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I
.St
r. 7- f
Sohweizerisdj|e Gesellschaft ftlr Volkskunde.
Sociöfö Sufsse des Traditioiis Populaires.
Sehweizerisehes
Archiv für Volkskun de.
Vierteljahrsschri ft
unter Mitwirkung des Vorstandes herausgegeben
Ed. Hoffmann-Krayer^
Redaktor für den deutschen T«m1.
HIrxbodcnwer 91, BawL
Jules Jeanjaqueff
K«Mlaktnr tVir den romHoischeD Teil.
Siebenter Jahrgang.
Mit 7 Illustrationen im Text, 3 inonneliroiucn nnd 1 polychromen Tafel.
ZÜRICH
Druck voD .luchli & Beck
«ona. Rmil Cotti
1903.
INHALT.
Seite
E. Hoffmann-Krayer, Schatzgräberei in der Umgebung
Basels (1726 und 1727) 1
Vittore Pellandini, Spigolatnre di Folklore ticinesi . 2S
A. Schaer, Balthasar Han*s und Hans Heinrich Grob's
^ Schützenausreden" 29
J. Focke, Die hölzernen Milchrechnnngen des Tavetschthals
(Oraubünden) 36
Arthur Rossat, Chants patois jurassiens 81. 241
£. Hoffmann-Krayer, Nenjahrsfeier im alten Basel und
Verwandtes 102. 187
6. Züricher und M. Reinhard, Allerhand Aberglauben aus
dem Kanton Bern 131
F. \V. Sprecher, Yolkskundliches aus dem Taminathal 143. 210
A. Daucourt, Traditions populaires jurassiennes . 169
E. Finkenhofe r, Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch . 269
J. L. Arnold, Das ^Giritzenmoos*" in Dagmersellen (Kt. Lu-
zern) 29&
Miszellen.
Anton Küchler, Ein maccaronisches Sennengedicht yonrUütfer-
walden 42
Anton Küchler, Recepte von Dr. Jakob Jenner aus Kerns 46
5. Gfeller, Zaubermittel 50
6. Züricher, Hansinschriften aus dem Berner Oberland 53
Peter Fnrrer, Wie man in Ursern gegen die Kleidermode
kämpfte 56
E. Hoffmann-Krayer, Bonaparte und der Schwyzerjoggeli 58
Anna Ithen, Neujahrswünsche im Muotatal ... 59
Anna Ithen, Einige Rätsel aus dem Kanton Zug 60
A. Parner, Aberglauben 61
S. Singer, Zur Volkskunde vergangener Zeiten (Nachtrag) . 61
G. Züricher, Amulet 62
G. Jenny, Vom Tierkreis und den Gestirnen ... 62
E. Hoffmann-Krayer, , Volkssage im Entlebuch" 63
IV
Inhalt
Nikiaus Emmenegger yoq Wichy (richtiger Agy) und Anna
Maria geb. Wicht, seine Frau . . . .
J. Jeanjaquet, Prince frangais amateur de cor des Alpes au
XVI* siecle
J. Bolte, Zum Glucksrad
K. Dürr er, Volksmedizin
E. Hoffmann-Krayer, Die arme Gred (Nachtrag)
A. Scbaer, Ueber Spielmannsschilde ....
Die Einderlosen im Genfer Fastnachtsbrauch
E. A. Stückelberg, Die Kirchen patrocinien Basellands
A. Itben, Das böse Weib. Aargauisches Lied
D. Imesch, Ein eigentümlicher Gebrauch bei den Richter
wählen in Brig ......
Chanson .........
Eugene Ritter, Emploi de sortileges contre Tavancement
des glaciers
O. Bundi, Das Totenvolk im Engadin ....
O. Jenny u. A. v. B., Von fünf Leiden Mariae .
Vittore Pellandini, Storielle ticinesi
A. Ithen, Passionsgebet
A. Itben, Bauernregeln aus dem Kanton Zug
E. A. Stückelberg, Translationskostüme
Fr. Kestenholz, Mittfastenlied aus Oberwil (Kt. Baselland)
J. Wirit-,;-ßi*die Brückenkette beissen ....
BOcheranzeigen.
Das Bauernhaus in der Schweiz III — V. (E. Hoffmann-Krayer)
Reuschel, K., Volkskundliche Streifzüge. (E. Hoffmann-
Krayer)
Kleeberger, C, Volkskundliches aus Fischbach i. d. Pfalz.
(E. H.-K.)
Züricher, G., Kinderlied undKinderspiel im Kant Bern. (E. H.-K.)
Brunner, Dr. K., Die Verwundeten in den Kriegen der alten
Eidgenossenschaft. (E. Hoffmann-Krayer)
Kaindl, R. P , Die Volkskunde. (E. H.-K.). . . .
John, A., Oberlohma. (E. H.-K.)
Riehl, W. H., Kulturstudien aus drei Jahrhunderten. (E. H.-K.)
de Cock en Teirlinck, Kinderspel en Kinderlust in Zuid-Neder-
land. (E. H.-K.)
Socin, A., Mittelhochdeutsches Namenbuch. Nach oberrheini-
schen Quellen des XII. und XIII. Jahrhunderts.
(E. Hoffmann-Krayer)
64
65
66
66
66
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70
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168
168
224
Inhalt. V
RiDgholz, 0., Geschichte des fürstlichen Benediktinerstiftes
U. L. F. von Einsiedeln. (E. A. 8.) . . . 225
Sartori, P., Die Speisung der Toten. (E. Hoffmann-Krayer) 306
Zürcher, J. B., St. Wendelinsbuch. (E. A. S.) . . . 307
Ebermann, 0., Blut- und Wundsegen in ihrer Entwicklung
dargestellt. (E. H.-K.) 307
Newell, W. W., The Legend of the Holy Grail and the Perce-
va) of Chrestien of Troyes. (E. H.-K.) . 308
Drechsler, P., Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien.
(E. H.-K.) 308
Reinisch, L., Die Somali-Sprache (E. H.-K.) .309
Stehler, F. G., Alp- und Weidewirtschaft. (E. H.-K.) . . 309
Stehler, F. G., Das Goms und die Gomser. (E. H.-K.) . 310
Fient, G., Das St. Antöoiertal (E. H.-K.) . . .310
Stückelberg, E. A., Die Schweizerischen Heiligen des Mittel-
alters. (E. H.-K.) 311
Das Bauernhaus im Deutsehen Reiche. YHI (E. H.-K.) . 311
Riehl, W. H., Wanderbuch. (E. Hoffmann-Krayer) . 312
Gempeler-Sehletti, D., Heimatkunde des Simmentais. (E. Hoff-
mann-Krayer; 312
Kleine Chronik.
Volkslied im Kanton Bern 67
Elsässisches Museum - \ '•' .67
Die „Pierre ä Niton" in Genf und Nuton-Neptunus 67
Die Gemeindechroniken des Kaotons Zürich .... 313
Volkskunde der UmgebuDg Frankfurts 313
Volkskunde-Museen 313
^Volks-Überlieferungeu" und Bauernmuseum in Mecklenburg 313
Bibliographie für 1902. (E. Hoffmann-Krayer). . 71
Jahresbericht 1902 (E. A. Stückelberg) . 226
Jahresrechnung 1902 (E. Richard) 227
Bericht über die achte Generalversammlung (E. A. S t ü c k e 1 b e r g) 228
Mitglieder- Verzeichnis 229
Nekrolog auf Maler Ernst Stückelberg (E. H.-K.). .314
Register 315
Verzeichnis der Mitarbeiter 320
Schatzgräberei in der Umgebung Basels
0726 und 1727).
Mitgeteilt von E. Hoffmann-Krayer in Basel.
Die im Folgenden auszugsweise abgedruckten Akten liegen
auf dem Basler Staats-Arcbiv unter Criminalia 4, Fasz. 23. Sie
scheiden sich in Bezug auf die Beteiligten in zwei Haupt-Gruppen :
1) die Schatzgräberei in Jakob Abbts Erautgarten zu Aristorf
(1726), 2) die auf der Spittelmatte bei Basel, in Angst und
anderwärts (1727).
Die Yerhandlungen yerdienen nicht nur wegen der Schatz-
gräberei, sondern auch wegen des übrigen darin Yorkommenden
Aberglaubens eine YeröfFentlichung.
L Schatzgräberei in Aristorf.
1.
Erster Brief des Yerwesers Seb. Spörlin an Bürger-
meister und Rat von Basel.
Dat. Yarnspurg, den 27. Juni 1726, verlesen am 29. Juni.
Sp. berichtet, man habe letzten Samstag und Sonntag nachts
Licht bei Jakob Abbt gesehen, wesshalb der üntervogt [Salathe]
am Montag nach Abbt geschickt und ihn hierüber ausgefragt
habe. Dieser erzählt, ein gewisser Berner Mann [H. U. Bächler],
der Metzger Ueinr. Martin von Äugst, der Schuhmacher Wilh.
Oysin von Liestal, ein Posamenter [Fiechter] „auffem gstadig
allda"* und Hans Joggi Eeigel von Füllinsdorf seien zu ihm
gekommen, „mit vermelden, dass an zweyen Orthen in seim
Krautgarten, und zwar an einem Orth nur 4 schueh tieff 2000 fl.,
an dem anderen Orth aber 8 schueh tieff eine grosse Quantitet,
so sich zu gewissen Zeiten sehen lasse, verborgen lige, und sie
nun desswegen zu Ihme kommen , umb diesen verborgenen
Schatz ausszugraben, versprechend, Ihme auch einen Theil davon
zukommen zu lassen. Wie nun Er, Abbt, diesen Männeren zu
graben erlaubt, hätten sie am Sambstag nach Mitternacht umb
2 Uhren und am Sonntag Nachts umb 12 Uhren dieses Geschafft
2 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
verrichtet, ob sie aber etwas ergraben, das könne Er, Untervogt^
nicht sagen, maassen Abbt mit der Sprach nicht recht herauss
wollen" etc.
Zweiter Brief Desselben an Dieselben.
Dat. 10. Juli 1728, verlesen 17. Juli.
Sp. berichtet, er habe verschiedene Personen über die
Sache einvernommen.
Wir heben einige interessantere Aussagen hervor.
Heini Häring, der „einte" Geschworene, erzählt, die
Schatzgräber seien auf einen viereckigen Stein gestossen, „so
in der Mitten ein Loch gehabt, worauff ein Berner-Mann...
befohlen, mann sollte dieses Loch öffnen, und gleich darauff
fieyen nicht allein Ihre zwey zu diesem Schatzgraben gebrauchte
Liechter wie kleine Liechtlin von Schwefel worden, sondern es
seye auch ein starckher Geruch herauss gestiegen^. Darauf
phabe der Bern er befohlen, mann sollte d^n Stein gar hinweg
thun, da seye gleich alles in c. v. Rossmist verwandlet worden".
Claus Strub, der andere Geschworene, sagt u. A. aus, sie
hätten, „ehe Sie zum Werckh geschritten, fünff Capitel aus den
Bücheren Mosis und den 91.' Psalmen aus den alten gelesen".
Joh. Claus Bowald sagt u. A. aus, sein Sohn habe nachts
^in Joggi Abbten Erautgarten Liechter wahrgenommen, sich
•derohalben dahien verflieget, umb zu sehen, was alldorten vor-
gehe. Wie er sich nun allda ein wenig verweilet, seye er eines
«chwartzen Hunds gewahr worden, der Ihne je länger je grösser,
ja endtlich gar wie ein c. v. Pferdt dunckhte und Ihme einen
solchen Schreckhen eingejaget, dass er sich ohnverzuglich davon
und nacher Haus begeben".
Der Schneider Jakob Abbt, Besitzer des betr. Krautgartens,
erzählt den ganzen Hergang wie folgt: ,;Es sey ongefehr 40
Jahr, dass seine Frauw in Ihrem Erautgarten etwas gesehen
und vermeint, es seye ein Häufflein Geld, seye derowegen freuw-
dig in das Haus geloffen und habe Ihrer Mutter angekündet,
es gläntze alles im Krautgarten von Gold. Wie sie nun mit-
^inanderen in Erautgarten kommen, seie nichts mehr da ge-
wesen. Vor ohngefehr 12 Jahren habe seine Frauw bei Niclaus
Brüederlin zu Liechstal gedient und damahlen in einer Reben,
:allwo sie gehackhet, eine Dnplonen hervor gescharret, welche
Schatzgi^berei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 3
sie Ihrem Heister gezeiget, und, da derselbe Ihre bedeutet, sie
sollte solche nur für sich behalten, habe sie sich aoff die Gassen
begeben und in Beyseyn etlicher Liechstaleren gesagt, wann sie
nur dassjenige Gelt, so sie in Ihrem Erautgarten zu Arristorf
gesehen, auch also finden könnte. Diese Liechstaler fragten sie,
ob sie dann Gelt gesehen, denen sie mit Ja antwortete. Letst-
verstrichenen Winter [1725/26] seye des Ziegl^ Hanns Joggelins
Sohn, Rudi genannt [Rud. Mangold], yon Liechstal nacher
Arristorif zu Ihme kommen und habe sein Frau gefragt, wie
lang es seye, dass sie das Gelt in Ihrem Erautgarten gesehen,
deme sie geantwortet, es seye ohngefehr 40 Jahr und habe sie
seither nichts mehr gesehen. Da sagte er, er wüste einen Mann,
der solches finden könnte, wann sie suchen lassen wollte. Die
Frauw erwiederte, sie wäre dessen wol zufrieden, massen sie
sehr mangelbahr an Gelt seye, auf welche' Erklärung hin er
wieder fortgegangen. Zween Tag hernach seye er wieder
kommen und habe Heinrich Fiechter, den Passamenter zu
Liechstal, einen Bern er und einen frömbden Zimmermann
[Christoph Schaub ?] mitgebracht, welche in sein, Abbten, Ab-
wesenheit in dem Krautgarten gegraben. Wie er nun heim-
kommen, hätte der Bern er Ihme bedeutet, es seye für dieses
mahl nichts auszurichten, dann solches zu nahe am Weeg lige,
und sich darauif wieder davon begeben. Vergangenen Sambstag,
den 23. Junii, da er, Abbt, auff seinem Ackher gehackhet,
seye Wilhelm Gysin, der Schumacher von Liechstal, Morgens
früeh zu Ihme auff den Ackher kommen, sagend, Er hätte etwas
von Heinrich Fiechter, dem Passamenter vernommen und wäre
anjetzo wieder ein Berner-Mann M im Land, der das bewusste
Gelt in seinem Erautgarten finden könnte, wanns noch vor-
handen wäre, worauff er, Abbt, Ihme zur Antwort gab, es seye
freylich noch da, und wann solches Ihme ohne Schaden gefunden
werden könnte, so mochte ers wol leyden, dann er das Gelt
wol brauchte. Gysin fragte Ihne ferners, ob sie dann kommen
dörffen, sie wollten Ihme den Schaden wol 3 oder 4 fach wieder
verbesseren und das Gelt mit der Hülff Gottes schon herfür
bringen; \folle derowegen jetzung den Berner suchen und
diesen Abend mit Ihme nacher Arristorff kommen, wann ers
leyden möge. Er, Abbt, erwiederte nochmahlen. Er möge es
>^ Dieser zweite -Bemer-Mann** ist nun wol Hans Ulr. Bach 1er.
4 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727;.
wol leyden, wanns nur ohne seinen Schaden geschehen könne.
Wie nun er, Abbt, selbigen Sambstag mit seinen Lenthen in
der Euchin am Nachtessen begriffen wäre und sich mit Claus
Bowald ersprachet, käme einer an die einte Haussthüren,
klopffte an und schrye Holla ho, und da Abt die Thüren auf-
gethan, seye es Heinrich Martin, der Metzger zu Angst, ge-
wesen, welcher Ilfbe gefragt, ob er seine Schaaff noch habe, er
wollte solche kauffen, darauff Abbt Ihme zur Antwort gab:
Nein,, er habe keine mehr, auff welche Antwort hin er wieder
fortgegangen und habe er, Abbt, damahlen wahrgenommen, dass
zween beyeinaoderen waren. Nicht lang hernach seye Hanns
Joggi Keigel von Fühlinstorff zur andern Thüren kommen und
habe angeklopft, auch zugleich die Thüren eröffnet und sich in
die Euchin begeben, fragend, ob nicht ein Schneider da wohne,
und alss Abbt Ihme bedeutet, dass ers seye, habe er Ihne her-
auss berufen, deme er auch nachgefolgt und habe Toraussen den
Berner angetroffen, welcher Ihne gleich mit diesen Worten
angeredt: Höre gueter Freund! Ich habe yernommen, es seye
so viel Gelt umb dein Hauss herumb yerborgen, wann man sol-
ches finden könnte« warestu es zufrieden? Abbt erwiederte:
Freylich, wanns Ihme keinen Schaden bringen und er seinen
Nutzen auch darvon ziechen würde. Der Berner führe fort und
sagte: Habe keinen Zweifel, es wird dir keinen Nachtheil bringen
und dich (!) auch nichts schaden. Nun wollen sie hurtig lugen,
ob etwas ausszurichten ; seye etwas da, so wollen sie es mit der
Hülff Oottes schon bekommen, darauff sie sich in die Euchin
begeben. Wie sie nun etwas wenig Zeit allda verharret, kamen
Wilhelm Gysin der Schumacher, Heinrich Fiechter der Passa-
menter von Liechstal und Heinrich Martin der Metzger von
Äugst auch in die Euchin getretten, und gieugen samtlich in die
Stuben; weilen es aber finster waar, fragten sie Abbten, ob er
keine Liechter habe. Abbt antwortete: Nein er habe keine im
Hauss. Einer under Ihnen sagte darauff: Hat man dann dem
Metzger nicht befohlen, dass er Liechter mitbringen sollte? Da
zöge Heinrich Martin der Metzger von Äugst 2 halbe Eertzen
aus seinem Sackh und zündete eine davon an. Der Berner
thate das einte Fenster in der Stuben auff und fragte den Abbt,
ob das der Erautgarten seye? Abbten Schwieger, welche da-
mahlen schon im Betth gelegen, erwiederte Ihme: Wir haben
sonsten keinen. Der Berner sprach hierauff zu Hanns Joggi
Schatzgräberei Di der Umgebung Basels (1726 und 1727). 5
Keigel: Eomme, Hanns Joggi, wir wollen dann go lagen, wo
solches Gelt seyge! seyen auch miteinanderen in den Kraut-
garten gangen. Die anderen Drey aber seyen jndessen in der
Stuben geblieben, üeber ein kleine Weil käme der Berner
wieder in die Stuben, sagend: Ja, wann der Mann das Gelt
hätte, so in seinem Erautgarten vergraben ligt, er wurde ein
schon neuw Hauss bauwen können und doch noch Gelts genug
haben. Die andern fragten Ihne auff diese Reden hin, ob es
auch der Werth seye und wie tieff solches lige. Er erwiederte:
Freylich seye es der Werth, an einem Orth ligen nur 4 schueh
tieff über 2000 fl. und an dem andern Orth noch viel mehr ver-
graben; aber das letstere könne man diessmahlen nicht herauss
graben, dann es lige 8 starckher Werckschueh tieff im Boden.
Hierauff berathschlagten sie sich under einander, sie wollten
dann anjetzo nur dassjenige anssgraben, so fast oben auff lige,
desswegeu einen Anfang machen und zuvor betten. Sie satzten
sich samtlich zum Tisch und sprach der Berner: Nun wolan,
Willhclm Gysin, fang an! Du weisst wol, was du zuthun hast.
Da habe er, Gysin, allerhand Spruch auss der heyl. Schrifft
ausswendig daher gesagt, solchemnach den 91/ Psalm aus den
alten und zuletst das Unser Yatter gebetten, deme die andern
nachgesprochen. Nachdeme sie nun solches verrichtet, habe der
Berner den Gysin und Eeigel mit sich in die Euchin genommen
und etwas heimliches mit Ihnen geredt. Darnach seyen sie
wieder in die Stuben kommen und hatten gesagt: Ihr andere
Zween kommt jetzund! wir wollen in Erautgarten gehen und
graben. Du aber, Abbt, kanst gehen, wohin du wilt; gib aber
Achtung, dass du nicht fürwitziger weiss kommest und schauest,
wass wir machen! Worauff sie in Erautgarten gangen und
beyde Liechter brennend mitgenommen. Wie nun er, Abbt,
etwas Zeits in der Euchin gewesen, hätte es Ihne wunder ge-
nommen, wass sie machen, seye zu dem ende in den Weeg
gegen dem Erautgarten hinüber gangen, und habe gesehen,
dass, alldieweilen Zween gegraben, der Berner allda haurend
[d. i. kauernd] in einem Buch gelesen und die übrigen Zween vor
dem Garten Schiltwacht gestanden. Alss sie ohngefehr IV2
Stund Iftng gegraben, seye der Berner mit den Zweyen, so ge-
graben, wieder in sein, Abbten, Euchin kommen, sagende, sie
können diessmahlen nichts aussrichten, hätten einen Stein an-
getroffen, so nicht hinweg zubringen seye. Darauff sie den
6 Schatzgräberei 'm der UmgebuDg Basels (1726 uod 1727).
anderen Zweyen auch in die Euchin zugehen zugerufFen und
der Berner sagte, Zween Ton Ihnen sollten das Loch wieder
mit grund bedeckhen. Da nun solches geschehen, hatten sie
sich, ohne weiters ein Wort zureden, wieder davon gemacht.
An dem daranff gefolgten Sonntag Nachts umb 12 Uhren
seyen alle fünff wieder in sein, Abbten, Hauss kommen und
hatten Eertzen mit Ihnen gebracht, selbige beym feur ange-
zündet und das nöthige Geschirr genommen, vorgebend, sie
wollten jetzund das verborgene Gelt gleich haben, zu solchem
ende sich wieder zum vorigen Loch in den Erautgarten ver-
fueget und angefangen zugraben. Noch Yerlauff ohngefehr einer
halben Stund seye der Berner wieder in die Euchin kommen
und habe etwas in Form c. v. Rossmists mitgebracht, selbiges
ins Feuer geworffen, mit einem Rüethlin wieder aus dem Feur
gesucht und endlich sich verlauten lassen, er könne nichts mehr
finden, es schmäckhe gar starckh, und glaube er, es müesse au ff
eine Zeit etwas allhier verbrunnen seyn und sich mit c. v. Ross-
mist vermischet haben. Solchemnach habe er den übrigen auch
herein geruffen und seyen sie darauff samtlich wieder davon
gangen, ohne Ihme, Abbt, etwas für dassjenige, so sie Ihme im
Erautgarten verderbt, zu bonificieren*'.
3.
Verhör von Fiechter, Gysin, Martin und Abbt durch die
Siebener-Herren.
Verlesen 20. Juli 1726.
a) Heinr. Fiechter (35 J.) von Liestal sagt aus, ^des
Abbts Frau seye zu Ihm kommen und Ihm erzellet, sie habe
im garten um Ihr Hauss herum schon zum dritten mahl beob-
achtet und gesehen etwas, so weiss und gelblecht gewesen und
wieder in boden geschloffen seye, mit vermelden, wan der Ver-
haffte nur Jemand zu finden wüste, der mit der Sach umgehn
könnte, wäre es Ihre lieb, wan Sie es überbekommen thäte**.
Als bald darauf ein Berner zu ihm gekommen sei, habe er
mit ihm von der Sache gesprochen, und dieser habe sich sofort
erbötig gezeigt, das Geld zu heben. Sie seyen dann mit An-
dern an Ort und Stelle gegangen, hätten aber mitten im Dorf
bei Tag nicht graben wollen. Etwas später sei er von Hans-
joggi Eeigel mit einem andern Berner, Hans Uhli Bächler
aufgesucht worden, und diessmal hätten sie wirklich eio 3 schuh
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 7
tiefes Loch gegraben; aber nichts gefanden. „Wann sie zu
graben angefangen haben ?^ — „Sie haben erst um 2. ührenen
nach Mitternacht zn graben angefangen; haben von den 11. Uhren
biss nm 2. Uhr die Zeit mit betten und lesen zu gebracht/ —
, Worin sie gelesen?** — „In dem neuen Testament und im
Psalmen buch.^ — „Was für Capitul sie gelesen?" — „Im
Testament 2. Marci am 9/ und den 91/ psalmen haben sie ge-
lesen.** — „Ob sie nur ein Capitul gelesen?" — Der Berner
habe „aonoch das 1'^* Capitul des Evangelii Johannis gelesen.'
Gefunden hätten sie nichts. „Die folgende Nacht seyen sie
wiederumb um 1. Uhren dahin kommen, haben in der Stuben
das Gebett verrichtet Das Gebett habe Wilhelm Gisi ver-
richtet und habe ein gebett allein ein gantze Yiertelstund gewährt;
er hab sein lebtag kein so schön gebätt gehört." — „Was der
Inhalt Ihres gebätts gewesen?** — „Dass Gott der Herr sie vor
allem übel bewähren und Sie etwas finden lassen möchte, weil
sie gar arme leuth seyen.** Gefunden hätten sie auch dies-
mal nichts.
b) Wilhelm Gisi, Schuhmacher (31 J.) von Liestal sagt
aus, er sei von Fiechter und dem Berner verführt worden,
mitzumachen. In der Stube Abbts habe der Bern er nach
jungen Zweigen verlangt, welche ihm jener gebracht. Ueber
die Gebete sagt er Aehnliches aus, wie Fiechter. Die Ruten
seien zweifelsohne „gesteckt** worden, ^wüsse aber nicht wohin**.
Die übrigen Aussagen stimmen zu denjenigen Fiechters. Auch
er glaubte kein böses Werk zu thun und bittet Gott und die
Regierung um Verzeihung.
c) Heinrich Martin, Metzger (33 J.) von Äugst sagt aus,
Joggi K ei gel habe ihn von der Sache unterrichtet. Sonst
stimmen die Aussagen zu den vorigen.
d) Hans Jakob Abbt (60 J.) von Aristorf. Aussage ohne
neue Momente.
4.
Beschluss des Rats vom 20. Juli 1726.
, Sollen alle hier VerhaflFte mit der urphedt Erlassen^
für Einen Ehrw. Bahn [Kirchen vorstand] gewisen, Rudi Man-
goldt der Ziegler von Liechstal, auch Hanss Joggi Keigel von
Fülistorf gfänglich hargeführt, auch von den Herren Sieben be-
sprochen und auf den Bern er fleissig vigiliert, dieser auf Be-
8 Schatzgräberei in der Umgebang Basels (1726 und 1727).
trotten angehalten, beygfangt, nnd auch yon den Herren Sieben
besprochen werden.^ (Ratsprotokoll.)
Verhör von Hans Jakob Keigel nnd Rud. Mangold
durch die Siebener.
Verlesen 24. Juli 1726.
a) Hans Jakob Eeigel (60 J.) von Füllinsdorf , sagt
aus, der Berner habe ihn überredet, bei dem Schatzgraben mit-
zumachen, er habe ihm's gleichsam angethan; gegraben hätten
Wilh. Gysin und er selbst und zwar auf eine Tiefe von ca.
3 Fuss. Er habe auch gesehea, wie der Bern er Rütlein um
das Loch herum gesteckt habe.
b) Rudolf Mangold, gen. Ziegler Rudi (28 J.) von
Liestal sagt aus, dass er nur das erste Mal mitgegangen sei,
aber sich gar nicht mit der Sache zu schaffen gemacht habe.
6.
Beschluss des Rats vom 24. Juli 1726.
„Hanss Joggi Keigel und Ruedi Mangelt sollen mit
der Urphed Erlassen and für Ein Ehrw. Bahn gewiesen werden. '^
(Ratsprotokoll.)
II. Schatzgräberei auf der Spittelmatte und in Äugst.
1.
Brief von Leonhard Bartenschlag, Pfarrer von St. Mar-
grethen an Bürgermeister und Rat von Basel.
Dat.' 14. März 1727, verlesen den 15. März 1727.
Zu Gehorsamster Folge des, bey mündlich abgelegten
Unterthänigsten bericht, ertheilten Hoch zu Ehrenden Befehles
an mich, habe Ew. Gn., was fehrners die im Spittahlhaus» am
Ende der Spittahl Matten ohnlängst gehaltene Nächtliche
Ärgerliche Zusammenkunfften betreffendt in erfahrung bringen
mögen, hiemit unterthänigst hinterbringen sollen. Was gestalten
neml. dasige zu unseren Kirchen-Versammlungen und Com-
munionen bei St. Margarethen sich haltende haussleuthe alss mit
Nammen Hanss Jacob Honeckker der Mattenknecht samt
Moritz Hagger dem Zeugdruckher und Anna Saxerin seiner
Ehefrauwen von Altstetten aussm Rheynthal, welche von Äugst
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 9
hieher gezogen, schon einige Zeithen nach Teuffelsbeschwöreren
and Schatzgräberen getrachtet, endlich onter anderen aufF einen
mit Nammen Jacob Schaffner, einen noch nicht alten, ledigen
Schnmacher knecht von Sasel aus dem kleineu Gärber Gässlin
ohnweit Herrn Hintenlangs des Färbers Wohnung, gerathen,
der daselbst bey seiner alten Muter von gleichem Schlag, doch
das Obrigkeitliche Allmosen geniessende, sich aufFhalten und
auss allerhandt abergläubischen bücheren^ so man allda finden
wurde, solch Besehwörungshandwerckh ins geheim Treiben sollen,
aufF des obgemeldten Spittahlhausers diessmahliger Haussleuthen,
sonderlich des Zeugdruckhers, Einladung aber sich eines Tischs
und Betts mit diesen letzteren bedient, darauffhin bey etlich
Wochen seine Beschwörungen gewohnlich Nachts von 10. biss
2. und 8. Uhren in der Nebenkammer gemachten Circul oder
Zauberkreyss , mit anruffung der drey höchsten Nammen,
auch bey allen bluts Tropfen Christi und durch solche den
Satan zu anweisung eines Schatzes zu zwingen, in solang ver-
richtet, biss verwichenen Mittwochen Morgens den 12*'." dises
Merzen 8 der Scheuren Meyer in das Spittahlhauss kommen,
den beschwörer in des Zeug Druckhers bett angetroffen und,
ohnwissend was vorgegangen, dergleichen leuth fortzuschaffen
befohlen, da dan solcher erst mitten in der Nacht darauff samt
seinen Zauberschrifften sich salviert und den Tag darauff nach
Basel retiriert habe.
Diesen bericht hat erst gestern, alss Donnerstag abends
den 13*'? Mertzen, sehr hoch bestetiget Christina Zuberin von
Affholtern anssm Emmenthal, eine baass des Druckers, der sie
samt ihrem Mann, Thomass Dietrich aus dem St. Gallischen,
einem bergknappen. von Baden wyler her, da sie gearbeitet,
unterm schein, das Zeugdruckken sie zu lehren, beruffen, allein
vorgeblich zum schätz graben in und äussert dem Spittahlhauss
gebrauchen wollen, maassen diese Weibspersohn heimlich zu mir
kommen, und mit einem rechten abschüwen zu beruhigung ihres
gewissens den gantzen Yerlauff crzehlt, auch wo obgemeldte
haussleuth sollten gefänglich eingezogen werden, über alles auss-
fuhrliche Nachricht zu geben sich selbsten anerbotten, so das
die verhaffteten es ohnmöglich wurden läuguen können und habe
auch, wie diese Christina berichtet, am letztverwichenen Mitt-
wochen da heimlich vor dem Spittahlhauss vorbey passieret,
durch die mir Notierte gebrochene Scheiben den Zauber oder
Beschwörungskreiss vollkommen wahrgenommen.
10 Schatzgräberei in der UmgebuDg Basels (1726 und 1727).
2,
Verhör von Anna Fink, Uonecker, Anna Saxer, Dorothea
Schad und Schaffner durch die Siebener.
Verlesen 19. März 1727.
a) Anna Fink (42 J.) von Unterschlatt, Ehefrau von J.
J. Honecker von Pratteln. ,,In letztverwichener Hess sey Ein
Krömer und Einer, dem(!) Si Steinmann genannt, fürs Hauss
kommen und gesagt, Es sey Gelt in diesem Stahl und wäre
leicht zu bekommen, auch ein Kuglen aussm Sackh genommen
und gesagt, wann Si so wüst thüe, sey gewüss Gelt vorhanden,
worauff Ihr Hausfraw, welche ein Fronfastenkind sey, gesagt,
Sie verspühr, das Ein Geist da umb ein Ander [in der Nähe] seye,
und kommen offters die Armen Leuth dergleichen verborgen Gelt
eher über, als andere; Also das Sie einige Tag hernach, nämlich
der Willem [Gysin] von Liechstal, der Drucker [Hacker], Jacob
[Schaffner] der Schuhknecht und Ihr mann [Uonecker] in der
Nacht anfangen graben, aber nichts bekommen. Da Sie folgendt
Tags das Loch in der Scheuren offen gesehen, habe Sie selbige
abgemahnt und Ihnen zu gesprochen, dass Sie Es sollen bliben
lassen, mit vermelden, es gehöre nicht Dorzu, hab Es darauif
auch dem Scheuren Meyer, welcher hinauss kommen, ange-
zeigt und Ihne gebetten, Sie davon abzuhalten, der Ihnen dann
auch zugesprochen, worauif sie das Loch wieder zugeworifen.
Darauif Sey der Stein mann wieder hinauss kommen und im
Garten herumb gangen, auch abermahleu sein Kuglen herauss-
genommen, und als Sie die Truckeren gefragt, was Er mache,
hab Sie geantwortet. Er suche ein Brunnen. Es sey aber, wie
Sie hernoch vernommen, wieder wegen dem Schatz gewesen,
weil Sie Sie seither vernommen, und Er gesagt, Es sey ein
küstlin mit Gelt Einer Ellen lang in dem Garten verborgen,
welches nicht tieif liege, worauff vorbesagte Männer wiederumb
auff den Abend etwas weniges nachgraben, aber wiederumb
nichts fundeu. Sie hab Sie abermahlen abgemahnet, weil Sie
geförchtet, es möchte Ihnen etwas desswegen beschehen, der
Steinemann Sey seither nicht mehr kommen und Sie haben
Alles wieder zugemacht" Im Zimmer habe er
^ein Gross Papeyr heraussgezogen und auf den Boden gespreitet,
hernach Gebetten oder gelesen, hab auch ein Liecht breunendt
gehabt**. Diess sei 3 oder 4 Nächte hintereinander je um 9 Uhr
geschehen und habe 2 bis 3 Stunden gewährt.
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727 j. 11
b) Job. Jak. Honecker (ca. 40 J.) von Pratteln nennt
ausser ihm folgende Beteiligte: Jakob Schaffner, den Drucker
Ton Liestal^), Schäublin den Seiler auff der Brücke an der
Steinen und Christof fei [Schaub] den Zimmermann
,Der Schaffner habe gebetten, nnd Sie haben die Hüth abge-
habt und darumb gestanden, auch, was schöne Better geweseo,
haben Sie dann und wann nachgebetten. Sie haben auch drey
Wachsliechter ausher dem Loch in drey Eckhen brennend
gehabt.
c) Anna Saxer (26 J.) von Altstetten im Rheintal (die
Druckeriu), Ehefrau von Moritz Hacker. „Es sey Einer, der
zum druckhen logiert gewesen und aus dem Bernerbiet
[Steinmann?] sey, mit Einer Ruthen zu Ihnen kommen und
gesagt, hab Ein Ruthen, die die Schätz zeige; auch als Er selige
mitgebracht, hab Sie zweymahl geschlagen, darauff Er Sie ver*
sichert. Es werd da Ein schätz verborgen sein, worauff Sie nach-
graben aber nichts funden. Der Berner hab Sie hernach. Als
Er Ihnen das Gelt [angeblich für Wachs und Kerzen] abgelusst,
davon gemacht; Er hab Ihnen auch ein Kuglen zeigt, sey aber
alls Betrug gewesen*" .... Als ihr ein Halstuch abhanden
gekommen, habe ihr Schaffner gesagt, „wenn man gewüsse
Kräuter, so Osterkraut heissen, nemme und selbiges under das
Kopfküssen lege, werd der, So Es gestohlen. Einem im Traum
vorkommen *" .... ^Sonsten hab Er gesagt, man müss die
Oeister mit Gottes Wort zwingen, sonst bekomme man Nichts ;
wann mann grabe, müss mann hernach still sein.^
d) Moritz Hacker (30 J.) Zeugdrucker, aus der Nähe
von Altstetten im Rheintal. »Zwey Meydtlin haben seiner Frauw
gesagt, es sey ein Gespenst wie ein Pfaif im Uauss, und Gelt
verborgen, darauff sei Hans Georg Steinmann auch mit einer
Kuglen und Ruthen kommen und gleiches gesagt^ . . . Beim
Graben sei auch ^Martin, der Frau Gessler Lehenmann^ ein-
mal dabei gewesen. Auf dem Papier, das sie gebraucht hätten
.,8ei etwas gelegen, darauff der Namen Jesus mit güldenen
Buchstaben gestanden^. Weiterhin wollte er von der Sache
abgeraten haben, er habe aber erfahren, dass das Schatzgraben
im Baselbiet sehr überhand nehme.
*) Irrtum? Ist Hacker, der Drucker, von Altstetten, oder Gysin,
der Schuhmacher von Liestal, gemeint? Doch vgl. auch e).
12 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
e) Dorothea Schad , ^Fürkäuff leren" (64 J.) [Mutter
Schaffners], sagt namentlich von Ihrem Sohne, der auf der
Spitalmatte angeblich die Zeugdruckerei hätte lernen sollen, dass
er Schatzgräberei getrieben habe, doch will sie über das Nähere
nichts wissen. Gefragt ob er auch vor dem Aeschemer Thor
in einem Häuschen gegraben, antwortet sie: „Nein . . ., sondern
die Liechstaler haben gesagt. Es sey der Schäublin . . . und
des Herren Hoffners Sohn gewesen, Sie hab auch . . . gehört,
dass der Wannenwetsch in seinem Keller graben, worzu Er
ein weiss Hündlin gebraucht.''
f) Jakob Schaffner, Schuhknecht (24 J.) von Basel giebt
vor, seine Zauberschriften von einem Sachsen zu haben, der
sie wiederum von einem Venediger erhalten. Ausser auf der
Spitalmatte habe er „in des Scheidwassermachers Hauss zu
Äugst mit einem Aristorffer Namens Christoff [Schaub], und
dem Haussmeister, Melcherhanss [Zendner] genannt und einem
Liechstaler, der Ein gelen Rocke habe [Wilhelm Gysin] im
Keller gegraben**. — „Was Er dazu gebraucht, als Er zu Äugst
gegraben?^ — „Nichts als drey Kertzen, und hab das Erste
Capitul auss dem Evangelium Joh. Yiermahl geschrieben und
selbige auff den Boden in Vier Eckhen gelegt, mit dem Degen
hab Er ein Creiss gemacht; und die drey Liechter in drey Eckhen
gesteckt, da haben Sie anfangen graben.^ Auf die Frage, um
welche Zeit das geschehen sei, antwortete er: ,,Nachts umb
Neun Uhren haben Sie angefangen und geschafft bis Sie müd
gewesen. Man köndts am Tag auch machen, man würd aber
ehendter verjagdt** „Ob er nicht etwas darauff [auf das
Buch] gelegt?** — „Ja, ein Pergament, darauff geschrieben
stehe S%ilariels, habe Er darauff gelegt** „Ob Er nicht
auch Kunst könne, die Leuth zu stellen oder das Gestohlene
herbey zu bringen? — „Es sey wohl etwas im Buch, Er habs
aber nie brucht, Er hab dem Tuckher Ein Stuckh Wax, darauff
etliche Buchstaben stehen, geben; im Buch stehe, wann Einer
das habe, werd der Dieb Einem im Traum vorkommen.*' —
„Ob er nicht ein Mittel habe, dass man Einen müess lieb
haben?*' — „Es stehe auch etwas davon, wann mann Eisen
Grut [Kraut] nemme. Er habs aber nie probiert, Er sey willens
gewesen, alle Bücher dem Herrn Ober Pfarrer zu bringen ....
Die Kerze, die Sie zum graben gebraucht, hätten sie selbst aus
Wachs hergestellt und etwas Salz hineingeknetet. *-
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 13
3.
Schreiben des Schultheissen von Liestal, Bernh. Strübin,
an Bügermeister nnd Rat von Basel.
Dat. 20. März 1727.
Zeigt die Auslieferung des Schumachers Wilhelm Gysin
an, und berichtet, dass auch auf dem Burghaldenberg bei
dem sog. Schloss Spuren von Schatzgräberei zu finden seien.
4.
Verhör von Freuler, Platner, Bürgin, Zendner, Weibel,
Hindenlang, Anna Fink, Anna Saxer, Qysin, Hacker,
Honecker, Abt, Meyer durch die Siebener.
Verlesen 22. März 1727.
a) Theophil Freuler, Seiler und gewesener Bettelvogt
im Almosen, sagt ans, er habe sich einmal beim Graben be-
theiligt und auch aus dem „Buch Salomons^ dem Schuhmacher
nachgebetet. — „Ob sein Enab die Geister sehe, wie Sie vor-
geben?^ — „Ja, Er sey ein Sonntagskind und sehe alle Geister
in den Häusern und hab auiFm Spittal Gut auch ein weissn
Oeist gesehen und Es dem Jacob [Schaffner] angezeigt.
b) Ulrich Platner, der Scheuernmeyer sagt aus, er habe
die Schatzgräberei zufällig entdeckt und scharf getadelt. Be-
richtet, der Drucker [Hacker] habe ihm gesagt, ^man sehe
alzeit eine weisse Jungfrau im garten^, was auf einen Schatz
schliessen lasse.
c) Martin Bürgin, Lehenmann in Angst sagt aus, er
habe dem Zeugdrucker [Hacker] ein Halstuch bringen wollen
nnd, sei dann gleich zum Mitmachen ermuntert worden, was er
auch gethan. — Beim Graben sei der Drucker „mit Einem
Glass, darin Sie Wasser gehabt, herumb gangen, das Licht daran
gehebt und gesagt: hier sey der Schatz, da sei der. Sie haben
aber nichts gesehen*^.
d) Hans Zendner von Äugst [Melcherhans] sagt aus, der
Zeugdrucker [Hacker] sei V^ Jahr in seinem Haus gewesen,
in dem es gespuckt habe. Daraufhin habe die Druckerin
[Anna Saxer] das Nachgraben veranlasst. Dabei seien gewesen
der Drucker, der Scheidwasserbrenner [J. Weibel], Martin
Bürgin und Wilhelm [Gysin] von Liestal. Mit den Ceremonien
will er nicht bekannt sein.
14 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
e) Martin Bürp:in sagt ans, auch in des Melcher-
hansen [Zendner] Haus [in Äugst] habe er gegraben und
dieser habe den Ceremonien beigewohnt.
f) Hans Zendner gesteht ein, er habe bei den Cere-
monien mitgeholfen.
g) Jakob Weibel, Scheidwasserbrenner in Äugst, will mit
der Schatzgräberei nichts zu thun gehabt haben. Befragt, was
den Anlass dazu gegeben, sagt er: „Man sehe ein Liechtlin im
Hauss herumb fahren, wie ein angezündet Schwebelhöltzlin. Sein
Fraw und Er sehens öffters und komme des Nachts noch alzeit
biss in Ihr Stuben**. — „Ob mans beim Liecht auch sehe?* —
„Ja, mit und ohne Liecht. Es komme zu Zeiten biss los Bett.^
h) Emanuel Hindenlang, Färber in Basel sagt aus, „er
hab vor etwas Zeit zween Modellschneider und Truckher
bey Ihme im Hauss gehabt . . ., welche gesagt, Sie hören des
Nachts alzeit ein Känsterlin [kleiner Schrank] auff und zu
gehen, es werd Ein Geist und Geld im Hi^uss verborgen sein . . .
Etwas Zeits hernach sey Ein Bergknapp für sein Hauss
kommen . . ., welcher gesagt habe, Er soll das Hauss nicht ver-
kauffen, es sey ein Laden mit drey güldenen Eettenen und
andern Kostbarkeiten in der Mauren . . . Nachgehendts sei der
Jacob Schaffner kommen und gesagt, Sie woUens herauss thun,
haben der Jacob und die Druckher mit seiner Erlaubnuss ein
Loch in die Mauren gebrochen; aber nichts entdeckt . . . Nach-
gehendts haben Sie auch gesagt, es sey im Färb hauss ein
Schatz und böse Geister, desswegen auch alda graben . . . Diese
Kerle haben ihm bey 50 S* geschadet".
i) Anna Finck, Ehefrau des Mattenknechts [Honegger].
Aussagen ohne neue Gesichtspunkte.
k) Anna Saxer erzählt weiterhin „es Sey einmahl zu
Liechstal ein Modellschneider bey Ihnen gewesen und hab
Sein Bruder ein Glass gehabt, darin man den, der Einem etwas
stehle, sehe. Als nun Ihr mann damahlen ein Par schuh ver-
lehren, hab Sie auch darin gelugt und den Krummholtz auff
dem Gstadig . . . darin gesehen. Man müss aber allerhand
Zeichen und Wort dazu sprechen". — . . . ^Ob Sies nicht auch
zu andern Sachen brauche ?" — „Ja, Sie habe auch darinn ge-
lugt, ob Sie den Schatz finde oder nicht. Als auch einmabl
jemand vor dem Hauss gewesen, habe Sie auch darin gelugt,
umb zu sehen, wer Es seye, Sie habe aber nichts darinn ge-
Schatzgräberei in der UmgebuDg Basels (1726 und 1727). 15
sehen . . . / «Ob Sie nicht aoch den Schatz darin besehen
wollen?'' — ^Ja, Es hab Sich ein Kessel mit Gelt schier
later Dublonen darin gezeigt, wobey ein schwarzer PfafF ge-
standen.*^ — „Ob Ihr mann nicht auch anderer Orth graben
helfFen?" — ,In Angst in Ihrem Hanss, da Ein Geist sey,
der gantz weiss, hab der Melcherhanss [H. Zendner]
graben. Man hab schier keine Buh darin. Ihr Mann hab Ein-
mahl den Geist gesehen, Sie habe in der Cammern geschlaffen
nnd nicht ruhen können, weil bald etwas gefallen, gebolderet
oder als wenn man etwas aussschütte gewesen.'' — „Ob Sie zu
Angst auch ins Glass gelugt?" — „Ja, und hab in einem Tröglin
ein güldenen Scepter und Cron gesehen."
1) Wilhelm Gysin, Schumacher von Liestal, sagt aus, dass
ihn Schaffner auf die Spitalmatte geführt habe; er sei aber gleich
andern Tags wieder fortgegangen. Seine letzte Strafe für Schatz-
gräberei sei Verweisung „für den Bahn" gewesen. *)
m) Moritz Hacker sagt aus, der Arx Joggi sei auch
dabei gewesen, als man in Melcherhansens Haus [zu Äugst]
gegraben „und hab sein [Hackers] Modelgraber dazu anlass
geben, weil er dergleichen Bücher gehabt und ein Glass, darin
Sie, wann Sie ein Spruch gesprochen, den Schatz gesehen; Er
hab aber nichts darin sehen können, desswegen gesagt, Es sey '
Lumpensach und das Glass zum Fenster hinauss in Deuch
[Mühlgraben] geworffen'* ....
n) Jakob Schaffner. Ueber das Glas sagt er aus, er
er habe es am Spalenberg gekauft, es sei ein Harnglas ge-
wesen. Einen Spruch habe er beim Glasschauen weder sprechen
wollen noch können, da solche nicht deutsch seien. Man müsse
auch in einem gewissen Planeten geboren sein, um etwas in
dem Glas zu sehen.
o) Jacob Honeckher von Pratteln. Ohne Belang.
p) Jacob Abt von Aristorf (61 J.). War schon einmal
„für den Bahn* gewiesen worden, weil er gestattet habe, dass
in seinem Garten gegraben werde. ^) Nach Äugst zu den
,neun Thürmen** sei er von Wilhelm Gysin geholt worden,
da dort ein goldene Krone und ein Szepter verborgen lige; er
habe aber dort nicht gegraben. Beim Melcherhans [H. Zendner]
habe er nie gegraben.
*) Siehe die erste Verhandlung Nr. 4. — ♦; Erste Verhandlung.
16 Schatzgräberei in der Umgebung Baaels (1726 und 1727).
q) Christoph Meyer von Aristorf war in Melcher-
hansens Haus mehrmala dabei, hat aber nicht mitgeholfen.
Auch nicht bei den nenn Thürmen.
r) Wilhelm Qysin von Liestal. Von der Stelle am Barg-
haldenberg [s. Nr. 3] habe ein alter Schmied, namens Hans Hei-
de 1 man gesagt, „es bleib kein Schnee da, werd gewiss Qelt da
yerborgen sein^. Die Gräberei selbst sei ohne Beschwörungs-
zeremonien yor sich gegangen. Bei den „nenn Thürmen^
hätten sie gebetet: „Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut'' und
„O höchster Gott* und „Unser Lieber Herr", „welches Er auss
einem Psalmenbuch Ständlingen gelesen''.
5.
Bedenken der Herren Geistlichen.
„Geben in unsrem Conventu'' 29. März 1727.
jWohlweyser Herr Burgermeister,
Hoch Geacbte und Gnädig Gebietende Herren,
Wir haben die uns zugestellte Acta in der forcht des Herren
durchgangen und sovil die Eürtze der Zeit es zugelassen unsere
gedanken darüber walten lassen.
Wir beklagen und beseuffzen allervordrist herzlich, dass
bei so hellem Hecht des h. Evangelii der Satan noch immer so-
vil gewalt hat, und die Leuthe zu solch einem entsetzlichen
aberglauben verleite, dazu aber derselben grosse Unwissenheit,
schlechte forcht Gottes, müssigang und unzimliche Begierd nach
Gelt ihme den weg trefflich gebahnet.
Die sach selbsten bestehet kürtzlich darinnen : Es hat Jacob
Schaffner, ein schuhknecht von hier, mit Hülff viler anderer zu
verschiedenen Zeiten und an verschiedenen orten: als auf allhiesiger
Spittal Matten vor dem Steinen Thor, desgleichen zu Äugst
in des Scheidwasser Brenners [J. Weibels] Hauss und sonsten
schätze zu graben sich unterstanden, zu dem ende bei finsterer
nacht mit dem degen einen Creyss auff den boden gemacht, dar-
ein er neben anderen gestanden, sein abergläubisches Eunstbuch
herfürgezogen und darauss bey dreyen stunden gebettet, dabey
hat er zugleich das erste Capitel des Evangelii Johannis auf
Papier geschrieben und in die eken des gemachs geleget, zu
jedem ein brennendes Hecht gethan und den Anwesenden sehr
ernstHch verbotten etwas zu reden. Darauf haben sie in dem
nammen Gottes des Yatters, des Sohns, und des H. Geistes an-
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 17
gefaDgen zu graben und würklich ein zimlich grosses loch und
gruben gemacht; aber niemahlen etwas gesehen noch gefunden.
Auss den Actis erhallt zugleich, dass Anna Finckin von
Unterschlatt, so auf der Spittal Matten sich aufgehalten, in
diesem Handel sich auch gewaltig brauchen lassen, massen sie
auch ein Glass gehabt, darin sie ihrem vorgeben nach sowol
den Geist als den schätz gesehen/
All diese Dinge werden als sündlich verdammt, wie auch
das Tragen von ,6ündtlin mit Kraut angefüllt und mit drey
Creutzen bezeichnet'. Weiterhin begegnen die Geistlichen dem
Einwand, dass die Schatzgräber doch lauter fromme Worte ge-
braucht hätten und erwähnen u. A. das Beispiel ,einer ver-
schreiten Zauberin, Barbara Dorea genannt, welche A"^ 1577 zu
Paris hingerichtet worden, dass sie eines von den allerschönsten
und heiligsten Worten zusammengesetzten Segens gebrauchet;
aber endlich bekant, dass ihro der Teufel dene von Wort zu
Wort dictieret habe^
Als Strafe für den Hauptverführer Schaffner wird der
Pranger und eine Leibesstrafe vorgeschlagen, die Papiere, Kerzen
und Bündel sollen verbrannt, die Zauberbücher im hintern An-
tistitium aufbewahrt werden.
6.
Nochmaliges Verhör von J. Schaffner durch die Siebener.
Verlesen 29. März 1727.
Jakob Schaffner gesteht ein, bei seinem Bruder in Neu-
stadt (Neuveville) ein Zauberbuch gesehen zu haben. „Ob
sie nicht auch auf einer Matten enet der Biers Bruckh
gegraben.^ — „Ja, am alten neuwen Jahr (oder am Neu wen
Jahrs Tag nach dem alten Calender) haben sie Zwo Nacht noch-
einander daselbst mit den andern Verhafften gegraben.^
7.
Bedenken der Herren Deputaten.
Verlesen 2. April 1727.
Für Jakob Schaffner, Anna Saxer, Wilhelm Gysin
und Joggi Abbt werden als Strafen vorgeschlagen: Vorstellung
in der Kirche (^vor öffentlicher Gemeind [die beiden Letztern
in Liestal] vorgestellef^) und, ausgenommen bei Abbt, Zwangs-
arbeit (^an das schellenwerck geschlagen'^). „Sintemalen aber
18 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
wegen instehender Charwoohen die Yorstellung nicht bald Yor
sich gehen könnte, nnd doch diese personen nicht so lang in
der gefängnns zu behalten sind, als meinten wir, dass die drey
gemelte: Schaffner, Gysin nnd Saxerin sogleich daran geschlagen
und dan die Yorstellnng, nach welcher sie wiedernm an das
schellenwerck kämen, bei erster gelegenheit vorgenommen, Abbt
aber indessen inbehalten oder nach Haus gelassen werden
könnte"".
Für Moritz Hacker das ,, Zuchthaus''^), für Theophilus
Frenler, Em\ Hindenlang, H. J. Honecker, Anna Finck,
Dorothea Schad, M. Bürgin, H. Zendner, Chr. Meyer
,, Stellung für den Bahn"".®)
Die Zettel und Bücher könnten entweder nach dem Vor-
schlag der Herren Geistlichen teilweise aufbehalten oder sämmt-
lich verbrannt werden.
8.
Beschluss des Rats vom 2. April 1727.
Der Rat stimmt dem Vorschlag der Deputaten bei. ^Der
Zirknl und abergläubische Sachen sollen in deren [Deputaten
oder Delinquenten P] Gegenwart auf dem heissen Stein ^ verbrannt,
übrige Schriften aber aufbehalten werden''. (Ratsprotokoll.)
9.
Brief des Schultheissen Strübin an Bürgermeister und
Rat von Basel.
Dat. 17. April 1727.
Heinrich Fiecbter sei wegen Schatzgrabens verhört wor-
den. Die Akten liegen bei.
10.
Verhör Heinrich Fiechters durch den Schultheissen
Strübin.
Dat. 17. April 1727.
Darin wird zuerst von dem Zauberbuch gesprochen, das
u. A. das 1. Kapitel des Johannesevangeliums und den 91. Psalm
*) Das Z. war damals im Waisenhaus, der ehemaligen Karthause. —
*) Kirchliches Gericht zur Ausübung der Sittenpolizei. — "') Ueher diese
angeblich aus dem Jahre 1376 stammende Richtstätte vgl. Ochö, Gresch. v.
Basel VII, 281. lieber den „heissen Stein" im Kinderlied s. Brenner,
Baslerische Kinder- und Volksreime Nr. 143.
Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727). 19
•enthalten hat. Ferner sagt der Deponent aas, er habe seit
seiner Haft in Basel bloss einmal, Yor 7^ Jahr, bei einer Schatz-
gräberei assistiert, die sich zn Angst bei Stingelins Reben nicht
weit Tom Hochgericht Nachts 9 ühr abgespielt habe. Er selbst
habe jedoch nicht gegraben nnd sich überhaupt nicht mehr mit
der Sache abgegeben, während Wilhelm Gysi im ganzen Land
berum nach dergleichen Dingen geforscht habe.
Eine Haussuchung bleibt resultatlos.
11.
Verhör von Heinr. Fiechter durch die Siebener.
Verlesen 19. April 1727.
Heinrich Füchter, Posamenter und Taglöhner, von Liestal
{36 J.) sagt aus, er habe von einem Solothurner ein Zauber-
büchlein gefordert, das dann Yon Mehreren abgeschrieben wor-
den sei, als er aber gesehen habe, dass man trotz des Zaubers
^nichts als Steine genug" finde, habe er's verbrannt. Er sei
nicht der Rädelsführer, sondern ,,die Frau [Anna Saxer], so
am Schellenwerck gehe, hab sie mit ihrem Glass verfuhrt und
vorgeben, wenn sie darein sehe, könne sie über 4 stund weit
entdecken, wo gelt verborgen lige^.
12.
Verhör von Heinr. Fiechter und W. Gysin durch die
Siebener.
Verlesen 23. April 1727.
a) Heinr. Füchter, befragt, ob er nicht mit Kapuzinern
wegen des Schatzgrabens sich in Beziehung gesetzt, antwortet,
er habe dieselben zufällig getroffen und sie nicht ausgefragt. '
Er habe freilich vor anderthalb Jahren auf dem Calmen ein
Loch gegraben, „weil es daselbst getönt ''. Segen habe er nie
beim Graben ausgesprochen, obschou der Solothurner, von
dem er das Buch habe, ihm anempfohlen habe „ein Büschelein
Bauten zu sich zn nehmen und sich Gott zu befehlen^.
b) Wilh. Gysin von Liestal beschuldigt Füchter als
Anstifter der Schatzgräberei. Er habe auch mit Geistlichen
von Dornach und Ariesheim und dem Nachrichter von
Hüningen verkehrt. „Diese Geistliche haben daselbst [auf
dem Feld gegen Selbisperg] ein Craiss gemacht, daraufhin
haben sie gegraben; was aber der Nachrichter darbey zu thun
20 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
gehabt, wisse er nicht, und seye auch in sein (!), Füchters, Haus
ein Bub von Wyl mit einem Glass gewesen, darein sie gelugt.*"
Gegen 10 Personen habe F. so verführt.
Bei der Eonfrontation gesteht F. ein, dass der Nachrichter
zu ihm ins Haus gekommen sei und dort den Berner bei ihm
getroffen habe, worauf sie graben gegangen seien. Der Bube
von Wyl habe auf dem Berg ein Glas hervorgezogen ^selbiges
voll Wasser gefüllt, welches Wasser er in einem Häffelin mit
sich genommen, darnach darein geschaut und gesagt, es hab
etwas daherumb^. Weiter befragt, ^was sie für Ceremonien
gebraucht, und ob er einige Wort gesprochen", antwortet er:
„Sie haben nichts gehört, seyn beyseits gangen*'. Fr.: „umb
welche Zeit das gewesen", Antw.: „auf den Abend bey bettzeit
herumb, seye schon Nacht gewesen". Fr.: ,,wie er dan hab
sehn können, was der Bub mit dem Qlass gemacht", Antw.:
„der Nachrichter hab ein Liecht bey sich gehabt, welches er
under das Glass gehalten, und hab der Bub von oben herab in
das Glas gelugt und gleich gesagt, da seye etwas zu finden".
Fr.: „wer als graben", Antw.: „der Nachrichter, der Georg
Marx und Er, Verhafte; weilen er aber in werendem Graben ge-
redt, hab er darvon müssen". Fr.: „Ob Sie nicht begehrt, auch
in das Glass zu sehn." Antw.: „Ja, aber der Bub hab sie nicht
wollen lassen, mit dem Vorgeben, es müss einer ein Fronfasten
Kind seyn. Er hab aber vorher in der Truckerin glass ge-
schaut, aber nichts darin sehen können.^ Fr.: „So seye er ge-
ständig, dass er der Urheber und Angeber dieses Schatzgrabens
seye, wer ihme aber darzu anleitung geben ?^ Antw.: „Es seye
ein c. V. Stier der ursächer daran gewesen, dann sein Bruder hab
diesen Stier auf dem Berg bei Selbisperg durchgeführt; er
hab aber nicht können darüber bracht werden und hab es auch
daselbst gedönt, welches dann auch der Anfang des Schatz-
grabens und ihres Unglücks gewesen."
13.
Verhör von Erzberger, Senn, Schweizer, Hertner,
Schmidt, Martin durch die Siebener.
Verlesen 23. April 1727.
a) Christoph Ertzberger (40 J.) von Liestal sagt aus,
dass er mit verschiedenen Andern, worunter auch Gysin und
Füchter, an der Burghalden gegraben habe. Von Zere-
Schatzgräberei in der UmgebuDg Basels (1726 und 1727). 21
monien hätte er nichts beobachtet, weil er und Andere anfangs
eine halbe Stunde lang sich abseits gehalten hätten.
b) Durs Senn, Müller (37 J.), wohnhaft in Liestal. Aus-
sage ohne neue Gesichtspunkte.
c) Heinrich Schweitzer, Posamenter (50 J.) von Zifen.
Ebenso.
d) Basche Hertner (51 J.) von Zifen. Ebenso.
e) Christen Schmidt, Beck und Posamenter (27 J.) von
Zifen. Ebenso.
f) Heinr. Martin, Metzger (33 J.) von Äugst sagt aus,
dass Füchter „ein Hasslene Ruthen gehabt, die er so gegen
einem Loch gehalten, so ausgesehen wie ein Rübloch, und hab
sie dargegen geschlagen, worauf er gleich gesagt, da seje etwas
zu finden". — „Ob sie nicht etwas abgelesen?^ — nl^ör
Füchter hab aus einem kleinen Zedulein oder aus ein paar
blättern etwas abgelesen, es habe ihne gedunckt, es seye so ein
Catholisch Affairen gewesen.* — „Ob er nicht gesagt,
was das Ablesen z]^ bedeuten habe?" — „Ja, es seye, dass
die Böse Geister keine macht mehr haben sollen. '^ — ,0b
sie nicht auch ein Glass darzu gebraucht?^ — n^^ii^? &ber zu
Äugst haben sie eins gebraucht." — »Wer dann dies Glass
gehabt?" — „Die Truckerin, und habe sie zu Äugst ein solch
Glass gehabt, darinnen Wasser gewesen, dardurch sie geschaut
und gesagt, wan sie noch ein Blatten hinweg haben, finden sie
deo Schatz." — Ob er nichts von einem Büchlein wisse, „so
ihme der Füchter abzuschreiben gebracht?" Auf die bejahende
Antwort: „Was darin gestanden?" — „Allerhand Catholische
Phantasien Ton Heiligen Abgestorbenen und dergleichen."
14.
Beschluss des Rats vom 23. April 1727.
„Sollen Fiechter und Martin Ton Äugst auch an das
schellenwerk geschlagen, vom nächsten Sonntag über acht dag
80 dan Gysin, Fiechter, Abbt und Martin zu Liechstal ofent-
lichen vorgestellet und darauf zu tragung des lastersteckens ^) bis
auf begnadigung angehalten, übrige vor den Bahn gewiesen
*) Der LastersteckeD gehörte in die Kategorie der Ehrenstrafen.
Er bestand in einem weissen Stab, auf dem Baselstäbe eingebrannt waren,
und den der Delinquent während einer bestimmten Zeit immer mit sich zu
führen hatte, wenn er ausgieng. Vgl. Rechtsquellen II, 248.
22 Schatzgräberei in der Umgebung Basels (1726 und 1727).
ottd dass sie bei der TorBtellaog in der Kirchen seyen, ihnea
anbefohlen werden. Wegen dem Schaffner aber und der
Druckerin solle Herr Pfarrer zu St. Leonhard ihrer Religion
und des erstem Burgerrecht halben sich informieren und, ob mit
denen die Vorstellung vorgenommen werden könne, berichten.^
(Rats-Protokoll.)
15.
Beschluss des Rats vom 26. April 1727.
^Sollen Jacob Schaffner sammt seiner Mutter, Anna
Saxerin und ihr eheman Moritz Hacker mit aufgehobenen
Stäben*) zur Stadt hinausgeführet und bej straf der ruhten von
Stadt und Land, verwiesen werden; weilen aber des Schafners
Mutter als ein Eäuflerin viel Sachen hinder sich hat, als sollen,
wie auch was die Druckerin zu verarbeiten empfangen, inven-
tieret, denen proprietariis ohne entgelt zugestellet und zu dem
end die alte Schafnerin in dem Zuchthaus auf acht dag inbe-
halten werden.^ (Rats-Protokoll.)
16.
Schein des Leutpriesters Joh. Heinr. Brucker.
Dat. Liestal, 28. Febr. 1728,
worin er sich für Heinr. Piechter, „welcher den 4**" May des
verwichenen 1727'**'" Jahrs öffentlich vorgestellt worden", ver-
wendet, dass ihm die Ehrenstrafe des Lastersteckens von nun
an möge erlassen bleiben.
17.
Schreiben des Schultheissen vonLiestal, Michel Strübin,
an Bürgermeister und Rat von Basel.
Dat. Liestal, 25. Febr. 1728,
worin er sich ebenfalls für Heinr. Fiechter verwendet.
18.
Beschluss des Rats vom 28. Mai 1727.
,, Schreiben von Varnspurg bittet für Heinr. Martin von
Äugst, dass ihme der Lasterstecken möchte abgenommen werden.
Erkannt: Ist dieser M. zur Geduld gewiesen, und solle er noch
andere, die um Begnadigung anhalten, ohne Schein ihres Wohl-
verhaltens von ihren Hrn. Predigern nicht mehr angehöret werden."
(Recutsqukllen II, 248.)
») Eine symbolische Strafe. Vgl. Grihm, Rechtsaltertümer * II, 309.
23
Spigolature di Folklore ticinese.
Raccolte per Yittore Pellandini (Arbedo-Taverne).
I. Ninne-nanne.
0 nanAa popöo,
YegnerA la mama,
La porterä '1 coc6o.
0 naniD, popin da cüna,
Vegnerä '1 pap4
AI porterä la lüna.
(Noranco)
0 girum^ta da la muntagna,
Vurl vegnl al piao?
Si, si, che veneria,
Me Vi: trop de luntan.
(Noranco)
Fa la nanna pargolefto,
YerrX la mamma,
Ti porterä un novo.
Fa la nanna, bambin da cuna^
Verrä '1 papä
Ti porterä la luna.
0 girometta della montagna,
Volete venire al piano?
Si, si, ch'io verrei,
Ma h troppo di lontano.
II. Cantifene e filastrocche.
Oh, oh, ul cttrat da Gambaröo
AI v6 miga i can in gesa,
Parch^ i pissa sQ pal mür,
I spaciügan i pitür,
I fira e i fara
E i tuson e i tusann i impara.
(Noranco)
Tik e tok, cavalot,
Quel ch'e sü Te ') mfe gagiot,
Qnel ch'd giö V^ senza sella,
Trota via pulincinella.
(Noranco)
Bei pom d'or da la riveranza,
Con un giovin anderem in Franza.
0 di & ml, o di fa ti,
Bei iK>m d'or da la val,
Dent ti.
(Noranco)
Chirieleisonn,
Tiregh gi6 la pell ai donn;
E qnela di oman laspela stä,
Che Vv bona da cunficiä.
(Noranco)
Oh, oh, il curato di GambarOo
Non vuole cani in chiesa,
Perch^ pisciano sui muri,
Ed insudiciano le pitture,
Si moötraro nel loro connubio
E gli adolescenti imparan, senza
[dubbio.
Trotta trotta, cavallotto,
Quel ch'i'' 8U ^ il mio amoroso,
Quel ch'e giü 6 senza sella,
Trotta via pulincinella.
Bei pomo d'oro della riverenza,
Con un giovin andreino in Francia.
Lo faccio io, o lu fai tu?
Bei pomo d'oro dolla valle,
Va (lentro tu.
Chirieleisonne,
Levate la pelle alle dünne;
Ma quella degli uomini non la toccare,
Ch'e buona da conciare.
24
Spigolature di Folklore ticinese.
Lünedi Vh *\ di di spus,
Martedi V^ di murus,
Mercoldi di poch da bon,
Giovedi Yh di strioo,
Venerdi di disperad,
Sabat di inDemurad, •
£ dumeniga di passionad.
(Taverne)
0 cara mamagranda,
Cumprem un s'ciopetin,
Che possa andar in Fi*ancia
A matzä quel' üseUn.
Quer üselin che canta,
Che caota nodd e d\,
0 cara mamagranda
Vöi propri matzal mi.
(Taverne)
Lümaga, lümaga,
SciOscia che la caga,
Scittsciala ben
Che vegnerA föra el pien.
(Noranco)
Gri, gri, vegn arent,
Ga vegD el tö pä con na sqv^Ia da
[fomient
(Noranco)
Togn, Togn, pelarogn,
Pelarogn, pelafigh,
Capitani di fdrmigh,
Capitani da la gu^ra,
Mangia pan e dorm in t6ra.
Magnan da töla,
Ca tira, ca möla,
Ca pissa, ca caga,
Ca mangia paräda.
(Taverne)
(Noranco)
El puliröö 1 tö 8Ü M so gerlu,
El va, el va a cercaa i öf;
Si Vä incontrato di una sposina
I öf, i öf, i öf ga jö anca mi.
El puliröö el met giö '1 so gerlu,
E '1 comincia a pizzigaa, a pizzigaa,
E la Hposina per sua difesa
In sur na scesa al Vä casciaa.
Lunedi e il di degli sposi,
Martedi ^ degli amorosi,
Mercoledi fe dei birboni,
Giovedi 6 degli stregoni,
Venerdi 6 dei disperati,
Sabato ^ degli innamorati,
E domenica ^ degli appassionati.
0 mia cara nonna,
Compratemi uno schioppettino,
Clie possa andar in Francia
Ad amraazzar queiruccellino.
Queiruccellin che canta,
Che canta notte e di,
0 mia cara nonna
Lo voglio ammazzar, si, si.
Lumaca, lumaca,
Succhia, che fa la cacca,
Succhia ben bene,
Me uscird il miele.
Grillo, grillo, t'appressa un momento,
Vien tuo padre con una scodella
[di frumento.
Tonio, Tonio, pelaronio,
Pelaronio, pelafichi,
Capitano delle formiche,
Capitano della guerra,
Mangia pane e dormi per terra.
Ramajo di latta,
Che tira, che allenta.
Che piscia, che caca,
Che mangia ^arada* (grosso tortello).
II pollivendolo si mette la sua gerla,
E va e va in cerca di uova;
Ha incontrato una sposina:
Le uova, le uova, le uoya le ho anch'io.
II pollivendolo depone la sua gerla
Edincominciaadarpizziconi,pizziconi;
E la sposina per sua difesa
Lo manda contro une siepe, a rotoloni.
Spigolature di Folklore ticinese.
25
El puliröö U tö 8Ü 1 80 geriu,
E '1 va, e '1 va tut sanguinaa;
La sposina si mise a ridere
TMmpareret a pizzigäa, a pizzigäa.
(Noranco)
Si r^ M murale da la bianca farina,
Cui Ö66 el guarda, cui man el sgrafigna ;
Olli '666 el guarda, el rimira la geot,
E Olli man el sgrafigna, el sgratigna
[M furment.
(Noranco)
Per far indovinare in qua
an dato
II pollivendolo si mette la sua gerla
E se ne va tutto sanguinante;
La sposina si mise a ridere :
Cosi iroparerai a pizzicare, a pizzicar.
Quesf e il mugnajo dalla bianca farina
Cogli occhi guarda, colle mani rapina ;
Cogli ochci guarda, rimira la gente,
Colle mani ruba, ruba il frumento.
Pin, pin, cavalin,
Trfe stera dal murin,
Pan cald,
Pan fresch,
Tegn ti (^uest
E dam a mi quest.
le delle dne mani si trovi
oggetto.
Pin, pino, cavallino,
Tre staja del mio mulino,
Pane caldo,
Pane fresco,
Tien tu questo,
(Noranco) E da a me questo.
III. Gluochi infantili.
Fare al bei galante.
I ginocatori formano un circolo. Uno entra nel mezzo ed
allora quelli del circolo ballano intorno intorno tenendosi per le
mani e canterellando :
Bei galante entrato in ballo,
Innamorato senza fallo,
Gh*fe qualcuno che vi piace?
Degh la man, tirel im pas.
Bei galante d entrato in ballo,
Innamorato, senza fallo,
C'6 qualcuno che vi piace?
Dategli la mano, prendetelo in pace.
Quelle nel mezzo del circolo si sceglie allora un ballerino
0 una ballerina, a piaeimento, poi, quelli ballando nel mezzo e
gli altri in giro, canterellano in coro :
Eceola qui che IV) trovata,
Granda e grossa e ben levata,
Kccola qui che la bala ben,
Che la someja un mUgg da fen.
Degh un gir, intorno, intorno,
iMgan un altro, amöra, am6ra.
M6ra, m6ra, lass^la andä,
M6ra, m6ra, lass^la scapa.
(Taverne)
Eceola qui che Tho trovata,
Grande e grossa e ben allevata,
Eceola qui che balla bene,
Che somiglia un mucchio di fieno,
Date un giro, intorno, intorno,
Datene un altro, aniore, amore.
Amor, jimor, lasciatela andare,
Amor, amor lasciat<'la scappare.
La Madonna degli angioli.
Le giuocatrici, meno una che si tiene in disparte, si dis-
poogono in circolo. Una di esse entra nel mezzo del circolo
26 Spigolature di Folklore ticinese.
e fange da Madonna. Le altre, che rappresentano angioli, \&
si gettano ginocchioni per terra, coUe mani ginnte, in atto di
adorazione.
Qaella in disparte si avanza allora, e fra lei e la Madonna
ha Inogo il segnente dialogo :
— 0 MadoDna degli angioli,
Quante figlie voi avete?
— lo ne ho tante tante
Da sposare cavalier.
— Datemene una a me.
— ISceglietela pur fuori.
Qaella in disparte fa allora il giro del circolo canterellando :
Sceglierö il cavallo bianco
Che mi mena al camposaoto;
Sceglierö il cavallo nero
Che mi mena al cimitero;
Sceglierö il cavallo grigio
Clie mi mena al paradigio.
Sceglie dal circolo qnell'angiolo che meglio le aggrada,
lo prende per mano e se lo condace via. II giuoco h finito.
(Bedano)
IV. Nomignoli di paesi ticinesi.
Quii da Carona i gä la rogna,
Quü da Ciöna j^ pus a 'n sass,
Quii da Carabia i ga la rabia,
Quii da Pasciall jh sassarej,
Quii da Marchin j^ i püssöe bei,
Quii da Calprin je i Hö da zücch
E quii da Funtana je i püss^e brütt.
A Lamon 1'^ pus a'n sass,
A sta ben dumä quii che nass,
Se ga yegn quaidün da furest^e
I yegn negri cumee giüdee.
Agn (Agno): purscej (porci), Airöö (Airolo): corbatt (corvi),
Arbed (Arbedo): asan (asini), Rus (Arosio): matt (matti), Artar
(Artore) : balabiot (poverelli), Ascona (Ascona) : gatt (gatti),
Baierna (Baierna): sgüra-medai (bigotti), Bedan (Bedano): goss
(gozzuti), Belinzona (ßellinzona): ciöd (chiodi), Biasca (Biasca):
goss (gozzuti), Biögg (Bioggio): sciuri (signori), Bironich (Biro-
nico): scimas (cimici) , Bosch da Lügan (Bosco Lüganese):
Spigolature di Folklore ticinese. 2T
ureei (uecellt), Brion s. Minus (Brion s. Minusio) : müi (muli),.
Cany^e (Cademario): asan (asini), Cadempin (Cadempino).: tavan
(t^fani), Camignöö (Camiguolo): ho66 (becchi), Carass (Cara88o)r
sajötri (locuste), Carass (Carasso): busard (bugiardi), Caslan
(Caslano): goss (gozzati), Castagnöla (Castagnola) : ratt (ratti)^
Castel 8. Pedru (Castel S. Pietro): c&uri (capre), Cagion (Gas-
tione): sciatt (rospi), Cavian (Caviano): can (cani), Ciass (Chiasso):
oebiatt (nebbiosi), Clar (Claro): äsan (asini), Coldr6 (Coldrerio):
raun (rane), C61a (Colla): magnao (calderai), Conton (Contone)^
maja scendra (mangia cenere), Cur^ja (Cureglia): sbefard (beffeg-
giatori), Cüri (Curie): lüf (lupi), Dar (Daro): müi (muli), Dar
(Daro): sbroja botax (scottapancia), Oentilin (Gentilino): balarin
(ballerini), 66ra (Gerra Gambarogno): dsan (asini), Giübiasch
(Giubiasco): goss (gozznti), Giübiasch (Giubiasco): gambalanga
(gambalunga), Gnosca (Gnosca): goss (gozznti), Gürdün (Gor-
duno): magnan (calderai), Grancia (Grancia): i re magi (re magi)^.
Grayesan (Gravesano): maghitt (piccoli maghi), Ison (Isone):
locon (scapigliati), Lamon (Lainone): bordoii (rape), Lamon (La-
mone): sfam^e (afFamati), Locarn (Locarno): can (cani), Loson.
(Losone): goss (gozzati), Lügan (Lugano): sbroja botax (scotta-
pancia), Lümin (Lumino): masar6e (macerati), Majas (Magliaso) :
badöla (badolla), Mann (Manno): farinöj (farinelli), Medeja vMe-
deglia;: lapägg (chiaccberoni), Mendris (Mendrisio): dormioni
(dormiglioni)^ Mezzvicb (Mezzoyico): ci6ra (ciora', Minusio (Mi-
nusio): asan (asini), Morbi da sott (Morbio Inf.): ranatt (piglia-
rane), Morbi da sura (Morbio Sup.): goss (gozzuti), Morcö (Mor-^
cote): pnrscej (porci), Müralt (Muralto): sböta piss (syentra pesci),
Negg (Neggio): picit (forasiepe), Noranch (Noranco): rann (rane\
Noyazzan (Noyazzano): scarpa can (squarta cani), Urfi (Origlio):
capin (attaccabrighe), Urselina (Orselina): bareton (berrettoni),
Piazzögna (Piazzogna): majök (mangioni), Punt da Tresa (Ponte
Tresa): müj (muli), Punt (Ponte Capriasca): fiü da zücch (fiori
di zucche), Püra (Pura): berin (montoni), Ravecia (Ravecchia):
brüsa cayaj (brucia cayalli), Riyera (Riyera): barleta (bariletti),
Robasacch (Robasacco) : orök '(allocchi), S. Nazzaro (8. Nazzaro) :
tarnega (bietoloni), 8ara (8ala Capriasca): müj (muli), 8alorin
(8alorino): gatt (gatti>, 8. Antiinin (8. Antonino): matt (pazzi),
Sigirin (8igirino): asan (asini), 8oldün (Solduno): ribelli (ribelli),
Tores^la (Torriceila): cduri (capre), Tavern (Taverne): becch
(becchi), Yescia (Vezia): buascftt (vaccari), Vira (Vira): salam
HS
Spigolatare di Folklore ticinese.
{salami), Yira da Gambarögn (Yira Gambarogno) : spelfeca piööd
•(Bcortica pidocchi).
V. Proverbi.
1. Chi che tö föra i pagD prima
[da San Vitur
I turnerä a m^ti-BÜ cun gran
[dulur.
^. März r^ fiöö d'una baltröca,
In sur na muntagna el piöf,
In SU Faltra el fi6ca.
S. L*invemu 1 ä mai mangiad ul lüf.
1. Chi 8i alleggerisce di vesti prima
[di San Vittore
Tomerä a mettersele con gran
[dolore.
2. Marzo e figlio d'una baldracca,
Sopra una montagna cade la
[pioggia,
Su di un altra la neve a braccia.
3. L'invemo non fii mai mangiato
[dal lupo.
(L'estate invemale non sarü di lunga durata, verranno le cattive giomate.)
4. A mangiäa sa teta,
A pagaa sa crepa.
ö. Vin e laöö, fa bon quaöe.
•6. Agost, setembru et otobar j'6
[trii mes da Tann
Che nu s' conoss n^ spus n^.
[tusann.
4. Chi per contentar la gola compra
[a credito
Sudar poi deve per pagar il debito.
5. Vino e latte non furon mai nemici.
6. Agosto, settembre et ottobre son
[tre mesi delPanno
In cui non sai distinguere le
[ragazze dalle maritate.
vPer le scorpacciate che le ragazze fan d'ogni sorta di frutta.)
7. La dona giuvina e Tom ve6ö
J'mpieniss la cii e '1 teöö.
8. San Bartulame,
Frec^ö innanz e fegn indrö.
9. Chi che mazza i püras marziröö
I mazza la mam e M fiöö.
10. Qiiela Bpusa che piang miga
[quand la va a mari
La piangera pö dopu tüöc^ i di.
ll.I paroll j'^ cum6 i sciüres,
Dre vüna gan vegn drt* des.
12. La caura la 8ta miga bogn
Fin che nu magra la xogn.
7. Giovane moglie e vecchio marito
T'empion la casa ed ogni sito.
8. A San Bartolomeo non cresce
[piu il fieno.
9. Chi uccide le pulci in mai'zo
üccide colla madre anche i figli.
10. Quella spo»a che non piange il
[d) di nozze
Piangera poi depo giomo e notte.
ll.Le parole son come le ciliegie,
Da una ne vengon dieci.
.12. La capra non e contenta
Fin che magra non diventa.
(Chi 8i lamenta neH'abbondanza, s'accorgerd poi nella miseria d'essersi
lamentato ingiustamente.)
Balthasar Han's und Hans Heinrich Grob's
yySchUtzenausreden^^
Von Dr. A. Scheer.
Da J. Baechtold in seiner Geschichte der deutschen Litte -
ratur in der Schweiz S. 417/8 und Anmkg. 132, wo er von
Orob's Schützenaasreden spricht, zwar an Hand von Qrobs
eigenem Bekenntnisse in der Vorrede zu seinem Gedichte darauf
hinweist, dass es kein Originalwerk darstelle, aber doch noch
keine Mitteilungen über Grobes Vorlage gemacht hat, erlaube
ich mir an dieser Stelle auf die unterdessen aufgeklärte Frage
zurückzukommen. Bei Gelegenheit meiner fortgesetzten Studien
über Fechtbücher, Spielleutewesen, Schützenfestlicbkeiten und
Pritschmeistertum fiel mir im Sommer 1901 in der Bibliothek des
Britischen Museums in London eine Schrift des Heidelberger
Fechtmeister's Karl VtTassmannsdorff in die Hände, welche
sich mit diesem Gegenstande befasst und den wie mir scheint
unwiderlegbaren und einleuchtenden Nachweis geleistet hat,
welches andere Werk die direkt benützte Vorlage der Grob'schen
Schützenausredeu sei. Es sei mir gestattet^ da die erwähnte
Schrift wohl nicht überall zugänglich und jedenfalls nicht all-
gemein bekannt sein dürfte, hier kurz über ihre Ergebnisse zu
berichten.
Balthasar Han^s Ausreden der Armbrust- und
Büchsenschützen. Aus einer Handschrift des 16. Jahrhunderts,
herausgegeben von Dr. K. Wassmaxnsdorff, Heidelberg (K. Groos)
1887. XXXIV u. 27 S. 8^ (N« 11528. k. 20. [4.] der British-
Museum-Library) giebt nebst einer einleitenden litterarhistorischen
Untersuchung und textvergleichenden Anmerkungen das in einer
Wolfenbütteler Handschrift, die speziell Beschreibungen Augs-
burgischer Schützenfeste enthält, unter dem Jahre 1568 einge-
tragene, ungedruckte Reimwerk Balthasar Han's im Abdrucke
wieder. Das Gedicht, von Blatt 224 a bis 235 a der Handsißhrift
reichend, umfasst dort 548 Verszeilen; nach Vers 294 ist indessen
eine Zeile ausgefallen, wie sich aus dem fehlenden Reim er.
giebt, die sich aber mit Leichtigkeit nach der späteren Bear-
beitung dieses Werkes durch H. H. Grob von Zürich ergänzen.
•30 Balthasar Han's und Hans Heinrich Grob's „Schützenausreden".
Iä88t. Der yollstäDclige Titel des Han^schen Spruches lautet:
„AuBzred aller Schützen, | was sie pflegen zu reden, wann
sie nit vill { treffen, wie sichs zutragen mag. Es sej mit | arm-
brost, B&chsen, Hanndtbogen ^) etc. | Mit allerlaj vrsachen, vnnd |
Auszrede, ganntz nutzbar- { lieh vnd kurtzweillig { zu lesen, Ge-
stelt I durch Balthasar { Han. Burger | zu Franck- | fürt/ Dar-
unter steht „P. H. M. R. | 1568.**, das heisst „Paul Hector Mair
Ratsdiener ^ von Augsburg, der die Sammlung der Denkwürdig-
keiten angelegt und wohl auch selbst geschrieben hat. 1568 ist
demnach das Datum der Eintragung, vielleicht auch der Abfassungs-
zeit des Gedichtes. Wassmannsdorff weist sodann durch Yer«
^leichung des Han'schen Gedichtes mit den Sohützenausreden
des Zürichers Hans Heinrich Grob vom Jahre 1602 („getruckt zu
Zürych | bey Rudolff Weissenbach 1603.**) nach dem Abdrucke der-
selben in der Zeitschrift für deutsches Altertum Bd. HI, Jg. 1843,
S. 239 — 266 nach, dass das Grob'sche Büchlein nichts anderes als
eine etwas veränderte und teilweise erweiternde Ueberarbeitung des
Han'schen Werkes ist. Dieser Nachweis wird so sorgfaltig geführt
und giebt so bis ins Kleinste gehende Ergebnisse einer Abhängigkeit
und Nachahmung des späteren Gedichtes gegenüber dem früheren,
däss an einer beabsichtigten Bearbeitung Han*s durch Grob bei
einer solchen Fülle von einzelnen Uebereinstimmungen, wie mir
scheint, nicht mehr gezweifelt werden kann.
Yon den bis ins Detail ausgeführten Yergleichungen gebe
ich hier nur einige Hauptpunkte wieder, die besonders be-
merkenswert sind. Schon die beiden Titel von Grob's Gedicht
zeigen eine merkbare Anlehnung an seinen Vorgänger Han.
GroVs eigentlicher Titel lautet — die anklingenden Worte in ge-
sperrter Schrift hervorgehoben — folgendermassen : „Auszreden
vn fürwort | der loblichen Büchsenschützen, Darin- | nen aller-
hand vrsachen, vnd zufallende gelegenhei | ten, so im schiessen
fürfallen. Auch in was gestalten { sich die zutragen mögen, er-
zelt vnd beschriben | werden. Gantz kurtzwylig, vnd den
Schützen | sonderlich nutzlich zu läsen. | Gestell;. | Zu Ehren
vnd wollgefallen der loblichen Geselschafft der Buch- { senschützen,
der vralten Statt vnd Landschafft Zürych**. Die zweite, unmittel-
bar vor Beginn der Verse stehende Ueberschrift, eine Art Titel-
'} Der Zusatz „Hanndtbogen" ist insofern unrichtig, als der Verfasser
in seinem Gedichte ausschliesslich die Ausreden der Armbrust- und Büchsen-
8chfltzen behandelt hat. —
Balthasar Han's nnd Hans Heinrich Grob's „SchfitzenausredAn". 31
Wiederholung, hat bei Grob folgenden Wortlaut: ^AuBzreden
▼nd Fürwort der Loblichen | Gesellschafft der Büchsenschützen,
wenn | sie nit vil Träffen, wie sich das | zutragen mag. |
Auff allerhand vrsachen, so im Schiessen fürfal- 1 len mögen,
gestelt. Ganz nutzlich vnd kurtz- 1 wejlig zu läsen, etc.
Gedicht durch ein liebhaber { dess hochberümpten Büchsen-
schies- I sens, in Zürych." Wenn ferner Han's Werk mit dem
Verse „Eins mals Ich mich auffmachen thett^ beginnt und Grobes
Gedicht anfangt: „Ich thet mich auff ein zejt auffmachen, |
zu bschauwen allerhand weit vrsachen {.../, und es in dieser Art
Abhängigkeit fast Zeile für Zeile weitergeht, so wird man sich
mit Wassmannsdorff bald überzeugt haben, wie stark Grob die
Han'sche Vorlage benützt hat. Eine weitere Uebereinstimmung
findet sich in der Einleitung der beiden Gedichte, indem Han
sich als Besucher des von Herzog Christoph von Württemberg
1560 in Stuttgart abgehaltenen Schiessens hinstellt und Vers 13/4
dazu bemerkt: „Wiewol Ich doch kain Schütz nit bin, | Noch
hab Ich dennocht ein lust dahin*^; während Grob sich als „ein
liebhaber dess hochberümpten Büchsenschiessens in Zürych^,
womit das Züricher Freischiessen vom Jahre 1504 gemeint ist,
ausgiebt und damit seine Schilderung um 100 Jahre zurück-
• datiert. Grob führt im Ganzen 142 Ausreden an, aber nur
solche Yon Büchsenschützen, da er (Blatt 5a) selbst eingesteht:
„Auff*s armbrost ich mich nit verstund^. Da er bei Han auch
Ausreden der Armbrustschützen vorfand, gestaltete er diese
Stellen so um, dass sie für die Büchsenschützen gelten können.
Ausserdem finden sich auch Han^s Angaben über die Geschichte
des Schützenwesens in Grobes Gedicht wiedergegeben, doch
können diese auch noch aus anderen Vorlagen übernommen
worden sein, da sie z. B. nachweislich in den von Wolff Most
über das Amberger Schiessen vom Jahre 1596 verfassten Reim-
spruch teilweise übergegangen sind und wohl auch schon in
früheren, vor 1560 entstandenen Sprüchen dieser Art in gleicher
oder ähnUcher Fassung erscheinen. Der einzige, wirklich origi-
nale Teil in dem Grob*schen Werke sind daher nur die kurzen
Schlussstellen, im Ganzen 30 Verse, worin er seine Ermahn-
ungen zunächst an „die schützen der Eidgnoschafft*^ und so-
dann an seine engeren Landsleute — „Ir Zürychschützen thund
euch fleissen" | . . . . — richtet, sie möchten sich der edlen
Schiesskunst „dem vatterland zu gut^ recht wacker annehmen.
32 Balthasar Han's und Hans Heinrich Grob's „Schützenausreden **.
üebrigens muss doch noch hervorgehoben werden, dass Grob
selbst seine Scbützenausreden nicht etwa als ein Originaiwerk
auszugeben yersucht, sondern in der am 26. Dezember 1602 an
den Zürcher Zengherrn Junker Escher gerichteten Widmung seinea
Büchleins, freilich ohne Nennung bestimmter Namen, was aber
zu jener Zeit nicht Wunder nehmen darf, ganz offen die Be-
nützung Ton verschiedenen Vorbildern zugesteht. Es heisst dort
über die Entstehung seiner Schrift: „Nach dem ich disz gedieht,
vor etwas zeyts, ausz etliche alten vnd neüwen, getruckten
ynnd geschriebnen brieffen, vnd zädlen, zusamen ge-
tragen gemehret vnnd gebesret, vnnd auff das schieszen^
weiiches Anno Domini 1504 ( ) alhie zu Zürich gehalten,
gestelt hab^, ; und es ist eine immerhin merkwürdige und
auffallige Uebereinstimmung, wenn von Hau sein Reimspruch
mit dem gleichen Ausdrucke „Brief* (vgl. Hau, Vers 523/4:
„wellicher dann kain vrsach find, | Der gugk in disen ,briefr
geschwindt, | . . . .**) bezeichnet wird, den Grob für seine Vor-
lagen verwendet hat, während er zwar an derselben, Han nach-
gebildeten Stelle sagt: „Vnd welcher schütz ein (lies: kein)
mangel findt, | der schaw in disz gedieht geschwind: |.^
Es ist hier der Ort, diejenigen Werke über den gleichen
Gegenstand, welche Grob vor Abfassung seines Gedichtes wohl
teilweise kennen gelernt hat, namhaft zu machen, soweit uns
solche bekannt geworden sind. Es handelt sich um gedruckte
oder nur handschriftlich aufgezeichnete, um solche, die zeitlich
vor oder nach Han's Gedicht entstanden sind. Von diesen Reim-
sprüchen anderer Verfasser über Schiesswesen und Schützenfeste
kommen natürlich in erster Linie diejenigen von Grob's Lands-
leuten hier in Betracht und erst an ^weiter Stelle auch die
Werke der ausländischen Festdichter. Zu den ersteren gehören
die Beschreibung des Herrenschiessens zu Stuttgart durch
Heinrich Gering aus Zürich von 1560 (Stadtbibl. Zürich,
Simler'sche Sanimlung No. 98), sowie die verschiedenen Be-
schreibungen des Pritschenmeisters Heinrich Wirri von Aarau
von den Schiessen zu Lauingen, Schwaz und Passäu aus dem
Jahre 1555, dem kaiserlichen Schiessen bei Wien vom Jahre
1568. Zu der stattlichen Zahl der Werke ausländischer Fest-
dichter gehören einmal die neun Reimsprüche, welche der
Pritschenmeister Lienhart Flexel von Augsburg^), später unter
2) Vgl. Uhlaxi», Schriften z. Gösch, d. Dichtung u. Sage V, 299. —
Balthasar Hairs und Hans Heinrich Grob's „Schützenausreden**. 33
Beihilfe seines Sohnes Valentin von den Schiessen zn Heidel-
berg (1554), Passau (1555), Ulm (1556), Rottweil (1558), Stutt-
gart (1560), Wien (1563), Innsbruck (1569), Worms (1575) und
München (1577) verfasst hat. Dazu kommen weiter Balthasar
John 's Beschreibung des Schiessens zu Dresden von 1582 (ge-
druckt 1583), des Büchsenschifters ^) und Kupferstechers Peter
Opel Prosa-Schilderung des Schiessens yon Begensburg vom
Jahre 1586 (geschrieben 1587), und des Pritschenmeisters Caspar
Lerff poetische Darstellung des gleichen Schiessens (gedruckt
1587), sowie des aus Salzburg gebürtigen Pritschenmeisters
Wolff Most Beimwerk über das Schiessen von Amberg vom
Jahre 1596 (gedruckt 1596), das eine äusserst starke Abhängig-
keit von der Beimerei seines Fachgenossen LerfF aufweist, end-
lich M. Stephanus Schirmeister's gereimte Abhandlung über
das Armbrnstschiessen unter dem Titel „Der Armbrustschützen
Praktika^, gedruckt 1600 in Eilenburg, eiu recht interessantes
Büchlein , das WassmannsdorfF neu herauszugeben gedachte^
wozu er leider nicht mehr gekommen ist. Das sind die jener
Zeit vor der Abfassung der Orob'schen Schützenausreden an-
gehörigen, mir bekannt gewordenen Schrift- oder Druckwerke,
von welchen Grob selbst natürlich kaum alle, wohl aber yiel-
leicht einen Teil gekannt haben dürfte.^)
Wie weit sich diese Kenntnis Grobes aber erstreckte, kann
für unsere Betrachtung insofern ziemlich gleichgültig sein, als
wir bereits gesehen huben, dass er jedenfalls weitaus am stärk-
sten Yon Han's „Ausreden aller Schützen "^ von 1560 (?) beein-
flusst war, und dass sein ganzes Werk eine in fast sklavisch zu
nennender Abhängigkeit davon vollzogene Bearbeitung oder besser
eine nur wenig und recht dürftig erweiterte Nachahmung seiner
Vorlage war.
Damit wäre nun allerdings meine Hauptabsicht, nämlich
den Hinweis auf die „restitutio in integrum^ des Prioritäts-
rechtes Han's, als des fast noch unbekannten Yorgänger's von
') d. i. ein Verfertiger von oft mit kunstreicher Arbeit eingelegten
Bachsenschäften. — *) Seither habe ich bei Gödeke, Grundriss 2. Aufl. II,
S. 325 ff., femer bei Bjesecke, J. Fischarts glllckhaftes Schiff, Halle'sche Neu-
drucke No. 182, S. XIV— XXV, ausserdem in Germania Bd. VIII, 462 ff.,
Archiv für Litteraturgeschichte V, 137 ff., endlich im Jalirbuch für Münchener
Geschichte I, 324 u. 423 weitere Zeugnisse zur Geschichte des PritÄchmeister-
weseos gefunden, deren Verwertung ich mir für eine spätere Arbeit vor-
behalten möchte. —
3
34 Balthasar Han^s und Hans Heinrich Grobes „Schatzenausreden''.
Orob, zu geben, erreicht; dooh mag es mir noch gestattet sein,
bei dieser Gelegenheit , ebenfaHs an Hand der Wassmanns-
dorff 'sehen Schrift, auf einige andere interessante Punkte hin-
zuweisen, die mit dem vorhergehenden Gegenstand in engster
Berührung stehen. Wohl eines der ältesten Zeugnisse von
Schützenausreden in der deutschen Litteratur findet sich in
Sebastian Brant's 1494 zum ersten Mal gedruckten ,,Narren-
schiff*, wo der Dichter über die „[Ab-]wehrworte* schlechter
oder wie er sie nennt ^ böser '^ Schützen spottet. Dort findet sich
(vgl. Zarncke's Ausgabe, Leipzig 1854, S. 73) im 75. Haupt-
stück, „von bösen schützen^ überschrieben, die Stelle:
^Keyn schütz so wol sich yemer rüst
Er fynd allzyt, das jm gebrüst*)
Dann diss, dann jhens, do mit er hett
Eyn wörwort*), das syn glympflF') errett
Wann er nit hett gefälet dran
So hett er fiy die gob behan."^)
Unmittelbar vorher ist von einigen der Mängel, die als Ausreden von
den Schützen verwendet zu werden pflegen, gesprochen worden.
Han's Ausreden scheinen auch bei anderen Dichtern seiner Zeit
Spuren zurückgelassen zu haben. So ist vielleicht jene Stelle bei
Johann Fischart in seinem „Gargantua^ (erste Ausgabe von
1575), wo der Held der Geschichte von seinem Hofmeister in
der Schiesskunst unterrichtet wird und von verschiedenen Män-
geln, die sich in dieser ereignen können, die Rede ist, auf direk-
ten oder indirekten Einfluss von Han zurückzuführen. Es heisst
dort Kapitel 27 z. B. „. . . . Solche mängel verwirten zuzeiten
vnsern jungen Schützen, die klagt er seim Hoimaister: der sagt
jm hinwider solcher faulen ausreden müsig zustahn ^,
oder im gleichen Kapitel die andere Stelle: „da waren kain
Päler, eitel Treffer, es wer im rechten Berg oder [im]
versüchrein ^, wozu die entsprechenden Zeilen bei Han
(Yers 62 — 66): «der thet all sein schüss wol treffen | Im
versuech reyen, wie er was gestelt; \ Im Rechten waz er gar
gefeit: I Der versuech reyen hat mich betrogen, | Oder hat
der Rechte Bergk gelogen |^ doch auffallend gut stimmen.
Dass der Nürnberger Pritschenmeister Wol ff Most in seiner
1596 von dem Amberger Schiessen verfassten Beschreibung bei
*) mangelt, gebricht. — *) Abwehrwort, Ausrede. ~ ') guter Ruf,
Ehre. — ^) die Gabe, den Preis erhalten. -—
BalthABar Han's nnd Hans HeiDrich Grobes ^ Schützenausreden*'. 35
«einer DarBtellnng der Oeschichte des SchützenweseiiB an die
bei Han darüber vorgefundenen Angaben, aber viel freier als
Orob es that nnd nur teilweise, sich angeschlossen hat, wie
Wassmannsdorff durch Yergleichung der betreffenden Stellen
nachwies, habe ich bereits kurz erwähnt.
Es bleibt somit nur noch übrig, das Wenige, was uns von
der Persönlichkeit Balthasar Han*s bekannt ist, hier noch
beizufügen, obschon es leider sehr unsichere Angaben sind. In
Flexel's Reimspruch über das Stuttgarter Schiessen von 1560
steht unter den Namen der Schützen aus „Franckhfortt*^ auch ein
„Balthasar flann*^, nnd ebenso wird von Flexel in seiner Be-
schreibung des Wormser Schiessens vom Jahre 1575 sogar zwei-
mal* ein „Balthasser Han von Frannckhfurt* unter der Zahl der
Schützen genannt, so dass trotz der Versicherung unseres Dichters,
er sei selbst kein Schütze gewesen, die Vermutung recht nahe
liegt, dass wir es hier doch mit dem Verfasser der Schützen-
4iQsreden zu thun haben, um so mehr da die Angaben auch
jBeitlich sehr wohl zu einer solchen Annahme stimmen würden.
Möglich ist immerhin, dass der hier erwähnte, als Schütze sich
beteiligende Besucher der beiden Schiessen nur ein Verwandter
unseres Dichters wäre, der diesem dann wohl allerlei Mitteilungen
über das Schiesswesen nach seinen eigenen Erfahrungen darin
beigesteuert haben würde. Jedenfalls ist zu beachten, dass sich
unser Balthasar Han selbst auch als „Burger zu Franckfurf* in
der Ueberschrift seines Reimbriefes bezeichnet hat. Dagegen
mochte ich die Stelle seines Oedichtes (Vers: 521/2):
„vnd lob die gut geselschafft baid,^)
Inn Irem diennst bin Ich bereit."
im Gegensatz zu Wassmannsdorff, eben weil die Pritschmeister
in ihren Reimsprüchen sich öfters als „der Schützen Diener''
bezeichnen und weil sich dadurch vielleicht erklären lässt, warum
Han behauptet, er habe nicht zu den Schützen gehört ~ als
Pritschmeister brauchte er nicht selbst auch ein Schütze zu sein
— eher dahin gedeutet wissen, dass Hau selbst ein Pritschen-
meister gewesen ist und seineu Beruf gerade mit dieser Wendung
angeben wollte, die man so oft in gleicher oder ähnlicher Form
»j Bei Grob lautet die Stelle: ^Und lob die j?utten gsellschafft
beid, I io jhrem dienst bin ich bereidt. |**, was eigentlich für ihn sinnlos {«t,
da UDter den beiden Gesellschaften die Armbrust- und die BUehsen-
schützen zu verstehen sind, Grob aber im Gegensätze zu Ilan in seinem
Werke nur die Büchsenschützen berücksichtigt hat.
36 Die hölzernen Milchrechnungen des Tavetschthals (GraubQnden).
in den GedichtBchlüssen der übrigen Pritschmeister Yorfindet.
Bei dem Nachdichter Grob darf man natürlich den gleichen
SchluBs auf sein Handwerk ans dem Wiederkehren dieser Stelle
in seinen Schützenausreden nicht ziehen, da es bei ihm reine
Nachahmung seiner Yoriage und nichts weiteres bedeutet. Be-
merkenswert scheint mir noch zu sein, dass Grob wohl im An-
BchluBS an diese Stelle bei Han in den beiden Ueberschriften
seines Gedichtes yon einer «loblichen Gesellschaft der
Büchsenschützen ^ redet, ein neuer Beweis, wie stark seine Ab-
hängigkeit Yon der gegebenen Vorlage gewesen ist.
Mit diesen Betrachtungen, die nur die Pflicht erfüllen
sollten, getreulich jedem das Seinige zu teil werden zu lassen,
nehmen wir für heute von dem behandelten Gegenstande ^Ab-
schied, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass wir uos auch in
Zukunft mit den interessanten Erscheinungen des Pritschen-
meistertums und seiner Vertreter noch weiter zu beschäftigen
gedenken, und dass uos desshalb jede Anreguog und jeder Bei-
trag von anderer Seite sehr willkommen ist und mit bestem
Danke entgegengenommen werden wird.
Die hölzernen Miichrechnungen des Tavetschthais
(Graubiinden).
Von Dr. J. Focke, Syndikus in Bremen.
Das von romanisch redender Bevölkerung bewohnte Tayetsch-
thal mit seinem Hauptorte Sedrun, die nach allen Seiten yon
hohen Bergen umschlossene, oberste Stufe des Vorderrheinthals^
hat sich bei der Bewirtschaftung seiner Alpen in den hölzernen
Milchabrechnungen mit den Hausmarken der Viehbesitzer, in den
„stialas dil latg"", bis zum Jahre 1901 eine Antiquität bewahrt
gehabt, die wegen ihres kulturgeschichtlichen Interesses mit einigen
Worten in der Erinnerung festzuhalten sich yerlohnen dürfte.*)
Das Milchvieh der Gemeinde Tavetsch wird auf mehrere
Jahre hinaus durch vorherige Bestimmung auf die verschiedenen
Alpen so verteilt, dass die Kühe des einzelnen Besitzers auf
») Weitere Litteratur über „Tesseln" s. in diesem Archiv III, 60
(Nr. V, ö); V, 74 (Nr. V, !•); VI, 70 (Nr. II, 6).
Die hölzeraeD Mitehrechnungen des Tavetschthals (Graubünden). 37
«iner Alp yereinigt sind. Die Alpen werden nicht, wie es sonst
überall eingeführt zu sein scheint, Yon berufsmässigen, bezahlten
Sennen, sondern noch von den Bauern selbst bewirtschaftet.
Die ca. 300 Kühe des Tavetschthals yerteilen sich auf die drei
Alpweiden Cayorgia, Tgietlems und Tiarms. Die Alpen Tgietlems
und Tiarms haben je drei Hütten, Cavorgia besitzt nur eine Hütte.
Auf den Alpen Tgietlems und Tiarms weiden je etwa 1 20 Kühe.
Nach einer durch das Los festgestellten Reihenfolge be-
ziehen nun die an der betreffenden Alp mit ihrem Milchvieh
beteiligten Bauern für einen oder mehrere Tage die Alp und
gewinnen während der Zeit ihres Aufenthalts für sich den ge-
samten Milchertrag aller Kühe einer Hütte. Die Länge der
Bewirtschaftungszeit des Einzelnen richtet sich nach der Zahl
seiner Kühe und schwankt gewöhnlich zwischen zwei Tagen
und einer Woche. Nach Ablauf einer Wirtschaftszeit führt
jeder Bauer die gewonnene Milch in Form von Butter und
Käse zu Thal und wird sofort von seinem Nachfolger bei der
Bewirtschaftung abgelöst.
Ueber den Milchertrag während der Wirtschaftszeit jedes
Bauern wird eine Rechnung aufgestellt, aber nicht mit Tinte
oder Bleistift, mit Namen und Zahlen auf Papier, sondern mit-
telst Gewichtszeichen und Hausmarken auf vieleckigen, rotge-
farbten^ kurzen Holzstäbchen. Das Aufstellen der Rechnungen,
d. h. das Schneiden der Stäbe, erfolgt durch die Hirtenjungen.
Als Material dient das Holz der Erle, die sich an den Bach-
läufen entlang, bis nahe zu den Alpweiden hinauf, in Büschen
vielfach vorfindet. Die meist 2 — 4 cm. im Durchmesser dicken
und 7 — 15 cm. langen Stäbe werden je nach der Zahl der be-
teiligten Yiehbesitzer mit der entsprechenden Zahl von Flächen
(5^ 7, 8, 10; gewöhnlich findet man 8 Flächen) versehen und
dann mittelst feingeriebener und angefeuchteter roter Kreide ge-
färbt. Rote Kreide wird auch zu andern Zwecken, besonders
zum Märken des Viehs, auf den Alpen ständig gebraucht.
Entfallen auf eine Alphütte beispielsweise 40 Kühe, die
flieh auf die Eigentümer so verteilen, dass besitzen:
7 Besitzer je eine Kuh = 7
4 „ « drei Kühe = 12
2 „ ^ sechs ,. = 12
1 „ „ neun = 9 und daher
14 Besitzer mit dem Ertrage von 40 Kühen auf einem
r*
33 Die hölzernen Milchrechnungen des Tavetschthals (Graubfinden).
Stäbchen dazustellen sind, so bedarf es dazu eines Tfläcfaigea
Stabes. In der Mitte des Stabes werden nämlich in dem ange-
nommenen Falle rings um den Stab in zwei Reihen Ton je 7
Stück die 14 yerschiedenen Haasmarken der Besitzer einge-
f schnitzt, so dass für jeden die Hälfte einer Stabfläohe zum Ver-
merken des Milchertrags Terfagbar ist. Darauf wird neben jeder
Marke nach dem Stäbchenende hin das Milchgewicht durch
eingeschnittene Striche eingetragen, und zwar erfolgt die Gc-
wichtsberechnung nicht nach dem schon bald nach 1848 in der
Schweiz eingeführten metrischen Gewichtssystem, nach Kilo oder
Pfund, sondern nach dem alten Gewicht der crena^) (Plural
crenas) = ^4 Pfund.
Ein die einzelne Stabfläche quer überschneidender Schnitt,
durch den ein Holzsireifchen aus dem Grunde herausgeschnitten
wird, so dass ein heller Strich auf dem dunkleren roten Grunde
entsteht, bedeutet 10 crenas. Ein ebenso langer, blosser Ein-
schnitt, durch den kein Holz entfernt wird, bedeutet 5 crenas.
Nach den Enden zu, und zwar nahe den Kanten der einzelnen
Flächen, sind durch kurze Doppelschnitte (durch die je* ein Holz*
teilchen herausgeschnitten wird) die Einer angegeben, während
ein kleiner Einschnitt (der kein Holzpartikelchen entfernt) V< crena
bedeutet. Auf dem einen Querschnitt des Stäbchens wird oft
noch das Zeichen eingeschnitzt, über dessen Wirtschaftszeit der
Stab die Rechnung enthält. Auf dem andern Querschnitt hat
in den letzten Jahren auch oft der Hirtenjunge seine Buchstaben
(Marke) eingetragen.
Soll der Stab über die Milch der Kühe von 10 Eigentümern
Auskunft geben, so muss er fünf Flächen, soll er die Milch-
rechnung Yon 20 Eigentümern angeben, so muss er zehn Flächen
haben. Kommen noch mehr Eigentümer in Frage, so werden
zwei oder mehr Stäbchen geschnitzt werden müssen. Bei unge-
rader Zahl der Eigentümer wird eine halbe Fläche unbenutzt
bleiben. Ein Milchhölzchen der gewönlichen Art ist unter
No. 1 der beigefügten Tafel abgebildet.
Die Kuhbesitzer und Hirtenjungen, welche die hölzernen
Rechnungen aufstellen, sind begreiflicherweise besonders gute
Kenner der Hausmarken.
2) Heis8t urspr. „Kerbo"; vgl. it. portug. crena, franz. cran, crineauy.
criner.
Die hölzeroen MilchrechnuDgen des Tavetscbthals (Graubfinden). 39
Die Haasmarke yererbt im Tayetschthal vom Yater auf den
jüngsten Sohn, was yielleicht, wenngleich jetzt dort keinerlei
Anerben- oder Höferecht besteht, vielmehr gleiche Teilung des
elterlichen Nachlasses unter allen Kindern stattfindet, auf eine
früher bei 'Uebernahme des Bauernhofes in Qeltung gewesene
Bevorzugung des jüngsten Sohnes (Minorat) hindeutet. Die
älteren Sohne wählen sich eine beliebige Marke, die jetzt mei-
stens einfach aus den Anfangsbuchstaben des Ruf- und Familien-
namens besteht, womit dann das Zeichen den Charakter der
Hausmarke verloren hat. Da stets alte Marken in Wegfall
kommen und neue Marken hinzutreten, so ist es schwer, einen
zuverlässigen Kenoer aller Marken zu findeo. Vor ein paar
Jduren ist daher ein Buch mit allen Hausmarkeo, das beim Qe-
meindepräsidenten des von etwa 900 Seelen bewohnten Tavetschr
thals hinterlegt ist, angefertigt.
Ihre bedeutsamste Anwendung finden die Hausmarken in
der geschilderten Weise bei der Alp.wirtschaft. Trifft mao auf
alte Thüren in den Alphütteo, so findet man, dass dieselben mit
eingeschnittenen Marken übersät sind. Man sieht aber die
Marken auch sonst noch vielfach. Manche Bauern haben ihr
Orossvieh mit der Hausmarke auf den Hinterschenkeln ge-
zeichnet; das Kleinvieh wird sonst allgemein mit einfacheren
Zeichen: Einschnitt an den Ohren gemarkt, ähnlich wie man
bei uns an den Schwimmhäuten die Eoten im Blocklande uod
früher die Gänse in Borgfeld zeichnete.
Sehr oft sieht man gefällte Holzstämme uod Bretter im
Wald und in den Dörfern mit Hausmarken ia roter Kreide ver-
sehen. Ich habe die Marken ferner an hölzernen Eimern, an
Heugabeln, Harken, Schaufeln, Schabeisen, an Handtüchern, ein-
mal auch an einer Futterschneidemaschine gesehen. Dagegen
habe ich sie oft vergeblich gesucht an den Stielen der Sensen.
Auch die grossen leinenen Laken, in denen das Heu Von den
Wiesen getragen oder gefahren wird, sind fast immer markiert.
An Häusern oder Ställen sind die Hausmarken selten; wenn
sie sich dort vorfinden, so stehen sie nicht an auffallender oder
bedeutsamer Stelle, sondern sind offenbar mehr zufallig ange-
bracht.
Wenn jeder Kuhbesitzer auf seiner Alphütte einmal ge-
wirtschaftet hat, die erste durchs Los ermittelte Reihenfolge
also erledigst ist, erfolgt für die an der Hütte Beteiligten eine
40 Die hölzerneD lülchrechnungeD des Tavetschthals (GraubQnden).
gemeinschaftliche Rechnungsablage. Da sieben Hütten auf den
Milchviehalpen yorhanden sind, so ergeben sich also für das
ganze Thal sieben yerschiedene Abrechnungsgruppen. Sonntags
nach dem Gottesdienst in der Hauptkirche des Thals zu Sedrun
treten die an jeder Hütte beteiligten Bauern auf der Strasse
zusammen; jeder zieht seine hölzernen Milchrechnun^en aus der
Tasche un4 nun wird miteinander abgerechnet. Wer noch am
meisten Milch nach Yerhältnis seiner Kühe zu gute hat, kommt
nun bei der zweiten Reihenfolge zuerst zur Bewirtschaftung auf
die Alp; wer bei der ersten Reihenfolge am besten gefahren ist,
kommt zuletzt an die Reihe. Je nach Bedarf wird die Zeit der
Bewirtschaftung verlängert oder verkürzt. Die Milcherträge sind
natürlich je nach der Witterung sehr verschieden und lassen
sich nicht im voraus genau bestimmen; der Bauer, der während
seiner sechstägigen Bewirtschaftung schlechtes Wetter und Schnee-
fall gehabt hat, erzielt vielleicht kaum mehr, als ein anderer,
der während drei Tage bei gutem Wetter wirtschaftete. Nach
Erledigung der zweiten Reihenfolge wird dann in gleicher Weise
die dritte fortgesetzt. Schliesslich übrig bleibende Ungleichheiten
werden in Oeld, nach einem zu Anfang des Sommers festge-
setzten Einheitspreise für die Milch, ausgeglichen. Wenn die
hölzernen Milchrechnungen erledigt sind, so werden sie quittiert,
indem jeder von seinem Stäbchen die Gewichtsangaben rund um
das Stäbchen wegschneidet, so dass nur die Hausmarken stehen
bleiben. Er wirft dann das quittierte Hölzchen fort, welches
nun zum Kinderspielzeng wird. Die No. 2 der Tafel zeigt ein
quittiertes Hölzchen.
Um Martini, wenn das Vieh die Alpen längst wieder ge-
räumt hat, wird über jede Alp, . über die Verpflegung und Be-
zahlung der Hirtenjungen, über etwaige sonstige Aufwendung,
Reparaturen u. s. w. und insbesondere auch über die Milcherträge
eine Generalabrechnung gehalten.
Im Jahre 1901 wurde, mit Ausnahme einer Alp, die Milch-
abrechnung auf Papier eingeführt. Im Jahre 1902 haben die
Holzstäbchen auch auf der letzten Alp dem Papier weichen
müssen. Charakteristisch ist aber, dass auf den Papierrechnungen
anfangs die Namen der Kuhbesitzer nicht mit Buchstaben, son-
dern nur mit den Hausmarken bezeichnet sind, bchon im Jahre
1902 hat man aber die Hausmarken in den Rechnungen durch
die ausgeschriebenen Namen ersetzt. Mehr als ein Landmann
Die hölzernen Milchrechnungen des Tavetschthals (Graubiinden). 41
No. 1.
No. 2.
No. 3.
42 Miszellen. — Melange».
hat mir indessen seine Ansicht dahin geäussert, dass doch di&
Abrechnung mit den Stialas dil latg viel einfacher sei, als die-
jenige auf Papier.
Früher wurden die Milchhötechen aa den Enden noch mit
Verzierungen, Köpfchen oder Türmchen, yersehen. Mir ist in-
dessen nur iein einziges älteres Stück dieser Art zu Qesicht ge-
kommen. Ich habe mir von einem Manne, der früher als Hirten-
junge so yerzierte Stäbchen (stiala cun tur = mit Turm)
yerfertigt hat, ein solches Stück nachschnitzen lassen. Es ist in
No. 3 der Ansichtstafel abgebildet. Oben in der turmartigen,
durchbrochen geschnitzten Verzierung ist eine rotgefärbte kleine
Holzkugel eingelassen, die sich in der Durchbrechung frei be-
wegt. Beachtenswert ist, dass bei den mit einer durchbrochenen
Spitze yersehenen Stäbchen die Anordnung der Hausmarken
und der Rechnung anders yorgenommen wird, als bei den ge-
wöhnlichen Milchhölzern. Bei jenen richtet sich der schnitzende
Hirt beim Einschneiden der Marken und Milchgewichte danach,
dass die Stäbchen ein unteres stumpfes und ein oberes spitzes
Ende besitzen; bei den gewöhnlichen Hölzchen sind die beiden
stumpfen Enden yöllig gleichwertig und es erfolgt das Ein-
schneiden yon der Mitte aus nach beiden Enden hin. Man yer-
spürt in dieser yerchiedenen Behandlung der Stäbchen ein feinem
urwüchsiges Stilgefühl, einen Hauch wirklicher Volkskunst.
Miszellen. — Melanges.
Ein maccaronisches Sennengedioht von Unterwaiden. ')
Ohara Jovis soboles dicit Sylvania Sennen,
Qui sunt geschähet tecti de schmatzigen Hosen;
Gens inimica Brodo^ nee bratene vescitur Hasen,
Sed farcit Bauchuw cum Suti*) Ziger et Anken
*) Dieses Sennengedicht, worin die Alpfahrt und das Leben der Aelpler
beschrieben wird, wurde sehr wahrscheinlich von Jos. Anton Omlin verfasst.
Dieser wurde geboren zu Stans den 10. Sept. 1739. Domkaplan zu Konstanz
wurde er 1763 und starb daselbst 1801. Schon als Student verfasste er eia
musikalisches Vorspiel ; s. KCchler, Chronik v. Sarnen S. 164. — *) Die
nach Entfernung des Quarks im Käsekessel zurückbleibende zum zweiten
mal gesäuerte FlU8sig:keit. —
MiszelloD. — Mölanges. 43.
Vix der Frtthling adest, da nehmens d'Grabelen*) hervor
Bindend Mntta«^) et Käslab-Kübelos^) daranf
(htm Kessi, Trankfass*), Compellunt undique KYihaa,
In Reihen steWunt, prcecedit ordine Trinkler^);
Vacca $uperba nimis, tollena ad sidera Kopfum.
Post sequitur Mosli^), Blessi, Fachs, Helmeli, Weissfasa.
Q^CB fuü im Stechen stärker, prasc^it in Ordnung.
Agmen agit Stieru«^ tenet Haaros undique gmpplet. *)
In Städtis nunquam vidi tarn kraaselte Falsohhaar.
Am Kopf est banden der schön, einfUssige Melcbstahl.
Sic machend Ordnung melius, quam Bauren in Hochzeit
Si sauvoll vix aut gar nicht heimplampera *^) possunt.
Imbellem gregem sequitur Kühgaumer'') und Handknab
Ebere« magtii, Schweinlein cum Kalberen Jährling.")
Si vehiunt in d'Alp Schluchi, vel Sewli^ Brunnen^
Sörenberg, Ami, Schnabel, Luss, Dundäla, Melchsee^')
Vel qumque sit |: wollt' um d'Wahl nid falj^re d'Stäg' ab, **>
Aurea quanta patent Sennorum köstliche Palläst
QucB in nostro Landbncho dicuntur Hütten.
Nulla fenestra palet, sed bat ein offne ThUre
Um und um rimas, dass könn lucescere d's Taglicht.
Unum sed restat, prat cunctis schöneres Zimmer,
Est, ubi porcarum grex grunnit, nomine Vigler. **)
Deficit auch gar nicht domui pretiosa supellex;
Regius hie lectus, gut deutsch die Daschtärä*^) dictus
Lectus prcegrandis, Riedgras sunt d'Federen, Kohler
Lavit Leinlachen, Schnäzel ^^) est aurea Dechin
Nee taceam Senni das g'mablet'^) schönere Hemli.
Hinc Muttojj^ TausseP*), Vollen*^) cum Melchteren **) cemis,
Käsbrächti« ^ *), Näpfli, Göni*^), Hosenkessi««*^) adsunt
Vollhäber**) et Vollschaub*'^), Wando Läcktäscha^^Me**) pendet
Ordine jam miro pendent grossschöpiige Löffel,
Cujus erunt, Stielo portant die gstochenen Namen.
•) Traggestell für den Transport auf dem Rücken. — ♦) Milchgefässe.
— *j Kabel zur Aufnahme des Käslabs (Mi Ichscheidemittel. — *) Behälter
de» „Tranks** (saure Molke, die der Sirte beigemengt wird zur Scheidung
derselben in Molke und Zieger). — ') Trinkelkuh, — «) Namen von Ktthen. —
•) Haar in Gruppen = Büscheln. — '°) heimwanken. — ") Viehhüter. —
«) Einjähriges Rind. — ") Namen von Alpen in verschiedenen Gemeinden.
— *♦) Die Stiege hinabfallen. — **) Schweinestall, welcher der Hütte ange-
baut ist — **) Hirtenbett. — •') Hobelspähne. — •^) Mit Kühdreck gemahlet.
— •') »Taussel" und ,,Melchteren": Geschirre ftlr Flüssigkeiten. — *^) Milch-
trichter. — *•) Käsbrächer: kleiner Tanngrotzen, der entrindet und dessen
Aestchen bis auf einige Centimeter zugestutzt sind. — ^3) Hölzerner Löffel.
— ") Kochgeschirr. — 2*) Traggestell der Folie. — '*) Krissästchen, womit
die Folie, durch welche die Milch durchgelassen wird, gestopft ist. —
»*^) Tasche zur Aufbewahrung von Salz zum , Lacken** für das Vieh. —
44 Miszellen. — Mölanges.
Si veniat Gastus tunc optima fercula promunt
Eauchziger") c< Käsfisch 2»), Käsmettel«»), Buldära»^), Koieesalb«^
Nidläbrod, Stangen wärmi^*) cum Füsterli ***), Kosi.")
Si sitis est, Keller viridi plenissima Sufi,
Ac im Speisgadä prasgrandes accipe Napfos.
His potes in Suffi fundo disquirei'e Ziger
Teque putes Fischer, qui vidt piacari ex Anglo
Cemere Tu ein Spiel, si vis, pulchrosque lahores.
Huic opus im Spicher zu schabere et salzere Käsos ;
nie domum portat, die ganz voll Gabälä Alpspeis;
Hie blasat Alphornum^ subtiles Trillere« macha^/
Im Staffel Klihö forti certamine stechwn^.
Hinc ringunt porci, currunt die Kalber et illijic,
Congregat hie Küha«, forsan vult heAtere Landsgmeind,
Cantat Kühreihum^ pendet Läcktascba sub AchsU's.
Jam sapio, vacccß debent nunc läckere Salzwm
Allambunt Sennwrn, circumstant ordine toto.
0 närsche vacccef Signum non majus amoris -^
Huic dare potestis ac ai Sennu« K&ihulus esset
Vesterf Sed faciet cunctos ein Prügel abire.
MelchstuhUtm tenet hie, manibus gross Melchteren pendet
Cantat et inclamans: „Holob" premit ubera vaeece
Atque faeit Schamum^ Schumu« replet undique Bränten,
Post bibit et Schumo madet angulus oris uterque.
Plures restarent sehr puhhras cemere Sachas.
Tempfore si spato Sennus vult machere KäsuTTi,
Tunc post Ellbogas manicas am schmuzigä Hemli
Complicat ac magnos Armos in 's russigi Kessi
Trudit, eompdlit Käswm^ magnoque labore
Extrahit, extraetum Steinorwm jwndere beladt.
Herbst?i« adest; heimwm redeunt ad Kilwene Sennen
Sind köstlich aufgeputzt, * nimium nimiumque süperbe.
Est Huto Ma/u«^'), cum Läubliftus undique glitzernd^*)
Leibschopfum ^^) peetus, caligas^^) brüschlederne Galgen ^^)
Portat et ohn Schuh w, FUssos Stumpstrilmpfms*®) ambit.
,
2') Gerauchertor Zieger. — '^^) Reste, welche nach dem Ausziehen
'der Küsniasse in der Sirt<> zurückgeblieben sind. — ^Sj Rand des Käses,
welcher nach der Belastung über den Reif hinausgepresst und dann weg-
geschnitten wird. — 30) i)i^ ZI, kleinen Körnern zerbrochene Käsmasse. Zu
dieser Speise wie zu den Kästischen nimmt man noch einige Sirte. Wird
der „Buldärä" „Nidel" (Rahm) hinzugefügt, dann nennt man es ^Fusterli'*.
„Kniesalb** ist etwas ähnliches. — '') Pjne Aelplerspeise der Schwyzer;
vgl, Abchiv I, 60 Anni. 2. — ") „Kosi" oder „Kollermuos" (Köhlermus)
besteht aus Mehl, Eiern. Butter und Rahm. — *') Auf dem Hut ein „MAien**
(Strauss). — ^) glitzern. — '*) Weste. — **) Holzschuhe mit Lederriemen
an den Füssen befestiget. — '") Juchtenlederner Hosenträger. — '^) Kurze
Strümpfe. —
Miszellen. — Mölanges. 45*
Sic pergunt KWlwoa, thun mit einander schwingen'*);
Ciröurnstant reliqui cum Tabakpfeifen in ore.
Is tenet unius, tehet hie (dteriua Roaos
Et circumtrampun^ et longo tempore rilzant*®),
Unu8 dum socium cum Vorthel**) et impetu stemit
Rident Hunds-Goschi«**) ac usque ad sidera sohreiunf.
Si placet, invitanf, foT%an steinstossöre vultis f
Elsvat hie Steinum^ currit, laafens^ue propellit.
Sic fadunt reliqui. Steinwm, qui pellere weiters
Cum Btosaando potest, cum plauau munera portat
Turba simul modo Leibschopfum^ Strampfo^^ue^ Schaho^^^ua
Exuit, exspectat Signum, foto agmine laafef.
Qv,i prius attingit Zweckum *'), sit muneri K&äua.
Hinc alii currunt, tandem cum zäbeten**) Füssts
Springend, qui potuit weiters, huic prcBmia dantur.
Perdit, qui Wasen*^) naribus nasove referrit
Victorea adaint f Laudem et zwei Dicken**) habebunt.
Hi Bäumo8 acandunt, faciemx l&Ax^umque remonstrantj
Immane zännwni*^) oribua et grüseli brügunt *')
Qui pejus poterit Frazen-Gsicht machere^ portat ^^)
Risum, judicioqiie senum pro munere Ziger.
Vesper adest Ueimum redeunt, in tramite jnzgunt
Conventum celebrant, tum Säckelmeister et Ammann
Statthalter JU6^ creant, Fähnrich, reliquosque priores
Qui regant Senno«^ studeant et jura tueri,
Concelebrant festum Sennorwm nomine Kilwi. *®)
Conveniunt omnes'^^) cum Trummi«^ Pfeifen und Hackbrett
Vestiti köstlich proReunt Statthalter et Ammann
Fähnrich cum Fahnen, portans Strausfeder in Huto
Plamper^') adest lateri, pendens in Schlingen ab AchsUs.
Prodit et ein Wild mann faunus cum zotteten Haaren.
^) Es werden nun verschiedene Aelpl erspiele, Schwingen, Steinstoss,
Laufen, Springen und Zännen beschrieben. — ♦<>) ümherzehren. — ♦*) Kunst-
griff. — ♦') Hundsmäuler. — ♦*) Ziel. — ♦*) schnellen. — ^^) Wer auf den
Boden hinausfällt, verliert. — ♦*) Sechsbätzler. — ♦') Fratzen schneiden. —
♦») weinet. — ♦*) Vgl. Archiv I, 116. Stalden (Idiotikon II, 464) sagt
hierüber: „Ehemals gab es auch in den Kantonen Luzern und Zug ordent-
liche Wettkämpfe im Gesichterschneiden, wo demjenigen, welcher die lächer-
lichsten und seltsamsten Grimmassen vorzubilden wusste, der Preis zuerkannt
wurde; man hiess sie Zäune te, so wie in England grinning matches, die
jetzt noch in ehrenhafter Uebung sind". — ^^) Die Aelpler feiern an einigen
Orten eine doppelte Kilbi, die eine auf der Hochalp, wo die Aemter für
die Kilbi nach der Rückkehr in's Thal besetzt werden. An einigen Orten
wurden früher bei der ersten Kilbi Aelplerspiele vorgenommen, an anderen
Orten erst bei der zweiten oder auch gar nicht. — *•) Es folgt nun die
Beschreibung der Kilbi nach der Heimkehr von der Alp. — ") Scheide für
die Fahnenstange. —
-46 MiBzellen. — Mölanges.
Horridus in manu viridem Taangrotzen habet
Ludit ut ein sttUtus, Gläohter K\iTzwei\que movet
Cum Fressen, Saufen, Springen cum Tanzen et Umzug
Sicque diem noctemqvs terunt Fert altera [sc. dies] Kopfweh.
Hinc inde auf Bänkis faulenzend plegere^') debent,
Donec den Senntv Rusobu«^^) ceseabit et Kopfweh.
Sic schwebt, bebt, zäbt ^% frisst, isst, ludit et indyta proles
Sennorum. Tritamis Tritavum imhuit artibus istis,
Defidet niemal Sennorum nigra^ propago,
Dumque manent lixce, dum sunt in Weibern rixce
Dum Kohler est koblweiss, dum sunt in Spichern Spitzmaus
Dum klepftin^ d*Karrer, dum sunt die Geizigen Sparrer
Tamdiu erunt Sennen Kerl, wie russige Bennen.
Kerns. Anton Küchler, Pfarrhelfer.
Recepte von Dr. Jacob Jenner aus Kerns. ^)
Zähne ausziehen.
Einen Zahn auszuziehen ohne Schmerzen und Instrument. Nimm
Schmalz von grünen Laubfröschen, die auf dem ^Haslen Laub** sitzen.
Salbe die „Bilder'^ damit, dann geht er gewiss aus. Ist probiert.
*') faul herumliegen. — ^) Was in diesem Gedicht über die Trunksucht
und Unreinlichkeit der Aelpler gesagt wird, passt nicht auf die Aelpler der
jetzigen Zeit. Wir waren oft bei der Aelplerkilbi und haben gesehen, dass
sie sich immer ordentlich und anständig betragen haben. Wir können uns
auch nicht erinnern, bei diesem Anlass einen Betrunknen gesehen zu haben.
Auch von den Aelplem früherer Zeiten kann das im Allgemeinen nicht ge-
sagt werden. Dass die Aelpler früher etwas weniger gebildet und reinlich
waren, geben wir zu. Als ein Vetter des Verfassers, Dr. Franz Omlin, ein-
mal an der Aelplerkilbi die Mahlschenke hielt, wählte er zum Vorspruch
den lateinischen Text: Circumdederunt nie vituli multi: tauri pingues ob-
sederunt me. (Psalm 21, 12.) Die Aelpler verstunden es nicht und die
Gebildeten, welche es verstunden, lachten und wurden deswegen nicht be-
eidiget. So sollen auch wir die wenigen schärferen Ausdrücke im Sennen-
gedicht nicht auf der Gold wage abwägen. — ^^) zappelt.
') Dr. Jakob Jenner wurde zu Kerns im Jahre 1736 geboren und
starb 1786. Von den 214 Rezepten, die er in einen Quartband geschrieben,
haben wir vorzüglich solche ausgewählt, die etwas Abergläubisches ent-
halten. Er hat sie wahrscheinlich grossenteils aus andern Doktorbüchern
zusammengeschrieben und sie beim unwissenden Volk, welches zum Aber-
glauben geneigt ist, angewendet, um sich dadurch das Zutrauen desselben
zu erwerben und als ein sonderbarer Mann zu gelten, der nicht ist, wie
andere Doktoren. Er selber hat an diese abergläubischen Dinge kaum ge-
glaubt. Fast alle übrigen Rezepte sind frei von Aberglauben. Wir besitzen
auch Rezepte von Dr. Caspar und Nikolaus Jakob und Dr. Job. Jos. Omlin,
in denen nichts Abergläubisches enthalten ist. Ein alter Mann hat uns
Miszellen. — Mölanges. 47
Für den hiDfallenden Siechtag.
Ist gar oft probiert. Wenn Jemand das fallende Weh von Jugend
snf hat und doch nicht vom Mutterleib ererbt, dem gebe man nachfolgendes
Pulver alle Morgen und Abend, ein halbes Quintli mehr oder weniger, je
nachdem die Person mehr oder weniger alt ist. Dieses Pulver gibt man
mit Lindenblust Wasser oder mit Wein, darin Linden „Bluost** gesotten ist.
Dazu nimm „pemien" Kömer, Linden Bluost eine Hand voll, Senfkörner ein
Lot und ein wenig weisse Senfkörner mit 2 Mass Wein, welcher halb ein-
.gesotten wurde. Das Pulver soll man also machen: Nimm Esels-myltzy 4
Lot, Maulwürfen Herz 1 Lot. Wenn man aber nicht so viel haben kann,
dann nehme man weniger. Ferner nehme man von der vordem Hirnschale
von einem Mörder oder Dieb 2 Lot, Senfkörner 1 Lot, „corigierten'^ Regen-
wurm, Pulver und Kreuzwurzel je 6 Lot. Diese Stücke pulverisiere alle
miteinander. Dieses Pulver und Trank gebrauche, wie gesagt wurde, 3 Tage
vor dem Neumond und fortan täglich bis zum anderen Tag nach dem
Vollmond.
Ist das fiiUende Weh vom Mutterleib ererbt, dann nimm zu dem
vorigen Pulver Bartlimepulver 2 Lot und brauche es, wie gesagt ist, doch
mit 2 „Kandel" voll Wasser und 2 Hand voll Kreuzwurzel gestossen und
in das Wasser gethan. Lasse es 8 Tage an der Sonne stehen. Brenne es
nachher aus und brauche es, wie gesagt wurde.
Kommt dieses Siechtum von Zauberei oder Erschrecken her, dann
thne blaue Jilgen (Lilien) Würzen 3 Lot darin und doposy Stein dazu
und gieb es ihm in starkem Wasser zu trinken. Dieses ist oflmal appro-
biert für alle fallende Weh.
Blut Bestellung.
EÜne Blut Bestellung mit Worten sprich also: Unsere liebe Frau hat
drei Rosen auf ihrem Herzen, die erste ist demütiglich, die andere ist sanft-
mfitiglich und die dritte ist Gottes Will. Blut steh' still. Wenn dieses drei-
mal gesprochen wird, dann steht es still. Probatum est.
Haarwuchs.
Willst du Haar machen, dann nimm schwarze ScUnecken, thue einen
Angster in sie, nimm ein wenig Salz dazu, stelle es an die Sonne und es
wird Wasser daraus. Mit demselben bestreiche dich, wo du willst, dass
Hiuur wachse so wächst Haar ohne Zweifel.
Gliedersucht.
Nimm Rehfaro 2 Hand voll, Edelsalbinen eine Hand voll, Wer-
muolt, was man mit 3 Fingern fassen kann, Wurmsamen für 12 Schi.
Rosen-Marien-Samen für 1 Schi. 3 A. Hirse ein Löffel voll und vermache
einmal erzählt, wie Dr. Jenner mit dem Teufel im Bund gestanden sei
und deshalb mehr wusste als ein anderer. Einmal verlangte er von einem
Bauer einige Pfund Anken. Dieser aber hatte eine Bürde in Bereitschaft,
nm sie in Luzera zu verkaufen und erklärte, er gebe keinen, ausser er
kaufe die ganze Bürde. Bald nachher wurde der Bauer krank und ver-
langte von Dr. Jenner Medizin. Dieser aber erklärte, dass er keine Medizin
gebe, ausser er kaufe die ganze Apothek.
48 Miszellen. — M^langes.
dieses wohl. Nachher lasse man es in 2 Mass weissen Wein eine Viertel-
stande lang sieden, seihe es durch und klopfe 3 I^ffel voll Ankenmus»
darunter. Morgens und abends jedesmal ein Glas voll warm getrunken und
darauf geschwitzt, nimmt alle Giiedersucht hinweg. Probatum est.
Schärbock.
Ein Wasser ftlr den Schärbock und alle Räuden. Nimm 4 Lot Queck-
silber und l Lot Scheidwasser. Mische es unter einander, stelle es in den
Ofen bis das Quecksilber verzehrt ist. Nachher stelle es an die Kälte, Iftss
es dick werden und das übrige Quecksilber davon laufen; nimm die fibrig
gebliebene „Maltery*" und thue sie in eine „gutteren'^. Lasse eine halbe
Mass Brunnenwasser daran laufen und das Wasser ist gemacht. Je älter
es ist, desto besser ist es.
Brand.
Den Brand zu löschen, wo sonst nichts helfen will. St. Lorenz lag auf
dem feiuigen Kost. Der liebe Herr Jesus Christus kam ihm zu Hülf und zum
Trost mit seiner göttlichen Hand und löscht ihm den Brand. Dieses muss^
dreimal gesprochen werden und es muss von dem Menschen das verbrannte
Glied in die Hand genommen werden. Es soll dazu das Kreuz gemacht
und ein Vater unser und Ave Maria gebetet werden.
Melancholei.
Nimm Benedikten Wurzel und St. Johanns Wurzel. Diese Wurzel
sammt dem Kraut in ein seidenes Tüchlein gebunden und an dem Hals ge-
tragen, ist gut Air Melancholei, macht ein gutes Gedächtnis, behaltet den
Menschen bei gutem Verstand und guter Gesundheit; macht ihn geschickt
zu allen Sachen, vertreibt die Flttsse aus dem Kopfe, alle Gespenster und
Geister. Doch soll man die Zeit wohl merken, wenn man die Wurzel graben
soll. Man soll sie graben, wann die- Sonne im dem ersten Grad des Löwen
geht, man soll sie einmachen und binden, wann die Sonne in dem 15. Grad
des Fisches ist und sie anhängen, wann die Sonne in dem ersten Grad des
Stieres sich befindet.
Geschwtire.
Nimm Gerstenmehl und Geissbohnen, mach' die Bohnen zu Pulver,
nimm von beiden gleichviel, nimm noch guten Weinessig dazu, mache ein
Brei daraus und lege ihn auf das Geschwür. Es hilft.
Gegen Müdigkeit.
Wenn du reisen willst und nicht müde werden, dann nimm Beifuss
oder Eisenkraut zu dir, welches 8 Tage vor oder nach St. Bartholomäus
gegraben wurde. Du wirst nicht müde werden, wenn du dieses Kraut bei
dir trägst.
Blut bestellen,
wann sonst nichts hilft. Sprich: Jesus ist geboren zu Bethlehem, getauft
im Jordan und hat gewohnt zu Jerusalem. Ich gebiete dir Blut! dass da
still stehest in dem Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des hl.
Greistes. Amen. Dazu muss der Namen der Person gesprochen werden. *)
2) Das Beten und der Glaube, dass das Beten nützlich sei, ist nicht
Aberglaube; dagegen aber ist es Aberglaube, wenn man von einem Gebet
unfehlbar Heilung von einem gewissen üebel erwartet.
Miszellen. — Melanges. 49
Marder zu fangen.
Nimm 3 Eier samt den Schallen und so viel gute Milch, eine Ochsen
Galle und klopfe Alles unter einander. Streiche es auf 3 Bretter und lege
«e 10 Schritte von einander. Wenn sie davon fressen, macht es ihnen ganz
trfimelig und sie können 12 Stunden nicht von der Stelle gehen. In dieser
Zeit kannst du sie fangen.
Gegen das Erbrechen.
Wenn ein Mensch die Speisen nicht behalten kann, dann nimm Bro-
samen von einem Eoggenbrod und abgestreiften Wermuth, siede es im Bier,
dass es werde, wie ein Brei, streiche es auf ein weisses Tuch und lege es
über den Magen, so dass der Bauch bedeckt wird und so warm, als man
es vertragen mag. Ist vielfältig probiert worden.
Versetztes Blut.
Wenn ein Mensch gefallen ist oder versetztos Blut in dem Leib oder
bei dem Herzen hat, dann nimm 90 Regen wQrm, wasche sie sauber, lege
alle Tage abends 9 in ein Glas voll weissen Wein und thue ein wenig ge-
stossene Nägelin darin. Lasse es durch einen Lumpen, trinke es morgens
nfichtem und faste 2 Stunden darauf. Wenn du das 9 Tage nacheinander
thust, dann hilft es gewiss. Probatiuii est.
Geschwulst.
Nimm faulen Käs 2 Lot, Brod-Brosamen, in Milch geweicht, 4 Lot,
Nasskemen 3 Lot und mische Alles wohl durcheinander zu einem Pflaster,
welches sehr dienlich allerhand Greschwulst zu erweichen und zu zeitigen.
Gegen das Fieber kleiner Kinder,
welche noch nichts einnehmen können. Nimm den Harn von diesem Kinde,
siede ein Ei darin, bis es dick ist. Nachher nimm das Ei heraus und thue
es in einen Waldhengsten-Haufen mitten hinein, mache den Haufen wieder
zu und wenn das Ei von den Hengsten (Ameisen) verzehrt ist, so wird dem
Kind das Fieber nacl(lassen.
Augenflecken.
Nimm 9 Schlehen, die an St. Johannes Abend am Brach monat ge-
wonnen sind, und Pfaffenröhrli-W^ürzen. Dieselben muss man graben, wann
die Sonne in der Jungfrau ist. Am besten wäre es am St. Bartholomäustag
.vor dem Sonnenaufgang. Dazu nimm noch Schnellkraut sammt der Wurzel.
Am besten wäre, wenn es an einem Freitag morgens an den Hals gehängt
mid dazu 5 Vater unser und Ave Maria und ein Glaube dazu gebetet wür-
deo. Das nimmt alle Augenflecken hinweg. Probatum est.
Stich (Lungenentzündung).
Nimm 7 Nägel aus einem Totenbaum, worin ein Mensch verwesen
ist, siede die Nägel in dem Baumöl und von diesem Oel gib dem Kranken
7 Tropfen und salbe ihn, wo es ihn sticht.
Zittern der Glieder.
Nimm im Braohmonat die unzeitigen, weichen Haselnüsse sammt den
grflDen Hiltschen (Hülsen) und brenne ein Wasser daraus. Damit schmiere die
Glieder oder iss Haseohimi, dann wirst du an Händen und Füssen nicht
mehr zittero.
4
ÖO Miszellen. — M^langes.
Qegen alle Fieber.
Nimm 3 schöne Salbinenblätter grün ab dem Stock und trockne sie,
bis du kannst darauf schreiben. Auf dem ersten Blatt schreibe du: Christus
ist gestorben. Auf dem andern Blatt schreibe du: Christus ist von den
Todten auferstanden. Auf dem dritten Blatt: Christus ist gen Himmel ge-
fEÜiren. Ist Alles vollbracht. Und wenn das Fieber kommen will, so gib
dem, der das Fieber hat, das erste Blatt zu essen und wenn das Fieber
wieder kommt, so gib ihm das andere Blatt zu essen und wenn das Fieber
noch einmal kommt, so gib ihm das dritte Blatt zu essen. Und diese
Blätter allemal, wenn das Fieber [kommt], im Warmen oder sonst gässen oder
zerschnätzlet oder küwet — das bestellt gar alle Fieber. Ist approbiert.
Wann Jemand Verstrüglet und Angeloffen
eine gewisse und approbierte Kunst.
Nimm dazu Meisterwurtzen und Hauswurzensaft. Von der ersten
die Wurzel und von der zweiten das Saft zu einer Salbe gestossen und auf
den Schaden Vberzwärig (quer) gesalbt, hilft gewiss.
Gegen Wanzen.
Nimm an St. Othmars-Tag zwischen Mittag und zwölf Uhr Rinden
von einem Eschbaum und lege sie in die Zimmer, so müssen sie alle daraus
Ziehen. Ist bewährte Kunst.
Kerns. Ant. Küchler, Pfiurhelfer.
Zaubermittel.
Aus alten handschriftlichen Aufzeichnungen.^)
Zu lehren, was du wilt.
So fach Ein widhopf und nim ihm die Zungen und is [iss] si, so
kannst du lehren, was du wilt.
Wilt du Garn stark Seyn im Streit,
so fach [fange] Ein Läbändiger raph [Rabe] und nimm das Harz von im
und Trags bi dir, so bist du stark im streit.
Wilt du Eini zu dantzen Machen,
schreib der Namen mit fläder müssen blut aufs babir. Wer darüber gaht,
•der Muss dantzen brobat.
Dass einer Schlaffen muss, so lang du wilt.
Leg einer hülen [Eulen?] houpt under sin houpt, so Schlafiet er, biss
du es dännen [weg] Nimst.
Wann man Fleisch kocheU
Nym wall-würzen oder Sanikel, du [thue] das in Ein Hafen, [so] wachst
das Fleisch an Ein andern.
*) Im Besitze von fV. Geissbühler, Silberarbeiter in Grünenmatt.
Miszellen. — MölaDges. 51
Wann da Etwas verlohren hast und du Garn wüssen wilt,
war dir es Genommen hat.
Nimm issenkrut [Eisenkraut], leg es unter dein Haupt, da du schlafest,
80 komt es dir für, war dirs genomen hat.
Die Schärhäüfen zu Vertreiben.
Gang an Einer ^Iten fastnacht am Morgen ob die sonn aufstände,
zerzüchst die Schärhäüfen, so stosst dasssälbig Jahr keine Mehr.
Von den Flädermüsen.
Nim Ein Flädermaus und leg si Läbändig under ein stein, lass sie
Nun Tag ligen, denn findest du dretl steinli, wo Sie gelegen ist. Der erst
ist gut: wan du in bei dir hast, das mann dich nit Geseht [sieht]. Dar
ander ist gut: wann du Eini darmit anrürst, so mus si dich haben. Dar
dritt ist gut: wann du in bey dir hast, so mag man dich Nit Ubermunden [?].
Wann Zwey Ein ander Hold sind, dass si nit können von
Einandern Lassen,
Nim Ein stein, dass ein Hund im Mull gehabt hat,- wann mann in hön
[böse] Gremacht hat. Nym der stein und leg in zweyschen Si ihnen [hinein],
die Ein ander hold sind, Gab [ob] si sitzen oder si standen, wann der stein
zweyschen si komt, so würden si Ein andern find.
Eine Kunst, dass Es dir keini Versegen [versagen] mag.
Nym ein drey Jährigen han und Stoss ihn in Ein Ungebrauchten
hafen und bröü ihn im hafen bis er Tod ist, so nym den der Hafen und
nim der han, vergrab in .ihn ein andbeisen häufen, bis auf acht Tag, den so
nym der hafen wider Aussen; dan findest Ein Stein in dem Kopf. Der ist
weis, so du ihn bei dir hast, so Magss dir keini versagen.
Wilt du Machen, das du jeder man wol gefalst mit Reden
oder sonst mit allem,
so Trag bi dir unter der Zungen ein Schwalmen Zungen, so ^Gefalst du
Jeder man wohl.
Wilt du, dass du Jedermann Lieb Bist,
so Trag bey dir Ein Turteltauben Harz, So gefalst du Jederman wohl, i
Eine Schöne kunst für Hauen und Stächen.
Du Muflst Von einer Schlangen den Kopf oder die Zungen Nähmen
an einem sunttag vor Sonnen aufgang. Sie mus aber Noch Lebendig sein,
du mnsst die Zungen nehmen und zu bulfer machen. Nims Unter den lingen
[linken] ann, dass ist gut für Hauen und Stechen.
Dass dich niemand gseht.
Nim ein sohwarzi katzen herz und Vergrab Es in dass erdreich 3 Tag
laog und wart darzue. So findest ein fingerring; leg in an den grossen
finger an der Lingen Hand. So gset dich niemand; ist BeTwärt.
So dir etwas gestohlen wird.
So sag Niemand nigs und gang zu einem beinhaus und nim ein zang
«OB einer schädelen [Zahn aus einem Totenschädel] in den 3 h. N, Du der
62 Miszellen. — Mölanges.
Zang in Iflmpli, leg in unter dass bet, da du schlafest, auch in den 3 h. N.^
morgens Trag in wider an das ort, da du ihn genomen hast, so komt er
dir vor, der dir gestohlen hat.
Das. dich kein Hund anbilt.
Nimm ein Zaunstecken, der in demselben gut Staht und stell Hn in den
drey H. n. unter Oben [verkehrt] ins Loch. So kan k^ Hund überdich ballen.
Ein anderes.
Du musst, wenn der hund gegen dich lauft, fest laut sprechen: hund
Stand in frau frena band, frau frena ist gut, das mir Kein Hund nüt Thut.
Wan du wilt ein gewüssen Schutz Thun und treffen, was du wilt.
So gang hin und haue £iner Schlangen den Kopf ab und Nim dan
drey ärbs [Erbsen] und Thu ihren ins maull und setz es in ein Creüzweg,
und wan die ärbs gewachsen sind ein Spang lang, so nim Sie ab und wan
du schiessen wilt, so legst in unter dass röhr in den Schaft, so trift du,^
was du Wilt.
Eine Kunst, dass Sich dass weibervolk muss naket entdecken
* Und dass gewand aufheben.
Nim Ein eichige Span oder holz Und schreib mit Hassen Bli\t ihre»
Namen und legs auf die Schwellen, das sie drüber gan muss und Wen sie
darüber gath, so had Sie dass gewand auf bis auf den Nabel.
So du drey manns Sterke wilt haben.
So fah Ein widhopf und haue ihm der köpf ab und brönne ihn zu
bulfer und Trag es bei dir in den Schuhnen.
Dass du am Rächten Nüt verlierest.
So Trag bei dir Wolfzäng und die äugen an blosser Haut. So ge-
winnst du, was du wilt.
Wilt du wissen, was eine Frau gethan hat,
so nim ein Schwarzen hennen hertz und nim die frau in die Rächte band,
so seit sie dir alles, was sie weis.
Dass die gast ob einem Mahl Nicht Esen mögen.
Nimm eine Nadlen, dass ein Totten mensch ist eingeuäit worden.
So Nim sie, leg sie unter dass Tischlachen im anfang dess mahls. So mögen
Sie nit essen, will Sie darunter ist.
Wann dich Einer erschiessen will, so sprich:
Büchsen stand Still un<i Halt ein, wie Christus der Herr gestanden vor dem
Kreuz, also wenig Solst du abgahn. Im nauien Gottes des Vatters und des
Sohns und des Heiligen Geistes. Amen.
Blut zu stellen: So sprich:
• *^
blut gestand, Vergis deines Gang, Wie gott des Mans, der am gricht sas,
und mit Wtissen ein Falsche urteil Spricht über Wittwen und Weisen und
er in Seinem Herzen woll ein bessern Wüsst. Nun gestand blut, wie
Himmel und Erden thut. Stand im Namen gottes des Vatters etc.
Miszellen. - M^langes. 58
Das dir kein Dieb kein Ding aus deinem wählt kan und mag
Trägen.
Wenn er schon eine BQrdi gemacht Häte, dass er nit köne dan drey
Schritt Wan du dissen Seegen Spricht, So hat es 24 stund Zeit. Sprich also in
Gottes Namen : Maria in der Kindeli [?] lag, drey engel ihren [das folgende
unleserlich] . . . ., der erst war sant michell der ander sant gabriel und der
drit sant Haspiell [!] Da sprach sant Peter zu unsern lieben Frauen : Ich Sich
dert drey Dieben ahen [herunter] gan, wollen dir dein lieben Truzkindli [trautes
Kindlein] Stälen und Töden. So Sprach unsere liebe Frau : Sant beter bind !
Sant beter bind ! Sant beter bind ! Sant beter Sprach im t sprach frau frau f
ich hab gebunden mit Eisen band und mit Gottes Selbs Händen und mit seinen
H. fünf Wunden, darmit sig mir all meiner Sach Verbunden, der Dieb muss
Stil stahn als ein Stock und muss mir zellen alle stärnen die am Himmel
8tan und Wachsen und alle Schneefloken und alle Regen Tropf, kann er
dass aUs nit zellen, So stände er mir still zu einem pfand bis ich komme
mit meinen lieblichen Augen über sich und mit meiner fleischlichen Zungen
urlub giben ins Tüfels namen. Dass zell ich zu disser Stund allen Dieben
zu einer buss. brobatum.
Egg, Lützelflüh. S. Gfeller.
Hausinsohriften aus dem Berner Oberland. 0
1. Isaak Lörtscher Maria Ulnian
Chorrichter sein Ehgeniahl.
Wandle Redlich und Aufrichtig Gedenke wohl in allen saehen
vor dem Herrn deinem Gott, Die du hast auf der Welt zu machen,
So Zu handien bjst du pflichtig. Dass Gott, der alles hört und siht
Wann du willst all schand und spott Auch richte was von dir geschiht.
von dir wenden hier und dort,
» leb aleo fort und fort. ««" f ^"f «f'«^« «*""
Und die dannnen wohnen,
Ach Höchster schreibe deinen Als guts zu Seel und Leib
In unser aller Herzen Ein, [Willen Ehr Ihnen lass zukommen.
Und gibe krafl in zu erfüllen 1759 Wimmis
Dann diss (g) verleihest du allein.
(Fortsetzung zum Teil verwitterty unleserlich, weü öfters abgewaschen). Vgl.
^^^^er^ Das Frutigland. Bern 18S7 S. 1 ; Hagen, Einige Häuserinschriften
aus der Umgegend von Bern, in: ^Alpenrosen, ein schweizerisches Sonntags-
Wott» Bd. XI (t881) S. 850.
2. Wir sind hier Nur fremde Gäste,
Drum ist dies Haus nicht schön noch Veste,
Wer Jesum Liebt, Hat dort ein Haus
Im Himel, das sieht anders aus. 2 Corr. 5 Cap.
^9^- Bogen S. 341. 1792 Wimmis.
*) Parallelen habe ich aus der Schweiz beigebracht, soweit niii* solche
«^Dglich waren.
I
^ 54 Miszeilen. — M^laDges.
i"
V.-
\^\ 3. Gott W61 Ale Die Sägne Fin 4. Hans Widmer und Barbara Roller
l'^ Die In Däm Hus 6aD Us Und In. han lan buwen har
¥^. 1655 Wimmis. Im 1705 Jahr. Wimmis.
r; 5. Ve Got vertrvw,
1^^ Ve kein andern Felsen bvw
t: Vb das han ich LvdwigPos gebvw.
i\ ' Lateinische Majtukeln. 1627 Wimmis.
^ 6. £Ls ist kein Mann so wis und alt,
i Das er könne buwen, das jeder Man gefoUt.
i^ • Gefallt es doch nit jeder Man,
So hab (unvollständig)
Michel Regetz der Zit Statthalter und Susanna Marie sin Husfrov hein
'i' " lan buwen har im 1660 Jahr. Wimmis.
ri (Lateinische Majuskdn.) Vgl. 0. Sutermeisier , Schweizer Haussprüche 8. 24.
■' . 7. SHst kein Mann so weis noch alt
Das er buv, das jederman gefalt
:, Gtefalt es schon nit jederman
> So hab ich doch mein best getan
* Jakob Schmid, derzit Obmann und Susanna Schwingruber sin Husfrov
haben dieses Haus buwen har im 1687 jähr Da Bendicht Bäller von
Wattenwil Zimmermeister war. Wimmis.
(L(xt. Majuskeln.) Vgl. Sutermeister a. a. 0.
8. Der Herr Bewahr Mein Auss Und In Gang
Von nun an Biss in Ewigkeit.
, Gott allein die Ehr.
Gott Auff dein Vertrauwen
Dttn Wir hier Ein Wohnung Bauwen
Peter Räber hat disers Hus gemath im 1660 Jahr. Wimmis.
:.' 9. Gott allein die Ehr,
Demselben dank ich sehr,
Der Tadler sich bekehr.
Auf Gottes Güti und Vertrauen
Hat David WeissmUller und Madlena Itten hier gebaue.
Qott es alles wohl bewahr,
0 gnadenreicher Gott, hast dir gefallen lassen,
Dass ich dies Hauslin hier Gebauen an die Strassen
Dein Gnad und Segen — — — — Wimmis.
10. Hans Bos, Anna Widmer haben har gebuwen
Mit Gotts Hilf, dem si virthruwen
Ir Nachkomnen u Gut.
Gott erhalte si in synem Schutz, Schirm und Hut.
Gllick, Gesundhit wel er in gäben,
Nach diser Zit das ewig Laben
Nit bis ers kann
Ich wünsch ihn mir dan.
Bewachen t und segen si Grott der Her. 1657 Jar.
(Lateinische Majuskeln; die Ligaturen habe ich aufgelöst.) Wimmis.
Miszellen. — Mölanges. 55
11. MDCLXXXVII
Wir biiwen hoch und vest
Und sind dennoch frömde Gest,
Da wo wir ewig sollten sein,
Da buwen wir gar wenig ein.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit,
Amen, Psalm 121 Soli Deo Gloria. Wimmis.
Vgl. Sutermeisier S. 65; Hagen S. 341. 363. 397; RoehholZy Aargaiier
hüttorisches Taschenbuch S. 199; SteUler S. 287.
12. Wenn Nid und Misgunst brönten wi Für,
So war das Holz nit halb so thttr. 1777 Weissen bürg.
Vgl SutermeisUr S. 31. 69 ; HofstäUer, in „Die Schweig" 1858 S. 72; Bochhdlz,
Aanjauer historisches Taschenbuch S. 105.
13. Dis Hus steit i Gotts Gwalt,
Vorne nöü und hinde-n-alt;
Hätti der Herr ds Galt nit groue,
Hätt er*s ganz nöü lasse boue.
Soil sich an einem jetzt abgerissenen Haus bei Thun befunden haben. Vgl.
Sutermeister, in „Die Schweiz* 1862 S. 30; Rochholz S. 109.
14. Liebe Gott über alles, liebe deinen Nächsten als dich selbst.
Willst du bei Christo sein und seinen Himmels erben
So halte sein Gebot, bleib treu bis in dein Sterben.
Wir bauen allhier stark und vest Ein Christ und Pilger hier
Und sind jedoch nur fremde Bloss nur Herberg bestellt,
[Gast. Weil dort sein Vaterland,
^. , 1 ^. * « So eylt er aus der Welt.
Mensch thu die Augen auf,
Sonst kommst du nicht zur Ruh, Mit Grottes Hilff und Segen
Verstocke nicht dein Herz, Und auch mit Gottes forcht
Thu heute noch dazu. Sollen wir alle thun,
Was Christenpflicht erfordt.
1759 Därstetten.
Vgl. Hagen S. 341; Leonhardiy in „Die Schweiz 1859 S. 224.
15. Von Menschen bein ych gemacht
Darum laset mich unferacht,
Habet yhr mehr Weisheit Choun empfon.
So zeige es an dem gemeinen Mann
Heiemit Last ungetadlet meich
Beiss auch Ich Deine Arbeit seich.
Weihr seind Menschen und nicht Gott,
Drum ist unser Werk unfolkommen.
1772 Kinggenberg.
66 MiszelleD. — M^laDges.
(Am gleichen Haus:)
Jesus Wohn in diesem Haus
Weiche nimmermehr daraus
Bleib darin mitt seinem Geist
Wiles sonst ferlasen Ist.
(Soll von einem Herrn v. Banddi erbaut worden sein.) 1772.
16. Nicht Kunst noch Kraft noch Arbeit nützt,
Wenn Qott der Herr das Haus nicht schützt. Ringgenberg.
Vgl Larder, in „Alpina" 1902 S. 91.
17. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut 18. All mein Anfang zu dieser Frist
ha Himmel und autf Erden. Geschah im Namen Jesu Christ
Wer sich verlasstauf Jesum Christ Der steh mir bey früh und spatt
Dem soll der Himmel werden. Bis dass mein Thun ein Ende hatt.
Ringgenberg. (Majuskeln.) 1745
Vgl, Sutermeister S. 12; StetÜer S. 276; Leonhardi S. 224.
19. Baumeister Christen Santschi, Hans und Peter War.
Ringgenberg.
20. Ich, Jakob Weissmüller, Madlena Stucki
Haben gebauwen har
Im 1620 Jahr,
Da Bendicht Bähler Zimmermeister war.
0 Herr, myn Grott, auf dein Vertrauwen
Tun ich allhier allhier ein Wohnung bauwen,
Ich bauwen auch zugleich nit minder
Ver myne Lieben Weib und Kinder.
Ach Herr gib, dass drin wohnen rächt
Dor's bauwet und syn ganz Geschlächt
Zu deiner Ehr und Nutz des Nächsten
Und ihm selbsteu auch zum besten,
Dass allhie die Zeit ist auss
Wir kommen in ein ander Hauss,
Dass du uns dorten hast bereit
Zu wohnen da in Ewigkeit.
Vgl. No. 7. Wimmis.
Bern. G. Züricher.
Wie man in Ursern gegen die Kleidermode Icämpfte.
Die Bergbewohner am Gotthard kamen durch Eröffnung des Gott-
hardpasses an den grossen Weltverkehr. Ursems Handelsleute reisten viel
nach Italien. Knaben, Jünglinge und Jungfrauen suchten jenseits der Berge
Arbeit. Nicht wenige Ursenier dienten in fremden Heeren und kamen zu
Ehrenstellen und Vermögen. In ihren alten Tagen kehrten manche mit
Familie in die Heimat zurück, um da noch würdevoll einen friedlichen Lebens-
Abend zu geniessen. Es konnte nicht ausbleiben, dass dieser Weltverkehr
fremdländische Sitten, besonders aber fremde Kleidermoden in das heimische
Miszellen. — M^langes. 57
*
Bergthal trug — zum Schrecken geistlicher und weltlicher Obrigkeit, die
aber den Kampf gegen die bösen £indringlinge mit Energie aufnahm.
Am 29. Dezember 1732 forderte der damalige Pfarrer von Ursem,
der Kapuziner P. Bonaventura von Schwyz, in einem langem Handschreiben
Thalammann und Rat auf, beim Urserncr Volke die „überflüssige Kleider-
pracht und Nenwe Mode abzuoschaffen". Es sei „Männigklich bekandt,
dass mit höchster Verwunderung sowohl der Anheimisch- als Ausländtischen
■allerhandt Närrische Moden in kleideren eingerissen, dass baldt alle tag ein
Neuwe pracht verführet wird". P. Bonaventura schlägt nun die „Refor-
mation in folgenden Punkten ** vor:
„Erstlich die kleldung der Frauenzimmer betreffend in den damastenen
brüsten, und gar zuo langen schweiff an selbigen, so Ihnen nicht allein zum
spott, sondern den Eltern zuo schand gereichet.
2^^. In der bauptzierd und weissen hauben, welche theils gar zu vast
ausgebreitt, theils mit guffen also verkrümmet, dass sie hömeren nit un-
gleich Sechen, könnten also mit ohrenhauben, Nach altem gebrauch wohl
vergnügt seyn.
3^. Die schwartze streuss under der hauben von aller reinisten spitzen
gemacht so weder zur Ehrbarkeit weder Nothwendigkeit, sondern allen zur
fttinkhenden hoffarth dienen thuot.
4^. Die grosse gar zuo hoclie, gehörnete Kappen, mit köstlichem
boden von underschidlichen färben ausgezihrt^ dass man die vornembsten
vom Adel tnitzen thuot, ein unanständig Ihrem standt nicht gemässe sach . .
Die Jungfern betreffend : Die Uberflissigen Bindellen, an den Käppiein,
80 sie T^schuggen Nennen, und der mehrere theil schon abgctrent, und nun
mehr Ehrlicher und anständiger bekleid kommen, kente hiemit ein gebott
gemacht werden solches zuo band haben, damit der übrige theil sich den
Mehreren gleichförmig machte, dan ess gahr zuo ungerrümbt, dass Christus
Unser herr und könig dornen auf seinem haupt, sie aber Rosen tragen.
2^ Weilen Ihre Käppiein gar zuo schmahl, dass sie Ihr haupt nit
bedekhet haben, wider die austruckhentliche Ermahnung des hl. Apostels
Pauli, dass die Weibspersonen Ihr haupt sollen bedeckhen.
3^. Die hoche vilfärbige schuoh, so mit grossen Unkosten auss frömb-
den ländem erkaufft, auch in den vornembsten statten zu köstlich wären. ^
P. Bonaventura bittet, das Gerügte „mit aller gewalt auszumusten-n**,
„an den Ihrigen ess nicht zuo gedulden'' und „mit schein bahrem Exempel
vorzuol eichten**.
Die Ratsprotokolle au8 joner Zeit sind etwas lückenhaft, doch finden
wir Aufzeichnungen, die beweisen, dass der Kampf gegtMi „die Neuwe
Mode** energisch geführt wurde.
Am 28. Mai 1745 standen nicht weniger als 12 Sünderinnen vor dem
Thalrat. Sie hatten Spitzen und Manschetten getragen und auch „viel
Bendel am Kaplin**, was alles verboten war. Jede wurde um 1 Gl. gebüsst.
Am 15. Mai 1747 verordnet der Rat: Die Weiber sollen das Haar
nicht „ krusein " und in den Werktagskleidern keine Taschen haben. Es
war nur gestattet, einen sogenannten „Pumpersack** unter der Schürze anzu-
hängen.
58
Miszellen. — Melange».
1751 den 28. Dezember wird das Tragen von gestickten oder mit
Grold- und Silberbändem eingefassten Schuhen verboten.
Die letzte diesbezügliche Aufzeichnung datiert vom 28. Dezember
1772. Vor dem Thalrat erscheint die Schwiegertochter des Statthalter Nager;
sie muss eine Kokette schlimmerer Sorte gewesen sein; denn weil sie sich
^gepudert" und „durchbrochene Halskragen *" getragen hatte, wurden ihr
12 61. Strafe auferlegt. In gleicher Ratssitzung wurden die Reifiröcke
verboten.
Ob nun die guten Ratsherren im Kampfe gegen die „eitle Putzsucht*'
siegten oder unterlagen, darüber schweigen sich leider unsere Protokolle
völlig aus. Gegen den Ström schwimmen, war nie leicht.
Hospenthal. Peter Furrer, Pfr.
Bonaparte und der Sohwyzerjoggeli.
Als Variante zu Nr. 915 der Kinderlieder von Gertrud Züricher führ»
ich die Version des Bonaparteliedes an, wie sie in Basel gehört wird:
„Bisch du nit der Schwyzerjoggeli?" „Du hesch jo kai Pryse**
Sait der Boneparti. Sait u. s. w.
|: „Jo das bin i jo, „Jo, my Bäsi Lyse
Was frogsch du derno?** Git-mer schon e Pryse"
Sait der Schwyzerjoggeli. :| Sait u. s. w.
„I glaub, de wottsch my Dochter**
Sait u. 8. w.
„Jo, die hätt i gäre,
Jo die mues-mer häre.**
Sait u. 8. w.
„Du hesch jo kai Bett**
Sait u. 8. w.
„Jo, zwai Laubseck
Gänd jo au e Bett**
Sait u. 8. w.
„Du hesch jo kai Wiegle**
Sait u. s. w.
„Us zwai hohle Ziegle
Macht men au e Wiegle**
Sait u. 8. w.
„Du hesch jo kai Pfanne**
Sait u. 8. w.
„Jo, my Bäsi Anne
Lycht-mer schon e Pfanne**
Sait u. 8. w.
Basel.
„Du hesch jo kai Gäld"
Sait u. 8. w.
„Jo, die ryche Here
Gänd der Gäldsack häre**
Sait u. 8. w.
„I glaub, i lo di hänke'^
Sait u. 8. w.
„Se, do hesch e Strick,
Hänk di, wo de witt**
Sait u. 8. w.
„I glaub, i lo di erschiesse,
Sait u. 8. w.
„Se, do hesch e Gwehr,
Heb-der 's Fidle här.**
Sait u. 8. w.
„I wott, di hoiti der Teifel**
Sait u. 8. w.
„Gott biwahrt mi,
Ehnter holt er di**
Sait u. 8. w.
E. Hoffmanu-Krayer.
Miszellen. — M^langes. öd'
NeujahrswDnsohe im Muotathal.
M'r fiud ig a und stand ig a, M'r singidg hie am Spitzestei,
M*r wügchid alle es guets NUjahr, Si händ vill Veh am Ise-Seil,
Ä guete Abig gab üs Gott, Der Himmel und der isch heiter Glanz,.
Stifel und Sparre und höcbi Rosg; Si bätid gärä de Bosekranz,
Wt singid's hie und alle glich, Und wann si ghörid de Gloggeton,
M'r wügchid alle 's Himmelrich, So sind si grflschtet zur Chille schon.
Will man einen Bauer, einen Hausbesitzer besonders ehren, so wird
vor dem betreffenden Haus gesungen :
De N. N. sitzt im Federäspil,
Er hed es Fraueli wie-n'er-wil ;
De N". N. träid e höchä Huet,
Er syg zu alle Ehre guet.
Zu Ehren der Hausfrau :
D'Stubedili isch lade lang.
Die Prau si hed e gradä Gang;
Es lauft e Mus dur d'Stube us,
Die Frau si hed gar suber 's Hus.
Einem Bauemsohne, von dem man weiss, dass er „z'Liecht" geht,
wird gesungen :
De N. N. träid e Maiä vo Gold,
Es isch-'m e hübschi Jumpfere hold ;
Wohl i dem Gläsli do brünnt de Wy,
Es chönnt die N. N. sy.
Einer Bauemtochter, welche einen „Schatz" hat, wird gesungen :
Di N. N. träid es Chränzli vo Gold,
Es isch ärrä e hübsche Knabe hold;
Wohl i dem Gläsli do brünnt de Wy,
Es chönnt de N. N. sy.
Auch folgende Reime werden singend gesprochen, doch nicht in.
Reihenfolge, sondern ganz nach Willkür:
Das Hus staht uf de Murä, Si wand es par Nüsseli bringe;
M'r singids dennä richä Burä; MV ghörid's im Kübeli drehä,
Das Hus das isch mit Schindlä deckt, Si wand is es Nideli blähä ;
M'r hend dag ganz Hus- Volch erweckt. M'r ghörid's im Röhrli*) rüttle,
M'r stigid ufä bis under d'First, Si wand is Schnitz use schüttle;
Si hauid-is appä Späck und Wurst; M'r ghörid's im Kaste kehrä,
M'r ghörid's Schlügseli chlinge, Si wand is dri Batze verehrä.
Früher soll es vorgekommen sein, namentlich unter Villgauern aus
der zu Muotathal "gehörenden Filiale, dass, wenn das Honorar ausblieb, oder
nicht befriedigte, man sich durch den derben Spruch rächte :
*) Unter Röhrli ist hier ein Fässchen gemeint, worin Dörrobst auf-
bewahrt wird.
•60
MiBzeileD. — M^Ianges.
Rfldig und schäbig und inne hohl,
Si händ au nüd, das wüssid mir wohl!
Ober-Ägeri.
Anna Ithen.
Einige Rätsel aus dem Kanton Zug.
Bat mer y, rat mer a, was ist das:
Es sind sechs Brliderä i eim Hus,
Luegid all zue einer Schybä us,
's springid all enand no
's oha cheine der ander foh ?
(Die 6 Speichen eines
Spinnrades.)
Was goht wyss i Bach und chund
brun use? (Chüechli.)
De Himmel hets und d'Erde nid,
d'Meitli händs und d'Wiber nid
De Lorez hets voom, de Michel
[hets hinnä
Und d'Ankelirä zwtlschet innä.
(Der Buchsabe 1.)
Es Lädeli, es Gädeli und e Tschuple
wissi Gizzi dri.
(Die Zähne im Munde.)
Rat m'r y, rat m'r a, was isch das?
's isch chlyner als ä Mus,
's hed mängers Schibli als ä's
[Radhus.
(Ein Fingerhut.)
Vier Räderidänz,
Vier höörig Schwänz,
Es Schlottermändli
Und e Geisle-Stäcke?
^Fuhrmann mit der Peitsche auf
einem vierrädrigen mit vier Pferden
bespannten Wagen.)
Es Fässli ohne Bändli und zweuerlei
Gumpisch ') dri. (Ei.)
's stahd Öppis ame ne Raindli
Und gschauet sini Baindli?
(Erdbeere.)
Eb isch ä hölzige Vater und dri
ysig BrUderä. (Mistgabel.)
Unna vier und obe dri
Vier Bai und keini Knü.
(Wergrätsche.)
Rat m'r y, rat m'r a, was isch das?
Wyss wi Schnee, grüen wi Klee
Rot wi Bluet, schmöcked alle Lüte
[guet.
(Erdbeere.)
Wellä Krämer schlad am wenigste Wohi gad de Gugger wann er
uf si Waar ? (Glaser.) jährig ist ? (Ins zweite Jahr.)
Was gits US em Heustöffel (Heu- 's lauft öppis um 's Hus ummä
schrecke), wenn der Heuet überä isch ? und summt: trä, trä, trä.
(En Emdstötfel.) (Dachrinne.)
's ist öppis wiss wi-n-äs Ei, mit schwarzem Same gsäet, 's gad dur
mängs Thal und Dorf uf und weiss doch niemmer was dri inne stahd.
(Ein Brief auf weisses Papier mit schwarzer Tinte geschrieben.)
Ober-Ägeri. Anna Ithen.
*) Dieses Rätsel spielt auf die frühere Gepflogenheit der Hausfrauen
an, in das Fässchen mit dem eingemachten Sauerkraut einige Aepfel zu
legen. In etwa 8 Tagen sollen die Aepfel einen aogenehmen Geschmack
davon bekommen , welche die Kinder mit Vorliebe essen und solche
^Gumpisch •* nennen.
Miszellen. — M^langes. 61
Aberglauben.
Der Stammheimerberg mit »einem breiten Bergrücken, grossen Wald-
ungen und verschlungenf^u Pfaden ist schon für manchen, der sich darin
gut anskennt, zum Labyrinth geworden, aus dem er fast keinen Ausweg
mehr fand; oder dann kam er an einen ganz entgegengesetzten Ort hin,
als er eigentlich wollte. Das erklärt sich unser Volk so: es gäbe ein
Kräutlein; wenn man unversehens darauf trete, so werde man ganz davon
verwirrt, so dass man sich einfach nicht mehr zurecht finde. Das ist
ein Ueberbleibsel des auch in Grimms deutscher Mythologie bezeugten alt-
germanischen Glaubens an die bezaubernde Kraft gewisser Kräuter, speziell
des Farrenkrauts.
Noch sieht man etwa auf dem Dach eines Bauerhauses eine sog.
Hauswurz (Sempervivum), die nur selten zum Blühen kommt. So oft sie
aber einen Stengel mit Blüte treibt, stirbt Jemand in dem Haus oder in der
Nachbarschaft. Erst letzthin versicherte mir ein altes Bäuerlein, dass dem
gewiss so sei; es sei erst vor einigen Jahren wieder eingetroffen, als seine
Frau starb.
Wenn Eltern aus hiesiger Gegend mit ihrem Kind zum ersten Mal
nach Stein am Rhein gehen, so sagen sie ihm gewöhnlich, es müsse dort
in eine Kette beissen, wenn es über die Brücke gehe. Das verursacht ihm
DStürHch ein gelindes Gruseln, das sich aber in freudige Ueberraschung ver-
wandelt, wenn ihm statt der Kette eine sog. Steiner „Gige", ein spezifisch
Steinerisches hartes Gebäck von der Form eines Rings, dargereicht wirti.
Liegt in dem Gruseln, das dem Kind beim erstmaligen üeberschreiten des
Rheins beigebracht wird, vielleicht ein Nachklang des altgermanischen Glaubens,
dass dem Fiussgott beim erstmaligen üeberschreiten über einen Fluss ein
Opfer (oft ein Menschenleben) gebracht werden müsse?
Es wäre interessant, zu erfahren — und könnte zur Klärung der Frage
dienen — ob auch in anderen Gegenden unsers Landes ähnliche Sitten oder
Gebräuche herrschen.
Stammheim. A. Farner, Pfarrer.
Zur Volkskunde vergangener Zeiten.
Nachtrag.
E. Martin (Strassburg) und J. Bolte (Berlin) machen mich auf eine
interessante Parallele zur vorletzten Zeile der zweiten Strophe des S. 184
mitgeteilten Reims über das Käsmahi („die Wirtin sein zur goldnen Laus^)
freuDdlichst aufmerksam. Im 18. Buche von „Dichtung und Wahrheit"
(29. Band der Weimar'schen Ausgabe S. 84 flf.j erzählt Gcrthe: „Ich hatte
nach Anleitung eines altem deutschen Puppen- und Budenspiels, ein tolles
Fratzenwesen ersonnen, welches den Titel : Hanswursts Hochzeit fUhren
sollte Als Prologus tritt der Hochzeitbitter auf, hält seine herkömm>
liehe banale Rede und endigt mit den Reimen :
„Bei dem Wirt zur goldnen Laus
Da wird sein der Hochzeitsschmaus."
^2 MiszeileD. — Mölaoges.
Die Fragmente, die uns von diesem tollen Fastnachtsspiel erhalten
sind, finden sich abgedruckt im 38. Bande der Weimar'schen Ausgabe
S. 45 ff., enthalten aber unsere Verse nicht. Doch ist in einem erhaltenen
Personenverzeichnis (S. 445) die Rolle des Hochzeitbitters Scherwenzel
vorgesehen. £. Schmidt sagt darüber (S. 436): „Das Yerspaar des Hoch-
zeitbitters .... haftete treu in seinem Gedächtnis und darf als Paralipomenon
gelten, denn es stammt wörtlich, nur von der Buchstabenvariante „gülden *"
Abgesehen, aus jenem alten Singspiel". Dasselbe „Harlekins Hochzeit" oder
„Hochzeitsschmaus*" ist herausgegeben von Ellinger in Braune's Neudrucken
Halle 1890 (vgl. Holte, die Singspiele der englischen Comödianten, Ham-
burg 1893).
Bern. Prof. Dr. S. Singer.
Amulet
eines Luzemer Landstürmers gegen Schuss und Stich ~ aus dem
Sonderbundskrieg nach Bern gekommen im November 1847.
Zwei schwarzwollene rechteckige Lappen, ungefähr 5 cm. breit, 7 cm.
lang, mit blauer Seide umsäumt, an der Innenseite des Saums mit gelber
Seide ausgenäht. Die beiden Lappen waren zusammengenäht, zwischen
ihnen befand sich ein rotwollener Lappen mit aufgedmcktem Muttergottes-
bild und ein weissleinener, der nach gleichzeitiger Angabe vom Hemde des
1844 ermordeten Leu stammt. Das Ganze wurde an zwei 36 cm. langen
Schnüren um den Hals getragen.
Dass man dem Hemde des Leu diese besondere Wirkung zuschrieb,
bezeugt noch nicht etwa seine Verehrung als Heiliger. Eine Reliquie von
irgend einem unschuldig Ermordeten hat überhaupt zauberische Wirkung.
So wurde während der Dauer des Lenker Prozess, einer Meldung des Thuner-
blatts vom 24. Dezember 1902 zufolge, einem Fetzen vom Hemde dos er-
mordeten Gerber (ebenso einem Holzsplitter vom Weidhag, an dem er er-
mordet aufgefunden wurde), die Fähigkeit zugeschrieben, Kranke zu heilen.
Bern. G. Züricher.
Vom Tierkreis und den Gestirnen.
Vadianische Bibliothek in St. Gallen Nr. 401 Pap. XVH. Jahrh. 60 Bl. 8".
(S. 7—9.)
Wider.
Ist guot sterckhen die begyrdt, dess morgens negel abschniden vnd
aderlassen, au zum haubt.
ScorpioD.
Ist guot purgazen inn tranckh innemen, baden vnd schröpfen; böss
denen so die blatern handt.
Sol.
Ein guter tag, die natürlich hitz zemeren, vbrig füchtigkeit zuo deren
vnd blost zuo vertreiben.
Miscdlen. — Mölanges. 63
Low.
Ist guot die anziehenden nattur sterckhen, haar vnd negel schniden,
in all andrem zemeiden.
Venus.
Ein glückhafftiger tag, baden vnd durch treiben te artzney ein zenemen,
glider sterckhen, kindt entwenen.
Stier.
Ist guot Bterckhen die krafft, fluss vnd durchlöuft stillen, kindt ent-
weneo, sayen vnd pflantzen; böss den halss mit artzneyen anrüeren oder
dz zepfli abschniden.
Wag.
Ist guot die döwung sterckhen, har abschniden, aderlassen, baden vnd
schrepfen au am ruggen vnder dem gurt.
Mercurius.
Ein mittelmessiger tag in allen obgeschribnen dingen, doch das
satom» natur gleich.
Zwilling.
Ist guot die döwung sterckhen, böss aderlassen, schrepfen insonders
saff den armen oder banden.
Jungfrow.
Ist gnot die behaltenden kreft sterckhen, fluss vnd durchlöuft stillen,
kind entwenen, seyen und pflanzen.
Luna.
Ein guoter tag zu purgieren, insonders in lattwergen; aber böss baden,
schrepfen vnd aderlassen, so der mon im nüwen oder wedel oder fier teil ist.
Creps.
Ist guot purgieren, insonders in lattwergen, innemen, baden vnd
«direpfen, an zur median mitel aderlassen.
St. Gallen. G. Jenny.
„Volkssage im Entlibuoh".
,Als die ünterwaldner ins Entlibuch einbrachen, und auf dem ersten
Alphof den Senn mishandelten, entfloh der Eiiecht auf die Flue und hörnte,
während das Vieh weggetrieben wurde, folgendes Liedchen:
Hollop und Blässen
Der Senn, der lyt im Kesseli,
Der Hüttenknecht ist in der Flue
Er homet sinem Scholieben [?] zu
s'Hinder Heini's Trüchel Kuh
Lauft gegen Unterwaiden zu
Thut alle Thürli uf und zu.
Hierauf sammelten sich die Entlibucher, und jagten die Ünterwaldner
mit Hohn zurück, verfolgten aber ihren Sieg zu wenig, und verscherzten
darfiber manche schöne Alpweide, aus Ueberfluss und Genügsamkeit da-
maliger Zeiten.*'
„1802, d. 31. Jul.«
64 Miszellen. — Melapj^es.
Obige Sage findet sich handBchriftlich aufgezeichnet auf einem Oktav-
blättchen als No. 4 in dem Sanimelband G. 38,22 der Vaterländischen Biblio-
thek in Basel. Vgl. die Varianten bei LCtolf, Sagen, Bräuche, Legenden
1862 S. 414; Staldeb, Fragmente über Entlebuch I (1797) S. 81, und dar-
nach Gremm, Deutsche Sagen. 3. Aufl. I, 194. —
Basel. E. Hoffmann-Krayer.
Nikiaus Emmenegger von Wiohy (richtiger Agy) und Anna Maria
geb. Wiolit seine Frau.
Jos. Reinhart pinxit 1791.
Zwei Eheleute 'mittlem Altere. Der Mann steht etwas breitspurig da
Der Maler hat offenbar des Farbeneffektes halber den braunen Leibrock
desselben umgeschlagen, so dass das roto Futter sichtbar wird. Auch die
Weste ist rot, mit gelbem Zwilch geflUtert, die Hose braun, dem Rock ent-
sprechend. Die Kleidung folgt dem Schnitt der städtischen Mode; nur der
auf einer Seite aufgeschlagene runde Hut mit der farbigen Schnur ist bäuerlich.
Origineller ist die Tracht der Frau. Sie trägt den dichtgeflochteneD,
breiten, flachen Strohhut mit schwarzer Ganiitur, wie er sich als Besonder-
heit lange bei den Freiburgerinnen erhalten hat. Korsett und geblOmtes
Halstuch sind mehr städtisch; ländlich dagegen mutet uns der Rock an,
der zur Hälfte rot, zur Hälfte blau-weiss-rot gestreift ist. Unter der leichten
durchsichtigen Schürze wird eine blaue bestickte Tasche sichtbar. Die
Hände stecken in einem mächtigen Pelzschlupf, der zum Strohhut nicht recht
paHsen will und wohl schon um 1791 bereits antiquiert war.
Durch Hrn. Staatsarchivar Schneuwly in Freiburg, der sich dafdr mit
dem Urenkel des obigen Ehepaares, Hrn. Joseph Emmenegger, II. Sekretär*
der kantonalen Finanzdirektion, in Verbindung gesetzt hat, erhielten wir
über die dargestelten Pi^rsonen folgende wertvolle Mitteilungen.
Nikiaus Emmenegger, S(»hn des Melchior E., stammte ursprünglich
von Schüi)fheini im Entlebuch und lies» sieh in der zweiten Hälfle des 18.
Jiilirhunderts als ViehliändltT und „Bergbeständer" in der Nähe von Plaffejen
nieder. Am 22. Novemb(»r 1773 erscheint er wegen eines Rechtshandela
vor dem kleinen Kate. Er ast^ocierte sich mit einem gewissen Jützet von
St. Sylvester bei Plaffeyen. Ihre Geschäfte gingen gut und erregten den
Neid der Nachbarn, der sich in geleg(mtlichen Sticheleien Luft machte. Ein-
mal wurden diese im Wirtshaus von Plaffeyen den Geschäflsteilhabem sn
arg, so dass sie mit zwei Zinnkannen in der Faust, die sie ihren Gegnern über
den Köpfen schwangen, die Gaststube räumten. Später zog E. in die NlÜie
von Freiburg und verheiratete sich am 18. Oktober 1784 mit Anna Maria
Wicht, Tochter des Peter W. von Praroraan, welcher Ehe eine zahlreiche
Kinderschaar entspros». Am 16. Dezember 1794 liessen sie in der Kirche
S. Nikolas zu Freiburg Zwillinge taufen, bei deren einem Herr von Appen-
thel, Alt-Land vogt <les Val Maggia, Gutsbesitzer zu Brünisberg und später
Staatsschreiber Pate war, woraus zu schliessen ist, dass E. wahrscheinlich
dessen Pächter zu Brünisberg war. Im Jahre 1795 stellte er beim Staatsrat
zu Freiburg das (besuch um Naturalisation, wobei als sein Wohnsitz Agy
f Gemeinde Givisi(?z) und Brünisberg (Gemeinde Tafers) genannt sind; seinem
Schweiz. Archiv für Volkskunde, Band VII (1Q03)
aus Emmenegger von WJchy (fichtig Agy, Gemeinde Givisiez,
Kt Frei bürg) und Anna Maria Wicht, seine Frau.
I
66 Miszellen. — Mölanges.
faillir rendre mon debvoir. Vous luy pourrez faire dire chansoos sur son
coniet et äultres pettites carraces (caresses) qa*il a accoustumö faire 4 ses
vaches pour leür faire trouver leur desjun^ (döjeüner) bon. Je pense qu'ii
moustrera qu*il est des maistres, selon que je m'entendz a leur laogaige.»
Neuchätel. J. Jeanjaquet.
Zum GlOcksrad.
Das von Herrn A. Vital im Archiv 4, 174 bescbriebene Engadiner
Losbuch „Ronda della Fortuna'^ ist offenbar aus einem deutschen Originale
•des 17. Jahrhunderts übersetzt, das der bis 1638 in Strassburg angestellte
Professor der Mathematik Eberhard Welper verfasste: „Ein neu erfundenes
-Glücksrad, durch welches man nach astrologischer Art auf unterschiedliche
Fragen, so den zwölff himmlischen Häusern nach abgetheilet sind, eine Ant-
wort finden kan*. Der älteste mir bekannte Druck befindet sich in dem
um 1695 erschienenen Sammelwerke „Das zeitkürtzende Lust- und Spielhaus''
S. 681—623. Einen Einzeldruck o. 0. 1704. 37, Bogen S^ besitzt die
Berliner Bibliothek, einen späteren „gedruckt in diesem Jahr", der den Verf
W^lper nennt, die Weimarer. Andre werden gewiss bei Nachforschungen
zu Tage kommen. Vgl. übrigens noch meine Ausgabe von Wickraxns
Werken IV, 333 (Litterar. Verein. Tübingen 1903).
Berlin. J. Bolte.
Volksmedizin.
In St. Jost am Bürgen (Kt. Nidwaiden) befindet sich im Altar hinten
•ein links verlaufender Schacht, in welchen die Wallfahrer den Kopf hinein-
stecken, um vom Kopfsveh geheilt zu werden.
Damit möge man das in Band IE S. 58 über den durchlöcherten
Stein Gesagte vergleichen.
Stans. Dr. R. Durrer.
Die arme Gred.
(Zu Archiv HI, 123.)
Das an der obigen Stelle von J. M. mitgeteilte Gedicht findet sich
in etwas anderer Strophenordnung und in stark erweiterter Form schon
abgedruckt in Jos. Ineichens „Lieder vom alten Sepp" Luzern'1895 S.l ff. In
unserer Version fehlen die Strophen 10. 12 (1. Hälfte). 14—19. 20 (2. Hälfte).
22 (1. Hälfte). 23. 24 (2. Hälfte). 25—27, während in ihr Str. 1—9. 11. 12
(2. Hälfte). 13. 20 (1. Hälfte). 21. 22 (2. Hälfte). 24 (1. Hälfte). 38. 39 ent-
halten sind. Die Ineichen'sche Fassung weist also 39 Str. gegen 13 der
unsrigen auf Freilich sind diese letztem auch oft zwölfzeilig gegen die
^achtzeiligen Ineichens.
Ob I. ein älteres Volkslied überarbeitet hat oder ob er wirklich der
Verfasser der ^armen Gred" ist, konnten wir bis jetzt nicht ermitteln.
E. H.-K.
67
Kleine Chronik. — Chronique.
Volkslied im Kt. Bern. Bei Anlass des kantonalen Turnfestes in Biel
ist u. A. auch ein Volksliederabend in 5 Bildern mit Gesang und Tanz ver-
anstaltet worden. Wir begrQssen solche Unternehmungen, die den Sinn ftir
unser Volkstum in weite Kreise tragen, aufs Beste, möchten aber zugleich
den Wunsch aussprechen, dass künftighin nur ganz ächte, d. h. wirklich
vom Volke aufgenommene Lieder zum Vortrag kämen. Dahin rechnen
wir aber nicht — bei aller lebendigen Frische — das Strasser'sche Grindel-
waldnerlied und das Heimann'sche Seeländerlied (die französischen Lieder
kann ich nicht beurteilen). Das ächt-historische Kostüm kann bei solchen
Veranstaltungen nie genug betont werden.
Elsässisches Museum. Herr R. Forrer in Strassburg teilt uns
mit, dass dort ein „Elsässisches Museum" gegründet worden sei, welches
speziell Material zur elsässischen Volkskunde sammeln werde. Wir
wünschen unsem Nachbarn Glück zu diesem Vorhaben. In der Schweiz
ist es leider bis anhin noch nicht gelungen, etwas Aehnliches in Angriff zu
nehmen, da sowohl das Landesmuseum wie die kantonalen Sammlungen ihr
Augenmerk in erster Linie auf das Kunsthandwerk richten.
Die »Pierre ä Niton" in Genf und Nuton-Neptunus. — In einem
Artikel der „Wallonia" (X, 219 ff.), betitelt „Neptune et NutonB"" kommt
H. Schuermans auch auf die „Pierre ä Niton'* in Genf zu sprechen, die sich
durch die am Fusse entdeckten Opfergeräte (ein Beil und zwei Kelt) als
Altar erwiesen hat.
Seh. hält nun diesen NiUm, der bei Genfer Greschichtsschreibem auch
NcUton, Neiton, Neyton, Nyton geschrieben wird, für identisch mit
Neptunus, und diesen wieder mit den belgischen NiUons^ jenen
koboldartigen Geistern, wie sie auch im Schweizer Volksglauben so häufig
vorkommen.
Die Uebereinstimmung ist für Seh. umso evidenter, als er bei Galiffe
(Genfeve historique, Suppl., p. 15) die Notiz gefunden hat: «C'est encore de
r^poque celtique que la campagne ä conservö longtemps, surtout dans les
localit^s de la rive gauche, certaines croyances superstitieuses, comme celle
aox yServants', gönies domestiques invisibles, taquins ou complai-
aants selon les dispositions du manage qu'ils honorent de leur attention.»
Daxu kommt noch die Entdeckung einer eigentlichen Neptunschrifl in Gtenf
4un 14 Mai 1884 (CIL. XII, 5878).
Nach alledem ist der Name Neptunus keltisch (vgl. Schneegans in
Zeitachr. f. rom. Phil. XXIV, 560 und Wilmotte in Revue de Tlnstruction en
Belgique) and bezeichnet ursprünglich gar keinen Meergott, sondern einen dem
NuUm ähnlichen Hausgeist.
Bücheranieigen. — Camptes rendus.
Das Bauernhaus in der Schweiz. Hrg. vom Schweiz. Ingenieur-
u. Architekten- Verein. Zürich (Hofer & Co.). Lief. 8—5. Fol.
Den bereits angezei^o beiden ersten Lieferungen sind rasch die
übrigen nachgefolgt, so dass das Werk, wenigstens der illustrative Teil, nun
abgeschlossen vorliegt. Der Text, der mit Lief. 5 erscheinen sollte, steht
noch aus.
Ueberblickt man das Ganze, so fällt vor allem der ungleiche Anteil
ins Auge, den die einzelnen Kantone an der Darstellung genommen haben.
Diese Ungleichheit steht auch nicht, wie man etwa meinen sollte, in ganz
richtigem Verhältnis zu der Grösse der Kantone oder der Vielgestaltigkeit
ihrer Haustypen. £s fallen auf den
Kanton Bern 18»/, Tafeln Kanton Freiburg 2 Tafeln
„ Graubiinden 16 „ „ Appenzell 2 „
Tafel
Wallis
5Va
St. Gallen
3
üri
3
Solothum
273
Zürich
2
Schwyz
2
Thurgau
Unterwaiden
Waadt
Neuenburg
Genf
Aargau
Vi
Es fehlen somit vollständig die Kantone Basel, Schaffhause n^
Zug, Luzern, Glarus, Tessin. Das ist uns ein neuer Beweis, dass die
Sammlungen nicht systematisch, vom historischen Standpunkt auß angelegt
worden sind, sondern in Hinsicht auf die praktische Zweckdienlichkeit. Das ist
aber um so mehr zu bedauern, als dadurch Gegenden, die interessantes Material
geboten hätten, in Wegfall gekommen sind. So sucht man z. B. vergeblich
einen typischen Vertreter des deutsch -jurassischen Hauses, wie es sich
im Kt. Basel und im Frickthal findet. Ueberhaupt ist der weitschichtige
Typus des dreisässigen Hauses — mit Ausnahme des „Bernerhauses'', das
aber eine Uebergangsform darstellt — gegenüber dem Länderhause ziemlich
schlecht weggekommen. Vom Engadiner Haus haben wir wenigstens in
„Graubünden Nr. 15" einen guten Typus, während Nr. 7 mit seinem kompli-
zierten Grundriss keinen festen Anhalt bietet. Auch die übrigen Typen des
rätoromanischen Hauses (Rheinwald, Glarus, Gaster, Sihlthal) sind unge-
nügend vertreten. Das ^schwäbische" Haus und das des Unterwallis
weisen je eine Tafel auf (Thurg. Nr. 1 und Wallis Nr. 5), während, wie
bereits bemerkt, das „Läuderhaus" mit über 30 Tafeln den Löwenanteil
davonträgt. Dass das sog. „langobardische" Haus vollständig fehlt,
mag seinen Grund in der Hunzikerschen Publikation des Tessiner Hauses
haben; wir glauben aber doch, dass in ein so hervorragendes Werk, wie
das vorliegende, sämtliche Haupttypen hätten aufgenommen werden
müssen, ohne Rücksicht auf etwaige Vorarbeiten.
Zum Einzelnen Hesse sich noch manches bemerken; das meiste ist
schon in der letzten Besprechung gesagt worden. Eine Sache, mit der sich
Bttoheranzeigen. — Comptes rendos. 69
Icein Hansibrsdier wird befreaDden können, ist die gutdeutsohe Bezeichnung
oder gar das Weglassen der Bezeichnung der Räume auf den Grundrissen;
hat doch Hnnziker auf die grosse Bedeutung der Terminologie hingewiesen.
Bei den Titein wäre es angezeigt gewesen, den Ortschaften jeweilen eine
nähere Bestimmung ihrer Lage beizufügen. *)
Doch genug des Tadeis! Auch in der schweizerischen Publikation
befinden sich Blätter von grosser Klarheit und Schönheit Das Hauptrer-
dienst fällt den Architekten J. Gross und A. Müller zu, von denen der
erstere allein 21, der letztere 11 Tafeln des ganzen Werkes ausgearbeitet hat.
Trotz gewissen Lücken begrüssen wir das schöne Werk aufs Frendigste
and geben zugleich der Hofifnung Raum, es möchten in einer Supplement-
lieferung auch diejenigen Haustypen noch Aufnahme finden, die bis jetzt in
der Sammlung nicht vertreten sind. E. Hoffmann-Rrayer.
Karl Reuschel, Volkskundliche Streifzüge. Zwölf Vorträge über
Fragen der deutschen Volkskunde. Dresden und Leipzig
(C. A. Koch) 1903. VI + 266 Seiten. 8^ (4 M.).
Wie der Titel besagt, ist der Zweck des vorliegenden Buches, in
Form von «Vorträgen'* einzelne Kapitel aus der Volkskunde zu behandeln.
Den Grundstock des Buches bilden die Erörterungen über das Volkslied.
Diesem geht eine „Einführung" über Begriff, Geschichte und Bedeutung
der Volkskunde voraus und folgt ein Abschnitt über Sage, Märchen und
Aberglaube nach, welch letzterer nur als Anhang betrachtet sein will, der ein paar
Richtlinien für die Behandlung der betreffenden Forschungsobjekte zieht.
Ich habe die klaren, einsichtsvollen Abhandlungen mit Genuss ge-
lesen. Die Einführung ist fern von aller aprioristischen Wortfechterei und
unterrichtet in knappen Zügen über das Wesentlichste. *j Der Abschnitt
über das Volkslied teilt sich in drei Kapitel. In dem ersten kommt der
Begriff des Volksliedes zur Sprache, wobei sich R. der John Meier'schen
Auffassung anschliesst, immerhin unter Beifügung der Bestimmung, dass die
Volkspoesie eine gewisse Dauer ^besitzen müsse. Das zweite behandelt die
„Kunstlieder im Volksmunde", jenes Lieblingskapitel der heutigen Volks-
liedforscher in überaus ansprechender, die charakteristischen Punkte heraus-
hebender Weise. Das dritte Kapitel setzt sich mit der Entstehung der
Volksdichtung aus dem Arbeitsgesang (Karl Bücher) auseinander. Darauf
folgen Aufsätze über das Schnaderhüpfel (IV), den Stil des Volksliedes (V),
das Verhältnis der deutschen Landschaften zum Volksliede (VI) und endlich
die kulturgeschichtliche Bedeutung des Volksliedes (VII), die in allen ihren
Teilen die reichste Anregung bieten. Das Buch schliesst ab mit drei Ab-
handlungen über Sage, Märchen und Aberglauben. Auch sie sind gerade
durch ihre knappe Fassung, die uns die wichtigsten Ansichten über das
Wesen dieser Grebiete vorfiihrt, besonders wertvoll und lesenswert.
») Der Titel „Bauernhaus ä Plague" (Bern Nr. 12) ist, nebenbei be-
merkt, eine rechte Geschmacklosigkeit.
<) Der Lapsus, dass ich Professor in Zürich sei, ist verzeihlich ; aber
unter den Hochschullehrern, die seit längerer Zeit volkskundliche Vorlesungen
halten, hätte Singer in Bern nicht vergessen werden dürfen.
70 Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
Fachmann und Laie können aus R/s Buche viel lernen: Letzterer
manche für ihn neue Thatsache, Ersterer die Kunst der übersichtlichen Be-
handlung eines weitschichtigen Stoffes und — was man bei einer deutschen
Arbeit ganz besonders hervorheben muss — die einer gewandten, leicht-
fliessenden Darstellung. E. Hoffmann-Krayer.
C. Kleeberger, Volkskundliches aus Fischbach i. d. Pfalz. (Samm-
lungen des Vereins f. bay. Volkskunde u. Mundartforschung.
Heft I). Kaiserslautern (Herm. Kayser) 1902. VII 4- 130
Seiten. 8*^.
Es ist eine erfreuliche Thatsache, dass die Volkskundevereine aller-
orten zusammenfassende Darstellungen herauszugeben anfangen. Man kann
diese Publikationen scheiden in Ortsmonographien und Stoffmonographien.
Vorliegende Schrift reiht sich unter die erstem.
Kl. hat sich einen sehr weiten Rahmen gezogen und auch Gegen-
stände aufgenommen, die nicht eigentlich in dem Gebiet der Volkskunde
liegen, wie z. B. geschichtliche Begebenheiten und einiges Statistische.
Wir halten das aber für keinen Schaden, so lange es nicht auf Kosten der
Volkskunde geschieht. Und das ist in Kl.'s Schrift wirklich nicht der Fall.
Der Verfasser bietet uns ein stattliches und in vielen Teilen auch bedeuten-
des Material über Bräuche, Aberglauben und Volksdichtung (Märchen, Sagen,
Kinder- und Volksreime, Kinderspiele, Volkswitz, Sprichwörter und Redens-
arten). Dabei wird (S. 90) auch das sonst so wenig gepflegte Kapitel der
volkstümlichen Bilderschriften kurz berührt. Zum Schluss kommt
die Mundart nach ihrer grammatischen und formelhaften Seite zur Sprache.
Historische Karten und Situationspläne bilden eine willkommene Ergänzung.
Wir möchten diese gediegene Arbeit auch unsern schweizerischen
Volksforschern zum Studium warm empfehlen; denn auch unserm Lande
thäten solche Monographien mit Hervorhebung des VolkskundHchen bitter not.
E. H.-K.
Gertrud ZOricher, Kinderlied und Kinderspiel im Kanton Bern.
Volksausgabe. Bern (A. Francke) 1903. 256 Seiten kl. 8^
Die in Fachkreisen durchweg so günstig aufgenommene Sammlung
von Berner Kinderliedern ist nun auch in handlicherem Format als Volks-
ansgabe erschienen; die Schweif. Gesellschaft für Volkskunde hat als Ver-
legerin der wissenschaftlichen Ausgabe von Anfang an den Plan der
Popularisierung befürwortet; d(»nn sie erhofft sieh von dem Bekanntwerden
ihrer Bestrebungen im weitern Volke nicht geringen Erfolg, wenn derselbe
sich auch nicht sofort direkt bemerkbar macht.
Wesentliche Aendeningen hat die vorliegende Ausgabe nicht erfaliren.
Für ihren Zweck ist natürlich der Varianten- und Litteraturap^mi'at weg-
gelassen worden; dagegen ist ein feinsinniges Vorwort von 0. v. Greyerz
und ein alphabetisches Register der Liederanfönge neu hinzugekommen.
Wir wünschen dem liebenswürdigen Büchlein alles Glück auf den Weg.
E. H.-K.
71
^ Bibliographie
Ober schweizerische Volkskunde fOr das Jahr 1902.
Von E. Hoffmann-Erayer.
Folgende Herren (bezw. Firmen) haben sich in dankenswerter Weise
durch Zusendung von BQchorn, Zeitungsausschnitten und Litteratumachweisen
an der Bibliographie beteiligt:
Prof. J. L. Bbandstettkr, Luzem, 0. ÜHAMnAz, Serix, Dr. Th. v.
LiEBENAu, Luzem, P. Gabriel Meiek, Einsiedeln, Dr. R. Nef, Basel, Dr. R.
ScHocH, Zürich, Prof. A. E. Schönbach, Graz, Prof P. Schweizer, Zürich, Ad.
Seiler, Basel, W. Speiser, Basel, Dr. E. A. StCckelbkro, Zürich, Red. der
„Thiroauer Zeitung", Franenfeld, A. Tobler, Wolfhalden.
Abkürzung.
I. SS Schweizerisches Idiotikon,
I. Bibliographisches.
1. Ergebnisse und Fortschritte der germanistischeu Wissenschaft im
letzten Vierteljahrhundert. Leipzig. 8.477: R. Petich, Volksdlohtnog ; 8. 4»9: Ä.
Fdach, Volkskunde; 8. 506: A, Schuiiertu, Mythologie. — 2. Jahresbericht üb. d. Er-
scheinungen a. d. Gebiete d. gerraan. Philologie. Jahrg. 1901. Berlin 1902.
XIX. Mythologie und Sagenkundo. XX. Volkskunde. — 3. Jahresberichte
fiir neuere Litteraturgeschichte. IX. Bd. (1898) Berlin 1902. Teil I, 5:
Volkskunde. — 4. Bibliographie der Schweiz. Landeskunde. Bern ^K. ,1. Wyss).
— 5. Hoffmann-Krayer^ E., Bibliographie tlber Schweiz. Volkskunde f. d. J.
1901, in diesem Archiv VI, 69 ff. —
II. Helhodik und Systematik.
1. Hoffmann-Krayer, E.^ Die Volkskunde als Wissenschaft. Zürich. —
2. Scfioch, R.j Anleitung z. Anlegen von Gemeindechroniken. Neue Zürcher Ztg.,
19. Jan. Behandelt bauptAächlich die ToIkskundHohe Seite. —
III. Yeriuischtes.
1. Viäliäty, H., La Suisse a travers les ages. Bale et Geni've s. a.
[1902]. — 2. Mohr, A.y Survlsta della literatura ladina. Annalas deUla
Societä retO'TOmantscha XVI, 13 ff. Daraus besonders- I. Part. La literatura tra-
dizioDala: 1. Prorerbis e frasas proverbiales. 2. In^^lHTineras. 3. II requint mitlc e la
ehanson mitica. 4. Iai chanznn d*amur. 5. La satira ed il pasquil. 6. La ballada. 7. La
fiabla. 8. La ohanznn itorica. 9. La chanzun politica. 10. La chanzun da plaz (Spinn-
Stuben-Lied). 11. Cbansun da led. 12. L'inscripziun. — 3. Diibiy H., Saas-Fee und
Umgebung. Bern. Holzkreuze mit Votivtafeln S. 17. 22. 76, Steine 28. 29. 104, Sara-
aenen Sl. Hioser passim o. spez. HO, Hausthür 47, Murmeltierfang 47, Inschriften 48. 76.
72 Bibliographie.
79. 89, Haoageräte 95. 110, Kannen 59, TUch 68, Bflck«Bkorb 100. 101, Landw. Geräte 107.
119, Jahneitmühler 59, Volksmedistn 61. 63, Be^räbnU 69. 109, Brücken 65, Sagen 87.
95—100, Anekdoten 100, Heiligenverehrnng 89, Namen 109, Nahning 108, Alp- n. Land-
Wirtschaft 105. — 4. Wettstein, E., Zur Anthropologie UDd*Ethnographie des
Kreises Disentis. Zürich. I. Physiach-anthropologlscher Teil. II. EthnographiBcher
Teil: A. Spraeke: Orti- uid Flomamen, QeMkleehtinamen, Peraonennamen. B. StatU-
tiaohee: Beyölkemngssahl, Heirattfreqnenz nnd Ueiratsalter, SterbefiUle. C Lebensweise:
Kahrong, lUeidnng, Beschäftigung. D. Hausaeiohen. E. Tierceiohen. F. Volksdichtung:
Härchen, Sagen, Kinderreime, Alte Sprüche und Gebete, Landwirtschafts- und Wetter-
regeln, Sprichwörter, Rätsel. G. Aberglaube. H. VoÜLsmedisinisches. —
IT. Urgeschichte^ Yorgeschichte, Siedlung.
1. Garofalo, F. P., Note di storia elvetica. BoUeitino siorico XXIU
(1901), 133 ff. (Sülle sedi e sui limiti degli Helvetii. — Quali eraDO i pagi
Elvetici? — Sulla via che tennero i Cimbri per venire in Italia). — 2. Anti-
chitä di casa nostra nei Musei-di Milano. Ib. 164. — 3. Nüesch, /., Das
Schweizersbild. 2. Aufl. Zürich. (Vgl. Korrespofidene-Blatt d. d. Ges. f.
Anthropologie XXXIII, 50). — 4. Heierli, J"., Die Nefritfrage mit spez. Be-
rücksichtigung der Schweiz. Funde. Anzeig. f. Schweiz. Altert. IV, 1. —
6. Ulrich, Ä., Der Grabhügel im „Wislistein** bei Wangen, Kt. Zürich. Ib. 8.
— 7. ReichUn, Fr.^ Les fouilles de Vindonissa. Revue histarique vaudoise.
X» ann^e. — 8. v. Tröltschy F., Die Pfahlbauten des Bodensees. Stuttgart.
— 9. Heierli, J., Aus der Urgeschichte des Ütliberges bei Zürich. Globus
82, 231 ff. — 10. Courthion, X., Les premiers coions du Valais. Almanach
du Valais (Sion), p. 68. — 11. Caro, G.y Studien zu den älteren St. Galier
Urkunden ; Die Grundbesitzverteilung in der Nordostschweiz zur Earolinger-
zeit. 2. und 3. Abschnitt. Jahrb. f. Schweiz. Gesch. XXVII, 186 ff. —
12. LiUhi, F.f Der Aufmarsch der Alemannen. Pionier (Bern) XXIU, 1 ff. —
S. auch m, 3. —
y. Wohnung und Architektur.
Höhlenwohnvng. Höhlenbewohner in der Schweiz. Basl. Ncuihr. 30. Nov. —
Haus. Das Bauernhaus in der Schweiz, hrg. v. Schweiz. Ingenieur- und
Architekten- Verein. Lief. 1—5. Zürich (Hofer). — 2. Isabel. F., Un
fenil aux Ormonts. Bulletin du Glossaire, p. 30. — 3. Hunziker, J".,
La maison suisse dapr^s ses fonnes rustiques et son d^veloppement
historique. Traduction fran^aise par Fred. Broillet. l^* partie: Le
Valais. Lausanne et Aarau. — 4. Alte Häuser in Ins. Der Schweizer-
Bauer, [Kal-l (K. J. Wyss), S. 93. — 5. Appenzeller Haus. Neuer
Appenzeller Kai. (Heiden, b. R. Weber.) — S. auch I. 189. 190 Blatten,
196 Asch-, 197 Vor-, Füür-, 198 Herd-, 200 Schutz-, 201 Trechen-,
Wolf-, Wetter-, Ziegel- BlaUen, 315 Breche. — S. auch lU, 3. —
Brücken. S. lU, 3. —
YI. Gerät, Fahrzeug und Aehnliches«
Schiff* 1. Zur Forschung über alte Schiffstypen u. s. w. A. Die Schweiz
(von H. Messikommer, Dr. Wavre, Dr. V. Gross, Dr. J. Messikommer
und R. Mielke). Correspondenzblatt d. deutsch. Ges. f. Anthropologie
S. 36 ff. L Äg^eri- nnd Zugr^r-See. I. Die Einbaum-FlottlUe In Ober-
Bibliographie. 73
Äceri. IL Die HeratoUimg des EinbaomaB, ipoüall r. Ober-i«erL HL DI«
FiMharflotto ▼. Walehwyl. S. Neuenbar ger-, Bieler-, Mnrten-See, Thielle
und Broye. 8. Bieler-8ee. 4. Einbanm ▼. Robenhausen. 5. Wallen-Seet
Limmat, Vlerwaldit*tter-8ee. —
iMmpen. 2. Godet^ Ä., Anciennes lampes grisonnes. Anz. f. Schweiz.
ÄUert. IV, 67. —
LandwirischaftUeheg. S. m, 3. —
HauBgerät. S. m, 3. ~
YII. Nahrung.
AiigemeineM. S. III, 3. 4. —
£tebä€k. 1. J". M.y A propos des bricelets. Conteur vaudois, 4 janv. —
2. Margot, Ch.-G.y Casse-museaux. Ib., 15 fövr. Rln hartes, kastanlen-
förmiges GebSck, schon im 16. Jh. bekannt -* J. 181 Blatt 187 Thee-^
Win-Blaü, 203 Plattene, 277 Ha^Ben-, 279 Chnüw-, Leder-, 280 Fa»-
noc^, 282 Äw-, 283 Schnider-Bhfz. - S. auch XI: Ostern. -
TIIL YolkskuDSt.
Heraldik» 1 . Angst^ U., Baueraheraldik. An*, f. Schweiz. Altert. IV, 64. —
IX, Tracht.
AppenzMm 1. Appenzeller Sennenbube. Nach einem Aquarell v. K. Liner.
Die Schweiz VI, 5. Heft. — J. 266 Bletz, 384 BrüecMi. —
Bern. 2. Bemertracht a. d. J. 1804 (nach König). Eidg. National-Kal.
(Aarau, b. E. Wirz), S. 69. — I. 282 Schilebletz. —
rVeihurg. 3. Qeogr. Lexikon Bd. II, 170. 171. —
Glarus, 4. Joh. Heitz, der grosse Gemsjiiger. Alnianach romand (Beme,
chez Stsempfli & Cie.). Planche, d'aprfes König. —
St- Gallen. 5. Die 3 Kinder des „armen Mannes*" (Bräcker) aus dem
Toggenburg. Hist. Kai. (Bern, b. K. Stämpfli). Färb. BUd nach N. König. -
S. auch I. 191 Blatten, 203 gehlätüet, 266 fg. Bletz. —
Grauhünden. S. III, 4. —
Waadt* 6. Paysanne au marchö, ä Vevey. Conteur vaudois, 23 aoüt. —
WaUis. 7. 1802. Almanach du Valais (Sion), p. 16. — 8. Männertracht
der Älplerinnen. Der Schweizer Bauer (Bern, b. K. J. Wyss), S. 79. —
Zug. 9. Peter Meyer und seine Schwester, von Buonas. Hist. Kai. (Bern,
b. K. Stämpfli). Färb. BUd nach N. König. —
Zürich. 10. Joh. Frid. Fröhlich und A. B. Millli (v. Schöfflisdorfj. Alma-
nach romand (Beme, chez Stfempfli). Färb. Bild. — I. 188 blättlen,
275 ünderbletz. —
Zum Ganzen s. auch J. 188 blättlen, 275 Vor-, 276 Göller-, 281
Brust'Bletz, 383 fg. Bruech. —
X. Wirtschaftliches.
JLiigetneines. 1. Geering, Tr., und Hotz, R,, Wirtschaftskunde der Schweiz.
ZOrich. — 2. Baumgartner, G., Das Curiirstengebiet in seinen pflanzen-
geogr. und wirtschaftl. Verhältnissen. Zürcher Diss. 1901. -r-
74 Bibliographie.
Landwirtschaft» 3. Karte der Landwirtschaft uod Bodenerzeugnisse der
Kantone Appenzell, Aargau, Bern, Freiburg, Basel. Geograph. Lexikon
der Schweiz. Lief. 10. 15. 26/7. 34. 56. — 4. Kr^emer, Ad., Die
Landwirtschaft im 19. Jahrh. mit bes. Berücksichtigung Schweiz. Ver-
hältnisse. Frauenfeld. — 5. Der Dinkel und die Alamannen. Globus
87. 83. Beferat eines Artikels t. R. Qradmana in d. Wflrtt. Jahrbb. t Statistik
1901, welcher den Dinkel, in der Schweiz «Korn'' genannt, als spesiflsch alemann-
isches Getreide feststeUt. — 6. Pierre d'Anian (Roch, Eug.), Oh ! les
bonnes vendanges d'antan. Conteur vaudois, 25 octobre. —
Alp' u. Milchwirt9ch€fft. 7. Per la storia del commercio dei formaggi.
Bollettino storico XXIU(1901), 180. — 8. Gerber, Gh., Milchwirtschaft.
Alpwirtschaftl. Monatsblätter 33. — 9. Strüby, A.y Die Alp- und
Weidewirtschaft im Kt. Zug (Schweiz. Alpstatistik XI). Solothum
1901. — 10. Strüby, A., et de Chastonay, 0., L'Economie alpestre du
Bas-Valais. (Id. XU). Ib. 1902. — 11. Die Emmen thaler Alp Wirtschaft
zu Grossvaters Zeiten. Alpwirtsch. Monatsblätter S. 93. — 12. Die
Alpwirtschaft im Unterwallis. Ib. S. 96. 190. — 13. Fleischmann, TT.,
Lehrbuch der Milchwirtschaft. 3. Aufl. Leipzig 1901. — 14. Gilliron-
Duboux, Les alpages communaux dans les Alpes vaudoises. Chronique
agricole du Canton de Vaud. — 15. Die Alpen im Vallt^e de TEau-
Froideim Kt. Waadt. Alpwirtsch. Monatsblätter S. 142. — 16. D'Antan,
P., Le fauchour dauö la montagne. Conteur vaudois, 6 sept. Lebendes
Alpheuers. — I. 199 Käs-Blatten, 203 Blater. — S. auch III, 3. -
Viehwirtschaft, 17. Verteilimg der Nutz Viehhaltung im Kt. Bera, Frei-
burg. Karten in Lief 35/36 u. 53 des Geogr. Lexikon d. Schweiz. —
Hausindustrie, 18. Karten der hauptsüchlichsten Industrien der Kantone
Appenzell, Aargau, Bern und Basel. Geogr. Lexikon der Schweiß.
Lief 9. 16. 28/9. 33. - 19. Webstuhl im Basel-Land. Ib. Lief 10. —
S. auch m, 4. -
XI. Sitte, Brauch, Feste.
Hochzeit. 1. Une ancietme coutume. Conteur vaudois, 5 avril. Abschieds-
reim an die das ElternhaoB verlassende Brant. — 2. Dalla Calanca. Costumi
nuziali. II San Bernardino (Roveredo) N». 7. 8. 11. 18. 15. 17. 24.
Nichts Altertümliches. - 2* L 447 E'Brief,A5S Hirats-, Verhirats-, 479
Husrat-, 489 Etag-, 491 Wiberbrief. — S. auch XV, 4. 5. —
Baten. 2^ /. 200 Schienggen- Blatten, 303 Brabanier, 452 Gevatttrbrief;
457 Göitibnef. —
Taufen. S. XV, 8. —
GeburtsUig. 2« I. 472 Bindbrief. —
Namenstag. 2«* I. 495 Würgbrief. —
Liehschaß. 2*. I. 197 füürplättelen. —
Begräbnis. 2t J. 180 Blatt — S. auch III, 3. -
JahrzeitmUhler. S. III, 3. —
Holzkreuze. S. III, 3. —
Älplerfeste. 3. Alphirtenfest in ünspunnen. 17. Aug. 1805. Histor. Kai.
(Bern, bei K. St<1mpflii, S. 48 und Almanach romand (ib.), p. 72. —
Landwirtschaftliciie Bräuche. 3». I. 340 Brecheten (Hanf). —
Bibliographie. 75»
Sehützenfeaie. 4. LßebenauJ, Th, v., Vorgeschichte der Schweiz. Schützen-
feste. Fest'Ztg, für das eidg. Schützenfest in Luzem 1901, S. 99 ff. —
5. Lötscher, Ä., Erinnerungen an die Entlebuch-Eramenthalischen
Weiberschiessen. Ib. S. 2ö0 ff. — 6. Heubergery S.y Zur Geschichte des
Bragger Schützenwesens. Offiziel. Festztg, für das aarg. Kantonal'
schütsenfest. — 7. Liebenau, Th. v., Pritschenmeister Heinr. Gering von
Zürich. Am. für Schweiz. Altert. IV, 168. — 7t 1. 193 Blatten, 196
Ürten-, 199 Schiess-, 200 Schützen- Blatten, 273 Bletz, 282 Schibenbletz,
446 Brief, 484 Schiess-, 485 Schützenbrief -
Knabenschaften» 7*». I. 402 Hauss-Predig, 414 Brueder. —
JBrttderschaflen. 7« /. 414 ff. Brueder u. Zss., 424 Bruederachaft. — -
Spart. 8. Dübi^ H., Der Alpensinn in der Litteratur und Kunst der Bemer
V. 1537—1839. Neujahrsbl der Litterar. Ges. Bern a. d. J. 1902. —
S. auch XII. —
j€Lgdm 9. Forestj L., Une chasse 4 l'aigle. Conteur vaudois, 12 avril. —
S. auch III, 3. -
NaciUtvüchter* 10. Morax, R., Les veilleurs de nuit. Gazette de Lausanne,
30 jaillet. Nachtwache in Reokinf^en (Oombs). —
Feuerspritzenfest. »0^ /. 304 Spritzenprob. —
Kirciigang. W /. 183 Öpfel-Bletüi. -
Kirchliciie Bräfiche. 11. Müller, Jos., Ein alter Bittgang auf Ennet-
märcht. Histor. Neujahrsbl von Uri a. d. J. liK)2. —
12. Courtfiion, L., Les Itogations. Journal de Geneve, 18 mai. Bittgänge
im Walils ror Himmelfahrt. - I2t I. 220 Bluet (Blutfest). —
Verfassungsbräuche. S. Rechts- und Verfassungsaltertümer. —
Silvester. 12»: /. 21677 Nest'Blutter{eT), -Blatterling. —
Neujahr. 13. Das Neujahrsingen. Eidg. National-Kal. (Aarau, b. E. Wirz)
S. 77. — 13» J. 216 Nest'Blutter, 409 Predikant, 472 Bindbrief —
JFastnacht» 14. Ebrodensis, Les Brandons. Lieti vaudois, 10 fövr. —
15. J. B. [lies J. L.], Wie die Gomser [lies Gommer] ihre alte Fast-
nacht in Ehren feiern. Vaterland 27., 28. Febr., 1. März. — 16. (Ilirs-
niontag in Münster 1764). Luzerner Volksblatt 14. April. Feuer im
«KreaE'* zn Münster 1764, durch KttchlibackeD verursacht. — 16* /. 264 Bletz,
282 Bschuribletz, 468 Fasnacht-, 489 Hirsmäntag-, 490 Dorfbrief —
JPaimsanntag. 16^ L 185 Balm-Blatt, 259 EselspJätzU. —
Ostern. 16« /. 185 Balm-Blatt 2, 256 Platz. —
jyingsten. 161 L 2 17 Pfingst-BlilUer, 218 Pfing.st-Blüttling. —
3fa€- 17. Der „Maienbrei" in Silva. Züricher Post 8. und 16. Mai. Poienta-
Mahl der Schalkinder. —
Wurstmahl. 18. J. 495 Wui-stbrief —
XII. Spiele.
ferrnischtes. 1. Die älteste Erwähnung des Steinstossens. (Thüringischer)
Hauskalender fLuzern) S. 26. Erwähnung des Kegeins, „Walens",
Stechens, Tnrnierens, Schiesseds und Steinstoäsens im alt. Im. Stadt-
bach (1310—1815). — 2. S. auch /. 190 Blatte (Steinplatte), 197 Geiss-
gügi-Blatten, 200 Schiessblatten, Stöckel-BläUli, steinblättlen, 201 Störzli-
Blatten^ '^02 blattjen, blätüen, Blättiet, 209 bläterlen, 239 Platscligeren,
IB Bibliographie.
262 Seholderplatz, ^63 platzen, 298 hlaUgen, 300 Btutzger, blüUgerlen,
902 Zübrid, 316 brechen, 412 Brüddi, 413 Brueder. ^
Kartenspiel. 3. I. 423 WcAdhrueder. —
XIII. Rechts- und Terfassangs-AItertämer.
Vermiaelitee* 1. Fient, G., Die bfindu. Grememde in ihrer staatsrechtlichen
Struktur. Bündn. Monatsbl 1 ff., 25 ff. — 2. iScÄwite, ^., Ueber
Staatenbildung in der Alpenwelt. Histor. Jahrb. der Qörresges, XXII,
1 ff. — 3. Cajacobf Die Gesch. der Rechtsquellen des Kt Graubanden.
Vaterland 1900 Nr. 129. — 4. Meuli, A., Die Entstehung der auto-
nomen Gremeinden im Oberengadin. Jahresb. der Hist.-ant. Gee. van
GratiUmnden Jg. 1901. — 6. Beschreibung zweier alter Bräuche.
Basler Chroniken VI, 307 ff. Bericht yon ea. ISSO fiber alte Wahlbräaohe
ond die Brbebang des Mmrtinlzinses. - 5^ I. 238 IHütschi, 320 brechen,
453 Fressbrief, flberh. die Zss. mit Brief. —
JOandsgemeinde. 6. Die Landsgemeinde in Glarus. (2 Abbildungen). Der
Tag (Berlin) 4. Mai. — Qt I. 403 Landsgtneindpredig. —
Hauezeichen. S. III, 4. —
Jtechtsqfiellen* 7. Dumur, B., Les coutumes de Payeme. Mimoires et
BocumentSy publ. p. la Soc. d'hist. de la Suisse rom. t. IV, p. 207 suiv.
— 8. Holder, K., Das Landrecht von Jaun. Freiburger Geschichts-
Udtter IX, 1 ff. — 9. Jecklin, F., Eine neue Quelle ftlr die Geschichte
des bündn. Strafgerichtes v. J. 1572. Ane. f. Schweiz. Gesch. S. 72. —
XIT. Yolksglaubeo und Yolksmeinangen.
Vermiechtee. S. III, 4.
JBauem" m. Wetterregeln* 1. Vieux dictons sur le mois de janvier.
Conteur vaudois, 18 janvier. — 2. (Idem du mois de fövrier). Ib.,
8 fftvr. — 3. (Mars). Ib., 15 mars. — 4. (Avril). Ib., 19 avril. —
5. (Mai). Ib., 10 niai. — 6. Feierabend-Kalender (Münsingen, bei G.
Fischer), Almanach du Valais (Sion), (nuring' scher) Hauskalender
(Luzern, bei Gebr. Rilber), Historischer Kalender (Bern, bei K.
