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Full text of "Schweizerisches Archiv für Volkskunde. Vierteljahrsschrift .."

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I 
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r.    7-  f 


Sohweizerisdj|e  Gesellschaft    ftlr    Volkskunde. 
Sociöfö  Sufsse  des  Traditioiis  Populaires. 


Sehweizerisehes 

Archiv  für  Volkskun  de. 


Vierteljahrsschri  ft 

unter    Mitwirkung    des    Vorstandes    herausgegeben 


Ed.  Hoffmann-Krayer^ 

Redaktor  für  den  deutschen  T«m1. 

HIrxbodcnwer  91,  BawL 


Jules  Jeanjaqueff 

K«Mlaktnr  tVir  den  romHoischeD  Teil. 


Siebenter  Jahrgang. 

Mit  7  Illustrationen  im  Text,  3  inonneliroiucn  nnd  1   polychromen  Tafel. 


ZÜRICH 
Druck  voD  .luchli  &  Beck 

«ona.  Rmil  Cotti 

1903. 


INHALT. 

Seite 

E.  Hoffmann-Krayer,     Schatzgräberei    in    der    Umgebung 

Basels  (1726  und  1727) 1 

Vittore  Pellandini,  Spigolatnre  di  Folklore  ticinesi  .  2S 
A.   Schaer,     Balthasar    Han*s    und    Hans    Heinrich   Grob's 

^  Schützenausreden" 29 

J.  Focke,  Die  hölzernen  Milchrechnnngen  des  Tavetschthals 

(Oraubünden)                  36 

Arthur  Rossat,  Chants  patois  jurassiens  81.  241 
£.  Hoffmann-Krayer,    Nenjahrsfeier    im   alten    Basel   und 

Verwandtes 102.  187 

6.  Züricher  und  M.  Reinhard,  Allerhand  Aberglauben  aus 

dem  Kanton  Bern 131 

F.  \V.  Sprecher,  Yolkskundliches  aus  dem  Taminathal  143.  210 
A.  Daucourt,  Traditions  populaires  jurassiennes  .  169 
E.  Finkenhofe r,  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch  .  269 
J.  L.  Arnold,  Das  ^Giritzenmoos*"  in  Dagmersellen  (Kt.  Lu- 

zern) 29& 

Miszellen. 

Anton  Küchler,  Ein  maccaronisches  Sennengedicht  yonrUütfer- 

walden 42 

Anton  Küchler,  Recepte  von  Dr.  Jakob  Jenner  aus  Kerns  46 

5.  Gfeller,  Zaubermittel 50 

6.  Züricher,  Hansinschriften  aus  dem  Berner  Oberland  53 
Peter  Fnrrer,   Wie  man  in  Ursern  gegen  die  Kleidermode 

kämpfte 56 

E.  Hoffmann-Krayer,  Bonaparte  und  der  Schwyzerjoggeli  58 

Anna  Ithen,  Neujahrswünsche  im  Muotatal          ...  59 

Anna  Ithen,  Einige  Rätsel  aus  dem  Kanton  Zug  60 

A.  Parner,  Aberglauben 61 

S.  Singer,  Zur  Volkskunde  vergangener  Zeiten  (Nachtrag)  .  61 

G.  Züricher,   Amulet 62 

G.  Jenny,  Vom  Tierkreis  und  den  Gestirnen        ...  62 

E.  Hoffmann-Krayer,  , Volkssage  im  Entlebuch"  63 


IV 


Inhalt 


Nikiaus  Emmenegger  yoq  Wichy   (richtiger  Agy)   und  Anna 

Maria  geb.  Wicht,  seine  Frau        .         .         .         . 

J.  Jeanjaquet,  Prince  frangais  amateur  de  cor  des  Alpes  au 

XVI*  siecle 

J.  Bolte,  Zum  Glucksrad 

K.  Dürr  er,  Volksmedizin 

E.  Hoffmann-Krayer,  Die  arme  Gred  (Nachtrag) 
A.  Scbaer,  Ueber  Spielmannsschilde     .... 
Die  Einderlosen  im  Genfer  Fastnachtsbrauch 
E.  A.  Stückelberg,  Die  Kirchen patrocinien  Basellands 
A.  Itben,  Das  böse  Weib.    Aargauisches  Lied 

D.  Imesch,   Ein    eigentümlicher   Gebrauch    bei  den  Richter 

wählen  in  Brig      ...... 

Chanson  ......... 

Eugene  Ritter,    Emploi   de   sortileges   contre   Tavancement 

des  glaciers 

O.  Bundi,  Das  Totenvolk  im  Engadin  .... 
O.  Jenny  u.  A.  v.  B.,  Von  fünf  Leiden  Mariae  . 
Vittore  Pellandini,  Storielle  ticinesi 

A.  Ithen,  Passionsgebet 

A.  Itben,  Bauernregeln  aus  dem  Kanton  Zug 

E.  A.  Stückelberg,   Translationskostüme 
Fr.  Kestenholz,  Mittfastenlied  aus  Oberwil  (Kt.  Baselland) 
J.  Wirit-,;-ßi*die  Brückenkette  beissen  .... 

BOcheranzeigen. 

Das  Bauernhaus  in  der  Schweiz  III — V.  (E.  Hoffmann-Krayer) 

Reuschel,  K.,  Volkskundliche  Streifzüge.  (E.  Hoffmann- 
Krayer)        

Kleeberger,  C,  Volkskundliches  aus  Fischbach  i.  d.  Pfalz. 
(E.  H.-K.) 

Züricher,  G.,  Kinderlied  undKinderspiel  im  Kant  Bern.  (E.  H.-K.) 

Brunner,  Dr.  K.,  Die  Verwundeten  in  den  Kriegen  der  alten 
Eidgenossenschaft.   (E.  Hoffmann-Krayer) 

Kaindl,  R.  P ,  Die  Volkskunde.    (E.  H.-K.).  .         .         . 

John,  A.,  Oberlohma.    (E.  H.-K.) 

Riehl,  W.  H.,  Kulturstudien  aus  drei  Jahrhunderten.  (E.  H.-K.) 

de  Cock  en  Teirlinck,  Kinderspel  en  Kinderlust  in  Zuid-Neder- 
land.    (E.  H.-K.) 

Socin,  A.,  Mittelhochdeutsches  Namenbuch.  Nach  oberrheini- 
schen Quellen  des  XII.  und  XIII.  Jahrhunderts. 
(E.  Hoffmann-Krayer) 


64 

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66 

66 

159 

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165 
165 
298 
300 
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303 
304 
305 
305 

68 
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70 
70 

165 

1«7 
168 

168 


224 


Inhalt.  V 

RiDgholz,  0.,    Geschichte   des   fürstlichen    Benediktinerstiftes 

U.  L.  F.  von  Einsiedeln.    (E.  A.  8.)        .         .         .  225 

Sartori,  P.,  Die  Speisung  der  Toten.  (E.  Hoffmann-Krayer)  306 

Zürcher,  J.  B.,  St.  Wendelinsbuch.    (E.  A.  S.)         .         .         .  307 
Ebermann,  0.,   Blut-    und  Wundsegen   in  ihrer  Entwicklung 

dargestellt.    (E.  H.-K.) 307 

Newell,  W.  W.,  The  Legend  of  the  Holy  Grail  and  the  Perce- 

va)  of  Chrestien  of  Troyes.    (E.  H.-K.)                  .  308 
Drechsler,  P.,   Sitte,   Brauch   und  Volksglaube   in    Schlesien. 

(E.  H.-K.) 308 

Reinisch,  L.,  Die  Somali-Sprache  (E.  H.-K.)  .309 
Stehler,  F.  G.,  Alp-  und  Weidewirtschaft.  (E.  H.-K.)  .  .  309 
Stehler,  F.  G.,  Das  Goms  und  die  Gomser.  (E.  H.-K.)  .  310 
Fient,  G.,  Das  St.  Antöoiertal  (E.  H.-K.)  .  .  .310 
Stückelberg,  E.  A.,  Die  Schweizerischen  Heiligen  des  Mittel- 
alters.   (E.  H.-K.) 311 

Das  Bauernhaus  im  Deutsehen  Reiche.  YHI    (E.  H.-K.)        .  311 
Riehl,  W.  H.,  Wanderbuch.    (E.  Hoffmann-Krayer)           .  312 
Gempeler-Sehletti,  D.,  Heimatkunde  des  Simmentais.  (E.  Hoff- 
mann-Krayer;       312 

Kleine  Chronik. 

Volkslied  im  Kanton  Bern 67 

Elsässisches  Museum -  \ '•'        .67 

Die  „Pierre  ä  Niton"   in  Genf  und  Nuton-Neptunus  67 

Die  Gemeindechroniken  des  Kaotons  Zürich  ....  313 

Volkskunde  der  UmgebuDg  Frankfurts 313 

Volkskunde-Museen 313 

^Volks-Überlieferungeu"  und  Bauernmuseum  in  Mecklenburg  313 


Bibliographie  für  1902.    (E.  Hoffmann-Krayer).                   .  71 

Jahresbericht  1902   (E.  A.  Stückelberg)                                 .  226 

Jahresrechnung  1902    (E.  Richard) 227 

Bericht  über  die  achte  Generalversammlung  (E.  A.  S  t  ü  c k  e  1  b  e  r g)  228 

Mitglieder- Verzeichnis 229 

Nekrolog  auf  Maler  Ernst  Stückelberg  (E.  H.-K.).  .314 

Register 315 

Verzeichnis  der  Mitarbeiter 320 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels 
0726  und  1727). 

Mitgeteilt  von  E.  Hoffmann-Krayer  in  Basel. 

Die  im  Folgenden  auszugsweise  abgedruckten  Akten  liegen 
auf  dem  Basler  Staats-Arcbiv  unter  Criminalia  4,  Fasz.  23.  Sie 
scheiden  sich  in  Bezug  auf  die  Beteiligten  in  zwei  Haupt-Gruppen : 
1)  die  Schatzgräberei  in  Jakob  Abbts  Erautgarten  zu  Aristorf 
(1726),  2)  die  auf  der  Spittelmatte  bei  Basel,  in  Angst  und 
anderwärts  (1727). 

Die  Yerhandlungen  yerdienen  nicht  nur  wegen  der  Schatz- 
gräberei, sondern  auch  wegen  des  übrigen  darin  Yorkommenden 
Aberglaubens  eine  YeröfFentlichung. 

L  Schatzgräberei  in  Aristorf. 

1. 
Erster  Brief  des  Yerwesers  Seb.  Spörlin  an  Bürger- 
meister und  Rat  von  Basel. 
Dat.  Yarnspurg,  den  27.  Juni  1726,  verlesen  am  29.  Juni. 
Sp.  berichtet,  man  habe  letzten  Samstag  und  Sonntag  nachts 
Licht  bei  Jakob  Abbt  gesehen,  wesshalb  der  üntervogt  [Salathe] 
am  Montag  nach  Abbt  geschickt  und  ihn  hierüber  ausgefragt 
habe.  Dieser  erzählt,  ein  gewisser  Berner  Mann  [H.  U.  Bächler], 
der  Metzger  Ueinr.  Martin  von  Äugst,  der  Schuhmacher  Wilh. 
Oysin  von  Liestal,  ein  Posamenter  [Fiechter]  „auffem  gstadig 
allda"*  und  Hans  Joggi  Eeigel  von  Füllinsdorf  seien  zu  ihm 
gekommen,  „mit  vermelden,  dass  an  zweyen  Orthen  in  seim 
Krautgarten,  und  zwar  an  einem  Orth  nur  4  schueh  tieff  2000  fl., 
an  dem  anderen  Orth  aber  8  schueh  tieff  eine  grosse  Quantitet, 
so  sich  zu  gewissen  Zeiten  sehen  lasse,  verborgen  lige,  und  sie 
nun  desswegen  zu  Ihme  kommen ,  umb  diesen  verborgenen 
Schatz  ausszugraben,  versprechend,  Ihme  auch  einen  Theil  davon 
zukommen  zu  lassen.  Wie  nun  Er,  Abbt,  diesen  Männeren  zu 
graben  erlaubt,  hätten  sie  am  Sambstag  nach  Mitternacht  umb 
2  Uhren  und  am  Sonntag  Nachts  umb  12  Uhren  dieses  Geschafft 


2  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

verrichtet,  ob  sie  aber  etwas  ergraben,  das  könne  Er,  Untervogt^ 
nicht  sagen,  maassen  Abbt  mit  der  Sprach  nicht  recht  herauss 
wollen"  etc. 


Zweiter  Brief  Desselben  an  Dieselben. 
Dat.  10.  Juli  1728,  verlesen  17.  Juli. 

Sp.  berichtet,  er  habe  verschiedene  Personen  über  die 
Sache  einvernommen. 

Wir  heben  einige  interessantere  Aussagen  hervor. 

Heini  Häring,  der  „einte"  Geschworene,  erzählt,  die 
Schatzgräber  seien  auf  einen  viereckigen  Stein  gestossen,  „so 
in  der  Mitten  ein  Loch  gehabt,  worauff  ein  Berner-Mann... 
befohlen,  mann  sollte  dieses  Loch  öffnen,  und  gleich  darauff 
fieyen  nicht  allein  Ihre  zwey  zu  diesem  Schatzgraben  gebrauchte 
Liechter  wie  kleine  Liechtlin  von  Schwefel  worden,  sondern  es 
seye  auch  ein  starckher  Geruch  herauss  gestiegen^.  Darauf 
phabe  der  Bern  er  befohlen,  mann  sollte  d^n  Stein  gar  hinweg 
thun,  da  seye  gleich  alles  in  c.  v.  Rossmist  verwandlet  worden". 

Claus  Strub,  der  andere  Geschworene,  sagt  u.  A.  aus,  sie 
hätten,  „ehe  Sie  zum  Werckh  geschritten,  fünff  Capitel  aus  den 
Bücheren  Mosis  und  den  91.'  Psalmen  aus   den    alten  gelesen". 

Joh.  Claus  Bowald  sagt  u.  A.  aus,  sein  Sohn  habe  nachts 
^in  Joggi  Abbten  Erautgarten  Liechter  wahrgenommen,  sich 
•derohalben  dahien  verflieget,  umb  zu  sehen,  was  alldorten  vor- 
gehe. Wie  er  sich  nun  allda  ein  wenig  verweilet,  seye  er  eines 
«chwartzen  Hunds  gewahr  worden,  der  Ihne  je  länger  je  grösser, 
ja  endtlich  gar  wie  ein  c.  v.  Pferdt  dunckhte  und  Ihme  einen 
solchen  Schreckhen  eingejaget,  dass  er  sich  ohnverzuglich  davon 
und  nacher  Haus  begeben". 

Der  Schneider  Jakob  Abbt,  Besitzer  des  betr.  Krautgartens, 
erzählt  den  ganzen  Hergang  wie  folgt:  ,;Es  sey  ongefehr  40 
Jahr,  dass  seine  Frauw  in  Ihrem  Erautgarten  etwas  gesehen 
und  vermeint,  es  seye  ein  Häufflein  Geld,  seye  derowegen  freuw- 
dig  in  das  Haus  geloffen  und  habe  Ihrer  Mutter  angekündet, 
es  gläntze  alles  im  Krautgarten  von  Gold.  Wie  sie  nun  mit- 
^inanderen  in  Erautgarten  kommen,  seie  nichts  mehr  da  ge- 
wesen. Vor  ohngefehr  12  Jahren  habe  seine  Frauw  bei  Niclaus 
Brüederlin  zu  Liechstal  gedient  und  damahlen  in  einer  Reben, 
:allwo  sie  gehackhet,   eine  Dnplonen  hervor  gescharret,  welche 


Schatzgi^berei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  3 

sie  Ihrem  Heister  gezeiget,  und,  da  derselbe  Ihre  bedeutet,  sie 
sollte  solche  nur  für  sich  behalten,  habe  sie  sich  aoff  die  Gassen 
begeben  und  in  Beyseyn  etlicher  Liechstaleren  gesagt,  wann  sie 
nur  dassjenige  Gelt,  so  sie  in  Ihrem  Erautgarten  zu  Arristorf 
gesehen,  auch  also  finden  könnte.  Diese  Liechstaler  fragten  sie, 
ob  sie  dann  Gelt  gesehen,  denen  sie  mit  Ja  antwortete.  Letst- 
verstrichenen  Winter  [1725/26]  seye  des  Ziegl^  Hanns  Joggelins 
Sohn,  Rudi  genannt  [Rud.  Mangold],  yon  Liechstal  nacher 
Arristorif  zu  Ihme  kommen  und  habe  sein  Frau  gefragt,  wie 
lang  es  seye,  dass  sie  das  Gelt  in  Ihrem  Erautgarten  gesehen, 
deme  sie  geantwortet,  es  seye  ohngefehr  40  Jahr  und  habe  sie 
seither  nichts  mehr  gesehen.  Da  sagte  er,  er  wüste  einen  Mann, 
der  solches  finden  könnte,  wann  sie  suchen  lassen  wollte.  Die 
Frauw  erwiederte,  sie  wäre  dessen  wol  zufrieden,  massen  sie 
sehr  mangelbahr  an  Gelt  seye,  auf  welche' Erklärung  hin  er 
wieder  fortgegangen.  Zween  Tag  hernach  seye  er  wieder 
kommen  und  habe  Heinrich  Fiechter,  den  Passamenter  zu 
Liechstal,  einen  Bern  er  und  einen  frömbden  Zimmermann 
[Christoph  Schaub  ?]  mitgebracht,  welche  in  sein,  Abbten,  Ab- 
wesenheit in  dem  Krautgarten  gegraben.  Wie  er  nun  heim- 
kommen, hätte  der  Bern  er  Ihme  bedeutet,  es  seye  für  dieses 
mahl  nichts  auszurichten,  dann  solches  zu  nahe  am  Weeg  lige, 
und  sich  darauif  wieder  davon  begeben.  Vergangenen  Sambstag, 
den  23.  Junii,  da  er,  Abbt,  auff  seinem  Ackher  gehackhet, 
seye  Wilhelm  Gysin,  der  Schumacher  von  Liechstal,  Morgens 
früeh  zu  Ihme  auff  den  Ackher  kommen,  sagend,  Er  hätte  etwas 
von  Heinrich  Fiechter,  dem  Passamenter  vernommen  und  wäre 
anjetzo  wieder  ein  Berner-Mann M  im  Land,  der  das  bewusste 
Gelt  in  seinem  Erautgarten  finden  könnte,  wanns  noch  vor- 
handen wäre,  worauff  er,  Abbt,  Ihme  zur  Antwort  gab,  es  seye 
freylich  noch  da,  und  wann  solches  Ihme  ohne  Schaden  gefunden 
werden  könnte,  so  mochte  ers  wol  leyden,  dann  er  das  Gelt 
wol  brauchte.  Gysin  fragte  Ihne  ferners,  ob  sie  dann  kommen 
dörffen,  sie  wollten  Ihme  den  Schaden  wol  3  oder  4  fach  wieder 
verbesseren  und  das  Gelt  mit  der  Hülff  Gottes  schon  herfür 
bringen;  \folle  derowegen  jetzung  den  Berner  suchen  und 
diesen  Abend  mit  Ihme  nacher  Arristorff  kommen,  wann  ers 
leyden  möge.     Er,   Abbt,   erwiederte   nochmahlen.   Er   möge   es 


>^  Dieser  zweite  -Bemer-Mann**  ist  nun  wol  Hans  Ulr.  Bach  1er. 


4  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727;. 

wol  leyden,  wanns  nur  ohne  seinen  Schaden  geschehen  könne. 
Wie  nun  er,  Abbt,  selbigen  Sambstag  mit  seinen  Lenthen  in 
der  Euchin  am  Nachtessen  begriffen  wäre  und  sich  mit  Claus 
Bowald  ersprachet,  käme  einer  an  die  einte  Haussthüren, 
klopffte  an  und  schrye  Holla  ho,  und  da  Abt  die  Thüren  auf- 
gethan,  seye  es  Heinrich  Martin,  der  Metzger  zu  Angst,  ge- 
wesen, welcher  Ilfbe  gefragt,  ob  er  seine  Schaaff  noch  habe,  er 
wollte  solche  kauffen,  darauff  Abbt  Ihme  zur  Antwort  gab: 
Nein,,  er  habe  keine  mehr,  auff  welche  Antwort  hin  er  wieder 
fortgegangen  und  habe  er,  Abbt,  damahlen  wahrgenommen,  dass 
zween  beyeinaoderen  waren.  Nicht  lang  hernach  seye  Hanns 
Joggi  Keigel  von  Fühlinstorff  zur  andern  Thüren  kommen  und 
habe  angeklopft,  auch  zugleich  die  Thüren  eröffnet  und  sich  in 
die  Euchin  begeben,  fragend,  ob  nicht  ein  Schneider  da  wohne, 
und  alss  Abbt  Ihme  bedeutet,  dass  ers  seye,  habe  er  Ihne  her- 
auss  berufen,  deme  er  auch  nachgefolgt  und  habe  Toraussen  den 
Berner  angetroffen,  welcher  Ihne  gleich  mit  diesen  Worten 
angeredt:  Höre  gueter  Freund!  Ich  habe  yernommen,  es  seye 
so  viel  Gelt  umb  dein  Hauss  herumb  yerborgen,  wann  man  sol- 
ches finden  könnte«  warestu  es  zufrieden?  Abbt  erwiederte: 
Freylich,  wanns  Ihme  keinen  Schaden  bringen  und  er  seinen 
Nutzen  auch  darvon  ziechen  würde.  Der  Berner  führe  fort  und 
sagte:  Habe  keinen  Zweifel,  es  wird  dir  keinen  Nachtheil  bringen 
und  dich  (!)  auch  nichts  schaden.  Nun  wollen  sie  hurtig  lugen, 
ob  etwas  ausszurichten ;  seye  etwas  da,  so  wollen  sie  es  mit  der 
Hülff  Oottes  schon  bekommen,  darauff  sie  sich  in  die  Euchin 
begeben.  Wie  sie  nun  etwas  wenig  Zeit  allda  verharret,  kamen 
Wilhelm  Gysin  der  Schumacher,  Heinrich  Fiechter  der  Passa- 
menter  von  Liechstal  und  Heinrich  Martin  der  Metzger  von 
Äugst  auch  in  die  Euchin  getretten,  und  gieugen  samtlich  in  die 
Stuben;  weilen  es  aber  finster  waar,  fragten  sie  Abbten,  ob  er 
keine  Liechter  habe.  Abbt  antwortete:  Nein  er  habe  keine  im 
Hauss.  Einer  under  Ihnen  sagte  darauff:  Hat  man  dann  dem 
Metzger  nicht  befohlen,  dass  er  Liechter  mitbringen  sollte?  Da 
zöge  Heinrich  Martin  der  Metzger  von  Äugst  2  halbe  Eertzen 
aus  seinem  Sackh  und  zündete  eine  davon  an.  Der  Berner 
thate  das  einte  Fenster  in  der  Stuben  auff  und  fragte  den  Abbt, 
ob  das  der  Erautgarten  seye?  Abbten  Schwieger,  welche  da- 
mahlen schon  im  Betth  gelegen,  erwiederte  Ihme:  Wir  haben 
sonsten   keinen.     Der   Berner   sprach   hierauff  zu   Hanns   Joggi 


Schatzgräberei  Di  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  5 

Keigel:  Eomme,  Hanns  Joggi,  wir  wollen  dann  go  lagen,  wo 
solches  Gelt  seyge!  seyen  auch  miteinanderen  in  den  Kraut- 
garten  gangen.  Die  anderen  Drey  aber  seyen  jndessen  in  der 
Stuben  geblieben,  üeber  ein  kleine  Weil  käme  der  Berner 
wieder  in  die  Stuben,  sagend:  Ja,  wann  der  Mann  das  Gelt 
hätte,  so  in  seinem  Erautgarten  vergraben  ligt,  er  wurde  ein 
schon  neuw  Hauss  bauwen  können  und  doch  noch  Gelts  genug 
haben.  Die  andern  fragten  Ihne  auff  diese  Reden  hin,  ob  es 
auch  der  Werth  seye  und  wie  tieff  solches  lige.  Er  erwiederte: 
Freylich  seye  es  der  Werth,  an  einem  Orth  ligen  nur  4  schueh 
tieff  über  2000  fl.  und  an  dem  andern  Orth  noch  viel  mehr  ver- 
graben; aber  das  letstere  könne  man  diessmahlen  nicht  herauss 
graben,  dann  es  lige  8  starckher  Werckschueh  tieff  im  Boden. 
Hierauff  berathschlagten  sie  sich  under  einander,  sie  wollten 
dann  anjetzo  nur  dassjenige  anssgraben,  so  fast  oben  auff  lige, 
desswegeu  einen  Anfang  machen  und  zuvor  betten.  Sie  satzten 
sich  samtlich  zum  Tisch  und  sprach  der  Berner:  Nun  wolan, 
Willhclm  Gysin,  fang  an!  Du  weisst  wol,  was  du  zuthun  hast. 
Da  habe  er,  Gysin,  allerhand  Spruch  auss  der  heyl.  Schrifft 
ausswendig  daher  gesagt,  solchemnach  den  91/  Psalm  aus  den 
alten  und  zuletst  das  Unser  Yatter  gebetten,  deme  die  andern 
nachgesprochen.  Nachdeme  sie  nun  solches  verrichtet,  habe  der 
Berner  den  Gysin  und  Eeigel  mit  sich  in  die  Euchin  genommen 
und  etwas  heimliches  mit  Ihnen  geredt.  Darnach  seyen  sie 
wieder  in  die  Stuben  kommen  und  hatten  gesagt:  Ihr  andere 
Zween  kommt  jetzund!  wir  wollen  in  Erautgarten  gehen  und 
graben.  Du  aber,  Abbt,  kanst  gehen,  wohin  du  wilt;  gib  aber 
Achtung,  dass  du  nicht  fürwitziger  weiss  kommest  und  schauest, 
wass  wir  machen!  Worauff  sie  in  Erautgarten  gangen  und 
beyde  Liechter  brennend  mitgenommen.  Wie  nun  er,  Abbt, 
etwas  Zeits  in  der  Euchin  gewesen,  hätte  es  Ihne  wunder  ge- 
nommen, wass  sie  machen,  seye  zu  dem  ende  in  den  Weeg 
gegen  dem  Erautgarten  hinüber  gangen,  und  habe  gesehen, 
dass,  alldieweilen  Zween  gegraben,  der  Berner  allda  haurend 
[d.  i.  kauernd]  in  einem  Buch  gelesen  und  die  übrigen  Zween  vor 
dem  Garten  Schiltwacht  gestanden.  Alss  sie  ohngefehr  IV2 
Stund  Iftng  gegraben,  seye  der  Berner  mit  den  Zweyen,  so  ge- 
graben, wieder  in  sein,  Abbten,  Euchin  kommen,  sagende,  sie 
können  diessmahlen  nichts  aussrichten,  hätten  einen  Stein  an- 
getroffen,   so    nicht   hinweg    zubringen    seye.     Darauff   sie    den 


6  Schatzgräberei  'm  der  UmgebuDg  Basels  (1726  uod  1727). 

anderen  Zweyen  auch  in  die  Euchin  zugehen  zugerufFen  und 
der  Berner  sagte,  Zween  Ton  Ihnen  sollten  das  Loch  wieder 
mit  grund  bedeckhen.  Da  nun  solches  geschehen,  hatten  sie 
sich,  ohne  weiters  ein  Wort  zureden,  wieder  davon  gemacht. 
An  dem  daranff  gefolgten  Sonntag  Nachts  umb  12  Uhren 
seyen  alle  fünff  wieder  in  sein,  Abbten,  Hauss  kommen  und 
hatten  Eertzen  mit  Ihnen  gebracht,  selbige  beym  feur  ange- 
zündet und  das  nöthige  Geschirr  genommen,  vorgebend,  sie 
wollten  jetzund  das  verborgene  Gelt  gleich  haben,  zu  solchem 
ende  sich  wieder  zum  vorigen  Loch  in  den  Erautgarten  ver- 
fueget  und  angefangen  zugraben.  Noch  Yerlauff  ohngefehr  einer 
halben  Stund  seye  der  Berner  wieder  in  die  Euchin  kommen 
und  habe  etwas  in  Form  c.  v.  Rossmists  mitgebracht,  selbiges 
ins  Feuer  geworffen,  mit  einem  Rüethlin  wieder  aus  dem  Feur 
gesucht  und  endlich  sich  verlauten  lassen,  er  könne  nichts  mehr 
finden,  es  schmäckhe  gar  starckh,  und  glaube  er,  es  müesse  au  ff 
eine  Zeit  etwas  allhier  verbrunnen  seyn  und  sich  mit  c.  v.  Ross- 
mist vermischet  haben.  Solchemnach  habe  er  den  übrigen  auch 
herein  geruffen  und  seyen  sie  darauff  samtlich  wieder  davon 
gangen,  ohne  Ihme,  Abbt,  etwas  für  dassjenige,  so  sie  Ihme  im 
Erautgarten  verderbt,  zu  bonificieren*'. 

3. 
Verhör  von  Fiechter,  Gysin,  Martin  und  Abbt  durch  die 
Siebener-Herren. 
Verlesen  20.  Juli  1726. 
a)  Heinr.  Fiechter  (35  J.)  von  Liestal  sagt  aus,  ^des 
Abbts  Frau  seye  zu  Ihm  kommen  und  Ihm  erzellet,  sie  habe 
im  garten  um  Ihr  Hauss  herum  schon  zum  dritten  mahl  beob- 
achtet und  gesehen  etwas,  so  weiss  und  gelblecht  gewesen  und 
wieder  in  boden  geschloffen  seye,  mit  vermelden,  wan  der  Ver- 
haffte  nur  Jemand  zu  finden  wüste,  der  mit  der  Sach  umgehn 
könnte,  wäre  es  Ihre  lieb,  wan  Sie  es  überbekommen  thäte**. 
Als  bald  darauf  ein  Berner  zu  ihm  gekommen  sei,  habe  er 
mit  ihm  von  der  Sache  gesprochen,  und  dieser  habe  sich  sofort 
erbötig  gezeigt,  das  Geld  zu  heben.  Sie  seyen  dann  mit  An- 
dern an  Ort  und  Stelle  gegangen,  hätten  aber  mitten  im  Dorf 
bei  Tag  nicht  graben  wollen.  Etwas  später  sei  er  von  Hans- 
joggi  Eeigel  mit  einem  andern  Berner,  Hans  Uhli  Bächler 
aufgesucht  worden,  und  diessmal  hätten  sie  wirklich  eio  3  schuh 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  7 

tiefes  Loch  gegraben;  aber  nichts  gefanden.  „Wann  sie  zu 
graben  angefangen  haben ?^  —  „Sie  haben  erst  um  2.  ührenen 
nach  Mitternacht  zn  graben  angefangen;  haben  von  den  11.  Uhren 
biss  nm  2.  Uhr  die  Zeit  mit  betten  und  lesen  zu  gebracht/  — 
, Worin  sie  gelesen?**  —  „In  dem  neuen  Testament  und  im 
Psalmen  buch.^  —  „Was  für  Capitul  sie  gelesen?"  —  „Im 
Testament  2.  Marci  am  9/  und  den  91/  psalmen  haben  sie  ge- 
lesen.** —  „Ob  sie  nur  ein  Capitul  gelesen?"  —  Der  Berner 
habe  „aonoch  das  1'^*  Capitul  des  Evangelii  Johannis  gelesen.' 
Gefunden  hätten  sie  nichts.  „Die  folgende  Nacht  seyen  sie 
wiederumb  um  1.  Uhren  dahin  kommen,  haben  in  der  Stuben 
das  Gebett  verrichtet Das  Gebett  habe  Wilhelm  Gisi  ver- 
richtet und  habe  ein  gebett  allein  ein  gantze  Yiertelstund  gewährt; 
er  hab  sein  lebtag  kein  so  schön  gebätt  gehört."  —  „Was  der 
Inhalt  Ihres  gebätts  gewesen?**  —  „Dass  Gott  der  Herr  sie  vor 
allem  übel  bewähren  und  Sie  etwas  finden  lassen  möchte,  weil 
sie  gar  arme  leuth  seyen.**  Gefunden  hätten  sie  auch  dies- 
mal nichts. 

b)  Wilhelm  Gisi,  Schuhmacher  (31  J.)  von  Liestal  sagt 
aus,  er  sei  von  Fiechter  und  dem  Berner  verführt  worden, 
mitzumachen.  In  der  Stube  Abbts  habe  der  Bern  er  nach 
jungen  Zweigen  verlangt,  welche  ihm  jener  gebracht.  Ueber 
die  Gebete  sagt  er  Aehnliches  aus,  wie  Fiechter.  Die  Ruten 
seien  zweifelsohne  „gesteckt**  worden,  ^wüsse  aber  nicht  wohin**. 
Die  übrigen  Aussagen  stimmen  zu  denjenigen  Fiechters.  Auch 
er  glaubte  kein  böses  Werk  zu  thun  und  bittet  Gott  und  die 
Regierung  um  Verzeihung. 

c)  Heinrich  Martin,  Metzger  (33  J.)  von  Äugst  sagt  aus, 
Joggi  K  ei  gel  habe  ihn  von  der  Sache  unterrichtet.  Sonst 
stimmen  die  Aussagen  zu  den  vorigen. 

d)  Hans  Jakob  Abbt  (60  J.)  von  Aristorf.  Aussage  ohne 
neue  Momente. 

4. 
Beschluss  des  Rats  vom  20.  Juli  1726. 

, Sollen  alle  hier  VerhaflFte  mit  der  urphedt  Erlassen^ 
für  Einen  Ehrw.  Bahn  [Kirchen vorstand]  gewisen,  Rudi  Man- 
goldt  der  Ziegler  von  Liechstal,  auch  Hanss  Joggi  Keigel  von 
Fülistorf  gfänglich  hargeführt,  auch  von  den  Herren  Sieben  be- 
sprochen und  auf  den  Bern  er  fleissig  vigiliert,  dieser  auf  Be- 


8  Schatzgräberei  in  der  Umgebang  Basels  (1726  und  1727). 

trotten  angehalten,  beygfangt,  nnd  auch  yon  den  Herren  Sieben 
besprochen  werden.^     (Ratsprotokoll.) 


Verhör  von  Hans  Jakob  Keigel  nnd  Rud.  Mangold 

durch  die  Siebener. 

Verlesen    24.    Juli    1726. 

a)  Hans  Jakob  Eeigel  (60  J.)  von  Füllinsdorf ,  sagt 
aus,  der  Berner  habe  ihn  überredet,  bei  dem  Schatzgraben  mit- 
zumachen, er  habe  ihm's  gleichsam  angethan;  gegraben  hätten 
Wilh.  Gysin  und  er  selbst  und  zwar  auf  eine  Tiefe  von  ca. 
3  Fuss.  Er  habe  auch  gesehea,  wie  der  Bern  er  Rütlein  um 
das  Loch  herum  gesteckt  habe. 

b)  Rudolf  Mangold,  gen.  Ziegler  Rudi  (28  J.)  von 
Liestal  sagt  aus,  dass  er  nur  das  erste  Mal  mitgegangen  sei, 
aber  sich  gar  nicht  mit  der  Sache  zu  schaffen  gemacht  habe. 

6. 
Beschluss  des  Rats  vom  24.  Juli  1726. 
„Hanss   Joggi  Keigel    und    Ruedi    Mangelt  sollen  mit 
der  Urphed  Erlassen  and  für  Ein  Ehrw.  Bahn  gewiesen  werden. '^ 
(Ratsprotokoll.) 

II.  Schatzgräberei  auf  der  Spittelmatte  und  in  Äugst. 

1. 
Brief  von  Leonhard  Bartenschlag,  Pfarrer  von  St.  Mar- 

grethen  an  Bürgermeister  und  Rat  von  Basel. 
Dat.'  14.  März  1727,  verlesen  den  15.  März  1727. 

Zu  Gehorsamster  Folge  des,  bey  mündlich  abgelegten 
Unterthänigsten  bericht,  ertheilten  Hoch  zu  Ehrenden  Befehles 
an  mich,  habe  Ew.  Gn.,  was  fehrners  die  im  Spittahlhaus»  am 
Ende  der  Spittahl  Matten  ohnlängst  gehaltene  Nächtliche 
Ärgerliche  Zusammenkunfften  betreffendt  in  erfahrung  bringen 
mögen,  hiemit  unterthänigst  hinterbringen  sollen.  Was  gestalten 
neml.  dasige  zu  unseren  Kirchen-Versammlungen  und  Com- 
munionen  bei  St.  Margarethen  sich  haltende  haussleuthe  alss  mit 
Nammen  Hanss  Jacob  Honeckker  der  Mattenknecht  samt 
Moritz  Hagger  dem  Zeugdruckher  und  Anna  Saxerin  seiner 
Ehefrauwen  von  Altstetten  aussm  Rheynthal,  welche  von  Äugst 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  9 

hieher  gezogen,  schon  einige  Zeithen  nach  Teuffelsbeschwöreren 
and  Schatzgräberen  getrachtet,  endlich  onter  anderen  aufF  einen 
mit  Nammen  Jacob  Schaffner,  einen  noch  nicht  alten,  ledigen 
Schnmacher  knecht  von  Sasel  aus  dem  kleineu  Gärber  Gässlin 
ohnweit  Herrn  Hintenlangs  des  Färbers  Wohnung,  gerathen, 
der  daselbst  bey  seiner  alten  Muter  von  gleichem  Schlag,  doch 
das  Obrigkeitliche  Allmosen  geniessende,  sich  aufFhalten  und 
auss  allerhandt  abergläubischen  bücheren^  so  man  allda  finden 
wurde,  solch  Besehwörungshandwerckh  ins  geheim  Treiben  sollen, 
aufF  des  obgemeldten  Spittahlhausers  diessmahliger  Haussleuthen, 
sonderlich  des  Zeugdruckhers,  Einladung  aber  sich  eines  Tischs 
und  Betts  mit  diesen  letzteren  bedient,  darauffhin  bey  etlich 
Wochen  seine  Beschwörungen  gewohnlich  Nachts  von  10.  biss 
2.  und  8.  Uhren  in  der  Nebenkammer  gemachten  Circul  oder 
Zauberkreyss ,  mit  anruffung  der  drey  höchsten  Nammen, 
auch  bey  allen  bluts  Tropfen  Christi  und  durch  solche  den 
Satan  zu  anweisung  eines  Schatzes  zu  zwingen,  in  solang  ver- 
richtet, biss  verwichenen  Mittwochen  Morgens  den  12*'."  dises 
Merzen 8  der  Scheuren  Meyer  in  das  Spittahlhauss  kommen, 
den  beschwörer  in  des  Zeug  Druckhers  bett  angetroffen  und, 
ohnwissend  was  vorgegangen,  dergleichen  leuth  fortzuschaffen 
befohlen,  da  dan  solcher  erst  mitten  in  der  Nacht  darauff  samt 
seinen  Zauberschrifften  sich  salviert  und  den  Tag  darauff  nach 
Basel  retiriert  habe. 

Diesen  bericht  hat  erst  gestern,  alss  Donnerstag  abends 
den  13*'?  Mertzen,  sehr  hoch  bestetiget  Christina  Zuberin  von 
Affholtern  anssm  Emmenthal,  eine  baass  des  Druckers,  der  sie 
samt  ihrem  Mann,  Thomass  Dietrich  aus  dem  St.  Gallischen, 
einem  bergknappen.  von  Baden wyler  her,  da  sie  gearbeitet, 
unterm  schein,  das  Zeugdruckken  sie  zu  lehren,  beruffen,  allein 
vorgeblich  zum  schätz  graben  in  und  äussert  dem  Spittahlhauss 
gebrauchen  wollen,  maassen  diese  Weibspersohn  heimlich  zu  mir 
kommen,  und  mit  einem  rechten  abschüwen  zu  beruhigung  ihres 
gewissens  den  gantzen  Yerlauff  crzehlt,  auch  wo  obgemeldte 
haussleuth  sollten  gefänglich  eingezogen  werden,  über  alles  auss- 
fuhrliche  Nachricht  zu  geben  sich  selbsten  anerbotten,  so  das 
die  verhaffteten  es  ohnmöglich  wurden  läuguen  können  und  habe 
auch,  wie  diese  Christina  berichtet,  am  letztverwichenen  Mitt- 
wochen da  heimlich  vor  dem  Spittahlhauss  vorbey  passieret, 
durch  die  mir  Notierte  gebrochene  Scheiben  den  Zauber  oder 
Beschwörungskreiss  vollkommen  wahrgenommen. 


10  Schatzgräberei  in  der  UmgebuDg  Basels  (1726  und  1727). 

2, 
Verhör  von  Anna  Fink,  Uonecker,  Anna  Saxer,  Dorothea 
Schad  und  Schaffner  durch  die  Siebener. 
Verlesen  19.  März  1727. 
a)  Anna  Fink  (42  J.)  von  Unterschlatt,  Ehefrau  von  J. 
J.  Honecker  von  Pratteln.  ,,In  letztverwichener  Hess  sey  Ein 
Krömer  und  Einer,  dem(!)  Si  Steinmann  genannt,  fürs  Hauss 
kommen  und  gesagt,  Es  sey  Gelt  in  diesem  Stahl  und  wäre 
leicht  zu  bekommen,  auch  ein  Kuglen  aussm  Sackh  genommen 
und  gesagt,  wann  Si  so  wüst  thüe,  sey  gewüss  Gelt  vorhanden, 
worauff  Ihr  Hausfraw,  welche  ein  Fronfastenkind  sey,  gesagt, 
Sie  verspühr,  das  Ein  Geist  da  umb  ein  Ander  [in  der  Nähe]  seye, 
und  kommen  offters  die  Armen  Leuth  dergleichen  verborgen  Gelt 
eher  über,  als  andere;  Also  das  Sie  einige  Tag  hernach,  nämlich 
der  Willem  [Gysin]  von  Liechstal,  der  Drucker  [Hacker],  Jacob 
[Schaffner]  der  Schuhknecht  und  Ihr  mann  [Uonecker]  in  der 
Nacht  anfangen  graben,  aber  nichts  bekommen.  Da  Sie  folgendt 
Tags  das  Loch  in  der  Scheuren  offen  gesehen,  habe  Sie  selbige 
abgemahnt  und  Ihnen  zu  gesprochen,  dass  Sie  Es  sollen  bliben 
lassen,  mit  vermelden,  es  gehöre  nicht  Dorzu,  hab  Es  darauif 
auch  dem  Scheuren  Meyer,  welcher  hinauss  kommen,  ange- 
zeigt und  Ihne  gebetten,  Sie  davon  abzuhalten,  der  Ihnen  dann 
auch  zugesprochen,  worauif  sie  das  Loch  wieder  zugeworifen. 
Darauif  Sey  der  Stein  mann  wieder  hinauss  kommen  und  im 
Garten  herumb  gangen,  auch  abermahleu  sein  Kuglen  herauss- 
genommen,  und  als  Sie  die  Truckeren  gefragt,  was  Er  mache, 
hab  Sie  geantwortet.  Er  suche  ein  Brunnen.  Es  sey  aber,  wie 
Sie  hernoch  vernommen,  wieder  wegen  dem  Schatz  gewesen, 
weil  Sie  Sie  seither  vernommen,  und  Er  gesagt,  Es  sey  ein 
küstlin  mit  Gelt  Einer  Ellen  lang  in  dem  Garten  verborgen, 
welches  nicht  tieif  liege,  worauff  vorbesagte  Männer  wiederumb 
auff  den  Abend  etwas  weniges  nachgraben,  aber  wiederumb 
nichts  fundeu.  Sie  hab  Sie  abermahlen  abgemahnet,  weil  Sie 
geförchtet,  es  möchte  Ihnen  etwas  desswegen  beschehen,  der 
Steinemann  Sey  seither    nicht  mehr  kommen    und    Sie    haben 

Alles  wieder  zugemacht" Im   Zimmer   habe    er 

^ein  Gross  Papeyr  heraussgezogen  und  auf  den  Boden  gespreitet, 
hernach  Gebetten  oder  gelesen,  hab  auch  ein  Liecht  breunendt 
gehabt**.  Diess  sei  3  oder  4  Nächte  hintereinander  je  um  9  Uhr 
geschehen  und  habe  2  bis  3  Stunden  gewährt. 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727  j.  11 

b)  Job.  Jak.  Honecker  (ca.  40  J.)  von  Pratteln  nennt 
ausser  ihm  folgende  Beteiligte:  Jakob  Schaffner,  den  Drucker 
Ton  Liestal^),    Schäublin  den  Seiler  auff  der  Brücke  an  der 

Steinen    und  Christof  fei  [Schaub]    den  Zimmermann 

,Der  Schaffner  habe  gebetten,  nnd  Sie  haben  die  Hüth  abge- 
habt und  darumb  gestanden,  auch,  was  schöne  Better  geweseo, 
haben  Sie  dann  und  wann  nachgebetten.  Sie  haben  auch  drey 
Wachsliechter  ausher  dem  Loch  in  drey  Eckhen  brennend 
gehabt. 

c)  Anna  Saxer  (26  J.)  von  Altstetten  im  Rheintal  (die 
Druckeriu),  Ehefrau  von  Moritz  Hacker.  „Es  sey  Einer,  der 
zum  druckhen  logiert  gewesen  und  aus  dem  Bernerbiet 
[Steinmann?]  sey,  mit  Einer  Ruthen  zu  Ihnen  kommen  und 
gesagt,  hab  Ein  Ruthen,  die  die  Schätz  zeige;  auch  als  Er  selige 
mitgebracht,  hab  Sie  zweymahl  geschlagen,  darauff  Er  Sie  ver* 
sichert.  Es  werd  da  Ein  schätz  verborgen  sein,  worauff  Sie  nach- 
graben aber  nichts  funden.  Der  Berner  hab  Sie  hernach.  Als 
Er  Ihnen  das  Gelt  [angeblich  für  Wachs  und  Kerzen]  abgelusst, 
davon  gemacht;  Er  hab  Ihnen  auch  ein  Kuglen  zeigt,  sey  aber 
alls  Betrug  gewesen*"  ....  Als  ihr  ein  Halstuch  abhanden 
gekommen,  habe  ihr  Schaffner  gesagt,  „wenn  man  gewüsse 
Kräuter,  so  Osterkraut  heissen,  nemme  und  selbiges  under  das 
Kopfküssen  lege,  werd  der,  So  Es  gestohlen.  Einem  im  Traum 
vorkommen  *"  ....  ^Sonsten  hab  Er  gesagt,  man  müss  die 
Oeister  mit  Gottes  Wort  zwingen,  sonst  bekomme  man  Nichts ; 
wann  mann  grabe,  müss  mann  hernach  still  sein.^ 

d)  Moritz  Hacker  (30  J.)  Zeugdrucker,  aus  der  Nähe 
von  Altstetten  im  Rheintal.  »Zwey  Meydtlin  haben  seiner  Frauw 
gesagt,  es  sey  ein  Gespenst  wie  ein  Pfaif  im  Uauss,  und  Gelt 
verborgen,  darauff  sei  Hans  Georg  Steinmann  auch  mit  einer 
Kuglen  und  Ruthen  kommen  und  gleiches  gesagt^  .  .  .  Beim 
Graben  sei  auch  ^Martin,  der  Frau  Gessler  Lehenmann^  ein- 
mal dabei  gewesen.  Auf  dem  Papier,  das  sie  gebraucht  hätten 
.,8ei  etwas  gelegen,  darauff  der  Namen  Jesus  mit  güldenen 
Buchstaben  gestanden^.  Weiterhin  wollte  er  von  der  Sache 
abgeraten  haben,  er  habe  aber  erfahren,  dass  das  Schatzgraben 
im  Baselbiet  sehr  überhand  nehme. 


*)  Irrtum?    Ist  Hacker,  der   Drucker,  von  Altstetten,  oder  Gysin, 
der  Schuhmacher  von  Liestal,  gemeint?    Doch  vgl.  auch  e). 


12  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

e)  Dorothea  Schad ,  ^Fürkäuff leren"  (64  J.)  [Mutter 
Schaffners],  sagt  namentlich  von  Ihrem  Sohne,  der  auf  der 
Spitalmatte  angeblich  die  Zeugdruckerei  hätte  lernen  sollen,  dass 
er  Schatzgräberei  getrieben  habe,  doch  will  sie  über  das  Nähere 
nichts  wissen.  Gefragt  ob  er  auch  vor  dem  Aeschemer  Thor 
in  einem  Häuschen  gegraben,  antwortet  sie:  „Nein  .  .  .,  sondern 
die  Liechstaler  haben  gesagt.  Es  sey  der  Schäublin  .  .  .  und 
des  Herren  Hoffners  Sohn  gewesen,  Sie  hab  auch  .  .  .  gehört, 
dass  der  Wannenwetsch  in  seinem  Keller  graben,  worzu  Er 
ein  weiss  Hündlin  gebraucht.'' 

f)  Jakob  Schaffner,  Schuhknecht  (24  J.)  von  Basel  giebt 
vor,  seine  Zauberschriften  von  einem  Sachsen  zu  haben,  der 
sie  wiederum  von  einem  Venediger  erhalten.  Ausser  auf  der 
Spitalmatte  habe  er  „in  des  Scheidwassermachers  Hauss  zu 
Äugst  mit  einem  Aristorffer  Namens  Christoff  [Schaub],  und 
dem  Haussmeister,  Melcherhanss  [Zendner]  genannt  und  einem 
Liechstaler,  der  Ein  gelen  Rocke  habe  [Wilhelm  Gysin]  im 
Keller  gegraben**.  —  „Was  Er  dazu  gebraucht,  als  Er  zu  Äugst 
gegraben?^  —  „Nichts  als  drey  Kertzen,  und  hab  das  Erste 
Capitul  auss  dem  Evangelium  Joh.  Yiermahl  geschrieben  und 
selbige  auff  den  Boden  in  Vier  Eckhen  gelegt,  mit  dem  Degen 
hab  Er  ein  Creiss  gemacht;  und  die  drey  Liechter  in  drey  Eckhen 
gesteckt,  da  haben  Sie  anfangen  graben.^  Auf  die  Frage,  um 
welche  Zeit  das  geschehen  sei,  antwortete  er:  ,,Nachts  umb 
Neun  Uhren  haben  Sie  angefangen  und  geschafft  bis  Sie  müd 
gewesen.     Man  köndts  am  Tag   auch   machen,    man  würd    aber 

ehendter  verjagdt** „Ob  er  nicht  etwas  darauff  [auf  das 

Buch]    gelegt?**    —     „Ja,    ein    Pergament,    darauff  geschrieben 

stehe  S%ilariels,  habe  Er  darauff  gelegt** „Ob  Er  nicht 

auch  Kunst  könne,  die  Leuth  zu  stellen  oder  das  Gestohlene 
herbey  zu  bringen?  —  „Es  sey  wohl  etwas  im  Buch,  Er  habs 
aber  nie  brucht,  Er  hab  dem  Tuckher  Ein  Stuckh  Wax,  darauff 
etliche  Buchstaben  stehen,  geben;  im  Buch  stehe,  wann  Einer 
das  habe,  werd  der  Dieb  Einem  im  Traum  vorkommen.*'  — 
„Ob  er  nicht  ein  Mittel  habe,  dass  man  Einen  müess  lieb 
haben?*'  —  „Es  stehe  auch  etwas  davon,  wann  mann  Eisen 
Grut  [Kraut]  nemme.  Er  habs  aber  nie  probiert,  Er  sey  willens 
gewesen,  alle  Bücher  dem  Herrn  Ober  Pfarrer  zu  bringen  .... 
Die  Kerze,  die  Sie  zum  graben  gebraucht,  hätten  sie  selbst  aus 
Wachs  hergestellt  und  etwas  Salz  hineingeknetet.  *- 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  13 

3. 

Schreiben  des  Schultheissen  von  Liestal,  Bernh.  Strübin, 

an  Bügermeister  nnd  Rat  von  Basel. 

Dat.  20.  März  1727. 

Zeigt  die  Auslieferung  des  Schumachers  Wilhelm  Gysin 
an,  und  berichtet,  dass  auch  auf  dem  Burghaldenberg  bei 
dem  sog.  Schloss  Spuren  von  Schatzgräberei  zu  finden  seien. 

4. 

Verhör  von  Freuler,  Platner,  Bürgin,  Zendner,  Weibel, 

Hindenlang,  Anna   Fink,  Anna    Saxer,  Qysin,  Hacker, 

Honecker,  Abt,  Meyer  durch  die  Siebener. 

Verlesen  22.  März  1727. 

a)  Theophil  Freuler,  Seiler  und  gewesener  Bettelvogt 
im  Almosen,  sagt  ans,  er  habe  sich  einmal  beim  Graben  be- 
theiligt und  auch  aus  dem  „Buch  Salomons^  dem  Schuhmacher 
nachgebetet.  —  „Ob  sein  Enab  die  Geister  sehe,  wie  Sie  vor- 
geben?^ —  „Ja,  Er  sey  ein  Sonntagskind  und  sehe  alle  Geister 
in  den  Häusern  und  hab  auiFm  Spittal  Gut  auch  ein  weissn 
Oeist  gesehen  und  Es  dem  Jacob  [Schaffner]  angezeigt. 

b)  Ulrich  Platner,  der  Scheuernmeyer  sagt  aus,  er  habe 
die  Schatzgräberei  zufällig  entdeckt  und  scharf  getadelt.  Be- 
richtet, der  Drucker  [Hacker]  habe  ihm  gesagt,  ^man  sehe 
alzeit  eine  weisse  Jungfrau  im  garten^,  was  auf  einen  Schatz 
schliessen  lasse. 

c)  Martin  Bürgin,  Lehenmann  in  Angst  sagt  aus,  er 
habe  dem  Zeugdrucker  [Hacker]  ein  Halstuch  bringen  wollen 
nnd,  sei  dann  gleich  zum  Mitmachen  ermuntert  worden,  was  er 
auch  gethan.  —  Beim  Graben  sei  der  Drucker  „mit  Einem 
Glass,  darin  Sie  Wasser  gehabt,  herumb  gangen,  das  Licht  daran 
gehebt  und  gesagt:  hier  sey  der  Schatz,  da  sei  der.  Sie  haben 
aber  nichts  gesehen*^. 

d)  Hans  Zendner  von  Äugst  [Melcherhans]  sagt  aus,  der 
Zeugdrucker  [Hacker]  sei  V^  Jahr  in  seinem  Haus  gewesen, 
in  dem  es  gespuckt  habe.  Daraufhin  habe  die  Druckerin 
[Anna  Saxer]  das  Nachgraben  veranlasst.  Dabei  seien  gewesen 
der  Drucker,  der  Scheidwasserbrenner  [J.  Weibel],  Martin 
Bürgin  und  Wilhelm  [Gysin]  von  Liestal.  Mit  den  Ceremonien 
will  er  nicht  bekannt  sein. 


14  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

e)  Martin  Bürp:in  sagt  ans,  auch  in  des  Melcher- 
hansen  [Zendner]  Haus  [in  Äugst]  habe  er  gegraben  und 
dieser  habe  den  Ceremonien  beigewohnt. 

f)  Hans  Zendner  gesteht  ein,  er  habe  bei  den  Cere- 
monien mitgeholfen. 

g)  Jakob  Weibel,  Scheidwasserbrenner  in  Äugst,  will  mit 
der  Schatzgräberei  nichts  zu  thun  gehabt  haben.  Befragt,  was 
den  Anlass  dazu  gegeben,  sagt  er:  „Man  sehe  ein  Liechtlin  im 
Hauss  herumb  fahren,  wie  ein  angezündet  Schwebelhöltzlin.  Sein 
Fraw  und  Er  sehens  öffters  und  komme  des  Nachts  noch  alzeit 
biss  in  Ihr  Stuben**.  —  „Ob  mans  beim  Liecht  auch  sehe?*  — 
„Ja,  mit  und  ohne  Liecht.     Es  komme  zu  Zeiten  biss  los  Bett.^ 

h)  Emanuel  Hindenlang,  Färber  in  Basel  sagt  aus,  „er 
hab  vor  etwas  Zeit  zween  Modellschneider  und  Truckher 
bey  Ihme  im  Hauss  gehabt  .  .  .,  welche  gesagt,  Sie  hören  des 
Nachts  alzeit  ein  Känsterlin  [kleiner  Schrank]  auff  und  zu 
gehen,  es  werd  Ein  Geist  und  Geld  im  Hi^uss  verborgen  sein  .  .  . 
Etwas  Zeits  hernach  sey  Ein  Bergknapp  für  sein  Hauss 
kommen  .  .  .,  welcher  gesagt  habe,  Er  soll  das  Hauss  nicht  ver- 
kauffen,  es  sey  ein  Laden  mit  drey  güldenen  Eettenen  und 
andern  Kostbarkeiten  in  der  Mauren  .  .  .  Nachgehendts  sei  der 
Jacob  Schaffner  kommen  und  gesagt,  Sie  woUens  herauss  thun, 
haben  der  Jacob  und  die  Druckher  mit  seiner  Erlaubnuss  ein 
Loch  in  die  Mauren  gebrochen;  aber  nichts  entdeckt  .  .  .  Nach- 
gehendts haben  Sie  auch  gesagt,  es  sey  im  Färb  hauss  ein 
Schatz  und  böse  Geister,  desswegen  auch  alda  graben  .  .  .  Diese 
Kerle  haben  ihm  bey  50  S*  geschadet". 

i)  Anna  Finck,  Ehefrau  des  Mattenknechts  [Honegger]. 
Aussagen  ohne  neue  Gesichtspunkte. 

k)  Anna  Saxer  erzählt  weiterhin  „es  Sey  einmahl  zu 
Liechstal  ein  Modellschneider  bey  Ihnen  gewesen  und  hab 
Sein  Bruder  ein  Glass  gehabt,  darin  man  den,  der  Einem  etwas 
stehle,  sehe.  Als  nun  Ihr  mann  damahlen  ein  Par  schuh  ver- 
lehren,  hab  Sie  auch  darin  gelugt  und  den  Krummholtz  auff 
dem  Gstadig .  .  .  darin  gesehen.  Man  müss  aber  allerhand 
Zeichen  und  Wort  dazu  sprechen".  —  .  .  .  ^Ob  Sies  nicht  auch 
zu  andern  Sachen  brauche  ?"  —  „Ja,  Sie  habe  auch  darinn  ge- 
lugt, ob  Sie  den  Schatz  finde  oder  nicht.  Als  auch  einmabl 
jemand  vor  dem  Hauss  gewesen,  habe  Sie  auch  darin  gelugt, 
umb    zu    sehen,   wer  Es  seye,    Sie  habe  aber  nichts  darinn  ge- 


Schatzgräberei  in  der  UmgebuDg  Basels  (1726  und  1727).  15 

sehen  .  .  .  /  «Ob  Sie  nicht  aoch  den  Schatz  darin  besehen 
wollen?''  —  ^Ja,  Es  hab  Sich  ein  Kessel  mit  Gelt  schier 
later  Dublonen  darin  gezeigt,  wobey  ein  schwarzer  PfafF  ge- 
standen.*^ —  „Ob  Ihr  mann  nicht  auch  anderer  Orth  graben 
helfFen?"  —  ,In  Angst  in  Ihrem  Hanss,  da  Ein  Geist  sey, 
der  gantz  weiss,  hab  der  Melcherhanss  [H.  Zendner] 
graben.  Man  hab  schier  keine  Buh  darin.  Ihr  Mann  hab  Ein- 
mahl den  Geist  gesehen,  Sie  habe  in  der  Cammern  geschlaffen 
nnd  nicht  ruhen  können,  weil  bald  etwas  gefallen,  gebolderet 
oder  als  wenn  man  etwas  aussschütte  gewesen.''  —  „Ob  Sie  zu 
Angst  auch  ins  Glass  gelugt?"  —  „Ja,  und  hab  in  einem  Tröglin 
ein  güldenen  Scepter  und  Cron  gesehen." 

1)  Wilhelm  Gysin,  Schumacher  von  Liestal,  sagt  aus,  dass 
ihn  Schaffner  auf  die  Spitalmatte  geführt  habe;  er  sei  aber  gleich 
andern  Tags  wieder  fortgegangen.  Seine  letzte  Strafe  für  Schatz- 
gräberei  sei  Verweisung  „für  den  Bahn"  gewesen.  *) 

m)  Moritz  Hacker  sagt  aus,  der  Arx  Joggi  sei  auch 
dabei  gewesen,  als  man  in  Melcherhansens  Haus  [zu  Äugst] 
gegraben  „und  hab  sein  [Hackers]  Modelgraber  dazu  anlass 
geben,  weil  er  dergleichen  Bücher  gehabt  und  ein  Glass,  darin 
Sie,  wann  Sie  ein  Spruch  gesprochen,  den  Schatz  gesehen;  Er 
hab  aber  nichts  darin  sehen  können,  desswegen  gesagt,  Es  sey  ' 
Lumpensach  und  das  Glass  zum  Fenster  hinauss  in  Deuch 
[Mühlgraben]  geworffen'*  .... 

n)  Jakob  Schaffner.  Ueber  das  Glas  sagt  er  aus,  er 
er  habe  es  am  Spalenberg  gekauft,  es  sei  ein  Harnglas  ge- 
wesen. Einen  Spruch  habe  er  beim  Glasschauen  weder  sprechen 
wollen  noch  können,  da  solche  nicht  deutsch  seien.  Man  müsse 
auch  in  einem  gewissen  Planeten  geboren  sein,  um  etwas  in 
dem  Glas  zu  sehen. 

o)  Jacob  Honeckher  von  Pratteln.     Ohne  Belang. 

p)  Jacob  Abt  von  Aristorf  (61  J.).  War  schon  einmal 
„für  den  Bahn*  gewiesen  worden,  weil  er  gestattet  habe,  dass 
in  seinem  Garten  gegraben  werde.  ^)  Nach  Äugst  zu  den 
,neun  Thürmen**  sei  er  von  Wilhelm  Gysin  geholt  worden, 
da  dort  ein  goldene  Krone  und  ein  Szepter  verborgen  lige;  er 
habe  aber  dort  nicht  gegraben.  Beim  Melcherhans  [H.  Zendner] 
habe  er  nie  gegraben. 

*)  Siehe  die  erste  Verhandlung  Nr.  4.  —  ♦;  Erste  Verhandlung. 


16  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Baaels  (1726  und  1727). 

q)  Christoph  Meyer  von  Aristorf  war  in  Melcher- 
hansens  Haus  mehrmala  dabei,  hat  aber  nicht  mitgeholfen. 
Auch  nicht  bei  den  nenn  Thürmen. 

r)  Wilhelm  Qysin  von  Liestal.  Von  der  Stelle  am  Barg- 
haldenberg [s.  Nr.  3]  habe  ein  alter  Schmied,  namens  Hans  Hei- 
de 1  man  gesagt,  „es  bleib  kein  Schnee  da,  werd  gewiss  Qelt  da 
yerborgen  sein^.  Die  Gräberei  selbst  sei  ohne  Beschwörungs- 
zeremonien  yor  sich  gegangen.  Bei  den  „nenn  Thürmen^ 
hätten  sie  gebetet:  „Wer  Gott  vertraut,  hat  wohl  gebaut''  und 
„O  höchster  Gott*  und  „Unser  Lieber  Herr",  „welches  Er  auss 
einem  Psalmenbuch  Ständlingen  gelesen''. 

5. 

Bedenken  der  Herren  Geistlichen. 
„Geben  in  unsrem  Conventu''   29.  März   1727. 
jWohlweyser  Herr  Burgermeister, 
Hoch  Geacbte  und  Gnädig  Gebietende  Herren, 
Wir  haben  die  uns  zugestellte  Acta  in  der  forcht  des  Herren 
durchgangen  und  sovil  die  Eürtze  der  Zeit  es  zugelassen  unsere 
gedanken  darüber  walten  lassen. 

Wir  beklagen  und  beseuffzen  allervordrist  herzlich,  dass 
bei  so  hellem  Hecht  des  h.  Evangelii  der  Satan  noch  immer  so- 
vil gewalt  hat,  und  die  Leuthe  zu  solch  einem  entsetzlichen 
aberglauben  verleite,  dazu  aber  derselben  grosse  Unwissenheit, 
schlechte  forcht  Gottes,  müssigang  und  unzimliche  Begierd  nach 
Gelt  ihme  den  weg  trefflich  gebahnet. 

Die  sach  selbsten  bestehet  kürtzlich  darinnen :  Es  hat  Jacob 
Schaffner,  ein  schuhknecht  von  hier,  mit  Hülff  viler  anderer  zu 
verschiedenen  Zeiten  und  an  verschiedenen  orten:  als  auf  allhiesiger 
Spittal  Matten  vor  dem  Steinen  Thor,  desgleichen  zu  Äugst 
in  des  Scheidwasser  Brenners  [J.  Weibels]  Hauss  und  sonsten 
schätze  zu  graben  sich  unterstanden,  zu  dem  ende  bei  finsterer 
nacht  mit  dem  degen  einen  Creyss  auff  den  boden  gemacht,  dar- 
ein er  neben  anderen  gestanden,  sein  abergläubisches  Eunstbuch 
herfürgezogen  und  darauss  bey  dreyen  stunden  gebettet,  dabey 
hat  er  zugleich  das  erste  Capitel  des  Evangelii  Johannis  auf 
Papier  geschrieben  und  in  die  eken  des  gemachs  geleget,  zu 
jedem  ein  brennendes  Hecht  gethan  und  den  Anwesenden  sehr 
ernstHch  verbotten  etwas  zu  reden.  Darauf  haben  sie  in  dem 
nammen  Gottes  des  Yatters,  des  Sohns,  und  des  H.  Geistes  an- 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  17 

gefaDgen  zu  graben  und  würklich  ein  zimlich  grosses  loch  und 
gruben  gemacht;  aber  niemahlen  etwas  gesehen  noch  gefunden. 

Auss  den  Actis  erhallt  zugleich,  dass  Anna  Finckin  von 
Unterschlatt,  so  auf  der  Spittal  Matten  sich  aufgehalten,  in 
diesem  Handel  sich  auch  gewaltig  brauchen  lassen,  massen  sie 
auch  ein  Glass  gehabt,  darin  sie  ihrem  vorgeben  nach  sowol 
den  Geist  als  den  schätz  gesehen/ 

All  diese  Dinge  werden  als  sündlich  verdammt,  wie  auch 
das  Tragen  von  ,6ündtlin  mit  Kraut  angefüllt  und  mit  drey 
Creutzen  bezeichnet'.  Weiterhin  begegnen  die  Geistlichen  dem 
Einwand,  dass  die  Schatzgräber  doch  lauter  fromme  Worte  ge- 
braucht hätten  und  erwähnen  u.  A.  das  Beispiel  ,einer  ver- 
schreiten Zauberin,  Barbara  Dorea  genannt,  welche  A"^  1577  zu 
Paris  hingerichtet  worden,  dass  sie  eines  von  den  allerschönsten 
und  heiligsten  Worten  zusammengesetzten  Segens  gebrauchet; 
aber  endlich  bekant,  dass  ihro  der  Teufel  dene  von  Wort  zu 
Wort  dictieret  habe^ 

Als  Strafe  für  den  Hauptverführer  Schaffner  wird  der 
Pranger  und  eine  Leibesstrafe  vorgeschlagen,  die  Papiere,  Kerzen 
und  Bündel  sollen  verbrannt,  die  Zauberbücher  im  hintern  An- 
tistitium  aufbewahrt  werden. 

6. 
Nochmaliges  Verhör  von  J.  Schaffner  durch  die  Siebener. 
Verlesen  29.  März  1727. 
Jakob  Schaffner  gesteht  ein,  bei  seinem  Bruder  in  Neu- 
stadt (Neuveville)  ein  Zauberbuch  gesehen  zu  haben. „Ob 

sie  nicht  auch  auf  einer  Matten  enet  der  Biers  Bruckh 
gegraben.^  —  „Ja,  am  alten  neuwen  Jahr  (oder  am  Neu  wen 
Jahrs  Tag  nach  dem  alten  Calender)  haben  sie  Zwo  Nacht  noch- 
einander  daselbst  mit  den  andern  Verhafften  gegraben.^ 

7. 
Bedenken  der  Herren  Deputaten. 
Verlesen  2.  April  1727. 
Für  Jakob  Schaffner,  Anna  Saxer,  Wilhelm  Gysin 
und  Joggi  Abbt  werden  als  Strafen  vorgeschlagen:  Vorstellung 
in   der  Kirche   (^vor  öffentlicher  Gemeind   [die  beiden  Letztern 
in  Liestal]  vorgestellef^)  und,  ausgenommen  bei  Abbt,  Zwangs- 
arbeit   (^an  das  schellenwerck  geschlagen'^).    „Sintemalen    aber 


18  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

wegen  instehender  Charwoohen  die  Yorstellung  nicht  bald  Yor 
sich  gehen  könnte,  nnd  doch  diese  personen  nicht  so  lang  in 
der  gefängnns  zu  behalten  sind,  als  meinten  wir,  dass  die  drey 
gemelte:  Schaffner,  Gysin  nnd  Saxerin  sogleich  daran  geschlagen 
und  dan  die  Yorstellnng,  nach  welcher  sie  wiedernm  an  das 
schellenwerck  kämen,  bei  erster  gelegenheit  vorgenommen,  Abbt 
aber  indessen  inbehalten  oder  nach  Haus  gelassen  werden 
könnte"". 

Für  Moritz  Hacker  das  ,, Zuchthaus''^),  für  Theophilus 
Frenler,  Em\  Hindenlang,  H.  J.  Honecker,  Anna  Finck, 
Dorothea  Schad,  M.  Bürgin,  H.  Zendner,  Chr.  Meyer 
,, Stellung  für  den  Bahn"".®) 

Die  Zettel  und  Bücher  könnten  entweder  nach  dem  Vor- 
schlag der  Herren  Geistlichen  teilweise  aufbehalten  oder  sämmt- 
lich  verbrannt  werden. 

8. 

Beschluss  des  Rats  vom  2.  April  1727. 

Der  Rat  stimmt  dem  Vorschlag  der  Deputaten  bei.     ^Der 

Zirknl   und    abergläubische  Sachen   sollen   in   deren  [Deputaten 

oder  Delinquenten  P]  Gegenwart  auf  dem  heissen  Stein  ^  verbrannt, 

übrige  Schriften  aber  aufbehalten  werden''.     (Ratsprotokoll.) 

9. 
Brief  des  Schultheissen  Strübin  an  Bürgermeister  und 

Rat  von  Basel. 
Dat.    17.    April    1727. 
Heinrich  Fiecbter  sei  wegen  Schatzgrabens  verhört  wor- 
den.    Die  Akten  liegen  bei. 

10. 
Verhör  Heinrich  Fiechters  durch  den  Schultheissen 

Strübin. 
Dat.  17.  April  1727. 
Darin  wird   zuerst  von   dem   Zauberbuch   gesprochen,   das 
u.  A.  das  1.  Kapitel  des  Johannesevangeliums  und  den  91.  Psalm 

*)  Das  Z.  war  damals  im  Waisenhaus,  der  ehemaligen  Karthause.  — 
*)  Kirchliches  Gericht  zur  Ausübung  der  Sittenpolizei.  —  "')  Ueher  diese 
angeblich  aus  dem  Jahre  1376  stammende  Richtstätte  vgl.  Ochö,  Gresch.  v. 
Basel  VII,  281.  lieber  den  „heissen  Stein"  im  Kinderlied  s.  Brenner, 
Baslerische  Kinder-  und  Volksreime  Nr.  143. 


Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727).  19 

•enthalten  hat.  Ferner  sagt  der  Deponent  aas,  er  habe  seit 
seiner  Haft  in  Basel  bloss  einmal,  Yor  7^  Jahr,  bei  einer  Schatz- 
gräberei  assistiert,  die  sich  zn  Angst  bei  Stingelins  Reben  nicht 
weit  Tom  Hochgericht  Nachts  9  ühr  abgespielt  habe.  Er  selbst 
habe  jedoch  nicht  gegraben  nnd  sich  überhaupt  nicht  mehr  mit 
der  Sache  abgegeben,  während  Wilhelm  Gysi  im  ganzen  Land 
berum  nach  dergleichen  Dingen  geforscht  habe. 
Eine  Haussuchung  bleibt  resultatlos. 

11. 
Verhör  von  Heinr.  Fiechter  durch  die  Siebener. 
Verlesen  19.  April  1727. 
Heinrich  Füchter,  Posamenter  und  Taglöhner,  von  Liestal 
{36  J.)  sagt  aus,  er  habe  von  einem  Solothurner  ein  Zauber- 
büchlein gefordert,   das  dann  Yon  Mehreren  abgeschrieben  wor- 
den sei,  als  er  aber  gesehen  habe,  dass  man  trotz  des  Zaubers 
^nichts  als  Steine  genug"    finde,    habe  er's  verbrannt.     Er    sei 
nicht   der  Rädelsführer,   sondern    ,,die  Frau  [Anna  Saxer],  so 
am  Schellenwerck  gehe,   hab  sie  mit  ihrem  Glass  verfuhrt  und 
vorgeben,   wenn  sie  darein  sehe,    könne  sie  über  4  stund  weit 
entdecken,  wo  gelt  verborgen  lige^. 

12. 
Verhör  von  Heinr.  Fiechter  und  W.  Gysin  durch  die 

Siebener. 
Verlesen  23.  April  1727. 

a)  Heinr.  Füchter,  befragt,  ob  er  nicht  mit  Kapuzinern 
wegen  des  Schatzgrabens  sich  in  Beziehung  gesetzt,  antwortet, 
er  habe  dieselben  zufällig  getroffen  und  sie  nicht  ausgefragt. ' 
Er  habe  freilich  vor  anderthalb  Jahren  auf  dem  Calmen  ein 
Loch  gegraben,  „weil  es  daselbst  getönt ''.  Segen  habe  er  nie 
beim  Graben  ausgesprochen,  obschou  der  Solothurner,  von 
dem  er  das  Buch  habe,  ihm  anempfohlen  habe  „ein  Büschelein 
Bauten  zu  sich  zn  nehmen  und  sich  Gott  zu  befehlen^. 

b)  Wilh.  Gysin  von  Liestal  beschuldigt  Füchter  als 
Anstifter  der  Schatzgräberei.  Er  habe  auch  mit  Geistlichen 
von  Dornach  und  Ariesheim  und  dem  Nachrichter  von 
Hüningen  verkehrt.  „Diese  Geistliche  haben  daselbst  [auf 
dem  Feld  gegen  Selbisperg]  ein  Craiss  gemacht,  daraufhin 
haben  sie  gegraben;  was  aber  der  Nachrichter  darbey  zu  thun 


20  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

gehabt,  wisse  er  nicht,  und  seye  auch  in  sein  (!),  Füchters,  Haus 
ein  Bub  von  Wyl  mit  einem  Glass  gewesen,  darein  sie  gelugt.*" 
Gegen  10  Personen  habe  F.  so  verführt. 

Bei  der  Eonfrontation  gesteht  F.  ein,  dass  der  Nachrichter 
zu  ihm  ins  Haus  gekommen  sei  und  dort  den  Berner  bei  ihm 
getroffen  habe,  worauf  sie  graben  gegangen  seien.  Der  Bube 
von  Wyl  habe  auf  dem  Berg  ein  Glas  hervorgezogen  ^selbiges 
voll  Wasser  gefüllt,  welches  Wasser  er  in  einem  Häffelin  mit 
sich  genommen,  darnach  darein  geschaut  und  gesagt,  es  hab 
etwas  daherumb^.  Weiter  befragt,  ^was  sie  für  Ceremonien 
gebraucht,  und  ob  er  einige  Wort  gesprochen",  antwortet  er: 
„Sie  haben  nichts  gehört,  seyn  beyseits  gangen*'.  Fr.:  „umb 
welche  Zeit  das  gewesen",  Antw.:  „auf  den  Abend  bey  bettzeit 
herumb,  seye  schon  Nacht  gewesen".  Fr.:  ,,wie  er  dan  hab 
sehn  können,  was  der  Bub  mit  dem  Qlass  gemacht",  Antw.: 
„der  Nachrichter  hab  ein  Liecht  bey  sich  gehabt,  welches  er 
under  das  Glass  gehalten,  und  hab  der  Bub  von  oben  herab  in 
das  Glas  gelugt  und  gleich  gesagt,  da  seye  etwas  zu  finden". 
Fr.:  „wer  als  graben",  Antw.:  „der  Nachrichter,  der  Georg 
Marx  und  Er,  Verhafte;  weilen  er  aber  in  werendem  Graben  ge- 
redt, hab  er  darvon  müssen".  Fr.:  „Ob  Sie  nicht  begehrt,  auch 
in  das  Glass  zu  sehn."  Antw.:  „Ja,  aber  der  Bub  hab  sie  nicht 
wollen  lassen,  mit  dem  Vorgeben,  es  müss  einer  ein  Fronfasten 
Kind  seyn.  Er  hab  aber  vorher  in  der  Truckerin  glass  ge- 
schaut, aber  nichts  darin  sehen  können.^  Fr.:  „So  seye  er  ge- 
ständig, dass  er  der  Urheber  und  Angeber  dieses  Schatzgrabens 
seye,  wer  ihme  aber  darzu  anleitung  geben ?^  Antw.:  „Es  seye 
ein  c.  V.  Stier  der  ursächer  daran  gewesen,  dann  sein  Bruder  hab 
diesen  Stier  auf  dem  Berg  bei  Selbisperg  durchgeführt;  er 
hab  aber  nicht  können  darüber  bracht  werden  und  hab  es  auch 
daselbst  gedönt,  welches  dann  auch  der  Anfang  des  Schatz- 
grabens und  ihres  Unglücks  gewesen." 

13. 

Verhör  von  Erzberger,  Senn,  Schweizer,  Hertner, 

Schmidt,  Martin  durch  die  Siebener. 

Verlesen  23.  April  1727. 

a)  Christoph  Ertzberger  (40  J.)  von  Liestal   sagt   aus, 

dass  er  mit  verschiedenen  Andern,   worunter   auch   Gysin    und 

Füchter,    an    der    Burghalden    gegraben    habe.     Von    Zere- 


Schatzgräberei  in  der  UmgebuDg  Basels  (1726  und  1727).  21 

monien  hätte  er  nichts  beobachtet,  weil  er  und  Andere  anfangs 
eine  halbe  Stunde  lang  sich  abseits  gehalten  hätten. 

b)  Durs  Senn,  Müller  (37  J.),  wohnhaft  in  Liestal.  Aus- 
sage ohne  neue  Gesichtspunkte. 

c)  Heinrich  Schweitzer,  Posamenter  (50  J.)  von  Zifen. 
Ebenso. 

d)  Basche  Hertner  (51  J.)  von  Zifen.     Ebenso. 

e)  Christen  Schmidt,  Beck  und  Posamenter  (27  J.)  von 
Zifen.     Ebenso. 

f)  Heinr.  Martin,  Metzger  (33  J.)  von  Äugst  sagt  aus, 
dass  Füchter  „ein  Hasslene  Ruthen  gehabt,  die  er  so  gegen 
einem  Loch  gehalten,  so  ausgesehen  wie  ein  Rübloch,  und  hab 
sie  dargegen  geschlagen,  worauf  er  gleich  gesagt,  da  seje  etwas 
zu  finden".  —  „Ob  sie  nicht  etwas  abgelesen?^  —  nl^ör 
Füchter  hab  aus  einem  kleinen  Zedulein  oder  aus  ein  paar 
blättern  etwas  abgelesen,  es  habe  ihne  gedunckt,  es  seye  so  ein 

Catholisch  Affairen   gewesen.*    — „Ob   er   nicht  gesagt, 

was  das  Ablesen    z]^  bedeuten  habe?"    —    „Ja,    es    seye,    dass 

die  Böse  Geister  keine  macht  mehr  haben  sollen. '^  — ,0b 

sie  nicht  auch  ein  Glass  darzu  gebraucht?^  —  n^^ii^?  &ber  zu 
Äugst  haben  sie  eins  gebraucht."  —  »Wer  dann  dies  Glass 
gehabt?"  —  „Die  Truckerin,  und  habe  sie  zu  Äugst  ein  solch 
Glass  gehabt,  darinnen  Wasser  gewesen,  dardurch  sie  geschaut 
und  gesagt,  wan  sie  noch  ein  Blatten  hinweg  haben,  finden  sie 
deo  Schatz."  —  Ob  er  nichts  von  einem  Büchlein  wisse,  „so 
ihme  der  Füchter  abzuschreiben  gebracht?"  Auf  die  bejahende 
Antwort:  „Was  darin  gestanden?"  —  „Allerhand  Catholische 
Phantasien  Ton  Heiligen  Abgestorbenen  und  dergleichen." 

14. 
Beschluss  des  Rats  vom  23.  April  1727. 
„Sollen  Fiechter  und  Martin  Ton  Äugst  auch  an  das 
schellenwerk  geschlagen,  vom  nächsten  Sonntag  über  acht  dag 
80  dan  Gysin,  Fiechter,  Abbt  und  Martin  zu  Liechstal  ofent- 
lichen  vorgestellet  und  darauf  zu  tragung  des  lastersteckens  ^)  bis 
auf  begnadigung  angehalten,    übrige   vor    den    Bahn    gewiesen 

*)  Der  LastersteckeD  gehörte  in  die  Kategorie  der  Ehrenstrafen. 
Er  bestand  in  einem  weissen  Stab,  auf  dem  Baselstäbe  eingebrannt  waren, 
und  den  der  Delinquent  während  einer  bestimmten  Zeit  immer  mit  sich  zu 
führen  hatte,  wenn  er  ausgieng.    Vgl.  Rechtsquellen  II,  248. 


22  Schatzgräberei  in  der  Umgebung  Basels  (1726  und  1727). 

ottd  dass  sie  bei  der  TorBtellaog  in  der  Kirchen  seyen,  ihnea 
anbefohlen  werden.  Wegen  dem  Schaffner  aber  und  der 
Druckerin  solle  Herr  Pfarrer  zu  St.  Leonhard  ihrer  Religion 
und  des  erstem  Burgerrecht  halben  sich  informieren  und,  ob  mit 
denen  die  Vorstellung  vorgenommen  werden  könne,  berichten.^ 
(Rats-Protokoll.) 

15. 
Beschluss  des  Rats  vom  26.  April  1727. 
^Sollen  Jacob  Schaffner  sammt  seiner  Mutter,  Anna 
Saxerin  und  ihr  eheman  Moritz  Hacker  mit  aufgehobenen 
Stäben*)  zur  Stadt  hinausgeführet  und  bej  straf  der  ruhten  von 
Stadt  und  Land,  verwiesen  werden;  weilen  aber  des  Schafners 
Mutter  als  ein  Eäuflerin  viel  Sachen  hinder  sich  hat,  als  sollen, 
wie  auch  was  die  Druckerin  zu  verarbeiten  empfangen,  inven- 
tieret,  denen  proprietariis  ohne  entgelt  zugestellet  und  zu  dem 
end  die  alte  Schafnerin  in  dem  Zuchthaus  auf  acht  dag  inbe- 
halten werden.^     (Rats-Protokoll.) 

16. 
Schein  des  Leutpriesters  Joh.  Heinr.  Brucker. 
Dat.  Liestal,  28.  Febr.  1728, 
worin  er  sich  für  Heinr.  Piechter,   „welcher  den  4**"  May  des 
verwichenen   1727'**'"  Jahrs   öffentlich  vorgestellt  worden",  ver- 
wendet,  dass  ihm  die  Ehrenstrafe   des  Lastersteckens  von   nun 
an  möge  erlassen  bleiben. 

17. 

Schreiben  des  Schultheissen  vonLiestal,  Michel Strübin, 
an  Bürgermeister  und  Rat  von  Basel. 
Dat.  Liestal,  25.  Febr.  1728, 
worin  er  sich  ebenfalls  für  Heinr.  Fiechter  verwendet. 

18. 
Beschluss  des  Rats  vom  28.  Mai  1727. 
,, Schreiben  von  Varnspurg  bittet  für  Heinr.  Martin  von 
Äugst,  dass  ihme  der  Lasterstecken  möchte  abgenommen  werden. 
Erkannt:  Ist  dieser  M.  zur  Geduld  gewiesen,  und  solle  er  noch 
andere,  die  um  Begnadigung  anhalten,  ohne  Schein  ihres  Wohl- 
verhaltens von  ihren  Hrn.  Predigern  nicht  mehr  angehöret  werden." 
(Recutsqukllen  II,  248.) 

»)  Eine  symbolische  Strafe.    Vgl.  Grihm,  Rechtsaltertümer  *  II,  309. 


23 


Spigolature  di  Folklore  ticinese. 

Raccolte  per  Yittore  Pellandini  (Arbedo-Taverne). 
I.  Ninne-nanne. 


0  nanAa  popöo, 
YegnerA  la  mama, 
La  porterä  '1  coc6o. 

0  naniD,  popin  da  cüna, 
Vegnerä  '1  pap4 
AI  porterä  la  lüna. 

(Noranco) 

0  girum^ta  da  la  muntagna, 
Vurl  vegnl  al  piao? 
Si,  si,  che  veneria, 
Me  Vi:  trop  de  luntan. 

(Noranco) 


Fa  la  nanna  pargolefto, 
YerrX  la  mamma, 
Ti  porterä  un  novo. 

Fa  la  nanna,  bambin  da  cuna^ 
Verrä  '1  papä 
Ti  porterä  la  luna. 

0  girometta  della  montagna, 
Volete  venire  al  piano? 
Si,  si,  ch'io  verrei, 
Ma  h  troppo  di  lontano. 


II.  Cantifene  e  filastrocche. 


Oh,  oh,  ul  cttrat  da  Gambaröo 
AI  v6  miga  i  can  in  gesa, 
Parch^  i  pissa  sQ  pal  mür, 
I  spaciügan  i  pitür, 
I  fira  e  i  fara 
E  i  tuson  e  i  tusann  i  impara. 

(Noranco) 

Tik  e  tok,  cavalot, 
Quel  ch'e  sü  Te  ')  mfe  gagiot, 
Qnel  ch'd  giö  V^  senza  sella, 
Trota  via  pulincinella. 

(Noranco) 

Bei  pom  d'or  da  la  riveranza, 
Con  un  giovin  anderem  in  Franza. 
0  di  &  ml,  o  di  fa  ti, 
Bei  iK>m  d'or  da  la  val, 
Dent  ti. 

(Noranco) 

Chirieleisonn, 
Tiregh  gi6  la  pell  ai  donn; 
E  qnela  di  oman  laspela  stä, 
Che  Vv  bona  da  cunficiä. 

(Noranco) 


Oh,  oh,  il  curato  di  GambarOo 
Non  vuole  cani  in  chiesa, 
Perch^  pisciano  sui  muri, 
Ed  insudiciano  le  pitture, 
Si  moötraro  nel  loro  connubio 
E  gli  adolescenti  imparan,  senza 

[dubbio. 

Trotta  trotta,  cavallotto, 
Quel  ch'i''  8U  ^  il  mio  amoroso, 
Quel  ch'e  giü  6  senza  sella, 
Trotta  via  pulincinella. 

Bei  pomo  d'oro  della  riverenza, 
Con  un  giovin  andreino  in  Francia. 
Lo  faccio  io,  o  lu  fai  tu? 
Bei  pomo  d'oro  dolla  valle, 
Va  (lentro  tu. 

Chirieleisonne, 
Levate  la  pelle  alle  dünne; 
Ma  quella  degli  uomini  non  la  toccare, 
Ch'e  buona  da  conciare. 


24 


Spigolature  di  Folklore  ticinese. 


Lünedi  Vh  *\  di  di  spus, 
Martedi  V^  di  murus, 
Mercoldi  di  poch  da  bon, 
Giovedi  Yh  di  strioo, 
Venerdi  di  disperad, 
Sabat  di  inDemurad,    • 
£  dumeniga  di  passionad. 

(Taverne) 

0  cara  mamagranda, 
Cumprem  un  s'ciopetin, 
Che  possa  andar  in  Fi*ancia 
A  matzä  quel'  üseUn. 

Quer  üselin  che  canta, 

Che  caota  nodd  e  d\, 

0  cara  mamagranda 

Vöi  propri  matzal  mi. 

(Taverne) 

Lümaga,  lümaga, 
SciOscia  che  la  caga, 
Scittsciala  ben 
Che  vegnerA  föra  el  pien. 

(Noranco) 

Gri,  gri,  vegn  arent, 
Ga  vegD  el  tö  pä  con  na  sqv^Ia  da 
[fomient 
(Noranco) 

Togn,  Togn,  pelarogn, 
Pelarogn,  pelafigh, 
Capitani  di  fdrmigh, 
Capitani  da  la  gu^ra, 
Mangia  pan  e  dorm  in  t6ra. 


Magnan  da  töla, 
Ca  tira,  ca  möla, 
Ca  pissa,  ca  caga, 
Ca  mangia  paräda. 


(Taverne) 


(Noranco) 


El  puliröö  1  tö  8Ü  M  so  gerlu, 
El  va,  el  va  a  cercaa  i  öf; 
Si  Vä  incontrato  di  una  sposina 
I  öf,  i  öf,  i  öf  ga  jö  anca  mi. 

El  puliröö  el  met  giö  '1  so  gerlu, 
E  '1  comincia  a  pizzigaa,  a  pizzigaa, 
E  la  Hposina  per  sua  difesa 
In  sur  na  scesa  al  Vä  casciaa. 


Lunedi  e  il  di  degli  sposi, 
Martedi  ^  degli  amorosi, 
Mercoledi  fe  dei  birboni, 
Giovedi  6  degli  stregoni, 
Venerdi  6  dei  disperati, 
Sabato  ^  degli  innamorati, 
E  domenica  ^  degli  appassionati. 

0  mia  cara  nonna, 
Compratemi  uno  schioppettino, 
Clie  possa  andar  in  Francia 
Ad  amraazzar  queiruccellino. 

Queiruccellin  che  canta, 
Che  canta  notte  e  di, 
0  mia  cara  nonna 
Lo  voglio  ammazzar,  si,  si. 

Lumaca,  lumaca, 
Succhia,  che  fa  la  cacca, 
Succhia  ben  bene, 
Me  uscird  il  miele. 

Grillo,  grillo,  t'appressa  un  momento, 
Vien  tuo  padre  con  una  scodella 

[di  frumento. 

Tonio,  Tonio,  pelaronio, 
Pelaronio,  pelafichi, 
Capitano  delle  formiche, 
Capitano  della  guerra, 
Mangia  pane  e  dormi  per  terra. 

Ramajo  di  latta, 
Che  tira,  che  allenta. 
Che  piscia,  che  caca, 
Che  mangia  ^arada*  (grosso  tortello). 

II  pollivendolo  si  mette  la  sua  gerla, 
E  va  e  va  in  cerca  di  uova; 
Ha  incontrato  una  sposina: 
Le  uova,  le  uova,  le  uoya  le  ho  anch'io. 

II  pollivendolo  depone  la  sua  gerla 
Edincominciaadarpizziconi,pizziconi; 
E  la  sposina  per  sua  difesa 
Lo  manda  contro  une  siepe,  a  rotoloni. 


Spigolature  di  Folklore  ticinese. 


25 


El  puliröö  U  tö  8Ü  1  80  geriu, 
E  '1  va,  e  '1  va  tut  sanguinaa; 
La  sposina  si  mise  a  ridere 
TMmpareret  a  pizzigäa,  a  pizzigäa. 
(Noranco) 

Si  r^  M  murale  da  la  bianca  farina, 

Cui  Ö66  el  guarda,  cui  man  el  sgrafigna ; 

Olli  '666  el  guarda,  el  rimira  la  geot, 

E  Olli  man  el  sgrafigna,  el  sgratigna 

[M  furment. 

(Noranco) 

Per  far  indovinare  in  qua 
an  dato 


II  pollivendolo  si  mette  la  sua  gerla 
E  se  ne  va  tutto  sanguinante; 
La  sposina  si  mise  a  ridere : 
Cosi  iroparerai  a  pizzicare,  a  pizzicar. 

Quesf  e  il  mugnajo  dalla  bianca  farina 
Cogli  occhi  guarda,  colle  mani  rapina ; 
Cogli  ochci  guarda,  rimira  la  gente, 
Colle  mani  ruba,  ruba  il  frumento. 


Pin,  pin,  cavalin, 
Trfe  stera  dal  murin, 
Pan  cald, 
Pan  fresch, 
Tegn  ti  (^uest 
E  dam  a  mi  quest. 


le  delle  dne  mani  si  trovi 
oggetto. 

Pin,  pino,  cavallino, 
Tre  staja  del  mio  mulino, 
Pane  caldo, 
Pane  fresco, 
Tien  tu  questo, 
(Noranco)      E  da  a  me  questo. 

III.  Gluochi  infantili. 


Fare  al  bei  galante. 
I  ginocatori  formano  un  circolo.     Uno  entra  nel  mezzo  ed 
allora  quelli  del  circolo  ballano  intorno  intorno  tenendosi  per  le 
mani  e  canterellando : 


Bei  galante  entrato  in  ballo, 
Innamorato  senza  fallo, 
Gh*fe  qualcuno  che  vi  piace? 
Degh  la  man,  tirel  im  pas. 


Bei  galante  d  entrato  in  ballo, 
Innamorato,  senza  fallo, 
C'6  qualcuno  che  vi  piace? 
Dategli  la  mano,  prendetelo  in  pace. 


Quelle  nel  mezzo  del  circolo  si  sceglie  allora  un  ballerino 
0  una  ballerina,  a  piaeimento,  poi,  quelli  ballando  nel  mezzo  e 
gli  altri  in  giro,  canterellano  in  coro : 


Eceola  qui  che  IV)  trovata, 
Granda  e  grossa  e  ben  levata, 
Kccola  qui  che  la  bala  ben, 
Che  la  someja  un  mUgg  da  fen. 
Degh  un  gir,  intorno,  intorno, 
iMgan  un  altro,  amöra,  am6ra. 
M6ra,  m6ra,  lass^la  andä, 
M6ra,  m6ra,  lass^la  scapa. 

(Taverne) 


Eceola  qui  che  Tho  trovata, 
Grande  e  grossa  e  ben  allevata, 
Eceola  qui  che  balla  bene, 
Che  somiglia  un  mucchio  di  fieno, 
Date  un  giro,  intorno,  intorno, 
Datene  un  altro,  aniore,  amore. 
Amor,  jimor,  lasciatela  andare, 
Amor,  amor  lasciat<'la  scappare. 


La  Madonna  degli  angioli. 
Le  giuocatrici,  meno  una  che  si  tiene  in  disparte,  si  dis- 
poogono  in  circolo.     Una  di   esse   entra  nel   mezzo   del  circolo 


26  Spigolature  di  Folklore  ticinese. 

e  fange  da  Madonna.  Le  altre,  che  rappresentano  angioli,  \& 
si  gettano  ginocchioni  per  terra,  coUe  mani  ginnte,  in  atto  di 
adorazione. 

Qaella  in  disparte  si  avanza  allora,  e  fra  lei  e  la  Madonna 
ha  Inogo  il  segnente  dialogo : 

—  0  MadoDna  degli  angioli, 
Quante  figlie  voi  avete? 

—  lo  ne  ho  tante  tante 
Da  sposare  cavalier. 

—  Datemene  una  a  me. 

—  ISceglietela  pur  fuori. 

Qaella  in  disparte  fa  allora  il  giro  del  circolo  canterellando : 

Sceglierö  il  cavallo  bianco 
Che  mi  mena  al  camposaoto; 
Sceglierö  il  cavallo  nero 
Che  mi  mena  al  cimitero; 
Sceglierö  il  cavallo  grigio 
Clie  mi  mena  al  paradigio. 

Sceglie   dal  circolo    qnell'angiolo    che   meglio   le   aggrada, 
lo  prende  per  mano  e  se  lo  condace  via.     II  giuoco  h  finito. 

(Bedano) 

IV.  Nomignoli  di  paesi  ticinesi. 

Quii  da  Carona  i  gä  la  rogna, 
Quü  da  Ciöna  j^  pus  a  'n  sass, 
Quii  da  Carabia  i  ga  la  rabia, 
Quii  da  Pasciall  jh  sassarej, 
Quii  da  Marchin  j^  i  püssöe  bei, 
Quii  da  Calprin  je  i  Hö  da  zücch 
E  quii  da  Funtana  je  i  püss^e  brütt. 
A  Lamon  1'^  pus  a'n  sass, 
A  sta  ben  dumä  quii  che  nass, 
Se  ga  yegn  quaidün  da  furest^e 
I  yegn  negri  cumee  giüdee. 

Agn  (Agno):  purscej  (porci),  Airöö  (Airolo):  corbatt  (corvi), 
Arbed  (Arbedo):  asan  (asini),  Rus  (Arosio):  matt  (matti),  Artar 
(Artore) :  balabiot  (poverelli),  Ascona  (Ascona) :  gatt  (gatti), 
Baierna  (Baierna):  sgüra-medai  (bigotti),  Bedan  (Bedano):  goss 
(gozzuti),  Belinzona  (ßellinzona):  ciöd  (chiodi),  Biasca  (Biasca): 
goss  (gozzuti),  Biögg  (Bioggio):  sciuri  (signori),  Bironich  (Biro- 
nico):     scimas    (cimici) ,     Bosch   da    Lügan    (Bosco   Lüganese): 


Spigolature  di  Folklore  ticinese.  2T 

ureei  (uecellt),  Brion  s.  Minus  (Brion  s.  Minusio) :  müi  (muli),. 
Cany^e  (Cademario):  asan  (asini),  Cadempin  (Cadempino).:  tavan 
(t^fani),  Camignöö  (Camiguolo):  ho66  (becchi),  Carass  (Cara88o)r 
sajötri  (locuste),  Carass  (Carasso):  busard  (bugiardi),  Caslan 
(Caslano):  goss  (gozzati),  Castagnöla  (Castagnola) :  ratt  (ratti)^ 
Castel  8.  Pedru  (Castel  S.  Pietro):  c&uri  (capre),  Cagion  (Gas- 
tione):  sciatt  (rospi),  Cavian  (Caviano):  can  (cani),  Ciass  (Chiasso): 
oebiatt  (nebbiosi),  Clar  (Claro):  äsan  (asini),  Coldr6  (Coldrerio): 
raun  (rane),  C61a  (Colla):  magnao  (calderai),  Conton  (Contone)^ 
maja  scendra  (mangia  cenere),  Cur^ja  (Cureglia):  sbefard  (beffeg- 
giatori),  Cüri  (Curie):  lüf  (lupi),  Dar  (Daro):  müi  (muli),  Dar 
(Daro):  sbroja  botax  (scottapancia),  Oentilin  (Gentilino):  balarin 
(ballerini),  66ra  (Gerra  Gambarogno):  dsan  (asini),  Giübiasch 
(Giubiasco):  goss  (gozznti),  Giübiasch  (Giubiasco):  gambalanga 
(gambalunga),  Gnosca  (Gnosca):  goss  (gozznti),  Gürdün  (Gor- 
duno):  magnan  (calderai),  Grancia  (Grancia):  i  re  magi  (re  magi)^. 
Grayesan  (Gravesano):  maghitt  (piccoli  maghi),  Ison  (Isone): 
locon  (scapigliati),  Lamon  (Lainone):  bordoii  (rape),  Lamon  (La- 
mone):  sfam^e  (afFamati),  Locarn  (Locarno):  can  (cani),  Loson. 
(Losone):  goss  (gozzati),  Lügan  (Lugano):  sbroja  botax  (scotta- 
pancia),  Lümin  (Lumino):  masar6e  (macerati),  Majas  (Magliaso) : 
badöla  (badolla),  Mann  (Manno):  farinöj  (farinelli),  Medeja  vMe- 
deglia;:  lapägg  (chiaccberoni),  Mendris  (Mendrisio):  dormioni 
(dormiglioni)^  Mezzvicb  (Mezzoyico):  ci6ra  (ciora',  Minusio  (Mi- 
nusio): asan  (asini),  Morbi  da  sott  (Morbio  Inf.):  ranatt  (piglia- 
rane),  Morbi  da  sura  (Morbio  Sup.):  goss  (gozzuti),  Morcö  (Mor-^ 
cote):  pnrscej  (porci),  Müralt  (Muralto):  sböta  piss  (syentra  pesci), 
Negg  (Neggio):  picit  (forasiepe),  Noranch  (Noranco):  rann  (rane\ 
Noyazzan  (Noyazzano):  scarpa  can  (squarta  cani),  Urfi  (Origlio): 
capin  (attaccabrighe),  Urselina  (Orselina):  bareton  (berrettoni), 
Piazzögna  (Piazzogna):  majök  (mangioni),  Punt  da  Tresa  (Ponte 
Tresa):  müj  (muli),  Punt  (Ponte  Capriasca):  fiü  da  zücch  (fiori 
di  zucche),  Püra  (Pura):  berin  (montoni),  Ravecia  (Ravecchia): 
brüsa  cayaj  (brucia  cayalli),  Riyera  (Riyera):  barleta  (bariletti), 
Robasacch  (Robasacco) :  orök  '(allocchi),  S.  Nazzaro  (8.  Nazzaro) : 
tarnega  (bietoloni),  8ara  (8ala  Capriasca):  müj  (muli),  8alorin 
(8alorino):  gatt  (gatti>,  8.  Antiinin  (8.  Antonino):  matt  (pazzi), 
Sigirin  (8igirino):  asan  (asini),  8oldün  (Solduno):  ribelli  (ribelli), 
Tores^la  (Torriceila):  cduri  (capre),  Tavern  (Taverne):  becch 
(becchi),    Yescia  (Vezia):   buascftt  (vaccari),    Vira  (Vira):   salam 


HS 


Spigolatare  di  Folklore  ticinese. 


{salami),    Yira  da  Gambarögn  (Yira  Gambarogno) :  spelfeca  piööd 
•(Bcortica  pidocchi). 

V.  Proverbi. 


1.  Chi  che  tö  föra  i  pagD  prima 

[da  San  Vitur 
I  turnerä  a  m^ti-BÜ  cun  gran 

[dulur. 

^.  März  r^  fiöö  d'una  baltröca, 
In  sur  na  muntagna  el  piöf, 

In  SU  Faltra  el  fi6ca. 
S.  L*invemu  1  ä  mai  mangiad  ul  lüf. 


1.  Chi  8i  alleggerisce  di  vesti  prima 

[di  San  Vittore 
Tomerä  a  mettersele  con  gran 
[dolore. 

2.  Marzo  e  figlio  d'una  baldracca, 
Sopra  una  montagna  cade  la 

[pioggia, 
Su  di  un  altra  la  neve  a  braccia. 


3.  L'invemo  non  fii  mai  mangiato 
[dal  lupo. 
(L'estate  invemale  non  sarü  di  lunga  durata,  verranno  le  cattive  giomate.) 


4.  A  mangiäa  sa  teta, 

A  pagaa  sa  crepa. 

ö.  Vin  e  laöö,  fa  bon  quaöe. 

•6.  Agost,  setembru  et  otobar  j'6 

[trii  mes  da  Tann 
Che  nu  s'  conoss  n^  spus  n^. 

[tusann. 


4.  Chi  per  contentar  la  gola  compra 

[a  credito 
Sudar  poi  deve  per  pagar  il  debito. 

5.  Vino  e  latte  non  furon  mai  nemici. 

6.  Agosto,  settembre  et  ottobre  son 

[tre  mesi  delPanno 
In  cui  non  sai  distinguere  le 

[ragazze  dalle  maritate. 


vPer  le  scorpacciate  che  le  ragazze  fan  d'ogni  sorta  di  frutta.) 


7.  La  dona  giuvina  e  Tom  ve6ö 
J'mpieniss  la  cii  e  '1  teöö. 

8.  San  Bartulame, 

Frec^ö  innanz  e  fegn  indrö. 

9.  Chi  che  mazza  i  püras  marziröö 
I  mazza  la  mam  e  M  fiöö. 

10.  Qiiela  Bpusa  che  piang  miga 

[quand  la  va  a  mari 
La  piangera  pö  dopu  tüöc^  i  di. 

ll.I  paroll  j'^  cum6  i  sciüres, 
Dre  vüna  gan  vegn  drt*  des. 

12.  La  caura  la  8ta  miga  bogn 
Fin  che  nu  magra  la  xogn. 


7.  Giovane  moglie  e  vecchio  marito 
T'empion  la  casa  ed  ogni  sito. 

8.  A  San  Bartolomeo  non  cresce 

[piu  il  fieno. 

9.  Chi  uccide  le  pulci  in  mai'zo 
üccide  colla  madre  anche  i  figli. 

10.  Quella  spo»a  che  non  piange  il 
[d)  di  nozze 
Piangera  poi  depo  giomo  e  notte. 

ll.Le  parole  son  come  le  ciliegie, 
Da  una  ne  vengon  dieci. 

.12.  La  capra  non  e  contenta 
Fin  che  magra  non  diventa. 


(Chi  8i  lamenta  neH'abbondanza,  s'accorgerd  poi  nella  miseria  d'essersi 
lamentato  ingiustamente.) 


Balthasar  Han's  und  Hans  Heinrich  Grob's 
yySchUtzenausreden^^ 

Von  Dr.  A.  Scheer. 

Da  J.  Baechtold  in  seiner  Geschichte  der  deutschen  Litte - 
ratur  in  der  Schweiz  S.  417/8  und  Anmkg.  132,  wo  er  von 
Orob's  Schützenaasreden  spricht,  zwar  an  Hand  von  Qrobs 
eigenem  Bekenntnisse  in  der  Vorrede  zu  seinem  Gedichte  darauf 
hinweist,  dass  es  kein  Originalwerk  darstelle,  aber  doch  noch 
keine  Mitteilungen  über  Grobes  Vorlage  gemacht  hat,  erlaube 
ich  mir  an  dieser  Stelle  auf  die  unterdessen  aufgeklärte  Frage 
zurückzukommen.  Bei  Gelegenheit  meiner  fortgesetzten  Studien 
über  Fechtbücher,  Spielleutewesen,  Schützenfestlicbkeiten  und 
Pritschmeistertum  fiel  mir  im  Sommer  1901  in  der  Bibliothek  des 
Britischen  Museums  in  London  eine  Schrift  des  Heidelberger 
Fechtmeister's  Karl  VtTassmannsdorff  in  die  Hände,  welche 
sich  mit  diesem  Gegenstande  befasst  und  den  wie  mir  scheint 
unwiderlegbaren  und  einleuchtenden  Nachweis  geleistet  hat, 
welches  andere  Werk  die  direkt  benützte  Vorlage  der  Grob'schen 
Schützenausredeu  sei.  Es  sei  mir  gestattet^  da  die  erwähnte 
Schrift  wohl  nicht  überall  zugänglich  und  jedenfalls  nicht  all- 
gemein bekannt  sein  dürfte,  hier  kurz  über  ihre  Ergebnisse  zu 
berichten. 

Balthasar  Han^s  Ausreden  der  Armbrust-  und 
Büchsenschützen.  Aus  einer  Handschrift  des  16.  Jahrhunderts, 
herausgegeben  von  Dr.  K.  Wassmaxnsdorff,  Heidelberg  (K.  Groos) 
1887.  XXXIV  u.  27  S.  8^  (N«  11528.  k.  20.  [4.]  der  British- 
Museum-Library)  giebt  nebst  einer  einleitenden  litterarhistorischen 
Untersuchung  und  textvergleichenden  Anmerkungen  das  in  einer 
Wolfenbütteler  Handschrift,  die  speziell  Beschreibungen  Augs- 
burgischer Schützenfeste  enthält,  unter  dem  Jahre  1568  einge- 
tragene, ungedruckte  Reimwerk  Balthasar  Han's  im  Abdrucke 
wieder.  Das  Gedicht,  von  Blatt  224  a  bis  235  a  der  Handsißhrift 
reichend,  umfasst  dort  548  Verszeilen;  nach  Vers  294  ist  indessen 
eine  Zeile  ausgefallen,  wie  sich  aus  dem  fehlenden  Reim  er. 
giebt,  die  sich  aber  mit  Leichtigkeit  nach  der  späteren  Bear- 
beitung dieses  Werkes  durch  H.  H.  Grob  von  Zürich  ergänzen. 


•30         Balthasar  Han's  und  Hans  Heinrich  Grob's  „Schützenausreden". 

Iä88t.  Der  yollstäDclige  Titel  des  Han^schen  Spruches  lautet: 
„AuBzred  aller  Schützen,  |  was  sie  pflegen  zu  reden,  wann 
sie  nit  vill  {  treffen,  wie  sichs  zutragen  mag.  Es  sej  mit  |  arm- 
brost,  B&chsen,  Hanndtbogen  ^)  etc.  |  Mit  allerlaj  vrsachen,  vnnd  | 
Auszrede,  ganntz  nutzbar-  {  lieh  vnd  kurtzweillig  {  zu  lesen,  Ge- 
stelt I  durch  Balthasar  {  Han.  Burger  |  zu  Franck-  |  fürt/  Dar- 
unter steht  „P.  H.  M.  R.  |  1568.**,  das  heisst  „Paul  Hector  Mair 
Ratsdiener ^  von  Augsburg,  der  die  Sammlung  der  Denkwürdig- 
keiten angelegt  und  wohl  auch  selbst  geschrieben  hat.  1568  ist 
demnach  das  Datum  der  Eintragung,  vielleicht  auch  der  Abfassungs- 
zeit des  Gedichtes.  Wassmannsdorff  weist  sodann  durch  Yer« 
^leichung  des  Han'schen  Gedichtes  mit  den  Sohützenausreden 
des  Zürichers  Hans  Heinrich  Grob  vom  Jahre  1602  („getruckt  zu 
Zürych  |  bey  Rudolff  Weissenbach  1603.**)  nach  dem  Abdrucke  der- 
selben in  der  Zeitschrift  für  deutsches  Altertum  Bd.  HI,  Jg.  1843, 
S.  239 — 266  nach,  dass  das  Grob'sche  Büchlein  nichts  anderes  als 
eine  etwas  veränderte  und  teilweise  erweiternde  Ueberarbeitung  des 
Han'schen  Werkes  ist.  Dieser  Nachweis  wird  so  sorgfaltig  geführt 
und  giebt  so  bis  ins  Kleinste  gehende  Ergebnisse  einer  Abhängigkeit 
und  Nachahmung  des  späteren  Gedichtes  gegenüber  dem  früheren, 
däss  an  einer  beabsichtigten  Bearbeitung  Han*s  durch  Grob  bei 
einer  solchen  Fülle  von  einzelnen  Uebereinstimmungen,  wie  mir 
scheint,  nicht  mehr  gezweifelt  werden  kann. 

Yon  den  bis  ins  Detail  ausgeführten  Yergleichungen  gebe 
ich  hier  nur  einige  Hauptpunkte  wieder,  die  besonders  be- 
merkenswert sind.  Schon  die  beiden  Titel  von  Grob's  Gedicht 
zeigen  eine  merkbare  Anlehnung  an  seinen  Vorgänger  Han. 
GroVs  eigentlicher  Titel  lautet  —  die  anklingenden  Worte  in  ge- 
sperrter Schrift  hervorgehoben  —  folgendermassen :  „Auszreden 
vn  fürwort  |  der  loblichen  Büchsenschützen,  Darin-  |  nen  aller- 
hand vrsachen,  vnd  zufallende  gelegenhei  |  ten,  so  im  schiessen 
fürfallen.  Auch  in  was  gestalten  {  sich  die  zutragen  mögen,  er- 
zelt  vnd  beschriben  |  werden.  Gantz  kurtzwylig,  vnd  den 
Schützen  |  sonderlich  nutzlich  zu  läsen.  |  Gestell;.  |  Zu  Ehren 
vnd  wollgefallen  der  loblichen  Geselschafft  der  Buch-  {  senschützen, 
der  vralten  Statt  vnd  Landschafft  Zürych**.  Die  zweite,  unmittel- 
bar vor  Beginn  der  Verse  stehende  Ueberschrift,  eine  Art  Titel- 

'}  Der  Zusatz  „Hanndtbogen"  ist  insofern  unrichtig,  als  der  Verfasser 
in  seinem  Gedichte  ausschliesslich  die  Ausreden  der  Armbrust-  und  Büchsen- 
8chfltzen  behandelt  hat.  — 


Balthasar  Han's  nnd  Hans  Heinrich  Grob's  „SchfitzenausredAn".         31 

Wiederholung,  hat  bei  Grob  folgenden  Wortlaut:  ^AuBzreden 
▼nd  Fürwort  der  Loblichen  |  Gesellschafft  der  Büchsenschützen, 
wenn  |  sie  nit  vil  Träffen,  wie  sich  das  |  zutragen  mag.  | 
Auff  allerhand  vrsachen,  so  im  Schiessen  fürfal- 1  len  mögen, 
gestelt.  Ganz  nutzlich  vnd  kurtz- 1  wejlig  zu  läsen,  etc. 
Gedicht  durch  ein  liebhaber  {  dess  hochberümpten  Büchsen- 
schies- I  sens,  in  Zürych."  Wenn  ferner  Han's  Werk  mit  dem 
Verse  „Eins  mals  Ich  mich  auffmachen  thett^  beginnt  und  Grobes 
Gedicht  anfangt:  „Ich  thet  mich  auff  ein  zejt  auffmachen,  | 
zu  bschauwen  allerhand  weit  vrsachen  {.../,  und  es  in  dieser  Art 
Abhängigkeit  fast  Zeile  für  Zeile  weitergeht,  so  wird  man  sich 
mit  Wassmannsdorff  bald  überzeugt  haben,  wie  stark  Grob  die 
Han'sche  Vorlage  benützt  hat.  Eine  weitere  Uebereinstimmung 
findet  sich  in  der  Einleitung  der  beiden  Gedichte,  indem  Han 
sich  als  Besucher  des  von  Herzog  Christoph  von  Württemberg 
1560  in  Stuttgart  abgehaltenen  Schiessens  hinstellt  und  Vers  13/4 
dazu  bemerkt:  „Wiewol  Ich  doch  kain  Schütz  nit  bin,  |  Noch 
hab  Ich  dennocht  ein  lust  dahin*^;  während  Grob  sich  als  „ein 
liebhaber  dess  hochberümpten  Büchsenschiessens  in  Zürych^, 
womit  das  Züricher  Freischiessen  vom  Jahre  1504  gemeint  ist, 
ausgiebt  und  damit  seine  Schilderung  um  100  Jahre  zurück- 
•  datiert.  Grob  führt  im  Ganzen  142  Ausreden  an,  aber  nur 
solche  Yon  Büchsenschützen,  da  er  (Blatt  5a)  selbst  eingesteht: 
„Auff*s  armbrost  ich  mich  nit  verstund^.  Da  er  bei  Han  auch 
Ausreden  der  Armbrustschützen  vorfand,  gestaltete  er  diese 
Stellen  so  um,  dass  sie  für  die  Büchsenschützen  gelten  können. 
Ausserdem  finden  sich  auch  Han^s  Angaben  über  die  Geschichte 
des  Schützenwesens  in  Grobes  Gedicht  wiedergegeben,  doch 
können  diese  auch  noch  aus  anderen  Vorlagen  übernommen 
worden  sein,  da  sie  z.  B.  nachweislich  in  den  von  Wolff  Most 
über  das  Amberger  Schiessen  vom  Jahre  1596  verfassten  Reim- 
spruch teilweise  übergegangen  sind  und  wohl  auch  schon  in 
früheren,  vor  1560  entstandenen  Sprüchen  dieser  Art  in  gleicher 
oder  ähnUcher  Fassung  erscheinen.  Der  einzige,  wirklich  origi- 
nale Teil  in  dem  Grob*schen  Werke  sind  daher  nur  die  kurzen 
Schlussstellen,  im  Ganzen  30  Verse,  worin  er  seine  Ermahn- 
ungen zunächst  an  „die  schützen  der  Eidgnoschafft*^  und  so- 
dann an  seine  engeren  Landsleute  —  „Ir  Zürychschützen  thund 
euch  fleissen"  |  .  .  .  .  —  richtet,  sie  möchten  sich  der  edlen 
Schiesskunst  „dem  vatterland  zu  gut^   recht  wacker  annehmen. 


32         Balthasar  Han's  und  Hans  Heinrich  Grob's  „Schützenausreden **. 

üebrigens  muss  doch  noch  hervorgehoben  werden,  dass  Grob 
selbst  seine  Scbützenausreden  nicht  etwa  als  ein  Originaiwerk 
auszugeben  yersucht,  sondern  in  der  am  26.  Dezember  1602  an 
den  Zürcher  Zengherrn  Junker  Escher  gerichteten  Widmung  seinea 
Büchleins,  freilich  ohne  Nennung  bestimmter  Namen,  was  aber 
zu  jener  Zeit  nicht  Wunder  nehmen  darf,  ganz  offen  die  Be- 
nützung Ton  verschiedenen  Vorbildern  zugesteht.  Es  heisst  dort 
über  die  Entstehung  seiner  Schrift:  „Nach  dem  ich  disz  gedieht, 
vor  etwas  zeyts,  ausz  etliche  alten  vnd  neüwen,  getruckten 
ynnd  geschriebnen  brieffen,  vnd  zädlen,  zusamen  ge- 
tragen gemehret  vnnd  gebesret,  vnnd  auff  das  schieszen^ 

weiiches  Anno  Domini   1504  ( )  alhie  zu  Zürich  gehalten, 

gestelt  hab^, ;  und  es  ist  eine  immerhin  merkwürdige  und 

auffallige  Uebereinstimmung,  wenn  von  Hau  sein  Reimspruch 
mit  dem  gleichen  Ausdrucke  „Brief*  (vgl.  Hau,  Vers  523/4: 
„wellicher  dann  kain  vrsach  find,  |  Der  gugk  in  disen  ,briefr 
geschwindt,  |  .  .  .  .**)  bezeichnet  wird,  den  Grob  für  seine  Vor- 
lagen verwendet  hat,  während  er  zwar  an  derselben,  Han  nach- 
gebildeten Stelle  sagt:  „Vnd  welcher  schütz  ein  (lies:  kein) 
mangel  findt,  |  der  schaw  in  disz  gedieht  geschwind:  |.^ 

Es  ist  hier  der  Ort,  diejenigen  Werke  über  den  gleichen 
Gegenstand,  welche  Grob  vor  Abfassung  seines  Gedichtes  wohl 
teilweise  kennen  gelernt  hat,  namhaft  zu  machen,  soweit  uns 
solche  bekannt  geworden  sind.  Es  handelt  sich  um  gedruckte 
oder  nur  handschriftlich  aufgezeichnete,  um  solche,  die  zeitlich 
vor  oder  nach  Han's  Gedicht  entstanden  sind.  Von  diesen  Reim- 
sprüchen anderer  Verfasser  über  Schiesswesen  und  Schützenfeste 
kommen  natürlich  in  erster  Linie  diejenigen  von  Grob's  Lands- 
leuten hier  in  Betracht  und  erst  an  ^weiter  Stelle  auch  die 
Werke  der  ausländischen  Festdichter.  Zu  den  ersteren  gehören 
die  Beschreibung  des  Herrenschiessens  zu  Stuttgart  durch 
Heinrich  Gering  aus  Zürich  von  1560  (Stadtbibl.  Zürich, 
Simler'sche  Sanimlung  No.  98),  sowie  die  verschiedenen  Be- 
schreibungen des  Pritschenmeisters  Heinrich  Wirri  von  Aarau 
von  den  Schiessen  zu  Lauingen,  Schwaz  und  Passäu  aus  dem 
Jahre  1555,  dem  kaiserlichen  Schiessen  bei  Wien  vom  Jahre 
1568.  Zu  der  stattlichen  Zahl  der  Werke  ausländischer  Fest- 
dichter gehören  einmal  die  neun  Reimsprüche,  welche  der 
Pritschenmeister  Lienhart  Flexel  von  Augsburg^),  später  unter 

2)  Vgl.  Uhlaxi»,  Schriften  z.  Gösch,  d.  Dichtung  u.  Sage  V,  299.  — 


Balthasar  Hairs  und  Hans  Heinrich  Grob's  „Schützenausreden**.         33 

Beihilfe  seines  Sohnes  Valentin  von  den  Schiessen  zn  Heidel- 
berg (1554),  Passau  (1555),  Ulm  (1556),  Rottweil  (1558),  Stutt- 
gart (1560),  Wien  (1563),  Innsbruck  (1569),  Worms  (1575)  und 
München  (1577)  verfasst  hat.  Dazu  kommen  weiter  Balthasar 
John 's  Beschreibung  des  Schiessens  zu  Dresden  von  1582  (ge- 
druckt 1583),  des  Büchsenschifters  ^)  und  Kupferstechers  Peter 
Opel  Prosa-Schilderung  des  Schiessens  yon  Begensburg  vom 
Jahre  1586  (geschrieben  1587),  und  des  Pritschenmeisters  Caspar 
Lerff  poetische  Darstellung  des  gleichen  Schiessens  (gedruckt 
1587),  sowie  des  aus  Salzburg  gebürtigen  Pritschenmeisters 
Wolff  Most  Beimwerk  über  das  Schiessen  von  Amberg  vom 
Jahre  1596  (gedruckt  1596),  das  eine  äusserst  starke  Abhängig- 
keit von  der  Beimerei  seines  Fachgenossen  LerfF  aufweist,  end- 
lich M.  Stephanus  Schirmeister's  gereimte  Abhandlung  über 
das  Armbrnstschiessen  unter  dem  Titel  „Der  Armbrustschützen 
Praktika^,  gedruckt  1600  in  Eilenburg,  eiu  recht  interessantes 
Büchlein ,  das  WassmannsdorfF  neu  herauszugeben  gedachte^ 
wozu  er  leider  nicht  mehr  gekommen  ist.  Das  sind  die  jener 
Zeit  vor  der  Abfassung  der  Orob'schen  Schützenausreden  an- 
gehörigen,  mir  bekannt  gewordenen  Schrift-  oder  Druckwerke, 
von  welchen  Grob  selbst  natürlich  kaum  alle,  wohl  aber  yiel- 
leicht  einen  Teil  gekannt  haben  dürfte.^) 

Wie  weit  sich  diese  Kenntnis  Grobes  aber  erstreckte,  kann 
für  unsere  Betrachtung  insofern  ziemlich  gleichgültig  sein,  als 
wir  bereits  gesehen  huben,  dass  er  jedenfalls  weitaus  am  stärk- 
sten Yon  Han's  „Ausreden  aller  Schützen "^  von  1560  (?)  beein- 
flusst  war,  und  dass  sein  ganzes  Werk  eine  in  fast  sklavisch  zu 
nennender  Abhängigkeit  davon  vollzogene  Bearbeitung  oder  besser 
eine  nur  wenig  und  recht  dürftig  erweiterte  Nachahmung  seiner 
Vorlage  war. 

Damit  wäre  nun  allerdings  meine  Hauptabsicht,  nämlich 
den  Hinweis  auf  die  „restitutio  in  integrum^  des  Prioritäts- 
rechtes Han's,  als  des  fast  noch  unbekannten  Yorgänger's  von 

')  d.  i.  ein  Verfertiger  von  oft  mit  kunstreicher  Arbeit  eingelegten 
Bachsenschäften.  —  *)  Seither  habe  ich  bei  Gödeke,  Grundriss  2.  Aufl.  II, 
S.  325  ff.,  femer  bei  Bjesecke,  J.  Fischarts  glllckhaftes  Schiff,  Halle'sche  Neu- 
drucke No.  182,  S.  XIV— XXV,  ausserdem  in  Germania  Bd.  VIII,  462  ff., 
Archiv  für  Litteraturgeschichte  V,  137  ff.,  endlich  im  Jalirbuch  für  Münchener 
Geschichte  I,  324  u.  423  weitere  Zeugnisse  zur  Geschichte  des  PritÄchmeister- 
weseos  gefunden,  deren  Verwertung  ich  mir  für  eine  spätere  Arbeit  vor- 
behalten möchte.  — 

3 


34         Balthasar  Han^s  und  Hans  Heinrich  Grobes  „Schatzenausreden''. 

Orob,  zu  geben,  erreicht;  dooh  mag  es  mir  noch  gestattet  sein, 
bei  dieser  Gelegenheit ,  ebenfaHs  an  Hand  der  Wassmanns- 
dorff 'sehen  Schrift,  auf  einige  andere  interessante  Punkte  hin- 
zuweisen, die  mit  dem  vorhergehenden  Gegenstand  in  engster 
Berührung  stehen.  Wohl  eines  der  ältesten  Zeugnisse  von 
Schützenausreden  in  der  deutschen  Litteratur  findet  sich  in 
Sebastian  Brant's  1494  zum  ersten  Mal  gedruckten  ,,Narren- 
schiff*,  wo  der  Dichter  über  die  „[Ab-]wehrworte*  schlechter 
oder  wie  er  sie  nennt  ^  böser '^  Schützen  spottet.  Dort  findet  sich 
(vgl.  Zarncke's  Ausgabe,  Leipzig  1854,  S.  73)  im  75.  Haupt- 
stück,  „von  bösen  schützen^  überschrieben,  die  Stelle: 

^Keyn  schütz  so  wol  sich  yemer  rüst 
Er  fynd  allzyt,  das  jm  gebrüst*) 
Dann  diss,  dann  jhens,  do  mit  er  hett 
Eyn  wörwort*),  das  syn  glympflF')  errett 
Wann  er  nit  hett  gefälet  dran 
So  hett  er  fiy  die  gob  behan."^) 

Unmittelbar  vorher  ist  von  einigen  der  Mängel,  die  als  Ausreden  von 
den  Schützen  verwendet  zu  werden  pflegen,  gesprochen  worden. 
Han's  Ausreden  scheinen  auch  bei  anderen  Dichtern  seiner  Zeit 
Spuren  zurückgelassen  zu  haben.  So  ist  vielleicht  jene  Stelle  bei 
Johann  Fischart  in  seinem  „Gargantua^  (erste  Ausgabe  von 
1575),  wo  der  Held  der  Geschichte  von  seinem  Hofmeister  in 
der  Schiesskunst  unterrichtet  wird  und  von  verschiedenen  Män- 
geln, die  sich  in  dieser  ereignen  können,  die  Rede  ist,  auf  direk- 
ten oder  indirekten  Einfluss  von  Han  zurückzuführen.  Es  heisst 
dort  Kapitel  27  z.  B.  „.  .  .  .  Solche  mängel  verwirten  zuzeiten 
vnsern  jungen  Schützen,  die  klagt  er  seim  Hoimaister:  der  sagt 

jm  hinwider  solcher  faulen  ausreden  müsig  zustahn ^, 

oder  im  gleichen  Kapitel  die  andere  Stelle:  „da  waren  kain 
Päler,    eitel    Treffer,    es  wer    im    rechten    Berg    oder  [im] 

versüchrein ^,  wozu  die  entsprechenden  Zeilen  bei  Han 

(Yers  62 — 66):  «der  thet  all  sein  schüss  wol  treffen  |  Im 
versuech  reyen,  wie  er  was  gestelt;  \  Im  Rechten  waz  er  gar 
gefeit:  I  Der  versuech  reyen  hat  mich  betrogen,  |  Oder  hat 
der  Rechte  Bergk  gelogen  |^  doch  auffallend  gut  stimmen. 
Dass  der  Nürnberger  Pritschenmeister  Wol  ff  Most  in  seiner 
1596  von  dem  Amberger  Schiessen  verfassten  Beschreibung  bei 


*)  mangelt,  gebricht.   —    *)  Abwehrwort,  Ausrede.    ~    ')  guter  Ruf, 
Ehre.  —  ^)  die  Gabe,  den  Preis  erhalten.  -— 


BalthABar  Han's  nnd  Hans  HeiDrich  Grobes  ^ Schützenausreden*'.         35 

«einer  DarBtellnng  der  Oeschichte  des  SchützenweseiiB  an  die 
bei  Han  darüber  vorgefundenen  Angaben,  aber  viel  freier  als 
Orob  es  that  nnd  nur  teilweise,  sich  angeschlossen  hat,  wie 
Wassmannsdorff  durch  Yergleichung  der  betreffenden  Stellen 
nachwies,  habe  ich  bereits  kurz  erwähnt. 

Es  bleibt  somit  nur  noch  übrig,  das  Wenige,  was  uns  von 
der  Persönlichkeit  Balthasar  Han*s  bekannt  ist,  hier  noch 
beizufügen,  obschon  es  leider  sehr  unsichere  Angaben  sind.  In 
Flexel's  Reimspruch  über  das  Stuttgarter  Schiessen  von  1560 
steht  unter  den  Namen  der  Schützen  aus  „Franckhfortt*^  auch  ein 
„Balthasar  flann*^,  nnd  ebenso  wird  von  Flexel  in  seiner  Be- 
schreibung des  Wormser  Schiessens  vom  Jahre  1575  sogar  zwei- 
mal* ein  „Balthasser  Han  von  Frannckhfurt*  unter  der  Zahl  der 
Schützen  genannt,  so  dass  trotz  der  Versicherung  unseres  Dichters, 
er  sei  selbst  kein  Schütze  gewesen,  die  Vermutung  recht  nahe 
liegt,  dass  wir  es  hier  doch  mit  dem  Verfasser  der  Schützen- 
4iQsreden  zu  thun  haben,  um  so  mehr  da  die  Angaben  auch 
jBeitlich  sehr  wohl  zu  einer  solchen  Annahme  stimmen  würden. 
Möglich  ist  immerhin,  dass  der  hier  erwähnte,  als  Schütze  sich 
beteiligende  Besucher  der  beiden  Schiessen  nur  ein  Verwandter 
unseres  Dichters  wäre,  der  diesem  dann  wohl  allerlei  Mitteilungen 
über  das  Schiesswesen  nach  seinen  eigenen  Erfahrungen  darin 
beigesteuert  haben  würde.  Jedenfalls  ist  zu  beachten,  dass  sich 
unser  Balthasar  Han  selbst  auch  als  „Burger  zu  Franckfurf*  in 
der  Ueberschrift  seines  Reimbriefes  bezeichnet  hat.  Dagegen 
mochte  ich  die  Stelle  seines  Oedichtes  (Vers:  521/2): 

„vnd  lob  die  gut  geselschafft  baid,^) 
Inn  Irem  diennst  bin  Ich  bereit." 

im  Gegensatz  zu  Wassmannsdorff,  eben  weil  die  Pritschmeister 
in  ihren  Reimsprüchen  sich  öfters  als  „der  Schützen  Diener'' 
bezeichnen  und  weil  sich  dadurch  vielleicht  erklären  lässt,  warum 
Han  behauptet,  er  habe  nicht  zu  den  Schützen  gehört  ~  als 
Pritschmeister  brauchte  er  nicht  selbst  auch  ein  Schütze  zu  sein 
—  eher  dahin  gedeutet  wissen,  dass  Hau  selbst  ein  Pritschen- 
meister gewesen  ist  und  seineu  Beruf  gerade  mit  dieser  Wendung 
angeben  wollte,  die  man  so  oft  in  gleicher  oder  ähnlicher  Form 

»j  Bei  Grob  lautet  die  Stelle:  ^Und  lob  die  j?utten  gsellschafft 
beid,  I  io  jhrem  dienst  bin  ich  bereidt.  |**,  was  eigentlich  für  ihn  sinnlos  {«t, 
da  UDter  den  beiden  Gesellschaften  die  Armbrust-  und  die  BUehsen- 
schützen  zu  verstehen  sind,  Grob  aber  im  Gegensätze  zu  Ilan  in  seinem 
Werke  nur  die  Büchsenschützen  berücksichtigt  hat. 


36        Die  hölzernen  Milchrechnungen  des  Tavetschthals  (GraubQnden). 

in  den  GedichtBchlüssen  der  übrigen  Pritschmeister  Yorfindet. 
Bei  dem  Nachdichter  Grob  darf  man  natürlich  den  gleichen 
SchluBs  auf  sein  Handwerk  ans  dem  Wiederkehren  dieser  Stelle 
in  seinen  Schützenausreden  nicht  ziehen,  da  es  bei  ihm  reine 
Nachahmung  seiner  Yoriage  und  nichts  weiteres  bedeutet.  Be- 
merkenswert scheint  mir  noch  zu  sein,  dass  Grob  wohl  im  An- 
BchluBS  an  diese  Stelle  bei  Han  in  den  beiden  Ueberschriften 
seines  Gedichtes  yon  einer  «loblichen  Gesellschaft  der 
Büchsenschützen  ^  redet,  ein  neuer  Beweis,  wie  stark  seine  Ab- 
hängigkeit Yon  der  gegebenen  Vorlage  gewesen  ist. 

Mit  diesen  Betrachtungen,  die  nur  die  Pflicht  erfüllen 
sollten,  getreulich  jedem  das  Seinige  zu  teil  werden  zu  lassen, 
nehmen  wir  für  heute  von  dem  behandelten  Gegenstande  ^Ab- 
schied, nicht  ohne  darauf  hinzuweisen,  dass  wir  uos  auch  in 
Zukunft  mit  den  interessanten  Erscheinungen  des  Pritschen- 
meistertums  und  seiner  Vertreter  noch  weiter  zu  beschäftigen 
gedenken,  und  dass  uos  desshalb  jede  Anreguog  und  jeder  Bei- 
trag von  anderer  Seite  sehr  willkommen  ist  und  mit  bestem 
Danke  entgegengenommen  werden  wird. 


Die  hölzernen  Miichrechnungen  des  Tavetschthais 
(Graubiinden). 

Von  Dr.  J.  Focke,  Syndikus  in  Bremen. 

Das  von  romanisch  redender  Bevölkerung  bewohnte  Tayetsch- 
thal  mit  seinem  Hauptorte  Sedrun,  die  nach  allen  Seiten  yon 
hohen  Bergen  umschlossene,  oberste  Stufe  des  Vorderrheinthals^ 
hat  sich  bei  der  Bewirtschaftung  seiner  Alpen  in  den  hölzernen 
Milchabrechnungen  mit  den  Hausmarken  der  Viehbesitzer,  in  den 
„stialas  dil  latg"",  bis  zum  Jahre  1901  eine  Antiquität  bewahrt 
gehabt,  die  wegen  ihres  kulturgeschichtlichen  Interesses  mit  einigen 
Worten  in  der  Erinnerung  festzuhalten  sich  yerlohnen  dürfte.*) 

Das  Milchvieh  der  Gemeinde  Tavetsch  wird  auf  mehrere 
Jahre  hinaus  durch  vorherige  Bestimmung  auf  die  verschiedenen 
Alpen   so  verteilt,    dass   die  Kühe   des   einzelnen  Besitzers    auf 

»)  Weitere   Litteratur   über    „Tesseln"    s.    in   diesem    Archiv  III,    60 

(Nr.  V,  ö);  V,  74  (Nr.  V,  !•);  VI,  70  (Nr.  II,  6). 


Die  hölzeraeD  Mitehrechnungen  des  Tavetschthals  (Graubünden).        37 

«iner  Alp  yereinigt  sind.  Die  Alpen  werden  nicht,  wie  es  sonst 
überall  eingeführt  zu  sein  scheint,  Yon  berufsmässigen,  bezahlten 
Sennen,  sondern  noch  von  den  Bauern  selbst  bewirtschaftet. 
Die  ca.  300  Kühe  des  Tavetschthals  yerteilen  sich  auf  die  drei 
Alpweiden  Cayorgia,  Tgietlems  und  Tiarms.  Die  Alpen  Tgietlems 
und  Tiarms  haben  je  drei  Hütten,  Cavorgia  besitzt  nur  eine  Hütte. 
Auf  den  Alpen  Tgietlems  und  Tiarms  weiden  je  etwa  1 20  Kühe. 
Nach  einer  durch  das  Los  festgestellten  Reihenfolge  be- 
ziehen nun  die  an  der  betreffenden  Alp  mit  ihrem  Milchvieh 
beteiligten  Bauern  für  einen  oder  mehrere  Tage  die  Alp  und 
gewinnen  während  der  Zeit  ihres  Aufenthalts  für  sich  den  ge- 
samten Milchertrag  aller  Kühe  einer  Hütte.  Die  Länge  der 
Bewirtschaftungszeit  des  Einzelnen  richtet  sich  nach  der  Zahl 
seiner  Kühe  und  schwankt  gewöhnlich  zwischen  zwei  Tagen 
und  einer  Woche.  Nach  Ablauf  einer  Wirtschaftszeit  führt 
jeder  Bauer  die  gewonnene  Milch  in  Form  von  Butter  und 
Käse  zu  Thal  und  wird  sofort  von  seinem  Nachfolger  bei  der 
Bewirtschaftung  abgelöst. 

