äaifer»  aud;  in  öiel  tt)id}tigeren  fragen,  bie  ©lauben 
unb  ©eligfeit  beträfen,  fid)  feine  Ütegelung  ergieten  laffe,  auc| 
5^often  bringenb  gu  öermeiben  feien,  fo  \vk§>  ^lettenberg  feinen 
^Beauftragten  an,  mit  allen  red)t§fräftigen  90?itteln  unb  Garantien 
beim  faifertic^en  (Statthalter  unb  9Regiment,  bei  ben  Üieidjsftänben 
unb  bem  3)entfdjmeifter  felbft  einen  ^^(uffdjub  ber  gangen  .^oc^- 
meiftenuaf)Ifrage  gu  beiuirten,  fo  bafs  feine  Partei  etroaS  barin 
oorne^men  bürfe.  ®amit  unb  mit  alten  anbren  CrbenSfac^en 
foate  e§  fo  lange  anfte^n,  bi§  bie  beiben  iD^eifter  in  S^eulfdilanb 
unb  Siölanb  ober  ifjre  53eDoümädjtigten  an  gelegener  Stätte, 
g.  S.  in  ünhtd,  gemeinfdjaftlid)  aüe  burc^  bie  preu^ifdje  Um- 
roälgung  eingeriffenen  Übelftänbe  abftelien  unb  im  Orben  ein 
einträchtige^,  beftänbigeä  unb  d)rifttic§e§  äöefen  unb  ^"Regiment 
einfüf)rcn  lüürben.  3)en  Strauß  mit  bem  2)eutfc^meifter  in  gegen» 
roärtiger  ßeit  bi§  gum  @nbe  burd)gufüt)ren,  ^ielt  ^4?(ettenberg  für 
unmöglich,  (är  forberte  ben  Srgbifdjof  auf,  fic^  nod)  n)äf)renb  bes 
Sommer»  nac^  Siülanb  gurüdgubegeben;  nur  uienn  fid)  aus  bem 
Oberlauf  be§  ©fdienbac^er  ©efpräd)§  |)o[fnungen  auf  ein  öinlenfen 
ber  5)eutfc^^erren  ergeben  foüten,  follte  er  fic^  nebft  bem  ßomtur 
gu  gellin  noc^  länger  mit  ber  Sac^e  befaffen.  —  i)a^  in  feinem 
ber  ©riefe  bie  S3eftätigung  be?  S53oImarer  95ertrageä  aud)  nur 


mit  einem  SBort  ernannt  luav  (je^r  Begreif(id^),  fiel  bcm  SOZeifter 
öered^tigtenöetfe  ftarf  ouf.  (Sr  legte  bem  ^räloten  bringenb  nat)e, 
feinem  ©eliibni^  genuggutun,  unb  fudjte  il)n  aucf)  burc^  ben 
^imiH'i§  anf  bie  !ird)tidjen  Sßivren  in  ßiölonb  unb  bie  unfid^eren 
IBerpItuiffe  in  feinen  beiben  ©tiftern  ju  balbiger  S^üdfprac^e  ju 
üeranlnffen.  5tber  er  öertraute  i^m  üöllig:  ^md§>  Stusfertigung 
einer  neuen  öoUmac^t  fteHte  er  bem  ©rgbifdjof  fogar  fein  eignet, 
im  §(n§Ianbe  neu  ju  fted;enbe§  Siegel  gur  Sßerfügung!  Offenbar 
l)ieli  er  531anfenfelb  burdj  feine  Errettung  lior  ber  9tnf(age  auf 
SanbeSüerrot  mit  ben  bluffen ')  unb  burd)  bie  ßi^ftäube  in  feinen 
li'olänbifd^en  ^ird)en  für  feft  genug  an  feine  ^serfon  unb  be§ 
Ovbeu'-S  2i3Dl)l  unb  S3e{)e  gefettet.  Qnt  übrigen  mu^te  \\ä)  i^m 
bie  @r!enntni§  aufbrängen,  bau  ^^  ^i^  ?Ibneigung  ber  jDeutfd^^ 
.^erren  gegen  ^i^O^ftänbuiffe  ^infid)tli(^  ber  ©tetlnng  eine§  Iiü= 
(änbifdjen  9}?eifter§  unterfdjä^t  Ijatte.  SSenn  eine  $8erobrebung 
jtoifdjen  if)m  unb  33(anfenfe(b  inegen  Übertragung  be§  ^od)meifter= 
amt^S  nad)  Siolaub  totfadjtid^  ei'iftiert  I)at,  fo  tuar  ber  ^lan  unter 
un^utreffenben  $Sorauc^fe|ungen  erbadjt.  ÜberbieS  f)atte  fidj  freiU(^ 
bie  5Serfd)iebnng  ber  9}Jad)tüert)ü(tuiffe  jmifdjen  ^apft  unb  ^aifev 
nid)t  t)oran§fe{)cn  laffen.  9}Jan  luar  bi3[)er  geu)üt)nt  geluefen,  jenen 
al§  au§fdjlaggebenbe  Suftan^  für  alle  Drbensfadjen  §u  betradjtcn. 
2)en  3)eutfd)t)erren  aber  imponierte  er  längft  nidjt  me§r. 

Slm  15.  ?tuguft  ertjielt  ^lettenberg  burd)  hcn  §urüdgefef)rten 
S3ifc^of  t)on  ^turtanb  ben  erften  genauen  Seric^t  über  ben  refnltat* 
iüfen  S3er(auf  ber  (gfd^cnbadjer  SSer^anblungen  (ein  mit  entfpreci^en= 
ben  9^ad)rid)ten  an  ben  93ieifter  abgefanbter  S)iener  be§  (Sräbifd)of§ 
mar,  üieUeidjt  öon  ben  S)eutfd)^crren  abgefangen,  nid)t  nad)  ßiö= 
lanb  gelangt).  S)a  ^lettenberg  barau§  flar  erfannte,  ha'^  Stronberg 
öon  feinen  ?lbfid}ten  nidjt  abzubringen  luar  unb  bie  ^at)Ifragc 
nur  [)inäögerte,  um  bie  S^ZadjfoIge  im  .podjmeifteramt  mitttermeile 
rtac^  feinem  SSiüen  gu  regeln,  unb  ba  balb  barauf  bie  inarnenbcn 
9J?itteilungen  (^eorg§  öon  (Sl^  über  93lan!enfelb§  eigenmädjtigc 
unb  eigenfüdjtige  i^anblung§meife  einliefen,  fo  üerftanb  ber  93?eifter 

*)  Über  btefe  (öermutlid)  int  3iifammenf)ang  mit  einer  "iDip^iifoufdien 
Ö!5ejanbid}aft  au  kaxi  V.  üWx  Steinend  VII.)  Ijattc  ^jlaufcnfclb  üBrigfit? 
Dem  9[)?elfter  in  einem  (eibeu  nid)t  eri)aUenen  33rief  eine  Söarnung  gefdjtcft, 
wofür  t^m  ^[cttentievg  banfte.    9(rbufotü  a.  a.  £>.  9?r.  245. 