Stämpfli), Arbeiter freund-Kal. (Bern, Blaues Kreuz), St. Ursen-Kal.
(Solothum, Union), Grütli-Kal. (Zürich, Grütlidruckerei), Neuer Ein-
siedler Kai. (Eins., b. Eberle, Kälin & Cie.), Vetter Götti, Lustiger
Uisteli'Kcä., Schweiz. Volks-Kal. (sämtl. Grüningen, bei J. Wirz),
Joggeli-Kal. (Zürich, b. Jean Frey), Für Alle, Kai. (Emmishofen, C.
Hirsch), Badener Kai. (Baden), Der Schweizer Bauer (Bern, b. K. J.
Wyss), Vetter Jakob (Zürich, b. J. R. Müller), Der nette christliche
Hauskai. (Luzern, b. Gebr. Ruber), St. Galler Kai. (St Gallen, b.
Wiser & Frey), David BürklVs Züricher Kai. (Zürich, b. F. Amberger).
Familien-Kai. (Zürich, b. Th. Schröter), Der Wanderer (Zürich, b. H.
Gropsslerj, Schweiz. Dorfkai. (Bern, b. W. Gtppper). — 7. Le temps
qn'il fera. Almanach du Vafais (Sion, b. Kleindienst & Schmid), p. 51,
— 7* I 177 Merzen- Bluett, 214 hlutt 374 Manbruch, 413 Brueder.
— S. auch III, 4. —
Jffexen, 8. Jecklin, F., Beitrag zur Geschichte des bündn. Hexen wesens.
Bündn. Monatsbl. S. 34 ff. — 9. Nangjs, fi., La deniiöre Borciöre
Bibliographie. 77
hrülöe ä GenÄve. Semaine lüUraire X, 1«6— 188. ~ 10. Schweißer, P.,
Der Hezenprozess und seine Anwendung in Zürich. Zürcher Taschen-
buch 1902, 1 ff. — 11. Semaine Utt&aire X, 295. Urteil Choaets über die
Hexeret — II» I. 259 HäxenplaU. —
Zauber. n\ I. 223 bluetig. —
AljHirtick. 12. Zahler, H., Vom Doggeli. Der Hausfreund (Kai, Bern)
S. 69. —
Heidenhäuaer. 12* /. 197 Füür-Blatien. —
9teine. 13. Die „Fille de Mai'' an der C6te de Mai. Geogr. Lex. d. Schweiß
S. 649. ~ 14. „Pierre Perc^e" in Courgenay. Ib. S. 553. — S. auch
III, 3. -
Tiere, 16. TTtcÄmann, F., Ein sagenhaftes Tier (Einhorn). Basler Nachr.,
1. Dez. — 15^ /. 177 Bmen-Bluest (Aal), 208 Schwin-Blateren. —
nngemäg^. \b\ I. 177 NageUBluest. —
Blut, lö« J. 221. —
Fflamen. 15«! J. 184 Klee-Blatt. —
Farben. \b\ L 241 blaw. —
Blitz. W. J. 290. —
Kinderglauben. 15? J. 423 Waldbrueder. -—
Volketnedizin. 16. D^Anian , P. , Pour devenir centenaire. Conteur
vaudois. Aas einem alten Arzneibuch: Kröten, Se;i;enwanner, Schwalbennester.
, Sehnecken, Ziegengalle, Bienen In der Volksmedixin. — 16* J. 179 Geblati,
181 Blaä-, 183 Geiss-, Heil-, 184 Chrüz-, 185 Brame-, 186 Ärfrt-, iSJpt««-,
187 Xat«!>«t<cA;-, 188 Zimmet-Blatt, 204 Blateren (Eselsharn) u. s.
Zusammensetzungen, 219 ff. Bluet u. Zss., 226 erblüeten, Nasenbliieten,
241 blau, 293 JB/ite, 295 Schnewblitßiy 304 Pro6, 323 gebrochen, 367
BrMCÄ. — S. auch III, 3. 4. —
IW. 16^ J. 192 JB/ae/en. -
fltfiMifenverelirufi^, 17. Stückelberg, E. A., Greschichte der Reliquien in
der Schweiz. Zürich (Gesellschaft ftir Volkskunde). Darin auch über
Beliqolensfeste s. LXllff. — 18. Gauss, K., Die Heiligen der Gotteshäuser
von Baselland. Basler Zeitschr. II, 122 ff. — 19. Schnürer, G., Der
Kultus des Volto santo und der hl. Wilgefortis in Freiburg. Freib.
Oeschiohtsblätter IX, 74 ff. — 20. Stückelberg, E. A., Das Marien-
patronat des Frauenmünsters in Zürich. Anz. f. schweiß. Gesch, S. 69.
— 21. Siückelberg, E. A,, Spuren der fränk. Mission in der Schweiz.
16. S. 104. — 21* J. 264 Placidus, 418 Jakobsbrueder. — S. auch
Ul, 3. —
^^^^ffnungen. 22. (Alpsegen von Melchsee-Frutt). Schweiß. Musik-Ztg.
42. 49. — 22t J. 480 Wundsegenbnef, 486 Schwertbrief. —
^^^QeKaauber. 22^ I. 207 Binder-Blatere^ 275 St. Ürse-Bletßli (Amulet),
445 Bnef, —
^Verfi^ 22«. I. 401. -
^^^nulsbrief. 221 I. 466 Michelsbrief
XY. Yolksdichtnng.
^^•War. 1. Les Chansons de nos aleux: GaUay, /., ^L'iducat^um*^, chanson
patoise. ConUur vaudois, 18. janvier. — 2. Chamboß, 0., A propos
i
78 Bibliographie.
d'aoe ch^B^DSOD an^jMitois gray^rien. Conteur vai*doi8, 22 mars. —
3. yaucheTf X., T^iijours les reveilles chansons. Ib. 3 mai. Hooh-
«eitilled? — 4. Leti vieilles chansons. J6., 17 mai. Ebenio. —
5. (Gander)i La tsansoD fto Grand Bredi. J6., 31 mai. Mit Musik.
— 6. La Chanson des Mensonges (Lügenliedchen). Conteur vaudois,
12 juillet. — 7. Lou batsi (le baptßme). Ib., 2 aoüt. — S. auch
m, 2. -
.Kinderlied u* 'Spruch. 8. Tohler^ ^Ifr., Das Volkslied im Appenzeller-
lande. Zürich 1903. — 9. Brenn&r, Alb., Baslerische Kinder und-
Volksreime. 2. Aufl. Basel. — 10. Züricher, ö., Kinderlied und
Kinderspiel im Kt. Bern. Volksausgabe. Bern l903. — 11. J. 177
Pfirsich-Bluest, 212 bluU, 293 Blitz, 406 predigen, 427 brav (2 mal),
444 Brief. — S. auch UI, 4; XV, 11»». 33. -
Volkereime. 11'. L 240 blaw, 416 Brueder, 495 TTKratörfc/" (Heischelied).
— n\ Alpsegen s. XIV, 22. - S. auch UI, 4; XV, 10 ff. —
^M>ete. S. m, 4. —
^Sttgen, LegendeUf Märclken. 11^ Morax, R., La vieille Schmidja.
Oazette de Lausanne, 11 janv. — 12. Bundi, G., Farevlas engiadinaisas.
Annalas della Societä reto-romantscha XVI, 337 ff. — 13. C. E., Die
Schlossruine ob Wädensweil. Die Schweiz VI, 129 ff. BehatzbebongsiAge
iMoh «Alpenrosen fttr 1821* mit 8 Bildern naob J. M. Usterl. — 14. Brugger,
H., Aus bemischer Volkssage. Verein f. Verbreit, guier Schriften.
Sektion Bern No. 44. — 15. Biihlmanny J, L., Der Rodensteiner in
Sage, Lied und Geschichte. Monat-Rosen 46, 377. — 16. BrandsteUer,
J. L., Eine Sage aus Sursee. Vaterland, 8. März. — 17. Iniesch, D.,
Sagen des Simplonthales (Aus dem Nachlass des Pfarrers F. Joller sei.).
Blätter a. d. Walliser Geschichte II, 445 ff. — 18. Bundi, G., En-
gadiner Märchen. Zürich. (Vgl. dazu: Petsch, R., Rätorom. Volks-
märchen; in: Beilage z. AUg. ZeHg. 1902 No. 119). — 19. Bigler, G.,
Die drei schönen Hasli-Jungfrauen oder die Sage vom Geissmaidlein,
Gauli weiblein und Engstlenfräulein. Die Schweiz VI, 389. 438. 471.
494. Poetiscb aosgescbmäckt. — 19* Luck, Rätische Alpensagen. Davos.
— 20, Heinemann, F., Tell-Iconographie, Luzem und Leipzig. Dazu
Nachträge in Die Schweiz VI, 520. — 21. Weiberschlacht auf der
Langermatte. Sage von der Lenk. Feierabend-Kalender (Münsingen,
b. G. Fischer), S. 70. — 22. Les deux Vieilles et les 12 mois.
(Märchen). Almanach du Valais (Sion), p. 23. — 23. Le Pacte in-
fernal (Märchen). Ib., p. 34. — 24. La Fontaine du Mattre. Ib., p. 45.
— 25. V. Roosen, W., Wahrhaftige Legend. AUhie wird erzählet wie
. • . Maria Stadt und Menschen bei feindl. AnfUllen . . . beschützet . . .
hat. (Alte Einsiedlerchronik 1654). Neuer Einsiedler Kai. (Eins., bei
Eberle, Kälin & Cie.). — 26. Le cavalier qui se d^monte (Schwank).
Almanach. romand (Berne, chez Staempfli & Cie.). — 27. Die Berg-
männchen auf dem Pilatus. Eidg. National-Kal. (Aarau, bei Wirz)
S. 75. — 28. Baud'Bovy, D., La Cloche du Bonheur. Semaine littlr.,
18 octobre. — 29. Kuoni, J., Sagen des Kantons St. Gallen. (St. Gallen
1903). — 29*. J. 198 Hell'Blatten, 225 blüeten, 263 Tanzplatz Anm.,
412 brudlen. — S. auch UI, 3. 4. —
Bibliographie. ' 79
Inschriften • Gräber. 30. Vegezzi, P. e Tambunni, ^.,11 vecchio cam-
posanto di Lugano e le iscrizioni dei principali moDiimenti. Lugano
1901. — Glockeo. 31. Egli, J., Die Glocken von Goldach. Anz. f.
Schweiz. Altert. IV, 114. — 32. Sutermeisier^ 3f., Glockenchronik aus
dem Bezirk Baden. Badener Kai. (Baden), S. 55 ff. —
S. auch UI, 2. 3. —
JBOtoel. 33. J. 212 bluity 382 Bruech, 416 Brueder (2 mal). — S. auch
m, 2. 4; XV, lOff. —
Zum Ganzen vgl. auch I, 1. 2. —
XTI. Yolkswitz uod Spott.
Schwanke u. Anekdoten* 1. Bourquin, A., L'esprit du Val-de-Travers.
Conteur vaudois, 23 aoüt. — !• J. 208 Suw-Blateren, 311 Brächet. —
S. auch m, 3; XV, 26; XVI, 5. 6. ~
Sprichwörter. 2. Feierabend-Kalender (Münsingen, b. G. Fischer), S. 17.
— 3. (Thüringischer) Haus-Kalender (Luzem, Gebr. Räber), S. 26. —
4. I. 219 Bluet, 223 Gschwie-Bluet, 225 blüeten 1 a, 265 BletZy 299
Blutzger, 304 brobieren, 308 Brach, 342. 344 Bruch, 349 Ortsbruch,
358 bruchen. — S. auch lü, 2. 4; XIV, 1— 7* —
Ortsneckereien. 5. I. 205 Blateren u. Anm., 209 Bläterler, 222 Bocks-
Bluet, 282 Seichbletz, 289 Schueh-, Taschen-, Tschopenbletzer. — .
SpaU" u. Scherzreime. 6. I. 238 PlüUchi, 240 ft^au?, 285 bleteen, 343
BrttCÄ, 372 Ewbruch, 408 Predikant, 415 Brueder, 427 &rat?. —
Zum Ganzen vgl. auch III, 2 u. XV. —
XYII. Mnsik u. Tanz.
1. Nef, K. Neues vom Schweiz. Volksgesang. Schweiz. Musikzeitung
42. 49. 75» 83. Ueber OaneluU «£tade aar le Banz des vaoheB*, Sohering^ .Ein Schwelier
Alpen-Bet-Bnf". Mariage n. Meier «YolksUeder ans dem Et. Bern". — 2. Godet, Ih.,
Musique Neuchäteloise. Musie Neuchätelois, p. 260. Arec s partitions: Marche
du Lode, Marehe de U Br^yine, Biarche de Nenoh&teL — 3. Der Walzer. Eine Tanz-
Atndie. Badener Kai. (Baden), S. 93 ff. — 4. I. 185 Mül-BletÜi, 412 Brüdeli. —
XVIII. Formel.
^fuch, Kraftwort. 1. I. 177 Bonebluest, 220 Bluet. —
Jtuf. Schlittenruf. 2. I. 256 Platz. —
XIX. Namen.
OrtS' u. Ftumamen. 1. Seiler, Ad., Der Name Liestal. Baselland-
schafüiche Zeitung 10. 11. Jan. — 2 Salvioni, C, Notereile di Top-
onomastica messolcina. Bollettino storico XXIV, 1 ff. 58 ff. — 3. Jaccard,
H., De rorigine de quelques lieux-dits. Chronique agricole du canton
de Vaud. — 4. (Seäer, Ad.), Klybeck. National- Zeitung 30. Okt. 1901.
— 5. (Seiler, Ad.), Vom Dorenbach. Ib. 22. Jan. 1902. — 6. Brand-
stetter, J. L., Die Namen der Bäume und Sträuche in Ortsnamen der
deutschen Schweiz. Programm. Luzem. — 7. Stadelmann, Etudes
de toponymie romande. Archives de la Soc. du ct. de Fribourg. T. VII,
2~ livr. Vgl hiezu Deutsche Erde I, 91. — 8. BadruU, P., üeber
•die Bedeutung des Namens Pontresina. Der Freie Rätier 1900 Nr. 60.
80 Bibliographie.
— 9. Camenischy C, Der Name Pontreaina. Ib. 1901 Nr. 74. —
10. Brandstetter, J. L., Die GemeindeDamen der ZentraUchweiz in
Wort und Schrift. Zeitschr. f. Schweiz. StaHsiik XXXIX. — 11. Jac-
Card, H.y Lausanne. Qazette de Lausanne, 14 nov. — 12. Stadelmanny
J., Noms de localitös suisses. LiberU (Freiburg) No. 217. — 13. Lüthy,
E., Woher der Name Üechtland? Pionier {Bern) XXTTT, 17 ff. —
14. Meyer, Joh., Zur Etymologie des Namens Schaffhausen. Schriften
d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees 31. Heft, S. 26 ff. — S. auch III, 4. —
Windnamen* 15. Les vents du L6man. Conteur vaudais, 22 ftvrier. —
16. I. 202 BärenblätÜer. —
Kranhheitanamen.^ S. Volksmedizin. —
Zum Ganzen s. auch III, 3.
XX. Sprache.
AUffenieines. 1. Schtoeizeiisches Idiotikon, Frauenfeld. — 1^ OauchaJt,L.y
Nos patois romands. Bulletin du Glossaire, p. 3 — ^24. —
Spr€ichffrenxen. 2. v. Schwaben, Gr., Von den Schweizer Sprachgrenzen.
Kyffhäuser (Linz a./D.) III (1901) 284. 306. 322. — 3. Das Vordringen
des Deutschtums in den Hochalpen zur Zeit des Mittelalters. Deutsche
Erde (Gotha) I, 26. Refermt aber die Sohweis betr. SteUen in SehmU», A.,
«Gesch. des mtttelalt Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland n. Italien*
und „Ueber Staatenbiidna^ in der Alpen weit*. — 4. Zemmrich, Joh., Deutsche
und Romanen in der Schweiz. Deutsche Erde I, Heft 2. — ö. Brand-
stetter, B., Die Mundart in der alten Luzerner Dramatik. Zeitschriß
f. hochd. Mundarten HI, 1 ff. — 6. Hoffmann-Krayer, E. Suffix -i», -«
in Schweiz. Mundarten. Ib. 26 ff. — 7. Alexander, 0., La Fuormaziun
del Plural nels prinzipals dialects d'Engiadina Bassa. Annalas ddla
Societä reto-romantscha XVI, 267 ff. — 8. Sdlvioni, C, Di am recente
lavoro sui dialetti di Lugano e di Mendrisio. Boüettino storico XXITf
(1901), p. 141. (Ueber K. Brösel, Die betonten Vokale der Sprache
im Kt. Tessin südl. v. Monte Cenere. Halle 1901). — 9. Byland, A.,
Das Patois der „Mt^langes Vaudois** Louis Favrats. Berlin. — 9» Sal-
vioni, C, II plurale dei femminili di I* declinazione esposto per -a
ed -an in qualche varieta alpino di Lombardia. Rendiconti Istitttto
Lombardo v. XXXV, fasc. XIX. — S. auch HI, 4, —
Sprachschatz. 10. Schmidt, K., Schweizerdeutsch. Zeitschrift für den
deutschen Unterricht XVI, 128. Zu Bodmers Zelt in der Schwel« gebräach-
llohe Ausdrficke ans der Bodmer-Denkschrift — 11. PaHioppi, E., Wörterb.
der roman. Mundarten des Ober- u. Untereng., des Münsterthals, von
Bergün u. Filisur. Deutsch-Romanisch. Samaden (Simon Tanner). —
12. BuUetin du Glossaire des patois de la Suisse romande. Beme. —
13. Crignoux, L., Terminologie du vigneron dans les patois de la
Suisse romande. (Zürcher Dissertation). — 14. E, T., Mots d'origine
allemande pour dösigner le taureau. Bulletin du Glossaire, p. 28. —
15. L. G., mfä, pilä. Ib. — 16. ForeH, F.-A., Langage des pdchenn.
Gazette de Lausanne, 17 octobre. —
Band VH Heft 1, ausgegeben 20. März 1903.
81
Chants patois jurassiens
Publica par M. Arthur Rossat (Bäle).
IV* partie (suite)
Chansons satiriques.
154.
Chanson contre les gar^ons
(Patois de Recl6rej
ä^
^E^
5;^:
5=^^-3:
ä 110 80 - r^ dö nö kä-to tr(J-v^
büe - bo . da bo
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tö; ^ n'e ka vis ^ ka d#
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fU, § n'yä § plop'
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ya kmä k'^.
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d9 glwä - IV);
89 n'se-r^
ä
ril 8'§ D^^-mTp' bwä - ra.
S n9 S9re dS nö kSt5
tr§ve T büöba da bö t5;
g n'S ka VIS e ka defa,
e n'y S e pia p' yfi kmä
[k'e fä.
el 8 tu T pö trg da glwära;
sa n' sare rfi s*e n'emT p'
[bwära.
t;^5 S le vwä vni ä mötia,
S märgna da le vüar böyia; ^)
le ßya 8 pU jöz-intentions^)
ka la b5 dfia yö devösi5.
On ne sanrait dans nos cantons
Trouver un gargon de bon ton;
Ils n'ont qne vices et que defants,
II n'y en a senlement pas un
[comme(nt qu^)il faut.
Ils ont tous un peu trop de gloire;
Ce ne serait rien s'ils n'aimaient
[pas boire.
Quand on les voit venir ä l'eglise
On murmure de les voir regarder
[de tous cotes;
Les filles ont plus leurs intentions
Que le bon Dieu leurs devotions.
') Le verbe höyl9 signifie regarder de tous cotes en ouvrant la bouehe.
h'ilS't9 hay9? dit-on aux enfants qui vous regardei t bouohe bee.
«) Cf. n® löö Str. 3: y^t ^täsiö - leur attent^in, qui est la vraie Ie<jon.
6
Chants patois jurassiens
lg t/üri9 da xü lg txw&yiar*)
vwä bT pü t/\l 8ö yö prw&yl9r.
3. yö paltö fS kmS de dy^rito:
^ mäskS T pö sez-ipökrita ;
mS S vwS bt tg le grimes
k'e fS lo düamwän S Ig mgs.^)
8 vwgrT pesg pü dez-8dj8,
dgvö yö pdet fidyür do fl6dj9.
4. a' vj vlg sgvwä ygt bei vl9,
dem^det-le e käbärtia;
8 e vis vj dir 18 vgrite,
8 BÖ djo tu evü retrgpe.
s'g demSdS d'' l'erdjfi' ö dröl,
8 yö repöjS: käbriöl.
6. pwä tior*) S le trlnrg bT
S yö mötrS T vwär d9 vT.
el ädrT bT djük'g brabgto
pü evwä pü dö 8Ü d'ggta.
Le cur^ depais sur la cbaire
Voit bien pour qui sont leurs prieres.
Lenrs paletots fönt comme des
[guirites :
IIa maaquent un pen oea hypocritea ;
Maia on voit bien toutea lea grimaces
Qu^ila fönt le dimanche a la messe.
IIa voudraient paaaer pour dea anges
Avec lears vilainea figores de ainges.
Si voua voalez aavoir leur belle vie,
Demandez-la anx cabaretiers;
S'ila veulent voua dire la v6rit6,
IIa ont dejä tooa it^ (r)attrap6s.
S'ils demandent de l'argent anx drCles,
IIa leur rSpondent: Cabriole!
Par teiTe on lea trainerait bien
En leur montrant un verre de vin.
IIa iraient bien juaqu'ä Brebotte (?)
Pour avoir pour deux aoua de goutte.
pü bT fini tq yö betija
e a'SgedjS ä mgri^djo,
e prgmexß d'etr bT sgdjo,
do 80 bT k5dUr S menedjo.
e trgvS Skwe de djüon/oZZe«*)
pü eküte tg yö triöl.
en fwä merie, e n' fa pü kötg
k'e tnöxT^fidelite;
bS amour e sS aStimS
c
e fülS e pl9 le aäkramS.
ä bü d' xö mwä d^ meriedjo,
el S djo tg brüyio ygt menedjo.
Pour bien finir tout[e8] leara betises
IIa a'engagent an mariage,
En promettant d'etre bien aages,
De ae bien conduire en manage.
IIa trouvent encore des jeunea foUes
Pour ecouter tout[e8] leura balivernea.
Une foia mariea, il ne faut plus
QuMla tiennent fid61it6. [compter
Sana amour et aana aentiments,
IIa foulen t aux pieda lea aacrements.
Au bout de aix mois de mariage,
IIa ont d6jä tont brouilM leur menage.
*) C'est le mot habituel pour d^signer la chaire. La galerie 4 IVglise
fi'appelle l^z-^lQ (*laubja -h e prosth^tique). Cf. le vaudois: la lüyf. dQ
I^Z'Hq —■ 80US la galerie. Ce mot, toujours pluriel, dt^signe aussi la galerie
extörieure des maisons.
2) Le latin missa a donne rc^gulierement mäs daiis le Vadais et une
partie de TAjoie [e entrave devant s ~ a. Cf. est ä, friscu -- /rö,
»pissu ----- fpäy *capistru txvätr (lieol) etc.]. Mais DehHnont dit iK)ur-
tant mos; c'est une exception. — On entend plutot en Ajoie: 1^ m^s; c'est
une influence du fran^ais.
') xü h txü ä /f trmr^ In (Var. de Foiitenais et de Bressaucourt).
*) ^f *'fy^ ^Q^ (Var. de Fontenais et de Bressaucourt).
Chaots patois jurassiens
83
8. t/6 k'^1 8 trä ü kßtr äf5,
e' n' fgtS pü T kö d' yö mS. ^)
e fa n8ri äf§ e per;
vr^mS e fa T tjjfUr d9 mer!
Quand ils ont trois onquatre enfants,
IIa ne f...ichent plus an coup deleurs
11 faat noarrir enfanis etpere ; [mains.
Yraiment il faat an ccear de mere !
djüon djS ka h m^rifdjd flät9,
vwäli l9 s^r d'en pü9r b§xät9.
eküte bt s^ k'i v^ di,
vj n9 8*S V9lg p' r9pSti.
evit^ da djäz^ e bü9by
l9 mwäyü n9 vä pi9 p' le
[kÜ9dJ9.
Jeunes gens quo le mariage flatte,
Voilä le sort d'une paavre fiUe.
Ec>oatez bien ce qae je vous dis.
Vous ne (s') voas en voalez pas re-
Evitez de parier aux gargons, [pentir .
Le meilleur ne vaat pas seulement
[la corde.
(If"* L6a JoUssaint, Ereifere.)
Cette cfaanson, inconnae dans le val de Del^mont, est tr^s popu-
laire en Ajoie; je Tai retrouv^e dans presque tous les villages
aveo des yariantes plus ou moins accentu6es, dont voici la plus
interessante, qui compl^te joliment la le^on qne je yiens de citer.
155.
Mdme sujet
(Patois de Courtemaiche)
1. S n9 s^r^ dS uö kStS
trjvg I bü9b d9 bö t5;
e n'8 k9 vis ^ k9 defa,
^ n'y S e p§9«) yß kmS
[k'e £ä.
el 8 ttt T p9 trg d9 gl war;
\9 pf9 k'e y ^, el emS bwär.
2- 8* v§ vle s^vwä ygt b^l vl9
dmSde-l^ 6 käbertl9:
c c • c '
e v§ vis dir 1^ vgrite,
l vis etr ttt bT etrep§.»)
i/li k'S dmSdS d'' r'erdjS
[e dröl.
e yö fS en bei käbriöL
On ne saurait dans nos cantons
Troaver un gar^on de bon ton;
IIa n^ont que vices et que d^faats,
II n'y en a seulement [pas] un
[comme(nt qu')il faat.
Ils ont tous an peu trop de gloire ;
Le pis qu'il y a, ils aiment boire.
8i vous voalez savoir leur belle vie,
Demandez-la aux cabaretiers;
Ils vous veulent dire la verite,
Ils veulent etre tous bien attrapes.
Quand (qu')ils demandent de
[l'argent aux droles,
Ils leur fönt une belle cabriole.
*) ^'yi^ ^^i (bras) (Var. de Fontenais et de Bressaucourt).
*) D'habitude on dit: c n'j/ ä e p?^ p' ü il nV en a seulement pas
od; od a ici supprimö pa«, je no sais pourquoi. — Ym »Vniploie volontiers
au lien de u avec ce pl9 p' ou pp p' (cf. 154 8tr. 11. niais c'est speciale-
mPDt ajoalot.
•) Cf. n® 154 Str. 4, qui donne le vrai sen«. Notre le<;oii est alterte
f-t ne signifie pas grand' chose.
84
ChaDts patois jurassiens
3. le fey9 6 pü y^t etSsiö
\l9 V bö dü9 yö devösiö.
Id tj^üna dxü 1^ txwäyiar
vwä bT p§ tjf ü 85 yö preyior.
yo palto fe kmS de dy^rit
■\
k* mäsk*) T pö sez ipökrit.
4. e vwerl k'S vfiS d' netr
di bs'^dtia föxT V metr.
e n'6 p' fik'«) m t/etü9j S
k'e güvernS dj9 yö pwärS.
yö per e mer ^ n'ekütS p9,
Bien heureux s'^ n' le b^tfi p9 !
5. en fwä m^rie, e n' fä p' kötg
k'e tnSxx'fid^lite.
t/5 k'gl S trä ü ketr äf5,
1^ mwätia di tS so sS pS.
e n9 86 pü dySßlo yö vi9,*)
e yö pü9r fän pü se lödia*)
6. 8'fi vS rit§ d' pü9tx S pü9tx,
äkäbyl d'efrS d' t§t 8Ü9tx.
Le8 filles ont plas letir attention
Qne le bon Dien lear8 d6votion8.
Le corä dessus la cbaire
Voit bien pour qui sont leurs prieres ;
Leurs paletots (fait) fönt comme
[des guerites
Qni ma8qae[nt] an peu ces hypoorites.
Il8 voudraient qu'en venant de naitre
Du bon Dien [ils] fnssent le maitre.
IIa n'ont pa8 encore atteint
[qoatorze ans
Qu'ils gouvernent d6jä leurs parents.
Leurs pere et mere ils n'6coutent pas ;
Bien heureux s'ils ne les battent pas !
Unefoismari^s, il ne faut plus com pter
Qu'ils tiennent fid61it6.
Quand (qu')ils ont trois ou quatre
[enfants,
La moiti^ du temps ils sont sans pain.
ils ne savent plus gagner leur(s)
[vie(8),
Et leurs pauvres femmes pour oes
[flaneurs
S'en vont courir de porte en porte,
Accabl^es d'affronts de toute sorte.
*) !/Q pältQ est au pluriel; par contre les verbes /? et mäsk sont au
singulier. II faudrait ou bien : ypt pältQ fe k' mäsk , leur paletot
faii et masque ou bien, comme 154 str. 3 : yö paiiQ fS k' mäskä ....
(leurs paletots fonfy etc.).
2) Cett^ elision du mot äkp ou äkw^ est tout a fait inusit^e. C'est la
premifere et la seule fois que je Tai rencontree.
') yö vld est ici pluriel.
♦) Le manuscrit qu'on m'a envoye de Courtemaiche porte: pou
s'ilodie. Ceci n'a aucun sens, car il n'existe pas de verbe s'4lodie en patois
du Jura. On a bien un verbe: s'qläAjU ou s'qläju — s'aider, se soulager,
s^all^ger; mais le sens ne serait quand m^me pas satisfaisaut. M. Fridelance,
instituteur ä Porreutruy, m'a propos6 de lire: s^ iQdl»; le mot t iQcU^ est
bien connu dans le vieux patois et signifie un fläneury un paresaeux. La
seule chose qui m'ait enipßchö de souscrire sans reserve d cette explication,
c'est quMl faut complc^ter le sens de cette strophe par le premier vers de la
Strophe suivante. Or ce fait ne se rencontre jamais dans notre poösie popu-
laire, du moins dans les deux cents et quelques chansons que j'ai recueillies.
— Enfin je donne cette Interpretation pour ce qu'elle vaut; c'est en tous
cas Celle qui explique le mieux ce passage.
Chants patois jurassieDS
85
djüan dj5 ko l'emür v^ flät, ^)
vwäli le yl9 d'en püar b§xät.
evite d9 djäz^ e büob;
la mwäyü n' vä p' le küadja.
Jeunes gens que. l'amour (voas)
[flatte,
Yoilä la vie d'nne pauvre fiile.
Evitez de parier anx gar^ons;
Le meilleor ne vaat pas la corde.
^m
(M*"* Maria Galeuchat, Courtemaiche.)
156.
la djS di fo di vä (Le) Jean du fond du Yal
(Patois vädais)
Moderato.
::5i=:?:
:t=t:
ß ß
£
*
S^
S'ä si pör djö di £5 di va k'a bi mäl-al - rü ä Tö-tä. xa-
S
:t
^
3:
'i=^
tp k'§ v^ bwär I txa - vf , s^ v^-jq fön yi fiit - ^ - pr§.
1. s'ä si pör dj6 di f5 di vä*)
k'ä bX mälaYrü S l'ötä.
X9tö k'e ve bwär T txäve,®)
Fe veya fön yi füt-epre.
2. vT t'5 pe9, dj5, vT S l'ötä,
C'est ce pauvre Jean du fond du Val
Qui est bien malheureux ä la maison.
Sitot qu'il va boire une chopine,
Sa vieille femme lui court apres.
ii^ta sgpe*) ä bitö prä.
xAtö k9 DJ TerS m6dji9,
no 8*5 vis äle ^) t^ drwä kütxia.
3. tjfg 8* fdb per vwä fime le nö,
kd si pör dj5 drome ä m8,
He veya la büas p^ l'revwäyia;
«'ete p2 evwä se vey9 t;föyl9.
Viens-t'en seulement, Jean, viens
[a la maison,
Notre Souper est bientot pret.
Sit6t que nous Taurons mang^^
Nous (s') nous en voulons aller
[tout droit coucher.
Quand ce fut par vers le milieu
[de la nuit,
Que ce pauvre Jean dormait aumieux,
Sa vieille le pousse pour le reveiller;
C'etait pour avoir sa vieille
[cniller[ee].
M Alteration interessante : Jeunes gens que Vamour vous flatte pour:
9¥f Vamour flotte.
*) Le vä designe ici la Vallöe de JDdemont. « Die Einsenkungen der
^rne und Scheulte, welche bei Delömont sich offnen, bilden für den Nord-
jttragsier la Vaüie xaf i^opju.» (Zimmerh: Die deutsch- französische Sprach-
r«»«^e in der Schweiz. I, Teil: Die Sprachgrenze im Jura, p. 9.)
•) Les anciennes mesures etaient: /' pg (le pot föderal = IV2 Htre);
*^^^J (la bouteille), ou b dm? p^ (le demi-pot); I9 txäv? (la chopine);
^ ^^^ (la roquille ou demi-chopine), cette demi6re s'employant surtout
Po^r l'eau-de-vie.
*) Ce o'est pas le mot habituel; on dit plutot: If märäd», märäd^
("»pfendare).
*) Remarquer la construction : Nous a'en voulons aller.
[
86
Chants patois juraBsiens
4. i vcB pr^yio 1' b5 dti9, s'e fä, Je veux prier le bon Dien, s'il faut,
k'ö pr^fia tj le veya fan Qu'il prenne tout[e8] lea vieilles
[di vä. [femme du Val.
ä! m5 dti8, k' i srö bXaYrü Ah! mon Dien, que je serais
[bienbeareux
8*ä yi vne en fw& T bu! S'il y venait ane fois (un bout)
[une fin!
(M. Tabb^ Defer, cur^ de Roggenbonrg.)
157.
le pt^ djä di vä Le petit Jean du Yal
(Patois de Courfaivre)
J_^ N
Adagio,
^^
S^
^^
s'ä si pQr bo djö di va ^ Tö-tä ka o'ä rä tr^ bi; txi-
^
1
i:
5^^
tö ka v^ bwar T txa-v§, vwä
- li 8§ fän k'yi füt - ^ - pr#, vwä-
3E
:t
I
li 8§ fän k'yi füt - ^ - pr$.
1. s'ä si pgr bö djS di vä
e l'ötä k9 n'ä rS tr^ bi;
txitö k9 ve bwär T txäve,
vwäli se fSn k' yi fUt-eprö. (bis)
2. — vT t'S, djSnä, vT 5 l'ötH,
ngtra s^p^ ä bTtö prä;
e pö t/S k' DJ l'erS mSdjia,
n^ valS ii^z-äle kütxi9. (bis)
3. lo pgr bö djS s'S ve e l'ötä,
e n' tr§v ni s^pe, ni värä;
se fan yi fö T käri5
pro P2 rävwärse le mäj5. (bis)
4. — t'e T voleur, t'e T frvpon,
T hl, ta vä mwg k'T lerö;
t9 ve txSte ä käbäre
5 depSse mez-Ttere.
C'est ce pauvre bon Jean du Val
A la maison qui n'est rien trop bien ;
Sitot qu'il va boire une chopine,
Voilä sa femme qui lui court apres.
— Viens-t'en, Jeannet, viens
[ä la maison y
Notre Souper est bientot pret;
Et puis quand (que) nous l'aurons
[mange,
Nous voulons aller nous coucher.
Le pauvre bon Jean s'en va
[ä la maison,
11 ne trouve ni sonper, ni (petit)
[verre •,
Sa femme (y) lui fait un carillon
Aesez pour ren verser la maison.
Tu es un voleur, tu es un fripon,
Un loup, tu vaux moins qu'un larron ;
Tu vas chanter au cabaret.
En depensant mes int^rets.
ChaDts patois jurassiens
87
5. td m' lex tgt s61^) sS Tu me laisses toute senle sans
[m^amüze, [m'amnser,
ta m' lex soefri sS m' kStSt§; Tu me laisses souffrir sans me
[contenter;
td mo n'mwän djme evö twä, Tu ne me menes Jamals avec toi,
t9 m'e v^le me b§n fwa. Tu m'as vole ma bonne foi.
6. lo p^r bö djS sa kwätx ä ye, Le pauvre boii Jean se caebe au lit,
el e pävü d*T kö d'xwäye;^) II a peur d'un coup de
s'ä'k'e se bX k' ee mädls'
se fer e früne^) !§ bet5.
7. 5 gäml e pr^sperfi bT;
e dyfi tö k' s'ä' da V vejT.
1() p(^r b5 dj6 remes tj
e tira le f§rne di Igr.
C'est qu'il sait bien que sa Madelon
Salt faire (ä) siffler le baton.
En gamins ils prosperent bien;
Ils disent tous que c'est (depnis le)
[du voisin.
Le paüvre bon Jean raraasse tout
Et tire la fou^-nee du four.
8. pü kd le füdr e krS se fSn; Plus que la fondre il craint sa
[femme ;
s'ä lea k'e le t;^Ulät da l'än. C'est eile qui a les culottes de
[l'homme.
e n'e rS e dir ä femrö ,*) II n'a rien ä dire au cfumoir»,
prSt pidia d'si malcero. Prenez pitie de ce malheureux.
(Joseph Girardin, secr^taire communal^ Courfaivre.)
158.
Tän e düa fän L'homme aux denx femmes
(Patois de Mettemberg)
s'ete T an k'eve dü9^) fän,
h\ S ^ve en da tr^;
el e mwän| vSdr en
la ySde ä pwS di dj§.
C'etait un homme qui avait deux
II en avait une de trop; [femmes,
II [en] a mene vendre une
Le lundi au point du jour.
^) Kons avons ici le mot fran^ais; le patois aurait dit: ioi per micä.
i Six tp p^r mvcä — je suis tout (par moi) seul ; vöz-et U) p^r v^ — vous (Hes
tout seul; i ä tÖtpir 1^9 - eile est toute (par eile) seule.
*) xwäyf (flagellu) est du patois delemontain ; rAjoie dit xi.
') Le verbe frün^ se dit d'un bfiton (ju'on fait siffler en le touruant
vivenient autour de la t^te.
*) Le f^mrS est Temiroit oü Ton suspend la viande puur la funu»!-,
le fumoir. Ici la partie d^signe le tout, et signifie: h menaije^ la wufsou.
— Od entend souvent dire: //'e en köl k*ä fifn; k'ä eyii ptldü ä fcmro
j'ai un bonnet qu^on dirait qui a et^ pendu au fumoir.
*) Le latin duos -- du (duz): du frä. dfiz-äff; duas düi ydn?z) :
I
1
88
Chantä patois jurassieos
2. U pramio k'e rSk5tre
fii l9 t/iin« d9v5 txia yö.
— l^vü t'fi ve-ta evö te fön,
015 pör an mäläirü?
3. — i m'ä ve le mwäne vfidr.
m5 be xir, rgtxetrl-vö bT?
i V2 dirö b mä k^i e.
4. tx^ vöz-ädrT txi9 l'öta *)
i yi sre davS v^.
t;fS v^ dirT: «bwäyS T vär»,
lea ^) dire : « bwäyS T P2 ! >
5. t/S V2 dir!: «vS-n^z-S»,
Le premier qu'il rencontra
Fut le cur^ devant chez eux.
— Ou t'en vas-tu avec ta femme,
Mon pauvre homme malheureux?
— Je m'en vais la mener vendre.
Mon bean Monsieur, racheteriez-
[vous bien?
Je V0T18 dirais le mal qu'elle a.
Quand vous iriez chez (l'hote) le
[cabaretier,
Elle y serait avant vous.
Quand vous diriez : Bu vons un verre,
£lle dirait: Buvons un pot!
Quand vons diriez: AUons-nous-eu,
lea dire: «e n^ä p' <8k^ tä!» Elle dirait: II n'est pas encore
Aüegro.
(M. Laville, ancien instituteur, Soyhi^res.)
159.
le b^rg^fio Les BonrguigDons
(Patois de Beurnevesin)
15=^51
e:
:d-
m
rti
^^mi
ä mo txa - niT y'^ fö ras - kö - trd da sT sa mil
^
b^r-g$-fiö; § m'S m^r- U'^ xü m^ tä-byä-ta, rä - lö bwär,
1^
8T sä frä p^ d^ rS, - sio, bwä-yä do!
1. m'i^) prömanä xü k p5
8ur le pont jusqxia Lyon,
5 mö txami y'e le räskötra,
rälö bwär,
da sT*) sä mil bgrg^nS,
bwäya d5!
(M'y) me promenant sur le pont
Sur le pont jusqu'ä Lyon,
En mon chemin j'ai fait rencontre,
(R)allon8 boire,
De cinq cent mille Bourguignons,
Buvons donc!
^) V^t9 correspond a l'allemand: Wirt ^ hotelier, cabaretier.
2) C'est la forme du pronom personnel absolu ; lü -= lui, J^9 - eile ;
en proclise, il ^ ?, die ^ i (Vd.) et c (Aj).
^) Sur w'i - me, voir Arch. V, p. 107, v.^ 97 str. 4, note 1.
♦) Le patois de Del^niont dit toujours sitxif, et jamais st comme Ta-
joulot; ex.: sttX9 frä, sitX9 sä frä.
ChaDts patois jurassiens
89
S m8 txamX y'e fö räskötro £n mon chemin j'&i fiait rencontre
da sT bS mil bgrg^iiö; De cinq cent miUe Boorguignons;
e m'S niert;|f^ xü me täbyäta, IIa m'ont marqa^ aar ma tablette,
ral5 bwär,
8l sS frfi p9 de rSsiö, ^)
bwäyfi dC!
3. ^ m'ß mert/e xü me täbyäta
sX sS frS p9 de räsi5.
k§m5 ta le p^yarö-yo?
ral5 bwär,
i 8cb xi püra k5pen5,
bwäyS dö!
4. k^mS td le peyarö-yoV
i sie xi pür9 köpeiiö.
— 15 per e dö bü9 e de vetx,
räl5 bwär,
de barbiz-e de mgtS,
bwäyS dö!
5. t5 per e de btia e de vetx,
de barbiz-e de in^tö.
t'e en sobr S le iüdren,
rälö bwär,
kd s'äp&la djänit5,
bwäyfi dö!
6- t'e en soer S le lüaren,
ka s'äpcela djänitö.
1^ beyarö-ta S mSriedja,
rälö bwär,
ng ta t;^itr6 t^ rSsiö,
bwäyfi dö!
7. 1^ beyaro-ta 5 meriedja,
n§ ta tjj^itrS te rfisiö.
— i emrö rnob me scer müatx,
rälö bwär,
mwä peri dS se prijö,
. bwäyfi dö!
S. i emrö mce m^ swr müatx,
mwä peri dS se prijÖ
ka dMe beyia S meriedja,
rälö bwär,
8 se l^rö d' bgrg^&ö,
bwäyfi dö!
(R)allon8 boire,
Cinq Cents francs pour (des rancians)
Buvons donc! [ma ran^on,
Comment te les payerais-je?
Je suis si pauvre compagnon.
— Ton pere a des boBufs et des
[vaches,
Des brebis et des moutons.
Tn as une sceur en la Lorraine,
Qui s'appelle Jeaoneton.
La donnerais-tu en mariage,
Nous te quitterons ta ran^on.
— J'aimerais mieux ma soeur morte,
Moi peri dans oes prisons.
Uue de la donner en mariage
A ces larrons de Bourguignons.
«) La tradition populaire a corrompu ce mot qu'elle ne comprenait
l>as, et.Ta rapproch^ de räsio = ration. Les deux versions suivautes ont
le iDOt de päsio — pension.
90
Chants patois jurassiens
9. k9 d'l^ b^yia S m^ri^ja
S se l^r5 d' bjrggnS.
mg soer e de cheveux ^) S 1^ tet Ma soBur a des obevenx k la tete
räl5 bwär,
ke rvonS djUsk' e täl5
bwäyä d5!
10. me sobr e de cheveux S le tet,
ka rvanS djüsk' e täl5.
nq yi frS l§ra de küadja^
räl5 bwär,
P9 pädr le b^rg^nö,
bwäyä d5!
11. n^ yi frS fera de küadja
P2 pSdr le b§rgon5.
le bgrg9ii5 s'ä t^ de l§ra, ^)
rälö bwär,
de ler5z^)-e de fripons,
bwäya dö!
(Nicolas Lanzard, ii6 en 1834, Beurnev^sin.)
Qai reviennent jasqn'aux talons.
Nous (y) lui ferons faire des cordes
Pour pendre les Boarguignons.
Les Boargnignons, c'est tous des
[larrons.
Des larrons et des fripons!
160.
le bürgifio Les Bourguignons
(Patois de Seloncourt, France)
1 . le bürginö s'ä t{» de ler
ä rälä bwär,
de brölera^) da mäj5
bwäyS dö!
2. e m'5 pri, e m'S mwäiie
ä rälä bwär,
dS la f5 da yö prij5,
bwäyä dö!
3. sät-etjfii i so köt§
ä rälä bwär,
so köte pü me päsiö
bwäyä dö!
X^es Bourguignons, c*est tous des
Ab! (r)allon8 boire, [voleurs
Des brüleurs de maisons,
Buvons done !
lls m'ont pris, ils m'ont mene
Dans le fond de leurs prisons.
Cent ecus y sont comptes
Sont comptes pour ma pension.
*) Le mot patois est pwä^ litt. poü. On aurait du dire; m^ scer 6 äf
picä ä 1^ i^t (cf. n** 160 str. 6).
2) Comine i'ancien fran^ais, nos patois du Jura ont les deux formes
latro ?^r, et latrone - Iqro (cf. n« 126 str. 12).
^) i>iiQ d«''sinence -fr^ n'est pas de notre patois jurassien, mais du
patois franc-comtois. Elle remoute au nominatif latin en -ator. L'accusatif
*perustulatöro aurait donnö hrobl dans tout le Jura. Cependant le
n** 161 Str. 1 donne d^^ üröher; mais c'est le mot fran(jais.
Chants patois jurasBiens
91
mwä k'i etö xi püor gexö/) Moi qui ^tais si pauvre gargon,
ä rälS bwär!
bwäyS dö!
5. t'e 15 per k'e de bti9, de v^tx, Ta as ton pere qui a des bcBufs,
ä rälS bwär^
de brobi e de mgtS
bwäyS d5!
t'e te Bcer k'ä dS 1^ lüar^n
ä räl5 bwär^
k'ä di pwä ddxii le tet
k'i repö xü se täl5
bwäyS d5!
n^Z'S fdrS de küodja
ä rälS bwär,
pü tu pSdr 86 bürginS
bwäyS d5!
[des yaches,
Des brebis et des moutons.
Ta as ta soenr qni est dans la
[Lorraine,
Qui a (du poil) des cheveux
[dessus la tete
Qui (rappond) descendent sur ses
[talons.
Nous en ferons des cordes
Ponr tous pendre ces Bourguignons.
y emrö moe sevwa me stier
[ni.ö8tx
J'aimerais mieux savoir ma scsur
[morte,
e p6 mwä prodjii ä f5 de prijo Et puis moi perdu au fond des
ä rälS bwär, [prisoiis,
ka d' le mwän^ S meriedja Que de la mener en mariage
S se 1er d9 bürgiiiS, A ces voleurs de Bourguignons.
bwäy fi dö !
(Edmond Rayot, n6 en 1850, de Seloncourt, k Fahy.)
161.
le bürgwäiio Les Bourguignons
(Patois de Viccjues)
le bürgwäii5 s'ä tö de 1er, Les Bourguignons c'est tout des
Des voleurs et des larrons, [larrons,
(R)alIon8 boire!
Et des bruleurs de maisons,
Buvons done!
de v^loer e de lärö,^
ralo bwär!
e de brölter da maj5,
bwäyS d5!
2. — eküte
merke txü me tabyät
ral5 bwär!
sSt-etj^ii pü me pSsiö,
bwäyS d5!
>) Mot du patois de Seloncourt; le Jura dit: t hü^h ou 7 välä.
') Cest le'mot fran^ais; voyez ausai str. 4: d^ roher; le patois» dit
t/>ajoiir8 l^r ou l^rÖ.
— Ecoutez
Marquez sur ina tablette
Cent ecus pour ma pension.
92
Chants patois jiirassiens
3. t'ß eo Bcer S le Igrßn,
ko s'äpel djäDit5;
Tu as une soear en la Lorraine,
Qai s'appelle Jeanneton;
8* to m^ le beyo S m^riedja, Si ta me la donnes en mariage,
rälö bwär!
Je te quitterai ta pension.
i tö tjf itre te pSsiS,
bwäyS d5!
4. — i'emarö mö me scer möarto,
mw& p^ri d6 vö prejö,
ke d'le beyia S meri^djd,
räl5 bwär!
5 se vgloer dd bürgwänö;
bwäyS d5!
(M"* X., ä Vicques.)
162.
mo bei 5/ä Mon bei oncle
(Patois de Coeuve)
— J'aimerais mienx ma soeur morte,
Moi p^ri dans vos prisons
Qne de la donner en mariage
A ces volears de Boorguignons.
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mo b$l o - x^, mo b#l ö - ;rä, la dy^ - lo vij vdfe
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pa.-ra. k'^ n*ö-ja-r^, k'^ n'ö - J9 - r^, k'^ n*ö-J9-r§, k^
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-i^-j^-
n'ö-J9- r^, i'§ d^ pior dS m§ t^ - txa.
1. — mö bei 5/ä, (bis)
l9 dyel9 VQ vce pära.
— k'e n'öjare, k'e n'öj9re, (bis)
i'e de plar d6 me tetx9. *)
— Mon bei oncle,
Le diable voos veut prendre.
— ((iu')il n'oserait, (qn')il n'oserait,
J'ai des pierres dans ma poche.
— Petit drillet,
Viens m'ouvrir la barriere.
2. — pati drye (bis)
vT m*Övri 16 döleJ9.
— k'e n'öjare, k*e n'öjare, (bis) — (Qu')il n'oserait, etc.
Te de piar dS me tetx9.
(M'"* Th6r^8e Ribeaud, ancienoe institutrice, Coeave.)
163.
in^ fän m*i vT rt;^öri Ma femme me yient chercher
(Patois de Ck)urtedoux)
1. me f&n m'i vT rt)('6n^) Ma femme (m'y) ^^ vient
(re)chercher
*) Nous avons ici le mot allemand Tasche. On dit d'habitude:
/? h^gät.
2) Le latin qua'rere a donne les deux formes: txür et tx9ri; le pre-
Chants patois jurassieDS
93
S m9 fzS le gnmes,
S m9 dyS: f^tü lourdaud,
vT dS tS menedjd!
2. i ji repö
me ßin, ve t'S vitmS
pä fer te bezena
e pö vwärd§ tez af§.
ö kMe fän da mitnS
e di txegrT devö yü9 än;^)
e n' 80 p' xitö S l'ötä
k'e fä mwaDe ripeya. *)
£n me faisant la grimace,
En me disant: F...icha loardand,
Yiens dans ton menage!
Je lui reponds ;
Ma femme, va-t'en vite(ment)
Pour faire ta besogne
Et puls garder tes enfants.
Ob! que les femmes de maintenant
Ont du cbagrin avec leurs hommes ;
Ils ne sont pas sitot ä la maison
Qu'il faut (mener ripaille) gronder.
(Madeleine ToDoerre, ii6e en 1829, Courtedoux.)
164.
1§ pierä s'ä ü . . . (Le) Pierre c'est un . .
(Patois de Pleujouse)
— s-
S_ K
4i
::3=ii
ft:
^
1$ pl9-rä s'ä Q, 1$ djüz-Ii s'ä du; s'ä vS txi ]'k(^-lä k^m
f
:p=^
^öz - ämwä - rö. Mon cceur n^y peut pas, mon cceur Wy peut vivr\ mon
> . . ^
^z
dr
^^o*ur n'y sau-rait vi - vre sans re - grets.
l.
(Le) Pierre c'est un,
(Le) Joseph c'est deux;
[Ils] s'en vont cbez (le) Colas
Comme deux amoureux.
L^ piarä s'ä u,
1§ djüzli^ s'ä du;
s'ä v5 txi rk^lä
k^m düz-ämwärö.
Afon cceur n!y peut paSy
Mon ccpur n'y peut vivre^
Mon cceur n'y saurait.
Vivre sans regrets,
^icr correspond ä l'allemand suchen, chercher ce qu'on a egar^, perdu.
*'^-: i n'f p' mo mptxü (Vb^gät, ? m? Vfä äi^ txur — je n'ai pas mon mou-
cboir de poche, il me faut aller le chercher. — Le second est Tallemand
"olen. Ex.: ^ fä äl^ tx^ri V mfdsT ^ il faut aller chercher le mMecin.
') Forme toute particuli^re, avec hiatus. D'habitude on dit: ypz an
(cf. n« 154 Str. 3 : yQ paltQ).
'^ mwän^ ripiy9 n'a pas le sens de : faire bonne chere, mener joyeuse
^»c» mais iapiiger, gronder: cf. Texpression populaire: quelle vie il a ynenie
?**<"*d il o appris cela.
') Le diminutif habituel de döjz^ est djözl^ ou encore djQz^yä.
94
Chants patois jurassiene
2. s'fi vS txi l'kjlä
k^m düz-ämwärö.
Frisant ses cheveux.
Mon cc&ur, etc.
3. tr^vS sta berbäta
Frisant aea cheveux;
Ig piörä i dye:
frizS le 09 du!
Mon coeur, etc.
4. I5 pl9rä i dye:
frizS-le n^ du!
le fän ä k^lä yö dye:
ekm^d^-vg, Messieurs!
Mon c<Bur, etc.
5. le fän ä kglä yö dye:
ekmjdg-vg, Messieurs!
s ngt' berbät9 ä bei,
Ce n^estpas pour vous deux!
Mon coeur, etc.
6. s' n^t' berbäto ä bei;
Ce n^est pas pour vous deux !
s'ä pg lg djgt;f9 di rjtxe*)
s'ä 85 ämwärö.
Mon ccetir, etc.
Trouyent (cette) Barbe
Frisant ses cheveux.
(Le) Pierre (y) lui dit:
Frisons-les nous denx!
La femme au Colas leur dit:
Accommodez-voas, Messieurs !
Si notre Barbe est belle,
Ce n'est pas pour vous deux!
C'est pour (le) Jacques du Röchet,
C'est son amoureux.
(M. Fr. Jobin, maire^ ä Pleujonse.)
165.
mämä, y'^ T ^mä Maman, j'ai un amant
(Patois d'Underv-elier)
1. mämä, y'e T emS
X9 pyejS!
e m'i vT vwä bT svS.
c
gl e en bgs p^ dria,
pe dvS.
vwäli sez agremS.
2. el e b ne pwStii
si bgsii;
le tx6b 85 tgrjU,
en göardja sS päreyo.
Maman, j'ai un amant
Si plaisant!
II (m'y) me vient voir bien souvent.
U a une bosse par derriere,
Par devant.
Yoila ses agrements.
II a le nez pointn
Ce bossu;
Les jambes sont (tordues) torses,
Üne beuche sans pareille,
2) C*est aussi le diminutif: bqrb + itta = bqrbät9.^
') Le Röchet est une ferme des environs de Pleujouse.
Chants patois jurasBiens
95
kjm S n'S 6 dJ9m§ vü
ni k^fiü,
fSdil djtts k'ez-^reyo,
e le pwä töjü.
3 e vT d8 me piäjC,
81 mifiS,
xerm§ tgt 8f fesS.
e m*i tir en I5g
X9 grSda,
d'T dmf pi9 d9 15.
4 Heia«/ i n' s^ k' pSsg
d' si b^sU;
ß'ä r büob d'T grö mertxS.
e e'e vi e ^vwä dez äfS,
e rsSbyorS*) leur ph*e
dS t2 sez-ägremS.
^. S le ve m^rie
t^ le dfi,
l'tjlfäna S riS d'vwä vni si bjsü
8* prezSte meri^.
S, yi 8^0 le syötxo
P2 1^ peuple ^sSbyg.
(M"* Simon, n6e en
D en a jamais vu
Ni connu,
F6nda[e] jasqu'anx oreilles,
£t Ie8 cheveux tondus.
II vient dans ma maison,
Ce mignoii;
Charmer toates 8e8 fa^ons. (?)
II me tire une langae
Si grande,
D'un demi-pied de long.
H61as! je ne 8ai8 que penser
De ce bossu;
C^est le fils d'nn gros marcband.
Et s*il vient ä avoir des enfants,
Cet amanty
Ils ressembleront [ä] leur pere,
Dans toas ses agr^ments.
On les va marier
Tons les deax,
Le cur6 en riant de voir venir ce
Se präsenter [a] marier. [bossa
On lui sonne les clocbes
Poor le peuple assembler.
1833, Undervelier.)
166.
Djä Nivglo*) Jean [de] Nivelle
(Patois de Courtedoux)
^t - I tx§ k'^1 ä ba« ^ prä 1$ r§;
*) Le verbe ressembler a les deux fbrmes : rsiby^ et rsän^ (cf. n** 167
^^- Ex.: 4 r8än9 tp pitX9 ä so p^r = il ressemble tout «pec» ä son
P**^» c'est le Portrait de son p6re. (Cf. le vaudois: C'est son p6re tout
*^*^'*^^».) — Le Frondeur, Journal satirique paraissant autrefois ä Del^mont,
* put^li^ il y ji une quinzaine d'ann^es la boutade suivante:
^^ fän dt bo p^izS La femme d'uu bon paysan
^^^^ f^ T b# grö-l-äfö. Avait fait un beau gros enfant.
i rsana t$ pit;ta ft p$r, — II ressemble tout pic au pere,
^ ^>^ 80 fr^r la bw^tü. Lui dit son fr^re le boiteux.
i dy§l ! y'Qvö prü pävü — Ab ! diable ! j'avai» assez peur
*^ ^ n' rsänd^x a vitAT^r. Qu'il ne ressemblat au vicaire.
^) Tres interessante Variante de la cbansou de Cadet Roussel. La
tbBB^Oo avait bien d'autres couplets, m'a dit ma vieille Agathe Sangsue;
löBl'^^ttreusement eile ne se rappeile que ces trois.
k-
96
Chanta patois jurassions
-t^— ^— ^—^
E^
n:
3±=t
? 1# prä M 88 txS-d^-la, äya ä-vS! <ljä ni-v^-la! Etc'pm-dant
^
*
(Ijä ni-v§la ä bSn -«n-/an(.
1. djS nivel9 gt-I txe
k'el ä bän e prS le re;
e le prS bl sg txSdeb,
äya äve! djä niveU!
Et cpendant
dj5 niv^la ä h^n-enfant,
2. djä nivela e du büa
ka d' se mwäüe se txerüa:
e le xäk*) evö en etel,
äya ävS! etc.
Jean Nivelle a un chat
(Qu'il) qai est borgne et prend les
II les prend bien sans chandelle, [rata;
Allons! en avant! Jean Niyelle!
Et cependant
Jean Nivelle est bon enfant.
Jean Nivelle a deax boeafs,
Qai ne savent mener sa charrae;
II les frappe avec ane «Stelle».
3. djä niveld e trä txertia;
l'ätr ä käse, l'ätr ä rötü;
l'ätr n'e pa do verveya,
äy9 ävS! etc. •
(Agathe Sangsue, n^e en 1833, Courtedoux; cbanson de sa m&re.)
Jean Nivelle a trois charraes,
L'aatre est cass6e, l'aatre est rompne ;
L'autre n'a pas de coateau.
167.
1$ metr d'ek§l de vwärek§^)
Le roattre d'^cole de Var6court
(Patois de Copiive)
Gau
m
^£
jtzd
s^ä Tmetr d'§-k$l do vwä- r^ - k$, k'^1 ^ bi f^ la bi - g^;
N .S
i^
^^m
61 ^ bl tro-pQ 1<J mod, k'^ y'^ f^-yüt-^-no blöd; s'ä 1^
^
'^^S.
-* — f-
^if=^
djän mö-rl9 txTa 1^ nä - no, k'^1 ä ^ f^ 8§ do - dö.
1. s'ä 1' metr d'ek^l da vwärek^ C'estlemaitred'ecoledeVarecourt(?)
k'el e bT fe b bigo; (Qn'il) Qui a bien fait son bigot;
el e bT tröpe \\ möd, II a bien trompe le xnonde,
^) Proprement: ciaquer, xäk^ Je pö9rt ^ ciaquer la porte.
2) M. Xav. Kobler {Patt. p. 10) donne 2 strophes de ee chant; son
maitre d'ecole vient de vire-le-cö (Tourne-le-cou).
Chants patois jurassiens
97
4.
k'e y' e feyüt-8n9 blöd;
s'ä le djän merl9 txis 1^ nänS
k'el ä e fe se' dSdö. ^
el e Stere so veyo grije,*)
k'el n'S ete pa txegrine.
1§ veya metr y'e prej^me.
p^ r^käzyS d'i p§Ie,
se txl9vr ät-äle märtxSde:
mS s' n*^te pa 8§ k e tjföre.
a p§lS dez-^wi oureWes
e 89 s5 fe bT de caresses,
*■ w*" *
e 89 HO trov^ di mem penchant,
le vwäli'dS bT kota.
e n' 89rT ebredje le Iwä;
e fa ätSdr le dl9x mwä.
P2 n' pü tS tr^ve l' tS grS,
e s'i s5 pri ätr9mS.
vwärek^ e äbSd9ne,
e rkrgvS s'S ä räle.
\ s' mgk bT d' kädirätö,*)
p§ k'e fdex evo ee nänS.
el äpr9fie bX lez-äf5;
x'el eve pe9 kStintie!
e le mwäne ä mötl9
c • c •
e le fze bT e preyl9.
5 s'S als pwä le yi9
el älT e pte pä
S dyejS*) b txeplä.
S s'S als pwä le vi9
devö se veya nwär Sglez
e 85 ^r d9 politesse,
e reSnß 5n-T vey9 t;^ürl9.
QiiHl lui a fallu une blonde;
C'est la Jeanne-Marie chez la Nanon
(Qu'il en a) Dont il a fait sa dondon,
Elle a enterre son vieux Griset,
Uu'elle n'en etait pas chagrin6e.
Le vieux maitre y a fait attention.
•Pour Toccasion (d'y) de lui parier,
Sa chevre [il] est all^ marchander;
Mai8 ce n'^tait pas ce qu'il cherchait.
£n parlant des amourettes
Ils se sont fait bien des caresses.
Ils se sont trouv^s du meme penchant,
Les voilä donc bien Contents.
Ils ne sauraient abreger les lois;
II faut attendre les dix mois.
Pour ne plus trouver le temps grand,
Ils s'y sont pris autrement.
Varecourt [il] a abandonne,
A Recrovent (?) [il] s'en est (r)alle.
II se moque bien (de) des qu'en
[dira-t-on,
Pour[vuJ qu'il soit avec sa Nanon.
II apprenait bien les enfants;
S'il avait seulement continu^!
II les menait a l'eglise
Et les faisait bien (ä) prier.
En s'en allant par les chemins
Ils allaient ä petits pas
En disant le chapelet.
En 8*en allant par les chemins
Avec sa vieille (anglaise) redingote
Et son air de politesse, [noire
II resseinblait ä un vieux eure.
*) Cf. n** 124 Str. 9. M. X. Kohler a ici : qu'ai Ven e fait sai dindon
^ sa dindon, sa dinde.
2) Je ne sais d'oü vient ce mot; Tadjectif gris -4- diminutif -ittu
doDoerait grijä et non grij^; le mot grisan exi.sto aussi: grijo. Est-ce peut-
^tre la forme du participe pass^ : son vieux GrisS ?
'j Litt^ralement: ä se fnoque de quen dira-t-on j corame s'il s'aji^issait
d'uDe persoDoe de ce nom-lä.
♦) La forme ordinalre du participe present est dyi. X. Kohler a aussi
e» diain le tchaipelat
7
98
7.
Chants patois jurassiens
8^ püdr e 86 fa jaboU, Sa poudre et ses faax Jabots^
m^ fwä, n'i k5vnfi p9 trg! Ma foi, ne lai convieanent paatrop
^ d^fSde e bexät
da n' pa') 8* Jexia t8 käjöle;
tS d' fwä k'e yöz-e di
do 89 n' p9 lexl9 eprötxia!
mS lü eprötx se nänS
kgm le feviöl le bet8.
II döfendait aax jeane8 filles
De ne pas se laisser tant cajoler
Tant de fois qa'il leur a dit
De ne pas se Jaisser approcber!
Mais lai approche sa Nanon
Comme les haricots les bätons.
(Marie Chavanne-Pe$on, nee en 1823, Coeuve.)
168.
Yoici une autre Version assez alt6r6e, qui est pourtant interes-
sante, et qni se chantait sur le mSme air.
(Patois de Boofol)
1. 8^1 !§ metr da Värekg
ka fze bl I9 big^.
elTxtrtt^ bl lez-äfS
s'e n'ete p' evü si metxS.
2. e le mwäne E mötia
c • c •
^ le f^ze e präyia.
e le mwän^ e petiU pas
En disant lg txeplä.
3. 5 n' yöz-5 montrant p' da pü,
s'ä k'e* n'S sevß p' da pü;
me b'S et^ bl assez,
s'el ^ve pea kStinüe.
4. el ^ bT trSpe !§ mSda;
e y^ feyü en blSda,
le djän-meria txia le nänö,
k'el 5 e fe se dm.
c c c c
5. e pese se septfit S;
e s' n' etäke p' e djtian djS.
C'est le maitre de Var^court
Qai faisait bien le bigot.
II instruisait bien les enfants
S'il n'avait pas ^t6 si möchant.
II les menait a T^glise
£t les faisait (ä) prier.
II les menait a petita pas
£n disant le chapelet.
En ne leor en montrant* pas de plus'
C'est qa'il n'en savait pas de plas;
Mais c'en ^tait bien assez,
S'il avait sealement continae.
II a bien tromp^ le monde;
II lai a falla une blonde,
La Jeanne-Marie chez la Nanon,
Qu'il en a fait sa dondon,
II passait ses soixante-dix ans;
11 ne s'attaquait pas aux jeunes gens.
^) Remarqaer la negation apres le verbe defendre: il defendait aux
jeunes filles de ne pas se laisser cajoler. On entend fröquemment la meme
faute dans le fran^ais populaire. (Cf. la version suivante n^' 169 str. 2 : il
nous reconimandait de ne pas nous laisser attraper). — On comprend facile-
ment Torigine de cette erreur : il ne faut pas faire ce qu'on defend ; et Ton
ne songe pas que defendre de ne pas faire ^ ordonner de faire. Cf. n" 146,
noto 1.
ChantB patols jürassiens
99
e seve bX k' se bei ^bi
n'älT k' xtt r dö d'I vey9 gri.
<. e n'y Sve ka lg nftnö
Pf py§r £ 86 nwä djipS.
t§ 86 ko pwä dvS lü pe8Ty
le reverSs e vi fezX.
7. 8f k'8 k5pöze le txSsö
e s' n'a 85, m^ fwä, pe9 p'
* [vStg.
^ n'S fe kd d'^gzämin§
le pjet^ di tfi pes^.
S. U pyfte e le vertu
sh \q' txml di sältt.
II savait bien que 868 beaux habits
N'allaient que sur le do8 d'an
[vieax gri8.
II n'y avait qae la Nanon
Poor plaire ä 868 habits noirs.
Tous ceax qai par devant lai
[pa88ai6nt
La rev^rence il8 lai faiaaient.
Cenx qai ont compo86 la chan8on
(IIa) ne s^en 8ont, ma foi, pas
[sealement vant^.
Il8 n'ont fait que d'examiner
La pi6t6 da temps paasö.
La piät6 et la verta
C^est le chemin da salat.
(Amölie Joset, nie en 1860, k Bonfol;
chanson apprise de son p&re, mort en 1898, ä 80 ans.)
169.
Voici enfin sur le rnSme sujet ane derni^re yersion qai
^oua montre comment la tradition populaire peut transformer et
^It^rer un texte.
s'ä V vfyQ metra da vgrikf,
ko s'ete T b5 bigf.
^ a'fi äl§ ä mötld
S pr&yS 85 tx^plä.
e Dg rk^mSd^ bl
d9 na D9 p' lexia etr^p|,
<i9 na uq p' lexia käj^le.
me lü eprgtxe ae DäD5
k§m lf'f|vyöV)'l9 bät5.
C'est le vieux maitre de Varicoart
(Qae c') Qai 6tait an bon bigot.
11 s'en allait a Tegliae
£n priant soq chapelet.
II nons recommandait bien
De ne noas pas laisser attraper,
De ne noua pas laisser cajoler.
Mais lai approchait sa Nanon
Comme les haricots le bäton.
%.
8a 8r| ^vü T b5 metr d'eköl
99 n'etg p' ^vü X9 metxS.
(Am6d6e Etienne, n6 en 1845, de Courtemaiche, k Fahy.)
Q'aarait ete an bon maitre d'6cole,
S'il n'avait pas 6t^ si mechant.
^) C'est le mot ajoalot; les Franches-Montagnes disent: fizijQl^ tandis
<\w le VÄdais emploie exclasivement le mot: /^"dte (faba -f- itta). (Cf.
*n»»i le patols vaudois: fävtßäi.)
{
100
Chants patois jurassiens
170.
1$ kät^nie Le cantonnier
(Patois de Mi^court)
m
3;:
^
^
=ff=ä:
xü 1^ rü - te da sS dy^, ^ y'^ - v§ T b#
^
^
ifc=:t
kä-U^
uia,
k9 r5 - t§ d§ mö - 8# d'k^ - yQ, mö - sf d'k§-
?EEö^
3^
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y9, mo - 8# d'k§ - yö,
: N
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8$ d'k§ - yp,
p<J ^- t$
§i
13^
L5CT
xü l'pe-s^dj d# fp.
. xü le rüta da eS dye
^ y* eve T be katönio
ka röte de mSse d' keyö,
möse d' keyö (ter)
k9 röte de möse d' keyö, *)
P2 bgte xü 1' pesedj de fö.
. ^n gröx dem vT e pese
k'ete t§ bi et^ipe;
el yi' di: be kät2nl9,
be kätgnia, (ter)
el yi di: be kätguia,
V2 m' fet li T fgtü metia!
1' be kät^nia yi repöje:
ä si y'evö kär^s k^m v^,
i n' rötrö p' pü do keyö
pü d» keyö (ter)
i n* rötrö p' pü da keyö
P2 bgte xü r pesedj de fö!
4. le gröx dem xi bT rm^n^
3.
Sur la roate de Saint-Die
II y avait un beau cantonnier
Uai cassait des monceaux de cailloax,
Monceaux de cailloux,
Uui cassait des monceaux de cailloux
Pour mettre sur le passage des fous.
Une grande dame vint ä passer
Qui 6tait tout[e] bien equip6e;
Elle lui dit: ßeau cantonnier
Vous me faites lä un f...ichu metier!
Le beau cantonnier lui r6pondit :
Ab! sij'avais carrosse comme vous,
Je necasserais (pas) plus de cailloux.
Pour mettre sur le passage des fous!
La grande dame si bien rembarr^e
Dit ä ses gens: F...ichons le camp
dye ä se dj5: f^ta I9 kä
f^tä 1^ kä (ter)
dye ä se djä: fotä I2 kä,
si be kät^nia s' n^ ä p^ T fö! Ce beau cantonnier n^est pas un foul
(M"' Bertha Phealpin, Miecourt.)
*) L'Ajoie dit: kqyQ, txiyQ ou meme %(>; Del^mont a txiy^.
Chants patois jurassiens
101
171.
Le Pdys du Dimanche a doDii6 dans une lettre patoise
du 12 mars 1898, sign^e Djozet Dibaindaine, ane version de
cette chanson qui difi%re un peu de la mienne; la voici textael-
lement :
1. Chn lai ronte, bin maitnie,
Ai yaivaie ¥n cantonie,
Uue cassaie des tas d' cäyos.
Des tas d' cäyos
Des tas d' cäyos!
Que cassaie des tas d' cäyos
Tain qa'ai lan aivaie mä dos!
2. In moQciea vi'n ai p^^aie,
Uu'etaie tre bYn equipaie;
Que Üy dit: ponere cantonie,
Pouere cantonie,
Pouere cantonie!
Qae ij dit^ pouere cantonie
Vos ai in fotu m^tie!
3. Le cantonie l'y repon,
Sain fair beco de faiQon:
Si feso i'faquin com' vos,
L'faquin com' vos,
L'faqnin com' vos!
Si feso Tfaquin com' vos,
Y n' cassro p^ de cäyos!
4. Le moncieu b\'n rambalaie,
To capou s'en na raüaie;
An se diain: ai fa lechie,
Ai fa lechie,
Ai fa lechie!
An se diain: ai fa lechie
An repos le cantonie!
Sur la route, bien matinal,
II y avait un cantonnier
Qui cassait des tas de cailloux
Tant qu'il en avait mal [au] dos-!
Un monsieur vint ä passer,
Uui etait tres bien equip6;
Qui lui dit: Pauvre cantonnier,
Vous avez un fichu metier!
Le cantonnier lui r6pond,
Sans faire beaucoup de fagons:
Si Je faisais le faquin comme vous,
Je ne casserais pas de cailloux!
Le monsieur bien remhalU,
Tout capot s*en est (r)alle;
En se disant: II faut laisser
£n repos le cantonnier!
Sous une forme frangaise un pea differente, la meme
chanson est tr^s r^pandue dans toute la Suisse romande.
102
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Von E. Hoffmann-Erajer in Basel.
Yorbemerkung.
Die nachfolgende Schilderung beruht in ihrem wesent-
lichsten Teil auf einem Vortrag, den der Verfasser am 15. De-
zember 1902 in der Basler Historischen Gesellschaft gehalten
hat. Einige Erweiterungen, namentlich Vergleiche mit Bräuchen
in der übrigen Schweiz und noch weitere Belege aus mittel-
alterlichen Quellen sind später hinzugekommen. Dass es dem
Verfasser nicht darum zu thun war, eine abgerundete Darstellung
älterer Neujahrsbräuche überhaupt zu bringen, geht schon aus
dem eng gefassten Titel hervor. Immerhin dürften die folgenden,
zu einem grossen Teil aus ungedrucktem Material geschöpften
Mitteilungen einige Ergänzungen zu den bereits bestehenden
Untersuchungen über die Jahreswendbräuche bieten.
Allgemeines.
Wer immer sich mit altern Gebräuchen der Jahreswende
beschäftigt, wird sich stets gegenwärtig halten müssen, dass eine
strenge Scheidung zwischen Weihnachts- und Neujahrs-, ja sogar
Fastnachtsbräuchen schon aus rein kalendaren Gründen unmög-
lich ist.
Ein Jesusgeburtsfest kannten die Christen der drei ersten
Jahrhunderte nicht. Man feierte zunächst die Taufe, welche
man auf den 6. Januar legte; also den Epiphaniastag. Erst als
das Dogma Yon der Gottessohnschaft Christi immer mehr aa
Boden gewann, kam man auf den Gedanken, auch für seine
Geburt einen Festtag aufzusuchen, und so war es denn der
römische Bischof Liberius, der im Jahre 354 als Erster den
25. Dezember als Geburtstag Christi festsetzte. Der Grund, der
ihn dazu bewogen hat, gerade diesen Tag zu wählen, mag in
erster Linie die sinnige Idee gewesen sein, die Geburt des
Herrn, des „Lichtes der Welt**, mit der Wiedergeburt des
irdischen Lichtes in Verbindung zu , bringen ^), wie ja auch die
') Bei den Römern galt der 25. Dezember als Sonnenwendtag.
Nenjahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 103
Verlegung des Geburtstages Johannis des Täufers auf den 24.
Juni, d. h. die Sommersonnenwende, an den Ausspruch anknüpft:
,Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen". Mitbestimmend
mag überdies auch noch gewesen sein, dass die Römer vom
17. Dezember an eines ihrer ausgelassensten Feste, die Satur-
nalien, feierten, und es somit für die Kirche von Wichtigkeit
sein musste, diese allzuweltlichen Freuden durch ein kirchliches
Fest zu YerdrängeUi Dass ihr dies nur zum Teil gelungen ist,
zeigen die mannigfachen Reste der Saturnalienbräuche in Ge-
genden, die von den Romern kolonisiert waren.
Aber noch ein anderer Tag musste für die Kirche unbe-
quem sein: der eine Woche später folgende Neujahrstag. Die
Januarskalenden waren im römischen Geschäfts- und Staatsleben
ein Tag von so einschneidender Bedeutung, dass er dem kurz
Torausgehenden kirchlichen Weihnachtsfeste leicht hätte gefähr-
lich werden können. Die Kurie entschloss sich daher im 9.
Jahrb., den Jahresanfang auf den 25. Dezember zu verlegen,
um dadurch das ganze Festleben auf Weihnachten zu konzen-
trieren. Sie hat sich damit einen jahrhundertelangen Kampf
aufgebürdet, in dem sie schliesslich doch noch unterliegen sollte.
Jn unsern Gegenden war es die Reformation, welche den alten
Stand der Dinge wieder hergestellt hat, wenn der Weihnachts-
anfang auch von der Kurie bis ins Ende des 17. Jahrb. ist fest-
gehalten worden.
Dass aber diese Vermischung von Neujahr und Weihnachten
auch in den Yolksbräuchen ihre Spuren hinterlassen hat, ist be-
greiflich, um so mehr als die durch den gregorianischen Kalender
herbeigeführte Verschiebung das ihrige dazu beitrug, die Daten
zu verwirren. Rechnen wir hinzu, dass wohl der eine oder
andre Brauch sich auch noch von dem altgermanischen Winter-
anfang in die Neuzeit hinübergerettet hat, so kann es nicht ver-
wundern, dass eine allzustrenge Scheidung in Weibnachts- und
Neujahrsbräuche unmöglich ist.
Die Bräuche im Besonderu.
I. Ein alter Brauch, der meist in die Zeit um Neojahr
oder Weihnachten fiel, war auch in Basel das Umziehen
grösserer oder kleinerer Gruppen, die unter wüstem Lärm
und Absingen von Glückwunsch- und Bettelliedern vor den
Bürgershäusern Gaben, besonders Wurst, erbettelten. Die älteste
104 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
mir zugängliche Notiz stammt aus dem Jahre 1418 und findet
sich im Rufbuch^); sie lautet:
„Feria sexta post nativitatem Christi.
Es ist euch by kurtzen jaren ein fremde gewonheit, hie
in der statt uffersten [I. ufferstanden]» daz man die zu eim dorff
machen mit singen vmb würst yf ein ingond jar, als man
jn den dörflFern gewohnlich tut" (Rufb. I, 8^).
Die Sitte scheint also in unserer Stadt um die Wende des
XIY. Jahrh. aufgekommen zu sein, wie auch das Umziehen von
Yerkleidetön im Advent, von dem das Rufbuch unter demselben
Datum sagt: ,,So ist euch ein nüwe gewonheit hie ufferstanden, daz
man im atvent anfahet, jn Bökenwise ze gonde vnd erber
lüte ze überfallende jn jren hüsern* u. s. w. Von diesen Ver-
mummungen werden wir unten noch zu sprechen haben.
Im Jahre 1420 erfolgt dann ein erneutes Verbot: ^Es soll
euch niemand singen gan vor noch nach dem hocbzit [Weih-
nacht], umb würst, gelt noch anders als etwenn beschehen
ist, noch niemand dem andern an siner thür klopfen . . ."
(Rufb. I, 28^).
Dass das Datum der Bettelnmzuge nicht immer dasselbe
war, zeigt uns übrigens auch der Ruf von 1432, welcher siel)
gegen das Wurstsingen „zum ingonden jare, darnach und da-
vor" wendet.
Solche Verbote ziehen sich dann, mit wenigen Varianten,
durch das ganze XV. Jahrh. hindurch. Etwas interessanter,
weil ausführlicher, ist der Ruf vom 18. Dezember 1501: „Ouch
als bysshar zu Ingang eins jedenn nuwen Jars vil nacbtgesangs,
wurst samblenn und derglich besphehenn, dadurch unnsern Bür-
gern, jren Kindern und Töchtern schand und scbad erwachsen
möcht, des glichen unfür mit Clopfen an den hüsern nachts be-
scheen ist, lassen unnser Herren . . . gebietenn, dass . . . nieman-
den (!) . . ., nachtgesang, wurst samlenn oder Gutte Jar singen,
euch das clopfen bruchen oder euch an Sant Berchten tag oder
sunst wurst samblenn* (Rufb. II, 42^).
Dass die Obrigkeit alles Recht hatte, die Bettellieder zu
verbieten, zeigt nicht nur der Inhalt dieses Verbots sondern auch
eins vom 2. Januar 1507, wonach „uflf diss hochzytt der wyn-
. nechten ettlich frouwen unnd man nachts . . . vor der lütten huseren
2) Drei Manuskriptbände auf dem Basler Staats-Archiv. Sie enthalten
obrigkeitliche Erlasse, welche öffentlich ausgerufen wurden.
Neujahrsfeier im alten Basel uud Verwandtes. 105
vmb ein gutt jar und warst ze singen gepflegen, daruss ze ett-
lichen zytten frommer lütten kinder gesmeeht [beschimpft]
unnd ander scheden entsprungen sind...^ (Rufb. U, 50).
Sagt doch auch Hospinianus (2. Hälfte des 16. Jahrb.): „Da
diese Bettelumzüge vor den Häusern der Reichen nachts vor
sich gehen, kann man sich leicht denken, dass diese Gelegenheit
benutzt wird, um mancherlei Unsittlichkeit mit unterlaufen zu
lassen." ^)
Wir können all diesen Verboten entnehmen, dass es um
die Weihnachts- bezw. Neujahrszeit in Basel wild hergegangen
ist, und zwar treten uns bei diesen Umzügen deutlich zwei Mo-
mente entgegen: Das Um sin gen und das Klopfen an den
Häusern.
Man würde irren, wollte man diese beiden Bräuche für
Bpecifisch baslerisch halten. Schon der erste oben zitierte Ruf
sagt es ja deutlich, dass das Wurstsammeln neuerdings vom
Lande in die Stadt gedrungen sei. Wir haben also dort Um-
schau zu halten, und da sehen wir denn, dass dieses Umsingen
im Dezember nicht nur eine weitverbreitete Sitte war, sondern
es bis auf den heutigen Tag geblieben ist.^)
Um mit der nächsten Umgebung Basels anzufangen, er-
innern wir an eine Stelle in Hebels ,, Statthalter von Schopf heim ^^
Dort heisst es Vers 72:
„I hör, der Uhli heig gmezget.
's war e Site Speck wol us der Bütene z'hole
und e Dozzet Wurst; wie wär's? Doch 's Vreneli duurt mi.
Göbnt e Stücker drei, 's iscb besser, singet ums Würstli."
Hebel kannte das Wurstsingen gewiss aus seiner Kind-
heit; denn noch heute wird in seinem Heimatsorte Hausen,
nach personlicher Erkundigung, folgender Reim gesungen:
5) De Pestis Cbristianorum. Ed. tertia. Genevje 1674, Fol. 41» —
♦) Einen altem Nachweis aus der Landschaft verdanke ich Herrn Alt-
Scbulinspektor Dr. J. W. Hess. Er schreibt mir darüber: Die Geist-
lichen äussern ihren Unwillen besonders über das Ansingen des Neujahrs.
Da gehe viel Unordnung vor. Jedermann werde durch den Gesang be-
lästigt und in seiner Ruhe gestört. Dieser Gesang dauere die ganze Nacht
hindurch, und niemand werde damit verschont. Wer keine Gabe s])enden
wolle, dem werde „schmach und tratz" bewiesen. „Was die Sänger also
ergeilet und ergützlet haben, das fressen sie uff, sitzen zusammen und heben
das nüwe Jar mit fressen, suffen, schweren und anderem muttwillen an."
(Famsb. Akten vom 26. März und 24. September 1601, beidemal unter
Sissach.)
106 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Gueten Oobe, gueten Oobe! Lönd-mi doch nit gaar verfriere.
Gott gsägn'-ich's ^) eueri Goobe, 's SüüU het e chrumm Bäi,
Gott g8ägn'-ich*s euer Assen und Gänd-merWuurscht,80chttmm-ihäim,
[Trinke, 's SQOli het e chrumme Maage,
's SUUli würd-ich nümme hinke, Gänd-mer, waas i mag ertraage.
's SüOli het e chrumme Buurscht^), Stiiget uufe bis an dTaUrscht ^),
Gänd-mer au e Lääberwuurscht, Hauet aabe Späck und Wüürscht,
Gänd-mer zwoo fUr äini, Lönd 's Mässer iine goo
Aaber nit e chläini Und saage, de Metzger häig's too.
's Süüli het e chrummi Schnööre,
Ein ähnlicher Sprach bei Meter, Bad. Volksleben, S. 335;
Brodmank, Heimatkunde von Ettingen 1883, S. 71; (Buser),
Heimatkunde (von Läufelfingen) 1865, S. 156, wo aber anch,
wie in Hausen, keine bestimmte Zeit genannt wird, sondern nur
gesagt wird, dass sich das Wurstbetteln an das Einschlachten
anschliesse.
Auch L. Tobler zitiert in seinen schweizerischen Yolks-
liedern (I, 207 u. H, 238) Wuretbettellieder aus Waidenburg,
dem zürcherischen Weinland und Dielsdorf ^), die sämtlich auf den
gleichen Orundstock zurückzugehen scheinen. Abweichend da-
gegen sind die Vierzeiler im Kanton Bern. ^)
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass dieses Wurst-
betteln sich nicht von vornherein an das Neujahr anknüpft, son-
dern in erster Linie an das Einschlachten im Dezember, welcher
Monat schon bei den alten Deutschen als Schlachtmonat galt.
Man vergleiche damit die Verse Wandelberts: *®)
„Hoc siib mense sues pasta iam glande madentes^
Distento et pleuam monstrantes ventre saginara,
Cjedere et ad tepidum mos est suspeiidere fumum
Terga, prius salis fuerint cuiii sparsa madore."
In Herzsohns Uebersetzung : '*)
„Jetzt auch pflegt man die Schweine zu schlachten, welche die Eichel
Ausgeftittert schon hat, so dass sie die völlige Mast durch
Wanstigen Bauch bekunden, und hängt in den laulichen Rauch sie,
Wenn man die Rücken zuvor mit befeuchtetem Salze bestreut hat.**
Das Wurstbetteln scheint jedoch schon früh mit dem Er-
betteln anderer Gaben um Neujahr sich verschmolzen zu haben.
^) Gesegne euch (mit angehängtem unorganischen s). — *) Borste.
— ') Dachfirst.— ^) Vgl. auch Schweiz. Id. Chrummbeinlied (III, 1096 f), WiMSt-
brief (V, 495). — «) G. Züricher, Kinderlied und Kinderspiel im Kanton
Bern. Zürich 1902, Nr. 286. 287. — »^j Carmina ed. E. püramler in: Monu-
ment a Germani^e. Pa'tiP lat. ani Carol. II (1884) 616. — *') Westdeutsche
Zeitschrift I, 288.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 107
Daher das Verbot von 1501: „dass niemanden nachtgesang,
wurst samlen oder gäte jar singen, oder auch an Sant
Berehten tag oder Bunst warst samblen^ solle.
Aus Basel sind uns solche Wunsch- und Bettellidder nicht
überliefert; denn die Verse, wie sie arme Kinder heutzutage
am Neujahr vor den Thüren hersagen, tragen, soweit ich sie
kenne, ganz modernes Gepräge. Wohl aber haben sie sich in
andern Gegenden noch erhalten.
In Baselland sagt man:
Hütt ist Silfester und mom isch Neujor,
Gäp-mer au öppis zum guete Neujor ! ")
Im Kanton Bern : *^)
D*8 Neujahr isch da und i bi da,
Ge't-mer öppis, so cha-n-i gah.
oder:
1 ha-n-ech welle singe,
Di Stimm wo't mir nid gah.
Ge't mir e Neujahrwegge
Mit sibenesibezg Egge,
So cba-n-i wider gah.
und bei den Bätoromanen :
Bien di, bien onn,
Dei bien maun.
(Guten Tag, gutes Jahr
Gebt ein Trinkgeld.) i*)
Und ähnlich auch anderwärts.
Als besonders alten Beleg für das Neujahrsingen sei noch
ein Verbot aus dem Schaffhauser Statutenbuch (Bl. 23) ange-
fahrt. Er fällt noch in das 14. Jahrh. : „Wir, der vogt etc. ze
Schafhusen haben gesetzet dur gutes frides willen, das nieman
Bol bitten in unser stat und in unsern gerihten ze Schafhusen
an des lügenden jares abent, ald an dem zwelften abent^^), ald
an andern tagen, als man in den ziten da her getan het dur
dehein geverde mit singenne oder süsse [sonst], und sol das
menglich miden, das man dehain geverde darunter triben sol.*'
(MoNE, Schauspiele des Mittelalters I, 138.)
IL Auf die Sitte der eigentlichen Neujahrswünsche
hier näher einzutreten, ist unnötig. Ihre weite Verbreitung er-
") G. A. Seiler, Die Basler Mundart 1879, S. 153. Aehnlich ZCricher
a.a.O. Nr. 279. — »») Züricher Nr. 278. 282. — ^♦) Archiv II, 142. —
**) Da der «zwelfte abent** nur der vor Dreiköuiitfen sein kann, niuss hier
das »ingend jar« die Weinacht bezeichnen.
108 Neujahrsfeier im alten Basel und Venvandtes.
klärt sich aas dem Bedürfnis, am Anfang eines grössern Zeit-
abschnittes in die Zukunft zu blicken und für sich und seine
Freunde alles Gute zu wünschen. Heutzutage wünscht man ge-
dankenlos, wie ja auch die Meisten keine Ahnung mehr davon
haben, dass die Geburtstagsgratulation ursprünglich kein Glück-
wunsch für den Tag, sondern für das kommende Lebensjahr
ist. In früherer Zeit aber spielte der Aberglauben mit hinein,
dass durch den Wunsch wirklich ein Segen bewirkt werde. Es
ist somit der Neujahrswunsch im Grunde nicht anders zu be-
urteilen als irgend eine Bewahrungsformel. Man vergleiche die
interessante Stelle in Brants Narrenschiff (Kap. 65 Y, 37 ff.), auf
die wir auch unten noch zurückkommen müssen:
Vod wer nit ettwas nuwes hat
Vnd vmb das nuw jor syngeu gat,
Vnd gryen tann risz steckt jn syn huss,
Der meynt, er leb das jor nit uss
Als die Egyptier hieltten vor,
Des glichen zu dem nuwen jor,
Wem man nit ettwas schenken dut,
Der raeynt, das gautz jor werd nit gut.
Die älteste Form der Beglückwünschung ist jedenfalls die
auch heute noch vorkommende mündliche, die nach und nach zu
einer festen Prosaformel erstarrt ist.**) Schon im Mittelalter
aber kamen die Glückwünsche in gebundener Form auf, die
dann entweder auch persönlich hergesagt bezw. gesungen oder
durch einen Boten überbracht wurden.
In der Zeitschrift für deutsche Philologie 31, 1 ff . teilt
Jacobs einen solchen Spruch mit, der einer Handschrift des
XV. Jahrh. entnommen ist, der aber nach Liliencron in Text
und Musik noch den Charakter des ausgehenden XIII. Jahrh.
trägt. Er beginnt:
„Mein trut geselle, myn libster hört,
wisse, daz dir wünschen myne wort
vncz uff den tag daz sich daz nuwe jar anvahet,
waz czu geluck ye wart erdacht,
daz werde alleczyt an dir vol bracht,
vnd daz ich myde, waz dir vorsuiahet [nicht geföllt]
so wer myn hertze in fremden geil
vnd dyn gelücke daz ist myn heil;
wan ich by dir nicht mag gesin,
so bin ich dach alle czyt daz din
vnd du daz myn.
*S) Wie z. B. im Schanfigg. Archiv IV, 342.
Neujahrsfeier im alten Basel und Venvandtes. W.)
In zwei weitern Strophen wird die Liebeserklärung fort-
gesetzt.
Eine grosse Zahl solcher Olückwanschreime hat auch Schade
im Weimar. Jahrbuch II, 75 ff. mitgeteilt. *")
Oft wurden diese Verse illustriert und sind so zu Vor-
läufern unserer Neujahrskarten geworden. Heitz hat einige
interessante Exemplare aus dem 15. Jahrhundert publizierte^),
ein solches ist auch bei Alwin Schulz, Deusches Leben S. 400
abgebildet. Meist *ist darauf das Christuskind dargestellt mit
einem Spruchband, das den Olückwunsch „Ein guot selig jar^
enthält. Dass sich sogar die Holzschnitzerei des Gegenstandes
bemächtigt hat, zeigt die Darstellung auf einem Chorstuhl von
St. Peter in Basel. ^^)
Dass in früheren Jahrhunderten auch Medaillen mit Glück-
wunschinschriften verschickt wurden, hat mir Herr Dr. Alfred
Geigy in Basel gütigst mitgeteilt.
ni. Unter den von Schade aufgeführten Glückwunschreimen
läset sich eine grosse Kategorie ausscheiden, die durchgehend
mit der Formel ^ klopf an^ beginnt:
„Klopf an ! klopf an ! '
' Der Himmel bat sich aufgetan.** u. s. w.
„Klopf an I klopf an !
Ein säligs neus jar ge dich an !" u. s. w.
„Klopf an mit reichem Schal." u. s. w.
Das ist nicht bedeutungslos, denn es weist uns auf die alte
Sitte hin, den Advent des Herrn durch Pochen an den Haus-
thüren zu verkünden, und diese Sitte ist es auch, aufweiche unsere
") Es mag hier beigefllgt werden, dass Felix Platter, als er in den
Fünfziger-Jahren des 16. Jahrh. in Montpellier weilte, einer ihm fremde Neii-
jabrs^itte begegnete. Er sagt (Ausg. v. Fechter S. 149): „Im anfang des
Denwen jars fachen glich an allerlei kiirtzwil, sunderlich ze nacht mit dem
hofieren mit instnimenten vor den hrtseren, mit den cymbalen, drümlin und
pfifen darzu, so einer allein verrichtet; demnach mit den schalmeyen, so gar
gemein; item \iolen, eiteren, so domolen erst ufgiengen; item mit den
dentzen, so man haltet in firnemmen burgerhüseren, dahin die damoisellen
gefiert werden, und danzt man nach dem nachtessen by nachtliechteren
branle, gaillarde, la volte, la tire-chaine; dass wert schier biss gegen tag,
und wert solch ballieren biss an der fassnacht letsten tag." — '^) Neujahrs-
wünsche des XV. Jahrh. Herausg. v. Paul Heitz. Strassburg 1899. Davon
sind die Nrn. 3. 6. 8 and 31 baslerischen Ursprungs. — ***) Keproduziert in
der Festschrift zum 400. Jahrestage des Bundes zwischen Basel und den
Eidgenossen. 1901. Taf. LVIl.
110 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
oben zitierten Verbote mit dem „ klopfen an den hüseren'^ an-
Bpielen. Dieser anfangs wohl sittsamere Oebrauch mnss spater,
als man seine ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand,
übel ausgeartet sein^ so dass die Obrigkeit fürchtete, es möchte
dadurch den ,, Bürgern, ihren Rinden und Töchtern sohand und
schad erwachsen^ (1501; s. o.). Und in der That, wer die Reime
des Nürnberger Spruchdichters Hanz Folz kennt, kann das
obrigkeitliche Veto nicht ungerecht finden. Nun scheinen frei-
lich diese Folzischen Verse, ganz entgegen dem heutigen Volks-
brauch, nicht dem Anklopfenden, sondern dem Insassen des Hauses
in den Mund gelegt. ^'^) Das wird bestätigt durch folgende Notiz in
einer Wolfenbütteler Papierhandschrift des 15. Jahrh. (A. Keller,
Fastnachtspiele S. 1346 unten): „Von klopff an, die man praucht
an den klofflis nechten^. Auch Weinhold berichtet in seinen
„Weihnachts- Spielen und -Liedern^ 8. 48: „An den Dienstag-
abenden der Advente ziehen in Kärnten die Burschen von Haus
zu Haus und ,klocken' (klopfen). Zwischen ihnen und den
drinnen entspinnt ein Wettreimen. Die Leute im Hause
sprechen etwa also:
Bist a Mon,
Schloag brav drön ;
Bist a Bue,
Schloag brav zue ;
Bist ä Jungü-au mit roatn Zöpfn,
Kannst noch a moal zuecher klökn.
Oder:
Der Klökler ba der Wond
Heart sein aigne Sehend.
Die Klökler müssen in entprechenden Reimen antworten/
^^) Man vergleiche z. B. folgenden Spruch an eine umziehende Magd:
„Klopf an, du fürwiz a !
Wie laufst du in der schnurr [Herumbetteln] umb noch?
Lüg, dass dir nicht ^ü kum dein gleich [deines gleichen]
Und dir wol halt ein fei ab streich,
Darzü den bauch vol buben mach.
Wer meinstu, der sein [darüber] denn nit lach ?
Ich riet, du giengst und legst dich nider.
So möchst du morgen aufsten wider,
Deiner herschaft heizen und kern,
E dass man dir den rück werd pern [prügeln],
Damit man dir den fürwiz bässt,
Dass dich keins klopfens mer gelüst.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 111
Aber wenn das auch für einzelne Gegenden zutreffen mag,
80 können wir es für unsere Gegenden doch nicht annehmen.
Aach in Bayern scheint es nur in beschränkten Distrikten yor-
gekommen zu sein; denn im heutigen Bayern werden die Yerse
zweifellos an die Hausbewohner gerichtet. Hier heisst der Abend
des letzten Donnerstags vor Weihnachten ^Elöpfleinsnacht^. Der
Sprach, der dabei ausgerufen wird, lautet meist folgendermassen :
Holla, holla, klopf a !
dTrau hat en schön ma.
Geit-me dTrau en Küechel z*Loh,
das i 'en Herrn globt ha,
en KUechel und en Zeltn,
de Peda (Petrus] wurds vegeltn.
de Peda is a haiige ma,
, der alle ding vegeltn ka.
(ScHMKLLKR, Bayer. Wörterb. II, 1337, wo noch Weiteres.)
In Schwaben fallen die ^Elöpflins- oder Enöpflinsnächte''
zwischen Weihnachten und Dreikönigen (6. Jan.). Der in ihnen
gesungene Spruch enthält einen Segenswunsch:
^HoUa, holla, Knöpflinsnacht!
gnts jaur, guts jaur, dass 's kom wol grat !
Kraut un Zwibel
is au nit Übel,
Bhüt uns got vorm Totengrübel!
(ScHMiD, Schwab. Wörterb. S. 317.)««)
Besonders wertroU ist für uns der Bericht des Boemus
(De omnium gentium ritibutf 1520, p. 58^), weil er, obschon er
speziell fränkische Yerhältnisse beleuchtet, die ursprüngliche
Bedeutung des Brauches klar darstellt. Er lautet in Ueber-
setzung: ,,In den drei Donnerstagsnächten vor Weihnachten
gehen Knaben und Mädchen von^ Haus zu Haus, klopfen an die
Thüren und verkünden mit Gesang die nahe Geburt des Herrn
und ein gesegnetes Jahr. Dafür bekommen sie von den Haus-
bewohnern Birnen, Aepfel, Nüsse und auch Geldstücke. "^ ^^
*«) Vgl. noch K. Remeb, Sagen, Gebräuche etc. des Allgilu's n [1902]
9ff. ; Fr. Panzer, Beitrag zur Deutschen Mythologie II [1855] 115—118;
£. Mrtkr, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben 1852
S. 457— 4SI. 5a0; £. H. Meyer, Badisches Volksleben im 19. Jahrh. 1900,
S. 195 fir.; J. M. HCbler, Bayerisch Schwaben und Neuburg 1901 S. 166;
Blätter des Schwab. Albvereins IX [1897] 53; Mitteilun(}kk und Umfragen
zur bayer. Volkskunde VII [1901] Nr. 1, S. 4. — «J S. auch das Zitat aus
Naogeorgus* Regnum Papisticum lib. IV bei Flögel, Geschichte des Grotesk-
112 Neu Jahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Wenden wir uns nun aber wieder Basel zu! Was ander-
wärts ^Klöpfleinsnacht*" genannt wird, heisst hier „Bochsel-
nacht'', von „bochseln^ = „klopfen, poltern^. ^^) Heute kennen
wir den Brauch und das Wort nicht mehr; aber eine grosse
Zahl von Verboten beweist uns sein Vorhandensein in älterer
Zeit. Der älteste mir bekannte Beleg aus Basel ist der schon
citierte von 1420 aus dem Rufbuch [s. o. S. 104]. Hier ist aber
der Ausdruck „bochseln^ oder „Bochselnacht'^ noch nicht ge-
braucht; es ist nur vom „klopfen an den Häusern die Rede^.
Erst ein Ruf von 1432 kommt näher darauf zu sprechen: ,,Vor
winnachten Bochein". „Lieben fründe, unser Herren Räte
und meister tünt üch sagen und verkünden, nachdem daz heilige
concilium ietz by uns ist, um gross mergklich anligende saohen
der heiligen Cristenheit, darumb auch menglich dester züchtiger
sol sin und ouch dester ernsthaftiger, und darumb so wellent
unser Herren und verbietent üch ernstlich, daz niemand booh-
heln sol und uwer Ejnde dazu halten, daz sy soliches tügent.*^
(Rufb. T, 94*). 1436 erscheint dann zum ersten Male das Wort
„Bosselnacht": „Als denn vf morn die bosselnacht ist, tünt
unser Herren verbieten, daz niemand bosseln sol, wand den ouch
frömden Herren [vom Konzil] soliches unkunt ist.^ (Rufb. I,
106*). Am 22. Dezember 1441 heisst es, „daz si nit wellent,
daz iemand vf morn bochele^. Darüber steht „bosseln".
(Rufb. I, 127^). Auch ein Ruf von 1450 hat in der üeber-
schrift „Bosselen", im Text jedoch; „Diso zijt vor wyennechten
erbern luten an jren huseren ze bochlen". (Rufb. I, 188^)-
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. ist „bosslen^ allgemein»
und erst 1501 taucht die Form „bochslen", 1520 die „Boch-
selnacht^ auf: „Alsdann mengklich bisshar vor dem heiligeo.
hochzyt Wiennechten jn Übung gewesen, uff die necht, so maci
nempt die Bochselnacht, nachtz umbgangen, den lüten gelüt^
geklopfet und in die venster geworfen haben''. (Rufb. 11, 69).
So folgt sich Verbot auf Verbot. Wie zäh man aber an
der Ueberlieferung festhielt, zeigt nicht nur eine Notiz in der
2. Fortsetzung der Wurstisen'schen Chronik ^*), wonach noch im
komischen 1788, S. 187, und ferner Haltaus, Galendarium medii «evi. 1729,
p. 141. — 23) Bochseln scheint eine Kompromlssbildung zu sein aus bochdrtr-
und bosseln^ die beide „schlagen, klopfen" bedeuten. — *♦) Chr. Wurstisen,
Basler Chronick, Neue Aufl. („Fortführung der Basel-Chronick. Drittes Buch*).
Basel 1779, Fol. 106.
Neu Jahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 113
Jahre 1609 die Bochselnächte abgestellt werden mussten^^),
sondern anch die Fortdaner in andern Gegenden bis anf den
heatigen Tag. Anch in der Schweiz haftete nämlich die Bochsel-
naoht nicht ansschliesslich an Basel, sondern sie ist uns auch
anderweitig bezengt. Im Zürcher Ratsbuch ist unterm Jahre
1485 von einem Burschen die Rede, der „mit einem steckly
OAch altem harkommen und bruch der Bochselnacht an des
Netzen und ander türen geklopft*^ (Schweiz. Id. V, 342). Der
Rat von Baden im Aargau beschliesst am 18. Dezember 1517,
^das man über ein jar das bogschien an den dry dornstagen
vor wienachten sol verbieten in der kilchen by X/?**. (Samm-
lung Schweiz. Rechtsquellen XYI [Kanton Aargau], I [Stadt-
rechte], II, I [1899] S. 172). In Schaffhausen wird laut dem
Ratsprotokoll von 1540 einer um Sß gebüsst, „umb das er über
miner herren verbot bochslet". Ebenda ist 1553 Einer „in
fenknus komen, von wegen er uff ain bochselnacht spat uff der
gassen gangen und ain wosch im woschhus abgelassen'^. (Schweiz.
Idiotikon lY, 657). In einem handschriftlichen Zürcher Mandat
aus der ersten Hälfte des XYI. Jahrh. wird geboten, „es sol
ouch niemants dem anderen an sinen hüsern und gmachen oder
suntst andern orten bochslen, klopfen oder einich unfür triben^
(Staatsarch. Zürich). Der Luzerner Oysat erwähnt unterm Jahr
1578: „Die bolster nacht (so man hie das stäggely jagen
genempt) die dry donstag nacht vor wiechnacht, ein gar ungestüm
wäsen und boldern durch die statt, von alltem här allso jn ein
gwohnheit gebracht, jst abgestellt upd ewig verboten '^ (Archiv
f. Schweiz. Reformationsgesch. II [Beilage zu Eathol. Schweizer-
blätter NF n (1908)] S. 20), und in einer Zürcher Ratserkanntnis
vom Jahre 1623 wird von allerhand Unfug berichtet, „wie das nit
allein die zyt har die jungen Knaben nachts under dem Liecht an
den Hüseren anlütend und bochslind und diejenigen Personen, so
inen SöUiches abzewehren under die Türen kommind, mit Tuss-
eggen [Holzdegen] oder Stecken schlachind und beschedigind
und dann darvon laufind und flüchind, sonders das auch die er-
wachsne junge Burger und Burst die Handtwerchsgsellen und
andere Personen uff der Gassen angryfind, stossind und miss-
handlind^ (Schweiz. Idiotikon lY, 999).
») EiD gleiches Verbot auch im Jahre 1587 (Ratsbüchlein II, 126 >
und 1592 (Ratsprotokoll 2, 164>; )
• 8
114 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Gegenwärtig besteht der Name „Boobsel-, bezw. Boxel-
oder Bncbsle-Nacht" noch iu Rheinfelden, Zurzach, Kling-
nau, am Zürichsee, in Weinfelden und in Nufenen, der
alte Braach hat sich aber nach Rochholz (Orenzboten 23. Jahrg.
[1864] IV. Bd. S. 378) nur noch in Rheinfelden «^ und Zur-
zach^^), nach eigenen Erkundigungen auch in Elingnau, rein
erhalten. In Rheinfeldcn durchstreift (laut Rochhblz) die Jugend
an den drei Donnerstagen vor Weihnachten nächtlicherweile die
Strassen, klopft an alle Thüren, zieht alle Hausglocken und
wirft Erbsen und Bohnen an jedes Fenster. ^^) Es läuft nicht
ganz ohne Schaden ab, wenn der Mutwille auch Steinchen und
Mauerkalk mit den abermals aufgerafften Erbsen gegen die
Scheiben schleudert. Streckt dabei jemand, dem man nicht
hold ist, den Kopf zum Fenster heraus, so fliegt ihm der ganze
Hagel in's Gesicht. Man erkennt darin, sagt R., eine Spur
jenes altkirchlichen Zweckes, die Menschen zur Wachsamkeit
zu mahnen, damit der Herr bei seiner Ankunft die Menschen
nicht unvorbereitet finde.
Ueber das Bochslen in Klingnau teilt uns Herr Lehrer
Bilger daselbst Folgendes mit:
^Kathrie (hl. Katharina, 25. Kov.) stellt Trumme und Pfiffe ie.
Thuma (hl. Thomas, 29. Dez.) bringt sie wieder umma.'^
Altes Sprichwort.
Ueber die Adventszeit ist von der katholischen Kirche
jede öffentliche Lustbarkeit untersagt, das Bochslen sollte ein
beängstigendes Gefühl erwecken, von dem dann die Weihnacht
erloste. Es geschah nur an den drei letzten Donnerstagen im
Advent, abends zwischen 8 und 10 Uhr. (Bochselnächte.)
Gute Freunde und Nachbarn, ehrbare Handwerker, die in
angeheitertem Zustande von ihrem Abendschoppen heimkehrten,
klopften einander an die Thüren, Fenster oder Fensterladen, um
dann mit gedämpfter Stimme einen frommen Spruch, an diese
hl. Zeit erinnernd, herzusagen. Erwachsene Mädchen warfen
Erbsen an die Fenster ihrer Freundinnen, um zu erfahren, ob
") Für Rheinfelden bestätigt von Herrn J. U. Dietschy daselbst
Dort leitet das Volk den Brauch, wie das überhaupt oft der Fall, von der Pest-
zeit her, d. h. man glaubt, dass das Werfen von Erbsen an die Fenster den
Zweck hatte, zu erfahren, ob die Leute noch lebten. — ^ij Laut einer An-
gabe von Hochw. Hm. Pfr. Binkert besteht der Brauch in Zurzach nicht
mehr. — ^^) Diese letztere Form des Bochselns s. auch bei E. ScHiiiTTy
Sagen u. s. w. aus dem Baulande. Baden-Baden (Programm) 1895, S. 23.
Neujahrafeier im alten Basel und Verwandtes. 115
ein „ Schatz^ und welcher bei ihnen sei; denn als unerschrockener
Manu muBste dieser dem Spuck auf die Spur zu kommen suchen.
Junge Bursche bochselten ihren Mädchen, indem sie Hände voll
Traubenkerne an die Fenster warfen. Ein Schneider auf der
Stör sass auf dem Tisch am Fenster und öffnete dieses immer,
um sMue Neugierde zu befriedigen. Fünf Jungfrauen bochselten;
sogleich schaute der Schneider wieder hinaus. Schnell fuhren
sie ihm mit einem Tuch, das sie in der Küche gehörig ge-
schwärzt uod an eine Stange gebunden hatten, über das Gesicht.
Er wurde natürlich iu der Stube ausgelacht. Sie haben den
Rechten erwischt, meinte er dazu.
Man erlaubte sich dieses Bochseln als Scherz, denn es
geschah nicht in böser Absicht und meist nur gegen Verwandte
ond Freunde, die Fremden Hess man in Ruhe.
Etwas drastischer trieben es die jungen Burschen, die sogen.
Nachtbuben. Missbeliebigen Leuten wurde irdenes, schadhaftes
Geschirr, grosse Schüsseln, Milchhäfen etc., in Ermanglung auch
Kieselsteine auf leises Kommando „eins-zwei-drei*^ an die Haus-
thüren geschleudert , so dass die Scherben klirrend auf die
Pflasterung fielen. Beliebte Gegenstände zum Bochseln waren
grosse Brantweinflaschen, die man schon während des Jahres
hiezu auf die Seite stellte. Um. durch Glassplitter keinen Schaden
zu stiften, wurde dieselbe in einen Sack gesteckt und dieser
mächtig an die Hausthüre geschlagen. Je stärker das Geklirr,
desto grösser die Freude. Alte Eisenpfannen wurden an Seile
gebunden und erst geschwungen, dann angeschlagen. Schaute
jemand zum Fenster hinaus, riskierte er oft aus einer Klystier-
spritze einen Strahl Wasser oder Schweineblut.
Nur einmal ist es vorgekommen, dass Hunde an die Haus-
glocken geführt wurden, an die vorher mittelst einer Schnur ein
Stück Fleisch oder Ejiochen gebunden war ; dieser Unfug wurde
missbilligt und hörte auf.
15 — 16jährige Knaben liebten es zu bochseln, aber auf
bescheidenere Art. An den eisernen Klopfer der Hausthüre
wurde ein langer Faden gebunden und auf gü ästigen Plätzen
damit der Klopfer gehoben und fallen (^tätschen^) gelassen. Die
Hausbewohner, im Glauben, es wolle sie jemand sprechen oder
besuchen, ö&en das Fenster, sehen aber niemand. Im Glauben,
sich geirrt zu haben, lassen sie alles auf sich beruhen. Das
Klopfen wiederholt sich. Nun die Frage: Wer klopft? Keine
116
Neujahrsfeier im alten Basel und Ver^'andtes.
6?'
Antwort, aber abermaliges Klopfen. Aergerlich geht jemai
herunter. Er sieht niemand, findet aber die Schnur und d
Zauber ist gelöst.
Auch Hausthüren, die sich von selbst gern nach Innen offne
und nicht geriegelt sind, werden mittelst einer an die Falle g
bundenen Schnur zugeschlagen und dies mehrmals wiederho
Der Thäter hält sich oft hinter einem Haufen Reb- oder Bohne
stickel (Stangen), die vor oder neben das Haus gestellt wäre
verborgen.
Diese letztern zwei Arten des Bochselns waren noch v
fünf Jahren gebräuchlich, der übrige Spektakel aber hat sc
dreissig, vierzig Jahren, um unliebsame Auftritte zu vermeide
aufgehört. Eine Erklärung des Brauches weiss niemand mehr
In Weinfelden dagegen besteht die „ Boxelnacht ^ ni
noch in einem lärmenden Umzug der Jugend mit ausgehöhlt«
von innen erleuchteten Runkelrüben, und in deo Kantone
Zürich und Oraubünden ist die Bochselnacht vollends nioh
anderes mehr als eine gesellige Vereinigung, an der man sie
nachdem mau bis in die Nacht gearbeitet hat, bei Branntwei
gütlich thut. «»)
lY. Zu dem lärmenden Umziehen und Klopfen gesellte sU
aber in früherer Zeit noch eine weitere Sitte: das Verkleide
S. 104 ist ein Verbot aus dem Jahre 1418 zitiert werde:
welches von »einer „nüwen gewonheif* in Basel spricht, „di
man im atvent anfahet in bökenwise ze gonde, und erber lüi
ze überfallende in iren hüsern^. Das Verbot scheint wenig g<
fruchtet zu haben; denn es musste beinahe jährlich wiederho
werden, und zwar nicht etwa nur, um Uebergriffen vorzi
beugen, sondern es werden geradezu solche Uebergriffe namha
gemacht. 1424 ist es den Räten „fürkommen, daz man lang<
*') Mit der Bochselnacht stehen in engem Zusammenhang die noi
in der Neuzeit üblichen Lärmumzüge, die ich in diesem Archiv (I, 28
kurz erwähnt habe. Ausser den dort aufgeführten Bräuchen sind noch i
nennen: Die ^Pfaflfenkellerinjagd** und das „Schmutzlijagen" im Kante
Luzem, die ^Chlungelinacht" und die „Chläuselinacht" im Kanton Züric
der Umzug gegen das „Strudeli" und ^Strätteli" bei Brunnen (Kt. Schwyz
das „Trychele" in Ober-Hasli, das „Ausläuten** in Thusis, die Lärmumzü^
in St. Ulrichen (s. Am Herd, Denkwürdigkeiten von Ulrichen [Bern 187!
S. 195), das „Klaus-Einschellen** im Kt. Glarus Arch. IV, 250. 252, di
„Andresien" im luz. Gäu und in Obwalden. S. auch Schweiz. Idiotikc
ni, 688.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 117
angefangen hab in Bökenwise ze lonffende^ (Bufb. I, 73*),
and 1432 wird sogar die Art der Maskierung genannt: Die Be-
liörden ^verbietent menglichem, dz niemand in tüfels hüten
louffen solle, noch jn Böcken wise gan, ietz noch zer vassnacht^
(Rafb. I, 94*). Noch bestimmter lautet das Verbot vom
Jahre 1436: „daz niemand in tüfels hütten noch in gölers^^)
^wise loufFen solle, noch in Böckenwise gan oder sich jn dehein
andere wise mit kleideren verenderen anders denn sin tegelicher
iKrandel ist, bede, ietz vnd euch ze vassnacht^ (Rufb. I, 106*).
Wiederholungen dieses Verbots finden sich in Aufzeichnungen
der Jahre 1441 und 1447 (Rufb. I, 127^). In einem Ruf
von ca. 1449 wird noch eigens auf die vielfachen Uebertretungen
hingewiesen: ,, Solich jr gebott uu schwerlich uberfaren ist vnd . . .
Til lüten nachts in Böckenwise wider vnd für louffent vnd nye-
mand weiss, wer der under [darunter] ist, da von nu vil vnrats
wachsen mochf*; es wird daher verboten, dass man „weder tags
noch nachts in bocken wise oder in verenderten kleidern verbutzt
oder verbunden gan oder über vnd über uff der herren oder
znnfften stuben louffen solle in dhein wise . . .^ (Rufb. I, 172*!).
Bei der Frage nach dem Ursprung dieser Sitte werden
wir zunächst Umschau zu halten haben, ob sie ausser Basel
auch sonstwo noch vorkommt, und da möchten wir auf ein hand-
schriftliches Zürcher Mandat aus der.l. Hälfte des 16. Jahrh.
hinweisen, das neben dem „bochsslen'' auch das Böggenwerk,
^es syge mit lätzen beltzen, vorgespannen hüben ^ u. s. w. unter-
sagt wird. (Staats-Archiv Zürich). Auch ein Berner Mandat vom
26. Dezember erwähnt die Sitte: „Als dann hütt anzug besche-
chen von wegen des unordentlichen trinckens, spät sitzens, miss-
brach und Unzucht mit umzüchen mit pfiffen und trummen,
oaeh verbutzens uff dem nüwen jar und darnach zu vass-
nachten^. (Archiv d. eist. Ver. 16, 644).
Man wäre im Irrtum, wolle man glauben, dass solche Mas-
kierungen um die Weihnachts- und Neujahrszeit erst verhältnis-
mässig spät von den Fastnachtsgebräuchen herübergenommen
worden seien. Schon der hl. Ambrosius (IV. Jahrh.) spielt auf
den Brauch, in Hirschmasken umzulaufen, an, wenn er von dem
^) Geier fehlt im Idiotikon; das Wort wird zu goUn, gölen „wild
jauchzen, Narrheiten treibeD** gehören. Göli „Spassmacher*" ist noch heute
io Schweiz. Mundarten gebräuchlich.
118 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Hirsche spricht, der nach der Yolksaitte zu Anfang des Jahres
sein Unwesen treibe.**)
Das ganze Mittelalter hindurch lassen sich solche Yer-
mummungen (es sind besonders Hirsch- und Weibermasken) aus
Eonzilakten, Briefen, Bussbüchern u. s. w. nachweisen. Wir
haben im Anhang I die wichtigste Litteratur darüber zusammen-
gestellt, wobei wir aber nur diejenigen Zitate wörtlich aufge-
führt haben, die in den überall zugänglichen Werken von Du-
cange und Tille nicht abgedruckt sind. Zur allgemeinen Orien-
tierung seien hier jedoch zwei Stellen aus pseudo-augustinischen
Predigten (des 6./7. Jahrh.) wiedergegeben, die Panzer**) über-
setzt hat. In der ersten Predigt **) heisst es: „An diesen Tagen
kleiden sich die Heiden mit Umkehr der Ordnung der Dinge in
unanständige Missgestalten ^. „Diese elenden Menschen, und,
was noch schlimmer ist, einige Getaufte, nehmen falsche Ge-
stalten und monströse Gesichter an, worüber man sich schämen,
dann aber vielmehr betrüben mnss; denn welcher Vernünftige
sollte es glauben, dass Menschen, die bei Besinnung sind, sich,
indem sie den Hirsch spielen (cervulum facientes), in das Wesen
von Tieren umwandeln wollen? Andre kleiden sich in die Felle
ihres Viehes, andre setzen sich Tierhäupter auf, darüber sich
freuend und ergötzend, dass sie sich so in die Gestalten wilder
Tiere umgewandelt haben, dass sie nicht Menschen zu sein
scheinen.^ „Was ist aber auch das schändlich, dass die als
Männer geborenen Frauenkleider anziehen und in der
schändlichsten Verkleidung durch Mädchenanzug die männ-
liche Kraft weibisch machen "^ u. s. w. In der zweiten Predigt:
„Was ist so verrückt, als durch schändlichen Anzug das männ-
liche Geschlecht in weibliche Gestalt umzuwandeln? was so ver-
rückt, als das Gesicht zu verunstalten und Masken anzuziehen,
vor denen selbst die Dämonen erschrecken möchten P was so
verrückt, als mit ungeziemenden Bewegungen und unzüch-
tigen Gesängen das Lob der Laster in schamloser Ergötzung
zu besingen? sich in wilde Tiere zu verkleiden, der Zieg^
oder dem Hirsch ähnlich zu werden, auf dass der Mensch, zu
Gleichnis Gottes geschaffen, das Opfer der Dämonen werde. ^
3') „Sed jam satis in exordio tractatus, dicut in priocipio anc&i
niore vulgi Cervus allusit**. (Nach Ducanoe, Gloss. II, ä??« ). — '*) Pb^
Panzer, Beitrag zur deutschen Mythologie II (München 1865) 466 fif. —
33) Sie wird von Ducaiige (II, 277) Faustinus zugeschrieben.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 119
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die noch heute
üblichen Umzüge mit tierischen oder dämonischen Ge-
stalten um die Neujahrs- (und auch Fastnachts-)Zeit ^^) zu
diesen mittelalterlichen Oepflogenheiten in mehr oder weniger
eoger Beziehung stehen. ^^) You schweizerischen Gestalten
nennen wir nur das Posterli, die Hakennase, die Stüpfnase,^
die Schnabelgeiss, die Hechelgauggele, das Bauri, den P^re
Challande, den Glockenschellenmann, den Glungel, den Appels-
oarr, sowie die dämonischen Begleiter des St. Nikiaus: Schmutzli,
Gurri, Dösseli.^«)
y. Ein ganz besonderer Brauch muss das ^Bisch#fe und
Könige machen^'^) gewesen sein. In den von mir benutzten
Basler Quellen finde ich eine erste Notiz vom Jahre 1420 auch
wieder in dem mehrfach angezogenen Ruf buch: ^Als man dis
hochzit [Weihnacht] und davor bischofe machet, bede, herren
vnd Schüler, vnd denen zu dienst tufel loufFent, heissent üch
▼nser Herren sagen, daz sy nit wellent, dz yemant in tüfels wise
loufFen solle in den kilchen noch in der Statd, wand dadurch
gotz dienst gehindert vnd gewirret wird** (Rufb. I, 28^). Die
nächste Erwähnung begegnet uns im Jahre 1450: „desglich als
bitzher künige oder bischoffe ufF den stuben vnd jn hüsorn ge-
macht sint worden, die euch in die hüser vnd vmb würst gangen
wellen** (Rufb. I, 189*). ^®) Dass diese Sitte über unsere
Stadt hinaus muss verbreitet gewesen sein, zeigt allein schon
das Verbot des Basler Konzils vom 9. Juni 1435; es heisst
darin: ^Die heilige Synode verabscheut einen schäadlicheD Miss-
brauch, wonach an gewissen Festtagen des Jahres ^^) Einige mit
•*) Dazu vgl. die bei Anlass der Bochselnacht ausgeführten Lärmuiu-
züge (8. Anm. 29). Möglicherweise hat auch das „Hirsjagen" im Kt. Luzern
(Arch. I, 281, Anm. 1) nichts mit Hirse zu thun, sondern ist volksetymo-
logisch aus Hirz (Hirsch) umgebildet (vgl. das von Ebel bezeugte hirsen,
hirzen ^abenteuerliche Mummereien treiben, schmausen"); doch ist auch das
analoge „Speckjagen" im Kt. Luzern in Betracht zu ziehen. — ^'^) Eigent-
liche Hirschmasken haben sich noch im Salzburgischen erhalten. Repro-
duktionen von solchen aus dem Museum für Oestorr. Volkskunde s. Welt-
PoBT (Wien) 1897 Nr. 1 und Illustr. Zeitung 1897, S. 562. — 36) Maskierte
an Sylvester im Kt. Glarus s. Archiv IV, 259. Laut mündlicher Mitteilung
von Herrn Dr. Alfr. Geigy in Basel sollen auch in Genf Verkleidete an
Sylvester umziehen. — ^') Vgl. Tille, Weihnacht IS. 31. — ^^) Vgl. auch
noch Fechters „Topographie" in: Basel im 14. Jahrh. (1856) S. 17. 112. —
^) Der Tag, an welchem der Brauch sich abspielte, mag also je nach der
(iegend ein verschiedener gewesen sein, wie noch heutzutage.
120 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
bischöflichen Abzeichen wie Mitra, Stab und Ornat angethan,
den bischöflichen Segen sprechen, Andere sich als Könige und
Herzöge verkleiden, was man das Fest der Narren oder Un-
schuldigen, anderwärts den Knaben nennt, Andere reizen die
Leute durch Masken- und Schauspiele oder durch ausgelassene
Tänze von Männern und Frauen zum Zuschauen und rohem
Gelächter, noch andere veranstalten Schmausereien und Gast-
mähler'^ u. s. w. *^) Solche Konzilsverbote gehen inmier auf tief-
gewurzelte Gebräuche, und einen solchen haben wir auch hier
vor uns. Es handelt sich um nichts anderes als das weitver-
breitet^Festum stultorum, auch Festum fatuorum, inno-
centium oder hypodiaconorum genannt. Dncange führt die
wichtigsten Quellen unter dem Wort „Kalendse^ auf. Wir be-
gnügen uns hier mit der Schilderung des Festes in Frankreich
um die Mitte des 15. Jahrb., wie sie Flögel in seiner „Geschichte
des Groteskekomischen *^ (S. 163)^') giebt: „Man erwählte in
den Thumkirchen einen Narrenbischof oder Narrenerzbischof,
welches von den Priestern und Weltgeistlichen geschah, die sich
dazu besonders versammelten. Dieses geschah mit vielen lächer-
lichen Ceremonien; hierauf führte man ihn mit grossem Pomp
in die Kirche. Auf dem Zuge und in der Kirche selbst tanzten
und gaukelten sie, die Gesichter beschmiert, oder mit Larven
vor dem Gesicht, und verkleidet als Frauenspersonen, Tiere oder
Posseureisser . . . Der Narrenbischof hielt alsdann einen feier-
lichen Gottesdienst und sprach den Segen. Die vermummten
Geistlichen betraten das Chor mit Tanzen und Springen, und
sangen Zotenlieder. Die Diakoni und Subdiakoni assen auf dem
Altar vor der Nase des Priesters, welcher Messe las, Würste;
spielten vor seinen Augen Karten und Würfel, thaten ins Ranch-
fass statt des Weihrauchs Flecke von alten Schuhsohlen, damit
ihm der hässliche Gestank in die Nase führe. Nach der Messe
lief, tanzte und sprang jedermann nach seinem Gefallen in der
Kirche herum und erlaubte sich die grössten Ausschweifungen;
ja einige zogen sich gar nackend aus. Hierauf setzten sie sich
auf Karren mit Kot beladen, Hessen sich durch die Stadt fahren
und warfen den sie begleitenden Pöbel mit Kot. Oft liessen sie
^) Der lateinische Text bei Hkrzoo, Realencyklopädie X, 204. — ♦•) Zu-
meist Dach einem Statut des Bischofs Ludwig vod Sens aus dem Jahr^
1445, bei Ducangk-Favre, Gloss. IV, 484. Die unmittelbare Quelle Flögel»
war aber wohl Du Tilliot, Fete des Foux p. 5 fg.
Neujahrafeier im alten Basel und Verwandte». 121
8till halten and machten mit ihrem Körper die geilsten Geberden,
die sie mit den unverschämtesten Reden begleiteten . . . Dieses
Fest wurde zu Paris am Neojahr, an andern Orten am Tag der
Erscheinung Christi [6. Jan.] und nach andern am Tag der un-
schuldigen Eindlein gefeiert.^ ^^
Nicht weniger ausgelassen mag es 1474 in Zürich bei dem
Umzug mit dem „ Burenbischof ^, der in die Fraumünsterabtei
eindrang, zugegangen sein. In den Rats- und Richtbüchern finden
wir darüber folgende Akten : „Heiüi Widerker d(icit) : er, Peter
Füssli u. s. w. [14 Männer] syen mit einanderen in schoppen
[Weiberröcken P] und mit dem purenbischof gangen, und als
sy in miner gnädigen frowen hof kommen, sye die stägen thür
beschlossen. Da hab inen der scfaüler, so da sing und übel
reden könn, zogen [die Thür aufgezogen]. Do syen si hinufge-
gangen in die stuben, und habensi geacht, es war miner gned(igen)
frowen will. Und do si also ir wesen bruchten, luogte min
gnädige frow zu einem vensterli herus und wer zornig und
trowte inen, das mim Herrn burgermeister zu clagen, daz si ir
in das ir [in ihre Behausung] prochen betten. Do antwurten si,
si betten nit hin in prochen, soDdern hett man inen zogen.
Daruf bürzloten si die stägen ab, und wüss er von keinen
unwerten zä sagen, die miner gnedigen frowen von inen geben
syen." Die Andern sagen ähnlich aus. — Felix Werdmüller
war der ,,Schopennarr^, Stössel und Burri heissen sich „Kapläne^.
{Rats- und Richtbücher B VI, 229, Fol. 60.)
Eine andere Gesellschaft [8 Männer] wollte mit ihrem
Bischof, nach dem Nachtessen im Roten Haus, zum Fraumünster
tanzen gehn und drang daon, „als man in der Schule nicht
tanzte"^, in der Aebtissin Hof, wo „das Adelheitli, der Frowen
jungfrow [Magd]*^, ihnen öffnen sollte u. s. w. „Do Hesse Kuon-
rat Oul mit urloub ein grossen Furz^ u. s. w. Sie ,,syent mit
einanderen in narrenwys gangen** .... (Ebd. Fol. 61).
Die ältere Litteratur über den Narrenbischof findet sich
in Anhang II zusammengestellt.
Dass sich der Einderbischof bis in die Neuzeit erhalten
hat, zeigt der weitverbreitete Einderbrauch am Martins- ^^),
**) Nach DuRANDus, Ration. Divin. Offic. lib. 7. cap. 42 findet das
Fest am 1., 6. oder 13. Januar statt ilaut Dr(AXüE, Gloss. IV, 483* ). —
♦*) Ox» VoLLSLEVKN IX, 46.
122 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Andreas- ^*)y Nikiaus- ^^) oder Gregorstage ^^) in Bischofskleidung
umzuziehen.
Nicht so häufig scheint bei uns die Ernennung eines Knaben-
königs gewesen zu sein; sie ist jedoch durch den oben zitierten
Ruf vom Jahre 1450, sowie durch das Eonzilsverbot vom 9. Juni
1435 („alii ut reges ac duces induti"") zur Oenüge gesichert. ^^)
Wir werden überdies noch seh«n, dass auch dieser Brauch, wie
so mancher andere der Jahreswende, auf römische Zeiten zu-
rückgeht.
Gehen wir nun aber zu weitern Bräuchen über.
VI. Schon mehr als einmal sind wir in den Verboten auf den
Besuch der Zunftstuben gestossen. In Fechters Topographie^^)
findet sich (S. 112) folgende (urkundlich leider unbelegte) Notiz:
^In einer weniger anstössigen Form trat der Bettel auf, wenn
bei festlichen Anlässen, wie z. B. am Neujahrstage, wo Bürger
und Handwerker auf ihren Trinkstuben zusammenkamen und
Geschenke in Geld und „Galrei^ brachten, sich Spielleute und
Pfeifen, auch hübsche Frauen [Courtisanen] einstellten und um
Geld „gilten^ [bettelten] und dem Stadtpfeifer in das Hand-
werk griffen, welcher allein das Privilegium besass, bei dieser
Gelegenheit sich um eine Gabe zu präsentieren.'' Wie so viele
andere bei Fechter aufgeführte Sitten, wird auch diese kaum
schon dem 14. Jahrh. entnommen sein. Aus dem 15. Jahrh.
dagegen haben wir schon schon sichere Nachweise. Ein Ruf
von 1432 (Rufb. I, 94*!), überschrieben „gute jare** sagt: „Ale
*+) Tille, Weihn. S. 31; Jensen in: Beilage zur Allgem. Ztg. 1901,
Nr. 296 S. 4. — ♦5) S. Fechter, Topographie S. 17; Gf:8C'hicht8frkl-nd J7, 133;
Tille, Weihn. 31ff. ; Jensk.v a. a. 0. (s. Anni. 44); Gemälde der Schweiz III
(Luzem) I. Teil (St. Gallen 1858) S. 331; LCtolf, Sagen (1862) S. 99. 101;
Die Schweiz II (1898) 488. 489 (Umzug des Kinderbischofs alle sieben Jahre,
in Stans; eingegangen 1857); Hochholz in: Grenzboten 23. Jahrg. (1864)
4. Bd. 384; B. Wvss, Schwizerdütsch. Solothum 1863, S. 23 fg. ; Schweizer
Freie Presse (Baden) 1897 Nr. 46 (Feuilleton). Schweiz. Idiotikon I, 327
(Infeie); III, 688. Archiv I, 64; III, 225; IV, 252. - ^^) S. Fechter, Topo-
graphie S. 97; Fechter, Gesch. des Schulwesens in Basel bis zum Jahre
1589 [1837] S. 30; Iduna ixd Hermodk (1816) S. 24; Kriegk, Deutsches
Bürgertum (1868) S. 450; Flogel, Gesch. des Grotesk-Komischen (1788)
5. 193. — *') Von neuern Gebräuchen sei auf den „Sylvesterkönig" in
in Mank (Nieder-Oestreich) hingewiesen; s. Vernaleken, Mythen und Bräuche
(1859) S. 291 fg. Dazu Mannhardt, Baumkultus S. 386. Auch die WahL
des „Bohnenkönigs" und verwandter Sitten wird damit in Verbindunj^
gebracht. — ♦p) Basel im 14. Jahrh. (1856).
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 123
denn yormals geordnet ist, wie man den zünften gute jare
geben sol yf dz jngande jare, als sy gewonheit band ze
samen ze gande, nemlicb einen plapbart vnd nit me, sunder-
lich der zunfte,* mit der er dienet vnd keiner andern . , . ."
Man vereinigte sich demnacb am Neujabr anf den Stnben und
bracbte Gescbenke mit. ^^) Dass diese Zusammenkünfte den
nmscbwärmenden Lärmern Oelegenbeit boten, sieb einen freien
Trunk oder eine Geldspende zu yerscbaffen, zeigt ein bereits
angezogenes Yerbot yon ca. 1449, welcbes aussagt, dass man
^y^eder tages nocb nacbts in bocken wise oder in yerenderten
kleidern verbutzt oder verbunden gan oder über ynd über ufF
der herren oder zunfften stuben louflfen solle ** (Rufb. I, 172^);
auch der Ruf von 1450 spricht ja von den Königen und Bi-
schöfen, die „uff den stuben und in büsern gemacht sind
y^orden** (Rufb. I, 189*) , während der schon mehrfach er-
wähnte Eonzilsartikel etwas allgemeiner sagt: „alii commes-
sationes et convivia ibidem [wo?] pseparauf^. Genauere Infor-
mationen erhalten wir aus den Rechnungs- und Eüchenbüchern
der Zünfte. Schon die erste Seite des Rechnungsbuches vom
Schlüssel trägt die Notiz: „Uff den achtten Dag anno Ixxxv®
[1485]^^) band min heron zum schlussel ein fleischs galreig lossen
machen.^ Und weiterhin: „Item und nam man das gätt jor uff
[nahm es entgegen] uff den samstag von den fremden [Nicht-
zünftern] und lud sy uff den sunnentag^. (ib.) Es folgen dann
die mannigfachen Ingredientien des Galrei und schliesslich die
Notiz, dass den „Fremden" 30 Schüsseln davon geschickt wor-
den seien (ib. I, 2). Unterm Jahre 1486 wird wieder der
^Fleischgalrei" erwähnt. Dabei erfahren wir zugleich, dass sich
die Zünfte auch gegenseitig beschenkten: „Item und band min
heren zum saffran gar fast jr gütt erlichen (!) jar geschicktt,
aber min heren zum schlussel band innen ein gar fill erlicher^')
♦') Ein Verbot dieser Sitte, „ulf dem tage des jngoüden Nüwen Jore»
uff den zunfften gute jor ze geben" s. Ruf buch I, 188*; la. 1450) und im
Jahre 1458 wurde dies dahin eingeschr«*inkt, das8 jeder nur auf der eigenen
Zonftstube schenken dürfe. (Rufbuch II, 3^ ). — ^^) Dieser ^achte Tag" ist
der 1. Januar, da man das Jahr mit Weihnachten begann. — ^'j Vgl. den
Solothumer Dankspruch :
Man hat uns ehrbahrlich gegeben;
Gott lass euch das Jahr mit Freuden erleben u. a. w.
(B. Wyss, Schwyzerdütsch S. 4.)
124 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
gütt jar geschickt^ dan sy^ (ib. I, 3*). Es werden dann im
Folgenden die Namen derjenigeii aufgeführt, die „min[en] heren
zum Schlüssel das gütt jor geschickt vfF das jngond jor*^ ....
„und ist dissen, die Y ß geben band und dor über, erlich ge-
schicktt III stuck galreig vnd I fierteil einss hi\n mit mandel
erlich" (ib. I, 4^ — 5*!). Auch die Küchenbücher zu Safran er-
wähnen die Neujahrs- und Berchtengalrey vom Jahre 1491 ab.
Im Jahre 1485 werden den Ratsherren, Sechsern u. s. w. 21
Schüsseln mit Oalrei geschickt (Rechnb. Schi. I, 2^). Fiel da-
gegen der 1. Januar auf einen Freitag, so machte man einen
Fischgalrei (Ebd. 19'.).
Eine Nachfeier bestand in dem Berchtentag-Essen ^^) am
2. Januar, das auch regelmässig in den Ausgabenbüchern figu-
riert, ausser wenn dieses Datum auf einen Freitag oder Sonntag
fiel. In Zürich wird der „Berchtelistag* noch heute gefeiert.
Was ist nun all diesen Angaben zu entnehmen P Zünftige
und „Fremde" brachten zu Neujahr ein Geldgeschenk auf die
Zunft und wurden dafür mit einer Pleischgallert regaliert^^)
oder auch: es wurde den Spendern Gallert und Huhn nach
Hause geschickt. Die Angabe Fechters, dass der Galrei von
den Teilnehmern auf die Zunftstube gebracht worden sei, be-
ruht wohl auf Irrtum; dagegen weisen die Rechnungsbücher
z. Schlüssel in der That, wie er sagt, Posten „an die hübschen
frowen und spillüf^ auf. ^*)
Im 16. Jahrh. hat dann die Sitte in mehrfacher Hinsicht
eine Wandlung erfahren. Zuerst wurde die Gallert . verboten,
'2) In den Ktichenbüchern von Safran finden sich folgende Sprach-
forinen: Bis 152Ö; „hechten tag", 1529: „bechtels tag**, 1532: „sant berch-.
tolds tag". 1532 geht die Bezeichnung überhaupt aus. — ") In den 90er
Jahren des 15. Jahrh. wurde zu Safran sogar ftlr 100 Teilnehmer gerüstet.
— ^) 1494: „Armen lüten, spillüten, hübschen frowen, Sprecher umb zittwer
win [Wein, mit Zitwer gewürzt] und hadergelt [kleine, lumpige Ausgaben?]
allerhant** (Rechnb. Schlüssel, I, 48* ). Die „hübschen frowen" hören in
den Zehner Jahren des 16. Jahrh. auf Dagegen finden wir 1569: „8 Stu-
denten, so die musik gsungen 6 /J 8 ^, etlichen armen sundersiechen, so uff
der gassen gesungen 2ß, den fryheiten [Landstreichern], so uns umb das
guot jor gsungen 2 ß, eim gougkler, so die brütschen gschlagen uff den
fingern 1 /J" (Ebd.). 1570: „2 bleseren geben, so uns daz guot jar geblasen
und gewünst 2>J" (Ebd.). Aehnliche Ausgaben enthalten die Gutjahrsrödel
zu Safran. 1535: y,Den blesseren im munster Iß — den armen zu sant
jocob 1 ß — der jungfrowen die die Eyger wecken [Eierweggen] hatt
bracht 8 ^ — den blesseren vberin [1. vber rin] Iß — den blesseren uff
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 125
wie das aus einem Beschluss im Erkenntnisbacb '''^) vom Jahre
1500 (I, fol. 192*!) hervorgeht: „Nachdem zu ingange des nuwen
jars bisshar uff den Zünften mit den galren merglicher cost
ofgelouffen, euch mancherhande Unwesens uff denselben tag . . .
fargangen ist** wird geboten, „das hynnanthin uff keyner ?unft,
es sey welche die wolle, dhein galre gemachet werde, sonder
ob die Zunftbruder zu dem inganden Jarstag byeinander essen,
BoUent sie sich mit gesottenem und gebrattenem benügen lassen,
und euch uff denselben tag bitz nach der predig dhein spyell
thün .... Item were euch sache, das yemand ein zunft eren
weit mit einem guten jare jnnmassen bisshar bescheen ist, der
soll vber i j /? Ǥ nit schencken, er sy wie rieh oder arm er woll,
und onch durch dhein zunft yemand utzit heimgeschickt werde. ^ ^^)
Nach diesem Verbot muss es uns befremden, im Jahre 1588 doch
wieder die Oallert erwähnt zu finden. ^^) Gleichzeitig aber er-
fahren wir, dass der Empfang der Neujahrsgeschenke auf den
Zünften ^) und die gegenseitige Beschenkung der Zünfte sich
nunmehr in Form eigentlicher Umzüge abspielte. Wir ent-
nehmen dies folgender Angabe Brückners in der ersten Fort-
setzung zu Wurstisen ^^) : „Es war zu damaligen Zeiten zu
Basel der Gebrauch, dass man an dem neuen Jahres-Tage mit
Trommel und Pfeiffen vor die Zünfte zog, und von selbigen ein
Nea-Jahrs-Geschenck empfing, auch verehrten bisweilen die Zünfte
einander zum Neu-Jahrs-Geschencke eine Gallert, und begleiteten
diese Gallert mit vorgemeldtem kriegerischen Spiele.^
Zum Jahre 1608 bemerkt die zweite Fortsetzung der selben
Chronik®^): „Noch immerhin blieb es im Gebrauche, dass das
sant martty l ß ^ dem knecht zum schlisseil, der den kess hatt brocbtt 1 ß".
1559: „4 moBS Allandt win** (Fol. 161). 1571 unter Andenn: „vm Sy essen
wyn [unser jetziger Hypokras] 3 mass 4 batzen ~ dem Becken Knechtt
2J — den Armen sunder siechen 2ß — dem knecht zum scblisel — dem
naren 2ß — dem fremden mit dem spil 2ß — den sangeren 6/J —
Spillitten mit der drumen 4 ß'* (Fol. 253). — ") Staatsarchiv Basel.
— ^) Von nun an schenken sich Schlüssel und Safran Ziger oder Käse.
— ") Nachträgliche Nachforschungen haben ergeben, dass die Gallert, wenn
auch in bedeutend geringerm Umfange, schon in der ersten Hälfte des
16. Jahrh. vrieder auftaucht. — ^^) In den zwanziger Jahren des 16. Jahrh.
kommt für die Zunftbrüder das „Heizgeld" [(in Zürich „Stubenhitzen") und
^Wachsgeld* auf; die üebrigen geben noch das »guot jar*. — ^^) Chr.
WcROTisKs, Bassler Chronick. Neue Aufl. Basel 1772. Fortführung, Erstes
Buch, Fol. 27. — W) Ebenda („Fortführung der Basel-Chronick. Drittes
Buch«) Basel 1779, Fol. 95.
126 Neujahrsfeier im alten Basel und VerwaDdtes.
neue Jahr mit SchieBsen, Trommel and Pfeiffen gefeuret wurde ;
doch ward dismalen weiter nichts gestattet, als dasB die Hand-
werksgeBellen die Oeschenke unter Trommel- und PfeiJBTenklang
ihren Meistern naher Haus tragen , so dann aber so gleich das
Spiel niederlegen sollten/ Dass aber diese Zunftgeschenke bis
zum Ende des 18. Jahrh. Sitte blieben, erhellt aus den Gutjahrs-
rodeln der Schlüsselzunft, welche ausführlich die Namen der
Häupter, Ratsherren, Sechser, Zunftgenossen, Tuchscherer,
Zünfterwittwen und Halbzünfter aufFühren, welche Guben an
Geld und, wie das erste Blatt auch sagt, an Gebäck (Neujahrs-
wecken) empfangen. Auf der Landschaft ^^) wurde in den
Häusern geschmaust, gezecht und gerauft. Für die damaligen
beschränkten Wohnungsverhältnisse ist es bezeichnend, dass die
aufgeregte Gesellschaft einmal zu Tenniken in derselben Stube
tafelte, wo eine Wöchnerin mit ihrem Neugeborenen lag. Als
die Männer in Streit gerieten und gegen einander losgiengen,
erschrack die Frau aufs heftigste. Das Kind bekam die Gichter
und starb den Tag darauf (Farnsb. Akten vom 26. März 1600
unter Tenniken).
Vn. Das führt uns endlich auf die Neujahrsgeschenke
überhaupt. Wenn wir heute etwa neben Weihnachten und Neu-
jahr Bescherungen veranstalten, oder wenn der Landschäftler
singt :
Hütt isch Sylfester und inom isch Neujor,
Gäp-mer au öppis zum guete Neujor, ")
so ist das nicht eine Neuerung, sondern ein Rest des ursprüng-
lichen Bescherungstages. Das „Neujohrs-Eindli'^ ist älter als
das „Wienachts-Kindli*'; denn j^nes soll ja natürlich nichts
anderes sein, als die Personifikation des jungen Jahres, und die
Beziehung auf das Jesuskind ist verhältnismässig neu. Das
zeigen uns auch die Verhältnisse in der übrigen Schweiz, in
der früher wenigstens, fast ausschliesslich auf St. Nikiaus ^^) oder
Neujahr ^^) beschert wurde. In Basel muss freilich schon zu
«•) Mitteilung von Herrn Dr. Hess. — **) G. A. Srileb, Die Basler
Mundart. Basel 1879, Sp. 153^. — ") Vgl. Gemälde der Schweiz:
Luzern I, 331; Am Herd, Denkwtirdigkeiten S. 195 flf.; LCtolf, Sagen S»8;
Die Schweiz II, 488; Schweiz. Idiotikon IH, 694; Archiv I, 63; ü, 167; IV,
253 u. A. m. — ^) Br)L8TERLi, Sempach S. 52; Herzoo, Volksfeste S. 2ü4;
EsTERMANK, Bickcnbach S. 193; ,,Bund'* 27. Dez. 1899; Schweiz. Idiotikon III,
63. 64. 346; Archiv I, 66. 183 A.3; II, 142; IV, 260; VI, 36 u. A. m.
Neujahrafeier im alten Basel und Verwandtes. 127
Anfang des 18. Jahrb. an beiden Tagen besebert worden sein;
denn ein Mandat von 1716 Bpricbt von dem ^b. Weinacbt- und
Nenjahrsabend, daran bisbero viel Ungebübr aus Anlass des so-
genannten Weibnacbt- und Neujabr-Eindleins, sonderlicb bei den
Eramständen, die Nacbt durcbbin verübet worden*' (Schweiz.
Idiotikon III, 346). Trotz alledem muss docb Neujabr in jener
Zeit der Hauptbescberungstag gewesen sein. Das erbellt un-
trüglich aus den Oescbenklisten, wie sie sich noch hie und da
in Privathäusern erbalten haben. ^^) Eine solche bat D. Burck-
hardt-Werthemann im Basler Jahrbuch f. 1897 8. 171 ver-
öffentlicht :
^Weggeschickte gute Jahr"
(Yon den ca. 25 Posten sind sieben herausgegriffen.)
^Bürgermeister J. B. Burckhardt: 6 Stöckb Candisbrot und das
ordinäre Paquet.
Oberstzunftmeister Wettstein: 4 Stöckb Candisbrot^ 2 Capaunen
und 4 Citronen und 4 Bomrantzen.
Madame Formonde: Ein lädlein Confiture, 4 grives, 8 Citronen
und Bomrantzen, 2 bouteillen Rossoli ®^) und eau cordiale
de citrons.
Ratsherr Fäsch: 1 welscbbubn, ein reescblegel, 2 stöckb Candis-
brot und 4 bomrantzen.
Dr. Battier: 2 Capaunen, eine Medaille von Carl Y. und
Ferdinand I.
Herr Linder im Doctorgarten: 2 stöckb Candis und ein bas.
Dem Jacob a./d. Steinen: 1 büx Theo, 1 stöckb Zucker und
Kalbfleisch. <'«')
Der Verfasser hat dieses Verzeichnis aufgeführt im An-
schluss an eine Radierung von Hans Heinrich Glaser, die zwei
mit Oeschenken beladene Dienstboten darstellt und den Titel
trägt: „wie man einander das gut Jar verehrt^. Mit diesem
Künstler sind wir nun aber bereits in den Anfang des 17. Jahrb.
hin aufgerückt. Es beweist uns das, wie wenig sich in dem
Zeitraum von 100 Jahren geändert bat. A.ber geben wir noch
") Auch mündlich ist mir von verschiedener Seite bestätigt worden,
dass in Basel noch zu Anfang des 19. Jahrh. die eigentliche Bescherung nicht
auf WeUmachten sondern auf Neujahr gefallen sei. — ^) Ein süsser
Liqueur. — *^) Ein Gutjahrrodel des Bürgermeisters Sam. Merian befindet
sich im Besitze von Hm. Reg.-Rat Alb. Burckhardt. Dieser teilte mir
auch mit, dass die Greschenke — die der Beschenkte natürlich nicht alle
aufzehren konnte — nachher wieder verkauft wurden.
128 Neujahrsfeior im alten Basel und Verwandtes.
am 100 Jaiire zurück, so werden wir die Verhältnisse nicht
wesentlich anders finden. Sagt doch schon Seb. Brant in seinem
„Narrenschiff" (Kap. 66 V. 42):
Des glichen zu dem nuwen jor *^)
Wem man nit ettwas schencken dut
Der meynt, das gantz jor werd nit gät.
Die Stelle bei Brant ist aber auch noch in einer andern
Hinsicht bedeutsam. Sie führt das Schenken auf den Aber-
glauben zurück, dass die Geschenke ein glückliches Omen für
das künftige Jahr seien, eine Meinung, die sich in den yer-
Bchiedensten Varianten bis auf den heutigen Tag erhalten hat. *^)
Einige Zeilen vorher spielt Brant auf einen andern Aberglauben
an, wenn er sagt:
Vnd wer nit etwas nuwes hat
Vnd vmb das nuw jor syngen gat
Vnd grien tann riss steckt Jn syn huss,
Der meynt, er leb das ganz jor nit vss.
Diese Verse sind nicht nur die älteste deutsche Nachricht
über den Weihnachtsbaum^^), sondern sie deuten uns auch
an, was dem Weihnachtsbaum, der also, ähnlich dem englischen
„mistletoe^, zunächst in Zweigform auftritt, für eine Bedeutung
innewohne: man will durch den Grünschmuck des Hauses um
die Wintersonnenwende die Fruchtbarkeit und Lebensfülle des
kommenden Jahres symbolisch darstellen und zugleich herauf-
beschwören.
Das Symbolisch-Ominöse ist es ja überhaupt, was den Kern
aller geschilderten Neujahrsbräuche bildet; und das führt uns
nun zum Schluss noch vor die Frage: Ist es nicht möglich, diese
verhältnismässig spät überlieferten Gebräuche auf
ihren Ursprung zurück zu leiten?
Man hat früher versucht. Alles was von Volksbräachen
sich um die Sonnenwende in Deutschland abspielt, mit dem
germanischen Götterhimmel in Verbindung zu bringen. Es war
eine Zeit romantischer Begeisterung, wo man hinter jedem
^) Auch filr Brant ist wohl der 25. Dezember Jahresanfiuig.
— *^) Vgl. namentlich Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube § 75. 632 und
anderwärts. — '^) Eine Notiz aus der Wende des Jahrh. findet sich freilich
schon bei Burchard von Worms (Decr. 1. X c. 15); aber dieses Verbot ist
einem Dekret des Pabstes Marti anus entnommen.
Nenjahrafeier im alten Basel und Verwandtes. 129
apakenden Straachdieb Wotan und in jedem isolierten Felsblook
einen Draidenaltar sah. Dabei vergass man ganz, dass einmal
Römer im Land gewesen, deren mächtige Kultur gewiss nicht
spurlos Torübergegangen war. Und so ist denn auch der eine
und der andre unserer Neujahrsbräuche bei der auffallenden
Uebereinstimmung mit römischen Verhältnissen auf diese zurück-
luf&hren. Es handelt sich dabei namentlich um zwei Feste:
die Saturnalien und die Januarskalenden.
Die Saturnalien ''^), welche Saturnus, dem Oott der Aus-
saat, geweiht waren, hatten ihren Haupttag am 17. Dezember,
erstreckten sich dann aber bis über den kürzesten Tag hinaus.
Die eigentliche Kulthandlung übergehen wir hier. Von Yolks-
gebranchen war namentlich charakteristisch die Behandlung der
SklaTen, die an diesem Feste nicht nur die grosstmögliche Frei-
heit genossen, sondern sogar an ihrer Herren Tische sassen und
Yon ihnen bedient wurden. In dieser Form hat sich freilich die
Sitte nicht erhalten ; es ist aber nicht unmöglich, dass in der Er-
hebung irgend eines Kindes aus dem Yolke zu der hohen Bi-
schofswürde die selbe Orundidee der „Umwertung aller Werte ^
steckt. ''^ Damit hängt zusammen die Auslosung eines Fest-
königs oder besser Narrenkönigs, der dann die geselligen Spiele
za leiten hatte. Da diese Sitte auch bei den römischen Soldaten
der Kolonien im Schwange war, vermutet Paul Wendland'*)
hinter der Verspottung Christi den selben Brauch, zumal da die
Sitte, den König nachher hinzurichten, auch durch das Martyrium
des hl. Dasius in Mösien (20. Nov. 303) bezeugt ist. '^)
Unsere Zunftmähler entsprechen den öffentlichen Gast-
mählern an den römischen Saturnalien, und auch die nächtlichen
'*j Beschreibungen bei Preller-Jordan, Rom. Myth. n, 15 ff. ; Schich,
Privataltertümer § 273; Wmsowa in Iw. Müllers Haodb. V, iv, 169 ff.; Paily,
Realenkykl. VI, I, 824; Mabquardt, Rom. Staatsverwaltung ni, 562; Mar-
viiTAROT, Privatleben I, 245; Friedlander, Sittengesch. II (1864) 146; P, 346;
ToiiA«cH«K, in: Wiener Sitzünosberr. (Ph.-H. Kl.) 60, 351 ff. — «) Vgl. Fr.
Vogt, Die schlesischen Weihnachtsspiele (1901) S. 92. Auch Du Tilliot,
Mdm. p. servir ä Thist.. de la F^te des Foox, p. 8 sagt: ,Par la seule ex-
Position des Satamales, 11 est aist^ de se former une id^e de Ja Fete dos
Fouz, car comme dans les Satumales les Valets faisoient les fonctions de
leurs maltres, de mSme dans la F^te des Foux les jeunes Clercs et les
autres ministres införienrs de l'Eglise officoient publiqiiement et solemnelle-
ment, pendant certains jours consacrös 'X honorer les Myst^res du Christia-
nisme. — ") „Jesus als Satumalienkönlg". Hermes *33, (1898) 175. — '♦) L.
Pakxevtike, in Revue de Philologie 21, 143 ff.
9
130 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Lärmomzüge haben ihr Analogon in dem nachherigen aasge-
lasseoen UmBchwärmeD unter Ausstossung des Rufes „lo Sator-
nalia^, eine Sitte, die ausdrücklich auch von den romischeo
Soldaten in Brittannien überliefert ist. Femer wurden an den
Saturnalien Geschenke (Wachskerzen und Puppen) verteilt; doch
ist dieser Gebrauch eben so charakteristisch für die Januars-
kalenden ^^), die noch weit überraschendere Analogien bieten.
Das gegenseitige Glückwünschen am 1. Januar war in Rom
allgemein gebräuchlich. Man that es oft in Form von Zusendung
einer Lampe oder eines Bechers, die etwa die Inschrift „Anno
novo faustum felix tibi^ trugen, oder noch lieber eines Geld-
stücks; denn Geld am ersten Tage des Jahres bedeutet, wie
noch heutzutage, Wohlstand fürs ganze Jahr; daher nahmen so-
gar die Kaiser ein Geldstück als Neujahrsgeschenk an. Den
gleichen Sinn hatte die Yerehrung von allerhand Leckereien,
wie Feigen, Datteln, Lebkuchen ,^zum guten Omen, dass das
neue Jahr nur Süsses und Angenehmes bringen möge.^ Diese
Geschenke nannte man in Rom „strenaB^, welches Wort sich in
dem französischen „^trennes^ noch fortgesetzt hat. Ursprüng-
lich sollen nun aber diese „strense^ in glückbringenden Zweigen
bestanden haben, die man dem heiligen Haine der Göttin Strenia
entnahm. Daher die spätere Sitte , den Neujahrsgeschenken
grünende Zweige als besonderes Glücksomen beizufügen. Es
liegt nahe, auch diese Sitte mit dem Grünschmuck der Häuser
in Beziehung zu bringen, aus dem dann der mistletoe und unser
Weinachtsbaum entstanden ist. Endlich sei noch erwähnt, dass
es auch zu Neujahr üblich war, opulente Mahlzeiten abzu-
halten und zwar glaubte man auch hier, dass die möglichst
grösste Fülle von guter Vorbedeutung sei für das kommende Jahr.
Damit schliesse ich ab. Möge es mir gelungen sein, 'zu
zeigen, dass es auch an Hand lokaler Gebräuche möglich ist,
durch Beiziehung analoger Verhältnisse zu allgemeinen, geistes-
geschichtlichen Agentien vorzudringen. Das wird überhaupt je
und je unsre Aufgabe sein müssen. Durch die aprioristisch^
Annahme einer spontanen und autochthonen Entstehung lokaleir
Bräuche kommen wir über ein Anhäufen von Material nich't;
hinaus. Stellen wir uns aber auf eine höhere Warte und er—
") Vgl. pRELLER-JoRDAx, a. 2L. 0. I, 179 ; Marquardt, Privatleben I,
245; HosriNiANus, Festa Jud. et Ethn. 1674, fol. 91.
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 131
blicken um ans und hinter uns verwandte Züge, dann sind wir
aach berechtigt, nach der bewegenden Kraft zu fragen, die sich
in diesen gemeinsamen Anschauungen fühlbar macht
In unserm Falle ist es ein grosser Grundzug, der in diesen
Tagen winterlichen Todesdunkels die Herzen der ganzen Mensch-
heit durchströmt und in Yolksbräuchen zum elementaren Aus-
bruch kommt: die unsterbliche Sehnsucht nach Licht und Lebeu.
(Die Anhänge folgen in. der nächsten Nummer.)
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
Gesammelt von G. Züricher und M. Reinhard in Bern.
1. Wenn ein Kind geboren wird, soll man es in das Nacht-
iienad des Vaters wickeln, damit dieser es auch lieb bekomme.
(8. Gotthelf, „Der Bauemspiegel", Kap. 37.1 Bern.
2. Wenn ein Kind geboren ist, schaut man im Kalender
OM^li, was für ein Zeichen an dem Tag steht. Hat der folgende
^&Sr ^ gleiche Zeichen, so wird das nächste Kind vom gleichen
Ööa<shlecht sein. Langnau.
3. Bevor das Kind zur Taufe getragen wird, soll es die
ViA-tter auf beide Wangen küssen, damit es Grübchen in den
^«.Bgen bekomme. Bern.
(8. ßothenbach«) Nr. 38. 39; Vgl. Nr. 68.)
4. Wenn die Patin das Kind aus der Taufe bringt, soll
in&Xk ihr ein Glas Wein vor die Dachtraufe bringen, das sie
stdltend und ohne zu sprechen trinken soll, damit das Kind
^r\ werde. Bern.
5. Man tauft die Kinder oft nach Verstorbenen, z. B. Gross-
rit^m, Onkeln, Tanten, aber nicht gern nach ihren verstorbenen
^^^^chwistem, da man sagt, das bringe dem Einde auch den Tod.
Bern, Thun.
^) Volkstümliches aus dem Kanton Bern. Lokalsagen und Satzungen
^^^ Aberglaubens. Gesammelt von H. Grün holz er. Zusammengestellt
^"^^ berausgegeben von J. E. Rothenbach. Separat-Abdruck aus der
i^eueo Alpenpost*". Zürich 1876. Ganz Uebereinstimmendes haben wir
^^bt anfgenommeo.
132 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
6. Die anversehrte Rinde eines Apfels wird über die linke
Schulter geworfen. Der Buchstabe, der dabei entsteht, ist der
Namenszug des künftigen Oeliebten. Bern.
7. Dem Mann, den man heiraten mochte, muss man 3 Bluts-
tropfen im Wein zu trinken geben. Bern.
8. Man legt ein yierblättriges Kleeblatt in den Schuh; der
Bräutigam (resp. die Braut) wird- den gleichen (Yor)namen tragen,
wie die Person, der man zuerst begegnet. Bern.
9. Man zählt alle Schimmel, die Einem in den Weg kom-
men. Wenn man bei der Zahl 99 angekommen ist, so achte
man darauf, wenn Einem ein Kaminfeger begegnet; denn den
nächsten Mann, der Einem darauf die Hand reicht, wird man
heiraten. Statt der Schimmel kann man auch Rappen zählen,
nur tritt dann für den Kaminfeger ein Zuckerbäcker ein.
Bern.
10. Aus aufgeschichtetem Holz wird ein Scheit gezogen,
dessen Gestalt (ob grade, krumm, lang, kurz) zeigt dann die des
künftigen Oeliebten an. Bern.
11. Wer bei der Hochzeit den Fuss zuerst in die Kirche
setzt, wird während der Ehe herrschen. Bern.
12. Wenn eine Braut ihr Hochzeitskleid selber macht,
bringt es ihr Unglück. Bern.
13. Solange eine Frau das erste Wort, das der Mann nach
der Trauung zu ihr spricht, nicht vergisst, kann sie jeden Knoten
und jedes „Ghürsch'^ (Wirrwarr) losen. LützelflOh.
14. Wenn dem Ehepaar auf der Hochzeitsreise zuerst ein
Mann begegnet, so stirbt zuerst der Mann, wenn eine Frau,
die Frau. Bern.
16. Wenn man ein Kleid zum ersten mal trägt, muss maik^
sich in jede Tasche ein kleines Geldstück schenken lassen: da^
bringt Glück. Bern.
16. Mit Messer, Scheere, Nadel etc. muss man zugleicTS
ein kleines Geldstück schenken, wenn man die Freund8cha.^f
nicht zerschneiden will;
oder man muss den Empfänger damit stechen;
oder der Empfanger darf nicht danken dafür. Bern .
Allerhand AberglaubeD aus dem EaDton Bern. 133
17. Wenn Einem ein Stück Brot in den Kaffee (Suppe etc.)
tältj 80 erhält man ein Oeschenk oder einen Brief mit erfreu-
lichen Nachrichten. Bern.
18. Wer weisse Flecken auf den Fingernägeln hat, erlebt
freadiges, sobald die Flecken bis an den Rand des Nagels ge-
rückt sind. Bern.
(8. RotheDbach Nr. 358a. b.)
19. Wenn Einen die Nase beisst, bekommt man Besuch
oder ein Geschenk. Bern.
(Vgl. Nr. 41.)
20. Wenn es nach dem Kirchgang in den Brautschleier
regnet, bringt es Olück in die Ehe, wenn vor demselben^
Unglück. Bern.
21. Wenu man hundert Schimmel oder hundert Yelocipedes
gezählt^ acht weisse Tauben und einen Kaminfeger gesehen hat,
80 findet man etwas. Bern.
22. Während des Fallens einer Sternschnuppe kann man
sich etwas wünschen: das geht dann in Erfüllung. Bera.
23. Wenn man am Abend einen einzigen Stern sieht,
wünscht man sich etwas: das geht dann in Erfüllung. Bern.
24. Yon 6 (4^ 8 etc.) Grashalmen, die von einer zweiten
Person so in der Hand gehalten werden, dass nur je ein Ende
oben herausschaut, bindet man je zwei Enden auf der einen
und dann auf der andern Seite zusanmien; dann entstehen
entweder ein, zwei oder drei Kränze; während des Bindens
wünscht man sich etwas, das ganz erfüllt wird, wenn nur
ein Kranz, halb, wenn zwei, und gar nicht, wenn drei Kränze
entstanden sind. Bern.
25. Wenn zwei Personen unabsichtlich das gleiche Wort
sagen, reichen sie sich die kleinen Finger und wünschen sich
etwas — ohne zu sprechen — : das wird erfüllt. Bern.
26. Eine ausgefallene Augenwimper bläst man vom Finger
weg und wünscht sich dabei etwas: das wird erfüllt. Bern.
27. Wenn bei Tisch gar nichts in der Schüssel zurück-
bleibt, to gibt es gutes Wetter. Bern.
28. Um etwas Verlorenes finden zu können sagt man:
Doggeli, hock drab. Bern.
(Vgl. Züricher, Kinderlied und Kinderspiel Nr. 62.)
134 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
29. Wenn man ein neues EUeid zneret zum Kirchgang an-
zieht, wird man damit Glück haben. Ltttzelfiüb.
30. Wenn von vier Personen sich je zwei die Hände so
reichen, dass ein Kreuz entsteht, so heiratet bald eine davon. -
Bern.
31. Auf der Reise bringen Schafe auf der linken Seite
Glück, auf der rechten, Unglück. Bern.
82. Wo ein katholischer Pfarrer durchgegangen ist, findet
man etwas. Bern.
33. Wenn die Zuckerbläschen auf dem Thee oder Kaffee
sich alle in der Mitte der Oberfläche treJBTen, schickt Einem
Jemand in Gedanken einen Kuss; gelingt es Einem, sie alle mit
dem Löffel aufzufangen, so bekommt man den Kuss wirklich.
Bern.
34. W^enn man die Butter anschneidet, bekommt man keinen
Mann. Bern.
35. Wenn man die Milch vor dem Zucker in den Thee
giesst, gibt es eine unglückliche Liebe, oder man bekommt
keinen Mann (oder keine Frau). Bern.
36. Wer einen Brautkranz aufsetzt, ohne Braut zu sein,
wird nie Braut. Bern.
37. Wer an sieben Hochzeiten war, kommt nie an die
eigene. Bern.
38. Wenn die Vögel die Haare zum Ne^terbau verwenden,
wird man früh grau; Wichtrach.
oder man bekommt Kopfschmerzen. Bern.
39. Eine Arbeit, die man am Samstag beginnt, wird nie
fertig oder gerät nicht. Bern.
40. Wenn ein Hund gegen den Himmel heult, gibt es
eine Feuersbrunst, heult er aber gegen den Boden, so stirbt
bald Jemand. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 290. 347.)
41. Wenn Einen die Nase beisst, versäumt man ein gutes-
Essen. Bern.
(Vgl. Nr. 19.)
42. Wenn vier Personen sich die Hände übers KreusE
reichen, gibt es Streit und Unglück. Bern.
(Vgl. Nr. 30.)
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 135
43. Einer Katze am Kreuzweg begegnen bringt Unglück.
Bern.
44. Wenn mao am Morgen zuerst mit dem linken Bein
ans dem Bett geht , ist man den ganzen Tag schlecbter
Laune. Bern.
(Vgl. die Redensart „mit em lätzo Bei zum Bett usfahre'*.)
45. Wenn ein Jäger zuerst einer alten Frau begegnet, kehrt
er um, weil er an diesem Tag kein Glück hat. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 370 fr.)
46. Was man träumt, wenn man die erste Nacht an einem
neuen Ort schläft, trifft eio. Bern.
47. Was man vom Samstag auf den Sonntag träumt, wird
wahr. Bern.
48. Wenn man von Eiern oder von schmutzigem Wasser
träumt, entsteht Streit. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 424. A'2S.)
49. Wenn man träumt, die Zähne fallen Einem aus, so ent-
steht Krankheit in der Familie, oder man verliert einen Freund.
Bern.
50. Wenn man von kleinen Kindern oder schwarzen Kirschen
träumt, Ro stirbt bald ein Verwandter oder Freund. Bern.
(s. Rothenbach Nr. 422.)
51. Weon man von Läusen träumt, so erhält man viel Oeld.
(8. Rothenbach Nr. 427.) Bern.
52. Wenn eine fremde schwarze Katze ins Haus läuft, so
j^ibt es eine Hochzeit. Wohlen, Bern.
53. Wenn 3 Lichter unerwartet in einem Hause zusammen-
kommen, so gibt es eine Braut im Haus. Bern.
54. Wenn eine Frau spinnt, bevor das Kind getauft ist,
so fertigt sie für dasselbe eioen Strang. Bern.
55. Wenn Einem ein Zweig, besonders eine Dornenranke,
am Kleid hängen bleibt, ist es ein Zeichen, dass man einen
Verehrer hat. Bern
56. So viel Finger beim Ziehen an denselben knacken, so
viele Verehrer hat man Bern.
57. Wenn Einem Haarnadeln ausfallen oder das Schuhband
aufgeht, denkt Jemand an Einen;
oder ein Verehrer wird Einem untreu. Bern.
136 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
68. WeoD 2 Penooen unabsichtlich mit einander das
gleiche Wort sagen, so haben sie einen Schneider aus der
Hölle erlöst. Bern.
59. Um zu wissen, ob und wie man geliebt wird, z&hlt
man die Zungenblüten an den Johannisblamen und sagt dazu:
man liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, über alle Massen,
ein wenig, gar nicht;
oder: man liebt mich, man liebt mich nicht. Bern.
60. Um zu wissen, ob man sich für oder gegen etwas ent-
scheiden soll, zählt man die Knöpfe am Kleid, indem man z. B.
beim ersten ja, beim zweiten nein sagt. Kommt man zum letzten
mit ja, so entscheidet man sich für die Sache und umgekehrt.
Bern.
61. In den Läden hat man es gern, wenn am Morgen
zuerst eine junge Person etwas kauft; das gibt einen guten Tag.
Bern.
62. In einem Laden wurde am Sylvester etwas verlangt,
was nicht vorhanden war; der Ladenbesitzer war froh, dass ihm
das nicht am ersten oder zweiten Tag des Jahres begegnete,
weil ihm das eine schlechte Vorbedeutung für das ganze Jahr
gewesen wäre. Bern.
63. Wenn man Ohrenläuten hat, sagt man die Namen
seiner Bekannten her; bei demjenigen, der an Einen denkt, hört
das Läuten auf. Bern.
64. Wenn man Ohrenläuten hat, sagt man eine Zahl (nicht
über 25) und sucht den betreffenden Buchstaben aus dem
Alphabet; es ist der Anfangsbuchstabe des/ Namens der Person,
die an Einen denkt und zwar in gutem Sinn, wenn es im rechten,
in schlechtem, wenn es im linken Ohr läutet. Bern.
(s. Gotthelf, „Uli der Knecht«, Kap. 26.)
65. Wer ao der Fingerbeere gerade laufende Linien hat,
bekommt wenig Kinder, wer Schleifen hat, viele. Bern.
66. Um zu wissen, ob man viel oder wenig Kinder be-
komme, wirft man die Röhrenblüten der Johannisblumen in die
Höhe und fangt sie mit dem Haudrücken auf; fangt man viele
auf, so bekommt man viele Kinder, und umgekehrt. Bern.
67. Die Linien unterhalb der Handwurzel der Linken zeigen
das Alter an, das Einem „geordnet*' ist (d. h., das bei unge-
Allerhand AberglaubeD aus dem Kanton Bern. 137
störtem Ablauf der Ereignisse erreicht würde), die unterhalb
der Beohten das, was ^^kommt*' (was wirklich erreicht werden
wird); und zwar bedeutet je eine starke Linie je 30 Jahre, eine
schwache relativ weniger u. s. f. Bern.
68. Grübchen auf den Wangen eines Kindes sind ein
Zeichen, dass dort Engel geruht haben. Bern.
(Vgl Nr. 3.)
69. Wenn etwas binnen kurzer Zeit zweimal eingetreten ist,
80 wird dasselbe auch ein drittes Mal eintreten. Bern.
(Vgl. die BedenBart ^was sech zwöiet, das dreiet sech**.)
70. Gegen Seitenstechen oder Schlucken muss man mit
Speichel ein Kreuz vorn auf den Schuh machen;
oder man macht am Boden ein Grüblein, spuckt hinein
und deckt es wieder zu. Bern.
71. Gegen Schlucken soll man die Namen von sieben
Pfarrern in einem Atemzuge sagen. Bern.
72. Die ersten ausgefallenen Zähne wirft man in eine Ecke
and sagt dazu:
MQbH, Müsli, nimm der Zahnd,
Gl mer e schöne wysse,
Das i cha Fleisch u Brot dermit bysse.
(s. Rothenbach Nr. 109.) Langenthai
73. Damit der neue Zahn weiss bleibe, wirft man den aus-
gezogenen über die Schulter ohne ihm nachzublicken und sagt:
Müsli, Müsli, gi mer e wysse,
Das i cha Fleisch u Brot dermit bysse.
(s. Rothenbach Nr. 109.) Langenthai.
74. Gegen Zahnschmerzen soll man jeden Morgen den
linken Strumpf zuerst anziehen. Bern
76. Gegen Zahnschmerzen soll man am Charfreitag vor
Sonnenaufgang von laufendem Wasser trinken. LützelHUh
76. Gegen Zahnschmerzen soll man auf dem Kirchhof einem
Totenschädel einen noch stehenden Zahn ausziehen und ihn in
der Tasche tragen. Lützelfltth
77. Gegen Zahnschmerzen soll man eine schwarze Schnecke
in den Mund nehmen. LützelHüb
78. Gegen Warzen soll man ein Stück Fleisch oder Speck
auf dieselben legen, mit der andern Hand ein Grüblein graben,
J38 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
dann das Fleisch nach 2 Minuten in das Gh-üblein legen. Sobald
es verfault ist, verschwinden die Warzen. — Es darf Einem aber
Niemand dabei zusehen, sonst nützt der Zauber nichts Bern.
79. Gegen Warzen werden der Name und das Geburts-
datum auf die eine Hälfte eines langen Papierstreifens ge-
schrieben; dieser wird Hrn. H . . . gegeben, der zur Zeit des
Neumondes etwas damit anfängt (?), worauf die Warzen ver-
schwind en. Bern.
80. Gegen Warzen macht man in ein seidenes Bändchen
so viele Knoten als man Warzen hat; dieses steckt man in die
Tasche; wenn man es zufällig verliert; verschwinden die Warzen.
(8. Rothenbach Nr. 46 -i) Bern.
81. Gegen Warzen stiehlt man so viele Erbsen, als man
Warzen hat und wirft sie über die linke Schulter ins Feuer.
Bern.
82. Wenn man die Warzen während einer Beerdigung
unter sieben Brunnen wäscht, so verschwinden sie. Bern.
83. Man soll andern Leuten die Warzen nicht zählen,
weil man sie sonst selber bekommt, während sie bei andern
verschwinden. Bern.
84. Gegen Rheumatismus muss man drei selbstgepflückte
Rosskastauien in der Tasche tragen. Bern.
85. Gegen Rheumatismus soll man eine lebendige Kröte
in einem Säcklein auf der Brust tragen. Bern.
86. Eine Frau trug gegen Rotlauf ein Zweirappenstück an
einem Schnürchen um den Hals. . Lützelflüh.
87. Gegen Sommersprossen soll man sich mit Maientau
waschen. Bern.
88. Damit das Kind nicht Zahnfisteln bekomme, soll die
Mutter durch die Brust einen Faden ziehen und ihn dort-
lassen. Bern.
89. Gegen Krebs soll man auf die kranke Stelle einecs
Krebs auflegen und ihn liegen lassen, bis er tot ist. Bern.
90. Schwache Augen stärkt man, wenn tnan sie jede^K:
Abend mit Speichel bestreicht. Bern.
91. Einen Kropf vertreibt man, wenn man ihn jeden Abezm«
mit Speichel einreibt. Bern.
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 139
92. Wenn man sich gebrannt hat, muss man die drei höch-
sten Namen sagen, damit keine Blase entstehe. Bern.
93. Gegen Schwitzen soll man zwei zerriebene Nussblätter
in der Tasche tragen. Bern.
94. Gegen Hühneraugen soll man drei Freitage nachein-
ander die Füsse baden. Lützelflüh.
95. Eine Frau, die den Boden scheuerte, hielt sich plötz-
lich die Hände Yors Gesicht und blieb einige Zeit ganz unbe-
weglich; als man sie fragte, was sie habe, antwortete sie, sie
habe sich in den drei höchsten Namen besegnen müssen, denn
die drei höchsten Blutstropfen seien „fürers gfalle**. Bern.
(Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, I. Band, S. 40flf.)
96. Bei einem Gewitter muss man ein Leintuch mit drei
Zipfeln unter die Dachtraufe halten, damit der Blitz nicht ein-
schlägt. Bern.
97. Bei einem Gewitter legt man ein Besteck unter die
Dachtraufe, damit der Blitz nicht einschlägt. Bern.
98. Bei einem Gewitter stellt man Speisen in die offene
Daehlucke, damit der Blitz nicht ins Haus schlägt. Wichtracb.
99. Wenn man etwas rühmt, seine Gesundheit, sein Glück
etc., so soll man nachher immer sagen ^ unberufen *" und dazu
dreimal auf die untere Seite der Tischplatte klopfen. Bern.
100. Schwalben sollen nicht ins Haus genommen werden,
sonst stirbt Jemand im gleichen Jahr. Bern.
101. Wenn Jemand im Tod nicht steif wird, so stirbt bald
Jemand anders nach. Bern.
102. Wer den Toten zuletzt anschaut, stirbt bald darauf
auch. Bern.
103. Wenn die Mäuse Häuflein von Staub oder Papier
etc. zusammentragen, so stirbt bald Jemand. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 410.)
104. Wenn sich ein Rabe oder eine „Wiggle^ auf ein Dach
setzen und ^chreien, so stirbt bald jemand im Haus. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 337 ff.)
105. Wenn ein vor einen Leichenwagen gespanntes Pferd
Tor einem Haus scharrt, so stirbt bald Jemand in diesem Haus.
Wohlen.
140 AllerhaDd Aberglauben auB dem Kanton Bern.
106. Wenn über den Sonntag eine Leiche im Haus liegt,
80 stirbt bald Jemand. Wohlen.
107. Wenn eine Scheibe plötzlich springt, stirbt Jemand.
Wohlen.
108. Wenn ein Hochzeitszug einem Leichenzug begegnet,
so stirbt bald die Braut oder der Bräutigam. Spiez.
109. Wenn drei Krähen zusammen auf ein Haus fliegen
und krähen, stirbt dort Jemand. Bern.
(8. ßothenbach Nr. 339.)
110. Wer bei der Trauung zuerst kniet oder zuerst ,Ja'
sagt, stirbt zuerst. Bern.
111. Wenn ein Huhn einen Strohhalm ins Haus trägt, stirbt
Jemand. Bern.
112. Plötzlicher Sprung in einem Hausgerät bedeutet den
Tod eines Hausbewohners. Bern.
113. Wenn Jemand gestorben ist, bindet man ein weisses
Tuch (gewöhnlich dasjenige, mit dem man dem Toten den
Seh weiss abgewaschen hat) um einen Baum;
a) wenn das Tuch verfault ist, ist der Tote auch verfault;
b) wenn der betreffende Baum gedeiht, ist der Tote im
Himmel, gedeiht er nicht, so ist er in der Hölle. Bern.
114. Qegen das Doggeli soll man ein Messer über dem
Bett einstecken. Kehrsatz.
(8. Rothenbacli Nr. 77 ff.)
115. Gespenster soll man ja nicht dutzen; man rufe: ^I
Ootts Name, was weit der?*^ so können sie nicht schaden, auch
kann man sie eher erlösen. Wohlen, Bern.
116. Läuse, die Einem angehext werden, kann man nur
durch Gegenhexerei vertreiben. Man steckt drei lebendige Läuse
an eine Stecknadel und wirft diese ins offene Feuer und spricht
dazu den Namen der Hexe aus. Sofort verschwinden die Laus»
und die Hexe bekommt ein schreckliches Brandmal im Gesicht.
Därstetten.
117. Es gibt Leute, die durch Zauberei die Eier ziehen
können, so dass sie aus fremden Hühnerställen durch die Luft
zu ihnen fliegen ; dagegen kann man sich auch nur durch Gegen-
zauber schützen. Mittelland, Därstetten.
Allerhand Aberglanben aas dem Kanton Bern. 141
118. Im Schloss Bipp soll ein Mönch spuken; wenn man
ihn antrifft, löscht er Einem das Licht ans und man wird ge-
schwollen. Bern.
119. Einem Bauer war die Thüre, so oft er in den Stall
gehen wollte, „yerha^, andere konnten sie ohne weiteres öffnen.
Wohlen.
120. Wenn man ein schwarzes Tier im Hause hat, kommen
die Gespenster nicht. Deshalb halten sich viele Leute schwarze
Katzen oder Hunde. Bern.
(8. Rothenbach Nr. 294.)
121. Im Schloss Rümligen verschwinden nach kurzer Zeit
alle Hunde spurlos; plötzlich heult der Hund, wie wenn er einen
Schlag bekommen hätte, und darauf verschwindet er. Bern.
122. Wenn man Gespenster antrifft, muss man die drei
höchsten Namen sagen, um sie zu erlösen. Bern.
123. Im Mädchen Waisenhaus sind eine Menge Waschbütten,
die man ineinander stellt; in der heiligen Zeit fallen sie immer
auseinander. Bern.
124. In der grossen Kastanie beim Aebischlössli sass eine
Eule, die abends den Leuten, welche dort vorbei durch den
alten Feldweg gehen wollten, die Augen auszukratzen versuchte ;
deshalb machten viele Leute den Umweg der breiten Strasse
nach. Bern.
125. Ein Oberst, der den Sonderbunds-Feldzug mitmachte,
kam nach Luzern, wo er sich in eine Kellnerin verliebte. Man
warnte ihn vor ihr, weil sie den bösen Blick habe. Er zog sich
zurück, magerte aber von da an schrecklich ab; er sagte, jedes-
mal, wenn er kaum eingeschlafen sei, springe ihm etwas auf die
Brust. Man riet ihm, sich mit dem Säbel zu Bett zu legen;
er that es und es sprang eine schwarze Katze zum Fenster
herein. Er schlug sie auf die Pfote und sie sprang mit einem
Seufzer davon; aber am Morgen fand er neben seinem Bett eine
Frauenhand. Spiez.
126. Damit keine Hexe ins Haas kommen könne, vergräbt
man ein Tier, besonders eine Kröte, unter die Schwelle. Spiez.
127. Wenn ein Schwein geschlachtet wird und es sieht
jemand zu, der Mitleid mit dem Tier hat, so k^nn das Tier nicht
sterben, bis die betreffende Person weggeht. Wimmiö.
142 Allerhand Aberglaubeo aus dem Kanton Bern.
128. Stellt man beim Schlafengehen den rechten Schuh vor
den linken, so wird man vom Doggeli nicht geplagt. Bern.
129. Pflanzen, bei denen man den in der Erde steckenden
Teil yerwendet, soll man in der Zeit des ^nidsig gehenden'
Mondes säen oder pflanzen, diejenigen, bei denen man die andern
Teile yerwendet, beim ,ob8ig gehenden^ Mond. (^Nidsig gehend'
ist der Mond, wenn beide Spitzen der Sichel nach unten, ,ob8ig
gehend', wenn sie nach oben sehen.) Bern.
130. Den Winterspinat soll man im August-Krebs säen.
Lützelflüh.
131. Die Kartoffeln, im Zeichen des Krebses gesetzt, setzen
keine Knollen an, sondern machen nur Wurzeln. Lützelflah.
132. Die Haare, im Fisch geschnitten, werden lang und glatt.
Lützelflah.
133. Krause Haare soll man nicht im Stier schneiden,
sonst werden sie glatt. Bern.
134. Im Krebs geschnittene Haare wachsen nicht nach.
Bern.
135. Butter soll man im Vollmond kochen; im zunehmenden
Mond gekocht, läuft sie über den Topf, im abnehmenden Mond
geko'bht, ist sie nachher schnell verbraucht. Lützelflah.
136. Redensarten, die auf Aberglauben weisen:
a) We me der Tüfel a d'Wand malt, so chunt er.
b) We me vom Wolf redt, so chunt er.
c) Frässe wi ne Wärwolf.
d) I allne Egge sy wi ds Unghür.
e) Es isch im öppis übere Wäg gloffe.
f) Su het di armi Seel Rue.
g) I-n-e böse Luft cho. B«
143
Voikskundiiches aus dem Taminathal.
Anfgezeichnet von F. W. Sprecher in Kriegstetten.
I.
Gebart.
Wenn in den Kreis einer Familie ein Weltbürger eintritt,
dann ist derselbe nicht vom Storch gebracht worden, sondern
der Yater hat ihn, so erzählt man der übrigen Jugend, „Yum
Poppalistei aha gholt^. Der .Poppalistei ist ein beinahe haus-
grosser, moosbewachsener Felsblock in Gauis, ca. 10 Minuten
oberhalb Yättis, mitten in einer Wiese liegend. Er besteht ans
einem sehr soliden, halb granitischen, halb sercitischen Gesteine,
and wurde schon wegen seiner scharfen Ecken und Kanten
fälschlicherweise als Findling angesehen, der durch die früheren
Gletscher hieher gekommen, sein soll. Ein Vergleich mit der
Umgebung deckt aber sofort seine geologische Zugehörigkeit zu
den anstehenden Felsen des Steinbruchs auf, von denen er vor
Zeiten eben wie mancher andere Genosse heruntergestürzt ist.
Der Jugend aber ist er ein geweihter, ehrfurchtgebietender Stein,
an dem die Buben gar oft herumklettem, um die Thür oder ein
Fenster zur „ Popalistabe ^ zu finden.
Taufe.
Wenige Tage nach der Geburt wird das Kind getauft.
Hiezu ist neben der Hebamme auch ein ^Götti*" und eine
«Gotta^ als Paten notig, die vom Yater vorher um diesen Dienst
angefragt werden. Meistens werden dazu Verwandte, Freunde,
oder dann sonstige mehr oder minder habliche Personen ge-
wählt. In gewissen Fällen sind es aber auch jüngere, ledige
Leutchen, die sich gerne sehen, oder denen man einen guten
AnlasB zur gegenseitigen Annäherung geben möchte. — Es ist
eine grosse Ehre, aber auch, wie wir noch sehen werden, eine
grosse Bürde, recht vielen Kindern Pate zu sein. — Die Paten
begleiten die Hebamme mit dem sorgfältig in Tücher und
Spitzen eingewickelten Sprössling zur Kirche, vor deren Thür
alsbald der Pfarrer mit dem Messner erscheint und die Zeremonie
144 Volkskundliches aus dem TamiDatbal.
beginnt. Ist der Täufling ein Knabe, dann hält ihn der G5tti
während dies feierlichen Aktes in den Annen, andernfalls die
Ootta. Nach der in katholischem Ritus erfolgten Feier gehts
wieder ins Elternhans des Kleinen zurück, wo dieser mit einem
kleinen Geschenke von Seite der beiden Paten der Mutter zu-
rückgegeben wird. Anschliessend daran, oder an einem folgen-
den Tage findet das Tanfmahl statt, an dem ausser der Mutter
die ganze übrige Familie nebst den beiden Paten teilnehmen
und Küche, Keller und Rauchkammer des Hauses ihr Bestes liefern.
Begräbnis.
Vom Tode an bis zum Begräbnis eines Gestorbenen wird
allabendlich im Trauerhause von Eandem und Erwachsenen
1 — 2 Stunden gemeinschaftlich gebetet. Vor dem Hinausgehen
tritt Jedes zum Abschiede noch einmal ins Nebenzimmer, wo
der Tote unter einem weissen Tuche liegt und besprengt den-
selben mit Weihwasser. Während der Nacht hält immer Jemand
die Totenwache. Neben, dem Totenlager steht auf einem Tisch-
chen ein Gefäss mit Oel, in welchem fortwährend kleine Toten-
lichtlein brennen. — unmittelbar vor der Beerdigung der
Leiche kommen die Leidtragenden im Trauerhause und vor
demselben zusammen, um wiederum zu beten. Nachdem der
Pfarrer erschienen und die Leiche eingesegnet hat, geht der
Leichenzug mit der Totenfahne an der Spitze, die bei allen
Trauerfeierlichkeiten vom Präsidenten des Kirchenverwaltungs-
rates getragen wird, unter lautem Gebet zum Friedhof, un-
mittelbar Yor der Leiche wird das schwarz umflorte, hölzern«
Grabkreuz hergetragen, welches nach der Beerdigung in de
weichen Grabhügel gesteckt wird. Nach jedem Gt>ttesdienf
wird am Grabe von den Verwandten und Bekannten für di
Verstorbenen gebetet. Den Ueberlebenden bleibt die Ehre
schuld, das Grab stets sauber und rein zu halten, und r
Blumen und Grün zu schmücken.
Jngendspiele und -Gebräuche.
Im Winter ist das Haupt vergnügen das „Rita"" (
Schlittlen, das besonders an den Sonntagnachmittagen
der „ Ritgeis ^ oder dem „Grntsch^ gepflegt wird. Ist
günstige •Schliferbahn'^ (Eisbahn) vorhanden, dann wird d;
„g'schliferet^, d. h. mit blossen, genagelten Schuhen da*
hingefahren. Schlittschuhe sind hier noch ziemlich unbel
VolkBkoiidliches aus dem Taminathal. 145
Häufig Yeranstalten die Buben Sohneeballschlaohten, wobei
die Besiegten jeweilen mit Schnee eingerieben werden; andere
üben sich in der Treffsicherheit darch das Herunterwerfen von
,01et8ohzapfen^ an den „Dachchienel^ (Dachrinne), oder durch
das Bewerfen eines „Chimmi^ (Kamin), oder lassen Schneewellen
an der ^Qamshalda'* herunter und machen sich aus dem Staube,
wenn dieselben unten mitsammt einem Fenster in ein Haus ein-
brechen.
Ein besonderes Vergnügen der Buben war ehemals auch
das yRaffla^ auf einem klappernden Holzinstrument, mit dem
die Buben während der üharwoche durch das Dorf zogen.
Im Frühling erweitert sich das Feld. Zur Zeit der ersten
Saft- und Sprossbildung schneidet sich jeder Bub vor allem
seine „Surra^, indem er Yon glatten, dünnen Erlenzweigen ein
&— 4 om. langes Rindenstück abstreift und am einen Ende des-
lelbea die dickere braune Oberhaut entfernt, so dass nur die
dünne Bastschicht übrig bleibt, welche beim Hineinblasen einen
hellen, klagenden Ton erzeugt. Auch Pfeifen und sogar Wald-
hörner weiss er herzustellen. Zu letzteren schneidet er sich
aas dem dicken, platten Stämmchen einer Salenstaude ein mög-
iiohit langes, biegsames Rindenstück heraus und windet es spiral-
/Srmig auf. Am dünnem Ende der so entstandenen Röhre wird
eine luftdicht ßchliessende „Surra^ eingefügt. Diese erzeugt
lui^ Art einer Oboe oder eines EJarinetts den Ton, welcher
diajreh die sich erweiternde Spiralröhre je nach ihrer Form und
GFr^e Terschönert und bedeutend verstärkt wird. Im Sommer
s^lmeiden sich die Buben aus ^Gugastuda^ (Schierlingsgewächs)
i^K^e ^Gnga^ (Blasröhren) und „Sprütza^. Die „Guga"" wird
^^^8 einem Internodium, die „Sprütza^ aus einem Knoten plus
iK&^nodium herausgeschnitten. Bei letzterer wird der Knoten
^'^^^ einer feinen Oeffnung yersehen und für die Röhre des Inter-
^^>^iuns ein passender Stöpsel („StösseP) yerfertigt. Zieht man
^^^ Stöpsel unter Wasser heraus, dann strömt dasselbe durch
^^^ Knotenöffiiung in die Röhre. Beim Zurückstossen des Stöpsels
^^^xd das Wasser oft auf grosse Entfernung wieder ausgetrieben.
^He diese Instrumente gewinnen dadurch an Wert, dass sie
^^^iitens eigene Fabrikate der Inhaber sind und dadurch das
^^«hdenken und die Handfertigkeit derselben üben.
Sogenannte Aprilscherze kommen hier ebenfalls unter
lindem und Erwachsenen vor, aber nicht blos im April, sondern
146 Volkskundliches aus dem Taminatbal.
auch im Februar und März. Der aaf den Leim gegangene heisst
alsdann „Hornibock% **Merzafühli" (Füllen) und ^Obrellachalb*'
(Aprilchalb).
Früher mehr geübt wurde das Plättla und Chnöpfla.
Ein im Boden befestigtes Stück Holz oder ein hervorstehender
Stein dient als Ziel, auf welches jeder Teilnehmer aus einer
Entfernung eine Steinplatte wirft. Der nächste Treffer hat
das Recht, die von jedem Teilnehmer gesetzten Knöpfe (von
Hosen, „Tschöüpa*' [Röcke], „Himper" [Hemden], Bettzeug her-
rührend) zuerst in der Hand zu schütteln und hernach alle
Stücke, welche auf die Aversseite fallen, einzustecken. Dann
kommt der zweitnächste Treffer an' die Reihe; dann der dritte,
yierte; event. beginnt die Reihe von neuem, bis jeder Knopf
seinen Gewinner gefunden hat. Alsdann wird das „Plättlen"*
mit einer zweiten Serie fortgesetzt. — Vordem gab es einmal
eine Zeit, in der auch die Erwachsenen geplättlet haben, aber
nicht mit Hosenknöpfen, sondern mit Fünflivren!
Im Sommer thun sich die schulpflichtigen Elnaben jeweilen
zu einem „Armbrustschützenverein^ zusammen und wählen
ihr Komitee (Schützenmeister, Kassier und Fahnenträger), welche
Schützengaben zu sammeln und die Geschäfte zu leiten haben.
Das Schiessgeräte, die Armbrust, ist meistens ein sehr primitives,
oft selbstverfertiges Instrument. Die Bolzen sind runde und
10 — 20 cm. lange Holzstücke, vorn mit einer Metallspitze und
seitlich mit 2 oder 4 Federn versehen, welche zum Pfeile ähn-
lich gestellt sind, wie die Flügel eines fliegenden Vogels. Oft
ist am hintern Ende des Pfeiles auch eine etwas grössere Schwanz-
feder angebracht, um die Treffsicherheit zu erhöhen. — Die
Schiesstage werden vom Komitee bestimmt. Alsdann versammeln
sich die Mitglieder mit ihren Waffen und marschieren mit Musik
oder Gesang zum Schiessplatz. Dort wird die Scheibe, ein
ca. 0,3 — 0,4 m^ messendes Holzbrett, an passender Stelle, ent-
weder an einem Hanse oder einer Scheune, aufgehängt und darauf
der Reihe nach geschossen. Für jeden werden die Punkte notiert
und darnach die Gaben verteilt, die jeder Gewinner bei dem
Spender persönlich einzuziehen hat. — Nach Abschluss des jähr-
lichen Schiessens wird jeweilen aus der durch Vereinsbeiträge
und gesammelte Geldgaben entstandenen Kasse Wein, Wurst
und Brot ein Schützenmahl abgehalten und hernach der Verein
wieder aufgelöst.
Volksknndliches aus dem Taminathal. 147
Beliebte Spiele sind aach jetzt noch das „Fouhatis-
macha^ [Tanzen], „Verbergatismacha" [Verbergen] und
^Ringschlaha'^. Letzteres wird selbst von der erwachsenen
Jugend, den ^Ledigen"" und „Meitla" noch an schönen Sonntag-
D8chmittagen des Frühlings gepflegt. Bei diesem Spiele -schliessen
sich die Knaben und Mädchen abwechselnd zu einem Ring zu-
sammen. Zwei oder drei Spielende spazieren um den Ring
herum, schlagen, sofern es Knaben sind, irgend einem Mädchen
im Ring mit der flachen Hand auf den Rücken und springen
eiligst' dftY6n. Umgekehrt schlagen die herumgehenden Mädchen
nur Knaben ,,aus dem Ring^. Die so Geschlagenen haben nun
die Aufgabe, ihrem Schläger nachzurennen und ihn einzufangen,
worauf beide wieder zum Ring zurückkehren. Der Geschlagene
tritt nun als Schläger auf und das Spiel beginnt von Neuem.
— Die freie Auswahl der Schläger bringt es mit sich, dass
die beliebtesten Burschen und Meitla auch am meisten geschlagen
werden, um auf dem Rückwege vom Einfangen einige fröhliche
Scherze machen zu können. Burschen und Meitla fühlen sich
hochbeglückt, wenn sie den sanften Schlag ihres Herzliebsten
auf der Schulter fühlen und dem flinken Partner nachjagen
dürfen.*)
Die „Ledigen**.
Ist der Knabe 16- oder ITjährig geworden, also bereits
unter die Erwachsenen getreten, dann lässt er sich der Sitte
gemäss unter die ,,Ledigen** oder die sogenannte Knaben-
gesellschaft einkaufen. Die Knabengesellschaft umfasst alle
unverheirateten Männer des Dorfes, die sich eingekauft haben,
und dadurch das Recht besitzen, nachts auf den Gassen herum-
zuschwärmen, Sonntags in der Kirche die „Borchilche** [Empore]
zu besetzen, ins Wirtshaus und zur , Stubati** zu gehen und an
der Chilbi und Fastnacht eine eigene Tänzerin zu „holen**.
Jüngere und nicht eingekaufte Knaben werden daher, falls sie
nachts noch auf den Gassen oder gar bei der Stubati getroffen
werden, unverzüglich mit einer Tracht Prügel oder einer tüch-
tigen Wassertaufe heimgeschickt und riskieren zudem, ein Jahr
länger auf das Einkaufen warten zu müssen. Aehnlich ergeht
es fremden Burschen^ oder abenteuerlustigen Passanten, welche
die alten Satzungen missachten wollen. Auswärtige können sich
«) Vgl. ZCrichkb, Kinderlied Nr. 995.
148 Volkskundliches aus dem Tamioathal.
auch während des Jahres einkaufen ; für die Einheimischen aber
findet dieser Akt immer am Sylvesterabend statt. Da versammelt
sich die ganze Gesellschaft mit den Kandidaten im Gemeinde-
lokal und wählt unter dem Vorsitz des alten einen neuen Präsi-
denten für das kommende Jahr. Sofort übernimmt dieser den
weitern Vorsitz. Nun schreitet man zur Diskussion über die
Neuaufnahmen, wobei jeder Einzelne in die Kritik gezogen wird.
Durch Stimmenmehrheit wird die Aufnahme entschieden. Hie
und da wird auch ein noch gar zu junger oder vorlauter Geselle
auf das folgende Jahr ^zurückgestellt^. Alle Neuaufgenpia«yimiBn
haben dem Präsidenten ein Eintrittsgeld von 3 bis 5 Franken
zu bezahlen. Je nach der Anzahl ist der Preis verschieden.
Hierauf folgt ein kurzer Vortrag des Präsidenten an die „neu-
gebackenen*^ Ledigen über die Rechte und Pflichten ihres neuen
Standes. Alsdann zieht alles unter gemeinsamem Absingen eines
heimischen Liedes ins Wirtshaus, während einige in der Nähe
des Dorfes mit Mörsern schiessen. Unter dem Vorsitz des
Präsidenten wird nun ans dem eben eingenommenen Eintritts-
gelde ein Trunk abgehalten und abwechselnd gesungen und ge-
jodelt, bis die Fröhlichkeit um 12 Uhr ihren Höhepunkt er-
reicht. Durch die Klänge der Kirchenglocken daran erinnert,
erhebt sich der Präsident und richtet unter dem Eindrucke des
feierlichen Augenblickes einige warme Abschiedsworte an das
alte und ein herzliches Willkommen an das neue Jahr, und
wünscht vor allem dem freundlichen Wirte, sowie der ganzen
Knabengesellschaft und den übrigen Anwesenden ein „glück-
haftiges'^ neues Jahr. Dankend richtet auch der Wirt einige
Worte an die Versammlung und lässt als Neujahrsgabe einen
Schock Birnbrod und Weissbrod nebst einigen Doppellitern gratis
servieren. — Nach und nach aber machen sich die Jungen auf,
um auch ihren Meitla die Neujahrs wünsche zu bringen, und
die neuen Ledigen vorzustellen. Die „Meitla'' oder „Jumpfera*
beeilen sich, die nächtlichen Besucher für ihr „Awüscha'' mit
Schnaps, den sie selber n&gniacht'' haben und mit „Birabrod''
nebst „Säft^ zu bewirten. — So macht man in mehreren Ab-
teilungen bei allen Mädchen des Dorfes die Runde, bis der
Morgen graut.
Um den Zuwachs der Ledigen auszugleichen muss natür-
lich auch die Zahl der Mädchen entsprechend zunehmen; und
heute in der Neujahrsnacht hat man die beste Gelegenheit,
Volkskundliches aus dem Taminathal. 149
herangereifke, lioiFDUDgsYolIe Mädchen in diese neue Rolle ein-
zufahren. Mitten in der Nacht zieht ein Detachement singend
und jodelnd vor das betreffende Haus, woselbst noch eiü Eztra-
ständchen zum besten gegeben wird. Dann klopft man an die
Hausthüre oder an das Fenster und wird auch richtig einge-
lassen. In Erwartung des Kommenden — oft hat ein Lediger
an der richtigen Stelle einen verheissenden Wink gegeben —
ist alles zu einem freundlichen Empfang bereit. Manchmal aber
geht die Sache nicht so leicht. Auf das Klopfen hin erscheint
statt des Mädchengesichtes der Kopf des Vaters im Fepster.
,i)'s Meitli*^ sei noch zu jung, heisst es da. Nun redet man
hin und her. In den meisten Fällen hat man Erfolg, besonders
wenn sich die Ledigen im vergangenen Jahre gut aufgeführt
haben. Andernfalls muss man den Besuch auf das nächste Jahr
Yerschieben.
Die „Stubati**.
Unter „z'Stubati" oder „z'Hingert gu** ist nach der ur-
sprünglichen Bedeutung immer ein Besuch der ledigen Männer
bei den ledigen Mädchen, zum Zwecke gegenseitigen Bekannt-
werdens oder zur Unterhaltung, zu verstehen. Da die jungen
Leute während des Tages durch die Arbeit abgehalten werden,
finden diese Besuche gewöhnlich zur Nachtzeit zwischen acht
und zwölf Uhr statt. Indessen können dieselben, besonders bei
aussergewöhnlichen Anlässen und gemütlicher Unterhaltung bis
gegen morgen ausgedehnt werden. Auch geht man in der Regel
nur am Samstag und Sonntagabend, allenfalls auch am Donners-
tagabend „z'Stubati'*, solange keine ernstlichen Absichten gehegt
werden. Die diesbezügliche Regel lautet: ,,Am Sunntig gund
[gehen] di rächta [rechten], am Mintig [Montag] (gund) di schlechta,
am Zystig di Wittlig [Witt wer], am Mittwucha d'Buaba, am
Dunstig [Donnerstag] di Lediga, am Fritig di Schebiga [Schäbige],
am Samstig d'Hochziter**. In diesem Falle geht man auch nicht
allein, sondern sucht immer einen Begleiter mitzunehmen. Ein an-
ständiger Mensch wird bei solchen Besuchen nicht blos vom Mäd-
chen, sondern von der ganzen Familie freundlich aufgenommen.
Oft bleiben auch die Eltern noch längere Zeit bei den jungen
Leuten, die sich gegenseitig unterhalten, sich necken, Jass spielen
oder singen, wie^s eben der Einfall bietet. Wird die Stimmung
ausnehmend fröhlich, dann wird Wein herbeigebracht, dazu eine
150 Volkskundliches aus dem Taminathal.
„ Musik **y Mund- oder Handharmonika, oder gar das berühmte
EUarinett des allzeit muntern Dorfmusikanten, wobei drauf los
gefestet und getanzt wird, als wäre man mitten in der „Chilbi^,
bis der gestrenge Hausvater, dem der Spektakel allmälig zu
toll wird, in Hemdärmeln und Filzschuhen unter der S[ammer-
thür erscheint und die Jungen ermahnt, nicht alles „z'under
obsi z'chera".
Während dieser „ Stubati '^ passiert es oft, dass draussen
stehende Ledige durch Fenster und Thüren hereingucken, um
die Insassen kennen zu lernen, oder mit verstellter Kopfstimme
„ihi z'raua** [hineinzureden]. Der Hauptreiz dabei ist, nicht er-
kannt zu werden. Wer besonders frech ist oder Lust zu Aben-
teuern hat der «chlepft^ [klatscht] vor der Stubenthüre oder
vor dem Hause die Andern heraus. Eine solche Herausforderung
lassen sich die Burschen drinn nicht gefallen, sondern suchen
den Thäter zu erwischen. Ist das möglich, dann wird derselbe
nach allen Regeln durchgebläut. Oft gehts dabei in wilder Jagd
über die Gassen und Zäune und Bäche, in Schlupfwinkel und
auf die Dächer hinauf, bis die Verfolgung eingestellt wird. Da-
bei spielen Zwistigkeiten, Eifersüchteleien, Kraftmeierei u. s. w.
eine grosse Rolle. Es Hessen sich Bücher schreiben über all'
die Bräuche und tollen Streiche, welche im Gefolge der Stubati
und Nachtschwärmerei zur Ausführung gelangen. Das ist das
Feld, auf dem die männliche Jugend ihren Erfindungsgeist be-
thätigen und ungesehen so recht nach Herzenslust austoben kann.
Schade, dass dabei heutzutage nicht mehr blos der Uebermut
und oft geistreiche Witz von ehemals, sondern noch viele andere,
weniger entschuldbare Dinge sich offenbaren.
Der „Samachlaus".
Der St. Nikiaustag wird im Taminathale im Gegensatze
zu anderen Gegenden nicht gefeiert. Dafür aber ist. der ganze
Monat Dezember dem „Samachlaus^ als Vorläufer des Christ-
chindli geweiht. Der Samachlaus ist nach der Vorstellung der
Kinder ein grosser Mann in einem langen Mantel, mit weissem
Bart und schwerer Pelzmütze. Gegen Ende November und
während des ganzen Dezember bis Weihnacht fährt er allabend-
lich mit einem Schlitten oder Wägelchen durch die Gassen.
Das Gefährt ist mit Aepfeln, dürren Birnen und Nüssen beladen,
womit die guten Kinder belohnt werden; für die schlimmen
5l
Yolkskundlicbefl aus dem Tamlnathal. 1
Kinder Bind Birkenruten beigelegt. Schon von Ferne hört man
das Olöoklein des Esels, den der Samachlans am Halsband führt.
Gate und sorgliche Kinder haben immer unter der Treppe oder
im Hausgange für den Esel etwas Heu gerüstet. Der Sama-
chlaus kommt aber nur dann ins Haus, wenn er die Kinder
darin beten hört. Deshalb beten dieselben nach dem Abendessen
mit lauter Stimme ein Vaterunser nach dem Andern und horchen
dazwischen auf das Eselsglöcklein und die Geräusche im Haus-
gange. Vor lauter Furcht und Herzklopfen verkriechen sich
die Furchtsamen hinter den Ofen oder die Nebenkammer. Kommt
der Samichlaus immer noch nicht, dann wird weiter gebetet.
Endlich geht die Thüre leise auf und ehe man sich's versieht,
fliegen die Aepfel und Nüsse lärmend in die Stube herein, ein
zwei, drei Mal; oft kommt in der Thüröffnung drohend eine
Rute zum Vorschein. Dann schliesst sich die Thüre und man
hört den Samachlaus wieder fortgehen. Nun ist der Bann ge-
löst. Jauchzend stürzen sich die Buben und Mädchen auf die
umherrollenden Nüsse und Aepfel und füllen sich die Taschen.
— Sind die Kinder brav und fleissig im Beten, dann wiederholt
sich dieser Vorgang bis Weihnachten sehr oft, wobei ältere
Familienglieder oder gute Bekannte den Samachlausdienst versehen.
Weihnacht.
An Weihnachten kommt das Christkindlein. Dieses dürfen
aber die Kinder nicht sehen; deshalb schickt man sie zu
Bette. Mitten in der Nacht, wenn die Glocken zur Kirche rufen,
da flammt der Christbaum mit seinen Lichtern auf und jubelnd
schauen die Kleinen zu ihm empor. Eine heilige Wonne erfüllt
die frohen Herzen und dankend preisen sie das Christkindlein,
das so viel Licht und und schöne Gaben brachte. — Eine eigen-
artige, tiefe Poesie liegt in diesem Kindesglaubeo, der, als gutes
Mittel zu einem guten Zweck doch unendlich mehr Glück zu
stiften vermag, als ein Christbaum, den die Kinder selber ent-
stehen sehen.
Neujahr.^)
Kaum ist der erste Tag des neuen Jahres angebrochen, so
eilen die Kleinen — die Mädchen in neuen Röcken, dieJBuben
in neuen Hosen und einem roten Rappen in der Tasche — dem
Oötti und der Qotta das Neujahr „anzuwünschen"^. Oft frierend
*) Einiges hierüber s. schon S. 14b.
152 Volkskundliches aus dem Taminathal.
und farohtsam treten sie ins Haus der Betreffeaden und stam-
meln schon anter der Stubenthür ein «guata, glückseligs neu's
Johr''. Der Götti drückt lächelnd die kalten Händchen und die
Qotta gibt den Kleinen einen herzlichen Euss und ermahnt sie,
recht bray zu sein. Beide legen ihnen ein tüchtiges Stück
^Birabrod mit Schmalz und Saft druf^ auf die Hand. Dann
holen sie aus dem Nebenzimmer für jedes einen langen Ijjftib
Weissbrod und in einem Papier eingewickelt ein Stück Tuch
zu Hosen oder Röcken, eine Tschärppe [Schärpe oder Schlinge],
Kappe, Handschuhe, Strümpfe oder dergleichen. Freudig um-
fasst der Kleine das Geschenk mit beiden Armen und eilt,
nachdem er noch ein „Yergelts Gott, z'tuusig Moula^ gesagt
hat, glückstrahlend nach Hause. — Dieses Neujahrswünschen
mit den damit verbundenen Geschenken wiederholt sich jährlich,
bis die Patenkinder die Schule verlassen haben.
Als Tagesgruss hört man auch unter den Erwachsenen
noch nicht das prosaische „Prosit!^ oder „Gratuliere!'* sondern
das alte, heimelige Sprüchlein: „I wusch der a guats nöüs Jouhr,
vil Glügg and Saga und z'letscht das ewig Läba!^* — In jeder
Haushaltung hat, wie schon oben erwähnt, die sorgliche Haus-
mutter eine Flasche Neujafarsschnaps, nach seiner Farbe „Rötali^
genannt, aus Branntwein, Zacker, gedörrten Kirschen und andern
Ingredienzien für diesen Tag bereitet. Daneben figuriert ein
währschaftes „Birabrod^, das man früher ebenfalls selbst aus
Mehlteig, Nosskernen, gedörrten und gehackten Birnen, Wein-
beeren, mit etwas Branntwein und Gewürzen gebacken hat.
Dieses alles wird nebst Butter und dem unvermeidlichen „Saft'^
am Neujahrstage jedem serviert, der ins Haus kommt and
natürlich aocl^ einen aufrichtigen Glückwunsch mitbringt.
Fastnacht.
Das ^Butzilaufa*^ während der Fastnachtstage, bei dem
junge Burschen sich das Gesicht verhüllten und alte, zerlumpte
Männer- oder Weiberkleider anzogen und die auf den Gassen
stehenden Buben und Meitli erschreckten und „ruasleten^ [Infinit,
^ruasla*" Gesicht und Ohren mit Russ einschmieren], hat infolge
polizeilicher Massregeln etwas nachgelassen, besteht aber ia
vereinzelten Fällen immer noch fort.
Weniger verbreitet sind die improvisierten Fastnacht-
spiele. Diese nach der Art der schwyzerischen Japanesenspiele
Volkskiiodliches aiis dem Taminathal. 153
seit Yielen Jahren durchgeführten Ortekomodien finden unregel-
mäflsig nur Ton Zeit zu Zeit statt, je nachdem ein passender
Stoff und passende Darsteller Torhanden sind, welche ihre Auf-
gabe mit Geschick und Energie durchführen können. Als Schau-
spieler treten nur ledige oder jung verheiratete Männer auf.
Das Stück wird öffentlich auf den Strassen und Gassen gespielt
und hat das ganze übrige Volk, klein und gross, als Zuschauer.
Der Gegenstand ist immer mitten aus dem Leben gegriffen.
Bald wird irgend eine unbeliebte Persönlichkeit mit ihren
äussern und Innern Mängeln auf sarkastische Weise charakteri-
siert, bald eine Strassenyermessung mit den zugehörigen Instru-
menten aufgeführt, oder ein interessanter Prozess mit allen da-
bei auftretenden Personen und Schuldobjekten demonstriert.
Kein Wort ist geschrieben, kein Theaterdirektor hat das Spiel
inszeniert ; alles wird auf originelle, volkstümliche Art nach den
Eingebungen des Augenblickes aufgefasst und dargestellt. Der
Stoff wird erst wenige Tage vor der AuiSTührung, welche entweder
am Fastnachtmontag oder -Dienstag stattfindet, von den Haupt-
personen bestimmt und dazu die technischen Vorbereitungen in
aller Stille getroffen. Erst am kritischen Tage zirkuliert das
GFerücht über die bevorstehende Tragikomödie; und richtig, am
Mittag reiten auf Eseln und Rossen ein Trommler oder Pauken-
schläger und hinter ihm zwei Herolde daher, welche der ganzen
Gemeinde kund und zu wissen thun, dass heute das grossartige
Schaustück So und so in fünf Aufzügen an dem und dem Orte
sich abspielen werde, zu dessen Besichtigung wegen der Wich-
tigkeit des Gegenstandes Jedermann eingeladen werde. — So
wurd e vor etwa zwanzig Jahren ein Prozess aufgeführt, der sich
im Vorhergehenden Herbste wegen einer in der Alp verwechselten
S&u abgespielt und grosse Dimensionen angenommen hatte. Da
Bah rM\9iu nicht nur alle Beteiligten in Person dargestellt, sondern
auch das corpus delicti, die Sau selber, wackelte leibhaftig über
^8 Strassen. — Vor etwa drei Jahren fuhren bei einem anderen
Proxesse mehrere Landauer mit den Gerichtspersonen, Advokaten,
Aerztea und selbst einigen »höheren^ Damen daher; sogar das
Telephon kam in Gestalt einer Kaffeemühle zur Verwendung.
Die interessierten Personen, die auf solche Weise ohne Nennung
de« Hamens, aber in ihren Fehlern und Missethaten unverkeuu-
W ausgespielt werden, halten sich jeweilen im Hintergrunde,
finden aber niemals eine Handhabe oder einen Beleg, mit deren
154 Volkskundliches aus dem Taminathal.
Hülfe sie eine gerichtliche Verfolgung der Spötter einleiten
könnten.
Der Sonntag nach dem Aschermittwoch, die alte Fast-
nacht, heisst auch „Chüachlisunntig^; denn sowohl am Vor-
tage, als auch am Altfastnachtssonntag werden allerorten ganze
Türme von ^uströülta Chüachli^ [ausgewalzten Kuchen] bereitet.
Zuerst kommen die Buben dran, von denen sich ein jeder bei
seiner Mutter, Patin oder einer guten Nachbarin einen soge-
nannten „Chüachlimeia** bestellt hat. Dieser ^^Meia*' ist nichts
anderes als ein Straus von Kuchen oder Backwerk. Zur Her-
stellung desselben benutzt man einen sich gabelnden Zweig einer
Haselstaude, biegt die Gabeln nach beiden Seiten vollständig
um und bindet sie unten am Stumpfe zusammen, so dass das
ganze die Form eines an der Spitze angestielten Herzens
bekommt Die Zweige der Herzform werden nun ringsum mit
Kuchenteig spiralig umwunden, in Butter gebacken und schliess-
lich mit Gold- und Silberpapier reichlich geschmückt. Morgens
wird dieser goldstrotzende Kuchenstrauss von den Buben abge-
holt und triumphierend durch die Gassen getragen. Nachdem er
von aller Welt bewundert worden ist, wird er über dem Tisch
in der Stubenecke oder hinter einem Heiligenbilde aufgesteckt,
wo er das ganze Jahr unversehrt bleibt.
Der Abend dieses Fastnachtstages ist ein Fest für alle.
Da wird beim Nachtessen der Kuchenberg aufgetragen, den die
Mutter gebacken hat; der Vater schlägt im Milcheimer mit einem
extra hiezu verfertigten Besen aus geschälten Reisern einen
schäumenden „Nidel" [Rahm], der Töpfe und Teller füllt. Sitzt
alles bei diesem seltenen Mahle, dann kommt auch eine Abord-
nung der Knabengesellschaft mit einer grossen „Chrätze*^ [Korb]
auf dem Rücken und bittet in mitleiderweckendem Tone auch
um eine kleine Gabe für die Ledigen, die so oft hungrig auf
der Strasse stehen müssten. Und der gutherzige Hausvater,
der auch einmal ledig gewesen, lässt sich erweichen und wirft
den armen Reisenden einige Küchlein in die Kräze. Herzlich
dankend machen sich die Glücklichen wieder davon, um im
nächsten Hause ihr Unterstütz nngsgesuch zu wiederholen, bis
sie die ganze Kräze gefüllt haben und jeder Ledige zum guten.
Nidel, den die Knabengesellschaft von den Jumpfern erhält, anclm
einige gute Küchlein essen kann.
Volkskundliches aus dem Taminathal. 155
Das „Schleiz^a^ [Hanfbrechen].
Die Kultur des Hanfes wurde früher eifriger betrieben,
blüht aber auch heute trotz den billigen Tuchwaren immer noch
fort. Denn man fertigt daraus das solide Bettzeug: ^Ziecha^
[Bettanzug], Laubsäcke und Leintücher oder ,,Lilacha^ und die
Heutücher oder „Plaha". Der Hanf wird im Frühling in der
'Sähe des Dorfes gesät und Ende August „glocha^ (Infinit, lücha),
d. h. ausgerissen. Dann kommt er auf ^d'Rosi^, wobei er an
sonnigen Halden zum Trocknen ausgebreitet wird. Dabei wird
das grüne Chlorophyll zerstört und der Hanf nimmt eine grau-
braune Färbung an. Hierauf wird er eingesammelt und in einer
Reihe von Abenden durch die Hausleute und eingeladenen
Männer, Weiber, Mädchen und Kinder „g'schleizt^, d. h. die
Bastfasern werden durch Zerbrechen der Stengel abgestreift.
Die Bastfasern jeder Hanfgarbe werden zu einer Schleife, einem
sog. Poppali, aufgewunden; neun Poppali zu je drei Strängen geben
hernach einen Zopf. — An solchen Abenden wird auch viel ge-
redet; die Mädchen besonders haben sich viel über die nahe
„Chilbi^ zu sagen. Ist die Stimmung recht heiter und fröhlich,
dann klingt auch manches lustige und ernste Jugend- und Liebes-
lied in die Nacht hinaus, welches die auf den Gassen stehenden
Ledigen herbeilockt. Aber zuerst beschauen sich diese die Sachlage
(Personen und Stimmung der Anwesenden) von aussen, durch die
Fenster, Schlüssellöcher und Thürritzen, allenfalls genügt ihnen
auch das Hinein „rauen*" durch die halbgeöffnete Stubenthür.
Ist alles günstig, dann treten die Burschen ungeniert in den
geselligen Kreis, setzen sich um den Tisch herum, oder neben
die Schleizerinnen, wobei muntere Spässe hin- und herfliegen.
Beim „Ausschleitzen^ geht es besonders hoch her. Am Schlüsse
desselben werden bei Handorgel- oder Mundorgelmusik einige
Tänzchen geschwungen und dabei das gegenseitige Engagement
für die Chilbi getroffen.
Die .Chilbi** [Kirchweih].
Im Gegensatze zu den übrigen Gemeinden des Kantons
wird hier die Kirchweih nicht am Sonntag nach Galli (16. Oktober),
sondern am letzten Sonntag und Montag des September abgehalten.
In seiner altern Form ist das Fest ein „Heuermohl^, wie sich jetzt
noch ältere Leute ausdrücken; denn erst Ende September ist
auch das Heuen und Emden im Thal und y,'BiTg"^ beendet. Die
156 Volkskundliches auB dem Taminathal.
Hirten sind mit ihrem Vieh glücklich yon den Alpen heimge-
kehrt; und auch die vielen Angestellten haben sich aus den
Fremdenorten wieder bei den Ihrigen eingefunden. Selbst die
femer weilenden und auswärts Verheirateten kehren gerne auf
diesen Tag in die Heimat zurück, sofern sie nach einer alten
Redeweise nicht das ^ Bürgerrecht^ yerlieren wollen. So findet
sich die ganze Familie und Gemeinde mit allem Hab und Gut
nach glücklicher Ernte wieder beisammen und bekommt da-
durch die Chilbi mehr als anderswo den Charakter eines freu-
digen Familien- und Gemeindefestes.
Yon Alters her ist es in jeder Familie Brauch, auf dieses
Fest hin einen „Chilbitschudd^ [Schaf] zu schlachten, woraus die
Hausfrauen ein dampfendes ^Yoressen^ [Ragout] kocht. Nach-
mittags findet entweder ein Preiskegeln oder Freischiessen statt,
welches yon Polizeiwegen erst zum nachfolgenden Tanz berech-
tigt, da ausser den yom Gesetz bestimmten Tagen, wie EAntons-
Chilbi (siehe oben), Neujahr, Fastnacht u. s. w. ein anderer äusserer
Grund, wie Konzert, Schiessen, Jugendfest u. A., yorhanden sein
muss, auf Grund dessen das Tanzen gestattet ist. Dieses be-
ginnt um 4 oder 5 Uhr. Auf jedem Tanzboden funktionieren
zwei, früher durch die Enabengesellschaft, jetzt yom Wirte be-
stimmte ledige Spielmeister, die sich durch Blumensträusse auf
den Hüten auszeichnen und sowohl die Musik als auch den Tanz
zu leiten und die anwesenden Gäste zum Tanze anzuregen haben.
Nach dieser Seite hin sind sie „Burschen für alles^. Jeder bringt
auch eine „Yortänzerin^ mit; welche dann das Mädchen für alle
sein muss, die sich nicht auf andere Weise yersorgt haben.
Jeder Bursch, der sich für die Chilbi eine eigene, gewandte
Tänzerin sichern will, engagiert dieselbe auch rechtzeitig oft
mehrere Monate yor dem Feste. Dabei hat er aber auch die
Erlaubnis ihrer Eltern persönlich einzuholen. Wird ihm ent-
sprochen, dann erscheint der Tänzer am Kirchweihabend mit
einer „ Kante ^ [Kanne] yoU Wein im Hause der Tänzerin, wo
er mitsamt der ganzen Familie am Nachtessen teilnimmt und
den mitgenommenen Wein unter alle yerteilt. Nach dem Abend-
essen begleitet oft der Yater das Paar auf den Tanzplatz. Das
Gleiche wiederholt sich am folgenden Montag. An beiden Tanz-
abenden wird bis zum Anbruch des Morgens getanzt.
Das Honorar für die Musik oder der „Spiel-Luh" ist frei-
willig. Jeder weiss ungefähr, wie yiel er für sein Yergnügen
Yolkskiindliches aus dem Taminathal. 157
zo leisten hat, nämlich 2—5 Fr., je nachdem er wenig oder
Tiel tanzt. Die Tänze werden zu je drei Stücken zusammen-
gefasst und wird auch f&r diese Zahl oder ein yielfaches der-
selben engagiert, während in andern Kantonen, z. B. Zürich, je
zwei Stück, im Kanton Schwyz gar sieben Stücke als Einheit
gelten, für welche ein fixer Preis festgesetzt ist. Jeder Tänzer
kann beliebig engagieren, sofeme ihm vom Spielmeister keine
Tänzerin zugeführt wird; dafür steht den Tänzerinnen aber das
Recht zu, dem einen oder andern einen Korb auszuteilen. Beim
Engagement .ist nicht blos die Tänzerin, sondern auch ihr Tänzer
oder Begleiter anzufragen. Niemals kommt es unter normalen
Yerhältnissen yor, dass Mädchen oder Frauenspersonen über-
haupt ohne männliche Begleitung auf den Tanzplatz gehen.
Wohl aber nimmt oft der Familienyater nach dem Abendessen
seine ganze Familie ausser den minderjährigen Kindern mit ins
Wirtshaus, um bei einem Liter ^Alten^ mit den Freunden und
Nachbarsleuten einige fröhliche Stunden zu yerleben. Die ge-
bräuchlichsten Tänze sind auch hier der Walzer, Schottisch,
Polka und Mazurka, wobei yon den tollsten Burschen nach
Mnotathalerart gestampft, gejauchzt und gejohlt wird. Die
echten, einheimischen Tänze und Tanzspiele, wie sie unsere
Aeltesten noch yor Zeiten ausgeführt haben, sind in Vergessen-
heit geraten. In Liedern und Jodlern, in Tänzen und Bräuchen
▼erachwindet eine Eigenheit nach der andern. Neues dringt herein
mit Macht und yerflacht den Geist und die Kultur. Die Schuld
tragen die ,, Alten", die keine Sorge für die Ueberlieferung
ihrer eigenen Erlebnisse und alten guten Sitten getragen haben.
Religiöse Gebräuche.
Am 6. Januar, als am hl. Dreikönigsfeste, sowie am
Charsamstag wird in der Kirche yon einem Geistlichen
Wasser und Salz gesegnet. Jede Familie ist dabei mit einem
Krug, Schlegel, einer Flasche oder einer Kanne yoU Wasser
und einem „Peggali*" [Schüssel] yoU Salz yertreten; denn in
allen Wohnstuben der Häuser ist neben der Stubenthür ein
Weihwassergefass angebracht, welches das ganze Jahr geweihtes
Wasser enthalten muss, womit alle Familienglieder sich morgens
und abends, sowie beim Unternehmen einer grössern Reise be-
sprengen können. Das geweihte Salz wird mehr bei Krankheits-
fällen in Haus und Stall gebraucht.
158 Volkskundliclres auB dem Taminathal.
An Lichtmess werden Kirchenkerzen und Kerzen-
rodel [zu einem rundlichen Knäuel aufgewundene Wachskerzen]
geweiht. Diese Kerzcnrodel gebraucht ausschliesslich die Frauen-
welt bei Trauerfeierlichkeiteo, also bei Begräbnissen, Gedächnissen
in der Kirche und auf dem Friedhof, auch oft nur zur Beleucht-
ung bei nächtlichen religiösen Handlungen.