Ueber  den  Milchertrag  während  der  Wirtschaftszeit  jedes 
Bauern  wird  eine  Rechnung  aufgestellt,  aber  nicht  mit  Tinte 
oder  Bleistift,  mit  Namen  und  Zahlen  auf  Papier,  sondern  mit- 
telst Gewichtszeichen  und  Hausmarken  auf  vieleckigen,  rotge- 
farbten^  kurzen  Holzstäbchen.  Das  Aufstellen  der  Rechnungen, 
d.  h.  das  Schneiden  der  Stäbe,  erfolgt  durch  die  Hirtenjungen. 
Als  Material  dient  das  Holz  der  Erle,  die  sich  an  den  Bach- 
läufen entlang,  bis  nahe  zu  den  Alpweiden  hinauf,  in  Büschen 
vielfach  vorfindet.  Die  meist  2 — 4  cm.  im  Durchmesser  dicken 
und  7 — 15  cm.  langen  Stäbe  werden  je  nach  der  Zahl  der  be- 
teiligten Yiehbesitzer  mit  der  entsprechenden  Zahl  von  Flächen 
(5^  7,  8,  10;  gewöhnlich  findet  man  8  Flächen)  versehen  und 
dann  mittelst  feingeriebener  und  angefeuchteter  roter  Kreide  ge- 
färbt. Rote  Kreide  wird  auch  zu  andern  Zwecken,  besonders 
zum  Märken  des  Viehs,  auf  den  Alpen  ständig  gebraucht. 

Entfallen  auf  eine  Alphütte  beispielsweise  40  Kühe,  die 
flieh  auf  die  Eigentümer  so  verteilen,  dass  besitzen: 

7  Besitzer  je  eine  Kuh =     7 

4         „         «    drei  Kühe =   12 

2         „         ^    sechs     ,.     =   12 

1         „         „    neun      =     9  und  daher 

14  Besitzer    mit    dem   Ertrage   von    40  Kühen  auf  einem 


r* 


33        Die  hölzernen  Milchrechnungen  des  Tavetschthals  (Graubfinden). 

Stäbchen  dazustellen  sind,  so  bedarf  es  dazu  eines  Tfläcfaigea 
Stabes.  In  der  Mitte  des  Stabes  werden  nämlich  in  dem  ange- 
nommenen Falle  rings  um  den  Stab  in  zwei  Reihen  Ton  je  7 
Stück  die  14  yerschiedenen  Haasmarken  der  Besitzer  einge- 
f  schnitzt,  so  dass  für  jeden  die  Hälfte  einer  Stabfläohe  zum  Ver- 

merken des  Milchertrags  Terfagbar  ist.  Darauf  wird  neben  jeder 
Marke  nach  dem  Stäbchenende  hin  das  Milchgewicht  durch 
eingeschnittene  Striche  eingetragen,  und  zwar  erfolgt  die  Gc- 
wichtsberechnung  nicht  nach  dem  schon  bald  nach  1848  in  der 
Schweiz  eingeführten  metrischen  Gewichtssystem,  nach  Kilo  oder 
Pfund,  sondern  nach  dem  alten  Gewicht  der  crena^)  (Plural 
crenas)  =  ^4  Pfund. 

Ein  die  einzelne  Stabfläche  quer  überschneidender  Schnitt, 
durch  den  ein  Holzsireifchen  aus  dem  Grunde  herausgeschnitten 
wird,  so  dass  ein  heller  Strich  auf  dem  dunkleren  roten  Grunde 
entsteht,  bedeutet  10  crenas.  Ein  ebenso  langer,  blosser  Ein- 
schnitt, durch  den  kein  Holz  entfernt  wird,  bedeutet  5  crenas. 
Nach  den  Enden  zu,  und  zwar  nahe  den  Kanten  der  einzelnen 
Flächen,  sind  durch  kurze  Doppelschnitte  (durch  die  je*  ein  Holz* 
teilchen  herausgeschnitten  wird)  die  Einer  angegeben,  während 
ein  kleiner  Einschnitt  (der  kein  Holzpartikelchen  entfernt)  V<  crena 
bedeutet.  Auf  dem  einen  Querschnitt  des  Stäbchens  wird  oft 
noch  das  Zeichen  eingeschnitzt,  über  dessen  Wirtschaftszeit  der 
Stab  die  Rechnung  enthält.  Auf  dem  andern  Querschnitt  hat 
in  den  letzten  Jahren  auch  oft  der  Hirtenjunge  seine  Buchstaben 
(Marke)  eingetragen. 

Soll  der  Stab  über  die  Milch  der  Kühe  von  10  Eigentümern 
Auskunft  geben,  so  muss  er  fünf  Flächen,  soll  er  die  Milch- 
rechnung Yon  20  Eigentümern  angeben,  so  muss  er  zehn  Flächen 
haben.  Kommen  noch  mehr  Eigentümer  in  Frage,  so  werden 
zwei  oder  mehr  Stäbchen  geschnitzt  werden  müssen.  Bei  unge- 
rader Zahl  der  Eigentümer  wird  eine  halbe  Fläche  unbenutzt 
bleiben.  Ein  Milchhölzchen  der  gewönlichen  Art  ist  unter 
No.  1  der  beigefügten  Tafel  abgebildet. 

Die  Kuhbesitzer  und  Hirtenjungen,  welche  die  hölzernen 
Rechnungen  aufstellen,  sind  begreiflicherweise  besonders  gute 
Kenner  der  Hausmarken. 


2)  Heis8t  urspr.  „Kerbo";  vgl.  it.  portug.  crena,  franz.  cran,  crineauy. 
criner. 


Die  hölzeroen  MilchrechnuDgen  des  Tavetscbthals  (Graubfinden).        39 

Die  Haasmarke  yererbt  im  Tayetschthal  vom  Yater  auf  den 
jüngsten  Sohn,  was  yielleicht,  wenngleich  jetzt  dort  keinerlei 
Anerben-  oder  Höferecht  besteht,  vielmehr  gleiche  Teilung  des 
elterlichen  Nachlasses  unter  allen  Kindern  stattfindet,  auf  eine 
früher  bei  'Uebernahme  des  Bauernhofes  in  Qeltung  gewesene 
Bevorzugung  des  jüngsten  Sohnes  (Minorat)  hindeutet.  Die 
älteren  Sohne  wählen  sich  eine  beliebige  Marke,  die  jetzt  mei- 
stens einfach  aus  den  Anfangsbuchstaben  des  Ruf-  und  Familien- 
namens besteht,  womit  dann  das  Zeichen  den  Charakter  der 
Hausmarke  verloren  hat.  Da  stets  alte  Marken  in  Wegfall 
kommen  und  neue  Marken  hinzutreten,  so  ist  es  schwer,  einen 
zuverlässigen  Kenoer  aller  Marken  zu  findeo.  Vor  ein  paar 
Jduren  ist  daher  ein  Buch  mit  allen  Hausmarkeo,  das  beim  Qe- 
meindepräsidenten  des  von  etwa  900  Seelen  bewohnten  Tavetschr 
thals  hinterlegt  ist,  angefertigt. 

Ihre  bedeutsamste  Anwendung  finden  die  Hausmarken  in 
der  geschilderten  Weise  bei  der  Alp.wirtschaft.  Trifft  mao  auf 
alte  Thüren  in  den  Alphütteo,  so  findet  man,  dass  dieselben  mit 
eingeschnittenen  Marken  übersät  sind.  Man  sieht  aber  die 
Marken  auch  sonst  noch  vielfach.  Manche  Bauern  haben  ihr 
Orossvieh  mit  der  Hausmarke  auf  den  Hinterschenkeln  ge- 
zeichnet; das  Kleinvieh  wird  sonst  allgemein  mit  einfacheren 
Zeichen:  Einschnitt  an  den  Ohren  gemarkt,  ähnlich  wie  man 
bei  uns  an  den  Schwimmhäuten  die  Eoten  im  Blocklande  uod 
früher  die  Gänse  in  Borgfeld  zeichnete. 

Sehr  oft  sieht  man  gefällte  Holzstämme  uod  Bretter  im 
Wald  und  in  den  Dörfern  mit  Hausmarken  ia  roter  Kreide  ver- 
sehen. Ich  habe  die  Marken  ferner  an  hölzernen  Eimern,  an 
Heugabeln,  Harken,  Schaufeln,  Schabeisen,  an  Handtüchern,  ein- 
mal auch  an  einer  Futterschneidemaschine  gesehen.  Dagegen 
habe  ich  sie  oft  vergeblich  gesucht  an  den  Stielen  der  Sensen. 
Auch  die  grossen  leinenen  Laken,  in  denen  das  Heu  Von  den 
Wiesen  getragen  oder  gefahren  wird,  sind  fast  immer  markiert. 
An  Häusern  oder  Ställen  sind  die  Hausmarken  selten;  wenn 
sie  sich  dort  vorfinden,  so  stehen  sie  nicht  an  auffallender  oder 
bedeutsamer  Stelle,  sondern  sind  offenbar  mehr  zufallig  ange- 
bracht. 

Wenn  jeder  Kuhbesitzer  auf  seiner  Alphütte  einmal  ge- 
wirtschaftet hat,  die  erste  durchs  Los  ermittelte  Reihenfolge 
also  erledigst  ist,  erfolgt  für  die  an  der  Hütte  Beteiligten  eine 


40        Die  hölzerneD  lülchrechnungeD  des  Tavetschthals  (GraubQnden). 

gemeinschaftliche  Rechnungsablage.  Da  sieben  Hütten  auf  den 
Milchviehalpen  yorhanden  sind,  so  ergeben  sich  also  für  das 
ganze  Thal  sieben  yerschiedene  Abrechnungsgruppen.  Sonntags 
nach  dem  Gottesdienst  in  der  Hauptkirche  des  Thals  zu  Sedrun 
treten  die  an  jeder  Hütte  beteiligten  Bauern  auf  der  Strasse 
zusammen;  jeder  zieht  seine  hölzernen  Milchrechnun^en  aus  der 
Tasche  un4  nun  wird  miteinander  abgerechnet.  Wer  noch  am 
meisten  Milch  nach  Yerhältnis  seiner  Kühe  zu  gute  hat,  kommt 
nun  bei  der  zweiten  Reihenfolge  zuerst  zur  Bewirtschaftung  auf 
die  Alp;  wer  bei  der  ersten  Reihenfolge  am  besten  gefahren  ist, 
kommt  zuletzt  an  die  Reihe.  Je  nach  Bedarf  wird  die  Zeit  der 
Bewirtschaftung  verlängert  oder  verkürzt.  Die  Milcherträge  sind 
natürlich  je  nach  der  Witterung  sehr  verschieden  und  lassen 
sich  nicht  im  voraus  genau  bestimmen;  der  Bauer,  der  während 
seiner  sechstägigen  Bewirtschaftung  schlechtes  Wetter  und  Schnee- 
fall gehabt  hat,  erzielt  vielleicht  kaum  mehr,  als  ein  anderer, 
der  während  drei  Tage  bei  gutem  Wetter  wirtschaftete.  Nach 
Erledigung  der  zweiten  Reihenfolge  wird  dann  in  gleicher  Weise 
die  dritte  fortgesetzt.  Schliesslich  übrig  bleibende  Ungleichheiten 
werden  in  Oeld,  nach  einem  zu  Anfang  des  Sommers  festge- 
setzten Einheitspreise  für  die  Milch,  ausgeglichen.  Wenn  die 
hölzernen  Milchrechnungen  erledigt  sind,  so  werden  sie  quittiert, 
indem  jeder  von  seinem  Stäbchen  die  Gewichtsangaben  rund  um 
das  Stäbchen  wegschneidet,  so  dass  nur  die  Hausmarken  stehen 
bleiben.  Er  wirft  dann  das  quittierte  Hölzchen  fort,  welches 
nun  zum  Kinderspielzeng  wird.  Die  No.  2  der  Tafel  zeigt  ein 
quittiertes  Hölzchen. 

Um  Martini,  wenn  das  Vieh  die  Alpen  längst  wieder  ge- 
räumt hat,  wird  über  jede  Alp, .  über  die  Verpflegung  und  Be- 
zahlung der  Hirtenjungen,  über  etwaige  sonstige  Aufwendung, 
Reparaturen  u.  s.  w.  und  insbesondere  auch  über  die  Milcherträge 
eine  Generalabrechnung  gehalten. 

Im  Jahre  1901  wurde,  mit  Ausnahme  einer  Alp,  die  Milch- 
abrechnung auf  Papier  eingeführt.  Im  Jahre  1902  haben  die 
Holzstäbchen  auch  auf  der  letzten  Alp  dem  Papier  weichen 
müssen.  Charakteristisch  ist  aber,  dass  auf  den  Papierrechnungen 
anfangs  die  Namen  der  Kuhbesitzer  nicht  mit  Buchstaben,  son- 
dern nur  mit  den  Hausmarken  bezeichnet  sind,  bchon  im  Jahre 
1902  hat  man  aber  die  Hausmarken  in  den  Rechnungen  durch 
die  ausgeschriebenen    Namen  ersetzt.     Mehr  als   ein  Landmann 


Die  hölzernen  Milchrechnungen  des  Tavetschthals  (Graubiinden).        41 


No.  1. 


No.  2. 


No.  3. 


42  Miszellen.  —  Melange». 

hat  mir  indessen  seine  Ansicht  dahin  geäussert,  dass  doch  di& 
Abrechnung  mit  den  Stialas  dil  latg  viel  einfacher  sei,  als  die- 
jenige auf  Papier. 

Früher  wurden  die  Milchhötechen  aa  den  Enden  noch  mit 
Verzierungen,  Köpfchen  oder  Türmchen,  yersehen.  Mir  ist  in- 
dessen  nur  iein  einziges  älteres  Stück  dieser  Art  zu  Qesicht  ge- 
kommen. Ich  habe  mir  von  einem  Manne,  der  früher  als  Hirten- 
junge so  yerzierte  Stäbchen  (stiala  cun  tur  =  mit  Turm) 
yerfertigt  hat,  ein  solches  Stück  nachschnitzen  lassen.  Es  ist  in 
No.  3  der  Ansichtstafel  abgebildet.  Oben  in  der  turmartigen, 
durchbrochen  geschnitzten  Verzierung  ist  eine  rotgefärbte  kleine 
Holzkugel  eingelassen,  die  sich  in  der  Durchbrechung  frei  be- 
wegt. Beachtenswert  ist,  dass  bei  den  mit  einer  durchbrochenen 
Spitze  yersehenen  Stäbchen  die  Anordnung  der  Hausmarken 
und  der  Rechnung  anders  yorgenommen  wird,  als  bei  den  ge- 
wöhnlichen Milchhölzern.  Bei  jenen  richtet  sich  der  schnitzende 
Hirt  beim  Einschneiden  der  Marken  und  Milchgewichte  danach, 
dass  die  Stäbchen  ein  unteres  stumpfes  und  ein  oberes  spitzes 
Ende  besitzen;  bei  den  gewöhnlichen  Hölzchen  sind  die  beiden 
stumpfen  Enden  yöllig  gleichwertig  und  es  erfolgt  das  Ein- 
schneiden yon  der  Mitte  aus  nach  beiden  Enden  hin.  Man  yer- 
spürt  in  dieser  yerchiedenen  Behandlung  der  Stäbchen  ein  feinem 
urwüchsiges  Stilgefühl,  einen  Hauch  wirklicher  Volkskunst. 


Miszellen.  —  Melanges. 

Ein  maccaronisches  Sennengedioht  von  Unterwaiden. ') 

Ohara  Jovis  soboles  dicit  Sylvania  Sennen, 
Qui  sunt  geschähet  tecti  de  schmatzigen  Hosen; 
Gens  inimica  Brodo^  nee  bratene  vescitur  Hasen, 
Sed  farcit  Bauchuw  cum  Suti*)  Ziger  et  Anken 


*)  Dieses  Sennengedicht,  worin  die  Alpfahrt  und  das  Leben  der  Aelpler 
beschrieben  wird,  wurde  sehr  wahrscheinlich  von  Jos.  Anton  Omlin  verfasst. 
Dieser  wurde  geboren  zu  Stans  den  10.  Sept.  1739.  Domkaplan  zu  Konstanz 
wurde  er  1763  und  starb  daselbst  1801.  Schon  als  Student  verfasste  er  eia 
musikalisches  Vorspiel ;  s.  KCchler,  Chronik  v.  Sarnen  S.  164.  —  *)  Die 
nach  Entfernung  des  Quarks  im  Käsekessel  zurückbleibende  zum  zweiten 
mal  gesäuerte  FlU8sig:keit.  — 


MiszelloD.  —  Mölanges.  43. 

Vix  der  Frtthling  adest,  da  nehmens  d'Grabelen*)  hervor 

Bindend  Mntta«^)  et  Käslab-Kübelos^)  daranf 

(htm  Kessi,  Trankfass*),  Compellunt  undique  KYihaa, 

In  Reihen  steWunt,  prcecedit  ordine  Trinkler^); 

Vacca  $uperba  nimis,  tollena  ad  sidera  Kopfum. 

Post  sequitur  Mosli^),  Blessi,  Fachs,  Helmeli,  Weissfasa. 

Q^CB  fuü  im  Stechen  stärker,  prasc^it  in  Ordnung. 

Agmen  agit  Stieru«^  tenet  Haaros  undique  gmpplet.  *) 

In  Städtis  nunquam  vidi  tarn  kraaselte  Falsohhaar. 

Am  Kopf  est  banden  der  schön,  einfUssige  Melcbstahl. 

Sic  machend  Ordnung  melius,  quam  Bauren  in  Hochzeit 

Si  sauvoll  vix  aut  gar  nicht  heimplampera  *^)  possunt. 

Imbellem  gregem  sequitur  Kühgaumer'')  und  Handknab 

Ebere«  magtii,  Schweinlein  cum  Kalberen  Jährling.") 

Si  vehiunt  in  d'Alp  Schluchi,  vel  Sewli^  Brunnen^ 

Sörenberg,  Ami,  Schnabel,  Luss,  Dundäla,  Melchsee^') 

Vel  qumque  sit  |:  wollt'  um  d'Wahl  nid  falj^re  d'Stäg'  ab,  **> 

Aurea  quanta  patent  Sennorum  köstliche  Palläst 

QucB  in  nostro  Landbncho  dicuntur  Hütten. 

Nulla  fenestra  palet,  sed  bat  ein  offne  ThUre 

Um  und  um  rimas,  dass  könn  lucescere  d's  Taglicht. 

Unum  sed  restat,  prat  cunctis  schöneres  Zimmer, 

Est,  ubi  porcarum  grex  grunnit,  nomine  Vigler.  **) 

Deficit  auch  gar  nicht  domui  pretiosa  supellex; 

Regius  hie  lectus,  gut  deutsch  die  Daschtärä*^)  dictus 

Lectus  prcegrandis,  Riedgras  sunt  d'Federen,  Kohler 

Lavit  Leinlachen,  Schnäzel  ^^)  est  aurea  Dechin 

Nee  taceam  Senni  das  g'mablet'^)  schönere  Hemli. 

Hinc  Muttojj^  TausseP*),  Vollen*^)  cum  Melchteren **)  cemis, 

Käsbrächti«  ^  *),  Näpfli,  Göni*^),  Hosenkessi««*^)  adsunt 

Vollhäber**)  et  Vollschaub*'^),   Wando  Läcktäscha^^Me**)  pendet 

Ordine  jam  miro  pendent  grossschöpiige  Löffel, 

Cujus  erunt,  Stielo  portant  die  gstochenen  Namen. 


•)  Traggestell  für  den  Transport  auf  dem  Rücken.  —  ♦)  Milchgefässe. 

—  *j  Kabel  zur  Aufnahme  des  Käslabs  (Mi Ichscheidemittel.  —  *)  Behälter 
de»  „Tranks**  (saure  Molke,  die  der  Sirte  beigemengt  wird  zur  Scheidung 
derselben  in  Molke  und  Zieger).  —  ')  Trinkelkuh,  —  «)  Namen  von  Ktthen.  — 
•)  Haar  in  Gruppen  =  Büscheln.  —  '°)  heimwanken.  —  ")  Viehhüter.  — 
«)  Einjähriges  Rind.  —  ")  Namen  von  Alpen  in  verschiedenen  Gemeinden. 

—  *♦)  Die  Stiege  hinabfallen.  —  **)  Schweinestall,  welcher  der  Hütte  ange- 
baut ist  —  **)  Hirtenbett.  —  •')  Hobelspähne.  —  •^)  Mit  Kühdreck  gemahlet. 

—  •')  »Taussel"  und  ,,Melchteren":  Geschirre  ftlr  Flüssigkeiten.  —  *^)  Milch- 
trichter.  —  *•)  Käsbrächer:  kleiner  Tanngrotzen,  der  entrindet  und  dessen 
Aestchen  bis  auf  einige  Centimeter  zugestutzt  sind.   —  ^3)  Hölzerner  Löffel. 

—  ")  Kochgeschirr.  —  2*)  Traggestell  der  Folie.  —  '*)  Krissästchen,  womit 
die  Folie,  durch  welche  die  Milch  durchgelassen  wird,  gestopft  ist.  — 
»*^)  Tasche  zur  Aufbewahrung  von  Salz  zum  , Lacken**  für  das  Vieh.  — 


44  Miszellen.  —  Mölanges. 

Si  veniat  Gastus  tunc  optima  fercula  promunt 

Eauchziger")  c<  Käsfisch  2»),  Käsmettel«»),  Buldära»^),  Koieesalb«^ 

Nidläbrod,  Stangen wärmi^*)  cum  Füsterli  ***),  Kosi.") 

Si  sitis  est,  Keller  viridi  plenissima  Sufi, 

Ac  im  Speisgadä  prasgrandes  accipe  Napfos. 

His  potes  in  Suffi  fundo  disquirei'e  Ziger 

Teque  putes  Fischer,  qui  vidt  piacari  ex  Anglo 

Cemere  Tu  ein  Spiel,  si  vis,  pulchrosque  lahores. 

Huic  opus  im  Spicher  zu  schabere  et  salzere  Käsos ; 

nie  domum  portat,  die  ganz  voll  Gabälä  Alpspeis; 

Hie  blasat  Alphornum^  subtiles  Trillere«  macha^/ 

Im  Staffel  Klihö  forti  certamine  stechwn^. 

Hinc  ringunt  porci,  currunt  die  Kalber  et  illijic, 

Congregat  hie  Küha«,  forsan  vult  heAtere  Landsgmeind, 

Cantat  Kühreihum^  pendet  Läcktascba  sub  AchsU's. 

Jam  sapio,  vacccß  debent  nunc  läckere  Salzwm 

Allambunt  Sennwrn,  circumstant  ordine  toto. 

0  närsche  vacccef  Signum  non  majus  amoris    -^ 

Huic  dare  potestis  ac  ai  Sennu«  K&ihulus  esset 

Vesterf  Sed  faciet  cunctos  ein  Prügel  abire. 

MelchstuhUtm  tenet  hie,  manibus  gross  Melchteren  pendet 

Cantat  et  inclamans:  „Holob"  premit  ubera  vaeece 

Atque  faeit  Schamum^  Schumu«  replet  undique  Bränten, 

Post  bibit  et  Schumo  madet  angulus  oris  uterque. 

Plures  restarent  sehr  puhhras  cemere  Sachas. 

Tempfore  si  spato  Sennus  vult  machere  KäsuTTi, 

Tunc  post  Ellbogas  manicas  am  schmuzigä  Hemli 

Complicat  ac  magnos  Armos  in 's  russigi  Kessi 

Trudit,  eompdlit  Käswm^  magnoque  labore 

Extrahit,  extraetum  Steinorwm  jwndere  beladt. 

Herbst?i«  adest;  heimwm  redeunt  ad  Kilwene  Sennen 

Sind  köstlich  aufgeputzt,  *  nimium  nimiumque  süperbe. 

Est  Huto  Ma/u«^'),  cum  Läubliftus  undique  glitzernd^*) 

Leibschopfum  ^^)  peetus,  caligas^^)  brüschlederne  Galgen  ^^) 

Portat  et  ohn  Schuh w,  FUssos  Stumpstrilmpfms*®)  ambit. 

, 

2')  Gerauchertor  Zieger.  —  '^^)  Reste,  welche  nach  dem  Ausziehen 
'der  Küsniasse  in  der  Sirt<>  zurückgeblieben  sind.  —  ^Sj  Rand  des  Käses, 
welcher  nach  der  Belastung  über  den  Reif  hinausgepresst  und  dann  weg- 
geschnitten wird.  —  30)  i)i^  ZI,  kleinen  Körnern  zerbrochene  Käsmasse.  Zu 
dieser  Speise  wie  zu  den  Kästischen  nimmt  man  noch  einige  Sirte.  Wird 
der  „Buldärä"  „Nidel"  (Rahm)  hinzugefügt,  dann  nennt  man  es  ^Fusterli'*. 
„Kniesalb**  ist  etwas  ähnliches.  —  '')  Pjne  Aelplerspeise  der  Schwyzer; 
vgl,  Abchiv  I,  60  Anni.  2.  —  ")  „Kosi"  oder  „Kollermuos"  (Köhlermus) 
besteht  aus  Mehl,  Eiern.  Butter  und  Rahm.  —  *')  Auf  dem  Hut  ein  „MAien** 
(Strauss).  —  ^)  glitzern.  —  '*)  Weste.  —  **)  Holzschuhe  mit  Lederriemen 
an  den  Füssen  befestiget.  —  '")  Juchtenlederner  Hosenträger.  —  '^)  Kurze 
Strümpfe.  — 


Miszellen.  —  Mölanges.  45* 

Sic  pergunt  KWlwoa,  thun  mit  einander  schwingen'*); 
Ciröurnstant  reliqui  cum  Tabakpfeifen  in  ore. 
Is  tenet  unius,  tehet  hie  (dteriua  Roaos 
Et  circumtrampun^  et  longo  tempore  rilzant*®), 
Unu8  dum  socium  cum  Vorthel**)  et  impetu  stemit 
Rident  Hunds-Goschi«**)  ac  usque  ad  sidera  sohreiunf. 
Si  placet,  invitanf,  foT%an  steinstossöre  vultis  f 
Elsvat  hie  Steinum^  currit,  laafens^ue  propellit. 
Sic  fadunt  reliqui.  Steinwm,  qui  pellere  weiters 
Cum  Btosaando  potest,  cum  plauau  munera  portat 
Turba  simul  modo  Leibschopfum^  Strampfo^^ue^  Schaho^^^ua 
Exuit,  exspectat  Signum,  foto  agmine  laafef. 
Qv,i  prius  attingit  Zweckum  *'),  sit  muneri  K&äua. 
Hinc  alii  currunt,  tandem  cum  zäbeten**)  Füssts 
Springend,  qui  potuit  weiters,  huic  prcBmia  dantur. 
Perdit,  qui  Wasen*^)  naribus  nasove  referrit 
Victorea  adaint f  Laudem  et  zwei  Dicken**)  habebunt. 
Hi  Bäumo8  acandunt,  faciemx  l&Ax^umque  remonstrantj 
Immane  zännwni*^)  oribua  et  grüseli  brügunt  *') 
Qui  pejus  poterit  Frazen-Gsicht  machere^  portat  ^^) 
Risum,  judicioqiie  senum  pro  munere  Ziger. 
Vesper  adest  Ueimum  redeunt,  in  tramite  jnzgunt 
Conventum  celebrant,  tum  Säckelmeister  et  Ammann 
Statthalter JU6^  creant,  Fähnrich,  reliquosque  priores 
Qui  regant  Senno«^  studeant  et  jura  tueri, 
Concelebrant  festum  Sennorwm  nomine  Kilwi.  *®) 
Conveniunt  omnes'^^)  cum  Trummi«^  Pfeifen  und  Hackbrett 
Vestiti  köstlich  proReunt  Statthalter  et  Ammann 
Fähnrich  cum  Fahnen,  portans  Strausfeder  in  Huto 
Plamper^')  adest  lateri,  pendens  in  Schlingen  ab  AchsUs. 
Prodit  et  ein  Wild  mann  faunus  cum  zotteten  Haaren. 


^)  Es  werden  nun  verschiedene  Aelpl erspiele,  Schwingen,  Steinstoss, 
Laufen,  Springen  und  Zännen  beschrieben.  —  ♦<>)  ümherzehren.  —  ♦*)  Kunst- 
griff. —  ♦')  Hundsmäuler.  —  ♦*)  Ziel.  —  ♦*)  schnellen.  —  ^^)  Wer  auf  den 
Boden  hinausfällt,  verliert.  —  ♦*)  Sechsbätzler.  —  ♦')  Fratzen  schneiden.  — 
♦»)  weinet.  —  ♦*)  Vgl.  Archiv  I,  116.  Stalden  (Idiotikon  II,  464)  sagt 
hierüber:  „Ehemals  gab  es  auch  in  den  Kantonen  Luzern  und  Zug  ordent- 
liche Wettkämpfe  im  Gesichterschneiden,  wo  demjenigen,  welcher  die  lächer- 
lichsten und  seltsamsten  Grimmassen  vorzubilden  wusste,  der  Preis  zuerkannt 
wurde;  man  hiess  sie  Zäune te,  so  wie  in  England  grinning  matches,  die 
jetzt  noch  in  ehrenhafter  Uebung  sind".  —  ^^)  Die  Aelpler  feiern  an  einigen 
Orten  eine  doppelte  Kilbi,  die  eine  auf  der  Hochalp,  wo  die  Aemter  für 
die  Kilbi  nach  der  Rückkehr  in's  Thal  besetzt  werden.  An  einigen  Orten 
wurden  früher  bei  der  ersten  Kilbi  Aelplerspiele  vorgenommen,  an  anderen 
Orten  erst  bei  der  zweiten  oder  auch  gar  nicht.  —  *•)  Es  folgt  nun  die 
Beschreibung  der  Kilbi  nach  der  Heimkehr  von  der  Alp.  —  ")  Scheide  für 
die  Fahnenstange.  — 


-46  MiBzellen.  —  Mölanges. 

Horridus  in  manu  viridem  Taangrotzen  habet 
Ludit  ut  ein  sttUtus,  Gläohter  K\iTzwei\que  movet 
Cum  Fressen,  Saufen,  Springen  cum  Tanzen  et  Umzug 
Sicque  diem  noctemqvs  terunt  Fert  altera  [sc.  dies]  Kopfweh. 
Hinc  inde  auf  Bänkis  faulenzend  plegere^')  debent, 
Donec  den  Senntv  Rusobu«^^)  ceseabit  et  Kopfweh. 
Sic  schwebt,  bebt,  zäbt  ^%  frisst,  isst,  ludit  et  indyta  proles 
Sennorum.  Tritamis  Tritavum  imhuit  artibus  istis, 
Defidet  niemal  Sennorum  nigra^ propago, 
Dumque  manent  lixce,  dum  sunt  in  Weibern  rixce 
Dum  Kohler  est  koblweiss,  dum  sunt  in  Spichern  Spitzmaus 
Dum  klepftin^  d*Karrer,  dum  sunt  die  Geizigen  Sparrer 
Tamdiu  erunt  Sennen  Kerl,  wie  russige  Bennen. 
Kerns.  Anton  Küchler,  Pfarrhelfer. 


Recepte  von  Dr.  Jacob  Jenner  aus  Kerns.  ^) 

Zähne  ausziehen. 
Einen   Zahn   auszuziehen   ohne    Schmerzen   und   Instrument.     Nimm 
Schmalz   von   grünen   Laubfröschen,   die   auf  dem    ^Haslen   Laub**   sitzen. 
Salbe  die  „Bilder'^  damit,  dann  geht  er  gewiss  aus.    Ist  probiert. 


*')  faul  herumliegen.  —  ^)  Was  in  diesem  Gedicht  über  die  Trunksucht 
und  Unreinlichkeit  der  Aelpler  gesagt  wird,  passt  nicht  auf  die  Aelpler  der 
jetzigen  Zeit.  Wir  waren  oft  bei  der  Aelplerkilbi  und  haben  gesehen,  dass 
sie  sich  immer  ordentlich  und  anständig  betragen  haben.  Wir  können  uns 
auch  nicht  erinnern,  bei  diesem  Anlass  einen  Betrunknen  gesehen  zu  haben. 
Auch  von  den  Aelplem  früherer  Zeiten  kann  das  im  Allgemeinen  nicht  ge- 
sagt werden.  Dass  die  Aelpler  früher  etwas  weniger  gebildet  und  reinlich 
waren,  geben  wir  zu.  Als  ein  Vetter  des  Verfassers,  Dr.  Franz  Omlin,  ein- 
mal an  der  Aelplerkilbi  die  Mahlschenke  hielt,  wählte  er  zum  Vorspruch 
den  lateinischen  Text:  Circumdederunt  nie  vituli  multi:  tauri  pingues  ob- 
sederunt  me.  (Psalm  21,  12.)  Die  Aelpler  verstunden  es  nicht  und  die 
Gebildeten,  welche  es  verstunden,  lachten  und  wurden  deswegen  nicht  be- 
eidiget. So  sollen  auch  wir  die  wenigen  schärferen  Ausdrücke  im  Sennen- 
gedicht nicht  auf  der  Gold  wage  abwägen.  —  ^^)  zappelt. 

')  Dr.  Jakob  Jenner  wurde  zu  Kerns  im  Jahre  1736  geboren  und 
starb  1786.  Von  den  214  Rezepten,  die  er  in  einen  Quartband  geschrieben, 
haben  wir  vorzüglich  solche  ausgewählt,  die  etwas  Abergläubisches  ent- 
halten. Er  hat  sie  wahrscheinlich  grossenteils  aus  andern  Doktorbüchern 
zusammengeschrieben  und  sie  beim  unwissenden  Volk,  welches  zum  Aber- 
glauben geneigt  ist,  angewendet,  um  sich  dadurch  das  Zutrauen  desselben 
zu  erwerben  und  als  ein  sonderbarer  Mann  zu  gelten,  der  nicht  ist,  wie 
andere  Doktoren.  Er  selber  hat  an  diese  abergläubischen  Dinge  kaum  ge- 
glaubt. Fast  alle  übrigen  Rezepte  sind  frei  von  Aberglauben.  Wir  besitzen 
auch  Rezepte  von  Dr.  Caspar  und  Nikolaus  Jakob  und  Dr.  Job.  Jos.  Omlin, 
in  denen   nichts  Abergläubisches   enthalten   ist.    Ein   alter   Mann   hat   uns 


Miszellen.  —  Mölanges.  47 

Für  den  hiDfallenden  Siechtag. 

Ist  gar  oft  probiert.  Wenn  Jemand  das  fallende  Weh  von  Jugend 
snf  hat  und  doch  nicht  vom  Mutterleib  ererbt,  dem  gebe  man  nachfolgendes 
Pulver  alle  Morgen  und  Abend,  ein  halbes  Quintli  mehr  oder  weniger,  je 
nachdem  die  Person  mehr  oder  weniger  alt  ist.  Dieses  Pulver  gibt  man 
mit  Lindenblust  Wasser  oder  mit  Wein,  darin  Linden  „Bluost**  gesotten  ist. 
Dazu  nimm  „pemien"  Kömer,  Linden  Bluost  eine  Hand  voll,  Senfkörner  ein 
Lot  und  ein  wenig  weisse  Senfkörner  mit  2  Mass  Wein,  welcher  halb  ein- 
.gesotten  wurde.  Das  Pulver  soll  man  also  machen:  Nimm  Esels-myltzy  4 
Lot,  Maulwürfen  Herz  1  Lot.  Wenn  man  aber  nicht  so  viel  haben  kann, 
dann  nehme  man  weniger.  Ferner  nehme  man  von  der  vordem  Hirnschale 
von  einem  Mörder  oder  Dieb  2  Lot,  Senfkörner  1  Lot,  „corigierten'^  Regen- 
wurm, Pulver  und  Kreuzwurzel  je  6  Lot.  Diese  Stücke  pulverisiere  alle 
miteinander.  Dieses  Pulver  und  Trank  gebrauche,  wie  gesagt  wurde,  3  Tage 
vor  dem  Neumond  und  fortan  täglich  bis  zum  anderen  Tag  nach  dem 
Vollmond. 

Ist  das  fiiUende  Weh  vom  Mutterleib  ererbt,  dann  nimm  zu  dem 
vorigen  Pulver  Bartlimepulver  2  Lot  und  brauche  es,  wie  gesagt  ist,  doch 
mit  2  „Kandel"  voll  Wasser  und  2  Hand  voll  Kreuzwurzel  gestossen  und 
in  das  Wasser  gethan.  Lasse  es  8  Tage  an  der  Sonne  stehen.  Brenne  es 
nachher  aus  und  brauche  es,  wie  gesagt  wurde. 

Kommt  dieses  Siechtum  von  Zauberei  oder  Erschrecken  her,  dann 
thne  blaue  Jilgen  (Lilien)  Würzen  3  Lot  darin  und  doposy  Stein  dazu 
und  gieb  es  ihm  in  starkem  Wasser  zu  trinken.  Dieses  ist  oflmal  appro- 
biert für  alle  fallende  Weh. 

Blut  Bestellung. 

EÜne  Blut  Bestellung  mit  Worten  sprich  also:  Unsere  liebe  Frau  hat 
drei  Rosen  auf  ihrem  Herzen,  die  erste  ist  demütiglich,  die  andere  ist  sanft- 
mfitiglich  und  die  dritte  ist  Gottes  Will.  Blut  steh'  still.  Wenn  dieses  drei- 
mal gesprochen  wird,  dann  steht  es  still.    Probatum  est. 

Haarwuchs. 
Willst  du  Haar  machen,  dann  nimm  schwarze  ScUnecken,  thue  einen 
Angster  in  sie,  nimm  ein  wenig  Salz  dazu,   stelle   es   an  die  Sonne  und  es 
wird  Wasser  daraus.    Mit   demselben   bestreiche  dich,   wo    du  willst,  dass 
Hiuur  wachse  so  wächst  Haar  ohne  Zweifel. 

Gliedersucht. 
Nimm   Rehfaro   2    Hand   voll,   Edelsalbinen   eine   Hand   voll,   Wer- 
muolt,   was   man   mit   3  Fingern   fassen    kann,   Wurmsamen   für   12  Schi. 
Rosen-Marien-Samen  für  1  Schi.  3  A.   Hirse  ein  Löffel  voll   und   vermache 


einmal  erzählt,  wie  Dr.  Jenner  mit  dem  Teufel  im  Bund  gestanden  sei 
und  deshalb  mehr  wusste  als  ein  anderer.  Einmal  verlangte  er  von  einem 
Bauer  einige  Pfund  Anken.  Dieser  aber  hatte  eine  Bürde  in  Bereitschaft, 
nm  sie  in  Luzera  zu  verkaufen  und  erklärte,  er  gebe  keinen,  ausser  er 
kaufe  die  ganze  Bürde.  Bald  nachher  wurde  der  Bauer  krank  und  ver- 
langte von  Dr.  Jenner  Medizin.  Dieser  aber  erklärte,  dass  er  keine  Medizin 
gebe,  ausser  er  kaufe  die  ganze  Apothek. 


48  Miszellen.  —  M^langes. 

dieses  wohl.  Nachher  lasse  man  es  in  2  Mass  weissen  Wein  eine  Viertel- 
stande lang  sieden,  seihe  es  durch  und  klopfe  3  I^ffel  voll  Ankenmus» 
darunter.  Morgens  und  abends  jedesmal  ein  Glas  voll  warm  getrunken  und 
darauf  geschwitzt,  nimmt  alle  Giiedersucht  hinweg.    Probatum  est. 

Schärbock. 

Ein  Wasser  ftlr  den  Schärbock  und  alle  Räuden.  Nimm  4  Lot  Queck- 
silber und  l  Lot  Scheidwasser.  Mische  es  unter  einander,  stelle  es  in  den 
Ofen  bis  das  Quecksilber  verzehrt  ist.  Nachher  stelle  es  an  die  Kälte,  Iftss 
es  dick  werden  und  das  übrige  Quecksilber  davon  laufen;  nimm  die  fibrig 
gebliebene  „Maltery*"  und  thue  sie  in  eine  „gutteren'^.  Lasse  eine  halbe 
Mass  Brunnenwasser  daran  laufen  und  das  Wasser  ist  gemacht.  Je  älter 
es  ist,  desto  besser  ist  es. 

Brand. 

Den  Brand  zu  löschen,  wo  sonst  nichts  helfen  will.  St.  Lorenz  lag  auf 
dem  feiuigen  Kost.  Der  liebe  Herr  Jesus  Christus  kam  ihm  zu  Hülf  und  zum 
Trost  mit  seiner  göttlichen  Hand  und  löscht  ihm  den  Brand.  Dieses  muss^ 
dreimal  gesprochen  werden  und  es  muss  von  dem  Menschen  das  verbrannte 
Glied  in  die  Hand  genommen  werden.  Es  soll  dazu  das  Kreuz  gemacht 
und  ein  Vater  unser  und  Ave  Maria  gebetet  werden. 

Melancholei. 

Nimm  Benedikten  Wurzel  und  St.  Johanns  Wurzel.  Diese  Wurzel 
sammt  dem  Kraut  in  ein  seidenes  Tüchlein  gebunden  und  an  dem  Hals  ge- 
tragen,  ist  gut  Air  Melancholei,  macht  ein  gutes  Gedächtnis,  behaltet  den 
Menschen  bei  gutem  Verstand  und  guter  Gesundheit;  macht  ihn  geschickt 
zu  allen  Sachen,  vertreibt  die  Flttsse  aus  dem  Kopfe,  alle  Gespenster  und 
Geister.  Doch  soll  man  die  Zeit  wohl  merken,  wenn  man  die  Wurzel  graben 
soll.  Man  soll  sie  graben,  wann  die-  Sonne  im  dem  ersten  Grad  des  Löwen 
geht,  man  soll  sie  einmachen  und  binden,  wann  die  Sonne  in  dem  15.  Grad 
des  Fisches  ist  und  sie  anhängen,  wann  die  Sonne  in  dem  ersten  Grad  des 
Stieres  sich  befindet. 

Geschwtire. 

Nimm  Gerstenmehl   und  Geissbohnen,   mach'   die  Bohnen    zu  Pulver, 
nimm  von  beiden  gleichviel,  nimm  noch  guten  Weinessig  dazu,  mache  ein 
Brei  daraus  und  lege  ihn  auf  das  Geschwür.     Es  hilft. 
Gegen  Müdigkeit. 

Wenn  du  reisen  willst  und  nicht  müde  werden,  dann  nimm  Beifuss 
oder  Eisenkraut  zu  dir,  welches  8  Tage  vor  oder  nach  St.  Bartholomäus 
gegraben  wurde.  Du  wirst  nicht  müde  werden,  wenn  du  dieses  Kraut  bei 
dir  trägst. 

Blut  bestellen, 

wann  sonst  nichts  hilft.  Sprich:  Jesus  ist  geboren  zu  Bethlehem,  getauft 
im  Jordan  und  hat  gewohnt  zu  Jerusalem.  Ich  gebiete  dir  Blut!  dass  da 
still  stehest  in  dem  Namen  Gottes  des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  hl. 
Greistes.    Amen.    Dazu  muss  der  Namen  der  Person  gesprochen  werden.  *) 

2)  Das  Beten  und  der  Glaube,  dass  das  Beten  nützlich  sei,  ist  nicht 
Aberglaube;  dagegen  aber  ist  es  Aberglaube,  wenn  man  von  einem  Gebet 
unfehlbar  Heilung  von  einem  gewissen  üebel  erwartet. 


Miszellen.  —  Melanges.  49 

Marder  zu  fangen. 
Nimm  3  Eier  samt  den  Schallen  und  so  viel  gute  Milch,  eine  Ochsen 
Galle  und  klopfe  Alles  unter  einander.  Streiche  es  auf  3  Bretter  und  lege 
«e  10  Schritte  von  einander.  Wenn  sie  davon  fressen,  macht  es  ihnen  ganz 
trfimelig  und  sie  können  12  Stunden  nicht  von  der  Stelle  gehen.  In  dieser 
Zeit  kannst  du  sie  fangen. 

Gegen  das  Erbrechen. 

Wenn  ein  Mensch  die  Speisen  nicht  behalten  kann,  dann  nimm  Bro- 
samen von  einem  Eoggenbrod  und  abgestreiften  Wermuth,  siede  es  im  Bier, 
dass  es  werde,  wie  ein  Brei,  streiche  es  auf  ein  weisses  Tuch  und  lege  es 
über  den  Magen,  so  dass  der  Bauch  bedeckt  wird  und  so  warm,  als  man 
es  vertragen  mag.    Ist  vielfältig  probiert  worden. 

Versetztes  Blut. 

Wenn  ein  Mensch  gefallen  ist  oder  versetztos  Blut  in  dem  Leib  oder 
bei  dem  Herzen  hat,  dann  nimm  90  Regen wQrm,  wasche  sie  sauber,  lege 
alle  Tage  abends  9  in  ein  Glas  voll  weissen  Wein  und  thue  ein  wenig  ge- 
stossene  Nägelin  darin.  Lasse  es  durch  einen  Lumpen,  trinke  es  morgens 
nfichtem  und  faste  2  Stunden  darauf.  Wenn  du  das  9  Tage  nacheinander 
thust,  dann  hilft  es  gewiss.    Probatiuii  est. 

Geschwulst. 

Nimm  faulen  Käs  2  Lot,  Brod-Brosamen,  in  Milch  geweicht,  4  Lot, 
Nasskemen  3  Lot  und  mische  Alles  wohl  durcheinander  zu  einem  Pflaster, 
welches  sehr  dienlich  allerhand  Greschwulst  zu  erweichen   und  zu  zeitigen. 

Gegen  das  Fieber  kleiner  Kinder, 
welche  noch  nichts  einnehmen  können.  Nimm  den  Harn  von  diesem  Kinde, 
siede  ein  Ei  darin,  bis  es  dick  ist.  Nachher  nimm  das  Ei  heraus  und  thue 
es  in  einen  Waldhengsten-Haufen  mitten  hinein,  mache  den  Haufen  wieder 
zu  und  wenn  das  Ei  von  den  Hengsten  (Ameisen)  verzehrt  ist,  so  wird  dem 
Kind  das  Fieber  nacl(lassen. 

Augenflecken. 

Nimm  9  Schlehen,  die  an  St.  Johannes  Abend  am  Brach monat  ge- 
wonnen sind,  und  Pfaffenröhrli-W^ürzen.  Dieselben  muss  man  graben,  wann 
die  Sonne  in  der  Jungfrau  ist.  Am  besten  wäre  es  am  St.  Bartholomäustag 
.vor  dem  Sonnenaufgang.  Dazu  nimm  noch  Schnellkraut  sammt  der  Wurzel. 
Am  besten  wäre,  wenn  es  an  einem  Freitag  morgens  an  den  Hals  gehängt 
mid  dazu  5  Vater  unser  und  Ave  Maria  und  ein  Glaube  dazu  gebetet  wür- 
deo.  Das  nimmt  alle  Augenflecken  hinweg.  Probatum  est. 
Stich  (Lungenentzündung). 

Nimm  7  Nägel  aus  einem  Totenbaum,  worin  ein  Mensch  verwesen 
ist,  siede  die  Nägel  in  dem  Baumöl  und  von  diesem  Oel  gib  dem  Kranken 
7  Tropfen  und  salbe  ihn,  wo  es  ihn  sticht. 

Zittern  der  Glieder. 

Nimm  im  Braohmonat  die  unzeitigen,  weichen  Haselnüsse  sammt  den 
grflDen  Hiltschen  (Hülsen)  und  brenne  ein  Wasser  daraus.  Damit  schmiere  die 
Glieder  oder  iss  Haseohimi,  dann  wirst  du  an  Händen  und  Füssen  nicht 
mehr  zittero. 

4 


ÖO  Miszellen.  —  M^langes. 

Qegen  alle  Fieber. 
Nimm  3  schöne  Salbinenblätter  grün  ab  dem  Stock  und  trockne  sie, 
bis  du  kannst  darauf  schreiben.  Auf  dem  ersten  Blatt  schreibe  du:  Christus 
ist  gestorben.  Auf  dem  andern  Blatt  schreibe  du:  Christus  ist  von  den 
Todten  auferstanden.  Auf  dem  dritten  Blatt:  Christus  ist  gen  Himmel  ge- 
fEÜiren.  Ist  Alles  vollbracht.  Und  wenn  das  Fieber  kommen  will,  so  gib 
dem,  der  das  Fieber  hat,  das  erste  Blatt  zu  essen  und  wenn  das  Fieber 
wieder  kommt,  so  gib  ihm  das  andere  Blatt  zu  essen  und  wenn  das  Fieber 
noch  einmal  kommt,  so  gib  ihm  das  dritte  Blatt  zu  essen.  Und  diese 
Blätter  allemal,  wenn  das  Fieber  [kommt],  im  Warmen  oder  sonst  gässen  oder 
zerschnätzlet  oder  küwet  —  das  bestellt  gar  alle  Fieber.    Ist  approbiert. 

Wann  Jemand  Verstrüglet  und  Angeloffen 
eine  gewisse  und  approbierte  Kunst. 
Nimm   dazu    Meisterwurtzen  und  Hauswurzensaft.    Von  der   ersten 
die  Wurzel  und  von  der  zweiten  das  Saft  zu  einer  Salbe  gestossen  und  auf 
den  Schaden  Vberzwärig  (quer)  gesalbt,  hilft  gewiss. 

Gegen  Wanzen. 

Nimm  an  St.  Othmars-Tag  zwischen  Mittag  und  zwölf  Uhr  Rinden 
von  einem  Eschbaum  und  lege  sie  in  die  Zimmer,  so  müssen  sie  alle  daraus 
Ziehen.    Ist  bewährte  Kunst. 

Kerns.  Ant.  Küchler,  Pfiurhelfer. 


Zaubermittel. 

Aus  alten  handschriftlichen  Aufzeichnungen.^) 

Zu  lehren,  was  du  wilt. 

So  fach  Ein  widhopf  und   nim  ihm  die   Zungen   und   is  [iss]  si,   so 
kannst  du  lehren,  was  du  wilt. 

Wilt  du  Garn  stark  Seyn  im  Streit, 
so  fach  [fange]  Ein  Läbändiger  raph  [Rabe]    und   nimm   das  Harz  von   im 
und  Trags  bi  dir,  so  bist  du  stark  im  streit. 

Wilt  du  Eini  zu  dantzen  Machen, 
schreib  der  Namen  mit  fläder  müssen  blut  aufs  babir.    Wer  darüber  gaht, 
•der  Muss  dantzen  brobat. 

Dass  einer  Schlaffen  muss,  so  lang  du  wilt. 
Leg  einer  hülen  [Eulen?]  houpt  under  sin  houpt,  so  Schlafiet  er,  biss 
du  es  dännen  [weg]  Nimst. 

Wann  man  Fleisch  kocheU 
Nym  wall-würzen  oder  Sanikel,  du  [thue]  das  in  Ein  Hafen,  [so]  wachst 
das  Fleisch  an  Ein  andern. 


*)  Im  Besitze  von  fV.  Geissbühler,  Silberarbeiter  in  Grünenmatt. 


Miszellen.  —  MölaDges.  51 

Wann  da  Etwas  verlohren  hast  und  du  Garn  wüssen  wilt, 
war  dir  es  Genommen  hat. 
Nimm  issenkrut  [Eisenkraut],  leg  es  unter  dein  Haupt,  da  du  schlafest, 
80  komt  es  dir  für,  war  dirs  genomen  hat. 

Die  Schärhäüfen  zu  Vertreiben. 
Gang   an  Einer  ^Iten   fastnacht  am  Morgen  ob   die  sonn  aufstände, 
zerzüchst  die  Schärhäüfen,  so  stosst  dasssälbig  Jahr  keine  Mehr. 

Von  den  Flädermüsen. 
Nim  Ein  Flädermaus  und  leg  si  Läbändig  under  ein  stein,  lass  sie 
Nun  Tag  ligen,  denn  findest  du  dretl  steinli,  wo  Sie  gelegen  ist.  Der  erst 
ist  gut:  wan  du  in  bei  dir  hast,  das  mann  dich  nit  Geseht  [sieht].  Dar 
ander  ist  gut:  wann  du  Eini  darmit  anrürst,  so  mus  si  dich  haben.  Dar 
dritt  ist  gut:  wann  du  in  bey  dir  hast,  so  mag  man  dich  Nit  Ubermunden  [?]. 

Wann  Zwey  Ein  ander  Hold  sind,  dass  si  nit  können  von 

Einandern  Lassen, 

Nim  Ein  stein,  dass  ein  Hund  im  Mull  gehabt  hat,-  wann  mann  in  hön 

[böse]  Gremacht  hat.    Nym  der  stein  und  leg  in  zweyschen  Si  ihnen  [hinein], 

die  Ein  ander  hold  sind,  Gab  [ob]  si  sitzen  oder  si  standen,  wann  der  stein 

zweyschen  si  komt,  so  würden  si  Ein  andern  find. 

Eine  Kunst,  dass  Es  dir  keini  Versegen  [versagen]  mag. 
Nym  ein  drey  Jährigen  han  und  Stoss  ihn  in  Ein  Ungebrauchten 
hafen  und  bröü  ihn  im  hafen  bis  er  Tod  ist,  so  nym  den  der  Hafen  und 
nim  der  han,  vergrab  in  .ihn  ein  andbeisen  häufen,  bis  auf  acht  Tag,  den  so 
nym  der  hafen  wider  Aussen;  dan  findest  Ein  Stein  in  dem  Kopf.  Der  ist 
weis,  so  du  ihn  bei  dir  hast,  so  Magss  dir  keini  versagen. 

Wilt  du  Machen,  das  du  jeder  man  wol  gefalst  mit  Reden 
oder  sonst  mit  allem, 
so  Trag  bi  dir   unter  der   Zungen   ein   Schwalmen  Zungen,  so  ^Gefalst   du 
Jeder  man  wohl. 

Wilt  du,  dass  du  Jedermann  Lieb  Bist, 
so  Trag  bey  dir  Ein  Turteltauben  Harz,  So  gefalst  du  Jederman  wohl,    i 
Eine  Schöne  kunst  für  Hauen  und  Stächen. 
Du  Muflst  Von  einer  Schlangen   den  Kopf  oder  die  Zungen  Nähmen 
an  einem  sunttag  vor  Sonnen  aufgang.    Sie  mus  aber  Noch  Lebendig  sein, 
du  mnsst  die  Zungen  nehmen  und  zu  bulfer  machen.    Nims  Unter  den  lingen 
[linken]  ann,  dass  ist  gut  für  Hauen  und  Stechen. 

Dass  dich  niemand  gseht. 
Nim  ein  sohwarzi  katzen  herz  und  Vergrab  Es  in  dass  erdreich  3  Tag 
laog  und  wart  darzue.    So  findest  ein  fingerring;   leg  in   an   den   grossen 
finger  an  der  Lingen  Hand.    So  gset  dich  niemand;  ist  BeTwärt. 

So  dir  etwas  gestohlen  wird. 
So  sag  Niemand  nigs  und  gang  zu  einem  beinhaus  und  nim  ein  zang 
«OB  einer  schädelen  [Zahn  aus  einem  Totenschädel]  in  den  3  h.  N,    Du  der 


62  Miszellen.  —  Mölanges. 

Zang  in  Iflmpli,  leg  in  unter  dass  bet,  da  du  schlafest,  auch  in  den  3  h.  N.^ 
morgens  Trag  in  wider  an  das  ort,  da  du  ihn  genomen  hast,  so  komt  er 
dir  vor,  der  dir  gestohlen  hat. 

Das. dich  kein  Hund  anbilt. 
Nimm  ein  Zaunstecken,  der  in  demselben  gut  Staht  und  stell  Hn  in  den 
drey  H.  n.  unter  Oben  [verkehrt]  ins  Loch.  So  kan  k^  Hund  überdich  ballen. 

Ein  anderes. 
Du  musst,  wenn  der  hund  gegen  dich  lauft,  fest  laut  sprechen:  hund 
Stand  in  frau  frena  band,  frau  frena  ist  gut,  das  mir  Kein  Hund  nüt  Thut. 

Wan  du  wilt  ein  gewüssen  Schutz  Thun  und  treffen,  was  du  wilt. 
So  gang  hin  und  haue  £iner  Schlangen  den  Kopf  ab  und  Nim  dan 
drey  ärbs  [Erbsen]  und  Thu  ihren  ins  maull  und  setz  es  in  ein  Creüzweg, 
und  wan  die  ärbs  gewachsen  sind  ein  Spang  lang,  so  nim  Sie  ab  und  wan 
du  schiessen  wilt,  so  legst  in  unter  dass  röhr  in  den  Schaft,  so  trift  du,^ 
was  du  Wilt. 

Eine  Kunst,  dass  Sich  dass  weibervolk  muss  naket  entdecken 
*  Und  dass  gewand  aufheben. 
Nim  Ein  eichige  Span  oder  holz   Und  schreib  mit  Hassen  Bli\t  ihre» 
Namen  und  legs  auf  die  Schwellen,  das  sie  drüber  gan  muss  und  Wen  sie 
darüber  gath,  so  had  Sie  dass  gewand  auf  bis  auf  den  Nabel. 

So  du  drey  manns  Sterke  wilt  haben. 
So  fah  Ein  widhopf  und  haue  ihm  der  köpf  ab   und  brönne   ihn   zu 
bulfer  und  Trag  es  bei  dir  in  den  Schuhnen. 

Dass  du  am  Rächten  Nüt  verlierest. 
So  Trag  bei  dir  Wolfzäng  und  die  äugen   an   blosser   Haut.    So  ge- 
winnst du,  was  du  wilt. 

Wilt  du  wissen,  was  eine  Frau  gethan  hat, 
so  nim  ein  Schwarzen  hennen  hertz   und  nim  die  frau  in  die  Rächte  band, 
so  seit  sie  dir  alles,  was  sie  weis. 

Dass  die  gast  ob  einem  Mahl  Nicht  Esen  mögen. 
Nimm  eine   Nadlen,   dass   ein  Totten  mensch    ist   eingeuäit   worden. 
So  Nim  sie,  leg  sie  unter  dass  Tischlachen  im  anfang  dess  mahls.     So  mögen 
Sie  nit  essen,  will  Sie  darunter  ist. 

Wann  dich  Einer  erschiessen  will,  so  sprich: 
Büchsen  stand  Still  un<i  Halt  ein,  wie  Christus  der  Herr  gestanden  vor  dem 
Kreuz,  also  wenig  Solst  du  abgahn.    Im  nauien  Gottes  des  Vatters  und  des 
Sohns  und  des  Heiligen  Geistes.    Amen. 

Blut  zu  stellen:  So  sprich: 
•  *^ 

blut  gestand,  Vergis  deines  Gang,  Wie  gott  des  Mans,  der  am  gricht  sas, 
und  mit  Wtissen  ein  Falsche  urteil  Spricht  über  Wittwen  und  Weisen  und 
er  in  Seinem  Herzen  woll  ein  bessern  Wüsst.  Nun  gestand  blut,  wie 
Himmel  und  Erden  thut.    Stand  im  Namen  gottes  des  Vatters  etc. 


Miszellen.  -   M^langes.  58 

Das  dir  kein  Dieb  kein  Ding  aus  deinem  wählt  kan  und  mag 

Trägen. 

Wenn  er  schon  eine  BQrdi  gemacht  Häte,  dass  er  nit  köne  dan  drey 
Schritt  Wan  du  dissen  Seegen  Spricht,  So  hat  es  24  stund  Zeit.  Sprich  also  in 
Gottes  Namen :  Maria  in  der  Kindeli  [?]  lag,  drey  engel  ihren  [das  folgende 
unleserlich]  .  .  .  .,  der  erst  war  sant  michell  der  ander  sant  gabriel  und  der 
drit  sant  Haspiell  [!]  Da  sprach  sant  Peter  zu  unsern  lieben  Frauen :  Ich  Sich 
dert  drey  Dieben  ahen  [herunter]  gan,  wollen  dir  dein  lieben  Truzkindli  [trautes 
Kindlein]  Stälen  und  Töden.  So  Sprach  unsere  liebe  Frau :  Sant  beter  bind ! 
Sant  beter  bind  !  Sant  beter  bind  !  Sant  beter  Sprach  im  t  sprach  frau  frau  f 
ich  hab  gebunden  mit  Eisen  band  und  mit  Gottes  Selbs  Händen  und  mit  seinen 
H.  fünf  Wunden,  darmit  sig  mir  all  meiner  Sach  Verbunden,  der  Dieb  muss 
Stil  stahn  als  ein  Stock  und  muss  mir  zellen  alle  stärnen  die  am  Himmel 
8tan  und  Wachsen  und  alle  Schneefloken  und  alle  Regen  Tropf,  kann  er 
dass  aUs  nit  zellen,  So  stände  er  mir  still  zu  einem  pfand  bis  ich  komme 
mit  meinen  lieblichen  Augen  über  sich  und  mit  meiner  fleischlichen  Zungen 
urlub  giben  ins  Tüfels  namen.  Dass  zell  ich  zu  disser  Stund  allen  Dieben 
zu  einer  buss.   brobatum. 

Egg,  Lützelflüh.  S.  Gfeller. 


Hausinsohriften  aus  dem  Berner  Oberland.  0 

1.  Isaak  Lörtscher  Maria  Ulnian 

Chorrichter  sein  Ehgeniahl. 

Wandle  Redlich  und  Aufrichtig  Gedenke  wohl  in  allen  saehen 

vor  dem  Herrn  deinem  Gott,  Die  du  hast  auf  der  Welt  zu  machen, 

So  Zu  handien  bjst  du  pflichtig.  Dass  Gott,  der  alles  hört  und  siht 

Wann  du  willst  all  schand  und  spott  Auch  richte  was  von  dir  geschiht. 

von  dir  wenden  hier  und  dort, 

»  leb  aleo  fort  und  fort.  ««"  f  ^"f  «f'«^«  «*"" 

Und  die  dannnen  wohnen, 

Ach  Höchster  schreibe  deinen  Als  guts  zu  Seel  und  Leib 

In  unser  aller  Herzen  Ein,     [Willen  Ehr  Ihnen  lass  zukommen. 

Und  gibe  krafl  in  zu  erfüllen  1759    Wimmis 

Dann  diss  (g)  verleihest  du  allein. 

(Fortsetzung  zum  Teil  verwitterty  unleserlich,  weü  öfters  abgewaschen).    Vgl. 

^^^^er^  Das  Frutigland.  Bern  18S7  S.  1 ;   Hagen,  Einige  Häuserinschriften 

aus  der  Umgegend  von  Bern,  in:  ^Alpenrosen,  ein  schweizerisches  Sonntags- 

Wott»    Bd.  XI  (t881)  S.  850. 

2.  Wir  sind  hier  Nur  fremde  Gäste, 

Drum  ist  dies  Haus  nicht  schön  noch  Veste, 
Wer  Jesum  Liebt,  Hat  dort  ein  Haus 
Im  Himel,  das  sieht  anders  aus.  2  Corr.  5  Cap. 

^9^-  Bogen  S.  341.  1792    Wimmis. 

*)  Parallelen  habe  ich  aus  der  Schweiz  beigebracht,  soweit  niii*  solche 
«^Dglich  waren. 


I 


^  54  Miszeilen.  —  M^laDges. 

i" 
V.- 

\^\  3.  Gott  W61  Ale  Die  Sägne  Fin  4.  Hans  Widmer  und  Barbara  Roller 

l'^  Die  In  Däm  Hus  6aD  Us  Und  In.  han  lan  buwen  har 

¥^.  1655    Wimmis.  Im  1705  Jahr.  Wimmis. 

r;  5.  Ve  Got  vertrvw, 

1^^  Ve  kein  andern  Felsen  bvw 

t:  Vb  das  han  ich  LvdwigPos  gebvw. 

i\  '  Lateinische  Majtukeln.  1627    Wimmis. 

^  6.  £Ls  ist  kein  Mann  so  wis  und  alt, 

i  Das  er  könne  buwen,  das  jeder  Man  gefoUt. 

i^  •  Gefallt  es  doch  nit  jeder  Man, 

So  hab    (unvollständig) 
Michel  Regetz  der  Zit  Statthalter  und  Susanna  Marie   sin   Husfrov   hein 
'i'   "  lan  buwen  har  im  1660  Jahr.  Wimmis. 

ri  (Lateinische  Majuskdn.)     Vgl.  0.  Sutermeisier ,  Schweizer  Haussprüche  8.  24. 

■'  .  7.  SHst  kein  Mann  so  weis  noch  alt 

Das  er  buv,  das  jederman  gefalt 
:,  Gtefalt  es  schon  nit  jederman 

>  So  hab  ich  doch  mein  best  getan 

*  Jakob  Schmid,   derzit  Obmann   und  Susanna  Schwingruber   sin  Husfrov 

haben  dieses  Haus   buwen   har   im    1687  jähr   Da   Bendicht  Bäller  von 
Wattenwil  Zimmermeister  war.  Wimmis. 

(L(xt.  Majuskeln.)     Vgl.  Sutermeister  a.  a.  0. 

8.  Der  Herr  Bewahr  Mein  Auss  Und  In  Gang 
Von  nun  an  Biss  in  Ewigkeit. 
,  Gott  allein  die  Ehr. 

Gott  Auff  dein  Vertrauwen 
Dttn  Wir  hier  Ein  Wohnung  Bauwen 
Peter  Räber  hat  disers  Hus  gemath  im  1660  Jahr.  Wimmis. 

:.'  9.  Gott  allein  die  Ehr, 

Demselben  dank  ich  sehr, 

Der  Tadler  sich  bekehr. 

Auf  Gottes  Güti  und  Vertrauen 

Hat  David  WeissmUller  und  Madlena  Itten  hier  gebaue. 

Qott  es  alles  wohl  bewahr, 

0  gnadenreicher  Gott,  hast  dir  gefallen  lassen, 

Dass  ich  dies  Hauslin  hier  Gebauen  an  die  Strassen 

Dein  Gnad  und  Segen     —    —    —     —  Wimmis. 

10.  Hans  Bos,  Anna  Widmer  haben  har  gebuwen 
Mit  Gotts  Hilf,  dem  si  virthruwen 
Ir  Nachkomnen  u  Gut. 

Gott  erhalte  si  in  synem  Schutz,  Schirm  und  Hut. 
Gllick,  Gesundhit  wel  er  in  gäben, 
Nach  diser  Zit  das  ewig  Laben 
Nit  bis  ers  kann 
Ich  wünsch  ihn  mir  dan. 

Bewachen t  und  segen  si  Grott  der  Her.       1657  Jar. 
(Lateinische  Majuskeln;  die  Ligaturen  habe  ich  aufgelöst.)  Wimmis. 


Miszellen.  —  Mölanges.  55 

11.  MDCLXXXVII 

Wir  biiwen  hoch  und  vest 
Und  sind  dennoch  frömde  Gest, 
Da  wo  wir  ewig  sollten  sein, 
Da  buwen  wir  gar  wenig  ein. 
Der  Herr  behüte  deinen  Ausgang  und  Eingang  von  nun  an  bis  in  Ewigkeit, 
Amen,  Psalm  121  Soli  Deo  Gloria.  Wimmis. 

Vgl.  Sutermeisier    S.    65;    Hagen  S.   341.   363.   397;    RoehholZy    Aargaiier 
hüttorisches  Taschenbuch  S.  199;  SteUler  S.  287. 

12.  Wenn  Nid  und  Misgunst  brönten  wi  Für, 

So  war  das  Holz  nit  halb  so  thttr.  1777  Weissen  bürg. 
Vgl  SutermeisUr  S.  31.  69 ;  HofstäUer,  in  „Die  Schweig"  1858  S.  72;  Bochhdlz, 
Aanjauer  historisches  Taschenbuch  S.  105. 

13.  Dis  Hus  steit  i  Gotts  Gwalt, 
Vorne  nöü  und  hinde-n-alt; 
Hätti  der  Herr  ds  Galt  nit  groue, 
Hätt  er*s  ganz  nöü  lasse  boue. 

Soil  sich  an  einem  jetzt  abgerissenen  Haus  bei  Thun  befunden  haben.     Vgl. 
Sutermeister,  in  „Die  Schweiz*  1862  S.  30;  Rochholz  S.  109. 

14.  Liebe  Gott  über  alles,  liebe  deinen  Nächsten  als  dich  selbst. 

Willst  du  bei  Christo  sein  und  seinen  Himmels  erben 
So  halte  sein  Gebot,  bleib  treu  bis  in  dein  Sterben. 

Wir  bauen  allhier  stark  und  vest  Ein  Christ  und  Pilger  hier 

Und  sind  jedoch  nur  fremde  Bloss  nur  Herberg  bestellt, 

[Gast.  Weil  dort  sein  Vaterland, 

^.        ,     1      ^.     *  «  So  eylt  er  aus  der  Welt. 

Mensch  thu  die  Augen  auf, 

Sonst  kommst  du  nicht  zur  Ruh,  Mit  Grottes  Hilff  und  Segen 

Verstocke  nicht  dein  Herz,  Und  auch  mit  Gottes  forcht 

Thu  heute  noch  dazu.  Sollen  wir  alle  thun, 

Was  Christenpflicht  erfordt. 

1759     Därstetten. 

Vgl.  Hagen  S.  341;  Leonhardiy  in  „Die  Schweiz  1859  S.  224. 

15.  Von  Menschen  bein  ych  gemacht 
Darum  laset  mich  unferacht, 
Habet  yhr  mehr  Weisheit  Choun  empfon. 
So  zeige  es  an  dem  gemeinen  Mann 
Heiemit  Last  ungetadlet  meich 
Beiss  auch  Ich  Deine  Arbeit  seich. 
Weihr  seind  Menschen  und  nicht  Gott, 
Drum  ist  unser  Werk  unfolkommen. 

1772    Kinggenberg. 


66  MiszelleD.  —  M^laDges. 

(Am  gleichen  Haus:) 

Jesus  Wohn  in  diesem  Haus 

Weiche  nimmermehr  daraus 

Bleib  darin  mitt  seinem  Geist 

Wiles  sonst  ferlasen  Ist. 
(Soll  von  einem  Herrn  v.  Banddi  erbaut  worden  sein.)  1772. 

16.  Nicht  Kunst  noch  Kraft  noch  Arbeit  nützt, 

Wenn  Qott  der  Herr  das  Haus  nicht  schützt.        Ringgenberg. 
Vgl  Larder,  in  „Alpina"  1902  S.  91. 

17.  Wer  Gott  vertraut,  hat  wohl  gebaut      18.  All  mein  Anfang  zu  dieser  Frist 
ha  Himmel  und  autf  Erden.  Geschah  im  Namen  Jesu  Christ 

Wer  sich  verlasstauf  Jesum  Christ  Der  steh  mir  bey  früh  und  spatt 

Dem  soll  der  Himmel  werden.  Bis  dass  mein  Thun  ein  Ende  hatt. 

Ringgenberg.      (Majuskeln.)  1745 

Vgl,  Sutermeister  S.  12;  StetÜer  S.  276;  Leonhardi  S.  224. 

19.  Baumeister  Christen  Santschi,  Hans  und  Peter  War. 

Ringgenberg. 

20.  Ich,  Jakob  Weissmüller,  Madlena  Stucki 
Haben  gebauwen  har 

Im  1620  Jahr, 

Da  Bendicht  Bähler  Zimmermeister  war. 

0  Herr,  myn  Grott,  auf  dein  Vertrauwen 

Tun  ich  allhier  allhier  ein  Wohnung  bauwen, 

Ich  bauwen  auch  zugleich  nit  minder 

Ver  myne  Lieben  Weib  und  Kinder. 

Ach  Herr  gib,  dass  drin  wohnen  rächt 

Dor's  bauwet  und  syn  ganz  Geschlächt 

Zu  deiner  Ehr  und  Nutz  des  Nächsten 

Und  ihm  selbsteu  auch  zum  besten, 

Dass  allhie  die  Zeit  ist  auss 

Wir  kommen  in  ein  ander  Hauss, 

Dass  du  uns  dorten  hast  bereit 

Zu  wohnen  da  in  Ewigkeit. 
Vgl.  No.  7.  Wimmis. 

Bern.  G.  Züricher. 


Wie  man  in  Ursern  gegen  die  Kleidermode  Icämpfte. 

Die  Bergbewohner  am  Gotthard  kamen  durch  Eröffnung  des  Gott- 
hardpasses  an  den  grossen  Weltverkehr.  Ursems  Handelsleute  reisten  viel 
nach  Italien.  Knaben,  Jünglinge  und  Jungfrauen  suchten  jenseits  der  Berge 
Arbeit.  Nicht  wenige  Ursenier  dienten  in  fremden  Heeren  und  kamen  zu 
Ehrenstellen  und  Vermögen.  In  ihren  alten  Tagen  kehrten  manche  mit 
Familie  in  die  Heimat  zurück,  um  da  noch  würdevoll  einen  friedlichen  Lebens- 
Abend  zu  geniessen.  Es  konnte  nicht  ausbleiben,  dass  dieser  Weltverkehr 
fremdländische  Sitten,  besonders  aber  fremde  Kleidermoden  in  das  heimische 


Miszellen.  —  M^langes.  57 

* 
Bergthal  trug  —  zum  Schrecken  geistlicher   und   weltlicher  Obrigkeit,   die 
aber  den  Kampf  gegen  die  bösen  £indringlinge  mit  Energie  aufnahm. 

Am  29.  Dezember  1732  forderte  der  damalige  Pfarrer  von  Ursem, 
der  Kapuziner  P.  Bonaventura  von  Schwyz,  in  einem  langem  Handschreiben 
Thalammann  und  Rat  auf,  beim  Urserncr  Volke  die  „überflüssige  Kleider- 
pracht und  Nenwe  Mode  abzuoschaffen".  Es  sei  „Männigklich  bekandt, 
dass  mit  höchster  Verwunderung  sowohl  der  Anheimisch-  als  Ausländtischen 
■allerhandt  Närrische  Moden  in  kleideren  eingerissen,  dass  baldt  alle  tag  ein 
Neuwe  pracht  verführet  wird".  P.  Bonaventura  schlägt  nun  die  „Refor- 
mation in  folgenden  Punkten **  vor: 

„Erstlich  die  kleldung  der  Frauenzimmer  betreffend  in  den  damastenen 
brüsten,  und  gar  zuo  langen  schweiff  an  selbigen,  so  Ihnen  nicht  allein  zum 
spott,  sondern  den  Eltern  zuo  schand  gereichet. 

2^^.  In  der  bauptzierd  und  weissen  hauben,  welche  theils  gar  zu  vast 
ausgebreitt,  theils  mit  guffen  also  verkrümmet,  dass  sie  hömeren  nit  un- 
gleich Sechen,  könnten  also  mit  ohrenhauben,  Nach  altem  gebrauch  wohl 
vergnügt  seyn. 

3^.  Die  schwartze  streuss  under  der  hauben  von  aller  reinisten  spitzen 
gemacht  so  weder  zur  Ehrbarkeit  weder  Nothwendigkeit,  sondern  allen  zur 
fttinkhenden  hoffarth  dienen  thuot. 

4^.  Die  grosse  gar  zuo  hoclie,  gehörnete  Kappen,  mit  köstlichem 
boden  von  underschidlichen  färben  ausgezihrt^  dass  man  die  vornembsten 
vom  Adel  tnitzen  thuot,  ein  unanständig  Ihrem  standt  nicht  gemässe  sach  .  . 

Die  Jungfern  betreffend :  Die  Uberflissigen  Bindellen,  an  den  Käppiein, 
80  sie  T^schuggen  Nennen,  und  der  mehrere  theil  schon  abgctrent,  und  nun 
mehr  Ehrlicher  und  anständiger  bekleid  kommen,  kente  hiemit  ein  gebott 
gemacht  werden  solches  zuo  band  haben,  damit  der  übrige  theil  sich  den 
Mehreren  gleichförmig  machte,  dan  ess  gahr  zuo  ungerrümbt,  dass  Christus 
Unser  herr  und  könig  dornen  auf  seinem  haupt,  sie  aber  Rosen  tragen. 

2^  Weilen  Ihre  Käppiein  gar  zuo  schmahl,  dass  sie  Ihr  haupt  nit 
bedekhet  haben,  wider  die  austruckhentliche  Ermahnung  des  hl.  Apostels 
Pauli,  dass  die  Weibspersonen  Ihr  haupt  sollen  bedeckhen. 

3^.  Die  hoche  vilfärbige  schuoh,  so  mit  grossen  Unkosten  auss  frömb- 
den  ländem  erkaufft,   auch  in  den  vornembsten  statten  zu  köstlich  wären. ^ 

P.  Bonaventura  bittet,  das  Gerügte  „mit  aller  gewalt  auszumusten-n**, 
„an  den  Ihrigen  ess  nicht  zuo  gedulden''  und  „mit  schein bahrem  Exempel 
vorzuol  eichten**. 

Die  Ratsprotokolle  au8  joner  Zeit  sind  etwas  lückenhaft,  doch  finden 
wir  Aufzeichnungen,  die  beweisen,  dass  der  Kampf  gegtMi  „die  Neuwe 
Mode**  energisch  geführt  wurde. 

Am  28.  Mai  1745  standen  nicht  weniger  als  12  Sünderinnen  vor  dem 
Thalrat.  Sie  hatten  Spitzen  und  Manschetten  getragen  und  auch  „viel 
Bendel  am  Kaplin**,  was  alles  verboten  war.    Jede  wurde  um  1  Gl.  gebüsst. 

Am  15.  Mai  1747  verordnet  der  Rat:  Die  Weiber  sollen  das  Haar 
nicht  „ krusein "  und  in  den  Werktagskleidern  keine  Taschen  haben.  Es 
war  nur  gestattet,  einen  sogenannten  „Pumpersack**  unter  der  Schürze  anzu- 
hängen. 


58 


Miszellen.  —  Melange». 


1751  den  28.  Dezember  wird  das  Tragen  von  gestickten  oder  mit 
Grold-  und  Silberbändem  eingefassten  Schuhen  verboten. 

Die  letzte  diesbezügliche  Aufzeichnung  datiert  vom  28.  Dezember 
1772.  Vor  dem  Thalrat  erscheint  die  Schwiegertochter  des  Statthalter  Nager; 
sie  muss  eine  Kokette  schlimmerer  Sorte  gewesen  sein;  denn  weil  sie  sich 
^gepudert"  und  „durchbrochene  Halskragen *"  getragen  hatte,  wurden  ihr 
12  61.  Strafe  auferlegt.  In  gleicher  Ratssitzung  wurden  die  Reifiröcke 
verboten. 

Ob  nun  die  guten  Ratsherren  im  Kampfe  gegen  die  „eitle  Putzsucht*' 
siegten  oder  unterlagen,  darüber  schweigen  sich  leider  unsere  Protokolle 
völlig  aus.    Gegen  den  Ström  schwimmen,  war  nie  leicht. 

Hospenthal.  Peter  Furrer,  Pfr. 


Bonaparte  und  der  Sohwyzerjoggeli. 

Als  Variante  zu  Nr.  915  der  Kinderlieder  von  Gertrud  Züricher  führ» 
ich  die  Version  des  Bonaparteliedes  an,  wie  sie  in  Basel  gehört  wird: 

„Bisch  du  nit  der  Schwyzerjoggeli?"  „Du  hesch  jo  kai  Pryse** 
Sait  der  Boneparti.  Sait  u.  s.  w. 

|:  „Jo  das  bin  i  jo,  „Jo,  my  Bäsi  Lyse 

Was  frogsch  du  derno?**  Git-mer  schon  e  Pryse" 
Sait  der  Schwyzerjoggeli.  :|  Sait  u.  s.  w. 


„I  glaub,  de  wottsch  my  Dochter** 

Sait  u.  8.  w. 
„Jo,  die  hätt  i  gäre, 
Jo  die  mues-mer  häre.** 

Sait  u.  8.  w. 

„Du  hesch  jo  kai  Bett** 

Sait  u.  8.  w. 
„Jo,  zwai  Laubseck 
Gänd  jo  au  e  Bett** 

Sait  u.  8.  w. 

„Du  hesch  jo  kai  Wiegle** 

Sait  u.  s.  w. 
„Us  zwai  hohle  Ziegle 
Macht  men  au  e  Wiegle** 

Sait  u.  8.  w. 

„Du  hesch  jo  kai  Pfanne** 

Sait  u.  8.  w. 
„Jo,  my  Bäsi  Anne 
Lycht-mer  schon  e  Pfanne** 

Sait  u.  8.  w. 
Basel. 


„Du  hesch  jo  kai  Gäld" 

Sait  u.  8.  w. 
„Jo,  die  ryche  Here 
Gänd  der  Gäldsack  häre** 

Sait  u.  8.  w. 

„I  glaub,  i  lo  di  hänke'^ 

Sait  u.  8.  w. 
„Se,  do  hesch  e  Strick, 
Hänk  di,  wo  de  witt** 

Sait  u.  8.  w. 

„I  glaub,  i  lo  di  erschiesse, 

Sait  u.  8.  w. 
„Se,  do  hesch  e  Gwehr, 
Heb-der  's  Fidle  här.** 

Sait  u.  8.  w. 

„I  wott,  di  hoiti  der  Teifel** 

Sait  u.  8.  w. 
„Gott  biwahrt  mi, 
Ehnter  holt  er  di** 

Sait  u.  8.  w. 
E.  Hoffmanu-Krayer. 


Miszellen.  —  M^langes.  öd' 

NeujahrswDnsohe  im  Muotathal. 

M'r  fiud  ig  a  und  stand  ig  a,  M'r  singidg  hie  am  Spitzestei, 

M*r  wügchid  alle  es  guets  NUjahr,  Si  händ  vill  Veh  am  Ise-Seil, 

Ä  guete  Abig  gab  üs  Gott,  Der  Himmel  und  der  isch  heiter  Glanz,. 

Stifel  und  Sparre  und  höcbi  Rosg;  Si  bätid  gärä  de  Bosekranz, 

Wt  singid's  hie  und  alle  glich,  Und  wann  si  ghörid  de  Gloggeton, 

M'r  wügchid  alle  's  Himmelrich,  So  sind  si  grflschtet  zur  Chille  schon. 

Will  man  einen  Bauer,  einen  Hausbesitzer  besonders  ehren,  so  wird 
vor  dem  betreffenden  Haus  gesungen : 

De  N.  N.  sitzt  im  Federäspil, 
Er  hed  es  Fraueli  wie-n'er-wil ; 
De  N".  N.  träid  e  höchä  Huet, 
Er  syg  zu  alle  Ehre  guet. 

Zu  Ehren  der  Hausfrau  : 

D'Stubedili  isch  lade  lang. 
Die  Prau  si  hed  e  gradä  Gang; 
Es  lauft  e  Mus  dur  d'Stube  us, 
Die  Frau  si  hed  gar  suber  's  Hus. 

Einem  Bauemsohne,  von  dem  man  weiss,  dass  er  „z'Liecht"  geht, 
wird  gesungen  : 

De  N.  N.  träid  e  Maiä  vo  Gold, 
Es  isch-'m  e  hübschi  Jumpfere  hold ; 
Wohl  i  dem  Gläsli  do  brünnt  de  Wy, 
Es  chönnt  die  N.  N.  sy. 

Einer  Bauemtochter,  welche  einen  „Schatz"  hat,  wird  gesungen : 

Di  N.  N.  träid  es  Chränzli  vo  Gold, 
Es  isch  ärrä  e  hübsche  Knabe  hold; 
Wohl  i  dem  Gläsli  do  brünnt  de  Wy, 
Es  chönnt  de  N.  N.  sy. 

Auch  folgende  Reime  werden  singend  gesprochen,  doch  nicht  in. 
Reihenfolge,  sondern  ganz  nach  Willkür: 

Das  Hus  staht  uf  de  Murä,  Si  wand  es  par  Nüsseli  bringe; 

M'r  singids  dennä  richä  Burä;  MV  ghörid's  im  Kübeli  drehä, 

Das  Hus  das  isch  mit  Schindlä  deckt,  Si  wand  is  es  Nideli  blähä ; 

M'r  hend  dag  ganz  Hus- Volch  erweckt.  M'r  ghörid's  im  Röhrli*)  rüttle, 

M'r  stigid  ufä  bis  under  d'First,  Si  wand  is  Schnitz  use  schüttle; 

Si  hauid-is  appä  Späck  und  Wurst;  M'r  ghörid's  im  Kaste  kehrä, 

M'r  ghörid's  Schlügseli  chlinge,  Si  wand  is  dri  Batze  verehrä. 

Früher  soll  es  vorgekommen  sein,  namentlich  unter  Villgauern  aus 
der  zu  Muotathal  "gehörenden  Filiale,  dass,  wenn  das  Honorar  ausblieb,  oder 
nicht  befriedigte,  man  sich  durch  den  derben  Spruch  rächte : 


*)  Unter  Röhrli   ist   hier   ein  Fässchen  gemeint,  worin  Dörrobst  auf- 
bewahrt wird. 


•60 


MiBzeileD.  —  M^Ianges. 


Rfldig  und  schäbig  und  inne  hohl, 

Si  händ  au  nüd,  das  wüssid  mir  wohl! 


Ober-Ägeri. 


Anna  Ithen. 


Einige  Rätsel  aus  dem  Kanton  Zug. 


Bat  mer  y,  rat  mer  a,  was  ist  das: 
Es  sind  sechs  Brliderä  i  eim  Hus, 
Luegid  all  zue  einer  Schybä  us, 
's  springid  all  enand  no 
's  oha  cheine  der  ander  foh  ? 

(Die  6  Speichen  eines 
Spinnrades.) 

Was  goht  wyss  i  Bach  und  chund 
brun  use?  (Chüechli.) 

De  Himmel  hets  und  d'Erde  nid, 
d'Meitli  händs  und  d'Wiber  nid 
De  Lorez  hets  voom,  de  Michel 

[hets  hinnä 

Und  d'Ankelirä  zwtlschet  innä. 

(Der  Buchsabe  1.) 

Es  Lädeli,  es  Gädeli  und  e  Tschuple 
wissi  Gizzi  dri. 

(Die  Zähne  im  Munde.) 

Rat  m'r  y,  rat  m'r  a,  was  isch  das? 
's  isch  chlyner  als  ä  Mus, 
's  hed  mängers  Schibli  als  ä's 

[Radhus. 
(Ein  Fingerhut.) 


Vier  Räderidänz, 

Vier  höörig  Schwänz, 

Es  Schlottermändli 

Und  e  Geisle-Stäcke? 
^Fuhrmann   mit  der  Peitsche   auf 
einem  vierrädrigen  mit  vier  Pferden 
bespannten  Wagen.) 

Es  Fässli  ohne  Bändli  und  zweuerlei 
Gumpisch ')  dri.  (Ei.) 

's  stahd  Öppis  ame  ne  Raindli 
Und  gschauet  sini  Baindli? 

(Erdbeere.) 

Eb  isch  ä  hölzige  Vater  und  dri 
ysig  BrUderä.  (Mistgabel.) 

Unna  vier  und  obe  dri 
Vier  Bai  und  keini  Knü. 

(Wergrätsche.) 

Rat  m'r  y,  rat  m'r  a,  was  isch  das? 
Wyss  wi  Schnee,  grüen  wi  Klee 
Rot  wi  Bluet,  schmöcked  alle  Lüte 

[guet. 
(Erdbeere.) 


Wellä  Krämer  schlad  am  wenigste  Wohi   gad    de    Gugger   wann    er 

uf  si  Waar  ?  (Glaser.)         jährig  ist  ?  (Ins  zweite  Jahr.) 

Was  gits  US  em  Heustöffel  (Heu-  's  lauft  öppis   um   's  Hus   ummä 

schrecke),  wenn  der  Heuet  überä  isch ?      und  summt:  trä,  trä,  trä. 

(En  Emdstötfel.)  (Dachrinne.) 

's  ist  öppis  wiss  wi-n-äs  Ei,  mit  schwarzem  Same  gsäet,   's  gad  dur 
mängs  Thal  und  Dorf  uf  und  weiss  doch  niemmer  was  dri  inne  stahd. 

(Ein  Brief  auf  weisses  Papier  mit  schwarzer  Tinte  geschrieben.) 
Ober-Ägeri.  Anna  Ithen. 


*)  Dieses  Rätsel  spielt  auf  die  frühere  Gepflogenheit  der  Hausfrauen 
an,  in  das  Fässchen  mit  dem  eingemachten  Sauerkraut  einige  Aepfel  zu 
legen.  In  etwa  8  Tagen  sollen  die  Aepfel  einen  aogenehmen  Geschmack 
davon  bekommen ,  welche  die  Kinder  mit  Vorliebe  essen  und  solche 
^Gumpisch •*  nennen. 


Miszellen.  —  M^langes.  61 

Aberglauben. 

Der  Stammheimerberg  mit  »einem  breiten  Bergrücken,  grossen  Wald- 
ungen und  verschlungenf^u  Pfaden  ist  schon  für  manchen,  der  sich  darin 
gut  anskennt,  zum  Labyrinth  geworden,  aus  dem  er  fast  keinen  Ausweg 
mehr  fand;  oder  dann  kam  er  an  einen  ganz  entgegengesetzten  Ort  hin, 
als  er  eigentlich  wollte.  Das  erklärt  sich  unser  Volk  so:  es  gäbe  ein 
Kräutlein;  wenn  man  unversehens  darauf  trete,  so  werde  man  ganz  davon 
verwirrt,  so  dass  man  sich  einfach  nicht  mehr  zurecht  finde.  Das  ist 
ein  Ueberbleibsel  des  auch  in  Grimms  deutscher  Mythologie  bezeugten  alt- 
germanischen  Glaubens  an  die  bezaubernde  Kraft  gewisser  Kräuter,  speziell 
des  Farrenkrauts. 

Noch  sieht  man  etwa  auf  dem  Dach  eines  Bauerhauses  eine  sog. 
Hauswurz  (Sempervivum),  die  nur  selten  zum  Blühen  kommt.  So  oft  sie 
aber  einen  Stengel  mit  Blüte  treibt,  stirbt  Jemand  in  dem  Haus  oder  in  der 
Nachbarschaft.  Erst  letzthin  versicherte  mir  ein  altes  Bäuerlein,  dass  dem 
gewiss  so  sei;  es  sei  erst  vor  einigen  Jahren  wieder  eingetroffen,  als  seine 
Frau  starb. 

Wenn  Eltern  aus  hiesiger  Gegend  mit  ihrem  Kind  zum  ersten  Mal 
nach  Stein  am  Rhein  gehen,  so  sagen  sie  ihm  gewöhnlich,  es  müsse  dort 
in  eine  Kette  beissen,  wenn  es  über  die  Brücke  gehe.  Das  verursacht  ihm 
DStürHch  ein  gelindes  Gruseln,  das  sich  aber  in  freudige  Ueberraschung  ver- 
wandelt, wenn  ihm  statt  der  Kette  eine  sog.  Steiner  „Gige",  ein  spezifisch 
Steinerisches  hartes  Gebäck  von  der  Form  eines  Rings,  dargereicht  wirti. 
Liegt  in  dem  Gruseln,  das  dem  Kind  beim  erstmaligen  üeberschreiten  des 
Rheins  beigebracht  wird,  vielleicht  ein  Nachklang  des  altgermanischen  Glaubens, 
dass  dem  Fiussgott  beim  erstmaligen  üeberschreiten  über  einen  Fluss  ein 
Opfer  (oft  ein  Menschenleben)  gebracht  werden  müsse? 

Es  wäre  interessant,  zu  erfahren  —  und  könnte  zur  Klärung  der  Frage 
dienen  —  ob  auch  in  anderen  Gegenden  unsers  Landes  ähnliche  Sitten  oder 
Gebräuche  herrschen. 

Stammheim.  A.  Farner,  Pfarrer. 


Zur  Volkskunde  vergangener  Zeiten. 

Nachtrag. 

E.  Martin  (Strassburg)  und  J.  Bolte  (Berlin)  machen  mich  auf  eine 
interessante  Parallele  zur  vorletzten  Zeile  der  zweiten  Strophe  des  S.  184 
mitgeteilten  Reims  über  das  Käsmahi  („die  Wirtin  sein  zur  goldnen  Laus^) 
freuDdlichst  aufmerksam.  Im  18.  Buche  von  „Dichtung  und  Wahrheit" 
(29.  Band  der  Weimar'schen  Ausgabe  S.  84  flf.j  erzählt  Gcrthe:  „Ich  hatte 
nach  Anleitung  eines  altem  deutschen  Puppen-  und  Budenspiels,  ein  tolles 
Fratzenwesen   ersonnen,    welches   den    Titel :    Hanswursts   Hochzeit   fUhren 

sollte Als  Prologus  tritt  der  Hochzeitbitter  auf,  hält  seine  herkömm> 

liehe  banale  Rede  und  endigt  mit  den  Reimen  : 

„Bei  dem  Wirt  zur  goldnen  Laus 
Da  wird  sein  der  Hochzeitsschmaus." 


^2  MiszeileD.  —  Mölaoges. 

Die  Fragmente,  die  uns  von  diesem  tollen  Fastnachtsspiel  erhalten 
sind,  finden  sich  abgedruckt  im  38.  Bande  der  Weimar'schen  Ausgabe 
S.  45  ff.,  enthalten  aber  unsere  Verse  nicht.  Doch  ist  in  einem  erhaltenen 
Personenverzeichnis  (S.  445)  die  Rolle  des  Hochzeitbitters  Scherwenzel 
vorgesehen.  £.  Schmidt  sagt  darüber  (S.  436):  „Das  Yerspaar  des  Hoch- 
zeitbitters ....  haftete  treu  in  seinem  Gedächtnis  und  darf  als  Paralipomenon 
gelten,  denn  es  stammt  wörtlich,  nur  von  der  Buchstabenvariante  „gülden *" 
Abgesehen,  aus  jenem  alten  Singspiel".  Dasselbe  „Harlekins  Hochzeit"  oder 
„Hochzeitsschmaus*"  ist  herausgegeben  von  Ellinger  in  Braune's  Neudrucken 
Halle  1890  (vgl.  Holte,  die  Singspiele  der  englischen  Comödianten,  Ham- 
burg 1893). 

Bern.  Prof.  Dr.  S.  Singer. 


Amulet 

eines  Luzemer  Landstürmers  gegen  Schuss  und  Stich  ~  aus  dem 
Sonderbundskrieg  nach  Bern  gekommen  im  November  1847. 

Zwei  schwarzwollene  rechteckige  Lappen,  ungefähr  5  cm.  breit,  7  cm. 
lang,  mit  blauer  Seide  umsäumt,  an  der  Innenseite  des  Saums  mit  gelber 
Seide  ausgenäht.  Die  beiden  Lappen  waren  zusammengenäht,  zwischen 
ihnen  befand  sich  ein  rotwollener  Lappen  mit  aufgedmcktem  Muttergottes- 
bild und  ein  weissleinener,  der  nach  gleichzeitiger  Angabe  vom  Hemde  des 
1844  ermordeten  Leu  stammt.  Das  Ganze  wurde  an  zwei  36  cm.  langen 
Schnüren  um  den  Hals  getragen. 

Dass  man  dem  Hemde  des  Leu  diese  besondere  Wirkung  zuschrieb, 
bezeugt  noch  nicht  etwa  seine  Verehrung  als  Heiliger.  Eine  Reliquie  von 
irgend  einem  unschuldig  Ermordeten  hat  überhaupt  zauberische  Wirkung. 
So  wurde  während  der  Dauer  des  Lenker  Prozess,  einer  Meldung  des  Thuner- 
blatts  vom  24.  Dezember  1902  zufolge,  einem  Fetzen  vom  Hemde  dos  er- 
mordeten Gerber  (ebenso  einem  Holzsplitter  vom  Weidhag,  an  dem  er  er- 
mordet aufgefunden  wurde),  die  Fähigkeit  zugeschrieben,  Kranke  zu  heilen. 

Bern.  G.  Züricher. 


Vom  Tierkreis  und  den  Gestirnen. 

Vadianische  Bibliothek  in  St.  Gallen  Nr.  401  Pap.  XVH.  Jahrh.  60  Bl.  8". 

(S.  7—9.) 

Wider. 
Ist  guot  sterckhen  die  begyrdt,  dess  morgens  negel  abschniden  vnd 
aderlassen,  au  zum  haubt. 

ScorpioD. 
Ist  guot  purgazen  inn  tranckh  innemen,  baden  vnd  schröpfen;  böss 
denen  so  die  blatern  handt. 

Sol. 
Ein  guter  tag,  die  natürlich  hitz  zemeren,  vbrig  füchtigkeit  zuo  deren 
vnd  blost  zuo  vertreiben. 


Miscdlen.  —  Mölanges.  63 

Low. 
Ist  guot  die  anziehenden  nattur  sterckhen,  haar  vnd  negel  schniden, 
in  all  andrem  zemeiden. 

Venus. 
Ein  glückhafftiger  tag,  baden  vnd  durch  treiben  te  artzney  ein  zenemen, 
glider  sterckhen,  kindt  entwenen. 

Stier. 
Ist  guot  Bterckhen  die  krafft,  fluss  vnd  durchlöuft  stillen,  kindt  ent- 
weneo,  sayen  vnd  pflantzen;  böss  den  halss  mit  artzneyen  anrüeren  oder 
dz  zepfli  abschniden. 

Wag. 
Ist  guot  die  döwung  sterckhen,  har  abschniden,  aderlassen,  baden  vnd 
schrepfen  au  am  ruggen  vnder  dem  gurt. 

Mercurius. 
Ein   mittelmessiger    tag   in    allen    obgeschribnen   dingen,    doch    das 
satom»  natur  gleich. 

Zwilling. 
Ist  guot  die  döwung  sterckhen,  böss  aderlassen,  schrepfen  insonders 

saff  den  armen  oder  banden. 

Jungfrow. 
Ist  gnot  die  behaltenden  kreft  sterckhen,  fluss  vnd  durchlöuft  stillen, 
kind  entwenen,  seyen  und  pflanzen. 

Luna. 
Ein  guoter  tag  zu  purgieren,  insonders  in  lattwergen;  aber  böss  baden, 
schrepfen  vnd  aderlassen,  so  der  mon  im  nüwen  oder  wedel  oder  fier  teil  ist. 

Creps. 
Ist  guot  purgieren,   insonders   in    lattwergen,   innemen,   baden   vnd 
«direpfen,  an  zur  median  mitel  aderlassen. 

St.  Gallen.  G.  Jenny. 


„Volkssage  im  Entlibuoh". 

,Als  die  ünterwaldner  ins  Entlibuch  einbrachen,  und  auf  dem  ersten 
Alphof  den  Senn  mishandelten,  entfloh  der  Eiiecht  auf  die  Flue  und  hörnte, 
während  das  Vieh  weggetrieben  wurde,  folgendes  Liedchen: 

Hollop  und  Blässen 
Der  Senn,  der  lyt  im  Kesseli, 
Der  Hüttenknecht  ist  in  der  Flue 
Er  homet  sinem  Scholieben  [?]  zu 
s'Hinder  Heini's  Trüchel  Kuh 
Lauft  gegen  Unterwaiden  zu 
Thut  alle  Thürli  uf  und  zu. 

Hierauf  sammelten  sich  die  Entlibucher,  und  jagten  die  Ünterwaldner 
mit  Hohn  zurück,  verfolgten  aber  ihren  Sieg  zu  wenig,  und  verscherzten 
darfiber  manche  schöne  Alpweide,  aus  Ueberfluss  und  Genügsamkeit  da- 
maliger Zeiten.*' 

„1802,  d.  31.  Jul.« 


64  Miszellen.  —  Melapj^es. 

Obige  Sage  findet  sich  handBchriftlich  aufgezeichnet  auf  einem  Oktav- 
blättchen  als  No.  4  in  dem  Sanimelband  G.  38,22  der  Vaterländischen  Biblio- 
thek in  Basel.  Vgl.  die  Varianten  bei  LCtolf,  Sagen,  Bräuche,  Legenden 
1862  S.  414;  Staldeb,  Fragmente  über  Entlebuch  I  (1797)  S.  81,  und  dar- 
nach Gremm,  Deutsche  Sagen.    3.  Aufl.  I,  194.  — 

Basel.  E.  Hoffmann-Krayer. 


Nikiaus  Emmenegger  von  Wiohy  (richtiger  Agy)  und  Anna  Maria 
geb.  Wiolit  seine  Frau. 

Jos.  Reinhart  pinxit  1791. 

Zwei  Eheleute 'mittlem  Altere.  Der  Mann  steht  etwas  breitspurig  da 
Der  Maler  hat  offenbar  des  Farbeneffektes  halber  den  braunen  Leibrock 
desselben  umgeschlagen,  so  dass  das  roto  Futter  sichtbar  wird.  Auch  die 
Weste  ist  rot,  mit  gelbem  Zwilch  geflUtert,  die  Hose  braun,  dem  Rock  ent- 
sprechend. Die  Kleidung  folgt  dem  Schnitt  der  städtischen  Mode;  nur  der 
auf  einer  Seite  aufgeschlagene  runde  Hut  mit  der  farbigen  Schnur  ist  bäuerlich. 

Origineller  ist  die  Tracht  der  Frau.  Sie  trägt  den  dichtgeflochteneD, 
breiten,  flachen  Strohhut  mit  schwarzer  Ganiitur,  wie  er  sich  als  Besonder- 
heit lange  bei  den  Freiburgerinnen  erhalten  hat.  Korsett  und  geblOmtes 
Halstuch  sind  mehr  städtisch;  ländlich  dagegen  mutet  uns  der  Rock  an, 
der  zur  Hälfte  rot,  zur  Hälfte  blau-weiss-rot  gestreift  ist.  Unter  der  leichten 
durchsichtigen  Schürze  wird  eine  blaue  bestickte  Tasche  sichtbar.  Die 
Hände  stecken  in  einem  mächtigen  Pelzschlupf,  der  zum  Strohhut  nicht  recht 
paHsen  will  und  wohl  schon  um  1791  bereits  antiquiert  war. 

Durch  Hrn.  Staatsarchivar  Schneuwly  in  Freiburg,  der  sich  dafdr  mit 
dem  Urenkel  des  obigen  Ehepaares,  Hrn.  Joseph  Emmenegger,  II.  Sekretär* 
der  kantonalen  Finanzdirektion,  in  Verbindung  gesetzt  hat,  erhielten  wir 
über  die  dargestelten  Pi^rsonen  folgende  wertvolle  Mitteilungen. 

Nikiaus  Emmenegger,  S(»hn  des  Melchior  E.,  stammte  ursprünglich 
von  Schüi)fheini  im  Entlebuch  und  lies»  sieh  in  der  zweiten  Hälfle  des  18. 
Jiilirhunderts  als  ViehliändltT  und  „Bergbeständer"  in  der  Nähe  von  Plaffejen 
nieder.  Am  22.  Novemb(»r  1773  erscheint  er  wegen  eines  Rechtshandela 
vor  dem  kleinen  Kate.  Er  ast^ocierte  sich  mit  einem  gewissen  Jützet  von 
St.  Sylvester  bei  Plaffeyen.  Ihre  Geschäfte  gingen  gut  und  erregten  den 
Neid  der  Nachbarn,  der  sich  in  geleg(mtlichen  Sticheleien  Luft  machte.  Ein- 
mal wurden  diese  im  Wirtshaus  von  Plaffeyen  den  Geschäflsteilhabem  sn 
arg,  so  dass  sie  mit  zwei  Zinnkannen  in  der  Faust,  die  sie  ihren  Gegnern  über 
den  Köpfen  schwangen,  die  Gaststube  räumten.  Später  zog  E.  in  die  NlÜie 
von  Freiburg  und  verheiratete  sich  am  18.  Oktober  1784  mit  Anna  Maria 
Wicht,  Tochter  des  Peter  W.  von  Praroraan,  welcher  Ehe  eine  zahlreiche 
Kinderschaar  entspros».  Am  16.  Dezember  1794  liessen  sie  in  der  Kirche 
S.  Nikolas  zu  Freiburg  Zwillinge  taufen,  bei  deren  einem  Herr  von  Appen- 
thel,  Alt-Land vogt  <les  Val  Maggia,  Gutsbesitzer  zu  Brünisberg  und  später 
Staatsschreiber  Pate  war,  woraus  zu  schliessen  ist,  dass  E.  wahrscheinlich 
dessen  Pächter  zu  Brünisberg  war.  Im  Jahre  1795  stellte  er  beim  Staatsrat 
zu  Freiburg  das  (besuch  um  Naturalisation,  wobei  als  sein  Wohnsitz  Agy 
f Gemeinde  Givisi(?z)  und  Brünisberg  (Gemeinde  Tafers)  genannt  sind;  seinem 


Schweiz.  Archiv  für  Volkskunde,  Band  VII  (1Q03) 


aus  Emmenegger  von  WJchy  (fichtig  Agy,  Gemeinde  Givisiez, 
Kt  Frei  bürg)  und  Anna  Maria  Wicht,  seine  Frau. 


I 


66  Miszellen.  —  Mölanges. 

faillir  rendre  mon  debvoir.  Vous  luy  pourrez  faire  dire  chansoos  sur  son 
coniet  et  äultres  pettites  carraces  (caresses)  qa*il  a  accoustumö  faire  4  ses 
vaches  pour  leür  faire  trouver  leur  desjun^  (döjeüner)  bon.  Je  pense  qu'ii 
moustrera  qu*il  est  des  maistres,  selon  que  je  m'entendz  a  leur  laogaige.» 
Neuchätel.  J.  Jeanjaquet. 


Zum  GlOcksrad. 

Das  von  Herrn  A.  Vital  im  Archiv  4,  174  bescbriebene  Engadiner 
Losbuch  „Ronda  della  Fortuna'^  ist  offenbar  aus  einem  deutschen  Originale 
•des  17.  Jahrhunderts  übersetzt,  das  der  bis  1638  in  Strassburg  angestellte 
Professor  der  Mathematik  Eberhard  Welper  verfasste:  „Ein  neu  erfundenes 
-Glücksrad,  durch  welches  man  nach  astrologischer  Art  auf  unterschiedliche 
Fragen,  so  den  zwölff  himmlischen  Häusern  nach  abgetheilet  sind,  eine  Ant- 
wort finden  kan*.  Der  älteste  mir  bekannte  Druck  befindet  sich  in  dem 
um  1695  erschienenen  Sammelwerke  „Das  zeitkürtzende  Lust-  und  Spielhaus'' 
S.  681—623.  Einen  Einzeldruck  o.  0.  1704.  37,  Bogen  S^  besitzt  die 
Berliner  Bibliothek,  einen  späteren  „gedruckt  in  diesem  Jahr",  der  den  Verf 
W^lper  nennt,  die  Weimarer.  Andre  werden  gewiss  bei  Nachforschungen 
zu  Tage  kommen.  Vgl.  übrigens  noch  meine  Ausgabe  von  Wickraxns 
Werken  IV,  333  (Litterar.  Verein.   Tübingen  1903). 

Berlin.  J.  Bolte. 


Volksmedizin. 

In  St.  Jost  am  Bürgen  (Kt.  Nidwaiden)  befindet  sich  im  Altar  hinten 
•ein  links  verlaufender  Schacht,  in  welchen  die  Wallfahrer  den  Kopf  hinein- 
stecken, um  vom  Kopfsveh  geheilt  zu  werden. 

Damit  möge  man  das  in  Band  IE  S.  58  über  den  durchlöcherten 
Stein  Gesagte  vergleichen. 

Stans.  Dr.  R.  Durrer. 


Die  arme  Gred. 

(Zu    Archiv    HI,    123.) 

Das  an  der  obigen  Stelle  von  J.  M.  mitgeteilte  Gedicht  findet  sich 
in  etwas  anderer  Strophenordnung  und  in  stark  erweiterter  Form  schon 
abgedruckt  in  Jos.  Ineichens  „Lieder  vom  alten  Sepp"  Luzern'1895  S.l  ff.  In 
unserer  Version  fehlen  die  Strophen  10.  12  (1.  Hälfte).  14—19.  20  (2.  Hälfte). 
22  (1.  Hälfte).  23.  24  (2.  Hälfte).  25—27,  während  in  ihr  Str.  1—9.  11.  12 
(2.  Hälfte).  13.  20  (1.  Hälfte).  21.  22  (2.  Hälfte).  24  (1.  Hälfte).  38.  39  ent- 
halten sind.  Die  Ineichen'sche  Fassung  weist  also  39  Str.  gegen  13  der 
unsrigen  auf  Freilich  sind  diese  letztem  auch  oft  zwölfzeilig  gegen  die 
^achtzeiligen  Ineichens. 

Ob  I.  ein  älteres  Volkslied  überarbeitet  hat  oder  ob  er  wirklich  der 
Verfasser  der  ^armen  Gred"  ist,  konnten  wir  bis  jetzt  nicht  ermitteln. 

E.  H.-K. 


67 


Kleine  Chronik.  —  Chronique. 


Volkslied  im  Kt.  Bern.  Bei  Anlass  des  kantonalen  Turnfestes  in  Biel 
ist  u.  A.  auch  ein  Volksliederabend  in  5  Bildern  mit  Gesang  und  Tanz  ver- 
anstaltet worden.  Wir  begrQssen  solche  Unternehmungen,  die  den  Sinn  ftir 
unser  Volkstum  in  weite  Kreise  tragen,  aufs  Beste,  möchten  aber  zugleich 
den  Wunsch  aussprechen,  dass  künftighin  nur  ganz  ächte,  d.  h.  wirklich 
vom  Volke  aufgenommene  Lieder  zum  Vortrag  kämen.  Dahin  rechnen 
wir  aber  nicht  —  bei  aller  lebendigen  Frische  —  das  Strasser'sche  Grindel- 
waldnerlied und  das  Heimann'sche  Seeländerlied  (die  französischen  Lieder 
kann  ich  nicht  beurteilen).  Das  ächt-historische  Kostüm  kann  bei  solchen 
Veranstaltungen  nie  genug  betont  werden. 

Elsässisches  Museum.  Herr  R.  Forrer  in  Strassburg  teilt  uns 
mit,  dass  dort  ein  „Elsässisches  Museum"  gegründet  worden  sei,  welches 
speziell  Material  zur  elsässischen  Volkskunde  sammeln  werde.  Wir 
wünschen  unsem  Nachbarn  Glück  zu  diesem  Vorhaben.  In  der  Schweiz 
ist  es  leider  bis  anhin  noch  nicht  gelungen,  etwas  Aehnliches  in  Angriff  zu 
nehmen,  da  sowohl  das  Landesmuseum  wie  die  kantonalen  Sammlungen  ihr 
Augenmerk  in  erster  Linie  auf  das  Kunsthandwerk  richten. 

Die  »Pierre  ä  Niton"  in  Genf  und  Nuton-Neptunus.  —  In  einem 
Artikel  der  „Wallonia"  (X,  219  ff.),  betitelt  „Neptune  et  NutonB""  kommt 
H.  Schuermans  auch  auf  die  „Pierre  ä  Niton'*  in  Genf  zu  sprechen,  die  sich 
durch  die  am  Fusse  entdeckten  Opfergeräte  (ein  Beil  und  zwei  Kelt)  als 
Altar  erwiesen  hat. 

Seh.  hält  nun  diesen  NiUm,  der  bei  Genfer  Greschichtsschreibem  auch 
NcUton,  Neiton,  Neyton,  Nyton  geschrieben  wird,  für  identisch  mit 
Neptunus,  und  diesen  wieder  mit  den  belgischen  NiUons^  jenen 
koboldartigen  Geistern,  wie  sie  auch  im  Schweizer  Volksglauben  so  häufig 
vorkommen. 

Die  Uebereinstimmung  ist  für  Seh.  umso  evidenter,  als  er  bei  Galiffe 
(Genfeve  historique,  Suppl.,  p.  15)  die  Notiz  gefunden  hat:  «C'est  encore  de 
r^poque  celtique  que  la  campagne  ä  conservö  longtemps,  surtout  dans  les 
localit^s  de  la  rive  gauche,  certaines  croyances  superstitieuses,  comme  celle 
aox  yServants',  gönies  domestiques  invisibles,  taquins  ou  complai- 
aants  selon  les  dispositions  du  manage  qu'ils  honorent  de  leur  attention.» 
Daxu  kommt  noch  die  Entdeckung  einer  eigentlichen  Neptunschrifl  in  Gtenf 
4un  14  Mai  1884  (CIL.  XII,  5878). 

Nach  alledem  ist  der  Name  Neptunus  keltisch  (vgl.  Schneegans  in 
Zeitachr.  f.  rom.  Phil.  XXIV,  560  und  Wilmotte  in  Revue  de  Tlnstruction  en 
Belgique)  and  bezeichnet  ursprünglich  gar  keinen  Meergott,  sondern  einen  dem 
NuUm  ähnlichen  Hausgeist. 


Bücheranieigen.  —  Camptes  rendus. 

Das  Bauernhaus  in  der  Schweiz.    Hrg.  vom  Schweiz.  Ingenieur- 
u.  Architekten- Verein.  Zürich  (Hofer  &  Co.).  Lief.  8—5.  Fol. 

Den  bereits  angezei^o  beiden  ersten  Lieferungen  sind  rasch  die 
übrigen  nachgefolgt,  so  dass  das  Werk,  wenigstens  der  illustrative  Teil,  nun 
abgeschlossen  vorliegt.  Der  Text,  der  mit  Lief.  5  erscheinen  sollte,  steht 
noch  aus. 

Ueberblickt  man  das  Ganze,  so  fällt  vor  allem  der  ungleiche  Anteil 
ins  Auge,  den  die  einzelnen  Kantone  an  der  Darstellung  genommen  haben. 
Diese  Ungleichheit  steht  auch  nicht,  wie  man  etwa  meinen  sollte,  in  ganz 
richtigem  Verhältnis  zu  der  Grösse  der  Kantone  oder  der  Vielgestaltigkeit 
ihrer  Haustypen.    £s  fallen  auf  den 

Kanton  Bern  18»/,  Tafeln      Kanton  Freiburg  2   Tafeln 

„        Graubiinden   16  „  „       Appenzell  2        „ 

Tafel 


Wallis 

5Va 

St.  Gallen 

3 

üri 

3 

Solothum 

273 

Zürich 

2 

Schwyz 

2 

Thurgau 

Unterwaiden 

Waadt 

Neuenburg 

Genf 

Aargau 

Vi 

Es  fehlen  somit  vollständig  die  Kantone  Basel,  Schaffhause n^ 
Zug,  Luzern,  Glarus,  Tessin.  Das  ist  uns  ein  neuer  Beweis,  dass  die 
Sammlungen  nicht  systematisch,  vom  historischen  Standpunkt  auß  angelegt 
worden  sind,  sondern  in  Hinsicht  auf  die  praktische  Zweckdienlichkeit.  Das  ist 
aber  um  so  mehr  zu  bedauern,  als  dadurch  Gegenden,  die  interessantes  Material 
geboten  hätten,  in  Wegfall  gekommen  sind.  So  sucht  man  z.  B.  vergeblich 
einen  typischen  Vertreter  des  deutsch -jurassischen  Hauses,  wie  es  sich 
im  Kt.  Basel  und  im  Frickthal  findet.  Ueberhaupt  ist  der  weitschichtige 
Typus  des  dreisässigen  Hauses  —  mit  Ausnahme  des  „Bernerhauses'',  das 
aber  eine  Uebergangsform  darstellt  —  gegenüber  dem  Länderhause  ziemlich 
schlecht  weggekommen.  Vom  Engadiner  Haus  haben  wir  wenigstens  in 
„Graubünden  Nr.  15"  einen  guten  Typus,  während  Nr.  7  mit  seinem  kompli- 
zierten Grundriss  keinen  festen  Anhalt  bietet.  Auch  die  übrigen  Typen  des 
rätoromanischen  Hauses  (Rheinwald,  Glarus,  Gaster,  Sihlthal)  sind  unge- 
nügend vertreten.  Das  ^schwäbische"  Haus  und  das  des  Unterwallis 
weisen  je  eine  Tafel  auf  (Thurg.  Nr.  1  und  Wallis  Nr.  5),  während,  wie 
bereits  bemerkt,  das  „Läuderhaus"  mit  über  30  Tafeln  den  Löwenanteil 
davonträgt.  Dass  das  sog.  „langobardische"  Haus  vollständig  fehlt, 
mag  seinen  Grund  in  der  Hunzikerschen  Publikation  des  Tessiner  Hauses 
haben;  wir  glauben  aber  doch,  dass  in  ein  so  hervorragendes  Werk,  wie 
das  vorliegende,  sämtliche  Haupttypen  hätten  aufgenommen  werden 
müssen,  ohne  Rücksicht  auf  etwaige  Vorarbeiten. 

Zum  Einzelnen  Hesse  sich  noch  manches  bemerken;  das  meiste  ist 
schon  in  der  letzten  Besprechung  gesagt  worden.    Eine  Sache,  mit  der  sich 


Bttoheranzeigen.  —  Comptes  rendos.  69 

Icein  Hansibrsdier  wird  befreaDden  können,  ist  die  gutdeutsohe  Bezeichnung 
oder  gar  das  Weglassen  der  Bezeichnung  der  Räume  auf  den  Grundrissen; 
hat  doch  Hnnziker  auf  die  grosse  Bedeutung  der  Terminologie  hingewiesen. 
Bei  den  Titein  wäre  es  angezeigt  gewesen,  den  Ortschaften  jeweilen  eine 
nähere  Bestimmung  ihrer  Lage  beizufügen.  *) 

Doch  genug  des  Tadeis!  Auch  in  der  schweizerischen  Publikation 
befinden  sich  Blätter  von  grosser  Klarheit  und  Schönheit  Das  Hauptrer- 
dienst  fällt  den  Architekten  J.  Gross  und  A.  Müller  zu,  von  denen  der 
erstere  allein  21,  der  letztere  11  Tafeln  des  ganzen  Werkes  ausgearbeitet  hat. 

Trotz  gewissen  Lücken  begrüssen  wir  das  schöne  Werk  aufs  Frendigste 
and  geben  zugleich  der  Hofifnung  Raum,  es  möchten  in  einer  Supplement- 
lieferung auch  diejenigen  Haustypen  noch  Aufnahme  finden,  die  bis  jetzt  in 
der  Sammlung  nicht  vertreten  sind.  E.  Hoffmann-Rrayer. 

Karl  Reuschel,  Volkskundliche  Streifzüge.    Zwölf  Vorträge  über 

Fragen    der   deutschen  Volkskunde.    Dresden    und   Leipzig 

(C.  A.  Koch)  1903.    VI  +  266  Seiten.    8^    (4  M.). 

Wie  der  Titel   besagt,   ist   der   Zweck   des  vorliegenden  Buches,   in 

Form  von  «Vorträgen'*   einzelne  Kapitel  aus  der  Volkskunde  zu  behandeln. 

Den  Grundstock  des  Buches   bilden   die   Erörterungen    über  das  Volkslied. 

Diesem   geht  eine    „Einführung"   über  Begriff,   Geschichte   und   Bedeutung 

der  Volkskunde  voraus   und  folgt   ein  Abschnitt  über  Sage,   Märchen   und 

Aberglaube  nach,  welch  letzterer  nur  als  Anhang  betrachtet  sein  will,  der  ein  paar 

Richtlinien  für  die  Behandlung  der  betreffenden  Forschungsobjekte  zieht. 

Ich  habe  die  klaren,   einsichtsvollen  Abhandlungen   mit   Genuss   ge- 
lesen.   Die  Einführung  ist  fern  von   aller  aprioristischen  Wortfechterei   und 
unterrichtet   in   knappen    Zügen   über   das  Wesentlichste.  *j    Der  Abschnitt 
über  das  Volkslied  teilt  sich  in  drei  Kapitel.    In  dem  ersten  kommt  der 
Begriff  des  Volksliedes   zur  Sprache,   wobei   sich  R.   der  John  Meier'schen 
Auffassung  anschliesst,  immerhin  unter  Beifügung  der  Bestimmung,  dass  die 
Volkspoesie  eine  gewisse  Dauer  ^besitzen  müsse.    Das  zweite  behandelt  die 
„Kunstlieder  im  Volksmunde",  jenes   Lieblingskapitel   der   heutigen  Volks- 
liedforscher in  überaus  ansprechender,  die  charakteristischen  Punkte  heraus- 
hebender Weise.    Das   dritte   Kapitel   setzt   sich   mit  der   Entstehung   der 
Volksdichtung   aus  dem  Arbeitsgesang  (Karl  Bücher)  auseinander.    Darauf 
folgen  Aufsätze  über  das  Schnaderhüpfel  (IV),  den  Stil  des  Volksliedes  (V), 
das  Verhältnis  der  deutschen  Landschaften  zum  Volksliede  (VI)  und  endlich 
die  kulturgeschichtliche  Bedeutung  des  Volksliedes  (VII),  die  in  allen  ihren 
Teilen  die  reichste  Anregung  bieten.    Das  Buch  schliesst  ab  mit  drei  Ab- 
handlungen über  Sage,  Märchen  und  Aberglauben.    Auch   sie  sind  gerade 
durch   ihre  knappe  Fassung,   die   uns   die  wichtigsten  Ansichten    über   das 
Wesen  dieser  Grebiete  vorfiihrt,  besonders  wertvoll  und  lesenswert. 

»)  Der  Titel  „Bauernhaus  ä  Plague"  (Bern  Nr.  12)  ist,  nebenbei  be- 
merkt, eine  rechte  Geschmacklosigkeit. 

<)  Der  Lapsus,  dass  ich  Professor  in  Zürich  sei,  ist  verzeihlich ;  aber 
unter  den  Hochschullehrern,  die  seit  längerer  Zeit  volkskundliche  Vorlesungen 
halten,  hätte  Singer  in  Bern  nicht  vergessen  werden  dürfen. 


70  Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Fachmann  und  Laie  können  aus  R/s  Buche  viel  lernen:  Letzterer 
manche  für  ihn  neue  Thatsache,  Ersterer  die  Kunst  der  übersichtlichen  Be- 
handlung eines  weitschichtigen  Stoffes  und  —  was  man  bei  einer  deutschen 
Arbeit  ganz  besonders  hervorheben  muss  —  die  einer  gewandten,  leicht- 
fliessenden  Darstellung.  E.  Hoffmann-Krayer. 

C.  Kleeberger,  Volkskundliches  aus  Fischbach  i.  d.  Pfalz.  (Samm- 
lungen des  Vereins  f.  bay.  Volkskunde  u.  Mundartforschung. 
Heft  I).  Kaiserslautern  (Herm.  Kayser)  1902.  VII  4-  130 
Seiten.    8*^. 

Es  ist  eine  erfreuliche  Thatsache,  dass  die  Volkskundevereine  aller- 
orten zusammenfassende  Darstellungen  herauszugeben  anfangen.  Man  kann 
diese  Publikationen  scheiden  in  Ortsmonographien  und  Stoffmonographien. 
Vorliegende  Schrift  reiht  sich  unter  die  erstem. 

Kl.  hat  sich  einen  sehr  weiten  Rahmen  gezogen  und  auch  Gegen- 
stände aufgenommen,  die  nicht  eigentlich  in  dem  Gebiet  der  Volkskunde 
liegen,  wie  z.  B.  geschichtliche  Begebenheiten  und  einiges  Statistische. 
Wir  halten  das  aber  für  keinen  Schaden,  so  lange  es  nicht  auf  Kosten  der 
Volkskunde  geschieht.  Und  das  ist  in  Kl.'s  Schrift  wirklich  nicht  der  Fall. 
Der  Verfasser  bietet  uns  ein  stattliches  und  in  vielen  Teilen  auch  bedeuten- 
des Material  über  Bräuche,  Aberglauben  und  Volksdichtung  (Märchen,  Sagen, 
Kinder-  und  Volksreime,  Kinderspiele,  Volkswitz,  Sprichwörter  und  Redens- 
arten). Dabei  wird  (S.  90)  auch  das  sonst  so  wenig  gepflegte  Kapitel  der 
volkstümlichen  Bilderschriften  kurz  berührt.  Zum  Schluss  kommt 
die  Mundart  nach  ihrer  grammatischen  und  formelhaften  Seite  zur  Sprache. 
Historische  Karten  und  Situationspläne  bilden  eine  willkommene  Ergänzung. 

Wir  möchten  diese  gediegene  Arbeit  auch  unsern  schweizerischen 
Volksforschern  zum  Studium  warm  empfehlen;  denn  auch  unserm  Lande 
thäten  solche  Monographien  mit  Hervorhebung  des  VolkskundHchen  bitter  not. 

E.  H.-K. 

Gertrud  ZOricher,  Kinderlied  und  Kinderspiel  im  Kanton  Bern. 
Volksausgabe.  Bern  (A.  Francke)  1903.   256  Seiten  kl.  8^ 

Die  in  Fachkreisen  durchweg  so  günstig  aufgenommene  Sammlung 
von  Berner  Kinderliedern  ist  nun  auch  in  handlicherem  Format  als  Volks- 
ansgabe erschienen;  die  Schweif.  Gesellschaft  für  Volkskunde  hat  als  Ver- 
legerin der  wissenschaftlichen  Ausgabe  von  Anfang  an  den  Plan  der 
Popularisierung  befürwortet;  d(»nn  sie  erhofft  sieh  von  dem  Bekanntwerden 
ihrer  Bestrebungen  im  weitern  Volke  nicht  geringen  Erfolg,  wenn  derselbe 
sich  auch  nicht  sofort  direkt  bemerkbar  macht. 

Wesentliche  Aendeningen  hat  die  vorliegende  Ausgabe  nicht  erfaliren. 
Für  ihren  Zweck  ist  natürlich  der  Varianten-  und  Litteraturap^mi'at  weg- 
gelassen worden;  dagegen  ist  ein  feinsinniges  Vorwort  von  0.  v.  Greyerz 
und  ein  alphabetisches  Register  der  Liederanfönge  neu  hinzugekommen. 

Wir  wünschen  dem  liebenswürdigen  Büchlein  alles  Glück  auf  den  Weg. 

E.  H.-K. 


71 


^  Bibliographie 

Ober  schweizerische  Volkskunde  fOr  das  Jahr  1902. 

Von  E.  Hoffmann-Erayer. 

Folgende  Herren  (bezw.  Firmen)  haben  sich  in  dankenswerter  Weise 
durch  Zusendung  von  BQchorn,  Zeitungsausschnitten  und  Litteratumachweisen 
an  der  Bibliographie  beteiligt: 

Prof.  J.  L.  Bbandstettkr,  Luzem,  0.  ÜHAMnAz,  Serix,  Dr.  Th.  v. 
LiEBENAu,  Luzem,  P.  Gabriel  Meiek,  Einsiedeln,  Dr.  R.  Nef,  Basel,  Dr.  R. 
ScHocH,  Zürich,  Prof.  A.  E.  Schönbach,  Graz,  Prof  P.  Schweizer,  Zürich,  Ad. 
Seiler,  Basel,  W.  Speiser,  Basel,  Dr.  E.  A.  StCckelbkro,  Zürich,  Red.  der 
„Thiroauer  Zeitung",  Franenfeld,  A.  Tobler,  Wolfhalden. 


Abkürzung. 
I.  SS  Schweizerisches  Idiotikon, 

I.  Bibliographisches. 

1.  Ergebnisse  und  Fortschritte  der  germanistischeu  Wissenschaft  im 
letzten  Vierteljahrhundert.  Leipzig.  8.477:  R.  Petich,  Volksdlohtnog ;  8.  4»9:  Ä. 
Fdach,  Volkskunde;  8.  506:  A,  Schuiiertu,  Mythologie.  —  2.  Jahresbericht  üb.  d.  Er- 
scheinungen a.  d.  Gebiete  d.  gerraan.  Philologie.  Jahrg.  1901.  Berlin  1902. 
XIX.  Mythologie  und  Sagenkundo.  XX.  Volkskunde.  —  3.  Jahresberichte 
fiir  neuere  Litteraturgeschichte.  IX.  Bd.  (1898)  Berlin  1902.  Teil  I,  5: 
Volkskunde.  —  4.  Bibliographie  der  Schweiz.  Landeskunde.  Bern  ^K.  ,1.  Wyss). 
—  5.  Hoffmann-Krayer^  E.,  Bibliographie  tlber  Schweiz.  Volkskunde  f.  d.  J. 
1901,  in  diesem  Archiv  VI,  69  ff.  — 

II.  Helhodik  und  Systematik. 

1.  Hoffmann-Krayer,  E.^  Die  Volkskunde  als  Wissenschaft.  Zürich.  — 
2.  Scfioch,  R.j  Anleitung  z.  Anlegen  von  Gemeindechroniken.  Neue  Zürcher  Ztg., 
19.  Jan.    Behandelt  bauptAächlich  die  ToIkskundHohe  Seite.    — 

III.  Yeriuischtes. 

1.  Viäliäty,  H.,  La  Suisse  a  travers  les  ages.  Bale  et  Geni've  s.  a. 
[1902].  —  2.  Mohr,  A.y  Survlsta  della  literatura  ladina.  Annalas  deUla 
Societä  retO'TOmantscha  XVI,  13 ff.  Daraus  besonders-  I.  Part.  La  literatura  tra- 
dizioDala:  1.  Prorerbis  e  frasas  proverbiales.  2.  In^^lHTineras.  3.  II  requint  mitlc  e  la 
ehanson  mitica.  4.  Iai  chanznn  d*amur.  5.  La  satira  ed  il  pasquil.  6.  La  ballada.  7.  La 
fiabla.  8.  La  ohanznn  itorica.  9.  La  chanzun  politica.  10.  La  chanzun  da  plaz  (Spinn- 
Stuben-Lied).  11.  Cbansun  da  led.  12.  L'inscripziun.  —  3.  Diibiy  H.,  Saas-Fee  und 
Umgebung.  Bern.  Holzkreuze  mit  Votivtafeln  S.  17.  22.  76,  Steine  28.  29.  104,  Sara- 
aenen  Sl.  Hioser  passim  o.  spez.  HO,  Hausthür  47,  Murmeltierfang  47,  Inschriften  48.  76. 


72  Bibliographie. 

79.  89,  Haoageräte  95.  110,  Kannen  59,  TUch  68,  Bflck«Bkorb  100.  101,  Landw.  Geräte  107. 
119,  Jahneitmühler  59,  Volksmedistn  61.  63,  Be^räbnU  69.  109,  Brücken  65,  Sagen  87. 
95—100,  Anekdoten  100,  Heiligenverehrnng  89,  Namen  109,  Nahning  108,  Alp-  n.  Land- 
Wirtschaft  105.  —  4.  Wettstein,  E.,  Zur  Anthropologie  UDd*Ethnographie  des 
Kreises  Disentis.  Zürich.  I.  Physiach-anthropologlscher  Teil.  II.  EthnographiBcher 
Teil:  A.  Spraeke:  Orti-  uid  Flomamen,  QeMkleehtinamen,  Peraonennamen.  B.  StatU- 
tiaohee:  Beyölkemngssahl,  Heirattfreqnenz  nnd  Ueiratsalter,  SterbefiUle.  C  Lebensweise: 
Kahrong,  lUeidnng,  Beschäftigung.  D.  Hausaeiohen.  E.  Tierceiohen.  F.  Volksdichtung: 
Härchen,  Sagen,  Kinderreime,  Alte  Sprüche  und  Gebete,  Landwirtschafts-  und  Wetter- 
regeln, Sprichwörter,  Rätsel.    G.  Aberglaube.    H.  VoÜLsmedisinisches.  — 

IT.  Urgeschichte^  Yorgeschichte,  Siedlung. 

1.  Garofalo,  F.  P.,  Note  di  storia  elvetica.  BoUeitino  siorico  XXIU 
(1901),  133  ff.  (Sülle  sedi  e  sui  limiti  degli  Helvetii.  —  Quali  eraDO  i  pagi 
Elvetici?  —  Sulla  via  che  tennero  i  Cimbri  per  venire  in  Italia).  —  2.  Anti- 
chitä  di  casa  nostra  nei  Musei-di  Milano.  Ib.  164.  —  3.  Nüesch,  /.,  Das 
Schweizersbild.  2.  Aufl.  Zürich.  (Vgl.  Korrespofidene-Blatt  d.  d.  Ges.  f. 
Anthropologie  XXXIII,  50).  —  4.  Heierli,  J".,  Die  Nefritfrage  mit  spez.  Be- 
rücksichtigung der  Schweiz.  Funde.  Anzeig.  f.  Schweiz.  Altert.  IV,  1.  — 
6.  Ulrich,  Ä.,  Der  Grabhügel  im  „Wislistein**  bei  Wangen,  Kt.  Zürich.  Ib.  8. 

—  7.  ReichUn,  Fr.^  Les  fouilles  de  Vindonissa.  Revue  histarique  vaudoise. 
X»  ann^e.  —  8.  v.  Tröltschy  F.,  Die  Pfahlbauten  des  Bodensees.   Stuttgart. 

—  9.  Heierli,  J.,  Aus  der  Urgeschichte  des  Ütliberges  bei  Zürich.  Globus 
82,  231  ff.  —  10.  Courthion,  X.,  Les  premiers  coions  du  Valais.  Almanach 
du  Valais  (Sion),  p.  68.  —  11.  Caro,  G.y  Studien  zu  den  älteren  St.  Galier 
Urkunden ;  Die  Grundbesitzverteilung  in  der  Nordostschweiz  zur  Earolinger- 
zeit.  2.  und  3.  Abschnitt.  Jahrb.  f.  Schweiz.  Gesch.  XXVII,  186  ff.  — 
12.  LiUhi,  F.f  Der  Aufmarsch  der  Alemannen.  Pionier  (Bern)  XXIU,  1  ff.  — 
S.  auch  m,  3.  — 

y.  Wohnung  und  Architektur. 

Höhlenwohnvng.  Höhlenbewohner  in  der  Schweiz.  Basl.  Ncuihr.  30.  Nov.  — 
Haus.  Das  Bauernhaus  in  der  Schweiz,  hrg.  v.  Schweiz.  Ingenieur-  und 
Architekten- Verein.  Lief.  1—5.  Zürich  (Hofer).  —  2.  Isabel.  F.,  Un 
fenil  aux  Ormonts.  Bulletin  du  Glossaire,  p.  30.  —  3.  Hunziker,  J"., 
La  maison  suisse  dapr^s  ses  fonnes  rustiques  et  son  d^veloppement 
historique.  Traduction  fran^aise  par  Fred.  Broillet.  l^*  partie:  Le 
Valais.  Lausanne  et  Aarau.  —  4.  Alte  Häuser  in  Ins.  Der  Schweizer- 
Bauer,  [Kal-l  (K.  J.  Wyss),  S.  93.  —  5.  Appenzeller  Haus.  Neuer 
Appenzeller  Kai.  (Heiden,  b.  R.  Weber.)  —  S.  auch  I.  189.  190  Blatten, 
196  Asch-,  197  Vor-,  Füür-,  198  Herd-,  200  Schutz-,  201  Trechen-, 
Wolf-,  Wetter-,  Ziegel- BlaUen,  315  Breche.  —  S.  auch  lU,  3.  — 
Brücken.    S.  lU,  3.  — 

YI.  Gerät,  Fahrzeug  und  Aehnliches« 

Schiff*  1.  Zur  Forschung  über  alte  Schiffstypen  u.  s.  w.  A.  Die  Schweiz 
(von  H.  Messikommer,  Dr.  Wavre,  Dr.  V.  Gross,  Dr.  J.  Messikommer 
und  R.  Mielke).  Correspondenzblatt  d.  deutsch.  Ges.  f.  Anthropologie 
S.  36  ff.     L   Äg^eri-    nnd    Zugr^r-See.     I.   Die   Einbaum-FlottlUe   In   Ober- 


Bibliographie.  73 

Äceri.  IL  Die  HeratoUimg  des  EinbaomaB,  ipoüall  r.  Ober-i«erL  HL  DI« 
FiMharflotto  ▼.  Walehwyl.  S.  Neuenbar ger-,  Bieler-,  Mnrten-See,  Thielle 
und  Broye.  8.  Bieler-8ee.  4.  Einbanm  ▼.  Robenhausen.  5.  Wallen-Seet 
Limmat,  Vlerwaldit*tter-8ee.  — 

iMmpen.  2.  Godet^  Ä.,  Anciennes  lampes  grisonnes.  Anz.  f.  Schweiz. 
ÄUert.  IV,  67.  — 

LandwirischaftUeheg.    S.  m,  3.  — 

HauBgerät.    S.  m,  3.  ~ 

YII.  Nahrung. 