78  ücoiiib  ^^IrOufoip, 

bell  fe^r  beutlicfjen  SSinf.  ßr  luiebeiljolte  am  20.  ©eptemBer  feint 
üorigen  5(nipeifungen  an  ben  ör^bijcf^of,  einen  förmlichen  "SitijU 
gang  mit  5lronberg  gu  öermeiben:  ^mift  nnb  Uneinigfeit  jraifdjen 
ben  beiben  öänptern  umrbe  bem  liuliinbifcfien  OrbenSjtiieige  nur 
ju  fc^iüerem  Schaben  gereicfjen  unb  p  „en)iger  5(n§rottnng"  be« 
ganzen  5}eutfd)en  Drben§  füfjren;  23(anfenfe(b  bürfe  £it)(anb  unb 
ben  Drben  bafe(bft  ouf  feinen  ^-aü  mit  bem  3^eutfc{)meifter  in 
Streit  bringen  unb  fotle  ficf),  menn  ein  friebli(f)er  5(u»n)eg  fic^ 
nidjt  finbe,  nad)  Siüfanb  jurüdbegeben,  üorf)er  aber  natürüd)  bie 
öün  if)m  felbft  „erbadjte"  SSoInmrer  Untermerfung  beftätigen 
(äffen,  falls  baS  tt)irf(id)  biöE)er  nod)  nid)t  gefc^el^en  fei.i)  ^^r 
(Sinfidjt  getaugt,  ha^  eine  ^onfnrreng  mit  bem  SJ^eutfd^meifter  aug 
ber  meiten  Entfernung  unb  mit  ben  oerfügbaren  fdimadjen  9jätte(n 
unburdjfütjvbar  mar,  trat  er  üor  ber  Partei  ber  Seutfdjijerren 
ben  (Rüd^ug  an,  bie  if)m  Don  (£t^  gebaute  Srüde  benu^enb  unb 
33lanfenfelb  besaöouierenb.  5{m  felben  ^lage,  mo  er  ben  (Sr^bifdjof 
jum  gmeitenmal  jum  §(bbred)en  ber  au§fid)t5(ofen  ^a<^ji  unb  jur 
Üiüdfebr  aufforberte,  fteüte  er  in  einem  Sdjreiben  an  ben  Sßije« 
fanjler  SBatbfirc^  feine  eigne  ^Beteiligung  on  SlanfenfelbÄ  ^^bfidjt, 
bem  Drben  ein  obcrftcs  ^aupt  ^u  geben  unb  mit  allen  9}Jitte(n 
auf  bie  2öaf)i  eine»  neuen  .'podjmeifterö  (jin^uarbeiten,  beftimm.t 
in  5tbrebe:  tdk  er  erft  burd)  (SI|  informiert  morben  fei,  betreibe 
531anfenfelb  garnidjt  be»  CrbeuS,  fonbern  fein  eigne?  3ntereffe; 
noc^  in  ßiotanb  i)abt  er  bei  it)m  bie  2Sat)I  eines  neuen  .^od)* 
meifterS  (anftatt  ber  ©teüoertretung  burc^  ben  Seutfdjmeifter) 
angeregt,  fei  aber  abgemiefen  morben,  unb  an  feinen  meitereu 
Sdjritten  in  biefer  9iid)tung  i)abe  er,  ber  (iolänbifc^e  SOJeifter, 
feinen  ?{nteil.  SBenn  33(anfenfelb  gum  ^aifer  gereift  fei,  fo  fei 
ha^  gegen  ^^(ettenbergS  SSiüen  unb  33efe^I  gefdje()en,  unb  er  i)abi 
ba§  lüol)!  nur  megen  eignen  S^orteils  getan.'^)  Xk  Seljauptung, 
ber  @r5bifd)of  §abe  feinen  §3efet)l  megen  einer  9Zeuma^l 
get)abt,  mar  jebod^  nidjt  richtig,  benn  ein  ^unft  in  feiner  unb 
33ifd)of  Hermanns  Snftruftion  f)atte  it)nen  bie  Sorge  bafür  auf=- 
getragen. 


»)  ^letteuberg  an  Slantenfelb,  1527  ©ept.  20  (SSien-§ilbebranb). 

»)  @d)nörmg  a.  a.  O.  ©,  78.  84. 