Am Palmsonntag findet die Weihe der sog. Palmen
statt. Es sind das in der Regel Zweige des „Sevibaumes'^ (Juni-
perus Sabina), welcher an einigen wenigen Stellen des Thaies
wild gedeiht; vom Messner aber gewöhnlich in mehreren yollen
Körben von der ^Gaspusplatta^ geholt wird; in einigen Fällen
sind auch Eibenzweige verwendet worden. Jeder Hausvater,
der noch an den alten Ueberlieferungen festhält, versorgt sich mit
einer Anzahl solcher geweihten Zweige. In jedem Zimmer und
Stalle wird ein Exemplar aufgesteckt, um dadurch alles Unglück
oder „Leidwerchen^ böser Mächte fern zu halten. Auch die
Hütten der Maiensässe und Alpen werden damit versorgt.
Eine ähnliche Bedeutung haben die Kohlen, die am Kar-
samstag aus alten Friedhofkreuzen vor der Kirchenthüre ge-
brannt und nachher vom Geistlichen gesegnet werden. Alle
diese Kohlen werden von der anwesenden Jugend sorgfältig ge-
sammelt und zu Hause aufbewahrt.
Neue Gebäulichkeiten, Häuser, Ställe, Hütten und
Schermen werden vom Ortspfarrer benediciert oder eingesegnet.
Die angeführten geweihten Gegenstände, wie Wasser, Salz,
Brod, Kerzen, Kohlen u. s. w. gehören zu den sog. Sakramen-
talien, deren Gebrauch nach der Lehre der katholischen Ejrche
nicht durch sie allein, sondern durch den Gottesglauben, der
dabei zum Ausdrucke kommt, Schutz und Segen bewirkt.
Der „Üserherrgottstag^, d. h. das Frohnleichnamsfest,
ist, sofern die Witterung günstig, nicht blos in der hehren Ge-
birgsnatur, in welcher eben erst das neue Leben erwacht, sondern
auch im Herzen des Yolkes der schönste Frühlingstag, der mehr
als andre Feste das religiöse Gefühl belebt und offenbart. Schon
morgens in aller Frühe streifen die Buben durch die Wälder
bis zu den „Chöpf" hinauf, um „Üserhergottschüali* (Cypripedium
calceolus) zu holen. Alle Gassen werden sauber geputzt und.
mit Gras und Blumen bestreut. Die Häuser , vor welchei^
die Frohnleichnamsprozession mit dem Allerheiligsten jeweileci
Halt macht, werden mit allen vorhandenen Kunstgegenstände^s
Miszellen. — M^laoges. 15i>
uod Heiligenbildern geschmückt and vor und neben dem errich-
teten Altare junge Buchen aufgepflanzt. Auch das Eirchenportal
und die Altäre in der Kirche werden von solchen Bänmchen
eingefasst. Die Prozession findet in der allgemein üblichen
Weise statt, wobei der „Himmel*^ von den drei Kirchenverwaltungs-
räten und ihrem Schreiber getragen wird.
Die Sitte des „ Wetterläutens*^ besteht immer noch fort.
Gewöhnlich läutet der Messner erst während eines heftigen Ge-
witters mit der grossen Glocke allein. Indessen ist das Thal
und Dorf mit wenigen Ausnahmen immer vom Hagel verschont
geblieben, der sich ähnlich wie der Blitzschlag auf die um-
liegenden Gebirge und Alpen beschränkt.
Miszellen. — Melanges.
Ueber Spielmannsschilde.
In diesem Archiv IV, 338 machte Herr Staatsarchivar Dr. Th. v.
Liebenau in Luzem einige MitteiluDgen über SpielmannsBchilde. Zu dieser
vom 15. — 17. Jahrhundert stark verbreiteten Sitte, Spielleute, Pritschen-
meister, Spnichsprecher und dergleichen Leute als Auszeichnung mit Ehren-
Schilden zu beschenken, mögen hier noch einige Nachträge gegeben werden,
die ich teilweise meinem in der Luzemer Schützenfestzeitung 1901, S. 218 ff.
und S. 234 ff. erschienenen Aufsatz tlber die „Fechter und Spielleute in der
Schweiz*^ entnehme.
Einer freundlichen Angabe von Herrn Staatsarchivar von Liebonau
zufolge, erhielt der aus Freiburg i./B. stammende Sänger der Burgunderkriege,
Veit Weber, der auch auf seine Vaterstadt 1475 einen Lobspruch verfasst
hatte, von den Bäten der Städte Biel, Freiburg i./B. und Zürich solche Ehren-
Bchilde verliehen, die er als Auszeichnung trug. Er sagt selbst in einem
seiner Sprüche darüber:
„Mit gesang vertreib ich min leben,
von tichten kann ich nit lan,
darum b mir stett band geben
die Schild, (die) ich an mir bann.**
Als Weber 1483 in Bern gestorben war, sandte der dortige Rat den
ZQrcher Schild wieder zurück (vgl. Anz. f. Schweiz. Gesch. VII, 406 f.).
In Haffiier's Solothumer Schauplatz U, 242 findet sich zum Jahr 1559
die Notiz: „Zween Pfeiffer Schilt von Silber new gemacht, wägen
99 Loth, vom Loth L Ib. Macherlohn''.
160 Miazellen. — M^Ianges.
Ein weiteres Zeugnis für diese Sitte gibt der gegen die oft sehr
unverschämten Forderungen fahrender Spielleute gerichtete Spruch des
Elsässers Sebastian Brant. Derselbe lautet nach Alsatia 1875 S. 75
folgendermassen :
„Histrio post victum nummum poscens vel amictum,
. Non est delictum, si quis sibi porrigit icturo;
Ein spielmann der sein speiss und tranckh
nit annimpt zu vermög und danckh,
sonder will gelt, schilt, kleider han,
dem gschicht kein sttnd, unreht daran
ob man ihn schlecht ^ unnd partschett') frey,
da^s er wüss unnd auch spür darbey
dass er ein wahrer schalcksnarr sey."
Auch der aus Salzburg stammende Pritschenmeister Wolff Most,
erhielt bei Grelegenheit des Amberger Hauptschiessens vom Jahre 1596, bei
dem er das Pritschenaro t versah, von dem Kurfürsten und Herzog von
Bayern, Pfalzgraf Friedrich vom Rhein, als Auszeichnung einen Schild
verliehen. Er sagt selbst darüber in der von ihm verfiASSten, gereimtao Be-
schreibung dieses Schützenfestes, gedruckt 1596 in Nürnberg (Exemplar der
British-MuseumUiibrary, London) an der betreffenden Stelle :
„Ihr Churf[flr8tliche] 6[naden] Hat mich verehrt mit einem
[vnverdroBsen [Schild
Haben das Schiessen auch mit Der auch wol etlich g&lden gild.
[geschossen. Ihr Chnrf 6. sag ich lob vnd dandc.
Ein frommer Herr seins Lebens zeit Ich will ihn tragn mein lebenlang
Der wol regiert sein Land und Leut Von jhr Churf. 6. wegn,
Gott verley jhm auch langes lehn.**
Endlich findet sich im „Spiel vom reichen Mann und armen Laza-
ms**, gedruckt in Strassburg 1611, wohl einer erweiterten Bearbeitung des
Zürcher Lazarus-Spieles von 1529, dessen Verfasser ebenfalls unbekannt
ist, eine Stelle, die als Beleg für unsere Sitte des Schildschenkens gelten
darf Nachdem der Freihartsbube '), auch eine Art fahrenden Spielmanns
hier, wie es scheint, vor den reichbesetzten Tisch des vornehmen Mannee
getreten ist und emen längeren Spruch gethan hat, sagt der Beiche zu
seinem Kämmerer (Exemplar der Strassburger Univ. Bibl. Blatt 7) :
„Kümmerling band diss Manns gut acht
Er hat die beste(n) Spruch gemacht.
Mich wundert wie ers kann erdencken
Gang hin thu jhm auch ein Schilt schencken.**
Die Mitteilung weiterer Zeugnisse über Verbreitung und Anwendung
des vorliegenden Brauches ist dem Verfasser dieser Zeilen jederzeit äossent
willkommen.
Strassburg i./E. Dr. A. Schaer.
*) schlägt. — «) ebenfalls ein Ausdruck füir ,prUgeln*. — ») Vgl
Chablxs ScmoDT, Hist. Wörterb. d. elsäss. Mundart S. 108.
MiszeHon. — Melanges.. 161
Die Kinderlosen im Genfer Fastnachtsbrauch.
lieber eioeo intereBsanten Brauch des Genfer Landvolks berichtet
L. Reichstetter in der Tribüne de Genhve vom 4. März 1903:
Dans la campagne genevoise subsistent encore d'antiques traditions
qui se sont transmises de pöre en fils; telles les «allouilles»^ et les cfäilles»^)
qui oDt lieu le premier dimanche de mars.
L4)r8que dans une commune il y a des nouveaux mari^s qui
n'out pas eu d'enfants dans le courant de Fannie, les enfants du village
se reunissent et, devant la porte des 6poux, vont «^crier les allouilles« ou,
si Ton pr^före, vont «allouiller». Ils crient:
• Failles, failles, faillaisons!» (Failles, failles, faillaisons !)
«La fenna ä Dian va fara') on (La femme d Jean va faire ^) un gros
[grou garQon.» fgar^on.)
Alors les jeunes mari^s lancent par poign^cs des bonbons, des caramels,
des papillottes, voi1-e m^me des sous que les \\ei\\A manifestants se disputent
d «tire-poils». Si la distribntion se fait attendre, la jeunesse impatiente
tf'arme d'arrosoirs, de bidons, d'ustensiies rösonnants, et frappe dessus k
tour de bras, faisant «charivari>.
II parait que les intt^ress^s qui voudraient se soustraire k Tobiigtition
ties «" allouilles», et rompre avec la tradition, seraient expos^s ä toutes sortes
de malheurs, vicissitudes, contrari^t^s et accidents; entre autre que leur
premier gar^on serait ch6tif, contrefait, mal venu et disgracioux, ou pis
encore, que ce serait un «gargon d'hiver». Aussi n'est-il pas d'exeuiple
que des tVpoux de Fannie se soient refusi^s de feter les «allouilles».
En Savoie, ^galement, cette coutume subsiste encore, mais le» Sa-
vuisiens «allouillent» de la mani^re suivante:
*0h! les alou-yas!»*) (Oh! les alou-yas!)
«La fenna ä groussa!» (La femme est enceinte!)
('e (|ui est aussi coneis qu'^nergiqiie.
Et le soir oo fait les «fuilles». Ce sont des feux que Ton allume
Iiour feter le retour du printemps.
En dehors du village, on entasse (|uelques fagots auxquels on met le
feil. Les gamins, autour du brasier, prominent ce ({u'on appelle alors les
«failles» proprement dites. Ce sont des branches de bruyt^e s^ches et
facilement inflammables, litVes au bout d'une perche assez longue.
') AlhuiVe, en Savoie, designe les friandiscs ([ue les gens marii^s
dopuis une annee et qui n'ont pas de rejeton doivent jeter aux enfants qui
ä'assemblent devant leur porte le 1" dimanche du careme. Dans les villages
des (»nviroQS de Gen^ve allouille signifier la f^te des Brandons, aUouiUd -
jeter par les fenetres. (Note de M. Octavk Ohamhaz.) — ^j yCiUle, falia,
dans les patois du canton de Genöve et de la Savoie, signilie «fiambt^e,
feu de bourröe», la dtnese de falie, dcz aVoille «limanche des Brandons.
(Note de M. Octave Chambaz.) — ') Plutot vo fara vous fera? (Rfco.)
— ♦) Le pluriel devrait ^tre idouyh et non nhut/us. [Rvak]
11
162 Miscellen. — Mi^langes.
Groupös aatour du feu, hommes, femmes et enfants chant«nt, crient,
s'interpelleDt,. et quand il ne reste plus qu'un tas de cendres rouge« et
ardentes, les plus hardis sauten t par deasus le foyer.
Le feu, bien eteint, et les «failles», consumöes, bras dessus, bras
dessous, gar^ons et filles, hummes et femmes, rentrent au villag«» et rega-
gnent leurs p^nates en chantant de gais refrains.
Die Kirchenpatrocinien Basellands.
In der „Basler Zeitschrift fttr Geschichte und Altertumskundt»'* 11,
122—162 findet sich ein sehr beachtenswerter Artikel von Karl Gauss, be-
titelt „Die Heiligen der Gotteshiluser von Basolland". Wir können zwar die
Verallgemeinerung der Aimahme, dass St. Martins-Invokationen überall aiit
römische Ansiedlungen weisen, femer die Gleichung St. Romay -- St. Romani
capella nicht acceptieren. Romay oder -ey ist Remigius, wie Polay oder -ey
Pelagius. Der Kult des Heiligen ist im IX. Jahrhundert im Bistum Basel,
ferner in der Abtei St. Gallen (Sacrarium lll, 522), 1290 in St. M. Magda-
lena zu Basel (Basler U. B. II, 381), 1377 zu St. Theodor in Klein-Basel,
ferner in Mettau (Trouillat V, 130j, in Mervelier (ebenda V, 128), in Fellers
(IÜ15\ St. Urban (1232), Töss (1325), Sirnach, Münsterlingen, Rheinfelden,
Ehrenfels (Graub.) und Loco (Propsteikirche, Borrani S. '250) nachweisbar.
Weitere Spuren des Remigiuskultes könnten leicht in der ganzen deutschon
Schweiz gefunden werden. Von St. Romanus aber haben wir im Lauf
vieljähriger Nachforschungen nichts gefunden, üeberhaupt gilt auch hier
der allgemeine Satz, dass die Kirchenpatrocinien nicht an das gelebte, sondern
an das posthume ].ieben eines Heiligen anknüpfen.
Als älteste Peterskirche nennt sodann Gauss (S. 148) diejenige zu
St. (fallen. Der Apostelfürst ist indes schon vorher Patron der Kathedrale
Genf, einer Kirche zu Saint-Maurice, Saint-Ursjinne, später Moutier-Granval
(VII. Jahrhundert), auf Lützelau (741), in Disentis (766), in Komanshom (779)
u. s. w. (Vgl. Egli, Kirchengeschichte p. 131). Die häufige Nebeneinander-
stellung von SS. Lorenz und Stephan beruht auf dem ganz äusserlichen
Unistand, dass die Leiber der beiden Märtyrer seit Papst Pelagius II im
gleichen Sarg zu S. Lorenzo fuori le mura ruhen; deshalb wurden Reliquien
von beiden zusammen verschenkt, verehrt, bei der Kirch- und Altarweiheu
verwendet (z. B. Wettingen 1440). Näheres darüber findet der Leser in
meiner Geschichte der Reliquien S. LI.
S. 152 wird S. Apollinaris als Bischof von Hieraj)olis in Phr^'gien
bezeichnet; das ist ein Irrtum. Der bei uns und am Rhein (Remagen) ver-
ehrte Heilige dieses Namens ist der Bischof und Märtyrer von Ravenna.
Seinen Kult findet man z. B. im X. Jahrhundert zu St Gallen (Sacrarium
St. Galli m p. 552-554), 1231 in St. Urban, dann in Petershausen, 1460
in Luzem, 1513 in Schaffliausen (Rüeger I, 314), 1524 in Luzern (Liebenau,
Das alte Luzern S. 28).
Dies nur einige Bemerkungen, welche d(^n Wert der sehr anregenden
und dankenswerten Darstellung von Gauss in keiner Weise herabsetzen
wollen.
Zürich. E. A. Stückelberg.
Miszellen. — M^langes.
163
^^^
AndoMt«.
Das böse Weib.
Aargauisches Lied. M
m
r^
^$=^-^F$=^-^^
_^-X_^.
— 1;^
i
E8 wütt e Frau z*Mär-ti goh, be nu nu.^) Si wott ih-re Ma nid
15=::fc-
m
s^r^=#3^
mit e - re loh, he nu, so so, m he. ^)
„Nei Hans de muest de heime blibe,
Muest d'Stube und Kammer schüre."
De Hans de hett si müxli still.
Er denkt i tune was i will.
Und als die Frau käme hei,
,Säg Hansli wie mängs Huehn hod gleid ?**
„Das wiss das schwarz, das hetts verdrait,
Das wiss das schwarz, das hetts verdrait.**
„Nei Hans, de hesches selbtT gessä,
Ha d'Schalo gfunde i d*r Äschä."
Duä nimmt de Hansli d'Ofegablä
Und stüpft si Frau bis si zahlet.
Die Frau die nimmt es fUrigs Schit,
Und haut de Hansli bis er blid.
Oborägeri. Anna Ithen.
Ein eigentOmlicher Gebrauch bei den Richterwahlen in Brig.
In frühern Zeiten versammelten sich die freien Manner des Zendene
Bri^ jHhrlich am Sonnttg vor St. Katharina (25. November) in der „Platz-
matte** (der heutigen „Sandmatte"), um einen Zendenrichter oder Gross-
ka.stlan zu wählen. Dem erwählten Richter überreichte dann die Bürgschaft
Briir ein Geschenk, bestehend in Wein, Brod und Aepf(»ln. In einer Rech-
nung des Seckelmeisters Hans Stockalper vom Jahre 1636 heisst es:
„Item dem Hr. Castlan Supersaxo in seiner Erwellung presentirt
6 Mass, 6 g Brot, item ein par Blatten mit öpflen." ')
Eine Rechnung aus dem Jahre 1738 bringt folgende Notiz:
^Den 23. Nov. an der Richterbesatzung gt»g(»ben das gewonliclie
pre«ent als fünf Masse Wein, item V2 FischeP) Obst; item ein Fischel
miitzis brodt.**')
') Vgl. Ebk-Böhme, Deutscher Liederhort II, 689 ; L. Toblkr, Schweiz.
Volkslieder H, 188. — *) Wird bei jeder Sti-ophe wiedcM-holt.
') Stockalperarchiv Brig. F no. 36. — ^i Ein llohhuass (uilat. fischelinum).
— *) Rechnungsbuch des Procurators F. G. Burgener im Stockalperarchiv.
.Mntzis Brot** bezeichnet eine bessere Sorte von Brot , die eigens zu-
bereitet wird. —
164 Miszellen. — M^langes.
Diese Gaben wurden unter einer geziemenden Rede flberreicbt
und vom Kastlan auch verdankt. In einem Buche des Christian Albert,
Notar und Kastlan von Naters, , welches Buoch handlet von unterscheid-
lichen schönen Reden und Ck)mplimenten*', findet sich eine Reihe von solchen
Reden, die bei Ueberreichung der Gaben gehalten wurden.*) Selbe geben
uns einigen Aufschluss über den Sinn, den man damals den Geschenken
unterlegte. In der Ansprache von 1717 heisst es, die Bürgschaft offeriere
Aepfel, Wein und Brot, „durch die epfel anzeigend den süntlichen epfelbis
der ersten mutter Evae, dass ist dass verbrechen der menschen, dass solches
abzustraffen seye : durch den Wein die nothwendige Gerechtigkeit, als etwas
scherpfers, durch das brodt die Gnadt und barmhertzigkeit** (S.-71). Auch
in andern Reden werden die Aepfel mit dem Verbrechen, das Brot mit der
Barmherzigkeit und der Wein mit der Gerechtigkeit verglichen (S. 273 etc).
Eine andere Auslegung erlaubt sich der Redner im Jahre 1737. Unter
Brot versteht er die väterliche Vorsichtigkeit, unter Wein die Starkmütigkeit
und unter den Aepfeln sowohl „die Miltigkeit als die nothwendige Gerechtig-
keif* des Richters.
Wie lange diese Sitte bestanden, ist mir unbekannt; sie dürfte wohl
durch die franz. Revolution, die auch die Wahlart eines Kastlans von Brig
umänderte, verdrängt worden sein.
Brig. D. Imesch, Prof.
Chanson.
Une daroe de Lausanne nous communique la chanson suivante, qu'elle
a souvent entendu chanter ä sa belle-m^re, n6e en 1828 et morte en 1894.
Cette vieille dame l'avait apprise, toute enfant, d*une bonne du Gros-de—
Vaud, qui la lui chantait en la tenant par les deux mains et en la faisanfcr
toumer.
«Je connais tr6s bien», nous ^crit M. Henri Mercier, «pour Tavoi'K--
souvent entendu chez ma grand'm^re et chez notre]tante, le bout de ch&nsoK-Si
qu'on vous a envoyö. L'air seulement ötait un peu diff(6rent. Deux autn^a
personnes plus jeunes me Tont chant6 tel qu'il est notö . . . .»
JiouB saurons grö ä ceux de nos lecteurs qui pourraient nous com —
muniquer des variantes du texte ou de la musique.
^^^^EMIUJLJLjlS-^^
J'ai - me mieux, cent fois mieux un jeu - ne ma - ri qu'un vieox.
$E^$^^^^^^^^^^^^
Les vieux vous fönt la gri-ma-ce et les jeu-nes vous em-
gj^rjr^^^^jzgjiijte^
bras-sent; J'ai-me mieux, cent fois mieux, un jeu - ne ma - ri qu*un vieux
*) Historisches Museum in Brig.
/
Bücheranzeigen. — Comptes rendus. Iö5
Emploi de sortiliges contre ravancement des glaciers.
Les (^diteurs des Oeuvres d'Abauzit (6en{*ve, 1770) ont ins^n» au toin»*
j»econd, pages 174 et suivantes, udo «Lettre de M. Mann a M. Abauzit»,
Oll je copie les lignes qui suivent:
Je me häte de voub faire part de ce que j'ai trouvt^ de plus remar-
r|un.ble dans les glaei^res du canton de Berne EUes ne
i^^^t-cndirent janiais davantage que dans les plus fortes chaleurs de r^t<^ de
17Xtl Elles firent alors une teile peur aux paysans. que, se voyant prös
€f^» perdre leurs belles prairies, ils viiirent demander au baillif d'lnterlachen
Ia. X3ermi88ion de se servir d'une personne du pays de Vaud, qui, dit-on,
A^'.^Lit le secret de faire recaler les glaces. La demande paraissant au bailli
■ odi<|uer des voies illicites, ne fut pas accordee. II m'a pourtant dit qu*il
«^••"O^yait (jue les paysans avaient employ«^ secr^tvment ce sortiK'ge, parce
•"!***■■ est certain que, depuis ce temps, les glaces ont diniinue chaque ann^e.
Gen6ve. Eug(?ne Ritter.
Das Totenvolk im Engadin.
Alte Leute im Engadin erzählen: Bei der verfallenen Kirche von
^-^ ^ <st.pella (zwischen ScaniB und Brail am Ausgang des Sulsanna-Thales)
'^"^^^ man früher oft das Totenvolk gesehen. So mancher Fuhrmann ist
^^•'^^»♦r unheimlichen Schaar begegnet. Dem Zuge voran schreitet eine 6e-
* "^^^j die in der Rechten an einer aus Knochen gebildeten Kette ein Beil
^^ jrs* t. Derjenige, der dem Zuge nach der linken Seite ausweicht, ist un-
^^'«llDar des Todes. Das Beil wird ihm mit Wucht in die Seite geworfen
•^^-i dort haftet es. Kein Mittel vermag es zu lösen und der Getroffene
^>^^Ä« sterben.
Bern. G. Bundi.
Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
•*• Konrad Brunner, Die Verwundeten in den Kriegen der alten
Eidgenossenschaft. Geschichte des Ileeressanitätswesens und
der Kriegschirurgie in schweizerischen Landen bis zum Jahre
1798. Tübingen (H. Laupp) 1903. XVI + 418 Seiten. 8^
Preis 12 Mark.
Der hervorragende Kliniker und Chirurg in Münsterlingon hat sich
^•^»'chdie Bearbeitung des vorliegenden Stoffes ein grosses Verdienst erworben,
^^ es ist seine Arbeit um so höher zu schützen, als es sonst nicht leicht einem
**oiker möglich sein dürfte, neben seiner reichen Thätigkeit als Chefarzt eines
'^'^^^^sen Spitals, sich mit historischen Studien zu befassen. WtMin man den ge-
^aliigen Umfang des Stoffes überblickt, den der Verfasser hier gcsannnel
166 Bücheränzeigen. — C'omptes rendus.
und verarbeitet hat, so wird man seiner Thatkraft und seinem Wissen die
höchste Bewunderung nicht versagen können.
Spezifisch volkskundlich ist der Gegenstand zwar nicht, wenigstens
nicht so weit er sich auf die Entwicklung der Chirurgie als philanthropischer
Kulturbestrebung erstreckt; aber wie jedes starke Licht auch starke Schatten
erzeugt, so hat auch diese grosse Wissenschaft eine Anzahl dunkler Existenzen
ins Leben gerufen, die sich der sog. niedern Chirurgie bemächtigten und
unter marktschreierischem, hin und wieder auch mystischem Gebahren im
Volke zur Anwendung brachten. Mit solchen auf das Volksleben kräftig ein-
wirkenden Elementen hat sich die Volkskunde je und je beschäftigt.
Nach einer kurzen Einleitung über die Knegsheilkunst im Allgemeinen
bis zum 14. Jh., die Kriegsgegner der Eidgenossen im 14., 15. und 16. Jh.
und das Kriegsheilwesen des Auslandes im spätem Mittelalter wendet sich
Br. seinem Ilauptgegenstaude zu. Er scheidet denselben in zwei Teile : den
Zeitraum vom Anfang der Eidgenossenschaft bis zum 17. Jh. und den Zeit-
raum des 17. und 18. Jh.'s. Der erste derselben umfasst folgende Kapitel:
I. Die staatliche Fürsorge filr die Verwundeten, 2. Truppenäushebung. Mili-
tärische Stellung des Heilspersonales (die Seh er er), 3. Zahl und Sicherung
der Verwundeten, Heroismus derselben, ihre erste Behandlung und Pflege,
4. Arten der Verwundungen nebst historischen Betrachtungen über die Be-
waffnung, 5. die Leistungen der Kriegscliirurgie, 6. u. 7. Thätigkeit der
Seh er er im Frieden und im Felde. Biographisches über einzelne Feldscherer,
8. Die gelehrten Aerzte, ihr Verhältnis zu den Scherem, 9. Anteil der Frauen
und Priester an der Verwundetenpflege, 10. Die Apotheker im Felde,
II. Verpflegung der Truppen, 12. Bestattung der Toten, 13. Epidemische
Krankheiten im Heere — Der zweite Zeitraum: Abschn. I— IV. Allgemeineres
über das ausländische Sanitätswesen und das schweizerische Wehrwesen im
17. und 18. Jh., V. Das schweizerische Heeres-Sanitätswesen : A. des 17.
Jh.*s; hierin die Kapitel: 1. Organisation im Frieden, 2. Ausrüstung des
Sanitätspersonals, 3. Besoldung und Hang, 4. Instruktion, 5. Sanitätswesen
im Felde (Einzelheiten über die Verwundeten im ersten Vilmergerkriege 1656),
B. des 18. Jh.'s mit annähernd denselben Unterrubriken, sowie Ausführungen
über den zweiten Vilmergerkrieg (1712), die französische Invasion (1798),
den Aufstand der Nidwaldner, die französischen Militärspitäler in der hel-
vetischen Einheitsrepublik und weiterhin zwei Kai)iteln über das Sanitäts-
wesen in Schweiz. Söldnerregimenteru des 17. und 18. Jahrh. und das Kriegs-
recht, »j Abschn. VI wirft einen Blick auf die wissenschaftliche Entwicklung
der Chirurgie uinl ihre Ilauptvertreter im 17. und 18. Jh. und den Anteil
der Schweiz. Aerzte, Abschn. VII erörtert die kriegschirurgische Therapie
des Zeitraums, darin 1. Fachtechnische Ausrüstung, 2. Wundbehandlung,
3. Die kriegschirurgischen Operationen (Amputation, Exartikulation, Resektion,
Trepanation), Abschn. VIII. Hervorragende Schweizerärzte des 18. Jh.'s und
die wissenschaftliche Entwicklung der internen Medizin, IX. Die allgemein
') Diese Kai)itel wären, da sie die beiden Jahrhunderte umfassen,
wohl besser mit einer römischen Zahl, statt einer arabischen versehen wor-
den. Auch typographisch entbehrt «las Inhaltsverzeichnis einigermassen der
IJebersichtlichkeit.
BüclHM*anzei|j:rn. — (\)in])t(*8 ren<IuH. 167
zivilärztlichon ZustÜDde des 17. und 18. Jb.*8 in der Schweiz (((«orin u. A.
Scherer-Ordnungen und Zunft leben, der Scharfrichter als Chirurg^
Volks- und Vieharzt). Im Anhang sind einige willkommene Exkurse
über ältere medizinische Handschriften schweizerischer Herkunft beigegeben.
Zum Schluss verdient ausdrücklich hervorgehoben zu werden, das»
die Darstellung <lurchaus nicht mit fachwissensehaftlichem Ballast beschwert
ist, sondern allgemein verstiindlich und in angenehmer, leicht fliessender
Form geschrieben. E. Hoffmann-Krayer.
Raimund Friedrich Kaindl, Die Volkskunde. Ihre Bedeutung,
ihre Ziele und ihre Methode. Leipzig und Wien (Deuticke)
1903. XI + 149 Seiten. Lex. 8^ Preis 5 Mk. —
Ein Werk, das mit so viel Liebe und Wärme fiir seinen Gegenstand
inntritt, wie das vorliegende, darf man mit rückhaltloser Freude begrüssen.
Gern vergisst man über dem Eindruck des Ganzen die im Einzelnen auf-
fallenden Lücken und Ungleichheiten.
KaindPs Buch wendet sich vor allem an die Lehrerschaft, dann aber
auch an ein weiteres Publikum, und bezweckt die Klarlegung der Grund-
fra«:en, der Begriffsbestimmung, der Bedeutung, der Sammel- und Forschungs-
methoden dieser neuen Wissenschaft. Allzudürftig ist die Geschichte und
tiie Darstellung der heutigen Ausübung «ler Volkskunde ausgefallen. Der
schöne Aufsatz R. M. Meyers über die Anftlngc* der Volkskunde im 2. Bande
*lw Zeitschrift für Kulturgeschichte scheint dem Verf entgangen zu sein;
noch mehr aber wird es joden Leser wundern, neben den volkskundlichen
Bestrebungen Deutschlands, Oesterreich«, Englands, Dänemarks, Schwedens,
Norwegens, Islands und der Niederlande nicht auch die der Schweiz er-
wähnt zu finden, die denn doch in Männern wie Stalder, Kochholz, Lütolf,
^' Staub und Ludw. Tobler hervorragende Förderer der Volkskunde aufweist.
Auch über die Existenz einer schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde
und ihres nun im 7. Jahrgange gehenden Vereinsorgans sagt K. nicht«,
^'r bedauern das; denn mancher Unkundige, der sich aus dem Buche Rats
wholen will, wird sich verwundert fragen, ob denn die Schweiz das einzige
{fermaniüche Land sei, wo das Interesse an der Volkskunde noch schlummere.
Abgesehen aber von diesen Lücken halten wir das Buch für geeignet,
•l'is Studium der Volkskunde zu wecken und zu fördern.
Kine eingehendere Besprechung wird der Unterzeichnete in der
iHtschen Litteraturzeitung erscheinen lassen. E. 11. -K.
Alois John, Oberlohma. Geschichte und Volkskunde eines Eger-
länder Dorfes. (Beitrr. z. deutsch-böhm. Volkskuude IV. Bd.
2. Heft.) Prag (Calve) 1903. 195 Seiten. Preis 3 Mark.
Vorliegende Arbeit gehört in die Kategorie von Ortsbeschreibungen,
^'^ wir sie in unsrer Zeitschrift schon öfti»rs anzuzeigen (TelegeiihtMt hatten.
^'♦^ «tammt ans der Feder des verdientt»n Hegrüntlers der Volkskunde-Zeit-
^^^h , Unser Egerland** und Herausgebers der Grüner'schen Sammlungen
•8- Archiv VI, 66), bietet also von vornherein eine Garantie für Gediegenheit
in der AusfÜhruDg.
1Ö8 Büchoranzeigon. - ()()mi)te8 rendus.
Dem speziell volkskundlichen Teil geht ein geschichtlicher voraus,
der sich in die Kapitel: Natur und Boden, Urzeit (Besiedlung, Fundstätten,
Ortsnamen, Dorfaulage, Hufenverfassung, Flurnamen), Geschichte
der Höfe, Die Kirche, Die Schule, Aeussere Schicksale des Dorfes einteilt.
Der volkskundliche Teil beschreibt zunächst die Dorfmark, Haus und
Hof, geht dann zu Nahrung und Tracht über und kommt in einem 5, Kap.
eingehend auf die Sitten und Bräuche zu sprechen, die uns ein belebtes und
interessantes Bild jener Gegend entrollen. Die Einteilung in Lebensbrüache,
Festbräuelie, Wirtsehaflsbrciuche und Rechtsbriluche scheint mir durchaus
zweckmässig. Den Sitten reihen sich naturgemäss Aberglaube und Volks-
diclitung an. Den Schluss bilden Zusammenstellungen mundartlicher Aus-
drücke und Formeln. Sehr willkommen sind auch die beigegebenen Pro-
spekte, Pläne und Karten. E. H.-K.
W. H. Riehl, Knlturstudien aus drei Jahrbunderten. 6. Auflage.
Stuttgart und Berlin (Cotta) 1903. XII + 446 Seiten. 8^
Preis 4 Mark. —
Wir wollen nicht ermangeln, auch unsre Leser auf das Wieder-
erscheinen der weitbekannten Riehrschen „Kulturstudien** aufmerksam so
machen, die ja u. A. auch manches Volkskundliche enthalten, wie z. B. die
Kapitel „Volkskalender im 18. Jahrhundert, „Alte Malerbücher als Qaellen
zur Volkskunde" und namentlich im zweiten Buch den Vortrag „Die Volks-
kunde als Wissenschaft". Dass Riehl jeden Gegenstand, den er anfassti
geistvoll und anregend zu behandeln weiss und trotz seiner Vielseitigkmt
nirgends oberflächlich bleibt, braucht an dieser Stelle nicht mfehr eigens
hervorgehüben zu werden. Diese Eigenschaften sind- es, die all seinen
Arbeiten je und je einen besondem Zauber verliehen haben. Sie wirken
auch nach seinem Tode lebenskräftig w«Mter. E. H.-K.
A de Cook en Js. Teirlinck, Kinderspel en Kinderlust in Zuid-
Nederland. Tweede Deel: III. Dansspelen. Gent (A. Siffer)
1903. 389 blz. 8^ 4 Prs. —
Dem im „Archiv" (VI, 311) angezeigten ersten Teil dieses gediegenen
Werkes, welclier die I.auf- und Springspi(»le vei-zeichnete, ist rasch der
zweite mit den Tanzspielen nachgefolgt. Was schon an jenem rühmewi .■
hervorgehoben wurde, gilt auch von diesem: wissenschaftliche, klare Dlr-
stellung in übersichtlicher Anordnung. Ganz besonders möchten wir nosk -
auf die beigegebenen Zeichnungen hinweisen, die uns ein deutliches EiU:.^
machen von der Aufstellung und Bewegung bei den betreffenden Spifllfl^r^
E. H..K. • '
Band Vll lieft 1. ausgegeben 12. Juni 1903.
AfiCtllVES SU1BSES DES TRADIT30N5 t^at>UUitRE& T, Vll,
7 S^^
S A I N T - F R O M O N D
EX-VOTO u BONFOL
ARCHIVES SUISSES DES TRAOITIONS POPULAIRE8 T. VII
SAINT-FROMOND, SA CHAPELLE ET LE CHENE
EX-VOTO a BONFOL
169
Traditions populaires jurassiennes
Recueillies par Tabb^ A. Daucourt, cnr^ de Mi^court. *
(Avec deux planches) '
Sons ce titre nous n^avons pas la pr6teDtion d^ecrire rhistoire
des peuplades primitives du Jura, mais simplement de recueillir
des traditions plus ou moins modifi^es par la civilisatiou moderne.
Beaucoup de traditions jurassiennes sont semblables ou ä peu
pres ä Celles de la Franche-Comtd ou de la Bourgogne, pays
habites par le meme peuple celtique, les S6quanais. Ces tradi-
tions se sont perp^tu^es de g6n6ration en gen^ratiou, et cela avec
d'autant plus de fid61it6 que la memoire a du s'exercer plus vive-
ment en Tabsence de T^criture. C'est pr6cisement la facilit6 de
la lecture qui, de nos jours, a fait perdre de vue les anciennes
legendes populaires.
II est regrettable que nos vieilles gens de la campagne
n'osent plus raconter au foyer de la famille ces innocentes tradi-
tions. Elles n'osent plus le faire parce que la jeunesse plus in-
Btruite les traite de superstitions, de niaiseries et pire encore,
ne comprenant pas tout ce qu'il y a d'instructif dans ces recits,
qui sont ä proprement parier les seules bases de l'histoire primi-
tive de nos populations. Nous retragons ici quelques-unes de ces
traditions, que nous connaissons depuis notre eniiance, et qu'on
retrouvo en partie dans les ouvrages de W^^ Vautrey^),
^l^^ Chövre^), Quiquerez'), dans TAnnuaire jurassien, etc. Plusieurs
sont encore racontöes dans les familles.
Jean des Cötes. — A Fregi^court, sur une colline voisine
du village, il y avait une forme disparue depuis longtemps.
C'etait Celle de Jean des Cötes. Ce Jean avait la r^putation
d'etre un sorcier si mauvais que les gens du village d'Asuel
offrirent ä leurs voisins de Fr6gi6court une foret de 50 arpents
pour brüler le «genet».*) La tradition rapporte que le marche
fut conclu. La forme brülee, le territoire fut converti en foret.
Les bonnes gens croient encore que cette foret est hantee par
ce Jean des Cötes, qui apparatt de temps eu temps pour attaquer
les femmes, dont il abuse.
*) M»» Vautrey. Villes et villages du Jura Benwis. — 2) M«' Chevre.
Histoire de la ville et prevöU de St-Ursanne. — ^} (Jui(|uerez. Topographie
du Jura. — *) Genet, genadje, cn patois jurassien, un sorcier, une sorciero.
11*
170 Traditions populaires jnrassieDnes
V Esprit de Heujouse. — Lorsque la tempete de 1789 jeta
le d^sarroi parmi les religieax du monastöre des Beroardios de
Lucelle, pr^s de Pleujouse, les moines crurent que ce n'etait
qu'un orage passager. Toutefois, quand les paysaos revolt^s
d'Alsace Yinrent menacer le couveut, leB religieux eurent la pr^-
cautiou de sauver le num^raire de leur tr^sor et de se le par-
tager entre eux. Quelques- uds, se croyant plus sages ou plus
ruses que les autres, allerent cacher leur part^ les uns au pied
d^nn arbre qui fut marqu6 avec sein, les autres dans une ca-
verne voisine. Cependant, devant le flot revolutionnaire qui en-
vahissait l'Ey^che de Bäle, les Bernardins se dispers&rent en Suisse
ou en Allemagne, sans avoir eu le temps de reprendre leur bien. La
tradition persiste k dire quo, bien des^anoees apr^s, un religieux
serait revenu d' Allemagne pour reprendre son tresor dans la
caverne, et qu^un autre, moins heureux, ne put retrouver Tarbre au
pied duquel il avait enfoui son argent. L'arbre avait &t& coup6
avec d'antres depuis longtemps. Aussi on dit que Täme en
peine de ce religieux erre souvent dans la foret k la recherche
du tresor. Ce n'est qu'avec crainte qu'on s'aventure dans la forSt,
surtont de nuit.
La Pierre de FAuiel. — Cette pierre n'est autre chose
qu'une röche naturelle qui se dresse sur la montagne du Repais,
chaine du Mont-Terrible, dans la paroisse d'Asuel. Elle est
haute de 18 pieds, sur 7 de diametre. Yue de certain cötä,
eile ofFre Tapparence d'une tSte d'homme k figure leonine. Ell»
n'a point 6t6 taill^e, et sur sa sommit6 aplauie, que Ton peufc^
escalader au moyen de quelques entailles, on observe de nom —
breuses traces de feu, qu^on allumait pour les sacrifices druidique^
Sa forme bizarre, sa Situation ^cart^e sur cette montagn^^
ont du öveiller Tattention des peuples celtiques venus sur c^^
haut Heu. Cette röche est d^jä cit6e dans les actes de l'Eygckiria
de Bale en 1210 et a toujours porte le nom de Pierre ^cz:
VAutel' «inde ad rupem quae appellatur de Altare»*).
Une legende curieuse concerne ce monolithe et se perp^k^ ^
encore de nos jours. Au VIP si^cle, saint Ursanne, saint Imier-
Saint Fromont etaient arrivds au sommet du Repais, prös d^
Pierre de l'Autel. La, incertains du lieu oü ils fixer&l^j
leur demeure, ils interrog^rent Dien pour les diriger dans l^a
choix. Aprfes aToir pri^, ils jeterent leurs bätons au hasard WLt
■') Trouillat. Monuments, I, p. 452.
TraditioDS populaires juraHsiennes l71
milieu de ces contr^es encore d^sertes. Le bäton de saint Ursaune,
dirig6 vers Touest, alla tomber snr un roc au bord du Doubs,
oü Termite fixa sa demeure, qui doDna naissance au monastöre,
puis k la coI16giale et k la ville de St-Ursanne. Le bäton de
Saint Imier fut porte au sud snr les rives de la Suze, en Erguel,
oü ce Saint bätit un ermitage qui devint le nionastere, puis la
coll6giale de Saint-Imier. Le bäton de saint Fromont partit Yers le
nord. Le saint, qui l'avait suivi, le retrouva dans une Taste
foret, oü il se cpnstruisit un ermitage.
Le Chine et la Source de saint Fromont. — Dans une
foret pr^s de Bonfol se trouve une tr^s vieüle souche d'un chdne.
Xa tradition rapporte qu'au VII® sifecle saint Fromont retrouva son
l)äton prös du Heu oü s'est bäti depuis le village de Bonfol. II
l^aorait plantö en ce lieu et ce baton aurait pris racine et donn£
naissance k un ebene s6culaire.
Depuis des si^cles un d^bris de souche, une loupe de chSne,
proTenant d'un mSme tronc et dont la grosseur ne d6passe pas
cclle du Corps d'un homme, est encore aujourd'hui Tobjet de la
▼ön^ration des peuples Yoisins de Suisse, de France et d'Alsace.
Personne n'oserait songer k enlever cette souche. On s'en dis-
pute les parcelles, qu'on d6tache k grand peine pour en faire des
reliqoes, et la masse si facile k enlever reste lä k attendre la
*>i^feohe qne lui fera un nouveau couteau. Autour de cette souche,
trois ou quatre tiges sortant de terre finiront par se substituer
*ö ebene de saint Fromont et d6jä les croix et les noms de p61e-
riaa se grayent sur ces sonches. Nous nous souvenons que,
datiQ notre enfance, nous faisions chaque ann^e le voyage de
^^Ofrentruy k Bonfol, au ebene de saint Fromont.
A quelques cents pas de lä, k l'entr^e du village de Bonfol,
*® trouve une source tres abondante, appel^e « la fontaine de
*^irit Fromont». D'aprfes la tradition, le saint anachorfete aurait
^oHBtruit sa demeure pr^s de cette source, qu'il a sauctifif^e par
^^^ usage. Aussi chaque ann^e, le lendemain de l'Ascension, on
*^it la föte de saint Fromont. Avant Toffice solenne!, oü preche
^^jours un pr^dicateur 6tranger, une immense procession se d6-
^'^ule vers le ebene de la foret, puis vers cette source. Quand
^ Service religieux est termin6, les foules accourues de toutes
^^ contr^es environnantes vont boire k la source miraculeuse.
^uaque p^lerin empörte de cette eau dans des bouteilles ou des
L ^^doDs et on cueille 6galement l'herbe qui croit en abondance
\
172 Traditions i)opulaire8 jurassiennes
autour de la source pour la donner au b^tail, afin de le
pr^server de maladie. Avant de rentrer chez eux, les pieux p^Ierins
ont soiQ de placer cette herbe sur le tombeau du eaint, qui se
trouve daus la grande dglise. Le jour de la föte, le lendemain
de rAscensioD, une animation extraordinaire r^gne dans le villagede
Bonfol, oü les marchands forains fönt de bonnes affaires. L'^glise
est tapissee d'ex-votos naifs, et pendant toute l'ann^e le tombeau
de Saint Fromont est visitc par des milliers de p£lerin8,^[qui y
Yont demander la gu^rison de leur b^tail malade.
La Roche de la Colnate. — Tont pres de Cesais, hamcau
de la commune de St-Brais, se dresse, sur le flanc de la mon-
tague, une colonne de rocher de plus de 60 pieds de haut,
pos^e seule et isolee au pied de la Haute Roche de St-Brais,
sur laquelle on a plac^ une borne trigonometrique. Cette röche
rappelle Tdpoque druidique. Plus tard on y allumait les feux
de la St- Jean et de Noel, et c'est encore lä qu'on fait les feux
des Brandons.
La Pierre des Sorci^res. — Un peu en arrifere de la maison
des orphelins, ä Courtelary, dans une d6pression du sol, la na-
ture a creus^ un petit bassin rempli d'une eau pure et limpide.
Tout k cote, une röche sortant de terre olfre une surface concave
qui parait creus^e par un long usage. C^^tait une röche ä sacrifices,
que le peuple appelle aujourd'hui < la Roche des Sorcieres».
Ce lieu devait etre favorable aux sacrifices et aux incantations
druidiques. Encore de noa jours les gens de la contr^e croient
entendre des chaots lugubres autour de cette pierre.
La Pierre des F^es et la Pierre Perc^e de Courgenay. —
A quelques pas de la « Pierre Percee » se trouvait encore, il y a
quelques annees, une röche informe, presque entiferement d6truite
aujourd'hui pour fournir les materiaux des constructions modernes
du faubourg de Courgenay. La tradition rapporte que cette röche
recouvre la boulangerie des fees, que durant la nuit on eutend
battre la päte dans le petrin et souvent on voit la flamme du four.
La aussi on voyait errer, durant la nuit, un grand troupeau de san-
gliers noirs. Un cavalier tout noir, mysterieux, chasse ces trou-
peaux, et les gens du pays avaient soin de laisser aux environs
de la Pierre des Fees des bottes de.foin pour la uourriture du
cheval de cet etrange chasseur. La Pierre Percee, qui est voisiue,
est encore aujourd'hui Tobjet d^uu usage superstitieux. Une
Ouvertüre circulaire de 2 d^cim^tres de diam^tre a 6t6 pratiqu6e
i
Traditions populaires jiirassiennos 173
au milieu de ce monolithe ou menhir, et c^est ce passage p6rilleux
que les gens de la contr^e traversent pour se guerir de la
eolique. Des g^o^ratioDS entiferes y ont passä et poli Touver-
ture. Celle-ci a encore la propri6t6 de donuer au vinaigre qu'on
y fait passer des vertus curatives de premier ordre.
Pierre de saint Germain. — Ce monolithe se trouve pres de la
^ieille ^glise de Courrendlin. II est, croit-on, du VII® siecle.
Ija tradition rapporte que cette pierre 6tait autrefois ä Tentree des
gorges si pittoresques de Montier et qu'elle servait de siöge k
aaint Qermaio, abbe de Moutier-Grandval, au VII® siecle. On sait
que ce premier abbe de Grand val fut tu^ par Catticus, duc d'Al-
0ace. Saint Germain avnit fait construire une route, ou plutot fait
reparer Tancienne voie romaine de Pierre Pertuis ä Bäle. Assis
0Ur cette pierre, il appelait les ouvriers autour de lui pour les
iostruire et les oncourager. Cette pierre, dit la tradition^ aurait
&ti amen6e il y a un siecle par un bourgeois de Courrendlin
aupres du cimeti^re de la vieille 6glise. Catholiques et protes-
tasts la Y^n^raient et allaient s'y asseoir pour la gu^rison des
rhumatismes.
La Roche de Faira, — Cette röche se trouve k quelques
Riioutes de Beurnevesin, dans la direction de la frontiere fran-
^aise. Elle renferme deux petites cavernes, sejour d'uoe bonne
^^6) etre eminemment moral qui exer^ait une heureuse influence
^^f la jeunesse du pays. C'est la Tante Arie^ la f^e topique
de 1' Eisgau. Elle etait la protectrico des femmes laboriouses,
lennemie des filles peu sages, dont eile emmelait la quenouille
quancj elles s'^taient oubli^es. La plus grande de ces cavernes de
Beur^nevesiu präsente yne cavit6 de 20 metres de large, 3 de
naut^nr et 6 de profondeur. Son aire a ete nivelee et son Ouver-
türe porte la trace du travail des hommes, qui ont entam^ le
foc pour y fixer quelque paroi de bois et fermer Tentree de la
pott©. La seconde, peu ^loign6e de la precödento, est perchee
8ur Un roc d'un acc^s difficile. Sans doute la nymphe u'arri-
^**^ qu'au moyen d^une Schelle k sa « chambratte », pour nous
s^rrir du nom local.
G'est dans cette caverne que la tradition löge la Tante
^**^* Son Souvenir est reste tres vivace; on entend encore ^ä
^^ »a. des femmes de Beurnevesin et de Rechesy dire k leurs
rowniots indociles : « Tais-toi ou je te conduirai ä la röche de la
Tante Arie*, On d^fend encore aux enfauts de passer devant
174 TraditioDS populaires jarassieoDes
cette röche, parce qae la f6e, qui a des dents de fer, prend
les marmots, les met ä califourchon aur son cou, leur tend^nt
ses grandes mamelles pendantes pour les nourrir de son lait s'ils
ont 6i6 sages, ou bien les jette dans la rlvi^re s'ils ont etö mi-
chants, rendaat ainsi une justice sommaire propre k coDtenir la
p6tulance du jeune äge.
Au dire de nos vieilles gens, autrefois on n'aurait pas osä
passer deYant la röche de Faira apr5s le coucher du soleil.
De jour, quand on s'en approchait, il ätait prudent d^y d^poser
un peu de lait ou un morceau de pain. L'offrande d'une brauche
de gui avait la facultS de rendre la f6e propice.
On racoDte que la Tante Arie allait fr^quemment k la yeilläe
dans une maison de R^ch^sy^, pour activer le trayail des fileuses.
Des jeunes gens indiscrets, voulant s'assurer du chemin qu'elle
parcourait, rdpandirent des cendres sur la Yoie; mais, le matin,
ils virent avec stup^faction que la f6e avait des pattes d'oie,
comme la dame des cavernes de Yallorbes dont parle M. Monnier.
Yoici une autre tradition concernant la f4e Arie de Beurne-
Yesin, qui s'est perpdtuee dans le peuple:
Un paysan et son valet de Beurneyesin avaient attel6
deux boeufs blancs k leur charrue, et ils labouraient un champ
Yoisin de la caverne de la Tante Arie, lorsqu'ils crurent sentir
Todeur du gäteau sortant du four. C'^tait sans doute la föe
qui faisait du pain, comme ses sceurs de la Pierre de Courgenay,
dont on a parl6 plus haut. Les deux paysans manifest&rent
hautement- leur dösir de goüter un morceau de ce gäteau. Arriyes
au beut du sillou, ils trouvärent Tobjet de leur souhait plac^
sur une blanche iouaille^)^ avec un couteau pour faire le partage
du gäteau. Le repas termine, le valet, un malotru, au lieu dei^
remercier la f^e, empocha le couteau; mais la Tante Arie n'^tai^^ft
pas loin; ello fit aussitöt entendre sa voix irritöC; et Tingra ■
laissa tomber le couteau derob^. Les f^es battaient la päte dan
le petrin de Courgenay et celle de Faira faisait de mSmi
Cette tradition des fees boulang^res se retrouve encore da^^iK:
plusieurs localit^s du Jura.
Une autre tradition concerne la caverne de Faira. Les jeui^^ «i«
fillos qui d^siraient se marier ne manquaient jamais draller,
soir, ä la tombee de la nuit, au mois de mai, döposer une brancs.K3
*) Village paroiösial franyais, a la fronti^re Buisse. — ') Mot pak.'ft-^D/«
qui veut dire uappe.
Traditions popuIairoB jurassiennes 175
de gui au pied de la röche. Cette tradition est encore si vivace
que chaque fois qu'au mois de mai une jeune fille se rend dans
la prairie de la Yeudelioe, oü se trouve la röche, les gargons du
village ne manquent pas de lui crier: «Tu y revas», en patois:
<Te y r'vais».
Tont k c6t6 de la bäume de la Tante Arie, dans la prairie,
il y avait nagu^re une grosse pierre qu'on avait roulee ä force
de bras jusqu^au bord de la rivifere. Cette pierre a ^te brisee
au moyen de la poudre pour en d^barrasser la prairie, et bientöt
sa disparition fera oublier les traditions qui s'y rattachent. L'une
d'elles affirme que cette röche tournait sur elle-meme chaque
jour, k rhenre de midi, et trois fois, ä la meme heure, le dernier
jour du siöcle.
Une autre tradition attribuait k ce monolithe un autre pou-
Yoir. Quand une jeune fille paresseuse abandonnait sa fourche
oa son rateau pour aller se reposer a Tombre de cette röche,
une force surnaturelle repoussait la nonchalante et Tenvoyait
rouler jusque dans le ruisseau, oü eile prenait un bain inattendu.
La Tante Arie et Milandre. — Du chtiteau de Milandre, d6-
moli en 1674 par le mar^chal de Turenne, il ne reste qu'une
grosse tour quadrangulaire qui dato des Romains. Sous ces
ruines se trouvent des grottes renommees, que la famille Burries
a am6nag6e8 pour le public. Chaque ann^e une foule de touristes
parcourent ces profondes cavernes illuminees au gaz et y vont
admirer toutes les beautcs que la capricieuse nature a accumul^es
depuis des siecles dans ces immenses galeries.
De ces cavernes sort un ruisseau limpide, une de ces fon-
taines consaer^es par le s^jour d'une f^e bien aimee. La tradi-
tion populaire assigne depuis des siecles k cette bäume Tun des
B^jours de la f6e Arie, en patois jurassien «lai Tainte Airie»,
cette patronne de l'Ajoie.
En röunissant et en commentant tous les Souvenirs traditionnels
qui se rattachent k ces cavernes, ä cette eau, a la riviere qui la
regelt, k cette Tante Arie, la fileuse de TElsgau, comme la reine
Berthe est celle de la Suisse romande, on arrivera facilement a
6tablir qu'il y avait \k un de ces sanctuaires v6n6res des peuplades
primitives du Jura.
II y a dans ces cavernes de Milandre des petits bassins rem-
pliB d'une eau fraiche et limpide, qui invitent a s'y d^salterer
ou ä y prendre un bain ä l'abri de tout regard indiscret. C'est
176 Traditions populaires jurassiennes
\k qae la Tante Arie allait se rafratchir durant les brülants jours
d'6t6. Mais avant de se plonger dans l'eau, eile d^posait sur la
margelle du bassin la couronne de diamants qui ornait son front
et, crainte d'accident, eile se changeait en Youivre, le serpent
mythique de l'EIsgau^), afin d'efFrayer ceux qui auraient 6t6
tent^s de s'emparer de la pierre pr^cieuse. La tradition rapporte
qu'un jenne audacieux, qui avait vu la föe Arie avant sa trans-
formation, en devint amoureux et qu'il mit la main sur la
vouivre, en dedaignant les diamants. On ne sait si tant d'au-
dace d^plut ä la f^e. Elle ^tait bonne et indulgente, et les
demi-dieux savaient au besoin s*humaniser.
On raconte que la fce Arie a une parente, qu'on appelle
la Dame blanche, Celle-ci apparait tous les cent ans au sommet
de la Tour de Milaudre, attendaut qu'un jeune homme vienne
la d^livrer. La Dame est fort belle et, pour se rajeunir, eile
se plonge dans Tun des bassins des cavernes. Pour la voir tous
les cent ans, il faut se trouver le premier jour de mai, vers le
soir, ä Tentree de la Baume.
La tradition raconte encore que dans l'une de ces grottes
profondes se trouve un grand tr6sor renferm^ dans un coffre
de fer. Les pieces d'or viennent une fois par si^cle s'etaler au
clair de la lune. Pour les saisir, il ne s'agit qne de connattre
le jour et Theure. La clef du coffre se trouve dans la caverne
meme, entre les dents d'un dragon qui jette feu et flammes.
Jusqu'ici les richesses que garde ce Cerb^re n'ont pu sortir de
l'antre^).
Nous pourrions recueillir une foule d'autres traditions con-
cernant la Tante Arie dans le beau pays d'Ajoie. Cette f^e
est prise comme symbole moralisateur et son action s'exer^ait
plus sur les femmes que sur les hommes; eile les r6compensait
ou les punissait seien Toccurence. Ce souvenir de la f6e Arie, de
la Dame blanche, rappelle les traditions analogues d'antres penples
ayant la meme origine celtique que celui de TElsgau ou Ajoie.
Chdteaii de Soyhidres, — Differentes legendes, de prove-
nance celtique, ont leur origine au chäteau de Soyhi^res***).
8) Ce serpent, ou vouivre, en langaj^e ajoulot, est reste dans les ar-
raoirios et sur la banniere d' Ajoie ju8<]u'a nos jours. On y a ajoutö parfois
une feinuie vetue de blanc, qu'on a alors nommee la Vierge Marie. —
^) Vautrey, /. c, 1, 25. — ^^) Soyhieres, village paroissial, ä 4 kilom^tres de
Deleraont. Son chateau, ancienne rt^sidence des comtes de ce nom, a ^te
dötruit par le tremblement de terre de 1356.
Traditioos populaires jurassiennes 177
Qaelques-unes sont citöes d4jä en 1796 par Hentzy'^). II ra-
conte ainsi oe qu'il a appris au village de Soyhi^res : « See habi-
. tants cr^dules et yisionnaires, m'ont assur^ que des spectres ef-
frayants apparaissaient fr^^uemment dans les ruines du chäteau
et que leurs ombres inqui^tes ne peuveut *goüter aucun repos.
Selon cea bonnes gens, elles sont condamnees, en expiation de
leurs erimes, k etre les gardes des tr^sors volSs, enfonis dans
les Yoütes de leur ancien domicile. La croyance populaire est
qu'ä rheure de minuit des fantömes, arm^s de pied en cap, se
montrent au haut de ces masures et y fönt la ronde jusqu'ä ce
que le chant du eoq les force k rentrer dans leur prison sou-
terraine pour y g^mir sur des monceaux d'or mal acquis».
On raconte aussi que beaucoup de gens avaient yu un chieo
noir aux yeux de feu, nomm6 Augenbrand, cherchant son mattre,
le comte Rodolphe de Sogren, assassin6 en 1233. D'autres
ayaient rencontr6 plus d'une fois le cavalier myst^rieux, le chasseur
Banyage. Le soir, lorsquMl n'y a plus qu'une lumi^re douteuse,
il Bort des redoutables cavernes de la Teufelskuohi, mont^ sur un
petit cbeTal noir et couvert lui-mgme de vetements sombres ; son
Corps court et ramassä s'^l^ye k peine au-dessus de la seile et
son ohapean k larges bords est tellement enfonc^ et rapprochö de
868 Spanlos qu'on pent douter s'il y a une tSte sous cette coif-
fure. II galope dans la direction de Soyhi^res et sa vitesse est
ai grande qu'on croit entendre le bruissement de Tair qu'il fend
dans sa course rapide, mais les pieds de sa monture ne laissent
ancune trace sur le chemin quMl parcourt. La poussiere ne
e'^l^Ye point sous ses pas, Feau et la boue, en temps de pluie,
ne jaillissent point sur son passage, mais, par contre, les cavales
qui le rencontrent hennissent d'^pouvante et le voyageur s'ecarte
de son chemin ayec terreur. Ce chevalier myst^rieux ne döpasse
Jamals le vieux pont de Soyhi^res, lieu memo oü le chien Augen-
brand commence ses rondes nocturnes.
Les gens cr^dules croient voir ce chasseur et son chien. Ces
peraonnes citent m^me des t6moins^^).
Le Goguär^. — En face du monastere de Mariastein, de
Tautre c6t£ du rayin tr^s profond qui coupe le plateau^ s'öl^ve
ane röche de 16 pieds de haut et de forme bizarre, qui a du
(rapper Timagination des populations primitives. On pourrait
") Promenade de Bale Ä Bienne, 1796. — '^) Voir Actes de la Societe
jurassiemte d'EmukUion, 1856, p. 132.
12
178 TraditioDs populaires jurassieoDes
Tappeler la soeur de la FiUe de Maiy dont nous avons parl6^').
Comme la Fille de Mai, la röche de Mariastein reprösente gros-
siörement nn buste de femme qui, yne de profil, paratt yStue
d'nne robe serr^e et laissant la gorge en partie dScouyerte.
Tout pr^s de lä, un enfoncement de terrain rempli de buisBODS
et de pierres s'appelle le Gogu4r4, ou le monceau de t^moignages.
Les p^Ierins qui se rendent ä Notre Dame de la Pierre ont
eucore la contnme de se munir d'une pierre, en partant de obez
eux, et la jettent dans le GoguSrd pour se rendre le gf^nie fayo-
rable. Les personnes qui fönt pour la premi^re fois le p61erinage
de Mariastein, en traversant la montagne de Blauenberg, entre
le yillage de Tittingen et le ch&teau en ruines de Rothberg, se
rounissent ^galement d'une pierre quelconque. Arriy^es sur le
sommet de la montagne, elles jettent leur pierre sur un monceau
döjä consid^rable. La tradition persiste ä dire que, il y a de«
siöcles, on ayait demand^ au couyent de Mariastein r^rection
d'une chapelle sur la montagne et qu'il ^ ayait donn6 la r^ponae
que, quand il y aurait assez de pierres, eile serait bätie. Depuis
cette ^poque les p^Ierins apportent des pierres an Oogu6r^, au
monceau ddjä consid^rable forma de ces sortes d'oiFrandes.
La Pierre de Vareroille. — Entre les yillages de Damphreux
et de Bonfol, existait autrefois le yillage de Yareroille, qui ^tait
d^jä une commune en 1343. Ce yillage fut d6truit au commen-
cement des guerres de Bourgogne par £tienne de Hagenbach,
qui, pour yenger la mort de son frfere Pierre, d^truisit 40 yillages
de rAjoie. Sur Templacement de Tancieu yillage, sur un plateau
41ey6 et cultiye en champs, on yoit encore une röche informe qui
a äte transport^e lä par les hommes on ne sait quand. Leg gens
du pays ne yeulent pas Tenleyer, ni la d^trnire. Ils la laisseut
lä. Si on leur demande pourquoi ils ne la fönt pas disparattre
pour faciliter les labours, ils r^pondent myst^rieusement que ce
serait dangereux, qu'on ne sait pas ce qui est cach6 sous cette
röche.
La grotte de sainte Colombe, — Cette cölebre grotte est sitn^e
entres les anciennes forges et le yillage d'Underyelier, ä droite'
de la Chaussee. Elle forme une magnifique arcade naturelle dans
le roc, eile est profonde de 80 pieds, large de 72, sur 120 de
hauteur. Au fond de Tantre, ä droite de Tentree, une cascade
d'eau tombe du haut de la yoüte. Cette eau est re^ue dan^
*') Voir Archives, I, p, 99.
TraditioDS populaires jurassiennes 179
HD bassin qui se d^yerse par an canal souterrain dans la riyi^re
de la Sorne, qui coule tout pr^s.
Une ancienne tradition populaire rapporte qae sainfce Colombe,
princesse espagoole, y a passä de longues anales dans la con-
templation des ^ternelles v^rit^s. Elle habitait egalement une
antra cayerne, celle de Freuois, qui se tronye dans la montagne
an-dessus du yillage de Soulce. La meme tradition ajoute qua
cette yjerge £tait yenue dans les Gaules chercher la couronne
du martyre. Ce qui est certain, c'est que de yieux parchemins,
anciennes chartes de T^glise d'Underyelier, foot mention de la
grotte de sainte Colombe au XTTT* sifecle'^).
L'eau de cette grotte est deyenue c^l^bre par les gu^risons
qui s'op^rent depuis des si^cles. Les femmes de la Franche-
Comt^, d'Alsace, du pays de Neuchätel, de tout le Jura, y
portent leurs enfants soufFreteux et rachitiques. Ces pieuses m^res
se mettent k genoux deyant la croix qui est k Tentr^e de la ca-
yerne; elles prient d^votement et, les priores faites, elles plongent
leor enfant dans Teau, lui fönt receyoir une douche fortifiante
80UB la cascade qui tombe du rocher, puis retournent gaies et
contentes en remerciant le Seigneur. Plusieurs enfants däbiles,
plusieurs adultes en sont sortis parfaitenient gu^ris. Chose sin-
guli^re, protestants comme catholiques y yont prier et plonger
leurs enfants malades dans Teau de sainte Colombe''^).
Les Brandons, — Le Phve J^suite Voisard, qui enseignait
au College de Porrentruy, nous a laissö une histoire manuscrite
de rEySch6 de Bäle et un ouyrage, Egalement roanuscrit, intitul^ :
De religione Rauraco7^um. A la page 26, il nous apprend que
les Celtes rauraques allaient adorer la divinite sur les hauts lieux
pour se rapprocber davanfage d'elle. Ils allumaient, dit-il, des
flambeaux appel^s h^es ou heyes, qu'ils tournaient en cercle au-
tour de leur tete. De lä l'origine de la coutumc conserv^e dans
la contr^e, le premier diraanche de Careme, d'allamer ä la nuit
tombante des heyes ou feyes^ termes encore employes de nos
jours.
Ce que le P^re Voisard öcrivait au XVIP siecle sur les cou-
tumes des Celtes se fait encore de nos jours dans tous nos
yillages d^Ajoie. On appelle encore feyes le flambeau de bois
gras, fendu menu et qu'on pr^pare bien k Tavance, afin qu'il seit
*♦) Vautrey, Z. c, V, p. 617. — ^^) Actes de la Societe jurassienne
d'EmuicUiany 1856, p. 139.
180 Traditions populaires jurassieDnes
bien sec. Comme anx temps celtiqaes, sur tous les haute lieux,
les enfants fönt un tas immense de bois qu'ils ont recueilli les
jours pr6c6dents. Le premier dimanche de CarSme, toute la
population se rend pr&s de la heutte ou chavanne (monceau
de bois) ä la tombSe de la nuit, et quand le feu y est mis chacuo
scanne de sa feye^ Tallume au grand feu et la toume autour
de sa tSte en dansant en mSme temps autour du feu central.
Tous les coteaux, toutes les collines s'illuminent et de toute part
on entend des cris de joie et des chants. Souvent il arriyait
que le curö de la paroisse attendait que tout le peuple füt r6uni,
et alors seulement il mettait le feu au bücher, dont la flamme
yiye et 6clatante 6clairait la jeunesse, qui chantait et dansait eu
tournant les feyes.
Quand les feux sont ^teints, tous rentrent au foyer paternel
pour un souper dont le mets principal consiste en beignets
connus en Ajoie sous le nom de crapä, oriettes, totes, beignets
secsj beignets lev^s.
Apr^s la bataille de Yilmergen, les protestants de la Pr4-
YÖt^ de Moutier-Grandval prirent la r^solution d'allumer les feux
de la St-Jean en memoire de la victoire des cantons protestants
sur les cantons cathollques; ils cess^rent alors immödiatement
dans tout le Jura catholique et plus tard ils disparucent aussi
des oontr6es protestantes.
Legendes du Voy^bourg. — Le chäteau du Vorbourg, pris
de Del6mont, fut detruit par le tremblement de terre de 1356.
II n'en reste debout que la tour Ste-Anne et la fameuse chapelle
consacr^e par le pape L^on IX en 1049. Prfes du chemin creus6
dans le roc, ä cötö de la tour Ste-Anne, on remarqne une ex-
cavation dans la röche meme, ressemblant assez ä Tempreinte
qu'un Corps humaiD aurait laissöe en se couchant sur le flaue
gauche.
D apres la tradition popolaire, le d^mon occupait Templace-
ment du sanctuaire et le pape le chassa en b^nissant la chapelle.
Mais le maudit, d^sirant y rentrer apres le d^part du pape, alla
se r^fugier derriere la tour Ste-Anne et se coucha sur un
banc de rocher, qui s'amollit sous sa pression diabolique.
Uue autre tradition dit au contraire que ce fut le pape qui,
se mefiant des intentions de Tesprit des t6n&bres et craignant
soD retour, alla le gaetter sur ceite meme röche. Le roc, sensible
ä tant d'honoeur et voulant rendre la position du saint personnage
TraditioDS populaires jurassiennes 181
plus confortable, s'amollit et prit l'empreinte du pontife. L'in-
spection des lieux ne permet pas de dire quelle est la Y^ritable
tradition.
Tout en face du Vorbourg, sur la röche de Courroux, il y
avait un haut lieu oü se faisait le culte des Druides, et sur le
bord m6ridional, le peuple veut qu'il y ait des anneaux de
bronze qui serraient k amarrer les barques quand la vallee de
Del^mont n'etait encore qu'un lac.
La Sainte-Croix pris deFontenais. — Tout prfes dePontenais
et isol6e de toute habitation, se dresse T^glise de la Sainte-Croix,
aiosi nomm6e parce qu'elle possfede une parcelle de la Yraie
Croix, consery^e dans un riebe reliquaire. Une tonchante legende
86 rattache k la constructioD de ce monument, oü depuis plus de
cinq siecles des g^D^rations enti^res vont faire leurs d^votions.
Au commencement du XV' si^cle, dit la tradition,^®) un
paysan de Fontenais labourait les champs oü se trouve T^glise
actoelle de Ste-Croix. Tout k coup ses boeufs s'arretferent et
refas&rent d'avaucer. Leur maitre, pour les stimuler, les frappa
ä coups redoublSs; peine inutile, l'attelage resta sur place. Ne
sachant que faire et Yoyant que ses betes restaient sourdes k sa
Yoix et aux conps de fouet, notre homme voulut retoarner chez
lui en emmenant son attelage, quitte k refaire le travail com-
mencä k un autre moment plus propice. Mais de nouveau ses
boeufs refus^rent absolument de changer de place. Etonne, eifray^,
le laboureur retourna au village pour annoncer r^v^nemcnt.
Pinsieurs Toisins arriv^rent sur le champ, oü les boeufs demeu-
raient toujours immobiles. La voix, les coups de tous ces hommes
ne paryinrent pas non plus k faire avancer d'un pas les pauvres
b^tes. L'^pouyante commengait k gagner tout le monde, lorsque
quelqu'un proposa de fouiller le sol, ce qui fut ex^cutä k
Tinstant. Bient6t un trösor apparut: c'ätait un grand reli-
quaire en argent, portant enchässe un morceau consid^rable de
la Yraie Croix, muni de son authentique. Le reliquaire recueilli,
les boeufs ob^irent fid^lement k la voix de leur maitre.
La d^Totion amena bien vite un grand concours de pelerins
sur le ohamp sacrä, oü fut bätie Töglise qui existe encore
de no8 jours. Pendant la guerre de Trente Ans, le reliquaire
fut enY0j6 k Besannen pour le soustraire k la rapacit^ des
Su^dois. A la paix, la paroisse de Fontenais, soutenue par le
") Vautrey, l c, U, 23.
182 Traditions populaires jurassiennes
prince-^ySque de Bä,le, r^olama son bien. L'archevfiqae de
BesaD^on ne rendit pas le pr^oieux reliquaire, mais envoya k sa
place un antre reliquaire dor^ oontenant une parcelle de la Yraie
Croiz. II fallut se contenter de cette modique restitation. C'est
le reliquaire qui est eucore aujourd'hni exposö ä la y6n6ratioQ
des fid^les.
A.U milieu de la nef se trouvait un trou qu'on avait entour6
de barri^res. La tradition veüt que ce seit dans ce trou qu'ait
6t6 trouvö le reliquaire de la Sainte Croix. En 1713, Varchev^ue
l'avait fait fermer, mais il ne put empScher les p61erins d'enlever
de cette terre, qu'ils regardent encore comme sacr^e.
On trouve dans cette mgme eglise certains oercles de fer
auzquels le peuple attribue la vertu de pr^server de la niigraine
en les plagant sur la tete et en r^citant certaiaes priores.
Legendes de saint Ursanne. — L'antique coll^giale de Saint-
Ursanne poss^de uu magnifique buste en argent massif, artistement
ouvrage, qui renferrae le chef de saint Ursanne. Une tradition
curieuse se perp^tue dans la petite ville et se trouve cit^e dans
rhistoire de Saint-Ürsanne par M^ Ch^vre, page 291. Voici
comment cet hisiorien raconte la legende:
«Une tradition trois fois s^culaire oous apprend qu*un
n^gociant isra^lite s'en venait un jour de Porrentruy ä
Saint-Ursanne, chevauchant sur la route de la Croix. Arriv^ en
vue de Termitage, il se prit ä vomir d'odieux blasph^mes contre
saint Ursanne. II disait eotre autres: «Si tu peux quelque chose,
montre-le en rendant aveugle le cheval qui me porte.» Aussitöt
dit, aussitöt fait. Le cheval s'arrSte, se cabre; le cavalier
descend, et constate avec terreur que son cheval ne voit plus.
Ce n'est pas tout. Au moment oü il veut conduire sa monture
par la bride, il perd la vue ä son tour. Deux aveugles aa
Heu d^un. C'en 6tait assez pour ouvrir au blasph^mateur les
yeux de räme. II comprit, il avoua que saint Ursanne avait
r^ellement quelque pouvoir dans le ciel. Constern6, il se
Jette ä genoux. «Saint de la grotte, s'6crie-t-il, je vous
promets que si vous me rendez la vue, un buste en argent
massif sera fait k mes frais en votre honneur.» A peine ce
voeu est-il exprim6, que la vue revient, non seulement au
cavalier, mais encore k son cheval Le juif 6tait riebe. Seit
crainte, seit fidölitö, il tint parole, et c'est k lui que F^glise
de Saint-Ursanne devrait, d'apr^s la legende que nous avon^-
TraditioDS populaires jurassieDnes 183
reeaeillie des vieillards de la paroisse, le magnifiqae reliquaire
qui a ^chapp^, comme par miracle, aax mains rapaces et sacri-
l^ges de la R^volntion.»
üne aatre legende toucliante concerne encore la yille de
Saint-Ürsanne. Le 5 f^vrier 1462 fut marqu6 par un ^v^nemeDt
dont le souveuir se perp6tue encore dans la petite yille du
Doubs. L'hiver avait 6t6 rigoureux et la rivifere fortement geWe.
Toat k coup un vent chaud du midi se fait sentir. Le d6gel
est rapide, la glace se rompt sur mille points et descend le
Doubs en gla^ons Enormes. La debäcle etait teile qu'elle Dfie-
na^it d^enlever le pont. Toute la population de Saint-Ursanne
est sur pied. On court dans la foret abattre de gros arbres
qa'on pr^oipite dans la rivi^re en amont des arcbes du pont,
pour le d^fendre contre ces b^liers d'un nouveau genre. Cependant
le danger, loiu de diminuer, grandit d'heure en heure. Personne
n'ose plus s'aventurer sur le pont, qui semble chanceler. Enfin,
nne voix s'^läve de la foule constern^e : «0 Sainte que nous
boDorons en ce jour, prot^gez-nous! Si votre priere toute
puissante nous garde ce passage, une messe sera c^l^br^e en
votre fete chaque annee: nous en faisons le voeu solennel!»
Ce Yoeu est ratifi^ par le murmure approbateur de la foule.
A Tinstant, dit la chronique latine que nöus traduisons, les fiots
86 calment, la d^bäcle se ralentit, et le pont reste debout. Deux
messes furent chaque annöe c616br6es en Thonneur de sainte Agathe,
Tune pour Tinvoquer contre le feu — on se souvenait de Tin-
cendie de 1403 — l'autre pour lui demander protection contre
la fureur des fiots. Une procession se faisait dans toute la
Tille avec le Saint Sacrement et au cbant des litanies des saints.
Cette procession, pieuse coutume n^e d^un voeu, a et^ violemment
Bupprim^e en 1874 par un 6dit de TEtat de Berne^^).
L' Esprit de la Montoie. — - La Montoie est une petite foret
qui s'6tend entre les villages de Miecourt et de Cornol, distants
Tun de l'autre de 2 kilomötres. Cette foret est hantce par des
esprits ou des f6es qui ögarent les voyageurs assez temeraires
pour s'approcher de ce bosquet oü ils tiennent leurs rondes
infernales. Beaucoup de personnes ue voudraient pas, encore de
nos jours, s'aventurer seules dans cette forSt. C'est lä que
r^side le foulta jurassien, le lutin qui fait le mal aux hommes
et aux animaux. De ce foulta on avait mille id^es superstitieuses,
") Chevre, /. c, p. 272.
184 TraditioDS populaires jurassiennes
qui ne sont pas eDcore tout k fait d^racin^es. Cet esprit maliD
exer^ait ses mal^fices surtout sur les bestiaux. Ainsi avait-
on achet6 un nouveau cheval, il fallait le faire entrer ä reculons
dans r^curie pour le pröserver de rinflaence de Vesprit. Pour
le pr^server, on pendait k sa ergehe une pierre perc^e naturellement.
Lorsque le bonvier ou le valet d'6carie, en entrant le matin
dans r^table, trouvait deux boeufs ou denx vaches attach^s
dans le mSme lien, ce que nulle force humaine ne pouvait
faire, il fallait, sans les perdre de vue, couper aussitöt le lien,
80U8 peine de les voir s'6trangler dans cette rade 6treinte
du foulta, Souvent les campagnards disent qu'ils aper(oiyent
l'esprit errant de la Montoie sous forme d'un feu qui oircule
dans le bois et qui semble les suivre. Ce feu qui les ^pouvante
n'est au fond qu'un 'gaz qui ^mane du sol mar^cageux.
Le peuple, tout en ne croyant pas r^ellement k ces super-
stitions et pratiques ridicules, y tient encore sans s^en douter,
par suite d'une longue tradition et d'usages qui ne dureront
plus longtemps. Quoi qu'il en seit, le foulta fait encore
r^pouvante des enfants et des geus simples et cr^dules.
Le culte des Arbres. — On sait que le ch&ne itait un arbre
sacre aux temps des Druides. Le gui qui crott sur le ch§ne
^tait Tobjet d'un culte special. De lä cette v^nöration pour les forets
de ebenes. Ce souvenir druidique, combattu par le christianisme,
a cependant laiss6 des traces dans nos populations. On plantait
des ebenes ou des tilleuls devant les öglises. Ainsi k Cornol,
il y a quelques annöes, on voyait quatre magnifiques chdnes
repr^sentant les quatre ^vang^listes. A Bure, k Damphreux,
k Beurnevesin, k Chevenez et en une foule d'autres lieux, de
magnifiques tilleuls ombragent les sanctuaires. A Lugnez, devant
la chapelle de saint Imier, quatre tilleuls Enormes forment un
ombrage pour les pölerins. Nous avons parl6 plus haut du
ch^ne de saint Fromont k Bonfol. La magnifique coU^giale de
Saint-Ursanne est encadr^e d^une süperbe all^e de tilleuls et rien
n'6gale en beaut^ la longue all6e de tilleuls du Yorbourg,
longue de pr^s d'un kilom^tre.
Jusqu'an commencement de ce si^cle, la loi ordonnait k
chaque nouveau mari^ de planter trois ebenes la premi^re ann^e
de son mariage et de les entretenir. *^) Cette loi avait sanctionnä
un usage fort ancien consistant k planter deux arbres Tann^e du
'8) Ordonnances foresti^^res de 1755, art. 22.
Traditions populaires jurasBiennes 185
manage. Tan pour le mari, Tautre pour la femme. Celui des
deox arbres qui p^rissait le premier pr^sageait la mort de celui
des ^poox qu'il repr^sentait.
On plantait aassi un arbre ä la naissance de chaque enfant, et son
plus DU moins de vigueur annon^it la prosp^rit^ ou le malheur
du Douveau-n^.
Le chSne est encore an arbre qu'on v^D^re. Beaucoup de
ces arbres renferment ane image oa une statae de la Yierge ou
d'un Saint. Le ebene pr^s du Yorbourg est cel^bre. Od Tappelle
^otre Dame du ebene. Les chapelles creusees dans les arbres,
les images clou^es k leurs troncs, les traditions attachöes k leur
existence, tombent malheureusement sous la hache moderne.
^'appät du gain engage souvent les particuliers comme les
^^ommanes k abattre ces pieux monuments et bientot il n*en
i'ostera plus de traces.
Pr6s de la forme des Orties, paroisse de Soyhieres, il y
A^ait un chSne colossal, au trone dnquel pendaient souvent des
pattee de lievre et quelques döbris de gibier, qu'un vieux bra-
^^^nier y clouait, pr^tendant par ce moyen s'assurer une bonne
cha^Be.
Tout pr^s de cet arbre existait un autre ebene environnö
d une haie et qu'on entretenait soigneusement. La tradition
rapporte que le foulta faisait perir le b^tail. Pour conjurer le
g^net^ il fallait le forcer k entrer dans cet arbre. On environna
^ arbre d'une enceinte pour que le b^tail ne puisse etre en contact
Ä^«c le foulia. Ce n'est que quand la hache du proprietaire actuel
Vabattit avec la cl6ture que le charme superstitieux disparut.
La Roche des Duses ou Hairodes. — Prfes de Montsevelier,
du c6t^ de Corban, s^ouvre une cluse imparfaite creusee dans le
flanc de la montagne, et dans laquelle ud torrent se fraie avec
peine un Streit passage, resserr6 par des rochers caverneux. Un
petit sentier fort raide et tres ancien cötoie le bord oriental de
cette coupure^ mais on n'y passe pas sans crainte pendant la
nuit, parce que la tradition fait habiter les cavernes de ce lieu
par de petits Stres faotastiques, noirs et velus, parfois mal-
faisants, appel^s les Duses ou les Hairodes, M^ Vautrey rapporte
cette legende en ces termes: «Les hotes de ces lieux ^taient,
dit-on, de rooeurs simples et douces; ils ne quittaient pas ces
parages oü ils semblaient se cacher et vivre dans T^loignement
de tont Yoisinage. Lorsqu'au printemps ou en automne, les
186 TraditioDS populaires jurassiennes
habitants de Montseyelier s'en allaient travailler lenrs terres
dans le yallon des Duses, les Hairodes se montraient avec un
air bienveillant et pacifique; ils tenaient ä la main des gäteaux
de leur fagon, qn'ils ofFraient ä tont venant. Si od les acceptait,
ils paraissaient heureux ; si on les refusait, ils entraient en col^re
et maltraitaient ceux qui repoussaient lenrs ofFres. Le peuple
disait qa'ils avaient lear four k gäteaux dans la grotte sur
Corban, qu'on appelait le four des Hairodes. Chaqae aiui6e,
disait-on, les Hairodes^ ä un jour fix^, s'exer^aient ä la course.
Un but d^terminö, tous partaient k un signal donnä et le dernier
arriv^, reconnu le plus fälble, 6tait port^ sur un bücher allumö
et mis ä mort. On trouve, dans Thistoire des barbares, des
d^ils de moenrs qui rappellent les Hairodes de Montsevelier.
Les Hdrules en particulier avaient pour les infirmes et les vieillards
de la nation des traitements barbares, qui mettaient fin ä leur
miserable existence. Lorsqu'ils 6taient reconnus inhabiles k la
course, on les portait sur un bücher pr6par6 oü on les poignardait,
puis on y mettait le feu et ils perissaient ainsi en pr6sence de
tout le peuple.»^®)
Ces Duses ou Hairodes n'ötaient peut-etre que des Tsiganes
ou Boh^miens, des forgerons nomades, habitant les cavernes des
Duses en ^t6 et qui ne quittaient le pays qu'avec les poches
pleines d'or. Ils revenaient toujours dans les mSmes lieux et
leur costume, leur couleur jaune noire, leur corps velu, les
firent prendre, probablenient, pour des etres surnaturels que le
peuple appela les Dussats, Musais ou Hairodes.
Le Creux des Sarrasins. — Lorsqu'en 940 les Sarrasins
ocenperent les passages des Alpes et qu'ils marchörent vers le
Jura, la Rauracie se vit fortement menac6e. L'histoire ne peut
nous dire si ces musulmans occupörent les vall^es du Jura;
mais, d*apres la tradition, plusieurs lieux rappelleraient cette
terrible invasion. Le plus celebre est le Creux des Sarrasins.
* A une demi-lieue de Develier, sur la montagne, au
nord-ouest, tout pr^s de la voie romaine qui de la vall^e de <
Del^mont couduisait en Ajoie, il existe un chemin entaillä dans ^ts
le roc sur une largeur de neuf pieds, avec des orni^res distantes -^r-
entre elles de quatre pieds, y conipris leur propre largeur..^
Cette entaille s'appelle le Creux des Sarrasins. Une traditionE=]
remarquable se rattache ä cet endroit; les vieillards de Develie^^K-
»^) Vautrey, l c, V, p. 312.
Neujahrefeier im alten Basel und Verwandtes. 187
raeontent, comme lears p^res le leur ODt racontö, qa^une horde
de Sarrasins, post^e en ce lieu, allait abreaver ses chameaux k
la Sorne, pr^s de Coartetelle, en suivant la longue charridre.
8ur Tun des rocs du Creux des Sarrasins, on remai^que le
Chiffre 23, gray^ profond^ment en chiffres arabes. Comme ce
Chiffre est tr^s ancien et qa'on ignore d'oü il proTient et ce
qu*il signifie, on pr^tend qu'il a 6t6 gravö par les Sarrasins qui
gardaient ce poste'^).
Pr^ du camp romain du Mont-Chaibeut^ non loin de
RoBsemaisony un chemin porte encore le nom de Chemin des
Sarrasins.
La tradition rapporte aussi qn'en certains temps des esprits
Doirs foDt leur apparition au Creux des Sarrasins et qu'on
ies met en fuite en se sigoant.
Meujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Von E. Hoffmann-Erayer in Basel.
(Schluss).
Anhang I.
-Ak. ältere Zeugnisse betr. Saturnalien- und Ealenden-
bräuche.
1. Q. SEPT. FLOR. TERTÜLLIANI [f ca. 230], De Ido-
*Ä»^«-ia c. 14: ^Nimirum Saturnalia et Kalendas Januarias
^^l^brans hominibns placebatP an modestia et patientia, an gravi-
^^"^^^j an humanitate, an integritateP* . . . „ ,Sabbata, inquit, vestra
^^ ^eomeniaa et caeremonias odit anima mea' (Isa. I, 14). Nobis
^vkil)Qg Sabbata extranea sunt et neomeniae et feriae a Deo
^^^quando dilectae, Saturnalia, et Januariae, et Brumae, et
^^tronales frequentantur? munerae commeant? strenae
^^Bonant? lusus, convivia constrepunt ?** (Patrologia lat.
^^igne] 1, 758.)
2. SANCTI PACIANI [Ep. Barcinonensis f ca. 390].
^^^aene8i8 ad poenitentiam cap. I: „Hoc enim, puto, proxime
i
Abh^ S^rasset, VAbeille du Jura, t. U, p. 150.
]88 Nei^'ahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
CervaluB ille profecit, ut eo diligentior fieret, quo impressius
notabatur . . . Me misenim! Quid ego faciDoris admisiP Pato,
nescierant Cervulam facere, nisi illis reprehendendo monstras-
sem^ (Patbol. lat. 13, 1081.)
3. „In actis S. ALMACHII M. [f ca. 394] legitur, cum
spectacala cerneret gladiatoram, quae calendis lanuarii
dabantur coram popalo, clamasse: Hodie octavae doroinici diei
sunt, cessate a SDperstitionibus idolarum, et a sacrificiis pollutis.^
(Mart. Qebbebtus, Vet. Liturgia Alemannica 1776, p. 842.)
4. 8. AMBROSII [f 397] De interpellatione Job et David
IV (aliter II) 1, 5: „Vide cervum dominum lesum, quando venit
ad lohannem Baptistam et dicenti sibi lohanni: ego a te debeo
baptizari, et tu venis ad meP respondit: sine modo. Et hoc dicto
in aquas salutem sitiens publicam tota aviditate descendit. Sed
iam satis nobis in exordio tractatus sicut in principio anni
more vulgi cervus adlusit.*' (Corpus Script, eccl. lat. ed.
cons. Acad. Litt. Caes. Vindob., Vol. XXXII, Pars II, p. 271,)
5. 8. AMBROSII [f 397] Sermo VII De Kalendis januariis;
„Est mihi adversus plerosque vestrum, fratres, querela non modica:
de bis loquor qui nobiscum natalem Domini celebrantes, gen-
tilium se feriis dederunt, et post illud caeleste convivium Super-
stitionis sibi prandium praepararunt; ut qui ante laetifi-
cati fuerant sanctitate, inebriarentur postea yanitate . . . Ergo,
fratres, omni studio gentilium festivitatem et ferias declinemus;
ut quando Uli epulantur et laeti sunt, tunc nos simus sobrii
atque jejuni . . .* (S. Ambbosii Opp. stud. Mon. e Congr. S. Mauri
em. Venet. t. IV [1751], 496). "«)
6. S. CHRYSOSTOMI [f 407] Homilia 23. in eos qui novi-
lunia observant. T. I p. 297: „Qui in tabernis ludi hole fiunt,
illi me maxime excruciant, et impietatis et intemperantiae pleni
sunt; impietatis quidem, quod qui haec faciunt, dies obseryant,
et auguriis addicuntur, et putant, si noyiluninm mensis
hujus cum yoluptate et laetitia degant, reliquum ae
annum sie transacturos: intemperantiae yero, quod cum prima
luce feminae et yiri pocula implentes, multa cum intemperantia
yinum merum hauriunt . . . Neque extreraae hoc est amentiae,
propter unum diem, si auspicatus fuerit, per uniyersam hoc
exspectare annum, neque amentiae solum, sed diabolicae cujuadam
'*) Eine gleichlautende Predigt schreibt die Patrologia latiDa (57, 543)
dem hl. Maximus. Bischof von Turin [f 465] zu.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 189
efficientiae Judicium est, noo proprio studio et alaoritate, sed
quibusdam dierum circuitionibus yitam nostram commendare.^
(Jos. BiNOHAH, Origines Ecclesiast. Ex lingua angl. in lat. vert.
J. H. Grischovius Halae 1729, p. 7.)
7. ASTERIU8 V. AMASIA [f 410] Adro^ xarriropcxdc
r^c eopTQC Tuiu KaXai/duiv: ^Leute aus dem Pöbel, Herumstreicher
und Gaukler, ziehen rottenweise von Haus zu Haus und
belästigen Jedermann, vor allem die Magistratspersonen, mit
glöckverheissendem Händeklatschen und Geschrei, sie
heischen Angebinde. Auch Kinder treibt die Habgier; sie
ziehen herum, pochen an den Thüren, und bieten zum
Glückwunsch mit Denaren besteckte Aepfel dar, um ein
wertvolleres Gegengeschenk davonzutragen. Roher Scherz
wird mit den Bauern getrieben, die sich in der Stadt sehen
lassen; sie werden mit Spott und Schlägen bedacht, was sie bei
sich tragen, wird ihnen abgenommen. Den ganzen Tag bis spät
in die Nacht dauert das Wogen und Lärmen." (Uebers. von
ToMASCHEK, Ueber Brumalia etc. in: Sitzungsber. d. ph.-h. El. d.
Kais. Akad. d. Wiss. [Wien] 60, 367.)
8. PRUDENTIUS [flor. 348— ca. 410] Contra Symmach.
I, V. 237—244:
„. . . Jano etiam celebri de mense litatur
Auspiciis epulisque sacris, quas inveterato,
Heu miseri, sub honore agitant et gaudia ducunt
Festa Calendarum. Sic observatio crevit.
Ex atavis quondam male coepta, deinde secutis
Tradita temporibus serisque nepotibus aucta
Traxerunt longam corda inconsulta catenam
lUosque tenebrosus vitiosa in secula fluxit.^
(Kbaus, Real-Encyklopädie U, 494.)
9. S. HIER0NYMU8 [f 420], De viris inlustribus, Cap. CVI:
,Pacianus, in Pyrenaei iugis Rarcelonae episcopus, castigatae
eloquentiae« et tam vita quam sermone clarus, scripsit varia
opnscula, de quibus est Cervus [in Kalendis Januariis et contra
alios ludos paganicos] et contra Novationes, et sub Theodosio
principe iam ultima senectute mortuus est.^ (Texte und Unter-
suchungen, hrg. V. Gebhardt u. Harnack XIY, 49.)
10. S. AUGUSTINI") [t 430] Ep. Serm. 198 De Kalendis
Janaariis U: „Admonemus Caritatem Yestram, Fratres . . . . ut
'') Vgl. auch die Predigten des Caesarius unter No. 15. 16.
190 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
metnineritis, qaod modo cantastis, ne sit lingua perstrepens corde
mute; sed quod sonuistis voce ad aures invicem Testras, clametia
affectu ad aures Dei. Hoe enim cantabatis, Salva nos Domine
Deas noster, congrega nos de gentibus, ut confiteamur Domini
sancto tao. Et modo si solemnitas gentium, quae fit in
hodierno die in laetitia saeculi atque carnali, in stre-
pitu yanissimarum et turpissimarum cantionnm, in con-
yiviis et saltationibus turpibus, in celebratione ipsius falsae
festivitatis, si ea quae agunt gentes non vos delectant, congre-
gabimini ex gentibus . . . Actnrus es celebrationem strenarum,
sicut paganus, lusurus alea, et inebriaturus te... Quomodo
Hbera fronte cantas Salva nos Domine Dens noster, et congrega
nos de gentibus ? . . . . Dant illi [sc. gentes] strenas, date vos '
eleemosynas. Avocantur illi cantionibus luxuriarum, avocate
Yos sermonibus Scripturarum: currunt illi ad theatrum, vos ad
ecclesiam: inebriantur illi, tos jejunate. Si hodie non potestis
jejunare, sattem cum sobrietate prandete . . . Sed dicis mihi,
Quando strenas do mihi accipio et ego. (S. Aub. Augüstini
Opp. [Ed. Mon. Congr. 8. Mauri 2. Venet] t. VII, pars 2.
p. 906 sqq.)
11. 8, AUGUSTINI Ep. Contra Paustum, lib. XX, c. IV:
^Faustus dixit: . . . Schisma vero aut nihil immutare debet ab
eo unde factum est, aut non mnltum: nt puta vos, qui desciscentes
a Gentibus, monarchiae opiniouem primo vobiscum divulsistis, id
est, ut omnia credatis ex Deo: sacrificia vero eomm yer-
tistis in agapes, idola in Martyres, qnos votis similibus
Colitis: defnnctorum umbras vino placatis et dapibas:
solemnes Gentium dies cum ipsis celebratis, ut kalendas
et solstitia: de vita certe mutastis nihil." (Ibidem t. X [Venet.
1767], col. 400.)
12. Zu Augustin vergleiche noch: GUIL. DURANDUS ^
[t 1296] Rationale divinorum lib. VI c. 15: „Postremo notandum .«-j
est, quod olim pagani et gentiles in his kalendis multas super
sticiones observabant, quarum aliquas Augustinus in quodamciar:
commemorat sermone'**). Credentes enim inquit Janum quendaur jg. j
deum esse, euni tune venerabantur ei duas facies iigurantes unanran^
ante aliam post eo quod est principium anni sequentis et fini ^cr
precedentis. Assumebunt enim formas monstruosas, alii er ^^
'^) Vgl. hiezu dio pseudo-augustinische Predigt (von Caesarius?) unt«
No. 15.
V
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 191
pellibuB pecudam, alii ex capitibus bestiarum, alii yestientes
tanicas muliebres, alii auguria observabant dantes vel reci-
pientes diabolicas strenas, alii mensas laute praeparatas
tota Docte manere sioebant, putantes totum anni spa-
ciam convivia in tali cibi abundancia perdurare. Que
prohibet christiauos facere.*" (Die bei Hain Nr. 6464 erwähnte
Ausgabe [unpagioieit].)
13. PETRI CHRYSOLOGI [f 450] Sermo 155 De calendis
Januariis: ^Ubi nostram Christus pie natus est ad salutem, mox
diabolus divinae bonitati numerosa genuit et perniciosa portenta,
ut ridiculum de religione componeret in sacrilegium verteret Sancti-
tatem, de honore Dei Deo pararet injuriam. Hinc est fratres,
hinc est quod hodie Gentiles Deos suos foeditatibus ex-
quisitis, excogitato dedecore, et ipsa turpitudine turpi-
ores DeoS' suos videndos trahunt, distrahunt, pertrahunt,
qao8 faciunt uon videndos Sed dicit aliquis, non sunt
iiacc sacrilegiornm studia, vota sunt haec jocorum: et hoc esse
Doiritatis laetitiam, non yestustatis errorem: esse hoc annj prin-
eipium, non gentilitatis ofFensam. Erras, homo, non sunt haec
iadica, sunt crimina .... Imaginem Dei portare noluit, qui
idoli Toluerit personam .... Abstrahat ergo pater filiuni,
sef-Tom dominus, parens parentem, civem civis, homo hominein,
Cfa^stianos omnes qui se bestiis compararunt^ exaequarunt
J^^nnentis, aptaverunt pecudibus, daemonibus forma-
^» runt.** (P. Ohrysol. Sermm. Col. Agr. 1578, p. 218.)
14. S. MAXIMI Ep. Taurinensis [f 465] Sermo de Calendis
^-^^narii. (Stimmt mit der Predigt des Ambrosius [Nr. 5] überein.
15. S. CAESARII [t 542] (?) '^) Sermo De Kalendis Janu-
^*^i«I [Append. Serm. 129, alias 14 post hom. ex Chart, maj.
^ X parte supplem.] : „Dies Kalendarnm istarum, Fratres caris-
^'^■^i', quas Januarias vocant, a quodam Jano homine perdito ac
,^^^lego nomen accepit . . . Hinc itaque est, quod istis diebus
^-gani homines perverse omnium rerum ordine obscoenis de-
^^mitatibus teguntur, ut tales utique se faciant qui colunt,
") Anm. der Mauriner zu dieser pseudo-augustinischen Predigt : ^ A ugust i no
^^^^ribit vetns quidam . . . Bibliotheeae jam Colbertinao codex: sed quo
^'^tjB ipgius esse credatur, obsistit cum dicendi ratio, quae Caesarium potius
•<^rt, tum quae posteris aevi est, ac diflficulter ante Caesarii teiiipus reponi
^*»it, observatio hie n. 3 facta de publico jejunio per omiies Ecclesias Ka-
^*ii8 Januariis indicto . . .• Eckhart, Francia orientalis I, 433, schreibt
^^ Predigt Bischof Faustin us zu.
192 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
qualis est iste qoi colitnr. In istis enim diebus miseri homines,
et quod pejus est, aliqai baptizati, sumunt formas adulteras,
species monstruosas, in quibus quidem sunt quae primum
pndenda, aut potius dolenda sunt. ^^) Quis enim sapiens poterit
credere, inveniri aliquos sanae mentis qai cerynlum facientes,
in ferarnro se velint habitum commutareP Alii vestinntnr pel-
libus pecudum, alii assumunt capita bestiarnm, gaudentea
et exsaltantes, si taliter se in ferinas species transformayerinty
ut horoines non esse videantur. Ex quo indicant ac probant,
non tarn se habitum belluinum^') habere, quam sensum. Nam
quam vis diversorum similitudinem animalium exprimere in se
velint: certum est tamen, in bis magis cor pecndum esse, quam
formam. ^') Jam vero illnd quäle et quam turpe est, quod viri
nati tunicis muliebribns vestiuntur et turpissima demum demu-
tatione puellaribus figuris virile robur effeminant, ^non erubes-
centes tunicis muliebribus inserere militares lacertos: barbataa
facies praeferunt, ®') et videri feminae volunt . . .^ (S. Aürbl.
AuGüSTiNi opp. ed. Maur. Antw. t. V, pars II [1700] col. 164.)
16. S. CAESARn (P) ^^) Sermo De Christiano nomine com
operibus non christianis [Append. Serm. 265, alias De Tempore
Serm. 215]: „ ... Et licet credam quod illa infelix consuetndo,
quae de Paganorum profana observatione remansit, jam nobis
castigantibus et de locis istis fuerit, Deo inspirante sublata;
tamen si adhuc agnoscatis aliquos illam sordidissimam turpitu-
dinem de hinnicula [forte anicula] vel cervula exercere, ita
durissime castigate, ut eos paeniteat rem sacrilegam commisisse.''
(::. AuR. AüGUSTiNi opp. ed. Maur. Antwerp. t. V pars II [1700]
col. 309.)
17. VITA 8. SAMSONIS Episc. Dolensis [f ca. 565] Lib. 2
Lemma 13: „Nam cum quodam tempore in Resia insula praedi-
caret, veniente per annuam vertiginem Ealenda Januaria, qua
homines supradictae insulae hanc nequam solennem inepte juxta
patrum abominabilem consuetudinem prae ceteris sane cele-
8'0 Bei Eckbart (offenbar nach Burchard v. Würzburg [s. Nr. 36]): „in
quibus quidem, quae primum ridenda aut potius dolenda sint, nescio."
»») vel Visum. Eckb. — ^^) formte. Eckb. — ") pras se ferunt Eckh. —
**) Anm. der Mauriner: ,,Stilu8 et res apprime conveniunt CaeBario a quc^
Praedicationes contra . . . Kalendarum quoque paganissimos ritus ... fac —
tas in ejus vita logimus, que populis in Ecciesia legendae per diversas pro—
vincias circumferebantur.* Ducange (II, 277) schreibt die Predigt nocb
Augustin zu.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 193
brare consneverant, ille providus spiritu ob duritiam eoram miti-
gandam, convenire eos omnes in, unum fecit, ac Deo revelante,
seroio ad detestanda tarn gravia mala sit . . Ille omnes par-
yqIos qui per insulam illam ob hanc nefariam diem
discurrebant, vocavit ad se, eis singalis per sobriam vocem
mercedem nummismunculi auro quod est mensura donavit, prae-
cipiens . . ., ne ulterius ab illis haec sacrilega cousuetado
senraretur. Qaod ita Deo operante factum est, nt usque hodie
ibidem spiritales joci ejus solide et catholice remanserint." (AA.
88. BoLL. Julii VI, p. 590.)
18. CONCILIUM TUR0NEN8E II [a. 567] Can. 17: ^Et
quia inter natale domini et epiphania omni die festivitates
8Qnt, itemque prandebunt. Excipitur triduum illud, quo ad cal-
candam gentilium consuetudinem, patres nostri statuerunt
priyatas in Ealendis Januarii fieri litanias^ ut in ecciesiis psallatur,
et hora octava in ipsis Kalendis circumcisionis missa Deo pro-
pitio celebretur."
Can. 22: „Enimvero quoniam cognovimus nonuullos in-
teoiri sequipedas erroris antiqui qui Ealendas Januarii co-
lunt, cum Janus homo gentilis fuerit: rex quidem, sed Dens esse
non potuit." (Mansi IX, 796. 803.)
19. CONCILIUM AUTIS8I0D0R. [a. 578] s. Duc. II, 277.
20. 8. MARTINI BRACARENSIS [f 580] Collectio or.
canonum LXXIII: ,,Non liceat iniquias observantias agere kalen-
danim, et otiis vacare gentilibus, neque lauro, aut viriditate
arborum cingere domos. *" (Bibuotueca juris can. veteris
ed. Voellus et Justellus Lut. Par. 1661 T. I Append. fol. XXX.)
21. Notae et observationes in S. GREGORII MAGNI
[t 604] Librum sacramentorum, auctore D. Hugone Menardo,
Honacho Benedictino. Lemma 134: „Ratio Missa hujus insti-
tuendae est, quia olim Ealendis Januariis homines multis paga-
oorum superstitionibus erantobnoxii."^ (Patrol. Lat. 78,292.)
22. CONCILIUM TOLETANÜM IV [a. 6331, cap. XI:
Jn temporibus quoque reliquis, id est, Ealendis Januariis. quae
propter errorem gentilates aguntur, omnino Allein ja non de-
cantetur.* (Mansi X, 622.)
23. I8IDORÜ8 HISPALENSIS, [f 636] De ecclesiasticis
officiis Lib. I, cap. 41 : „Jejunium Kalendarum Januarium propter
errorem gentilitatis instituit Ecclesia. Janus enim quidam
prineeps paganorum fuit, a quo nomen mensis Januarii nuncu-
13
194 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
patur, quem imperiti homines velut Deam colentes, in religione
honoris posteris tradiderunt, diemque ipsum scenis et luxuriae
Baoraverunt. Tanc enim miseri homines, et, quod pejus est,
etiam fideles, sumentes species monstruosas, in feraram ha-
bitu transformantur: alii, femineo gestu demutati, virilem
Yultnm efFeminant. Nonnulli etiam de fanatica adhuc consne-
tudine quibusdam ipso die observationum auguriis profanantnr;
perstrepunt omnia saltantium pedibus, tripudiantium plausi-
bus, quodque est turpius nefas, nexis inter se utriusqne
sexus choris, inops animi, furens vino, turba miscetur/ (Patrol.
LA.T. 83, 774.)
24. CONCILIUM ROTOMAGENSE [Rouen] [a. 650], can.
13: „Si quis in Ealendis Januariis aliqnid fecerit quod a paganis
iuTentum est, et dies observat, et lunam, et menses; et
horarum efFectiva potentia aliquid sperat in melius aut in deterins
▼erti: anathema sit^ Mansi X, 1202.)
25. VITA 8. ELIGII [f 683J: s. Duc II, 277.
26. THEODORI Archiep. Cantuar. [f 690] Lib. poenit. c.
27 § 19: „Si quis in kalendas januarii in cervulo aut vetula
yadit, id est, in ferarum habitus se communicant [1. commu-
tant] et vestiuntur pellibus pecudum, et assumunt capita
bestiarum; qui vero taliter in ferinas species se transformant,
in annos poeoiteant, quia hoc daemoniacum est. ^ (Tille , Weih-
nacht 8. 288.)
27. Derselbe (?) § 24®^): „Qui observat divinos, vel
praecantatores, philacteria etiam diabolica, et somnia, vel herbas;
aut quintam feriam, honore Jovis [Donnerstag], vel kalendas
Januarii, more paganorum, honorat; si clericus est, quinque
annos poeniteat; laicus tres annos poeniteat.*' (Tille, Yule and
Ohristmas p. 98 n. 2.)
28. CUMMEANI Abbatis Scoto Hiberni Liber de mensura
Poenitentiarum. ®*^) c. VII (al. IX): „Si quis Ealendis Januarii
aut in vecola aut in cervolo vadit, tribus annis peniteat; ^
85) In „Yule and Christmas" p. 98 n. 2 führt Tille nicht mehr TheodoÄ-
V. Canterbury als Urheber des als § 19 zitierten Verbotes an. Infolgedessec^
bleibt es auch unklar, ob der (in der Gesch. d. „Weihnachf* nicht erwähntem
§ 24 Theodor v. C. angehört. Die Quellenangaben sind in dieser Anm. 2 flbei^
haupt etwas konfus. — ^^) Ueber dasselbe und seinen umstrittenen Verfass^^
ausser Schmitz noch Wetzer u. Weite's Kirchenlexikon * III, 1239 flf.
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 195
qnia hoc daemoniam est.^ Var.i Cod. Paris.: „Si quis in
cerynlo in . . . I annum et in vefula aut in cervulo vadat . . .^
Cod. Yindob.: „Si quis in Ealendis Januarias [!] in cervulo
ant in yetula vadit . . .^ (H. Jos. Schmitz, Die Bussbücher und
das kanon. Bussverfahren. II [1898] 627.)
29. CONCIUUM TRÜLLANUM |a. 692], can. 62: .Ka-
lendas qnae dicuntur, et vota, et bramalia qnae vocantur;
et qni in primo Martii mensis dei fit conventum ex fidelinm
uniTersitate omnino tolli volumus: sed et publicas mulierum
saltationes multam noxam exitiumque afferentes: quin etiam
eas, quae nomine eorum, qui falso apud Gentiles dii nominati
sunt; Tel nomine virorum ac mulierum fiunt, saltationes ac
mysteria, more antiquo et a vita Christianorum alieno, aman-
damns et expellimus; statuentes, ut uullus vir deineeps muliebri
veste induatur, vel mulier Teste viro conyeniente. Sed
neque comicas, vel satyricas, vel tragicas personas induat; neque
execrandi Bacchi nomen, uvam in torcularibus exprimentes, in-
vocentf neque vinum in dolus effundentes, risum movent.^ (Mansi
XI, 971.)
30. SANCTI ALDHELMI Schireburnensis Ep. [f 709] epist.
ad Eahfridum: ,,Primitus (pantorum procerum praetorumque pio
potissimum, paternoque praesertim privilegio) panegyrioum poe-
mataque passim prosatori sub polo promulgantes, ^^) stridula vocum
symphonia, ac melodiae cantilenaeque carmine modulaturi, hym-
nizemus, praecipue quia taudem almae editum puerperae sobolem
(ob inextricabile sons protoplastorum) piaculum priscorum chiro-
graphum peccaminum oblitteraturum, terris tandumdem destiliare
dignatus est, luridum qui unguis chelydrum trisulcis rancida
virulentaqne Tomentem per aevnm venena torrenda tetrae torti-
onis in tartara trusit. ^'^) Et ubi pridem ejusdem nefandae natri-
eis ermuli [1. hinnuli?] cervulique fanis colebantur stoliditate
in profanis, versa yice discipulorum gurgustia (imo almae ora-
minum aedes) architecti ingenio fabre conduutur/ (Patrol. lat.
89, 92.)
31. S. GREGORn, Papse 11 [731] Capitulare [für Bayern]
c. IX: ,,. • . Ut incantationes, et fastidiationes [An fatidicti-
ones?] sive diversa observationes dierum kalendarum,
qnas error tradidit paganorum, prohibeantur, sicut maleficia, et
*^) Man beachte die Lautspielerei mit den Wortanlauten p und t.
196 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
magomm praestigia, senetiam sortileginm, ac diTinantium
observatio exsecranda . . .** (Patbol. lat. 89, 534.)
32. EGBERTS Poenitentiale [a. 732—766] Vm, 4 stimmt
sachlich mit No. 26 überein. (Zitat bei Tille, Yule p. 98 n. 2.)
33. BONIPACn Moguntini Archiepisc. Epistola 49, ad
Zachariam papam [a. 742]: «Quapropter paternitas vestra hnjus
rei yeritatem indicare non dedignetur, at Ecclesiae sacerdotibos
vel populo Christiane inde scandala et Schismata, vel novi errores,
non oriantur, et concrescant, quia carnales homines, idiotae Ale-
manni, vel Bagoarii, vel Franci, si juxta Romauam urbem aliqaid
facere viderint ex his peccatis quae nos prohibemus, licitum et
concessum a saoerdotibus esse putant, et nobis improperium de-
pntant, sibi scandalum vitae accipiunt. Sicut affirmant se vidisse
annis singnlis in Romana urbe, et juxta ecclesiam in die vel
nocte, quando Ealendae Januarii intrant, paganorum consuetudine
choros ducere per plateas, et acolamationes ritu gentiliam,
et cantationes sacrilegas celebrare, et mensas illa die vel
nocte dapibns onerare, et nallum de domo süa vel ignem,
yel ferramentum, yel aliquid commodi vicino suo praestare
volle.- (Patron LAT. 89, col. 746 sq.)
34. 8. ZACHARIAE papae epist. 2, ad Bonifacium archiep.:
„De kalendis vero Januariis, vel caeteris auguriis, yel phylac-
teriis, et incantationibus, yel aliis diyersis obseryationibus, quae
gentili more observari dixisti apud beatum Petrum apostolnm;
yel in urbe Romana; hoc et nobis et omnibus Christianis dete-
stabile et perniciose esse judicamus, dicente Deo: ,Non aogura-
bimiüi nee observabitis somnia* (Leyit. XIX). Et iterum: ,Non
est augurium in Israel, nee obseryatio in domo Jacob' (Num.
XXIII). Ita et a nobis cavendum esse censemus, ut nullis
auguriis vel obseryationibus attendamus, quia omnia haec abscissa
esse a Patribus sumus edocti. Et quia per instigationem diaboli
iterum pullulabant, a die . qua nos jnssit diyina dementia . . .
apostoli yicem gerere, illico omnia haec amputayimus.*" (Patrol.
LAT. 89, 921.)
33. CONCILIUM ROMANUM I [a. 743], can. IX: „Ut
nuUus Ealendas Januarias, et broma ritu Paganorum colere-
praesumpscrit, aut mensas cum dapibus in domibus prae^
parare, ut per yicos, et plateas cantationes et choroi^
ducere, quod maxima iniquitas est coram Deo: anathema sit."^^
(Mansi XII, 384.)
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 197
36. 8. BURCHARD von Würzburg [f 754], Homilie in,
De Caleudis Januariis. (Stimmt fast buchstäblich mit der Predigt
des hl. Csssarius [Nr. 15] überein).
37. ^Contra complures eins modi superstitiones, Yulcanalia
et kalendas observare etc. graviter S. PIRMINIUS [f ca. 755]
invehitur in libello a Mabillionio (Analect. p. 69) edito: ,Ger-
Yulos et vehiculas [!] in Quadragesima vel aliud tempus noiite
ambulare. Viri vestes femineas, feminae Testes viriles
in ipsis kalendis, vel in alia lusa plurima noiite vestire.*" (M.
Oebbebtus, Lit. AI. p. 843.)
38. ALCÜINI [t 804] Lib. de Divinis Officiis, cap. 4: „De
kalendis Januarii. Hac kalendae secundum dementiam gentilium
potius dicendae sunt cavendae, quam calendae. Ea siquidem
tempestate (quando judices praeerant filiis Israel, hoc est, ante
Samsonem) fuit qnidam princeps gentilium in Italia, nomine
JanuB, a quo Januarius mensis postea nuncupatus est. Hunc
vero Janum imperiti homines, qui Deum non cognoscebant, quasi
regem metuebant, et pro Deo illum colere coeperunt, . . . diem
ipsum mnltis spnrcitiis sacraverunt. Quidam mutabant se in
species monstruosas, in ferarumque habitus transformabant.
Alii in femineo gestu mutati, virilem vultum effeminabant: nee
immerito virilem fortitudinem non habent, qui in mulieris habitum
transierunt. Aliqni fanaticis auguriis profanabantur, perstrepe-
bant saltando pedibus, tripudiando plausibus; nonnulli ita
auguria observabant, ut focum de domo sua, vel aliud quod-
cunque beneficium, cuiquam petenti minime tribuerent.
Diabolicas etiam strenas et ab aliis accipiebant, et ipsi aliis
tradebant. Nee non etiam mensulas plenas ad manducan-
dum tota nocte paratas habebant^ credentes quod kalend.
Januarii per totum annum praestare possent. Et quia bis
atque aliis miseriis mundus universus repletus erat, statuit
universalis Ecciesia jejunium publicum in isto die fieri, quatenus
bis calamitatibus auctor vitae finem imponeret . . . Sed neque
illud reticendum, quod dum quadam die hae superstitiones dia-
bolicae Romae agerentur, quidam sanctus Almachius cum diceret:
Hodie octavae diei Dominicae sunt, cessate ab bis superstitionibus
idolorum et sacrificiis poUutis; jubente Alypio urbis praefecto,
hac de causa interfectus est. (Patrol. lat. 101, 1077.)
39. [Duc. erwähnt IV, 481' auch ATTONIS Ep. Basiliensis
Capitola ecclesiastica, [a.807— 823] Cap. 79. Dieselben enthalten
198 N^njahrsfeier im altea Basel und Verwandtes.
aber keine 70 Kapitel. Yielleicbt ist gemeint oap. 19: ^Nono
decimo ut aliad in ecciesia non legatar aut eantetur, nisi ea quae
auctoritatis divinae sunt et patram orthodoxorum san^t auctori-
tas/ (MoN. Gebm. LL. Sect. II, Capit. I, 865.) Aber auch
hierin kann ich keine Beziehung auf Neujahrssitten sehen.]
40. HALITGARH Ep. Cameracensis [f 831] Liber Poeni-
tentialis: De sacrilegio: ^Si quis in kalendis Januarii, quod multi
faciunt, et in cervulo dicunt, aut in vehiculo [!] vadit^ III annos
poeniteat.** (Patrol. lat. 105, 699.)
41. REGINO PRUMENSIS [f 915], De synodalibus causis
etc. lib. I, c. 304, p. 145: ,,Fecisti aliquid, quod pagani faciunt
in kalendis januariis in cerTulo vel yetula, tres annos poeni-
teas." (Tille, Weihn. S. 288.)
42. Vita S. HUQONIS monachi Aeduensis et priores Enzi-
acensis [f ca. 930], Lemma 15: ,,Praestigiorum quoque fas-
cinationes et verborum illusoriorum apotelesmata®^) (quae tam
in Kalendis Januarii quam in Nativitate S. Joannis Baptistae
insipientium multitudo committebant) ita abhorrebat, ut sub ana-
themate, hoc a nullo mortali fieri prohiberet.^ (AA. SS. Boll.
Apr. II, 766.)
43. QEORGII CEDRENI Compendium Historiarum. Paris.
1647, Tom II, fol. 639: „Quin et hunc morem introduxit
[Patriarcha Theophylactus], qui hodieqne obtinet, quod in
splendidis atque solennibus festivitatibus Deo et sanctorum recor-
dationi fit contumelia per foedas cantilenas ac risus et insanos
clamores, quibus adhibitis sancti hymni cantantur, quos a nobis
opportebat corda compunctis atque contritis pro nostra salute Deo
offerri. At ille coetu flagitiosorum hominum coacto, iisque prae-
fecto Euthimio quodam ... et ab ipso est domesticus templi
constitutus, diabolicas istas saltationes, obscuras vociferati-
ones, cantilenasque e triviis et lupanaribus petitas tunc
adhiberi instituit/
44. C^SAR BARONIUS, Anuales ecclcBiastici (Mogunt.
1603) T. X. Col. 864 [ad a. 956]: JlUus [Theophylacti] item^
opus fuit, mos qui etiamnum viget, in sacris et publicis populiK-
^^) Hiezu die Note: „Apotelesmata Graecis proprie sunt operationi
seu respoosa genethliacorum, quibus praenuntiant, quaenam fortuo
aliquem maneat, ex eo quem sibi figunut uatalis constellatiooi
iDfluxu.
Neujahrsfeier im alten Basel imd Verwandtes. 199
celebrationibas contnmelia af&ciendi Deum, et Sanctornm me-
moriam per quaedam indecora cantica ac risus, et temerariis
exclamationibas, dum matutino tempore hymni perficiuntur, quos
opportnit afflicto atque contrito corde pro noBtra salute Deo ad-
hiberi. Coaeta enim frequentia hominum infamium, ipsisque prae-
fecto Eutbymio quodam cognomento Caesne, quem ipse Ecclesiae
domesticum creaverat satanicas saltationes, et indecoras
clamores, et cantica ex trivüs atque fornicibus percepta,
eos celebrare docuit.** ^
45. ATTONIS VercellensiB Episcopi Capitulare, c. 79: „Ut
DulluB Ealeudas Januarii et brumas ritu paganorum colere prae-
Bumat: Bi quiB Ealendas Januarii et brumas colere prae-
BumpBerit, aut mensaB cum lampadibuB in domibus prae«
parare, aut per vicos et plateas cantiones et choros ducere
praesumpserit, quod magna iniquitas est^ coram Deo anathema
Sit.** (Patrol. lat. 134, 43.)
46. BURCHARDÜS WORMACIENSIS [f 1025], Decret.
Üb. 19: B. Duo. II, 277«:
47. Ein anderes Zitat aus Hom. III, (De Cal. Jan.): „Dies
kalendarium istarum, fratres dilectissimi, quas Januarias Yocant,
a quodam Jano, homine perdito ac sacrilego nomen acceperunt^
etc. bei Eckhard, Prancia or. I, 837.
48. PETRUS DAMIANl [f 1072] wird von Ducange s.
V. cervulus u. nach ihm von Tille, Yule S. 99 Anm. erwähnt;
die Stelle in Epistulae ed. Paris 1610 ist jedoch nicht unter
p. 384 auffindbar.
49. Scholia THEOD. BALSAMONIS [XII. Jh.] et JOAN-
NIS ZONARAE [XII. Jh.] ad canones concilii sexti in Trullo,
ad. can. 62: Balsamen. Nota praesentem canonem, et quaere
correctionem in iis, quae iiunt a Clericis in feste Natalis
Christi, et feste Luminarium, adversus eum, et magis in
sanctissima magna Ecciesia. Ex Chronologica enim historia
Scylitzae, hoc malum non fuisse ab antiquis traditum,
sed ex permissione Theophylakti Patriarchae Constantinop. filii
Imp. domini Romani Lacapeni pro comperto habetur. Enumerat
enim hie historicus, una cum reliquis improbis et diversis ejus-
dem Patriarchae actis, hoc malum . . . Mos ergo erat apud
Romanos . . . festum annuatim pauIo gentilius magisque more
Oraeco celebrare, et quaedam indecora facere: quod etiamnum
200 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
fit a quibasdam ruBticis, primis Januarii mensis diebus, non more
Romano calendaram et reliquorum recordantibus, sed eo qaod
Luna tanc temporis renovetur, et ejus fandamentum ab
hujus mensis principia stataatur, et quod existiment se laete
ac JQCunde totam annum transacturos, si in ejus prin-
cipio festum celebraverint . . . Bota et Brumalia Graeca
festa sunt . . . Mense autem Martio fiebat magna Graeca concio,
seu aniversalis conventus, propter bonam temporum et aeris
temperiem: quo tempore etiam indecorae saltationes a qui-
busdam mulierculis virisque fiebat. Quae omnia et bis similia
sancti patres aversantes, nulli viro permittebant muliebri stola
ullo modo uti, vel contra; sed neque personas induere comicas
Yel tragicas yel satyrioas: nee Bacchi quidem, nomen in torcu-
laribus nominare, nee yino dolus infuso ridere et cachinnari . . .
Zonaras. Sunt Calendae primi mensis cojusque dies, quos
Graeci solenni religione ac ceremonia de more celebrabant.
Bota quoque et Brumalia Graecorum festi dies fuere. Bromius
siquidem Bacchi epithetum. Eos igitur aliosque ejusmodi Grae-
corum festis dies, ne cultu aliquo prosequi fidelibus lioeat, Patres
decrevere. Publicas quoque mulierum saltationes, quibua
spectandis videlicet ad libidinem bomines incitantur, tum quae-
cunque Graeci viri aut foeminae, commentitiorum numinum honori
tribnentes, peragere soliti sunt, exhiberi vetant. Praeterea Tiris
muliebri ornatu, virili foeminis, quae bacchantium sibi con-
suetudo permiserat; quinimo personarum quoque, comicae,
tragicae, satyricaeve usu penitus interdictum . . . (Güil. Bevb-
REGIU8, ITNOAIKON s. Pandectae Canonum etc. t. I, fol. 230.)
50. J. G. ECKHART (sive ECCARD), Comm. de rebus
Francia Orientalis I (Würzburg 1729) 433: „De pagano cnrsu,
quem Yrias nominant, scissis pannis vel calceis . . . Pa-
ganus ille cursus celebratus mihi videtur in Ealendis Jannariis;
nam sanctus Bonifacius cum illum in nova Francia sive Pran-
conia abregare vellet, affirmarant ipsi Francones reoens ad fidem
Christianam conversi, ut ex ejus ad Zachariam Papam Epistola
patet . . .^ Es folgen dann ausserdem die Citate: Augustinus
Serm. de Tempore 215, Audoenus in Vita S. Eligii Lib. U,
cap. 15, Conc. Autiss. Gan. 4, S. Pacianus Paraen. ad poen.,
Ambros. in Psalm. XLl, Faustinus Serm. de kal. [von Cae-
sariusP], Halitgarius Poenit. c. 6, Burch. Wormat. 1. XIX,
c. 5. Er fügt dann bei: „Geremonias omnes si considero, videtur
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 201
mihi carsQs ille paganus in hoDorem Velledae sive Huldae,
Oermanoram Dianae, celebratas esse.''
Anhang II.
Aeltere Zeugnisse betreffs parodierte Bischofswahl.
Fraglich ist, ob die vier ersten Stücke sich auf unseren
Brauch beziehen:
1. 8YN0DUS CONSTANTINOPOLITANA [a. 869], can.
XYI: ^Propter contentiones et tnmultus, qui in Dei ecc-
lesia contingunt, hoc quoque est definire necessarium, ut epis-
copus nullo modo constituatur in ecclesia, cui qui prae-
est, adhuc vivit, et est adhuc in proprio honore constitutus, nisi
episcopatui sua spbnte renunciaverit. Oportet enim causam ejus,
qui est episcopatu expellendus canonice examinatam ad finem
priuB deduci: deinde post ejus depositionem, alterum in ejus
episcopatum provehi ..." (Mansi XVI, 547.)
Dagegen habe ich folgende von Ducange flV, 481** unten)
zitierte Stelle nicht finden können: „Fuisse qaosdam laicos,
qui secundum diversum Imperatoriam dignitatum videbantur ca-
piUorum comam circumplexam involvere atque reponere ... et
gradum quasi sacerdotalem per quaedam indusia et
vestimenta sacerdotaiia sumere, et, ut putabatur, Episcopos
coDstituere^ etc.
2. Chronici jussu CONSTANTINI PORPHYROGENNETI
conscripti, a Leone Armenio usque ad Michaelem Theophili F.
[sive: Constantini Porphyrogenneti Continuator sive Theophanis
continuati lib. lY] lib. IV, cap. 38: „Quodque his gravius, quod
secum habebat [Michael, regn. 862-867] sodalitium .... his
ille honorem habens eosque colens, divinorum contemptu, sacer-
dotales auro contextas vestes ac Pontificum humeralia eis
adhibebat, ac haecque turpiter ac impure, quae pura sunt, eos
peragere cogebat. Ejus chori principem, sie nuncupatum Grylum.
Patriarcham vocabat: reliquos undecim, praecipuarum illustrium-
qae Sedium Metropolitas . . . Qaia vero etiam cantillare,
divinaque peragere Mysteria illis incumbebat, cantica
modulosque explendo citharam adhibebant, modo sensim pulsantes,
et ud illa stridulum argutumque sonum ederet, hoc aemulati quod
Sacerdoti secreto agitant; modo pulsu libero ac claro sonitu, pro
eo ac Sacerdotes sie clare quasi perorando pronantiant. Aurea
202 Neiljahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
quoqae ac gemmis baccata vasa aceto at sinapi implentes, atque
Ulis impartientes qai erant percepturi, per eam modam impollutis
Mysteriis illudebant. Accidit autem et qaandoque ohoras hio
beato Ignatio Patriarchae obviam fieret, cum is sapplicationiB
causa ex Ecclesiastico ordine cum Clericorum pompa procederet.
HuDC ut conspexit Qrylus, lubentissime rem capescens, pulsare
auspicatur^ retractaque casula cum sodalibus^ contentiore citbarae
sonitu, sanctiBsimos vires convitiis compluit Terbisque turpissimis
fatigat. (HisTORiAE Byzantinae Scriptokes post Theopbanum, ed.'
Combefisius. Paris. 1685, fol. 124.)
3. C0NSTANTINU8 PORPHYROGENNETES de Basilii
Imp. avi vita et rebus gestis [sive: Const. Porph. Basilius
Macedo, sive: Theophanis continuati Lib. Y] Cap. 21 handelt
ebenfalls von dem Sacrileg Michaels. (Hist. Byz. Script, p. Theoph.
fol. 152.)
4. SYME0NI3 Magistri ac Logothetae Annales, a Leone Ar-
monio usque ad Nicephorum Phocam [sive: Symeonis Mag. et
Log. Annales, sive: Symeon Mag. De Const. Porphyr.], Michael
et Theodora, cap. 18, über das Sacrileg Micheals. (Hist. Btz.
Script, p. Theoph. fol. 437.)
5. BELETUS [Amiens c. 1180], Liber L Divin. Offic. c.
72. 120: Duo. 4, 481'"
6. „Extant enim literae PETRI CAPUANI, Card, legati in
Francia a. 1198, quibus praecipit Odoni Episcopo Paris, et ali-
quot canonicis ejnsdem Ecclesiae, ut hocce festum, quod fatu-
orum appelabatur, et ia Ecclesia Paris., ut in exteris invaluerat,
penitus abolerent.** (Dürr, De Episcopo puerornm, in: A.
Schmidt, Thes. jur. eccl. III, 75.)
7. CONCILIUM PARISIENSE [a. 1212], P. IV. c. 16
Duc, IV, 482«
8. „LUCAS CUSENTINUS [1. Consentinus] Episcopi]^
[t 1224] in suo ,Ordinario' inquit: ,Puero Episcopello Pont^-^
ficalia conceduntur insignia, et ipse dicit orationes.^" (Dcr
1. c. 71 seq.)
9. CONCILIUM COPRINIACENSE [a. 1260], cap. BKI
^Rursus cum in balleatione quae in festo sanctorum Ini3^
centium in quibusdam ecclesiis fieri inolevit, multae riKi^ ^
contentiones et turbationes, tarn in Divinis officiis quam ftJI i
consueverint provenire, praedictas balleationes nlterius snb Mm
timatione anathematis fieri prohibemus: necnon et episcopos Mi
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 203
praedicto festo creare: cum hoc in ecciesia Dei ridicalum
existat, et hoc dignitatis episcopalis ludibrio fiat. Divina tarnen
of&cia, prent melins et honestius fieri poterit, ut in aliis festivi-
tatibus, celebrentur.« (Mansi XXIII, 1033.)
10. CONCILIÜM SÄ.LZBURGENSE [a. 1274] cap. XVII:
^De Episcopis puerornm. Ad haec quidam ludi noxii, quos
vulgaris elocutio Episcopatns puerorum appellat, in quibus-
dam Ecclesiis exercentes [1. exercenturP] adeo insolenter, quod
nonnumquam enormes culpae et damna gravia subsequnntor. Ex
ipsis hos Indes in Ecclesiis et a personis ecclesiasticis de cetero
fieri prohibemus, nisi forti parvi sexdecim annorum et infra
fuerint, qui hujusmodi Indes exercent: quibns alii seniores ipsis
nullatenus se misceant aut iutersint/ (Goncilia Oermaniae ed.
Schannat.Härtzbeim 1760. t. III, p. 642.)
11. WARDROBE ACCOUNT of the 28 Edward I [a. 1299]:
„Septime die Decembris, cuidam Episcopo Puerorum di-
centi Yesperis de Sancto Nicholas coram Rege in Capeila sua
apud Heton . . ." (Brand. Populär Antiquities I [1840], 232^ )
12. 8YN0DUS DKECESANA WORMATIENSIS a. 1316:
^. . . quod olim a Praßdecessoribus nostris causa devotionis ordi-
natum fuerat, et statutum, videlicet: ut Sacerdotes singulis
annis in Festivitati B. Joannis Evang. uuum ex se eligant,
qui more Episcopi Missam illa die gloriose celebret, et
festive, nunc in ludibrium vertitur, et in Ecciesia ludi fiunt
theatrales, et non solum in Ecciesia introducuntur monstra
larvarum, verum etiam Presbyteri, Diaconi, et Subdiaconi in-
saniae suse ludibria exercere prsesumunt, facientes prandia
sumptuosa et cum tympanis et cymbalis ducentes choreas
per domos et plateas civitatis . . . Prseterea districte inhibemus:
ne sacerdos, qui, ut in festo S. Joannis more solito Missam
celebret, assumetur, aliquam personam Ecclesiasticam vel mun-
danam, mimos, Yillegatores, vel tympanatores ad coenam
vel prandium invitet, vel illos, aut alios, qui musicis instru-
mentis canere consueverunt, in Ecciesia vel extra, in domo vel
platea, eundo vel corizando sequatur . . . Prandio autem facto,
praedictus sacerdos non equo, non asino, more insani, per
vicos equitet et plateas. *" (Ant. Schmidt in: Thes. jur. eccl.
III, 81.)
13. STATUTA ECCLESIAE COLLEGIATAK S. DIONYSII
LEODIENSIS [Lüttich] de anno 1330: „Item statutum est, quod
204 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
ultiraus receptuB in CaDonioam, qai in perceptione erit froctaam^
et non erit foraneus cujascanqae sit ordinis solyet Episcopatum
paerorum illius anni (i. e. expensas pro hao ceremonia neces-
sarias feret) et semper quousque alius de novo reoeptas faerit.
Canonicas . . . ipsum exemerit, qui tenetar solyere dictam Epis-
copatum . . . Adjectum . est etiam, qnod Canonicus, qni primaa
expensas in die Beati Nicolai fuerit, ille idem expensas in dei
Innocentinm salvet . . .^ (Ant. Schmidt in: Thes. jur. eccl.
III, 82.)
14. „In the WARDROBE ROLLS of King Edward the
Third, an. 12. [1388], we have this entry . . . : ,Epi8copo
puerorum Ecclesiae de Andeworp cantanti coram domino Rege
in Camera sna in festo Sanctorum Innocentinm.'*^ (Brand,
Pop. Ant. I, 285.)
15. CAEREMONIALE (Manuskr.) der Kirche von Viviers
V. J. 1385: Düc. IV, 481^
16. DEKRET des Kapitels von Auxerre v. J. 1400: Duc.
IV, 484^
17. BrauDSchweig 1400: „Vermnmmungen am Nütlaastage
und damit verbundene Umzüge werden schon im J. 1400 in
Braunschweig erwähnt. Die Schüler des Blasiusstiftes statteten
damals einen Popanz aus, der allerlei Possen und Thorheiten
ausführte; dann wählten sie einen Bischof und Abt, der
die priesterlichen Handlungen nachahmte. Der Unfug war so
gross, dass 1407 das Kapitel dagegen einschritt/ (Akdbee,
Brauuschweiger Volkskunde ^ S. 325.)
18. Dioecese Viviers i. J. 1406: Duo. 482f
19. CONCILIUM BASILEENSE [a. 1435] Sessio XXI § Xli
^Turpem etiam illum abusum in quibusdam frequentatum Eccle —
siis, quo certis anni celebrationibus nonnuUis cum mitra, ba —
culo, ac vestibus pontif icalibus more Episcoporum bene —
dicunt, alii ut reges ac duces induti [sunt], quod festanzs
fatuorum v.el innocentum, seu puerorum in quibusdam re^—
gionibus nuncupatur, alii larvales et theatrales jocos, a&i
choreas et tripudia marium ac mulierum facientes homin^^
ad spectacula et cachinnationes movent, alii commessation^^
et convivia ibidem prseparant.** (Mansi 29, 108).
20. Saint-Rieux [1437]: „On passe dans le oompte de ItL.
coI16giaIe de Saint-Rieux de Tan 1437, 8 sons parisis, donn^s aoxi
Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 205
▼icaires pour avoir tena le lieu du petit 6yeque le jour des Inuo-
centa, comme il etait de coutume/ (La Tradition 1901, p. 72.)
21. KAPITELALKTE von Amieos [1438]:»^) Jn preeenti
capitalo comparentes J. C, J. de N. . . . Ecclesiae Ambianensis
capellani pridem lecti iDstitati ordinati et assumpti in papatum
stultorum villa Amb. missi ut dicebant aliis suis successoribus
et pcedecessoribus Snperstibus in Papam hajus modi . . . remon-
strayerunt per Organum dicti C. quod J. de C. nunc deffunctus
dum viveret papatum prsedictum obtinens suo in testamento et
ultima Yoluntate qui decessit legavit papali feste ipsius viliae
LX sol . . . paris suplicantes iidem missi isdem dominis (cano-
nicis) quaternis ipsi consentirent quod dicti C. et sui praedeces-
Bores in papatu ordinati superstites die circumcisionis Do-
mini facerent prandinum in quo beneficiati ipsius viliae convoca-
rentur, in iidem in ibi [?] eligere instituere et ordinäre valereat
[!] papam ac papatum revoiarent. ** (La Tradition 1901, p. 10.)
22. Ad Opera PETRI BLESENSIS Appendix (Copia cujus-
dam Epistolae a venerabili Facultate theologiae studii Pari-
siensis, praelatis et capitulis ecclesiarum regni Franciae Trans-
missae etc.)
„, . . Porro a gentilibus venit haec spurcitia, atque de
reliqniis gentilitatis est haec festivitas, licet festum Fatuorum
a suis fautoribus intituletur . . . Hoc autem exsecrationis coa-
gulnm, quod vocatur Festum stultorum in ecclesiis, in locis sancti-
ficatis, et a personis Deo consecratis fit . . .
Quis, quaeso, Christianorum seusatus non diceret malos illos sa-
cerdotes etclericos, quos divini officii tempore videret larvatos,
monstruosos vultibus, aut in vestibus mulierum, aut leonum,
▼elhistrionum choreas ducere in choro, cantilenas inhones-
tas cantare, offas pingues supra cornu altaris juxta celebrantem
missam oomedere, ludum taxillorum ibidem exarare, Thuri-
ficare de Thumo fetido ex cario veterum sotularium, et per
totam ecclesiam currere, saltare, turpidudinem suam non eru-
beacere, ac deinde per villam et theatra in curribus et vehiculis
sordidis duoi ad infamia spectacula, pro risu astantium et con-
correntium turpes gesticulationes sui corporis faciendo, et
yerba impndicissima ac scurrilia proferendo? . . .
•9) Ich gebe dieses stellenweise fehlerhafte Zitat buchstäblich wieder,
ohne zn untersuchen, wem die Verstösse zuzuschreiben siud.
206 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Consuetado introducta ab antiqao, secundum quftm in qni-
busdam ecciesiis tarn oathedralibos quam coUegiatis, vel aliis,
annis singalis in festo Innoeentium, aat S. Stephani, vel Circom-
cisionis Domini, aut alio, ab ecclesiasticis viris fit quoddam festum,
qaod Festum stultorum vocant, in quo solent per eosdem fieri
mille derisiones et fatuitates, etiam contra reverentiam Dei, et
in yitnperium magnum cleri et totius Status ecclesiastici, est a
sanctis Patribus et generalibns conciliis reprobata, et magis est
dicenda corruptela quam consuetudo, nee praetextu cujuscunque
statuti observanda.
Non licet in aliqna ecclesia sub prsetextu prsefatee malse,
et damnatae consuetudinis eligere episcopum vel archiepiscopmn
fatuorum, yel etiam electum derisorii et cum ludibrio confirmare . . .
Non licet hujusmodi episcopis vel archiepiscopis fatuomm
uti quovis modo insigniis pontificum, videlicet, mitra et bacnio
pastorali aut ceteris hujusmodi . . .
Non licet insnper praefatis episcopis vel archiepiscopis fatu-
orum facere divinum officium in ecclesia cum supradictis insigniis,
nee dare benedictiones legentibus lectiones matutinaleSi nee etiam
benedicere populum ...
Si non licet . . . facere episcopos aut archiepiscopos fatu-
omm . . . ; a fortiori ratione non est licitum etiam prsetextu
cujuscunque antiquae consuetudinis . . . facere unum papam
Fatuorum . . .
Non licet . . . viris ecclesiasticis et maxime in sacris er-
dinibus constitutis . . . quod sub praetextu aut colore dicti feeti
Fatuorum faciant officium divinum, aut illi intersint habitibus et
vestimentis ecclesiasticis, sicut in quibusdam ecciesiis pridem fuit
observatum . . .
Non licet ducere choreas in ecclesia, quando fit divinum
servitium, aut comedere seu bibere circa altare, quando
missa celebrantur . . .
Non licet ecclesiasticis . . . dimittere . . . vestimenta sua
clericalia ... et uti vestimentis saecularium virorum, aut stul-
torum . . . ; et adhuc minus licet eis larvatas accipere facies
aut depictas, vel assumere vestimenta rauliebria; ac faoere
ludoitheatrales, vel ludibria aut spectaculum suorum cörporum,
et alios personagiorum ludos, et maxime in locis publicis, vel
coram magna popularium multitudine . . .• (Patbol. Lat. 207,
1169 sqq.)
Neujahrsfeier im alten Basel uod Verwandtes. 207
23. Brief KARLS VH. t. Frankreich vom J. 1445: Duc.
IV, 483! fg.
24. LUDWIG, Erzbischof v. Sene 1445: Duc. IV, 484^ fg.
25. JOH. STONE, De Obitibue et aliis meraorabilibua
[Eccles. Cantuar.] Mscr.: ,,Hoc anno 1464. In Feste Sancti
Nicolai non erat Episcopus pueroram in Scola Qrammaticali
in Civitate Cantuariae [Canterbury], ex defectu Magistromm.^
(Brand, Pop, Ant. I, 236\)
26. STATUT von Toul 1497: Duc. IV, 483':
27. ORDINARIUM von Ronen XV. Jahrb.: Dua IV, 483'
28. Prag im XV. Jahrb.: „Die Rectoren der Schnlen nnd
ihre Studenten veranstalteten jedes Jahr einen Aufzug, bei
welchem Einer als heil. Nikolaus in reichen, prächtigen Bischofs-
gewändem herumgeführt und von einem Gefolge begleitet wurde,
das von Schmuck und Juwelen strahlte. Man nannte diesen
Aufzug: ,den Bischof in die Häuser geleiten^ (episcopum conducere
in domns) und das Gefolge des Bischofs: ,die Ritterschaft des
heil. Nikolaus/ ^ (Reinsbero, Fest-Ealender S. 530.)
29. GUIL. MARLOT, Metropolis Remensis Historia 1679
T. n, 769: ,,Invaluerat per omnes fere cathedrales Ecclesias
die Ss. Innocentium laudabilis primum consuetudo; sed que in
tot münicos, et scurriles jocos deflezerat, ut hujus ecclesiastici
coetus primarios puduerit, donec penitas abrogata est. Vicarii
et Cappellani puerum hoc festo die episcopalibus orna-
mentis indutum, mitra, supparo, chirothecis et pedo pastorali,
in Ecciesiae chorum inducebant, benedictionem populo im-
pertientem: tum per vicos Urbis et plateas cum joco et ca-
chinnis indecentibus, et Clericatu indignis. Guillelmus Durandus
hujus meminit in Rationali, aitque festum inchoari solitum a
Vesperis Nativitatis Domini, quibus Diaconi antiphonam sancti
Martyris Stephani modulate canere, Matutinis prseesse, Lectiones
T«citantibu8 benedictionem largiri, et alia quaedam contra recep-
tam Ecciesiae morem facere. Diaconos excipiebant Presbyteri
d«i S. Johannis, et hi regendi Officii munus pueris remittebant
festo Innocentium, quod puerilis episcopus ornabat, ritu haud
"^Mimili ab eo, quem Ivo Carnot. tetigit epist. 68
Eligimus puerum, puerorum festa colentes
Non nostrum morem, sed Regis jussa sequentes.
208 Neujahrsfeier im alten Basel und Verwandtes.
Quibusdam locis SubdiacoDi Circumcisionis diem 8ibi
vendicabant, alibi octayamEpiphanae, quam StuUorum festum
Tulgo quidem, sed mimice Yocitabant. Cognatus refert eo pro-
^ressas hujus modi sannas et abusus, ut pro honestis et licitis
animi remisBionibus, juniores Beneficiarii stultorum episcopum
in theatro pro foribas Ecclesiae erecto, singulis annis instituerent,
cui mox per urbem tumnltuose, et petulanter deducto epulnm
parabatnr SBque ridiculum et ineptum, quod Senatus Parisiensis
decreto, Decani et Capituli rogatu, abrogatum est anno 1490.
Remis puerilia haec oblectamenta faciendi facultas petebator
singulis annis in Capitulo ab Innocentium archiepiscopo, magistro,
et pneris, dariqne coDSueverat cum sumtibus epuli, modo fierei
sine larvis et strepitu tubiciniSy et sine equitatione per villarn^
ex conclusioni anni 1479. Patet ex alia conclusione anni 1508,
discordiam emersisse inter scholae Remensis Ecclesiae, et templi
episcopos, pro hoooris gradu, et incedendi praerogativa. San-
citum tarnen reperio, Petri Remy majoris Archidiaconi hortata,
ne deinceps coriales pueri mitram, ac pedum gestarent, nee epis-
copalibus vestimentis induerentur, juxta Concordata, et Pragmati-
cam-Sanctionem alias in Concilio Basileensi renovatam, qua cau-
tum est Sess. 21 ut larvati et theatrales illi joci, qui in festo
Innocentium usurpari solebant, ab Ecclesia arcerentur.
Ueber das XV. Jahrh. hinaus wollen wir die Sitte nicht
verfolgen.
, Undatiert.
30. „TÜRONENSE S. MARTINI RITUALE manuscriptum:
,Po8t primam S. Johannis vadunt Clericuli super equos ad bellum
montem, et ibi in cathedra levant Episcopum, et incipit
cantor puerorum ad majorem portam Ecclesiae R. Sancta et
ante altare B. Mariae antiphonam alma cum Gloria^ post facit
Episcopus revestitus in cappa serica Benedictionem in Choro
super moniales. Post redeuntes cum Episcopo revestito levant
eum in cathedra ante portam Thesaurarii et dicunt R. Sancta,
et ducunt eum ante B. Martinum, ubi dicta oratione facit supei
populum Benedictionem, et debet succentor ire cum eis ad Ec-
clesiam Belli montis. Ad missam serviunt sicut in festo S.
Stephani excepto quod Juvenes non caotant Epistolam, sed sub
diaconus legit eam, in choro. Ad vesperas super psalmos anti
phonsB de laudibus, et quando magnificat canitur, veniunt den
Neujabrsfeier im alten Basel und Verwandtes. 209
culi in Choro cum Episoopo habentes candelas accensas de proprio,
et qnando deposuit oanitur, ac6ipit cantor puerorum bacalum,
et tanc in stalla ascendunt pueri, et alii descendunt, et dicta
oratione vadant ad altare crucifixi bantantes R. sub altare, post
antipbonam innocentes cum magnificat et Oratione, post dicit
ibi EpiscopuB benedictionem , scilicet Dominus omnipotens.
Deinde ducit eos cantor in domam suam, et ibi bibnnt et dant
Candelas janitori cantoris.' * (Dürr, De Episc. puerorum, in:
Schmidt, Thes. jur. eccl. III, 72.)
31. „Similiter Ecclesia Suessonensis [Soissons] sustulit anti-
qoum morem: in ejus enim antiquo RITÜALI libro tempore
NiYelonis ^^) scripto habitur: ,et sciendum est, quod haec
festivitas (S. Stepbani) de communi totius capituli assensn ab
Omnibus exolusa antiqua consuetudine Diaconorum et Ludorum
solenniter, sicut aliae triplices festivitates, debeat celebrari/ ^
(DQrr, De Episc. puerorum, in: A. Schmidt, Thes. jur. eccles.
III, 75.)
Dass ein ganz analoger Brauch bei den Nonnen bestand,
möge endlich noch folgender, freilich dem XYI. Jahrhundert an-
gehörender Beleg zeigen.
32. VISITATIONS der CarrowNunnery (in Norfolk, 0. S. B.)
[14. Juni 1526.]: „Item habent in feste Natalis Domini juniorem
monialem in abatissam assumptam vocandi [sie, für jocaudi?]
causa; cujus occasione ipsa consumere et dissipare cogitur, quae
yel elemosina Tel aliorum amicorum largitione acquisierit. *" Der
Bischof verbietet darauf diesen Gebranch. ^*) (Visitatioxs of
the Diocese of Norwich 1492—1532, ed. A. Jessopp, London 1888,
p. 209).
5®) Es giebt deren zwei im XIII. Jahrhundert.
^*) Gütige Mitteilung von Herrn Dr. E. Pueter in Basel.
14
210
Volkskundliches aus dem Taminathal.
Von F. W. Sprecher in Kriegstetten.
II.
Wirtschaftliche Gebräuche.
Hirtenleben.
Alljährlich wird im Frühjahre für flie Ziegen, Schafe und
jungen Rinder je ein Hirte neu gewählt, welcher seine Yiehhabe
täglich von der Morgen- bis zur Abendämmerung auf den All-
menden oder Oemeindeweideplätzen (gewöhnlich mit dem Sammel-
namen „Allmei'^ bezeichnet) zu hüten hat. Zur Sammlung der
Herde am Morgen dient dem Ziegenhirten oder „Oeisler*" die
sog. ^Guga," ein altes, grosses Ziegenbockhorn, das er in rhyth-
mischen Stössen erschallen lässt. Der Schafhirt oder ^Schötler^
und der Rinderhirt begnügen sich, die Bevölkerung durch lang-
gedehnte Pfiffe aufmerksam zu machen. Ausser einer festen
Belohnung haben der Rinderhirte und der Oeisler mit seinem
Buben das Recht, ^uf d'Spys^ zu gehen, d. h. morgens und
abends bei den Ware auftreibenden Bauern der Reihe nach
zum Essen zu gehen, während er den „Z'nüni*^- und Mittags-
tisch, bestehend in Schnaps, Käse und Brod mit sich auf die
Weide nimmt. Für jedes Stück „Geis" hat der Bauer eine
Mahlzeit; für jedes Stück Rind aber einen ganzen Tag, also
drei Mahlzeiten zu spenden. Dem Rinderhirten muss ausserdem
von den „Spysenden*^ als Gehülfe ein Bube oder „Fissner"
gestellt werden. Vom ersten Frühlingserwachen bis zum „Ein-
schneien** im Spätherbst hütet der „Geisler*^ in dieser Weise di&
ihm anvertraute Habe; doch zieht er im Hochsommer alle
Wochen zwei- bis dreimal ins Vättnerälpli „Ladils" hinauf, unn
die steileren Weideplätze, wohin die Kühe nicht mehr getrieben
werden, abgrasen zu lassen. Wegen der Milch der Ziegen ie^
er aber gezwungen, seine „Geis^ allabendlich heim zu treiben.
Der Rinderhirte ist ähnlich wie der „Schofler" in dieser
Beziehung freier und kann seine „Rindli** und „Chelber** während
der Nacht oft « ausliegen ** lassen. Im Sommer, d. h. Ende Juni,
treibt man ihm das Vieh auf die Alp „Calvina,* wo er dasselbe
VolkskuDdliches aus dem Taminathal. 211
gemeinsam mit zwei Buben bis Mitte September za hüten hat.
Dazu liegt ihm noch die Aufsicht über die Schafe und etwelche
Pferde ob, die man zur Kur dort hinauf schickt. Den Unter-
halt bezieht er nunmehr auf Kosten der Gemeinde. Auch nach
der Alpentladung („ Alpfahrt '^) im Herbst bis zum Rosenkranz-
sonntag (das ist der erste Sonntag im Oktober) hat er im Thale
drunten das Vieh wieder auf ähnliche Weise zu hüten, wie im
Frühling.
Immer bleibt den Sommer über einiges Jungvieh nebst
zahlreichen einheimischen oder von auswärts gemieteten Milch-
kühen, den ^Heimschkühen,^ im Dorf zurück. Für diese wird
bis zur Wiederkehr des Rinderhirten von der Alp ein besonderer
Hirte, der „Heimschküher,^ gewählt, der die gleichen Funktionen
wie jener hat, aber nicht „z'Spys" geht. — Sowohl der Rinder-
hirte wie der Heimschküher pflegen den Brauch, ihren schönsten
und stärksten Rindern und Kühen Kränze und ,,Plümppa''
[Schellen] anzulegen, wenn jener von der Alp und dieser am
Abend desgleichen und letzten Weidtages heimkehren. In den
häafigsten Fällen geschieht das aber nur, um ein entsprechendes
Trinkgeld von Seite der Eigentümer einzuheimsen.
Bis vor kurzem bestand auch der Brauch, alljährlich Mitte
oder Ende Mai die jungen ,,Gitzi" und ^Nöser" — das sind die
^« und 1 V^jährigen Zicklein, die noch nicht geworfen haben, —
^auszustellen.^ Zu diesem Zwecke werden dieselben ge-
zeichnet, indem man ihnen bestimmte Figuren, sog. „Zeichen^aus
den Ohren herausschneidet. Alsdann führt man sie ein Stück weit
ins Gebirge z. B. auf die ^Gitziplatta" oder in ^d'Grapperfirst"
hinauf und lässt sie dort bis zum Spätherbste frei laufen. Nahrung
ist in den Wäldern und Grasplätzen genügend vorhanden. Ihre
Wohnung suchen sich die Tiere unter den überhängenden
Felsen oder „Balmen." Viele Stücke bleiben zahm und kehren
oft wieder ins Thal zurück ; andere aber verwildern und können
im Herbste oft nur mit grösster Mühe und tagelanger Jagd
wieder eingefangen werden. Im Jahr 1898 hat eine Forstver-
ordnung diesem „Ausstellen'' ein Ende gemacht.
Maiensässleben.
Jeder Bauer, der ein Berggut oder nMaiensäss** besitzt,
zieht im Frühling, oft auch im Herbst mit seinem Yieh dort
hinauf. Oft tragen diese Bergwiesen den abgekürzten Namen
212 Yolkskundliches aus dem TamiDathal.
„Berg/ So habeo die Yalenser ihre „Yalenserberg'^, die Yasöner
ibre „Bachberg'/ die Pfaferser und Yadurner ihre „BIäserberg\'^
Die Yättnerbauern habeo als Maieosässe den „umg7airna Wald*",
Calfeisa, Luterazug und Yättnerberg. — Wir wollen hier nur
auf den letztern etwas näher eingehen.
Der Yättnerberg ist eine wunderschöne, etwas hügelige
Wiesenterrasse am Abhänge des Monte Luna und gehört einer
Korporation von Yättis. ' Letztere besitzt auch in der Umgebung
mehrere »Birg^ (Wildheuplanggen), deren Ertrag jährlich ver-
steigert wird, ferner besondere Yorrechte an der Alp Calvina.
— Alle Bergwiesen liegen unmittelbar nebeneinander, sind aber
ebenso zerstückelt wie die Güter im Thale unten. Ausser den
für Yieh und Heu nötigen Stallungen, bestehend in Stall und
Stadel, besitzt jeder Berger auch sein eigenes „Hüsli^ mit
„Stübbli^, Küche, Holzschopf und Keller. Manche dieser
Wohnungen stehen frei, andre sind an die Ställe angebaut.
Alle Gebäulichkeiten sind in fünf Gruppen oder Weilern ver-
einigt. Wasser ist in zwei kleinern, aber ausgezeichneten
Quellen vorhanden. — Da hinauf zieht der Bauer Mitte Mai
mit dem grössten Teil seiner Yieh-Habe. Morgens und abends
wird dieselbe auf die Weide getrieben und dort eine Stunde
lang von einem Buben gehütet. Da keine Bäume oder Sträucher
den Ueberblick über den „Berg^' verhindern, so gewährt dieses
Weidenlassen des Yiehes mit all' dem Geläute und Geklingel
und der herrlichen Aussicht über das Thal und die fernen Ge-
birge ein überaus ansprechendes, heimeliges Bild. Yiele Berger
nehmen auch von andern Bauern, die keine eigenen Maiensässe
besitzen, sog. Lehenkühe ins Futter an, deren Nutzen sie gegen
eine geringe Entschädiguag an Molken beziehen. — Jeder Berger
ist, sofern er keinen Knecht hieher schicken kann, sein eigener
Herr und Senn, der seine kleinen Maienkäse, sein „Schmalz^
[Butter] und Zieger selber fabriziert und hiebei von seinem
Buben unterstützt wird. Dafür bekommt dieser auch nach dem
„Anggen" (Zentrifugieren) die erste „Schnitta** Butter und Brod,
aus dem „Chessi" den ersten ^Pulder* (junger Käse), und am
Schlüsse einer ^Käsata^ a Muttla voll Schotta und Zieger^ zum
Essen.
Solche ^Chäsata'' finden je nach dem Milchvorrate mehr-
mals in der Woche statt. Käse, Butter und Zieger werden im
Keller aufbewahrt und am Sonntag Morgen in Gemeinschaft mit
den übrigen Bergern auf dem ^RäfF*^ ins Thal heimgetragen.
Volkskundliches aus dem Taminathal. 213
Als Haoptspeisen figariren hier oben überall neben Kaffee
und Miloh ein „Tatsch, Finz"" oder „Türgg."" Der Tatsch ist
eiDe der Omelette ähnliche, aber gewöhnlich ohne Eier zube-
reitete Mehlspeise, welche über dem Feuer in kleinere oder
grossere Stücke zerstossen und in Butter gebacken wird. Kommen
noch Eier hinzu, dann heisst das Produkt auch , Eiertatsch. ^
Der Türgg wird aus siedender Milch und darin gestreutem Mais-
mehl, unter Zusatz von Salz und Butter, bereitet. Der Finz
oder Fenz ist ein in Butter gebackenes Mehlmus. Alle diese
«festen^ Mehlspeisen gelangen mitsamt der Pfanne und dem
darunter gestellten «Pfannachnechf^ auf den Tisch. —
An den Nachmittagen wird von den nahen Abhängen
Streue oder Holz herbeigetragen, oder der Dünger mit der
„Binna'' ausgeführt. Die Binna ist ein niedriger, zweirädriger
Brücken wagen, der von zwei Stück Jungvieh an einer langen,
geraden Deichsel gezogen wird.
Des Abends nach vollendetem Tagwerke sitzen die Berger
da und dort, in einem Stübbli, auf einem „Bühel^ [Hügel] oder
^Gafer* [Felsrippe] zusammen, um zu „tabäklen^ [rauchen] und
zu ^ tatschen*^ [plaudern].
So lebt man hier drei bis vier Wochen lang bis anfangs
Jnni. Alsdann zieht alles gemeinschaftlich mit dem Vieh eine
Viertelstunde weiter hioauf zu den sog. „Hütten'^, wohin auch
die nötigsten Haus- und Milchgeräte gebracht werden. Hier
wohnt alles Vieh in kleinen niedrigen „Schära^ [Ställe]
beisammen. Dem „Schära** hat jeder Berger einen besonderen
Raum als Hütte angebaut, in welcher er sich des Tages aufhält
und seine Käserei fortsetzt. Des Nachts schläft er in dem
wenigen Heu auf dem „Scharastadel'' [Heuraum]. Auch die
wegen der Milchabfälle mitgenommenen Schweine haben ihre
eigenen, winzigen „Schwy-Schära."" Morgens und abends wird
hier das Vieh mit wenig Heu, das man im vorigen Sommer in
den etwas unterhalb liegenden „Hüttenstückli'^, einer besonderen
Abteilung des Yättnerberges, gesammelt hat, gefüttert. Während
des Tages wird sämtliches Vieh unter einem gemeinsamen
Hirten auf die Weide in die Alp Calvina getrieben. Zu diesen
Hirtendiensten ist jeder Berger verpflichtet; indessen richtet sich
die Zahl der Diensttage nach der Anzahl der von ihm aufge-
triebenen Stücke.
214 Volkskundliches aus dem Taminathal.
Bei längerem Schneewetter und folgendem Heumangel ist
man gezwungen, wieder auf den Berg hinunterzuziehen, wo man
noch Heu übrig gelassen hat, um bei günstiger Witterung wieder
zurückzukehren,
Ende Juni findet die eigentliche A.lpfahrt statt. Das
Jungvieh mit den im Thale zurückgebliebenen Stücken wird in
die ^Galtalp'' [A.lp für Jungvieh] Calvina, Tersol oder ins Cal-
feisenthal getrieben; die Kühe und Schweine kommen in die
A.lp Ladils. Die Berger tragen ihren Hausrat wieder auf den
^Berg'^ hinunter. Nachdem alles in Ordnung, brennen sie am
letzten Abend oft noch auf der „Chrachawand^ ein Freudenfeuer
ab und ziehen dann des andern Tages allesamt wieder ins
Thal hinunter, wo bereits das Heuen begonnen hat. Ist mau
dort damit fertig, dann wird auch auf dem „Berg^ das Heu ein-
gethan. Nach dieser Arbeit wird drunten wieder geemdet. Ist
man damit zu Ende, dann wird oben «birget^ [Wildheu ge-
sammelt] und „g'streunet^ [Streue gesammelt], bis das Vieh von
den Alpen kommt. Bis anfangs Oktober wird dasselbe im Thale unten
gehalten. Alsdann ziehen die Berger damit wieder hieher auf den
„Berg^, um den grösseren Teil des gesammelten Heues zu verfüttern,
welcher vielen Bergern bis Weihnachten oder Neujahr ausreicht.
Der Winter ist auch hier die Kehrseite des Frühlings^
und es braucht schon einen ganzen Mann, um hier in NebeL
und Schneestürmen, oft mit Lebensgefahr, seines Amtes zim.
walten und beim „Ahistella*^ oder Hinunterfahren durch die ge —
wältigen Schneemassen und Lawinenzüge sein Vieh wiedeir
glücklich ins Thal zu bringen.
Alpfahrt und Aelplerleben.
Mitte bis Ende Juni wird in alle Alpen des Thaies de^
Vieh aufgetrieben. Die letzte Alpfahrt ist immer diejenige i^^^::
die Oemeindealp Ladils. Für diese Alp werden alljährlich a^^^j
der Zahl der Viehbesitzer zwei „ Alpmeister ** gewählt. Di^c
haben die Wahl der Hirten, oder Alpknechte, und Alles, w^^
die Bestossuog, Behirtung, Milchwirtschaft genannter Alp !:><
trifft, für das laufende Jahr zu leiten. Schon einige Tage ^^^
der Alpfahrt begeben sie sich mit den Alpknechten auf die A^^l
um alles in Stand zu setzen. Am festgesetzten Tage erschuf ii
jeder Bauer selbst mit seinen Kühen auf der Alp, um die»«J
ihre Plätze im „Schära*^ anzuweisen, den sie den ganzen Somnrme^
VolksknDdliches aus dem TamiDathal. 215
über beim Melken behalten. Jedes Jahr werden diese Plätze
bei der sog. Yieheinzählung der Alp bestimmt. Ausser den
Kühen bringt auch jeder Auftreibende seinen Melkeimer [rundliches
Holzgefass zum Melken] mit, den er in der Alp zurücklassen muss,
weil seine Kühe wegen Erleichterung der Milchmessnng jeweilen
nur in dieses Geschirr gemolken werden. Der Reihenfolge gemäss
müssen auch je zwei Bauern alljährlich zwei schwere, gefütterte
Decken für das Nachtlager der Alpknechte besorgen. Die Unter-
lage desselben, bestehend in Alpheu, haben die Knechte selber
herbeizuschaffen.
Ist alles Yieh an seinem Platze, dann wird es von seinen
Eigentümern noch einmal gemolken und die Milch gemessen.
Alle Milch des ganzen Sommers wird für jeden Bauer in
wöchentliche Listen eingetragen und daraus der zugehörige
Molkenertrag am Schlüsse berechnet. — Ein Teil der eben er-
haltenen Milch wird sofort gekocht und von allen Anwesenden
gemeinschaftlich aus grossen ^Muttlen"^ gegessen. Hernach beten
noch allesamt entblössten Hauptes zum Wohlergehen ihres
Yiehes und der ganzen Alp ein Vaterunser, Ave Maria und den
englischen Gruss und kehren allmählich wieder thalwärts nach
Hanse zurück.
Die Oberleitung über das gesamte Yiehwesen und die
Hütten Wirtschaft übernimmt nun der Senn unter Mithilfe und
Beirat der zwei Eüher und des Zusennen. Die Tagesord-
nung ist in Kurzem folgende: Morgens um 2 Uhr erheben sich
die Küher vom Lager, durchstreifen die abgelegensten Teile
des ,,Säss^ oder „Staffel^, um alles Yieh zu sammeln und in
den ^Schära^ zu treiben. Dort wird es angebunden und alsbald
Ton sämtlichen Alpknechten gemolken. Da die Zahl der Kühe
infolge Rückganges der Alpstösse nur mehr 60 bis 70 beträgt,
fallen auf jeden Melker noch 15 bis 20 Stück zum Melken.
Nach Erledigung einer „Schära"-Abteilung wird in der Regel
die Milch von den Kühern gemessen, vom Buben oder Zusenn
notiert und vom Senn im Milchkeller versorgt. Ist die ganze
Melkerei zu Ende, dann wird das Frühstück, bestehend in einem
feisten Tatsch oder Finz nebst Milch oder Kaffee, Käse u. s. w.
eingenommen. Um 6 bis 7 Uhr „fahren die Küher aus", d. h.
sie treiben die Kühe unter lautem Hallo in die entferntem Alp-
gründe und Grasplätze, wo sie dieselben den ganzen Tag hüten
und zu bestimmten Zeiten „mieten,^ d. h. ihnen aus ihren Miet-
216 Volkskundliches aus dem Taminathal.
taschen Salz austeilen. Die Weideplätze werden in Halbtag-
und Tagweiden unterschieden. Die ersteren werden wegen ihrer
geringen Ausdehnung nur für je einen halben Tag bezogen;
letztere aber für den ganzen Tag. Abends zwischen 4 und 5 Uhr
wird die Herde wieder heim in den „Schära" getrieben, gemolken
und alsdann für die ganze Nacht wieder „ausgelassen^, wobei
sie sich auf dem Sasse frei herumtummeln kann. Jede ältere
Kuh sucht dabei immer ihr bestimmtes Lieblingsplätzchen auf.
Nach Besorgung der Milch setzen sich die Alpknechte zum
Nachtessen und verweilen noch nachher bei einem Schnäpschen
in gemütlicher Plauderei. Gegen 9 oder 10 Uhr machen sich
die Küher nochmals auf, durchstreifen die Alp und treiben die
„gingsta"" [weitestgehenden] Kühe für die Nacht auf die sichersten
Plätze des Säss zurück. Nach ihrer Rückkehr wird gebetet und
zwar allabendlich in derselben Weise: fünf Vaterunser und Ave
Maria, der englische Gruss und der Anfang des Evangeliums
Johannis. Alsdann begibt sich ein Eüher oder der Senn vor
die Hütte oder auf das. Gufer oberhalb derselben, um mit lauter
erhobener Stimme den Alpruf zu thun, womit er die ganze Alp
während der Nacht dem Schutze Gottes und seiner lieben
Heiligen empfiehlt und dabei nach der Aussage mancher Hirten
oft von bösen Geistern und Menschen angefochten wird. ^)
So geht es alle Tage, wobei jedoch stets die Weideplätze
gewechselt und die tieferliegenden für die Schneewetter des
Herbstes aufgespart werden. An den Sonntagen steigt der
Zusenn mit der Milchliste der vergangenen Woche ins Thal
hinab, um Proviant, Kleidungsstücke und diesen oder jenen
Auftrag der Bauern zu holen. Das Mittagessen bekommt er
der Reihe nach von den Bauern, welche Schweine in der Alp
sommern und deren Besorgung ihm speziell obliegt. Auch ist
Brauch, ihm privatim hie und da einen „Schlegel Schnaps" allen-
falls mit einem „Birabrod** für die Alpknechte unter die Arme
zu stecken mit dem ungesagten Wunsche,, auf gewisse „Chüali^
besonders Acht zu geben. Da auch Sonntags auf der Alp ge-
käset wird, muss an Stelle des Zusenn ein Küher dabei assistieren.
Um dies zu ermöglichen, werden die Kühe an diesem Tage in
die ausgedehnte und gefahrlose „Suntigweid" oberhalb der Hütte
getrieben, wo sie keiner besondern Aufsicht bedürfen.
M Diesen Alpruf s. Jahrb. des Schweizer Alpknclub IV, 316; H. Hebsoo,
Schweizer Volksfeste S. 250.
Volkskundliches aus dem Taininathal. 217
Falls weder Hirten noch Vieh ein Unglück trifft und vor
allem kein Stück „erfallt'', d. h. abstürzt, dann wird alljährlich
am Abend des 15. August, also am Feste Maria Himmelfahrt
(gewöhnlich «Augsth eiligtag" genannt) auf dem weithin sichtbaren
Sennenstein ein grosses Freudenfeuer angezündet. Dazu werden
brennende LegfShren als Fackeln geschwungen; einer bläst das
langgezogene Alphorn, ein anderer eendet seine Jauchzer ins Thal
hinab. Drunten im Dorfe steht alles auf den Gassen und Strassen
und schaut hinauf zum flammenden Punkt; die frohe Jugend be-
antwortet das Freudenzeichen mit Jauchzern und Liedern. In
neuester Zeit werden ausser dem Dorfe ..auf der Rüfi'' nebstdem
noch bengalische Feuer abgebrannt, und Mäanerchor und Blech-
musik geben zum Schluss der kleinen Feier ihre Ständchen.
Mitte September, wenn der erste Schnee gefallen oder
die Weiden abgeäzIT sind, fährt man mit dem Yieh wieder
zu Thal. Am Vortage erscheinen wieder die Alpmeister, welche
mit dem Sennen die Butter und Käse wägen und das gesamte
Molken auf die produzierte Milch verrechnen. Das Quantum
der letztern variiert jährlich zwischen 13 — 18,000 Liter, wovon
für ein Pfund Magerkäse ca. 7 Liter, für 1 Pfund Butter aber
15 — 17 Liter Milch verbraucht werden. Am andern Tage kommen
die Bauern mit Schlitten und einem Bündel Säcken und Tüchern
ausgerüstet. Der Senn tischt ihnen die Milch der letzten „Melchi"'
in grossen „Muttlen^ auf, aus denen jeder mit dem mitgebrachten
Löffel schöpft. Sind alle versammelt, dann wird mit der Ver-
teilung des Molkens („Molcha'') begonnen. Zuerst kommt dieButter,
dann der Zieger, und schliesslich der Käse an die Reihe, wobei
immer eine besondere Reihenfolge eingehalten wird. Beim Zieger
geht es „nach den Häusern^ im Dorf drunten, beim Käse ent-
scheidet das Los die Aufeinanderfolge. Uebrig bleibende Stücke
werden versteigert, oder unter die Alpknechte verteilt. Jeder
wickelt sein „Molchen^ in Tücher und Säcke und schliesslich in
^Heugfüateri^ [Emballage] ein, befestigt es so gut als mög-
lich auf seinem Schlitten, und fährt damit — oft beträgt die
Ladung mehrere Zentner — durch den steilen Felsweg ins Thal
hinunter. Hiezu sind tüchtige Muskeln und grosse Gewandtheit
erforderlich! Schon mehrmals sind Schlitten mitsamt dem Molken
über den Weg hinaus in die Abgründe gestürzt.
Am Morgen des gleichen Tages haben auch die Küher mit
dem Vieh die Alpen auf dem weiteren Wege über Vasön ver-
218 Volksknndliches aus dem TamiDathal.
lassen und ziehen nun nach der Heimkehr der Bauern feierlich
ins Dorf ein. Alle Leute, Gross und Klein, stehen auf den GFassen,
wenn der jauchzende, flott aufgeputzte Eüher mit der „Heer-Chua^
[Herrkuh] erscheint. Diese trägt um Hörner und Hals herum
festliches Blumengewinde. Auf dem Nacken ist der ebenfalls
bekränzte Melkstuhl befestigt und am Halse hängt die schwere,
dumpf tönende ,,Plümpa'' [Schelle], welche die stattliche Kuh zu
ihrem majestätischen Schritte auch passei^d zu schütteln weiss.
Ohne die Leute zu beachten, marschiert die Gefeierte stolz an
ihnen vorüber ihrem alten Heime zu, wo sie ihren Eigentümer
muhend begrüsst. — Auch die „Herrmesserin^, welche die meiste
Milch lieferte, ist mit Melkstuhl, Kranz und ^Plümpa^ bedacht
und marschiert unmittelbar hinter der Herrkuh daher.
Das „Tratten".
In früheren Zeiten war nach den Thalfahrten allgemein das
^Tratta** üblich. Es besteht darin, dass sämtliches Grossvieh des
Thaies unter einem gemeinsamen Hirten aufgetrieben wird, welchem
nicht bloss säititliche Allmenden, sondern auch die Privatgüter,
seien es nun Aecker oder Wiesen, zur Verfügung stehen, um
alles zurückgebliebene oder nachgewachsene Gras abweiden zu
lassen. Die Bauern haben nur die Aufgabe, alle Morgen ihr
Vieh an eine bestimmte Stelle hinzutreiben, wo es der Hirt in
Empfang nimmt. Die Bodenbesitzer, die kein Vieh auftreiben,
können, kommen dadurch natürlich in Nachteil, und infolge der —
artiger Klagen ist denn auch das Tratten immer seltener geworden «
Ist die Alprechnung durch die Alpmeister fertig gestellt, danK=]
findet der ^Alpluh" [Alplohn], eine Art Festessen, statt. Hiezi
werden von den Alpmeistern alle Alpknechte und Hirten, neb
dem Verwaltungsrate und den übrigen Bauern eingeladen.
Die Ziegerfabrikation.
Erwähnung verdient noch die Verarbeitung des Ziegers niL.
der Thalfahrt, die von jeher ähnlich wie im Glarnerlande bmz
geführt wurde. Fast jede Haushaltung verschafft sich im Herb '-
ein grösseres Quantum billigen und doch nahrhaften Zieger. KI
Pfund Alpzieger kostet unverarbeitet 20 — 25 Rappen. Die weise
unförmlichen Klumpen desselben werden nun „g'mörschlet*, A.
VoIkskoDdliches aus dem Tamlnathal.
219
durch den „Mörschel^ zerkleinert. Der Mörschel ist eine vier-
beinige Bank (Fig. 1 u. 2), welche in der Mitte eine aufrecht stehende,
ziemlich weite (ca. 400 cm^) vierkantige Röhre trägt (Fig. 2, a)
Das untere Ende dieser Röhre ist mit einem soliden Blech- oder
Eisensieb versehen (Fig. 1, s). An dem einen Ende der dicken
Bank (Fig. 1, d, 2, d) ist ein langer, massiver Hebelarm (Fig. 2, c.
befestigt, der ungefähr in der Mitte einen znr Ziegerröhre passen-
den, beweglichen Stöpsel („Stössel") (Fig. 2, b) trägt. Der
Fig.
Fig. 2
Zieger wird in kleinere Stücke zerschnitten in die Röhre ge-
stopft und vermittelst des Stöpsels am Hebelarm durch das Sieb
biodurchgepresst. Allzutrockener Zieger wird mit Milch auf-
geweicht. Der in feine Stränge zerteilte Zieger wird von Zeit
ZQ Zeit mit gepulvertem Ziegerkraut, blauer Steinklee (Melilotus
csBrulea) und Salz bestreut; hernach in ein grösseres Holzgefass
flGelta*' oder „Standa^ gebracht und dort eingeknetet. Nach
ca. 14 Tagen, innert welcher Zeit die ganze Masse vom gelösten
Salze und dem Ziegerkraut durchsetzt wird, formt man dieselbe
nach Art des Brotteiges zu den bekannten Olarner Schabzieger-
Btöckli, hier „ Ziegerballen '^ genannt, welche alsdann an der Luft
getrocknet und weiter zur Speise verwendet werden.
220 Volkskundliches aus dem Taminathal.
Das Losholz.
Die Wälder des Taminathales gestatten den Gemeindebürgern
einen unentgeltlichen Holzbezug, der früher fast gänzlich frei-
gegeben war, nunmehr aber durch das Gemeinde- und Eantous-
forstamt etwas eingeschränkt und geregelt ist. Dessenungeachtet
sind noch sehr viele Eigentümlichkeiten desselben geblieben. —
Anfaogs Oktober, wenn ausser dem Streunen und Bettlauben
alle landwirtschaftlichen Arbeiten beendet sind, ,)geht das Los-
holz auf^. Auf diesen Tag hin ist alles in den Wäldern vor-
handene dürre Holz vom Gemeindeforster in so viele Lose ein-
geteilt worden, als das Dorf einheimische Haushaltungen besitzt.
Alle Lose sind ferner immer nach bestimmten Waldstrecken num-
merieit. Diese zwischen gewissen ^Többler'^ oder Tobein sich
befindenden Waldstrecken sind mit geringer Veränderung von
jeher die gleichen geblieben. Es giebt deren etwa zwölf, also
auch zwölf Nummern. Diese lauten in der Regel folgendermaasen:
1) Steg (St. Peter bis Stegtobel), 2) Gonscherauswald-Chri-
stusköpfe (Stegtobel bis Breitegetatobel), 3) Tschegg (Breitegeta-
tobel bis Yidameida\ 4) Eöpf-Gonscherola (Yidameida bis Gonsche-
rolatobel), 5) Pardätschböden (Gonscherolatobel bis Balmentobel),
6) Sagarütiwald (Balmatobel bis Chüanigazug), 7) Rofanetschli-
Züg (Ramozenatobel bis Tröge), 8) Bannwald-Luterazug (Tröge bis
Fluh), 9) Gamswald (Rüfena bid Kreuzbachtobel), 10) Birchegg-
Suttersboden (Kreuzbachtobel bis Alprüfe), 11) Gaspus-Eühwald
(Alprüfe bis Radeirüfetobel), 12) Spinatkopf (Radeitobel bis
St. Peter).
Auf jede Nummer treffen je nach dem vorhandenen Dürr-
holz mehrere gleichlauteude Lose. Alle gleichlautenden Lose,
und nur diese, haben das Recht, während der ersten zwei Tage
nach Eröff'nung des Losholzes in ihrer Nummer zu „holzen'^, und
jeden andern, den sie mit der Axt oder Säge in ihrem Gebiete
erblicken, einzuklagen. An einem passenden Sonntage im Oktober
wird non im Gemeindelokal von jedem Hausvater oder seinem Stell-
vertreter das Los gezogen, über welches jeder nach Belieben ver-
fügen kann. Oft wird dasselbe gegen ein anscheinend besseres
vertauscht, zuweilen auch verkauft. Alle Inhaber gleicher Lose
können nach eigenem Gutfinden entweder gemeinsam „zusammen-
holzen"", um den Ertrag nachher zu verteilen, oder es kann jeder
auf eigene Faust sein Glück versuchen. Wer die besten Stücke
weiss und am meisten auf seine persönliche Leistungsfähigkeit
Volkskundliches aus dem Taminathal. 221
Tertraat, wird sich darnach einrichten. Alle Nummern beeilen
flieh innert den zwei ersten Tagen natürlich, ihr Gebiet möglichst
allseitig zu durchforschen, oder auch zu ^durchforsten^, und das
Holz in Sicherheit zu bringen. Denn vom dritten Tage an wird
gewöhnlich das Holzen für jedermann in allen Nummern frei-
gegeben, und bleibt bei der grossen Nachfrage für den Winter
kein auch noch so entlegener Winkel des Gebirges übrig, der
nicht von diesem oder jenem kundigen Holzer aufgesucht würde.
Bis in die verborgensten Schluchten und über die Waldgrenze
hinauf (,,ob Wald^) dringt nicht bloss der Blick, sondern auch
die Axt; und wehe dem schmächtigen, tuberkulösen Bäumchen,
der umgestürzten Föhre, die verräterische, gelbe Nadeln zeigt!
Ein rasches Ende ist ihnen gesichert.
Die Aeste fallen, der Stamm wird zersägt oder „zerschroten'^
(„schroten* = mit der Axt voneinander trennen) und ins „Ries"
[Fahrbahn] getragen. In hohem Bogen fliegen die Hölzer
and Blöcke, ,Hohen^ [Stammstücke] und Gipfel, Latten und Stöcke
polternd und krachend und oft in hundert Stücke zerschellend,
über die Felsen der Tiefe zu. Auf allen Seiten des Thaies dröhnt
und donnert es in diesen Tagen durch die Holzrieser herab, eine
Xawine von Steinen und Schutt aufwirbelnd.
Das beste Holz wird meist als Blöcker-, Bau-, Stickel- oder
Slafterholz zum Verkaufe bearbeitet. Zur Deckung des eigenen
Bedarfes hat man im Winter immer noch Gelegenheit. In frü-
leren Zeiten fanden manche Leute im Holzen ihren kleinen Ver-
dienst. Oft vorkommende Holzfrevel aber haben nunmehr einer
Segelung dieser Beschäftigung gerufen.
Im Frühling, sobald die Wälder wieder treiben und grünen,
wird das Holz fQr die Axt geschlossen, und nur das Sammeln
von sog. Leseholz an bestimmten Tagen gestattet. Vordem
wurde mit dem Kien („Chea^) nach auswärts ein ziemlich lebhafter
Handel betrieben. Der sehr reiche Harzgehalt macht den Kien
zum ausgezeichneten Brennmittel. Infolgedessen werden die vom
Walde gebrachten gröberen Stücke zu feinen ^Cheaspü^ [Eien-
flpäne] zerspalten, und von der Hausfrau beim Anfeuern im Herde
verwendet. Ein einziges Zündhölzchen genügt, um den „Chea-
spu" und damit das Holz im Herde in Flammen zu setzen. Hie-
durch wird das Aufgiessen von Petroleum unnötig gemacht.
Oft dient auch der Kien in Ermangelung eines andern Lichtes
lor Beleuchtung und erspart deshalb manche Kosten. Aus diesen
222 Volkskundliches aus dem Taminathal.
Gründen sucht sich jeder einsichtige Hausvater einen möglichst
grossen Yorrat von gutem Kien anzulegen, der f&r das ganze
Jahr ausreicht. Wegen der infolge des Terpentingehaltes starken
Rauchbildung kann aber der Kien nur in der Küche oder in offenen
Räumlichkeiten verwendet werden.
Durch das ungebundene, individuelle Leben, durch die körper-
liche und geistige Anspannung und die oft zahlreichen Gefahren
ist das Holzen im Gebirge eine Beschäftigung geworden, welche
mehr als andere auf die Veranlagung und den Charakter der
Gebirgsbewohner bestimmend einwirkt. Von frühester Jugend,
sobald der Kleine eine „Respa^ [Reisig] oder einen Prügel
zu tragen vermag, bis zum späten Alter, wo die Beine steifer
werden, übt sich jeder in dieser ihm liebgewordenen Thätigkeit,
die den Geist und Körper gesund und frisch erhält.
Ein winterliches Familienfest.
Jede Haushaltung hält sich während des Jahres ein bis zwei,
allenfalls auch mehrere Schweine, die man zu Anfang des Winters
als kleine „Fährli^ [Ferkel] von zugereisten Händlern kauft und
mit Milch, Erdäpfeln, Mehl, „Plagga'', [Ampfer] Kabis und an-
dern Gemüsen nebst Küchenabföllen füttert. Während des Sommers
bringt man die meisten in die Kuhalpen Ladils oder Malanseralp, wo
sie die Molkereiabfalle „Schru^ [Sirte, Käswasser] und ,Schotta^
in langen Trögen, die man zu diesem Zwecke an den Hütten
angebracht hat, verzehren, und im Uebrigen sich während de»
Tages auf dem Säss frei herumturomeln können. Während Aerr
Nacht werden sie in einen eigenen ^Schära" eingepfercht. Nachm.
Beendigung einer Käserei ist es oft possierlich, zuzuschauen, wi^3
diese schwerfälligen, manchmal halbwilden Dickhäuter auf de^KZ
Ruf des Zusenn aus allen Winkeln und Löchern herbeieilen, ntrm
ihr Getränk aus dem Trog zu schlürfen.
Sobald im Herbst die Milch infolge des Galtwerdens d^^
Kühe nach und nach ausgeht, führt der Zusenn sämtliche SchweiiBm
wieder heim, welche dort gemästet und Ende November oA.^
anfangs Dezember geschlachtet werden. Diese Exekution wm:K:
von einem Bauernmetzger — denn einen Berufsmetzger giebt ^
hier noch nicht — unter Mithilfe der Familienglieder und Na»<5 1
barn vollzogen. Der Metzger bringt zu diesem Zwecke s^ixa
grosse ^Schwi-Standa"" nebst Leiter und an einem Ledergurt ein^'
Köcher mit scharfgeschliflfenen Messern mit. In der Küche wi-K"^
Volkskundliches aus dem Taminathal. 223
ein j^Kessi^ voll Wasser gekocht und das Opfer, das man oft nur
mit grosser Mühe vom Leben zum Tode gebracht hat, damit be-
gossen. Alsdann wird der tote Körper mit Hilfe der Leiter quer
über die Stauda gelegt, der Metzger giebt jedem Anwesenden
ein Messer in die Hand, und alle beginnen am Tierkörper die
Behaarung samt Epidermis wegzuschaben, wobei fortwährend
siedendes Wasser nachgegossen wird. Ist der Körper blank und
sauber geputzt und gewaschen, dann wird er von starken Hän-
den in die Küche oder Stube auf einen passenden Tisch gebracht
und dort vom Metzger verarbeitet und zerlegt. Das Meiste wird
vom Metzger für die Rauchkammer zugeschnitten, anderes zur
Bereitung der Brat- und Leberwürste beiseite gelegt. Alle diese
Arbeiten füllen den Vormittag aus. Am darauffolgenden Mittag-
essen nimmt natürlich auch der Metzger teil, und die Hausfrau
ist besonders stolz darauf, wenn sie neben einer jungen Speck-
seite auch noch einen von der vorjährigen Metzg herrührenden
^Tschunggen^ [Schinken], den sie irgendwo in einem verborgenen
Winkel aufgespart hat, servieren kann.
Zum Schlüsse gelangt noch ein mächtiger Stoss zierlich ge-
ringelter „Bluatchüachli** auf den Tisch, welche aus einem dünnen
Brei von Blut und Mehl bereitet worden sind. Dann wird weiter
gearbeitet. Die jungem Familienglieder hacken auf einem aus-
gehöhlten Buchenholzklotz mit breiten Beilen das ^ Wurstfleisch",
während die übrigen das Rauchfleisch in einer grossen ^Oelta'^
oder «Standa*^ einsalzen. Die einzelnen Stücke werden dabei
einfach ins GeßLss gelegt und lagenweise mit einem Gemisch von
Salz, Pfeffer und Knoblauch bestreut. Das Wurstfleisch wird
ebenfalls gewürzt, und mit Hilfe eines ^Wursters"*, der bei solchen
Gelegenheiten von einem Haus zum andern wandert, in die Darm-
häute hineingetrieben. Sind alle Stücke zubereitet, dann werden
sie einzeln mit Hacken oder Bindfaden reihenweise an lange
Stecken gebunden und oft in mehreren Lagen über dem Küchen-
herde im weiten- offenen Kamin aufgehängt. Nach ungefähr 14
Tagen wird auch das eingesalzene Fleisch aus der ^Sulz" ge-
nommen, die sich unterdessen als rötliche und scharfe Flüssig-
keit angesammelt hat, und in gleicher Weise geräuchert. Mit
Vorliebe verwendet man beim Räuchern tagüber Wachholderholz,
weil dieses dem Fleische einen bessern Geschmack geben soll.
Sobald die Stücke getrocknet und durch Rauch und Russ ganz
schwarz geworden sind, bringt man dieselben in einen trockenen.
224 Volkskundliches aus dem Taminathal.
luftigen Raum, die sog. Fleischkammer, und bewahrt sie dort
zum weiteren Bedarfe auf. — Das Honorar, das der Metzger
für die oben geleistete Arbeit neben der freien, und man darf
wohl sagen, reichen und gastfreundlichen Bewirtung noch bezieht,
besteht altem Brauch gemäss in einem Rüokenwirbelstück („Hou-
Rugg^) genannt, samt anhaftendem Fleisch und Speck. Auf die
angegebene Weise wird erreicht, dass bis anhin die meisten Haus-
haltungen wenigstens an den Sonntagen des Jahres zwar nicht
ein gebratenes Huhn, wohl aber sehr schmackhaftes, selbst be-
reitetes Schweinefleisch auf den Tisch bekommen, ohne von einer
Wursterei bedient zu werden.
Bucheranzeigen. — Comptes rendus.
Adolf Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch. Nach oberrheini-
schen Quellen des XII. und XIU. Jahrhunderts. Basel
(Helbing & Lichtenhahn). 1903. XVI 4- 787 S. 4^ Preis:
50 Fr.
Wir dürfen nicht versäumen, auch unsere Leser auf dieses in Plan
und Anlage einzig dastehenden Werkes hinzuweisen. Freilich, der Verfasser
hat sich zeitlich und örtlich Beschränkungen auferlegen mOssen, um das
Ganze so durchftlhron zu können, wie er es geplant hatte; dafür aber be-
sitzen wir nun in dem Buche nicht nur eine Materialsammlung von bisher
ne rreichter Vollständigkeit sondern auch eine durch übersichtliche Gruppie-
rung und allseitige Beleuchtung des Steifes mustergültige Arbeit. Socin hat
sich also nicht mit einer blossen Zusammenstellung der Namen begnügt,
sondern dieselbe nach Form sowol wie nach Benennungsprinzipien sorgfiiltig
gruppiert. So stellt er z. B., um von den 34 Kapiteln wenigstens einige
herauszuhobei), zusammen : die deutschen und die fremden Taufnamen (männ-
lich und weiblich), die altgormanischen Kurznamen, die Bedeutung der alt-
germanischen Namen, den Adel mit und ohne „de**, die Bürger mit „de",
die Uebernamen, di<» Satznamen (wie „Hebenstrit", , Käsundbrot"), die Namen
nach Amt, Stand und Beruf, die Judennamen u. A. m., wobei er noch Jedes
einzelne Kapitel besonders erläutert. Wahre Kabinettstücke von Gewissen-
haftigkeit sind auch die 3 Register, von denen das erste die Bildung der
Namen, das zweite (und wichtigste) die Namen selbst, das dritte die ent-
sprechenden heutigen Familiennamen enthält.
Wir hoffen, dass das Buch zu ähnlichen Forschungen in andern Ge-
genden anrege und sprechen zugleich den Wiuisch aus, der Verfasser möchte
seine grossen Kenntnisse und reichen Erfahrungen auf diesem Grebiete weiter
bethätigen und auch die beiden folgenden Jahrhunderte in ähnlicher Weise
bearbeiten.
Einstweilen aber sind wir fiir das, was er uns in dem vorliegenden
Werke geboten hat, zu gn^ssein Danke verpflichtet.
E. Hoffinann-Krayer.
BQcheraDzeigen. — Comptes rendus.
225
P. Odilo Ringholz, Geschichte des fürstlichen Benediktinerstiftes
U. L. P. von Einsiedeln. Benziger & Co. A.-G. '
Schon sechs Lieferungen dieser kostbaren, vielseitigen und inhaltsreichen
Publikation liegen vor; sie zeichnen sich durch ausserordentliche Sorgfalt
in Sammlung un<l Darstellung aller fUr die Kenntnis des alten Stiftes VAn-
siedeln wichtigen Ereignisse und Zustände aus. Neben der politischen,
Kirchen- und Kulturgeschichte kommt dabei auch die Volkskunde nicht zu
kurz. Wir finden da höchst wertvolle Aufschlüsse über die Wallfahrt, Pilger-
weg und -Befördenmg , wir lesen, wie schon im XIV. Jahrhundert ein
Appenzeller einen bessern Weg von Speicher zur Gnadenstätte herbei-
wünscht, wir erfahren Einzelheiten über das Gnadenbild und seine schwarze
Farbe, die Feste, die Patrone des Stifts, der Altäre, der Gotteshäuser in
den einsiedlischen Besitzungen, über die berühmten Reliquien. Henri Gaidoz'
Angaben über den alten Brauch, unter dem HeiJtum durchzugehn, erfährt
wertvolle Ergänzungen durch das, was Ringholz bezüglich des Messgewands
des h. Ulrich und des Chamer Bischofs ohne Namen beibringt.
Der Erforscher des Volkstums wird femer mit Nutzen die zahlreichen
Notizen über Geschlechter. Familiennamen, die Stellung der Eigenleute, die
Zinsen, Leistungen, Hofrechte, das Asylrecht, die jFischereiordnungen durch-
gehen; wertvolle Aufechlüsse über Bruderhäuser, Waldschwesteru, den Frauen-
bninnen zu Einsiedeln, das im XIII. Jahrhundert gefundene Wurzelkreuz in
der Au n. s. w. sind mitsamt vertrefflichen, meist unveröffentlichten Ab-
bildungen eingestreut.
Die alte OoadenkapeHe von Kiiisinleln mit de» Votivpcnhen.
Wir werden nach Abschluss (l(»s er^*ren Handcs mit* (iit'!?<*s «re<lit*{;»Mn»
Pmchtwerk zurückkommen ; es verdient den grossen Er1'oI;r. «leii rs ül).»nill
icehahi hat. K A. S.
Jahresbericht 1902.
In vier Sitzungen hat der OesellBchaftsvoratand folgende
Traktanden bebandelt:
a) Mitgliederzabl.
Status auf 31. Dezember 1902: 465.
b) Herausgabe der vier Quartalhefte des sechsten Jahrgangs
der Zeitschrift. Dem Bande wurde beigegeben die dritte
Farbentafel, deren Kosten aus einem bezüglichen Legat
bestritten wurden.
c) FortfQhrung und Erweiterung des Schriftenaustausches.
d) Verwaltung der Bibliothek. Hierüber berichtet Herr
Privatdozent Dr. Ed. Schwyzer, welcher die Nachfolge
von Herrn Dr. Waser übernommen hat :
Die Gesellschaftsbibliothek zählt etwa 330 gebundene
Bücher und (von den laufenden Zeitschriften abgesehen)
rund 250 ungebundene Drucksachen, der Zettelkatalog
825 Titel; Für 1 902 sind etwa ein Dutzend Benützungen
durch 6 Benutzer zu verzeichnen.
Die Schenkerliste weist folgende 14 Namen auf:
1. Herr A.. Daucourt, Curä, Mi^court, Erziehungsrat.
2. „ J. L. Brandstetter, Luzern.
3. ^ Alex. Francke-Schmid, Buchhändler, Bern.
4. „ Prof. Henri Gaidoz, Paris.
5. . Prof. Dr. Ed. Hoffmann-Krayer, Basel.
6. ^ Dr. 0. Hovorka Edler von Zderdas, Bosnien.
7. « Hans Knüsly, Zürich.
8. ^ Prof. Dr. J. Leite de Vasconcellos, Lissabon.
9. S. Exz. Herr Minister Prof. Dr. B. Machado, CoTmbra.
10. Herr Dr. E. A. Stückelberg, Zürich.
11. ^ Prof. Dr. E. Tatarinoff, Solothurn.
12. ^ Prof. Dr. Theodor Vetter, Zürich.
13. Germanisches Museum, Nürnberg.
14. Schwäbischer Albverein, Tübingen.
e) Abhaltung der siebenten Generalversammlung (in SoI(k
thurn).
f ) Drucklegung und Herausgabe von Band DI der „SchrV^^
ten der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde*" : Tob\^^ ^
Das Volkslied im Appenzellerlande, erschienen im I^;;^ ^
zember 1902 in einer Auflage von 600 Exemplar. y^ ^^
wovon 300 kartonniert.
Jahres-BechDung 1902. 227
g) Erforschnng der Yolksmedizin. Der von den Herren
Dr. Oswald und Dr. Zahler durhhberatene Entwarf eines
Fragebogens wurde gesetzt und in 50 Exemplaren kom-
petenten Persönlichkeiten vorgelegt. Ein definitiver Druck
ist noch nicht erfolgt, da eine endgiltige Redaktion
aussteht.
Zürich, Januar 1903.
Der Aktuar:
E. A. Stückelberg.
Jahres-Rechnung 1902.
Einnahmen :
Saldo Yom 31. Dezember 1901 .... Fr. 2019.60
Mitgliederbeiträge und Zeitschriftenabonnements . , 3526. —
Fr. 5545.60
Ausgaben:
Druck des Archivs für Volkskunde und sonstige Drucksachen Fr. 2330.65
Zinkographien und Photographien . . „ 128.05
Boreau, Mietzins, Abwart, Buchbinder . . . ^ 227.90
Mitarbeiter „ 100.—
Porti ^ 133.50
Fr. 2920.10
Saldo per 31. Dezember 1902 . . . . . „ 2625.50
Fr. 5545.60
Zürich, im April 1903.
Schweiz, Oeseüschaft für Volkskunde^
Der Quästor :
Emil Richard.
Bericht der Bechnungsrevisoren.
Hochgeehrte Herren!
Die unterzeichneten Rechnungsrevisoren für das Jahr 1902 haben
die Jahresrechnung 1902 sorgfältig geprüft, sie mit den Büchern und
Belegen verglichen und in allen Teilen richtig gefunden.
Wir empfehlen Ihnen daher die Annahme der Rechnung 1902
und bitten Sie, dem Kassier, Herrn Oberstl. E. Richard, den herzlichen
Dank unserer Gesellschaft aussprechen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Prof. Dr. E. Bovet.
E. Tatarinoff.
Bericht über die achte Generalversammlung.
Abgehalten in Winterthor, 7. Juai 1903.
Der Präsident eröffnet die Sitzung des GeBellschafts-
aaBBchuBBes im Stadthaus und berichtet in Kürze über die Aus-
sichten betr. Verbesserung unserer Finanzen angesichts der sich
mehrenden, an die Gesellschaft herangetretenen Aufgaben. Das
Jahr 1904 wird indes erst den Entscheid bringen. Der Präsident
und der Redaktor des deutschen Teils unseres Archivs sprechen
für eine Yerbilligung unserer Zeitschrift; Quästor und Aktuar sind
dagegen. Es wird Zuwarten bis zur nächsten Versammlung be-
schlossen. Der Präsident berichtet sodann über seine Verhandlungen
mit Herrn Prof. Stell betreffend Erforschung der Volksmedizin ;
Prof. Singer wünscht die Unternehmung in kantonalen Grenzen
zu halten und warnt vor zu breiter Basis. Er hält die Sache
für noch nicht reif. Prof. Hoffmann wird im Verein mit dem
Initianten die Unternehmung weiter vorbereiten.
An der Generalversammlung erstatten Präsident, Aktaar
und Quästor ihre Berichte; sie werden genehmigt. Es folgen vor
sehr zahlreichem Publikum die Vorträge von Prof. Dr. Brandstetter
über : „Die altschweizerische Dramatik als Quelle für volkskund-
liche Forschungen** und Tobler über: „Der Volkstanz im Appen-
zellerlande, mit Musikbegleitung der Streichmusik Wolfhalden^.
Beide Darbietungen wurden lebhaft verdankt.
Im Kasino folgte sodann ein belebtes Bankett, das die Be-
hörden Winterthurs durch ihre Anwesenheit wie durch geistvolle
Willkommgrüsse auszeichneten; als Tafelmusik traten die fünf
Appenzeller, die schon Toblers Vortrag begleitet hatten, auf.
Gegen Abend fand ein Spaziergang in die waldige Umgebung
Winterthurs statt und bis zum Abgang der letzten Züge genoss
eine stattliche Zahl unserer Mitglieder die Gastfreundschaft des
Herrn Stadtpräsidenten, der zu den ersten Begründern unserer
Gesellschaft gehört.
Weiteres über die Versammlung brachten die Tagesblätter
von Winterthur, Zürich, Frauenfeld, Basel u. s. w.
Der Aktuar: Stückelberg.
229
Mitglieder
der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde.
Membres
de la Societe suisse des Traditions populaires.
Vorstand. — Comiti.
Präsident: Dr. Th. Vetter, Prof. für englische
Philologie Zürich
Vice-Präsident: Dr. E. Hoffmann-Krayer, Prof. fUr
deutsche Philologie, Redaktor für
den deutschen Teil des Archivs
für Volkskunde Basel
Aktuar: Dr. E. A. Stücke Iberg, Privatdozent
für Altertumskunde Basel
Qnästor: Oberstl. E. Richard, Sekretär der
Zürcher Handelskammer Zürich
Beisitzer: Dr. Jules Jeanjaquet, Prof. für ro-
manische Philologie, Eledaktor für
den romanischen Teil des Archivs
für Volkskunde Basel
Ausschuss. — Conseil.
J. Bonnard y Prof. de philologie romane Lausanne
Dr. R. Brandstetter, Prof. an der Eantonsschuie Luzern
Dr. A. Burckhardt-Finsler, Prof., Regierungsrat Basel
L. C. Bosinger, Regens KreoieD b. Solotliini
Dr. L. Ganohat, Prof. für roman. Philologie Bern
A. Küchler, Pfarrhelfer Kerns
Dr. H. Mercier, Priv.-doc. a l'üniversit^ Geneve
Dr. G. Meyer v. Knonau, Professor für Geschichte Zürich
J. C. Muoth, Gymnasialprofessor Chur
E. Pometta, Vicepresidente del Tribunale Locarno
Dr. R. V. Redi n g -Biber egg, Oberst Schwyz
Joseph Reiohlen, Artiste peintre Fribourg
Dr. Ris, Arzt Thun
Dr. S. Singer, Prof. für deutsche Sprache u. Literatur Bern
Msgr. J. Stammler, Pfarrer Bern
Dr. Otto Was er, Privatdozent in Bern Zürich
230 MitgliederverzeichniB.
Ehrenmitglieder. — Membres honoraires.
1. Panl Sebilloty Seor^taire gin^ral de la Sooi^tä
des Traditions populaires Paris
2. Hochw. P. Heinrich v. Bickenbach, Bektor
des Collegio Greco Born
3. Dr. Elard Hugo Meyer, Prof. a. d. Universität Frakirg wl
4. Henri Gaidoz, Directear k l*äcole des Haates
l^tudes; Prof. k l'Ecole des Sciences Politiques Paris
Korrespondierende Mitglieder. — Membres correspondan
5. A. Daacourt, Gore lieeoirt(Jin
6. Henri Janod, Missionnaire Neachätel
7. J. Leite de Yasconcellos, Prof. Dr. Lissabon
Mitglieder. — Membres.
8. Alioth, Manh^d, Dr. (Rittergasse) ^ Basel
9: Alioth-Vischer, W., Oberst (Rittergasse) Basel
10. Amberger-Wethli, Fr. (Sihlhofgasse) Zürich
11. Amberger, H., Direktor des Schweiz. Bankvereins
(Böcklinstrasse) Zürich
12. Ammann, Albert (Dafourstrasse 4^) Zürich
13. Ammann, Gnstav (Seestrasse 61) Zürich
14. Andreae, Fritz Peehelbron (
15. V. Arx, 0., Prof. Dr. Wintertht
16. Anckenthaler, H. A., Dr. med. (Gartenstrasse 16) Zürich
17. Bachmann^ Alb., Prof. Dr. (Heliosstrasse) Zürich
18. Bachofen-Petersen, J. J. (Gellertstrasse 24) Basel
19. Balmer, H., Dr., Privatdozent Bern
20. Bär, F., Pfarrer Castiel b.
21. Baad-Bovy, Daniel, Aeschi (E
22. Baomann-v. Tischendorf, E. (Thalgasse) Zürich
23.*Baamgartner, A., Prof. (Hottingerstrasse) Zürich
24. Baar, Hans, Architekt (MUhlebachstrasse 173) Zürich
25. Bedot, M., Prof. ä l'CFniversite, Birecteur du Mosee
d'Histoire naturelle Gen eye
26. Beer, Rob., Bachhändler (Peterhofstatt) Zürich
27. Bendel-Rauschenbach, H., Prof. Schaffhaoi
28. Benziger, Nik., Nationalrat ^Einsiedeln
29. van Berchem, V. (60, route de Frontenex) Geneve
30. Berger-Schürch, Revisor Bern
31. Bernoulli-Burckhardt, A., Dr. (Leimenstrasse 78) Basel
32. Bemoulli-Riggenbacb, Frau E. Basel
33. Bemoulli, Job., Dr., Landesbibliothekar (Pavillonweg) Bern
34. Bischoff, J. J. A., Dr. med. (Freie Strasse 44) Basel
Die mit * bezeichneten Mitglieder sind Nicht-Abonnenten.
Mitgliederverzeichnis. 231
35. Bischoff- Wünderly, Ed. (Augostinergasse) Basel
36. Bisehoffy E., Dr. (Sevogelstrasse 53) Basel
37. Biondel, Angaste (14, rne Senebier) Gen&ve
38.*Blainer, Dr. A. La Yarenne-Saint-Hilaire (Seine) France
39.*Bodmer, Hermann, Dr. phil. (Gemeindestrasse 5) Zürich Y
40. Bonnard, Jean, Prof. k 1' Uni versitz Lausanne
41. BooB, H., Prof. Dr. (Kanonengasse 3) Basel
42. Borel, Mlle. C.-Ch. (6, me da Yieax-Coll^ge) Geneve
43. ßouvier, B., Prof. ärUniversit^ (10,Boarg de Fonr) Geneve
44. Boyet, Prof. Dr. (Pestalozzistrasse 29) Zürich
45. Bovet, Mme Emest (Pestaiozzistrasse 29) Zürich
46. Brandstetter, R., Prof. Dr. Lazern
47. Brenner, K., Pfarrer Simach
48. Bridel, Ph., Prof. de th^ologie (route de Morges) Laasanne
49. Brindlen, Jos., Hoohw., Präfekt Glis b./Brig
50.*Brocher-de la Flachere, H., Professenr ä l'üniversiti Geneve
51. Brnn, C, Prof. Dr. (Zollikerstrasse 106) Zürich
52. Branner, J., Prof. Dr. (Plattenstrasse 46) Zürich
53. de Bnd^, Eag., Pabliciste Petit-Saconnex, pres Greneve
54. Bngnion, Ch.-A., Banquier (Hermitage) Laasanne
55. Btthler-Weber, H. Winterthar
56. Bühler, M., Dr., Redaktor Bern
57. Baadi, P., Redaktor Bern
58. Borckhardt'Finsler, A., Prof. Dr., Regierangsrat
(Sohaffhaaserrheinweg) Basel
59. Bnrckhardt, Aag., Dr. (Albanvorstadt 94) Basel
60. Barckhardt-Werthemann,D., Prof. Dr. (Albangraben) Basel
61. Barckhardt, Otto, Architekt (Bäamleingasse 44) Basel
6£. Barkhardt, Alphons (Rittergasse 21) Basel
63. Barkhalter, Dr. med. Langenthai (B«n)
64. BUrli, J., Arzt Zell (Lazern)
65. Barmeister, Albert, Professeur Payeme
66. Bamat, E., Architecte Yevey
67. Basinger, L. C, Hochw., Regens Krenun b. Solothini
68. Boss, E., Dr., Pfarrer Glarus
69. Caro, G.^ Dr. (Freiestrasse 88) -Zürich
70. Cart, W., Professear Laasanne
71. Chabloz, Fritz Saint- Aubin-le-Lac (Neuchätel)
72. Chambaz, Octave (Gesellschaftsstrasse 21) Bern
73. Claraz, G., (Sprensenbühlstr. 20) Zürich
74. CUasen, F., Jage f^d^ral Lausanne
75. Coolidge, W. A. B. (am Sandigenstutz) Grindelwald
76. Cornn, Jules, Prof. Dr. Graz
77. Coarthion, Loais, Joamaliste Geneve
78. Coavrea, Eag. (Grande Place) Vevey
79. Dändliker, K., Prof. Dr. Küsnacht-Zürich
80. Delessert-de Molin, Eug. (Villa Verte-Rive) CuUy
81. Demole, Eagene (40, rue da Marche) Geneve
232
Mitgliederverzeichois.
82. Denk, Jos., Pfarrer (Qerrenstrasse 17) München
83. Dettling, A., Lehrer Seewen-Schwyz
84. Dettling, M., Kantonsrat, Gemeindeschreiher Schwyz
85. Diggelmann, Charles (Hirschengrahen) Zürich
86. Dilthey, Prof. Dr. Göttingen
87. Doge, Fran^ois La Tour-de-Peilz (Vaud)
88.* Dörr, C, cand. med. (Zürichhergstrasse 16) Zürich
89. Dühi, H., Dr., Gymnasiallehrer (Rahhenthalstr. 49) Bern
90. Duhied, Arthur, Prof. (avenue de la Gare) Neuchatel
91. Dncrest, Fr., Abh^, Professeur an College Fribourg
92. Durrer, Roh., Dr., Staatsarchivar Stans
93. Eberle, H., Sekundarlebrer (Hammerstrasse 14) Basel
94.*£gli, P., Sekundarlehrer (Zürichhergstrasse 15) Zürich
95. Egger, Fräul. Sophie (Bollwerk 17) Bern
96. Ehrenfeld, A., Dr., Bezirkslehrer Ölten
97. V. Ehrenberg, Frau L. Luzem
98. Ernst, Alfred, Konservator des Kunstvereins Winterthur
99. Escher-Ziegler, Konr., Dr. (Bleicherweg)
100. Escher, Herm., Dr., Stadtbibliothekar
101. Escher-Bürkli, Jak., Dr. (Löwenstras^e)
102. V. Escher, Frl. N.
103. Esohmann, Frau M.
104. Etlin, Dr. med.
Zürich
Zürich
Zürich
Albis-Langnau
Cardina sopra Chiasso (Italia)
Samen
105. Farner, A., Pfarrer Stammheim
106. Facklam, Ferd. P. H., Dr., Zahnarzt (Wallstrasse) Basel
107. Favey, G., Prof., Juge föderal Lausanne
108. Favre, C, Colonel (6, rue de Monnetier) Geneve
109. Favre, Ed. (8, rue des Granges) Geneve
110. Fehr, E., Buchhändler St. Gallen
111. Feigenwinter, Ernst, Dr. (ob. Heuberg) Basel
112. Feilberg, H. F., Dr., Pastor Askov pr. Vejen (Dänemark^
113. Fierz-Zollinger, Frau E. (Villa Freudenberg) Zürich
114. Finsler, G., Dr. phil. (Hardstrasse)
115. Fischer, K., Dr. med.
11 6.* Fleckenstein F., Kauftnann
117. Florin, At, Regierungsstatthalter
118. Forcart, M. K., Dr. med. (St. Jakobstrasse)
119. Forcart-Bachofen, R. (St. Jakobst rasse)
120. Francke-Schmidy A., Buchhändler
121. Frankenthal,LeoJ., Vice- and Debuty-Consul U.S. A. Bern
122. Fridelance, F., Maitre ä TEcole d' Application Porrentrny
123.*Friedli, Emanuel, pr. adr. Dr. H. Bruppacher
124. Furrer, Jos., Landrat
125. Gansser, A., Dr. (via Principe Umberto 4)
126. Ganz, R., Photograph (Bahnhofstrasse)
127. Gauchat, L. W., Prof. Dr.
128. Gay, Henri, Maison Scholder (Boul. de Grancy)
129. Geering, A., Buchhändler (Bäumleingasse)
Basel
Arosa
Zürich
Serneus (Graub • )
Basel
Basel
Bern
Zollikon
Silenen (Uri)
Mailand
Zürich
Bern
Lansanne
Basel
MitgliederverzeichDis. 933
130.*Gkeringy T., Dr., Sekretär der Handelskammer Basel
131. Geigy^ Alfr., Dr. (Leonhardsgraben) Basel
132. Geigy-Uagenbachy Fraa £. (Schweizerplatz) Basel
133. Geigy-Hagenbacb, E., Eanfmann Elein-Riehen b. Basel
134. Geigy-Merian, Bad. (Aesobenvorstadt 13) Basel
135. Geigy-Schlambergery Bad., Dr. (Babnbo&tr. 3) Basel
136. Geilinger, R., Oberst, Nationalrat Wintertbar
137. Geiser, E., Dr., Adjankt d. Scbweiz. Landesbibl. Bern
138. Gemoseas-Passavant, '.Rad. Brombacb (Baden)
139. Genoad, L., Dir. d. Masses indastriel et p6dagogiqae Friboorg
140. Georg, A., Dr.jar., Secr. de la Cbambre de Commerce Geneve
141. Georg, H., Bacbbändler Basel
142. Gerster, L., Pfarrer Eappelen
143. Gertscb, Fritz, Oberstlt. Bern
144. de Giaoomi, Dr. (Bärenplatz 4) Bern
145.* y. Girsewald, Baron C. (Rämistrasse 33) ZUricb
146. V. Girsewald, Baronin M. (Rämistrasse 33) Zürich
147. Gobat, H., Inspectear des IGcoles Delemont
148. Graf, J. H., Prof. Dr. (Wylerstrasse 10) Bern
149. V. Grebel, H. G., Dr. (Pelikanstr. 18) Zürich
150. Grollet, Jean, Joarnaliste Bäle
151. Graner, H., Ingenieur (Nanenstr. 9) Basel
152. Häberlin, A., Postverwalter Kreuzlingen
153. Haiher, C, a. Regierangsrat Frauenfeld
154. Hagenbacb, Ed., Dr. (Missionsstrasse) Basel
155. Haller, B. (Herrengasse) Bern
156. Häne, J., Dr., Staatsarchivar (Elansstrasse 50) Zürich
157." de la Harpe, Edmond Vevey
158. Hebbel, 0., Oberst Bern
159. Y. Hegner- V. Jayaita, Eaufmann (Bürglistrasse 6) Zürich
160. Heinemann, F., Dr., Bibliothekar Luzem
161. Herzog, H., Dr., Eantonsbibliothekar Aarau
162. Heosler, Andr.. Prof. Dr. (Grellingerstrasse) Basel
163. Heosler, Andr., Prof. Dr. (Schöneberger Ufer 41) Beriin W
164. Heyne, M., Prof. Dr. Göttingen
165. His, Rod., Prof. Dr. (Kaiserstrasse 33) Heidelberg
166. Hoefler, M., Dr., Hofrat Bad Tölz
167. Hofer, Hans, Eanstanstalt (MUnzplatz 3) Zürich
168. Hofer, J. J., Notar Oberdiesbach
169. Hoffmann, A. A., Eanfmann (Hirzbodenweg 89) Basel
170. Hoffmann-Barckhardt, Fraa A. (Rittergasse '2\) Basel
171. Hoffmann-Paravicini, Alb , Dr. med. (Dufourstr.) Basel
172. Hoffmann-Fleiner, E. (Eapellenstrasse) Basel
173. Hoffmann, Hans (Hammerstrasse) Basel
174. Hoffmann, E., Dr. med. (Albanvorstadt 1U2) Basel
175. Hoffmaun-Erayer, E., Prof. Dr. (Hirzbodenweg) Basel
176.*Hoffmann-Erayer, Fraa H. Basel
234
MitgliederverzeichDis.
177. Holenstein, Th., Dr. St Gallen
178. Hölzer, A., Seminarlehrer Hofwyl (Bern)
179. Holzmann, M., Dr. med. (Seestrasse) Zürioh
180. Honegger-Weissenbach,Rob.,Oberstl.(Bahnhofstr.) Zürich
181. Höpii, Ulr., Dr., Commendatore, BnchhäBdler Milano
182. HotZ; R., Dr. (Schanzenstr.) Basel
183. Hnber, J., Dr., Buchhändler Fraaenfeld
184. Hng, Arnold (Sonnenqnai 28) Zürich
185. Hnggenberger, Alfr. BettBgea.IilikM
186. Hnnkeler, Hans ^ Lnzem
187. Hürlimann, Dr. Unter-Aegeri
188. Hnnziker, Rnd., Dr., Gymnasiallehrer Winterthar
189. Htirbin, J., Dr., Rektor Luzern
190. Jaques-Dalcroze E., (20, Cite) Geneve
191. Jeanjaquet, Jules, Prof. Dr. Basel
192. JecWin, C, Prof. Dr. Chur
193. y. Jenner, £ug., Fürsprech Bern
194. Jenny, G., Dr. (Blnmenaustrasse) St. Gallec
195. Imesch, Dion., Hochw., Prof. Brig
196. Imfeid, Xav., Ingenieur (Asylstr.) Zürich
197. V. Ins, A., Dr. Bern
198. Isler, A., Stadtrat Winterthar
199. Ithen, Frl. A. Ober-Aegeri
200. Jullien, AI., Libraire (32, Bourg-de-Four) Geneve
201. Junod, Henri, Missionnaire Nenohätel
202. Kägi, A., Prof. Dr. (Stockerstrasse) Zürich
203. Kälin, Kanzleidirektor Schwyz
204. Kasser, G.^ Dir. d. bist. Museums Bern
205. Kaufmännischer Verein Zürich
206. Keiser, A., Hochw., Rektor Zug
207. Kennedy, Mrs. Marion (16 Oriental Place) Brighton
208. Kessler, Gottfr. Wil (St. Gälte
209. Kirsch, J. P., Prof. Dr. Freiburg (8dir^
210. Kisling, R., Kaufmann (Grossmünsterplatz 9) Zürich
211. Kissling, R., Bildhauer (Klausstrasse) Zürich
212. Knüsly, Eugen (Thalgasse 20) Zürich
213. Knüsly, Hans (Thalgasse 2'J; Zürich
214. Köchlin, E. A., Dr., Notar (Rennweg) Basel
215. König, E., Dr. (Könizstrasse 47) Bern
216. Koller, E., Professor an der teohn. Hochschule Stuttgart
217. Koller, J., Dr. med. Herisau
218. Kracht, C. (Villa Baur) Zürich
219. Krayer, Ad. (Wartenbergstrasse) Basel
220. Krayer-Förster, Frau H. (Sevogelstrasse) Basel
221. Krayer-La Roche, Georg (Sonnen weg) Basel
222. Küchler, A., Hochw. Kerns
223. Kümin, Jos., Hochw., Kaplan Merlischaohen
MltgUederverzeichnis.
235
224. Kttndig, Bnd., Dr., Notar (Sevogelstrasse) Basel
225. Enntsohen, Job., Nationalrat Sitten
226.*Laggery Franz, Hochw., Ffr. Zenneggen, Bez. Yisp (Wallis)
227. La Boche, Hans (Albanvorstadt 83) Basel
228.*Lanterbarg, £d., Dr. (Gare 5) Neachatel
229. de LavallaZy L. (Aeademy) Leith (Scotland)
230. Lavater- Wegmann, H. (Anbrigstr. 10) Zürich
231. Leconltre, J., Prof. 2il*Acad6mie (avenne de la Gare) Neachatel
232. v.Lengefeld,Frl.S.,Dr.(PensionKoch,Lottenstr.7*) Weimar
233. Liohtenhahn, C, Dr. (Sevogelstr.) Basel
234. ▼• Liebenan, Th., Dr., Staatsarchivar Luzem
235. Lnchsinger, B. (Klansstrasse 2) Zürich
236. Lorenz, P., Dr, Chur
237 Marohand, M., Directeur de l'Ecole normale Porreotmy
238. Marti, K., Prof. Dr. (Marienstrasse) Bern
239. Martin, B., Prof. Dr. (n. Beckenhofstr. 16) Zürich
240. y. Martini, Fritz St. Gallen
241. Mathej, Mlle H. Wavre (Neichitel)
242. Meier, Gab., P., 0. S. B., Stiftsbibliothekar Einsiedeln
243. Meier, John, Prof. Dr. (Pilgerstrasse) Basel
244. Meier, S., Lehrer Jonen (Aargan)
245.*Mei88er, S., Dr., Staatsar chivar Chur
246. Mercier, H., Priv.-doc. ä l'Univ. (49, route de
Frontenex) Geneve
247. Merz, C, Dr. med. Baar (Zug)
248. Meyer, Adolf, Prof. Dr. New- York
249. Meyer, C, Prof. Dr. (Gartenstr.) Basel
250. Meyer v. Enonan, G., Prof. Dr. (Seefeldstr.) Zürich
251. Michel, A., Pfarrer Mintettea (Thrgio)
252. Micheli, Horaoe, Dr. es lettres, Redacteur Geneve
253. Miville-Bnrckhardt, R. (St. Jakobstrasse) Basel
254. de Molin, A., Privat-docent k TUniversite Lausanne
255. de Montenaoh, G., Baron Fribourg
256. Moosberger, H., Dr., Advokat Chur
257. Morax, Benä Morges (Vaud)
258. Morel, A., Bankdirektor (Freiestr. 96) Basel
259. Morf, H., Prof. Dr. (Elettenbergstrasse 8) Frankfurt a./M.
260. de Morsier, Mlle Mathilde Plongeoa, pres CeatTe
261. Müller, Hans, cand. phil. (Brnnaustrasse 65 ^ Zürich
262. Müller, H., Pfarrer Lanfenburg
263. Mttiier-Mttiier, Roh. S. (Münstertreppe 9) Zürich
264. Muoth, J. C, Prof. Chur
265. ▼. Mnralt, W., Dr. med. (Rämistrasse) Zürich
266. Moret, E., Prof. ä Tüniv. (19, me Toepffer) Geneve
267. Mnrel^ M., Dr. med., Privat-doc. (5, me du Midi) Lausanne
268. vanMnyden, H., Peintre (12, avenuedeFlorissant) Geneve
269. Mylios-Paasavant, Alb., Dr. (Rennweg) Basel
236 Mitgliederverzeiohnis.
270. Nabholz, Ad., Dr., Rektor Glarus
271. Nägeli, 0., Dr. med. Ermatingen
272. Nater, J., Lehrer Aadörf
273. Naville, A., Prof. k l'Uni versitz Genfeve
274. Naville, Ed., Prof. k rUniv. (2, rue des Granges) Genfeve
275. Naville, Lonis (15, conrs des Bastions) G«neve
276. Nay, J., Dr. Thasis
277. Nicati, Paul, Architecte Vevey
278. Oechsli, W., Prof. Dr. (Gloriastr. 76) Zürich
279. Ochsner, M., Verhörrichter Schwyz
280. Oltramare, Paul, Prof. ä T Uni versitz (avenae des
Nant Bosquets) Geneve
281. Oswald.Ad., Dr.med., Privatdoc. (Gotthardstr. 55) Zürich
282. Paravicini, Carl R., Dr. (St. Jakobstr. 20) Basel
283. Pellandini, Y., Ajatante capostazione Taverne
284. Peschier, Engene, Prof. Eonstanz
285. Pestalozzi- Janghans F. 0. (Grütlistrasse 20) Zürich
286. Pineau, L^on, Professeur (18, rue Godefroy) Lyon (Fran<
287. V. Planta, J. Tänikon (Tili
288. V. Planta, P. FiretenM (6ni
289. V. Planta, P. C. Zuoi (Grau
290. V. Planta, R., Dr. (Mythenstrasse 15) Zürich
291. V. Planta, R. U., Oberst (Pelikanstrasse) Zürich
292. Pletscher, H., Reallehrer Schieitheim
293. Pometta, E., Grossrat u. Redaktor d. Popoloe Liberta Locarno
294. de Pury, J., Colonel Neuchätel
295. Ragaz, J., Prof. Dr. Chur
296. Rahn, J. R., Prof. Dr. (Thalacker) Zürich
297. Reber, B. (3, Cour St-Pierre) Geneve
298. V. Reding-Biberegg, R., Dr., Oberst Schwyz
299. Reichlen, J., Artiste peintre Fribourg
300. Reinhard, Hans, Oberrichter Ölten
301. Reinhard, Fräul. M., Lehrerin Bern
302. Reinle, K. E., Dr., Lektor Basel
303. Richard, E., Oberstl. (Börse) Zürich
304. Ris. Dr. med. Thun
305. Rivett-Carnac, J. H., Baronet Schloss Wildegg (Aarj
306. Rivoire, E., Notaire (15, qnai de l'Ile) Geneve
307. Robert, W. Jongny,p.Ve
308. Rod, Ed. (19, rue Erlanger) Paris
309. Rossat, A., Prof. (Schweizergasse 10) Basel
310. Rössel, Virgile, Prof. Dr. Bern
311. Roth, A., Dr., Schweiz. Gesandter (Regentenstr. 1 7) Berlin
312. Roth, Hans, Dr., Ereisdirektion II Basel
313. Rothenhäusler, 0., stud. pharm. (Spalenthorweg 25) Basel
314. Röthlisberger, W., Artiste peintre Thielle (New
315. Ruepp, P. A., Dr. med. MereiisehwtB4 b.
MitgliederverzeichDis.
237
Ettlt^izneyer, L., Dr. med. (Socinstrasse) Basel
Etyliiner, Gast., Dr. (Schanzenstr. 22) Basel
Et^rliiiiery W., Pfarrer Winterthur
ir- Salis, R. (Villa Gruber) Genua
S&r&siD, Alfr., Bankier (Langegasse 80) Basel
ä&ircteiny Ernst (St. Albanvorstadt 14; Basel
3a.ir&8in-Iselin, W. (St. Jakobstr. 14) Basel
de Saossure, F., Prof. k l'üni versitz Geneve
de Saossnre, Tb., Colonel Gen&ve
ScliabelitZy Friedr. (Olgastrasse 2) ZUricb
Soliär, A.y Dr. (Silbermannstrasse) Strassbnrg
Scliirmer, A., Dr. med. (Leonhardstr. 16) Basel
Sclilumberger-Vischer, Ch. (St. Jakobstr.) Basel
Solimid, il. R., Postdienstchef Basel
Sclmorf, Kasp., Prof. Dr. (Plattenstr. 52) Zürich
Scliccb, B., Prof. Dr. (Zürichbergstrasse) Zürich
. ScHnüriger, J. M., Hochw., Pfarrer Steinen (Sdiwyi)
. Schnler, H., Dr. (Jenatschstrasse 6) Zürich
. Schulthess, 0., Prof. Dr. Frauenfeld
. Schiippli^ H., pr. Adr. Handschin & Wirz Moskau
. Sohniryzer, Ed., Dr. (Hegibachstrasse 71) Zürich
• ^* Schwerzenbach, C. Bregen«
». Secretan, Eng. (le M^leze) Lausanne
>. Seeburger, E., Sohn Zürich
). Seiler, E., in Firma Seiler & Co. Basel
L. Senn-BemouUi, Frau Pfarrer Sissach
-• Senn-Holdinghausen, W., Verlag Zürich
3. Simon, J. (Albananlage) Basel
4. Singer, S., Prof. Dr. Bern
5. Sonderegger, Herm., Dr. med. Heiden
k6. Sonderegger, Paul Heiden
17. Smeding, L. H., Libraire Anvers
4B. Speiser, P., Prof. Dr. Basel
49. Spiess, Ed., Dir. d. Allg. Gewerbeschule Basel
'50. SpUler, Reinhold, Dr. Frauenfeld
^51. Spinner- Waser, H. (Friedhofg.1 Zürich
552. Spörri, J., Kaufmann (Bahnhofstr.) Zürich
^^3. V. Sprecher, Th., Oberst Maienfeld
354. Stadler, E. A. (Schönberggasse) Zürich
355. Stähelin, Jos. (Ilgenstr. 8) Zürich
356. Stammler, J., Monsignore, päpstl. Kämmerer Bern
357. Stehler, F. G., Dr., Vorstand der eidg. Samen-
kontrollstation (Bahnhofstrasse) • Zürich
35B. Stehlin, K., Dr. (Albanvorstadt 69) Basel
359. Steiger, A., Antiquar (z. Löwenburg) St. Gallen
36<). Stem, A., Prof. Dr. ( Englisch viertelstrasse) Zürich
' " r, H., Prof. Dr. Burgdorf (Bern)
361.