AiigemeineM.    S.  III,  3.  4.  — 

£tebä€k.  1.  J".  M.y  A  propos  des  bricelets.  Conteur  vaudois,  4  janv.  — 
2.  Margot,  Ch.-G.y  Casse-museaux.  Ib.,  15  fövr.  Rln  hartes,  kastanlen- 
förmiges  GebSck,  schon  im  16.  Jh.  bekannt  -*  J.  181  Blatt  187  Thee-^ 
Win-Blaü,  203  Plattene,  277  Ha^Ben-,  279  Chnüw-,  Leder-,  280  Fa»- 
noc^,  282  Äw-,  283  Schnider-Bhfz.  -  S.  auch  XI:  Ostern.  - 

TIIL  YolkskuDSt. 

Heraldik»     1 .  Angst^  U.,  Baueraheraldik.    An*,  f.  Schweiz.  Altert.  IV,  64.  — 

IX,  Tracht. 

AppenzMm    1.  Appenzeller  Sennenbube.  Nach  einem  Aquarell  v.  K.  Liner. 

Die  Schweiz  VI,  5.  Heft.  —  J.  266  Bletz,  384  BrüecMi.  — 
Bern.    2.  Bemertracht  a.  d.  J.   1804   (nach  König).   Eidg.   National-Kal. 

(Aarau,  b.  E.  Wirz),  S.  69.  —  I.  282  Schilebletz.  — 
rVeihurg.    3.  Qeogr.  Lexikon  Bd.  II,  170.  171.  — 
Glarus,    4.  Joh.  Heitz,  der  grosse  Gemsjiiger.   Alnianach  romand  (Beme, 

chez  Stsempfli  &  Cie.).    Planche,  d'aprfes  König.  — 
St-  Gallen.    5.  Die   3   Kinder  des    „armen   Mannes*"  (Bräcker)   aus  dem 

Toggenburg.  Hist.  Kai.  (Bern,  b.  K.  Stämpfli).   Färb.  BUd  nach  N.  König.  - 

S.  auch  I.  191  Blatten,  203  gehlätüet,  266  fg.  Bletz.  — 
Grauhünden.    S.  III,  4.  — 

Waadt*    6.  Paysanne  au  marchö,  ä  Vevey.    Conteur  vaudois,  23  aoüt.   — 
WaUis.    7.    1802.   Almanach  du  Valais  (Sion),  p.  16.   —   8.  Männertracht 

der  Älplerinnen.  Der  Schweizer  Bauer  (Bern,  b.  K.  J.  Wyss),  S.  79.  — 
Zug.    9.  Peter  Meyer  und  seine  Schwester,  von  Buonas.  Hist.  Kai.  (Bern, 

b.  K.  Stämpfli).    Färb.  BUd  nach  N.  König.  — 
Zürich.     10.  Joh.  Frid.  Fröhlich  und  A.  B.  Millli  (v.  Schöfflisdorfj.  Alma- 

nach  romand   (Beme,  chez  Stfempfli).    Färb.  Bild.    —    I.    188  blättlen, 

275  ünderbletz.  — 

Zum  Ganzen  s.  auch  J.  188  blättlen,   275   Vor-,   276  Göller-,   281 

Brust'Bletz,  383  fg.  Bruech.  — 

X.  Wirtschaftliches. 

JLiigetneines.  1.  Geering,  Tr.,  und  Hotz,  R,,  Wirtschaftskunde  der  Schweiz. 
ZOrich.  —  2.  Baumgartner,  G.,  Das  Curiirstengebiet  in  seinen  pflanzen- 
geogr.  und  wirtschaftl.  Verhältnissen.   Zürcher  Diss.  1901.  -r- 


74  Bibliographie. 

Landwirtschaft»  3.  Karte  der  Landwirtschaft  uod  Bodenerzeugnisse  der 
Kantone  Appenzell,  Aargau,  Bern,  Freiburg,  Basel.  Geograph.  Lexikon 
der  Schweiz.  Lief.  10.  15.  26/7.  34.  56.  —  4.  Kr^emer,  Ad.,  Die 
Landwirtschaft  im  19.  Jahrh.  mit  bes.  Berücksichtigung  Schweiz.  Ver- 
hältnisse. Frauenfeld.  —  5.  Der  Dinkel  und  die  Alamannen.  Globus 
87.  83.  Beferat  eines  Artikels  t.  R.  Qradmana  in  d.  Wflrtt.  Jahrbb.  t  Statistik 
1901,  welcher  den  Dinkel,  in  der  Schweiz  «Korn''  genannt,  als  spesiflsch  alemann- 
isches Getreide  feststeUt.  —  6.  Pierre  d'Anian  (Roch,  Eug.),  Oh !  les 
bonnes  vendanges  d'antan.  Conteur  vaudois,  25  octobre.  — 

Alp'  u.  Milchwirt9ch€fft.  7.  Per  la  storia  del  commercio  dei  formaggi. 
Bollettino  storico  XXIU(1901),  180.  —  8.  Gerber,  Gh.,  Milchwirtschaft. 
Alpwirtschaftl.  Monatsblätter  33.  —  9.  Strüby,  A.y  Die  Alp-  und 
Weidewirtschaft  im  Kt.  Zug  (Schweiz.  Alpstatistik  XI).  Solothum 
1901.  —  10.  Strüby,  A.,  et  de  Chastonay,  0.,  L'Economie  alpestre  du 
Bas-Valais.  (Id.  XU).  Ib.  1902.  —  11.  Die  Emmen  thaler  Alp  Wirtschaft 
zu  Grossvaters  Zeiten.  Alpwirtsch.  Monatsblätter  S.  93.  —  12.  Die 
Alpwirtschaft  im  Unterwallis.  Ib.  S.  96.  190.  —  13.  Fleischmann,  TT., 
Lehrbuch  der  Milchwirtschaft.  3.  Aufl.  Leipzig  1901.  —  14.  Gilliron- 
Duboux,  Les  alpages  communaux  dans  les  Alpes  vaudoises.  Chronique 
agricole  du  Canton  de  Vaud.  —  15.  Die  Alpen  im  Vallt^e  de  TEau- 
Froideim  Kt.  Waadt.  Alpwirtsch.  Monatsblätter  S.  142.  —  16.  D'Antan, 
P.,  Le  fauchour  dauö  la  montagne.  Conteur  vaudois,  6  sept.  Lebendes 
Alpheuers.  —  I.  199  Käs-Blatten,  203  Blater.  —  S.  auch  III,  3.  - 

Viehwirtschaft,  17.  Verteilimg  der  Nutz  Viehhaltung  im  Kt.  Bera,  Frei- 
burg. Karten    in  Lief  35/36  u.  53  des  Geogr.  Lexikon  d.  Schweiz.  — 

Hausindustrie,  18.  Karten  der  hauptsüchlichsten  Industrien  der  Kantone 
Appenzell,  Aargau,  Bern  und  Basel.  Geogr.  Lexikon  der  Schweiß. 
Lief  9.  16.  28/9.  33.  -  19.  Webstuhl  im  Basel-Land.  Ib.  Lief  10.  — 
S.  auch  m,  4.  - 

XI.  Sitte,  Brauch,  Feste. 

Hochzeit.  1.  Une  ancietme  coutume.  Conteur  vaudois,  5  avril.  Abschieds- 
reim an  die  das  ElternhaoB  verlassende  Brant.  —  2.  Dalla  Calanca.  Costumi 
nuziali.  II  San  Bernardino  (Roveredo)  N».  7.  8.  11.  18.  15.  17.  24. 
Nichts  Altertümliches.  -  2*  L  447  E'Brief,A5S  Hirats-,  Verhirats-,  479 
Husrat-,  489  Etag-,  491  Wiberbrief.  —  S.  auch  XV,  4.  5.  — 

Baten.  2^  /.  200  Schienggen- Blatten,  303  Brabanier,  452  Gevatttrbrief; 
457  Göitibnef.  — 

Taufen.    S.  XV,  8.  — 

GeburtsUig.    2«   I.  472  Bindbrief.  — 

Namenstag.    2«*  I.  495   Würgbrief.  — 

Liehschaß.    2*.  I.  197  füürplättelen.  — 

Begräbnis.    2t  J.  180  Blatt  —  S.  auch  III,  3.   - 

JahrzeitmUhler.    S.  III,  3.  — 

Holzkreuze.    S.  III,  3.  — 

Älplerfeste.  3.  Alphirtenfest  in  ünspunnen.  17.  Aug.  1805.  Histor.  Kai. 
(Bern,   bei  K.  St<1mpflii,  S.  48  und  Almanach  romand  (ib.),  p.  72.  — 

Landwirtschaftliciie  Bräuche.    3».  I.  340  Brecheten  (Hanf).  — 


Bibliographie.  75» 

Sehützenfeaie.    4.  LßebenauJ,  Th,  v.,  Vorgeschichte  der  Schweiz.  Schützen- 
feste. Fest'Ztg,  für  das  eidg.  Schützenfest  in  Luzem  1901,  S.  99  ff.  — 
5.   Lötscher,   Ä.,    Erinnerungen    an    die    Entlebuch-Eramenthalischen 
Weiberschiessen.  Ib.  S.  2ö0  ff.  —  6.  Heubergery  S.y  Zur  Geschichte  des 
Bragger   Schützenwesens.    Offiziel.  Festztg,  für  das  aarg.  Kantonal' 
schütsenfest.  —  7.  Liebenau,  Th.  v.,  Pritschenmeister  Heinr.  Gering  von 
Zürich.    Am.  für  Schweiz.  Altert.  IV,  168.  —  7t  1.  193  Blatten,  196 
Ürten-,  199  Schiess-,  200  Schützen- Blatten,  273  Bletz,  282  Schibenbletz, 
446  Brief,  484  Schiess-,  485  Schützenbrief   - 
Knabenschaften»    7*».  I.  402  Hauss-Predig,  414  Brueder.  — 
JBrttderschaflen.    7«    /.  414  ff.  Brueder  u.  Zss.,  424  Bruederachaft.  — - 
Spart.    8.  Dübi^  H.,  Der  Alpensinn  in  der  Litteratur  und  Kunst  der  Bemer 
V.  1537—1839.   Neujahrsbl  der  Litterar.  Ges.  Bern  a.  d.  J.  1902.   — 
S.  auch  XII.  — 
j€Lgdm    9.  Forestj  L.,   Une  chasse  4  l'aigle.    Conteur  vaudois,  12  avril.   — 

S.  auch  III,  3.   - 
NaciUtvüchter*     10.  Morax,  R.,  Les  veilleurs  de  nuit.  Gazette  de  Lausanne, 

30  jaillet.   Nachtwache  in  Reokinf^en  (Oombs).  — 
Feuerspritzenfest.     »0^    /.  304  Spritzenprob.  — 
Kirciigang.    W  /.  183  Öpfel-Bletüi.  - 
Kirchliciie  Bräfiche.    11.  Müller,  Jos.,  Ein  alter  Bittgang  auf  Ennet- 

märcht.    Histor.  Neujahrsbl von    Uri   a.   d.   J.    liK)2.    — 

12.  Courtfiion,  L.,  Les  Itogations.  Journal  de  Geneve,  18  mai.  Bittgänge 
im  Walils  ror  Himmelfahrt.  -   I2t   I.  220  Bluet  (Blutfest).  — 
Verfassungsbräuche.    S.  Rechts-  und  Verfassungsaltertümer.   — 
Silvester.     12»:   /.  21677  Nest'Blutter{eT),  -Blatterling.  — 
Neujahr.     13.  Das  Neujahrsingen.  Eidg.  National-Kal.  (Aarau,  b.  E.  Wirz) 
S.  77.   —    13»   J.  216  Nest'Blutter,  409  Predikant,  472  Bindbrief  — 
JFastnacht»    14.    Ebrodensis,   Les   Brandons.    Lieti   vaudois,    10   fövr.    — 
15.  J.  B.  [lies  J.  L.],  Wie  die  Gomser  [lies  Gommer]  ihre  alte  Fast- 
nacht in  Ehren  feiern.   Vaterland  27.,  28.  Febr.,  1.  März.  —  16.  (Ilirs- 
niontag   in    Münster    1764).    Luzerner  Volksblatt    14.  April.     Feuer  im 
«KreaE'*  zn  Münster  1764,  durch  KttchlibackeD  verursacht.  —  16*    /.  264  Bletz, 
282  Bschuribletz,  468  Fasnacht-,  489  Hirsmäntag-,  490  Dorfbrief  — 
JPaimsanntag.     16^  L  185  Balm-Blatt,  259  EselspJätzU.  — 
Ostern.    16«   /.  185  Balm-Blatt  2,  256  Platz.  — 
jyingsten.     161   L  2 17  Pfingst-BlilUer,  218  Pfing.st-Blüttling.  — 
3fa€-     17.  Der  „Maienbrei"  in  Silva.  Züricher  Post  8.  und  16.  Mai.  Poienta- 

Mahl  der  Schalkinder.  — 
Wurstmahl.    18.  J.  495  Wui-stbrief  — 

XII.  Spiele. 

ferrnischtes.  1.  Die  älteste  Erwähnung  des  Steinstossens.  (Thüringischer) 
Hauskalender  fLuzern)  S.  26.  Erwähnung  des  Kegeins,  „Walens", 
Stechens,  Tnrnierens,  Schiesseds  und  Steinstoäsens  im  alt.  Im.  Stadt- 
bach (1310—1815).  —  2.  S.  auch  /.  190  Blatte  (Steinplatte),  197  Geiss- 
gügi-Blatten,  200  Schiessblatten,  Stöckel-BläUli,  steinblättlen,  201  Störzli- 
Blatten^  '^02  blattjen,  blätüen,  Blättiet,  209  bläterlen,  239  Platscligeren, 


IB  Bibliographie. 

262  Seholderplatz,  ^63  platzen,  298  hlaUgen,  300  Btutzger,  blüUgerlen, 
902  Zübrid,  316  brechen,  412  Brüddi,  413  Brueder.  ^ 
Kartenspiel.    3.  I.  423  WcAdhrueder.  — 

XIII.  Rechts-  und  Terfassangs-AItertämer. 

Vermiaelitee*  1.  Fient,  G.,  Die  bfindu.  Grememde  in  ihrer  staatsrechtlichen 
Struktur.  Bündn.  Monatsbl  1  ff.,  25  ff.  —  2.  iScÄwite,  ^.,  Ueber 
Staatenbildung  in  der  Alpenwelt.  Histor.  Jahrb.  der  Qörresges,  XXII, 
1  ff.  —  3.  Cajacobf  Die  Gesch.  der  Rechtsquellen  des  Kt  Graubanden. 
Vaterland  1900  Nr.  129.  —  4.  Meuli,  A.,  Die  Entstehung  der  auto- 
nomen Gremeinden  im  Oberengadin.  Jahresb.  der  Hist.-ant.  Gee.  van 
GratiUmnden  Jg.  1901.  —  6.  Beschreibung  zweier  alter  Bräuche. 
Basler  Chroniken  VI,  307  ff.  Bericht  yon  ea.  ISSO  fiber  alte  Wahlbräaohe 
ond  die  Brbebang  des  Mmrtinlzinses.  -  5^  I.  238  IHütschi,  320  brechen, 
453  Fressbrief,  flberh.  die  Zss.  mit  Brief.  — 

JOandsgemeinde.  6.  Die  Landsgemeinde  in  Glarus.  (2  Abbildungen).  Der 
Tag  (Berlin)  4.  Mai.  —  Qt  I.  403  Landsgtneindpredig.  — 

Hauezeichen.    S.  III,  4.  — 

Jtechtsqfiellen*  7.  Dumur,  B.,  Les  coutumes  de  Payeme.  Mimoires  et 
BocumentSy  publ.  p.  la  Soc.  d'hist.  de  la  Suisse  rom.  t.  IV,  p.  207  suiv. 

—  8.  Holder,  K.,  Das  Landrecht  von  Jaun.  Freiburger  Geschichts- 
Udtter  IX,  1  ff.  —  9.  Jecklin,  F.,  Eine  neue  Quelle  ftlr  die  Geschichte 
des  bündn.  Strafgerichtes  v.  J.  1572.  Ane.  f.  Schweiz.  Gesch.  S.  72.  — 

XIT.  Yolksglaubeo  und  Yolksmeinangen. 

Vermiechtee.  S.  III,  4. 

JBauem"  m.  Wetterregeln*  1.  Vieux  dictons  sur  le  mois  de  janvier. 
Conteur  vaudois,  18  janvier.  —  2.  (Idem  du  mois  de  fövrier).  Ib., 
8  fftvr.  —  3.  (Mars).  Ib.,  15  mars.  —  4.  (Avril).  Ib.,  19  avril.  — 
5.  (Mai).  Ib.,  10  niai.  —  6.  Feierabend-Kalender  (Münsingen,  bei  G. 
Fischer),  Almanach  du  Valais  (Sion),  (nuring' scher)  Hauskalender 
(Luzern,  bei  Gebr.  Rilber),  Historischer  Kalender  (Bern,  bei  K. 
Stämpfli),  Arbeiter freund-Kal.  (Bern,  Blaues  Kreuz),  St.  Ursen-Kal. 
(Solothum,  Union),  Grütli-Kal.  (Zürich,  Grütlidruckerei),  Neuer  Ein- 
siedler Kai.  (Eins.,  b.  Eberle,  Kälin  &  Cie.),  Vetter  Götti,  Lustiger 
Uisteli'Kcä.,  Schweiz.  Volks-Kal.  (sämtl.  Grüningen,  bei  J.  Wirz), 
Joggeli-Kal.  (Zürich,  b.  Jean  Frey),  Für  Alle,  Kai.  (Emmishofen,  C. 
Hirsch),  Badener  Kai.  (Baden),  Der  Schweizer  Bauer  (Bern,  b.  K.  J. 
Wyss),  Vetter  Jakob  (Zürich,  b.  J.  R.  Müller),  Der  nette  christliche 
Hauskai.  (Luzern,  b.  Gebr.  Ruber),  St.  Galler  Kai.  (St  Gallen,  b. 
Wiser  &  Frey),  David  BürklVs  Züricher  Kai.  (Zürich,  b.  F.  Amberger). 
Familien-Kai.  (Zürich,  b.  Th.  Schröter),  Der  Wanderer  (Zürich,  b.  H. 
Gropsslerj,  Schweiz.  Dorfkai.  (Bern,  b.  W.  Gtppper).  —  7.  Le  temps 
qn'il  fera.  Almanach  du  Vafais  (Sion,  b.  Kleindienst  &  Schmid),  p.  51, 

—  7*  I  177  Merzen- Bluett,   214  hlutt   374  Manbruch,   413  Brueder. 

—  S.  auch  III,  4.  — 

Jffexen,  8.  Jecklin,  F.,  Beitrag  zur  Geschichte  des  bündn.  Hexen wesens. 
Bündn.  Monatsbl.   S.  34  ff.    —   9.    Nangjs,  fi.,   La   deniiöre   Borciöre 


Bibliographie.  77 

hrülöe  ä  GenÄve.  Semaine  lüUraire  X,  1«6— 188.  ~  10.  Schweißer,  P., 
Der  Hezenprozess  und  seine  Anwendung  in  Zürich.  Zürcher  Taschen- 
buch 1902,  1  ff.  —  11.  Semaine  Utt&aire  X,  295.  Urteil  Choaets  über  die 
Hexeret  —  II»   I.  259  HäxenplaU.  — 

Zauber.    n\  I.  223  bluetig.  — 

AljHirtick.  12.  Zahler,  H.,  Vom  Doggeli.  Der  Hausfreund  (Kai,  Bern) 
S.  69.  — 

Heidenhäuaer.    12*   /.  197  Füür-Blatien.  — 

9teine.  13.  Die  „Fille  de  Mai''  an  der  C6te  de  Mai.  Geogr.  Lex.  d.  Schweiß 
S.  649.  ~  14.  „Pierre  Perc^e"  in  Courgenay.  Ib.  S.  553.  —  S.  auch 
III,  3.  - 

Tiere,  16.  TTtcÄmann,  F.,  Ein  sagenhaftes  Tier  (Einhorn).  Basler  Nachr., 
1.  Dez.  —  15^  /.  177  Bmen-Bluest  (Aal),  208  Schwin-Blateren.  — 

nngemäg^.    \b\   I.  177  NageUBluest.  — 

Blut,    lö«  J.  221.  — 

Fflamen.    15«!  J.  184  Klee-Blatt.  — 

Farben.    \b\  L  241  blaw.  — 

Blitz.     W.  J.  290.  — 

Kinderglauben.    15?  J.  423   Waldbrueder.  -— 

Volketnedizin.  16.  D^Anian ,  P. ,  Pour  devenir  centenaire.  Conteur 
vaudois.  Aas  einem  alten  Arzneibuch:  Kröten,  Se;i;enwanner,  Schwalbennester. 
,  Sehnecken,  Ziegengalle,  Bienen  In  der  Volksmedixin.  —  16*  J.  179  Geblati, 
181  Blaä-,  183  Geiss-,  Heil-,  184  Chrüz-,  185  Brame-,  186  Ärfrt-,  iSJpt««-, 
187  Xat«!>«t<cA;-,  188  Zimmet-Blatt,  204  Blateren  (Eselsharn)  u.  s. 
Zusammensetzungen,  219  ff.  Bluet  u.  Zss.,  226  erblüeten,  Nasenbliieten, 
241  blau,  293  JB/ite,  295  Schnewblitßiy  304  Pro6,  323  gebrochen,  367 
BrMCÄ.  —  S.  auch  III,  3.  4.  — 
IW.    16^  J.  192  JB/ae/en.  - 

fltfiMifenverelirufi^,  17.  Stückelberg,  E.  A.,  Greschichte  der  Reliquien  in 
der  Schweiz.  Zürich  (Gesellschaft  ftir  Volkskunde).  Darin  auch  über 
Beliqolensfeste  s.  LXllff.  —  18.  Gauss,  K.,  Die  Heiligen  der  Gotteshäuser 
von  Baselland.  Basler  Zeitschr.  II,  122  ff.  —  19.  Schnürer,  G.,  Der 
Kultus  des  Volto  santo  und  der  hl.  Wilgefortis  in  Freiburg.  Freib. 
Oeschiohtsblätter  IX,  74  ff.  —  20.  Stückelberg,  E.  A.,  Das  Marien- 
patronat  des  Frauenmünsters  in  Zürich.  Anz.  f.  schweiß.  Gesch,  S.  69. 
—  21.  Siückelberg,  E.  A,,  Spuren  der  fränk.  Mission  in  der  Schweiz. 
16.  S.  104.  —  21*  J.  264  Placidus,  418  Jakobsbrueder.  —  S.  auch 
Ul,  3.  — 
^^^^ffnungen.    22.   (Alpsegen  von  Melchsee-Frutt).   Schweiß.   Musik-Ztg. 

42.  49.  —  22t   J.  480   Wundsegenbnef,  486  Schwertbrief.  — 
^^^QeKaauber.    22^  I.  207  Binder-Blatere^  275  St.  Ürse-Bletßli  (Amulet), 

445  Bnef,  — 
^Verfi^    22«.  I.  401.  - 
^^^nulsbrief.    221  I.  466  Michelsbrief 

XY.  Yolksdichtnng. 

^^•War.    1.  Les  Chansons  de  nos  aleux:  GaUay,  /.,  ^L'iducat^um*^,  chanson 
patoise.   ConUur  vaudois,  18.  janvier.   —   2.  Chamboß,  0.,   A  propos 


i 


78  Bibliographie. 

d'aoe  ch^B^DSOD  an^jMitois  gray^rien.  Conteur  vai*doi8,  22  mars.  — 
3.  yaucheTf  X.,  T^iijours  les  reveilles  chansons.  Ib.  3  mai.  Hooh- 
«eitilled?  —  4.  Leti  vieilles  chansons.  J6.,  17  mai.  Ebenio.  — 
5.   (Gander)i   La   tsansoD   fto   Grand   Bredi.    J6.,   31  mai.   Mit  Musik. 

—  6.  La  Chanson  des  Mensonges  (Lügenliedchen).  Conteur  vaudois, 
12  juillet.  —   7.   Lou  batsi  (le  baptßme).   Ib.,  2  aoüt.   —   S.  auch 

m,  2.  - 

.Kinderlied  u*  'Spruch.  8.  Tohler^  ^Ifr.,  Das  Volkslied  im  Appenzeller- 
lande.  Zürich  1903.  —  9.  Brenn&r,  Alb.,  Baslerische  Kinder  und- 
Volksreime.  2.  Aufl.  Basel.  —  10.  Züricher,  ö.,  Kinderlied  und 
Kinderspiel  im  Kt.  Bern.  Volksausgabe.  Bern  l903.  —  11.  J.  177 
Pfirsich-Bluest,  212  bluU,  293  Blitz,  406  predigen,  427  brav  (2  mal), 
444  Brief.  —  S.  auch  UI,  4;  XV,  11»».  33.  - 

Volkereime.    11'.  L  240  blaw,  416  Brueder,  495  TTKratörfc/"  (Heischelied). 

—  n\  Alpsegen  s.  XIV,  22.  -  S.  auch  UI,  4;  XV,  10  ff.  — 
^M>ete.    S.  m,  4.  — 

^Sttgen,  LegendeUf  Märclken.  11^  Morax,  R.,  La  vieille  Schmidja. 
Oazette  de  Lausanne,  11  janv.  —  12.  Bundi,  G.,  Farevlas  engiadinaisas. 
Annalas  della  Societä  reto-romantscha  XVI,  337  ff.  —  13.  C.  E.,  Die 
Schlossruine  ob  Wädensweil.  Die  Schweiz  VI,  129  ff.  BehatzbebongsiAge 
iMoh  «Alpenrosen  fttr  1821*  mit  8  Bildern  naob  J.  M.  Usterl.  —  14.  Brugger, 
H.,  Aus  bemischer  Volkssage.  Verein  f.  Verbreit,  guier  Schriften. 
Sektion  Bern  No.  44.  —  15.  Biihlmanny  J,  L.,  Der  Rodensteiner  in 
Sage,  Lied  und  Geschichte.  Monat-Rosen  46,  377.  —  16.  BrandsteUer, 
J.  L.,  Eine  Sage  aus  Sursee.  Vaterland,  8.  März.  —  17.  Iniesch,  D., 
Sagen  des  Simplonthales  (Aus  dem  Nachlass  des  Pfarrers  F.  Joller  sei.). 
Blätter  a.  d.  Walliser  Geschichte  II,  445  ff.  —  18.  Bundi,  G.,  En- 
gadiner  Märchen.  Zürich.  (Vgl.  dazu:  Petsch,  R.,  Rätorom.  Volks- 
märchen; in:  Beilage  z.  AUg.  ZeHg.  1902  No.  119).  —  19.  Bigler,  G., 
Die  drei  schönen  Hasli-Jungfrauen  oder  die  Sage  vom  Geissmaidlein, 
Gauli weiblein  und  Engstlenfräulein.  Die  Schweiz  VI,  389.  438.  471. 
494.  Poetiscb  aosgescbmäckt.  —  19*  Luck,  Rätische  Alpensagen.  Davos. 

—  20,  Heinemann,  F.,  Tell-Iconographie,  Luzem  und  Leipzig.  Dazu 
Nachträge  in  Die  Schweiz  VI,  520.  —  21.  Weiberschlacht  auf  der 
Langermatte.  Sage  von  der  Lenk.  Feierabend-Kalender  (Münsingen, 
b.  G.  Fischer),  S.  70.  —  22.  Les  deux  Vieilles  et  les  12  mois. 
(Märchen).  Almanach  du  Valais  (Sion),  p.  23.  —  23.  Le  Pacte  in- 
fernal (Märchen).  Ib.,  p.  34.  —  24.  La  Fontaine  du  Mattre.  Ib.,  p.  45. 

—  25.  V.  Roosen,  W.,  Wahrhaftige  Legend.  AUhie  wird  erzählet  wie 
.  • .  Maria  Stadt  und  Menschen  bei  feindl.  AnfUllen  .  .  .  beschützet . .  . 
hat.  (Alte  Einsiedlerchronik  1654).  Neuer  Einsiedler  Kai.  (Eins.,  bei 
Eberle,  Kälin  &  Cie.).  —  26.  Le  cavalier  qui  se  d^monte  (Schwank). 
Almanach. romand  (Berne,  chez  Staempfli  &  Cie.).  —  27.  Die  Berg- 
männchen auf  dem  Pilatus.  Eidg.  National-Kal.  (Aarau,  bei  Wirz) 
S.  75.  —  28.  Baud'Bovy,  D.,  La  Cloche  du  Bonheur.  Semaine  littlr., 
18  octobre.  —  29.  Kuoni,  J.,  Sagen  des  Kantons  St.  Gallen.  (St.  Gallen 
1903).  —  29*.  J.  198  Hell'Blatten,  225  blüeten,  263  Tanzplatz  Anm., 
412  brudlen.  —  S.  auch  UI,  3.  4.  — 


Bibliographie.    '  79 

Inschriften •  Gräber.  30.  Vegezzi,  P.  e  Tambunni,  ^.,11  vecchio  cam- 
posanto  di  Lugano  e  le  iscrizioni  dei  principali  moDiimenti.  Lugano 
1901.  —  Glockeo.  31.  Egli,  J.,  Die  Glocken  von  Goldach.  Anz.  f. 
Schweiz.  Altert.  IV,  114.  —  32.  Sutermeisier^  3f.,  Glockenchronik  aus 
dem  Bezirk  Baden.  Badener  Kai.  (Baden),  S.  55  ff.  — 
S.  auch  UI,  2.  3.  — 

JBOtoel.    33.  J.   212  bluity   382  Bruech,   416  Brueder  (2  mal).   —   S.  auch 
m,  2.  4;  XV,  lOff.  — 
Zum  Ganzen  vgl.  auch  I,  1.  2.  — 

XTI.  Yolkswitz  uod  Spott. 

Schwanke  u.  Anekdoten*     1.  Bourquin,  A.,  L'esprit  du  Val-de-Travers. 

Conteur  vaudois,  23  aoüt.  —  !•   J.  208  Suw-Blateren,  311  Brächet.  — 

S.  auch  m,  3;  XV,  26;  XVI,  5.  6.  ~ 
Sprichwörter.    2.  Feierabend-Kalender  (Münsingen,  b.  G.  Fischer),  S.  17. 

—  3.  (Thüringischer)  Haus-Kalender  (Luzem,  Gebr.  Räber),  S.  26.  — 
4.  I.  219  Bluet,  223  Gschwie-Bluet,  225  blüeten  1  a,  265  BletZy  299 
Blutzger,  304  brobieren,  308  Brach,  342.  344  Bruch,  349  Ortsbruch, 
358  bruchen.  —  S.  auch  lü,  2.  4;  XIV,  1— 7*  — 

Ortsneckereien.  5.  I.  205  Blateren  u.  Anm.,  209  Bläterler,  222  Bocks- 
Bluet,  282  Seichbletz,  289  Schueh-,  Taschen-,  Tschopenbletzer.  —     . 

SpaU"  u.  Scherzreime.    6.   I.   238  PlüUchi,  240  ft^au?,  285  bleteen,  343 
BrttCÄ,  372  Ewbruch,  408  Predikant,  415  Brueder,  427  &rat?.  — 
Zum  Ganzen  vgl.  auch  III,  2  u.  XV.  — 

XYII.  Mnsik  u.  Tanz. 

1.  Nef,  K.  Neues  vom  Schweiz.  Volksgesang.  Schweiz.  Musikzeitung 
42.  49.  75»  83.  Ueber  OaneluU  «£tade  aar  le  Banz  des  vaoheB*,  Sohering^  .Ein  Schwelier 
Alpen-Bet-Bnf".  Mariage  n.  Meier  «YolksUeder  ans  dem  Et.  Bern".  —  2.  Godet,  Ih., 
Musique  Neuchäteloise.  Musie  Neuchätelois,  p.  260.  Arec  s  partitions:  Marche 
du  Lode,  Marehe  de  U  Br^yine,  Biarche  de  Nenoh&teL  —  3.  Der  Walzer.  Eine  Tanz- 
Atndie.  Badener  Kai.  (Baden),  S.  93  ff.  —  4.  I.  185  Mül-BletÜi,  412  Brüdeli.  — 

XVIII.  Formel. 

^fuch,  Kraftwort.  1.  I.  177  Bonebluest,  220  Bluet.  — 
Jtuf.    Schlittenruf.   2.  I.  256  Platz.  — 

XIX.  Namen. 

OrtS'  u.  Ftumamen.  1.  Seiler,  Ad.,  Der  Name  Liestal.  Baselland- 
schafüiche  Zeitung  10.  11.  Jan.  —  2  Salvioni,  C,  Notereile  di  Top- 
onomastica  messolcina.  Bollettino  storico  XXIV,  1  ff.  58  ff.  —  3.  Jaccard, 
H.,  De  rorigine  de  quelques  lieux-dits.  Chronique  agricole  du  canton 
de  Vaud.  —  4.  (Seäer,  Ad.),  Klybeck.  National- Zeitung  30.  Okt.  1901. 

—  5.  (Seiler,  Ad.),  Vom  Dorenbach.  Ib.  22.  Jan.  1902.  —  6.  Brand- 
stetter,  J.  L.,  Die  Namen  der  Bäume  und  Sträuche  in  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz.  Programm.  Luzem.  —  7.  Stadelmann,  Etudes 
de  toponymie  romande.  Archives  de  la  Soc.  du  ct.  de  Fribourg.  T.  VII, 
2~  livr.  Vgl  hiezu  Deutsche  Erde  I,  91.  —  8.  BadruU,  P.,  üeber 
•die  Bedeutung  des  Namens  Pontresina.  Der  Freie  Rätier  1900  Nr.  60. 


80  Bibliographie. 

—  9.  Camenischy  C,  Der  Name  Pontreaina.  Ib.  1901  Nr.  74.  — 
10.  Brandstetter,  J.  L.,  Die  GemeindeDamen  der  ZentraUchweiz  in 
Wort  und  Schrift.  Zeitschr.  f.  Schweiz.  StaHsiik  XXXIX.  —  11.  Jac- 
Card,  H.y  Lausanne.  Qazette  de  Lausanne,  14  nov.  —  12.  Stadelmanny 
J.,  Noms  de  localitös  suisses.  LiberU  (Freiburg)  No.  217.  —  13.  Lüthy, 
E.,  Woher  der  Name  Üechtland?  Pionier  {Bern)  XXTTT,  17  ff.  — 
14.  Meyer,  Joh.,  Zur  Etymologie  des  Namens  Schaffhausen.  Schriften 
d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Bodensees  31.  Heft,  S.  26  ff.  —  S.  auch  III,  4.  — 

Windnamen*  15.  Les  vents  du  L6man.  Conteur  vaudais,  22  ftvrier.  — 
16.  I.  202  BärenblätÜer.  — 

Kranhheitanamen.^  S.  Volksmedizin.  — 
Zum  Ganzen  s.  auch  III,  3. 

XX.  Sprache. 

AUffenieines.  1.  Schtoeizeiisches  Idiotikon,  Frauenfeld.  —  1^  OauchaJt,L.y 
Nos  patois  romands.    Bulletin  du  Glossaire,  p.  3 — ^24.  — 

Spr€ichffrenxen.  2.  v.  Schwaben,  Gr.,  Von  den  Schweizer  Sprachgrenzen. 
Kyffhäuser  (Linz  a./D.)  III  (1901)  284.  306.  322.  —  3.  Das  Vordringen 
des  Deutschtums  in  den  Hochalpen  zur  Zeit  des  Mittelalters.  Deutsche 
Erde  (Gotha)  I,  26.  Refermt  aber  die  Sohweis  betr.  SteUen  in  SehmU»,  A., 
«Gesch.  des  mtttelalt  Handels  und  Verkehrs  zwischen  Westdeutschland  n.  Italien* 
und  „Ueber  Staatenbiidna^  in  der  Alpen  weit*.  —  4.  Zemmrich,  Joh.,  Deutsche 
und  Romanen  in  der  Schweiz.  Deutsche  Erde  I,  Heft  2.  —  ö.  Brand- 
stetter,  B.,  Die  Mundart  in  der  alten  Luzerner  Dramatik.  Zeitschriß 
f.  hochd.  Mundarten  HI,  1  ff.  —  6.  Hoffmann-Krayer,  E.  Suffix  -i»,  -« 
in  Schweiz.  Mundarten.  Ib.  26  ff.  —  7.  Alexander,  0.,  La  Fuormaziun 
del  Plural  nels  prinzipals  dialects  d'Engiadina  Bassa.  Annalas  ddla 
Societä  reto-romantscha  XVI,  267  ff.  —  8.  Sdlvioni,  C,  Di  am  recente 
lavoro  sui  dialetti  di  Lugano  e  di  Mendrisio.  Boüettino  storico  XXITf 
(1901),  p.  141.  (Ueber  K.  Brösel,  Die  betonten  Vokale  der  Sprache 
im  Kt.  Tessin  südl.  v.  Monte  Cenere.  Halle  1901).  —  9.  Byland,  A., 
Das  Patois  der  „Mt^langes  Vaudois**  Louis  Favrats.  Berlin.  —  9»  Sal- 
vioni,  C,  II  plurale  dei  femminili  di  I*  declinazione  esposto  per  -a 
ed  -an  in  qualche  varieta  alpino  di  Lombardia.  Rendiconti  Istitttto 
Lombardo  v.  XXXV,  fasc.  XIX.  —  S.  auch  HI,  4,  — 

Sprachschatz.  10.  Schmidt,  K.,  Schweizerdeutsch.  Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht  XVI,  128.  Zu  Bodmers  Zelt  in  der  Schwel«  gebräach- 
llohe  Ausdrficke  ans  der  Bodmer-Denkschrift  —  11.  PaHioppi,  E.,  Wörterb. 
der  roman.  Mundarten  des  Ober-  u.  Untereng.,  des  Münsterthals,  von 
Bergün  u.  Filisur.  Deutsch-Romanisch.   Samaden  (Simon  Tanner).    — 

12.  BuUetin  du  Glossaire  des  patois  de  la  Suisse  romande.  Beme.  — 

13.  Crignoux,  L.,  Terminologie  du  vigneron  dans  les  patois  de  la 
Suisse  romande.  (Zürcher  Dissertation).  —  14.  E,  T.,  Mots  d'origine 
allemande  pour  dösigner  le  taureau.  Bulletin  du  Glossaire,  p.  28.  — 
15.  L.  G.,  mfä,  pilä.  Ib.  —  16.  ForeH,  F.-A.,  Langage  des  pdchenn. 
Gazette  de  Lausanne,  17  octobre.  — 


Band  VH  Heft  1,  ausgegeben  20.  März  1903. 


81 


Chants  patois  jurassiens 

Publica  par  M.  Arthur  Rossat  (Bäle). 

IV*  partie  (suite) 

Chansons  satiriques. 

154. 

Chanson  contre  les  gar^ons 
(Patois  de  Recl6rej 


ä^ 


^E^ 


5;^: 


5=^^-3: 


ä     110    80  -  r^    dö    nö    kä-to    tr(J-v^ 


büe    -    bo .  da  bo 


E^EE 


13— r— r 


^ 


:3=S: 


J iL 


tö;       ^    n'e   ka    vis     ^    ka    d# 

--1 — s — nt     ■      ^— 


-P 


fU,     §    n'yä  §    plop' 
JS 


^^^ 


*^^rEÖ 


ya  kmä  k'^. 

-J Ci— &- 


&. 


§1      S     tu       1      i>ö   tr$ 


d9    glwä  -  IV); 


89    n'se-r^ 


ä 


ril    8'§  D^^-mTp'  bwä  -  ra. 

S  n9  S9re  dS  nö  kSt5 
tr§ve  T  büöba  da  bö  t5; 
g  n'S  ka  VIS  e  ka  defa, 
e  n'y  S  e  pia  p'  yfi  kmä 

[k'e  fä. 
el  8  tu  T  pö  trg  da  glwära; 
sa  n'  sare  rfi  s*e  n'emT  p' 

[bwära. 

t;^5  S  le  vwä  vni  ä  mötia, 
S  märgna  da  le  vüar  böyia;  ^) 

le  ßya  8  pU  jöz-intentions^) 
ka  la  b5  dfia  yö  devösi5. 


On  ne  sanrait  dans  nos  cantons 
Trouver  un  gargon  de  bon  ton; 
Ils  n'ont  qne  vices  et  que  defants, 
II  n'y  en  a  senlement  pas  un 

[comme(nt  qu^)il  faut. 
Ils  ont  tous  un  peu  trop  de  gloire; 
Ce  ne  serait  rien  s'ils  n'aimaient 
[pas  boire. 

Quand  on  les  voit  venir  ä  l'eglise 
On  murmure  de  les  voir  regarder 

[de  tous  cotes; 
Les  filles  ont  plus  leurs  intentions 
Que  le  bon  Dieu   leurs   devotions. 


')  Le  verbe  höyl9  signifie  regarder  de  tous  cotes  en  ouvrant  la  bouehe. 
h'ilS't9  hay9?  dit-on  aux  enfants  qui  vous  regardei  t  bouohe  bee. 

«)  Cf.  n®  löö  Str.  3:  y^t  ^täsiö  -    leur  attent^in,  qui  est  la  vraie  Ie<jon. 

6 


Chants  patois  jurassiens 


lg  t/üri9  da  xü  lg  txw&yiar*) 
vwä  bT  pü  t/\l  8ö  yö  prw&yl9r. 

3.  yö  paltö  fS  kmS  de  dy^rito: 

^  mäskS  T  pö  sez-ipökrita ; 
mS  S  vwS  bt  tg  le  grimes 
k'e  fS  lo  düamwän  S  Ig  mgs.^) 
8  vwgrT  pesg  pü  dez-8dj8, 
dgvö  yö  pdet  fidyür   do  fl6dj9. 

4.  a'  vj  vlg  sgvwä  ygt  bei  vl9, 
dem^det-le  e  käbärtia; 

8  e  vis  vj  dir  18  vgrite, 
8  BÖ  djo  tu  evü  retrgpe. 
s'g  demSdS  d''  l'erdjfi'  ö  dröl, 
8  yö  repöjS:  käbriöl. 

6.  pwä  tior*)  S  le  trlnrg  bT 
S  yö  mötrS  T  vwär  d9  vT. 
el  ädrT  bT  djük'g  brabgto 
pü  evwä  pü  dö  8Ü  d'ggta. 


Le  cur^  depais  sur  la  cbaire 
Voit  bien  pour  qui  sont  leurs  prieres. 

Lenrs  paletots  fönt  comme  des 

[guirites : 
IIa  maaquent  un  pen  oea  hypocritea ; 
Maia  on  voit  bien  toutea  lea  grimaces 
Qu^ila  fönt  le  dimanche  a  la  messe. 
IIa  voudraient  paaaer  pour  dea  anges 
Avec  lears  vilainea  figores  de  ainges. 

Si  voua  voalez  aavoir  leur  belle  vie, 
Demandez-la  anx  cabaretiers; 
S'ila  veulent  voua  dire  la  v6rit6, 
IIa  ont  dejä  tooa  it^  (r)attrap6s. 
S'ils  demandent  de  l'argent  anx  drCles, 
IIa  leur  rSpondent:  Cabriole! 

Par  teiTe  on  lea  trainerait  bien 
En  leur  montrant  un  verre  de  vin. 
IIa  iraient  bien  juaqu'ä  Brebotte  (?) 
Pour  avoir  pour  deux  aoua  de  goutte. 


pü  bT  fini  tq  yö  betija 
e  a'SgedjS  ä  mgri^djo, 
e  prgmexß  d'etr  bT  sgdjo, 
do  80  bT  k5dUr  S  menedjo. 
e  trgvS  Skwe  de  djüon/oZZe«*) 
pü  eküte  tg  yö  triöl. 

en  fwä  merie,  e  n'  fa  pü  kötg 

k'e  tnöxT^fidelite; 

bS  amour  e  sS  aStimS 

c 

e  fülS  e  pl9  le  aäkramS. 

ä  bü  d'  xö  mwä   d^  meriedjo, 

el  S  djo  tg  brüyio  ygt  menedjo. 


Pour  bien  finir  tout[e8]  leara  betises 
IIa  a'engagent  an  mariage, 
En  promettant  d'etre  bien  aages, 
De  ae  bien  conduire  en  manage. 
IIa  trouvent  encore  des  jeunea  foUes 
Pour  ecouter  tout[e8]  leura  balivernea. 

Une  foia  mariea,  il  ne  faut  plus 
QuMla  tiennent  fid61it6.      [compter 
Sana  amour  et  aana  aentiments, 
IIa  foulen t  aux  pieda  lea  aacrements. 
Au  bout  de  aix  mois  de  mariage, 
IIa  ont  d6jä  tont  brouilM  leur  menage. 


*)  C'est  le  mot  habituel  pour  d^signer  la  chaire.  La  galerie  4  IVglise 
fi'appelle  l^z-^lQ  (*laubja  -h  e  prosth^tique).  Cf.  le  vaudois:  la  lüyf.  dQ 
I^Z'Hq  —■  80US  la  galerie.  Ce  mot,  toujours  pluriel,  dt^signe  aussi  la  galerie 
extörieure  des  maisons. 

2)  Le  latin  missa  a  donne  rc^gulierement  mäs  daiis  le  Vadais  et  une 
partie  de  TAjoie  [e  entrave  devant  s  ~  a.  Cf.  est  ä,  friscu  --  /rö, 
»pissu  -----  fpäy  *capistru  txvätr  (lieol)  etc.].  Mais  DehHnont  dit  iK)ur- 
tant  mos;  c'est  une  exception.  —  On  entend  plutot  en  Ajoie:  1^  m^s;  c'est 
une  influence  du  fran^ais. 

')  xü  h  txü  ä  /f  trmr^  In  (Var.  de  Foiitenais  et  de  Bressaucourt). 

*)  ^f  *'fy^  ^Q^  (Var.  de  Fontenais  et  de  Bressaucourt). 


Chaots  patois  jurassiens 


83 


8.    t/6  k'^1  8  trä  ü  kßtr  äf5, 
e'  n'  fgtS  pü  T  kö  d'  yö  mS.  ^) 
e  fa  n8ri  äf§  e  per; 
vr^mS  e  fa  T  tjjfUr  d9  mer! 


Quand  ils  ont  trois  onquatre  enfants, 
IIa  ne  f...ichent  plus  an  coup  deleurs 
11  faat noarrir  enfanis  etpere ;  [mains. 
Yraiment  il  faat  an  ccear  de  mere ! 


djüon  djS  ka  h  m^rifdjd  flät9, 
vwäli  l9  s^r  d'en  pü9r  b§xät9. 
eküte  bt  s^  k'i  v^  di, 
vj  n9  8*S  V9lg  p'  r9pSti. 
evit^  da  djäz^  e  bü9by 
l9  mwäyü  n9  vä  pi9  p'  le 

[kÜ9dJ9. 


Jeunes  gens  quo  le  mariage  flatte, 
Voilä  le  sort  d'une  paavre  fiUe. 
Ec>oatez  bien  ce  qae  je  vous  dis. 
Vous  ne  (s')  voas  en  voalez  pas  re- 
Evitez  de  parier  aux  gargons,  [pentir . 
Le  meilleur  ne  vaat  pas  seulement 
[la  corde. 


(If"*  L6a  JoUssaint,  Ereifere.) 

Cette  cfaanson,  inconnae  dans  le  val  de  Del^mont,  est  tr^s  popu- 
laire  en  Ajoie;  je  Tai  retrouv^e  dans  presque  tous  les  villages 
aveo  des  yariantes  plus  ou  moins  accentu6es,  dont  voici  la  plus 
interessante,  qui  compl^te  joliment  la  le^on  qne  je  yiens  de  citer. 

155. 

Mdme  sujet 

(Patois  de  Courtemaiche) 


1.     S  n9  s^r^  dS  uö  kStS 
trjvg  I  bü9b  d9  bö  t5; 
e  n'8  k9  vis  ^  k9  defa, 
^  n'y  S  e  p§9«)  yß  kmS 

[k'e  £ä. 
el  8  ttt  T  p9  trg  d9  gl  war; 
\9  pf9  k'e  y  ^,  el  emS  bwär. 

2-     8*  v§  vle  s^vwä  ygt  b^l  vl9 
dmSde-l^  6  käbertl9: 

c      c      •  c  ' 

e   v§  vis  dir  1^  vgrite, 
l  vis  etr  ttt  bT  etrep§.») 
i/li  k'S  dmSdS  d''  r'erdjS 

[e  dröl. 
e  yö  fS  en  bei  käbriöL 


On  ne  saurait  dans  nos  cantons 
Troaver  un  gar^on  de  bon  ton; 
IIa  n^ont  que  vices  et  que  d^faats, 
II  n'y  en  a  seulement  [pas]  un 

[comme(nt  qu')il  faat. 
Ils  ont  tous  an  peu  trop  de  gloire ; 
Le  pis  qu'il  y  a,  ils  aiment  boire. 

8i  vous  voalez  savoir  leur  belle  vie, 
Demandez-la  aux  cabaretiers; 
Ils  vous  veulent  dire  la  verite, 
Ils  veulent  etre  tous  bien  attrapes. 
Quand  (qu')ils  demandent  de 

[l'argent  aux  droles, 
Ils  leur  fönt  une  belle  cabriole. 


*)  ^'yi^  ^^i  (bras)  (Var.  de  Fontenais  et  de  Bressaucourt). 

*)  D'habitude  on  dit:  c  n'j/  ä  e  p?^  p'  ü  il  nV  en  a  seulement  pas 
od;  od  a  ici  supprimö  pa«,  je  no  sais  pourquoi.  —  Ym  »Vniploie  volontiers 
au  lien  de  u  avec  ce  pl9  p'  ou  pp  p'  (cf.  154  8tr.  11.  niais  c'est  speciale- 
mPDt  ajoalot. 

•)  Cf.  n®  154  Str.  4,  qui  donne  le  vrai  sen«.  Notre  le<;oii  est  alterte 
f-t  ne  signifie  pas  grand'  chose. 


84 


ChaDts  patois  jurassiens 


3.  le  fey9  6  pü  y^t  etSsiö 
\l9  V  bö  dü9  yö  devösiö. 
Id  tj^üna  dxü  1^  txwäyiar 
vwä  bT  p§  tjf ü  85  yö  preyior. 
yo  palto  fe  kmS  de  dy^rit 

■\ 
k*  mäsk*)  T  pö  sez  ipökrit. 

4.  e  vwerl  k'S  vfiS  d'  netr 
di  bs'^dtia  föxT  V  metr. 

e  n'6  p'  fik'«)  m  t/etü9j  S 

k'e  güvernS  dj9  yö  pwärS. 
yö  per  e  mer  ^  n'ekütS  p9, 
Bien  heureux  s'^  n'  le  b^tfi  p9 ! 

5.  en  fwä  m^rie,  e  n'  fä  p'  kötg 
k'e  tnSxx'fid^lite. 

t/5  k'gl  S  trä  ü  ketr  äf5, 

1^  mwätia  di  tS  so  sS  pS. 
e  n9  86  pü  dySßlo  yö  vi9,*) 

e  yö  pü9r  fän  pü  se  lödia*) 


6.    8'fi  vS  rit§  d'   pü9tx   S  pü9tx, 
äkäbyl  d'efrS  d'  t§t  8Ü9tx. 


Le8  filles  ont  plas  letir  attention 
Qne  le  bon  Dien  lear8  d6votion8. 
Le  corä  dessus  la  cbaire 
Voit  bien  pour  qui  sont  leurs  prieres ; 
Leurs  paletots  (fait)  fönt  comme 

[des  guerites 
Qni  ma8qae[nt]  an  peu  ces  hypoorites. 

Il8  voudraient  qu'en  venant  de  naitre 
Du  bon  Dien  [ils]  fnssent  le  maitre. 
IIa  n'ont  pa8  encore  atteint 

[qoatorze  ans 
Qu'ils  gouvernent  d6jä  leurs  parents. 
Leurs  pere  et  mere  ils  n'6coutent  pas ; 
Bien  heureux  s'ils  ne  les  battent  pas ! 

Unefoismari^s,  il  ne  faut  plus  com  pter 

Qu'ils  tiennent  fid61it6. 

Quand  (qu')ils  ont  trois  ou  quatre 

[enfants, 
La  moiti^  du  temps  ils  sont  sans  pain. 
ils  ne  savent  plus  gagner  leur(s) 

[vie(8), 
Et  leurs  pauvres  femmes  pour  oes 

[flaneurs 

S'en  vont  courir  de  porte  en  porte, 
Accabl^es  d'affronts  de  toute  sorte. 


*)  !/Q  pältQ  est  au  pluriel;  par  contre  les  verbes  /?  et  mäsk  sont  au 

singulier.    II  faudrait   ou    bien :   ypt  pältQ  fe k'  mäsk ,   leur   paletot 

faii  et  masque  ou  bien,    comme   154   str.  3 :   yö  paiiQ  fS k'  mäskä .... 

(leurs  paletots  fonfy  etc.). 

2)  Cett^  elision  du  mot  äkp  ou  äkw^  est  tout  a  fait  inusit^e.  C'est  la 
premifere  et  la  seule  fois  que  je  Tai  rencontree. 

')  yö  vld  est  ici  pluriel. 

♦)  Le  manuscrit  qu'on  m'a  envoye  de  Courtemaiche  porte:  pou 
s'ilodie.  Ceci  n'a  aucun  sens,  car  il  n'existe  pas  de  verbe  s'4lodie  en  patois 
du  Jura.  On  a  bien  un  verbe:  s'qläAjU  ou  s'qläju  —  s'aider,  se  soulager, 
s^all^ger;  mais  le  sens  ne  serait  quand  m^me  pas  satisfaisaut.  M.  Fridelance, 
instituteur  ä  Porreutruy,  m'a  propos6  de  lire:  s^  iQdl»;  le  mot  t  iQcU^  est 
bien  connu  dans  le  vieux  patois  et  signifie  un  fläneury  un  paresaeux.  La 
seule  chose  qui  m'ait  enipßchö  de  souscrire  sans  reserve  d  cette  explication, 
c'est  quMl  faut  complc^ter  le  sens  de  cette  strophe  par  le  premier  vers  de  la 
Strophe  suivante.  Or  ce  fait  ne  se  rencontre  jamais  dans  notre  poösie  popu- 
laire,  du  moins  dans  les  deux  cents  et  quelques  chansons  que  j'ai  recueillies. 
—  Enfin  je  donne  cette  Interpretation  pour  ce  qu'elle  vaut;  c'est  en  tous 
cas  Celle  qui  explique  le  mieux  ce  passage. 


Chants  patois  jurassieDS 


85 


djüan  dj5  ko  l'emür  v^  flät,  ^) 

vwäli  le  yl9  d'en  püar  b§xät. 

evite  d9  djäz^  e  büob; 

la  mwäyü  n'  vä  p'  le  küadja. 


Jeunes  gens  que.  l'amour  (voas) 

[flatte, 
Yoilä  la  vie  d'nne  pauvre  fiile. 
Evitez  de  parier  anx  gar^ons; 
Le  meilleor  ne  vaat  pas  la  corde. 


^m 


(M*"*  Maria  Galeuchat,  Courtemaiche.) 

156. 
la  djS  di  fo  di  vä  (Le)  Jean  du  fond  du  Yal 

(Patois  vädais) 


Moderato. 


::5i=:?: 


:t=t: 


ß     ß 


£ 


* 


S^ 


S'ä  si    pör  djö  di    £5    di  va   k'a   bi   mäl-al  -  rü    ä   Tö-tä.  xa- 


S 


:t 


^ 


3: 


'i=^ 


tp    k'§  v^  bwär  I    txa  -  vf ,  s^    v^-jq   fön    yi    fiit  -  ^  -  pr§. 


1.    s'ä  si  pör  dj6  di  f5  di  vä*) 
k'ä  bX  mälaYrü  S  l'ötä. 
X9tö  k'e  ve  bwär  T  txäve,®) 
Fe  veya  fön  yi  füt-epre. 

2.   vT  t'5  pe9,  dj5,  vT  S  l'ötä, 


C'est  ce  pauvre  Jean  du  fond  du  Val 
Qui  est  bien  malheureux  ä  la  maison. 
Sitot  qu'il  va  boire  une  chopine, 
Sa  vieille  femme  lui  court  apres. 


ii^ta  sgpe*)  ä  bitö  prä. 

xAtö  k9  DJ  TerS  m6dji9, 

no  8*5  vis  äle  ^)  t^  drwä  kütxia. 

3.  tjfg  8*  fdb  per  vwä  fime  le  nö, 

kd  si  pör  dj5  drome  ä  m8, 
He  veya  la  büas  p^  l'revwäyia; 
«'ete  p2  evwä  se  vey9  t;föyl9. 


Viens-t'en  seulement,  Jean,  viens 

[a  la  maison, 
Notre  Souper  est  bientot  pret. 
Sit6t  que  nous  Taurons  mang^^ 
Nous  (s')  nous  en  voulons  aller 

[tout  droit  coucher. 
Quand  ce  fut  par  vers  le  milieu 

[de  la  nuit, 

Que  ce  pauvre  Jean  dormait  aumieux, 

Sa  vieille  le  pousse  pour  le  reveiller; 

C'etait  pour  avoir  sa  vieille 

[cniller[ee]. 

M  Alteration  interessante :  Jeunes  gens  que  Vamour  vous  flatte  pour: 
9¥f  Vamour  flotte. 

*)  Le  vä  designe  ici  la  Vallöe  de  JDdemont.  « Die  Einsenkungen  der 
^rne  und  Scheulte,  welche  bei  Delömont  sich  offnen,  bilden  für  den  Nord- 
jttragsier  la  Vaüie  xaf  i^opju.»  (Zimmerh:  Die  deutsch- französische  Sprach- 
r«»«^e  in  der  Schweiz.  I,  Teil:  Die  Sprachgrenze  im  Jura,  p.  9.) 

•)  Les  anciennes  mesures  etaient:  /'  pg  (le  pot  föderal  =  IV2  Htre); 
*^^^J  (la  bouteille),  ou  b  dm?  p^  (le  demi-pot);  I9  txäv?  (la  chopine); 
^  ^^^  (la  roquille  ou  demi-chopine),  cette  demi6re  s'employant  surtout 
Po^r  l'eau-de-vie. 

*)  Ce  o'est  pas  le  mot  habituel;  on  dit  plutot:  If  märäd»,  märäd^ 
("»pfendare). 

*)  Remarquer  la  construction :  Nous  a'en  voulons  aller. 


[ 


86 


Chants  patois  juraBsiens 


4.    i  vcB  pr^yio  1'  b5  dti9,  s'e  fä,      Je  veux  prier  le  bon  Dien,  s'il  faut, 
k'ö  pr^fia  tj  le  veya  fan  Qu'il  prenne  tout[e8]  lea  vieilles 

[di  vä.  [femme  du  Val. 

ä!  m5  dti8,  k'  i  srö  bXaYrü  Ah!  mon  Dien,  que  je  serais 

[bienbeareux 
8*ä  yi  vne  en  fw&  T  bu!  S'il  y  venait  ane  fois  (un  bout) 

[une  fin! 

(M.  Tabb^  Defer,  cur^  de  Roggenbonrg.) 


157. 
le  pt^  djä  di  vä  Le  petit  Jean  du  Yal 

(Patois  de  Courfaivre) 

J_^ N 


Adagio, 


^^ 


S^ 


^^ 


s'ä    si    pQr   bo   djö   di    va     ^     Tö-tä  ka   o'ä   rä   tr^   bi;  txi- 


^ 


1 


i: 


5^^ 


tö    ka    v^  bwar    T    txa-v§,   vwä 


-  li      8§    fän    k'yi  füt  -  ^  -  pr#,  vwä- 


3E 


:t 


I 


li      8§    fän  k'yi  füt  -  ^  -  pr$. 

1.  s'ä  si  pgr  bö  djS  di  vä 

e  l'ötä  k9  n'ä  rS  tr^  bi; 
txitö  k9  ve  bwär  T  txäve, 
vwäli  se  fSn  k'  yi  fUt-eprö.  (bis) 

2.  —  vT  t'S,  djSnä,  vT  5  l'ötH, 

ngtra  s^p^  ä  bTtö  prä; 

e  pö  t/S  k'  DJ  l'erS  mSdjia, 

n^  valS  ii^z-äle  kütxi9.  (bis) 

3.  lo  pgr  bö  djS  s'S  ve  e  l'ötä, 

e  n'  tr§v  ni  s^pe,  ni  värä; 

se  fan  yi  fö  T  käri5 

pro  P2  rävwärse  le  mäj5.  (bis) 

4.  —  t'e  T  voleur,  t'e  T  frvpon, 
T  hl,  ta  vä  mwg  k'T  lerö; 

t9  ve  txSte  ä  käbäre 
5  depSse  mez-Ttere. 


C'est  ce  pauvre  bon  Jean  du  Val 
A  la  maison  qui  n'est  rien  trop  bien ; 
Sitot  qu'il  va  boire  une  chopine, 
Voilä  sa  femme  qui  lui  court  apres. 

—  Viens-t'en,  Jeannet,  viens 

[ä  la  maison  y 
Notre  Souper  est  bientot  pret; 
Et  puis  quand  (que)  nous  l'aurons 

[mange, 
Nous  voulons  aller  nous  coucher. 

Le  pauvre  bon  Jean  s'en  va 

[ä  la  maison, 
11  ne  trouve  ni  sonper,  ni  (petit) 

[verre  •, 
Sa  femme  (y)  lui  fait  un  carillon 
Aesez  pour  ren verser  la  maison. 

Tu  es  un  voleur,  tu  es  un  fripon, 
Un  loup,  tu  vaux  moins  qu'un  larron ; 
Tu  vas  chanter  au  cabaret. 
En  depensant  mes  int^rets. 


ChaDts  patois  jurassiens 


87 


5.  td  m'  lex  tgt  s61^)  sS  Tu  me  laisses  toute  senle  sans 

[m^amüze,  [m'amnser, 

ta  m'  lex  soefri  sS  m'  kStSt§;  Tu  me  laisses  souffrir  sans  me 

[contenter; 

td  mo  n'mwän  djme  evö  twä,  Tu  ne  me  menes  Jamals  avec  toi, 

t9  m'e  v^le  me  b§n  fwa.  Tu  m'as  vole  ma  bonne  foi. 

6.  lo  p^r  bö  djS   sa  kwätx  ä  ye,  Le  pauvre  boii  Jean  se  caebe  au  lit, 
el  e   pävü   d*T   kö  d'xwäye;^)  II  a  peur  d'un  coup  de 
s'ä'k'e  se  bX  k'  ee  mädls' 
se  fer  e  früne^)  !§  bet5. 


7.     5  gäml  e  pr^sperfi  bT; 
e  dyfi  tö  k'  s'ä'  da  V  vejT. 

1()  p(^r  b5  dj6  remes  tj 
e  tira  le  f§rne  di  Igr. 


C'est  qu'il  sait  bien  que  sa  Madelon 
Salt  faire  (ä)  siffler  le  baton. 

En  gamins  ils  prosperent  bien; 
Ils  disent  tous  que  c'est  (depnis  le) 

[du  voisin. 
Le  paüvre  bon  Jean   raraasse  tout 
Et  tire  la  fou^-nee  du  four. 


8.     pü  kd  le  füdr  e  krS  se  fSn;         Plus  que  la  fondre  il  craint  sa 

[femme ; 
s'ä  lea  k'e  le  t;^Ulät  da  l'än.        C'est  eile  qui  a  les  culottes  de 

[l'homme. 
e  n'e  rS  e  dir  ä  femrö ,*)  II  n'a  rien  ä  dire  au   cfumoir», 

prSt  pidia  d'si  malcero.  Prenez  pitie  de  ce  malheureux. 

(Joseph  Girardin,  secr^taire  communal^  Courfaivre.) 


158. 

Tän  e  düa  fän  L'homme  aux  denx  femmes 

(Patois  de  Mettemberg) 


s'ete  T  an  k'eve  dü9^)  fän, 
h\  S  ^ve  en  da  tr^; 
el  e  mwän|  vSdr  en 
la  ySde  ä  pwS  di  dj§. 


C'etait  un  homme  qui  avait  deux 
II  en  avait  une  de  trop;      [femmes, 
II  [en]  a  mene  vendre  une 
Le  lundi  au  point  du  jour. 


^)  Kons  avons  ici  le  mot  fran^ais;  le  patois  aurait  dit:  ioi  per  micä. 
i  Six  tp  p^r  mvcä  —  je  suis  tout  (par  moi)  seul ;  vöz-et  U)  p^r  v^  —  vous  (Hes 
tout  seul;  i  ä  tÖtpir  1^9  -    eile  est  toute  (par  eile)  seule. 

*)  xwäyf  (flagellu)  est  du  patois  delemontain ;  rAjoie  dit  xi. 

')  Le  verbe  frün^  se  dit  d'un  bfiton  (ju'on  fait  siffler  en  le  touruant 
vivenient  autour  de  la  t^te. 

*)  Le  f^mrS  est  Temiroit   oü    Ton  suspend   la  viande   puur   la  funu»!-, 
le  fumoir.    Ici  la  partie  d^signe  le  tout,    et  signifie:    h  menaije^   la  wufsou. 
—  Od    entend   souvent   dire:   //'e  en  köl  k*ä  fifn;  k'ä  eyii  ptldü  ä  fcmro 
j'ai  un  bonnet  qu^on  dirait  qui  a  et^  pendu  au  fumoir. 

*)  Le  latin  duos  --  du  (duz):  du  frä.  dfiz-äff;  duas       düi  ydn?z) : 


I 

1 


88 


Chantä  patois  jurassieos 


2.  U  pramio  k'e  rSk5tre 

fii  l9  t/iin«  d9v5  txia  yö. 
—  l^vü  t'fi  ve-ta  evö  te  fön, 
015  pör  an  mäläirü? 

3.  —  i  m'ä  ve   le  mwäne  vfidr. 
m5  be  xir,  rgtxetrl-vö  bT? 

i  V2  dirö  b  mä  k^i  e. 

4.  tx^  vöz-ädrT  txi9  l'öta  *) 

i  yi  sre  davS  v^. 

t;fS  v^  dirT:    «bwäyS  T  vär», 

lea  ^)  dire :   «  bwäyS  T  P2 !  > 

5.  t/S  V2  dir!:   «vS-n^z-S», 


Le  premier  qu'il  rencontra 
Fut  le  cur^  devant  chez  eux. 

—  Ou  t'en  vas-tu  avec  ta  femme, 
Mon  pauvre  homme  malheureux? 

—  Je  m'en  vais  la  mener  vendre. 
Mon  bean  Monsieur,  racheteriez- 

[vous  bien? 
Je  V0T18  dirais  le  mal  qu'elle  a. 

Quand  vous  iriez  chez  (l'hote)  le 

[cabaretier, 
Elle  y  serait  avant  vous. 
Quand  vous  diriez :  Bu vons  un  verre, 
£lle  dirait:  Buvons  un  pot! 

Quand  vons  diriez:  AUons-nous-eu, 


lea   dire:    «e  n^ä  p'  <8k^  tä!»      Elle  dirait:  II  n'est  pas  encore 


Aüegro. 


(M.  Laville,  ancien  instituteur,  Soyhi^res.) 

159. 
le  b^rg^fio  Les  BonrguigDons 

(Patois  de  Beurnevesin) 


15=^51 


e: 


:d- 


m 


rti 


^^mi 


ä    mo  txa   -    niT  y'^       fö    ras  -  kö   -   trd     da     sT    sa    mil 


^ 


b^r-g$-fiö;     §       m'S    m^r- U'^     xü     m^    tä-byä-ta,   rä  -  lö   bwär, 


1^ 


8T    sä    frä   p^    d^    rS,  -  sio,  bwä-yä    do! 


1.    m'i^)  prömanä  xü  k  p5 
8ur  le  pont  jusqxia  Lyon, 
5  mö  txami  y'e  le  räskötra, 

rälö  bwär, 
da  sT*)  sä  mil  bgrg^nS, 

bwäya  d5! 


(M'y)  me  promenant  sur  le  pont 

Sur  le  pont  jusqu'ä  Lyon, 

En  mon  chemin  j'ai  fait  rencontre, 

(R)allon8  boire, 
De  cinq   cent   mille  Bourguignons, 

Buvons  donc! 


^)  V^t9  correspond  a  l'allemand:  Wirt  ^  hotelier,  cabaretier. 

2)  C'est  la  forme  du  pronom  personnel  absolu ;  lü  -=  lui,  J^9  -  eile ; 
en  proclise,  il  ^  ?,  die  ^  i  (Vd.)  et  c  (Aj). 

^)  Sur  w'i  -  me,  voir  Arch.  V,  p.  107,  v.^  97  str.  4,  note  1. 

♦)  Le  patois  de  Del^niont  dit  toujours  sitxif,  et  jamais  st  comme  Ta- 
joulot;  ex.:  sttX9  frä,  sitX9  sä  frä. 


ChaDts  patois  jurassiens 


89 


S  m8  txamX  y'e  fö  räskötro         £n  mon  chemin  j'&i  fiait  rencontre 
da  sT  bS  mil  bgrg^iiö;  De  cinq  cent  miUe  Boorguignons; 

e  m'S  niert;|f^  xü   me  täbyäta,      IIa  m'ont  marqa^  aar  ma  tablette, 


ral5  bwär, 
8l  sS  frfi  p9  de  rSsiö,  ^) 
bwäyfi  dC! 

3.  ^  m'ß  mert/e  xü  me  täbyäta 
sX  sS  frS  p9  de  räsi5. 
k§m5  ta  le  p^yarö-yo? 

ral5  bwär, 

i  8cb  xi  püra  k5pen5, 

bwäyS  dö! 

4.  k^mS  td  le  peyarö-yoV 
i  sie  xi  pür9  köpeiiö. 

—  15  per  e  dö  bü9  e  de  vetx, 

räl5  bwär, 
de  barbiz-e  de  mgtS, 

bwäyS  dö! 

5.  t5  per  e  de  btia  e  de  vetx, 
de  barbiz-e  de  in^tö. 

t'e  en  sobr  S  le  iüdren, 

rälö  bwär, 
kd  s'äp&la  djänit5, 

bwäyfi  dö! 

6-     t'e  en  soer  S  le  lüaren, 
ka  s'äpcela  djänitö. 
1^  beyarö-ta  S  mSriedja, 

rälö  bwär, 
ng  ta  t;^itr6  t^  rSsiö, 

bwäyfi  dö! 

7.     1^  beyaro-ta  5  meriedja, 
n§  ta  tjj^itrS  te  rfisiö. 
—  i  emrö  rnob  me  scer  müatx, 

rälö  bwär, 
mwä  peri  dS  se  prijö, 
.  bwäyfi  dö! 

S.     i   emrö  mce  m^  swr  müatx, 
mwä  peri  dS  se  prijÖ 
ka  dMe  beyia  S  meriedja, 

rälö  bwär, 
8   se  l^rö  d'  bgrg^&ö, 

bwäyfi  dö! 


(R)allon8  boire, 
Cinq  Cents  francs  pour  (des  rancians) 
Buvons  donc!      [ma  ran^on, 


Comment  te  les  payerais-je? 
Je  suis  si  pauvre  compagnon. 


—  Ton  pere  a  des  boBufs  et  des 

[vaches, 
Des  brebis  et  des  moutons. 


Tn  as  une  sceur  en  la  Lorraine, 
Qui  s'appelle  Jeaoneton. 

La  donnerais-tu  en  mariage, 
Nous  te  quitterons  ta  ran^on. 

—  J'aimerais  mieux  ma  soeur  morte, 
Moi  peri  dans  oes  prisons. 

Uue  de  la  donner  en  mariage 
A  ces  larrons  de  Bourguignons. 


«)  La  tradition  populaire  a  corrompu  ce  mot  qu'elle  ne  comprenait 
l>as,  et.Ta  rapproch^  de  räsio  =  ration.  Les  deux  versions  suivautes  ont 
le  iDOt  de  päsio  —  pension. 


90 


Chants  patois  jurassiens 


9.    k9  d'l^  b^yia  S  m^ri^ja 
S  se  l^r5  d'  bjrggnS. 

mg  soer  e  de  cheveux  ^)  S  1^  tet      Ma  soBur  a  des  obevenx  k  la  tete 
räl5  bwär, 


ke  rvonS  djUsk'  e  täl5 
bwäyä  d5! 

10.  me  sobr  e  de  cheveux  S  le  tet, 
ka  rvanS  djüsk'  e  täl5. 
nq  yi  frS  l§ra  de  küadja^ 

räl5  bwär, 

P9  pädr  le  b^rg^nö, 

bwäyä  d5! 

11.  n^  yi  frS  fera  de  küadja 
P2  pSdr  le  b§rgon5. 
le  bgrg9ii5  s'ä  t^  de  l§ra,  ^) 

rälö  bwär, 
de  ler5z^)-e  de  fripons, 
bwäya  dö! 
(Nicolas  Lanzard,  ii6  en  1834,  Beurnev^sin.) 


Qai  reviennent  jasqn'aux  talons. 

Nous  (y)  lui  ferons  faire  des  cordes 
Pour  pendre  les  Boarguignons. 


Les  Boargnignons,  c'est  tous  des 

[larrons. 
Des  larrons  et  des  fripons! 


160. 
le  bürgifio  Les  Bourguignons 

(Patois  de  Seloncourt,  France) 


1 .  le  bürginö  s'ä  t{»  de  ler 

ä  rälä  bwär, 
de  brölera^)  da  mäj5 
bwäyS  dö! 

2.  e  m'5  pri,  e  m'S  mwäiie 

ä  rälä  bwär, 
dS  la  f5  da  yö   prij5, 
bwäyä  dö! 

3.  sät-etjfii   i  so  köt§ 

ä  rälä  bwär, 
so  köte  pü  me  päsiö 
bwäyä  dö! 


X^es  Bourguignons,  c*est  tous  des 
Ab!  (r)allon8  boire,    [voleurs 

Des  brüleurs  de  maisons, 
Buvons  done ! 

lls  m'ont  pris,  ils  m'ont  mene 
Dans  le  fond  de  leurs  prisons. 

Cent  ecus  y  sont  comptes 
Sont  comptes  pour  ma  pension. 


*)  Le  mot  patois  est  pwä^  litt.  poü.  On  aurait  du  dire;  m^  scer  6  äf 
picä  ä  1^  i^t  (cf.  n**  160  str.  6). 

2)  Comine  i'ancien  fran^ais,  nos  patois  du  Jura  ont  les  deux  formes 
latro       ?^r,  et  latrone   -  Iqro  (cf.  n«  126  str.  12). 

^)  i>iiQ  d«''sinence  -fr^  n'est  pas  de  notre  patois  jurassien,  mais  du 
patois  franc-comtois.  Elle  remoute  au  nominatif  latin  en  -ator.  L'accusatif 
*perustulatöro  aurait  donnö  hrobl  dans  tout  le  Jura.  Cependant  le 
n**  161  Str.  1  donne  d^^  üröher;  mais  c'est  le  mot  fran(jais. 


Chants  patois  jurasBiens 


91 


mwä  k'i  etö  xi  püor  gexö/)       Moi  qui  ^tais  si  pauvre  gargon, 
ä  rälS  bwär! 


bwäyS  dö! 
5.    t'e  15  per  k'e  de  bti9,  de  v^tx,      Ta  as  ton  pere   qui  a   des  bcBufs, 


ä  rälS  bwär^ 
de  brobi  e  de  mgtS 
bwäyS  d5! 

t'e  te  Bcer  k'ä  dS  1^  lüar^n 

ä  räl5  bwär^ 
k'ä  di  pwä  ddxii  le  tet 

k'i  repö  xü  se  täl5 
bwäyS  d5! 

n^Z'S  fdrS  de  küodja 

ä  rälS  bwär, 
pü  tu  pSdr  86  bürginS 

bwäyS  d5! 


[des  yaches, 
Des  brebis  et  des  moutons. 


Ta  as  ta  soenr  qni  est   dans  la 

[Lorraine, 
Qui  a  (du  poil)  des  cheveux 

[dessus  la  tete 
Qui  (rappond)  descendent  sur  ses 

[talons. 

Nous  en  ferons  des  cordes 

Ponr  tous  pendre  ces  Bourguignons. 


y  emrö  moe  sevwa  me  stier 

[ni.ö8tx 


J'aimerais  mieux  savoir  ma  scsur 

[morte, 
e  p6  mwä  prodjii  ä  f5  de  prijo      Et  puis  moi  perdu  au  fond  des 

ä  rälS  bwär,  [prisoiis, 

ka  d'  le  mwän^  S  meriedja  Que  de  la  mener  en  mariage 

S  se  1er  d9  bürgiiiS,  A  ces  voleurs  de  Bourguignons. 

bwäy fi  dö ! 
(Edmond  Rayot,  n6  en  1850,  de  Seloncourt,  k  Fahy.) 

161. 
le  bürgwäiio  Les  Bourguignons 

(Patois  de  Viccjues) 
le  bürgwäii5  s'ä  tö  de  1er,  Les  Bourguignons  c'est  tout  des 


Des  voleurs  et  des  larrons,    [larrons, 

(R)alIon8  boire! 
Et  des  bruleurs  de  maisons, 

Buvons  done! 


de  v^loer  e  de  lärö,^ 

ralo  bwär! 
e  de  brölter  da  maj5, 

bwäyS  d5! 

2.    —  eküte 

merke  txü  me  tabyät 

ral5  bwär! 
sSt-etj^ii  pü  me  pSsiö, 

bwäyS  d5! 

>)  Mot  du  patois  de  Seloncourt;  le  Jura  dit:  t  hü^h  ou  7  välä. 
')  Cest  le'mot  fran^ais;  voyez  ausai  str.  4:  d^  roher;    le    patois»   dit 
t/>ajoiir8  l^r  ou  l^rÖ. 


—  Ecoutez 

Marquez  sur  ina  tablette 

Cent  ecus  pour  ma  pension. 


92 


Chants  patois  jiirassiens 


3.    t'ß  eo  Bcer  S  le  Igrßn, 
ko  s'äpel  djäDit5; 


Tu  as  une  soear  en  la  Lorraine, 
Qai  s'appelle  Jeanneton; 
8*  to  m^  le  beyo  S  m^riedja,        Si  ta  me  la  donnes  en  mariage, 
rälö  bwär! 

Je  te  quitterai  ta  pension. 


i  tö  tjf  itre  te  pSsiS, 
bwäyS  d5! 

4.    —  i'emarö  mö  me  scer  möarto, 
mw&  p^ri  d6  vö  prejö, 
ke  d'le  beyia  S  meri^djd, 

räl5  bwär! 
5  se  vgloer  dd  bürgwänö; 
bwäyS  d5! 

(M"*  X.,  ä  Vicques.) 

162. 
mo  bei  5/ä  Mon  bei  oncle 

(Patois  de  Coeuve) 


—  J'aimerais  mienx  ma  soeur  morte, 
Moi  p^ri  dans  vos  prisons 
Qne  de  la  donner  en  mariage 

A  ces  volears  de  Boorguignons. 


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mo      b$l     o  -  x^,    mo      b#l    ö  -  ;rä,     la       dy^  -  lo    vij    vdfe 


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pa.-ra.    k'^      n*ö-ja-r^,    k'^      n'ö  -  J9  -  r^,    k'^     n*ö-J9-r§,    k^ 


:^i=*: 


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-¥ — r- 


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»=?^ 


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-i^-j^- 


n'ö-J9-  r^,  i'§    d^  pior  dS    m§    t^  -  txa. 


1.     —  mö  bei  5/ä,  (bis) 
l9  dyel9  VQ  vce  pära. 
—  k'e  n'öjare,  k'e  n'öj9re,  (bis) 
i'e  de  plar  d6  me  tetx9.  *) 


—  Mon  bei  oncle, 

Le  diable  voos  veut  prendre. 

—  ((iu')il  n'oserait,  (qn')il  n'oserait, 
J'ai  des  pierres  dans  ma  poche. 


—   Petit  drillet, 

Viens  m'ouvrir  la  barriere. 


2.    —  pati  drye  (bis) 
vT  m*Övri  16  döleJ9. 
—  k'e  n'öjare,  k*e  n'öjare,  (bis)      —  (Qu')il  n'oserait,  etc. 
Te  de  piar  dS  me  tetx9. 
(M'"*  Th6r^8e  Ribeaud,  ancienoe  institutrice,  Coeave.) 

163. 

in^  fän  m*i  vT  rt;^öri  Ma  femme  me  yient  chercher 

(Patois  de  Ck)urtedoux) 

1.    me  f&n  m'i  vT  rt)('6n^)  Ma  femme  (m'y)  ^^  vient 
(re)chercher 

*)  Nous  avons   ici   le   mot   allemand   Tasche.    On   dit   d'habitude: 
/?  h^gät. 

2)  Le  latin  qua'rere  a  donne  les  deux  formes:  txür  et  tx9ri;  le  pre- 


Chants  patois  jurassieDS 


93 


S  m9  fzS  le  gnmes, 

S  m9  dyS:  f^tü  lourdaud, 

vT  dS  tS  menedjd! 


2.   i  ji  repö 


me  ßin,  ve  t'S  vitmS 

pä  fer  te  bezena 

e  pö  vwärd§  tez  af§. 

ö  kMe  fän  da  mitnS 
e  di  txegrT  devö  yü9  än;^) 
e  n'  80  p'  xitö  S  l'ötä 
k'e  fä  mwaDe  ripeya.  *) 


£n  me  faisant  la  grimace, 

En  me  disant:  F...icha  loardand, 

Yiens  dans  ton  menage! 

Je  lui  reponds ; 

Ma  femme,  va-t'en  vite(ment) 

Pour  faire  ta  besogne 

Et  puls  garder  tes  enfants. 

Ob!  que  les  femmes  de  maintenant 
Ont  du  cbagrin  avec  leurs  hommes ; 
Ils  ne  sont  pas  sitot  ä  la  maison 
Qu'il  faut  (mener  ripaille)  gronder. 


(Madeleine  ToDoerre,  ii6e  en  1829,  Courtedoux.) 


164. 
1§  pierä  s'ä  ü  . . .  (Le)  Pierre  c'est  un  .  . 

(Patois  de  Pleujouse) 


— s- 


S_  K 


4i 


::3=ii 


ft: 


^ 


1$    pl9-rä    s'ä    Q,    1$  djüz-Ii  s'ä  du;  s'ä  vS  txi  ]'k(^-lä   k^m 

f 


:p=^ 


^öz  -  ämwä  -  rö.     Mon   cceur   n^y  peut  pas,  mon  cceur  Wy  peut  vivr\  mon 

> . . ^ 


^z 


dr 


^^o*ur  n'y  sau-rait   vi  -  vre  sans   re  -  grets. 


l. 


(Le)  Pierre  c'est  un, 
(Le)  Joseph  c'est  deux; 
[Ils]  s'en  vont  cbez  (le)  Colas 
Comme  deux  amoureux. 


L^  piarä  s'ä  u, 

1§  djüzli^  s'ä  du; 

s'ä  v5  txi  rk^lä 

k^m  düz-ämwärö. 

Afon  cceur  n!y  peut  paSy 

Mon  ccpur  n'y  peut  vivre^ 

Mon  cceur  n'y  saurait. 

Vivre  sans  regrets, 

^icr  correspond  ä  l'allemand  suchen,  chercher  ce  qu'on  a  egar^,  perdu. 
*'^-:  i  n'f  p'  mo  mptxü  (Vb^gät,  ?  m?  Vfä  äi^  txur  —  je  n'ai  pas  mon  mou- 
cboir  de  poche,  il  me  faut  aller  le  chercher.  —  Le  second  est  Tallemand 
"olen.    Ex.:  ^  fä  äl^  tx^ri  V  mfdsT  ^  il  faut  aller  chercher  le  mMecin. 

')  Forme  toute  particuli^re,  avec  hiatus.  D'habitude  on  dit:  ypz  an 
(cf.  n«  154  Str.  3 :  yQ  paltQ). 

'^  mwän^  ripiy9  n'a  pas  le  sens  de :  faire  bonne  chere,  mener  joyeuse 
^»c»  mais  iapiiger,  gronder:  cf.  Texpression  populaire:  quelle  vie  il  a  ynenie 
?**<"*d  il  o  appris  cela. 

')  Le  diminutif  habituel  de  döjz^  est  djözl^  ou  encore  djQz^yä. 


94 


Chants  patois  jurassiene 


2.  s'fi  vS  txi  l'kjlä 
k^m  düz-ämwärö. 

Frisant  ses  cheveux. 
Mon  cc&ur,  etc. 

3.  tr^vS  sta  berbäta 
Frisant  aea  cheveux; 
Ig  piörä  i  dye: 

frizS  le  09  du! 
Mon  coeur,  etc. 

4.  I5  pl9rä  i  dye: 
frizS-le  n^  du! 

le  fän  ä  k^lä  yö  dye: 
ekm^d^-vg,  Messieurs! 
Mon  c<Bur,  etc. 

5.  le  fän  ä  kglä  yö  dye: 
ekmjdg-vg,  Messieurs! 
s    ngt'  berbät9  ä  bei, 

Ce  n^estpas  pour  vous  deux! 
Mon  coeur,  etc. 

6.  s'  n^t'  berbäto  ä  bei; 

Ce  n^est  pas  pour  vous  deux  ! 
s'ä  pg  lg  djgt;f9  di  rjtxe*) 
s'ä  85  ämwärö. 
Mon  ccetir,  etc. 


Trouyent  (cette)  Barbe 
Frisant  ses  cheveux. 


(Le)  Pierre  (y)  lui  dit: 
Frisons-les  nous  denx! 


La  femme  au  Colas  leur  dit: 
Accommodez-voas,  Messieurs ! 


Si  notre  Barbe  est  belle, 

Ce  n'est  pas  pour  vous  deux! 


C'est  pour  (le)  Jacques  du  Röchet, 
C'est  son  amoureux. 


(M.  Fr.  Jobin,  maire^  ä  Pleujonse.) 


165. 
mämä,  y'^  T  ^mä  Maman,  j'ai  un  amant 

(Patois  d'Underv-elier) 


1.  mämä,  y'e  T  emS 

X9  pyejS! 
e  m'i  vT  vwä  bT  svS. 

c 

gl  e  en  bgs  p^  dria, 

pe  dvS. 
vwäli  sez  agremS. 

2.  el  e  b  ne  pwStii 

si  bgsii; 
le  tx6b  85  tgrjU, 
en  göardja  sS  päreyo. 


Maman,  j'ai  un  amant 

Si  plaisant! 
II  (m'y)  me  vient  voir  bien  souvent. 
U  a  une  bosse  par  derriere, 

Par  devant. 
Yoila  ses  agrements. 

II  a  le  nez  pointn 

Ce  bossu; 
Les  jambes  sont  (tordues)  torses, 
Üne  beuche  sans  pareille, 


2)  C*est  aussi  le  diminutif:  bqrb  +  itta  =  bqrbät9.^ 
')  Le  Röchet  est  une  ferme  des  environs  de  Pleujouse. 


Chants  patois  jurasBiens 


95 


kjm  S  n'S  6  dJ9m§  vü 

ni  k^fiü, 
fSdil  djtts  k'ez-^reyo, 
e  le  pwä  töjü. 

3  e  vT  d8  me  piäjC, 

81  mifiS, 
xerm§  tgt  8f  fesS. 
e  m*i  tir  en  I5g 

X9  grSda, 
d'T  dmf  pi9  d9  15. 

4  Heia«/  i  n'  s^  k'  pSsg 

d'  si  b^sU; 
ß'ä  r  büob  d'T  grö  mertxS. 
e  e'e  vi  e  ^vwä  dez  äfS, 

e  rsSbyorS*)  leur  ph*e 
dS  t2  sez-ägremS. 

^.   S  le  ve  m^rie 
t^  le  dfi, 
l'tjlfäna  S  riS  d'vwä  vni  si  bjsü 
8*  prezSte  meri^. 
S,  yi  8^0  le  syötxo 
P2  1^  peuple  ^sSbyg. 

(M"*  Simon,  n6e  en 


D  en  a  jamais  vu 
Ni  connu, 
F6nda[e]  jasqu'anx  oreilles, 
£t  Ie8  cheveux  tondus. 

II  vient  dans  ma  maison, 

Ce  mignoii; 
Charmer  toates  8e8  fa^ons.  (?) 
II  me  tire  une  langae 

Si  grande, 
D'un  demi-pied  de  long. 

H61as!  je  ne  8ai8  que  penser 

De  ce  bossu; 
C^est  le  fils  d'nn  gros  marcband. 
Et  s*il  vient  ä  avoir   des  enfants, 

Cet  amanty 
Ils  ressembleront  [ä]  leur  pere, 
Dans  toas  ses  agr^ments. 

On  les  va  marier 

Tons  les  deax, 
Le  cur6  en  riant  de  voir  venir  ce 
Se  präsenter  [a]  marier.        [bossa 
On  lui  sonne  les  clocbes 
Poor  le  peuple  assembler. 
1833,  Undervelier.) 


166. 
Djä  Nivglo*)  Jean  [de]  Nivelle 

(Patois  de  Courtedoux) 


^t  -  I    tx§       k'^1   ä    ba«     ^      prä    1$    r§; 

*)  Le  verbe  ressembler  a  les  deux  fbrmes :  rsiby^  et  rsän^  (cf.  n**  167 

^^-    Ex.:  4  r8än9  tp  pitX9  ä  so  p^r  =  il   ressemble   tout   «pec»    ä  son 

P**^»        c'est  le  Portrait  de  son  p6re.    (Cf.  le  vaudois:   C'est  son   p6re   tout 

*^*^'*^^».)  —  Le  Frondeur,  Journal  satirique  paraissant  autrefois  ä  Del^mont, 

*  put^li^  il  y  ji  une  quinzaine  d'ann^es  la  boutade  suivante: 

^^     fän  dt  bo  p^izS  La  femme  d'uu  bon  paysan 

^^^^  f^  T  b#  grö-l-äfö.  Avait  fait  un  beau  gros  enfant. 

i  rsana  t$  pit;ta  ft  p$r,  —  II  ressemble  tout  pic  au  pere, 

^   ^>^  80  fr^r  la  bw^tü.  Lui  dit  son  fr^re  le  boiteux. 

i  dy§l !  y'Qvö  prü  pävü  —  Ab !  diable !  j'avai»  assez  peur 

*^  ^  n'  rsänd^x  a  vitAT^r.  Qu'il  ne  ressemblat  au  vicaire. 

^)  Tres  interessante  Variante  de  la  cbansou  de  Cadet  Roussel.  La 
tbBB^Oo  avait  bien  d'autres  couplets,  m'a  dit  ma  vieille  Agathe  Sangsue; 
löBl'^^ttreusement  eile  ne  se  rappeile  que  ces  trois. 


k- 


96 


Chanta  patois  jurassions 


-t^— ^— ^—^ 


E^ 


n: 


3±=t 


?     1#   prä  M    88  txS-d^-la,  äya    ä-vS!  <ljä  ni-v^-la!  Etc'pm-dant 


^ 


* 


(Ijä   ni-v§la   ä     bSn -«n-/an(. 

1.  djS  nivel9  gt-I  txe 

k'el  ä  bän  e  prS  le  re; 
e  le  prS  bl  sg  txSdeb, 
äya  äve!  djä  niveU! 

Et  cpendant 
dj5  niv^la  ä  h^n-enfant, 

2.  djä  nivela  e  du  büa 

ka  d'  se  mwäüe  se  txerüa: 
e  le  xäk*)  evö  en  etel, 
äya  ävS!  etc. 


Jean  Nivelle  a  un  chat 
(Qu'il)  qai  est  borgne  et  prend  les 
II  les  prend  bien  sans  chandelle,  [rata; 
Allons!  en  avant!  Jean  Niyelle! 

Et  cependant 
Jean  Nivelle  est  bon  enfant. 

Jean  Nivelle  a  deax  boeafs, 

Qai  ne  savent  mener  sa  charrae; 

II  les  frappe  avec  ane  «Stelle». 


3.    djä  niveld  e  trä  txertia; 

l'ätr  ä  käse,  l'ätr  ä  rötü; 

l'ätr  n'e  pa  do  verveya, 

äy9  ävS!   etc.  • 

(Agathe  Sangsue,  n^e  en  1833,  Courtedoux;  cbanson  de  sa  m&re.) 


Jean  Nivelle  a  trois  charraes, 
L'aatre  est  cass6e,  l'aatre  est  rompne ; 
L'autre  n'a  pas  de  coateau. 


167. 

1$  metr  d'ek§l  de  vwärek§^) 

Le  roattre  d'^cole  de  Var6court 

(Patois  de  Copiive) 


Gau 

m 


^£ 


jtzd 


s^ä  Tmetr  d'§-k$l  do  vwä-  r^  -  k$,  k'^1   ^     bi     f^     la     bi  -  g^; 


N       .S 


i^ 


^^m 


61      ^     bl    tro-pQ    1<J    mod,     k'^  y'^    f^-yüt-^-no   blöd;  s'ä    1^ 


^ 


'^^S. 


-* — f- 


^if=^ 


djän  mö-rl9  txTa     1^    nä  -  no,  k'^1   ä      ^     f^    8§    do  -  dö. 

1.    s'ä  1'  metr  d'ek^l  da  vwärek^      C'estlemaitred'ecoledeVarecourt(?) 
k'el  e  bT  fe  b  bigo;  (Qn'il)  Qui  a  bien  fait  son  bigot; 

el  e  bT  tröpe  \\  möd,  II  a  bien  trompe  le  xnonde, 

^)  Proprement:  ciaquer,    xäk^  Je  pö9rt  ^  ciaquer  la  porte. 
2)  M.  Xav.  Kobler  {Patt.  p.  10)   donne  2  strophes  de  ee  chant;   son 
maitre  d'ecole  vient  de  vire-le-cö  (Tourne-le-cou). 


Chants  patois  jurassiens 


97 


4. 


k'e  y'  e  feyüt-8n9  blöd; 

s'ä  le  djän  merl9  txis  1^  nänS 

k'el  ä  e  fe  se'  dSdö.  ^ 

el  e  Stere  so  veyo  grije,*) 
k'el  n'S  ete  pa  txegrine. 
1§  veya  metr  y'e  prej^me. 
p^  r^käzyS  d'i  p§Ie, 
se  txl9vr  ät-äle  märtxSde: 
mS  s'  n*^te  pa  8§  k  e  tjföre. 

a  p§lS  dez-^wi oureWes 
e  89  s5  fe  bT  de  caresses, 

*■  w*"  * 

e  89  HO  trov^  di  mem  penchant, 
le  vwäli'dS  bT  kota. 
e  n'  89rT  ebredje  le  Iwä; 
e  fa  ätSdr  le  dl9x  mwä. 

P2  n'  pü  tS  tr^ve  l'  tS  grS, 

e  s'i  s5  pri  ätr9mS. 

vwärek^  e  äbSd9ne, 

e  rkrgvS  s'S  ä  räle. 

\  s'  mgk  bT  d'  kädirätö,*) 

p§  k'e  fdex  evo  ee  nänS. 

el  äpr9fie  bX  lez-äf5; 
x'el  eve  pe9  kStintie! 
e  le  mwäne  ä  mötl9 

c         •  c  • 

e  le  fze  bT  e  preyl9. 
5  s'S  als  pwä  le  yi9 
el  älT  e  pte  pä 
S  dyejS*)  b  txeplä. 

S  s'S  als  pwä  le  vi9 
devö  se  veya  nwär  Sglez 
e  85  ^r  d9  politesse, 
e  reSnß  5n-T  vey9  t;^ürl9. 


QiiHl  lui  a  fallu  une  blonde; 
C'est  la  Jeanne-Marie  chez  la  Nanon 
(Qu'il  en  a)  Dont  il  a  fait  sa  dondon, 

Elle  a  enterre  son  vieux  Griset, 
Uu'elle  n'en  etait  pas  chagrin6e. 
Le  vieux  maitre  y  a  fait  attention. 
•Pour  Toccasion  (d'y)  de  lui  parier, 
Sa  chevre  [il]  est  all^  marchander; 
Mai8  ce  n'^tait  pas  ce  qu'il  cherchait. 

£n  parlant  des  amourettes 
Ils  se  sont  fait  bien   des  caresses. 
Ils  se  sont  trouv^s  du  meme  penchant, 
Les  voilä  donc  bien  Contents. 
Ils  ne  sauraient  abreger  les  lois; 
II  faut  attendre  les  dix  mois. 

Pour  ne  plus  trouver  le  temps  grand, 
Ils  s'y  sont  pris  autrement. 
Varecourt  [il]  a  abandonne, 
A  Recrovent  (?)  [il]  s'en  est  (r)alle. 
II  se  moque  bien  (de)  des  qu'en 

[dira-t-on, 
Pour[vuJ  qu'il  soit  avec  sa  Nanon. 

II  apprenait  bien  les  enfants; 

S'il  avait  seulement  continu^! 

II  les  menait  a  l'eglise 

Et  les  faisait  bien  (ä)  prier. 

En  s'en  allant  par  les  chemins 

Ils  allaient  ä  petits  pas 

En  disant  le  chapelet. 

En  8*en  allant  par  les  chemins 
Avec  sa  vieille  (anglaise)  redingote 
Et  son  air  de  politesse,         [noire 
II  resseinblait  ä  un   vieux  eure. 


*)  Cf.  n**  124  Str.  9.  M.  X.  Kohler  a  ici :  qu'ai  Ven  e  fait  sai  dindon 
^  sa  dindon,  sa  dinde. 

2)  Je  ne  sais  d'oü  vient  ce  mot;  Tadjectif  gris  -4-  diminutif  -ittu 
doDoerait  grijä  et  non  grij^;  le  mot  grisan  exi.sto  aussi:  grijo.  Est-ce  peut- 
^tre  la  forme  du  participe  pass^ :  son  vieux  GrisS  ? 

'j  Litt^ralement:  ä  se  fnoque  de  quen  dira-t-on j  corame  s'il  s'aji^issait 
d'uDe  persoDoe  de  ce  nom-lä. 

♦)  La  forme  ordinalre  du  participe  present  est  dyi.  X.  Kohler  a  aussi 
e»  diain  le  tchaipelat 

7 


98 


7. 


Chants  patois  jurassiens 


8^  püdr  e  86  fa  jaboU,  Sa  poudre  et  ses  faax  Jabots^ 

m^  fwä,  n'i  k5vnfi  p9  trg!  Ma  foi,  ne  lai  convieanent  paatrop 


^  d^fSde  e  bexät 

da  n'  pa')  8*  Jexia   t8  käjöle; 

tS  d'  fwä  k'e  yöz-e  di 

do  89  n'  p9  lexl9  eprötxia! 

mS  lü  eprötx  se  nänS 

kgm  le  feviöl  le  bet8. 


II  döfendait  aax  jeane8  filles 
De  ne  pas  se  laisser  tant  cajoler 
Tant  de  fois  qa'il  leur  a  dit 
De  ne  pas  se  Jaisser  approcber! 
Mais  lai  approche  sa  Nanon 
Comme  les  haricots  les  bätons. 


(Marie  Chavanne-Pe$on,  nee  en  1823,  Coeuve.) 


168. 

Yoici  une  autre  Version  assez  alt6r6e,  qui  est  pourtant  interes- 
sante, et  qni  se  chantait  sur  le  mSme  air. 

(Patois  de  Boofol) 


1.  8^1  !§  metr  da  Värekg 
ka  fze  bl  I9  big^. 
elTxtrtt^  bl  lez-äfS 

s'e  n'ete  p'  evü  si  metxS. 

2.  e  le  mwäne  E  mötia 

c         •  c  • 

^  le  f^ze  e  präyia. 

e  le  mwän^  e  petiU  pas 

En  disant  lg  txeplä. 

3.  5  n'  yöz-5  montrant  p'  da  pü, 
s'ä  k'e*  n'S  sevß  p'  da  pü; 
me  b'S  et^  bl  assez, 

s'el  ^ve  pea  kStinüe. 

4.  el  ^  bT  trSpe  !§  mSda; 
e  y^  feyü  en  blSda, 

le  djän-meria  txia  le  nänö, 
k'el  5  e  fe  se  dm. 

c  c        c         c 

5.  e  pese  se  septfit  S; 

e  s'  n'  etäke  p'  e   djtian   djS. 


C'est  le  maitre  de  Var^court 
Qai  faisait  bien  le  bigot. 
II  instruisait  bien  les  enfants 
S'il  n'avait  pas  ^t6  si  möchant. 

II  les  menait  a  T^glise 
£t  les  faisait  (ä)  prier. 
II  les  menait  a  petita  pas 
£n  disant  le  chapelet. 

En  ne  leor  en  montrant* pas  de  plus' 
C'est  qa'il  n'en  savait  pas  de  plas; 
Mais  c'en  ^tait  bien  assez, 
S'il  avait  sealement  continae. 

II  a  bien  tromp^  le  monde; 
II  lai  a  falla  une  blonde, 
La  Jeanne-Marie  chez  la  Nanon, 
Qu'il  en  a  fait  sa  dondon, 

II  passait  ses  soixante-dix  ans; 
11  ne  s'attaquait  pas  aux  jeunes  gens. 


^)  Remarqaer  la  negation  apres  le  verbe  defendre:  il  defendait  aux 
jeunes  filles  de  ne  pas  se  laisser  cajoler.  On  entend  fröquemment  la  meme 
faute  dans  le  fran^ais  populaire.  (Cf.  la  version  suivante  n^'  169  str.  2 :  il 
nous  reconimandait  de  ne  pas  nous  laisser  attraper).  —  On  comprend  facile- 
ment  Torigine  de  cette  erreur :  il  ne  faut  pas  faire  ce  qu'on  defend ;  et  Ton 
ne  songe  pas  que  defendre  de  ne  pas  faire  ^  ordonner  de  faire.  Cf.  n"  146, 
noto  1. 


ChantB  patols  jürassiens 


99 


e  seve  bX  k'  se  bei  ^bi 

n'älT  k'  xtt  r  dö  d'I  vey9  gri. 

<.   e  n'y  Sve  ka  lg  nftnö 
Pf  py§r  £  86  nwä  djipS. 
t§  86  ko  pwä  dvS  lü  pe8Ty 

le  reverSs  e  vi  fezX. 

7.   8f  k'8  k5pöze  le  txSsö 
e  s'  n'a  85,  m^  fwä,  pe9  p' 

*  [vStg. 
^  n'S  fe  kd  d'^gzämin§ 
le  pjet^  di  tfi  pes^. 

S.    U  pyfte  e  le  vertu 
sh  \q'  txml  di  sältt. 


II  savait  bien  que  868  beaux  habits 
N'allaient  que  sur  le  do8  d'an 

[vieax  gri8. 

II  n'y  avait  qae  la  Nanon 
Poor  plaire  ä  868  habits  noirs. 
Tous  ceax  qai  par  devant  lai 

[pa88ai6nt 
La  rev^rence  il8  lai  faiaaient. 

Cenx  qai  ont  compo86  la  chan8on 
(IIa)  ne  s^en  8ont,  ma  foi,  pas 

[sealement  vant^. 
Il8  n'ont  fait  que  d'examiner 
La  pi6t6  da  temps  paasö. 

La  piät6  et  la  verta 
C^est  le  chemin  da  salat. 


(Amölie  Joset,  nie  en  1860,  k  Bonfol; 
chanson  apprise  de  son  p&re,  mort  en  1898,  ä  80  ans.) 


169. 

Voici  enfin  sur  le  rnSme  sujet  ane  derni^re  yersion  qai 
^oua  montre  comment  la  tradition  populaire  peut  transformer  et 
^It^rer  un  texte. 


s'ä  V  vfyQ  metra  da  vgrikf, 
ko  s'ete  T  b5  bigf. 
^   a'fi  äl§  ä  mötld 
S   pr&yS  85  tx^plä. 

e   Dg  rk^mSd^  bl 
d9  na  D9  p'  lexia  etr^p|, 
<i9  na  uq  p'  lexia  käj^le. 
me  lü  eprgtxe  ae  DäD5 
k§m  lf'f|vyöV)'l9  bät5. 


C'est  le  vieux  maitre  de  Varicoart 
(Qae  c')  Qai  6tait  an  bon  bigot. 
11  s'en  allait  a  Tegliae 
£n  priant  soq  chapelet. 

II  nons  recommandait  bien 
De  ne  noas  pas  laisser  attraper, 
De  ne  noua  pas  laisser  cajoler. 
Mais  lai  approchait  sa  Nanon 
Comme  les  haricots  le  bäton. 


%. 


8a  8r|  ^vü  T  b5  metr  d'eköl 
99  n'etg  p'  ^vü  X9  metxS. 

(Am6d6e  Etienne,  n6  en  1845,  de  Courtemaiche,  k  Fahy.) 


Q'aarait  ete  an  bon  maitre  d'6cole, 
S'il  n'avait  pas  6t^  si  mechant. 


^)  C'est  le  mot  ajoalot;  les  Franches-Montagnes  disent:  fizijQl^  tandis 
<\w  le  VÄdais  emploie  exclasivement  le  mot:  /^"dte  (faba  -f-  itta).  (Cf. 
*n»»i  le  patols  vaudois:  fävtßäi.) 


{ 


100 


Chants  patois  jurassiens 


170. 
1$  kät^nie  Le  cantonnier 

(Patois  de  Mi^court) 


m 


3;: 


^ 


^ 


=ff=ä: 


xü     1^       rü  -  te     da       sS  dy^,        ^    y'^  -  v§       T      b# 


^ 


^ 


ifc=:t 


kä-U^ 


uia, 


k9    r5  -  t§    d§    mö  -  8#  d'k^  -  yQ,    mö  -  sf    d'k§- 


?EEö^ 


3^ 


#— =-■  -m—  — #■ 


5:=:=t!C 


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y9,    mo  -  8#  d'k§  -  yö, 

: N 


mo 


8$      d'k§    -    yp, 


p<J      ^-  t$ 


§i 


13^ 


L5CT 


xü  l'pe-s^dj  d#     fp. 

.    xü  le  rüta  da  eS  dye 
^  y*  eve  T  be  katönio 
ka  röte  de  mSse  d'  keyö, 

möse  d'  keyö  (ter) 
k9  röte  de  möse  d'  keyö,  *) 
P2  bgte  xü  1'  pesedj   de  fö. 

.    ^n  gröx  dem  vT  e  pese 
k'ete  t§  bi   et^ipe; 
el  yi'  di:  be  kät2nl9, 

be  kätgnia,  (ter) 
el  yi  di:  be  kätguia, 
V2  m'  fet  li  T  fgtü  metia! 

1'  be  kät^nia  yi  repöje: 
ä  si  y'evö  kär^s  k^m  v^, 
i  n'  rötrö  p'  pü  do  keyö 

pü  d»  keyö  (ter) 
i  n*  rötrö  p'  pü  da  keyö 
P2  bgte  xü  r  pesedj   de  fö! 

4.    le  gröx  dem  xi  bT  rm^n^ 


3. 


Sur  la  roate  de  Saint-Die 

II  y  avait  un  beau  cantonnier 

Uai  cassait  des  monceaux  de  cailloax, 

Monceaux  de  cailloux, 
Uui  cassait  des  monceaux  de  cailloux 
Pour  mettre  sur  le  passage  des  fous. 

Une  grande  dame  vint  ä  passer 
Qui  6tait  tout[e]  bien  equip6e; 
Elle  lui  dit:  ßeau  cantonnier 


Vous  me  faites  lä  un  f...ichu  metier! 

Le  beau  cantonnier  lui  r6pondit : 
Ab!  sij'avais  carrosse  comme  vous, 
Je  necasserais  (pas)  plus  de  cailloux. 


Pour  mettre  sur  le  passage  des  fous! 
La  grande  dame  si  bien  rembarr^e 

Dit  ä  ses  gens:  F...ichons  le  camp 


dye  ä  se  dj5:  f^ta  I9  kä 

f^tä  1^  kä  (ter) 
dye  ä  se  djä:  fotä  I2  kä, 

si  be  kät^nia  s'  n^  ä  p^  T  fö!      Ce  beau  cantonnier  n^est  pas  un  foul 
(M"'  Bertha  Phealpin,  Miecourt.) 


*)  L'Ajoie  dit:  kqyQ,  txiyQ  ou  meme  %(>;  Del^mont  a  txiy^. 


Chants  patois  jurassiens 


101 


171. 


Le  Pdys  du  Dimanche  a  doDii6  dans  une  lettre  patoise 
du  12  mars  1898,  sign^e  Djozet  Dibaindaine,  ane  version  de 
cette  chanson  qui  difi%re  un  peu  de  la  mienne;  la  voici  textael- 
lement : 


1.  Chn  lai  ronte,  bin  maitnie, 
Ai  yaivaie  ¥n  cantonie, 

Uue  cassaie   des  tas  d'  cäyos. 

Des  tas  d'  cäyos 

Des  tas  d'  cäyos! 
Que  cassaie  des  tas  d'  cäyos 
Tain  qa'ai  lan  aivaie  mä  dos! 

2.  In  moQciea  vi'n  ai  p^^aie, 
Uu'etaie  tre  bYn  equipaie; 
Que  Üy  dit:  ponere  cantonie, 

Pouere  cantonie, 

Pouere  cantonie! 
Qae  ij  dit^  pouere  cantonie 
Vos  ai  in  fotu  m^tie! 

3.  Le  cantonie  l'y  repon, 
Sain  fair  beco  de  faiQon: 
Si  feso  i'faquin  com'  vos, 

L'faquin  com'  vos, 

L'faqnin  com'  vos! 
Si  feso  Tfaquin  com'  vos, 
Y  n'  cassro  p^  de  cäyos! 

4.  Le  moncieu  b\'n  rambalaie, 
To  capou  s'en  na  raüaie; 
An  se  diain:  ai  fa  lechie, 

Ai  fa  lechie, 

Ai  fa  lechie! 
An  se  diain:  ai  fa  lechie 
An  repos  le  cantonie! 


Sur  la  route,  bien  matinal, 

II  y  avait  un  cantonnier 

Qui  cassait  des  tas  de  cailloux 


Tant  qu'il  en  avait  mal  [au]  dos-! 

Un  monsieur  vint  ä  passer, 
Uui  etait  tres  bien  equip6; 
Qui  lui  dit:  Pauvre  cantonnier, 


Vous  avez  un  fichu  metier! 

Le  cantonnier  lui  r6pond, 
Sans  faire  beaucoup  de  fagons: 
Si  Je  faisais  le  faquin  comme  vous, 


Je  ne  casserais  pas  de  cailloux! 

Le  monsieur  bien  remhalU, 
Tout  capot  s*en  est  (r)alle; 
En  se  disant:  II  faut  laisser 


£n  repos  le  cantonnier! 


Sous   une    forme    frangaise    un    pea    differente,    la    meme 
chanson  est  tr^s  r^pandue  dans  toute  la  Suisse  romande. 


102 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Von  E.  Hoffmann-Erajer  in  Basel. 

Yorbemerkung. 

Die  nachfolgende  Schilderung  beruht  in  ihrem  wesent- 
lichsten Teil  auf  einem  Vortrag,  den  der  Verfasser  am  15.  De- 
zember 1902  in  der  Basler  Historischen  Gesellschaft  gehalten 
hat.  Einige  Erweiterungen,  namentlich  Vergleiche  mit  Bräuchen 
in  der  übrigen  Schweiz  und  noch  weitere  Belege  aus  mittel- 
alterlichen Quellen  sind  später  hinzugekommen.  Dass  es  dem 
Verfasser  nicht  darum  zu  thun  war,  eine  abgerundete  Darstellung 
älterer  Neujahrsbräuche  überhaupt  zu  bringen,  geht  schon  aus 
dem  eng  gefassten  Titel  hervor.  Immerhin  dürften  die  folgenden, 
zu  einem  grossen  Teil  aus  ungedrucktem  Material  geschöpften 
Mitteilungen  einige  Ergänzungen  zu  den  bereits  bestehenden 
Untersuchungen  über  die  Jahreswendbräuche  bieten. 

Allgemeines. 

Wer  immer  sich  mit  altern  Gebräuchen  der  Jahreswende 
beschäftigt,  wird  sich  stets  gegenwärtig  halten  müssen,  dass  eine 
strenge  Scheidung  zwischen  Weihnachts-  und  Neujahrs-,  ja  sogar 
Fastnachtsbräuchen  schon  aus  rein  kalendaren  Gründen  unmög- 
lich ist. 

Ein  Jesusgeburtsfest  kannten  die  Christen  der  drei  ersten 
Jahrhunderte  nicht.  Man  feierte  zunächst  die  Taufe,  welche 
man  auf  den  6.  Januar  legte;  also  den  Epiphaniastag.  Erst  als 
das  Dogma  Yon  der  Gottessohnschaft  Christi  immer  mehr  aa 
Boden  gewann,  kam  man  auf  den  Gedanken,  auch  für  seine 
Geburt  einen  Festtag  aufzusuchen,  und  so  war  es  denn  der 
römische  Bischof  Liberius,  der  im  Jahre  354  als  Erster  den 
25.  Dezember  als  Geburtstag  Christi  festsetzte.  Der  Grund,  der 
ihn  dazu  bewogen  hat,  gerade  diesen  Tag  zu  wählen,  mag  in 
erster  Linie  die  sinnige  Idee  gewesen  sein,  die  Geburt  des 
Herrn,  des  „Lichtes  der  Welt**,  mit  der  Wiedergeburt  des 
irdischen  Lichtes  in  Verbindung  zu ,  bringen  ^),  wie  ja  auch  die 

')  Bei  den  Römern  galt  der  25.  Dezember  als  Sonnenwendtag. 


Nenjahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  103 

Verlegung  des  Geburtstages  Johannis  des  Täufers  auf  den  24. 
Juni,  d.  h.  die  Sommersonnenwende,  an  den  Ausspruch  anknüpft: 
,Er  muss  wachsen,  ich  aber  muss  abnehmen".  Mitbestimmend 
mag  überdies  auch  noch  gewesen  sein,  dass  die  Römer  vom 
17.  Dezember  an  eines  ihrer  ausgelassensten  Feste,  die  Satur- 
nalien, feierten,  und  es  somit  für  die  Kirche  von  Wichtigkeit 
sein  musste,  diese  allzuweltlichen  Freuden  durch  ein  kirchliches 
Fest  zu  YerdrängeUi  Dass  ihr  dies  nur  zum  Teil  gelungen  ist, 
zeigen  die  mannigfachen  Reste  der  Saturnalienbräuche  in  Ge- 
genden, die  von  den  Romern  kolonisiert  waren. 

Aber  noch  ein  anderer  Tag  musste  für  die  Kirche  unbe- 
quem sein:  der  eine  Woche  später  folgende  Neujahrstag.  Die 
Januarskalenden  waren  im  römischen  Geschäfts-  und  Staatsleben 
ein  Tag  von  so  einschneidender  Bedeutung,  dass  er  dem  kurz 
Torausgehenden  kirchlichen  Weihnachtsfeste  leicht  hätte  gefähr- 
lich werden  können.  Die  Kurie  entschloss  sich  daher  im  9. 
Jahrb.,  den  Jahresanfang  auf  den  25.  Dezember  zu  verlegen, 
um  dadurch  das  ganze  Festleben  auf  Weihnachten  zu  konzen- 
trieren. Sie  hat  sich  damit  einen  jahrhundertelangen  Kampf 
aufgebürdet,  in  dem  sie  schliesslich  doch  noch  unterliegen  sollte. 
Jn  unsern  Gegenden  war  es  die  Reformation,  welche  den  alten 
Stand  der  Dinge  wieder  hergestellt  hat,  wenn  der  Weihnachts- 
anfang  auch  von  der  Kurie  bis  ins  Ende  des  17.  Jahrb.  ist  fest- 
gehalten worden. 

Dass  aber  diese  Vermischung  von  Neujahr  und  Weihnachten 
auch  in  den  Yolksbräuchen  ihre  Spuren  hinterlassen  hat,  ist  be- 
greiflich, um  so  mehr  als  die  durch  den  gregorianischen  Kalender 
herbeigeführte  Verschiebung  das  ihrige  dazu  beitrug,  die  Daten 
zu  verwirren.  Rechnen  wir  hinzu,  dass  wohl  der  eine  oder 
andre  Brauch  sich  auch  noch  von  dem  altgermanischen  Winter- 
anfang in  die  Neuzeit  hinübergerettet  hat,  so  kann  es  nicht  ver- 
wundern, dass  eine  allzustrenge  Scheidung  in  Weibnachts-  und 
Neujahrsbräuche  unmöglich  ist. 

Die  Bräuche  im  Besonderu. 

I.  Ein  alter  Brauch,  der  meist  in  die  Zeit  um  Neojahr 
oder  Weihnachten  fiel,  war  auch  in  Basel  das  Umziehen 
grösserer  oder  kleinerer  Gruppen,  die  unter  wüstem  Lärm 
und  Absingen  von  Glückwunsch-  und  Bettelliedern  vor  den 
Bürgershäusern  Gaben,  besonders  Wurst,  erbettelten.    Die  älteste 


104  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

mir  zugängliche  Notiz  stammt  aus   dem  Jahre  1418   und  findet 
sich  im  Rufbuch^);  sie  lautet: 

„Feria  sexta  post  nativitatem  Christi. 

Es  ist  euch  by  kurtzen  jaren  ein  fremde  gewonheit,  hie 
in  der  statt  uffersten  [I.  ufferstanden]»  daz  man  die  zu  eim  dorff 
machen  mit  singen  vmb  würst  yf  ein  ingond  jar,  als  man 
jn  den  dörflFern  gewohnlich  tut"  (Rufb.  I,  8^). 

Die  Sitte  scheint  also  in  unserer  Stadt  um  die  Wende  des 
XIY.  Jahrh.  aufgekommen  zu  sein,  wie  auch  das  Umziehen  von 
Yerkleidetön  im  Advent,  von  dem  das  Rufbuch  unter  demselben 
Datum  sagt:  ,,So  ist  euch  ein  nüwe  gewonheit  hie  ufferstanden,  daz 
man  im  atvent  anfahet,  jn  Bökenwise  ze  gonde  vnd  erber 
lüte  ze  überfallende  jn  jren  hüsern*  u.  s.  w.  Von  diesen  Ver- 
mummungen werden  wir  unten  noch  zu  sprechen  haben. 

Im  Jahre  1420  erfolgt  dann  ein  erneutes  Verbot:  ^Es  soll 
euch  niemand  singen  gan  vor  noch  nach  dem  hocbzit  [Weih- 
nacht], umb  würst,  gelt  noch  anders  als  etwenn  beschehen 
ist,  noch  niemand  dem  andern  an  siner  thür  klopfen . . ." 
(Rufb.  I,  28^). 

Dass  das  Datum  der  Bettelnmzuge  nicht  immer  dasselbe 
war,  zeigt  uns  übrigens  auch  der  Ruf  von  1432,  welcher  siel) 
gegen  das  Wurstsingen  „zum  ingonden  jare,  darnach  und  da- 
vor" wendet. 

Solche  Verbote  ziehen  sich  dann,  mit  wenigen  Varianten, 
durch  das  ganze  XV.  Jahrh.  hindurch.  Etwas  interessanter, 
weil  ausführlicher,  ist  der  Ruf  vom  18.  Dezember  1501:  „Ouch 
als  bysshar  zu  Ingang  eins  jedenn  nuwen  Jars  vil  nacbtgesangs, 
wurst  samblenn  und  derglich  besphehenn,  dadurch  unnsern  Bür- 
gern, jren  Kindern  und  Töchtern  schand  und  scbad  erwachsen 
möcht,  des  glichen  unfür  mit  Clopfen  an  den  hüsern  nachts  be- 
scheen  ist,  lassen  unnser  Herren  .  .  .  gebietenn,  dass  .  .  .  nieman- 
den (!)  . .  .,  nachtgesang,  wurst  samlenn  oder  Gutte  Jar  singen, 
euch  das  clopfen  bruchen  oder  euch  an  Sant  Berchten  tag  oder 
sunst  wurst  samblenn*  (Rufb.  II,  42^). 

Dass  die  Obrigkeit  alles  Recht  hatte,   die   Bettellieder   zu 

verbieten,  zeigt  nicht  nur  der  Inhalt  dieses  Verbots  sondern  auch 

eins  vom  2.  Januar  1507,  wonach   „uflf  diss  hochzytt   der  wyn- 

.  nechten  ettlich  frouwen  unnd  man  nachts  . . .  vor  der  lütten  huseren 


2)  Drei  Manuskriptbände  auf  dem  Basler  Staats-Archiv.    Sie  enthalten 
obrigkeitliche  Erlasse,  welche  öffentlich  ausgerufen  wurden. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  uud  Verwandtes.  105 

vmb  ein  gutt  jar  und  warst  ze  singen  gepflegen,  daruss  ze  ett- 
lichen  zytten  frommer  lütten  kinder  gesmeeht  [beschimpft] 
unnd  ander  scheden  entsprungen  sind...^  (Rufb.  U,  50). 
Sagt  doch  auch  Hospinianus  (2.  Hälfte  des  16.  Jahrb.):  „Da 
diese  Bettelumzüge  vor  den  Häusern  der  Reichen  nachts  vor 
sich  gehen,  kann  man  sich  leicht  denken,  dass  diese  Gelegenheit 
benutzt  wird,  um  mancherlei  Unsittlichkeit  mit  unterlaufen  zu 
lassen."  ^) 

Wir  können  all  diesen  Verboten  entnehmen,  dass  es  um 
die  Weihnachts-  bezw.  Neujahrszeit  in  Basel  wild  hergegangen 
ist,  und  zwar  treten  uns  bei  diesen  Umzügen  deutlich  zwei  Mo- 
mente entgegen:  Das  Um  sin  gen  und  das  Klopfen  an  den 
Häusern. 

Man  würde  irren,  wollte  man  diese  beiden  Bräuche  für 
Bpecifisch  baslerisch  halten.  Schon  der  erste  oben  zitierte  Ruf 
sagt  es  ja  deutlich,  dass  das  Wurstsammeln  neuerdings  vom 
Lande  in  die  Stadt  gedrungen  sei.  Wir  haben  also  dort  Um- 
schau zu  halten,  und  da  sehen  wir  denn,  dass  dieses  Umsingen 
im  Dezember  nicht  nur  eine  weitverbreitete  Sitte  war,  sondern 
es  bis  auf  den  heutigen  Tag  geblieben  ist.^) 

Um  mit  der  nächsten  Umgebung  Basels  anzufangen,  er- 
innern wir  an  eine  Stelle  in  Hebels  ,,  Statthalter  von  Schopf  heim  ^^ 
Dort  heisst  es  Vers  72: 

„I  hör,  der  Uhli  heig  gmezget. 

's  war  e  Site  Speck  wol  us  der  Bütene  z'hole 

und  e  Dozzet  Wurst;  wie  wär's?    Doch  's  Vreneli  duurt  mi. 

Göbnt  e  Stücker  drei,  's  iscb  besser,  singet  ums  Würstli." 

Hebel  kannte  das  Wurstsingen  gewiss  aus  seiner  Kind- 
heit; denn  noch  heute  wird  in  seinem  Heimatsorte  Hausen, 
nach  personlicher  Erkundigung,  folgender  Reim  gesungen: 

5)  De  Pestis  Cbristianorum.  Ed.  tertia.  Genevje  1674,  Fol.  41»  — 
♦)  Einen  altem  Nachweis  aus  der  Landschaft  verdanke  ich  Herrn  Alt- 
Scbulinspektor  Dr.  J.  W.  Hess.  Er  schreibt  mir  darüber:  Die  Geist- 
lichen äussern  ihren  Unwillen  besonders  über  das  Ansingen  des  Neujahrs. 
Da  gehe  viel  Unordnung  vor.  Jedermann  werde  durch  den  Gesang  be- 
lästigt und  in  seiner  Ruhe  gestört.  Dieser  Gesang  dauere  die  ganze  Nacht 
hindurch,  und  niemand  werde  damit  verschont.  Wer  keine  Gabe  s])enden 
wolle,  dem  werde  „schmach  und  tratz"  bewiesen.  „Was  die  Sänger  also 
ergeilet  und  ergützlet  haben,  das  fressen  sie  uff,  sitzen  zusammen  und  heben 
das  nüwe  Jar  mit  fressen,  suffen,  schweren  und  anderem  muttwillen  an." 
(Famsb.  Akten  vom  26.  März  und  24.  September  1601,  beidemal  unter 
Sissach.) 


106  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Gueten  Oobe,  gueten  Oobe!  Lönd-mi  doch  nit  gaar  verfriere. 

Gott  gsägn'-ich's  ^)  eueri  Goobe,  's  SüüU  het  e  chrumm  Bäi, 

Gott  g8ägn'-ich*s  euer  Assen  und  Gänd-merWuurscht,80chttmm-ihäim, 

[Trinke,  's  SQOli  het  e  chrumme  Maage, 

's  SUUli  würd-ich  nümme  hinke,  Gänd-mer,  waas  i  mag  ertraage. 

's  SüOli  het  e  chrumme  Buurscht^),  Stiiget  uufe  bis  an  dTaUrscht  ^), 

Gänd-mer  au  e  Lääberwuurscht,  Hauet  aabe  Späck  und  Wüürscht, 

Gänd-mer  zwoo  fUr  äini,  Lönd  's  Mässer  iine  goo 

Aaber  nit  e  chläini  Und  saage,  de  Metzger  häig's  too. 
's  Süüli  het  e  chrummi  Schnööre, 

Ein  ähnlicher  Sprach  bei  Meter,  Bad.  Volksleben,  S.  335; 
Brodmank,  Heimatkunde  von  Ettingen  1883,  S.  71;  (Buser), 
Heimatkunde  (von  Läufelfingen)  1865,  S.  156,  wo  aber  anch, 
wie  in  Hausen,  keine  bestimmte  Zeit  genannt  wird,  sondern  nur 
gesagt  wird,  dass  sich  das  Wurstbetteln  an  das  Einschlachten 
anschliesse. 

Auch  L.  Tobler  zitiert  in  seinen  schweizerischen  Yolks- 
liedern  (I,  207  u.  H,  238)  Wuretbettellieder  aus  Waidenburg, 
dem  zürcherischen  Weinland  und  Dielsdorf  ^),  die  sämtlich  auf  den 
gleichen  Orundstock  zurückzugehen  scheinen.  Abweichend  da- 
gegen sind  die  Vierzeiler  im  Kanton  Bern.  ^) 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  dieses  Wurst- 
betteln sich  nicht  von  vornherein  an  das  Neujahr  anknüpft,  son- 
dern in  erster  Linie  an  das  Einschlachten  im  Dezember,  welcher 
Monat  schon  bei  den  alten  Deutschen  als  Schlachtmonat  galt. 

Man  vergleiche  damit  die  Verse  Wandelberts:  *®) 

„Hoc  siib  mense  sues  pasta  iam  glande  madentes^ 
Distento  et  pleuam  monstrantes  ventre  saginara, 
Cjedere  et  ad  tepidum  mos  est  suspeiidere  fumum 
Terga,  prius  salis  fuerint  cuiii  sparsa  madore." 

In  Herzsohns  Uebersetzung :  '*) 

„Jetzt  auch  pflegt  man  die  Schweine  zu  schlachten,  welche  die  Eichel 
Ausgeftittert  schon  hat,  so  dass  sie  die  völlige  Mast  durch 
Wanstigen  Bauch  bekunden,  und  hängt  in  den  laulichen  Rauch  sie, 
Wenn  man  die  Rücken  zuvor  mit  befeuchtetem  Salze  bestreut  hat.** 

Das  Wurstbetteln  scheint  jedoch  schon  früh  mit  dem  Er- 
betteln anderer  Gaben  um  Neujahr  sich  verschmolzen  zu  haben. 

^)  Gesegne  euch  (mit  angehängtem  unorganischen  s).  —  *)  Borste. 
—  ')  Dachfirst.—  ^)  Vgl.  auch  Schweiz.  Id.  Chrummbeinlied  (III,  1096 f),  WiMSt- 
brief  (V,  495).  —  «)  G.  Züricher,  Kinderlied  und  Kinderspiel  im  Kanton 
Bern.  Zürich  1902,  Nr.  286.  287.  —  »^j  Carmina  ed.  E.  püramler  in:  Monu- 
ment a  Germani^e.  Pa'tiP  lat.  ani  Carol.  II  (1884)  616.  —  *')  Westdeutsche 
Zeitschrift  I,  288. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  107 

Daher  das  Verbot  von  1501:  „dass  niemanden  nachtgesang, 
wurst  samlen  oder  gäte  jar  singen,  oder  auch  an  Sant 
Berehten  tag  oder  Bunst  warst  samblen^  solle. 

Aus  Basel  sind  uns  solche  Wunsch-  und  Bettellidder  nicht 
überliefert;  denn  die  Verse,  wie  sie  arme  Kinder  heutzutage 
am  Neujahr  vor  den  Thüren  hersagen,  tragen,  soweit  ich  sie 
kenne,  ganz  modernes  Gepräge.  Wohl  aber  haben  sie  sich  in 
andern  Gegenden  noch  erhalten. 

In  Baselland  sagt  man: 

Hütt  ist  Silfester  und  mom  isch  Neujor, 
Gäp-mer  au  öppis  zum  guete  Neujor ! ") 

Im  Kanton  Bern :  *^) 

D*8  Neujahr  isch  da  und  i  bi  da, 
Ge't-mer  öppis,  so  cha-n-i  gah. 
oder: 

1  ha-n-ech  welle  singe, 
Di  Stimm  wo't  mir  nid  gah. 
Ge't  mir  e  Neujahrwegge 
Mit  sibenesibezg  Egge, 
So  cba-n-i  wider  gah. 

und  bei  den  Bätoromanen : 

Bien  di,  bien  onn, 
Dei  bien  maun. 

(Guten  Tag,  gutes  Jahr 

Gebt  ein  Trinkgeld.)  i*) 

Und  ähnlich  auch  anderwärts. 

Als  besonders  alten  Beleg  für  das  Neujahrsingen  sei  noch 
ein  Verbot  aus  dem  Schaffhauser  Statutenbuch  (Bl.  23)  ange- 
fahrt.  Er  fällt  noch  in  das  14.  Jahrh. :  „Wir,  der  vogt  etc.  ze 
Schafhusen  haben  gesetzet  dur  gutes  frides  willen,  das  nieman 
Bol  bitten  in  unser  stat  und  in  unsern  gerihten  ze  Schafhusen 
an  des  lügenden  jares  abent,  ald  an  dem  zwelften  abent^^),  ald 
an  andern  tagen,  als  man  in  den  ziten  da  her  getan  het  dur 
dehein  geverde  mit  singenne  oder  süsse  [sonst],  und  sol  das 
menglich  miden,  das  man  dehain  geverde  darunter  triben  sol.*' 
(MoNE,  Schauspiele  des  Mittelalters  I,  138.) 

IL  Auf  die  Sitte  der  eigentlichen  Neujahrswünsche 
hier  näher  einzutreten,  ist  unnötig.     Ihre  weite  Verbreitung  er- 

")  G.  A.  Seiler,  Die  Basler  Mundart  1879,  S.  153.  Aehnlich  ZCricher 
a.a.O.  Nr.  279.  —  »»)  Züricher  Nr.  278.  282.  —  ^♦)  Archiv  II,  142.  — 
**)  Da  der  «zwelfte  abent**  nur  der  vor  Dreiköuiitfen  sein  kann,  niuss  hier 
das  »ingend  jar«  die  Weinacht  bezeichnen. 


108  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Venvandtes. 

klärt  sich  aas  dem  Bedürfnis,  am  Anfang  eines  grössern  Zeit- 
abschnittes in  die  Zukunft  zu  blicken  und  für  sich  und  seine 
Freunde  alles  Gute  zu  wünschen.  Heutzutage  wünscht  man  ge- 
dankenlos, wie  ja  auch  die  Meisten  keine  Ahnung  mehr  davon 
haben,  dass  die  Geburtstagsgratulation  ursprünglich  kein  Glück- 
wunsch für  den  Tag,  sondern  für  das  kommende  Lebensjahr 
ist.  In  früherer  Zeit  aber  spielte  der  Aberglauben  mit  hinein, 
dass  durch  den  Wunsch  wirklich  ein  Segen  bewirkt  werde.  Es 
ist  somit  der  Neujahrswunsch  im  Grunde  nicht  anders  zu  be- 
urteilen als  irgend  eine  Bewahrungsformel.  Man  vergleiche  die 
interessante  Stelle  in  Brants  Narrenschiff  (Kap.  65  Y,  37  ff.),  auf 
die  wir  auch  unten  noch  zurückkommen  müssen: 

Vod  wer  nit  ettwas  nuwes  hat 
Vnd  vmb  das  nuw  jor  syngeu  gat, 
Vnd  gryen  tann  risz  steckt  jn  syn  huss, 
Der  meynt,  er  leb  das  jor  nit  uss 
Als  die  Egyptier  hieltten  vor, 
Des  glichen  zu  dem  nuwen  jor, 
Wem  man  nit  ettwas  schenken  dut, 
Der  raeynt,  das  gautz  jor  werd  nit  gut. 

Die  älteste  Form  der  Beglückwünschung  ist  jedenfalls  die 
auch  heute  noch  vorkommende  mündliche,  die  nach  und  nach  zu 
einer  festen  Prosaformel  erstarrt  ist.**)  Schon  im  Mittelalter 
aber  kamen  die  Glückwünsche  in  gebundener  Form  auf,  die 
dann  entweder  auch  persönlich  hergesagt  bezw.  gesungen  oder 
durch  einen  Boten  überbracht  wurden. 

In  der  Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  31,  1  ff .  teilt 
Jacobs  einen  solchen  Spruch  mit,  der  einer  Handschrift  des 
XV.  Jahrh.  entnommen  ist,  der  aber  nach  Liliencron  in  Text 
und  Musik  noch  den  Charakter  des  ausgehenden  XIII.  Jahrh. 
trägt.     Er  beginnt: 

„Mein  trut  geselle,  myn  libster  hört, 
wisse,  daz  dir  wünschen  myne  wort 
vncz  uff  den  tag  daz  sich  daz  nuwe  jar  anvahet, 
waz  czu  geluck  ye  wart  erdacht, 
daz  werde  alleczyt  an  dir  vol bracht, 
vnd  daz  ich  myde,  waz  dir  vorsuiahet  [nicht  geföllt] 
so  wer  myn  hertze  in  fremden  geil 
vnd  dyn  gelücke  daz  ist  myn  heil; 
wan  ich  by  dir  nicht  mag  gesin, 
so  bin  ich  dach  alle  czyt  daz  din 
vnd  du  daz  myn. 
*S)  Wie  z.  B.  im  Schanfigg.    Archiv  IV,  342. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Venvandtes.  W.) 

In  zwei  weitern  Strophen  wird  die  Liebeserklärung  fort- 
gesetzt. 

Eine  grosse  Zahl  solcher  Olückwanschreime  hat  auch  Schade 
im  Weimar.  Jahrbuch  II,  75  ff.  mitgeteilt.  *") 

Oft  wurden  diese  Verse  illustriert  und  sind  so  zu  Vor- 
läufern unserer  Neujahrskarten  geworden.  Heitz  hat  einige 
interessante  Exemplare  aus  dem  15.  Jahrhundert  publizierte^), 
ein  solches  ist  auch  bei  Alwin  Schulz,  Deusches  Leben  S.  400 
abgebildet.  Meist  *ist  darauf  das  Christuskind  dargestellt  mit 
einem  Spruchband,  das  den  Olückwunsch  „Ein  guot  selig  jar^ 
enthält.  Dass  sich  sogar  die  Holzschnitzerei  des  Gegenstandes 
bemächtigt  hat,  zeigt  die  Darstellung  auf  einem  Chorstuhl  von 
St.  Peter  in  Basel.  ^^) 

Dass  in  früheren  Jahrhunderten  auch  Medaillen  mit  Glück- 
wunschinschriften  verschickt  wurden,  hat  mir  Herr  Dr.  Alfred 
Geigy  in  Basel  gütigst  mitgeteilt. 

ni.  Unter  den  von  Schade  aufgeführten  Glückwunschreimen 
läset  sich  eine  grosse  Kategorie  ausscheiden,  die  durchgehend 
mit  der  Formel  ^  klopf  an^  beginnt: 

„Klopf  an  !  klopf  an  !  ' 

'  Der  Himmel  bat  sich  aufgetan.**  u.  s.  w. 

„Klopf  an  I  klopf  an  ! 

Ein  säligs  neus  jar  ge  dich  an !"  u.  s.  w. 

„Klopf  an  mit  reichem  Schal."  u.  s.  w. 