*:piettcnberg.  79 

^(ettenberg§  93riefe  an  ölanfenfelb  tüaren,  ta  and)  ber  erfte 
i^n  nicf)t  me^r  erreidjt  ^at,  an  einen  Xoten  gericfitet.  8ie  ftranbeten 
im  ?Ird^io  ber  ©eutfd^fjerren,  bie  barau§  freilid)  aucf)  nid^t  ben 
luivflicfjen  5tnteil  be§  liolänbift^en  SOIeiftcrS  an  ber  if)nen  fo  mi^» 
liebigen  Ü6erfüf)rung  be§  ipod}mei[tertnm§  nac^  ßiülanb  erfennen, 
aber  tDof)l  erfefjen  fonnten,  in  tt)elc^em  ©egenja^  er  fid^  ju  i^ren 
eignen  ^eftrebungen  befanb:  ber  06ergett)alt  be§  ©entjc^meifterä 
tt)iber[trebte  er,  bie  93eld)Iü[fe  ber  beiben  9?umpffapitcl  jn  ©peier 
nnb  a)cergentf)eim  betreff^S  ber  2Ba()l  be§  2)eutfc^mei[terl  jum 
oberften  OrbenSfjanpt  nnb  §tbmini[trator  be§  §od)mei[ter§  erfannte 
er  ntdjt  al§  red)t§gültig  an,  mollte  ftattbe[fen  eine  nnab^ängige 
nnb  gteidjbered^tigte  ©tetlnng  für  feinen  OrbenS^tneig  lualjren, 
5um  atlerntinbeften  eine  Ütegeinng  ber  9iJad)foIge  im  §od)meifter= 
tum  mir  mit  ftatutengemä^er  unöerüiräter  ^Beteiligung  ber  2io= 
liinber  jnlaffen  —  aber  ba  fiel  and)  fdjon,  t)iel(eid)t  §ur  felben 
ßeit,  tt)o  biefe§  DJkterial  in  ^ronbergS  ^önbe  gelangte,  in  S3urgo§ 
am  6.  2)e5ember  1527  bie  langerftrebte  @ntfd)eibung  be§  ^aifer§. 
3^ad^bem  SÖIanfenfelb  üoniÄampfpIa^  abgetreten  wax  unb  2öalbtird)§ 
ßnüerläffigfeit  nid)t  me^r  bnrd^  !üftbare§  ^eljujerf,  „tüomit  man 
biStoeilen  tauft,  lua§  bidig  nid)t  feil  fein  fodte",  in  ^^^if*^!  Q^\^¥ 
lücrben  fonnte,  tüar  ein  glüdlidjer  ?üi§gang  für  bie  S)eutfc^f)erren 
fid)er.  ^ar(  V.  übertrug,  unter  t)eftigen  5{u5f allen  gegen  ben 
abtrünnigen  ^übredjt,  bie  Slbminiftration  be§  ^od^meifteramtg 
ouf  ben  2)eutfc^meifter  Äronberg  unb  befat)!  bem  OrbenSmeifter 
in  Siolanb  unb  allen  feinen  (^ebietigern  fon)ie  ben  früher  ju 
^^reu^en  gef)örigen  Sanbfomturen,  i^n  unb  feine  S^ai^folger  anju« 
erfennen  unb  it)m  gef)orfam  gu  fein,  bi§  ba^  ein  orbentlic^er 
§od)meifter  geforen  fei.i)  3n  Siolanb  fonnte  biefe§  SJJanbat  freilid^ 
erft  fpät  befannt  inerben. 

3n  tt)eld)er  SBeife  aber  fd)on  öor^cr  ber  üolle  Umformung 
bei  ^lettenberg  '\id)  üoü^ogen  t)at,  iniffen  rt)ir  nid^t;  er  gab  jeben* 
falls  alte  bi§t)erigen  Sfnfprüc^e  auf.  ^2lber  ha§i  ^auptmotio  leudjtet 
t)eroor:  bei  ber  5tu§fid^t§(ofigfeit  einer  mirffamen  3Serfed)tung  ber 
Iiü(änbifd)en  Sntereffen  ben  Ü^eft  be§  ©efamtorben»  nid)t  bnrd) 

')  De  Geer  tot  Oudegein,  ''2(rcf)iöen  ber  3iibberltfen  3)uitfd)e  orbe  1 
S.  194  9Jr.  181  (§ilbebranb).  Soigt  a.  a.  D.  2  ©.  35 f.  Äarge  o.  o.  D. 
©.  409.    ®aä  3n[trument  na§  üon  äBalbfird)  gegengeäeic^net. 


gO  üeontb  9(rtmfDiu, 

oergeti(icf)es  eifer]üd)tige§  SBiberftreBen  gegen  bie  efjrgeijigen  5Ib« 
ftd^tcn  be§  SDeutjd^nieifterä  511  entglueien  uub  p  fpalten,  nadjDem 
feine  2Bettereji[ten§  fcfion  burd)  ben  5-(u§faU  ^rt'u^ei*§  in  'i^xQQ^' 
gefteüt  mar.  —  2)en  9xüd§ug  bei  ^xonberg  einzuleiten,  wax  luo^t 
bie  Beglaubigung  oon  ^Iettenberg§  Slan^Iev  8d)neeberg  aiä  Über= 
bringev  einiger  Briefe  an  BUmfenfelb  unb  gettiiffer  §lufträge  an 
ben  3)eutidjmeifter  üom  11.  unb  17.  SZoöember  1527  beftimmt.') 
S)e§  ©rjbifdjofS  Zoh  xvax  bamal§  in  Stülanb  nodj  nidjt  befannt. 
2)a§  ©inüerneljmen  mit  Äronberg  burfte  ^^lettenberg  bamat§  nur 
a(§  burd)  93(an!enfelb§  Beftrebungen  geftört  anfe[)en,  aber  ai§>  er 
fpätert)in,  etloa  im  Januar  1528,  bie  S^unbe  oon  beffen  §tbfcl)eiben 
erhielt,  mu^te  er  fid)  fagen,  ha^  feine  legten  offentjcrjigen  S)ar- 
(egungen  an  bie  falfdje  '^(breffe  geraten,  t)m  S)eutfc^t)erren  in  bie 
§änbe  gefaden  feien  unb  ben  ßioiefpatt  nur  ftarf  erlueiierii 
fönnten,  unb  balb  banac^  lüirb  n)ot)t  audj  bie  faiferUdje  ©ntfdjeibiing 
^ugunften  ^ronbergg  eingelaufen  fein.  Sel^t  ging  ^(ettenbeug  mit 
©ifer  baren,  bas  ©inöerne^men  mit  bem  neuen  oberften  Drben§== 
Ijaupt  lüicberljer^ufteden  unb  ba§>  BertjcütniS  be§  liülänbifdjen 
OrbenS^meigeä  ju  iljm  auf  einer  fid)eren  (^runblage  ju  regeln. 
3)er  einzige  2Beg  ba^u  mar,  ÖlantenfelbS  Bemühungen  üi§  ba§ 
©egenteit  oon  ben  5Infd)auungen  be§  9Jceifter§  barsufteUen,  btn 
(grjbifdjof  gauj  faüen  ju  (äffen.  2)a§  gefdjal).  ©djueeberg  unb 
ber  injunfdjcn  micber  in  2)eutfd)ianb  erfdjienene  Äomtur  gu  gedin 
mürben  au^5erfel)en,  bie  ©adje  mit  dironberg  ins  3?eiue  gu  bringen, 
^n  feiner  Snftruftion"-)  erttärte  ^lettenberg:  Btanfenfclb  ^abii 
feine  ?lufträge  nidjt  aui3gefüt)rt;  in  9?om  fei  er  ber  Beftätigung 
bes  SBotmarer  Vertrages  nid)t  nadjgegangen,  tjübt  fie  oielmeljr 
t)intertreiben  looUen,  t)abc  feine  frühere  ©teüung  mieberzugeioinnen 
getradjtet,  fid;  baneben  and)  mit  anberen  5lnge(egeni)eiten,  benen 
beö  5Deutfd)en  Orben§,  befdjäftigt  unb  babei  „meittäufige,  milbe 
unb  fi^ioere  ^änbel  oorgenommen,  moburc^  ber  Orben  in 
uner()örten  ^luift  unb  SBibermiüigfeit  gebradjt  morben  fei";  aber 