238
MitgliederverzeichDiB.
362
363
364
365
366
367
368
369
370
371
372
373
374
376<
376.
377.
378.
379.
380.
381.
382.
383.
384.
385.
386.
387.
388.
389.
390.
391.
392.
393.
394.
395.
396.
397.
398.
399.
400.
401.
402.
403.
404.
405.
406.
407.
408.
. StoU, 0., Prof. Dr. (Klosbach) Zürich
. Strasser, 6., Pfieirrer Grindelwalc
, Stränli, E., Pfarrer Ober-Hittna
> Strehler, Alfred (Selnaustr. 14) Zürich
, y. Strele, B«, k. n. k. Bibliotheksvorstand Salzburg
Streuli-Httniy E. (Bleicherweg) Zürich
StroBhlin, P.-Ch. (54, roate de Chene) Greneve
Stückelberg, Alfr., Dr. (Petersgraben 1) Basel
Stückelbergy £. A., Dr., Privatdozent Basel
> Stückelberg, Yico (Petersgraben 1) Basel
Stürm, Jos.y filaofiaatann (Florastrasse) Zürich
'Styger, M., filantonsschreiber Schwyz
Sütterlin, G., Hochw., Dekan Ariesheim
*Sntery P., Dr., Sekundarlehrer (Kasernenstr. 15) Zürich
Tappolet, £., Prof. Dr. (Eidmattstrasse 53) Zürich
Tatarinoff, £., Prof. Dr. Solothum
V. Tavel, Albert, Fürsprech (Laubeckstrasse 20) Bern
Tavemey, A., Privat-docent Lausanne
Thommen, B., Prof. Dr. (Angensteinerstrasse) Basel
Thurneysen-Hoffmann, Frau A. (Albanvorstadt) Basel
Tobler, A., Dr. jur. (Wettingerhaus) Zürich
Tobler, Alfr., V. D. M. Wolfhalden (App<
Tobler-Blumer, A., Prof. Dr. (Winkelwiese) Zürich
Tobler, C, Nationabrat Thal
Tobler, G., Prof. Dr. Bern
de Torrentä-Waser, Ingenieur (Spitalacherstrasse) Bern
Urech, F., Dr. (Graben) Aarau
Usener, H., Prof. Dr. Geheimrat Bonn
Usteri-Pestalozzi, E., Oberst (Thalgasse 5) Zürich
Vetter, F., Prof. Dr. (Aargauerstalden) Bern
Vetter, Th., Prof. Dr. (Plattenstrasse) Zürich
Vodoz, J., Prof. Dr. Zürich
Voilmöller, K., Prof. Dr. (Wienerstrasse 25) Dresden-A.
Von der Mühll, G. (Albanvorstadt) Basel
Von der Mühll, W., Dr., Notar (Albangraben) Basel
Wackernagel, B., Dr., Staatsarchivar Basel
Walter, E., Stadtrat Winterthur
Waser, J. H. (Limmatquai 70) Zürich
Waser, M., Hochw., Pfarrer Schwyz
Waser, 0., Dr. (Limmatquai 70; Zürich
V. Wattenwyl, H. A., Ingenieur (Spitalg. 40) Bern
Wavre, W., Prof. Neuchfitel
Weber, H., Dr., Kantonsbibliothekar Zürich
Weckesser, J., Relieur-artiste (93, rue Ducale) Bruxelles
Wegeli, R., Dr. (Landesmuseum) Zürich
Weidmann, F., Fürsprech Einsiedeln
Weitzel, A., Secr^taire de la Direction de
rinstruction publique Fribourg
MitgliederverzeichoiB.
239
409. Welti, Fr. E., Dr. (Jankemgasse)
410. Welti, H., Dr. (Lützowstrasse 20)
411. Werzinger, Arthur (Bahnhofstrasse 20)
412. Westermann, E., Ingenieur (Grallosstr.)
413. Wettstein, Emil, Dr. (Nordstrasse 36)
414. Wickart, A., Hypothekarschreiber
415. Wiget, Th., Dr., Dir. der Kantonsschule
-416. Wildberger, W., Oberlehrer
417. Wille, ü., Dr., Oberstdi visionär
4i8. Wind, AI., Pfarrer
iX9.*Wirz, E., Buchhändler
1:20. Wirz, M., Architecte
2 1. Wymann, Ed., Kaplan (Krenzstr. 46)
^ S. Wyss, 0., Prüf. Dr. (Seefeldstrasse)
!aS.*v. Wyss, W., Prof. Dr. (Fehrenstrasse)
^^. Zahler, H., Dr., Sekundarlehrer
^ .fi. Zahn, £., Schriftsteller
^ ^. Zai, P.
^ ^7. Zellweger, 0., Basler Nachrichten
t .^3. Zemp, Jos., Prof. Dr.
- ^^. Zetter-Scherrer, E.
^<ZJ. Zimmerli-Glaser, J., Dr. (Hotel Beau-Bivage)
Zindel- Kressig, A., Telephonbeamter
Bern
Berlin W.
Zürich
St. Gallen
Zürich
Zug
Trogen
Nennkirch Seliaffk.
Mariafeld-Meilen (Zürich)
Jonen (Aargau)
Aarau
La Tour de Peilz (Vaud)
Zürich
Zürich
Zürich
Münchenbuchsee
Göschenen
Turgi
Basel
Freiburg (Schweii)
Solothum
Luzern
Schaffhausen
Züricher, Frl. Gertr., Lehrerin (Landhausweg 9) Bern
Fbliotheken und Gesellschaften. — Bibliothiques et SociMis.
' ^^ . Allgemeine Lesegesellschaft
* '^k: . Bibliothek des Lesezirkels Hottingen
l ^^ . Bibliothek, Königl.
^ ^ . Bibliothek, Kgl. Württemberg.
^ "^ • Biblioth^ue de l'üniversiti
^^^. Bibliothek der Museumsgeselischaft
^^. Bodleian Library
^O- Harvard College Library
'^X. Hofbibliothek, Grossherzogiiche
^^4.^. Hofbibliothek, K. u. K.
4^43. Hof. und Staatsbibliothek, Kgl.
444. Eantonsbibliothek
445. Eantonsbibliothek des Kantons Thurgau
446. Kantonsbibliothek Obwalden
447. Kantonsbibliothek Solothum
448. Museumsgeseilschaft
449. Schweizerische Landesbibliothek
450. Schulvorstand der Stadt Zürich
451. Staatsarchiv d. Kantons Bern
Basel
Zürich
Berlin
Stuttgart
Lausanne
Zürich
Oxford
Cambridge, Mass., U. S. A.
Darmstadt
Wien
München
Zürich
Frauenfeld
Sarnen
Solothum
Ölten
Bern
Zürich
Bern
240
Mitgliederverzeichnis.
452.
Staatsarchiv des Kant. St. Gallen
St. Gallen
453.
Stadtbibliothek
Schaffhansen
454.
Stadtbibliothek
Winterthur
455.
Stadtbibiiothek
Zofingen
456.
Stadtbibliothek
Zürich
457.
Universitätsbibliothek, K. u..K.
Gm,
458.
Universitätsbibliothek, E. a. E.
Innsbruck
459.
Universitätsbibliothek, E. n. E.
Prag
460.
Universitätsbibliothek, Eaiserliche
Strassburg
461.
Wessenberg-Bibliothek
Eonstanz
1
Die verehrlichen Mitglieder sind ersucht, irgendwelche Un-
richtigkeiten oder Ungenauigkeiten in obigem Verzeichnis Herrn
Dr. E. A. StOckelberg, Petersgraben I, Basel, anzeigen zu wollen.
Les membres dont Tadresse
priis de bien vouloir en informer N
graben I, ä Bftle.
ne serait pas exacte sont
' E. A. StOckelberg, Peters-
Band VII Heft 3, ausgegeben 24. September 1903.
241
Chants patois jurassiens
Pabli^B par M. Arthar Rossat (Bäle).
IV partie (fin).
Chansons satiriques.
172.
mo tx^pe pwStü*) MoD chapeaa pointu
(Patois de Villars-sur-Fontenais)
y*evö T be txepe kär|, pwStü, J'avaisunbeaucbapeancarre, pointu,
Q,ui me coütait cinquante-neuf Boas
Presqne un ecu, sapredieu!
Presqae un 6cu, youp! sapredieu!
k9 019 k^te sTkSt-noe so,
presk T et;|^ü, sap^rdias!
presk T etjj^tt, y^p! sapdrdias!
2. y'^vö en bei perük da be fT
[pwä
k* i m' detxerpexö*) fet e düa-
devö T rete, etc. [mwän
3. y'evö ^n b^i mttstäx d'sü9 d*pü9
k9 m' djwSfie ätwe d' le gdel
t^ kmS T tris^^), etc.
4. y'evö de be süle da be ff tjffla
kd m' djwSfiX ätwe de pia
kmS de säbä, etc.
o. y'evö de bei chatissettes da pc
[da txT
ka ma djwßfiT ätwe de txSb
kmS de beträ*), etc.
J*avais une belle perruque de beau
[poil ün
Qne je me d^melais fetes et di-
Avec un rateau, etc. [manches
J'avais une belle moustache de soie
[de porc
Qui me joignait autour de la gueule
Tout comme(nt) nn ......
J'avais des beanx soaliers de beau
[fin cuir
Qui me joignaient autour du pied
Comme(nt) des sabots, etc.
J'avais des belles chaussettes de peau
[de chien
Uui me joignaient autour des jambes
Comme(nt) des barattes, etc.
*) (Vtt<» vioille chanson, tros n^pandui» djms tout \o Jura, n«» manque
pas^ d'int«^ret: eile donne de pnV'ieusos indications »ur h's diverses parties
de» anciens vetemont«.
') 1? pers. sing, imparfait indic. du verhe dftxqrpi d<''mcler les
cbeveiix, d'oü le subst. t d^txfrpü un dt^neloir, un peifrnt».
•) D^rivö de li.tri8 — la diarrhe»», la foin»: (''«*st donc un tas dVx-
rr^ments. Les Del^montaios ont n»gu \o sobriquet do: /f trisii, les foireux.
*) « b^trä -- baratte ä faire lo bcurre: le niot rat ajoulot. Le vadais
dit « bitxä.
242
C'hants patois jurassiens
k\. y'^vö ^n bßl tjjfülät da be fT dre J'avais une belle colotte de beau fin
[drap
kd m' djwSüe ätwe de fes Qni me joignait autonr des fesses
kmä T ;|füo;^ä, etc. Comme(nt) an soufiPlet, etc.
7. y'evö T be jlle ^) do pe 69 txe, J'avais un beaugilet depeaa de chat^
kd ms djwSne ätwe di dö Qai me joignait autour dn dos
kmS T bü d' s^, etc. Comme nn bont de sac, etc.
S. y'evö en bei jaquette d» be J'avais une belle jaquette de beau
[t'T dre, [fin drap,
k'i rsänö T prezidS Qae je ressemblais un president
t§ pwä le rtia, etc. Tout par les rues, etc.
D. i m'5 süßt-äl^ vüa me metres Je m'en suis alle voir ma maitresse
[t^ bT et;^ipe, [tout bien 6quip^,
k'el m'^ b^te dria le püatx Qu'elle m*a mis derriere la porte
tg kmS T bäle, etc. Tout comme un balai.
lO. y'^vö fe kädö ä me metres J'avais fait cadeau ä ma maitresse
[d' T p^ d'büsr frä, [d'^un pot de beurre frais,
k'el s'fi ä freyl9 h mwer Qu'elle s'en est graisse la bouche
trä mwä do tS, etc. Trois mois de temps, etc.
(Ernest CouUery, horloger, k Villars-sur-Fontenais.)
173.
Memo sujet.
(Patois de Del6mont}
m
^
T
::t5=:t
Ö^
j=ru-ii/-ii
y'^ - vö T b$ tx^- p^ kä- fq, pwS-tü, ko ma k$ - t^ sT - kät n*
-fHl-S^
E5E
:i=E
ÄI3
8Ö, pr^sk T ^ - tA'ti, sä - k^r - die !
1. y'evö T be txepe käre, pwStü,
kd ma k^te slkSt nob sü
presk T et;^ü, säkerdia!
2. y'evö en bei perük d* pwä
[d'pürsö.
i le peiiö fet e dtiamwän
d^vö T rete, säkerdio!
J'avais un beau chapeau carr6, pointu,
Qui me coutait cinquante-neuf sous
Presque un ^cu, sacredieu!
J'avais une belle perruque de poil
[de pourceau.
Je la peignais fetes et dimanches
Avec un rateau, sacredieu!
*) Ce n'ost pas le mot oidinaire; on dit d'habitude tkprsli (cf. n* 173,
Str. 4). Le patois de Tavannes dit mßmo kprs^ (cf. n® 177, str. 3) et oeloi,
de Tramelan-dessous kprsä (cf. 176, str. 2) cf. n^ 181: mÖ kw^rti.
Ghants patois jurassieos
243
3. y'^vöt-en bei grevät da twäl J'avais une belle cravate de toile
[möle, [peinte
ka mo xit/e*) darw le kö Qui m'allait derriere le cou
k^m T tx9YSl9^), sakerdid! Commeuncoassin dejong, sacredieu!
4. y^evö t be k^rsle d'pe da txe, J'avais un beau gilet de peaa dechat
ka 109 xitjife deno l9 dö Qui m'allait derriere le dos
k^m T setxä, 8äkerdi9! Comme un sacket, sacredieu!
ö- y'^vö ^n bei tjj^Ulät d9 tjj^üa möle, J'avais une belle culotte de cuir verni
k9 in9 frTJ9ne^) d9rl9 le fes Qui me criait derriere les fesses
k§in T xüaxä, säkerdia! Coaime un soufflet, sacredieu!
^. y'evö dö be süle t^t Sroiadje, J'avais des beaux souliers tout
k9 m9 xitjjfT xü Tkö di pi9
k^m de säbä, sakerdio!
7. i m'S sob räie vwär me metres
' [t9 bl eyfip§; '
k'^1 m'e f^tU daria le pödrt
k^m T balai^)j säkerdia!
3- y'e fe kädö e me. metres d'T
[p§ d' bü9r frä;
k'el m'fi e fr|yl9 le gö9rdJ9
trwä mwä d9 tS, sakerdia!
Qui m'allaient sur le cou du pied
Comme des sabots, sacredieu!
Je m'en suis (r)all6 voir ma maitresse
[tout bien equipe;
(Qu') Elle m'a f. . . derriere la porte
Comme un balai, sacredieu!
J'ai fait cadeau ä ma maitresse d'un
[pot de beurre frais;
(Qu') Elle m'en a graisse la bouche
Trois mois de temps, sacredieu!
(Justin Kohler, cordonnier, Delemont.)
1,
174.
Meme sujet.
(Patois de Boncourt)
y'evö X be txepe r5, pwStü, J'avais un beau cliapeau,rond,poiDtU;
[käre,
ka m9 k^te sTkSt nee sü
käzi X etj^a, ö 8ak9rbl8!
kizi X et^^y ö lä, rä d9ri d9rä !
[carre,
Qui me coutait cinquante-neuf sous
Presque un ecu, oh I sac^reblen I
Presque un ecu, oh ! la, tra deri dera I
*) C'est Tallemand (sich) schicken. On dit aussi xik^. ('»» niut a sui-
**^^ le sens (Vajusterj arranger, convenir: sgli xik bl c'e.^t bifii arranj^r.
^^ ^ In xik^ sifli — il a bien arrang<^ cela. Cf. Pan. 600: Voilä des boitlpts
^^•**^c« .... qü'e (iX9) se sehiqu'an (xitxä) tres-bin po des pendnins d'o-
***5^«« = Voilä des boulets rouges .... (lui convionnent tres bien pour dof*
^«Äcbnts d'oreüles.
*) Cest le coussin qu'on met sur le cou des banif« pour quo le juug
^^ ^e» blesse pas.
•) Ce mot a le sens de: pitiUer ; on lo dit du beurre, do la graisse
^^ p^tille, gr^sille dans la poele.
*) C'estle motfran^ais; le patois dit toujours: cm fAwr (latin: scopa).
244 Chants patois jurassiens
2. y^^vö T be jil^ do pe da tx^, J^avaisanbeaugiletdepeaadeohat^
ko md djwSü^ t^ l^üd di k9 Qui me joignait tont le toar du ooq
t$ k'T^) bü d's^y etc. Todt comme an bont de sac, etc»
3. y'evö en bei t/Uiät d'p^ J'avais nne belle cnlotte de peau
[d'^lüät, [d'alouette,
ko md djwSü^ t^ l'tüd d6 Qai me joignait tont le tonr des
[tjj^oex [cnisees
t§ k'T /üoj^ä, etc. Tont comme nn sonfflet^ etc.
4. y'evö de be 8Ül§ da pe d'ran^ ; J^avais des beanx sonliers de peau
[de renard;
e ma djwSfit iq l'tüa de pia Ils me joignaient le tonr des pieds
tg k' de säbä, etc. Tont comme des sabots, etc.
5. i m'S äle vüa me metres t^ Je m*en allai voir ma maitressCf tont'
[bX ^t;|^ipe; [bien Equipe;
el m'e f§tU dria 1^ püatx Elle m'a f . . . derriere la porte
t§ kmS T balai, etc. Tont comme(nt) nn balai, etc.
(M"»« Cattö, n6e en 1820, Milandre, pres Boncoart.)
175.
Memo sujet.
(Patois de Ck)urtedonx)
1. y'evöt-T be tx^pe käre, pwStU, J'avaisnnbeaachapeaucarre,pointn^
ka ma k^te sTkSt nüa sü Qni me coütait cinqnante-neuf sons
käzi T et^fU, säkarbtta, Presque un eon, sacrebu!
ka ma kgte sTkSt nüa sü Uni me coütait cinquante-nenf sons
käzi T etj^U, t^[\, t;fü! Presqne un eon, cu, cn!
2. y'evöt-en bei perik da pwä J'avais une belle perrnque de poil
[d'p^rsö, [de ponrceau,
k'i ma pSnö t^ le düamwän Que je me peignais tons les di-
[manches
d§vö T rätji^ö^), eäkarbö, Avec un rätean, sacrebd!
k'i ma p^nö t^ le düamwän
devö T rätj^ö, tjjfö, tj(ö ! Avec un rateau, to, . to !
3. y'evö en bei t;^ülät da t;^ür J'avais nne belle culotte de cnioK
[betU [battu
ka ma kake daxü le les Qui me frappait dessus les fesse* ^!
kmS T Houjflet, säkarble, Comme nn soufflet, sacrebletl
ka ma käke daxü le f^s
kmä T soufflet, fie, fiel Comme nn soufflet, flet, flet!
V) Remarquer cette expression quo je rencontre pour la premiöre foi
iö AT, au lieu (io la forme habituelle: ti^ kmä t -^ iotU comme(nt) un. U^^
forme co comme se trouvo luissi dans les patois vandois et friboarge<^^ ä
2) Le mot habituel est: r^t^ Cette corruption est völontaire p<^'«J
rendre la chose plus coiiiique.
Cbants patois jurassiens
245
4. y'evö en bei kr§vät da känovä
ke m8 Iwäy^ ätw^ dl kö
d^vö T l^kä^), säkorbrä,
ke me Iwäye ätwe di kö
d§vö T l§kä, kä, kä!
ly. y'evö T be djän djip5 küjü S
[fi byS,
k'ä obx dl S ID9 vwäyS
etr T prezidS, säkorbttd!
k'S cex dl S me vwäyS
etr r prezidS, dS,'dS!
ö- y'evö de bei txäs da pwä
[d'fotpin*),
ke m^ mer m'^ve trik^te
ä kar de n9t föe, sakerbäe!
ke me mer m'ev^ trikgt§
l kär' de'n^t iW, lue, räe!
7' - y'gvö de be süle de pe de
[txevri,
ke le k2rd9nie^) m'^v^ fe
t/5 y'etö pet^, sakerbtie!
ke le k^rd^nie m'eve f|
tjfS y'etö pete, te, te!
5 - i üi'S scetäle vwä me metr^s
[bTet/ip§;'
i m' 8CB flfit;^^*) derie le püetx
k^m T balai, säkerbfie!
i m' 8CB flSt;^e derie 1^ püetx
k^m T balai, le, le! Comme un balai, lai, lai!
^ * y'§ ^^ prezS S m^ metres d'X J'ai fait prdsent ä ma maitresse d'un
[p9 d' büer frä, [pot de beurre frais,
kH m*S etö fr^t^ le dy81 (Que) Je m'en etais frotte la goeule
pSdS trä mwft, säkerbfie! Pendant trois mois, sacrebleu!
k'i m'fi etö firjt^ le dyöl
pSdS trä mwäy mwä, mwä I Pendant trois mois, mois, mois !
CExtrait d'nn vienx Cahier de Chansons^ roanuscrit, sans date,
ayant appartenu ä Ludwig Studer, ä Conrtedoux.)
*) D y a ici une comiption ; on attendrait : kmä % Ifkä comme un
*^uet (cf. strophes pröcödentes, et n« 179, str. 5).
') Le patois dit: t tx^ni^ du lat: cuniculus.
') L'ajoulot a les deux mots: ktofdjäni» et knvwäjl^; le viidais n'a
<iucle mot : kfrvfji». Ici nous avons une forme frangaise.
*] Malgrö son extörieur patois, ce mot est fran^ais; le patois aurait
^ ici: /Jwi. — Remarquer aussi Taltt^ration du sens (cf. n° 174, str. 5;
"8> »tr. 7; 172, str. 9; 177, str. 7, etc.).
J'avais une belle cravate de canevas
Q,ai me liait autoor da cou
Avec un loqaet, sacrebret,
Aveo un loquet, quet, quet!
J*avais un bei habit jaune cousu en
[fil blanc,
Qu'on eüt dit en me voyant
£tre un pr^ident, sacrebleu!
£tre un prdsident, dent, dent!
J^avais des beaux bas de poil
[de lapin,
Que ma mere m'avait tricotös
Au coin de notre feu, sacrebleu!
Au coin de notre ieu, feu, feu!
J'avais des beaux souliers de peau de
[chevreau,
Que le cordonnier m'avait faits
Quand j'^tais petit, sacrebleu!
Quand j'etais petit, ti, ti!
Je m'en suis all6 voir ma maitresse
[bien equipe:
Je me suis flanqu6 derriere la porte
Comme un balai, sacrebleu!
246 Chants patois jurassiens
176.
Mdme Bujet.
(Patois de Tramelan-dessous)
1. y'^vö (ß be txäpe kärä, pwSttt, J'avaisQnbeaachapeaucarrd^po
kd m^ k^tfv kärSt-sS sü, Qui mB coQtait qaarante-cinq a
k9zi S et/ü, Presque an ^q.
79P säpardi, ygp 8ap9rd|! Yop saperdi, yop saperda!
2. y^evö S be k^rsä dd pe do J'avais an beau gilet de pea
[txä, fehl
ko roa k^t^v tg r5 döz etj^tt Qni me eoütait tont rond douze
y9P, ete.
3. i m'S all txi mä metres tg Je m'en allai chez ma maitresse
[b6 et/ipj, [bien 6qai]
el roo mi dorir 1^ pö^t Elle me mit derriere la portc
k§m S &a^t^ Comme an balai.
yöp, etc. ^
^^me Droz, n6e en 1825, Tramelan-dessous.)
176 bis. Yoici une autre Version en patois de Tramelan,
M. H. Monnier, horloger k Sonvillier, a commaniqaöe k 1^
prof. Tappolet, qui a bien vonlu me TenYoyer.
1. y'ävö 6 be txäpe t;färä, pwStü
kd mo kötäv9 k^röto-sS 8Ü
presk 5 et/ü
h^p säpdrdid, presk S et;^ü.
2. y'ävö en bäla perütjfa d'pwä d'pursö
k'i peiilva fet ä dämwSne (dimanche)
tq km^ S rözo (roseaa)')
Etc.
3. y'ävö u be k^rsä (gilet) da pe da txä
ka ma djSje (joignait) t^ 1* t^ (toar) du dö
t^ km2 8 bü d'sä (an bont de sac)
Etc.
4. y'ävö de bäl t;fülöt da fi därg (dore [?])
ka ma dj5j6 t^ la t§ de t/obx
t2 km^ T x^xä (sonfflet)
Etc.
5. y'ävö äna bäl vesta djöna küzü d'fi byS
i rs^byäva (ressemblais) pä dria, pä dve
fi prezide (prfesident)
Etc.
^) Variante: avö 6 ratö.
Chants patois jurassiens
247
y'ävö de be sülä do pe d^ene (peau d^agaeau)
ka md djSjS t§ Tt^ du pi9
Etc.
y'ä fä kädö ä mä metrSs d'ü pgtiig d'bür frg
k'i m'j ßtö freyid le d^ (dents)
tre mwä do t§ (temps)
Etc.
i m'5 ^li txl mä metres t^ bS §^/ip^ (eqaip6)
äl ino i^tä ä lä poätd (porte)
to km^ u bäle
Etc.
3.
S.
e.
177.
MSme sujet.
(Patois de Tavannes)
^'^vö 5 be fT txäpe t;färä,
[pwStti,
ki in9 kötä karät-flX 8ü
pre«k' 5 et;fti, ö säpardia!
' ä k'y etö be!
y'evö en b^l vest djön küzü
[d'ti'byS;
i reSbyö tj pe dria
T prezidS, etc.
y 'evö 6 be k^rse da pe dö txä,
kd md djTj^ t^ l't^ da dö
t§ kjm S bü d' sß, etc.
y'evö de b§l t;fülät d'pe
[da tx5,
k« ma djTjg t^ Tt^ du t/ü
t§ km' S /üa;fä, etc.
y'evö de be sülg d'pe d'äiie,
k^ ma djTje tg l't^ di pia
t^ km' i säbä, etc.
y'§ f| kädö ä mä metres d'S
' [pö d' büar frj ;
i m'S etö frwgyl 1^ iSg
trwä mwä d' tS, etc.
J^avais un beau iiu chapeau carr6,
[pointu,
Qai me coutait quarante-cinq sous
Presqae un ecn, 6 sapredieu!
Ab ! que j'^tais beau !
J'avais une belle veste jaone cousae
[de fil blanc.
Je ressemblais tout par derriere
Un President, etc.
J'avais un beau gilet de peau de cbat^
Qui me joignait tout le tour du dos
Tout comme un bout de sac, etc.
J'avais des belles culottes de peau
[de cbien,
Qui me joignaient tout le tour du o. . .
Tout comme un soufflet, etc.
J'avais des beaux souliers de peau
[d'agneau,
Qui me joignaient tout le tour du pied
Tout comme un sabot, etc.
J'ai fait cadeau ä ma maitresse d'un
[pot de beurre frais ;
Je m'en 6tai8 frott6 la langue
Trois mois de temps^ etc.
§1 m'ä fjtü dn Iß pöart Elle m'a f . . . . derriere la porte
t§ km' S bataiy etc. Tout comme un balai, etc.
vH^^ Julie B^gneliD-Möschler, nee en 1821, de Tavannes, Tramelan.)
i
248
Chants patois^ jurassiens
178.
MSme Bujet.
(Patois d'Argiösaot, France)
i m'5 8^t-äle vgr m^ metres Je m'en suis all6 voir ma roaitressc
tq bT r2t;|füpe;
^l n9 VI9 pe m'i r9t;fün9tr
tS i etö be, säpardia !
2. ä ! y'e di : bö djwe, metres,
kmS k' 8ül^ v|?
el s'ä für§ dria Je pü9tx
tu kmS r balai, säpardio !
3. ä! y'evö T be txepe kär§,
' " ' [pwstn,
ko m9 k^te sTkSt-ncb bü
presk 1 et;^U, säpordia!
4. ä! y'evö ßn bei krävät evö de
[pwä byS,
k'gl m'i sere l'Stwä di kö
c c c •
kmä T rötxö*), säpardia!
5. äl y'evö T be jile d' pe
[d'krgpä
k9 m'i sere xü l'extüme
c c c c
^v^ T kädne, säpardia!
6. ä! y'evö T be djüpö d' be
[träs byä
kd m'i bet^ xii le mole
c c • t c
kmS T ekave, säp9rdl9!
7. ä! y'evö ^n bei t;fül&t d9 be
[dr^dye,
k9 lü teycer*) m'ev^ fe
djttk e m^]^, 8äp9rdi9!
8. ä! y'evö de b^l txös byöv
[^vö de kw5 S byR,
k9 me mer m'eve f^ lü swä
ä kwS di fö, 8äp9rdi9!
Tout bien (r)6quipe ;
Elle ne voulait pas me reconnaitrc
Tant j'etais beau, saperdien !
Ah ! je lui ai dit : Bonjour, maitresse^
Comment (que) cela va?
Elle s'est fonrree derriere la portc
Tout comme(nt) un baljai, etc.
Ab! j'avais an beau cbapeau, etc.
Ah! j'avais nne belle cravate avec
[des pois blancs,
(Qa^elle) qui me serrait i'entoai
[du cou
Comme un lien, etc.
Ah! j'avais un beau gilet de peaa
[de crapaud
Qui me serrait sur l'estomac
Avec un cadenas, etc.
Ah! j'avais an bei habit de beau
[triege blanc
Qai me battait sur les mollets
Comme un balai, etc.
Ah! j'avais une belle culotte de
[beau droguet
Que le tailleur m'avait fait[e]
Jusqu'aux mollets, etc.
Ah! j'avais des beaux bas bleua
. [avec des coins en blanc,
Que ma mere m'avait faits le soir
Au coin du feu, etc.
<) C'est un d(^riv6 du niot que nous retrouvons dans rajoulot: riMx ou
rp9lx et dans le vädais: r^^rty du latin retorta En revanche, rü9t9 = verge,
rü9t9n^ -= battre de verges, ^ rü9tn^ = une fouettöe de verges, etc., »e
rattachent ä Tallemand Rute.
2) Le patois de Del^mont et l'ajoulot disent: p9Uu.
Chants patois jurassiens
249
9. ä! y'gvö de be xtiye d'pe Ah! j'avais des beaux souliers en
[d'käbri, [peau de cabri,
ko lü kw^dj^nid m'ev^ fö Que le cordonnier m'avait faits
tjfß i etö pt9, säp^rdie! Quand j'etais petit, etc.
XO. y*e fe kädö S m^ metres d'T J'ai fait cadeau a ma maitrease d'un
[pS d'bttjr frä; [pain de beurre frais;
i m^S etö früte le g^l Je m'en etais frott^ la gueule
" pSdS xe mwä, säp^rdia ! Pendant six mois, saperdien !
(Justine Lhote, nee en 1814, Argiesant, France.)
179.
Mai mie Pierrette*).
^Patois de Pont-de-Roido, France)
L-^-i t-^-i^-i'^^
t j '-J^-^^3
Y m'en feus voiir mai mie Pier - ret - te bin re - ta-
JH 1 -ttnr— fc-
3^-£
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Eir ne poy - at pais me r*coueu-gnn - tre taint y6-to
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cre di - e! Ell' ne poy - at pais me r'coueu-
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^F?-^:
^
bt^
ö!
tre taint y ^ - to
Y m*en feas voar mal mie
[Pierrette bin retapa.
Eir ne poyat pais me r'coueu-
[goätre taint y 6to be sacredie
Ell ne poyat pais me r'coueu-
[gn&tre taint y eto be 6!
T aivo in b6 tcbaip6 rond,
[carra, pontu,
^QB me cota cinquaint'nine sos
[presqn' in 6cUy sacredie!
^ne me cota cinqnaiDt'niue sos
[presquMn ^n, n!
IT aivo in be baibit bien coasu
[d*ß biain;
Od airat dit, quaint y mairtcho,
[in priesidaint (Sacredie-dint)
^) Cette chanson a pani dans
Je m'en fus voir ma mie Pierrette
[bien retape.
£11 e ne pouvait pas me reconnaitre
[tan t j 'etais beau, sacredie!
Elle ne pouvait pas me reconnaitre
[tant j'etais beau, eh!
J'avais nn beaü chapeau rond,
[carre, pointu,
Qui me coütait cinquante-nenf sous,
[presque un ecu, sacredie!
Qui me coütait cinquante-neaf soos,
[presque nn ecu, u!
J'avais un bei habit bleu cousu
[de fil blanc;
On aurait dit, quand je marchais,
[un President, etc.
le Diairiy Alnianach montbeliardais
250
Cbants patois jurassiens
4. Y aivo ne bell' tchemis' biaintche
[en tale ^crae
De fi qu'mai mere aiva fela ä
[quart di fae.
5. Y aivo ne belle graivatte en
[gros canVas,
Qoe me serra dedo lai gordge
[qa' ment in loucas.
6. Y aivo in be gilet gris en p6
[d'tchevri,
Qae loa pell'tie aiva doabia en
[drogaet gris.
7. Y aivo ne belle culotte en cae
[mollet
Qae me gonchat derie les fess's
[qa'meDt in soafflet.
8. Y aivo des b^s soulas neux en
[cue d'gouri
Qoe loa coaeadjainnie m'aiva fat
[pou in bon prix.
9. Y li dis: Eh ! bondjouen mai mie,
[quement qu' te vais?
Ell' me flanquait derrie lai poütche
[ve loa balai.
10. Y f'ze cadeaa ai Pierrett' d'in
[pou tat d'bearr' fräs
Qu' y m'en ^tos frouta lai gale
[pendaint tras mois.
J'avais ane belle chemise blanoiie
[en tolle 6cnie
De fil que ma mere avait fil6 au
[ooin du feu.
J'avais nne belle oravate en gros
[canevas,
Qui me 'serrait (dessons la gorge)
[sous le cou comme an loqnet.
J'avais un beau gilet gris en peaa
[de chevreauy
Qae le tailleur avait doabl6 en
[drogaet gris.
J'avais nne belle culotte en cnir
[vemi
Qui me gonflait derrlere les fesse»
[comme un soafflet.
J'avais des beaux souliers neufs en
[cuir de göret
Que le cordonnier m'avait fait&
[pour un bon prix.
Je lui dis: Eh! bonjour, ma mie^
[comment que tu vas?
Elle me flanqxia derriere la porte
[vers le balai.
Je fis cadeau k Pierrette d'un petit
[pot de beurre frais,
Que je m'en 6tais frotti la gueale
[pendant trois mois.
(Communiqu^ par M. Ad. Petermann, rödacteur du Diairi,
AlmaDEch montb^liardais.)
180.
Meme sujet.
(Variante en patois de Courgenay)
y'e fe prezS S me metres
d'T be mgxe d' beer frä;
i m'fi etö fräyia le dl9tr
pSdS six mois, säpdrdlax!
pSdS 8ix moisf
J'ai fait pr^aent ä ma maitresse
D'un beau morceau de beurre frais;
Je m'en etais froltä les dartres
Pendant six mois!
(M. Metthez, instituteur, Coargenay.)
Chants patois jurassiens
2ö
181.
M. VMM Daucoart, curö de Miöcoart, a eu Tobligeance de
m'enToyer les trois atrophes suivantes qui, selon lui, faisaient
partie de la Yadine. Cette contamination d'une des chaiisons par
raotre est fort interessante.
3.
P9 $vwä mä y&dTna
i m^elf m^e bT ä;
h 1^ fwär da Chindon *)
y'^v$ ^txot§ T bidö.
y'Svö I be tx^[>f
k'fte' ß d'pwä d'tx9vri;
*y'^V9 ^n b^l kräväta
k'l 8' bö/e' df v$ T Jjkä.
mä std b^gres sS txäM
et| ^n xläpüzd da käfe;
B* n'^te p' ^09 täsa,
e yi f&yg t§ py5 T tjjfüve.
Poar avoir ma Yadine
Je m'etais mont^ bien baut;
A la foire de Chindon
J'avais achete un bidon.
J^avais un beau chapeau
(olui 6tait fait de poil de chevreao;
J*avai8 une belle cravate
Qoi 86 bonclait avec un loquet.
Mais cette bougresse sans bas
Etait une buveuse de cafe;
Ce n^etait pas une tasse,
11 lui fallait tout plein une cuve.
182.
y*^ vädü mg t/üläte J*ai yenda ma culotte.
(Patois de Courtedoux)
Modtrato,
Y'$ vi-dQ m^ tArtt - lä - to, mo bon - net, ^ pö m^ ra- gi-
#^ - te, iDokw^r-8^. i m*ä rd-v^txidmoptk'niadi: ]>U täd'sisU-p^r-
\ I i" r " '' FJlTTTXJI^^^
Äfl, tö pan-ia-lon ä vä-dn, tavwä-li bi - tp t^ nü.
y^ vadü me t;ftil&t9,
mö bonnet,
? pö m^ ragXgjtö*)
niJü kw^rs^.
* 'ä'ä r9y^ txid m9 öto
^'^ m* di: pü tS d'si* sttp^rflU,
^^ paniaUm^) a vfidu,
^ vwili bTt$ t§ nü.
J'ai venda ma culotte
Mon bonnet,
Et pnis ma redingote,
Mon gilet.
Je m*en (re)vai8 chez mon böte
(olui roe dit : Plus tant de ce superflu,
Ton pantalon est vendn,
Te Yoilä bientut tout nu.
(Madeleine Tonnerre, nöe en 1829, Courtedoux.)
*) Chindon, commune de Reconvillier, est c(^16bre par ses foires aux
"^*^am, üü Ton vient de fort loin.
') Corruption ponr ndigpt9 ; c'est le mot fran^ais.
') Ce mot paMUüon, comme plus haut : mon bonnet, est fran^is ; on
^^ ^joors: txiks ou ixiHät», et ^p» ou k(Üd pour bonnet.
252
Chants imtois jiira^siens
183.
1 m'^rüyan^ .... Je me fatigue
(Patois de Courtedoux)
fe-^-i^T.-r^^^^TTj^^^
i m'^-rüy»)-n§, i m'^-kwäye-n§ txC k'^ f^ frä Q pö k*^
'^^^^^^^m
i^^^^
g$ - 19. i m9 r9 - dr^8 ä kä - bä - r^ t$ kmä i pü da - xü s^
^fl^f-T-n^£J~^W^^^^=^M
izjC
b$-89. rä Dd ma pyQ pü k'a 1a brü ka rldya %. - tw^ da iii^z - ä-
J^ij ii J'T^f
i^
js:^:
^^
rwä-ya, t^rö s'a kM bridya ä drü drli drü, d§ • vö mo vär ^ m§ b<J-twä-yo.
i m'erüyone, i m'ekwäyane
t]((ß k*e ie frä e pö k*e g^ta.
i ma radres ä käbäre
c c
t^ kmS T pü daxU se b^sa.
rS na ma pye pü ka la brü
ka rldya Stwe da mez-ärwaya,
t/5 s'ä k*i brfdya a dVti, drü, drü,
dgvö m5 vär e me bgtwäya.
(Marianne Guenin, nee
Je me fatigne, je me donne da mal
Quand (qa')il fait frais et pois qa'il
[goutte.
Je me redretse au cabaret
Tout comme un coq (dessos) snr
[sa bo«8e.
Rien ne me plait plus que le brait
Qni resonne autour de mes oreiiles
Qnand (cVst que) je trinque ah!
[dm, dru, dm,
Avec mon verre et ma bouteille.
en 1813, ä Courtedoux.)
184.
t;fe s'ä k'i bwä . . . Quand (c'est que) je boia . .
(Patois de Montsevelier)
1. i/<ß s'ä k'i bwä, k'i m'emüz,
Quand (c'est que) je bois, que je
[m'amnae,
Assis derriere la table,
On bien que je saute, que je daoae.
Je suis content comme un diable.
Rien ne me plait tant que le brait
Qui resonne autour de mes oreiUea,
t;^S s'ä k'i bwä drü, drü, drü, Quand (c'est que)jeboi8dra,dni,dra,
d^vö m6 vär e me b^teya. Avec mon verre et ma bouteille.
siate daria le täl,
ö bT k'i yüp, k'i dßs,
i scB kölS k^m T rwäbya *).
rS na ma pye tS ka la brü
ka rTJya St^r da mez-gr^ya,
») Cf. Arch. 17, p. 262, note 1.
(■hants patois jurassiens
253
'2. exbl p^kwä ma xegrTne V
i lex» d'etr ^de b5 e brgv.
d€ mö vär i n* för pw6 mö ne
t/5 e n* i e dadS k» d' i'äv.
i m'erStd e i m' rüdn;
da k'i ßOe pjjfß i rgüas *) ;
mS i ms rdräs ä käbär^
kmS T pü dxU ne bgs.
Aiifisi pourqaoi mc chagriner?
Je täche d'etre toujours bon et brave.
Dans inon verre je ne fourre point
[inon nez
Q,aand il n'y a dedans que de Teau.
Je m*6reinte et je me ruine;
Des qae je suis plein, je vomis;
Mais je me redresse au cabaret
Comme an coq sur sa bosse.
(M. F. Chetelat, inatituteur, Montsevelier.)
185.
T swär m^ayo Id dy^l. Un soir monsieur le diable.
(Patois de Develierj
T swär m§syo la dyel
v{»ye fer T rape,
B9 fi Kervi txii \K\
I7n grand plat cTavocat,
Un röti de notaire,
Un bouillon d'dSHassin,
vwäli kmS U dy^l
Ne vit que de voleurs,
(Entendu ä l'auberge de Corban.)
Uq soir monsiear ]e diable
Voalait faire un repas ;
(II) se fit servir sur table
Voila Cüinment le diable
Lento.
186.
le lü. Les loups.
(Patois dt» Courtedoux)
föt - ä - 1^ § kw6dj-dil pü I) - vi o - n^ 1$ lü; 'ya ^
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yü kd rvT di bö, ka rvi di ho, ko rvT di Im), ^ - vö ^n
^n J-hd:^
txfSb dd txvä txa Vdö.
h Le vadais dit plutöt köts^ ou rköts^, d«» rjilK'niand : kotzen. Le
iDot est employ^ dans ta plupart des patois romandt^.
254
ChantB patois jurassiens
1. fötale e kw^djdä
pü qyi öne le lü ').
'y«) a e yü ka rvT di bö,
k9 rvT di iö (bis),
evö en tx6b da txvä txü Tdö.
2. el 6 fe esSbye le tpmnät§,
k' e y eve T txvä krave ;
v^ pdet bt krer kmS i 85 rit^
km5 i 80 rite (bis),
3. v§ kweuäxT bT djarmS vätia
ka fde 1' deria p^iedjia.
el ^t-evü le trip di t;^ü,
le trip di t/ii (dis),
B2 k9 nfi n'e vüIU.
II laut aller ä Courtedoux
Poar ouir hnrler les loups.
(II) y en a un qui revient du bois,
Qni revient du bois,
Avec une Jambe de cbeval sur le dos,
Ils ont fait asserobler la commanaate,
Qa'il y avait un cheval creve ;
Voas pouvez bien croire oommeiit
[ils ont cooru.
Vons coiinaissiez bien Germain
[Vautier
Qui fut le dernier (partage) servi.
II a en les tripes du c . . .
Ce qne personne n'a voulu.
(Louis Vetter, n6 en 1850, Courtedoux.)
$•
187.
s'ä le txf txie nö vejT. C'est le chat chez nos Yoisins.
(Patois de Courgenay)
itn rhytmd.
^^
45=^
^.
::15:=ts
t^
^^
5:
-J—z
s'a la tx^ txl3 np v§ - ji
kd l'mä-tjl txH 14 b# - ta!
g^^g^^^^gj^f!?^
^1 ^ mö-djia l<Jpüe-xö, ^l § txla dö 1'^ - siJ - ta. tö-da to-da
:t=:f
^T
to - dir - 11 - re, to - da to - da to - dir - 15.
1. s'ä la txe txia nö vejY,
ka l'mätä tyüe le beta!
el e m^djia 1^ püaxö,
el e txia dS l'esiata.
c c c
t5da, töda, tödirlira
töda, t5da, t5dirl5.
2. el e mSdjia I9 püax5,
el e txia de Tesiata.
s'i la taiiö pä ie küa
• » c c
i yi käsrö le teta !
t5da, etc.
C'est le obat chez nos voisins,
Q,ue le diable (tue) empörte la bete !
II a mange le poisson,
II a ch . . . dans Tassiette.
Tonde, tonde, tondirlire
Tonde, tonde, tondirlon.
Si je le tenais par la quene
Je lui casserais la tete!
Tonde, etc.
(M. Girard-Mouhat, Courgenay.)
*) Les habitants de Courtedoux portent 1p sobriquet de: les loups (If hl^
2) Elision pour q y ä ^ yü ~ il y en a un.
Chants patois jurassiens
255
1.
188.
s'etf 1§ tx^ txi9 Vetx^tiQ.
C'^tait le Chat chez (V) Etienne.
(Patois de Pieigne)
s'ete lö txe txia l'etjfena
ko rvdfi^ d' le f^to,
ko krie : mifia, miii5 !
r mätS ttt^ )g beto!
c c c
— djäno roeri9, m'Sme-v^ bT?
— d'fizUS'Maria, ke kStal
p^kwä vg n'Smrö-ya p9 bl?
▼9 m'e fe t§t sütxa da bT.
D§t txe k'e fe de djtian,
t§ fl py6 ^na tx^rpen.
88 t'etö gvü S Pötä'
td 8^re ^Yü le maren.
C'etait ]e chat chez (l') Etienne
Qai revenait de la fete,
Qui eriait : migna, mignon !
Le diable (tue) empörte !a bete!
— Jeanne -Marie, m^aimez-voos
[bien ?
— Jesns-Maria, qnel, conte !
Poorquoi ne vous aimerais-je pas bien ?
Vons m avez fait toute sorte de bien.
Notre chat qni a fait des jennes,
Tout fin plein un panier ä bois.
Si tu avais et^ ä la maison,
Tu aurais dt^ la marraine.
,Unto,
(M™* Broquet-Bome , Pieigne.)
189.
ö Ten ä txwä d6 T b^rbf.
Oh! räne est tomb6 dans un bourbier.
(Patois d'Alle)
^SB{^^3gJ
$ r§n a txwä dö 1 b^r - b^, $ - l^s! I§ püa -Td b^- ta!
«5 ptQ -1-^ nö s'ä
vwT vwi vwl, ha hä hä!
^^
:«?
E3:
sä.
^ m$r, $ - t9-v$ müe-txa? vwi-k^n!
\.
%.
ö l'gn ft txwä d6 T bgrbe,
eles ! le püard bete !
•5 pte-l'|n5 8*S vT epre,
ö vwl, vwT, vwT, hä, hä, hä!
ö mfr, et9-v$ müetxo ? *)
vwi kgn!
— ö nyS, nyfi, i n' sce p' mü9 *)
pisko i djäz Skgro.
Oh ! l'äne est tonibe dans un bourbier,
Helas ! la pauvre bete !
Son petit änon s'en vient apres,
Oh! vouin, vouin, vouin, ha, ha, ha!
Oh ! inere, etes-vous morte ?
Voui kene!
— Oh ! non, non, je ne suis pas
Fuisc^ue je parle encore. [mort[e]
0 Remarquer ces deux formes milstxs et mü^ = morte. Cette demiöre
'^ la forme nuuculine. L^änesse r^pond : Je ne suis pas mort.
25r,
Cbants patois jurassiens
ö vwT, vVT, vwT, hä, hä, hä
ö Dyfi, i n' ßoe p' mü9
vwi kgn !
mö pt^-l-gnö, s'tA m' vö krgr
e t' föt-älf t;fri rnjter.
t;f5 l'njt^r ä ^rive
ö vwT, vwT, vwT, hä, hä, hä !
d§vö 85 ^kritüre ')
vwi k§n!
ekrive, inSsyB l'ngtgr,
ikriv§ 8Q k'i vö dikto.
i b^ye & m5 pte -lenö
ö vwT, vwT, vwT, hä, hä, hä !
m^ küd e mez-äräya,
vwi ken !
Oh! non, je ne suis pas mort
MoD petit anon, si tu me veux cfo
II te faut aller chercher le nota
Qnand le notaire est arriv6
Avec Bon ^critoire.
Ecrivez, monsiQur le notaire,
Ecrivez ce que'je vous dicte.
Je doone a mon petit anon
Ma qaeue et mes oreilles.
S se m5sy6 ka s5 prezS A ces messieurs qui sont pres«
ö vwT, vwT, vwT, hä, hä, hä !
le ptxü di t;^ü p§ bwär Le troa du c . . . ponr boire !
vwi ken !
(Pierre Caillet, ne en 1827, Alle.)
190.
Yoici mainteoant la Version, bien plus compl^te, de
Bi^trix (Op. CiL, p. 35—37):
Le Teichtäment de Tainasse.
Le Testament de Tänesse.
Mai mere ut tchoit dains in
[borbet
H^lais! lai pouere b6te!
Son ptet ainon s'en vait de-
[geain*):
HSlais ! hi, hi, helais hi hau !
Mai mere etes-vous mouetche
Hi haine !
Ma mere est tombee dans un bo
[biei
H61as! la pauvre bete!
Son petit änon s'en va disant :
Helas! hi, hi, helas. hi hau!
Ma mere etes-vous morte?
Hi haine!
*) Le latin -oria = -ür»: m^txär^ (mächoire) ; qtx^mür? (öcumoii
txiilr^ (latrines) ; h^xnürd (bassinoire) ; txdsürd (litt, ^chassoire", ficelle
bout d'un fouet).
2j Cette forme d^ji du participe präsent, n'est pas habituelle; oi
plutöt dyf. (Cf. Arch. VII, n" 167, str. 5.) Y a-t-il peut-etre une influei
du fran^ais disant? Le präsent indicatif est: i di, t9 di, (dt, nfdyä,vfdi
? dyä.
ChaDts patois jurassiens
257
— 0 non, non, non, mon ptet
[ainon,
Fat allai tyery l'notalre.
Tyaind lo notaire feut airrive
HSlais ! hi, hi, h^lais hi han !
Aivö 8on ^cretoire *)
Hi hihaine!
3.
4.
€>.
— Oh ! non, non, non, mon petit
[änon,
[II] faut aller querir le notaire.
Quand le notaire fot arrive
Avec 8on 6critoire.
— £crivaiz et r^crivaiz . — Ecrivez et r^crivez
(^o qne mai m^re vos dicte. Ce qne ma mere voas dicte.
— Hü i te baye mon pt6t ainon, — Ho ! je te donne, mon petit änon,
HMais! hi, hi, h^lais hi han!
Mai t^te et mes arayes Ma tete et mes oreilles.
Hi hihaine!
Y baiye ai monsieu lo tyurie
Mai qaone po einne aspergesse. ^)
Y baiye ai monsien lo shiaivie *)
Heiais! hi, hi, hälais hi han!
Po y^t mai driere Uce.
Hi hihaine !
Y baiye ai monsieu lo notaire
£n dyige d'hennoraire
0 y y'y baiye mes sabbats,
Heiais! hi, hi, h^lais hi han!
Po yi servy de goblats
Hi hihaine!
0 y yi baiye mes sabbats
Po yi servi de goblats.
Ai ces Messieurs que m'6coutant
Heiais! hi, hi, helais hi han!
Totes les vertus de Taine
Hi hihaine!
Je donne k monsieur le eure
Ma qaeue pour aspersoir.
Je donne ä monsieur le saoristain
Pour lit ma derniere litiere.
Je donne a monsieur le notaire
£n guise d'honoraires,
Oh ! je lui donne mes sabots
Pour lui servir de gobelets.
Oh ! je lui donne mes sabots
Pour Ini servir de gobelets.
A ces Messieurs qui m'ecoutent
Toutes les vertus de Täne !
Et M. Bi^trix ajoate:
cToujours rhiatoire de Vaittraipe ä boutf
M Nous avons ici le mut fran^ais (Cf. n** 189, str. 3).
^) C'est la premK^re et unique fois que jo rencontre ce niot, <|ue M.
*^taix ne donne meme pas dan» son Diciionnaire patois-ajoulot (Manuscrit
') Le xicl9 (Ajoie), xivl9 (Delemont) est proproment cehü qui a la
le r^glise, le clavier; lat. clave — if et x^. — M. Biötrix, dans son
«Vef
V
'^^^ionnaire peUois-ajotdot, donne au mot shiaivie (i^vU) le sens de : clavier,
^^*^e-clef; Guelat donne aussi au mot x^vu (xqv}9) le sens de : clavier,
''^^^gmller.
17
258 Chants patois jurassiens
«Nons pourrions relater bien d'autres pi^ces de meme geore ;
mais nous pensons qu'en voilä d^jä bien assez pour donner une
idee süffisante des malices que se permettaient nos vieux Ajoulots.
«On chantait cela — les jeunes gens, cela va sans dire —
ä gorge deploy^e, sur champs et pr^s, aa temps des moissons
et des fenaisons. Une vieille tante, morte il y a une vingtaine
d'ann^es, ä Tage de 88 ans, nous racontait que lorsque les chan-
tears arrivaient au dernier couplet, les jeunes fiUes se bouchaient
les oreilles en criant de toute leur force : he, h^, h6, h6 ! pour
ne pas m^riter leur part du cadeau. On voit que la malice
n'excluait ni la bonhomie, ni la gati6.»
Tout enfant, je me rappelle avoir chante, ä Lausanne, le
premier couplet d'une chanson analogue, dont malheureusement
je n^ai jamais connu la suite; la voici teile que ma mere me
Ta apprise:
Moderalo.
i
*
qtfcifc
^
f^— h — |V
LTine est tom - bö dans le bour-bier, Et ron - ii - fi et
^ Plus vif.
f-jY]^Tj]±.t.L-iv-^8^E^
ron - fa - fji. La paii-vre bete estmor-te, bi - ha, bi - ha, hi-
ha! La pau-vre bete est inor-te, hi - ha, hi - ha, hi - ha!
191.
1^ txiovr ez-ädyäs. La chfevre aux audiences.
(Patois de Porrentruy)
Vif et gai.
p^-f-i^J^h^^
^^^
^^
t=*r
n^z - § - vT §n nwär txiovr, l'ä byä-txa mi - ta - nS. §1
T-T-r^W^^^^^^-^^^^E^
s'ät-ä-l^ f ^ - r§ ä tA'&- txi d^ iiö djä. vw^-tl9 I§, vwä-li 1^
[_j: ji j' n^^äi
txiavr d'i grä- 1-ä - tä - do - mä.
Cliants patois jurassieus
259
J.. n^z-evT eo nwär txiavr,
l'ä byStx9 mitanS.
el s'ät-äl^ f^re
ä t^jfdetxi da nö djS.
vweti8-le, vwäli IS txwvr
dt grä-l-StädamS.
"2. el s'ät-äle fore
ä tj^oetxi dd nö dja.
el i e mSdjia T txö
kd viye sT sS fra.
3. el i e mSdjid T txö
ko väye sT sS frS;
el i e mSdjia en larbäta
k'5 väye dü9 fwa te.
fite.
4. el i e mSdiia en larbät
k'ä väye dü9 fwä tS.
el ät-SvU Site
c c
pe dv5 1^ yüdtnS.
Etc.
5- ^1 ät-evü Site
pe dvS 1§ yü9tn6.
i][^ ^1 fce ez-ädySs,
s'ä ^ate xU X bS.
Etc.
tjfg el foe ez-ädySs,
s'ä 8ldt§ xü T bS.
el e f| T pa po 1^ djtidja,
du p2 1§ ytiatnS.
Etc.
^1 e fe T pä P9 1^ djüdja
iü p§ 1§ yüatnß.
Sl§ fe T pnäO d^gegel^)
jpj mösyö 1^ serdjS.
Etc.
• ^i ? ^g Y pnä d'gegel
"J^ mSsyÖ lg serdje.
Noos avions une noire chevre,
Elle est blanche maintenant.
Elle s'est allee fourrer
An jardin de «nos gens».
Voyez-la, voilä la chevre
D'un grand entendement.
Elle y a mange iin chou
Qui valait cinq Cents francs.
Elle y a mange une herbette
Qui en valait deux fois [au] tan t.
Elle a ete citee
Par devant le lieutenant.
Quand eile fut aux audiences,
[Elle] s'est assise sur un banc.
Elle a fait un pet poar le juge,
Deux pour le lieutenant.
Elle a fait un boisseau de crottes
Pour monsieur le sergent.
') Le pnät le penal^ est une ancienne niesure, un boisseau. Dans
Ytv%i^*]j^ de Bale, le pnd di prh (boisseau du prince-evOiiuei ctait pluw
grt^^ que celui de Berne.
*) Les gigfl sont les excrements, les crottes dt» chevre ou de mouton.
Ce^t le Bobriquet des gens de Courtetelle.
260
Chants patois jarassiens
el e f9r§ sS eküan*)
ä t/ü d9 TekrivS.
Etc. '
el ^ fgre 85 ekü9n
ä t/ü da l'ökrivß.
fi rtriS 85 eküon
remwäne da l'5gS.
fetc.
Elle a foorr^ sa corne
Au cul (de l'6crivain) du greffier.
En retirant 8a corne
Elle a ramen^ de Tonguent.
C'est pour frotter les levres
A oeux qui m^icoutent.
10. S rtirS 85 eküQn
remwäne da TSgS.
s'ä p2 fräyia le levr
^ 86 ka m^ekutS.
Etc."
(M™« X., Porrentruy.)
M. A. Bi6trix (Chansons patoises, p. 29—32) donne nos
Btrophes 1, 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, sans variantos. II les accom*
pagne de commentaires dont noas extrayons ce qui sait :
«Cette sottie, que nous nous garderons bien de traduir^
textuellement en frangais, et pour cause, est depuis le premier
au dernier mot empreinte d'une malice extreme.
«C'est rhistoire d'un gendre qui paratt n'avoir pas vecu ei^
trfes bonne intelligence avec nos dgens, seit le p^re et la m^r^s
de sa femme. Sa ch^yre ayant fait une escapade dans le jardia
ils lui firent des mis^res k ce sujet. La mani^re d'ävalaer L ^
dommage cause indique d6jä, par son exag^ration, le prix re^^
qu'il y attachait. II laisse le sein k sa bete elle-mSme de p^«^
der sa cause, et Ton vient de voir de quelle fagon änergiqL:=:s
eile s'en acquitte. Cette ch^vre de grand entendement •^■—
parait pas avoir etä desayouSe par son mattre, qui aurait jg^j
toutefois nous dispenser de Vonguent^ nous qui ne fdmes po ^k.
rien dans cette affaire.
«On doit neanmoins conyenir que Tauteur n'etait pas plwLz
bete que sa ch^yre. C'est bien \k Tesprit caustique et malin (Z i
yieil Ajoulot.»
192.
MSme sujet.
(Patois de Courgenay)
GaiemetU.
i
^
HF
^
*=ti=
8 y'^ ■ v^t - § - na txio - vro k'^l ^ mfi - djTo 1$ txp,
') L' « prosth^tiqae ne se trotive d'habitude pas au singulier. Od dit
sf kü»n (Ajoie), s^ k^»n (Delemont) = sa corne; mais s^^-fitfiM (?i^ii>
(Cf. n» 192, Str. 6 et 193, str. 3).
Chants patois jurassiens
261
Vnn> [t=^^^:ru:l
^
tzö di pr^ - zi - d£.
Ql $ dTä - Ol - da - mä, mQ
^T-ZfÜJ-U
i
3Ss:
=tf=t:
txidvr, ^1 ^ dM'ä - tä
da
2.
G.
. ^ y' evet-eii txidvra,
k'gl e m8dji9 le txö,
le txö di pr^zidS.
el e d' rStSdomS, me txidvr,
^l l d' l'StSdomS.
c c
Jd prezidS le fez^ f sit^
pe dvS tu se grö di tribunaL
^1 rdtrfis^ 8^ küd
e 89 BidtS xü T bS.
Id pr^zidS le köd&ne
^ k^tr9-vS-dloj-&.
t][9 me txi9vr ^ye s^li
el SHtoe 8^ kü9n ä tyü di
[pr^zidS.
tjjrS ^l r9tir^ 8^ kü9n,
el ramwäne d9 l'5gS.
s'ft P2 Sgrfxi9 16 dfi
d9 ttt 8e kd m'g'kütS.
mä.
II
y avait une chevre,
(Qa'elle) qni a mange les choux,
Les choux du prteident.
Elle a de l'entendement, ma chevre,
Elle a de Tentendement.
Le President la fit (k) citer
Par devant tous ces gros du tribunal.
Elle retrouBsa sa queue
Et s'assit sur un banc.
Le pr^ident la condamna
A quatre-vingt-dix ans.
Quand ma chevre entendit cela,
Elle enfon^a sa corne au cul du
[prösident.
Quand eile retira sa corne,
Elle ramena de Tonguent.
C'est pour engraisser les dents
De tous ceux qui m'ecoutent.
(M. Metthez, institateur, CourgeDay.)
193.
M6me sujet.
(Patois de Develier)
f y' 8v€ en fWfi en txi9vr
k'«v§'d^ l^atadms'
|f S'd' l'StÄdamS, mg txl9vr,
|1 l d' rstSdomS.
i ft ^ytt djttdji9
Vi Sr§ 1§ kü9 k9p§.
' ' Etc.
i § pitj|f§ 8fc-ek!5an
ft tjütt di prezidS;
fite:'
ramw&o^ d9 l'5gS
p$r tg Idz-^kütS.
Etc.
II y avait une fois une chevre
Qui avait de Tentendement.
Elle a de l'entendement, ma chevre,
Elle a de l'entendement.
Elle a Qte jugöe
Qu'elle aurait la queue coupee.
Elle a pique ses comes
Au cul du President.
[Elle] ramena de Tonguent
Pour tous les ecoutants.
262
Chants patois jurassiens
5. en pwän§ do gegel
P9 peyl9 le serdjS.
Etc.
Une poign^e de orottes
Pour payer Jes sergcnts.
(Jean-Baptiste Joray, ne en 1807, Develier.)
On me permettra de citer enfin la version donnäe dans
VAlmanach des Bonnes gens du Pays de Montbdiard (ann6e
1895) sous le titre de:
194.
Lai Tchievre de Bertrand.
(Vieille chanson du pays de Montbeliard)
AlUgretto gaiement.
Utzrt:
atzi^— L.JL
EP e - taie t'i - ne tchie-vre, lai tchie-vre d'tchie Ser-
ben marcato.
3E2E
^
^
iW4^'^^
3^
-:i"-3r
trand, tire lire tire, tire lire tan. Qu'ai-vaie main-dgie in tchö
marctUo.
que
*^s
i- i'' J r j'U
va-yaie bin cent fraocs, tire lire tire, tire lire tan. • Elle ait d'len-ten.
1
^
s
i
d'len-ten, niai tchievre, eil' ait d'len - ten - de - ment.
El' etaie t' ine tchievre,
Lai tchievre tchie Bertrand,
Tire lire tire, tire lire tan
Q,a' aivaie maindgie in tcho
Que vayaie bin cent francs.
Tire lire tire, tire lire tan.
Refrain
Elle ait d' Tentend, d' l'entend,
[mai tchievre,
Elle ait d' l'entendement.
Q,u' aivaie maindgie in tcho
Que vayaie bin cent francs,
Tire lire, etc.
Elle fea-t-aissignie
Dvaint V Juge di President
Tire lire, etc.
II 6tait une chevre,
La chevre ohez Bertrand
Qni avait mange nn chon
Uni valait bien cent francs.
Elle a de l'entend', ma ch^vre^
Elle a de l'entendement.
Elle fnt assignte
Devant le juge dn President.
ChantB patois jurassiens
26a
3. Elle fen-t-aissignie
Dvaint TJuge di President,
Tire lire, etc.
Elle drossait sal quouetotte
Et s' ch^tit ohu loa bano.
Etc.
4. Elle drossait sai qaouetotte
Et s' ohetit chu loa banc,
Tire lire, etc.
Eir fesit des diaidielles
Poa payie les sordgents.
Etc.
5. Eir fesit des diaidielles
Pou payie les sordgents,
Tire lire, etc.
Eir piantit ses 6coaones
A tia di President.
Etc.
6. EU' piantit ses eooaunes
A tin di President,
Tire lire, etc.
En tirant ses ^couones
Eir raimenit d' l'ongaent.
Etc.
7. En tirant ses ecoaones
Ell raimenit d' l'ongaent,
Tire lire, etc.
(-'ä poa firoattai les lävres
D'gä qae n' sant p6 Contents.
Etc.
Elle dressa sa (petite) qaeue
Et s'assit sur le banc.
Elle fit des crottes
Pour payer les sergents.
Elle planta ses cornes
An cul du President.
En tirant ses cornes
Elle ramena de l'ongaent.
C'est pour frotter les It'vres
De ceux qui ne sont pas contents.
Et VAlvmnach ajoute: «Cette chanson faite pour narguer
la justice, si dure aax pauvres gens d'autrefois, doit etre tr^s
ancienne et originaire de notre pays.»
Modirato.
195.
Y f 8ät§ gn txievr 5 ii§t t/tntxi.
II a 8aut6 ane chevre en notre jardin.
(Patois de Courtedoux)
\^*i j'i: '-L j'r^pTTfg^^^^^^
y ^ sa-t^ §n txievr a n^t t.r* - txi, y§, sa-tQ §n txiovr ä
264
Chants patois jurassiens
/^ j- j- ,1 j' j- jlM-1 r j n^-i-i-J:
n^t t;tr<)&-txi, k'§ m^djia s^-l^dje § p§r-xi. dyidya, bwär-djiar, ö
rrrrr^?^=g^rr77^
1^ 1^ 1?, dyfdye, bwär-dj9r, 1$ tä s^ä v^!
1. y ^ 8&t§ en txidvr S ngt [II] (y) a saate nne ohevre en notre
[tjjfcBtxi (bis) pardiiiy
k'e inSdjT9 sel^djo ^) ^ perxi. Qai a mangä salade et persil.
dyXdya, bwärdjiar, ö le, ]|, le ! Joae da violon, bergire, o la la la!
dyXdya, bwärdjiar, lg tS s'S v^! Jone da violon, bergere, le temps
[s'en va!
2. kSper lg lü l'&le tr§vg (bis) Compire le loap Talla trouver.
— k^mer le txlQvr, Sbr^sl9-md. — Comm^re la chevre, embrassez-
dyTdya, etc. [moi.
3. — köpgr lg lü, i n'özarö; (bis) — Compere le loap, je n^oserais;
s'ä lg bwetxä') k'ä m5 emi. C'est le boac qai est mon ami.
dyXdya, etc.
4. y S §t-evü trä be txavri, (bis) J'en ai ea trois beaax chevreaiix,
yiin-ä mw&n, Tätr ä b^yi. L*an aa moine, Taatre aa bailli.
dyTdyo, etc.
5. Tätr ä k^pusT e föyi (bis) L^aatre aa capacin ä Fahy.
dyldy», etc.
^Keiie Studer, de ConrtedouX; ä la eure de Bressaucourt.)
J'ai retrouvS cette chanson k Courtedoux mSme; les trois
Premiers couplets sont semblables ; Yoioi les variantes des quatri^me
et cinqui^me.
4. y 5 gt-^vti trä b^ txavri ;
y S e b^yiö un-ä b^yi.
dyTdyo, etc.
5. ^i^pö l'ätr ä t/ürlo d' fgyi,
i pö l'ätr ä rwä e peri.
dyTdy», etc.
J'en ai ea trois beaox cheyreaox;
J'en ai donn^ an aa bailli.
Et pais l'aatre aa oarä de .Fahy,
Et pais l'aatre aa roi k Paris.
(Marianne Guenin, n^e en 1813, Courtedoux.)
^) C'est le mot ajoulot pour salade. DeI^.mont dit : d'lf ßäläd».
>) Le mot ordinaire est bfk — bouc. Remarquer la formation jrr^gu-
liere du diminiitif : bwitxä.
Chants patois jurassiens 265
196.
$ Yoz-ä bT ^jia ... II yous est bien ais^ . . .
(Patois de Fahy)
I vöz ä bX ejidy m^ mer, II voas est bien aisä, ma mere,
e vöz ä bT ^jia d^ djäz§. 11 vous est bien aise de parier,
vg kütxTd d^vö m6 per, Vous couchez aveo mon pere,
vj djäze tS k' vg vjyg Vous jasez tant que voas voulez.
e yüp säsä! m^ püor vej9, Et youp sasal ma pauvre yieille,
detx&sio Yö sabä! Dechaossez vos sabots!
(Emile Daumont, n6 en 1864, Fahy.)
197.
T djwe ke nö bf rbi . . . ün jour que nos brebis . . .
(Patois de Courgenay)
2. T djw^ ko nö b^rbi Un jour que nos brebis
ftT ttt e l'ötä, Etaient tout[e8] ä la maison,
nöz-S dfxikdten ^n Nous en d^chiqaetames nne
Stro n^ U Oargantua. Entre noas les Gargan tna.
2. t/S s'a k' me mer la seve, Quand (c'est qne) ma mere le sat,
^1 mo füdt^: Elle me foaetta:
XJfi s'ä k' m5 per l'e sevü, Quand (c'est que) mon pere l'a su,
^ m'S g fgtti! ' '^ ' II ni»en a f . . .!
(M. Metthez, instituteur, Courgenay.)
198.
mo pfr ^ m^ mer . . . Mod pere et ma m^re.
(Patois de Fahy)
mS per e me mfr Mon pere et ma mere
t;^ ii'e d'^yT ptt d' pS, Quand ils n'avaient plus de pain,
ä s' pTsT If t/dex IIa se pingaient les cuisses
ptt 8*pe6§ 1§ ä. Pour se passer la faim.
(AmM^e Etienne, ne en 1845, de Fahy, ä Courtemaiche.)
199.
y'§ $n b^tät . . . J'ai une petite bete . . .
(Patois de Courgenay)
y'l en b§tät dS me t/lilat;
tjfS i\ düo, i 1^ revwäyd,
i le prS, i 1^ rv»r9,
^1 m9 fö kräv^ do rlra.
266
diants patois jurassiens
200.
t/5 s'ä k'i etö djüenä. . . Quand j'^tais jeunet
(Patois de Courgenay)
Gai,
|t.t<? s'ä k'i # - tö djüo - näj i pi - xö ütr 1# mü - rä ;
^^
JJ.J! j! ,1 1 jT^^jfrxTfl
m6 mit-n? k'i 8(fe v^-yä, i pix do - xü m§ sä-bä.
1. t/^ s'ä k'i etö djüanä,
i pixü ütr le inUrä;
m6 initnS k'i sOe veya,
i pix ddxü lue säba.
2. t;^e s'ä k'i eto djüanä,
niö /öträ ^) et^ rwädä ^) ;
me mitnS k'i soe veyä
e ii' fe pü ka b korbä.
201.
Meme sujet.
I Patois de Trainelan-dessus)
t/e y'etö djün,
i pixT ämä ^) le pwär^ *) ;
mitnS k'i sii veye,
i pixe xü me sabo.
(Benedict Rössel, aux Iteussilles.)
202.
f in'ä svT k'y eto djüenäte . . .
II m'en souvient que j'etais jeunette
(Patois de Delemout)
^::mmj^rT\jjYm^
§ m*ä Hvi k'y$-tö djüa-natd, k'i pra-tö mS lüs-tü-krü.
)!=g=
^^^^^^^m
i>* ^ JL
ine mit-n(^ k'i s(i? v^-yÄta, dfia sq bni! fiB n'ä vdfe pü.
*/ sifflet; *) roide, raide; ^) en haut; ♦) paroi.
Chants patois jurassiens
267
i m'S 8vT k'y etö djtianäta
k'i prätö mö lüstükrü.
mS mitnS k'i soe veyäta
dü9 8e bni! nu n'ä vcb pü.
(Joseph Rais, fossoyeur, Del^mont.)
203.
mo per ^ m^. mer . . . Mon p^re et ma mfere .
(Patois de Boufol)
^^^
#rt c I" r
mo p^r Q mQ m#r sa b^ - tl txiX nü, Tsüa- tä da md p#r $-
^
i:
tr^p m^ m^r ä t.rti.
m5 per e nie mer
89 betT t^VL nü,
1' süatä ^) d9 m5 per
etrep me mer ä t)r\l.
(M. Chevrolet, n6 en 1865, Bonfol.)
204.
i vöröjirav^rö...
Je Youdrais, je revoudrais
(Patois de Del^mont)
^^g
:lS=t
:t
i v$ - r?, i r» - vjj - rö ka tö d§ fopx S in§ röa,
*i s . T r^ t-i = ^^^
F??=mr^-q:^=c=F^^^'^
i b^yo-rö bi sät • ö - t^ü ko to n^ fa»x H mo trü.
i vgrö, i r9vorö
k9 t5 ne fcex 5 me rö9, *)
i bey9rö bT sSt-etjKii
k9 t5 ne fcex a m5 t;^ü.
(M"« C. C, nee en 1840, Delemont.)
1) MtOD, trique.
*) Du latin riga = sillon, raie (Arch. Uly p. 215, n^ 8, str. 5).
268 ChaDts patois jurassiens
205.
lebfxät^)... Lesfilles...
(Patois de Vendlincourt.)
le bex&t k'S 1§ fwdr
n'5 p9 Ij t/ü \r2 nä,
^1 S de gXgornä')
ittre lö'dü /öträ»).
(M. X., Vendlincourt,)
Un compatriote yaudois, 6tabli depuis 30 ans ä Paris,
chantä rannte derni^re un couplet analogue. La compara
pouvant Stre interessante, je me permets de le transcrire
bien que le patois vaudois ne rentre pas dans le cadre de <
etude.
206.
Toutes les filles.
(Patois de Pompaples)
^JHJz^£fa-3n:-J'l j; J'-?=?^
t$- t§ 1# %9 k'o lä rä-ßi n'o dzä-m# 1$ t;tü bS n
Vo ä - d^ kaö-t^^ grö-gä- 1^ ä - tra - mi 1§ du sü-by^.
t^tä le %a k*5 lä rata
n6 dzämö Ij t;f ü b5 ne ;
rs ade kköt/^ grSgäl§ '
Strami le du sübye.
(M. E. B., Paris.)
*) Se chante sur Tair de Yadine.
«) Grelot (Cf. Ärch. III, p. 264, n^ 1, str. 18; p. 265, n« 2, str.
») Sifflet.
269
Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch.
Von E. Pinkenhofer in Zürich.
Yermoge ihrer geographischen Abgeschlossenheit entwickelten
sich die Entlebucher im Laufe der Jahrhunderte zu einem Yolks-
Bchlag, der in Sitte und Sprache gegenüber den Stämmen der
I^achbarschaft nicht nur früher manche Abweichung aufwies,
sondern von der ursprünglichen Eigenart vieles selbst bis auf
den heutigen Tag bewahrt hat. Aber seit längerer Zeit durch-
saust nun die Eisenbahn das ehedem so stille Bergtal, und die
modernen Verkehrs- und Erwerbsverhältnisse haben sich mit dem
glättenden Einfluss der Volksschule verbunden, um wie ander-
wärts, so auch hier das Volksleben allmählich seiner Originalität
zu entkleiden. Zum Olück für die Volkskunde haben aber
schon vor mehr denn hundert Jahren die Wägsten und Besten
der Talschaft ihren Ruhm darin gesucht, Land und Leute nach
dem Geschmacke ihrer Zeit zu schildern und die Sitten und
Oebräuche dieses Hirtenvölkleins wenigstens in Buchform in das
neue Zeitalter hinüberzurettcn.
Der würdige Kirchherr zu Schüpfheim, J. Xaver Schnider
von Wartensee, schrieb 1781 eine „Geschichte der Entli-
bucher" *) und widmet in deren zweitem Teil (S. 133 ff.) auch
den Lebensgewohnheiten einen eigenen Abschnitt. Vom nämlichen
Verfasser stammen auch drei Hefte „Beschreibungen etlicher
Berge des Entlebuchs^ ^).
Li der Ueberzeugung, „das Entlebuch sei merkwürdiger
durch seine Personifizierung als durch seine Naturgeschichte und
Landwirtschaft*', liess F. J. Stalder, Pfarrer in Escholzmatt,
1797 als Ergänzung zu den Arbeiten Schniders „eine vollständigere
Charakteristik der Einwohner selbst, ihrer Sitten, Gebräuche
and Feste*' erscheinen. Es sind die bekannten ^Fragmente über
Entlebuch'' ^. Stalder kennt seine Entlebucher durch und durch
und sucht unter den Titeln „Ihr Ehrstolz, ihr Freiheitssinn, ihre
Anhänglichkeit an ihr Land und Ihresgleichen, ihr Frohmut und
Leichtsinn, ihre freundschaftliche Geselligkeit im Umgange mit
») Luzem (Salzmann) I. Teil 1781, II. Teil 1782. — h Luzern 1783
und 1784. - ») Zürich (Orell) I. Teil 1797, IL Teil 1798.
270 Sprüche uod Lieder aus dem Entlebuch.
Fremden, ihr Witz und ihre Geistesanlagen ^^ auch Ferner-
stehende mit den guten und weniger guten Eigenschaften seiner
Lieblinge vertraut zu machen. Auch die tägliche Beschäftigung,
das Eiltgehen, die Gymnastik und die Volksfeste kommen in
eigenen Kapiteln zur Sprache, so dass es unschwer hält, Land
und Leute in weitgehendem Masse kennen zu lernen, ohne je
am Strande der Entle verweilt zu haben. Doch beschränkt sich
Stalder in seinen Schriften auf die ungebundene Redewebe. Die
Volkspoesie ist nur durch einen gereimten Liebesbrief (I, 116)
und durch einige Possen (Hirsmontagsbriefe, II, 83) vertreten. Das
Stalder'sche Idiotikon *) befasst sich seiner Natur nach erst recht
nicht mit solchen Sachen.
Mit Schnider und Stalder bildete der musikalisch veranlagte
Dekan von Hochdorf, J. Bernhard Häfliger, ein zeitgenössisches
und gesinnungsverwandtes Trio. ^) Hääiger, der Präsident der
Schweiz. Musikgesellschaft, bietet uns in seinen Liedersammlungen
zwar nur eigene Dichtungen, muss aber hier dennoch genannt
werden, weil 1796 seinem sangesfrohen Herzen das in der ganzen
Zentralschweiz noch immer gern gesungene Lied entquoll: ,,Wa8
sust d'Schwytzer bniuchid"*.
In Lütolfs Sagen ^) ist das Entlebuch ebenfalls mit einigen
Nummern vertreten, aber wie schon aus dem Titel zu erraten,^
fanden Sprüche und Volkslieder in dieser Sammlung keine Be —
rücksichtigung. Von den „Volksliedern aus dem Kt. Bern"-
welche in diesem „Archiv*^ V, 1 £P., zusammengestellt sind ^
werden viele auch im Entlebuch, namentlich in dem an Beri^
grenzenden Teil desselben gesungen, so z. B. von den auf Seit»^ ^
3 — 6 registrierten Gesängen die Nummern 7, 13, 18 — 23, 26, 31^
33, 35, 36, 39, 44, 45, 49, 51, 52, 53, 57, 60, 61, 64, 66—6^
*) Versuch eines Schweiz. Idiotikon mit etymologischen BemerkuDge^B^
untermischt. Aiirau (Sauerländer) I. Bd. 1806, IL Bd. 1812. Stalder pub' —
zierte ferner: Die Landessprachen der Schweiz oder Schweizerische Diale ^ä"
tologie mit kritischen Sprachbemerkungen beleuchtet. Aarau 1819. 424
Schöne biographische Notizen über diesen hervorragenden Mann finden su^^
im Jahrbuch der luzernisclien Kantonaliehrerkonferenz, 1858, S. 35 ö*. n
in der Allgem. Deltscukn BicKiRAi'HiE Bd. 35. — ^) Häf liger, geb. 1769, gi — -
1837, gab 1801 in Luzern eine erst^ und 1813 eine zweite Liedersammli^^ ^
heraus. Letztere trägt den Titel : Schweizerische Volkslieder nach der ]w^ ^
nerischen Mundart. — Hier erwähnen wir auch In eich ans: ,Drtt Lie-^^^M'
vom alten Sepp**, Luzern 1844 und „Lieder vom alten -Sepp in Luzern» *
Mundart**, Luzern 1859. — ^) Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünfürt«^*^
Luzern (SchifTmann) 1862.
Sprache und Lieder aus dem Kntlebuch. 271
luid ^OD den mit Melodie versehenen Stücken die^ Nummern 1,
2, 4, 5, 7, 8, 9, 12, 13, 18, 17, 18, 24, 26, 31, 34, 35, 37, 39, 40,
41, 43, 46, 49-51, 54, 55, 57—59 und 66—70. Das Appen-
zelleirlied 1, S. 46 ist allen Zentralschweizern und daher auch den
Entlebuchern geläufig. Als Hilfsmittel für gesangliche Produk-
tionen im Familienkreise dient im Entlebuch noch vielfach das
alte ^Allgemeine Schweizer-Liederbuch". ')
^Wenn auch vielleicht etwas hinterdrein, so kommt doch,
ungeachtet der verschiedenen Vorarbeiten auf diesem Gebiete,
der Freund und Sammler des Yolkskundlichen selbst heute noch
nicht völlig zu spät. Die Entlebucher verfügen noch immer
über einen reichen Schatz von urchigen Sprüchen und melodiösen
ReimeD, die noch nie veröffentlicht worden sind, und die im Inte-
reaae der Volkskunde verdienen, der Vergessenheit entrissen zu
werden.
Das Material, das wir nachstehend verarbeiten, stammt fast
Auaechliesslich aus der Gegend von Marbach. Wir erlauben
^^^ jedoch, der Sammlung auch einige Stücke einzureihen, die
Dicht mit völliger^ Sicherheit als entlebucherisch bezeichnet werden
können, die aber in der nächsten Umgebung dieses Landes ge-
san^en oder gesprochen werden und daher den Vormerk ^Gäu"
trag-eu. — In Bezug auf die Denkart nähern sich die Entlebucher,
^^^ historischen Ueberlieferungen getreu, mindestens ebensosehr
*'®*^ benachbarten „Ländern** als den übrigen Luzernern. '^) Auch
l^ 3M[andart zeigt auffallende Aehnlichkeiten mit derjenigen
^^^rwaldens, mit welcher sie das sehr charakteristische Dimi-
Duü-V" ili (z. B. Böndüiy Schätzili) gemein hat. Das / der Schrift-
P^'^^ihe klingt im Dialekt nach einem Vokal stets wie w, z. B.
^***^ sieuty Schäuili statt „alle", „8tellt^ „Schellelein^
Es ist alter Brauch unter den Luzerner Ortschaften, einander
^ ^^ gentlich mit Uebernamen zu begrüssen, die dem Selbst-
/^^ Ehrgefühl der Betroffenen nicht gerade schmeicheln, aber
^^^Vl. die freundnachbarlichen Beziehungen nicht wesentlich zu
^^«en vermögen. So nennt man die Sempacher „Strau welle",
y ') Allgemeines Schweizer-Liederbuch. Eine SÄiumlung von 570 • der
r|,^^^T)teBten Gtesäuge, Kühreihen und Volkslieder. 4. Auflage. (Aarau und
. ^^H) 1888. Von den im Archiv Bd. V S. 305 iX. publizierten Sprüchen
^Bieren im Entlebuch die Stücke: Meitili bis {^schider etc., Meitli, wenn
*^^tate Witt etc., Der Schnider hed etc., alle S. 305. — ^> Die Luzeruer
^^iren alle Urachweizer als „Länder" zu bezeichnou.
272 Sprüche and Lieder aus dem £ntlebuch.
die Hildisrieder „Gertelhefti", die EscheDbacher ^Frösche*', die
Raswiler «Monjager'', die Neuenkircher „Mützer^, die Neadorfer
^Kabisstirzel", die Rainer ^Mntschlidrücker*, die Erienser ^die
Wilden vom Pilatus* oder ^Räbenstirzel", die Horwer «Haue",
die Ettiswiler ^Mugge^ und die Grosswanger „Fleuge", daher
der derbe Reim:
P'Ettiswiler Mugge
Chönid i de Wanger Fleüge i's Födle gugge.
Yon den Hergiswilern heisst es in einem Entlebncher Tanz-
liedchen : "
S'isch sohad, s'isch schad für d'Hergiswiler,
Dass si, dass si hei gross! Mttler. ®)
An den Rootern hingegen will man etwas zu lange Finger
bemerkt haben. Wenn sie daher als Wallfahrer nach Einsiedeln
kommen, rufen die dortigen Marktweiber einander zu: „D'Router
chönd! D'Router chönd! D's Lädeli zu! D's Lädeli zu!* *^
Aber auch die Bewohner des Entlebuch erhalten ihren red-
lichen Teil an diesen luzernerischen Liebenswürdigkeiten. Schon
ihre Abstammung ist von einem etwas zweifelhaften Glänze um-
strahlt. Als nämlich der Hergott nach Erschaffung der Welt
noch einige Erdklösse übrig hatte, schleuderte er sie in der Rich-
tung nach dem Entlebuch fort, verächtlich dazu sprechend: „Gäbs-
(drus) was wöll!^ Und siehe! Es wurden Entlebncher daraus. ^ *)
Gehen die Schupf heimer, Hasler, Doppelschwander und
Entlebncher mit Kreuz nach Romoos, dann schallt ihnen bei
Einzug vom Kirchturm herunter der Willkomm entgegen:
Bimm, bumm, behn!
D'Schelme sind all da! ^*)
^) Die Marbachor setzen dann als zweite Strophe regelmässig hinzu ^
SMsch schad, sMsch schad fQr d's Brune Bäbi,
Dass es, dass es d's Jepli verzehrt.
(Ueber e Rain abedrohlet ist.) Vgl. Archiv Bd. VI, S. 289. —
^^) Aehulich werden die Lunkhofer, Kt. Aargan, charakterisiert. V ^
Kochholz, Alemannisches Kinderlied. Leipzig 1857. S. 62. — *') Das Gleic^s-l
behaupten die Entlebncher von ihren Landsleuten im Gäu. — ") Die nämÜcz^l
Sprache sollen auch die Glocken von Werthenstein führen, wenn der Kr&* 'm^.
gang von Sempach in dortiger Kirche seinen Einzug hält. Die KrettzgäiK=i£
(Prozessionen) in andere Gemeinden sind namentlich bei der Jugend ^^t
beliebt. Doch führten sie von altersher gerne zu Neckereien und Strem^i^
keiten zwischen den Buben der verschiedenen Gemeinden, so dass vor eiam^^'^
Jahren ein Knabe von Hildisrieden gestand: „I gab gern mit Krüz uf Nftd'r^
es cheibet öppis." Vgl. Archiv Bd. VI, S. 152.
.p.ucue und Lieder aus dem Entlebuch. 273
Den einzeloen Gemeinden des Entlebuch werden vom Volks-
mand folgende Lieblingsbeschäftigungen zugeschrieben:
Z'Marbä
Tili si d'Nidle schlarpe,
Z'Eschlismatt
Faehre si Chäs i d'Stadt,
Z'Sohttpfe
Tüent si d'Nidle dttpfe,
Z'FlOeUi
Windä si am Fadesplieli,
Z'HasU
Hei si Fleisch i d'r Asni [Kamin],
Z'Entlibuech
Hei si Dräok am Taech,
Z'Romoos
Gäi die Junge de Alte ne Stoss.
Zar ferneren Charakteristik dieses Bauernvölkleins singt man
w-oit; bemm:
Entlibneoher,
Brotversueoher,
Birebe'isser,
Hosesoheisser.
Während die Auswärtigen dieses Signalement auf alle Entle-
bucbcr anwenden, glauben die Talbewohner dasselbe nur auf
jeiio Ortschaft beziehen zu müssen, welche der ganzen Talschaft
den D^amen gegeben, um den angetanen Schimpf abzuschwächen >
teilo^ die an ihrer nationalen Ehre Angegriffenen den übrigen
^^^Hdelenten, den Gäuern, ein möglichst geringes Mass von
*^^®lligenz zu. Die Gäuer geniessen insgesamt den Ruf, ganz
•'^Berordentliche Liebhaber von Ziger zu sein. Die Wallfahrts-
«ärclj^ hL Kreuz im Entlebuch hat eine prächtige Lage und
*^»aut von einem Hügel aus weit in die Lande. Betritt nun
^^ Oäuer das Tal und sieht er von ferne im Strahle der Sonne
^^ Kirchlein erglänzen, so meint er einen mächtigen Zigerstock
^^^ «ich zu haben, eilt freudetrunken zu ihm hin und — beleckt
^^ Geissen Eirchenmauern.
Kicht viel hoher als die Intelligenz der Gäuer wird von
^«Ä Entlebuchern die Moralität der östlichen Nachbarn geschätzt,
^öm sie die „Länder" durchaus dem Teufel verfallen wähnen;
18
274 Sprache und Lieder aus dem Entlebiioh.
Z'hinterst ufern Schwändaberg ^') Er nimmt si a d'Gktble
Nimmt d'r Tttfel d'Länder zweg. Und lat si versaple.
Er nimmt ai of e Totze Er nimmt si ofe Tisch
Und hacket se wie d'Erote. Und isst si wie d'Fisch.
Die übrigen Luzeroer halten aber beide Yölkeratamme für
wetterwendisch und unzuverlässig, und meinen daher:
D^Entlibnecher und d'Länder
Gend der best Kalander.
Die Entlebuoher gelten auch sonst als Vertreter eines ur-
wüchsigen Naturvolkes und als glückliche Besitzer eines konkurrenz-
losen Appetites, deshalb der Vergleich: ^Er ist grob wie ein
Entlebucher*^ oder „er isst wie ein Entlebucher*. Hinter dem
Rümlig, einem Bache bei Malters, gibt es aus dem nämlichen
Grunde kein Kopf-, sondern nur Grindweh. Die Entlebucher
selbst taxieren sich als nicht sonderlich feine Leute und ge-
brauchen ungescheut die Redewendung: „D'Schärliger Chüe' und
j, Eschlismatter Chalber ^ .
Dass die Luzerner alle insgesamt „Katzenstreoker'^ sind,
weiss Jedermann. Als aber ein Luzerner von einem Zürcher
wegen genannter Titulatur gehänselt wurde, fragte er seinen
Widerpart rasch entschlossen, ob er denn wisse, wie weit man
bei ihnen die Katzen strecke. Da der Zürcher die Antwort
schuldig blieb, erklärte der Luzerner mit überlegener Ruhe:.
„Yo Luzem bis uf Züri, damit ene d'Zürcher is Födle blas^
chönid.«
Zum Zwecke der Abzahlung beim Spiel bedient sich di^
Entlebucher Jugend etwa folgender Sprüche und Reime:
Änege, bänige, doppos tee, Fade, Nadle, Fingerhuet;
Tripns, trapas, trommele me, Sohnapfdi - Böndili, die si gnet.
Anke, Bohne, Schmauz Aengili gange mit d'r Lieh.
Habermehl and Sauz. Husch, Hasch, Hagelnnss,
Gager ^*) Vögili nsä.
Schnüerii zöge, Fäoili >^) glüpft.
Da and da bist osä pftttzt. ^^)
Wie ein erratischer Block nimmt sich der folgende, einer
<>) Schwendelberg bei Kscholzmatt. — <^) UDfuhig, herumhüpfend. —
<^) FälleleiD. — ^^) Plötzlich herausfallen oder herausplatzen, namentiich auch
beim Lachen. Vgl. Archiv Bd. VI, S. 294.
Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch. 275
fremdeo Sprache nnd Kultur ^^) entlehnte Zählreim neben den
Produkten alemannischer Muse aus:
ün, deux, trois, quatre, Un, deux, changez-vous,
Mamme Lisel vonlez-vate? Mamme Lisel voulez-voos?
H< man kleine Kinder auf dem Arm, oder schaukelt der
Yater oder Grossvater sie auf seinen Knieen, so werden die
Hebungen und Senkungen xßit dem Sprüchlein begleitet:
Hüti, httti, Bössili! Die Erst schnätzet Chride,
Z'Bade ist nes Sohlössili, Die Zweit spinnt Side,
Z'Rom ist nes galdigs Hus, Die Dritt' tuet d's Tor uf
Es luegit drei Mari6 d'rus. Und lat die heilig Sunne us.
(Und lacht die dumme Buebe us.) ^^*)
Es steiht nes Buebili a der Wand^
und het nes Sohäuili i der Hand,
Und wenn es de tuet chlingele,
So wei mer alli z'Himmel springele. ^^)
Mit dem letzten Yerse hebt man zur bessern Yeranschau-
lichung des Gesagten das Kind flugs in die Höhe.
Soll das Kind schlafen, so wiegt man es ein mit der Strophe:
Butti, buttiy soli! Butti, butti, Wiegestrau;
D's Kindli lit im Choli. . Brieget d's ühind, so lachet d'Frau.
Wollen die kleinen Schreihälse nicht ruhig sein, und ver-
langen sie irgend ein Geschichtchen, dann beginnt die Mutter nach
einigem Besinnen und mit einem langen Atemzuge: „Es ist
einist e Ma gsi, de het wöue es Süppli choche und du ist em
d's Cheuili broche, aber d*s Gschichtli ist no nig us. Es ist
") Bochholz bringt S. 114 einen ähnlichen Zählreim und glaubt ihn bis
ins Mittelalter zivückverfolgen zu können. Die Ansicht, dass es sich um eine
EiDschmnggelung durch französischen Sprachunterricht bandle, scheiot ihm
daher nicht richtig. Zum Vergleich seien aber die ähnlich klingenden Ritour-
oclles et rondes enfantines Freiburgs hier angeHlhrt:
Un, deux, trois, (luatre
Savary m*a voulu battre
M*a donnö un coup de sa cape
Sa cape est tombt^e en bas
Pour abattre les soldats, etc.
Nouvelles Etrennes Fribourgeoises 1895, S. 160. — "•) Vgl. L. Toblkb
Schweiz. Volksll. II, 239 ff. — ^^) Mit wenigen Abweichungen ist das Sprüch-
lein auch in UnterwaMen gebräuchlich. Verstümmelt bei Lütolf, Sagen S. 299,
vollständig nach Un^rwaldnerart, ebenda S. 576. Vgl. auoh Rochholz S. 139
and Archiv VI, 151. 282.
276 Sprüche and Lieder aus dem Entlebuch.
einist^ und dann beginnt die Erzählung immer wieder von Torn,
bis die Kinder der Geschichte satt sind. *^)
Das Nikolausfest (6. Dez.) haftet als Bescheernngstag der
jungen Welt tief im Gedächtnis und schon lange Torher wird
dieser Heilige mit Bitten um hübsche Gaben bestürmt. Die
Mädchen bedienen sich zu diesem Zwecke der Formel:
Samichlaas i bitt di, Nit nes grosses, oit es chlis,
Schenk mer aa es Ditti. Eis,' das Annebäbili heisst. '^)
Um herauszukriegen, welche von den angenähten Knöpfen
ehrlich erworben seien und welche nicht, zä^lt man dieselben
der Reihe nach mit den Worten:
Liseli, Liseli, lauf!
G'funde, g'stohle, kauft! (Gäu.)
Yon Zahlreimereien sind folgende in Umlauf:
D'r Chüngilifranz het d'Hose versprengt:
Ei tusig achthundert und siebenezwänzg.
oder: Drtti mau siebe si einezwänzg.
Siebe mau drüi si einezwänzg
Ich und du und d'r Heinilifränz.
Es chunt ne Rege, Es chömit ftif,
I chan ech's säge» Si hei LUs.
Es chömit Zwe, Es chömit sechs,
I ha si g'seh. Si hei nes G' wachs.
Es chömit drei. Es chömit acht,
Si hei ne Ring. Si hei's g'macht.
Es chömit vier, Es chömit nttn,
Si hei ne Stier. Si springit über d'Zün.
Es chömit zäh,
Si hei nes La -*).
Auf dem Schulweg oder auf dem Spielplatz kommt es
zwischen Knaben und Mädchen hie und da begreiflich zu
Sticheleien, die etwa folgende Gestalt annehmen:
Wei beere, wei beere, ^'^) Es llitet Mittag,
Wei d'StUdili la stah. Mit de Herre i d's Grab,
Wei d'Meitschi ufhänke Mit de Buebe i d's Wirtshus,
Und d'Buebe la gab. Mit de Meitschene* i d^s Schisshos
(oier Wäschhusj.
'■') In Nidwaldon hat der Text folgende gereimte Fassung:
l will d'r eppis erzelle
Vom e neYwe und alte Chelle.
Der neiw ist mer verbroche
.letzt muesH i wider mit em alte choche.
Vgl. Archiv Bd. VI, S. 288. — 2«) Vgl. Archiv Bd. VI, S. 292. — »M Lehen. -
22) Beeren ablesen.
Sprache und Lieder aus dem Entlebuch. 277
Läng^, länge Isedraht, Suri Ankeminoh and blaui Tinte^
finebe laufit de Meitschene na. D'Buebe schmöckit wou und
d'Meitli stinke. ^^)
D'Meitsohi schmückit wie nea Nägili
Und Buebe wie nes Gägili.
Eigili guet Oepfel, git eigili guet Schnitz;
D'Buebe si öppis und d'Meitsohi si nix.
Alli Vögili pfifit schön Alli Btiebili hätted mi gern,
Sis am Sundig z'Abed. 0 wie bin i au plaget. ^^)
In der Fastnacht gehen die Kinder maskiert zu Bekannten
uod Verwandten und sprechen sie um ein kleines Geschenk an
mit; den Worten:
X bi nes arms Scbniderli, I bitte um enes Füferli,
X ha nes arms Bei. De gan i wieder hei.
Kommt die Jugend yom Spiel oder von der Schule nach
HcL^sjase, dann bringt sie selbstyerständlich einen gesegneten Appetit
ini^ und glaubt ihn alsogleich befriedigen zu dürfen, was freilich
nic^lmt immer gelingt, denn:
Hix^t;« am Ofe steit e Tisch, Am Brünneli, am Brünneli,
J^or ^ chocht d^Muetter Bireschnitz. Det staht e Birlibanm,
HckK3i ere wüoe eine näh, Und wenn die Birrli rif sind,
I> u iDet s' mer grad uf d'Ohre gä. So chüechlet Usi Frau.
I^*^ tin i's gange im Vater säge, Uesi Frau het g' chüechlet,
^^ liaet mi no ärger dttre g^sohlage. Het hunderttusig g'macht,
G'H^Ta.ck Vater, i leb de no! Und wenn mer alli ässit,
G-^Ktick Vater, i leb deno! ") So he-mer nild me z'Nacht. (Gäu.)
D'Moeter hat g'seit, i söu d's Kindli wiege,
Si w5a mer de drtti Eier sUde.
Si sttdet mer zwöi
und Stint mer no eis.
I wett d'r Gugger müesst wiege
Um nes ei enzigs £i!
D'Lungge Macht d^Buebe z'gumpe.
D'Ubere Macht d'MeiUchi z'zäbere.^^)
Auch sonst sind die Buben vom Entlebuch zu allerlei losen
^^^ wichen sehr aufgelegt, wie sie selbst unumwunden eingestehen
^^ den Verslein:
L 4. *') Vgl. Rochhülz S. 178. — ^*) Auch im Thurgau. Archiv VI, 148. —
^ *^ A\ich in Baselland mit dem Zusatz: Sperrt er mi in's Chällerloch. Vgl.
Archiv VI, 284. — ") Mit den Füssen ungeduldig trippeln.
278 Sprüche und Lieder aus dem EDtlebuch.
Es 81 ttsere drei Brtiederli Es ist d'r Maeter ne Chnmmer,
Und i bi der Jüngst. Dass üsere so via si.
Es si au*^ ne chli liederli. Ach Yater^maohit doch neChmmme*^
Aber i bi der schlimmst. Und gheiit tts zäme dri!
Selbst die Hausbewohner und Nachbarn sind yor ihrem
Uebermate nicht sicher, wenn sie behaupten:
Uesi Jungfer Dorethe D's Lunzi Madleni
Mit ihre länge Füesse Het Anke im Sack,
Ist sibe Jahr im Himmel gsi Es mag ne nid braohe.
Da het si abe müesse. '^) Drum salbet's dV Sack.
Uesri Magd heisst Iddä, Du auti Rnngangie ^')
Es ist ere niene z'rächt. Wie Inegst da so sur,
Si st^at der Stuel uf d'Site Wie tropfet d'r d'Nase
Undgonggletmitem Chnächt.^^) Wie lampet d'r d's Mul.
Dert äne ischt's lastig, D'r Bauz
Wo's d's ganz Jahr nüd schneit, Git d'r Chae Sauz
Wo d'r Chemiföger i d'Mäusuppe Und wenn si nid wia,
abe ghel't. So bisst er si i Stiu.
D'r Chemifäger mit dem BHsestampe
Macht die ante Wiber z'gampe.
Gaete Abe, aati Gret! 99 Herdöpfelstöck, ^^)
Seg mer, wo di Bettlade steht! E Chue
Hinter em Ofe, hinter em Bank, und hed no nit gnue.
Wo die Auti Flöh fangt. Es Chalb,
D'r Wicki ^' ^^ °^ °** ^^^'
l88t 77 Gitzi, ^J^ "^^ ^"^^ ^^ \«^
88 Bock ^^ ^^ "** gspise. '^
Nicht einmal der sonst so populäre hl. Antonius und no^^
yiel weniger der Pfarrer und sein Vikar bleibt vor dem leicbr^
fertigen Spotte der Jugend gänzlich verschont.
Sant Antoni von Padua üese Yikari hed Lederhösli
HedlängiBeiundkeiniWadedra. Hed si verschnnderet
Wenn d'r Sigrist g'itttet het, ^•'<* Charesalb dra. (Gfa.)
So het d'r Pfarrer d'Mess, Uese Herr Yikari hed Suii^
UndwennerheizurChöchichunt, Mit Leder überzöge [hostt— ^
So het er sini G'späss. Und Charesalb dra.
(Entlebuch.)»^:>
") alle. — 2P) Bretterverachlag, zumeist im Sinne von Hühnerwohnnng- ^
"braucht. — »») Auch in Nidwaiden, Thurgau und Basel. Archiv VI, 149 u. 290--
») Vgl. Rochholz S. 184. — ") In Nidwaiden: Tschurigunggele. — •*>
Platten voll Kartoffeln. — ") Vgl. Rochholz S. 39. — »♦) Vgl. Archiv V, S. ^
und Rochholz S. 311. — ^'') Die Sehwyzer singen;
D'r ihriger Pfarrer hed Lederhösli a,
Es zwilchenis Jäckli
Und Cbarasalb dra.
Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch. 279
Fast ebenso schlecht wie die Hosen des Yikars kommt in
der Volksdichtung die Askese der Waldbrüder weg. Da aber
Roohholz (S. 305 u. 306) die bezüglichen zwei Strophen schon
veröffentlicht hat, so nehmen wir Ton einer Reproduktion Umgang. *^)
Ertönt an Samstagen oder am Vorabend eines Feiertages
um 2 Uhr die Glocke vom Turme, dann heisst es: „D'r Sigrist
macht d*Sundighose z'plampe."*
Zur würdigen Begehung des Festtages selbst gehört nach
Entlebucherbegriffen unbedingt eine fettere Küche. Doch muss
sich mancher auch mit dem Gegenteil begnügen.
Uüt ist Heiligtag,
Soll chüechle, wer^s vermag.
Wer's nit vermag, soll mit (Jschlig schmürze
Und zanderobsi über d'Stäge ab btirtzle.
Kommen einmal Soldaten in die Nähe, flugs schallt es
ihnen entgegen:
£8 Bataillon Soldate, DV Tambnr scblaht de Zapfestreich,
Nur ei Offizier! Bis d'r Bor i d'Hose seicht. (Gäu.)
Der Naturbeobachtung ist der Entlebucher keineswegs
abhold.
Schneewiss Kräje und brandschwarze Schnee,
I ha mir Lebtig nUd so g'seh.
Drei Rösili im Garte, Lustig uf d'r Tanne.
Drei Tännli im Wald. Es leit nes sufers Hömili a
Im Snmmer ist's lustig, Und lat das dräckig la hange.
Streckit d'Bei i d'Hdchi j^^^ y^^^^. .^ ^^^
Und machit: Budälihe! (Gäo.) ^.^^ ^^^^^^ ^^ ^^^j. s«) ^ ^y^^^
D'Sonne sohint, D'Maeter geit uf Solotharn
D's Vögili grint, Und chouft em Kari^^) e Chriesi-
[starm.
^) In Nidwaiden sagt man:
Der Waldbnieder im Raift [Ranft]
Hed d's Gundi [Kunigunde V] vorchaift
Um-ene Bitz Ziger
Und wo-n-er e gässe hcd,
So chund er und will'« wider.
*') Aus MisBverständnis und unbewusster Bosheit setzen manche Buben
statt Ente das Wort Tante ein. Vgl. aucli Rochholz S. 314 und Arohiv VI,
149. — •*) Schwarzes Pferd. Die ersten drei Verse auch in Baselland. Archiv
VI, 287. - ») Karl.
280 Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch.
Wenn üsi Chatz nid bttsele^^) win^ Es geit ne Bur i Garte;
Was Tttfos ist de guet? Er nimmt ne Hampfle N^e u. ribt.
Oepfuschnitz und Wikaffee; Und bat d'r Bur das Chrtltli kennt,
Was giuts ^*), si büselet de. So hät's ne nid a d's Kinder brennt.
Der Gesang der Wildente wird mit folgendem Spruch und
entsprechender Melodie trefflich nachgeahmt.
Mis Chind, wo bist gsi? Mis Cbind, was best ghaV
Im Wauis, im Wauis. **) Ntid weder Chrut und Cbabis,
Cbabis, Chabis.
Der Landwirtschaft sind folgende Reime entnommen:
Aui mau, wo-ni dängele wiu,
Lödelet mer d'r Hämmerlistin.
Wenn d'r Dängustei und dV Wetzstei nid war;
I wett', dass d'r Tütii d'r Mäder näbm.*^
Ton und Takt des Sensewetzens klingt uns ziemlich deut-
lich entgegen aus den Worten:
D'r Metzger ist e Lumpehund, d'r Metzger ist, er ist.
D'r Metzger ist e Lumpehund, d'r Metzger ist^ er ist.
Von lehrhaftem Gehalte ist das Lied, welches das Mar-
bacher Stalder Mädi (Magdalena), eine 90jährige Weibsperson, mit
eigentümlicher Melodie zu singen weiss. Weil die Reime vielfach
fehlen, könnte man fast meinen, der Text sei ursprünglich in
hochdeutscher Sprache abgefasst gewesen oder aus einer andern
Gegend nach dem Entlebuch verpflanzt worden.
Am Morge soll me früh uüstab; Gang du über d'Witi hei.
Am Sundig mach es au e so. Dass dir di längi Zit vergeit,
Gang du flissig i Gottesdienst, Oder nimm es geistlichs Buech i
Wenn du Gott im Herze liebst. d'Hand,
Wend' dini Oug ufs Choraltar, Und bätt für die arme Seele ne
Schau nit uf e jedere Narr. Rosekranz.
Jitzt geit e schöni Predig a, Bist im Ehstand und best vil Chind,
Me höi-t si ja vo obe a. So lasssi nid laufe wie d's G'wülch.^^)
Drunte tüent si seh wätze und lache, Schick si flissig i d'Christelehr,
ümesohaue grad wie d'AfPe, Frag de, was si drus hei g'lehrt.
Und Gott luegt zue, Wüsse si aber nüd darus,
Wie-mer i der Chile tuet. So leg'ne de ne Buesse uf:
Am Sundig und Firtig Namittag Chlini Chind, chlini Bness,
Geit au des Tüfus Nutze a, Grossi Chind, grossi Buess.
Mit Spiele, Tanz und Eartespil, Wo aber das nid ischt.
Hie und da, da gits es vil. Ist au scho kei guete Chrischt.
♦«) Junge werfen. — ♦«) Gilte. — ♦») Wallis. — ♦») Soll auch in ünter-
walden gebräuchlich sein. — ^) Wolken. Vielleicht hiess es ursprünglich:
wie der Wind.
Sprüche uod Lieder aus dem Entlebuch. 281
Der Süss Badist in Schüpfheim kennt ein goldenes Alphabet
von ähnlichem, lehrhaftem Charakter, wie das vorstehende Gedicht.
Bei der landwirtschaftlichen Bevölkerung pflegt man mit den
Speisen einerseits als einer Gabe Gottes, anderseits als Frucht
harter Arbeit höchst ehrfürchtig und haushälterisch umzugehen,
so dass man lieber noch etwas über den Appetit isst, als einen
Speiserest zu Grunde gehen lässt. Dieser Auffassung entsprang
der Grundsatz:
Gschider der Buch versprängt,
Weder d'Gab Gottes g'schändt.
Wer aus irgend einem Grunde schlecht aufgelegt ist zur
Arbeit, der spricht entschuldigend:
Lieber e leere Darm,
As e mUede Arm.
Der Arbeitsame hingegen meint:
Der Fulenz und der Liederli,
8i beidi glichi Brüederli.**)
Auf die Berufe beziehen sich folgende Strophen: ^^)
Der Melker. Der Metzger.
Dert äne am Bergli, D'r Schärliberg *^) uf,
X)ert steit ne wissi Geiss. DV Schärliberg ab,
X ha 81 wöue mäue,^^) Kauf mer doch mis
XDa haut *s mer grad eis. **) Cheibefleisch *®) ab.
Aus der Zeit, wo man auf selbstgemachte Kleider noch stolz
'^*" und daher mit Geringschätzung auf die windige Sippe der
^ 1^ Beider herabsah, mögen die Reime stammen:
^Schnider scbnuf ufl Dert unte bi Hasli,
"^^as Vormittag geschafft best, Dert steit ne Kapäu,
*^^e8t Kamittag uf. Dert sufit dri Schnider
Us einer Budäu. ^*)
Es hat ne Schnegg ne Schnider g'Jagt,
Und war d^r] Schnider nid so gsprunge,
So hätt' ne d'r Schnegg Übersprunge. ^*)
Vermischte Scherzreime.
"^Vart nur, wart nur Bäbili, Dr Waudi ^) wott go gige,
"^^art i krieg di scbo bim Schnäbili, D's Frauili wott's nit tue.
^^art nur, wart nur Bäbili, Da nimmt d'r Wouf d'rWaudi
^^art i krieg di scho. ^') Und 's Frouili ou derzue.
(Tanzliedchen.)
♦^) Auch in Zug. — ♦«) Vgl. Archiv V, 304 ff. — ♦»} Melken. — *r) Auch
^^ ^idwalden. — ♦*) Schärliberg bei Marbach. — ^) Kossfleisch. — *») Bii-
^^tte (Flasche). — **) Vgl. Archiv V, 307. — ^») Auch in Nidwaiden und
— *♦) Waldi « Stier.
282
Sprache und Lieder aus dem Entlebuch.
Heitschi tne d^Httender i.
Chnm bibi, ohom bibi!
Ist d'r Hahn ou d*rbi?
Cham bibi, chnm bibi!
Was frag i doch dem Hahn d'rna!
Cham bibi, chnm bibi!
Wenn i name d^Httender ha!
Cham bibi, chnm bibi!
SchangnoaerWi **), Schangnouer Wi,
Er ist, er chönt nit besser si.
Mit Stösliwasser *^) ist er toaft,
und wird derzue no tür verchouft.
Hut ist Büntilistag,
Und morn ist Liechtmess.
Meitschili mach d's Büntili zVäg
Und säg: Gott b'httetis!
Dr Giger mit dem Fiselboge
Tanzet i de Läderhose.
(Tanzliedchen.)
Chlini muntiri Appezäuer,
Si frässit d'r Speck mit samt d'm Täner.
Um den Jodlern etwas üoterbrechang und Abwechslang
geben, legt man denselben den einen oder andern Yers zu Gmi
den der Vorjodler stets von neuem anstimmt, um ihn vom Cl
so oft durch Gejauchz und Gejohle schliessen zu lassen
man sich gründlich ausgejodelt hat. Sehr beliebt sind die k'
vollen, aber nicht gerade geistreichen Texte:
Wo d'r Adam d's Evili het g'seh, D'r Adam und d'Eva hei C
Ist er nfgampet und het g'jachzet: strumpf a^^): Hu7
Juhe! Si schlafe nä nander, geit
nttd a: Haha etc
Wenn i am Fenster steh,
Da töd i mini Flöh,
Die liebe Chleine
Mit d'knrze Beine.
Und nach ihrem jähen Tod,
Streich i si a£s Batterbrod,
Das schmeckt gerade
Wie Chokolade.
Hut ist dV erst Tag Apria,
Da sprängt mer d'Narre, wo mer wi
Aber am erste Tag Mai,
Da chömi si wider hei.**^
D'r Honzschitter yo Bern,
Macht er nid Schitter, so macht
Spä
D'r Honzschitter vo Andnfinge '
Mag's nttd von enandere bringe.
Ueber e Gotthard flttge d'Brämi
Und wenn si übere si, so si si däne. ^
D's Meitili Babi
Het Geiss im Chabis
Und Gitzi im Klee;
I ha mir Lebtig nüd so g'seh.
Huhn, je ho etc.
Japeidi and jnpeida!
Schnaps ist gnet für d'CJ
Jnpeidi and japeida!
D'Frou ist Meister, nid
'*^) Schangnau bei Boni. — ^^) Stösli, ein kleiner Bach, der
^Bären" in Schangnau vorbeifliesst. — '»') Auch in Zug und Thui
iVI, 143. — -8) Andelfingen, Kt. Zürich. — ^'») Auch in Nidwalc
m Thurgau. Archiv VI, 149. — ^^) Chuder «= grauweisser 1
gänzlichen Verarbeitung.
Sprüche und Lieder aus dem Entlebnch. 283
Honkede Badi, Hankede Badi, Hang a de Wade, Hang a de Wade,
Sof au nit so, Buf aa nit so! Friss ao nit so, friss aa nit so!
Mir mögid sttst nllmme Mir mögid stist nüd ame
D'r Rank ttbercho. Rank ame cho. ^')
Als gute Freunde und Nachbarn rühmen die Entlebucher
nicht bloss ihr eigenes Tal, sondern auch das Land ihrer ber-
nerischen Nachbarn und singen:
Im Oberland ist's schön Im Emmetal ist's schön,
Wo Gletscherwasser fliesst. **) Wo schöni Meitli si.
Im GlcTglital *^) ist's schön, Im Entlibaech ist's schön,
Wo vili Aelpler si. Wo's schwarze Esffee git.
Im Simmetal ist's schön;
£s 11t zwisohe Bergeshöh'n.
Eine Variante zu dem Bd. V 44, veröffentlichten Volks-
lieder^) lautet:
1. Was steit de jange Buebe wou^*) a?
Gedalt, Gedalt, Gedult!
Nes schöns Meitschi a d'Hand,
Z'probiere ne Tanz.
Gedult, Gedalt, Gedalt!
2. Was steit de jange Meitschene woa a?
Nes Bettli bereit
Und d's Schätzili dri gleit. ^^)
5. Was steit de aate Buebe wou a?
Früehzitig i d's Bett,
Dass niemer nüd merkt.
(Mit Schittere zuedeckt.)
6. Was steit de aute Meitlene wou a?
D'rBese i d'Hand,
Z'wUsche d'rGang.
7. Was steit de ante Manne wou a?
Nes Gläsili Schnaps,
_ Nes Päckili Taback.
*M Auch rings um den Vierwaldstättereee als C'horlied von Mostbrüdern
•*** Verbreitet. Daselbst singt man aber Hunkeler Badi etc. und bezieht
^ Text auf einen nunmehr verstorbenen gleichnaniigen Luzerner, der mit
*^^in schwimmenden Schlagwerk sämtliche Dampfschiffbrücken herstellte
™^ durch seine Virtuosität im „Görpsen* (Aufstossen) einen interkantonalen
^ erUngt hatte. Seine Arbeiter pflegte er w(»gen ihrer Sympathien für den
^tstnndentag die Achstundencheiben zu nennen. — ") Beide Verse
^^''Icn je nochmal wiederholt und dann mit einem Jodler geschlossen. —
^ Bei Thnn. — •♦) Wird übrigens nicht bloss im Kanton Bern und im Entle-
7^K aondem mit wenigen Abweichungen auch in Unterwaiden gesungen. —
') Wol. — Wj Strophe 3 und 4 enthalten keine Abweichungen.
284 Sprüche und Lieder aus dem Entlebucli.
Wird irgendwo zum Tanze aufgespielt , dann können die
Entlebncher Mädchen nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Un-
willkürlich föbrt ihnen der Hopser in die Beine und sie gestehen
freimütig:
Ponka, Ponka ^') tanz i gäm
Mit de schöne Herre z'Bärn;
De tanze mag i nid äUei,
Und 'sAnnäbäbl het Dräck am Bei.
Poaka, Pouka tanz i gäm,
Hür nu lieber weder förn.
Mueter, i mag nid spinne,
DV Finger tuet mer weh.
Giger spann dV Saite!
Tanze möcht i eh'.
Will man aber auf den Tanzboden gehen, so muss man
hiezu begreiflich auch eine Liebste haben und die Entlebucher
Burschen gehen diesbezüglich ausserordentlich früh auf die Suche,
sonst würde man ihnen nicht nachreden:
Hinte am Hus und vor am Bus Hinte am Hus und vor am Hos
Steit ne längi Wide, Steit ne auti Banne,
Wenn d'Buebe jährig si^ Wenn d'Buebe keini Meitschi hei,
So denke si scho a d's Wibe. So fai si afe pflänne.
Hut und morn und übermom,
Git ne längi Wuche.
Wenn d'ßuebe keini Meitschi hei,
So fai si afe gruchzge.
Gäuit ®®) Vater, es ist kei Sund,
Wenn mer Speck i de Rüebe findt?
Nei, 0 nei, mis liebs Chind!
We mer ne g'seht, so nimmt mer ne geschwind.
Gäuit Vater, es ist kei Siind,
Wenn ne Bueb nes Meitschi nimmt?
1. Wo-n-i bi füfzähni gsi, bin i zur Mueter gange
Und ha g'frägt, ob i dörf nes Meitschi ha.
Nei, nei, het si g'seit, du bist no vil z'jung.
Du bist no vil z'dumm.
2. Du bin i zum Herr Pfarrer gange
Und ha ne g'frägt, ob i dörf nes Meitschi nä.
Nei, nei, bi miner Seel!
Wenn nes Meitschi nimmst, so chunst i d'flöll.
6') Polka. Vgl. Archiv VI, 151 und 285. — w) Mehrzahl von „Gelf*
Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch. 285
. 3. Du bin i zum Herrgott gange,
und ba g'frägt, ob i dort nes Meitschi nä.
Ja, ja, bet er g'seit und bet g'Iacht:
Für d'ßuebe ban i d'&leitscbi g'macbt. ®*)
Wenn auch etwas weniger stürmisch, so scheinen doch die
Mädchen ähnliche Gefühle in ihrem Busen zu tragen und pflegen
daher für die Schwächen ihrer jungen Landsleute nicht ohne
zartes Yerständnis zu sein. Früher kamen die jungen Bauern-
mädchen häufig zum Spinnen zusammen, yergassen aber trotz
eifriger Arbeit nicht, die Strassen und Gässchen zu kontrollieren
ond, auf eine bestimmte Mitarbeiterin deutend, zu singen:
Mir wei spinne und gizig st,
D'r erst, wo chunt, oba dine si.
Kam dann etwa ein alter Knabe oder der Herr Pfarrer des
VKoges daher, so signalisierte ein schallendes Gelächter das
fjEttAle Ereignis. — Das stille Liebessehnen der Entlebucher-
nn^n wird uns auch in den Sprüchlein verraten:
M^Zn ist kes Lied so heilig, Und wenn si das nid täte,
M^Ca g'hört nes Tänzli druf. Es würd' ne übel ga.
iMIDie Meitschi si barmherzig, D'r Vater tat si jätte ^^
fc^i töi de Buebe uf. Und d'Mueter gVüss no scbla.
D'r Lunzi ebund, d'r Lunzi obund,
^ Me g'hört e uf de Steine.
Es muess e si, es mness e si,
Es cbnnd mer süst e keine. ^^)
Auf die zukünftige Verehelichung spielen die folgenden
^*"^e an:
Gan i wit nsä, so ban i wit hei.
Gan i d'r d's Gänsli, so sticht mi d'r Stei.
Gan i d'r d's Mätili, so netzt mi das Tau
Und blib i debeime, so krieg i kei Frau.
Sari Holzöpfili und längi Stiu dra,
Freu' di' Mariann ili ! muest ou ne Ma ba.
Bei der Wahl der Zukünftigen erhalten junge Mädchen
'^^^ altem Frauenzimmern, wie billig, den Vorzug, wofür aber
^^^ Mädchen Gegenrecht üben.
i
**) Der gleiche Stoff ist von Roseg^cer verwertet in seinem bekannten
J^ bin jüngst verwich'n'*. — "'») Mit der Rute abstrafen. — "') Auch in
^n^rwalden.
286 Sprüche und Lieder aus dem Entlebnch.
Sibe Sack von anti Wiber, Maeter, ne ante Ma mag i nid
Bi froh, dass i kes ha; Weg dem stechege Bart.
Will lieber nes jangs Meitschi, Ne junge Bneb wot i de [ahed.
Da chan i Freud dra ha. Und wenn er umme näs Paar Hose
SchwiDdet aber im Herzen einer HeiratalaBÜgen mit der
Zahl der Jahre die Hoffnung auf einen Mann immer mehr, dann
macht sie einen letzten Versuch und ruft im Gebete den Himmel
und seine Heiligen an um ein gnädiges Einsehen. Als bevor-
zugter Zufluchtsort' für solche Bedrängte gilt im Entlebuch die
St. Annakapelle auf dem Schwändelberg bei Esoholzmatt. Dem-
entsprechend geht im Yolke die Rede:
D'Meitli gai ufä Schwändu
6a hätte um ne Idändu.
Läutet das Glöcklein des abgelegenen Wallfahrtskirchleins,
so heisst es wiederum in Escholzmatt und Umgebung:
Es 81 Meitli bi dV Sant Anna
Und bätid um Manne.
Um die Mädchen zu necken, wird hin und wieder das Glöck-
lein auch von jungen Burschen gezogen.
Mit einem bedeutend realistischem Mittel als die Jungfrauen
Entlebuchs suchte eines Tages der kleine Sohn des Melk sein
Schicksal zu korrigieren. Ein Bauer, Melk mit Namen, hatte
zwei Söhne, einen grossen und einen kleinen. Ein Mädchen
hatte sich den grossen zum Bräutigam gewünscht, fand aber
keinerlei Gegenliebe, während der kleine ein Auge auf das
Mädchen geworfen hatte. Das Mädchen ging in seiner Not und
Bedrängnis in die St. Jostkapelle und betete daselbst laut und
innig :
Heiliger Sant Jost
Schick mer d^s Melke der Gross !
Das hörte einstmals der Kleine und sann auf eine List.
Sobald sein geliebtes Mädchen wieder nach St. Jost wallfahrtete,
eilte er ebenfalls dortbin, versteckte sich hinter dem Altare und
als Entgegnung auf die obstehende Bitte der Jungfrau erscholl
nun vom Heiligenbild herab die Antwort :
Hör uf mit diner Bitt,
Wenn d'r Chli nid witt !
Ortsneckereien, die sich auf das Heiraten beziehen, sind
folgende :
Sprüche und Lieder aus dem Eotlebuch. 287
Schärlig ^^ ist kei Stadt, Es ist kes Öa 7^) im Dägili, ?&)
Es ist Dur e Flecke. D'r Da ist abe bnmne.
£s n 99 Jampfere dri; Es ist kes ledigs Meitschi me
Es hei aoi rüdig Näcke. ^^) Im ganze Chröschebmnne. ''^)
Die Frage, ob man sich vielleicht nicht einen Korb hole,
wird in dem Spruche erörtert:
Eine oder zwe. Fünf oder säcbs.
Wer ist bim Annili mehV Wer het mit em Annili G'späss?
I nid aber da woa Sachs oder sibe.
G&nst im Annili gäng no woa. ^^) Wer hets mit em Annili gschribe?
Zwe oder drelf. Sibe oder acht.
Wer chocht im Annili BreüV Wer het's mit d'm Annili gmacht?
Drei oder vier. Acht oder nun.
Wer zaat im Annili Bier? Wer kännt im Annili d'Lün? ^^)
Vier oder fttnf. Nun oder zäh.
Wer bindt d'm Annili d'Strümpf. Wer macht d'm Annili: äh!^^)
Wenn auch nicht alle sagen müssen:
Mis Schätzili ist im Entlibaech binde,
Z'hinderst im Ofe, im Aeschetaech inne. ^^)
Bo ist der Besuch der Oeliebten noch mit genug Hinder-
niseen yerbunden und ist zuvor nicht selten ein heisser Faust-
kampf mit den Nachbarn oder Rivalen zu bestehen. Oanz melan-
cholisch bekennen daher die Marbacher Burschen:
I Schärlig übere gan i nttmme z'Chilt,
Si stehle mer süst d'r Hömlischilt. ^^)
Hömlischilt ist no nid gnue,
Si stehlit mer no d*Strümpf and d'Schaeh.
Nebst diesen Abenteuern müssen sich die Marbacher auch
noch spitze Stichelreden gefallen lassen, wie z. B.
Vo de Marbacher Baebe wiegt keine kes Pfund.
Der Erst wiegt drei Vieriig,
Der Zwöit es halb Pfand.
Der Dritt ist nit g'woge, ^^
Der Viert ist nit g'sand.
'•) Weiler, zu Marbach gehörig. — ") Nacken. -- '♦) Oel. — "j Lämp-
chen. — ■'') Zwischen Wiggen und TnibBchachen, Kt. BerD. — ") Diese
letzten zwei Verse werden zweimal gesungen und desgleichen nach jeder de-
folg^den Strophen wiederholt. — '^j Die Launen. — '^) äh machen = liebr
kosen. — *•) Vgl. Bochholz S. 311. — ***) Der sogenannte Ilemdstock, nich.
etwa der Brustlatz. — wj oder auch: Der Dritt ist maladij^ (schagränig)
Aehnlich in Nidwaiden.
288 Sprüche und Lieder aus dem Entlebuch.
Zu den äussern gesellen sich aber gar oft noch innere
Schwierigkeiten, da es zum Heiraten von jeher zweier Per-
sonen bedurfte und das Mädchen unter Umständen recht wählerisch
sein kann. Beweis dessen ist uns das folgende Selbstgespräch
mit den yielen Erwägungen und Gegenerwägungen. ^^)
1. Wenn eine ne schweri Bnrdi bet, so bet er gnueg dra z*lräge;
Meitsebi, nimm ne Barebaeb, de bet de Koss und Wäge.
Wart i will d'r, wart i will dV i d's Cbämerli ine cbo!
2. Si säge gäng, die Bnrewiber müessi d'Ross ispanne.
Yil lieber will i ne Kessler näh, er'bletzet mer de mi Pfanne.
Wart i will d'r, u. s. w.
3. Si säge gäng, die Cbesslerwiber mUessid d'Nägu spitze.
Vil lieber will i ne Cbrämer näh, de bet de Band und Spitze.
4. Si säge gäng, die Cbrämerwiber kriegid vile Kinder.
Yil lieber will i ne Metzger näh, de bet de Scbiaf und Rinder.
5. Si säge gäng, die Metzgerwiber müessid d's Fleisch ibeitze.
Vil lieber will i ne Becker näh, de tuet mer d's Öfili heize.
6. Si säge gäng, die Beckerwiber müessid d*r Hebi knätte.
Vil lieber will i ne Schnider näh, de tuet mer d's Jepli blätze.
7. Si säge gäng, die Schniderwiber mäessid d'Nadle fädne.
Vil lieber will i i\e Sobuester näh, de tuet mer d'Schueb laggiere.
8. Si säge gäng, die Sobuesterwiber müessid d'Schueb verbändle.
Vil lieber will i e Dokter nä, de tuet mi de kuriere.
9. Si säge gäng, die Dokterwiber machid dräckigi Händli.
Vil lieber will i d'r Jäggili nä, der git nes tapfers Mändli.
Auf gleiche Weise wird noch eine Reihe von Bernfsarten
zum Vergleiche herangezogen, bis schliesslich, angesichts der
Schattenseiten, die jede Lebensstellung mit sich bringt, das Mäd-
chen bescheidener wird und sich zum Geständnis herbeilässt:
Vom Stübili i d's Gädili ^) Wenn i d'r schmutzig Joggili hätt,
Vom Gädili i d's Bett. So hätt i, was i wett. ®^)
Dass die Bräute mit dem Jawort nicht immer grosse Eile
haben, beweisen auch folgende Reime:
^^) Diese Verse lassen sich aber auch als eine Art Zwiegespräch
denken, wob(M ein Bauernbursche die drei ersten Zeilen als Heiratsantrag
spricht und im Refrain: Wart i will d'r etc. sein Vorhaben bekannt gibt.
Das Mädchen antwortet darauf in den drei nächsten Versen und gebraucht
den Refrain in abwehrendem Sinne. Die ferneren f^in Wendungen: Si säge
etc. dürften dem abgewiesenen Bauernhurschen in den Mund gelegt werden,
der seine Sache noch immer nicht t\lr verloren hält. — ^) Schlafzimmer
neben der Stube. — *••) Y^\. Archiv V, 304.
i
Sprflche und Lieder aus dem Entlebuch. 289
Liseli, was denkist,
Dass s'Eöpfili so bänkist,
D's Mliatili ^^) so spitzist,
Keis Wörtili zu mer seist? ®')
;>*8 Aetüs, Mietis Chabismesser Cblini Cbügili mness mer giesse,
laut nf beide Site. Wenn mer cblini Vögili wiu scbiesse.
Ifeitsohüi, wenn mi du nid wit, D's Sobwigermtteterli mness mer
k> säg mers de bi Zite. griiesse,
Wenn mer d's Töcbterli ba win.
unter umständen kann aber auch die Auswahl den Freier
a Verlegenheit setzen.
Yo z'binderst der Hilfere ®®) Wenn eine zwei Scbätzili bet,
£is zVorderst am Spitz, So steit er i d'r Mitz.
Die erwiederte Liebe äussert sich nicht selten in aus-
^lassenen Reimen.
Lnstig nnd manter,
Am Sandig d^s Nacbt cbont er,
und wenn er nit cbond,
So ist er nit g'sond.
und wenn er de obnnd^
So tnet er wie ne Hand.
X wett, es war Samstig I and mis Scbätzili
TJnd Sandig z' Nacbt on, Si beidi wobl af.
X!)e gsäcbi mis Cbrasili Wir scblttfe mitenandere
TJnd d's Cbrasili mi ou. D'r d's Ofelocb uf. ^»)
Nes nigelnagelneüs HüsH,
Nes nigelnagelneüs Dacb,
Nes nigelnagelneüs Scbätzili,
Dem alte: Gnet Nacbt!
^ Scbätzili vom Selbelocb, Wenn mi Schatz e Zackerstock war,
^^fcli di nit, so g'scbmöok di So täti d'rab schlacke, bis ntt me
[doch. »^) [d'ra war. »^
Itz ban i mis Scbätzili echo lang niime gseb,
Wenn i's de finde, so klopf i-n-is de.
Itz bockets dert obe am Thunersee
und jättet d*r Klee. Jähe! (Tanzliedcben.)
^f i Schatz ist vom Wanis, ^^ Und i am Blamkobl.
XZTDd i Yom Tirol. oder: Mi Schatz het d'r Schiss
£r bandlet am Cbabis Und mir ist ganz wohl.
W) Das Mäulchen. — »') Vgl. Rochholz S. 304. — ^s) Alpengegend
'•^«cben Marbach, Escholzmatt und FlUhli, wo die Ilfis (Bilfere) entspringt.
^ •^) Oeffnung in der Stubendecke über dem Ofen, in alten Häusern ofk
**" einzige Eingang in die Schlafkammer. — ^®) Eigentlich von einem Arz-
^^mittel gebraucht. Vgl. Rochholz S. 174. — «') Auch in Unterwaiden. —
^) Wallis. Vgl. Rochholz S. 305.
290 Sprüche uod Lieder aus dem Entlebuch.
Oegen die sittlichen Oefahren, welche die yielen Eilt-
gänge mit sich bringen, sind die Entlebucher nicht blind. Die
Barschen selbst gestehen nicht völlig za ihrem eigenen Böhme:
Am Meitsohili
St Schleipfili. »3)
Mis ist no keis.
I wette ne Haabbatze,
Bis d's Jahr ist aa eis.
Aber nicht bloss der Liebhaber, sondern auch das Mädchen
kann das ruhige Temperament zeitweise verlieren.
Chrut and Uebercbrat
lind Chrut im (jarte,
Uesers Bäbili ist ne Brut,
Es wot nid länger warte.*
Trotz dieser Ungeduld bleibt vielleicht der Besuch des
Bräutigams das eine und andere Mal aus.
Eigili guet Oepfu ^^) Httt ist Chilbi und mom ist Chilbi,
Git eigili guet Schnitz. Bis am Samstig z'Abe.
Meitili mach d's Lädili zue, Wenn da zu mim Sohätzili obunst,
Hine gits nix! So säg em: Gueten Abe!
Wagt aber ein anderer in die Lücke zu treten und beim
Schatze einen Besuch zu machen, da erwacht sofort die Eifer-
sucht.
Gang mer nid immer d'r d's Mättiii,
Gang mer nid immer d'r d's Gras,
Gang mer nid immer zam Sohätzili,
Süst sohlah di de einist ab. ^^)
Aber auch der Spott bleibt zuweilen nicht aus.
Mi Schatz ist e schöne Wenn i emau es Sohätzili ha,
Vom Faess bis zum Chopf. Beteli muess' mer heisse.
Am Hals het er nes Dingli, I leg em de nes Schäuili ^*) a
Das nennt mer e Chropf. Und schick es mit de Geisse.
Wenn i emau nes Sohätzili ha, Wenn i einisoh e Alti ha,
I weiss de, was i tue: So weiss i was i tue.
I g'heie 's de i d' Schisse abe I legge 're de e Schelle a
Und schlah d'r Deckel zue. Und ha si für ne Chue (Schwy^
Herztusigs Sohätzili, was soll i tae,
Es wachst mer e Chropf am andere zue.
Hauä-ne ab, so tuets mer weh,
La ne la stah, so han i zwe.
8*) Leichtfertige Weibspersonen. — ^^) Ausserordentlich gute Aep^
- 9^) Vgl. Rochholz S. 322. - 9«) Schelleli.
Sprache und Lieder aus dem Entlebuch. 291
Die Schärliger singen auf ihre Mitbürger von Marbach
folgendes von Jodlern begleitetes Spottlied:
Wenn d'Marbacher Buebe wei z'Chilbi gab
So mttesse si z'erst vor e Spiägu stah. ^^)
£8 hei irere drei nes Meitschi gba,
Eine ällei hätte nid vermöge z^ha.
Si säge 4'r Frau Wirti, si soll bringe ne ohli Fleisch,
Kid e so schmutzig und doch e chli feiss.
Und wenn si keis Gäld i de Säcke me hei.
So frägid si d^s Meitschi, ob es ne chli heig,
Si sägit d'r Frau Wirti, si sells schribe a d'Wand.
Ist das nid e Spott und e ewigi SchandV
Am Samstig und am Sundig z'Kacht,
Da gai die Buebe durch die Gase.
Si legit schöni Hüetli uf
Und sueohid die hübsche Meitli uf.
Da gai 81 de vor d's Uns,
und ist d's Meitschi nüme uf:
üfe g'stige und d'Red verkehrt,
Abe g'heit und d'Hose verzert. —
Da gai si de uf d'Stäge,
Da chunt 'ne d's Meitschi scho ätgäge.
„Hest nid Schoaps, so best doch Wy,
Dass mer chönit e chli binenander si''.
I d'r Kutscha ist ne Sack,
Wo mer d'Liebi zäme packt.
I de Chile ist ne Tritt,
Wo mer d'Liebi zäme git.
Me git si z'säme Paar um Paar,
Chumin-i acht ou dethar?
Rückt der Hochzeitstag trotz allen Hindernissen endlich
beran, so kommt auch noch die Aussteuer zur Sprache. Sie
ist im Entlebuch nicht immer sehr umfangreich und wertvoll.
Nes rOdigs Gitzi, Ne gläserne Haubbatze,
Ne ghnzerigi •*) Geiss, Ne hölzerne Kueh,
Das git mer d'r Vater, Das git mer mi Vater,
Wenn i Eini weiss. Wenn i biirate tue.
Damit es lustig hergehe, werden zur Hochzeit auch Spiel-
") Diese ersten zwei Verse scheinen {^ar nicht zum Nachstehenden
zusammenzupassen, sondern ursprünglich zu einem andern StUck gehi')rt zu
haben. Was ihnen zunächst folgt, bildet eine Variante zu dem bereits im
Band V 15 publizierten Bernerlied. Wie die Schärliger auf die Marbacher,
80 wenden umgekehrt die Marbacher das gleiche Spottlied auf die Schärliger
an. — * '•) Struppige.
292 Sprüche und Lieder aus dem Entlebnch.
lente bestellt. Bevor aber das glückliche Paar zur T
geht oder beim Hochzeitschmause den Reigen der Tänze e
pflegt man der Braut zu Ehren Yorerst das Lied zu sing
Was wei-mer d'r Brut ufgige?
D's Eränzli ab und d's Httbli nf,
Chrütz und Lide obe dmf:
Das wei-mer d*r Brat ufgige.
Auf die Haushaltung wird folgende Schnitzelba
sungen : *^
D*8 erst Jahr, wo-n-i g'huset ha,
Het-mer d'Goite nes Huen gä.
Huen han i Name gä:
Hoppe heisst die Henne,
Am Morge frie i d's Tenne, ^^^)
Si sc^nipperlet und schnäpperlet und schnäbelet.
D's zweit Jahr, wo-n-i g'huset ha,
Het-mer d'Gotte ne Hahn gä.
Hahn han i Name gä:
Sprigiligrau heisst d'r Hahn,
Hoppe heisst die Henne,
Am Morge frie i d^s Tenne,
Si schnipperlet und schnäpperlet und schnäbelet.
D's dritt Jahr, wo-n-i g'hoset ha,
Het-mer d'Gotte nes Schaf gä.
Schaf han i Name gä:
Wulezart heisst das Schaf,
Sprigiligrau heisst d'r Hahn,
Hoppe u. 8. w.
D's viert Jahr, wo-n-i g'huset ha,
Het-mer d'Gotte ne G^iss gä.
Geiss han i Name gä:
Längbei heisst die Geiss,
Wullezart u. s. w.
D's ftift Jahr, wo-n-i g'huset ha,
Het-mer d'Gotte ne Kue gä,
D'r Koe han i Name gä:
Tttrli zue! heisst die Kue,
Längbei u« s. w.
D's sächst Jahr, wo-n-i g'huset ha,
Het-mer d'Gotte e Frau gä.
99) Vgl. A. ToBLER, Sang und Klang 1899, 430 ; Ders., Das Volk
Appenzellerlande 1903, 15. — *«^) Der Sinn ist offenbar der: Am
früh geht die Henne in die Tenne, um dort Fruchtkörner zu suchei
Sprüche und Lieder aus dem EDtlebiich. 293
Fraa han i Name gä:
Haberstroa heisst mi Frou,
Ttirli zu! heisst die Eue a. s. w.
D's sibet Jahr, wo-n-i g^huset ha,
Het-mer d'G^tte nes Clhind gä.
Cbind han i Name gä:
Chrusiligrind heisst das Chind,
Haberstroa heisst mi Froa u. s. w. *^^)
Auch die Enttäuschungen im Ehestand werden besungen,
üriy Schwyz and ünterwaade
Wo ist die Froa, die nit cha bauge? ^®*)
£ fingerlänge Mända, Si hei mitenandere Hända,
£ dammi, dicki Froa, Chömit luegit oa ! ^^^)
I weiss woo, wenn-mer d's Singe and d's Jutze vergeit,
Wenn d'Chindswiege i d^r Stabe steit,
Wenn d'r Wind za aune^^**) Löchere le blast
Und d*r Ma mit de Füste dri sohlat.
^o-n-i bi ledig gsi Sid as-i gVibet ha,
3t8-mer am wönste gsi. Han-i längi Zite.
Vo-n-i g'hüratet ha, D's Bett ist von
ÄD-i g'meint, i mach nes Schickli. Und d'Wagle *®*) von,
u bin-i da i d's Elend che Jitz han-i nüme d'Wite. ^^^)
^ie im Ongeblickli.
D'r Sattler uf em Möösli,
De het ne Fron, and das ne bösi.
Si ist die bösist ttberaa
Und an die böst im Emmetau.
Si het g'seit, si chön schön singe.
Si hed-mer g'seit, si wöa-mer fiifzähni *®^) bringe ;
Da het-s' mer amme fUfi brange.
Da han-ere da d'r Bagga '^^) g'schwange.
Da het-s' mi da la vor d's G'richt zitiere,
Doch aber nid la nsä fdere.
Sibe Wache bin-i z'Trachsuwaud **®) im Tarm g'sesse,
Ha nttd weder Chmt no Rüebli gässe.
Und jitzt güi-mer d'Lttt no d's Lob d'rbi:
Keine sig so lustig gsi.
Es nahm ou d'r Landvogt grUsli Wunder,
Worum die G'fang'ne hei kei Hunger.
I wett, dass er dert sitze müesst
Bis em d'Miesch ^®^ am Hinder wiechs.
*•*; Vgl. Rochholz S. 163. — ««^j ßalge = schelten. — »o3) Aohnlich
mBaseUaiid. Areh. VI, 290. — »«»•) allen. — <♦>*) Wiege. — »»^j Nicht mehr
P\Ä \^i Kochholz S. 314. — <««) Fünfzebntausend Franken. - »«') Buckel.
- *•) Trachselwald. — '^) Moos.
294 Sprüche und Lieder aus dem £ntlebuch.
üesi anti Sohwigere^ 0 wenn mi Sohwigere Ziger war,
Si het e länge Hans. ^ '^) Und Hnnd u. Chatz derhinter ohäm,
Si mag ne strecke, wie si wiu, So frässe si der Ziger ganz und gar,
So gseht si doch nit aus! ^^^) und i war miner Sohwigere bar.
Fast ebenso unpopulär wie die Schwiegermütter sind die
alten Weiber.
Offertorium !
Auti Wiber lanfit chrnm.
Paulus schribt de Eorinthere,
Me söu keini auti Wiber überwintere.
' Si houit grossi Stüokli ab
Und essit chlini Mümpfli drab.
Si hockit mitts vor'em Für
Und wärmit ihri Schür, "*)
Und drum ist's Brot so tür.
RechnuDgsaufgabe :
gSibe anti Wiber, es het jedes sibe Köck; jede Rock het sibe Sack;
jede Sack het sibe Zopf; jede Zopf het sibe Rappe. Wi vis
git da?«
Fängt der Gefragte an zu rechnen, so lacht man ihn aus ah
einen, der den alten Weibern die Taschen untersucht.
Doch sind die alten Weiber manchmal besser als ihr Ruf.
Sie können zumal für ihre verstorbenen Männer ein recht zart-
fühlendes Herz haben. So betete eine Entlebucherin am Grabe
ihres Gatten, der im Leben viel Durst gelitten:
OeV ihm Gott die ewig Rueh
Und es Gläsli Schnaps derzue!
Hiemit haben wir einige Zeilen des grössten Buches dei
Welt, des Entlebuches,'*^) entziffert und herausgeschrieben. Mogei
andere das begonnene Werk fortsetzen und nicht rasten, bis allei
kopiert ist, was dieser Riesenkodex mit dem samtnen Einbaue
Yon dunkelgrünen Matten und den Eck- und Randbesohlägen yoi
Felskuppen auf jenen Blättern enthält, welche durch ein ungeheorei
Buchzeichen, das Silberband der Entle, bereits näher bezeichne
sind.
"0) Hals. — <") Alles. — *") Ihre Bäuche so gross wie Scheunen
"3) Ein bekanntes Rätsel.
Das ,,Giritzenmoos^^ in Dagmersellen (Kt. Luzern). ^)
Yon J. L. Arnold in Dagmersellen.
Das OiritzenmooB war eine Fastnachts- Belästigung, die im
Kanton Lozern, vorzüglich im sog. Hinterland and im antern
Wiggerthal, heimisch war. Noch vor 40 Jahren warde z. B. in
Dagmersellen dieser Braach alle Jahre am „Hirsmontag^' (Montag
Dach Invocavit), später am ^Güdismontag^ (Montag nach Estomihi)
aufgeführt. In den 1860er Jahren fiel er indessen schon das
eine oder andere Jahr aas, bis er um Mitte der 1870er Jahre
ganz verschwand. Der Braach bestand in einer Art Yolksjustiz,
also, ähnlich der heutigen Fastnachtlitteratur, in Neckereien ver-
0cbiedener Art, meist lokaler Natur, insbesondere aber gegen
die „alten Jungfrauen" gerichtet. Unter diesen „alten Jung-
/jra.uen" verstand man aber nur die ledigen Weibspersonen zwi-
sc^lien 24 und 35 Jahren. Aeltere blieben unbehelligt^ oder es
iD«:s88te schon etwas Besonderes dahinter stecken, wenn über
d£^8e Altersgrenze hioausgegriifen wurde. Mit dem sittlichen
It«:mf sowolil der Spielenden, als der Gefoppten, nahm man es
aolmr streng. Eine Jungfrau mit irgendwie anrüchigem Wandel
^w'va.xde gänzlich unberücksichtigt gelassen. Ebenso musste ein
B^^^arsche von zweifelhaftem Ruf fernbleiben. Es lag darin für
^s^xche eine Art Entschädigung und ein stilles Lob, das ihr die
^■**"t^TiDter argen Neckereien versüsste. Dass das „Giritzenmoos"
^^^^^ Kit etwa eine bestimmte Lokalität bezeichnete, sondern eine
-^^ ^«1-Oegend, ein gewisses Jenseits, in das die alten Jungfern
**^*^ Leib und Seele aufgenommen werden, um in alle Ewigkeit
^^^**t tu verbleiben, unter dem Regiment des Giritzvaters, geht
^^•-^ dem nun zu schildernden Brauch hervor.
In allen Fällen waren es die jungen Burschen des Dorfes,
^^^ das Spiel anordneten. War man über das «ob** einig und
^^1* es: „d'Meitschi uf's Giritzemoos z'näh*, so bestimmte man
^^** allen Dingen den „Giritzvater". Wer das geläufigste Mundwerk
^^^ und SU den tollsten Streichen fähig war, wurde zu diesem
\
M Kurze SchilderuDgen des Brauches im Kanton Luzern s. auch
T^^^'Hw I, 189 fg. und Wochestl. Unterhaltixciex (BtMlttj^e z. Luzernor Ta^j-
^^U) 1900 (Nr. 9) S. 68.
296 Das „Giritzenmoos** in Dagmersellen (Kt. Luzern).
Amte ausersehen. Ihm war ein „Schreiber'^ und gewöhnlich
zwei Mann als Scharwache beigegeben. Sodann wurde ein
YerzeichniB angefertigt über diejenigen Jangfern, die „aufs Moob^'
kommandiert werden sollten. Zum Yoraus wurde bestimmt, wer
Yon den Burschen die und jene Dorfschöne darstellen solle. In
irgend einer Scheune wurde ein möglichst grosser Leiterwagen
hergerichtet, mit Bock und Sitzen versehen und mit Tüchern
überspannt, wie sie etwa die Wagen des fahrenden Volkes haben.
War dann endlich der ^grosse Tag^ nahe, so wurde das geplante
Yorhaben öffentlich angezeigt, gewöhnlich durch einen Ausrufer.
Am Tage selbst begaben sich nach Mittag die jungen Burschen
in die Scheune, wo der Wagen bereit stand, gewöhnlich war es
n Dagmersellen die Mühlescheune zu oberst im Dorf. Dort
wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Oegen 4 Uhr ging
dann das Spiel los. Voran kam der Giritzwagen, Yon Pferden
oder Ochsen gezogen, welche der Lenker an der Hand führte.
Auf hohem Bock thronte der GUritzvater, als steinalter Mann ver-
kleidet, und sein Schreiber, mit einem möglichst grossen Buch
vor sich. Die Scharwache lief nebenher. Im Wagen und hinter
demselben kamen die jungen Burschen als Jungfern maskiert.
Auf der Dorfstrasse, wo der Zug stets von einem zahlreichen
Publikum empfangen wurde, ward Halt gemacht und der Giritz-
vater hielt eine Ansprache an das „Volk^ und insbesondere an
die „alten Jungfern". Er stellte sich als Herr und Herbergs-
vater vom Giritzemoos vor, und tröstete die, welche abkomman-
diert wurden, damit, dass sie es bei ihm gut haben würden:
gesprächige Gesellschaft, Hühner^ Katzen und überhaupt alles,
was eine alte Jungfer billigerweise verlangen dürfe. Wollte er
sich galant zeigen, so bat er für sich und seine Kamaraden zum
Voraus um Nachsicht, wenn man etwa so oder anders in dem.
Scherze etwas zu weit gehen sollte.
Sofort begab sich der Bursche, welche die nächstwohnend^
Jungfer (Nr. 1 des Registers) darstellte, zu deren Wohnung nn3>
geberdete sich dort etwa in der Weise, wie das Original es zu türm
pflegte. War das Gefährt — immer auf der Strasse fahrend
auf der Höhe des betr. Hauses angelangt, so wurde wieder E[al^
gemacht, und der Giritzvater rief die Jungfer N. N. heran, aber
immer ohne Familienname. Kam sie nicht sofort, so liess er ei^
(d. h. den sie darstellenden Burschen) durch die Scharwache
holen.
Das ffGiritzeamooB** in Dagmersellen (^Kt. Luzern). 297
War sie dann da, so kündigte er ihr an, dass sie jetzt
aufs „Moos^ kommen müsse. Er begründete seinen Befehl damit,
dass sie schon so und so alt, und keiae Aussicht auf eheliche
Verbindung mehr habe. Dann erhielt die Kandidatin das Wort
zur Yerteidigung. Diese wurde oft sehr geschickt gefasst, ihre
Chancen dargelegt und alles vorgebracht, was nar zu sagen war:
Wer mit ihr getanzt, und was ihr gesagt worden sei, wie
mancher Freier schon yon ihr abgewiesen worden, Erbschaften,
die gefallen oder in Aussicht, neumodische Kleider u. s. w. Da
kam manches aufs Tapet, was manche sich selbst verheimlicht
zu haben glaubte, zum grössten Gaudium des Publikums.
Aber nur selten Hess der Giritzvater Gnade für Recht er-
gehen; hin und wieder gab er auch etwa ein Jahr Gnadenfrist.
Die Jungfer wurde in diesem mit heilsamen Ermahnungen ent-
lassen, und beigefügt, wenn sie nächstes Jahr noch nicht unter
die Haube gekommen, sei ihr Schicksal besiegelt. Im andern
Falle wurde sie von der Scharwache gepackt und in den Wagen
geschoben.
Dann setzte sich das Geiahrt wieder in Marsch bis zu
Nummer Zwei u. s. f., wo dann der Spass sich mit entspre-
chenden Abänderungen wiederholte. Unter dem Gejohle der
Gassenjungen und mehr oder minder Beifall des immer zahl-
reichen Publikums wurde das Aufgebot erlassen, und ein Ver-
hör mit Jeder durchgenommen, deren Namen auf dem Register
stand.
Es kam aber auch vor, dass junge Bursche arg durchge-
hechelt wurden. Der Giritzvater lenkte oft mit scheinbarem
Wohlwollen die Aufmerksamkeit einer Jungfer auf einen Jüng-
ling, wogegen sie dann antwortete : lieber wolle sie gleich mit-
kommen als den heiraten ; der sei eine etwas zweifelhafte
Persönlichkeit und erzählte dann dem erstaunten Giritzvater
haarklein all die Dummheiten, die er gemacht, seine Fehler,
schlechten Eigenschaften u. a. m.
War das Spiel programmgemäss mit allen Kandidatinnen
beendet, so fuhr der Giritzwagen mit seiner ganzen Sammlung
alter Jungfern auf der entgegengesetzten Seite zum Dorf hinaus,
zu einer alten Eaesgrube. Dort hiess es: „Alles aussteigen!^
Die Fräulein wurden in Reih und Glied gestellt und in voriger
Reihenfolge auf Mehrerlös versteigert. Wollte Einer aus dem
Publikum, eine Jungfer ehren, so tat er ein hohes Angebot.
298 MiszelleD. — M^langes.
Hundert Franken waren aber schon viel. Oft wurde sogar nur
um 50 Rappen Eine losgeschlagen. Diejenige, auf welche gar
kein Angebot gemacht wurde, warf der Giritzvater einfach in
die ELiesgrube und überliess sie dort ihrem Schicksal.
Eür die Jungfern war dieser Tag immer ein wahrer
Schreckenstag, und nicht selten suchten sie durch Spenden eines
Abendtrunkes, oder etwa einer Flasche „Chriesiwasser^' und
Aehnliches die Gunst der Spielenden zu gewinnen. Oft auch
sorgte aus besondern Gründen der eine oder andere Bursche
Yon sich aus dafür, dass die Sache nicht gar zu arg herauskam.
Das Aergste war der Jungfer immer die fatale ,,Gant^.
Es war daher begreiflich, dass diese zuerst dem Untergang ver-
fallen musste. Bald darauf aber kam auch das vorausgehende
Einsammeln der Jungfern in Abgang. Nun ist der Brauch seit
mehr als einem Yierteljahrhundert — wenigstens in Dagmersellea
— verschwunden, und die junge Generation kennt ihn nur noch
vom Hörensagen.
Miszellen. — Melanges.
Von fünf Leiden Mari».
Do vnser frow ze himel was gevarnett hatt sy nant iohans gross gird
das er gern vff vnser frowen hett gesehen Dach himelsches ere. Do fugt
es sich das sant iohans verzuckt ward in den hiinel vnd bort das voser
herre vnd sin liebe müter mit ain andren retten t von der angst vnd der
not die sy off ertrich durch in erlitten hett. Do fragett vnser bere sin liebe
muter, welles das grösst liden war, das sy off ertrich durch in erlitten hett
Do sprach vnser liebe frow: liebes kind, mini liden warent gross vnd ma-
nigfalt, aber fünf liden vnd fünf hertzlaid, die hattich sunderlich durch dich.
Die tattent mir vnmässenklich we vnd wirs denn alles, das ich ie erUud.
Das erst hertzlaid, das was, do ich dich in den tempel trüg vnd dich opfrett —
vff den altar. Do enpfieng dich her simion ain sinen armen vnd wissaget -^^^
mir, das ain schwert min sei durchschniden sfilt. Von dines todes wegen .^mr:
ze band ain derselben stund begraiff das schwert min hertz, das ich voii^c=
stund bis ain minen tod niemer fro ward. Do sprach vnser here: fipow müter. — ^
wer sich des laides ermainet all tag mit ainem pr nr *) vnd mit ainem avi
maria dem mentschen wil ich helfen, das er in kainer todsnnd nieme
verschaiden sol vnd wil in behüten vor allem hertzlaid hie vnd d6rt
fragt vnser liebe herre sin liebe müter, weles das ander hertzlaid war.
sprach vnser frow: liebes kind, das was do du in diner kinthait in da
') pater noster.
Miszellen. — M^langes. 299
schil wärt, do hatt ich dich verloren VDd sucht dich mit betrübtem hertzeD.
Do ich dich Dit finden kund, do gedacht ich an das schwert, da mir her
simion von hatt gesait. Das durchgieng min hertz zil dem andren n)al wen
€la8 ich sorge hatt, das ich allen minen trost ain diner blUgenten kinthait
so zitlich an dir verloren sölii han gehebt. Do sprach vnser liere; frow
mäter wer dich des laides ennainett alltag mit ainom pr. nr. vnd mit aimun
ave maria, das du mich dry tag verlorn hattest, dem mentschen wil ich
geben dry tag vor sinem end an dem ersten tag rechti rüw, an dem andren
tag geware bicht, an dem dritten tag volkomnen Ion, als ob er mir allzit
mit volkomnem leben gedienett hett. Do fragt vnser her sin liebe möter,
weles das dritt hertzleid war, das sy vff ertrich durch in enpfangen hett.
Do sprach vnser frowe : liebes kind, das was, do petrus vnd Johannes koment
vnd mir saitent, das du gefangen wärist. Do kaim ich geloffen vmb das
hoss kaypfas, da du ingefttrt ward worden vnd ich hört, wie sy dich ver-
spuwtent vnd schltigent vnd stiessent vnd ain geschray umb dich was, als
ob du aller der weit ain vertäuter mentsch wärest. Do zerschnaid das
schwert min hertz ze dem triden mal vnd mir wirs beschach, den ob ich
aölte gestorben sin. Do sprach vnser here : frow müter, wer dich des laides
ennainett all tag mit ainem pr. nr. vnd mit ainem ave maria, das ich ge-
vangen was, den mentschen wil ich behflten vor aller gevan^nust. Do fragt
vnser lieber here sin liebe muter. weles das fiord hertzlaid war. Do sprach
vnser frowe: sun vnd here das was, do du off das krütz gelait wurt vnd
man dich naglett durch hend vnd durch füss. Do was das getreng also
gross, das ich zu dir nit mocht komen vnd do ich hört die handschleg vnd
nit wissett, wie sy dir tattent, bis das du würt vffgericht, das ich dich sach
hangen ain dem crütz nackent vnd bloss als ain vertalter mentsch , do
zerschnaid dz schwert min sei ze grund vnd sölt ie kaiii niiiter von laid
gestorben sin, so war min hertz ze derselben stund zebrochen. Do sprach
Vnser here: muter, wer dich des laides ermaint alitag mit ainem pr. nr.
Vnd mit ainem ave marin, vnd war ain dem mentschen min marter erlöschen,
Bo wil ich im sy nflwren, das er ir niemer me vergist; ist aber der mentsch
**« kranck, das er mit miner marter nit vmb kan gän, so wil ich im den-
«ielben Ion gen ain sinem end, als ob er alle sini zit mit miner marter ver-
tribeu hett. Do fragt vnser here sin liebe müter, weles das fllnft liden vnd
^las iungst hertzlaid war. Do sprach vnser frow: das was, do du von dem
Wtktz genomen wurt vnd mir tott ain minen armen gelait wurt mit offnen
'^ninden. Vnd ich sach, das du sogar ersigen würt vnd ain blütstropf in
Einern Hb nit me was, do zerschnaid das schwert min hertz, das ich sin
miemer me vergis, dasselb liden müss ich sunderlich bedencken. Do sprach
^nser here: frow muter, wer dich des laides ennainett all tag mit ainem
pr. nr. vnd mit ainem ave maria, das ich dir tott ain dinen armen gelait ward
mit offnen wunden, dem mentschen wil ich vff tun all min erbärmd vnd
wil im nit verziechen, wes er mich bitt ain sei vnd ain lib, vnd wer der
mentsch ist, der dich diner fllnf hertzlaid ennainett alitag mit fünf pr. nr.
vnd mit f&nf ave maria, den mentschen wil ich dir geben, das du mit im
tüist, was du wellist amen.
Obige von Herrn Dr. G. Jenny in St. Gallen mitgeteilte Legende
findet sich in einer Papierhandschrift des XV. Jahrhunderts auf der
300 Miszellen. — Mölaoges.
Vadiaoischen Bibliothek (Nr. 356) in St. Gallen. Auffallend ist, dass hier
von nur fünf Schwertern und fünf Leiden die Rede ist:
1. Darbringung im Tempel;
2. Verlieren im Tempel;
3. Gefangennahme;
4. Kreuzigung;
5. Kreuzabnahme.
Heute spricht man allgemein von sieben Schmerzen und sieben
Schwertern Mariens und im brieflichen Oftizium (Brevier) werden zu deren
Ehre jährlich zwei Feste (Septem dolorum Beats". Marise) gefeiert. Diese
sieben Schmerzen werden aber im Ofüzium selbst nicht angegeben. Nach
Papst Benedikt XIV. sind diese sieben Hauptmomente auf die sieben Stifter
des Ordens der „Diener Maria" (Serviten) zurückzuführen, die im 13. Jahr-
hundert gelebt haben. Oft werden zu den oben angegebenen fünf Geheim-
nissen die zwei andern gerechnet: Flucht nach Aeg>pten und Begräbnis
(Christi. Vgl. Wetzer & Weites Kirchenlexikon, 2. Aufl., von Kaulen, Bd. 8
(Freiburg i. Br. 1893), S. 819-820. Die bildende Kunst hat vielfach die
sieben Schmerzen darzustellen versucht; vielfach sieht man Maria mit sieben
Schwertern in der Brust oder es werden die sieben oben ei-wähnten Szenen
auf einem Bilde dargestellt. Beides vereinigt sehe ich in einem mir vor-
liegenden Pergamentband in 4** mit dem Titel : Fasciculus Myrrhae, variis ex
tetrastichis, in dolores deipane virginis, colligatus a. F. Beato Bishalin,
Franciscano, Fr. M. C. P. Friburg. Helvetiorum apud Stephanum Philot 1612.
A. V. B.
Storielle tioinesi.
Un sindaco gabbato.
Un tale, scroccone e mariuolo ad un tempo, ando un giorno a far
visita al sindaco di il quäle era conosciuto come il piA gran bur-
lone del paese ma aveva il debole di compiacersi grandemente che altr
niagniflcasse la roba sua.
Essendosi lo scroccone qualiflcato come un signore invaghito delle
bellezze naturali del pnese e de^ideroso di acquistare la casa del Sig. Sindacv
con tutte le »ue dipendenze per farne una villa, il sindaco Taccolse gentiU
inente e depo averne sturato un pajo di bottiglio di ([uel buono, lo condusae
a visitare le sue possessioni.
Naturalmente, il forastiero diceva nieraviglie di tutto quauto gli veniva
mostrato ed esaltava la oasa <lel Sig. Sindaco come un paradiso terrestre.
Arrivati sulla cortc, 11 forastiero ifennossi a contemplare una fontana
de osciamo :
— Come (' st^ito previggentc», Sig. Sindaco, qui non vi manca proprio
nulla : ecco qui una bella fontana da cui spilla un bei getto d^acqua pura
vt fresca.
— Ma qiicsta non »i chiama fontana, lo interruppe il Sig. Sindaco
— E como si chiania dunque, di grazia?
— Si cliiania ahhondnnza.
— Ha ragium», Sig. Sindaco : abbondanza, ecco ud nome piü
appropriato.
Miszellen. — M^langes. 301
Visitaroiio di poi il fienile ed anche ({ui il forastiero esclamo:
— Quanto bei fieno ha qui, Sig. Sindaco, e come 6 bone ammontie-
ehiato. Come stanuino bene quelle bestie che maiigiano di questo tieno.
— Ma <|uesto non si chiama fieno, interrappe il sindaco.
— £ come lo chiama, di grazia?
— Si chiama rniUe erbe.
— Ben pensato, Sig. Sindaco, ben pensato, mille erbe.
Dopo aver visitato Testeriore con tutte le dipendenze rientrarono in
casa e visitarono tutti i locali ed il forastiero non si stancava di magnificarne
la spanositA, i mobili e tutto quanto cadeva sotto gli occhi.
L'afißAre fn adunque conchiuso con gran contento del Sig. Sindaco, che
vendeva quella roba ad nn prezzo doppio del valore reale.
Si convenne che il forastiero avrebbe passato la notte ospite del
Sig. Sindaco ed intanto rientrarono in una saletta per la cena.
Yicino al Camino stava accovacciata una grossa gatta ed il forastiero
veggendola esclamö:
— Che bella gatta ha Sig. Sindaco ; ma questa 6 una piccola tigre ed i
topi dovran stare ben lontani da una si terribile divoratrice
— Ma qnesta non si chiama gatta, interruppe ancora il Sig. Sindaco.
— E come diamine si chiama dunque?
— Si chiama miidre degli spasimi.
— Madre degli spasimi! ben detto Sig. Sindaco, ben detto, nome pin
appropriato non si poteva trovare.
Durante la cena, alzando gli occhi, lo straniero signore fermö lo
s^ardo au dei salumi appesi ad una trave, ed esclamö:
— Che bei salami ha qui, Sig. Sindaco e che belle luganighe e che
bei prosciutto!
— Vingannate, signore, riprcse a dire col suo fare burlone il Sig.
Sindaco; qnesti non sono nö salami, n^ luganighe, nö prosciutti.
— £ che sono mai? Come chiama questa bella e buona roba,
Sig. Sindaco?
— Ecco, queste alla destra, che voi chiamate luganighe, sono gli
angdi; questi alla sinistra, che voi chiamate salami, sono gli arcangdi e
qnesto nel mezzo, che voi chiamate prosciutto, i> Bio.
— Sig. Sindaco, mi congratulo proprio di vero cuore con Lei per la
flcelta dei nomi, disse il forastiero, e tutti e due, nn p6 alticci, diedero in
una gran risata.
Terminata la cena, preseru una tiaiiimata al caminetto ed il forastiero
saltu SU a dire di nuovo:
— Che bei fuoco, Sig. Sindaco, io me ne staroi qui volontieri per tuttu
la notte; con un boccale di vino accanto, che ineglio potrebbesi dt^sidorare?
— Fate come meglio ; credete, signore, potete poi riposarv'i su (juel
traversoriOj quando avrete sonno, disse il nindaco, additando un divano.
l>evo per6 farvi osservare che questo non si chiama fuoco, ma
— Ma che cosa, Signor Sindaco? Mi dioa come chiama questa fiamma
ehe arde, che riscalda, che consola?
— Questa fiamma io la chiamo g audio.
302 MiszelleD. — Mölanges.
— Bravo, Sig. Sindaco, bravo, si, 8i, ud vero gaudio. Cr vada pure a
letto e doima pacifici sonDi, io mi rimango qui al gaudio come Lei dice
— Si, rispose 11 signor siDdaco, buona notte, dod vado per6 a letto,
ma mi sdrajo Del mio riposorio.
£ barcoUando ascese le Bcale ed entrö nella sua stanza.
II forastiero disse allora fra s^ e s^: Ali! sindaco, ta hai voluto bur-
larti di me, ma io mi burlero piü bene di te. £ piaii piano, preee il divano
e Io pose di traverso in fondo alla scala. Staecö poi le luganighe ed i
Salami e se le gettd sulle spalle. Asperse poi la gatta di petrolio e con un
tizzo vi appiccö il fuoco si clie la povera bestia fuggl miagolando ed andö
a nascondersi sal fienile, incendiaDdo pur quelle. Allora il briccone si portö
presso la scala e chiamö ad alta voce :
— Signor Sindaco, Signor Sindaco, si levi dal suo riposorio, ma si
guardi dal traveraario. Sappia che la tniidre degli aptuimi ha portato il
gaudio sul müh erbe e se rabbondanza non l'ajuta, la sua casa brucierä tutta.
Intanto io me ne vado cogli angeli ed arcangeli, e Lei, Signor Sindaco la
lascio solo con Dia. £d il briccone scese frettoloso le scale e se n*andö.
Un ragazzo spiritoso.
Grli abitanti del paese di in Isvizzera sono rinomati ovunque
per la loro prontezza di spirito.
Un signore buontempone volle una domenica recarsi coU apposita-
mente per persuadersene, sembrandogli che si esaltasse un p6 troppo quegli
ignoranti contadini. Arrivato in paese, trovö le case chiuse e le strade
deserte, tutti trovandosi a quell'ora in chiesa, alle sacre funzioni.
Si reco egli pure sul piazzale della chiesa, e, di fuori, in un canto,
vide un ragazzo di circa 10 anni che giuocava da solo e solo con dei ciottoli.
II signore Io chiamö a se onde provare se pure quel ragazzo avesse
gia 4^1 Io spirito. II ragazzo accorse a lui, e, quando gli fu vicino, mostran-
dogli uno scudo gli disse:
— Guarda, ragazzo mio, vedi questo scudo ? Se sei capace di baciarmi
sulle guancie senza montare n6 arrampicarti su checchessia, Io scudo ^tuo.
II ragazzo Ü8s6 in volto Io straniero e pronto risposegli :
— £d io , 0 signore , se siete capace di baciarmi il c . . . senzaM
curvavi, vi do subito non uno solo, ma due seudi.
n signore si morse le labbra e senza aspettare che la gente usciss^
di chiesa, ritom6 fiund'era venuto. ^
Arbedo-Taverne. Vi ttore Pellandini.
Passionsgebet.
Unlängst hörte ich von einem alten Bettler aus Schemen (Kt. Schwy^z.
folgendes Gebet:
Am Palmtag ist er dV grösste König,.
am Montag ist er der weise Prophet,
er ist weis und wohlgelehrt,
am Dienstag ist er der ärmste Ma,
hed-e i Hus und Herberg niemer wellä ha,
am Mittwuche habed-s' ihn verkauft um dryssg Silberliog,
sie haben ihn ganz wohl fäll [wohlfeil] verkauft,
Miszellen. — Mölanges. 303
am DoDDentag hat er mit seinen zwölf JOngeni das letzte Mahl
am Freitag habed-s' ihn an das Kreuz genagelt, [genossen,
am Samstag habed-s' ihn auf die grosse Erde hingeworfen,
daraus ist ein weisses Kömlein *) gesprungen,
viel tausend und tausend FrQchte und noch viel mehr,
am österlichen Tag ist er de stärkste Ma,
hed möge de bittm Tod usgsta.
Wer das Gebät i de grosse Wuche all Tag drtt mal spricht
nnd's bittere Lydä und Stürbe nid vergisst,
däm 'wird Gott sendä dry Engel:
der erste wird er selber sy,
der zwent' di lieb' heilig Muetter Gottes,
der dritt de heilig sant Michael,
wird gnädig d'Seel führe us-'em Paradys
i das ewig Himmebych.
Vater unser, u. s. w.
Ober-Aegeri. A. Ithen.
Bauernregeln aus dem Kanton Zug.
Mathis, bricht's Is,
Hed er keis, so bringt er eis.
Will sagen, dass Sankt Mathias, der 24. Februar, ein launischer Patron
ist, cier bald Schnee schmelze, bald erneuten Winter bringt.
Geritrud, Geritrud [17. März],
Säet Bollä und Chrut.
Ebenso: Geritrud Mitte Meerze, «
Löscht d'Schnider und Schuemacher Keerze.
Wie si' de Fraufaste-Mitwuehe tuet halte.
So wird si' 's Wätter vier Wuche lang gstalte.
Sant Jakob mit dem Stab
Schlad de Geis di halb Milch ab.
Bedeutet, dass am 25. Juli die besten den Ziegen schmeckenden
"^^Ä^er schon vorüber seien.
Ka me am Jakebstag d'Birrä zellä,
So ka me im Herbst Zeine Stella.
Will sagen, dass wenn am 25. Juli die Birnen an den Bäumen zu
^*^*3 seien, die Obsternte reichlich ausfalle und die Körbe fttUe.
Vil a de Tanna,
Vil i de Wanna.
Enthält die gleiche hofinungsreiche Aussicht (tXr einen fruchtbaren
'^^t, wenn die Tannzapfen zahlreich gedeihen.
Weniger günstig heisst es von Sankt Laurentius |10. August] :
Schiächte Wy gits hür,
Wenn Sant Lorenz ohne Für.
Sankt Laurentius sollte Sonnenhitze sein.
Ober-Aegeri. Anna Ithen.
^) Vielleicht Waizeukömlein.
304 Miszellen. — ^l^laDges.
Translationskostome.
Im XVII. und XVIII. Jahrhundort haben in allen katliolischen Gegen-
den der Schweiz feierliche Prozessionen und Festspiele bei Gelegenheit von
grossem Reliquien- Uebertragungen stattgefunden. Dabei wurde häufig lehr
grosser Aufwand gemacht; sowohl die BClhne, als die Ehrenbogen und die
Wagen des Festzuges wurden kostbar hergerichtet, die Berittenen und Fuss-
gänger in eigens f&r den Anlass hergestellte KostQme gesteckt.
Bei keinem Translation sfest fehlten die Engel; sie pflegten meist in
grösserer Zahl an der Spitze des Umzuges oder am Kopf der einzelnen Ab-
teilungen einherzuschreiten. Da sah man nicht nur die Erzengel, sondern
Gruppen von gewöhnlichen Engeln, wie auch die besondern Schutzengel des
Ortes, der Abtei, des Bistums , der katholischen Schweiz, der katholischen
Kirche, oder des Rosenkranzes. Angetan waren diese Engel nach der Vor-
stellung der Zeit mit federgeschniUckten Helmen, glänzenden Kleidern und
farbenprächtigen Flügeln. Seide, Samt, Spitzen und Borten aus Silber, Gold
und Federn spielten eine bedeutende Rolle in ihrer Ausstattung; in den
Händen trugen diese leuchtenden Grestalten glitzernde Sehwerter, vielleicht
auch brennende Kerzen, Palmzweige, Kissen mit Reliquien u. a.; am Ann
glänzte der Schild, auf dem die Wappen o<ler Farben der beteiligten geist-
lichen Stiftungen und Behörden zu sehen waren.
Fast alle TranslationskostQme sind untergegangen ; Motten und Rost
haben das Ihrige getan, um die Zerstörung dieser für ephemeren Gebrauch
hergestellten Trachten zu beschleunigen. Nur zwei vollständige StQcke sind
uns bisher zu Gesicht gekommen ; sie befinden sich in <ier KostflmsammliiDg
des t Malers StUckelberg. Sie bestehen je ans einem Helm aus Papier-maehA
mit reicher Vergoldung, Versilberung und Bemalung ; oben sind auf Metall-
drähte montierte FederbUscne eingesteckt. Die Übrige Tracht, die für Knabei
von 8 bis 10 Jahren berechnet ist, besteht aus ehemals fleischfarbenen, jetit
weissgewordenen, enganliegenden Trikothoseii, eleganten , gelben Leder-
stiefeln zum SchnQren und einem Rock. Dieser reicht bis zu den Knien,
winl hinten zusammengeschnürt und enthält an jeder Schulter je eine eiserne
Platte, in welche der Hacken der Flügel eingesteckt wird. Um die Ver-
schnürung auf dem Rücken zwischen den Flügeln zu decken, sind dem
Kostüm kleine Tüchlein, als eine Art Mäntelrhen, beigc^geben. Der eine Bock
besteht aus gt^lbein Brokat, der andere aus blauem Damast ; an den Aermeln,
die bei beiden bis zum Ellenbogen otTen sind, hängen beim gelben Kleid
Quasten, beim blauen ein Futter von weisser Gaze. Das letztere KostOm
hat ausserdem ein(>n dreieckigen Brusteinsatz von rotem, gemustertem Seiden-
sanit ; Silber- und Goldborten säumen die Bestandteile der Röcke ein. Die
Flügel sind ungemein farbenprächti«? ; sie bestehen aus einem Holzgerflste,
über welches dicke Lagen von federartig ausgezogenen und ausgekämmten
Seidenfaden liegen. i)as eine Flügel])aar ist ganz in mittelalterlichem Styl
gehalten und gleicht den Fittigen de^ heraldischen Adlers, wie er im XIII.
und XIV. Jahrhundert durgestellt wird ; das andere Paar ist in horizontale
Zonen eingeteilt, dit^ alle Farben des Regenbogens aufweisen. Die FIflgri
HJnd )»räclitig erhalten und zeigen solche Farbenfrische , dass man glauben
möchte, tnie seien nie den Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen. Unsere Bilder
veranschaulichen die beiden Translationskostüme und ersparen uns eine ^
Beschreibung.
Miszellen. — M^langes. 305
Die beiden StQcke sind Ueberbleibsel von der Uebertragung eines
beiligeh Leibes, der aus den Katakomben stammte, im Kanton Tessin. Dan
Datum der Anfertigung und ersten Benützung iiess sich bis jetzt nicht eruieren.
Basel. E. A. Stückelberg.
Mittfastenlied aus Oberwil (Kt. Basel-Land).
An Mittfasten zog die DorQugend, einen Sack und einen Strohmano
mit sich ftihrend, in Gruppen von 3—4 Kindern von Haus zu Haus, indem
sie folgende Verse ,,absang'' :
Heer, Anneleis, hat ist Mitteliaste;
Mer trette-d'r in d*Lache.
Heer, Anneleis!
Wenn-dV is weit kei Mehl ge,
So muss-ech der Müller nim [nicht mehr] mahle.
Heer, Anneleis!
Wenn-d'r is weit kei Anke ge,
Muss-ech [d'] Kueh kei Milch me ge.
Heer, Anneleis!
Wenn-d'r is weit keini Eier ge,
Muss-ech der Iltis d'Htiener ne.
Heer, Anneleis!
Tannerüs, Tabneriis,
Mer chaufe d'Chüechli um e Priis.
Heer, Anneleis!
Mer hei e brennige Ma *) gTange,
Er sig e Johr im Cheemi g'hange.
Heer, Anneleis!
Binningen b. Basel. Fr. Kestonholz, Lehrer.
In die BrOckenkette beissen.
Zur Frage des Hm. Pfr. A. Famt^r in Stammheim, im ersten Heft
dieses Jahrgangs, Seite 61, ob auch noch in andeni Gegenden der Brauch
bestehe, Kindern, die zum ersten Mal über eine Brücke gehen, in Aussicht
zu stellen , sie müssten dabei in eine Krtte beissen, kann ich aus eigener
Erfahrung folgendes beibringen : Ich bin in Wenslingen, im obem Baselbiet,
aufgewachsen. Als ich als kleiner Bube , um das Jahr 1980, mit meinem
Vater zum ersten Mal nach Aarau ging, sagte er mir selbst: Jeder, der
zam ersten Mal die dortige Kettenbrücke überschreite, müsse tüchtig in die
Kette beissen, dass man die Spur davon sehe : sonst falle er unfehlbar ins
Wasser. Und so haV ich denn auch tapfer eingebissen , so dass es einen
Kritz in die Kette gab. Ich weiss noch die Stelle, wie ich auch heute noch
den Schauer fühle, mit dem ich damals die Brücke betrat. Diese Sitte ist
abrigens auch gegenwärtig noch ein verbreiteter Spass im obern Baselbiet.
Sie gilt als eine Art Kraftprobe.
Ganz dasselbe — mit der Rheinbrückf in Basel — begegnet in den
«Erzählungen und Bildern aus dem Basolbiet" von B. T. Jonas^ wo es in
^) Damit ist der Strohmann gemeint.
10
906 Bflcheranzeigen. — Comptes rendus.
„der Baselfahrt'', cap. ^11, von dem kleioen Christeli also heisst : „Darüber
machte er sich noch die meisten GManken, dass er wie Alle, die zam ersten
Mal nach Basel kommen, werde mQssen in die Kette beissen. Denn das
wurde ihm so bestimmt in Aassicht gestellt, und er hatte schon so oft da-
von reden hören . . . ., dass er daran nicht mehr zu zweifeln wagte und
schon im Stillen fQr seine armen Zähnlein fürchtete .... Jedoch .... er
dachte, wenn es ihm etwa zu heiss und schwer werden sollte : „Äbba !
wenn es andere haben erleiden mögen, so mag ich es auch erleiden ; der
Ätti hat auch in die Kette beissen müssen und hat doch noch ein gutes
Biss.*
Etwas verwandtes ist wohl auch der Brücken stein in Chr. F. Grelleres
Gedicht: „Der Bauer und sein Sohn**.
B e n k e n (Baselland). J. W i r z . Pfarrer.
Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
P. Sartori, Die Speisung der Toten. Programm des GymnasiumB
zu Dortmund 1903. 70 doppelspaltige S. Gross-S^
Dass der Verfasser auf dem Gebiete der vergleichenden Volkskunde
kein Neuling mehr ist, hat er schon durch verschiedene einschlägige Arbeiten
bewiesen.*) Auch die vorliegende zeichnet sich durch eine umfassende
Sach- und Litteraturkenntnis aus. Zum ersten Mal finden wir hier ein grosses
Material über diesen Gegenstand aus allen Himmelsrichtungen zusammen-
getragen. S. fasst den Begriff der Totenspeisung, wie aus der folgenden In-
haltsübersicht hervorgeht, möglichst weit: A. Pflege der einzelnen
Seele: I. Vor der Bestattung: 1. Speisung des Toten, 2. Schmausereien der
Hinterbliebenen; H. Die Mitgabe von Speisen an Tote: 1. Die Speisen wer-
den ins Grab gelegt, 2. Die Speisen werden ausserhalb des Grabes ange-
bracht; lU. Der Leichenschmaus der Hinterbliebenen: 1. unmittelbar nach
der Bestattung : a) am Grabe, b) im Hause, 2. Abschliessender L.-Schm.
erst einige Zeit nach der BesUittung, Wiederholung des L.-Schm ; IV. Fort-
dauernde Speisung des Toten : 1. am Grabe, 2. im Hause oder in dessen
Nithe. B. Die Allersoelenpflege: I. Gelegentliche Speisung; II. Speisung
zu bestimmten Zeiten und Tagen. C. Das Trauer fasten. D. Wie die
Toten essen. K. Uebergang der Gaben an Tote in Opfer für Tote.
Der reiche Stoff bringt es mit sich, dass hin und wieder Dinge als
Beweismaterial angeführt werden, über deren Rubrizierung man vielleicht
anderer Ansicht sein könnte; auch dürfte sich der Satz, dass es kein Volk
ohne Jenseitsglaube gebe, nach den Wedda- und Toalaforschungen der HH.
Sarasin nicht mehr aufrecht erhalten lassen. Trotz alledem bedeutet die in-
haltsreiche Arbeit eine grosse Bereicherung unserer Wissenschaft, und ich
möchte es fast beklagen, dass sie nicht durch den Buchhandel einem grösseren
Leserkreis zugänglich gemacht worden ist. £. Hoffinaun-Krayer.
*) Der Schuh im Volksglauben. ZfVk. IV; Sondersprachen. Am
Ubql-elI V; Zählen, messen, wägen. Ib. VI; Glockensagen und Glocken-
aberglaube. ZfVk. VII. Vlll; üeber das Bauopfer. ZfEthn. XXX.
i
Bücheraozeigeu. — Comptes rendun.
307
Jos. B. Zürcher, St. Weadelinsbuch. Gebet- and Erbauungsbuch
z. Verehrung d. hl. Wendelin für d. Landvolk. Menzingen,
Et. Zug (Depot kath. Yolksschriften) 1903. Preis: 1 Fr.
Anno 1901 waren 300 Jahre seit der Konsekration der Wendelins-
kapelie auf dem Stalden bei Menzingen verflossen ; dies gab dem Verfasser
des vorliegenden Büchleins den Anlass, Nachforschangen über diesen Volks-
heiligen xat iSoj^i^u zu veranstalten. In Abschnitt II, p. 47—113, widmet
er der Verehrung des hl. Wendelin in der Schweiz eine sorgfältige und ein-
übende Erörterung; jeder, der weiss, wie viel Fleiss and Umsicht dazu
gehört, um das Material über einen Heiligen zusammenzutragen, wird dem
Verfasser för seine Arbeit Dank wissen. Auch die Verarbeitung des Mate-
rials ist durchaus gediegen und getragen von Sachkenntnis. Für die Volks-
kunde wäre es überaus wertvoll, wenn auch andere volkstümliche Kulto in
ähnlicher, erschöpfender Weise geschildert würden. £. A. S.
0. Ebermann, Blut- und Wundsegen in ihrer Entwicklung dar-
gestellt. (Palaestra fid. XXIY). Berlin (Majer & Müller)
1908. X + 147 8. 8^ Preis M. 4.80.
Der Zweck dieser verdienstvollen Abhandlung ist die Klarlegiiu^ i\vr
entwickluDgsgeschichtUcheo Verhältnisse einer bestimmten Gattung von
308 Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
Segensformeln : der Blut- und Wundsegen. Dass nur die germanischen Land
Rücksicht gefunden haben, hätte im Titel angedeutet werden, sollen :.
diesem engem Bereiche aber verfügt R über ein gewaltiges Material. ') Da
selbe hat er auf die typischen Formeln hin geprüft und nach diesen in b
stimmte Gruppen eingeteilt, die er dann unter Beiziehung aller zugängliche
Varianten entwicklungsgeschichtlich untersucht. Die einzelnen Gruppen sii
unter folgenden Titeln untergebracht : Der zweite Merseburger Zaubersprue
— Jordan-Segen. — Drei gute Brüder. — Longin us-Segen. — Sie quelh
nicht. — Blut und Wasser. — Glückselige Wunde. — Sanguis mane in te.
Adams Blut. — Der Blutsegen von den 3 Frauen. — Drei Blumen. — E
Baum. — ' Der ungerechte Mann. - Scherzhafte Wundsegen. - Die beide
Schlusskapitel enthalten allgemeinere Bemerkungen über Geschichte ur
Prinzipien des Segensprechens.
Künftige Forscher auf diesem Gebiete werden der fördernden Arbf
E.'s nicht en traten können. £. Ü.-K.
William Wells Newell, The Legend of the H0I7 Grail and tfa
Perceval of Chrestien of TroyeB. Cambridge, Mass. (Seyei
and Leipzig (Harrassowitz) 1903. 94 Seiten 8^.
Die in den Jahrgängen 1897—1902 des Journal of American Foll
Lore erschienenen Artikel tlber die Graal-Sage hat der Verfasser in vo
liegender Schrift gesammelt. Die Arbeit behandelt in leicht fasslicher Da
Stellung den Ursprung, die verschiedenen mittelalterlichen Verzweigungc
und die Bedeutung der Sage.
Die gut informierende Abhandlung wird jedem willkommen sein, d(
sich über diese mysteriöse Legende Klarheit zu verschaffen" sucht.
E. H.-K.
Paul Drechsler , Sitte , Brauch und Yolksglaube in Schlesien. \
(Schlesiens volkstümliche Ueberlieferungen, hrg. v. Friedric
Vogt Bd. II 1.) Leipzig (B. G. Teubner) 1903. XIV + 3J
Seiten. 8^ Preis: M. 5.20.
Nachdem Friedrich Vogt mit seinen „Weihnachtsspielen" (s. Archiv
132) die Sonderpublikationen der Schlesischen Gesellschaft fUr Volkskun
würdig eröffnet hat, folgt nun in gleich gediegener Behandlung und A~
stattung die zweite nach.
Was uns Drechsler in vorliegen<lem Halbbande liefert, ist BraK
und Glaube, wie er sich an den Kreislauf des Jahres und die Festzei^
') Weiteres (von ¥j. unbenutztes) Material findet sich bei: Schm-
Saj^cn, Volksfi^laubo u. s. w. aus d. Baulande. Baden-Baden (Progr.) L -
S. 18" ff.; MosKR, Kine Sammlun':: Odenwälder Se^en in : Zeitschr. f Kuk '
geschichte IV, 213 ; Dikhl, Aussagen der Protokolle d. hess. Kirchenvisita. ^
V. 1628 ebd. VIIl, 299 : Klkkijek(skr, Volkskundliches aus Fischbach i-
Pfalz 1902, S. 49; Birlinükh, Aus Schwaben I, 441; Schitlknburo, WendL»<
Volkswagen 1880, S. 217; Witzsihel, Sagen u. s. w. aus Thüringen lö'
S. 295; i.fioi.F, Sagen u. s. w. Luzern 1862, S. 540 ff.
/
Bücheranzeigen. — Comptes rendus. 30i>
Wneraeito and den Lebenslauf des Einzelnen anderseits anknQpft. Ein zweiter
HaibtMmd soll das häusliche Leben des Schlesiers darstellen. Nach dem,
H-ita xuaB bis jetzt von dem Verfasser geboten worden ist, können wir der
^aldi^en Vollendung des Werkes auf das Freudigste entgegensehen. Nicht
mir ein reiches und fast durchweg bedeutendes Material tritt uns hier ent-
ire^c^n, sondern wir gewinnen aus der ganzen Darstellung den Eindruck,
<Jass Dr. wirklich am lebenden Volke geforscht und gelernt hat. Und das
l»t nir uns bei dem Zusammenbruch aller Tradition die Hauptsache: heute
UIUSI0 geborgen werden, was noch zu bergen ist; denn morgen schon ist oh
vie'Uoicht zu spät. E. H.-K.
Leo Reinisch, Die Somali-Sprache. III. Orammatik. Wien (Holder)
1903. VIII + 126 Seiten. 4^ M. 10.40.
Von dem in dieser Zeitschrift VI, 66 angezeigten Werke Beinischs
*** n^inmehr auch der 3. Band erschienen. Da derselbe jedoch keine volks-
k u 11 dlichen Gegenstände enthält, können wir hier auf eine nähere Besprech-
»■^*C ^nicht eintreten. Wir gestatten uns nur, unsere Leser auf den nunmehrigen
A.l>a^*|jly8g dieses in allen Teilen gleich vortrett'lichen Werkes aufmerksam
zu -machen. E. H.-K.
^^-^ F. 6. Stehler, Alp- und Weidewirtschaft. Ein Handbuch für
Viehzüchter und Alpwirte. Mit 42 L Textabbildungen. Berlin
(Paul Parey) 1903. XII + 471 S. 8^ 10 Mark.
Die Bewirtschaftung der Alpen ist mit dem schweizerischen Volkstume
'^^^ ^>»ige verknüpft, dass sie von dem Volksforscher unmöglich umgangen
^^'***~*lpn kann. Nun verlangt aber dieses Gebiet nicht nur eine grosse Ver-
^«^m^^eit mit dem täglichen Leben lier Aelpler und den äussert verwickelten
rj^^^^^itsverhältnissen, sondern auch ausge<lehnte botanische und zoologische
'^^^^''^»itnisse. Da man jedoch eine derartige Vielseitigkeit von keinem Volks-
^*"'**<iher verlangen darf, so ist eine Publikation wie die vorliegende» als Weg-
^^'^'^^ng durch das schwierige GelHnde von grossem Werte.
Das Unternehmen, das wir hier unsern Lesern empfehlen möchten,
*^*<"^- in den besten Händen. Dr. Stehler hat sich nicht nur durch seine rein
*^ ^.wirtschaftlichen Arbeiten einen hervorragenden Namen gemacht, sondern
^^^'^^^i durch verschiedene volkskundliche Schriften gezeigt, dass er unserm
^•^^^Ivolke in all seinen LebensUusserungen ein reges Interesse und Ver-
"'•■^^dnis entgegenbringt. Wir dürfen also aus seinem Werke auch fllr die
/*^li8kunde einen reichen (gewinn erhoffen. Und dass uns diese Hoffnung
^.^^^*t getäuscht hat, zeigt der Inhalt der bis jetzt erschienenen 6 Liefenuigen,
**^ in Text und Abbildmigen zahlreiche volkskundliche Gegenstände auf-
.. Unter den 22 Kapiteln vermissen wir freilich eines : die Aelpler-
** »^üche, soweit sie ausserhalb der eigentlichen Bewirtsohiifrnng fallen.
"**chon ja dieser (Gegenstand nicht in dem Begriffe ^Alp- und Weidewirt-
^•ft* eingeschlossen ist, würde er doch dem Buche eine besondere Würze
^^ ''liehen haben. Wir wollen jedoch dem Verfasser daraus keinen Vorwurf
^*^^hen, da ihm vermudich ganz bestimmte Grenzen gesteckt worden sind.
^**ffeD wir, dass er uns in einer spätem Arbeit einmal mit einer Schilderung
310 Bttcheranzeigen. — Comptes rendus.
der Sitten und Bräuche auf den Alpen beglücke. Einstweilen sind wir von
Herzen dankbar für das, was er uns in diesem gediegenen Werke geboten
hat. £. Hoffmann-Erayer.
F. G. Stehler, Das Goms und die Gomser (Beilage zum Jahrb.
des 8. A. C. Bd. XXXVHI) Zürich (Amberger) 1908. VIH
+ 112 Seiten. Lex.-8. Preis 3 Fr. (für Mitglieder der
Oesellschaft f. Volkskunde 2 Fr.).
Das frisch geschriebene und vielseitig anregende Buch, das uns Stehler
vor 2 Jahren geschenkt hat (^Ob den Heidenreben '^), hat mit Recht so grossen
Anklang gefunden, dass der Verf sich zur Ausarbeitung einer zweiten Mono-
graphie aus dem Wallis ermuntert sah : der vorliegenden Aber das Gombs.
In Bezug auf Inhalt und Ausstattung steht diese Publikation vollständig autf~"
der Höhe der ersten. Auch sie zeichnet sich wieder durch die selbe Le —
bendigkeit der Darstellung, den gediegenen Inhalt und den Reichtum ar^
schönen Abbildungen aus. Man vennute in dem Buche nicht etwa nttchtern^^
historische oder landwirtschaftliche Daten: es schildert uns vielmehr da-^
heutige Land- und Aelplerleben des Gombsers, wobei besonders auch di^s
volkskundliche Seite eingehende Berücksichtigung gefunden hat.
Die Schriften Stehlers haben eine grosse Eigenschaft: sie lehren urü^
beobachten; und darum wäre es zu wünschen, dass jeder Schweizerwander«k=
sieh mit ihnen vertraut machte. Wir können es bei der erschreckenden Z ^^
nähme rein turistischer Litteratur nicht genug wiederholen : weniger Selb^===
verheiTlichung turistischer Heldenthaten und mehr Beobachtung von Mens^ ^
und Natur! — Schon lange empfinden wir es als eipen Mangel, dass d^H
8. A. C. nicht ein billiges illustriertes Vereinsblatt herausgiebt, wie etwa ^k^
„Blätter des Schwäbischen Albvereins** oder „Aus dem Schwarzwald (Or^^^
dos Württemb. Schw^arzwaldvereins), welches Schilderungen von Land l ^^
Leuten in der Schweiz brächte und unseres Krachtens ftlglich neben A^ ^
ernst-ehrwürdigen „Jahrbuch** bestehen könnte.
Mit suveräner Verachtung pflegen wir heute auf unsere UrgrossvS^C
herabzublicken, die für die wilde Gebirgswelt noch gar keinen Sinn hatfc.^^
flabei vergessen wir aber, welch grosse Verdienste die damalige Zeit *
die Beisebeschreibung und die Sittenschilderung hatte. Allmählich scbfc^^-
nun der Sinn fUr die Eigenart unseres Volkes wieder zu erwachen. MIZ
beste Zeugnis liiefür ist die freundliche Aufnahme der Stebler'schen Schrick-«
Möchten diese eifrige Nachahmer finden ! E. Hoffmann-Kray eir* -
G. Fient, Das St. Antöniertal. Chur (Chr. Meisser) 1904
24 8. 8^ —
Vorliegendes reich illustriertes Schriftchen stammt aus der Feder ^^^
ersten Kenners des Prättigau und der umliegenden Täler. Obschon es ^"^
nächst als rasch informierender Touristen- und Kurführer gedacht ist, ^**^
hält es doch auch einige volkskundliche Notizen, vor allem eine anzieher^^
Beschreibung der Landsgemeinde von Luzein. Ob die vortr^ •^
liehe, aber leider schwer zugängliche Monographie Prof. Schröters benim*^
worden ist, kann ich nicht konstatieren. E. H.-K.
BflcheranzeigeD. — Gomptes rendus. 311
EL A. StBckelberg, Die Sohweizerisohen Heiligen des Mittelalters.
Ein Hand- und Naohsohlagebnch für Forscher, Künstler
und Laien. Mit 87 Text-Abbildungen, 1 Karte und 1 Licht-
dmoktafel. Zürich (Fritz Amberger) 1903. XYI + 150 S.
S\ Preis: geb. Fr. 10.— (Mk. 8.—), br. Fr. 8. —
(Mk. 6. 40). —
Die hagiologischen Arbeiten St.'s nehmen deu gedeihlichsten Fortgang.
Mit ton in den Vorbereitungen zur Drucklegung eines zweiten Bandes der
Reliqiiiengeschichte hat der Verfasser Zeit gefunden, vorliegende, jedem
Volk. eiforscher' höchst willkommene Schrift auszuarbeiten. Was er uns hier
bietest, ist (nach einer allgemeinen Einleitung über die Kulte überhaupt, die
Bil<]eiT und Attribute) die Lebensgeschichte, die Entwicklung des Kults und
^1^ bildliche Darstellung derjenigen Heiligen, die in der Schweiz eine Grab-
»tütte gefunden haben, also nicht sHmtiicher Heiligen, die in unserem Lande
v*^reliirt werden. Wir hoffen aber, dass nach Erledigung dieses wichtigsten
B^ftt^cudteils des einheimischen Heiligenkults auch die übrigen, importierten
Kul te? mit EinschluBS der Ikonographie von dem Verfasser behandelt werden
"»Öc^l:^ten. Erst auf dieser Grundlage ist es dann weiterhhi möglich, eine
'wias^außchaftlich zuverlässige Darstellung der Heiligen im Volksleben
anfÄKibauen.
Diese letztere Aufgabe halte ich für eine der schönsten und lohnend-
^terM. 4ier gesamten Volkskunde ; denn nur durch ihre Lösung vermag endlich
wc^^-f in die bis anhin so verworrenen Anschauungen über die „Mythologie"
ona-^^jer Vorfahren zu fallen. Wie mancher anscheinend „heidnische" Glaube
*^^^^* Brauch würde dadurch plötzlich in ein christliches Licht gerückt!
Die Anlage des Stückelberg*schen Buches ist vortrefdich. Mit strenger
WisSA^eDschaftlichkeit (Quellenstudium, sorgfältig benützte Litteratur) verbindet
^^ ^^raktische Handlichkeit (Alphabethische Anordnung der einzelnen Heiligen,
^•"^^^en- und Ortsregister, Kultkarte). Aber auch für die Ausstattung haben
^^'^^fasser und Verleger weder Mühe noch Kosten gescheut: die Abbildungen
**^^1 durchweg klar und plastisch schön, Druck und Papier tadellos.
Wie mit der Reliquiengeschichte, so wird auch mit diesem Buche
w^-'s jede künftige hagiologische Arbeit der Schweiz rechnen müssen.
E. H.-K.
Das Bauernhaus im Deutschen Reiche. Hgb. vom Ver-
bände Deutscher Architekten und Ingenieur-Vereine. Lief. 8.
Dresden (Eühtmann) 1903.
Vorliegende Liefenmg des unsern Lesern schon mehrfach empfohlenen
Prachtwerks enthält wiederum 12 Tafeln, von denen 4 auf Bayern (Allgäu,
Oberbayem, Oberfranken, Oberpfalz), 3 auf Schleswig-Holstein (Süder- und
Norder- Dithmarschen, Insel Fehmahrn), je 2 auf Brandenburg und Ostpreussen
und 1 auf Braunschweig entfallen. Auch hier wieder ist die Reichhaltigkeit
der Blätter, die neben den Grundrissen, Durchschnitten und Ansichten auch
maDches interessante Detail enthalten, rühmend lu^rvorzuheben. Hie und da
vennisseD wir freilich die mundartliche Bezeichnung der Räume und stellen-
weise auch die nähere Beschreibung des Dachstockgrundrisses. Bei dem
Neakennither Hause bleibt man im Unklaren, ob noch weitere vom Wohn-
312 Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
haus abgetrennte Wirtschaftsgebäude dazugehören. Endlich sollte man ni«
unterlassen, die Lage eines Hauses zur Strasse anzuführen.
Im Uebrigen reiht sich diese Lieferung wQrdig den vorausgehenden an
Allgemeine hausgeschichtliche Betrachtungen werden wir erst nacl
Abschluss des gans^en Werkes, einschliesslich des erklärenden Textes, an
stellen können. E. H.-K.
W. H. Riehl, WaDderbuch. 4. Aufl. Stuttgart u. Berlin (Cotta]
1903. 8^ Vni + 402 Seiten. Preis: M. 5.—.
Vorliegende Reise- und Riüturschilderungen deutscher Gaue bildet
den vierten Band der „Naturgeschichte des Volkes als Grundlage eine
deutschen Sozialpolitik*^, sind aber inhaltlich durchaus selbständig. Auf di<
Vielgestaltigkeit des Inhalts und die überall anregenden Beobaehtungei
braucht man bei einem Manne wie Riehl, der ja einen merkwürdig scharfei
Blick für alles Charakteristische besass, nicht eigens aufinerksam zu machen
Hingewiesen sei hier nur auf den reichen volkskundlichen Stoff mu
die mannigfachen nützlichen Anweisungen zum Sammeln eines solchen, di*
sich in dem schönen Buche finden. E. Hoffmann-Krayer.
D. Gempeler-Schletti, Heimatkunde des Simmentais. Mit 87 lUu
strationen und einer Karte des Simmentais. Bern (A. Francke
1904. 503 Seiten 8^ Preis: br. Fr. 6.—, geb. Fr. 7.50.
Der den schweizerischen Volksforschern als Sagensammler des Simmen
tals längst bekannte Verfasser hat in vorliegendem trefflichen Werke sein«
Studien auf die gesamte Heimatkunde des Simmentais ausgedehnt. Wir be
grüssen es immer mit besonderer Freude, wenn derartige Monographien voi
Männeni bearbeitet werden, die schon mit einer gewissen volkskundlichei
Schulung an ihren Gegenstand herantreten ; denn weit wichtiger als die Orts
geschieh te (deren Dokumente ja zumeist gesichert sind), ist die Darstelluni
des von Jahr zu Jahr sich ausgleichenden Volkstums. G. hat diesem letz
tem einen erfreulich grossen Raum gegönnt, ohne deswegen die übrigei
heimatkundlichen Gebiete • wie Topographie, Flora, Fauna, Greschichte, In
dustrie u. s. w. zu vernachlässigen.
Von speziell volkstümlichen Stoffen heben wir hervor : Bauart de
Häuser, Haussprüche, Volksschlag, Frauentracht, Volks
Charakter, Mundart, Sprichwörter, sprichwörtliche Kedensarten
Sagen (Auswahl aus den bereits veröffentlichten Sammlungen des Ver
fassers), Aberglauben (besonders reichhaltig; doch vermissen wir die Er
wähnung von Zahlers Abhandlung [s. Archiv H, 310]), Volkssitten un<
Gebräuehe (etwas zu wenig ausgebaut), Volkssprüche. Eine reich»
Auslese, für die wir dem Verfasser Dank wissen.
Möchte durch diese schönen Schilderungen das Interesse an der Volks
künde auch in weitern Kreisen geweckt werden ! Die Mitarbeit gerade de
Lehrerschaft ist für unsere Bestrebungen unentbehrlich.
E. Hoffmann-Krayer.
f
313
Kleine Chronik. — Chronique.
Die GemeiDdchroniken des Kantons Zürich und die Volks-
ki& Ddp. In einigen Feuilletons der «Neuen Zürcher-Zeitung» hat Prof. Emil
E^li die ersten Resultate des vor zwei Jahren erlassenen Aufrufs (s. Ar-
chi-^r VI, 223) zusammengestellt. Die Ausbeute ist wie vorauszusehen war,
aa^li für die Volkskunde eine reiche und mannigfaltige. Von volkskundliclien
<^e»^engtänden haben wir uns gemerkt: Bauernregel, landwirtschaftliche
(Gepflogenheiten, Sprichwörter. Volkslieder, mundartliche Spezialausdrücke,
Sitten und Bräuche, Spiele, Aberglauben, Tracht, Sagen, IlaussprUchts
Bauemieben überhaupt. Eine reiche Blumen- und Ährenlese!
Möchte das schöne Unternehmen auch weiterhin gedeihen und FrUchto
tragen; möchte es aber auch in andern Gauen der Schweiz Nachahmung
liiulen !
Volkskunde der Umgebung Frankfurts. Das sUidtische
iiistorische Museum hat in den Schaükiisten im oberen Gange des Lein-
^Änclhauses eine neue Ausstellung von Einzelblilttern veranstaltet , mit
<ier Absicht, die Landes- und Volkskunde der Umgebung Frank-
^J^rt» zu fordeni. Eine stattliche Reihe von Abbildungen hessischer
* ^Ik st rächten, sowie von Orts- und Landschaftsbihlern der Umgegend
^^ zur Auslage gebracht. Die hessischen Lande sind in dem Aufgeben
^"^ Volkstrachten nicht so schnell vorgegangen wie viele andere deutsche
'^^g'enden, es ist daher hier noch möglich, eine ziemlich lückenlose Samm-
^^^^ zusammenzubringen. Das Direktorium des Museums hat die Reihe
(Kölner Originaltraehtenstücke dadurch vervollständigt, das» es eine stattliche
. '•^äIiI von Trachten in genügender Grösse nach dem Leben aufnehmen
1^*^**. Der Kunstmaler Rudolf Koch hat sich dieser Aufgabe mit vielem
^^**<ihick unterzogen. Eine Anzahl von Landschaftsbildern aus unserer
l^^hei^p,, imil weiteren Umgebung erinnern den Beschauer an die Harmonie,
'•^ Uer die Bauerntrachten koloristisch zu der umgebenden Landschaft zu
'•^<*ht>n pflegen.
Volkskunde-Museen. In einer „Museen und Sammlungen" (Berlin
^^^j betitelten Schrift redet Rob. Mielke der Schaffung von Museen, dit^
^'^ Heimat- und Volkskunde gewidmet sind, das Wort. Es konstatiert, dass
**'it8ehland bereits 91 öffentliche uncl private Anstalten dieser Art besitzt.
„Volks-Ueberlieferungen" und Bauernmuseum in Mecklen-
^^^'IJC. Herr R. Wossidlo schreibt uns, dass das Manuskript des 3. Bandes
^**iuer yMeckl. Volksüberlieferungen **, enthaltend Teil I der Kinder r e i m t*
^ ^ie Redaktions-Kommission abgegangen sei und dass das im Jahn» 1900
*^^SiÜndete Bauernmuseum heute iJSOö Nummern zähle.
i
314
Maler Ernst Sfückelberg. f
1831-1903.
Mit dem grossen Schöpfer der Fresken in der Telia*
kapeile ist ein Mann von uns geschieden, der auch in unserer
Zeitschrift verdient, ehrend erwähnt zu werden ; denn nicht
nur seine bekannten fertigen Bilder oder die Studien sn seinen
Teilfresken, sondern noch viel mehr seine Skizzenbttcher und
Sammlungen haben gezeigt, welch' reges Interesse der Ver-
storbene dem Volksleben entgegengebracht hat. Gbtns besonders
waren es die religiösen Volksfeste, auf die er immer wieder
seine Aufmerksamkeit lenkte. Jedermann kennt seine herrliche
„Prozession im Sabinergebirge^ im Museum zu Basel. Was
an diesem Bilde neben dem rein Künstlerischen so auff&llt,
ist die absolute Treue im Kostüm, und zwar verstehen wir
hier unter „Kostüm^ nicht nur die Trachten des Volkes and
der Prozessionsbeteiligten, sondern auch alle dabei zur Ver-
wendung kommenden Geräte, Kirchen fahnen, Rauchfässer, Gebet-
bücher U.S.W., U.S.W. Zu air diesen einzelnen Gegenständen
existieren sowol erste Vorstudien in den Skizzenbüchem als
auch mehr oder weniger ausgeführte Oelstudien. Zumeist frei-
lich sind diese kirchlichen Festszenen dem italienischen
Volksleben entnommen; manches andere aber wurzelt auch in
unsern, oder wenigstens benachbarten Landen. So z.B. eine Kinds-
taufe vor der Kirche, die, den Trachten nach, in der Gegend
von Säckingen sich abgespielt haben muss ; ferner ein Schwing-
fest auf der Bälisalp bei Spiez, eine grössere Anzahl von
Haustypen aus dem Kt. Tessin (besonders Maggiatal), Studien
zu- Säumung und Bepackung von Lasttieren u. A. mehr, der
Trachten- und Volkstypenstudien für die Tellskapelle gar nicht
zu vergessen. — Daneben ruhen in Kästen und Schränken
zahllose Trachten- und Kostümstücke, teilweise aus frühem
Jahrhunderten und von hohem historischem und materiellem
Werte.
Stückelberg's künstlerisches Schaffen lässt uns erkennen,
welch' bedeutende Rolle das Volksleben in seiner Kunst gO'
spielt hat. Möchten sich Andere an ihm ein Beispiel nehmen
denn ein unversiegbarer Uuell von Poesie und warmem Lebe
entsprudelt dem heimatlichen Boden.
K. H.-K.
Aal (77 XIV 15 */
J^berglaabe (72 IIL 4)
abstreifen von Krank-
heiten 66
^dleijagd (75 XI 9)
Advent (B. Bochseln, Um-
zOKe) 150
^AgiSie, hl. 183
..AliDtwein 12b A.
^amJlouälea 161
^^^IpeosinD (75 XI 8)
^tf^^lpdrack (8. a. Doggeli)
(77). 140 «»^ 141»"
.^^IpHhrt 214
.jALiphon 65
JL Ipler 42 ff. (74 X 7 ff.;
X^l 8). 210 ff.
-A. Ijpsegen (77 XIV 22). 216
.A^lp^irtBcbaft 36. (72 III
3>- (74). 210 ff. (809)
.A.lui.r 170
A.nD^i8en 41t
^xnulet 17. 50. 62. (77 XIV
2a b). 138»» w
A.n<ljrea8tag 122
An^lcdoten i. Schwanke
A^ncbropologie (72 III 4)
A.nxtfblreim 274
A.p€c^l 132^ 189
ApV^^Iraarr 119
Ai>oIlinari8, hl. 162
A.pvnl8cherze 145. 282
Art^, Tante 173
A.rt«i 12
AnolHuatachatzen 146
^^•••oM, /. L. 295 ff.
-^^^enleiden 138»«
»^»Weihen 196. 197
^^»pirien 189. 194. 197
^*ckende Dämonen 174.
g*nn (Kirchenvont) 7. 18
S^ubräache 158
g*HenibiBchof 121
^uernbaus (68). (811)
***«iernregel (s.a. Wetter-
regel) (72 III 4). (76)
U*^ itf. iK». ut. 303
^«omkult 171. 184 fg.
^mamwinden 140"»
«»ri 119
»««Tilbnii (8. auch Tote)
172 III 3). (74). 139 »«*
^140««». 144
BehexiiDg 140"*
»•«», linkes 135^
^bteotag 124
Register.
Beschäftigung (72 III 4)
Besteck 139"
Betteln s. Tm singen
Biene (77 XIV 16)
Bilderschriften (70)
Bischofswahl, panKÜerte
119 ff 201 ff.
Bittgang (s. auch Kreuz-
gang, Prozession) (75 XI
11. 12)
blau (77 XIV 15»)
Blitz (77)
Blumenorakel h. Orakel :
Blumen
Blut (77). 132'. 139»^
Blutfest (75 XI 12* )
Blutsegen 47. 48. 52
Bochseln 104. 109 ff. 112.
116
Bolte, J. 66
Bonaparte 58
Brandwunde 139 »2
Branntwein 152
Brot 163 A. 3, Abergl.
133"
BrQcke (s. auch Kette
beissen) (72 III 3)
Bruderschaft (75)
Brumae 187. 195
Brunnen suchen 10
Brunner, K. (165)
Bubenstacke 115
Bundü G. 165
Butter: Abergl. 134 3*
Butzi laufen 152
Char- 8. Kar-
Chiromantie 136" «'
Christkind 151
Columba, hl. 179
Dachtraufe 139 '^ •»'
Dame blanche 176
Dämonen (s. auch Doggeli)
183. 185, weibl. 172. 173
danken 132 <<^
Daucourt, ^.169 ff.
De Cock (168)
Dieb 47
Diebszauber 11. 12. 14. 51
(2 mal). 53
Dienstag 24
Dinkel (74 X 5i
Doggeli (8. auch Alpdruck)
(77 XIV 12). 133 w
142 «"
Donnerstag 24. 111. 113.
114
Drechsler, P. (308)
drei s. Zahl
drei höchste Namen 139
92- 9» ]4i 122
Dreikönige 157
Durrer, R. 66
Duses 185
Üüsseli 119
Eber 172
Ebermann, 0. (307)
Ehe s. Orakel
Ehrenstrafen s. Laster-
stecken, aufgehobener
Stab
Ei: Abergl. 135 ♦«
Eibe 15b
Eiche 184 fg.
Eierweggen 124 A. 54
Eindrücke in Steinen 180
Einhorn (77 XIV 15)
Einreden 150. 155
Einschlachten 106. 222
Eisen riege 182
Engel 137*9
Epiphanias 102
Erbsen werfen 114
Emt(*mahl 155
Ermordete (vgl. Hinge-
richtete) 62
Esche 50
Esel 151
Eselsharn (77 XIV 16*)
Esi'lsmilz 47
Essen: Abergl. 133 2"
134 ♦»
Eule 50. 139 »•*. 141 «^
^illes 161
Farben s. d. einzelnen
Farfter. A. 61
Farm 61
Fastnacht(75).152ffl61fg.
179. 295 ff., alte F. 154
Fastnachtspiele 152 fg.
„fest" macnen 51. 62
Feste, kirchl. s. kirchl.
Bräuche
Festum Iiinocentium, Stul-
torum 120 ff. 201 ff.
Feuer: Älpler 217, Fast-
nacht 161. 172. 179
Feuersbrunst s. Orakel
Feuerspritzen fest (75)
Fient, G. (310)
Fille de Mai (77 XIV 13)
Finger 135 ^\ 136 "
Fingernägel (77). 133 »«
316
Kegister.
Finkenhofer, E. 269 ff.
Fledei-maus 50. 51
Fluch (79)
rrurnamen (72 1114). (79)
Focke. J. 36 ff.
fouita 183 fg.
Frau, alte 135 ^^
Freikngeln s. Treffzauber
Freitag 24. 139»*
Froniund, hl. 170. 171.
Tafel
Fronfastenkind 10. 20
Fronleichnam 158
Frosch 8. Laubfrosch
Fruchtbarkeitssvmbol 128.
161. 162. 189
FrühliDgsbräuche 161
Furrery P. 56 ff.
Galrei 122 ff.
GänsefÜsse 174
Gebäck (s. a. Neujahr) 61.
(73). 180
Gebet (72 III 4). Älpler
215. 216.302, b. Schatz-
graben 16
Geburt fs. a. Kinderglau-
ben) 143
Geburtsbaum 185
Geburtstag J4)
Gegenzauber (77). 140 "«
141. '21- 126 142. »28 158
Geister s. Gespenster
Geld 8. Orakel : Reichtum
Geldstück 47. 132 i^- »«
138 8b
GcMueindechroniken (71 II
2). (313)
Gempeler-Schletti (312)
Gerate (71 III 3)
Geniian, hl. 173
Geschenke im Advent 150,
nn Fastnacht 161, an
Weihnacht und Neujahr
111. 187. 190. 191. 197
Geschlechterverkehr (s. a.
Kiltgang, Liebschaft)
148 i^. 15.>. 156
Gespenster 11. 13 (3 mal).
14. 15. 140. "'> 141 '«8.
119. 120. 122 142. ^'*d
Gestirnglaube 15
Gewitter 139 a«-^»
G feiler, S. 50 ff.
Giritzenraoos 295 ff.
Glas : Abergl. 140 »**', z.
Diebzauber 14, z. Schatz-
tinden 13. 14 fg., 19. 20. 21
gleichzeitiges Wort 1332^-
136 ^«
I Gletscherbeschwörung 165
Glockeninschriften (79. XV
31. 32)
Glockenschellenmann 1 19
Glockensprache 272
Glück 8. Orakel
Glucksen 137 '^- '»
Glücksrad 66
GlungelM19
„Goldene Laus" 61
Gräberpflege 144
Grabin8chrift:en (79 XV 30)
Gral (308)
„Gred, Arme«* 66
Gregorstag 122
Grob. Heinr. 29 ff.
Grünes 108. 130. 193
Gurri 119
Haar 134. »« 142 »»2 »33. m
Haarnadeln 135 "'
Hnfliger 270
Hahn (s. auch Henne. Huhn)
51
Hairodes 185
Hakennase 119
Hau, Balth. 29 ff.
Hanf (74 XI 3a). 155
Harn 49
Hasel 21. 46. 154
Hasen blut 52
Hasenhirn 49
Haus (71 III 3). (72). 212
Hausindustrie (s. a. Be-
schäftigung) (74)
Hausinschriften (s. a. In-
schriften) 53 ff.
Hausmarken 36 ff. 39.
(72 HI 4)
Hauswurz 61
Hechelgamppele 119
Heidenhäuser (77)
Heiligenverehrung (72 III
3). (77). 162 (311)
Heischelieder: Mittfasten
307,Neujahr59.107.126,
Wur8tlied(7811»).104ff.
„heisser Stein" 18
Heizgeld 125 A.
Heiuie ^8. a. Huhn) 52
Heraldik 73
Herodias s. Hairodes
Heerkuh 218
Herrmesserin 218
Heu 214
Hexen (s. a. Behexung,
Gegenzauber) (76). 141
125- 12b
Hexenmeister 169
Himer, hl. 170
Himmelsbrief (77)
Hingerichtete (s. a. Er-
mordete) 47
Hirschmaske 117 fg. 119 A.
188 ff
Hirsjagen 119 A. .
Hirtenleben 210 fg.
Hochzeit (72 III 4). (74),
Tag 24, Abergl. (s. a.
Orakel: Ehe) 132 »»— »*^
133. 20 134. •' 140. »•»• "•
292
Hoffmann-Krayer E. l tT:
58. 63. 66. 71 ff. 102 ff.
187 ff. 315. res. 69. 70.
165. 167. 168. 224. 306.
308-12)
Höhenkult 181
Höhlen 178. 179. 185
„hübsche" Frauen 124
Huhn (8. a. Hahn, Henne)
140»"
Hühneraugen 139»*
Hund 134.*« 141«», schwar-
zer 2.141. "»^ 177, weis-
ser 12
„Hütten" 213
Hj-pokras 125 A.
Jagd (71 III 3). (75),
Abergl. 135 ♦»
Jäger, wilder 172. 177
Januarskalenden 103. 130.
187 ff.
Jean des Cotes 169
JeanjaqueL J. 65
Jenner, J. 46
Jenny, G. 62 ff. 298 ff.
Imesch, D. 163 ff.
Industrie (s.Beschäftignng,
Hausindustrie)
Inschriften (s. a. Hausio-
8chr.) (71 III 2. 3j. (79)
Johannes d. T. (Tag) 49
Johannesevangelium 7. 12.
16. 18. 216
John, A. (167)
irreftlhren 61
Irrlicht 184
J«Äew,>l. 59.60. 163. 802fg.
junge Person 136**
Jungfern, alte 295 ff.
Kaindl (167)
Kaminfeger 132. *» 133 *»
Kapuziner 19
Karfreitag 137 '«
KarHamstag 157. 158
Kartenspiel (76)
Karwoche 145
Kastanien 138^
Kegistor.
317
rz 51
isik (s. a. Länn-
;) 115. lül
r5 XII 1)
I. a. Lichter) 158
z. Fr. 305
ssen 61. 305
24. 149. 287
prgl. 131 »-^ 135
17. 6S 138 88
chof 119 ff.
luben (77). 143
1er (8. a. Keime)
(70). (72 III 4).
)9 ff.
igkeit 161
el 25 fg. (168)
il «.Orakel: Kdz.
?(75)
iiache (s. a. Hei-
rehrg. (75)
1 155
Hchwarze 135 *®
rblittt. 132 8
;r, C. (70)
n\ 134 «9
\. Bochseln
Hnacht 111
schof 8. Bischofö-
haften(75vl47ff.
6
146
a.Doggeli)67.183
18 Friedhofskreu-
Advent 119. 122
29
74 X 5i
;(79)
fei) (8. a. Volkg-
ij abstreifen 173.
men 13b''', ver-
137'», übertragen
'■®'*,weg8chwem-
d -waschen 137 •''
tsnamen s. Volks- '
Irankh. u. Tier;
fl III 3j, Abergl.
♦2 137 -«
l?e 272
C 52. 135 *3
»-«
fXIV 16). 138.^'
A. 42 ff. 46 ff
I Küchlimaien 154
, KUchlisonntag 154
■ Kugel z. Sehatztinden 10
I
Laienbischof 119 ff.
Lampe (73)
Lamfsgemeinde (76). 310
Landwirtschaft (74 X. XI)
Lärmumziige 103ff. 116 A.
130. 189. 190. 196. 198.
199. 200
Lasterstecken 21. 22
Laubfrosch 46
Laus 135 ". 140 "^
.Ledige" 147 ff. 150
Legende 170. 171. 173.
180 ff. 298 ff
Leiden Maria, ftlnf 298 ff.
leihen 196
Leintuch 139 »«
Leseholz 221
Lichter b. Schattheben 11
fg., im Abergl. 135 ^^
Lichterscheinungen 14
Lichtmess 158
LichtHtubeten 155
Liebeszauber 51 (3 mal).
132'
Liebschaft (s. a. Geschlech-
terverkehr) (74)
Linde 184
linke Seite 132. « 134. »»
135. ♦♦136. ♦^137.'* 138.»»
142. ««> 165
Lorenz, hl. 48. 162
Losholz 220 ff.
nühWr (72 III 3). (75 XI
18). 122 ff 129. 155.187.
i89-U>l. 196 fg. 199.204
Mahlzeiten 210
Mai (75). 175 fg.
Maiensässe 211 ff.
Maitau 138 ^'
Miirchen (72 III 4\ i78) j
Maria Himmelfahrt 217
Martin, hl. 162
Martinstag (76 XHI 5). 121
Masken : im Advent u. an
Neujahr 104. 116 ff., 121.
187 ff., an Fastn. 152,
an Silvester 119 A.
Matronales 187
Maulwurf 47
Maus 137 -2 139 »^5
Messe, parod. 120
Mesj*erl32. »*^ 139. 5^40 «♦♦
Milchmessen 215
Milchrechnungen 36 ff.
Milchwirtschaft 36 ff. (74)
Minorat 39
Mistelzweig 174. 175. 184
Mitleid 141 >»'
MiUfasten 305
Mittwoch 24
Möbeln (71 III 3)
Mond 47. 62. 138. " 142
129. 13V 187 igg 194 200
Montag 24
Mörder 47
Mosis, Bacher 2
Most, Wolff 160
Müller 25
MUnze s. üeldstück
Musik (79». 109 A. 145
Musikinstrumente 145. 150.
210
Nachtbuben 115. 150
Nachtwächter (75)
Nadel 132 »^
Nägel 8. Fingernägel
Nahrung (72 ül 3. 4). (73)
Namen (s. a. Orts- u. Flur-
namen^ «721113. 4). (224)
Namengebung 131 ^
Namenstag (74)
Napoleon 58
Narr 125 A.
Narrenbischoff 119 ff.
Nase 133. '» 134*»
Neptun 67
Neujahr (75). 102 ff. 148.
151 fg. 187 ff., Abergl.
128. 136 « Gebäck 107.
124 A. 126, Geschenke
123 ff. 126 ff. 130. 152,
Getränke 152, Glück-
wünsche 107. 130. 148.
151. 152, Karten 148.
152, Mähler 122 ff. 130,
Masken 116 ff., Medaillen
lOi)
Neujahrswünsche59.1()7ff.
l;^0
Newell, W. W. (308)
Nikiaus, St. 122. 126. 150 fg.
•ii04. 207. 276
Nussblätter 139 '^^
Nuton 67
Ochsengalle 49
Ohrenläuten 136 ^^- **
Omen s. Orakel
Omlin,J. A. 42 A.
Opfer 17, an Dämonen 174,
ato Donnergott 139 »" »%
an Tote(JaTirzeitmähler)
(72 HI 3), an wilden
Jäger 172. 185
318
Register,
Orakel (s. auch Hochzeit)
Abzählen (s. a. Blumen)
136 w Alter (s. a. Tod)
136«', Besuch 133«
Blumen 126 =^««6, Brief
133 ", Denken an Jmd.
135". 136«», Ehe 132
'•» »* 1332«134*<'- **-37
135 WM Erfolg 134. w
135**. 136 61 Feuere-
brunst 134 ^, Freudiges
133 »8, Freundschaft 132.
««. 135*9, Fund 133 «*.
134« Geschenk 133"«
gleichzeitiges Wort 1 33**.
136 ^^ Glück u. Segen
108. 132 »^ 133 2^ 134
w»«, Grashalme 133",
graues Haar 134 '^ Hand
S.Chiromantie, Kinder-
zahl 136 6i- w Krankheit
134.3«! 35*», Laune 135
*♦, Liebe 132. «• »• »» 184.
33. S5 135 55-57 136 59^
Koichtum 135", Selig-
keit 140 »«», Streit 134
*2. 135*», Tod 61. 131.
* »♦ 134. ♦" 135 ^. 13«.
100-112 165^ Traum 135
♦6-51^ Wetter (s. auch
Wetterregel) 133", Wie-
derholung l37*5,Wunsch-
erfüllung 133 »«-«^
Ortsnamen i72III4). (79)
Ortsneckereien 26. (79). 88.
90. 91. 271 flf. 286. 287.
291
Ostern (75)
Othmarstag 50
Palmsonntag (75). 158
Passfonsgcbet 302
Paten 74). 143. 152
Polagius, hl. 162
lellandini, V. 23 flf. 300 if .
Pore Challande 119
Pest 114 A.
Petrus 53. 162
Pfarrer, kath. 134 «
Pfeifen 145
Pferd 132 ^ 133 >«. 139 ^^^
PferdtMuist 2. 6
Pfingsten (75)
Pflanzen (77)
Pierre A Nitou 67
plattlen 146
Popanz 173
Posterli 119
Predigt (77)
Prozession (s. a. Bittgang)
272 304
Psalm, 91ter: 2. 5. 7. 18
Quacksalber 138 ^^
Quellenkult 171. 175. 179
Raben 139 «»*. 140 »••
Rabenherz 50
Rahm 154
Rätsel 60. (71 HI 2). (72
m 4). (79)
Rauten 19
rechte Seite 134 ". 136 •♦.
142 »"
Rechtsaltertümer (76)
Regenwurm 47. 49. (77
XIV 16)
Reime (s. a. Heischelieder,
Kinderiieder) 23 ff. 63.
72 m 4). (78). (79). 149.
161. 269 ff.
Reinhard, M. 131 ff.