Das  ist  nicht  bedeutungslos,  denn  es  weist  uns  auf  die  alte 
Sitte  hin,  den  Advent  des  Herrn  durch  Pochen  an  den  Haus- 
thüren  zu  verkünden,  und  diese  Sitte  ist  es  auch,  aufweiche  unsere 

")  Es  mag  hier  beigefllgt  werden,  dass  Felix  Platter,  als  er  in  den 
Fünfziger-Jahren  des  16.  Jahrh.  in  Montpellier  weilte,  einer  ihm  fremde  Neii- 
jabrs^itte  begegnete.  Er  sagt  (Ausg.  v.  Fechter  S.  149):  „Im  anfang  des 
Denwen  jars  fachen  glich  an  allerlei  kiirtzwil,  sunderlich  ze  nacht  mit  dem 
hofieren  mit  instnimenten  vor  den  hrtseren,  mit  den  cymbalen,  drümlin  und 
pfifen  darzu,  so  einer  allein  verrichtet;  demnach  mit  den  schalmeyen,  so  gar 
gemein;  item  \iolen,  eiteren,  so  domolen  erst  ufgiengen;  item  mit  den 
dentzen,  so  man  haltet  in  firnemmen  burgerhüseren,  dahin  die  damoisellen 
gefiert  werden,  und  danzt  man  nach  dem  nachtessen  by  nachtliechteren 
branle,  gaillarde,  la  volte,  la  tire-chaine;  dass  wert  schier  biss  gegen  tag, 
und  wert  solch  ballieren  biss  an  der  fassnacht  letsten  tag."  —  '^)  Neujahrs- 
wünsche des  XV.  Jahrh.  Herausg.  v.  Paul  Heitz.  Strassburg  1899.  Davon 
sind  die  Nrn.  3.  6.  8  and  31  baslerischen  Ursprungs.  —  ***)  Keproduziert  in 
der  Festschrift  zum  400.  Jahrestage  des  Bundes  zwischen  Basel  und  den 
Eidgenossen.  1901.  Taf.  LVIl. 


110  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

oben  zitierten  Verbote  mit  dem  „ klopfen  an  den  hüseren'^  an- 
Bpielen.  Dieser  anfangs  wohl  sittsamere  Oebrauch  mnss  spater, 
als  man  seine  ursprüngliche  Bedeutung  nicht  mehr  verstand, 
übel  ausgeartet  sein^  so  dass  die  Obrigkeit  fürchtete,  es  möchte 
dadurch  den  ,,  Bürgern,  ihren  Rinden  und  Töchtern  sohand  und 
schad  erwachsen^  (1501;  s.  o.).  Und  in  der  That,  wer  die  Reime 
des  Nürnberger  Spruchdichters  Hanz  Folz  kennt,  kann  das 
obrigkeitliche  Veto  nicht  ungerecht  finden.  Nun  scheinen  frei- 
lich diese  Folzischen  Verse,  ganz  entgegen  dem  heutigen  Volks- 
brauch, nicht  dem  Anklopfenden,  sondern  dem  Insassen  des  Hauses 
in  den  Mund  gelegt.  ^'^)  Das  wird  bestätigt  durch  folgende  Notiz  in 
einer  Wolfenbütteler  Papierhandschrift  des  15.  Jahrh.  (A.  Keller, 
Fastnachtspiele  S.  1346  unten):  „Von  klopff  an,  die  man  praucht 
an  den  klofflis  nechten^.  Auch  Weinhold  berichtet  in  seinen 
„Weihnachts- Spielen  und  -Liedern^  8.  48:  „An  den  Dienstag- 
abenden der  Advente  ziehen  in  Kärnten  die  Burschen  von  Haus 
zu  Haus  und  ,klocken'  (klopfen).  Zwischen  ihnen  und  den 
drinnen  entspinnt  ein  Wettreimen.  Die  Leute  im  Hause 
sprechen  etwa  also: 

Bist  a  Mon, 
Schloag  brav  drön ; 
Bist  a  Bue, 
Schloag  brav  zue ; 
Bist  ä  Jungü-au  mit  roatn  Zöpfn, 
Kannst  noch  a  moal  zuecher  klökn. 
Oder: 

Der  Klökler  ba  der  Wond 
Heart  sein  aigne  Sehend. 

Die  Klökler  müssen  in  entprechenden  Reimen  antworten/ 


^^)  Man  vergleiche  z.  B.  folgenden  Spruch  an  eine  umziehende  Magd: 

„Klopf  an,  du  fürwiz  a ! 

Wie  laufst  du  in  der  schnurr  [Herumbetteln]  umb  noch? 

Lüg,  dass  dir  nicht  ^ü  kum  dein  gleich  [deines  gleichen] 

Und  dir  wol  halt  ein  fei  ab  streich, 

Darzü  den  bauch  vol  buben  mach. 

Wer  meinstu,  der  sein  [darüber]  denn  nit  lach  ? 

Ich  riet,  du  giengst  und  legst  dich  nider. 

So  möchst  du  morgen  aufsten  wider, 

Deiner  herschaft  heizen  und  kern, 

E  dass  man  dir  den  rück  werd  pern  [prügeln], 

Damit  man  dir  den  fürwiz  bässt, 

Dass  dich  keins  klopfens  mer  gelüst. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  111 

Aber  wenn  das  auch  für  einzelne  Gegenden  zutreffen  mag, 
80  können  wir  es  für  unsere  Gegenden  doch  nicht  annehmen. 
Aach  in  Bayern  scheint  es  nur  in  beschränkten  Distrikten  yor- 
gekommen  zu  sein;  denn  im  heutigen  Bayern  werden  die  Yerse 
zweifellos  an  die  Hausbewohner  gerichtet.  Hier  heisst  der  Abend 
des  letzten  Donnerstags  vor  Weihnachten  ^Elöpfleinsnacht^.  Der 
Sprach,  der  dabei  ausgerufen  wird,  lautet  meist  folgendermassen  : 

Holla,  holla,  klopf  a ! 

dTrau  hat  en  schön  ma. 

Geit-me  dTrau  en  Küechel  z*Loh, 

das  i  'en  Herrn  globt  ha, 

en  KUechel  und  en  Zeltn, 

de  Peda  (Petrus]  wurds  vegeltn. 

de  Peda  is  a  haiige  ma, 
,      der  alle  ding  vegeltn  ka. 
(ScHMKLLKR,  Bayer.  Wörterb.  II,  1337,  wo  noch  Weiteres.) 

In  Schwaben  fallen  die  ^Elöpflins-  oder  Enöpflinsnächte'' 
zwischen  Weihnachten  und  Dreikönigen  (6.  Jan.).  Der  in  ihnen 
gesungene  Spruch  enthält  einen  Segenswunsch: 

^HoUa,  holla,  Knöpflinsnacht! 

gnts  jaur,  guts  jaur,  dass  's  kom  wol  grat ! 

Kraut  un  Zwibel 

is  au  nit  Übel, 

Bhüt  uns  got  vorm  Totengrübel! 

(ScHMiD,  Schwab.  Wörterb.  S.  317.)««) 

Besonders  wertroU  ist  für  uns  der  Bericht  des  Boemus 
(De  omnium  gentium  ritibutf  1520,  p.  58^),  weil  er,  obschon  er 
speziell  fränkische  Yerhältnisse  beleuchtet,  die  ursprüngliche 
Bedeutung  des  Brauches  klar  darstellt.  Er  lautet  in  Ueber- 
setzung:  ,,In  den  drei  Donnerstagsnächten  vor  Weihnachten 
gehen  Knaben  und  Mädchen  von^  Haus  zu  Haus,  klopfen  an  die 
Thüren  und  verkünden  mit  Gesang  die  nahe  Geburt  des  Herrn 
und  ein  gesegnetes  Jahr.  Dafür  bekommen  sie  von  den  Haus- 
bewohnern Birnen,  Aepfel,  Nüsse  und  auch  Geldstücke.  "^  ^^ 


*«)  Vgl.  noch  K.  Remeb,  Sagen,  Gebräuche  etc.  des  Allgilu's  n  [1902] 
9ff. ;  Fr.  Panzer,  Beitrag  zur  Deutschen  Mythologie  II  [1855]  115—118; 
£.  Mrtkr,  Deutsche  Sagen,  Sitten  und  Gebräuche  aus  Schwaben  1852 
S.  457— 4SI.  5a0;  £.  H.  Meyer,  Badisches  Volksleben  im  19.  Jahrh.  1900, 
S.  195  fir.;  J.  M.  HCbler,  Bayerisch  Schwaben  und  Neuburg  1901  S.  166; 
Blätter  des  Schwab.  Albvereins  IX  [1897]  53;  Mitteilun(}kk  und  Umfragen 
zur  bayer.  Volkskunde  VII  [1901]  Nr.  1,  S.  4.  —  «J  S.  auch  das  Zitat  aus 
Naogeorgus*  Regnum  Papisticum  lib.  IV  bei  Flögel,  Geschichte  des  Grotesk- 


112  Neu  Jahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Wenden  wir  uns  nun  aber  wieder  Basel  zu!  Was  ander- 
wärts ^Klöpfleinsnacht*"  genannt  wird,  heisst  hier  „Bochsel- 
nacht'',  von  „bochseln^  =  „klopfen,  poltern^.  ^^)  Heute  kennen 
wir  den  Brauch  und  das  Wort  nicht  mehr;  aber  eine  grosse 
Zahl  von  Verboten  beweist  uns  sein  Vorhandensein  in  älterer 
Zeit.  Der  älteste  mir  bekannte  Beleg  aus  Basel  ist  der  schon 
citierte  von  1420  aus  dem  Rufbuch  [s.  o.  S.  104].  Hier  ist  aber 
der  Ausdruck  „bochseln^  oder  „Bochselnacht'^  noch  nicht  ge- 
braucht; es  ist  nur  vom  „klopfen  an  den  Häusern  die  Rede^. 
Erst  ein  Ruf  von  1432  kommt  näher  darauf  zu  sprechen:  ,,Vor 
winnachten  Bochein".  „Lieben  fründe,  unser  Herren  Räte 
und  meister  tünt  üch  sagen  und  verkünden,  nachdem  daz  heilige 
concilium  ietz  by  uns  ist,  um  gross  mergklich  anligende  saohen 
der  heiligen  Cristenheit,  darumb  auch  menglich  dester  züchtiger 
sol  sin  und  ouch  dester  ernsthaftiger,  und  darumb  so  wellent 
unser  Herren  und  verbietent  üch  ernstlich,  daz  niemand  booh- 
heln  sol  und  uwer  Ejnde  dazu  halten,  daz  sy  soliches  tügent.*^ 
(Rufb.  T,  94*).  1436  erscheint  dann  zum  ersten  Male  das  Wort 
„Bosselnacht":  „Als  denn  vf  morn  die  bosselnacht  ist,  tünt 
unser  Herren  verbieten,  daz  niemand  bosseln  sol,  wand  den  ouch 
frömden  Herren  [vom  Konzil]  soliches  unkunt  ist.^  (Rufb.  I, 
106*).  Am  22.  Dezember  1441  heisst  es,  „daz  si  nit  wellent, 
daz  iemand  vf  morn  bochele^.  Darüber  steht  „bosseln". 
(Rufb.  I,  127^).  Auch  ein  Ruf  von  1450  hat  in  der  üeber- 
schrift  „Bosselen",  im  Text  jedoch;  „Diso  zijt  vor  wyennechten 
erbern  luten  an  jren  huseren  ze  bochlen".  (Rufb.  I,  188^)- 
In  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrh.  ist  „bosslen^  allgemein» 
und  erst  1501  taucht  die  Form  „bochslen",  1520  die  „Boch- 
selnacht^  auf:  „Alsdann  mengklich  bisshar  vor  dem  heiligeo. 
hochzyt  Wiennechten  jn  Übung  gewesen,  uff  die  necht,  so  maci 
nempt  die  Bochselnacht,  nachtz  umbgangen,  den  lüten  gelüt^ 
geklopfet  und   in  die  venster  geworfen  haben''.    (Rufb.   11,   69). 

So  folgt  sich  Verbot  auf  Verbot.  Wie  zäh  man  aber  an 
der  Ueberlieferung  festhielt,  zeigt  nicht  nur  eine  Notiz  in  der 
2.  Fortsetzung  der  Wurstisen'schen  Chronik  ^*),  wonach  noch  im 


komischen  1788,  S.  187,   und  ferner  Haltaus,  Galendarium  medii  «evi.  1729, 
p.  141.  —  23)  Bochseln  scheint  eine  Kompromlssbildung  zu  sein  aus  bochdrtr- 
und  bosseln^  die  beide  „schlagen,  klopfen"  bedeuten.  —  *♦)  Chr.  Wurstisen, 
Basler  Chronick,  Neue  Aufl.  („Fortführung  der  Basel-Chronick.  Drittes  Buch*). 
Basel  1779,  Fol.  106. 


Neu  Jahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  113 

Jahre  1609  die  Bochselnächte  abgestellt  werden  mussten^^), 
sondern  anch  die  Fortdaner  in  andern  Gegenden  bis  anf  den 
heatigen  Tag.  Anch  in  der  Schweiz  haftete  nämlich  die  Bochsel- 
naoht  nicht  ansschliesslich  an  Basel,  sondern  sie  ist  uns  auch 
anderweitig  bezengt.  Im  Zürcher  Ratsbuch  ist  unterm  Jahre 
1485  von  einem  Burschen  die  Rede,  der  „mit  einem  steckly 
OAch  altem  harkommen  und  bruch  der  Bochselnacht  an  des 
Netzen  und  ander  türen  geklopft*^  (Schweiz.  Id.  V,  342).  Der 
Rat  von  Baden  im  Aargau  beschliesst  am  18.  Dezember  1517, 
^das  man  über  ein  jar  das  bogschien  an  den  dry  dornstagen 
vor  wienachten  sol  verbieten  in  der  kilchen  by  X/?**.  (Samm- 
lung Schweiz.  Rechtsquellen  XYI  [Kanton  Aargau],  I  [Stadt- 
rechte],  II,  I  [1899]  S.  172).  In  Schaffhausen  wird  laut  dem 
Ratsprotokoll  von  1540  einer  um  Sß  gebüsst,  „umb  das  er  über 
miner  herren  verbot  bochslet".  Ebenda  ist  1553  Einer  „in 
fenknus  komen,  von  wegen  er  uff  ain  bochselnacht  spat  uff  der 
gassen  gangen  und  ain  wosch  im  woschhus  abgelassen'^.  (Schweiz. 
Idiotikon  lY,  657).  In  einem  handschriftlichen  Zürcher  Mandat 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XYI.  Jahrh.  wird  geboten,  „es  sol 
ouch  niemants  dem  anderen  an  sinen  hüsern  und  gmachen  oder 
suntst  andern  orten  bochslen,  klopfen  oder  einich  unfür  triben^ 
(Staatsarch.  Zürich).  Der  Luzerner  Oysat  erwähnt  unterm  Jahr 
1578:  „Die  bolster  nacht  (so  man  hie  das  stäggely  jagen 
genempt)  die  dry  donstag  nacht  vor  wiechnacht,  ein  gar  ungestüm 
wäsen  und  boldern  durch  die  statt,  von  alltem  här  allso  jn  ein 
gwohnheit  gebracht,  jst  abgestellt  upd  ewig  verboten '^  (Archiv 
f.  Schweiz.  Reformationsgesch.  II  [Beilage  zu  Eathol.  Schweizer- 
blätter NF  n  (1908)]  S.  20),  und  in  einer  Zürcher  Ratserkanntnis 
vom  Jahre  1623  wird  von  allerhand  Unfug  berichtet,  „wie  das  nit 
allein  die  zyt  har  die  jungen  Knaben  nachts  under  dem  Liecht  an 
den  Hüseren  anlütend  und  bochslind  und  diejenigen  Personen,  so 
inen  SöUiches  abzewehren  under  die  Türen  kommind,  mit  Tuss- 
eggen  [Holzdegen]  oder  Stecken  schlachind  und  beschedigind 
und  dann  darvon  laufind  und  flüchind,  sonders  das  auch  die  er- 
wachsne  junge  Burger  und  Burst  die  Handtwerchsgsellen  und 
andere  Personen  uff  der  Gassen  angryfind,  stossind  und  miss- 
handlind^  (Schweiz.  Idiotikon  lY,  999). 


»)  EiD  gleiches  Verbot   auch   im   Jahre  1587   (Ratsbüchlein  II,  126  > 
und  1592  (Ratsprotokoll  2,  164>; ) 

•     8 


114  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Gegenwärtig  besteht  der  Name  „Boobsel-,  bezw.  Boxel- 
oder Bncbsle-Nacht"  noch  iu  Rheinfelden,  Zurzach,  Kling- 
nau,  am  Zürichsee,  in  Weinfelden  und  in  Nufenen,  der 
alte  Braach  hat  sich  aber  nach  Rochholz  (Orenzboten  23.  Jahrg. 
[1864]  IV.  Bd.  S.  378)  nur  noch  in  Rheinfelden «^  und  Zur- 
zach^^),  nach  eigenen  Erkundigungen  auch  in  Elingnau,  rein 
erhalten.  In  Rheinfeldcn  durchstreift  (laut  Rochhblz)  die  Jugend 
an  den  drei  Donnerstagen  vor  Weihnachten  nächtlicherweile  die 
Strassen,  klopft  an  alle  Thüren,  zieht  alle  Hausglocken  und 
wirft  Erbsen  und  Bohnen  an  jedes  Fenster.  ^^)  Es  läuft  nicht 
ganz  ohne  Schaden  ab,  wenn  der  Mutwille  auch  Steinchen  und 
Mauerkalk  mit  den  abermals  aufgerafften  Erbsen  gegen  die 
Scheiben  schleudert.  Streckt  dabei  jemand,  dem  man  nicht 
hold  ist,  den  Kopf  zum  Fenster  heraus,  so  fliegt  ihm  der  ganze 
Hagel  in's  Gesicht.  Man  erkennt  darin,  sagt  R.,  eine  Spur 
jenes  altkirchlichen  Zweckes,  die  Menschen  zur  Wachsamkeit 
zu  mahnen,  damit  der  Herr  bei  seiner  Ankunft  die  Menschen 
nicht  unvorbereitet  finde. 

Ueber  das  Bochslen  in  Klingnau  teilt  uns  Herr  Lehrer 
Bilger  daselbst  Folgendes  mit: 

^Kathrie  (hl.  Katharina,  25.  Kov.)  stellt  Trumme  und  Pfiffe  ie. 

Thuma  (hl.  Thomas,  29.  Dez.)  bringt  sie  wieder  umma.'^ 

Altes  Sprichwort. 

Ueber  die  Adventszeit  ist  von  der  katholischen  Kirche 
jede  öffentliche  Lustbarkeit  untersagt,  das  Bochslen  sollte  ein 
beängstigendes  Gefühl  erwecken,  von  dem  dann  die  Weihnacht 
erloste.  Es  geschah  nur  an  den  drei  letzten  Donnerstagen  im 
Advent,  abends  zwischen  8  und  10  Uhr.    (Bochselnächte.) 

Gute  Freunde  und  Nachbarn,  ehrbare  Handwerker,  die  in 
angeheitertem  Zustande  von  ihrem  Abendschoppen  heimkehrten, 
klopften  einander  an  die  Thüren,  Fenster  oder  Fensterladen,  um 
dann  mit  gedämpfter  Stimme  einen  frommen  Spruch,  an  diese 
hl.  Zeit  erinnernd,  herzusagen.  Erwachsene  Mädchen  warfen 
Erbsen  an  die  Fenster  ihrer  Freundinnen,   um  zu  erfahren,    ob 


")  Für  Rheinfelden  bestätigt  von  Herrn  J.  U.  Dietschy  daselbst 
Dort  leitet  das  Volk  den  Brauch,  wie  das  überhaupt  oft  der  Fall,  von  der  Pest- 
zeit her,  d.  h.  man  glaubt,  dass  das  Werfen  von  Erbsen  an  die  Fenster  den 
Zweck  hatte,  zu  erfahren,  ob  die  Leute  noch  lebten.  —  ^ij  Laut  einer  An- 
gabe von  Hochw.  Hm.  Pfr.  Binkert  besteht  der  Brauch  in  Zurzach  nicht 
mehr.  —  ^^)  Diese  letztere  Form  des  Bochselns  s.  auch  bei  E.  ScHiiiTTy 
Sagen  u.  s.  w.  aus  dem  Baulande.   Baden-Baden  (Programm)  1895,  S.  23. 


Neujahrafeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  115 

ein  „ Schatz^  und  welcher  bei  ihnen  sei;  denn  als  unerschrockener 
Manu  muBste  dieser  dem  Spuck  auf  die  Spur  zu  kommen  suchen. 
Junge  Bursche  bochselten  ihren  Mädchen,  indem  sie  Hände  voll 
Traubenkerne  an  die  Fenster  warfen.  Ein  Schneider  auf  der 
Stör  sass  auf  dem  Tisch  am  Fenster  und  öffnete  dieses  immer, 
um  sMue  Neugierde  zu  befriedigen.  Fünf  Jungfrauen  bochselten; 
sogleich  schaute  der  Schneider  wieder  hinaus.  Schnell  fuhren 
sie  ihm  mit  einem  Tuch,  das  sie  in  der  Küche  gehörig  ge- 
schwärzt uod  an  eine  Stange  gebunden  hatten,  über  das  Gesicht. 
Er  wurde  natürlich  iu  der  Stube  ausgelacht.  Sie  haben  den 
Rechten  erwischt,  meinte  er  dazu. 

Man  erlaubte  sich  dieses  Bochseln  als  Scherz,  denn  es 
geschah  nicht  in  böser  Absicht  und  meist  nur  gegen  Verwandte 
ond  Freunde,  die  Fremden  Hess  man  in  Ruhe. 

Etwas  drastischer  trieben  es  die  jungen  Burschen,  die  sogen. 
Nachtbuben.  Missbeliebigen  Leuten  wurde  irdenes,  schadhaftes 
Geschirr,  grosse  Schüsseln,  Milchhäfen  etc.,  in  Ermanglung  auch 
Kieselsteine  auf  leises  Kommando  „eins-zwei-drei*^  an  die  Haus- 
thüren  geschleudert ,  so  dass  die  Scherben  klirrend  auf  die 
Pflasterung  fielen.  Beliebte  Gegenstände  zum  Bochseln  waren 
grosse  Brantweinflaschen,  die  man  schon  während  des  Jahres 
hiezu  auf  die  Seite  stellte.  Um.  durch  Glassplitter  keinen  Schaden 
zu  stiften,  wurde  dieselbe  in  einen  Sack  gesteckt  und  dieser 
mächtig  an  die  Hausthüre  geschlagen.  Je  stärker  das  Geklirr, 
desto  grösser  die  Freude.  Alte  Eisenpfannen  wurden  an  Seile 
gebunden  und  erst  geschwungen,  dann  angeschlagen.  Schaute 
jemand  zum  Fenster  hinaus,  riskierte  er  oft  aus  einer  Klystier- 
spritze  einen  Strahl  Wasser  oder  Schweineblut. 

Nur  einmal  ist  es  vorgekommen,  dass  Hunde  an  die  Haus- 
glocken geführt  wurden,  an  die  vorher  mittelst  einer  Schnur  ein 
Stück  Fleisch  oder  Ejiochen  gebunden  war ;  dieser  Unfug  wurde 
missbilligt  und  hörte  auf. 

15 — 16jährige  Knaben  liebten  es  zu  bochseln,  aber  auf 
bescheidenere  Art.  An  den  eisernen  Klopfer  der  Hausthüre 
wurde  ein  langer  Faden  gebunden  und  auf  gü  ästigen  Plätzen 
damit  der  Klopfer  gehoben  und  fallen  (^tätschen^)  gelassen.  Die 
Hausbewohner,  im  Glauben,  es  wolle  sie  jemand  sprechen  oder 
besuchen,  ö&en  das  Fenster,  sehen  aber  niemand.  Im  Glauben, 
sich  geirrt  zu  haben,  lassen  sie  alles  auf  sich  beruhen.  Das 
Klopfen  wiederholt  sich.     Nun  die  Frage:  Wer  klopft?    Keine 


116 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Ver^'andtes. 


6?' 


Antwort,  aber  abermaliges  Klopfen.  Aergerlich  geht  jemai 
herunter.  Er  sieht  niemand,  findet  aber  die  Schnur  und  d 
Zauber  ist  gelöst. 

Auch  Hausthüren,  die  sich  von  selbst  gern  nach  Innen  offne 
und  nicht  geriegelt  sind,  werden  mittelst  einer  an  die  Falle  g 
bundenen  Schnur  zugeschlagen  und  dies  mehrmals  wiederho 
Der  Thäter  hält  sich  oft  hinter  einem  Haufen  Reb-  oder  Bohne 
stickel  (Stangen),  die  vor  oder  neben  das  Haus  gestellt  wäre 
verborgen. 

Diese  letztern  zwei  Arten  des  Bochselns  waren  noch  v 
fünf  Jahren  gebräuchlich,  der  übrige  Spektakel  aber  hat  sc 
dreissig,  vierzig  Jahren,  um  unliebsame  Auftritte  zu  vermeide 
aufgehört.     Eine  Erklärung  des  Brauches  weiss  niemand  mehr 

In  Weinfelden  dagegen  besteht  die  „ Boxelnacht ^  ni 
noch  in  einem  lärmenden  Umzug  der  Jugend  mit  ausgehöhlt« 
von  innen  erleuchteten  Runkelrüben,  und  in  deo  Kantone 
Zürich  und  Oraubünden  ist  die  Bochselnacht  vollends  nioh 
anderes  mehr  als  eine  gesellige  Vereinigung,  an  der  man  sie 
nachdem  mau  bis  in  die  Nacht  gearbeitet  hat,  bei  Branntwei 
gütlich  thut.  «») 

lY.  Zu  dem  lärmenden  Umziehen  und  Klopfen  gesellte  sU 
aber  in  früherer  Zeit  noch  eine  weitere  Sitte:  das  Verkleide 
S.  104  ist  ein  Verbot  aus  dem  Jahre  1418  zitiert  werde: 
welches  von  »einer  „nüwen  gewonheif*  in  Basel  spricht,  „di 
man  im  atvent  anfahet  in  bökenwise  ze  gonde,  und  erber  lüi 
ze  überfallende  in  iren  hüsern^.  Das  Verbot  scheint  wenig  g< 
fruchtet  zu  haben;  denn  es  musste  beinahe  jährlich  wiederho 
werden,  und  zwar  nicht  etwa  nur,  um  Uebergriffen  vorzi 
beugen,  sondern  es  werden  geradezu  solche  Uebergriffe  namha 
gemacht.     1424  ist  es  den  Räten    „fürkommen,   daz  man  lang< 

*')  Mit  der  Bochselnacht  stehen  in  engem  Zusammenhang  die  noi 
in  der  Neuzeit  üblichen  Lärmumzüge,  die  ich  in  diesem  Archiv  (I,  28 
kurz  erwähnt  habe.  Ausser  den  dort  aufgeführten  Bräuchen  sind  noch  i 
nennen:  Die  ^Pfaflfenkellerinjagd**  und  das  „Schmutzlijagen"  im  Kante 
Luzem,  die  ^Chlungelinacht"  und  die  „Chläuselinacht"  im  Kanton  Züric 
der  Umzug  gegen  das  „Strudeli"  und  ^Strätteli"  bei  Brunnen  (Kt.  Schwyz 
das  „Trychele"  in  Ober-Hasli,  das  „Ausläuten**  in  Thusis,  die  Lärmumzü^ 
in  St.  Ulrichen  (s.  Am  Herd,  Denkwürdigkeiten  von  Ulrichen  [Bern  187! 
S.  195),  das  „Klaus-Einschellen**  im  Kt.  Glarus  Arch.  IV,  250.  252,  di 
„Andresien"  im  luz.  Gäu  und  in  Obwalden.  S.  auch  Schweiz.  Idiotikc 
ni,  688. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  117 

angefangen    hab   in    Bökenwise   ze    lonffende^    (Bufb.    I,    73*), 

and  1432  wird  sogar  die  Art  der  Maskierung  genannt:  Die  Be- 

liörden  ^verbietent  menglichem,  dz    niemand  in   tüfels  hüten 

louffen  solle,  noch  jn  Böcken  wise  gan,  ietz  noch  zer  vassnacht^ 

(Rafb.    I,    94*).      Noch    bestimmter    lautet    das    Verbot   vom 

Jahre  1436:  „daz  niemand  in  tüfels  hütten  noch  in  gölers^^) 

^wise  loufFen  solle,  noch  in  Böckenwise  gan  oder  sich  jn  dehein 

andere  wise  mit  kleideren  verenderen  anders  denn  sin  tegelicher 

iKrandel  ist,  bede,  ietz  vnd  euch  ze  vassnacht^  (Rufb.  I,   106*). 

Wiederholungen  dieses  Verbots   finden    sich   in  Aufzeichnungen 

der   Jahre    1441    und    1447    (Rufb.  I,    127^).      In   einem   Ruf 

von  ca.  1449  wird  noch  eigens  auf  die  vielfachen  Uebertretungen 

hingewiesen:  ,, Solich  jr  gebott  uu  schwerlich  uberfaren  ist  vnd  . .  . 

Til  lüten  nachts  in  Böckenwise  wider  vnd  für  louffent  vnd  nye- 

mand  weiss,  wer  der  under  [darunter]  ist,  da  von  nu  vil  vnrats 

wachsen  mochf*;  es  wird  daher  verboten,  dass  man  „weder  tags 

noch  nachts  in  bocken  wise  oder  in  verenderten  kleidern  verbutzt 

oder  verbunden  gan   oder  über  vnd  über    uff   der  herren    oder 

znnfften  stuben  louffen  solle  in  dhein  wise  .  .  .^   (Rufb.  I,  172*!). 

Bei  der  Frage  nach  dem  Ursprung  dieser  Sitte  werden 
wir  zunächst  Umschau  zu  halten  haben,  ob  sie  ausser  Basel 
auch  sonstwo  noch  vorkommt,  und  da  möchten  wir  auf  ein  hand- 
schriftliches Zürcher  Mandat  aus  der.l.  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
hinweisen,  das  neben  dem  „bochsslen''  auch  das  Böggenwerk, 
^es  syge  mit  lätzen  beltzen,  vorgespannen  hüben  ^  u.  s.  w.  unter- 
sagt wird.  (Staats-Archiv  Zürich).  Auch  ein  Berner  Mandat  vom 
26.  Dezember  erwähnt  die  Sitte:  „Als  dann  hütt  anzug  besche- 
chen  von  wegen  des  unordentlichen  trinckens,  spät  sitzens,  miss- 
brach und  Unzucht  mit  umzüchen  mit  pfiffen  und  trummen, 
oaeh  verbutzens  uff  dem  nüwen  jar  und  darnach  zu  vass- 
nachten^.    (Archiv  d.  eist.  Ver.  16,  644). 

Man  wäre  im  Irrtum,  wolle  man  glauben,  dass  solche  Mas- 
kierungen um  die  Weihnachts-  und  Neujahrszeit  erst  verhältnis- 
mässig spät  von  den  Fastnachtsgebräuchen  herübergenommen 
worden  seien.  Schon  der  hl.  Ambrosius  (IV.  Jahrh.)  spielt  auf 
den  Brauch,  in  Hirschmasken  umzulaufen,  an,  wenn  er  von  dem 


^)  Geier  fehlt  im  Idiotikon;  das  Wort  wird  zu  goUn,  gölen  „wild 
jauchzen,  Narrheiten  treibeD**  gehören.  Göli  „Spassmacher*"  ist  noch  heute 
io  Schweiz.  Mundarten  gebräuchlich. 


118  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Hirsche  spricht,    der  nach  der  Yolksaitte  zu  Anfang  des  Jahres 
sein  Unwesen  treibe.**) 

Das  ganze  Mittelalter  hindurch  lassen  sich  solche  Yer- 
mummungen  (es  sind  besonders  Hirsch-  und  Weibermasken)  aus 
Eonzilakten,  Briefen,  Bussbüchern  u.  s.  w.  nachweisen.  Wir 
haben  im  Anhang  I  die  wichtigste  Litteratur  darüber  zusammen- 
gestellt, wobei  wir  aber  nur  diejenigen  Zitate  wörtlich  aufge- 
führt haben,  die  in  den  überall  zugänglichen  Werken  von  Du- 
cange  und  Tille  nicht  abgedruckt  sind.  Zur  allgemeinen  Orien- 
tierung seien  hier  jedoch  zwei  Stellen  aus  pseudo-augustinischen 
Predigten  (des  6./7.  Jahrh.)  wiedergegeben,  die  Panzer**)  über- 
setzt hat.  In  der  ersten  Predigt **)  heisst  es:  „An  diesen  Tagen 
kleiden  sich  die  Heiden  mit  Umkehr  der  Ordnung  der  Dinge  in 
unanständige  Missgestalten ^.  „Diese  elenden  Menschen,  und, 
was  noch  schlimmer  ist,  einige  Getaufte,  nehmen  falsche  Ge- 
stalten und  monströse  Gesichter  an,  worüber  man  sich  schämen, 
dann  aber  vielmehr  betrüben  mnss;  denn  welcher  Vernünftige 
sollte  es  glauben,  dass  Menschen,  die  bei  Besinnung  sind,  sich, 
indem  sie  den  Hirsch  spielen  (cervulum  facientes),  in  das  Wesen 
von  Tieren  umwandeln  wollen?  Andre  kleiden  sich  in  die  Felle 
ihres  Viehes,  andre  setzen  sich  Tierhäupter  auf,  darüber  sich 
freuend  und  ergötzend,  dass  sie  sich  so  in  die  Gestalten  wilder 
Tiere  umgewandelt  haben,  dass  sie  nicht  Menschen  zu  sein 
scheinen.^  „Was  ist  aber  auch  das  schändlich,  dass  die  als 
Männer  geborenen  Frauenkleider  anziehen  und  in  der 
schändlichsten  Verkleidung  durch  Mädchenanzug  die  männ- 
liche Kraft  weibisch  machen "^  u.  s.  w.  In  der  zweiten  Predigt: 
„Was  ist  so  verrückt,  als  durch  schändlichen  Anzug  das  männ- 
liche Geschlecht  in  weibliche  Gestalt  umzuwandeln?  was  so  ver- 
rückt, als  das  Gesicht  zu  verunstalten  und  Masken  anzuziehen, 
vor  denen  selbst  die  Dämonen  erschrecken  möchten  P  was  so 
verrückt,  als  mit  ungeziemenden  Bewegungen  und  unzüch- 
tigen Gesängen  das  Lob  der  Laster  in  schamloser  Ergötzung 
zu  besingen?  sich  in  wilde  Tiere  zu  verkleiden,  der  Zieg^ 
oder  dem  Hirsch  ähnlich  zu  werden,  auf  dass  der  Mensch,  zu 
Gleichnis  Gottes  geschaffen,  das  Opfer  der  Dämonen  werde.  ^ 


3')  „Sed  jam  satis  in    exordio  tractatus,   dicut   in    priocipio   anc&i 
niore  vulgi  Cervus  allusit**.     (Nach  Ducanoe,  Gloss.  II,  ä??«  ).  —  '*)  Pb^ 
Panzer,    Beitrag   zur   deutschen    Mythologie  II   (München    1865)   466  fif.    — 
33)  Sie  wird  von  Ducaiige  (II,  277)  Faustinus  zugeschrieben. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  119 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  noch  heute 
üblichen  Umzüge  mit  tierischen  oder  dämonischen  Ge- 
stalten um  die  Neujahrs-  (und  auch  Fastnachts-)Zeit  ^^)  zu 
diesen  mittelalterlichen  Oepflogenheiten  in  mehr  oder  weniger 
eoger  Beziehung  stehen.  ^^)  You  schweizerischen  Gestalten 
nennen  wir  nur  das  Posterli,  die  Hakennase,  die  Stüpfnase,^ 
die  Schnabelgeiss,  die  Hechelgauggele,  das  Bauri,  den  P^re 
Challande,  den  Glockenschellenmann,  den  Glungel,  den  Appels- 
oarr,  sowie  die  dämonischen  Begleiter  des  St.  Nikiaus:  Schmutzli, 
Gurri,  Dösseli.^«) 

y.  Ein  ganz  besonderer  Brauch  muss  das  ^Bisch#fe  und 
Könige  machen^'^)  gewesen  sein.  In  den  von  mir  benutzten 
Basler  Quellen  finde  ich  eine  erste  Notiz  vom  Jahre  1420  auch 
wieder  in  dem  mehrfach  angezogenen  Ruf  buch:  ^Als  man  dis 
hochzit  [Weihnacht]  und  davor  bischofe  machet,  bede,  herren 
vnd  Schüler,  vnd  denen  zu  dienst  tufel  loufFent,  heissent  üch 
▼nser  Herren  sagen,  daz  sy  nit  wellent,  dz  yemant  in  tüfels  wise 
loufFen  solle  in  den  kilchen  noch  in  der  Statd,  wand  dadurch 
gotz  dienst  gehindert  vnd  gewirret  wird**  (Rufb.  I,  28^).  Die 
nächste  Erwähnung  begegnet  uns  im  Jahre  1450:  „desglich  als 
bitzher  künige  oder  bischoffe  ufF  den  stuben  vnd  jn  hüsorn  ge- 
macht sint  worden,  die  euch  in  die  hüser  vnd  vmb  würst  gangen 
wellen**  (Rufb.  I,  189*). ^®)  Dass  diese  Sitte  über  unsere 
Stadt  hinaus  muss  verbreitet  gewesen  sein,  zeigt  allein  schon 
das  Verbot  des  Basler  Konzils  vom  9.  Juni  1435;  es  heisst 
darin:  ^Die  heilige  Synode  verabscheut  einen  schäadlicheD  Miss- 
brauch, wonach  an  gewissen  Festtagen  des  Jahres  ^^)  Einige  mit 

•*)  Dazu  vgl.  die  bei  Anlass  der  Bochselnacht  ausgeführten  Lärmuiu- 
züge  (8.  Anm.  29).  Möglicherweise  hat  auch  das  „Hirsjagen"  im  Kt.  Luzern 
(Arch.  I,  281,  Anm.  1)  nichts  mit  Hirse  zu  thun,  sondern  ist  volksetymo- 
logisch aus  Hirz  (Hirsch)  umgebildet  (vgl.  das  von  Ebel  bezeugte  hirsen, 
hirzen  ^abenteuerliche  Mummereien  treiben,  schmausen");  doch  ist  auch  das 
analoge  „Speckjagen"  im  Kt.  Luzern  in  Betracht  zu  ziehen.  —  ^'^)  Eigent- 
liche Hirschmasken  haben  sich  noch  im  Salzburgischen  erhalten.  Repro- 
duktionen von  solchen  aus  dem  Museum  für  Oestorr.  Volkskunde  s.  Welt- 
PoBT  (Wien)  1897  Nr.  1  und  Illustr.  Zeitung  1897,  S.  562.  —  36)  Maskierte 
an  Sylvester  im  Kt.  Glarus  s.  Archiv  IV,  259.  Laut  mündlicher  Mitteilung 
von  Herrn  Dr.  Alfr.  Geigy  in  Basel  sollen  auch  in  Genf  Verkleidete  an 
Sylvester  umziehen.  —  ^')  Vgl.  Tille,  Weihnacht  IS.  31.  —  ^^)  Vgl.  auch 
noch  Fechters  „Topographie"  in:  Basel  im  14.  Jahrh.  (1856)  S.  17.  112.  — 
^)  Der  Tag,  an  welchem  der  Brauch  sich  abspielte,  mag  also  je  nach  der 
(iegend  ein  verschiedener  gewesen  sein,  wie  noch  heutzutage. 


120  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

bischöflichen  Abzeichen  wie  Mitra,  Stab  und  Ornat  angethan, 
den  bischöflichen  Segen  sprechen,  Andere  sich  als  Könige  und 
Herzöge  verkleiden,  was  man  das  Fest  der  Narren  oder  Un- 
schuldigen, anderwärts  den  Knaben  nennt,  Andere  reizen  die 
Leute  durch  Masken-  und  Schauspiele  oder  durch  ausgelassene 
Tänze  von  Männern  und  Frauen  zum  Zuschauen  und  rohem 
Gelächter,  noch  andere  veranstalten  Schmausereien  und  Gast- 
mähler'^  u.  s.  w.  *^)  Solche  Konzilsverbote  gehen  inmier  auf  tief- 
gewurzelte  Gebräuche,  und  einen  solchen  haben  wir  auch  hier 
vor  uns.  Es  handelt  sich  um  nichts  anderes  als  das  weitver- 
breitet^Festum  stultorum,  auch  Festum  fatuorum,  inno- 
centium  oder  hypodiaconorum  genannt.  Dncange  führt  die 
wichtigsten  Quellen  unter  dem  Wort  „Kalendse^  auf.  Wir  be- 
gnügen uns  hier  mit  der  Schilderung  des  Festes  in  Frankreich 
um  die  Mitte  des  15.  Jahrb.,  wie  sie  Flögel  in  seiner  „Geschichte 
des  Groteskekomischen *^  (S.  163)^')  giebt:  „Man  erwählte  in 
den  Thumkirchen  einen  Narrenbischof  oder  Narrenerzbischof, 
welches  von  den  Priestern  und  Weltgeistlichen  geschah,  die  sich 
dazu  besonders  versammelten.  Dieses  geschah  mit  vielen  lächer- 
lichen Ceremonien;  hierauf  führte  man  ihn  mit  grossem  Pomp 
in  die  Kirche.  Auf  dem  Zuge  und  in  der  Kirche  selbst  tanzten 
und  gaukelten  sie,  die  Gesichter  beschmiert,  oder  mit  Larven 
vor  dem  Gesicht,  und  verkleidet  als  Frauenspersonen,  Tiere  oder 
Posseureisser  .  .  .  Der  Narrenbischof  hielt  alsdann  einen  feier- 
lichen Gottesdienst  und  sprach  den  Segen.  Die  vermummten 
Geistlichen  betraten  das  Chor  mit  Tanzen  und  Springen,  und 
sangen  Zotenlieder.  Die  Diakoni  und  Subdiakoni  assen  auf  dem 
Altar  vor  der  Nase  des  Priesters,  welcher  Messe  las,  Würste; 
spielten  vor  seinen  Augen  Karten  und  Würfel,  thaten  ins  Ranch- 
fass  statt  des  Weihrauchs  Flecke  von  alten  Schuhsohlen,  damit 
ihm  der  hässliche  Gestank  in  die  Nase  führe.  Nach  der  Messe 
lief,  tanzte  und  sprang  jedermann  nach  seinem  Gefallen  in  der 
Kirche  herum  und  erlaubte  sich  die  grössten  Ausschweifungen; 
ja  einige  zogen  sich  gar  nackend  aus.  Hierauf  setzten  sie  sich 
auf  Karren  mit  Kot  beladen,  Hessen  sich  durch  die  Stadt  fahren 
und  warfen  den  sie  begleitenden  Pöbel  mit  Kot.     Oft  liessen  sie 


^)  Der  lateinische  Text  bei  Hkrzoo,  Realencyklopädie  X,  204.  —  ♦•)  Zu- 
meist Dach  einem  Statut  des   Bischofs   Ludwig  vod   Sens  aus  dem   Jahr^ 
1445,  bei  Ducangk-Favre,  Gloss.  IV,  484.    Die  unmittelbare  Quelle  Flögel» 
war  aber  wohl  Du  Tilliot,  Fete  des  Foux  p.  5  fg. 


Neujahrafeier  im  alten  Basel  und  Verwandte».  121 

8till  halten  and  machten  mit  ihrem  Körper  die  geilsten  Geberden, 
die  sie  mit  den  unverschämtesten  Reden  begleiteten . . .  Dieses 
Fest  wurde  zu  Paris  am  Neojahr,  an  andern  Orten  am  Tag  der 
Erscheinung  Christi  [6.  Jan.]  und  nach  andern  am  Tag  der  un- 
schuldigen Eindlein  gefeiert.^  ^^ 

Nicht  weniger  ausgelassen  mag  es  1474  in  Zürich  bei  dem 
Umzug  mit  dem  „  Burenbischof ^,  der  in  die  Fraumünsterabtei 
eindrang,  zugegangen  sein.  In  den  Rats-  und  Richtbüchern  finden 
wir  darüber  folgende  Akten :  „Heiüi  Widerker  d(icit) :  er,  Peter 
Füssli  u.  s.  w.  [14  Männer]  syen  mit  einanderen  in  schoppen 
[Weiberröcken  P]  und  mit  dem  purenbischof  gangen,  und  als 
sy  in  miner  gnädigen  frowen  hof  kommen,  sye  die  stägen  thür 
beschlossen.  Da  hab  inen  der  scfaüler,  so  da  sing  und  übel 
reden  könn,  zogen  [die  Thür  aufgezogen].  Do  syen  si  hinufge- 
gangen  in  die  stuben,  und  habensi  geacht,  es  war  miner  gned(igen) 
frowen  will.  Und  do  si  also  ir  wesen  bruchten,  luogte  min 
gnädige  frow  zu  einem  vensterli  herus  und  wer  zornig  und 
trowte  inen,  das  mim  Herrn  burgermeister  zu  clagen,  daz  si  ir 
in  das  ir  [in  ihre  Behausung]  prochen  betten.  Do  antwurten  si, 
si  betten  nit  hin  in  prochen,  soDdern  hett  man  inen  zogen. 
Daruf  bürzloten  si  die  stägen  ab,  und  wüss  er  von  keinen 
unwerten  zä  sagen,  die  miner  gnedigen  frowen  von  inen  geben 
syen."  Die  Andern  sagen  ähnlich  aus.  —  Felix  Werdmüller 
war  der  ,,Schopennarr^,  Stössel  und  Burri  heissen  sich  „Kapläne^. 
{Rats-  und  Richtbücher  B  VI,  229,  Fol.  60.) 

Eine  andere  Gesellschaft  [8  Männer]  wollte  mit  ihrem 
Bischof,  nach  dem  Nachtessen  im  Roten  Haus,  zum  Fraumünster 
tanzen  gehn  und  drang  daon,  „als  man  in  der  Schule  nicht 
tanzte"^,  in  der  Aebtissin  Hof,  wo  „das  Adelheitli,  der  Frowen 
jungfrow  [Magd]*^,  ihnen  öffnen  sollte  u.  s.  w.  „Do  Hesse  Kuon- 
rat  Oul  mit  urloub  ein  grossen  Furz^  u.  s.  w.  Sie  ,,syent  mit 
einanderen  in  narrenwys  gangen**  ....  (Ebd.  Fol.  61). 

Die  ältere  Litteratur  über  den  Narrenbischof  findet  sich 
in  Anhang  II  zusammengestellt. 

Dass  sich  der  Einderbischof  bis  in  die  Neuzeit  erhalten 
hat,    zeigt    der    weitverbreitete    Einderbrauch    am    Martins- ^^), 


**)  Nach   DuRANDus,   Ration.  Divin.   Offic.   lib.  7.    cap.  42   findet    das 
Fest  am  1.,  6.  oder  13.  Januar   statt    ilaut  Dr(AXüE,   Gloss.  IV,  483*  ).   — 

♦*)    Ox»  VoLLSLEVKN    IX,    46. 


122  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Andreas-  ^*)y  Nikiaus-  ^^)  oder  Gregorstage  ^^)  in  Bischofskleidung 
umzuziehen. 

Nicht  so  häufig  scheint  bei  uns  die  Ernennung  eines  Knaben- 
königs  gewesen  zu  sein;  sie  ist  jedoch  durch  den  oben  zitierten 
Ruf  vom  Jahre  1450,  sowie  durch  das  Eonzilsverbot  vom  9.  Juni 
1435  („alii  ut  reges  ac  duces  induti"")  zur  Oenüge  gesichert.  ^^) 
Wir  werden  überdies  noch  seh«n,  dass  auch  dieser  Brauch,  wie 
so  mancher  andere  der  Jahreswende,  auf  römische  Zeiten  zu- 
rückgeht. 

Gehen  wir  nun  aber  zu  weitern  Bräuchen  über. 

VI.  Schon  mehr  als  einmal  sind  wir  in  den  Verboten  auf  den 
Besuch  der  Zunftstuben  gestossen.  In  Fechters  Topographie^^) 
findet  sich  (S.  112)  folgende  (urkundlich  leider  unbelegte)  Notiz: 
^In  einer  weniger  anstössigen  Form  trat  der  Bettel  auf,  wenn 
bei  festlichen  Anlässen,  wie  z.  B.  am  Neujahrstage,  wo  Bürger 
und  Handwerker  auf  ihren  Trinkstuben  zusammenkamen  und 
Geschenke  in  Geld  und  „Galrei^  brachten,  sich  Spielleute  und 
Pfeifen,  auch  hübsche  Frauen  [Courtisanen]  einstellten  und  um 
Geld  „gilten^  [bettelten]  und  dem  Stadtpfeifer  in  das  Hand- 
werk griffen,  welcher  allein  das  Privilegium  besass,  bei  dieser 
Gelegenheit  sich  um  eine  Gabe  zu  präsentieren.''  Wie  so  viele 
andere  bei  Fechter  aufgeführte  Sitten,  wird  auch  diese  kaum 
schon  dem  14.  Jahrh.  entnommen  sein.  Aus  dem  15.  Jahrh. 
dagegen  haben  wir  schon  schon  sichere  Nachweise.  Ein  Ruf 
von  1432  (Rufb.  I,  94*!),  überschrieben   „gute  jare**  sagt:    „Ale 

*+)  Tille,  Weihn.  S.  31;  Jensen  in:  Beilage  zur  Allgem.  Ztg.  1901, 
Nr.  296  S.  4.  —  ♦5)  S.  Fechter,  Topographie  S.  17;  Gf:8C'hicht8frkl-nd  J7,  133; 
Tille,  Weihn.  31ff. ;  Jensk.v  a.  a.  0.  (s.  Anni.  44);  Gemälde  der  Schweiz  III 
(Luzem)  I.  Teil  (St.  Gallen  1858)  S.  331;  LCtolf,  Sagen  (1862)  S.  99.  101; 
Die  Schweiz  II  (1898)  488.  489  (Umzug  des  Kinderbischofs  alle  sieben  Jahre, 
in    Stans;  eingegangen  1857);   Hochholz  in:    Grenzboten    23.  Jahrg.    (1864) 

4.  Bd.  384;  B.  Wvss,  Schwizerdütsch.  Solothum  1863,  S.  23  fg. ;  Schweizer 
Freie  Presse  (Baden)  1897  Nr.  46  (Feuilleton).  Schweiz.  Idiotikon  I,  327 
(Infeie);  III,  688.  Archiv  I,  64;  III,  225;  IV,  252.  -  ^^)  S.  Fechter,  Topo- 
graphie S.  97;  Fechter,  Gesch.  des  Schulwesens  in  Basel  bis  zum  Jahre 
1589  [1837]  S.  30;  Iduna  ixd  Hermodk  (1816)  S.  24;  Kriegk,  Deutsches 
Bürgertum  (1868)   S.   450;    Flogel,   Gesch.   des   Grotesk-Komischen  (1788) 

5.  193.  —  *')  Von  neuern  Gebräuchen  sei  auf  den  „Sylvesterkönig"  in 
in  Mank  (Nieder-Oestreich)  hingewiesen;  s.  Vernaleken,  Mythen  und  Bräuche 
(1859)  S.  291  fg.  Dazu  Mannhardt,  Baumkultus  S.  386.  Auch  die  WahL 
des  „Bohnenkönigs"  und  verwandter  Sitten  wird  damit  in  Verbindunj^ 
gebracht.  —  ♦p)  Basel  im  14.  Jahrh.  (1856). 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  123 

denn  yormals  geordnet  ist,  wie  man  den  zünften  gute  jare 
geben  sol  yf  dz  jngande  jare,  als  sy  gewonheit  band  ze 
samen  ze  gande,  nemlicb  einen  plapbart  vnd  nit  me,  sunder- 
lich  der  zunfte,*  mit  der  er  dienet  vnd  keiner  andern  .  ,  .  ." 
Man  vereinigte  sich  demnacb  am  Neujabr  anf  den  Stnben  und 
bracbte  Gescbenke  mit.  ^^)  Dass  diese  Zusammenkünfte  den 
nmscbwärmenden  Lärmern  Oelegenbeit  boten,  sieb  einen  freien 
Trunk  oder  eine  Geldspende  zu  yerscbaffen,  zeigt  ein  bereits 
angezogenes  Yerbot  yon  ca.  1449,  welcbes  aussagt,  dass  man 
^y^eder  tages  nocb  nacbts  in  bocken  wise  oder  in  yerenderten 
kleidern  verbutzt  oder  verbunden  gan  oder  über  ynd  über  ufF 
der  herren  oder  zunfften  stuben  louflfen  solle **  (Rufb.  I,  172^); 
auch  der  Ruf  von  1450  spricht  ja  von  den  Königen  und  Bi- 
schöfen, die  „uff  den  stuben  und  in  büsern  gemacht  sind 
y^orden**  (Rufb.  I,  189*) ,  während  der  schon  mehrfach  er- 
wähnte Eonzilsartikel  etwas  allgemeiner  sagt:  „alii  commes- 
sationes  et  convivia  ibidem  [wo?]  pseparauf^.  Genauere  Infor- 
mationen erhalten  wir  aus  den  Rechnungs-  und  Eüchenbüchern 
der  Zünfte.  Schon  die  erste  Seite  des  Rechnungsbuches  vom 
Schlüssel  trägt  die  Notiz:  „Uff  den  achtten  Dag  anno  Ixxxv® 
[1485]^^)  band  min  heron  zum  schlussel  ein  fleischs  galreig  lossen 
machen.^  Und  weiterhin:  „Item  und  nam  man  das  gätt  jor  uff 
[nahm  es  entgegen]  uff  den  samstag  von  den  fremden  [Nicht- 
zünftern]  und  lud  sy  uff  den  sunnentag^.  (ib.)  Es  folgen  dann 
die  mannigfachen  Ingredientien  des  Galrei  und  schliesslich  die 
Notiz,  dass  den  „Fremden"  30  Schüsseln  davon  geschickt  wor- 
den seien  (ib.  I,  2).  Unterm  Jahre  1486  wird  wieder  der 
^Fleischgalrei"  erwähnt.  Dabei  erfahren  wir  zugleich,  dass  sich 
die  Zünfte  auch  gegenseitig  beschenkten:  „Item  und  band  min 
heren  zum  saffran  gar  fast  jr  gütt  erlichen  (!)  jar  geschicktt, 
aber  min  heren  zum  schlussel  band  innen  ein  gar  fill  erlicher^') 


♦')  Ein  Verbot  dieser  Sitte,  „ulf  dem  tage  des  jngoüden  Nüwen  Jore» 
uff  den  zunfften  gute  jor  ze  geben"  s.  Ruf  buch  I,  188*;  la.  1450)  und  im 
Jahre  1458  wurde  dies  dahin  eingeschr«*inkt,  das8  jeder  nur  auf  der  eigenen 
Zonftstube  schenken  dürfe.  (Rufbuch  II,  3^  ).  —  ^^)  Dieser  ^achte  Tag"  ist 
der  1.  Januar,  da  man  das  Jahr  mit  Weihnachten  begann.  —  ^'j  Vgl.  den 
Solothumer  Dankspruch : 

Man  hat  uns  ehrbahrlich  gegeben; 

Gott  lass  euch  das  Jahr  mit  Freuden  erleben  u.  a.  w. 

(B.  Wyss,  Schwyzerdütsch  S.  4.) 


124  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

gütt  jar  geschickt^  dan  sy^  (ib.  I,  3*).  Es  werden  dann  im 
Folgenden  die  Namen  derjenigeii  aufgeführt,  die  „min[en]  heren 
zum  Schlüssel  das  gütt  jor  geschickt  vfF  das  jngond  jor*^  .... 
„und  ist  dissen,  die  Y  ß  geben  band  und  dor  über,  erlich  ge- 
schicktt  III  stuck  galreig  vnd  I  fierteil  einss  hi\n  mit  mandel 
erlich"  (ib.  I,  4^ — 5*!).  Auch  die  Küchenbücher  zu  Safran  er- 
wähnen die  Neujahrs-  und  Berchtengalrey  vom  Jahre  1491  ab. 
Im  Jahre  1485  werden  den  Ratsherren,  Sechsern  u.  s.  w.  21 
Schüsseln  mit  Oalrei  geschickt  (Rechnb.  Schi.  I,  2^).  Fiel  da- 
gegen der  1.  Januar  auf  einen  Freitag,  so  machte  man  einen 
Fischgalrei  (Ebd.  19'.). 

Eine  Nachfeier  bestand  in  dem  Berchtentag-Essen  ^^)  am 
2.  Januar,  das  auch  regelmässig  in  den  Ausgabenbüchern  figu- 
riert, ausser  wenn  dieses  Datum  auf  einen  Freitag  oder  Sonntag 
fiel.     In  Zürich  wird  der  „Berchtelistag*  noch  heute  gefeiert. 

Was  ist  nun  all  diesen  Angaben  zu  entnehmen  P  Zünftige 
und  „Fremde"  brachten  zu  Neujahr  ein  Geldgeschenk  auf  die 
Zunft  und  wurden  dafür  mit  einer  Pleischgallert  regaliert^^) 
oder  auch:  es  wurde  den  Spendern  Gallert  und  Huhn  nach 
Hause  geschickt.  Die  Angabe  Fechters,  dass  der  Galrei  von 
den  Teilnehmern  auf  die  Zunftstube  gebracht  worden  sei,  be- 
ruht wohl  auf  Irrtum;  dagegen  weisen  die  Rechnungsbücher 
z.  Schlüssel  in  der  That,  wie  er  sagt,  Posten  „an  die  hübschen 
frowen  und  spillüf^  auf.  ^*) 

Im  16.  Jahrh.  hat  dann  die  Sitte  in  mehrfacher  Hinsicht 
eine  Wandlung   erfahren.     Zuerst  wurde   die   Gallert .  verboten, 


'2)  In  den  Ktichenbüchern  von  Safran  finden  sich  folgende  Sprach- 
forinen:  Bis  152Ö;  „hechten  tag",  1529:  „bechtels  tag**,  1532:  „sant  berch-. 
tolds  tag".  1532  geht  die  Bezeichnung  überhaupt  aus.  —  ")  In  den  90er 
Jahren  des  15.  Jahrh.  wurde  zu  Safran  sogar  ftlr  100  Teilnehmer  gerüstet. 
—  ^)  1494:  „Armen  lüten,  spillüten,  hübschen  frowen,  Sprecher  umb  zittwer 
win  [Wein,  mit  Zitwer  gewürzt]  und  hadergelt  [kleine,  lumpige  Ausgaben?] 
allerhant**  (Rechnb.  Schlüssel,  I,  48* ).  Die  „hübschen  frowen"  hören  in 
den  Zehner  Jahren  des  16.  Jahrh.  auf  Dagegen  finden  wir  1569:  „8  Stu- 
denten, so  die  musik  gsungen  6  /J  8  ^,  etlichen  armen  sundersiechen,  so  uff 
der  gassen  gesungen  2ß,  den  fryheiten  [Landstreichern],  so  uns  umb  das 
guot  jor  gsungen  2  ß,  eim  gougkler,  so  die  brütschen  gschlagen  uff  den 
fingern  1 /J"  (Ebd.).  1570:  „2  bleseren  geben,  so  uns  daz  guot  jar  geblasen 
und  gewünst  2>J"  (Ebd.).  Aehnliche  Ausgaben  enthalten  die  Gutjahrsrödel 
zu  Safran.  1535:  y,Den  blesseren  im  munster  Iß  —  den  armen  zu  sant 
jocob  1  ß  —  der  jungfrowen  die  die  Eyger  wecken  [Eierweggen]  hatt 
bracht  8  ^  —  den  blesseren  vberin  [1.  vber  rin]  Iß   —   den   blesseren   uff 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  125 

wie  das  aus   einem  Beschluss  im   Erkenntnisbacb '''^)  vom  Jahre 
1500  (I,  fol.  192*!)  hervorgeht:  „Nachdem  zu  ingange  des  nuwen 
jars  bisshar  uff  den  Zünften    mit    den  galren    merglicher    cost 
ofgelouffen,  euch  mancherhande  Unwesens  uff  denselben  tag  .  .  . 
fargangen  ist**  wird  geboten,  „das  hynnanthin  uff  keyner  ?unft, 
es  sey  welche  die  wolle,  dhein  galre   gemachet  werde,  sonder 
ob  die  Zunftbruder  zu  dem  inganden  Jarstag  byeinander  essen, 
BoUent  sie  sich  mit  gesottenem  und  gebrattenem  benügen  lassen, 
und  euch  uff  denselben  tag  bitz   nach  der  predig  dhein  spyell 
thün  ....     Item  were  euch  sache,   das  yemand   ein   zunft   eren 
weit  mit  einem  guten  jare  jnnmassen  bisshar  bescheen  ist,  der 
soll  vber  i j  /?  Ǥ  nit  schencken,  er  sy  wie  rieh  oder  arm  er  woll, 
und  onch  durch  dhein  zunft  yemand  utzit  heimgeschickt  werde.  ^  ^^) 
Nach  diesem  Verbot  muss  es  uns  befremden,  im  Jahre  1588  doch 
wieder   die  Oallert  erwähnt  zu  finden.  ^^)   Gleichzeitig   aber   er- 
fahren wir,   dass  der  Empfang   der  Neujahrsgeschenke   auf  den 
Zünften  ^)   und   die  gegenseitige  Beschenkung   der   Zünfte   sich 
nunmehr  in   Form   eigentlicher   Umzüge   abspielte.     Wir    ent- 
nehmen  dies  folgender  Angabe  Brückners   in   der   ersten   Fort- 
setzung   zu    Wurstisen  ^^) :    „Es    war    zu    damaligen    Zeiten    zu 
Basel  der  Gebrauch,   dass  man  an  dem   neuen  Jahres-Tage  mit 
Trommel  und  Pfeiffen  vor  die  Zünfte  zog,  und  von  selbigen  ein 
Nea-Jahrs-Geschenck  empfing,  auch  verehrten  bisweilen  die  Zünfte 
einander  zum  Neu-Jahrs-Geschencke  eine  Gallert,  und  begleiteten 
diese  Gallert  mit  vorgemeldtem  kriegerischen  Spiele.^ 

Zum  Jahre  1608  bemerkt  die  zweite  Fortsetzung  der  selben 
Chronik®^):  „Noch  immerhin  blieb   es   im  Gebrauche,   dass  das 


sant  martty  l  ß  ^  dem  knecht  zum  schlisseil,  der  den  kess  hatt  brocbtt  1  ß". 
1559:  „4  moBS  Allandt  win**  (Fol.  161).  1571  unter  Andenn:  „vm  Sy  essen 
wyn  [unser  jetziger  Hypokras]  3  mass  4  batzen  ~  dem  Becken  Knechtt 
2J  —  den  Armen  sunder  siechen  2ß  —  dem  knecht  zum  scblisel  —  dem 
naren  2ß  —  dem  fremden  mit  dem  spil  2ß  —  den  sangeren  6/J  — 
Spillitten    mit   der   drumen   4  ß'*    (Fol.    253).    —     ")    Staatsarchiv    Basel. 

—  ^)  Von   nun   an   schenken   sich  Schlüssel  und  Safran   Ziger  oder  Käse. 

—  ")  Nachträgliche  Nachforschungen  haben  ergeben,  dass  die  Gallert,  wenn 
auch  in  bedeutend  geringerm  Umfange,  schon  in  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jahrh.  vrieder  auftaucht.  —  ^^)  In  den  zwanziger  Jahren  des  16.  Jahrh. 
kommt  für  die  Zunftbrüder  das  „Heizgeld"  [(in  Zürich  „Stubenhitzen")  und 
^Wachsgeld*  auf;  die  üebrigen  geben  noch  das  »guot  jar*.  —  ^^)  Chr. 
WcROTisKs,  Bassler  Chronick.  Neue  Aufl.  Basel  1772.  Fortführung,  Erstes 
Buch,  Fol.  27.  —  W)  Ebenda  („Fortführung  der  Basel-Chronick.  Drittes 
Buch«)  Basel  1779,  Fol.  95. 


126  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  VerwaDdtes. 

neue  Jahr  mit  SchieBsen,  Trommel  and  Pfeiffen  gefeuret  wurde ; 
doch  ward  dismalen  weiter  nichts  gestattet,  als  dasB  die  Hand- 
werksgeBellen  die  Oeschenke  unter  Trommel-  und  PfeiJBTenklang 
ihren  Meistern  naher  Haus  tragen ,  so  dann  aber  so  gleich  das 
Spiel  niederlegen  sollten/  Dass  aber  diese  Zunftgeschenke  bis 
zum  Ende  des  18.  Jahrh.  Sitte  blieben,  erhellt  aus  den  Gutjahrs- 
rodeln der  Schlüsselzunft,  welche  ausführlich  die  Namen  der 
Häupter,  Ratsherren,  Sechser,  Zunftgenossen,  Tuchscherer, 
Zünfterwittwen  und  Halbzünfter  aufFühren,  welche  Guben  an 
Geld  und,  wie  das  erste  Blatt  auch  sagt,  an  Gebäck  (Neujahrs- 
wecken) empfangen.  Auf  der  Landschaft  ^^)  wurde  in  den 
Häusern  geschmaust,  gezecht  und  gerauft.  Für  die  damaligen 
beschränkten  Wohnungsverhältnisse  ist  es  bezeichnend,  dass  die 
aufgeregte  Gesellschaft  einmal  zu  Tenniken  in  derselben  Stube 
tafelte,  wo  eine  Wöchnerin  mit  ihrem  Neugeborenen  lag.  Als 
die  Männer  in  Streit  gerieten  und  gegen  einander  losgiengen, 
erschrack  die  Frau  aufs  heftigste.  Das  Kind  bekam  die  Gichter 
und  starb  den  Tag  darauf  (Farnsb.  Akten  vom  26.  März  1600 
unter  Tenniken). 

Vn.  Das  führt  uns  endlich  auf  die  Neujahrsgeschenke 
überhaupt.  Wenn  wir  heute  etwa  neben  Weihnachten  und  Neu- 
jahr Bescherungen  veranstalten,    oder   wenn    der   Landschäftler 

singt  : 

Hütt  isch  Sylfester  und  inom  isch  Neujor, 
Gäp-mer  au  öppis  zum  guete  Neujor, ") 

so  ist  das  nicht  eine  Neuerung,  sondern  ein  Rest  des  ursprüng- 
lichen Bescherungstages.  Das  „Neujohrs-Eindli'^  ist  älter  als 
das  „Wienachts-Kindli*';  denn  j^nes  soll  ja  natürlich  nichts 
anderes  sein,  als  die  Personifikation  des  jungen  Jahres,  und  die 
Beziehung  auf  das  Jesuskind  ist  verhältnismässig  neu.  Das 
zeigen  uns  auch  die  Verhältnisse  in  der  übrigen  Schweiz,  in 
der  früher  wenigstens,  fast  ausschliesslich  auf  St.  Nikiaus  ^^)  oder 
Neujahr  ^^)   beschert  wurde.     In   Basel    muss   freilich    schon   zu 


«•)  Mitteilung  von  Herrn  Dr.  Hess.  —  **)  G.  A.  Srileb,  Die  Basler 
Mundart.  Basel  1879,  Sp.  153^.  —  ")  Vgl.  Gemälde  der  Schweiz: 
Luzern  I,  331;  Am  Herd,  Denkwtirdigkeiten  S.  195  flf.;  LCtolf,  Sagen  S»8; 
Die  Schweiz  II,  488;  Schweiz.  Idiotikon  IH,  694;  Archiv  I,  63;  ü,  167;  IV, 
253  u.  A.  m.  —  ^)  Br)L8TERLi,  Sempach  S.  52;  Herzoo,  Volksfeste  S.  2ü4; 
EsTERMANK,  Bickcnbach  S.  193;  ,,Bund'*  27.  Dez.  1899;  Schweiz.  Idiotikon  III, 
63.  64.  346;   Archiv  I,  66.  183  A.3;    II,  142;    IV,  260;   VI,  36  u.  A.  m. 


Neujahrafeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  127 

Anfang  des  18.  Jahrb.  an  beiden  Tagen  besebert  worden  sein; 
denn  ein  Mandat  von  1716  Bpricbt  von  dem  ^b.  Weinacbt-  und 
Nenjahrsabend,  daran  bisbero  viel  Ungebübr  aus  Anlass  des  so- 
genannten Weibnacbt-  und  Neujabr-Eindleins,  sonderlicb  bei  den 
Eramständen,  die  Nacbt  durcbbin  verübet  worden*'  (Schweiz. 
Idiotikon  III,  346).  Trotz  alledem  muss  docb  Neujabr  in  jener 
Zeit  der  Hauptbescberungstag  gewesen  sein.  Das  erbellt  un- 
trüglich aus  den  Oescbenklisten,  wie  sie  sich  noch  hie  und  da 
in  Privathäusern  erbalten  haben.  ^^)  Eine  solche  bat  D.  Burck- 
hardt-Werthemann  im  Basler  Jahrbuch  f.  1897  8.  171  ver- 
öffentlicht : 

^Weggeschickte  gute  Jahr" 

(Yon  den  ca.  25  Posten  sind  sieben  herausgegriffen.) 

^Bürgermeister  J.  B.  Burckhardt:  6  Stöckb  Candisbrot  und  das 

ordinäre  Paquet. 
Oberstzunftmeister  Wettstein:  4  Stöckb  Candisbrot^  2  Capaunen 

und  4  Citronen  und  4  Bomrantzen. 
Madame  Formonde:  Ein  lädlein  Confiture,  4  grives,  8  Citronen 

und  Bomrantzen,  2  bouteillen  Rossoli  ®^)  und  eau  cordiale 

de  citrons. 
Ratsherr  Fäsch:  1  welscbbubn,  ein  reescblegel,  2  stöckb  Candis- 
brot und  4  bomrantzen. 
Dr.    Battier:    2    Capaunen,    eine    Medaille    von    Carl   Y.    und 

Ferdinand  I. 
Herr  Linder  im  Doctorgarten:  2  stöckb  Candis  und  ein  bas. 
Dem  Jacob  a./d.  Steinen:    1   büx   Theo,    1    stöckb   Zucker  und 

Kalbfleisch.  <'«') 

Der  Verfasser  hat  dieses  Verzeichnis  aufgeführt  im  An- 
schluss  an  eine  Radierung  von  Hans  Heinrich  Glaser,  die  zwei 
mit  Oeschenken  beladene  Dienstboten  darstellt  und  den  Titel 
trägt:  „wie  man  einander  das  gut  Jar  verehrt^.  Mit  diesem 
Künstler  sind  wir  nun  aber  bereits  in  den  Anfang  des  17.  Jahrb. 
hin  aufgerückt.  Es  beweist  uns  das,  wie  wenig  sich  in  dem 
Zeitraum  von  100  Jahren  geändert  bat.     A.ber  geben  wir  noch 

")  Auch  mündlich  ist  mir  von  verschiedener  Seite  bestätigt  worden, 
dass  in  Basel  noch  zu  Anfang  des  19.  Jahrh.  die  eigentliche  Bescherung  nicht 
auf  WeUmachten  sondern  auf  Neujahr  gefallen  sei.  —  ^)  Ein  süsser 
Liqueur.  —  *^)  Ein  Gutjahrrodel  des  Bürgermeisters  Sam.  Merian  befindet 
sich  im  Besitze  von  Hm.  Reg.-Rat  Alb.  Burckhardt.  Dieser  teilte  mir 
auch  mit,  dass  die  Greschenke  —  die  der  Beschenkte  natürlich  nicht  alle 
aufzehren  konnte  —  nachher  wieder  verkauft  wurden. 


128  Neujahrsfeior  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

am  100  Jaiire  zurück,  so  werden  wir  die  Verhältnisse  nicht 
wesentlich  anders  finden.  Sagt  doch  schon  Seb.  Brant  in  seinem 
„Narrenschiff"  (Kap.  66  V.  42): 

Des  glichen  zu  dem  nuwen  jor  *^) 
Wem  man  nit  ettwas  schencken  dut 
Der  meynt,  das  gantz  jor  werd  nit  gät. 

Die  Stelle  bei  Brant  ist  aber  auch  noch  in  einer  andern 
Hinsicht  bedeutsam.  Sie  führt  das  Schenken  auf  den  Aber- 
glauben zurück,  dass  die  Geschenke  ein  glückliches  Omen  für 
das  künftige  Jahr  seien,  eine  Meinung,  die  sich  in  den  yer- 
Bchiedensten  Varianten  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat.  *^) 
Einige  Zeilen  vorher  spielt  Brant  auf  einen  andern  Aberglauben 
an,  wenn  er  sagt: 

Vnd  wer  nit  etwas  nuwes  hat 
Vnd  vmb  das  nuw  jor  syngen  gat 
Vnd  grien  tann  riss  steckt  Jn  syn  huss, 
Der  meynt,  er  leb  das  ganz  jor  nit  vss. 

Diese  Verse  sind  nicht  nur  die  älteste  deutsche  Nachricht 
über  den  Weihnachtsbaum^^),  sondern  sie  deuten  uns  auch 
an,  was  dem  Weihnachtsbaum,  der  also,  ähnlich  dem  englischen 
„mistletoe^,  zunächst  in  Zweigform  auftritt,  für  eine  Bedeutung 
innewohne:  man  will  durch  den  Grünschmuck  des  Hauses  um 
die  Wintersonnenwende  die  Fruchtbarkeit  und  Lebensfülle  des 
kommenden  Jahres  symbolisch  darstellen  und  zugleich  herauf- 
beschwören. 

Das  Symbolisch-Ominöse  ist  es  ja  überhaupt,  was  den  Kern 
aller  geschilderten  Neujahrsbräuche   bildet;   und  das   führt   uns 
nun  zum  Schluss  noch  vor  die  Frage:  Ist  es  nicht  möglich,  diese 
verhältnismässig     spät     überlieferten     Gebräuche     auf 
ihren  Ursprung  zurück  zu  leiten? 

Man  hat  früher  versucht.  Alles  was  von  Volksbräachen 
sich  um  die  Sonnenwende  in  Deutschland  abspielt,  mit  dem 
germanischen  Götterhimmel  in  Verbindung  zu  bringen.  Es  war 
eine    Zeit   romantischer    Begeisterung,    wo    man    hinter   jedem 


^)  Auch  filr  Brant  ist  wohl  der  25.  Dezember  Jahresanfiuig. 
—  *^)  Vgl.  namentlich  Wuttke,  Der  deutsche  Volksaberglaube  §  75.  632  und 
anderwärts.  —  '^)  Eine  Notiz  aus  der  Wende  des  Jahrh.  findet  sich  freilich 
schon  bei  Burchard  von  Worms  (Decr.  1.  X  c.  15);  aber  dieses  Verbot  ist 
einem  Dekret  des  Pabstes  Marti  anus  entnommen. 


Nenjahrafeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  129 

apakenden  Straachdieb  Wotan  und  in  jedem  isolierten  Felsblook 
einen  Draidenaltar  sah.  Dabei  vergass  man  ganz,  dass  einmal 
Römer  im  Land  gewesen,  deren  mächtige  Kultur  gewiss  nicht 
spurlos  Torübergegangen  war.  Und  so  ist  denn  auch  der  eine 
und  der  andre  unserer  Neujahrsbräuche  bei  der  auffallenden 
Uebereinstimmung  mit  römischen  Verhältnissen  auf  diese  zurück- 
luf&hren.  Es  handelt  sich  dabei  namentlich  um  zwei  Feste: 
die  Saturnalien  und  die  Januarskalenden. 

Die  Saturnalien ''^),  welche  Saturnus,  dem  Oott  der  Aus- 
saat, geweiht  waren,  hatten  ihren  Haupttag  am  17.  Dezember, 
erstreckten  sich  dann  aber  bis  über  den  kürzesten  Tag  hinaus. 
Die  eigentliche  Kulthandlung  übergehen  wir  hier.  Von  Yolks- 
gebranchen  war  namentlich  charakteristisch  die  Behandlung  der 
SklaTen,  die  an  diesem  Feste  nicht  nur  die  grosstmögliche  Frei- 
heit genossen,  sondern  sogar  an  ihrer  Herren  Tische  sassen  und 
Yon  ihnen  bedient  wurden.  In  dieser  Form  hat  sich  freilich  die 
Sitte  nicht  erhalten ;  es  ist  aber  nicht  unmöglich,  dass  in  der  Er- 
hebung irgend  eines  Kindes  aus  dem  Yolke  zu  der  hohen  Bi- 
schofswürde die  selbe  Orundidee  der  „Umwertung  aller  Werte ^ 
steckt. ''^  Damit  hängt  zusammen  die  Auslosung  eines  Fest- 
königs oder  besser  Narrenkönigs,  der  dann  die  geselligen  Spiele 
za  leiten  hatte.  Da  diese  Sitte  auch  bei  den  römischen  Soldaten 
der  Kolonien  im  Schwange  war,  vermutet  Paul  Wendland'*) 
hinter  der  Verspottung  Christi  den  selben  Brauch,  zumal  da  die 
Sitte,  den  König  nachher  hinzurichten,  auch  durch  das  Martyrium 
des  hl.  Dasius  in  Mösien  (20.  Nov.  303)  bezeugt  ist.  '^) 

Unsere  Zunftmähler  entsprechen  den  öffentlichen  Gast- 
mählern an  den  römischen  Saturnalien,  und  auch  die  nächtlichen 

'*j  Beschreibungen  bei  Preller-Jordan,  Rom.  Myth.  n,  15 ff. ;  Schich, 
Privataltertümer  §  273;  Wmsowa  in  Iw.  Müllers  Haodb.  V,  iv,  169  ff.;  Paily, 
Realenkykl.  VI,  I,  824;  Mabquardt,  Rom.  Staatsverwaltung  ni,  562;  Mar- 
viiTAROT,  Privatleben  I,  245;  Friedlander,  Sittengesch.  II  (1864)  146;  P,  346; 
ToiiA«cH«K,  in:  Wiener  Sitzünosberr.  (Ph.-H.  Kl.)  60,  351  ff.  —  «)  Vgl.  Fr. 
Vogt,  Die  schlesischen  Weihnachtsspiele  (1901)  S.  92.  Auch  Du  Tilliot, 
Mdm.  p.  servir  ä  Thist..  de  la  F^te  des  Foox,  p.  8  sagt:  ,Par  la  seule  ex- 
Position  des  Satamales,  11  est  aist^  de  se  former  une  id^e  de  Ja  Fete  dos 
Fouz,  car  comme  dans  les  Satumales  les  Valets  faisoient  les  fonctions  de 
leurs  maltres,  de  mSme  dans  la  F^te  des  Foux  les  jeunes  Clercs  et  les 
autres  ministres  införienrs  de  l'Eglise  officoient  publiqiiement  et  solemnelle- 
ment,  pendant  certains  jours  consacrös  'X  honorer  les  Myst^res  du  Christia- 
nisme.  —  ")  „Jesus  als  Satumalienkönlg".  Hermes  *33,  (1898)  175.  —  '♦)  L. 
Pakxevtike,  in  Revue  de  Philologie  21,  143  ff. 

9 


130  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Lärmomzüge  haben  ihr  Analogon  in  dem  nachherigen  aasge- 
lasseoen  UmBchwärmeD  unter  Ausstossung  des  Rufes  „lo  Sator- 
nalia^,  eine  Sitte,  die  ausdrücklich  auch  von  den  romischeo 
Soldaten  in  Brittannien  überliefert  ist.  Femer  wurden  an  den 
Saturnalien  Geschenke  (Wachskerzen  und  Puppen)  verteilt;  doch 
ist  dieser  Gebrauch  eben  so  charakteristisch  für  die  Januars- 
kalenden ^^),  die  noch  weit  überraschendere  Analogien  bieten. 
Das  gegenseitige  Glückwünschen  am  1.  Januar  war  in  Rom 
allgemein  gebräuchlich.  Man  that  es  oft  in  Form  von  Zusendung 
einer  Lampe  oder  eines  Bechers,  die  etwa  die  Inschrift  „Anno 
novo  faustum  felix  tibi^  trugen,  oder  noch  lieber  eines  Geld- 
stücks; denn  Geld  am  ersten  Tage  des  Jahres  bedeutet,  wie 
noch  heutzutage,  Wohlstand  fürs  ganze  Jahr;  daher  nahmen  so- 
gar die  Kaiser  ein  Geldstück  als  Neujahrsgeschenk  an.  Den 
gleichen  Sinn  hatte  die  Yerehrung  von  allerhand  Leckereien, 
wie  Feigen,  Datteln,  Lebkuchen  ,^zum  guten  Omen,  dass  das 
neue  Jahr  nur  Süsses  und  Angenehmes  bringen  möge.^  Diese 
Geschenke  nannte  man  in  Rom  „strenaB^,  welches  Wort  sich  in 
dem  französischen  „^trennes^  noch  fortgesetzt  hat.  Ursprüng- 
lich sollen  nun  aber  diese  „strense^  in  glückbringenden  Zweigen 
bestanden  haben,  die  man  dem  heiligen  Haine  der  Göttin  Strenia 
entnahm.  Daher  die  spätere  Sitte ,  den  Neujahrsgeschenken 
grünende  Zweige  als  besonderes  Glücksomen  beizufügen.  Es 
liegt  nahe,  auch  diese  Sitte  mit  dem  Grünschmuck  der  Häuser 
in  Beziehung  zu  bringen,  aus  dem  dann  der  mistletoe  und  unser 
Weinachtsbaum  entstanden  ist.  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass 
es  auch  zu  Neujahr  üblich  war,  opulente  Mahlzeiten  abzu- 
halten und  zwar  glaubte  man  auch  hier,  dass  die  möglichst 
grösste  Fülle  von  guter  Vorbedeutung  sei  für  das  kommende  Jahr. 

Damit  schliesse  ich  ab.  Möge  es  mir  gelungen  sein,  'zu 
zeigen,  dass  es  auch  an  Hand  lokaler  Gebräuche  möglich  ist, 
durch  Beiziehung  analoger  Verhältnisse  zu  allgemeinen,  geistes- 
geschichtlichen Agentien  vorzudringen.  Das  wird  überhaupt  je 
und  je  unsre  Aufgabe  sein  müssen.  Durch  die  aprioristisch^ 
Annahme  einer  spontanen  und  autochthonen  Entstehung  lokaleir 
Bräuche  kommen  wir  über  ein  Anhäufen  von  Material  nich't; 
hinaus.     Stellen  wir  uns  aber   auf  eine   höhere  Warte   und  er— 


")  Vgl.    pRELLER-JoRDAx,   a.  2L.  0.    I,  179 ;   Marquardt,   Privatleben  I, 
245;  HosriNiANus,  Festa  Jud.  et  Ethn.  1674,  fol.  91. 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  131 

blicken  um  ans  und  hinter  uns  verwandte  Züge,  dann  sind  wir 
aach  berechtigt,  nach  der  bewegenden  Kraft  zu  fragen,  die  sich 
in  diesen  gemeinsamen  Anschauungen  fühlbar  macht 

In  unserm  Falle  ist  es  ein  grosser  Grundzug,  der  in  diesen 
Tagen  winterlichen  Todesdunkels  die  Herzen  der  ganzen  Mensch- 
heit durchströmt  und   in  Yolksbräuchen   zum   elementaren  Aus- 
bruch kommt:  die  unsterbliche  Sehnsucht  nach  Licht  und  Lebeu. 
(Die  Anhänge  folgen  in. der  nächsten  Nummer.) 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

Gesammelt  von  G.  Züricher  und  M.  Reinhard  in  Bern. 

1.  Wenn  ein  Kind  geboren  wird,  soll  man  es  in  das  Nacht- 
iienad  des  Vaters  wickeln,   damit  dieser  es  auch  lieb  bekomme. 

(8.  Gotthelf,  „Der  Bauemspiegel",  Kap.  37.1  Bern. 

2.  Wenn  ein  Kind  geboren  ist,  schaut  man  im  Kalender 
OM^li,  was  für  ein  Zeichen  an  dem  Tag  steht.  Hat  der  folgende 
^&Sr  ^  gleiche  Zeichen,  so  wird  das  nächste  Kind  vom  gleichen 
Ööa<shlecht  sein.  Langnau. 

3.  Bevor  das  Kind  zur  Taufe  getragen  wird,  soll  es  die 
ViA-tter  auf  beide  Wangen  küssen,  damit  es  Grübchen  in  den 
^«.Bgen  bekomme.  Bern. 

(8.  ßothenbach«)  Nr.  38.  39;  Vgl.  Nr.  68.) 

4.  Wenn  die  Patin  das  Kind  aus  der  Taufe  bringt,  soll 
in&Xk  ihr  ein  Glas  Wein  vor  die  Dachtraufe  bringen,  das  sie 
stdltend  und  ohne  zu  sprechen  trinken  soll,  damit  das  Kind 
^r\  werde.  Bern. 

5.  Man  tauft  die  Kinder  oft  nach  Verstorbenen,  z.  B.  Gross- 
rit^m,  Onkeln,  Tanten,  aber  nicht  gern  nach  ihren  verstorbenen 
^^^^chwistem,  da  man  sagt,  das  bringe  dem  Einde  auch  den  Tod. 
Bern,  Thun. 

^)  Volkstümliches  aus  dem  Kanton  Bern.  Lokalsagen  und  Satzungen 
^^^  Aberglaubens.  Gesammelt  von  H.  Grün  holz  er.  Zusammengestellt 
^"^^   berausgegeben  von  J.   E.  Rothenbach.    Separat-Abdruck   aus   der 

i^eueo  Alpenpost*".    Zürich   1876.    Ganz   Uebereinstimmendes  haben   wir 

^^bt  anfgenommeo. 


132  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

6.  Die  anversehrte  Rinde  eines  Apfels  wird  über  die  linke 
Schulter  geworfen.  Der  Buchstabe,  der  dabei  entsteht,  ist  der 
Namenszug  des  künftigen  Oeliebten.  Bern. 

7.  Dem  Mann,  den  man  heiraten  mochte,  muss  man  3  Bluts- 
tropfen im  Wein  zu  trinken  geben.  Bern. 

8.  Man  legt  ein  yierblättriges  Kleeblatt  in  den  Schuh;  der 
Bräutigam  (resp.  die  Braut)  wird-  den  gleichen  (Yor)namen  tragen, 
wie  die  Person,  der  man  zuerst  begegnet.  Bern. 

9.  Man  zählt  alle  Schimmel,  die  Einem  in  den  Weg  kom- 
men. Wenn  man  bei  der  Zahl  99  angekommen  ist,  so  achte 
man  darauf,  wenn  Einem  ein  Kaminfeger  begegnet;  denn  den 
nächsten  Mann,  der  Einem  darauf  die  Hand  reicht,  wird  man 
heiraten.  Statt  der  Schimmel  kann  man  auch  Rappen  zählen, 
nur  tritt  dann  für  den  Kaminfeger  ein  Zuckerbäcker  ein. 

Bern. 

10.  Aus  aufgeschichtetem  Holz  wird  ein  Scheit  gezogen, 
dessen  Gestalt  (ob  grade,  krumm,  lang,  kurz)  zeigt  dann  die  des 
künftigen  Oeliebten  an.  Bern. 

11.  Wer  bei  der  Hochzeit  den  Fuss  zuerst  in  die  Kirche 
setzt,  wird  während  der  Ehe  herrschen.  Bern. 

12.  Wenn  eine  Braut  ihr  Hochzeitskleid  selber  macht, 
bringt  es  ihr  Unglück.  Bern. 

13.  Solange  eine  Frau  das  erste  Wort,  das  der  Mann  nach 
der  Trauung  zu  ihr  spricht,  nicht  vergisst,  kann  sie  jeden  Knoten 
und  jedes  „Ghürsch'^  (Wirrwarr)  losen.  LützelflOh. 

14.  Wenn  dem  Ehepaar  auf  der  Hochzeitsreise  zuerst  ein 
Mann  begegnet,  so  stirbt  zuerst  der  Mann,  wenn  eine  Frau, 
die  Frau.  Bern. 

16.  Wenn  man  ein  Kleid  zum  ersten  mal  trägt,  muss  maik^ 
sich  in  jede  Tasche  ein  kleines  Geldstück  schenken  lassen:  da^ 
bringt  Glück.  Bern. 

16.  Mit  Messer,  Scheere,  Nadel  etc.  muss  man  zugleicTS 
ein  kleines  Geldstück  schenken,  wenn  man  die  Freund8cha.^f 
nicht  zerschneiden  will; 

oder  man  muss  den  Empfänger  damit  stechen; 

oder  der  Empfanger  darf  nicht  danken  dafür.  Bern . 


Allerhand  AberglaubeD  aus  dem  EaDton  Bern.  133 

17.  Wenn  Einem  ein  Stück  Brot  in  den  Kaffee  (Suppe  etc.) 
tältj  80  erhält  man  ein  Oeschenk  oder  einen  Brief  mit  erfreu- 
lichen Nachrichten.  Bern. 

18.  Wer  weisse  Flecken  auf  den  Fingernägeln  hat,  erlebt 
freadiges,  sobald  die  Flecken  bis  an  den  Rand  des  Nagels  ge- 
rückt sind.  Bern. 

(8.  RotheDbach  Nr.  358a.  b.) 

19.  Wenn  Einen  die  Nase  beisst,  bekommt  man  Besuch 
oder  ein  Geschenk.  Bern. 

(Vgl.  Nr.  41.) 

20.  Wenn  es  nach  dem  Kirchgang  in  den  Brautschleier 
regnet,  bringt  es  Olück  in  die  Ehe,  wenn  vor  demselben^ 
Unglück.  Bern. 

21.  Wenu  man  hundert  Schimmel  oder  hundert  Yelocipedes 
gezählt^  acht  weisse  Tauben  und  einen  Kaminfeger  gesehen  hat, 
80  findet  man  etwas.  Bern. 

22.  Während  des  Fallens  einer  Sternschnuppe  kann  man 
sich  etwas  wünschen:  das  geht  dann  in  Erfüllung.  Bera. 

23.  Wenn  man  am  Abend  einen  einzigen  Stern  sieht, 
wünscht  man  sich  etwas:  das  geht  dann  in  Erfüllung.        Bern. 

24.  Yon  6  (4^  8  etc.)  Grashalmen,  die  von  einer  zweiten 
Person  so  in  der  Hand  gehalten  werden,  dass  nur  je  ein  Ende 
oben  herausschaut,  bindet  man  je  zwei  Enden  auf  der  einen 
und  dann  auf  der  andern  Seite  zusanmien;  dann  entstehen 
entweder  ein,  zwei  oder  drei  Kränze;  während  des  Bindens 
wünscht  man  sich  etwas,  das  ganz  erfüllt  wird,  wenn  nur 
ein  Kranz,  halb,  wenn  zwei,  und  gar  nicht,  wenn  drei  Kränze 
entstanden  sind.  Bern. 

25.  Wenn  zwei  Personen  unabsichtlich  das  gleiche  Wort 
sagen,  reichen  sie  sich  die  kleinen  Finger  und  wünschen  sich 
etwas  —  ohne  zu  sprechen  — :  das  wird  erfüllt.  Bern. 

26.  Eine  ausgefallene  Augenwimper  bläst  man  vom  Finger 
weg  und  wünscht  sich  dabei  etwas:  das  wird  erfüllt.         Bern. 

27.  Wenn  bei  Tisch  gar  nichts  in  der  Schüssel  zurück- 
bleibt, to  gibt  es  gutes  Wetter.  Bern. 

28.  Um  etwas  Verlorenes  finden  zu  können  sagt  man: 
Doggeli,  hock  drab.  Bern. 

(Vgl.  Züricher,  Kinderlied  und  Kinderspiel  Nr.  62.) 


134  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

29.  Wenn  man  ein  neues  EUeid  zneret  zum  Kirchgang  an- 
zieht, wird  man  damit  Glück  haben.  Ltttzelfiüb. 

30.  Wenn  von  vier  Personen  sich  je  zwei  die  Hände  so 
reichen,  dass  ein  Kreuz  entsteht,  so  heiratet  bald  eine  davon.  - 

Bern. 

31.  Auf  der  Reise  bringen  Schafe  auf  der  linken  Seite 
Glück,  auf  der  rechten,  Unglück.  Bern. 

82.  Wo  ein  katholischer  Pfarrer  durchgegangen  ist,  findet 
man  etwas.  Bern. 

33.  Wenn  die  Zuckerbläschen  auf  dem  Thee  oder  Kaffee 
sich  alle  in  der  Mitte  der  Oberfläche  treJBTen,  schickt  Einem 
Jemand  in  Gedanken  einen  Kuss;  gelingt  es  Einem,  sie  alle  mit 
dem  Löffel   aufzufangen,   so  bekommt   man   den   Kuss  wirklich. 

Bern. 

34.  W^enn  man  die  Butter  anschneidet,  bekommt  man  keinen 
Mann.  Bern. 

35.  Wenn  man  die  Milch  vor  dem  Zucker  in  den  Thee 
giesst,  gibt  es  eine  unglückliche  Liebe,  oder  man  bekommt 
keinen  Mann  (oder  keine  Frau).  Bern. 

36.  Wer  einen  Brautkranz  aufsetzt,  ohne  Braut  zu  sein, 
wird  nie  Braut.  Bern. 

37.  Wer  an  sieben  Hochzeiten  war,  kommt  nie  an  die 
eigene.  Bern. 

38.  Wenn  die  Vögel  die  Haare  zum  Ne^terbau  verwenden, 
wird  man  früh  grau;  Wichtrach. 

oder  man  bekommt  Kopfschmerzen.  Bern. 

39.  Eine  Arbeit,  die  man  am  Samstag  beginnt,  wird  nie 
fertig  oder  gerät  nicht.  Bern. 

40.  Wenn  ein  Hund  gegen  den  Himmel  heult,  gibt  es 
eine  Feuersbrunst,  heult  er  aber  gegen  den  Boden,  so  stirbt 
bald  Jemand.  Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  290.  347.) 

41.  Wenn  Einen  die  Nase  beisst,  versäumt  man  ein  gutes- 
Essen.  Bern. 

(Vgl.  Nr.  19.) 

42.  Wenn    vier   Personen    sich    die    Hände    übers    KreusE 
reichen,  gibt  es  Streit  und  Unglück.  Bern. 

(Vgl.  Nr.  30.) 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  135 

43.  Einer  Katze  am  Kreuzweg  begegnen  bringt  Unglück. 

Bern. 

44.  Wenn  mao  am  Morgen  zuerst  mit  dem  linken  Bein 
ans  dem  Bett  geht ,  ist  man  den  ganzen  Tag  schlecbter 
Laune.  Bern. 

(Vgl.  die  Redensart  „mit  em  lätzo  Bei  zum  Bett  usfahre'*.) 

45.  Wenn  ein  Jäger  zuerst  einer  alten  Frau  begegnet,  kehrt 
er  um,  weil  er  an  diesem  Tag  kein  Glück  hat.  Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  370  fr.) 

46.  Was  man  träumt,  wenn  man  die  erste  Nacht  an  einem 
neuen  Ort  schläft,  trifft  eio.  Bern. 

47.  Was  man  vom  Samstag  auf  den  Sonntag  träumt,  wird 
wahr.  Bern. 

48.  Wenn  man  von  Eiern  oder  von  schmutzigem  Wasser 
träumt,  entsteht  Streit.  Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  424.  A'2S.) 

49.  Wenn  man  träumt,  die  Zähne  fallen  Einem  aus,  so  ent- 
steht Krankheit  in  der  Familie,  oder  man  verliert  einen  Freund. 

Bern. 

50.  Wenn  man  von  kleinen  Kindern  oder  schwarzen  Kirschen 
träumt,  Ro  stirbt  bald  ein  Verwandter  oder  Freund.  Bern. 

(s.  Rothenbach  Nr.  422.) 

51.  Weon  man  von  Läusen  träumt,  so  erhält  man  viel  Oeld. 
(8.  Rothenbach  Nr.  427.)  Bern. 

52.  Wenn  eine  fremde  schwarze  Katze  ins  Haus  läuft,  so 
j^ibt  es  eine  Hochzeit.  Wohlen,  Bern. 

53.  Wenn  3  Lichter  unerwartet  in  einem  Hause  zusammen- 
kommen, so  gibt  es  eine  Braut  im  Haus.  Bern. 

54.  Wenn  eine  Frau  spinnt,  bevor  das  Kind  getauft  ist, 
so  fertigt  sie  für  dasselbe  eioen  Strang.  Bern. 

55.  Wenn  Einem  ein  Zweig,  besonders  eine  Dornenranke, 
am  Kleid  hängen  bleibt,  ist  es  ein  Zeichen,  dass  man  einen 
Verehrer  hat.  Bern 

56.  So  viel  Finger  beim  Ziehen  an  denselben  knacken,  so 
viele  Verehrer  hat  man  Bern. 

57.  Wenn  Einem  Haarnadeln  ausfallen  oder  das  Schuhband 
aufgeht,  denkt  Jemand  an  Einen; 

oder  ein  Verehrer  wird  Einem  untreu.  Bern. 


136  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

68.  WeoD  2  Penooen  unabsichtlich  mit  einander  das 
gleiche  Wort  sagen,  so  haben  sie  einen  Schneider  aus  der 
Hölle  erlöst.  Bern. 

59.  Um  zu  wissen,  ob  und  wie  man  geliebt  wird,  z&hlt 
man  die  Zungenblüten  an  den  Johannisblamen  und  sagt  dazu: 
man  liebt  mich,  von  Herzen,  mit  Schmerzen,  über  alle  Massen, 
ein  wenig,  gar  nicht; 

oder:  man  liebt  mich,  man  liebt  mich  nicht.  Bern. 

60.  Um  zu  wissen,  ob  man  sich  für  oder  gegen  etwas  ent- 
scheiden soll,  zählt  man  die  Knöpfe  am  Kleid,  indem  man  z.  B. 
beim  ersten  ja,  beim  zweiten  nein  sagt.  Kommt  man  zum  letzten 
mit  ja,  so  entscheidet  man  sich   für  die  Sache  und  umgekehrt. 

Bern. 

61.  In  den  Läden  hat  man  es  gern,  wenn  am  Morgen 
zuerst  eine  junge  Person  etwas  kauft;  das  gibt  einen  guten  Tag. 

Bern. 

62.  In  einem  Laden  wurde  am  Sylvester  etwas  verlangt, 
was  nicht  vorhanden  war;  der  Ladenbesitzer  war  froh,  dass  ihm 
das  nicht  am  ersten  oder  zweiten  Tag  des  Jahres  begegnete, 
weil  ihm  das  eine  schlechte  Vorbedeutung  für  das  ganze  Jahr 
gewesen  wäre.  Bern. 

63.  Wenn  man  Ohrenläuten  hat,  sagt  man  die  Namen 
seiner  Bekannten  her;  bei  demjenigen,  der  an  Einen  denkt,  hört 
das  Läuten  auf.  Bern. 

64.  Wenn  man  Ohrenläuten  hat,  sagt  man  eine  Zahl  (nicht 
über  25)  und  sucht  den  betreffenden  Buchstaben  aus  dem 
Alphabet;  es  ist  der  Anfangsbuchstabe  des/ Namens  der  Person, 
die  an  Einen  denkt  und  zwar  in  gutem  Sinn,  wenn  es  im  rechten, 
in  schlechtem,  wenn  es  im  linken  Ohr  läutet.  Bern. 

(s.  Gotthelf,  „Uli  der  Knecht«,  Kap.  26.) 

65.  Wer  ao  der  Fingerbeere  gerade  laufende  Linien  hat, 
bekommt  wenig  Kinder,  wer  Schleifen  hat,  viele.  Bern. 

66.  Um  zu  wissen,  ob  man  viel  oder  wenig  Kinder  be- 
komme, wirft  man  die  Röhrenblüten  der  Johannisblumen  in  die 
Höhe  und  fangt  sie  mit  dem  Haudrücken  auf;  fangt  man  viele 
auf,  so  bekommt  man  viele  Kinder,  und  umgekehrt.  Bern. 

67.  Die  Linien  unterhalb  der  Handwurzel  der  Linken  zeigen 
das  Alter  an,  das  Einem   „geordnet*'    ist  (d.  h.,   das   bei   unge- 


Allerhand  AberglaubeD  aus  dem  Kanton  Bern.  137 

störtem  Ablauf  der  Ereignisse  erreicht  würde),  die  unterhalb 
der  Beohten  das,  was  ^^kommt*'  (was  wirklich  erreicht  werden 
wird);  und  zwar  bedeutet  je  eine  starke  Linie  je  30  Jahre,  eine 
schwache  relativ  weniger  u.  s.  f.  Bern. 

68.  Grübchen   auf  den    Wangen    eines    Kindes    sind    ein 
Zeichen,  dass  dort  Engel  geruht  haben.  Bern. 

(Vgl  Nr.  3.) 

69.  Wenn  etwas  binnen  kurzer  Zeit  zweimal  eingetreten  ist, 
80  wird  dasselbe  auch  ein  drittes  Mal  eintreten.  Bern. 

(Vgl.  die  BedenBart  ^was  sech  zwöiet,  das  dreiet  sech**.) 

70.  Gegen   Seitenstechen   oder   Schlucken   muss   man   mit 
Speichel  ein  Kreuz  vorn  auf  den  Schuh  machen; 

oder   man   macht   am  Boden   ein    Grüblein,  spuckt   hinein 
und  deckt  es  wieder  zu.  Bern. 

71.  Gegen    Schlucken    soll    man    die    Namen    von    sieben 
Pfarrern  in  einem  Atemzuge  sagen.  Bern. 

72.  Die  ersten  ausgefallenen  Zähne  wirft  man  in  eine  Ecke 

and  sagt  dazu: 

MQbH,  Müsli,  nimm  der  Zahnd, 
Gl  mer  e  schöne  wysse, 
Das  i  cha  Fleisch  u  Brot  dermit  bysse. 
(s.  Rothenbach  Nr.  109.)  Langenthai 

73.  Damit  der  neue  Zahn  weiss  bleibe,  wirft  man  den  aus- 
gezogenen über  die  Schulter  ohne  ihm  nachzublicken  und  sagt: 

Müsli,  Müsli,  gi  mer  e  wysse, 
Das  i  cha  Fleisch  u  Brot  dermit  bysse. 
(s.  Rothenbach  Nr.  109.)  Langenthai. 

74.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  jeden  Morgen  den 
linken  Strumpf  zuerst  anziehen.  Bern 

76.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  am  Charfreitag  vor 
Sonnenaufgang  von  laufendem  Wasser  trinken.  LützelHUh 

76.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  auf  dem  Kirchhof  einem 
Totenschädel  einen  noch  stehenden  Zahn  ausziehen  und  ihn  in 
der  Tasche  tragen.  Lützelfltth 

77.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  eine  schwarze  Schnecke 
in  den  Mund  nehmen.  LützelHüb 

78.  Gegen  Warzen  soll  man  ein  Stück  Fleisch  oder  Speck 
auf  dieselben  legen,  mit  der  andern  Hand  ein  Grüblein  graben, 


J38  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

dann  das  Fleisch  nach  2  Minuten  in  das  Gh-üblein  legen.  Sobald 
es  verfault  ist,  verschwinden  die  Warzen.  —  Es  darf  Einem  aber 
Niemand  dabei  zusehen,  sonst  nützt  der  Zauber  nichts      Bern. 

79.  Gegen  Warzen  werden  der  Name  und  das  Geburts- 
datum auf  die  eine  Hälfte  eines  langen  Papierstreifens  ge- 
schrieben; dieser  wird  Hrn.  H  .  .  .  gegeben,  der  zur  Zeit  des 
Neumondes  etwas  damit  anfängt  (?),  worauf  die  Warzen  ver- 
schwind en.  Bern. 

80.  Gegen  Warzen  macht  man  in  ein  seidenes  Bändchen 
so  viele  Knoten  als  man  Warzen  hat;  dieses  steckt  man  in  die 
Tasche;  wenn  man  es  zufällig  verliert;  verschwinden  die  Warzen. 

(8.  Rothenbach  Nr.  46 -i)  Bern. 

81.  Gegen  Warzen  stiehlt  man  so  viele  Erbsen,  als  man 
Warzen  hat  und  wirft  sie  über  die  linke  Schulter  ins  Feuer. 

Bern. 

82.  Wenn  man  die  Warzen  während  einer  Beerdigung 
unter  sieben  Brunnen  wäscht,  so  verschwinden  sie.  Bern. 

83.  Man  soll  andern  Leuten  die  Warzen  nicht  zählen, 
weil  man  sie  sonst  selber  bekommt,  während  sie  bei  andern 
verschwinden.  Bern. 

84.  Gegen  Rheumatismus  muss  man  drei  selbstgepflückte 
Rosskastauien  in  der  Tasche  tragen.  Bern. 

85.  Gegen  Rheumatismus  soll  man  eine  lebendige  Kröte 
in  einem  Säcklein  auf  der  Brust  tragen.  Bern. 

86.  Eine  Frau  trug  gegen  Rotlauf  ein  Zweirappenstück  an 
einem  Schnürchen  um  den  Hals.  .  Lützelflüh. 

87.  Gegen  Sommersprossen  soll  man  sich  mit  Maientau 
waschen.  Bern. 

88.  Damit   das  Kind   nicht  Zahnfisteln   bekomme,   soll   die 
Mutter    durch    die    Brust    einen    Faden    ziehen    und    ihn    dort- 
lassen. Bern. 

89.  Gegen  Krebs    soll    man    auf   die  kranke  Stelle    einecs 
Krebs  auflegen  und  ihn  liegen  lassen,  bis  er  tot  ist.  Bern. 

90.  Schwache    Augen    stärkt    man,    wenn    tnan    sie  jede^K: 
Abend  mit  Speichel  bestreicht.  Bern. 

91.  Einen  Kropf  vertreibt  man,  wenn  man  ihn  jeden  Abezm« 
mit  Speichel  einreibt.  Bern. 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  139 

92.  Wenn  man  sich  gebrannt  hat,  muss  man  die  drei  höch- 
sten Namen  sagen,  damit  keine  Blase  entstehe.  Bern. 

93.  Gegen  Schwitzen  soll  man  zwei  zerriebene  Nussblätter 
in  der  Tasche  tragen.  Bern. 

94.  Gegen  Hühneraugen  soll  man  drei  Freitage  nachein- 
ander die  Füsse  baden.  Lützelflüh. 

95.  Eine  Frau,  die  den  Boden  scheuerte,  hielt  sich  plötz- 
lich die  Hände  Yors  Gesicht  und  blieb  einige  Zeit  ganz  unbe- 
weglich; als  man  sie  fragte,  was  sie  habe,  antwortete  sie,  sie 
habe  sich  in  den  drei  höchsten  Namen  besegnen  müssen,  denn 
die  drei  höchsten  Blutstropfen  seien  „fürers  gfalle**.  Bern. 

(Vgl.  Rochholz,  Deutscher  Glaube  und  Brauch,  I.  Band,  S.  40flf.) 

96.  Bei  einem  Gewitter  muss  man  ein  Leintuch  mit  drei 
Zipfeln  unter  die  Dachtraufe  halten,  damit  der  Blitz  nicht  ein- 
schlägt. Bern. 

97.  Bei  einem  Gewitter  legt  man  ein  Besteck  unter  die 
Dachtraufe,  damit  der  Blitz  nicht  einschlägt.  Bern. 

98.  Bei  einem  Gewitter  stellt  man  Speisen  in  die  offene 
Daehlucke,  damit  der  Blitz  nicht  ins  Haus  schlägt.    Wichtracb. 

99.  Wenn  man  etwas  rühmt,  seine  Gesundheit,  sein  Glück 
etc.,  so  soll  man  nachher  immer  sagen  ^  unberufen  *"  und  dazu 
dreimal  auf  die  untere  Seite  der  Tischplatte  klopfen.         Bern. 

100.  Schwalben  sollen  nicht  ins  Haus  genommen  werden, 
sonst  stirbt  Jemand  im  gleichen  Jahr.  Bern. 

101.  Wenn  Jemand  im  Tod  nicht  steif  wird,  so  stirbt  bald 
Jemand  anders  nach.  Bern. 

102.  Wer  den  Toten  zuletzt  anschaut,  stirbt  bald  darauf 
auch.  Bern. 

103.  Wenn  die  Mäuse  Häuflein  von  Staub  oder  Papier 
etc.  zusammentragen,  so  stirbt  bald  Jemand.  Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  410.) 

104.  Wenn  sich  ein  Rabe  oder  eine  „Wiggle^  auf  ein  Dach 
setzen  und  ^chreien,  so  stirbt  bald  jemand  im  Haus.         Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  337  ff.) 

105.  Wenn  ein  vor  einen  Leichenwagen  gespanntes  Pferd 
Tor  einem  Haus  scharrt,  so  stirbt  bald  Jemand  in  diesem  Haus. 

Wohlen. 


140  AllerhaDd  Aberglauben  auB  dem  Kanton  Bern. 

106.  Wenn  über  den  Sonntag  eine  Leiche  im  Haus  liegt, 
80  stirbt  bald  Jemand.  Wohlen. 

107.  Wenn  eine  Scheibe  plötzlich  springt,   stirbt  Jemand. 

Wohlen. 

108.  Wenn  ein  Hochzeitszug  einem  Leichenzug  begegnet, 
so  stirbt  bald  die  Braut  oder  der  Bräutigam.  Spiez. 

109.  Wenn  drei  Krähen  zusammen  auf  ein  Haus  fliegen 
und  krähen,  stirbt  dort  Jemand.  Bern. 

(8.  ßothenbach  Nr.  339.) 

110.  Wer  bei  der  Trauung  zuerst  kniet  oder  zuerst  ,Ja' 
sagt,  stirbt  zuerst.  Bern. 

111.  Wenn  ein  Huhn  einen  Strohhalm  ins  Haus  trägt,  stirbt 
Jemand.  Bern. 

112.  Plötzlicher  Sprung  in  einem  Hausgerät  bedeutet  den 
Tod  eines  Hausbewohners.  Bern. 

113.  Wenn  Jemand  gestorben  ist,  bindet  man  ein  weisses 
Tuch  (gewöhnlich  dasjenige,  mit  dem  man  dem  Toten  den 
Seh  weiss  abgewaschen  hat)  um  einen  Baum; 

a)  wenn  das  Tuch  verfault  ist,  ist  der  Tote  auch  verfault; 

b)  wenn  der  betreffende  Baum   gedeiht,   ist   der  Tote   im 
Himmel,  gedeiht  er  nicht,  so  ist  er  in  der  Hölle.     Bern. 

114.  Qegen  das  Doggeli  soll  man  ein  Messer  über  dem 
Bett  einstecken.  Kehrsatz. 

(8.  Rothenbacli  Nr.  77  ff.) 

115.  Gespenster  soll  man  ja  nicht  dutzen;  man  rufe:  ^I 
Ootts  Name,  was  weit  der?*^  so  können  sie  nicht  schaden,  auch 
kann  man  sie  eher  erlösen.  Wohlen,  Bern. 

116.  Läuse,  die  Einem  angehext  werden,  kann  man  nur 
durch  Gegenhexerei  vertreiben.  Man  steckt  drei  lebendige  Läuse 
an  eine  Stecknadel  und  wirft  diese  ins  offene  Feuer  und  spricht 
dazu  den  Namen  der  Hexe  aus.  Sofort  verschwinden  die  Laus» 
und  die  Hexe  bekommt  ein  schreckliches  Brandmal  im  Gesicht. 

Därstetten. 

117.  Es  gibt  Leute,    die   durch  Zauberei   die  Eier   ziehen 
können,  so  dass  sie  aus  fremden  Hühnerställen  durch  die  Luft 
zu  ihnen  fliegen ;  dagegen  kann  man  sich  auch  nur  durch  Gegen- 
zauber  schützen.  Mittelland,  Därstetten. 


Allerhand  Aberglanben  aas  dem  Kanton  Bern.  141 

118.  Im  Schloss  Bipp  soll  ein  Mönch  spuken;  wenn  man 
ihn  antrifft,  löscht  er  Einem  das  Licht  ans  und  man  wird  ge- 
schwollen. Bern. 

119.  Einem  Bauer  war  die  Thüre,  so  oft  er  in  den  Stall 
gehen  wollte,  „yerha^,  andere  konnten  sie  ohne  weiteres  öffnen. 

Wohlen. 

120.  Wenn  man  ein  schwarzes  Tier  im  Hause  hat,  kommen 
die  Gespenster  nicht.  Deshalb  halten  sich  viele  Leute  schwarze 
Katzen  oder  Hunde.  Bern. 

(8.  Rothenbach  Nr.  294.) 

121.  Im  Schloss  Rümligen  verschwinden  nach  kurzer  Zeit 
alle  Hunde  spurlos;  plötzlich  heult  der  Hund,  wie  wenn  er  einen 
Schlag  bekommen  hätte,  und  darauf  verschwindet  er.        Bern. 

122.  Wenn  man  Gespenster  antrifft,  muss  man  die  drei 
höchsten  Namen  sagen,  um  sie  zu  erlösen.  Bern. 

123.  Im  Mädchen  Waisenhaus  sind  eine  Menge  Waschbütten, 
die  man  ineinander  stellt;  in  der  heiligen  Zeit  fallen  sie  immer 
auseinander.  Bern. 

124.  In  der  grossen  Kastanie  beim  Aebischlössli  sass  eine 
Eule,  die  abends  den  Leuten,  welche  dort  vorbei  durch  den 
alten  Feldweg  gehen  wollten,  die  Augen  auszukratzen  versuchte ; 
deshalb  machten  viele  Leute  den  Umweg  der  breiten  Strasse 
nach.  Bern. 

125.  Ein  Oberst,  der  den  Sonderbunds-Feldzug  mitmachte, 
kam  nach  Luzern,  wo  er  sich  in  eine  Kellnerin  verliebte.  Man 
warnte  ihn  vor  ihr,  weil  sie  den  bösen  Blick  habe.  Er  zog  sich 
zurück,  magerte  aber  von  da  an  schrecklich  ab;  er  sagte,  jedes- 
mal, wenn  er  kaum  eingeschlafen  sei,  springe  ihm  etwas  auf  die 
Brust.  Man  riet  ihm,  sich  mit  dem  Säbel  zu  Bett  zu  legen; 
er  that  es  und  es  sprang  eine  schwarze  Katze  zum  Fenster 
herein.  Er  schlug  sie  auf  die  Pfote  und  sie  sprang  mit  einem 
Seufzer  davon;  aber  am  Morgen  fand  er  neben  seinem  Bett  eine 
Frauenhand.  Spiez. 

126.  Damit  keine  Hexe  ins  Haas  kommen  könne,  vergräbt 
man  ein  Tier,  besonders  eine  Kröte,  unter  die  Schwelle.    Spiez. 

127.  Wenn  ein  Schwein  geschlachtet  wird  und  es  sieht 
jemand  zu,  der  Mitleid  mit  dem  Tier  hat,  so  k^nn  das  Tier  nicht 
sterben,  bis  die  betreffende  Person  weggeht.  Wimmiö. 


142  Allerhand  Aberglaubeo  aus  dem  Kanton  Bern. 

128.  Stellt  man  beim  Schlafengehen  den  rechten  Schuh  vor 
den  linken,  so  wird  man  vom  Doggeli  nicht  geplagt.         Bern. 

129.  Pflanzen,  bei  denen  man  den  in  der  Erde  steckenden 
Teil  yerwendet,  soll  man  in  der  Zeit  des  ^nidsig  gehenden' 
Mondes  säen  oder  pflanzen,  diejenigen,  bei  denen  man  die  andern 
Teile  yerwendet,  beim  ,ob8ig  gehenden^  Mond.  (^Nidsig  gehend' 
ist  der  Mond,  wenn  beide  Spitzen  der  Sichel  nach  unten,  ,ob8ig 
gehend',  wenn  sie  nach  oben  sehen.)  Bern. 

130.  Den   Winterspinat   soll  man   im    August-Krebs  säen. 

Lützelflüh. 

131.  Die  Kartoffeln,  im  Zeichen  des  Krebses  gesetzt,  setzen 
keine  Knollen  an,  sondern  machen  nur  Wurzeln.        Lützelflah. 

132.  Die  Haare,  im  Fisch  geschnitten,  werden  lang  und  glatt. 

Lützelflah. 

133.  Krause  Haare  soll  man  nicht  im  Stier  schneiden, 
sonst  werden  sie  glatt.  Bern. 

134.  Im   Krebs   geschnittene    Haare  wachsen   nicht   nach. 

Bern. 

135.  Butter  soll  man  im  Vollmond  kochen;  im  zunehmenden 
Mond  gekocht,  läuft  sie  über  den  Topf,  im  abnehmenden  Mond 
geko'bht,  ist  sie  nachher  schnell  verbraucht.  Lützelflah. 

136.  Redensarten,  die  auf  Aberglauben  weisen: 

a)  We  me  der  Tüfel  a  d'Wand  malt,  so  chunt  er. 

b)  We  me  vom  Wolf  redt,  so  chunt  er. 

c)  Frässe  wi  ne  Wärwolf. 

d)  I  allne  Egge  sy  wi  ds  Unghür. 

e)  Es  isch  im  öppis  übere  Wäg  gloffe. 

f)  Su  het  di  armi  Seel  Rue. 

g)  I-n-e  böse  Luft  cho.  B« 


143 


Voikskundiiches  aus  dem  Taminathal. 

Anfgezeichnet  von  F.  W.  Sprecher  in  Kriegstetten. 

I. 

Gebart. 

Wenn  in  den  Kreis  einer  Familie  ein  Weltbürger  eintritt, 
dann  ist  derselbe  nicht  vom  Storch  gebracht  worden,  sondern 
der  Yater  hat  ihn,  so  erzählt  man  der  übrigen  Jugend,  „Yum 
Poppalistei  aha  gholt^.  Der  .Poppalistei  ist  ein  beinahe  haus- 
grosser,  moosbewachsener  Felsblock  in  Gauis,  ca.  10  Minuten 
oberhalb  Yättis,  mitten  in  einer  Wiese  liegend.  Er  besteht  ans 
einem  sehr  soliden,  halb  granitischen,  halb  sercitischen  Gesteine, 
and  wurde  schon  wegen  seiner  scharfen  Ecken  und  Kanten 
fälschlicherweise  als  Findling  angesehen,  der  durch  die  früheren 
Gletscher  hieher  gekommen,  sein  soll.  Ein  Vergleich  mit  der 
Umgebung  deckt  aber  sofort  seine  geologische  Zugehörigkeit  zu 
den  anstehenden  Felsen  des  Steinbruchs  auf,  von  denen  er  vor 
Zeiten  eben  wie  mancher  andere  Genosse  heruntergestürzt  ist. 
Der  Jugend  aber  ist  er  ein  geweihter,  ehrfurchtgebietender  Stein, 
an  dem  die  Buben  gar  oft  herumklettem,  um  die  Thür  oder  ein 
Fenster  zur  „  Popalistabe ^  zu  finden. 

Taufe. 

Wenige  Tage  nach  der  Geburt  wird  das  Kind  getauft. 
Hiezu  ist  neben  der  Hebamme  auch  ein  ^Götti*"  und  eine 
«Gotta^  als  Paten  notig,  die  vom  Yater  vorher  um  diesen  Dienst 
angefragt  werden.  Meistens  werden  dazu  Verwandte,  Freunde, 
oder  dann  sonstige  mehr  oder  minder  habliche  Personen  ge- 
wählt. In  gewissen  Fällen  sind  es  aber  auch  jüngere,  ledige 
Leutchen,  die  sich  gerne  sehen,  oder  denen  man  einen  guten 
AnlasB  zur  gegenseitigen  Annäherung  geben  möchte.  —  Es  ist 
eine  grosse  Ehre,  aber  auch,  wie  wir  noch  sehen  werden,  eine 
grosse  Bürde,  recht  vielen  Kindern  Pate  zu  sein.  —  Die  Paten 
begleiten  die  Hebamme  mit  dem  sorgfältig  in  Tücher  und 
Spitzen  eingewickelten  Sprössling  zur  Kirche,  vor  deren  Thür 
alsbald  der  Pfarrer  mit  dem  Messner  erscheint  und  die  Zeremonie 


144  Volkskundliches  aus  dem  TamiDatbal. 

beginnt.  Ist  der  Täufling  ein  Knabe,  dann  hält  ihn  der  G5tti 
während  dies  feierlichen  Aktes  in  den  Annen,  andernfalls  die 
Ootta.  Nach  der  in  katholischem  Ritus  erfolgten  Feier  gehts 
wieder  ins  Elternhans  des  Kleinen  zurück,  wo  dieser  mit  einem 
kleinen  Geschenke  von  Seite  der  beiden  Paten  der  Mutter  zu- 
rückgegeben wird.  Anschliessend  daran,  oder  an  einem  folgen- 
den Tage  findet  das  Tanfmahl  statt,  an  dem  ausser  der  Mutter 
die  ganze  übrige  Familie  nebst  den  beiden  Paten  teilnehmen 
und  Küche,  Keller  und  Rauchkammer  des  Hauses  ihr  Bestes  liefern. 

Begräbnis. 
Vom  Tode  an  bis  zum  Begräbnis  eines  Gestorbenen  wird 
allabendlich    im    Trauerhause    von    Eandem    und   Erwachsenen 
1 — 2  Stunden  gemeinschaftlich  gebetet.     Vor  dem  Hinausgehen 
tritt  Jedes   zum  Abschiede    noch   einmal    ins  Nebenzimmer,  wo 
der  Tote  unter  einem  weissen  Tuche  liegt   und  besprengt   den- 
selben mit  Weihwasser.     Während  der  Nacht  hält  immer  Jemand 
die  Totenwache.     Neben,  dem  Totenlager  steht  auf  einem  Tisch- 
chen ein  Gefäss  mit  Oel,  in  welchem  fortwährend  kleine  Toten- 
lichtlein    brennen.    —    unmittelbar    vor    der    Beerdigung    der 
Leiche    kommen    die   Leidtragenden   im   Trauerhause   und   vor 
demselben    zusammen,    um   wiederum  zu  beten.     Nachdem   der 
Pfarrer  erschienen   und    die  Leiche  eingesegnet    hat,    geht   der 
Leichenzug  mit   der  Totenfahne   an    der  Spitze,    die   bei    allen 
Trauerfeierlichkeiten  vom   Präsidenten   des  Kirchenverwaltungs- 
rates    getragen  wird,   unter   lautem  Gebet   zum  Friedhof,     un- 
mittelbar Yor  der  Leiche  wird    das   schwarz    umflorte,    hölzern« 
Grabkreuz  hergetragen,   welches   nach   der  Beerdigung   in    de 
weichen    Grabhügel    gesteckt    wird.     Nach  jedem    Gt>ttesdienf 
wird   am   Grabe  von   den  Verwandten  und  Bekannten    für   di 
Verstorbenen   gebetet.     Den    Ueberlebenden   bleibt   die    Ehre 
schuld,    das  Grab    stets   sauber    und    rein    zu   halten,    und    r 
Blumen  und  Grün  zu  schmücken. 

Jngendspiele  und  -Gebräuche. 
Im    Winter    ist     das    Haupt  vergnügen    das     „Rita""    ( 
Schlittlen,    das    besonders    an    den    Sonntagnachmittagen 
der    „  Ritgeis ^    oder    dem    „Grntsch^    gepflegt    wird.     Ist 
günstige  •Schliferbahn'^  (Eisbahn)  vorhanden,  dann  wird   d; 
„g'schliferet^,    d.  h.    mit    blossen,   genagelten  Schuhen   da* 
hingefahren.     Schlittschuhe  sind   hier   noch  ziemlich  unbel 


VolkBkoiidliches  aus  dem  Taminathal.  145 

Häufig  Yeranstalten  die  Buben  Sohneeballschlaohten,  wobei 
die  Besiegten  jeweilen  mit  Schnee  eingerieben  werden;  andere 
üben  sich  in  der  Treffsicherheit  darch  das  Herunterwerfen  von 
,01et8ohzapfen^  an  den  „Dachchienel^  (Dachrinne),  oder  durch 
das  Bewerfen  eines  „Chimmi^  (Kamin),  oder  lassen  Schneewellen 
an  der  ^Qamshalda'*  herunter  und  machen  sich  aus  dem  Staube, 
wenn  dieselben  unten  mitsammt  einem  Fenster  in  ein  Haus  ein- 
brechen. 

Ein  besonderes  Vergnügen  der  Buben  war  ehemals  auch 
das  yRaffla^  auf  einem  klappernden  Holzinstrument,  mit  dem 
die  Buben  während  der  üharwoche  durch  das  Dorf  zogen. 

Im  Frühling  erweitert  sich  das  Feld.     Zur  Zeit  der  ersten 
Saft-    und  Sprossbildung   schneidet   sich  jeder    Bub    vor   allem 
seine  „Surra^,  indem  er  Yon  glatten,  dünnen  Erlenzweigen  ein 
&— 4  om.  langes  Rindenstück  abstreift  und  am  einen  Ende  des- 
lelbea  die  dickere  braune  Oberhaut  entfernt,    so    dass   nur   die 
dünne  Bastschicht  übrig  bleibt,  welche  beim  Hineinblasen  einen 
hellen,  klagenden  Ton  erzeugt.    Auch  Pfeifen  und  sogar  Wald- 
hörner weiss  er  herzustellen.     Zu  letzteren   schneidet  er  sich 
aas  dem  dicken,  platten  Stämmchen  einer  Salenstaude  ein  mög- 
iiohit  langes,  biegsames  Rindenstück  heraus  und  windet  es  spiral- 
/Srmig  auf.     Am  dünnem  Ende  der  so  entstandenen  Röhre  wird 
eine  luftdicht   ßchliessende    „Surra^    eingefügt.     Diese   erzeugt 
lui^  Art  einer  Oboe   oder  eines  EJarinetts   den    Ton,    welcher 
diajreh  die  sich  erweiternde  Spiralröhre  je  nach  ihrer  Form  und 
GFr^e  Terschönert  und  bedeutend  verstärkt  wird.     Im  Sommer 
s^lmeiden  sich  die  Buben  aus  ^Gugastuda^  (Schierlingsgewächs) 
i^K^e  ^Gnga^  (Blasröhren)  und  „Sprütza^.     Die  „Guga""  wird 
^^^8  einem  Internodium,   die  „Sprütza^    aus  einem  Knoten  plus 
iK&^nodium  herausgeschnitten.     Bei  letzterer  wird   der  Knoten 
^'^^^  einer  feinen  Oeffnung  yersehen  und  für  die  Röhre  des  Inter- 
^^>^iuns  ein  passender  Stöpsel  („StösseP)  yerfertigt.     Zieht  man 
^^^  Stöpsel  unter  Wasser  heraus,   dann   strömt   dasselbe   durch 
^^^  Knotenöffiiung  in  die  Röhre.   Beim  Zurückstossen  des  Stöpsels 
^^^xd  das  Wasser  oft  auf  grosse  Entfernung  wieder  ausgetrieben. 
^He  diese  Instrumente   gewinnen    dadurch    an  Wert,    dass    sie 
^^^iitens  eigene  Fabrikate    der  Inhaber    sind   und  dadurch    das 
^^«hdenken  und  die  Handfertigkeit  derselben  üben. 

Sogenannte  Aprilscherze   kommen   hier   ebenfalls   unter 
lindem  und  Erwachsenen  vor,  aber  nicht  blos  im  April,  sondern 


146  Volkskundliches  aus  dem  Taminatbal. 

auch  im  Februar  und  März.  Der  aaf  den  Leim  gegangene  heisst 
alsdann  „Hornibock%  **Merzafühli"  (Füllen)  und  ^Obrellachalb*' 
(Aprilchalb). 

Früher  mehr  geübt  wurde  das  Plättla  und  Chnöpfla. 
Ein  im  Boden  befestigtes  Stück  Holz  oder  ein  hervorstehender 
Stein  dient  als  Ziel,  auf  welches  jeder  Teilnehmer  aus  einer 
Entfernung  eine  Steinplatte  wirft.  Der  nächste  Treffer  hat 
das  Recht,  die  von  jedem  Teilnehmer  gesetzten  Knöpfe  (von 
Hosen,  „Tschöüpa*'  [Röcke],  „Himper"  [Hemden],  Bettzeug  her- 
rührend) zuerst  in  der  Hand  zu  schütteln  und  hernach  alle 
Stücke,  welche  auf  die  Aversseite  fallen,  einzustecken.  Dann 
kommt  der  zweitnächste  Treffer  an'  die  Reihe;  dann  der  dritte, 
yierte;  event.  beginnt  die  Reihe  von  neuem,  bis  jeder  Knopf 
seinen  Gewinner  gefunden  hat.  Alsdann  wird  das  „Plättlen"* 
mit  einer  zweiten  Serie  fortgesetzt.  —  Vordem  gab  es  einmal 
eine  Zeit,  in  der  auch  die  Erwachsenen  geplättlet  haben,  aber 
nicht  mit  Hosenknöpfen,  sondern  mit  Fünflivren! 

Im  Sommer  thun  sich  die  schulpflichtigen  Elnaben  jeweilen 
zu  einem  „Armbrustschützenverein^  zusammen  und  wählen 
ihr  Komitee  (Schützenmeister,  Kassier  und  Fahnenträger),  welche 
Schützengaben  zu  sammeln  und  die  Geschäfte  zu  leiten  haben. 
Das  Schiessgeräte,  die  Armbrust,  ist  meistens  ein  sehr  primitives, 
oft  selbstverfertiges  Instrument.  Die  Bolzen  sind  runde  und 
10 — 20  cm.  lange  Holzstücke,  vorn  mit  einer  Metallspitze  und 
seitlich  mit  2  oder  4  Federn  versehen,  welche  zum  Pfeile  ähn- 
lich gestellt  sind,  wie  die  Flügel  eines  fliegenden  Vogels.  Oft 
ist  am  hintern  Ende  des  Pfeiles  auch  eine  etwas  grössere  Schwanz- 
feder angebracht,  um  die  Treffsicherheit  zu  erhöhen.  —  Die 
Schiesstage  werden  vom  Komitee  bestimmt.  Alsdann  versammeln 
sich  die  Mitglieder  mit  ihren  Waffen  und  marschieren  mit  Musik 
oder  Gesang  zum  Schiessplatz.  Dort  wird  die  Scheibe,  ein 
ca.  0,3 — 0,4  m^  messendes  Holzbrett,  an  passender  Stelle,  ent- 
weder an  einem  Hanse  oder  einer  Scheune,  aufgehängt  und  darauf 
der  Reihe  nach  geschossen.  Für  jeden  werden  die  Punkte  notiert 
und  darnach  die  Gaben  verteilt,  die  jeder  Gewinner  bei  dem 
Spender  persönlich  einzuziehen  hat.  —  Nach  Abschluss  des  jähr- 
lichen Schiessens  wird  jeweilen  aus  der  durch  Vereinsbeiträge 
und  gesammelte  Geldgaben  entstandenen  Kasse  Wein,  Wurst 
und  Brot  ein  Schützenmahl  abgehalten  und  hernach  der  Verein 
wieder  aufgelöst. 


Volksknndliches  aus  dem  Taminathal.  147 

Beliebte  Spiele  sind  aach  jetzt  noch  das  „Fouhatis- 
macha^  [Tanzen],  „Verbergatismacha"  [Verbergen]  und 
^Ringschlaha'^.  Letzteres  wird  selbst  von  der  erwachsenen 
Jugend,  den  ^Ledigen""  und  „Meitla"  noch  an  schönen  Sonntag- 
D8chmittagen  des  Frühlings  gepflegt.  Bei  diesem  Spiele  -schliessen 
sich  die  Knaben  und  Mädchen  abwechselnd  zu  einem  Ring  zu- 
sammen. Zwei  oder  drei  Spielende  spazieren  um  den  Ring 
herum,  schlagen,  sofern  es  Knaben  sind,  irgend  einem  Mädchen 
im  Ring  mit  der  flachen  Hand  auf  den  Rücken  und  springen 
eiligst'  dftY6n.  Umgekehrt  schlagen  die  herumgehenden  Mädchen 
nur  Knaben  ,,aus  dem  Ring^.  Die  so  Geschlagenen  haben  nun 
die  Aufgabe,  ihrem  Schläger  nachzurennen  und  ihn  einzufangen, 
worauf  beide  wieder  zum  Ring  zurückkehren.  Der  Geschlagene 
tritt  nun  als  Schläger  auf  und  das  Spiel  beginnt  von  Neuem. 
—  Die  freie  Auswahl  der  Schläger  bringt  es  mit  sich,  dass 
die  beliebtesten  Burschen  und  Meitla  auch  am  meisten  geschlagen 
werden,  um  auf  dem  Rückwege  vom  Einfangen  einige  fröhliche 
Scherze  machen  zu  können.  Burschen  und  Meitla  fühlen  sich 
hochbeglückt,  wenn  sie  den  sanften  Schlag  ihres  Herzliebsten 
auf  der  Schulter  fühlen  und  dem  flinken  Partner  nachjagen 
dürfen.*) 

Die  „Ledigen**. 
Ist  der  Knabe  16-  oder  ITjährig  geworden,  also  bereits 
unter  die  Erwachsenen  getreten,  dann  lässt  er  sich  der  Sitte 
gemäss  unter  die  ,,Ledigen**  oder  die  sogenannte  Knaben- 
gesellschaft einkaufen.  Die  Knabengesellschaft  umfasst  alle 
unverheirateten  Männer  des  Dorfes,  die  sich  eingekauft  haben, 
und  dadurch  das  Recht  besitzen,  nachts  auf  den  Gassen  herum- 
zuschwärmen, Sonntags  in  der  Kirche  die  „Borchilche**  [Empore] 
zu  besetzen,  ins  Wirtshaus  und  zur  , Stubati**  zu  gehen  und  an 
der  Chilbi  und  Fastnacht  eine  eigene  Tänzerin  zu  „holen**. 
Jüngere  und  nicht  eingekaufte  Knaben  werden  daher,  falls  sie 
nachts  noch  auf  den  Gassen  oder  gar  bei  der  Stubati  getroffen 
werden,  unverzüglich  mit  einer  Tracht  Prügel  oder  einer  tüch- 
tigen Wassertaufe  heimgeschickt  und  riskieren  zudem,  ein  Jahr 
länger  auf  das  Einkaufen  warten  zu  müssen.  Aehnlich  ergeht 
es  fremden  Burschen^  oder  abenteuerlustigen  Passanten,  welche 
die  alten  Satzungen  missachten  wollen.     Auswärtige  können  sich 


«)  Vgl.  ZCrichkb,  Kinderlied  Nr.  995. 


148  Volkskundliches  aus  dem  Tamioathal. 

auch  während  des  Jahres  einkaufen ;  für  die  Einheimischen  aber 
findet  dieser  Akt  immer  am  Sylvesterabend  statt.  Da  versammelt 
sich  die  ganze  Gesellschaft  mit  den  Kandidaten  im  Gemeinde- 
lokal und  wählt  unter  dem  Vorsitz  des  alten  einen  neuen  Präsi- 
denten für  das  kommende  Jahr.  Sofort  übernimmt  dieser  den 
weitern  Vorsitz.  Nun  schreitet  man  zur  Diskussion  über  die 
Neuaufnahmen,  wobei  jeder  Einzelne  in  die  Kritik  gezogen  wird. 
Durch  Stimmenmehrheit  wird  die  Aufnahme  entschieden.  Hie 
und  da  wird  auch  ein  noch  gar  zu  junger  oder  vorlauter  Geselle 
auf  das  folgende  Jahr  ^zurückgestellt^.  Alle  Neuaufgenpia«yimiBn 
haben  dem  Präsidenten  ein  Eintrittsgeld  von  3  bis  5  Franken 
zu  bezahlen.  Je  nach  der  Anzahl  ist  der  Preis  verschieden. 
Hierauf  folgt  ein  kurzer  Vortrag  des  Präsidenten  an  die  „neu- 
gebackenen*^ Ledigen  über  die  Rechte  und  Pflichten  ihres  neuen 
Standes.  Alsdann  zieht  alles  unter  gemeinsamem  Absingen  eines 
heimischen  Liedes  ins  Wirtshaus,  während  einige  in  der  Nähe 
des  Dorfes  mit  Mörsern  schiessen.  Unter  dem  Vorsitz  des 
Präsidenten  wird  nun  ans  dem  eben  eingenommenen  Eintritts- 
gelde  ein  Trunk  abgehalten  und  abwechselnd  gesungen  und  ge- 
jodelt, bis  die  Fröhlichkeit  um  12  Uhr  ihren  Höhepunkt  er- 
reicht. Durch  die  Klänge  der  Kirchenglocken  daran  erinnert, 
erhebt  sich  der  Präsident  und  richtet  unter  dem  Eindrucke  des 
feierlichen  Augenblickes  einige  warme  Abschiedsworte  an  das 
alte  und  ein  herzliches  Willkommen  an  das  neue  Jahr,  und 
wünscht  vor  allem  dem  freundlichen  Wirte,  sowie  der  ganzen 
Knabengesellschaft  und  den  übrigen  Anwesenden  ein  „glück- 
haftiges'^  neues  Jahr.  Dankend  richtet  auch  der  Wirt  einige 
Worte  an  die  Versammlung  und  lässt  als  Neujahrsgabe  einen 
Schock  Birnbrod  und  Weissbrod  nebst  einigen  Doppellitern  gratis 
servieren.  —  Nach  und  nach  aber  machen  sich  die  Jungen  auf, 
um  auch  ihren  Meitla  die  Neujahrs  wünsche  zu  bringen,  und 
die  neuen  Ledigen  vorzustellen.  Die  „Meitla''  oder  „Jumpfera* 
beeilen  sich,  die  nächtlichen  Besucher  für  ihr  „Awüscha''  mit 
Schnaps,  den  sie  selber  n&gniacht''  haben  und  mit  „Birabrod'' 
nebst  „Säft^  zu  bewirten.  —  So  macht  man  in  mehreren  Ab- 
teilungen bei  allen  Mädchen  des  Dorfes  die  Runde,  bis  der 
Morgen  graut. 