')  SBtcn  (^übebranb)  unb  SJütteifungcu  anä  ber  Hol.  ©efdj.  2 
©.  505  SHt.  18. 

2)  1528  f^rüfiiafic  bejir.  ^Kärj,  ügl.  ed}uövino  0.  a.  C  ®.  75.  78.  84, 
S.  113  9Xmn.  318,  336f.  unb  ©.  lU  9inm.  3G2f.  mx  iji  bie  mic^tige 
Ilrfunbe  nid^t  äugänglicl). 


^Uettenberfl.  81 

bnju  ijaht  er  feinen  93efe()I  gefjabt.  ^(ettenbcrg  leugnete  uiehneljr 
ieben  5(ntei(  an  S(anfen|elb§  „fonbevitdjer  |)QnbIuncj",  bie  er 
ofjne  fein  SKiffen  unb  S^Joüen  vorgenommen.  @r  I)abe,  a(§  er 
boüon  geljört,  bem  ©rjbifd^of  banon  abgeraten  nnb  i^n  ^ur  9tüc!= 
fe{)r  nacfj  Siülanb  anfgeforbert:  bod)  umjon[t,  er  fei  gnm  Äaifer 
gereift.  ©leidjäeitig  ertjielten  bie  llnterf}änbler  bie  ?lnn)eifnng, 
gegen  ©idjernng  beftimmter,  freilid)  nur  nod)  geringer  ^>orredjte 
be§  Iit){änbifd)en  OrbenS^tneigeg  ben  2)entfd}mei[ter  a{§>  3tbmini- 
ftrator  be§  i^od)nteiftertum§  an^uerfennen.  —  ®em  ©inne  nadj 
luaren  "'^tettenbergS  93e()anptnngen  inbegng  auf  feine  ?lbneignng 
gegen  „fdjiuere  §änbel"  ridjtig:  er  I)atte  ben  (är§bifd)0|  auf  baö 
iöeftimmtcfte  angewiefen,  e»  in  feinem  g-aU  ^n  „Spaltung  unb 
9ied)tgang"  mit  Äronberg  §u  treiben,  unb  itjn  fogleic^  ^ur  9iüc!= 
fef)r  anfgeforbert,  al§  fid)  befanb,  ba^  bie  2)eutfd)t)erren  auf  ben 
Stanbpunft  ber  lUüföuber  feine§fall§  eiuäugefjen  gebadeten.  ?(ber 
au§  ber  9fteife  ^um  ^aifer  fonnte  ^lanfenfelb  menigftenS  infotueit 
fein  58orn)urf  ermadjfen,  a{§  i()n  '»^ilettenbergö  ?(ufforberung  fdjon 
au§  jeitlidjen  ©rünben  nidjt  meljr  ju  erreidjen  oermodjte;  unb 
ta^  big  5um  ^erbft  luirflid)  ein  tiefgetjenber  ©egenfa^  3U)ifdjen 
^^(ettenbergy  ©taubpunft  unb  bem  (Geboren  ber  5Deutfd)Ijerreu 
beftanb,  befräftigen  gerabe  be§  9J?eifter§  te^te  S3riefe.  3Zur  ba^ 
biefer  ©egeufa^  nad)  feinem  SSillen  auf  feinen  g-aK  in  einer 
für  ben  ©efamtorben  fdjäblidjen  SSeife  gettenb  gemadjt  luerben 
füllte,  hierin  mar  S31anfenfelb  meitcrgegangen,  at§  e§  ben  ?(b^' 
ftd)ten  feinet  üorfidjtigen  ?(uftraggeberö  entfprad).  SDiefer  mar 
umfo  efjer  beredjtigt,  ben  ©rjbifdiof  preiö^ugeben,  aU  er  burd) 
fein  ()interliftige§  3^erf)a(ten  gu  bem  üon  it)m  fetbft  oorgefdjlageneu 
SBolmarer  Unterluerfung^oertrage  tief  betroffen  mar. 

Unter  Opferung  oon  5ßlanfenfelb§  Unternef)men,  aber  and) 
be§  eignen  bi§f)erigen  8tanbpunft§,  fi^ritt  ^^(ettenberg  ^ur  Einigung 
mit  bem  ^eutfd)meifter.  SDie  oon  ®raöe  unb  ©d^neeberg  gefüljrten 
Unter^anblungen  fauben  unter  Beteiligung  (SI^§  im  dJlai  1528  ftatt.^) 


1)  ^Briefe  unb  mkn  uoit  1528  9Jlai  22  unb  30  unb  ^uni  9  im  Staate» 
ard)it)  ju  Stuttgavt.  nad)  '!?(bjcl)rifteu  in  ber  iBibl.  ber  üiülänb.  3iitterfd}aft 
5U  Mqü  öerj.  «Mitteilungen  aus  ber  Uü(.  ,®efd).  2  ®.  506  9ir.  19.  20, 
©.  522  mx.  10.  SJgl.  auc^  ei|  an  ^^.nettenberg,  1528  Qum  17  (iRcid)^ard)io 
äu  ©tod^olm '  §tlbebtanb). 