Reinisch, L. (309)
Reliquien 181
Remigius, hl. 162
Reuschel, K. (69)
Rezepte (s. a. Zaubermittel)
46 ff
Rheumatismus 138 e*- «173
Riehl, W. H. (168). (312)
Ringholz, 0 (225)
Ringschlagen 147
Ritter, E. 165
Rosenkranzsonntag 211
Rossat, A. 81 ff. 241 ff.
Rotlauf 138«'«
rückwärts 137". 184
Ruf (79)
Sage 63. (72 IE 3. 4). (78).
170 ff. 272
Salz 12, S. segnen 157
Sakramentalien 158
Samstag 24. 134 " 135*'
Sarazenen (71 HI 3). 186
Sargnägel 49
Sartori, P. (306)
Saturnalien 129 ff. 187 ff.
Schabziger 218 ff.
Schaf: Abergl. 134"
Schaer, A. 29 ff . 159 fg.
Schatzgraben 1 ff. 170.
176 fg.
Scheere 132'*
Scheit 132 »•
Schellen 211
SchieB»zauber s. Trefft.
Schiff (72)
Schimmel 132 '. 133"
Schlange 176
Schlangenkopf 51. 52
Schlangenzunge 51
Schlittenruf (79 XVlü 2)
Bchlittlen 144
Schlucksen 137'»"
Scbmutzli 119
Schnabelgeisa 119
Schnaderhttpfel (69)
Schnecke 47. (77 XIV lfc=^
137"
Schnitzelbank 292
SchöpfuDgssage 273
Schuh 142 >w
Schuhband 135»^
Schutz s. Gewitter, Oeg^-^
Zauber
Schützenausreden 29 ff.
Schützenwesen (75). 1
160
Schwalbe 139*«»
Schwalbennest (77 XIV TSGj
Schwalbenzunge 51
Schwank 47 A. (72 III^ 3).
(79.. 300 ff.
Schweiss 139 ««
Schweisstuch 140"*
Schwelle 141 ««
Seelen (s. a. Gespen
l42 >»«• •"
Segen 47. 48 (2 mal^ ^
52 (3 mal). 63. {^
133 ". 137 «. (307>
Seitenstechen 137 '•
Sennengedicht 42 ff.
Sevibaum 158
Siedlung (72) _
Silvester (s. a. Ncuhlj .«hr •
(75). 119 A. 136*^»- 148
Singer, S, 61
Socin, A. (224)
Sommersprossen 1^^^ •'
Sonntag 24. 135 ". :l^ -40 '••
Sonntagskind 13
Sonnwend 102
Speckjagen 119 A.
Speichel (s. a. 8pix<?keti;
13890.91
Speisen (s.a. Nahnin^T/ ^^
Spiel is. a. Kindersp- > ^75).
146 fg.
Spielmannschilde 1^^
Spielmeister 156
Spinnerinnen 174
Sport (75)
Sprache (80)
Sprecher, F. W. imSm
Sprlchwörter28(71UIÄ<;
(79). 274
Spritzenprobe (76 XI W'j
Kegister.
319
Heischelieder,
^en
er 159
r 70
tiobener 22
fg.
L 310)
a. Tiersteine)
(77). 143. 170.
7 fg. 180. 187,
te 184. Steine
'8
162
pen 133"
13
E.Ä. 162.304,
311)
(Maler)Nekrol.
19
Silvester
uoae 8. Mähler
r
09 A. 155. 156,
190. 194. 195.
>00, Tänze 157
n 272. 281. 282.
. Turteltaube)
Paten, Unge-
\i^\ 143 fg.
!f.
»»«•• 180. 253
Len 117
48. 49. 62 ff.
I. 134
(scherzh.)
ikter s. Mähler
3rakel) (77)
101 140 to6. 144.
idel V. Toten-
Reliquien von
Schweisstuch
165
51. 137"
, Dissentis (72
reiburg 64 fg.,
Translationskostüme 304
Tratten 218
Traum 135«-'^»
Treflfzauber 52
Turteltauben herz 51
Übernamen siehe Orts-
neckereien
Umsingen (s. a. Heische-
lieder) 107
Umzüge im Adv. u. d.
Zwölften 103 ff., Neu-
jahr 125
„unberufen«* ISd^
ungetaufte Kinder 135 ^
Unglück 8. Orakel
Unschuld. Kindlein Tag
120. 204 ff.
Unservater 5
unsichtbar 51
Urgeschichte (72)
Ursicinus, hl. 170. 182
Tenediger 12
Verena: im Segen 56
Verfassung (76)
Verlorenes 133 «
Vermummung s. Masken
Viehwirtschaft (74)
Vogel: Abergl. 134"
Volkskundemuseen 313
Volkskunst (73)
Volkslied 58. 66. (67). (69).
(71 in 2). (77). 81 ff.
163. 164. 241 ff. 269 ff.
Volksmedizin (s. a. die
einzelnen Krankheiten,
Orakel: Krankheit) 46 ff.
50 ff. 62 ff. 66. (72 Ifl
3). 136 ff. 173. 182
Vorbedeutung s. Orakel
Vorgeschichte (72)
Votivalien (71 III 3). (225)
Wachs 12
Wachsgeld 125 A.
Wahlbräuche (76 XUI 5).
163 fg.
Wahrsagen 196. 198
Wallfahrt 171. 181. (225)
286
Wangen 137«
Warzen 137 ^»-et
Wasser (s. a. Queiienkult)
137 ", schmutziges W.
135*8, w. segnen 157
Wasserschmecker 10
Wassertaufe 175
Weber, Veit 159
Weibermasken 118
Weihnacht (s. a. Neujahr)
151, Abergl. 141. 123,
Baum 128, Geschenke
127
weisse Jungfrau 13. 176
Wendelin, hl. (307)
Werwolf 142 ««c
Wetterläuten 159
Wetterregel (s. a. Orakel)
(72 UI 4>
Widehopf 50. 52
Wimper 133"
Wind 142 "««
Windnamen (80)
Wirtschaftskunde (78)
Wirs, J. 305
Witz (79). 81 ff. 241 ff.
Wochentage 24
Wolf 142 "«b
Wolfsaugen, -Zähne 52
Wünschelrute s. Zauberr.
Wurm s. liegen wurm
Wurätbetteln 104 ff.
Würste 120
Wurstmahl v75)
Zahlen: S 138 »♦. 139 •«• »•
140«»«, 7 137". 188"
8 133*«, 77 107, 99
132». 287, 100 133"
Zähne 135 ♦». 137"-"
Zahnfisteln 138 »»
Zahnschmerzen 137^*-"
Zauber (77). 140 »"
Zauberbücher 12. 16. 17—
19. 21
Zauberkreis 9. 12. 19
Zaubermittel (s. a. Rezepte)
öOff
Zauberrute 7. 8. 11. 21
Zauberspruch s. Segen
Ziegenffalle (77 XIV 16)
Zigerfabrikation 218 ff.
Zltwerwein 124
Zunftbräuche 122 ff.
Zürcher, J. B. (307)
Züricher, G. 53 ff. 62. (70).
131 ff.
Zweige (s. Grünes) : Aber-
glaube 135"
320
Verzeichnis der Mitarbeiter. — Liste des Coilaborateurt.'
J. L. Arnold Dairmeraellen
H. Balmer Bem^
J. BoLTB Berlin
A. BoN?rARD Lausanne
E. BovsT Zärlch
H. BncrPACUER Zollikon
G. BüNDi Bern
A. BcROKHARDT Fi:<«8LKa Basel
Auff. BuRCKHARDT Basel
J. BüRU Zell (Luzern)
L. C. BütuüoxR Kreuien
E. Büds Glarus
H. Cavibel Ühur
F. Chablos SU Aobln-le-Lac
O. Chambax 8erlx
U. CoRREYo:! Genf
L. CoüRTUioN Genf
A. Daitoürt (alias D^Aucoirt)
[Midcourt
K. DvRRiR Stans
A. Farker Htamnihelm
6. Font Chur
K. Fischer Arosa
U. Fleisch Char
A. Flubi Muri (Bern)
.1. Fooke Bremen
J. Führer Silcnen
P. FcKRER Ilospontul
O. Oächter 8t. Gallen
P. Ganz Basel
H. GrELLER Egfif (Bern)
A. GoDLT Neuenbürg
J. U1behun-8chaltcooer
[Zürich
E. IlArFTER Bern
B. Haller Bern
F. IIeinemann Luzern
J. Hess £nf?elberg
P. UiRZEL Zürich
Die H e r r e D :
M. HOFLBR Bad Tölz
K. HonrMAKN-KRATBR Basel
R. lioppSLSR Zürich
J. HimsiKBR Aaran
.7. Jeanjaqcet Basel
J. Jboerlehner Bern
G. Jenny 8t. Gallen
D. Imesch Brlg^
M. KAlln Schwyz
H. Kasser Born
G. Kbüsler Wil
F. Kbstxnhols Binnlngen
F. Kluoe Freiburgr l. B.
A. RUculer Reros
A. Fjandad Wien
Th. y. LiEBENAO Lozem
R. Martin Zürich
J. Meier Basel
8. Meiek Jonen
8. MEI88BR Chur
A. MiLLiocn I^AOsanno
R. Morax Morges
J. C. MuoTii Chur
E. MrRET (ienf
V. PEU.ANDINI Taverne
E. Peschier Constanz
Pfister Zürich
B. RcBER Genf
R. V. REDiMO-BxBEREaa 8chwyz
K. E. Reinle Basel
E. RiBEAiTD Luzern
O. RiNOuoLS Klnsiedeln
Ris Thnn
E. RrrTBK (^enf
W. Robert Jongny
A. RosHAT Basel
J. E. RoTHENBACu Küsnaoht
(Zürich)
E. ROTHRNIliUBLER BaSCl
A. ▼. Ri'TTE Bern
Ph. A. RL'iTiMANN Vali
G. Rthiner Basel
A. ScHAER Strsssbarg
O. SouuLTHESs Zürich
H. SoHOPPu Moskaa
A. SsiLBB Basel
8. SiNOBR Bern
H. 8piLLBa EIgg
F. W. Speechbr Kriegstetton
A. SPBENOEa Grub
F. O. 8TBBLU Zürich
K. V. 8TBIOEK Bern
H. SncKXLBEBOKR Burgdorf
O. Stoll Zürich
E. A. 8TÜCULBIRO Basel
O. STüCKBaT Basel
G. SüTTBRLCf Arl«aheUn
A. TATsaNBT Lanaanne
N. W. Thomas London
A. ToBLER Wolfhalden
G. ToBLiB Bern
J. Ulrich Zürich
F. Urech Tübingen
Th. Vetter Zürich
A. Vital Chur
J. VoLMAR E^stayayer
K. Waldis Schw>'s
O. Wasbb Zürich
R. Wbgbli Zttrieh
J. WaairsR Lenabnrg
J. Wbricu Lanfenharg
K, Wibland Basel
J. WimcLBR Aarau
J. WiBs Benken
E. WriiAMa Zürich
A. Zinobl-Kbbssio Schalt-
[haiiien
1) i e Du in e i) :
Mm« C£:R£tiOL£-Di:-Lo£ä I Frl. M. K. Makkiaoe lleidel-
[Lausanuo ' [berg
Krau E. Frick CR Raden (A.'ir^.) i Fruu M. Poxiltta Locarnu
Frl. A. Ituen Oberägeri ■ Frl. M. Rki.miakd Bern
Frau A. RimasHArs Zürich •
Frl. G. Zl^CHKB Bern
Band VII lieft 4, aus^-efcobt^n 28. Dezember 1903.
ä
Soh'weizerische Gesellschaft fUr Volkskunde.
Soci^f^ Suisse des Traditions Populaires.
Sehweizerisehes
Archiv f tir Volkskun de.
Viertelj ahrsschrift
UDter Mitwirkung: des Vorstandes herausgregreben
von
Ed. Hoffmann-Krayer^ Jules Jeanjaquef^
Redaktor für den deutscheD Teil. Redaktor Air den romanischen Teil.
r tl, B«mL MlttelttrMt« f, B«ra.
Aehter Jahrgang.
Mit 15 niuBtrationeo im Text und einer Tafel.
:i I :-
ZÜRICH
Druck von Juchli & Beck
«onn. Rmfl CoCti
idoSL
INHALT.
Seite
Alfred Tobler, Der Yolkstanz im Appenzellerlande 1. 100. 178
Renward Brandstetter, Die altschweizerische Dramatik
als Quelle für yolkskundliche Forschungen . 24
Onstay Tobler, Gedichte aus der Zeit des Bemer Ober-
länder-Aufstandes des Jahres 1814 87
S. Meier, Wettersegen ....... 47
£. Hoffmann-Krayer, Enabeoschaften und Volksjustiz in
der Schweiz . 81. 161
Arthur Rossat, Les Paniers .116. 196. 282
£• Hoffmann-Erayer, Yolksmedizinisches 141
E. A. Stückelberg, Die Verehrung des h. Morand Mon. . 220
Vittore Pellandini, Usi e costumi di Bedano . 241
G. Züricher und M. Reinhard, Allerhand Aberglauben
aus dem Kanton Bern .267
J« Ochsner, Yolkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung 296
Miszellen.
A. Dauoourt, Les sobriquets des yilles et villages du Jura
bemois 49
£• A. Stück elb er g, Notizen aus dem Urserenthal II 53
A. Zindel-Kressig, Reime und Redensarten aus Sargans 57
^* A. Stückelberg, Schweizerische Santiagopilger 61
B. Wymann, Würgen und Würgeten am Namenstag . 63
E. Wymann, Feuerbüchsen und Pluderhosen im Tessin 1564 63
A. Eüchler, Mitnehmen junger Leute beim ^Marchen^ 64
£• Hoffmann -Kray er. Zum Eingang des Weingartner
Reisesegens 65
B. Hoffmann-Krayer, Der Kuhreihen der Schweizer in
preiXisisohen Diensten 1756 .... 65
B. Haffter, Nachträge 66
8. Gfeller, Der Schulgang vnseres Herren vnd Heylandes
Jesu Christi 154
£. Haffter, Alte Qalgen in der Schweiz .157
IV
Inhalt.
Seite
W. Keller, Yariante zum „Maartwybli** .... 158
A. Augastin und A. F a r n e r , Zum Kapitel des
Kettenbeissens 223
J. Jeanjaqnet, Formules traditionnelles sut la oouTerture
des liyres 224
J. Jeanjaquet, Mandement neuchätelois de 1596 interdisant
de ^barrer*' les äpouses 225
G. Kessler, Schweizerische Santiagopilger .... 226
A. Daucourt, L6gende populaire sur les armoiries de
Laufen, Del6mont et Porrentruy . .315
A. Dauoourt, Autre legende populaire sur Laufen .316
8. Meier, Ein Freitagsgebet aus Jonen .316
BOcheranzeigen.
(Wo Dichta BesoDderes bemerkt ist, sind die Aozeigen von E. Hoffmann-Krayer»)
Ettnger, Schweizermärchen
Meiche, Sagenbuch des Königreichs Sachsen
Banmberger, „ Juhu-Juuhu". — Baumberger, St. Galler
Land — St. Qaller Volk .
Das Bauernhaus im Deutschen Reiche .
de Cook en Tierlinck, Kinderspel en Kinderlust in
de Montenach, L'Art et le Peuple
Ein Trachtenbild als Zimmerschmuck
Stephani, Der älteste deutsche Wohnbau. (E. A. St.)
Byffel, Die schweizerischen Landsgemeinden
Bundi, Engadiner Märchen
Meier, Kulturhistorisches aus dem Kelleramt
Zahler, Ferien
von Greyerz, Kleines deutsches Wörterbuch .
Kubier, Aus Berg und Tal .....
Courthion, Le Peuple du Valais (J. Jeanjaquet) .
Das Bauernhaus in der Schweiz, mit Text von Probst
Bibliotheca Magica et Pneumatica
Jegerlehner, Das Val d'Anniviers ....
S4billot, Le Folk-Lore de France ....
Schwindrazheim, Deutsche Bauernkunst
Brandstetter, Der Genitiv der Lazerner Mundart .
Odermatt, Die Deminntion in der Nidwaldner Mundart
Doncienx, Le Romancero populaire de la France (A. B.)
67
67
68
69
69
69
15fr^
159—
159E
16CII
16C3
16
8 :»t
3^€
S^Sl
9^1
»S2
Inhalt
V
Kleine Chronik.
Seite
chliche Volkskunde-
70
eindechroniken im Kanton Baselland
70 323
nische und westfälische Volkskunde
. 160
3tö des Traditions valaisannes
. 323
iskunde im Kgr. Württemberg
. 323
iographie für 1903 (E. Hoffmann-Krayer) .
71
esbericht 1903
. 227
esrechnung 1903
. 228
cht über die neunte Generalversammlung
. 229
;liederverzeichnis
. 230
ister ......
. 324
besserungen
329
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
Von Alfred Tobler in Wolfhalden.
Der Appenzeller ist ein leidenschaftlicher Tänzer '). Die
azlust war in unserem Ländchen schon seit Jahrhunderten ein
ikapfel zwischen Volk und Regierung. Einschränkungen^
izliche Verbote, und vom Volke jeweilen wieder erzwungene
stattung des Tanzes wechselten fortwährend miteinander ab.
Im 15. Jahrhundert wurde bei der Linde in Appenzell zu
»mmeln und Pfeiffen alle Sonntage getanzt. Der Tanz war
Qals in Innerrhoden weit weniger verboten als in Ausser-
den, jedoch bald und überall an Sonn- und Festtagen unter-
t, ausser an den Alpstuberten ^).
An den Alp- oder Wääd- oder Allmenweg-Stuberten^)
rde im Freien getanzt, an den gewöhnlichen Stöberten oder
berten *) in Wirtschaften, noch mehr aber in Privathäusern,
jondere Tanzanlässe waren der Jahrmarkt, „d'Rilbi'^, die Mu-
rung, das Blockfest und der Elösler (St. Nikolausfest) ^).
Nach den Mandatenbüchern ii9 Landesarchiv zu Appenzell *)
rde schon im Jahre 1570 verboten, bei Trommeln, Pfeiffen
1 Saitenspiel zu tanzen ; die Busse wurde auf zwei Pfund fünf
lilling festgesetzt für den, der auf seinem Eigentum spielen
18 und ein Pfund fünf Schilling für den Tänzer.
») G. Waijjek, Neue Appenzeller- Clironik. St. Gallen 1740. S. 667;
i. Ebel, Schildening der Gebirgsvölker der Schweiz. 1 (1798), S. 169;
NEUESTEN Briefe AUS DEK ScHWEiz, iii8 väteHiche Haus nach Ludwigsburg
Zeller) 1807, S. 373 flf. ; J. C. Schäker, Materialien zu einer vaterländi-
*n Chronik des Kantons Appenzell A.-R. (Herisau) 1811, S. 56; .1. (\
-^wiER, Geschichte des appenzellischen Volkes. Bd. I (1830), S. 549;
III (1840), S. 358; G. Ur^cH, Der Kanton Appenzell. 1835, S. 109. 110.
; T. ToBLER, Appenzell ischer Sprachschatz. 1837, S. 409; Jon. Koxu.
-^WEOER, Der Kanton Appenzell. 1867, S. 88 ff. — *) J. R. Steismiller,
chreibung der schweizerischen Alpen- und Landwirtschaft u. s. w. 2. Band-
Ä 1804, S. 192; T. Torleh, a. a. 0. S. 409; G. RCsch, a. a. 0. S. 109;
'- Zellweoer, a. a. 0. Bd. III, 2, S. 365; Ebel, a. a. 0. I, 169. — ») G.
CH, a. a. 0. S. 109. — *; T. Tobler, a. a. 0. S. 409. — ^) Alfr. Tobler
Appenzellißche Jahrbücher 1897 S. 1 ff. ; Alfr. Tobler, Das Volkslied im
^enzellerlande 1903, S. 106 ff. — ß) .1. C. Zellweoer, a. a. 0. Bd. III, 2, S. 358.
2 Der Volkstanz im Appenzellerlande.
Im Jahre 1574 wurde erlaubt, in Wirtshäusern, bei den
Kirchen, an Kirchweihen, Jahrmärkten und Hochzeiten zu tanzen,
jedoch nur nachmittags und bloes drei Tänze; um Yesporzeit
aber, und wenn es zum Gebete oder bei Ungewittern läutete,
sollte man aufhören zu tanzen. Im Herbstmonate des nämlichen
Jahres wurde der Tanz wegen der herrschenden Pest gänzlich
untersagt, im folgenden Frühjahre aber unter den erwähnten
Einschränkungen wieder erlaubt. Schon im darauffolgenden Wein-
monate erschien abermals ein Tanz-Verbot, das jedoch im Früh-
jahre 1576 auch wieder aufgehoben werden musste. Im Herbste
bestimmten erneuerte Einschränkungen, dass am Sonntag Nach-
mittag nur bis zur Yesperzeit, an den Werktagen nur bis zum
Ave Maria ^, („Hofemaje") getanzt werden dürfe.
Im Jahre 1577 wurde das Tanzen abermals gänzlich ver-
boten, aber kurze Zeit daraufhin auch wieder erlaubt^). Die
Alp- oder Weidstuberte ^), an denen nebst dem Tanz namentlich
auch kraftstählende Spiele zur Aufführung kamen, wurden des-
halb von der Obrigkeit empfohlen. Sie sollen dem jungen Yolke
nach der Mittagspredigt erlaubt sein, damit sie ihren Mut in
Zucht und Ehrbarkeit zeigen könne und es soll desshalb jeder
Messmer eine Stunde früher einläuten, damit man an dieselbe
gehen könne *®).
Im Jahre 1582 wurden aber nach den Berichten der
Mandaten-, Rats- und Urphede - Bücher in Appenzell diese Stu- -
berten schon wieder verboten, weil es den Leuten wohl im Ge —
dächtnisse sei, dass Gott der Allmächtige sie zu den Zeiten dieser*^
„Stubeten** mit Hagel und grossen Wassergüssen gestraft habe ")
Ein obrigkeitliches Edikt vom Jahre 1590 lautet: „Es ist auch^
menklichen noch unvergessen, wie uns der allmächtige Gott^ ^
wenn die Stubeten in Alpen und Wähden [Weiden] sind gsyn ^
uns wieder mit Hagel und Ungewitter und grossem Wasser har^
gestraft, von wegen unserm sündigen, boshaften, ruchen Lebens
desswegen haben wir einhellig uf und angenommen und verbotene
dass fürnhin am Sonntag und au denen Fyrtägen in Alpen nnm^ -
Wähden die gemeinen grossen Stubeten verboten sein solleoB=i
^) Av(?-Maria-, Feiorabend-, ,,Hofemaje"-Läuteii : morgens bei Tage^s^
anbnicb und ubendr* bei Einbrucb der Nacht läuten; s. T. ToBLt^jt, a. a. C^
S. 271. — ^) J. r. Zkllwkokh, a. a. 0. Bd. lll, 2, S. 358. — 9) G. Ko*
a. a. 0. S. 109; T, Todlkk, a. a. 0. S. 409. — »») J. Konk. Zkllwbgkr,
Kt. Appenzell. S. 89. — ««) J. ('. Zellwk<;ku, a. a. 0. Bd. III, 2, S. 365.
Der Volkstanz iiii Appenzellerlande. 3
hey der Baas, der etwa würde haben 10 Schilling und dem
Setr gieng 3 Schilling, so oft es beschicht^*)."
Wegen der Tenrung des Heues wurde im Jahre 1594
noc^ Simals ein Tanzverbot erlassen ^% worauf aber schon im Früh-
jalm^K- 1597 den jungen Leuten versprochen wurde, wenn sie sich
zü^slitig hielten, würde ihnen das Tanzen wieder gestattet werden^^).
581. csh Gabriel Walser wurde anno 1686 das „Tantzen und aller-
lejr Spiel-Leute verbotten** ^^), und vom Jahre 1726 bemerkt er,
da.^s ^die aus dem Heydenthum herstammende , so genannte
W^^yd- und Alp-Stoberten, da sich das junge Volk gleichwie in
alt;^o olympischen Spielen im Lauffen und Ringen uebte, abge-
stellt und verbotten worden" *^). So ging es weiter bis in die
neiaeBten Zeiten ^^.
Nach Steinmüllers Berichte vom Jahre 1804 '^) waren die
Alpstubeten, als eigentliche Alpenfeste, nur noch in Innerrhoden
üblich und sie wurden folgenderweise ausgeführt: „Zu Anfang
^^8 Sommers, bald nachdem die Sennen die Alpeu bezogen
i^aben, gehen die erwachsenen jungen Leute paarweise in einige
•^Jpen, in denen eine Alpstubeten gehalten wird (denn nicht in
*llen Alpen ist das der Fall), z. B. in die Botersalp, Ebenalp,
Sentis- oder Meglisalp, in Seil und Säntis. — Am Schutzengels-
föBt hören sie zuerst eine Predigt und eine Mess im Wild-
'^ifchli, und erst dann eilt man völlig nach Ebenalp, und am
^'^kobstag geschieht das nämliche zuerst im Cronbergskirchli
^^im Jakobsbrunnen, worauf man erst in die Botersalp hiuunter-
Btei^^ und Hand in Hand, unter lautem Jubelgeschrei und
öxit^j- Johlen, Zauren und Löcklen *^) den Sennhütten zu-
^auft;. Hier bedient jeder Liebhaber seine Geliebte mit Alpen-
^pBi^en aiiej. ^^t, die in dieser Gegend, unter frohen Scherzen
PX>elt gut schmecken. Nach diesem wird auf dem offenen
®l^e, teils nach der Geige und dem Hackbrett getanzt, teils
®^^lit man sich mit Ringen, Laufen und anderen Spielen zu be-
^^ttgen. Des Abends spät hüpft jeder Junggesell mit seinem
^^cichen über Stock und Stein ins Tal hinunter, wo er denn
*') T. ToBLER, a. a. 0. S. 409. Annierkunj? ; StkinmC i.lk«, a. a. 0.
^- ^33 ff. — «) J. C. Zkllwfxjer, a. a. 0. Bd. 111, 2, S. 358. — »*) Mandaten-
^^^«r im Landesarchiv zu Appenzell; s. Zkllwk(;kr a. a. O. Bd. III, 2, An-
^«^kg. 383. — ») a. a. 0. S. 667. - »«) a. a. 0. S. 740; Ebel, I, 174. —
^^ <^.RC8CH, a. a. 0. S. 109. — «) a. a. 0. S. 192 ff. ; Khel, a. a. 0. I, 172.
^ ^•) Alfr. ToBLKR, Kühreihen, .Todel und Jodellied in Appenzell. 1890, S. 19 ff.
4 Der Volkstanz im Appenzellerlande.
gewöhnlich die Erlaubnis erhält, dasselbe bis in ihr väterliches
Haus begleiten zu dürfen/
Nach dem „Entwurf zu einem Land -Mandat für den
Kanton Appenzell der äussern Rhoden'^ vom Jahre 1822 '^) soll
das Tanzen an den Musterungen und Nachtagen derselben und
an den zwei letzten Tagen in der Fastnachtzeit erlaubt sein,,
jedoch nicht ohne Yorwissen der Vorgesetzten und nicht länger
als bis 10 Uhr abends, bei der Busse von zwei Gulden dem.
Tänzer und vier Gulden für den Wirt. Wer ausser diesen er-
laubten Tagen tanzen lässt, soll ebenfalls der erstere um zwei
Gulden und der letztere um vier Gulden in den Landseckel ge-
straft werden. Auch die sogenannten „Lichtspinnen^^*), wo junge
Leute beiderlei Geschlechts zusammenkommen, sollen bei der
Busse von zwei Gulden und nach Beschaffenheit der dabei yor-
kommenden Umstände höher bestraft, auch von Jedermann ange-
zeigt werden.
Der Landsgemeinde vom 24. April 1836 in Trogen wurden
die „Sitten- und Polizeigesetze'' zur Annahme empfohlen. Der
Tanz-Artikel ^^) wurde als allzu beschränkend vom Volke bei der
Abstimmung verworfen, aber an der ausserordentlichen Lands-
gemeinde vom 25. Herbstmonat desselben Jahres in Trogen in
bedeutend erweiterter Fassung angenommen. Die sogenannter
Tanz- oder Lichtspinnen (Nacht-Stuberten) und Winkelstubertei
sollen gänzlich untersagt sein (Art. 40). Wer dieselben dulde
soll um zehn Gulden, und wer an denselben Teil nimmt, u
zwei Gulden in den Landseckel gebüsst werden. Aehnliche Z
sammenkünfte wurden auch im Freien bei Busse verboten.
Im Jahre 1894 endlich wurde vom Regierungsrate (
Regulativ zu den §§ 153 und 156 des Strafgesetzes betreffr
Tanz- und Polizeistunde erlassen, welches das Tanzen an So
und kirchlichen Festtagen, sowie an deren Vorabenden in
Regel bei einer Busse von 5 Franken für den Tanzenden
30 — 60 Franken für denjenigen, welcher in seinen Raum
keiten tanzen lässt, untersagt. Ausnahmen sind gestattet
Neujahrstag, Fastnacht-Sonntag, Ostermontag, Pfingstmonta/
in jeder Gemeinde an einem von dem betreffenden Gemeii
zu bestimmenden Oktobertag, je von Mittag an. Personen
*") „Der Neu- und Alt-Riithen-Vorsaramlung vorzulegen" § 38 }
") T. ToBLKR, a. a. 0. S. 299; Alfk. Toblkr, in: Appenzellische Jal
1896, S, 6. — "I Art. 21. Aitknzellische« Monatsülatt 1836. S. ö(
Der Volkstanz im Appenzellerlando. 5
16 Jahren dürfen nicht tanzen. Wirte, die tanzen lassen wollen,
«ind bei einer Busse von 10 Franken verpflichtet, dem Polizeir
•amte hievon Anzeige za machen.
Heutzutage werden nur noch an Werktagen Alpstuberten
auf der Ebenalp, Meglisalp, auf dem hohen Kasten und auf dem
sogenannten Soll beim hohen Kasten gefeiert. An den Sennen-
'Und Schöttlerbällen **) in und ausserhalb Innerrhodens bereiten
die Alpstuberten-Auffuhrungen immer noch den Ausübenden und
Jftitwirkenden Freude. Im Weissbad geben di^ Innerrhoder den
Kurgästen alljährlich die Meglisalper - Stuberte zum Besten.^^)
Die Darstellung der Alpstuberte wirkt ergötzlich und zugleich
l^el ehrend^ da in ihr ein gutes altes Stück originellen appen-
2 ellischen Yolkslebens in Tanz, Spiel, Musik, Gesang, Jodel,
"Witz und bunter Volkstracht zu mannigfaltiger und farbenreicher
Erscheinung kommt. Sie macht auch Arnold Halders „Säntis-
^eise** zu einem beliebten Zugstücke ^^).
Rittmeier hat uns in seiner prächtigen ^ Alpstuberte ** ein
lebensvolles und wahres Bild dieses Alpfestes gemalt ^^).
Die Innerrhoder unterscheiden bei Hochzeiten ein soge-
nanntes ^sitzigs^ und ein „tanzigs Mohl" *'). Dem „sitzige MohP
sprechen namentlich die Vermöglicheren und Reichen zu. Essen,
Trinken, Plaudern und Singen sind dann Hauptsache und nur
am Schlüsse des Hochzeitschmauses „weerid no wädli e paar
Buuchryberli gnoh". Beim „tanzige Mohl" aber ist der Tanz von
Anfang an Trumpf und erst gegen den Schluss der Feier hin
-<,weerd no näbes off d'Gable gooh ond trunke^^
Von den im Tanz verböte vom Jahre 1570 erwähnten Saiten-
instrumenten bemerkt Joh. Caspar Zellweger ^^), dass dabei wahr-
scheinlich an unser jetzt noch gebrauchtes „Hackbrett^ zu denken
sei. — Es dürfte jedoch wohl auch an die Geige oder an Geige
^nd Hackbrett zugleich gedacht werden ^^). Heutzutage besteht
unsere Tanzmusik, wenn anders sie origiaell appenzellisch sein
.,ODd au näbes glych seche soll"" aus erster und zweiter Geige,
») T. ToBLER, a. a. 0. S. 398. (SchöiÜer, Molkonverkiiufer). — 24) Pro-
framm vom 28. August 1898. — ") Alfr. Bkkthchen, Ein Nationalschauapiel
^"8 Appenzell -Innerrhoden, in: Sönntagsblatt des „Bund* 1892, No. 19;
Alfr. Toblbk, Das Volkslied im Appenzellerlande. S. 26 flf. — ^ß) Im Museum
' '• Gallen. — '') Th. Grünewald u. .T. Nkff, in die Berge des Appenzeller-
^•iw^lchens 1881. S. 70. — ") Bd. III, 2, S. 358, Anmerkg. 382. - ") K. Nkf,
•f'^-rainand Fürchtegott Huber. Kin Lebensbild. St. Gallen 1898. S. 9.
G Der Volkstanz im Appenzellerlande.
also „088 zwoo Chly-Gyge", Hackbrett ^^), kurzweg „'s Brett"^
Cello, „Zello*^ oder „Chorz-Gyge*^ genannt und Bassgeige „Pass'*.
Die Musikanten beissen „d'Spillüüt^, „d'Spillmanne**, ^d'Uf-
macber*, ^dTanzbodegyger**, der Hackbrett-Spieler wird aucb
kurzweg „Brettler^ genannt und dann beisst es etwa bei Pia-
zierung der Musikanten : „Sälewie, Brettler, cbomm gad do here
mit dimm Brett, tuescbt e-n-Uustock ringer do, 's gueng-dV
ebe ringer, wenn-t' gad cbönntiscbt ofF-ere Tummibääre **) brettle,.
statt oiF-eme so e-n-ooringe Tiscbli^.
Szadrowsky spricbt in seiner Abbandlung ^^) namentlich
aucb von der appenzelliscben Alpenmußik und gibt uns damit
eine interessante und wertvolle Beschreibung und Gescbicbte des
Hackbrettes. Darnach ist das Hackbrett, andernorts auch Cym-
bal genannt, ausser im Appenzellerlande noch im Wallis und
auf den südlichen Abdachungen der Alpen zu Hause. In der
Urschweiz soll es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts sehr
verbreitet gewesen sein. Ferdinand Huber fand in den zwanziger
Jahren in mehreren Tälern der Urschweiz noch mehr Cymbal-
spieler, als selbst im Appenzellerlande. Wenn aber Szadrowsky
dazu bemerkt, dass das Hackbrett früher mehr gepflegt wurde,
als zu seiner Zeit, weil die jüngeren Leute das mühevolle Er-
lernen des etwas schwierig zu behandelnden Instrumentes scheuen,
so ist zu erwidern, dass diese Befürchtung glücklicherweise ^
heutzutage im Appenzellerlande nicht mehr ausgesprochen werden ^
muss. Trachten, Jodel, Appenzellerlieder, Appenzeller Streich- —
musik und namentlich auch unser Hackbrett werden neuerdings ^
wieder iu Ehren gehalten und sorgfaltig und eifrig gepflegt. Das ^^
Hackbrett ist verschieden beurteilt worden. Ein Schriftsteller— ^ä'
des Jahres 1539^^) empfand ^den ungeheuren Lärm der Töne** ^ ""
sehr unangenehm, einem andern misfallt der helle, spitzige, durch -ä
dringende Metallton. Das Volk aber liebt sein „instrnmentun
ignobile^, und ich persönlich habe, so oft ich es, namentlich als
Solo-Instrument, höre, immer eine angenehme Empfindung. '*) Ic
der Regel ist das Hackbrett ein die Violinen begleitendes Tanz.
^®) SzADRowHKY, Die Muslk uiul die toiierzeugenden Instrumente de— ^— ^
Alpenbewobner, in: .Jahrb. des Schweiz. Alpenklubs IV (1868) S. 322.
*') An den Alpstubeten spielt der Hackbrettler statt auf einem Tischche
stets auf einer umgekehrten „Tummibääre*', d. h. einem einrädrigen Dttngei
Karren. — ^'') S. 317 ft". — ^sj S/.ai>rowskv, a. a. 0. S. 319. — *♦) Alfbc==^ ^*^
Bkktschkn, a. a. (). S. 149.
Der Volkstanz im Appenzcllerlande.
Instrument. Aber es ist auch, wie bereits bemerkt, melodie-
führendes Solo-Instrument; alsdann begleiten die Geiger den „Brett-
^er^ Pizzicato, oder wie die Musikanten sagen: ^sü töönd dezue
spicke, spikle^. Gute Brettler sind selten. Kann es aber einer,
60 übt sein Spiel stets eine erfreuliche Wirkung aus.
Szadrowsky bemerkt richtig, dass die Musikstücke auf dem
XIackbrett meistens lebhafte Ländler sind. Von dem „häufig
^erkünstelten** des Hackbrettes aber, von dem Szadrowsky spricht,
liabe ich nichts entdecken können. .^Immerhin*^, schreibt Sza-
drowsky, ^triflFt man oft merkwürdige und unnachahmliche Wei-
sen, deren Urform weit zurückreichen mag. Ich hörte gegen
3Iitte der 1850er Jahre in Appenzell Innerrhoden einmal einen
^chon älteren Hackbrettspieler, der mich immer durch das eigen-
t: ümliche Gepräge seiner Musikstücke fesselte. Es lag ein
^^ewisser Zug Chopin'scher Mazurken in den kurzen, nur höchst
selten verzierten Stückchen. Ein auffallendes Beispiel möge
selber sprechen.**
Langsamts Ländler- Tempo.
Notation vou H. Szadmwskv 1867.
I I I *f. I
Anfangs einer Chopinschen Mazurka:
^ta^^^^^
Auf Szadrowsky machte diese Musik einen Chopinschen,
zigeunerhaften Eindruck. Er hat damit wirklich das Richtige ge-
^i^oifen. Aber seine sonderbare Idee, dass diese Hackbretttänze
von wandernden, herumziehenden Zigeunern abstamme, muss
ganz entschieden zurückgewiesen werden. Wie oft kamen Zi-
geuQerbanden zu uns? Wunderselten! Und wenn sie kamen,
'^ hielt sich Alles fern von ihnen, man behütete und besegnete
«ich 'Vor diesen unheimlichen braunen Söhnen des Ostens, und
'^n möchte den Appenzeller gesehen haben, der sich von einem
2»igeviner hätte in der Musik unterrichten lassen. Nein ! Die
"^^kbretttänze tragen durchaus appenzellischen Charakter, viel-
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
leicht, dasa die Melodieen, von denen Szadrowsky spricht, in alte
Zeiten zurückgehen. Das Szadrowsky'sch-Zigeunerhafte lässt
sich aas der Natur des Hackbrettes erklären: es ist etwas zap-
peliges, prickelndes, unrahiges, spriogendes, das sich aus der Art
herleitet, wie das Instrument gespielt werden muss. Zigeunerhaft,
wenn man so sagen will, ist auch die Art, wie das Hackbrett
(und die Geigen) erlernt werden: zunächst in der Regel nicht
nach Noten, sondern traditionsgemäss nach dem Gehör, wobei
dann wohl auch später hie und da die Noten zu Rate gezogen
werden mögen. Einem von Anfang an nur nach Noten erlern-
ten Tanze fehlt nach der Sprache der Musikanten der „Rank^,
^LaDk*", „Nack**, „Zick**, „Schabritz'', „Kapritz*, „Kaparitz" d.h.
der bodenständige Appenzeller-Charakter.
Ramend, der fanzösische Übersetzer der ersten Reise Coxe's
durch die Schweiz, vermutet, dass der Eühreihen eine „Tanz-
Arie* sei, deren Tanzschritte wegen zu hohen Alters verloren ge-
gangen seien. ^^) Dieser Vermutung tritt jedoch Ebel überzeugend
entgegen. ^^) Steinmüller jedoch scheint Coxe's Vermutung
wahrscheinlich zu sein; er fügt bei, dass alle Jahre die jungen
Leute an ihren Alpstuberten auf den Alpen unter freiem Himmel
und an den Fassnachtstägen im Thal, ^nach dem Kühreihen
tanzen"". ^^) Gleich darauf aber lässt er einen seiner Bekannten
^mit vieler Selbstzufriedenheit: den geistlichen Küh reihen
«ingen!" '*^)
Szadrowsky überliefert uns^^) einen „Appenzellertanz^,
den er einem alten Klarinettisten in Innerrhoden nachgeschrieben
hatte, und einen „bekannten tiroler Tanz-Ländler*^ :
Appenzeller Tanz.
^jgsig^^^i^^
i^^l^^i^i
-Bekannter tiroler Tanz-Ländler*
Pfa^^fe^i^^j^^^^f^
■y-j<— -^^
''j W. CoxK, Lettresii M. W. Melnioth »iir . . . la Suisse, trad. et aiigiiu
\K JVI. Ramond de Carbuimion'». Paris 1781—1782, Bd. II, S.56 A. 11. ~ «) »--
a. 0. I, i:)3. - 3') a. a. O. IL 129. - W) a. a. 0. II, 130. — »») a a. 0. S. 279 (0^
Der Volkstanz im Appenzellcrlando.
\,> P i jyp^m
A — V
1
Nachdem er zunächst einen interessanten Vergleich zwischen
m Appenzeller- und dem Tiroler-Tanz-Ländler gezögen hat,
»ist er darauf hin, dass die Schweizeriche Bevölkerung nicht
^entlieh als musikalisch erfinderisch zu bezeichnen sei: „Ihr
isizieren ist ein mehr reproduktives, als ein eigentlich prodnk-
68 ; sie liebt es, das einmal gebräuchlich gewordeniB festzuhalten
d die Tonweisen unermüdlich — man darf wohl sagen unersätt-
h — zu wiederholen/ Ferdinand Huber machte Szadrowsky
r eine charakteristische Erscheinung an der appenzellischen
»Iksmusik aufmerksam, die aber schon damals nicht mehr in
auffälliger Weise hervorgetreten sei, nämlich: auf die erhöhte
larte, (Fa) **^). Ein in C gestimmtes Alphorn besitzt z. B. für
9 und F nur einen Tod, der nach unsern jetzigen melodischen
^griffen bald als Fis und bald als F aufgefasst werden muss, z. B.:
^^^^^M
^-jt^^^^^^^^^m
In diesen Beispielen müssen mithin die mit X bezeichneten
»ne als leitereigene Töne, das heisst als F aufgefasst werden,
« Fis in den Sechszehntel-Triolen dagegen als Wechselnote,
^o als wirkliches Fis. Diese in der Natur und Beschaffenheit
8 Alphorns liegende Eigentümlichkeit übertrug sich auf den
del und die Tanzmusik. Irrtümlich sind solche Stücke we-
ai dieses aus der Alphornweise herübergenommenen Zwischen-
1-68 auch schon als Moli- Weisen aufgefasst und somit der zu
miDde liegende tonische Dur - Dreiklang übersehen worden,
^em entspricht dem fröhlichen Appenzellerwesen die Molltonart
ixeswegs und sie muss überall, namentlich in den Schulen,
t vieler Mühe künstlich eingetrichtert werden. **)
Diese erhöhte vierte Leiterstufe, diese übermässige Quarte,
^sea Alphorn-Fa, wird „eu bbrochne*^ Ton genannt und kommt
der Szadrowskyschen Notatioa des Appenzeller -Walzers vor.
*•) a. a. 0. S. 279 ff. — *M Ai.hiku Tohlek, Kühreihon S. 46 ff.
10 Der Volkstanz im Appenzollerlaiide.
In dem modernen appenzellischen „Wälserli^ aber werden diese
Alphorn-Zwischentone nur noch höchst selten gehört „oder bim-e
schlechte Gyger chaa-^s eppe-n-emool vorchoo, dem-'s eben-n-eso
omm en halbe Schue uaf oder aab off sinner Gyge nüd graad
ase droff aachont! Josoo!^ Wohl aber kommt dieses Alphorn-
Fa mit ganz besonderer Vorliebe in einem appenzellischen Jodel
stets noch zur Anwendung, den man wegen dieses ^bbrochne"
Tones ^e-n-Innerööderli" nennt, oder auch „e Chüärähjerli** und
„e Chüädräckerli**. ^-)
Die Appenzeller Streich- oder Tanz-Musik bewegt sich
gleich dem Jodel in den einfachsten Ilarmoniefolgen, nämlich
im tonischen Dreiklang, im Ober- und Unter-Dominant-Dreiklang
und im Dominant-Septimen-Akkord. Der beliebteste Tanz im
Appenzellerlaude ist der Walzer, d.h. „Ländler, Ländlerli, Appe-
zeller, Appezellerli, e Hierligs, Hiesigs", oder auch „e Buuch—
ryberli,*' in welchem Musikanten und Tänzer eine bedeutende
Fertigkeit haben.
Wenn der appenzellische Dichter J. Merz*') den Tänze»
sagen lässt:
E Tänzli, gelt, no möchtist thuo?
Jo Schätzli, lopf no d'Füessli!
No Gyger! mach du wacker zuo,
Se do best e paar Biessli.
Ond alle Schwüngli geb der äs,
Mach no en Appezeller!
He, Werth, geb her no Brod ond Chäs
Ond was d'Gaots hast im Cheller!
so ist unter dem ^Appenzeller^* eben unser Ländlerli zu ve — J-
stehen. Bei diesem Ländlerli drehen sich die Päärchen langSM ^
und bedächtig kreisend möglichst ruhig auf einer möglichst klein *^^p
Fläche herum oder sie bewegen sich nur äusserst langsam krfc g '*
send vorwärts. Man sagt: .,Bim Länderli gohd's gaanz gst^^Ä-^^
ond manierli; off-eme Flääschtäller sött-me'sch chöne; mit- -^de
Füesse fascht nütz mache; all gad am glyche-n-Öörtli blybe '^'
ond nüd noichoo" [nicht vorwärts kommen]. Die Tanzend -^^^
legen einander die Hände auf die Schultern oder am den L^^ -r»-»»
.,wenn-'s au no aaltfrääntsch soll zuegoh**. Der Raum innerh^='^^ ^^
*^! Alkki;i> Tohi.kk, ebd. S. 46: Der», Siinjj: und Klang aus Appens^ *•■
I891». S. XII. — ^3, j Mkkz. Des poetisch(Mi Ap])enzeller8 sämtliche Gediel
.St.Gallrn J83ti, S. 13:5: Aiiia/.ki.i.imhks Munatsulatt. 1827, S. 116; 1828, S.l
(
Der Volkstanz im AppenzellerlaDcle. 11
luod ausserhalb der tanzenden Paare soll nie betreten werden.
^Während des Tanzes wird ab wechslangs weise „gstämpflet ond
£JQQchzet^. Dieses Stämpfeln nennt man „mit de Bäane appe-
aellerle*", „bääle^, „schlötterle^, ^doppeltere *".
Das ^Solo-Appezellerle mit de Bääne'' ist eine Fertig-
!keit, die bedeutende Kraft und Ausdauer verlangt. Es besteht
^arin, dass ein Tänzer entweder für sich allein, oder als Inter-
jmezzo zum Tanze neben seiner im Schritte Hand in Hand
^inhergehenden Tänzerin streng im Takte der Musik und ganz
langsam sich vorwärtsbewegend so schnell als nur möglich mit
^en Absätzen wirbelnd stämpfelt. ^Je länger! Qsätzli as Ann
:inache cha*", d. h. je länger Einer dieses anstrengende Stampf-
gewirbel anshält und je feiner und ruhiger im Tone er es macht,
desto mehr wird er bewundert. Das Doppelieren geschieht, wie
bemerkt, nur auf den Absätzen, und muss, soll es recht sein,
„hell^, d. h. leicht, ohne Getrampel tönen.
Das korrekte Solo-Doppelieren des Tänzers ist eine seltene
Kunstfertigkeit, womit sich Einer gelegentlich auszuzeichnen
Bucht: „'s nehd aber au d'Bää vyl vetämpter zweeg as 'sTaanze!
Seb glob-i!" Das Doppelieren wird, wie bemerkt, wohl auch
mit fröhlichen Ausrufen oder mit Jauchzen begleitet und ge-
schlossen. Zu den Pantomimen- und Spiel-Tänzen wird auch
ab und zu doppeliert. Dies aber nur als momentaner Ausbruch
der höchsten Tanzbegeisterung, nie in der solistenmässigen Weise,
wie das beim „Wälserli** geschieht.
Auch die Musikanten begleiten den Rhytmus des Tanzes
gewissenhaft mit diesem leichthörbaren Fussstämpfeln, d. h. „sü
^loppelierid'', „sü schlöönd de Doppel." Dieses Doppelieren ist
das Zeichen des guten, seriösen Spielmannes ^ond andescht
t^t-si-'s halt suuber ond glatt nüüd.*" Es hat einen doppelten
^weck: einmal sollen durch's hörbare Doppelieren die Musikan-
ten beim „Ufmache'^ stramm unter sich zusammengehalten wer-
ben, namentlich dann, „wenn-'s ofF-'m Taanzbode-n-onue efange-n-e
fietzeli eerber rääss chnotterid ond ebe-n-au efange mit de Bääne
Behlötterlid.'' Dann aber sollen durch das Doppelieren Spielleute
Und Tänzer in sicherem, gegenseitigen Takteinverständnisse sein
und bleiben. Das Doppelieren der Musikanten wird auf folgende
XlV'eise ausgeübt: sie klopfen leicht hörbar mit der Spitze des
linken Fusses ganz kurz, gleichsam ^Pizocato^ den zweiten Achtel
des ersten Yiertels, um nach diesem sofort den vollen zweiten
12 Der Volkstanz im Appenzellerlaixle.
und dritten Viertel mit dem Absätze des rechten Fasses su
stämpfeln. Beim Schottisch und bei andern Tänzen wird nur der
volle Takt mit dem rechten Fasse gestampft. Dies Doppelieren
soll mit Mass geschehen.
Es kommt vor, dass Spielleute, die ihrer Sache nicht ganz äicher
sind, durch ein allzu lautes Doppelieren auch etwa das Instrument
^u übertönen suchen. Von einem solchen minderwertigen Spieler
sagt man: „Das sönd kä rechti Musikante! Das sönd gad nahes
dere strohlege Chnotteri ond Rompier! seu stampfid jo lüüter, das-si
ufmachid! Me sött-ene chöne-n-en Sack onder dTüess schoppe! Das
gsiäd bim Tonder nütz meh glych!"^ Während des Spieles haben
die Spielleute das unentbehrliche, schwarze silberbeschlagene und
mit Silberkettchen verzierte Appenzeller Tabakpfeifcheu, das söge- —
nannte „Lendauerli^ und zwar meist mit abwärtsgerichtetem Deckel, ^ ^,
d. h. „ondeschöbeschi im Muul.^ „Defryli gueng's mit Zah'-Locke <^^e
nüd ase ring!** Den Tabak bergen sie in einem weissledernen, ^ mi^^
am Boden messingbeschlagenen „Backseckel^ in der Seitentasche^^^c=tie
der roten Weste. „Aber e-so hie ond doo thue-'s au e Sa — m:m nM-
blootere** [Schweinsblase], wenn gad de Strossborger guett ischt.^'^^ -^Jk."
„Ond denn zletscht no en Struuss off-'m Huett — seb tued-'nncK * 'm
guett! Josoo!" —
Geht gelegentlich einem ^Spillmaa 's Füür uns im Leo ^=b ^o-
dauerli^, so kann man wohl auch vergnüglich zusehen, wie e:^» er
mit wahrhaft stoischer Gelassenheit sein Tabakpfeifchen wiede^^ JSer
in Ordnung stellt und unterdessen seine Kumpanen lustig alleir^^ssio
drauflos fiedeln und brettein lässt. So geigt dann etwa gelegen#'.fl:xnt-
lich der zweite Geiger interimistisch die erste Geige, „bis der erschf ^ucht
Gvger 's Pfyfeli wider ausklopfet ond gstopft ond aazönt hS^ mM
ond denn ebe-n-au ase-n-allsgmach wider aafoot gyge-n-onc^K: ^nd
stämpfle ond bäckle."
Neben dem eigentlichen Appenzeller- Walzer unterscheide Jen
die Musikanten noch zwei 7» Takt- Walzer, nämlich: den „Schly "^^f-
Walser, Schlyfer" und den „Juck- oder Jock-Wals
Jocker, Jucker oder Gump-Walser, Gumper*.
Der Schlyfer wird auch langsam, aber stets vorwärtskr*
send getanzt.
Der Gumper dagegen wird in sehr schnellem Tempo
nommen. Es ist der bekannte und überall getanzte Walser.
Von diesem Tanz wird gesagt: „Er gohd gjocket o» ^^^^
ggumpet. Die Päärli schüssid im Saal omme wie Brieme [Brems«. "^^
Der Volkstanz im Appenzellerlaode. 13
in-ere Laterne ond jockid ond gumpid ond pfuasid omme, dass-^
jiomme wessid wofaee!"^ Yon diesem V» Takt -Walzern sagt
der Spillmann: ^Die zwee frönte Täanz gohnd üüs e-n-Aard
nütz aa; me nehd-s^ eso, will me-p-ebe-n-au efange-n-eerber vyl
Schwoobe-n-im Appenzellerländli häd.^
Erst in neuerer Zeit aufgekommen und weniger gebräuchlich
sind Mazurka („MasoUke'*), Polka („BoIIke'^) und Polka-
Mazurka (^BoUke-Masollke''). Diese Tänze werden mehr auf
Verlangen, als ans eigenem Antrieb gespielt: „'s ischt ebe-n-au
e frönti, ygwandereti Sach, die-me e-so weges de vyle Frönte
Bpillt, wie d'Sechsachtel-Täänz ; aber's Ländlerli ischt ond blybt
halt äänzig ond elää appezeliisch: *s lopft ämm gad bschäädeli
d'Bää ond ropft-di hönder-'m Tisch hönne vöre ep-t' welischt
oder nüüd. Me chönnt nüd rüebig zuelose*'. Ausser diesen
Tanzarten giebt es noch sechs andere, die zum Teil vergessen
sind oder nur noch selten getanzt oder aufgeführt werden. Sie
sollen kurz charakterisiert werden.
Der ^Galopp er*" oder ^Hopser" wird wohl auch der
Yon Tituö Tobler erwähnte „Hopper** sein**), von dem er schreibt:
„Der Hopper wird vom Walser unterschieden. Oft klopfen die
jungen Bursche mit ihren plumpen Schuhen aus allen Kräften
auf den Boden, dass dieser ordentlich zittert, vorzüglich dann,
wenn sie einen Sprung nehmen, und der Jüngling und das Mäd-
chen, neben einander gekettet, sich um den Kreis bewegen.*'
Der Hierig, Hierege, Hierlig, d. h. der hier im Lande
alte Appenzeller- Pantomimen-Tanz, wurde seiner Zeit in Inner- und
Aasserrhoden getanzt, ist jedoch leider nicht mehr an der Tages-
ordnung. Ich begegnete ihm in Ausserrhoden ein einziges Mal, und
zwar an einer theatralischen Aufführung. Auch in Innerrhoden
wird er nur noch bei festlichen Anlässen und Aniführnngen und
xiamentlich an den künstlich arrangierten Alpstuberten mit Virtuosi-
tät aufgeführt. Er ist ein anstrengender Solo-Tanz, wobei Tänzer
mid Tänzerin in der Tracht eines alten Appenzeller-Paares auf-
treten und als altvaterisches, komisches Pas-de-deux in grottes-
kor Weise darstellen, wie sich zwei Liebende entzweien, sich
STög-enseitig auf alle mögliche Weise necken, sogar lange Nase
'"»«.eben, an Nase und Ohren zupfen und sich verhöhnen.
Der Tanz nimmt ungefähr folgenden Verlauf: Das Paar
^^^bt zunächst nebeneinander^ hält sich nach alter Appenzeller-
**) Appenzellischer Sprachschatz. S. 6. 2ß8.
u
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
art d. b.: Er legt seine rechte Hand anf ihre linke Schulter
und Sie legt ihre linke Hand auf seine rechte Schulter. In
dieser Haltung gehen sie etwa zwei sogenannte ^Runden^ im
Kreise herum. Die Musik beginnt und spielt ein flottes Ländlerli
und das Paar tanzt etwa zwei Runden nach folgender Musik:
i^^^j^üfea^fe^^
^^^^^f^^mnuunri^^^
gffrFrj^^ljr^jjzf-i^^^^EB
2.
fe^;£L±L£}£:^j^^l^p
r^^^^^^^^m^^^^
^£gi£3
^
33&C
s
i?
Nach diesen Runden trennt sich das Paar und es tan
jedes für sich, einander aber stets mit den Augen verfolgen
Das Tanzen ist nunmehr in ein hüpfendes, trippelndes Fua
wechseln nach dem Takte übergegangen. Die Hände in d.
Hüften, wird abwechselnd bald die rechte, bald die linke SchuH
erhobeu, bald nähern sie sich, bald entfernen sie sich von eini
der, bald hüpfen sie einander nach, kreisen, reichen sich
Hände.
Das Paar hält sich nun wieder wie anfangs: Hände auf c
Schultern. Seine linke Hand und ihre rechte sind frei,
dieser Haltung wird vorwärts getanzt, dann plötzlich gedr
und der Tanz gebt rückwärts. Wiederum trennt sich das Pi
Sie tanzt kreisend Runden und Er gleichsam als Zeichen
Grolles frei in stampfender Bewegung ihr nach, wobei sie i.
neckische Blicke über die Schulter zuwirft. Dann fasst er pl9
9n
er
ie
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
15
1 seine Tänzerin bei der linken Hand und — Häode hoch —
list sie immer aa derselben Stelle. Er jauchzt and doppeliert
la während einigen Takten, aber ohne zu kreisen. Mit eiaem
jenseitigen Umfassen und in ursprünglicher Tanzhaltung wird
;h einigen Runden der „Hierig^ geschlossen.
Die Bewegungen bei diesem Tanze sind ziemlich frei und
Q gegenseitigen Einverständnisse des Paares anheimgestellt.
Ein anderer Tanz heisst: „Der Drei-lederni-Strömpf" *^)
Dieser komische Tanz wird im SchottischTempo getanzt
1 hat seinen Namen ^on den Anfangsworten dei^ Textes, der
I allen Tänzern und Tänzerinnen mitgesungen wird. z. B.:
pH-^^^^^^^^Yf^^^
Drei le- der- niStrömpf, zwee de-zue geed fönf, minu Vat-ter häd e
:|=^
'rf=f=--^
ä^
Char- te-gspiel, ischt baar luu - ter Trömpf!
Die tanzenden Paare stellen sich einander gegenüber mit
die Hüften gestemmten Armen auf. Die Musik beginnt und
\ Tanzlied wird gesungen, dabei sind folgende Abteilungen
bemerken :
1. Auf das Wort „drei" schlägt Jedes für sich beide Hände
die Hüfte. Auf das Wort „lederni" klatscht Jedes für sich
die Hände. Auf das Wort „Strömpf^ aber klatscht sich jedes
ar kreuzweise in die rechte Hand und auf das Wort „fönf**
die linke.
Nach dieser Figur folgt jeweilen ein Schottisch, aber nur
F dem Platze, d. h. die Tanzenden bewegen sich nicht vor-
.rts. Dieser Schottisch lautet:
^^i^^
:t
Nach diesem Schottisch folgt ein Kreistanz, d. h. ein trippeln-
**) Vgl. Rbiser, Sagen, Gebniuche und Sprichwörter des Allgäus. II
W), 42<); HCbleb, Bayrisch Schwaben und Neuburg 1901 S. 172.
16
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
des Gehüpfe, sodass auf den letzten Takt die Tanzenden wieder
beieinander sind. Gewöhnliche Melodie dazu:
Bei sämtlichen folgenden Touren sind die Bewegungen auf
die Worte ^drei*" und ;,Iederni'^ die . gleichen, dagegen bei
„Strömpf*^ und „fönf* finden folgende Varianten statt:
2. Strömpf: Handschlag rechts
Fönf: ^ links, dann wieder Schottisch und
3. Strömpf: Fussspitzen aneinander rechts.
Fönf: „ „ links,
4. Strömpf: Ellenbogen „ rechts.
Fönf: „ ^ links,
5. Strömpf: Ohrläppchen berühren rechts.
Fönf: jf „ liuks,
6. Strömpf: Nasenspitze fassen m. d. r. Hand.
Föüf:
1.
7. Strömpf: Wange kneifen m. d. r. Hand.
Fönf:
1.
8. Strömpf: Rücken links kehren.
Fönf: y, rechts „
9. Strömpf: drohen m. d. r. Zeigefinger.
Fönf: , , , 1.
10. Strömpf: Kinn m. d. r. Hand fassen.
FöDf: , ..!.'.
11. Strömpf: Wange au Wange rechts,
Fönf: ., „ ., links, aber
in äusserst zärtlicher Weise,
12. Strömpf: umarmen und küssen rechts.
Fönf: ^ ., ^ links,
13. Schluss-Buchrvberli :
[Kreistanz,
do.
do.
do.
do.
do.
do.
do.
do.
do.
do.
m
m^^E^^^E^
i^m-
:T=:r
^
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lf-+-
^iSi^^i^üi^^
Der Volkstanz im Appenzellerlanile.
17
^1 llJf^ lo^
{jHfTftrr^^^
Dieser Tanz ist offenbar mit dem im Elsass bekannten so-
nannten Fischingertanz identisch, den uns Erk-Böhme fol-
ndermassen überliefert : *•)
m
^^ipq-jT:^;^
1
Drei led - ri-ge Strumpf, drei led - ri- ge Strumpf, und drei und drei gän
^s^i^j-U±±:a±±M
fDn -fä. Wer da» Lied nicht sin >ge ka, der fangt wiedrum vor-ne a.
Die pantomimische Beschreibung dieses Tanzes stimmt mit
rjenigen unseres ^drei lederni Strompf^ bis ins Einzelnste
erein. Erk-Böhme schliessen: „Zu dem Tanze singen die Zu«
lauer nach obiger Melodie ein Lied, das die symbolische
räche der Bewegungen begleitet und erklärt, indem es den
erlauf einer Liebesgeschichte erzählt (Bavaria II, 883). Yen
m Liede selbst ist nur der obige Anfang gerettet. Jedenfalla
dieser pantomimische Tanz sehr alt, und älter als all unsere
indtänze.*"
Der Aliwander wurde nur in Ausserrhoden getanzt und,
e der Schicktanz, gewöhnlich erst dann, wenn es anfieng etwas
Bgelassen herzugehen, „wenn-s' efange-n e Betzeli Staub in
Chöpfe gkaa händ.*^
Im Muottathal wird der .Allenmandler''
,AIIemander'', „AU
♦♦) Deutscher Liederhort, II (1893) 775. — In Basel wird ein ähnlicher
nm zum Zapfenstreich gesprochen. Hier lautet er:
Drei läderi Strimpf
Und zwai derzue sind fimf
Und wenn i ain verlier.
So han i nur no vier vier vier
So han i nur no vier.
Auch in der Stadt St. Gallen ist dieser Zapfenstreich-Keim Üblich. Siehe
iraber: K. Alfb. Toblkb, „Nahes oss mine Buebejohre." St. Gallen. Zolli-
>fer Bacbdnickerei. 1903. S. 38.
18 Der Volkstanz im Ap])enzellerlandc.
maDdler^ oder „Alliwander^ immer noch getanzt ^^), in den Kan-
tonen Lnsern, Zng, Aargan und Zürioh^^) ist er wenigstens dem
Namen nach noch bekannt. Dieser Tanz ist nichts anderes als
die aus Frankreich nach Deutschland zurückgekehrte „ AUemande'',
die seiner Zeit auch in den höhern Ständen sehr beliebt war
und sich heute noch als Überrest und als Erinnerung an die
Tanzkunst unserer Urgrossväter im Muottathal und in Appen-
zell Ausserrhoden erhalten hat. Rhythmisch bewegte sich dieser
Tanz, wie bei uns, im V* -(Schottisch-) Takte.
NiM»h der Ueberlieferung bildeten im Luzemischen die Paare
einen Kreis, der nach einigen Umgängen sich in den Ländler
auflöste, um sich nachher wieder zu vereinigend^) Im Muotta-
thal war es ein Tanz, bei welchem die Tänzerinnen der Reihe
nach gewechselt wurden und allemal ein Tänzer leer ausging.^
Dieser Tanz ist im Appenzell der sog. „ Schicktanz ^. Bei ont
ging es beim Aliwander folgendermassen zu: y,Musi! Der Ali-
wander! Wer will Tanzmääschter seeP^ Dieser, der sog. „kenn-
bare'' Führer übernimmt alsdann die Leitung des in 5 Abtei-
lungen zerfallenden Tanzes. Die Musik spielte, wie bemerkt
zum Aliwander jeweilen eine kleine Anzahl stereotyper Schottisch-
Formen.
Nachdem sich schon während des Spieles Tänzer und Tän-
zerinnen im Kreise Hand in Hand aufgestellt haben, gehen sie
so im Kreise herum. Der „kennbare^ Führer klatscht und die
Tänzer stehen still: „d'Wyber weerid fortgschickt'' und sie winden
oder schlängeln sich händereichend und wieder lösend bald an
<ler Vorder-, bald an der Rückseite der Tänzer yorbei. .Wah-
rend dieses sich um die Tänzer windenden Rund- oder Schling-
ganges, „appezellerlid diese mit de Bääue ond löönd e so zwü-
schet-ine eppe-n emool en Juuchzer aab*'. Nach etwa 2 — 3 Touren
packt der Tanzmeister seine Tänzerin, ^'s Wibsbild'^, und klatscht,
worauf sich Alle wieder, wie anfangs, ketteuartig halten und in
einer Reihe im Kreise herumgehen. Auf weiteres Klatschea
stehen Alle still. Die Tänzer bilden um die Tänzerinnen herum
*^J ScHWEizEuiscHF^j Idiotikox I, 172. — ♦**) Kt. Zug i Archiv 1, 120; Kt
Luzern: M. A. FEiERAnKSD, Cber Volksfeste und Volksspiele im Kt. Luzem
1843, S. 103; IVvkfkr, Der Kt. Luzern (Gemälde der Schweiz Bd. in, 1) I
(1858), 312; Kt. Aargau; Schweizer Freie Pkessk (Baden) 1897 Nr. 45. —
*^) Stirnimaxn, Volksbräuche aus dem Kantou Luzern. Im „Centralblatt dea
Zofinger- Vereins". 1898. S 387. — •<>) Schweiz. Idiotikon I, 172.
i)er Volkstanz im Appeuzellerlande. 19
einen Kreis und zwar in der Weise, dass sich die Tänzer so
fest als möglich die Hände reichen. Nnn setzt sich jeweilen
eine Tänzerin auf die zusammengepressten Fäuste zweier Tänzer
und wirft ihre Arme diesen über die Schulter. In dieser leben-
digen Schaukel werden die Tänzerinnen im Kreise herumgetragen.
Eben so fest, wie sich die Tänzer gegenseitig aneinanderketten,
haben sich auch die Tänzerinuen an die Tänzer zu schmiegen:
^botz tuusi tonder, sös woorid-s' abikeje ond seb wäär letz!^
Auf ein gegebenes Zeichen bin stellen sich Alle wieder in Reih
und Glied uud verlassen Hand in Hand im Gänsemarsch das
Tanzlokal, um durch alle möglichen Räume des betreifenden
Stockwerks ^ond eppe-n-emool gad au vo zonderischt bis zobe-
rischt^ zu wandern uud dann, wo immer möglich, zu einer an-
deren Tür wieder herein^umarschieren. Ist dies geschehen, so
seilt sich der Tanzmeister in die Mitte des Tanzraumes und es
wird der sogenannte ^Wendelbomm"^ gemacht, d. h. die ganze
Gesellschaft windet sich Hand in Hand um den Taozmeister
herum auf, wie man Faden um eine sog. Fadenseele aufwindet,
,80 e das-es Gatti häd, wie en Spuel oder e Läärli bim Spuele'^.
Nun bricht sich der Tanzmeister Bahn und schlüpft unter
den in die Höhe gehaltenen Arme der ihn zunächst einschliessenden
Paare hindurch und ihm schliessen sich der Reihe nach die
Anderen an, bis sich der Kneuel aufgelöst hat, um aufs Neue
wieder Hand in Hand im Kreise herumzugehen. Der Tanz-
meister giebt endlich das letzte Zeichen, worauf sich alle los-
lassen, einander rücklings übers Kj*euz die Hände reichen und
10 rückwärts tanzend den Aliwaudor beschliessen. Dieser
lustige Tanz wird offenbar nur desshalb nicht mehr getanzt,
,wilI-8' hüttigstags efange z'fuul sönd, Näbes rechts z'Ieerne ond
lieber gad wällserlid oder sös efange gad lieber vo ämm Egg is
ää jockid, wie d'Hell ond de Tüüfl**.
Zu Titus Toblers Zeiten^') nannte man diese oder eine
ähnliche Tanzart im Mittel- und Hinterlande „e Schwööbli"*,
welcher Name auf unsere ^Allemande" hindeutet.
Alte Aliwander.
1.
**; Appenzellischer Sprachschatz. S. 6.
20
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
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Fon Anfang.
^^^^^JgMitgjHg^
Neuere Aliwander.
I.
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
21
Der Ballbierer-Tanz ist ein Pantomimentanz, der sich in
an- und Ausser-Rhoden bis in die neuere Zeit stets grosser
»eliebtheit erfreute. Jetzt aber wird er nur noch selten auf-
efuhrt. An theatralischen AiifTührungen oder bei Abendunter-
altungen kann man ihn gelegentlich noch zu sehen bekommen,
simer aber amüsiert er das Yolk, „dae-s* gad d' BüQch habe
loönd vor Lache^. Zu diesem sehr anstrengenden Tanze ge-
oren ein Barbier, dessen Frau und ein Kunde, der sich den
orschiedenen immer tänzelnd ausgeführten Operationen geduldig
nterzieht. Als Instrumente figurieren: Ein Riesen-Rasiermesser,
las e Gattig häd wie e Segess,^ eine grosse Seifenschüssel,
pvie 's grööscht Milechbecki", ein grosser Hammer, ein grosses
temmeisen zum Aderlassen und endlich eine grosse Zange zum
ahnziehen „vom Vechtoktr*". Die Musik zu dieser Tanz-Opera-
>ii ist der Schottisch. Zuerst wird der ruhig hereinkommende
ctude von den ihn bis zum Schlüsse dieser Operation unablässig
■^tänzelnden Rasierersleuten, „vom Ballbierer ond simm Wyb*
' den Operationsstuhl geleitet. Alsdann wird er rasiert, frisiert,
'^ Kopf gewaschen, geschröpft und endlich zur Ader gelassen.
^Q Schluss bildet das Zahnziehen, wo bei der Patient als Schluss-
^kt, „no en Malioo-Schrää ablood**. —
Der Schicktanz^^) ist ein Tanzspiel, welches sich in Inner-
**) T. ToBLKB, Sprachschatz S. 386. „Schicke, en guette Schick tue'',
'^»J guten Kanf oder Verkauf machen, d. h. dabei gewinoen". Beim „Vech-
^ckle* wird der Handel durch gegenseitiges dreimaliges klatschendes
^^"»^gelübde beteuert, d.h. „me chlepft y".
22
Der V^ülkstanz im Appenzellerlande.
und Ausser-Rhoden noch immer grosser Beliebtheit erfreut. Er
setzt einen überzähligen Tänzer voraus, der „Bletzbueb'' genannt
wird. Die Tanzenden stellen sich paarweise auf. Sowie ge*^
rufen wird: ,,Schicktanz! Bietzbueb, (oder) Bletzbuebe-n-ine !
Chlepfid!^ spielt die Musik in gemässigtem Marschtempo den
Schicktanz oder Schickmarscb, zu welchem die Paare Hand in
Hand ruhig im Kreise herumgehen. Nun beginnt das „Schicke^^
d. h. der Bletzbueb, oder wenn mehrere Bletzboebe da sind,
klatscht der vorderste Bletzbueb in die Hände, „er chlepft",
worauf sich ihm die Tänzerin des zunächst hinter ihm her-
marschierenden Paares sofort anzuschliessen hat. So klatscht
der Reihe nach Einer nach dem Andern, solange bis die Musik
plötzlich und an ungeahnter Stelle den Schicktanz verläast und
einen Walzer spielt. Wer bei diesem Übergange vom Schick-
tanz zum Walzer keine Tänzerin erwischt hat, bleibt Bletzbueb
„ond taar gad wider nebet-usi stoh**. Sind einige Walzer-Run-
den getanzt worden, so geht die „Bletzbuebegeschichte'' wieder
von vorne an. Gewöhnlich leitet der erste Geiger das Ganze,
sodass er gelegentlich einem Tänzer oder einer Tänzerin übel
mitspielen oder aber auch „vyl z'Lieb thue chaa". „Säle wie, ^Dor-
nessler*^ oder „Guscht, machid de Jokeb zom Bietzbuebe, i möcht
emool mit Syner taanze; Myni ischt-mer vetläädet".
An einer Hochzeit kam einmal ein Bauer direkt aus dem
Euhstall in den Tanzsaal, also „gad ase n-in Holzbodeschuje ond
im Stallhääs'^. Die Musikanten Hessen solange schicken, bis der
Senne in seinem duftigen Stallkleide die Braut erschickt hatte
und zu allgemeiner Freude „e-n-eebegi Längi"* mit ihr tanzen
durfte. Als der Tanz endlich aus war, meinte sie: i hätt-*8 ehe
no lang uusghaalte mit-'m Haastoni; i cha denn Minn scho no
lang gnueg aaluege dehääme!^
Schicktanz.
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
23
oder:
Appezeller-Wälserli oder Bncbryberli
nach dem Schicktanz.
^lj:L^L^tLfe-^tt£jL^I^^
i^^P^S
Der „Cheerab" ^^) endlich ist der Schlusstans des Tane-
ends. So wie die Musik den Kehrab spielt, spazieren Tänzer
d Tänzerinnen, sich an der Hand führend, paarweise im Kreise
rum und singen dazu:
Jetz ma-chid-mer no deCheer-ab, deCheer-ab, deCheer-ab, jetz
^hrii-g^sj^^^g^gi
ma-chid-nier do de Cheer-ab, de Oheer - ab, de Cheer!
Nachdem der Kehrab einigemal gespielt und berumgesungen
irde, ,,heenkt d'Musi wädli e National- Buchryberli aa ond denn
eppe-n-ääs, bis de Pflaanz e-so eppe-n-em morge-n-omme
ea oder vieri oder foöfi omme-n-uus ischt, wenn's guett gohd
d 8ÖS fangt-me gad no emool e Betzeli vo vorne-n-aa; 's ischt
all no Zyt ond früe gnueg zom häägoh!^ —
(Fortsetzung folgt.)
") Anderwärts Id der Schweiz auch Cherüs; s. Schw. Id. I, 32. 557.
24
Die altschweizerische Dramatik als Quelle für
volkskundliche Forschungen.
Von Renward Braudstetter in Luzern.
(Vortrag, gehalten an der VIII. Generalversamnihing der Schweizer.
Gesellschaft filr Volkskunde, Sonntag den 7. Juni 1903, in Winterthur.)
Qrossartig, glanzYolI, märchenhaft waren die AoffQhrungen
der altschweizerischen Dramen im 16. und im Anfang des 17. Jahr-
hunderts. Versetzen wir uns in die Stadt Luzern, am Oster-
montag und Osterdienstag des Jahres 1597! Zweimal zwölf
Stunden lang, von morgens 6 bis abends 6, zieht eine unendliche
Reihe prunkvoller Bilder an unsern Augen vorüber, rauschen
die Lieder von drei Gesangchören in unser Ohr, dampft be-
täubender Weibrauch gen Himmel. Wenn z. B. das alte Testa-
ment fertig gespielt ist und das neue beginnen soll, so verkündet
ein Kirchenlehrer, als Papst verkleidet, den Anbruch der Gnaden-
zeit; aUe Anwesenden, Schauspieler wie Zuschauer, sinken auf
die Kniee, Posaunen und Harsthörner ertönen, die Donner-
maschine tritt in Funktion, in sämtlichen Kirchen der Stadt wer-
den alle Qlocken geläutet, und von den alten Türmen der Ring-
mauer erdröhnen Böllerschüsse gegen den Spielplatz hin.
Da das altschweizerische Drama eine solche Fülle pracht-
voller Bilder bietet, so hat es schon seit längerer Zeit die Auf-
merksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Die bisherige Forsch-
ung hat allerdings fast ausschliesslich die litterarhistorische and
die dramaturgische Seite des Themas ins Auge gefasst. Nun
hat aber unser altschweizerisches Schauspiel noch eine dritte
Seite, die ebenso sehr Berücksichtigung verdient, es ist dies das
volkstümliche Element, das ihm innewohnt.
Das altschweizerische Drama ist einmal ein nationales ur-
wüchsiges Produkt unseres Landes. Unsere Dichter sind, wie
Altmeister Baechtold nachweist, meist originell, Anlehnungen an
ausländische Spiele, Übersetzungen lateinischer Stücke kommen
selten vor. Luzerner Autoren wählen wohl eine lateinische Le-
gende des Surius als Grundlage, aber diese Legende umfasst nur
1 — 2 Seiten, und unser Dichter macht daraus einen Folianten.
Die altschweizer. Dramatik als Quelle für volkskundl. Forschungen. 25
Das altschweizeriscbe Schauspiel ist dann auch in dem
inn national und volkstümlich, dass es seine Stoffe und An-
3hauungen zum grössten Teil aus dem Kreise des
olkes, des schweizerischen Volkes nimmt. Dies findet sogar
ei den so zahlreichen religiösen Dramen statt. Diese, die selbst-
arstlndlich ihre Ideen aus Bibel und Legende beziehen, haben
Imlich fast immer populäre Einlagen, Gastmähler, Streitszenen,
;c., welche von den Autoren mit sichtlichem Behagen sehr weit-
ufig ausgesponnen und recht volkstümlich durchgeführt werden.
3 werden bei den biblischen Gastmählern der Centralschweiz
üechle und Krapfen, die jetzt noch so beliebten Lecker-
ssen unserer bäuerlichen Bevölkerung, aufgetischt und es wird
)r jetzt noch so geschätzte Yeltliner getrunken; hiebei wollen
ir uns erinnern, dass auch C. F. Meyer in seinem „Engelberg*^
m Feuerwein vom Yaltellin kredenzen lässt. — Der Tenor der
»Ikstümlichen Dramen und der volkstümlichen Einlagen in den
nst-religiösen Spielen ist nun meist ein derber. Im Roten-
irger Drama „Isaaks Opferung'', ruft Abraham Gottvater zu:
^enn Du mich nicht erhörst, so soll Dich, Gottvater, das noch
if dem Todbett ängstigen.^ Diese Derbheit ist zwar allgemeine
»itrichtung, aber ein grosser Teil derselben wird doch- auf das
ezifisch-schweizerische Konto zu setzen sein. Wir können zum
argleich und Beweis auf Gotthelf hindeuten, wir können daran
nken, dass unsere beiden begabtesten Minnesänger Steinmar
id Hadlaub vom feinen höfischen Sang, den sie in der Jugend
(lernt, bei erwachter Selbständigkeit zur grobkörnigen Dorf-
>e6ie übergegangen sind.
In unserm alten Drama ist drittens auch die Szenerie,
ie Landschaft echt schweizerisch. Hans von Räte begnügt sich
icht, zu schildern, wie die Arche auf irgend einem hohen Berg
:ehen geblieben, sondern sie ist auf einer „Alp" festgefahren,
riebei fallt mir ein, dass auch in Zwingiis Psalmenübersetzung
ie Landschaft ein heimelig schweizerisches Kolorit hat: Die
sbafe weiden nicht auf den Fluren Galiläas, sondern im „Gäu^,
Weht nicht ein heisser Wüstenwind, sondern der Föhn, u. a. m.
Und endlich spricht sich in unsern alten Dramen nicht
Iten ein kräftiges Schweizerbewusstsein aus. Wenn im
^arbali**, jenem bekannten Stück unseres grössten altschwei*
i'iBchen Dramatikers, des Nikiaus Manuel, die Heldin ihre
i^ersacher durch die Wucht ihrer Argumente niedergerungen.
26 Die altschweizer. Dramatik als Quelle ftlr volkskundl. Forschungen.
80 ruft die Matter, falls die Gegner es noch einmal aufnehmen
sollten :
Da solt du sie aber ^) wol usfegen
Grad wie ein polierter schwyzertegen.
Im Rotenburger Drama lobt am Schluss Abraham den Gott*
vater mit den Worten:
De hast dih ghaltä wienä Thäll. «)
Ich habe Ihnen hiemit einleitend in einigen Zügen die
Volkstümlichkeit der altschweizerischen Dramatik bewiesen. Da-
mit sind wir beim Kernpunkt unserer Betrachtung angelangt:
Was ich nur im allgemeinen angedeutet, muss ich nun im ein-
zelnen ausführen, und ich muss Ihnen zeigen, wie diese volks-
tümlichen Momente für die volkskundliche Forschung verwertbar
sind. Und da sage ich, dass uns dieses volkstümliche Wesen
der alten Dramatik in dreifachem Strahl entgegensprudelt, in
Sachen, in Worten, in Gebärden.
Erstens also in Sachen! Es ist nämlich einmal, wie Hoff-
mann-Krayer in seiner Schrift ^die Volkskunde als Wissenschaft '^
so treffend auseinandersetzt, Aufgabe der Volkskunde, die gei-
stigen, moralischen, rechtlichen Anschauungen des Volkes, seine
Mythen und Sagen, seine Sitten und Gebräuche, u. a. zu er-
forschen und darzustellen. Verweilen wir gleich einen Augen-
blick bei den alten Sagen.
Es ist bekannt, dass der reiche Schatz an alten deutsche»
Sagen, der uns in der mittelalterlichen Litteratur so glänzend
entfaltet entgegentritt, in der nachhohenstaufischen Zeit allmäh-
lich und zum Teil sehr rasch vergessen wurde. Aber gerade
diesseits des Rheins blieb das Andenken daran, wenn auch immer
trümmerhafter, so doch noch recht lange lebend. Baechtold weist
nach, dass die Gestalt Dietrichs von Bern noch um 1600 bei
uns bekannt war. Und Dietrichs Residenz Verona heisst in de»
Luzerner Verhörprotokollen noch im Jahre 1578 Dietrichs Bern.
Von Karl und Roland und der UnglQcksstätte Ronceval weis»
die Russ'ische Chronik^) und wissen andere volkstümliche Chro-
niken der Schweiz noch allerlei zu berichten. — Aus dem Volks-
bewusstsein sind nun die Ausklänge der alten Sagen auch in
unser Drama hineingerankt. Ich betone, aus dem Volksbewusst-
*) Noch einmal. — *) Wie ein Teil. — ') Der einzige Abdruck dieser
Chronik ist mangelhaft und veraltet. Rektor HQrbin-Luzern bereitet eine
neue Ausgabe vor.
Die altschweizer. Dramatik als Quelle für volkskundl. Forschungen. 27
«ein, nicht aus gelehrten BQchern, denn alle diese Anspielungen
finden sich nur in ganz volkstümlichen, urwüchsigen Scenen.
Im Rotenburger Spiel beklagt sich Gottvater darüber, dass die
Engel ihm nicht gehorchen wollen, er will sein Amt niederlegen
und fügt bei:
ich hab gschworä, seg's noh ä mahl
ä so^) kam ih föUig in runtzifahl.
Hier ist der Name des Engpasses Ronceval figürlich ver-
wendet im Sinn von „Klemme^. Als Berg gedacht ist Ronceval
am Schluss von Manuels Stück „Ecks und Fabers Badefahrt^ :
Do Egg und sin gsell Faber log,
dass sich der berg Runzefal bog.
Auf ähnliche Weise hat sich bei uns auch das Andenken
an Eriemhildens Rosengarten erhalten, im volkstümlichen
Drama, wie im Volkslied. Ein altes Volkslied von der ,, ewigen
Richtung^, das uns Tobler registriert, sagt von einem ungetreuen
freund :
Von dem du wandest *) trost erwarten,
der schlenzt *) dir selbs din rosengarten.
Und in den Luzerner Osterspielen murren die von Hunger
^nd Durst gequälten Juden wider Moses:
Schow, wie sind wir jm rosen gartten!
Müessend Lang vmbzien vnd wartten.
Wir stossen in der Dramatik sogar auf Reminiszenzen, die
weit hinter die hoheustaufische Zeit, bis ins alte Germanentum
zurückreichen. Die Werke über altgermanische Mythologie reden
auch davon, dass dem germanischen Heidentum die Zahl Neun
eine heilige oder eine ominöse Zahl war. Hievon finden wir
noch mannigfache Spuren im Volksbewusstsein der alten Schweiz.
Die Luzerner Gerichtsprotokolle aus den Zeiten der Schlacht von
Sempach registrieren, dass man sich damals unter dem Volke,
um dem Haas oder Zorn Ausdruck zu verleihen, die Epilepsie,
^das vallende Übel"^, anwünschte; nicht selten finde ich aber
protokolliert, dass „das nun vallende Übel^ angewünscht wor-
-den war. In derben Partien der Dramatik findet sich diese omi-
nöse Zahl ebenfalls, so im Luzerner Spiel vom hl. Leodegar:
*) ä 80 = mhd. ie s6, verstärktes so. — *) wähntest. — •) verwüstet.
28 Die altBchweizer. Dramatik als Quelle für volkskundl. ForschuDgeo.
Fort, fort '') dan ^) in seckellärs orden,
Ein junger Man *) nun mal verdorben
Sol dennocht nimmer sin verzagt.
Es ist nun interessant, dass das Schweizerische Idiotikon
ein ganz ähnliches Sprichwort noch lebend aus einer schweize*
rischen Mundart verzeichnet: ^En junge Ma cha nun Mol z'Grund
go und doch wider, z'weg chu/ ^^)
Selbstverständlich treffen wir auch spezifisch schweize-
rische Mythen- und Sagenstoffe in reichem Masse in der
Dramatik. Die Sage vom verruchten Spieler von Willis-
au, der, aus Unmut wegen fortwährenden Verlustes, sein Schwert
gen Himmel warf, um Qottes Seite zu treffen, worauf Bluts-
tropfen aus der lichten Höhe herunterfielen, diese Sage hat auch
Aufnahme in die alte Dramatik gefunden, sie wird im Bigandus,
der 1679 in Ölten aufgeführt wurde, erzählt. Ferner berichtet
die schweizerische Eirchengeschichte oder Lütolf in seiner Sagen-
sammlung, man habe den Wiedertäufern in Art Yorgeworfen,.
dass sie statt der Hostie eine Hummel zur Kommunion genössen,
welche Hummel aber eigentlich der Teufel sei. Auf diese
krause Volksmeinung spielt das Luzerner Stück von der Kreuz*
erfindung an, in der Stelle, wo der fanatische Romelias den
andersdenkenden Isachar anschreit:
Ein Humel hast gfressen on Zwyffel,
Das gsägno dir der schwertzist Tttffel.
Werfen wir unsern Blick auf ein anderes Gebiet, das des-
volkstümlichen Rechtslebens, so erweist sich die alte Dramatik
als wahres Dorado für den Folkloristen. Betrachten wir z. B.
einen der am meisten volkstümlichen Rechtsbränche, das Friede-
trinken und das Friedeabtrinken, ein Rechtsbranch, der
u. a. in Segessers Rechtsgeschichte oder im Schweizerischen Idio-
tikon ausführlich geschildert ist. Weon irgendwo ein Streithandel
ausbrach, so hatte jeder ehrliche Bürger, der dazu kam, Recht
und Pflicht, Frieden zu bieten. Die Formel, die dabei zur An-
wendung kam, war in Luzern nach dem Statut von 1484: „gib
Prid!**, in Unterwaldea: „Ich büt üch miner Herre Prid**. Oe*
horchen die Beteiligten dem Friedebieter, so folgt gemeinig-
lich noch ein Yersöhnungstrunk. Wollen sie aber den Frieden
') Auf und davon in die Fremde ! — ^) denn. — ') EÜn junger Mann
aus dem Orden, der Zahl derjenigen, deren Beutel leer ist, die ihr Geld ver-
lumpt haben. — '*') wiederhergestellt werden.
Die altschweizer. Dramatik als Quelle für volkskundl. ForschoDgen. 29
^geben^, so eotsteht daraus das positive mit öffentlicher
B bedrohte Vergehen des Friedversagens. Wird der
le gegeben und dann dessenungeachtet mit Worten oder
ken gebrochen, so resultiert daraus sogar ein Verbrechen,
ies Fried bruchs. In unsern Dramen also kommt dieses
lebieten sehr oft vor. In den Luzerner Osterspielen bietet
Schreiber des Pilatus, der zufällig vorbeigeht, den sich bal-
en Wächtern Friede, im Weinspiel, das von Rudolf Manuel,
Sohne des Nikiaus Manuel verfasst ist, tritt der Narr als
lebieter auf, ebenso in Peter Spichtigs Dreikönigspiel von
^ern, welches kürzlich von Bibliothekar Franz Heinemann
isgegeben worden ist. — Nach einiger Zeit dürfen die Be-
ten dieses besondere Friedensverhältnis wieder lösen, da-
1 kehren sie unter das gewöhnliche Recht zurück. Dies
lieht gemeiniglich durch einen Trunk, und das ist das Friede-
oken, welches uns u. a. das Luzerner Drama vom hl. Leo-
r vorführt: Die zwei Henkersbuben Servus und Sorbet, die
gezankt hatten, gehen ins Wirtshaus zum Friedeabtrinken:
Holla, württ, schow vns schlacker ann
Die mttesäend httt gesoffen han;
Drnm trag winn bar, dir on schad,
Das triben möcht ein müli rad. ^')
Hospes bringt den Wein.
Ich bann gwys win den aller besten,
Der machett freUd den lieben gesten.
Servas trinkt dem Sorbet zu.
Sorbett, an mich kein vnmnott hab;
Bring dir des trancks den friden ab.
Sorbet antwortet.
Schon ^^) ich der streichen dencken sott,
So gsegne dirs recht dennocht Gott.
Das Motiv des Friedebietens hat auch ausserhalb der
latik in der älteren volkstümlichen Litteratur Verwendung
iden. Im „Paradies'', einem humoristischen Produkt des
ten Luzerner Dialektdichters, des Pfarrers Ineichen, bietet
Serr dem Adam und der Eva, welche beide sofort nach
Erschaffung Zank angefangen haben, Friede:
Stille, stille, i bUte Fried,
Schreit do der Herr, sind doch an g'schyd.
') Diese gleiche Hyperbel verwertet auch unser Minnesänger Steinmar.
ObschoD.
30 Die altscbweizer. Dramatik als Quelle ftlr volkskundl. Forschungen.
Adam will nicht sofort einwilligen, er droht, er gehe in
fremde Kriegsdienste, wenn Eva ihr Maul nicht halte, aber end-
lich gelingt die Versöhnung.
Über ein ferneres Objekt der folkloristischen Forschung,
die alten Spiele und Volksbelustigungen, welche wir auch
aus den so zahlreichen Luxusedikten der alten Zeit studieren
können, giebt uns auch unser Drama eine ebenso reiche, aber
viel lebendigere Auskunft. Im jüngsten Gericht des Zugers Za-
charias Bletz werden auch die Lehrer zur Hölle verdammt, weil
sie die heiligen Pflichten ihres hehren Standes vernachlässigt
und nur an eitle Vergnügungen gedacht:
Gluckeren *'), stöcklen war ir leer,
würfflen, kartten tribeos seer,
platten schiessen vnnd derglichen,
klotz werfen, keglen
Im Rotenburger Drama „Isaaks Opferung^ gehen Gott-
vater und Abraham, nachdem sie am Ende des Spieles aufs
neue Freundschaft geschlossen, zu einer Kaiserpartie; das
Kaisern war aber das altschweizerische nationale Kartenspiel,
das jetzt durch den Jass fast verdrängt ist. — Wie populär
die dramatischen Aufführungen in der alten Schweiz waren,
geht übrigens auch daraus hervor, dass sie auch zu den Kin.
derspielen gehörten, wovon uns der jüngere Platter in seiner
Autobiographie ein reizendes Beispiel vorführt.
Recht amüsant ist, dass man aus unserer Dramatik ein
ganzes Lehrbuch der volkstümlichen Gastronomie erstellen
könnte. Es kommen in derselben viele Gastmäler vor, so enthält
die „Belagerung der Stadt Babylon^ von Jos Murer, der in der
gleichen Stadt wirkte und dichtete, die uns heute so gast-
freundlich empfangt, ein grosses Bankett, und da figurieren denn
stets und ausschliesslich die Leckerbissen, welche damals recht
populär waren, und die zum grössten Teil jetzt noch zur
Gourmandise unseres Landvolks gehören: Küechle, Krapfen,
bachner Imper**), Schlottermilch *^) etc. In der „armes
Gret^, dem volkstümlichsten Produkt des oben erwähnten In-
eichen, erzählt die Heldin, die, um einen Mann zu ergattern, den
Kanton durchwandert, sie sei auch nach Neuenkirch gekommen,
wo man das Spiel vom hl. Pius aufgeführt, und sie habe gesehen,
") Das Schweizerische Idiotikon erklärt alh» diese Ausdrücke. — *♦) Ing-
wer. — *^) Gestockte, saure Milch.
Die altechweizer. Dramatik als Quelle flUr volkskundl. ForBchuDgen. 31
wie der Heilige zusammen mit dem Teufel eine Schussel Schlot-
termilch geschmaust:
Bi Barfis ^^ so nf Neüechilch,
s'iscb nf d'Kuomedi ^^ gsy,
Der Tüfel hed e Scblottermilch
Schön knanslet ^^) mit Sant Py.
Zum Schluss dieses Abschoittes sei noch ein Kuriosum er-
wähnt, das damals seinen Einzug in die Yolksphantasie gehalten
und sich auch in der Dramatik niedergeschlagen hat. Der Lu-
zerner Leopold Cysat hat im Jahre 1661 eine für seioe Zeit
ganz annehmbare Beschreibung des Yierwaldstättersees geliefert:
»BeschreibuDg dess Berühmbten Luceruer- oder 4. Waldstätten
Sees, vnd dessen FQrtrefSichen Qnaliteten vnd sonderbaaren
Hygenschafften*". Das 24. Kap. dieser Schrift handelt ^von den
lahmen vnnd wilden Thieren, so vmb disen See gefunden wer-
den*^, und hierbei berichtet Cysat, wie einst zu Einsiedeln beim
^est der Engelweihe ein Ochse geschlachtet worden sei, der 2250
I^fand gewogen. Das Andenken an diesen Ochsen hat nun die
V^olksphantasie lange bewahrt, denn noch im Rotenburger Spiel
^Isaaks Opferung'' Yom Jahre 1743 ist von ihm die Rede, von
grosser Kraft heisst es da: ^so stark wie der Ochse auf der
^^ngelweihe'^.
Die Volkskunde beschäftigt sich zweitens auch mit der
Sprache des Volkes, nicht mit Grammatik und Syntax, denn
dieses Gebiet gehört ihrer Schwester, der Philologie, wohl aber
Xftiit vielen andern Dingen, als da sind: Bildliche Redensarten,
Sprichwörter, Fluch und Schwur, Witz und Wortspiel,
C^russ und Anrede, Euphemismen u. s. w. Hier nun liefert
^ns die altschweizerische Dramatik den allerreichsten und aller-
dchtesten Stoff und ich will gleich eine Beobachtung vorfuhren,
^6 uns schlagend zeigt, dass hier echt volkstümliches Material,
:xiicht etwa willkürliche Erfindung der Dichter vorliegt: Die
^ten Dramatiker schütten in ihren derberen Elaboraten ein
wahres Füllhorn von Fluch- und Schimpfwörtern aus; und die
ganz gleichen Ausdrücke treffen wir auch in den gleichzeitigen
Oerichtsprotokollen als Blasphemien und Injurien, die unter dem
") barfass. — ") Noch jetzt gebräuchliche humoristische Wortverdreh-
log, unter AolehouDg an „Kuh*', mhd. kuo. Das mundartliche Komedi be-
seicbnet jede Art Drama. — ^^) schmausen.
^2 Die altschweizer. Dramatik als Quelle für volkskundl. Forsch iin|i^en.
Yolke gebräuchlich wareo, eingeklagt und bestraft wurden.
Manche leben übrigens auch noch in den heutigen Mundarten.
Es ist nun« um gleich bei der Materie des Fluchens und
Schwörens ein wenig zu Ter weilen, nicht auffallig, dass hier
unser echt nationales Eeib ^^ die Hauptrolle spielt. In Rufs
Telldrama führt Gessler dieses Wort im Munde, er nennt den
Teil „der keib vnd gross vnflat^; in dem Drama ^Adam und
Heya^ vom nämlichen Autor schimpft Eain seinen Bruder einen
Keib. Recht derb klingt es unserm modernen Ohr, wenn es im
Luzemer Drama „Martyrium Apostolorum" bei Anlass der Kreu-
zigung des Andreas heisst: „das Crütz ist schon gerüst, daran
der arm keib hanngen muoss^.
Yiel Stoff zur Betrachtung liefern die Euphemismen.
Religiöse Scheu lässt es bedenklich erscheinen, den Namen Gottes,
der Madonna, heiliger Dinge leichtsinnig zu verwenden, daher
werden solche Namen durch ähnlich klingende ersetzt. Ein in
den Gerichtsprotokollen vom 14. Jahrhundert an oft belegter
Ausruf oder Fluch war Gotts Lyden. Diese Wendung
konnte man nun mildern, indem man entweder für den ersten
Bestandteil oder für den zweiten oder für beide Surrogate der
geschilderten Art einsetzte; für Gott: Bott, für Lyden: Kryden;
so entstanden die Phrasen Botts Lyden, oder Gotts Kryden
oder endlich Botts Kryden. Diese und ähnliche Yerschleiernn-
gen sind in den Gerichtsprotokollen genugsam belegt, und
ebenso in volkstümlichen Dichtungen wie in Wittenweilers „Ring*,
der 3 c 32 Götz plunder für Gottes Wunder sagt, und natür-
lich auch, im reichsten Mass, in unseren Dramen. Zuerst ver-
steht man den Sinn des Wortes Bott = nuntius noch und orthogra-
phiert den Gen. demgemäss mit is oder tts^ so noch in Binders
^Acolastus*", Vers 663, wo „bots armuot* steht. Aber allmäh-
lich verdunkelte sich der Sinn dieses Wortes, und von da an
schrieb man botz und potz. Als so der erste Bestandteil an-
verständlich geworden war, musste sich der zweite, „Lyden*,
resp. „Kryden*^, oder was es für ein Ausdruck war, die mannig-
fachsten Umformungea gefallen lassen, so ist z.B. potz Chride-
mähl daraus erwachsen, das in Luzern noch gebräuchlich ist
und auch in einem modernen Dialektdrama, in Kneubühlen
„Es gflausigs Jlocheig" Aufnahme gefunden hat. Solche Wort-
verdrehungen treffen wir nun in der Dramatik zu Hunderten.
*^) Eigentlich: Aas, beisuiulors PferdeaaB.
J
\
I>io altschweizer. Dramatik als tiuelle ftlr volkskiiiidl. Forscliungen. 33
Radolf Manuel sagt in seinem Weinspiel: botz tuft für Gotts
Tonf, botz blnost für Ootts Bluot, Spichtig in seinem Drei-
konigenspiel hat sogar: botz hundert hüender hauss.
Unter den böswilligen Anwünschungen steht der Ritt
im Vordergrund. Ritt ist die echt deutsche Bezeichnung jener
Krankheit, für die wir jetzt das Lehnwort Fieber brauchen.
Dieser Ritt nun erscheint in den Dramen meist personificiert,
als ein mythisches Wesen, als Rivale des Teufels. In Wendun-
gen, wie „Schutt dich der Ritt,*" die so ziemlich in allen Dramen
vorkommt, oder „dass im der ritt das Herz abschitt" iu Ru-
dolf Manuels Weinspiel blickt zwar die ursprüngliche Bedeutung:
das Fieber mit seinen Schüttelfrösten noch durch; aber in Zu-
sammenhängen wie .,Hol dich der Ritt; ins Ritten Namen;
Hat mich der ritt vnd teufel bschisseu^, bei Spichtig; ^Du
schnöde kutt, sehend dich der ritf", im Luzerner Leodegar, ist
der Ritt das mythische Wesen geworden. Wir wollen uns hier-
bei erinnern, dass der Ritt auch bei Boner, den Baechtold einen
<lurch und durch volkstümlichen Erzähler nennt, eine allerdings
i^nders geartete Personifizierung gefunden hat, in der bekannten
lsabel vom Fieber und vom Floh.
Als Grussformel figuriert überall das bekannte Gottwill-
Icomm, oft in abgeschwächter mundartlicher Form als „Qott-
^vrilchen*^ erscheinend. Eine eigenartige Begrüssung habe ich bei
Salat, bei Rudolf Manuel und im Luzerner „Wilhelmus" ge-
funden. Der Ankömmling begrüsst die zechende Gesellschaft
xnit den Worten: „Gott eer's Gloch**. So steht in Rudolf
IManuels Weinspiel:
Gott eer's gloch, ir lieben brüeder.
Was soll dieses ^Gloch^? Das Dictionarium latioogermani-
cum des Johann Fries giebt für ^Geloch'' die Bedeutung ^Ürte"
an'^), also meint ^Gott eer's Gloch*^ so viel als .,Gott ehre das
Zechen'' oder wohl eher die „ Zechgesellschaft ".
In reichem Masse verwenden unsere alten Dramatiker
figürliche Redensarten und zwar solche, die offensichtlich
aas dem Ansohauungskreis des Volkes herausgewachsen oder
besser gesagt, die von den Dichtern dem Yolksmund abgelauscht
sind. Es ist zum Beispiel recht amüsant, zu beobachten, wie
gerade die obenerwähnte volkstümliche Gastronomie in die dra-
^) J. Baechtold, Nikiaus Manuel, S. 451.
34 Die altseliweizcr. Dramatik als Quelle für volkskundl. Forschungeu.
matische Bildersprache hineinreicht. In den Luzerner Osterspielea
will Veronika Christus auf seinem Gang nach Golgatha einea
stärkenden Trunk reichen, einer der Henkersknechte stösst sie
aber zurück mit den höhnenden Worten:
Ja frylicb, man muoss im kUecblin bachen.
In Nikiaus Manuels Stück ^die Krankheit der Messe^ sagt;
Doktor Lügegk:
Wer kan küechlen on für und anken?
Im Luzerner Leodegarspiel beklagt sich die Meretrix, man.
müsse den Männern immer Honigkrapfen backen, d. li.
Schmeichelworte geben. — Diese Bildersprache ist überhaupt bc
den schweizerischen Schriftstellern des 16. Jahrhunderts, auel
in den Produkten einer ganz verstand esmässigen Prosa sehr b^ —
liebt, yiel mehr, als bei den gleichzeitigen reichsdeutschen Ai^b. -
toren. So sagt Yadian in einem geschäftlichen Brief: Man w^i^Sl
maynen, die sach werd on ainen blast ^^) nit zergon. Ich find e
es bezeichnend, dass das Grimmsche Wörterbuch ,,Bla8t*' m _n
dieser figürlichen Verwendung nicht kennt.
Von besonderm Interesse für den Kulturhistoriker, ab^^^r
auch für den Folkloristen ist das Lehnwort einer Spractm ■ c,
einer Mundart, denn dasselbe legt davon Zeugnis ab, wie äL^^^r
Handel und Wandel zwischen einem Lande und seinen Na<3^Hi-
bargebieten sich hin und her bewegte. Nun hat die Schw^^f z,
vor allem der gegen die Alpenpässe hin gelegene Teil derselb^sr- n, '^
stets regen Verkehr mit Italien unterhalten, daher die gras -^e
Zahl italienischer Lehnwörter in unsern Mundarten. t> '^r
Kaufherr brachte Wörter heim wie Bolete „Billet** oder K j^-
barre, dessen Verwendung sich mit dem des schriftdeutschen „Ml Mo-
neten** deckt; der Viehtreiber führte die Hundenamen Car" o,
Belle, Fido, Fino ein, dem Reisläufer verdanken wir M '«a-
statz „Ohrfeige^, italienisch niostaccio. Nun findet sieh dieses
Wort nur in den Luzerner Dramen, und nur um 1600, z. B. "Am
„Wilhelmus'': Ein mustatz gib ich dir zum grind^'). Den and^ ^fl
alten Dokumenten ist es unbekannt, ebenso den heutigen schw ^i-
zerisohen Mundarten. Und doch muss dieses nur durch die D«"^-
matik belegte Wort einst wirkliche, lebende Mundart gewe»^n
sein, denn die Dramatiker nehmen, offensichtlich, nur solc I^ö
Fromdwörter auf, die zugleich Eigentum des Volksmundes ware^^f
-'y Für: puliti.scho L'nrühe. — --) Schädel.
Die altschweizer. Dramatik als Quelle fllr volkskundl. Forschungen. 35
was, nebenbei bemerkt, ein noch nicht genanntes Moment an ihrer
Volkstümlichkeit ist.
Da also die alte Dramatik den mundartlichen Sprachschatz
in so reichem Masse yerwendet, so drängt sich die Frage auf:
Sind denn die Dramatiker nicht auf die Idee gekommen, ihre
Stücke gerade in der Mundart zu schreiben? In der Blüte-
zeit, im 16. und im beginnenden 17. Jahrhundert, ist das noch
keinem Autor eingefallen, die Stücke sind in der damaligen Schrift-
sprache, die man gewöhnlich als Kanzleisprache bezeichnet, ge-
schrieben. Dagegen weisen das ausgehende 17. und das 18. Jahr-
hundert Stücke auf, die in der Mundart verfasst sind, allerdings
in einer ungeschickt gehandhabten und besonders ungeschickt or-
thographierten Mundart. So ist das oben erwähnte Rotenbnrger
Spiel „Isaaks Opferung^ in das Gewand der Mundart gehüllt,
das Luzemer Dorfspiel von der hl. Magdalena enthält sogar zwei
Mundarten: Die Luzerner reden luzernerisch, der Berner Freier
handhabt die Mundart seiner Heimat, in Spichtigs Dreikönigenspiel
brauchen die Tomehmen Personen, Gottvater, Herodes die Schrift-
sprache, die Hirten, Vers 1776 flF, sprechen Mundart und zwar
erkennbare Nidwaldner Mundart, z. B.Vers 1996: „ysers ase liebe
Kind"^ (unser so liebes Kind).
Der dritte volkstümliche Bestandteil der altschweizerischen
Dramatik sind die Gebärden. Es ist eine Errungenschaft der
Qeuesten Zeit, das Gebärdenspiel in den Bereich strengwissen-
96haftlichen Studiums einzubeziehen. Wundt, Delbrück u. a. Ge-
lehrte wenden ihre Aufmerksamkeit dieser Materie zu, allerdings
ron der hohen Warte der Sprachphilosophie aus darauf hin-
blickend. Dass aber dieser Gegenstand auch zum Arbeitsfeld
ies Folkloristen gehört, lässt sich unschwer zeigen, ein einziges
Moment beweist das zur Genüge: Wo es sich um ernste, rein
religiöse, fremdartige Szenen handelt, da wissen die altschweize-
rischen Dramaturgen sozusagen keine Vorschriften über das Ge-
bärdenspiel zu geben, es heisst etwa bloss, ^der Apostel, der
Seiligo solle die Hände falten, gen Himmel blicken, sich de-
mütiglich verneigen'^, etc.; bei den derben Einlagen und in den
Pastnachtspielen, wo Stoff und Sprache volkstümlich sind, da
iiessen auch die Angaben betreffend die Gesten reichlicher und
lie Gebärden sind volkstümlich- urwüchsig: in der Luzerner
,Kreuzerfindung^ verleiht der Kaiser seinem Zorn gegenüber
lem Pilatus so Ausdruck, dass er ihn anspuckt.
36 Die altschweizer. Drauiatik als Quello für volkskundl. Forschungen.
Oft geben die Dramaturgen nur die Stimmung der Per-
sonen an, nicht aber die Aktion, welche eine solche Stimmung
verkörpern kann. In Bullingers ^Lucretia*" heisst es, Brutus solle
^herrlich dapffer, ernsthafft, ruch, ghrecht, oder der Bauer solle
„trurig vnd bekümmert" sein. Oder aber die Dramaturgen
schreiben beides vor, die Stimmung und die sie verlebendigende
Gebärde. So heisst es in einem zentralschweizerischen Stück
vom Tyrannen: „er ist vnwillig, schütt den Grind *". Auf ähn-
liche Weise heisst es in der „Kreuzerfiodung* von Pilatus, der
die Meldung von seiner Absetzung erhält: ^So er den brief gla-
sen, bysst er dryn, schüttlet den köpf, spricht zornig**. Und
wenn in den Luzerner Osterspielen Judas den Verräterlohn em-
pfangen hat, so „gschouwet'' er das Geld und ^gschouwets*"
abermals, zählt es und zählt es abermals, schnalzt, ruft froh-
lockend aus:
Da da ^^) nun bin ich ein stoltzer Knab
Dz ^*) ich ein sömlicbs ^*) güettlin hab. — —
Wir sind am Schluss unserer Betrachtung angelangt. Ich
darf wirklich behaupten, und ich glaube, Sie überzeugt zu haben^
dass wir an unserer altschweizerischen Dramatik eine erfreuliche
Fundgrube für volkskundliche Forschungen haben, und es
ist meine Meinung, dass man diese Fundgrube am besten mo-
nographienweise ausbeutet, sei es in der Form von strengwissen-
schaftlichen Abhandlungen, wenn man z. B. den Rechtsan-
schauungen der Schauspiele, wie etwa dem Friedebieten, seine
Aufmerksamkeit zuwendet, sei es im Kleide von Feuilleton plau-
dereien, wenn man etwa die Geheimnisse der altschweizerischen
volkstümlichen Gastronomie in den schweinsledernen Manuskrip-
ten unserer alten Dramatiker ergründen will.
*' Giebt (las Schnalzen wieder. — ") Dass. — *•') ein solches.
Gedichte aus der Zeit des Berner Oberländer-
Aufstandes des Jahres 1814.
Mitgeteilt von G. Tobler in Bern.
Das historische Lied wurde bis jetzt in unserm ^ Archiv^
recht stiefmütterlich behandelt. Ich nehme allerdings den Begriff
^historisches Lied^ im weitesten Sinne, und verstehe darunter
ein Gedicht, das irgend eine öffentliche Angelegenheit zum Gegen-
stände der Behandlung macht. Streng genommen können viele
solcher Elaborate nicht zu den Volksliedern gerechnet werden,
aber wie diese geben sie doch einer gewissen im Volke herrschen-
den Stimmung Ausdruck und verdienen deswegen die volle Be-
achtung des Historikers. So halte ich auch die nachfolgenden
Oedichte aus der Zeit des Berner Oberländer-Aufstandes vom
Herbst 1814 für bemerkenswert. Über das Historische ist zu ver-
gleichen J. Hodler, Geschichte des Bernervolkes : Die Restaurations-
zeit I 253—291 ; Hilty's Politisches Jahrbuch 1887, S. 243—253;
A. V. Tillier, Geschichte der Eidgenossenschaft während der soge-
nannten Restaurationsepoche 1 192 — 198.
Die Lieder befinden sich in einer handschriftlichen „Samm-
lung von Allerhand Aufsäzen, Urkunden und Aktenstüken^ von
6 Heften (in meinem Besitz). Der Schreiber ist unbekannt. Auf
dem Titel des ersten Heftes steht: „Angefangen 1815." Das
zeitlich späteste Aktenstück trägt das Datum vom 12. Dezember
1816. Demnach sind die Lieder in jenen Jahren kopiert worden.
Das erste Gedicht steht abgedruckt bei Hodler S. 275, und
Hilty S. 543, bei beiden unvollständig. Vom zweiten zitiert Hodler
S. 287 ungenau den Anfang, vom fünften kennt er S. 290 nur
fünf Strophen. Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass
als Verfasser des ersten Gedichtes der Helfer Samuel Roschi von
Interlaken gilt.
I.
Lied für die Oberländer.
(Melodie: Wohlauf Canieraden aufs Pferd, aufs Pferd.)
1. Frisch auf Oberländer ! stellt euch zur Wehr I
Es gilt jezt da» Höchste auf Erden.
38 Gedichte a. d. Zeit des Berner Oberländer- Aufstandes d. Jahres 1814.
Ob Knechtschaft und Schand, ob Freyheit und Ehr,
Ob Unglück, ob Glück uns soll werden?
Wir haben zu wählen, wir stehen am Rand,
Drum auf zu den Waffen ganz Oberland !
2. Wir haben in Jahren von Elend und Noth
Die Berner gastfreundlich beschüzet,
Wir haben mit Treu unser Blut bis zum Tod
Für ihre HeiTSchgierde versprizet.
Und nun wird Bedrükung, Verachtung und Hohn
Uns freyen Männern zum schändlichen Lohn.
3. In altern Zeiten, da rings um uns her
Zwingherrschaft die Völker noch schrekte,
Und kümmerlich sich der jezt trozige Bär
In seinem Aarwinkel verstekte,
Schon damals vereint in glüklichem Band
Die Freyheit uns V^ölker im Oberland.
4. Und jezt, da Europa der Freyheit sich freut,
Jezt da sie im Vaterland thronet,
Jezt — wo sie vom Oligarchismus befreyt.
Im Waadt und im Aargau froh wohnet —
Jezt sollen wir Männer auf ui-freyen Höhn
Dumm Knechtisch den Launen von Junkern fröhn ?
5. Die Männer, die ftlr uns mit redlichem Muth
Die Wahrheit zu sagen es wagen.
Die der Alpensöhne vortrefflichstes Guth,
Die Freyheit, in warmer Brust tragen.
Die werden tyrannisch in Kerker geschleppt.
Ha! Oberland ach! W^as hast du erlebt!
6. Und wer ist's, der's waget uns also zu schmähn ?
8ind'?i unsere rechtmäss'ge Regenten?
Ach Nein ! eine Rotte Patrizier-Söhn,
Erschöpft an Finanzen und Renten ;
Verworfene, denen ja alles ist feil.
Die Schweizerehre, des Vaterlands Heil !
7. Sie selbst verdrängten rebellischer Weiss
Die von uns erwählten Behörden,
Und schakkerten Jüdisch um jeglichen Preiss,
Um uns gleich vierftissigen Herden,
Zerstörten selbstsüchtig mit frevlender Hand,
Die glükliohe Eintracht im Schweizerland.
8. Drum auf, Oberländer! stellt euch zur Wehr!
Es gilt jezt das Höchste auf Erden !
Ob Knechtschaft, ob Schand, ob Freyheit und Ehr,
Ol) Unglük, ob Glük uns soll werden ?
Wir haben zu wählen, wir stehen am Rand,
Drum auf zu den W^affen, ganz Oberland !
Gedichte a. d. Zeit des Berner OberlHiider-AufstaiKles d. Jahres 1814. 3^
II.
Den Gefangeoen zum Grass.
(Bey der Rückkehr der Oberländischen Staatsgefangenen,
zu ihrem Willkomm von den Mädchen im Bödeli gesungen, al&
ihnen grosses Volk entgegen gieng.)
(Melodie: Freut Euch des Lebens.)
1. Freunde willkommen
Hier in der Heimath Schoos,
Lange beweinten
Wir euer Loos.
Weil ihr nicht sklavisch vor dem
[Huth
Des Junkers kröchet, Schweizer-
[muth
In Wort und Thaten zeigtet, gab
Man Hochverrath Ench SchuM.
Freunde willkommen u. s. w.
?- Von Weib und Kindern wegge-
[schleppt,
Weil freyer Sinn noch in Euch
[lebt
Warf man in dunkle Kerktn* Euch
Und spottete des Recht's.
Freunde willkommen u. s. vv.
3. Doch mannlich wiederstandet ilir
Der List und Drohung fUr und für
L^nd kehrt von Freunden froh be-
(grüsst,
Geliebte, noch nach Haus.
Freunde willkommen u. s. w.
4. Mit Sang und Kränzen grlissen wir
Euch froh, und schwören Freyheit
[dir
Zu leben dir zu sterben, stets •
Der Kriecher Feind zu seyn.
Freunde willkommen u. s. w.
5. Auf Euch als unsers Volkes Zier^
Auf unsre Stiizen sehen wir
Ihr Gatten, Brüder, seyd nur frok
Seyd hei-zlich uns gegrüsset!
Freunde willkommen u. s. w.
IIL
Trinklied. (Nach erfolgter Heimkehr der Gefangenen.)
(Melodie : Herr Bruder dir zu Ehren, u. s. w.)
l - Herr Fischer '), Euch zu Ehren
Trink ich mein Gläschen aus !
Sollt auch ein Liedlein liören
An unserm frohen Schmaus.
Herr Borter auch daneben,
Euch schHzt ja jedermann,
Ihr beyde sollet leben
Auf stosst die Gläser an !
Hailoh! Hailoh! Hailoh! Hailoh!
Bey uns gehts immer so !
Wir alle sind voll Trauer
Dass Euer Regiment
Nach allzukurzer Dauer
»Schon gieng zu seinem End.
Euch pries man ohne Kasten
Als Junker May uns noch
Regierte — leicht die Lasten
Und sanft war euer Joch.
Hailoh ! u. s. w.
^) Anmerkung des Ko])isten. Amtsstatthalter und «gewesener
Bäreuwirth zu Brienz. Die Oberländer l)ehaupteten : Fischer und Borter
haben den Oberamtmann May geleitet. Als aber Herr Jenner das Amt Inter-
lacken übernahm, minderte sich deren Einttuss mächtig.
40 (^(HÜclite u. d. Zeit des Berner Oberländer-Aiitstandct) d. Jahres 1814.
Nun leider ist's nicht so !
Auf! munkelt nicht so leise!
Laut preisen soll mein Lied
Wie Thonnann^) damals weise
Die Bök und Schaafe schied;
Wie sein erlauchter Schwjv^er
Der tretle Hinkend Bott
Kek kesselte, als schlag er
Zehn Jakobiner t<)<lt.
Hall(>h I u. s. w.
Ach ! blieb es immer so
Als Junker von Bonstetten
Uns väterlich geliebt
Das böse Kind zu retten
Der Vater Schläge giebt.i
Da stellet ihr als Väter
Des Vaterlands Küch dar,
l'nd züchtigtet, wie» Wetter
Der bösen Kindlein Schaar.
Ilalloh !
5. Wie waren wir so froh !
Wie hat siehV nun verschlimmert,
Seit ihr nicht mehr regiert !
Hört ihr, wie jeder wimmert
Dass ihr uns nicht mehr flihrt?
Herr Jenner lohnt die treuen
Verdienste nicht, will nicht
Dass wir uns hocli erfreuen
Ob etierm froh (Tesicht.
Hailoh! Hailoh! Hailoh! Hailoh!
Ach ! wttni es wieder cho.
(3. Lasst nur den Muth nicht fahren.
Wir werden wie<ler frey!
Will's Gott ! nach ein paar Jahren
Kommt uns ein zweyter May!
Es giebt gar Mancher Junker
Von dieser Art in Bern :
Nur her zu uns ! und stunk er
Wie Bok — wir sehn ihn gem.
Hailoh! Hailoh! Hailoh! Hailoh
Bt^v uns geht's immer s»».
IV.
May-Lied (beim Abzug des Oberamtmanna gesungen).
(Melodie: Jez geh ich nicht mehr heim u. s. w.)
Marsch ! Marsch ! Herr May ganghey !
Mer bruclie setig Lüt nUt meh.
Marsch ! Marsch I Herr May gang li<\\ !
.Mer bruche dl niU meh :
Du bist an üs key Vater g'sy,
Hest iis behandlet wie (bis Vieh,
Drum Marsch! Herr May gang hey,
l'nd iss jezt B^rnerbrey!
Mjirsch ! Marsch ! 1 lerr May ganghey !
Mer gseli dl alli Irendig gab,
Marsch ! Marsch ! Hi'rr May ganghey,
Du bist nit üse Mal
Du h«»sr nur uf di Xuze g'luegt,
l'nd was den Herren z'Bern eintrug.
Drum Marsch ! Herr May gang liey,
r schauidi fV nv clilev !
3. Marsch! Marsch! Herr May gang hey! —
S'ist gut wenn soll ig use ga,
Marsch ! Marsch ! Herr May ganghey I ^
Dass num o schnuufe cha.
Nimm diner G'selleu fry o mit
Das Lumpenzeilg brauchen mer nit._
Marsch ! Marsch ! Herr May gang hey ,*Br
Samt diner Kum])eney!
4. (Tiang hey. Herr May gang hey!
l'nd säg sie solle naidie cho
Dort aus der Schreiberey,
Mir sys gar herzlich froh ;
Nimm mit dys ganz Spionenheer
Landjäger, Spengler 2), Statthalter^
(iath ortli zäme liey,
Voran der Mussjö May !
') Anmerkungen des Kopisten. Vormaliger Oberamtmann undausser — -
or«ientli<-her Kegierungskonimissär Ijerief einmal die getreuen Vcirgesetzten^ *
mit Ausschlus.s derieiiigiMi in di»» man Zweifel sezte. Krsteren wurden GoM-
münzen ausgetheilt.
') Der Amtsclireiber von Interlacken, Jakob Schärer von ThuD, ist Suhir ^
♦'Ines Spenglers oder Kesslers und mit der Tochter des Statthalters Fisdie^^
verheyi-MtlHf. xMan wart" ihm besonders <ias Spionieren vor. Die I^JuidleHib^*
hatten es schon Irüher nicht genu^ gesehen, dass einer von Thun und nich ^
einer aus dem Amte s»»lbst Amtsschreiber gewonlen.
Geiiichte a. d. Zeit des Berner OberlUnder- Aufstandes d. Jahres 1814. 41
Marsch ! Marsch ! Herr May ganghey !
Je wyter as du vo-nis bist
Mi laube 0 brist May,
Je lieber es is ist.
Du best fast alli taube g macht,
Hest is i grosse Schade bracht,
My Junker Obrist May,
Aus hiter Tyraniiey.
Pack uf Herr May, gang hey!
Denn hie bist du nur Aergerniss ;
Ich schwor's bey meiner Treu,
Dass du nit geachtet bist :
Hest User Lüt i d'Kerker g'hyt,
Bigott für nüt u wieder nttt,
l)nnn pak di nur, Herr May,
Dass wir is freue cheü !
Adie ! Herr Mussjö May I
Adie I Adie ! Herr Oberist I
Adie I Herr Mussjö May,
Gut dass bald von-is bist ;
0 wäret du doch nie zu nis cho,
Wie mänge Traurige war jezt froh
r)y8 Gwftsse, Junker May,
GitlJ, plagt di doch e chlei?
8. Du weist es Junker May,
Wo du hie Landvogt wonlen bist,
Wie glQklich u wie frey
Das ganze Land g*sy ist.
Kennst du o üsere Elend jezt ?
Und weist du, wer no gTange sizt ?
Wer ist die Schuld, Herr May ?
0 Junker ! du allei !
D. Drum allong ! fort Herr May !
Hier ist dy Rok u hie di Huth !
Fort ! Fort ! u mach di hey,
So laub dier Lyb u Guth !
Mer zieh'n dir alli d'Kappen ab,
Gott bhüti, May ! du ziest jezt ab.
Juhe ! der May geit hey,
0 freO di, gross u chley !
V.
Wie gehts jezt in der Welt?
(Melodie : Bekränzt mit Laub u. s. w.)
NB. Das Lied ist gleich Anfangs mit den Anmerkungen erschienen.
1. Umhängt mit Flor den umgestürzten Becher
Und trauert um ihn her.
In ganz £Uro])ia, ihr Herren Zedier,
Haust Despi)tismus ') schwer.
2. Er kommt nicht aus der Schule wahrer Weisen
Aus Unstern Köpfen nur;
Hm mögen wohl die Bonzen'^) heilig preisen:
W^er baut auf Btmzenschwur ? ^)
3. Das Last<'r zeuget ihn in seinem (Trimme,
Des Eigen nuzes Sohn.
Er lobt sich selbst mit feiler Pfatfenstimme
Hoch von der Dummheit Thron.
*) D e s j) o t i s m u 8 heisst <liejenige Kegierungsart, wo der Herrschende
** aller Gesetze überhebt, und Land und Leute so regiert, als ob sie nur
**cinem Vortheil oder Kui-zweil da witren. Die Unterthanen pflegen sich
'^^*y selten wohl zu befinden.
^) Bonzen sind in Japan die Klasse der Eingeweihten Priester, die
^ der Einfalt und dem Aberglauben des Volkes mannigfaltigen Nutzen zu
'''^c»n wissen.
*) Man glaubt nämlich, die Bonzen machen sich nichtts daraus, Eide
^•* heilige Zusicherungen zu brechen, weil sie den (4rundsaz haben: Ge-
'^ fingen Eid thut Gott leid.
42 Gedichte n. d. Zeit des Berner Oberlilnder- Aufatandeft d. Jahres 1814.
4. Die Freyheit treibt er fort aus allen Reichen ;
Wie Nebel dicht und schwer
Muss ihm das Licht der goldnen Sonne weichen,
Hell wirds nicht um ihn her.
5. Die Schweizerberge zum Exempel tragen
Ein Volk, sieht aus, wie frey ;
Ists aber nicht ; Es darf nicht einmal klagen.
Wie ihm zu Muthe sey.
6. Im Oberlaml am Fuss der Alpenfinie *),
Wie Hchön Natur auch sey.
So herrscht doch dort mit nie entwölkter Stirne
Despoten-Iludeley.
7. Man schafft in Bern statt fi*eyer Vi»lkeswahlen
Nepoten-Regiment ■*).
Das Volk ist höchstens etwa gut zum Zahlen,
Sonst wird ihm nichts gegönnt.
8. Tief muss es sich vor Ihro Gnaden*) büken,
Vor Stadt und Republik,
Und will es etwa Vorstellungen', »chiken
Schrekt man's mit Macht zurUk. ^)
9. Frisch auf Soldaten ! steiget rasch zu Wagen ! ^)
Dort giebts Exekution.
^ IfV
♦) Firne hoissen die höchsten (lipfel der Eisgebirge.
^) Nei)oten-Regiment heisst eine solche Regierung, wo nur
Brüder, Schwäger, Vettern und Verwandten gewisser Familien zu a^ ■♦*"
Staats-Ämtern un<l Ehren gelangen, ohne vorhcM-gehende Prttfimg, ob ci"^'**''
auch dazu filhig sey.
*) Der Titel Ihro Gnaden! will eigentlich sagen: Das Volk kö«- "^"^^
von Rechtswegen nicht« von der Regierung verlangen, sondern müsse a "•^»'*
al.«* Gnade annehmen.
') Wie zum Beyspiel die Vorstellung vom 25. Äugst 1814. von ^^
Tartikularen und mehrern versammelten Gemeinden aus dem Oberla^^*^"^
unterzeichnet.
^) Die (M)erhringer jener Vorstellung mussten auf der Stelle Beni ^^^^»'''*
las.sen, und die Ehren-Namen von Verräthem und Jakobinern mitnehn ^<*"
'•) Die Soldaten wurden auf Wägen nach dem Oberlande geführt. "°*
jreacht der Herr Oberamtmann May und die Regierungs-C'^nnmissaiien hc^' '"-
gelobt hatten, es sollten keine Soldaten gegen die Oberländer gesell ^*^^
werden, und diese darauf sich ruhig verhalten hatten. Herr Oberst Effinr^^'''*
d«*r die Exekution kommandirte, äusserte sogar, er wflnsche W^iderst^'"'
zu finden, damit er das Nest Unterseen verbrennen könne. Herr Haup/xtf-
von Bonstetten als er aus dem Schiffe beym NeUhans an's Land stieg, sagte:
, Jetzt sind wir da, wir wollen alle auffressen, wenigstens 40 müssen ^
liangen werden." l'nd Herr Landvogt May hatte früher ge<1roht, das (ie"
.«infiel mit Kariiitsrlien aus einander zu jagen.
Gedichte a. d. Z e\t des Beraer Oberländer- Aufstandes d. Jahres 1814. 4ä
Rebellen prügelt, lasst in Fesseln schlagen ! *"j
Ihr kriegt noch guten Lohn.
10. Passt auf Spione!") schmiert ihr Pamphletschreiber!* 2)
Euch winkt auch Sündensold !
Wir bleiben Euch, verkappte Schelmentreiber**)
In allen Gnaden hold!
11. Seyd auch nicht blöd, ihr Diener auf den Posten!**)
Entstehe Schweizerfreünd ! **)
Und sollt es uns auch schwere Summen kosten,
Wir honorieren blind. '^)
*") Zur Beruhigung des Volkes Hess nachher Herr Effinger wacker Prügel
istheilen, der arme Zimmermann Wieder, dessen Frau ein Halbjahr zuvor
egen willkührlicher Einsperrung wahnsinnig geworden, erhielt auch seine
)rtion. Herr Lieut. von Büren 21. Jahr alt, wollte sogar einmal den acht-
iren Landsekelmeister Peter Seiler aus eigener Autorität abprügeln lassen,
err Landvogt von Muralt drohte dem Herrn Handelsmann Eggimann, Mit-
ied der Räth und Burger in Thun mit 12 und 25 Stokschlägen.
") Man rechnete, dass im ganzen Canton über 600 Spione angestellt
yen. Diese heissen dann auch ZehnbHzler, weil sie von jeder Angabe Bz.
) Lohn erhalten.
*2) Pamphletschreiber heissen Leute, die zu Gunsten einer Politischen
iirthey kleine Büchlein schreiben und druken lassen, dergleichen bekannt-
*.h viele in Bern erschienen sind. Die Regierung pflegte die, welche zu
ren Gunsten schrieben aus dem Staat ssekel schön zu belohnen.
**) Die verkleideten I^andjäger sind eine bekannte Landplage.
*♦) Jedermann kennt die den Postbeamten auferlegte eidliche Ver-
licbtung, alle ihnen verdäciitig scheinenden Briefe an den Oberamtmann
iszuliefem, der sie dann heimlich erbricht. In Bern besorgte dieses Ge-
häfk Herr Geheimrathschreiber Benoit und Herr Verhörrichter von Watten-
yl, wechselweise.
**) Der Schweizerfreünd war ein auf Veranlassung der Regierung ent-
andenes Volks-Blatt, das in Fabeln, Verschen und Geschichtchen aller Art -
as Volk belehren sollte, wie gut es regiert werde. Auch wird es, so wie
ie Bemer Herren-Zeitung, mit offiziellen Einsendungen aller Art beehrt,
'ffiziell nennt man das, was die Regierung mit ihrer Unterschrift erlässt.
tey den öflfentlichen Zeitungs-Artikeln fehlt jedoch meist die Unterschrift
nd in diesem Falle kennt man sie sogleich daran, dass sie unberufener
Veine die Regierung in einem gar vortheilhaften Lichte darzustellen suchen,
der über bekannte F>eignisse Erzählungen enthalten, welche dieselben so
arstellen, wie die Regierung wünscht, dass man sie glaube.
**) Honorie[re]n heisst bezahlen; da aber ein Schriftsteller nicht so wie
in Holzhaker um's Tagelohn arbeitet, so nennt man die Gebühr, die ein
chrifbteller ftlr seine Mühe und Kopfarbeit erhält: Honorar d. h. Eliren-
>Id. Wenn aber ein Schriftsteller gar noch die Kunst versteht, eine schlimme
ache als gut darzustellen, so muss man ihm billig mehr bezahlen; weil er
)er hiebey gewöhnlich gegen sein besseres Wissen und Gewissen schreibt,
) nennt man denn spottweise solche Bezahlung Sündensold.
44 Gedichte a. d. Zeit des Berner Oberländer- Aufstandes d. Jahres 1814.
12. Eröffne deine engverwahrten Klansen
0 Bemischer Spital!*'»
Dort müssen künftig Philosophen *^) hausen.
Die denken liberal.
13. Bleib immer wach und ernst, Censurbehörde *^) .
Und streich mit keker Hand !
Mit Chinas Mau'r rings um versehen werde 2")
Das freye Bernerland.
14. 0 hör nicht auf mit allem deinem Treiben,
(4eheime Polizev ! *M
*') Im hintern Theil des Spitals zu Bern sind die bürgerlichen G<
tangnisse, viilgo Spinnstuben genannt, und auf der andera Seite die eigen
liehen Staatsgefangenschaften unter dem alten bekannten Namen derCrimina
Zellen angebaut. Dorthin wurden die von dem bernerischen Appeilationi
Oericht verurtheilten Thuner, Simmenthaler und Oberländer gebracht, i
sind meist alles angesehene Leute, Kathsherren, Statthalter, Sekelmeistt
und denen es jezt wehe thut, je zu zwey in engen wohlvergitterten Kerke
stübchen wohnen zu müssen: doch dürfen sie alle Tage eine Stunde lang i
einem mit einer hohen Mauer umschlossenen Hof spazieren gehn, in weichet
auch die Schweinsstiille angebracht sind.
*sj Philosopiien und Liberale wenlen die genannt, welche <iie gegei
wärtige Regierungsart nicht unbedingt billigen. Es ist sonderbar, das» m»
jene zwey Benennungen sogar zu Schimpfnamen erniedrigt, da doch di
grössten Milnner eines jeden Jahrhunderts sich eine Ehre daraus machtei
mit jenen Namen belegt zu werden ; und man doch gewöhnlich seine Feind
nicht mit Ehrennamen tituliert.
*'^) Censurbehörde ist diejenige Commission, die darüber wachen sol
dass das \'olk nicht etwas zu lesen bekomme, wodurch es in den Stan
gesetzt würde, seinen Zustand mit der bessern Lage anderer Völker zu vei
gleichen, o<ler wodurch es auf den unglücklichen Gedanken gebracht wej
den könnte, dass es auch etwas zu der Regierung zu sagen habe. In alle
im Kanton erscheinenden Schriften muss daher der Onsor solche Stelle
durchstreichen und diese dürfen alsdann nicht gedrukt werden. Auch dürfe
keine fremde Drukschriften verkauft werden, ehe sie der Zensor gelese
hat. Gegenwärtiger Censor ist Herr Wurstemberger von Wimmis.
20) China ist eines der berühmtesten Reiche Asiens. Es ist von de
Nord- und Westseite mit der berühmten 500 Meilen langen und aus Ziege
steinen vor 2000 Jahren erbauten Mauer umgeben. Eine solche Mauer u
sehr nüzlich und hindert, dass nichts über die Grenze komme, was die Rc
gierung nicht im Lande haben will. Bildlich kann man auch von einei
Lande, desr*en Grenzen mit Landjägern und Spionen bewacht sind, sagei
es .<ey mit einer Mauer umgeben.
2*) Eine geheime Polizey ist eine gar gute, aber kostbare Anstal
Man vernimmt dadurch alles was in den Wirthshäusern, Leisten, Gesellschafte
und selbst in Familienzirkeln geredet wird. Der jetzige Chef ist der Vei
hörrichter von Wattenwyl von Malessert, unter der Leitung des obige
Herrn Wurstemberger. In Luzern versieht diesen Ehrenposten Herr Obersi
Gediclite a. d. Zeit des Berner Oberlilnder-Aiifstandes d. Jahres 1814. 45
La8S frech hiuaus in alle Länder schreiben,
Wie man hier glüklich sey. 22)
15. Treibts nur so fort, geheimer Kath ! ^^) berufe
Nicht oft den grossen Rath ;
So bleibst du hübsch zu oberst iiuf der Stufe
Bis nach gelungner That.
Heut. Göldlin, ganz nach dem Plan Mrhh. In Freyburg lässt sich Herr Gross-
weibel Chollet in diesem Fach instruiren. In Solothurn stehts böser nn*t dem
{?eheinien Spionieren, weil der Chef unter dem Pantoffel seines Weibs und
ihres Beichtvaters steht.
^^) Man erinnert sich unwillktihrlich an das Adressensi)iel, was von der
l^«*gierung getrieben wurde, indem man die Zeitungen mit Adressen der
^''gebenheit und Anhänglichkeit anflillte, welche die Regierung von den Ge-
"öebden erhalten haben wollte, und wovon die Gemeindsgenossen gewöhnlicii
•*r8t etwas erfuhren, wenn sie dieselben gedrukt lasen. Nach den Oherländer-
^nruhen iieng das Adressenspiel von neuem an, damit die Regierung be-
^«^ise, wie sehr Ihr das Volk anhänge und jene Unruhigen misbillige. Frey-
'*ch machen die darinn unterzeichneten Gemeinden bey weitem nicht die
'^iiJfte der Einwohnerschaft, selbst nur des Amtes Interlaken aus; allein im
-^^slande weis niemand ob die Ed* Gemeind Sundglowen nur 3 Haushaltungen
''*be oder nicht, und ob der Obmann W^yss die Gemeinde Isentiuch, in
'•^ren Nahmen er unterzeichnet, wirklich versammelt hab«» oder nicht ? Bey
scjichen Gelegenheiten müssen dann auch die I^andpfarrer besondert thätig
*^yn, und im Schloss Interlaken wird den Sammlern solcher Adressen z. B.
^^orrichter Jaun von Battenberg, rother Wein und Fenchelschnitten serwiert.
Aiicli kommt es auf ein StÜk Geld nicht an, wenn etwas Gutes zu Stande
^^tninen soll. Ganz kürzlich wurden durch <len eigends hiezu abgeordneten
"'^. Ratbsherrn Thormann von Interlaken Medaillen an die gutgesinnten
▼ orgesezten des Amtes Interlaken ausgetheilt, wobey die Wohl Ehrwürdigen
* larrherren von Grindelwald und Batenberg für ihre politischen Umtri(d)e
^Uch ein paar schöne Goldstüke abfiengen. Die getreuen Vorgesezten wurden
^^' dieser Grelegenheit von denjenigen, welche für das Wohl des Landes ge-
^l>it>chen, wie die Schaafe von den Böken gesondert, und die erstem sogar
^Ur Tafel gezogen und abgefüttert. Solche treffliche Massregeln beurkunden
^^'J ächten und angeboiiien Regienmgs-Verstand.
2') Der geheime Rath ist die bernerische Inquisitions-Behörde. Die «ou-
^ ^Htne Gewalt in gesezgebenden, administrativen und richterlichen Sachen
*^^*ii<l nach der alten Verfassung eigentlich beym grossen Rath, oder dem
**5lth und Burger. Um aber demselben die Geschäfte zu erleichtern, hat sich
. ^•^ Geheime Rath im Sommer 1814 Vollmachten erbetten und auch erhalten,
^^ l?^olge welcher er nun thut, was er will, ohne jemand Rechenschaft zu
^^t^en. W^er daher etwas will, der muss beym geheimen Rath ankloi»fen.
*^f^lbe besteht aus 5 Mitgliedern, nämlich den beyden gnädigen Hrn. Schult-
^^Bcen, dem Hrn. Sekelmeister Jenner, Hrn. Rathsherr May und Hrn. Censor
''^^rrtem berger. Der grosse Rath wird seit jener Zeit gar selten versammelt
**'*<1 ihm die Sachen gewöhnlich erst berichtet, wenn sie nicht mehr zu
'^^ern sind.
46 Gedichte a. d. Zeit des Beriier Obeiiäiuler-Aufstandes d. Jahres 1814.
16. Schik nur Agenten aus in alle Welten, ^*)
Verschanze deine Stadt ! >^)
Das ganze Volk muss es zulezt entgelten,
Giebts nur Argau und Waadt. 2«)
17. Schik Geld nach Schwiz, schik aus nach Unter>\'alden *'}
Nach Freyburg, Solothurn "j,
Es muss das Afifenvolk auch endlich mit dir halten,
Troz allem Schreyn und Murr'n.
18. Und schwiege dann im Unterthanenlandt^
Nicht jedes Mäuschen still,
So schimpf, und sprich von Jakobinerbande,
Die selbst regieren will.
19. In Zürich auch muss man Intriguen spielen ;
Wo kämen wir sonst hin ?
Die ganze Schweiz muss unsre Tttke fühlen
Und tröhnen unserm Sinn.
20. So geht es dort im lieben Schweizerlande
Wo man von Freyheit spricht.
Umsonst sucht ihr der Eintracht holde Bande,
Man tindt auch Freyheit nicht.
21. Nach Deutschland daif man wohl auch keinem rathen
Der aus nach Freyheit geht,
Da giebts nur Durchlaucht, Exzellenzen, Gnaden
Und etwas Majestät.
*^j Nach Wien Hr. Rathslierr Zeerleder, nach London Hr. alt Schulthe-:^S
Fieü<lenreicli und Banquier Haller, nach Frankreich Hr. von Graffenried v —^
Blonay, und früher Hr. Landvogt von Muralt von Thun, woran sich c^i^
.Staatskasse wohl erinnern wird.
2^) Bekanntlich sind im Herbstm. 1814 zwey Verschanzungen vor d^=^
untern Thore mit grossen Kosten aufgeworfen worden.
") Die Wieder-Erlangung der Cantone Argau und Waadt und die Zurl— -*•
führung der ehmahligen Unterthanen-Verhältnisse, besonders aber der Gen^t—^
der Einkünfte v(m den elimals dort befindlichen Landvogteyen sind ^^^
Achse, um die sich das ganze i)olitiHche System drehet.
2') Es ist bekannt, das» in Schwyz im Sommer 1814 plözlich viele Ben» ^^
l)ukaten in Umlauf kamen, und dass Schwyz und Nidwaiden plözlich ^*
]>olitisclie8 System geändert u. auf der Tagsazung mit Bern gestimmt hab-^^'^
25 j Frey bürg un<l Solothurn haben eine ähnliche Verfassung wie B^J^*^-
und desswegen schikt man bisweilen ehrbare Rathsboten dorthin, um je***^
Stände in d(»r wahren Kegierungskunst zu unterrichten, oder um ihnen cl/^
Augen über die grossen Vergehungt^n ihrer politischen Verbrocher zu öfn«*!'-
Gegenwärtig betindet sich der liathsherr Mutach, vulgo der Schwarze, »d
Solothurn, um sein möglichstes zu thnn. dass seine schon im Jahr 1804 er-
probte Ilenkerslust befriedigt werde. Freyburg holt seine Weisungen durch
wöchentliche ("ouricrc von Bern.
Wett<»r8egen. 47
22. In Spanien tobt der rechte Herr Philister,
Und Fernand brüllt umher
Drum morden auch daselbst die Hohenpriester
Der heiligen Kirch zu Ehr.
23. Von Wien, von Wien, da rufen edle Brttder,
Da kommt uns Freyheit noch ! ^9)
Herab den Flor und füllt die Becher wieder,
Sie lebe lange hoch !
24. Und trinkt ihn aus und lasst in allen Wegen
Der Freyheit Fahne wehn
Und jauchzt dem Frieden jubelvoll entgegen :
So niuss 's, so wird es gehn !
Wettersegen.
Mitgeteilt von S. Meier in Jonen.
Bricht in der Nacht ein schweres Gewitter los, so stehen
hei' and Kellerämtler auf, kleiden sich an und versammeln
in der Stube, um durch lautes Gebet die Blitzgefahr vom
se abzuwenden. Wo ein „ Wettersäge ** vorhanden ist, so
er hervorgenommen und von einem Familiengliede vor-
sen. Ein solcher einer gewissen Bauernfamilie gehöriger
tersegen ist uns momentan zur Hand. Es ist dies ein Blatt
18 Papier, Gross Folio (43 X 35,5 cm). Die obere Hälfte
alben trägt den Titel: Katholischer Haussegen des heiligen
itels Jakobus. Darunter steht in grobem Holzschnitt ab-
Idet die hl. Dreifaltigkeit (Gott der Yater mit der Erdkugel
dem Schoss, in der rechten Hand ein Szepter, auf dem der
3eist in Gestalt eines die Flügel ausbreitenden Vogels sitzt,
gegenüber der Heiland mit dem Kreuz). Sechs kleinere
»chnitte, wovon zwei zur Linken, zwei zur Rechten und
zu den Füssen, stellen dar: Jesus, Joseph, Maria, Angelus C,
Btus am Kreuz, Kaspar, Melchior, Balthasar. Der Glorien-
in der Dreifaltigkeit ist mit Dreiecken von Goldpapier beklebt;
gleichem Papier beklebt sind auch das Kreuz auf dem Bilde
') Von dein Congnvsse und drm allgemeinen Frieden in Wien erwartiMi
die unterdrükten Völkersiliaften der Schweiz ihre liettung.
48 Wettorsegen.
der Dreifaltigkeit und der Stern der drei Weisen aus dem
Morgenlande, mit hochroten, bezw. dunkelgrünen Papierschnitzeln
die Gewandung der übrigen heiligen Personen. Die farbigen
Papierabschnitte sollen wohl deshalb auf die Bildchen geklebt
worden sein, um letztern das Aussehen von Chromobildchen zu
geben. Der Wettsegen selbst lautet:
0 allerheiligster Herr Jesus Christus, du gewaltiger and allmächtiger
Gott des Himmels und der Erde, du König von Nazareth, du alier-
heiligster Herr Jesu Christi I du Sohn Davids, erbarme dich über dieses
Hausvolk, welches dich allezeit in seinem Gebete ehret. Gekreuzigter
Herr Jesus Christus, ich bitte dich, bewahre dieses Haus; das heilige
Kreuz, an dem du gestorben bist, beschütze dieses Hans; der Segen
Gottes komme reichlich über die Menschen, die in diesem Hause sind,
und die Gnade des heiligen Geistes erleuchte sie. Gott Vater, Gott
Sohn, Gott heiliger Geist, segnet dieses Haus und alles was darin ist,
Speise und Trank, ja alles was dem Hause zugehörig ist; Vieh und
Früchte sollen gesegnet sein. Der allerheiligste Name Jesus behüte
dieses Haus. Die allerheiligste Dreifaltigkeit beschirme und segne alle
Menschen, die in diesem Hause aus- und eingehen. Die heiligen vier
Evangelisten durch ihre Fürbitte beschützen dieses Haus, dass weder
Unglück noch gefährliche Krankheiten darin kommen: als Pest, Fieber,
Wasser, Feuer, schwere Ungewitter und Uebel, welche sowohl den
Menschen als dem Vieh schaden könnten; dieses verbiete der heilige
Name Jesus und die heiligen neun Chöre der Engel. Der Friede Jesu
Christi sei mit denen, so in diesem Hause sind. Hl. Dreifaltigkeit^
Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist, die wollen dieses Hauses
Hüter sein, und du heiligste Jungfrau Maria, bitte Gott für uns, dass
er dieses Haus vor allem Leid behüte. Die heiligen Erzengel, diese
stehen uns bei und wollen dieses Hauses Wächter sein, und die heiligen
zwölf Apostel, die wollen dieses Hauses Schaffner sein, damit alles in
dem Hause zum besten angewendet werde, das heilige Kreuz Jesu sei
über uns. 0 liebreichster Jesu! wir bitten dich durch die Kraft deiner
heiligen Krone und Nägel, dass dieses Haus verschlossen und mit den
heiligen Worten Gottes wider alle sichtbare und unsichtbare Feinde
bewahrt bleibet. 0 Herr Jesus Christus von Nazareth, erbarme dich
unser! 0 heilige Jungfrau Maria, bitt Gott für uns! 0 liebliche Mutter
Jesu, bitt Gott für uns!
0 gnadenreiche Mutter Jesu, bitt Gott für uns! Heiliger Joseph,
du Nährvater Jesu Christi, bitt Gott für uns! Heiliger Johannes der
Täufer, bitt Gott für uns! Ihr heiligen Patronen und insonderheit
auch du, 0 heiliger Schutzengel, bitt Gott für uns! Ihr heiligen drei
.Könige, Kaspar, Melchior, Baltasar und auch ihr Heiligen und Aus-
erwählten Gottes insgesamint bittet die hochheiligste Dreifaltigkeit Air
niiR, dass uns und allem demjenigen, was unserm Hause zugehört, kein
Unglück widerfahre. Dazu helfe uns Gott der f Vater, Gott der
t Sohn und Gott der heilige f Geist durch seine göttliche Gnade
und Barmherzigkeit. Amen.
i
MiBzellen. — Melangen. 4^
Unter Evrem Sohntz steht dieses Haus,
Jesus, Maria, Joseph!
Glücklich, die oft sprechen ans:
Jesus, Maria, Joseph!
Behiit dieses Haus vor Pest und Brunst:
Jesus, Maria, Joseph!
Vor Zauberei, Unheil und Missgunst,
Jesus, Maria, Joseph!
Gebt über uns den Segen allezeit,
Jesus, Maria, Joseph!
Nach diesem Leben die ewige Freud',
Jesus, Maria, Joseph!
Mache das heilige Kreuz fQr dich and über aUes, was Gott dir gegeben hat and sprich ;
Also segne mich und alles das Meinige Gott f Yater, f Sohn
und beiliger f Geist, alle drei Personen in einem göttlichen Wesen,
o du heilige Dreifaltigkeit! Damit ich dir hier zeitlich würdig diene
und dort ewig mit allen Auserwählten liebe, lobe und ehre. Amen»
Darnach sprich ein Vater unser, Ave Maria, und beschliesse es mit dem ohrlst-
lleben Olanben.
Zu haben in Einsiedeln. — Druck von A. Kessler in Lachen.
* *
*
Ein älterer, jetzt abgegangener Wettersegen von Dottikon
lautete:
„Lukas, Markus, St. Johannes, Matthäus! Wer die vier Evan-
geliste wird nänne mit Name, wird 's Wetter weder schieb no bräune*.
(Wird dreimal gesprochen und allemal ein Yaternnser ge-
betet.)
Miszellen. — Melanges.
Les sobriquets des villes et villages du Jura bernois.
Alle: «les Gras», les corbeaux. — Asuel: «les Vermeches», le»
Vers Inisants.
B(i88ecourt: « les Pateües », ceux qui battent aveo des barres de
tJer. — Bepraoni cles Reuards». — Beurnevesain: cles Gravalons:»^
les frelons. On leur donne aussi le sobriquet de «queues de poulain».
Bimlard: c les Gagueules ou gaiguelles >, fiente des chevres,
tMKTce quMtrefois on ^levait beaucoup de chevres dans cette commune.
Ax&oiirt: «les Boelons», les longs culs. Maladie des poules. —
-So» (les): «les Grema^ », les grumeaux. — Bonfol: «les Bats»,
50 Miszelleij. — M^langes.
les crapauds. Les etangs (^ui se trouvent en cet endroit sont remplia
de crapauds. On fait croire anx enfants et aux Daifs qne le < gros bat »
est encbaine ä une arcbe du pont et qu'on doit le saluer en entraot sur
le pont. Cette legende est encore tres vivante. On qualifie aossi les
gens de Bonfol de caquelons, du nom de la poterie grossiere qu'on
fabrique dans cette localite. — Bourrignon: «les Borets», canards mäles.
— Bressaucourt : « les Gueules de foue » , le« gueules de four. — Breu-
leux (les): « les Malliers», mangeurs de bouillie de farine. — Brislach:
^les Comes», parce qu'ils passent ponr etre peu polis. CVst un dicton
populaire que si on veut acbeter du drap encore plus grossier qu*a Brislacb,
il faut aller a Nenzlingen, et qne si celui-ci n'est pas encore assez
grossier, on en trouvera ä Reinacb. — Buix: «les Gravalons», les
frelons. — Bure: «les Sangliers», ä cause du sanglier peint sur l'an-
cienne banniere sequanaise de Tavocatie de Bure. — Burg: «les
Tourteaux»^ les gateaux, ä cause des armoiries des nobles de Wessen-
bergy seigneurs de Burg jusqu'en 1793.
Champoz: «les Meulons», les meules de fromage. — Charmoille:
«les noires Gouailles», les noires guenilles^ allusion a ce que beauooup
d^babitants faisaient le commerce deschiffons. — Chevenez: «les Renards».
— Chindon: « les Letcbepotcbes », ceux qui lecbent les pocbons. —
Cije^uve: « les Tiaissats », les casseroles^ les marmites. L'armoirie des
nobles de Cceuve est une dame d'argent sorlant nue d'une cuve d'or.
— Communances: «les Rainets», les grenouilles. — Corban: «les
Tcbeneilles», les cbenilles. — Corcelles: «les Fefioles», les copeaux.
— Corganont: « les Bacons >, les mange-lard. — Comol: « les
€orbe-dos», les courbe-dos, parce qu'ils pliaient devant le prince. —
Coriebert: «les Bretchelles», sorte de patisserie. — Courchapoix: «les
BreuUe-toyelles », les brule-draps. II est d'usage dans la plupart des
paroisses catboliques qu'apres Tenterrement on brüle la paillasse oü est
mort celui qu*on a enterre. On la brule sur un grand chemin pour rap-
peler aux passants qu'on doit prier pour le defunt. A Courchapoix pro-
bablement on brülait les draps du mort. — Courchavon : « les Baque-
trons » , ceux qui piquent la m . . . avec le bec. — Courfaivre : « les
Mergats », les matous. Terrae injurieux tres frequent. — Courgenag:
«les Courbe-nez». — Courrendlin: «les Piotches 3, les piocbes. —
Courroiix: «les Loups ». Les nobles de Courroux portaient le nom
de Loupeudorf ou Loutfendorf. — Court: «les Courtisans». — Courte-
doux: «les Loiips ». — Courtelarg: «les Pieds de Cabri», ou «les
Cbevrettes». — Courtemaiche: « les Pousseyais», les sangliers, comme
u Porrentruy. — Courtetelle: «les Gaiguelles», tiente de chevre. Ce
village etait autrefois renomme pour l'^levage des cbevres. — Cremine i.
« les Bcvous », les baveurs, qui ne savent pas manger proprement. —
Damphreux : «les Queues d'ecureuii >. — Damvant: «les
Deinvois», les orvets. On trouve beaucoup de serpents sur ce territoire. —
DeUmont: « les Trissous », les foireux, a cause des trois montagnes de
«es armoiries, qui ressemblent a trois excrements. — Develier: « les
Yemaises», les iimagons. Gens reputes tres leuts. — Dittingen: «les
Escargots ^. Le village de Dittingen est appele par moquerie « la ville
Miszellen. — MtManges. 51
du creux >, parce qu'il est fort rare qu'on puisse traverser le village
u sec et que les escargots aiment rhumidite. — Duggingen: «les Oars»,
a cause des nobles de Bärenfels.
Ederschwiler et Roggenbourg : < les Cloches ». Les cloches de
Roggenbonrg sonnent: < Sind zwei arme Dörfli » et les cloches de KiiTis,
en face, repondent: < Eiffis aach, Eiffis anoh». — Enfers (les): c les
Edjalais >, les geles, ä canse da feu mis aax forets pour defricher ce
pays. — Epauvillersi «les Malliers », les mangeurs de bouillie a la
farine. — J^iquerez (les): c les Piqae-merde ». — Eschert: < les Vers ».
— Ettingen : « les Ooncoos » . La tradition rapporte que les gens
^'Ettingen avaient fait fabriquer une banniere pour le p^lerinage annael
-de la Pierre. Sar cette banniere ils avaient fait peindre une colombe
-povLT representer le St-Esprit^ mais cette colombe ressemblait tellement
-» un coucou que les gens de Therwyl appelaient ceux d'Ettingen
-< les concons » .
Fahys: «les petits Bats», les petits crapauds; par Opposition a ceux
-*Je Bonfol qui sont «les gros Bats». — Fontenais: «les Tchaits», les
-^shats. — Fregtecourt: «les Vouichaits », les sales. Ce village est dans
^«.-an endroit marecagenx, abondant en sources et ses rnes sont toujours
"^res sates. On dit c'est «vouiche», c'est sale, de lä « les Vonichaits».
Fuet: «les poues», les porcs.
Genevez (les): «les Taille-fromage». — Glovelier: « les Tripets»,
'xmangeurs de tripes. — Goumois: «les Lais-Due», litt^ralement «les
J WLS Dieu ! » interjection familiäre aux habitants de Goumois. —
^jrandfoiitatne: «les Raines»^ les grenouilles, abondantes dans la r^gion.
Grandval: «les Frelons». — Grellingen: «les Erdbeerkranz»,
1^» conronnes de fraises, parce que les pauvres gens y vivent du com-
ZKxerce des fraises, des müres, etc.
Huüe (la): « les Charbonniers >.
Lajoux: «les Pous», les coqs, les amoureux. — Laufoyi: «les
^^tjgres ou les Maures ». La banniere est noire, chargee d'une crosse
-d^ Bäle d'argent. On dit que pour faire les armoiries de Laufen il
^-«affit d^avoir de I'encre et du papier. — Loveresse: ^ les Cretches »,
J ^« bottes. — Lugnez: «les Queues d'agneau >.
Malleray: « les Tcheulaires > , les avaloires du harnais. — Mervelier:
-=~ les Gravalons », les frelons. — Metteinberg: « les Tchievres >, les chevres.
^E^^ndant des siecles le fief de Mettemberg fut tenu par la famille Chevre;
cl %a restc ce nom est tres repandu dans la commune. — Mu'court : « les
U*Ä-otcbats >, les accrocheurs, terme injurieux. — Montavon: «les
B<x;af8 ». — Montenol: «les Euvenats», petits cochons de trois mois.
X^^jnis des siecles ce village a la specialite de vendre des euvenats.
— • — Montfaiu^on: « les Pinsats », les linges des petits enfants. —
^^<3ntignezT « les Queues d'agneau ». — Montmelon: «les Queues de
boTio. — Montsevelier: '< les Tchevatcheris > , les chauves-souris, parce
<l^\e de 1793 k 1797 cette commune a forme une petite republique
Sotivemee par son eure et son maire et que les habitants ne pouvaient
•^rtir que de nuit pour eviter les Frangais. — Mormont: «les Mouer-
k
52 Miszellen. — M^langes.
meuets ». — Montier, < \es Letche-potches », les-leche pochons. —
Mavelier: < les Molets ». — Muriaux: « les Mange-merde >•
Nendingen: « les Rudes >, les grossiers. — Neuvevüle: « les
Jacqaemailles >, en souvenir de la vaillance des premiera habitants de
cette ville, «les Jacqnemailles >. — Notrmont: «les Poiliers »^
chercheurs de poix, de r^sine de sapin.
Perreßtte: «les Beutchins», pommes sau vages. — Plague: « les
Magnins», drouineurs, etameurs ambulants. — Pleigne: «les Geais »»
— Pleujavse: « les Coquereilles», les escargots, oa plutot les coqaillea
des escargots. — PommeraU (les) : « lesTaivins », les taons. — Pantenet:
« lesBonrguignons », parce qn^antrefois ces gens allaient moissonner dans lea
pays etiangers comme les Bourguignons. — Porrentruy: < les Poussayes »,
ies sangliers. On dit ä Forrentroy que quand on tue nn porc, on saigne
im bourgeois. Le porc s'y appelle an bourgeois. A l'^poque du carnaval^
il est de tradition que les bourgeois tuent « un bourgeois » et mangent
du boudin, etc., ainsi que de la chonoroute avec des qoartiers de
pommes seches. Enfin vient le pät^ des bourgeois, fait de viande de
porc marin6e et de forme carree.
Renan: « les Bacons », les mangeurs de lard. — Roche: < lea
Rochets», ä cause des gorges. — Rocourt: « les Gravalons», les frelons.
Röschenz: «lesMossengumper», les santereiles, parce que, ne poss6dant
qu^un petit territoire, les gens de Röschenz sont obliges d'acheter oa
d'amodier des terres dans les environs. — Roasemaison: « les Rossignols »^
par moquerie, ä cause de leur maniere de parier cbantante et d^gr6able.
Saicourt: « les Foues», les porcs. — Saignelegier: « les Lonet-
chous », les 16cheurs, les gourmands. — St-Brais: «les Chevres». —
St-Imier: «les Moutons». — St-Ursanne: «les gros Anes». Allusion
ä l'ane de St-Ursanne. — Saulcy: «les Craitchis », les porteurs de
hottes. La craitcbe est une hotte d'osier dont les fermiers se chargent
pour apporter en ville les produits de leur culture. — Saulea : « lea
Saueres». — Sceut: «les Boutchets», les boucs. — Seieute: « lea
Boucs». Le bouc de Seieute est c^lcbre dans tout le Jura. — Seprais:
« les Tiaissats », les casseroles. — Sonvilier: « les Potets », les pots.
— Sorvilier: «les Batturies», buveurs ou mangeurs de babenrre. —
Soubey : « les Y^messes » , les limaQons. — Souboz : « les Tetes de
fo», les tetes de fou. — Soulce: «les Roquets». — Soyhürea: «les
Lievres » .
Tavannes: «les Renards ». — Tramelan: «les Tramelottes »^
celebres petites chevres blanches.
Undervelier : « les Bidets ».
Vellerat: « les Poulats », jeune« coqs. — Vendelincourt: « les
petits Anes». — Vermes: «les Breule-Tchins», les brüle-chiens. On
caut^risait, ä Vermes, les gens mordus par un chien enrag6, avec la
clef de St-Hubert. — Vicques: « les Tchaivots», vilains petits poissons
grossiers qui se cachent sous les pierres. — Villeret: «les Gros», les
corbeaux.
Wahlen: «les Geschwelten Erdäpfel», mangeurs de pommes de
terre en robe de chambre.
Miecourt. A. Daucourt, eure.
Miszellen. — MelaDges.
53
Notizen aus dem Urserental.
II.
Krenzkonobenkapelle ob Hospootal.
Als Nachtrag zu <len im V. Jahrgang dieser Zweitschrift (S. 5()— 60)
mitgeteilten Beobachtungen, seien hier noch einige volkskundliche Notizen
«lus dem Urserental veröffentlicht.
Zunächst sei hier der Grundriss einer kleinen Wegkapelle, die
längst kein Dach mehr hat und dem völligen Zeifall entgegengeht, wieder-
gegeben ; er zeigt den schon in den Katakomben, dann in der romanischen
Avie in der Renaissancearchitektur auftauchenden Typus der Kreuzkonchen-
onlage. Unser Denkmal stammt, wie ich aus Fnrbspuren vermute, aus dem
:XVII. Jahrhundert.
Das lange Fortleben altertümlicher Knnstformen lässt sich besonders
-^m sog. Eselsrücken verfolgen. Hier seien noch einige Proben dieses
Motivs mitgeteilt; sie zeigen eine in primitive Ranken auslaufende Spitze,
-Oiler sie sind mit Monogrammen oder Inschriften gekrönt, oder die Spitzen
Jos EH
Andemutt Andermfttt
<<ind durch horizontale Kinsctinitte kreuzartig abgeschlossen. Das letztgenannte
Omameot findet sich an einem alten Holzhaus gegenüber dem Gasthaus zu
'^len drei Königen und zeichnet sich dadurch aus, das» es von abwechselnd
Disentls.
M
I
Miszellen. — Melange».
roten und blauen Lilien flankiert ist. Die primitivste
Abreviatur des EselsrUckens findet sich an einem höl-
zernen TUrsturz zu Andermatt, dessen Kante nur fünf
kräftige Aus- oder Abschnitte aufiveisen, deren mitt-
lere drei die Reminiszenz an die zwei Bogen und die
mittlere, mit Kreuzchen abschliessende Spitze des Kiel-
bogens darstellen. Während im Urserental die^e
Eselsrücken den ständigen Schmuck des untersten
Wandteiles ausmachen, begegnet man jenseits der
Wasserscheide im Osten anderen Ornamenten, die
nicht auf spätgotischen Vorbildern zu beruhen scheinen
(vgl. die abg. Probe aus Disentis). Aeusserst roh.
und dem Formenschatz der Barockkunst entlehnt,
sind seitliche Fensterumrahmungen, wie sie z. B. in
Andermatt vorkommen.
Fenstenunrahmung
Andermatt
Zudem, was wir über die Steinöfen ') berichtet haben, seien noch
folgende Aufzeichnungen gefügt:
XVI. Jh. Andermatt. Bis vor wenig Jahren (um 1896) im Gasthof zu de»
drei Königen. Angebliche Jahrzahl 1651.
Andermatt Ofen von 1651. Andermatt. Ofen Ton 1691^
1651. Andermatt Gasthof zu den drei Königen, Wirtstube. In zwei Schilden
je ein Dreiberg, darauf eine Hausmarke, die Inschrift: EVA ud»
I H 8 und Jahrzahl 1651.
1680. Ilospental. Im Hause Gk)tthard Schmidts.
Hospental. Ofen von IGSO. Gez. Yon Stelnhauer Regit
1) Vgl. K. f. Lusser. Der Kanton Uri 1834 p. 127; darnach w
i^ager von Topf- oder Giltstein u. a. an der Wylerstaude oberhalb Za— —
dorf, am Gnrschen, in der Göscheneralp, im Meienthal, in Fellineo und
Miszellen. — MiManj^es.
55
HospentAl Ofen von 1680. Gez. tou 8teinbaaer Regll.
. Andormatt. Im ehemaligen Nager-Hau8, jetzt Adelr. Meyer gehöreiuU
l Andermatt. Gasthof zu den drei Königen:
H A C A M = Herr Am mann Caspar Anton Meyer.
F M A I M = Frau Maria Anna .Tosepha Müller.
l Andermatt. Gasthof zu den drei Königen.
. Andennatt. Pfarrhaus. Der Bär von ürseren unter einer Krone nebst
.lahrzahl, alles in Relief.
Weitere Oefen aus Giltstein finden sich im obern KhonetaK Oberhaupt
Vallis (Stehler, Ob den Ileidenreben p. 2«), im Reusstal und obern Rhein-
Zu Disentis hat man aus Giltstein einen Ofen in Form eines Winter-
er Kachelofens errichtet und mit dem Wappenschild des derzeitigen
es verziert.
Die Darstellung des im „Archiv" 53 abg. Ofens wird uns von kom-
nter Seite genauer erklärt: es sind Werkzeuge eines Dachdeckers. Ueber
Schlegel ist das Schindeleisen, genau so, wie es heute noch verwendet
I , abgebildet ; das dritte Werkzeug ist ein Deckerhammer, in dessen
tseite sich ein Emschnitt zum Ausziehen der Nägel befindet. Der Ofen
e<lenfalls tlQr einen Dachdecker hergestellt worden. Die S. 56 wieder-
?benen Inschriften F. A. M. B. und A. B. von 1690 und 1691 beziehen
, wie die Wappenbilder, nicht auf die Familie Bässler, sondern die
tiner.
Bezüglich der Spiele im Urserental schreibt uns Hr. Staatsarchivar
D 11 r r e r , was folgt :
„Was das S. 60 genannte Kartenspiel „Pan<luren" betrifft, so ist
lelbe in der Urschweiz keineswegs neu, sondern geht nachweisbar in's
e des vorigen Jahrhunderts zurück und hat seinen Namen von den
rreichischen Panduren erhalten, die es in den Kriegen von 1799/1800
;eführt zu haben scheinen. Es ist eine Abart des Jasses'), wobei die
>j In Bezug auf das
» Skat. (Red.)
.Bieten" hat das Spiel auch Aehnlichkeiten mit
oö Miözellen. — Melange».
kleinen Karten bis zur Neun ausgeschieden werden. Man gibt je acht KarU^n
und drei können spielen, der vierte, der das Spiel gibt, bleibt „Ap|)endix''.
Man bietet nun der Reihe nach, entweder 100, 150 etc. oder einen
^jkleinen Pandur", einen „kleinen Bettler*^, einen „grossen Pandur^ oder einen
„grosnen Bettler". Wer das grösste Angebot thut, kann den Trumpf be-
stimmen und muss nun gegen seine zwei Partner spielen. Er darf nicht
weniger machen, als sein Angebot beträgt, sonst putzen seine Gregner. Man
schlägt jeweilen 7 o<ler 10 „Kritze" auf. 50 putzt einen, 100 zwei „Kritze**
und so fort, ein „kleiner Pan<lur" (d. h. alle Stiche bis auf einen) und ein
„kleiner Bettler** (kein Stich bis auf einen) putzen fünf, ein „grosser Pandur-"
(alle Stiche) und ein „grosser Bettler" (gar kein Stich) putzen alle sieben.
Die Haupttrümpfe sind wie beim Jass der Bauer und das Neil.
Das* Spiel ist auch in ünterwalden sehr verbreitet, während das
Kaisern, ein sehr kompliziertes Kartenspiel, auch bei uns immer mehr in
Abnahme kommt."
Ueber die Hexen winl uns von Herrn Pfarrer Peter Furrer
mitjjeteilt:
„Im Prozess der „kattryna simon ze steinbergen*) wird diese ge-
ständig, ihre ^Kunst** auch einer „gret schullte*' in Zumdorf gelehrt zu
haben. Nach dem Gange solcher Hexenprozesse ist nun fast sicher, dass die
„Gret** bald in's „Examen" kam. Ich vermute, diese Gret ist die „Schneider-
gret" unserer Sage.*} Leicht möglich, dass vor gar nicht langer Zeit auch
(Iber diese n^ret' Prozessakten vorlagen. — Das Urteil Ober „kattryna
Simon" ist auch nicht mehr auffindbar und wurde doch vor nicht manchem
Jahrzehnt Im „Geschiohtsfreund** veröffentlicht. Auch die Prozessurkunde
musste ich Jahre lang suchen ; endlich kam sie wieder zum Vorschein.
Die.Men Winter fand ich nun weitere „Hexenprozesse" in Ursern aus
<lem 17. Jahrhundert.
a) C'atrina simmen genampt Jungkttngenen.
Sie wird schon in Strafprozessen 1665 und wieder 1666 verdächtiget,
kommt 1667 den 6. Juni in Gefangenschaft wegen „leidiger UnhoUdery*'.
Sie wird öfters verhört, zuerst „gtttiglich", dann „an die Marter geschlagen**
mit „5 und 10 und 15 und 30 ^ stein". Der Teufel „Jögli" habe ihr „Tauf
und Chrysam ausgsogen", sie auf der rechten Achsel gezeichnet, darum
tlo}*s kein Blut, wenn sie mit einem „spitzigen allseli" (Ahle) fingertief ge-
stoohtMi wurde. Hexentanz auf dem Gurschen, u. s. w. — Urteil fehlt.
h) Anna Maria Regli von Zumdorf,
verhört 16()r> imd 1666, sogar mit „50 ß* stein ufzogen*. Sie bekennt niemals.
(•) Madalena Periacob,
1<)66 im Verhör mit Cathrina simmen verdächtiget. 1667 Verhör gegen sie.
1668 kommt M. Periacob in Gefangenschaft. Auch sie soll auf der reehteik.
•Schulter das Hexenzeicheii haben, dagegen behauptet die Arme, in der Ju-
gend habe sie dort „Kissen" (Geschwüre) gehabt. Wiederholtes Experiment:^
mit <lem „Allseli". > Periacob gibt nun eine Jugendsünde mit einem LÄuiser^
und diu Diebstahl von 30 Batzen im Spital zu Baden zu, und doch iinnP-
sit» mit Hüten durch «las I>orf Andermatt gepeitscht und 101 Jahre „ver — -
*i V«r. (tks<iim Hl.«*! RKiM» VI, 244 [Red ]. — *) Vgl. schon LCtoi.k, Sagei*
S. 211 [Red.].
Miszelleo. — Melange». 57
bandiflieit** aus den 13 eidgenössischen Orten, allen Vogteien, aus Wallis und
3 GravenpQnten.
Im Verhör heisst es : ,Der hat man Ihr Muoter verbrönt.** Ob in
Ursem, ist unsicher. Der Name Periacob weist auf Eingewanderte hin.
Andernfalls hätte Ursem auch eine Hexenverbrennung. **
Die Ueberreste des Galgens, versteckt in Wald und Gebüsch, haben
vrir seither aufgesucht; er bestand aus zwei mit Bruchsteinen gemauerten
starken Pfeilern. Der eine steht noch aufrecht, der andere liegt am Boden.
Besonders merkwürdig ist, dass dieselben beide nach der Lawinenseite mit
sog. Lawinenbrechem versehen sind, mit andern Worten, der Grundriss oder
Schoitt der Pfeiler ist nicht kreisförmig, sondern er schliesst geg^n Süden
(Bergseite) mit einer Spitze, gegen Norden (Talseite) mit einem Halbrund.
X£in Balken, an den man die Delinquenten hängte, verband einst den Ober-
teil der beiden Pfeiler; die OeiTnung für diesen Balken hat einer unserer
•Oewährsmänner noch gesehen. Alte Gralgeq sind ausserordentlich selten ;
unseres Wissens ist in der Schweiz nur noch ein Denkmal dieser Art (in
Jörnen im Oborwallis) erhalten. Es wäre deshalb Pflicht der zuständigen Be-
fi45rden und Interessenten, die geringen Kosten der Erhaltung und Wieder-
,Ii«r8tellung dieses eigenartigen Werkes auf sich zu nehmen.
^ a» e 1.
cf-TB
Steinrelief in Andermatt.
E. A. Stückelberi
Reime und Redensarten aus Sargans.
i
A n z ä h 1 r e i m .
>-niiagä, bennägä, rumpeUli
^*ffel, raffel, manewi
^^^^ barä Schmalz
^^Wr, Mahl und Salz
"^^^tä, Pfannä, Tuss,
^^•änä ChrOzer Nuss,
^^-anä Clirüzer Bärädrägj?
"^^t mä Diär der Chopf äwägg.
Wa n <i (• r r e i ni v.
( 'huni, mer gund gä wanderä
Vu einer Stadt zur andeni;
Wibi, wäbi, wupp
A niäelitig unigs Stugg
Und Wim mär nttmmä witer cliund.
Sä cheTn» nier wider um.
58
Mißzellen. — M«'»langes.
Chuin, mer guud in «rHaselnuss;
D'Haselnuss sind na nit rif;
Sä chum, mer gund in^s Bäsäris;
D's Bäsäris ist au vil z'hert;
Sä chum, mer gund ins Schwoubäland,
Im Schwoubäland häts gu«*iti Lilt
Si Schinken eira HungundAnkäbrCU*).
Verschiedene Volksreime.
Der Lnttntüt hat d'Hosä gflüggt
Döt joubä uf emä Reili;
Er hat ä gstumpäts Himpli a
Mä gsiäht eni sini Belli.
Liederli, Liederli, wie geht es zuä
Uni Strumpf und uni Schuäh ;
Hettischt d's Gäldli nit vertuä
Hettischt d«1 Winter Strumpf und
Schuäh.
Alti Wiber und Intä
Schwaderen ttber'ä SeY
Strecken d'Bei in d'HöUchi
Und singen: Jubbähei!
Überm ourä, an disem Tag
Hätt der Bätt^elma Hochzit;
Es gigät ä Flouh, es tanzät ä Lu>
Es schlout U Wintälä Tnimmä;
Alli Tierli, wo Schwinzli hind,
Chünd zur Hochzit chummä.
Miner Muätter KafHmühli
Humplet all zVinguro;
Schätzli, wiun d'mi du nit wit
So säg mer doch worum?
Es lUttät Mittag,
Mit da Herrä ins Bad ;
Mit da Buäbä ins Würtshus *)
Mit da Meitlä ins Bett
Mit der Ruätä zuädeckt.
Wolle mer amal, wolle mer amal.
heirassa^aT
Lustig sein, fröhlich sein, tralalala!
T a n z r e i m t» .
Schottisch.
O^pfelschnitz und Bfräschnitz und gaibi Küebii deründer;
Winn mi Schatz ä Büggel hat, sä-n-isch ä wttestä Dünder.
Meitill winnd mi du nit wit gfggeriggiggi
Zeig der au mis Heimat nit giggen^g'iggil
GaJopp. 3)
Wart, wart, wart nu Bäbeli,
Wart, i krieg di schü am Schnäbeli!
Wart, wart, wärt nu Bäbeli,
Wärt i krieg di schü!
Und winn di emol am Schnäbeli ha
Muäst-mer au es ChiissÜ ha.
Wart, wart, wärt nu Bäbeli,
Wärt i krieg di schü !
Mazurka.
Friderikä, Friderikä gib mer ä Biräweggä !
Biräweggä, Biriiwöggä sind guät.
M In Sargans sagt man einem Butterbrot: ^.SchmodzhruV' . — *) Oder
wenn die Mädchen die Buben ärgern wollen: „Mit da Meitli ins Würtshus,
Mit da Buäbä ins Bett" etc. -- ^) Der Rhythmus scheint uns hier, wie bei
der folgenden Mazurka und namentlich beim Walzer, zweifelhaft (Red.).
MiszeHen. — M^lan^s. 5ö
Polka.
P61ka, Polka tanz i gärn '*
Mit emenä schUnä jüngä Herr ;
Und isch es au an Offizier
D^stu lieber ist er mir.
Walzer. [?]
I gü nit hei bis es hallälüt
Und bis mer Muätter schäl lällät
Und bis mer z'Meitli z'Morgä bringt
Sä gun i au nit h6i! —
Wenn man die kleinen Kinder, wenn sie im Hemdlein in der Stube
t<ind, ärgern will:
Himpäläri, Spillätroug
Lauft dä-n-altä Wibärä nou.
Wenn man die Kinder zufrieden stellen will, nimmt man »ie aufs
K^nie umi reitet mit ihnen, folgende Worte sprechend :
So riten diä Bättier
(schwache Bewegrung)
So riten diä Burä
(stärkere Bewegung)
So riten diä Herrä
(starke Bewegung)
Un<l ä so riten die Schelmä.
(ganz starke Bewegung)
Wenn man die Kinder zum Lachen bringen will, nähert man sich
'l*«i^n mit der Hand, die Bewegung einer Raupe ausführend und sagt:
Es chunt ä Bär
Und tappet dohär
Und bisst dem . . . (Same des Kindes)
Grad d's . . . . (Bezeichnung des betr. Gliedes) äwägg.
Um das Kind zum Schweigen zu bringen :
Soli, soll, Poppili,
I mach-der Milch und Broggili.
Das Kind singt dem Marienkäfer:
Marti-, Marti-Vögeli
Flüg-mer über's Töbeli
Säg Vater und Muätter sollen
's guät Wättär bringä.
Wenn man Birnen isst, <lie Magendrücken verursachen, so klopft mau
*uf die Brust, bezw. Magengegend und spricht dabei :
Würgili, Wttrgili, Birästil
Würgst mi du, sä töud i dich;
Hing di an ä Galgärad
Und lu di hangä Jour ond Tag.
60 Miezelleo. — M^lauges.
Wie man den Haustieren ruft.
Der Kuh: „Busch, chom sä'' oder: „Chom sä, Buschili, chom sä^'.
Der Ziege: „Giz, Giz, Giz'* oder: „Gizili, chom sä" oder: „Chom
sä, Gizili**.
Dem Schaf: „Sugg, Sugg, Sugg".
Dem Schwein: „Hoss, Hoss*'.
Der Katee: „Zi, Zi, Zi" oder: „Zizi-Busä, chom". In Pfilfers: „Chom
Minzä". Scheuchruf: „Gohst usä Chuz!" [so!]
Dem Hund: ,,De, De, chom De, De".
Den Hennen : „Bi, Bi, Bi, Bi".
Lockrufder Fastnachts-Masken (^Huttli**).
Dou, dou Hüdili,
Chum buz-mer s'Füdili,
Mit-emä langä Basal
Redensarten.
Wenn ,,gwundri£^e" Kinder den Erwachsenen bei der Arbeit zusehen 4
und fragen :
„Was machst Du dou?"
so antwortet man:
„Ä Stiel an ä Laubsagg!"
Wenn die Kinder etwas erzwingen oder gerne etwas mitmachen m:m
wollen, so berufen Hie sich gewöhnlich auf andere Leute oder Kinder, indem mm
sie sagen:
„Ander Lüt (oder andiri Chinder) hinds, tuends oder gimd au;^ j
dörf-i nit au ? "
Dann antwortet man ihnen :
„Ander LUt sind Laubsagg ! ''
Das Kind erwidert hierauf gewöhnlich :
,,1 will au einä si*'
und erhält dann in der Regel das £i*zwungene oder die gewünschte Krlaubnis^^sai
Wenn ein Kind sagt :
„I ha Durst"
8(» entgegnet man ihm :
.,8ä schlüf in-ä Wurscht",
und wenn es sagt:
„I ha Hunger':
„Sä schlaf in ä Bunger" ♦).
S c h e r z w a r n u n g : „I lu der grad d'Ouhrä stu".
Wenn ein Kind umgefallen ist:
„('hum dura, i lui)f di uf ".
Wenn (»in Kind eine Kommission machen muss, trägt man ihm sehen — -^
weis(^ die Ausrichtung eines Grusses auf, wobei es sagen solle :
„I läss-es grüezä mit ärä goldenä Zeinä,
Und der Bott heT r)rägg an da Beinä.''
Seil affli au 8en. A. Zindel-Kressig.
^) Bunger = eingezäumtcs, an Obstbäumen reiches Wiesland in d^
Niihe de» Ortes. Aus: Baumgart.
MiBzellen. >- M^laoges. 61
Schweizerische Santiagopilger.
Im Ansohlnas an nnsere Notizen ttber ^SobweizeriBche Santiago-
ger* ') sei hier die Ghrttndungsarkande der S. JakobAbmderschafit von
chieln nach der Originalhandschrift mitgeteilt:*)
^T^a^Srü
Zelchnang im Baehlein der 8t. Jakobtbrudenchait za SaohMln.
„In dem Namen der heiligen Dryfaltigkeit, Amen. Es ist zn
Ben, dass die Schwester and Brüder, so nss dem Landt Underwalden
^em Waldt, sindt gen Sanct Jacob in Gallicia gewandlet: Hänt
brnderschafft angefieingen, im Jahr 1560. Und lassendt järlich ein
sjt began, ailwegen Uff S. Conrads tag, Za lob Gott dem All-
tlitigen Und in der ehr Marie der Matter Gottes^ Und des heiligen
txmelfürsten Und Zwölffbotten S. Jacobs. In meynang, dass sie da
lent den Allmeohtigen Gott bitten für alle Cbristgläabige Seelen,
•onderheit aber für alle Schwester Und Brüder, so die Heilig Statt
i^acobe besacht hänt, sie seyndt glych tod oder lebendig; dass ihnen
t, wolle gnädig Undt barmhertzig syn, aach allen denen, die
b Willens wärendt, die Statt des h. Zwölffbotten zu besachen Und
n denen die noch Uff der Strassen sindt, wolle sin göttlich genad
tlieilen, sie mit fröwden wider führen in ihrs Vatterlandt, den ab-
borbenen aber geben die ewig fröwd rahw Und Seligkeit.
Und erstlich, soll ein jeder, der in die gemelt heilig Brnderschafft
U ^ben, einer der by S. Jacob .gsin ist, ein galden an müntz, Und
)r der nit da gsin ist, soll geben ein dicken Pfennig, oder was sin
er Will ist. Hieneben ist angesähen, wenn ein Bruder oder Schwester,
i gemalter Brnderschafft stirbt, Und man einen tod vernimpt, so soll
^Ib oder dieselbe in allen Kilchen verkündt werden, Und soll
n dass gemeyn gebett für sie thun, Und gan lassen.
*j Bablbb Jahrbuch 1903, S. 190-190. — ») Handschrift in 4^^ im Pfarr-
^iv Sachsein.
62 Miszellen. — Mölanges.
Uod welcher in die gemelte Bruderschafft will der soll sich an-
zeigen by dem Vogt oder F&rrherren allbie zu Saxleii Und das gelt
g]ych angents erleggen, damit so wirdt man ein jeden innschryben.
und folgen! hernach die Namen der Geistlichen. Erstlich, Herr
Johannes Rossacher selige ist Amman gsin disers Jjandts, Und Pfliger
diser loblichen BmderschafPt, Und Anna Rnss, sin Ehliche Hnssfraw.
Es folgen nun 12 Seiten voll Namen, denen gelegentlich auch die
einbezahlten Beträge beigefügt sind. Sie hören ant mit dem Jahr 1688.
Die älteste Jakobsbraderschaft ist nach Abb^ Danx*) die votv
Paris 1295; in Bagneres-de-Bigorre entsteht eine solche 1325, i«^
Ikloissac 1523.
Der. Höhepunkt der S. Jakobsverehrung und der Pilger&hrt xc%^
nach demselben Autor das XIV. Jahrhundert; damals bedeutet Pilgrm-iKsi
z. B. bei Dante schlechthin den Santiagofabrer, während für Rom- m«-^^d
Palästinapilger besondere Bezeichnungen bestehen.
In der Schweiz sind noch hervorzuheben: eine Bruderschaft '^mu.
Solothurn,*) der Gemäldezyklus von Bern,*) die mit 6 Tafeln j^ ^-
ziertc Kapelle von Tafers*) und folgende Pilgerfahrten^):
1578 drei JakobebrUder von Toggen bürg, ünterwalden *%ji^ vid
Luzern®).
1579 ein Pilger von Eywyl (Obwalden) ^), einer von Schwyz,
1580 Balthasar Müller und Begleitung aus Ünterwalden^)
1591 Jakob Stalder von Nidwaiden, offenbar identisch mit d
1640 März 6 verstorbenen Ritter J. St. von Beggenried, dt^tm
Grabstein die Santiagofahrt meldet.^)
1650 drei Pilger aus Toggenburg. ^^)
vor 1660 Christoph Suter von Schennis*')
., 1663 Carl Jubil von Schennis ^*)
Weil Freibarg der letzte katholische Ort der EidgenossensclB a/t
war, den die Jakobspilger auf der Hinfahrt, und der erste, den «'«
auf der Rückfahrt passierten, wurden hier häufig Beiträge an di^^
Wallfahrer ausgerichtet, die in den Seckelmeisterrechnungen auftreten,
üeber Misshandlnngen der Pilger hören wir in den Eidg. Abschieden • * 7
Vielleicht liefern unsere Leser weitere Beiträge zur Geschichte ^^
schweizerischen Anteils an der Santiagofahrt.
3) \jO P^h'rinage a (,'onii)08telle. Paris. 1898. — *) Mitg. v. G- ^•
Vi vis. — ^) verütfentliclit von Msji^r. Stammler in Kath. Schw. Bll. l8d3:
Die St. Antoniiiskirche in Bern. — ^) M. v. Diesbach in: Fribo«**'?
nrtistique 1902. - ") V<fl. auch Anzeiger f Schweiz. Geschichte VII. S. X^-
— ^) Mit^. v. Hw. IL Kaplan Ed. Wymann nach den Freiburger Sedt-«!
nieisterrechnungen. — •') Mitj?. v. Hw. II. Kaplan Ed. Wymann nach ^^"
waldner Quellen. — '"j Mitg. v. Hw. H. Pfarrer A. Fraefel nach der H^'*
ehrunik des Klosters S. Maria Anjjreloruni. — ") Mitg. v Hw. H. Pfarre*"
Fraefel naeli dem Schenniser Neerolo^ium. — ^^) IV, 2, S. 777.
Basel. E, A. Stöckelberg.
Miszellen. — M^langes. » 63
Wflrgen und WOrgeten am Namenstag.
In Ergänzung eines bezüglichen Artikels im Archiv III, 139
zu konstatieren, dasa die Sitte des Wttr^ens am Namenstage, seltener
ch am Geburtstage, noch in ganz ünterwalden besteht. Die Be-
ichnnng ,,Wttrgeten'' für das Namenstag- oder Geburtstagsgeschenk
aber meines Wissens so gut wie ausser Gebrauch gekommen und
roh ,Helsete^ ersetzt worden '), welch letztere Bezeichnung mit Yor-
be auf die Geschenke der Taaf- und Firmpaten Anwendung findet,
^egen muss auch hier zu Lande ehemals mit dem Ausdruck ^ Wür-
ben^ ein Geschenk bezeichnet worden sein, das man bei Anlass der
mensfeier machte. Als Orgelbauer Nikolaus Schönenbüel von Alpnach
41 an der Erstellung einer neuen Stiftsorgel in Engelberg arbeitete,
lielt er von dortigem Konvent zu seinem Namens- und Geburtstag
n 6. Dezember folgenden Gratulationsbrief:
^Wilen dess Herren Geburtstag beut uif dass U. Fest S. Nicolai
t, hat ein ehrw. Convent allhie nit könnden underlassen, damit der
irr in zeitlicher Prosperitet lang wol erhalten werde^ durch dass
rbit seines H. Patronen auch dörten die ewige Früwd erlangen, ein
ler Priester ein H. Mess, die Fratres ein ieder 3 Rosaria in die
ürgeten zuo verehren.
Der allmechtig Gott welle ihne benedien, damit er mit Gesund-
it dissen Tag noch vil erleben möge. 1641.
Ein ehrw. Convent allhie.^
Schünenbüel, ein praktisch veranlagter Mann, rechnete nachher
f der Rückseite dieses Glückwunschschreibens das Gewicht der Orgel -
iifen aus.
Zürich. E. Wymann.
Feuerbflchsen und Pluderhosen im Tessin 1564.
Unsere Tagsatzungen pflegten im XYI. Jahrhundert ihre Traktanden-
te nur selten mit Kieidermandaten zu belasten. Man über Hess dieses
ichtbare Gebiet der Gesetzgebung neidlos den gnädigen Herren und
>em jedes einzelnen Ortes zu beliebiger Kultivierung. Sogar die ge-
iinsamen Yogteien blieben vor solchen Massnahmen seitens ihrer
lerherren ziemlich verschont. Dagegen bildete das Banditenwesen,
r Kornfürkauf und das Tragen von Wehr und Wafifen in den ennet-
rgischen Yogteien einen bevorzugten Verhandlungsgegenstand der eid-
nössischen Tagherren, aber auf die Redaktion eines welschen Mode-
imals verzichteten sie lange Zeit.
Als jedoch die Untertanen jenseits des Gotthards begannen^ an der
leiderpracht ein übermässiges Gefallen zu finden und zehn, ja sogar
ranzig Kronen an ein Paar Hosen zu hängen und nicht zufrieden
arien, zwei oder drei Büchsen am Gürtel zu tragen, sondern auch
ick solche in ihren grossen Hosen versteckten, um einander zu er-
M Aum. d. Red.: „Helsetc" ist sonst wohl der ältero Ausdruck.
04 Miszellen. — Molanges.
schiessen und za ^ermttrden^, da wurde es den gntmütigen Vätern dies-
Seite der Alpen doch zn bunt. Sie erliessen deshalb auf der Tagsatzung
zu Baden den 9. Januar 1564 folgenden strengen Befehl:
Und alsdann uf disem Tag uns für komen, wiewol vor Jaren
von unseren Boten ennet dem Gepirg die FUrbttchsen zu tragen, dess-
glychen die vnntttz Becleidung der grossen Hosen, by einer gesetzten
Buss yerpoten, so sye doch söllichs alles widerumb ganz gmein hy
unseren Undertanen ennet dem Oepirg. Nämlich das etwan einer eii:^
Bttchs, zwo, dry an der Gürtel, in der Taschen oder in sölliohen gros —
sen Bossen hab, damit einanderen erschiessen und ermttrden. Zudem ^
ouch ein übrige Hoffart, das einer biss in X oder XX Kronen an ei
Par Hosen henken darf.
Desshalb so habend wir allen unseren Landyögten ennet dem G«
pirg geschryben, das sy ein Ruf und Mandat ussgan lassen und
drissig Kronen gepieten, das mengklich sine Fürbttchsen hinder d
Comun zu verwarn lege, da bliben liggen und keinem wider geb
werden sollen noch gestattet ze tragen, es were dann das einer
Gwild oder Yegel pirsen weite, das möge einer tun. Doch solle
Buchs anderthalb Ein lang sin. Und wan derselbig Pirser wider v«
Fäld heim kompt, solle er die Buchs von im tun und in kein Fläd^^z.
und Dorf keine tragen, dessglichen söUich gross Ploderhosen nit ma
lassen machen, und die, so gemachet sind, lassen enger und cleii
machen. Dann wellich diss Gepot übersächen, den- oder diesell
sollend unsere Landvögt umb die obgemelt Buss und nach Gstalt
Sachen strafen und ob diser Satzung styf und stät halten, ob i
söUich es Unrats abkommen möchte.
(Landesarchiv Obwalden. Abschied Nr. 68.)
Zürich. E. Wymann.
Mitnehmen junger Leute in Obwalden beim „Märchen''.
1441, 25. Homung, als Nikiaus von Einwil Landammann m «■ '">
erschienen vor dem gescbwomen Gericht in Samen Abgeordnete <S^r
Gemeinde Kerns und Stans wegen Marchstreitigkeiten. Die Kerrs^^^
verlangten, dass man diejenigen verhöre, die damals als jurm^^^
Knaben zugegen waren, nämlich Heini Büler, Heioi Sucer, S^"^^
Jäckli Ergöwer, Rudi Snider und Jenni Heiden. Die Alten, die -vo"
Seiten der Gemeinde Kerns zugegen waren, hiessen: Ruf [Rudo^^i
-unter der Flu, wahrscheinlich Grossvater des sei. Bruder Klans, Andr^^^f
zen Höfen, Heini von Zuben, der alt Rorer, der alt Trütsch, J©«*^*
Zurmühli und Brendli. Die obgenannten Knaben, die unterde»«^*^
Männer geworden waren, wurden nun verhört, und Heini Büler erklfcr"'^»
wo man die March zwischen Stans und Kerns gemacht habe. C^^^
übrigen bezeugten, was Heini Büler geredet habe, sei wahr, sie »«»^
auch dabei gewesen. Jenni Heiden sagte noch: Er wisse wohl, d^*^
die Alten auf sie gewartet und zu ihnen gesagt haben: Ihr Jung^^^
bis dahin geht unsere Kilchhöri und unsere March. Wir haben o**-^
die March gezeigt, damit ihr es behaltet und eueren Nachkoni.ÄÄ^
mitteilet. (Kopie vom 20. Juli 1835 im Gemeindearchiv Kerns).
Kerns. A. Küchler, Pfarrhelfer.
\
Miszellen. — M^langes. 65
Zum Eingang des Weingartner Reisesegens.
in Miillenhoifs und Scherers ^Denkmälern Deutscher Poesie und
[,18 abgedruckte Reisesegen aus dem XII. Jh. beginnt mit
ten:
c dir nach sihe, ic dir nach sendi
lit minen fünf fingirin funvi undi funfzic engili.
r die Eingangszeile ist in den Anmerkungen (Bd. 11, 54) nichts
ünde ich eine überraschende Parallele in dem Liebessegeu der
rin**, die im J. 1407 wegen Zauberei in Basel vor Grericht
iigeheftete Akten im sog. „Leistungsbuch" des Basler Staats-
Dieser Segen lautet:
sich dir nach
sende dir nach
gewere wolffe [Wehrwölfe]:
, die dich zerbyssent,
die dich zerryssent,
die dir dia hertzlich blüt uss lappent und sügent.
lege dich har zu dieser glät,
sinne und euch dinen müt,
schlaffen und diu wachen,
essen und diu trinken,
du min in dinem hertzen
;üttem nyemer mögest vergessen,
müsse nach mir werden als wunder we,
iem wachse by dem füre.
helffe mir Lutzifer in der helle
alle sine gesellen.
E. Hoffmann-Krayer.
reihen der Schweizer in preussischen Diensten 1756.
en bisherigen Abhandlungen über den Kuhreihen sind m. W.
n folgenden Erwähnungen dieses Gesangs in der „Lebens-
des armen Mannes in Tockenburg'^ (Ulrich Brägger), Zürich
beachtet geblieben. Sie lauten:
.29) y,So bald das Exerzieren [der kgl. preussischen Rekruten]
.r, flogen wir miteinander in Schottmanns Keller, tranken unsern
liner- oder Gottwitzer-ßier, schmauchten ein Pfeifgen, und
ein Schweitzerlied. Immer horchten uns da die Brandenburger
leraner mit Lust. Etliche Herren sogar Hessen uns oft express
arküche rufen, ihnen den Kuhreihen zu singen.*
45) „Scbärer [ein Landsmann Bräggers in preuss. Diensten]
r lustig und wohlgemuths, und sang bald seine Mänrerlieder,
i Kühreih'n^
E. Hoffmann-Krayer.
65 BUcheranzei^en. — Coniptes rendus.
Nachträge.
Arch. Y, 126 ff. Den Schwank von den Stiefeln mit den
Totenbeinen hörte ich anch einmal in Graubünden erzählen; die
Einleitnng der Geschichte and anch die Motivierung des eiligen Fort-
lanfens des Helden (nachdem er beim Erwachen ein Kalb neben sich
gefanden), war aber genau dieselbe, wie sie von A. Rittershaas für die
Wetterau und für Island angegeben wird (a. a. 0., S. 128/129).
Arch. V, 129. Den Kniereite reim: „Hanselima, etc.*^ erinnere
ich mich in meiner Jugendzeit und noch später auch in Weinfelden
gehört zn haben. Anch am Untersee ist derselbe bekannt, wie ich
vernehme '). In beiden Fällen entspricht Inhalt und Form des Reims
der Nidwaldner Version keineswegs derjenigen von Zug (Arch. V, 245).
Bern. Dr. Ernst Haffter.
Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
Prof. Dr. S. Singer, Schweizer Märchen. Anfange. Kommentars
zu d. veröflfentlichten Schweizer Märchenlitteratur. (Unter-
Buchangen z. neaeren Sprach- u. Litteratur-Gesch., hrsg. v.
Prof. Dr. 0. F. Walze 1, 3. Heft). Bern (A. Francke) 1903.
77 S. 8^ Preis Fr. 1. 50. —
In diesem Anfang eines schweizerischen Märchenkommentars werden
die acht (oder eigentlich sieben) ersten Märchen der Sutermeister'schen Samm-
lung auf ihre Beziehungen zu verwandten Motiven geprüft. Es sind 1. Das
Kornkind, 2. Goldig Betheli, 3. Die Geisterküche, 4. D'Brösmeli uf em Tisch,
5. .Müsli, gang du z'erst, 6. Die drei Raben, (7. Junker Prahlhans), 8. Der
Bueb mit dem isige 3pazierstecke. Von diesen hat das erste insofern eine
ganz besondere Behandlung erfahren, als neben den ähnlichen Erzählungen
jiuch die im schweizerischen Volksglauben fortlebenden Korn-, Wald , Alp-
und sonstigen verwandten Dämonen verfolgt werden. Manch eine auf den ersten
Blick bedeutungslose Erscheinung ist dadurch in einen bedeutungsvollen Zu-
sammenhang gerückt worden. Dass auch Fernerliegendes, vielleicht völlig
Unverwandtes, beigezogen wurde (S. 24), wird den Wert der Untersuchung
kaum beeinträchtigen. Zum „Kindlifresser** ist auch noch Bolte's Notiz in
Herrig's Archiv 106 S. 18 zu vorgleichen. Dem Märchenmotiv von den un-
gleichen Töchtern und ihrer Vergeltung (N^' 2) reihen sich die beiden von
Pellandini im „Archiv" IV, 213 ff. wiedergegebenen Tessiner Märchen ein. —
Der Kommentar zu N'^ 4 hat uns wegen der ausgiebigen Beiziehung von
Tierstinimen und ihrer Deutung interessiert, während der von K" 5 lesens-
Ebenso gilt er für Basel. iRki».)
Bücheranzeigen. — Coroptes rendiw. 67
werte Betrachtungen über das ätiologische Tiermärchen, die sinnlosen Reime
<ler Kinder und das »Häufungsmärchen** enthält. (Zu S.53 vgl. auch Rückert's
Märchen vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt.) Eine besonders
ausführliche Besprechung erfahren N° 6 u. 8, wo den verwandten Zügen
bis in die entlegensten Femen nachgegangen wird. Dabei fehlt es nicht an
Erörterungen grundsätzlicher Natur. Wie der Veif. schon am Eingang (S. 9)
den wesentlichen Unterschied zwischen Märchen und Sage als den zwischen
phantasievoll unterhaltender und Wahrheit beanspruchender Erzählung charak-
terisiert, so spricht er gegen den Schluss die Ansicht aus, „dass wir für die
Dichtungsgattung ,Märchen' keinen Ursprungsort suchen sollen, da sie zum
<iremeingut der Menschheit gehören''.
Die Abhandlung ist, wie man sieht, reich an neuen und anregenden
<^esichtspunkten, und es wäre für unsere heimatliche und die vergleichende
Volkskunde förderlich, wenn der auf dem Gebiete der Sagenkunde so treff-
lich geschulte Verfasser, recht bald auch die übrigen schweizerischen Märchen-
motive in den Kreis seiner Betrachtung ziehen wollte.
E. Hoffmann-Krayer.
-Dr. AKred Meiche, Sagenbuch des Königreichs Sachsen. (Yer-
öffentlichungen des Vereins für Sächsische Volkskunde [I]).
Leipzig (G. Schönfeld) 1903. LVH -h 1085 S. 8^
„In redlichem Bemühen ist mein Buch entstanden ; Liebe zur Heimat
liat es gefördert.** Mit diesen schlichten W^orten kennzeichnet der Verfasser
— vielleicht unbewusst — sein Werk am treffendsten. Das ist auch in der
^hat der Standpunkt, den jeder Sagensammler einnehmen sollte : „redliches
^^mühen** in Sichtung und Anordnung des tausendgestaltigen Stoffes und
-^Liebe zur Heimat", die nicht nur vor Erlahmung bei der gewaltigen Arbeit
schützt, sondern auch der Eigenart des heimischen Volkes ein offenes Ver-
^ständnis entgegenbringt. Bei Meiche kommt aber noch eine dritte Eigen -
^Schaft hinzu : der kritische Sinn. Wie hoch diese Eigenschaft bei einem
^agensammler zu schätzen ist, weiss der zu beurteilen, der als Volksforscher
Ynit kritiklos zusammengerechten Sammlungen zu hantieren gehabt hat. In
^er „Einführung* lässt uns M. mehr als einen Durchblick auf die zahlreichen
^u überwindenden Hindemisse; aber angesichts dieses sauber und über-
sichtlich geordneten Bandes wird es nur Wenigen klar, was für eine Summe
"x?^on Arbeit darin steckt.
Durch Meiche's Work ist nicht nur der Sagen.schatz des Königreichs
^^achsen für alle Zeiten geborgen, sondern auch ein leuchtendes Vorbild ge-
^<haJSen für alle künftigen Sagensamuihmgen.
E. Hoffmann-Krayer.
^ieorg Baumberger, „Juhu — Juuhu!*" Appenzellerland und
.Appenzellerleut'. Skizzen und Novellen. Mit 60 Bildern.
Einsiedeln u. s. w. (Benziger & Co.) 1903. 292 Seiten 8^
Preis: br. M. 3.20, geb. M. 4.—.
^eorg Baumberger, St. Qaller Land — St. Oaller Volk. Ebenda
1903. 206 Seiten 4^ Preis: br. M. 5.20.
(j8 BücheranzeigßD. — Coraptes rendus.
Von B's Schilderungen geht ein eigener Zauber aus, der sich jedenr
mitteilt, der in dem Geschäftsgetriebe der modernen Welt noch nicht völlig
verknöchert ist und des Tags ein stilles halbes Stündchen für die Poesie auf-
behalten hat. Im Spiegel dieses warmen und reichen Gemüts erscheint uns
Alles in reinerem, verklärterem Lichte. Dass das oifene Auge des meister-
haften Schilderers von Natur und Menscbenherz dem typischen Volksleben
und seinen sittengeschichtlich bedeutsamen Erscheinungen nicht verschlossen
sein würde, Hess sich schon aus seinen frühern Sehriften ahnen. Nun hat er
durch diese beiden letzten den Beweis geleistet, dass er auch auf unserm
Gebiete ein feiner, man möchte sagen „geschulter" Beobachter ist. Freilich,
beide Bücher sind in der Anlage grundverschieden. Während in „Juhu**
das Volkskundliche meist novellistisch eingekleidet erscheint und so nicht
ohne weiteres in die Augen springt, hat ihm B. in der St. Galler Monographie
unter dem Generaltitel „St. gallische Volkssitten und Volksbräuche" einen
eigenen grossen Abschnitt gewidmet, und da dieser Abschnitt mehr als die
Hälfte des ganzen Buches einnimmt, kaim man füglich von einer Dar-
stellung der Volkskunde des Kantons St. Gallen sprechen. Soweit
ich die Schilderungen nachprüfen konnte, benihen sie alle auf sorgfältiger
Benutzung zuverlässiger fmündlicher und schriftlicher) Quellen und bieten
somit auch der wissenschaftlichen Volksforschung ein wertvolles Material.')
Aber auch aus der erstgenannten Novellen- und Skizzensammlung wird der
Kundige Nutzen ziehen ; denn nirgends versteigt sich der Verfasser in's-
Abenteuerlich-Komanhafte ; wir haben vielmehr überall den Eindruck, dass
er auf dem Boden urwüchsigsten Volkstinns steht und nichts schildert, was
nicht die Volksseele wirklich hervorbringen könnte oder hei-vorgebracht hat.
Unsere Bestrebungen haben in Baumberger einen thätigen Förderen
gefunden. E. Hoffmann-Kray«r.
Das Bauernhaus im Deutschen Reiche. Lief. 9. Dresden (Oerh
Kühtmann) 1904.
Von dem schon mehrfach angezeigten prächtigen Werke der Deutsches
Architekten- und Ingenieur -Vereine ist die 9., also die vorletzte, LieferuiH
erschienen. iJie Schlusslieferung soll gleichzeitig mit dem Text zum ganzF=
»>
Werk in einigen Monaten herauskommen. Dass sich die Publikation vo
ständig auf der Höhe gehalten hat, braucht wohl nicht eigens bemerkt
werden. Die vorliegende 9. Lieferung ist, mit Ausnahme von «Bayern N^ V2
ausschliesslich dem Norden gewidmet. Zum ersten Male lernen wir hier d — - fl
pommersche und das posensche Haus kennen, ersteres in 3, letzteres ii
einer Tafel; Schleswig-Holstein ist mit 4 (N^ 8 — 11), Westphalen mitz^
fN" 3 u. 4), Schlesien mit einer (N^ 3) Tafel vertreten.
E. Hoffmann-Krayer.
M Kinem weitverbreiteten Irrtum ist freilich auch Baumberger verfalle ''.
wenn er auf S. 200 das „Obsigent*' mit dem »wachsenden" Monde verwech»^ ' '•
„Obsigenf (ob sich jrehend) ist der von dem niedrigsten Stand im Sütlt^ »
zu dem höchsten Stand im Norden aufsteigende Mond.
j
BücheraDzeigen. — Comptes rendus. 69
. D. Cook en Ls. Teirlinck, Einderspel en Eiaderlust in Zuid-
Nederland. III: W erpspeien, Vinger-, Hand-enVuistspelletjes.
Gent (A. Siffer) 1903. 284 Seiten 8^.
Die musterhafte Publikation, vod der wir s. Z. die beiden ersten Teile
igezeigt haben*;, nimmt ihren steten gedeihlichen Fortgang. Diesmal sind
i also Wurfspiele (mit den Unterabteilungen: Werfen im Allgemeinen^
fVrfen mit Steinen, mit Pflöcken, mit Münzen, mit Früchten, Ballspiele,
ugelspiele, Varia) und Finger-, Hand- und Fanstspiele bzw. Reime
labei auch die Schnurspiele). Dass unsere Kinderliedsammler hier einen
eitern Schatz von Parallelen finden können, liegt auf der Hand.
Wir machen nochmals alle Freunde der Kindervolkskunde auf die
ihöne Sammlung aufmerksam. E. H.-K.
G. de Montenach, L'Art et le Peuple. Fribourg (Imprimerie
ragnifere Frferes) 1903. IV. 41 pages in-8^
Die Schrift, welche den Gesamttitel „1. Brochure de propägande esthö-
(jue et sociale" trägt, enthält die am Luzerner Katholikentag gehaltene Rede
inschliesslich der daraufhin gefassten Resolutionen) und das Vorwort zu
Fribourg Artistique",
Ihr Zweck ist klar: sie wendet sich vornehmlich gegen die sinn- utod
anlose Verunstaltung unserer Städte durch hässliche, uncharakteristische
auten und verlangt vor allem liebevolles Verständnis der Architekten und
assgebenden Behörden für die Eigenart der heimatlichen, ursprünglichen
auweise. Die schmucklos-öden Mietskasernen sind der Ruin nicht nur des
amiliensinns, sondern auch allen Schönheitssinns. Auch die Aufrechterhaltung
?r alten, farbenfreudigen Volksbräuche wird aufs Wärmste befürwortet.
Möchten die lobenswerten Beschlüsse des Katholikentags,
ie getragen sind von dem Geist der Liebe für das Gute und
chöne, Wiederhall finden in allen Gauen unseres Vaterlandes!
E. Hoffmann-Krayer.
Ein Trachtenbild als Zimmerschmuck.
In dem um die Volkskunde so verdienten Verlage von Alexander
r a n c k e in Bern ist 1903 eine von Rudolf Münger gezeichnete
irbenlithographie im Format von 50x71 cm. erschienen, auf die wir unsenv
»ser aufmerksam machen wollen. Sie stellt eine Oberhaslerin in ihrem
irzen roten Mieder mit hohem Stehkragen und dem blauen Wollrock dar.
er gelbe Hut mit schwarzem Band ruht auf ihren Knien. So schlicht diese
•acht ist — sie gehört zu den einfachsten der ganzen Schweiz — so wohl-
uend berührt die harmonische Stimmung der Farben, die durch das frische
eiss der Hemdärmel noch belebt wird. Der Kopf scheint uns in seiner
ropathischen Anspruchslosigkeit besonders gut- gewählt.
Der Preis von 6 Fr. ist bei dem kostspieligen Verfahren des Farben -
eindrucks kein zu hoher. E. Hoffmann-Krayer.
») Vgl. Abchiv VI, 311; VII, 1<»8.
- 70
Kleine Chronik. — Chronique.
„Kirchliche Volkskunde**. — Im „Tag** vom 30. Sept. 1903^
lesen wir: .^Yor etwa einem Jahrzehnt erschien ein anonymes Buch
eines Thüringer Dorfgeistlichen: „Zar häuerlichen Glauhens- und Sitten-
lehre^, welches eine gewisse Sensation erregte durch den Nachweis,
dass die religiöse und sittliche Gedankenwelt der einfachen Leute auf
dem Lande in vielen Dingen gar sehr von ihren offiziellen kirchlichen
Meinungen ahweicht. Es war dieses Buch vielleicht der erste Baustein
zu einer neuen Sonderwissenschaft^ die sich religiöse Volkskunde nennt.
Der Verfasser war Pfarrer Hermann Gebhardt in Molschleben , der
hernach durch d^n theologischen Doktortitel ausgezeichnet wurde. Jetzt
ist es eine Thüringer Kirchenbehörde, der weimarische Oberkirchenrat,
der, von dem gleichen Interesse wie Dr. Gebhardt geleitet, die Geist-
lichkeit zur Mitarbeit an der religiösen Volkskunde auffordert. Nach
einer Verfugung dieser Behörde sind die Geistlichen des Grossherzog-
tums angewiesen worden, soweit wie raöglich alles zusammenzubringen,
was an alten kirchlichen Sitten und Gebräuchen auf dem Gebiete der
Landeskirche nachgewiesen werden kann, bezw. die noch im Volke
lebende Kunde von allem, was an gottesdienstlicher Ordnung, kirchlicher
Zucht und volkstümlicher christlicher Sitte besteht oder bestanden hat,
zu sammeln und aufzuzeichnen. Zumal seien ins Auge zu fassen volks-
tümliche Gebräuche, die sich gebildet haben im Anschlues an Verlobungen,
Hochzeiten, Kindtaufen, Kirchgänge und Beerdigungen, auch solche, die
an sich nicht kirchlicher und religiöser Natur sind, selbst wem sie
zum Volksaberglauben gehören.
Je schmerzlicher die Verarmung unseres Volkslebens au heimat-
licher Sitte zum Teil infolge der fortschreitenden Industrialisierung zu
beklagen ist, um so mehr erscheint es als Pflicht aller, die dazu berufen
sind, aus den Trümmern der Überlieferung zu retten, was gerettet
werden kann. Und das Vorgehen der weimarischen Behörde verdient
deshalb allerorten Nachahmung.**
Gemeindechroniken im Kanton Baselland. — Dem guten
Beispiel der Zürcher (s. Arch. VI, 223; VII, 213) ist nun auch
Baselland nachgefolgt. Vor kurzem erliess Herr Regierungsrat Bay in
Liestal einen ersten Aufruf an Geistliche, Lehrer, Gemeindeschreiber u. b.w.,
worin er auf ähnliche Unternehmungen in den Kantonen Zürich, Wallis
und Deutsch-Frei bürg hinweist und zur Mitarbeit auffordert. Die Re-
daktion dieses „Archivs** hat sich mit Herrn Reg.-Rat Bay in Ver-
bindung gesetzt behufs Aufnahme volkskundlicher Punkte in den
Fragebogen. Möge das schöne Unternehmen von reichem Erfolg gekrönt
werden !
71
Bibliographie
Ober schweizerische Volkskunde fOr das Jahr 1903.
Von E. HoflPmann-Krayer.
Folgende Herren (bezw. Finnen) haben sich in dankenswerter Weise
nrch Zusendung von^ Büchern, Zeitungsausschnitten und Litteraturnachweisen
a der Bibliographie beteiligt:
,Baselland.scii. ZKiTrNo*, Liestal, Prof. .1. L. Braxdstktter, Luzeni,
rof. I)r. E. E«Li, Züricli, 0. Chambaz, Rovray, Dr. E. Hafi-ter, Bern, Alb.
OFFMANN, Basel, M. Kälix, Einsiedeln, Pfanli. A. Kcchlew, Kerns, Dr. Th.
LiEBENAr, Luzern, P. Gabriel Meiek, Einsiedeln, Prof. Dr. 0. Schülthes.s,
rauenfeld, Prof. Dr. S. Six<jeu, Bern, W. Speiser, Basel, Dr. E. A. StCckel-
:r<j, B»i8el, Red. der „THiiimAiER Zeititxi;", Frauenfeld, A. Tobler, Wolf-
ilden, Prof. Dr. Th. Vetter, Zürich.
Ferner die Verleger bezw. Herausgeber folgender Kalender : Almaxach
Vai.ais, Sion, EiiMJ, Xatioxalkai.., Aarau, Almaxach pe GExfevE, Ff r Alle,
onstanz, Einsiedler Kal., Almaxach nr Foyer, (4eneve, Nidwaldxer Kal.,
:ans, Pilger a. Schakfhaisex, Schaffhaiseh Bote, Almaxach dv „GoxTErR*,
iiusanne, Neier Einsiedler Kal., Almaxach uomand, Berne, Appenzeller Kal.,
rogen, Arreitekfreind-Kal., Bern, ^Schweiz. Dorfkal., Bern, Familiexkal.,
irich, GrCtlikal., Zürich, HArsFREixo, Bern, Hist. Kal. od. Hixkexder Bot,
:»riJ, Vkritarle Me.ssa«er «oiTEi X DE Berxe et Vevey, Vevey, St. Galler
AI... Si. Fk.sex-Kal., Solotluirn, SciiwEizER-BArEu, Bern, Volksbotex Schweizer-
AL., Basel, Vetteu Jakoh, Zürich, I)er Waxderer, Zürich, Züricher Kal.,
hiiEK Appexzeller Kal., Heidcu, Badener Kal., Feierabexd-Kal., Münsingen,
NKiE «HRisTL. Hauskal., Luzem, LrzERXER Hafhkal., (ThüHng'scher ) Hais-
AL., Luzern, Joogk.li-Kal., Zürich, Almaxac( o dkl popolo Ticixesk, Bellinzona,
:n/.i<;kum Marikx-Kal., EinsiedeliL
Abkürzung.
/. =B Schweizerisches Idiotikon.
1. Bibliographisches.
1. Hauff en, A., Volkskunde, in : Jahresberichte f. neuere Dt. Litteratur-
5e8ch. X (1899), Berlin 1903, Nr. 1, 8. — 2. SchuUerus, A., Volkskunde, in :
hkresbericht ü. d. Erschein, a. d. Gebiete d. Gennan. Philologie. XXIV (1902),
295 ff. — 3. Ders., Alytholoji^ie u. Sagenkunde. Ib. 282 ff. — 4. Bibliographie
:1er Schweiz. Landeskunde. Bern (K. J. Wyss). — 5. Hoffmann-Krayer, E.y
Bibliographie üb. Schweiz. Volkskunde f. d. .1. 1902, in diesem ArchicWl, 71 ff.
72 Bibliographie.
II. Methodik und Systematik«
1. Strack, A., Volkskunde. Rtss. BlätUr f. Volkskunde l [1902] 149 ff.
— 2. Bieterich, A., Über Wesen und Ziele der Volkskunde. Ib. 169 ff. —
3. Hoffmann-Krayer, E., Naturgesetz im Volksleben ? Ib. U [1903] 57 ff —
4. Strack, A., Der Einzelne und das Volk. Ib. 64 tf. Entgeffoong auf den Torl^ren
Artiktl. — 5. Kaindly R. Fr., Die Volkskunde. Leipzig u. Wien. S. Archiv 7,i67.
— 6. Beuschel, K., Methodik u. Geschichte der Volkskunde. Rorrespondenzbl.
d. Gesamtver. der deutsch. Gesch.- u. Altertums vereine S. 125.
III. Yermisclites.
1. Stehler, F. G., Das Goms und die Gomser. Zürich. Sagen s. x3 fg. 25.
26. 28. 81. 39. 41. 46. 81, 108, Legenden 5. (Barnabas) 8. (Ahasver). 21, StäUe 28, Hans 27.
60 ff., Sohmnck am Hause 60, Hansinschriften 63, Ueidenkrenze 6i, Volksglauben 4. 105.
109, Ortsneokerelen 12. 48. 104, Gedenktafeln 13. 48, Charakteristik des Volkes I6 ff. 88.
94 ff. 104, Schwanke 35, Kranzjongfern 40, Wetterregel 44, BUtgang 45 (.Kalt-Antheiss*)
46.47, Wallfahrt 46, Eheorakel 46, Volksmedizin 47, Verfkssnng 55 ff., Tesslen 55 ff. 69. 87,
Hauszeichen 56. 87, Nachtwächter 56, Möbel 61, Sprichwörter 68.97. 102.109, Flnreinteilnng
72, Alpfeste 82 (Snifete), Alpverfassung 84, Milchmessen 85, Käsebereitnng 87, Tischgebet
99, Mahlzeiten, Rauchen 100, Tracht 101, Liebe 103, Hochzeit, Tod 104, Fastnacht 105,
Nikiaustag, Prozessionen, Namenstag, Spiele 106, Sprache 109, Namen iiO. — 2. Baum-
berger, G., St. Galler Land. St. Galler Volk. Landschafts- und Charakterbilder,
Volkssitten und Bräuche. Einsiedeln, onsneckereien 8. 69 ff , Witz ». 69, Nahrung
15. 79 ff., Sagen 25. 107. 178 ff., Nachtwächter 33. 105, Stall 45, Haus 57. 83. 87. 88 (Tafel). 89,
Volksreime 71. 144, Originaigestalten 71 ff. 90, Hauseinrichtung 72. 82 ff., Tracht 88 ff. 157.
160 (Tafel), Charakteristik 86 ff., Sprichwörter 80. 89, Rechtsaltertümer : Eid 90, Weihnachts-
bräuche 97 ff., (Ni)klau8en 97 ff., Volkslieder 104. 113 fg. 118 ff. 127. 150. 165, Stubete 104,
Heischelieder: Weihn. 104, Fastn. 114. 123, LärmumzUge 97 ff. 104, Silvester 104 fg., Ge-
sohlechterverkehr 104. 105. 116. 182. I84. 137. 142. 143, Neujahr 105 fg., Dreikönige 107,
Liohtmess 107, Fastnacht 108 ff., Musik 109. Gebete ill. 128. 150. 159 (Alpsegen), Spiele 117.
132. 142. 162. 175. 176 fg., Palmsonntag 126, Karfreitag 127 ff., Sprflche 12S, Brot geweihtes
128, Aberglauben u. Volksglauben 128 fg. 133. 153. 159. 200 ff., Karsamstag 129, Lorenztag
129, Ostern 129 ff., Pfingsten 132, Fronleichnam 132, Mai 134. 186 ff.. Prozessionen 134,
Bubenstücke 140, Volk^ustiz 137 ff., Knabenschaften 142 ff., Ranftitten 144 fg., Landwirt-
schaft!. Bräuche 115 ff., Bettlanben 151, Bauernregeln 155. 200, Inschriften 155, Alpfahrt 157,
Schwanke 158, Älplerbräuche 160 ff , Tänze 161, Talfahrt 162, Spitznamen 162, Legenden
164, Hochzeit 166 ff. 202, Taufe 168, Begräbnis 168 fg., Jugendfest 170 ff., Kinderreime 170.
175, Schlittrufe 174, AprU 177, Wetterregeln 202 fg. — 3. GempeJer-Schletti, 2>., Hei-
matkunde des Simnieutiils. Kern. Haus 112, Hausinschriften 120, Volksschla«r 813,
Frauentracht 314, Volkscharakter 316, Mundart 319, Sprichwörter 330, Sprichwörtliche
Bedensarten 334, Sagen 336, Aberglauben 318, Hirschmoutag 366, Volksjustiz 369, Volks-
reime 370. — 4. Egli, E., Die (-Jenieindechroniken des Kantons Zürich. Neue
Zürcher Ztg. 27. — 30. Juli. — 5. Baumberger, 0., „Juhu — Juuhu!" Appen-
zellerland und Appenzellerleut'. Einsiedeln. Möbeln u. i6, Leichenbretter i4, Palm-
BonnUg 17, Nahrung 24, Hausein richtung 25, Formeln 26, Begräbnis 26, Schützenessen 27,
Winterabende 28, Tod 30, Sagen 39. 178, Alpstubete 41 ff. 61, Volkslieder .'>2. 81 (?), Tracht
54. 55. 03. 118 fg. 218, Tanz s. Alpstubete, Ruf 122, Prozession 168 ff. 205, Pfeife 182, Andreas-
tag 236, Hecken und Durchlässe 282. 237. 289, Landsgemeinde 241, Sennhütte 259 , Baum-
ung 271. — 6. Courthion, L., Le Peuple du Valais. Paris et Geneve. Reich-
haltige und vielseitige Monographie Über die Wirtschaftsverhältnisse im Wallis. —
7. Bähler, A., Das Guggisberg. Schiceiz \\\, 534 ff. Tracht (mit Abbildg.),
Häuser, Kapelle. Markt, Schafscheid. — 8. Liebenan, Th. v., Geschichte der Stadt
Willisau I. Geschichtsfreund LVIII, 1 ft*. Schützenwesen 99, Hexenprozesse, Zauber-
wahn, Aberglauben Hl, Musterung, Schwörtag, Miihler, Wirtshausnamen 121, bist Volks-
lieder 170.
(
Bibliographie. 73
IT. Urgeschichte. ')
1. Heierli^ J. u. Oechsliy TF., Urgeschichte Graubündens mit Kinschluss
<ler Eömerzeit. Zfirich. -- 2. Reber, B., Les sculptures pröhistoriques a Salvan
< VÄlais). Ä?M«ede TEcole d* Anthropologie de Paris. XllI, 270. — 3. Heierli, J.,
'A.reMologische Fuode in den Kant. St. Gallen u. Appenzell. Am. f, schw.
^It^ V, 2flf. 103 ff.
Y. Siedlung.
1. Lüthi, E., Sind unsere Eidgenossen der welschen Schweiz Nach-
^omiimen der Burgunder oder der Alamannen ? Pionier XXIII, 49—55 [1902]
'^'S'l- hiezu Deutsche Erde Uy 59. — 2. Meyer, Joh., Gesch. d. deutschen Be-
^i^^dloDg des Hegaus und Klettgaus. (ca. 298—1050). Schriften d. Ver. f.
^^«^^ch. d. Bodensees XXX. H., S. 38 ff. Lindau 1901.
Tl. Architektur.
^^^P^Biii«. 1. TjTpische Holzhäuser in Haslen (Kt. Glarus). Geogr. Lex, d.
Schweiz II, 337. — 2. Altes Holzhaus in Ennetbttlil. Ib. 338. —
3. Toggenburger Laube. Schweiz VII, 366. — 4. Häuser in Bevers,
Vals, im MQnsterthal, in Sent. Geogr. Leu: d. Schweiz II, 428. 429. —
5. Dorfpartie in Grengiols (Wallis). Ib. 443. — 6. Reichien, F., Le
chalet fribourgeois. Le döpart pour la montagne. Les ustensiles du
chalet. Fnbourg ariistique 1903. — 7. /. 516 Brägezen, 523 ff. Briigi,
541 ff. Brugg u. Zss.
"^rücketu 8. Die alte Eumenbrlicko b. Luzern (mit Abbildungen). Luz.
HausKcd.
runnen. 9. /. V, 655 Brunnen.
YII. Hauseinrichtung.
^^^iJiitmer. 1. Bauernstube aus Brülisau ^Kt. Appenzell). Zeielin. v. ('. Liner.
Die Schweiz VII, 317. — 2. Wohnzimmer in Sent. Geogr. Lex. d.
Schweiz II, 430. — 3. /. 503, Provat. — S. auch VI, 6.
-^^üeher. 4. I. 572 Brattik.
-^^oW«ar. 5. J. 572 Brattiktäfeli.
Till. Wirtschaft. 2)
-'<äUgenieine9. 1. Tobler, Streiflichter über Land- und Alj)wirt8chaft im
Kt. Appenzell A.-Rh. Alpic. Monatshl S. 256.
-MAindwirtBchafU 2. 's Werch. (Ilanfkultur u. -Verarheitun«?.} St.
ürsmkcd. S. 71 ff
-^IpwirtaelMift, 3. F. O. Stehler, Alp- u. Weidewirtschaft Ein Handbuch
für Viehzüchter u. Alpwirte. Berlin. — 4. Tobler, J. J., w. Strüby, A..
0 Wir bringen hier nur die Titel der uiufussenderen oder speziell vtilkskundlich in-
^«reoanten Art>eiten. Fttr alles Weitere verweisen wir aaf den Anztigtr f. Schweiz.
Altertnmsknnde. — <) Aach hier nur das Umfassendere od. spezieU Volkskundliche.
}
74 Biblioj^phie.
Die A. im Kt. Appenzell A.-Rh. 2. Aufl. Herisau 1902. — 5. Hqffmavtrx-
Krayer^ E., Milchrechnung und Milchwirtschaft in Bormio vorlüOJahrcri.^.
Alpw. Monatsbll S. 267. Tetslen. — 6. /. 562 Brocken, 619 brännen.
S. auch XII, 1 ff.
Transportvorrichtungen. 7. Heutrilgerin, Milch transport im Kt. Gr^L mji-
btinden. Geogr. Lex. d. Schweiz II, 434.