Um  den  Zuwachs  der  Ledigen  auszugleichen  muss  natür- 
lich auch  die  Zahl  der  Mädchen  entsprechend  zunehmen;  und 
heute   in    der   Neujahrsnacht   hat   man    die    beste  Gelegenheit, 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal.  149 

herangereifke,  lioiFDUDgsYolIe  Mädchen  in  diese  neue  Rolle  ein- 
zufahren. Mitten  in  der  Nacht  zieht  ein  Detachement  singend 
und  jodelnd  vor  das  betreffende  Haus,  woselbst  noch  eiü  Eztra- 
ständchen  zum  besten  gegeben  wird.  Dann  klopft  man  an  die 
Hausthüre  oder  an  das  Fenster  und  wird  auch  richtig  einge- 
lassen. In  Erwartung  des  Kommenden  —  oft  hat  ein  Lediger 
an  der  richtigen  Stelle  einen  verheissenden  Wink  gegeben  — 
ist  alles  zu  einem  freundlichen  Empfang  bereit.  Manchmal  aber 
geht  die  Sache  nicht  so  leicht.  Auf  das  Klopfen  hin  erscheint 
statt  des  Mädchengesichtes  der  Kopf  des  Vaters  im  Fepster. 
,i)'s  Meitli*^  sei  noch  zu  jung,  heisst  es  da.  Nun  redet  man 
hin  und  her.  In  den  meisten  Fällen  hat  man  Erfolg,  besonders 
wenn  sich  die  Ledigen  im  vergangenen  Jahre  gut  aufgeführt 
haben.  Andernfalls  muss  man  den  Besuch  auf  das  nächste  Jahr 
Yerschieben. 

Die  „Stubati**. 

Unter  „z'Stubati"  oder  „z'Hingert  gu**  ist  nach  der  ur- 
sprünglichen Bedeutung  immer  ein  Besuch  der  ledigen  Männer 
bei  den  ledigen  Mädchen,  zum  Zwecke  gegenseitigen  Bekannt- 
werdens oder  zur  Unterhaltung,  zu  verstehen.  Da  die  jungen 
Leute  während  des  Tages  durch  die  Arbeit  abgehalten  werden, 
finden  diese  Besuche  gewöhnlich  zur  Nachtzeit  zwischen  acht 
und  zwölf  Uhr  statt.  Indessen  können  dieselben,  besonders  bei 
aussergewöhnlichen  Anlässen  und  gemütlicher  Unterhaltung  bis 
gegen  morgen  ausgedehnt  werden.  Auch  geht  man  in  der  Regel 
nur  am  Samstag  und  Sonntagabend,  allenfalls  auch  am  Donners- 
tagabend „z'Stubati'*,  solange  keine  ernstlichen  Absichten  gehegt 
werden.  Die  diesbezügliche  Regel  lautet:  ,,Am  Sunntig  gund 
[gehen]  di  rächta  [rechten],  am  Mintig  [Montag]  (gund)  di  schlechta, 
am  Zystig  di  Wittlig  [Witt wer],  am  Mittwucha  d'Buaba,  am 
Dunstig  [Donnerstag]  di  Lediga,  am  Fritig  di  Schebiga  [Schäbige], 
am  Samstig  d'Hochziter**.  In  diesem  Falle  geht  man  auch  nicht 
allein,  sondern  sucht  immer  einen  Begleiter  mitzunehmen.  Ein  an- 
ständiger Mensch  wird  bei  solchen  Besuchen  nicht  blos  vom  Mäd- 
chen, sondern  von  der  ganzen  Familie  freundlich  aufgenommen. 
Oft  bleiben  auch  die  Eltern  noch  längere  Zeit  bei  den  jungen 
Leuten,  die  sich  gegenseitig  unterhalten,  sich  necken,  Jass  spielen 
oder  singen,  wie^s  eben  der  Einfall  bietet.  Wird  die  Stimmung 
ausnehmend  fröhlich,  dann  wird  Wein  herbeigebracht,  dazu  eine 


150  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

„  Musik  **y  Mund-  oder  Handharmonika,  oder  gar  das  berühmte 
EUarinett  des  allzeit  muntern  Dorfmusikanten,  wobei  drauf  los 
gefestet  und  getanzt  wird,  als  wäre  man  mitten  in  der  „Chilbi^, 
bis  der  gestrenge  Hausvater,  dem  der  Spektakel  allmälig  zu 
toll  wird,  in  Hemdärmeln  und  Filzschuhen  unter  der  S[ammer- 
thür  erscheint  und  die  Jungen  ermahnt,  nicht  alles  „z'under 
obsi  z'chera". 

Während  dieser  „  Stubati '^  passiert  es  oft,  dass  draussen 
stehende  Ledige  durch  Fenster  und  Thüren  hereingucken,  um 
die  Insassen  kennen  zu  lernen,  oder  mit  verstellter  Kopfstimme 
„ihi  z'raua**  [hineinzureden].  Der  Hauptreiz  dabei  ist,  nicht  er- 
kannt zu  werden.  Wer  besonders  frech  ist  oder  Lust  zu  Aben- 
teuern hat  der  «chlepft^  [klatscht]  vor  der  Stubenthüre  oder 
vor  dem  Hause  die  Andern  heraus.  Eine  solche  Herausforderung 
lassen  sich  die  Burschen  drinn  nicht  gefallen,  sondern  suchen 
den  Thäter  zu  erwischen.  Ist  das  möglich,  dann  wird  derselbe 
nach  allen  Regeln  durchgebläut.  Oft  gehts  dabei  in  wilder  Jagd 
über  die  Gassen  und  Zäune  und  Bäche,  in  Schlupfwinkel  und 
auf  die  Dächer  hinauf,  bis  die  Verfolgung  eingestellt  wird.  Da- 
bei spielen  Zwistigkeiten,  Eifersüchteleien,  Kraftmeierei  u.  s.  w. 
eine  grosse  Rolle.  Es  Hessen  sich  Bücher  schreiben  über  all' 
die  Bräuche  und  tollen  Streiche,  welche  im  Gefolge  der  Stubati 
und  Nachtschwärmerei  zur  Ausführung  gelangen.  Das  ist  das 
Feld,  auf  dem  die  männliche  Jugend  ihren  Erfindungsgeist  be- 
thätigen  und  ungesehen  so  recht  nach  Herzenslust  austoben  kann. 
Schade,  dass  dabei  heutzutage  nicht  mehr  blos  der  Uebermut 
und  oft  geistreiche  Witz  von  ehemals,  sondern  noch  viele  andere, 
weniger  entschuldbare  Dinge  sich  offenbaren. 

Der  „Samachlaus". 
Der  St.  Nikiaustag  wird  im  Taminathale  im  Gegensatze 
zu  anderen  Gegenden  nicht  gefeiert.  Dafür  aber  ist.  der  ganze 
Monat  Dezember  dem  „Samachlaus^  als  Vorläufer  des  Christ- 
chindli  geweiht.  Der  Samachlaus  ist  nach  der  Vorstellung  der 
Kinder  ein  grosser  Mann  in  einem  langen  Mantel,  mit  weissem 
Bart  und  schwerer  Pelzmütze.  Gegen  Ende  November  und 
während  des  ganzen  Dezember  bis  Weihnacht  fährt  er  allabend- 
lich mit  einem  Schlitten  oder  Wägelchen  durch  die  Gassen. 
Das  Gefährt  ist  mit  Aepfeln,  dürren  Birnen  und  Nüssen  beladen, 
womit  die  guten   Kinder    belohnt    werden;    für    die    schlimmen 


5l 
Yolkskundlicbefl  aus  dem  Tamlnathal.  1 

Kinder  Bind  Birkenruten  beigelegt.  Schon  von  Ferne  hört  man 
das  Olöoklein  des  Esels,  den  der  Samachlans  am  Halsband  führt. 
Gate  und  sorgliche  Kinder  haben  immer  unter  der  Treppe  oder 
im  Hausgange  für  den  Esel  etwas  Heu  gerüstet.  Der  Sama- 
chlaus  kommt  aber  nur  dann  ins  Haus,  wenn  er  die  Kinder 
darin  beten  hört.  Deshalb  beten  dieselben  nach  dem  Abendessen 
mit  lauter  Stimme  ein  Vaterunser  nach  dem  Andern  und  horchen 
dazwischen  auf  das  Eselsglöcklein  und  die  Geräusche  im  Haus- 
gange. Vor  lauter  Furcht  und  Herzklopfen  verkriechen  sich 
die  Furchtsamen  hinter  den  Ofen  oder  die  Nebenkammer.  Kommt 
der  Samichlaus  immer  noch  nicht,  dann  wird  weiter  gebetet. 
Endlich  geht  die  Thüre  leise  auf  und  ehe  man  sich's  versieht, 
fliegen  die  Aepfel  und  Nüsse  lärmend  in  die  Stube  herein,  ein 
zwei,  drei  Mal;  oft  kommt  in  der  Thüröffnung  drohend  eine 
Rute  zum  Vorschein.  Dann  schliesst  sich  die  Thüre  und  man 
hört  den  Samachlaus  wieder  fortgehen.  Nun  ist  der  Bann  ge- 
löst. Jauchzend  stürzen  sich  die  Buben  und  Mädchen  auf  die 
umherrollenden  Nüsse  und  Aepfel  und  füllen  sich  die  Taschen. 
—  Sind  die  Kinder  brav  und  fleissig  im  Beten,  dann  wiederholt 
sich  dieser  Vorgang  bis  Weihnachten  sehr  oft,  wobei  ältere 
Familienglieder  oder  gute  Bekannte  den  Samachlausdienst  versehen. 

Weihnacht. 

An  Weihnachten  kommt  das  Christkindlein.  Dieses  dürfen 
aber  die  Kinder  nicht  sehen;  deshalb  schickt  man  sie  zu 
Bette.  Mitten  in  der  Nacht,  wenn  die  Glocken  zur  Kirche  rufen, 
da  flammt  der  Christbaum  mit  seinen  Lichtern  auf  und  jubelnd 
schauen  die  Kleinen  zu  ihm  empor.  Eine  heilige  Wonne  erfüllt 
die  frohen  Herzen  und  dankend  preisen  sie  das  Christkindlein, 
das  so  viel  Licht  und  und  schöne  Gaben  brachte.  —  Eine  eigen- 
artige, tiefe  Poesie  liegt  in  diesem  Kindesglaubeo,  der,  als  gutes 
Mittel  zu  einem  guten  Zweck  doch  unendlich  mehr  Glück  zu 
stiften  vermag,  als  ein  Christbaum,  den  die  Kinder  selber  ent- 
stehen sehen. 

Neujahr.^) 

Kaum  ist  der  erste  Tag  des  neuen  Jahres  angebrochen,  so 
eilen  die  Kleinen  —  die  Mädchen  in  neuen  Röcken,  dieJBuben 
in  neuen  Hosen  und  einem  roten  Rappen  in  der  Tasche  —  dem 
Oötti  und  der  Qotta  das  Neujahr  „anzuwünschen"^.     Oft  frierend 

*)  Einiges  hierüber  s.  schon  S.  14b. 


152  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

und  farohtsam  treten  sie  ins  Haus  der  Betreffeaden  und  stam- 
meln schon  anter  der  Stubenthür  ein  «guata,  glückseligs  neu's 
Johr''.  Der  Götti  drückt  lächelnd  die  kalten  Händchen  und  die 
Qotta  gibt  den  Kleinen  einen  herzlichen  Euss  und  ermahnt  sie, 
recht  bray  zu  sein.  Beide  legen  ihnen  ein  tüchtiges  Stück 
^Birabrod  mit  Schmalz  und  Saft  druf^  auf  die  Hand.  Dann 
holen  sie  aus  dem  Nebenzimmer  für  jedes  einen  langen  Ijjftib 
Weissbrod  und  in  einem  Papier  eingewickelt  ein  Stück  Tuch 
zu  Hosen  oder  Röcken,  eine  Tschärppe  [Schärpe  oder  Schlinge], 
Kappe,  Handschuhe,  Strümpfe  oder  dergleichen.  Freudig  um- 
fasst  der  Kleine  das  Geschenk  mit  beiden  Armen  und  eilt, 
nachdem  er  noch  ein  „Yergelts  Gott,  z'tuusig  Moula^  gesagt 
hat,  glückstrahlend  nach  Hause.  —  Dieses  Neujahrswünschen 
mit  den  damit  verbundenen  Geschenken  wiederholt  sich  jährlich, 
bis  die  Patenkinder  die  Schule  verlassen  haben. 

Als  Tagesgruss  hört  man  auch  unter  den  Erwachsenen 
noch  nicht  das  prosaische  „Prosit!^  oder  „Gratuliere!'*  sondern 
das  alte,  heimelige  Sprüchlein:  „I  wusch  der  a  guats  nöüs  Jouhr, 
vil  Glügg  and  Saga  und  z'letscht  das  ewig  Läba!^* —  In  jeder 
Haushaltung  hat,  wie  schon  oben  erwähnt,  die  sorgliche  Haus- 
mutter eine  Flasche  Neujafarsschnaps,  nach  seiner  Farbe  „Rötali^ 
genannt,  aus  Branntwein,  Zacker,  gedörrten  Kirschen  und  andern 
Ingredienzien  für  diesen  Tag  bereitet.  Daneben  figuriert  ein 
währschaftes  „Birabrod^,  das  man  früher  ebenfalls  selbst  aus 
Mehlteig,  Nosskernen,  gedörrten  und  gehackten  Birnen,  Wein- 
beeren, mit  etwas  Branntwein  und  Gewürzen  gebacken  hat. 
Dieses  alles  wird  nebst  Butter  und  dem  unvermeidlichen  „Saft'^ 
am  Neujahrstage  jedem  serviert,  der  ins  Haus  kommt  and 
natürlich  aocl^  einen  aufrichtigen  Glückwunsch  mitbringt. 

Fastnacht. 

Das  ^Butzilaufa*^  während  der  Fastnachtstage,  bei  dem 
junge  Burschen  sich  das  Gesicht  verhüllten  und  alte,  zerlumpte 
Männer-  oder  Weiberkleider  anzogen  und  die  auf  den  Gassen 
stehenden  Buben  und  Meitli  erschreckten  und  „ruasleten^  [Infinit, 
^ruasla*"  Gesicht  und  Ohren  mit  Russ  einschmieren],  hat  infolge 
polizeilicher  Massregeln  etwas  nachgelassen,  besteht  aber  ia 
vereinzelten  Fällen  immer  noch  fort. 

Weniger  verbreitet  sind  die  improvisierten  Fastnacht- 
spiele.     Diese  nach  der  Art  der  schwyzerischen  Japanesenspiele 


Volkskiiodliches  aiis  dem  Taminathal.  153 

seit  Yielen  Jahren  durchgeführten  Ortekomodien  finden  unregel- 
mäflsig  nur  Ton  Zeit  zu  Zeit    statt,  je    nachdem    ein    passender 
Stoff  und  passende  Darsteller  Torhanden  sind,  welche  ihre  Auf- 
gabe mit  Geschick  und  Energie  durchführen  können.     Als  Schau- 
spieler   treten    nur    ledige    oder  jung  verheiratete  Männer  auf. 
Das  Stück  wird  öffentlich  auf  den  Strassen  und  Gassen  gespielt 
und  hat  das  ganze  übrige  Volk,  klein  und  gross,  als  Zuschauer. 
Der  Gegenstand   ist  immer   mitten    aus    dem    Leben    gegriffen. 
Bald    wird   irgend    eine    unbeliebte    Persönlichkeit    mit    ihren 
äussern  und  Innern  Mängeln  auf  sarkastische  Weise  charakteri- 
siert, bald  eine  Strassenyermessung  mit  den  zugehörigen  Instru- 
menten aufgeführt,  oder  ein  interessanter  Prozess  mit  allen  da- 
bei   auftretenden    Personen    und    Schuldobjekten    demonstriert. 
Kein  Wort  ist  geschrieben,  kein  Theaterdirektor   hat   das  Spiel 
inszeniert ;  alles  wird  auf  originelle,  volkstümliche  Art  nach  den 
Eingebungen  des  Augenblickes  aufgefasst  und  dargestellt.     Der 
Stoff  wird  erst  wenige  Tage  vor  der  AuiSTührung,  welche  entweder 
am  Fastnachtmontag  oder  -Dienstag  stattfindet,  von  den  Haupt- 
personen bestimmt  und  dazu  die  technischen  Vorbereitungen  in 
aller  Stille  getroffen.     Erst   am    kritischen    Tage   zirkuliert   das 
GFerücht  über  die  bevorstehende  Tragikomödie;   und  richtig,  am 
Mittag  reiten  auf  Eseln  und  Rossen  ein  Trommler  oder  Pauken- 
schläger und  hinter  ihm  zwei  Herolde  daher,  welche  der  ganzen 
Gemeinde  kund  und  zu  wissen  thun,  dass  heute  das  grossartige 
Schaustück  So  und  so  in  fünf  Aufzügen  an  dem  und  dem  Orte 
sich    abspielen  werde,  zu  dessen  Besichtigung  wegen  der  Wich- 
tigkeit des  Gegenstandes  Jedermann    eingeladen  werde.    —    So 
wurd  e  vor  etwa  zwanzig  Jahren  ein  Prozess  aufgeführt,  der  sich 
im  Vorhergehenden  Herbste  wegen  einer  in  der  Alp  verwechselten 
S&u    abgespielt  und  grosse  Dimensionen  angenommen  hatte.    Da 
Bah    rM\9iu  nicht  nur  alle  Beteiligten  in  Person  dargestellt,  sondern 
auch    das  corpus  delicti,  die  Sau  selber,  wackelte  leibhaftig  über 
^8  Strassen.  —  Vor  etwa  drei  Jahren  fuhren  bei  einem  anderen 
Proxesse  mehrere  Landauer  mit  den  Gerichtspersonen,  Advokaten, 
Aerztea  und  selbst  einigen  »höheren^  Damen  daher;  sogar  das 
Telephon  kam   in   Gestalt   einer  Kaffeemühle    zur  Verwendung. 
Die  interessierten  Personen,  die  auf  solche  Weise  ohne  Nennung 
de«  Hamens,  aber  in  ihren  Fehlern  und  Missethaten  unverkeuu- 
W  ausgespielt  werden,   halten    sich  jeweilen   im  Hintergrunde, 
finden  aber  niemals  eine  Handhabe  oder  einen  Beleg,  mit  deren 


154  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

Hülfe    sie    eine   gerichtliche    Verfolgung    der    Spötter    einleiten 
könnten. 

Der  Sonntag  nach  dem  Aschermittwoch,  die  alte  Fast- 
nacht, heisst  auch  „Chüachlisunntig^;  denn  sowohl  am  Vor- 
tage, als  auch  am  Altfastnachtssonntag  werden  allerorten  ganze 
Türme  von  ^uströülta  Chüachli^  [ausgewalzten  Kuchen]  bereitet. 
Zuerst  kommen  die  Buben  dran,  von  denen  sich  ein  jeder  bei 
seiner  Mutter,  Patin  oder  einer  guten  Nachbarin  einen  soge- 
nannten „Chüachlimeia**  bestellt  hat.  Dieser  ^^Meia*'  ist  nichts 
anderes  als  ein  Straus  von  Kuchen  oder  Backwerk.  Zur  Her- 
stellung desselben  benutzt  man  einen  sich  gabelnden  Zweig  einer 
Haselstaude,  biegt  die  Gabeln  nach  beiden  Seiten  vollständig 
um  und  bindet  sie  unten  am  Stumpfe  zusammen,  so  dass  das 
ganze  die  Form  eines  an  der  Spitze  angestielten  Herzens 
bekommt  Die  Zweige  der  Herzform  werden  nun  ringsum  mit 
Kuchenteig  spiralig  umwunden,  in  Butter  gebacken  und  schliess- 
lich mit  Gold-  und  Silberpapier  reichlich  geschmückt.  Morgens 
wird  dieser  goldstrotzende  Kuchenstrauss  von  den  Buben  abge- 
holt und  triumphierend  durch  die  Gassen  getragen.  Nachdem  er 
von  aller  Welt  bewundert  worden  ist,  wird  er  über  dem  Tisch 
in  der  Stubenecke  oder  hinter  einem  Heiligenbilde  aufgesteckt, 
wo  er  das  ganze  Jahr  unversehrt  bleibt. 

Der  Abend  dieses  Fastnachtstages  ist  ein  Fest  für  alle. 
Da  wird  beim  Nachtessen  der  Kuchenberg  aufgetragen,  den  die 
Mutter  gebacken  hat;  der  Vater  schlägt  im  Milcheimer  mit  einem 
extra  hiezu  verfertigten  Besen  aus  geschälten  Reisern  einen 
schäumenden  „Nidel"  [Rahm],  der  Töpfe  und  Teller  füllt.  Sitzt 
alles  bei  diesem  seltenen  Mahle,  dann  kommt  auch  eine  Abord- 
nung der  Knabengesellschaft  mit  einer  grossen  „Chrätze*^  [Korb] 
auf  dem  Rücken  und  bittet  in  mitleiderweckendem  Tone  auch 
um  eine  kleine  Gabe  für  die  Ledigen,  die  so  oft  hungrig  auf 
der  Strasse  stehen  müssten.  Und  der  gutherzige  Hausvater, 
der  auch  einmal  ledig  gewesen,  lässt  sich  erweichen  und  wirft 
den  armen  Reisenden  einige  Küchlein  in  die  Kräze.  Herzlich 
dankend  machen  sich  die  Glücklichen  wieder  davon,  um  im 
nächsten  Hause  ihr  Unterstütz nngsgesuch  zu  wiederholen,  bis 
sie  die  ganze  Kräze  gefüllt  haben  und  jeder  Ledige  zum  guten. 
Nidel,  den  die  Knabengesellschaft  von  den  Jumpfern  erhält,  anclm 
einige  gute  Küchlein  essen  kann. 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal.  155 

Das  „Schleiz^a^  [Hanfbrechen]. 

Die  Kultur  des  Hanfes  wurde  früher  eifriger  betrieben, 
blüht  aber  auch  heute  trotz  den  billigen  Tuchwaren  immer  noch 
fort.  Denn  man  fertigt  daraus  das  solide  Bettzeug:  ^Ziecha^ 
[Bettanzug],  Laubsäcke  und  Leintücher  oder  ,,Lilacha^  und  die 
Heutücher  oder  „Plaha".  Der  Hanf  wird  im  Frühling  in  der 
'Sähe  des  Dorfes  gesät  und  Ende  August  „glocha^  (Infinit,  lücha), 
d.  h.  ausgerissen.  Dann  kommt  er  auf  ^d'Rosi^,  wobei  er  an 
sonnigen  Halden  zum  Trocknen  ausgebreitet  wird.  Dabei  wird 
das  grüne  Chlorophyll  zerstört  und  der  Hanf  nimmt  eine  grau- 
braune Färbung  an.  Hierauf  wird  er  eingesammelt  und  in  einer 
Reihe  von  Abenden  durch  die  Hausleute  und  eingeladenen 
Männer,  Weiber,  Mädchen  und  Kinder  „g'schleizt^,  d.  h.  die 
Bastfasern  werden  durch  Zerbrechen  der  Stengel  abgestreift. 
Die  Bastfasern  jeder  Hanfgarbe  werden  zu  einer  Schleife,  einem 
sog.  Poppali,  aufgewunden;  neun  Poppali  zu  je  drei  Strängen  geben 
hernach  einen  Zopf.  —  An  solchen  Abenden  wird  auch  viel  ge- 
redet; die  Mädchen  besonders  haben  sich  viel  über  die  nahe 
„Chilbi^  zu  sagen.  Ist  die  Stimmung  recht  heiter  und  fröhlich, 
dann  klingt  auch  manches  lustige  und  ernste  Jugend-  und  Liebes- 
lied in  die  Nacht  hinaus,  welches  die  auf  den  Gassen  stehenden 
Ledigen  herbeilockt.  Aber  zuerst  beschauen  sich  diese  die  Sachlage 
(Personen  und  Stimmung  der  Anwesenden)  von  aussen,  durch  die 
Fenster,  Schlüssellöcher  und  Thürritzen,  allenfalls  genügt  ihnen 
auch  das  Hinein  „rauen*"  durch  die  halbgeöffnete  Stubenthür. 
Ist  alles  günstig,  dann  treten  die  Burschen  ungeniert  in  den 
geselligen  Kreis,  setzen  sich  um  den  Tisch  herum,  oder  neben 
die  Schleizerinnen,  wobei  muntere  Spässe  hin-  und  herfliegen. 
Beim  „Ausschleitzen^  geht  es  besonders  hoch  her.  Am  Schlüsse 
desselben  werden  bei  Handorgel-  oder  Mundorgelmusik  einige 
Tänzchen  geschwungen  und  dabei  das  gegenseitige  Engagement 
für  die  Chilbi  getroffen. 

Die  .Chilbi**  [Kirchweih]. 
Im  Gegensatze  zu  den  übrigen  Gemeinden  des  Kantons 
wird  hier  die  Kirchweih  nicht  am  Sonntag  nach  Galli  (16.  Oktober), 
sondern  am  letzten  Sonntag  und  Montag  des  September  abgehalten. 
In  seiner  altern  Form  ist  das  Fest  ein  „Heuermohl^,  wie  sich  jetzt 
noch  ältere  Leute  ausdrücken;  denn  erst  Ende  September  ist 
auch  das  Heuen  und  Emden  im  Thal  und  y,'BiTg"^  beendet.  Die 


156  Volkskundliches  auB  dem  Taminathal. 

Hirten  sind  mit  ihrem  Vieh  glücklich  yon  den  Alpen  heimge- 
kehrt;  und  auch  die  vielen  Angestellten  haben  sich  aus  den 
Fremdenorten  wieder  bei  den  Ihrigen  eingefunden.  Selbst  die 
femer  weilenden  und  auswärts  Verheirateten  kehren  gerne  auf 
diesen  Tag  in  die  Heimat  zurück,  sofern  sie  nach  einer  alten 
Redeweise  nicht  das  ^  Bürgerrecht^  yerlieren  wollen.  So  findet 
sich  die  ganze  Familie  und  Gemeinde  mit  allem  Hab  und  Gut 
nach  glücklicher  Ernte  wieder  beisammen  und  bekommt  da- 
durch die  Chilbi  mehr  als  anderswo  den  Charakter  eines  freu- 
digen Familien-  und  Gemeindefestes. 

Yon  Alters  her  ist  es  in  jeder  Familie  Brauch,  auf  dieses 
Fest  hin  einen  „Chilbitschudd^  [Schaf]  zu  schlachten,  woraus  die 
Hausfrauen  ein  dampfendes  ^Yoressen^  [Ragout]  kocht.  Nach- 
mittags findet  entweder  ein  Preiskegeln  oder  Freischiessen  statt, 
welches  yon  Polizeiwegen  erst  zum  nachfolgenden  Tanz  berech- 
tigt, da  ausser  den  yom  Gesetz  bestimmten  Tagen,  wie  EAntons- 
Chilbi  (siehe  oben),  Neujahr,  Fastnacht  u.  s.  w.  ein  anderer  äusserer 
Grund,  wie  Konzert,  Schiessen,  Jugendfest  u.  A.,  yorhanden  sein 
muss,  auf  Grund  dessen  das  Tanzen  gestattet  ist.  Dieses  be- 
ginnt um  4  oder  5  Uhr.  Auf  jedem  Tanzboden  funktionieren 
zwei,  früher  durch  die  Enabengesellschaft,  jetzt  yom  Wirte  be- 
stimmte ledige  Spielmeister,  die  sich  durch  Blumensträusse  auf 
den  Hüten  auszeichnen  und  sowohl  die  Musik  als  auch  den  Tanz 
zu  leiten  und  die  anwesenden  Gäste  zum  Tanze  anzuregen  haben. 
Nach  dieser  Seite  hin  sind  sie  „Burschen  für  alles^.  Jeder  bringt 
auch  eine  „Yortänzerin^  mit;  welche  dann  das  Mädchen  für  alle 
sein  muss,  die  sich  nicht  auf  andere  Weise  yersorgt  haben. 

Jeder  Bursch,  der  sich  für  die  Chilbi  eine  eigene,  gewandte 
Tänzerin  sichern  will,  engagiert  dieselbe  auch  rechtzeitig  oft 
mehrere  Monate  yor  dem  Feste.  Dabei  hat  er  aber  auch  die 
Erlaubnis  ihrer  Eltern  persönlich  einzuholen.  Wird  ihm  ent- 
sprochen, dann  erscheint  der  Tänzer  am  Kirchweihabend  mit 
einer  „  Kante ^  [Kanne]  yoU  Wein  im  Hause  der  Tänzerin,  wo 
er  mitsamt  der  ganzen  Familie  am  Nachtessen  teilnimmt  und 
den  mitgenommenen  Wein  unter  alle  yerteilt.  Nach  dem  Abend- 
essen begleitet  oft  der  Yater  das  Paar  auf  den  Tanzplatz.  Das 
Gleiche  wiederholt  sich  am  folgenden  Montag.  An  beiden  Tanz- 
abenden wird  bis  zum  Anbruch  des  Morgens  getanzt. 

Das  Honorar  für  die  Musik  oder  der  „Spiel-Luh"  ist  frei- 
willig.    Jeder  weiss  ungefähr,    wie  yiel  er   für  sein  Yergnügen 


Yolkskiindliches  aus  dem  Taminathal.  157 

zo  leisten  hat,  nämlich  2—5  Fr.,  je  nachdem  er  wenig  oder 
Tiel  tanzt.  Die  Tänze  werden  zu  je  drei  Stücken  zusammen- 
gefasst  und  wird  auch  f&r  diese  Zahl  oder  ein  yielfaches  der- 
selben engagiert,  während  in  andern  Kantonen,  z.  B.  Zürich,  je 
zwei  Stück,  im  Kanton  Schwyz  gar  sieben  Stücke  als  Einheit 
gelten,  für  welche  ein  fixer  Preis  festgesetzt  ist.  Jeder  Tänzer 
kann  beliebig  engagieren,  sofeme  ihm  vom  Spielmeister  keine 
Tänzerin  zugeführt  wird;  dafür  steht  den  Tänzerinnen  aber  das 
Recht  zu,  dem  einen  oder  andern  einen  Korb  auszuteilen.  Beim 
Engagement  .ist  nicht  blos  die  Tänzerin,  sondern  auch  ihr  Tänzer 
oder  Begleiter  anzufragen.  Niemals  kommt  es  unter  normalen 
Yerhältnissen  yor,  dass  Mädchen  oder  Frauenspersonen  über- 
haupt ohne  männliche  Begleitung  auf  den  Tanzplatz  gehen. 
Wohl  aber  nimmt  oft  der  Familienyater  nach  dem  Abendessen 
seine  ganze  Familie  ausser  den  minderjährigen  Kindern  mit  ins 
Wirtshaus,  um  bei  einem  Liter  ^Alten^  mit  den  Freunden  und 
Nachbarsleuten  einige  fröhliche  Stunden  zu  yerleben.  Die  ge- 
bräuchlichsten Tänze  sind  auch  hier  der  Walzer,  Schottisch, 
Polka  und  Mazurka,  wobei  yon  den  tollsten  Burschen  nach 
Mnotathalerart  gestampft,  gejauchzt  und  gejohlt  wird.  Die 
echten,  einheimischen  Tänze  und  Tanzspiele,  wie  sie  unsere 
Aeltesten  noch  yor  Zeiten  ausgeführt  haben,  sind  in  Vergessen- 
heit geraten.  In  Liedern  und  Jodlern,  in  Tänzen  und  Bräuchen 
▼erachwindet  eine  Eigenheit  nach  der  andern.  Neues  dringt  herein 
mit  Macht  und  yerflacht  den  Geist  und  die  Kultur.  Die  Schuld 
tragen  die  ,, Alten",  die  keine  Sorge  für  die  Ueberlieferung 
ihrer  eigenen  Erlebnisse  und  alten  guten  Sitten  getragen  haben. 

Religiöse  Gebräuche. 

Am  6.  Januar,  als  am  hl.  Dreikönigsfeste,  sowie  am 
Charsamstag  wird  in  der  Kirche  yon  einem  Geistlichen 
Wasser  und  Salz  gesegnet.  Jede  Familie  ist  dabei  mit  einem 
Krug,  Schlegel,  einer  Flasche  oder  einer  Kanne  yoU  Wasser 
und  einem  „Peggali*"  [Schüssel]  yoU  Salz  yertreten;  denn  in 
allen  Wohnstuben  der  Häuser  ist  neben  der  Stubenthür  ein 
Weihwassergefass  angebracht,  welches  das  ganze  Jahr  geweihtes 
Wasser  enthalten  muss,  womit  alle  Familienglieder  sich  morgens 
und  abends,  sowie  beim  Unternehmen  einer  grössern  Reise  be- 
sprengen können.  Das  geweihte  Salz  wird  mehr  bei  Krankheits- 
fällen in  Haus  und  Stall  gebraucht. 


158  Volkskundliclres  auB  dem  Taminathal. 

An  Lichtmess  werden  Kirchenkerzen  und  Kerzen- 
rodel  [zu  einem  rundlichen  Knäuel  aufgewundene  Wachskerzen] 
geweiht.  Diese  Kerzcnrodel  gebraucht  ausschliesslich  die  Frauen- 
welt bei  Trauerfeierlichkeiteo,  also  bei  Begräbnissen,  Gedächnissen 
in  der  Kirche  und  auf  dem  Friedhof,  auch  oft  nur  zur  Beleucht- 
ung bei  nächtlichen  religiösen  Handlungen. 

Am  Palmsonntag  findet  die  Weihe  der  sog.  Palmen 
statt.  Es  sind  das  in  der  Regel  Zweige  des  „Sevibaumes'^  (Juni- 
perus Sabina),  welcher  an  einigen  wenigen  Stellen  des  Thaies 
wild  gedeiht;  vom  Messner  aber  gewöhnlich  in  mehreren  yollen 
Körben  von  der  ^Gaspusplatta^  geholt  wird;  in  einigen  Fällen 
sind  auch  Eibenzweige  verwendet  worden.  Jeder  Hausvater, 
der  noch  an  den  alten  Ueberlieferungen  festhält,  versorgt  sich  mit 
einer  Anzahl  solcher  geweihten  Zweige.  In  jedem  Zimmer  und 
Stalle  wird  ein  Exemplar  aufgesteckt,  um  dadurch  alles  Unglück 
oder  „Leidwerchen^  böser  Mächte  fern  zu  halten.  Auch  die 
Hütten  der  Maiensässe  und  Alpen  werden  damit  versorgt. 

Eine  ähnliche  Bedeutung  haben  die  Kohlen,  die  am  Kar- 
samstag aus  alten  Friedhofkreuzen  vor  der  Kirchenthüre  ge- 
brannt und  nachher  vom  Geistlichen  gesegnet  werden.  Alle 
diese  Kohlen  werden  von  der  anwesenden  Jugend  sorgfältig  ge- 
sammelt und  zu  Hause  aufbewahrt. 

Neue  Gebäulichkeiten,  Häuser,  Ställe,  Hütten  und 
Schermen  werden  vom  Ortspfarrer  benediciert  oder  eingesegnet. 

Die  angeführten  geweihten  Gegenstände,  wie  Wasser,  Salz, 
Brod,  Kerzen,  Kohlen  u.  s.  w.  gehören  zu  den  sog.  Sakramen- 
talien, deren  Gebrauch  nach  der  Lehre  der  katholischen  Ejrche 
nicht  durch  sie  allein,  sondern  durch  den  Gottesglauben,  der 
dabei  zum  Ausdrucke  kommt,  Schutz  und  Segen  bewirkt. 

Der   „Üserherrgottstag^,  d.  h.  das  Frohnleichnamsfest, 
ist,  sofern  die  Witterung  günstig,   nicht  blos  in  der  hehren  Ge- 
birgsnatur,  in  welcher  eben  erst  das  neue  Leben  erwacht,  sondern 
auch  im  Herzen  des  Yolkes  der  schönste  Frühlingstag,  der  mehr 
als  andre  Feste  das  religiöse  Gefühl  belebt  und  offenbart.    Schon 
morgens  in   aller  Frühe   streifen   die  Buben   durch   die  Wälder 
bis  zu  den  „Chöpf"  hinauf,  um  „Üserhergottschüali*  (Cypripedium 
calceolus)  zu  holen.     Alle   Gassen  werden   sauber   geputzt    und. 
mit    Gras    und    Blumen    bestreut.     Die   Häuser ,     vor    welchei^ 
die  Frohnleichnamsprozession   mit  dem  Allerheiligsten   jeweileci 
Halt  macht,  werden   mit  allen  vorhandenen  Kunstgegenstände^s 


Miszellen.  —  M^laoges.  15i> 

uod  Heiligenbildern  geschmückt  and  vor  und  neben  dem  errich- 
teten Altare  junge  Buchen  aufgepflanzt.  Auch  das  Eirchenportal 
und  die  Altäre  in  der  Kirche  werden  von  solchen  Bänmchen 
eingefasst.  Die  Prozession  findet  in  der  allgemein  üblichen 
Weise  statt,  wobei  der  „Himmel*^  von  den  drei  Kirchenverwaltungs- 
räten und  ihrem  Schreiber  getragen  wird. 

Die  Sitte  des  „  Wetterläutens*^  besteht  immer  noch  fort. 
Gewöhnlich  läutet  der  Messner  erst  während  eines  heftigen  Ge- 
witters mit  der  grossen  Glocke  allein.  Indessen  ist  das  Thal 
und  Dorf  mit  wenigen  Ausnahmen  immer  vom  Hagel  verschont 
geblieben,  der  sich  ähnlich  wie  der  Blitzschlag  auf  die  um- 
liegenden Gebirge  und  Alpen  beschränkt. 


Miszellen.  —  Melanges. 


Ueber  Spielmannsschilde. 

In  diesem  Archiv  IV,  338  machte  Herr  Staatsarchivar  Dr.  Th.  v. 
Liebenau  in  Luzem  einige  MitteiluDgen  über  SpielmannsBchilde.  Zu  dieser 
vom  15. — 17.  Jahrhundert  stark  verbreiteten  Sitte,  Spielleute,  Pritschen- 
meister,  Spnichsprecher  und  dergleichen  Leute  als  Auszeichnung  mit  Ehren- 
Schilden  zu  beschenken,  mögen  hier  noch  einige  Nachträge  gegeben  werden, 
die  ich  teilweise  meinem  in  der  Luzemer  Schützenfestzeitung  1901,  S.  218  ff. 
und  S.  234  ff.  erschienenen  Aufsatz  tlber  die  „Fechter  und  Spielleute  in  der 
Schweiz*^  entnehme. 

Einer  freundlichen  Angabe  von  Herrn  Staatsarchivar  von  Liebonau 
zufolge,  erhielt  der  aus  Freiburg  i./B.  stammende  Sänger  der  Burgunderkriege, 
Veit  Weber,  der  auch  auf  seine  Vaterstadt  1475  einen  Lobspruch  verfasst 
hatte,  von  den  Bäten  der  Städte  Biel,  Freiburg  i./B.  und  Zürich  solche  Ehren- 
Bchilde  verliehen,  die  er  als  Auszeichnung  trug.  Er  sagt  selbst  in  einem 
seiner  Sprüche  darüber: 

„Mit  gesang  vertreib  ich  min  leben, 
von  tichten  kann  ich  nit  lan, 
darum b  mir  stett  band  geben 
die  Schild,  (die)  ich  an  mir  bann.** 

Als  Weber  1483  in  Bern  gestorben  war,  sandte  der  dortige  Rat  den 
ZQrcher  Schild  wieder  zurück  (vgl.  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  VII,  406  f.). 

In  Haffiier's  Solothumer  Schauplatz  U,  242  findet  sich  zum  Jahr  1559 
die  Notiz:  „Zween  Pfeiffer  Schilt  von  Silber  new  gemacht,  wägen 
99  Loth,  vom  Loth  L  Ib.  Macherlohn''. 


160  Miazellen.  —  M^Ianges. 

Ein  weiteres  Zeugnis  für  diese  Sitte  gibt  der  gegen  die  oft  sehr 
unverschämten  Forderungen  fahrender  Spielleute  gerichtete  Spruch  des 
Elsässers  Sebastian  Brant.  Derselbe  lautet  nach  Alsatia  1875  S.  75 
folgendermassen : 

„Histrio  post  victum  nummum  poscens  vel  amictum, 
.  Non  est  delictum,  si  quis  sibi  porrigit  icturo; 

Ein  spielmann  der  sein  speiss  und  tranckh 

nit  annimpt  zu  vermög  und  danckh, 

sonder  will  gelt,  schilt,  kleider  han, 

dem  gschicht  kein  sttnd,  unreht  daran 

ob  man  ihn  schlecht  ^  unnd  partschett')  frey, 

da^s  er  wüss  unnd  auch  spür  darbey 

dass  er  ein  wahrer  schalcksnarr  sey." 
Auch  der  aus  Salzburg  stammende  Pritschenmeister  Wolff  Most, 
erhielt  bei  Grelegenheit  des  Amberger  Hauptschiessens  vom  Jahre  1596,  bei 
dem  er  das  Pritschenaro  t  versah,  von  dem  Kurfürsten  und  Herzog  von 
Bayern,  Pfalzgraf  Friedrich  vom  Rhein,  als  Auszeichnung  einen  Schild 
verliehen.  Er  sagt  selbst  darüber  in  der  von  ihm  verfiASSten,  gereimtao  Be- 
schreibung dieses  Schützenfestes,  gedruckt  1596  in  Nürnberg  (Exemplar  der 
British-MuseumUiibrary,  London)  an  der  betreffenden  Stelle  : 
„Ihr  Churf[flr8tliche]  6[naden]  Hat  mich  verehrt  mit  einem 

[vnverdroBsen  [Schild 
Haben  das  Schiessen  auch  mit               Der  auch  wol  etlich  g&lden  gild. 
[geschossen.      Ihr  Chnrf  6.  sag  ich  lob  vnd  dandc. 
Ein  frommer  Herr  seins  Lebens  zeit      Ich  will  ihn  tragn  mein  lebenlang 
Der  wol  regiert  sein  Land  und  Leut      Von  jhr  Churf.  6.  wegn, 
Gott  verley  jhm  auch  langes  lehn.** 


Endlich  findet  sich  im    „Spiel  vom  reichen  Mann   und  armen  Laza- 
ms**,  gedruckt  in  Strassburg  1611,  wohl  einer  erweiterten  Bearbeitung  des 
Zürcher  Lazarus-Spieles   von    1529,   dessen  Verfasser  ebenfalls  unbekannt 
ist,  eine  Stelle,   die   als  Beleg   für  unsere  Sitte  des  Schildschenkens  gelten 
darf    Nachdem  der  Freihartsbube '),  auch  eine  Art  fahrenden   Spielmanns 
hier,  wie  es  scheint,   vor  den   reichbesetzten  Tisch  des  vornehmen  Mannee 
getreten  ist  und  emen   längeren  Spruch  gethan  hat,   sagt  der  Beiche  zu 
seinem  Kämmerer  (Exemplar  der  Strassburger  Univ.  Bibl.  Blatt  7) : 
„Kümmerling  band  diss  Manns  gut  acht 
Er  hat  die  beste(n)  Spruch  gemacht. 
Mich  wundert  wie  ers  kann  erdencken 
Gang  hin  thu  jhm  auch  ein  Schilt  schencken.** 
Die  Mitteilung  weiterer  Zeugnisse  über  Verbreitung  und  Anwendung 
des  vorliegenden  Brauches  ist  dem  Verfasser  dieser  Zeilen  jederzeit  äossent 
willkommen. 

Strassburg  i./E.  Dr.  A.  Schaer. 

*)  schlägt.   —  «)  ebenfalls   ein   Ausdruck  füir  ,prUgeln*.   —   »)  Vgl 

Chablxs  ScmoDT,  Hist.  Wörterb.  d.  elsäss.  Mundart  S.  108. 


MiszeHon.  —  Melanges..  161 

Die  Kinderlosen  im  Genfer  Fastnachtsbrauch. 

lieber  eioeo  intereBsanten  Brauch  des  Genfer  Landvolks  berichtet 
L.  Reichstetter  in  der  Tribüne  de  Genhve  vom  4.  März  1903: 

Dans  la  campagne  genevoise  subsistent  encore  d'antiques  traditions 
qui  se  sont  transmises  de  pöre  en  fils;  telles  les  «allouilles»^  et  les  cfäilles»^) 
qui  oDt  lieu  le  premier  dimanche  de  mars. 

L4)r8que  dans  une  commune  il  y  a  des  nouveaux  mari^s  qui 
n'out  pas  eu  d'enfants  dans  le  courant  de  Fannie,  les  enfants  du  village 
se  reunissent  et,  devant  la  porte  des  6poux,  vont  «^crier  les  allouilles«  ou, 
si  Ton  pr^före,  vont  «allouiller».    Ils  crient: 

•  Failles,  failles,  faillaisons!»  (Failles,  failles,  faillaisons !) 

«La  fenna  ä  Dian  va  fara')  on         (La  femme  d  Jean  va  faire ^)  un  gros 
[grou  garQon.»  fgar^on.) 

Alors  les  jeunes  mari^s  lancent  par  poign^cs  des  bonbons,  des  caramels, 
des  papillottes,  voi1-e  m^me  des  sous  que  les  \\ei\\A  manifestants  se  disputent 
d  «tire-poils».  Si  la  distribntion  se  fait  attendre,  la  jeunesse  impatiente 
tf'arme  d'arrosoirs,  de  bidons,  d'ustensiies  rösonnants,  et  frappe  dessus  k 
tour  de  bras,  faisant  «charivari>. 

II  parait  que  les  intt^ress^s  qui  voudraient  se  soustraire  k  Tobiigtition 
ties  «" allouilles»,  et  rompre  avec  la  tradition,  seraient  expos^s  ä  toutes  sortes 
de  malheurs,  vicissitudes,  contrari^t^s  et  accidents;  entre  autre  que  leur 
premier  gar^on  serait  ch6tif,  contrefait,  mal  venu  et  disgracioux,  ou  pis 
encore,  que  ce  serait  un  «gargon  d'hiver».  Aussi  n'est-il  pas  d'exeuiple 
que  des  tVpoux  de  Fannie  se  soient  refusi^s  de  feter  les  «allouilles». 

En  Savoie,  ^galement,  cette  coutume  subsiste  encore,  mais  le»  Sa- 
vuisiens  «allouillent»  de  la  mani^re  suivante: 

*0h!  les  alou-yas!»*)  (Oh!  les  alou-yas!) 

«La  fenna  ä  groussa!»  (La  femme  est  enceinte!) 

('e  (|ui  est  aussi  coneis  qu'^nergiqiie. 

Et  le  soir  oo  fait  les  «fuilles».  Ce  sont  des  feux  que  Ton  allume 
Iiour  feter  le  retour  du  printemps. 

En  dehors  du  village,  on  entasse  (|uelques  fagots  auxquels  on  met  le 
feil.  Les  gamins,  autour  du  brasier,  prominent  ce  ({u'on  appelle  alors  les 
«failles»  proprement  dites.  Ce  sont  des  branches  de  bruyt^e  s^ches  et 
facilement  inflammables,  litVes  au  bout  d'une  perche  assez  longue. 


')  AlhuiVe,  en  Savoie,  designe  les  friandiscs  ([ue  les  gens  marii^s 
dopuis  une  annee  et  qui  n'ont  pas  de  rejeton  doivent  jeter  aux  enfants  qui 
ä'assemblent  devant  leur  porte  le  1"  dimanche  du  careme.  Dans  les  villages 
des  (»nviroQS  de  Gen^ve  allouille  signifier  la  f^te  des  Brandons,  aUouiUd  - 
jeter  par  les  fenetres.  (Note  de  M.  Octavk  Ohamhaz.)  —  ^j  yCiUle,  falia, 
dans  les  patois  du  canton  de  Genöve  et  de  la  Savoie,  signilie  «fiambt^e, 
feu  de  bourröe»,  la  dtnese  de  falie,  dcz  aVoille  «limanche  des  Brandons. 
(Note  de  M.  Octave  Chambaz.)  —  ')  Plutot  vo  fara  vous  fera?  (Rfco.) 
—  ♦)  Le  pluriel  devrait  ^tre  idouyh  et  non  nhut/us.    [Rvak] 

11 


162  Miscellen.  —  Mi^langes. 

Groupös  aatour  du  feu,  hommes,  femmes  et  enfants  chant«nt,  crient, 
s'interpelleDt,.  et  quand  il  ne  reste  plus  qu'un  tas  de  cendres  rouge«  et 
ardentes,  les  plus  hardis  sauten t  par  deasus  le  foyer. 

Le  feu,  bien  eteint,  et  les  «failles»,  consumöes,  bras  dessus,  bras 
dessous,  gar^ons  et  filles,  hummes  et  femmes,  rentrent  au  villag«»  et  rega- 
gnent  leurs  p^nates  en  chantant  de  gais  refrains. 


Die  Kirchenpatrocinien  Basellands. 

In  der  „Basler  Zeitschrift  fttr  Geschichte  und  Altertumskundt»'*  11, 
122—162  findet  sich  ein  sehr  beachtenswerter  Artikel  von  Karl  Gauss,  be- 
titelt „Die  Heiligen  der  Gotteshiluser  von  Basolland".  Wir  können  zwar  die 
Verallgemeinerung  der  Aimahme,  dass  St.  Martins-Invokationen  überall  aiit 
römische  Ansiedlungen  weisen,  femer  die  Gleichung  St.  Romay  --  St.  Romani 
capella  nicht  acceptieren.  Romay  oder  -ey  ist  Remigius,  wie  Polay  oder  -ey 
Pelagius.  Der  Kult  des  Heiligen  ist  im  IX.  Jahrhundert  im  Bistum  Basel, 
ferner  in  der  Abtei  St.  Gallen  (Sacrarium  lll,  522),  1290  in  St.  M.  Magda- 
lena zu  Basel  (Basler  U.  B.  II,  381),  1377  zu  St.  Theodor  in  Klein-Basel, 
ferner  in  Mettau  (Trouillat  V,  130j,  in  Mervelier  (ebenda  V,  128),  in  Fellers 
(IÜ15\  St.  Urban  (1232),  Töss  (1325),  Sirnach,  Münsterlingen,  Rheinfelden, 
Ehrenfels  (Graub.)  und  Loco  (Propsteikirche,  Borrani  S.  '250)  nachweisbar. 
Weitere  Spuren  des  Remigiuskultes  könnten  leicht  in  der  ganzen  deutschon 
Schweiz  gefunden  werden.  Von  St.  Romanus  aber  haben  wir  im  Lauf 
vieljähriger  Nachforschungen  nichts  gefunden,  üeberhaupt  gilt  auch  hier 
der  allgemeine  Satz,  dass  die  Kirchenpatrocinien  nicht  an  das  gelebte,  sondern 
an  das  posthume  ].ieben  eines  Heiligen  anknüpfen. 

Als  älteste  Peterskirche  nennt  sodann  Gauss  (S.  148)  diejenige  zu 
St.  (fallen.  Der  Apostelfürst  ist  indes  schon  vorher  Patron  der  Kathedrale 
Genf,  einer  Kirche  zu  Saint-Maurice,  Saint-Ursjinne,  später  Moutier-Granval 
(VII.  Jahrhundert),  auf  Lützelau  (741),  in  Disentis  (766),  in  Komanshom  (779) 
u.  s.  w.  (Vgl.  Egli,  Kirchengeschichte  p.  131).  Die  häufige  Nebeneinander- 
stellung von  SS.  Lorenz  und  Stephan  beruht  auf  dem  ganz  äusserlichen 
Unistand,  dass  die  Leiber  der  beiden  Märtyrer  seit  Papst  Pelagius  II  im 
gleichen  Sarg  zu  S.  Lorenzo  fuori  le  mura  ruhen;  deshalb  wurden  Reliquien 
von  beiden  zusammen  verschenkt,  verehrt,  bei  der  Kirch-  und  Altarweiheu 
verwendet  (z.  B.  Wettingen  1440).  Näheres  darüber  findet  der  Leser  in 
meiner  Geschichte  der  Reliquien  S.  LI. 

S.  152  wird  S.  Apollinaris  als  Bischof  von  Hieraj)olis  in  Phr^'gien 
bezeichnet;  das  ist  ein  Irrtum.  Der  bei  uns  und  am  Rhein  (Remagen)  ver- 
ehrte Heilige  dieses  Namens  ist  der  Bischof  und  Märtyrer  von  Ravenna. 
Seinen  Kult  findet  man  z.  B.  im  X.  Jahrhundert  zu  St  Gallen  (Sacrarium 
St.  Galli  m  p.  552-554),  1231  in  St.  Urban,  dann  in  Petershausen,  1460 
in  Luzem,  1513  in  Schaffliausen  (Rüeger  I,  314),  1524  in  Luzern  (Liebenau, 
Das  alte  Luzern  S.  28). 

Dies  nur  einige  Bemerkungen,  welche  d(^n  Wert  der  sehr  anregenden 
und  dankenswerten  Darstellung  von  Gauss  in  keiner  Weise  herabsetzen 
wollen. 

Zürich.  E.  A.  Stückelberg. 


Miszellen.  —  M^langes. 


163 


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AndoMt«. 


Das  böse  Weib. 

Aargauisches   Lied.  M 


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E8  wütt  e  Frau  z*Mär-ti  goh,  be    nu  nu.^)     Si  wott   ih-re   Ma  nid 


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mit     e  -  re   loh,   he   nu,   so    so,   m    he.  ^) 

„Nei  Hans  de  muest  de  heime  blibe, 
Muest  d'Stube  und  Kammer  schüre." 

De  Hans  de  hett  si  müxli  still. 
Er  denkt  i  tune  was  i  will. 

Und  als  die  Frau  käme  hei, 

,Säg  Hansli  wie  mängs  Huehn  hod  gleid  ?** 

„Das  wiss  das  schwarz,  das  hetts  verdrait, 
Das  wiss  das  schwarz,  das  hetts  verdrait.** 

„Nei  Hans,  de  hesches  selbtT  gessä, 
Ha  d'Schalo  gfunde  i  d*r  Äschä." 

Duä  nimmt  de  Hansli  d'Ofegablä 
Und  stüpft  si  Frau  bis  si  zahlet. 

Die  Frau  die  nimmt  es  fUrigs  Schit, 
Und  haut  de  Hansli  bis  er  blid. 
Oborägeri.  Anna  Ithen. 


Ein  eigentOmlicher  Gebrauch  bei  den  Richterwahlen  in  Brig. 

In  frühern  Zeiten  versammelten  sich  die  freien  Manner  des  Zendene 
Bri^  jHhrlich  am  Sonnttg  vor  St.  Katharina  (25.  November)  in  der  „Platz- 
matte**  (der  heutigen  „Sandmatte"),  um  einen  Zendenrichter  oder  Gross- 
ka.stlan  zu  wählen.  Dem  erwählten  Richter  überreichte  dann  die  Bürgschaft 
Briir  ein  Geschenk,  bestehend  in  Wein,  Brod  und  Aepf(»ln.  In  einer  Rech- 
nung des  Seckelmeisters  Hans  Stockalper  vom  Jahre  1636  heisst  es: 

„Item  dem  Hr.  Castlan  Supersaxo  in  seiner  Erwellung  presentirt 
6  Mass,  6  g  Brot,  item  ein  par  Blatten  mit  öpflen." ') 

Eine  Rechnung  aus  dem  Jahre  1738  bringt  folgende  Notiz: 

^Den  23.  Nov.  an  der  Richterbesatzung  gt»g(»ben  das  gewonliclie 
pre«ent  als  fünf  Masse  Wein,  item  V2  FischeP)  Obst;  item  ein  Fischel 
miitzis  brodt.**') 


')  Vgl.  Ebk-Böhme,  Deutscher  Liederhort  II,  689 ;  L.  Toblkr,  Schweiz. 
Volkslieder  H,  188.  —  *)  Wird  bei  jeder  Sti-ophe  wiedcM-holt. 

')  Stockalperarchiv Brig.  F  no.  36.  —  ^i  Ein  llohhuass  (uilat.  fischelinum). 
—  *)  Rechnungsbuch  des  Procurators  F.  G.  Burgener  im  Stockalperarchiv. 
.Mntzis  Brot**  bezeichnet  eine  bessere  Sorte  von  Brot ,  die  eigens  zu- 
bereitet wird.  — 


164  Miszellen.  —  M^langes. 

Diese  Gaben  wurden  unter  einer  geziemenden  Rede  flberreicbt 
und  vom  Kastlan  auch  verdankt.  In  einem  Buche  des  Christian  Albert, 
Notar  und  Kastlan  von  Naters,  , welches  Buoch  handlet  von  unterscheid- 
lichen schönen  Reden  und  Ck)mplimenten*',  findet  sich  eine  Reihe  von  solchen 
Reden,  die  bei  Ueberreichung  der  Gaben  gehalten  wurden.*)  Selbe  geben 
uns  einigen  Aufschluss  über  den  Sinn,  den  man  damals  den  Geschenken 
unterlegte.  In  der  Ansprache  von  1717  heisst  es,  die  Bürgschaft  offeriere 
Aepfel,  Wein  und  Brot,  „durch  die  epfel  anzeigend  den  süntlichen  epfelbis 
der  ersten  mutter  Evae,  dass  ist  dass  verbrechen  der  menschen,  dass  solches 
abzustraffen  seye :  durch  den  Wein  die  nothwendige  Gerechtigkeit,  als  etwas 
scherpfers,  durch  das  brodt  die  Gnadt  und  barmhertzigkeit**  (S.-71).  Auch 
in  andern  Reden  werden  die  Aepfel  mit  dem  Verbrechen,  das  Brot  mit  der 
Barmherzigkeit  und  der  Wein  mit  der  Gerechtigkeit  verglichen  (S.  273  etc). 

Eine  andere  Auslegung  erlaubt  sich  der  Redner  im  Jahre  1737.  Unter 
Brot  versteht  er  die  väterliche  Vorsichtigkeit,  unter  Wein  die  Starkmütigkeit 
und  unter  den  Aepfeln  sowohl  „die  Miltigkeit  als  die  nothwendige  Gerechtig- 
keif*  des  Richters. 

Wie  lange  diese  Sitte  bestanden,  ist  mir  unbekannt;  sie  dürfte  wohl 
durch  die  franz.  Revolution,  die  auch  die  Wahlart  eines  Kastlans  von  Brig 
umänderte,  verdrängt  worden  sein. 

Brig.  D.  Imesch,  Prof. 


Chanson. 


Une  daroe  de  Lausanne  nous  communique  la  chanson  suivante,  qu'elle 
a  souvent  entendu  chanter  ä  sa  belle-m^re,  n6e  en  1828  et  morte  en  1894. 
Cette  vieille  dame  l'avait  apprise,  toute  enfant,   d*une   bonne   du   Gros-de— 
Vaud,  qui  la  lui  chantait  en  la  tenant   par  les  deux  mains  et  en  la  faisanfcr 
toumer. 

«Je  connais  tr6s  bien»,  nous  ^crit  M.  Henri  Mercier,  «pour  Tavoi'K-- 
souvent  entendu  chez  ma  grand'm^re  et  chez  notre]tante,  le  bout  de  ch&nsoK-Si 
qu'on  vous  a  envoyö.  L'air  seulement  ötait  un  peu  diff(6rent.  Deux  autn^a 
personnes  plus  jeunes  me  Tont  chant6  tel  qu'il  est  notö  .  . .  .» 

JiouB  saurons  grö  ä  ceux  de  nos  lecteurs  qui  pourraient  nous  com  — 
muniquer  des  variantes  du  texte  ou  de  la  musique. 


^^^^EMIUJLJLjlS-^^ 


J'ai  -  me  mieux,  cent  fois  mieux    un  jeu  -  ne   ma  -  ri  qu'un  vieox.    


$E^$^^^^^^^^^^^^ 


Les  vieux  vous  fönt     la    gri-ma-ce     et     les    jeu-nes  vous   em- 


gj^rjr^^^^jzgjiijte^ 


bras-sent;  J'ai-me  mieux,  cent  fois  mieux,  un  jeu  -  ne    ma  -  ri  qu*un  vieux 


*)  Historisches  Museum  in  Brig. 


/ 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus.  Iö5 

Emploi  de  sortiliges  contre  ravancement  des  glaciers. 

Les  (^diteurs  des  Oeuvres  d'Abauzit  (6en{*ve,  1770)  ont  ins^n»  au  toin»* 
j»econd,  pages  174  et  suivantes,  udo  «Lettre  de  M.  Mann  a  M.  Abauzit», 
Oll   je  copie  les  lignes  qui  suivent: 

Je  me  häte  de  voub  faire  part  de  ce  que  j'ai  trouvt^  de  plus  remar- 

r|un.ble  dans  les  glaei^res  du  canton  de  Berne EUes  ne 

i^^^t-cndirent  janiais  davantage  que  dans  les  plus  fortes  chaleurs  de  r^t<^  de 

17Xtl    Elles  firent  alors   une   teile  peur   aux  paysans.  que,   se  voyant  prös 

€f^»      perdre  leurs  belles  prairies,  ils  viiirent  demander  au  baillif  d'lnterlachen 

Ia.      X3ermi88ion  de  se  servir  d'une   personne   du  pays  de  Vaud,  qui,   dit-on, 

A^'.^Lit  le  secret  de  faire  recaler  les  glaces.    La  demande  paraissant  au  bailli 

■  odi<|uer  des  voies  illicites,  ne  fut  pas  accordee.    II  m'a   pourtant   dit   qu*il 

«^••"O^yait  (jue  les  paysans  avaient   employ«^    secr^tvment   ce   sortiK'ge,   parce 

•"!***■■  est  certain  que,  depuis  ce  temps,  les  glaces  ont  diniinue  chaque  ann^e. 

Gen6ve.  Eug(?ne  Ritter. 


Das  Totenvolk  im  Engadin. 

Alte  Leute  im  Engadin  erzählen:  Bei  der  verfallenen  Kirche  von 
^-^  ^  <st.pella  (zwischen  ScaniB  und  Brail  am  Ausgang  des  Sulsanna-Thales) 
'^"^^^  man  früher  oft  das  Totenvolk  gesehen.  So  mancher  Fuhrmann  ist 
^^•'^^»♦r  unheimlichen  Schaar  begegnet.  Dem  Zuge  voran  schreitet  eine  6e- 
*  "^^^j  die  in  der  Rechten  an  einer  aus  Knochen  gebildeten  Kette  ein  Beil 
^^  jrs* t.  Derjenige,  der  dem  Zuge  nach  der  linken  Seite  ausweicht,  ist  un- 
^^'«llDar  des  Todes.  Das  Beil  wird  ihm  mit  Wucht  in  die  Seite  geworfen 
•^^-i  dort  haftet  es.  Kein  Mittel  vermag  es  zu  lösen  und  der  Getroffene 
^>^^Ä«  sterben. 

Bern.  G.  Bundi. 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 


•*•  Konrad  Brunner,  Die  Verwundeten  in  den  Kriegen  der  alten 
Eidgenossenschaft.  Geschichte  des  Ileeressanitätswesens  und 
der  Kriegschirurgie  in  schweizerischen  Landen  bis  zum  Jahre 
1798.  Tübingen  (H.  Laupp)  1903.  XVI  +  418  Seiten.  8^ 
Preis  12  Mark. 

Der  hervorragende  Kliniker  und  Chirurg   in    Münsterlingon   hat    sich 

^•^»'chdie  Bearbeitung  des  vorliegenden  Stoffes  ein  grosses  Verdienst  erworben, 

^^  es  ist  seine  Arbeit  um  so  höher  zu  schützen,  als  es  sonst  nicht  leicht  einem 

**oiker  möglich  sein  dürfte,  neben  seiner  reichen  Thätigkeit  als  Chefarzt  eines 

'^'^^^^sen  Spitals,  sich  mit  historischen  Studien  zu  befassen.     WtMin  man  den  ge- 

^aliigen  Umfang  des  Stoffes  überblickt,  den  der  Verfasser  hier  gcsannnel 


166  Bücheränzeigen.  —  C'omptes  rendus. 

und  verarbeitet  hat,  so  wird  man  seiner  Thatkraft  und  seinem  Wissen  die 
höchste  Bewunderung  nicht  versagen  können. 

Spezifisch  volkskundlich  ist  der  Gegenstand  zwar  nicht,  wenigstens 
nicht  so  weit  er  sich  auf  die  Entwicklung  der  Chirurgie  als  philanthropischer 
Kulturbestrebung  erstreckt;  aber  wie  jedes  starke  Licht  auch  starke  Schatten 
erzeugt,  so  hat  auch  diese  grosse  Wissenschaft  eine  Anzahl  dunkler  Existenzen 
ins  Leben  gerufen,  die  sich  der  sog.  niedern  Chirurgie  bemächtigten  und 
unter  marktschreierischem,  hin  und  wieder  auch  mystischem  Gebahren  im 
Volke  zur  Anwendung  brachten.  Mit  solchen  auf  das  Volksleben  kräftig  ein- 
wirkenden Elementen  hat  sich  die  Volkskunde  je  und  je  beschäftigt. 

Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  die  Knegsheilkunst  im  Allgemeinen 
bis  zum  14.  Jh.,  die  Kriegsgegner  der  Eidgenossen  im  14.,  15.  und  16.  Jh. 
und  das  Kriegsheilwesen  des  Auslandes  im  spätem  Mittelalter  wendet  sich 
Br.  seinem  Ilauptgegenstaude  zu.  Er  scheidet  denselben  in  zwei  Teile :  den 
Zeitraum  vom  Anfang  der  Eidgenossenschaft  bis  zum  17.  Jh.  und  den  Zeit- 
raum des  17.  und  18.  Jh.'s.    Der  erste  derselben  umfasst  folgende  Kapitel: 

I.  Die  staatliche  Fürsorge  filr  die  Verwundeten,  2.  Truppenäushebung.  Mili- 
tärische Stellung  des  Heilspersonales  (die  Seh  er  er),  3.  Zahl  und  Sicherung 
der  Verwundeten,  Heroismus  derselben,  ihre  erste  Behandlung  und  Pflege, 
4.  Arten  der  Verwundungen  nebst  historischen  Betrachtungen  über  die  Be- 
waffnung, 5.  die  Leistungen  der  Kriegscliirurgie,  6.  u.  7.  Thätigkeit  der 
Seh  er  er  im  Frieden  und  im  Felde.  Biographisches  über  einzelne  Feldscherer, 
8.  Die  gelehrten  Aerzte,  ihr  Verhältnis  zu  den  Scherem,  9.  Anteil  der  Frauen 
und  Priester  an  der  Verwundetenpflege,    10.  Die  Apotheker  im   Felde, 

II.  Verpflegung  der  Truppen,  12.  Bestattung  der  Toten,  13.  Epidemische 
Krankheiten  im  Heere  —  Der  zweite  Zeitraum:  Abschn.  I— IV.  Allgemeineres 
über  das  ausländische  Sanitätswesen  und  das  schweizerische  Wehrwesen  im 
17.  und  18.  Jh.,  V.  Das  schweizerische  Heeres-Sanitätswesen :  A.  des  17. 
Jh.*s;  hierin  die  Kapitel:  1.  Organisation  im  Frieden,  2.  Ausrüstung  des 
Sanitätspersonals,  3.  Besoldung  und  Hang,  4.  Instruktion,  5.  Sanitätswesen 
im  Felde  (Einzelheiten  über  die  Verwundeten  im  ersten  Vilmergerkriege  1656), 
B.  des  18.  Jh.'s  mit  annähernd  denselben  Unterrubriken,  sowie  Ausführungen 
über  den  zweiten  Vilmergerkrieg  (1712),  die  französische  Invasion  (1798), 
den  Aufstand  der  Nidwaldner,  die  französischen  Militärspitäler  in  der  hel- 
vetischen Einheitsrepublik  und  weiterhin  zwei  Kai)iteln  über  das  Sanitäts- 
wesen in  Schweiz.  Söldnerregimenteru  des  17.  und  18.  Jahrh.  und  das  Kriegs- 
recht, »j  Abschn.  VI  wirft  einen  Blick  auf  die  wissenschaftliche  Entwicklung 
der  Chirurgie  uinl  ihre  Ilauptvertreter  im  17.  und  18.  Jh.  und  den  Anteil 
der  Schweiz.  Aerzte,  Abschn.  VII  erörtert  die  kriegschirurgische  Therapie 
des  Zeitraums,  darin  1.  Fachtechnische  Ausrüstung,  2.  Wundbehandlung, 
3.  Die  kriegschirurgischen  Operationen  (Amputation,  Exartikulation,  Resektion, 
Trepanation),  Abschn.  VIII.  Hervorragende  Schweizerärzte  des  18.  Jh.'s  und 
die  wissenschaftliche  Entwicklung    der  internen  Medizin,    IX.  Die  allgemein 

')  Diese  Kai)itel  wären,  da  sie  die  beiden  Jahrhunderte  umfassen, 
wohl  besser  mit  einer  römischen  Zahl,  statt  einer  arabischen  versehen  wor- 
den. Auch  typographisch  entbehrt  «las  Inhaltsverzeichnis  einigermassen  der 
IJebersichtlichkeit. 


BüclHM*anzei|j:rn.  —   (\)in])t(*8  ren<IuH.  167 

zivilärztlichon  ZustÜDde  des  17.  und  18.  Jb.*8  in  der  Schweiz  (((«orin  u.  A. 
Scherer-Ordnungen  und  Zunft  leben,  der  Scharfrichter  als  Chirurg^ 
Volks-  und  Vieharzt).  Im  Anhang  sind  einige  willkommene  Exkurse 
über  ältere  medizinische  Handschriften  schweizerischer  Herkunft  beigegeben. 
Zum  Schluss  verdient  ausdrücklich  hervorgehoben  zu  werden,  das» 
die  Darstellung  <lurchaus  nicht  mit  fachwissensehaftlichem  Ballast  beschwert 
ist,  sondern  allgemein  verstiindlich  und  in  angenehmer,  leicht  fliessender 
Form  geschrieben.  E.  Hoffmann-Krayer. 

Raimund  Friedrich  Kaindl,  Die  Volkskunde.  Ihre  Bedeutung, 
ihre  Ziele  und  ihre  Methode.  Leipzig  und  Wien  (Deuticke) 
1903.    XI  +  149  Seiten.    Lex.  8^    Preis  5  Mk.  — 

Ein  Werk,  das  mit  so  viel  Liebe  und  Wärme  fiir  seinen  Gegenstand 
inntritt,  wie  das  vorliegende,  darf  man  mit  rückhaltloser  Freude  begrüssen. 
Gern  vergisst  man  über  dem  Eindruck  des  Ganzen  die  im  Einzelnen  auf- 
fallenden Lücken  und  Ungleichheiten. 

KaindPs  Buch  wendet  sich  vor  allem  an  die  Lehrerschaft,  dann  aber 
auch  an  ein  weiteres  Publikum,  und  bezweckt  die  Klarlegung  der  Grund- 
fra«:en,  der  Begriffsbestimmung,  der  Bedeutung,  der  Sammel-  und  Forschungs- 
methoden dieser  neuen  Wissenschaft.  Allzudürftig  ist  die  Geschichte  und 
tiie  Darstellung  der  heutigen  Ausübung  «ler  Volkskunde  ausgefallen.  Der 
schöne  Aufsatz  R.  M.  Meyers  über  die  Anftlngc*  der  Volkskunde  im  2.  Bande 
*lw  Zeitschrift  für  Kulturgeschichte  scheint  dem  Verf  entgangen  zu  sein; 
noch  mehr  aber  wird  es  joden  Leser  wundern,  neben  den  volkskundlichen 
Bestrebungen  Deutschlands,  Oesterreich«,  Englands,  Dänemarks,  Schwedens, 
Norwegens,  Islands  und  der  Niederlande  nicht  auch  die  der  Schweiz  er- 
wähnt zu  finden,  die  denn  doch  in  Männern  wie  Stalder,  Kochholz,  Lütolf, 
^'  Staub  und  Ludw.  Tobler  hervorragende  Förderer  der  Volkskunde  aufweist. 
Auch  über  die  Existenz  einer  schweizerischen  Gesellschaft  für  Volkskunde 
und  ihres  nun  im  7.  Jahrgange  gehenden  Vereinsorgans  sagt  K.  nicht«, 
^'r  bedauern  das;  denn  mancher  Unkundige,  der  sich  aus  dem  Buche  Rats 
wholen  will,  wird  sich  verwundert  fragen,  ob  denn  die  Schweiz  das  einzige 
{fermaniüche  Land  sei,  wo  das  Interesse  an  der  Volkskunde  noch  schlummere. 

Abgesehen  aber  von  diesen  Lücken  halten  wir  das  Buch  für  geeignet, 
•l'is  Studium  der  Volkskunde  zu  wecken  und  zu  fördern. 

Kine  eingehendere  Besprechung  wird  der  Unterzeichnete  in  der 
iHtschen  Litteraturzeitung  erscheinen  lassen.  E.  11. -K. 

Alois  John,  Oberlohma.  Geschichte  und  Volkskunde  eines  Eger- 
länder  Dorfes.  (Beitrr.  z.  deutsch-böhm.  Volkskuude  IV.  Bd. 
2.  Heft.)    Prag  (Calve)   1903.    195  Seiten.    Preis  3  Mark. 

Vorliegende  Arbeit  gehört  in  die  Kategorie  von  Ortsbeschreibungen, 
^'^  wir  sie  in  unsrer  Zeitschrift  schon  öfti»rs  anzuzeigen  (TelegeiihtMt  hatten. 
^'♦^  «tammt  ans  der  Feder  des  verdientt»n  Hegrüntlers  der  Volkskunde-Zeit- 
^^^h  , Unser  Egerland**  und  Herausgebers  der  Grüner'schen  Sammlungen 
•8-  Archiv  VI,  66),  bietet  also  von  vornherein  eine  Garantie  für  Gediegenheit 
in  der  AusfÜhruDg. 


1Ö8  Büchoranzeigon.  -    ()()mi)te8  rendus. 

Dem  speziell  volkskundlichen  Teil  geht  ein  geschichtlicher  voraus, 
der  sich  in  die  Kapitel:  Natur  und  Boden,  Urzeit  (Besiedlung,  Fundstätten, 
Ortsnamen,  Dorfaulage,  Hufenverfassung,  Flurnamen),  Geschichte 
der  Höfe,  Die  Kirche,  Die  Schule,  Aeussere  Schicksale  des  Dorfes  einteilt. 
Der  volkskundliche  Teil  beschreibt  zunächst  die  Dorfmark,  Haus  und 
Hof,  geht  dann  zu  Nahrung  und  Tracht  über  und  kommt  in  einem  5,  Kap. 
eingehend  auf  die  Sitten  und  Bräuche  zu  sprechen,  die  uns  ein  belebtes  und 
interessantes  Bild  jener  Gegend  entrollen.  Die  Einteilung  in  Lebensbrüache, 
Festbräuelie,  Wirtsehaflsbrciuche  und  Rechtsbriluche  scheint  mir  durchaus 
zweckmässig.  Den  Sitten  reihen  sich  naturgemäss  Aberglaube  und  Volks- 
diclitung  an.  Den  Schluss  bilden  Zusammenstellungen  mundartlicher  Aus- 
drücke und  Formeln.  Sehr  willkommen  sind  auch  die  beigegebenen  Pro- 
spekte, Pläne  und  Karten.  E.  H.-K. 

W.  H.  Riehl,  Knlturstudien  aus  drei  Jahrbunderten.  6.  Auflage. 
Stuttgart  und  Berlin  (Cotta)  1903.  XII  +  446  Seiten.  8^ 
Preis  4  Mark.  — 

Wir  wollen  nicht  ermangeln,  auch  unsre  Leser  auf  das  Wieder- 
erscheinen der  weitbekannten  Riehrschen  „Kulturstudien**  aufmerksam  so 
machen,  die  ja  u.  A.  auch  manches  Volkskundliche  enthalten,  wie  z.  B.  die 
Kapitel  „Volkskalender  im  18.  Jahrhundert,  „Alte  Malerbücher  als  Qaellen 
zur  Volkskunde"  und  namentlich  im  zweiten  Buch  den  Vortrag  „Die  Volks- 
kunde als  Wissenschaft".  Dass  Riehl  jeden  Gegenstand,  den  er  anfassti 
geistvoll  und  anregend  zu  behandeln  weiss  und  trotz  seiner  Vielseitigkmt 
nirgends  oberflächlich  bleibt,  braucht  an  dieser  Stelle  nicht  mfehr  eigens 
hervorgehüben  zu  werden.  Diese  Eigenschaften  sind-  es,  die  all  seinen 
Arbeiten  je  und  je  einen  besondem  Zauber  verliehen  haben.  Sie  wirken 
auch  nach  seinem  Tode  lebenskräftig  w«Mter.  E.  H.-K. 

A  de  Cook  en  Js.  Teirlinck,  Kinderspel  en  Kinderlust  in  Zuid- 
Nederland.  Tweede  Deel:  III.  Dansspelen.  Gent  (A.  Siffer) 
1903.    389  blz.    8^    4  Prs.  — 

Dem  im  „Archiv"  (VI,  311)  angezeigten  ersten  Teil  dieses  gediegenen 
Werkes,    welclier   die    I.auf-  und    Springspi(»le  vei-zeichnete,   ist  rasch   der 
zweite  mit  den  Tanzspielen    nachgefolgt.     Was   schon    an  jenem    rühmewi  .■ 
hervorgehoben  wurde,    gilt   auch  von  diesem:    wissenschaftliche,  klare  Dlr- 
stellung   in    übersichtlicher  Anordnung.     Ganz    besonders  möchten  wir  nosk  - 
auf  die  beigegebenen  Zeichnungen  hinweisen,    die    uns   ein   deutliches  EiU:.^ 
machen  von  der  Aufstellung  und  Bewegung   bei   den  betreffenden   Spifllfl^r^ 

E.  H..K.    • ' 


Band  Vll  lieft  1.  ausgegeben  12.  Juni  1903. 


AfiCtllVES   SU1BSES    DES   TRADIT30N5    t^at>UUitRE&   T,    Vll, 

7  S^^ 


S  A  I  N  T  -  F  R  O  M  O  N  D 
EX-VOTO    u    BONFOL 


ARCHIVES    SUISSES    DES    TRAOITIONS    POPULAIRE8    T.    VII 


SAINT-FROMOND,    SA    CHAPELLE    ET   LE   CHENE 

EX-VOTO    a    BONFOL 


169 


Traditions  populaires  jurassiennes 

Recueillies  par  Tabb^  A.  Daucourt,  cnr^  de  Mi^court.  * 
(Avec  deux  planches)  ' 

Sons  ce  titre  nous  n^avons  pas  la  pr6teDtion  d^ecrire  rhistoire 
des  peuplades  primitives  du  Jura,  mais  simplement  de  recueillir 
des  traditions  plus  ou  moins  modifi^es  par  la  civilisatiou  moderne. 
Beaucoup  de  traditions  jurassiennes  sont  semblables  ou  ä  peu 
pres  ä  Celles  de  la  Franche-Comtd  ou  de  la  Bourgogne,  pays 
habites  par  le  meme  peuple  celtique,  les  S6quanais.  Ces  tradi- 
tions se  sont  perp^tu^es  de  g6n6ration  en  gen^ratiou,  et  cela  avec 
d'autant  plus  de  fid61it6  que  la  memoire  a  du  s'exercer  plus  vive- 
ment  en  Tabsence  de  T^criture.  C'est  pr6cisement  la  facilit6  de 
la  lecture  qui,  de  nos  jours,  a  fait  perdre  de  vue  les  anciennes 
legendes  populaires. 

II  est  regrettable  que  nos  vieilles  gens  de  la  campagne 
n'osent  plus  raconter  au  foyer  de  la  famille  ces  innocentes  tradi- 
tions. Elles  n'osent  plus  le  faire  parce  que  la  jeunesse  plus  in- 
Btruite  les  traite  de  superstitions,  de  niaiseries  et  pire  encore, 
ne  comprenant  pas  tout  ce  qu'il  y  a  d'instructif  dans  ces  recits, 
qui  sont  ä  proprement  parier  les  seules  bases  de  l'histoire  primi- 
tive de  nos  populations.  Nous  retragons  ici  quelques-unes  de  ces 
traditions,  que  nous  connaissons  depuis  notre  eniiance,  et  qu'on 
retrouvo  en  partie  dans  les  ouvrages  de  W^^  Vautrey^), 
^l^^  Chövre^),  Quiquerez'),  dans  TAnnuaire  jurassien,  etc.  Plusieurs 
sont  encore  racontöes  dans  les  familles. 

Jean  des  Cötes.  —  A  Fregi^court,  sur  une  colline  voisine 
du  village,  il  y  avait  une  forme  disparue  depuis  longtemps. 
C'etait  Celle  de  Jean  des  Cötes.  Ce  Jean  avait  la  r^putation 
d'etre  un  sorcier  si  mauvais  que  les  gens  du  village  d'Asuel 
offrirent  ä  leurs  voisins  de  Fr6gi6court  une  foret  de  50  arpents 
pour  brüler  le  «genet».*)  La  tradition  rapporte  que  le  marche 
fut  conclu.  La  forme  brülee,  le  territoire  fut  converti  en  foret. 
Les  bonnes  gens  croient  encore  que  cette  foret  est  hantee  par 
ce  Jean  des  Cötes,  qui  apparatt  de  temps  eu  temps  pour  attaquer 
les  femmes,  dont  il  abuse. 

*)  M»»  Vautrey.  Villes  et  villages  du  Jura  Benwis.  —  2)  M«'  Chevre. 
Histoire  de  la  ville  et  prevöU  de  St-Ursanne.  —  ^}  (Jui(|uerez.  Topographie 
du  Jura.  —  *)  Genet,  genadje,  cn  patois  jurassien,  un  sorcier,  une  sorciero. 

11* 


170  Traditions  populaires  jnrassieDnes 

V Esprit  de  Heujouse.  —  Lorsque  la  tempete  de  1789  jeta 
le  d^sarroi  parmi  les  religieax  du  monastöre  des  Beroardios  de 
Lucelle,  pr^s  de  Pleujouse,  les  moines  crurent  que  ce  n'etait 
qu'un  orage  passager.  Toutefois,  quand  les  paysaos  revolt^s 
d'Alsace  Yinrent  menacer  le  couveut,  leB  religieux  eurent  la  pr^- 
cautiou  de  sauver  le  num^raire  de  leur  tr^sor  et  de  se  le  par- 
tager  entre  eux.  Quelques- uds,  se  croyant  plus  sages  ou  plus 
ruses  que  les  autres,  allerent  cacher  leur  part^  les  uns  au  pied 
d^nn  arbre  qui  fut  marqu6  avec  sein,  les  autres  dans  une  ca- 
verne  voisine.  Cependant,  devant  le  flot  revolutionnaire  qui  en- 
vahissait  l'Ey^che  de  Bäle,  les  Bernardins  se  dispers&rent  en  Suisse 
ou  en  Allemagne,  sans  avoir  eu  le  temps  de  reprendre  leur  bien.  La 
tradition  persiste  k  dire  quo,  bien  des^anoees  apr^s,  un  religieux 
serait  revenu  d' Allemagne  pour  reprendre  son  tresor  dans  la 
caverne,  et  qu^un  autre,  moins  heureux,  ne  put  retrouver  Tarbre  au 
pied  duquel  il  avait  enfoui  son  argent.  L'arbre  avait  &t&  coup6 
avec  d'antres  depuis  longtemps.  Aussi  on  dit  que  Täme  en 
peine  de  ce  religieux  erre  souvent  dans  la  foret  k  la  recherche 
du  tresor.  Ce  n'est  qu'avec  crainte  qu'on  s'aventure  dans  la  forSt, 
surtont  de  nuit. 

La  Pierre  de  FAuiel.  —  Cette    pierre    n'est    autre    chose 
qu'une  röche  naturelle  qui  se  dresse  sur  la  montagne  du  Repais, 
chaine    du    Mont-Terrible,    dans    la    paroisse    d'Asuel.     Elle  est 
haute  de    18    pieds,    sur  7  de  diametre.     Yue   de    certain  cötä, 
eile  ofFre  Tapparence  d'une  tSte  d'homme  k  figure  leonine.     Ell» 
n'a  point  6t6  taill^e,  et  sur  sa  sommit6  aplauie,    que    Ton    peufc^ 
escalader  au  moyen  de  quelques  entailles,    on  observe    de   nom — 
breuses  traces  de  feu,  qu^on  allumait  pour  les  sacrifices  druidique^ 
Sa   forme    bizarre,     sa   Situation    ^cart^e     sur    cette    montagn^^ 
ont  du  öveiller  Tattention  des    peuples    celtiques    venus    sur    c^^ 
haut  Heu.     Cette  röche  est  d^jä  cit6e  dans  les  actes  de  l'Eygckiria 
de  Bale  en    1210    et    a    toujours    porte    le    nom    de  Pierre  ^cz: 
VAutel'  «inde  ad  rupem  quae  appellatur  de  Altare»*). 

Une  legende  curieuse  concerne  ce  monolithe  et  se  perp^k^  ^ 
encore  de  nos  jours.    Au  VIP  si^cle,  saint  Ursanne,  saint  Imier- 
Saint  Fromont  etaient  arrivds  au  sommet  du  Repais,   prös  d^ 
Pierre    de    l'Autel.     La,    incertains    du    lieu    oü    ils    fixer&l^j 
leur    demeure,   ils  interrog^rent  Dien  pour  les  diriger  dans  l^a 
choix.     Aprfes  aToir  pri^,  ils  jeterent  leurs   bätons  au  hasard     WLt 

■')    Trouillat.     Monuments,  I,  p.  452. 


TraditioDS  populaires  juraHsiennes  l71 

milieu  de  ces  contr^es  encore  d^sertes.  Le  bäton  de  saint  Ursaune, 
dirig6  vers  Touest,  alla  tomber  snr  un  roc  au  bord  du  Doubs, 
oü  Termite  fixa  sa  demeure,  qui  doDna  naissance  au  monastöre, 
puis  k  la  coI16giale  et  k  la  ville  de  St-Ursanne.  Le  bäton  de 
Saint  Imier  fut  porte  au  sud  snr  les  rives  de  la  Suze,  en  Erguel, 
oü  ce  Saint  bätit  un  ermitage  qui  devint  le  nionastere,  puis  la 
coll6giale  de  Saint-Imier.  Le  bäton  de  saint  Fromont  partit  Yers  le 
nord.  Le  saint,  qui  l'avait  suivi,  le  retrouva  dans  une  Taste 
foret,  oü  il  se  cpnstruisit  un  ermitage. 

Le  Chine  et  la  Source  de  saint  Fromont.  —  Dans  une 
foret  pr^s  de  Bonfol  se  trouve  une  tr^s  vieüle  souche  d'un  chdne. 
Xa  tradition  rapporte  qu'au  VII®  sifecle  saint  Fromont  retrouva  son 
l)äton  prös  du  Heu  oü  s'est  bäti  depuis  le  village  de  Bonfol.  II 
l^aorait  plantö  en  ce  lieu  et  ce  baton  aurait  pris  racine  et  donn£ 
naissance  k  un  ebene  s6culaire. 

Depuis  des  si^cles  un  d^bris  de  souche,  une  loupe  de  chSne, 
proTenant  d'un  mSme  tronc  et  dont  la  grosseur   ne  d6passe  pas 
cclle  du  Corps  d'un  homme,  est  encore  aujourd'hui  Tobjet  de  la 
▼ön^ration  des  peuples  Yoisins  de  Suisse,  de  France  et  d'Alsace. 
Personne  n'oserait  songer  k  enlever  cette  souche.     On  s'en  dis- 
pute les  parcelles,  qu'on  d6tache  k  grand  peine  pour  en  faire  des 
reliqoes,  et  la  masse  si  facile  k  enlever  reste  lä    k   attendre    la 
*>i^feohe  qne  lui  fera  un  nouveau  couteau.    Autour  de  cette  souche, 
trois  ou  quatre  tiges  sortant  de  terre  finiront    par    se  substituer 
*ö     ebene  de  saint  Fromont  et  d6jä  les  croix  et  les  noms  de  p61e- 
riaa    se   grayent   sur    ces    sonches.     Nous  nous    souvenons    que, 
datiQ  notre  enfance,  nous  faisions    chaque    ann^e    le    voyage    de 
^^Ofrentruy  k  Bonfol,  au  ebene  de  saint  Fromont. 

A  quelques  cents  pas  de  lä,  k  l'entr^e  du  village  de  Bonfol, 

*®    trouve  une  source    tres  abondante,  appel^e    « la    fontaine    de 

*^irit  Fromont».     D'aprfes  la  tradition,  le  saint  anachorfete  aurait 

^oHBtruit  sa  demeure  pr^s  de  cette  source,  qu'il  a  sauctifif^e   par 

^^^    usage.     Aussi  chaque  ann^e,  le  lendemain  de  l'Ascension,  on 

*^it    la  föte  de  saint  Fromont.     Avant  Toffice  solenne!,  oü  preche 

^^jours  un  pr^dicateur  6tranger,  une  immense  procession  se  d6- 

^'^ule  vers  le  ebene  de  la  foret,  puis  vers  cette  source.     Quand 

^   Service  religieux  est  termin6,  les  foules  accourues    de    toutes 

^^  contr^es    environnantes    vont   boire  k  la  source  miraculeuse. 

^uaque  p^lerin  empörte  de  cette  eau  dans  des  bouteilles  ou  des 

L        ^^doDs  et  on  cueille  6galement  l'herbe    qui   croit  en   abondance 

\ 


172  Traditions  i)opulaire8  jurassiennes 

autour  de  la  source  pour  la  donner  au  b^tail,  afin  de  le 
pr^server  de  maladie.  Avant  de  rentrer  chez  eux,  les  pieux  p^Ierins 
ont  soiQ  de  placer  cette  herbe  sur  le  tombeau  du  eaint,  qui  se 
trouve  daus  la  grande  dglise.  Le  jour  de  la  föte,  le  lendemain 
de  rAscensioD,  une  animation  extraordinaire  r^gne  dans  le  villagede 
Bonfol,  oü  les  marchands  forains  fönt  de  bonnes  affaires.  L'^glise 
est  tapissee  d'ex-votos  naifs,  et  pendant  toute  l'ann^e  le  tombeau 
de  Saint  Fromont  est  visitc  par  des  milliers  de  p£lerin8,^[qui  y 
Yont  demander  la  gu^rison  de  leur  b^tail  malade. 

La  Roche  de  la  Colnate.  —  Tont  pres  de  Cesais,  hamcau 
de  la  commune  de  St-Brais,  se  dresse,  sur  le  flanc  de  la  mon- 
tague,  une  colonne  de  rocher  de  plus  de  60  pieds  de  haut, 
pos^e  seule  et  isolee  au  pied  de  la  Haute  Roche  de  St-Brais, 
sur  laquelle  on  a  plac^  une  borne  trigonometrique.  Cette  röche 
rappelle  Tdpoque  druidique.  Plus  tard  on  y  allumait  les  feux 
de  la  St- Jean  et  de  Noel,  et  c'est  encore  lä  qu'on  fait  les  feux 
des  Brandons. 

La  Pierre  des  Sorci^res.  —  Un  peu  en  arrifere  de  la  maison 
des  orphelins,  ä  Courtelary,  dans  une  d6pression  du  sol,  la  na- 
ture  a  creus^  un  petit  bassin  rempli  d'une  eau  pure  et  limpide. 
Tout  k  cote,  une  röche  sortant  de  terre  olfre  une  surface  concave 
qui  parait  creus^e  par  un  long  usage.  C^^tait  une  röche  ä  sacrifices, 
que  le  peuple  appelle  aujourd'hui  <  la  Roche  des  Sorcieres». 
Ce  lieu  devait  etre  favorable  aux  sacrifices  et  aux  incantations 
druidiques.  Encore  de  noa  jours  les  gens  de  la  contr^e  croient 
entendre  des  chaots  lugubres  autour  de  cette  pierre. 

La  Pierre  des  F^es  et  la  Pierre  Perc^e  de  Courgenay.  — 
A  quelques  pas  de  la  « Pierre  Percee »  se  trouvait  encore,  il  y  a 
quelques  annees,  une  röche  informe,  presque  entiferement  d6truite 
aujourd'hui  pour  fournir  les  materiaux  des  constructions  modernes 
du  faubourg  de  Courgenay.  La  tradition  rapporte  que  cette  röche 
recouvre  la  boulangerie  des  fees,  que  durant  la  nuit  on  eutend 
battre  la  päte  dans  le  petrin  et  souvent  on  voit  la  flamme  du  four. 
La  aussi  on  voyait  errer,  durant  la  nuit,  un  grand  troupeau  de  san- 
gliers  noirs.  Un  cavalier  tout  noir,  mysterieux,  chasse  ces  trou- 
peaux,  et  les  gens  du  pays  avaient  soin  de  laisser  aux  environs 
de  la  Pierre  des  Fees  des  bottes  de.foin  pour  la  uourriture  du 
cheval  de  cet  etrange  chasseur.  La  Pierre  Percee,  qui  est  voisiue, 
est  encore  aujourd'hui  Tobjet  d^uu  usage  superstitieux.  Une 
Ouvertüre  circulaire  de  2  d^cim^tres  de  diam^tre  a  6t6  pratiqu6e 


i 


Traditions  populaires  jiirassiennos  173 

au  milieu  de  ce  monolithe  ou  menhir,  et  c^est  ce  passage  p6rilleux 
que  les  gens  de  la  contr^e  traversent  pour  se  guerir  de  la 
eolique.  Des  g^o^ratioDS  entiferes  y  ont  passä  et  poli  Touver- 
ture.  Celle-ci  a  encore  la  propri6t6  de  donuer  au  vinaigre  qu'on 
y  fait  passer  des  vertus  curatives  de  premier  ordre. 

Pierre  de  saint  Germain.  —  Ce  monolithe  se  trouve  pres  de  la 
^ieille  ^glise  de  Courrendlin.  II  est,  croit-on,  du  VII®  siecle. 
Ija  tradition  rapporte  que  cette  pierre  6tait  autrefois  ä  Tentree  des 
gorges  si  pittoresques  de  Montier  et  qu'elle  servait  de  siöge  k 
aaint  Qermaio,  abbe  de  Moutier-Grandval,  au  VII®  siecle.  On  sait 
que  ce  premier  abbe  de  Grand  val  fut  tu^  par  Catticus,  duc  d'Al- 
0ace.  Saint  Germain  avnit  fait  construire  une  route,  ou  plutot  fait 
reparer  Tancienne  voie  romaine  de  Pierre  Pertuis  ä  Bäle.  Assis 
0Ur  cette  pierre,  il  appelait  les  ouvriers  autour  de  lui  pour  les 
iostruire  et  les  oncourager.  Cette  pierre,  dit  la  tradition^  aurait 
&ti  amen6e  il  y  a  un  siecle  par  un  bourgeois  de  Courrendlin 
aupres  du  cimeti^re  de  la  vieille  6glise.  Catholiques  et  protes- 
tasts  la  Y^n^raient  et  allaient  s'y  asseoir  pour  la  gu^rison  des 
rhumatismes. 

La  Roche  de  Faira,  —  Cette  röche  se  trouve  k  quelques 
Riioutes  de  Beurnevesin,  dans  la  direction  de  la  frontiere  fran- 
^aise.  Elle  renferme  deux  petites  cavernes,  sejour  d'uoe  bonne 
^^6)  etre  eminemment  moral  qui  exer^ait  une  heureuse  influence 
^^f  la  jeunesse  du  pays.  C'est  la  Tante  Arie^  la  f^e  topique 
de  1' Eisgau.  Elle  etait  la  protectrico  des  femmes  laboriouses, 
lennemie  des  filles  peu  sages,  dont  eile  emmelait  la  quenouille 
quancj  elles  s'^taient  oubli^es.  La  plus  grande  de  ces  cavernes  de 
Beur^nevesiu  präsente  yne  cavit6  de  20  metres  de  large,  3  de 
naut^nr  et  6  de  profondeur.  Son  aire  a  ete  nivelee  et  son  Ouver- 
türe porte  la  trace  du  travail  des  hommes,  qui  ont  entam^  le 
foc  pour  y  fixer  quelque  paroi  de  bois  et  fermer  Tentree  de  la 
pott©.  La  seconde,  peu  ^loign6e  de  la  precödento,  est  perchee 
8ur  Un  roc  d'un  acc^s  difficile.  Sans  doute  la  nymphe  u'arri- 
^**^  qu'au  moyen  d^une  Schelle  k  sa  « chambratte  »,  pour  nous 
s^rrir  du  nom  local. 

G'est  dans    cette   caverne  que    la    tradition   löge    la   Tante 

^**^*     Son  Souvenir  est  reste  tres  vivace;   on  entend  encore  ^ä 

^^  »a.  des  femmes  de  Beurnevesin  et  de    Rechesy    dire    k    leurs 

rowniots  indociles :  « Tais-toi  ou  je  te  conduirai  ä  la  röche  de  la 

Tante  Arie*,     On  d^fend  encore  aux   enfauts  de  passer  devant 


174  TraditioDS  populaires  jarassieoDes 

cette  röche,  parce  qae  la  f6e,  qui  a  des  dents  de  fer,  prend 
les  marmots,  les  met  ä  califourchon  aur  son  cou,  leur  tend^nt 
ses  grandes  mamelles  pendantes  pour  les  nourrir  de  son  lait  s'ils 
ont  6i6  sages,  ou  bien  les  jette  dans  la  rlvi^re  s'ils  ont  etö  mi- 
chants,  rendaat  ainsi  une  justice  sommaire  propre  k  coDtenir  la 
p6tulance  du  jeune  äge. 

Au  dire  de  nos  vieilles  gens,  autrefois  on  n'aurait  pas  osä 
passer  deYant  la  röche  de  Faira  apr5s  le  coucher  du  soleil. 
De  jour,  quand  on  s'en  approchait,  il  ätait  prudent  d^y  d^poser 
un  peu  de  lait  ou  un  morceau  de  pain.  L'offrande  d'une  brauche 
de  gui  avait  la  facultS  de  rendre  la  f6e  propice. 

On  racoDte  que  la  Tante  Arie  allait  fr^quemment  k  la  yeilläe 
dans  une  maison  de  R^ch^sy^,  pour  activer  le  trayail  des  fileuses. 
Des  jeunes  gens  indiscrets,  voulant  s'assurer  du  chemin  qu'elle 
parcourait,  rdpandirent  des  cendres  sur  la  Yoie;  mais,  le  matin, 
ils  virent  avec  stup^faction  que  la  f6e  avait  des  pattes  d'oie, 
comme  la  dame  des  cavernes  de  Yallorbes  dont  parle  M.  Monnier. 

Yoici  une  autre  tradition  concernant  la  f4e  Arie  de  Beurne- 
Yesin,  qui  s'est  perpdtuee  dans  le  peuple: 

Un  paysan  et  son  valet  de  Beurneyesin  avaient  attel6 
deux  boeufs  blancs  k  leur  charrue,  et  ils  labouraient  un  champ 
Yoisin  de  la  caverne  de  la  Tante  Arie,  lorsqu'ils  crurent  sentir 
Todeur  du  gäteau  sortant  du  four.  C'^tait  sans  doute  la  föe 
qui  faisait  du  pain,  comme  ses  sceurs  de  la  Pierre  de  Courgenay, 
dont  on  a  parl6  plus  haut.  Les  deux  paysans  manifest&rent 
hautement-  leur  dösir  de  goüter  un  morceau  de  ce  gäteau.  Arriyes 
au  beut  du  sillou,  ils  trouvärent  Tobjet  de  leur  souhait  plac^ 
sur  une  blanche  iouaille^)^  avec  un  couteau  pour  faire  le  partage 
du  gäteau.  Le  repas  termine,  le  valet,  un  malotru,  au  lieu  dei^ 
remercier  la  f^e,  empocha  le  couteau;  mais  la  Tante  Arie  n'^tai^^ft 

pas  loin;    ello    fit    aussitöt  entendre    sa    voix  irritöC;  et  Tingra  ■ 

laissa  tomber  le  couteau  derob^.    Les  f^es  battaient  la  päte  dan 
le    petrin    de   Courgenay    et    celle    de    Faira    faisait  de    mSmi 
Cette  tradition  des  fees    boulang^res    se    retrouve    encore    da^^iK: 
plusieurs  localit^s  du  Jura. 

Une  autre  tradition  concerne  la  caverne  de  Faira.  Les  jeui^^  «i« 
fillos  qui  d^siraient  se  marier  ne    manquaient  jamais    draller, 
soir,  ä  la  tombee  de  la  nuit,  au  mois  de  mai,  döposer  une  brancs.K3 

*)  Village  paroiösial  franyais,    a   la   fronti^re   Buisse.  —  ')  Mot  pak.'ft-^D/« 
qui  veut  dire  uappe. 


Traditions  popuIairoB  jurassiennes  175 

de  gui  au  pied  de  la  röche.  Cette  tradition  est  encore  si  vivace 
que  chaque  fois  qu'au  mois  de  mai  une  jeune  fille  se  rend  dans 
la  prairie  de  la  Yeudelioe,  oü  se  trouve  la  röche,  les  gargons  du 
village  ne  manquent  pas  de  lui  crier:  «Tu  y  revas»,  en  patois: 
<Te  y  r'vais». 

Tont  k  c6t6  de  la  bäume  de  la  Tante  Arie,  dans  la  prairie, 
il  y  avait  nagu^re  une  grosse  pierre  qu'on  avait  roulee  ä  force 
de  bras  jusqu^au  bord  de  la  rivifere.  Cette  pierre  a  ^te  brisee 
au  moyen  de  la  poudre  pour  en  d^barrasser  la  prairie,  et  bientöt 
sa  disparition  fera  oublier  les  traditions  qui  s'y  rattachent.  L'une 
d'elles  affirme  que  cette  röche  tournait  sur  elle-meme  chaque 
jour,  k  rhenre  de  midi,  et  trois  fois,  ä  la  meme  heure,  le  dernier 
jour  du  siöcle. 

Une  autre  tradition  attribuait  k  ce  monolithe  un  autre  pou- 
Yoir.  Quand  une  jeune  fille  paresseuse  abandonnait  sa  fourche 
oa  son  rateau  pour  aller  se  reposer  a  Tombre  de  cette  röche, 
une  force  surnaturelle  repoussait  la  nonchalante  et  Tenvoyait 
rouler  jusque  dans  le  ruisseau,  oü  eile  prenait  un  bain  inattendu. 

La  Tante  Arie  et  Milandre.  —  Du  chtiteau  de  Milandre,  d6- 
moli  en  1674  par  le  mar^chal  de  Turenne,  il  ne  reste  qu'une 
grosse  tour  quadrangulaire  qui  dato  des  Romains.  Sous  ces 
ruines  se  trouvent  des  grottes  renommees,  que  la  famille  Burries 
a  am6nag6e8  pour  le  public.  Chaque  ann^e  une  foule  de  touristes 
parcourent  ces  profondes  cavernes  illuminees  au  gaz  et  y  vont 
admirer  toutes  les  beautcs  que  la  capricieuse  nature  a  accumul^es 
depuis  des  siecles  dans  ces  immenses  galeries. 

De  ces  cavernes  sort  un  ruisseau  limpide,  une  de  ces  fon- 
taines  consaer^es  par  le  s^jour  d'une  f^e  bien  aimee.  La  tradi- 
tion populaire  assigne  depuis  des  siecles  k  cette  bäume  Tun  des 
B^jours  de  la  f6e  Arie,  en  patois  jurassien  «lai  Tainte  Airie», 
cette  patronne  de  l'Ajoie. 

En  röunissant  et  en  commentant  tous  les  Souvenirs  traditionnels 
qui  se  rattachent  k  ces  cavernes,  ä  cette  eau,  a  la  riviere  qui  la 
regelt,  k  cette  Tante  Arie,  la  fileuse  de  TElsgau,  comme  la  reine 
Berthe  est  celle  de  la  Suisse  romande,  on  arrivera  facilement  a 
6tablir  qu'il  y  avait  \k  un  de  ces  sanctuaires  v6n6res  des  peuplades 
primitives  du  Jura. 

II  y  a  dans  ces  cavernes  de  Milandre  des  petits  bassins  rem- 
pliB  d'une  eau  fraiche  et  limpide,  qui  invitent  a  s'y  d^salterer 
ou  ä  y  prendre  un  bain  ä  l'abri  de  tout  regard  indiscret.     C'est 


176  Traditions  populaires  jurassiennes 

\k  qae  la  Tante  Arie  allait  se  rafratchir  durant  les  brülants  jours 
d'6t6.  Mais  avant  de  se  plonger  dans  l'eau,  eile  d^posait  sur  la 
margelle  du  bassin  la  couronne  de  diamants  qui  ornait  son  front 
et,  crainte  d'accident,  eile  se  changeait  en  Youivre,  le  serpent 
mythique  de  l'EIsgau^),  afin  d'efFrayer  ceux  qui  auraient  6t6 
tent^s  de  s'emparer  de  la  pierre  pr^cieuse.  La  tradition  rapporte 
qu'un  jenne  audacieux,  qui  avait  vu  la  föe  Arie  avant  sa  trans- 
formation,  en  devint  amoureux  et  qu'il  mit  la  main  sur  la 
vouivre,  en  dedaignant  les  diamants.  On  ne  sait  si  tant  d'au- 
dace  d^plut  ä  la  f^e.  Elle  ^tait  bonne  et  indulgente,  et  les 
demi-dieux  savaient  au  besoin  s*humaniser. 

On  raconte  que  la  fce  Arie  a  une  parente,  qu'on  appelle 
la  Dame  blanche,  Celle-ci  apparait  tous  les  cent  ans  au  sommet 
de  la  Tour  de  Milaudre,  attendaut  qu'un  jeune  homme  vienne 
la  d^livrer.  La  Dame  est  fort  belle  et,  pour  se  rajeunir,  eile 
se  plonge  dans  Tun  des  bassins  des  cavernes.  Pour  la  voir  tous 
les  cent  ans,  il  faut  se  trouver  le  premier  jour  de  mai,  vers  le 
soir,  ä  Tentree  de  la  Baume. 

La  tradition  raconte  encore  que  dans  l'une  de  ces  grottes 
profondes  se  trouve  un  grand  tr6sor  renferm^  dans  un  coffre 
de  fer.  Les  pieces  d'or  viennent  une  fois  par  si^cle  s'etaler  au 
clair  de  la  lune.  Pour  les  saisir,  il  ne  s'agit  qne  de  connattre 
le  jour  et  Theure.  La  clef  du  coffre  se  trouve  dans  la  caverne 
meme,  entre  les  dents  d'un  dragon  qui  jette  feu  et  flammes. 
Jusqu'ici  les  richesses  que  garde  ce  Cerb^re  n'ont  pu  sortir  de 
l'antre^). 

Nous  pourrions  recueillir  une  foule  d'autres  traditions  con- 
cernant  la  Tante  Arie  dans  le  beau  pays  d'Ajoie.  Cette  f^e 
est  prise  comme  symbole  moralisateur  et  son  action  s'exer^ait 
plus  sur  les  femmes  que  sur  les  hommes;  eile  les  r6compensait 
ou  les  punissait  seien  Toccurence.  Ce  souvenir  de  la  f6e  Arie,  de 
la  Dame  blanche,  rappelle  les  traditions  analogues  d'antres  penples 
ayant  la  meme  origine  celtique  que  celui  de  TElsgau  ou  Ajoie. 

Chdteaii  de  Soyhidres,  —  Differentes  legendes,  de  prove- 
nance    celtique,    ont    leur    origine    au    chäteau    de    Soyhi^res***). 

8)  Ce  serpent,  ou  vouivre,  en  langaj^e  ajoulot,  est  reste  dans  les  ar- 
raoirios  et  sur  la  banniere  d' Ajoie  ju8<]u'a  nos  jours.  On  y  a  ajoutö  parfois 
une  feinuie  vetue  de  blanc,  qu'on  a  alors  nommee  la  Vierge  Marie.  — 
^)  Vautrey,  /.  c,  1,  25.  —  ^^)  Soyhieres,  village  paroissial,  ä  4  kilom^tres  de 
Deleraont.  Son  chateau,  ancienne  rt^sidence  des  comtes  de  ce  nom,  a  ^te 
dötruit  par  le  tremblement  de  terre  de  1356. 


Traditioos  populaires  jurassiennes  177 

Qaelques-unes  sont  citöes  d4jä  en  1796  par  Hentzy'^).  II  ra- 
conte  ainsi  oe  qu'il  a  appris  au  village  de  Soyhi^res :  «  See  habi- 
.  tants  cr^dules  et  yisionnaires,  m'ont  assur^  que  des  spectres  ef- 
frayants  apparaissaient  fr^^uemment  dans  les  ruines  du  chäteau 
et  que  leurs  ombres  inqui^tes  ne  peuveut  *goüter  aucun  repos. 
Selon  cea  bonnes  gens,  elles  sont  condamnees,  en  expiation  de 
leurs  erimes,  k  etre  les  gardes  des  tr^sors  volSs,  enfonis  dans 
les  Yoütes  de  leur  ancien  domicile.  La  croyance  populaire  est 
qu'ä  rheure  de  minuit  des  fantömes,  arm^s  de  pied  en  cap,  se 
montrent  au  haut  de  ces  masures  et  y  fönt  la  ronde  jusqu'ä  ce 
que  le  chant  du  eoq  les  force  k  rentrer  dans  leur  prison  sou- 
terraine  pour  y  g^mir  sur  des  monceaux  d'or  mal  acquis». 

On  raconte  aussi  que  beaucoup  de  gens  avaient  yu  un  chieo 
noir  aux  yeux  de  feu,  nomm6  Augenbrand,  cherchant  son  mattre, 
le  comte  Rodolphe  de  Sogren,  assassin6  en  1233.  D'autres 
ayaient  rencontr6  plus  d'une  fois  le  cavalier  myst^rieux,  le  chasseur 
Banyage.  Le  soir,  lorsquMl  n'y  a  plus  qu'une  lumi^re  douteuse, 
il  Bort  des  redoutables  cavernes  de  la  Teufelskuohi,  mont^  sur  un 
petit  cbeTal  noir  et  couvert  lui-mgme  de  vetements  sombres ;  son 
Corps  court  et  ramassä  s'^l^ye  k  peine  au-dessus  de  la  seile  et 
son  ohapean  k  larges  bords  est  tellement  enfonc^  et  rapprochö  de 
868  Spanlos  qu'on  pent  douter  s'il  y  a  une  tSte  sous  cette  coif- 
fure.  II  galope  dans  la  direction  de  Soyhi^res  et  sa  vitesse  est 
ai  grande  qu'on  croit  entendre  le  bruissement  de  Tair  qu'il  fend 
dans  sa  course  rapide,  mais  les  pieds  de  sa  monture  ne  laissent 
ancune  trace  sur  le  chemin  quMl  parcourt.  La  poussiere  ne 
e'^l^Ye  point  sous  ses  pas,  Feau  et  la  boue,  en  temps  de  pluie, 
ne  jaillissent  point  sur  son  passage,  mais,  par  contre,  les  cavales 
qui  le  rencontrent  hennissent  d'^pouvante  et  le  voyageur  s'ecarte 
de  son  chemin  ayec  terreur.  Ce  chevalier  myst^rieux  ne  döpasse 
Jamals  le  vieux  pont  de  Soyhi^res,  lieu  memo  oü  le  chien  Augen- 
brand commence  ses  rondes  nocturnes. 

Les  gens  cr^dules  croient  voir  ce  chasseur  et  son  chien.  Ces 
peraonnes  citent  m^me  des  t6moins^^). 

Le  Goguär^.  —  En  face  du  monastere  de  Mariastein,  de 
Tautre  c6t£  du  rayin  tr^s  profond  qui  coupe  le  plateau^  s'öl^ve 
ane  röche  de  16  pieds  de  haut  et  de  forme  bizarre,  qui  a  du 
(rapper   Timagination    des    populations    primitives.     On    pourrait 

")  Promenade  de  Bale  Ä  Bienne,  1796.  —  '^)  Voir  Actes  de  la  Societe 
jurassiemte  d'EmukUion,  1856,  p.  132. 

12 


178  TraditioDs  populaires  jurassieoDes 

Tappeler  la  soeur  de  la  FiUe  de  Maiy  dont  nous  avons  parl6^'). 
Comme  la  Fille  de  Mai,  la  röche  de  Mariastein  reprösente  gros- 
siörement  nn  buste  de  femme  qui,  yne  de  profil,  paratt  yStue 
d'nne  robe  serr^e  et  laissant  la  gorge  en  partie  dScouyerte. 
Tout  pr^s  de  lä,  un  enfoncement  de  terrain  rempli  de  buisBODS 
et  de  pierres  s'appelle  le  Gogu4r4,  ou  le  monceau  de  t^moignages. 
Les  p^Ierins  qui  se  rendent  ä  Notre  Dame  de  la  Pierre  ont 
eucore  la  contnme  de  se  munir  d'une  pierre,  en  partant  de  obez 
eux,  et  la  jettent  dans  le  GoguSrd  pour  se  rendre  le  gf^nie  fayo- 
rable.  Les  personnes  qui  fönt  pour  la  premi^re  fois  le  p61erinage 
de  Mariastein,  en  traversant  la  montagne  de  Blauenberg,  entre 
le  yillage  de  Tittingen  et  le  ch&teau  en  ruines  de  Rothberg,  se 
rounissent  ^galement  d'une  pierre  quelconque.  Arriy^es  sur  le 
sommet  de  la  montagne,  elles  jettent  leur  pierre  sur  un  monceau 
döjä  consid^rable.  La  tradition  persiste  ä  dire  que,  il  y  a  de« 
siöcles,  on  ayait  demand^  au  couyent  de  Mariastein  r^rection 
d'une  chapelle  sur  la  montagne  et  qu'il  ^  ayait  donn6  la  r^ponae 
que,  quand  il  y  aurait  assez  de  pierres,  eile  serait  bätie.  Depuis 
cette  ^poque  les  p^Ierins  apportent  des  pierres  an  Oogu6r^,  au 
monceau  ddjä  consid^rable  forma  de  ces  sortes  d'oiFrandes. 

La  Pierre  de  Vareroille.  —  Entre  les  yillages  de  Damphreux 
et  de  Bonfol,  existait  autrefois  le  yillage  de  Yareroille,  qui  ^tait 
d^jä  une  commune  en  1343.  Ce  yillage  fut  d6truit  au  commen- 
cement  des  guerres  de  Bourgogne  par  £tienne  de  Hagenbach, 
qui,  pour  yenger  la  mort  de  son  frfere  Pierre,  d^truisit  40  yillages 
de  rAjoie.  Sur  Templacement  de  Tancieu  yillage,  sur  un  plateau 
41ey6  et  cultiye  en  champs,  on  yoit  encore  une  röche  informe  qui 
a  äte  transport^e  lä  par  les  hommes  on  ne  sait  quand.  Leg  gens 
du  pays  ne  yeulent  pas  Tenleyer,  ni  la  d^trnire.  Ils  la  laisseut 
lä.  Si  on  leur  demande  pourquoi  ils  ne  la  fönt  pas  disparattre 
pour  faciliter  les  labours,  ils  r^pondent  myst^rieusement  que  ce 
serait  dangereux,  qu'on  ne  sait  pas  ce  qui  est  cach6  sous  cette 
röche. 

La  grotte  de  sainte  Colombe,  —  Cette  cölebre  grotte  est  sitn^e 
entres  les  anciennes  forges  et  le  yillage  d'Underyelier,  ä  droite' 
de  la  Chaussee.  Elle  forme  une  magnifique  arcade  naturelle  dans 
le  roc,  eile  est  profonde  de  80  pieds,  large  de  72,  sur  120  de 
hauteur.  Au  fond  de  Tantre,  ä  droite  de  Tentree,  une  cascade 
d'eau  tombe  du  haut   de  la  yoüte.     Cette   eau    est  re^ue  dan^ 

*')     Voir  Archives,  I,  p,  99. 


TraditioDS  populaires  jurassiennes  179 

HD  bassin  qui  se  d^yerse  par  an  canal  souterrain  dans  la  riyi^re 
de  la  Sorne,  qui  coule  tout  pr^s. 

Une  ancienne  tradition  populaire  rapporte  qae  sainfce  Colombe, 
princesse  espagoole,  y  a  passä  de  longues  anales  dans  la  con- 
templation  des  ^ternelles  v^rit^s.  Elle  habitait  egalement  une 
antra  cayerne,  celle  de  Freuois,  qui  se  tronye  dans  la  montagne 
an-dessus  du  yillage  de  Soulce.  La  meme  tradition  ajoute  qua 
cette  yjerge  £tait  yenue  dans  les  Gaules  chercher  la  couronne 
du  martyre.  Ce  qui  est  certain,  c'est  que  de  yieux  parchemins, 
anciennes  chartes  de  T^glise  d'Underyelier,  foot  mention  de  la 
grotte  de  sainte  Colombe  au  XTTT*  sifecle'^). 

L'eau  de  cette  grotte  est  deyenue  c^l^bre  par  les  gu^risons 
qui  s'op^rent  depuis  des  si^cles.  Les  femmes  de  la  Franche- 
Comt^,  d'Alsace,  du  pays  de  Neuchätel,  de  tout  le  Jura,  y 
portent  leurs  enfants  soufFreteux  et  rachitiques.  Ces  pieuses  m^res 
se  mettent  k  genoux  deyant  la  croix  qui  est  k  Tentr^e  de  la  ca- 
yerne; elles  prient  d^votement  et,  les  priores  faites,  elles  plongent 
leor  enfant  dans  Teau,  lui  fönt  receyoir  une  douche  fortifiante 
80UB  la  cascade  qui  tombe  du  rocher,  puis  retournent  gaies  et 
contentes  en  remerciant  le  Seigneur.  Plusieurs  enfants  däbiles, 
plusieurs  adultes  en  sont  sortis  parfaitenient  gu^ris.  Chose  sin- 
guli^re,  protestants  comme  catholiques  y  yont  prier  et  plonger 
leurs  enfants  malades  dans  Teau  de  sainte  Colombe''^). 

Les  Brandons,  —  Le  Phve  J^suite  Voisard,  qui  enseignait 
au  College  de  Porrentruy,  nous  a  laissö  une  histoire  manuscrite 
de  rEySch6  de  Bäle  et  un  ouyrage,  Egalement  roanuscrit,  intitul^ : 
De  religione  Rauraco7^um.  A  la  page  26,  il  nous  apprend  que 
les  Celtes  rauraques  allaient  adorer  la  divinite  sur  les  hauts  lieux 
pour  se  rapprocber  davanfage  d'elle.  Ils  allumaient,  dit-il,  des 
flambeaux  appel^s  h^es  ou  heyes,  qu'ils  tournaient  en  cercle  au- 
tour  de  leur  tete.  De  lä  l'origine  de  la  coutumc  conserv^e  dans 
la  contr^e,  le  premier  diraanche  de  Careme,  d'allamer  ä  la  nuit 
tombante  des  heyes  ou  feyes^  termes  encore  employes  de  nos 
jours. 

Ce  que  le  P^re  Voisard  öcrivait  au  XVIP  siecle  sur  les  cou- 
tumes  des  Celtes  se  fait  encore  de  nos  jours  dans  tous  nos 
yillages  d^Ajoie.  On  appelle  encore  feyes  le  flambeau  de  bois 
gras,  fendu  menu  et  qu'on  pr^pare  bien  k  Tavance,  afin  qu'il  seit 

*♦)  Vautrey,  Z.  c,  V,  p.  617.  —  ^^)  Actes  de  la  Societe  jurassienne 
d'EmuicUiany  1856,  p.  139. 


180  Traditions  populaires  jurassieDnes 

bien  sec.  Comme  anx  temps  celtiqaes,  sur  tous  les  haute  lieux, 
les  enfants  fönt  un  tas  immense  de  bois  qu'ils  ont  recueilli  les 
jours  pr6c6dents.  Le  premier  dimanche  de  CarSme,  toute  la 
population  se  rend  pr&s  de  la  heutte  ou  chavanne  (monceau 
de  bois)  ä  la  tombSe  de  la  nuit,  et  quand  le  feu  y  est  mis  chacuo 
scanne  de  sa  feye^  Tallume  au  grand  feu  et  la  toume  autour 
de  sa  tSte  en  dansant  en  mSme  temps  autour  du  feu  central. 
Tous  les  coteaux,  toutes  les  collines  s'illuminent  et  de  toute  part 
on  entend  des  cris  de  joie  et  des  chants.  Souvent  il  arriyait 
que  le  curö  de  la  paroisse  attendait  que  tout  le  peuple  füt  r6uni, 
et  alors  seulement  il  mettait  le  feu  au  bücher,  dont  la  flamme 
yiye  et  6clatante  6clairait  la  jeunesse,  qui  chantait  et  dansait  eu 
tournant  les  feyes. 

Quand  les  feux  sont  ^teints,  tous  rentrent  au  foyer  paternel 
pour  un  souper  dont  le  mets  principal  consiste  en  beignets 
connus  en  Ajoie  sous  le  nom  de  crapä,  oriettes,  totes,  beignets 
secsj  beignets  lev^s. 

Apr^s  la  bataille  de  Yilmergen,  les  protestants  de  la  Pr4- 
YÖt^  de  Moutier-Grandval  prirent  la  r^solution  d'allumer  les  feux 
de  la  St-Jean  en  memoire  de  la  victoire  des  cantons  protestants 
sur  les  cantons  cathollques;  ils  cess^rent  alors  immödiatement 
dans  tout  le  Jura  catholique  et  plus  tard  ils  disparucent  aussi 
des  oontr6es  protestantes. 

Legendes  du  Voy^bourg.  —  Le  chäteau  du  Vorbourg,  pris 
de  Del6mont,  fut  detruit  par  le  tremblement  de  terre  de  1356. 
II  n'en  reste  debout  que  la  tour  Ste-Anne  et  la  fameuse  chapelle 
consacr^e  par  le  pape  L^on  IX  en  1049.  Prfes  du  chemin  creus6 
dans  le  roc,  ä  cötö  de  la  tour  Ste-Anne,  on  remarqne  une  ex- 
cavation  dans  la  röche  meme,  ressemblant  assez  ä  Tempreinte 
qu'un  Corps  humaiD  aurait  laissöe  en  se  couchant  sur  le  flaue 
gauche. 

D  apres  la  tradition  popolaire,  le  d^mon  occupait  Templace- 
ment  du  sanctuaire  et  le  pape  le  chassa  en  b^nissant  la  chapelle. 
Mais  le  maudit,  d^sirant  y  rentrer  apres  le  d^part  du  pape,  alla 
se  r^fugier  derriere  la  tour  Ste-Anne  et  se  coucha  sur  un 
banc  de  rocher,  qui  s'amollit  sous  sa  pression  diabolique. 

Uue  autre  tradition  dit  au  contraire  que  ce  fut  le  pape  qui, 
se  mefiant  des  intentions  de  Tesprit  des  t6n&bres  et  craignant 
soD  retour,  alla  le  gaetter  sur  ceite  meme  röche.  Le  roc,  sensible 
ä  tant  d'honoeur  et  voulant  rendre  la  position  du  saint  personnage 


TraditioDS  populaires  jurassiennes  181 

plus  confortable,  s'amollit  et  prit  l'empreinte  du  pontife.  L'in- 
spection  des  lieux  ne  permet  pas  de  dire  quelle  est  la  Y^ritable 
tradition. 

Tout  en  face  du  Vorbourg,  sur  la  röche  de  Courroux,  il  y 
avait  un  haut  lieu  oü  se  faisait  le  culte  des  Druides,  et  sur  le 
bord  m6ridional,  le  peuple  veut  qu'il  y  ait  des  anneaux  de 
bronze  qui  serraient  k  amarrer  les  barques  quand  la  vallee  de 
Del^mont  n'etait  encore  qu'un  lac. 

La  Sainte-Croix  pris  deFontenais.  —  Tout  prfes  dePontenais 
et  isol6e  de  toute  habitation,  se  dresse  T^glise  de  la  Sainte-Croix, 
aiosi  nomm6e  parce  qu'elle  possfede  une  parcelle  de  la  Yraie 
Croix,  consery^e  dans  un  riebe  reliquaire.  Une  tonchante  legende 
86  rattache  k  la  constructioD  de  ce  monument,  oü  depuis  plus  de 
cinq  siecles  des  g^D^rations  enti^res  vont  faire  leurs    d^votions. 

Au  commencement  du  XV'  si^cle,  dit  la  tradition,^®)  un 
paysan  de  Fontenais  labourait  les  champs  oü  se  trouve  T^glise 
actoelle  de  Ste-Croix.  Tout  k  coup  ses  boeufs  s'arretferent  et 
refas&rent  d'avaucer.  Leur  maitre,  pour  les  stimuler,  les  frappa 
ä  coups  redoublSs;  peine  inutile,  l'attelage  resta  sur  place.  Ne 
sachant  que  faire  et  Yoyant  que  ses  betes  restaient  sourdes  k  sa 
Yoix  et  aux  conps  de  fouet,  notre  homme  voulut  retoarner  chez 
lui  en  emmenant  son  attelage,  quitte  k  refaire  le  travail  com- 
mencä  k  un  autre  moment  plus  propice.  Mais  de  nouveau  ses 
boeufs  refus^rent  absolument  de  changer  de  place.  Etonne,  eifray^, 
le  laboureur  retourna  au  village  pour  annoncer  r^v^nemcnt. 
Pinsieurs  Toisins  arriv^rent  sur  le  champ,  oü  les  boeufs  demeu- 
raient  toujours  immobiles.  La  voix,  les  coups  de  tous  ces  hommes 
ne  paryinrent  pas  non  plus  k  faire  avancer  d'un  pas  les  pauvres 
b^tes.  L'^pouyante  commengait  k  gagner  tout  le  monde,  lorsque 
quelqu'un  proposa  de  fouiller  le  sol,  ce  qui  fut  ex^cutä  k 
Tinstant.  Bient6t  un  trösor  apparut:  c'ätait  un  grand  reli- 
quaire en  argent,  portant  enchässe  un  morceau  consid^rable  de 
la  Yraie  Croix,  muni  de  son  authentique.  Le  reliquaire  recueilli, 
les  boeufs  ob^irent  fid^lement  k  la  voix  de  leur  maitre. 

La  d^Totion  amena  bien  vite  un  grand  concours  de  pelerins 
sur  le  ohamp  sacrä,  oü  fut  bätie  Töglise  qui  existe  encore 
de  no8  jours.  Pendant  la  guerre  de  Trente  Ans,  le  reliquaire 
fut  enY0j6  k  Besannen  pour  le  soustraire  k  la  rapacit^  des 
Su^dois.     A  la  paix,  la  paroisse  de  Fontenais,    soutenue  par  le 

")    Vautrey,  l  c,  U,  23. 


182  Traditions  populaires  jurassiennes 

prince-^ySque  de  Bä,le,  r^olama  son  bien.  L'archevfiqae  de 
BesaD^on  ne  rendit  pas  le  pr^oieux  reliquaire,  mais  envoya  k  sa 
place  un  antre  reliquaire  dor^  oontenant  une  parcelle  de  la  Yraie 
Croiz.  II  fallut  se  contenter  de  cette  modique  restitation.  C'est 
le  reliquaire  qui  est  eucore  aujourd'hni  exposö  ä  la  y6n6ratioQ 
des  fid^les. 

A.U  milieu  de  la  nef  se  trouvait  un  trou  qu'on  avait  entour6 
de  barri^res.  La  tradition  veüt  que  ce  seit  dans  ce  trou  qu'ait 
6t6  trouvö  le  reliquaire  de  la  Sainte  Croix.  En  1713,  Varchev^ue 
l'avait  fait  fermer,  mais  il  ne  put  empScher  les  p61erins  d'enlever 
de  cette  terre,  qu'ils  regardent  encore  comme  sacr^e. 

On  trouve  dans  cette  mgme  eglise  certains  oercles  de  fer 
auzquels  le  peuple  attribue  la  vertu  de  pr^server  de  la  niigraine 
en  les  plagant  sur  la  tete  et  en  r^citant  certaiaes  priores. 

Legendes  de  saint  Ursanne.  —  L'antique  coll^giale  de  Saint- 
Ursanne  poss^de  uu  magnifique  buste  en  argent  massif,  artistement 
ouvrage,  qui  renferrae  le  chef  de  saint  Ursanne.  Une  tradition 
curieuse  se  perp^tue  dans  la  petite  ville  et  se  trouve  cit^e  dans 
rhistoire  de  Saint-Ürsanne  par  M^  Ch^vre,  page  291.  Voici 
comment  cet  hisiorien  raconte  la  legende: 

«Une  tradition  trois  fois  s^culaire  oous  apprend  qu*un 
n^gociant  isra^lite  s'en  venait  un  jour  de  Porrentruy  ä 
Saint-Ursanne,  chevauchant  sur  la  route  de  la  Croix.  Arriv^  en 
vue  de  Termitage,  il  se  prit  ä  vomir  d'odieux  blasph^mes  contre 
saint  Ursanne.  II  disait  eotre  autres:  «Si  tu  peux  quelque  chose, 
montre-le  en  rendant  aveugle  le  cheval  qui  me  porte.»  Aussitöt 
dit,  aussitöt  fait.  Le  cheval  s'arrSte,  se  cabre;  le  cavalier 
descend,  et  constate  avec  terreur  que  son  cheval  ne  voit  plus. 
Ce  n'est  pas  tout.  Au  moment  oü  il  veut  conduire  sa  monture 
par  la  bride,  il  perd  la  vue  ä  son  tour.  Deux  aveugles  aa 
Heu  d^un.  C'en  6tait  assez  pour  ouvrir  au  blasph^mateur  les 
yeux  de  räme.  II  comprit,  il  avoua  que  saint  Ursanne  avait 
r^ellement  quelque  pouvoir  dans  le  ciel.  Constern6,  il  se 
Jette  ä  genoux.  «Saint  de  la  grotte,  s'6crie-t-il,  je  vous 
promets  que  si  vous  me  rendez  la  vue,  un  buste  en  argent 
massif  sera  fait  k  mes  frais  en  votre  honneur.»  A  peine  ce 
voeu  est-il  exprim6,  que  la  vue  revient,  non  seulement  au 
cavalier,  mais  encore  k  son  cheval  Le  juif  6tait  riebe.  Seit 
crainte,  seit  fidölitö,  il  tint  parole,  et  c'est  k  lui  que  F^glise 
de  Saint-Ursanne  devrait,   d'apr^s   la  legende  que  nous  avon^- 


TraditioDS  populaires  jurassieDnes  183 

reeaeillie  des  vieillards  de  la  paroisse,  le  magnifiqae  reliquaire 
qui  a  ^chapp^,  comme  par  miracle,  aax  mains  rapaces  et  sacri- 
l^ges  de  la  R^volntion.» 
üne  aatre  legende  toucliante  concerne  encore  la  yille  de 
Saint-Ürsanne.  Le  5  f^vrier  1462  fut  marqu6  par  un  ^v^nemeDt 
dont  le  souveuir  se  perp6tue  encore  dans  la  petite  yille  du 
Doubs.  L'hiver  avait  6t6  rigoureux  et  la  rivifere  fortement  geWe. 
Toat  k  coup  un  vent  chaud  du  midi  se  fait  sentir.  Le  d6gel 
est  rapide,  la  glace  se  rompt  sur  mille  points  et  descend  le 
Doubs  en  gla^ons  Enormes.  La  debäcle  etait  teile  qu'elle  Dfie- 
na^it  d^enlever  le  pont.  Toute  la  population  de  Saint-Ursanne 
est  sur  pied.  On  court  dans  la  foret  abattre  de  gros  arbres 
qa'on  pr^oipite  dans  la  rivi^re  en  amont  des  arcbes  du  pont, 
pour  le  d^fendre  contre  ces  b^liers  d'un  nouveau  genre.  Cependant 
le  danger,  loiu  de  diminuer,  grandit  d'heure  en  heure.  Personne 
n'ose  plus  s'aventurer  sur  le  pont,  qui  semble  chanceler.  Enfin, 
nne  voix  s'^läve  de  la  foule  constern^e :  «0  Sainte  que  nous 
boDorons  en  ce  jour,  prot^gez-nous!  Si  votre  priere  toute 
puissante  nous  garde  ce  passage,  une  messe  sera  c^l^br^e  en 
votre  fete  chaque  annee:  nous  en  faisons  le  voeu  solennel!» 
Ce  Yoeu  est  ratifi^  par  le  murmure  approbateur  de  la  foule. 
A  Tinstant,  dit  la  chronique  latine  que  nöus  traduisons,  les  fiots 
86  calment,  la  d^bäcle  se  ralentit,  et  le  pont  reste  debout.  Deux 
messes  furent  chaque  annöe  c616br6es  en  Thonneur  de  sainte  Agathe, 
Tune  pour  Tinvoquer  contre  le  feu  —  on  se  souvenait  de  Tin- 
cendie  de  1403  —  l'autre  pour  lui  demander  protection  contre 
la  fureur  des  fiots.  Une  procession  se  faisait  dans  toute  la 
Tille  avec  le  Saint  Sacrement  et  au  cbant  des  litanies  des  saints. 
Cette  procession,  pieuse  coutume  n^e  d^un  voeu,  a  et^  violemment 
Bupprim^e  en  1874  par  un  6dit  de  TEtat  de  Berne^^). 

L' Esprit  de  la  Montoie.  — -  La  Montoie  est  une  petite  foret 
qui  s'6tend  entre  les  villages  de  Miecourt  et  de  Cornol,  distants 
Tun  de  l'autre  de  2  kilomötres.  Cette  foret  est  hantce  par  des 
esprits  ou  des  f6es  qui  ögarent  les  voyageurs  assez  temeraires 
pour  s'approcher  de  ce  bosquet  oü  ils  tiennent  leurs  rondes 
infernales.  Beaucoup  de  personnes  ue  voudraient  pas,  encore  de 
nos  jours,  s'aventurer  seules  dans  cette  forSt.  C'est  lä  que 
r^side  le  foulta  jurassien,  le  lutin  qui  fait  le  mal  aux  hommes 
et  aux  animaux.  De  ce  foulta  on  avait  mille  id^es  superstitieuses, 

")    Chevre,  /.  c,  p.  272. 