Sc^r.  a?.  f.  3i.  36,  2.  6 


82  Seonib  9(rbuionj, 

(Sine  .s^auptbcbiiu]uug,  bie  bie  ßiüinnber,  neben   einer  ©eneral» 
fonfirniation  aller  if)rer  ^^rinilet]ien  bnrd)  ben  Änijer,  bnrdjfe^en 
uioüten,  luar  bie   an§brücflid)e  ©idjerftetfnng  ber  freien  SBa()(cn 
if)rer  9J?eifter  nad)  beut  bi5()erigen  33rand),   nm  i[)ren  Orben  in 
biefem  ivefentlidjen  '»^nnft  fetbftcinbig  unb  nnabljängig  non  beni 
nencn  oberften  ipanpt  gu  ert)atten.   '^^letteuOerg  erflärte  jein  9]er= 
langen    nac^   ber   faijerlidjen  Konfirmation  —  com  ^apft  loar 
nidjt  mef)r  bie  9^cbe  —  bnrdj  „ben  ©eiuinn  p  ^oma":  b.  f).,  man 
l)atte  in  ßiolanb  bie  rid)tige  Söertnng  ber  augenbiidlidjen  8te((ung 
oon  Kaifer  nnb  ^^apft  gefnnben.    '^Iber  Äronberg  ging  anf  eine 
aKgemeine   ^rioilegienbeftätigung   nnmittefbar   bnrd)   ha§>   9fxeid) 
nic^t  ein:  er  jetbft  moüte,  al§  oom  Äaifer  über  ben  ©efamtorben 
gefegte  „orbentlidje  Oberfeit",  ben  Siotänbern  eine  ©eneratfonfir* 
mation  au§fte(Ien,  bie  i)a§>  9f^eid)§regiment  a(§bann  beftätigen  möge, 
unb  ftriiubte  fic^  fogar  gegen  bie  ?.(ufnat)me  ber  ^laufet  über  i[)re 
freie  9}ieifterlt)af)L    §ier  aber  gaben  bie  Untert)änbler  natürlid) 
nidjt  nad).    S)er  Komtur  §u  getliu  macfjte  ben   S)eutfd}meifter 
auf  bie  @efaf)ren  feiten§  be§  nnruf)igen  Komturs  jn  Kobten^,  beS 
.^ergogä   ©rid)   üon   53raunfd)iuetg,   aufmerffam:   biefem    genüge 
ineltei(^t  feine  ©teüung   nid]t,   unb  ha  it)m  nun  ber  ^eg  jum 
lioliinbifdjeu  9J^eifteramt  une  and)  ^ur  ''^(bminiftratur  be§  t^od)^ 
meifteramtö  üerfd)loffen  fei  unb  er  je^t  nebft  feinem  53ruber  in 
Stauen  im  2;ienfte  be§  KaiferS  ftef)e,  fo  lüiffe  niemanb,  auf  toas 
für  ^raftifen  er  benfc;  aber  ba  ^lettenberg  ein  alter  abgelebter 
9Jtaun  fei,  fijuute  jener  fid)  oietteidjt  mit  |)ü(fe  be§  Kaifer§  in 
:iiioIanb  eiubriingen,  unb  bem  mürbe  man  bnrd)  eine  faiferlidje 
Konfirmation  beä  2Öa()lredjt§  begegnen  fönnen.   ^mar  uid)t  t)in=^ 
fid)tlid}  biefer,  toot)t  aber  megen  ber  2öaf]IreditÄfIanfeI  gab  Kroubcrg 
nad):  oon  einer  abfdjUigigen  5tutmort  auf  biefen  ^].^untl  befürd)tete 
er,  fie  mürbe  neue  „S^ung"  erzeugen,  bie  Siolönber  oeraulaffen, 
Oüu  feiner  Cbrigfeit  ab^ufpringcu  unb  bie  Konfirmation  uumittel= 
bar  oom  9iegiment  auS^nmirfen.  '^(m  9.3uni  1528,  in  ^JJfergenttjeim, 
uoUgüg  er  bie  ^-^^eftiitigung  alter  9fied)te  unb  ^^riodegien  be§  Iio= 
lünbifdjen  OrbenS,   befonberS  ber  freien  9}(eiftermaf)Ieu,0  „fvaft 

1)  ^luffatlcubciu'cife  t)eifet  e§  barübev  in  beut  ^^-^riüileg  üt)ii  1528 
3uni9:  ber  Crbcu  in  i3itilanb  ijabc  feit  unüorbcuflidien  ßeiten  „mit  ikir« 
tuiffcii   ititb   "Julbung    bc?    §o<l)"ietftcv§"    bie   freie   SBo^I   feiner   9Jieifter 


^4Stettenberfl.  83 

ürbeiitlidjer  Obiicjfeit,  ha  ber  Äaifer  bie  laut  Orbeusbud)  unb 

8tatuteit  imd)  ^^Ubred)t§  ^IbfaH  au  beu  ®eutfd)mei[ter  (jeimgefaUeue 

Slbmiuiftratiou  be§  §odjmeifterantt§  \t)m  übertratjeu  t)abe."  S«  biefer 

Uv!uube  toax  bic  ^(uerfeuuuucj  nou  ^lrouberg§  ueuer  Söürbe  uub 

oberfter  8tel(uug  jeiteu§  be§  liuläubijdjeu  Orbeu^älueige^  befd)(o[jen. 