IX. Tracht.
Aargau, 1. Chr. Merkli u. Elise Fischer v. Wettingen (nach König). hf^F %i.
Kai od. Hink. Bot (Bern).
Appenzell* 2. Appenzeller Sennen u. Sennerinnen ; Handstickerin. In ti*r^-'m
Kurprospekt Gontenbad [1903] S. 18 (Abbildung:).
Bern. 3. Heimkehr vom Felde (nach Freudenberser). Hist Kai. od. ä. Hink. ^ H
(Bern) und AhnanacJi Romatid (Bern). — 4. Aus dem nK^rhr» AI
Grosser Farbensteindruck v. ß. Müng9r. Bern (bei A. Francke).
Oraubünden, 5. Geogr. Lex. d. Schweiz II, 432. 433.
Schaff hausetu 6. H. G. Baumann u. Barbara Schab v. Hailau. Alma>^^-^:^ch
Roniand.
Unterwaiden. 7. Nidwaldner Kai. S. IG ff. (mit Bildern). — 8. Beii<S> ich
u. Maria Käsli v. Beckenried (nach Künlg). Almanach Romami.
Waadt. 9. F. Delayoux u. Marg. Gilleron v. Vevey. Hist. Kai. od. Hink ^ ^JS*yl
(Bern). — 10. R.^ichlen, F., Loi somptuaire et costunie. Revue Ft «T ««/o-
rique vaudoise 1903.
rerachiedenes, 11. /. ö08 Bräm. 590 Brämen u. Z.^., 600 Brämi.
X. Volkskunst.
Volksheraldik. K. Ä. S., Bauern- und Handwerkerwappen. Schtc. —-Ä^ /-<:ä.
/-. Hernldik XVII, 104.
XI. Nahrung.
J. 510 Brägel u. Zss., 516 Präg, 549 ff. Brüej u. Zss., 554 brü^Z>^»r
o.")6 cerbrtiet, 559 ff. Brock n. Zss., 562 inbrocken, 564 Brocketen ii. ^^ ^^
Bröclii u. Z.'^hs., (124 gebrannt^ 648 brun.
XII. Sitte, Brauch, Feste.
Älpler, (s. auch VIII, 3ff) 1. Tobler, J. J, u. Strüby, A., Die Alpv^-^«»^-
Schaft im Kt. Ai)penzell A. Uli. 2. Aufl. Herisau 1902. S. 18 C ^
2. Ih-r Betnif (in Nid- und Obwaideni. mdw. Kai. 26. — 2* V[\rm^^'l
H. r'.. Der hetzte Betruf Schweiz VII. 567 (mit Tafel). Allgemeine^ ^^**
mcrkimg. — 3. Kine alte ^ute Sitte (Die „Kilsgemeinde", die "^ ^* '
\i)i<\u\\r dos AI]MM-tra«ci*). Uifit. Kai od. Hink. Bot (Bern) S. 62. ^
4. L. S., La iiioutee des trou])eaux. Gaz. de Lausanne^ 13 jwin.
Zunfthräuche, 5. El scher], C, Das ^Kabespiel" und das „Sidelerito** {^^^f.
Ilt'inrich Freudwciler . iJie Schweiz VII, 191. Aaegvluaene Brmnebcr
ilen TrinkgoIa<;cn d. Zunft zur Meise. Mit 2 Abbildangen.
Bibliographie. 75
rufe. 6. (F^te des Vignerons.) Conteur vaudois , 6 juin. Cnt«teliung
des Feste». — 7. R. S., Strahler im Berner Oberland. GriUH-Kal. S. 63.
iützenwesen* 8. Le tir cantonal de Fleurier. Messager hoiieux de Neu-
chätel, p. 69.
\detten. 9. Von den Berner K. Schweiz. JDorßcU. S. 86. — 10. P. P.,
Les cadets veveysans. Canteur vaudoiSf 2 mai.
tsterungen. 1 1 . Die A r m u r i n s von Neuenbürg. (Thüringischer) Haus-
hol. S. 28. — 12. Trü II sonn tag im Emmenthal vor Anno XXX
(n. Waltbard). Badener Kai. S. 64. — 13. Piaget, A.y Revues uiilitaires
ä Neuchätel au XV et XVI« s. Mus^e Neuchätelois XL, 275 ff.
m feste. 14. La fete cantonale de gymnastique (Neuchätel). Messager
hoiieux de Neuchätel, p. 82.
bilden II. Gedenkfeiern. 15. A. T., Sängerfest und Schlachtfeier auf
Vögelisegg, d. 4. Aug. 1825. Neuer Appenzeller Kai. Bog. 4. — 16. Ein-
weihung des Schetfeldenkmals auf dem Aescher. Ib. Bog. 5. —
17. Ceresole, A., Un patriotique centenaire. Le veritable Messager boi-
teux de Berne et Vevey^ p. 44. — 18. E. Z., Die Toggenburger Jahr-
hundertfeier in Lichtensteig. Schweiz VII, 429. — Schilderungen der
aargauischen, tessinischen und waadtlandischen Gedenkfeiern s. in den
betr. Tagesblättern und den Kalendern auf 1904.
Zkshelustigungen s. XIII, 4. 5.
ttiche (der eidg. St«ände unter sich). 19. Les uns chez le autres. Co^iteur
vaudois, 30 mai.
'cJUiche F'este u. Brüuche. 20. Nidwaldner Kai. ^bei d. einz. Mo-
natenV — 21. Die Übertra^^ungen der Gebeine des sei. Konrad Scheuber
in die Pfarrkirche zu Wolfenschiessen. Nidwaldner Kai. S. 21 fF. —
22. Ducrest, F., Les processions au tem])s pass^ dans le canton de
Fribourg. — 23. Translation des [hl.] Vitalis. Archiv f. Schweiz.
Koformationsgesch. S. 115 i^in : Kathol. Schweizerbll. 1904. Heft I). —
'/(issungsbräuche. 24. Landsgemeinde. Denier, A., Eine Schweiz.
L. Benziger's Marien-Kai. Bog. 3. — 25. Landsgemeinde in Trogen.
Schweiz. Dorfkai. S. 44. 45. — 26. Hyffel, H., Eine Landsgemeinde
auf dem Landenberg zu Sarneu. Schweiz MI, 257. — 27. Bytfel, H.^
Oie Schweiz. Landsgemeinden. Zürich. Grundlegende Abhandlung. — 28.
Lundsgemeinde in Glarus. Geogr. Lexikon d. Schxc. II, 335. — 29. /. 528
Tanzbrügi.
"^terabende, 30. E. 3/., Dernieres veillees. Gazette de Lausanne, 2avril.
Die letzte Lichtstubete des Winters, am 25. März, im Ormont-Talo. — S. auch
xm, 4.
thnacht s. XVI, 12
tjahr 8. XVI, 12.
^^ster. 31. M. B., Das Altjahrabendlied. Der Bund 31. Dez. Singen
der ledigen Burschen u. Mädchen vor den üüuflern. Graubünden ?
Hkönige s. XVI, 12. 32. 34.
Hnacht. 32. Reichstetter, L., Les «failles* et les «allouilles». Tribüne
de Geneve, 4 mars. S. Archiv vii, lei. — 33. /. 533 Brögg.
hsHätUen. 34. Grivelhj, U., Das diesjährige Sechseläuteu. Schweiz
VII, 238.
76 Bibliographie.
Aprilscherze* 35. Kessler, G., Aprilscherze in d. Schweiz. Vaterland l.Apr,
Mai. 36. (Mailäuten im Sarganserland.) Neue Zürcher Zeitg. 4. Mai.
KiUgang. Nachibuhen. 37. /. 516 hräugen, 519 brögen, bröglen, 5S4
Bröggeler, 535 bröggen.
Voike^ustiz s. 37.
Hochzeit» 38. [GaJ'SS-fmannJy Das Niedersingen im luzemischen Wiggertal.
Vaterland 20. Dezember. Hochzeitslied.
Taufe. 39. /. 623 brännen.
Baubräuche. 40. Gaudefroy-Beniombynes, Notes sur le Valais. Revue des
Trad. pop. 18, 600.
Tischgebet. 41. J. 653 Brunnen.
XIII. Spiele.
JCincier^pM* 1. Singer y Ä, Deutsche Kinderspiele. Zeitschr, d. Ver. f.
Volkskunde 13, 49 ff., 167 ff. Manches Schweizerische. — 2. Dahn, F.,
Die Kapuze -Männli. Beil. z. AUg, Ztg. S. 390. In Chnr beobachtet —
3. /. 539 fg. Brugq, 548 bruggen, 552 Hüenerbrüej, 579 Bräuen, Breuer,
PreUerinSj 586 5roM, BroUi, 622 6ränn^n, 631 verbrännen, 653 Brunii«n.
Fol/TMpiele. 4. Volksbelustigungen aus dem Boowald. Eidg. Nationai-KaJ.
S. 71. Sackffumpet, Kässtechet, Spinnet. — 5. Steinstossen auf
dem Rigi (n. Ludw. Vogel?) Badener Kai. S. 79.
Kartenepiele. 6. Bonjour, E., Autres temps, autres jeux. Revue du Di-
manche (Suppl. de la Revue, Lausanne), 15 mars.
XIY. Tolkstömliche Reehtsalterlfimer.
Tiet*proze88. 1. Proc^s contre les larves des bannet ons. Almanach Ramand,
p. 78.
Baufnfrüchte. 2. Zur Zeit der reifen Kirschen. Schwyzer Zeitung 29. Juli.
Kirschen früher Gemeing^nt.
Schimpfliche Tracht. 3. /. 586 Gemeindsbrillen.
yttchbarrecht. 4. Schmid, P., Das ländliche Nachbarrecbt des Kantons
Thurgau. Berner Diss. — 5. /. 497 ff. Zss. mit Brief, 538 Brugg.
XY. Yolksglauben.
Vermischte». 1. ..ur, Aberglauben. Baseüandschaftl, Ztg. S.,{^., 10. Jtai.
— 2. I. 523 Brügi.
Brunnensuchen. 3. Die Wünschelrute und der Blitz oder das Greheimnis
des Quell wassei-findens. Alptcirtsch. Monatsbll. S. 22 ff. Verschiedene
glaubwflrdigre Angaben bestätigten die Möglichkeit, mittelst der Zwei^r^abel anter-
irdische Quellen aufzofinden.
Gespenster. 4. /. 639 brinnen.
Hexen. 5. Liebenau, Th. v., Von den Hexen, so in Wallis verbrannt wur-
den t in den Tagen, do Cristofel von Silinen berr und lichter was.
Am. f. Schweiz. Gesch. IX, 135. — 6. Ein Hexenprozess in Brugg
1620. Neujahrshll. f Jung u. Alt. Brugg.
Vorzeiclien n. Orakel. 7. T o d. I. 590 brüelen.
Bibliographie. 77
Teiligenverehrung. Ö. Stückeiberg, E. A., Die ältesten Reliquien der
Schweiz. Schweiz. Rundschau III, 237. — 9. Derselbe, Schweiz. San-
tiagopilger. Bad. Jahrb. 1903, S. 190. — 10. Müller, C, Die Reliquien
in d. Pfan'kirche zu Baar u. die Translation des hl. Silvanus in die-
selbe 1697. Zuger Neujahrsblatt. — 11. Stückelberg, E. A., Die Mär-
tyrer von Nyon. Anz. f. Schweiz. Gesch. S. 169. — 12. Derselbe, Der
Kult der hl. Euphrosyna von Basel. Basler Zeitschr. lU, 37. — 13. Ders.,
Das Marienpatronat des Basler Münsters, ib. 65. — 14. Schnürer^ G.,
Die Kümmernis- und Volte santo-Bilder in der Schweiz. Freiburger
GeschichtsbU. X, HO ff. — 15. Stückelberg, E. A., Von St. Fridolin.
Freiburger Diözesanarchiv S. 361. s. auch XII, 20 ff.
f^n. 16. (Für verstauchte Hand.) Ber Schweizer Bauer (Kai.) S. 96. —
17. Friere des Joratiers. (Gebetartige Besegnungs-Formel.) Conteur
vaudois, 6 juin. — Alpsegen s. XII, 2. 2*
IMssmedizin. 18. Loosli, A., Aberglauben in der Alphütte. Alpwirtschaftl.
Monatsbl. S. 233 ff. Aus dem Emmenthal; teilweige wörtlich mit Arohir 6, 51 ff.
übereinstimmend. — 19. Hoff tnann- Krager, E., Fragebogen über V.-M.
in der Schweiz. (Verlag d. Gesellschaft f. Volkskunde.) — 19* I. 630
verbrännen, 647 brun.. — 20. Krankheitsnamen /. 511 Brätzd.
^^^nderglauhen. 21. /. 570 Prattik.
XYI. Tolksdichtang.
g^r, 1. (Kuhreihen.) Veni tote a la montagne. Conteur vaudois,
31 janvier et 21 f^vrier. Jura. — 2. Viv6 noutra libertä. Ib. 7 f^vr.
Polit. Lied von 1830. — 3. Vitcdy A,, Cbanzuns popularas ladinas. Annalas
della Societa retoromantsclia XVII, 33 ff. Davon io von Sandri, also Knnst-
licder. — 4. Napoleon et Alexandre. Conteur vaudois, 7 mars. —
5. Gehrmann, H., Rätoromanische Volkslieder. Frankf. Ztg. 5. März
(Nr. 64, 1. Morg.). — 6. Der Buirästand. Ged. in Nidwaldner Dialekt.
Nidwaldner Kai. 29. — 7. Preissecker, K., Das Guggisberger Lied. Das
deutsche Volkslied. Y, 101.119. — 8. Charmante Sylvie. Conteur vau-
dois, 1 aoüt. — 9. Chantez, soldats. Ib., 29 aoflt. — 10. Chants popu-
laires a 2 et 3 voix ^*gales, publ. p. le D(^p. de l'instr. publ. de la
Rep. et Cant. de Neuchätel. — 11. Reichten, J., Chansons et Rondes
<lu Canton de Fribourg. La Gruyere illustree VIII* livr. s. 1. et a.
(Fribourg 1903]. — 12. [Gajssfmann, A. L.], Das Weihnachts-, Neu-
jahrs- und Dreikönigssingen im luzernischen Wiggertal. Vaterland 27.
J)ez. 1903 u. 1. Jan. 1904. — S. auch XII, 38.
^^, Legenden^ Märchen. 13. Solandieu, Le Nain de la Maigrange
CL^gende fribourgeoise). Alnuinach du Valais, p. 47. — 14. Widmann,
JH., In der Heidenhöhle („Casa de! Mago** am Monte Generoso ob
JMendrisio). Der Hausfreund (Kai.) 68 ff. — 15. Sagen aus dem Bemer
Oberland. Feierabend- Kai. S. 113. — 16. Die drei Riesen von Iselt-
^ald. Hist. Kai. od. Hink. Bot (Bern) S. 90 ; französ. Verison : Alma-
»locÄ Romand (Bern). — 17. Müller, A., Die dramatischen Bearbeit-
ungen der Genovefalegende. Muri im Kt. Aargau (Progr. d. Bezirks-
8chule.) — 18. Singer, S., Die Zwergsagen der Schweiz. Neue Denk-
78 Bibliographie.
schrr. d. allg. Schweiz. Ges. f, d. ges. Naturtoiss. XXXESC, 23ff. —
19. Maag, Ä., Die Volkssage im EiDfischtal. BaüerNachrichim 12. Juli.
— 20. Les Föes de Grand' Combe. Bulletin du Glossaire p. 26. —
21. Singer, 5., Schweizer Märchen. Anfang e. Kommentars z. d. ver-
öffentl. Schweizer Märchenlitteratur. Bern. — 22. Bundi, G.y Engadiner
Märchen IL 111. v. Giacoraetti. Zürich. — 23. /. 537 Brugg, 547 TüfeU-
brugg, 639 fg. brinnen, 646 brinnig, brinhlig, 652 Brunesen.
Lnseh'Hften. 24. Haus. Cerisole, Ä., Nos vieux chalets. Conieur vau-
dois, 14 fSvr. — 25. Almanach du Conteur t\, p. 21. — 26. Ga\idt-
froy-Demombynes, Inscriptions des chalets (au Valais). Bevue des Trad.
pop. 18, 599. — 27. /. 623 brännen.
Rätsel. 28. /. 623 brännen^ 638 brinnen.
Volksreime (s. auch XVIII). 29. I. 514 bräglen, 590 briielen, 623 brännen,
624 gebrannt^ 647 brun.
Kindermund* 30. Reim. J. 530 brieggelen, 531 BrieggeH, 541 Brugg,
546 Rinbrugg, 560 Brock, 561 Brummet- Brocken, 572 Braitik, 604
Bramen, 623. 624 brännen, 627 anbrännen, 632 verbrannt, 637. 638.
639 brinnen, 647. 648 brun, 656 Brunnen.
Schatispiel* 31. Fo««, Peter Spichtigs Dreikönigsspiel v. Lungern v.
.]. 1658. Zeitschr. f. d. dt. Unterricht 17, 73 ff. — 32. Bruder Klausen
Abschied. (Aus Pfr. Joh. Zurflüe's Bruderklausen spiel v. J. 1601).
ünterwaldner 21. ^lürz (Nr. 23V — 33. Wagner, P., Das Dreikönig-
spiel zu Freiburg i/Schw. Freiburger Geschiditsbll. X , 77 ff. — 34.
Kasser, H., Notizen über dramatische Auifühnmgen und militärischen
Jugendunterricht im alten Bern. Anzeiger f. Schweiz. Altertumskunde
V, 175 ff.
XYII. Mosik n. Tanz.
l. (Verzeichniss von Appenzeller Liedern u. Jodlern) in dem Kurprospek'
Gontenbad (gedr. v. Schlüpfer u. Cie., Herisau [1903]) S. 7— 9. -
2. Appenzeller Ilackbrettmusik ; Tänzer und Tänzerinnen (Abbildung
Ib. S. 16. — 3. Nef, A'., Die Stadtpfeiferei. Schweiz VII, 540 ff.
XYIII. Witz und Spott
Übernatnen. 1. (Völkerj. Tschinggen und Schwaben. Basler Kac
20. März. Enthält auch andere VÖlkerabernamen.
Ortsneckereien. 2. La ronde du Jorat. Conteur vaudois, 25 avr.
3. Surnoms de villes vaudoises. Ib. 3 octobre. — 4. /. 511 Bri
516 Brägler, 529 brüginen, 552 FleischbrüeJ, 553 Zigerbrüßj, 557 Br
605 Brameti, 622. 623 brätmen.
XIX. Rede des Volkes.
^üpridiwörter, 1. Almanach Bomand S. 3. 5. 7. 9. 11. 13. 15. 17. 1
23. 25. — 2. /. 513 bräglen, 531. 532 brieggen, 549 Brüej, 5
brocken, 593 verbrüelen, 622. 623 brännen, 626 abbrännen.
Bibliographie. 79
Farmelm 3. Zutrinken. I. 503 profass, profatschin. — 4. Abweisung.
I. SSBbrögg. — ö. Grnss. I. ß^ bräunen, — 6. Fluch- u. Kraft-
wort, Beteuerung. I. 632 verbrännty 646 brinnig.
Jtnf. 7. Lockruf. I. 529 bragg.
JSalender-9 Wetter- u. Batiernregeln, 8. Almanach du Conieur vau-
doiSy p. 58. — Ferner: Schweizer Bauer, Züricher Kai., Benziger's
Marien-Kai., Vetter Jakob (KbX.), Der Wanderer, (Thüringischer) Haus-
Kai., Der neue chrisü. Hauskai, Für Alle (Kai.), Almanach du Valais,
Schweizerischer Dorfkai., Grütli-KcU., St. Galler Kai, Feierabend-Kai,
Pilger aus Schaffhausen, Hinkender Bot (Bern), Neuer Einsiedler Kal.j
St. Ursen-Kal., Der Schaffhauser Bote, Joggeli-Kal., Arbeiterfreund-
Kai, Familien-Kai., Badener Kai. — 9. La pluie et le beau temps.
Conteur vaudois, 24. oct. — 10. I. 545 Ishrugg, Mergenbrugg, 590.
592 brüelen, 604 Brameti (6 mal), 605 Abrellenbramen, 628 inbrännen,
629 underenbrännenj 632 verbrännen, 635 Bränner, 636 Holzbränner,
645 verbrimien.
XX. Mamen.
^:9^^(mennamen. 1. (Art der Benennung.) Sobriquets. La Suisse (Geniive)
10 f^vr. Beneturangr Im Kt. Appensell I.-Rh. — 2. DfegenJ, W., Aus dem
Kapitel der ^Dorfaamen" [d. h. der Personennamen auf dem LandeJ.
Neue Zürcher Zeitung 12. u. 16. Juli. — 3. J. 544 Brugg, 648 brun.
— Kurz- u. Koseformen. 4. I. 516 Bregel, 518 Brigitta.
'^S^mHamen- 5. Muoih, G. C, Observaziuns historicas a rapport dils nums
locals grischuns. Annalas dclla Suc. reto-romantscha XVII, 223 ff. —
6. Jud, J., Was bedeutet der Name Engadin ? N. Zürcher Ztg. Nr. 173
Morgenbl. — 7. ScMatter, Th., St. gallische romanische Ortsnamen u.
Verwandtes. St. Gallen. — 8. Jaccard, H, De l'origine de quelques
lieux-dits. Chronique ngrioole du Canton de Vaud. — 9. Salvioni^ C,
Ancora i nomi leventinesi in -^ngo. BoUettino storico XXV, 93. —
10. Stadelmann, J., Die Etymologie des Namens Biel-Bienne. Berner
Taschenb. 1903. — 11. I. 543 Brugg, 594 Brüel, 648 brun.
^^*lkim«»i. 12. I. 588 Brüller, 608 Primeli, 648 brun, 650 Brunnen,
Brunettli, Bruni, Bruno, Brün, Brunei, 651 Brünen, Brünett, 652 Brüti-
len, Brunellen, 653 Brunnelen.
^^rtMimen s. XVIII.
XXI. Sprache.
^^^mzen* 1. Büchi, A., Die deutsche Sprache in der Westschweiz. Schiceiz.
Rundschau III, 115. 276. — 2. Hotz, 7?., Deutscher Gottesdienst in
welschen Landen. 1. Deutscher evang. (Tottesdienst in der welschen
Schweiz. Deutsche Erde II, 74. — 3. Brunhes, J., Allemands et Ru-
mands en Suisse. Amiales «le (^eographie XII, 72 ff. (Vgl. Deutsche
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der weltch-seliireic. Verhältniäse.
Bibliographie.
pr€ich8ohatz* 5. Schweizerisches Idiotikon. Heft 47 (Brief bis Br
— 6. BuUetin du Glossaire des Patois de la Suisse Romand«
sanoe. — 7. PA. G., Locutions neuchäteloises. Measager boii
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* Testaments von 1525 u. 1531. verglichen mit d. Wortschatz I
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Chrammatik^ 9. Tuor, A.^ II Komontsch della Lumnezia. Annak
Soc. reto-roni. XVII 245 flF. — 10. Huonder, J., Der Vokalisu
Mundart von Dissentis. In: Boman. Forschungen Bd. 11. Erlange
— 11. Augustin, H.y Unterengadinische Syntax, mit Beriicks. c
lekte des Oberengadins u. Münstertals. Ztlrcher Diss. — 12.
mann, H., Der Vokalismus der Mundart von Goldbach (Obern
Zeitschr. f. hochd. Mundarten IV, 295 ff.
Band VIII Heft 1, ausjrc-ehon 30. März '
81
Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz.')
Von E. HoiFmann-Erayer in Basel.
Benutzte Litteratur.
Allgemeines.
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geschichte 1868, 407 ff. ; H. Sbhubtz, Altersklassen und MännerbUnde 1902
S. 110 ff.; 0. GiEBKE, Das deutsche Genossenschaftsrecht I (1868).
Schweiz.
Allgemeines. Schw. Id. III, 709 fg. (Chnab). 521 (chesslen). 1 16
(chüblen); V, 402 (Hauss-Predig). 414 (Brueder). 519 (brögen); II, 1679 (Hauss).
1626 (Homer). 151 (morengigen) ; IV, 304 (Knaben-Gemeinde). 1625 (honien 6).
Aargau. S. Meikb im Abchiv VI, 121 ff.
Appenzell. E. OsenbbCggkn , Wanderstudien V (1876) S. 152 ;
<j. RCscH, Der Kant. Appenzell. (Gemälde d. Schw. Bd. XIII) 1835, 110;
T. Tobleb, Appenzellischer Sprachschatz 1837, 329.
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Icunde des Simmentais 1903, 369 ff. ; D. Gem peleb, Die Rosenhalde, in : Album
des Litterar. Vereins in Bern 1858 S. 73 fg.; Hidbkb, Der ehemalige sog.
eiussere Stand, in: Bebneb Neujahbsbl. 1858; Lumbroso in: Abchiviu per lo
studio delle Tradizioni popolari XV (1896) 69 (Gessenay).
G 1 a r u B. 0. Heeb u. J. J. Blumer-Heeh, Der Kant. Glarus (Gemälde
zier Schweiz Bd. VII) 1846. S. 303 ff.; E. Buss im Archiv IV, 297. 300. 308.
Graubünden. H. L. Lehmann, Die Republik Graubünden. II ( 1799)
^12 ff.; J. A. V. Spbecheb, Gesch. der Republik der drei Bünde. II (Cultur-
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i.36. 138 ff. 140. 143. 144. 147; J. A. Spbecheb im Böndn. Monatsblatt 1897
S. 62; mr Tomils: Archiv I (1897) 144 ff.; Vincent, M.... u. Chr. Christofkel
« Annalas della Societad Rhaeto-romanscha V (1890) 339 ff; IX (1894) 103 ff.;
KU (1898) Iff ; Deb Fbeie Rhatier 1900 Nr. 117. 125. 133 (1813); G. Lkonhabdi,
Bhätische Sitten. St. Gallen 1844 S. 18; H. Hebzoo, Schweiz. Volksfeste 1884,
^05; A. Balletta, Novellen und Aufsätze, hrg. v. Derungs. 1888, 225. 229 ff.;
W. BChleb, Davos in s. Walserdialekt I (1872) 277; IV (Obersaxer Dialekt
L886) 37. 108. 128; C. Carisch, Taschenwörterbuch d. rhaetoroni. Spr. 1818,
i7fg.; Wanderer in der Schweiz V, (1839j 188; BCnüner Kalender 1878
Bog. 5, 2? Seite.
L'uzern. Hoffmann-Krayer im Archiv I (1897) 276 ff., wo weitere
Citteratur über d. Hirsmontagsbrief.
*j Nachfolgende Abhandlung ist die stark erweiterte Überarbeitung
eine» akademischen Vortrages, den der Verfasser am 12. Januar 1904 in der
Basler Uni versitäts- Aula gehalten hat.
82 Knabenschaften und Volkssjustiz in der Schweiz.
N e u e n b u r g. A. Henry, Reglement d'une Society de gar^ons (de
Boudry), in: Musfjä Nkuchatelois 10 (1882) S. 54 ff.; Ch. Ciiatklain, Les an-
ciennt-s SocitHi'S de Gargons. ib. 27 (1800) S. 208 ff.
St. Gallen. G. Baumuekükk, ßt. Galler Land — Sf. Galler Volk.
1003 S. 132. 140 ff ; 143 ff ; Akchiv I (1897) 265; VII (1903) 147 ff. 154. 156;
X. RicKENMANN, Gescli. d. StadtllapperawiP (1878) I, 92. 234; II, 119; Ed.
0«ENimr;(i(iE.N , Wanderstudien V (1876) 246; ZuRicnER Post 1899 Nr. 118
(Oberes Toggenburg); Ohkhländer Anzeiger (Riigaz) 1897, 17. Febr.
S c h w y z. 0. ScHAHE in : Weimarisches Jahrb. II (1885) 143 (Separat-
abdruck S. 71); H. Herzog, Schweiz. Volksfeste 1884, 205; Archiv 1 (1897) 280.
Thurgau. Schw. Id. I, 1116 (Narrenfest); Archiv I (1897) 267;
J. M. Keller, Kleine Weinfelder Chronik 1864 II, 26 ff.
U n t e r w a 1 d e n. .1. Buslnger, Die Geschichten d. Volkes v. ÜDter-
walden II (1828) 311; A. Businger, Der Kant. Unterwaiden (Gemälde d. Schw.
Bd. VI) 1836 S. 78. 82.
Waadt. L. M. in: CWfeir vahdois 1900, 6. Oktober (leider oihne
Quellenangaben); L. Vullikmin, Der Kanton Waadt (Gemälde der Schweiz
Bd. XlXj II (1849) S. 42 fg.; A. Ckrk-sule, in: Au Foyer romani» 1899, 148.
153. C<j.n8ervateur huisse X (1820) 48 (2» Edition p. 233); VIII (1817) 295
(2" Ed. p. 236); C. Jaccard in: Helvetia (Monatshefte d. Studentenverbindung
H.) IX (1890) 69.
Wallis. Am Herd, Denkwürdigkeiten von Ulrichen 1879, 236 Anm.;
L. CouRTHioN, Le Peuple du Valais 1903, 104.
Zug. F. L. Stai.lin^ Gesch. d. Stadtgemeinde Zug (1824) S. 216;
C. BossARi), Ilistor. Zeitbilder v. 1736—1770, in: GE-sruRUTSKREUND 14 (1858)
S. 120; S. Plattner, Die Gesellen des thörichten Lebens, in: Alpemroskn
(Illust. Zeitschrift) I (Bern 1866), 68 ff.; Kleiner Zugerkalenükr f. 1868 S. 3—15
(sehr reichhaltig); Archiv I (1897) 264.
Zürich. H. Angst im Anzeiger f. Schweiz. Alt. 1899, 28; Scnw. Id.
III, 209 (kollater).
A u s 1 a n d.
Belgien. V<»lk«kuni.e XII, Iff; XIII, 65 ff.; Wallonia IV (1896)
156. 157 Anm. 158; V (1897) 156 ff.; IX (1901) 221 ff; X (1902) p. 94. 157;
XI (1903) 237 ff.; 'Friuline de (Ikn^ive 1898, 26 Juin.
Itali(Mi. Veltlin: Joh. Salz^jeuers Erinnerungen (1748—1816).
Churer Progr. 1902, 27 ff.
Bayern. J. A. S(ii.meller, Bayerisches Wörterbuch (1827 — 1837)
2. Aufl. 1877 I, 191 (Bubenbruderschaft). 1033 (Haberfeld); II, 851 (Haberweid).
Osterreich (s. auch den Artikel v. Usexer unter „Allgemeines**).
Revie des Traditions popuhiires XVIII (1903) 321; Zeitscur. des Vereins f.
Volkskunde XI (1901) 451; Zehhchu. f österr. Volkskunde HI (1897) 326.
Frankreich. Nimes : Di'caxije, Glossarium med. et inf. Lat. s. v.
carirarium; Verberie : Revie des Trad. p. XVIII (1903; 244.
D e u t s c h I a n d (a. auch die Artikel von LVener und DiETRRirn unt^r
„Allgemeines"). J. Si'ee, Volkstümliches v. Niederrhein 1875, I, 3 Anm. ;
A. BiRLi.NGER, Aus Schwaben II (1871) 46 (Stockach); A. Birlinqkr, Volks-
tümliches aus Schwaben II (1862) 35 u. Anm.; Sarrazin in: Alkmannia XX
(1892) 211 . Stockaeh); J. AI. Hluler, Bayerisch Schwaben u. Neuburg 1901, 176.
Knabenschaften und Volksjiistiz in der Schweiz. 83
Wir hatten in dieser Zeitschrift schon mehr als einmal Ge-
enheit, Ton den ^ Nachtbuben'' zu sprechen, die, oft unter
en Ruhestörungen, nächtlicherweile umziehen, allerlei Unfug
ben und, meist an bestimmten Tagen, ihre Auserwählte auf-
ben , um mit ihr eine mehr oder weniger gestörte Schäfer-
iide zu verbringen. Diese Sitte des Umschwärmens der „Nacht-
uen** ist in der Schweiz wie auch anderwärts bei der Land-
ölkerung eine allgemein bekannte und auch, soweit die Exzesse
lit allzu schlimm sind, allgemein erlaubte. Heutzutage scheinen
den meisten Orten diese „Nachtbuben** sich weder an eine
timmte Altersgrenze ^) noch an irgend welche genossenschaft-
le Abkommen zu binden. In erster Linie beschäftigen sie sich
dem Kiltgang, bzw. seiner Überwachung, und wehe dem
»den Burschen, der von einem benachbarten Dorfe herüber-
:ommen ist, ein Mädchen zu besuchen ! Wird er erwischt, so
f er mit Sicherheit auf eine gehörige Tracht Prügel oder ein
1 im nächsten Brunnentrog rechnen. Wie es zwei Studenten
Mathematik bei ihrer improvisierten Eiltfahrt ergangen ist,
ildert uns drastisch Walter Senn v. Wartau in seinem Büchlein
rättigau** (Zürich 1875, S. 43 fF.). Da sich dieser Akt der Lynch-
tiz in einer bitterkalten Winternacht abspielte, mag das Bad
Dorfbrunnen nicht eben mollig gewesen sein. Immerhin aber
der Gelynchte noch mit heiler Haut davougekommen, was
ht Jeder von sich rühmen kann ; denn mehr als einmal schon
1 die Verletzungen derart gewesen, dass der Betreffende bleiben-
i Schaden davongetragen hat, ja ihnen erlegen ist. ^) Neben
KiltkontroUe treiben aber die Nachtbuben noch allerlei Schaber-
ic und Unfug: Bubenstreiche, wie sie zu allen Zeiten in Städten
l auf dem Lande verübt werden. ^)
Das Alles wäre aber nicht der Erwähnung wert, wenn sich
3t bei diesen Nachtbuben hie und da Erscheinungen bemerkbar
iahten, die auf eine mehr oder weniger strikte Organisation
Hessen Hessen. Im Kt. Olarns z. B. dürfen sich nur die „Ober-
rigen", d. h. die Burschen über 16 Jahr, am Gassengehen
eiligen, und zwar erst, nachdem sie sich durch eine Wein-
^r Geldspende eingekauft haben. ^) Dieser „Einkauf*" setzt aber
') 8. Archiv VI, 121 („kaum der Schule entlassene Jüngelchens"). —
anfangs der 70*' Jahre soll ein zur Winterszeit in den Brunnen Geworfener
Eirkältung gesorben sein. Spueciikk S. 337 Anm. — ♦) Darüber s. Aacniv
122. - 5) 8. AucHiv IV, 297.
84 Knaben Bchafben und Volksjustiz in der Schweiz.
seinerseits wieder eine Genossenschaft voraas, die die Spende iv^
Empfang nimmt. Eine solche besteht im Kt. Glarus wirklich (od^LS mr
hat wenigstens bis vor kurzem bestanden) unter dem Nam^ kh
„Qassenledige^'. Nnr die ^ Gassenledigen ^ sind berechtigt, slc^^
nachts herumzutreiben, nur sie dürfen „2u Licht gehen^, auf d^ n
„Stubeten^ (Tanzbelustigung in Privathäusern) erscheinen a nm. d
von Verlobten das Gassengeld fordern, „ünterjährige** oder IT mtm-
eingekaufte werden unsanft heimgewiesen. AU diese Gepflog^:x3-
heiten, wie auch der Brauch, an zwei bestimmten Tagen der Woc^S-^c
das Gassengehen zu veranstalten , zeigen deutlich genug , d ^m^ ss
wir hier — wenn auch nicht mehr in ganz reinen Formen
jenes uralte Institut der Enabenschaften vor uns haben, wie «s
sich (unter verschiedenen Namen und mit zahllosen kleinen A^ !>-
weichungen) in ganz Europa und bis ins vorchristliche AlterfcvJK m
zurück nachweisen lässt. —
Dass wir es hier nicht mit einer regellosen Schar zufäl "M ig
vereinigter junger Leute zu thun haben, geht u. A. aus d^3m
Namen dieser Verbindungen hervor. Freilich, Namen '^^irio
„Ledige** (Glarus, Taminatal), „Jeunesse**, „Gar^ons* (Waa^^t,
Neuenburg), „Gioventü" (Soglio) wollen nichts sagen ; aber wc^it-
aus die Mehrzahl der Namen hebt das genossenschaftliche lk£o-
ment unverkennbar hervor; so z. B. „Knabengesellschaft" (Ol>^2r-
saxen, Vättis), „Ledige Gesellschaft** (Maienfeld), „Soci^te oc5ier
Compagnie od. Confr^rie des Gar^ons** (Kt. Neuenburg), ,9^^^'
baye od. Sociöte de la Jeunesse** (Kt. Waadt), „Compagnia cÄils
mats** (rom. Graubünden); von ausländischen Knabenschaf^cn
etwa die „Bubenbruderschaft" in Mittenwald.®)
Steht es also einerseits fest, dass die Knabenschaften wirkLici
eine Art Genossenschaft waren, so muss anderseits hervorgehol:> 60
werden, dass, wie es überhaupt bei Volksbräuchen zu gescheta^n
pflegt, die Organisation mit der Zeit vielfach locker geworden
ist oder sich vollständig aufgelöst hat, sei es nun durch Ai^^-
artung in's Zügellose, sei es durch Verkümmerung. Und so wt
es gekommen, dass der alte Stand der Dinge nur noch in a»'*"
zelnen Gegenden unseres Landes unverändert geblieben ist. ^^
reinsten hat er sich erhalten in Graubünden, wo noch he^t«
fast jede Gemeinde ihre geschlossen organisierte „Knabenge»^^''
Schaft" hat. Auch scheinen in Waadt die „Jeunesses" imrtt^^
noch eine erhebliche Rolle zu spielen, obwohl uns hier bei d^^
«) »RssibciiK Blättku L 217 flf.
Kuabcnschaflen und Volksjustiz in der Schweiz. 85
ingelhaften Quellenangabo nur ein dürftiger Stoff zur Ver-
i;ung steht.
Wir wollen nun im Folgenden den Typus der bündnerischen
labenschaften schildern^), wie er, mit unwesentlichen Abweich-
gen, in den meisten Gemeinden besteht, und wie er yermut-
li auch in andern Gegenden der Schweiz bestanden hat.
Die , Knabengesellschaft", rem. „Compagnia de mats", be-
bt aus denjenigen jungen Männern eines Ortes, die das 16.
18. Altersjahr zurückgelegt haben®), moralisch (oft auch
ysisch) makellos sind und sich durch Entrichtung eines Eintritts-
ides eingekauft haben. ^) Die Mitgliedschaft berechtigt zu den
lon früher genannten Ausübungen. Dagegen müssen die Statu-
{ strikte befolgt werden. „Dieselben enthalten Verordnungen
er wechselseitige Pflichten und Rechte der Mitglieder gegen-
er der Gesellschaft. Zu diesen letztern gehörte in erster Linie
i Aufsicht über das sittliche Verhalten der Mitglieder. Wer
chte oder schwor, sich betrank, Unanständiges redete oder
it, ohne Licht nachts bei einem Mädchen verweilte, eheliche
iticipation nahm, Streitigkeiten provozierte u. s. w., musste an
B Gesellschaftskasse eine, je nach Umständen geringere oder
össere Geldbusse zahlen. Diebstahl auch der geringsten Eleinig-
it — mit Ausnahme von Obst — schloss den Thäter sofort
Q der Gesellschaft aus. Die Knabenschaft stand aber auch
t nach aussen zusammen und übte ein zuweilen unbarmherzig
^Dges strafrichterliches Amt gegen Verheiratete und Wittwer,
ih mehr aber gegen Fremde, die sich in geschlechtlicher Be-
gnüg mit einem Mädchen der Gemeinde vergangen hatten,
ein sie den Fehlbaren oft bei strenger Winterkälte in den Dorf-
Dnen tauchten. War er ein reicher Mann, so konnte er sich
ch eine, zuweilen sehr hoch — bis auf 1000 fl. — bemessene
idspende lösen. Auch schon bestrafte Ehemänner mussten
ler Orten von der ihnen drohenden Strafe des ,Au8Schellcns*
^tzenmusik mit Sündenregister) sich loskaufen.** An einigen
^en thaten sie sich , früher untef dem Vorsitze eines „Land-
Jtes" zu einem eigentlichen Gerichte zusammen, dem „Knaben-
'icht*, das über Vergehen , Nachlässigkeiten und Liederlich-
') Vorzugsweise nach den Schilderungen Sprechers und Muoths — ®) Nach
hniann ,oft schon Kinder von 12 Jahren"*. (Ob das nicht auf einem Irr-
^ beruht?) — ') Lehmann nennt „einige Maass Wein, Käse und Bi-od"
* Einkanfsteuer.
8G Knabeoschaften und Volksjustiz in der Schweiz.
keiten, die sich der offiziellen Qerichtsbarkeit entziehen, abzu-
urteilen hatten. (Vgl. Lehmann S. 273.) Der Gesellschaft steht
vor ein Kommandant, der durch Stimmenmehr am Dreikönigstage
gewählt wird. Andere Beamte sind der Kassier, der Schreiber,
der Fahnenträger, der Weibel. ^^) Die Gesellschaft hat „eine ge-
meinsame Kasse, die grösstenteils aus Hochzeitsgaben der sich
verheiratenden und damit austretenden Mitglieder gespeist wird,
und hält hin und wieder ihre Versammlungen und Feste ab^.
„In friedlichen Zeiten bildeten sie auch die Feuerwehr, sorgten
bei Kirchweihen und Hochzeiten für militärischen Pomp, bei
Festlichkeiten und in der Fastnacht für UnterhaltuDg der Dorf-
bewohner durch Bälle, Umzüge und Theater. In katholischen Gegen-
den übernahmen sie den Kirchengesang. ^ In politisch beweg-
ten Zeiten spielten sie auch als Partei eine hervorragende Rolle. ^^)
Dass diese Bräuche jahrhundertelang im wesentlichen die
selben geblieben sind, beweisen die Statuten der „Ehrlichen Ge-
***) Wir lassen hier die uns bekannt gewordenen Ämter schweizerischer
Knaben Schäften folgen : Graubünden: Knabenkominandant od. -Führer
od. (^apitani dils niats od. Platzmeister (vgl. Hgbs. Bll. I, 219) od. Kilbi-
vorsteher; Kassier, Schreiber, Fähndrich, Weibel. — Ve 1 1 1 i n : Capitano della
Gioventü. — W a a d t : Abbö od. Capitaine. — Neuenburg: Capitaines
od. Gouverneurs, Porte-Enseigne, Secr^taires, Sautiers od. Ck)mmandeur8. —
Zug: Schultlieiss, Statthalter, Seckolmeister, Schreiber, Bannerherr, Läufer,
Grossweibel, Pfarrherr, Ritter, 2 Mitritter, Edelmann, Junker. — Bern:
Schultlieiss, Statthalter, Seckelmeister , Stadtschreiber, Grossweibel, Klein-
weibel, 2 Läufer, 4 Venner, 2 Heimlicher, Land- u. Klostervögte, einige
militärische Ämter. — Rapperswil: Ammann, Statthalter, Hauptmann,
Fähndrich, Stubenmeister, Weibel, Trommelschläger, Vikar, Knabenschult-
heiss. — S t a n s : Schultlieiss, Reichsschatzmeister, Reichskanzler, Panner-
herr, Hühnervogt, Tieriivogt, Hurenvogt. — Taminatal: Präsident. —
Zürcher Oberland: Kollater. — **) s. Sprecher S. 338. Derselbe sagt
im BfNDN. MoNATsiJLATT f 1897 S. 62: In Zeiten politischer Aufregung spielten
im vorigen Jalirh. (18. Jh.) noch die Knaben Schäften oft bei Landsgemein-
den in terroristischer WcMse eine bedeutende Rolle, wenn sie nicht in Parteien
gespalten waren. Im Prätigau, Oberland, Engadin und anderwärts bildeten
sie gleichsam die Leibwachen von Parteihäuptern. Der sog. „Heerochse*, d. h.
der Stärkste dieser Wache, in vielen Fällen der Hauptmann der Knabenschaft,
begleit(;te dann unter Zuzug einer Anzahl seiner Leute jene Parteiftlhrer,
wenn sie an Landsgomeinden auftraten oder auch sich in gegnerische Ort-
.schaft(Mi, z. B. zu Gerichtssitzungen begaben. Bei solchen Anlässen kam es,
wie z. B. 1728 und 17G2 im Prätigau, zu fiu'chtbaren Raufereien mit den
Knaben anderer (Tonieindeii, infolge (ieren mehrere Personen das Leben
verlon^n. — Über ihre politischen V(»rrechte s. auch Muoth im Abchiv H, 139
u. Leonharui S. 18.
Kaabenscliaften und Volksjustiz in der Schweiz. 87
llschaft^ von Tomilß aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts.'^)
eselben bestimmen z. B. die Abgaben von austretenden, d. h. sieh
rheiratenden Mitgliedern, sowie von Witwern und Auswärtigen,
) in der Gemeinde heiraten. Schon hier wird die Brunnen-
uche erwähnt. Ein folgender Paragraph enthält die Bestimm-
g, dass die Gesellschaft einem Unbotmässigen gegenüber das
cht habe, „ihme zu schellen*' [d. h. eine Katzenmusik zu
ngen] und um den verweigerten Tribut zu pfänden. Be-
rkenswert ist dann weiterhin die Stellung der Gesellschaft als
legericht: „Was verheurathete Eheleuth sind, die Sich in
eitigkeiten Begeben, vnd Eins von dem andern aus dem Hauss
let, vnd anderstwo überaacht Bleibt, so solle man jhunen,
n Sie widerum Einig werden, 16 mass Wein zu fordern haben,
fern Sie dan Nichts geben wohlen , solle man jhnnen nach
ein Brauch schellen vnd mit Trummen zusammen Leuthen.^
briftlich überlieferte Statuten kommen nicht häufig vor, doch
then diejenigen von Toniils nicht einzig da. Wir besitzen solche
ch aus Andeer*^), Zug*^), Boudry*^) und einer ungenannten
»aenburger Gemeinde *^). Auch spricht Lehmann '^) ausdrücklich
n einem „Gesetzbuch** der Enabenschaften und führt sogar
izelne darin erwähnte Strafbestimmungen an. Ferner besass
Klingnau die ehemalige Koabenschaft *^) eine Lade mit Statuten
d Protokoll, die nun allerdings verschwunden ist, und endlich
wähnt Baumberger (S. 143) die Statuten der Meiser Knaben. *^)
In den bündnerischen Knabenschaften haben wir den cha-
£:teristischsten Typus kennen gelernt. Wir haben nun im Fei-
nden einige interessante Abarten zu betrachten. Wir nehmen
rvfQg eine dokumentarisch unbelegte Notiz aus dem Schweiz,
otikon (lY, 303) über das untergegangene Institut der „Knaben-
aaeinde** (Chnabegmeind) im aargauischen Freiamt. Dieselbe
eine „Versammlung der Jünglinge von über 16 Jahren, ge-
•liolich am Sonntag Abend vor der Kirchweih auf dem Dorf-
i.t;z bei der Linde abgehalten, wobei der Knabenrat, das Ge-
llt, der Seckelmeister und der Weibel bestellt wurden. Der
•t; hatte die Pflicht, den Jünglingen passende Mädchen zu ge-
rentlicher Heirat anzuweisen, auf diese selbst ein wachsames
*') 8. Abchiv I, 144 ff. — ' ') Anxalas XII, 4. — ^*) Kleinkk Zuckb Kau
>B, S. 10. — »!^) MisAk Nei ci.atelois XIX, 54. — '6) Ebenda XXVII, 209. —
Republik II, 273. — *^) Liiut gütiger Mitteilung von Herrn Lehrer Bilger.
'') Hier hiessen die Ausgelasseneren „Buben", die Gesetzteren „Knaben".
88 Kiiabonschaften und Volksjustiz in der Schweiz.
Auge zu haben und überhaupt auf Alles bedacht zu sein, was
den Interessen der Jünglinge förderlich sein konnte. Das Gericht
sprach Recht in streitigen Angelegenheiten der Jünglinge und
fällte auch Strafen, die gewöhnlich in einigen Maass Wein oder
Most bestanden und gemeiDschaftlich getruntten wurden. Alljähr-
lich am Rirchweihfeste war dann yon Rat und Volk grosser Um-
zug; wo es tunlich war, sogar zu Pferd. Nachher Tanz und
Trunk bis abends 10 Uhr." Leider wird uns nicht gesagt,
wann dieser Brauch eingegangen ist; jedenfalls aber tritt uos ^
hier noch eine merkwürdig rein erhaltene Form der Knaben- -^.«^
Schäften entgegen.
Auch Klingnau und Rapperswil sind oben genannt worden ^^.
Diese beiden Städtchen sind für die Entwicklungsgeschichte dec: =r
Kuabenschaften besonders bedeutsam, weil sie nicht nur neu 4^
Gesichtspunkte eröffnen, sondern auch vermittelnde Formen au f-
weisen, die uns zu gewissen andern städtischen, scheinbar fem^^ar
abliegenden Institutionen hinüberführen. *®)
Für Klingnau^*) ist charakteristisch die Bethätigung d «r
Enabengesellschaft bei den Fastuächtslustbarkeiten. Sie bessB^^ss
eine Anzahl hölzerner und kupferverzinnter Larven und eiai ge
Narrenkleider, die an Fastnacht zur Verwendung kamen. B&^no
besondere Rolle spielt hiebei der „Obern arr". Am Morgen € :3e8
Fastnachtsdienstags zieht derselbe zunächt unter ohrbetäubend ^^ni
Peitschenknall durch die Strassen, ein Brauch, der lebhaft an -^ie
dämonenverscheuchenden Lärmumzüge der Winters- und Fr^Äih-
jahrszeit erinnert. ^-) Dann versammelt er, während die Knal> «n-
schaft einer Messe beiwohnt, die Schuljugend um sich und in-
struiert sie über die Antworten, die sie nachmittags auf ^^ein
Fragen zu geben hat. Nach einem Frühstück der KnabenscB"^]aft
zieht der Narr, eine grosse Puppe auf den Armen, mit Pfc 'Sfcr
und Trommler vor die Häuser der „Guggichmannen'', d. h. c^ler-
jenigen Männer, die sich im Laufe des Jahres verehelicht hal^^o'i'
tanzt dort und zeigt der jungen Frau die Puppe, wofür er e'ß
Trinkgeld erhält. Die letztere Handlung ist ein uraltes, in z^»W-
reichcn Abweichungen wiederkehrendes Fruchtbarkeitsymbol, ^^
hier nicht näher erörtert werden kann. Am Nachmittage ve:r'Än-
staltet die Knabenschaft einen Umzug. Mit dem Seitengew ^i^*)
2") Vgl. die Knaben schfifttMi in Siebenbürgen bei Usknkb in Hjäb, Blatt«« '^
215 ff. — -" Niit'li brietliclier Mitteilung von Herrn Lehrer Bilger io IwI'dK"
„au. — 22) Akch.v 1, 192. 281; Vll, 116 Anm.
Koabenschaften und VuIksjuBtiz in der Schweiz. 89
n Zeichen des freien Mannes, umgürtet und einem Strauss
i der Liebsten auf dem Hute, schreitet man durch den Ort
1 um die Brunnen. Dann besteigt der Narr den Brunnentrog
i stellt an die umstehende Jugend die vormittags eingelernten
Igen. Oewöhnliah werden hier zunächst die alten Jungfern und
iggesellen durchgehechelt. Auf die Frage: „Wo sind die alten
igfern?'' erschallt die Antwort: „Im Oiritz'^, d. h. im Giritzen-
os, jenem eingebildeten Yerdammungsort der Mädchen, die die
B verschmäht haben.'') „Wo sind die Knaben (Junggeselleu)*^?
1 Holz', was das selbe für die ledigen Männer bedeutet. Dann
l^t die Persiflage einzelner lächerlicher Vorkommnisse: „Wo
bnt die Jungfer, die im Korbe Wasser holen wollte"? „Oben
der Stadt.^ „Wo wohnt die Jungfer, die das rechte Hosen-
Q verloren" ? „Im Dorf** u.s.w. u.s.w., bis alles durchgehechelt
Man sagt daher von Einem, der eine spottwürdige Handlung
;angen hat: „Er kommt auf den Brunnen*', wie etwa in Basel:
r kommt an die Fastnacht^. Nachher wird um den Brunnen
;anzt, indem die Knaben aus den umstehenden Mädchen ihre
izerinnen aussuchen. Ein Trunk aus der Weinspende, zu der
geistlichen Niederlassungen des Ortes verpflichtet sind, be-
liesst den fröhlichen Tag.
In Klingnau konzentrieren sich also — wenigstens soweit
Überlieferung reicht — die Gepflogenheiten der Knabenschaft
den einen Fastnachtstag und auch die Yolksjustiz hat hier
ch die Inquisition der Narren einen karnevalesken Anstrich
lommen. Daneben aber bestehen uralte Kulthandlungen, wie
Umgehen und Umtanzen der Brunnen.
Noch eigenartiger waren die Bräuche in Rappers wil.**)
r ungleich grösseren Bedeutung, die hier der Knabenschaft
sam, ist es zuzuschreiben, dass in dieser Stadt auch die Über-
ernng eine ungetrübtere und die Bethätigung der Knabenschaft
e vielseitigere ist. Diese nannte sich in Rapperswil „Unübcr-
idliche Gewalt der Junggesellen^, etwa auch „Knabenzunft^
»r, wenn sie in den Fall kam, Yolksjustiz auszuüben: „Sau-
ichf*. Mitglieder waren alle ledigen Bürger vom 18. Jahre an.
ch sie hatte, wie ihre Bündner Schwestern, Vorgesetzte und
amte: einen „Ammann**, „Statthalter" u.s.w. Ihren Ursprung
") 8. Archiv I, 139 fg.; VII, 205(1. — ") 8. Rickenmax.h a. a. 0.
90 Knabenschaften und Volksjiistiz in der Schweiz.
leitet die „Knabenzunft^ von einem historischen Ereignis ab.^'^)
Während der Belagerung durch die Zürcher nämlich, im Jahre
1388, sollen die Frauen und Töchter, die ihre Männer und Väter
in der Schlacht bei Näfels verloren hatten, auf der Burg getanzt
haben, um den Zürchern zu zeigen, wie wenig sie entmutigt
seien. Dieser Tanz wurde in der Folgezeit fortgesetzt und je-
weilen mit einem pomphaften Fastnachtszug eingeleitet. ^^) Er
bewegte sich um den Platzbrunnen und endete auf der Burg.
Die Tänzerinnen durften nur aus ledigen Töchtern bestehen.
Neben der Fcstthätigkeit , zu der natürlich auch eine auf-
wandreiche Mahlzeit gehörte« übte die Knabenschaft aber auch eine
sittenrichterliche aus, indem sie Vergehen gegen die Sittlich-
keit mit Bussen, besonders in Form von Weinspenden, belegt«.
Dass dieses Sittengericht sozusagen staatlich sanktioniert war,
geht aus dem Umstand hervor, dass man von ihm an den Kleinen
Rat appellieren konnte. ^^) Auch gemeinnützige Handlungen sind
von der Zunft nachweisbar. So verkaufte sie im Jahr 1656, „als
die Frucht sehr* wohlfeil war, 46 ihrer silbernen Becher, um da-
gegen Korn aufzuspeichern, 8 andere wurden zu frommen Zwecken
der Kirche gegeben*. Der Reichtum an silbernen Bechern *'')
lässt auf ein verhältnismässig hohes Alter der Gesellschaft schliessen,
und wenn vielleicht auch die Entstehung im XIV. Jahrhundert
ins Reich der Fabel gehört, so sind uns doch schon regelrecht
geführte Protokolle aus dem Anfang des XVII. Jahrh. überliefert.
Eingegangen ist die Zunft, wie auch die Gesellschaften von Zug
und Bern, im Jahr 1798, also in der Revolutionszeit, jener für
unzählige Volksbräuche so verhängnisvollen Klippe.
In Rappers wil wie in Kiingnau tritt uns Ernstes and Fa-
schingsfreudiges in bunter Mischung entgegen. In beiden Städten
sind die Grundelementc dieselben : festlicher Umzug, Umgehen
und Umtanzen des Brunnens, Volksjustiz; aber diese Elemente
sind in beiden Städten so verschieden ausgeprägt, dass wir den
Eindruck von völlig heterogenen Erscheinungen bekommen. Solche
Divergenzen aus dem selben Stamme geben uns nun aber ein j
Mittel in die Hand, auch andere, bis anhin rätselhaft gebliebene «
Institutionen richtig zu beurteilen: ich meine den sog. „Grossen .fl
Rat*" in Zug und in Stans und den „Äussern Stand** in Bern
-■•) Das itlt(»st(» Protokoll datiert j«»docli erst vom Jahr 1612. — ") Kine-^=
ausfülirlichp liesclinMbiinj^ im Au« inv I, 260 — ^') Rickknmann I, 235.
2^) 1653 waren es deren 69, darunter der 127 Loth wiegende „Saubecher*
KDabi^oschatlten und Volksjnstiz in der Schweiz. Ol
Wir müssen uns diese sonderbaren Gebilde etwas näher
ansehen. Der volle Name der Zug er Gesellschaft lautet „Ge-
sellschaft des grossmächtigen, gewaltigen und unüberwindlichen
Rats*, ein pompöser Titel, der auf ein nicht geringes Selbst-
bewusstsein schliessen lässt. Dieses Selbstbewusstsein findet unter
Anderm aber auch seinen Ausdruck in der natürlich sagen-
haften Herleitung aus den Zeiten Ottos I. ^^), und wie schon die
Rapperswiler Enabenschaft mit einem historischen Ereignis in
Verbindung gebracht wurde, so identifiziert sich nun der Zuger
«Qrosse Bat'' mit jener berüchtigten „Bande vom tollen Leben^,
die zur Fastnachtszeit des Jahres 1477 den tumultuarischen Zug
nach Genf unternahm, um die rückständige Brandschatzungs-
summe einzuziehen. '^) Unwahrscheinlich ist diese Aufstellung
nicht; denn es ist nachgewiesen, dass das dem „Grossen Rat**
gehörige und jetzt noch im Zuger Altertumsmusenm befindliche
^Saupanner'' **) von der „tollen Bande* wirklich gebraucht worden
let» und wer würde sich nicht bei diesem „Saupanner^ an das
Xlapperswiler „Saugerichf^ und seinen „Saubecher* erinnern?
'Zudem sind die Analogien in Bern und Stans so auffallende, dass
jedenfalls die ehemalige militärische Bedeutung der Knaben-
^cshaften über allem Zweifel steht. Nun ist aber in Zug, wie in
^em und in Stans, Eins bemerkenswert: es wird nirgends ge-
imaigt, dass die Gesellschaft nur aus Ledigen bestehe oder je be-
ifcanden habe. Schon aus Rapperswil wird uns berichtet, dass
m<ih an dem Umzüge „sämmtliche Herren und Bürger'^ beteiligt
I ^ben ; in Zug können aber auch wirklich Ehemänner Mitglieder
l ^8 „Grossen Unüberwindlichen Rates ^ sein. Da die Protokolle
»misch dieser Gesellschaft erst mit dem Jahre 160S einsetzen, so
V
^) Auffallend ist, dass auch die Meistersin^^er ihre Entstehung auf
t"to I. zurückführen (s. Wagknseil, Von der Meistersinger holdseligen Kunst
1^^7 S. 504). — Das lilteste Protokolihuch (1608) der Zuger Gesellschaft
-t^xrs.^^ die Überschrift: „In diesem Buch ist verzeichnet und beschryben di«?
l^^^KTliche Statuten, Jurisdiktion, Gewaltsame, Fryheit, Herrlig- und Gerechtig-
%& «ernten der grossmächtigen Herren des grossen, gewaltigen und unUherwind-
lics-^enBathes der Stadt Zug, mit welchem Sy befryet und begäbet sind von
^ ^m grossmächtigen Keyser Otto, dem Ersten diss
"M" 2» mens, so vor unzalbaren Jaren regiert und gelebt" u. s. w. Klkinkk
X«.T<3EE Kalkndkb 1868 S. 3. — 30) Vgl. K. Dändlikke, Gesch. d. Schweiz.
^- Aufl. II (1894), 233; J. HfHuiN, Handb. d. Schweizer Geschichte I (1900),
313; Alphiroskm 1866, S. 08. — ^i) Vgl. Aiuiiiv I, 265 A. 2. Ähnliche Banner
»^i Du TiLLioT, M^moires pour servir ä Thistoire de la Fete des Foux 1741
^Tafeb).
92 Rnabenschaflten und VolkBJuBtiz in der Schweiz.
ist es unmöglich, zu sagen, wann diese Erweiterung stattgefunden
hat; doch möchte ich angesichts all der analogen Erscheinungen
vermuten, dass die Ausdehnung der Mitgliedschaft auf Verhei-
ratete eine sekundäre, in grössern Ortschaften entwickelte Form
der alten Enabeuschaften ist. Im Übrigen weist auch der Zuger
„Grosse Rat^; dessen Mitgliederzahl freilich auf 40, später auf
50 beschränkt war, und der schliesslich nur noch regimentsfahige
Bürger zuliess, alle Eigenheiten der bisher behandelten Enaben-
schaften auf. Er hatte als Vorgesetzte einen auf 3 Jahre wähl-
baren „Schultheissen^, einen „Statthalter^ und einen „Seckel-
meister". Der Einkauf war 10 Thaler und mehr. Die Versamm-
lungen und Wahltage fanden am „schmutzigen Donnerstag^ auf
dem alten Oerichtsplatz unter der Linde statt, ähnlich den alt-
germanischen Gerichtsyersammlungen, und dabei ist es bemerkens-
wert, dass Yollständig die Formen der Landsgemeinde innege-
halten wurden. ^^) Dieser Parodie der Landsgemeinde werden wir
auch noch an andern Orten begegnen. Dass bei der straffen,
durch Statuten geregelten Organisation auch Justiz geübt wurde,
ist selbstverständlich, und zwar erstreckt sich die Gerichtsbarkeit
des „Grossen Rats^ auch wieder auf geringfügigere Vergehen;
ähnlich wie bei den bereits erwähnten Enabeuschaften. Besonders
interessant sind hier aber die StraHnstrumente, deren Handhabung
jewcilen einem besondern Beamten zugeteilt wurde. Als solche
werden erwähnt: der Eisengrind, das Hühnerbrett, der Holz-
schuh, der Eolben, das Hundebeil, der Bogen, das Leiterlein,
das Joch, der Weiberfeind, der Judenspiess, das Urren- (d. h.
Stieren-) Antlitz und die Leimpfanne. „Es sind dies Eennzeichen
gewesen", sagt der Anonymus im Eleinen Zuger Kalender für
1868 (S. 11), „die man nachts denjenigen vor die Wohnungen
zu stellen pflegte, welche sich in Dingen versündigt hatten, die
der Gerichtsbarkeit des Grossen Rats unterworfen waren. Leider
ist uns eine nähere Erklärung des Eisengrinds, Kolbens, Hunde-
bcils, des Hühnerbretts und der Leimpfanne nicht möglich. Die
Blätter im ältesten Protokolle, auf denen sich die Gebrauchs-
erklärung dieser Instrumente befand, sind herausgeschnitten, ver-
"j „So sollen sy Jilrlichen an Einem Schnnizigen Donnstag Lanndtss-
gmeind halten, Mit gannz gesessnem Kath, Under dem Heyteren
II i m m e l , daniitten inn der Statt Zug, An gewöhnlichem Blatz, da dann
die gross Linden gestanden, Unnd alda Erwelen Inen Einen Schult-
heissen*' u.s.w. (Es folgen dann die einzelnen Bestimmungeo über diese Lands —
gemeinde.) Kl. Zugkr Kal. 1868, 10.
V
Kuabenschaften und Volkajuatjz in der Schweiz. 93
mutlich weil dieselbe in Bpätern Zeiten zu mittelalterlich derb
klang und deshalb Anstoss erregte. Der „Wybfyend**, der „Juden-
spiess^, das „Urrenantlit" und der ^Holtzschuo^ hingegen blieben
stehen. Der ,Wybfyend, diss ist menigkhlichen zu wiissen, wie die
Wyber etwan zunZyten den Mannen gar keinGnad mögend han unnd
nit by inen wend blyben; demselben [Manne] ist verordnet der
AVybFyendtS Den ^Judenspiess soll man auch besetzen, so Einer
Ocldt usslehnet umb einen zimlichen Zinnss, dass imo nochmals
[nachher] weder Zinss noch das Hauptgnt [Kapital] wirdt. Dem-
selbigen soll man den Judenspiess fürsetzen damit das er stechen
kböne das wo behafFce^ ^^) ,Item das Urren-Antlit soll man dem
j henigen geben, der da gern ein hübscher Mann wäre, aber dessen
Hjyb, Angesicht, Gang unnd Proportion unflätig wüost unndt
bosser einer Suw zu verglychen, dann einem hübschen wolgestal-
t^en Mann^ ,Die Holtzschuo soll man denjänigen mitteilen, weliche
^%^ol mit dem Praticiren khönncnd umbgehen, heimlich thrölen
vand Äropter überkhomend, damit sy ein anderss mal desto leyser
Stehen können, oder denen, so das Pratiziren gefehlt bat [miss-
I vjDgen ist]^ ,Der Bogen wird also verdienet, so einer wäre, der
"v^on unbillichen Sachen redete unnd nit zu glauben ist, noch
^%^ehre, dass ein Jegkhlicher woU gespüren oder gryffen mag,
cl.as8 er den Bogen zu fast spannet [also ein Aufschneider], dor-
^ olbig soll mit dem Handtbogen versorget werden'. Das Leiterli
■^^r- arde schliesslich solchen gegeben, die lieber durch die Fenster,
^^Ib durch die Thüren in gewisse Zimmer stiegen.'' Die Yolksjustiz
cX ^9 , Grossen Ratos*^ bestand aber nicht ausschliesslich in Persi-
F9 ^mge ; er wendete sich auch strafend gegen alle Gottlosigkeiten
-«jm. vnd sittlichen Vergehen. Das beweist nicht nur die Strafexpedition
-^r^i^n 1523 mit der schreckhaften Maske gegen die Nonnen von
rauenthal, die moralisch in schlechtem Rufe standen ^^), sondern
Lch die in den Protokollen verzeichneten Fälle von Türmung,
Qogerkuren und Geldbusseo, ferner der Zwang zu Wallfahrten
ch Einsiedelu, zur Abbetung von Rosenkränzen und Psaltern.
^ Im frühem Zeiten war Übergiessung mit einigen Zubern Wassers,
cls^« Herumtreiben von Gasse zu Gas^e mit Körben voll Unrats
nxid mit dem Strohkönig unter klingendem Spiel, sehr gebräuch-
^i<5h. Auch war eine grössere hölzerne Kette vorhanden, um mit
S^^issen unreinen Individuen gelegentlich eine Schwemme im
") Dieser Zusatz iat mir nicht klar. — ^) s. Ai-rENnöSEN 18()6 S. 70.
9i Knabenscbaften und Volksjustiz in der Schweiz.
See vorzunehmen." ^^) Wir werden auf die alte Reinigungestrafe
des Wassergusses bzw. der Tauche noch zurückkommen. Er-
wähnung verdient endlich die rege Bethätigung des ,Qrossen
Rates bei kirchlichen Festen und die geflissentliche Abhaltung
von Seelenmessen für verstorbene Mitglieder. ^^) Das Ende aber
war Versumpfung in Schlemmerei und Schulden. ^^)
Wieder etwas anders hat sich der sog. „Äussere Stand*"
(oder das „Äussere Regiment") in Bern ausgebaut, obschon er
auf den gleichen Grundlagen ruht. Seinen Namen führt er im
Gegensatz zum „Innern Stand*^, der eigentlichen Regierung, und
ist schon im 16. Jahrhundert völlig organisiert. Er hat mit dem
Zuger Rat unter Anderm gemein die Zulässigkeit Verheirateter
und die alte Ursprungssage, nur ist es hier der Herzog von Zäh-
ringen, dem er, wie die Stadt Bern selbst, seine Gründung zu
verdanken hat. Die Anfange sollen ganz kriegerisch gewesen sein.
Ähnlich der „Bande vom tollen Leben" soll sich auch hier eine
Schar von Freiwilligen („Fryhärster") im 13. Jahrh. zusammen-
gethan haben zur Verteidigung des Landes, und aus dieser soll
dann der „Äussere Stand^ mit seiner weitschichtigen Organisation
sich entwickelt haben. Die Vorgesetzten und Beamten waren un-
gefähr die selben wie in Zug: Schultheiss, Statthalter, Seckel-
meister, Stadtschreiber u. s. w. Daneben militärische Ämter wie
Hauptmann , „ Lütenampt^ , Schützenhauptmann , Fahnenführer,
„Spiessenhauptmann" u. A. (Hiubek S. 13). Auch hier fanden -
„Rats Versammlungen^ statt, die eine genaue Kopie der Versamm- -
lungen des „Innern Rates* darstellten. Während aber in Zug -^
die Volksjustiz ein Hauptelement des „Grossen Rates^ bildete, .^
scheint sie in Bern auf Kosten des immer mehr überhandnehmen
den Festpompes etwas verkümmert zu sein. ^^) Wohl vernehmec
wir auch hier von Bussen bei Übertretung der Sitten- und
Anstandsgesetze; aber sie finden ihre Anwendung, soviel ich
in Erfahrung bringen konnte, nur auf Mitglieder des „Äussere
Standes** und nicht auf anderweitige Personen. Wichtiger warei
der Berner Gesellschaft die Umzüge, die sich, aus Ursprung
lieh einfachen Musterungen, im 17. und 18. Jahrh. zu einec
pomphaften Schaugepräoge entfalteten. Diese Umzüge fand^
3^) Kl. Zuger Kal. 1868 S. 15. — 36) Ebenda S. 14. — ") Ebenda S. 12€J;r-
— '^) Schon früh hat sich übrigens der Äussere Stand durch wilde Au8g*e —
lassenheit in Tanz und Schwelgerei ausgezeichnet (Hidber S. 7). Der Geisslec
spotten sie.
Knabenschaften und V^olksjustiz in der Schweiz. 95
jeweilen nach der Ämterbesatzung im Sommer statt und hatten,
je nach Vereinbarung, bald einen vorwiegend kriegerischen, bald
einen mehr fastnächtlichen Charakter. In altern Zeiten war noch
der „Aufritt" des „Rossvolks^ von dem Umzug des Fussvoiks
getrennt, und es wurden Scheingefechte^^) aufgeführt, was deut-
lich auf den Zusammenhang mit den alten Musterungen hinweist.
Später wurden beide Schaustellungen vereinigt. Bei den burlesken
Umzügen, die uns leider erst im 18. Jahrh. durch bildliche Dar-
stellungen und Beschreibungen näher geschildert werden, er-
scheinen als typische Figuren die „Bärenhaut", der Affe und der
^Urispiegel" ; letzteres eine die neueste Mode karrikierende Dame.*®)
Itferkwürdigerweise ! denn das Wort ist identisch mit „Ulen-
spiegeP = Eulenspiegel'' ^*). An diese Umzüge schlössen sich auf-
^^^andreicheMähleran, zu deneu die Regierung eingeladen wurde. *^)
^\hnlich den Bündner Knabenschaften muss der Berner ,,Aus8ere
Stand'' durch alle Entwicklungsphasen hindurch eine nicht geringe
politische Macht gehabt haben ; ja von 1 687 an galt er als eigent-
X iche Vorschule für das Staatsleben. Gegen Ende des 18. Jahr-
Jrmunderts machte man aus ihm eine Art Freikorps und damit
|^:ehrte er wieder zu seinen ursprünglichsten Anfängen zurück.
;^^reilich nicht für lange; denn im Jahre 1798 wurde er, wie die
^3''^8oll^<^h^f^^Q ^OQ Rapperswil und Zug, endgültig aufgelöst.
Ein längeres Leben war dem „Qrosseu, Unüberwind-
1^ i •chen Rat'' in Staus beschieden. Derselbe steht nämlich noch
X^ C3ute in der alten Blüte. Da jedoch aus berufenster Feder, von dem
^ Üeichsschatzmeister" der Oesellschaft, eine Monographie über
clic^ae in Aussicht steht ^^), will ich hier nur so viel sagen, dass sie
in den wesentlichen Punkten mit denjenigen von Zug und Bern
übereinstimmt, ihren Ursprung auf die „Bande vom tollen Leben"
^'^) Etwas AhDliches war der „Landsknechtonumzug" in Luzern mit seinem
Scheingefecht; s. Arcuiv I, 262 fg. — ^^) Doch erst seit 1747. — *•) Also
'iicht aus „Hiirenspiegel'* entstanden, wie Uidber vermutet. — ^-) Wie wacker
^* Solchen Mählem getrunken wurde, das zeigen folgende zwei Berichte:
l>en 13. Juni 1619 klagt Hr. Ulisang, er habe Meister Wilhelm Dingnaner, den
^»Urtier, auf dem „Hapstetter Viild, gantz zugerüstet angetroffen, also, das
^'^nn er Ime vf einer Syten erhaben , sye er vf der anderen Sythen vom
»^osu gesunken vnd hirmit Imme syn Koss übergaben, er aber uss Fölli Irr
^^gangen, inn ein Höltzli kommen und alda übernaeht verbliben.** — »1614
^Jirü der Ufritt gan Burgdorf gehalten, darzu die Herren von Solothurn ge-
>Ä<len worden, da mann zu beyden j^eiten so gewaltig geschluckt, dass im
**^inreiteo etliche Sättt»l und Wägten leer worden" (Hidbkk S. 20». — *^) Die
^^beit ist uns fUr diese Zeitschrift freundlichst zugesagt worden.
96 Knabenscbaften und Volksjustiz in der Schweiz.
zurückführt, humoristische Strafprozeduren gegen Mitglieder ver-
fügt und von einem jetzt eingegangenen „Hirsmontagsrat'', also
offenbar von einer Landsgemeindeparodie, berichtet. Eine Eigen-
heit des Stanser ^Grossen Rats^ ist es übrigens, dass laut dem
sog. „ Weiberbrief ** von 1627 auch die Frauen der „Reichsritter*,
d. h. der weltlichen Mitglieder, aufgenommen werden können.
Demnach ist auch hier die Mitgliedschaft seit Langem nicht mehr
auf Unverheiratete beschränkt.
Wir haben im Vorausgehenden nur eine kleine Auswahl
wichtigerer Typen von Knabenscbaften herausgehoben , um das
Hauptsächliche, das Gemeinsame, möglichst deutlich darzulegen.
Wir müssen nun nochmals auf diese wesentlichen Punkte zurück-
kommen, weil sie allein im Stande sind, uns nach dem Ursprung
zurückzuleiten.
> Als besondere Merkmale betrachten wir die Organisation,
die sittenrichterliche Thätigkeit, die hervorragende Rollo
bei Festen, in früherer Zeit auch das militärische Gepräge.
Alle diese Kennzeichen finden sich, wenn auch verschieden stark
ausgebildet, bei den Knabenscbaften vor.
Was zunächst die Organisation betriift, so ist sie heute,
gegenüber den altern Phasen mit ihren Statuten und Protokollen,
in den meisten Gegenden eine ziemlich lockere geworden und
tritt fast ausschliesslich nur noch bei Festanlässen oder bei der
Volksjustiz zutage, indem für erstere sog. Kilbivorsteher (Prätti-
gau), Spielmeister (St. Galler Oberland), Capitani (Brigels), Platz-
meister (Obersaxen) oder wie sie sonst heissen mögen, bestellt
werden , die die Vergnügungen zu überwachen, etwa auch die
Mädchen an die Burschen zu verteilen, bzw. auszulosen haben. ^^)
So sagt z. B. der Bündner Kalender f. 1869 in der Erzählung
„Das Kreuz**: „Die Geseilschaft wählte einen [Kilbi-] Vorsteher.
Der leitete die Angelegenheiten des Jungvolkes ein ganzes Jahr,
hatte namentlich die Pflicht, auf Sitte und Ehrbarkeit seine Wach-
samkeit zu richten ; er hatte aber auch das Recht, sich zum
Voraus ein Chilbimädchen zu wählen .... Die Wahl des Vor-
stehers fand jedesmal am Abend beim Mondschein auf einer Wieso
vor dem Dörfchen statt/ (Ähnlich Balktta S. 225.) Ferner war
dieser Vorsteher gewöhülich auch der Wortführer der Knaben-
. **) HitMülxT v;^l. Mr.mi im Auiiiiv II, I4.*5; Axnalas XII, 7. Im Freiaint
war <*s der ^Rut**, wclclier die Miülchcii zuwies. Sciiw. Id. IV, 304.
Knabenschaften und Volkejustiz in der Schweiz. 97
aft, wenn es sich darum handelte, bei Hochzeiten dem jungen
ir Glückwünsche darzubringen und den üblichen Tribut zu
lern. Dass bei Ausübung der Yolksjustiz eine Leitung not-
idig ist, bedarf keiner besondern Begründung. Die Organisation
aber auch bedingt durch das Vermögen, das die Oesellschaft
itzt. So geringfügig dasselbe oft sein mag : es erfordert doch
) Verwaltung und zwar durch eine dazu bestimmte Person-
keit.
Das Eigentum der Gesellschaften besteht gewöhnlich nur
Wein und Geld; doch werden diese Schätze, heutzutage
tigstens, selten aufgestapelt, sondern bei der ersten besten
egenheit wieder verprasst. Die Bezugsquellen sind verschiedene.
häufigsten laufen diese Spenden bei Verlobungen bez. Hei-
en ein. So war die Abgabe in Tomils statutengemäss 16 Gul-
oder 100 Mass Wein (Archiv I, 146), in Bern 1 S" (Hidber),
Kanton Glarus haben die „Ledigen^ das Recht, das „Gassen-
I" zu fordern (Abchiv IV, 297. 300) und auch in Brigels er-
en sie ein schönes Geldgeschenk (Baletta S. 232). Hie und
wird die Abgabe auch in der Form des „Spannens** gefordert,
;he darin besteht, dass dem Brautzug oder auch dem Braut-
)r durch eine querüber gespannte Kette der Weg versperrt
erst nach Entrichtung eines Lösegelds wieder geöffnet wird.
968 ,,Spannen^ ist eine weit über die Grenzen unseres Landes
)reitete Sitte und wird im Tirol sogar mit einer Art Volks-
iz, die sich in satyrischen „Reimen*^ äussert, verbunden. ^^)
Kanton Neuenburg wird die an die Knabenschaft zu ent-
tende Abgabe geradezu „barrure^ genannt, obschon das
annen*' selbst dort längst verschwunden ist.^^) Dass übrigens diese
dforderungen zu eigentlichen Erpressungen ausarten konnten,
;en ältere Berichte dieses selben Kantons: „A Dombresson,
3oci6t6 des gar^ons exigea d'une fille Fallet, riche de 22,000
3, un louis d*or par 1000 äcus (509 Fr.), somme qui fut pay^e
r ^viter un charivari et le cortfege d'horreurs qui en 6tait la
ipagne ins6parable." „ A Villiers, les gargons tax^rent une fille
oe somme tellement forte qu'elle refusa de la livrer ; mais
epoux, cruellement punis, furent lobjet des plus horribles
ations; ils durent en passer par des charivaris sans fin; on
meme jusqu^ä infester leurs terres en y semant tout esp^ces
♦^^ Zkitbchb. f. österr. Volkskunde HI, 326. — ♦«; MusfeKNeuchätelois XXVII,
98 KnabeDBchaften und VolksjuBtiz in der Schweiz.
d'herbes nuisibles et malfaisantes qui caus&rent un immense dorn-
mage.^ ^^) Anderwärts sanken diese ehemaligen Abgaben an die
Knabenscbaft zu einem Ehrengeschenk an das Schulgnt oder an
Vereine herab.*®) Ausser Geld wird auch etwa Wein gespendet**),
oder es findet überhaupt eine Bewirtung statt.*^)
Besonders aber wird von ausheimischen Brautwerbern
Tribut gefordert. Die Tomilser Gesellschaft bestimmt für einen
fremden Eilter eine Abgabe von 12 Mass Wein oder einen
„Philipp **, für einen Hochzeiter 7 Gulden oder 55 Mass Wein.*')
Auch die Glarner „Ledigen'^ erheben schon von dem Kilter
ein „ Gassengeld ^^^), gewisse Zürchergemeinden die ^Hauss'' oder
den „HeiseP^^) oder das „ Passiergeld ^ **). Die „Soci6t6 des
gar^ons^ von M... (?) im Eanton Waadt setzt Folgendes fest:
^Nous ordonnons que tout ^tranger qui Youdra prendre femme
en Mariage en notre Yillage soit entendu k nous payer et ce
promptement pour ayoir gard4 sa dite ^pouse assavoir deux
pistolles en or ou la valeur en argent.'^ Die Braut dagegen
hat zu liefern: einen Golddukaten, einen „s^tier" (ca. 77s Liter)
Wein, einen Ofen voll (^fonrn^e**) Brot und genügend Fleisch
„pour accompagner et manger raisonnablement le dit pain^/^)
In Obersaxen (Graubünden) wird die Geldabgabe des fremden
Hochzeiters, welche zwischen 10 und 80 Franken schwankt,
„Schall wein* genannt, was entweder auf eine frühere Weinabgabe
oder doch wenigstens auf eine Geldspende zum Zwecke des Yer-
trinkens hinweist. ^^) Und so Hesse sich diese gäng und gäbe
Sitte noch weiter verfolgen, ohne dass wesentliche Abweichungen
zu verzeichnen wären. ^^) Besonders beachtenswert aber ist ein
früher im Bündner Oberland geübter Brauch: „Heiratete ein
•^'} M[ .SEE Neuchatelois XXVII, 214. — ♦») s. Scew. Id. 11, 55 (Hochzit-Gab.). —
♦5) „Hofiervvein" in Davos (Buhler, Daves I, 277), „Brutspini'* im Toggenburg,
„Letzi" im Einnienthal (Schw. Id. III, 1561). — ^<') Berner Albdm 1858 S. 73
(zum Dank für das Hochzeitschiesson) ; vgl. auch Schw. Id. I, 494 (Nacht-
Crtej; III, 1561 (Lotzi 4). — ^^) Archiv I, 146. — ") Abchiv IV, 297. —
^3) Scnw. Id. II, 1679 (2^). 1682 (2). - s*) Ebd. 258. — ") Conteür vaudois,
6 oct. 1900. — '^) V. BChlek, Davoa IV, 38. 103. — ^7) Vgl. Schw. Id. U,
1679 fg. (Haus 2% mit weitern Synonymen); II, 260 (Brut-Geld); III, 1440
(8tumi)e-Lösig 2); J. Salzceber's Erinnerungen hrg. v. F. Pieth. Progr. d.
Bündn. Kantonsseliule. Chur 1902 S. 27 ff. — Etwas Anderes sind natürlich
die Abgaben, welche die ausheimische Braut nach gesetzlicher Vorschrift an
die Gemeinde des Bräutigams zu entrichten hat. (Vgl. hiezu namentlich H.
JrcKER, Einzugs-, Braut- und Beehergeld im Kanton Zürich; in: „Die Sonn-
tagspost" [WinterthurJ 1901 Nr. 9. 10. 11).
KnabeDSchaflen und VolksjuBtiz in der Schweiz. 99
Idchen ans dem Dorfe in ein anderes, so spannten die Knaben
i Tage der Abreise eine Kette über die Strasse und stellten
neben einen Tisch mit Brot, Käse und Wein. Erschien dann
r fremde Bräutigam, so hielt man ihm eine Anrede, worin er
ichuldigt wurde, dass er dem Dorfe die schönste Rose entreisse,
3h möge er nun freundschaftlich von dem Weine kosten. Dies
icbah ; er legte ein schönes Trinkgeld auf den Teller, und der
äutigam wurde mit einem Strausse geziert.^ ^^)
Von ausländischen Parallelen mögen nur die aus dem Distrikt
imay (Belgien) angeführt sein. Dort wird von dem ausheimi-
len Werber eine Summe von 50—100 Franken an die „ Jeunesse^
sahlt, welche ,,pi^ce^ oder auch, auf eine frühere Yiktualabgabe
ideutend, „pät^'' genannt wird.^^)
Dass auch bei Witwerheiraten und bei Wiedervereinig-
g Entzweiter Weinspenden flössen, zeigen uns die Tomilser
ituten. «^
Eine Einnahmequelle ganz anderer Art sind die Gelder,
w. die Weinlieferungen , durch die man sich in die Knaben-
aft einkaufte. Zehn Thaler und mehr sind es in Zug, 2 Batzen
Bern, 3—5 Franken im Taminathal^*), 4 — 20 Batzen im Kanton
aenburg^*) ; an Wein verlangt die Tomilser Gesellschaft 3 Mass^').
Gelegentlich greift man etwa auch, bei schlecht gefüllter
sse, zu weniger legalen Mitteln: man bettelt herum, wie im
ninatal^^), oder man heischt sein „ Stütz weingeld*^ von beliebigen
isanten, wie im alten Chur^^). Von den Strafabgaben weiter
en.
(Fortsetzung folgt.)
M) H. Herzoo S. 305. — *») Wallosia IX, 221. In aermont (Belgien)
Ät die Weinspende ,,Valtonage", s. Wallonia XI, 239. — *') Archiv I, 146.
*') Archiv VII, 147. — ") MrsfeK Neuchatelois XXVII, 210. - ") Archiv I,
►. — Vgl. hiezu noch Schw. Id. II, 1679 (Hauss 2») und A. Birlinger, Aus
iwaben II, 47. — «♦) Archiv VII, 154. — «*) Vgl. die Stelle in der Prokla-
•tion des Kleinen Rats vom 28. August 1813: ^Zu solchen Ausartungen
hören vorzüglich die Ansprüche auf Stütz- oder Hochzeitweine, wenn Rei-
ode dieserhalb angehalten, oder solche Gaben auch von andern Persohnen
•f ungestüme Art gefordert oder erpresst werden sollen" (Der Freie Rätier
HX) Nr. 133).
100
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
Von Alfred Tobler in Wolfhalden.
(Portsetzung.)
Wir lassen nun eine Anzahl beliebter Appenzeller Tänze
in der üblichen Instrumentation folgen.
Appenzeller Tänze,
wie sie von den Musikanten mit einer Violine, einem Hackbrette
und einem Basse gespielt werden.
Nr. 1.
Schottisch. Aufifcsetzt von Ferd. Hub er, 8t. Gallen (1791—1863).
Violine.
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Nr. 2.
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In: Sammlung von Schweizer-Kühreihen und Volksliedern. Vierte,
vermehrte und verbesserte Ausgabe. Bern bei J. J. Burgdorfer, Buch- und
Kunsthändler. 1826.
Diese zwei Tänze sind daselbst Nr. 73 und 74.
In der Vorrede heisst es Seite II unter Anderem : Notre compositeur
^erd. Huber) n'a pas entendu sans surprise les deux Dauses appen-
zell o i s e s , ins^röes dans notre recueil, qui ont ^tä jou^es en sa pr^sence
0ar le tympanon (Hackbrett).
Ländlerli; Wälserli, Buuchryberli.
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(Schluss folgt.)
116
Les Paniers.
Poeme en Patois bisontin, traduit an Patois jurassien
par Ferdinand Raspieler, Cure de Courroux.
Etüde critiquo des diverses versions
par Arthur Rossat, Bäle.
Introduction. Au premier abord, il ne setnble pas qa'ane
etude du genre de celle-ci ait sa place marqu6e dans dos Archives
Suisses des Tradiiions populaires, car, ä vrai dire, il ne s'agit
pas ici de po^sie populaire, puisqu'on connatt Tauteur da poeme
et la date k laquelle il fut 6crit. Mais les Paniers sont teile-
ment conaus dans tout le Jura catholique, ils sont si bien entr^s
dans Täme du peuple qu'ils fönt en quelque sorte partie de Icu
tradition nationale jurassienne et qu'ä ce titre on peut vraimecifi
les appeler un podme populaire.
1 . II existe (7*ois manuscrits du poeme patois de F. Raspieldi
Deux sont döcrits par M. Xavier Kohler (Les Paniers, podn
patois par Ferdinand Raspieler^ Porrentruy 1849, p. 22
suiv.) Ce travail de M. Kohler etant presque introuvable ri~^^
jourd'hui, on me permettra de donner cette citation in exlen^^^^:
«Nous avous deux manuscrits diff^rents des Paniers. ^^H^e
«premier est transcrit sur celui qui appartient ä M. ThurmÄ.-^criD.
«II ne porte point de date, renferme 688 vers et provient de
« M. Moschard, pasteur ä Montier. » *)
«Le second nous a cte communiqu6 par M. Cham[>m. ^o,
« professeur ä Delcmont. II fait partie de la bibliotheque d^ U,
« Helg, ancien president du tribunal, et lui-meme le tient d& :fea
«M. Vica^), dont le pere avait pu connaitre le curö Raspieler. CI? "*^e«t
«le manuscrit princeps, 6crit en entier de la main de Tau't^ar.
«II foripe un petit cahier in- 12 de 54 pages, reli^ en parch^xzifo.
^Au lieu du titre ordinaire: les Paniers ou Vertugadins, od
«lit ä la 1" page: Arrivi^e d'une dame en Vauire mond(3 M-
^billre en panier. Traduit d'un imprim^ en patois d^ ^^
<sancon en patois du Cornat, vallie de DelAnoni. Eü face
*) Ce inanuöcrit est actuellement la propriet^ de M. Georges Mosoliani,
ä Beriic. — ^} II est a present entre lo^ raains de M. Ed. Feune, P^w-
inaci«n a Del^iiiofit.
Les Paniers. 117
<du titre sur le premier feuillct est uuc Vignette peinte ä la
« main, qui represente Sottenville k la porte du Paradis, celle-ci
«ä largea raies jaunes et noires n^a qa'un battant d'ouvert, et
< Saint-Pierre y apparait en costume d'apötre, robe brone, barbe
« blanche, la main appuy^e sar la serrare Celeste. Qaant k rh6roin6
«du poeme, eile est friste, poudr^e, reventail k la main, large
«robe rehausB^e de fleurs dW, les ornements de la taille et de
«ses manches courtes sont de meme couleur, de fines dentelles
«se jouent sur ses bras nus et potel^s. Le mill6sime 1736 se
«lit k la fin du po^me; yient ensuite sous forme de dictionnaire
<\^ Explicaiion des termes les plus obscurs; eile comprend les
«cinq derni^res pages. Ce manuscrit renferme 752 vers. :»
« Chacun des deux manuscrits a son caract^re propre. Celui-
«ci est le premier jet de Tauteur, aussi prend-il ses coud^es
« franches, s^me-t-il k foison les citations sacr^es et profanes, adop-
«te-t-il le mot tel qu'il se präsente sans jeter une 16gere gaze sur
«l'expression parfois hardie. L'autre est plus classique, si nous
r pouYons nous exprimer ainsi ; on a apport^ un soin plus minu-
tieux k rharmonie du yers; on a supprime maintes citations,
adouci plusieurs paroles malsonnantes pour des oreilles franpaises.
Bref, c'est un livre purg^y Über expurgatus, k Timitation des
auteurs latins adopt6s dans les collöges. — A qui sommes-nous
redevables de ces coupures? peut-etre k Raspieler lui-memO; qui
▼oulut retoucher et corriger son poeme, avant d'en livrer des
copies k ses amis . . . . »
Un troisi^me manuscrit a 6t6 public en 1898 par M. 0.
olletete, conseiller national, dans les Ades de la Soci^lt^ Juras-
^nne d' Emulation (Annees 1893—1897, Vol. VI?, Porrentruy
398). II le d^crit de la mani^re suivante (p. 48):
« Nous avons d^couvert dans un presbytfere d'Ajoie un troi-
»i^me manuscrit ne contenant que 557 yers, y compris les cita-
bions bibliques familiäres k l'auteur. Cette nouvelle Version,
Sorite dans un livre reli^ en parchemin, intitule : Collection de
^^zaximes^), ayant appartenu k Pierre -Joseph Raspieler, pro-
') Le titre exact de ce manuscrit est:
Pierre-Joseph Raspieler.
«Collection et un receuille des plus beaux passages des auteurs. II
«est fort util aux jeunos gons d'en faire pour soulager leur memoire. »
Je ne vois pas poun^uoi M. Folietete prend ce Pierre-Joseph Raspieler
**ir un neveu du Cun^. On lit ä p. 36 du manuscrit: Courroux, le 18* mars
^^^. — Mon fr^re, le Cur6 m'ecrivis pour me felieiter le jour de St-Joseph
^*t une po^sie fran^aise). 11 s'agit donc d'un fr^'re du eure.
118 Les Paniers.
« bablement un neveu da poete des Paniey^s, est, ä notre ayis,
«la premiere forme de rouvrage, remanide, corrig^e et modifi^e
«pluB tard. La po^me a pour titre: Arriv^e d*une dame en
« rauire monde habilUe en paniers. — Vers patois di Cornat. —
« Le d^but diif^re totalement, quant aux expressions et aux tour-
<:Qure8, de celui de l'^dition de 1849. C^est bien toujoars la
« mSme iadigoation contre le laxe des dames d'alors, et les pr6-
« tentioDS des petites geos qui B'iagdnieat ä singer la noblesse sans
« en avoir les moyens ; mais la forme est moins parfaite que celle
«adopt^e d^finitivement par I'autear.»
J^ajoaterai que ce manascrlt, comme celai de 1736, est suivi
d'une Explication des termes les plus obscures (sie), reofer-
mant 123 mots.
2. Le po^me des Paniers de F. Raspieler fut publik pour
la premiere fois ea 1849, sous les auspices de la Socidtö Juras-
sienne d' Emulation, par M. X. Eohlar, ä Porrentruy. L'intro-
duction au poome proprement dit est signier X. Kohler. —
e/. Feusier, sans qu'on sache la part de collaboration qui revient
ä chacuD des deux auteurs.
A son tour, M. FolletSte, comme nous venons de le voir,
publia daos les Actes de la Soci6tä Jurassienne d'Emulation (1898)
le manuscrit qu'il decouvrit ä Alle.
Jusqu'ä maintenant tout le monde dans le Jura croit que
les Paniers de F. Raspieler sont une oeuvre originale; c'est une
tradition incontest^e, et tous les äcrivains qui en fönt mention
s^accordcnt ä attribuer au öur^ de Courroux la paternitä de cette
Satire. A peine a-t-on fait gä et lä quelques timides r^serves.
Mgr. Vautrey (Noiices hisloriques sur les Villes et les Villa^ges
du Jura bernois^ Fribourg 1880, tome V, p. 189) dit:
«On n*a pu decider d'une mani^re certaine si les Paniers
sont de la fa^^on du cur6 Raspieler ou s'il n*a fait que traduire
'< un poeme de cette espece publik dans un autre patois
'<M. Kohler qui a edite et traduit en frangais le po^me des
V Paniers croit Toeuvre originale et Tattribue tout entier ä M.
' Raspieler. y^
M. le D^ J. Thiessing {Mit Wanderstock und Feder^ Berne
1889) dit p. 10:
„Wichtiger ist eine längere, gegen die weibliche Eitelkeit,
„besonders gegen die im letzten Jahrhundert herrschende Mode
^der wulstigen Reifröcke gerichtete Satire des Pfarrers Raspieler
Les Paniers. 119
„von Coarroux im Delsbergerthal. Der Zorn über die Sitten-
^losigkeit seiner Zeit steigert sich hie und da zu den heftigsten
„Ausfallen und entreisst dem Verfasser die herbsten Wahrheiten
^und die derbsten Ausdrücke. Dabei aber handhabt er sein Idiom
„in meisterhafter Weise.**
M. C. Folietete, lui aussi, est de la mSme opinion et il
Dous dit (Op. CiL p. 50):
« C'est pourquoi il nous a paru opportun .... de faire con-
«naltre davantage Toeuvre si originale de messire Raspieler . . . .
«Nos lecteurs pourront se convaincre du m^rite litt^rairedupo^me
« des Paniers, meme sous la forme primitive que lui avait d'abord
«donn^e Tauteur.»
Quant k M. X. Köhler, il est plus afiirmatif: <I1 n'existe
«pas, ä notre connaissance, de po^me en patois bisontin. — Nous
«croyons cette oeuvre originale» (Op. CiL p. 22 note 1).
Et cependant on a tu plus haut que Raspieler lui-mSme
dit express^ment dans le manuscrit de 1736: «Traduit d'un
imprim6 en patois de Besangen.»
Chose curieuse, malgr6 cette d^claration cat^gorique, on n'a
jamais pu se d^cider k admettre que Toeuvre füt d'un autre que
da bon cur6 de Courroux. Sans doute, on ne pouvait nier qu'il
n'ait pr^tendu que ce fut une traduction; mais on a toujours
consid^re cette allegation comme une sorte de supercherie litt6-
raire, comme si Tauteur, en tant que pretre, n'avait pas os6
prendre tout enti^re sur lui la responsabilit^ des crudit^s et des
obscönit^s de langage de son po^me satirique, et avait de cette
mani^re essay^ de douner le change.
Or en octobre 1903, M. le prof. D!: Binz, k Bäle, me ren-
dait attentif k une etude de M. Alfred Vaissier, Conservateur
du Mus6e d'arch^ologie de Besangon, sur la Jacquemardade^
poeme en patois bisontin par Jean-Louis Bizot^ Cons^rller-doyen
aa baillage de Besangen (1702 — 1781).^) Dans cette etude, M.
Yiussier parle d*un autre poeme patois de Bizot: <tL'Arriv4e
« dans Fautre Monde d'une danie habillf^e en panier (BesanQon
< 1735, in S« de 16 pages)>^'''')
*) Memoire» dt la SocieU d' Emulation du Doubs, VII«! s^rie, V! vol. 1900,
p. 376 et 8uiv. — Besangon 1901.^*»'') Cet imprime a pour titre: Ij^Arrivie
d'une Dame en Vauire monde hahillee en Panier. — A Besaui'on^ ches Jean-
Claude Bogilloi Imprinuur-libraire, Grande-Rue, proche le Pont^ ä r Image
de Saint'Äugusiin. — Avec permission. Ce titre diff^re ud peu de celui que
120 Les Paniers.
Oo comprendra facilement ma joie k cette d^couverte, et
rempressement que je mis ä me rendre k Besangon pendant mes
yacances du noavel-an ! Qräce k Textreme obligeance de M. Gazier,
CoDscrvateur de la Bibliothfeque popalaire, auquel j'adresse ici
tous mes remerciements et rexpression de ma plus yive recon-
naissance, ce pr^cieux et rarissime volume^) fut mis k ma dis-
position et je fas autorisä k en prendre copie.^
Au premier coup d'oeil, on voit que Toeuvre de Raspieler
n'est, comme il Favoue lui-meme, qu'une «traduction», disons
une Imitation, une adaptation plus od moins libre, souvent un
d^veloppement, une paraphrase ou nn remaniement du po^me
bisontin. Sauf quelques vers de compliments et de flatteries k
l'adresse de la reine Marie Leczinska, femme de Louis XY, que
Raspieler a du naturellement laisser de c6t^ (vers 13 — 76), sauf
aussi certains changements dans les noms des localitds eitles
dans Bizot (Cf. Biz.: 301-312, Ms. A. 30B-314, Ms. B. 426 -437),
le reste n'est qu^une transcription quasi littörale, augment^e gä
et Ik de developpements plus ou moins considörables, et agr^-
ment^e de force citations latines, selon le goAt d^testable de
l'epoque.
3. Nous devoDS maintenant nous demander quel est T&ge
respectif des trois manuscrits de Raspieler.
Evidemment c'est le manuscrit Folietete qui est le plus
ancien, le premier en date. Cela saute aux yeux. C'est d4jä ce
qu'avait pressenti M. Folietete lui-mSme, et il est facile de s'en
je viens de citer; comme od le voit, il D'y a ni date, ni nom d'auteur.
C'est base sur l'autorite de M. Oh. Weiss que M. A. Vaissier Tattribue ä
Bizüt. (Op. cit. p. 381.) — Cette satire est-elle bien i'oeuvre de Bizot? ■
Divers indices et des difforeDces notables entre ce patois et celui de la ^
Jacquemardade m'en fönt presque douter. Je ne parle pas des nombrenses «
differencos orthographiciues (Cf. Biz. 2: pair4^ et Jaq. p. 398: perri; Biz.
521: po (peil) et Jaq. 208: poüe; Biz. 384: vos, et Jaq. 56: voüe; Biz. 34: ^
noie et Jaq. 217: nouete; Biz. 197: ^as haibi et Jaq. 317: ca zJiaibi, etc.); .^r
un auteur peut tqujours modifier sa transcription phonötique. Mais il y a^a^
d'iiutres divergences plus graves. (Cf Biz. 170: pattout et Jaq. 839: paWiou;^
Biz. 17: aiionna et Jaq. 85: aitoune; Biz. 231: encouot pu pire, et Jaq. 130 •
coHot pere; Biz. 481: sas soula, et Jaq. 36: lä souUe^ etc.) — Je n'ai
a discuter ici cette (|uo8tion; je me borne a signaler en passant ces sing
laritcs {\\\\ ra'ont frappö, et je laisse a de plus compötents que moi le soi
de las approfondir. — •') Cf Chs. Nodier, n° 640 dans son Cataloffue d*UT-=^x<
petit Bihlioiheque: VArrivie... citt^e comme la plus rare des productiOE=» s
franc-comtoises (Note de M. Vaissier p. 381).
Les Paniers. 121
c^onvaincre en comparant cette premiere r^daction k ToBUTre de
^^izot; oü a lä le premier jet, le premier travail de Raspieler:
c^"*e8t presque vers pour vers la eatire bisontine. (Cf. Biz. 249
a^. et A 259 eq. — Biz. 417 sq. et A 425 sq., etc.)
Yient eneuite le manuscrit de 1736, oü Tauteur remaniant
1^^ d^yeloppant soa premier travail, a doan^ libre essor ä son
E KnagiDatioQ et k sa fantaisie, et oü il a ajoutä eaviron 200 vers.
^^assi M. X. Köhler a-t-il bien raison de dire {Op. cit. p. 18):
-«c Si Ton envisage ce po^me comnie oeuvre litt^raire, T^loge aura
*«cr une plus large part que la critique .... L aateur tire un ex-
*«c: cellent parti de rharmonie imitative; il emploie des termes
^<^ heureux .... Le langage de Raspieler est patois avaut tont ;
^«c il n'a pas reculö devant la crudit6 da mot propre, et les vices
-^^ sont fl^tris en des termes qui rappellent le bon vieux frangais
*«k: de Mathuriü R^gnier. »
Le plas jeune des trois manuscrits est celai de M. Moschard,
<DÜ Tauteur a cherchd ä attönuer et k corriger quelqaes-unes des
Xibertds et des crudit^s de langage quMI s'^tait permises. Cette
Edition ad usum Delphini, quoique moins importante que les
^eux premi^res, n'en est pas moins fort interessante, parce qu^elle
^enferme des tournures, des expressions ou des phrases qu'on
Kie retrouve pas dans les deux autres et qui sans cela seraient
;|)erdae8, car plusieurs ne se sont plus conserv^es dans le patois
^e nos jours.
4. Depuis longtemps, le besoin d*une nouvelle Edition des
JPaniers se faisait sentir. Aucune des publications que nous avons,
en effet, n'est exempte de fautes et d'erreurs, et si Ton veut
faire une dtude vraiment s^rieuse et scientifique du texte, il est
de tonte ndcessitd de signaler et de relever dans un texte nou-
veau les imperfections des ^ditions pr^c^dentes.
Pour r^dition de 1849, MM. X. Kohler et J. Feusier avaient
k leur disposition les deux manuscrits connus alors. Malheureuse-
ment au liea d'en publier un tel quel, in extenso, et d'ajouter
en note les variantes de l'autre, les ^diteurs ont cru pouvoir se
permettre bien des changements. «Nous n'avons pas cru (lisons-
«nous p. 23) devoir respecter entiferement la volonte du bon cur^
«rdans r^ition que nous livrons au public. Le manuscrit de
«1736 a bien servi de norme dans ce travail; cependant nous
«avons pröfdrd le texte du second manuscrit quand il nous oifrait
\
122 Les Paniers.
«une expression plus patoise. Des vers se trouvent dans une
« Edition qui ne se trouvent pas dans Tautre ; nous avons puis(^
« des deux mains et avons rdtabli les alexandrins d leur place
« respective. »
C'est nous qui soulignons ces derni^res lignes, qui, plus
que tout le reste, montrent le manque de m^thode et de critique
de r^dition de 1849. — A cela viennent encore s'ajouter d'autres
inconvönients plus graves:
a) Les auteurs n'ont pas toujours respectd ni transcrit littörale-
ment Torthographe du manuscrit; par exemple plusieurs mots
difficilcs, obscurs ou inconnus ont ^t^ corrig^s ou simplement ^
chang^s. Nous rel^veroos tout cela en detail dans le cours de ^
notre publication (Cf. Koh. vers 35. 312. 126. 178. 196. 204.
267. 310, etc.).
Sans doute Torthographe de Raspieler (comme du reste celle ^»c
de Bizot) est elle-meme tr^s d^fectueuse, et 11 n'est pas rare de ^^ e
rencontrer des mots ou des formes verbales Berits de quatre ou .Mimi
cinq maniöres diff^rentes (Cf. vers 71. 73. 74. 149. 355. 371. -AT
457. 504, etc., oü la 3? pers. sing, imparf! indic. a les 5 formes: r ^:
Aive^ SLiYaUj dgeanyat, YeLjail^ oya^t). — Mais pourquoi ne pas n ganr
les publier tels quels P Et pourquoi se permettre de corriger et zM ^^ el
de changer des mots qu'on ne comprend pas?
b) II y a trop souvent de grosses fautes de traduction, de^ JE>de
vrais contre-sens qu'on ne peut laisser subsister et qu'il faut ^ Mi^ni
absolument corriger. Ces erreurs seront aussi relev^es dans litmM la
traduction frangaise (Cf. Koh. vers 51. 83. 114. 132. 180. 201. X Ci.
257. 263. 285. 300. 466. 566. 599. 604. 612. 743). On pen^Ä^^«uf
voir que le nombre en est vraiment par trop considdrable.
Quoiqu'en general mieux soignöe, la Version de M. FoUetit .^ '^te
est loiu d'etre parfaite, et je me suis vu dans Tobligation d.JEa/0
redresser et de corriger quelques fautes (Cf. Fol. vers 41. 157^ 7.
240, etc.).
5. En ce qui concerne le vocabulaire des Paniers, on ^^^ st
frappe au preniier abord de la quantitd de mots enti^rem^ :nt
inconnus au patois d'aujourd'hui que Raspieler a employt^^a.
Cela va si loiu que Tauteur lui-meme a senti le besoin de doncm. ^r
un glossaire de ces mots difficiles sous le titre de: ExplicalC^-Tt
des termes les 2^li(s obscuy^es (sie). Le Ms. A en a 123, B l^?CI;
82 mots sont communs; A en a 41 originaux et B 38. — 1^1.^-
Les Paniers. 123
sieurs de ces mots ont totalement disparu de la langae moderne,
et Tod n'en connattrait inline absolument pas la sigDification, si
Raspieler lui-meme n'avait eu la lamiDeuse id6e de dous en
donner la tradaction.
D'oü vienneDt ces termes P Sont-ce yraiment tous des mots
du vieux patois de Courroux ?
Une id^e qui m'est tout natarellement venue k Tesprit, c'est
qae Raspieler avait sans doute trouvö ces mots rares ou obscurs
dans le patois bisontin et les avait traduits ou transport^s tels
qaels dans le patois de Courroux, en les aifublant d'une pfay-
sionomie jurassienne. — Eh! bien, non; j'ai dA me convaincre
qu'il n'y a presque pas de ces mots difficiles communs aux deux
textes.
D*oü proyiennent donc les autres? Pour la plupart, nous
n'avons rien qui puisse nous donner une indication pr^cise et
diriger nos recherches. Quelques-uns, comme faire niaihaihait
(499), les iairlairaits (332) ont pu etre forges par Tauteur ....
Je n'en sais rien ; mais je crois en tous cas qu'on peut se hasar-
der ä dire ceci :
D'abord si tous ces termes obscurs, et, remarquons-Ie bien,
ddjä obscurs en 1736, eussent dt6 des mots usuels, employ^s
dans le langage du peuple, Raspieler n'aurait pas eu besoin de
les expliquer, d'en donner la clef ; chacun les eüt compris. Eu-
suite est-il naturel, est-il admissible de penser que la plus grande
partie de ces expressions auraient ainsi compl^tement disparu
de la langue populaire, sans y laisser le moindre souvenir, la
moindre trace ou le moindre d^riv^? Est-ce qu*aucun des
vieillards que j'ai encore connus, nös dans le premier quart du
!XIX? si^cle, n'aurait pu garder la memoire de Tun ou de l'autre
de ces mots pour les avoir entendus de ses parents ou de ses
^ands-parents ? La chose est-elle poesible surtout dans un pays
comme le Jura catholique oü le patois est encore si vivace au-
joard'hui ?
Ce sont lä des questions auxquelles je ne me charge pas
de r^pondre d'une maniere satisfaisante ; mais je ne serais pas
^loignÄ d'admettre qu'un certain nombre de ces termes n'ont ja-
m&is 6t6 yraiment populaires, et que les gens de Courroux, par
o^erople, ne les comprenaient pas quand Raspieler les a Berits.
Qi^ant aux autres, fabriqu^s ou non, termes d'argot ou connus
^^^m nombre restreint de gens dans le Jura, avouons franche-
124 Les Paniers.
ment notre igoorance en ce qui concerne leur origine; cela
vaudra toujours mieux que de faire des suppositions plus ou
moios hasard^es.
6. Nous avons donc dA constater que les Paniers ne sont
pas une oeuvre originale, mais que Raspieler n*a fait que tra-
duire et amplifier la satire de Bizot. Est-ce k dire que ce po^me
n'a aucun möritoP Loin de moi la peas^e de le pr^tendre ! Bien
au contraire, dous poss^dons \k un monument des plus pröcieux
pour Tetude du patois vddais du XVIII® sifecle. Ce po^me
de 750 yers est une oeuvre de longue haieine, un miroir
fidMe de la langue si ^nergique et si color^e de nos ancetres ;
et on ce moment surtout oü nos vieux idiomes sont Tobjet des
minutieuses recherches et des patientes investigations des roma-
nistes, c'est une vraie bonne fortune pour nous de possöder ua
texte de ce döveloppement, qui permet d^ötudier k fond la pho-
nötique, la morphologie et la philoIogie de notre yieux patois
jurassien.
7. Une difficultö s'est pr6sent6e pour la publication de toue
ces divers textes. Comment les disposer ? Sans doute Tid^I eül
6tö de les ranger en regard les uns des autres, de fagon k c
qu*on püt du premier coup d'oeil se rendre compte de la mani^r
dont Raspieler avait peu k peu modifiö la Version originale (
Bizot; mais la chose n'etait pas possible avec le format de n
Archives, d'autant plus qu'un travail comme le nötre doit donr
la traduction frangaise, la transcription phonetique et quelq^
remarques critiques. A mon grand regret, je me vois donc d
Tobligation de publier chacun des textes k part. Je commenc
par rimprimd de Bizot, puis viendront le manuscrit de M. F
tÄte (A) et celui de 1736 (B). Pour ces deux derniers seul
ferai une transcription phonetique, car je ne connais pas
bien le patois de Besangen pour m'y risquer. Quant au m
crit de M. Moschard, ce serait abuser de la patience du 1(
que d'en faire la publication compl^te; je me contenterai
donner les variantes et les vers ou passages originaux.
Lorsque Touvrage sera complet, il sera facile de co
les diiföreutcs versions entre elles et d'en saisir les rappo
divergences, les modifications ou les d^veloppements. Ui
placd apres les vers des Ms. A et B renverra le lecteur t
correspondants de Bizot. De cette fagon, j'espfere don
... o raniors. 125
edition definitive, et, pour notre patois, phon^tiqaement fix^e
du bon yienx poeme des Paniers.
8. C'est en 1899 que le Iffi volume de no8 Archices^) a
pour la premi^re fois iadiqu^ mon Systeme de tranBcription pho-
n^tiqne. Beaucoup de lecteurs n'ayant pas ce volume seront saus
deute bien aises que je Texpose ä nouveau. Yoici donc le
Systeme que j'ai employ^ :
a^ Voyelles.
J^indiqne par - et ^ les voyelles longues et breves.
f = e long ouvert (frg.: t^to, pr^re, maire).
g = e bref ouvert (frg.: efiW/, porta/s).
e = e long ferm^ (^9- forc^^, premi^r, diraz).
§ = e bref fermö (frg.: dqpart, p^rir).
0 = e muet (frg.: petit, lever).
05 = eu ouvert (frg.: cteur, pet^r).
ö = eu fermd (frg.: icu, Yeut, pjw).
ö = 0 long ouvert (frg.: encore, mort, bord).
§ = o bref ouvert (frg.: doune, police, botte.)
9=0 long ferm^ (frg.: c()te, chai^d, weau),
u = frg. ou.
ü = frg. u.
Les nasales sont: ä (frg.: chant, entant)] S (frg.: paen,
»je»); o (fr^.: bon, mouton); en outre notre patois possede
*«« nasales pures d'i, d'ü et d'u: T (öf); u {(x^lX^) et ü (&<?).
b) Consonnes,
p, b, t, d, k, 1, m, n, r, f, v ont la memo valeur qu^en
**■■«*' ö^ais.
g est toujours guttural, meme devant e et L
ü = n mouillee (frg.: a^neau).
B = spirante sourde (frg.: .savoir, cesse, ced, seul).
z = spirante sonore (frg.: poison, -jöle).
X = chuintante sourde (frg.: c/ieval).
j = chuintante sonore (frg.: jeune, j'amaia, f/enre).
X = mediopalatale sourde (allemand: \ch)\ son particulier
*^ patois ajoulot ou patois de Porrentruy (= latin: c/, /?). Ex.:
•) Arch. m p. 257 bc].
126 Les PaDiera.
T /ö (un cloa), lg /§ (la clef); go/g (gonfler). Le vAdais ou
patois de Deldmoot read ce son par x (T xö, lg xf , goxf).
y m6diopalatale sonore (allemand: ja)] yädlno (Claudine),
yT (lin), ylino (lune).
w est le 10 anglais et correspond au premier 416ment de
la diphtongue oi (piüä = fr?.: pois; vw;ä = fr?.: voir).
L mouill^e n'existe pas dans notre patois.
II n'est pas u^cessaire d'indiqaer par un accent la syllabe
tonique. Notre patois accentue r^guliörement la derniire syllabe
non muette de chaque mot.
La traduction que je donne on regard est tonjours lilfdrale
et jamais je n'ai youIu faire de bon frangais au detriment da
sens. — J*ai mis entre crochets [ ] les mots exig^s par la phrase
franQaise.
ABRÄVIATIONS.
Biz. = L*Arrivöe d'une dame en Tautre monde habillöe eo panier, par J.-L.
Bizot. (BesaoQOD 1735, in -8, 16 pages).
A. ^ Arrivee d'une dame en Tautre monde habillöe en panier. — Vers
patois di Cornat. Manuscrit de Pierre-Joseph Itaspieler (sans dateV
B. = Arrivee d*une dame en Tautre monde habiil^e en panier. Traduit -
d'un imprimö en patois de Besan^on en patois du Cornat, Vallee <
do Del^mont. Manuscrit de 1736.
C. = Manuscrit de M. Moschard (sans date).
Koh. = Les FanierSy Po6me patois par Ferdinand Baspieler, Curö de Cour— -
roux. Porrentruy 1849.
Fol. = Une nouvelle Version des Paniers , par Casimir Folletöte, Conseille*^
national. (Actes de la Soci^tä Jurassienne d'Emulation, Ann^e^s
1893—97, II« s6rie, VI* volume, Porrentruy 1898.)
Jaq. ^^ La Jacquemardade, po6mc en patois bisontin par Jean-Louis Bizot
publik par M. Alf. Vaissier (Mömoires de la Soci^tö d'Emulatic:»*
du Doubs, VII« schrie, V« vol. 1900, Besannen 1901).
Bour. = Glüssaire du parier de Boumois, par C. Koussey (Paris 1894).
Mign. =r Histoire de Tidiome bourguignon et de sa littörature propre .
par Mignard (Dijon 1856).
Mon. = Les Noels bourguignons de Bernard de La Monnoye (Gui-BarÖÄ^^--:
par F. Fertiault (Paris 1842%
Cent. = Glossaire du patois de Montb^Iiard, par (li. Contejean (Mi^moi ^mr^
de la Socie^t^ d'Emulation de Montböliard , II« sörie — IV« ^i^€>i
Montbeliard, sans date).
I.
L'ARRIVÄE D'ÜNE DAME EN L'AUTRE MONDE
HABILLEE EN PANIER.
Vers en patois de Besan^on.
Y me monqoai de liens ; oh soi qne s'en fauchin :
Ba disant loa vera ; pair6 ^) qui in*en chaa bin,
Y seu si 8oa das Daime, & de Heus tintamare,
Uae le s'ollm raolia, de lieas boos n'an qae fare.
5. Le crayan qa'on n'ait d^oBÜs, que pou las admira;
Voiqai das b^ Magos, poa se faire aidoura.
Y vonroa qae le sint aivou tout lieas grimmaice,
Planta dans Montlima, pou lourgie^) su lai glaice,
Y me 8008 empoatta; paddon Messieus, paddon!
10. Y en a bin loa sajet, oh qa'on m'aicoute don;
Lai maitere en ot belle, & ce qui voas vi dire,
Ferai pleora las enne, ai pea las autre rire.
1. Xa pa let renoontra doues Daimes de la Coaot,
Qae s'en vant viroyant par qui tout aillaotoaot,
I.
L'ARRIVEE D'UNE DAME EN L'AUTRE MONDE
HABILLEE EN PANIER.
Traduction.
Je me moque d'elles; oh! soit qu'elles s'en fachent;
En disant (ie vrai) la verite, pardi, (qa') il m'en chaut bieii !
Je sais si fatigue des dames et de ieur tintamarre.
Ua*elle0 s'ailient raoler, nous n'avons que faire d'elles!
5. EUes croient qa'on n'a d'yeux que pour les admirer.
Voiei de beaux magots pour se faire adorer.
Je voadrais qu'elles soient, avec toutes leurs grimaces,
Planties dans Montelimard pour glisser sur la glace.
Je me sais emportö; pardon, Messieurs, pardon!
10. J'en ai bien le sajet; oh! qu^on m'ecoute donc.
La matiere en est belle, et ce que je vais vous dire
Fera pleorer les unes et puis les autres rire.
1. J'ai par la rencontr^ deux dames de la cour
,Qai s'en vont (toarnoyant) rodant par ici tout alentour,
^) Mol trös fr^uent en patois bisontin. Cf Jaq. v. 398: cftaicun 8{'a
^^'"^^ bin = chaeun sait parbleu bien. — ^) lourgie^ employ^ plusieurs fois
^^*** la Cr^che bisarUinej se retrouve sous la forme ^rdjl9 dans le patois de
*^^riiois, — [La Creche bisantine (drame populaire en patois de Besan^on)
^* Mition p. 16: prente bin gädhe de lourgie^ au moins.]
128 Les Paniers.
15. Qae sont pns aitonna, & bin pa aiboubie,
Que noute groa poalot qnand l'aiva lai pepie.
Le voarint bin oUa pr&i de noote grand Roi,
Aifin de loa pria de lieos changie ne loi
Que lieos ai imposa noute nouveile Reinne,
20. Dont las grande vatta las tenan bin en genne;
L'en dont si daisoolas, qne Ten pienran tretont;
Y fant qae mangras liea le lai suivint pa toot.
Ne Bgaivin ce que Qot d'entra dedans n' Eglise:
Main maintenant le sont bin entreprise.
25. L'aiprenan ai chanta las maitenne en laitin;
Lie demonran das fois doues henre din maitin.
Las Diemonches sonvent ne l'aivint po'nt de Messe,
An U jasqn*aa Medy, pa lieos grande paresse,
Aivant qae d'en soeti, lieas failla das bottillon,
30 Da qaatre heare de tems, poa veti lieus aillion.
T failia s*arnarchie d'in monde d'^uipaige,
Se bettillie^), se froata, se poali loa visaige.
Main maintenant le sont toutes bin aitrapa.
Qnand note Reine vait, y fant bin daitraipa '^).
15. Q,ai sont plus etonn^es et bien plas öbaabies
Qae notre gros coq quand il avait la pipie.
£11 es voadraient bien aller pres de notre grand Roi,
Afin de le prior de lear changer une loi
Qae lear a imposSe notre noavelle Reine,
20. Dont les grandes vertus les tiennent bien en gene.
Elles en sont si d^sol^es qu'elles en pleorent toutes.
li faut que ma]gr6 elles, elles la suivent partout.
£lles ne savaient ce que c'est [que] d'entrer (de)dans une Eglise
Mais maintenant, elles sont bien empruntSes.
25. Elles apprennent ä chanter les matines en latin;
Elles y demeurent des fois deux heures d'un matin.
Les dimanches souvent elles n'avaient point de messe;
Au lit jusqu'ä midi, par leur grande paresse,
Avant que d'en eortir, il leur fallait des bouillons,
30. Des quatre heures de temps pour vetir lears haillons.
II fallait se hamacher d'un monde d'6quipage,
Se regarder, se frotter, se polir le visage.
Mais maintenant elles sont toutes bien attrap^s.
Quand notre Reine y va, il faut bien d6m^nager.
^) Le mot s'emploie dans le Jura: böj/l» = regarder boucbe ^^e.
*°) Mignard (Eist, de Tidiöme bourg.^ donne ditraipa — a) döm^oager,«
servir apr^s les repas, — b) attraper, tromper. — La Monnoye (Noels Ik
guignons) p. 282: düraipe — döbarrasser, d^m^nager, desservir apr^« les re|
Le Jura bernois a le mot: ätr^p^ — entraver. — d^zätrip^ = se dösentra^
se dötortiller, se d^prendre (dans du fil p. ex.) [Cf. Jaq, 847: antraipd = *
combrer]. Cf. Cont. detropai — dötruire, d^penser, döbarrasser.
Los Paniere. 129
35. Qae le eins protte, oa non, y faut marchie bin vitte,
Et fare mangra lieua lai gru3, las hypocrite.
Ca Doate Reine ai bin tant de Religion,
Que dez loa point di jon, lot en devotion.
C^ot n'exemple viqnant de lai pus grand Sagesse:
40. Nous sennes trou h^ronx d*aivoi ne t6 Princesse.
TotijouB ai genoüillon, tont b6 sa loa paiva,
Encoüot le voare bin, qu'on ne loa saiche pas ,
Qaand l'aissiste ai TEgJise, an teros di Sacrifice,
Le prie Doe d'in grand cobu d'aipasie sai jnstice,
45. De sas ponre Sajet de fini las malhen,
Et de fare paddon ai ^as poure pecheu
2. Tant de devotion inquemonde & chagrine
Ceux'O qae n'an n^ant point, Heus fa fare lai mine,
Las Daime en marmuran, le trou van loa tems Ion;
öO. Bin soavent se l'oasin, le tirerint de Ion;
Main y faut maagra lieus, teni pied ai lai boale:
Ca encottot faut tu bin que chaicun jae son roule.
Se voas las entendint comme le se plaignant;
L'enne crie las matte '^), n'autre recrie las dent.
35. Qu^elles soient pretes on non, il faut marcher bien vite,
Et faire malgre elles la grae, les hypocrites.
Car notre Reine a bien tant de religion
Que des le point du jour eile est en devotion.
C'est un exemple vivant de la plus grande sagesse;
-4:0. Nous sommes trop heareux d^avoir une teile princesse.
Toujours agenouillee tout beau sur le pav6,
Encore eile voudrait bien qn'on ne le sache pas;
Qaand eile assiste ä l'Eglise, au (temps) moment du sacrifice,
Elle prie Dien d'un grand coeur d'apaiser sa justice,
-4 ^. De ses pauvres sujets de finir les malhenrs
Et de (faire pardon) pardonner ä ces pauvres pecheurs.
2. Tant de devotion incommode et chagrine
Celles qui n'en ont point, leur fait faire la mine;
Les dames en raurmurent, elles trouvent le temps long;
<^0. Bien soavent, si elles osaient, elles tireraient de long.
Mais il faut malgre elles tenir pied ä la boule;
Car encore fautil bien que chacun joue son role.
Si 70US les entendiez comme elles se plaignent!
L'nne crie les marteaux, une autre recrie les dents.
'*) Le mot ceux imprimo dans le texte, a ^te corrige d la plume en
^^^^«« qui convient mieux pour le sens et pour rii^mitische. — Cf vers 208
i^^Ux = Celles) et vers 210 (celles). — ") Les marteaux, c. ä d. les molai-
*"**• [Cf. v. 505: matthe — marteau (Hammer].
0 Les Paniers.
55. Y n'en peos pus das roins, y n'en pens pus di ventre;
ia basie Ion veroneil/^) de mai vie je ni rentre.
Yoy! las pied, redit n^antre; y sont tout entemis;'^)
L'autre dit qne sas brais sont tout plein de fremis.
L'en faut tont meri, se cette vie cy dnre,
60. L'6t6 de lai chalen, Thiva de lai fraidnre.
Se le bailla di moins Ion tems de s'aijnsta,
Main ai grand poune ans-nons loa tems de nons leva;
On ne sere qnasi seulement s'aibillie;
Tout en soetant di l&, nons faut conrre aipr6 lie.
65. Dans nonte n^gligie nons semblan das mago:
Nons van dans nos chiiTon, comme das virago.
Y m*en sens ci venu de ne faigon si brusqne
Sans frisie mon tignon & sans bouta mon busque.
Si vitte Ya mairchie qui seus toute aissouffla,
70. Et pa de si gran fraid, Ya les pieds tout geoUa.
Tout comme in grovelon ^^), tout mon poure co6 grale;
Ai mas poures tolons, lyot-je venu das mule.
55. Je n'en peux plus des reins, je n'en peux plus da ventre;
J'ai baise le verrou, de ma vie je n'y rentre.
Ouais! les pieds! redit une autre; ils sont tout engourdis.
LWtre dit que ses bras sont tont pleins de fonrmis.
(II en faut tout) C'est a en mourir, si cette vie-ci dare:
60. L^^te de la chaleur, Tbiver de la froidure.
Si eile donnait du moins le temps de s'ajnster;
Mais ä grand' peine avons-nons le temps de nous lever.
On ne saurait presque seulement s'babiller.
Tout en sortant du lit, il nous faut courir apres eile.
65. Dans notre neglige nous semblons des magots.
Nous allons dans nos chiffons comme des viragos.
Je m'en suis ici venue d'une fagon si brusque,
Sans friser muii chignon et sans mettre mon basc;
Si vite j*ai marche que je suis tout essouffl^e,
70 Et par de si graods froids, jVi les pieds tout geles.
Tout comme un freien, tout mon pauvre corps tremble;
A mes pauvres ta^ons, il y est dejä venu des ampoules;
•^) Baiser le verrou venir faire liommagc a son suzerain. — Cf D>
de Littre au iiiot verrou: «Bai.«*er le verrou, »e disait de quelques coutum
«ou It» vassal <|iii ne troiivait pas »on f*eigneur dans son chateau, pour
t rendre hommage, en etait quitte pour lieurter trois fois, Tappeler trois ft
«par son noni, et balser la eliquette ou verrou de la porte, de quoi il dev
vpnMidre note, et en laisser eopie. >» — ***) Entemi — engourdi par Tongl«
par le froid ou par une position genante. (Cf. Jaq. vers 1003: Ai ne i
fare, on a'ahtemi — :i ne rien faire on s'engourdit.) Le Jura bemois a ac
ät9tni dans ce memc sens. — '^} Le mot a ete corrig^ d la plame en ß
Volon. Grävälo ou (jr^valo, dans le Jura bemois, d^signe le frdon .
Bournois, grävölö - gros bourdon «lui fait beaueoup de bruit en volant.
Les Paniers. 131
In genoüille daimit, & n'autre qn' ot taula^^),
Foeche d'etre ai genoux, y seus tont airrena**.)
75. la pris in rimatiqne, la d6jä ne rompnre;
Ai ce propos voioi ne prou dronle aivanture.
3. Ne Daime qu'eta lai, bin belle & bin pinpa:
Qu'aiva prit tout son tems, pou se bin reqninqna;
Qn^^ta si frisonla, si chargie d*6quipaige,
80. D'baibit & de penier, qui semblint n'ambaleige
Chesai ai lai ranvache & se mit ai bolla:^^)
Yoi! lou coBn! raistoumait! heia, Seignear, heia!
N^en pen pus, n'en peus pu, nion Due! Vierge Marrie
Vittement in pou d'iau de lai Reine d'Hongrie:
85. Que rebettilli6s-you8 qui? coUottes-y vittement
Lai voiqui qu*ot pama, las oeille Vy virant.
An Yinaigre, au yinaigre, ou bin ai liau cliairette;
Oa bin aipouetta-ly promptement lai burrette.
Met-ly Ion peuce au con, ce qui lie seroit bon;
On genou demis, un antre qui est meurtri;
[A] force d'etre ä genoux, je suis tont 6reintee.
75. J'ai pris nn rhumatisme, jW d^Jä nne hernie.
A ce propos, voici une assez drole aventure:
3. Une dame qui etait lä, bien belle et bien pimp6e,
* Qui avait pr's tout son temps pour bien se reqninqner,
Qni etait si frisee, si chargee d^eqnipage,
^0. D^habits et de paniers, qn'ils semblaient un emballage,
Tomba ä la renverse et se mit a rouler par terre.
Ouais! le coeur! Testomac! Helas, Seigneur, h^las!
Je n'en peux plus, je n'en peux plus! Mon Dieu! Vierge Marie!
— Vite un peu d'eau de la Reine de Hongrie!
^5. Que regardez-vous ici? Courez-y vite,
JjA voici qui est pämöe; les yeux Ini tournent.
Au vinaigre, au vinaigre, ou bien ä l'eau-de-vie,
Ou bien apportez-lui promptement la bnrette.
Mets-Iui le pouce au cou, ceci lui serait bon.
^^) taida, ou tala, en bourguignon tcUer = frapper de fa^on k laisser des
ques, meurtrir {C(. tdloche et vx. fr^*. iaJer = meurtrir). L'ajoulot a ce
aussi; in pom^ täi^ — une pomme tomböe A terre et meurtrie. —
^irrena — ereinter. Bournois dit: iruinnä (de rw^fio) (Cf. le Juras-
irü^y^^ et irQdydn^. Arch. VII, p. 252 nr. 183.) ((f. C'ont. iroillenai --
^ter.) — ") hoUä, bouler, rouler en boule — c'est aussi aplanir la terre
rnencee avec le rouleau. [Cf. le jurassien: höl^ — bouler, rouler. On
d'une femme: ^/ ät-ivii bQl^ eile a ötö battue, roulöe. — On dira aussi
e femme accouch^e: il ^ ho^.\
132 Les Paniers.
90. Toi! vait ai son outau ly queri dy boüillon:
Fanne de chambre ici! Qai qne ohaioon dainipe;^^
Tons Messieus las Laqnais, Jaissemin, lai Tulippe,
Lai Ronse BrandeboUot, . Comtois & L6veill6 ;
Maidaime vait meri ; poutta-lai sn son 16.
95. Le grincc-je las dens: ga?^^) comme lot changie;
Dans in fi de contton le vait etre virie.
Helas! eile s^en vait; lai-je lou ranqnoillot
Lai voiqui que le fa tons sas daries sangliot.
Elle vint de passa! qu6 doumaige de lie,
100. Suivan lai voe par qui jusque dans l'autre vie.
Aiffin de remarqua de qn6 coata lierait;
Le tire au Pairaidis: voyan se Ty entrerait.
4. De lai sainte Cita le toque ai lai poette;
' Saint Piere, ouvris, je suis ste deffnnte quot moette.
105. Que charchies-vous ici? craites-me daini pa,*^)
On vous ferait n'aiffront, on ne vous connait pa.
Main sans se rebuta, le toque encouot pu foe,
Piere dit, ouvran ly, di moins ran que pon voe:
Peut-etre le serait de mesure & de pol:
90. Toi! va (ä sa maison) chez eile Ini chercher du boüillon!
Femme de chambre ici! 9a, que chacun deguerpisse,
Tons messieurs les laquais, Jasmin, La Tnlipe,
La Rose Brandebourg, Comtois & L^veille!
Madame va mourir, portez-la sur son lit.
95. Elle grince deja les dents. Regarde! comme eile est changee!
Dans un fil de coton, eile va etre tournee.
Helas! eile s'en va; eile a dejä le räle.
La voiei qu'elle fait tous ses derniers sanglots.
Elle vient de passer ! Quel dommage d'elle !
100. Suivons-la voir par ici jusque dans lautre vie,
Afiii de remarquer de quel cote eile ira;
Elle tire au paradis: voyons si eile y entrera.
4. De la Sainte Cite eile (toque) frappe a la porte.
Saint Pierre, ouvrez; je suis cette defunte qui est morte.
105. Que cherchez-vous ici? Croyez-moi, allez-vous eu;
On vous fera un afPront; on ne vous connait pas.
Mais sans se rebuter, eile frappe encore plus fort.
Pierre dit: Ouvrons-lui, du moins rien que pour voir;
Peut-etre eile sera de mesure et de poids.
'^) (lainipa, litt : denipper, prendre ses nippes, filer, s'en aller. ^'ö
fnui(;;iis bisontin eiiiploie dans ce sens le mot: degueniller. Que chacun ^-^'-
gueniUe ! {C(. Jaq. v. 399 : nn aitundan^ qu'on daiguenilU — et ver^ ^i
dainipa.) — *^) gä, [aga, aiga, a Bournois) - tiens! regarde! (Cf. hüt -
(»coutol} — 20, Ij,.,»: dainipa, en un mot; du verbe dninipd (Cf. v. 91)-
Les Paniers. 138
0. Y daivire aas clias, & roavre enconot ne foi.
Qaand le se presentait ai lai poette Celeste,
Aivo son attelaige, eile fut bin de reste.
£lle ne saiva pa qne lai poette di Cie
N'ait que troe pies d'hautenr, & de large doa pies.
5. Aivo son jaibaidri**) large comme n'addere^*)
Ne le passere pas dans ne poette conchere.
On lai presse, oa lai tire, & maagra tont ce qui,
Lai Daime & las baibit demourint toujou qai.
Le fa tont sas cinq cens; le se clienne & se conrbe,
0. Le pousse aifin d'entra; main tonjon d'y daitoarbe ; ^^)
On lai vire & revire en long, & de traiva;
Main aivou tont celai, ne le pnt pas entra.
Maidaime aittantes dono, qa'on raillarge lai poette;
Ce qai n'ot pas bati pon gens de vontte soettö.
5. Saint Piere tont din coa ly clyot lai poette an na,
Disant Daime di monde, olla-voa pronmena.
Le pensoit^*) vittement: voici ne pentte aiffarre!
0. II retourne ses clefs et rouvre encore une fois.
Uoand eile se presenta ä la porte Celeste
Aveo son attelage^ eile fat bien de reste.
Elle ne savait pas qne la porte da ciel
N^a qne trois pieds de bantear et de large denx pieds.
5. Aveo son bangar large comme an arc-en-ciel,
Elle ne passerait pas dans une porte cocbere.
On la presse oa la tire, et malgre tont ceci,
La dame et les babits demearaient toujoars lä.
Elle fait tous ses cinq cents, eile se pencbe et se coarbe,
0. Elle pousse atin d^entrer: mais toujoars de rempecbement. (??)
On la vire et revire en long et de travers;
Mais avec tout cela, eile ne put pas entrer.
Madame, attendez donc qu'on relargisse la porte;
Ceci n'est pas bäti pour gens de votre sorte.
5. Saint Pierre toat d^un coap lui ferme la porte an nez,
Disant: Dame da monde, allez vous promener!
Elle pensa vite: Voici une viiaine afiaire!
2') Le Jaihaidri est une petite baraque, un bangar, un appentis mal faif.
') Arc-en-ciel (Note de rauteur). — ^3^ Bournois a dftürbä — rotarder
qu'un dans son travail, lui faire perdre du temps. Ce sont surtout les
lies qui se plaignent d'etre dfiurbä par les enfants. — Montbeliard a
'bai - detourner, retanlor, empecher (Cent.) Cf. le vx. fiQ.: destorbcr. -
le compronds pas le sen?* ä cause de ce d'tj. — Faut-il prendre ce d'y
• di du, |('f. V. 150: on d'i/ — di) et daitourbe pour un substantif?
raduirait alors: mais toujours de Vciupechement. — Je ne suis pas ä meme
rancher la question. — ^^) Pensoit est au passe d^fini (päs^J; l'imparfait
pensa. (Cf. v. 79: ^ta: 113: saiva: 133: fesa; 142: aiva, etc.)
4 Loß Paniers.
Le graitte sas oureille: ah Due! que veax i fare.
Le vait, le vint; enfin sas pies s'aimbairaissan
130. Dans son penie de seicle, ai peu 8*enqaepillan ;
£n se dequepillant, le fesait^^) ne glissade;
Aipre quoi tout d'in con, le voas fit ne roulade :
(Ce n'eta pas coume Petoüille*^) las fesa,)
Dans doaes troes tirreboüillis ^^) le chat poffe en enfa.
135. 5. Les Damnas eurent pou, lai voyant dainqain obere.
I crayint etre encoaot ne nouvelle chandere;
Oa bin in grand cay6, pon las tretout soUa,
Comme on fa las goaris; T^tint tout daisonla.
In Diale qae lai vit, lie fit ne peutte trovgne;
140. Ne faut pos qne ce qui pon nous mettre en besoagne;
Y lie fesa loa groin, das oeilles de traiva;
L'aiva tant de regret, qni manqnait d'en creva^
Qae veni vous charchie dans gas prisons profonde?
Pou nous vous ferin meu de resta dans loa monde.
145. Nous seunes ici treuillies^^) tout comme des airans:
L'aivou boutteran-nou toat stam barail lernen t;
Retouna su lai tarre; aivou vos artifice
Elle gratte ses oreilles: Ah! Dien, que veax-je faire?
Elle va, eile vient; enfin ses pieds s*embarrassent
130. Dans son panier de cercle, et puis s'er.chevetrent.
En se desenchevetranty eile fit une glissade;
Apres quoi, tout d'un coup, eile vous fit une roulade;
(Ce n'etait pas comme Petouille les faisait)
Dans deux on trois culbutes, eile tomba pouf! en enfer.
135. 5. Les damnes eurent peur, la voyant ainsi choir.
Ils croyaient (etre) que c'etait encore une nouvelle chaudi^re,
Oa bien un grand cuveau pour les tous saler,
Comme on fait (les) aux gorets; ils etaient tout d^soles.
Un Diable qui la vit, lui fit une vilaine trogne:
140. II ne faut plus que ceci pour nous mettre en besogne!
II lui faisait le groin, des yeux de travers;
11 avait tant de regret quM manqua d'en crever.
— Que venez-vous chercher dans ces prisons profondes?
Pour nouS; vous feriez mieux de rester dans le monde.
145. Nous sommes ici presses tout comme des harengs.
Oü mettrons-nous tout cet (embarraillement) attirail?
Retoarnez sur la terre ; avec vos artifices
2^) Feaaii ou fesit est le passe defiui; le mot fit au vers saivant <l*>iV
etre fran(,'ais.. fA Bournois, on a les deux formes rzi ou vz^.) — *•) M.«»i^'^
de Musique (Note de Tauteur). — "^ a Besanc^im, faire la tirebouiUe - f«*'*
la culbute. (Vf. Jaq. 322: son coc que fa lai tirebouiUe). — ") Treuili^
serre, presse. Lt» treuil le pressoir (Cont.). (Cf Jaq. 551: le monde - • ••
se treinlle). A Besan(j(»n: Notre-Dame du Treuil.
Les Paniers. 135
Vüu peupleri l'cnfa pa que tous nos malice
Main ne voici tu pas in grou üiale tnut^*) noi?
)0. C'etta quequan da8 matre, & qu'aiva d'y pouvoi ;
Qne s'en vint ai stnci, Vy poutte lai paroale.
Et envambe*^) n'airangue. Aicouta-lai, lot droule,
Loardant, Vy disit-ti, veux-te pas te coise?
Te paire bin encouot Nigaud dans ton mete.
)5. Laisse-lai cy quand l'y^t; l'y en ait paire proa d'autres
Pou daittraipa^') Jas ame, & las fare das noutre.
Fesan-cy noute ouvraige, ai pen repousan nou,
Las Daime & Demoiselle en aitraiperan prou;
lieus baibit, lieu rega, lieu mine, & lieus caresse,
>0. fin fant bin pas damna, que toute nos finesse.
Pou padre lai juenesse y n'a point d'autre aibrot*^),
Quand ceu qui manquerant yen ai d'autre tout prot.
Dedans chaique quartier n'en faure pas pus d'eone;
Main il y en ait bin pu, cbaicun ait set chaiquenne ;
15. Sus las piaice, as fenetre, as moeson, as montier,
On ne voit que Donzelle & Feille grevillie**)
Vous peuplerez Tenfer plus que toutes nos malices.
Mais ne voici-t-il pas un gros Diablo tout noir?
»0. C'^tait quelqu'un des maitres, et qui avait du pouvoir,
Qui s'en vient a celui-ci, il lui porte la parole
Et commence une barangue. Ecoutez-la, eile est drole.
Lourdaud ! lui dit-il, ne veux-tu pas te taire?
Tu es, parbleu! bien encore nigaud dans ton metier.
>5. Laisse-la ici quand eile y est; il y en a, parbleu! assez d'autrcs
Pour tromper les ämes et les faire des notres.
Faisons ici notre ouvrage, et puis reposons-nous.
Les dames et denioinelles en attraperont assez.
Leurs liabits, leurs regards, leurs mines et leurs caresses
>0. En fönt bien plus damner que toutes nos fiiiesses.
Pour perdre la jeunesse, il n'y a point d^autres ....
Quand ceux-ci manqueront, j'en ai d'autres tout prets.
Dedans cbaque quartier, il n'en faudrait pas plus d*une;
Mais il y en a bien plus, chaeun a sa cbaeune;
15. Sur les places, aux fenetres, aux maisons, aux eglises,
On ne voit que donzelles et filles fourmiller.
»^) Faute d'impression : tnut mis pimr tout. — *'^) Encambd - mettre en
ile. Besan^on dit: vatnber les cloches; le vambe den cloches. Ici donc
tre en mouvement, commencor (Cf. v. 252). — '*j ici daittraipa attra-
tromper. (Cf. vers 3i, note 2.) — ^-j Je n'ai pu nulle part trouver le
j de ce mot — ^^) GreviUie grattor a la porte, tatoniier, chercher d
rir. (Cf. Jaq. 25: ([u^os que grevilleY Qui est-ce (jui tatonne a ma porte?)
Contejan dit: grevilUe gratter doucenient, mais incessamment; deman-
— Dans le Jura bernois, gdrvqyU ou gr^v^yU - tatonner pour essayer
iivrir, gratter, chatouiller, founntUer, grouiller.
136 Les Paniers.
Y semble etre sonvent das grous jetton^*) d'aibeille;
L*enne rit, Taatre saute, & n'aatre qae j^aibeille^^);
Ne pensan qu'an plaisi d^peu loa grand maitin ;
170. Le se fouran pattont^^, as voillie, as festin,
As aissembia de Fete, as danse, as pronmenade:
Main y lieus fau suttout de jonli camarade;
Le fringan*'), brioulan^*), gingan^^) & bezeillan *®),
Tont comme das chevris, qae saatan au printan,
175. L*en vant levant loa na coame ferin das biche,
Las Feille di coaman, aussi bin que las riebe.
Tantöt on las gatoille, on las embraisse aitout;
Las saloupe ne fant que de rire de tout;
In be mistrifrisi^^) sa loa brait las proumenne,
180 Pa las rne, pa las pra, las menne & las raimenne,
Le sont pa aivanta que das Paige de Couot;
Tout lou jou viroyan*^) & fant pa de cent touot.
II semble (etre) que ce soit souvent de gros essaims d'abeilles.
L*une rit, Pautre saute et une autre qni se tr^mousse.
EUes ne pensent qu*au plaisir depuis le grand matin.
170. Elles se fourrent partout, aux veillees, aux festins,
AuK assembl6es de fetes, aux danses, aux promenades;
Mais il leur faut surtout de jolis camarades.
Elles dansent, elles fönt les folles, sautent et bondissent
Tout comme des cbevreaux ([ui sautent an printemps.
175. Elles s*en vont levant le nez, comme feraient des biohes,
Les filles du commun aussi bien que les ricbes.
Tantöt on les chatouille, on les embrasse aussi ;
Les salopes ne fönt que rire de tout.
Un beau misti/rise sous le bras les promene,
180. Par les rues, par les pres les mene et les ramene ;
Elles sont plus ^ventees que des pages de cour.
Tout le jour elles tournaillent et fönt plus de cent tours.
^) Un jeton d'abeilles, A Be8an<;;on - un essaim ; les abeilles jettent, dit-orr
— 35) Montb^liard a le verbe dgehiUie sauter, gigoter, se tr^moussf -■?
vx. frc;.: giber - s'agiter, se debattre (Cont.). — ^^) Pattont, faute d'impre^"^
sioii püur pattout. — ^') Fringai a Montböliard -= danser, w. frg. fringt^t^
(Cont.). — ^^) Briouhl = faire la brioule, la folle (CT. v. 220). Briole ■--- femic:^
bavarde fCont.). — ^'^) Dgingai (Cont.) sauter, danser. — gingd (Bouri^MB
djTgä) courir en folatrant, en »autant, comme les animaux qu'on cond
au paturage pour la preniitTo fois au printemps. — ^) Bezeittie (besü ^
heseillie, (V)nt.) se dit des animaux i\\\\ sautent ou bondissent lorsqu'ils a ■■
harceles par les piqures iies moucbes. Ainsi le bruit que fait le ^grovolaiL-^ *
(V. 71) fait besHler les vaehes. — Vx. fr(j. : besiller - blosser, tourmei^ ^^4
— ^') A Besanc^on, un mtstifrhe est un jeune godelureau. — Mign. ^^lii
mistifris^ enjolive. — *2) viroitie j^viroilUcy Cont.) est lo fröquentatif de r*- mr-Zf,
tourner et signifie aller de cote et d'autre, vagabonder, toumailler.
Les Paniers. 137
Das jnenes Gaulegrus^^) lien contan das flenrette;
Le s^ant repondre au ton, & chantan das sournette.
185. L'ant jaabla^^) das haibits que noas proufitan bin:
Qu^on aipelle Penie, ou bin Vertugadin:
Uant inventa staibit poa bin becou d'usaige,
Poa Celles que sont peutte, ou que ne sont pas saige,
Las airanchie, las canche, & las boussue aitout,
190. Las coe tout de traiva; lou penie convre tont
Quand las Feille se sont laisie gata lai teille,
Le se las affnblan pou caichie Heus marveille,
Elle pouttan desou souvent de grou paiquet;
Elle n*en disan ran, se roouquan di caqnet,
195. Le sont finnes, ste moude ot in couvre malice
L'effet de Heus aidresse, & de Heus artifice.
Dans gas Laibits le sont coume das tounevant^
Renfla coume das touots, pu larges que das vant.
Te riro de las voe quand l'entrant dans n'Eglise,
200. Ca ce n'ot pas pou Heus ne pettete entreprise.
Coume de grousse clouche, en gas haibits affrou,
Le semblan in baittant ([ue pangoille desou.
Des jeunes malotrus lenr content des fleurettes;
Elles savent repondre au ton et chantent des sornettes.
3f>. Elles ont invente des habits qui nous protitent bien,
Qu'on appelle paniers ou bien vertugadins.
Elles ont Invente cet habit pour bien beaucoup d'usages,
Pour Celles qui sont laides ou qui ne sont pas sages,
Les dehanchees, les boiteuses et les bossues aussi,
^O, Les Corps tout de Iravers; le panier couvre tout.
Uuand les filles se sont laisse gäter la tailie,
Elles se les affublent pour cacber leurs merveilles;
Elles portent dessous souvent de gros paquets;
Elles n^en disent rien, se moqnent du caqnet.
^3. Elles sont fines; cette mode est un couvre-malice,
L^etfet de leur adresse et de leurs artifices.
Dans ces habits, elles sont comme des girouettes,
Renflees comme des tours, plus larges que des vans.
Tu rirais de les voir quand elles entrent dans une P^glise,
'^^K>, Gar ce n'est pas pour elles une petite entreprise.
Comme de grosses cloches, en ces habits affreux,
Elles semblent un battant qui pendille dessous.
**) Galegru vCont.) niulotru; vx. ii\.: (jalou cociuin. — Miynard & le
^^^ gaJuro - jeuno homme libortin, qui ne son«^(M|u'au plai»ir. (Voir v. 'J 16
;* ^ot: Oaiäemdle, appliqne aux fillo8.) — ^'' ■ Vjablai Tont.) pnyeter,
''^ des plans, imaginer, invrnttT. Cf. le patois du Jura beinois: djäbye,
^^^e sens.
138 Les Paniers.
Chaicun en dit lai sienne, A chacnn las satire,
Ne l'ant honte de ran, eile laissan toat dire.
205. Ga! dit l'un, y semble etre in gron melin ait vant ;
N'aatre dit, te n'y es pas, voici mon sentimant,
St'aibit fut inventa pa Venus, lai ('aroagne ;
Cot l'enseigne de ceox qn'en padda lai yargougne.
Tes bin dit, redit n'aatre, j crai qae t^ raison,
210. Celles qae las pouettan ne sentant ran de bon;
Lieas penier sont rempli de marchaindise ai vendre,
Bin fo qae s'y fie trop, gaire de s'y sarprendre,
Le sont coome ^as rosses foire tant montra^^)
N'an n'en veut pu, le sont das bete daicria:
215. In Gaobon Taatre joa, menant de ^as Donzelle,
Proamenant sa loa bret dou de ^as Gualemelle ^^,
Ressembla de ^as anes ou de ^as grand molet,
Uue pouettant das penie qae pendant ^ai qu'ai let.
Das Daime qn'^tint saige & se moqain das foole,
220 Commen^an d'en poatta, toat coume gas brioule*'),
Aivo ste moade qoi nous feran nos chos gras:
Nous n*aat qu'ai teni con, qu'on ne l'ai quitte pas.
Las gens de jagement haussan tons las aipole,
Chacun en dit la sienne et chacun les satirise.
Blies n*ont honte de rien, elles laissent toat dire.
205. Vois! dit Tun, il semble (etre) qoe ce soit an gros moulin ä vei
Un aatre dit: Tu n'y es pas; voici mon sentiment:
Cet habit fut invente par Venus la carogne ;
C'est Tenseigne de (oeux) Celles qui ont perda la yergogne.
— Tu as bien dit, redit un autre ; je crois que tu as raison.
210. Celles qui les portent ne sentent rien de bon.
Leurs paniers sont reraplis de marchandise k yendre,
Bien fou qui s'y tie trop; gare de s'y surprendre!
Elles sont comme ces rosses [aux] foires tant montrees.
Peraonne n'en veut plus ; elles sont des betes decriees.
215. Un gar^on l'autre jour menant de ces donzelles
Promenant sous le bras deux de ces ccervelees (?),
Ressemblait (de) u ces unes ou (de) ä ces grands mnlets
Qui portent des paniers qui pendent qk (qu')et lä.
Des dames qui etaient sages et se moquaient des foUes,
2'2(). Commencent d'en porter, tout comme ces eoervelees.
Avec cette mode-ci, nous ferons nos choux gras.
Nous n'avons qu'a tenir coup qu'on ne la quitte pas.
Les gens de jugement hau8sent tous les epaules;
*y Vers inconiph't; il fiuit sans doute: coume <jas rosses aa foire&v ^tc.
— ♦*>) Voir la note au vers 183. Je ne sais pas le sens exact de ce mofc- - —
♦') Cf. vers 173. 'Heinaniuer le« deux fornies: brioule et brioU. C-e loot
signitie unt* folle, uiie »'•cHMvelre (Cont. briole femme bavarde.)
Les Paniers. 139
Main las petete esprit admiran ^as briole^^),
225. Le s'aidmiran ^^) Heu meme, ai pen se rangonflan;
Le migan las gachon, ceux-ci las remigan
Devant lieu gas Grivois fesan las bon Aipotre,
Elle las aitiran, & se paddan l'an Taatre.
Y ne las tentai pns, sans moi Tan fan je prou,
230. Y n^a pas seulement besoin de dire chou.
S'in Curie las reprend, le fant encout^*^) pu pire,
Ne le vant pas en France, eile vant en £mpire.
Bon aiffaire pon non; quand las Prochon disan,
0 bon bon ! pensant-elle ; 0 soi, mouquan nons an.
^35. Trouve te pas Dialeuic que tant de belle moude,
Nou fan de lai besongne, & nou son bin quemoude!
Ca depen que las Feille en sont su ce pie qui,
On ne voit dans l'enfa que das gens y veni.
I^aissan las su lai tare, eile sont nos aimie,
240. In jou nou las taran; coumengan pa st^cie.
Nous n'an pas bin aiffare, eile vint ai propo ;
Camarade y ly en faut beillie pou sas cinq so.
L'ait enconot prou bin fa de veni de pa lie,
Te s^a bin qu'autrefois nous las ollin cbarchie
Mais les petits esprits admirent ces folles.
225. EUes s'admirent elles-memes et puis se rengorgent
Elles lorgnent les gargons ; ceux ei les relorgnent.
Devant elles, ces grivois fönt les bons apotres.
Elles les attirent et [ils] se perdent Tun Tautre.
Je ne les tente plus; sans moi elles en fönt dejä assez.
^dO. Je n'ai pas seulement besoin de dire: Cbou.
Si un eure les reprend, elles fönt encore (plus pire) pis.
Elles ne vont pas en France, elles vont en Empire.
Bonne afiaire pour nous. Quand les predicatenrs (disent) parlent:
Oh! bon, bon! pensent-elles; oh! soit, moquons-nous en.
'3S. Ne trouves-tu pas^ Diablotin, que tant de helles modes
Nous fönt de la besogne et nous sont bien commodesV
Car depuis que les tilles en sont sur ce pied-ci
On ne voit dans l'enfer que des gens y venir.
Laissons-les sur la terre, elles sont nos amies.
'■^O. Un jour nous les tiendrons. Commeugons par celle-ci.
Nous n'avons pas bien ä faire, eile vient a propos.
Camarade, il lui en faut donner pour ses cinq sous.
Elle a encore assez bien fait de venir d'elle-meme.
Tu sais bien qu'autrefois nous les allions chercher
^^} Voir la note 47 a la page 138. — *^) S'aidmiran, cf. au vers pre-
'iöxit: admiran. — ^°) Encout (sie); il fant probabloraVnt lire : enconot. (^Cf.
«^ 136, 243, etc.)
140 Les Paniers.
245. Dessud nu8 poure dos, qae nous n'en pouvin pu,
Ai foohe d'en pouetta sens venu tont boassa:
Laisse lai don ioi, pranra**^') bin soin de lie,
Et te voer6 coament y m'en v6 raitreillie
Ce Diale eta si gros qae l'en vailla bin don,
250. Sas griffe 6tin ne fois pa large qu'in frachon^^);
Y te lai vint griffa tont b6 pa lait poitrenne
Conmence ai lai vamba^'); ste Daime se demenne;
Le vonla se deffendre, & fesa de grands cry,
Si tant tellement haut qne l'enfa raitombi.
255. 6. Les Damnas aiconrend^^) aifin de vo6 bettillie,
Quelle 6ta celle qui qu'on entenda breillie,
Y s'aiprecbene tous pon lai vo'e de pn pr6,
Lai beuillin sn loa na, ga, ga, qot enne te
Ai son nom bin das gens vitte lai coanaissene,
260. Et de toas las coatta antoaot s'aimoncelene ;
L'y venait das Monsien & toat plein de Gachon,
Qn'^tin tout en fnren, tont coame das Dragon.
245. DessQS nos pauvres dos, qae nons 'n*en poovions plus;
A force d*en porter, [je] suis [de]vena tont bossa.
Laisse-la donc ici ; [to] prendraa bien soin d*elle.
Et ta verras comment je m'en vais l'etriller.
Ce diable etait si gros qn'il en valait bien deux ;
250. Ses griffes etaient nne fois plns larges qu'an egrappoir.
II te la vient griffer toat bean par la poitrine,
Commence ä la balancer ; cette dame se demene ;
Elle voulait se defendre et faisait de grands cris,
(Si tant) tellement bant qae Tenfer resonna.
255. 6. Les damn6s accoarurent afin de voir regarder
Quelle etait celle-ci qa'on entendait brailler.
lls s'approcberent tous pour la voir de plus pres,
La regardaient sous le nez : Vois, vois, c'est une teile.
A son nom bien des gens vite la connurent
200. Et de tous les cotes autour sVmoncelerent.
II y venait des messienrs et toat plein de gar^ons
Qui etaient toat en fureur, tout comme des dragons.
(A suivre.)
^') Forme du fiitur, 2" pors. sing.: tu prendras - prends! — '^) t^
frachoir ou Sgrapnoir est im ancien instrument qui servait a egrener I^.*
grappes de raisin. — Le verbe frächie rompre, separer la grappe d'a^'<^
los gniins du raisin. (Vf. Jaq. v. 556.) — Mot tr^s employ^: ün arc tuß
bände se f räche un arc toujours bände se brise, se casse. (Mignard, Glo»f.
bourg.) — "i Cf. V. 152, note. — '^) Sans douto faut d'impression pour
aicour^n(\ (Cf. dans h^s vers suivants: s'aiprechene, counaisene, s'aimünce/«^«*
s'en venfuent, etc.)
141
Volksmedizinisches.
Wir veröffentlichen im Folgenden einen ersten Auszug aus
bis jetzt eingelaufenen Antworten auf den yerschickten
gebogen über Volksmedizin in der Schweiz. 0
Dieser Auszug hat lediglich den Zweck, ^ zu weiterm
imeln anzuregen.
Die Zahl der Mitarbeiter und der von ihnen vertretenen
lesteile ist noch zu klein^ um einen annähernd klaren Über-
: über den Stand der schweizerischen Volksmedizin zu ge-
ren. Bis'jetzt haben sich um unsere Sache besonders verdient
acht: Herr Lehrer Bilger in Elingnau, Herr Lehrer A.
JER in Basel (für Au im Kt. St. Gallen), Herr Pfarrhelfer
^ücHF.ER in Kerns (aus altern Aufzeichnungen), Herr Lehrer
EIER in Jonen (für Frei- und Kelleramt), Herr Apotheker B.
ER in Genf (für Freiamt, Thurgau, Genf), Frl. M. Reinhard,
•erin in Bern (für den Kt. Bern), Frau Wwe. Wenger-
5EL in Schwarzenburg, Frl. G. Zürich r, Lehrerin in Bern
den Kt. Bern).
Eine Anzahl Zettel sind erst nach Abschluss dieses Aus-
eingegangen, konnten also hier nicht mehr berücksichtigt
len.
Vereinzelte Notizen sind wenige eingelaufen. Wir möchten
iher nochmals betonen, dass uns selbst ein einziger Krank-
snamen, ein einziges Volksheilmittel, ein einziger
rglauben willkommen ist.
Wen die römischen und arabischen Zahlen irre machen,
lasse sie weg. Es wird Sache der Redaktion sein, die ein-
5n Artikel in die gehörigen Rubriken einzareiheu.
E. Hoffmann-Krayer.
') Dieser Frageboj^en kann jederzeit grati» bei dem Unterzeichneten
?en werden.
Prof E. Hoflfmann-Krayer
Hirzbodenweg 91
Basel.
142
VolksmediziDisches.
I 1.
I 2.
I 2.3.
I 2.
1 2.
I 14.
I40g.
I 2.
I40g.
I 3
I 4.
I 4.5.
I 13.
I 14.
I 15
I 16.
I 21.
I 37.
I 40a.
1 40(1. 1
I 40-
Kopf. Scherzhaft: „MoUi, Motsch, Epfel, Nischel" (geschlossene
(Basel). -— Dicker Kopf. Scherzhaft: Kfirbis (köarbs^J. (.
Kt. St. Gallen.)
Haare, die sich gabeln, soll man schneiden, da sie sonst brec
und ausfallen.
Bote Haare, spitzes Kinn,
Wohnt der Teufel mitten drin (Bern).
„Strubi Haar, strubi Hut. Urichtige Haar, urichtige Hi
Wenn der Vater einen rötlichen Schnurrbart habe, bekon
das Kind meist rote Haare (Bern).
Haare soll man bei zunehmendem Mond s c h n e id e n. Re
auf's Haar, mache sie kraus.
Abgeschnittene Haare und Nägel, ausgezogene Zähne
man nicht fortwerfen, sondern begraben (Kheintal , Kt.
Gallen).
Haare und Nägel darf man nicht an einem Freitag a
schneiden. (Falkknstkin, in : Edkht, Überlieferungen II, H
K i n n b a r t : „Bockbart^ (Schwarzenburg, Kt. Bern).
Im Simmental nennt man einen etwas stnippigen Vollbi
„Rützelbart" (Därstetten).
„Ougebrune, Ougsbraue** : Sind sie über der Nasenwu
zusammengewachsen, besonders wenn sie buschig und scbw
sind, so wird man leicht verrückt (Bern).
Augenbrauen und Wimpern werden leicht verwecha
indeui man gern den letztern auch „Augsbraue** sagt.
einzeln«» Wimperhaar heisst „Augehoor" (Basel).
Lippen. „MuuUispe* (Schwarzenburg).
Obere Schneidezähne: „ Schuufle •; Backenzäh j
„Stockzeen'*. — Der erste Zahn eines Kindes wird ^
aufbewahrt, etwa auch in Ringe gefasst (Basel).
Wenn dem Kinde die Zähne so wachsen, das» breite Luc
dazwischen sind, wird es weit herum kommen in der V^
Wenn zwischen den beiden vordersten Zähnen oben eine LC
ist, wird es gut singen lernen (Bern).
Zahnfleisch, ^i'gere" (Plur.) (Basel. Bern).
Zunge. Scherzhaft: „Lalle** (Bern). Der „Lälli** (Basel).
Mandeln. Oft mit den Drüsen verwechselt (Bern).
Ellbogennorv: „Naarebeinli" (Basel).
Handfläche. Hat man einen gelben Flecken auf der Ha-
tläche, den man mit dem Finger nicht decken kann, so hat n
bald Arger, kann man ihn decken, so bedeutet er Glück.
(Bern; s. H^vniKxnAcuM nr. 35*2 ff.; Gkmpki.kr, Heimatkunde c
Simnienthals, S. 352).
Linker Mittelfinger. „Herzfinger** (Schwarzenburg).
I )\o weissen Flecke auf den Fingernägeln deuten s^
lange» lieben (Hasel-Land).
M Volkstüniliclies a. d. Kt. Bern. Zürich 187G.
Volksmedizinisches. 143
Die Fingernägel sollen Montags oder Freitags geschnitten
werden (Schwarzenburg).
I 48. ,'8 Zug" (das Zeug) oder „'s Ziigli« (Basel).
153. Kniekehle. ,Chnöü-Äcke** (Bern).
I 58. Ferse. „Färsere- (Bern).
159. Fussrücken. „Grisp" (Bern).
I 64. Wer einen gewölbten Brustkorb hat, hat ein „ganzes Herz*
(ohne Abteilung in Kammern), (Kt. Zürich; vgl. Archiv V, 161).
I 68. Galle. »D'Galle-n-isch-mer uflfe gstige** = ich wurde jähzornig.
(Basel.)
182. Urin. „Zübel" (Schwarzenberg).
I 84. Speichel. „Seufer«* (Schwarzenberg). „Spöüfer" (Bern).
185. Rachenschleim. „Choder" (Bern).
186. Nasenschleim. „Schnuder". Harter N. „Poogi* (Bern).
187. Ohrenschmalz. „Ohreschmutz" (Schwarzenberg).
I 90. T h r ä n e n. Der „Tran« (oft nur bildlich : „e Tran Gaflfee*) (Bern).
I90a. Augenzieger. Der körnige Schleim, der sich am Morgen oft
im Auge bildet, heisst „Pflirtschi" oder »Ziger" (Kt. Bern).
II 2. Niesen, „'s Pftlffi* (Schwarzenberg). Dreimal n. bedeutet
GlQck, nüchtern n. Unglück: „Morge-G'nuss, vil Verdruss*
(Au, Kt. St. Gallen\
Wenn man am Morgen zweimal nacheinander niesen muss, so be-
deutet das Glück ^Bern).
Wenn man zweimal nacheinander niest, so bekommt man einen
Brief (Bern).
II 3. S c h 1 u c k s e n. „'s Gluggsi* (Hauptwort). Es kommt vom vielen
Naschen (Bern).
115. Winde. „Um die „Winde** anzutreiben (bei Kolik\ isst man
grünen Bitteröuss (Freiamt),
n 6. Kollern. „Rugge* (geschlossenes mj. (Bern).
117. Harnen. „Züble** (Schwarzenburg).
II 9. Zur Abwehr von Unheil spuckt man aus (spöje). (Bern.)
Man spuckt am Morgen früh in den Brunnen; sinkt der Speichel
auf den Boden, so ist man schwindsüchtig (Belp).
II 10. Menstruation. Derb : „der Schniider" (Basel). — „In der
hinteren Woche" (Schwarzenburg).
Zur Zeit der Menstruation soll man keine scharfen und
keine sauren Speisen geniessen, auch keine Früchte, mit Aus-
nahme von Trauben, weil man sonst im Alter leicht den Krebs
bekomme (Thun. Bern).
11 11. Wachsen. Man glaubt, in seinem 2. Jahre sei das Kind gerade
halb so gross, wie später als erwachsen.
Wenn man vom Mairej^en nass wird, so wäch.st man noch (Bern).
(S. RoTHKXHACH, UY. 1274).
II 12. Wer viel süsse Äpfel isst, behält ein gutes G e d ä c h t n i s , wird
gescheit (Bern). — Fische essen macht gescheit iBaseb.
II 13. Wenn man von Geld träumt, so wird bald Jemand krank
(Bern), ^s. Rothkxbaui, nr. 427.)
I
144
Yolksmedizinisches.
II 14.
m Id.
Ill 2.
III 3e.
lII 4.
III öe.
III 51.
III 6.
III 6 b.
III 6d.
III Go.
III 6 f.
III (Jg.
III 6i.
III Ük.
Zorn m (l t i g k e i t. „QiUU" (w. Haiiptw.) (SchwarzeDburg).
Um zu häufige oder unliebsame Schwangersc haften eu
verhüten, tragen die Frauen Haselwurzen (Kadix Asari von
Asarum Kuropaeum) mit sich herum (Freiamt, Kt. Luzem,
Kanton Thurgau).
Nimmt ein Ehepaar ein fremdes Kind an, so bekommt es desto
eher eigene (Kt. Zürich).
G e 8 c h 1 e c h t d e 8 Embryo. Ist die Gresichtshaut der Schwan-
gern mit gelblichen Flecken bedeckt und stark entstellt, so
schliesst man auf einen Knaben. Ebenso bei spitzer Form des
Bauches, bei rundlicher auf ein Mädchen fAu, Kt. St. Gallen).
Abtreibung mit purem Absinthschnaps (Basel).
G e b ä r 8 t tt h 1 e mit besonderer Form nicht nachweisbar ; doch
erfolgte die Niederkunft noch in der 2. Uälfte des 19. Jahrh.
oft auf einem Lehnstuhl ^ Basels
Die im Zeichen des Widders geborenen Kinder werden oft
„widerhaarig" (eigensinnig). (Bern.)
Wöchnerin („Kindbetterin*') erhielt bis vor 30 Jahren von
den Verwandten eine Kanne Rotwein. Solche zinnerne Kannen,
ähnlich den beim hl. Abendmahl verwendeten, fehlten in keinem
Hause (Au, Kt. St. Gallen).
E r 8 t e r A u s g a n g in die Kirche ( Schwarze nburg\
Lutscher. „Xuggizapfe, Nuggel, Lulli, Lullizapfe" (meist von
Kautschuk) (Bern.)
FrUlier wurden die Kiuder 6 Wochen lang vollständig bis an den
Kopf fest eingewickelt (Schwarzenburg).
Wenn das Kind kräftig, wird es schon nach 2—3 W^ocheu frei-
sitzend auf dem Arm getragen (ebd.).
T H u f e. iMan soll einem Kind bei der Taufe das Taufwasser
nicht abwaschen, sonst wird es nicht selig (Bern).
Die Patin soll mit dem getauften Kind so schnell als möglich
von der Kirche nach Hause eilen, damit das Kind nicht laug-
sam werde. (Bern. vgl. Rothkxbach) nr. 33, u. Gotthklf,
„Die schwarze Spinne'*).
Vor dem Taufgang soll das Kind auf den Boden gelegt werden,
(liunit es demütig werde. (Bern. s. Gotthklf, „Anne Bäbi
.lowäger, II. Bd., Kap. 8j.
Namen des Kind e s. Man soll einem Neugeborenen oicht
den Nanu'ii eines verstorbenen Geschwisters geben, sonst stirbt
es auch - Haselland}.
Man hoLsse mit den eigenen Zähnen einem lebenden Hasen die
\ onltTH Z ii h n e aus und hänge dieselben dem Kinde um, so
wird (las Zulmon leicht vor sich gehen (Ztlrcher Oberland).
7 otier \) Holz w a n z e n in einem frischen S.äcklein von rauher
Leinwand mit rauhem Faden ohne Kn<»pf zugenäht, an einem
ntMien ranlilcint'nen Bündel umgehängt, ist gut gegen das
Z a li n e n (Kt. Zürich).
Tui (Wn Kindern das Zahnen zu erleichtern, hängt man ihnen
Volksmedizinisches. 145
die Zähne [!] von 3 Gartenschnecken in einem Säckchen um
den Hals (BQlach, Kt. Zürich).
16 1. Schlafmittel für Kinder: Dreiaz (rötliche Salbe;. (Schwar-
zen bürg.)
Kinderpflege. Gegen das Ratten der Kinder (Röte, leichte
Entzündung), besonders zwischen den Beinen , wird
sorgfältig ausgetrockneter , feiner T h o n darauf geschabt
(Freiamt).
SchwacheKinder werden mit Hefenbranntwein ein-
gerieben. Noch beliebter ist der Franzbranntwein (Thurg.).
16 1. Wenn ein Kind einen engen Atem hat, so schreibe den Text
10) von Offenb. Joh. Kap. 1, V. 8 auf ein Z e 1 1 e 1 e i n und binde
'' 1 -4) dieses unter Nennung der drei höchsten Namen auf das Brüst-
chen. Der Vers lautet: .Ich bin das A und das 0, der Anfang
und das Ende! spricht der Herr, der da ist, und der da war,
und der da kommt, der Allmächtige.** (Staufen, Aargau.')
6m. Schreien der kleinen Kinder wird kuriert, indem man eine Sichel
(gegen Hexen) unter das Bettchen legt (ebd.).
[V 6. Kältend („cheltig") : Geschlagener Rahm, Gurken, Erdbeeren,
Orangen (Bern).
[V7. Ungeziefer an einem Menschen lässt auf gutes Blut schliessen
(Au, Kt. St. Gallen).
Waschen. Kinder und Weiber waschen sich in der Stube aus
einem Waschbecken, die Männer am Brunnen. — Handtuch
und Kamm sind Geraeingut. — Den Tag über reinigt die
Mutter die Kinder mit speichelbenetzter Schürze oder dem
Nastuch (ebd.).
Baden. Mädchen, die dem Badwännchen („Bad-Gelteli") ent-
wachsen sind, kommen in ihrem Leben nicht mehr dazu, den
ganzen Körper zu waschen. Auch bei den Knaben gilt das
Baden nach dem Feierabend nur als Spiel, das mit dem
17.-18. Jahre für immer aufhört (ebd.).
Ein schmutzatarrendes Weib kam in das Basler Spital. Von dem
Arzt gefragt, wann sie zum letzten Mal gebadet, antwortete
sie, sie sei bis jetzt niemals krank gewesen (Basel).
Gegen die PMöhe reibt mau sich mit Knoblauch ein (Freiamt).
^ 7:\. Rauchen gegen die verschiedensten Krankheiten ; s. Notes sur
les pipes antiques. Par B. Rkblu, in: Bulletin de la Soci(^t6
d'Histoire et d'archeologie de Gen^ve. Gen^ve 1900.
L V 9. „Gesunde** Krankheiten. Kinder haben oft einen Aus-
schlag am Kopf, auch in den Haaren, den „Mager", der
gesund sein soll, da das Schlechte sich alles aus dem Körper
ausscheide. Auch leichtes Nasenbluten sei gesund (Bern).
Hautausschläge sind gesund, weil damit das „böse Blut
herauskommt" (Bern).
Ausschlag an don Ellbogen (Psoriasis) gilt für gesund (Basel).
Keuchhusten ist gesund (Bern).
Durch „Eissen" (öo.sV?) geht das ungesunde Blut fort (Au).
10
146
Volksmedizinisches.
IV 10.
V 1.
V 7
V 9.
V 10.
V 11.
V 12.
V 13.
(VI 119).
V 14.
Wenn ein Brot, das man anschneidet, viele Löcher hat, so wir-<r^
jemand krank (Bern).
Wenn man Blumen von einem fremden Grab pflückt, so b^^^«^
kommt man Kopfschmerzen oder schwere Träume (Berr:m —
Quacksalber, s. B. Rebkr, Verordnungen gegen C^rpfuscli ^=r-
und unerlaubte Arzneibücher am Ende des XVI. Jahrhunder %^
in: Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Phanna(^%
I. Serie. Wien 1900.
Schröpfen ist gut gegen allgemeine Müdigkeit und Hai:^
ausschlage. Die Hebamme wird ftlr einen Abend ^ ^
Haus geladen, die Patienten sitzen auf Stühlen, mit der Lek:^ ^
nach vorn und lassen sich so schröpfen. Nachher wird tücb^ ^~
gegessen und Rotwein getrunken, um dem Körper gute S^%^^
zuzuftihren (Au).
Purgieren. Hat man Geschwüre, Eissen, Ausschläge ci^^ite
überhaupt Unreinheiten der Haut, so wird immer ^e*^ £ g,^
„Laxierig" (sog. Blutreinigung) genommen. Auch bei A p p & t i t-
losigkeit, Magenleiden etc. heisst es : „Me m. ^jo88
sich halt wieder loh usputzen.*" Das geschieht aber auch (^'hne-
dies. Man nimmt eine Laxierung, „wenn das Laub kommt und
geht", also im Frühling und im Herbst (Freiamt).
Wenn man erbrochen möchte, so trinkt man einfach mehrere
Tassen laues Wasser. Auch kitzelt man zu diesem Zw^^cke
einfach den Rachen mit einer Feder (Freiamt).
Schönheitsmittel. Um die frische, schöne Farbe des Ge-
sichtes zu erhalten, zu erhöhen, oder um Sommersprossen und
sonstige Unreinheiten der Haut zu entfernen, wurde ein© Ser-
viette des Morgens früh mit Maientau (im Monat Mai) boii^^*^
und sich damit jeden Morgen gewaschen (Benzenschwil [Frei-
amt] um 1850).
Abwehr und Schutz gegen bösen Zauber. ^Aufge-
schnittene Haare, Nägel, Hühneraugen u. s. w^- ^^'
fen nicht einfach weggeschmissen werden, sondern man ^'^^'
brennt die Körperteile sorgfältig oder man übergibt sie ^^^^
fliesbcnden Wasser, um den bösen Zauber, welcher danii^ ^'
trieben werden kann, abzuwenden (Freiamt um 1850).
Gegen Verhexungen aller Art soll man Allermannsharn i«^"'
wurzeln (Radix Victoriaiis, Rad. Allii vict.) im Hause ^^^'
bewahren. Sehr verbreiteter Glaube (Thurgau).
Wenn die Mutter eines kranken Kindes ein Stückchen A b e o " '
m a h l b r o t im Mund von der Kirche heimbringt und es ^^^
Kind gibt, so wird das Kind gesund (Bern).
Es gibt Leute, die Beinbrüche heilen, indem sie ein Stuhlbein
brechen, dieses verbinden und einen Spruch dazu murm^**
(Därstetten).
Der Brunnen im Guggerloch (zwischen Appenzell und O*»**)
sichert vor Augenkrankheiten.
Warzen werden durch folgenden Spruch vertrieben :
Volksmedizinisches.
147
V 14.
(VI 88f.
V 14.
VI 159).
V 16.
(VI 88).
V 18.
V26.
VII.
(V 16).
„Jetzt lilutet's der Leiche das Ende,
Jetzt wasch* ich meine Hände
(Mit dem Schaum eines Baches);
Jetzt läutet's der Leiche ins Grab,
Jetzt wasch* ich meine Warzen ab. fAu;.
Gegen Gelenkverstauchung: Mit Salz und warmem
Schweineschmalz einreiben und folgenden Spruch 3 mal
murmeln :
Und als Christus ging über die Heid,
Fiel er um auf einen Stein
Und enträichte sich die Hand,
Und mit Salz
Und mit Schmalz
Wusch er sie im Namen f f f (Laupen, Kt. Bern\
Gegen das Schlucksen („Hitzgi") :
Hitzgi, Hätzgi, hinterem Hag
Nimm mer's Hitzgi Hätzgi ab.
(3 mal) (am ZUrichsee).
Übertragen auf Tiere. Turteltauben, ins Zimmer
eines Kranken gebracht, ziehen die Krankheit augenblicklich
an sich (Kt. Appenzell). — Die Turteltaube nimmt die
;,Überröte'* der Menschen an sich, wenn man ihr eine
Schnur von dem erkrankten Glied des Patienten anhängt. Sie
stirbt dann (Kt. Thurgau).
Warzen zu vertreiben, lässt man eine schwarze Schnecke
darüber kriechen, die man dann an einem Dorn aufhängt. So-
bald die Schnecke verdorrt, verdorren auch die Warzen (Bü-
lach, Kt. Zürich).
Verpflöcken von Krankheiten vgl. Gotthklf, Die schwarze
Spinne. Anderes in der Zeitschr. d. Vereins f Volkskunde
XIII, 438.
Vergraben der Krankheit. Bei Seitenstechen
oder anderem plötzlichen innern Schmerz, entstanden
durch Springen oder starke Anstrengung, hebt man einen
Stein einseitig ein wenig auf, spuckt mit geschlossenen Augen
darunter, oder richtet es jedenfalls so, dass man nicht hinsieht,
lässt den Stein wieder auf seinen aken Platz hinfallen und
entfernt sich, ohne zurückzuschauen i Thurgau, Kanton Basel).
Sprichwörter. Der Pfeffer hilft dem Mann auf's Pferd, der
Frau in's Grab. — Heidelbeeren helfen dem Mann auf's Pferd,
Erdbeeren der Frau in's Grab (Freiamt u
„Gliichs mues Gliichs vertriibä" (Freiamt).
„Weni' schadt weni'* (Bern).
Gegen Nasen-, Gesichts- oder andern Krebs fängt man eine
grosse Kröte und trägt dieselbe in einem Säcklein mit sich.
Nach dem Volksglauben gehört die Kröte zu jenen Geschöpfen,
welche das Gift an sich ziehen (P>eiamt. Kt. Lu7.ern).
Einen Menschen, der Gesichtskrebs hat, soll man nicht
lang anschauen, sonst bekommt man die Krankheit auch (Bern)«
US
Volksmedizinisches.
VI 4.
VI 8.
VI 9.
VI 12.
VI 14.
VI 15.
VI 16.
VI 19.
VI 20.
VI 22.
VI 29.
VI 30.
„Montis fracti fons contra febrem**. J. J. Wagneb, Hist. Nat.
1681, p. 121.
Gegen Husten, Brustweh etc. wird starkes Fliesspapier
durch Zuckerpulver gezogen, oder damit einfach be-
streut und aufgebunden (Genf).
Contre la toux et les maladies de la poitrine od mäche et od
avale tous les jours des feuilles de ronces et des
boutons d'^glantines, pendant plusieurs semaines,
plutot ä r^tat frais que sec. De temps en temps on avale un
escargot vivant et entier. RemMe tr6s en vogue k la
campagne. Des hommes s^rieux m'ont soutenu d*avoir öte
sauvös par ce moyen (Gen^ve et ses environs).
Keuchhustens Goggelüsche (aus franz. coqueluche). (Bern.)
Croup. ^Blatt im Hals*" (Bern.)
Heiserkeit. „Chiister** (Bern.)
Gegen Halsweh wird U n s c h 1 i 1 1 auf einen Lappen gestrichen
und warm umgebunden ; auch mit einem Halstuche warm ge-
schützt. — Sehr im Gebrauche ist auch das einfache Umbin-
den getragener, wollener Strümpfe (Freiamt).
Bei Halsentzündung wickelt man eine Speckschwarte um
den Hals, mit einer warmen Binde darum. Andere gurgeln
sich mit warmer Milch (Thurgau).
Bei Halsentzündungen (Halsbräune bei Kindern etc.)
mischt man Mohnöl (Ol. papaveris) mit weissem Zucker-
p u 1 V e r und lässt davon 3—4 mal des Tages einen Theelöffel
voll nehmen. Andere lassen das Zuckerpulver trocken schlucken,
damit es im Halse hiingen bleibe (nach der Volksmeinung),
um „die Entzündung zu erweichen**, dann wird von Zeit zu
Zeit ein Kaffeelöffel voll Rollenöl (Mohnöl) genommen, welches
„ablöst" (Thurgau).
„R a, u h e r Hals" (tuuclie H.). Dagegen wird Gummi (arabicum)
^gelullt" (gelutscht). (Basel.).
Auszehrung: „er het'a uf der Lunge". (Basel). — „Rüppsucht*'
(Boni).
Gegen starken Husten, Auswurf und Brustleiden reibt
man Brust und Rücken mit rohem Speck ein (Thurgau).
Grippe: ^Flnssfiober" (Bern).
Schnupfen: „flessig sii" (Altbaslerisch). — „Rüme**, dauert
3—9 Tage iBern).
(iegeu Pfnüsel legt man jede Nacht einen Unschlittlappen auf
die Nase ^ Freiamt).
N a s t* 11 b iure n. Man sucht den Blutemlen damit zu überraschen,
(lass man ilnn unversehens etwas kaltes Wasser in
d e n Nacken giesst (Freiauit. Kanton Basel).
B 1 1* ic li .s II c h t. Wenn verbunden mit gutem Aussehen: „blü-
ht>n<h^ Bl." (Bern).
Als B 1 u t r e i n i jr u n g s mittel und auch zur allgemeinen Stiir-
kung wird das gekochte Fett von Murmeltieren löff^el-
weise geschluckt wie Fischtran (Lauenen b. Saxeln).
Volksmedizinisches.
149
VI 31.
VI 33.
VI 35.
VI 37.
VI 38.
VI 43.
VI 54.
VI 5Ö.
VI 59.
Vi 61.
Gegen Mundfäule haucht man nUchtern in den Mund und
spricht die 3 höchsten Namen (Kanton Zürich).
Gegen das sog. Magen weh werden mit frischer Butter über-
strichene Brotschnitten auf glühenden Kohlen braun
gebäht und nüchtern gegessen. Meistens wird vorher noch
Muskatnuss darauf gestreut (Freiamt).
Gegen Magenweh isst man morgens und abends ein Stück
rohen, sehr gut geräucherten, möglichst schwarzen Speck
(Thurgau).
Erbrechen. Scherzhafte Bezeichnungen : ^Meggeli [kleine
Brocken] lache, im [dem] Ueli riefe, kerble, getze, gärbe* (Basel).
Gegen starken Durchfall wird eine Hand voll Haselnuss-
kernen fein gestossen, dann in einem Liter Wasser gekocht,
bis dieser auf Vt Liter reduziert ist, durch ein leinen Tuch ge-
seiht und in einem Tage getninken (Genf).
„Durlauf* vSchwarzenburg).
Bauchweh. Gegen starke Bauchschmerzen und Kolik wird ein
Aufguss von Bitter süss (Solanum Dulcamara) mehrmals
tassenweise getrunken. Andere kauen die frische Pflanze (d. h.
den Stengel), wie man ihn findet (Freiamt. Kanton Luzern).
Man legt sich bäuchlings auf den heissenOfen, bis man
Linderung oder Heilung bemerkt f Freiamt).
Ruhr. Der Aufguss und die Abkochung der getrockneten Tor-
mentillwurzel (Tornientilla erecta) ist überall, besonders für
Kinder, aber auch für Erwachsene ein sehr beliebtes Volks-
mittel gegen blutigen Durchfall (Deutsche Schweiz).
Menstruation. Um die Periode zu begünstigen, die bei der
Stockung verursachten Krämpfe zu heben etc., wird ein sehr
starker Aufguss von Kamillen (Matricaria Chamomilla) so
ofl als nir nötig erachtet, getrunken (Freiamt).
Bettnässen. Wenn ein Kind das Bett nässt, schlage man
eine Maus mit Haut und Haar zu Brei, brate diesen in einer
Omelette und gebe sie dem Kind zu essen, so wird das Übel
geheilt (Bern).
Gegen heftige Kopfschmerzen bindet man frische Blätter
der Hundszunge (Alisuia Plantago) um den Kopf (Freiamt).
Sehr verbreitet ist gegen alle Arten von Kopfweh das warme
Fussbad mit Senf oder „Krösch*' (Kleie) oder auch mit Koch-
salz (Freiamt).
Zahnweh. Man spüle mit Schnupftabak (Bern).
Wenn man einem Neugeborenen die Lippen mit dem Blute
eines H a h n e n k a m m s bestreicht, so b^'kommt es kein
Zahnweh (Wynigen, Gewährsm. Herr Lehrer Egger, Basel).
Gegen Zahnweh ist rauchen gut. {Ulk. Braggkk, Lebensgesch.
des Armen Mannes I, 50.) (Verbreitet.)
Als bei Basel der Rhein im .1. 1515 zugefroren war, gingen die
Leute 3 mal um d h » K ä p p e 1 i - J o c h gegen das Zahn-
weh (J. Gross, Basler Chronik S. 143).
150
Volksmedizinisches.
VI 61.
(I 40g).
VI 67.
VI 71.
VI 75
VI 77.
VI 79.
VI 80.
VI 81.
VI 82
VI 83
VI 84.
VI85.8G.
VI 88.
VI 8!).
VI 89. 97.
Man steckt den Zahn eines ausgegrabenen Toten in die Tasche
oder hängt ihn um (Stammheini, Kt. Zürich).
Gegen Zahnschmerzen soll man die Fingernägel stets am
Freitag schneiden iBern . ( s. Kotiienoach, nr. 135.)
Krumpfe. Gegen Krumpfe werden pulverisierte Reckholder-
beeren geröstet und in Säckchen aufgebunden (Thurgau>.
Alpdruck. Wenn man im Schlaf die Arme über den Kopf
halte, bekomme man leicht das «Toggeli"; wenn vom Toggeli
ge<iuä]te Leute im Schlaf schreien, soll man sie beim Namen
rufen, dann erwachen sie oder schlafen ruhig weiter (Bern).
^A m e t i s t, ein kostlicher Stein, welcher der Trunkenheit
wehren soll** (Maalkrs Wörterbuch 15, d)
Um die Bildung von Schuppen zu verhindern und das Wachs-
tum der Haare zu fördern, wasche man sie mit dem Saft von
frischen Zwiebeln oder mit frischem Eigelb (Bern).
Schorf. „Reur*. (Schwarzenburg).
(ilesichtsrose. „Scharröthi** ( ebd.).
F u 8 8 1 e i d e n. Gegen blöde Füsse, besonders das Brennen zwi-
schen den Zehen, legt man jeden Morgen Spitzwegerich-
Blätter zwischen die Zehen und auf die schwachen Stellen,
worauf der Strumpf sorgfältig darüber gezogen wird (Freiamt).
K n t X ü n d u n g e n. Bei allen Entzündungen , sowie offenen
Eiterungen spielt das Schweinefett eine grosse Rolle.
Dasselbe wird auf Lappen gestrichen und aufgelegt (Freiamt).
(Dregen ^Säuren" bindet man Knoblauch in einen Hosen-
sackzipfel (Au, Kt. St. Gallen).
Hau tfetzchen , die sich unterhalb der Fingernägel lösen,
heissen „Pfiffi'' (Bern), „Nagelwurzle" (Basel).
H H u 1 8 c h r u n d e n. Gegen den „Heckeler* werden die aufge-
sprungenen ITinger und Hände alle Abende mit Dachsen-
schmalz eingerieben. Andere legen dünne Harz-
p f 1 ä 8 t e r c h e n darauf (Freiamt).
Gogen Krätze („Rud") bereitet man eine Salbe mit gleichen
Teilen venetianischein Terpentin und frischer Butter.
Man lässt sie bei gelinder Wärme zusammenschmelzen und reibt
sie immer warm täglich dreimal ein. Darauf ein Bad mit Ab-
seifung (FrelamO.
(it^gen Wa r z e n zieht man eine Hausglocke und ruft durch*s
Hau» hinauf:
Ig u myni Warze
C'höuio da cho bärze. (Bern.)
Man soll die Warzen nicht plagen, sonst vergehen sie nie
(Hfi-n).
„Eis«, (inj^cre'*. (klointT) Karfunkel (Bern). Ein Arbeiter in
Bern behandelte sie mit Auflegen von Lehm, wotiurch er
aieli eine Hlutvergiftim^ '/av/av^.
(4e^en K i s s e n und aiifziuveicheiide Geschwüre binden die
Bauern einfach warmen K u h d r e e k darauf (Freiamt. Kt. Luzem).
Volksm^dizinißches.
151
VI 90.
VI 93.
VI 95.
VI 99.
VI 107.
VI 109.
VI 110.
VI 113.
VI 114.
(VmSa).
VI 119.
VI I 19.
("I 6 Ij
VI 124:
an Gni).
VI I^G.
In einem Bauerngarten zog man Osterluzei, denn es sei
„bsunderbar guet, drab z'trinke", wenn man böse Finger
habe (Bauernfrau in Wabern, Kt. BernJ.
Sommersprossen. „ Märzendreck ** (sprich : Meaz9dre<tk)
wascht man mit Rossharn ab (Au, St. Gallen).
Frostbeulen („GfrörDi"). Gegen Gfrörni an Händen und Füssen
salbt man mit Katzen fett oder Hundsfett (Thurgau).
Ganz verbreitet ist der Gebrauch, bei Gfrörni einfach auf Hände
und FUsse zu urinieren (Aargau, Thurgau).
.Knupen" (kalte Beulen) werden erweicht mit einem dicken
Brei aus Honig und Weizenmehl, welcher aufgebunden
wird, bis der »Knupen* aufgeht (Freiamt).
Gegen rheumatische Schmerzen in den Gliedern bindet
man eine A a l h a u t um (Freiamt).
Steifer Hals: „Äckegstabi* (Bern).
Gliedersucht. „Gsüchti* (Schwarzenburg).
Gegen Gelenkrheumatismen wird ein Cataplasma von
ge(iuetschten Schnecken umgebunden (Grenf).
Gegen Kückenweh bereitet man ein umfangreiches Pflaster
aus Harz und Leinwand. Es wird warm aufgelegt und liegen
gelassen, bis der Schmerz verschwunden ist (Freiamt) — oder
man bereitet sich ein Pflaster aus venetlanischem Terpentin,
indem man dasselbe einfach auf einen leinenen Lappen streicht
(Thurgau).
Rachitis. „Rüppsucht* (Schwarzenburg) [? Red.].
Geschwollene Beine wickelt man in Zuckerpapier.
Es ist damit jenes dicke, blaue Papier gemeint, welches allge-
mein zur Verpackung der Zuckerstöcke dient (Freiamt).
Schwache Angen stärkt man, indem man sie mit Speichel
bestreicht oder mit Rosen wasser wäscht. (Rosenwasser
ist Wasser, das man aus frischen Rosenblumenblättern in ver-
schlossenen Fläschchen mehrere Tage an der Sonne hat stehen
lassen.)
Bindehautentzündungen werden mit kalter Milch
gewaschen, auch Auflegen von rohem Kalbfleisch sei gut
oder von gekochtem E i w e i s s (Bern).
Gegen entzün^^te oder triefende Augen werden
Ohrringe getragen ; da das Durchstechen der Ohren
* öfters ein längeres Eitern verursacht, glaubt man, dass da-
durch die Entzündung aus den Augen abgelenkt wird (Freiamt).
„Böse Äuglein" der Kinder werden geheilt, wenn die Mutter
nüchtern sie beleckt oder mit S p e i c h e 1 bestreicht (Kt.
Zürich).
Schielen. Man soll nie hinter liegenden Kindern stehen, weil
sie sonst schielen lernen; man soll nicht mutwillig schielen,
weil es sonst bleibt (Bern, letzteres auch in Basel).
Gegen Ohrenweh hält man den Kopf über kochende Milch,
damit der Dampf ins Ohr eindringen und die Stelle erweichen
könne (Thurgau).
152
Volksmedizinisched.
VI 131.
VI 147.
VI 151.
VI 152
VI 156.
VI 1()0.
Gegen Ohren weh, Sausen im Kopf und in den Ohren
etc. wird ein Dampfbad bereitet aus Ehrenpreis (Herb.
Veronicae oflicin.), Sani ekel (Herbae Saniculae), Wald-
meister ( Herb. Asperulae odorat. ) und H e u b 1 u m e n.
Wenn die ersteren drei Kräuter fehlen, begnügt man sich mit
Heublumen allein, welche überhaupt in der Volksmedizin eine
grosse Rolle spielen (Thurgau. Freiamt).
Um einen Kropf zu vertreiben, soll man ein Halsband aus
Bernstein beständig tragen (Bern).
Stotternde werden geheilt, wenn man sie am Brunnen zwi-
schen zwei Rossen trinken lässt (Oberhasli).
Stumme. „Müde** (Schwarzenburg).
Beulen. Wenn infolge von Schlag oder Stoss eine Beule ent-
stehen will, wird schnell ein kalter Stein auf die Stelle
gedruckt. Im Winter bedient m.an sich einer Schneeballe
oder eines Eisklumpens (Freiamt).
Bei allen Wunden und Verletzungen wird Schlangen-
schmal z verwendet (Freiamt).
Auf offene Wunden legt man Spinn web, Tannenharz,
Karrensalbe, in Franzbranntwein aufbewahrte
Blumenblätter der weissen Lilie, auch Schnaps aller
Art (Bern).
Bei Schnitt- und Quetschwunden wird einfach darauf
uriniert (Thurgau).
Schnittwunden. Auf alle starkblutenden Schnittwunden
w(»rden Spinnengewebe gelegt, bis die Wunde gestopft
ist. Hat das Bluten aufgehört, so wird um die Spinneugeweb-
lage eine Binde gewunden und so heilen gelassen. Bewährt
sich vorzüglich (Kt. Basel. Freiamt).
Holzsplitter. „Schupfe" (Schwarzenburg). — (Spiiss?"^, die
auf operativem Wege mit Nadel oder Messer nicht leicht ent-
fernt werden konnten, wurden früher mit dem « S p i s s e -
holz" ausgezogen. Das war ein 2cm langes, in der hl.
Nacht gegrabenes Stechpalmenzweigelchen , das, in Leinen
eingewickelt, an einem „Bendt^l" um den Hals getragen wurde
(Au, Kt. St. Gallen).
Insektenstich werde durch Bestreichen mit Urin ao-
schädlich genitacht ^B«»rn).
Auf Brandwunden wird Küchenkoth aufgelegt und zu- —
gebunden. (In den alten Bauernhäusern ist der Küchenbodeo,«,
wie die T(Mine, mit Lehm bedeckt und festgeschlagen. Acrja
Stelion, wo Flüssigkeiten hinfallen, wie das in Küchen vor^s
kommt, erweicht der Lehm schnell.) (Kt. Luzern. Freiamt.)
Auffeinere Teile des Körpers, z.B. auf die verbrannte Zu ng^E=a
wird „Henlöpfelretscli** (fein geschabte, rohe Kar , j;
t offen aufgelegt und so oft erneuert, bis man rinn Hrrnnt j
nicht mehr fühlt (Freiamt).
Bei B r a n d w u ii d e n , aber auch bei sonst brennend feJi^
Volksmedizinisches.
153
und entzündeten Stellen bindet man gequetschte
Weinbergschnecken (Heliz pomatia) oder auch nur
schwarze oder rote Er d seh n ecken (Arion empiricorum,
Limax rufus) auf die betreffenden Stellen (Freiamt).
Gegen Brandschäden bereitet man sich das unfehlbare ^Drei-
monatschmalz**, weiches für viele Schäden , besonders
aber gegen Brandwunden sehr bekannt ist. Das Dreimonat-
schmalz bereitet man einfach, indem man von den Monaten
Mai, Juni und Juli, von jedem gleich viel Butter aufbewahit
und dann alles mit einem gleichen Teil feinem Baumöl zu-
sammenschmilzt. Diese feine Salbe wird das ganze Jahr auf-
bewahrt (Thurgau).
Pulverexplosion. Auf von Pulverexplosionen herrührende
Wunden wird Kochsalz in Gel aufgelegt. In Oel ge-
tunkte Lappen werden mit feinem Salzpulver bestreut und
die Wunden damit bedeckt (Freiamt).
VI 165. Nessel. Wenn man sich an Nesseln brennt, lege man f e u c h t e
Er dt) darauf, ja nicht reiben (Bern).
Dornstich mit „frisch warmem* Kuhmist belegt. (Ulr. Brä'gger,
Lebensgesch. d. Armen Mannes I, 15.)
V^I J68]. Kleiderläuse. Gegen „Ghääslüils** werden Totenknöchelchen
auf dem Leibe getragen (Stanimheim, Kt. Zürich).
Sauerampfersamen essen gibt Läuse (Au, Kt. St. Gallen).
VIT. Tierarznei. Sowohl in der romanischen als deutschen Schweiz
herrscht der Glaube, dass ein Geissbock, im Pferde-
stall untergebracht, die Pferde vor Krankheiten schütze.
Viele nehmen an, dass dieses dem starken Gerüche zuzu-
schreiben sei, wogegen andere im Geissbock direkt eine spe-
zielle, mit dem Aberglauben in Verbindung zu bringende Kraft
voraussetzen.
Wenn man ein Stückchen Abendmahlbrot aus der Kirche
heimtragen kann und es im Stall aufhängt, so wird unter den
Tieren die Seuche nicht ausbrechen (Bern).
Wenn ein Vieh ein Bein bricht, bindet man Haare dieses
Tieres um ein zerbrochenes Stuhlbein, indem
man Zaubersprüche dazu murmelt, so wird das Bein sehr
schnell geheilt. Ein Mann in Diemtigen verstehe sich besonders
gut auf solche Heilungen und habe von weit her Kundschaft
(Däi-stettenK
Wenn man den durch das Melken entstandenen Schaum der Milch
durch eine K a t z e auflocken lässt, so ist das Euter vor
Krankheit «gesichert (Bülach, Kt. Zürich).
Miszellen. — Melanges.
Der Schulgang vnseres Herren vnd Heylandes Jesu Christi / Exempel
wie alle Oberkeyten nach getrüwen vnnd geleerten Schul-
meysteren stellen söllend/ouch dess selben glichen alle Eiteren/
jre kindlin flyssig zu der Schul halten, etc.
Getruckt zu Bernn / by Sigfrid Apiario 1563.*)
Das ist der Schulgang ynseres Herren Jesu Christi.
ALs vnser Herr vif Ertl war kon
I)(> wolt er üiich zu Schule gon.
Maria die reine .Iiuikfrow zart
Ir heylige red »y da nit spart
Vnd sprach Jesus lieber Sone min
Wilt du gern ein schüler syn
Er sprach ja heylige Muter one wao
Du solt zu dem schulmeyster gan
Vnd jn bitten ob er mich wolle leeren
Früntlich sin fleiss an mich keeren
Maria nam jr liebs kind an dhand
Gieng do sy den schulmeyster fand
Da sy den schulmeyster ane sach
Gar fründtlich grflsst sy jn vnd sprach
Meyster ich bring (Ich hie min kindt
Ich mein das man sins glych nit Hndt
Er hat gut sinn vnd gut g(>danck
Leeren jn on grossen zwangck
Vnd schicken jn heim als er sol
Ich wil (ich darvon Ionen wol
Der schulmeyster zu Maria sprach
Gott beliüt (Ich vor vngemach
Wann ttwors guts beger ich nicht
Wil sunst zu jm han gut ptiicht
Vnd wil es gern fründtlich leren
Min möglichen fleiss an keren
Der schulmeyster zum kinde sprach
Als ers zum ersten ane sach
Nun 1er min kind wie es dir L^ath
z Schul gan ist dir kein schand noch
(schad
Dann es bringt dir zucht vn eere
Darumb so ler mio kiod sere
Vn<l ler gern in diner Jugend
Es bringt kunst /wyssheit/ zucht /tuged
Noch mee er zu dem kinde sprach
Als ers lieblich vor jm sitzen sach
Sag mir vil lieber sune min
Wie heissest mit dem nammen din
Jesus antwort jm vnd sprach
So jr gern wüssten dise sach
Wie man mich mit nammeo thut
[nämmen
Des thu ich mich gar nUt schämmeo
Jesus von Nazareth bin ich gnannt
Min nam wirt noch wyt bekannt
Meyster ich bin Maria kind
Alle Oeaturen die da sind
Dem selben sind vnderthan
Dann sy jr laben von jm thund haa
Min Muter heisset Maria
Von jr kompt alle Gracia
Nun so ler / A b c d e f g.
Jesus sprach sol ich oit leren mee
Denn / A b c d e f vnd g
Ich wil dir wol geben mee
Sonder wil dich nit überladen
Damit es dir nit bring schaden
') Ohgenanntes (ledicht stammt aus einem Sammelband von geistliche
und weltlichen Liedern, welcher den handschriftlichen Namenszug des Bern
Dichters Hans Rudolf Manuel trägt und nunmehr in den Besitz der Sta'
bibliothek Bern übergegangen ist.
Miszellen. — M^Iaoges.
155
buchstaben hast du gniig
^8t du es als / wer min fug
st jung lass dich benttgen
rt sich noch wol fügen
räch Jesus on allen hass
• Meyster gend mir fürbass
etzgen*) kann ich gar wol
als ich dann billich sol
5hulmeyster was gesässen
ir umb das morgen essen
lan den kinden wolte
itieren als man solte
as man behört die Schulkind
mn in die schul komen sind
m an Jesus den reinen dägen
n letzgen wol kond silgen
1 dem schulmeyster on allen hass
ab jm noch wyter fÜrbass
rflften jr Benedicite') nit ver-
[gessen
sy jr morgenbrot wolten essen
mit gar gutten witzen
dort vff ein orte sitzen
jm niemand nüt embot
öpffel / fleisch / käss / noch brot
'ach Jesus on allen won
Meyster land mich heim gon
igert mich auch vnd ward rot
iter gibt mir ouch kilss vn brot
irt es mir gar wol gunnen
innen hat sy es gwunnen
arbeyt das sy mich erneert
lir den hunger stelt vnd weert
lulmeyster sprach minliebskind
nd brot dir von nöten sind
her sun vrlob solt du hau
oub dir gern heim zu gan
n Jesus yetzund heim gieng
ater jn gütlich empfieng
Isst jn an sine wangen
ich wie hat er dich empfangen
r WZ sol ich dir sagen darvon
isgschwind wider in d'schul g(»n
gib mir yetz käss vnd br(»t
ungert übel vnd thiit mir not
sprach gern lieb» kinde min
Möcht ich dir gäben brot vnd win
Das thilt ich mit gutem willen
Sprach Maria die künsch und stille
Da sy gessen vnd truncken baten
Lobtens Gott jren hymlischen Vattren
Vnd dancktend jm in hohen eeren
Maria sprach du solt zur schul keren
Jesus sprach gern on alle not
Gib mir ouch käss / öpffel vnd brot
Maria gab jm als vil jm zam
Damit wider in die schul kam
Vnd bot sinem Meyster ouch brot
Im was vergangen hungers not
Jesus sprach jr sönd mich nit ver-
[schmahen
Vnd das brot von mir empfahen
Er nam das brot in sinen mund
Lyb vnd Seel ward jm da gsund
Im ward fröuden ein micheltheyM)
Vnd siner seelen ewigs heyl
Ward jm von siner heyigen spisse
Kein Meyster ward nie so wyse
Der köndt wüssen wie im were
Von der selben edlen spiss hilre
Dise red lassend wir blyben stan
Vnd sollend ein vffmerken han
Wie der Meyster mit siner lere
Fürbass vnderwyss das kind mere
Vnd sprach min lieber Son lern du
Hiklmnopqrstu.
Jesus hast gnug oder wilt mee
So gib ich dir / w V y z, darzue ee
Vnd er sprach ich han sy nit gnug
Min muter was eilend dos mich trug
Drumb muss ich lernen mit sinnen
Damit das ich jr helffe gwünnen
Das wir vns mit fromkeyt ernennt
Vnd ouch darby gütlich zeerint
Der Meyster do zu Jesu sprach
Als er jn vor jm sitzen sach
Din muter die reine Frowe
Bat mich in gantzer trüwe
Das ich dich gütlich sölt h^ren
Vnd min tliss zu dir keren
Do sprach Jesus der greeht vnd rein
Meyster die letzgen ist mir z'klein
Lektion. — ^) Preistet den Herrn. — *j grosser Teil.
156
Miszellen. — Melanges.
Die jr mir bisshar band gäben
Nun merckend mich recht vnd äben
Vnd verstand doch min red also
Sagend mir was ist das Credo ^)
Der Meyster zornigklich zu jm sprach
Vnd Jesum gar sur ane saeh
Wilt schon yetz das Credo leren
So mag ich minr kunst wol embärn
Vnd min zyt mit dir zvertryben hie
Nun sag mir wenn / wo oder wie
Hast / du docli gleert das Credo
Das wunderet mich doch also
Ob <lu Pater noster und Ave Maria
Könnest / Jesus sprach Meyster ja
Ich kan es inn minen sinnen
Beyde vssen und ouch innen
Lieber Meyster behören mich
Wann min lätzgen die kan ich
Der Meyster sprach vflf die trüwe min
Du dunckest mich ein Prophet sin
Ich sach nie kind von solchen sinnen
Das so bald vssen vnd innen
Köndte oder möchte giert han
Als du allein jetz hast gethan.
Du magst wol keren wider dar
Dannen du bist kommen har
Dann «alle leer die ich weiss vnd kan
Deren nimmen ich mich nUt an
Gegen diner grossen wyssheit
Als du mir die letzgen hast gseyt
By der schul solt du nit wüsen
Du solt -andere Bücher läsen
Der schulineyster sich bas bedacht
Die Bücher Mosi jra da bracht
Vnd sprach zu jm nun fach an
Ich will dich leenm ob ich kan
Das kind nam ein blat in sin band
Do sprach Jesus vnser Hoyland
Meister wollend jr mich leeren
So will ich das blat vmb keren
Wann das blat kan ich fast wol
Las(»n als ich von rächten sol
Der Meyster sprach on verhall
Jesus (hl bist mir vi! zu schnall
Du kan.st nie dann ich kan vorstan
Sol ich bv dir svn od vimUt lan
Vnd verlieren mit dir min zyt
Daran mir dann gar vil lit
Ich muss mich aber enthalten
Vnd es Gottes gnad lan walten
Der Meyster ward zornig zu vil
Als ich üch dann bescheyden will
Vnd begieng ein grossen unfug
Das er Jesum ein wenig schlug.
Jesus mit süssen W^orten sprach
Liebster Meyster was ist üwer sach
Das jr mich schlahend also hie
Ich kan min lätzgen bass dann jr ye
Meister so sagend mür doch do
Was doch bedüte das Credo
Jesus fragt ye lenger ye uiee
Was da sy / im A b c
Vnd was es doch bedüten sy
Das sagend mir vsshar frey
Woran jr doch mögend man gel han
Das jr mich so ruch fallend an.
Was das bedüt das /Abc
Das Credo vnd anders mee
Daran solt jr nit zwyfTel han
Es bedüt dry Grött in einr person
Gott vatter Sun vnd Heyiger Geyst
Nun sich wie gar wenig du weisst
Lieber Meyster ich leer dich baas
Credo in Deuni bedüt vns das
Wir sönd glauben all an einen Gott
Vnd gantz wol bhalten die zähen gbot
Auch Vatter und Muter in eeren han
Das find ich in disem Buch stan
Vnd ander Satzung sunst gar vil
Drumb ich mit üch disputieren wil
Jesus sin Meyster ane sach
Der Meyster zu sin gsellen sprach
Ich klag üch was mir ist bschähen
Sins glichen han ich nie gsächen
Als vom Jesus zu disen stunden
Er hat mich gantz tiberwunden
Vnd kan darzu ouch me dann ich
Mir ist schier gschwonden sicherlich
Das ich jn zum schüler angnon han
Vnd das er zu mir sol z'schul gan
Dess muss ich ye jmer trurig syn
Das mich dass klein kindelyu
Das apostolische Glaubensbekenntnis.
Miszellen. — M^laD^es.
157
fild hat überwunden
ist mir zu diesen stunden
worden wind vnd wee
ht ich Uberwinds nit mee
^h lyden gar grosse not
hweig er und was tod
lüeler zu Maria giengend
klag also anfiengend
ichend Maria tugendrych
nr gar wol bekennen dich
Innen es nit vnderlon
hat vnserem Meyster thon
in der schul vnd ist tod
mend nie in grösser not
du ein theyl schuldig an
din kind da heimen glan
nit bschähen dise not
3r vnser schulmeyster nit tod
rschrack gar sehr von hortzen
;ht jr liebs kind mit schmertzen
jn fand vnd ane sach
3rkend wie sy zu jm sprach
lieber sun ich vernim von dir
• weder ziFu noch gebür
est töd din Meyster zart
sun hetst du das erspart
ch wil bescheyden dich
b hat er dann gschlagen mich
id min lätzgen bass dann er
^ jm an also schwer
h jn fraget noch ye
ond er mich bscheyden nie
lyt er vnd ist tod
det dise pyn vnd not
ler liebster sune min
A M
:S'
Lass jm ab die schulde syn.
Jesus sprach so sol er wider vffstan
Vnd sol jm mit fröuden wol gan
Als bald gieng er mit jr zu band
Da er den Meyster ligen fand
Jesus sprach stand vfif din pyn
Hat erbeten die Muter min
Das ich dich mache wider gsund
Vffstund er zur selbigen stund
Da der Meyster Jesum ane sach
Gar gflttigklich er zu jm sprach
Ich bitt dich vnd die Muter din
Ir wollend mich behüten vor pyn
Dann ich han gar vnrecht gethan
Das ich dich geschlagen han
Lass das nit entgelten mich
Herr Jesus das bitten ich dich
Du bist Herr lass mich syn din knecht
Was du nun wilt das ist recht
Herr darumb sollend wir loben dich
All zyt von gantzem hertzen ernstlich
Das du vns erwarbst ssHymels krön
Durch dich sind wider z gnaden kon
0 Gott du wölst vns gnädig sin
Durch Jesum das grächt schttlerlyn
Also hat ein Knd diss gedieht
Ist den leerkinden sslieb zugricht
Damit sy leeren schryben vnd lilsen
Vnd zfüren ein Gotssförchtigs wilsen
Vatter vnd Muter in Eeren han
80 wirt sy Gott lang laben lan
Alsdann wirt jn Gott gäben
Nach disem das ewig laben
Darzu hol ff vns Herr Jesus Christ
Der am Crütz für vns gstorben ist
E N.
S. Gfeller.
Alte Galgen in der Schweiz.
A.nknüpfend an die Bemerkung Dr. StUckelberg's über das seltene
imen alter Galgen in der Schweiz (Jahrgang VIII, Heft 1, p. 57 dieser
rift) sei hier darauf hingewiesen, dass sich ein solcher auch noch im
(Kt. Graubünden) bis auf unsere Tage erhalten hat. Derselbe, aus
teinemen Pfeilern oder Säulen bestehend, befindet sich unterhalb
rfes Vicosoprano am Kand eines Wäldchens, links der Poststrasse,
aan thalabwärts (gegen Borgonuovo) wandert, und ist von der Strasse
t sichtbar; wenigstens fiel er mir, ohne dass ich von seiner Existenz
158
Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
\
etwas wiisste*), sofort ins Auge, als mich mein Weg im Sommer 1898 eine«
Tages das Bergell hiuunterführte.
Bern. Ernst Haffter.
Variante zum „Maartwybii". *)
Sji^^fS^li
1. *8goht e Fräu-li z'Mär-te,
2. 's Mann-Ii hockt de - hei • me,
Mann - li, was händ d'fleiioe g*i
Mann - li, wo hasch d'Ei - er,
Mann-Ii, wo hasch d*Scha-le,
Mann -li, wo hasch 's Clitibe-li,
Mann - li wo hasch 's Hüs li.
Ho - ho!
-ho!
will de Ma nöd mit 're lo, m ii hei ä
spinnt m'r en al - ti Zei - ne, , « « » r,
wis8,di schwarz, digschäg-get zwo, „ „ ^ „ ^
D'Ei - er ha-n - i g'es - se, „ „ „ „
i)'Scha-lo send im Chü-be - Ü, „ „ „ « »
's Chü-be - li isch im II üs - li, „ « n n n
'sHüs-li isch uf em Berg - li, „ « „ » „
Ich habe diese Variation in Arbon (am Bodensee) gehört.
Basel. W. K e 1 1 e r.
Bucheranzeigen. — Comptes rendus.
Stephani, Der älteste deutsche Wohobau und seine Einrichtan
II. Band. Leipzig (Baumgärtner's Buchhandlung) 1903.
Mit diesem zweiten und letzten Band legt uns Stephan! wieder eii
ungemein reiche Materlalsammlimg vor, die auf Grund von Erdfun<len, Art
fakten, Bauresten, Münzbildern, Buchmalereien und Schriflquellen gewonm
und auf's übersichtlichste verarbeitet und flir Jedermann benutzbar gemac:
ist. Dieser neue Band, der nicht weniger als 454 Textbilder, die grossentei
nach unedierten Originalen erstellt sind, enthält, behandelt den deutsche
.e-
-B<
M Die bezügliche Notiz Prof. Rahn's im Zürcher Taschenbuch ar
das Jahr 189 7, S. 113, war mir damals noch unbekannt. Vgl. auch Lkch»^
Das Thal der Maira (Samaden 1903), S. 15.
'') A. TouLKu, Sangund Klang 2 [löDU] S. 384; Archiv VU, 163.
Bücheranzeigen. — Comptes rendus. 159
Wohnbau und seine Einrichtung von Karl dem Grossen bis zum Ende des
XI. Jahrhunderts.
Das erste Kapitel orientiert über die Baukunst, soweit sie unter römi-
schem Einfluss steht, beschreibt also die klösterlichen Wohn- und Wirtschafts-
bauten, die Landgüter und Pfalzen der Karolinger, die deutschen Städte,
verschiedene Haustypen, deren Einzelheiten, Technik und Mobiliar.
Im zweiten Kapitel lernen wir den nationalen Wohnbau, der sich unter
den süchsischen Kaisern bildet, kennen. Stephani verfolgt wieder zunächst
die Klöster, dann Einzelhöfe und Dörfer, Burgen, Pfalzen und Städte, sowie
die oben angeführten Rubriken.
Mit grösster Umsicht benützt der Verfasser die ungemein zerstreut
liegenden und oft äusserst spärlichen Bild- und Schrifti]uellen und eröffnet
ungeahnte Ausblicke auf die verschiedensten Gebiete des Hausens und
Wohnens im Zeitalter der Karolinger und Ottonen. Zahlreiche neue und
wohlgelungene Ausführungen haben seinen intensiven Fleiss gekrönt.
Nur in einigen Einzelheiten erlauben wir uns anderer Meinung zu sein.
So lassen wir die Beschreibung der Fraumünsterkirche als Fälschung lieber
unbenutzt; ferner möchten wir die kleinen Keli(iuienschreine nicht als Nach-
klänge des Hauses (entgegen dem Ausdruck arculae in forma domus re-
dactae p. 361) gelten lassen. Es sind vielmehr Uebersetzungen lederner
Reliquien taschen in festen Stoff ; die Henkel zum Umhängen und die schmale
Form dieser Ausrüstungsgegenstände der Missionäre sind ja, wie die Abb.
Stephanies 179 u. 177 und in m. christl. Altertumskunde p. 49 u. s. w. lehren,
als Zeugnisse des Ursprungs bei vielen Exemplaren deutlich. Den bei Stephani
Abb. 193 mitgeteilten Stoff halten wir für sarazenisch und nicht für älter als
das XIII. Jahrhundert; er gehört also nicht mehr in den Rahmen des Buchs.
Stephanies verdienstvollem Beginnen seien viele Nachfolger und Er-
gitnzer gewünscht! E. A. S.
Dr. Heinrich Ryffel, Die schweizerischen Landsgemeindeo. Zürich
(Schalthess & Co.) 1903 [Umschlag: 1904]. XIV + 342 S. 8^
Fr. 7.-.
Mit vorliegender Arbeit des leider allzufrüh verstorbenen Verfassers
st eine für alle Zeiten hinaus grundlegende Geschichte und Darstellung
neeres altehrwürdigen Institutes der Landsgemeinden geschaffen. R. hat
icH mit allem erforderlichen Quellenmaterial auf's Innigste vertraut gemacht
t^<X hat kein rechts- oder verfassungsgeschichtliches Moment ausser Acht
-l^sen, das zu den Landsgemeinden in irgend einer Beziehung steht.
Durch R.*s Buch ist jede bisherige Darstellung entbehrlich geworden.
E. H.-K.
^gadiner Märchen. Erzählt von G. Bundi. Illustriert von G.
GiACOMETTi. (Zweite Folge) [d h. zweite Sammlung]. Zürich
(Polygraph. Institut) o. J. [1903]. 50 S. Quer-8^
Die reizende Sammlung Bundi's (s. Archiv VI, 160j hat zu unserer
os.«en Freude eine Fortsetzung erfahren. Sie enthält drei MHrchen: „Der
■"'^'C^he im Walde", „Tredeschin", „Die Bettler von Ponte". Die Illustrationen
\
160 Kleine Chronik. — Chronique.
von Giacohaetti üben auch hier wieder einen eigenartigen Farben- und
Stiinmungszauber aus.
Nicht nur Märchenfreunde, sondern auch Bibliophilen möchten wir auf
diese schöne Publikation hinweisen. E. H.-K.
S. Meier, Eultarhistorisches aus dem Eelleramt mit besonderer
Berücksichtigung des 18. Jahrhunderts. Aaraa (H. R. Sauer
länder & Co.) 1904. 187 8. 8^ Fr. 2.80.
Eine auf sorgfältigstem Quellenstudium beruhende Darstellung, die
namentlich dem Kechtshistoriker manchen wertvollen Stoff bieten dürfte.
Aber auch Volkskundliches findet sich reichlich eingestreut, wenn schon un-
sern Gegenständen kein besonderes Kapitel gewidmet wird.*) So z.B. sind
darin interessante Notizen über Hausbau, Rechtsaltertümer, Land-
wirtschaft, kirchlich-volkstümliche Bräuche u. A. m. enthalten.
Wir möchten die lehrreiche Schrift besonders auch denjenigen zum
Studium empfehlen, die sich mit dem Aufzeichnen von Gemeindechroniken
befassen. Die Arbeit dürfte auf manchen wichtigen Punkt aufmerksam M:mi
machen. E. H.-K.
Bei der Redaktion sind ferner eingegangen:
Hans Zahler, Ferien! Bern (A. Francke) 1904. Fr. 4.80. —
(Wanderungen mit Schulkindern in die Berge, wobei mannigfache -^-e:» e
Sagen und Märchen eingewoben werden.)
Dr. Otto von Greyerz, Kleines Bemdeutsches Wörterbuch. Ebenda .«^ia
1904. Cts. —.80.
(Praktisches, handliches Wörterverzeichnis der unverfälschten Bemer-x^-^er
Mundart. Brauchbarer Führer durch die reiche Mundartlitteratur Berns.)
Ulrich Kubier, Aus Berg und Tal. Char (Manatschal Ebner &cs2» &
Cie.) 0. J. [1903/4].
(Gute Schilderungen des schweizerischen Bauemlebens mit beherzigens — -^^ **"
werter Tendenz zum wirtschaftlichen Wohlstand.)
Kleine Chronik. — Chronique.
Kln^iniöcho und westfill ische Volkskunde. — In der seit Ende
Miirz erscheinonden „Zeitschrift dos Vereins für rhein. u. westfJtl. Volkskunde*
bef^riissen wir ein neues Organ unserer Wissenschaft. Die Namen des Vereins-
vorstandes wi(^ auch die Proben im ersten Hefte garantieren für eine ge-
die«^eno Tühruii-i; dieser Publikation. Wir geben dem jungen Schwester-
ufiteniehmen uiLiere besten Wünsche mit auf den Weg.
M Das Volkstiiinlichi^ hat der Verfasser in dieser Zeitschrift eingehend
behandelt. Eine weitere Artikelserie wird folgen.
Band VllI Heft 2, ausgegeben 29. Juni 1904.
161
Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz.
Von E. Hoffraann-Krayer in Basel.
(Scliluss.)
Wir wenden uns nun dem weitaus interessantesten Charak-
teristikum der Knabenschaften zu : ihrer sittenrichterlichen
Thätigkeit. Einige wichtige Funktionen der Knabenschaften als
Sittengericht haben wir schon früher kennen gelernt (S. 85. 87. 90.
93. 94); aber noch manches Bedeutsame ist hervorzuheben. Um zu-
vörderst einen Blick auf die Vergehen zu werfen, die unter die
Gerichtsbarkeit der Knabenschaften fallen, so müssen wir nochmals
betonen, dass dieselben vor dem geschriebenen Gesetz nicht straf-
bar sind; ja es werden oft Dinge gerügt und bestraft, die im
Grunde den Mitmenschen in keiner Weise berühren. Lehmann ^^)
entnimmt z. B. einem älteren ^Gesetzbuchs folgende Straf bestimm-
ungen: „Ein Mädchen, das ohne Schürze zum Brunnen geht und
Wasser höhlt, bezahlt 2 Batzen. — Wer ungekämmt und unge-
waschen nach 7 Uhr auf der Gasse, beyra Brunnen oder im Felde
erscheint, bezahlt 2 Batzen. — Ebenso wer mit ungeputzten
Schuhen oder mit staubigten Kleidern in die Kirche kommt, wer
mit einem schwarz gemachten Gesichte oder einer schmutzigen
Schürze in der Kirche erscheint oder zu Markte geht, wer das
Oesangbuch vergisst, ohne Noth aus der Predigt und Kinderlehre
lleibt. — Wer in der Kirche lacht oder schläft, bezahlt 3 Batzen.
— Wer an einem Sonntag arbeitet oder tanzt oder sich betrinkt,
bezahlt 4 Batzen. — Wer flucht oder schwört oder fremden
Mädchen und Knaben nachzieht oder Vater und Mutter grob und
unhöflich begegnet, wer über Bibel und Prädikanten spottet, be-
zahlt 5 Batzen. — Wer einem Mädchen oder Knaben auf dem
Schoos sitzt, in den Busen oder wohl gar noch weiter greift, be-
zahlt 3^^) Batzen.*^ Ganz ähnlich, wenn auch teilweise wohl iro-
nisch, klingen die Vorschriften, die der Bündner Kalender von
1878 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrh. anführt *^^): „Wenn das
Mädchen ungekämmt zum Brunnen kommt, so hat der Vogtknabe ^^)
^) Republik II, 273. — ^') Druckfehler für 8? oder 5? — *'') Bcndneb
Kalexder 1887 Bogen 5, Sp, 4. — *»^) Der ihr zugeteilte und für ihr Gebahren
verantwortliche Bursche.
162 Knaben schaden und Volksjustiz in der Schweiz.
\
7 Blutzger zu bezahlen. — Trägt das Mädchen im Eimer Wasser
zum Brunnen, so ist dieses Vergehen [P] mit 5 Blutzger zu ahnden.
— Hängt es beim Kirchgang einen Zopf herunter, so sind
3 Kreuzer zu bezahlen; beide Zöpfe dürfen herunterhangen. —
Am Freitag hat das Mädchen in's Oebet zu gehen und beim Ein-
treten in die Kirche den rechten Fuss vorzusetzen, am Sonn-
tag dagegen den linken, Alles bei einer Busse von 7 Blutzger.
— In der Kirche darf das Mädchen nicht lachen oder nach der
Seite blicken. — Das Schuhbändel am linken [!] Fuss darf nicht
gelöst sein.*^ Ja, die Bussen erstrecken sich sogar manchmal auf
Oeselligkeitsfehler, so z. B. wenn die Knabenschaft von Boudry,
neben dem Verbot des Singens nach 10 Uhr, des Zanks, der Un-
mässigkeit, in zwei eigenen Paragraphen sagt: „Tous gargons
qui Youdront se trouver dans quelque bal, et qui ne voudront
point danser ou du moins faire un tour de danse, seront chäti^s
pour un chard de vin et du meilleur. — ün gargon qui se trou-
vera k cotc d'une fille et qui ne saura pas la divertir scra chätie
pour un chard de vin qaUl payera dans le moment.'^ ^^) Auch die
ungenannte Neuenburger Gemeinde hat etwas Ähnliches: «Qae ^
ceux qui auront conversation avec quelque fille devront le faire ^
honnetement." ^*) Die selbe Gemeinde schreibt vor: „on ne pourra -^a
pas aller a la veill(^e oü il y a des jeunes filles [Lichtstubeten, «. .,
Red.] avec un bonnet et un tablier de cuir sous peine de 4 batz.**"*) ^'')
Sonst wird gewöhnlich auch Händelsucht, übermässiges Trinken, «. m^
Ungezogenheit und Unanständigkeit bestraft. ^^) Der Äussere Stand f> d
in Bern legte Bussen auf Überfall, Beschimpfung, Lüge, unnützes ^sr -8
Geschwätz, Ausbleiben von der Versammlung^*), die Torailser-^K ^9r
Gesellschaft u. A. auch auf „fräche Buobenstuckh'^ von Burschen.MZK «n
über 16 Jahren. '') Diejenige von Andeer schloss Solche von dencjr -sn
Vergnügungen aus, die sich gegen ihre Eltern unbotmässig ge— ^^e-
zeigt hatten. **^)
Aus der Bestrafung dieser kleineren Vergehen ist danr mtmiü
offenbar die Verhöhnung und öffentliche Brandmarkung de^^ er
•") M.>^:k Nourliatclois XIX, 55. - ^'j Ebenda XXVII, 209. Vielleicht alw^ -«iif^r
bedeutet hier ., conversation" den Uuif^anj^; zweier Liebender und nicht L^'^mlie
gi'sellschaftliehe Unteriialtun»,^ — '-) Kbenda. — "^) Ausser den genannt» —^en
Quellen m. noch C.Mi.ni vaidois 6. Okt. 1900 S. 1 Sp. 2 u. Hw». Blatt- .^rir
F. VoLKSKiNDK l, 2U}\ n.ich brietiicher Mitteihin«^ von Herrn Dr. Rob. Duri er
auch in Stans. - '•'*) Letzteres übrijjcens fast überall, wo eigentliche Sti a/1
bestiinnmn^qMi überliefert sind; v^rl. auch MrsfcK Nenchatelois XIX, 55; XX^^-^^Z
201)1. — 'i s Aiuinv 1, UÜ. - ■♦>} Annalks XII, 6; vgl. hier S. 161.