184  TraditioDS  populaires  jurassiennes 

qui  ne  sont  pas  eDcore  tout  k  fait  d^racin^es.  Cet  esprit  maliD 
exer^ait  ses  mal^fices  surtout  sur  les  bestiaux.  Ainsi  avait- 
on  achet6  un  nouveau  cheval,  il  fallait  le  faire  entrer  ä  reculons 
dans  r^curie  pour  le  pröserver  de  rinflaence  de  Vesprit.  Pour 
le  pr^server,  on  pendait  k  sa  ergehe  une  pierre  perc^e  naturellement. 
Lorsque  le  bonvier  ou  le  valet  d'6carie,  en  entrant  le  matin 
dans  r^table,  trouvait  deux  boeufs  ou  denx  vaches  attach^s 
dans  le  mSme  lien,  ce  que  nulle  force  humaine  ne  pouvait 
faire,  il  fallait,  sans  les  perdre  de  vue,  couper  aussitöt  le  lien, 
80U8  peine  de  les  voir  s'6trangler  dans  cette  rade  6treinte 
du  foulta,  Souvent  les  campagnards  disent  qu'ils  aper(oiyent 
l'esprit  errant  de  la  Montoie  sous  forme  d'un  feu  qui  oircule 
dans  le  bois  et  qui  semble  les  suivre.  Ce  feu  qui  les  ^pouvante 
n'est  au  fond  qu'un  'gaz  qui  ^mane  du  sol  mar^cageux. 
Le  peuple,  tout  en  ne  croyant  pas  r^ellement  k  ces  super- 
stitions  et  pratiques  ridicules,  y  tient  encore  sans  s^en  douter, 
par  suite  d'une  longue  tradition  et  d'usages  qui  ne  dureront 
plus  longtemps.  Quoi  qu'il  en  seit,  le  foulta  fait  encore 
r^pouvante  des  enfants  et  des  geus  simples  et  cr^dules. 

Le  culte  des  Arbres.  —  On  sait  que  le  ch&ne  itait  un  arbre 
sacre  aux  temps  des  Druides.  Le  gui  qui  crott  sur  le  ch§ne 
^tait  Tobjet  d'un  culte  special.  De  lä  cette  v^nöration  pour  les  forets 
de  ebenes.  Ce  souvenir  druidique,  combattu  par  le  christianisme, 
a  cependant  laiss6  des  traces  dans  nos  populations.  On  plantait 
des  ebenes  ou  des  tilleuls  devant  les  öglises.  Ainsi  k  Cornol, 
il  y  a  quelques  annöes,  on  voyait  quatre  magnifiques  chdnes 
repr^sentant  les  quatre  ^vang^listes.  A  Bure,  k  Damphreux, 
k  Beurnevesin,  k  Chevenez  et  en  une  foule  d'autres  lieux,  de 
magnifiques  tilleuls  ombragent  les  sanctuaires.  A  Lugnez,  devant 
la  chapelle  de  saint  Imier,  quatre  tilleuls  Enormes  forment  un 
ombrage  pour  les  pölerins.  Nous  avons  parl6  plus  haut  du 
ch^ne  de  saint  Fromont  k  Bonfol.  La  magnifique  coU^giale  de 
Saint-Ursanne  est  encadr^e  d^une  süperbe  all^e  de  tilleuls  et  rien 
n'6gale  en  beaut^  la  longue  all6e  de  tilleuls  du  Yorbourg, 
longue  de  pr^s  d'un  kilom^tre. 

Jusqu'an  commencement  de  ce  si^cle,  la  loi  ordonnait  k 
chaque  nouveau  mari^  de  planter  trois  ebenes  la  premi^re  ann^e 
de  son  mariage  et  de  les  entretenir.  *^)  Cette  loi  avait  sanctionnä 
un  usage  fort  ancien  consistant  k  planter  deux  arbres  Tann^e  du 

'8)    Ordonnances  foresti^^res  de  1755,  art.  22. 


Traditions  populaires  jurasBiennes  185 

manage.  Tan  pour  le  mari,  Tautre  pour  la  femme.  Celui  des 
deox  arbres  qui  p^rissait  le  premier  pr^sageait  la  mort  de  celui 
des  ^poox  qu'il  repr^sentait. 

On  plantait  aassi  un  arbre  ä  la  naissance  de  chaque  enfant,  et  son 
plus  DU  moins  de  vigueur  annon^it  la  prosp^rit^  ou  le  malheur 
du  Douveau-n^. 

Le  chSne  est  encore  an  arbre  qu'on  v^D^re.     Beaucoup  de 

ces  arbres  renferment  ane  image  oa  une  statae  de  la  Yierge  ou 

d'un  Saint.     Le  ebene  pr^s  du  Yorbourg  est  cel^bre.  Od  Tappelle 

^otre  Dame  du  ebene.     Les  chapelles  creusees  dans  les  arbres, 

les  images  clou^es  k  leurs  troncs,  les  traditions  attachöes  k  leur 

existence,    tombent    malheureusement    sous    la    hache    moderne. 

^'appät   du    gain    engage    souvent    les    particuliers    comme    les 

^^ommanes  k  abattre    ces    pieux    monuments   et    bientot    il    n*en 

i'ostera  plus  de  traces. 

Pr6s  de  la  forme  des  Orties,  paroisse  de  Soyhieres,  il  y 
A^ait  un  chSne  colossal,  au  trone  dnquel  pendaient  souvent  des 
pattee  de  lievre  et  quelques  döbris  de  gibier,  qu'un  vieux  bra- 
^^^nier  y  clouait,  pr^tendant  par  ce  moyen  s'assurer  une  bonne 
cha^Be. 

Tout  pr^s  de  cet  arbre  existait  un    autre   ebene    environnö 

d  une    haie    et    qu'on    entretenait    soigneusement.     La   tradition 

rapporte  que  le  foulta  faisait  perir  le  b^tail.     Pour  conjurer  le 

g^net^  il  fallait  le  forcer  k  entrer  dans  cet  arbre.   On  environna 

^  arbre  d'une  enceinte  pour  que  le  b^tail  ne  puisse  etre  en  contact 

Ä^«c  le  foulia.   Ce  n'est  que  quand  la  hache  du  proprietaire  actuel 

Vabattit  avec   la   cl6ture  que  le  charme    superstitieux    disparut. 

La  Roche  des  Duses  ou  Hairodes.  —  Prfes  de  Montsevelier, 

du  c6t^  de  Corban,  s^ouvre  une  cluse  imparfaite  creusee  dans  le 

flanc  de  la  montagne,  et  dans  laquelle  ud  torrent  se  fraie    avec 

peine  un  Streit  passage,  resserr6  par  des  rochers  caverneux.  Un 

petit  sentier  fort  raide  et  tres  ancien  cötoie  le  bord  oriental  de 

cette  coupure^  mais  on  n'y   passe   pas  sans    crainte    pendant    la 

nuit,  parce  que  la  tradition  fait  habiter  les  cavernes   de  ce  lieu 

par    de    petits  Stres    faotastiques,    noirs   et    velus,    parfois    mal- 

faisants,  appel^s  les  Duses  ou  les  Hairodes,   M^  Vautrey  rapporte 

cette  legende  en  ces  termes:     «Les  hotes  de  ces   lieux   ^taient, 

dit-on,   de    rooeurs    simples    et  douces;   ils  ne  quittaient  pas  ces 

parages  oü  ils  semblaient  se  cacher  et  vivre  dans    T^loignement 

de   tont   Yoisinage.     Lorsqu'au    printemps    ou    en    automne,    les 


186  TraditioDS  populaires  jurassiennes 

habitants  de  Montseyelier  s'en  allaient  travailler  lenrs  terres 
dans  le  yallon  des  Duses,  les  Hairodes  se  montraient  avec  un 
air  bienveillant  et  pacifique;  ils  tenaient  ä  la  main  des  gäteaux 
de  leur  fagon,  qn'ils  ofFraient  ä  tont  venant.  Si  od  les  acceptait, 
ils  paraissaient  heureux ;  si  on  les  refusait,  ils  entraient  en  col^re 
et  maltraitaient  ceux  qui  repoussaient  lenrs  ofFres.  Le  peuple 
disait  qa'ils  avaient  lear  four  k  gäteaux  dans  la  grotte  sur 
Corban,  qu'on  appelait  le  four  des  Hairodes.  Chaqae  aiui6e, 
disait-on,  les  Hairodes^  ä  un  jour  fix^,  s'exer^aient  ä  la  course. 
Un  but  d^terminö,  tous  partaient  k  un  signal  donnä  et  le  dernier 
arriv^,  reconnu  le  plus  fälble,  6tait  port^  sur  un  bücher  allumö 
et  mis  ä  mort.  On  trouve,  dans  Thistoire  des  barbares,  des 
d^ils  de  moenrs  qui  rappellent  les  Hairodes  de  Montsevelier. 
Les  Hdrules  en  particulier  avaient  pour  les  infirmes  et  les  vieillards 
de  la  nation  des  traitements  barbares,  qui  mettaient  fin  ä  leur 
miserable  existence.  Lorsqu'ils  6taient  reconnus  inhabiles  k  la 
course,  on  les  portait  sur  un  bücher  pr6par6  oü  on  les  poignardait, 
puis  on  y  mettait  le  feu  et  ils  perissaient  ainsi  en  pr6sence  de 
tout  le  peuple.»^®) 

Ces  Duses  ou  Hairodes  n'ötaient  peut-etre  que  des  Tsiganes 
ou  Boh^miens,  des  forgerons  nomades,  habitant  les  cavernes  des 
Duses  en  ^t6  et  qui  ne  quittaient  le  pays  qu'avec  les  poches 
pleines  d'or.  Ils  revenaient  toujours  dans  les  mSmes  lieux  et 
leur  costume,  leur  couleur  jaune  noire,  leur  corps  velu,  les 
firent  prendre,  probablenient,  pour  des  etres  surnaturels  que  le 
peuple  appela  les  Dussats,  Musais  ou  Hairodes. 

Le  Creux  des  Sarrasins.   —   Lorsqu'en  940  les  Sarrasins 
ocenperent  les  passages  des  Alpes  et  qu'ils  marchörent  vers  le 
Jura,  la  Rauracie  se  vit  fortement  menac6e.    L'histoire  ne  peut 
nous  dire  si   ces   musulmans    occupörent    les    vall^es    du    Jura; 
mais,  d*apres    la    tradition,    plusieurs   lieux   rappelleraient   cette 
terrible  invasion.     Le  plus  celebre  est  le  Creux  des  Sarrasins. 
*  A    une     demi-lieue    de    Develier,     sur    la    montagne,    au 
nord-ouest,  tout  pr^s  de  la  voie   romaine   qui    de    la   vall^e    de      < 
Del^mont  couduisait  en  Ajoie,  il  existe  un  chemin  entaillä  dans    ^ts 
le  roc  sur  une  largeur  de  neuf  pieds,  avec  des  orni^res  distantes  -^r- 
entre   elles    de   quatre    pieds,    y    conipris    leur    propre    largeur..^ 
Cette  entaille  s'appelle  le  Creux  des  Sarrasins.    Une  traditionE=] 
remarquable  se  rattache  ä  cet  endroit;  les  vieillards  de  Develie^^K- 

»^)     Vautrey,  l  c,  V,  p.  312. 


Neujahrefeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  187 

raeontent,  comme  lears  p^res  le  leur  ODt  racontö,  qa^une  horde 
de  Sarrasins,  post^e  en  ce  lieu,  allait  abreaver  ses  chameaux  k 
la  Sorne,  pr^s  de  Coartetelle,  en  suivant  la  longue  charridre. 
8ur  Tun  des  rocs  du  Creux  des  Sarrasins,  on  remai^que  le 
Chiffre  23,  gray^  profond^ment  en  chiffres  arabes.  Comme  ce 
Chiffre  est  tr^s  ancien  et  qa'on  ignore  d'oü  il  proTient  et  ce 
qu*il  signifie,  on  pr^tend  qu'il  a  6t6  gravö  par  les  Sarrasins  qui 
gardaient  ce  poste'^). 

Pr^    du    camp    romain    du    Mont-Chaibeut^    non    loin    de 

RoBsemaisony    un    chemin   porte  encore  le  nom  de  Chemin  des 

Sarrasins. 

La  tradition  rapporte  aussi  qn'en  certains  temps  des  esprits 

Doirs  foDt  leur  apparition  au    Creux   des   Sarrasins   et   qu'on 

ies  met  en  fuite  en  se  sigoant. 


Meujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Von  E.  Hoffmann-Erayer  in  Basel. 

(Schluss). 

Anhang   I. 

-Ak.  ältere    Zeugnisse   betr.  Saturnalien-   und   Ealenden- 

bräuche. 

1.  Q.  SEPT.  FLOR.  TERTÜLLIANI  [f  ca.  230],  De  Ido- 

*Ä»^«-ia  c.  14:    ^Nimirum   Saturnalia   et  Kalendas    Januarias 

^^l^brans  hominibns  placebatP  an  modestia  et  patientia,  an  gravi- 

^^"^^^j  an  humanitate,  an  integritateP*  .  .  .  „  ,Sabbata,  inquit,  vestra 

^^     ^eomeniaa  et  caeremonias  odit  anima  mea'  (Isa.  I,  14).   Nobis 

^vkil)Qg  Sabbata  extranea  sunt    et   neomeniae    et  feriae  a  Deo 

^^^quando  dilectae,  Saturnalia,  et  Januariae,   et  Brumae,  et 

^^tronales  frequentantur?  munerae  commeant?  strenae 
^^Bonant?  lusus,  convivia  constrepunt  ?**  (Patrologia  lat. 
^^igne]  1,  758.) 

2.  SANCTI    PACIANI    [Ep.    Barcinonensis    f    ca.    390]. 
^^^aene8i8   ad  poenitentiam   cap.  I:    „Hoc  enim,   puto,  proxime 


i 


Abh^  S^rasset,  VAbeille  du  Jura,  t.  U,  p.  150. 


]88  Nei^'ahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

CervaluB  ille  profecit,  ut  eo  diligentior  fieret,  quo  impressius 
notabatur  .  .  .  Me  misenim!  Quid  ego  faciDoris  admisiP  Pato, 
nescierant  Cervulam  facere,  nisi  illis  reprehendendo  monstras- 
sem^  (Patbol.  lat.  13,  1081.) 

3.  „In  actis  S.  ALMACHII  M.  [f  ca.  394]  legitur,  cum 
spectacala  cerneret  gladiatoram,  quae  calendis  lanuarii 
dabantur  coram  popalo,  clamasse:  Hodie  octavae  doroinici  diei 
sunt,  cessate  a  SDperstitionibus  idolarum,  et  a  sacrificiis  pollutis.^ 
(Mart.  Qebbebtus,  Vet.  Liturgia  Alemannica  1776,  p.  842.) 

4.  8.  AMBROSII  [f  397]  De  interpellatione  Job  et  David 
IV  (aliter  II)  1,  5:  „Vide  cervum  dominum  lesum,  quando  venit 
ad  lohannem  Baptistam  et  dicenti  sibi  lohanni:  ego  a  te  debeo 
baptizari,  et  tu  venis  ad  meP  respondit:  sine  modo.  Et  hoc  dicto 
in  aquas  salutem  sitiens  publicam  tota  aviditate  descendit.  Sed 
iam  satis  nobis  in  exordio  tractatus  sicut  in  principio  anni 
more  vulgi  cervus  adlusit.*'  (Corpus  Script,  eccl.  lat.  ed. 
cons.  Acad.  Litt.  Caes.  Vindob.,  Vol.  XXXII,  Pars  II,  p.  271,) 

5.  8.  AMBROSII  [f  397]  Sermo  VII  De  Kalendis  januariis; 
„Est  mihi  adversus  plerosque  vestrum,  fratres,  querela  non  modica: 
de  bis  loquor  qui  nobiscum  natalem  Domini  celebrantes,  gen- 
tilium  se  feriis  dederunt,  et  post  illud  caeleste  convivium  Super- 
stitionis  sibi  prandium  praepararunt;  ut  qui  ante  laetifi- 
cati  fuerant  sanctitate,  inebriarentur  postea  yanitate  .  .  .  Ergo, 
fratres,  omni  studio  gentilium  festivitatem  et  ferias  declinemus; 
ut  quando  Uli  epulantur  et  laeti  sunt,  tunc  nos  simus  sobrii 
atque  jejuni  .  .  .*  (S.  Ambbosii  Opp.  stud.  Mon.  e  Congr.  S.  Mauri 
em.  Venet.  t.  IV  [1751],  496).  "«) 

6.  S.  CHRYSOSTOMI  [f  407]  Homilia  23.  in  eos  qui  novi- 
lunia  observant.  T.  I  p.  297:  „Qui  in  tabernis  ludi  hole  fiunt, 
illi  me  maxime  excruciant,  et  impietatis  et  intemperantiae  pleni 
sunt;  impietatis  quidem,  quod  qui  haec  faciunt,  dies  obseryant, 
et  auguriis  addicuntur,  et  putant,  si  noyiluninm  mensis 
hujus  cum  yoluptate  et  laetitia  degant,  reliquum  ae 
annum  sie  transacturos:  intemperantiae  yero,  quod  cum  prima 
luce  feminae  et  yiri  pocula  implentes,  multa  cum  intemperantia 
yinum  merum  hauriunt  .  .  .  Neque  extreraae  hoc  est  amentiae, 
propter  unum  diem,  si  auspicatus  fuerit,  per  uniyersam  hoc 
exspectare  annum,  neque  amentiae  solum,  sed  diabolicae  cujuadam 

'*)  Eine  gleichlautende  Predigt  schreibt  die  Patrologia  latiDa  (57,  543) 
dem  hl.  Maximus.  Bischof  von  Turin  [f  465]  zu. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  189 

efficientiae  Judicium  est,  noo  proprio  studio  et  alaoritate,  sed 
quibusdam  dierum  circuitionibus  yitam  nostram  commendare.^ 
(Jos.  BiNOHAH,  Origines  Ecclesiast.  Ex  lingua  angl.  in  lat.  vert. 
J.  H.  Grischovius  Halae  1729,  p.  7.) 

7.  ASTERIU8  V.  AMASIA  [f  410]  Adro^  xarriropcxdc 
r^c  eopTQC  Tuiu  KaXai/duiv:  ^Leute  aus  dem  Pöbel,  Herumstreicher 
und  Gaukler,  ziehen  rottenweise  von  Haus  zu  Haus  und 
belästigen  Jedermann,  vor  allem  die  Magistratspersonen,  mit 
glöckverheissendem  Händeklatschen  und  Geschrei,  sie 
heischen  Angebinde.  Auch  Kinder  treibt  die  Habgier;  sie 
ziehen  herum,  pochen  an  den  Thüren,  und  bieten  zum 
Glückwunsch  mit  Denaren  besteckte  Aepfel  dar,  um  ein 
wertvolleres  Gegengeschenk  davonzutragen.  Roher  Scherz 
wird  mit  den  Bauern  getrieben,  die  sich  in  der  Stadt  sehen 
lassen;  sie  werden  mit  Spott  und  Schlägen  bedacht,  was  sie  bei 
sich  tragen,  wird  ihnen  abgenommen.  Den  ganzen  Tag  bis  spät 
in  die  Nacht  dauert  das  Wogen  und  Lärmen."  (Uebers.  von 
ToMASCHEK,  Ueber  Brumalia  etc.  in:  Sitzungsber.  d.  ph.-h.  El.  d. 
Kais.  Akad.  d.  Wiss.  [Wien]  60,  367.) 

8.  PRUDENTIUS  [flor.  348— ca.  410]  Contra  Symmach. 
I,  V.  237—244: 

„.  .  .  Jano  etiam  celebri  de  mense  litatur 
Auspiciis  epulisque  sacris,  quas  inveterato, 
Heu  miseri,  sub  honore  agitant  et  gaudia  ducunt 
Festa  Calendarum.  Sic  observatio  crevit. 
Ex  atavis  quondam  male  coepta,  deinde  secutis 
Tradita  temporibus  serisque  nepotibus  aucta 
Traxerunt  longam  corda  inconsulta  catenam 
lUosque  tenebrosus  vitiosa  in  secula  fluxit.^ 
(Kbaus,  Real-Encyklopädie  U,  494.) 

9.  S.  HIER0NYMU8  [f  420],  De  viris  inlustribus,  Cap.  CVI: 
,Pacianus,  in  Pyrenaei  iugis  Rarcelonae  episcopus,  castigatae 
eloquentiae«  et  tam  vita  quam  sermone  clarus,  scripsit  varia 
opnscula,  de  quibus  est  Cervus  [in  Kalendis  Januariis  et  contra 
alios  ludos  paganicos]  et  contra  Novationes,  et  sub  Theodosio 
principe  iam  ultima  senectute  mortuus  est.^  (Texte  und  Unter- 
suchungen, hrg.  V.  Gebhardt  u.  Harnack  XIY,  49.) 

10.  S.  AUGUSTINI")  [t  430]  Ep.  Serm.  198  De  Kalendis 
Janaariis  U:   „Admonemus  Caritatem  Yestram,  Fratres  .  .  .  .  ut 

'')  Vgl.  auch  die  Predigten  des  Caesarius  unter  No.  15.  16. 


190  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

metnineritis,  qaod  modo  cantastis,  ne  sit  lingua  perstrepens  corde 
mute;  sed  quod  sonuistis  voce  ad  aures  invicem  Testras,  clametia 
affectu  ad  aures  Dei.  Hoe  enim  cantabatis,  Salva  nos  Domine 
Deas  noster,  congrega  nos  de  gentibus,  ut  confiteamur  Domini 
sancto  tao.  Et  modo  si  solemnitas  gentium,  quae  fit  in 
hodierno  die  in  laetitia  saeculi  atque  carnali,  in  stre- 
pitu  yanissimarum  et  turpissimarum  cantionnm,  in  con- 
yiviis  et  saltationibus  turpibus,  in  celebratione  ipsius  falsae 
festivitatis,  si  ea  quae  agunt  gentes  non  vos  delectant,  congre- 
gabimini  ex  gentibus  .  .  .  Actnrus  es  celebrationem  strenarum, 
sicut  paganus,  lusurus  alea,  et  inebriaturus  te...  Quomodo 
Hbera  fronte  cantas  Salva  nos  Domine  Dens  noster,  et  congrega 
nos  de  gentibus  ?  .  .  .  .  Dant  illi  [sc.  gentes]  strenas,  date  vos  ' 
eleemosynas.  Avocantur  illi  cantionibus  luxuriarum,  avocate 
Yos  sermonibus  Scripturarum:  currunt  illi  ad  theatrum,  vos  ad 
ecclesiam:  inebriantur  illi,  tos  jejunate.  Si  hodie  non  potestis 
jejunare,  sattem  cum  sobrietate  prandete  .  .  .  Sed  dicis  mihi, 
Quando  strenas  do  mihi  accipio  et  ego.  (S.  Aub.  Augüstini 
Opp.  [Ed.  Mon.  Congr.  8.  Mauri  2.  Venet]  t.  VII,  pars  2. 
p.  906  sqq.) 

11.  8,  AUGUSTINI  Ep.  Contra  Paustum,  lib.  XX,  c.  IV: 
^Faustus  dixit:  .  .  .  Schisma  vero  aut  nihil  immutare  debet  ab 
eo  unde  factum  est,  aut  non  mnltum:  nt  puta  vos,  qui  desciscentes 
a  Gentibus,  monarchiae  opiniouem  primo  vobiscum  divulsistis,  id 
est,  ut  omnia  credatis  ex  Deo:  sacrificia  vero  eomm  yer- 
tistis  in  agapes,  idola  in  Martyres,  qnos  votis  similibus 
Colitis:  defnnctorum  umbras  vino  placatis  et  dapibas: 
solemnes  Gentium  dies  cum  ipsis  celebratis,  ut  kalendas 
et  solstitia:  de  vita  certe  mutastis  nihil."  (Ibidem  t.  X  [Venet. 
1767],  col.  400.) 

12.  Zu    Augustin    vergleiche    noch:    GUIL.   DURANDUS     ^ 
[t  1296]  Rationale  divinorum  lib.  VI  c.  15:  „Postremo  notandum   .«-j 

est,  quod  olim  pagani  et  gentiles  in   his   kalendis  multas  super 

sticiones  observabant,    quarum   aliquas   Augustinus  in  quodamciar: 
commemorat  sermone'**).  Credentes  enim  inquit  Janum  quendaur jg.  j 
deum  esse,  euni  tune  venerabantur  ei  duas  facies  iigurantes  unanran^ 
ante  aliam  post  eo  quod  est  principium    anni    sequentis    et  fini  ^cr 
precedentis.    Assumebunt  enim    formas    monstruosas,    alii  er   ^^ 


'^)  Vgl.  hiezu  dio  pseudo-augustinische  Predigt  (von  Caesarius?)  unt« 
No.  15. 


V 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  191 

pellibuB  pecudam,  alii  ex  capitibus  bestiarum,  alii  yestientes 
tanicas  muliebres,  alii  auguria  observabant  dantes  vel  reci- 
pientes  diabolicas  strenas,  alii  mensas  laute  praeparatas 
tota  Docte  manere  sioebant,  putantes  totum  anni  spa- 
ciam  convivia  in  tali  cibi  abundancia  perdurare.  Que 
prohibet  christiauos  facere.*"  (Die  bei  Hain  Nr.  6464  erwähnte 
Ausgabe  [unpagioieit].) 

13.  PETRI  CHRYSOLOGI  [f  450]  Sermo  155  De  calendis 
Januariis:  ^Ubi  nostram  Christus  pie  natus  est  ad  salutem,  mox 
diabolus  divinae  bonitati  numerosa  genuit  et  perniciosa  portenta, 
ut  ridiculum  de  religione  componeret  in  sacrilegium  verteret  Sancti- 
tatem,  de  honore  Dei  Deo  pararet  injuriam.  Hinc  est  fratres, 
hinc  est  quod  hodie  Gentiles  Deos  suos  foeditatibus  ex- 
quisitis,  excogitato  dedecore,  et  ipsa  turpitudine  turpi- 
ores   DeoS'  suos   videndos    trahunt,    distrahunt,    pertrahunt, 

qao8  faciunt  uon  videndos Sed  dicit  aliquis,  non  sunt 

iiacc  sacrilegiornm  studia,  vota  sunt  haec  jocorum:   et  hoc  esse 

Doiritatis  laetitiam,  non  yestustatis  errorem:  esse  hoc  annj  prin- 

eipium,  non  gentilitatis  ofFensam.     Erras,  homo,  non  sunt  haec 

iadica,  sunt   crimina  ....     Imaginem   Dei   portare   noluit,   qui 

idoli  Toluerit   personam   ....     Abstrahat   ergo    pater  filiuni, 

sef-Tom  dominus,  parens  parentem,  civem  civis,   homo  hominein, 

Cfa^stianos  omnes  qui  se  bestiis  compararunt^  exaequarunt 

J^^nnentis,    aptaverunt    pecudibus,     daemonibus    forma- 
^»  runt.**     (P.  Ohrysol.   Sermm.  Col.  Agr.  1578,  p.  218.) 

14.  S.  MAXIMI  Ep.  Taurinensis  [f  465]  Sermo  de  Calendis 
^-^^narii.    (Stimmt  mit  der  Predigt  des  Ambrosius  [Nr.  5]  überein. 

15.  S.  CAESARII  [t  542]  (?)  '^)    Sermo  De  Kalendis  Janu- 
^*^i«I  [Append.  Serm.  129,  alias  14  post  hom.   ex   Chart,    maj. 

^      X  parte  supplem.]  :  „Dies  Kalendarnm  istarum,  Fratres  caris- 

^'^■^i',  quas  Januarias  vocant,   a   quodam  Jano   homine  perdito  ac 

,^^^lego  nomen  accepit  .  .  .     Hinc  itaque  est,  quod  istis  diebus 

^-gani  homines  perverse  omnium  rerum  ordine  obscoenis   de- 

^^mitatibus  teguntur,   ut   tales   utique  se   faciant  qui   colunt, 

")  Anm.  der  Mauriner  zu  dieser  pseudo-augustinischen  Predigt :  ^  A  ugust i no 

^^^^ribit  vetns  quidam  .  .  .    Bibliotheeae  jam   Colbertinao  codex:  sed   quo 

^'^tjB  ipgius  esse  credatur,  obsistit  cum  dicendi  ratio,  quae  Caesarium  potius 

•<^rt,  tum  quae  posteris  aevi  est,  ac  diflficulter  ante  Caesarii  teiiipus  reponi 

^*»it,  observatio  hie  n.  3  facta  de  publico  jejunio  per  omiies  Ecclesias  Ka- 

^*ii8  Januariis  indicto  .  .  .•  Eckhart,    Francia   orientalis  I,    433,    schreibt 

^^  Predigt  Bischof  Faustin us  zu. 


192  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

qualis  est  iste  qoi  colitnr.  In  istis  enim  diebus  miseri  homines, 
et  quod  pejus  est,  aliqai  baptizati,  sumunt  formas  adulteras, 
species  monstruosas,  in  quibus  quidem  sunt  quae  primum 
pndenda,  aut  potius  dolenda  sunt.  ^^)  Quis  enim  sapiens  poterit 
credere,  inveniri  aliquos  sanae  mentis  qai  cerynlum  facientes, 
in  ferarnro  se  velint  habitum  commutareP  Alii  vestinntnr  pel- 
libus  pecudum,  alii  assumunt  capita  bestiarnm,  gaudentea 
et  exsaltantes,  si  taliter  se  in  ferinas  species  transformayerinty 
ut  horoines  non  esse  videantur.  Ex  quo  indicant  ac  probant, 
non  tarn  se  habitum  belluinum^')  habere,  quam  sensum.  Nam 
quam  vis  diversorum  similitudinem  animalium  exprimere  in  se 
velint:  certum  est  tamen,  in  bis  magis  cor  pecndum  esse,  quam 
formam.  ^')  Jam  vero  illnd  quäle  et  quam  turpe  est,  quod  viri 
nati  tunicis  muliebribns  vestiuntur  et  turpissima  demum  demu- 
tatione  puellaribus  figuris  virile  robur  effeminant,  ^non  erubes- 
centes  tunicis  muliebribus  inserere  militares  lacertos:  barbataa 
facies  praeferunt,  ®')  et  videri  feminae  volunt  .  .  .^  (S.  Aürbl. 
AuGüSTiNi  opp.  ed.  Maur.  Antw.  t.  V,  pars  II  [1700]  col.  164.) 

16.  S.  CAESARn  (P)  ^^)  Sermo  De  Christiano  nomine  com 
operibus  non  christianis  [Append.  Serm.  265,  alias  De  Tempore 
Serm.  215]:  „  ...  Et  licet  credam  quod  illa  infelix  consuetndo, 
quae  de  Paganorum  profana  observatione  remansit,  jam  nobis 
castigantibus  et  de  locis  istis  fuerit,  Deo  inspirante  sublata; 
tamen  si  adhuc  agnoscatis  aliquos  illam  sordidissimam  turpitu- 
dinem  de  hinnicula  [forte  anicula]  vel  cervula  exercere,  ita 
durissime  castigate,  ut  eos  paeniteat  rem  sacrilegam  commisisse.'' 
(::.  AuR.  AüGUSTiNi  opp.  ed.  Maur.  Antwerp.  t.  V  pars  II  [1700] 
col.  309.) 

17.  VITA  8.  SAMSONIS  Episc.  Dolensis  [f  ca.  565]  Lib.  2 
Lemma  13:  „Nam  cum  quodam  tempore  in  Resia  insula  praedi- 
caret,  veniente  per  annuam  vertiginem  Ealenda  Januaria,  qua 
homines  supradictae  insulae  hanc  nequam  solennem  inepte  juxta 
patrum  abominabilem  consuetudinem  prae  ceteris  sane  cele- 

8'0  Bei  Eckbart  (offenbar  nach  Burchard  v.  Würzburg  [s.  Nr.  36]):  „in 

quibus   quidem,   quae   primum    ridenda  aut  potius  dolenda  sint,  nescio."  

»»)  vel  Visum.  Eckb.    —    ^^)   formte.  Eckb.    —    ")  pras   se  ferunt  Eckh.  — 
**)  Anm.  der  Mauriner:    ,,Stilu8   et   res  apprime  conveniunt  CaeBario  a  quc^ 
Praedicationes  contra  .  .  .  Kalendarum  quoque  paganissimos  ritus  ...  fac  — 
tas  in  ejus  vita  logimus,  que  populis  in  Ecciesia  legendae  per  diversas  pro— 
vincias    circumferebantur.*    Ducange    (II,   277)  schreibt   die   Predigt   nocb 
Augustin  zu. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  193 

brare  consneverant,  ille  providus  spiritu  ob  duritiam  eoram  miti- 
gandam,  convenire  eos  omnes  in,  unum  fecit,  ac  Deo  revelante, 
seroio  ad  detestanda  tarn  gravia  mala  sit  .  .  Ille  omnes  par- 
yqIos  qui  per  insulam  illam  ob  hanc  nefariam  diem 
discurrebant,  vocavit  ad  se,  eis  singalis  per  sobriam  vocem 
mercedem  nummismunculi  auro  quod  est  mensura  donavit,  prae- 
cipiens  .  .  .,  ne  ulterius  ab  illis  haec  sacrilega  cousuetado 
senraretur.  Qaod  ita  Deo  operante  factum  est,  nt  usque  hodie 
ibidem  spiritales  joci  ejus  solide  et  catholice  remanserint."  (AA. 
88.  BoLL.  Julii  VI,  p.  590.) 

18.  CONCILIUM  TUR0NEN8E  II  [a.  567]  Can.  17:  ^Et 
quia  inter  natale  domini  et  epiphania  omni  die  festivitates 
8Qnt,  itemque  prandebunt.  Excipitur  triduum  illud,  quo  ad  cal- 
candam  gentilium  consuetudinem,  patres  nostri  statuerunt 
priyatas  in  Ealendis  Januarii  fieri  litanias^  ut  in  ecciesiis  psallatur, 
et  hora  octava  in  ipsis  Kalendis  circumcisionis  missa  Deo  pro- 
pitio  celebretur." 

Can.  22:  „Enimvero  quoniam  cognovimus  nonuullos  in- 
teoiri  sequipedas  erroris  antiqui  qui  Ealendas  Januarii  co- 
lunt,  cum  Janus  homo  gentilis  fuerit:  rex  quidem,  sed  Dens  esse 
non  potuit."     (Mansi  IX,  796.  803.) 

19.  CONCILIUM  AUTIS8I0D0R.  [a.  578]  s.  Duc.  II,  277. 

20.  8.  MARTINI  BRACARENSIS  [f  580]  Collectio  or. 
canonum  LXXIII:  ,,Non  liceat  iniquias  observantias  agere  kalen- 
danim,  et  otiis  vacare  gentilibus,  neque  lauro,  aut  viriditate 
arborum  cingere  domos.  *"  (Bibuotueca  juris  can.  veteris 
ed.  Voellus  et  Justellus  Lut.  Par.  1661  T.  I  Append.  fol.  XXX.) 

21.  Notae  et  observationes  in  S.  GREGORII  MAGNI 
[t  604]  Librum  sacramentorum,  auctore  D.  Hugone  Menardo, 
Honacho  Benedictino.  Lemma  134:  „Ratio  Missa  hujus  insti- 
tuendae  est,  quia  olim  Ealendis  Januariis  homines  multis  paga- 
oorum  superstitionibus  erantobnoxii."^  (Patrol.  Lat.  78,292.) 

22.  CONCILIUM  TOLETANÜM  IV  [a.  6331,  cap.  XI: 
Jn  temporibus  quoque  reliquis,  id  est,  Ealendis  Januariis.  quae 
propter  errorem  gentilates  aguntur,  omnino  Allein  ja  non  de- 
cantetur.*     (Mansi  X,  622.) 

23.  I8IDORÜ8  HISPALENSIS,  [f  636]  De  ecclesiasticis 
officiis  Lib.  I,  cap.  41 :  „Jejunium  Kalendarum  Januarium  propter 
errorem  gentilitatis  instituit  Ecclesia.  Janus  enim  quidam 
prineeps  paganorum  fuit,  a  quo  nomen   mensis  Januarii   nuncu- 

13 


194  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

patur,  quem  imperiti  homines  velut  Deam  colentes,  in  religione 
honoris  posteris  tradiderunt,  diemque  ipsum  scenis  et  luxuriae 
Baoraverunt.  Tanc  enim  miseri  homines,  et,  quod  pejus  est, 
etiam  fideles,  sumentes  species  monstruosas,  in  feraram  ha- 
bitu  transformantur:  alii,  femineo  gestu  demutati,  virilem 
Yultnm  efFeminant.  Nonnulli  etiam  de  fanatica  adhuc  consne- 
tudine  quibusdam  ipso  die  observationum  auguriis  profanantnr; 
perstrepunt  omnia  saltantium  pedibus,  tripudiantium  plausi- 
bus,  quodque  est  turpius  nefas,  nexis  inter  se  utriusqne 
sexus  choris,  inops  animi,  furens  vino,  turba  miscetur/  (Patrol. 
LA.T.  83,  774.) 

24.  CONCILIUM  ROTOMAGENSE  [Rouen]  [a.  650],  can. 
13:  „Si  quis  in  Ealendis  Januariis  aliqnid  fecerit  quod  a  paganis 
iuTentum  est,  et  dies  observat,  et  lunam,  et  menses;  et 
horarum  efFectiva  potentia  aliquid  sperat  in  melius  aut  in  deterins 
▼erti:  anathema  sit^     Mansi  X,  1202.) 

25.  VITA  8.  ELIGII  [f  683J:  s.  Duc  II,  277. 

26.  THEODORI  Archiep.  Cantuar.  [f  690]  Lib.  poenit.  c. 
27  §  19:  „Si  quis  in  kalendas  januarii  in  cervulo  aut  vetula 
yadit,  id  est,  in  ferarum  habitus  se  communicant  [1.  commu- 
tant]  et  vestiuntur  pellibus  pecudum,  et  assumunt  capita 
bestiarum;  qui  vero  taliter  in  ferinas  species  se  transformant, 
in  annos  poeoiteant,  quia  hoc  daemoniacum  est.  ^  (Tille  ,  Weih- 
nacht 8.  288.) 

27.  Derselbe  (?)  §  24®^):  „Qui  observat  divinos,  vel 
praecantatores,  philacteria  etiam  diabolica,  et  somnia,  vel  herbas; 
aut  quintam  feriam,  honore  Jovis  [Donnerstag],  vel  kalendas 
Januarii,  more  paganorum,  honorat;  si  clericus  est,  quinque 
annos  poeniteat;  laicus  tres  annos  poeniteat.*'  (Tille,  Yule  and 
Ohristmas  p.  98  n.  2.) 

28.  CUMMEANI  Abbatis  Scoto  Hiberni  Liber  de  mensura 
Poenitentiarum.  ®*^)  c.  VII  (al.  IX):  „Si  quis  Ealendis  Januarii 
aut    in    vecola    aut    in   cervolo   vadit,   tribus   annis   peniteat;  ^ 


85)  In  „Yule  and  Christmas"  p.  98  n.  2  führt  Tille  nicht  mehr  TheodoÄ- 
V.  Canterbury  als  Urheber  des  als  §  19  zitierten  Verbotes  an.  Infolgedessec^ 
bleibt  es  auch  unklar,  ob  der  (in  der  Gesch.  d.  „Weihnachf*  nicht  erwähntem 
§  24  Theodor  v.  C.  angehört.  Die  Quellenangaben  sind  in  dieser  Anm.  2  flbei^ 
haupt  etwas  konfus.  —  ^^)  Ueber  dasselbe  und  seinen  umstrittenen  Verfass^^ 
ausser  Schmitz  noch  Wetzer  u.  Weite's  Kirchenlexikon  *  III,  1239  flf. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  195 

qnia  hoc  daemoniam  est.^  Var.i  Cod.  Paris.:  „Si  quis  in 
cerynlo  in  . . .  I  annum  et  in  vefula  aut  in  cervulo  vadat . .  .^ 
Cod.  Yindob.:  „Si  quis  in  Ealendis  Januarias  [!]  in  cervulo 
ant  in  yetula  vadit .  .  .^  (H.  Jos. Schmitz,  Die  Bussbücher  und 
das  kanon.  Bussverfahren.  II  [1898]  627.) 

29.  CONCIUUM  TRÜLLANUM  |a.  692],  can.  62:  .Ka- 
lendas  qnae  dicuntur,  et  vota,  et  bramalia  qnae  vocantur; 
et  qni  in  primo  Martii  mensis  dei  fit  conventum  ex  fidelinm 
uniTersitate  omnino  tolli  volumus:  sed  et  publicas  mulierum 
saltationes  multam  noxam  exitiumque  afferentes:  quin  etiam 
eas,  quae  nomine  eorum,  qui  falso  apud  Gentiles  dii  nominati 
sunt;  Tel  nomine  virorum  ac  mulierum  fiunt,  saltationes  ac 
mysteria,  more  antiquo  et  a  vita  Christianorum  alieno,  aman- 
damns  et  expellimus;  statuentes,  ut  uullus  vir  deineeps  muliebri 
veste  induatur,  vel  mulier  Teste  viro  conyeniente.  Sed 
neque  comicas,  vel  satyricas,  vel  tragicas  personas  induat;  neque 
execrandi  Bacchi  nomen,  uvam  in  torcularibus  exprimentes,  in- 
vocentf  neque  vinum  in  dolus  effundentes,  risum  movent.^  (Mansi 
XI,  971.) 

30.  SANCTI  ALDHELMI  Schireburnensis  Ep.  [f  709]  epist. 
ad  Eahfridum:  ,,Primitus  (pantorum  procerum  praetorumque  pio 
potissimum,  paternoque  praesertim  privilegio)  panegyrioum  poe- 
mataque  passim  prosatori  sub  polo  promulgantes,  ^^)  stridula  vocum 
symphonia,  ac  melodiae  cantilenaeque  carmine  modulaturi,  hym- 
nizemus,  praecipue  quia  taudem  almae  editum  puerperae  sobolem 
(ob  inextricabile  sons  protoplastorum)  piaculum  priscorum  chiro- 
graphum  peccaminum  oblitteraturum,  terris  tandumdem  destiliare 
dignatus  est,  luridum  qui  unguis  chelydrum  trisulcis  rancida 
virulentaqne  Tomentem  per  aevnm  venena  torrenda  tetrae  torti- 
onis  in  tartara  trusit.  ^'^)  Et  ubi  pridem  ejusdem  nefandae  natri- 
eis  ermuli  [1.  hinnuli?]  cervulique  fanis  colebantur  stoliditate 
in  profanis,  versa  yice  discipulorum  gurgustia  (imo  almae  ora- 
minum  aedes)  architecti  ingenio  fabre  conduutur/  (Patrol.  lat. 
89,  92.) 

31.  S.  GREGORn,  Papse  11  [731]  Capitulare  [für  Bayern] 
c.  IX:  ,,.  • .  Ut  incantationes,  et  fastidiationes  [An  fatidicti- 
ones?]  sive  diversa  observationes  dierum  kalendarum, 
qnas  error  tradidit  paganorum,  prohibeantur,  sicut  maleficia,  et 


*^)  Man  beachte  die  Lautspielerei  mit  den  Wortanlauten  p  und  t. 


196  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

magomm  praestigia,  senetiam  sortileginm,  ac  diTinantium 
observatio  exsecranda  .  .  .**     (Patbol.  lat.  89,  534.) 

32.  EGBERTS  Poenitentiale  [a.  732—766]  Vm,  4  stimmt 
sachlich  mit  No.  26  überein.     (Zitat  bei  Tille,  Yule  p.  98  n.  2.) 

33.  BONIPACn  Moguntini  Archiepisc.  Epistola  49,  ad 
Zachariam  papam  [a.  742]:  «Quapropter  paternitas  vestra  hnjus 
rei  yeritatem  indicare  non  dedignetur,  at  Ecclesiae  sacerdotibos 
vel  populo  Christiane  inde  scandala  et  Schismata,  vel  novi  errores, 
non  oriantur,  et  concrescant,  quia  carnales  homines,  idiotae  Ale- 
manni,  vel  Bagoarii,  vel  Franci,  si  juxta  Romauam  urbem  aliqaid 
facere  viderint  ex  his  peccatis  quae  nos  prohibemus,  licitum  et 
concessum  a  saoerdotibus  esse  putant,  et  nobis  improperium  de- 
pntant,  sibi  scandalum  vitae  accipiunt.  Sicut  affirmant  se  vidisse 
annis  singnlis  in  Romana  urbe,  et  juxta  ecclesiam  in  die  vel 
nocte,  quando  Ealendae  Januarii  intrant,  paganorum  consuetudine 
choros  ducere  per  plateas,  et  acolamationes  ritu  gentiliam, 
et  cantationes  sacrilegas  celebrare,  et  mensas  illa  die  vel 
nocte  dapibns  onerare,  et  nallum  de  domo  süa  vel  ignem, 
yel  ferramentum,  yel  aliquid  commodi  vicino  suo  praestare 
volle.-     (Patron  LAT.  89,  col.  746  sq.) 

34.  8.  ZACHARIAE  papae  epist.  2,  ad  Bonifacium  archiep.: 
„De  kalendis  vero  Januariis,  vel  caeteris  auguriis,  yel  phylac- 
teriis,  et  incantationibus,  yel  aliis  diyersis  obseryationibus,  quae 
gentili  more  observari  dixisti  apud  beatum  Petrum  apostolnm; 
yel  in  urbe  Romana;  hoc  et  nobis  et  omnibus  Christianis  dete- 
stabile  et  perniciose  esse  judicamus,  dicente  Deo:  ,Non  aogura- 
bimiüi  nee  observabitis  somnia*  (Leyit.  XIX).  Et  iterum:  ,Non 
est  augurium  in  Israel,  nee  obseryatio  in  domo  Jacob'  (Num. 
XXIII).  Ita  et  a  nobis  cavendum  esse  censemus,  ut  nullis 
auguriis  vel  obseryationibus  attendamus,  quia  omnia  haec  abscissa 
esse  a  Patribus  sumus  edocti.  Et  quia  per  instigationem  diaboli 
iterum  pullulabant,  a  die  .  qua  nos  jnssit  diyina  dementia  .  .  . 
apostoli  yicem  gerere,  illico  omnia  haec  amputayimus.*"  (Patrol. 
LAT.  89,  921.) 

33.    CONCILIUM    ROMANUM  I  [a.  743],   can.  IX:    „Ut 
nuUus  Ealendas  Januarias,  et  broma  ritu  Paganorum  colere- 
praesumpscrit,  aut  mensas    cum    dapibus   in  domibus  prae^ 
parare,  ut  per   yicos,    et   plateas    cantationes    et   choroi^ 
ducere,   quod  maxima  iniquitas  est  coram  Deo:  anathema  sit."^^ 
(Mansi  XII,  384.) 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  197 

36.  8.  BURCHARD  von  Würzburg  [f  754],  Homilie  in, 
De  Caleudis  Januariis.  (Stimmt  fast  buchstäblich  mit  der  Predigt 
des  hl.  Csssarius  [Nr.  15]  überein). 

37.  ^Contra  complures  eins  modi  superstitiones,  Yulcanalia 
et  kalendas  observare  etc.  graviter  S.  PIRMINIUS  [f  ca.  755] 
invehitur  in  libello  a  Mabillionio  (Analect.  p.  69)  edito:  ,Ger- 
Yulos  et  vehiculas  [!]  in  Quadragesima  vel  aliud  tempus  noiite 
ambulare.  Viri  vestes  femineas,  feminae  Testes  viriles 
in  ipsis  kalendis,  vel  in  alia  lusa  plurima  noiite  vestire.*"  (M. 
Oebbebtus,  Lit.  AI.  p.  843.) 

38.  ALCÜINI  [t  804]  Lib.  de  Divinis  Officiis,  cap.  4:  „De 
kalendis  Januarii.  Hac  kalendae  secundum  dementiam  gentilium 
potius  dicendae  sunt  cavendae,  quam  calendae.  Ea  siquidem 
tempestate  (quando  judices  praeerant  filiis  Israel,  hoc  est,  ante 
Samsonem)  fuit  qnidam  princeps  gentilium  in  Italia,  nomine 
JanuB,  a  quo  Januarius  mensis  postea  nuncupatus  est.  Hunc 
vero  Janum  imperiti  homines,  qui  Deum  non  cognoscebant,  quasi 
regem  metuebant,  et  pro  Deo  illum  colere  coeperunt,  .  .  .  diem 
ipsum  mnltis  spnrcitiis  sacraverunt.  Quidam  mutabant  se  in 
species  monstruosas,  in  ferarumque  habitus  transformabant. 
Alii  in  femineo  gestu  mutati,  virilem  vultum  effeminabant:  nee 
immerito  virilem  fortitudinem  non  habent,  qui  in  mulieris  habitum 
transierunt.  Aliqni  fanaticis  auguriis  profanabantur,  perstrepe- 
bant  saltando  pedibus,  tripudiando  plausibus;  nonnulli  ita 
auguria  observabant,  ut  focum  de  domo  sua,  vel  aliud  quod- 
cunque  beneficium,  cuiquam  petenti  minime  tribuerent. 
Diabolicas  etiam  strenas  et  ab  aliis  accipiebant,  et  ipsi  aliis 
tradebant.  Nee  non  etiam  mensulas  plenas  ad  manducan- 
dum  tota  nocte  paratas  habebant^  credentes  quod  kalend. 
Januarii  per  totum  annum  praestare  possent.  Et  quia  bis 
atque  aliis  miseriis  mundus  universus  repletus  erat,  statuit 
universalis  Ecciesia  jejunium  publicum  in  isto  die  fieri,  quatenus 
bis  calamitatibus  auctor  vitae  finem  imponeret  .  .  .  Sed  neque 
illud  reticendum,  quod  dum  quadam  die  hae  superstitiones  dia- 
bolicae  Romae  agerentur,  quidam  sanctus  Almachius  cum  diceret: 
Hodie  octavae  diei  Dominicae  sunt,  cessate  ab  bis  superstitionibus 
idolorum  et  sacrificiis  poUutis;  jubente  Alypio  urbis  praefecto, 
hac  de  causa  interfectus  est.     (Patrol.  lat.     101,  1077.) 

39.  [Duc.  erwähnt  IV,  481'  auch  ATTONIS  Ep.  Basiliensis 
Capitola  ecclesiastica,  [a.807— 823]   Cap.  79.  Dieselben  enthalten 


198  N^njahrsfeier  im  altea  Basel  und  Verwandtes. 

aber  keine  70  Kapitel.  Yielleicbt  ist  gemeint  oap.  19:  ^Nono 
decimo  ut  aliad  in  ecciesia  non  legatar  aut  eantetur,  nisi  ea  quae 
auctoritatis  divinae  sunt  et  patram  orthodoxorum  san^t  auctori- 
tas/  (MoN.  Gebm.  LL.  Sect.  II,  Capit.  I,  865.)  Aber  auch 
hierin  kann  ich  keine  Beziehung  auf  Neujahrssitten  sehen.] 

40.  HALITGARH  Ep.  Cameracensis  [f  831]  Liber  Poeni- 
tentialis:  De  sacrilegio:  ^Si  quis  in  kalendis  Januarii,  quod  multi 
faciunt,  et  in  cervulo  dicunt,  aut  in  vehiculo  [!]  vadit^  III  annos 
poeniteat.**     (Patrol.  lat.  105,  699.) 

41.  REGINO  PRUMENSIS  [f  915],  De  synodalibus  causis 
etc.  lib.  I,  c.  304,  p.  145:  ,,Fecisti  aliquid,  quod  pagani  faciunt 
in  kalendis  januariis  in  cerTulo  vel  yetula,  tres  annos  poeni- 
teas."     (Tille,  Weihn.  S.  288.) 

42.  Vita  S.  HUQONIS  monachi  Aeduensis  et  priores  Enzi- 
acensis  [f  ca.  930],  Lemma  15:  ,,Praestigiorum  quoque  fas- 
cinationes  et  verborum  illusoriorum  apotelesmata®^)  (quae  tam 
in  Kalendis  Januarii  quam  in  Nativitate  S.  Joannis  Baptistae 
insipientium  multitudo  committebant)  ita  abhorrebat,  ut  sub  ana- 
themate,  hoc  a  nullo  mortali  fieri  prohiberet.^  (AA.  SS.  Boll. 
Apr.  II,  766.) 

43.  QEORGII  CEDRENI  Compendium  Historiarum.  Paris. 
1647,  Tom  II,  fol.  639:  „Quin  et  hunc  morem  introduxit 
[Patriarcha  Theophylactus],  qui  hodieqne  obtinet,  quod  in 
splendidis  atque  solennibus  festivitatibus  Deo  et  sanctorum  recor- 
dationi  fit  contumelia  per  foedas  cantilenas  ac  risus  et  insanos 
clamores,  quibus  adhibitis  sancti  hymni  cantantur,  quos  a  nobis 
opportebat  corda  compunctis  atque  contritis  pro  nostra  salute  Deo 
offerri.  At  ille  coetu  flagitiosorum  hominum  coacto,  iisque  prae- 
fecto  Euthimio  quodam  ...  et  ab  ipso  est  domesticus  templi 
constitutus,  diabolicas  istas  saltationes,  obscuras  vociferati- 
ones,  cantilenasque  e  triviis  et  lupanaribus  petitas  tunc 
adhiberi  instituit/ 

44.  C^SAR   BARONIUS,    Anuales   ecclcBiastici   (Mogunt. 
1603)  T.  X.  Col.  864   [ad   a.   956]:    JlUus   [Theophylacti]  item^ 
opus  fuit,  mos  qui  etiamnum  viget,   in   sacris   et  publicis  populiK- 


^^)  Hiezu  die  Note:  „Apotelesmata  Graecis  proprie  sunt  operationi 
seu  respoosa  genethliacorum,  quibus  praenuntiant,  quaenam  fortuo 
aliquem  maneat,  ex  eo  quem  sibi  figunut  uatalis  constellatiooi 
iDfluxu. 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  imd  Verwandtes.  199 

celebrationibas  contnmelia  af&ciendi  Deum,  et  Sanctornm  me- 
moriam  per  quaedam  indecora  cantica  ac  risus,  et  temerariis 
exclamationibas,  dum  matutino  tempore  hymni  perficiuntur,  quos 
opportnit  afflicto  atque  contrito  corde  pro  noBtra  salute  Deo  ad- 
hiberi.  Coaeta  enim  frequentia  hominum  infamium,  ipsisque  prae- 
fecto  Eutbymio  quodam  cognomento  Caesne,  quem  ipse  Ecclesiae 
domesticum  creaverat  satanicas  saltationes,  et  indecoras 
clamores,  et  cantica  ex  trivüs  atque  fornicibus  percepta, 
eos  celebrare  docuit.**  ^ 

45.  ATTONIS  VercellensiB  Episcopi  Capitulare,  c.  79:  „Ut 
DulluB  Ealeudas  Januarii  et  brumas  ritu  paganorum  colere  prae- 
Bumat:  Bi  quiB  Ealendas  Januarii  et  brumas  colere  prae- 
BumpBerit,  aut  mensaB  cum  lampadibuB  in  domibus  prae« 
parare,  aut  per  vicos  et  plateas  cantiones  et  choros  ducere 
praesumpserit,  quod  magna  iniquitas  est^  coram  Deo  anathema 
Sit.**     (Patrol.  lat.  134,  43.) 

46.  BURCHARDÜS  WORMACIENSIS  [f  1025],  Decret. 
Üb.  19:  B.  Duo.  II,  277«: 

47.  Ein  anderes  Zitat  aus  Hom.  III,  (De  Cal.  Jan.):  „Dies 
kalendarium  istarum,  fratres  dilectissimi,  quas  Januarias  Yocant, 
a  quodam  Jano,  homine  perdito  ac  sacrilego  nomen  acceperunt^ 
etc.  bei  Eckhard,  Prancia  or.  I,  837. 

48.  PETRUS  DAMIANl  [f  1072]  wird  von  Ducange  s. 
V.  cervulus  u.  nach  ihm  von  Tille,  Yule  S.  99  Anm.  erwähnt; 
die  Stelle  in  Epistulae  ed.  Paris  1610  ist  jedoch  nicht  unter 
p.  384  auffindbar. 

49.  Scholia  THEOD.  BALSAMONIS  [XII.  Jh.]  et  JOAN- 
NIS  ZONARAE  [XII.  Jh.]  ad  canones  concilii  sexti  in  Trullo, 
ad.  can.  62:  Balsamen.  Nota  praesentem  canonem,  et  quaere 
correctionem  in  iis,  quae  iiunt  a  Clericis  in  feste  Natalis 
Christi,  et  feste  Luminarium,  adversus  eum,  et  magis  in 
sanctissima  magna  Ecciesia.  Ex  Chronologica  enim  historia 
Scylitzae,  hoc  malum  non  fuisse  ab  antiquis  traditum, 
sed  ex  permissione  Theophylakti  Patriarchae  Constantinop.  filii 
Imp.  domini  Romani  Lacapeni  pro  comperto  habetur.  Enumerat 
enim  hie  historicus,  una  cum  reliquis  improbis  et  diversis  ejus- 
dem  Patriarchae  actis,  hoc  malum  .  .  .  Mos  ergo  erat  apud 
Romanos  .  .  .  festum  annuatim  pauIo  gentilius  magisque  more 
Oraeco  celebrare,  et  quaedam  indecora  facere:  quod  etiamnum 


200  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

fit  a  quibasdam  ruBticis,  primis  Januarii  mensis  diebus,  non  more 
Romano  calendaram  et  reliquorum  recordantibus,  sed  eo  qaod 
Luna  tanc  temporis  renovetur,  et  ejus  fandamentum  ab 
hujus  mensis  principia  stataatur,  et  quod  existiment  se  laete 
ac  JQCunde  totam  annum  transacturos,  si  in  ejus  prin- 
cipio  festum  celebraverint  .  .  .  Bota  et  Brumalia  Graeca 
festa  sunt .  .  .  Mense  autem  Martio  fiebat  magna  Graeca  concio, 
seu  aniversalis  conventus,  propter  bonam  temporum  et  aeris 
temperiem:  quo  tempore  etiam  indecorae  saltationes  a  qui- 
busdam  mulierculis  virisque  fiebat.  Quae  omnia  et  bis  similia 
sancti  patres  aversantes,  nulli  viro  permittebant  muliebri  stola 
ullo  modo  uti,  vel  contra;  sed  neque  personas  induere  comicas 
Yel  tragicas  yel  satyrioas:  nee  Bacchi  quidem,  nomen  in  torcu- 
laribus  nominare,  nee  yino  dolus  infuso  ridere  et  cachinnari  .  .  . 

Zonaras.  Sunt  Calendae  primi  mensis  cojusque  dies,  quos 
Graeci  solenni  religione  ac  ceremonia  de  more  celebrabant. 
Bota  quoque  et  Brumalia  Graecorum  festi  dies  fuere.  Bromius 
siquidem  Bacchi  epithetum.  Eos  igitur  aliosque  ejusmodi  Grae- 
corum festis  dies,  ne  cultu  aliquo  prosequi  fidelibus  lioeat,  Patres 
decrevere.  Publicas  quoque  mulierum  saltationes,  quibua 
spectandis  videlicet  ad  libidinem  bomines  incitantur,  tum  quae- 
cunque  Graeci  viri  aut  foeminae,  commentitiorum  numinum  honori 
tribnentes,  peragere  soliti  sunt,  exhiberi  vetant.  Praeterea  Tiris 
muliebri  ornatu,  virili  foeminis,  quae  bacchantium  sibi  con- 
suetudo  permiserat;  quinimo  personarum  quoque,  comicae, 
tragicae,  satyricaeve  usu  penitus  interdictum  .  .  .  (Güil.  Bevb- 
REGIU8,  ITNOAIKON  s.  Pandectae  Canonum  etc.  t.  I,  fol.  230.) 

50.  J.  G.  ECKHART  (sive  ECCARD),  Comm.  de  rebus 
Francia  Orientalis  I  (Würzburg  1729)  433:  „De  pagano  cnrsu, 
quem  Yrias  nominant,  scissis  pannis  vel  calceis  .  .  .  Pa- 
ganus ille  cursus  celebratus  mihi  videtur  in  Ealendis  Jannariis; 
nam  sanctus  Bonifacius  cum  illum  in  nova  Francia  sive  Pran- 
conia  abregare  vellet,  affirmarant  ipsi  Francones  reoens  ad  fidem 
Christianam  conversi,  ut  ex  ejus  ad  Zachariam  Papam  Epistola 
patet  .  .  .^  Es  folgen  dann  ausserdem  die  Citate:  Augustinus 
Serm.  de  Tempore  215,  Audoenus  in  Vita  S.  Eligii  Lib.  U, 
cap.  15,  Conc.  Autiss.  Gan.  4,  S.  Pacianus  Paraen.  ad  poen., 
Ambros.  in  Psalm.  XLl,  Faustinus  Serm.  de  kal.  [von  Cae- 
sariusP],  Halitgarius  Poenit.  c.  6,  Burch.  Wormat.  1.  XIX, 
c.  5.     Er  fügt  dann  bei:  „Geremonias  omnes  si  considero,  videtur 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  201 

mihi  carsQs   ille   paganus   in    hoDorem    Velledae   sive  Huldae, 
Oermanoram  Dianae,  celebratas  esse.'' 

Anhang  II. 
Aeltere  Zeugnisse  betreffs  parodierte  Bischofswahl. 

Fraglich  ist,  ob  die  vier  ersten  Stücke  sich  auf  unseren 
Brauch  beziehen: 

1.  8YN0DUS  CONSTANTINOPOLITANA  [a.  869],  can. 
XYI:  ^Propter  contentiones  et  tnmultus,  qui  in  Dei  ecc- 
lesia  contingunt,  hoc  quoque  est  definire  necessarium,  ut  epis- 
copus  nullo  modo  constituatur  in  ecclesia,  cui  qui  prae- 
est,  adhuc  vivit,  et  est  adhuc  in  proprio  honore  constitutus,  nisi 
episcopatui  sua  spbnte  renunciaverit.  Oportet  enim  causam  ejus, 
qui  est  episcopatu  expellendus  canonice  examinatam  ad  finem 
priuB  deduci:  deinde  post  ejus  depositionem,  alterum  in  ejus 
episcopatum  provehi  ..."     (Mansi  XVI,  547.) 

Dagegen  habe  ich  folgende  von  Ducange  flV,  481**  unten) 
zitierte  Stelle  nicht  finden  können:  „Fuisse  qaosdam  laicos, 
qui  secundum  diversum  Imperatoriam  dignitatum  videbantur  ca- 
piUorum  comam  circumplexam  involvere  atque  reponere  ...  et 
gradum  quasi  sacerdotalem  per  quaedam  indusia  et 
vestimenta  sacerdotaiia  sumere,  et,  ut  putabatur,  Episcopos 
coDstituere^  etc. 

2.  Chronici  jussu  CONSTANTINI  PORPHYROGENNETI 
conscripti,  a  Leone  Armenio  usque  ad  Michaelem  Theophili  F. 
[sive:  Constantini  Porphyrogenneti  Continuator  sive  Theophanis 
continuati  lib.  lY]  lib.  IV,  cap.  38:  „Quodque  his  gravius,  quod 
secum  habebat  [Michael,  regn.  862-867]  sodalitium  ....  his 
ille  honorem  habens  eosque  colens,  divinorum  contemptu,  sacer- 
dotales  auro  contextas  vestes  ac  Pontificum  humeralia  eis 
adhibebat,  ac  haecque  turpiter  ac  impure,  quae  pura  sunt,  eos 
peragere  cogebat.  Ejus  chori  principem,  sie  nuncupatum  Grylum. 
Patriarcham  vocabat:  reliquos  undecim,  praecipuarum  illustrium- 
qae  Sedium  Metropolitas  .  .  .  Qaia  vero  etiam  cantillare, 
divinaque  peragere  Mysteria  illis  incumbebat,  cantica 
modulosque  explendo  citharam  adhibebant,  modo  sensim  pulsantes, 
et  ud  illa  stridulum  argutumque  sonum  ederet,  hoc  aemulati  quod 
Sacerdoti  secreto  agitant;  modo  pulsu  libero  ac  claro  sonitu,  pro 
eo  ac  Sacerdotes  sie  clare  quasi  perorando  pronantiant.     Aurea 


202  Neiljahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

quoqae  ac  gemmis  baccata  vasa  aceto  at  sinapi  implentes,  atque 
Ulis  impartientes  qai  erant  percepturi,  per  eam  modam  impollutis 
Mysteriis  illudebant.  Accidit  autem  et  qaandoque  ohoras  hio 
beato  Ignatio  Patriarchae  obviam  fieret,  cum  is  sapplicationiB 
causa  ex  Ecclesiastico  ordine  cum  Clericorum  pompa  procederet. 
HuDC  ut  conspexit  Qrylus,  lubentissime  rem  capescens,  pulsare 
auspicatur^  retractaque  casula  cum  sodalibus^  contentiore  citbarae 
sonitu,  sanctiBsimos  vires  convitiis  compluit  Terbisque  turpissimis 
fatigat.  (HisTORiAE  Byzantinae  Scriptokes  post  Theopbanum,  ed.' 
Combefisius.  Paris.  1685,  fol.  124.) 

3.  C0NSTANTINU8  PORPHYROGENNETES  de  Basilii 
Imp.  avi  vita  et  rebus  gestis  [sive:  Const.  Porph.  Basilius 
Macedo,  sive:  Theophanis  continuati  Lib.  Y]  Cap.  21  handelt 
ebenfalls  von  dem  Sacrileg  Michaels.  (Hist.  Byz.  Script,  p.  Theoph. 
fol.  152.) 

4.  SYME0NI3  Magistri  ac  Logothetae  Annales,  a  Leone  Ar- 
monio  usque  ad  Nicephorum  Phocam  [sive:  Symeonis  Mag.  et 
Log.  Annales,  sive:  Symeon  Mag.  De  Const.  Porphyr.],  Michael 
et  Theodora,  cap.  18,  über  das  Sacrileg  Micheals.  (Hist.  Btz. 
Script,  p.  Theoph.  fol.  437.) 

5.  BELETUS  [Amiens  c.  1180],  Liber  L  Divin.  Offic.  c. 
72.   120:  Duo.  4,  481'" 

6.  „Extant  enim  literae  PETRI  CAPUANI,  Card,  legati  in 
Francia  a.  1198,  quibus  praecipit  Odoni  Episcopo  Paris,  et  ali- 
quot canonicis  ejnsdem  Ecclesiae,  ut  hocce  festum,  quod  fatu- 
orum  appelabatur,  et  ia  Ecclesia  Paris.,  ut  in  exteris  invaluerat, 

penitus    abolerent.**     (Dürr,      De    Episcopo    puerornm,    in:    A. 

Schmidt,  Thes.  jur.  eccl.  III,  75.) 

7.  CONCILIUM  PARISIENSE   [a.    1212],    P.  IV.  c.  16 
Duc,  IV,  482« 

8.  „LUCAS    CUSENTINUS    [1.    Consentinus]    Episcopi]^ 
[t  1224]  in  suo  ,Ordinario'  inquit:  ,Puero  Episcopello  Pont^-^ 

ficalia    conceduntur    insignia,   et  ipse  dicit  orationes.^"     (Dcr 

1.  c.  71  seq.) 

9.  CONCILIUM  COPRINIACENSE  [a.  1260],  cap.  BKI 
^Rursus  cum  in  balleatione  quae  in  festo  sanctorum  Ini3^ 
centium  in  quibusdam  ecclesiis  fieri  inolevit,  multae  riKi^  ^ 
contentiones  et  turbationes,  tarn  in  Divinis  officiis  quam  ftJI  i 
consueverint  provenire,  praedictas  balleationes  nlterius  snb  Mm 
timatione  anathematis  fieri  prohibemus:  necnon  et  episcopos    Mi 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  203 

praedicto  festo  creare:  cum  hoc  in  ecciesia  Dei  ridicalum 
existat,  et  hoc  dignitatis  episcopalis  ludibrio  fiat.  Divina  tarnen 
of&cia,  prent  melins  et  honestius  fieri  poterit,  ut  in  aliis  festivi- 
tatibus,  celebrentur.«     (Mansi   XXIII,  1033.) 

10.  CONCILIÜM  SÄ.LZBURGENSE  [a.  1274]  cap.  XVII: 
^De  Episcopis  puerornm.  Ad  haec  quidam  ludi  noxii,  quos 
vulgaris  elocutio  Episcopatns  puerorum  appellat,  in  quibus- 
dam  Ecclesiis  exercentes  [1.  exercenturP]  adeo  insolenter,  quod 
nonnumquam  enormes  culpae  et  damna  gravia  subsequnntor.  Ex 
ipsis  hos  Indes  in  Ecclesiis  et  a  personis  ecclesiasticis  de  cetero 
fieri  prohibemus,  nisi  forti  parvi  sexdecim  annorum  et  infra 
fuerint,  qui  hujusmodi  Indes  exercent:  quibns  alii  seniores  ipsis 
nullatenus  se  misceant  aut  iutersint/  (Goncilia  Oermaniae  ed. 
Schannat.Härtzbeim  1760.  t.  III,  p.  642.) 

11.  WARDROBE  ACCOUNT  of  the  28  Edward  I  [a.  1299]: 
„Septime  die  Decembris,  cuidam  Episcopo  Puerorum  di- 
centi  Yesperis  de  Sancto  Nicholas  coram  Rege  in  Capeila  sua 
apud  Heton  .  .  ."     (Brand.  Populär  Antiquities  I  [1840],  232^ ) 

12.  8YN0DUS  DKECESANA  WORMATIENSIS  a.  1316: 
^.  .  .  quod  olim  a  Praßdecessoribus  nostris  causa  devotionis  ordi- 
natum  fuerat,  et  statutum,  videlicet:  ut  Sacerdotes  singulis 
annis  in  Festivitati  B.  Joannis  Evang.  uuum  ex  se  eligant, 
qui  more  Episcopi  Missam  illa  die  gloriose  celebret,  et 
festive,  nunc  in  ludibrium  vertitur,  et  in  Ecciesia  ludi  fiunt 
theatrales,  et  non  solum  in  Ecciesia  introducuntur  monstra 
larvarum,  verum  etiam  Presbyteri,  Diaconi,  et  Subdiaconi  in- 
saniae  suse  ludibria  exercere  prsesumunt,  facientes  prandia 
sumptuosa  et  cum  tympanis  et  cymbalis  ducentes  choreas 
per  domos  et  plateas  civitatis  .  .  .  Prseterea  districte  inhibemus: 
ne  sacerdos,  qui,  ut  in  festo  S.  Joannis  more  solito  Missam 
celebret,  assumetur,  aliquam  personam  Ecclesiasticam  vel  mun- 
danam,  mimos,  Yillegatores,  vel  tympanatores  ad  coenam 
vel  prandium  invitet,  vel  illos,  aut  alios,  qui  musicis  instru- 
mentis  canere  consueverunt,  in  Ecciesia  vel  extra,  in  domo  vel 
platea,  eundo  vel  corizando  sequatur  .  .  .  Prandio  autem  facto, 
praedictus  sacerdos  non  equo,  non  asino,  more  insani,  per 
vicos  equitet  et  plateas. *"  (Ant.  Schmidt  in:  Thes.  jur.  eccl. 
III,  81.) 

13.  STATUTA  ECCLESIAE  COLLEGIATAK  S.  DIONYSII 
LEODIENSIS  [Lüttich]  de  anno  1330:  „Item  statutum  est,  quod 


204  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

ultiraus  receptuB  in  CaDonioam,  qai  in  perceptione  erit  froctaam^ 
et  non  erit  foraneus  cujascanqae  sit  ordinis  solyet  Episcopatum 
paerorum  illius  anni  (i.  e.  expensas  pro  hao  ceremonia  neces- 
sarias  feret)  et  semper  quousque  alius  de  novo  reoeptas  faerit. 
Canonicas  .  .  .  ipsum  exemerit,  qui  tenetar  solyere  dictam  Epis- 
copatum .  .  .  Adjectum .  est  etiam,  qnod  Canonicus,  qni  primaa 
expensas  in  die  Beati  Nicolai  fuerit,  ille  idem  expensas  in  dei 
Innocentinm  salvet  .  .  .^     (Ant.  Schmidt  in:   Thes.  jur.  eccl. 

III,  82.) 

14.  „In  the  WARDROBE  ROLLS  of  King  Edward  the 
Third,  an.  12.  [1388],  we  have  this  entry  .  .  .  :  ,Epi8copo 
puerorum  Ecclesiae  de  Andeworp  cantanti  coram  domino  Rege 
in  Camera  sna  in  festo  Sanctorum  Innocentinm.'*^  (Brand, 
Pop.  Ant.  I,  285.) 

15.  CAEREMONIALE  (Manuskr.)  der  Kirche  von  Viviers 
V.  J.  1385:  Düc.  IV,  481^ 

16.  DEKRET  des  Kapitels  von  Auxerre  v.  J.  1400:  Duc. 

IV,  484^ 

17.  BrauDSchweig  1400:  „Vermnmmungen  am  Nütlaastage 
und  damit  verbundene  Umzüge  werden  schon  im  J.  1400  in 
Braunschweig  erwähnt.  Die  Schüler  des  Blasiusstiftes  statteten 
damals  einen  Popanz  aus,  der  allerlei  Possen  und  Thorheiten 
ausführte;  dann  wählten  sie  einen  Bischof  und  Abt,  der 
die  priesterlichen  Handlungen  nachahmte.  Der  Unfug  war  so 
gross,  dass  1407  das  Kapitel  dagegen  einschritt/  (Akdbee, 
Brauuschweiger  Volkskunde  ^  S.  325.) 

18.  Dioecese  Viviers  i.  J.   1406:  Duo.  482f 

19.  CONCILIUM  BASILEENSE  [a.  1435]  Sessio  XXI  §  Xli 
^Turpem  etiam  illum  abusum  in  quibusdam  frequentatum  Eccle — 
siis,  quo  certis  anni  celebrationibus  nonnuUis  cum  mitra,  ba — 
culo,  ac  vestibus  pontif  icalibus  more  Episcoporum  bene — 
dicunt,  alii  ut  reges  ac  duces  induti  [sunt],  quod  festanzs 
fatuorum  v.el  innocentum,  seu  puerorum  in  quibusdam  re^— 
gionibus  nuncupatur,  alii  larvales  et  theatrales  jocos,  a&i 
choreas  et  tripudia  marium  ac  mulierum  facientes  homin^^ 
ad  spectacula  et  cachinnationes  movent,  alii  commessation^^ 
et  convivia  ibidem  prseparant.**     (Mansi  29,  108). 

20.  Saint-Rieux  [1437]:    „On   passe   dans  le  oompte  de  ItL. 
coI16giaIe  de  Saint-Rieux  de  Tan  1437,  8  sons  parisis,  donn^s  aoxi 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  205 

▼icaires  pour  avoir  tena  le  lieu  du  petit  6yeque  le  jour  des  Inuo- 
centa,  comme  il  etait  de  coutume/     (La  Tradition   1901,  p.  72.) 

21.  KAPITELALKTE  von  Amieos  [1438]:»^)  Jn  preeenti 
capitalo  comparentes  J.  C,  J.  de  N.  .  .  .  Ecclesiae  Ambianensis 
capellani  pridem  lecti  iDstitati  ordinati  et  assumpti  in  papatum 
stultorum  villa  Amb.  missi  ut  dicebant  aliis  suis  successoribus 
et  pcedecessoribus  Snperstibus  in  Papam  hajus  modi  .  .  .  remon- 
strayerunt  per  Organum  dicti  C.  quod  J.  de  C.  nunc  deffunctus 
dum  viveret  papatum  prsedictum  obtinens  suo  in  testamento  et 
ultima  Yoluntate  qui  decessit  legavit  papali  feste  ipsius  viliae 
LX  sol  .  .  .  paris  suplicantes  iidem  missi  isdem  dominis  (cano- 
nicis)  quaternis  ipsi  consentirent  quod  dicti  C.  et  sui  praedeces- 
Bores  in  papatu  ordinati  superstites  die  circumcisionis  Do- 
mini facerent  prandinum  in  quo  beneficiati  ipsius  viliae  convoca- 
rentur,  in  iidem  in  ibi  [?]  eligere  instituere  et  ordinäre  valereat 
[!]  papam  ac  papatum  revoiarent.  **  (La  Tradition  1901,  p.  10.) 

22.  Ad  Opera  PETRI  BLESENSIS  Appendix  (Copia  cujus- 
dam  Epistolae  a  venerabili  Facultate  theologiae  studii  Pari- 
siensis,  praelatis  et  capitulis  ecclesiarum  regni  Franciae  Trans- 
missae  etc.) 

„,  .  .  Porro  a  gentilibus  venit  haec  spurcitia,  atque  de 
reliqniis  gentilitatis  est  haec  festivitas,  licet  festum  Fatuorum 
a  suis  fautoribus  intituletur  .  .  .  Hoc  autem  exsecrationis  coa- 
gulnm,  quod  vocatur  Festum  stultorum  in  ecclesiis,  in  locis  sancti- 
ficatis,  et  a  personis  Deo  consecratis  fit  .  .  . 

Quis,  quaeso,  Christianorum  seusatus  non  diceret  malos  illos  sa- 
cerdotes  etclericos,  quos  divini  officii  tempore  videret  larvatos, 
monstruosos  vultibus,  aut  in  vestibus  mulierum,  aut  leonum, 
▼elhistrionum  choreas  ducere  in  choro,  cantilenas  inhones- 
tas  cantare,  offas  pingues  supra  cornu  altaris  juxta  celebrantem 
missam  oomedere,  ludum  taxillorum  ibidem  exarare,  Thuri- 
ficare  de  Thumo  fetido  ex  cario  veterum  sotularium,  et  per 
totam  ecclesiam  currere,  saltare,  turpidudinem  suam  non  eru- 
beacere,  ac  deinde  per  villam  et  theatra  in  curribus  et  vehiculis 
sordidis  duoi  ad  infamia  spectacula,  pro  risu  astantium  et  con- 
correntium  turpes  gesticulationes  sui  corporis  faciendo,  et 
yerba  impndicissima  ac  scurrilia  proferendo?  .  .  . 


•9)  Ich  gebe  dieses  stellenweise  fehlerhafte  Zitat  buchstäblich  wieder, 
ohne  zn  untersuchen,  wem  die  Verstösse  zuzuschreiben  siud. 


206  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Consuetado  introducta  ab  antiqao,  secundum  quftm  in  qni- 
busdam  ecciesiis  tarn  oathedralibos  quam  coUegiatis,  vel  aliis, 
annis  singalis  in  festo  Innoeentium,  aat  S.  Stephani,  vel  Circom- 
cisionis  Domini,  aut  alio,  ab  ecclesiasticis  viris  fit  quoddam  festum, 
qaod  Festum  stultorum  vocant,  in  quo  solent  per  eosdem  fieri 
mille  derisiones  et  fatuitates,  etiam  contra  reverentiam  Dei,  et 
in  yitnperium  magnum  cleri  et  totius  Status  ecclesiastici,  est  a 
sanctis  Patribus  et  generalibns  conciliis  reprobata,  et  magis  est 
dicenda  corruptela  quam  consuetudo,  nee  praetextu  cujuscunque 
statuti  observanda. 

Non  licet  in  aliqna  ecclesia  sub  prsetextu  prsefatee  malse, 
et  damnatae  consuetudinis  eligere  episcopum  vel  archiepiscopmn 
fatuorum,  yel  etiam  electum  derisorii  et  cum  ludibrio  confirmare  .  . . 

Non  licet  hujusmodi  episcopis  vel  archiepiscopis  fatuomm 
uti  quovis  modo  insigniis  pontificum,  videlicet,  mitra  et  bacnio 
pastorali  aut  ceteris  hujusmodi  .  .  . 

Non  licet  insnper  praefatis  episcopis  vel  archiepiscopis  fatu- 
orum  facere  divinum  officium  in  ecclesia  cum  supradictis  insigniis, 
nee  dare  benedictiones  legentibus  lectiones  matutinaleSi  nee  etiam 
benedicere  populum  ... 

Si  non  licet  .  .  .  facere  episcopos  aut  archiepiscopos  fatu- 
omm .  .  .  ;  a  fortiori  ratione  non  est  licitum  etiam  prsetextu 
cujuscunque  antiquae  consuetudinis  .  .  .  facere  unum  papam 
Fatuorum  .  .  . 

Non  licet  .  .  .  viris  ecclesiasticis  et  maxime  in  sacris  er- 
dinibus  constitutis  .  .  .  quod  sub  praetextu  aut  colore  dicti  feeti 
Fatuorum  faciant  officium  divinum,  aut  illi  intersint  habitibus  et 
vestimentis  ecclesiasticis,  sicut  in  quibusdam  ecciesiis  pridem  fuit 
observatum  .  .  . 

Non  licet  ducere  choreas  in  ecclesia,  quando  fit  divinum 
servitium,  aut  comedere  seu  bibere  circa  altare,  quando 
missa  celebrantur  .  .  . 

Non  licet  ecclesiasticis  .  .  .  dimittere  .  .  .  vestimenta  sua 
clericalia  ...  et  uti  vestimentis  saecularium  virorum,  aut  stul- 
torum  .  .  .  ;  et  adhuc  minus  licet  eis  larvatas  accipere  facies 
aut  depictas,  vel  assumere  vestimenta  rauliebria;  ac  faoere 
ludoitheatrales,  vel  ludibria  aut  spectaculum  suorum  cörporum, 
et  alios  personagiorum  ludos,  et  maxime  in  locis  publicis,  vel 
coram  magna  popularium  multitudine  .  .  .•  (Patbol.  Lat.  207, 
1169  sqq.) 


Neujahrsfeier  im  alten  Basel  uod  Verwandtes.  207 

23.  Brief  KARLS  VH.  t.  Frankreich  vom  J.  1445:  Duc. 
IV,  483!   fg. 

24.  LUDWIG,  Erzbischof  v.  Sene  1445:  Duc.  IV,  484^  fg. 

25.  JOH.  STONE,  De  Obitibue  et  aliis  meraorabilibua 
[Eccles.  Cantuar.]  Mscr.:  ,,Hoc  anno  1464.  In  Feste  Sancti 
Nicolai  non  erat  Episcopus  pueroram  in  Scola  Qrammaticali 
in  Civitate  Cantuariae  [Canterbury],  ex  defectu  Magistromm.^ 
(Brand,  Pop,  Ant.  I,  236\) 

26.  STATUT  von  Toul  1497:  Duc.  IV,  483': 

27.  ORDINARIUM  von  Ronen  XV.  Jahrb.:  Dua  IV,  483' 

28.  Prag  im  XV.  Jahrb.:  „Die  Rectoren  der  Schnlen  nnd 
ihre  Studenten  veranstalteten  jedes  Jahr  einen  Aufzug,  bei 
welchem  Einer  als  heil.  Nikolaus  in  reichen,  prächtigen  Bischofs- 
gewändem  herumgeführt  und  von  einem  Gefolge  begleitet  wurde, 
das  von  Schmuck  und  Juwelen  strahlte.  Man  nannte  diesen 
Aufzug:  ,den  Bischof  in  die  Häuser  geleiten^  (episcopum  conducere 
in  domns)  und  das  Gefolge  des  Bischofs:  ,die  Ritterschaft  des 
heil.  Nikolaus/  ^     (Reinsbero,  Fest-Ealender  S.  530.) 

29.  GUIL.  MARLOT,   Metropolis  Remensis  Historia  1679 

T.  n,   769:    ,,Invaluerat    per   omnes   fere   cathedrales   Ecclesias 

die  Ss.  Innocentium   laudabilis   primum   consuetudo;   sed  que  in 

tot  münicos,   et    scurriles  jocos  deflezerat,   ut  hujus  ecclesiastici 

coetus  primarios  puduerit,  donec  penitas  abrogata  est.     Vicarii 

et    Cappellani    puerum  hoc  festo  die    episcopalibus   orna- 

mentis  indutum,  mitra,  supparo,  chirothecis  et  pedo  pastorali, 

in  Ecciesiae  chorum   inducebant,  benedictionem  populo  im- 

pertientem:  tum   per    vicos    Urbis   et  plateas  cum  joco  et  ca- 

chinnis  indecentibus,  et  Clericatu  indignis.     Guillelmus  Durandus 

hujus  meminit   in   Rationali,    aitque   festum  inchoari  solitum  a 

Vesperis  Nativitatis   Domini,   quibus   Diaconi   antiphonam  sancti 

Martyris  Stephani  modulate  canere,  Matutinis  prseesse,  Lectiones 

T«citantibu8  benedictionem  largiri,  et  alia  quaedam  contra  recep- 

tam  Ecciesiae   morem   facere.     Diaconos   excipiebant   Presbyteri 

d«i  S.  Johannis,   et  hi  regendi  Officii  munus  pueris  remittebant 

festo  Innocentium,  quod  puerilis  episcopus  ornabat,  ritu  haud 

"^Mimili  ab  eo,  quem  Ivo  Carnot.  tetigit  epist.  68 

Eligimus  puerum,  puerorum  festa  colentes 
Non  nostrum  morem,  sed  Regis  jussa  sequentes. 


208  Neujahrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes. 

Quibusdam  locis  SubdiacoDi  Circumcisionis  diem  8ibi 
vendicabant,  alibi  octayamEpiphanae,  quam  StuUorum  festum 
Tulgo  quidem,  sed  mimice  Yocitabant.  Cognatus  refert  eo  pro- 
^ressas  hujus  modi  sannas  et  abusus,  ut  pro  honestis  et  licitis 
animi  remisBionibus,  juniores  Beneficiarii  stultorum  episcopum 
in  theatro  pro  foribas  Ecclesiae  erecto,  singulis  annis  instituerent, 
cui  mox  per  urbem  tumnltuose,  et  petulanter  deducto  epulnm 
parabatnr  SBque  ridiculum  et  ineptum,  quod  Senatus  Parisiensis 
decreto,  Decani  et  Capituli  rogatu,  abrogatum  est  anno  1490. 

Remis  puerilia  haec  oblectamenta  faciendi  facultas  petebator 
singulis  annis  in  Capitulo  ab  Innocentium  archiepiscopo,  magistro, 
et  pneris,  dariqne  coDSueverat  cum  sumtibus  epuli,  modo  fierei 
sine  larvis  et  strepitu  tubiciniSy  et  sine  equitatione  per  villarn^ 
ex  conclusioni  anni  1479.  Patet  ex  alia  conclusione  anni  1508, 
discordiam  emersisse  inter  scholae  Remensis  Ecclesiae,  et  templi 
episcopos,  pro  hoooris  gradu,  et  incedendi  praerogativa.  San- 
citum  tarnen  reperio,  Petri  Remy  majoris  Archidiaconi  hortata, 
ne  deinceps  coriales  pueri  mitram,  ac  pedum  gestarent,  nee  epis- 
copalibus  vestimentis  induerentur,  juxta  Concordata,  et  Pragmati- 
cam-Sanctionem  alias  in  Concilio  Basileensi  renovatam,  qua  cau- 
tum  est  Sess.  21  ut  larvati  et  theatrales  illi  joci,  qui  in  festo 
Innocentium  usurpari  solebant,  ab  Ecclesia  arcerentur. 

Ueber  das  XV.  Jahrh.  hinaus  wollen  wir  die  Sitte  nicht 
verfolgen. 

,     Undatiert. 

30.  „TÜRONENSE  S.  MARTINI  RITUALE  manuscriptum: 
,Po8t  primam  S.  Johannis  vadunt  Clericuli  super  equos  ad  bellum 
montem,  et  ibi  in  cathedra  levant  Episcopum,  et  incipit 
cantor  puerorum  ad  majorem  portam  Ecclesiae  R.  Sancta  et 
ante  altare  B.  Mariae  antiphonam  alma  cum  Gloria^  post  facit 
Episcopus  revestitus  in  cappa  serica  Benedictionem  in  Choro 
super  moniales.  Post  redeuntes  cum  Episcopo  revestito  levant 
eum  in  cathedra  ante  portam  Thesaurarii  et  dicunt  R.  Sancta, 
et  ducunt  eum  ante  B.  Martinum,  ubi  dicta  oratione  facit  supei 
populum  Benedictionem,  et  debet  succentor  ire  cum  eis  ad  Ec- 
clesiam  Belli  montis.  Ad  missam  serviunt  sicut  in  festo  S. 
Stephani  excepto  quod  Juvenes  non  caotant  Epistolam,  sed  sub 
diaconus  legit  eam,  in  choro.  Ad  vesperas  super  psalmos  anti 
phonsB  de  laudibus,  et  quando  magnificat  canitur,  veniunt  den 


Neujabrsfeier  im  alten  Basel  und  Verwandtes.  209 

culi  in  Choro  cum  Episoopo  habentes  candelas  accensas  de  proprio, 
et  qnando  deposuit  oanitur,  ac6ipit  cantor  puerorum  bacalum, 
et  tanc  in  stalla  ascendunt  pueri,  et  alii  descendunt,  et  dicta 
oratione  vadant  ad  altare  crucifixi  bantantes  R.  sub  altare,  post 
antipbonam  innocentes  cum  magnificat  et  Oratione,  post  dicit 
ibi  EpiscopuB  benedictionem ,  scilicet  Dominus  omnipotens. 
Deinde  ducit  eos  cantor  in  domam  suam,  et  ibi  bibnnt  et  dant 
Candelas  janitori  cantoris.'  *  (Dürr,  De  Episc.  puerorum,  in: 
Schmidt,  Thes.  jur.  eccl.  III,  72.) 

31.  „Similiter  Ecclesia  Suessonensis  [Soissons]  sustulit  anti- 
qoum  morem:  in  ejus  enim  antiquo  RITÜALI  libro  tempore 
NiYelonis  ^^)  scripto  habitur:  ,et  sciendum  est,  quod  haec 
festivitas  (S.  Stepbani)  de  communi  totius  capituli  assensn  ab 
Omnibus  exolusa  antiqua  consuetudine  Diaconorum  et  Ludorum 
solenniter,  sicut  aliae  triplices  festivitates,  debeat  celebrari/  ^ 
(DQrr,  De  Episc.  puerorum,  in:  A.  Schmidt,  Thes.  jur.  eccles. 
III,  75.) 

Dass  ein  ganz  analoger  Brauch  bei  den  Nonnen  bestand, 
möge  endlich  noch  folgender,  freilich  dem  XYI.  Jahrhundert  an- 
gehörender Beleg  zeigen. 

32.  VISITATIONS  der  CarrowNunnery  (in  Norfolk,  0.  S.  B.) 
[14.  Juni  1526.]:  „Item  habent  in  feste  Natalis  Domini  juniorem 
monialem  in  abatissam  assumptam  vocandi  [sie,  für  jocaudi?] 
causa;  cujus  occasione  ipsa  consumere  et  dissipare  cogitur,  quae 
yel  elemosina  Tel  aliorum  amicorum  largitione  acquisierit.  *"  Der 
Bischof  verbietet  darauf  diesen  Gebranch.  ^*)  (Visitatioxs  of 
the  Diocese  of  Norwich  1492—1532,  ed.  A.  Jessopp,  London  1888, 
p.  209). 


5®)  Es  giebt  deren  zwei  im  XIII.  Jahrhundert. 

^*)  Gütige  Mitteilung  von  Herrn  Dr.  E.  Pueter  in  Basel. 


14 


210 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

Von  F.  W.  Sprecher  in  Kriegstetten. 

II. 
Wirtschaftliche  Gebräuche. 

Hirtenleben. 

Alljährlich  wird  im  Frühjahre  für  flie  Ziegen,  Schafe  und 
jungen  Rinder  je  ein  Hirte  neu  gewählt,  welcher  seine  Yiehhabe 
täglich  von  der  Morgen-  bis  zur  Abendämmerung  auf  den  All- 
menden oder  Oemeindeweideplätzen  (gewöhnlich  mit  dem  Sammel- 
namen „Allmei'^  bezeichnet)  zu  hüten  hat.  Zur  Sammlung  der 
Herde  am  Morgen  dient  dem  Ziegenhirten  oder  „Oeisler*"  die 
sog.  ^Guga,"  ein  altes,  grosses  Ziegenbockhorn,  das  er  in  rhyth- 
mischen Stössen  erschallen  lässt.  Der  Schafhirt  oder  ^Schötler^ 
und  der  Rinderhirt  begnügen  sich,  die  Bevölkerung  durch  lang- 
gedehnte Pfiffe  aufmerksam  zu  machen.  Ausser  einer  festen 
Belohnung  haben  der  Rinderhirte  und  der  Oeisler  mit  seinem 
Buben  das  Recht,  ^uf  d'Spys^  zu  gehen,  d.  h.  morgens  und 
abends  bei  den  Ware  auftreibenden  Bauern  der  Reihe  nach 
zum  Essen  zu  gehen,  während  er  den  „Z'nüni*^-  und  Mittags- 
tisch, bestehend  in  Schnaps,  Käse  und  Brod  mit  sich  auf  die 
Weide  nimmt.  Für  jedes  Stück  „Geis"  hat  der  Bauer  eine 
Mahlzeit;  für  jedes  Stück  Rind  aber  einen  ganzen  Tag,  also 
drei  Mahlzeiten  zu  spenden.  Dem  Rinderhirten  muss  ausserdem 
von  den  „Spysenden*^  als  Gehülfe  ein  Bube  oder  „Fissner" 
gestellt  werden.  Vom  ersten  Frühlingserwachen  bis  zum  „Ein- 
schneien** im  Spätherbst  hütet  der  „Geisler*^  in  dieser  Weise  di& 
ihm  anvertraute  Habe;  doch  zieht  er  im  Hochsommer  alle 
Wochen  zwei-  bis  dreimal  ins  Vättnerälpli  „Ladils"  hinauf,  unn 
die  steileren  Weideplätze,  wohin  die  Kühe  nicht  mehr  getrieben 
werden,  abgrasen  zu  lassen.  Wegen  der  Milch  der  Ziegen  ie^ 
er  aber  gezwungen,  seine    „Geis^    allabendlich  heim  zu  treiben. 

Der  Rinderhirte  ist  ähnlich  wie  der  „Schofler"  in  dieser 
Beziehung  freier  und  kann  seine  „Rindli**  und  „Chelber**  während 
der  Nacht  oft  « ausliegen  **  lassen.  Im  Sommer,  d.  h.  Ende  Juni, 
treibt  man  ihm  das  Vieh  auf  die  Alp  „Calvina,*  wo  er  dasselbe 


VolkskuDdliches  aus  dem  Taminathal.  211 

gemeinsam  mit  zwei  Buben  bis  Mitte  September  za  hüten  hat. 
Dazu  liegt  ihm  noch  die  Aufsicht  über  die  Schafe  und  etwelche 
Pferde  ob,  die  man  zur  Kur  dort  hinauf  schickt.  Den  Unter- 
halt bezieht  er  nunmehr  auf  Kosten  der  Gemeinde.  Auch  nach 
der  Alpentladung  („  Alpfahrt '^)  im  Herbst  bis  zum  Rosenkranz- 
sonntag  (das  ist  der  erste  Sonntag  im  Oktober)  hat  er  im  Thale 
drunten  das  Vieh  wieder  auf  ähnliche  Weise  zu  hüten,  wie  im 
Frühling. 

Immer  bleibt  den  Sommer  über  einiges  Jungvieh  nebst 
zahlreichen  einheimischen  oder  von  auswärts  gemieteten  Milch- 
kühen, den  ^Heimschkühen,^  im  Dorf  zurück.  Für  diese  wird 
bis  zur  Wiederkehr  des  Rinderhirten  von  der  Alp  ein  besonderer 
Hirte,  der  „Heimschküher,^  gewählt,  der  die  gleichen  Funktionen 
wie  jener  hat,  aber  nicht  „z'Spys"  geht.  —  Sowohl  der  Rinder- 
hirte  wie  der  Heimschküher  pflegen  den  Brauch,  ihren  schönsten 
und  stärksten  Rindern  und  Kühen  Kränze  und  ,,Plümppa'' 
[Schellen]  anzulegen,  wenn  jener  von  der  Alp  und  dieser  am 
Abend  desgleichen  und  letzten  Weidtages  heimkehren.  In  den 
häafigsten  Fällen  geschieht  das  aber  nur,  um  ein  entsprechendes 
Trinkgeld  von  Seite  der  Eigentümer  einzuheimsen. 

Bis  vor  kurzem  bestand  auch  der  Brauch,  alljährlich  Mitte 
oder  Ende  Mai  die  jungen  ,,Gitzi"  und  ^Nöser"  —  das  sind  die 
^«  und  1  V^jährigen  Zicklein,  die  noch  nicht  geworfen  haben,  — 
^auszustellen.^  Zu  diesem  Zwecke  werden  dieselben  ge- 
zeichnet, indem  man  ihnen  bestimmte  Figuren,  sog.  „Zeichen^aus 
den  Ohren  herausschneidet.  Alsdann  führt  man  sie  ein  Stück  weit 
ins  Gebirge  z.  B.  auf  die  ^Gitziplatta"  oder  in  ^d'Grapperfirst" 
hinauf  und  lässt  sie  dort  bis  zum  Spätherbste  frei  laufen.  Nahrung 
ist  in  den  Wäldern  und  Grasplätzen  genügend  vorhanden.  Ihre 
Wohnung  suchen  sich  die  Tiere  unter  den  überhängenden 
Felsen  oder  „Balmen."  Viele  Stücke  bleiben  zahm  und  kehren 
oft  wieder  ins  Thal  zurück ;  andere  aber  verwildern  und  können 
im  Herbste  oft  nur  mit  grösster  Mühe  und  tagelanger  Jagd 
wieder  eingefangen  werden.  Im  Jahr  1898  hat  eine  Forstver- 
ordnung diesem  „Ausstellen''  ein  Ende  gemacht. 

Maiensässleben. 

Jeder  Bauer,  der  ein  Berggut  oder  nMaiensäss**  besitzt, 
zieht  im  Frühling,  oft  auch  im  Herbst  mit  seinem  Yieh  dort 
hinauf.     Oft  tragen    diese    Bergwiesen    den  abgekürzten  Namen 


212  Yolkskundliches  aus  dem  TamiDathal. 

„Berg/  So  habeo  die  Yalenser  ihre  „Yalenserberg'^,  die  Yasöner 
ibre  „Bachberg'/  die  Pfaferser  und  Yadurner  ihre  „BIäserberg\'^ 
Die  Yättnerbauern  habeo  als  Maieosässe  den  „umg7airna  Wald*", 
Calfeisa,  Luterazug  und  Yättnerberg.  —  Wir  wollen  hier  nur 
auf  den  letztern  etwas  näher  eingehen. 

Der  Yättnerberg  ist  eine  wunderschöne,  etwas  hügelige 
Wiesenterrasse  am  Abhänge  des  Monte  Luna  und  gehört  einer 
Korporation  von  Yättis.  '  Letztere  besitzt  auch  in  der  Umgebung 
mehrere  »Birg^  (Wildheuplanggen),  deren  Ertrag  jährlich  ver- 
steigert wird,  ferner  besondere  Yorrechte  an  der  Alp  Calvina. 
—  Alle  Bergwiesen  liegen  unmittelbar  nebeneinander,  sind  aber 
ebenso  zerstückelt  wie  die  Güter  im  Thale  unten.  Ausser  den 
für  Yieh  und  Heu  nötigen  Stallungen,  bestehend  in  Stall  und 
Stadel,  besitzt  jeder  Berger  auch  sein  eigenes  „Hüsli^  mit 
„Stübbli^,  Küche,  Holzschopf  und  Keller.  Manche  dieser 
Wohnungen  stehen  frei,  andre  sind  an  die  Ställe  angebaut. 
Alle  Gebäulichkeiten  sind  in  fünf  Gruppen  oder  Weilern  ver- 
einigt. Wasser  ist  in  zwei  kleinern,  aber  ausgezeichneten 
Quellen  vorhanden.  —  Da  hinauf  zieht  der  Bauer  Mitte  Mai 
mit  dem  grössten  Teil  seiner  Yieh-Habe.  Morgens  und  abends 
wird  dieselbe  auf  die  Weide  getrieben  und  dort  eine  Stunde 
lang  von  einem  Buben  gehütet.  Da  keine  Bäume  oder  Sträucher 
den  Ueberblick  über  den  „Berg^'  verhindern,  so  gewährt  dieses 
Weidenlassen  des  Yiehes  mit  all'  dem  Geläute  und  Geklingel 
und  der  herrlichen  Aussicht  über  das  Thal  und  die  fernen  Ge- 
birge ein  überaus  ansprechendes,  heimeliges  Bild.  Yiele  Berger 
nehmen  auch  von  andern  Bauern,  die  keine  eigenen  Maiensässe 
besitzen,  sog.  Lehenkühe  ins  Futter  an,  deren  Nutzen  sie  gegen 
eine  geringe  Entschädiguag  an  Molken  beziehen.  —  Jeder  Berger 
ist,  sofern  er  keinen  Knecht  hieher  schicken  kann,  sein  eigener 
Herr  und  Senn,  der  seine  kleinen  Maienkäse,  sein  „Schmalz^ 
[Butter]  und  Zieger  selber  fabriziert  und  hiebei  von  seinem 
Buben  unterstützt  wird.  Dafür  bekommt  dieser  auch  nach  dem 
„Anggen"  (Zentrifugieren)  die  erste  „Schnitta**  Butter  und  Brod, 
aus  dem  „Chessi"  den  ersten  ^Pulder*  (junger  Käse),  und  am 
Schlüsse  einer  ^Käsata^  a  Muttla  voll  Schotta  und  Zieger^  zum 
Essen. 

Solche  ^Chäsata''  finden  je  nach  dem  Milchvorrate  mehr- 
mals in  der  Woche  statt.  Käse,  Butter  und  Zieger  werden  im 
Keller  aufbewahrt  und  am  Sonntag  Morgen  in  Gemeinschaft  mit 
den  übrigen  Bergern  auf  dem  ^RäfF*^  ins  Thal  heimgetragen. 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal.  213 

Als  Haoptspeisen  figariren  hier  oben  überall  neben  Kaffee 
und  Miloh  ein  „Tatsch,  Finz""  oder  „Türgg.""  Der  Tatsch  ist 
eiDe  der  Omelette  ähnliche,  aber  gewöhnlich  ohne  Eier  zube- 
reitete Mehlspeise,  welche  über  dem  Feuer  in  kleinere  oder 
grossere  Stücke  zerstossen  und  in  Butter  gebacken  wird.  Kommen 
noch  Eier  hinzu,  dann  heisst  das  Produkt  auch  , Eiertatsch.  ^ 
Der  Türgg  wird  aus  siedender  Milch  und  darin  gestreutem  Mais- 
mehl, unter  Zusatz  von  Salz  und  Butter,  bereitet.  Der  Finz 
oder  Fenz  ist  ein  in  Butter  gebackenes  Mehlmus.  Alle  diese 
«festen^  Mehlspeisen  gelangen  mitsamt  der  Pfanne  und  dem 
darunter  gestellten  «Pfannachnechf^  auf  den  Tisch.  — 

An  den  Nachmittagen  wird  von  den  nahen  Abhängen 
Streue  oder  Holz  herbeigetragen,  oder  der  Dünger  mit  der 
„Binna''  ausgeführt.  Die  Binna  ist  ein  niedriger,  zweirädriger 
Brücken  wagen,  der  von  zwei  Stück  Jungvieh  an  einer  langen, 
geraden  Deichsel  gezogen  wird. 

Des  Abends  nach  vollendetem  Tagwerke  sitzen  die  Berger 
da  und  dort,  in  einem  Stübbli,  auf  einem  „Bühel^  [Hügel]  oder 
^Gafer*  [Felsrippe]  zusammen,  um  zu  „tabäklen^  [rauchen]  und 
zu  ^ tatschen*^  [plaudern]. 

So  lebt  man  hier  drei  bis  vier  Wochen  lang  bis  anfangs 
Jnni.  Alsdann  zieht  alles  gemeinschaftlich  mit  dem  Vieh  eine 
Viertelstunde  weiter  hioauf  zu  den  sog.  „Hütten'^,  wohin  auch 
die  nötigsten  Haus-  und  Milchgeräte  gebracht  werden.  Hier 
wohnt  alles  Vieh  in  kleinen  niedrigen  „Schära^  [Ställe] 
beisammen.  Dem  „Schära**  hat  jeder  Berger  einen  besonderen 
Raum  als  Hütte  angebaut,  in  welcher  er  sich  des  Tages  aufhält 
und  seine  Käserei  fortsetzt.  Des  Nachts  schläft  er  in  dem 
wenigen  Heu  auf  dem  „Scharastadel''  [Heuraum].  Auch  die 
wegen  der  Milchabfälle  mitgenommenen  Schweine  haben  ihre 
eigenen,  winzigen  „Schwy-Schära.""  Morgens  und  abends  wird 
hier  das  Vieh  mit  wenig  Heu,  das  man  im  vorigen  Sommer  in 
den  etwas  unterhalb  liegenden  „Hüttenstückli'^,  einer  besonderen 
Abteilung  des  Yättnerberges,  gesammelt  hat,  gefüttert.  Während 
des  Tages  wird  sämtliches  Vieh  unter  einem  gemeinsamen 
Hirten  auf  die  Weide  in  die  Alp  Calvina  getrieben.  Zu  diesen 
Hirtendiensten  ist  jeder  Berger  verpflichtet;  indessen  richtet  sich 
die  Zahl  der  Diensttage  nach  der  Anzahl  der  von  ihm  aufge- 
triebenen Stücke. 


214  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

Bei  längerem  Schneewetter  und  folgendem  Heumangel  ist 
man  gezwungen,  wieder  auf  den  Berg  hinunterzuziehen,  wo  man 
noch  Heu  übrig  gelassen  hat,  um  bei  günstiger  Witterung  wieder 
zurückzukehren, 

Ende  Juni  findet  die  eigentliche  A.lpfahrt  statt.  Das 
Jungvieh  mit  den  im  Thale  zurückgebliebenen  Stücken  wird  in 
die  ^Galtalp''  [A.lp  für  Jungvieh]  Calvina,  Tersol  oder  ins  Cal- 
feisenthal  getrieben;  die  Kühe  und  Schweine  kommen  in  die 
A.lp  Ladils.  Die  Berger  tragen  ihren  Hausrat  wieder  auf  den 
^Berg'^  hinunter.  Nachdem  alles  in  Ordnung,  brennen  sie  am 
letzten  Abend  oft  noch  auf  der  „Chrachawand^  ein  Freudenfeuer 
ab  und  ziehen  dann  des  andern  Tages  allesamt  wieder  ins 
Thal  hinunter,  wo  bereits  das  Heuen  begonnen  hat.  Ist  mau 
dort  damit  fertig,  dann  wird  auch  auf  dem  „Berg^  das  Heu  ein- 
gethan.  Nach  dieser  Arbeit  wird  drunten  wieder  geemdet.  Ist 
man  damit  zu  Ende,  dann  wird  oben  «birget^  [Wildheu  ge- 
sammelt] und  „g'streunet^  [Streue  gesammelt],  bis  das  Vieh  von 
den  Alpen  kommt.  Bis  anfangs  Oktober  wird  dasselbe  im  Thale  unten 
gehalten.  Alsdann  ziehen  die  Berger  damit  wieder  hieher  auf  den 
„Berg^,  um  den  grösseren  Teil  des  gesammelten  Heues  zu  verfüttern, 
welcher  vielen  Bergern  bis  Weihnachten  oder  Neujahr  ausreicht. 

Der  Winter   ist   auch    hier   die   Kehrseite  des  Frühlings^ 
und  es  braucht   schon    einen   ganzen    Mann,   um   hier  in  NebeL 
und    Schneestürmen,    oft    mit    Lebensgefahr,    seines    Amtes    zim. 
walten  und  beim  „Ahistella*^  oder  Hinunterfahren  durch  die  ge  — 
wältigen    Schneemassen    und    Lawinenzüge    sein    Vieh    wiedeir 
glücklich  ins  Thal  zu  bringen. 

Alpfahrt  und  Aelplerleben. 

Mitte  bis  Ende  Juni  wird  in  alle  Alpen  des  Thaies  de^ 
Vieh  aufgetrieben.  Die  letzte  Alpfahrt  ist  immer  diejenige  i^^^:: 
die  Oemeindealp  Ladils.  Für  diese  Alp  werden  alljährlich  a^^^j 
der  Zahl  der  Viehbesitzer  zwei  „  Alpmeister  **  gewählt.  Di^c 
haben  die  Wahl  der  Hirten,  oder  Alpknechte,  und  Alles,  w^^ 
die  Bestossuog,  Behirtung,  Milchwirtschaft  genannter  Alp  !:>< 
trifft,  für  das  laufende  Jahr  zu  leiten.  Schon  einige  Tage  ^^^ 
der  Alpfahrt  begeben  sie  sich  mit  den  Alpknechten  auf  die  A^^l 
um  alles  in  Stand  zu  setzen.  Am  festgesetzten  Tage  erschuf  ii 
jeder  Bauer  selbst  mit  seinen  Kühen  auf  der  Alp,  um  die»«J 
ihre  Plätze  im  „Schära*^  anzuweisen,  den  sie  den  ganzen  Somnrme^ 


VolksknDdliches  aus  dem  TamiDathal.  215 

über  beim  Melken  behalten.  Jedes  Jahr  werden  diese  Plätze 
bei  der  sog.  Yieheinzählung  der  Alp  bestimmt.  Ausser  den 
Kühen  bringt  auch  jeder  Auftreibende  seinen  Melkeimer  [rundliches 
Holzgefass  zum  Melken]  mit,  den  er  in  der  Alp  zurücklassen  muss, 
weil  seine  Kühe  wegen  Erleichterung  der  Milchmessnng  jeweilen 
nur  in  dieses  Geschirr  gemolken  werden.  Der  Reihenfolge  gemäss 
müssen  auch  je  zwei  Bauern  alljährlich  zwei  schwere,  gefütterte 
Decken  für  das  Nachtlager  der  Alpknechte  besorgen.  Die  Unter- 
lage desselben,  bestehend  in  Alpheu,  haben  die  Knechte  selber 
herbeizuschaffen. 

Ist  alles  Yieh  an  seinem  Platze,  dann  wird  es  von  seinen 
Eigentümern  noch  einmal  gemolken  und  die  Milch  gemessen. 
Alle  Milch  des  ganzen  Sommers  wird  für  jeden  Bauer  in 
wöchentliche  Listen  eingetragen  und  daraus  der  zugehörige 
Molkenertrag  am  Schlüsse  berechnet.  —  Ein  Teil  der  eben  er- 
haltenen Milch  wird  sofort  gekocht  und  von  allen  Anwesenden 
gemeinschaftlich  aus  grossen  ^Muttlen"^  gegessen.  Hernach  beten 
noch  allesamt  entblössten  Hauptes  zum  Wohlergehen  ihres 
Yiehes  und  der  ganzen  Alp  ein  Vaterunser,  Ave  Maria  und  den 
englischen  Gruss  und  kehren  allmählich  wieder  thalwärts  nach 
Hanse  zurück. 

Die  Oberleitung  über  das  gesamte  Yiehwesen  und  die 
Hütten  Wirtschaft  übernimmt  nun  der  Senn  unter  Mithilfe  und 
Beirat  der  zwei  Eüher  und  des  Zusennen.  Die  Tagesord- 
nung ist  in  Kurzem  folgende:  Morgens  um  2  Uhr  erheben  sich 
die  Küher  vom  Lager,  durchstreifen  die  abgelegensten  Teile 
des  ,,Säss^  oder  „Staffel^,  um  alles  Yieh  zu  sammeln  und  in 
den  ^Schära^  zu  treiben.  Dort  wird  es  angebunden  und  alsbald 
Ton  sämtlichen  Alpknechten  gemolken.  Da  die  Zahl  der  Kühe 
infolge  Rückganges  der  Alpstösse  nur  mehr  60  bis  70  beträgt, 
fallen  auf  jeden  Melker  noch  15  bis  20  Stück  zum  Melken. 
Nach  Erledigung  einer  „Schära"-Abteilung  wird  in  der  Regel 
die  Milch  von  den  Kühern  gemessen,  vom  Buben  oder  Zusenn 
notiert  und  vom  Senn  im  Milchkeller  versorgt.  Ist  die  ganze 
Melkerei  zu  Ende,  dann  wird  das  Frühstück,  bestehend  in  einem 
feisten  Tatsch  oder  Finz  nebst  Milch  oder  Kaffee,  Käse  u.  s.  w. 
eingenommen.  Um  6  bis  7  Uhr  „fahren  die  Küher  aus",  d.  h. 
sie  treiben  die  Kühe  unter  lautem  Hallo  in  die  entferntem  Alp- 
gründe und  Grasplätze,  wo  sie  dieselben  den  ganzen  Tag  hüten 
und  zu  bestimmten  Zeiten  „mieten,^  d.  h.  ihnen  aus  ihren  Miet- 


216  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

taschen  Salz  austeilen.  Die  Weideplätze  werden  in  Halbtag- 
und  Tagweiden  unterschieden.  Die  ersteren  werden  wegen  ihrer 
geringen  Ausdehnung  nur  für  je  einen  halben  Tag  bezogen; 
letztere  aber  für  den  ganzen  Tag.  Abends  zwischen  4  und  5  Uhr 
wird  die  Herde  wieder  heim  in  den  „Schära"  getrieben,  gemolken 
und  alsdann  für  die  ganze  Nacht  wieder  „ausgelassen^,  wobei 
sie  sich  auf  dem  Sasse  frei  herumtummeln  kann.  Jede  ältere 
Kuh  sucht  dabei  immer  ihr  bestimmtes  Lieblingsplätzchen  auf. 
Nach  Besorgung  der  Milch  setzen  sich  die  Alpknechte  zum 
Nachtessen  und  verweilen  noch  nachher  bei  einem  Schnäpschen 
in  gemütlicher  Plauderei.  Gegen  9  oder  10  Uhr  machen  sich 
die  Küher  nochmals  auf,  durchstreifen  die  Alp  und  treiben  die 
„gingsta""  [weitestgehenden]  Kühe  für  die  Nacht  auf  die  sichersten 
Plätze  des  Säss  zurück.  Nach  ihrer  Rückkehr  wird  gebetet  und 
zwar  allabendlich  in  derselben  Weise:  fünf  Vaterunser  und  Ave 
Maria,  der  englische  Gruss  und  der  Anfang  des  Evangeliums 
Johannis.  Alsdann  begibt  sich  ein  Eüher  oder  der  Senn  vor 
die  Hütte  oder  auf  das.  Gufer  oberhalb  derselben,  um  mit  lauter 
erhobener  Stimme  den  Alpruf  zu  thun,  womit  er  die  ganze  Alp 
während  der  Nacht  dem  Schutze  Gottes  und  seiner  lieben 
Heiligen  empfiehlt  und  dabei  nach  der  Aussage  mancher  Hirten 
oft  von  bösen  Geistern  und  Menschen  angefochten  wird.  ^) 

So  geht  es  alle  Tage,  wobei  jedoch  stets  die  Weideplätze 
gewechselt  und  die  tieferliegenden  für  die  Schneewetter  des 
Herbstes  aufgespart  werden.  An  den  Sonntagen  steigt  der 
Zusenn  mit  der  Milchliste  der  vergangenen  Woche  ins  Thal 
hinab,  um  Proviant,  Kleidungsstücke  und  diesen  oder  jenen 
Auftrag  der  Bauern  zu  holen.  Das  Mittagessen  bekommt  er 
der  Reihe  nach  von  den  Bauern,  welche  Schweine  in  der  Alp 
sommern  und  deren  Besorgung  ihm  speziell  obliegt.  Auch  ist 
Brauch,  ihm  privatim  hie  und  da  einen  „Schlegel  Schnaps"  allen- 
falls mit  einem  „Birabrod**  für  die  Alpknechte  unter  die  Arme 
zu  stecken  mit  dem  ungesagten  Wunsche,,  auf  gewisse  „Chüali^ 
besonders  Acht  zu  geben.  Da  auch  Sonntags  auf  der  Alp  ge- 
käset wird,  muss  an  Stelle  des  Zusenn  ein  Küher  dabei  assistieren. 
Um  dies  zu  ermöglichen,  werden  die  Kühe  an  diesem  Tage  in 
die  ausgedehnte  und  gefahrlose  „Suntigweid"  oberhalb  der  Hütte 
getrieben,  wo  sie  keiner  besondern  Aufsicht  bedürfen. 


M  Diesen  Alpruf  s.  Jahrb.  des  Schweizer  Alpknclub  IV,  316;  H.  Hebsoo, 
Schweizer  Volksfeste  S.  250. 


Volkskundliches  aus  dem  Taininathal.  217 

Falls  weder  Hirten  noch  Vieh  ein  Unglück  trifft  und  vor 
allem  kein  Stück  „erfallt'',  d.  h.  abstürzt,  dann  wird  alljährlich 
am  Abend  des  15.  August,  also  am  Feste  Maria  Himmelfahrt 
(gewöhnlich  «Augsth eiligtag"  genannt)  auf  dem  weithin  sichtbaren 
Sennenstein  ein  grosses  Freudenfeuer  angezündet.  Dazu  werden 
brennende  LegfShren  als  Fackeln  geschwungen;  einer  bläst  das 
langgezogene  Alphorn,  ein  anderer  eendet  seine  Jauchzer  ins  Thal 
hinab.  Drunten  im  Dorfe  steht  alles  auf  den  Gassen  und  Strassen 
und  schaut  hinauf  zum  flammenden  Punkt;  die  frohe  Jugend  be- 
antwortet das  Freudenzeichen  mit  Jauchzern  und  Liedern.  In 
neuester  Zeit  werden  ausser  dem  Dorfe  ..auf  der  Rüfi''  nebstdem 
noch  bengalische  Feuer  abgebrannt,  und  Mäanerchor  und  Blech- 
musik geben  zum  Schluss  der  kleinen  Feier  ihre  Ständchen. 

Mitte  September,  wenn  der  erste  Schnee  gefallen  oder 
die  Weiden  abgeäzIT  sind,  fährt  man  mit  dem  Yieh  wieder 
zu  Thal.  Am  Vortage  erscheinen  wieder  die  Alpmeister,  welche 
mit  dem  Sennen  die  Butter  und  Käse  wägen  und  das  gesamte 
Molken  auf  die  produzierte  Milch  verrechnen.  Das  Quantum 
der  letztern  variiert  jährlich  zwischen  13 — 18,000  Liter,  wovon 
für  ein  Pfund  Magerkäse  ca.  7  Liter,  für  1  Pfund  Butter  aber 
15 — 17  Liter  Milch  verbraucht  werden.  Am  andern  Tage  kommen 
die  Bauern  mit  Schlitten  und  einem  Bündel  Säcken  und  Tüchern 
ausgerüstet.  Der  Senn  tischt  ihnen  die  Milch  der  letzten  „Melchi"' 
in  grossen  „Muttlen^  auf,  aus  denen  jeder  mit  dem  mitgebrachten 
Löffel  schöpft.  Sind  alle  versammelt,  dann  wird  mit  der  Ver- 
teilung des  Molkens  („Molcha'')  begonnen.  Zuerst  kommt  dieButter, 
dann  der  Zieger,  und  schliesslich  der  Käse  an  die  Reihe,  wobei 
immer  eine  besondere  Reihenfolge  eingehalten  wird.  Beim  Zieger 
geht  es  „nach  den  Häusern^  im  Dorf  drunten,  beim  Käse  ent- 
scheidet das  Los  die  Aufeinanderfolge.  Uebrig  bleibende  Stücke 
werden  versteigert,  oder  unter  die  Alpknechte  verteilt.  Jeder 
wickelt  sein  „Molchen^  in  Tücher  und  Säcke  und  schliesslich  in 
^Heugfüateri^  [Emballage]  ein,  befestigt  es  so  gut  als  mög- 
lich auf  seinem  Schlitten,  und  fährt  damit  —  oft  beträgt  die 
Ladung  mehrere  Zentner  —  durch  den  steilen  Felsweg  ins  Thal 
hinunter.  Hiezu  sind  tüchtige  Muskeln  und  grosse  Gewandtheit 
erforderlich!  Schon  mehrmals  sind  Schlitten  mitsamt  dem  Molken 
über  den  Weg  hinaus  in  die  Abgründe  gestürzt. 

Am  Morgen  des  gleichen  Tages  haben  auch  die  Küher  mit 
dem  Vieh   die  Alpen  auf  dem  weiteren  Wege  über  Vasön  ver- 


218  Volksknndliches  aus  dem  TamiDathal. 

lassen  und  ziehen  nun  nach  der  Heimkehr  der  Bauern  feierlich 
ins  Dorf  ein.  Alle  Leute,  Gross  und  Klein,  stehen  auf  den  GFassen, 
wenn  der  jauchzende,  flott  aufgeputzte  Eüher  mit  der  „Heer-Chua^ 
[Herrkuh]  erscheint.  Diese  trägt  um  Hörner  und  Hals  herum 
festliches  Blumengewinde.  Auf  dem  Nacken  ist  der  ebenfalls 
bekränzte  Melkstuhl  befestigt  und  am  Halse  hängt  die  schwere, 
dumpf  tönende  ,,Plümpa''  [Schelle],  welche  die  stattliche  Kuh  zu 
ihrem  majestätischen  Schritte  auch  passei^d  zu  schütteln  weiss. 
Ohne  die  Leute  zu  beachten,  marschiert  die  Gefeierte  stolz  an 
ihnen  vorüber  ihrem  alten  Heime  zu,  wo  sie  ihren  Eigentümer 
muhend  begrüsst.  —  Auch  die  „Herrmesserin^,  welche  die  meiste 
Milch  lieferte,  ist  mit  Melkstuhl,  Kranz  und  ^Plümpa^  bedacht 
und  marschiert  unmittelbar  hinter  der  Herrkuh  daher. 

Das   „Tratten". 

In  früheren  Zeiten  war  nach  den  Thalfahrten  allgemein  das 
^Tratta**  üblich.  Es  besteht  darin,  dass  sämtliches  Grossvieh  des 
Thaies  unter  einem  gemeinsamen  Hirten  aufgetrieben  wird,  welchem 
nicht  bloss  säititliche  Allmenden,  sondern  auch  die  Privatgüter, 
seien  es  nun  Aecker  oder  Wiesen,  zur  Verfügung  stehen,  um 
alles  zurückgebliebene  oder  nachgewachsene  Gras  abweiden  zu 
lassen.  Die  Bauern  haben  nur  die  Aufgabe,  alle  Morgen  ihr 
Vieh  an  eine  bestimmte  Stelle  hinzutreiben,  wo  es  der  Hirt  in 
Empfang  nimmt.  Die  Bodenbesitzer,  die  kein  Vieh  auftreiben, 
können,  kommen  dadurch  natürlich  in  Nachteil,  und  infolge  der — 
artiger  Klagen  ist  denn  auch  das  Tratten  immer  seltener  geworden  « 

Ist  die  Alprechnung  durch  die  Alpmeister  fertig  gestellt,  danK=] 
findet  der  ^Alpluh"  [Alplohn],  eine  Art  Festessen,  statt.     Hiezi 
werden  von  den  Alpmeistern  alle  Alpknechte  und  Hirten,  neb 
dem  Verwaltungsrate  und  den  übrigen  Bauern  eingeladen. 

Die  Ziegerfabrikation. 

Erwähnung  verdient  noch  die  Verarbeitung  des  Ziegers  niL. 
der  Thalfahrt,  die  von  jeher  ähnlich  wie  im  Glarnerlande  bmz 
geführt  wurde.  Fast  jede  Haushaltung  verschafft  sich  im  Herb  '- 
ein  grösseres  Quantum  billigen  und  doch  nahrhaften  Zieger.  KI 
Pfund  Alpzieger  kostet  unverarbeitet  20 — 25  Rappen.  Die  weise 
unförmlichen  Klumpen  desselben  werden  nun  „g'mörschlet*,  A. 


VoIkskoDdliches  aus  dem  Tamlnathal. 


219 


durch  den  „Mörschel^  zerkleinert.  Der  Mörschel  ist  eine  vier- 
beinige Bank  (Fig.  1  u.  2),  welche  in  der  Mitte  eine  aufrecht  stehende, 
ziemlich  weite  (ca.  400  cm^)  vierkantige  Röhre  trägt  (Fig.  2,  a) 
Das  untere  Ende  dieser  Röhre  ist  mit  einem  soliden  Blech-  oder 
Eisensieb  versehen  (Fig.  1,  s).  An  dem  einen  Ende  der  dicken 
Bank  (Fig.  1,  d,  2,  d)  ist  ein  langer,  massiver  Hebelarm  (Fig.  2,  c. 
befestigt,  der  ungefähr  in  der  Mitte  einen  znr  Ziegerröhre  passen- 
den,   beweglichen   Stöpsel   („Stössel")    (Fig.   2,   b)   trägt.     Der 


Fig. 


Fig.  2 


Zieger  wird  in  kleinere  Stücke  zerschnitten  in  die  Röhre  ge- 
stopft und  vermittelst  des  Stöpsels  am  Hebelarm  durch  das  Sieb 
biodurchgepresst.  Allzutrockener  Zieger  wird  mit  Milch  auf- 
geweicht. Der  in  feine  Stränge  zerteilte  Zieger  wird  von  Zeit 
ZQ  Zeit  mit  gepulvertem  Ziegerkraut,  blauer  Steinklee  (Melilotus 
csBrulea)  und  Salz  bestreut;  hernach  in  ein  grösseres  Holzgefass 
flGelta*'  oder  „Standa^  gebracht  und  dort  eingeknetet.  Nach 
ca.  14  Tagen,  innert  welcher  Zeit  die  ganze  Masse  vom  gelösten 
Salze  und  dem  Ziegerkraut  durchsetzt  wird,  formt  man  dieselbe 
nach  Art  des  Brotteiges  zu  den  bekannten  Olarner  Schabzieger- 
Btöckli,  hier  „ Ziegerballen '^  genannt,  welche  alsdann  an  der  Luft 
getrocknet  und  weiter  zur  Speise  verwendet  werden. 


220  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

Das  Losholz. 

Die  Wälder  des  Taminathales  gestatten  den  Gemeindebürgern 
einen  unentgeltlichen  Holzbezug,  der  früher  fast  gänzlich  frei- 
gegeben war,  nunmehr  aber  durch  das  Gemeinde-  und  Eantous- 
forstamt  etwas  eingeschränkt  und  geregelt  ist.  Dessenungeachtet 
sind  noch  sehr  viele  Eigentümlichkeiten  desselben  geblieben.  — 
Anfaogs  Oktober,  wenn  ausser  dem  Streunen  und  Bettlauben 
alle  landwirtschaftlichen  Arbeiten  beendet  sind,  ,)geht  das  Los- 
holz auf^.  Auf  diesen  Tag  hin  ist  alles  in  den  Wäldern  vor- 
handene dürre  Holz  vom  Gemeindeforster  in  so  viele  Lose  ein- 
geteilt worden,  als  das  Dorf  einheimische  Haushaltungen  besitzt. 
Alle  Lose  sind  ferner  immer  nach  bestimmten  Waldstrecken  num- 
merieit.  Diese  zwischen  gewissen  ^Többler'^  oder  Tobein  sich 
befindenden  Waldstrecken  sind  mit  geringer  Veränderung  von 
jeher  die  gleichen  geblieben.  Es  giebt  deren  etwa  zwölf,  also 
auch  zwölf  Nummern.    Diese  lauten  in  der  Regel  folgendermaasen: 

1)  Steg  (St.  Peter  bis  Stegtobel),  2)  Gonscherauswald-Chri- 
stusköpfe  (Stegtobel  bis  Breitegetatobel),  3)  Tschegg  (Breitegeta- 
tobel  bis  Yidameida\  4)  Eöpf-Gonscherola  (Yidameida  bis  Gonsche- 
rolatobel),  5)  Pardätschböden  (Gonscherolatobel  bis  Balmentobel), 
6)  Sagarütiwald  (Balmatobel  bis  Chüanigazug),  7)  Rofanetschli- 
Züg  (Ramozenatobel  bis  Tröge),  8)  Bannwald-Luterazug  (Tröge  bis 
Fluh),  9)  Gamswald  (Rüfena  bid  Kreuzbachtobel),  10)  Birchegg- 
Suttersboden  (Kreuzbachtobel  bis  Alprüfe),  11)  Gaspus-Eühwald 
(Alprüfe  bis  Radeirüfetobel),  12)  Spinatkopf  (Radeitobel  bis 
St.  Peter). 

Auf  jede  Nummer  treffen  je  nach  dem  vorhandenen  Dürr- 
holz mehrere  gleichlauteude  Lose.  Alle  gleichlautenden  Lose, 
und  nur  diese,  haben  das  Recht,  während  der  ersten  zwei  Tage 
nach  Eröff'nung  des  Losholzes  in  ihrer  Nummer  zu  „holzen'^,  und 
jeden  andern,  den  sie  mit  der  Axt  oder  Säge  in  ihrem  Gebiete 
erblicken,  einzuklagen.  An  einem  passenden  Sonntage  im  Oktober 
wird  non  im  Gemeindelokal  von  jedem  Hausvater  oder  seinem  Stell- 
vertreter das  Los  gezogen,  über  welches  jeder  nach  Belieben  ver- 
fügen kann.  Oft  wird  dasselbe  gegen  ein  anscheinend  besseres 
vertauscht,  zuweilen  auch  verkauft.  Alle  Inhaber  gleicher  Lose 
können  nach  eigenem  Gutfinden  entweder  gemeinsam  „zusammen- 
holzen"",  um  den  Ertrag  nachher  zu  verteilen,  oder  es  kann  jeder 
auf  eigene  Faust  sein  Glück  versuchen.  Wer  die  besten  Stücke 
weiss    und    am  meisten  auf  seine  persönliche  Leistungsfähigkeit 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal.  221 

Tertraat,  wird  sich  darnach  einrichten.  Alle  Nummern  beeilen 
flieh  innert  den  zwei  ersten  Tagen  natürlich,  ihr  Gebiet  möglichst 
allseitig  zu  durchforschen,  oder  auch  zu  ^durchforsten^,  und  das 
Holz  in  Sicherheit  zu  bringen.  Denn  vom  dritten  Tage  an  wird 
gewöhnlich  das  Holzen  für  jedermann  in  allen  Nummern  frei- 
gegeben, und  bleibt  bei  der  grossen  Nachfrage  für  den  Winter 
kein  auch  noch  so  entlegener  Winkel  des  Gebirges  übrig,  der 
nicht  von  diesem  oder  jenem  kundigen  Holzer  aufgesucht  würde. 
Bis  in  die  verborgensten  Schluchten  und  über  die  Waldgrenze 
hinauf  (,,ob  Wald^)  dringt  nicht  bloss  der  Blick,  sondern  auch 
die  Axt;  und  wehe  dem  schmächtigen,  tuberkulösen  Bäumchen, 
der  umgestürzten  Föhre,  die  verräterische,  gelbe  Nadeln  zeigt! 
Ein  rasches  Ende  ist  ihnen  gesichert. 

Die  Aeste  fallen,  der  Stamm  wird  zersägt  oder  „zerschroten'^ 
(„schroten*  =  mit  der  Axt  voneinander  trennen)  und  ins  „Ries" 
[Fahrbahn]  getragen.  In  hohem  Bogen  fliegen  die  Hölzer 
and  Blöcke,  ,Hohen^  [Stammstücke]  und  Gipfel,  Latten  und  Stöcke 
polternd  und  krachend  und  oft  in  hundert  Stücke  zerschellend, 
über  die  Felsen  der  Tiefe  zu.  Auf  allen  Seiten  des  Thaies  dröhnt 
und  donnert  es  in  diesen  Tagen  durch  die  Holzrieser  herab,  eine 
Xawine  von  Steinen  und  Schutt  aufwirbelnd. 

Das  beste  Holz  wird  meist  als  Blöcker-,  Bau-,  Stickel-  oder 
Slafterholz  zum  Verkaufe  bearbeitet.  Zur  Deckung  des  eigenen 
Bedarfes  hat  man  im  Winter  immer  noch  Gelegenheit.  In  frü- 
leren  Zeiten  fanden  manche  Leute  im  Holzen  ihren  kleinen  Ver- 
dienst. Oft  vorkommende  Holzfrevel  aber  haben  nunmehr  einer 
Segelung  dieser  Beschäftigung  gerufen. 

Im  Frühling,  sobald  die  Wälder  wieder  treiben  und  grünen, 
wird  das  Holz  fQr  die  Axt  geschlossen,  und  nur  das  Sammeln 
von  sog.  Leseholz  an  bestimmten  Tagen  gestattet.  Vordem 
wurde  mit  dem  Kien  („Chea^)  nach  auswärts  ein  ziemlich  lebhafter 
Handel  betrieben.  Der  sehr  reiche  Harzgehalt  macht  den  Kien 
zum  ausgezeichneten  Brennmittel.  Infolgedessen  werden  die  vom 
Walde  gebrachten  gröberen  Stücke  zu  feinen  ^Cheaspü^  [Eien- 
flpäne]  zerspalten,  und  von  der  Hausfrau  beim  Anfeuern  im  Herde 
verwendet.  Ein  einziges  Zündhölzchen  genügt,  um  den  „Chea- 
spu"  und  damit  das  Holz  im  Herde  in  Flammen  zu  setzen.  Hie- 
durch  wird  das  Aufgiessen  von  Petroleum  unnötig  gemacht. 

Oft  dient  auch  der  Kien  in  Ermangelung  eines  andern  Lichtes 
lor  Beleuchtung  und  erspart  deshalb  manche  Kosten.    Aus  diesen 


222  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

Gründen  sucht  sich  jeder  einsichtige  Hausvater  einen  möglichst 
grossen  Yorrat  von  gutem  Kien  anzulegen,  der  f&r  das  ganze 
Jahr  ausreicht.  Wegen  der  infolge  des  Terpentingehaltes  starken 
Rauchbildung  kann  aber  der  Kien  nur  in  der  Küche  oder  in  offenen 
Räumlichkeiten  verwendet  werden. 

Durch  das  ungebundene,  individuelle  Leben,  durch  die  körper- 
liche und  geistige  Anspannung  und  die  oft  zahlreichen  Gefahren 
ist  das  Holzen  im  Gebirge  eine  Beschäftigung  geworden,  welche 
mehr  als  andere  auf  die  Veranlagung  und  den  Charakter  der 
Gebirgsbewohner  bestimmend  einwirkt.  Von  frühester  Jugend, 
sobald  der  Kleine  eine  „Respa^  [Reisig]  oder  einen  Prügel 
zu  tragen  vermag,  bis  zum  späten  Alter,  wo  die  Beine  steifer 
werden,  übt  sich  jeder  in  dieser  ihm  liebgewordenen  Thätigkeit, 
die  den  Geist  und  Körper  gesund  und  frisch  erhält. 

Ein  winterliches  Familienfest. 

Jede  Haushaltung  hält  sich  während  des  Jahres  ein  bis  zwei, 
allenfalls  auch  mehrere  Schweine,  die  man  zu  Anfang  des  Winters 
als  kleine  „Fährli^  [Ferkel]  von  zugereisten  Händlern  kauft  und 
mit  Milch,    Erdäpfeln,   Mehl,  „Plagga'',  [Ampfer]  Kabis  und  an- 
dern Gemüsen  nebst  Küchenabföllen  füttert.  Während  des  Sommers 
bringt  man  die  meisten  in  die  Kuhalpen  Ladils  oder  Malanseralp,  wo 
sie  die  Molkereiabfalle  „Schru^  [Sirte,  Käswasser]  und  ,Schotta^ 
in    langen  Trögen,    die   man  zu  diesem  Zwecke  an  den  Hütten 
angebracht  hat,    verzehren,   und  im  Uebrigen   sich  während  de» 
Tages  auf  dem  Säss  frei  herumturomeln  können.     Während  Aerr 
Nacht  werden  sie  in  einen  eigenen  ^Schära"  eingepfercht.     Nachm. 
Beendigung  einer  Käserei  ist  es  oft  possierlich,  zuzuschauen,  wi^3 
diese  schwerfälligen,    manchmal   halbwilden  Dickhäuter   auf  de^KZ 
Ruf  des  Zusenn  aus  allen  Winkeln  und  Löchern  herbeieilen,  ntrm 
ihr  Getränk  aus  dem  Trog  zu  schlürfen. 