^u[   eiueu   iuidjticjeu  ''^uuft   I)attc   ber  Slomtur   ju  ^elüu, 

getui^  bod)  in  '>|3Ictteuberc3§  Stuftrag,  hm  ®eutjd)iuei[ter  uod)  t)iu= 

gelniefeu  uub   ii)u   gebeten,  baj3   in  ber  Urfuube  „audj  '»^ren^en 

nidjt  üergeffen  luerbe",   inbem  nämtid)  iltouberg  folgenben  Xitel 

gebraudjen  follte:   „5(bmiui[tratin-   be§  i^^od)mei[teramt§  uub   ber 

Sanbe  ju  ^^reu^eu  ai§>  üon  luegen  be§  ganzen  Orbeng."   Soburd^, 

t)atte  ©raoe  erflärt,   luürbe  beut  3}^nfter  in  :^in(aub  uub   beui 

gangen  Orben  ein  bejonberer  ©efaüen  gejdjefjn.    3)a§  bebeutete 

feiten^  ^lettenbergg  uub  ber  9Jhifegebüd)eu  be§  £)rben§  in  ßiülanb 

bie  rüc!t)aItIofe  'jJtnerfenuung  für  beu  unuüberruflid)eu  Übergang 

aller  @ered)tfame  unb  iöefit^anfprüdje  bec^  §od)meiftertuni§  auf 

ben  3)eutfd)mei[ter  uub  äuglcid)  bie  3:^erfidjeruug,   ha^  ber  liü* 

(önbifdje  OrbenS^tueig  auf  bie  @ettcubmad)uug  irgenblüeldjer  eigner 

?rbfi(^ten   i)infid)ttid}  ^reuf^ens  üergidjteu,  aber  and)  ^(nfprüdje 

non  britter  Seite  auf  ^^jiren^en  ober  bie  .'podjmeiftenuürbe  nidjt 

aner!ennen   luollte.     (S§   luar   nid)t    nur   eine   neue  Stbfage   an 

ben  ^ergog,  fonbern  offenbar  audj  an  biejenige  Partei  im  üü-- 

lüubifc^eu  Orben,  bie  an  eine  SBiebergetniunnug  '!|3reuf3en§  bnrd) 

beu  SO^eifter  in  ßintaub  bad)te,i)  unb  baju  beftimnit,  inncrt)arb 

9e:^abt,  bergeftalt,  bafe  bei  SSafaiiäen  bie  liüläubiid^cn  (^ebietiger  „.^lueeii 
JRitterbrüber,  nemtid)  einen  für  ben  megften,  unb  uod)  einen  su  imc,  ju 
äJieifter  erroe^tet,  unb  btefeUteu  cim  .t>c»cf}nteiftcv  obev  '-^Ibiuiniftratoi'  au(3e,^eigel, 
unb  ber  einen  §u  confivmiercn  gebeten,  >üic  ban  gejdje^en."  ®a£!  f)at  u. 
SB.  nur  big  1450  gegolten.  SSgt.  ,3oad)iin  a.  a.  0.  2  S.  354  unb  S.  ^Jtrbufon) 
seu.  im  ^afjrb.  f.  &tn.,  §er.  u.  Op^rag.  1899  <B.  40. 

')  S)ag  Sßor^anbenjein  fold^er  5tnid)ouungen  in  öiülaub  fteltt  fid) 
gelegentlid)  be§  9ieiii)ätage^  ju  ?(ug§burg  f)erau§.  §icr  belef)nte  ber  .^laijer 
am  20.  Suli  1530  ifcn  ®eutid)mei[ter  Sironberg  feierlid)  and)  mit  ^4>i-"eiif3fii 
unb  erteilte  oud)  bem  lit)Iänbifd)en  S.lZeifter  (in  ©tellüertretung)  bie  3iegalteu 
für  Siölanb  (Vota  a.  a.  D.  @.  365).  '".pletteubcrg?-  58crtreter,  ber  »leDaler 
.sjQuStomtur  2)ietrid)  t>.  b.  33üten  0.]]af)(eu),  äujserte  fid)  nad)  ber  |]eremonie 
in  öertrautem  Streife  niif^muttg  üCier  bie  äk'leljuung  ftrouberg§  mit  ^4^reuf;eu: 
ber  Änifer  fjiitte  ftüger  getan,  mcnn  er  '".^ireu^en  beut  liu(äubifd)en 
9Jieifter  jn  üet)eu  gegeben  tjüttc,  ber  bo;?  üanb  mit  iieid)tigtett  erobern,  aud) 
bie  {attjolifdje  )HeIigion  bafelbft  luiebeiljerftelleu  mürbe  (Sautis^cU'J  an  Slünig 
Sigiömunb,  «ug^^burg,  1530  ^uti  30,  Acta  Tomiciaua  12,  TiX.  213,  S.  207) 

6* 


84  ücoiiib  Vlvbufüiü, 

be§  Orbcii§  ^^uiftigfeiten   unb  ©paftutiiieu   hm  Sobeii   511  mt^ 
gietjen. 