/
KnabeD8chaft«n und Volks Justiz iu der Schweiz. 163
Läeherlicbkeiten, Thorheiten und menschlichen Schwächen hervor-
ge^wa.chsen, von der wir unten sprechen werden.
Im Allgemeinen aber sind es immer wieder zwei ethische
Momente, die bei der richterlichen Thätigkeit der Knabenschaften
in den Vordergrund treten: die Religiosität und die ge-
8ch 1 eohtliche Sittlichkeit.^') Gottlosigkeit, Fluchen, Schwören,
Miasachten der göttlichen Gebote, der Feiertage, Sonntage, des
Fastens finden sich in allen altern Knabenschaftsprotokollen und
-Statuten als strafwürdig erwähnt. '**) Und noch mehr die Unsitt-
liclikeit. ^ Jeder 'Chnab* hat sich sittlich und brav aufzuführen'*"^),
^^» ist die Grundregel, die ehedem gegolten hat und jetzt noch
gilt, wo die Enabenschaft wirklich etwas auf sich hält. Ausschrei-
tungen und Entartungen sind ja allerdings auch keine Seltenheit;
*^er doch sagt es Wikard in seinen Versen vom „Kolben-Panner** ^^)
deutlich, der Zweck des „Grossen Rats'' sei:
Was wider den Glauben g'redt wirdt
Oder gethan, und was ihn ihrrt,
Zuü schaifen ab, voraus hierbey
Alle Unzucht, Ehebruch, Hurerey.
In Rapperswil stehen Weinabgaben auf unsittlichem Lebens-
wandel, in Soglio ist es die Koabenschaft, die in der Reforma-
^ionszeit die Massregelung eines unkeuschen Priesters an die
Iland nimmt"*), und auch im Toggenburg sorgt sie durch ener-
^sche Massregeln für Ausmerzung des wüsten Treibens in ver-
rufenen Häusern"^).
Infolgedessen wird auch, wie bereits angedeutet, der Kilt-
%ang auf's strengste überwacht, und es wird einem Burschen
Icaum möglich sein, zu eioem Mädchen in geschlechtliche Be-
gehungen zu treten, ohne dass binnen kurzer Zeit die ganze
OTungmannschaft davon wüsste. ^^) Anderseits haben wir aus dem
i
") Es sind also im Wesentlichen die seihen Vergehen, die auch unter die
Crerichtsbarkeit gewisser staatlicher Sittengsrichte, wii» „Eh-(iaumer", „Bann*^,
^Chorgerichte** fallen; in älterer Zeit etwa der „Markergedinge" und „Dorf-
|[fenieindegerichte". — "'') Vgl. noch Kl. Zh;ku Kau. 18B8, 15; MrsfcK Neuchä-
telois XXVII, 209. — 'M Biiilkk, Davos IV, 38*. — "") Ahgedruckt im Kl.
ZiGER Kal. 1868, 7. — ^M Leoxiiakdi S. VJ. — ^-) ZfKUHLR P08T, 21. Mai
1899, Beilage (nach J. Fhaxz, Zwingiis Gehurtsort. 1819). — Weiteres s. bei
BChlkr, Daves IV, 128 Anni. und in der belgischen Zeitschrift V»)LKSKrxi>K XII,
8. 10. 11. 15; XllI, 6G. — ^^) Die genaue Überwachung des Kiltgangs er-
wähDeo ausser den oben zitierten Quellen: Autiiiv IV, 297. 3UU; VII, 147.
287; Lehmann, Republik 272; Baimueuckk, 141.
164 Rnabenschaften und Volk8Ju8tiz in der Schweiz.
Waadtland ein Beispiel, dass auch das gewaltsame Yerhindern
des ehrenwerten Eiltgangs bestraft werden konnte. ^^)
Im Weitern sind es allerhand kleinere Vergehen in Bezug
auf das Liebes- und Eheleben, die unter die Volksjustiz
fallen. Zwar ist uns in der Schweiz bis jetzt noch kein Fall be-
gegnet, wo das treulose Verlassen eines Liebenden durch einen
besondern Akt der Volksjustiz gebrandmarkt worden wäre,®^) Auch
umgekehrt: die Verspottung des Verlassenen, wie sie anderwärts
nicht selten vorkommt ^^), können wir hier nicht nachweisen ; da-
gegen berichtet uns Volmar aus Estavayer, dass dort den unter-
drückten Ehemännern als Schandenbezeugung ein Tännchen an
die Hausglocke gehängt werde ^^), und auch die von Baumberger**)
so anschaulich geschilderte „Blindenstäubete" oder der „Wiber-
schlegel^ in Oberriet (st. gall. Rheiothal) scheint uns auf eine
Verhöhnung des unterjochten Teils auszugehen. Wir lassen die
Stelle wörtlich folgen: „Falls ein Mann seine Frau schlägt oder
umgekehrt eine handfeste Oberrieterin sich etwa an ihrem teuren
Ehegemahl vergreift, wird dem schuldigen Teil der Blinde ge-
stäubt, sofern die Sache überhaupt ruchbar wurde. Unter Trom-
peten-Signalen versammelt sich die ledige Mannschaft in einer Nacht,
mit Peitschen, Gewehren, Pistolen, Pfannendeckeln u. s. w. be-
wehrt, an einem vorher abgemachten Platze, dreissig bis vierzig
Burschen. Es wird dreimal geschossen und dreimal mit den
Peitschen geknallt. Hierauf fängt einer, der die Geprügelte oder
den Geprügelten darstellt, fürchterlich zu heulen und zu winseln
an; nach zwei bis drei Minuten fällt der ganze Chor mit ein
und erhebt ungefähr ebenso lang einen wahrhaft ohrenbetäuben-
den Lärm. Ein mächtiger Peitschenknall; es wird plötzlich
mäuschenstill, und ein Sprecher ruft in die dunkle Nacht hinaus:
W'or Hlindäfloiscli will kaiifii,
Der imiess zum N. N. laiifä,
'ft Pfund um on Furz,
Wer z'spot chund, chund z'churz.
Ist der Spruch gesprochen, beginnt der schon vorhin erwähnte
Spektakel mit Geheul und Lärm der Instrumente auf's neue.
^•) '(»MKiK vaudoii^ a. a. iK — ^'i V^\ das Streuen eines Spreulagers
für den trt'ulosen Liebhaber in baytMi^ch Sehwaben, HfuLKR S. 17G; weiteres
s. in VnLKSKiM.i: XII, 9: XIII, 67.' — ^^) V.m.kski xi>k XII, 12. 13. 14; XIII,
iu i'ij:. - ^^ Audiiv VI, \\K — Üb(M' die sciiiuipfliohe Prozession der Pan-
totfelhelden ». Ukmk des Traditions j)op. XVII, 4Gi); XVIII, 244, und nament-
licii J. R. Dii.TKiiK H in den „Hessischen Blattern f. Volkskunde** I, 98. 99. 101.
103. - ^^j St. Galler Land S. 140.
Knaben Schäften und Volksjustiz in der Schweiz. 165
Und nachdem die hier geschilderte Oesamtszene noch einmal
repetiert worden ist, hat die Blindenstäubete ihr Ende erreicht/
Aber der Ehestreit wird überhaupt mittelst Katzenmusiken
gegeisselt. In Ulrichen (Kt. Wallis) nennt man dies „hörnlen"^^),
im Graubündner Oberland „far cavals", im Engadin „mantineda" ;
ja die Statuten von Andeer haben diese Strafe in einem eigenen
Paragraphen niedergelegt.^^) Speziell werden getrennt ge-
wesene und wieder vereinigte Eheleute mit einer Katzen-
musik bedacht. Man nennt dies meist ^z'sämmeschälle^, etwa
auch „y-schälle** (einschellen, Uznach u.*Umgeb.). Schon die
Tomilser Statuten'^') enthalten darüber eine Bestimmung. Die
Sitte kommt aber auch in den Kautonen Glarus'-^*), St. Gallen ^^)
und Schwyz^*) vor. Im Toggenbur;^ ist der Hergang folgender:
An einem bestimmt verabredeten Abend versammelt sich eine
Schar junger Bursche vor dem Hause der betreffenden Eheleute.
Jeder ist mit Kuhschellen behangen. Diese lassen sie auf ein
gegebenes Zeichen ertönen, ,,so laut es immer angeht '^. Oft
kommt es vor, dass sich die Neuvereinten der Schmach dadurch
entziehen wollen, dass sie sich in einer andern Wohnung oder
im Walde verbergen. In diesem Falle ruhen die Radaumacher
nicht, bis die Flüchtigen aufgestöbert und in ihr Haus zurück-
gebracht sind. „Jetzt erteilt der Anführer das Zeichen zum An-
fangen; ein fürchterlicher Lärm, davon die Berge wiederhallen,
erschallt, bis wieder das Zeichen zum Stillschweigen erfolgt. Die
Glocken schweigen.'' „Ein Redner, angethan mit einem weissen
Gewand und mit vielen Rollen [Schellen] umwunden, tritt her-
vor, während die Schar einen Halbkreis um ihn bildet, und
wendet sich an die am Fenster stehenden Eheleute, um ihnen
zu ihrer Wiedervereinigung Glück und gesegneten Portgang zu
wünschen. Er schärft ihnen ihre häuslichen Pflichten ein, er-
mahnt sie zur Eintracht, malt ihnen, so gut er kann, einesteils
das Glück, andernteils das Unglück vor, in das sie sich ohne Liebe
und Frieden stürzen würden, und befiehlt ihnen, zum Beweis der
Versöhnung im Angesicht Aller sich die Hände zu reichen. Kaum
hat er seinen Vortrag geendet, so tritt ein Pseudo-Messmer in
*'») Am-Hkri> S. 236. — ^») Annalas XII, 6. — Vgl ausserdem noch
Lehmann, Republik 272; ßiui.iMiER Volkstümliches II, 40Aniii.; Voi.khklndk
Xn, 12. — 9») Abi HIV I, 146. — ^2) Arihiv IV, 308. — '») Oberto^^genburg :
ZCbichee Pü8T 21. Mai 1899 (nach J. Fraxz, Zwingiis Geburisort); Umgegend
VCD Uznach: Bai mbkhcser, S. 114. — ^M March: Aiuniv T, 280.
166 Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz.
der Figur eines Poasenreissers hervor, um Alles, was der Ehren-
redner soeben vorgetragen, bestens zu bestätigen. Der feierliche
Aktus ist beendigt, und Jeder begibt sich friedlich heim/
Nahe verwandt mit dem Vorigen ist das Ausschollen bei
Witwenhochzeiten, ein Brauch, der im Auslande mehrfach ^^),
in der Schweiz jedoch nur für Gessenay^^) bezeugt ist. Raoul-
Rochette sagt hierüber: «Si c'est une veuve qui se remarie il
est permis de lui donner un schariwari, c'est-ä-dire que le8
jeunes gens reunis sous la conduite de Tun d'entre eux, qu'ils
appellent leur roi, et* qu'ils portent ä raison de cela sur leurs
6paules, parcourent toute la nuit le village avec de grands cris,
et representent au naturel les diverses scönes de Tömigration sur
la montagne et de la vie qu'ils y menent . . . » ^^)
Überaus typisch ist ferner die öffentliche Brandmarkung
bzw. sinnbildliche Bestrafung der Ehelosigkeit. Das uralte
Yolksspiel des „Giritzenmoosgerichtes'^ mit seioen verschiedenen
lokalen Spielarten ist den Lesern dieser Zeitschrift bereits zur
Oenüge bekannt. ^*) Überall läuft es auf ein Verhöhnen oder Be-
strafen der alten Jungfern in effigie hinaus. Hieher mag man
auch rechnen das Anmalen eines „Pfingstmannli"^ an Häuser, in
denen Mädchen ohne Schatz wohnen, wie es in Rütbi (Kt. St.
Gallen) gepflegt wird ^^), während uns der Brauch von Oberriet,
nach welchem gerade umgekehrt Mädchen mit Schatz ein Fängst-
mannli angemalt bekommen, auf einer Verkennung des ur-
sprünglichen Zwecks zu beruhen scheint. Bei dieser Gelegenheit
sei überdies an die Fragen erinnert, die der Narr in Klingnau
bezüglich den alten Jungfern an die umstehende Jugend richtet
(s. 0. S. 89).
Aus dem Angeführten mag man den Grundcharakter der
durch die Knabenschaften geahndeten Vergehen ersehen können :
es sind, vielleicht mit Ausnahme der Wiederversöhnung und der
Witwenheirat, alles Dinge, die das religiös-sittliche Empfinden
des Volkes verletzen. Selbst die Ehelosigkeit nicht ausgenommen !
denn sie gilt im Volke geradezu als ein Vergehen gegen die
^'; Komagna: Archimo per le studio delle tradizioni popolari XVII, 411:
Nimes: Ducanoe (Henschel-Favre; 11, 173*; Luserii: Zeitschr. d. Ver. f. Volks-
kunde XI, 451. — '^^) Aucmvio etc. XV, 69 (nach Raoüi»-Rochette, Lettre»
8ur la Suisse 1824). — *^') Da» Durchstreifen des Dorfes in Form einer Alp-
auffahrt scheint mir zweifelhaft. Gemeint ist damit wohl das lärmende Um-
ziehen überhau{)t unter fortwHhrendem Läuten der Kuhschellen. — ^®) Archiv
1, 139 ff; II, 55ff ; VI, 116; VIl, 295 ff. - ««) Baumberobb S. 182.
Knabenschaften und VulkBJustiz io der Schweiz. 167
Menschheit, als eine Missachtung des Oottesgebotes : „Wachset
und mehret euch.^
Nun kommt es freilich auch öfter vor, dass die Yolksjustiz
(namentlich das Ausschellen) sich nicht gegen ein Vergehen richtet,
sondern lediglich als Racheakt ausgeübt wird, so z. B. bei Ver-
weigerung der üblichen Abgaben oder bei ungenügender Spende *®^),
ferner bei Verrat der Vereinsverhandlungen ***'), und endlich haben
überhaupt missliebige Personen nicht selten von der Rachsucht
der Jungburschen zu leiden'®^).
Wie aber ist das Oericht beschaffen, durch das die
Strafen ausgesprochen werden? Wir haben hier eine ganze
Stufenleiter von Gerichtsformen: von der solennen Gerichtsver-
handlung, durch die Gerichtsparodie, bis herab zum einfachen
Verlesen eines Sündenregisters oder zum Absingen einer „Schnitzel-
bank''. So weisen tioch in neuerer Zeit die bündnerischen Knaben-
schaften die Form des eigentlichen Prozesses unter dem Vorsitz
des „Landvogts" auf. Der „Bündner Kalender f. 1878 erzählt
uns z. B. aus der ersten Hälfte des 19. Jh. folgende Geschichte:
Ein gewisser Flury hatte vor seinem Hauseingang einen Pfosten,
der Rest eines ehemaligen Gartenzauns. Dieser Pfosten war für
Toni, den Liebhaber von Flurys Schwester, bei seinem nächt-
lichen Eiltgang ein gefährliches Hindernis (weshalb?) und er
klagte auf Entfernung desselben. Das Gericht tagte über der
Sache. Lange wurde hin und her geredet; da rief in der Hitze
des Kampfes Flurys Anwalt plötzlich aus: „Der Toni hat gar
kein Recht, bei Nacht das Haus des Flury zu betreten. *" Damit
hatte er aber die Sache zu Ungunsten seines Klienten entschieden ;
denn dass ein junger Mann kein Recht zum Kiltgang habe, war
eine Behauptung, die die heiligsten Rechte der Knabenschaft
überhaupt antastete und die auch an dem, der sie ausgesprochen,
geahndet werden musste. Das Urteil lautete auf Entfernung
des Pfostens und schloss folgendermassen : „In Erwägung, dass
der Beistand des Flury ein unveräusserliches Recht der wohl-
löblichen Knabenschaft, welches von unsern Ur-Ur-Urgrossvätern
>0") Tomils: ARniiv I, 146; Waadt: Au Foyer romaxi» 1899, 148. 153;
CoNTEiTR a. a. 0.; Neuenbürg: MrstH Xouchäielois XX VII, 214; Belgien:
Wallonia IX, 223 fg.; XI, 239. — »o«) Waadt: (^^xtkir a. a. ().; Boiulr}-
Mrste Neuchatelois XIX, 53. — ^^^) Vgl. z. B. Berner Albim S. 74. — Die
einreissende Ungerechtigkeit bei der Volksjustiz war überhaupt mit ein Grund
für die obrigkeitlichen Verbote.
168 Knabenschafien und Volksjustiz in der Schweiz.
ererbt und bis auf den heutigen Tag ist gehandhabt und geübet
worden, als der einzig richtige Wog, zu einem Eheweib zu
kommen, — gröblich angetastet hat, so ist besagter Anwalt des
Flury vom Weibel und vom jüngsten Knab rücklings zur Thüre
hinauszuführen und darf überdies an dem „Bussenmahl^, so da
folgen wird, keinen Teil nehmen.^ Interessant ist in diesem
Fall weniger die causa selbst, als die Verurteilung des vorlauten
Advokaten. Ob in der Schweiz ein Eigengericht der Knaben-
Schäften mit Selbstanklage bestanden hat, wie z. B. in Sieben-
bürgen ^^^), vermag ich nicht zu sagen ; dagegen sind eigentliche
Rügegerichte freilich bezeugt , so , ausser Qraubünden *®*) und
Zug^®^) (8. S. 87. 92), im aargauischen Preiamt»®«).
Bei dem inoffiziellen Charakter des Knabengerichts lag
jedoch der Übergang in die Parodie nahe. So haben z.B. die
heutigen „Dertgiras nauschas^ (böse Oerichte) der romanischen
Bündner einen unverkennbar parodistischen Anhauch. Wohl er-
innern der Ort — es ist der Dorfplatz — und die Formen an
ein regelrechtes Oericht. Aber wenn auf die Anklage gegen die
strafwürdigen Mädchen und die Verteidigung durch deren Vögte
die Durchhechelung ,, komischer Vorfalle und lächerlicher Per-
sonen" (ebenfalls in Form von Anklage und Verteidigung) folgt,
wenn die Bussen in Spenden von Wein und allerlei „albernem
Kleinkram*^ bestehen, wenn Harlekine und Wildleute die Pausen
mit ihren Scherzen ausfüllen, so wird man wohl berechtigt sein,
von einer Gerichtsparodie zu sprechen. *°') Aber nicht nur das
Oericht, sondern auch die Landsgemeinde wird parodiert; ^
wie ja überhaupt beide kaum zu trennen sind, da die altgermani- —
sehe Landsgemeinde zugleich Gerichtsverhandlung war. *^^) Wir "i
denken zunächst an die Ratsversammlung des „Äussern Standes* '^
in Bern und den „Hirsmon tagsrat" in Stans. Aber noch Merk- —
würdigeres bietet sich uns dar: das „Narrenparlament'' in j^^
»03) HkssischkBlättkr J, 216. — »"*) Vgl. noch Lkhm ANN, Republik S. 272; ^ •
Dkr Wandekkr V, 188. — *»'>) Kl. Zuokr Kal. 18G8, S. 8. 14. — ^^) Schw. - ^
Id. IV, 304 (Knaben-Gmeind). — Ähnlich in Mitten wald (Tirol) Hessische Bll. "J
I, 218. — »0") Archiv II, 147. — Eine ganz ähnliche Gerichtsparodie in Gros ^
sclfingen schildert Birlixcjer, Volkstümliches II, 38 A. Auch das Ausfragen«:^
der Jugend durch den Narren in Klingnau (s. o. S. 89) zeigt Anklänge aod^-
die Gerichtsform. — *^^) Dass diese parodierte Landsgemeinde uogef^Üir icz^c^^
die gleiche Zeit fiel, wie das alte Märzfeld (s. Brunnkä, Rechtsgesch. II, 127 ;
Schröder, Rechtsgesch. ^ S. 148), darf uns wohl kaum zu dem Schluss eine- ^
direkten Zusammenhangs verleiten.
i
Knabenschaften und Volksjiistiz in der Schweiz. 169
Weinfelden (Kt. Thurgau) und die „Narrengemeiude" im
Kanton Appenzell. Ersteres, im J. 1786 eingegangen, bestand
ursprünglich in einem Huldigungsaufzug der wehrpflichtigen Jun^-
mannschaft zu dem zürcherischen Obervogt. Damit muss aber
schon früh ein volkstümliches Gericht verbunden worden sein,
indem sich die Jünglinge auch als „Parlament** konstituierten
und einen König wählten, unter dessen Leitung die Vorgänge
sich abspielten. Das Sittengericht äusserte sich in einem öffent-
lichen Vorlesen aller Thorheiten und Lächerlichkeiten, die im
Laufe des Jahres vorgefallen waren *®^). Wir haben also hier be-
reits die Form des Sündenregisters vor uns« wie wir es auch
anderwärts noch werden kennen lernen.
Die „Narrengemeinde" (oder der „Narrenrat*^) im Kanton
Appenzell ist ebenfalls verschwunden. Nach einem Bericht aus
dem J. 1835 „fand sie am Tage nach einer Landsgemeinde auf
freiem Felde statt und war eine Nachahmung des Landrates.
Privatleute übernahmen scherzweise Titulaturen und Funktionen
von Beamten, berieten Landesangelegenheiten, beurteilten Prozesse
auf möglichst komische Weise und thaten auch in manchen wirk-
lichen Streitfällen witzige Urteilssprüche, welche für gültig an-
erkannt wurden.**^*")
Die Bräuche, bei welchen die Form eines eigentlichen Ge-
richts oder eines Gerichtskörpers gewahrt wird, sind jedoch ver-
hältnismässig selten gegenüber denen, wo die Volksjustiz sich in
Gestalt von Persiflage oder öffentlichem Vorhalten der
Vergehen äussert. Es ist daher auch schwer, hier eine strenge
Scheidung zu machen zwischen Gericht und Strafe ; denn die
Ausübung des Gerichtes selbst ist in vielen Fällen schon die
Strafe. Eine Übergangsform haben wir bei dem Weinfelder „Parla-
ment" kennen gelernt. Hier ist es ein Gerichtskörper, der aber
keine Gerichtsverhandlung pflegt, sondern sich mit der öffent-
lichen Brandmarkung begnügt. Das Umgekehrte ist der Fall bei
dem ehemaligen „Hornergericht** im Simmenthai (Kt. Bern),
wo die dämonische Rotte der Nachtbuben sich vor das Haus
ihres Opfers begibt, um dort eine Art Scheingericht mit Frage
und Antwort abzuhalten. Wir lassen hier (in etwas verkürzter
Form) die Schilderung eines konkreten Falles folgen:'^')
*^^) Abchiv I, 267. — Ähnlich das Narrengericht von Stockach; s. Ale-
mannia XX, 211; BiBLiNGEu, Aus Schwaben II, 47 fg. — «•») RCsch S. llü. —
»") Albüm (Bern) S. 73 ff.
170 Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz.
[Das junge Paar ist eben von der Hochzeit mit einigen
Freunden in sein Heim zurückgekehrt. Draussen ist es Nacht.]
„Horch! — da ertönt auf einmal der schauerliche Ruf eines
Hernes, ein — zwei — drei Mal in kurz abgebrochenen Tönen.
Alle fahren erschrocken zusammen und eilen an's Fenster. Rings-
um an der Vorderseite des Hauses gegen den Oarten zu bildete
sich eine Kette maskierter Oestalten und schloss sich zu einem
Halbkreise zusammen. Eine lange, hagere Oestalt mit einem
roten Federschweif auf dem Nebelspalter trat in die Mitte und
eröffnete mit kreischender Stimme die nächtliche Oerichtssitzung.
Hierauf traten aus der Mitte des Kreises zwei in lumpige Kleider
gehüllte Oestalten hervor, das Brautpaar vorstellend. Ihnen,
gegenüber, ebenfalls im Innern des Kreises, hatte ein höckeriger,,
breitschultriger Ankläger Posto gefasst und begann nach Art^
der damaligen Volkssitte seine Funktionen. Allemal, wenn der— ^
Ankläger irgend eine bis ins Profanste ausgemalte Handlung dem^iM
Brautpaare vorhielt, so wendete sich der Oerichtsvorsteher an^^
die „Beklagten'^ zur Bestätigung, und diese antworteten laut un<]^K
vernehmlich mit „Ja**. Hierauf Hess der Anführer der Rotte—
der auf einem dürren Klepper neben dem Ankläger sass, durcl» -^
die sämtlichen Mitglieder seines Korps die angehörte Aussage ^
bestätigen. Hörner, Glocken, Trinkelu , Pfeifen, sog. Radelen -ä
Schellen, Eisenbleche, Trommeln und die zehn bis zwölf Fus^ -*
langen Geisseln der Patrouillen brachten dann einen rainuten ^^
langen entsetzlichen Lärm hervor, und über diesem Eumeniden^^c
chor leuchteten mit blutrotem Lichte die Pechfakeln und warfoÄ' ^
über das Ganze eine eigentümliche, grauenhafte Beleuchtung
Nachdem nun sämtliche Klagepunkte erörtert, wurden die Braud
leute einstimmig zum Tode verurteilt. Ein bereit gehaltener Galge
wurde aufgeschlagen, an welchem zwei eigens dazu verfertig
Masken aufgeknüpft und hernach an einen Pfahl gebunden un
verbrannt wurden. Während dieser Handlung spielte die Musi
ohne Unterbrechung in voller Stärke, dass Berg und Tal wiede J
hallten. Nachdem das Feuer ausgelöscht war, setzte sich der Zt^^-z»
in Bewegung zum Abmarsch ; noch aus weiter Ferne hörte m^^=^^
die markerschütternden Töne dieser Volksjustiz. Das ist ^ sli
Hornergericht, das in frühern Zeiten über schlechte Brautleiz^^«
und liederliche Ehegatten seine schonungslose Geissei schwan^g- *
Wer würde sich hier nicht an das bayerische „Haberf^lM-
treiben'' erinnern, gegen dessen Exzesse schliesslich die LancLe^-
regierung einschreiten musste?
i
Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz. l7l
Eine etwas harmlosere Form war das „Hirsjagen^ im
iizern. Wiggerthal, wo die Persiflage in Form eines Fastnacfats-
pieles ausgeübt wurde ^^^), eine Sitte, die heute noch im Tamina-
il "') im Schwange ist **^). Von hier bis zu den satirischen Pre-
igten'^^) und den Schnitzelbanken ''^) ist nur ein kleiner Schritt.
Eine Variante zu dem Vorigen ist das einfache Ablesen
es Sündenregisters, sei es nun im Beisein der Knaben^
rie beim „Bröögen" oder „Zuschellen"' in der schwyzerischen
larch^*^), dem „Zusammenschellen^ entzweiter Eheleute im obern
^oggenburg und den Giritzenmoosgerichten, sei es durch einen
inzelnen Abgesandten, wie beim „Hirsmontagsbrief^ imEntle-
uch "»).
Das nämliche Prinzip liegt den „Maisbriefen'' (Maibriefen)
n St. Galler Oberland zu Grunde"^). Nur richtet sich hier das
ereimte Sündenregister nicht gegen eine ganze Gemeinde, son-
ern gegen ein einzelnes Mädchen, und der Brief wird nicht ab-
elesen, sondern einem in der Nähe des Hauses aufgehäugten
trohmann in die Hand gesteckt.
Damit aber sind wir, wie schon bei einigen vorausgegangenen
childerungen von Gerichtsformeu , bereits in das Kapitel der
trafen eingetreten. Was uns bei diesen besonders interessiert,
nd nicht die Geldbussen oder sonstigen kleinen Strafver-
igungen ''^) gegen unbotmässige Mitglieder der Knabenschaften,
>ndern die typischen, auf uralten Rechts- oder Kultsymbolen
eruhenden Strafen.
Da ist zunächst der Wasserguss oder die Brunnentauche,
"2) ScHw. In. 111, 17. — »") Archiv VII, 153. — >'♦) Daher wohl auch
e vielen Gerichtsszenen in den Fastnachtsspielen des 15. und 16. Jahrh. —
^) Baumbergkb S. 131. — ***^) Schnitzelbauk ist das Absingen satirischer
erse an Hand einer Bildertafel im Stile der „Morithaten". Von der Mitte des
). Jh. bis heute an der Basler Fastnacht üblich. — *'"; Archiv I, 280. —
tw,&s Ähnliches s. Wai.lonia IX, 224 ff. — *'*) Eine ausführliche Schilderung
1 Archiv I, 277. — »«•*) Baimberc.kr S. 138. 14(). — »*«) Geldbussen:
B. in Tomils: Archiv 1, 146; Bern: Hidoer a. a. 0.; Graubünden: Lv:h.uanx
273; Boudry: MrsfeE neuch. XIX, 55. — Wein spenden: Tomils: Archiv
146; Rapperswil: Kicke.nma.n.v a. a. 0.; Freiamt: Schw. 1i>. IV, 304. — Vgl.
ich die Weinmulten der Collegia inJRom, Pai ly-Wissowa IV, 439. — Pfän-
ung (bei Abgaben Verweigerung) in Tomils: Archiv I, 146. — Zwang zu
irchlichen Verrichtungen in Zug: Kl. ZuoerKal. 1868, 15, zu Liefer-
ng von Wachs in Mittenwald: Hk-ssischk Blätier I, 218. — Ausschluss
OD Vergnügungen (bei Ungehorsam gegen die Eltern) in Andeer: Anna-
is XII, 6. — Gefängnis in Zug: Zigeh Kal. 1868, 8. 15.
172 Knabenschafton und Volksjustiz in der Schweiz.
die wir in Qraubünden (S. 85. 87)'**) und Zag(S. 93) schon kennen
gelernt haben. Sie ist aber auch bei den Enabenschaften der
Kantone Appenzell **^), St. Gallen *^^) und Aargau bestimmt nach-
gewiesen und gehört im Übrigen sozusagen zum eisernen Be-
stand der alten Frühlingsbräuche von ganz Europa***). Diese weite
Verbreitung deutet auf ein hohes Alter. Und in der That finden
wir schon bei den alten Völkern des Orients und des Occident«
das Untertauchen im Wasser, später das Begiessen mit Wasser
als Symbol der Reinigung vor. Ich brauche blos an die Taufe
zu erinnern, die ja ursprünglich in einem Untertauchen bestand,
und nichts anderes bedeutete, als das Abspülen der alten Unrein-
heit; ferner an das Baden oder Besprengen der Opfernden bei
den Römern und an das Weihwasser der katholischen Kirche '*^).
Wir haben also ursprünglich in dem Wasserguss vermutlich
keine Strafe, sondern eine Reinigung des Sünders von seiner
Untugend zu sehen '-^).
Nicht anders fasse ich die Katzenmusiken („schellen*',
„moregiigen", „kesslen*, „kühlen") auf, die sich womöglich einer
noch weiteren Verbreitung erfreuen, als die Wassertauche. Heut-
zutage freilich wird dieser Höllenlärm in den meisten Fällen als
Scbandenbezeugung angesehen, der sich unmoralische oder auch
missliebige Personen unterziehen müssen. Das gilt aber nicht
für alle Gegenden. Im Bündner Oberland z. B. betrachtet das
junge Hochzeitspaar die ihm von der Knabenschaft dargebrachte
Katzenmusik als eine Ehre, die es mit einer reichlichen Wein-
spende lohnt '-^) ; und so kann ich mir auch das typische „Zu-
sammenscbellen'' der nach Zank wiedervereinigten Eheleute und
die Katzenmusiken bei Witwenheiraten nicht recht als Schanden-
'^') 8. überdies noch Bihlkr, DavoslV, 38, 128; Lkitmaxn, Republik S. 272
(dreimaliges Tauchen i; Spuechku, Geschichte II, 337. — '"^ Schw. In. III,
711: „So etwa le(li«;e Töchteren nachts auf (hn- Gass ohne Liecht und ohne
Geschäft unischwanken, so mögen sie von Knaben ohne Kntgeltnuss in den
Brunnen geworfen werden (Hj5(>). — ^-^) Akihiv VU, 147; Baitmbkimjer S. 144.
— 12t) Vgl. (Iberdies Biulinueu, Volkstümliches II, 40; Ders., Aus Schwaben
II, 47. 48; Hks.sisciie BlättkIi I, 218. — Eine Ausartung ins Rohe ist wohl
der Jaucheguss, s. Batmiikriikk S. 140. — '-^) Vgl. Gkimm, Myth. * I, 489;
Hkhsi«ciik Blättkr 1, 218; Pfaxxkn.schmid, Das Weihwasser S. 32 fg.; L. Toblkr^
Kleine Schriften 1897, S. 97, sieht in der Bruiuientauche eine Spur des ehe-
maligen MtMischenopfers. — ^^^) Der Wasserguss in manchen Frühlingsbräuche«
mag daneben auch mit Manxhahdt, Baumkultus 1875 (Register, unter „Wasser-
tauche") als Regenzauber angesehen werden. — '^t) Archiv II, 140.
Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz. 173
eugung erklären. Die letztgenannte Sitte wird von De Cock '^®)
Grund der dämonenvertreibenden Lärmumzuge im Advent
1 im Frühjahr dahin gedeutet, dass durch die Lärmmusik der
liende Geist des ersten Gatten verscheucht werden solle. Man
in vielleicht den Schluss noch weiter ziehen und behaupten,
8 auch die den sittlichen Vergehen geltenden Katzenmusiken
prünglich nur den Zweck hatten, das Böse, Unreine zu ver-
en.
Dagegen mögen andere Verfügungen des Volksgerichtes,
I das Aufhängen von Strohpuppen oder symbolischer Gegenstände
m Hause des Gemassregelten '^^), das Streuen von Häckseln '^^),
Auspeitschen ^^*), Köpfen und Hängen *^^) in effigie, die Ver-
inung ins Giritzenmoos, wie auch der schimpfliche Umzug *^^)
kliche Ehrenstrafen aus mittelalterlicher Zeit sein*^*).
Begreiflicherweise stellten sich bei dieser Art Volksjustiz
und wieder Ausschreitungen ein. Schon oben haben wir
auf hingewiesen, dass auch unschuldige, wenngleich missliebige,
'sonen das Volksgericht mussten über sich ergehen lassen. Im
nton Neuenburg nahmen die Bubenstreiche einen solchen Um-
*2^ Volkskunde XII, 18 ff. — ^-^') Bai;mhku<;kr 8. 138; Kl. ZroER Kal.
8, lOfff. 15; Volkski xDK XII, 15; XlII, 05.68. - '^'') BAi>ti\Ew.v:ii S. 137;
w. li>. II, 1680 unten; IlfuLEK S. 17(): Volkskinuk XII, 15; XllI, 66. —
VoLK.SKixi>E Xn, 10. — '32) SiHW. Id. II, 1626; Volkski XDK XII, 2.6.7.
0; Walloxia IX, 224. Vj^l. auch das Siniraenthaler Uornerji^cM-icht (O. S.
). — '"j Kl. ZiGKu Kal. 1868, 15; Rkvie des Traditions pop. XIV, 172;
II, 460; XVIIl, 243; Volkskinde XII, 13; Walloxia X, 93 ff.; S. GrCxkr,
T die älteren Sitten der Kgerlilnder, hrg. v. A. John. Prag 1901, S. 77;
lentUch aber Gkimm, Kechtsaltertümer * II, 318 und Dikteruh in : Hkssis<hk
TTKR I, 87 tf. 109. — *^*) Auch das altertümliche Dachabdecken is.
TKRKH in Hess. Bll. I, 101 ff.) scheint ehedem in der Schweiz vorgekoni-
1 zu sein. Ich schliesse das aus dem Keim:
Wenn-(Ier-is aber nüt weid ge,
fWenn ihr uns aber nichts wollt geben)
So ivei-mer-ech Küe und Kaiher ne,
(So wollen wir euch Kühe und Kitlber nehmend
Mer icein-ech \s Huu'i abdecke,
(Wir wollen euch das Haus abdecken)
Mer wem-ech uf erwecke.
(Wir wollen euch auferwecken).
Ir< HIV I, 189. — Kinig<« and(Me, nichtschweizerische, Ehren- und Leibes-
fen s. in Volkski XDK XII, 9 — 12 i Fenster einschlagen, Haustür verharren,
und Fenster mit Kot beschmieren, Ptlug ziehen, Sehamteile schlagen,
ir ausreissen).
174 Rnabenschaf^en und VolkRJustiz in der Schweiz.
fang an, dass im J. 1801 die Regierang sämtliche Knabenschaften
aufheben musste. '^^) Überhaupt wird in manchen Fällen der Über-
mut der Burschen selber es gewesen sein, was zur Auflösung
der Knabenschaften geführt hat.
Soviel über die Volksjustiz.
Einfacher liegt alles beider Kult- und Festbeteiligung.
Jedem, der die Knabenschaften etwas näher studiert, fallt es auf,
in wie engen Beziehungen dieselben zu den kirchlichen Institu-
tionen standen und teilweise noch stehen. Wie in die Knaben-
schaft nur sittlich (manchmal sogar nur physisch) Tadellose auf-
genommen werden ^^^), so schreiben die Statuten gottgefälligen
Lebenswandel und regelmässige Beteiligung bei den Gottesdiensten
vor^^^). Bei kirchlichen Festen treten die Gesellschaften nicht selten
geschlossen — sozusagen offiziell — auf *^*), sie verpflichten sich,
für ein ehrenvolles Begräbnis und Seelenmessen der Mitglieder
zu sorgen *'*) u. Ä. m. In diesen kirchlichen Bethätigungen be-
rühren sich die Knabenschaften nahe mit den mittelalterlichen
Brüderschaften, wie auch die Meistersinger (die ja nur eine
spezielle Form der Brüderschaft darstellen) das Kirchliche
stark betonen. Angesichts dieser vielfachen Beziehungen zu den
gottesdienstlichen Handlungen fragen wir uns unwillkürlich, ob
wohl nicht auch Spuren vorchristlicher Kulte vorhanden seien.
»3^) MiöfcK Nouchatclois XXVII, 215. Eine wüste Prügelei schildert
Waij.oma XI, 239; man erinnere sich ferner an die Exzesse beim „Haberfeld-
treiben" in Oberbayern, s. Nkik ZCrciiek Zkituno 1896, Nr. 212, I. Blatt. —
^'6j ZcuuHKK Post 21. Mai 1899 (nach J. Franz 1819); Baimbergeh S. 143.
112; Sprkciiku, (Tosehichte II, 337 Anm. -— ^3') s. o. unter den Vergehen
(S. 163). In istans und in Klingnau halten die Gesellschaften vor ihren
Lu8tbark(»iten eine Me^sse ab. In Bern war es vor dem Umzug des Äussern
Standes Gepllo^enheit, sich, wie vor einer heiligen Handlung, gegenseitigr
Alles zu verzeihen 'Hidbku S. 17). Besuch des Gottesdienstes ist vorgeschrie-
ben in Andeer (A.nnala.s XII, 10^ Vgl. ferner Kl. Zugkb Kal. 1868, 14 ^
IIki.vktia 1800 S. 6G; Bikm.vger, Volktümliches U, 37. 38 Anm. (Grossellingen) 5
Ders., Aus Schwaben II, 48 (Stockach j; Usenkr in: Hessische BLÄrrtB I, 2=3
; Mittenwahl). Es ist vielleicht auch von Bedeutung, dass in Zug und Käi> —
l)erswil ein Pfarrer ex officio der Gesellschaft angehörte, und dass der Stanse- «"
Grosse Rat einen eigenen Bischof [„\n partibus infidelium") hat, den Abt vo«""
Kngelberg (A. BrsiN(jKu S. 82j. — '^) Balletfa S. 225. 229; BOhlkr, Dav«:»«
IV, 38; Auciiiv II, 123: Walloxia X, 158. — »39) Kl. Ziger Kalender 18Gfc*-
13. 14: Scuw. li>. Hl, 710 (Vilmergen); Biklinokr, Volkstümliches 11, 38 A^
((irosselfingen); rsKxiK in: Hk.ss. Bll. I, 217 (Siebenbürgen). Vgl. noo
die Begritbnisfürsorge bei den römischen Collegien in: Pacly-Wiäsowa, RcäI-
Encyclopadie IV (1900) 441.
Knabensehaften und Volksjustiz in der Schweiz. 175
Ich sehe solche in dem feierlichen Umgehen oder Umtanzen
des Brannens, wie es u. A. von den Knabenschaften in Rappers-
wil, Elingnau und Zug ausdrücklich bezeugt ist und auch sonst
noch inVolksgebräuchen häufig vorkommt ^^^). Es unterliegt keinem
Zweifel, dass wir hier eine alte Kulthandlung vor uns haben;
denn die Verehrung des Fruchtbarkeit spendenden Wassers
ist bei den Germanen eine uralte*^'). Des fernem verdient es
Beachtung, dass die wichtigsten Geschäfte der Knabenschaften:
die Wahlen , Versammlungen , Gerichte , Mädchenzuteilungen
u. 8. w., auf Kultzeiten fallen wie Ostern, Stephanstag,
Neujahr, Dreikönigen, Kirchweih, Fastnacht '**^). Dagegen möchte
ich aus den im 16. Jh. nachgewiesenen Orgien und unerhörten
Ausschreitungen, wie sie z. B. bei der Lausanner Knaben-
schaft nachgewiesen sind, weniger auf alte Bacchanalien, als auf
eine Degeneration der altern Bräuche schliessen **^). So heisst es
von den Lausannern : « En 1541 il se voyait ä Lausanne une abbaye,
c'est-ä-dire une societe de jeunes gens qui s'assemblaient et fai-
saient leurs exercices militaires deux fois par an avec toutes
sortes d'insolences, c'etait un veritable carnaval. Ils courraient
tout nus ou masques par la ville, reprösentant le dieu Bacchus.
Ils chantaient des chansons impudiques, dansaient en rond eu
pleine ruc et ä la fin de leurs diverscments, ils briilaient au
milieu de la rue le tonneau qu'ils avaient vidc avec une infinite
de singeries et d'extravagances. Ils prot^gaient tout ouvertement
les femnies et les filles de mauvaise vie et quand on mettait
quelqu^une en prison, ils allaieut Ten tirer par force ou bien boire
ou se divertir avec eile dans la prison. » ***)
»*"} L. ToBLKR, Kleine Schriften 1897, S. 97; Maxnhaudt, BaumkuUus
S. 241. 246. 360. 374. 377. 489. Tanz um die Lindo: lUm Bll. 1, 219
Opferhandlungen b. Uskxkb in Hk8s. Bll. 1, 220. 225. Die Metzgerumzüge
an deutschen Frühlingsfesten dürften damit in Zusammenhang stehen, s. Archiv
I, 127 (f.; Kl. Zioer Kal. 1868, S. 5. — '♦') Grlmm, Myth. M, 484 ff. ; III,
165 ff. Weinholi), Die Verehrung der Quellen in Deutschland, in AnnAxuL.
der Berliner Akad. 1898. — »*-) Einige Beispiele: Ostermontag: Mittenwahl
CH^ss. Bll. I, 217), die satirische „Eierpredigt in Rüthi" (Baimuercer S. 131);
aweiter Sonntag nach Ostern: Siebenbürgen {Hksh. Bll. L 215); Stejihanstag:
-Andeer (Anxala» XII, 2); Silvester und Dreikönige: March (Aimiiv 1, 280 ;
um Kirchweih: Freiamt (Scuw. Id. IV, 3011; Brigels (Ballktta S. 225^; Bel-
len (Wallonia XI, 243 fg.). — ^^\) Obschon das Siegel des IJnterwaldner
Crrossen Rats Bacchus auf einer Weintonne darstellte ^J. Bisimjkr II, 311,.
***) HeLVETIA S. 69; Co.NSERVATEIR SuSSE ^Sive EtREXXKS HKLVETIESXt>t) X
C1820) 48; (1857) 233; Villiemin II, 43; für Bern: Hidbkr S. 20.
176 Knabenschaf^en und YoIkRJustiz in der Schweiz.
Wie wichtig die Rolle der Knaben schaften bei dem ganzen
Verkehr der beiden Geschlechter ist, sowie ihre Beteiligung bei
den Hochzeiten, haben wir bereits berührt (S. 97). Wir halten
es für überflüssig, an diesem Orte näher auf Einzelheiten einzu-
gehen. Es mag hier nur noch angeführt werden, dass sie an
manchen Orten den Tanz (der ja ursprünglich auch zur Kult-
handlung gehört) beaufsichtigen*^^), sich beim ^ Kloslerschellen ^
beteiligen *^^) und überhaupt die ganze Leitung der Vergnügungen
übernehmen. Auch in die Hochzeitsbräuche greifen sie, wie wir
gesehen haben, ein: sie vermitteln die Verlobung**^), gratulieren
dem jungen Paare *^''), fordern von ihm die üblichen Abgaben
(s. ö. S. 97) u. A. m.»^^).
Aber noch ein weiteres Moment ist hervorzuheben. In dem
Bericht über die Ausschreitungen der Lausanner Gesellschaft ist
von militärischen Übungen die Rede. In Zug, Bern, Stans und
Rapperswil steht der militärische Charakter, wie wir ge-
sehen, durch die Überlieferung kriegerischer Thätigkeit geradezu
im Vordergrund *^®); und so vernehmen wir auch aus Graubünden,
dass die Knabenschaften sich mit Säbeln oder Schiessgewehr an
den Festlichkeiten beteiligen, dass musterungsartige Umzüge über--
haupt gerne mit den Festlichkeiten der Knabenschaften verbunden.
werden'^'). Es ist dieser kriegerische Charakter also neben denm
sakralen und judicialen die dritte Eigentümlichkeit derselben *^*> -
Diese drei Elemente dürften uns nun auch einen Finger"
zeig geben, wie wir uns die Entstehung und den Ursprung
liehen Zweck der Knabenschaften zu denken haben.
Es ist das Verdienst J. R. Dieterichs und Hermann üaener^^s- ,
die Knabenschaften zuerst in einen historischen Zusammenhalt ^
gerückt zu haben. Während aber Ersterer auf die altgermani8ckr~B.«
'♦'•J \V1. z. B. Archiv IV, 197; VII, 147. 15G; Hkshische Blättkb I, 2^H. €.
211). Im Tfiniinatnl briiiort dio Knabenschaft den Mädchen Glückwunsch^- lie
Zinn Neiijalu- dar (Akuiiv Vll, 148 fg.). — "*^) Baimbeim;kr S. 99. — »♦') C ^— c:*-c-
TKiK a. a. 0. — ^*^) Kbenda: Miskk Nenchatelois XXVII, 210; Schw. Id. II,
1010; V, 402 (Ilauss-Predig). — i^') Lösen des Strumpfbandes der Bi — Äiit
durch den ^('apitaine de Jeunebse" Wai.lonia IX, 224. — ****) Man erini^a^^^re
sioli auch an die Bezeichnung „Unüberwindlicher Rat", ^Uuflb ^ r-
win<lliehe Gewalt der JunggeseHen". — »'^M Auimv II, 123. 135. 136. k^ 39;
Bi rn.KK, DaviKM IV, ;JS; Vi llikmix II, 43; S( iiw. In. III, 710; IV, 301. Ebc^^nw
in Bern. Klingnau, Haf)i)erswil, Weinf'elden. Weiteres bei Bihlix«kr, Vi^»- l.'li**"
tümlieiies II. 38 Anm. ; Der»., Aus Sehwaben II, 49. — *^*) Über den p -^«^ ^'^'
tischen Charakter s. o. S. 86 und CoNSEuvATErR VIII (1817) 296, (1856p. ^^^36).
Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz. 177
Gerichtsyerfassang zurückgebt '^^), weist Usener auf die über-
raschenden Abnlichkeiten der Knabenschaften mit den römischen
„Collegia iuvenam^ hin, die er ihrerseits wieder mit der ^mstica
pubes^, der bäuerlichen männlichen Jugend, und ihrer Rolle bei
gottesdienstlichen Handlungen in Verbindung bringt *^). Wir dür-
fen jedoch kaum — und es ist das wohl auch nicht üseners Ab-
sicht — die ganze Institution der Knabenschaften ausschliesslich
auf den antiken Kuitgenossenschaften aufbauen. Es steht ja ausser
allem Zweifel , dass für sakrale Handlungen in allererster Linie
sittlich unbefleckte Menschen gefordert werden; und dass diese
Beinheit vornehmlich bei solchen Individuen vorausgesetzt wird,
die sich jungfräulich erbalten baben, also bei Unverehelichten,
ist eine uralte, heilige Überlieferung. Ferner ist klar, dass die
zum Kulte der Götter Bestimmten auf das strengste überwacht
werden müssen, ja dass sie sich gegenseitig überwachen müssen,
um nicht durch Yerunreinigung die Götter zu erzürnen. Daher
die starke Betonung des Moralischen bei den Sittengerichten.
Kult und Gericht waren überhaupt von je her enge verbunden,
^weshalb auch bei den alten Germanen die Opferstätte zugleich
Oerichtsstätte war *^^). Dazu kommt aber noch ein Anderes. Da
es vor allem die Jugend ist, die das heilige Recht der Vater-
lands Verteidigung beansprucht, so ist es leicht begreiflich, dass
^ch in kriegerischen Perioden eines Volkes militärische Jngend-
^verbände gebildet baben, die es sich zur Ehre gereichen Hessen,
ilir Blut für die Heimat hinzugeben. Aus einer solchen Freischar
( ^Fryhärster") *^*) ist bekanntlich der Berner „Äussere Stand** her-
^vorgewachsen und in ihnen wurzelt auch die jetzt noch bestehende
Zürcher Gesellschaft der „ Böcke ^.
Wir vermögen also in der Schweiz wohl die Entstehung
ixsilitärischer Verbände nachzuweisen, nicht aber sakraler.
X>a8 ist jedocb, bei dem Mangel an Nachrichten aus vorchristlicher
Zeit^ kein Beweis, dass es solche nicht gegeben habe. Ich glaube
in dem reinigenden Sittengericht und feierlichen Handlungen (wie
K. B. das Umwandeln des Brunnens) deutlicbe Spuren alter Knlt-
gr^Pflogenheiten zu erkennen. Nur Eins ist mir noch fraglich:
ob die Kultverbände und Kriegerverbände der Jugend getrennt
"**») Hesstsche Blätter I, 87 ff. - »^) Ebenda I, 225. — »") Bbinneb,
Ä^ctitsgeschichte I, 144. — *^*) E. v. Rodt, Geschichte des bernischen Kriegs-
^^®®©ti8. 1831, I, 31 ; C. V. EuiGKK, Kriegswesen und Kriegskunst der Eid-
«renossen. 1873, S. 60.
178
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
nebeneinander bestanden haben oder ob Eines aus dem Andern
hervorgegangen ist. Es ist zu hoffen, dass durch eine sorgfältige
Vergleichung der ältesten Berichte mit unsem Yolksbräuchen
auch diese Frage noch einer Lösung entgegengebracht werden
kann.
Eine Anregung ist durch Useners und Dieterichs Arbeiten,
wie auch jetzt durch diese Mitteilungen gemacht worden. Mögen
bald Andere folgen! donn noch ist das Material zu spärlich, ura
sichere Schlüsse auf den Ursprung und Zweck der Knaben-
schaften ziehen zu können.
Ein schöner Gedanke scheint mir diesen jugendlichen Yer-
bänden zu Gründe zu liegen: der Glauben an die Heiligkeit
und die reinigende Kraft der Jugend.
Der Volkstanz im Appenzellerlande.
Von Alfred Tobler in Heiden.
(Schluss.)
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r.Pizokato*' oder „Spicke*' {Pizzicato).
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eher - ab, de Clier !
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*) Nach dem Chenib wird das SchliisswalserU getanzt.
Der Volkstanz im Appenzellerlande,
195
Verbesserungen.
S. 14 Z. 4 V. o. soll es heissen: ein flottes Ländlerli oder einen
Schottisch.
S. 14 heisst Ländlerli Nr. 2 folgendermassen :
^^^^
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^mifcB^MM^
^^^^^
i£j=bjg
Diese Bilder sind in der Kiihn-Wyss^schen Sammlung von Schweizer
Kufireihen und Volksliedern vom Jahre 1826 den zwei Appenzeller- Tänzen
von Ferd. Huber, Seite 84, beigegeben.
196
Les Paniers.
Po6me en Patois bisontin, traduit en Patois jurassien
par Ferdinand Raspieler, Cur6 de Courroux.
Public par Arthur Rossat, Bäle.
L'ARRIVIEE D'UNE DAME EN L'AUTRE MONDE
HABILLEE EN PANIER.
Vers en patoi» de Besan^on.
(Suite.)
Te voici dont infaume, & double mol^rouse!
T68 cause qne nous seune en ste demonre affroose,
265. Ah! guenippe 90t toi ^e nous ^s tont paddu:
Sans toi nous ne fussin jaima ci descendn;
Que profit nous.*ai fa ton impudique aidresse,
Tas mignardise aivo tas vilaine tendresse?
Te nous ensourcelos; ai pou toi nous en fa
270. Bin pn qui n'eut faillu pou descendre en Enfa.
Tas oeille que champin das ^pelues impures,
Nous an gata lou coeu, nous vaurin te daitrure,
Nous seran tas Bouriaux, nous soufHeran ton feu,
Nous van te daipouera ^•^), te daichirie Ion coeu.
Traduction.
Te voici donc, infame, et double malheureuse!
Tu es cause que nous sommes en cette demeure affrense
265. Ah! guenlp'pe, c^est toi qui nous as tous perdus.
Sans toi nous ne fussions jamais ici descendus.
Quel profit nous a fait ton impudique adresse,
Tes mignardises avec tes vilaines tendresses?
Tu nous ensorcelais, et pour toi nous avons fait
270. Bien plus qu'il n'eut fallu pour descendre en enfer.
Tes yeux qui jetaient des etincelles impures
Nous ont gäte le coeur ; nous voudrions te detruire !
Nous serons tes bourreaux^ nous soufiierons ton fen.
Nous allons te dcvorer, te dechirer le cceur.
■ ') Daipouera ((T. v. 318 et 513) devorer, abattre. Le Jura bei
fttlS
a lt\s (leux exprcssioiis : (icpö^r^ (ViX.) et dqpivqr^ '^Aj.), avec en plus le s '■"'^"'''
de: t(
repit.
de
de: tournuMiter (luelqu'un pour lui prendre ce quMl a; ne pas lul laisser
Les Paniers. 197
'5. Ce n'ot pas loa, voici das Daime aivo das feille,
Que fricaissin pa lai dessa da gronsse greille,
Que s'en venenent qai toate daichevelas,
HulIaDS, gringans las dants, tant i'6tin daisoala.
Yin Qai, vin Qai saloupe, aitand-Dou grand vilaine,
>0. Tes coamencie dos maux, & tes borgie^^) nos chaine,
Chairoape, g'6ta toi qu'eta lou boutte en train,
Das moude & vanite qa'ollin de main en main
Te feilla das baibit de toutes las figure,
Penie ovale & rond, & de tonte mesnre.
l5. Las marcbands doutre-ma, las Fays dy Levant^
N'aivin ran de pron be pou tas aijustemant,
Y feilla retouoa, revirie tout ne Ville :
Pou trouva das Ouvrere & das Taillouse hobile.
Et quand nous te beillin qneqne aivi on le^on^
•0. Non ne r'etin pas digne ai jettie as concbon ;
Te non viro Tesprit aivo tonte Qas monde,
Te non disos toujon que Tetin bin qnemoude,
Qu'y feilla que cbaicnn s'aibille ai sai faigon,
Et qnoiqu'on t'ensse dit, t^aivo toujou raison,
'5. Nous feilla coume toi, fare das penie ample.
5. Ce n'est pas tont : voici des dames avec des fiUes
Qui fricassaient par lä dessus de grosses grilles,
(iui s'en vinrent ici tout echevelees,
Hnrlant, grin^ant les dents, tant elles etaient desolees.
Yiens ga, viens 9a, salope; attends-nous, grande vilaine!
iO. Tu as commence nos maux et tu as forge nos cbaines.
c Charoupe » , c'etait toi qui etais le boute-en-train
Des modes et vanit6s qui allaient de main en main.
II te fallait des habits de toutes les figures,
Paniers ovales et ronds et de tonte mesnre.
t5. Les marcbands d^outre-mer, les pays du Levant
N*avaient rien d'assez beau pour tes ajustements.
II fallait retourner, revirer tonte une ville
Pour trouver des ouvrieres et des couturieres babiles,
Et quand nous te donnions qnelque avis ou le^on
>0. Nous ne (r)etions pas dignes ä jeter aux cochons.
Tu nous tournais l'esprit avec toutes ces modes.
Tu nous disais toujours qu'elles etaient bien commodes,
Qn'il fallait que cbacun s'babille a 8a(fagon) guise;
Et quoi qu'on t'eüt dit, tu avais toujours raison.
5. II nous fallait comme toi faire des paniers amples.
*•) Borgte — Her la vigne avec un borgerot (brin d'osier) ; tisser, fahriquer.
^aq. 754 : . . . lai chenille loiigie | . . . la chenille logee.
Dain hii toile t|U(' Tai borgie I Dans la tolle qu'ello a tisseo.
I9d Les t^aniers.
Qaand noas ne voulin pas seure tas be exemple,
Te nous tiros dessas aivo tas sobriquet;
Ce rot ai note toiiot, Marie Grrallon vin cet;
Nou te van aivola lai pe de ton visaige,
300. Et te fare ai senti lou poi de note raige.
Qae ton coe n'ot tu gros conme in mont St. Bana,
Qne n^ot tn ressara de gros seiole de fa;
Qae n'ot tu pleio de fea, de solp&'tre & de poudre,
Pou te fare ai toppa tout coume in co de foudre.
305. Pleut ei Düe qu'ai tas soins il y eut troe Selezoas^^),
Aivo lien gros sell^s^^) pou las daivouera tous.
Qne las Diale aipr6 toi se boutin en besougne,
Et que Vy en eusse antant autouot de tai charongne,
Qu'y faure de fremis pou traina las cainnon.
310. De note Citadelle & ceux dy Foe Griffon,
Qae las neu t'enduros de tourment & de trouble
Tout ce qu'on peut souffri, & tou las jou lou double.
Pendant qae ^as gens ei su lie se daigonflan,
Yoici n'autre Damna que s'en viot en breillan,
315. Que soettoit tout d^in co de ne prison profonde,
Coume se l'eut so^tti quasi de nautre monde;
Le se cbampit dessu, & das ongle & das poin,
Quand nous ne voulions pas saivre tes beaux exemples,
Tu nous tirais dessas avec tes sobriquets.
(Ce r'est) C*est a notre tour, Marie Grallon, viens ici :
Nous te voulons avaler la peau de ton visage
300. Et te faire (ä) sentir le poids de notre rage.
Que ton corps u'est-il gros comme un mont Saint-Bemard !
Que n'est-il resserre de gros cercles de fer,
Que n*est-il plein de fea, de salpetre et de poudre,
Pour te faire (ä) sauter tout comme un coup de foudre!
305. Plüt ä Dieu qu'ä tes seins il y eüt trois s^ranceurs
Avec leurs gros serans pour les devorer tous!
Qae les Diables apres toi se mettent en besogne,
Et qu'il y en ait autant autour de ta charogne
QuMi faudrait de fourmis pour trainer les canons
310. De notre Citadelle et ceux du Fort Griffon!
Que les nuits tu endures de tourments et de trouble
Tout ce qu^on peut souffrir, et tous les jours le double!
Pendant que ces gens-ci sur eile se d^gonflaient,
Yoici une autre damnee qui s'en vient en criant,
315. Qui sortait tout d^un coup d'une prison profonde^
Comme si eile (eut) füt sortie presque d'un autre moude.
Elle se jeta sar eile, et des ongles et des poiogs,
^^) Od dit plutot sl^jü peigneur de chanvTe, söranceur et «^ — peig
a chanvre, seran. ((T Cont: celeju, celie.)
Les Paniers. 199
Le lai daiponera toute, & ly pauta^®) lou groin,
Criant tout en fureu, tont coame ne Megere:
Ah qot toi qu'es paddu mas offan & lai mere!
Combin en ete fa dairechie dans ce lue?
Tag quaitre feille etin ton idole & ton Düe;
Ai grand poune l'aivin cinq ans qne gas mairmotte
£tin pu aivanta qne las pa grand gachotte,
Te lieu disons sans cesse, allons rengourges-vous,
Te lieus pallos di monde, & de Dae ran di tout;
Le marchin pa ressort, tout coume das machine;
Draite coume das guille, & fesin pa de mine,
Vetnes selon lai moude aivo das pennerot,
C'as pettete puante aivin das air fierot;
Etant grantes T^tin lou filet di gra« d Diale,
L'an empesta ne Ville aivo lieus escandale,
Le fesin las sucra pn fiere que das pan,
De se voe regadda d'in monce de galan.
Mas poure feiile etint souvent de lai pattie,
Las tienne maugra moi las sgaivin aitirie,
Ste las eusse mairia d'aivo Matre Rouillot^®),
Elle la devora toute et lui aplatit le groin,
Criant toute en fureur, tout comme une magere :
Ah ! o'est toi qui as perdu mes enfants et la mere !
Combien en as-tu fait «derocher» en ce lieu?
Tes quatre filies 6taient ton idole et ton Dieu.
A grand' peine elles avaient cinq ans, que ces marmottea
Etaient plus ^ventees que les plus grandes filies.
Tu leur disais sans cesse : Allons^ rengorgez-vous !
Tu leur parlais du monde, et de Dieu rien du tout.
Elles marchaient par ressort, tout comme des machines,
Droites comme des quilles, et faisaient plus de mines;
Vetues Selon la mode avec des petits paniers,
Ces petites puantes avaient des airs fierots.
Etant grandes, elles etaient le filet du grand diable.
Elles ont empeste une ville avec leurs scandales.
Elles faisaient les 8ucr6es, plus fieres que des paons
De se voir regardees d'un monceau de galants.
Mes pauvres lilles etaient souvent de la partie ;
Les tiennes malgre moi les savaient attirer.
Si tu les eusses mariees avec Maitre Rouülot
') Pautd. Cf Cont. : 2>^f^^ ecraser des fniits avec un pilon appele
A Bournois, patä aplatir avec le pätQ — battoir sorvant a luür,
y battant, la manne pour en faire Tairo d'une grange. (Cf Jaq. p. 411,
b.) — ^5) En Champaj^ne, le rouillot est le battoir de lessive, le tapoir
illon). Rouillot est aussi le nom d'un personnage qu'on retrouve dans
entes liegendes ou contes franc-comtois. C'est d'ailleurs un nom de fa-
du pays.
200 Les Paniers.
Aivo martin boton, ou bin in bon goillot^^);
Staivo maillie las braits de ^as juene friqaette,
340. Te las eusse empocbie de fare las conquette;
Loin de fare dainlet, das gaudion bon temps^^)
Etin toojou ai Heu trousse, & te ne disos ran,
Quand y las reprenos, te fesos das airangue,
Te me passos au fii dy rasoi de tai langue.
345. Y seu damna pou licu, y fau qui t'^crasos.
Qui te tiros las oeille, & te brisos las os,
Qui te gremos**) de raige, y faut qui t'aiffressure,
Qui te vendos las bou6 qui t'ensse lai fressure.
Yais, vais, se mas offan an in jou lou malhen,
350. De veni coume moi dans ce lue de doulen;
Te n'es qu'ai las aittendre, y feran ton suplice,
Au grand Due contre toi demanderan justice.
Ce n'ot pair6 pas tont, das gens de tout aloi
Lie fesin tou las coene, & lai montrint au doit;
355. Yous voiqui dono, Maidaime, antrefois si joulie^
Avec Martin-Bäton, ou bien un bon luron,
Si tu avais (maill^) tordu les bras de ces jeunes friquettes,
340. Tu les eusses empechees de faire les coquettes.
Loin de faire ainsi, des rcjoui-bon-temps
£taient toujours a leurs trousses, et tu ne disais rien.
Quand je les reprenais, tu faisais des harangues,
Tu me passais au fil du rasoir de ta langue.
345. Je suis damnee pour elles; il faut que je t'^rase,
Que je te tire les yeux^ et te brise les os ;
Que je te croque de rage ; il faut que je t'arracbe les entrailles,
Que je te vende les boyaux, que je t'aie la fressure!
Va; va^ si mea enfants ont un jour le malheur
'350. De venir comme moi dans ce Heu de douleur,
Tu n'as qu'a les attendre^ ils feront ton supplice;
Au grand Dieu, contre toi, ils demanderont justice.
Ce n'est, ma foi, pas tout: des gens de tout aloi
Lui faisaient tous les cornes et ia montraient aa doigt.
355. Yous voici donc, Madame, autrefois si jolie.
^") Cont. : coillot luron, gaillard; c'est notre patois jurassien kpt^
iUVwv de Äo> (*colea) testicule (Cf. Ärch. VI, p. 163, note 2). — «>) Da
Ich Annales PoUtiques et Litteraires, annee 1904, p. 124, je trouve sons
signuturo de M. Adolphe Brisson les paroles suivantes ä propos de F.
vers: /Oui, Folix ^tait un joytnix gargon, un vrai rijoui-hon-'temps.» — Cee
expn'8sion est bien connue dans la province fran^-aise. — ") gr9m^ -^ mäch
avec bruit, croquer (|ch. de dur: (fiam^ ^n kröU - croquer une croöte. "
On dit aiissi gr9m^ le da grincer les dents. — Meme significatioo dans — **
.Iura beriioin, ou Ton a aus.si la forme (/^/wi^. — D'oü le subst d'li gr^m:^^^
du cartilage, ({ui croque sous la dent.
Les Paüiers. 201
Si leste, si pimpa, si drae®^), si poulie,
Failla das dem6 jon poa voos bin reqainqaa,
Das moucbe & das chinfo poa voa bin aijnsta.
Pas las rue vous ollin tout coume ne Dresse,
>0. Contre las ponres gens vous fesin lai grimmesse
Lai tare n*^ta pa digne de voas poutta,
En obere & en caronsse y vous fei IIa traina.
Qnand vote coe noarri coume in Sardanapale,
Aiva paddn sas foeebe, en menant loa scandale,
15. Loa caraime venu^ voas plenin l'aistoumet,
Y feilla das dispense, y feilla das poalet,
Voas aivin lai santa poa fare pente vie,
Main qaand feilla jaena voas aivin lai pepie;
Lai neu fare loa joa, loa joa fare lai neu;
^0. Ran ne von couta ran, pou fare ai cu men meu,
Las neu dedans las bal^ ou bin as mascarade,
Aivo das b6 grivois lou jou en pronmenade,
011a gran jue, grand train mania loa catton,
Et bin fare treigie ^) las Yaulot de carron ;
^5 S^aivoi jue vote roule & caicbie vos intrigue,
Si leste, si pimpee, si drue, si polie.
II fallait des demi-jours pour voas bien requinqaer,
Des mouohes et des beguins pour voas bien ajuster.
Par les rues vous alliez tout comme une Dresse.
>0. Contre les pauvres gens voas faisiez la grimace.
La terre n'etait plus digne de vous porter-,
En chaise et en carrosse, il fallait voas trainer.
Quand votre corps nourri comme un Sardanapale
Avait perdu ses forces en menant le scandale,
)5. Le Careme venu, vous plaigniez Testomac,
II fallait des dispenses, il fallait des poalets.
Vous aviez la sante pour faire laide vie,
Mais quand il fallait jeuner, vous aviez la p^pie.
La nnit faire le jour, le jour faire la nuit,
^0. Rien ne vous coütait rien pour faire k qui mieux mieux ;
Les nuits dedane les bals ou bien aux mascarades,
Aveo des beaux grivois le jour en promenade,
Aller grand jeu, grand train, manier le carton,
Et bien faire passer les valets de carreau;
5. Savoir jouer votre role et cacber vos intrigues,
**) On sait que le fr<;. dru (vx. fr^. drui) signifie: 1) vigoureux; 2) serre ;
isez fort pour quitter le uid (olseau dru); 4) vif, entreprenant. — ") A
.ugon un trage (patois: trBj?) est un passage, un conidor ferrae entre
maisons. On a encore aujourd'hui le trage de van t la Place Labourey.
^uq. p. 399: «Jaquemard se phiint . . . . a Tentr^e du trefge de St. Pierre
on Tavait mis. *] — treigie ^ passer, sortir.
202 Les Paniers.
D'in nombre de Galans bin aijnsta las brigue,
Etre dans las Concerts den Ion soi an maitin,
Toajon bin dorlota, tonjon dans las festin;
Yons saivin bin snrtont fare lai popi nette
380. Yons fesin las oeillot & las minne doncette
Yote coen n'^ta pas comme antrefois Landau^
C'^ta ne plaice prise an b6 premie assan;
Vote plaisi c'eta d'aivoi lai gorge nne,
De daibraillie vos tripe, oUan sans retenne,
385. Jusqne dans Ion Montier das Monsien aipr^ von,
Yous etin Heus idonle, y voas suivin patton,
C'6ta de baidina, de checbillie ^^), de rire^
You fesin honte as gens, on n'oasa conot ran dire,
Y von feilla das chin pon passa voute tem,
390. Dans las sormon voilai tont vote aimnsement.
Oh Qai, gai; on vons vait aimnsa ei pon rire,
Maidaime, on vons ferait seulement in pou frire.
Yos monde & vos plaisi n'ant pas dnrie long-tam,
Cot maintenant qui fant pleura vos ris d'antant.
395. Enfin das gros monc6 d'Hngnenot, d'Hnguenotte,
De Genevois aivo das Montbeliadotte,
S aittronpene allentonot, lai venin regadda,
D'nn nombre de galants bien ajnster les brignes;
Etre dans les concerts des le soir an matin,
Toujours bien dorlotee, tonjonrs dans les festins;
Yons saviez bien snrtont faire la petite ponpee,
380. Yons faisiez les petits yenx et les mines doncettes.
Yotre Ciimr n*etait pas comme autrefois Landau ;
C'etait nne place prise au beau premier assaut.
Yotre plaisir c'etait d'avoir la gorge nne,
De debrailler vos tripes, allant sans retenne
385. Juscjue dans Teglise^ des messieurs apres vons!
Yous 6tiez leur idole, ils vons snivaient partout.
C^etait de badiner, de chuchoter, de rire;
Yous faisiez honte aux gens; on n'osait encore rien dire;
II vons fallait des chiens pour passer votre temps:
39H. Dans les sermons voila tont votre amusement.
Oh! 5a, 9a! on vous va amuser ici pour rire.
Madame, on vous fera seulement un pen frire.
Yos modes et vos plaisirs n'ont pas dur6 longtemps ;
C'est maintenant (ju'il faut pleurer vos ris d'antan.
395. Enfin des gros monceaux de Huguenots, de Hugaenottes,
De Genevois, avec des Montbeliardaises,
S^attroaperent a l'entüur, la venaient regarder,
^'0 Cf. Cont. tchetchUUe — chuchoter, uiurmurer entre les dents. Vi. ii
chuchiller et chechillier.
Les Paniers. 303
Main ne pouvin quasi dire ce qae o'eta;
Ga! vois te ste jaivioule ^•), & an dessu de'^) ste t^te?
r^O. Ot-ce bin qui ne gent, ou bin ot-ce ne b6te?
Qne veut dire ceqai, Qas toile que renflant;
Y crais qa'on ai voala bouta das volle an vent;
Aissuriement Qot qni ne nonvelle macbine,
Que qa^n'un ai pai lai janbla poa lai marine,
05. Ca ceqni m'ait tout Tair de ne barqne eqnipa,
Qu'ait das volle tendn en yogaant sa lai ma.
Que te foy disa n'autre, en li fesant lai niqae,
Ne vois te pas que 90t ne fanne Catoulique?
Conment ne Catoulique, h6 quoi! fa*t'on dainlet
10. Dans ne Religion sainte conme stelet?
Maidaime y vous feilla vons en olla dans Bäle,
Ou bin dans Montbeliar fare vos eacandale,
Ou bin panre aivo vous tout ce grand aittirail
Olla cbue lou Grand Türe vivre dans son serail.
15. 7. En voiqul prou, rata, dit lou Diale en coulere,
Que fesa feu das oeille, & dy na lai fernere;
L'aipelle son Yaulot qu'aiva nom Mirmldon;
Mais ne pouvalent presque dire ce que c'6tait.
Begarde! vois- tu cette cage et au-dessus [de] oette tete?
1)0. Est-ce bien ici une personne, ou bien est-ce une bete?
Que veut dire ceci, ces toiles qul reoflent?
Je crois qu'on a voulu mettre des volles au vent.
Assur^ment c'est ici une nonvelle machine
Que quelqu'un a par lä invent^ pour la marine;
1)5. Car cecl m'a tout Tair d'une barqne equip^e
Qui a des volles tendues en voguant sur la mer.
— Que tu es fou, dlsalt un autre en lui faisant la nique,
Ne vois-tu pas que c'est une femme catholiqne?
— Comment, une catholique? He! quoi? fait-on alnsi
10. Dans une religlon sainte comme celle-lä?
Madame, il vous fallait voas en aller dans Bäle
Ou bien dans MontbSliard faire vos scandales,
Ou bien prendre avec vous tout ce grand attirail,
Aller chez le Grand Türe vivre dans son s6rail.
15. 7. En volci assez, arretezi dit le diable en colere,
Qul falsalt feu des yeux et du nez la fum^e.
II appelle son valet qui avait nom Mirmldon:
*^) On dit encore ä Besan^on une javiole pour les poulets. — *') II doit
''oir Ici une faute d'impression ; le de devrait etre supprim^, et il faudrait
* traduire: «vois-tu cetto cage, et au-dessus cette töte?» Le panier ne
>i-tait pas sur la tete. Du raste le second h^mistiche du vers a ainsi 7 syl-
a. (Cf. A. 403 et B. 558.)
204 Les Paniers.
Voiqui de lai besoagne, aillae lai de faigon,
Ce pete Dialoatin ne sembla qa'in Novice,
420. Et ne sgaiva par ou coamoncie son office;
Y vait panre in fourche, coamance ai lai boula,
Tout conme in gro paiqaet de foin qu'ot bontela,
Y greteilie^^) ste Daime, y lai vire et revire,
Lou gros Diale se leve, & s'en venet ly dire,
425. D^in ton de voix si foe qui faisait tont trembia
Tons las Damnas qii'^tin au fin fond das enfa.
Ot-ce dainqnin lourdau & double niquedoUille,
Qn'on t^aiprand de goena^^; gas vilaines trimouille?
Aiprand quo dans Tenfa las tourment sont de poi^
430. Qai fant qui s'aiccoaddin as plaisi d'autre foi ;
Et qae selon las gens y fan que lai jastice
Se faisse ai proportion qne l'ant eu de d^lice.
Qnand got de ponre gens que chesant dans TeDfa,
Pa in CO de inalhea en fesant in faax pa;
435. On ot Sans pidie oi, got poattant lai jastice
Voici de la basogne, arrange-la de fagon!
Ce petit diablotin ne semblait qu'an novice,
420. Et ne savait par ou commencer son ofiice.
II va prendre une fourche, commence ä la ronler,
Tout comme un gros paquet de foin qui est bottele.
II travaille cette dame, il la vire et revire.
Le gros diable se leve et s'en vint lui dire
425. D'an ton de voix si fort qu'il faisait tout trembler
Tous les damnes qui eta-ent au fin fond des enfers:
£st-ce ainsi, lourdaud et double niquedonille,
Uu'un t'apprend a arranger ces vilaines « trimouilles p >
Apprends que dans Tenfer les tourments sont de poids,
430. Qu'il faut (iu'ils s'accordent aux plaisirs d'autrefois,
Et que selon les gens, il faut que la justice
Se fasse ä proportion qu'ils ont en de delices.
Quand c'est de pauvres gens qui choient dans l'enfer
Par un coup de malheur, en faisant un faux pas,
435. On est sans pitie ici ; c'est pourtant la justice
*•'') Gr^hß (Huiirn.) - a^ ^ratter un peu la terra autour de certaii
plante« couinie le iiiaYs ou les caiottes. — b) travailler doucement,
ertorte, en prenant son tenips, {»oiir son plaisir. C'est dans ce second 8«
(|U(^ le niot e.st employc^ ici. — •»') Goma arranger, habiller. On di '^^
BesaiKjon : une f'emme mal gonee mal liabillee, mal arrangee. (^Cf /^ -^-^^
1093 : . . . reni vuu comme Van gocnd rouete Mutre -- venez voir comme *
ont arranj^e votre maitre.; Dans le .Jura bernois : |/w gtc(n9 ou une gtrti^
une fille sale, (pii n'a pas de teniie, une fille de mauvaise c<mduite.
GilJiiC se vetir: «f t' fä tj gfunl^ ätrjtnä. — mägfl?n^^ adj. — mal hab « * " '
iVW Cont. gthmi affiibler ; mal habiller, salir, souiller.)
^e8
DS
Les Paniere. 205
Qu'oD ne lieu faisse pas souffri toas las saplice;
Mais ceux coume steci qai santan ai pied join,
Qni venan an galot, tambouot baittan grand train,
Que sont bin poapotta, qae son grasse & dodue,
i). Qa'ant toat fa pou lou monde, & ran fa poa Due.
Y fau doubla lai dose, & lieu fare senti
Uue jaima nun ne fa doue fois son Pairaidi.
Oute te loin d'ici, vait te nds q^^'in gro ane,
Vait-ten, que te n'es bon que pon '^) das paysaae ;
5. Et d'in cou de tollen y lou champe bin loin
En migant in Dialenx qu'^ta lai dans in coin,
Ce Dialenx ne pouvant aivola son couraige,
Moudda dedans sas griffe aittandant de l'ouvraige,
Y fronsa sa babouine, & n'^ta pas contan.
0. De ce qu'on lou laissa^ qu'on ne ly disa ran,
Graiffina las chaadere, & fesa ne regregne
Coume fere in Maignin que racle & qae s'engregne,
Ai ßon Matre y venait, sitot que Teut raiga
Mon Matre y voyait bin ce que von demanda
5. Vous n'etes seulement qu*ai me voe laissie fare.'*)
Aittand, & m'obSis, cequi 90t mon aiffare;
En ranflant son jaibot y ly disait Griffon,
Qu'oa ne leur fasse pas souftrir,tous les sapplices ;
Mais cenx comme celle-ci qui y sauten t a pieds joints,
Qui y viennent au galop, tambour battant, grand train,
Qui sont bien pouponnees, qui sont grasses et dodues,
0. Qui ont tout fait pour le monde et n*ont rien fait pour Dieu,
II fant doubler la dose, et leur faire sentir
Que Jamals personne ne fait deux fois son paradis.
Ote-toi (loin) d'ioi ; va, tu n'es qu'un gros äne ;
Va-t'en, (que) tu n'es bon que pour des paysannes!
5. Et d'un coup de talon il le lani^a bien loin,
En lorgnant nn diablotia qui etait la dans un coin.
Ce diable ne pouvant avaler son courage,
Mordait dedans ses griffes, attendant de Touvrage;
II fronf^ait ses babines et n'etait pas content
0. De ce qu'on le laissait, qu'on ne lui disait rien ;
II egratignait les chaudieres et faisait une mine renfrognee
Comme ferait un cbaudronnier qui racle et qui «s'engrinche» .
A son maitre il vint, sitöt qu'il Teut lorgne.
Mon maitre, je vois bien ce que vous demandez.
5. Vous n'avez seulement qu'ä me laisser (voir) faire.
— Attends et m'obeis, ceci c'est mon affaire.
En renflant son jabot, il lui dit: Griffen,
•*) poHy faute (i'iniprossion; lire pou. — '•) LittiM'alemcnt: Qu*a me i'oir
er faire. On dit bien souvent: Laisse-me voir faire!
206 Les Paniers.
Prens sie barre de üei, frise-ly son tignon,
Beaille voe dans le fond de sie veille chand^re^
460. Prens y doa oa troe cens de gas grousse vipere
Que tiran lieu jassoo, & qae sont tont en fen,
Met las dessa sai t£te en gaise de ohevea.
Maidaime, oh que t'^s belle aivo ste chevelure?
Ne t^an nou paa tronva ne bin belle coiffare?
465. Prens-me ce grous vou'ant, aibait-ly son cbinfo,
Aipeu pou sai cremonne aiffable dans son co
Ce gros carquand de fa qu'ot let dedans ste braze,
Qa'aipelue, que peteille au fond de ste foanase ;
Laiss'e lai demena, fa bin ton devoi let,
470. Autrement, si vais qui, lou grand Diale y seret.
Ce visaige si hi qn'ot aivut tant basie,
Qu'oa ai tant refroata, qu'on ai tant rebeuilie,
Aiplique-zi tas griffe, & lou met tout en sang,
Airache-z'en lai pe, plante las bin aivant
475. Lyait qui das bonlet rouge aussi gros qae das soille,
Ce qui ly seroit bon pou das pendant d'oureille.
Le bouta bin souvent das moucbe su son na,
Aiplique su sas temple an de ^as machefa^^).
Lai tant montra sas soin, cette belle gnenipe,
Prends cette barre de fer, frise-lui son chignon.
Regarde (voir) dans le fond de cette vieille chaudiere;
460. Prends-y deux ou trois cents de ces grosses viperes,
Qui tirent leur dard, et qui sont tout en feu.
Mets-les dessus sa tete en guise de chevenx.
Madame, oh ! que tu es belle avec cette chevelure !
Ne t'avoDS-nou« paa trouve une bien belle ooiflfure?
465. Prends-moi ce gros volant, abats-lui son beguin
Et puis pour sa collerette, affuble dans son coa
Ce gros carcan de fer qui est lä dedans cette braise,
Qui etincelle, qui pctille au fond de cette fournaise.
Laissez-la [se] demener; fais bien ton devoir lä,
470. Autrement, si je vais ici, le grand diable y sera.
Ce visage si beau, qui a et6 tant baise,
Qu'on a tant refrotte, qu'on a tant regarde,
Appliques-y tes grifPes et le mets tout en sang ;
Arraches-en la peau, plante-les bien avant.
475. II y a ici des boulets rouges aussi gros que des seilies;
Ceci lui sera bon pour des pendants d'oreilles.
Elle mettait bien souvent des mouohes sar son nez;
Applique sur ses tempes un de ces mächefers.
Elle a tant montre ses seine, cette belle guenippe,
'2j Pinces de forgo.
Les Paniers. 207
Prens gas don crapaad, ploqae-ly sus sas tripe,
Oate-ly sas haibit, sas jnpon, sas sonla,
Dans gas huile brelant fa lai bin ai sauta,
Met lai qui toute nue, & rote-ly sas chausse,
Tont coame in giboalot y lai fant mettre en sausse,
Brise-ly son penier, tont ce ^and battaclan,
Toat coume das cotis''*), grille-ly bin las flan,
Pou redro3sie son dos prend ste veille carasse,
Tonte rouge de feu met lai sa sai carcasse:
Aicoute me toujou, te vois bin gas sarpan
Que sont tonte brelante, aipeu que fregaeillan ^^),
Prens-en das pa maichant doae on bin troe donzaine,
Larde las tou lou long di coe de ste vilaine,
Le se plenna toujou d^etre trop durement
Couchie dessu troe le de plemme jeusqn'as dent.
Couche lai toat ai bas, aipre cequi lai trenne
Su son dos, SU son ventre & dessn sai poitrenne
8u ce paiva qu'ot tont de pointe de ganif,
De razoi, de coutes, que l'entrin jeusqu'au vif.
Revais tan pranre encouot enne de gas machine,
Prends oes deux crapauds, plaqae[-les] lui sur ses tripes ;
Ote-lui ses habits, ses jupons, ses souliers:
Dans ces huiles brulantes, fais-la bien (ä) sauter.
Mets-la ici toute nue et (r)6te-lui ses bas;
Tout comme une gibelotte, il fant la mettre en sauce.
Brise-lui son panier, tout ce grand bataclan,
Tout comme des cotelettes, grille-lui bien les flancs.
Pour redresser son dos, prends cette vieille cuirasse
Tonte rouge de feu, mets-la sur sa carcasse.
Ecoute-moi toujours: tu vois bien ces serpents
Qui sont tout(es) brülant(e)s et puis qui fr^tillent ;
Prends-en des plus mechants, deuxou bien trois douzaines;
Larde-les. tout le long du corps de cette vilaine.
Elle se plaignait toujours d'etre trop durement
Coucbee dessus trois lits de plume jusqu^aux dents.
Couche-la tout a bas, apres ceci la traiue
Sur son dos, sur son ventre et dessus sa poitrine
Sur ce pave qui est tout de pointes de canifs,
De rasoirs, de couteaux; qu'ils entrent jusqu'au vif!
(Re)va-t*en prendre encore une de ces machines
^) Les coUs sont les cötelettes du porc. La k^rhünädd est la grillade
>rc (chair de porc ou boudins grill^s). — '♦) FregueiUie = fr^tiller,
^r. — Se dit aussi des fourmillements douloureux de Tongl^e. Besangon
ies doigts me freguilhnt. [Cf le Jura bemois : frdg^ld ^ p^tiller, frin-
fautiller (Ajoie), et frdg^ye - exces de joie (Gu^lat).]
208 Lcs Paniers.
500. Pleine de plomb, de souffre, aipea de poiraisine;
Ouvre-ly loa jadd^''^); vache-zy ste liqueu
Das grousse poachena pou ly raillae lou coeu ;
Autrefois ste douillette, & ste petete boache,
Ne poava pas marchie, le fesa lai miemoache;^^)
505. Desou ce gros matthe raidoave^^)-ly las os,
Et te ly raillaeres desoa ce gros etos,
Laisse lai daifropa, n'y ait point cy de pidie,
Voiqai lai peute fin das monde & das penie.
8. Ste poare maulerouse enraigea de daipe,
510. Elle grin^a las dent, se daivoaera lai pe,
Le bola, le joamma'^^), rhulla coame ne bete,
Sas oeille tout en feu ly soettin de lai tete,
T'es be te daipouera, t'airacbie las cbeveu,
Jaima te ne vores lai fin de tas malheu,
515. Te ne fa seulement que coumancie lai dance,
Te n'es pas coaot au bont, n^ait pas fa que coamance,
Cequi ce n'ot encouot que di mie de bonddon,
Et binto te vords bin das antre cbanson.
500. Pleines de plomb, de soufre et puis de «poiraisine».
Ouvre-lui le gosier ; verses-y cette liqueur,
Des grosses pochees pour lui refaire le coeur.
Autrefois cette douillette et cette petite boucbe
Ne pouvait pas marcher^ eile faisait la pimbecbe.
505. Dessous ce gros marteau radouve lui les os,
Et tu [les] lui raccommoderas dessous ce gros etau.
Laisse- la (defrapper) se debattre ; il n*y a point de pitie.
Yoici la laide fin des modes et des paniers.
8. Cette pauvre malhenreuse enrageait de depit ;
510. Elle griuQait les dents, se d^vorait la peau,
Elle roulait, eile ecumait, eile hurlait comme une bete.
Ses yeux tout en feu lai sortaient de la tete.
— Tu as beau te dcvorer, t'arracher les cheveux,
Jamais tu ne verras la fin de tes malheurs.
515. Tu ne fais seulement que commencer la danse;
Tu n'es pas encore au bout, tu n*as (pas) fait que commencer^
Ceci ce n^est encore que du miel de bourdon.
Et bientot tu verras bien des autres cbansons.
/
Le Jadd^ (Cf Jaq. 1040: jaedhe) ^ le gosier, le gösier. — '^) l^c
miemouche est une pimbeche, une prc^cieuse, une bt^gueule. — "''J Raidouc
ra«louv(»r, reniettro les douves. [Cf Jaq. 303: le voiqui que cfi4 tou p
douve ^ li» voiei qiii clioit tout par «louves, (comme un tonneau d^c<»rcl^
— '") Cf Jaq. 72i) : t'an joume. Jouma — öcumer. A Besannen on d
de \2L joume de biere ; de la bi6re qui joume (all.: Schaum).
Les Paniers. 209
Et d'in CO de Aregon y te lai feset ohere
520. Toat oomme in trebeillot ^^), dedan ne grand ohaudere.
T trembelo de po qnacd y yoy6 celai,
T dainiehi^^ bin vitte, & voas lai plante lai
Daime ai lai moude antantvous en.pend as oareille^
Se Yoot SjBute las loix que loa monde vons beille.
Et d'un coüp d6 fourgoo, il te la fit choir,
520. Tout comme ane , toapie, dedans tine grande chandiere.
Je tremblais de peur quand je vis cela;
Je (diniohai) partis bien vite et vons la plantai iä.
Dames ä la mode, autant vous ea pend aox oreillesi
Si Yoot saiv^E^ les lois qne le monde vons donne.
^•) TrehiUai ou trepiüai = se trtmousser, toorner sur soi-m^Aie. Le
mot : trebi ou trebeiüot = toupie. — Le Dict. patois de 6u61at donne aossi
le mot de iroubicU (trübiä) = toupie. Cf. Cent.: trehillot = tourbillon; au
fig., homme vif et turbulent. On appelle encore trebiUot un osselet perc^
transversalement dans son milieu, et qu'on fait toumer au moyen de ficelles
pass^es dans le trou. — ^) D4n%cher = sortir de sa niche, partir. (Cf. d6nip-
per, d^eniller.)
14
210 Les PaDiere.
II. Po&me de Raspieler«
Manuscrit de J. P. Raspieler (Ms. A). ')
ARRIVIÖE D»UNB DAME EN LAUTRE MONDE
HABILLÄ EN PANNIER.
Vers Patois di Cornat.*)
I seat sehe b6 des Daimes, et de loiie tintaimaire S
De^) m& füe loa raisohait, de loa6 nos n'ain qne*) faire ^4
Ait qiü'udaa qaian on d'oeu-ye qiü'e pot les admiraj S>
Yoili des hia meutäs pot se faire aidoraj, 6
5. Demoarrerain longtems aiorepi sehn lou6 QiüU|
Sain que gnSan aiye envie de sembrnere^) desbhn.
Les gens de jagement son tot soandalizai,
Devoir ces evairans ornai cot des ataj.
Ait jit g6t belle voit quYe David Test pridit:
10. Filiae compositae nt similitndo templi Ps. 143.V.12.
I me moqaait de loaSre, ma foy quXe s'engregnin, ^
En digean lait voirtaj louleax^) qiüait n'antchabin "
Qne langairdin^) de moi, me nannin Etriö:
*') Les chiffi-es ä droite du texte iDdiquent les vers correspondants
poöme de Bizot. — ^) Le Comat est le quartier de Courroux sar la rive
de la Scheulte. Ce mot est fr6quent dans le Jura et d^signe soit un coin
pays (ainsi ä. Moutier, le Grand- Vdl, comprenaDt les villages de Grand
Ck>rcelle8 et Cr^mines, s*appelle aussi le Comat), soit ud quartier de villi
(Cf. Fol. p. 48, note: le Coinat di Jone, le Coinat des OueyeSy k Alle). —
Suisse romande coDuait aussi cette expression. Cf. La Pastaure, par
Bols-Melly, p. 240, note: cornier — coio, ancien dialecte savoyard; coi
comihre soot encore des noms de localit^s aux enviroos de Grenöve. Ooj
ä vin peut avoir d^sigu^ la placette ou le coin de place oü se tenaii
les charrettes certains jours pour le march6 du vin, transförö plus
Place N!-Dame. ~ ^} M. Folietete a corrig6 en 1« ma fue lou raichaü. A
avis, cette correction ne se justifie pas; ce de n^est pas une faute de
et lou ne signifie pas les. — Nous avons ici une de ces ezclamations
impröcations comme j'en ai d^ja relev^ dans mes Chants paiois jurassi
(Cf. Arch. VI, p. 275, note 2.) Les tout vieux disaient encore aox eof«
turbulents: b^grd d9 pl^ d'mätä! - bougre de petit de (mal tempe) dto
— *j Fol. 2 a ^crit: quie faire (tx9 f^r9). J*ai copiö textuellement AS
que faire (k^ f^r»). Raspieler n'a pas toujours et partout employö le iX9
gens de C*ourroux (Cf. Arch. III, p. 259, note 3); quand il le fait, il toi>
son qui 4-voyelle (Cf v. 3: quiudan (txiidä), quian (tx'ä)^ v. 5: g^ f ^
otc. J'ai rigoureusement rospecte son orthographe et transcrit toqjoors
Les Paniers. 211
ni. Poime de Raspieler.
TranscriptioD phonötique en patois de Courroux.
ARRIVEE D'ÜNE DAME EN L'AUTRE MONDE
HABILLIÖE EN PANIER.
i B& X9 8Ö d^ dem e da lud tttömerQ ;
da mä täs lü r^x^! da Iü9 119 n'S ka ^ra!
^ tjfüdS t](' Sn-Ö d'oeya t/a pg lez-&dmirj.
vwäli de be motö pg sa fgr edjre!
5. damürarS lötS ^krapi xü lüa tj^U
88 ka üfin-eya Svia da s'Sbrüra daxü.
le djS da djüdjamS so t§ skSdäliz^
da vwä sez-everS grn^ kq dfz-äte.
e ye djö bei vwä tj^a David l'§ predi:
0, Filiae compositae ut similitndo templi.
i ma mgk^ da lüar, mä fwä t](9 8'SgraüT!
S dijä lg vwärtg, lülö ix' e n'S txÄ bl!
ka. iSg^rdT da mwä, ma nSnX etriö:
Traductioii.
Je suis 8i (soül) fatigue des dames et de lenr tintamarre;
De (mauvais fea) foudre [il] lear racle! d'elles noas n'avons que faire!
Elles croient qu'on n'a d'yenx qae poar les admirer.
Yoilä des beaax museaax poar se faire adorer!
[Elles] demeareraient loDgtemps accroupies sur lear cal
Sans qae personne ait envie de s'61ancer dessas.
Les gens de jngement sont toat scandalis^s
De voir ces 6ventees om6es comme des autels.
II y a d^jä (belle Toie) beaa temps qae David Ta pr^it:
Filles parees ä l'egal da temple.
Je me moqae d'elles; ma foi, qa'elles se fachent!
En disant la v6rit^, parblea, (qa')il n'en chaat bien!
Qa'elles mädisent de moi^ [qa'elles] m'appellent sorcier:
par A», et quie par ix». — *; S'embruere (s'äbrtbn) ^ s*6Iancer, se jeter
prendre son 61an. (Cf. le vaudois s^embrier, m6me sens.) — *j Ce mot
toajoars ^crit lisiblement louleux (Voir au Glossaire). Dans B, on le ren-
tre soas les deax formes lonUux et louleux, — '') Langairdai^ cito dans
jrlossaire A = mödire.
213 Lee Paniers.
Vnicai que Dens mandavit deproximo suo. Eccl.51. v.l2.
15. S*an poyai pee les retsches, des pauvres desavraj,
I n*airo ran et dire, n'ait yi^) forai mon naj.
Main enquieax in tcheqnl'an le vent portal sehe ha
QaYe lait gaüeuze et lait Noble sont .veti6^; tot yuha
De tot tems en on vu grainte differance
20. £ntre c6s di common et ods de gentelanoe '^) ;
Main les pouyes revis^^), les petetes Borgeaizes
Yorrin faire raipp6 es Daimes de Noblesses.
9'a bon quian les cognla, atrement en croirait
Qaiait sarrin*') des Princesses, voubin aqnXe d'aidroit ^'}.
25. I me seat emportaj pairdon, Schires, pairdon! 9
Dait^^) j en aj le snjet, ho quüan m'^atoit dont: 10
Lait mattere en ä belle, et 90t qui vos veat dire 11
Fairret gonschai les enne, et peux les atres rire. 12
Y aj l'atrie^^) rancontrai donb' Daime de Del^mont 13
30. Qae san allin briezain^^) contre Cortemmilon ^^): 14
Alt poirrin^^) portain bin etre de PorraintrUi
Ait sentin lait laivare '^) : Diaile en pannait son q.
Tote dou6 empaqoetai dain lai san
Fat^ qae de ta'es traes sin dinche coiffan.
*) IPait yi = ni (ou ne) ait yi = ni 4 y. — ^) Le mot est 6crit aiosi;
cette forme n^existe pas, on dit viti. Peut-^tre Tauteiir a-t*il voolu terire
vitu (Cf. V. 48 oö pii =^ p»). — **) Litt^ralement: gentillance = noblesse.
— ") Les puy9 nvi = les poux revifs. S*emploie encore en Ajoie et a
maintenant le sens de: les parvenus. (Cf. Koh. p. 27, remarq. 5*) loi 11 ne
se dit pas de parvmtis riches (Protz) ; il s'applique ä des gens de basse ex- —
traction qui veulent absolument se faire valoir, se donner des airs de grands «^
personnages, alors quo chacun sait qu*ils n'ont pas le sou. Ce sont des or- —
gueilleux, des pr^tentieux qui fönt comme les poux ä moiti^ ^cras^, et qui
essayent de relever la tete. — La Monnoye, Noels bourguignons, p. 124,
N. Vll, emploie ce mot qu'il explique comme snit: ^Pouille-revij pou mal
< 6crase, revenu en (juelque sorte de mort k vie, terme d'humiliation ponr un
«pöcheur qui veut s'an^antir devant Dieu; quelquefois aussi terme iDJurieux
« quand on s'en sert par m^pris contre des gens ä qui on reproche la
*de leur premier 6tat.» — **) Forme inusit^e, on dit sin. (Cf. B. 30: Bairrin.)^
— *') A Courchapolx et autres villages du val Terby, on dit encore: iß
d'^drwä ^' il est d'adroit, il est comme il faut;^ on entend aussi: ätxe
d'idrwä ^ quelque chose (de d'adroit) de comme il faut. (Cf. v. 90.) — Re—
marquer la rime avec kr^r^. — *♦) B^ - Dieu! (Cf. piäJ^i^t ^ pardieu oui! ^
— Tr^s fr^quent encore aujourd'hui. — ") L'Otrl» = Vötn yö, Tautre^hier:^
avant-hier. ('f. Titalien Valtr'ieri. — *') Briezai (Gloss. A = coorir de^i del;
s'eraploie encore - vagabonder, r6der. li vü vds't*äi^ brUzi ? dira-t-on A ur
gamin (\m s'apprete a courir dehors. — ") Courtemlon, belle propriöt^ em
Del^mont et Courtetelle. — *») Inusitd de nos jours; on dit: pfrf. — <*j
sobriquet des gens de Porrentruy explique ce passage ; les armes de la rii
etant un sanglier, les habitants s'appellent les p^^-s^yi, les sangUen, ou I
porcs (7? PQ9).
Les Paniers. 218
Unicuique Dens mandavit de proximo buo.
ö. s'S p$7§ pe9 le retxo de p$\rro d^sävr^,
i n'^rö 1* ß dire, n' ^ yi fjrj mö nj;
mS St;^8 T txet;^ lo v& p^rt^ xo ä
t/9 le dy8z9 e 1^ nj^blo sS y^Ü t^ yüä.
dd t2 tS Sd-S vü grSto diforSso
ü. Strd se di kgm& e se do djStalSso;
mS le püj9 rovi, le potöto b^rdj^zo
v^rT f^ra repä e d^mo dd n^bl^o.
s'ä bS t^^ S le kgfiä, ätromS S kr^r^
t/'e särT de prls^BO, vü bT ät/e d'^drwä.
5. i m9 80B Spgrt^, p^rdö, xira, p^rdS!
de! ySn-g lo ettdjg'l hö! t;^' S m'gkütg dö!
1^ m^tero Sn-ä hk\9, e 89 k'i v^ yde dlra
f^r$ göx^ Ifz-^no, ^ pö kz-atro nrd.
y'l TätrQ yi9 rSkötr§ dü9 dema da D1em(^
a. k9 8'SnälT bn9zS kötra K§rt^mlö.
8 pjrT pgrtS bT etra da PgrStrü;
^ sStt lg l^vüra: dy^la S pSne 85 t;^!
t^ta düa Späkat^ dS le sS;
f ät-e ka da täla trtta sT dtxa kwäf & !
c
Dien a Charge cbacan du Boin de sod prochain.
5. Si senlement on poavait diBtinguer les riches des paavresy
Je n'aurais rien a dire^ ni a y foarrer mon nez;
Mais aojourd'hai (an) chacun le veut porter si haut
Qae la gaease et la noble sont vetnes tont pareillement.
De tont temps on a vn [one] grande diff6renoe
1). Entre celles du comman et Celles de nobiesse;
Mais les parvenaes, les petites bourgeoises
Yoadraieot faire rampeaa aax dames de nobiesse.
C^est bon qo'on les connäit, aatrement ou croirait
Qa*elles (seraient) sont des princesses ou bien quelqae chose de bien.
>. Je me suis empörte, pardon, Messieurs, pardon!
Parbleu! j'en ai le sujet! Ho! qu^on m'6coute dono!
La matiere en est belle, et ce que je vous veux dire
Fora gonfler les unes, et puis les autres rire.
J^ai avant-bier rencontre deux dames de Delemont
). Qui 8*en allaient vagabondant contre Conrtemlon.
Elles pourraient pourtant bien 6tre de Porrentruy;
Elles sentaient la lavure : le diable en torohe son cul !
Tontea deax empaquetees dans la soie;
Faut-il que de telles truies soient ainsi coiffees!
2l4 Les Paniers.
35. I-yi digi**^) raes Daimes voa d^airin vargangnie,
Sa anqaYeax le Du^moine, reqaYeate-vo'') a motie?
Tot ces graintes proi-yieres sont trop ledes*') et solaines,
Nos ne sonspe sehe nunbin de poire tain de poine.
Main mes Daimes vos s^ite qxüe lait devotion
40. A v6tre herritaige et votre ocoupation?
Le Daemoine des tchai-76'^) Toffice ^re che long
Qul'e nos ne seunne soudai**) d'etre ait genon-yon**).
I les pYaqaet les doües, pot allai voit masse:
Oa ere enne Donzelle quYaivay lait paterasse'^},
45. Y^reschaissutenan*'), qui pteingeay, sospilai*®),
De 90t qnl'e lait grain masse in po long tems darait
Y^sesse**)! digeay-ti, tot mon pauvre coe grule,
Si n'airo pi^®^) pri stu maitin des pillules!
Mes pauvres petets pies sont g^t Evarteyie^^),
60. Dait y seut tote vouiqae*^) d'etre aigenon-yie:
<^) Forme inconnue de nos jours (B. 51 )'a aussi): on dit: t yt dyf,
— **) w ntxödrd = se retirer. — r9tx^dr9 a aussi le sens de recueillir.
(Ärck. III, p. 275, n** 8, str. 3.) — ") Ledes, lire ici: l(d9 = ennuyant, em-
barrassant, qui est au chemin, encombrant. — v^, vi, l(d9 mübyel = ito, tni,
meutHe encombrant, dit-on ä un enfant qui se trouTe toujours sur votre
chemin. — Ne pas confondre, comme le fait M. Folletßte, airec J^d» (peu
usitö) = laid, laide; on aurait plutöt employö pät9. — *») M. FoUet^te (Cf.
Fol. 41, p. 55, note **) traduit par: dimanche des cailloux; c*est une
faute. En patois, caillou = txiyQ (Vd.) et txfyQ ou kfyQ (Aj.) — Le
mot de txfy^ est encore trfes employ^ aujourd'hui d Courroux; If txfyf
(plur.) = le houx. Le dÜ9mwän9 d^ ixiyf — le dimanche des Bameaux.
Dans le Val Terby, on Tappelle le dvamw&n» df hSXm (Palmen). Ce jour-lü,
en effet, ToflSce est fort long. — On plante au jardin le houx bönit rapportö
de TEglise; on le laisse en terre jusqu'A Päques; alors on Tenlöve et on le
conserve. ä la maison; quand il tonne, on en brüle un rameau sur des
braises, |>^ pr^z^rv^ di iä. — Dans d^autres localit^ le houx s^appelle le pTfp,
— 24) 8Üdi (\&t.: solidare) = tenir forme au poSte, supporter, endurer. (Cf.
V. 54.) — 2^) Cf. le vleux fran^ais: ä genouülons. Au vers 50, nous avons la
forme verbale. -- *^) Cf. Glossaire. Vermes emploie encore ce mot dans le
sens de: toupet, audace. Ex.: kf pät9rä89 fl §! = quel toupet il a! — *') Cf
Glossaire. M. FoUetßte öcrit: c'aissutenan ; je ne sais pourquoi. — ") Lire
sppil^, qui 86 dit toujours, et non söspü^. (Cf v. 139, 211, etc.) — **) C'est
le mot allemand: Jeses! (Cf. v. 67.) — »Oj p/^^ \\re pi»^ ou plutöt pf9 (Cf
V. 18, note 8 et v. 85 : cdi ^ s§l). ~ '*) Bien que le ms. A porte (vart^yU,
le ms. B (v. 67 et Gloss.) a ivartegie (ivärt9jl9). M. X. Kohler a corrig^ la
Version B. en evärt^yU fCf Koh. 67). Je crois qu'il vaut mieux lire comme
ici: ^värt^yU. L*orteil = Vvärt^y», d'oü le participe: (värtiyf^ = litt, diwr-
ieilU, deboiU. — C'est du reste ainsi qu'on dit aujourd'hui. — ") Le ms. A
et Gloss. donnent: vouique. Le ms. B (68) donne voüie et le Gloss. B tfoüje
(Koh. 68: vouique). Je ne sais quelle est la meilleure forme, le mot ne
s'employant plus aujourd'hui a Courroux.
Les Paniers. 215
35. i yi diji: med^mo, vg d|rT y&rgSnTo!
8*ä St/6 lo dü9mwän9y r9t/dto-v§ ä mötid.
— t§ 86 grSto prwäyiora t5 8r2 l^do | 8o1§d9;
n§ n* 85 po xo nflbt da pwär tS d9 pw^no.
— mS» med^me, yö seto t/o le dev$8i5
40. ä V2tr9 erit^dja e v^tro g^üp&sio.
— l9 düamwänd de tx^ye T^fiso ^r9 xo IQ
t^9 nq n9 8c&nd 8Üd^ d*etrd ^ djonSyS.
i le pyäk^ le dü9 pg äle ywä mäsa
ü ^r9 ^D9 d5z§l9 t](^ ev§ 1^ pät9rä89.
45. i er9 x' ^8iit9nS k'i pySdj§, 8§pil§
d9 89 t/9 1^ grS mä89 T pö iQtS dtir§.
— Yez98 I dijgt-i, tq m5 pövro köd grül9.
8*1 n^^vö pea pri 8ttt m^tX de pilttU !
me pövr9 pat^ pi9 85 dj^ ^värt^yia;
50. d^! i 8db iqtQ vouique d etr9 §dj9n5yi9.
35. Je lenr dia-: Me8dame8, you8 deyriez (yergogner) ayoir honte!
C'e8t aajourd'hni (le) dimanche, (retirez) rendez-yoas ä l'^glise.
— ToQte8 068 grande8 prieres 8ont trop ennüyante8 et fatiguites;
K0118 ne 80iDiDe8 pa8 si niai8e8 de prendre tant de peine.
^- Mai8, Mesdamee, yoa8 eayez qae la d^yotion
40. Est yotre höritage et yotre oeoupation.
— Le dimanohe de8 Rameanx foffice 6tait ei long
eine noa8 ne (eiimee) pümee endurer d'etre agenouilleee.
Je le8 plantai lä pour aller yoir meese
Oa itait nne donzelle qai avait la dStreese.
45. Elle £tait ei doaillette qu'elle plaignait, eonpirait
De oe qae la grand' meese un pea longtempe darait.
— J68a8! disait-elle, tont mon paavre oorpe tremble.
Si je n*ayai8 eealement [pas] pris oe matin dee pilalee!
Mee paayree petite pieds sont d6jä ddboitee ;
50. Dien! je enie toat ereint^e d*etre agenoaill6e.
216
Les Paniers.
Yai git pri le borron, le redenx et le Clocat**),
Yairrö cent fois meat fai de vardai le fornat
Yaivo Soscbpainsiön ^)y q.ai solerait de lai dainse
Porcemöme y soudet jaSoqal'an '^) ent roschie paince'*).
55. Ste Daime dont j prageait ere belle et pimpai,
Yaivaj prit tot sod tems, pot ae bin ^paingoYaj ^^^
Yere tcbairgie de noagat'^, de Robe et de pennier
Qul'antrain dedain les bains I motret son derie.
Y^re pondran, fri^olan, qulquiudo tot de bon
60. Qulie g'ere in tchin bairbait, voa le quYa d'in oeyon
1 me pancet, mon Du6! comment des braives gens
Ozan t'et pairet bin se yettre sehe peuttement?
Main DnS quYe hai-yenne'^) ces modes et novatais
Tot di long 6tanda lait faj^^) ait cambisaj^^):
65. Yailai beyon-nain, criaj tain qalipoyai,
Oye le qnlieae! l'eschtomait ! helai Seigneur hel^j!
I n'an pent pu, Yesessel mon Dien, Yierge Mairie!
Allai pi^') in p6 d'Ave e?i lait Eejne D'üongrie:
Yos etes en 6preg&^')? conete dont viteman;
70. Lait voila qulia schasaj**), les Oeu-yes yi yiran.
A vin aigre, a Yin aigre, vite di brainteviii ;
You bin aipportai yi lait toban-natte^^) di vin:
Cigangnie lai gai-yai^^): le malaige lait tnS,
78
'3) La forme klpkä existe encore dans le Yal Terby, ä c6t6 de: h Ipl
— ^) Confnsion entre : Suspension et suspician. — ^*) Cette fa^n de parli
jusque ~ jusqu'ä ce que s'emploie encore aajourd'buiy dans le Jura, meme
fran^ais; mais on dit plutot jusqu'ä quand: ÄUends-moi jusqu'ä quante
reviendrai. — ") Cf. Arch. YI, p. 163, note 5. Le GIoss. donne : roschie
~ V Agnus Dei^ qui se chante Ä la fin de la messe; mais le r(^ji> pi89 döi
aussi, et c'est encore le sens le plus habituel aujoard'hui, la cons^cratii
Vilivation, au milieu de la messe. — '^) C'est le mot : ipingler. M. Follei
je ne sais pourquoi, traduit: bichonner, — ^) Ce mot toiyonrs öcrit noum
dans le ms. A, se prononce pourtant nükä et non nüsä (Cf. B. 77 : nükä).
'*) On a les deux verbes: fyi — hair, et fy9n^ = d^tester, m^priser.
^) M. Follet^te traduit: la fit; inexact. C'est le präsent: la faU. Au
d^fini on aurait: If ßz( i-käbiz^. — ^*) Ce mot, inusitö aujourd'hoi, estt
cambissaj au vers 323. Le ms. B, vers 86 a camhysaj, et le Gloss. B:
hissaj, — ♦*) L*expression pi, qui revient plusieurs fois (Cf v. 75. B 103,
et que Raspieler donne au Glossaire, est inconnue de nos joars. — ^)
X. Kohler (Koh. 90) et FoIIet^te (Fol. 69) traduisent: Yous 6teB li tn
c'est la signification donn^e au Glossaire B; mais le Glossaire A dit:
— immuable, une souche. Mot inconnu aujoard'hui. Le sens est: Youb re
la plant^s comme une souche! — ^} Lire: xäs^, et non xäs^\ o'est le
passö. L*adjectif a;ä« (Ajoie: xäs) = döfaillant, övanoui, p&mö. — ♦*) Le i
encore usitö de nos jours, d^signe la burette dans laqnelle se met le ^
la messe k l'^glise. — ^^) Ce mot g^^ = gaillard[ement], est eooore oaitö i
tenant, mais ii a pris le sens de : toujours. iß ( g^yi swä = il a toiyoiin 0(^ S^; \
i 9^y^ ^ f^9vr, g^yi mä ^z-ay» ^ il a toujours la fiövre, toujoun mal aux ^^^Wtf
Les Paniers. S17
y'§ dje pri I9 b^rS, I9 rQdS, I9 klgkä.
yirö 85 fwä möd f^ d9 v&rdf I9 fgrnä!
y*|yö sttxpSstS k'i söbr^ d9 le dS89;
P2r89m^9 i 8Üd$ djSt/' Sn-tt röxio pS89.
8t9 d^m9 d9 i pradje §r9 b^l9 e pTp§;
i evg pri !§ 85 tfi P2 89 bT epTdy^.
i ero tz^rdjld d9 nükä, d9 r2b9 ^ d9 p^nla
t;^* Str6 d9dS le bS i mötr§ 85 d9n9.
i §r9 püdrSy friz^lS, t;^' i t/ttdö t§ d9 bS
t/9 s'gre I txl b|rbg, vü U t;jftt d*Tn-ö9y5.
i m9 pS8$: m5 dtt9! k^mS de br^vo djfi
özfite, p^r^ bT, 89 v6tr9 Z9 pcBt9inS?
m6 dü9 t;jf9 §7§n9 8e m9J9 e n^vit^,
q di 15 etSdül^ f|'^ k8biz§.
i &1§ b9y5n6, krie t6 t;j^' i pgyg:
öyd lotj^d! l*ext§m§! e\^, Seigneur, el^!
i n'S p& pü! Yez9s! man Dieuf vi9rdj9 iD^n9!
— &lg pi T pö d'äv9 fi le ren9 d^Hongrie,
yöz-6t9 2ln-^pr9gä! kü9td d5 vit9m8!
1^ vw&lä tjf* ä x&sf, lez-cBy9 yi virS.
ä vinegro, ft vin^gro! vit« di brSt9vT,
vfi bX ^port§ yi l^ txSn&t9 di vT !
8igSfiI9 1^ g^y^: lo mälej9 le ttt9.
J'ai di]k pris la toax, la coliquO; le hoquet.
J*aarai8 cent foi8 mieux fait de garder le foarneaa!
J'avais sospicion qn^elle [se] fatigaerait de la danse;
Poartant eile tint ferme (jusqa'on) jasqn'ii ce qu on eut frappe la poitrine.
Cette dame dont je parle 6tait belle et pimp6e;
Elle avait pris tont Ron temps poar 8e bien ^pingler.
Elle 6tait 8i chargee de noeuds, de robes et de paniers
Qn'entrant dedans les bancs, eile montrait son derriere.
Elle etait poudree, frisol6e, que je croyais tont de bon
Qne o'etait nn cbien barbet oa le cul d*an oison.
Je (me) pensai: Mon Dien! comment des braves gens
Osent-ils, parblen bien, se vetir si vilainement ?
Mais DieUy qai d^teste ces modes et nonveant^.
Tont du long 6tendue la fait (ä) onlbuter.
Elle allait roulant par terre, criait tant qu'elle poavait:
Aüe le ccenr ! restomac ! bilas ! Seigneur, b^las !
Je n*en penx plus! J^os! mon Dieu! Yierge Marie!
— AUez chercber an peu d'eau ä la Beine de Hongrie.
Vons etes comme une soaehe ! coarez donc vite !
La voilä qoi est pam^! les yenx Ini tournent.
An vinaigre, au vinaigre! vite de Teau-de-vie,
Ott bien apportez Ini la bnrette da vin!
Seoonez-la vigoorensement; le malaise la tue.
218 Les Paniers.
Toy coaß vite a Liain*') pot yaipportay di brufe*. 90
75. Q,riie quYeqnlLan alle pi le Dootor Schosohemi?
Portal lait soha son-y^, Maidaime en vait mearrj. 94
I gremme g^t les dents, son vesaige a tchaingie^ 95
Loaleax d'in vire main y vait etre virie. 96
Helai! mon Due Helai! I tire les derie^^), 97
80. Y6t get le rainquoi-yat*^, 1 pai pot l'atre vie. 99
Yain kovalain^^) aipr6 U jainqaüan l'eternitaj 100
Aaffin de remerqaaj de quYe cotaj y adr6t; 101
I tire devoi le Cie voi-yan se yantreret. 102
De lait Sainte Citaj vait cakaj en lait po^rte 103
85. Saint Pierre oeavrj me l'Eat j seut cel^ qiüar moerte. 104
QuYu cake ciellot^^)? a ce in Caremantran? 105
Le Cie n'a pe ai-ya fai pot ces soertes de gens
Se botte a r^cremi, cake ancot^^ enne fois; 107
Pierre dit, oeavran yi, di moins ran qnYe pot voj, 108
90. Se porrait bin etre quieque chose d'aidroit, 109
Alt devirre ses scbairs^^), r'oeavre ancot enne foj. 110
Comme j feat eschtanglay ^^) devain le Pairraidj, 111
(itfievesse *^) qtfian me frevoze^®)? qui seut scbe bin vetj.
Entraj Maidaime, entraj yan seut pa qul'e content^
95. Main sain vo derobaj: I ne veat pe atreman.
^^) Cette expression noas serait inconnue sans ^e glossaire. — ^^) TirU
l^ (Jbrfs = tircr les demiers (sc. soupirs) est tr^s fr^qaent de dos jonrs, mais
ne se dit que des betes, et Jamals des gens. — ^^) Le rikwäyä d^sigoe le
räle de la mort. Cf. le vandois: le rancö. — ^) Lire ici kouaiUtin (v = u.
Cf. Gloss. kualaj et B 122: coüalaitiy Gloss. coüalaj). Aajourd'hui d/f kwäii
— aller lentement, en trainant : i 8*ä v( tö kwäli. Les ms. A et B donnent
un verbe kwäl^ — marcher tout doucement aprös. On traduit (Fol. 81 et
Koh. 122): allons, marchant doacement apr^s eile. Mais comme dans aucan
des raanuscrits 11 n'y a de ponctuation entre vi et kwäli, on peat traduire
comme je le fais et comme on dit encore aujourd'hui. — On a encore le
subst. ^9 kwäb toujuurs pris dans nn mauvais sens: bas d'ane robe qui a
train^ dans la boue. — ") Compl6tement inconnu aujourd'hui. — **) Cour-
roux dit: äkp; le Val Terby: fkf L'Ajoie dit: äktc^. — ") C*est 6videmment
une faute de copie. Ms. B. 135 a scJwj; on n'emplole que le mot x^ (Vd.) et x^
^Aj.) — ^) Le ms. A. dit eschtanglat, le ms. B. eschtangaj. Le mot s'emploie
encore aujourd'hui et derive de l'allemand Stange = se tenir droit comme
une perche. Courroux dit: ^ so si dvi ^xtäg^ kd n* f^rä — elles sont plan*
tees 1:1 devaiit qui ne fönt rien. On a aussi: d^z-^xtäg^ — femmes oisives,
plantees la les bras croises. rävw^iU vwä s^z-ixtäg^ k9 m^kä — Kegardez
voir ces d^samvn»es qui cancaneut. A toujours un sens pöjoratif. — Baspieler
dans süu glossaire ayant doune ä ce mot le sens de: etre debowt avec fieri6
(quMl avait peut-etre a son epoque), jai cru devoir traduire comme il Ten-
tend, bien que le mot n'ait ])lus cette acception maintenant. — ") Cette
forme quievesse quian ne peut se comprendre que comme je Tal traDscrite,
le qui — correspondant toujoura a tx9 : tx^ ä 89 tx'ä — qu'est-ce qu'on. —
56) Frevozaij inusite aujourd'hui dans ce sens. (Voir vers 195, note.)
Les Paniers. 219
twäy küd vito ä liS p^ i ^P9rte di brÜ9.
t;^9 t]fft/fl äl9 pi l9 d^kt^r x^zomi!
p§rt| 1^ xtt sC ye! med^m9 fi v^ mSri.
i gr9m9 dj^ le dfi, 85 vez§dj9 E txSdji9.
lülö! d*I vir9-m6 i ve etr9 viri9 !
e]§! m5 dÜ9, e]^! i uro le d9n9.
i $ dj^ l9 rSkw&yä; i p§ p^ rätr9 yi9.
y6 kw&lS §pr§ le djSt/' fi l'et^roit^,
SfT d9 r9m^rk^ d9 t/e köt§ i adr$.
i tira d9vw& l9 819; vwayS 89 i ätr9r$.
d9 U 88t9 8it§ v§ käk^ & 1^ pö9rt9:
8S pi9r9, 8vri-m9 1'8, i soe 8^1 t/' i mö9rt9.
— t/U k&k9 ciellot? i-89 I "^kärfmStrS P
l9 8l9 n'ft p^ eytt f^ P9 se 899rt9 dd djfi.
89 b§t9 ^ rfkr9mi, käk9 Sk^ ^n9 fwä.
pi9r9 di: 8vr5-yi, di mw5 rS t/9 p§ vwä;
89 pjr bX etr9 t/et/9 txöz9 d'^drwä.
e devlr9 8e x§, rövro fik9 eD9 fwä.
k9m9 i foB ^xtSg§ d9vS l9 per^di:
t/'a 89 t/'fi m9 fr9vöz9 k'i sob X9 bX veti?
— 8tr§y in^dem9y Str^, y'fi 8ob pü t;jf9 kötfi,
mS 8$ y§ d^röb§; i n9 vob p' fttr9m&.
Toiy ooniB vite ä la cnisine pour lui apporter du bonillon.
Qne quelqu'un aille chercher le doctenr Sonffle-m'y !
Portes-ia sar 8on lit! Madame en va moarir.
Elle grince d^jä les dents, son visage est chang6.
Parblea! d'an vire-main eile va etre toarn^e!
H^las! mon Dieu, b^las! eile tire It-s derniers [soapirs].
Elle a dejä le rale; eile part poar Tantre vie.
Allons doucement apres eile jusqa^en l'^ternitöy
Afia de remarquer de qael cote eile ira.
Elle tire devers le Ciel; voyons si eile y entrera.
De la Sainte CM [eile] va frapper ä la porte:
Saint-Pierre, ouvrez-moi Thais; je suis celle qui est morte.
— Qui frappe ici? E8t-ce un (Carnaval) masqae?
Le Ciel n'a pas iti fait pour ces sortes de gens.
Elle se met k redoubler, [eile] frappe encore une fois.
Pierre dit: Oavrons-ld, du moin8 rien qae pour voir;
Ce pourrait bien etre quelque cbose de comme il faut.
II dätourne ses clefs, rouvre encore une fois.
Comme eile fut fikement dress^e devant le paradis:
Qu'est-ce, qn'on me m^prise, [moi] (que je) qui suis si bien vetue ?
— Entrez, Madame, entrez, j'en suis plus que content,
Mais Sans vous d^vetir; je ne veux pas autrement.
(A suivre.)
Die Verehrung des h. Morand Mon,
Yon E. A. Stückelberg in Basel.
Unter den spätmittelalterlichen Heiligen des Bistmiui Basel
verdient S. Morandus^) Mpnachus um seiner Yolkstümliehkeit
besonderes Studium. Der Kult des h. Morand ist eng begrenit
und sozusagen auf den Sundgan beschränkt; doch ist dnrch die
intensiven Beziehungen zu Basel ^) einerseits and ^ani Benedik-
tiner- bzw. Cluniacenserorden anderseits die Yerehrung 8. Mo-
rands auch in die Schweiz getragen worden.
Zeugnisse dafür sind Reliquien, die im Jahre 1459 in der
S. Andreaskirche zu Basel ^) erwähnt werden; dann Snrgants
1502 erschienene Vorschrift^), deren Wortlaut hier abgedrackt sei:
Uff mom verkund ich euch des heiligenn beiebters tag saoct
Morand. Sein woDung zu Altkirch bey der stat Basell bistombs in
eime Kloster des ordens Cluniax gehebt hat, do auch sein hchnam be-
graben erhebt ist. Durch welchen heiligen got der almechtig vfl grosser
mirackol und wundorzeichen mercken ist in mancherley weg den sollen
ir wissen zu eoren uff morn.
Auch die Klöster im Jura besassen Heiltum von S. Morand;
Walch^) nennt Partikeln, die im XV. Jahrhundert in Lützel
ruhten; SaintJmier verlor die seinigen beim Bilderstnrm. V.
Acklin^) berichtet, dass im Jahr 1654 das Priorat von S. Morand
in Mariastein vergebens Reliquien reklamierte; es ist anzunehmen,
dass es sich um Reste des Schutz- und Namenspatrons des Prio-
rates handelt, denn Mariastein besitzt Heiltum des Sundgauer Hei-
*) Nicht zu verwechseln mit S. Morandus, Abt von Brueil in Burgund,
5. Mai; Stadlkr, Heiligen-Lexikon IV, p. 493. — *) vgl. das Basler Urkunden
buch und zahlreiche ungedruckte Dokumente; hier zwei Beispiele:
Item der Propst von sant Morand git (dem Kloster Maria Magd,
in Basel) XV den. von einem garten und mätteli gab vor niathis bop
und zum letsten die kannengiesser. M. Magd. St. A. Base).
Item wernlin webar von Altkylch ist abgelassen 1 ß von sinem
huss, etc.
3) vgl. des Verf. Gesch. der Reliquien (I) Reg. i\^ 322. — ♦) Manuale cura- —
tonim: consideratio IIl de modo indicandi festa sanctorum dominicis diebu:»— ^^
p. 63 (Basel 15()2). — ■•) Miscellanea Luciscellensia I p. 491 — 506 (Mscr. \ir-m
der üniv.-Bibl. Basel). — *•; Ackli.v, Chronik VI, p. 994 (Mscr. im Staatsarchiv—
Solothurn).
Grab S. Moranda mit der durchlöcherten Steiaplatte in S. Morand (Elaass.)
Die Verehrung des h. Morand Mon. 221
)D ; es figuriert heute noch in der Litanei, die an die Reliquien
I Gotteshauses anknüpft^). Nach Gregor Schnyder^) besass die
rtskirche S. Gallen im Jahr 1693 Reliquien von S. Morand; von
r aus wurden, wie es scheint, Partikeln in das benachbarte
>8ter Neu S. Johann im Thurtal ^ abgegeben , wo sie in einer
bula gefasst waren. Ende des XYIL Jahrhunderte ist auch
Pfarrkirche von Gachnang im Besitz solchen Heiltums^^).
Weder eine intensive Yerehrung des Heiligen im ganzen
tum Basel, noch eine Verbreitung des Kultes längs dem Ober-
in oder in der Schweiz geht aus den Urkunden hervor. Auch
ikonischen Denkmäler des h. Morand sind sehr selten — ver-
itet waren nur die fürstbischöflich baseFschen Kalender, grosse
pferstiche^'), in deren Oberteil die Heiligen der Diözese, dar-
er S. Morand, neben S. Imer und über S. Ursiz in Wolken
ttt.
Um den heiligen Mönch näher kennen zu lernen, muss man
1 Grab, von dem die Yerehrung ausgeht, aufsuchen.
Im Jahr 1105 schenkte der Graf von Mümpelgard dem
len von Cluny die alte Christophskirche unweit dem Hügel,
dem jetzt Altkirch steht; Cluniacenser siedelten sich hier an
1 bald nach der Gründung ward S. Morand, der aus den ober-
inischen Landen stammte und, im Anschluss an eine Wallfahrt
h Santiago, in Frankreich geblieben war, in das Filialkloster
Sundgau gesandt. Nach äusserst segensreicher Wirksamkeit
*b er ums Jahr 1115. Schon im XH. Jahrhundert wurde sein
)en beschrieben und es erfolgte seine Translation und Heilig-
Bchung; aus den Jahren 1289 und 1326 datieren die ältesten
S. Morand bezüglichen Indulgenzbriefe und im XHI. Jahr-
idert entstand eine Bruderschaft unter dem Namen des Heiligen.
Für den Leib des Heiligen wurde ein neues Grab im Lang-
es der Kirche hergestellt; es besteht zum Teil heute noch,
lieh in verstümmeltem und teilweise erneuertem Zustande.
Boden liegt eine grosse Sandsteinplatte mit zwei runden
;hern^*); in diese oder über diese hielt man kranke Glied-
^) Der Pilger in Mariastein. 2. Aufl. Einsiedeln 1890, p. 33. — ») Sacra-
i S. Galli I, p. 625—690 (Mscr. in der Stiftsbibl. St. Gallen). - »j Hiero-
>phylacium, begonnen 1773 (Mscr. im Pfarrarchiv S. Johann). — >•) Lang,
. theol. Grundriss, p. 1060. — ") Aus dem XVIII. Jahrhundert; mehrere
mplare in Pruntrut (Bibliothek und Museum) und Basel (histor. Museum).
2) „duo foramina in orbem perfossa sunt, tam ampla ut caput hominis
222 Die Vorehrung des h. Morand Mon.
masBen, um Oesundung beim Heiligen zu erlangen. Dies ist eine
uralte und weit verbreitete Sitte, deren Bedeutung für die Volks-
kunde von H. Gaidoz monographisch gewürdigt worden ist.^*) Über
diesen Löchern erhebt sich, von vier steinernen Löwen getragen,
die Steintumba, ein mit je 6 Blindbogen auf jeder Langseite um-
stellter Trog. Die figürliche Füllung der Bogenreihen ist bei der
Revolution zerstört worden. Auf dem Sarkophag ruht als Deckel
ein Stein mit der in kräftigem Relief gearbeiteten bartlosen Figur
des Heiligen ; zu Füssen desselben in kleinerm Masstab die Dar-
stellung von Kranken, die durch die Wunderkraft Morands ge-
heilt worden sind. Das Werk gehört, mit Ausnahme delr durch-
löcherten Bodenplatte und der Löwen, der romanischen Styl-
periode an und dürfte im XH. Jahrhundert entstanden sein. Etwas
später hat man für das Haupt des Heiligen einen besondem Be-
hälter erstellt, ein silbernes Caput mit vergoldetem Haar und J
Bart ; das Bruststück besteht aus Kupfer, ist mit Glasflüssen besetzt ^
und in neuerer Zeit wieder vergoldet worden.^ Dieses ästhetisch J
nicht hervorragende, aber hagiographisch interessante Stück wird J
heute im Pfarrhaus der Stadt Altkirch aufbewahrt und alljährlich m
in feierlicher Prozession nach dem Moranduskloster getragen. Für tm
Röhrknochen wurden in spätgotischer Zeit zwei silberne Arme mit ^
ovaler ÖiFnung, oben geschmückt mit k jour gearbeitetem Ranken- —
Ornament, hergestellt ; am einen liest man WIOT HII MO 11 LOT. •"
Beide sind leer und stehen im Pfarrhaus Altkirch. Ebenda wird, ^1
begleitet von einer Authentik aus dem Jahr 1834, ein eiserner rm.^
Türgriff aufbewahrt, der von der Kammer des Heiligen, die heut ^Ji
als Kapelle dient, herstammt. Der Türgriff trägt indes nicht die ^ .i
Formen des XIL Jahrhunderts, kann also von S. Morand kaum M=mn
berührt worden sein.
Besondem Aufschwung nahm die Yerehrung des Sundgauer rxei
Patrons im XV. und im XVH. Jahrhundert. Wir erfahren von -c^r^n
einem kostbaren Bild, das die Landesherren, die Herzöge von MX*n
Österreich 1426 stifteten, von einem sechspFDndigen Wachsarm, «^ .c3b,
der 1463 ex voto geschenkt wurde, u.s. w.'*) Ob die in Wien 1688^^ «8
quantumvis magnum per illa inseri in subjectum spatium possi, et verc» *!^a
frequentissime soleat, ab impetrare cupientibus per SsDCti viri intern i^sv^
ceösionem beneßciuin quodlibet; praecipue tarnen levationem dolori^ j5,
Caput c r u c i a n t i 8. ** A A. S 8. .Tun. I p. 310. (Es folgt Beschreibung d^^^gg
Grabes mit den Figuren, die sich auf 3 Wunder bezieben.) — '•) ün
rite lihHiical. — 'M A. D. Sankt-Morand bei Altkirch. Rizheim 1901, p. ^^
Die Verehrung des h. Morand Mon. 223
vorhandenen Partikeln anf ein Reliquiengesuch der Habsburger
im XY. Jahrhundert zurückgehen, scheint sich nicht mehr er-
mitteln zu lassen.
Ein neuer Beginn der Aufzeichnung^^) der Wunder am Grab
S. Morands fällt ins XYII. Saeculum; Heilungen von Kopf und
Arm, auch von Vieh, werden erwähnt. Daneben fahrt S. Morand
fort, ein besonderer Schutzpatron des Weins zu sein. Die Bol-
landisten wissen kein litterarisches Zeugnis für den Ursprung
dieses Patrociniums anzuführen*^, der Jesuit Cahier aber zitiert
eine alte Biographie des Heiligen, nach der eine Traube einst
während der Fasten die einzige Nahrung S. Morands gebildet
habe^^. Näher liegt es, das Patronat auf die Weinproduktion
des Sundgaues zurückzuführen; nichts ist natürlicher, als dass
der Landespatron als Beschützer der Landesfrüchte betrachtet
und verehrt wird*^); die Kunst folgt diesem Zug, indem sie dem
Heiligen jeweilen den Gegenstand seines Patrociniums als Attribut
beilegte Spezielle Legenden sind erst sekundäre oder tertiäre
Erscheinungen.
Die Verehrung S. Morands blüht heute noch; sie äusserte
'sich im Neubau der Morand nskirche, die 1886 geweiht wurde,
in der feierlichen Reliquienübertragung *^) 1892 und io alljähr-
lichen starkbesuchten Wallfahrten.
Miszellen. — Melanges.
Zum Kapitel des Kettenbeissens.
Im Auschluss an die Mitteiliing des Herrn Pfarrer Famer ttlier das
Kettenbeissen beim ersten Übergang über die Bheinbracke bei Stein
(Archiv VII, 61) kann ich einen ähnlichen Fall aus meiner Heimatgemeinde
Sent (Engadin) mittfeilen. Dort ist auf dem Wege zu den Gemeindealpen,
etwa zwei Stunden vom Dorf, ein oft nicht ungefährlicher Rüfen-Übergang.
Kindern (oder jungen Leuten), die zum erstenmal auf die Alp gehen, sagt
man, sie mQsseD die „mamadonna*", die alte, hässliche Grossmutter, küssen,
sonst Stürzen sie in den Tobel, und man erzählt von Leuten, die verunglückt
») a. a. 0. p. 50. — ^^) AA. SS. a. a. 0. p.345. — ") Cahier, Caractöristi-
ques des Saint« II, p. 723. — *») wie S. Theobald im benachbarten Thann,
S. Urban in Langres, S. Theodul im Wallis, S. Gratus in Aosta und zahlreiche
^uadere Heilige. — *') Zwei Schienbeine, jetzt in einem Altar der Evangelien-
seite, wurden aas Altkirch nach S. Morand einbegleitet.
224 Miszellen. — M^langes.
siod, weil sie den Kuss verweigert haben. Die alte „mamadonna'* ist nur
der Name eines ofengrossen Steinblockes, der sich am Wege vor dem Rufen-
Übergang befindet, dem aber schon manches leichtgläubige Kind einen Kuss
aufgedrückt hat. Diese Fälle stehen wohl nicht vereinzelt da. Dass die heid-
nische Sitte, die Grottheit durch ein Opfer oder eine Huldigung zu gewinnen,
hier zu Grunde liegt, scheint mir auch wahrscheinlich.
Bellinzona. Dr. A. Augustin.
Nicht ein eigentlicher Beitrag zu dem mehrbesprochenen und noch
immer nicht aufgeklärten Kapitel des Beissens in eine Brückenkette, aber
eine nicht gar zu weit abliegende Abart desselben mag es sein, was uns
eine gebome Heidelbergerin bezeugt: Am Elisabethenthor des berühmten
Heidelberger Schlosses befindet sich ein grosser, eiserner Knopf, der deutlich«
Spuren davon trägt, dass sich schon viele scharfe Zähne vergeblieh an ihm
versucht und vielleicht stumpf gebissen haben. £ine alte Volkssage fordert
nämlich dazu auf, indem sie demjenigen, der diesen Knopf zerbeisseo kann, «
das ganze Schloss mit allem Reicbtum und aller Herrlichkeit, die darin liegt ^
oder einst dazu gehörte, in sichere Aussicht stellt.
Stammheim. A. Farner, Pfitrrer.
Formules traditionnelles sur la couverture des livres.O
L'usage de formules rimöes traditionnelles, plus ou moins focötifliises, «^i
pour accompagner sur la couverture le nom du propriötaire d'iui Ihrre, est '^^
compl^tement tomb^ en d^su^tude, et ne se pratique mtoo phn, croyons-nons, «4i
dans le monde des ^coliers, oü il s'est conservö le plus longtemps. AntrefiNslei ^''
plus giaves personnages ne d^daignaient pas ces amusements et nous traoscri- ^ J
vons k titre d'exemple les cinq formules dont Fran^ois Cfaaney, demeurant i ^fe
Estavayer, a jug6 bon d'omer en 1630 le feuillet de garde d'un oootmiiier qni loi m^j
appartenait, et qui est conserve actuellement aux Archives de TEtatdeNeachitel: = W\
Si nomen meum scire vis, Dass Buch hab leh gekanfil,
Franciscus plenus Amoris; Frantz byn Ich getaufft;
Si cognoroen cupis scire Chaney byn Ich genannt,
Chanetus dicitur esse. Stäffiss ist mein Vaterland.
Ce liiiere est mien et mapertient, Dass Buch ist mein und ist mir lieb, ^^Mb,
A moy que suys un bon Christien; Wer mir in stellt, der ist ein dieb; ? ;
Celuy qui lo trouera le me rendra, Ess seige ritter, oder kneckt,
Luy sora Csic^ poye son bon vin, So stant im die galgen offirecht
A la mesure de Jacopyn.
Qui hunc libnim, Reddat mihi
Par aduenture, La cuuuerture,
Invenerit Quie facta est
Sur le chemin, De parchemyn.
La derni^re de ces formules etait encore bien connue dans la Suiiisc _-■ ■ ■ "p
fran^aise a unc öpociuo recente et uous Pavons souvent vue figurer sur dei^»^^*
livri^s de ciasse.
Herne. J. Jeanjaquet
M V. Archives VI, p. 211; Brennkr, Baslerische Kinder- mtd
Nr. 109. /R Ä-JK/
Miszellen. — Mölaoges. 225
Mandement neuchfltelois de 1596 interdisant
de «barrer^^ les Apouses.
Dans 8on ötude sur les soci^t^s de gar^ons f Abchiyes Vni, p. 81 et
suiv.), M. Hoffmaon-Krayer a eu 4 8*occuper de la coutume jadis trfes r6pan-
due, et qui sabsiste encore dans quelques rögions de notre pays, de barrer
le passage aux cort^ges nuptiaux et de ne les laisser passer qu'aprös paie-
meDt d*une certaine somme k la jeunesse du village. M. Hoflfmann Signale
ä ce propos (p. 97) que cette coutume a cess^ depuis longtemps d'etre pra-
tiquöe dans le canton de Neuchätel, oü certains indices attestent cependant
qu'elle a aussi ^tö connue. Nous reproduisons ci-dessous un mandement
du gouvernement neuchätelois , data de 1596, qui tout en nous prouvant
l'ezistence de Tusage en question d6jä au XVI"» si^le, fait voir que d6s
eette öpoque les autorit^s s'eflforgaient de le faire disparaitre, ä cause des
abus et des d^sordres auxquels il donnait Heu. Ces döfenses officielles
n'earent d'ailleurs qn'une efEcacitö tr6s relative, puisqu'on les voit se renou-
veler dans la snite jusqu*au XVIII* si^cle.
Le seigneur de Bierville, ambasBadear ordinaire
au coDtä de Neufchastel, aa chastelain de Bouldry ou
a Bon lieutenant, Balut.
Nous avons enteodu par les plaintes qui nous sont est^ faites par
gens d'honneur come il y a grande confusion et desordre par tout ce conti^,
qnant les voisins vont querre des fianeees le jour de leur espousailles, ou
le precedent, pour les mener et conduire au lieu ou elles doivent estre
espousees avec leurs maris, par plusieurs empescheraens que Ton leur donne
par les nies et chemins, qu'ilz barricadent avec chaynes, cordes et aultres
engins, non seulement en ung endroit, mais en plusieurs de chasque Heu,
pour par ce moyen ranQonner lesdictes espouses et leur compagnie a volonte,
et Sans se vouloir contenter de la raison, qui esmeult le plus souvent
noises et debatz entre les ungs et les aultres, ce que trouvons fort estrange
et de mauvaise consequence. Qui est la cause que vous ordonnons, et par
arrest de conseil, que vous donnez garde par toiis les Heuz de vostre charge
que dores en avant nully aye a barricarder ny retenir lesdictes espouses ou
fyancees, par quelque sorte d'instrumens ou engins qui puissent estre, ains
les laisser passer avec leur compagnie librement et paisiblement, sans aulcung
destourbier ; et neaulmoings est reservö aux voisines de chasque lieu on les-
dictes fyancees sont tirees de leur demander le partement come du pass^,
avec roediocritö et modestie et non aultrement, sur peyne a tous contrevenans
d'estre chastiez pour le jour de dimancbe a ung ban de dix livres et ung
aultre jour ouvrier a ung ban de trois livres ; par quoy tiendrez main et
ferez toute dilligence ({ue tous delinquans soyent chastiez a forme que dessus
Sans grace ny mercy et sans respect de qui que ce soit. Et ferez publier
le present mandement par tous les lieux de vostre charge, afßn que chascung
soit preadverty de nostre intention, pour se scavoir conduire de mesme.
A quoy ne ferez point de faulte. Du Chasteau de Neufchastel ce xxvj« de
mars IÖ96. (Ahchivf>* de l'Etat dk Nkucuatel, Y'^ n® 18.)
Berne. J. Jeanjaquet.
16
226 BücheraDzeigen. — Comptes reodus.
Schweizerische Santiagopilger (s. Archiv 7111, 61).
Fridli Wagner von Bazenheid (toggenburgische Ortschaft, eine Stande
von Wil entfernt) bekennt, auf einer Wallfahrt, die er nach Compo-
stelle zum hl. Jakobus unternommen, eine Notzucht und einen Mord be-
gangen zu haben .... (Gerichtsprotokoll in Wil v. 1500.)
Wil. Gottfried Keselfir.
Bucheranzeigen. — Comptes rendus.
Louis Courthion, Le Peuple du Yalais. Präface de M. Edmood
Demolins. Paris, Bureaux de la «Science sociale». Geo^ve,
A. Jullien, 1903. 11-242 pages in 8".
Le livre de M. Courthion n'est pas une simple ^tude descriptive dans
le genre des Essais statistiques de jadis, mais un ouvrage de science
sociale, dans lequel a 6t(^- appliqu^e au Valais la m^thod^ d^observation dont
M. Edmond Demolins s^est fait en France le principal propagatenr. <V>mnie
Tauteur le dit lui-meme (p. 6), it s'est efforc^, en ^tudiant möthodiquement
les faits sociaux du Valais, de rechercher pourquoi le peuple de ce coin de
pays est ce quMl est, et de d^gager les raisons qui ont concouru k lui donner
sa physionomie si originale. Le probl^me ainsi pos^, M. Courthion donne
un aper^u de la configuration du pays, puis analyse et expose successive-
ment les conditions du travail, la r^partition de la propri^t^, la Constitution
de la famille, la vie intime, l'industrie et le commerce, la culture intellectuelle,
la vie publique, l'expansion et les rapports de la race; un dernier chapitre
est consacrt^ a une sommaire esquisse historique.
Cetto simple Enumeration suffit ä indiquer la richesse des mati^res
trait^es et montre tout Tint^ret qu*offre un semblable ouvrage non senlement
pour le sociologue, mais aussi pour tous ceux qui s*occupent des coutumes
et tradltions popnlaires. I^s usages si originaux du Valais apparaissent ici
savamment groupEs dans le cadre de la vie sociale et il est eztremement
instructif de snivre Tauteur dans sa tentative d*en expliquer la genese par
la configuration du pays et les conditions speciales de son Evolution. On
pourra contester certaines de ses appr^ciations, mais on devra reeonnaitre
qu'il aurait et(^ difficiie de rencontrer (pielqu'un possödant mieux que lui la
pr^paration nocessaire pour une <^tude de ce genre. Une des principales
(lifficult(^s consistait a dögager de la masse des usages locnux, qui varient
a I'infini, un apergu gön^ral suffisamment concis, tout en restant exact. M.
Courthion »'est bornE la plupart du temps ä prendre pour type le val de
Bagnes, qui lui est plus familier, et ä ne signaler en dehors de ce domaine
restreint que les divcMgences les plus notables. Ce proc^d^ de simplification neos
parait dissimuler trop la reelle complication des faits, et Tunit^ un pen factice
i\\ü on n^sulte a singulienMiient fiicilite a Tauteur sa d^raonstration de l'exi-
Jahresbericht 1908. 227
Btence d'une race valaisanne ayant ses caract^res et son d^veloppement pro-
pres. Peut-etre aussi le facteur historique a-t-ii ^t^ trop relögii^ ä l'arri^re-
plan et rendrait-il compte de bien des particularit^s que M. Courthion consi-
d^re comme r^siiltant des caract^res de la race et du sol. Nous ne serions
paa ^loignö de croire que la v^ritable originalit^ du Valais est d'avoir cod-
servö jusqu'au XX"»« si^cle, gräce ä son isolement, des habitudes et un genre
de vie qui n^avaieut autrefois rien de bien special, mais qu'une «Evolution
beaucoup plns rapide a fait disparaitre depuis longtemps des r^gions avoisi-
nantes. J. Jeanjaquet.
Jahresbericht 1903.
In vier Sitzungen hat der GesellschaftsYorstand folgende
Traktanden behandelt:
a) Mitgliederzahl: Status auf 31. Dezember 1903: 461.
b) Herausgabe der vier Quartalhefke des siebenten Jahrgangs.
c) Fortführung des Schriftenaustauscha.
d) Verwaltung der Bücher. Hierüber berichtet der Bibliothekar,
Herr Privatdozent Dr. Ed. Schwyzer:
Die Gesellschaftsbibliothek zählte auf Ende Mai 1904 mit
EinschluBS der Broschüren und der einzelnen Bände der
Zeitschriften 961 Nummern. Allgemeinerer Benutzung ist
sie jetzt, wenigstens zum Teile, zugänglich gemacht durch
Aufnahme der Zeitschriften in den von den schweizerischen
Bibliotheken gemeinsam herausgegebenen Zeitschriftenkata-
log (1904); eine Durchsicht des stattlichen Heftes zeigt,
dass die Bibliothek unserer Gesellschaft eine Reihe yon
Zeitschriften besitzt, die auf keiner andern öffentlichen Biblio-
thek der Schweiz zu bekommen sind.
Für das Berichtsjahr sind etwa 12 Benutzungen durch
3 Benutzer zu yerzeichnen ; verschiedenen Wünschen konnte
die Bibliothek nicht entsprechen, da die gewünschten Bücher
fehlen.
Die Schenkerliste zeigt folgende 5 Spender:
1. Herr Prof. Giuseppe Bellucci, Perugia;
2. ^ Prof. Dr. E. Hoffmann-Krayer, Basel;
3. y, Eugen Enüsly, Zürich;
4. „ Dr. E. A. Stückelberg, Basel;
5. Historischer Verein des Kantons Solothurn.
^) Abhaltung der achten Generalversammlung (in Winterthur).
228 Jahres-Rechnung 1903.
f) Absatz der drei erschienenen Bände ^Schriften der Schweiz.
Gesellschaft für Volkskunde*; Vorbereitung eines vierten
Bandes.
g) Drucklegung und Versendung eines Fragebogens für Volks-
medizin.
Basel, Januar 1904.
Der Aktuar:
E. A. Stückelberg.
Jahres-Rechnung 1903.
Einnahmen:
Saldo vom 31. Dezember 1902 Fr. 2625.50
MitgliederbeitrSge und Zeitschriften-Abonnements 1903 j, 3178.—
Fr. 5803.50
Ausgraben:
Druck des Archivs für Volkskonde und sonstige Druck-
sachen Fr. 2222.40
Zinkographien und Photographien , 267.25
Buchbinder , 253.80
Mitarbeiter „ 100.—
Bureau, Mietzins, Abwart, Inserate, Generalversammlung. ^ 398.45
Porti „ 206.05
Fr. 3447.95
Saldo per 31. Dezember 1903 , 2355.55
Fr. 5803.50
Zürich, im April 1904. '
Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde,
Der QuäHtor:
Emil Richard.
Bericht der Rechnungsrevisoren.
An die Generalversammlung
der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde
Neuenbürg.
Die Unterzeichneten haben die Jahresrechnung pro 1903 <i«r
n Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde** nach Belegen und Bach««
sorgfiiliig geprüft und richtig befunden.
Bericht über die neunte Generalversammlung. 229
Sie schlagen der Jahresversammlung vor, dem Kassier, Herrn
Oberst Richard, ihren wärmsten Dank für seine Bemühung auszusprechen.
Zürich, den 16. Juni 1904.
Prof, Dr. E. Bovet.
E. A. Stadler.
Bericht über die neunte Generalversammlung.
Abgehalten in Neuenbürg, 19. Juni 1904.
In der AuBschuessitzung im Hotel du Lac berichtet der
Präsident über 4en Stand des Subventionsgesuches.
Prof. Hoffmann gibt Rechenschaft über den Erfolg der ver-
eendeten Fragebogen betreffend Volksmedizin ; Prof. Singer stellt
seine Unterstützung, sowie die Mitarbeit eines bernischen Land-
arztes in Aussicht. Prof. Jeanjaquet verspricht, im Herbst 1904
eine französische Übersetzung des Fragebogens zu liefern, wäh-
rend Prof. Gauchat die Versendung durch das Bureau des Glos-
eaire Romand zusagt. Das eingegangene Material wird zunächst
an Prof. Singer zur Verarbeitung in den Übungen seines Semi-
nars abgeliefert werden.
Die Generalversammlung im Gebäude der Akademie
genehmigt Bericht und Rechnung und folgt sodann den Vorträgen
Ton Prof. Gauchat (« Diff6rences de prononciation observ^es dans
le mgme village») und Kunstmaler Reichlen (« Chansons et Rondes
du canton de Fribourg»).
Am Bankett im Hötel du Lac sprachen Oberstl. de Pury,
Prof. V. Tribolet, Rektor der Akademie, Prof. Vetter, Reichlen,
!E. A. Stückelberg. Die Greyerzer Sänger und eine Dame, deren
Ifitwirknng auch hier verbindlichst verdankt sei, verschönerten
das Fest durch ihre Vorträge. Der Präsident des historischen
Vereins von Neuchätel sandte telegraphiseh seine Grüsse.
Am Nachmittag folgte der Besuch des ethnographischen
IMuseums, dessen Säle in der schönen Villa de Pury zum ersten
Hai geöffnet wurden.'
Weitere Berichte findet der Leser in den Tagesblättern der
Schweiz (20.— 30. Juni).
Der Aktuar: Stückelberg.
Mitglieder
der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde.
Membres
de la Societe suisse des Traditions popu/aires.
Vorstand. — ComitA.
Präsident: Dr. Th. Vetter, Prof. für englische
Philologie Zttrioh
Vice-Präsident: Dr. E. Hoffmann-Krayer, Prof. fdr
deutsche Philologie, Redaktor für
den deutschen Teil des Archivs
für Volkskunde Basel
Aktuar: Dr. E. A. Stücke Iberg, Privatdozent
für Altertumskunde Basel
Quästor: Oberstl. E. Richard, Sekretär der
Zürcher Handelskammer Zürich
Beisitzer: Dr. Jules Jeanjaquet, Prof. für roma-
nische Philologie, Redaktor für
den romanischen Teil des Archivs
für Volkskunde Bern
Ausschuss. — Conseil.
J. Bonnard, Prof. de philologie romane Lausanne
Dr. R. Brand stetter, Prof. an der Eantonsschule Luzern
Dr. A. Burokhardt-Finsler, Prof., Regierungsrat Basel
L. C. Businge r, Regens Kmiei b. SeMkin
Dr. L. Gau Chat, Prof. für roman. Philologie Bern
A. Küchler, Pfarrhelfer Kerns
Dr. H. Mercier, Priv.-doc. ä l'üni versitz Greneve
Dr. G. Meyer v. Knonau, Professor für Geschichte Zürich
J. C. Muoth, Gymnasialprofessor Chur
E. Pometta, Vicepresidente del Tribunale Locamo
Dr. R. V. Reding-Biberegg , Oberst Schwyz
Joseph Reichlen, Artiste peintre ' Fnbourg
Dr. Ris, Arzt Thun
Dr. S. Singer, Prof. für deutsche Sprache u. Literatur Bern
Msgr. J. Stammler, Pfarrer Bern
Dr. Otto Waser, Privatdozent Zttrioh
Ehrenmitglieder. — Membres honoraires.
1. Paul S^billot, Secretaire g6n6ral de la Soci6t6
des Traditions populaires (boulev. SaintMarcel 80) Paris
Mitgliederv'erzeichnis. 291
ochw. P. Heinrich v. Rickenbach, Rektor
des Collegio Greco Rom
r. Elard Hugo Meyer, Prof. a. d. Universität Freibirg im Breiigu
enri Gaidoz, Directeur k l'^cole des Hautes
Etudes; Prof. ä l'Ecole des Sciences Politiqnes
>ue Servandoni 22) Paris
'respondierende Mitglieder. — Membres correspondants.
. Dauconrt, Cure Xieeoirt (Jire beroois)
enri Junod, Missionnaire Neuchätel
Leite de Vasconcellos, Prof. Dr. Lissabon
Mitglieder. — Membres.
iiemann, H., Lehrer Lenk (Bern)
iioth, Manfred, Dr. (Rittergasse) Basel
lioth-Vischer, W., Oberst (Rittergasse) Basel
nberger-Wethli, Fr. (Sihlhofgasse) Zürich
mberger, H., Direktor des Schweiz. Bankvereins
IBöcklinstrasse) Zürich
mmann, Albert (Dufourstrasse 40) Zürich
mmann, Gustav (Seestrasse 61) Zürich
ndreae; Fritz (Louisenstrasse 81) Bern
Arx, 0., Prof. Dr. Winterthur
ickenthaler, H. A., Br. med. (Gartenstrasse 16) Zürich
ichmann^ Alb., Prof. Dr. (Heliosstrasse) Zürich
ichofen-Petersen, Frau J. J. (Gellertstrasse 24) Basel
ilmer, H., Dr., Privatdozent Bern
ir, F., Pfarrer Castiel b. Chnr
lud-Bovy, Daniel, Aeschi (Bern)
lumann-v. Tischendorf, K. (Thalgasse) Zürich
lumgartner, A., Prof. (Hottingerstrasse) Zürich
kur, Hans, Architekt (Mühlebachstrasse 173) Zürich
jdot, M., Prof. ä l'lJni veralte, Directeur du Mus^e
i'Histoire naturelle Geneve
jer. Roh., Buchhändler (Peterhofstatt) Zürich
jndel-Rauschenbach, H., Prof. Schaffhausen
mziger, Nik., Nationalrat Einsiedeln
n Berchem, V. (60, route de Frontenex) Geneve
jrger-Schürch, Revisor Bern
tmonlli-Burckhardt, A., Dr. (Leimenstrasse 78) Basel
imouIli-Riggenbach, Frau E. Basel
»moulli, Job., Dr., Landesbibliothekar (Pavillonweg) Bern
schoff, J. J. A., Dr. med. (Freie Strasse 44) Basel
schoff-Wunderly, Ed. (Rheinsprung 18) Basel
schoff, E., Dr. (Sevogelstrasse 53) Basel
atter, Aug., Dr. (Sommergasse 24) Basel
ondei, Auguste (14, rue Senebier) Genfeve
umer, Dr. A. La Varenne-Saint-Hilaire (Seine) France
Die mit * bezeichueten Mitglieder sind Nicht-Abonnenten.
238 Mitgliedenreneiohnis.
41. Bodmer^ Hann, Dr. (Gemeindestrasse 19) Zürich Y
42.*ßodinßry üermann, l)r. phil. (Gemeindestrasse 19) Zürich V
43. Bonnard, Jean, Prof. k l'Uni versitz Lausanne
44. Boos, H., Prof. Dr. (Eanonengasse 3) Basel
45. Borel, Mite. C.-Cb. (6, rae du Yieax-College) Geneve
46. Bovet, E., Prof. Dr. (Bergstrasse 29) Zürich
47.*Bovety Mme Emest (Bergstrasse 29) Zürich
48. Brandstetter, R., Prof. Dr. Lnzem
49. Brenner, K., Pfarrer Simach
50. Bride], Ph., Prof. de theologie (ronte de Morges) Lausanne
51. Brindlen, Jos., Hochw.y Präfekt Glis b./Brig
52.*Brocher-de la Fl^chfere, H., Professeur ä l'üniversit6 Genfeve
53. Bnin, C, Prof. Dr. (Zollikerstrasse 106) Zürich
54. Branner, J., Prof. Dr. (Plattenstrasse 46) Zürich
55. de Bad6, Eng., Pabliciste Petit-Saconnex, pres Geim^^
56. Bngnion, Ch.-A., Banquier (Hermitage) Lausanne
57. Bühler-Weber, H. Winterthur
58. Bühler, M., Dr., Redaktor Bern
59. Bundi, G., Redaktor Bern
60. Burckhardt-Finsler, A., Prof. Dr., Regierungsrat Basel
61. Burckhardt, Aug., Dr. (Albanvorstadt 94) Basel
62. Burckbardt-Zahn, Carl (Gellertstrafise) Basel
63. Burokhardt-Werthemann,D., Prof. Dr. (Albangraben) Basel
64. Burokhardt, Otto, Architekt (Bäumleingasse 44) Basel
65. Burckhardt, Alphons (Rittergasse 21) Basel ^^
66. Burkhalter, Dr. med. Langenthai (1^^
67. Burmeister, Albert, Professeur Payeme
68. Bumat, E., Architecte Vevey
69. Businger, L. C, Hochw., Regens Kmui b. SdMftiiM
70. Buss, E., Dr., Pfarrer Glarus
71. Caro, G.^ Dr. (Freiestrasse 88) Zürich
72. Cart, W., Professeur Lausanne
73. Chambaz, Octave Rovray (Va^c3
74. Chaesot, Raymond, Instituteur Tomy-leGrand (Fribo^tn]
75. Claraz, G., (Sprensenbühlstr. 20) Zürich
76. Ciausen, F., Juge f6d6ral Lausanne
77. Coolidge, W. A. B. (am Sandigenstutz) Grindel wald
78. Cornu, Jules, Prof. Dr. Graz
79. Courthion, Louis, Joumaliste Geneye
80. Couvreu, Eug. (Grande Place) Vevey
81. Dändliker, K., Prof. Dr. Küsnacht-ZÄ^'c*
82. Delessert-de Molin, Eug. (Villa Verte-Rive) Cully
83. Demole, Eugene (40, rue du March6) Geneve
84. Denk, Jos., Pfarrer (Herrenstrasse 17) München
85. Dettling, A., Lehrer Seewen-Sch ^wyf
86. Dettling, M., Eantonsrat, Gemeindeschreiber Schwyz
87. Dilthey, Prof. Dr. Göttingen
88. Doge, Frangois La Tour-de-Pcilz (V^d)
89.*Dörr, C, cand. med. (Zürichbergstrasse 15) Zürich
MitgUederverzeichnis.
333
Zürich
Zürich
Zürich
Albis-Langnaii
Cardina sopra Chiasso (Italia)
Sarnen
Basel
Stammheim
Lausanne
Gen^ve
Genive
St. Gallen
Basel
>übi, Hm Dr., Gymnasiallehrer (Rabbenthalstr. 49) Bern
hilHed, Arthnr, Prof. (avenue de la Gare) Neochätel
hiorest, Fr., Abb6, Professeur au CoU&ge . Fribourg
>itrrer, Rob., Dr., Staatsarohivar Stans
Iberle, H., Sekundarlehrer (Hammerstrasse 14) Basel
IgViy P., Sekundarlehrer (Zttrichbergstrasse 15) Zürich
Igger, Fräul. Sophie (Bollwerk 17) Bern
Ihrenfeldy A., Dr., Bezirkslehrer Qlten
.Ehrenberg, Frau L. Lnzem
ilser, Alfred, Lehrer ZüberwaDgen(St.Ghtllen)
Irnst, Alfred, Konservator des Kunstvereins Winterthur
Ischer- Ziegler, Konr., Dr. (Bleicherweg)
Ischer, Herrn., Dr., Stadtbibliothekar
Ischer-Bürkli, Jak., Dr. (Löwenstrasse)
. Escher, Frl. N.
iSchmann, Frau M.
itlin, Dr. med.
'aklam, Ferd. P. H., Dr., Zahnarzt (Wallstrasse)
^arner, A., Pfarrer
^avey, G., Prof., Juge föderal
'avre, C, Colonel (6, rue de Monnetier)
^avre, Ed. (8, rue des Granges)
^ehr, E , Buchhändler
"eigen winter, Ernst, Dr. (ob. Heuberg)
i'eiiberg, H. F., Dr.y Pastor Askov pr. Vejen (Dänemark)
^iaux, Frangois, Notaire (La Barre) Lausanne
i'ink, Paul, Gymnasiallehrer Winterthur
^insler, G., Dr. phil. (Soinenwrg) Basel
■*ischer, K., Dr. med. Beauregard s/Sierre(Valais)
Horin, A., Begierungsstatthalter Sernens(Graab.)
'"orcart, M. K., Dr. med. (St. Jakobstrasse) Basel
''orcart- Bachofen, R. (St. Jakobstrasse) Basel
i'rancke-Schmid, A., Buchhändler Bern
■^rankenthal, Leo J., Vice- andDebuty-Consnl U.S.A. Bern
Tridelance, F., Maitre k TEcole d'Application Porrentruy
•"urrer, Jos., Landrat
iransser, A., Dr. (via Principe Umberto 4)
iranz, K., Photograph (Bahnhofstrasse)
xassmann, L. A., Lehrer
jauchat, L., Prof. Dr.
iray, Henri, Maison Scholder (Beul, de Grancy) Lausanne
Teering, A., Buchhändler (Bäumleingasse) Basel
jreering, T., Dr., Sekretär der Handelskammer Basel
jeigy, Alfr., Dr. (Leonhardsgraben) Basel
Tcigy* Hagenbach, Frau E. (Hardstrasse) Basel
jeigy- Hagenbach, K., Kaufmann Klein-Hieben b. Basel
xeigy-Merian, Rud. (Aeschenvorstadt 13) Basel
jeigy-Schlumberger, Rud., Dr. (Bahnho&tr. 3) Basel
jeilinger, R., Oberst, Nationalrat Winterthur
Silenen (Üri)
Mailand
Zürich
WeggiB(Luzern)
Bern
234
Mitgliederverzeichnis.
139. Geiser, K., Prof. Dr., Bern
140. Gemuseas-Passavant, Rad. Brombach (Baden'^
141. Genoud, L., Dir. d. Masses indastriel et pMagogique Friboorg
1 42 . Georg, A., Dr. jar., Secr. de la Chambre de Commerce Grenfave
143. Georg, H., Buchhändler Basel
144. Gerster, L., Pfarrer £appelen
145. Gertsoh, Fritz, Oberstlt. Bern
146. Gessler, Alb., Prof. Dr. (Mittlere Strasse) Basel
147. de Giacomi, Dr. (Bärenplatz 4) Bern
148. Girardet, Lonis, Pasteur Yverdon
149.*v. Girsewald, Baron C. (Rämistrasse 33) Zttrich
150. y. Girsewald, Baronin M. (Rämistrasse 33) Zürich
151. Gobat, H., Inspectear des Kcoles Del^mont
152. Graf, J. H., Prof. Dr. (Wylerstrasse 10) Bern
153. V. Grebel, Hl. G., Dr. (Pelikanstr. 13) Zttrich
154. Grellet, Jean, Joarnaliste St. Gallen
155. Gmner, H., Ingenieur (Nanenstr. 9) Basel
156. Hafiter, C, a. Regierangsrat Franenfeld
157. Hagenbaoh, Ed., Dr. (Missionsstrasse) Basel
158. Häne, J., Dr., Privatdozent (Elausstrasse 50) Zürich
159. de la Harpe, Edmond Yevey
160. Hebbel, 0., Oberst Bern
161. V. Hegner-v. Jnvalta, Kaufmann (Bttrglistrasse 6) Zürich
162. Heinemann, F., Dr., Bibliothekar Luzem
163. Herzog, H., Dr., Kantonsbibliothekar Aaran
164. Hess, J. J., Prof. Dr. (Villa des Glänes) Friboorg
165. Heosler, Andr.. Prof. Dr. (Grellingerstrasse) Basel
166. Heusler, Andr., Prof. Dr. (Schöneberger Ufer 41) Berlin W
167. Heyne, M., Prof. Dr. Göttingen
168. His, Rad., Prof. Dr. (Luisenaliee 26) Königsberg i
169. Hoefler, M., Dr., Hofrat Bad Tölz
170. Hofer, Hans, Knnstanstalt (Münzplatz 3) Zürich
171. Hofer, J. J., Notar Oberdiesbaot^
172. Hoffinann, A. A., Kaufmann (Hirzbodenweg 89) Basel
173. Hoffmann-Burckhardt, Frau A. (Rittergasse 21) Basel
174. Hoffmann-Paravicini, Alb, Dr. med. (Dufonrstr.) Basel
175. Hoffraann-Fleiner, E. (Kapellenstrasse) Basel
176. Hoffmann, Hans (Schaff hauser Rheinweg) Basel
177. Hoffmann, K., Dr. med. (Albanvorstadt 102) Basel
178. Hoffmann-Krayer, E., Prof. Dr. (Hirzbodenweg) Basel
179.*Hoffmann-Krayer, Fran H. Basel
180. Holenstein, Tb., Dr. St. Gallen
181. Holzer, A., Seminarlehrer Hofwyl (Bemr«)
182. Holzmann, M., Dr. med. (Seestrasse) Zürich
183. Honegger-Wei88enbach,Rob.,Oberstl.(See8tr. 110) Zürich
184. Höpli, Ulr., Dr., Commendatore, Bachhäadler Milano
185. Huber, J., Dr., Buchhändler Franenfeld
186. Hag, Arnold (Sonnenquai 28) Zürich
187. Huggenberger, Alfr. Bewiistt-Isiikti
Pi
MitgliederverzeichDis.
8. Hankeler^ Hans Luzern
d. Hürlimaon, Dr. Unter- Aegeri
0. Hanziker, Rud., Dr., Gymnasiallehrer Winterthnr
1. Hiirbin, J., Dr., Rektor Luzern
2. Jaques-Dalcroze E., (20, Cit6) Geneve
3. Jeanjaqaei, Jules, Prof. Dr. Bern
4. Jecklin, C, Prof. Dr. Chur
5. V. Jeuner, Eng., Fürsprech Bern
t>. Jenny, G., Dr. (Blumenaustrasse) St. Gi^Uer
7. Imescb, Dion., Hochw., Pfarrer Naters
3. Imfeid, Xav., Ingenieur (Asylstr.) Zürich
d. V. Ins, A., Dr. Bern
3. Isler, A., Stadtrat Winterthnr
1. Ithen, Frl. A. Ober-Aegeri
2. Jullien, AI., Libraire (32, Bourg-de-Four) Genive
3. Kägi, A., Prof. Dr. (Stockerstraase) Zürich
I. Eälin, Eanzleidirektor Schwyz
5. Easser^ G., Dir. d. hist. Museums Bern
5. Kaufmännischer Verein (Sihlstrasse 20) Zürich
7. Keiser, A., Hochw., Rektor Zug
'i. Kennedy, Mrs. Marion (16 Oriental Place) Brighton
J. Kessler, Gottfr. Wil (St. Gallen)
X Kirsch, J. P., Prof. Dr. Freiburg (Sdwii)
1. Kisling, R., Kaufmann (Grossmünsterplatz 9) Zürich
l. Kissling, R., Bildhauer (Klausstrasse) Zürich
3. Knüsly, Eugen (Thalgasse 29) ' Zürich
i.'^'Knüsly, Hans (Thalgasse 29) Zürich
S. Köchlin, E. A., Dr., Notar (Hirzbodenweg 49) Basel
S. König, E., Dr. (Könizstrasse 47) Bern
7. Koller, E., Professor an der techn. Hochschule Stuttgart
B. Koller, J., Dr. med. Herisau
}. Kracht, C. (Villa Baur) Zürich .
). Krayer, Ad. (Wartenbergstrasse) Basel
L. Krayer-Förster, Frau H. (Sevogelstrastte) Basel
l. Krayer-La Roche, Georg (Sonnenweg) Basel
). Küchler, A., Hochw., Pfarrhelfer Kerns
I. Kümin, Jos., Hochw., Kaplan Merlischachen
b. Kflndig, Rud., Dr., Notar (Sevoge Istrasse) Basel
5. Knutschen, Jos., Nationalrat Sitten
r.* Lagger, Franz, Hochw., Pfr. Zenneggen, Bez. Visp (Wallis)
3. La Roche, Hans (Albanvorstadt 83) Basel
h de Lavallaz, L. (Academy) Leith (Scotland)
}. LeCoultre, J., Prof. äTAcademie (avenuedelaGare) Neuchatel
L. Lichtenhahn, C, Dr. (Engelgasse) Basel
l, Y. Liebenau, Th., Dr., Staatsarchivar Luzern
3. Luchsinger, R. (Klausstrasse 2) Zürich
I. Lorenz, P., Dr. Chur
b, Marchand, M., Directeur de l'Ecole normale Porrentruy
5. Marti, K., Prof. Dr. (Marienstrasse) Bern
Mitgliederyerzeichnis.
237
238
239
240
241
242
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261
262
263.
264.
265
266.
267
268,
269.
270.
271,
272,
273
274.
275
276
277.
278
279,
280,
281,
282,
Martin, R., Prof. Dr. (n. BeckenhofBtr. 16) Zürich
, V. Martini, Fritz . St. Gallen
. Matbey, Mile H. Wavre (Reiciiltii>
, Meier, Gab., F., 0. S. B., Stiftsbibliothekar Einsiedeln
. Meier, John, Prof. Dr. (Pilgerstrasse) Basel
, Meier, S., Lehrer Jonen (Aargan)
.^Meisser, S., Dr., Staatsarchivar Char
. Mercier, H., Priv.-doc. a l'üniv. (49, route de
G^neve
Baar (Zag)
llew-York
Basel
Zürich
lintottei (Tfcirgu)
Geneve
Basel
Lausanne
Fribonrg
Chnr
Morges (Vaud)
Basel
Frankfurt a./llh|
Ploigeoi, pm M*^
Laofenburg
Zürich
Chur
Zürich
Geneve
Frontenex)
. Merz, C, Dr. med.
Meyer, Adolf, Prof. Dr.
. Meyer, C, Prof. Dr. (Gartenstr.)
, Meyer v. Knonaa, G., Prof. Dr. (Seefeldstr.)
. Michel, A., Pfarrer
Micheli» Horace, Dr. es lettres, K^dacteur
, Mivilie-Burckhardt, R. (St. Jakobstrasse)
. de Molin, A., Privat-docent k Tüniversite
. de Montenach, G., Baron
. Moosberger, H., Dr.y Advokat
. Morax, Rene
. Morel, A., Bankdirektor (Freiestr. 96)
. Morf, H., Prof. Dr. (Klettenbergstrasse 8)
. de Morsier, Mlle Mathilde
. Müller, H., Pfarrer
. MUller-MUller, Rob. S. (Münstertreppe 9)
. Mnoth, J. C, Prof.
V. Muralt, W., Dr. med. (Rämistrasse)
Muret, E., Prof. ä Tllniv. (19, rue Tcepffer)
. Muret, M., Dr. med.. Privat-doc. (5, rue du Midi) Lausanne
, van Muyden, Henri, artiste-peintre
(22, Promenade de Saint- Antoine) Geneve
, Mylius-Passavant, Alb., Dr. (Kapellenstrasse) Basel
. Nabholz, Ad., Dr., Rektor Glarus
, Nägeli, 0., Dr. med. Ermatingeii
*Nater, J., Lehrer Aadorf
, Naville, Ed., Prof. a Tüniv. (2, rue des Oranges) Geneve
. Naville, Louis (15, cours des ßastions) Geneve
. Nay, J., Dr. Thusis
. Nicati, Paul, Arcbitecte Vevey
, Oechsli, W., Prof. Dr. (Gloriastr. 76) Zürich
. Ochsner, M., Verliörrichter Schwyz
. Oltramare, Paul, Prof. a Tüniversite (avenue des
Nant Bosquets) Geneve
. Oswald,Ad., Dr.med., Privatdüc. (Gotthardstr. 55) Zürich
, Paravicini, Carl R., Dr. (St. Jalcobstr. 20) Basel
, Pellandini, V., Ajutante capostazione Taverne
, Peschier, Eugene, Prof. Konstant
, Pestalozzi-Junghans F. 0. (Grütlistrasse 20) Zürich
, Pineau, Leon, Professeur ä l'üniversite Clermont-
Mitglioderverzeichnis.
237
V. Planta, J. Tänikon (Tkirgu)
V. Planta, P. Fintmi (Grub.)
V. Planta, P. C. Znoi (Granb.)
Y. Planta, R., Dr. (Gartenstrasse 14) Zürich
V. Planta, K. U., Oberst (Pelikanstrasse) Zürich
Pletscher, H., Reallehrer Schieitheim
Pometta, B.. Grossrat n. Redaktor d. Popolo e Liberta Locamo
de Pory, J., Colonel Neachatel
Ragaz, J., Prof. Dr. Chur
Rahn, J. R., Prof. Dr. (Thalacker) Zürich
Reber, B. (3, Cour St-Pierre) Geneve
V. Reding Biberegg, R., Dr., Oberst Schwyz
Reichlen, J., Artiste peintre Fribonrg
Reinhard, Hans, Oberrichter Ölten
Reinhard, Fräal. M., Lehrerin (Postgasse 66) Bern
Reinle, E. E., Dr. (Albanvorstadt 7) Basel
Richard, E., Oberstl. (Börsenstrasse 21) Zürich
Ris, Dr. med. Thnn
Rivett-Camac, J. H., Baronet Schloss Wildegg (Aargau)
Rivoire, E., Notaire (15, qnai de Tlle) Geneve
Robert, W. Jongny, p.Vevey
Rod, Ed. (19, rue Erlanger) Paris
Rossat, A., Prof. (Schweizergasse 10) Basel
Rössel, Virgile, Prof. Dr. Bern
Roth, Hans, Dr., Ereisdirektion II Basel
Rothenhüasler, 0., stad. pharm. (Spalenthorweg 25) Basel
Röthlisberger, W., Artiste peintre Thielle (Nciefcitel)
Ruepp, P. A., Dr. med. MercBSchwM4 b. liri
Rütimeyer, L., Dr. med. (Socinstrasse) Basel
Ryhiner, Gust., Dr. (Schanzenstr. 22) Basel
Ryhiner, W., Pfarrer Winterthur
V. Salis, R. (Villa Gruber) Genna
Sarasin, Alfr., Bankier (Langegasse 80) Basel
Sarasin, Ernst (St. Albanvorstadt 14) Basel
Sarasin-Iselin, W. (St. Jakobstr. 14) Basel
de Saussure, F., Prof. ä Tüniversit^ Geneve
Schabelitz, Friedr. (Olgastrasse 2) Zürich
Schär, A., Dr., Privatdozent am Polytechnikum
(Rigiplatz 1) Zürich
Schirmer, A., Dr. med. (Leonhardstr. 16) Basel
Schirmer, G., Privatdozent (Easinostrasse 19) Zürich
Schiumberger-Vischer, Cli. (St. Jakobstr.) Basel
Schmid, J. R., Postdienstchef Basel
Schnorf, Easp., Prof. Dr. (Plattenstr. 52) Zürich
Schnüriger, J. M., Hochw., Pfarrer Steinen (Schwyi)
Schräg, Arn., Dr. (Socinstrasse 3) Basel
Schuler, H., Dr. (Jenatsch Strasse 6) Zürich
Schulthess, 0., Prof. Dr. Frauenfeld
Schwyzer, Ed., Dr. (Hegibachstrasse 71) Zürich
288
Mitgliederverzeichnis.
331. V. Schwerzenbach, C. Bregenz
332. Secretan, Eng. (le M61eze) Laiuaime
333. Seebarger, £., Sohn Zürich
334. Seiler, E. (Angensteinerstrasse) Basel
335. Senn-Bemoiiili, Frau Pfarrer Sissach
336. Senn-Holdinghangen, W., Verlag Ztirich
337. Simon, J. (Albananlage 13) Basel
338. Singer, S., Prof. Dr. (Spitalgaase 57) Bern
339. Sonderegger, Herrn., Dr. med. Heiden
340. Sonderegger, Panl Heiden
841. Smeding, L. H., Libraire Anvers
342. Speiser, P., Prof. Dr. (Uagagma) Basel
343. Spieaa, Ed., Dir. d. Allg. Gewerbeschale Basel
344. Spiller, Reinhold, Dr. Franenfeld
345. Spinner-Waser, H. (Friedhofg.^ Zürich
346. Spörri, J., Kaafoiann (Bahnhofstr.) Zürich
347. V. Sprecher, Th., Oberstdivisionär Maienfeld
348. Stadler, E. A. (Schönberggasse) Zürich
349. Stähelin, Jos. (Ilgenstr. 8) Zürich
350. Stammler, J., Monsignore, päpstl. Kämmerer Bern
351. Stehler, F. G., Dr., Vorstand der eidg. Samen-
kontrolUtation (Bahnhofstrasse) Zürich
352. Stehlin, K, Dr. (Albanvorstadt 69) Basel
353. Steiger, A., Antiquar (z. Löwenburg) St. Gallen
354. Stern, A., Prof. Dr. (Englischviertelstrasse) Zürich
355. Stickelberger, H., Prof. Dr. (Neubrachstrasse 23) Bern
356. Stell, 0., Prof. Dr. (Klosbach) Zürich
357. Strasser, G., Pfarrer Grindelwald
358. Strehler, Alfred (Selnaustr. 14) Zürich
359i V. Strele, K., k. u. k. Bibliotheksvorstand Salzbarg
360. Streuli-Hüni, ß. (Bleicherweg) Zürich
361. Strcehlin, P.-Ch. (54, route de Chene) Geneve
362. Stückelberg, Alfr., Dr. (Hirzbodenweg) Basel
363. Stückelberg, E. A.. Dr., Privatdozent Basel
364. Sttickelberg, Vico (Petersgraben 1) Basel
365. Stürm, Jos., Kaufmann (Florastrawe) Zürich
360. Styger, M., Kantonsschreiber Schwyz
367. Sütterlin, G., Hochw., Dekan Ariesheim
368.*Sater, P., Dr., Sekundarlehrer (Kasernenstr. 15) Zürich
360. Tappolet, E., Prof. Dr. Basel
370. Tatarinoff, E., Prof. Dr. Solothum
371. V. Tavel, Albert, Fürsprech (Laubeckstrasse 20) Bern
372. Tavemey, A., Privat-docent Lausanne
373. Thommen, R., Prof. Dr. (Angensteinerstrasse) Basel
374. Thurneysen-Hoffmann, Frau A. (Albanvorstadt) Basel
375. Tobler, A., Dr. jur. (Wettingerhaus) Zürich
376. Tobler, Alfr., V. D. M. Heiden (Ä|
377. Tobler-Bliimer, A., Prof. Dr. (Winkelwiese) Zürich
378. Tobler, C, Nationalrat Thal
Mitgliederverzeichnis.
239
Tobler, G., Prof. Dr. Bern
le Torrent^-Waser, IngÄniear (Spitalackerstrasse) Bern
Jrech, F., Dr. (Graben)
Jsener, H., Prof. Dr. Geheimrat
Jsteri-Pestalozzi, E., Oberst (Thaiacker 5)
fetter, F., Prof. Dr. (Aargauerstalden)
fetter, Th., Prof. Dr. (Piattenstrasse)
/'odoz, J., Prof. Dr.
rolbnöller, K., Prof. Dr. (Wienerstrasse 25)
tTon der Mühli, G. (Albanvorstadt)
T'on der Mühll, W., Dr., Notar (Albangraben)
Vaeckerle, Andr., E. Notar
^ackernagel; R., Dr., Staatsarchivar
kalter, £., Stadtrat
^aser, J. H. (Limmatquai 70)
Vaser, M., Hochw., Pfarrer
Vaser, 0., Dr. (Limmatquai 70)
^ Watten wyl, H. A., Ingenieur (Spitalg. 40)
Vavre, W., Prof.
Veber, H., Dr., Kantonsbibliothekar
Veckesser, J., Reiieur-artiste (93, rue Ducale)
Vegeli, R., Dr. (Landesmuseum)
Weidmann, F., Fürsprech
Veitzel, A., Secretaire de la Direction de
'Instruction publique Fribourg
Velti, Fr. E., Dr. (Junkemgasse) Bern
Velti, H., Dr. (Lützowstrasse 20) Berlin W.
Verzinger, Arthur (Bahnhofstrasse 20) Zürich
Vestermann-Kienast, E., Ingenieur Innsbruck
Vettstein, Emil, Dr. (Zehnderweg 15) Zürich
Vickart, A., Hypothekarschreiber Zug
Viget, Th., Dr., Dir. der Kantonsschule Trogen
Vild berger, W., Oberlehrer Neunkirch ScfciB.
Ville, U., Dr., Armeekorpskommandant, Mariafeid-Meilen (Zürich)
Vind, AI., Pfarrer Jonen (Aargau)
Virz, E., Buchhändler Aarau
Virz, M., Architecte La Tour de Peilz (Vaud)
Aarau
Bonn
Zürich
Bern
Zürich
Zürich
Dresden- A.
Basel
Basel
Forchheim (Bayern)
Basel
Winterthnr
Zürich
Schwyz
Zürich
Bern
Neuchatel
Zürich
Bruxeiles
Zürich
Einsiedeln
Vymann, Ed., Kaplan (Kreuzstr. 46)
Vyss, 0., Prüf. Dr. (Seefeldstrasse)
. Wyss, W., Prof. Dr. (Fehrenstrasse)
ahler, H., Dr., Sekundarlehrer
iahn, £., Schriftsteller
ellweger, 0., Basler Nachrichten
emp, Jos., Dr., Vizedirektor des Schweiz.
^andesmuseums
ietter-Scherrer, E.
limmerli-Glaser, J., Dr.
indel-Kressig, A., Telephonbeamter
Zürich
Zürich
Zürich
Münchenbuchsee
Göschenen
Basel
Zürich
Solothum
Luzern
Sohaffhausen
üricher, Frl. Gertr., Lehrerin (Landhausweg 9) Bern
240
Mitgliederverzeichnis.
Bibliotheken und Gesellschaften. ^ Bibliothiques •! SooiMte.
426. Allgemeine Lesegesellscbaft
427. Bibliothek des Lelirerteminars
428. Bibliothek des Lesezirkels Hottingen
429. Bibliothek, Eönigl.
430. Bibliothek, Kgl. Württemberg.
431. Bibliotheque de la Soci6t6 de Zofingue (Section
Yaadoise)
432. Biblioth^ue de TUniversiti
433. Bibliothek der Moseamsgesellschaft
Bodleian Library
Harvard College Library
Hofbibliothek; Grossherzogliche
Hofbibliöthek, E. u. E.
Hof- and StaataWbliothek, Egl.
Eantonsbiblkytbek
Eantonsbibliothek des Eantons Thnrgaa
Eantonsbibliothek Obwalden
Eantonsbibliothek Solotharn
Maseamsgeselischaft
444. Schweizeriaehe Landesbibüothek
445. Schalvoratand der Stadt Zürich
446. Staatsarchiv d. Eantons Bern
447. Staatsarchiv des Eant. St. Grallen
448. Stadtbibliothek
Stadtbibliothek
Stadtbibliothek
Stadtbibliothek
452. Universitätsbibliothek, E. n. E.
453. Universitätsbibliothek, E. u. E.
454. Universitätsbibliothek, E. u. E.
Universitätsbibliothek, Eaiserliche
Wessenberg-Bibliothek
434.
435.
436.
437.
438.
439.
440.
441.
442.
443.
449
450
451
455
456
Basel
Muri b. Bern
Zttrioh
Berlin
Stuttgart
Lausanne
Lausanne
Zürich
Oxford
Cambridge, Mass., U. S. A.
Darmstadt
Wien
Httnohen
Zürich
Fraoenfeld
Sarnen
Solotharn
Ölten
Bern
Zürich
Bern
St. Gallen
Sohaffhaosen
Wintcrthar
Zofingen
Zürich
Gras
Innsbraok
Prag
Strassbarg
Eonstanz
Die verehrlichen Mitglieder sind ersucht, irgendwelche
richtigkelten oder Ungenauigkeiten in obigem Verzeichnis H
Dr. E. A. StQckelberg, Petersgraben i, Basel, anzeigen zu wf
Les membres dont Tadresse ne serait pas exacte
priis de bien vouloir en informer M' E. A. StQokelberg, P
graben I, ä Bftle.
Hand VllI Heft 3, ausgo^ebon 26 September 1904.
241
Usi e costumi di Bedano (Ticino)
per Vittore Pellandini (Taverne).
I. Situazione, origine e popolazione del paese.
Bedano, giä culla del Beato Nicol6 Rusca, arciprete di
ndrio, caduto martire della religione cattolica nel 1618 a To-
ana, e dei distinti cultori delle arti belle, Albertolli Francesco,
bertolli Giocondo, Albertolli Ferdinande ed Albertolli Fedele,
ice an di an promontorio alla riva destra del fiume Yedeggio,
cai k bagnato al pi^ e ne segna i confini a mattina con Ta-
rne e Lamone. AI nord gli sta Torricella ed al sad Gravesano,
3ntre a sera gli si erge a confine la montagna di Arosio. I be-
nesi Yogliono che Bedano venga da « abete > secondo la segaente
fgenda :
I primi abitatori, i fondatori del paese, furono alcuni uomini
DUti dal Nord con donne e ragazzi, i quali, passando fra Ta-
rne e Torricella, furono fermati da alcuni abitanti di quelle
*re che loro domandarono dove facessero conto di andare.
«Yogliamo andare a stabilirsi \k fra quegli abeti>, risposero
elli della comitiva, e da abete venne il nome di Bedano, che
n sarebbe che una corruzione di Abetano.
Superiormente al paese trovasi una selva che i bedanesi
iamano Bed.
La popolazione di Bedano constava al 31 dicembre 1900
332 abitanti ripartiti in 59 famiglie: 41 famiglie patrizie, 15
inesi e d^altri cantoni, 3 italiane. Maschi 168, femmine 164.
II. Divisione del paese.
II paese e diviso o meglio h formato da tre frazioni o de-
gne che sono: Bcdayio, propriamente detto, al sud, ul CioSy
l mezzo e ra Gera al nord, verso Torricella. Si distinguono
)ltre le corti o piccole piazze seguenti: ra curt di Baierna,
curt dra Rüvina, ra curt di Foniana, ra curt da Belgrado.
16
242 üsi e costiimi di Bedaiio (Ticino).
IM. Parrocchia. — Chiese.
Bedano fa parte della parrocchia di 8. Pietro in Grayesano,
la quäle parrocchia comprende i tre comuni di Grayesano, Be-
dano e Manno.
Oltre la chiesa parrocchiale ch'e in territorio di Grayesano,
Bedano possiede dae altre chiese, che sono : la chiesa di S^^ Maria
in Bedano propriamente detto e la chiesa di 8. Rocco tra il
Chioso e la Gera.
La chiesetta di 8. Rocco era anticamente ana cappella di
modeste dimensioni : lunghezza braccia 8 e larghezza braccia 6.
Nel 1597 yenne ampliata e formata la chiesetta doye oggidi yien
celebrata una messa tutte le domeniche.
Circa Torigina della cappella raccontasi la seguente leggenda :
Apparye un giorno 8. Rocco ad una donna che zappaya e le
diese: Dite a quelli del Chioso che facciano fare una cappella
in onore di S. Rocco lassü doye sono quegli alberi. La donna
raccontö agli uomini quanto ayeya yisto ed udito^ ma yenne deriaa
e tenuta in conto di pazza o yisionaria. Non and6 per6 molto
che 8. Rocco apparye di nuoyo ad un^ altra donna che staya
cogliendo dei fichi e le diese: Dite agli uomini che facciano la
cappella lunga braccia otto e larga braccia sei. Poi diedele un
ramoscello di pruno dicendole che lo conseryasse. La donna si
portö a casa il ramoscello e quello fiori. Raccontö essa pure agli
uomini Taccaduto, ma neppur eeea yenne creduta. Ma ecco Tanne
appreeso, proprio nel meee di agosto, alli 15, yigilia di 8. Rocco,
ncyicare sul luogo giä aesegnato dal Santo per Terezione della
cappella, senza che un sol fiocco di neye cadesse in altre parti
del paese. Radunaronsi allora quelli del Chioso e decisero di
erigere la cappella, res! da quel fatto persuasi della yeridieitä
del raccontö delle due donne a cui 8. Rocco era apparso.
Nella chiesa di S. Rocco, appesi alle pareti, possonsi ancora
oggidi yederc due grandi quadri entro cornici di stucco che rap-
presuntano le due apparizioni.
In uno d'essi leggesi Tiscrizione:
Apparse S. Rocco ad una fantesca che sappana li disse :
Direic a quelli del Chioso che faccino fare una Capellelia di
jS. Rocco in cima delli alberi se no granii loro,
Lo inventore di questa diyozione
Prete Bcrnardiuo Rusconi.
Usi e costumi di Bedano (Ticioo). 243
Neil' altro quadro leggesi riscrizione :
Apparse S. Rocco a donna BelUna in la corte dove stava
JFontana disse: Che dicesse agli uomini che la capella sia
iunga Braccia 8 e larga 6.
La cappella che ora forma la navata deir altare ha ancora
la grandezza primitiva di braccia 8x6.
IV. Industria e commercio.
II paesello di Bedano h essenzialmeate agricolo e non ha
alcuDa iodastria, se ne togli il mulino per la macinazione di graai
dari uso Marsiglia, che una ditta genovese ha da alcuni anni
eretto a nnovo sulle roviae d'un yecchio mulinO) nn negozio di
vini air ingrosso ed al minuto, uno spaccio di coloniali al minnto,
3on osteria, ed h tutto.
Nel paese non v'^ alcun panificio. Ire volte per settitnana,
3ue panattieri, Tuno delle Taverne^ l'altro di Bioggio, fanno il
;iro del paese col carro per la dispensa del pane a domicilio.
NoD di rado arriYano nel paese e mettono il loro banco
^ bottega ambulante salla piazza dei merciai ambulanti, yenditori
ii stoiFe, di ferramenta, suppellettili di cucina, terraglie e simili.
La gente accorre a comperare quel che le occorre a quella
ipecie di mercato. Per tutti gli altri bisogni, i Bedanesi si prov-
redono a Lugano, dove si recano al martedl e venerd), giomi
li mercato, a vendere le uova, le frutta ed i latticini.
V. Arti e mestieri. Costumi.
Quasi tutti gli uomini di Bedano hanno imparato un arte
ft mestiere e se or fa un secolo Bedano fu culla di artisti la cui
ama passö i confini della Svizzera e delP Italia, ora pu6 vantarsi
Li possedere una quantitä di uomini colti, avuto riguardo alla
lopolazione, come forse nessun altro paese del cantone.
Gli uomini esercitano il loro mestiere sia in paese, sia in
»migrazione periodica nella Lombardia, nel Piemonte, nella Sviz-
;era francese o tedesca od in Francia. Partono in primavera,
Lopo aver potata e legata la vite, e ritornano in autunno per
^assare Tinverno in paese. Questo in regola generale, perche
lonvene di quelli che, secondo le circostanze, passano Tinverno
> si stabiliscono definitivamente alP estero.
Emigrano generalmeute fino all' etä di 40 o 45 anni, poi
li fermano in paese, dedicandosi all' agricoltura.
244 Usi 0 costumi di Bedano fTicino).
I bedanesi, specialmente le doooe, sooo in generale molto
economi e guai a quei maestrani che depo an assenza di pa-
recchi mesi fanno ritorno alle loro case senza il grazzolo, frutto
del lavoro e del risparmio. A questi spensierati figli prodighi
vien cantata la seguente canzone:
A Sant Andreja a biija i can,
A vegn a c4 i maestran,
I vegD a ca a düü a düü,
Cur sachett tacM ar cüü,
E cura braga rota
E in di scarsell i gk dent nagota.
Durante la loro assenza tatti i lavori campestri, compresa
la falciatnra del fieno e la vangatura dei campi, vengono eser-
citati ed eseguiti dalle donne e dai yecchi. II bestiame poi, tanto
d'estate che d'inverno, h alle eure esclusive delle donne. Pochi
nomini sanno mugnere e governare il bestiame. Domandai ad
una donna perch^ non insegnasse a mugnere le yacche ad an
8U0 figliuolo di 12 anni, e mi rispose: «Questo non c affare dei
maschi ; essi imparino un mestiere e se ne vadano a guadagnarsi
il pane e far qualche economia pella famiglia; al bestiame ci
pensiamo noi donne.» Son dunque le donne che allevano, com-
perano e vendono il bestiame; Tuomo non oltrepassa la soglia
della stalla e non si occupa che eccezionalmente del goYorno delle
bestic. Inoltre l'uomo non porta quasi mai la gerla, la quäle
viene caricata sulle docili spalle delle donne.
Bedano non possiede monti, non possiede alpi; il suo t«rri*
torio e tutto in piano ad eccezione di alcune selve castanili aL
disopra del paese e di una striscia di bosco patriziale, epper»»
non vi e pascolo pel bestiame, il quäle vien tenuto tutto Tanno
in istalla o fatto pascolare nei poderi, guardato da appositiUi*
persona.
Non tutte le famiglie possono teuere le loro bestie tuttc
Tanno, ma circa 30—35 vacche vengono prese ogni anno a evernc
dai valmaggesi. Le donne di Bedano, come del resto fannc
quelle di molti altri paesi del luganese, si recano, come suol dir
in processione, passando il Monte Ceneri a piedi, fino a Locarnc
ai mercati dell' ottobre, in cerca di bestie da sverno, e le ricoE
ducoDO poi ai loro padroni nel mese di maggio, sempre in occ£
sione dei mercati di Locarno.
Ogni famiglia alleva ed ingrassa almeno un majale per f^ ^^i^/
far salami e luganighe e prosciutti per la casa. Le luganigKzi^
i
Usi e costumi di ßedano (Ticino). 245
ihe non yeDgono mangiate fresche si conservano in olle con
inrro cotto o sugna.
Le pecore, nelF estate, cioe dalP aprile all' ottobre, vengono
naudate alla pastura tutte assieme, gnardate da un unico pastore.
I pastore non yiene pagato, ma ogni famiglia che possiede pecore
I tenuta a mandare un suo membro, od altro individuo, come
»astore, tanti giorni quanti capi possiede, e cosi di seguito per
urno.
Nel paese sonvi cinque o sei famiglie di ricchi, quantunque
lon milionari; del resto, tranne gli Italiani domiciliati, tutti pos-
eggono una casa propria e dei poderi, e se non vi regna dapper-
atto Tagiatezza, non vi h nemmeno la stretta povertä.
Possono ripetersi con certo orgoglio come i tedeschi: Klein,
ber mein! Piccolo, ma mio! o meglio, usando un detto della
ostra lingua: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu
li sembri una badia.
Una comoditä encomiabile , e direi quasi un locale indis-
ensabile in ogni casa di contadini, da notare nelle case di Bedanö,
ome del resto in tanti paesi del Sottoceneri, e la lohja o granajo
Dtto il tetto, coi finestroni a levante e mezzogiorno.
I bedanesi vestono con scmplicitä. Caratteristici per le donne
Dno gli zoccoli a due guiggie, che molte ragazze si portano
nche in di di festa legati sul coUo del piede con nastri colorati.
i cappello non e usato se non dalle signore. Le ragazze non
[ coproDO di solito il capo, nemmeno in dl di festa, e quando
anno alle sacre funzioni, a San Pedra, a quatra a qualra,
3Condo Tusanza, portano solitamente il velo nero. II velo viene
)lo adoperato per le funzioni religiöse ed in altre occasioni por-
»ranno allora un fazzoletto. Nei lavori di campagna le donne,
:cettuate le ragazze, usano coprirsi con un cappellaccio di feltro
Btto müsciatt ed un vecchio giacche, rifiuti degli uomini.
Portando la gerla, principalmente con abiti puliti, come ad
lempio quando vanno al mercato, si gettano sulle spalle una
rande tovaglia bianca di tela di casa, che cuopre tatta la schiena.
VII. AIcuni cibi e bevande in uso a Bedano.
Limitiamoci a dare qui i nomi dei cibi piü comuni, e riman-
iamo per la spiegazione al Glossar io che chinderä questo lavpro :
aragött, bülbura, casora, castegn secch, cusciöö, corsighin, feru,
lenestra da ris, da 6rg^ da furment, mundell, panigada, panisciöö,
246 Usi e costumi di Bedano (Ticino).
paräda, paräda pestada o paräda strozza, pel^k, pöcia, poci6ri,
pom da töra imbrügäd, pnleiita da carlon, palenta da furmenton,
pulenta sturna; sancarlin, stejäd, torciadighin.
VII. Cibi che vengono usati in certi giorni deir anno.
II 1^ maggio nsano mangiare castagne secche, leasate,
affinch^, dicoDO, Tasino non abbia a mordere.
La sera dell' ultimo gioroo del carnovale ambrosiano, ch'^
il sabato seguente all' ultimo giorno del carnevale romano, usano
mangiare bruciate nel lattemele.
II giorno della sagra di 8. Pietro, usano mangiare dei pesci
in omaggio a 8. Pietro, pescatore.
II giorno di 8. Giuseppe, usano far scorpacciate di tortelli
cotti neir olio.
A 8. SiWestro, usano mangiare minestra di rape, perch^,
racconta la leggenda, 8. SiWestro seminö le rape alla mattina
prima della messa ed al ritorno dalla chiesa erano cresciate e
giunte a maturanza.
Per la festa della Madonna, la prima domenioa di marzo,
usano mangiare la tradizionale torta.
II giorno di Pasqua usano mangiare uova a colazione.
VIII. Feste religiöse ed usi in certe epoche deir anno.
II giorno di S. Pietro (29 giugno) ha luogo, nella chiesa
parrocchiale omonima in Gravesano, la sagra, con intervento di
numeroso clero, musica e processione nel pomeriggio.
II giorno di 8anta Croce, il priore, accompagnato dai par-
rocchiani in processione, fa il giro della parrocchia, fermandosi
ad ogni croce o cappella sulla strada a benedire la campagna,
perche dia buona ed abbondante raccolta.
AIcuni giorni prima di Natale vien fatta una colletta, a
cura dei municipii dei tre eomuni componenti la parrocchia, a
favore del priore per le funzioni e preghiere durante la novem
di Natale.
Dalli 3 di maggio ai 14 di settembre, ogni domenica, prim
delle 8anta Messa, ha luogo una processione ad una cappella f
d'una coUina in territorio di Gravesano, detta al Mätor. P
queste funzioni straordinarie , ogni famiglia della parrocchia
tenuta a portare al priore due quartine di frumento o di pani
La vigilia di Pasqua, il priore visita tutte le case d'
Usi e costumi di ßedano (Ticino). 247
parrocchia, imparteadovi la Santa BenedizioDe, accoinpagnato dal
sagrestano, portante un gran cesto per ricevere i regali pel priore,
che consistono in nova, barro, fratta ed anche denaro.
L'altima domenica di maggio, il priore va a benedire le
fontane pabbliche della parrocchia. Per questo suo incomodo
ogni famiglia h tenuta a dargli dae uova, le quali vengono raccolte
a cura dei rispettivi municipii.
II giorno dei morti vien steso un drappo alFentrata priu-
cipale della chiesa, yicino alla Boglia, ed i divoti che interveugono
alle sacre fanzioni, cio& alF ufficio da morto, che in detto giorno
yien celebrato nelle prime ore dei mattino, avanti giorno, vi
Tersano chi grano tnrco^ chi segala, chi frumento, chi panico, e
<5iö in regalo al priore per le preghiere e funzioni pei poveri morti.
La prima domenica di marzo si celebra con gran pompa
la feeta della Madonna dei Rosario. Yi e intervento di clero,
predica, processione coUa stataa della B. Y. Condecora la festa
la filarmonica dei paese. In tal giorno ha luogo la nomina dei
tBottopriore e della sottopriora delle confraternite. II sottopriore
« la sottopriora eletti Tanno precedente diventano priore e priora
di diritto. Le spese per la festa, come la filarmonica, gli archi
trionfali ed il pranzo pei sacerdoti sono a carico dei priore. La
carica di priore non h retribuita, ma solo onorifica e, come ye-
diamo, dispendiosa. La priora deve comperare a proprie spese
iina gran torcia da portare durante la processione. Di solito a
«ottopriora vien eletta la piü giovane sposa delle parrocchia, o
meglio non giä la sposa piü giovane per etä, ma Taltima maritata.
Nei giorni di S. Rocco e di S. Sebastiane si celebra messa
cantata, con vespri e benedizione nella chiesa di S. Rocco in
Bedano.
L'nltima domenica di novembre , alcune famiglie hanno
l'obbligo, per legato, di portare una certa quantitä di pani di
segala in sacristia. II pane^ tagliato a fette e benedetto dal priore,
yiene poi distribuito, dopo la Santa Messa, ai parrocchiani. Cre-
desi che codesto pane abbia virtü di preservare dalla fobbre.
La mattina di S. Giovanni Battista usasi lavarsi colla ru-
giada per conservare la freschezza dei volto.
Nella notte di Natale si getta sul focolare un grosso ceppo
e lo si lascia ardere per tutta la notte, ed h credenza che, mentre
si ^ a letto, la Madonna verra al focolare a far asciugare i panno-
lini dei neonate bambiael Gesü.
248 * üsi e costumi di Bedano fTicicO).
La sera della vigilia dell' Epifania, i ragazzi girano a frotte
pel paese saoDando i campanacci d«lle vacche. L' Epifania h il
giorno santo sospirato dai fanciulli, che aspettano i doni dei Re
Magi, che vengono dair Oriente con dei cammelli alti, alti, carichi
di giocattoli e confetti pei fanciulli savi, buoni ed ubbidienti.
A quelli che saranno sempre stati buoni ed ubbidienti porteranno
taute belle cose, ai meno buoni porteranno meno, ed ai cattivi
non porteranno nulla aifatto o porteranno una verga con cni i
genitori li batteranno. Ed allora i fanciulli promettono di yoler
essere sempre buoni ed ubbidienti e di voler sempre recitare di
buona yoglia le preci dei mattino e della sera. Prima di coricarsi
essi collocano sul davanzale di una finestra della camera da
letto un cestellOy in cui i Re Magi metteranno i loro doni, e da-
vanti la porta di casa pongono una secchia con crusca per risto-
rare i cammelli dei Re Magi.
n Yenerdl Santo, i ragazzi dei paese si portano al pi6 di
un grosso ed annoso castano situato superiormente al paese, e
11 cucinano una gran polenta che mangiano con merluzzo o rane.
Nella giornata scorrazzano poi pel paese suonando le r^-r^ o
raganelle, corni di becco, lumache marine e certi strumenti con
mazzuolo di legno ch^essi chiamano paltik-e-palfik e cantando:
L'd mort ul Signur, V^. mort in crus, par nüm pecalur.
La mattina dei giorno apresso, ch'& il Sabato Santo, prima
della Santa Messa nella chiesa parrocchiale di S. Pietro, il sa-
grestano accende un fuoco di stipa o di pampani davanti la porta
della chiesa ed il priore esce a benedirlo. A quel fuoco bene-
detto parecchi ragazzi vi accendono un pezzo d'esca, poi girano
tutte le case dei paese gettando sul fuoco un pezzo d^esca bene-
detta infuocata, ch'^ fuoco sacro. Ricevono in regalo uova, noci,
nocciuole od anche qualche moneta.
Nello stesso giorno, verso le undici dei mattino, quando i
sacri bronzi danno Tannuncio che Cristo h risorto, tutta la gente
esce dalle abitazioni e s'aifolla alle foniane pubbliche a lavarsi
gli occhi pregando Iddio che le conservi la vista.
II giorno della Risurrezione di N. S. h pur usanza di seminar
Torto.
La prima domenica di quaresima, i ragazzi girano per le
case cercando dei fasci di paglia o fascine di stipa o di pampani
ch'essi poi legano ad un palo piantato appositamente in mezzo ad
una piazza, erigendo come una grande catasta conica. Venuta I»
ITsi e costumi di ßedano (Ticioo).
249
^ra, si da il fuoco alla catasta, ed al falö assiste tutta la popo-
.zione del paese.
La sera della vigilia del 1^ maggio, le ragazze, aiutate da
iialche uomo, sogliono plantare in una piazza il maggio, ch'e
aa longa antenna eon in cima una bandiera, poi, radunatesi in
>ro al pi^ del maggio cantano la segucnte maggiolata:
L'^ rivÄd ul magj^io
Coi suoi bei fior;
Se \niri che cäntum
Canterein d'amor.
L'^ rivad ul maggio
Colla saa bandera;
L\> pas8j\d r'invernu,
L*e scia ra primavera.
Beoedetto il maggio,
Benedett quel magg!
L^e rivud ul maggio
Fora per ul pian;
L'^ fiurid ra rosa
L*6 spigulent ul gran.
L'e vegnüd ul maggio,
LV pass^d r'april;
Se nol savi madama
Sem vegnüd a dil.
Benedetto il maggio,
Benedett quel magg!
Vuri cred, signori,
Che'l magg sia rivjl?
Vegni a ra finestra,
Che 'I troveri piantA.
E' da credere che un tempo la maggiolata venisse cantata
DD al pi& del maggio come oggidi, ma da una compagnia di
iovani che girava di casa in casa con un ramo d'alloro e ne
ceveya in regalo salami, carne secca, uova, ecc. poiche la can-
>ne cosl prosegae:
Cum{i l'e uiai geutile
La foglia di brilgnöö,
Sem rivad a ra casa
D'u Pedrinöö.
Cume l't' niai gentile
La foglia della ros^ta;
Sem rivad a ra casa
D'u CarUHa.
Cum6 l'e niai gentile
La foglia di amur (mora);
Sem rivdd a ra casa
D'u sciur Dutur, ecc. ecc.
Sbasse ra rama
E veri ra porta,
Sem riviid a ra casa
Dra sua consorta.
In questa casa
Gh' 6 bon fundament;
Dio mantegna r' or
E pö anca r' argen t,
Benedetto il maggio,
Benedett quel magg!
Vegni gio, madama,
Dra vossa camareta,
Portt^ gio na pezza
Dra vossa carna s^ca.
Vegni gio, madama,
Vegni gi6 pian-pian,
Con (juatr' öf in scös
E altretant im man,
Benedetto il maggio,
Benedett quel magg!
250 Usi e coBtumi di Bedano (Ticino).
Se poi nella casa sonyi ragazze da marito, si continua cosl :
Ra b^la A ra muntagna
La g' ä ul 8CU88:\a pendent, Gh' ^ fiurid ra bröpa,
La g'ä trii b^i murus £ i tusann a ra piaoOra
£ la sa miga in dava tend. I va a cerca ra döta.
La tend al prim, A ra muntagna
La tend al segund, 6' 6 lassüd ul capell,
La tend al so £ a ra pianüra
Che r^ ul pttssä bell da mand. A gh' 6 r'amur püssö bell.
Benedetto il maggio, Benedetto il maggio,
Beoedett quel magg! Beoedett quel magg!
A ra muntagna
G' 6 lassäd ra ranza,
£ a ra pianttra
A gh' ö ra mia speranza.
A ra muntagna
A gh' ö fiorid i giüstron (mirtilli),
£ a ra pianüra
A gh'6 i bei tuson.
Benedetto il maggio,
Benedett quel magg!
La sera del 1^ inaggio, la musica locale fa il giro del paes^
fermandosi davanti ad ogni casa a far la serenata. L'accoinpagn&^
an finto eremita, il quäle, mentre la musica suona, entra nell»
abitazioni per la cerca di ucva con cui fare una gran frittata^
a cui yengono invitate anche le rägazze che*cantarono al pi^
del maggio la sera precedente.
IX. Divertimenti carnascialeschi.
Siamo a S. Martino. Le maestranze (i maestran) sono ritor—
nate e tutto il paese gioisce.
Questi uomini (giovani, la maggior parte) dope un' assenza^
di piü di mezz'anno, chi a Milane, chi a Torino, chi nella Svizzera^
francese, chi nella Svizzera tedesca, chi a Parigi, sono felici di.
ritrovarsi, di stringersi la mano, di discorrere del loro paese, di
fare una partita alle boccie od a tresette, dal Carletta o dall^a
Sin, le due osterie del paese.
Nei primi giorni pare abbiauo dimenticato il dialetto del
loro yillagio natio, e li odi discorrere fra di loro in francese ad
incrociando il francese col piemontese e col bedanese. I mais,
gli ouly i quoi, i bien sih'y i mon chery i mon ami^ i r^
staja fua fota, i giüstament, i cerea, i bdla iota, i p\ ndn, i
i
UbI e costumi di Bedano (Ticino). 251
iravajda, i piorda, gli a vegni da rüvda, gli a vagh a vegnii,
gli a fö che manda a ra gara a iö ura mala, i chef du
gara ecc. sono all' ordine del giorno.
Fra una partita e l'altra di tresette, sortooo poi a dis-
correre di teatro. Uno racconta di aver assistito a Parigi alla rap-
presentazione deirOtello o deir Amleto. Un altro ha assistito a To-
irioo alla rappresentazione di Fedora, delCasino di campagna, dei
Due sergenti ecc, e 11 segue tutta una sfilata di commedie, di trage-
ciie, di farse, viste o lette, raccontano tutti i particolari del tal
ettto o della tal scena, si animano, si eotasiasmano, si che l'am-
fciente si fa saturo di opere teatrali.
Quantunque minuscolo paese, yi h in Bedano ana schiera
di Yolonterose persone di sesso mascolioo, la maggior parte gio-
vanotti, che, nella stazione di carnevale, si uniscono in societä
e, coadiavate dal gentil sesso, danno nei giorni festiyi delle rap-
presentazioni teatrali seguite da festa da ballo.
II teatro o "la commedia", come essi la chiamano, fa accorrere
Efc Bedano molti spettatori, principalmente giovanotti, dai paesi
circonvicini, dalla Capriasca ed anche da piü lontano. Si proda-
Dono delle commedie, drammi, tragedie, farse, ecc, tratte dal re-
pertorio italiano, comprese opere tradotte da lingue straniere.
Terminata la "commedia", sj da priacipio al ballo, che ha
per iscopo di divertire i ballerini non soci, e principalmente i
Porastieri, e di apportar danari alla cassa sociale. E per questo,
solo di quando in quando si da un ballo riseryato pei soli soci,
d quei soci che yogliono ballare indiyidualmeute deyono proyye-
Sersi di biglietti come i non soci.
Terminato il carneyale, i soci si diyidono Tayanzo di cassa,
preyio diffalco di una data somma da regalare in denaro od in-
[iamenti nuoyi (grembiule, yeste o scarpe) alle ballerine piü assidue
Bd a quelle ragazze che si prestarono come attrici, ed una certa
somma come fondo di cassa.
Nella stagione di carneyale usasi anche far delle mascherate
Dotturne, le quali girano nelle stalle doye sono radunate le donne
ft filare, nelle case priyate e nelle osterie doye tengonsi delle
Teste da ballo. Le maschere devono essere precedute e scortate
dalla sigurtä o persona a yiso scoperto che si faccia malleyadore
per loro. La sigurtä porta ordinariamente un cappello a cilindro,
crayatta bianca, guanti e bastone in mano. Non essende permesso
252 Usi e costiimi di Bedano (Ticino).
alle maschere di entrare nelle abitazioni altrui, siano anohe laoghi.
di ritroYO come le stalle o luoghi pubblici come le osterie, aepaa
un anticipato consenso dei padroni di casa, esse si fermano snlla »
soglia mentre la sigurtä entra a domandare il permesso di lasciai .^
entrare la mascherata.
Le mascherate hanno diritto , in una festa da ballo, a tre il i
balli gratniti e riservati per esse sole. Terminati i tre balli di^S:.i
diritto, le maschere, se vogliono rimanere nella sala da ballo, ^. ^,
devono scoprirsi.
Negli Ultimi giorni di carnevale , incominciando dal dl iim: JBi
berlingaccio, eccettuato il venerdl, nel quäl giorno non si tengoncxz^ ^o
n^ feste da ballo n^ rappresentazioni teatrali, comitive di maschere,^ ^^e,
anche d^altri comuni, girano pel paese. Se le maschere sono deW^^ el
paese non abbisognano di sigurtä, ma, se sono forastiere, devoDO«:^ ^mo
essere scortate dalla sigurtä come le maschere nottame. Le ma— ^^^ ra-
schere diurne non si coprono il viso ma se lo tingono in nero cooEs^z^oa
fuligine o nerofumo, od in rosso o giallo, e sono, quasi sensaissKjsa
eccezione, di sesso mascolino ed accompagnate da alcuni masicanti. r^ Msti.
Nelle maschere non manca mai il dotlore, il quäle non si^ si
tinge il volto ed h yestito a nero, con cravatta bianca, occhiali. f JT^^bU,
redingote, cappello a cilindro, guanti e bastone. Sua principal^ I^^i^atle
occupazione h di tastar il polso alle ragazze e dispensare ricett^^^'tte
per guarire da qualunque male. Le mascherate sono precedat^dl'wKJate
da due arlccchini che, gesticolando ed urlando, mostrano dell^ I ' 'He
molle di legno o molle da fuoco. Codesti arlecchini, mentre las J^ !&
mascherata balla sulla piazza o davanti alla casa, entrano nMi^MKlh
abitazioni chiedcndo dei salami o luganighe, ch'essi poi mostraDOO miiv do
alla compagnia stretti fra le molle, gesticolando e mandando grida^ £> ^&
di pazza gioja.
Le maschere vengono anche regalate di pane, di vino ^ ^
talvolta anche di qualche moneta ch'esse spendono poi sempr^"^ ''^
in beveraggi.
X. Senate alla stalla.
Nelle serate d^nvcroe le donne si radunano nelle stall» f ie
delle bovine a lavorare (i va a ra slalaj. Le vecchie filano, 1» -ÄUe
maritate se non filano rammendano o rattoppano abiti, e dell» ^^76
ragazze chi fila, chi lavora d'ago, chi d'uncinetto. Questa riunion.^^0
nelle stalle incomincia in novembre, e precisamente il giorno dop
Tottava dei morti, e dura fino all' arrivo della priroavera.
Usi e costiimi di Bedano (Ticino). 253
Ogni gruppo di case ha la sua sialla in cui radunarsi, e
la sera, dopo ceoa, vecchie e giovani, quali col cestello e la
conocchia^ quali solo col ceatello, si awiano al luogo di riunione
e vi rimangODO o dovrebbero altneno rimanervi, secondo la vecchia
usanza, fin mezzanotte ed anche dopo, fino a che la costellazione
delle plejadi, da loro chiamata Nosant o Pred^e, sia scomparsa
dal oielo, secondo un loro proverbio:
I bon fil^e i def mett a dürmH i pred^e.
Coir entrare del verno bisogna mettersi di baona voglia a
filare, dicon le vecchie, percho passato il Natale c' ^ il carnovale
che fa perder molto tempo, almeno alle ragazze; eppoi le notti
s'accorciano e poco si pu6 fare :
Chi che no fira par denedda
Par dopu i sal pu gratda.
In marzo non se ne fila piü che un fuRO per aera:
A marzetl un füsett.
In aprile il lavoro h quasi nullo:
AvrHf avrn, laca süH fUs e va a dürrnH.
AI sabato ed alla vigilia di un giorno festivo si pettinano
e 81 accomodano a vicenda le treccie, poi lavorano ma al piü
tardi fino a mezzanotte, percho la seconda metä della notte appar-
tenendo al giorno successivo, che k Igiorno di festa, potrebbe
accader male e potrebbe arrivare quello del pi^ d'asino e spa-
ventarle come spavento quella giovane dal cilök (sconocchiatura)
che volle rimanere dopo la mezzanotte per finire quel po' di
stoppa che aveva ancora sulla conocchia.
Narra adunque la leggenda che una giovane volle rimanere
un sabato sera dopo le altre per fiaire il suo cilök (sconocchiatura).
Era di poco passata la mezzanotte quando Tuscio della stalla
8'aperse, ed un bei giovane, vestito elegantemente in nero, entro
ed andö a sedersi presso alla giovane, mettendosi a levarle dalle
Yesti le filacciche cadute dalla conocchia, come usa far nelle stalle
Tamoroso colla sua bella.
Poi attaccarono discorso. Ad un dato punto essende alla
giovane caduto il fuso, neir abbassarsi per raccoglierlo. s'accorse
che il giovane aveva i piedi d'asino. AIzo spaventata gli occhi,
e fissandolo in volto, scorse sopra la fronte due cornetti che si
nascondevano sotto il cappello, onde piena di spavento si fece \V
8egno della croce e gridö : Gesummaria ajutatemi.
254 üsi e costumi di Bedano (Ticino).
AUora il pseudo vagheggioo, che doveva essere sicuramento
il demonio in persona, di^ un' acutissimo fischio e, mandando
lampi dalle corna, sparl lesto come il fulmine.
Qaella giovane fu ben castigata d'aver voluto rimanero
dopo la mezzanotte e trasgredire cos) il terzo comandamento r
Santificare la festa.
Le stalle sono il miglior passatempo serale. Yi intervengono
anche i giovanotti a trovar Tamorosa. Y'^ chi racconta storielle,
chi indovinelli od altri passatempi. Si discorre un po' di tatto,
si scherza e si canta, e di tanto in tanto si mangia qualche mani-
caretto in comune, inaffiato da bottiglie di nostranello.
XI. Battesimo.
Nel giorno in cui ha luogo il battesimo di un neonato, la ma-
trina fa ura portadüf cioe porta in regalo alla paerpera: un
pane di burro fresco, uova, vino yecchio e pasta fina da minestre»
II padrino, dal canto suo, va a visitare la puerpera e,
senz^esser visto, le pone sotto il guanciale un regalo in danaro che
non sarä per5 inferiore a franchi cinque. Egli h pure tenuto a.
dare una mancia ai ^ragazzi che nella chiesa, alF atto del batte-
simO; fuDgono da chierici, tenendo uno la candela accesa e Taltro
i due orciuoli deir olio santo e del sale. Certi padrini sogliono
anche pagar del proprio il prete e dare una roancia alla leva-
trice.
Yenendo poi a morire il figlioccio in tenera etä, la matrina.
e tenuta a portarlo alla chiesa e da questa al camposanto sullo
proprio braccia.
La matrina regalerä il figlioccio o la figlioccia della 8toff&
per la prima gonnella e, se h un bambino, venuto il tempo di
vestirlo da uomo, la stoffa pel primo vestitino verrä regalata dal
padrino.
Älla chiesa si va sempre a piedi, ed il bambino vien portato
in braccio dalla levatrice.
AI ritorno dalla chiesa, il padre del bambino da una coIa-
zione od un pranzo a cui prendono parte i padrini, la levatrice
e qualche prossimo parente.
XII. Cresima.
Nel mentre al battesimo il bambino, sia poi maschio o fem-
mina, ha diritto al padrino ed alla matrina, a cresima i maschi
si hanno solo il padrino e le femmine solo la matrina.
i
Usi e costumi di Bcdano (Ticino). 255
In quest' occasione il padrino h tenuto a regalare al figlioccio
iin cappello nuovo e dei confetti.
La matrina regala alla figlioccia un grembialino.
XIII. Nozze.
Un matrimonio h tenuto nel paese come un awenimento :
tutti ne parlano, anzi h il principal tema di conversazione. Ho
iidito discorrere di an prossimo matrimonio due donne, una di
IBedano e Taltra del vicino paese di Torricella, e mi ha colpito
la maniera con cui annunciano il prossimo futuro awenimento.
Invece di dire a mo' d'esempio : Dunque la tale o tal altra
vostra compaesana si marita, dicono: Dunque voi di Bedano, o
voi di Torriceila fate la sposa? Quelli del tal paese fanno la sposa,
o faranno quest^ inverno due spose: vengono cos) a dimostrare
come in certo qual modo concorre tutto il paese al matrimonio
di una ragazza.
Awenuta la pubblicazione civile del matrimonio che inten-
ciono fra loro contrarre, i fidanzati vanno dal priore a iöö ul
ounsens^ cioh a pregarlo a voler fare la pubblicazione in chiesa.
[1 priore, dopo aver notato nome, cognome, paternitä ed anno
di nascita dei fidanzati, li interroga sopra alcuni punti della
dottrina cristiana e fa loro un predicozzo d'occasione, awerten-
doli anche che per poter celebrare le nozze secondo la religione
sattolica gli sposi devono prima accostarsi ai S. Sacramenti, e,
»e lo sposo no ne della sua parrocchia, deve presentargli un nulla
^sta rilasciato dal parroco della propria parrocchia e una dichia-
razione dello stesso parroco attestante che lo sposo si h accostato
i.i S. Sacramenti da pochi gioroi. Ottenuta la promessa dal
>riore che la pubblicazione ecclesiastica sarä fatta, i promessi
li licenziano, non senza per5 avergli lasciato in dono una scatola
> sacchetto di binis ed uno o piü fazzoletti da naso.
Alcuni giorni prima del matrimonio, i promessi visitano i
>arenti, i vicini e gli amici e regalano loro i binis. Del resto,
^ella settimana precedente il matrimonio, i biyiis vengono regalati
^ cbiunque capita nella casa dei futuri sposi.
La sposa e tenuta a regalare i parenti dello sposo. I regali
i^nsistono di solito in effetti di vestiario. Una veste od un grem-
biole alla futura suocera ed un grembiale alle sorelle dello sposo.
Agli uomini, cioe al futuro suocero ed ai cognati, una camicia
256 Usi e costumi di Be(t*ano \x..
od almeno una cravatta. Lo sposo c tenuto a regalare alla sposa <
il vestito nuovo del dl delle nozze, completo, scarpe e velo nero
0 biaoco ed i giojelli, fra cai riDdispensabile vera ch^essa deye
portare nell' anulare sioistro per tutta la vita. La sposa gli rega-
lerä in contraccambio una camicia nuova di tela bianca, lavoro
possibilmente fatto di propria mano. La compera delle vesti
nuziali, dei giojelli, dei binis e dei regali vien fatta dai due pro-
messi in amabile compagnia, alla cittä di Lugano e dicesi: näa
a dobass andare ad addobbarsi.
II corredo di nozze della sposa, detto comunemente ra «s
scherpa, consiste in effetti di biancheria, ed arredi tali che len- —
zuola, coperte, federe, fazzoletti, camicie, saWietie, asciogamani ^A
ecc. Indispensabile h poi un materazzo, nna coperta pel letto ^=^4>
nuziale ed un canterano.
Si fa molto parlare nel paese se una sposa puö portar con.car^>n
8^ an ricco corredo, principalmente se si possono contare adoz-^2^«i-
zine le lenzuola, le fodere da guanciali, le camicie, le calze, glS-X-^gU
asciugamani e simili.
Gli sposi non vanno mai al municipio ed alla chiesa ucmm in
carrozza, ma a piedi, e partono con tutti gli invitati dalla easuBcr^Tisa
della sposa.
Ecco come viene disposto un corteggio di nozze. Dallsf ^1&
casa della sposa al municipio: 1^ Sposa a bracoetto col fratello C JT^lo
0 suo prossimo parente. 2^ Sposo a braccetto colla sorella dellsXX^la
sposa 0 sua prossima parente. 3^ Parenti. 4^ Amioi.
Dal municipio alla chiesa: 1^ Sposa a braccetto col padrp'xfilre
dello sposo ed in mancanza del padre collo zio o prossimo p&is^xpa-
rente. 2^ Sposo a braccetto con una prossima parente della sposoB^^^sa.
S^ Parenti. 4« Amici.
Ritorno dalla chiesa alla casa della sposa : 1^ Sposo a brao^tf^ac-
cetto colla sposa. 2*^ Parenti. 3^ Amici.
AI municipio vien regalato un piatto di confetti ed i binW^ '/s.
II pranzo nuziale ha luogo di solito alla casa della spo^ ^aa
e le spese sono a carico metä dello sposo e metä della famigl .^O/a
della sposa.
Tcrminato il pranzo, gli sposi lasciano la famiglia e parto^^vo
subito in carrozza fino alla stazione ferroviaria pel viaggio di
nozze. La solita meta e Como o Milano e quella sposa che Jbg
visto Milano col sno Duomo puo dirsi soddisfatta e puo raccoi7<
taro tantc belle cose alle suc compacsanc.
/
Usi e costumi di Bedano (Ticino). 257
Quando la sposa si marita fuori di paese, allora lo sposo
»rastiero h tenato a pagare per la futura compagoa una specie
i dazio d'uscita cio^ a dare una mancia ai giovanotti del paese,
lancia che non e mai inferiore ai 10 franchi, e, secoodo la possi-
ilitä finanziaria e generositä dello sposo pu6 asceodere magari
20, 30 e piü franchi. In cambio, la musica locale, alla sera
ella Tigilia delle nozze, va a fare una serenata d'addio alla sposa.
i^uscita poi del corteggio nuziale dalla casa della sposa e la
slebrazione delle nozze in chiesa vengono salutate dai giovani
el paese a colpi di mortaretti o d'altra arma da fuoco.