Sobald  im  Herbst  die  Milch  infolge  des  Galtwerdens  d^^ 
Kühe  nach  und  nach  ausgeht,  führt  der  Zusenn  sämtliche  SchweiiBm 
wieder  heim,  welche  dort  gemästet  und  Ende  November  oA.^ 
anfangs  Dezember  geschlachtet  werden.  Diese  Exekution  wm:K: 
von  einem  Bauernmetzger  —  denn  einen  Berufsmetzger  giebt  ^ 
hier  noch  nicht  —  unter  Mithilfe  der  Familienglieder  und  Na»<5 1 
barn  vollzogen.  Der  Metzger  bringt  zu  diesem  Zwecke  s^ixa 
grosse  ^Schwi-Standa""  nebst  Leiter  und  an  einem  Ledergurt  ein^' 
Köcher  mit  scharfgeschliflfenen  Messern  mit.     In  der  Küche  wi-K"^ 


Volkskundliches  aus  dem  Taminathal.  223 

ein  j^Kessi^  voll  Wasser  gekocht  und  das  Opfer,  das  man  oft  nur 
mit  grosser  Mühe  vom  Leben  zum  Tode  gebracht  hat,  damit  be- 
gossen. Alsdann  wird  der  tote  Körper  mit  Hilfe  der  Leiter  quer 
über  die  Stauda  gelegt,  der  Metzger  giebt  jedem  Anwesenden 
ein  Messer  in  die  Hand,  und  alle  beginnen  am  Tierkörper  die 
Behaarung  samt  Epidermis  wegzuschaben,  wobei  fortwährend 
siedendes  Wasser  nachgegossen  wird.  Ist  der  Körper  blank  und 
sauber  geputzt  und  gewaschen,  dann  wird  er  von  starken  Hän- 
den in  die  Küche  oder  Stube  auf  einen  passenden  Tisch  gebracht 
und  dort  vom  Metzger  verarbeitet  und  zerlegt.  Das  Meiste  wird 
vom  Metzger  für  die  Rauchkammer  zugeschnitten,  anderes  zur 
Bereitung  der  Brat-  und  Leberwürste  beiseite  gelegt.  Alle  diese 
Arbeiten  füllen  den  Vormittag  aus.  Am  darauffolgenden  Mittag- 
essen nimmt  natürlich  auch  der  Metzger  teil,  und  die  Hausfrau 
ist  besonders  stolz  darauf,  wenn  sie  neben  einer  jungen  Speck- 
seite auch  noch  einen  von  der  vorjährigen  Metzg  herrührenden 
^Tschunggen^  [Schinken],  den  sie  irgendwo  in  einem  verborgenen 
Winkel  aufgespart  hat,  servieren  kann. 

Zum  Schlüsse  gelangt  noch  ein  mächtiger  Stoss  zierlich  ge- 
ringelter „Bluatchüachli**  auf  den  Tisch,  welche  aus  einem  dünnen 
Brei  von  Blut  und  Mehl  bereitet  worden  sind.  Dann  wird  weiter 
gearbeitet.  Die  jungem  Familienglieder  hacken  auf  einem  aus- 
gehöhlten Buchenholzklotz  mit  breiten  Beilen  das  ^ Wurstfleisch", 
während  die  übrigen  das  Rauchfleisch  in  einer  grossen  ^Oelta'^ 
oder  «Standa*^  einsalzen.  Die  einzelnen  Stücke  werden  dabei 
einfach  ins  GeßLss  gelegt  und  lagenweise  mit  einem  Gemisch  von 
Salz,  Pfeffer  und  Knoblauch  bestreut.  Das  Wurstfleisch  wird 
ebenfalls  gewürzt,  und  mit  Hilfe  eines  ^Wursters"*,  der  bei  solchen 
Gelegenheiten  von  einem  Haus  zum  andern  wandert,  in  die  Darm- 
häute hineingetrieben.  Sind  alle  Stücke  zubereitet,  dann  werden 
sie  einzeln  mit  Hacken  oder  Bindfaden  reihenweise  an  lange 
Stecken  gebunden  und  oft  in  mehreren  Lagen  über  dem  Küchen- 
herde im  weiten-  offenen  Kamin  aufgehängt.  Nach  ungefähr  14 
Tagen  wird  auch  das  eingesalzene  Fleisch  aus  der  ^Sulz"  ge- 
nommen, die  sich  unterdessen  als  rötliche  und  scharfe  Flüssig- 
keit angesammelt  hat,  und  in  gleicher  Weise  geräuchert.  Mit 
Vorliebe  verwendet  man  beim  Räuchern  tagüber  Wachholderholz, 
weil  dieses  dem  Fleische  einen  bessern  Geschmack  geben  soll. 
Sobald  die  Stücke  getrocknet  und  durch  Rauch  und  Russ  ganz 
schwarz  geworden  sind,  bringt  man  dieselben  in  einen  trockenen. 


224  Volkskundliches  aus  dem  Taminathal. 

luftigen  Raum,  die  sog.  Fleischkammer,  und  bewahrt  sie  dort 
zum  weiteren  Bedarfe  auf.  —  Das  Honorar,  das  der  Metzger 
für  die  oben  geleistete  Arbeit  neben  der  freien,  und  man  darf 
wohl  sagen,  reichen  und  gastfreundlichen  Bewirtung  noch  bezieht, 
besteht  altem  Brauch  gemäss  in  einem  Rüokenwirbelstück  („Hou- 
Rugg^)  genannt,  samt  anhaftendem  Fleisch  und  Speck.  Auf  die 
angegebene  Weise  wird  erreicht,  dass  bis  anhin  die  meisten  Haus- 
haltungen wenigstens  an  den  Sonntagen  des  Jahres  zwar  nicht 
ein  gebratenes  Huhn,  wohl  aber  sehr  schmackhaftes,  selbst  be- 
reitetes Schweinefleisch  auf  den  Tisch  bekommen,  ohne  von  einer 
Wursterei  bedient  zu  werden. 


Bucheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Adolf  Socin,  Mittelhochdeutsches  Namenbuch.  Nach  oberrheini- 
schen Quellen  des  XII.  und  XIU.  Jahrhunderts.  Basel 
(Helbing  &  Lichtenhahn).  1903.  XVI  4-  787  S.  4^  Preis: 
50  Fr. 

Wir  dürfen  nicht  versäumen,  auch  unsere  Leser  auf  dieses  in  Plan 
und  Anlage  einzig  dastehenden  Werkes  hinzuweisen.  Freilich,  der  Verfasser 
hat  sich  zeitlich  und  örtlich  Beschränkungen  auferlegen  mOssen,  um  das 
Ganze  so  durchftlhron  zu  können,  wie  er  es  geplant  hatte;  dafür  aber  be- 
sitzen wir  nun  in  dem  Buche  nicht  nur  eine  Materialsammlung  von  bisher 
ne  rreichter  Vollständigkeit  sondern  auch  eine  durch  übersichtliche  Gruppie- 
rung und  allseitige  Beleuchtung  des  Steifes  mustergültige  Arbeit.  Socin  hat 
sich  also  nicht  mit  einer  blossen  Zusammenstellung  der  Namen  begnügt, 
sondern  dieselbe  nach  Form  sowol  wie  nach  Benennungsprinzipien  sorgfiiltig 
gruppiert.  So  stellt  er  z.  B.,  um  von  den  34  Kapiteln  wenigstens  einige 
herauszuhobei),  zusammen  :  die  deutschen  und  die  fremden  Taufnamen  (männ- 
lich und  weiblich),  die  altgormanischen  Kurznamen,  die  Bedeutung  der  alt- 
germanischen Namen,  den  Adel  mit  und  ohne  „de**,  die  Bürger  mit  „de", 
die  Uebernamen,  di<»  Satznamen  (wie  „Hebenstrit",  , Käsundbrot"),  die  Namen 
nach  Amt,  Stand  und  Beruf,  die  Judennamen  u.  A.  m.,  wobei  er  noch  Jedes 
einzelne  Kapitel  besonders  erläutert.  Wahre  Kabinettstücke  von  Gewissen- 
haftigkeit sind  auch  die  3  Register,  von  denen  das  erste  die  Bildung  der 
Namen,  das  zweite  (und  wichtigste)  die  Namen  selbst,  das  dritte  die  ent- 
sprechenden heutigen  Familiennamen  enthält. 

Wir  hoffen,  dass  das  Buch  zu  ähnlichen  Forschungen  in  andern  Ge- 
genden anrege  und  sprechen  zugleich  den  Wiuisch  aus,  der  Verfasser  möchte 
seine  grossen  Kenntnisse  und  reichen  Erfahrungen  auf  diesem  Grebiete  weiter 
bethätigen  und  auch  die  beiden  folgenden  Jahrhunderte  in  ähnlicher  Weise 
bearbeiten. 

Einstweilen  aber  sind  wir  fiir  das,  was  er  uns  in  dem  vorliegenden 
Werke  geboten  hat,  zu  gn^ssein  Danke  verpflichtet. 

E.  Hoffinann-Krayer. 


BQcheraDzeigen.  —  Comptes  rendus. 


225 


P.  Odilo  Ringholz,    Geschichte  des  fürstlichen  Benediktinerstiftes 
U.  L.  P.  von  Einsiedeln.   Benziger  &  Co.  A.-G.  ' 

Schon  sechs  Lieferungen  dieser  kostbaren,  vielseitigen  und  inhaltsreichen 
Publikation  liegen  vor;  sie  zeichnen  sich  durch  ausserordentliche  Sorgfalt 
in  Sammlung  un<l  Darstellung  aller  fUr  die  Kenntnis  des  alten  Stiftes  VAn- 
siedeln  wichtigen  Ereignisse  und  Zustände  aus.  Neben  der  politischen, 
Kirchen-  und  Kulturgeschichte  kommt  dabei  auch  die  Volkskunde  nicht  zu 
kurz.  Wir  finden  da  höchst  wertvolle  Aufschlüsse  über  die  Wallfahrt,  Pilger- 
weg und  -Befördenmg ,  wir  lesen,  wie  schon  im  XIV.  Jahrhundert  ein 
Appenzeller  einen  bessern  Weg  von  Speicher  zur  Gnadenstätte  herbei- 
wünscht, wir  erfahren  Einzelheiten  über  das  Gnadenbild  und  seine  schwarze 
Farbe,  die  Feste,  die  Patrone  des  Stifts,  der  Altäre,  der  Gotteshäuser  in 
den  einsiedlischen  Besitzungen,  über  die  berühmten  Reliquien.  Henri  Gaidoz' 
Angaben  über  den  alten  Brauch,  unter  dem  HeiJtum  durchzugehn,  erfährt 
wertvolle  Ergänzungen  durch  das,  was  Ringholz  bezüglich  des  Messgewands 
des  h.  Ulrich  und  des  Chamer  Bischofs  ohne  Namen  beibringt. 

Der  Erforscher  des  Volkstums  wird  femer  mit  Nutzen  die  zahlreichen 
Notizen  über  Geschlechter.  Familiennamen,  die  Stellung  der  Eigenleute,  die 
Zinsen,  Leistungen,  Hofrechte,  das  Asylrecht,  die  jFischereiordnungen  durch- 
gehen; wertvolle  Aufechlüsse  über  Bruderhäuser,  Waldschwesteru,  den  Frauen- 
bninnen  zu  Einsiedeln,  das  im  XIII.  Jahrhundert  gefundene  Wurzelkreuz  in 
der  Au  n.  s.  w.  sind  mitsamt  vertrefflichen,  meist  unveröffentlichten  Ab- 
bildungen eingestreut. 


Die  alte  OoadenkapeHe  von  Kiiisinleln  mit  de»  Votivpcnhen. 

Wir  werden  nach  Abschluss  (l(»s  er^*ren  Handcs  mit*  (iit'!?<*s  «re<lit*{;»Mn» 
Pmchtwerk  zurückkommen ;  es  verdient  den  grossen  Er1'oI;r.  «leii  rs  ül).»nill 
icehahi  hat.  K   A.  S. 


Jahresbericht  1902. 

In  vier  Sitzungen   hat  der   OesellBchaftsvoratand  folgende 
Traktanden  bebandelt: 

a)  Mitgliederzabl. 

Status  auf  31.  Dezember  1902:  465. 

b)  Herausgabe  der  vier  Quartalhefte  des  sechsten  Jahrgangs 
der  Zeitschrift.  Dem  Bande  wurde  beigegeben  die  dritte 
Farbentafel,  deren  Kosten  aus  einem  bezüglichen  Legat 
bestritten  wurden. 

c)  FortfQhrung  und  Erweiterung  des  Schriftenaustausches. 

d)  Verwaltung  der  Bibliothek.  Hierüber  berichtet  Herr 
Privatdozent  Dr.  Ed.  Schwyzer,  welcher  die  Nachfolge 
von  Herrn  Dr.  Waser  übernommen  hat : 

Die  Gesellschaftsbibliothek  zählt  etwa  330  gebundene 
Bücher  und  (von  den  laufenden  Zeitschriften  abgesehen) 
rund  250  ungebundene  Drucksachen,  der  Zettelkatalog 
825  Titel;  Für  1 902  sind  etwa  ein  Dutzend  Benützungen 
durch  6  Benutzer  zu  verzeichnen. 

Die  Schenkerliste  weist  folgende  14  Namen  auf: 

1.  Herr  A..  Daucourt,  Curä,  Mi^court,   Erziehungsrat. 

2.  „  J.  L.  Brandstetter,  Luzern. 

3.  ^  Alex.  Francke-Schmid,  Buchhändler,  Bern. 

4.  „  Prof.  Henri  Gaidoz,  Paris. 

5.  .  Prof.  Dr.  Ed.  Hoffmann-Krayer,  Basel. 

6.  ^  Dr.  0.  Hovorka  Edler  von  Zderdas,  Bosnien. 

7.  «  Hans  Knüsly,  Zürich. 

8.  ^  Prof.  Dr.  J.  Leite  de  Vasconcellos,  Lissabon. 

9.  S.  Exz.  Herr  Minister  Prof.  Dr.  B.  Machado,  CoTmbra. 

10.  Herr  Dr.  E.  A.  Stückelberg,  Zürich. 

11.  ^      Prof.  Dr.  E.  Tatarinoff,  Solothurn. 

12.  ^      Prof.  Dr.  Theodor  Vetter,  Zürich. 

13.  Germanisches  Museum,  Nürnberg. 

14.  Schwäbischer  Albverein,  Tübingen. 

e)  Abhaltung  der  siebenten  Generalversammlung  (in  SoI(k 

thurn). 

f )  Drucklegung  und  Herausgabe  von  Band  DI  der  „SchrV^^ 
ten  der  Schweiz.  Gesellschaft  für  Volkskunde*" :  Tob\^^  ^ 
Das  Volkslied  im  Appenzellerlande,  erschienen  im   I^;;^   ^ 
zember  1902    in    einer  Auflage   von    600   Exemplar. y^  ^^ 
wovon  300  kartonniert. 


Jahres-BechDung  1902.  227 

g)  Erforschnng  der  Yolksmedizin.  Der  von  den  Herren 
Dr.  Oswald  und  Dr.  Zahler  durhhberatene  Entwarf  eines 
Fragebogens  wurde  gesetzt  und  in  50  Exemplaren  kom- 
petenten Persönlichkeiten  vorgelegt.  Ein  definitiver  Druck 
ist  noch  nicht  erfolgt,  da  eine  endgiltige  Redaktion 
aussteht. 

Zürich,  Januar  1903. 

Der  Aktuar: 
E.  A.  Stückelberg. 


Jahres-Rechnung  1902. 

Einnahmen : 

Saldo  Yom  31.  Dezember  1901  ....     Fr.  2019.60 

Mitgliederbeiträge  und  Zeitschriftenabonnements  .       ,    3526. — 

Fr.  5545.60 

Ausgaben: 

Druck  des  Archivs  für  Volkskunde  und  sonstige  Drucksachen  Fr.  2330.65 

Zinkographien  und  Photographien                             .         .    „  128.05 

Boreau,  Mietzins,  Abwart,  Buchbinder  .                   .         .     ^  227.90 

Mitarbeiter „  100.— 

Porti ^  133.50 

Fr.  2920.10 
Saldo  per  31.  Dezember  1902    .         .         .         .         .     „    2625.50 

Fr.  5545.60 
Zürich,  im  April  1903. 

Schweiz,  Oeseüschaft  für  Volkskunde^ 
Der  Quästor  : 
Emil    Richard. 

Bericht  der  Bechnungsrevisoren. 

Hochgeehrte  Herren! 

Die  unterzeichneten  Rechnungsrevisoren  für  das  Jahr  1902  haben 
die  Jahresrechnung  1902  sorgfältig  geprüft,  sie  mit  den  Büchern  und 
Belegen  verglichen  und  in  allen  Teilen  richtig  gefunden. 

Wir  empfehlen  Ihnen  daher  die  Annahme  der  Rechnung  1902 
und  bitten  Sie,  dem  Kassier,  Herrn  Oberstl.  E.  Richard,  den  herzlichen 
Dank  unserer  Gesellschaft  aussprechen  zu  wollen. 

Hochachtungsvoll 

Prof.  Dr.  E.  Bovet. 
E.  Tatarinoff. 


Bericht  über  die  achte  Generalversammlung. 

Abgehalten  in  Winterthor,  7.  Juai  1903. 

Der  Präsident  eröffnet  die  Sitzung  des  GeBellschafts- 
aaBBchuBBes  im  Stadthaus  und  berichtet  in  Kürze  über  die  Aus- 
sichten betr.  Verbesserung  unserer  Finanzen  angesichts  der  sich 
mehrenden,  an  die  Gesellschaft  herangetretenen  Aufgaben.  Das 
Jahr  1904  wird  indes  erst  den  Entscheid  bringen.  Der  Präsident 
und  der  Redaktor  des  deutschen  Teils  unseres  Archivs  sprechen 
für  eine  Yerbilligung  unserer  Zeitschrift;  Quästor  und  Aktuar  sind 
dagegen.  Es  wird  Zuwarten  bis  zur  nächsten  Versammlung  be- 
schlossen. Der  Präsident  berichtet  sodann  über  seine  Verhandlungen 
mit  Herrn  Prof.  Stell  betreffend  Erforschung  der  Volksmedizin ; 
Prof.  Singer  wünscht  die  Unternehmung  in  kantonalen  Grenzen 
zu  halten  und  warnt  vor  zu  breiter  Basis.  Er  hält  die  Sache 
für  noch  nicht  reif.  Prof.  Hoffmann  wird  im  Verein  mit  dem 
Initianten  die  Unternehmung  weiter  vorbereiten. 

An  der  Generalversammlung  erstatten  Präsident,  Aktaar 
und  Quästor  ihre  Berichte;  sie  werden  genehmigt.  Es  folgen  vor 
sehr  zahlreichem  Publikum  die  Vorträge  von  Prof.  Dr.  Brandstetter 
über :  „Die  altschweizerische  Dramatik  als  Quelle  für  volkskund- 
liche Forschungen**  und  Tobler  über:  „Der  Volkstanz  im  Appen- 
zellerlande,  mit  Musikbegleitung  der  Streichmusik  Wolfhalden^. 
Beide  Darbietungen  wurden  lebhaft  verdankt. 

Im  Kasino  folgte  sodann  ein  belebtes  Bankett,  das  die  Be- 
hörden Winterthurs  durch  ihre  Anwesenheit  wie  durch  geistvolle 
Willkommgrüsse  auszeichneten;  als  Tafelmusik  traten  die  fünf 
Appenzeller,  die  schon  Toblers  Vortrag  begleitet  hatten,  auf. 
Gegen  Abend  fand  ein  Spaziergang  in  die  waldige  Umgebung 
Winterthurs  statt  und  bis  zum  Abgang  der  letzten  Züge  genoss 
eine  stattliche  Zahl  unserer  Mitglieder  die  Gastfreundschaft  des 
Herrn  Stadtpräsidenten,  der  zu  den  ersten  Begründern  unserer 
Gesellschaft  gehört. 

Weiteres  über  die  Versammlung  brachten  die  Tagesblätter 
von  Winterthur,  Zürich,  Frauenfeld,  Basel  u.  s.  w. 

Der  Aktuar:  Stückelberg. 


229 


Mitglieder 

der  Schweiz.  Gesellschaft  für  Volkskunde. 

Membres 

de  la  Societe  suisse  des  Traditions  populaires. 


Vorstand.  —  Comiti. 

Präsident:  Dr.  Th.  Vetter,  Prof.  für  englische 

Philologie  Zürich 

Vice-Präsident:  Dr.  E.  Hoffmann-Krayer,  Prof.  fUr 
deutsche  Philologie,  Redaktor  für 
den  deutschen  Teil  des  Archivs 
für  Volkskunde  Basel 

Aktuar:  Dr.  E.  A.  Stücke Iberg,  Privatdozent 

für  Altertumskunde  Basel 

Qnästor:  Oberstl.    E.    Richard,    Sekretär  der 

Zürcher  Handelskammer  Zürich 

Beisitzer:  Dr.  Jules  Jeanjaquet,   Prof.  für  ro- 

manische Philologie,  Eledaktor  für 
den  romanischen  Teil  des  Archivs 
für  Volkskunde  Basel 

Ausschuss.  —  Conseil. 

J.  Bonnard y  Prof.  de  philologie  romane  Lausanne 

Dr.   R.  Brandstetter,  Prof.  an  der  Eantonsschuie  Luzern 

Dr.  A.  Burckhardt-Finsler,  Prof.,  Regierungsrat  Basel 

L.  C.  Bosinger,  Regens  KreoieD  b.  Solotliini 

Dr.  L.  Ganohat,  Prof.  für  roman.  Philologie  Bern 

A.  Küchler,  Pfarrhelfer  Kerns 

Dr.  H.  Mercier,  Priv.-doc.  a  l'üniversit^  Geneve 

Dr.  G.  Meyer  v.  Knonau,  Professor  für  Geschichte  Zürich 

J.  C.  Muoth,  Gymnasialprofessor  Chur 

E.  Pometta,  Vicepresidente  del  Tribunale  Locarno 

Dr.  R.  V.  Redi n g -Biber egg,  Oberst  Schwyz 

Joseph  Reiohlen,  Artiste  peintre  Fribourg 

Dr.  Ris,  Arzt  Thun 

Dr.  S.  Singer,  Prof.  für  deutsche  Sprache  u.  Literatur  Bern 

Msgr.  J.  Stammler,  Pfarrer  Bern 

Dr.  Otto  Was  er,  Privatdozent  in  Bern  Zürich 


230  MitgliederverzeichniB. 

Ehrenmitglieder.  —  Membres  honoraires. 

1.  Panl  Sebilloty  Seor^taire  gin^ral  de  la  Sooi^tä 

des  Traditions  populaires  Paris 

2.  Hochw.   P.   Heinrich  v.  Bickenbach,  Bektor 

des  Collegio  Greco  Born 

3.  Dr.  Elard  Hugo  Meyer,  Prof.  a.  d.  Universität  Frakirg  wl 

4.  Henri    Gaidoz,    Directear  k  l*äcole  des  Haates 

l^tudes;  Prof.  k  l'Ecole  des  Sciences  Politiques      Paris 

Korrespondierende  Mitglieder.  —  Membres  correspondan 

5.  A.  Daacourt,  Gore  lieeoirt(Jin 

6.  Henri  Janod,  Missionnaire  Neachätel 

7.  J.  Leite  de  Yasconcellos,  Prof.  Dr.  Lissabon 

Mitglieder.  —  Membres. 

8.  Alioth,  Manh^d,  Dr.  (Rittergasse)  ^  Basel 
9:  Alioth-Vischer,  W.,  Oberst  (Rittergasse)                   Basel 

10.  Amberger-Wethli,  Fr.  (Sihlhofgasse)  Zürich 

11.  Amberger,  H.,  Direktor  des  Schweiz.  Bankvereins 

(Böcklinstrasse)  Zürich 

12.  Ammann,  Albert  (Dafourstrasse  4^)  Zürich 

13.  Ammann,  Gnstav  (Seestrasse  61)  Zürich 

14.  Andreae,  Fritz  Peehelbron  ( 

15.  V.  Arx,  0.,  Prof.  Dr.  Wintertht 

16.  Anckenthaler,  H.  A.,  Dr.  med.  (Gartenstrasse  16)  Zürich 

17.  Bachmann^  Alb.,  Prof.  Dr.  (Heliosstrasse)  Zürich 

18.  Bachofen-Petersen,  J.  J.  (Gellertstrasse  24)  Basel 

19.  Balmer,  H.,  Dr.,  Privatdozent  Bern 

20.  Bär,  F.,  Pfarrer  Castiel  b. 

21.  Baad-Bovy,  Daniel,  Aeschi  (E 

22.  Baomann-v.  Tischendorf,  E.  (Thalgasse)  Zürich 
23.*Baamgartner,  A.,  Prof.  (Hottingerstrasse)  Zürich 

24.  Baar,  Hans,  Architekt  (MUhlebachstrasse    173)         Zürich 

25.  Bedot,  M.,  Prof.  ä  l'CFniversite,  Birecteur  du  Mosee 

d'Histoire  naturelle  Gen  eye 

26.  Beer,  Rob.,  Bachhändler  (Peterhofstatt)  Zürich 

27.  Bendel-Rauschenbach,  H.,  Prof.  Schaffhaoi 

28.  Benziger,  Nik.,  Nationalrat  ^Einsiedeln 

29.  van  Berchem,  V.  (60,  route  de  Frontenex)  Geneve 

30.  Berger-Schürch,  Revisor  Bern 

31.  Bernoulli-Burckhardt,  A.,  Dr.   (Leimenstrasse  78)  Basel 

32.  Bemoulli-Riggenbacb,  Frau  E.  Basel 

33.  Bemoulli,  Job.,  Dr.,  Landesbibliothekar  (Pavillonweg)  Bern 

34.  Bischoff,  J.  J.  A.,  Dr.  med.  (Freie  Strasse  44)  Basel 


Die  mit  *  bezeichneten  Mitglieder  sind  Nicht-Abonnenten. 


Mitgliederverzeichnis.  231 

35.  Bischoff- Wünderly,  Ed.  (Augostinergasse)  Basel 

36.  Bisehoffy  E.,  Dr.  (Sevogelstrasse  53)  Basel 

37.  Biondel,  Angaste  (14,  rne  Senebier)  Gen&ve 
38.*Blainer,  Dr.  A.                     La  Yarenne-Saint-Hilaire  (Seine)  France 
39.*Bodmer,  Hermann,  Dr.  phil.  (Gemeindestrasse  5)    Zürich  Y 

40.  Bonnard,  Jean,  Prof.  k  1' Uni  versitz  Lausanne 

41.  BooB,  H.,  Prof.  Dr.  (Kanonengasse  3)  Basel 

42.  Borel,  Mlle.  C.-Ch.  (6,  me  da  Yieax-Coll^ge)         Geneve 

43.  ßouvier,  B.,  Prof.  ärUniversit^  (10,Boarg  de  Fonr)  Geneve 

44.  Boyet,  Prof.  Dr.  (Pestalozzistrasse  29)  Zürich 

45.  Bovet,  Mme  Emest  (Pestaiozzistrasse  29)  Zürich 

46.  Brandstetter,  R.,  Prof.  Dr.  Lazern 

47.  Brenner,  K.,  Pfarrer  Simach 

48.  Bridel,  Ph.,  Prof.  de  th^ologie  (route  de  Morges)  Laasanne 

49.  Brindlen,  Jos.,  Hoohw.,  Präfekt  Glis  b./Brig 
50.*Brocher-de  la  Flachere,  H.,  Professenr  ä  l'üniversiti  Geneve 

51.  Brnn,  C,  Prof.  Dr.  (Zollikerstrasse  106)  Zürich 

52.  Branner,  J.,  Prof.  Dr.  (Plattenstrasse  46)  Zürich 

53.  de  Bnd^,  Eag.,  Pabliciste  Petit-Saconnex,  pres  Greneve 

54.  Bngnion,  Ch.-A.,  Banquier  (Hermitage)  Laasanne 

55.  Btthler-Weber,  H.  Winterthar 

56.  Bühler,  M.,  Dr.,  Redaktor  Bern 

57.  Baadi,  P.,  Redaktor  Bern 

58.  Borckhardt'Finsler,  A.,    Prof.  Dr.,    Regierangsrat 

(Sohaffhaaserrheinweg)  Basel 

59.  Bnrckhardt,  Aag.,  Dr.  (Albanvorstadt  94)  Basel 

60.  Barckhardt-Werthemann,D.,  Prof. Dr.  (Albangraben)  Basel 

61.  Barckhardt,  Otto,  Architekt  (Bäamleingasse  44)      Basel 
6£.  Barkhardt,  Alphons  (Rittergasse  21)  Basel 

63.  Barkhalter,  Dr.  med.  Langenthai  (B«n) 

64.  BUrli,  J.,  Arzt  Zell  (Lazern) 

65.  Barmeister,  Albert,  Professeur  Payeme 

66.  Bamat,  E.,  Architecte  Yevey 

67.  Basinger,  L.  C,  Hochw.,  Regens  Krenun  b.  Solothini 

68.  Boss,  E.,  Dr.,  Pfarrer  Glarus 

69.  Caro,  G.^  Dr.  (Freiestrasse  88)  -Zürich 

70.  Cart,  W.,  Professear  Laasanne 

71.  Chabloz,  Fritz  Saint- Aubin-le-Lac  (Neuchätel) 

72.  Chambaz,  Octave  (Gesellschaftsstrasse  21)  Bern 

73.  Claraz,  G.,  (Sprensenbühlstr.  20)  Zürich 

74.  CUasen,  F.,  Jage  f^d^ral  Lausanne 

75.  Coolidge,  W.  A.  B.  (am  Sandigenstutz)  Grindelwald 

76.  Cornn,  Jules,  Prof.  Dr.  Graz 

77.  Coarthion,  Loais,  Joamaliste  Geneve 

78.  Coavrea,  Eag.  (Grande  Place)  Vevey 

79.  Dändliker,  K.,  Prof.  Dr.  Küsnacht-Zürich 

80.  Delessert-de  Molin,  Eug.  (Villa  Verte-Rive)  CuUy 

81.  Demole,  Eagene  (40,  rue  da  Marche)  Geneve 


232 


Mitgliederverzeichois. 


82.  Denk,  Jos.,  Pfarrer  (Qerrenstrasse  17)  München 

83.  Dettling,  A.,  Lehrer  Seewen-Schwyz 

84.  Dettling,  M.,  Kantonsrat,  Gemeindeschreiher  Schwyz 

85.  Diggelmann,  Charles  (Hirschengrahen)  Zürich 

86.  Dilthey,  Prof.  Dr.  Göttingen 

87.  Doge,  Fran^ois                                            La  Tour-de-Peilz  (Vaud) 
88.* Dörr,  C,  cand.  med.  (Zürichhergstrasse  16)  Zürich 

89.  Dühi,  H.,  Dr.,  Gymnasiallehrer  (Rahhenthalstr.  49)  Bern 

90.  Duhied,  Arthur,  Prof.  (avenue  de  la  Gare)  Neuchatel 

91.  Dncrest,  Fr.,  Abh^,  Professeur  an  College  Fribourg 

92.  Durrer,  Roh.,  Dr.,  Staatsarchivar  Stans 

93.  Eberle,  H.,  Sekundarlebrer  (Hammerstrasse  14)  Basel 
94.*£gli,  P.,  Sekundarlehrer  (Zürichhergstrasse  15)  Zürich 

95.  Egger,  Fräul.  Sophie  (Bollwerk  17)  Bern 

96.  Ehrenfeld,  A.,  Dr.,  Bezirkslehrer  Ölten 

97.  V.  Ehrenberg,  Frau  L.  Luzem 

98.  Ernst,  Alfred,  Konservator  des  Kunstvereins  Winterthur 

99.  Escher-Ziegler,  Konr.,  Dr.  (Bleicherweg) 

100.  Escher,  Herm.,  Dr.,  Stadtbibliothekar 

101.  Escher-Bürkli,  Jak.,  Dr.  (Löwenstras^e) 

102.  V.  Escher,  Frl.  N. 

103.  Esohmann,  Frau  M. 

104.  Etlin,  Dr.  med. 


Zürich 
Zürich 
Zürich 

Albis-Langnau 
Cardina  sopra  Chiasso  (Italia) 
Samen 


105.  Farner,  A.,  Pfarrer  Stammheim 

106.  Facklam,  Ferd.  P.  H.,  Dr.,  Zahnarzt  (Wallstrasse)  Basel 

107.  Favey,  G.,  Prof.,  Juge  föderal  Lausanne 

108.  Favre,  C,  Colonel  (6,  rue  de  Monnetier)  Geneve 

109.  Favre,  Ed.  (8,  rue  des  Granges)  Geneve 

110.  Fehr,  E.,  Buchhändler  St.  Gallen 

111.  Feigenwinter,  Ernst,  Dr.  (ob.  Heuberg)  Basel 

112.  Feilberg,  H.  F.,  Dr.,  Pastor  Askov  pr.  Vejen  (Dänemark^ 

113.  Fierz-Zollinger,  Frau  E.  (Villa  Freudenberg)         Zürich 

114.  Finsler,  G.,  Dr.  phil.  (Hardstrasse) 

115.  Fischer,  K.,  Dr.  med. 
11 6.* Fleckenstein  F.,  Kauftnann 

117.  Florin,  At,  Regierungsstatthalter 

118.  Forcart,  M.  K.,  Dr.  med.  (St.  Jakobstrasse) 

119.  Forcart-Bachofen,  R.  (St.  Jakobst rasse) 

120.  Francke-Schmidy  A.,  Buchhändler 

121.  Frankenthal,LeoJ.,  Vice- and  Debuty-Consul  U.S.  A.  Bern 

122.  Fridelance,  F.,  Maitre  ä  TEcole  d' Application       Porrentrny 
123.*Friedli,  Emanuel,  pr.  adr.  Dr.  H.  Bruppacher 

124.  Furrer,  Jos.,  Landrat 

125.  Gansser,  A.,  Dr.  (via  Principe  Umberto  4) 

126.  Ganz,  R.,  Photograph  (Bahnhofstrasse) 

127.  Gauchat,  L.  W.,  Prof.  Dr. 

128.  Gay,  Henri,  Maison  Scholder  (Boul.  de  Grancy) 

129.  Geering,  A.,  Buchhändler  (Bäumleingasse) 


Basel 

Arosa 

Zürich 

Serneus  (Graub  •  ) 

Basel 

Basel 

Bern 


Zollikon 

Silenen  (Uri) 

Mailand 

Zürich 

Bern 

Lansanne 

Basel 


MitgliederverzeichDis.  933 

130.*Gkeringy  T.,  Dr.,  Sekretär  der  Handelskammer     Basel 

131.  Geigy^  Alfr.,  Dr.  (Leonhardsgraben)  Basel 

132.  Geigy-Uagenbachy  Fraa  £.  (Schweizerplatz)  Basel 

133.  Geigy-Hagenbacb,  E.,  Eanfmann  Elein-Riehen  b.  Basel 

134.  Geigy-Merian,  Bad.  (Aesobenvorstadt  13)  Basel 

135.  Geigy-Schlambergery  Bad.,  Dr.   (Babnbo&tr.  3)     Basel 

136.  Geilinger,  R.,  Oberst,  Nationalrat  Wintertbar 

137.  Geiser,  E.,  Dr.,  Adjankt  d.  Scbweiz.  Landesbibl.  Bern 

138.  Gemoseas-Passavant, '.Rad.  Brombacb  (Baden) 

139.  Genoad,  L.,  Dir.  d.  Masses  indastriel  et  p6dagogiqae  Friboorg 

140.  Georg,  A.,  Dr.jar.,  Secr.  de  la  Cbambre  de  Commerce  Geneve 

141.  Georg,  H.,  Bacbbändler  Basel 

142.  Gerster,  L.,  Pfarrer  Eappelen 

143.  Gertscb,  Fritz,  Oberstlt.  Bern 

144.  de  Giaoomi,  Dr.  (Bärenplatz  4)  Bern 
145.* y.  Girsewald,  Baron  C.  (Rämistrasse  33)  ZUricb 

146.  V.  Girsewald,  Baronin  M.  (Rämistrasse  33)  Zürich 

147.  Gobat,  H.,  Inspectear  des  IGcoles  Delemont 

148.  Graf,  J.  H.,  Prof.  Dr.  (Wylerstrasse  10)  Bern 

149.  V.  Grebel,  H.  G.,  Dr.  (Pelikanstr.  18)  Zürich 

150.  Grollet,  Jean,  Joarnaliste  Bäle 

151.  Graner,  H.,  Ingenieur  (Nanenstr.  9)  Basel 

152.  Häberlin,  A.,  Postverwalter  Kreuzlingen 

153.  Haiher,  C,  a.  Regierangsrat  Frauenfeld 

154.  Hagenbacb,  Ed.,  Dr.  (Missionsstrasse)  Basel 

155.  Haller,  B.  (Herrengasse)  Bern 

156.  Häne,  J.,  Dr.,  Staatsarchivar  (Elansstrasse  50)     Zürich 
157."  de  la  Harpe,  Edmond  Vevey 

158.  Hebbel,  0.,    Oberst  Bern 

159.  Y.  Hegner- V.  Jayaita,  Eaufmann  (Bürglistrasse  6)  Zürich 

160.  Heinemann,  F.,  Dr.,  Bibliothekar  Luzem 

161.  Herzog,  H.,  Dr.,  Eantonsbibliothekar  Aarau 

162.  Heosler,  Andr..  Prof.  Dr.  (Grellingerstrasse)  Basel 

163.  Heosler,  Andr.,  Prof.  Dr.  (Schöneberger  Ufer  41)  Beriin  W 

164.  Heyne,  M.,  Prof.  Dr.  Göttingen 

165.  His,  Rod.,  Prof.  Dr.  (Kaiserstrasse  33)  Heidelberg 

166.  Hoefler,  M.,  Dr.,  Hofrat  Bad  Tölz 

167.  Hofer,  Hans,  Eanstanstalt  (MUnzplatz  3)  Zürich 

168.  Hofer,  J.  J.,  Notar  Oberdiesbach 

169.  Hoffmann,  A.  A.,  Eanfmann  (Hirzbodenweg  89)  Basel 

170.  Hoffmann-Barckhardt,  Fraa  A.  (Rittergasse  '2\)     Basel 

171.  Hoffmann-Paravicini,  Alb  ,  Dr.  med.  (Dufourstr.)  Basel 

172.  Hoffmann-Fleiner,  E.  (Eapellenstrasse)  Basel 

173.  Hoffmann,  Hans  (Hammerstrasse)  Basel 

174.  Hoffmann,  E.,  Dr.  med.  (Albanvorstadt  1U2)        Basel 

175.  Hoffmaun-Erayer,  E.,  Prof.  Dr.  (Hirzbodenweg)    Basel 
176.*Hoffmann-Erayer,  Fraa  H.  Basel 


234 


MitgliederverzeichDis. 


177.  Holenstein,  Th.,  Dr.  St  Gallen 

178.  Hölzer,  A.,  Seminarlehrer  Hofwyl  (Bern) 

179.  Holzmann,  M.,  Dr.  med.  (Seestrasse)  Zürioh 

180.  Honegger-Weissenbach,Rob.,Oberstl.(Bahnhofstr.)   Zürich 

181.  Höpii,  Ulr.,  Dr.,  Commendatore,  BnchhäBdler        Milano 

182.  HotZ;  R.,  Dr.  (Schanzenstr.)  Basel 

183.  Hnber,  J.,  Dr.,  Buchhändler  Fraaenfeld 

184.  Hng,  Arnold  (Sonnenqnai  28)  Zürich 

185.  Hnggenberger,  Alfr.  BettBgea.IilikM 

186.  Hnnkeler,  Hans    ^  Lnzem 

187.  Hürlimann,  Dr.  Unter-Aegeri 

188.  Hnnziker,  Rnd.,  Dr.,  Gymnasiallehrer  Winterthar 

189.  Htirbin,  J.,  Dr.,  Rektor  Luzern 

190.  Jaques-Dalcroze  E.,  (20,  Cite)  Geneve 

191.  Jeanjaquet,  Jules,  Prof.  Dr.  Basel 

192.  JecWin,  C,  Prof.  Dr.  Chur 

193.  y.  Jenner,  £ug.,  Fürsprech  Bern 

194.  Jenny,  G.,  Dr.  (Blnmenaustrasse)  St.  Gallec 

195.  Imesch,  Dion.,  Hochw.,  Prof.  Brig 

196.  Imfeid,  Xav.,  Ingenieur  (Asylstr.)  Zürich 

197.  V.  Ins,  A.,  Dr.  Bern 

198.  Isler,  A.,  Stadtrat  Winterthar 

199.  Ithen,  Frl.  A.  Ober-Aegeri 

200.  Jullien,  AI.,  Libraire  (32,   Bourg-de-Four)  Geneve 

201.  Junod,  Henri,  Missionnaire  Nenohätel 

202.  Kägi,  A.,  Prof.  Dr.  (Stockerstrasse)  Zürich 

203.  Kälin,  Kanzleidirektor  Schwyz 

204.  Kasser,  G.^  Dir.  d.  bist.  Museums  Bern 

205.  Kaufmännischer  Verein  Zürich 

206.  Keiser,  A.,  Hochw.,  Rektor  Zug 

207.  Kennedy,  Mrs.  Marion  (16  Oriental  Place)  Brighton 

208.  Kessler,  Gottfr.  Wil  (St.  Gälte 

209.  Kirsch,  J.  P.,  Prof.  Dr.  Freiburg (8dir^ 

210.  Kisling,  R.,  Kaufmann  (Grossmünsterplatz  9)        Zürich 

211.  Kissling,  R.,  Bildhauer  (Klausstrasse)  Zürich 

212.  Knüsly,  Eugen  (Thalgasse  20)  Zürich 

213.  Knüsly,  Hans  (Thalgasse  2'J;  Zürich 

214.  Köchlin,  E.  A.,  Dr.,  Notar  (Rennweg)  Basel 

215.  König,  E.,  Dr.  (Könizstrasse  47)  Bern 

216.  Koller,  E.,  Professor  an  der  teohn.  Hochschule     Stuttgart 

217.  Koller,  J.,  Dr.  med.  Herisau 

218.  Kracht,  C.   (Villa  Baur)  Zürich 

219.  Krayer,  Ad.    (Wartenbergstrasse)  Basel 

220.  Krayer-Förster,  Frau  H.  (Sevogelstrasse)  Basel 

221.  Krayer-La  Roche,  Georg  (Sonnen weg)  Basel 

222.  Küchler,  A.,  Hochw.  Kerns 

223.  Kümin,  Jos.,  Hochw.,  Kaplan  Merlischaohen 


MltgUederverzeichnis. 


235 


224.  Kttndig,  Bnd.,  Dr.,  Notar  (Sevogelstrasse)  Basel 

225.  Enntsohen,  Job.,  Nationalrat  Sitten 
226.*Laggery  Franz,  Hochw.,  Ffr.           Zenneggen,  Bez.  Yisp  (Wallis) 
227.  La  Boche,  Hans  (Albanvorstadt  83)  Basel 
228.*Lanterbarg,  £d.,  Dr.  (Gare  5)  Neachatel 

229.  de  LavallaZy  L.  (Aeademy)  Leith  (Scotland) 

230.  Lavater- Wegmann,  H.  (Anbrigstr.   10)  Zürich 

231.  Leconltre,  J.,  Prof.  2il*Acad6mie  (avenne  de  la Gare)  Neachatel 

232.  v.Lengefeld,Frl.S.,Dr.(PensionKoch,Lottenstr.7*)  Weimar 

233.  Liohtenhahn,  C,  Dr.  (Sevogelstr.)  Basel 

234.  ▼•  Liebenan,  Th.,  Dr.,   Staatsarchivar  Luzem 

235.  Lnchsinger,  B.  (Klansstrasse  2)  Zürich 

236.  Lorenz,  P.,  Dr,  Chur 
237    Marohand,  M.,  Directeur  de  l'Ecole  normale  Porreotmy 

238.  Marti,  K.,  Prof.  Dr.  (Marienstrasse)  Bern 

239.  Martin,  B.,  Prof.  Dr.  (n.  Beckenhofstr.  16)  Zürich 

240.  y.  Martini,  Fritz  St.  Gallen 

241.  Mathej,  Mlle  H.  Wavre  (Neichitel) 

242.  Meier,  Gab.,  P.,  0.  S.  B.,  Stiftsbibliothekar  Einsiedeln 

243.  Meier,  John,  Prof.  Dr.  (Pilgerstrasse)  Basel 

244.  Meier,  S.,  Lehrer  Jonen  (Aargan) 
245.*Mei88er,  S.,  Dr.,  Staatsar chivar  Chur 

246.  Mercier,  H.,   Priv.-doc.  ä  l'Univ.  (49,  route  de 
Frontenex)  Geneve 

247.  Merz,  C,  Dr.  med.  Baar  (Zug) 

248.  Meyer,  Adolf,  Prof.  Dr.  New- York 

249.  Meyer,  C,  Prof.  Dr.  (Gartenstr.)  Basel 

250.  Meyer  v.  Enonan,  G.,  Prof.  Dr.  (Seefeldstr.)  Zürich 

251.  Michel,  A.,  Pfarrer  Mintettea  (Thrgio) 

252.  Micheli,  Horaoe,  Dr.  es  lettres,  Redacteur  Geneve 

253.  Miville-Bnrckhardt,  R.  (St.  Jakobstrasse)  Basel 

254.  de  Molin,  A.,  Privat-docent  k  TUniversite  Lausanne 

255.  de  Montenaoh,  G.,  Baron  Fribourg 

256.  Moosberger,  H.,  Dr.,  Advokat  Chur 

257.  Morax,  Benä  Morges  (Vaud) 

258.  Morel,  A.,  Bankdirektor  (Freiestr.  96)  Basel 

259.  Morf,  H.,  Prof.  Dr.  (Elettenbergstrasse  8)  Frankfurt  a./M. 

260.  de  Morsier,  Mlle  Mathilde  Plongeoa,  pres  CeatTe 

261.  Müller,  Hans,  cand.  phil.  (Brnnaustrasse  65  ^  Zürich 

262.  Müller,  H.,  Pfarrer  Lanfenburg 

263.  Mttiier-Mttiier,  Roh.  S.  (Münstertreppe  9)  Zürich 

264.  Muoth,  J.  C,  Prof.  Chur 

265.  ▼.  Mnralt,  W.,  Dr.  med.  (Rämistrasse)  Zürich 

266.  Moret,  E.,  Prof.  ä  Tüniv.  (19,  me  Toepffer)  Geneve 

267.  Mnrel^  M.,  Dr.  med.,  Privat-doc.  (5,  me  du  Midi)  Lausanne 

268.  vanMnyden,  H.,  Peintre  (12,  avenuedeFlorissant)  Geneve 

269.  Mylios-Paasavant,  Alb.,  Dr.  (Rennweg)  Basel 


236  Mitgliederverzeiohnis. 

270.  Nabholz,  Ad.,  Dr.,  Rektor  Glarus 

271.  Nägeli,  0.,  Dr.  med.  Ermatingen 

272.  Nater,  J.,  Lehrer  Aadörf 

273.  Naville,  A.,  Prof.  k  l'Uni versitz  Genfeve 

274.  Naville,  Ed.,  Prof.  k  rUniv.  (2,  rue  des  Granges)  Genfeve 

275.  Naville,  Lonis  (15,  conrs  des  Bastions)  G«neve 

276.  Nay,  J.,  Dr.  Thasis 

277.  Nicati,  Paul,  Architecte  Vevey 

278.  Oechsli,  W.,  Prof.  Dr.  (Gloriastr.  76)  Zürich 

279.  Ochsner,  M.,  Verhörrichter  Schwyz 

280.  Oltramare,  Paul,  Prof.  ä  T  Uni  versitz  (avenae  des 

Nant  Bosquets)  Geneve 

281.  Oswald.Ad.,  Dr.med.,  Privatdoc.  (Gotthardstr.  55)  Zürich 

282.  Paravicini,  Carl  R.,  Dr.  (St.  Jakobstr.  20)  Basel 

283.  Pellandini,  Y.,  Ajatante  capostazione  Taverne 

284.  Peschier,  Engene,  Prof.  Eonstanz 

285.  Pestalozzi- Janghans  F.  0.  (Grütlistrasse  20)  Zürich 

286.  Pineau,  L^on,  Professeur  (18,  rue  Godefroy)        Lyon  (Fran< 

287.  V.  Planta,  J.  Tänikon  (Tili 

288.  V.  Planta,  P.  FiretenM  (6ni 

289.  V.  Planta,  P.  C.  Zuoi  (Grau 

290.  V.  Planta,  R.,  Dr.  (Mythenstrasse  15)  Zürich 

291.  V.  Planta,  R.  U.,  Oberst  (Pelikanstrasse)  Zürich 

292.  Pletscher,  H.,  Reallehrer  Schieitheim 

293.  Pometta,  E.,  Grossrat  u.  Redaktor  d.  Popoloe  Liberta  Locarno 

294.  de  Pury,  J.,  Colonel  Neuchätel 

295.  Ragaz,  J.,  Prof.  Dr.  Chur 

296.  Rahn,  J.  R.,  Prof.  Dr.  (Thalacker)  Zürich 

297.  Reber,  B.  (3,  Cour  St-Pierre)  Geneve 

298.  V.  Reding-Biberegg,  R.,  Dr.,  Oberst  Schwyz 

299.  Reichlen,  J.,  Artiste  peintre  Fribourg 

300.  Reinhard,  Hans,  Oberrichter  Ölten 

301.  Reinhard,  Fräul.  M.,  Lehrerin  Bern 

302.  Reinle,  K.  E.,  Dr.,  Lektor  Basel 

303.  Richard,  E.,  Oberstl.  (Börse)  Zürich 

304.  Ris.  Dr.  med.  Thun 

305.  Rivett-Carnac,  J.  H.,  Baronet  Schloss  Wildegg  (Aarj 

306.  Rivoire,  E.,  Notaire  (15,  qnai  de  l'Ile)  Geneve 

307.  Robert,   W.  Jongny,p.Ve 

308.  Rod,  Ed.  (19,  rue  Erlanger)  Paris 

309.  Rossat,  A.,  Prof.  (Schweizergasse  10)  Basel 

310.  Rössel,  Virgile,  Prof.  Dr.  Bern 

311.  Roth,  A.,  Dr.,  Schweiz. Gesandter (Regentenstr.  1 7)  Berlin 

312.  Roth,  Hans,  Dr.,  Ereisdirektion  II  Basel 

313.  Rothenhäusler,  0.,  stud. pharm.  (Spalenthorweg  25)  Basel 

314.  Röthlisberger,  W.,  Artiste  peintre  Thielle  (New 

315.  Ruepp,  P.  A.,  Dr.  med.  MereiisehwtB4  b. 


MitgliederverzeichDis. 


237 


Ettlt^izneyer,  L.,  Dr.  med.  (Socinstrasse)  Basel 

Etyliiner,  Gast.,  Dr.  (Schanzenstr.  22)  Basel 

Et^rliiiiery  W.,  Pfarrer  Winterthur 

ir-     Salis,  R.  (Villa  Gruber)  Genua 

S&r&siD,  Alfr.,  Bankier  (Langegasse  80)  Basel 

ä&ircteiny  Ernst  (St.  Albanvorstadt   14;  Basel 

3a.ir&8in-Iselin,  W.   (St.  Jakobstr.   14)  Basel 

de     Saossure,  F.,  Prof.  k  l'üni versitz  Geneve 

de     Saossnre,  Tb.,  Colonel  Gen&ve 

ScliabelitZy  Friedr.  (Olgastrasse  2)  ZUricb 

Soliär,  A.y  Dr.   (Silbermannstrasse)  Strassbnrg 

Scliirmer,  A.,  Dr.  med.  (Leonhardstr.   16)  Basel 

Sclilumberger-Vischer,  Ch.  (St.  Jakobstr.)  Basel 

Solimid,  il.  R.,  Postdienstchef  Basel 

Sclmorf,  Kasp.,  Prof.  Dr.  (Plattenstr.  52)  Zürich 

Scliccb,  B.,  Prof.  Dr.  (Zürichbergstrasse)  Zürich 

.  ScHnüriger,  J.  M.,  Hochw.,  Pfarrer  Steinen  (Sdiwyi) 

.  Schnler,  H.,  Dr.  (Jenatschstrasse  6)  Zürich 

.  Schulthess,  0.,  Prof.  Dr.  Frauenfeld 

.  Schiippli^  H.,  pr.  Adr.  Handschin  &  Wirz  Moskau 

.  Sohniryzer,  Ed.,  Dr.  (Hegibachstrasse  71)  Zürich 

•  ^*    Schwerzenbach,  C.  Bregen« 

».  Secretan,  Eng.  (le  M^leze)  Lausanne 

>.  Seeburger,  E.,  Sohn  Zürich 

).  Seiler,  E.,  in  Firma  Seiler  &  Co.  Basel 

L.  Senn-BemouUi,  Frau  Pfarrer  Sissach 

-•  Senn-Holdinghausen,  W.,  Verlag  Zürich 

3.  Simon,  J.  (Albananlage)  Basel 

4.  Singer,  S.,  Prof.  Dr.  Bern 

5.  Sonderegger,  Herm.,  Dr.  med.  Heiden 
k6.  Sonderegger,  Paul  Heiden 
17.  Smeding,  L.  H.,  Libraire  Anvers 
4B.  Speiser,  P.,  Prof.  Dr.  Basel 
49.  Spiess,  Ed.,  Dir.  d.  Allg.  Gewerbeschule  Basel 

'50.  SpUler,  Reinhold,  Dr.  Frauenfeld 

^51.  Spinner- Waser,  H.  (Friedhofg.1  Zürich 

552.  Spörri,  J.,   Kaufmann  (Bahnhofstr.)  Zürich 

^^3.  V.  Sprecher,  Th.,  Oberst  Maienfeld 

354.  Stadler,  E.  A.  (Schönberggasse)  Zürich 

355.  Stähelin,  Jos.  (Ilgenstr.   8)  Zürich 

356.  Stammler,  J.,  Monsignore,  päpstl.  Kämmerer  Bern 

357.  Stehler,  F.  G.,  Dr.,  Vorstand  der  eidg.  Samen- 
kontrollstation (Bahnhofstrasse)  •  Zürich 

35B.  Stehlin,  K.,  Dr.  (Albanvorstadt  69)  Basel 

359.  Steiger,  A.,  Antiquar  (z.  Löwenburg)  St.  Gallen 

36<).  Stem,  A.,  Prof.  Dr.  ( Englisch viertelstrasse)  Zürich 

'   "  r,  H.,  Prof.  Dr.  Burgdorf  (Bern) 


361. 


238 


MitgliederverzeichDiB. 


362 

363 

364 

365 

366 

367 

368 

369 

370 

371 

372 

373 

374 

376< 

376. 

377. 

378. 

379. 

380. 

381. 

382. 

383. 

384. 

385. 

386. 

387. 

388. 

389. 

390. 

391. 

392. 

393. 

394. 

395. 

396. 

397. 

398. 

399. 

400. 

401. 

402. 

403. 

404. 

405. 

406. 

407. 

408. 


.  StoU,  0.,  Prof.  Dr.  (Klosbach)  Zürich 

.  Strasser,  6.,  Pfieirrer  Grindelwalc 

,  Stränli,  E.,  Pfarrer  Ober-Hittna 

>  Strehler,  Alfred     (Selnaustr.  14)  Zürich 
,  y.  Strele,  B«,  k.  n.  k.  Bibliotheksvorstand  Salzburg 

Streuli-Httniy  E.  (Bleicherweg)  Zürich 

StroBhlin,  P.-Ch.  (54,  roate  de  Chene)  Greneve 

Stückelberg,  Alfr.,  Dr.  (Petersgraben  1)  Basel 

Stückelbergy  £.  A.,  Dr.,  Privatdozent  Basel 

>  Stückelberg,  Yico  (Petersgraben  1)  Basel 
Stürm,  Jos.y  filaofiaatann  (Florastrasse)  Zürich 

'Styger,  M.,  filantonsschreiber  Schwyz 

Sütterlin,  G.,  Hochw.,  Dekan  Ariesheim 

*Sntery  P.,  Dr.,  Sekundarlehrer  (Kasernenstr.  15)  Zürich 

Tappolet,  £.,  Prof.  Dr.  (Eidmattstrasse  53)  Zürich 

Tatarinoff,  £.,  Prof.  Dr.  Solothum 
V.  Tavel,  Albert,  Fürsprech  (Laubeckstrasse  20)  Bern 

Tavemey,  A.,  Privat-docent  Lausanne 

Thommen,  B.,  Prof.  Dr.  (Angensteinerstrasse)  Basel 

Thurneysen-Hoffmann,   Frau  A.  (Albanvorstadt)  Basel 

Tobler,  A.,  Dr.  jur.  (Wettingerhaus)  Zürich 
Tobler,  Alfr.,  V.  D.  M.                                    Wolfhalden  (App< 

Tobler-Blumer,  A.,  Prof.  Dr.  (Winkelwiese)  Zürich 

Tobler,  C,  Nationabrat  Thal 

Tobler,  G.,  Prof.  Dr.  Bern 

de  Torrentä-Waser,  Ingenieur  (Spitalacherstrasse)  Bern 

Urech,  F.,  Dr.  (Graben)  Aarau 

Usener,  H.,  Prof.  Dr.  Geheimrat  Bonn 

Usteri-Pestalozzi,  E.,  Oberst  (Thalgasse  5)  Zürich 

Vetter,  F.,  Prof.  Dr.  (Aargauerstalden)  Bern 

Vetter,  Th.,  Prof.  Dr.  (Plattenstrasse)  Zürich 

Vodoz,  J.,  Prof.  Dr.  Zürich 

Voilmöller,  K.,  Prof.  Dr.  (Wienerstrasse  25)  Dresden-A. 

Von  der  Mühll,  G.  (Albanvorstadt)  Basel 

Von  der  Mühll,  W.,  Dr.,  Notar  (Albangraben)  Basel 

Wackernagel,  B.,  Dr.,  Staatsarchivar  Basel 

Walter,  E.,  Stadtrat  Winterthur 

Waser,  J.  H.  (Limmatquai   70)  Zürich 

Waser,  M.,  Hochw.,  Pfarrer  Schwyz 

Waser,  0.,  Dr.  (Limmatquai  70;  Zürich 

V.  Wattenwyl,  H.  A.,  Ingenieur  (Spitalg.  40)  Bern 

Wavre,  W.,  Prof.  Neuchfitel 

Weber,  H.,  Dr.,  Kantonsbibliothekar  Zürich 

Weckesser,  J.,  Relieur-artiste  (93,  rue  Ducale)  Bruxelles 

Wegeli,  R.,  Dr.  (Landesmuseum)  Zürich 

Weidmann,  F.,  Fürsprech  Einsiedeln 
Weitzel,  A.,  Secr^taire  de  la  Direction  de 

rinstruction  publique  Fribourg 


MitgliederverzeichoiB. 


239 


409.  Welti,  Fr.  E.,  Dr.  (Jankemgasse) 

410.  Welti,  H.,  Dr.  (Lützowstrasse  20) 

411.  Werzinger,  Arthur  (Bahnhofstrasse  20) 

412.  Westermann,  E.,  Ingenieur  (Grallosstr.) 

413.  Wettstein,  Emil,  Dr.  (Nordstrasse  36) 

414.  Wickart,  A.,  Hypothekarschreiber 

415.  Wiget,  Th.,  Dr.,  Dir.  der  Kantonsschule 
-416.  Wildberger,  W.,  Oberlehrer 
417.   Wille,  ü.,  Dr.,  Oberstdi visionär 
4i8.  Wind,  AI.,  Pfarrer 
iX9.*Wirz,  E.,  Buchhändler 
1:20.  Wirz,  M.,  Architecte 

2  1.  Wymann,  Ed.,  Kaplan  (Krenzstr.  46) 
^  S.  Wyss,  0.,  Prüf.  Dr.  (Seefeldstrasse) 
!aS.*v.  Wyss,  W.,  Prof.  Dr.  (Fehrenstrasse) 
^^.  Zahler,  H.,  Dr.,  Sekundarlehrer 
^  .fi.  Zahn,  £.,  Schriftsteller 
^  ^.  Zai,  P. 

^  ^7.  Zellweger,  0.,  Basler  Nachrichten 
t  .^3.  Zemp,  Jos.,  Prof.  Dr. 
-  ^^.  Zetter-Scherrer,  E. 

^<ZJ.  Zimmerli-Glaser,  J.,  Dr.  (Hotel  Beau-Bivage) 
Zindel- Kressig,  A.,  Telephonbeamter 


Bern 

Berlin  W. 
Zürich 
St.  Gallen 
Zürich 
Zug 
Trogen 

Nennkirch  Seliaffk. 
Mariafeld-Meilen  (Zürich) 
Jonen  (Aargau) 
Aarau 
La  Tour  de  Peilz  (Vaud) 
Zürich 
Zürich 
Zürich 

Münchenbuchsee 
Göschenen 
Turgi 
Basel 
Freiburg  (Schweii) 
Solothum 
Luzern 
Schaffhausen 


Züricher,  Frl.  Gertr.,  Lehrerin  (Landhausweg  9)  Bern 


Fbliotheken  und  Gesellschaften.  —  Bibliothiques  et  SociMis. 


'  ^^ .  Allgemeine  Lesegesellschaft 
*  '^k: .  Bibliothek  des  Lesezirkels  Hottingen 
l  ^^  .  Bibliothek,  Königl. 
^  ^ .  Bibliothek,  Kgl.  Württemberg. 
^  "^  •  Biblioth^ue  de  l'üniversiti 
^^^.  Bibliothek  der  Museumsgeselischaft 
^^.  Bodleian  Library 
^O-  Harvard  College  Library 
'^X.  Hofbibliothek,  Grossherzogiiche 
^^4.^.  Hofbibliothek,  K.  u.  K. 
4^43.  Hof.  und  Staatsbibliothek,  Kgl. 
444.  Eantonsbibliothek 

445.  Eantonsbibliothek  des  Kantons  Thurgau 

446.  Kantonsbibliothek  Obwalden 

447.  Kantonsbibliothek  Solothum 

448.  Museumsgeseilschaft 

449.  Schweizerische  Landesbibliothek 

450.  Schulvorstand  der  Stadt  Zürich 

451.  Staatsarchiv  d.  Kantons  Bern 


Basel 
Zürich 
Berlin 
Stuttgart 
Lausanne 
Zürich 
Oxford 
Cambridge,  Mass.,  U.  S.  A. 
Darmstadt 
Wien 
München 
Zürich 
Frauenfeld 
Sarnen 
Solothum 
Ölten 
Bern 
Zürich 
Bern 


240 

Mitgliederverzeichnis. 

452. 

Staatsarchiv  des  Kant.  St.  Gallen 

St.  Gallen 

453. 

Stadtbibliothek 

Schaffhansen 

454. 

Stadtbibliothek 

Winterthur 

455. 

Stadtbibiiothek 

Zofingen 

456. 

Stadtbibliothek 

Zürich 

457. 

Universitätsbibliothek,  K.  u..K. 

Gm, 

458. 

Universitätsbibliothek,  E.  a.  E. 

Innsbruck 

459. 

Universitätsbibliothek,  E.  n.  E. 

Prag 

460. 

Universitätsbibliothek,  Eaiserliche 

Strassburg 

461. 

Wessenberg-Bibliothek 

Eonstanz 

1 

Die  verehrlichen  Mitglieder  sind  ersucht,  irgendwelche  Un- 
richtigkeiten oder  Ungenauigkeiten  in  obigem  Verzeichnis  Herrn 
Dr.  E.  A.  StOckelberg,  Petersgraben  I,  Basel,  anzeigen  zu  wollen. 


Les   membres  dont  Tadresse 
priis  de  bien  vouloir  en  informer  N 
graben  I,  ä  Bftle. 


ne  serait  pas  exacte  sont 
'  E.  A.  StOckelberg,  Peters- 


Band  VII  Heft  3,  ausgegeben  24.  September  1903. 


241 


Chants  patois  jurassiens 

Pabli^B  par  M.  Arthar  Rossat  (Bäle). 

IV  partie  (fin). 

Chansons  satiriques. 

172. 

mo  tx^pe  pwStü*)  MoD  chapeaa  pointu 

(Patois  de  Villars-sur-Fontenais) 

y*evö  T  be  txepe  kär|,  pwStü,      J'avaisunbeaucbapeancarre,  pointu, 

Q,ui  me  coütait  cinquante-neuf  Boas 
Presqne  un  ecu,  sapredieu! 
Presqae  un  6cu,   youp!  sapredieu! 


k9  019  k^te  sTkSt-noe  so, 
presk  T  et;|^ü,  sap^rdias! 
presk  T  etjj^tt,  y^p!  sapdrdias! 

2.  y'^vö  en  bei   perük   da  be  fT 

[pwä 
k*  i  m'  detxerpexö*)  fet  e  düa- 
devö  T  rete,  etc.         [mwän 

3.  y'evö  ^n  b^i  mttstäx  d'sü9  d*pü9 

k9  m'  djwSfie  ätwe  d'  le  gdel 
t^  kmS  T  tris^^),  etc. 

4.  y'evö  de  be  süle  da  be  ff  tjffla 

kd  m'  djwSfiX  ätwe  de  pia 
kmS  de  säbä,  etc. 

o.     y'evö  de  bei  chatissettes  da  pc 
[da  txT 
ka  ma  djwßfiT  ätwe  de  txSb 
kmS  de  beträ*),  etc. 


J*avais  une  belle  perruque  de  beau 

[poil  ün 
Qne   je   me   d^melais   fetes  et  di- 
Avec  un  rateau,  etc.        [manches 

J'avais  une  belle  moustache  de  soie 

[de  porc 
Qui  me  joignait  autour  de  la  gueule 
Tout  comme(nt)  nn  ...... 

J'avais  des  beanx  soaliers  de  beau 

[fin  cuir 
Qui  me  joignaient   autour  du  pied 
Comme(nt)  des  sabots,  etc. 

J'avais  des  belles  chaussettes  de  peau 

[de  chien 
Uui  me  joignaient  autour  des  jambes 
Comme(nt)  des  barattes,  etc. 


*)  (Vtt<»  vioille  chanson,  tros  n^pandui»  djms  tout  \o  Jura,  n«»  manque 
pas^  d'int«^ret:  eile  donne  de  pnV'ieusos  indications  »ur  h's  diverses  parties 
de»  anciens  vetemont«. 

')  1?  pers.  sing,  imparfait  indic.  du  verhe  dftxqrpi  d<''mcler  les 
cbeveiix,  d'oü  le  subst.  t  d^txfrpü       un  dt^neloir,  un  peifrnt». 

•)  D^rivö  de  li.tri8  —  la  diarrhe»»,  la  foin»:  (''«*st  donc  un  tas  dVx- 
rr^ments.    Les  Del^montaios  ont  n»gu  \o  sobriquet  do:  /f  trisii,       les  foireux. 

*)  «  b^trä  --  baratte  ä  faire  lo  bcurre:  le  niot  rat  ajoulot.  Le  vadais 
dit  «  bitxä. 


242 


C'hants  patois  jurassiens 


k\.    y'^vö  ^n  bßl  tjjfülät  da  be  fT  dre  J'avais  une  belle  colotte  de  beau  fin 

[drap 

kd  m'  djwSüe  ätwe  de  fes  Qni  me  joignait  autonr  des  fesses 

kmä  T  ;|füo;^ä,  etc.  Comme(nt)  an  soufiPlet,  etc. 

7.    y'evö  T  be  jlle  ^)  do  pe  69  txe,  J'avais  un  beaugilet  depeaa  de  chat^ 

kd  ms  djwSne  ätwe  di  dö  Qai  me  joignait  autour  dn  dos 

kmS  T  bü  d'  s^,  etc.  Comme  nn  bont  de  sac,  etc. 

S.    y'evö  en  bei  jaquette  d»  be  J'avais  une  belle  jaquette  de  beau 
[t'T  dre,  [fin  drap, 

k'i  rsänö  T  prezidS  Qae  je  ressemblais  un  president 

t§  pwä  le  rtia,   etc.  Tout  par  les  rues,  etc. 

D.    i  m'5  süßt-äl^  vüa  me  metres  Je  m'en  suis  alle  voir  ma  maitresse 
[t^  bT  et;^ipe,  [tout  bien  6quip^, 

k'el  m'^  b^te    dria   le   püatx  Qu'elle  m*a  mis  derriere   la  porte 

tg  kmS  T  bäle,  etc.  Tout  comme  un  balai. 

lO.    y'^vö   fe  kädö  ä  me   metres  J'avais  fait  cadeau  ä  ma  maitresse 
[d'  T  p^  d'büsr  frä,  [d'^un  pot  de  beurre  frais, 

k'el  s'fi  ä  freyl9  h  mwer  Qu'elle  s'en   est  graisse  la  bouche 

trä  mwä  do  tS,  etc.  Trois  mois  de  temps,  etc. 

(Ernest  CouUery,  horloger,  k  Villars-sur-Fontenais.) 


173. 

Memo  sujet. 

(Patois   de   Del6mont} 


m 


^ 


T 


::t5=:t 


Ö^ 


j=ru-ii/-ii 


y'^  -  vö     T    b$  tx^-  p^  kä-  fq,  pwS-tü,  ko  ma  k$  -  t^     sT  -  kät  n* 


-fHl-S^ 


E5E 


:i=E 


ÄI3 


8Ö,  pr^sk  T      ^  -  tA'ti,       sä  -  k^r  -  die ! 

1.  y'evö  T  be  txepe  käre,  pwStü, 
kd  ma  k^te  slkSt  nob  sü 
presk  T  et;^ü,  säkerdia! 

2.  y'evö    en    bei   perük    d*    pwä 

[d'pürsö. 
i   le  peiiö  fet  e  dtiamwän 
d^vö  T  rete,  säkerdio! 


J'avais  un  beau  chapeau  carr6,  pointu, 
Qui  me  coutait  cinquante-neuf  sous 
Presque  un  ^cu,  sacredieu! 

J'avais  une  belle  perruque  de  poil 

[de  pourceau. 
Je  la  peignais   fetes   et   dimanches 
Avec  un  rateau,  sacredieu! 


*)  Ce  n'ost  pas  le  mot  oidinaire;  on  dit  d'habitude  tkprsli   (cf.  n*  173, 
Str.  4).    Le  patois  de  Tavannes  dit  mßmo  kprs^  (cf.  n®  177,   str.  3)   et  oeloi, 
de  Tramelan-dessous  kprsä  (cf.  176,  str.  2)  cf.  n^  181:  mÖ  kw^rti. 


Ghants  patois  jurassieos 


243 


3.    y'^vöt-en   bei   grevät   da  twäl  J'avais  une  belle  cravate  de  toile 
[möle,  [peinte 

ka  mo  xit/e*)  darw  le  kö  Qui  m'allait  derriere  le  cou 

k^m  T  tx9YSl9^),  sakerdid!  Commeuncoassin  dejong,  sacredieu! 

4.    y^evö  t  be  k^rsle  d'pe  da  txe,      J'avais  un  beau  gilet  de  peaa  dechat 
ka  109  xitjife  deno  l9  dö  Qui  m'allait  derriere  le  dos 

k^m  T  setxä,  8äkerdi9!  Comme  un  sacket,  sacredieu! 

ö-    y'^vö  ^n  bei  tjj^Ulät  d9  tjj^üa  möle,      J'avais  une  belle  culotte  de  cuir  verni 
k9  in9  frTJ9ne^)  d9rl9  le  fes         Qui  me  criait  derriere  les  fesses 
k§in  T  xüaxä,  säkerdia!  Coaime  un  soufflet,  sacredieu! 

^.    y'evö   dö  be  süle  t^t  Sroiadje,      J'avais  des  beaux  souliers  tout 

k9  m9  xitjjfT  xü  Tkö  di  pi9 
k^m  de  säbä,  sakerdio! 

7.     i  m'S  sob  räie  vwär  me  metres 
'  [t9  bl  eyfip§; ' 
k'^1  m'e  f^tU  daria  le  pödrt 
k^m  T  balai^)j  säkerdia! 


3-       y'e  fe  kädö  e  me.  metres  d'T 
[p§  d'  bü9r  frä; 
k'el  m'fi  e  fr|yl9  le  gö9rdJ9 
trwä  mwä  d9  tS,  sakerdia! 


Qui  m'allaient  sur  le  cou  du  pied 
Comme  des  sabots,  sacredieu! 

Je  m'en  suis  (r)all6  voir  ma  maitresse 

[tout  bien  equipe; 
(Qu')  Elle  m'a  f. . .  derriere  la  porte 
Comme  un  balai,  sacredieu! 

J'ai  fait  cadeau  ä  ma  maitresse  d'un 

[pot  de  beurre  frais; 
(Qu')  Elle  m'en  a  graisse  la  bouche 
Trois  mois  de  temps,  sacredieu! 


(Justin  Kohler,  cordonnier,  Delemont.) 


1, 


174. 
Meme  sujet. 
(Patois  de  Boncourt) 
y'evö    X    be   txepe   r5,    pwStü,      J'avais  un  beau  cliapeau,rond,poiDtU; 


[käre, 

ka  m9  k^te  sTkSt  nee  sü 
käzi  X  etj^a,  ö  8ak9rbl8! 
kizi  X  et^^y  ö  lä,  rä  d9ri  d9rä  ! 


[carre, 

Qui  me  coutait  cinquante-neuf  sous 
Presque  un  ecu,  oh  I   sac^reblen  I 
Presque  un  ecu,  oh !  la,  tra  deri  dera  I 


*)  C'est  Tallemand  (sich)  schicken.    On  dit  aussi  xik^.    ('»»  niut  a  sui- 

**^^  le  sens  (Vajusterj  arranger,  convenir:  sgli  xik  bl       c'e.^t  bifii  arranj^r. 

^^    ^    In  xik^  sifli  —  il  a  bien  arrang<^  cela.     Cf.  Pan.  600:    Voilä  des  boitlpts 

^^•**^c«  ....  qü'e  (iX9)  se  sehiqu'an  (xitxä)  tres-bin  po  des  pendnins  d'o- 

***5^««  =  Voilä  des  boulets  rouges  ....  (lui  convionnent  tres  bien  pour  dof* 

^«Äcbnts  d'oreüles. 

*)  Cest  le  coussin  qu'on  met  sur  le  cou  des  banif«  pour  quo  le  juug 
^^   ^e»  blesse  pas. 

•)  Ce  mot  a  le  sens  de:  pitiUer ;  on  lo  dit  du  beurre,  do  la  graisse 
^^  p^tille,  gr^sille  dans  la  poele. 

*)  C'estle  motfran^ais;  le  patois  dit  toujours:  cm  fAwr  (latin:  scopa). 


244  Chants  patois  jurassiens 

2.  y^^vö  T  be  jil^  do  pe  da  tx^,  J^avaisanbeaugiletdepeaadeohat^ 
ko  md  djwSü^  t^  l^üd  di  k9  Qui  me  joignait  tont  le  toar  du  ooq 
t$  k'T^)  bü  d's^y  etc.  Todt  comme  an  bont  de  sac,    etc» 

3.  y'evö    en    bei    t/Uiät    d'p^  J'avais  nne  belle  cnlotte  de  peau 

[d'^lüät,  [d'alouette, 

ko    md  djwSü^   t^   l'tüd   d6  Qai  me  joignait  tont  le  tonr  des 

[tjj^oex  [cnisees 

t§  k'T  /üoj^ä,  etc.  Tont  comme  nn  sonfflet^  etc. 

4.  y'evö  de  be  8Ül§  da  pe  d'ran^  ;      J^avais  des  beanx  sonliers  de  peau 

[de  renard; 
e  ma  djwSfit  iq  l'tüa  de  pia        Ils  me  joignaient  le  tonr  des  pieds 
tg  k'  de  säbä,  etc.  Tont  comme  des  sabots,  etc. 

5.  i   m'S  äle  vüa  me  metres   t^      Je  m*en  allai  voir  ma  maitressCf  tont' 

[bX  ^t;|^ipe;  [bien  Equipe; 

el  m'e  f§tU  dria  1^  püatx  Elle  m'a  f .  . .  derriere  la  porte 

t§  kmS  T  balai,  etc.  Tont  comme(nt)  nn  balai,  etc. 

(M"»«  Cattö,  n6e  en  1820,  Milandre,  pres  Boncoart.) 

175. 

Memo  sujet. 

(Patois  de  Ck)urtedonx) 

1.  y'evöt-T  be  tx^pe  käre,  pwStU,  J'avaisnnbeaachapeaucarre,pointn^ 
ka  ma  k^te  sTkSt  nüa  sü  Qni  me  coütait  cinqnante-neuf  sons 
käzi  T  et^fU,  säkarbtta,  Presque  un  eon,  sacrebu! 

ka  ma  kgte  sTkSt  nüa  sü  Uni  me  coütait  cinquante-nenf  sons 

käzi  T  etj^U,  t^[\,  t;fü!  Presqne  un  eon,  cu,  cn! 

2.  y'evöt-en    bei    perik    da    pwä      J'avais  une  belle  perrnque  de  poil 

[d'p^rsö,  [de  ponrceau, 

k'i  ma  pSnö  t^  le  düamwän  Que  je  me  peignais  tons  les  di- 

[manches 
d§vö  T  rätji^ö^),  eäkarbö,  Avec  un  rätean,  sacrebd! 

k'i  ma  p^nö  t^  le  düamwän 
devö  T  rätj^ö,  tjjfö,  tj(ö  !  Avec  un  rateau,  to, .  to ! 

3.  y'evö    en   bei    t;^ülät   da  t;^ür      J'avais    nne   belle   culotte   de  cnioK 

[betU  [battu 

ka  ma  kake  daxü  le  les  Qui    me    frappait  dessus  les  fesse*  ^! 

kmS  T  Houjflet,  säkarble,  Comme  nn  soufflet,  sacrebletl 
ka  ma  käke  daxü  le  f^s 

kmä  T  soufflet,  fie,  fiel  Comme  nn  soufflet,  flet,  flet! 

V)  Remarquer  cette  expression  quo  je  rencontre  pour  la  premiöre  foi 
iö  AT,  au  lieu  (io  la  forme  habituelle:  ti^  kmä  t  -^  iotU  comme(nt)  un.    U^^ 
forme  co       comme   se  trouvo  luissi  dans  les  patois  vandois  et  friboarge<^^ ä 

2)    Le  mot  habituel    est:  r^t^    Cette  corruption  est  völontaire  p<^'«J 
rendre  la  chose  plus  coiiiique. 


Cbants  patois  jurassiens 


245 


4.    y'evö  en  bei  kr§vät  da  känovä 
ke  m8  Iwäy^  ätw^  dl  kö 
d^vö  T  l^kä^),  säkorbrä, 
ke  me  Iwäye  ätwe  di  kö 
d§vö  T  l§kä,  kä,  kä! 

ly.    y'evö  T  be  djän  djip5    küjü  S 
[fi  byS, 
k'ä  obx  dl  S  ID9  vwäyS 
etr  T  prezidS,  säkorbttd! 
k'S  cex  dl  S  me  vwäyS 
etr  r  prezidS,  dS,'dS! 

ö-    y'evö  de   bei   txäs   da    pwä 

[d'fotpin*), 
ke  m^  mer  m'^ve  trik^te 
ä  kar  de  n9t  föe,  sakerbäe! 
ke  me  mer  m'ev^  trikgt§ 
l  kär'  de'n^t  iW,  lue,  räe! 

7'  -    y'gvö    de   be    süle    de    pe    de 

[txevri, 
ke  le  k2rd9nie^)  m'^v^  fe 
t/5  y'etö  pet^,  sakerbtie! 
ke  le  k^rd^nie  m'eve  f| 
tjfS  y'etö  pete,  te,  te! 

5  -      i  üi'S  scetäle   vwä  me  metr^s 
[bTet/ip§;' 
i  m'  8CB  flfit;^^*)  derie  le  püetx 
k^m  T  balai,  säkerbfie! 
i  m'  8CB  flSt;^e  derie  1^  püetx 
k^m  T  balai,  le,  le!  Comme  un  balai,  lai,  lai! 

^  *       y'§  ^^  prezS  S  m^  metres  d'X  J'ai  fait  prdsent  ä  ma  maitresse  d'un 
[p9  d'  büer  frä,  [pot  de  beurre  frais, 

kH  m*S  etö  fr^t^  le  dy81  (Que)  Je  m'en  etais  frotte  la  goeule 

pSdS  trä  mwft,  säkerbfie!  Pendant  trois  mois,  sacrebleu! 
k'i  m'fi  etö  firjt^  le  dyöl 

pSdS  trä  mwäy  mwä,  mwä  I  Pendant  trois  mois,  mois,  mois ! 

CExtrait  d'nn  vienx  Cahier  de  Chansons^   roanuscrit,  sans  date, 
ayant  appartenu  ä  Ludwig  Studer,  ä  Conrtedoux.) 

*)  D  y  a  ici  une  comiption ;  on  attendrait :  kmä  %  Ifkä  comme  un 
*^uet  (cf.  strophes  pröcödentes,  et  n«  179,  str.  5). 

')  Le  patois  dit:  t  tx^ni^  du  lat:  cuniculus. 

')  L'ajoulot  a  les  deux  mots:  ktofdjäni»  et  knvwäjl^;  le  viidais  n'a 
<iucle  mot :  kfrvfji».    Ici  nous  avons  une  forme  frangaise. 

*]  Malgrö  son  extörieur  patois,  ce  mot  est  fran^ais;  le  patois  aurait 
^  ici: /Jwi.  —  Remarquer  aussi  Taltt^ration  du  sens  (cf.  n°  174,  str.  5; 
"8>  »tr.  7;  172,  str.  9;  177,  str.  7,  etc.). 


J'avais  une  belle  cravate  de  canevas 
Q,ai  me  liait  autoor  da  cou 
Avec  un  loqaet,  sacrebret, 

Aveo  un  loquet,  quet,  quet! 

J*avais  un  bei  habit  jaune  cousu  en 

[fil  blanc, 
Qu'on  eüt  dit  en  me  voyant 
£tre  un  pr^ident,  sacrebleu! 

£tre  un  prdsident,  dent,  dent! 

J^avais   des  beaux  bas  de   poil 

[de  lapin, 
Que  ma  mere  m'avait  tricotös 
Au  coin   de  notre  feu,  sacrebleu! 

Au  coin  de  notre  ieu,  feu,  feu! 

J'avais  des  beaux  souliers  de  peau  de 

[chevreau, 
Que  le  cordonnier  m'avait  faits 
Quand  j'^tais  petit,  sacrebleu! 

Quand  j'etais  petit,  ti,  ti! 

Je  m'en  suis  all6  voir  ma  maitresse 

[bien  equipe: 
Je  me  suis  flanqu6  derriere  la  porte 
Comme  un  balai,  sacrebleu! 


246  Chants  patois  jurassiens 

176. 

Mdme  Bujet. 

(Patois  de  Tramelan-dessous) 

1.  y'^vö  (ß  be  txäpe  kärä,  pwSttt,      J'avaisQnbeaachapeaucarrd^po 
kd  m^  k^tfv  kärSt-sS  sü,  Qui  mB  coQtait  qaarante-cinq  a 

k9zi  S  et/ü,  Presque  an  ^q. 

79P  säpardi,  ygp  8ap9rd|!  Yop  saperdi,  yop  saperda! 

2.  y^evö    S   be    k^rsä    dd   pe   do     J'avais  an  beau  gilet   de  pea 

[txä,  fehl 

ko  roa  k^t^v  tg  r5  döz  etj^tt         Qni  me  eoütait  tont  rond  douze 
y9P,  ete. 

3.  i   m'S    all   txi   mä   metres   tg      Je  m'en  allai  chez  ma  maitresse 

[b6  et/ipj,  [bien  6qai] 

el  roo  mi  dorir  1^  pö^t  Elle  me  mit  derriere  la  portc 

k§m  S  &a^t^  Comme  an  balai. 
yöp,  etc.              ^ 

^^me  Droz,  n6e  en  1825,  Tramelan-dessous.) 

176  bis.  Yoici  une  autre  Version  en  patois  de  Tramelan, 
M.  H.  Monnier,  horloger  k  Sonvillier,  a  commaniqaöe  k  1^ 
prof.  Tappolet,  qui  a  bien  vonlu  me  TenYoyer. 

1.  y'ävö  6  be  txäpe  t;färä,  pwStü 
kd  mo  kötäv9  k^röto-sS  8Ü 

presk  5  et/ü 
h^p  säpdrdid,  presk  S  et;^ü. 

2.  y'ävö  en  bäla  perütjfa  d'pwä  d'pursö 
k'i  peiilva  fet  ä  dämwSne  (dimanche) 

tq  km^  S  rözo  (roseaa)') 
Etc. 

3.  y'ävö  u  be  k^rsä  (gilet)  da  pe  da  txä 

ka  ma  djSje  (joignait)  t^  1*  t^  (toar)  du  dö 
t^  km2  8  bü  d'sä  (an  bont  de  sac) 
Etc. 

4.  y'ävö  de  bäl  t;fülöt  da  fi  därg  (dore  [?]) 
ka  ma  dj5j6  t^  la  t§  de  t/obx 

t2  km^  T  x^xä  (sonfflet) 
Etc. 

5.  y'ävö  äna  bäl  vesta  djöna  küzü  d'fi  byS 
i  rs^byäva  (ressemblais)  pä  dria,  pä  dve 

fi  prezide  (prfesident) 
Etc. 


^)  Variante:  avö  6  ratö. 


Chants  patois  jurassiens 


247 


y'ävö  de  be  sülä  do  pe  d^ene  (peau  d^agaeau) 
ka  md  djSjS  t§  Tt^  du  pi9 

Etc. 

y'ä  fä  kädö  ä  mä  metrSs  d'ü  pgtiig  d'bür  frg 
k'i  m'j  ßtö  freyid  le  d^  (dents) 
tre  mwä  do  t§  (temps) 
Etc. 

i   m'5   ^li  txl  mä   metres  t^  bS   §^/ip^    (eqaip6) 
äl  ino  i^tä  ä  lä  poätd  (porte) 
to  km^  u  bäle 
Etc. 


3. 


S. 


e. 


177. 

MSme  sujet. 

(Patois  de  Tavannes) 


^'^vö  5  be  fT  txäpe  t;färä, 

[pwStti, 
ki  in9  kötä  karät-flX  8ü 
pre«k'  5  et;fti,  ö  säpardia! 
'  ä  k'y  etö  be! 

y'evö  en  b^l    vest   djön    küzü 

[d'ti'byS; 
i    reSbyö  tj  pe  dria 
T  prezidS,  etc. 

y 'evö  6  be  k^rse  da  pe  dö  txä, 
kd  md  djTj^  t^  l't^  da  dö 
t§  kjm  S  bü  d'  sß,  etc. 

y'evö    de   b§l    t;fülät    d'pe 

[da  tx5, 
k«  ma  djTjg  t^  Tt^  du  t/ü 
t§  km'  S  /üa;fä,  etc. 

y'evö  de  be  sülg  d'pe  d'äiie, 

k^  ma  djTje  tg  l't^  di  pia 
t^  km'  i  säbä,  etc. 

y'§  f|  kädö   ä  mä  metres   d'S 

'  [pö  d'  büar  frj ; 
i    m'S  etö  frwgyl  1^  iSg 
trwä  mwä  d'  tS,  etc. 


J^avais  un  beau  iiu  chapeau  carr6, 

[pointu, 
Qai  me  coutait  quarante-cinq  sous 
Presqae  un  ecn,  6  sapredieu! 
Ab !  que  j'^tais  beau ! 

J'avais  une  belle  veste  jaone  cousae 

[de  fil  blanc. 
Je  ressemblais  tout  par  derriere 
Un  President,  etc. 

J'avais  un  beau  gilet  de  peau  de  cbat^ 
Qui  me  joignait  tout  le  tour  du  dos 
Tout  comme  un  bout  de  sac,    etc. 

J'avais  des  belles  culottes  de  peau 

[de  cbien, 
Qui  me  joignaient  tout  le  tour  du  o. . . 
Tout  comme  un  soufflet,  etc. 

J'avais  des  beaux  souliers  de  peau 

[d'agneau, 
Qui  me  joignaient  tout  le  tour  du  pied 
Tout  comme  un  sabot,  etc. 

J'ai  fait  cadeau  ä  ma  maitresse  d'un 

[pot  de  beurre  frais ; 
Je  m'en  6tai8  frott6  la  langue 
Trois  mois  de  temps^  etc. 


§1  m'ä  fjtü  dn  Iß  pöart  Elle  m'a  f  .  .  .  .  derriere  la  porte 

t§  km'  S  bataiy  etc.  Tout  comme  un  balai,  etc. 

vH^^  Julie  B^gneliD-Möschler,  nee  en  1821,  de  Tavannes,  Tramelan.) 


i 


248 


Chants  patois^  jurassiens 


178. 
MSme  Bujet. 
(Patois  d'Argiösaot,  France) 
i  m'5  8^t-äle   vgr  m^  metres      Je  m'en  suis  all6  voir  ma  roaitressc 


tq  bT  r2t;|füpe; 
^l  n9  VI9  pe  m'i  r9t;fün9tr 
tS  i  etö  be,  säpardia ! 

2.  ä !   y'e  di :  bö  djwe,   metres, 

kmS  k'   8ül^  v|? 
el  s'ä  für§  dria  Je  pü9tx 
tu  kmS  r  balai,  säpardio ! 

3.  ä!   y'evö  T  be  txepe   kär§, 

'     "  '  [pwstn, 

ko  m9  k^te  sTkSt-ncb  bü 
presk  1  et;^U,  säpordia! 

4.  ä!  y'evö  ßn  bei  krävät  evö  de 

[pwä  byS, 
k'gl  m'i  sere  l'Stwä  di  kö 

c  c     c  • 

kmä  T  rötxö*),  säpardia! 

5.  äl  y'evö   T    be  jile   d'  pe 

[d'krgpä 
k9  m'i  sere  xü  l'extüme 

c     c  c  c 

^v^  T  kädne,  säpardia! 

6.  ä!   y'evö    T    be  djüpö    d'    be 

[träs  byä 
kd  m'i  bet^  xii  le  mole 

c    c  •  t    c 

kmS  T  ekave,  säp9rdl9! 

7.  ä!  y'evö  ^n  bei  t;fül&t  d9  be 

[dr^dye, 
k9  lü  teycer*)  m'ev^  fe 
djttk  e  m^]^,  8äp9rdi9! 

8.  ä!    y'evö    de   b^l  txös    byöv 

[^vö  de  kw5  S  byR, 
k9  me  mer   m'eve  f^  lü  swä 
ä  kwS  di  fö,  8äp9rdi9! 


Tout  bien  (r)6quipe  ; 
Elle  ne  voulait  pas  me  reconnaitrc 
Tant  j'etais  beau,  saperdien ! 

Ah !  je  lui  ai  dit :  Bonjour,  maitresse^ 
Comment  (que)  cela  va? 

Elle  s'est  fonrree  derriere  la  portc 
Tout  comme(nt)  un  baljai,   etc. 

Ab!  j'avais  an  beau  cbapeau,  etc. 


Ah!  j'avais  nne  belle  cravate  avec 

[des  pois  blancs, 
(Qa^elle)    qui   me    serrait    i'entoai 
[du  cou 
Comme  un  lien,  etc. 

Ah!  j'avais  un  beau  gilet  de  peaa 

[de  crapaud 
Qui  me  serrait  sur  l'estomac 
Avec  un  cadenas,  etc. 

Ah!   j'avais  an  bei  habit  de  beau 

[triege  blanc 
Qai  me  battait  sur  les  mollets 
Comme  un  balai,  etc. 

Ah!    j'avais  une  belle    culotte    de 

[beau  droguet 
Que  le  tailleur  m'avait  fait[e] 
Jusqu'aux  mollets,  etc. 

Ah!   j'avais   des   beaux    bas  bleua 

.    [avec  des  coins  en  blanc, 
Que  ma  mere  m'avait  faits  le  soir 
Au  coin  du  feu,  etc. 


<)  C'est  un  d(^riv6  du  niot  que  nous  retrouvons  dans  rajoulot:  riMx  ou 
rp9lx  et  dans  le  vädais:  r^^rty  du  latin  retorta  En  revanche,  rü9t9  =  verge, 
rü9t9n^  -=  battre  de  verges,  ^  rü9tn^  =  une  fouettöe  de  verges,  etc.,  »e 
rattachent  ä  Tallemand  Rute. 

2)  Le  patois  de  Del^mont  et  l'ajoulot  disent:  p9Uu. 


Chants  patois  jurassiens 


249 


9.    ä!    y'gvö    de   be   xtiye    d'pe  Ah!  j'avais  des  beaux  souliers  en 

[d'käbri,  [peau  de  cabri, 

ko  lü  kw^dj^nid  m'ev^  fö  Que  le  cordonnier  m'avait  faits 

tjfß  i  etö  pt9,  säp^rdie!  Quand  j'etais  petit,  etc. 

XO.    y*e  fe  kädö  S  m^  metres  d'T  J'ai  fait  cadeau  a  ma  maitrease  d'un 

[pS  d'bttjr  frä;  [pain  de  beurre  frais; 

i  m^S  etö  früte  le  g^l  Je  m'en  etais  frott^  la  gueule 

"             pSdS  xe  mwä,  säp^rdia !  Pendant  six  mois,  saperdien ! 

(Justine  Lhote,  nee  en  1814,  Argiesant,  France.) 


179. 
Mai  mie  Pierrette*). 
^Patois  de  Pont-de-Roido,  France) 


L-^-i  t-^-i^-i'^^ 


t        j  '-J^-^^3 


Y    m'en  feus  voiir  mai    mie   Pier  -  ret  -  te    bin  re  -  ta- 
JH       1        -ttnr— fc- 


3^-£ 


^E^ 


1f        ¥ 


i 


Eir    ne     poy  -  at    pais    me  r*coueu-gnn  -  tre   taint   y6-to 


^E£ 


^E^^ 


^^^Pp^ 


be 


cre       di   -   e!    Ell'     ne     poy  -   at    pais    me  r'coueu- 


^m 


^F?-^: 


^ 


bt^ 


ö! 


tre    taint  y  ^  -  to 

Y  m*en  feas  voar  mal  mie 
[Pierrette  bin  retapa. 

Eir  ne  poyat  pais  me  r'coueu- 
[goätre  taint  y  6to  be  sacredie 

Ell  ne  poyat  pais  me  r'coueu- 
[gn&tre  taint  y  eto  be  6! 

T  aivo     in     b6    tcbaip6    rond, 

[carra,  pontu, 
^QB  me  cota  cinquaint'nine  sos 

[presqn'  in  6cUy  sacredie! 
^ne  me  cota  cinqnaiDt'niue  sos 

[presquMn  ^n,  n! 

IT  aivo  in  be  baibit  bien  coasu 

[d*ß  biain; 
Od  airat  dit,  quaint  y  mairtcho, 

[in  priesidaint  (Sacredie-dint) 

^)  Cette  chanson  a  pani  dans 


Je  m'en  fus  voir  ma  mie  Pierrette 

[bien  retape. 
£11  e  ne  pouvait  pas  me  reconnaitre 

[tan t  j 'etais  beau,  sacredie! 
Elle  ne  pouvait  pas  me  reconnaitre 

[tant  j'etais  beau,  eh! 

J'avais    nn    beaü    chapeau    rond, 

[carre,  pointu, 
Qui  me  coütait  cinquante-nenf  sous, 

[presque  un  ecu,  sacredie! 
Qui  me  coütait  cinquante-neaf  soos, 

[presque  nn  ecu,  u! 

J'avais   un    bei    habit   bleu    cousu 

[de  fil  blanc; 
On  aurait  dit,  quand  je  marchais, 

[un  President,  etc. 

le  Diairiy    Alnianach   montbeliardais 


250 


Cbants  patois  jurassiens 


4.  Y  aivo  ne  bell'  tchemis'  biaintche 

[en  tale  ^crae 
De  fi  qu'mai  mere  aiva  fela  ä 
[quart  di  fae. 

5.  Y  aivo    ne    belle  graivatte    en 

[gros  canVas, 
Qoe  me  serra  dedo  lai  gordge 
[qa'  ment  in  loucas. 

6.  Y  aivo  in  be  gilet  gris   en  p6 

[d'tchevri, 
Qae  loa  pell'tie  aiva  doabia  en 
[drogaet  gris. 

7.  Y  aivo  ne  belle  culotte  en  cae 

[mollet 
Qae  me  gonchat  derie  les  fess's 
[qa'meDt  in  soafflet. 

8.  Y  aivo  des  b^s  soulas  neux  en 

[cue  d'gouri 
Qoe  loa  coaeadjainnie  m'aiva  fat 
[pou  in  bon  prix. 

9.  Y  li  dis:  Eh !  bondjouen  mai  mie, 

[quement  qu'  te  vais? 
Ell'  me  flanquait  derrie  lai  poütche 
[ve  loa  balai. 

10.  Y  f'ze  cadeaa  ai  Pierrett'  d'in 

[pou tat  d'bearr'  fräs 
Qu'  y  m'en  ^tos  frouta  lai  gale 
[pendaint  tras  mois. 


J'avais  ane  belle  chemise  blanoiie 

[en  tolle  6cnie 
De  fil  que  ma  mere  avait  fil6  au 

[ooin  du  feu. 

J'avais  nne  belle  oravate  en  gros 

[canevas, 
Qui  me  'serrait  (dessons  la  gorge) 

[sous  le  cou  comme  an  loqnet. 

J'avais  un  beau  gilet  gris  en  peaa 

[de  chevreauy 
Qae    le    tailleur   avait   doabl6    en 

[drogaet  gris. 

J'avais  nne  belle  culotte  en  cnir 

[vemi 
Qui  me  gonflait  derrlere  les  fesse» 

[comme  un  soafflet. 

J'avais  des  beaux  souliers  neufs  en 

[cuir  de  göret 
Que    le    cordonnier    m'avait    fait& 

[pour  un  bon  prix. 

Je  lui  dis:  Eh!  bonjour,  ma  mie^ 
[comment  que  tu  vas? 

Elle  me  flanqxia  derriere  la  porte 
[vers  le  balai. 

Je  fis  cadeau  k  Pierrette  d'un  petit 
[pot  de  beurre  frais, 

Que  je  m'en  6tais  frotti  la  gueale 
[pendant  trois  mois. 


(Communiqu^  par  M.  Ad.  Petermann,  rödacteur  du  Diairi, 
AlmaDEch  montb^liardais.) 


180. 

Meme  sujet. 

(Variante  en  patois  de  Courgenay) 


y'e  fe  prezS  S  me  metres 
d'T  be  mgxe  d'  beer  frä; 
i  m'fi  etö  fräyia   le  dl9tr 
pSdS  six  mois,  säpdrdlax! 
pSdS  8ix  moisf 


J'ai  fait  pr^aent  ä  ma  maitresse 
D'un  beau  morceau  de  beurre  frais; 
Je  m'en  etais  froltä  les  dartres 
Pendant  six  mois! 


(M.  Metthez,  instituteur,  Coargenay.) 


Chants  patois  jurassiens 


2ö 


181. 
M.  VMM  Daucoart,  curö  de  Miöcoart,  a  eu  Tobligeance  de 
m'enToyer   les    trois   atrophes  suivantes  qui,   selon  lui,  faisaient 
partie  de  la  Yadine.    Cette  contamination  d'une  des  chaiisons  par 
raotre  est  fort  interessante. 


3. 


P9  $vwä  mä  y&dTna 
i  m^elf  m^e  bT  ä; 
h  1^  fwär  da  Chindon  *) 
y'^v$  ^txot§  T  bidö. 

y'Svö  I  be  tx^[>f 
k'fte'  ß  d'pwä  d'tx9vri; 
*y'^V9  ^n  b^l  kräväta 
k'l  8'  bö/e'  df v$  T  Jjkä. 

mä  std  b^gres  sS  txäM 
et|  ^n  xläpüzd  da  käfe; 
B*  n'^te  p'  ^09  täsa, 
e  yi  f&yg  t§  py5  T  tjjfüve. 


Poar  avoir  ma  Yadine 
Je  m'etais  mont^  bien  baut; 
A  la  foire  de  Chindon 
J'avais  achete  un  bidon. 

J^avais  un  beau  chapeau 

(olui  6tait  fait  de  poil  de  chevreao; 

J*avai8  une  belle  cravate 

Qoi  86  bonclait  avec  un  loquet. 

Mais  cette  bougresse  sans  bas 

Etait  une  buveuse  de  cafe; 

Ce  n^etait  pas  une  tasse, 

11  lui  fallait   tout  plein  une  cuve. 


182. 
y*^  vädü  mg  t/üläte  J*ai  yenda  ma  culotte. 

(Patois  de  Courtedoux) 


Modtrato, 


Y'$  vi-dQ  m^   tArtt  -  lä    -    to,  mo  bon  -  net,       ^     pö  m^  ra-  gi- 
#^  -  te,  iDokw^r-8^.        i  m*ä  rd-v^txidmoptk'niadi:  ]>U  täd'sisU-p^r- 


\      I  i"  r  "  ''  FJlTTTXJI^^^ 


Äfl,   tö  pan-ia-lon    ä     vä-dn,    tavwä-li     bi  -  tp     t^      nü. 


y^    vadü  me  t;ftil&t9, 

mö  bonnet, 
?    pö  m^  ragXgjtö*) 

niJü  kw^rs^. 
*  'ä'ä  r9y^  txid  m9  öto 
^'^    m*  di:  pü  tS  d'si*  sttp^rflU, 
^^  paniaUm^)  a  vfidu, 
^    vwili  bTt$  t§  nü. 


J'ai  venda  ma  culotte 

Mon  bonnet, 
Et  pnis  ma  redingote, 

Mon  gilet. 
Je  m*en  (re)vai8  chez  mon  böte 
(olui  roe  dit :  Plus  tant  de  ce  superflu, 
Ton  pantalon  est  vendn, 
Te  Yoilä  bientut  tout  nu. 


(Madeleine  Tonnerre,  nöe  en  1829,  Courtedoux.) 

*)  Chindon,  commune  de  Reconvillier,   est  c(^16bre  par  ses  foires  aux 
"^*^am,  üü  Ton  vient  de  fort  loin. 

')  Corruption  ponr  ndigpt9 ;  c'est  le  mot  fran^ais. 
')  Ce  mot  paMUüon,  comme  plus  haut :    mon  bonnet,  est  fran^is ;   on 
^^  ^joors:  txiks  ou  ixiHät»,  et  ^p»  ou  k(Üd  pour  bonnet. 


252 


Chants  imtois  jiira^siens 


183. 
1  m'^rüyan^  ....  Je  me  fatigue 

(Patois  de  Courtedoux) 


fe-^-i^T.-r^^^^TTj^^^ 


i    m'^-rüy»)-n§,    i  m'^-kwäye-n§    txC   k'^    f^    frä    Q     pö    k*^ 


'^^^^^^^m 


i^^^^ 


g$  - 19.    i     m9   r9  -  dr^8    ä     kä  -  bä  -  r^     t$  kmä  i     pü    da  -  xü    s^ 


^fl^f-T-n^£J~^W^^^^=^M 


izjC 


b$-89.   rä    Dd    ma  pyQ  pü    k'a    1a   brü    ka  rldya  %.  -  tw^  da  iii^z  -  ä- 


J^ij  ii  J'T^f 


i^ 


js:^: 


^^ 


rwä-ya,  t^rö  s'a  kM  bridya  ä   drü  drli  drü,  d§  •  vö  mo  vär  ^  m§  b<J-twä-yo. 


i  m'erüyone,  i  m'ekwäyane 
t]((ß  k*e  ie  frä  e  pö  k*e  g^ta. 

i  ma  radres  ä  käbäre 

c  c 

t^  kmS  T  pü  daxU  se  b^sa. 

rS  na  ma  pye  pü  ka  la  brü 
ka  rldya  Stwe  da  mez-ärwaya, 
t/5  s'ä  k*i  brfdya  a  dVti,  drü,  drü, 

dgvö  m5  vär  e  me  bgtwäya. 

(Marianne  Guenin,  nee 


Je  me  fatigne,  je  me  donne  da  mal 
Quand  (qa')il  fait  frais  et  pois  qa'il 

[goutte. 
Je  me  redretse  au  cabaret 
Tout  comme    un  coq  (dessos)    snr 

[sa  bo«8e. 
Rien  ne  me  plait  plus  que  le  brait 
Qni  resonne  autour  de  mes  oreiiles 
Qnand   (cVst  que)  je   trinque  ah! 

[dm,  dru,  dm, 
Avec   mon  verre    et  ma  bouteille. 

en  1813,  ä  Courtedoux.) 


184. 
t;fe  s'ä  k'i  bwä  .  .  .  Quand  (c'est  que)  je  boia  .  . 

(Patois  de  Montsevelier) 

1.  i/<ß  s'ä  k'i  bwä,  k'i  m'emüz, 


Quand  (c'est  que)  je  bois,   que  je 

[m'amnae, 
Assis  derriere  la  table, 
On  bien  que  je  saute,  que  je  daoae. 
Je  suis  content  comme  un  diable. 
Rien  ne  me  plait  tant  que  le  brait 
Qui  resonne  autour  de  mes  oreiUea, 
t;^S  s'ä  k'i  bwä  drü,  drü,  drü,  Quand  (c'est  que)jeboi8dra,dni,dra, 
d^vö  m6  vär  e  me  b^teya.  Avec  mon  verre  et  ma  bouteille. 


siate  daria  le  täl, 

ö   bT  k'i  yüp,  k'i  dßs, 

i  scB  kölS  k^m  T  rwäbya  *). 

rS  na  ma  pye  tS  ka  la  brü 

ka  rTJya  St^r  da  mez-gr^ya, 


»)  Cf.  Arch.   17,  p.  262,  note  1. 


(■hants  patois  jurassiens 


253 


'2.  exbl  p^kwä  ma  xegrTne  V 
i  lex»  d'etr  ^de  b5  e  brgv. 
d€  mö  vär  i  n*  för  pw6  mö  ne 

t/5  e  n*  i  e  dadS  k»  d'   i'äv. 
i  m'erStd  e  i  m'  rüdn; 
da  k'i  ßOe  pjjfß  i  rgüas  *)  ; 
mS  i  ms  rdräs  ä  käbär^ 
kmS  T  pü  dxU  ne  bgs. 


Aiifisi  pourqaoi  mc  chagriner? 

Je  täche  d'etre  toujours  bon  et  brave. 

Dans  inon  verre  je  ne  fourre  point 

[inon  nez 
Q,aand  il  n'y  a  dedans  que  de  Teau. 
Je  m*6reinte   et  je  me  ruine; 
Des  qae  je  suis  plein,   je  vomis; 
Mais  je  me  redresse  au  cabaret 
Comme  an  coq  sur  sa  bosse. 


(M.  F.  Chetelat,  inatituteur,  Montsevelier.) 


185. 

T  swär  m^ayo  Id  dy^l.  Un  soir  monsieur  le  diable. 

(Patois  de  Develierj 

T  swär  m§syo  la  dyel 

v{»ye  fer  T  rape, 

B9  fi  Kervi  txii  \K\ 

I7n  grand  plat  cTavocat, 

Un  röti  de  notaire, 

Un  bouillon  d'dSHassin, 

vwäli  kmS  U  dy^l 

Ne  vit  que  de  voleurs, 

(Entendu  ä  l'auberge  de  Corban.) 


Uq  soir  monsiear  ]e  diable 
Voalait  faire  un  repas ; 
(II)  se  fit  servir  sur  table 


Voila  Cüinment  le  diable 


Lento. 


186. 
le  lü.  Les  loups. 

(Patois  dt»  Courtedoux) 


föt  -  ä  -  1^    §  kw6dj-dil  pü    I)  -  vi     o  -  n^     1$     lü;  'ya     ^ 


I 

I 

f h"  '                                       ■  P      K^      P" 

N 

s 

#                  .">       r%         1 

J >    i   t^ H- 

..W.W    .  T 

W 

_« — ^2——'- 

'0^0^ 

^    ^    ^   if   ^- 

-^ 

yü    kd    rvT    di       bö,     ka     rvi    di      ho,    ko  rvT     di     Im),      ^  -  vö     ^n 


^n    J-hd:^ 


txfSb  dd  txvä  txa  Vdö. 


h  Le  vadais   dit  plutöt  köts^  ou  rköts^,   d«»  rjilK'niand  :  kotzen.    Le 
iDot  est  employ^  dans  ta  plupart  des  patois  romandt^. 


254 


ChantB  patois  jurassiens 


1.  fötale  e  kw^djdä 
pü  qyi  öne  le  lü  '). 

'y«)  a  e  yü  ka  rvT  di  bö, 

k9  rvT  di  iö  (bis), 
evö  en  tx6b  da  txvä  txü  Tdö. 

2.  el  6  fe  esSbye  le  tpmnät§, 
k'  e  y  eve  T  txvä  krave ; 

v^  pdet  bt  krer  kmS  i  85  rit^ 
km5  i  80  rite  (bis), 

3.  v§  kweuäxT  bT  djarmS  vätia 

ka  fde  1'  deria  p^iedjia. 
el  ^t-evü  le  trip  di  t;^ü, 
le  trip  di  t/ii   (dis), 
B2  k9  nfi  n'e  vüIU. 


II  laut  aller  ä  Courtedoux 
Poar  ouir  hnrler  les  loups. 
(II)  y  en  a  un  qui  revient  du  bois, 

Qni  revient  du  bois, 
Avec  une  Jambe  de  cbeval  sur  le  dos, 
Ils  ont  fait  asserobler  la  commanaate, 
Qa'il  y  avait  un  cheval  creve ; 
Voas  pouvez  bien  croire  oommeiit 
[ils  ont  cooru. 

Vons   coiinaissiez   bien   Germain 

[Vautier 
Qui  fut  le  dernier  (partage)  servi. 
II  a  en  les  tripes  du  c  .  .  . 

Ce  qne  personne  n'a  voulu. 


(Louis  Vetter,  n6  en  1850,  Courtedoux.) 


$• 


187. 
s'ä  le  txf  txie  nö  vejT.       C'est  le  chat  chez  nos  Yoisins. 

(Patois  de  Courgenay) 
itn  rhytmd. 


^^ 


45=^ 


^. 


::15:=ts 


t^ 


^^ 


5: 


-J—z 


s'a    la    tx^  txl3     np   v§  -  ji 


kd  l'mä-tjl  txH  14     b#  -   ta! 


g^^g^^^^gj^f!?^ 


^1     ^    mö-djia    l<Jpüe-xö,    ^l     §    txla   dö  1'^  -  siJ  -  ta.    tö-da  to-da 


:t=:f 


^T 


to  -  dir  - 11  -  re,     to  -  da     to  -  da    to  -  dir  - 15. 


1.  s'ä  la  txe  txia   nö  vejY, 
ka  l'mätä  tyüe  le  beta! 
el  e  m^djia  1^  püaxö, 
el  e  txia  dS  l'esiata. 

c         c  c 

t5da,  töda,  tödirlira 
töda,  t5da,  t5dirl5. 

2.  el  e  mSdjia  I9  püax5, 
el  e  txia  de  Tesiata. 
s'i  la  taiiö  pä  ie  küa 

•      »  c        c 

i  yi  käsrö  le  teta ! 
t5da,  etc. 


C'est  le  obat  chez  nos  voisins, 
Q,ue  le  diable  (tue)  empörte  la  bete ! 
II  a  mange  le  poisson, 
II  a  ch  .  .  .  dans  Tassiette. 
Tonde,  tonde,  tondirlire 
Tonde,  tonde,  tondirlon. 


Si  je  le  tenais  par  la  quene 
Je  lui  casserais  la  tete! 
Tonde,  etc. 


(M.  Girard-Mouhat,  Courgenay.) 


*)  Les  habitants  de  Courtedoux  portent  1p  sobriquet  de:  les  loups  (If  hl^ 
2)  Elision  pour  q  y  ä  ^  yü  ~  il  y  en  a  un. 


Chants  patois  jurassiens 


255 


1. 


188. 

s'etf  1§  tx^  txi9  Vetx^tiQ. 

C'^tait  le  Chat  chez  (V)  Etienne. 

(Patois  de  Pieigne) 


s'ete  lö  txe  txia  l'etjfena 
ko  rvdfi^  d'  le  f^to, 
ko  krie  :   mifia,  miii5  ! 
r  mätS  ttt^  )g  beto! 

c        c  c 

—  djäno  roeri9,  m'Sme-v^  bT? 

—  d'fizUS'Maria,  ke  kStal 
p^kwä  vg  n'Smrö-ya  p9  bl? 
▼9  m'e  fe  t§t  sütxa  da  bT. 

D§t  txe  k'e  fe  de  djtian, 
t§  fl  py6  ^na  tx^rpen. 
88  t'etö  gvü  S  Pötä' 
td  8^re  ^Yü  le  maren. 


C'etait  ]e  chat  chez  (l')  Etienne 
Qai  revenait  de  la  fete, 
Qui  eriait :  migna,  mignon ! 
Le  diable  (tue)  empörte  !a  bete! 

—  Jeanne -Marie,  m^aimez-voos 

[bien  ? 

—  Jesns-Maria,  qnel,  conte ! 
Poorquoi  ne  vous  aimerais-je  pas  bien  ? 
Vons  m  avez  fait  toute  sorte  de  bien. 

Notre  chat  qni  a  fait  des  jennes, 
Tout  fin  plein  un  panier  ä  bois. 
Si  tu  avais  et^  ä  la  maison, 
Tu  aurais  dt^  la  marraine. 


,Unto, 


(M™*  Broquet-Bome ,  Pieigne.) 

189. 

ö  Ten  ä  txwä  d6  T  b^rbf. 

Oh!  räne  est  tomb6  dans  un  bourbier. 

(Patois  d'Alle) 


^SB{^^3gJ 


$    r§n  a  txwä  dö     1    b^r  -  b^,   $  -  l^s!  I§  püa  -Td   b^-  ta! 


«5   ptQ  -1-^  nö     s'ä 


vwT  vwi  vwl,       ha    hä   hä! 


^^ 


:«? 


E3: 


sä. 


^  m$r,    $  -  t9-v$    müe-txa?  vwi-k^n! 


\. 


%. 


ö  l'gn  ft  txwä  d6  T  bgrbe, 
eles !  le  püard  bete ! 
•5  pte-l'|n5  8*S  vT  epre, 
ö  vwl,  vwT,  vwT,  hä,  hä,  hä! 
ö  mfr,  et9-v$  müetxo  ?  *) 
vwi  kgn! 

—  ö  nyS,  nyfi,  i  n'  sce  p'  mü9  *) 
pisko  i  djäz  Skgro. 


Oh !  l'äne  est  tonibe  dans  un  bourbier, 
Helas !   la  pauvre  bete ! 
Son  petit  änon  s'en   vient  apres, 
Oh!  vouin,  vouin,  vouin,  ha,  ha,  ha! 
Oh  !  inere,  etes-vous  morte  ? 
Voui  kene! 

—   Oh !  non,  non,  je   ne  suis  pas 
Fuisc^ue  je  parle  encore.       [mort[e] 


0  Remarquer  ces  deux  formes  milstxs  et  mü^  =  morte.    Cette  demiöre 
'^  la  forme  nuuculine.    L^änesse  r^pond  :  Je  ne  suis  pas  mort. 


25r, 


Cbants  patois  jurassiens 


ö  vwT,  vVT,  vwT,  hä,  hä,   hä 
ö  Dyfi,  i  n'  ßoe  p'  mü9 
vwi  kgn ! 

mö  pt^-l-gnö,  s'tA  m'  vö  krgr 
e  t'  föt-älf  t;fri  rnjter. 
t;f5  l'njt^r  ä  ^rive 
ö  vwT,  vwT,  vwT,  hä,  hä,  hä ! 
d§vö  85  ^kritüre ') 
vwi  k§n! 

ekrive,  inSsyB  l'ngtgr, 
ikriv§  8Q  k'i  vö  dikto. 
i  b^ye  &  m5  pte  -lenö 
ö  vwT,  vwT,  vwT,  hä,  hä,  hä ! 
m^  küd  e  mez-äräya, 
vwi  ken  ! 


Oh!    non,  je  ne  suis  pas  mort 

MoD  petit  anon,  si  tu  me  veux  cfo 
II  te  faut  aller  chercher  le  nota 
Qnand  le  notaire   est  arriv6 

Avec  Bon  ^critoire. 

Ecrivez,  monsiQur  le  notaire, 
Ecrivez  ce  que'je  vous  dicte. 
Je  doone  a  mon  petit  anon 

Ma  qaeue  et  mes  oreilles. 


S  se  m5sy6  ka  s5  prezS  A  ces  messieurs  qui  sont  pres« 

ö  vwT,  vwT,  vwT,  hä,  hä,  hä  ! 

le  ptxü  di  t;^ü  p§  bwär  Le  troa  du  c  .  .  .  ponr  boire ! 

vwi  ken ! 

(Pierre  Caillet,  ne  en  1827,  Alle.) 


190. 
Yoici   mainteoant  la   Version,   bien   plus  compl^te,   de 
Bi^trix  (Op.  CiL,  p.  35—37): 

Le  Teichtäment  de  Tainasse. 
Le   Testament   de    Tänesse. 


Mai  mere  ut  tchoit  dains  in 

[borbet 
H^lais!  lai  pouere  b6te! 
Son  ptet  ainon  s'en  vait  de- 

[geain*): 
HSlais !  hi,   hi,  helais  hi  hau ! 
Mai  mere  etes-vous  mouetche 
Hi  haine ! 


Ma  mere  est  tombee  dans  un  bo 

[biei 
H61as!  la  pauvre  bete! 
Son  petit  änon  s'en  va  disant : 

Helas!  hi,  hi,  helas.  hi  hau! 
Ma  mere  etes-vous  morte? 
Hi  haine! 


*)  Le  latin  -oria  =  -ür»:  m^txär^  (mächoire) ;  qtx^mür?  (öcumoii 
txiilr^  (latrines) ;  h^xnürd  (bassinoire) ;  txdsürd  (litt,  ^chassoire",  ficelle 
bout  d'un  fouet). 

2j  Cette  forme  d^ji  du  participe  präsent,  n'est  pas  habituelle;  oi 
plutöt  dyf.  (Cf.  Arch.  VII,  n"  167,  str.  5.)  Y  a-t-il  peut-etre  une  influei 
du  fran^ais  disant?  Le  präsent  indicatif  est:  i  di,  t9  di,  (dt,  nfdyä,vfdi 
?  dyä. 


ChaDts  patois  jurassiens 


257 


—  0  non,  non,  non,  mon  ptet 

[ainon, 
Fat  allai   tyery  l'notalre. 
Tyaind    lo  notaire  feut  airrive 
HSlais !  hi,  hi,  h^lais  hi  han ! 
Aivö  8on  ^cretoire  *) 
Hi  hihaine! 


3. 


4. 


€>. 


—  Oh !  non,  non,  non,  mon  petit 

[änon, 
[II]  faut  aller  querir  le  notaire. 
Quand  le  notaire  fot  arrive 

Avec  8on  6critoire. 


—  £crivaiz  et  r^crivaiz  .  —  Ecrivez  et  r^crivez 

(^o  qne  mai  m^re  vos  dicte.         Ce  qne  ma  mere  voas  dicte. 

—  Hü  i  te  baye  mon  pt6t  ainon,  —  Ho  !  je  te  donne,  mon  petit  änon, 
HMais!   hi,  hi,  h^lais  hi  han! 

Mai  t^te  et  mes  arayes  Ma  tete  et  mes  oreilles. 

Hi  hihaine! 


Y  baiye  ai  monsieu  lo  tyurie 
Mai  qaone  po  einne  aspergesse.  ^) 

Y  baiye  ai  monsien  lo  shiaivie  *) 
Heiais!  hi,  hi,  hälais  hi  han! 
Po  y^t  mai  driere  Uce. 

Hi  hihaine ! 

Y  baiye  ai  monsieu  lo  notaire 
£n  dyige  d'hennoraire 

0  y  y'y  baiye  mes  sabbats, 
Heiais!  hi,  hi,   h^lais  hi  han! 
Po  yi  servy  de  goblats 
Hi  hihaine! 

0  y  yi  baiye  mes  sabbats 
Po  yi  servi  de  goblats. 
Ai  ces  Messieurs  que  m'6coutant 
Heiais!    hi,  hi,  helais  hi  han! 
Totes  les  vertus  de  Taine 
Hi  hihaine! 


Je  donne  k  monsieur  le  eure 

Ma  qaeue  pour  aspersoir. 

Je  donne  ä  monsieur  le  saoristain 

Pour  lit  ma  derniere  litiere. 


Je  donne  a  monsieur  le  notaire 

£n  guise  d'honoraires, 

Oh !  je  lui  donne  mes  sabots 

Pour  lui  servir  de  gobelets. 


Oh !  je  lui  donne  mes  sabots 
Pour  Ini  servir  de  gobelets. 
A  ces  Messieurs  qui  m'ecoutent 


Toutes  les  vertus  de  Täne ! 


Et  M.  Bi^trix  ajoate: 

cToujours  rhiatoire  de  Vaittraipe  ä  boutf 


M  Nous  avons  ici  le  mut  fran^ais  (Cf.  n**  189,  str.  3). 
^)  C'est  la  premK^re  et  unique  fois  que  jo  rencontre  ce  niot,   <|ue  M. 
*^taix  ne  donne  meme  pas  dan»  son  Diciionnaire  patois-ajoulot  (Manuscrit 

')  Le  xicl9  (Ajoie),  xivl9  (Delemont)    est   proproment  cehü  qui    a  la 
le  r^glise,  le  clavier;  lat.  clave  —  if  et  x^.  —  M.  Biötrix,  dans  son 


«Vef 


V 


'^^^ionnaire  peUois-ajotdot,  donne  au  mot  shiaivie  (i^vU)  le  sens  de :  clavier, 
^^*^e-clef;  Guelat  donne  aussi  au  mot  x^vu  (xqv}9)  le  sens  de :  clavier, 
''^^^gmller. 

17 


258  Chants  patois  jurassiens 

«Nons  pourrions  relater  bien  d'autres  pi^ces  de  meme  geore ; 
mais  nous  pensons  qu'en  voilä  d^jä  bien  assez  pour  donner  une 
idee  süffisante  des  malices  que  se  permettaient  nos  vieux  Ajoulots. 

«On  chantait  cela  —  les  jeunes  gens,  cela  va  sans  dire  — 
ä  gorge  deploy^e,  sur  champs  et  pr^s,  aa  temps  des  moissons 
et  des  fenaisons.  Une  vieille  tante,  morte  il  y  a  une  vingtaine 
d'ann^es,  ä  Tage  de  88  ans,  nous  racontait  que  lorsque  les  chan- 
tears  arrivaient  au  dernier  couplet,  les  jeunes  fiUes  se  bouchaient 
les  oreilles  en  criant  de  toute  leur  force  :  he,  h^,  h6,  h6 !  pour 
ne  pas  m^riter  leur  part  du  cadeau.  On  voit  que  la  malice 
n'excluait  ni  la  bonhomie,  ni  la  gati6.» 


Tout  enfant,  je  me  rappelle  avoir  chante,  ä  Lausanne,  le 
premier  couplet  d'une  chanson  analogue,  dont  malheureusement 
je  n^ai  jamais  connu  la  suite;  la  voici  teile  que  ma  mere  me 
Ta  apprise: 

Moderalo. 


i 


* 


qtfcifc 


^ 


f^— h — |V 


LTine    est    tom  -  bö    dans    le    bour-bier,    Et     ron  -  ii  -  fi     et 
^       Plus  vif. 


f-jY]^Tj]±.t.L-iv-^8^E^ 


ron  -  fa  -  fji.  La  paii-vre   bete  estmor-te,     bi  -  ha,    bi  -  ha,    hi- 


ha!      La   pau-vre  bete  est  inor-te,      hi  -  ha,    hi  -  ha,    hi  -  ha! 


191. 
1^  txiovr  ez-ädyäs.  La  chfevre  aux  audiences. 

(Patois  de  Porrentruy) 
Vif  et  gai. 


p^-f-i^J^h^^ 


^^^ 


^^ 


t=*r 


n^z  -  §  -  vT        §n    nwär  txiovr,  l'ä  byä-txa       mi  -  ta  -  nS.     §1 


T-T-r^W^^^^^^-^^^^E^ 


s'ät-ä-l^   f ^  -  r§        ä     tA'&- txi  d^  iiö   djä.    vw^-tl9    I§,  vwä-li     1^ 


[_j:  ji  j'  n^^äi 


txiavr  d'i  grä-  1-ä  -  tä  -  do  -  mä. 


Cliants  patois  jurassieus 


259 


J..    n^z-evT  eo  nwär  txiavr, 
l'ä  byStx9  mitanS. 
el  s'ät-äl^  f^re 
ä  t^jfdetxi  da  nö  djS. 
vweti8-le,  vwäli  IS  txwvr 
dt  grä-l-StädamS. 

"2.    el  s'ät-äle  fore 

ä  tj^oetxi  dd  nö  dja. 
el  i  e  mSdjia  T  txö 
kd  viye  sT  sS  fra. 

3.  el  i  e  mSdjid  T  txö 
ko  väye  sT  sS  frS; 

el  i  e  mSdjia  en  larbäta 
k'5  väye  dü9  fwa  te. 
fite. 

4.  el  i  e  mSdiia   en  larbät 
k'ä  väye  dü9  fwä  tS. 
el  ät-SvU  Site 

c  c 

pe  dv5  1^  yüdtnS. 
Etc. 

5-         ^1  ät-evü  Site 

pe  dvS  1§  yü9tn6. 
i][^  ^1  fce  ez-ädySs, 
s'ä  ^ate  xU  X  bS. 
Etc. 

tjfg  el  foe  ez-ädySs, 
s'ä  8ldt§  xü  T  bS. 
el  e  f|  T  pa  po  1^  djtidja, 
du  p2  1§  ytiatnS. 
Etc. 

^1  e  fe  T  pä  P9  1^  djüdja 
iü  p§  1§  yüatnß. 
Sl§  fe  T  pnäO  d^gegel^) 
jpj  mösyö  1^  serdjS. 
Etc. 

•  ^i  ?  ^g  Y  pnä  d'gegel 

"J^  mSsyÖ  lg  serdje. 


Noos  avions  une  noire  chevre, 
Elle  est  blanche  maintenant. 
Elle  s'est  allee  fourrer 
An  jardin  de  «nos  gens». 
Voyez-la,  voilä  la  chevre 
D'un  grand  entendement. 


Elle  y  a  mange  iin  chou 
Qui  valait  cinq  Cents  francs. 


Elle  y  a  mange  une  herbette 
Qui  en  valait  deux  fois  [au] tan t. 


Elle  a  ete  citee 

Par  devant  le  lieutenant. 


Quand  eile  fut  aux  audiences, 
[Elle]  s'est  assise  sur  un  banc. 


Elle  a  fait  un  pet  poar  le  juge, 
Deux  pour  le  lieutenant. 


Elle  a  fait  un  boisseau  de  crottes 
Pour  monsieur  le  sergent. 


')  Le  pnät  le  penal^  est  une  ancienne  niesure,  un  boisseau.  Dans 
Ytv%i^*]j^  de  Bale,  le  pnd  di  prh  (boisseau  du  prince-evOiiuei  ctait  pluw 
grt^^  que  celui  de  Berne. 

*)  Les  gigfl  sont  les  excrements,  les  crottes  dt»  chevre  ou  de  mouton. 
Ce^t  le  Bobriquet  des  gens  de  Courtetelle. 


260 


Chants  patois  jarassiens 


el  e  f9r§  sS  eküan*) 
ä  t/ü  d9  TekrivS. 
Etc.  ' 

el  ^  fgre  85  ekü9n 
ä  t/ü  da  l'ökrivß. 
fi  rtriS  85  eküon 
remwäne   da  l'5gS. 
fetc. 


Elle  a  foorr^  sa  corne 

Au  cul  (de  l'6crivain)  du  greffier. 


En  retirant  8a  corne 

Elle  a  ramen^  de  Tonguent. 


C'est  pour  frotter  les  levres 
A  oeux  qui  m^icoutent. 


10.    S  rtirS  85  eküQn 
remwäne  da  TSgS. 
s'ä  p2  fräyia  le  levr 
^  86  ka  m^ekutS. 
Etc." 

(M™«  X.,  Porrentruy.) 

M.  A.  Bi6trix  (Chansons  patoises,  p.  29—32)  donne  nos 
Btrophes  1,  3,  5,  6,  7,  8,  9,  10,  sans  variantos.  II  les  accom* 
pagne  de  commentaires  dont  noas  extrayons  ce  qui  sait : 

«Cette  sottie,  que  nous  nous  garderons  bien  de  traduir^ 
textuellement  en  frangais,  et  pour  cause,  est  depuis  le  premier 
au  dernier  mot  empreinte  d'une  malice  extreme. 

«C'est  rhistoire  d'un  gendre  qui  paratt  n'avoir  pas  vecu  ei^ 
trfes  bonne  intelligence  avec  nos  dgens,  seit  le  p^re  et  la  m^r^s 

de  sa  femme.    Sa  ch^yre  ayant  fait  une  escapade  dans  le  jardia 

ils  lui  firent  des  mis^res  k  ce  sujet.  La  mani^re  d'ävalaer  L  ^ 
dommage  cause  indique  d6jä,  par  son  exag^ration,  le  prix  re^^ 
qu'il  y  attachait.  II  laisse  le  sein  k  sa  bete  elle-mSme  de  p^«^ 
der  sa  cause,  et  Ton  vient  de  voir  de  quelle  fagon  änergiqL:=:s 
eile  s'en  acquitte.  Cette  ch^vre  de  grand  entendement  •^■— 
parait  pas  avoir  etä  desayouSe  par  son  mattre,  qui  aurait  jg^j 
toutefois  nous  dispenser  de  Vonguent^  nous  qui  ne  fdmes  po  ^k. 
rien  dans  cette  affaire. 

«On  doit  neanmoins  conyenir  que  Tauteur  n'etait  pas  plwLz 
bete  que  sa  ch^yre.  C'est  bien  \k  Tesprit  caustique  et  malin  (Z  i 
yieil  Ajoulot.» 

192. 
MSme  sujet. 

(Patois  de  Courgenay) 
GaiemetU. 


i 


^ 


HF 


^ 


*=ti= 


8    y'^  ■  v^t   -    §  -  na     txio  -  vro     k'^l    ^    mfi  -  djTo   1$  txp, 

')  L'  «  prosth^tiqae  ne  se  trotive  d'habitude  pas  au  singulier.  Od  dit 
sf  kü»n  (Ajoie),  s^  k^»n  (Delemont)  =  sa  corne;  mais  s^^-fitfiM  (?i^ii> 
(Cf.  n»  192,  Str.  6  et  193,  str.  3). 


Chants  patois  jurassiens 


261 


Vnn>  [t=^^^:ru:l 


^ 


tzö     di     pr^  -  zi  -  d£. 


Ql     $     dTä  -  Ol  -   da  -  mä,   mQ 


^T-ZfÜJ-U 


i 


3Ss: 


=tf=t: 


txidvr,  ^1     ^    dM'ä  -  tä 


da 


2. 


G. 


.   ^  y'  evet-eii  txidvra, 
k'gl  e  m8dji9  le  txö, 
le  txö  di  pr^zidS. 
el  e  d'  rStSdomS,   me  txidvr, 
^l  l  d'  l'StSdomS. 

c        c 

Jd  prezidS  le  fez^  f  sit^ 

pe  dvS  tu  se  grö  di  tribunaL 

^1  rdtrfis^  8^  küd 
e  89  BidtS  xü  T  bS. 

Id  pr^zidS  le  köd&ne 
^  k^tr9-vS-dloj-&. 

t][9  me  txi9vr  ^ye  s^li 
el  SHtoe  8^  kü9n  ä  tyü  di 

[pr^zidS. 

tjjrS  ^l  r9tir^  8^  kü9n, 
el  ramwäne  d9  l'5gS. 
s'ft  P2  Sgrfxi9  16  dfi 
d9  ttt  8e  kd  m'g'kütS. 


mä. 
II 


y  avait  une  chevre, 
(Qa'elle)  qni  a  mange   les  choux, 
Les  choux  du  prteident. 
Elle  a  de  l'entendement,  ma  chevre, 
Elle  a  de  Tentendement. 

Le  President  la  fit  (k)  citer 

Par  devant  tous  ces  gros  du  tribunal. 

Elle  retrouBsa  sa  queue 
Et  s'assit  sur  un  banc. 

Le  pr^ident  la  condamna 
A  quatre-vingt-dix  ans. 

Quand  ma  chevre  entendit  cela, 
Elle  enfon^a  sa  corne  au  cul  du 
[prösident. 

Quand  eile  retira  sa  corne, 
Elle  ramena  de  Tonguent. 
C'est  pour  engraisser  les  dents 
De  tous  ceux  qui  m'ecoutent. 

(M.  Metthez,  institateur,  CourgeDay.) 


193. 

M6me  sujet. 

(Patois  de  Develier) 


f  y'  8v€  en  fWfi  en  txi9vr 
k'«v§'d^  l^atadms' 
|f  S'd'  l'StÄdamS,  mg   txl9vr, 
|1  l  d'  rstSdomS. 

i  ft  ^ytt  djttdji9 
Vi  Sr§  1§  kü9  k9p§. 
'  '    Etc. 

i  §  pitj|f§  8fc-ek!5an 
ft  tjütt  di  prezidS; 
fite:' 

ramw&o^  d9  l'5gS 
p$r  tg  Idz-^kütS. 
Etc. 


II  y  avait  une  fois  une  chevre 
Qui  avait  de  Tentendement. 
Elle  a  de  l'entendement,  ma  chevre, 
Elle  a  de  l'entendement. 

Elle  a  Qte  jugöe 

Qu'elle  aurait  la  queue  coupee. 

Elle  a  pique  ses  comes 
Au  cul  du  President. 

[Elle]  ramena  de  Tonguent 
Pour  tous  les  ecoutants. 


262 


Chants  patois  jurassiens 


5.    en  pwän§  do  gegel 
P9  peyl9  le  serdjS. 
Etc. 


Une  poign^e  de  orottes 
Pour  payer  Jes  sergcnts. 


(Jean-Baptiste  Joray,  ne  en  1807,  Develier.) 


On  me  permettra  de  citer  enfin  la  version  donnäe  dans 
VAlmanach  des  Bonnes  gens  du  Pays  de  Montbdiard  (ann6e 
1895)  sous  le  titre  de: 

194. 
Lai  Tchievre  de  Bertrand. 
(Vieille  chanson  du  pays  de  Montbeliard) 
AlUgretto  gaiement. 


Utzrt: 


atzi^— L.JL 


EP   e  -  taie   t'i  -  ne   tchie-vre,     lai     tchie-vre  d'tchie  Ser- 
ben marcato. 


3E2E 


^ 


^ 


iW4^'^^ 


3^ 


-:i"-3r 


trand,    tire  lire  tire,  tire  lire  tan.    Qu'ai-vaie  main-dgie    in     tchö 
marctUo. 


que 


*^s 


i-  i''  J  r  j'U 


va-yaie  bin  cent  fraocs,  tire  lire  tire,  tire  lire  tan.    •    Elle  ait   d'len-ten. 


1 


^ 


s 


i 


d'len-ten,   niai  tchievre,  eil'  ait  d'len  -  ten  -  de  -  ment. 


El'  etaie  t'  ine  tchievre, 
Lai  tchievre  tchie  Bertrand, 
Tire  lire  tire,  tire  lire  tan 
Q,a'  aivaie  maindgie  in  tcho 
Que  vayaie  bin  cent  francs. 
Tire  lire  tire,  tire  lire  tan. 

Refrain 
Elle  ait  d'  Tentend,  d'  l'entend, 

[mai  tchievre, 
Elle  ait  d'  l'entendement. 

Q,u'  aivaie  maindgie  in  tcho 
Que  vayaie  bin  cent  francs, 
Tire  lire,   etc. 
Elle  fea-t-aissignie 
Dvaint  V  Juge  di  President 
Tire  lire,  etc. 


II  6tait  une  chevre, 

La  chevre  ohez  Bertrand 

Qni  avait  mange  nn  chon 
Uni  valait  bien  cent  francs. 


Elle  a  de  l'entend',  ma  ch^vre^ 
Elle  a  de  l'entendement. 


Elle  fnt  assignte 

Devant  le  juge  dn  President. 


ChantB  patois  jurassiens 


26a 


3.  Elle  fen-t-aissignie 
Dvaint  TJuge  di  President, 
Tire  lire,  etc. 

Elle  drossait  sal  quouetotte 
Et  s'  ch^tit  ohu  loa  bano. 
Etc. 

4.  Elle  drossait  sai  qaouetotte 
Et  s'  ohetit  chu  loa  banc, 
Tire  lire,  etc. 

Eir  fesit  des  diaidielles 
Poa  payie  les  sordgents. 
Etc. 

5.  Eir  fesit  des  diaidielles 
Pou  payie  les  sordgents, 
Tire  lire,  etc. 

Eir  piantit  ses  6coaones 
A  tia  di  President. 
Etc. 

6.  EU'  piantit  ses  eooaunes 
A  tin  di  President, 
Tire  lire,  etc. 

En  tirant  ses  ^couones 
Eir  raimenit  d'  l'ongaent. 
Etc. 