2)ie  Hauptfrage,  bte  fid)  au§  bem  Uittergaug  be§  2)eutic^en 
Drben§  unb  be§  §ocf)meiftertum§  tu  ':preu^eu  erljoben  (jatte,  lüar 
burd)  ^lettenbcrc]§  ®iuf{d)t  uub  ÖJadjtjiebigfeit  §u  eiuer  friebüc^eu 
Söfung  gelaugt,  ^n  feineu  Uugunften,  ^uguuften  be§  an  tuirflldjer 
Wlad)t  foöiel  uubebeutenberen  3)eutfd)meifler§.  ^ie  faiferlidjc 
(Sutfc^eibung,  bie  junddift  anc^  nur  „bi§  jur  SÖa^l  eine§  orbeut= 
liefen  §üc^uteifter§"  ergangen  mar,  tjätte  bie  ?(ufrec^tert)a(tung 
eigener  ?tnfprüd)e  immert)in  ertaubt  unb  Ijötte  fetbft,  inie  ha§:  im 
üteic^  öfter  gefdjat),  beftritten  luerben  fi3uuen.  §(ber  ber  9}iei[ter  i)at 
nidjt  nur  baoon  abgefe^eu,  fonbern  anc^  fd)on  öor  ber  faifertic^en 
SBitlenSerftärnug  burdj  ^iüdtritt  öou  eignen  53eftrebungen  unb 
©ouberintereffen  einer  lueitereu  ^i-'ilplitteruug  be§  fc^Juer  baruieber= 
(iegenben  Orbeu§  einen  9iiegel  üorgefdjoben.  %n§>  ber  ^ataftroptie 
beSfelben  in  '»ßreuf^en  muffte  er  @d)aben  unb  neue  @efat)reu  für 
ßiülanb  f}inuet)men.  ©eJuinu  für  eine  (Sr^ijfjung  feiner  eigenen 
Stellung  gog  er  nidjt  barau».  (S§  mar  ber  jlueite  gro^e  Söerjic^t 
in  ^Ietteu6erg§  hieben.  (Sinmal  tjatte  er,  um  ben  93eftanb  be§ 
feiner  iiJeituug  in  fdjmerer  ß^tt  anvertrauten  2an\)c§:  nidjt  ju 
gefäljrben,  bie  iljm  öon  einer  rabifaten  ^artei  angetragene  §(Ifeiu= 
tjerrfdjaft  auSgefc^Iageu.  3e|t  it)ie§  er  bie,  burdj  feine  Jl'ampf= 
ftelluug  im  Often  gered)tfertigte  unb  bereite  oom  ^apft  gutgetjei^ene 
©rfjebnng  ^ur  \)'6d)\kn  SBürbe  feine§  DrbenS  ^urücf,  um  fidj  mit 
bem  anbren  3:eil  begfelben  nic^t  ^u  entämeien.  6^  ift  iraljr,  bie 
cutgegenfteljenben  praftifdjen  @d)mierig!eiten  maren  unüberminblic^ 
gro^:  ober  in  beiben  gätlen  luar  es  hoä)  ein  6id)bef (Reiben,  hü 
bem  audj  ibeale  Semeggrünbe  mitfpradjen.  @in  (Stjrfüdjtiger 
^ätte,  ütjue  9f?üdfidjt  auf  hü§,  ©c^icffal  ber  2anh^  ÜManb  tuie 
be§  S)eutfd)en  Drben§,  ben  ßampf  um  bie  oberfte  (Stellung 
aufgenommen  unb  eigener  Qntereffen  megen  ben  äerrütteuben 
^45artei!ampf  entfadjt.  5tber  ^(ettenberg§  einfid)t§öoüe  äöei^^eit 
refignierte  um  be§  aßgemeinen  93e[ten  eiue§  größeren  ©onjen 
mitten,  ba§  burdj  ©treit  unb  ^^^ietradjt  nur  nod)  rafdjer  unb 
früher  äufammengeftürät  märe.  3)a§  ©efdjicf  tjatte  i^u  auf  leiteube 
^4ioften  üou  ©ebitben  geftetlt,  bie  b?n  ©inbrang  neuer,  bie  atten 
formen  fpreugeuber  Sbeen  unb  gruubftüräenbe  ^Inberungen  nidjt 


^4JIcttcu6ern.  85 

nertnujcii,  bereu  (Siibe  aber  biirc^  lueife  @d)ouuui}  beö  Über^ 
fonimenen  nod)  Ijiuauö^ufd^ieben  wax.  2)er  ®eutjd)e  Orben  uub 
ber  altltuliinbtfdje  ilanbeSftaat,  beibe  auf  geiftlid)=tüeltlid)eu  ®ruub= 
lageu  be§  9!}?ittelaUer§  errichtet,  luareu  überlebt  uub  tüurbeu  burd) 
bie  Üteformatiou  uuterfjöf)It.  5{ber  ber  2Iuffd)ub  it)re§  Uutergaug§ 
burdj  '»pietteubergg  (Srf)aItuug§poIitif  ()at  für  ha^  2anh  bie 
93ebeutuug  gef)abt,  bo^  fid)  bi§  ba()iu  nod)  bie  (Sruublageu  uub 
j\ufüuftigeu  @id)eruugeu  feiuer  eiiaugelifd)eu  ßoube§fird)e  uub 
feiner  beutfdjeu  Kultur  auSbübeu  uub  feftigeu  fouuteu  uub  für 
eine  ferucre  ßw^i^'f^  aufbeluü()rt  bliebeu. 


©ruch  Don  ei)rl)aiöt  S^axvas  ©.  m.  b.  55.  in  ßalle  (Saale). 


Verlag  von  Rudolf  Haupt  in  Leipzig 


Neue  Schriften 
des  Vereins  für  Reformationsgeschichte. 

Nummer 

101/02.  Winter,  Julius.  Johann  Arndt,  der  Verfasser  des 
„Wahren  Christentums".  Ein  christliches  Lebensbild. 
(116  S.)     80.      1911.     [XXVIII,   1/2]  jK)  1.80 

103/04.  Schiess,  Traugott.  Johannes  Kesslers  „Sabbata". 
St.  Galler  Reformationschronik  1523—1539.  (S.  1—114.) 

—  Meyer  von  Knonau,  Gerold.  Die  evangelischen  Kantone 
und  die  Waldenser  in  den  Jahren  1668  und  1664. 
(S.  115— 178).     80.     1911.     [XXVIII,  3/4]       J^  3.— 

105.  Kawerau,  Gustav.  Luther  in  katholischer  Beleuchtung. 
Glossen  zu  H.  Grisars  Luther.  (71  S.).  80.  1911. 
[XXIX,  1]  Ji)  1.20 

106/07.  Ney,  Julius.  Pfalzgraf  Wolfgang,  Herzog  von  Zwei- 
brücken und  Neuburg.     (S.  1 — 124.) 

—  Krone,  Rudolf.  Lazarus  von  Schwendi,  Kaiserlicher 
General  und  Geheimer  Rat.  Seine  kirchenpolitische 
T<ätigkeit  und  seine  Stellung  zur  Reformation.  (S.  125 
bis  167)     80.     1912.     [XXIX,  2/3]  Jb  2.40 

108.  Rogge,  Christian.  Luther  und  die  Kirchenbilder  seiner 
Zeit.     (29  S.)     8".     1912.     [XXIX,  4]  J(,  0.60 

109/10.  Köhler,  Walter.  Luther  und  die  Lüge.  (212  S.)  8o. 
1912.     [XXX,   1/2]  Jk  2.80 

111/12.  Körber,  Kurt.  Kirchengüterfrage  und  Schmalkaldischer 
Bund.  Ein  Beitrag  zur  deutschen  Reformations- 
geschichte.    (192  S.)    8o.    1913.    [XXX,  3/4]     Ji,  2.40 

113.  Lang,  August.  Der  Heidelberger  Katechismus.  Zum 
350  jährigen  Gedächtnis  seiner  Entstehung.  (68  S.) 
80.     1913.     [XXXI,   1]  .M  1.20 