' Ma la sposa che ha avuto Tardire di scegliere per com-
ägno de' suoi giorni un forastiero ed il forastiero che sta per
)ndurla fuori di paese, quasi per pena d'essersi amati, vengono
)ttopo8ti ad altre vessazioni. Appena il corteggio nuziale esce
alla casa della sposa, il passo e sbarrato da una barriera
isormontabile , Due o piü fanciulli, appostati ai due lati della
irada, tengono fra le mani un nastro teso e non Tallentano fin
le non vengono regalati di binis o di monete spicciole che
uelli del corteggio, eccettuata la sposa, si tengono preparati
ella tasche. E bisogna che lo sposo almeno ne abbia le tasche
iene, di binis, perche di simili barriere di nastri se ne incon-
ano ad ogni 20 o 30 passi. Basti dire che tutti i fanciulli e
I fanciuUe del comune vengono distribuite lungo il cammino
lila casa della sposa al municipio e di lä alla chiesa. Che, se
lalche binis rimanessi poi ancora nelle tasche, c'h sempre nel
torno qualche monello insoddisfatto che tende il cappello. Guai
) lo sposo si rifiutasse di dar la mancia ai giovani del paese:
prossimo ritorno della sposa per visitare la famiglia, i monelli,
istigati dai giovanotti, le fanno un poco gradito ricevimento,
lonando una musica selvaggia con latte da petrolio e campanacci.
XIV. Nomignoli di persone.
Non v'e forse paese come Bedano in cui le persone vengano
liamate con nomignoli invece che col loro nome di battesimo.
essun'adulto, maschio o femmina, manca del proprio nomignolo.
'e perfino chi vien chiamato non con uno solo, ma coft due o
e nomignoli. E Tuso e tanto radicato che son magari i genitori
essi od i fratelli ad appioppare il primo nomignolo ai propri
;li od ai propri fratelli o sorelle.
258 Usi e costumi di Bedano (Ticino).
Fra tatte le specie di nomignoli, i piü detestabili e che
noQ dovrebbero venir usati son quelli che dinotano malattie od
infermitä.
Ecco i nomignoli ch'ho potuto raccogliere e credo che ben
pochi inanchino all* appello:
UI gran sültänu, ul Bcj, ul Signur da Caröoa, ul Fant da
pik, ul Matt di eint, ul Strambon, ra Travasa, ra Mama Sepa, ul
Lüna piena, ul Tulina, ra Cavii d'or, ra Cicerinin, ul Ootarban,
ra Pet^ca, ul Ducamara, ul Balon, ul Marcoja, ul Furmagin, ra
Visaiga, ra Tron, ra Cüron, ra Gata, ra Pita, ul Comajigh, ra
Naka, ul Galin^ta, ul Tenaja, ra Loka, ul Pa Giuvann, ra ^SkT-
bona, ul Göbb, ra Cüpiatt, ra Goss, ul Giüli papa, ra Marceta,
ra Marcetora, ra Lümaga, ra Per-fin, ra Contona, ul Santa pas,
ra- S6, ra Bucin, ra Chegon, ra Recamada, ul Plata, ul Salvadigh,
ul Cil^B-pil-e-natött, ul Pregadüu, ra Mama-te, ra Crott, ra Cfek,
ul Frik, ul Nivul senz'acqua, ra Gialda, ra Erök/ ra Mol^vra,
ra Zükon , ul Tu-a-tam , ra Baronessa , ra Cuntessa , ul Barbin,
ul General, ul Popp, ul Pitt-da-l'oli, ra Baiin, ul Biciäj, ul Garn-
b^ta, ra Storta, ul Vegiöö, ra Sqwisc, ra Baierna, ra Fassinata,
ra Nin^ta cara, ul Princip, ul Buru, ul GiuTann s^das, ul Kusari,
ul Manessa, ul Pepin-ciöca, ul Bonalana, ul Paltascia, ul Pelött,
ul Podrinöö, ra Penagina, ra Biunda, ra Negra, ra Pepa-tencia,
ra B^la, ra Cocc, ul Govern, ra Lansciöta, ra Scimiöra, ul Micio,
ul Titü, ul Zebriu; ul Cacc, ul Lempasciu, ra B6iF, ul Ciribibiss.
Glossario del vernacolo di Bedano.
Avvertenze per 1a pronuncia.
1*^ Se una vocale e accentata, l'accento tonico cade su quella vocnle.
2' Le vocali doppie ?«, de, ee, äa, 6o, ho, öö, um, um, si pronunciano
come una sola, ma con suono proliingato.
3** Le vocali e ed o segnate da accento acute si pronuDciano streite.
Es: pidigh, garej, garivolt, magurorij ecc.
4° Le vocali e ed o segnate da accento grave si pronunciano aperte.
Es: rela, derla, löcc, ciapöff, ecc.
/)® II segno ö indica il suono dell' eii francese o delP ö tedesco. Es:
macapi(kt\ goriöö. ecc.
6", II aegno ü indica il suono dell' u francese in mur o delP ü tedesco.
Es: hülbura. hrügti.
1^ La n in tine di parolu e preceduta da vocale accentata e gutturale
e si pronuncia como in saiignc. Es: maguron, f'rahulän, halafhn, ecc.
ö"^ La n in tiiie di parola, \\\i\ preceduta da vocale non accentata, ha
Usi e costumi di Bedano (Ticiiio).
259
;uono dentale e si pronuncia come in ben, hene, suon, suono. Es: blökan,
isan, finfan, fänfan, tampätan.
9^ La combinazione U suona come fz tedesco o come zz italiano in
nazza. Es: crützi, bastrolzön, lambrötz, ecc.
10° Le consonanti g, gg, c, cc, in fine di parola hanno suono palatale
'X)me in giomo, saggio, cibo, laccio. Es: brg, cuntägg, boderc, bröcc.
IV In fine di parola ch, cchy gh, hanno suono gutturale come in
\chi, secche, vaghe. Es: gnöcch, lögh.
12° La combinazione sg ha il suono delP j francese in je. Es: bisg.
13° La combinazione sc ha il suono dell' sc toscano in sciame, scia-
raWo. Es: der^nsc, mergrisc, rnvvsc, ecc.
Acquadura, romajolo.
an, ne. An vöt? Ne vuoi? An
völal? ne vuole? An völala? ne
vuole lei? An vuri? ne volete?
An töj o an vblaj? ne vogliono
essi?
inUbdüsc, biricchino, vivace. Che
antebelüsc d'un fiöö!
Anzögn, ragazzate.
Ana: vess in dr'aria, esser distratto,
aver lo spirito svagato, che av-
verte a quaicosa di straniero a
quello che dovrebbe occuparlo, e
dicesi per lo piü degli innamorati,
i quali, avendo sempre il pensiero
fisso airoggetto del loro amore,
trascurano ogni altra cosa.
Asbäk, abbastanza, a sazietä.
Babi, pl. babiötfy ra. castagna vuota
che non allign6 il frutto.
Babiöff, v. Piföcch.
Bagarött, verme, tarlo, lombrico.
Ba'jarött: fäa vegnü '/ bagarött, far
venire il latte alle ginocchia, per
svenevolezze, maniere leziose o
carezze sdolcinate.
Bägia, grappolo d'uva.
Bagiööj mazzo di panico scelto per
la semente; fascio di pannocchie
di grano turco che si appende per
Tessicazione ; tralcio coi grappoli
d'uva matura della piu bella che
si mette in »erbo per mangiarla
appassita.
Bägol di ratt, cacherelli dei top!.
Balafrin, laccetto: nastro cuclto alle
due estremitd alla spalla sinistra
della giubba, per cui le filatrici
fanno passare la conocchia per
tenerla ferma mentre filano.
BcdconcM, socchiudere porta o finestra.
Baldaridöny ridda, congresso di stre-
ghe, tripudio di gente allegra.
Baltigöloy altalena.
Balük, grosso fascio di legna minuta
che si rotola giu dal monte.
Balzanaj strüväja, femmina dissoluta.
BaragöU, castagne secche, lessate nel
loro guscio.
Barcurda, fiadatojo, finestrino, porti-
cina nei pollaj per lasciar uscire e
rientrare le galline.
Barüuy crosta lattea — buccia del-
Tacino deir uva.
Bardassa, chiacchierino.
Bardeta, sgabello.
Bäria, balia, nutrice.
Barin^ montone. AI pl.: t barin^ signi-
fica le pecore, maschi e femmine.
Bariveü, spensierato, sventato.
BarlingasSy ninnolarsi.
Bariott, V. Baldaridon.
Barundm, randello.
Barzeleta, scappata, scappatella. Un'ä
face quel Vi di barzelett !
Bastrotzäa, comprare e vendere be-
stiame per mestiere.
Bastrotzöny mercante di bestiame.
Baüsclnj bavaglino.
Beciäa, sbirciare, guardare di tra-
verso per esser bircio.
Bcciön, bircio.
260
Usi e costumi di Bedano (Ticino).
Bertoräa, pianger forte, come fanno
i bambini.
Bertorön , piagnone , fanciullo che
piange sempre.
Besijj pungiglione delle api e simili.
Bianch^ta, giabboncino da donna, cod
maniche, che si porta sopra la
camicia.
Binls, quei chicchi di grano turco che i
ragazzi mettono al fuoco e che
Bcoppiando sUDgrossano e laeciano
vedere per la crepatura la farioa
bianchiccia.
Binls, i confetti degli sposi.
Bisahoga (a), a zig-zag.
BisQj losco.
BiÜk e tundHa, fräse di vario signi-
ficato. Uomo fatto a hitik e tundela
sarebbe un uomo strambo, strava-
gante, originale. Cose fatte a bittk
e tundela, cose malfatte, o per iD-
capacitä o per mala voglia. Roba
che va a bittk e tundela, roba che
si giiasta, che imputridisce. Ga
nacc tütt a hitik e tundela, si ö
r9viDato, ha fatto fallimento.
Blökan, macigoo.
Boderc, chi ha gli occhi gonfi o per
aver troppo dormito o pianto, o
per malattia.
Bogiäss, sbrigarsi, muoversi. Bögint !
sbrigati! V'oce importata dal Pie-
monte.
Bogiett, sacchetto di grano che si porta
al miilino per far macinare.
Bordegäa, insudiciare, impiastricciare.
Borgnäca, bolgia da calderajo.
Bött, ateo.
Bötfy vuüto nel mezzo.
Bröcc, acerbo, immaturo.
Bröpa, fronda.
Brotaa, abbriistiare le castagne nella
padella.
Brüdigh, sporco, sudicio.
Brügii, ruttare ; un hrügid^ un rutto.
BrUsigadÜH', sogaticcio di legno ; vä
che possa vedke^piä ne stirpa nc
hrüsigadusc, vattene alla malora.
Bulbura^ minestra di zucche, fagiuoli
e farina di frumento.
Bundäa, abbondare; a bundala? do-
maDda solita a farsi quando s'in-
coDtra qualcuDO che porti uva o
che sta vendemmiandoM-
Bürläa, tomo; ttr äsan du Nant u
fa ra bürlita.
Büsta (dass la --), darsi la pena.
Cägia, ciocca di capelli.
Cagiön, scapigliato, chi porta ci4>eni
luDghi e disordinati.
Cagn^ boccone e specialmente pezzo
di frutta levato coi denti. I ragazzi
dicoDO: däman un cagn.
Calcamüta, capovolta, capitombolo.
Camant, gran falö, e propriamente
quel gran fuoco di stipa e gran-
turcali che si fa la sera della prima
domenica di quaresima per bruciare
il caruevale.
Canavrela, caviglia del piede.
Can^a, matterello della polenta.
Canelön, ricciolo, riccioli di capelli.
Canelön, trucioli dei falegnami.
CatUagögöö, scarpalanzöö , il canto
del gallo.
Cargänsg, gerla fienaja detta altrove
gambagg o campäsg.
Carlon, granoturco. £ra credenza che
il granoturco fosse velenoso. San
Carlo lo benedi e d*allora in poi
lo si coltivö ed io onore del Santo
lo si chiamö earlon.
Casöra, formaggio che si estrae dal
siero del burro: Ictcc penn,
Ctta, rupe, scoglio.
Ciäla, cially sciocca, sciocco.
Cialäd, sciocchezze, svenevolezze, ba-
gatelle.
Ciama: a r*i mandäd a ciäma r^dutur?
avete fatto chiamare il medico?
') Nol bellinzonese dicono: a fec bonassia?
Usi e costumi di Bedano ^Ticino).
261
Qap^nj cocci, rottami di terragUe e
vetrerie.
Ciapotäaj ciarpare, intrattenersi in
bazzecole.
dapöUy ciarpone, guastamestiere.
Ciapürla, scodella; al pl.: t ciapurla,
le stoviglie.
Cifiü, cifelett, frugolo, demonietto,
ragazzo vivace, biricchiDO.
Cihcäa^ ciullare, öf che dlöca.
Cilöcch^ BCODOccbiatura , residuo del
pennecchio sulla conocchia.
CfösSf podere cinto di muro.
Cipii, tirar il calzino, morire.
Ciünc, Budicio, sporco.
CiunciäsS'Sü, inaudiciarsi.
Ciunciön^ sadicione.
Cöf capo; ai däj cö da messa? Han
dato principio alla messa?
Cochln, noce smallata; fäa föra i
cochin, smallare le noci.
Codcod^ai, lo scbiammazzo della
galÜDa.
Cologh, mett a cölögh, mattere a
naoDa, a dormiie, e dicesi dei
bambini e delle galline.
Cbrsiga^ uva americana.
CorsigKin, vino di uva americana.
Cbua cosüHa: mi so na — , violin
vioUta, parole con cui suolsi in-
trodurre Fenunciazione di un indo-
vinello.
Colin (i), le vesti da donna.
Cotin «oW, le sottovesti.
CöUa, scodella di legno.
Coturäa, carezzare.
Coiurda, cacberella di capra o pecora.
Coturön, Stereo di cavallo.
Coiurön, cucco, beniamino.
Crespa, ruga, grinza. A chi ha il
viso pieno di rughe, i bedanesi
dicono : A r h passäd da Crespo ra.
Crespera ^ il nome di una colli-
netta sulla strada tra Bioggio e
Lugano.
Cruschetty segaticcio di legno.
Crüiei, cruccio, corruccio.
Crütziäss, corrucciarsi, darsi pena.
Cucüy il gheriglio della noce, quando
resta intiero.
Cumpesäaj usare economicamente di
una cosa e specialmente di for-
maggio od altro companatico.
Ai ragazzi che mangiano piü com-
panatico che polenta o pane, usano
dire, dando loro un pezzetto di
formaggio: cumpisal ben parchk
t'ann db piü.
Cuntagg, fetore, puzzo orrendo. ü
püzea cume n cuntagg. £ voce
piemontese, importata dai forna-
ciai od altri maestrani, come Tal tra:
bogiass.
Cusciöö, piccolo pane di segala pei
ragazzi. £ usanza, ogni volta che
si cuoce o si fa cuocere una cotta
di pane di segala o segala mista
a frumento per la famiglia, di
cuocere an che tanti panetti rotondi,
quanti sono i ragazzi, per poi re-
galarli.
A Sigirino tali panetti chiamansi
seiöla, pl. sciöll,
Danänz: stäa danänz a vün, forsi
mallevadore, garantire deir altrui
onestA, onore ecc. ; ga gib danänz
miy rispondo io per lui.
Banday andaturaaffettata,affettazione
nel fare o dire qualcbe cosa.
Da-süy superbia, alterigia: la gä
un certu da - sü che ma piass prbpi
miga.
Dhrla^ mallo della noce.
DerenaCy inerte, lento nei movimenti,
irresolutd; il contrario di scorre-
vole, parlando di corda e simili;
avaro, spilorcio.
Distajäay sfrondare, levare i rami ad
una pianta abbattuta.
«) A Monte Carasso udii chiamare mälaga Tuva americana e Vin da
mälaga il vino americano.
363
üsi e eostumi di fiedano (Ticino).
Fala, spazio tra una vite e Valtra,
in un iilare.
Falbur, vampa, riverbero, riflesso.
FaliWa (näa in — ^ fallire; fäa näa
tau in faliUla^ consumare la pro-
piia sostanza in bagordi.
Fardammj briciole di castagne seccbe,
avanzaticcio della battitura onde
sgusciarle. Si fanno macinare i
farciamm e la farina chiamasi
panisciöö.
Farfcda, la farfalla cbe esce dal boz-
zolo.
Farffüina, piccola farfalla che entra
la sera nelle abitazioni, attratta
dai lumi accesi. Vedi : parpaväja.
Fignädj butterato dal vajuolo.
Fincisc, findscia, finciscion, pigro,
pigra, pigrone, poltronaccio, dor-
miglione.
Ftnfan e in fänfan (fäa näa in —),
prodigare, scialacquare, sperpei-are.
Fiuramm^ avanzaticci, rimasugli di
fieno oella greppia.
Fötar, bazzecole, bagatelle, frivolezze.
Frabulän, sempliciooe.
Fregäja, briciola.
FregajöOy briciole.
FümUa^ ajuola, porca.
FüHönia (näa in), andare in giro per
intrighi amorosi.
Furment da menestra, specie d'orzo
da minestra.
Furmentön, grano saraceno.
Füsita, razzo.
Fusctüsciäa, ciarpare.
Gamhirora (töö ura\ dar il gambetto.
Garij (tiräa i), tirar il calzino, morire.
Qarivölt^ furfante.
Garivölt (?), i grimaldelli.
G^ppy gepa, semplicione, sempliciona,
sciocco, sciücca.
Oepäda, stiipidaggine, sciocchezza.
Gh^tz, ramarro.
Ghii-ghlij uva ; e voce infantile.
Ghisa-ghisa ! rodi-rodi, roditi di rab-
bia; e modo di dileggio. Lo dicono
i fanciulli mentre stropicciano Tin-
dice destro sul sinistro.
Giaj, lezie.
Giajäd, leziosaggini.
Giajüs, lezioso.
Giäu, gianitty bruchi cbe rodono le
frutta, il formaggio, ecc.
Gicüräa^ quel gorgheggiare che fanno
i contadini sui monti per farsi
udtre ad una gran distanza. Ad
Arbedo dicono : urücäa, a Daro :
girOcäa,
Giramüra (fäa ra — ^, corteggiare
una ragazza.
Chtöcch, grumo, bioccolo.
Goriöö, nome generico degli scara-
faggi.
Gravison, le spighe del panico dopo
aver battuto fuori il grano.
GuamäadOy veste di strüsa.
Imbiüghf succhio, umore delle piante.
Imbragäa, fasciare o legare o cucire
le ali ai polli ; anche metter loro
i geti ai piedi.
ImbogäsSf imbaccuccarsi.
Imbrügäa , lessare ; pom da tera
imbrOgädy patate cotte in acqua
nella loro peluria.
Immamäd, ubriaco.
Immamäss, ubbriacarsi.
Impölay enfiatura della pelle prodotta
da scottatura; u s'ä scotäd e g*ä
leväd 8ür itnpöla.
Incücäay rovesciare.
Ingalmlss^ insospettirsi.
Ingerläa-süy dare ad intendere, farla
bevere, riuscire a far accettare,
comperare, sposare. I ga Vä in-
gerlada-süj glie Thanno fatta spo-
sare; quasi fargliela portar via
nella gerla.
In\gh, di malumore.
Inivldy di mal animo, di mala voglia.
Inthrpad, UvaSy in torpid! to, lento nei
movimenti, inerte.
InvlrSy rovescio, rovesciato ; i^^.: ^\
cattivo umore, adirato.
Üsi e costumi di Bedano (Ticino).
2t>3
Intersäss ßra^ adirarsi, moutar sulle
furie.
Jona, la veste degli eeclesiastici.
LambröfZt pantano, poltiglia ; anche
minestra brodosa e mal condita.
L^fru, labbro.
Lefrön, chi ha grosse labbra.
Lenc, attilato, ben pettioato.
Utas, vedi Interpad.
Liläa^ cioncare.
Lmn^ filaccicbe.
Locc, carezze.
Locchy talpa. Ciapaloch, il preudi-
talpe.
Lögh^ podere.
Löla : töö 8ü na löla^ farsi male in a1-
cuna parte dal corpo cadendo nel
camminare.
Lbsaura, lucertola.
Lött-lötty quatto-quatto.
Lova^ pannocchia di grano turco spo-
glia delle foglie.
Lüca-lüca (fäa)y girare a tondo un
tizzoDe acceso; 6 giuoco fanciul-
lesco.
Lüciäa^ allucciare, e propriam. bra-
mare cio che altri si stamaiiglando.
Ludj sporcizia.
Lüdräa, gorgogliare delle budella.
Lüdräa, pianger forte, «juasi ululare.
Lüdria, lontra. Di un maiigione i be-
danesi dicoDO : u yä ul mäa dra
lüdria.
Ludurini, sporco, sucido.
Lümignäga, albicocca.
Lüna : i vacch i fa ra lüna, le vacche
si guardano con occhio torvo e si
preparano per cozzare.
Lüsciäa e slüsciäa : pode miga slüs-
ciasSf vedorsi di malocchio, non
poter soffrire la presenza di una
persona.
Lüserta, salamandra.
MacapiöcCj caparbio.
Maesträn, maestranze, noiue dato a
qaegli operai del paese che si
recano annualmente in Italia o
nella Svizzera interna o in Francia
ad esercitare il mestiere di for-
naciajo, imbiancatore , muratore,
stuccatore, ecc.
Magurön, pottiniccio.
Malmost Ü8, sgarbato, screanzato.
Mamatt : fäa regnii ul — , far mon-
tare in collera.
Mantegna^ ringhiera.
Maroäta, mnroätt, mazzarbca, stupida,
stupide», cretina, cretino.
Märtu^, gonzo, scempio.
Marturäda, scempiaggine.
Mätur, poggio, colle, colli na.
Mazzarbcay v. Maroäta.
Meli, collare dei cani.
Mergascy granturcali.
Mhcura^ piccolo matterello uncinato
per dibattere la polte.
Messon: i temp da messön^ il tempo
della mietitura.
Missüria (altrove: seghezz), falciuola
in forma di mezzaluna, con manico,
per faiciare le biade ed il fieno
dove non e [)0S8ibile colla frullana.
Mb, adesso.
Mb-mbj or ora, un momento fa.
Mogn, macchia sul volto e per lo
piü di unto sporco.
Mogniid, macchiato di nero, d'untume
od altro la faccia.
Moläca, i)aniiochia di grano turco,
spoglia delle foglie e del grano.
MoUrra, moiSvro, domestico, carezze-
vole , e liicesi delle bestie ed
anche delle ragazze.
Montrück, scoglio, rupe.
Morigiöö, topolino.
Mosca cnralina, tafano.
Mossäa, mostrare le vergogne.
Müsciält, cappello di feltro logoro ed
untuoso, riüuto degli uomini, che
si mettono le d(»nne nei lavori di
campagna per ripararsi dal sole
e dalla pioggia.
Müselh niuseruola.
Nesciadä, indigenza, inedia.
Usi e coBtumi di Bcdano (Ticino).
NiölUy midollo.
Nisciorin^ mucido, acido, infortito ;
savke da niscionn, dicesi di caroe
in salamoja ed altri cibi.
Nügüri\ nuvoloso.
Nüniy noi.
Nusänt (i), la costellazione delle
Plejadi.
Nu8\gia, paoello delle ooci, cio che
resta delle noci depo estratto Folio.
La nustgittj ridotta in paoi, si da
in pasto ai porci. I ragazzi pero
ne Bono avidisaimi.
Öry segno che resta nel pane quando
6 stato al contatto di un' altro nel
tempo della cuocitura.
Org, orzo.
Orgiäda, minestra d^orzo.
Pancüca, acetosella. Altrove papa-
cüca.
Panighell, i frutti del sambuco.
Paniröray lucciola.
Panisciöö, farina di castagne e polte
fatta con detta farina.
Paräda, grosso tortello, della gran-
dezza della padella in cui vien
cotto.
Paräda pestädtty la stessa, ma trita
colla paletta.
Parläa in su ra puncia dra furcdinaj
parlare in istile colto , secondo
grammatica.
Parpaväja, farfalla che svolazza per
la campagna.
Patäriy riputÄzione, onore ; Vä perdü
7 patän.
Paurhla, robbia.
Pidigh, lento nei movimenti ; che
roba p^diga, che lungaggine.
FeHegäüj morir di sete.
PeVecch, (juegli spicchi di mele o pere
che si fanno seccare in filze.
Pelgura, pergola.
Pigbtza, puppattola, bambola.
Pisocäa, sonnecchiare ; u fai düü
0 tni pisochin, ho sonnecchiato
un po\
Pitöcch, anche babiött, quelP atto
della bocca che i fauciulli fanno
prima di piangere.
Plbtea, meggiona, poltronaccia.
Pöcia, intinto.
Pocüri, sorta di cibo fatto con pa-
tate affettate, tostate nel lardo,
poi cotte neir acqua.
Pocosee (poc-o-see), una piccola qiian-
titA di checchessia.
Pocosedi : da U apocosedt, alcuni giomi
dopo, passati alcuni giomi.
PoUrögna, male del benedetto, che
attacca i bambini.
Pögn^cch, torso, torsolo, ci6 che ri-
mane di frutta come pere, mele
e simili dopo aveme levata la
polpa intorno.
Poregäa, palpeggiare.
Pö8t, grazia neir eseguire un lavoro.
Predee, v. Nusant
Premiröra, vacca che figlia la prima
volta nel secondo anno di etä.
Pügn e denc (fäa)y far mari e monti,
far ogui possibile.
Pusbefy il cibo che si da alle bovine
dopo averle abbeverate.
Ba, V. Ura.
Rästighy rastro.
Ratt, formaggio raggruppato in fondo
alla caldaja.
Rav\8Cy vajuolo salvalico, ravaglione.
Reciäm, richiamo , tocco che si da
colla campana dopo suonato il
terzo segno, per ultimo cenno che
Bono per incominciare le sacre
fiinzioui.
Recöry crepacuore.
Regälza, rincalzamento, cio6 aduna*
mento di terra attomo alle piante,
patate, gi-anoturco e simili.
Regal zäa, rinciilzare la terra attorno
alle piante ed ortaggi.
Regahätty rimboccare grembiule o
^) Niigfiri. ha raccento ttmico nella .seconda sillaba.
Usi e costumi di Bedano (Ticino).
265
gonna io guisa che il lembo di
esse sia rivolto in su verso la
ciDtura — succignere.
Regahäda, grembialata , quanto ne
cape un grein biule o veste rim-
boccati.
BegrlsSy figliuolanza; u gU\ giä U
irti 0 quatra regrkss, ^ gia padre
di tre o.quattro figli.
Rela : portäa a rela^ portare a caval-
luccio.
B4mhiay cingbia.
Eine, vincere.
Repetfm (da), con dispetto, corrucciato.
Es: Näa via da repeton, andarsene
senza salutare o con far dispettoso
o brontolando. Bütäa lä la
sqvela da repetön insema ai ultra
ciapürla, gettur dispettosamenle
la scodella fra le altre stoviglie.
R^-rky raganelia, strumento con gi-
rella con cui suonano i ragazzi per
le piazze il Venerdi Santo.
ReschignäsSy rannicchiarsi, contrarsi,
mostrarsi ritroso dal far una cosa
per mala voglia od avversione o
ripugnanza.
Resarött, resarotäda^ quanto ne cape
una gerla fienaja (cargansg).
Reseqötty segantino.
Robiäa, masticare.
Rogiäa, sgobbare alla campagna, per
bello e per cattivo tempo.
Rühhsiigh, burbero, arrogante.
Rühesiigäa-sü, trattare burberamente,
con arroganza.
Rüfa: cavassrarüfa, cavarsi la vo-
glia.
Rumpi, acero, pioppo : b molto usato
come palo a sostegno di viti. Si
scapitozza.
Sagdl^ satollo.
Saiiäa da vall in curb^la^ saltar di
palo in frasea.
SaUabachitty lippa, giuoco fanciul-
lesco detto nel bellinzonese ciliu^
che consiste nel far balzare in
aria una mazzetta appuntata ai due
capi, battendola con una mazza
piu lunga.
Samna d'avlcc, sciame di api.
Sanätty castrare porci, montoni e si-
mili.
Sancarlm^ mascarpa in pepe e sale.
Sanguijööy salasso.
Sharotzcta, lavorare alla campagna
e principalmente portare la gerla.
Sbogäa, il lasciar il nido la prima
volta degli uccelli.
Sboghirööj uccello che lascia il nido
la prima volta.
Sbötäss, bucarsi e dicesidellecastagne,
delle noci e simili quando sod
bucate dai venni.
SbrössigOy sdrucciolo.
SbrossighUa (fäa ra) sdrucciolarsi.
Scalddn, barbicaja : ceppo di ginestra
o d'altra pianticella.
Scalcion, bordoni, le penne degli
uccelli (}uando cominciano a spun-
tar fuori.
Scalfarött, calze da uomo.
Scarpalamööy v. Cantngögö.
Scarüs, sensibile al dolore, piagnuco-
lone che si lamenta per ogni picco|
dolore risentito in qualche parte
del corpo.
Schegäa, perdere al giuoco.
Scorabota, scopanido , Tuccello che
per Tultimo lascia il nido.
Scerrlsg, schiumarola.
Sdöja, pantano sulle vesti ; 7a gh'eva
sü i cotin cura sciöja alta na
spandtty aveva le vesti tutte in-
zaccherate.
Scundignon (da), di soppiatto, di nas-
costo.
Scurenttnay scorazzata, scappatella.
Serüga, siero che cola dal cacioappena
levato dalla caldaja.
Sfrignäa, scherzare, giocare ridendo
allegramente.
Sftdcigäa , stuzzicare , frugacchiare
con aicuna cosa appuntata.
266
Usi e costumi di Bedano (Ticino)
SgcHfion, sorta di ciriegiarossa, grossa,
rotonda.
SgalnUria, destrezza.
Sgarha cavti (fäa a), fare a gara.
Sgarübij poderetto incolto, mal colti-
vato 0 poco produttivü.
S'giötza, sdrucciolo; fäa ra s'gibtza,
sdnicciolare.
Sgörbia (i), le bacche dei fagiuoli,
delle fave e simili.
iSua, Hija lunga, donna alta di sta-
tura ma sottile.
Shvia, grande appetito.
Slbja, Bpossatezza, svogiiatezza, in-
üngardaggine.
Slötz, iDsipido.
Slüscam, si usa nella fräse: Pöas
miga fHüsciall, non posso soffrirae
la vista, non posso vedermelo da-
vanti agli occbi; v. anche LrtÄCiaa.
Solduda, gregna, grosso fascio di
biade di piü covoni legati insieiue.
Sorätty raffreddare e dicesi di cibi ;
ciintäa 8ü quaicos par fäa soräa
i denc, raccontare (jualche cosa
per passatempo.
Sött-sü^ ciapäa da sött-süy odiare, vo-
dore di malocchio.
Sparangädttj paraj)etto di legno, pa-
lizzata.
Spiga da carlon, paiinocchia di gran-
turco.
Spinngorty arco per pigliare uccelli.
SpiUlIf spavento ; che »püell ! che
spavento ! Spüell ! capperi !
Sqvela, »codella.
Sqrisciäa, schiacciare.
Stäa std cimir e tni vblt, andare alla
iiioda, pompeggiare.
Starlücch, stupidaccio, igiiorantone,
testardaceio.
Stejäd, castagne verdi, sgusciate e
cotte in accpia nella loro peluria.
81 mangiano di solito in ottobre
e novembre per eena, nel latte
niunto.
Stela bela, il pianeta Giove.
Strafoj, bagatelle, eose di poco o
niun valore.
Strarängtil, stravagante.
Stremäa 'l lacc, scremare il latte ^
lacc stremäd, latte scremato.
Stretemp, uragano, temporale; da^
temp e atreUmp, per bello e per
cattivo tempo.
Sir Ana, tessuto di seta cavato dai
bozzoli di scarto.
Sfrüsäa, trascinare.
Stniväja, v. Balzana.
Tabdlecchy baggeo.
Tampa, fossa in cui si versa la calce
spenta, allo stato liquide, per las-
eiaria consolidare e conservarla al
caso allo stato solido.
Tampäiafi, stupido, babbeo, scimu-
nito.
Tapunn, copponi, toppe, le scheggie«
che si fanno cadere dal legno che
si atterra o che si spacca.
TarUgn, ritegno.
TartegnisSy trattenersi.
Tenäja^ avaraccio.
2>ram, iior di latte, panna.
Torciadighln, vino torchiatico.
Ton : vess ben in ton, essere bene irm
carne, sano e disposto.
Torciön, specie di castagna saporita, q=
^ la migliore qualit^i per fare 1^^
stejäd.
Tori, tronco d'albero.
Trenfiday ansare, anelare.
Treschy coreggiato.
Trepöstay gombina , quel cuojo cc :^ -^
cui si congiunge la vetta di. «et
coreggiato col manico.
Tufonäa e tofonäa^ andar qua e Ä
rovistando.
Turniela (a), a zonzo, in giro per I
piazze.
Ul, il, lo; si usa davanti a consonasi t-«r>.
K» : ul nö88 pä, uostro (ladre, ^d/
Pedra dra Sepa, il Pietro d**ll.a
Giuseppa.
Ur, il, lo ; si usa davanti a voca/e
e qualcuno Tusa anche davanti a
consonante. Es : ur dsan, Vasioo
ur (im, Tuomo.
i
Allerhand Aberglauben ans dem Kanton ßem.
267
lr\ uraj ra^ la; ura mantj la mamma,
ura vaca, la vacca, ur'erha, l'erba,
ra mia gata, la mia gatta.
Vachita^ maggiolino.
Vanasciäa , vaneggiare ; ma ti tu
vanäsciat ! ma tu vaneggi !
Vegiäa, vegliare la notte presso ad
un morto.
Vers: däa vers ai vacch, govemare
le vacche , dar loro il cibo, ab-
beverarlo, mugnerle e far loro il
letto.
Vice, vecchio, vecchi.
Visibul, nome generico degli insetti.
Zacagnäa, attaccar briga; un Ura
zacägn, uu accattabrighe.
Zamujin, vecchio arzillo e galante.
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
Gesammelt von G. Züricher und M. Reinhard in Bern. ^
1. Einer Eindbetterin soll man in den Sarg Schuhe an-
;iehen; andern Leuten darf man dies nicht tun. Wimmis.
(s. Schweizerische Reformblätter«), XXXIV, 101.)
2. Man soll einem Kind bei der Taufe das Taufwasser nicht
ibwaschen, sonst wird es nicht selig. Bern.
3. Die Patin soll mit dem getauften Kind, so schnell sie
:ann, von der Kirche nach Hause eilen, damit das Kind nipht
angsam werde. Ebd.
(s.Rothenbach^), Nr.33.40; Gotthelf, „Die schwarze Spinne**.)
4. Vor dem Taufgang soll das Kind auf den Boden gelegt
irerden, damit es demütig werde. Ebd.
(s. Gotthelf, „Anna Bäbi Jowäger", II. Band, Kap. 8.)
5. Wenn man einem neugebornen Kind ein Stück hartes
Jrot unter das Kopfkissen legt, so wird es nicht „schnäderfräsig**
kein Leckermaul). Oberburg.
6. Wenn man am Sonntag, während es zur Kirche läutet,
D eine Brunnstube hinunter sieht, erblickt man im Wasser das
iild des zukünftigen Mannes. Bern.
7. Wenn man an 11 Brunnen Wasser trinkt, aber dabei
M 8. Archiv VII, 131 ff. — ^) Zum Vergleich haben wir our Arbeiten
iber bemischen Aberglauben beigezogen. — ^j Volkstümliches aus dem Kan-
on Bern. Gesammelt von H. Grunholzer. Zusammengestellt und herausgegeben
ron J. E. Rothenbach. Zürich 1876.
268 Allerhand Aberglauben aus dem BLanton Bern.
jedesmal rücklings zum Brunnen tritt, erscheint beim elften Brunnen
das Bild des zukünftigen Lebensgenossen. BoUigen.
(s. Rothenbach, Nr. 45; Gempeler*), S. 352.)
8. Wenn man Kirschen gegessen hat, zählt man mit den
Steinen ab, ob man einen Mann bekomme:
Das Jahr, nächschts, einisch, nie. Bern.
9. Wenn man beim Nähen eines Kleides drei Nadeln mitten
entzwei bricht, wird man sich in diesem Kleid verloben. (Vgl.
Nr. 30.) Ebd.
10. Wenn einem Mädchen beim Nähen eines Kleides die
Nadel bricht, verlobt es sich in diesem Kleid. (Vgl. Nr. 30.) Ebd.
11. Wer am Neujahrsabend „Schwarz-Peter" spielt und den
„Schwarz-Peter'' hat, bekommt im folgenden Jahr einen Mann. Ebd.
12. Wenn die Braut zur Hochzeit nicht ein neues Kleid an-
zieht, so wird sie unglücklich. Ebd.
13. Wenn die Brautleute auf ihrer Fahrt zur Elirche von
einem jungen Burschen aufgehalten werden, so bedeutet das für
sie Glück. Ebd.
14. Wenn man am Anfang einer Reise ein kleines Schwein
antrifft, so bringt dieses Glück für die Reise. Ebd.
15. Wenn man Hufeisen, Nägel oder Stecknadeln findet, so
bedeutet dies Glück. Ebd.
16. Wenn man am Morgen dreimal nacheinander niesen
muss, so bedeutet dies Glück. Ebd.
17. Wenn man zweimal nacheinander niest, so bekoomit
man einen Brief. Ebd.
18. Zählt man während 3 Tagen 100 Schimmel, 3 weisse
Tauben und 3 Kaminfeger, so findet man im Verlauf des Jahres
etwas. Ebd.
19. Wenn man 100 Schimmel zählt und nacher 3 Kamin-
feger, so findet man etwas. Grosshöchste tten.
20. Wenn eine (kleine) Spinne ins Zimmer kommt, so wird
man Geld erhalten. Ebd.
21. Geschenkte Lotteriebillete bringen Glück. Ebd.
22. Einem Kaminfeger begegnen, bedeutet Glück. Ebd.
23. Wenn einem Jäger zuerst eine junge Person begegnet,
so hat er Glück auf der Jagd. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 372; Gotthelf, „Wie Christen eine Frau
gewinnt".)
♦) Hoimatkunde des Simmentais. Bern 1904. Ganz ÜbereiDStimmendes
haben wir nicht anfgenommen.
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 269
24. Wenn nach Neumond die Mondsichel zum erstenmal
wieder am Himmel steht, darf man im Augenblick, da man sie
erblickt, etwas wünschen, die Sichel fortwährend anschauend: das
wird erfüllt. Ebd.
25. Ein Blatt, welches von einem Baum auf einen fällt,
bringt Glück. Ebd.
26. Wenn eine Scheere oder ein anderer spitziger Gegen-
stand beim Fallen im Boden stecken bleibt, so bekommt man einen
Brief oder Besuch. Ebd.
27. Wenn man von einer Person irrtümlicherweise sagt,
sie sei gestorben, so wird sie noch sehr lang leben. Ebd.
(vgl. Nr. 68.)
28. Wenn einem Bauer Yieh stirbt, so sagt man : das Un-
glück kommt zuerst in den Stall und dann in die Stube. Ebd.
29. Wenn die Yögel im Sommer nisten und auf das Fenster-
gesimse kommen, um Futter zu suchen, so bedeutet das eine be-
vorstehende Hungersnot. Ebd.
30. Wenn eine Nähnadel mitten entzwei bricht, so bedeutet
dies Unglück. Ebd.
(8. Nr. 9. 10.)
31. Dem Jäger soll man nicht Glück auf die Jagd wünschen.
Ebd.
32. Auch zu einem Examen soll man Jemandem nicht zum
voraus Glück wünschen. Ebd.
33. Wenn ein Brot, das man anschneidet, viele Löcher hat,
so wird Jemand krank. Ebd.
34. Wenn man einen an Gesichtskrebs Kranken lang an-
schaut, bekommt man die Krankheit auch. Ebd.
35. Wenn man einen Kranz oder einen Strauss von Winden
(convolvulus sepium) im Haus hat, so wird dieses verbrennen. Ebd.
36. Die Bauern lieben es, wenn Spinngewebe am Haus
sind. Ebd.
37. Es bedeutet Unglück, wenn eine Maus ihr Loch unter
der Türschwelle macht. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 407 ff.; vgl. Nr. 88. 89.)
38. Wenn man Blumen von einem fremden Grab pflückt,
80 bekommt man Kopfschmerzen oder schwere Träume. Ebd.
39. Wenn am Charfreitag auf einem Bauerngut kein brüten-
des Huhn ist, so kommt der Bauer in kurzer Zeit um Hab und
Gut. Ebd.
40. Hat man einen gelben Flecken auf der Handfläche, den
270 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
man mit dem Finger nicht decken kann, so hat man bald Ärger;
kann man ihn decken, so bedeutet er bevorstehendes Glück. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 352 flf.; Gempeler, S. 352.)
41. Ein neues Kleid soll man zuerst in die Kirche anziehen,
damit es lange schön bleibe. Ebd.
42. Man kann die Zukunft erforschen, wenn man um Mitter-
nacht einigemale das Zimmer kehrt und dazu rückwärts geht. Ebd.
43. Mau klopft an die Türe eines Schafstalles. Antwortet
ein Widder, so bekommt man einen reichen Mann, antwortet ein
Schaf oder Lamm, so wird einem ein bitteres Schicksal zu Teil
werden. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 446 flf.; Gempeler, S. 360.)
44. Um zu erfahren, wie lange man lebe, reisst man ein
Blatt von Breitwegerich (plantago media) aus: stehen unten viele
Fasern vor, so lebt man lang, stehen wenig vor, so wird man
nicht alt. Ebd*
45. Oder man zieht ein Blatt vom Breitwe^erich aus, am
zu erfahren, ob man viel oder wenig Kinder bekommt: wenn unten
viele Fasern vorstehen, so bekommt man viele, wenn wenig Fasern
vorstehen, wenig Kinder. Ebd.
46. Wenn das Theekraut in der Tasse schwimmt, so be-
kommt man Besuch; ist das Blatt kurz und dick, wird die Person
auch so sein, u. s. w. Ebd.
47. Eine Dame sieht am Gedeihen einer geschenkten Pflanze,
dass der Geber es gut mit ihr meint; gedeiht die geschenkte
Pflanze nicht, so meint es der Geber nicht gut mit ihr. Ebd.
48. Wenn in einer Gesellschaft plötzlich Stille eintritt, so
sagt man, es gehe ein Engel durchs Zimmer. Ebd.
(vgl. Gotthelf, „Dursli, der Branntweinsäufer", 1898, S. 310.)
49. Böse Frauen haben für die Wäsche schönes Wetter. Ebd.
50. Die Person, der das Taschentuch aus der Tasche hängt,
sucht einen Mann, oder sie ist verliebt. Ebd.
(vgl. sie wird nervös, St. Gallen.)
51. Wenn der Saum des Frauenkleides umgebogen ist, so
bekommt die Trägerin dieses Kleides einen Brief; oder sie be-
kommt Besuch. Ebd.
(vgl. sie bekommt Schelte, St. Gallen.)
52. Wenn man von Mairegen nass wird, so wächst man noch. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 127; Züricher, Kinderlied''), Nr. 256. 257.)
^1 G, Zi KU HKK, KiuderlitMl u. Kinderspiel im Kant. Bern. Zürich (Verlag
der Ges. f. Volkskunde) 1902.
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 271
53. Wer sich als Kind am längsten Tag streckt, wird
gross. Schwendi, Berner Oberland.
54. Man spuckt am Morgen früh in den Brunnen ; sinkt der
Speichel auf den Boden, so ist die betreffende Person schwind-
süchtig. Belp.
55. In einem Mäusejahr werden viele Knaben geboren. Bern,
(s. Rothenbach, Nr. 325.)
56. Wenn der Wachholder fruchtbar ist, 'werden viele Kna-
ben geboren. Ebd.
57. Eine Spinne, die man am Morgen sieht, bedeutet Glück,
eine, die man am Abend sieht, bedeutet Unglück.
(vgl. Spinne am Morgen — Kummer und Sorgen.
Spinne am Nachmittag — Freude am dritten Tag.
Spinne am Abend — erquickend und labend.) Ebd.
58. Wenn es regnet und die Sonne scheint und es gibt
keinen Regenbogen, so geht bald die Welt unter. Ebd.
59. Stallbesen, Huttenträger (alles, wozu gedrehte Weiden
verwendet werden), darf man nicht verbrennen ; das gibt Höllen-
feuer. Schwendi, Berner Oberland.
60. Kinder, die unreife Johannisbeeren oder Stachelbeeren
essen, bekommen Läuse. Ebd.
61. Wenn man dreimal hintereinander den gleichen Traum
träumt, so wird er erfüllt. Bern.
62. Was man vom Samstag auf den Sonntag träumt, das
wird erfüllt. Ebd.
63. Wenn man träumt, andere Leute hätten Wäsche, so wird
man mit diesen in Streit geraten;
oder man wird Unannehmlichkeiten erleben. Ebd.
64. Klares Wasser im Traum gesehen, bedeutet Glück. Ebd.
(vgl. „Archiv^ VII, 135, Nr. 48.)
65. Rote Kirschen im Traum gesehen, bedeuten Glück. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 422; ., Archiv" VII, 135, Nr. 50.)
66. Wenn man vom Geliebten träumt, so wird man sich
nicht mit diesem verheiraten. Ebd.
67. Wenn man im Traum ein Haus lichterloh brennen sieht,
so bekommt man Geld. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 429; Gempeler, S. 355.
68. Wenn man träumt. Jemand sei gestorben, so verlängert
man ihm damit das Leben um 10 Jahre. Ebd.
(vgl. Nr. 27.)
272 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
69. Von Läusen träumen, bedeutet Glück. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 427.)
70. Wenn man von Geld träumt, so wird bald Jemand
krank. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 427.)
71. Gegen Zahnschmerzen soll man die Fingernägel stets
am Freitag schneiden. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 135; Gempeler, S. 357.)
72. Gegen Zahnschmerzen soll man die Nägel am Montag
oder am Freitag schneiden. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 135.)
73. Damit das Kind nicht Zahnfisteln bekommt, soll die
schwangere Mutter auf der Brust einen Faden durch die
Haut ziehen und dort lassen. Ebd.
(s. , Archiv" VII, 138, Nr. 88.)
74. Gegen Warzen zieht man eine Hausglocke und ruft
durchs Haus hinauf:
Ig u myne Warze
Chöme da cho bärze. Ebd.
(vgl. Züricher, Einderlied und Einderspiel im Kant. Bern,
Nachtrag Nr. 1 ; Gempeler, S. 356 flf.)
75. Mau soll die Warzen immer plagen, sonst vergehen
sie nie. Ebd.
76. Um einen Kropf zu vertreiben, soll man ein Bernstein
Halsband beständig tragen. Ebd.
77. Wenn ein Kind das Bett nässt, schlage man eine Maus
mit Haut und Haar zu Brei, backe diesen in eine Omelette und
gebe sie dem Kind zu essen ; so wird das Übel geheilt. Ebd.
78. Gegen die Pest:
Esst Bibernelle, backs (gebackenes) Brot und Dickdemme,
So sterbet ihr nit grad von denne;
und:
Esst Tanielik und Biberneil,
So sterbet ihr nit so schnell. Lauenen.
79. Wenn an die Türe oder an's Fenster geklopft wird, und
es steht Niemand draussen, so stirbt bald Jemand in diesem
Haus. Bern.
(s. Gempeler, S. 352.)
80. Wenn man rufen oder klopfen hört und Niemanden
sieht, so stirbt bald Jemand. Ebd.
(s. Gempeler, S. 352.)
i
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 273
81. Wenn einem Kranken vorwiegend weisse Blumen ge-
schenkt werden, so wird er bald sterben. Ebd.
82. Wenn die Pferde vor einem Leichenwagen zurück-
schaoen, wenn der Leichnam aufgeladen wird, so stirbt bald Je-
mand. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 384.)
83. Wenn die Pferde vor dem Leichenwagen beim Weggehen
vom Trauerhause auf eine seltsame, traurige Weise wiehern, so
stirbt bald wieder ein Familienglied. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 384.)
84. Wenn die Pferde vor einem Leichenwagen nicht recht
vorwärts wollen und sich wild gebärden, so stirbt bald Jemand
aus der Familie. Ebd.
85. Wenn unterwegs zum Friedhof Kränze vom Sarg fallen,
so stirbt bald wieder Jemand. Ebd.
86. Wenn ein Rabe den Schwanz gegen das Haus dreht und
kräht, so stirbt bald Jemand in diesem Haus. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 401; „Archiv- VII, 139, Nr. 104; Gott-
helf, „Die beiden Raben und der Holzdieb^; Gempeler,
S. 351.)
87. Wenn ein Rabe vor dem Fenster kräht, so stirbt bald
Jemand aus der Familie. Ebd.
(s. Anmerkung zu nr. 86.)
88. Wenn die Mäuse in der Nähe des Hauses Erde auf-
werfen, so stirbt bald Jemand. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 407 fr.; vgl. Nr. 37.)
89. Wenn Maulwürfe in der Tenne oder im Keller Erde
aufstossen, so stirbt Jemand im Haus. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 407 ff.; Gempeler, S. 352; vgl. Nr. 37.)
90. Wenn eine Eule in der Nacht nahe bei einem Haus
schreit, so stirbt bald Jemand in dem Haus. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 335; Sutenneister, Kinder- u. Haus-
märchen aus der Schweiz, 2. Aufl. Aarau 1873. S. 202.)
91. Viele Leute glauben, dass ihneu ein naher Tod bevor-
stehe, wenn sie einen Spiegel brechen. Ebd.
(s. ,Archiv% S. 140, Nr. 112.)
92. Wenn der Toto den Kopf hangen lässt, wenn man ihn
in den Sarg legt, so stirbt bald Jemand aus der Familie. Ebd.
(vgl. „Archiv^ VII, S. 139, Nr. 101.)
274 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
93. Wenn Jemand in einem Haus stirbt, wo Bienen gehalten
werden, so muss der Tod den Bienen mitgeteilt werden, weil
diese sonst auch sterben. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 365 ff., 575; Gempeler, S. 357; Schwei-
zerische Refonnblätter XXXIV, 66 ff.)
94. Wenn eine Maus ganz zahm zu Jemandem kommt
und sich nicht vertreiben lässt, so stirbt Jemand der Angehörigen
der Person« die die Maus sah. Ebd.
95. Wenn die Krähen bei der „Metzg^ (wenn Schweine
geschlachtet werden), nicht zum Haus kommen, so stirbt Jemand
in diesem Haus. Ebd.
96. Wenn ein Kind gestorben ist, soll man einem nach-
gebörnen Kinde nicht den gleichen Namen und nicht die gleiche
Patin geben, da es sonst auch stirbt. Ebd.
(vgl. «Archiv** VH, S. 131, Nr. 5.)
97. Wenn ein Kind grosse Schmerzen leidet und doch nicht
sterben kann, so soll es die Patin auf die Arme nehmen : so wird
das Kind bald friedlich sterben. Ebd.
98. Wenn man ein Katzenhaar schluckt, so wächst einem
ein Blatt im Herzen, und man stirbt bald. Ebd.
(s. Deutsches Wörterbuch, IV, H, 1226, s. v. Herzblatt.)
99. Wenn man einem Begräbnis beiwohnen will und den
Sarg auf der Treppe antrifft, so stirbt bald Jemand. Ebd.
100. Wenn man während der Neujahrsnacht vor die Kirch-
türe geht und durchs Schlüsselloch in die Kirche schaut, während
es Mitternacht läutet, so sieht man um den Altar alle Personen
gehen, die im Lauf des nächsten Jahres sterben werden. Ebd.
101. Wenn die Uhr stillsteht, stirbt bald Jemand. Ebd.
102. Wer von einem Begräbnis zuletzt heimkommt, ist der
Erste, der stirbt unter denjenigen, die das Leichengeleite gebildet
haben. Ebd.
103. Wenn das Leichengeleite dem Sarg nicht in aufge-
schlossenem Zuge nachfolgt, so stirbt bald ein Mitglied aus der
Gemeinde. Simmental.
(s. Rothenbach, Nr. 385; Gempeler, S. 351.)
104. Wenn der Tote bei schönem Wetter begraben wird,
80 kommt er in den Himmel; wird er bei schlechtem Wetter be-
graben, so kommt er in die Hölle. Bern.
105. Wenn Jemand gestorben ist, bindet man das Tuch,
mit welchem der Tote gewaschen wurde, um einen Apfelbaum
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. 275
mit süBsen Äpfeln ; wenn das Tuch verfault ist, ist der Tote auch
yerfault, und der Baum wird sehr fruchtbar werden. Ebd.
(vgl. ^Archiv** VII, 140, Nr. 113; Schweizerische Reform-
blätter XXXIV, 118 flf.)
106. Im Zimmer Nr. 13 kann man nicht schlafen.
In vielen Hotels gibt es kein Zimmer Nr. 13. Bbd.
(s. Rothenbach, Nr. 391.)
107. In Spiez sei eine Kuh verhext gewesen. Jemand habe
dem Besitzer derselben geraten, um dieselbe einen Holzstoss zu
errichten und anzuzünden; im Augenblick aber, als er anzünden
wollte, sei ein kleines Weiblein herbeigerannt und habe ge-
schrieen, nur das solle man nicht tun, es gebe sonst ein Unglück.
Man habe aber nicht darauf gehört und angezündet. Merkwür-
digerweise habe kein Funke die Kuh berührt ; das abseits stehende
Weiblein sei aber langsam verkohlt und endlich in sich zusammen-
gesunken. Spiez.
108. Man kann Jemand mit einem Ei verzaubern ; ist die
betreffende Person aber imstande, das Ei zu vernichten, so macht
sie den Zauber unschädlich. Bern.
109. Wenn man ein Stückchen Abendmahlbrot aus der
Kirche heimtragen kann und es im Stall aufhängt, so wird unter
den Tieren die Seuche nicht ausbrechen. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 550.)
110. Wenn die Mutter eines kranken Kindes ein Stückchen
Abendmahlbrot im Munde von der Kirche heimträgt und es dem
Kinde gibt, so wird das Kind gesund. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 550.)
111. Die Toten kommen als Geister in die Häuser und
gehen auf dem Treppengeländer. Wenn Jemand auf der Treppe
leise geht, so erschreckt er den Toten, und dieser fallt hinunter
und stirbt noch einmal. Ebd.
112. Ein Mädchen erzählte, in der ersten Nacht des neuen
Jahres komme ein Mann in ihr Zimmer, drehe ihr das Deckbett
dreimal um und schlage sie ins Gesicht. Ebd.
113. Ein Mädchen erzählte, ihre Mutter habe dem Gross-
vater eine Flasche in die Hand gegeben, und diese sei in seinen
Händen zerbrochen. Die Mutter sei darob erschrocken und habe
gesagt: jetzt stirbt der Grossvater. — Bald darauf sei er ge-
storben. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 420.)
276 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern.
114. Ein Kind erzählte, eine in ihrem Haus gestorbene
Frau sei jede Nacht als Geist in der Wohnung seiner Familie
herumgegangen; eines abends hätte man ihr einen Kuchen, eine
Flasche Wein und ein Paar Schuhe yor die Türe gestellt. Da sei
der Geist wieder gekommen, habe den Kuchen gegessen, den
Weih getrunken, die Schuhe angezogen und sei wieder fortge-
gangen. Ebd.
115. Die „Härdwybli" werden im Jura im „roten Härd**
— zwischen Lengnau und Romont (Roggmung) — gesehen;
weil sie aber nicht Füsse haben wie die übrigen Menschen, so
wollen sie dieselben nie zeigen. Einmal wäre nun ein solches
„ Wybli^ von dortigen Leuten gefangen und ins Haus aufgenommen
worden; da hätten ihm die fliehenden „Wybli** nachgerufen: was
du auch da drinnen bekennen musst — verrate nur nicht, wozu
die blauen Zwiebeln gut sind. (Blaue Zwiebel nennt man dort
die Küchenzwiebel, allium cepa, mit den dunkelrotbraunen Schalen
und bläulichen Deckblättern.) Lengnau.
(vgl. Nr. 116.)
116. Auf der Alp Kuhdungel bei Lauenen lebten früher
Zwerglein, Heidleui genannt; einmal wurde eins derselben ge-
fangen, worauf ihm die andern zuriefen, was man auch mit ihm
anstelle, solle es doch nie verraten, wozu Weisshafer und Nessel-
saroen zusammen gut seien. Lauenen.
(vgl. Nr. 115.)
117. In Lauenen spukt eine gespenstische Sau, die Rochil-
more; besonders wenn das Käuzchen ruft, heisst es, jetzt ziehe
sie durch die Gegend. Ebd.
(s. Kohlrusch ^), S. 45 ff.; Jahn^), S. 328.)
118. Auf dem Sanetsch sei noch die Fussspur eines Mönchs
sichtbar, der zur Zeit der Reformation dort hinauf stieg, den
Berg segnete und dazu auf den Boden stampfte, indem er der
neuen Lehre ein „bis hierher und nicht weiter!^ zurief. Ebd.
119. Auf der Alp Stierenduugel bei Lauenen haust das
„Unghür*" oder „Rothübi", ein Männlein mit roter Kappe, das
jauchze. Es sei ein ehemaliger Soldat, der später bauerte, aber
die Tiere so grausam behandelte, dass er zur Strafe dafür um-
gehen muss. Er naht sich den Menschen im Guten wie im Bösen.
^) Schweizerisches Sagenbuch, Leipzig 1854. — •) Der Kanton Bern
deutschen Teils, Bern und Zürich 1850.
Allerhand Abergtaubeii aus dem Kanton Bein. 277
In einer allgemein als eiskalt bekannten Nacht habe sich eine
Frau dort verirrt, sei aber trotzdem nicht erfroren, da sie be-
ständig von einem warmen Luftzug umgeben gewesen sei, was
„Rothübi's" Werk war.
Ein Mann hatte eines Nachts eine Kuh verloren ; Leute
mit einem Licht, wie er meinte, kamen, um ihm suchen zu helfen;
da fand er die Kuh und winkte jenen, zurückzugehen; das Licht
kam aber gleichwohl immer näher ; es war aber niemand dabei.
Auch das soll „Rothübi*^ gewesen sein.
Ein Mann bat ihn, ihm beim Streuen zu helfen; er half
aber so, dass er ihn kein zweites Mal aufforderte.
Oft auch werden Leute vom „RothüW auf dem Stieren-
dungel lang in der Irre herumgeführt, dass sie die Hütte dort
nicht finden können. Ebd.
120. Früher (jetzt nicht mehr) seien oft Kapuziner gerufen
worden, um Geister zu bannen ; diese bannten sie dann ins Rot-
tal bei Lauenen, wo noch jetzt kleine Sandhäufchen als 'Werk
der Geister zu sehen sind. Ebd.
121. Zum Zwecke der Geisterbannerei vergrub man auch
etwa lebendige kleine Tiere, besonders Lämmer. Ebd.
122. Ein Schafdieb vergrub die Köpfe aller gestohlenen'
Schafe; als man diese ausgrub und verbrennen wollte, konnte
man nicht, so dass man sie schliesslich über einen Felsen hin-
unter warf. Ebd.
123. Es gab in Lauenen ein verhextes Pferd, das man
nicht fangen konnte, da es auch des Fliegens kundig war. Ebd.
124. Auch ein Mann in der „Enge*" besass ein Pferd, mit
dem er nach Saanen zu fliegen pflegte. Einst fragte ihn ein
Mann, ob er ihn mit sich in die ^Enge^ reiten lasse. Er gestattete
es unter der Bedingung, dass der Andere während der Fahrt die
Augen nicht öffne. Einmal stiess das Pferd mit dem Huf an
etwas Hartes. Als sie in Lauenen ankamen, fragte der Begleiter,
was das gewesen sei; die Antwort lautete: „Die Turmspitze der
kleinen Kapelle am „Gstaad^. Ebd.
125. Es gibt Leute, die Geld „ziehen" können, d. h. so
oft sie ein gewisses Goldstück ausgeben, haben sie es doch
immer wieder. Ebd.
126. Es gibt Leute, die das Feuer bannen können; ein
Berner erzählt, er habe noch einen solchen gekannt. Als am
Spitzhorn ein Waldbrand entstand, habe der mit Wasser einen
8 Allerhand Aberglauben au8 dem n.«*...
Ireis um die Stelle gezogen, immer daza einen Sprach mur-
melnd; überall habe das Feuer genau bei dem Kreis Halt ge-
macht, was noch heute sichtbar sei. Ebd.
127. Oberhalb vom Sanetsch ist der „verlöre Barg'', der
früher eine prächtige Alp war, aber bei einem heftigen Gewitter
verschüttet wurde, weil der Senn aus Übermut seinem Schatz
einen Weg mit Käsen pflasterte. Ebd.
(s. Kohlrusch, S. 35 flf., S. 203 ff.)
128. Im Schloss Holligen bei Bern sei ein Geist gewesen;
er wurde in einen Steinkerker gebannt. Bern.
129. In den Stadtmauerturm bei der Eisenbahnbrücke in
Bern habe man die Leute eingesperrt, welche etwas gegen die
Yögte gesagt haben. Ebd.
130. Man sieht oft noch in der Nacht die Geister der dort
Verstorbenen . Ebd.
131. Früher seien im Könizbergwald bei Bern immer viele
Männer (?) gewesen. Dann sei ein Bataillon Soldaten gekommen
und habe sie fast alle verjagt. Ebd.
132. In der Nähe von Aarwangen (Et. Bern) habe auf
einem Gut ein Landvogt gewohnt, der nie etwas habe schiessen
können. Dann habe er immer geflucht, seine Frau habe ihn aber
oft davor gewarnt. Einmal habe er wieder fehlgeschossen und
ausgerufen, das Donnerwetter solle ihn erschlagen. Da ergraute
im Westen der Himmel, und im Augenblick, als er auf einen
Hirsch losdrücken wollte, krachte es, und der Yogt fiel tot zu
Boden. Aarwangen.
133. Beim Schloss Ralligen am Thunersee soll früher die
Stadt Roll gestanden hieben. In dieser Stadt bat einmal ein
Zwerg um Unterkunft, die ihm aber in allen Häusern verweigert
wurde; endlich nahm man ihn im Schloss Ralligen auf. Aus
Rache rief er:
Tuet Schlegel und Wegge g'halte,
Die spitzi Flue isch g'schpalte;
D'Stadt Roll muess untergah,
Es isch ja da ke bravo Ma.
und gleich darauf ging die Stadt unter. Ralligen.
(s. Kohlruach, S. 21; Zahler«), S. 31 ff.; Jahn, S. 285.)*)
134. Eine Frau vergrub ein Kartenspiel in einer ^geraden''
") Ferien. Bern 1904. — ■•) \vi. Schweiz. Id. II, 1235. [Red.]
Allerhand Aberglauben aus dem Ranton fiem. 279
Stunde in einem Kreuzweg und sagte dabei die drei höchsten
Namen. Nachdem die Karten drei Nächte dort gelegen hatten, grub
sie dieselben aus und kann nun damit wahrsagen. Ringgenberg.
135. Das Marienkäferchen (coccinella) wird auf die Hand
genommen und zu ihm gesagt, bis es wegfliegt:
Himelgüegeli , flüg uf und säg em liebe Gott, dass
es schön Wätter gab ;
oder:
Himelgüegeli, flüg uf und säg Yatter und Mueter, dass
es schön Wätter gab. Bern,
(s. Züricher, Kinderlied u. Kinderspiel im Kt. Bern, Nr. 354.)
136. Wenn ein Vieh ein Bein bricht, bindet man Haar
dieses Tieres um ein zerbrochenes Stuhlbein, indem man Zauber-
sprüche murmelt. Ein Mann in Diemtigen verstehe sich beson-
ders gut darauf und habe Kundschaft von weit her. Därstetten.
137. Wer am Neujahrsmorgen in einer Familie zuerst auf-
steht, darf durchs ganze Jahr durch befehlen. Bern.
138. Bohnen soll man am Bonifaziustag(„ Bohnesetz '^f 5. Juni)
um Mittag zwischen 11 und 12 Uhr setzen. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 188.)
139. Man soll die Bohnen am Vormittag setzen, damit sie
gut gedeihen. Ebd.
(s. Rothenbach, Nr. 205. 206.)
140. Nelkenschösslinge soll man in der Christnacht setzen,
damit sie gut wachsen. Därstetten.
141. Man soll in der Christnacht die Bäume begiessen
damit sie gut wachsen. Ebd.
142. Zwiebeln, im Zeichen des Steinbocks gesetzt, werden
fest und schön ; im Zeichen des Wassermanns gesetzt, faulen sie
bald. Schwendi, ßerner Oberland.
143. Rüben, Kohl etc. soll man nicht im Zeichen der Wage
einmachen, weil dann das Brett mit den Steinen nie eben darauf
liegt. Ebd.
144. Jungfrau und Krebs sind „wachsige" Zeichen. Ebd.
145. Die im Zeichen des Widders geborenen Leute werden
oft „widerhaarig^ (eigensinnig). Bern.
146. Wer das Haar im Zeichen der Fische schneidet, be-
kommt „Tschüepi*^ (Schuppen). Schwendi.
147. Gegen das Ungeziefer soll man im Neumond die
Zimmer waschen. Ebd.
(s. Rothenbach, nr. 213.)
280 Allerhand Aberglauben aus dem Kanton ßem.
148. Aus demselben Grand soll man die Zimmer in einem
^ toten ^ Zeichen (Wage), nicht etwa im Stier oder in den Fischen,
waschen. Ebd.
149. Wer das Zimmer im Zeichen der Fische wäscht,
bekommt das Bett voll ^Bettfischchen** (?). Ebd.
150. Hühneraugen entfernt man am besten im Neumond. Ebd.
151. Wenn Irrsinnige lärmen, so gibt es anderes Wetter. Bern.
152. Wenn es ins ^blutte Holz" (im Winter) donnert, so
folgt noch eine strenge Kälte; Utzigen.
oder: Es gibt einen gewitterreichen Sommer. Ebd.
153. Wenn der Bär am 2. Februar (Lichtmess) über den
Berg sehen kann« so muss er noch acht Wochen in die Höhle
(d. h. es folgt noch eine grosse Kälte, die acht Wochen anhält).
Langnau.
154. Wenn zu einer Frau am Morgen ein Vögelchen auf das
Penstergesimseflog und „schütt,schütt** rief, so regnete es bald. Bern.
155. Äscherich (Aschenlauge) im Mai gibt Hagelschlag.
Schwendi.
156. Man soll den ersten Hagelstein in die Hand nehmen,
damit es aufhöre zu hageln;
oder : man legt ein gebrauchtes Tischtuch unter die Dach-
traufe und einen Rechen darüber. Ebd.
157. Fuchsgeschrei bedeutet schlechtes Wetter. Ebd.
158. Hasen, die sich tagsüber sehen lassen, bedeuten
schlechtes Wetter. Ebd.
159. Wenn man einen „Donnergueg" (nicht Hirschkäfer,
der auch so genannt wird, sondern „Goldschmied'', Carabiis aura-
tus) zertritt, gibt es ein Gewitter. Bern.
160. Redensarten, die auf Aberglauben weisen:
a) Wo eine Kirche gebaut wird , da baut der Teufel eine
Kapelle daneben. Ebd.
(vgl. Gotthelf, „Dursli, der Branntweinsäufer"; ,Käthi,
die Grossmutter", Kap. 14.)
b) Was sech zwöjet, das drejet sech (drittet sech). Ebd.
c) Dem Teufel vom Karren fallen. Ebd.
(s. Gotthelf, „Michels Brautschau*'; „Bauernspiegel "^
Kap. 8; ^Käthi, die Grossmutter **, Kap. 21.)
d) Wie die wilde Jagd herumfahren. Ebd.
(s. Gotthelf, „Michels Brautschau*'; „Bauernspiegel*,
Kap. 8.)
Allerhand Aberglauben aus dem Kanton Bern. Sdl
e) Den Teufel im Leib haben. Ebd.
(s. Ootthelf, „Michels Brautschau ^.)
f) E Lärme vom Tüfel. Ebd.
(s. Gotthelf, „Michels Brautschau*.)
g) Es geht nicht mit rechten Dingen zu. Ebd.
(s. Gotthelf, „Michels Brautschau **.)
h) Schwarz wie der Teufel. Ebd.
(s. Gotthelf, „ Bauernspiegel '^j Kap. 28.)
i) Leute, die praktisches Geschick haben, nennt man: Hex
(im Handarbeiten, Zeichnen etc.). Ebd.
(s. Gotthelf, „Dursli, der Branntweinsäufer **.)
k) (In Bezug auf das Wetter) :
Was der Suntig cha,
Zeigt der Frytig a.
oder : Was der Suntig für Wetter wott ha,
Zeigt der Frytig z'abe scho a. Ebd.
1) Viele Mäuse im Haus wollen einen Menschen haben. Ebd.
m) Roti Haar — Galgewar. Ebd.
oder:
Roti Haar und spitzig Chin,
Wohnt der Tüfel mitte drin. Ebd.
(s. W. Wackernagel, Kleine Schriften I (1872) 172 flf.)
Nachtrag zu der ersten Sammlung, (s. „Archiv^ YH, 131 ff.)
Zu Nr. 14: s. Gempeler, S. 352.
Zu Nr. 34: Wenn man Butter aoschneidet, bekommt man
sieben Jahre lang keinen Mann.
Zu Nr. 45: s. Gotthelf, „Wie Christen eine Frau gewinnt**.
Zu Nr. 71: s. Züricher, „Rinderlied und Kinderspiel im
Kanton Bern", nr. 56.
Zu Nr. 96. 97: s. Schweizerische Reformblätter XXXIII, 207.
282 Les Paniers.
Les Paniers.
Poäme en Patois bisontin, traduit en Patois jurassien
par Ferdinand Raspieler, Cur6 de Courroux.
Publik par Arthur Rossat, Bäle.
IL Poäme de Raspieler.
Manuscrit de J. P. Raspieler (Ms. A).
(Suite.)
Ce-te dobe n'aivaj pri gairde qnl'e lait poerte di Cie 113
N'est qnie trois pies de ha, et de lairge i*ovi pies: 114
Main d'aivo son pennie sehe lairge qu'in airbois^^) 115
I ne pojet^^) entraj dain in poertche 8ch6troit 116
100. En lait presse, en lait tire, et magraj tot qoH, 117
Lait Daime et les hayons demourran aidet Ij, 118
I se mamanne, se schin-ne, se piaj-je, et se corbe 119
Jammais^^) j ne poyet entraj d'aivo ses robes. 120
Eq lait vire et revire, en long, de bouic-en boeze*®), 121
105. Main daivo son hairnä, de sait vie j ne p&se. 122
Maidaime aittentes dont quYan r61airgeoit lait poerte 123
(^oci n'a pe baiti pot gens de votre soerte: 124
Yos dairrin bin saivoit, quod Mattbaeus dixerit
Quam angasta porta quae ad vitam ducit. Math. 7. v. 14. .
110. Saint Pierre tot d^n c6 yi scbake Teut ä naj! 125
Digeain, Daime di monde allaj vot biscotaj. 126
}
^') V^rbicä (arcu bibit) = Tarc-en-ciel. En Ajoie on dit aussi: kQdnaU
cb si Bu'cn^ ^ cornes de St. Beruard. — ^^) Nous avons ici le pass^ dc^fini :
poyet -^ ppy^ ^ put, et non pouvait comme traduit M. FoUetete. — ^') On
ne dit pas: jammais, mais seulement: dj9m^ (Cf. Koh. 154: djemais). — **) Mot
inconnu aujourd'hui; 6crit ici: bouic-en boeze, au glossaire: baute en bouese;
ms. B 157: bouic en boize, gloss. B bouic en b\*ize. Comme le mot doit ^r
rinier avec pesd, on devrait peut-etre prendre la forme de B 157 : boize — ^f^-
ou b^8d.
I
Les Paniers. 288
ni. Poime de Raspieler.
TranscriptioD phonötique en patois de Courroux.
(Suite.)
8t9 döbQ n'ev§ pri dyerdg tjjfo le pöarta di Bia
n'^ t/9 trwä pi9 da ä, e do l^rdja du pi9;
mS devö 85 penia Z9 l§rdJ9 k'T erbwä,
i 09 p97e Stre dS T pöartx9 x' etri^ä.
OO. S le pre49, S le tir9, e magre t^ s^li,
le dem9 ^ ]ez-^y5 d9mürS ^d^ li.
i 89 mämSn9, 89 xTn9, 89 pye79 e 89 kgrbd;
djame i n9 p^ye Str^ d^vö se rob9.
5 le vir9 e r9vlr9, S 15, d9 bouic-en-boeze,
05. mS d^vö s5 ^rnä, d9 se yl9 i n9 pesa.
— m^dema, et5t9 dö tjf' S rölerdj^ 1| pöarta.
8^8i n'ä pa beti p^ djS da vötra söarta.
V9 der! bT sevwä quod quod Matthaeus dixerit:
Uuam ant^nsta porta quae ad vitam daoit.
10. sS piera lg d'T kö yi xäka Vo ä n§,
dijS: dema di m5da äle yq bi8k2te !
Traduction.
Cette folle n'avait [pas] pris garde qne la porte du ciel
N'a que trois pieds de haut et de large deax pieds;
Mais avec son panier plns large qn^an arc-en-ciel,
Elle ne pat entrer dans an porcbe 8i 6troit.
DO. On la presse, on la tire, et malgr^ tont cela,
La dame et les yetements demenrent tonjonrs la.
Elle se malmene, se pencbe, se plie et se conrbe;
Jamais eile ne put entrer avec ses robes.
On la yire et reyire, en long, de travers,
05. Mais ayec son harnais, de sa yie eile n'y passe.
— Madame, attendez donc qu'on r^largisse la porte;
Ceci n'est pas bati poor gens de yotre sorte.
Yous deyriez bien sayoir ce qae Mattbieu a dit:
Combien ^troite est la porte qui conduit ä la yie!
10. Saint Pierre tout d'un coup lui claque Tbuis au nez,
Disant: Dame du monde, allez vous promener!
284 Les Paniers.
I 86 pancit tochd; voici enne peutte affaire*^); 127
I vait j vint, trepainne, ses pies sembairaissan, 129
Dain son pennie de scharsche ait s'enohevatrenan ®')y 130
115. En velain se depoire®'), vait yngie din talon 131
Et s'en vait bottequiulain ^), ä Palais de Piaton 134
Les Dannaj tremonllin, faizin lait pentte tchiere 135
Ait qu'iudin etre ancot qnieque neuve tchadiere 136
Von enne grose*^) quYuve pot I6s tr^tu sallaj 137
120. Comme en faj les airans, ^tin tot dezoUaj. 138
In Diaile lait voi-yain se mantet a gonshaj. 139
Ait lere schan collenre quiait manket d'en cravaj 142
Ait yu-vaj le grangniat, ait vi fazai lait potte 1 m
Des orai-yes de traiv6e, cace quKe qu^'ne ei ste sötte? j
125. Ne fayaj pu quTe 16 pot nos mentre en bSsangne^ 140
Le Ruale decombrait*®) enne tale Carangne.
Qaie veni vot pi dain ces pr6geons sehe fondes? • 143
Yos fairrin teusse^^ meat de Demoarai a monde, 144
Nos sont ci-yun schu latre cot des mirlicaintons ^^)» 145
130. Laivoa botterain not vos grains et lairges hai-yons? 146
Eetornaj dain le monde, d'aivo vos artifices 147
Yos penpieraj l'Enfee pü qu'ie tot nos malices. 148
Main voici airrivai in gro Diaile tot noi, 149
Sere quYequiun des Pairpaits *^), & qu'iaivaj di povoj, 150
**) II manque ici un vers qua nous retrouvons B 166: I graute ses
oreiyes: ha due que veut ye faire! Elle gratte ses oreilles: Ah! Dien, que
veux-je faire! (Cf. Biz. 128). — *^ S' ätxdvätrdn^, du subst. txvätrd (lat.
capistru) = licol, fran^ais: chevetre. — ^^} Le vadais ne dit jamais dfptcär^, «
rnais d^pärd; ici c'est la forme ajoulote. — ^) C'est la forme du participe *^
präsent; M. Folletßte traduit par l'infinitif. (Cf. B 170.) — ") L'adjectif pr(> ^5
a toujours le feminin (^crit grose (Cf B 140, 173, 242, 401, etc.) On doit jrt
donc lire grQz» et non grQse. — ^^) Le verbo dfkobr^ signifie: detruire. Le -s^ejp
(lict. de Bietrix dunno les deux sens: enlever les d^^combres, et tuer, suicider. — -".
— Contejan dit: deaomhrai decombrei ; dtHruire; dc^penser. — Dans le Val M ^^
de Deleinont, on va dekobr^ le« feuilles et les branches d*arbres sur les prai ^•
ries. — MM. Folietete (Fol. 126) et X. Kohler (Koh. 180) traduisent par:»--«r
diharrasser ; ils sont tous deux obligt>s de sous-entendre un noufti (le diabl^^^e
nous debarrasse) ; ce n'est pas le sens oxact. — *') Ce mot ne nous est conni^^ u
que par le gloss. A: ieusse encore. — ^®) Expression inconnue de nor ^^mos
jours. Le j?loss. A donne: mirlicainton huerUn{?} — Pour hanneton, ow^ — ö
emploie surtout le mot kwikw^r» iGu6l.) ou kwikwfdj» (Bx.) Cf. le vaudoS=^Äs
cancoire. — Courroux dit pourtaut d^ tx^v. — *') Le mot se dit enco^ir-p
aujourd'hui et signifie : le prhicrpal, le malire^ ceJui qui a la haute main ^f
qui comvxande. Courroux connait encore cette expression et dit : el d pir^:^
pq ddü t^ 11 l'emporte sur tous.
/
Les Paniers. 285
i 89 pSse tg txä: vwäsi eoo pceta äfera!
i ve, i vT, tropeoa, se pia e'SberesS,
dS 85 penia do x&rx9 ^ s'StxdvätrsnS.
115. ä V9l5 89 depwäre, ve yüdji9 d'T tälö
§ s'ä ve b2t9t;^lil5 ä pale d9 P2ufara.
le däne tremülT, fezT 1^ poet9 txl9r9;
e t;füdT etr9 Sk^ t;fft;f8 n8v9 txädwre,
vü en9 gröz9 t;^üv9 p2 le tretü aale
120. k§in9 S fö lez-erS; ett t^ dezgl^.
T dyel9, 1^ vwäyS, 89 mSte ^ göxe;
el §r9 x'5 k^low t;f'e mSke d'5 kräve.
e ytive l9 grSnä, e yi feze le pot9,
dez-2rey9 da trevea: k'ä-89 t;f9 tj^tia 8i 8t9 82t9?
125. n9 föye pü t)(9 le pg ng mätr9 S bezSna !
l9 rüäU deköbre en9 täb kärSn9!
t;^9 v9ni vg pi dS se prejö X9 f5d9?
\q ferT toes9 mde da d9müre ä m5d9 :
Dg 85 si yu xü rätr9 kg de mirliketS.
130. levü h^t9T<ß nj vö grS e ]erdj9 ey5?
r9tgme dS l9 m5d9; devö vöz-ärtifi89
vg p6pl9re rsfe9 pü tj^a tg nö mäli89.
mS vwäai erive T grö dyeb tg nwa ;
s'ere t;^et;^8 de perpe e t;|f'eve di povwä,
Elle (se) pensa tont (chaud) de suite: Yoici nne vilaine affaire!
Elle va, eile vient, trepigne, ses pieds s^embarrassent.
Dans son panier de cercle ils s'enche Vetren t.
115. £n voalant se d^prendre, [eile] va glisser d'un talon
Et s'en va cnlbatant an palais de Pluton.
Les damnes tremblaient^ faisaient (la) vilaine figure;
Ils croyaient (etre) qne c*etait encore qaelque nenve chaudiere,
Oa une grosse cuve ponr les (tres) toas saler^
120. Comme on fait (les) aux harengs; [ils] ätaient tont d^soles.
ün diable la voyant, se mit a gonfler;
II 6tait si en colcre qu'il maoqua d'en crever.
II leva le groin, il lai fit la moue,
Des oreilles de travers: Qu'est-ce que eberche ici cette sötte?
125. II ne fallait plus qu*elle ponr noas mettre en besognel
Le diable detruise une teile carogne!
Qne venez-voas obercher dans ces prisons profondes?
Yous feriez encore mienx de demeurer au monde;
Nous sommes ici Tun sur l'autre comme des hannetons.
130. Oii mettrons-nous vos grands et larges vetements?
Retournez dans le monde ; avec vos artifices
Vous peuplerez Penfer plus que toutes nos malices.
Mais voici arriver un grand diable tout noir;
C'^tait quelqu'un des principaux et qoi avait du pouvoir,
286 Les Paniers.
135. Qae s'en vin ait stuci, yi porte lait pairole, 151
Et y fait enne orange ^^): ^oataj lait, yä drole. 152
Y-orde^') yi vait t^t dire : ne veut te pe te coigie, 153
Tit perret bin ancot nörain dain ton metie: 154
Laisohe lait cj quiain j ya aity lannet ^^) proa d'atre 155
140. Pot sordure^') 168 ames, et les faire des notre. 156
Fain p6e ci notre ovraige, et peat reposan not 157
Les Daimes et Demoiselles en dennerain^^) p6e trop, 158
LoaS robes, long mines, et lon^ peattes posohetores 159
£n dannan mil et mil, ^'at enne tchose scharre, 160
145. Et dedain tcbequl'e mS n'an fdrait pe pu d'enne, 163
AyYennet aibage^^), tchöqaian h6t sait tch6qnYainne. 164
Sehn lait püaice, ^s fenetres, es moigeous ^^), ä motie 165
En ne voit quYe popattes et feyes frebeyie'^) 166
Comme in beusson d'aischatte qnYe vin d'eschenaj, 167
150. Enne rit, latre sdte, latre veut trottenaj. 168
Les feyes di commun, les paavres, hä qnYe pidie! 176
S'en vain ya-vain le naj cot des tchins de marcie ^^), 175
Ne pensan quYe piaigj, et peut a^^) liebenaj, 169
Sc forran tot pairtot pot etre sizolaj. 170
155. Ait vain es delicaces ^®), 6s dainses, es pormannades, 171
'*) Lire : präg» et non präj9. — ") De nos jours on dit : ycsrdf. —
") Bien lire ici : ^ y' än-^, et non ^^y' än-S, comme le fait M. Follet^te.
Notre maDuscrit A emploie souvent la graphie ait pour {f. (Cf. 191 : fait,
pait^ lait; 211: aiivizai - ?t7>^; 310: et quiayt y en eussc -= ^ <>:'| y'dn-oM,
etc.) Voir du reste vers 146 : ayiennet, mßme forme qu'ici. — ") La forme
sordure, que nous retrouvons gloss. B. n'est pas employöe. Le vadais tout
entier dit sQdüra, comme B 196. Le dictionnaire de Gudat donne : sSdure
(s^düra) et celui de Biötrix : sodure (sQdür^). -- '♦) Malgre cette orthographe,
lire dändrf; Cf v. 144 : dannan et B 198 : danner ain. — ") Le mot est tres
lisiblement öcrit : aihage. Les gloss. A et B disent : aibage --^ en abondance.
Cependant MM. Folietete (v. 146) et Kohler (v. 204) lisent aihaye. De nos
jours le mot aibaje (^bäj9) n'existe pas; par contre on appelle abbaye la fete
du village (Gu^l. donno abayie (äb^yh), mais le mot est peu usitö dans le
Jm-a bernois. — '^) La forme mtcajd n'existe pas (ouplus?) dans notre pa-
tois. J'ai cependant trouvö ä Tavannes une forme : mpjd (Cf. Arch. VI
p. 165, n^ 123, Str. 1}, mais le Jura catholique ne connait de nos joors qne
la forme tnäjö: — ") Le gloss. B donne frebeyie — fourmiller. Le vädais a
le verbe : f^rbeyU (Ajoie : fr^b^yl?) - se dömener, se debattre. On a aussi
lo subst. ßrbey» (Ajoie: frdhqyd) — dötresse, transe, agitation : ?/ d de ^n^
bei fdrbajd ! il est dans une belle transe ! Bietrix dit : frebyie (fr^byu) --
se tremoussor. — '^\ Ni M. Folietete, ni M. Kohler n'ont compris ce
passage : chiens de Marcie n'a absolument aucun sens. t mor^i» ddsi-
gnait autrefois le mercier ou colporteur ambulant qui parcourait les villages
avec sa charrette attelee d'un chien; ce dernier, toujours aux aguets, levait
le nez de tous cotös pour d^couvrir les acheteurs et savoir ou s'arreter. —
^9; Nous avons le mot fr^-. ä q. Cf v. 206 et 486 : la - l^. — *®) Aujourd'hui
on ne connait que le mot d^dikäs ou bnl9sd.
Les Paniers. 287
135. ko ß'a vT e stüsi, yi p^rto 1^ p^rjla.
e yi fe ena ^rSgo; eküte le, i ä dröb.
y^rde, yi vet-^ dira, n9 voe-ta pa t9 kwäjlö?
^h pere, bl Sk^ n^rS dIS t5 metia.
Iex9 le si t;f5 i y'ä; e y'5n-e prü d'ätra
140. P9 s^rdüra lez-äma e le f|ra de nötra.
fS pea si nötrd övredja, e pö repözS n^.
le dem9 e ddmwäzela 5 dSnarS pea tr^.
Iü9 rgba, lü9 miD9, e lüa pubto p^xttire
S dSoS mil e mil : s ät-ena txöz9 xüra,
145. ^ dadS txet;^a rtia n'S färe pa ptt d'ena;
e y'Sa-e aibage, txet;j^fi e sß txetjj^ena.
xü le pyesa, e fanetr9, e mwäj5, ä mötia,
S na vwä t;^a p^päta e ^ya firab^yia,
kgma T bSsö d'exäta t;^a vT d*exan§.
150. ena ri, l'ätra säta, Tatra vob tr^taDe.
le f^ya di k^mü, le pövra, ä! t;fe pidia !
8*5 v6 yfivS la ng k^ de txT da märsia.
na pSsS tj^a pyeji, e pö (ä) e liabane,
sa f^rS t^ pert^ p^ etra siz^l§ ;
155. e vS e dalikäsa, e dSsa, e p^rrnSnäda,
135. Qai s'en vient ä celui-ci, lui porte la parole,
Et lui fait nne harangae; 6coutez-la, eile est drole.
Lourdaud! lui va-t-il dire, ne veux-tu pas te taire?
Tu es, pardieu! bien encore Ignorant dans ton metier.
Laisse-la ici (quand) puisqu^elle y est; il y en a assez d'antres
140. Pour s^duire les ämes et les faire des notres.
Faisons seulement ici notre ouvrage et puis reposons-nous.
Les dames et demoiselles en damneront seulement trop.
Leurs robes, leurs mines et leurs vilaines postures
En damnent mille et mille: c^est une chose sure,
145. Et dedans cbaque rue, [il] n'en faudrait pas plus d'une;
II y en a en abondance, cbacun a sa cbaoune.
Sur la place, aux fenetres, aax maisons, ä Teglise,
On ne voit que poupees et filles se d^mener,
Comme un essaim d'abeilles qni vient d'essaimer.
150. üne rit, Tautre saute, Tautre veut trottiner.
Les filles du commun, les pauvres, ha! quelle pitie!
S'en vont levant le nez comme des chiens de mercier.
[Blies] ne pensent que plaisirs et puis ä faire Tamour
[Elles] se fourrent (tout) partout pour etre courtisees;
155. Elles vont aux dedicaces, aux danses, aux promenades,
288 Les Paniers.
Main alt fa daivo loaere des jolis Camerades, 172
Ait fringnYan, et ginga^an, bezeyan, freleutchan^') 173
Tot comme [des] tchervis qa'ie satan a printems. 174
Tainto en les gatt^ye, tainto en les embraisse 177
160. Ces saloppes enduran ces hontouses caraisse. 178
Ait sont pu aiffrontan qu'ie des paiges de Cor 181
Tot le geot virai-yan, et fain pa de cent tor 182
Quiequie motchou Gapin ®*) dos les brais *') les pormanne 179
Pait les ruei, pait les prais, les manne et les raimanne 180
165. Ait digean pair ensimbye mille brecolerie,
Yoila Qot que les danne et les exclu^) die Cie
L*ain jabyaj des haibits qnYe nos profitan bin, 185
Ait les nannan pennie, voa bin Vertagadin: 186
De les dinsobe nannaj; Loaleux s'at in abbus,
170. Ait se scbiquierait ®^) meut, sait d'yin gate vertu.
Lain jnvantaj staibit^ pot tot fin piain d'asaiges ^^) 187
Pot c^s qn'ie sont peatte, von quie ne sont pe saiges 188
L6s Cointches^^), les bados, scbaircbaits ^^), les airaincbies ®^) 189
Les Coes tot de traivee sont crevis dj pennie. 190
175. Q,aiain les feyes se sont laiscbie empyi lait paince, 191
8*) Pour bien comprendre ce passage, 11 faut le comparer ä Biz. 173. Cest
un des rares vers oü Haspieler a empruntt^ au patois bisontin des mots in-
coDDUS au jurassien. (Cf. Biz. vers 173, notes 37, 38, 39, 40). — Quant au
ginguian, MM. Folietete et Kohler fönt une erreur en le confondant avec
dytdy^ -- jouer du violon. D'abord le sens ne s'y prete pas du tout : on
n'a jainais vu les dites donzelles jouer du violon dans les rues, mais bien
plut6t fölätrer, sauter. Du reste s'il avait voulu employer ce verbe dytdy^,
notre auteur l'eut ecrit: guinguian', c'est en effet toujours par gut qu'il rend
le son dy? (Cf. 463, 468, etc.); par contre^ -f- voyeUe - dj. (Cf. 171 : usaiges;
178: germeugie, prageaii; 229: saiges; 250: in geot^ etc.) — Le gloss. B
donne freleutchie danser. — ^-) Gapin est cit6 au glossaire : jeune amou-
reux; malgr^ cela, j'ai traduit par : garnewent sens que le mot, tres usite
encore, a de nos jours. So gäpi! ^ sot garnement! dit-on d un enfant d^so-
btMssant; a toujours un sens prejoratif. — ®') Dos les brais est ici pluriel :
sous les hras. — ^^j Exclut est franc^ais; mais je ne vois pas pour quelle raison
M. Follet^te s'est cru oblige de le changer en tcheusse (tx9s) — chasse. —
8^j C'est rallemand sich schicket (Cf. v. 499). Voir ma note Ärch. VII, p. 243.
- ^^) De nos jours on dit : özedjd. — Remarquer au meme vers l'expression
iö ft pye - litt. : tout fin phin ^Cf v. 192, 353.) — »•) L'adjectif kvBtxd
ou ku'ötxä - boiteux, eagneux, eclope. Le verbe est kivSlxi9 ou ktcHxeyU,
BitHrix (lans son dictionnaire dit : cointchie (kwHxl») ~- pencher de cot^.
— ^'^) Le mot txerkfi niaigre, malingre. — On a aussi un substantif
< txitrkä, qui signifie : \) un bourgeon ou (juehiues fruits relies ensemble:
? ixcrka do aluJ9; 2) un flocon : t ixcrka dj nwä un flocon de neige; ?
nwä(1J9 c/f grO t.rcrkä il neige (des) ü gros flocons; 3) un chicot, un
trognon : l t.rrrkä da pgma. — ^'^) Ce luot iiritxU s'emploie encore ä Cour-
roux: i ä ig ^rStxia eile est toute dc^hanchoe. ^ (nd qritaU, s^ä ^n9 b^xai^
Les Paniers. 289
mS ^ fe devö lüara de djöli kämdrädd.
e frtdyS e djTdyS, bdzeyS, frdlBtxS,
t9 kgma de txarvi t/a sätS ä prttS.
tStö S le gäteya, tStö S lez-Sbresa;
160. 86 Bal^pd SdürS se 5tüz9 käresd.
e 85 pü efrStS t;fd de pedza da k^r.
tj la djo vireyS e fS pü da sS t^r.
t;|fet;fa m^txü gäpT dö le bre le pjrmSna,
pe le rfla, pe le pr§ le inSoa e le remSna.
165. e dijS per IsSbya mila brakölana;
Ywälä sq ka le dSna e lez'exclut di 8ia.
rs djäbye dez-ebi t/9 nq prgfitä bT;
e le nänS penia, vü bT v^rtügädt,
da le dTxa nSne, lülö! 8'&t-Tnäbü;
170. e sa xit;|fare mce s'e dyT : gäta- vertu.
rs Tv5t§ et'ebi pg t^ ff pyS d'üzedja,
p^ se tj^a 85 pceta, yü tj^a na 85 pa sedja.
le kwStxa, le ä dö, tx^rke, lez-erStxia,
le köa t^ da trevea 85 kravi di penia.
175. t;f5 le feya sa sS l^xia Spyi le pSua,
Mais il faut avec elles de jolis oamarades.
Elles foQt les fringantes et sautent, bondissent et dansent,
Tont comme des cbevreaux qui sautent aa printemps.
Tantot OQ les cbatoaille^ tantot on les embrasse ;
160. Ces salopes endarent ces bonteuses caresses.
Elles sont plus effront^es qae des pages de cour.
Toot le jour [elles] tournaillent et fönt plus de cent toars.
Qaelque morveax garnement sous les bras les promene,
Par les rues, par les pres les mene et les ramene.
165. IIb disent par ensemble mille (bricoleries) insanit&s;
Voilä ce qui les damne et les exclat du ciel.
Elles ont invente des habits qui noas profitent bien;
Elles les nomment paniers ou bien vertugadins.
De les ainsi nommer, parbleu! c^est un abus;
X 70. II conviendrait mieux si elles [lenr] disaient: gäte- vertu.
Elles ont invente cet babit ponr toutes sortes d'usages,
Pour Celles qui sont vilaines ou qui ne sont pas sageä;
Les boiteuses, les (hauts-dos) bossues, malingres et debancbees,
Les Corps tout de travers sont couverts du panier.
175. Quand les filles se sont laisse emplir la panse,
t/f9 n'^ n9 djij n» feso: une critxU c'est une iille qui n'a ni Jet) allure,
ni fa<;on », m'expliquait une bonne vieille de Courroux. — Le verbe ^rilxu ^
faire plier sous le poids : sta grösd tx^rdj» m^e t^ (ritxi» cette grosse
Charge m'a tout Greinte. — to m'qrflx» lez-fpcU» tu me fais plier, tu
m'^reintes les ^paules.
290 Lcs Paniers.
Nain quiait mentre in pennie pot coitohie lonete dainse, 192
Ait portan bin sevan dedö des gros Paikait, 193
Alt laischan germeügie^^), se mokan qnian prageait. 194
Pairdenne^ ait son bin fines, ait l'ain de lait malice^ 195
180. Ste mode a in mainte pot aivretcbj ^*) le vice
Ste voi-yo comme ait fa quYait sin trevirie^^),
Te oravero de rire qaiain ait L'entran ä motie 199
Comme des grosejs schentche ^^), dain ces haibits vilaih 201
Resambian in battai-ye, ^*) qoie vait nic-nac-lain ®*) 202
185. In tcbequiun dit lait sin^^^ tot le monde ait fain rire 203
Ait n'ain honte de ran; main ait laisoban tot dire 204
Vn dit ait semb-ye aivoit in gros melin et vent, 205
L'atre dit, te nj espe voicy mon sentiment : 206
Dait j quiudait qu'ie sa pot a^impo reachoraj^')
190. Porg^nt qaiait l'ain pavou de veni trezalai^®).
Niant : Staibit ä fait pait venus lait Carangne 207
Tot fin pyain le portan qaain predu lait Vairgangne^ 208
T6s bin dit, redit Tatre j crais qoie tes regeon, 209
Lait pu pai quYan portan, ne sentan ran de bon, 210
195. Loue pennies sont tot pyain de deran^^ frevozai *^®) 211
Bin fö quie sy fie trop, gair de se fogommaj? 212
Ait sont cot ces borriques ^s foires tain montraj 213
Guiun n'en veut pu, ait sont des betes decriaj. 214
Comme en ne pent saivoi s'ait portan des fairdes,
^^•) Le8 glos^aires A et B donnent ; genneugie — soup^onner. Ce n'est pas
le sens habituel, et soupQonner ne couvient i)a8 ici. Ce verbe existe encoro
et signifie : murmurer, hougonner; c'est aussi le sens indiqu^ par les diction-
naires de Gu^lat et de BiiHrix. — ^'} Le verbe evnixi, que le vädais pro-
nonce plutot evjrtxi, — abriter, mettre ä couvert , vient du subst. ^vri =-
abri. vT e Vcvri! viens ä Tabri! — ^^) Tr^virl?^ du latiu* tran^virare -
tourner, virer de travers. — ^^) On dit; <*n9 scetxd (Aj. sycßtxd) et non xcrtx?:
faute de copie. — '**) Le glossaire donne : hattaiye - battant de cloche. Mot
inconiiu de nos jours; on n'a «jue la forme hei?, employee B v. 243. —
^'') Nicnuclain n'est connu que par le glossaire. — ^M Bien lire /^ sliu et
non /c sT {CA. 338 : lcs Uns /f tTn>). — **') Le mot se rexor^ se rafraiehir
a Tair, s'at^rer, s'eventer. — ^^) Le glossaire indicjue trezailai - vernioulu.
On l'emploie i'ncore (l'un baquet, d'une seiUe t^barouie, dont les douves sont
disjointes par la secheresse. Mais dans ce sens on dit plutot ; cgrqyh Ex. :
not siräip ä (j(/n;i/i e le fä bof^ ralerni notre seille est ebarouie, il faut la
mettre conibuger. ~ "'*) Denw, <|ue eite le glossaire, n'est pas le mot ordinaire
\nmv tlcfuee; on dit : dürr. — *®"i Le glossaire donne : frevozai mepriser.
("est le ^sens de ce mot au vers 93; mais le glossaire B indique aussi :
rehuirrijui donc traduit par (Imrces de rebut. — Courroux connait un mot
f;trrozr qui si«^niHe: bien rempli, suicharge, surplein; on dira, par exemple.
d'une niesure de j)oinines de terre trop surchargee : 8i9 tnöjur» d^ ptmäU
Ci bl fWnjzr.
Les Panierflk 291
n'S V/^e mStro T penid p^ kwätxio Iü9t9 dSso.
e p^rtS bT savS dadö de grö peke.
i lexS djarmöjp, sa m^kS t;f'5 prädje.
perdena! e sS bT ffna, el 5 da le mälisa;
180. Bt9 möda ä T mSte p^ ivratxi h visa.
S'ta vwäyö k^ma i ta tj^^e sT treviria,
ta kräverö da nra t;^5 el 5tr5 ä mötia.
k^ma de gröza sdetxa^ de sez ^bi vilS,
rasSbyS T bäteya t/a v^ niknäklS.
185. T txef/5 di l| sTna, t§'la möda e fS nra;
e n'S 5ta da rfi, m6 e lexa t^ dira.
u di: e sSbya e vwa T grö malT e vfi.
l'ätra di: ta n'i ^ pa; vwäsl m5 sStiraS :
de! i t^üd^ i^9 s'ä po s'T pö rexjre,
190. p§r85 t;^'^l S pävü da vani trezäle.
— nyS, ste bi ä fe pe VenuSj le käräfia !
tj fr pyS la p^rtS tj^'e pradii le vergSne.
— t'e bT di, radi Tatra; i kre ka t'e rej5.
le püpe tj^'ä p§rt5 na sStS rS da b5;
105. lüa penia so t^ pye da darS fravöze.
bT fö tjjfa s'i fta trj: ger da sa f^g^me !
e 85 k^ se bürika e fwära tS mötr§ :
M n'S vce pU: e s5 de beta d^krie.
kgma S na pcR sevwä 8*e pjrtS de ferde,
[BUe8] n'oDt qu'ä mettre un panier poar cacher leur dan8e.
£Ues portent bien souvent de880U8 dt8 gros paqaets.
Elles laissent marmurer, 86 moqaent qa'on parle*.
Pardi! elles sont bien fines, alles ont de la malioe,
180. Cette mode est un manteau pour abriter le vice.
Si tu voyais comme il faut qu'elles soient tordaes,
Tu creverais de rire qaand elles entrent a l'egllse.
Comme des grosses cloches, dans ces babits vilainS;
[Elles] ressemblent [ä] un battant qui va branlant.
185. (Un) chacun dit la sienne, tout le monde elles fönt rire;
Elles n'ont bonte de rien, mais elles laissent tout dire.
Un dit : II semble (a) voir un gros moulin ä vent.
L'autre dit : Tu n'y es pas ; voici mon sentiment :
Pardien! je crois que c'est pour un peu s'aerer,
190. Parce qu'elles ont peur de [dejvenir vermonlues.
— Non, cet habit est fait par Venus, la carogne !
Beaucoup le portent qui ont perdu la vergogne.
— Tu as bien dit, redit l'autre; je crois que tu as raison.
La plupart qui en portent ne sentent rien de bon;
195. Lenrs paniers sont tout pleins de denrees de rebut.
Bien fou qui s'y fie trop; gare de .se meprendre !
Elles sont comme ces bourriques aux foires tant montrees :
Personne n'en veut plus; elles sont des betes decriees.
Comme on ne peut savoir si elles portent des fiardeaux,
292 Les Paniers.
200. En porrait se tobairgie de lait vaitche et di Ye,
In Grapin l'atre geot mannain de ces Donzelles, 215
Pormannain do les brais doue ^^^) de c^s PaceÜes^ 216
ßesambi-ay de ces aines, de ces Mnlets tcbairgies 217
Que portan scbu le do Qa dela d^ pennies 218
205. Des Daime qaietin saiges, et se mokin des dobes 219
Se sont mi a portal de c6s solaines *®*) robes. 220
P^ quie les paires, les mennes, les sirats, les Dainnin
Les Seloerges, foi-yons, et les fraires aischebin *®'),
Les Papons, les memins, les Taintes et les Onsbats '^^)
210. Ne se mentin en tete dy bottaj di bolla!
S'ait s^allin aitvizai d'aiboli les pennies,
Nos yi pedrin bin pu de lait jeute moitie;
S'ait faizin loue devoi; ait larrin ^^^) di povoi :
Nos en varin de p6 sarrin ^®^) pris cot des raits.
215. I grulet quie quieqtfiun n'y forrait dain l'escbprit
Vou bin qa'ie de Lon^ meme ne sallin seveni,
QQüe Taipotre Saint Paul es gens d^Epbese bet dit
Patres educate filios in disciplina Domini.
[ad Epb. 6 v. 9.
Main oe les magistrats s^aivisin tot d'in c6
220. De mettre ju *^^) ces modes, sairrait in mavaj cö :
Senne fois ces Messieurs s*allin resevenj
Quie le meme Saint Paul ait Timoth^e bet dit
Mulieres non jn tortis crinibns, vel veste praetiosa,
[1 T. 2. V. 9.
*°M L'adjectif du {duo) a 1a forme fc^miulne dü^ (duas). Ex. du frä
(deux f^anc8^ da? fand (deux femmes). — *"2) SöU - fatigant, ennuyeux.
D^rivo de SQ, söh (saiidus) fatigu^, las, soül. Dans le sens de soill -
ivre, on dit. pyi. — '"^j La plupart do ces termes de parente, inusites au-
jourd'hui, ne nous ont et6 conservi^s que dans ce passage, et seraient in-
comprc^hensibles sans le glossaire. — '***} Omhat. Ne pas lire ö/ä, forme
ajoulote, mais öxä forme vadaise. Cest avec cette graphie sh que certains
auteurs ajoulots modernes rendent le »on x '- mais Raspieler parlait le patois vädais
ou ce X est inconnu et remplac«^ par .r. - *^*) Ait larrin - ql ärT (Cf. vor»
suivant : sarrin). Oes deux forme» : äri et säri n'existent pas; il faut lire:
cr7, »er«, que nous retrouvon» v. 244, 274, 282, etc. Le ms. B, v. 276 et
277, a: ait Vairrin, sairrin; nous avons donc ici line faute de copie. —
''^^) jnätr9 djü mottre de cöte.
Les Paniers. 293
200. 5 pgre sa txerdjie da le vetx9 e di ve.
T gäpT, l'atrd dj^, mSnS da' se dSzela,
pormSDS dö le bre dü9 do se püsela,
rasSby^ da sez ena, da se miile txerdjia,
ka p^rtS xU la dö sä da lä de penia.
205. de dema t;^'etT sedja e sa m^kl de döba,
sa 85 mi (ä) e p§rte da se sölena r^ba.
pea tj^a le pera, le raena, le sirä, le dent,
le salöardjd, fwäyS, e le frera exabT,
le päpo, le mmT, le tSta e lez 5xä,
210. na sa matT 5 teta d'i b^te di ^lä!
s'e s'älT evize d'^böli le penia^
n^ yi peadrT bT pil da le djöta mwätia.
s'e fezT lüa davwä, el-erT di pgvwä;
nöz-S värS da pe, serT pri k^ de re.
215. i grüle t/a t;^et;^u n'i f^rg dS T^xpri,
vü bT tjifa da lüa mema na s'älT savani
t/a l'^pötra sS Paul e dj5 dJEphese ^ di :
Patres edaoate fiiios in disciplina Domini.
mS sa le magistrats s'evizT *q d'T kö
220. da mStra diu se möda, sere T mäve kö.
s ena fwä se mesyö s all rasavani
tjlfa la mema s6 Paul e Timothee e di :
Mulieres non in tortis crinibus, vel veste pretiosa,
200. On ponrrait se charger de la vache et da veau.
ün gamement, Tautre jour, menant de ces doiizelles,
Promenant sons les bras deux de ces pucelles,
Ressemblait [ä] de ces änes, [a] de ces mnlets cbarges,
Qni portent sar le dos gä de la des paniers.
205. Des dames qai etaient sages et se moqaaient des folles,
Se sont mises ä porter de ces enonyeuses robes.
Sealement que les peres, les meres, les beaax-peres, les belles-meres,
Les belles-sa^urs, les beaax-fr^res et les freres aassi,
Les grands-peres, les grand'meres, les tantes et les oncles,
210. Ne se mettent en tete d'y mettre (da) le bola!
S'ils s'allaient aviser d'abolir les paniers,
Noas y perdrions bien plas de la jaste moitie.
S'ils faisaient leur devoir, ils auraient da poavoir;
Nous en vaadrions de pis, [nous] serions pris comme des rats.
215. Je tremble qae quelqu'an (n'y) ne leur foarre dans l'esprit,
Ou bien que d'enx-memes ils ne s'aillent souvenir
(alue l'apötre St. Paul ä Timothee a dit :
Peres, elevez vos fils dans la loi du Seigneur.
Mais si les magistrats s'avisaient tout d'un coup
220. De mettre de cGtc ces modes, [ce] serait un mauvais coup.
Si une fois ces messieurs allaient se ressouvenir
Que le meme saint Paul a Timothee a dit :
Qae les femmes ne se parent point de cheveux tress^s
[ni de vetements precieox,
294 Les Paniers.
Ait porrin rem^diaj ait tot ces dezairia '^^
225. Tchessan dont ces pensieres bin loin de long cervelle^
Atreman ses Messieu nos lait bai-yerin belle;
Porcent quiaivo ces modes nos fairrain dos tchoa grait 221
Nos n'ain quiait teni c6 qa\'e gniun ne les qaittait. 222
Les gens saiges et raissies en sont tretu bertai '^^) ; 223
230. Main pait les Tairlairaits ^^^ ait se fain admiraj, 224
Ait s'admiran lone m^mes : et da lait foeüerescbie ^ '^) 225
Ait miguYan les gapins pot p6saj loaete envie. 226
Devain loue ces grivois vos fain les bons valats, 227
Et les laischan tot faire, sain jammais dire bollat:
235. Ait ne [sont] ^*^) pe sehe dobes de les eschabouddaj ^^^)
Ait son binbai-yeronsses de les aiquYelozai ^ ^^).
I ne les taintet pa, ait n'en fain qme trop 229
Pot d6schandre es Enfee: 9a dont repozan not.
Ait se les Confassoux ^^*) les tcbozan, gremannan
240. Poa, 9a in tchaj fai ^^^) : tain en empörte le vent.
Quiain les Quüaries prageant, et qmait les condennan^
Bon bon, se pensan tet'*^); que soit^^^), mokan nos en! 234
Devain loue TEvangile^ n^a que saperstission
Yescbperait quiait sairtain binto sain relligion
*°'/ Dezairia ^ dösordre (Gloss.) Le ms. B a: dezairva (293). On retrouve
ces deux fornies dans le patois moderne. Vermes et le Val Terby ont : d^z^ryä.
Saulcy a : dfz^rvä. — Ce mot a aussi le sens de : mauvais tour, vilaine farce.
Ex. : sf bü?by le wo, ^ n'fi rä k^ df d^.z^ryä = ces gar^ons, la nuit, (ils) ne
fönt rien que des vilaines farces. — ^^^) Bertaj — surpris (Gloss.). Inusite
aujourd'hni. Courroux a cependant encore un mot : bdrinü, b^rtnüz» = idiot. -—
****) Tairlatrait - petit esprit, jeune ötourdi (Gloss.) Inconnu. — "°) FoeOeretchie
(Cf. ms. B 334 : foevereschie) ^ devant la maison (Gloss.). Inconnu de nos
jours. — *") J'ai r^tabli le mot sont omis dans la copie. — '**) Eschabouddaj
— chasser deliors (Gloss. ). Existe de nos jours sous la forme (xäbiU^ — eflfa-
roucher, effrayer, ^pouvanter. ^xabüi^ l^ djdr^n» — effaroucher les poules. —
"3) Aiquielozai — attirer a soi (Gloss.). S'emploie encore, p. ex. ä Saulcy.
On <iira d'une mtre et de sa fille (jui ont fait leur possible pour attirer un
jeune hommo : ^/ e tö f^ s'k'^l i ppt/ü pp V^iy^lQz^. — "♦; De nos jours on
dit : kofqm et non köfäsü. Le ms. B 346 a aussi: confessoux (kof^sü). —
*") M. Kühler (Koh. 347» traduit: C'est un Chauffeur; apr^s lui M. Folietete
(Fol. 240) reproduit la nieme traduction, ' (jui n'a aucun sens. Le patois ne
conuait pae de mot Chauffeur; la chose n'existait pas 4 r6po<|ue de Raspieler.
Chauffer — txädit; de nos jours on eraploie 1 Chauffeur (fr^.); le mot, forme
r^gulit'rement, scrait : t ixädü^ mais il n'existe pas. — Je comprends d'autant
moins l'erreur de M. Folietete (jue le glossaire de son manuscrit donne :
tchdfai - bagatelle. — ^^^) Se penser {S9 päsO est tr^s fröquent dans le
fninyais j)0pulaire. C'est une intiuence de l'allemand : sich denken. On entend
toujours dire: Je me suis penxe. (/ m^stk päs^); pensez-vous voir ! {päs^^-vo
vicä !). — **"; Soit {swä) est ici la forme fr(;. Le patois dit : k^^ sq ^=^ qu^ii
soit. (Cf. vers 536.)
Les Paniers. 2ÖS
e p^rT remedye e iq se dezeryä.
225. txQsS d5 se pfisiara bT IwS da lüa s^rveld,
ätromS se m^.syü n^ le beyarX bela,
p^r s'ä t;j^*evö se möda 119 ferS nö txö gre;
n^ n'5 tj^'^ tani kö tj^a nü na le tj^ite.
le djS sedja e rßsi S s5 tretü b^rte;
230. mS pe le terlerB e sa fS ädmire.
e s'ädmirS lud mema, e da 1^ toarexla
e midyS le gäpX p^ pese lüata Svia.
davS lüa se grivwä v^ 115 le b5 välä;
^ le lexS t^ fera, sS djäme dira : glä !
235. ä na 85 pa xa döba da lez exäbüde;
e s5 bXeyarüza da lez-et;^loze.
i na le täte pti; e n'ä f5 tj^a tr^
P2 dexSdra ez-Stea; sä d5, rapöxS-n^!
e sa le köfäsä Je txözS, gramSnS :
240. pü! s'ä X tx§-fe! tg'Sn-Sj^rta la vä.
tx^ le Uüna prädjS e tx'e le ködSnä ;
hdf b5, sa päs5t-e: ka swä^ m^kS nöz-S!
dav5 lüa VEvangiU n'ä ka superstition
y'expere tr'e serS bXtö s6 ralidjyS.
Ils ponrraient remedier ä toas ces desordres.
225. Chassons donc ces pens^es bien loin de leurs cervelles,
Autrement ces messieurs nous la bailleraient belle,
Farce qu'avec ces modes nous ferons nos chonx gras;
Nons n'avons qu'ä tenir coup que personne ne les qaitte.
Les genn sages et rassis en soiit (tres) toas sur^ris,
230. Mais par les jeunes etoardis elles se foDt admirer.
Blies s'admirent elles-memes, et depais devant la maison
Elles lorgnent les galants pour passer leur envie.
Devant elles ces grivois vous fönt les bons gargons;
Elles les laissent tout faire sans jamais dire : holä!
235. Elles ne sout pas si folles de les effaroucher;
Elles sont bienheurenses de les attirer.
Je ne les tente plus ; elles n'en fönt que trop
Pour descendre aux enfers ; ga donc, reposons-nous !
Et si les confesseurs les reprennent, [elles] murmurent :
240. Peuh! c'est une bagatelle! [aa]tant en empörte le vent.
Quand les eures preckent et quMls les condamnent :
Bon, bon, (se) pensent-elles; (que) soit, moquons-nous-en !
Devant elles TEvangile n*est que superstition.
J'espere qu'elles seront bientOt sans religion.
(A suivre.)
296
Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung.
Manuskript von Landweibel Jakob Ochsner (1798—1871).
Das Originalmanuskript der nachfolgenden Aufzeichnungen
ist uns von dem Bibliothekar des Stifts Einsiedeln, S. Hochw.
P. Gabriel Meier, zum Abdruck freundlichst zugestellt worden.
Es trägt auf dem Einschlagebogen die Signatur M 21 XIII und,
ebenfalls von der Hand des Bibliothekars, den Titel ,, Sagen '^.
Es enthält aber nicht nur Sagen, sondern auch allerlei Aber-
glauben, Volksmedizin, Yolks- und Kinderreime, Bechtsaltertumer,
Notizen über Votivalien und Bräuche.
Da sich der Verfasser nicht genannt, aber im Text doch
einige Auhaltspunkte über seine Person gegeben hat, haben wir
uns in der Verfasserfrage an Herrn alt Kanzleidirektor Martin
Ochsner in Einsiedeln gewandt, der die Freundlichkeit hatte,
uns nach Prüfung des Mannskripts folgende Auskunft zu erteilen :
„Der Verfasser ist Jakob Ochsner von Einsiedeln. Derselbe wurde
hier 1798 geboren, am 21. Mai 1826 auf 3 Jahre als Landweibel
gewählt. Nach Ablauf dieser Amtsdauer widmete er sich dem
Schuldienste und starb 1871.^^
Da der Verfasser die Sagensammlung von Lütolf kennt,
muss das Mannskript zwischen 1862 und 1871 entstanden sein.
Einzelne uninteressante Aufzeichnungen haben wir weggelassen.
E. Hoffmann-Krayer.
Brunnern -Herren.
1. Seit einem Par Jahren verloren sich die Gespräche, die
sonst viele Jahre hindurch im Umlauf waren über wandelnde
Geistliche auf der Brnnnern, einer dem Kloster gehörigen ViTeide
am Katzenstrike. Die Besitzer des dort befindlichen Vogelherdes
machten sich nie ein Geheimniss daraus, und erzählten gar oft,
dass sich dort zwei Geistliche sehen lassen, und sogar in Mitte
des Tages, ein grosser, beleibter, und ein kleiner, mit breitkram-
pigen Hüten, ein Buch unter dem Arm, und ein Meerrohr mit
silbernem Knopfe in der Hand, in schwarzer Kutte wie die Kloster-
herren. Ihr Gang war allemal mitten durch den angelegten Vogel-
herd. Schaden thaten sie nie, als dass sie beim Durchgang die
allfällig vorhandenen Vögel verscheuchten. Also auch diese waren
Volkstttmliches aus Einsiedeln und Umgebung. 297
Geisterseher. Hie und da, wenn ein Knabe des Besitzers auf der
Lauer war, mochte ihn Furcht anwandeln, und er entfloh in den
nahen Rietgaden, um sich zu yerbergen. Auch will man sie gar
oft gesehen haben dem Grunhag nach bis an das Brüklein ob der
Albegg, und von da die Runs hinauf bis zum vorbenannten Riet-
gaden.
2. Dahin einschlagend mag auch folgendes sein: Mein
Schwager hatte viele Jahre einen Vogelherd auf der Burgern-
weide. An einem heitern Tage kam zur Mittagszeit eine ledige
Weibsperson, aus dem Schwyzerbiet gebürtig, ganz schrekhaft
und fragte: "Ja, Jäsis iehr! wo bini au?" Vogler: "Wo chömet er
härP" W.: "Am Morgen um vieri bini vo Neiselä*) fürt, und woni
unden a^ Chazästrik chumä, se chund Einä imä schwarzä Rok,
ist aläwyl näbet mier här glüffä, hed aber keis Wörtli g'redt.
Jetz ist er fürt, und i' weiss glatt nid woni bi." Dem Vogler
mochte das nichts Neues sein, und um sie nicht noch mehr in
Schreken zu setzen, sagte er ihr: "G'sehnder det nnnä d'Strooss?"
W.: "Ja fryli, Jäsis ja!" V.: "Se göhnd jetz und dann d'r
Strooss noo, bis zue*me Chileli." Sich bedankend gieng sie. Der
Vogler ihr nachschauend sah endlich, dass sie in die Strasse ge-
kommen, von derselben abwich, oder gleichsam abgezogen wurde,
und gegen das Hessenmöösle zu und dem dortigen Wäldchen.
Natürlich machte er sich fort und lief, bis er sie erreichte, führte
sie zurük und bis in ein Haus bei der Kirche zu Bennau.
3. Dieser Schwager erzählte mir auch, wie er hie und da so
einen grossen Kuttenmann gesehen habe obenher dem Vogelherde,
wo dieser geraume Zeit und ganz gemüthlich mit den Armen
auf den Hag sich legte und gleichsam die Umgegend betrachtete,
wieder umkehrte und verschwand.
Bergmandli.
1. Viel Rumor machte man vor etwas Jahren über einen
Geist, wandelnd vorzüglich recht früh Morgens, auch am Abend,
sogar Tags, mit breitkrampigem Hut und einer Papierrolle in
Händen. So sah ihn einmal eine Frau aus meinem Hause, als
sie bei einbrechender Nacht in einer Chaise auf den Schnabels-
berg kam, sah auch zu ihrer Verwundrung, wie er innen an der
Strassenheke durchs Heu lief und hinunter bis zum nächsten
Gränzhage, wo sie ihn plötzlich nicht mehr sah. Weil er sich
vorzüglich da am Schnabelsberge sehen Hess, nannte man ihn
Bergmandli.
*) Einsiedeln.
298 Volkstümliches aus Eiosiedeln und Umgebung.
2. Besser untenher einmal befand er sich anf der Strasse,
als gerade N. mit seinem Fuhrwerk herabgefahren kam. Den
Fuhrleuten galt diese Figur für kein Geheimniss mehr. N., ein
starker, waghalsiger Kerl, machte nicht viel Federlesen, strekte
ihm den Finger zum ''Hägglä" ^). Dem Begehren wurde entsprochen,
und mir nichts, dir nichts, lag der Fuhrmann über das Strassen-
port hingeschleudert, und der Andre war fort.
3. So traf ihn einmal ein Züribiether^) auf der Strasse vom
Eschbach gegen das Dorf zu am heitern Tage. Dieser wunderte
sich höchlich, dass der Angetroffene, den er gut zu kennen meinte,
ganz stumm neben ihm hergieng, und nicht einmal den Grass
erwiderte. Im Wirtshaus angekommen fragte er den Wirth:
"Aber Strahl, Dunuerhagel, Herr Wirth! Was isch au mit euem
N. N.P Er ist mir da unten begegnet, ein Stük mit mir gegangen
und hat mir nicht einmal den Gruss abgenommen, da er doch
sonst immer so freundlich war." Verlegen sagte der Wirth: "Ihr
müsst ganz unrecht daran sein; denn dieser lebt nicht mehr."
Gleichsam erschroken schwieg der Gast.
4. Früh zwei Uhr nahm N. N. seine Waare auf den Rüken,
um selbe anderwärts zu verarbeiten und an Mann zu bringen.
Auf dem Schnabelsberg angekommen gewahrt er auch einen Be-
gleiter neben sich, in welchem er den N. erkennt. Ihm war's
freilich unheimlich in dieser Nähe, und beim Burgernhaus ange-
kommen geht er ab der Strasse auf die Hausstiege^ Geraume
Zeit musste er da verweilen, bis der Andre daun auch verschwand.
Aus diesem machte unser Handwerksmann wohl kein Geheimniss
und erzählte es vielfach. Darüber zu Rede gestellt, vor den
Pfarrer berufen und befragt, weil die betreffenden Verwandten
es nicht leiden wollten, sagte er dem Pfarrer: "Ich habe ihn ge-
sehen und ihn gekannt, und was ich gesehen, lass ich mir nicht
nehmen, und lasse mir nicht verbiethen, davon zu reden." So
erzählte es mir der Herr Pfarrer selbst.
Geist am Tristel.
Ich erinnere mich noch heiter aus meiner ersten Studenten-
zeit, wie die Söhne von Aug. Zehnder auf Bennau, die nun alle
gestorben, und von denen zwei meine Mitschüler waren, mir oft
erzählten von einem Geiste im obern Tristel ("Klostergut", grän-
zend an die Brunnern). Ihr Vater hatte es im Lehen, und ver-
-') Kill Kani]>fs{)i('I, da.s darin Ix'^ti'lit, dass die beiden Gegner die Mittel-
liii^^er ineinauderhakeii und sich «gegenseitig- liinüberziizielien suchen. — ^) Einer
aus ileiii Kanton Zürich.
VolkstÜmlicheB aus Einsiedela und Umgebuog. 299
sahen die Söhne das Hirten, Melken etc. allda. Im hintern Eken
hatten sie ein Rindlein am Bahren. Dies wollte nie ruhig stehen,
riss und strekte an der Kette, wesswegen es viel Stusse erhielt.
Sie wollten sich dies später doch erklären, indem der Hirtende
oft, wenn er z. B. zur hintern Seite des Gadens wollte, am nörd-
lichen Eken eioen Mann hervorguken sah, der gleich sich wieder
zurükzog, und zwar, so oft der Hirt wieder hervorsah. So mach-
ten sie gleichsam ''Guguusseli'' (Kukuspiel)^) gegen einander. Bei
ihnen galt also auch dieser Mann als derjenige, der den Innern
hintern Gadeneken inne hatte, und den das Rindlein sah, ohne
dass die Hirten etwas zu sehen oder zu spüren im Stande waren.
Geissböke.
Das Halten der Geissböke in Pferdeställen ist hier Landes
und in weiterer Umgebung noch immer üblich. Besooders liebt
man weisse Mutschen (: ungehörnte:). Abgesehen davoo, dass
sonderlich in frühern Zeiten viel abergläubischer Spuk dabei
möge obgewaltet haben, mag es wirklich als gute Sache betrachtet
werden. Die Böke, die man frei im Stalle herumlaufen lässt,
and die sich vom beiseits gefallenen Pferdfutter nähren, mögen
viele Kräuter darin finden, die den Pferden schädlich, den Böken
aber lieb und zuträglich sind und vielfach im Rietheu sich finden.
Ferner werden die Pferde viel geschlachter ^), nicht so unleidig
und klüpfig^), da die Böke ohne Scheu unter uod neben ihnen
im Stall herumstöbern.
Kröte.
1. Eine alte Weibsperson litt sehr lange schon am Brust-
krebs. Einmal wurde ihr angerathen, eine lebende Kröte darauf
zu thun und liegen zu lassen, so lange sie darauf bleibe. Dies
zu thun, brauchte freilich gewaltige Überwindung. Doch dachte
sie endlich: ''Ich kann nicht mehr, als sterben, und das wird
wohl nicht lange mehr anstehen, wenn dem Übel nicht gesteuert
wird." Sie entschliesst sich zur Kur. Freilich wirkte es ab-
schrekend, wenn die Kröte in ihrer neuen Behausung auch hie
und da ihren Gesang hören Hess. Die Liebe zur Gesundheit je-
doch verschaffte Geduld , und die Geduld endlich Heilung des
Übels. So erzählte mir ein guter Freund von seiner Base, ver-
schwieg aber ihren Namen.
♦) Richtiger ,»Giiggaus- Spiel"; das \''erbergen und wieder Hervorgucken,
wie es die Erwachsenen mit den Kindern machen. — ^) frommer. — ^) em-
pfindlich und scheu.
300 Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung.
2. Zu Einsiedeln giesst man sehr viel wächserne Eroten,
die dann von Pilgern gekauft und als Opfer bei der Kapelle
aufgehängt werden, als Mittel wider die Bärmutter ^).
Molchen.
Hält man einen grossen, schwarz und gelb geflekten Molch
in einem Geschirre mit feuchter Erde, und gibt ihm ganz fein
gefeiltes Kupfer in etwas Milch zu fressen, so werden seine Ex-
kremente feines Gold sein. So ein Mastthier sah ich lange in
seinem Käfig, aber das Gold bekam ich nie zu sehen.
Affen«).
Schon gar oft wurde ich von Leuten, denen ich als Mann
von Kenntniss galt, befragt, ob denn die Affen wirklich ver-
wünschte oder verfluchte Menschen seien, wie sie und ihre Yor-
eltern von jeher es immer hörten und glaubten ? Auf meine Ant-
wort, dass sie auch eine Thiergattung seien, und nach weiterer Er-
klärung wollte der alte Glaube doch noch nicht bei Allen weichen.
Guli-Eier»).
Yom Basilisken aus dem Guli-Ei wird auch hier Landes
oft und viel erzählt.
Katzentaufe*^).
Schon vor alten Zeiten wurde den Kindern vorgelallet:
Üseri Chatz bat Jungi g'leit,
sibni inenä [so!] Zcina;
der Predikannt hett sellä Götti sy,
jetz ist er nüd däbeimä.
Ägerstä^^).
1. Wenn der Egerst schreit,
bedeutets Zank und Streit;
2. Der Krämer gebt bekümmert fort,
riltscbt ibm der Egerst am Wege dort.
Wigglä»2).
1. Schreit die Wiggli nah ums Haus
Stirbt gewiss bald Jemand draus.
2. Ruft dir Nachts die Wiggle,
(irib Acht! du könntest überniggle »^j.
Storch.
1. Storä, Storäheini mit de lang«ä Beinil
0 dar »chniökt schoo wyt
OQsri Friiöhligszyt!
") vgl. fiCToi.F, Sagen S. 351. — ^) vgl. LCtolf, Sagen S. 349. — ^) Hahneo-
Eier ; vgl. LCtolk, Sagen S. 353. 577. — ^^) vgl. ZCaicnKR, Kinderlied und
Kinderspiel im Kanton Bern 1902, Nr. 313. 314. 315. — "j Elster; vgl. LC-
Toi.K, Sagen S. 357. - - *2) Knie. — "j überpurzeln.
Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung. 301
2. Yor etwas Jahren kamen am Frühling zwei Storchen
nach Einsiedeln. Ein Bauer — Schnöri genannt — glaubte eine
Heldenthat zu yollbriogen, und schoss wirklich das Weibchen
todt. Dies gewahrend kommt das Männchen auf den Bauer los
und traktirt ihn so, dass er lange krank liegen musste. Darüber-
hin wurde er erst noch von der Obrigkeit tüchtig bestraft.
Guggernfluh.
Dass der "Ouggehuh" in der Ouggerfluh (s. Lütolfs Sagen
Nr. 309) wirklich zum Eulengeschlechte gehöre, sah man .vor
einigen Jahren. Ein Iberger bekam einen lebendig gefangen, den
er dann auch in einem Käfig zur Schau umhertrug. Es war die
grosse Ohreule, oder der grosse Uhu, ein prächtiges Exemplar.
Iberg ist auch die Heimat von andern Adler- und Falken-Arten,
wie solche schon öfter gefangen oder geschossen wurden. Die
Guggerfluh ist auch der Ort, wohin aus weiter Umgebung, wie
die Uralten schon glaubten, alle Oeister verbannt wurden.
(Mistkäfer.)
Teufe Isgrossrautter heissen hier Landes die grossen,
schwarzen Ross- oder Mist-Käfer'^).
Kreuzspinnen
siod sichere Wetter an zeiger, wer sich darauf zu achten versteht,
sind auch treu am Menschen, wie Beispiele schon vor gar alten
Zeiten es zeigten, dass sie die Öffoung mit Geweb überzogen,
wo sich ein Flüchtiger vor Lebensgefahr geschüzt glaubte. Lassen
sich auch abrichten, Einem auf gegebenes Zeichen die Fliegen
aus der Hand zu holen.
Schneken **).
Bei der Jugend von Alters her gebräuchlicher Spruch :
Schnägg, Schnilgg! strek dyni alli vieri Hörnli uus!
oder i* tödt di, oder i' mörd di, oder i' khy di überä Hag uus,
oder i* loo di loo doorä bis übermoorä!
Rosshimmel.
Vom Rosshimmel wird auch hier gar oft geredet. So, wenn
man Einem keine gute Ewigkeit zutraut, so heissts geschwind:
Der kommt halt in Rosshimmel. So hielt man früherhin Unter-
ägeri im Kt. Zug, zwar nur spottweis, für den Rosshimmel, weil
allda zur Zeit sehr viele kranke und unbrauchbare Rosse ge-
schlachtet und nach Gutfinden verwendet wurden. Darum das
*♦) Um Meggen heisst die Libelle so. LCtolf, S. 359. — *^) vgl. Zirichkk
a. a. 0. Nr. 347 tf.
2 VolkstUmlicheB aus EiDsiedelD und Umgebung.
iossfleischessen auch in grossen Städten üblich geworden, darf
sich Ageri nicht mehr schämen, und sein alter Brauch mag nur
zeigen, dass die Ageror schon früher gescheider waren, als so
viele andre Naserümpfer. Mag vielleicht auch daher der alte
Spruch kommen :
Kossdräk stand uuf vo d'r Ärdä,
wän d' Witt en* Ägerer wärdä!
BlumenstrauBs.
Ans gar alter Übung, noch bei meinem Denken gar viel
gesungen :
Nägeli und Rosämary,
Mäiärohr (Majoran) au nu d'rby,
guldigi Ähreli,
sydigi Bändeli; —
Scbätzeli gang nienä bi,
obni dass icb by d'r bi!
Viorblätterklee
fand man ehedem gar oft in Gebethbüchern, auch jetz noch, und
verspricht sich Glük davon.
ZwiebeP«).
Wird noch viel gebraucht in der hl. Weihnacht als Witte-
rungsprophetin. Es wird eine Zwiebel durchgeschnitten in zwei
Theile, dann jede schüsselähnliche Schichte, zwölf, nach der Zahl
der Monate , herausgenommen. Die erste gilt für den Januar,
und so reihenweise fort. Tn jede wird dann etwas Salz gelegt.
Die, welche Wasser zeugen, deuten auf nasse Monate, und die,
welche troken bleiben, auf trokne Monate.
Jerichorose oder hl. Rose*^).
Ein Nachbar von mir hat noch immer eine, und zwar se'
vielen Jahren, um selbe in der hl. Weihnacht 12 Uhr aufblühf
zu lassen und den Leuten zu zeigen, denen auch noch versichr
wird, dass dieselbe zu keiner andern Zeit aufblühe, und d
so eine nur vom hl. Vater in Rom bezogen werden könne.
Kronschlange *'*).
Es war in dem Hause "zur Wiege'' in Einsiedeln, wie
Alten erzählten. Die Leute hatten ein kleines Mädchen, de
täglich seine Milchsuppe vor die Hausthüre auf den Bod
der Stiege hinausgeben mussteu Das Kind war lieb, und 8
man dies seinem Eigensinne zu lieb. Sie hörten oft, d»
Kind, wie sie glaubten, mit sich selbst rede. Einmal n
'♦*) vgl. Ahciiiv I, 65. — >") vgl. Aiumv I, ()5. — ^'^) vgl. LCto
^ 324.
Volkstümliches aus Einsiedeln und UmgebuDg. 303
nauerm Aufhorchen yerstanden sie die Worte: Nim au Böcheli
(Bröklein), nüd bloss Miucheii (Milch)! In der Meinung, dass
vielleicht ein andres Kind mit ihm zu essen komme, wollten sie
doch einmal sehen, wer es wohl sein möchte, sahen ganz geheim
dahin, und sahen, wen? Eine grosse, prächtige Schlange mit
einer herrlichen Krone yon glänzendem Oold auf dem Kopfe,
wie sie ganz gemüthlich mit dem Kinde aus dem Schüsselchen
Milch trank. — Auch in einem andern Hause will man so eine
Schlange gesehen haben. Viel erzählten die Leute, welch Glük
Jenem bevorstehe, dem sie ihre Krone ablege.
Das weisse Ross.
Im Jahre 1824 war ich vier ganze Wochen auf den Iberger
Alpen und ergieng mich viel auf denselben nach allen Seiten.
Einmal standen ich und der Senn auf dem obersten Felsengrate,
First genannt, von wo wir zum tiefen Sylthai hinunter sahen, und
an die gegenüberstehende, schroffe, südliche Felsenseite des Fluh-
brig. Es war hell, warmes Wetter. Auf einmal macht mich der
Senn aufmerksam : " Seht ihr jetz dort weit oben am Felsen das
weisse Ross, von dem ich euch auch schon erzählte? Seht nur!
Dort gukt es und kommt jetz hervor; es wird jetz wohl ander
Wetter geben." Ich sah recht genau nach seinem Fingerzeig,
den er recht deutlich zu stellen bemüht war. Allein ich war nicht
im Stande, etwas für mein Aug ausfindig zu machen, und um
den Senn nicht zu beleidigen, der mich sonst nicht zu denen
zälilte, die mehr als zwölf Glaubensartikel haben, sagte ich halt:
"Ja dort sehe ichs auch!'' So war er zufrieden. Tags darauf
änderte auch wirklich das Wetter.
Todtenplangg.
Nicht ferne dieser Sennerei befindet sich auch die soge-
nannte Todtenplangg, eine söhöne Alpweide, von wo man' gerade
gegenüber die Pfarrkirche Iberg in Ansicht hat. Den Namen
tragt sie daher: Es entstund einst ein Ungewitter mit grässlichem
Hagel, so dass alles Vieh konfus wurde, gegen das Unwetter
stemmend davon sprengte, der grosse Muni voran, und über die
Felsfluh hinunter. Der Senn, dessen Bemühen alles umsonst war,
sah verzweifelt sein Unglük, stürzte auch nach, und lag so auch
zerfallen neben seiner Herde.
Pfaffenkellerinn *^J.
Viel wurde im Iberg erzählt von der Pfaffenkellerinn, wie
»») vgl. LiTOLF S. 35. 466—69.
304 Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung.
sie Nachts daher renne an den Wässern hin, und vorzüglich die
Jessenä (:ein Bergbach:) hinauf mit einem Geschrei wie lanter
Schweine mit einer Schaar Jungen. Auch diese soll Yorbothe von
Wetterändrung sein. — Mit diesem setzen sie in Verbindung
einen grossen, schwarzen Hund, der sich oft unten am Tschalun
auf einem Stege über die Jessenä hinlege. Mein Senn wollte
sich aber doch seinen rechten Weg nicht verbiethen lassen, ge-
rade SO; ohne ein Wort zu sagen. Er nahm Weihwasser mit sich,
rief die höchsten Namen und schüttete es nach dem Schwarzen.
Dieser wurde auf der Stelle unsichtbar, und nur noch aus der
Ferne tönte durch die Felsschlucht ein heulendes Gelärm.
Erzgraben.
Die Alten erzählten viel von drei überreichen alten Jung-
fern Chorglöggli von Schwyz. Diese haben im Sylthai auf dem
Fluhbrig (Berg) tief graben lassen, um Erz zu finden. Yenediger
standen ihnen zur Hilfe. Ein gegrabner Gang ist noch vorhanden.
Yen dem, was diese Arbeit nuzte, wurde nichts bekannt. Auch
sollen sie der Regierung von Schwyz anerbothen haben, wenn
sie den Mythenberg bearbeiten dürfen, eine dike goldene Kette
zu geben, die um den ganzen Mythen herum gehe.
Huuper^^).
Yor der Revolution und noch lange nach derselben war
viel Gerede über den "Huuper" auf dem Waldwege bei Ein-
siedeln. Yiele giengen mit erschrokenem Herzen diesen Weg und
bei Nacht freilich gar nicht. Er komme vom "täufä Brüggli''
dahergesprengt auf einem Schimmel mit dem Rufe: Hup! Hup!
sitze dann dem Reisenden auf den Naken zum Erstiken schwer,
der ihn dann so tragen müsse bis zum Horgenberggatter. Auch
verführe er gar oft vom rechten Wege abseits und bringe die
Leute sogar in Lebensgefahr. Ich machte im J. 1828 folgende
Erfahrung. In amtlichen Geschäften als damaliger Amtsweibel
musste ich im November drei Abende hintereinander bei schon
einbrechender Nacht bis zum Etzelberge, und ziemlich tiefer
Schnee lag. Am dritten Abend, wie ich im Rükwege gegen das
''taufe Brüggli" kam, wo damal noch hoher Waldwuchs war, er-
tönte von den hohen Tannen her: Hup! Hup! Hip! Hip! —
Mir wars abgeholfen, einmal den Huper sehen zu können, forderte
ihn gleichsam heraus mit Nachahmung seines Geschreis. Nicht
lange Hess er sich spotten und kam mit seiner Sprache mir näher
«j vgl. LCtolf S. 201. 576.
Volkstümliches aus Einsiedeln und UmgebuDg. 305
im Gefolge von noch drei Andern — Nachteulen! Von ihrem
leisen Fluge hörte ich nichts, aber io der Schneedämmerung
konnte mein Aug sie unterscheiden. Sie begleiteten mich bereits
durch den ganzen Wald. Auch fand ich eben da, dass, wenn
man aus dem dunkeln Walde heraus kommt, man bei dem weg-
losen Schnee ziemlich geblendet wird und leicht von dem Wege
abgezogen sich verirrt. Beispiele hat man, dass solche Verirrte
sogar todt gefunden wurden.
Züüsler^^.
1. Ein Schuster, der auf Unterschwendi am Etzel arbeitete,
wollte Abends nach Hause kehren mit dem Werkzeuge auf dem
Rükeo. Wie er vom Haus weg wollte, rief die Frau zum Fenster
hinaus: Jesus Maria! was hast du? du brennst ja auf dem Rüken.
Alsdann seufzte der feurige Gast: Ach war ich doch bis unter
die Dachtraufe gekommen, so wäre ich erlöst! — Dann ver-
schwand er.
2. In früherer Zeit seien gar viele Züüsler um Pfaffikon
vorhanden gewesen, so dass sie viel Furcht erregten. Es wurden
daher Beicht- und Buss-Tage errichtet, worauf sie sich sehr ver-
minderten.
Trotten-Müetterli.
Pfaffikon. — Am Hause von N. N. ist eine Trotte an-
gebaut. In derselben spuke das Trottä-Müötterli. So man am
Samstage nicht mit dem Besen auskehre, habe man die ganze
Woche keine Ruhe. Viele glauben, es sei dort in der Revo-
lution — denn seit daher spukt es — Geld vergraben und nicht
mehr gefunden worden.
(Verschiedene Gespenster.)
In Einsiedeln erzählten die Alten gar viel von Geistern,
Gespenstern, feurigen Männern und Ziegenböken , die in vielen,
vielen Häusern rumorten, von riesengrossen Männern, die Nachts
in den Gassen herumspazierten, von volkreichen Promenaden auf
dem Platze etc. Meine Eltern sagten oft: Da hat die Revolution
am besten geholfen; die Franzosen haben alle Gespenster vertrieben.
(Doggeii und Strädel.)
In Pfaffikon gilt der Unterschied zwischen Doggeii und
Strädel: Dieser säuge das Vieh und jener die Kinder, wage
sich sogar an grosse Menschen.
2*) Brennende Männer ; vgl. LCtolf S. 133 fg. 20
30ß Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung.
Küaden.
1. Im J. 1843 war mein greiser Nachbar und Pathe meiner
Frau und meines Töchterleins dem Tode nahe. Meine Frau
wartete ihm diese Nacht ab. Nachts 12 Uhr wekt mich drei-
maliger Schlag einer festen Hand gerade ob mir zu an der Diele.
Zu eben dieser Zeit schied er aus dem Leben.
2. Mein älterer Sohn besuchte die Realschule, war eben
einzig zu Haus und mit seinen Schulaufgaben beschäftigt. Es
fangt an, am Tische zu lupfen und stossen, die Sessel zu rütteln,
und rumorte so eine Zeit lang. Das schien ihm nicht geheuer,
er lief zur Mutter, die eben andcrorts arbeitete, und erzählte es
ihr. Natürlich wusste niemand der Sache eine Deutung zu geben.
Am andern Tage hiess es, B. B. sei gestorben. Da dieser nicht
gar lange vorher verleumderisch gegen unsre Haushaltung viel-
fach sich äusserte, ward dies zum Schlüssel des Geheimnisses.
Möge diese Kundgabe ihn beseligt haben!
Künden von Lebenden.
An der alten Fassnacht 1829 ergriff mich hart die Gesichts-
rose, dass sogar der Arzt Besorgniss zeigte. Es besserte und
am 30. März wollte ich wieder meinen Geschäften nachgehen.
Allein an eben diesem 3[orgen ergriff es mich noch heftiger und
in heisse Verbände wikelte ich meinen Kopf. Es gieng wieder
bislang, und einen Kahlkopf trug ich davon. Meine ältre Schwester
war Nonne in Zug und berichtete mich, ich soll doch, sobald
die Kräfte es mir erlauben, zu ihr kommen, um mich zu erholen.
Es war im Mai« wo ich gieng. Sie war sonst so ziemlich eine
Seheriun, sonderlich von Sterbenden oder Verstorbenen, und er-
zählte mir, wie sie einmal in der Nacht gruchsen hörte, und
unten am Bette Einer mit mächtig eingehülltem Kopf, selben auf
seine Arme legend, auf ihren Füssen lag. Er gruchste schwer.
Es war am 30. März, sagte sie, ich merkte diesen Tag sonderlich.
Wen anders sollte ich mir denken, als mich selbst, der ich ja
eben damal in so gleichen Verhältnissen mich befand?
Hex e.
Die sogenannte Kerzä-Lysä war so etwas mehr als halblaut
als Hexe verschrieen. Sonderlich sagte man von ihr überall aus,
dass sie zum Schmälzen der Speise den Butter in der Pfanne
übers Feuer setzte, in Zürich Zwiebeln dazu holte und recht-
zeitig damit wieder anlangte.^-) — Meine Eltern haben selbe gut
22) Vjrl. Aue HIV II, \m.
VolkstttmlicheB aus Einsiedeln und Umgebung. 307
gekannt. Sie hatte auch einen Laden in der Eramgasse and
wohnte in dem Hause, wo wirklich Schuster Frz. Bizener wohnt.
Schlaflied").
Schief, schlof, Meiteli schlof!
d'r Vater bringt d'r e' guldigä Schoof,
e' wyssil und e' scbwarzä.
Muetter cbönd choo gä wehrä,
d'r Schwarz will 's Meiteli byssä.
GränzbestimmuQg.
Eriegmatt heisst ein Heimwesen an der Gränze zwischen
Schwyz und Einsiedeln, und soll dort ein Gränzstreit des Klosters
Einsiedeln und Schwyz stattgefunden haben. Man kam endlich
soweit Übereins, dass jeder Theil einen Manu wähle. Diese zwei
Männer sollen, der Eine von Schwyz, der Andere von Ein-
siedeln weggehen an einem verabredeten Tage am Morgen früh,
wenn der Hahn das erste Mal krähe. Wo dann diese Männer
auf dem Wege zusammentreffen , soll die Gränze gelten. Die
Schwyzer wählten einen Riesen Vinz ab dem Hirsch im Iberg,
und die Einsiedler ihren Riesen Öchsle. Diese machten nun ihren
Weg und trafen einander nahe an der Kriegmatt, wo der Mark-
stein steht. Dass nun der Schwyzer eine dreimal so starke Streke
Wegs zurükgelegt habe, als der Eiusiedler, soll von daher ge-
kommen sein : In Schwyz habe man dem bestimmten Hahn schon
Abends Brantwein eingeschüttet. Das habe verursacht, dass er
seine Regel übergieng und schon um 12 Uhr krähete. Beim
Zusammentreffen bewillkommte Ochsle den Andern so kräftig,
dass diesem das Blut unter den Nägeln hervordrang.
Zusammenschälleu ^*).
Einsiedeln. — Ein uralter Brauch (ist) hier das Zusammen-
schällen. Es geschieht ja nur gar zu oft, dass Eheleute uneins
werden, und zulezt voll Zorn und Unmuth, mit oder ohne Grund,
das Eine davon lauft und anderweitig sich aufhält. Die Erfah-
rung zeigt auch, dass solche Scheidung(cn) selten lange andauern,
und Eins das Andre wieder sucht und findt. Auf solche frisch
genagelte Hochzeit passt dann die juuge, rüstige Mannschaft und
nahe und weite Nachbarschaft und weihet dieselbe tüchtig ein,
indem sie vor dem Hause des Ehepars erscheinen mit Blas-
hörnern, Schällen, Häfen, Trompeten, Pfeifen etc. — wenns nur
recht tönt. Diese werden kräftig in Bewegung gesezt nebst Ge-
schrei und Geheul von Jung und Alt, so lange sie Apetit dazu
23) vgl. ZCbicher a. a. 0. Nr. 1 ff. — 2*) vgl. Archiv I, 280; VIll, 87. 16a
308 Volkstümliches aus Einsiedeln und UmgebuDg.
fühlen, wenn nicht allfallig die Polizei hinderlich einschreitet,
was jetz so ziemlich strenge beobachtet wird. Meines Erachtens
mag diese Übung nicht wenig moralischen Grund und Effekt
haben. Wie solche Eheleute öffentliches Skandal erzeugen, ist
80 eine öffentliche Beschämung nicht unangemessen.
Kindlestein^*).
Einsiedeln. — Vielseitig, so auch hier, wird unter Knaben
und Mädchen die Frage gestellt, woher doch die Kinder kommen.
Hier ist der Kindlistein "täufä Brunnä*' ob dem Frauenkloster
Au. Meine Mutter erzählte oft unter Lachen, wie sie als Mädchen
mit ihren Gespielen dorthin gegangen sei. Sie haben das Ohr
auf den Stein hingelegt, und dann die kleinen Kinder deutlich
weinen gehört, worüber sie grosses Mitleiden fühlten und den
Stein gern weggehoben hätten, so er nicht zu schwer gewesen.
Sie haben sich im Gewissen rein befunden; sonst, biess es,
komme ein grosser , rauher Mann , der Ruthen binde , und so
Eines nicht am bravsten sei, jage er es mit der Ruthe fort und
80 lange , bis es yor Mattigkeit und Schreken uiederliege und
nicht mehr weiter möge. Den Nonnen wird übrigens der Beruf
zugeschrieben, die Kinder dort hervorzunehmen und den Eltern
zuzutragen. Daher laden sie auch viel Hass und Scheelsucht
auf sich , sonderlich bei Kindern in grossen Haushaltungen, wo
man kein Bedürfniss mehr fühlt für neuen Zuwachs.
Teufelaustreiben.
So wirksam verfuhren nicht alle Exorzisten, wie ehemal
P. Laurenz Cathomen^*) im Kloster Einsiedeln. Bekannt ist, wie
so Viele dahin kamen, und, selten doch, jetz noch kommen, die
als vom Teufel besessen (Betrübte) angesehen werden, und da
Abhilfe suchen. Es begab sich, dass ein Mann kam, auf zwei
Kruken gehend, und seine Frau bei sich hatte, die — B'hüötis
Gott d'rvor! — vom Teufel entsetzlich geplagt. Sie sträubte sich
furchtbar gegen alle religiöse Mittel, und war nur mit ange-
wandter Gewalt zur Kirche zu bringen. Dort habe sich ihr Teufel
sogar erfrecht, in der Kapelle der Mutter Gottes Schimpf und
Schande zu sagen. P. Laurenz nahm sie in Kur, und nach einigen
Tagen und den gehörig gemachten Beobachtungen beschied er
sie und den Mann zur Kirchenporte. Beide kamen. Er nahm
die Frau in das dortige Portenstüblein. Während der Zeit kam
auch der damalige Sigrist Bcda und gieng auf einen Wink des
2^) vgl. Akchiv IV, 17. 232; VII, 143. — 26) Der Geschlechtsname von
spaterer Hand eingefügt.
Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung. 309
P. Laurenz auch ius StübleiU; zog den verborgenen Ochsenziemer
unter dem Kirchenroke hervor, Hess ihn salbungsvoll auf den
Rüken der Teufelhaftigen niederplatzen, so dass sie — der Teufel
war es nicht — ein lautes Zettergeschrei erhob. Der Mann, nicht
anmuthiglich darüber erschrekt, fand in der Hast die absichtlich
offen gelassene Porte , liess seine Erüken zurück, lief windschnell
die Kirche hinunter und fort, ohne sich noch der Mutter Gottes
empfehlen zu wollen. So war die heuchlerische Verstellung dieser
Beiden auf gute Weise kurirt.
Wetter vertreiben.
Einsiedeln. — Meine Mutter — versteht sich, auch ihre
Zeitgenossen — Hessen sich es nicht nehmen, dass beim Heran-
nahen eines üngewitters, wenn die sogenannte Wettergloke, oder
die so getaufte Agatha-Gloke geläutet wurde, die Wolken wir-
belnd sich bewegten, und wie sie sahen, dass bei jedem Gloken-
schalle das wilde Gewölk wieder einen Rükschritt machte. Auch
fehlte nicht, dass man dann ein Weib in wüster Kleidung, mit
zerrissenem Schinnhut aus dem Klosterwald springen und ein
Gütterlein ausleeren sah. Am liebsten sah man's, wenn der da-
malige berühmte Exorzist P. Laurenz vor die Kirchthüre kam,
seinen Segen sprach und das Weihwasser gegen das Gewitter
spendete. Alsogleich sei das Wetter geflohen, oder doch ohne
Schaden abgeloffen.
Galgächapeli^^).
Einsiedeln. — Man liest im Archive zu Einsiedeln, dass,
da die Strasse gegen den Etzel verbessert wurde, auch das dor-
tige "taufe Brüggli'* auf dem Waldwege gemacht werden sollte.
Beim Aufbrechen der Erde stiessen die Arbeiter auf ein mensch-
liches Geripp. Sie legten es beiseits. Wie sie so fortarbeiteten,
kam ein ganz greiser Mann aus Schwabenland. Im Yorbeigehen
stiess er unversehens mit den Füssen an die Knochen, und diese
fiengen an zu bluten. Verwundernd sahen die Arbeiter dies, und
schauten den Mann mit kuriosen Augen an. Der Alte machte
auch seine augeoblikliche Betrachtung, und — fieng an zu weinen.
Von gewaltigen Gefühlen durchdrungen, bekannte er endlich, er
habe da zur Zeit ein Weibsbild ums Leben gebracht und hieher
verscharrt. Er gab sich freiwillig gefangen, wurde verhört, zur
Enthauptung verurtheilt, und beim Galgenkapeli ; wie es jetzt
") Über die weit verbreitete Sage vom verräterischen Totenknochen
8. LCtolf S. 399 ; Rocuholz, Schweizersagen II, 122 — 127 ; Archh- II, 8. 9 ;
und namentlich : Bulletin de Folklore (Bruxelles) I, 39. 89 j II, 219.245 ; III, 35.
310 Volkstümliches aus £insiedeln und Umgebung.
noch heisst, enthauptet. Dieser sei der Erste gewesen, der da
hingerichtet wurde. Der fürstliche Oalgen stund bis zur Revo-
lutionszeit. Ein Steinhaufe zeigte später noch seine ehemalige
Statte. Wo das Galgenkapeli stund mit einem Gemälde von des
hl. Johannes Enthauptung, ist nun ein Schirmdach bingesezt zum
Schutze gegen Ungewitter und zum Ruhepunkt für Müde und
Belastete.
An diesem Galgen waren noch aufgenagelt bis zur Revo-
lutionszeit die Köpfe der im Sechsziger Handel zu Schwyz Hin-
gerichteten. Zu bemerken, dass mein Grossvater Meinrad Stein-
auer — Schlosser — und zwar nach geroachter Weigerung auf
Hoheitlichen Befehl dem Scharfrichter die Nägel schmieden musste
zur Aufnaglung der Köpfe. Das that er dann freilich unter Angst-
schweiss, sonderlich, da es ihm während der Arbeit mehrere Mal
den Schmiedhammer abseits und fast aus der Hand schlug. Dieser
Handel lebt noch fortwährend im Gedächtnisse des Volks.
Sechsziger Handel.
Dieser Handel ist geschichtlich bekannt in den Jahren
1760*®) etc. zwischen dem Kloster Einsiedeln, der Waldstatt etc.,
wo Mehrere eingezogen wurden und mit dem Leben büssen mussten.
Unter diesen Einer war auch Rupert Kälin — Rupess genannt —
ein gerader, ehrlicher Bauer, in der Wäni hausend. Einmal kam
er vom Viehbesuche ab der Allmeind, den gewöhnlichen Steken
in der Hand, als der Läufer von Schwyz in der rothen Farbe
gerade Einen nach Schwyz abführte. Das wurmte dem Rupess
und entlokte ihm die Worte: ''Ja! so chas jetz doch afig nümmä
goh!'' Man weiss nicht, ob der Läufer wahr oder unwahr be-
richtete; Rupess wurde verhaftet und kriminalisch behandelt.
Vor Gericht stehend, das nun ihn beurtheilen sollte, soll ihm
blutiger Schweiss unter den Armen durch seinen Nörliger-Tschopen
geflossen sein. Auch habe er vor Gericht gesagt: So wahr bin
ich unschuldig, als meine Frau einen Knab gebähren wird, der
stumm sein wird! Das Todesurtheil wurde gesprochen und er
zur Enthauptung fortgeführt. Während diesem sass, wie gewöhn-
lich, das Gericht im Saal bis nach berichtetem Hergange. —
Wie sie so da sassen, soll ein Gekrach den Saal und das ganze
Rathhaus erfüllt haben, als wenn das Ganze zusammenstürzen
müsste. Die Sage weiss auch noch, der Scharfrichter habe das
Schwert gebracht, es der Behörde anheimgestellt mit den Worten,
2^^ Die Handschrift hat fälschlich 1860.
Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung. 311
er richte Keiaen mehr. Wirklich gebahr die Frau des Rupess
bald einen Knaben. Dieser wuchs an zu einem bildschönen Manne,
trieb das Mauser-Handwerk, aber war stamm. Er redete auf
ganz eigne Art und Niemanden verständlich ; nur seine Schwester
verstund ihn durch beständige Übung ; Andern war er nur einiger-
massen durch Zeichen verständlich. Er heirathete, und bekam
zwei Töchter.
Oassen-Geister.
Einsiedeln. — Meine älteste Schwester war immer mit Ver-
fertigung von Rosenkränzen beschäftigt. Sie hatte eine Freundinn,
die' ebenso beschäftigt war. So waren sie fast immer beisammen
und gar oft in die Nacht hinein. Einmal, wie sie so in plaudri-
ger Emsigkeit begriffen waren, und die zwölfte Stunde vorbei,
sahen sie einen ungeheuer grossen Mann vorbeigehen, der wohl
oben zum Fenster im zweiten Stoke hineinzuschauen vermochte.
Sie besannen sich nicht lange, strichen ins Bett, und erzählten
nachher diese Erscheinung gar oft.
Beulentod.
Bekannt ist das Grauenhafte dieser Pest. Dass auch in
Einsiedeln sie gar arg gehauset habe, bezeugte eine aufgefundene
Grabschrift:
"Ist OS nicht eine grosse Klag,
77 in Einem Grab,
lauter Knaben und Jungfrauen !" ^^)
Eine alte Jungfrau im Eutbal, noch spinnend gefunden, und be-
fragt, wie es stehe, soll geantwortet haben: "Öd, ööd! wän's
nn jetz uufschiebt ! " Man will auch wissen^ dass ihr Fussschemel
mit Geld gefüllt war.
(Geld vergraben.)
Bruder Nicolaus, vor der Revolutionszeit lange im soge-
nannten Wechsel (: wo den Pilgern die Münzen gewechselt wur-
den :) angestellt, soll nach der Aussage der Alten beim Ausbruch
des Krieges gar viel Geld iu die Erde verborgen haben. Dessen
zur Bestätigung soll dienen, dass er gar oft in der Gegend vom
Klosterweiher und auf dem Freiherrenberge gesehen worden.
Fr. B..., Rathsherr und ein gerader, geachteter Mann, erzählte
mir oft, wie er ihn oft gesehen habe hinten am sogenannten
Keibenplatz in seiner Kutte stehen, und dass er ihn deutlich er-
kannt habe.
2«) vgl. Archiv III, 136; J. A. Hofmaxx, Henau 1854 S. 40; N. Sexn,
Werdenberger Chronik 1860 S. 146; J. Kuoni, Sagen d. Kt. St. Gallen 1903 S. 23.
312 Volkstümliches aus fiinsiedeln und Umgebung.
Strafe.
Man erzählte gar oft das Schiksal eines französischen Sol-
daten zar Revolutionszeit 1798. Dieser trieb sein Gespötte beim
grossen Herr-Gott (: Kapelle auf dem Brüöhl :) in Einsiedelo.
Er ging soweit, stieg ans Kreuz hinauf und stekte dem Cfaristus-
bilde seine Tabakspfeife in den Mund, fiel hinunter, war todt
und schwarz über und über.
Geisterspuk.
Einsiedeln. — In meines ehemaligen Nachbars Hause in
der R..., das sehr alt ist, war einmal Alles fort zur Arbeit; nur
ein ganz kleiner Knabe schlief in der Kammer. Mein Knabe,
der in der Nähe des Hauses sich befand, hörte auf einmal das
Kind jämmerlich schreien. Er hatte ohnehin dasselbe sehr lieb,
und suchte auf alle Weise ins Haus zu kommen, was ihm end-
lich vermittels einer Leiter gelang. Wie er die Kammerstiege
hinauf sprang, erblikte er im Hintertheil d^s Hauses Jemanden
quer über den Gang springen hinter eine Wand, und von selber
wieder hervorguken, als wollte er Kuku spielen. Er nahm das
Kind, trugs hinunter, und eben kommt die Mutter, welcher er
den Vorfall erzählt. Ein dort hausender Schuster und dessen Frau
sagten, das sei ihnen nichts Neues; schon oft haben sie diesen
Spuk gehört. — Der Knabe war dabei gar nicht erschroken,
indem er es für eine wirkliche Person hielt, und seine ganze
Aufmerksamkeit einzig auf das Kind gerichtet war. Dies Haus
war von jeher schon als "ug'hüürig" verschrieen.
Geist im Alpthal.
Schon viele Jahre soll ein Geist gehauset haben im dor-
tigen Pfarrhause. So z. B. während J. St. B. Pfarr alldort war.
Später auch unter dem nun verstorbenen Pfarr Tschudi, der ein
gelehrter, gar frommer und eifriger Herr war. Er selbst erzählte
mir mehrere Male davon: Gar oft höre man oben im Hause
schwere Fusstritte, Rasseln mit Ketten die Stiege hinunter. Ganz
heimisch komme ein Mann im Hirthemd zur Thüre herein, setze
sich an Tisch, lege die Arme darauf und den Kopf, wie Einer,
dem es nicht wohl ist, und gruchse entsetzlich schwer. Oft sogar,
wenn der Pfarr von der andern Seite am Tische sitze — er und
die Köchin fanden nichts Abschriekendes mehr daran — komme
er von hinten zum Pfarr und an seine Ohren, gebe dann Töne von
sich gar schrekhaft, so dass man nicht wisse, soll man sie Gruch-
sen, Jammern, dumpfes Heulen und übeltönendes Jauchzen heissen.
So eine geraume Zeit, dann verschwinde er wieder.
Volkstümliches aus Einsiedeln und Umgebung. 313
(Das yermeintliche) Doggeli. ^°)
Id PfäffikoD beklagte sich eine hübsche Jangfer gar oft bei
einem Vertrauten über das Drüken vorn Doggeli ; auch scheine
ihr, dass es mit dem Drüken auf der Brust allein nicht ganz
zufrieden sei. Der Vertraute gab ihr einmal den Rath, sich ein
Ereuzlein aus Eichenholz machen zu lassen 10'' lang und 6''
breit. An jedem Ende desselben und in der Mitte soll sie eine
scharfe Stahlspitze durchgehen lassen , etwa 3" hervorstechend.
Diese fünf Spitzen, die fünf Wunden Christi deutend, soll sie
aufwärts gekehrt auf dem Rüken liegend beim Schlafengehen auf
die Brust legen und getrost dann das Doggeli erwarten. Schlag
12 Uhr öffnete leise sich die Thüre, und schauerlich kams heran-
gekrochen ans Bett, ihr dann auf die Brust mit entsetzlichem
Druke. Mit dem Druke erliess das Doggeli ein jammerndes Ach,
entfernte sich hastig schnell. Nach der Entfernung bemerkte die
Jungfer, dass das Kreuzlein weg war. Beim Morgenessen fehlte
der Knecht, und es hiess, dass ihm diese Nacht ein scharfes
Übel auf der Brust zugestossen sei ; er sei wie verwundet. Allen
war dies, auch dem Arzt, unerklärlich; nur die Jungfer konnte
sich das Räthsel lösen , hielt aber reinen Mund darüber , und
war inskünftig unangefochten vom "Doggeli".
Osterfeuer.
In Freienbach herrscht von jeher der Brauch: Es werden
Baumschwämme schon ein oder gar zwei Jahre vorher gesammelt,
aufbehalten, dass sie recht dürr werden, und dann am Oster-
Samstag beim gesegneten Feuer angezündet. Brennend werden
selbe nach Haus genommen, und auch die Kopfhaare damit an-
gezündet. Dies soll Kopfschmerzen aller Art vertreiben. Auch
lauft man damit dreimal ums Haus herum, was gegen andre zu-
stossende L^bel verwahre.
Die Kohlen vom Osterfeuer (: man neuntes in Einsiedeln
Judasverbreunen :) seien bewährt gut zur Abhaltung von Übeln,
wenn man sie im Hause aufbewahre, auch sonderlich, wo Hexen,
Zaubereien und andrer Spuk in Katzen-, Hunds- und andern Ge-
stalten sich zeigen. Ladet man selbe in ein Gewehr, darf man
sicher, ohne beschädigt zu werden, auf den Gegenstand schiessen,
man wird treffen, und das Getroffene der Verwundung nicht ent-
gehen, und wird oft sogar sich zur Schande offenbaren müssen.
^") vgl. GoTTHKLK, Der Baurenspiegel, Kap. 31.
314 Volkstiimliches aus Einsiedeln und Umgebung.
f Aberglaube.)
Ebenda: Ein Kind, das bei der Taufe schreit; wird selbes
Jahr sterbeo.^')
Wieder: Wenn ein Kind getauft wird, und so die Pathin
auf dem Weg brunzt, werde das Kind ein Bettbrunzer.
Wieder: Wenn man am Charfreitag strehle, bekomme
man das ganze Jahr keine Läuse.
Schimmelreiter^^).
Mein Grossvater, der in seinen jungen Jahren zu Flums
im Et. St. Gallen als Schlosser arbeitete, erzählte gern, wie er
gar oft dort einen Schimmelreiter sah, der Nachts am dortigen
Bache hin galoppirte, und mit durchdringendem Geschrei immer-
fort rief: RöUibach die rechte March!
Fallendes Weh.
Mit Zuversicht wird vielfach behauptet, dass ein mit dem
hinfallenden Wehe Behafteter sicher davon geheilt werde, wenn
er vom Blute eines Hingerichteten trinke. ^^)
Kachel zu viel.
Ein bereits allgemeiner Spruch : Es ist eine Kachel zu viel
im Ofen ; auch oft : Es ist eine Scheibe zu viel im Fenster. So
wird gesagt, wenn zwei oder mehrere unter sich von etwas reden,
das nicht Jeder hören und verstehen sollte, und wenn dann ein
Uneingeweihter bemerkt wird ; und vorzüglich bei Gegenständen,
die einer anniesenden Jugend anstössig sein könnten, wird es
häufig gebraucht. Mag sich wohl dieser Spruch nicht schon von
der Luzerner, Zürcher oder einer frühern Verschwörung her-
datiren? Ist ja der Ofen seit Urzeiten gar oft im Geleite von
Epochen, (s. Latolf» Sagen Nr. 412. 413.)
Die drei Schwestern.
Kytä, rytil Rössli! Di Dritt thiiet 's heiig Thor uuf;
z'Badä »tollt es Schlössii, 's hanget es Ängeli a' d'r Wand,
z'Badä stobt es j?uldigs Huus, hat es Glöggli i' d'r Hand,
's lueget dry .Jungfnmä druus. wän das Glöggli ehiinglet,
Di Kint spinnt Sydä, seiet alli Büöbeli und Meiteli
Di Ander «rbniizlet Chrydä, i Iliminel uufti springä.
(s. LUtülfs Sagen Nr. 236.)")
Dies Liedlein wird jetz noch häufig gesungen, wenn man
kleine Kinder auf den Knieen aufschaukelt.
3') vgl. Ar( HIV II, 218 Nr. 38. — ^2) vgl. LCtolk S. 43. 163. 166. 471. -
33) vgl. Archiv IV, 4. — '^^) vgl. ZCkichkr a. a. 0. Nr. 153 ff.
Mi8zellen. — M^langed. 315
Christchindelibei.
In Wollerau heisst man die Stäbchen, worin die Kinder
Hike machen zur Bezeichnung der gebeteten Rosenkränze, Christ-
chindelibei. (Ltitolf Nr. 42, fol. 98.)
Miszellen. — Melanges.
Lögende populaire sur les armoiries de Laufen,
Delöment et Porrentruy.
Les armoiries de la ville de Laufen sont de sable ii la Crosse de Bale
d'argent, Celles de Del^moot de gueules ä la Crosse de Bale d'argent repo-
sant sur six copeaux d'or, celles de Porrentruy d'argent au sanglier de
sable. Ces armes ont donne Heu a une liegende populaire tr^s originale et
typique. On raconte qu*un prince-eveqiie de Bale, qu'on ne nomme pas,
ayant voulu eriger ces trois villes en municipalitös, leur accorda les fran-
chises de Bale avec le privilege de choisir pour armes la premit^re bete
qui entrerait dans les murs de ces villes a la suite d'une grande chasse.
Cette partie de plaisir, organis^e par le prince-eveque et les seigneurs
des chäteaux, etant arretee ä un jour ^x^j des bourgeois des trois villes se
tinrent aux portes pour saisir le premier aniuial que poursuivrait la chasse
priiiciere. Un süperbe sanglier noir ^tait poursuivi. II arrive a Laufen.
Aussitöt les bourgeois courent pour fermer la porte oppos^e ä celle par oü
ötait entre le sanglier. Heins ! ils n*en eurent pas le temps, la rue etait trop
courte, le sanglier passa outro. Le prince accorda alors ä cette ville l*ar-
moirie noire et la Crosse blanche de Bale.
Le sanglier courut vers Delemont suivi par toute la chasse. Les bour-
geois voyant la bßte entrer dans leurs murs courent pour faire tomber la
herse de la deuxieme porte, du cöte de Porrentruy, mais la rue, quoique
plus longue (pi'a Laufen, ne Fest pas assez pour que la b^'te n'arrive ä
temps pour la franchir avant qu'elle füt ferm^e. La herse lui tombe sur le dos.
Le sanglier peut toutefois s'echapper, mais dans sa d^tresse, 11 laisse tomber
trois excrements. Ce fut lä Torigine des armes de Delemont : fond rouge,
couleur du sang r^pandu par le sanglier, trois copeaux d'or, repr^sentant
les trois excrements ; et le prince pour affinner son autoritt^ y ajouta sa
Crosse d'argent.
Le sanglier pourchass6 arrive haletant, epuise, saignant, en face de
Porrentruy, poursuivi toujours par toute la raeute du cortege princier.
Comme cette ville est plus grande que Ich deux prec6dentes, et aussi a
cause de la faiblesse et des blessures de la bete poürsuivie, des bourgeois
eurent le temps de fermer leurs portes et dVinprisonner le sanglier. De lä
les armes de la ville de Porrentruy, fond blanc au sanglier noir, les poils
heriss^s et la queue tortillee de detresse.
316 Miszellen. — Melanged.
Autre lögende pepulaire sur Laufen,
Cette petite ville avait des murailles pea solides, une faible garnison,
et les bourgeois ^taient pauvres. On disait neanmoins qu'elle ne pouvait
jamais etre prise par l'ennemi. £n eüet, expliquait-(m, it n'y a qae trois moyens
pour s'emparer d'nne ville fortiiiee : le bombardement , Tescalade et la
famine. Or Laufon ne pouvait etre pris par aucun de ces nioyen». Le
bombardement y dtait sans eftet, car la ville 6tait remplie de fumiers, de
Sorte qiie les boulets lances dans les rues, par-dessus les remparts, tombaient
sur les fumiers et ne faisaient pas de mal. L'ennemi ne pouv^ait pas davan-
tage s'en emparer par Tescalade, car aussitot que les echelles ^taient appH-
qu^es contre les murailles, eellesci s^ecroutaient. Enfin la ville oe pouvait
etre röduite par la famine, paree (]ue les habitants 6taient habitu^s ä crever
de faim et que ce moyen les laissait indiff^rents. Donc Laufon ötait une
ville imprenable.
Mi^court. A. Daucourt.
Ein Freitagsgebet aus Jonen.
Frau R. in Jonen teilte mir ein „Fritiggebäf* mit, das man jeden
Freitag, wenn die Glocke 3 Uhr läutete, hersagte, daheim sowohl, als wenn
man da oder dort „z'Stubeten" war. Das Gebet „haig no e Wärt**, sagte
die gute Alte. Es lautet:
Ist hat der hl. Fritig Hätt' ich ein Mensch
Der allerihöchst Tag Der mir das Gebet all Fritig dreimal
Wo-n euse liebe Herr Jesus Christ [sprach
Am heiligen Chrüz gestorben war. Wett' ihn belohne
Er war an eine Sul gebunden Mit einer himmlische Chrone
Blüetet ihm sini Wunden VVett ihm geh drei Seele zum Löse
Die kleinen wie die grossen. s erst si Vatter
• Da kam si liebste Mueter derthar s ander si Mueter
Ach Sohn, lieber Herr Sohn s dritt si Seel sälber
Möchtet dini Weh so gross sein Wett sie füere is Himmelrich.
Amen.
Jonen. S. Meier.
Bucheranzeigen. — Comptes rendus.
Das Bauernhaus in der Schweiz. Hrg. v. Schweiz. Ingenieor-
u. Architektenverein. Sr'chlusslieferung: Text von Eugen
Probst. VH-30 Seiten fol.
Durch dir Veröffentlichung des Textes liegt nun der 3. Band des schon
mehrfach angezei^tt^n grossen Lieferungswerkes abgeschlossen vor. Der Ab-
schlnss der Bande „Dt^utschiand'* und „r)8terreich" ist in der nächsten Zeit
zu gewärtigen.
Bücheranzeigeo. — Comptes rendus. 317
Es fällt mir nicht leicht, den Text einer Kritik zu unterziehen; denn
ich gehöre auf dem Gebiete der Hausforschung noch zu den Suchenden.
Von den bisherigen Arbeiten über das schweizerische Bauernhaus hat mich
noch keine vollauf befriedigt : entweder sind sie dilettantisch-sentimental, indem
sie in unsere ländlichen Bauten Gefühlswerte hineinlegen, mit denen die Wissen-
schaft nichts anzufangen weiss, oder sie gehen von aprioristi sehen Thesen
aus, denen sich das Material anbequemen soll ; entweder sind sie zu allge-
mein gehalten oder sie verwirren durch ein allzu reiches Detail. Mancher wird
es mit mir beklagen, dass Hunziker ausser seiner knappen Übersicht in
diesem „Archiv" (I, 13flF.) nicht eine zusammenfassende Darstellung der
schweizerischen Haustypen veröffentlicht hat, bevor er an die einzelnen
Gruppen ging. In dem vorliegenden Werke hätte er sie uns vielleicht ge-
boten, aber er sollte seinen Abschluss nicht mehr erleben.
Der jetzige Text wird kaum befriedigen, so übersichtlich er auch auf
den ersten Blick scheint. Man hätte bei der Abfassung zwei verschiedene
Wege einschlagen können : entweder man lieferte einen erläuternden Text
zu den Tafeln, oder man begnügte sich mit einer knappen, allgemeinverständ-
lichen Darstellung der hauptsächlichsten Typen. Dass der Verfasser Ersteres
nicht hat thun können und wollen, ist begi-eifiich ; denn die Auswahl der
Tafeln ist mehr nach ästhetischen als nach historischen Gesichtspunkten ge-
troffen worden. So ist es denn gekommen, dass nicht weniger als 25 Tafeln
vom Text unberücksichtigt gelassen wurden, während zu einiecen wichtigen
Typen die Illustrationen fehlen.*) Aber auch eine klare Darlegung der ver-
schiedenen Grundtypen ist nicht geboten worden. Man hätte erwarten können,
dass mit ein paar markigen Strichen die 6 Haupttypen nach ihren wichtig-
sten Charakteristiken gekennzeichnet würden. Statt dessen wird der Grund-
riss in den meisten Fällen kurz (oft auch unklar) behandelt und ein allzu-
grosses Gewicht auf die Einzelheiten (Einrichtung der Fenster, Läden, Form
der Schindeln u. s. w.) gelegt. Hiefllr nur ein Beispiel unter mehreren : Als
Grundtypus des „Bernerhauses" wird angegeben, „dass Wohnungs- und
Wirtschaftsräume unter einem einzigen Dach vereinigt sind". Nun ist das
aber bei dem als „Länderhaus" bezeichneten Haus von Diemtigen (Tafel 6
und 9) auch der Fall, und ebenso bei einigen Engadinerhäusern ; das Cha-
rakteristikum muss also ein anderes sein. Der Hauptgrund fiir diese Unklar-
heiten liegt wohl darin, dass Probst keine selbständigen ökologischen For-
schungen angestellt hat, sondern ohne Nachprüfung die W'orte seiner Vor-
gänger wiedergibt. So hat er von Hunziker die etwas unglückliche Bezeichnung
„Länderhaus" übernommen, dessen Kennzeichen ein sehr ., flaches Dach"
und daraufgelegte Bretter sein sollen. Im Verlaufe der Darstellung zeigt
sich aber, dass ein grosser Teil der „Länderhäuser" ein steiles Dach
ohne Bretter haben. Wir vermissen also auch hier wieder die Betonung
des Gemeinsamen, Durchgehenden einer Gruppe. Des Fernern halten wir es
*) Ich vermisse z. B. in den Tafeln ein rätoromanisches Haus ohne Vor-
mauerung (Text Spalte 3^ imten), ein solches mit offenem Giebel ^Sp. 4*),
Beispiele für die rätorom. Nebentypen (fol. 7 fg.), den primitiven (kleinen)
Typus des ostschweiz. Länderhauses (Sp. 13*), die altertümliche Vorschiebung
der einzelnen Stockwerke an der HIockwand des Walliserhauses (Sp. 23» ),
beim Bernerhaus sogar den auf Sp. 27» beschriebenen Grundtypus.
318 Bttcheraozeigen. — Comptes rendus.
bei einer zusammenfassenden Darstellung, wie es die vorliegende sein boII,
für unrichtig, wenn einzelne Typen nicht behandelt werden, weil bereits
Monographien darüber bestehen, wie das z. B. bei dein „zweisässigen Stock-
hau»'' (fol. 26) geschehen ist. Mit dem gleichen Recht hätte das rätoroma-
nische, das Prättigauer- und das Walliser-Haus übergangen werden können,
von denen wir Monographien besitzen (Egger, Ludwig, Hunziker). Ein grosser
Übelstand ist auch das Fehlen der mundartlichen Terminologie. Hin und
wieder, wo Vorarbeiten existierten, sind mundartliche Bezeichnungen ange-
führt, doch ist das eine grosse Seltenheit. Es wäre dies aber um so nötiger
gewesen, als in den Tafeln einzelne Grundrisse überhaupt gar keine Benenn-
ung der Ritume aufweisen. Endlich macht das Ganze durch seine massen-
haften Druckfehler den Eindruck grosser Flüchtigkeit. Wir halten es filr
unsere Pflicht, wenigstens die missverständnis-erzeugenden hier zu verbessern.
Sp. V*» und VI* Anm. lies „1898-* statt «18i)0\ Sp. 1* lies ,Tafel lo" statt „5-,
Sp. 12»» lies „Schwyz Blatt 2- statt ^3« (ein Blatt 3 existiert überhaupt nicht),
Sp. 13* soll es wohl heissen „Fig. 25** statt „18", denn diese stellt nicht
ein Länderhaus, sondern ein jurassisches dar. In der selben Spalte soll es
statt , Appenzell Tafel Nr. 2" genauer heissen : „Appenzell Tafel Nr. 2 oben* ;
und weiter statt „Appenz. Tafel Nr. 1": „Appenz. Tafel Nr. 2 unten",
Sp. 14*» lies „Bodenmann** statt „Bodmann**, Sp löMies „Fürth" st. „Fruth-,
„Brunnadern" st. „Brunadern". Sp. 16* fehlt zwischen Lemma 1, 2 u. 4 das
Lemma 3, Sp. 26* u 26»» lies „Anzeiger etc. 1889^ statt „1888-' und 1898".
Das Litteraturzitat Sp. 26»» enthält nicht weniger als 4 (!) Druckfehler : statt
„Thio: Beitr. zur Landes- und Völkerkunde (!) v. Elsass-Lothringen lt98,
3. Heft, S. 12 ff." lies : „This, .... Volkeskunda . . . . 1888, 5. Heft-. Im Litte-
raturverzeichnis (fol. 30) fehlen Erscheinungsort und Jahr bei : Bancalari,
Lambert & Rychner, Ludwig, Schröter, Seippel Von Druckfehlern habe ich im
Litteraturverzefchnis folgende nachkontrollieren können: bei „Gladbach, Holz-
stil Zürich- lies „1882/83- statt „1897-, ferner „Meitzen" statt „Meitzer«, „Senn-
statt „Terni" i ! . Von Graffeuried u. Stttrier ist mir nur die Ausgabe von
1844 bekannt, nicht aber eine solche von 1850. Übrigens fehlen in diesem
Quellenverzeichnis wichtige Publikationen, wie Hunziker's Arbeiten im , An-
zeiger" und in diesem „Archiv", Virchow's Artikel in d. „Verhandl. der
Berliner Ges. f Ethnol.- 1890; ferner Henning, Das deutsche Haus, Strassb.
1882 und ; I)i(^ deutschen Haustypen, Strassb. 1856, Meringer, Stud. z. germ.
Volkskunde, in d. „Mitt. d. anthr. Ges. in Wien % XXI u. XXUI; Gladbach,
Charakteristische Holzbauten der Schweiz. Berl. 1897. u. A. m. Daftlr sind
wieder QuellcMi zitiert, die in einer wistienschaftliehen Arbeit nicht figurieren
sollten.
Probst's Fähigkeiten als Architekt kann und will ich nicht beurteilen;
Jedenfalls aber h:it er sich hier einer Aufgabe unterzogen , der er nicht ge-
wachsen war. Die zusammenfassende Darstellung der schweizerischen Haus-
typen ist also nach wie vor n(>ch ungeschrieben.
E. H 0 f f m a n n - K r a y e r.
Bibliotheca Magica et Pneumatica. (Antiquarischer Lager-Katalog
von Jacques Rosenthal, München) o. J. [1904]. 680 Seiten 8^
Preis : Mk. 6.—.
Bücherauzeigen. — Comptes rendus. 319
Das berühmte Münchner Antiquariat hat mit der Herausgabe dieses
Katalogs unserer Wissenschaft einen erbeblichen Dienst geleistet. Denn nicht
nur sind die Büchertitel unter einzelnen Rubriken gruppiert, sondern es wird
die Benutzung auch durch ein vollständiges alphabetisches Autoren veraeichnis
wesentlich erleichtert. So wird dieser Katalog als Nachschlagewerk ftlr jeden
Forscher auf dem Gebiete des Occultismus, Aberglaubens u. s. w. einen blei-
benden Wert haben. E. Hoffmann-Krayer.
Dr. J. Jegerlehner, Das Yal d'AnDiviers (Eivischtal) nebst einem
Streifzug ins Val d'H6rens. Führer durch Landschaft, Ge-
schichte, Volk und Sage eines Walliser Hochtales. Bern
(A. Prancke) 1904. VIIH-156 Seiten. 8". Preis geb.: Fr. 4.— .
Die Ortsmonographien, welche neben der Turistik und landschaftlichen
Schilderung die Volkskunde pflegen, mehren sich in erfreulicherweise von
Jahr zu Jahr, und namentlich verdient die bekannte Verlagsfirma A. Francke
in Bern für ihre fortgesetzten Bemühungen auf diesem Gebiet unser volles
Lob. Der unsern Lesern nicht mehr unbekannte Verfasser der vorliegenden
Schrift (s. Arcuiv V, 287 ff.j hat es sich angelegen sein lassen, das interessante
Walliser Tal und sein Volk möglichst vielseitig zu beleuchten, indem er
nicht nur der Topographie und der Geschichte seine Aufmerksamkeit ge-
widmet hat, sondern auch dem Hausbau, der Alpwirtschaft, den Sitten und
Sagen. Ein reicher Bilderschmuck erhöht den W^ert des empfehlenswerten
Büchleins. E. H offm an n -K ray e r.
Paul S6billot, Le Folk-Lore de France. T. I.: Le Ciel et laTerre.
Paris (E Guilmoto) 1904. VI+489Seiten.8^ Preis 16 Franken.
iMit diesem stattlichen Bande eröffnet der bekannte Herausgeber der
Revue des Traditions populaires, unser Ehrenmitglied, eine Publikation, die
für alle Zeiten grundlegend bleiben wird. Wir müssen freilich unsere deutschen
Leser darauf aufmerksam machen, dass der französische Begriff des „f^elk-
Lore" sich nicht vollständig mit unserer „Volkskunde" deckt. Während wir
unter „Volkskunde" die Wissenschaft vom Volke verstehen, bezeichnet der
Franzose mit „Folk-Lore" das Wissen des Volkes, seine Denkweise, seine
Vorstellungen von der sichtbaren und unsichtbaren Welt, seine Poesie und
Phantasie, seine Redeweise. Ja, iSebillot scheint den Begriff noch etwas
enger zu umgrenzen, indem er Poesie und Redeweise nur soweit beizieht,
als sie Stoff liefern für den Anschauungskreis der Volksseele. Auf Grund dieser
Auft'assung von „Folk-Lore" bewegt sich die Darstellung zumeist auf dem
Gebiet des sog. Aberglaubens, und wir haben somit ein Werk vor uns,
ähnlich wie es Wuttke^) für Deutschland geliefert hat, nur in
grösserm Masstabe. Diesem ersten Bande sollen nämlich noch drei weitere
folgen : II. La Mer et les Eaux, III. La Faune et la Flore, IV. Le Peuple
et THistoire.
Der vorliegende erste Band hat folgenden Inhalt : Livre premier :
Le Ciel. Vh. I: Les Astres ; (1i. II : Les Meteores. — Livre second :
2) Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 3. Bearbeitung von
E. H. Meyer, Berlin 1900.
320 Bücheranzeigen. — (-omptes rendus.
La Nuit et les Esprits de Tair. Cli. I : LaNuit; Ch. II: Les
Chasses aeriennes et tes bruits de Tair. — Livre troisieme : La T e r r e.
Ch. I : La Terre ; Ch. 11 : Les Mootagnes ; Ch. III : Les Forets ; Ch. IV :
Les Rochers et Jes Pierres ; Ch. V : Les Empreintes merveilieuses. — Livre
quatrieme: Le Monde so u terra in. Ch. I : Le dessous de la Terre;
Ch. II : Les Grotte».
über die Anordnung im Einzelnen äussert sich der Verfasser (S. rV fg.)
wie folgt : « II m'a semblc^ rationnel de commencer . . . par rapporter les
legendes sur Torigine des choses et leurs transformations successives,
puis d'exposer les id^es que le peuple attache ... aux particula-
ritös qui excitent son ^tonneinent ou sa crainte, Tinfluence qu'il attribue
aux forces de la nature, le pouvoir que certains hommes exercent sur
elles, les pronostics, les prösages, les superstitions dont les divers
phänomenes sont l'objet.». Im Weitern werden die «etres fantastiques,
sumaturels ou diabolicpies», besprochen, und «ä la fin de cha(jue mono-
graphie, les coutumes, les observances bizarres, les pratiques ra^-
dicales, et les vestiges de culte qui sont en relation ... avec les di-
verses circonstances du monde physique».
Die hohe Bedeutung des Unternehmens geht schon aus dieser knappen
Übersicht, noch viel mehr aber aus der Lektüre des ersten Bandes selbst
hervor. Das Werk wird in keiner grössern wissenschaftlichen
Bibliothek fehlen dürfen.
Zum Schluss noch eine Frage und eine Bitte. Es wird nicht selten
vorkommen, dass man über die Einreihung einer abergläubischen Vorstellung
in eine bestimmte Rubrik schwanken kann. So ist z. B. der Glauben, dai*s
ein Sonn(jn8triihl wiihreud der Trauung glückbringend sei, unter dem Kapitel
„Gestirne'* verzeichnet. Da nun aber auch eine Zusammenstellung des
Hochzeitsaberglaubens interessant wäre, so möchte ich mir die Frage
gestatten, ob auch auf die.se Rubrik durch einen Hinweis (sei es im Text,
sei es im Generalregiter) Kücksicht genommen wird. Meine Bitte aber ist
keine geringen» als die : es möchte für Frankreich auch eine Sammlung der
eigentlichen Volkssitten und -Brauche in A«griff genommen werden;
denn die einschlägigen Monographien aus den einzelnen Provinzen und De-
partements sind sehr schwer zugänglich.
E. H 0 ff m a n n • K r a y e r.
0. Schwindrazheim, Deutsche Bauernkunst. Hrg. im Auftrag der
Lehrervereinigung f. d. Pflege der künstlerischen Bildung zu
Hamburg. Wien (Martin Gerlach & Co.) o.J. [1904] XVI+168
Seiten. 8''.
„Wir möchten zeigen, dass auf dem Lande nicht nur allerlei Kun.st
vorhanden ist, sondern sogar allerlei höchst interessante, dass nur eine andere
Einstellung des Auges nötig ist, als die in der Stadt gewohnheitsmiissig
benutzte, um sie zu sehen und sich ihrer zu erfreuen.'* Mit diesen Worten
führt der Verfasser sein Buch ein, und wer auch nur einen flüchtigen Blick
in diese gliinzend ausgestattete Publikation gethan, wird zugeben mQssen,
dass man berechtigt ist, von einer Bauern kun st zu sprechen. Ein unge-
ahnter Keichtuni von interessanten und charakteristischen Formen entfaltet
Bücheranzeigen. — Comptes rendus. 321
sich hier vor unsern Alicen, und wenn auch der Verfasser das Hauptgewicht
auf die norddeutsche Bauernsame gelegt hat, so ist doch ftlr Jeden,
der mit offenen Augen das Land durchstreift, auch Süddeutschland und
unsere Schweiz nicht minder reich an bäuerlichen Stilformen.
Der Verfasser teilt sein Buch in drei grosse Hauptabschnitte, von
denen der erste die Geschichte der deutschen Bauernkunst, der zweite ihre
Eigenschaften, der dritte ihre einzelnen Erzeugnisse behandelt. Es ist eine
wahre Freude, aus dem gesunden Born seiner frischen Darstellung zu schöpfen
und den stilvollen Bilderschmuck auf sich wirken zu lassen. Nicht nur
allen Freunden echter Heimatkunst möchten wir das
Buch zur Anschaffung empfehlen, sondern wir möchten
auch namentlicli die Lehrer an Kunst- und Gewerbe-
schulen bitten, ihre Schüler aufdasselbe hinzuweisen
und zum Zeichnen auf unsern Dörfern anzuspornen.
Wünschenswert w«tre freilich — was Schw. nicht gethan hat — , dass die
echt mundartliche Bezeichnung der Gegenstände beigefügt würde.
E. Hoff m a n n -K ray er.
Renward Brandstetter, Der Genitiv der Luzeruer Mundart in
Gegenwart und Vergangenheit. (Abhandlungen hrg. von der
Gesellsch. f. deutsche Sprache in Zürich X.) Zürich (Zürcher
& Purrer). 1904. 80 Seiten. 8". Fr. 2.50.
Dr. Esther Odermatt, Die Deminution in der Nidwaldner Mundart.
(Dieselbe Sammlung IX.) Ebenda 1904. 91 S. 8^ Fr. 3.-.
Obschon es sonst nicht unsere Gepflogenheit ist, an diesem Orte rein
grammati.sehe Arbeiten anzuzeigen, so können wir es uns doch nicht ver-
sagen, der rührigen Gesellschaft fiir deutsche Sprache auch hier einmal un-
sern Dank auszusprechen fllr so manche fordernde Abhandlung, die unter
ihren Auspizien erschienen ist.
Von Brandstetter konnten wir von vornherein etwas Gediegenes
erwarten ; sind doch seine frühern Dialektarbeiten hinlänglich als vielseitige
und tiefgreifende Studien bekannt. Und doch hat die Fülle des Stoffs und
die scharfe Krtiik der sprachlichen Erscheinungen unsere Erwartungen noch
überboten. Die allzu behagliche Breite des ersten Kapitels hätte ja freilich
für den Druck ^) etwas zusammengefasst weiiien mögen. Dafür aber bietet
uns der grammatikalische Teil so manches Neue und so manche feine Be-
obachtung, besonders auf dem Gebiete der Syntax (z. B. § 91, S. 73), dass
alle kleinlichen Bedenken verstummen müssen. Aus jedem Kapitel spricht
ein unermüdlicher Fleiss und eine suveräne Beherrschung des weitschichtigen
und verwickelten Stoffes.
Esther Od er matt bietet uns eine Erstlingsarbeit, aber gleich
eine Arbeit ersten Ranges. Die Verfasserin hat es fertig gebracht, auf einem
anscheinend beschränkten Gebiete etwas Vollendetes zu liefern, und zwar
nicht etwa nur durch den Reichtum des beigebrachten Stoffes, sondern auch
durch die Vielseitigkeit der Gesichtspunkte, die Feinfühligkeit für das Sprach-
psychologische und die Gewandtheit des Stils. Wie harmonisch und weit-
^) Kap. I bildete den Inhalt eines Vortrages. si
322 Bücheranzeigen. — Comptes rendus.
blickend ist zum BelBpiel die Püinleitung! Nirgends begegnen wir dem in
Erstlingsarbeiten so häufigen Dünkel und dem Flunkern mit wissenscbafl-
lichen Schlagwörtern, nirgends auch jenem nüchternen und verständnislosen
Rubrizieren, wie wir es sonst bei Dissertationen gewohnt sind, überall
scheinen wir es mit einem besonnenen, reifen Forscher zu thun zu haben,
der sich in Bescheidenheit der Grenzen menschlichen Wissens stets bewusst
bleibt. Es wird kaum möglich sein, sich in die Gefllhlswerte begrifisbildender
Elemente liebe- und verständnisvoller zu versenken, als es durch die Ver-
fasserin geschehen ist.
Auf eine Kritik des Einzelnen können wir uns an diesem Orte natür-
lich nicht einlassen ; wir haben auch wenig gefunden, wo wir anderer An-
sicht wären. Das Ganze aber ist eine so treffliche Leistung, dass wir der
Verfasserin von Herzen Glück wünschen können zu der vielverheissenden
Eröffnung ihrer wissenschaftlichen Laufbahn.
E. Hoffm an n-K rayer.
Le Komancäro populaire de la France, Choix de Chansons
populaires fran^aises. Textes critiques par George Doncieux.
Avec un avant-propos et un index musical, par Julien Tiersot.
Paris, Emile Bouillon, 1904.
Un interessant, un consciencieux et tres savant ouvrage, oü Tauteur,
avec une Erudition minutieuse et une ingeniosit^ remarquable reconstitue le
texte critique de 45 vieilles chansons populaires fran^aises, pour la plupart
en train de disparaitre et que la jeune g^n^ration ne connait plus ! C'est
vraiment une oeuvre de benMictin ; car avec une patience et une perse-
vörance quo rien ne rebute, Doncieux va rechercher dans tous les pays de
TEurope et jusqu'au Canada toutes les vieilles romances populaires qui se
sont d'abord transmises par la tradition orale ; il en suit les moindres traces,
en note les transforniations, retrouve leurs origines jusque dans les gwerz
armoricains ou les vises scandinaves ; et cette partie de son süperbe travail
n'est ni la moins interessante, ni la moins pröcieuse. En tete de son etude,
Tanteur nous donne aussi une bibliographie tres compl^te de tous les ouvra-
ges ou il a puise ses texte». Pour la Suisse, il ne cite gu^re que M. Grodet
{Echos du hon vieux iemps, 1881) ä propos de la chanson La courte paUle,
plus connuc ehez nous sous le titre : // etait un pelii navive. — Ce serait
cependant une grave erreur de croire (ju'en dehors de cette «biingue» les
autres ehants populaires tHudi^s par Doncieux sont inconnus dans notre
pays ; le Jura bernois, proche voisin de la Franche-Comte, en possMe en
tous cas un tres grand nombre. Quelques-uns, comme la Fille du MarSchal
de France (ii® 38) :
«Brave capitaine
Kevenant de guetTe
Clierchant se» amours . . . .»
»Vntondent dan» toutes no» frtes de village. D'autres se sont si bien accli-
matö» (|u'il ont ete traduits en patoia jurassien : Le pommier doux (n** 3),
La passion de JSsus-Christ ;n'^ 5i. Je les ai citös Ari-h. III, p. 279 et IV,
]). 164. Jiii reoueilli, en patoi» aussi, los complaintes n°* 31 {Jesus-Christ en
pnuvre), '33 (Saint Nicolas et le nourrisson brüle), o4 {Sainte-CcUherine). Ces
iiiüiceiuix, encore inedit», »erunt publie» sous peu. — Nos vieux Jurassiens,
Kleine Chronik. — Chronique. 323
les Ajoulots surtout, ont fait leurs dölices de bon nombre des chansons du
Romancero. — M. A. Bi^trix dans ses Chanta populaires du Pays d'Ajoie
(1898, manuscrit) donne Je texte de six de ces romances, les n"»* 6, 21, 26,
39, 42 et 41, preuve qu'on les connaissait fort bien. Mais comme elles n'ont
jamai» ^t^ imprimäes, Doncieux ne pouvait naturelleuient pas savoir qu'on les
connüt en Suisse, du moins dans le Jura catholique. — Son livre n*en est
pas moins une (ruvre de toute preiuiere valeur pour les folkloristes ; d'autant
plus qu'il a cet immense avantage sur la plupart des publications de ce
genre de donner dans un appendice les melodies de toutes ces chansons.
C'est ä M. Julien Tiersot que nous sommes redevables de cet index muslcal.
L'oeuvre de Doncieux, mort trop tot pour en assurer la publication, ne pou-
vait tomber en de meilleures mains. A. R.
Kleine Chronik. — Chronique.
Sociött^! des Traditions valaisannes. — - Wie wir vernehmen
hat sich im Wallis am 4. Oktober 1903 eine Gesellschaft für Walliser Volks-
kunde gegründet, deren Zweck die Sammlung von Gegenständen aus dem
Walliser Volksleben ist. § 3 der mir nur in französischer Fassung vorliegen-
den Statuten lautet: «La Sociöti^ recueillera : V Les objets de manage et
de la vie domestique (objets d'6tain, matöriel de cuisine, vaisselle, lanternes-
lampes, ferronnerie, ameublement, nappage, colliers de vache etc.)- 2^ Les
costumes et les portraits anciens pouvant servir ä Thistoire du costume.
3** Les objets religieux (croix de procession et de cimeti6re, omements
d'^glise, etc.). £n un mot tous les objets ayant rapport d la ^ie nationale.»
Der Jahresbeitrag beträgt 5 Fr. Als Vorstand unterzeichnen : A. de
Kalbermatten, Präsident, und £. Bieler, Aktuar. Inwieweit auch der deutsche
Teil des Rantons im Vorstand vertreten ist, wissen wir nicht. Es ist aber
anzunehmen, dass ihm gleiche Rechte eingeräumt worden sind, wie dem fran-
zösischen, und dass auch deutsche Statuten existieren.
Wir hoffen bald Näheres über das lobenswerte Unternehmen mitteilen
zu können. Bis jetzt sind uns nur von dritter Hand die Statuten zugestellt
worden. Die Redaktion.
Gemeindechroniken des Kantons Basel-Land. — In Band VIII
S. 70 haben wir bereits auf die im Entstehen begriffenen Gemeindechroniken
des Kantons Basel-Land hingewiesen. Die Fragebogen hiezu liegen nunmehr
fertig vor und sind in der zweiten Hälfte Oktober verschickt worden. Auf
Veranlassung von Herrn Reg.-RatBay haben darin auch die volkskund-
lichen Gegenstände eine eingehende Beachtung gefunden. —
Volkskunde im Kgr. Württemberg. — Ais erste Publikation
der „Württemberg. Vereinigung für Volkskunde** ist vor kurzem Nr. 1 der
^Mitteilungen über volkstümliche Cberlieferungen in Württemberg* erschienen.
Sie sind das reiche Ergebnis der verschickten Frag(»bogen und enthalten
ausschliesslich Volksglauben. Der Verfasser dieser ersten Nummer ist
Prof. Dr. K. Bohnenb erger in Tübingen. Wir empfehlen den Freunden
des Volkstums den reichen und interessanten Stoff aufs wärmste zum Studium.
334
Aalhaut 151
Abendraahlßbrot 146. 153.
275
Aberglauben s. Volksglau-
ben
Abgaben 246 fg.
Abstreifen von Krankhei-
ten 221 fg.
Abtreibung 144
Affe 300
Ahasver (72 III 1)
Aliwander 17
Allermannsharnisch 146
Allerseelen 247
Alpbräuche (72 III 1. 2j.
{74;
Alpdruck (s. a. Doggeli)
150. 304. 313
Alpfahrt (72 III 2). (74
XII 4)
Alphorn-Fa 9
Alpsegen s. Betruf
Alpstube(rnen 1. 2. 3. 5
(72 III 5)
Alpverfassung (72 III 1)
Alpwirtschaft (73). (74
XII 1). ?45
Aimilet 145. 152 (2 x^
Andreastag (V2 111 5)
Apfelbaum 274
April (721112 .(76XIU5)
Architektur s. Haus
Annurins (75,11)
Aufstehen 27H
Augbrauen 142
AuguHtin . Kettenbi'i.sson
223
Ausgang, erster 144
Äusserer Stand 94 fg. 162
Bacchus 175
Balbierertanz 21
Bande v. tollen Leben 91.
95
Barnabas (72 III l)
Basilisk 300
Baubräuche (7t))
Bauernhaus (68. 316)
Bauernrcg<'In (s. a Kalen-
der-, Wetterregeln) (72
1112). (79)
Ba'onhenjen Juhu! — St.
Galler Land (67i
Begriibni.s (72 1112.5). 267.
273. 274.
Belu»xung (s. auch Hexen,
Gegenzauheri 27»")
Register.
Bergmandli 297
Bernstein 152
Berufe (75)
Besessene 308
Besuche (75)
Betruf (72 III 2). (74 XII
2. 2*)
Bettlauben (72 III 2)
Bettnässen 149
Bihliofheca magica (318)
Biene 274
Bittgang (s. a. Prozession)
(72 III 1)
blasen 149
Blasphemie s. Lästerung
Blindenstäubete 164
Block 247
i Blut 314
Bock (s.a. Ziegenbock) 153
;B(»den: Kind auf den B.
l(»gen 267
Bonifaziustag 279
brandsieiier , Dramatik
24 ff., Genitiv (321)
Brauen s. Augbrauen
Brot: Aberglauben 146.
247. 269, geweihtes B.
(72 III 2)
Brücken (73)
Brüderschaften 61. 174
Brunnen (73), heilsam 146.
148. 152, Kult 175 A.
141, Orakel 267
Brunnen herren 296
Bnmnensegnen 247
Brunnensuchen (76)
Brunnen tauche s. Wasser-
tauche
Brunnenumgehen u. -um-
tanzen 89 (2 X). 90. i75
Bub(?nstücke fs. a. Nacht-
buben (72 III 2j. 83
Bücherreime 224
Buchryberli 10
ßundl Märchen (159)
, C'har- s. Kar-
. (harakteri.stik des Volkes
I ;s. a. Originalgestalten)
I (72 III 1.2.3)
Chorglöggli 304
Christkindelibei 315
Cork II. felrlhick. Kinder-
I spei (69)
; Courfhion. Teuple du Va-
I lais (226)
Dach ab<iecken 173 A.134
Dachsfett 150
Dachtraufe 305
Dämonen (s. a. Doggeli, Ge-
spenster, Seelen ■, Uärd-
wvbli 276, Zwerge 276.
278, Huuper 304, Trr)t.
tenmüetterli 305, Dog-
geli u. Strädel 305.
Daucourt, S(»bri<)uets 49,
Legendes 315 fg.
Doggeli (8. a. Alpdruck)
305. 313
l>o>}c/et«a:,Romancer<>(322)
Donnergueg 280
doppelieren 11
drei 268
Dreikönige f72III2). (77
XVI12). .78XVI31.33.
248
drei ledemi Strumpf 15
Dreimonatschuialz 153
dteizehn 275
Durchlässe (72 III 5)
Edelsteine : Amethyst 150
Ehe 8. Orakel, Neuver-
mählte
Ehelosigkeit 166
P^hemänner, untertlrückte
164
Ehepaare s. Neuvermählte
Ei 275
Einzelgestalten: Obeniarr
88, Strohkönig 9.<
Eisen s. Hufeisen, Nägel,
Stecknadel, Schere, Si-
chel, Messer
Eisengrind 92
elf 267 fg.
Elster 3uO
Embryo: Geschlecht des-
selben 144
Engerling s. Maikäfer
erbrechen 146. 149
Erde : auf d . Enle legen 1 44
Erz graben 304
EselsrQcken 53
Eule 273. 300
Eulenspiegel 95
Euphemismen 32
Euphrosyne, hl. (77 XV 12;
Farner, Kettenbeissen224
Fastnacht ^72 lil 1. 2. 3),
(75, 32). 88. 246. 248.
250 ff
Register.
325
Feuer (6. a. Osterfeuer) hei-
liges 248. 313, Fastnacht
248
Feuerbaiin 277
Feuerbüchscn 63
Finder 142
Fin^rernÜKel 142. 146. 150.
272
Firmung 254
Fische (Tierkreis) 279. 280
Fhich 32. (79 XIX 6J
Fiu^ 8. Zauberflujc
Fhireinteilunf? (72 III 1)
Formel s. Re<le
Fraiienthal 93
Freitag 272
Freitafcsgebet 316
Fridolin, hl. (77 XV 15)
Friede trinken 28
Fronleichnam (72 III 2)
Fruchtbarkeitssymbol 88.
274
Fryhjirster 94. 177
Fuchs 280
Galffen 57. 157 fe. 310
Gassengehen 84
GassengiMster 311
Gassenledige 84
Gebiinlen 35
Gebärstuhl 144
Gebet (72 III 1. 2). (76).
316
Geburt s. Kind
Gedächtnis 143
GiMlenkf eiern i75)
Gedenktafeln ,72 III 1)
Gegenzaub«»r 145.146.275.
313
Geld 272
Geldzauber 277
Gemeindechroniken {10\
(323)
Genovefa, hl. (77 XVI 17)
Gerät (s. a. Möbeln ) (73V'l 6;
Geschiechterverkt^lir (s. a.
Kiltgang)c72III1.2).87.
96. 163 ff. 170
Gespenster (s. a. Seelen,
Dämonen^ (76). 275. 276
278. 297 ff. 305.311.312,
Verbau nungsiU't 301
Gestirne 253
„gesunde" Krankheiten 145
Gfeller, Schulgang Christi
154 ff.
Giritzenmoos 89
Glas 275
Glocken (s. a. läuten) 309
Glück s. Orakel
Goldmachen 300
Grab 270
Grenzbereinigung 64. 307.
314
Greyerz, Wörterbuch (160)
Gruss 33. (79 XIX 5)
Haar 142. 146. 279
Haberfeldtreiben 170. 174
A. 135
Hackbrett 6
HJicksel 173
^a/f/€r. Nachträge 66, Gal-
gen 157 fg.
Hagel 280
Hahnenei 300
Hahnenkamm 149
Hämle 142
Hanfkultur (73 VUI 2)
Härdwybli 276
harnen 151. 152
Hase 280
Hasenzähne 144
hauchen s. blasen
Haus (s. a. Möbel, Gerät,
Baubräuche). 72 III 1.2.
3. 7) (73)
Haussegen 47
Hauszeichen i72 III 1)
Hecken (72 IH 5)
Heidenkreuze (72 III 1)
Heidleni 276
Heiligenkult (75, 21. 23).
(77)
Heilmittel s. Volksmedizin
Heischelieder "72 1112)
H(»ldensage 26 ff.
Heraldik 54. (74»
Herz 143
Herzblatt 274
Hexen (76). 275. 306 309.
313
Hexenprozess 56. (72 III 8).
(76)
Hieriger 13
Hinschmontag (72 III 3)
Hirs jagen I7l
historische Lieder 37 ff.
Ib^chzeit 5. (72 III 1. 2).
(76). 97^2.X). 98fg.2ü5.
255
Hoff'mnnn-h rayer, Wei n-
gartner Keisesegen 65,
Kuhreihen 65, Knaben-
schaften 81 ff., 161 ff.,
Vtjiksmedizin 141 ff.
Hotierwein 98 A. 49
Holzsplitter 152
Holzwanzen 144
Hornergericht 169
Hufeisen 268
Huhn 270
Hühneraugen 28<)
Huldigung (72 HI 8). 169
Hummel als Hostie 28
Hund, ges|>enstiger 304
Hundefett 151
Huuper 304
Jagd 269, wilde .1. 304
Jahresbericht 227
.lakobstag 3
Jakobus 47
Jeanjaquet, Formules sur
livres 224, Mandement
contre «barrer» 225
Jegeriehner, Val d'Anni-
viers ^31 9)
Jerichorose 302
Innerröderli 10
Inschriften (72 III 1. 2. 3).
^78)
Johannes d. T. 247
Josephstag 246
irre gehen 297. 304
Jubiläen (75)
Ju<las verbrennen 313
Jude, ewiger s. Ahasver
Jugendfest (72 III 2)
Jungfern, alte 89. 166
Jungfrau (Tierkreis) 279
JustizmonI 310
Kadett<»n (75)
Käfer 280
kaisem 30. 56
Kalenderglauben (77)
Kalenderregeln fs. a. Bau-
ern-, Wetterregeln (79).
280
Kälin, Rupert 310
Kaminfeger 268. 269
Kämpfe 95
Kapuziner 277
Karfreitag (72 III 2). 248.
270. 314
Karsamstag (72 III 2). 248
Kartenschlagen 279
Kartenspiel 55. (76 XIH 6)
Käsen (72 m 1}
Käsgemeinde (74 XII 3)
Kässtechet (76 XIII 4)
Katze 153. 274
Katzenfett 151
Katzenmusik fs. a. Lärm-
umzügei 87.97. 164.165.
170. 172 fg. 257.307
Kehrab 23
Keiler, Martwibli 1.58
Kessler, Santiagopilger 226
Kettenbeissen 222
Kiltgang ^s.a.Geschlechter-
verkehr) (76 XII 37). 83.
163
Kind im Volksglauben 267.
274. 308
S2ß
fiegistei'.
Kinderlied s. Kindermund
Kindermund (s. a. Reim)
57ff. (721112). (78). 300.
301. 302. 307. 314
Kinderpflege 144 fg.
Kindersegen 144. 270
Kindlistein 308
kirchliche Feste ^75). 246
kirchliche Volkskunde (70)
Kirchtür 274
Kirschen (76 XIV 2). 268.
272
Klee 302
Kleid 270. 271
Knabengemeinde 87
Knabenschaften (72 111 2).
81 ff. 161 ff. Nacht-
buben 83, Rechte,
Namen 84, in Grau-
bünden 85 ff. (Eintritt,
Funktion 85, Hochzeits-
gaben, Feuerwehr, mili-
tärische Aufzüge, Ver-
gnügungen , Kirchen-
gesang, polit. Rolle 86,
Brunnentauche, Katzen-
musik 87), Ämter86A.
10, schriftliche Statu-
ten, im Freiamt87fg.
(Gericht^ Mädchenver-
teilung, Strafen, Umzug,
Tanz), in Klingnau
fc8 fg. (Fastnacht, Ober-
narr, Umzug, Volks Justiz,
Trunk), in Kappers-
wil 89 fg. (Vorstand, Ur-
sprung, Umzug, Tanz,
Volksiufttiz) , in Zug
91 ff. (Ursprung, Mitglie-
der, Vorgi'setztc , Kiii-
kauf, Versammlungen,
Justiz), in Bern 94 fg.
(Ursprung, Ämter, Ju-
stiz, Politik), in Staus
\ii)f^. (Ursprung, Justiz),
Organisation 96 i'g.,
Kigentum u. Tribut
97 ff., Einkauf 99, Sit-
tengericht 161 ff., Un-
sittlichkeit 163, Treu-
losigkeit, Ehestreit 164,
wiedervereinigte Ehe-
leute 165, Witwenlioc-h-
zeiteii, Ehelosigkeit 166,
Rache 167, Gericht 167ff.,
Gerichts- und Landsgc-
meindeparodio 168, Nur-
renparlament v. Wein-
fclden . Narrengeniein-
de von Appenzell,
Persiflage, Ilornerge-
richt 169, H ir.s jagen. Mai -
briefe 171, Strafen:
Wasserguss 171, Katzen-
musik 172, Schanden-
bezeugungen 173; Aus-
s c h r e i t u o g e n 173.
175; Kult- und Fest-
b e te i 1 i gu n g 174,Brun-
nenumwandeln , Kult-
zeiten 175, militär.
Charakter 176, Ent-
stehung 176 ff.
Knochen, blutender 309
König: Narrenkönig 169
Kopf 142
Körpergrösse 307
Krähe (s. a. Rabe) 274
Krankheitsnaroen (siehe a.
Volksmedizin) (77 XV
20)
Kranzjungfern (72 III 1)
Krebs: Krankheit 147,
Tierkreis 279
Kreuzeserhöhung 246
Kreuzweg 279
Kronschlange 302
Kröte 147. 299. 300
Kubier, Berg und Tal (160)
Küchler, Märchen 64
Küedreckerli 10
Küeräierli 10
Kugelzauber 313
Kuhmist 150. 153
Kühreihen 8 65. (77 X VI 1)
Kult verbände 177
Kümmernis, hl. (77 XV 14)
künden 306
Kunst s. Ornament
Landsgemeinde (72 111 5).
(75, 24-28). 92
Landwirtschaft (73). 244
landwirtschaftl. Bräuche
(72 111 2)
landwirtsch. Volksglaube
279
Lärmumzüge (72 III 2). 88.
248
Lästerunof 278. 312
Läuse 153. 271. 272
läuten 2 A. 7
Legenden (72 111 1.2). (77
XVI 17)
Leichenbretter (72 111 5)
Leichenzug 274
Lichtmess (72 III 2). 280
Lichtstubete s. Stubete,
WintcrabtMide
Linde 1. 87. 92
Lockruf s. Ruf
LoHMiztag (72 III 2)
Lotterie 1*68
Mähler TJ III 8)
Mahlzeiten (72 III 1)
Mai (72 m 2). (76X1136).
246. 249
Maibaum 249
Maibriefe 171
Maikäferprozess (76 XIY 1)
Mairegea 217
Maisingen 249
Maitau 146
Männer, brennende 305
marcben 64
Märchen (66>
Marienkäfer 279
Markt (72 III 7^
Maulwurf 273
Maus: Volksmedizin 149,
Volksglauben 270. 271.
273. 274. 281
Meiche, Sagenbuch (67)
Meier, Wettersegen 47 fg.,
Kulturhistorisches (16Ö),
Freitagsgebet 316
Meistersinger 91 A. 29. 174
Menstruation 143. 149
Messer vgl. Sichel
Milchmessen (72 III 1)
Mistkäfer 301
Mitglieden-erzeicbnis 230
Möbel (s.a. Gerät) (72 UI 1.
2 5)
Molch 300
Mond 269. 279
Montag 272
Mantenach, L'Art et le
Peiiple (69)
Morand, hl. 220
Murmeltier 148
Musik (72 m 2). (78)
Musikinstrumente 5. (78)
Musterung (72 III 8). (75)
Nachbarrecht (76)
Nachtbuben (a. a. Buben-
stücke) (76X11 37 K 83
Nachtwächter (72 111 1. 2)
Nadel 269
Nägel (s. a. Fingernägel)
eiserne 268
Nahrung (s. a. Speisen)
(72 111 2. 5). (U)
Namen (72 III 1). (79),
Übernamen (72 III 2.
(78 XVIII 1). 257, Na-
mengebung 144. 274
Namenstag 63. (72 III 1)
Narrengemeinde 169
Narrenparlament 168 fg.
Neujahr (72 III 2). (77 XVI
12). 268. 274. 275. 279
neun 27
Neuvermählte 88. 247
niesen 143. 268
Register.
327
Nikiaustag u. St. Nikiaus 1. j
(72 III 1. 2) I
Niklau8v.Flae(78XVI32)
nüchtern Ud
Ochsner , Volkstümliches
296 fr.
Odermatt, Deminution (34)
Ofen 54
Ohrringe 151
Opfer 8. Seelenopfer, Tier-
opfer
Orakel (s. a. Vorzeichen
(76).267ff.,Ehe(7211Ii;.
267 fg. 270. 272, Feuers-
brunst 269, Glück und
Unglück 268ff., Hungers-
not 26.9, Streit 300, Tod
269.270.272ff.3(K),Wet.
ter 280. 301. 303
Originalgestalten (72 III 2),
Riesen 307
Ornament 53
Ortsnamen s. Namen
Ortsneckereien (s. a. Na-
men) 49 ff. (72mi.2j.
(78). 302
Osterfeuer 313
Ostern (72 III 2). 246 (2x).
248
Osterwasser 248
Palmsonntag (72 III 2. 5)
panduren 55
Paniers 116 ff. 196 ff. 282 ff.
Pellandini, Bedano 241 ff.
Personennamen s. Namen
Pest 2. 311
Peter u. Paul 246
Petri Stuhl feier 246
Pfaffenkellerin 303
Pfeife 12. (72 lU 5)
Pferd (s. a. Schimmel) 152.
273, 277
Pferdeharn 151
Pfingsten (72 III 2)
Pflanzenaberglaube 270.
273
Pluderhosen 63
Prozession (72 III 1. 2. 5).
(75,22). 246. 247
purgieren 146
ijuacksalber 146
Quellen s. Brunnen
Rabe (s. a. Krähe) 273
Räberfspiel (74 XII 5)
Rätsel (78)
rauchen (72 III 1). 145
Raufsitten (72 III 2)
Rechtsaltertümer ^721112).
r76)
Rechtssagen 307
Rede des Volkes (s. a. Ruf,
Gru88)31.60.(72UI3.5).
(78). 280
Reformation 276
Regenbogen 271
Reim (s. a. Kindermund)
57. (72 III 2. 3). (78). 224
Reinhard , Aberglauben
267 ff
Reisesegen 65
Reliquien (77 XV 8. 10)
Riese s. Körpergrösse
Rochilmore 276
Rolandssage 26
R4)ll 278
Rosengarten 27
Rosenkranzfest 247
Rossat, Paniers 116 ff.
196 ff. 282 ff.
Rosshimmel 301
Rothübi 277
rückwärts 168. 268. 270
Ruf(s.a.Schlittruf)(72III
5). (79)
Ryffel , Landsgemeinden
(159)
Sackgumpet (76 XIII 4)
Sagen 28. (72 III 1. 2. 3. 5).
(77). 253. 275. 276. 277.
278. 296 ff 302 ff 315
Sakrileg s. Lästerung
Santiagopilger 61. (77 XV
9). 226
Säumung (72 III 5)
Saupanner 91
Schaf 270
Schafscheid (72 III 7)
Schanden bezeugungen
164. 166. 173
Schätze, vergrabene 311
Schauspiel 24 ff. (78)
Scheere 269
Scheingefechte 95
Seheuber, Konr. (75,21)
Schicktanz 18. 21
schielen 151
Schiesswesen (72 III 5. 8)
(75)
Schimmel 268. 303
Schimmelreiter 304. 314
Schlangenfett 152
Schlangensage 302
Schlittruf (72 III 2)
Schlottermilch 30 fg.
Schlucksen lAö. 147
Schlüsselloch 274
Schnecke 145. 147. 148.
151. 153
Schnitzelbank 171 A. 116
Schönheitsmittel 146
schröpfen 146
Schuh 267. 276
Schutzongelsfest 3
-Schwaben« (78 XVIII 1)
Schwangerschaft: Verhüt-
ung 144, im Aberglauben
272
Schwanke 66. (72 III 1. 2)
Schwein 268. 276
schwemmen 93
Schwindrazheim, Bauern -
kunst (320)
Schwörtag s. Huldigung
Sibillot, Folk-Lore de
France (319)
Sechseläuten (75,34)
Seelen, ruhelose (s. a. Ge-
spenster, Dämonen i 275.
276. 296. 311. 312
Seelenopfer 276
Segen (s. a. Feuerbann,
Keisesegeo, Verwünsch-
ung, Wettersegen) (77).
147. 150
Sennhütte (72 III 5)
Sichel 145
Sidelereiten (74 XII 5)
Siedlung (73)
Silvanus, hl. (77 XV 10)
Silvester (72 HI 2). (75,31).
246
Singer, Schweizer Märchen
(66)
Sobriquet« 49 ff.
Soci(He des Traditions va-
laisannes (323)
spannen 97. 99. 225. 257
Speichel (s. a. spucken)
151 (2X)
Speisen (s. a. Nahrung) 30.
(72 III 2). 245
Spiegel 273
Spiele 30.55. (72 Uli. 2).
(76)
Spinne 268. 271. 301
Spinnet ^6 XIH 4)
Spinnweben 152. 269
Spissenholz 152
Sprache (72 HI 1.3). (79)
Sprichwort (s. a. Rede)
(72 HI 1.2.3). (78). 147.
280. 314
Stadt, verschwundene 278
Stall (72 HI 1. 2)
Stechpalme 152
Stecknadel 268
Steinbock (Tierkreis) 279
Steine s. Edelsteine, Kindli-
stein
Steinstossen (76 XUI 5)
Stephani, Wobnbau (158)
Stier (Tierkreis) 280
Stille io e. Gesellschaft 270
328
Register.
Strädel 30!)
Strahler ^75,7)
Streit 272
Strohkönig 93
Strohpuppe 173
Stubeten 1.2.(721112.252
SfUckelhergy Urseren 53 ff.,
Santiagopilger 61 fg., hl.
Morand 220 fg.
Stummheit 3i0
Sylvester s. Silvester
Sympathie 146. 153. 279
Talfahrt (72 HI 2)
Tanz 1 ff. (72 III 2. 5). (78).
100 flF.178ff., drei Tänze2
Tanzliedchen (s. a. Tanz)
68. 185 ff.
Taschentuch 271
Tau 247
Taube 147. 268
Taufe (72 111 2). (76 XII 39.
144. 254. 267. 314
Tesslen (72 III l)
Teufel: Austreiben 308,
Namen 56, S^ge 253
Tiere (s. a. die einzelnen
gespenst. 276
Tierkreis s. d. Einzelne
Tiernamen (79) 300
Tieropfer 277
Tierprozess i76)
roW^r(A.),Tanzlf!*.100flf.
178 ff.
Tohler{G.), Historische Ge-
dichte 37 If.
Tod (8. a. Orakel) (72 HI
1. 5)
Totenbrett s. Leichenbrett
Toter: Blumen vom Grab
146, Knochen 153, Zahn
150, sonst. Abergl. 273
Tracht (74j Appenz(?ll (72
III 5i, (lUggisberg (73 HI
7), Oberhasli i6i)), St.
Gallen (72 HI2\ Simmon-
tal (72 HI 3), Tossin 63.
245, Wallis (72 HI 1),
schiniptliche Tr. (76)
Transpurt (74)
Träume 143. 271 fg.
Tretfzauber s. Kugelzauber
Trottenmüeterli 305
Trüllsonntag (75,12^
Tschinggen (78 XVIH 1)
Turnf(»ste (75)
Übernamen s. Namen, Orts-
neckereien
übertr.'gen v. Krankheiten
147. 299
rhr 274
Umwandeln (s. a. Brunnen-
umgehen) 149
umwenden, sich 147
Umzüge 88 (2 X). 90. 93.
94 i'^.
Ungeziefer 145
Unglück 8. Or.ikel
Uriieschichte 73
Urispiegel 95
Venediger 304
Verfassung (72 III 1). (75)
Vergraben v. Krankh. 147
Verptlöckeu v. Krankh. 147
Verwünschung 33. 65
Vision 306
Vit.lis, hl. 75,23)
Vogelstimmen 280
Volksbelustigungen ^75).
(76)
Volksdichtung (S.a. Kinder-
mund, Keim, Spruch,
Volkslied) (77)
Volksglauben is. a. Volks-
medizin),72 HI 1.2.3.8).
(76). 267. 314
Volksjustiz (72 III 2. 3).
(76).811f.87.89.90.92lf.
94 96
Volkslied (s. a. Kinder-
mund, Kuhreihen, Keim,
Spruch) (72 HI 2. 5. 8 .
(7;',31) (76 XH 38). (77).
(78XVH 1). 158. 185tf.,
249
Volksmedizin (72 111 1).
i77;. 141 ff. 221. 269 fg.
274. 275. 279 f^r^ 299.
313. 314
Volto Santo (77 XV 14)
Vorzeichen (s. a. Orakel
künden) (76). 268
Votivalien 300
Wachholder 271
wachsen 143. 271
Wage (Tierkreis) 279. 280
Wallfahrt (s. a. Santiago)
61. (72 HI 1). 223. 226
Walzer 10. 12
Wai)pensagen 315
Warzen 146. 147. 150. 272
Wasser: im Abergl. 272
Wasserguss s. W'tauche
Wassertauche 83. 87. 93.
171 ig.
Weiberschlegel 164
Wei<len, gedrehte 271
Weihnacht (72 III 2). (77
XVI 12). 152. 246. 247.
279. 302. 315
WeingartnerReisesegeo 65
Wetterb «nn 309
Wetterläuten 3o9
Wetterregel (s. a. Bauern-,
Kalenderregel (72 lU 1.
2 . (79). 2>0
Wettersegen 47
Widder ( Tierkreis- 144. 279
Wiedertäufer 28
wilde Jagd s. Jagd
Wildleute 168
Wimpern 142
Winde (Prtmze) 269
Winterabenile (s.a Stubete)
(72 111 ö) (75,3o). -^52
Winzerfest (75,6)
Wirtshausnamen (72 III 8)
Witwerheiraten 99. 166
Witz (72 HI 2)
Wochenbett 144. 267
Wünschelrute (76 XV 3)
würgen 63
Wt/mann, Würgen 63,
Feuerbüchsen 63
Zahlen s. die einzelnen
Zahlen Ferien (160)
Zähne 142
zahnen 144
Zauberei (s. a. Gegenzau-
ber, Geldzauber, Ilexen)
(72 Hl 8). 275. 277
Zauberflug 2 7. 306
Ziegenbock 299
Zindely Keime u. Redens-
arten 57 If.
Zunftbräuche (74)
Züricher, Aberglauben
267 ff.
zurückschauen s. umwen-
den
zusammenschellen 307
Züsler 305
zutrinken (79 XIX 3)
Zwerge (77 XVI 17). 276.
27b
Band Vlll Heft 4, ausgegeben 29. Dezember 1904.
329
Verbesserungen.
Seite 55 Z. 18 v. u. ftlge vor ,53** ein: »V**.
, 68 Z. 8 V. 0. : lies ^Schriften**.
;, 69 Z. 1 V. o.: lies „De Cock".
, 81 Z. 3 V. o.: lies »Schubtz".
f, 81 Z. 4 V. o. füge bei: „G. Phillips, Über den Ursprung der Katzen-
musiken ; K. Weikhold, Zum Hochzeitcharivari, in : Zeitschr. d.
Ver. f. Volksk. X, 206.
„ 142 Z. 8 V. o.: statt ^strubi Hut« lies: »strubi Lüt«.
„ 143 Z. 14 V. o.: statt „Poogi" lies: «Pooggi«.
, 148 Z. 17 V. u. fftge hinter „Rüppsucht'* bei: „besonders wenn ver-
bunden mit Knochentuberkulose; auch allein fllr Letzteres".
„ 148 Z. 1 V. u. : statt „Saxeln" lies: „Saanen**.
„ 150 Z. 7 V. u.: statt „nicht** lies: „recht**.
„ 162 Z. 1 V. u.: lies Axnalas".
„ 175 Z. 1 V. u.: lies „Ausg. v. 1820: S. 48; Ausg. v. 1857: S. 233«
„ 185 setze statt
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