114.  Gauss,  Karl.  Reformationsversuche  in  der  Basier 
Bischofsstadt  Fruntrut.  (83  S.)  8o.  1913.  [XXXI, 
2]  Jo   1.20 

115/16.  Bürckstümmer,  Christian.  Geschichte  der  Reformation 
und  Gegenreformation  in  der  ehemaligen  freien  Reichs- 
stadt Dinkelsbühl  (1524  —  1648).  L  Teil.  (167  S.) 
80.     1914.     [XXXI,  3/4]  Jh  2.40 

119/20.     —     n.  Teil.      (103  S.)      8o-      1915.      [XXXH,  3/4) 

Jb   1.60 


Verlag  von  Rudolf  Haupt  in  Leipzig 


117/18.  Loesche,  Georg.  Zur  Gegenreformation  in  Schlesien 
(Troppau,  Jägerndorf,  Leobschfltz).  Neue  arcliivalische 
Aufschlüsse.  1.  Troppau  —  Jägerndorf.  (253  S.)  8^. 
1915.     [XXXII,   1/2]  Ji^  2.40 

123.     —    11.  Leobschütz.     (96  S.)     8».     1916.     [XXXIII,  3] 

.4   1.50 

121/22.      Albrecht,    Otto.    Luthers    Katechismen.    (VIII,   196  S.) 
8^     1915.     [XXXIII,  1/2]  J6  3.— 

124.  Schubert,  Hans  von.  Liitbers  Frühentwicklung  (bis 
1517/19).     Eine  Orientierung.     (S.  1  —  34.) 

—  Kawerau,  Gustav.  Luthers  Gedanken  über  den  Krieg. 
(S.  35  —  56)     8  0.     1916.     [XXXIV,   1]  ^S  L— 

125,26.  Waldenmaier,  Hermann.  Die  Entstehung  der  evan- 
gelischeu Gottesdienstordnungen  Süddeutschlands  im 
Zeitalter  der  Reformation.  (VIII,  143  S.)  80.  1916. 
[XXXIV,  2/3]  Jk  2.40 

127/28.  Köhler,  Walter.  Wie  Luther  den  Deutschen  das  Leben 
Jesu  erzählt  hat.  (VI,  154  S.)  8«.  1917.  [XXXV, 
1/2]  .M  3.— 

129.  Kawerau,  Gustav.  Luthers  Schriften  nach  der  Keihen- 
folge  der  Jahre  verzeichnet,  mit  Nachweis  ihres  Fund- 
ortes in  den  jetzt  gebräuchlichen  Ausgaben.  (64  S.) 
8<l     1917.     [XXXV,  3]  J^   1.20 

130.  Ficker,  Johannes.  Luther  1517.  Rede  zum  Vier- 
jahrhuudertgedächtnis    der    Reformation.      (S.   1  —  42.) 

—  Anrieh,  Gustav.  Die  StraHburger  Reformation.  Vortrag 
gehalten  in  der  St.  Nikolai -Kirche  zu  Straliburg.  (S.  43 
bis  70)     8".     1918.     [XXXVI,   1]  J^  2.40 

131.  Arbusow,  Leonid.  Wolter  von  Plettenberg  und  der 
Untergang  des  deutschen  Ordens  in  Preußen.  (85  S.) 
80.     1919.     [XXXVII,  2]  J^  3.— 


Druck  Ton  Ehrhardt  Karras  G.m.b.H.  in  Halle  (Saale) 


Verlag  von  Rudolf  Haupt  in  Leipzig. 


Flugschriften 
aus  den  ersten  Jahren  der  Reformation. 

Unter  Mitarbeit  von 

H.  Bärge,   (r.  Bessert,   H.  Biirkhardt,  H.  Frey  tag,  A.  Götze, 

J.  Grewing,  W.  Haupt,  W.  Köhler,   G.  Loesche,  W.  Lücke, 

A.  Ricliel,  K.  Schottenloher,  R.  Windel,  H.  Zwicker 

herausgegeben 

von 

Otto   Giemen. 


4  Bände.     8".    Jb  36—     (Einzeln  jeder  Band  Jh  9—) 


Mit  den  in  diesen  4  Bänden  veröffentlichten  zahlreichen 
Flugschriften  ist  der  Stoff  zwar  keineswegs  erscliöpft,  aber  docli 
gewähren  diese  Bände  eine  anschauliche  Vorstellung  von  dem 
überquellenden  Reichtum  und  der  bunten  Mannigfaltigkeit  dieser 
Literatur. 

Jeder  einzelnen  Flugschrift  geht  eine  direkt  in  die  Schrift 
einführende  Einleitung  voraus  und  ein  Anmerkungsapparat  gibt 
Erläuterungen  zu  den  sprachlichen  oder  inhaltlichen  Schwierig- 
keiten. Da  die  Neudrucke  die  Originale  ersetzen  sollen,  so  sind 
die  alten  Drucke,  in  Fällen,  wo  mehrere  Ausgaben  vorliegen, 
die  Urdrucke  genau  wiedergegeben,  nur  offenbare  Druckfehler 
sind  verbessert,  eindeutige  Abbreviaturen  aufgelöst  und  die 
Interpunktion  maßvoll  modernisiert.  Lesearten  sind  ntir  dann 
verzeichnet,  wenn  sie  Sinn  oder  Ausdruck  ändern. 

Ein  ausführliches  Register  für  alle  4  Bände  ist  dem 
letzten  beigegeben  und  macht  den  reichen  Stoff  der  wissen- 
schaftlichen Benutzung  leicht  zugänglich. 

Um  die  einzelnen  Stücke  auch  Seminarübungen  und  Vor- 
lesungen dienstbar  zu  maclien,  sind  Einzelausgaben  zu  wolil- 
feilen  Preisen  veranstaltet,  über  die  ein  besonderes  Verzeichnis 
Interessenten  gern  zur  Verfügung  steht. 


3)ruch  Don  (£^rt)arbt  Barras  in  SSalk  (6aale). 


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Jg.36 


Verein  für  Reformations- 
geschichte 
Schriften 


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