7.  En  tirant  ses  ecoaones 
Ell  raimenit  d'  l'ongaent, 
Tire  lire,  etc. 

(-'ä  poa  firoattai  les  lävres 
D'gä  qae  n'  sant   p6  Contents. 
Etc. 


Elle  dressa  sa  (petite)  qaeue 
Et  s'assit  sur  le  banc. 


Elle  fit  des  crottes 
Pour  payer  les  sergents. 


Elle  planta  ses  cornes 
An  cul  du  President. 


En  tirant  ses  cornes 
Elle  ramena  de  l'ongaent. 


C'est  pour  frotter  les  It'vres 

De  ceux  qui  ne  sont  pas  contents. 


Et  VAlvmnach  ajoute:  «Cette  chanson  faite  pour  narguer 
la  justice,  si  dure  aax  pauvres  gens  d'autrefois,  doit  etre  tr^s 
ancienne  et  originaire  de  notre  pays.» 


Modirato. 


195. 

Y  f  8ät§  gn  txievr  5  ii§t  t/tntxi. 

II  a  8aut6  ane  chevre  en  notre  jardin. 

(Patois  de  Courtedoux) 


\^*i  j'i:  '-L  j'r^pTTfg^^^^^^ 


y  ^  sa-t^  §n  txievr    a     n^t    t.r*  -  txi,    y§,      sa-tQ  §n  txiovr   ä 


264 


Chants  patois  jurassiens 


/^  j-  j-  ,1  j'  j-  jlM-1  r  j  n^-i-i-J: 


n^t  t;tr<)&-txi,    k'§   m^djia   s^-l^dje    §    p§r-xi.  dyidya,  bwär-djiar,  ö 


rrrrr^?^=g^rr77^ 


1^     1^     1?,  dyfdye,  bwär-dj9r,   1$  tä    s^ä    v^! 

1.  y  ^  8&t§   en  txidvr  S  ngt  [II]  (y)  a  saate  nne  ohevre  en  notre 

[tjjfcBtxi  (bis)  pardiiiy 

k'e  inSdjT9  sel^djo  ^)  ^  perxi.  Qai  a  mangä  salade  et  persil. 

dyXdya,  bwärdjiar,  ö  le,  ]|,  le !  Joae  da  violon,  bergire,  o  la  la  la! 

dyXdya,  bwärdjiar,  lg  tS  s'S  v^!  Jone  da  violon,  bergere,  le  temps 

[s'en  va! 

2.  kSper  lg  lü  l'&le  tr§vg  (bis)  Compire  le  loap  Talla  trouver. 
—  k^mer  le  txlQvr,  Sbr^sl9-md.  —  Comm^re  la  chevre,  embrassez- 

dyTdya,  etc.  [moi. 

3.  —  köpgr  lg  lü,  i  n'özarö;  (bis)  —  Compere  le  loap,  je  n^oserais; 
s'ä  lg  bwetxä')  k'ä  m5  emi.  C'est  le  boac  qai  est  mon  ami. 

dyXdya,  etc. 

4.  y  S  §t-evü  trä  be  txavri,  (bis)  J'en  ai  ea  trois  beaax  chevreaiix, 
yiin-ä  mw&n,  Tätr  ä  b^yi.  L*an  aa  moine,  Taatre  aa  bailli. 

dyTdyo,  etc. 

5.  Tätr  ä  k^pusT  e  föyi  (bis)  L^aatre  aa  capacin  ä  Fahy. 

dyldy»,  etc. 
^Keiie  Studer,  de  ConrtedouX;  ä  la  eure  de  Bressaucourt.) 


J'ai  retrouvS  cette  chanson  k  Courtedoux  mSme;  les  trois 
Premiers  couplets  sont  semblables ;  Yoioi  les  variantes  des  quatri^me 
et  cinqui^me. 


4.    y  5  gt-^vti  trä  b^  txavri ; 
y  S  e  b^yiö  un-ä  b^yi. 
dyTdyo,  etc. 

5.    ^i^pö  l'ätr  ä  t/ürlo  d'  fgyi, 
i  pö  l'ätr  ä  rwä  e  peri. 
dyTdy»,  etc. 


J'en  ai  ea  trois  beaox  cheyreaox; 
J'en  ai  donn^  an  aa  bailli. 

Et  pais  l'aatre  aa  oarä  de  .Fahy, 
Et  pais  l'aatre  aa  roi  k  Paris. 


(Marianne  Guenin,  n^e  en  1813,  Courtedoux.) 


^)  C'est  le  mot  ajoulot  pour  salade.    DeI^.mont  dit :  d'lf  ßäläd». 
>)  Le  mot  ordinaire  est  bfk  —  bouc.    Remarquer  la  formation  jrr^gu- 
liere  du  diminiitif :  bwitxä. 


Chants  patois  jurassiens  265 

196. 

$  Yoz-ä  bT  ^jia  ...  II  yous  est  bien  ais^  .  .  . 

(Patois  de  Fahy) 

I  vöz  ä  bX  ejidy  m^  mer,  II  voas  est  bien  aisä,  ma  mere, 

e  vöz  ä  bT  ^jia  d^  djäz§.  11  vous  est  bien  aise  de  parier, 

vg  kütxTd  d^vö  m6  per,  Vous  couchez  aveo  mon  pere, 

vj  djäze  tS  k'  vg  vjyg  Vous  jasez   tant   que  voas  voulez. 

e  yüp  säsä!  m^  püor  vej9,  Et  youp  sasal   ma  pauvre  yieille, 
detx&sio  Yö  sabä!  Dechaossez  vos  sabots! 

(Emile  Daumont,  n6  en  1864,  Fahy.) 

197. 

T  djwe  ke  nö  bf  rbi .  .  .  ün  jour  que  nos  brebis  . . . 

(Patois  de  Courgenay) 

2.    T  djw^  ko  nö  b^rbi  Un  jour  que  nos  brebis 

ftT  ttt  e  l'ötä,  Etaient  tout[e8]  ä  la  maison, 

nöz-S  dfxikdten  ^n  Nous  en  d^chiqaetames  nne 

Stro  n^  U  Oargantua.  Entre  noas  les  Gargan tna. 

2.  t/S  s'a  k'  me  mer  la  seve,  Quand  (c'est  qne)  ma  mere  le  sat, 

^1  mo  füdt^:  Elle  me  foaetta: 

XJfi  s'ä  k'  m5  per  l'e  sevü,  Quand  (c'est  que)  mon  pere  l'a  su, 

^  m'S  g  fgtti!     '       '^     '  II  ni»en  a  f .  .  .! 

(M.  Metthez,  instituteur,  Courgenay.) 

198. 

mo  pfr  ^  m^  mer  .  .  .  Mod  pere  et  ma  m^re. 

(Patois  de  Fahy) 

mS  per  e  me  mfr  Mon  pere  et  ma  mere 

t;^  ii'e  d'^yT  ptt  d'  pS,  Quand  ils  n'avaient  plus  de  pain, 

ä  s'  pTsT  If  t/dex  IIa  se  pingaient  les  cuisses 

ptt  8*pe6§  1§  ä.  Pour  se  passer  la  faim. 

(AmM^e  Etienne,  ne  en  1845,  de  Fahy,  ä  Courtemaiche.) 

199. 

y'§  $n  b^tät .  .  .  J'ai  une  petite  bete  .  .  . 

(Patois  de  Courgenay) 

y'l  en  b§tät  dS  me  t/lilat; 
tjfS  i\  düo,  i  1^  revwäyd, 
i  le  prS,  i  1^  rv»r9, 
^1  m9  fö  kräv^  do  rlra. 


266 


diants  patois  jurassiens 


200. 
t/5  s'ä  k'i  etö  djüenä.  .  .  Quand  j'^tais  jeunet 

(Patois  de  Courgenay) 


Gai, 


|t.t<?  s'ä   k'i     #   -    tö  djüo  -  näj     i      pi  -  xö  ütr       1#    mü  -  rä ; 


^^ 


JJ.J!  j!  ,1 1  jT^^jfrxTfl 


m6  mit-n?    k'i    8(fe    v^-yä,    i     pix    do  -  xü    m§    sä-bä. 

1.  t/^  s'ä  k'i  etö  djüanä, 
i  pixü  ütr  le  inUrä; 
m6  initnS  k'i  sOe  veya, 
i  pix  ddxü  lue  säba. 

2.  t;^e  s'ä  k'i  eto  djüanä, 
niö  /öträ  ^)  et^  rwädä  ^) ; 
me  mitnS  k'i  soe  veyä 
e  ii'  fe  pü  ka  b  korbä. 

201. 

Meme  sujet. 
I  Patois  de  Trainelan-dessus) 

t/e  y'etö  djün, 

i  pixT  ämä  ^)  le  pwär^  *) ; 

mitnS  k'i  sii  veye, 

i  pixe  xü  me  sabo. 

(Benedict  Rössel,  aux  Iteussilles.) 


202. 

f  in'ä  svT  k'y  eto  djüenäte  .  .  . 

II  m'en  souvient  que  j'etais  jeunette 

(Patois  de  Delemout) 


^::mmj^rT\jjYm^ 


§    m*ä  Hvi    k'y$-tö  djüa-natd,    k'i    pra-tö    mS     lüs-tü-krü. 


)!=g= 


^^^^^^^m 


i>*     ^     JL 


ine    mit-n(^    k'i    s(i?   v^-yÄta,  dfia  sq   bni!  fiB  n'ä    vdfe  pü. 


*/  sifflet;     *)  roide,  raide;     ^)  en  haut;    ♦)  paroi. 


Chants  patois  jurassiens 


267 


i  m'S  8vT  k'y  etö  djtianäta 
k'i  prätö  mö  lüstükrü. 
mS  mitnS  k'i  soe  veyäta 
dü9  8e  bni!   nu  n'ä  vcb  pü. 

(Joseph  Rais,  fossoyeur,  Del^mont.) 


203. 

mo  per  ^  m^.  mer  .  .  .  Mon  p^re  et  ma  mfere  . 

(Patois  de  Boufol) 


^^^ 


#rt  c  I"  r 


mo  p^r  Q  mQ  m#r  sa    b^  -  tl    txiX  nü,  Tsüa-  tä    da    md  p#r   $- 


^ 


i: 


tr^p   m^    m^r     ä     t.rti. 


m5  per  e  nie  mer 
89  betT  t^VL  nü, 
1'  süatä  ^)  d9  m5  per 
etrep  me  mer  ä  t)r\l. 

(M.  Chevrolet,  n6  en  1865,  Bonfol.) 


204. 
i  vöröjirav^rö... 
Je   Youdrais,  je   revoudrais 
(Patois  de  Del^mont) 


^^g 


:lS=t 


:t 


i     v$  -  r?,     i       r»  -  vjj  -  rö      ka    tö    d§    fopx     S     in§  röa, 
*i      s      .  T r^ t-i = ^^^ 


F??=mr^-q:^=c=F^^^'^ 


i    b^yo-rö    bi    sät  •  ö  -  t^ü  ko    to    n^   fa»x    H    mo  trü. 

i  vgrö,  i  r9vorö 

k9  t5  ne  fcex  5  me  rö9,  *) 

i  bey9rö  bT  sSt-etjKii 

k9  t5  ne  fcex  a  m5  t;^ü. 

(M"«  C.  C,  nee  en  1840,  Delemont.) 


1)  MtOD,  trique. 

*)  Du  latin  riga  =  sillon,  raie  (Arch.  Uly  p.  215,  n^  8,  str.  5). 


268  ChaDts  patois  jurassiens 

205. 

lebfxät^)...  Lesfilles... 

(Patois  de  Vendlincourt.) 

le  bex&t  k'S  1§  fwdr 
n'5  p9  Ij  t/ü  \r2  nä, 
^1  S  de  gXgornä') 
ittre  lö'dü  /öträ»). 

(M.  X.,  Vendlincourt,) 

Un  compatriote  yaudois,  6tabli  depuis  30  ans  ä  Paris, 
chantä  rannte  derni^re  un  couplet  analogue.  La  compara 
pouvant  Stre  interessante,  je  me  permets  de  le  transcrire 
bien  que  le  patois  vaudois  ne  rentre  pas  dans  le  cadre  de  < 
etude. 


206. 

Toutes  les  filles. 

(Patois  de  Pompaples) 


^JHJz^£fa-3n:-J'l  j;  J'-?=?^ 


t$-  t§    1#  %9  k'o   lä     rä-ßi    n'o  dzä-m#    1$    t;tü  bS    n 


Vo     ä  -  d^    kaö-t^^  grö-gä- 1^     ä  -  tra  -  mi    1§     du    sü-by^. 

t^tä  le  %a  k*5  lä  rata 
n6  dzämö  Ij  t;f ü  b5  ne ; 
rs  ade  kköt/^  grSgäl§ ' 
Strami  le  du  sübye. 

(M.  E.  B.,  Paris.) 


*)  Se  chante  sur  Tair  de  Yadine. 

«)  Grelot  (Cf.  Ärch.  III,  p.  264,  n^  1,  str.  18;  p.  265,  n«  2,  str. 

»)  Sifflet. 


269 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

Von  E.  Pinkenhofer  in  Zürich. 

Yermoge  ihrer  geographischen  Abgeschlossenheit  entwickelten 
sich  die  Entlebucher  im  Laufe  der  Jahrhunderte  zu  einem  Yolks- 
Bchlag,  der  in  Sitte  und  Sprache  gegenüber  den  Stämmen  der 
I^achbarschaft  nicht  nur  früher  manche  Abweichung  aufwies, 
sondern  von  der  ursprünglichen  Eigenart  vieles  selbst  bis  auf 
den  heutigen  Tag  bewahrt  hat.  Aber  seit  längerer  Zeit  durch- 
saust nun  die  Eisenbahn  das  ehedem  so  stille  Bergtal,  und  die 
modernen  Verkehrs-  und  Erwerbsverhältnisse  haben  sich  mit  dem 
glättenden  Einfluss  der  Volksschule  verbunden,  um  wie  ander- 
wärts, so  auch  hier  das  Volksleben  allmählich  seiner  Originalität 
zu  entkleiden.  Zum  Olück  für  die  Volkskunde  haben  aber 
schon  vor  mehr  denn  hundert  Jahren  die  Wägsten  und  Besten 
der  Talschaft  ihren  Ruhm  darin  gesucht,  Land  und  Leute  nach 
dem  Geschmacke  ihrer  Zeit  zu  schildern  und  die  Sitten  und 
Oebräuche  dieses  Hirtenvölkleins  wenigstens  in  Buchform  in  das 
neue  Zeitalter  hinüberzurettcn. 

Der  würdige  Kirchherr  zu  Schüpfheim,  J.  Xaver  Schnider 
von  Wartensee,  schrieb  1781  eine  „Geschichte  der  Entli- 
bucher"  *)  und  widmet  in  deren  zweitem  Teil  (S.  133  ff.)  auch 
den  Lebensgewohnheiten  einen  eigenen  Abschnitt.  Vom  nämlichen 
Verfasser  stammen  auch  drei  Hefte  „Beschreibungen  etlicher 
Berge  des  Entlebuchs^  ^). 

Li  der  Ueberzeugung,  „das  Entlebuch  sei  merkwürdiger 
durch  seine  Personifizierung  als  durch  seine  Naturgeschichte  und 
Landwirtschaft*',  liess  F.  J.  Stalder,  Pfarrer  in  Escholzmatt, 
1797  als  Ergänzung  zu  den  Arbeiten  Schniders  „eine  vollständigere 
Charakteristik  der  Einwohner  selbst,  ihrer  Sitten,  Gebräuche 
and  Feste*'  erscheinen.  Es  sind  die  bekannten  ^Fragmente  über 
Entlebuch''  ^.  Stalder  kennt  seine  Entlebucher  durch  und  durch 
und  sucht  unter  den  Titeln  „Ihr  Ehrstolz,  ihr  Freiheitssinn,  ihre 
Anhänglichkeit  an  ihr  Land  und  Ihresgleichen,  ihr  Frohmut  und 
Leichtsinn,  ihre  freundschaftliche  Geselligkeit   im  Umgange   mit 


»)  Luzem  (Salzmann)  I.  Teil  1781,   II.  Teil  1782.    —    h  Luzern  1783 
und  1784.  -  »)  Zürich  (Orell)  I.  Teil  1797,  IL  Teil  1798. 


270  Sprüche  uod  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

Fremden,  ihr  Witz  und  ihre  Geistesanlagen ^^  auch  Ferner- 
stehende  mit  den  guten  und  weniger  guten  Eigenschaften  seiner 
Lieblinge  vertraut  zu  machen.  Auch  die  tägliche  Beschäftigung, 
das  Eiltgehen,  die  Gymnastik  und  die  Volksfeste  kommen  in 
eigenen  Kapiteln  zur  Sprache,  so  dass  es  unschwer  hält,  Land 
und  Leute  in  weitgehendem  Masse  kennen  zu  lernen,  ohne  je 
am  Strande  der  Entle  verweilt  zu  haben.  Doch  beschränkt  sich 
Stalder  in  seinen  Schriften  auf  die  ungebundene  Redewebe.  Die 
Volkspoesie  ist  nur  durch  einen  gereimten  Liebesbrief  (I,  116) 
und  durch  einige  Possen  (Hirsmontagsbriefe,  II,  83)  vertreten.  Das 
Stalder'sche  Idiotikon  *)  befasst  sich  seiner  Natur  nach  erst  recht 
nicht  mit  solchen  Sachen. 

Mit  Schnider  und  Stalder  bildete  der  musikalisch  veranlagte 
Dekan  von  Hochdorf,  J.  Bernhard  Häfliger,  ein  zeitgenössisches 
und  gesinnungsverwandtes  Trio.  ^)  Hääiger,  der  Präsident  der 
Schweiz.  Musikgesellschaft,  bietet  uns  in  seinen  Liedersammlungen 
zwar  nur  eigene  Dichtungen,  muss  aber  hier  dennoch  genannt 
werden,  weil  1796  seinem  sangesfrohen  Herzen  das  in  der  ganzen 
Zentralschweiz  noch  immer  gern  gesungene  Lied  entquoll:  ,,Wa8 
sust  d'Schwytzer  bniuchid"*. 

In  Lütolfs  Sagen  ^)  ist  das  Entlebuch  ebenfalls  mit  einigen 
Nummern  vertreten,  aber  wie  schon  aus  dem  Titel  zu  erraten,^ 
fanden  Sprüche  und  Volkslieder  in  dieser  Sammlung  keine  Be — 
rücksichtigung.  Von  den  „Volksliedern  aus  dem  Kt.  Bern"- 
welche  in  diesem  „Archiv*^  V,  1  £P.,  zusammengestellt  sind  ^ 
werden  viele  auch  im  Entlebuch,  namentlich  in  dem  an  Beri^ 
grenzenden  Teil  desselben  gesungen,  so  z.  B.  von  den  auf  Seit»^  ^ 
3 — 6  registrierten  Gesängen  die  Nummern  7,  13,  18 — 23,  26,  31^ 
33,  35,  36,  39,  44,  45,  49,  51,  52,  53,  57,  60,  61,  64,  66—6^ 

*)  Versuch  eines  Schweiz.  Idiotikon  mit  etymologischen  BemerkuDge^B^ 
untermischt.  Aiirau  (Sauerländer)  I.  Bd.  1806,  IL  Bd.  1812.  Stalder  pub'  — 
zierte  ferner:  Die  Landessprachen  der  Schweiz  oder  Schweizerische  Diale  ^ä" 
tologie  mit  kritischen  Sprachbemerkungen  beleuchtet.  Aarau  1819.  424 
Schöne  biographische  Notizen  über  diesen  hervorragenden  Mann  finden  su^^ 
im  Jahrbuch  der  luzernisclien  Kantonaliehrerkonferenz,  1858,  S.  35  ö*.  n 
in  der  Allgem.  Deltscukn  BicKiRAi'HiE  Bd.  35.  —  ^)  Häf  liger,  geb.  1769,  gi —  - 
1837,  gab  1801  in  Luzern  eine  erst^  und  1813  eine  zweite  Liedersammli^^  ^ 
heraus.  Letztere  trägt  den  Titel :  Schweizerische  Volkslieder  nach  der  ]w^  ^ 
nerischen  Mundart.  —  Hier  erwähnen  wir  auch  In  eich  ans:  ,Drtt  Lie-^^^M' 
vom  alten  Sepp**,  Luzern  1844  und  „Lieder  vom  alten  -Sepp  in  Luzern» * 
Mundart**,  Luzern  1859.  —  ^)  Sagen,  Bräuche,  Legenden  aus  den  fünfürt«^*^ 
Luzern  (SchifTmann)  1862. 


Sprache  und  Lieder  aus  dem  Kntlebuch.  271 

luid  ^OD  den  mit  Melodie  versehenen  Stücken  die^  Nummern  1, 
2,  4,  5,  7,  8,  9,  12,  13,  18,  17,  18,  24,  26,  31,  34,  35,  37,  39,  40, 
41,  43,  46,  49-51,  54,  55,  57—59  und  66—70.  Das  Appen- 
zelleirlied  1,  S.  46  ist  allen  Zentralschweizern  und  daher  auch  den 
Entlebuchern  geläufig.  Als  Hilfsmittel  für  gesangliche  Produk- 
tionen  im  Familienkreise  dient  im  Entlebuch  noch  vielfach  das 
alte     ^Allgemeine  Schweizer-Liederbuch".  ') 

^Wenn  auch  vielleicht  etwas  hinterdrein,  so  kommt  doch, 
ungeachtet  der  verschiedenen  Vorarbeiten  auf  diesem  Gebiete, 
der  Freund  und  Sammler  des  Yolkskundlichen  selbst  heute  noch 
nicht  völlig  zu  spät.  Die  Entlebucher  verfügen  noch  immer 
über  einen  reichen  Schatz  von  urchigen  Sprüchen  und  melodiösen 
ReimeD,  die  noch  nie  veröffentlicht  worden  sind,  und  die  im  Inte- 
reaae  der  Volkskunde  verdienen,  der  Vergessenheit  entrissen  zu 
werden. 

Das  Material,  das  wir  nachstehend  verarbeiten,  stammt  fast 

Auaechliesslich   aus   der   Gegend   von  Marbach.     Wir   erlauben 

^^^    jedoch,   der  Sammlung  auch  einige  Stücke  einzureihen,  die 

Dicht  mit  völliger^  Sicherheit  als  entlebucherisch  bezeichnet  werden 

können,  die  aber  in  der  nächsten  Umgebung   dieses  Landes  ge- 

san^en  oder  gesprochen  werden  und  daher  den  Vormerk  ^Gäu" 

trag-eu.  —  In  Bezug  auf  die  Denkart  nähern  sich  die  Entlebucher, 

^^^    historischen  Ueberlieferungen  getreu,  mindestens  ebensosehr 

*'®*^     benachbarten  „Ländern**  als  den  übrigen  Luzernern.  '^)  Auch 

l^      3M[andart    zeigt   auffallende    Aehnlichkeiten  mit  derjenigen 

^^^rwaldens,   mit  welcher  sie  das  sehr  charakteristische  Dimi- 

Duü-V"   ili  (z.  B.  Böndüiy  Schätzili)  gemein  hat.  Das  /  der  Schrift- 

P^'^^ihe  klingt  im  Dialekt  nach  einem  Vokal   stets  wie  w,  z.  B. 

^***^     sieuty  Schäuili  statt  „alle",  „8tellt^  „Schellelein^ 

Es  ist  alter  Brauch  unter  den  Luzerner  Ortschaften,  einander 

^    ^^ gentlich  mit  Uebernamen   zu   begrüssen,   die  dem  Selbst- 

/^^     Ehrgefühl   der  Betroffenen    nicht   gerade   schmeicheln,  aber 

^^^Vl.   die   freundnachbarlichen  Beziehungen   nicht  wesentlich   zu 

^^«en  vermögen.     So  nennt   man   die  Sempacher  „Strau welle", 

y  ')  Allgemeines  Schweizer-Liederbuch.    Eine   SÄiumlung   von  570  •  der 

r|,^^^T)teBten  Gtesäuge,  Kühreihen  und  Volkslieder.    4.  Auflage.  (Aarau  und 

.  ^^H)   1888.    Von  den  im   Archiv  Bd.  V   S.  305  iX.   publizierten    Sprüchen 

^Bieren  im  Entlebuch  die  Stücke:    Meitili  bis  {^schider  etc.,  Meitli,  wenn 

*^^tate  Witt  etc.,   Der  Schnider  hed  etc.,   alle  S.  305.  —    ^>  Die  Luzeruer 

^^iren  alle  Urachweizer  als  „Länder"  zu  bezeichnou. 


272  Sprüche  and  Lieder  aus  dem  £ntlebuch. 

die  Hildisrieder  „Gertelhefti",  die  EscheDbacher  ^Frösche*',  die 
Raswiler  «Monjager'',  die  Neuenkircher  „Mützer^,  die  Neadorfer 
^Kabisstirzel",  die  Rainer  ^Mntschlidrücker*,  die  Erienser  ^die 
Wilden  vom  Pilatus*  oder  ^Räbenstirzel",  die  Horwer  «Haue", 
die  Ettiswiler  ^Mugge^  und  die  Grosswanger  „Fleuge",  daher 
der  derbe  Reim: 

P'Ettiswiler  Mugge 

Chönid  i  de  Wanger  Fleüge  i's  Födle  gugge. 

Yon  den  Hergiswilern  heisst  es  in  einem  Entlebncher  Tanz- 
liedchen : " 

S'isch  sohad,  s'isch  schad  für  d'Hergiswiler, 
Dass  si,  dass  si  hei  gross!  Mttler.  ®) 

An  den  Rootern  hingegen  will  man  etwas  zu  lange  Finger 
bemerkt  haben.  Wenn  sie  daher  als  Wallfahrer  nach  Einsiedeln 
kommen,  rufen  die  dortigen  Marktweiber  einander  zu:  „D'Router 
chönd!  D'Router  chönd!  D's  Lädeli  zu!  D's  Lädeli  zu!*  *^ 

Aber  auch  die  Bewohner  des  Entlebuch  erhalten  ihren  red- 
lichen Teil  an  diesen  luzernerischen  Liebenswürdigkeiten.  Schon 
ihre  Abstammung  ist  von  einem  etwas  zweifelhaften  Glänze  um- 
strahlt. Als  nämlich  der  Hergott  nach  Erschaffung  der  Welt 
noch  einige  Erdklösse  übrig  hatte,  schleuderte  er  sie  in  der  Rich- 
tung nach  dem  Entlebuch  fort,  verächtlich  dazu  sprechend:  „Gäbs- 
(drus)  was  wöll!^    Und  siehe!  Es  wurden  Entlebncher  daraus.  ^ *) 

Gehen    die    Schupf  heimer,    Hasler,    Doppelschwander    und 
Entlebncher    mit  Kreuz    nach  Romoos,  dann  schallt  ihnen  bei 
Einzug  vom  Kirchturm  herunter  der  Willkomm  entgegen: 

Bimm,  bumm,  behn! 
D'Schelme  sind  all  da!  ^*) 

^)  Die  Marbachor  setzen  dann  als  zweite  Strophe  regelmässig  hinzu  ^ 
SMsch  schad,  sMsch  schad  fQr  d's  Brune  Bäbi, 
Dass  es,  dass  es  d's  Jepli  verzehrt. 

(Ueber  e  Rain  abedrohlet  ist.)  Vgl.  Archiv  Bd.  VI,  S.  289.  — 
^^)  Aehulich  werden  die  Lunkhofer,  Kt.  Aargan,  charakterisiert.  V  ^ 
Kochholz,  Alemannisches  Kinderlied.  Leipzig  1857.  S.  62.  —  *')  Das  Gleic^s-l 
behaupten  die  Entlebncher  von  ihren  Landsleuten  im  Gäu.  —  ")  Die  nämÜcz^l 
Sprache  sollen  auch  die  Glocken  von  Werthenstein  führen,  wenn  der  Kr&*  'm^. 
gang  von  Sempach  in  dortiger  Kirche  seinen  Einzug  hält.  Die  KrettzgäiK=i£ 
(Prozessionen)  in  andere  Gemeinden  sind  namentlich  bei  der  Jugend  ^^t 
beliebt.  Doch  führten  sie  von  altersher  gerne  zu  Neckereien  und  Strem^i^ 
keiten  zwischen  den  Buben  der  verschiedenen  Gemeinden,  so  dass  vor  eiam^^'^ 
Jahren  ein  Knabe  von  Hildisrieden  gestand:  „I  gab  gern  mit  Krüz  uf  Nftd'r^ 
es  cheibet  öppis."   Vgl.  Archiv  Bd.  VI,  S.  152. 


.p.ucue  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  273 

Den  einzeloen  Gemeinden  des  Entlebuch  werden  vom  Volks- 
mand  folgende  Lieblingsbeschäftigungen  zugeschrieben: 

Z'Marbä 

Tili  si  d'Nidle  schlarpe, 
Z'Eschlismatt 

Faehre  si  Chäs  i  d'Stadt, 
Z'Sohttpfe 

Tüent  si  d'Nidle  dttpfe, 
Z'FlOeUi 

Windä  si  am  Fadesplieli, 
Z'HasU 

Hei  si  Fleisch  i  d'r  Asni  [Kamin], 
Z'Entlibuech 

Hei  si  Dräok  am  Taech, 
Z'Romoos 

Gäi  die  Junge  de  Alte  ne  Stoss. 

Zar  ferneren  Charakteristik  dieses  Bauernvölkleins  singt  man 
w-oit;   bemm: 

Entlibneoher, 
Brotversueoher, 
Birebe'isser, 
Hosesoheisser. 

Während  die  Auswärtigen  dieses  Signalement  auf  alle  Entle- 

bucbcr  anwenden,   glauben    die    Talbewohner  dasselbe  nur  auf 

jeiio     Ortschaft  beziehen  zu  müssen,  welche  der  ganzen  Talschaft 

den    D^amen  gegeben,  um  den  angetanen  Schimpf  abzuschwächen > 

teilo^  die   an  ihrer   nationalen  Ehre  Angegriffenen  den  übrigen 

^^^Hdelenten,    den    Gäuern,    ein    möglichst   geringes   Mass  von 

*^^®lligenz    zu.     Die    Gäuer  geniessen  insgesamt  den  Ruf,  ganz 

•'^Berordentliche  Liebhaber  von  Ziger  zu  sein.    Die  Wallfahrts- 

«ärclj^   hL  Kreuz   im  Entlebuch    hat    eine    prächtige  Lage    und 

*^»aut  von    einem  Hügel   aus  weit    in  die  Lande.     Betritt  nun 

^^  Oäuer  das  Tal  und  sieht  er  von  ferne  im  Strahle  der  Sonne 

^^  Kirchlein  erglänzen,  so  meint  er  einen  mächtigen  Zigerstock 

^^^  «ich  zu  haben,  eilt  freudetrunken  zu  ihm  hin  und  —  beleckt 

^^  Geissen  Eirchenmauern. 

Kicht  viel  hoher  als  die  Intelligenz  der  Gäuer  wird  von 
^«Ä  Entlebuchern  die  Moralität  der  östlichen  Nachbarn  geschätzt, 
^öm  sie  die  „Länder"  durchaus  dem  Teufel  verfallen  wähnen; 


18 


274  Sprache  und  Lieder  aus  dem  Entlebiioh. 

Z'hinterst  ufern  Schwändaberg  ^')  Er  nimmt  si  a  d'Gktble 

Nimmt  d'r  Tttfel  d'Länder  zweg.  Und  lat  si  versaple. 

Er  nimmt  ai  of  e  Totze  Er  nimmt  si  ofe  Tisch 

Und  hacket  se  wie  d'Erote.  Und  isst  si  wie  d'Fisch. 

Die  übrigen  Luzeroer  halten  aber  beide  Yölkeratamme  für 
wetterwendisch  und  unzuverlässig,  und  meinen  daher: 

D^Entlibnecher  und  d'Länder 
Gend  der  best  Kalander. 

Die  Entlebuoher  gelten  auch  sonst  als  Vertreter  eines  ur- 
wüchsigen Naturvolkes  und  als  glückliche  Besitzer  eines  konkurrenz- 
losen Appetites,  deshalb  der  Vergleich:  ^Er  ist  grob  wie  ein 
Entlebucher*^  oder  „er  isst  wie  ein  Entlebucher*.  Hinter  dem 
Rümlig,  einem  Bache  bei  Malters,  gibt  es  aus  dem  nämlichen 
Grunde  kein  Kopf-,  sondern  nur  Grindweh.  Die  Entlebucher 
selbst  taxieren  sich  als  nicht  sonderlich  feine  Leute  und  ge- 
brauchen ungescheut  die  Redewendung:  „D'Schärliger  Chüe'  und 
j,  Eschlismatter  Chalber  ^ . 

Dass   die   Luzerner  alle    insgesamt    „Katzenstreoker'^  sind, 
weiss   Jedermann.    Als  aber   ein  Luzerner  von  einem  Zürcher 
wegen   genannter   Titulatur  gehänselt  wurde,  fragte   er  seinen 
Widerpart  rasch   entschlossen,  ob  er  denn  wisse,  wie  weit  man 
bei   ihnen   die  Katzen    strecke.     Da   der  Zürcher  die  Antwort 
schuldig   blieb,   erklärte    der   Luzerner  mit  überlegener  Ruhe:. 
„Yo  Luzem  bis  uf  Züri,   damit  ene  d'Zürcher  is  Födle  blas^ 
chönid.« 

Zum  Zwecke  der  Abzahlung  beim  Spiel  bedient  sich  di^ 
Entlebucher  Jugend  etwa  folgender  Sprüche  und  Reime: 

Änege,  bänige,  doppos  tee,  Fade,  Nadle,  Fingerhuet; 

Tripns,  trapas,  trommele  me,         Sohnapfdi  -  Böndili,  die  si  gnet. 
Anke,  Bohne,  Schmauz  Aengili  gange  mit  d'r  Lieh. 

Habermehl  and  Sauz.  Husch,  Hasch,  Hagelnnss, 

Gager  ^*)  Vögili  nsä. 

Schnüerii  zöge,  Fäoili  >^)  glüpft. 
Da  and  da  bist  osä  pftttzt.  ^^) 

Wie   ein   erratischer  Block  nimmt  sich  der  folgende,  einer 


<>)  Schwendelberg  bei  Kscholzmatt.  —  <^)  UDfuhig,  herumhüpfend.  — 
<^)  FälleleiD.  —  ^^)  Plötzlich  herausfallen  oder  herausplatzen,  namentiich  auch 
beim  Lachen.    Vgl.  Archiv  Bd.  VI,  S.  294. 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  275 

fremdeo   Sprache   nnd   Kultur  ^^)   entlehnte   Zählreim  neben  den 
Produkten  alemannischer  Muse  aus: 

ün,  deux,  trois,  quatre,  Un,  deux,  changez-vous, 

Mamme  Lisel  vonlez-vate?  Mamme  Lisel  voulez-voos? 

H&lt  man  kleine  Kinder  auf  dem  Arm,  oder  schaukelt  der 
Yater  oder  Grossvater  sie  auf  seinen  Knieen,  so  werden  die 
Hebungen  und  Senkungen  xßit  dem  Sprüchlein  begleitet: 

Hüti,  httti,  Bössili!  Die  Erst  schnätzet  Chride, 

Z'Bade  ist  nes  Sohlössili,  Die  Zweit  spinnt  Side, 

Z'Rom  ist  nes  galdigs  Hus,  Die  Dritt'  tuet  d's  Tor  uf 

Es  luegit  drei  Mari6  d'rus.  Und  lat  die  heilig  Sunne  us. 

(Und  lacht  die  dumme  Buebe  us.)  ^^*) 

Es  steiht  nes  Buebili  a  der  Wand^ 
und  het  nes  Sohäuili  i  der  Hand, 
Und  wenn  es  de  tuet  chlingele, 
So  wei  mer  alli  z'Himmel  springele.  ^^) 

Mit  dem  letzten  Yerse  hebt  man  zur  bessern  Yeranschau- 
lichung  des  Gesagten  das  Kind  flugs  in  die  Höhe. 

Soll  das  Kind  schlafen,  so  wiegt  man  es  ein  mit  der  Strophe: 

Butti,  buttiy  soli!  Butti,  butti,  Wiegestrau; 

D's  Kindli  lit  im  Choli.    .  Brieget  d's  ühind,  so  lachet  d'Frau. 

Wollen  die  kleinen  Schreihälse  nicht  ruhig  sein,  und  ver- 
langen sie  irgend  ein  Geschichtchen,  dann  beginnt  die  Mutter  nach 
einigem  Besinnen  und  mit  einem  langen  Atemzuge:  „Es  ist 
einist  e  Ma  gsi,  de  het  wöue  es  Süppli  choche  und  du  ist  em 
d's  Cheuili    broche,    aber    d*s   Gschichtli   ist   no  nig  us.     Es  ist 

")  Bochholz  bringt  S.  114  einen  ähnlichen  Zählreim  und  glaubt  ihn  bis 
ins  Mittelalter  zivückverfolgen  zu  können.  Die  Ansicht,  dass  es  sich  um  eine 
EiDschmnggelung  durch  französischen  Sprachunterricht  bandle,  scheiot  ihm 
daher  nicht  richtig.  Zum  Vergleich  seien  aber  die  ähnlich  klingenden  Ritour- 
oclles  et  rondes  enfantines  Freiburgs  hier  angeHlhrt: 

Un,  deux,  trois,  (luatre 

Savary  m*a  voulu  battre 

M*a  donnö  un  coup  de  sa  cape 

Sa  cape  est  tombt^e  en  bas 

Pour  abattre  les  soldats,  etc. 
Nouvelles  Etrennes  Fribourgeoises  1895,  S.  160.  —  "•)  Vgl.  L.  Toblkb 
Schweiz.  Volksll.  II,  239  ff.  —  ^^)  Mit  wenigen  Abweichungen  ist  das  Sprüch- 
lein auch  in  UnterwaMen  gebräuchlich.  Verstümmelt  bei  Lütolf,  Sagen  S.  299, 
vollständig  nach  Un^rwaldnerart,  ebenda  S.  576.  Vgl.  auoh  Rochholz  S.  139 
and  Archiv  VI,  151.  282. 


276  Sprüche  and  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

einist^  und  dann  beginnt  die  Erzählung  immer  wieder  von  Torn, 
bis  die  Kinder  der  Geschichte  satt  sind.  *^) 

Das  Nikolausfest  (6.  Dez.)  haftet  als  Bescheernngstag  der 
jungen  Welt  tief  im  Gedächtnis  und   schon    lange  Torher  wird 
dieser  Heilige    mit  Bitten    um    hübsche   Gaben   bestürmt.     Die 
Mädchen  bedienen  sich  zu  diesem  Zwecke  der  Formel: 
Samichlaas  i  bitt  di,  Nit  nes  grosses,  oit  es  chlis, 

Schenk  mer  aa  es  Ditti.  Eis,'  das  Annebäbili  heisst.  '^) 

Um  herauszukriegen,  welche  von  den  angenähten  Knöpfen 
ehrlich  erworben  seien  und  welche  nicht,  zä^lt  man  dieselben 
der  Reihe  nach  mit  den  Worten: 

Liseli,  Liseli,  lauf! 

G'funde,  g'stohle,  kauft!  (Gäu.) 

Yon  Zahlreimereien  sind  folgende  in  Umlauf: 
D'r  Chüngilifranz  het  d'Hose  versprengt: 
Ei  tusig  achthundert  und  siebenezwänzg. 
oder:  Drtti  mau  siebe  si  einezwänzg. 

Siebe  mau  drüi  si  einezwänzg 
Ich  und  du  und  d'r  Heinilifränz. 

Es  chunt  ne  Rege,  Es  chömit  ftif, 

I  chan  ech's  säge»  Si  hei  LUs. 

Es  chömit  Zwe,  Es  chömit  sechs, 

I  ha  si  g'seh.  Si  hei  nes  G' wachs. 

Es  chömit  drei.  Es  chömit  acht, 

Si  hei  ne  Ring.  Si  hei's  g'macht. 

Es  chömit  vier,  Es  chömit  nttn, 

Si  hei  ne  Stier.  Si  springit  über  d'Zün. 

Es  chömit  zäh, 

Si  hei  nes  La  -*). 

Auf  dem    Schulweg    oder    auf   dem    Spielplatz    kommt    es 
zwischen    Knaben    und    Mädchen   hie    und   da   begreiflich  zu 
Sticheleien,  die  etwa  folgende  Gestalt  annehmen: 
Wei  beere,  wei  beere,  ^'^)  Es  llitet  Mittag, 

Wei  d'StUdili  la  stah.  Mit  de  Herre  i  d's  Grab, 

Wei  d'Meitschi  ufhänke  Mit  de  Buebe  i  d's  Wirtshus, 

Und  d'Buebe  la  gab.  Mit  de  Meitschene*  i  d^s   Schisshos 

(oier  Wäschhusj. 

'■')  In  Nidwaldon  hat  der  Text  folgende  gereimte  Fassung: 

l  will  d'r  eppis  erzelle 

Vom  e  neYwe  und  alte  Chelle. 

Der  neiw  ist  mer  verbroche 

.letzt  muesH  i  wider  mit  em  alte  choche. 
Vgl.  Archiv  Bd.  VI,  S.  288.  —  2«)  Vgl.  Archiv  Bd.  VI,  S.  292.  —  »M  Lehen.  - 
22)  Beeren  ablesen. 


Sprache  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  277 

Läng^,  länge  Isedraht,  Suri  Ankeminoh  and  blaui  Tinte^ 

finebe  laufit  de  Meitschene  na.      D'Buebe  schmöckit  wou  und 

d'Meitli  stinke.  ^^) 

D'Meitsohi  schmückit  wie  nea  Nägili 

Und  Buebe  wie  nes  Gägili. 

Eigili  guet  Oepfel,  git  eigili  guet  Schnitz; 
D'Buebe  si  öppis  und  d'Meitsohi  si  nix. 

Alli  Vögili  pfifit  schön  Alli  Btiebili  hätted  mi  gern, 

Sis  am  Sundig  z'Abed.  0  wie  bin  i  au  plaget.  ^^) 

In  der  Fastnacht  gehen  die  Kinder  maskiert  zu  Bekannten 
uod  Verwandten  und  sprechen  sie  um  ein  kleines  Geschenk  an 
mit;    den  Worten: 

X  bi  nes  arms  Scbniderli,  I  bitte  um  enes  Füferli, 

X  ha  nes  arms  Bei.  De  gan  i  wieder  hei. 

Kommt  die  Jugend  yom  Spiel  oder  von  der  Schule  nach 
HcL^sjase,  dann  bringt  sie  selbstyerständlich  einen  gesegneten  Appetit 
ini^  und  glaubt  ihn  alsogleich  befriedigen  zu  dürfen,  was  freilich 
nic^lmt  immer  gelingt,  denn: 

Hix^t;«  am  Ofe  steit  e  Tisch,  Am  Brünneli,  am  Brünneli, 

J^or  ^    chocht  d^Muetter  Bireschnitz.  Det  staht  e  Birlibanm, 

HckK3i     ere  wüoe  eine  näh,  Und  wenn  die  Birrli  rif  sind, 

I>  u       iDet  s'  mer  grad  uf  d'Ohre  gä.  So  chüechlet  Usi  Frau. 

I^*^      tin  i's  gange  im  Vater  säge,  Uesi  Frau  het  g' chüechlet, 

^^     liaet  mi  no  ärger  dttre  g^sohlage.  Het  hunderttusig  g'macht, 

G'H^Ta.ck  Vater,  i  leb  de  no!  Und  wenn  mer  alli  ässit, 

G-^Ktick  Vater,  i  leb  deno!  ")  So  he-mer  nild  me  z'Nacht.  (Gäu.) 

D'Moeter  hat  g'seit,  i  söu  d's  Kindli  wiege, 

Si  w5a  mer  de  drtti  Eier  sUde. 

Si  sttdet  mer  zwöi 

und  Stint  mer  no  eis. 

I  wett  d'r  Gugger  müesst  wiege 

Um  nes  ei  enzigs  £i! 

D'Lungge    Macht  d^Buebe  z'gumpe. 
D'Ubere    Macht  d'MeiUchi  z'zäbere.^^) 

Auch  sonst  sind  die  Buben  vom  Entlebuch  zu  allerlei  losen 
^^^ wichen  sehr  aufgelegt,  wie  sie  selbst  unumwunden  eingestehen 
^^  den  Verslein: 

L  4.       *')  Vgl.  Rochhülz  S.  178.  —  ^*)  Auch  im  Thurgau.  Archiv  VI,  148.  — 

^  *^  A\ich  in  Baselland  mit  dem  Zusatz:  Sperrt  er  mi  in's  Chällerloch.    Vgl. 

Archiv  VI,  284.  —  ")  Mit  den  Füssen  ungeduldig  trippeln. 


278  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  EDtlebuch. 

Es  81  ttsere  drei  Brtiederli  Es  ist  d'r  Maeter  ne  Chnmmer, 

Und  i  bi  der  Jüngst.  Dass  üsere  so  via  si. 

Es  si  au*^  ne  chli  liederli.  Ach  Yater^maohit  doch  neChmmme*^ 

Aber  i  bi  der  schlimmst.  Und  gheiit  tts  zäme  dri! 

Selbst  die  Hausbewohner  und  Nachbarn  sind  yor  ihrem 
Uebermate  nicht  sicher,  wenn  sie  behaupten: 
Uesi  Jungfer  Dorethe  D's  Lunzi  Madleni 

Mit  ihre  länge  Füesse  Het  Anke  im  Sack, 

Ist  sibe  Jahr  im  Himmel  gsi         Es  mag  ne  nid  braohe. 
Da  het  si  abe  müesse.  '^)  Drum  salbet's  dV  Sack. 

Uesri  Magd  heisst  Iddä,  Du  auti  Rnngangie  ^') 

Es  ist  ere  niene  z'rächt.  Wie  Inegst  da  so  sur, 

Si  st^at  der  Stuel  uf  d'Site  Wie  tropfet  d'r  d'Nase 

Undgonggletmitem  Chnächt.^^)  Wie  lampet  d'r  d's  Mul. 

Dert  äne  ischt's  lastig,  D'r  Bauz 

Wo's  d's  ganz  Jahr  nüd  schneit,  Git  d'r  Chae  Sauz 

Wo  d'r  Chemiföger  i  d'Mäusuppe  Und  wenn  si  nid  wia, 

abe  ghel't.  So  bisst  er  si  i  Stiu. 

D'r  Chemifäger  mit  dem  BHsestampe 
Macht  die  ante  Wiber  z'gampe. 

Gaete  Abe,  aati  Gret!  99  Herdöpfelstöck,  ^^) 

Seg  mer,  wo  di  Bettlade  steht!  E  Chue 

Hinter  em  Ofe,  hinter  em  Bank,  und  hed  no  nit  gnue. 

Wo  die  Auti  Flöh  fangt.  Es  Chalb, 

D'r  Wicki  ^'  ^^  °^  °**  ^^^' 

l88t  77  Gitzi,  ^J^  "^^  ^"^^  ^^  \«^ 

88  Bock  ^^  ^^  "**  gspise.  '^ 

Nicht  einmal  der  sonst  so  populäre  hl.  Antonius  und  no^^ 
yiel  weniger  der  Pfarrer  und  sein  Vikar  bleibt  vor  dem  leicbr^ 
fertigen  Spotte  der  Jugend  gänzlich  verschont. 

Sant  Antoni  von  Padua  üese  Yikari  hed  Lederhösli 

HedlängiBeiundkeiniWadedra.  Hed  si  verschnnderet 

Wenn  d'r  Sigrist  g'itttet  het,  ^•'<*  Charesalb  dra.    (Gfa.) 

So  het  d'r  Pfarrer  d'Mess,  Uese  Herr  Yikari  hed  Suii^ 

UndwennerheizurChöchichunt,  Mit  Leder  überzöge       [hostt— ^ 

So  het  er  sini  G'späss.  Und  Charesalb  dra. 

(Entlebuch.)»^:> 
")  alle.  —  2P)  Bretterverachlag,  zumeist  im  Sinne  von  Hühnerwohnnng-      ^ 
"braucht.  —  »»)  Auch  in  Nidwaiden,  Thurgau  und  Basel.  Archiv  VI,  149  u.  290-- 
»)  Vgl.  Rochholz  S.  184.   —   ")  In  Nidwaiden:  Tschurigunggele.    —   •*> 
Platten  voll  Kartoffeln.  —  ")  Vgl.  Rochholz  S.  39.  —  »♦)  Vgl.  Archiv  V,  S.    ^ 
und  Rochholz  S.  311.  —  ^'')  Die  Sehwyzer  singen; 

D'r  ihriger  Pfarrer  hed  Lederhösli  a, 
Es  zwilchenis  Jäckli 
Und  Cbarasalb  dra. 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  279 

Fast  ebenso  schlecht  wie  die  Hosen  des  Yikars  kommt  in 
der  Volksdichtung  die  Askese  der  Waldbrüder  weg.  Da  aber 
Roohholz  (S.  305  u.  306)  die  bezüglichen  zwei  Strophen  schon 
veröffentlicht  hat,  so  nehmen  wir  Ton  einer  Reproduktion  Umgang.  *^) 

Ertönt  an  Samstagen  oder  am  Vorabend  eines  Feiertages 
um  2  Uhr  die  Glocke  vom  Turme,  dann  heisst  es:  „D'r  Sigrist 
macht  d*Sundighose  z'plampe."* 

Zur  würdigen  Begehung  des  Festtages  selbst  gehört  nach 
Entlebucherbegriffen  unbedingt  eine  fettere  Küche.  Doch  muss 
sich  mancher  auch  mit  dem  Gegenteil  begnügen. 

Uüt  ist  Heiligtag, 

Soll  chüechle,  wer^s  vermag. 

Wer's  nit  vermag,  soll  mit  (Jschlig  schmürze 

Und  zanderobsi  über  d'Stäge  ab  btirtzle. 

Kommen  einmal  Soldaten  in  die  Nähe,  flugs  schallt  es 
ihnen  entgegen: 

£8  Bataillon  Soldate,  DV  Tambnr  scblaht  de  Zapfestreich, 

Nur  ei  Offizier!  Bis  d'r  Bor  i  d'Hose  seicht.  (Gäu.) 

Der  Naturbeobachtung  ist  der  Entlebucher  keineswegs 
abhold. 

Schneewiss  Kräje  und  brandschwarze  Schnee, 
I  ha  mir  Lebtig  nUd  so  g'seh. 

Drei  Rösili  im  Garte,  Lustig  uf  d'r  Tanne. 

Drei  Tännli  im  Wald.  Es  leit  nes  sufers  Hömili  a 

Im  Snmmer  ist's  lustig,  Und  lat  das  dräckig  la  hange. 

Streckit  d'Bei  i  d'Hdchi  j^^^  y^^^^.      .^        ^^^ 

Und  machit:  Budälihe!  (Gäo.)       ^.^^  ^^^^^^  ^^  ^^^j.  s«)  ^  ^y^^^ 

D'Sonne  sohint,  D'Maeter  geit  uf  Solotharn 

D's  Vögili  grint,  Und  chouft  em  Kari^^)  e  Chriesi- 

[starm. 

^)  In  Nidwaiden  sagt  man: 

Der  Waldbnieder  im  Raift  [Ranft] 

Hed  d's  Gundi  [Kunigunde  V]  vorchaift 

Um-ene  Bitz  Ziger 

Und  wo-n-er  e  gässe  hcd, 

So  chund  er  und  will'«  wider. 
*')  Aus  MisBverständnis  und  unbewusster  Bosheit  setzen  manche  Buben 
statt  Ente  das  Wort  Tante  ein.    Vgl.  aucli  Rochholz  S.  314  und  Arohiv  VI, 
149.  —  •*)  Schwarzes  Pferd.    Die  ersten  drei  Verse  auch  in  Baselland.  Archiv 
VI,  287.  -  »)  Karl. 


280  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

Wenn  üsi  Chatz  nid  bttsele^^)  win^  Es  geit  ne  Bur  i  Garte; 

Was  Tttfos  ist   de  guet?  Er  nimmt  ne  Hampfle  N^e  u.  ribt. 

Oepfuschnitz  und   Wikaffee;  Und  bat  d'r  Bur  das  Chrtltli  kennt, 

Was  giuts  ^*),  si  büselet  de.  So  hät's  ne  nid  a  d's  Kinder  brennt. 

Der  Gesang  der  Wildente  wird  mit  folgendem  Spruch  und 
entsprechender  Melodie  trefflich  nachgeahmt. 

Mis  Chind,  wo  bist  gsi?  Mis  Cbind,  was  best  ghaV 

Im  Wauis,  im  Wauis.  **)  Ntid  weder  Chrut  und  Cbabis, 

Cbabis,  Chabis. 

Der  Landwirtschaft  sind  folgende  Reime  entnommen: 

Aui  mau,  wo-ni  dängele  wiu, 
Lödelet  mer  d'r  Hämmerlistin. 

Wenn  d'r  Dängustei  und  dV  Wetzstei  nid  war; 
I  wett',  dass  d'r  Tütii  d'r  Mäder  näbm.*^ 

Ton  und  Takt  des  Sensewetzens  klingt  uns  ziemlich  deut- 
lich entgegen  aus  den  Worten: 

D'r  Metzger  ist  e  Lumpehund,    d'r  Metzger  ist,  er  ist. 
D'r  Metzger  ist  e  Lumpehund,    d'r  Metzger  ist^  er  ist. 

Von  lehrhaftem  Gehalte  ist  das  Lied,  welches  das  Mar- 
bacher  Stalder  Mädi  (Magdalena),  eine  90jährige  Weibsperson,  mit 
eigentümlicher  Melodie  zu  singen  weiss.  Weil  die  Reime  vielfach 
fehlen,  könnte  man  fast  meinen,  der  Text  sei  ursprünglich  in 
hochdeutscher  Sprache  abgefasst  gewesen  oder  aus  einer  andern 
Gegend  nach  dem  Entlebuch  verpflanzt  worden. 

Am  Morge  soll  me  früh  uüstab;  Gang  du  über  d'Witi  hei. 

Am  Sundig  mach  es  au  e  so.  Dass  dir  di  längi  Zit  vergeit, 

Gang  du  flissig  i  Gottesdienst,  Oder  nimm  es  geistlichs  Buech  i 
Wenn  du  Gott  im  Herze  liebst.  d'Hand, 

Wend'  dini  Oug  ufs  Choraltar,  Und  bätt  für  die  arme  Seele  ne 
Schau  nit  uf  e  jedere  Narr.  Rosekranz. 

Jitzt  geit  e  schöni  Predig  a,  Bist  im  Ehstand  und  best  vil  Chind, 

Me  höi-t  si  ja  vo  obe  a.  So  lasssi  nid  laufe  wie  d's G'wülch.^^) 

Drunte  tüent  si  seh  wätze  und  lache,  Schick  si  flissig  i  d'Christelehr, 

ümesohaue  grad  wie  d'AfPe,  Frag  de,  was  si  drus  hei  g'lehrt. 

Und  Gott  luegt  zue,  Wüsse  si  aber  nüd  darus, 

Wie-mer  i  der  Chile  tuet.  So  leg'ne  de  ne  Buesse  uf: 

Am  Sundig  und  Firtig  Namittag  Chlini  Chind,  chlini  Bness, 

Geit  au  des  Tüfus  Nutze  a,  Grossi  Chind,  grossi  Buess. 

Mit  Spiele,  Tanz  und  Eartespil,  Wo  aber  das  nid  ischt. 

Hie  und  da,  da  gits  es  vil.  Ist  au  scho  kei  guete  Chrischt. 


♦«)  Junge  werfen.  —  ♦«)  Gilte.  —  ♦»)  Wallis.  —  ♦»)  Soll  auch  in  ünter- 
walden  gebräuchlich  sein.  —  ^)  Wolken.  Vielleicht  hiess  es  ursprünglich: 
wie  der  Wind. 


Sprüche  uod  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  281 

Der  Süss  Badist  in  Schüpfheim  kennt  ein  goldenes  Alphabet 
von  ähnlichem,  lehrhaftem  Charakter,  wie  das  vorstehende  Gedicht. 

Bei  der  landwirtschaftlichen  Bevölkerung  pflegt  man  mit  den 
Speisen  einerseits  als  einer  Gabe  Gottes,  anderseits  als  Frucht 
harter  Arbeit  höchst  ehrfürchtig  und  haushälterisch  umzugehen, 
so  dass  man  lieber  noch  etwas  über  den  Appetit  isst,  als  einen 
Speiserest  zu  Grunde  gehen  lässt.  Dieser  Auffassung  entsprang 
der  Grundsatz: 

Gschider  der  Buch  versprängt, 
Weder  d'Gab  Gottes  g'schändt. 

Wer   aus   irgend    einem   Grunde  schlecht  aufgelegt  ist  zur 
Arbeit,  der  spricht  entschuldigend: 
Lieber  e  leere  Darm, 
As  e  mUede  Arm. 

Der  Arbeitsame  hingegen  meint: 

Der  Fulenz  und  der  Liederli, 
8i  beidi  glichi  Brüederli.**) 

Auf  die  Berufe  beziehen  sich  folgende  Strophen: ^^) 

Der  Melker.  Der  Metzger. 

Dert  äne  am  Bergli,  D'r  Schärliberg  *^)  uf, 

X)ert  steit  ne  wissi  Geiss.  DV  Schärliberg  ab, 

X  ha  81  wöue  mäue,^^)  Kauf  mer  doch  mis 

XDa  haut  *s  mer  grad  eis.  **)  Cheibefleisch  *®)  ab. 

Aus  der  Zeit,  wo  man  auf  selbstgemachte  Kleider  noch  stolz 
'^*"  und  daher  mit  Geringschätzung  auf  die  windige  Sippe  der 
^  1^ Beider  herabsah,  mögen  die  Reime  stammen: 

^Schnider  scbnuf  ufl  Dert  unte  bi  Hasli, 

"^^as  Vormittag  geschafft  best,         Dert  steit  ne  Kapäu, 
*^^e8t  Kamittag  uf.  Dert  sufit  dri  Schnider 

Us  einer  Budäu.  ^*) 
Es  hat  ne  Schnegg  ne  Schnider  g'Jagt, 
Und  war  d^r]  Schnider  nid  so  gsprunge, 
So  hätt'  ne  d'r  Schnegg  Übersprunge.  ^*) 

Vermischte  Scherzreime. 
"^Vart  nur,  wart  nur  Bäbili,  Dr  Waudi  ^)  wott  go  gige, 

"^^art  i  krieg  di  scbo  bim  Schnäbili,     D's  Frauili  wott's  nit  tue. 
^^art  nur,  wart  nur  Bäbili,  Da  nimmt  d'r  Wouf  d'rWaudi 

^^art  i  krieg  di  scho.  ^')  Und  's  Frouili  ou  derzue. 

(Tanzliedchen.) 

♦^)  Auch  in  Zug.  —  ♦«)  Vgl.  Archiv  V,  304  ff.  —  ♦»}  Melken.  —  *r)  Auch 
^^   ^idwalden.  —  ♦*)  Schärliberg  bei  Marbach.  —  ^)  Kossfleisch.  —  *»)  Bii- 
^^tte   (Flasche).   —    **)  Vgl.  Archiv  V,  307.  —    ^»)  Auch  in  Nidwaiden  und 
—  *♦)  Waldi  «  Stier. 


282 


Sprache  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 


Heitschi  tne  d^Httender  i. 

Chnm  bibi,  ohom  bibi! 

Ist  d'r  Hahn  ou  d*rbi? 

Cham  bibi,  chnm  bibi! 

Was  frag  i  doch  dem  Hahn  d'rna! 

Cham  bibi,  chnm  bibi! 

Wenn  i  name  d^Httender  ha! 

Cham  bibi,  chnm  bibi! 

SchangnoaerWi  **),  Schangnouer  Wi, 
Er  ist,  er  chönt  nit  besser  si. 
Mit  Stösliwasser  *^)  ist  er  toaft, 
und  wird  derzue  no  tür  verchouft. 

Hut  ist  Büntilistag, 
Und  morn  ist  Liechtmess. 
Meitschili  mach  d's  Büntili  zVäg 
Und  säg:  Gott  b'httetis! 

Dr  Giger  mit  dem  Fiselboge 
Tanzet  i  de  Läderhose. 

(Tanzliedchen.) 

Chlini  muntiri  Appezäuer, 

Si  frässit  d'r  Speck  mit  samt  d'm  Täner. 

Um  den  Jodlern  etwas  üoterbrechang  und  Abwechslang 
geben,  legt  man  denselben  den  einen  oder  andern  Yers  zu  Gmi 
den  der  Vorjodler  stets  von  neuem  anstimmt,  um  ihn  vom  Cl 
so    oft    durch    Gejauchz    und    Gejohle    schliessen   zu  lassen 
man  sich  gründlich  ausgejodelt  hat.   Sehr  beliebt  sind  die  k' 
vollen,  aber  nicht  gerade  geistreichen  Texte: 

Wo  d'r  Adam  d's  Evili  het  g'seh,        D'r  Adam  und  d'Eva  hei  C 
Ist  er  nfgampet  und  het  g'jachzet:  strumpf  a^^):  Hu7 

Juhe!  Si  schlafe    nä  nander,  geit 

nttd  a:  Haha  etc 


Wenn  i  am  Fenster  steh, 
Da  töd  i  mini  Flöh, 
Die  liebe  Chleine 
Mit  d'knrze  Beine. 
Und  nach  ihrem  jähen  Tod, 
Streich  i  si  a£s  Batterbrod, 
Das  schmeckt  gerade 
Wie  Chokolade. 

Hut  ist  dV  erst  Tag  Apria, 
Da  sprängt  mer  d'Narre,  wo  mer  wi 
Aber  am  erste  Tag  Mai, 
Da  chömi  si  wider  hei.**^ 

D'r  Honzschitter  yo  Bern, 
Macht  er  nid  Schitter,  so  macht 

Spä 
D'r  Honzschitter  vo  Andnfinge ' 
Mag's  nttd  von  enandere  bringe. 

Ueber  e  Gotthard  flttge  d'Brämi 
Und  wenn  si  übere  si,  so  si  si  däne.  ^ 


D's  Meitili  Babi 

Het  Geiss  im  Chabis 

Und  Gitzi  im  Klee; 

I  ha  mir  Lebtig  nüd  so  g'seh. 

Huhn,  je  ho  etc. 


Japeidi  and  jnpeida! 
Schnaps  ist  gnet  für  d'CJ 
Jnpeidi  and  japeida! 
D'Frou  ist  Meister,  nid 


'*^)  Schangnau  bei  Boni.  —  ^^)  Stösli,  ein  kleiner  Bach,  der 
^Bären"  in  Schangnau  vorbeifliesst.  —  '»')  Auch  in  Zug  und  Thui 
iVI,  143.  —  -8)  Andelfingen,  Kt.  Zürich.  —  ^'»)  Auch  in  Nidwalc 
m  Thurgau.     Archiv  VI,  149.    —    ^^)  Chuder  «=  grauweisser  1 
gänzlichen  Verarbeitung. 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebnch.  283 

Honkede  Badi,  Hankede  Badi,  Hang  a  de  Wade,  Hang  a  de  Wade, 

Sof  au  nit  so,  Buf  aa  nit  so!  Friss  ao  nit  so,  friss  aa  nit  so! 

Mir  mögid  sttst  nllmme  Mir  mögid  stist  nüd  ame 

D'r  Rank  ttbercho.  Rank  ame  cho.  ^') 

Als  gute  Freunde  und  Nachbarn  rühmen  die  Entlebucher 
nicht  bloss  ihr  eigenes  Tal,  sondern  auch  das  Land  ihrer  ber- 
nerischen  Nachbarn  und  singen: 

Im  Oberland  ist's  schön  Im  Emmetal  ist's  schön, 

Wo  Gletscherwasser  fliesst.  **)  Wo  schöni  Meitli  si. 

Im  GlcTglital  *^)  ist's  schön,  Im  Entlibaech  ist's  schön, 

Wo  vili  Aelpler  si.  Wo's  schwarze  Esffee  git. 

Im  Simmetal  ist's  schön; 
£s  11t  zwisohe  Bergeshöh'n. 

Eine  Variante  zu  dem  Bd.  V  44,  veröffentlichten  Volks- 
lieder^) lautet: 

1.  Was  steit  de  jange  Buebe  wou^*)  a? 
Gedalt,  Gedalt,  Gedult! 

Nes  schöns  Meitschi  a  d'Hand, 
Z'probiere  ne  Tanz. 
Gedult,  Gedalt,  Gedalt! 

2.  Was  steit  de  jange  Meitschene  woa  a? 
Nes  Bettli  bereit 

Und  d's  Schätzili  dri  gleit.  ^^) 

5.  Was  steit  de  aate  Buebe  wou  a? 
Früehzitig  i  d's  Bett, 

Dass  niemer  nüd  merkt. 
(Mit  Schittere  zuedeckt.) 

6.  Was  steit  de  aute  Meitlene  wou  a? 
D'rBese  i  d'Hand, 

Z'wUsche  d'rGang. 

7.  Was  steit  de  ante  Manne  wou  a? 
Nes  Gläsili  Schnaps, 

_  Nes  Päckili  Taback. 

*M  Auch  rings  um  den  Vierwaldstättereee  als  C'horlied  von  Mostbrüdern 

•***  Verbreitet.    Daselbst  singt  man  aber  Hunkeler   Badi   etc.   und   bezieht 

^  Text  auf  einen  nunmehr  verstorbenen  gleichnaniigen  Luzerner,  der  mit 

*^^in  schwimmenden  Schlagwerk    sämtliche  Dampfschiffbrücken  herstellte 

™^  durch  seine  Virtuosität  im  „Görpsen*  (Aufstossen)  einen  interkantonalen 

^  erUngt  hatte.    Seine  Arbeiter  pflegte  er  w(»gen  ihrer  Sympathien  für  den 

^tstnndentag   die   Achstundencheiben   zu   nennen.    —    ")    Beide   Verse 

^^''Icn  je  nochmal  wiederholt   und   dann  mit  einem  Jodler  geschlossen.  — 

^  Bei  Thnn.  —  •♦)  Wird  übrigens  nicht  bloss  im  Kanton  Bern  und  im  Entle- 

7^K  aondem  mit  wenigen  Abweichungen  auch  in  Unterwaiden  gesungen.  — 

')  Wol.  —  Wj  Strophe  3  und  4  enthalten  keine  Abweichungen. 


284  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebucli. 

Wird  irgendwo  zum  Tanze  aufgespielt ,  dann  können  die 
Entlebncher  Mädchen  nicht  mehr  ruhig  sitzen  bleiben.  Un- 
willkürlich föbrt  ihnen  der  Hopser  in  die  Beine  und  sie  gestehen 
freimütig: 

Ponka,  Ponka  ^')  tanz  i  gäm 
Mit  de  schöne  Herre  z'Bärn; 
De  tanze  mag  i  nid  äUei, 
Und  'sAnnäbäbl  het  Dräck  am  Bei. 

Poaka,  Pouka  tanz  i  gäm, 
Hür  nu  lieber  weder  förn. 

Mueter,  i  mag  nid  spinne, 
DV  Finger  tuet  mer  weh. 
Giger  spann  dV  Saite! 
Tanze  möcht  i  eh'. 

Will  man  aber  auf  den  Tanzboden  gehen,  so  muss  man 
hiezu  begreiflich  auch  eine  Liebste  haben  und  die  Entlebucher 
Burschen  gehen  diesbezüglich  ausserordentlich  früh  auf  die  Suche, 
sonst  würde  man  ihnen  nicht  nachreden: 

Hinte  am  Hus  und  vor  am  Bus  Hinte  am  Hus  und  vor  am  Hos 

Steit  ne  längi  Wide,  Steit  ne  auti  Banne, 

Wenn  d'Buebe  jährig  si^  Wenn  d'Buebe  keini  Meitschi  hei, 

So  denke  si  scho  a  d's  Wibe.  So  fai  si  afe  pflänne. 

Hut  und  morn  und  übermom, 
Git  ne  längi  Wuche. 
Wenn  d'ßuebe  keini  Meitschi  hei, 
So  fai  si  afe  gruchzge. 

Gäuit  ®®)  Vater,  es  ist  kei  Sund, 

Wenn  mer  Speck  i  de  Rüebe  findt? 

Nei,  0  nei,  mis  liebs  Chind! 

We  mer  ne  g'seht,  so  nimmt  mer  ne  geschwind. 

Gäuit  Vater,  es  ist  kei  Siind, 

Wenn  ne  Bueb  nes  Meitschi  nimmt? 

1.  Wo-n-i  bi  füfzähni  gsi,  bin  i  zur  Mueter  gange 
Und  ha  g'frägt,  ob  i  dörf  nes  Meitschi  ha. 
Nei,  nei,   het  si  g'seit,    du  bist  no  vil  z'jung. 
Du  bist  no  vil  z'dumm. 

2.  Du  bin  i  zum  Herr  Pfarrer  gange 

Und  ha  ne  g'frägt,  ob  i  dörf  nes  Meitschi  nä. 

Nei,  nei,  bi  miner  Seel! 

Wenn  nes  Meitschi  nimmst,  so  chunst  i  d'flöll. 


6')  Polka.    Vgl.  Archiv  VI,  151  und  285.  —  w)  Mehrzahl  von  „Gelf* 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  285 

.  3.  Du  bin  i  zum  Herrgott  gange, 

und  ba  g'frägt,  ob  i  dort  nes  Meitschi  nä. 
Ja,  ja,  bet  er  g'seit  und  bet  g'Iacht: 
Für  d'ßuebe  ban  i  d'&leitscbi  g'macbt.  ®*) 

Wenn  auch  etwas  weniger  stürmisch,  so  scheinen  doch  die 
Mädchen  ähnliche  Gefühle  in  ihrem  Busen  zu  tragen  und  pflegen 
daher  für  die  Schwächen  ihrer  jungen  Landsleute  nicht  ohne 
zartes  Yerständnis  zu  sein.  Früher  kamen  die  jungen  Bauern- 
mädchen  häufig  zum  Spinnen  zusammen,  yergassen  aber  trotz 
eifriger  Arbeit  nicht,  die  Strassen  und  Gässchen  zu  kontrollieren 
ond,  auf  eine  bestimmte  Mitarbeiterin  deutend,  zu  singen: 

Mir  wei  spinne  und  gizig  st, 
D'r  erst,  wo  chunt,  oba  dine  si. 

Kam  dann  etwa  ein  alter  Knabe  oder  der  Herr  Pfarrer  des 
VKoges    daher,    so    signalisierte    ein    schallendes    Gelächter    das 
fjEttAle  Ereignis.  —  Das    stille    Liebessehnen  der  Entlebucher- 
nn^n  wird  uns  auch  in  den  Sprüchlein  verraten: 

M^Zn  ist  kes  Lied  so  heilig,  Und  wenn  si  das  nid  täte, 

M^Ca  g'hört  nes  Tänzli  druf.  Es  würd'  ne  übel  ga. 

iMIDie  Meitschi  si   barmherzig,  D'r  Vater  tat  si  jätte  ^^ 

fc^i  töi  de  Buebe  uf.  Und  d'Mueter  gVüss  no  scbla. 

D'r  Lunzi  ebund,  d'r  Lunzi  obund, 
^  Me  g'hört  e  uf  de  Steine. 
Es  muess  e  si,  es  mness  e  si, 
Es  cbnnd  mer  süst  e  keine.  ^^) 

Auf  die  zukünftige  Verehelichung   spielen   die  folgenden 
^*"^e  an: 

Gan  i  wit  nsä,  so  ban  i  wit  hei. 
Gan  i  d'r  d's  Gänsli,  so  sticht  mi  d'r  Stei. 
Gan  i  d'r  d's  Mätili,  so  netzt  mi  das  Tau 
Und  blib  i  debeime,  so  krieg  i  kei  Frau. 

Sari  Holzöpfili  und  längi  Stiu  dra, 
Freu'  di'  Mariann ili !  muest  ou  ne  Ma  ba. 

Bei   der  Wahl    der    Zukünftigen    erhalten   junge  Mädchen 
'^^^     altem  Frauenzimmern,   wie    billig,  den  Vorzug,  wofür  aber 
^^^  Mädchen  Gegenrecht  üben. 


i 


**)  Der  gleiche  Stoff  ist  von  Roseg^cer  verwertet  in  seinem  bekannten 
J^  bin  jüngst  verwich'n'*.  —  "'»)  Mit  der  Rute  abstrafen.  —  "')  Auch  in 
^n^rwalden. 


286  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebnch. 

Sibe  Sack  von  anti  Wiber,  Maeter,  ne  ante  Ma  mag  i  nid 

Bi  froh,  dass  i  kes  ha;  Weg  dem  stechege  Bart. 

Will  lieber  nes  jangs  Meitschi,  Ne  junge  Bneb  wot  i  de     [ahed. 

Da  chan  i  Freud  dra  ha.  Und  wenn  er  umme  näs  Paar  Hose 

SchwiDdet  aber  im  Herzen  einer  HeiratalaBÜgen  mit  der 
Zahl  der  Jahre  die  Hoffnung  auf  einen  Mann  immer  mehr,  dann 
macht  sie  einen  letzten  Versuch  und  ruft  im  Gebete  den  Himmel 
und  seine  Heiligen  an  um  ein  gnädiges  Einsehen.  Als  bevor- 
zugter Zufluchtsort'  für  solche  Bedrängte  gilt  im  Entlebuch  die 
St.  Annakapelle  auf  dem  Schwändelberg  bei  Esoholzmatt.  Dem- 
entsprechend geht  im  Yolke  die  Rede: 

D'Meitli  gai  ufä  Schwändu 
6a  hätte  um  ne  Idändu. 

Läutet  das  Glöcklein  des  abgelegenen  Wallfahrtskirchleins, 
so  heisst  es  wiederum  in  Escholzmatt  und  Umgebung: 

Es  81  Meitli  bi  dV  Sant  Anna 
Und  bätid  um  Manne. 

Um  die  Mädchen  zu  necken,  wird  hin  und  wieder  das  Glöck- 
lein auch  von  jungen  Burschen  gezogen. 

Mit  einem  bedeutend  realistischem  Mittel  als  die  Jungfrauen 
Entlebuchs  suchte  eines  Tages  der  kleine  Sohn  des  Melk  sein 
Schicksal  zu  korrigieren.  Ein  Bauer,  Melk  mit  Namen,  hatte 
zwei  Söhne,  einen  grossen  und  einen  kleinen.  Ein  Mädchen 
hatte  sich  den  grossen  zum  Bräutigam  gewünscht,  fand  aber 
keinerlei  Gegenliebe,  während  der  kleine  ein  Auge  auf  das 
Mädchen  geworfen  hatte.  Das  Mädchen  ging  in  seiner  Not  und 
Bedrängnis  in  die  St.  Jostkapelle  und  betete  daselbst  laut  und 
innig : 

Heiliger  Sant  Jost 

Schick  mer  d^s  Melke  der  Gross ! 

Das  hörte  einstmals  der  Kleine  und  sann  auf  eine  List. 
Sobald  sein  geliebtes  Mädchen  wieder  nach  St.  Jost  wallfahrtete, 
eilte  er  ebenfalls  dortbin,  versteckte  sich  hinter  dem  Altare  und 
als  Entgegnung  auf  die  obstehende  Bitte  der  Jungfrau  erscholl 
nun  vom  Heiligenbild  herab  die  Antwort : 

Hör  uf  mit  diner  Bitt, 
Wenn  d'r  Chli  nid  witt ! 

Ortsneckereien,  die  sich  auf  das  Heiraten  beziehen,  sind 
folgende : 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Eotlebuch.  287 

Schärlig  ^^  ist  kei  Stadt,  Es  ist  kes  Öa  7^)  im  Dägili,  ?&) 

Es  ist  Dur  e  Flecke.  D'r  Da  ist  abe  bnmne. 

£s  n  99  Jampfere  dri;  Es  ist  kes  ledigs  Meitschi  me 

Es  hei  aoi  rüdig  Näcke.  ^^)  Im  ganze  Chröschebmnne.  ''^) 

Die  Frage,    ob  man    sich  vielleicht  nicht  einen  Korb  hole, 
wird  in  dem  Spruche  erörtert: 

Eine  oder  zwe.  Fünf  oder  säcbs. 

Wer  ist  bim  Annili  mehV  Wer  het  mit  em  Annili  G'späss? 
I  nid  aber  da  woa  Sachs  oder  sibe. 

G&nst  im  Annili  gäng  no  woa.  ^^)  Wer  hets  mit  em  Annili  gschribe? 

Zwe  oder  drelf.  Sibe  oder  acht. 

Wer  chocht  im  Annili  BreüV  Wer  het's  mit  d'm  Annili  gmacht? 

Drei  oder  vier.  Acht  oder  nun. 

Wer  zaat  im  Annili  Bier?  Wer  kännt  im  Annili  d'Lün?  ^^) 

Vier  oder  fttnf.  Nun  oder  zäh. 

Wer  bindt  d'm  Annili   d'Strümpf.  Wer  macht  d'm  Annili:  äh!^^) 

Wenn  auch  nicht  alle  sagen  müssen: 

Mis  Schätzili  ist  im  Entlibaech  binde, 
Z'hinderst  im  Ofe,  im  Aeschetaech  inne.  ^^) 

Bo  ist  der  Besuch  der  Oeliebten  noch  mit  genug  Hinder- 
niseen  yerbunden  und  ist  zuvor  nicht  selten  ein  heisser  Faust- 
kampf mit  den  Nachbarn  oder  Rivalen  zu  bestehen.  Oanz  melan- 
cholisch bekennen  daher  die  Marbacher  Burschen: 

I  Schärlig  übere  gan  i  nttmme  z'Chilt, 
Si  stehle  mer  süst  d'r  Hömlischilt.  ^^) 
Hömlischilt  ist  no  nid  gnue, 
Si  stehlit  mer  no  d*Strümpf  and  d'Schaeh. 

Nebst   diesen  Abenteuern   müssen  sich  die  Marbacher  auch 
noch  spitze  Stichelreden  gefallen  lassen,  wie  z.  B. 

Vo  de  Marbacher  Baebe  wiegt  keine  kes  Pfund. 
Der  Erst  wiegt  drei  Vieriig, 
Der  Zwöit  es  halb  Pfand. 
Der  Dritt  ist  nit  g'woge,  ^^ 
Der  Viert  ist  nit  g'sand. 


'•)  Weiler,  zu  Marbach  gehörig.  —  ")  Nacken.  --  '♦)  Oel.  —  "j  Lämp- 
chen.  —  ■'')  Zwischen  Wiggen  und  TnibBchachen,  Kt.  BerD.  —  ")  Diese 
letzten  zwei  Verse  werden  zweimal  gesungen  und  desgleichen  nach  jeder  de- 
folg^den  Strophen  wiederholt.  —  '^j  Die  Launen.  —  '^)  äh  machen  =  liebr 
kosen.  —  *•)  Vgl.  Bochholz  S.  311.  —  ***)  Der  sogenannte  Ilemdstock,  nich. 
etwa  der  Brustlatz.  —  wj  oder  auch:  Der  Dritt  ist  maladij^  (schagränig) 
Aehnlich  in  Nidwaiden. 


288  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

Zu  den  äussern  gesellen  sich  aber  gar  oft  noch  innere 
Schwierigkeiten,  da  es  zum  Heiraten  von  jeher  zweier  Per- 
sonen bedurfte  und  das  Mädchen  unter  Umständen  recht  wählerisch 
sein  kann.  Beweis  dessen  ist  uns  das  folgende  Selbstgespräch 
mit  den  yielen  Erwägungen  und  Gegenerwägungen.  ^^) 

1.  Wenn  eine  ne  schweri  Bnrdi  bet,  so  bet  er  gnueg  dra  z*lräge; 
Meitsebi,  nimm  ne  Barebaeb,  de  bet  de  Koss  und   Wäge. 
Wart  i  will  d'r,  wart  i  will  dV  i  d's  Cbämerli  ine  cbo! 

2.  Si  säge  gäng,  die  Bnrewiber  müessi  d'Ross  ispanne. 

Yil  lieber  will  i  ne  Kessler  näh,  er'bletzet  mer  de  mi  Pfanne. 
Wart  i  will  d'r,  u.  s.  w. 

3.  Si  säge  gäng,  die  Cbesslerwiber  mUessid  d'Nägu  spitze. 

Vil  lieber  will  i  ne  Cbrämer  näh,  de  bet  de  Band  und  Spitze. 

4.  Si  säge  gäng,  die  Cbrämerwiber  kriegid  vile  Kinder. 

Yil  lieber  will  i  ne  Metzger  näh,  de  bet  de  Scbiaf  und  Rinder. 

5.  Si  säge  gäng,  die  Metzgerwiber  müessid  d's  Fleisch  ibeitze. 
Vil  lieber  will  i  ne  Becker  näh,  de  tuet  mer  d's  Öfili  heize. 

6.  Si  säge  gäng,  die  Beckerwiber  müessid  d*r  Hebi  knätte. 

Vil  lieber  will  i  ne  Schnider  näh,   de  tuet  mer  d's  Jepli  blätze. 

7.  Si  säge  gäng,  die  Schniderwiber  mäessid  d'Nadle  fädne. 

Vil  lieber  will  i  i\e  Sobuester  näh,  de  tuet  mer  d'Schueb  laggiere. 

8.  Si  säge  gäng,  die  Sobuesterwiber  müessid  d'Schueb  verbändle. 
Vil  lieber  will  i  e  Dokter  nä,  de  tuet  mi  de  kuriere. 

9.  Si  säge  gäng,  die  Dokterwiber  machid  dräckigi  Händli. 

Vil  lieber  will  i  d'r  Jäggili  nä,  der  git  nes  tapfers  Mändli. 

Auf  gleiche  Weise  wird  noch  eine  Reihe  von  Bernfsarten 
zum  Vergleiche  herangezogen,  bis  schliesslich,  angesichts  der 
Schattenseiten,  die  jede  Lebensstellung  mit  sich  bringt,  das  Mäd- 
chen bescheidener  wird  und  sich  zum  Geständnis  herbeilässt: 

Vom  Stübili  i  d's  Gädili  ^)  Wenn  i  d'r  schmutzig  Joggili  hätt, 

Vom  Gädili  i  d's  Bett.  So  hätt  i,  was  i  wett.  ®^) 

Dass  die  Bräute  mit  dem  Jawort  nicht  immer  grosse  Eile 
haben,  beweisen  auch  folgende  Reime: 


^^)  Diese  Verse  lassen  sich  aber  auch  als  eine  Art  Zwiegespräch 
denken,  wob(M  ein  Bauernbursche  die  drei  ersten  Zeilen  als  Heiratsantrag 
spricht  und  im  Refrain:  Wart  i  will  d'r  etc.  sein  Vorhaben  bekannt  gibt. 
Das  Mädchen  antwortet  darauf  in  den  drei  nächsten  Versen  und  gebraucht 
den  Refrain  in  abwehrendem  Sinne.  Die  ferneren  f^in Wendungen:  Si  säge 
etc.  dürften  dem  abgewiesenen  Bauernhurschen  in  den  Mund  gelegt  werden, 
der  seine  Sache  noch  immer  nicht  t\lr  verloren  hält.  —  ^)  Schlafzimmer 
neben  der  Stube.  —  *••)  Y^\.  Archiv  V,  304. 


i 


Sprflche  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  289 

Liseli,  was  denkist, 

Dass  s'Eöpfili  so  bänkist, 

D's  Mliatili  ^^)  so  spitzist, 

Keis  Wörtili  zu  mer  seist?  ®') 
;>*8  Aetüs,  Mietis  Chabismesser  Cblini  Cbügili  mness  mer  giesse, 

laut  nf  beide  Site.  Wenn  mer  cblini  Vögili  wiu  scbiesse. 

Ifeitsohüi,  wenn  mi  du  nid  wit,         D's  Sobwigermtteterli  mness  mer 
k>  säg  mers  de  bi  Zite.  griiesse, 

Wenn  mer  d's  Töcbterli  ba  win. 

unter  umständen  kann  aber  auch  die  Auswahl  den  Freier 
a    Verlegenheit  setzen. 

Yo  z'binderst  der  Hilfere  ®®)  Wenn  eine  zwei  Scbätzili  bet, 

£is  zVorderst  am  Spitz,  So  steit  er  i  d'r  Mitz. 

Die  erwiederte  Liebe  äussert  sich  nicht  selten  in  aus- 
^lassenen  Reimen. 

Lnstig  nnd  manter, 
Am  Sandig  d^s  Nacbt  cbont  er, 
und  wenn  er  nit  cbond, 
So  ist  er  nit  g'sond. 
und  wenn  er  de  obnnd^ 
So  tnet  er  wie  ne  Hand. 
X  wett,  es  war  Samstig  I  and  mis  Scbätzili 

TJnd  Sandig  z'  Nacbt  on,  Si  beidi  wobl  af. 

X!)e  gsäcbi  mis  Cbrasili  Wir  scblttfe  mitenandere 

TJnd  d's  Cbrasili  mi  ou.  D'r  d's  Ofelocb  uf.  ^») 

Nes  nigelnagelneüs  HüsH, 
Nes  nigelnagelneüs  Dacb, 
Nes  nigelnagelneüs  Scbätzili, 
Dem  alte:  Gnet  Nacbt! 
^    Scbätzili  vom  Selbelocb,  Wenn  mi  Schatz  e  Zackerstock  war, 

^^fcli  di  nit,  so  g'scbmöok  di  So  täti  d'rab  schlacke,    bis  ntt  me 

[doch.  »^)  [d'ra  war.  »^ 

Itz  ban  i  mis  Scbätzili  echo  lang  niime  gseb, 
Wenn  i's  de  finde,  so  klopf  i-n-is  de. 
Itz  bockets  dert  obe  am  Thunersee 
und  jättet  d*r  Klee.  Jähe!     (Tanzliedcben.) 
^f  i  Schatz  ist  vom  Wanis,  ^^       Und  i  am  Blamkobl. 
XZTDd  i  Yom  Tirol.  oder:  Mi  Schatz  het  d'r  Schiss 

£r  bandlet  am  Cbabis  Und  mir  ist  ganz  wohl. 

W)  Das  Mäulchen.  —  »')  Vgl.  Rochholz  S.  304.  —  ^s)  Alpengegend 
'•^«cben  Marbach,  Escholzmatt  und  FlUhli,  wo  die  Ilfis  (Bilfere)  entspringt. 
^  •^)  Oeffnung  in  der  Stubendecke  über  dem  Ofen,   in   alten   Häusern    ofk 

**"  einzige  Eingang  in  die  Schlafkammer.  —  ^®)  Eigentlich  von  einem  Arz- 
^^mittel  gebraucht.   Vgl.  Rochholz  S.  174.  —   «')  Auch  in  Unterwaiden.  — 

^)  Wallis.    Vgl.  Rochholz  S.  305. 


290  Sprüche  uod  Lieder  aus  dem  Entlebuch. 

Oegen  die  sittlichen  Oefahren,  welche  die  yielen  Eilt- 
gänge  mit  sich  bringen,  sind  die  Entlebucher  nicht  blind.  Die 
Barschen  selbst  gestehen  nicht  völlig  za  ihrem  eigenen  Böhme: 

Am  Meitsohili 

St  Schleipfili.  »3) 

Mis  ist  no  keis. 

I  wette  ne  Haabbatze, 

Bis  d's  Jahr  ist  aa  eis. 

Aber  nicht  bloss  der  Liebhaber,  sondern  auch  das  Mädchen 
kann  das  ruhige  Temperament  zeitweise  verlieren. 

Chrut  and  Uebercbrat 
lind  Chrut  im  (jarte, 
Uesers  Bäbili  ist  ne  Brut, 
Es  wot  nid  länger  warte.* 

Trotz  dieser  Ungeduld  bleibt  vielleicht  der  Besuch  des 
Bräutigams  das  eine  und  andere  Mal  aus. 

Eigili  guet  Oepfu  ^^)  Httt  ist  Chilbi  und  mom  ist  Chilbi, 

Git  eigili  guet  Schnitz.  Bis  am  Samstig  z'Abe. 

Meitili  mach  d's  Lädili  zue,           Wenn  da  zu  mim  Sohätzili  obunst, 

Hine  gits  nix!  So  säg  em:  Gueten  Abe! 

Wagt  aber  ein  anderer  in  die  Lücke  zu  treten  und  beim 
Schatze  einen  Besuch  zu  machen,  da  erwacht  sofort  die  Eifer- 
sucht. 

Gang  mer  nid  immer  d'r  d's  Mättiii, 

Gang  mer  nid  immer  d'r  d's  Gras, 

Gang  mer  nid  immer  zam  Sohätzili, 

Süst  sohlah  di  de  einist  ab.  ^^) 

Aber  auch  der  Spott  bleibt  zuweilen  nicht  aus. 

Mi  Schatz  ist  e  schöne  Wenn  i  emau  es  Sohätzili  ha, 

Vom  Faess  bis  zum  Chopf.  Beteli  muess'  mer  heisse. 

Am  Hals  het  er  nes  Dingli,  I  leg  em  de  nes  Schäuili  ^*)  a 

Das  nennt  mer  e  Chropf.  Und  schick  es  mit  de  Geisse. 

Wenn  i  emau  nes  Sohätzili  ha,  Wenn  i  einisoh  e  Alti  ha, 

I  weiss  de,  was  i  tue:  So  weiss  i  was  i  tue. 

I  g'heie  's  de  i  d' Schisse  abe  I  legge  're  de  e  Schelle  a 

Und  schlah  d'r  Deckel  zue.  Und  ha  si  für  ne  Chue  (Schwy^ 

Herztusigs  Sohätzili,  was  soll  i  tae, 
Es  wachst  mer  e  Chropf  am  andere  zue. 
Hauä-ne  ab,  so  tuets  mer  weh, 
La  ne  la  stah,  so  han  i  zwe. 


8*)  Leichtfertige  Weibspersonen.  —   ^^)  Ausserordentlich  gute  Aep^ 
-  9^)  Vgl.  Rochholz  S.  322.  -  9«)  Schelleli. 


Sprache  und  Lieder  aus  dem  Entlebuch.  291 

Die  Schärliger  singen  auf  ihre  Mitbürger  von  Marbach 
folgendes  von  Jodlern  begleitetes  Spottlied: 

Wenn  d'Marbacher  Buebe  wei  z'Chilbi  gab 
So  mttesse  si  z'erst  vor  e  Spiägu  stah.  ^^) 

£8  hei  irere  drei  nes  Meitschi  gba, 

Eine  ällei  hätte  nid  vermöge  z^ha. 

Si  säge  4'r  Frau  Wirti,  si  soll  bringe  ne  ohli  Fleisch, 

Kid  e  so  schmutzig  und  doch  e  chli  feiss. 

Und  wenn  si  keis  Gäld  i  de  Säcke  me  hei. 

So  frägid  si  d^s  Meitschi,  ob  es  ne  chli  heig, 

Si  sägit  d'r  Frau  Wirti,  si  sells  schribe  a  d'Wand. 

Ist  das  nid  e  Spott  und  e  ewigi  SchandV 

Am  Samstig  und  am  Sundig  z'Kacht, 

Da  gai  die  Buebe  durch  die  Gase. 

Si  legit  schöni  Hüetli  uf 

Und  sueohid  die  hübsche  Meitli  uf. 

Da  gai  81  de  vor  d's  Uns, 

und  ist  d's  Meitschi  nüme  uf: 

üfe  g'stige  und  d'Red  verkehrt, 

Abe  g'heit  und  d'Hose  verzert.  — 

Da  gai  si  de  uf  d'Stäge, 

Da  chunt  'ne  d's  Meitschi  scho  ätgäge. 

„Hest  nid  Schoaps,  so  best  doch  Wy, 

Dass  mer  chönit  e  chli  binenander  si''. 

I  d'r  Kutscha  ist  ne  Sack, 

Wo  mer  d'Liebi  zäme  packt. 

I  de  Chile  ist  ne  Tritt, 

Wo  mer  d'Liebi  zäme  git. 

Me  git  si  z'säme  Paar  um  Paar, 

Chumin-i  acht  ou  dethar? 

Rückt  der  Hochzeitstag  trotz  allen  Hindernissen  endlich 
beran,  so  kommt  auch  noch  die  Aussteuer  zur  Sprache.  Sie 
ist  im  Entlebuch  nicht  immer  sehr  umfangreich  und  wertvoll. 

Nes  rOdigs  Gitzi,  Ne  gläserne  Haubbatze, 

Ne  ghnzerigi  •*)  Geiss,  Ne  hölzerne  Kueh, 

Das  git  mer  d'r  Vater,  Das  git  mer  mi  Vater, 

Wenn  i  Eini  weiss.  Wenn  i  biirate  tue. 

Damit  es  lustig  hergehe,  werden  zur  Hochzeit  auch  Spiel- 

")  Diese  ersten  zwei  Verse  scheinen  {^ar  nicht  zum  Nachstehenden 
zusammenzupassen,  sondern  ursprünglich  zu  einem  andern  StUck  gehi')rt  zu 
haben.  Was  ihnen  zunächst  folgt,  bildet  eine  Variante  zu  dem  bereits  im 
Band  V  15  publizierten  Bernerlied.  Wie  die  Schärliger  auf  die  Marbacher, 
80  wenden  umgekehrt  die  Marbacher  das  gleiche  Spottlied  auf  die  Schärliger 
an.  — *  '•)  Struppige. 


292  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  Entlebnch. 

lente  bestellt.  Bevor  aber  das  glückliche  Paar  zur  T 
geht  oder  beim  Hochzeitschmause  den  Reigen  der  Tänze  e 
pflegt  man  der  Braut  zu  Ehren  Yorerst  das  Lied  zu  sing 

Was  wei-mer  d'r  Brut  ufgige? 
D's  Eränzli  ab  und  d's  Httbli  nf, 
Chrütz  und  Lide  obe  dmf: 
Das  wei-mer  d*r  Brat  ufgige. 

Auf  die   Haushaltung   wird   folgende  Schnitzelba 
sungen :  *^ 

D*8  erst  Jahr,  wo-n-i  g'huset  ha, 
Het-mer  d'Goite  nes  Huen  gä. 
Huen  han  i  Name  gä: 
Hoppe  heisst  die  Henne, 
Am  Morge  frie  i  d's  Tenne,  ^^^) 
Si  sc^nipperlet  und  schnäpperlet  und  schnäbelet. 

D's  zweit  Jahr,  wo-n-i  g'huset  ha, 
Het-mer  d'Gotte  ne  Hahn  gä. 
Hahn  han  i  Name  gä: 
Sprigiligrau  heisst  d'r  Hahn, 
Hoppe  heisst  die  Henne, 
Am  Morge  frie  i  d^s  Tenne, 
Si  schnipperlet  und  schnäpperlet  und  schnäbelet. 

D's  dritt  Jahr,  wo-n-i  g'hoset  ha, 
Het-mer  d'Gotte  nes  Schaf  gä. 
Schaf  han  i  Name  gä: 
Wulezart  heisst  das  Schaf, 
Sprigiligrau  heisst  d'r  Hahn, 
Hoppe  u.  8.  w. 

D's  viert  Jahr,  wo-n-i  g'huset  ha, 
Het-mer  d'Gotte  ne  G^iss  gä. 
Geiss  han  i  Name  gä: 
Längbei  heisst  die  Geiss, 
Wullezart  u.  s.  w. 

D's  ftift  Jahr,  wo-n-i  g'huset  ha, 
Het-mer  d'Gotte  ne  Kue  gä, 
D'r  Koe  han  i  Name  gä: 
Tttrli  zue!  heisst  die  Kue, 
Längbei  u«  s.  w. 

D's  sächst  Jahr,  wo-n-i  g'huset  ha, 
Het-mer  d'Gotte  e  Frau  gä. 


99)  Vgl.  A.  ToBLER,  Sang  und  Klang  1899,  430 ;  Ders.,  Das  Volk 
Appenzellerlande  1903,  15.  —  *«^)  Der  Sinn  ist  offenbar  der:  Am 
früh  geht  die  Henne  in  die  Tenne,  um  dort  Fruchtkörner  zu  suchei 


Sprüche  und  Lieder  aus  dem  EDtlebiich.  293 

Fraa  han  i  Name  gä: 

Haberstroa  heisst  mi  Frou, 

Ttirli  zu!  heisst  die  Eue  a.  s.  w. 

D's  sibet  Jahr,  wo-n-i  g^huset  ha, 
Het-mer  d'G^tte  nes  Clhind  gä. 
Cbind  han  i  Name  gä: 
Chrusiligrind  heisst  das  Chind, 
Haberstroa  heisst  mi  Froa  u.  s.  w.  *^^) 

Auch  die  Enttäuschungen  im  Ehestand  werden  besungen, 
üriy  Schwyz  and  ünterwaade 
Wo  ist  die  Froa,  die  nit  cha  bauge?  ^®*) 

£  fingerlänge  Mända,  Si  hei  mitenandere  Hända, 

£  dammi,  dicki  Froa,  Chömit  luegit  oa !  ^^^) 

I  weiss  woo,  wenn-mer  d's  Singe  and  d's  Jutze  vergeit, 

Wenn  d'Chindswiege  i  d^r  Stabe  steit, 

Wenn  d'r  Wind  za  aune^^**)  Löchere  le  blast 

Und  d*r  Ma  mit  de  Füste  dri  sohlat. 

^o-n-i  bi  ledig  gsi  Sid  as-i  gVibet  ha, 

3t8-mer  am  wönste  gsi.  Han-i  längi  Zite. 

Vo-n-i  g'hüratet  ha,  D's  Bett  ist  von 

ÄD-i  g'meint,  i  mach  nes  Schickli.  Und  d'Wagle  *®*)  von, 

u   bin-i  da  i  d's  Elend  che  Jitz  han-i  nüme  d'Wite.  ^^^) 

^ie    im  Ongeblickli. 

D'r  Sattler  uf  em  Möösli, 
De  het  ne  Fron,   and  das  ne  bösi. 
Si  ist  die  bösist  ttberaa 
Und  an  die  böst  im  Emmetau. 
Si  het  g'seit,  si  chön  schön  singe. 
Si  hed-mer  g'seit,  si  wöa-mer  fiifzähni  *®^)  bringe ; 
Da  het-s'  mer  amme  fUfi  brange. 
Da  han-ere  da  d'r  Bagga  '^^)  g'schwange. 
Da  het-s'  mi  da  la  vor  d's  G'richt  zitiere, 
Doch  aber  nid  la  nsä  fdere. 

Sibe  Wache  bin-i  z'Trachsuwaud  **®)    im  Tarm  g'sesse, 
Ha  nttd  weder  Chmt  no  Rüebli  gässe. 
Und  jitzt  güi-mer  d'Lttt  no  d's  Lob  d'rbi: 
Keine  sig  so  lustig  gsi. 
Es  nahm  ou  d'r  Landvogt  grUsli  Wunder, 
Worum  die  G'fang'ne  hei  kei  Hunger. 
I  wett,  dass  er  dert  sitze  müesst 
Bis  em  d'Miesch  ^®^  am  Hinder  wiechs. 

*•*;  Vgl.  Rochholz  S.  163.  —  ««^j  ßalge  =  schelten.   —    »o3)  Aohnlich 
mBaseUaiid.  Areh.  VI,  290.  —  »«»•)  allen.  —  <♦>*)  Wiege.  —  »»^j  Nicht  mehr 
P\Ä  \^i  Kochholz  S.  314.  —  <««)  Fünfzebntausend  Franken.  -   »«')  Buckel. 
-  *•)  Trachselwald.  —  '^)  Moos. 


294  Sprüche  und  Lieder  aus  dem  £ntlebuch. 

üesi  anti  Sohwigere^  0  wenn  mi  Sohwigere  Ziger  war, 

Si  het  e  länge  Hans.  ^  '^)  Und  Hnnd  u.  Chatz  derhinter  ohäm, 

Si  mag  ne  strecke,  wie  si  wiu,  So  frässe  si  der  Ziger  ganz  und  gar, 

So  gseht  si  doch  nit  aus!  ^^^)  und  i  war  miner  Sohwigere  bar. 

Fast  ebenso  unpopulär  wie  die  Schwiegermütter  sind  die 
alten  Weiber. 

Offertorium ! 

Auti  Wiber  lanfit  chrnm. 
Paulus  schribt  de  Eorinthere, 
Me  söu  keini  auti  Wiber  überwintere. 
'  Si  houit  grossi  Stüokli  ab 
Und  essit  chlini  Mümpfli  drab. 
Si  hockit  mitts  vor'em  Für 
Und  wärmit  ihri  Schür,  "*) 
Und  drum  ist's  Brot  so  tür. 

RechnuDgsaufgabe : 

gSibe  anti  Wiber,  es  het  jedes  sibe  Köck;  jede  Rock  het  sibe  Sack; 
jede  Sack  het  sibe  Zopf;  jede  Zopf  het  sibe  Rappe.  Wi  vis 
git  da?« 

Fängt  der  Gefragte  an  zu  rechnen,  so  lacht  man  ihn  aus  ah 
einen,  der  den  alten  Weibern  die  Taschen  untersucht. 

Doch  sind  die  alten  Weiber  manchmal  besser  als  ihr  Ruf. 
Sie  können  zumal  für  ihre  verstorbenen  Männer  ein  recht  zart- 
fühlendes Herz  haben.  So  betete  eine  Entlebucherin  am  Grabe 
ihres  Gatten,  der  im  Leben  viel  Durst  gelitten: 

OeV  ihm  Gott  die  ewig  Rueh 
Und  es  Gläsli  Schnaps  derzue! 

Hiemit  haben  wir  einige  Zeilen  des  grössten  Buches  dei 
Welt,  des  Entlebuches,'*^)  entziffert  und  herausgeschrieben.  Mogei 
andere  das  begonnene  Werk  fortsetzen  und  nicht  rasten,  bis  allei 
kopiert  ist,  was  dieser  Riesenkodex  mit  dem  samtnen  Einbaue 
Yon  dunkelgrünen  Matten  und  den  Eck-  und  Randbesohlägen  yoi 
Felskuppen  auf  jenen  Blättern  enthält,  welche  durch  ein  ungeheorei 
Buchzeichen,  das  Silberband  der  Entle,  bereits  näher  bezeichne 
sind. 


"0)  Hals.  —  <")  Alles.    —    *")  Ihre  Bäuche  so  gross  wie  Scheunen 
"3)  Ein  bekanntes  Rätsel. 


Das  ,,Giritzenmoos^^  in  Dagmersellen  (Kt.  Luzern).  ^) 

Yon  J.  L.  Arnold  in  Dagmersellen. 

Das  OiritzenmooB  war  eine  Fastnachts- Belästigung,  die  im 

Kanton  Lozern,    vorzüglich  im  sog.  Hinterland    and    im    antern 

Wiggerthal,  heimisch  war.    Noch  vor  40  Jahren  warde  z.  B.  in 

Dagmersellen  dieser  Braach  alle  Jahre  am  „Hirsmontag^'  (Montag 

Dach  Invocavit),  später  am  ^Güdismontag^  (Montag  nach  Estomihi) 

aufgeführt.    In  den  1860er  Jahren   fiel   er    indessen    schon    das 

eine  oder   andere  Jahr  aas,   bis  er  um  Mitte    der  1870er  Jahre 

ganz  verschwand.    Der  Braach  bestand  in  einer  Art  Yolksjustiz, 

also,  ähnlich  der  heutigen  Fastnachtlitteratur,  in  Neckereien  ver- 

0cbiedener  Art,    meist  lokaler  Natur,    insbesondere    aber   gegen 

die  „alten   Jungfrauen"   gerichtet.    Unter    diesen    „alten    Jung- 

/jra.uen"  verstand  man  aber  nur  die  ledigen  Weibspersonen  zwi- 

sc^lien  24  und  35  Jahren.    Aeltere  blieben  unbehelligt^    oder    es 

iD«:s88te    schon    etwas  Besonderes    dahinter    stecken,    wenn    über 

d£^8e   Altersgrenze   hioausgegriifen    wurde.    Mit    dem    sittlichen 

It«:mf  sowolil   der  Spielenden,    als  der  Gefoppten,    nahm    man  es 

aolmr  streng.    Eine  Jungfrau  mit   irgendwie    anrüchigem  Wandel 

^w'va.xde  gänzlich   unberücksichtigt    gelassen.    Ebenso    musste    ein 

B^^^arsche  von  zweifelhaftem  Ruf  fernbleiben.    Es    lag    darin    für 

^s^xche  eine  Art  Entschädigung  und  ein  stilles  Lob,  das  ihr  die 

^■**"t^TiDter    argen  Neckereien  versüsste.    Dass  das  „Giritzenmoos" 

^^^^^  Kit  etwa   eine  bestimmte  Lokalität  bezeichnete,    sondern    eine 

-^^  ^«1-Oegend,    ein  gewisses  Jenseits,    in  das  die  alten  Jungfern 

**^*^  Leib  und  Seele  aufgenommen  werden,    um  in  alle  Ewigkeit 

^^^**t  tu  verbleiben,    unter  dem  Regiment  des  Giritzvaters,    geht 

^^•-^  dem  nun  zu  schildernden  Brauch  hervor. 

In  allen  Fällen  waren  es  die  jungen  Burschen  des  Dorfes, 

^^^    das  Spiel  anordneten.    War  man    über  das  «ob**  einig    und 

^^1*  es:  „d'Meitschi  uf's  Giritzemoos  z'näh*,  so  bestimmte  man 

^^**  allen  Dingen  den  „Giritzvater".  Wer  das  geläufigste  Mundwerk 

^^^  und  SU  den  tollsten  Streichen  fähig  war,  wurde  zu  diesem 


\ 


M  Kurze  SchilderuDgen  des  Brauches  im  Kanton  Luzern  s.  auch 
T^^^'Hw  I,  189  fg.  und  Wochestl.  Unterhaltixciex  (BtMlttj^e  z.  Luzernor  Ta^j- 
^^U)  1900  (Nr.  9)  S.  68. 


296  Das  „Giritzenmoos**  in  Dagmersellen  (Kt.  Luzern). 

Amte  ausersehen.  Ihm  war  ein  „Schreiber'^  und  gewöhnlich 
zwei  Mann  als  Scharwache  beigegeben.  Sodann  wurde  ein 
YerzeichniB  angefertigt  über  diejenigen  Jangfern,  die  „aufs  Moob^' 
kommandiert  werden  sollten.  Zum  Yoraus  wurde  bestimmt,  wer 
Yon  den  Burschen  die  und  jene  Dorfschöne  darstellen  solle.  In 
irgend  einer  Scheune  wurde  ein  möglichst  grosser  Leiterwagen 
hergerichtet,  mit  Bock  und  Sitzen  versehen  und  mit  Tüchern 
überspannt,  wie  sie  etwa  die  Wagen  des  fahrenden  Volkes  haben. 
War  dann  endlich  der  ^grosse  Tag^  nahe,  so  wurde  das  geplante 
Yorhaben  öffentlich  angezeigt,  gewöhnlich  durch  einen  Ausrufer. 
Am  Tage  selbst  begaben  sich  nach  Mittag  die  jungen  Burschen 
in  die  Scheune,  wo  der  Wagen  bereit  stand,  gewöhnlich  war  es 
n  Dagmersellen  die  Mühlescheune  zu  oberst  im  Dorf.  Dort 
wurden  die  letzten  Vorbereitungen  getroffen.  Oegen  4  Uhr  ging 
dann  das  Spiel  los.  Voran  kam  der  Giritzwagen,  Yon  Pferden 
oder  Ochsen  gezogen,  welche  der  Lenker  an  der  Hand  führte. 
Auf  hohem  Bock  thronte  der  GUritzvater,  als  steinalter  Mann  ver- 
kleidet, und  sein  Schreiber,  mit  einem  möglichst  grossen  Buch 
vor  sich.  Die  Scharwache  lief  nebenher.  Im  Wagen  und  hinter 
demselben  kamen  die  jungen  Burschen  als  Jungfern  maskiert. 
Auf  der  Dorfstrasse,  wo  der  Zug  stets  von  einem  zahlreichen 
Publikum  empfangen  wurde,  ward  Halt  gemacht  und  der  Giritz- 
vater  hielt  eine  Ansprache  an  das  „Volk^  und  insbesondere  an 
die  „alten  Jungfern".  Er  stellte  sich  als  Herr  und  Herbergs- 
vater vom  Giritzemoos  vor,  und  tröstete  die,  welche  abkomman- 
diert wurden,  damit,  dass  sie  es  bei  ihm  gut  haben  würden: 
gesprächige  Gesellschaft,  Hühner^  Katzen  und  überhaupt  alles, 
was  eine  alte  Jungfer  billigerweise  verlangen  dürfe.  Wollte  er 
sich  galant  zeigen,  so  bat  er  für  sich  und  seine  Kamaraden  zum 
Voraus  um  Nachsicht,  wenn  man  etwa  so  oder  anders  in  dem. 
Scherze  etwas  zu  weit  gehen  sollte. 

Sofort  begab  sich  der  Bursche,  welche  die  nächstwohnend^ 
Jungfer  (Nr.  1  des  Registers)  darstellte,  zu  deren  Wohnung  nn3> 
geberdete  sich  dort  etwa  in  der  Weise,  wie  das  Original  es  zu  türm 

pflegte.    War  das  Gefährt  —  immer  auf  der  Strasse  fahrend 

auf  der  Höhe  des  betr.  Hauses  angelangt,  so  wurde  wieder  E[al^ 
gemacht,  und  der  Giritzvater  rief  die  Jungfer  N.  N.  heran,  aber 
immer  ohne  Familienname.  Kam  sie  nicht  sofort,  so  liess  er  ei^ 
(d.  h.  den  sie  darstellenden  Burschen)  durch  die  Scharwache 
holen. 


Das  ffGiritzeamooB**  in  Dagmersellen  (^Kt.  Luzern).  297 

War  sie  dann  da,  so  kündigte  er  ihr  an,  dass  sie  jetzt 
aufs  „Moos^  kommen  müsse.  Er  begründete  seinen  Befehl  damit, 
dass  sie  schon  so  und  so  alt,  und  keiae  Aussicht  auf  eheliche 
Verbindung  mehr  habe.  Dann  erhielt  die  Kandidatin  das  Wort 
zur  Yerteidigung.  Diese  wurde  oft  sehr  geschickt  gefasst,  ihre 
Chancen  dargelegt  und  alles  vorgebracht,  was  nar  zu  sagen  war: 
Wer  mit  ihr  getanzt,  und  was  ihr  gesagt  worden  sei,  wie 
mancher  Freier  schon  yon  ihr  abgewiesen  worden,  Erbschaften, 
die  gefallen  oder  in  Aussicht,  neumodische  Kleider  u.  s.  w.  Da 
kam  manches  aufs  Tapet,  was  manche  sich  selbst  verheimlicht 
zu  haben  glaubte,  zum  grössten  Gaudium  des  Publikums. 

Aber  nur  selten  Hess  der  Giritzvater  Gnade  für  Recht  er- 
gehen; hin  und  wieder  gab  er  auch  etwa  ein  Jahr  Gnadenfrist. 
Die  Jungfer  wurde  in  diesem  mit  heilsamen  Ermahnungen  ent- 
lassen, und  beigefügt,  wenn  sie  nächstes  Jahr  noch  nicht  unter 
die  Haube  gekommen,  sei  ihr  Schicksal  besiegelt.  Im  andern 
Falle  wurde  sie  von  der  Scharwache  gepackt  und  in  den  Wagen 
geschoben. 

Dann  setzte  sich  das  Geiahrt  wieder  in  Marsch  bis  zu 
Nummer  Zwei  u.  s.  f.,  wo  dann  der  Spass  sich  mit  entspre- 
chenden Abänderungen  wiederholte.  Unter  dem  Gejohle  der 
Gassenjungen  und  mehr  oder  minder  Beifall  des  immer  zahl- 
reichen Publikums  wurde  das  Aufgebot  erlassen,  und  ein  Ver- 
hör mit  Jeder  durchgenommen,  deren  Namen  auf  dem  Register 
stand. 

Es  kam  aber  auch  vor,  dass  junge  Bursche  arg  durchge- 
hechelt wurden.  Der  Giritzvater  lenkte  oft  mit  scheinbarem 
Wohlwollen  die  Aufmerksamkeit  einer  Jungfer  auf  einen  Jüng- 
ling, wogegen  sie  dann  antwortete :  lieber  wolle  sie  gleich  mit- 
kommen als  den  heiraten ;  der  sei  eine  etwas  zweifelhafte 
Persönlichkeit  und  erzählte  dann  dem  erstaunten  Giritzvater 
haarklein  all  die  Dummheiten,  die  er  gemacht,  seine  Fehler, 
schlechten  Eigenschaften  u.  a.  m. 

War  das  Spiel  programmgemäss  mit  allen  Kandidatinnen 
beendet,  so  fuhr  der  Giritzwagen  mit  seiner  ganzen  Sammlung 
alter  Jungfern  auf  der  entgegengesetzten  Seite  zum  Dorf  hinaus, 
zu  einer  alten  Eaesgrube.  Dort  hiess  es:  „Alles  aussteigen!^ 
Die  Fräulein  wurden  in  Reih  und  Glied  gestellt  und  in  voriger 
Reihenfolge  auf  Mehrerlös  versteigert.  Wollte  Einer  aus  dem 
Publikum,    eine  Jungfer  ehren,    so    tat  er    ein    hohes  Angebot. 


298  MiszelleD.  —  M^langes. 

Hundert  Franken  waren  aber  schon  viel.  Oft  wurde  sogar  nur 
um  50  Rappen  Eine  losgeschlagen.  Diejenige,  auf  welche  gar 
kein  Angebot  gemacht  wurde,  warf  der  Giritzvater  einfach  in 
die  ELiesgrube  und  überliess  sie  dort  ihrem  Schicksal. 

Eür  die  Jungfern  war  dieser  Tag  immer  ein  wahrer 
Schreckenstag,  und  nicht  selten  suchten  sie  durch  Spenden  eines 
Abendtrunkes,  oder  etwa  einer  Flasche  „Chriesiwasser^'  und 
Aehnliches  die  Gunst  der  Spielenden  zu  gewinnen.  Oft  auch 
sorgte  aus  besondern  Gründen  der  eine  oder  andere  Bursche 
Yon  sich  aus  dafür,  dass  die  Sache  nicht  gar  zu  arg  herauskam. 

Das  Aergste  war  der  Jungfer  immer  die  fatale  ,,Gant^. 
Es  war  daher  begreiflich,  dass  diese  zuerst  dem  Untergang  ver- 
fallen musste.  Bald  darauf  aber  kam  auch  das  vorausgehende 
Einsammeln  der  Jungfern  in  Abgang.  Nun  ist  der  Brauch  seit 
mehr  als  einem  Yierteljahrhundert  —  wenigstens  in  Dagmersellea 
—  verschwunden,  und  die  junge  Generation  kennt  ihn  nur  noch 
vom  Hörensagen. 


Miszellen.  —  Melanges. 


Von  fünf  Leiden  Mari». 

Do  vnser  frow  ze  himel  was  gevarnett  hatt  sy  nant  iohans  gross  gird 
das  er  gern  vff  vnser  frowen  hett  gesehen   Dach   himelsches  ere.    Do  fugt 
es  sich  das  sant  iohans  verzuckt  ward  in  den   hiinel  vnd  bort  das  voser 
herre  vnd  sin  liebe  müter  mit  ain   andren  retten t  von    der  angst  vnd  der 
not  die  sy  off  ertrich  durch  in  erlitten  hett.    Do  fragett  vnser  bere  sin  liebe 
muter,   welles  das  grösst  liden  war,  das  sy  off  ertrich  durch  in  erlitten  hett 
Do  sprach  vnser  liebe  frow:  liebes  kind,  mini  liden  warent  gross  vnd  ma- 
nigfalt,  aber  fünf  liden  vnd  fünf  hertzlaid,  die  hattich  sunderlich  durch  dich. 
Die  tattent  mir  vnmässenklich  we  vnd  wirs  denn  alles,  das  ich  ie  erUud. 
Das  erst  hertzlaid,  das  was,  do  ich  dich  in  den  tempel  trüg  vnd  dich  opfrett        — 
vff  den  altar.    Do  enpfieng  dich  her  simion  ain  sinen  armen  vnd  wissaget  -^^^ 
mir,  das  ain  schwert  min   sei  durchschniden  sfilt.    Von   dines  todes  wegen  .^mr: 
ze  band  ain  derselben  stund  begraiff  das  schwert   min  hertz,   das  ich  voii^c= 
stund  bis  ain  minen  tod  niemer  fro  ward.   Do  sprach  vnser  here:  fipow  müter.  — ^ 
wer  sich  des  laides  ermainet  all  tag  mit  ainem  pr  nr  *)  vnd  mit  ainem  avi 
maria   dem   mentschen   wil  ich  helfen,   das  er   in   kainer   todsnnd    nieme 
verschaiden  sol  vnd  wil  in  behüten  vor  allem  hertzlaid  hie  vnd  d6rt 
fragt  vnser  liebe  herre  sin  liebe  müter,  weles  das  ander  hertzlaid  war. 
sprach  vnser  frow:   liebes  kind,   das  was  do  du   in   diner   kinthait   in  da 

')  pater  noster. 


Miszellen.  —  M^langes.  299 

schil  wärt,  do  hatt  ich  dich  verloren  VDd  sucht  dich  mit  betrübtem  hertzeD. 

Do  ich  dich  Dit  finden  kund,   do  gedacht  ich   an  das  schwert,   da  mir  her 

simion  von  hatt  gesait.    Das  durchgieng  min  hertz  zil  dem  andren  n)al  wen 

€la8  ich  sorge  hatt,   das  ich  allen  minen  trost  ain   diner  blUgenten  kinthait 

so  zitlich  an  dir  verloren  sölii  han   gehebt.    Do   sprach    vnser  liere;    frow 

mäter  wer  dich  des  laides  ennainett  alltag  mit  ainom  pr.  nr.  vnd  mit  aimun 

ave  maria,   das   du   mich  dry  tag  verlorn  hattest,   dem  mentschen   wil  ich 

geben  dry  tag  vor  sinem  end  an  dem  ersten  tag  rechti  rüw,  an  dem  andren 

tag  geware  bicht,   an   dem  dritten  tag  volkomnen  Ion,  als  ob  er  mir  allzit 

mit   volkomnem  leben  gedienett  hett.     Do  fragt  vnser  her  sin  liebe  möter, 

weles  das   dritt   hertzleid  war,   das  sy  vff  ertrich  durch  in  enpfangen  hett. 

Do  sprach  vnser  frowe :  liebes  kind,  das  was,  do  petrus  vnd  Johannes  koment 

vnd   mir   saitent,   das  du  gefangen  wärist.    Do  kaim   ich  geloffen  vmb  das 

hoss  kaypfas,   da  du  ingefttrt  ward  worden  vnd  ich  hört,   wie  sy  dich  ver- 

spuwtent  vnd  schltigent  vnd  stiessent  vnd  ain  geschray  umb  dich  was,  als 

ob  du   aller  der  weit   ain   vertäuter   mentsch  wärest.    Do   zerschnaid   das 

schwert  min  hertz  ze  dem   triden    mal  vnd  mir  wirs  beschach,  den  ob  ich 

aölte  gestorben  sin.    Do  sprach  vnser  here :  frow  müter,  wer  dich  des  laides 

ennainett  all  tag  mit  ainem  pr.  nr.  vnd  mit  ainem   ave  maria,  das  ich  ge- 

vangen  was,  den  mentschen  wil  ich  behflten  vor  aller  gevan^nust.    Do  fragt 

vnser  lieber  here  sin  liebe  muter.  weles  das  fiord  hertzlaid  war.    Do  sprach 

vnser  frowe:  sun  vnd  here  das  was,  do  du  off  das  krütz  gelait   wurt  vnd 

man  dich  naglett  durch  hend  vnd   durch   füss.    Do   was   das   getreng   also 

gross,  das  ich  zu  dir  nit  mocht  komen  vnd  do  ich  hört  die  handschleg  vnd 

nit  wissett,  wie  sy  dir  tattent,  bis  das  du  würt  vffgericht,  das  ich  dich  sach 

hangen  ain  dem  crütz  nackent  vnd    bloss   als   ain    vertalter   mentsch ,    do 

zerschnaid  dz  schwert  min  sei  ze   grund  vnd  sölt   ie  kaiii   niiiter  von   laid 

gestorben  sin,  so  war  min  hertz  ze  derselben  stund  zebrochen.    Do  sprach 

Vnser  here:   muter,    wer  dich    des   laides  ermaint  alitag   mit  ainem  pr.  nr. 

Vnd  mit  ainem  ave  marin,  vnd  war  ain  dem  mentschen  min  marter  erlöschen, 

Bo  wil  ich  im  sy  nflwren,  das  er  ir  niemer  me  vergist;  ist  aber  der  mentsch 

**«  kranck,  das  er  mit  miner  marter  nit  vmb  kan  gän,   so  wil   ich  im  den- 

«ielben  Ion  gen  ain  sinem  end,  als  ob  er   alle  sini  zit  mit  miner  marter  ver- 

tribeu  hett.    Do  fragt  vnser  here  sin  liebe  müter,  weles  das  fllnft  liden  vnd 

^las  iungst  hertzlaid  war.   Do  sprach  vnser  frow:   das  was,  do  du  von  dem 

Wtktz  genomen  wurt  vnd  mir  tott  ain  minen   armen  gelait  wurt  mit   offnen 

'^ninden.    Vnd  ich  sach,   das  du  sogar  ersigen  würt  vnd   ain    blütstropf  in 

Einern  Hb  nit  me  was,  do    zerschnaid   das   schwert  min  hertz,   das   ich  sin 

miemer  me  vergis,  dasselb  liden  müss  ich  sunderlich  bedencken.    Do  sprach 

^nser  here:    frow  muter,    wer  dich  des  laides  ennainett  all  tag    mit   ainem 

pr.  nr.  vnd  mit  ainem  ave  maria,  das  ich  dir  tott  ain  dinen  armen  gelait  ward 

mit  offnen  wunden,    dem  mentschen  wil  ich  vff  tun    all    min    erbärmd    vnd 

wil  im  nit  verziechen,    wes  er  mich  bitt  ain   sei  vnd  ain  lib,    vnd    wer  der 

mentsch  ist,   der  dich  diner  fllnf  hertzlaid  ennainett  alitag  mit  fünf  pr.  nr. 

vnd  mit  f&nf  ave  maria,   den  mentschen  wil  ich   dir  geben,    das  du  mit  im 

tüist,  was  du  wellist  amen. 

Obige   von  Herrn  Dr.  G.  Jenny   in    St.  Gallen    mitgeteilte  Legende 
findet    sich    in    einer    Papierhandschrift    des    XV.    Jahrhunderts    auf    der 


300  Miszellen.  —  Mölaoges. 

Vadiaoischen  Bibliothek  (Nr.  356)  in  St.  Gallen.  Auffallend  ist,  dass  hier 
von  nur  fünf  Schwertern  und  fünf  Leiden  die  Rede  ist: 

1.  Darbringung  im  Tempel; 

2.  Verlieren  im  Tempel; 

3.  Gefangennahme; 

4.  Kreuzigung; 

5.  Kreuzabnahme. 

Heute  spricht  man  allgemein  von  sieben  Schmerzen  und  sieben 
Schwertern  Mariens  und  im  brieflichen  Oftizium  (Brevier)  werden  zu  deren 
Ehre  jährlich  zwei  Feste  (Septem  dolorum  Beats".  Marise)  gefeiert.  Diese 
sieben  Schmerzen  werden  aber  im  Ofüzium  selbst  nicht  angegeben.  Nach 
Papst  Benedikt  XIV.  sind  diese  sieben  Hauptmomente  auf  die  sieben  Stifter 
des  Ordens  der  „Diener  Maria"  (Serviten)  zurückzuführen,  die  im  13.  Jahr- 
hundert gelebt  haben.  Oft  werden  zu  den  oben  angegebenen  fünf  Geheim- 
nissen die  zwei  andern  gerechnet:  Flucht  nach  Aeg>pten  und  Begräbnis 
(Christi.  Vgl.  Wetzer  &  Weites  Kirchenlexikon,  2.  Aufl.,  von  Kaulen,  Bd.  8 
(Freiburg  i.  Br.  1893),  S.  819-820.  Die  bildende  Kunst  hat  vielfach  die 
sieben  Schmerzen  darzustellen  versucht;  vielfach  sieht  man  Maria  mit  sieben 
Schwertern  in  der  Brust  oder  es  werden  die  sieben  oben  ei-wähnten  Szenen 
auf  einem  Bilde  dargestellt.  Beides  vereinigt  sehe  ich  in  einem  mir  vor- 
liegenden Pergamentband  in  4**  mit  dem  Titel :  Fasciculus  Myrrhae,  variis  ex 
tetrastichis,  in  dolores  deipane  virginis,  colligatus  a.  F.  Beato  Bishalin, 
Franciscano,  Fr.  M.  C.  P.  Friburg.    Helvetiorum  apud  Stephanum  Philot  1612. 

A.  V.  B. 

Storielle  tioinesi. 

Un  sindaco  gabbato. 

Un  tale,  scroccone  e  mariuolo  ad  un  tempo,   ando   un   giorno    a   far 

visita  al  sindaco  di il  quäle  era  conosciuto   come  il   piA  gran  bur- 

lone  del  paese  ma  aveva  il  debole  di  compiacersi  grandemente  che  altr 
niagniflcasse  la  roba  sua. 

Essendosi  lo  scroccone  qualiflcato  come  un  signore  invaghito  delle 
bellezze  naturali  del  pnese  e  de^ideroso  di  acquistare  la  casa  del  Sig.  Sindacv 
con  tutte  le  »ue  dipendenze  per  farne  una  villa,  il  sindaco  Taccolse  gentiU 
inente  e  depo  averne  sturato  un  pajo  di  bottiglio  di  ([uel  buono,  lo  condusae 
a  visitare  le  sue  possessioni. 

Naturalmente,  il  forastiero  diceva  nieraviglie  di  tutto  quauto  gli  veniva 
mostrato  ed  esaltava  la  oasa   <lel    Sig.  Sindaco  come  un  paradiso  terrestre. 

Arrivati  sulla  cortc,  11  forastiero  ifennossi  a  contemplare  una  fontana 
de  osciamo : 

—  Come  ('  st^ito  previggentc»,  Sig.  Sindaco,  qui  non  vi  manca  proprio 
nulla :  ecco  qui  una  bella  fontana  da  cui  spilla  un  bei  getto  d^acqua  pura 
vt  fresca. 

—  Ma  qiicsta  non  »i    chiama    fontana,    lo  interruppe    il  Sig.  Sindaco 

—  E  como  si  chiania  dunque,  di  grazia? 

—  Si  cliiania  ahhondnnza. 

—  Ha  ragium»,  Sig.  Sindaco :  abbondanza,  ecco  ud  nome  piü 
appropriato. 


Miszellen.  —  M^langes.  301 

Visitaroiio  di  poi  il  fienile  ed  anche  ({ui  il  forastiero  esclamo: 

—  Quanto  bei  fieno  ha  qui,  Sig.  Sindaco,  e  come  6  bone  ammontie- 
ehiato.    Come  stanuino  bene   quelle  bestie   che   maiigiano   di  questo   tieno. 

—  Ma  <|uesto  non  si  chiama  fieno,  interrappe  il  sindaco. 

—  £  come  lo  chiama,  di  grazia? 

—  Si  chiama  rniUe  erbe. 

—  Ben  pensato,  Sig.  Sindaco,  ben  pensato,  mille  erbe. 

Dopo  aver  visitato  Testeriore  con  tutte  le  dipendenze  rientrarono  in 
casa  e  visitarono  tutti  i  locali  ed  il  forastiero  non  si  stancava  di  magnificarne 
la  spanositA,  i  mobili  e  tutto  quanto  cadeva  sotto  gli  occhi. 

L'afißAre  fn  adunque  conchiuso  con  gran  contento  del  Sig.  Sindaco,  che 
vendeva  quella  roba  ad  nn  prezzo  doppio  del  valore  reale. 

Si  convenne  che  il  forastiero  avrebbe  passato  la  notte  ospite  del 
Sig.  Sindaco  ed  intanto  rientrarono  in  una  saletta  per  la  cena. 

Yicino  al  Camino  stava  accovacciata  una  grossa  gatta  ed  il  forastiero 
veggendola  esclamö: 

—  Che  bella  gatta  ha  Sig.  Sindaco ;  ma  questa  6  una  piccola  tigre  ed  i 
topi  dovran  stare  ben  lontani  da  una  si  terribile  divoratrice 

—  Ma  qnesta  non  si  chiama  gatta,  interruppe  ancora  il  Sig.  Sindaco. 

—  E  come  diamine  si  chiama  dunque? 

—  Si  chiama  miidre  degli  spasimi. 

—  Madre  degli  spasimi!  ben  detto  Sig.  Sindaco,  ben  detto,  nome  pin 
appropriato  non  si  poteva  trovare. 

Durante  la  cena,  alzando  gli  occhi,  lo  straniero  signore  fermö  lo 
s^ardo  au  dei  salumi  appesi  ad  una  trave,  ed  esclamö: 

—  Che  bei  salami  ha  qui,  Sig.  Sindaco  e  che  belle  luganighe  e  che 
bei  prosciutto! 

—  Vingannate,  signore,  riprcse  a  dire  col  suo  fare  burlone  il  Sig. 
Sindaco;  qnesti  non  sono  nö  salami,  n^  luganighe,  nö  prosciutti. 

—  £  che  sono  mai?  Come  chiama  questa  bella  e  buona  roba, 
Sig.  Sindaco? 

—  Ecco,  queste  alla  destra,  che  voi  chiamate  luganighe,  sono  gli 
angdi;  questi  alla  sinistra,  che  voi  chiamate  salami,  sono  gli  arcangdi  e 
qnesto  nel  mezzo,  che  voi  chiamate  prosciutto,  i>  Bio. 

—  Sig.  Sindaco,  mi  congratulo  proprio  di  vero  cuore  con  Lei  per  la 
flcelta  dei  nomi,  disse  il  forastiero,  e  tutti  e  due,  nn  p6  alticci,  diedero  in 
una  gran  risata. 

Terminata  la  cena,  preseru  una  tiaiiimata  al  caminetto  ed  il  forastiero 
saltu  SU  a  dire  di  nuovo: 

—  Che  bei  fuoco,  Sig.  Sindaco,  io  me  ne  staroi  qui  volontieri  per  tuttu 
la  notte;  con  un  boccale  di  vino  accanto,  che  ineglio  potrebbesi  dt^sidorare? 

—  Fate  come  meglio ;  credete,  signore,  potete  poi  riposarv'i  su  (juel 
traversoriOj  quando  avrete  sonno,  disse  il  nindaco,  additando  un  divano. 
l>evo  per6  farvi  osservare  che  questo  non  si  chiama  fuoco,  ma 

—  Ma  che  cosa,  Signor  Sindaco?  Mi  dioa  come  chiama  questa  fiamma 
ehe  arde,  che  riscalda,  che  consola? 

—  Questa  fiamma  io  la  chiamo  g audio. 


302  MiszelleD.  —  Mölanges. 

—  Bravo,  Sig.  Sindaco,  bravo,  si,  8i,  ud  vero  gaudio.  Cr  vada  pure  a 
letto  e  doima  pacifici  sonDi,   io  mi  rimango  qui  al  gaudio  come   Lei  dice 

—  Si,  rispose  11  signor  siDdaco,  buona  notte,  dod  vado  per6  a  letto, 
ma  mi  sdrajo  Del  mio  riposorio. 

£  barcoUando  ascese  le  Bcale  ed  entrö  nella  sua  stanza. 

II  forastiero  disse  allora  fra  s^  e  s^:  Ali!  sindaco,  ta  hai  voluto  bur- 
larti  di  me,  ma  io  mi  burlero  piü  bene  di  te.  £  piaii  piano,  preee  il  divano 
e  Io  pose  di  traverso  in  fondo  alla  scala.  Staecö  poi  le  luganighe  ed  i 
Salami  e  se  le  gettd  sulle  spalle.  Asperse  poi  la  gatta  di  petrolio  e  con  un 
tizzo  vi  appiccö  il  fuoco  si  clie  la  povera  bestia  fuggl  miagolando  ed  andö 
a  nascondersi  sal  fienile,  incendiaDdo  pur  quelle.  Allora  il  briccone  si  portö 
presso  la  scala  e  chiamö  ad  alta  voce  : 

—  Signor  Sindaco,  Signor  Sindaco,  si  levi  dal  suo  riposorio,  ma  si 
guardi  dal  traveraario.  Sappia  che  la  tniidre  degli  aptuimi  ha  portato  il 
gaudio  sul  müh  erbe  e  se  rabbondanza  non  l'ajuta,  la  sua  casa  brucierä  tutta. 
Intanto  io  me  ne  vado  cogli  angeli  ed  arcangeli,  e  Lei,  Signor  Sindaco  la 
lascio  solo  con  Dia.    £d  il  briccone  scese  frettoloso  le  scale  e  se  n*andö. 

Un  ragazzo  spiritoso. 

Grli  abitanti  del  paese  di in  Isvizzera  sono  rinomati  ovunque 

per  la  loro  prontezza  di  spirito. 

Un  signore  buontempone  volle  una  domenica  recarsi  coU  apposita- 
mente  per  persuadersene,  sembrandogli  che  si  esaltasse  un  p6  troppo  quegli 
ignoranti  contadini.  Arrivato  in  paese,  trovö  le  case  chiuse  e  le  strade 
deserte,  tutti  trovandosi  a  quell'ora  in  chiesa,  alle  sacre  funzioni. 

Si  reco  egli  pure  sul  piazzale  della  chiesa,  e,  di  fuori,  in  un  canto, 
vide  un  ragazzo  di  circa  10  anni  che  giuocava  da  solo  e  solo  con  dei  ciottoli. 

II  signore  Io  chiamö  a  se  onde  provare  se  pure  quel  ragazzo  avesse 
gia  4^1  Io  spirito.  II  ragazzo  accorse  a  lui,  e,  quando  gli  fu  vicino,  mostran- 
dogli  uno  scudo  gli  disse: 

—  Guarda,  ragazzo  mio,  vedi  questo  scudo  ?  Se  sei  capace  di  baciarmi 
sulle  guancie  senza  montare  n6  arrampicarti  su  checchessia,  Io  scudo  ^tuo. 

II  ragazzo  Ü8s6  in  volto  Io  straniero  e  pronto  risposegli : 

—  £d   io ,   0  signore ,   se   siete   capace  di   baciarmi   il  c  .  . .  senzaM 
curvavi,  vi  do  subito  non  uno  solo,  ma  due  seudi. 

n  signore  si  morse  le  labbra  e  senza  aspettare  che  la  gente   usciss^ 
di  chiesa,  ritom6  fiund'era  venuto.  ^ 

Arbedo-Taverne.  Vi  ttore  Pellandini. 

Passionsgebet. 

Unlängst  hörte  ich  von  einem  alten  Bettler  aus  Schemen  (Kt.  Schwy^z. 
folgendes  Gebet: 

Am  Palmtag  ist  er  dV  grösste  König,. 

am  Montag  ist  er  der  weise  Prophet, 

er  ist  weis  und  wohlgelehrt, 

am  Dienstag  ist  er  der  ärmste  Ma, 

hed-e  i  Hus  und  Herberg  niemer  wellä  ha, 

am  Mittwuche  habed-s'  ihn  verkauft  um  dryssg  Silberliog, 

sie  haben  ihn  ganz  wohl  fäll  [wohlfeil]  verkauft, 


Miszellen.  —  Mölanges.  303 

am  DoDDentag  hat  er  mit  seinen  zwölf  JOngeni  das  letzte  Mahl 

am  Freitag  habed-s'  ihn  an  das  Kreuz  genagelt,  [genossen, 

am  Samstag  habed-s'  ihn  auf  die  grosse  Erde  hingeworfen, 

daraus  ist  ein  weisses  Kömlein  *)  gesprungen, 

viel  tausend  und  tausend  FrQchte  und  noch  viel  mehr, 

am  österlichen  Tag  ist  er  de  stärkste  Ma, 

hed  möge  de  bittm  Tod  usgsta. 

Wer  das  Gebät  i  de  grosse  Wuche  all  Tag  drtt  mal  spricht 

nnd's  bittere  Lydä  und  Stürbe  nid  vergisst, 

däm  'wird  Gott  sendä  dry  Engel: 

der  erste  wird  er  selber  sy, 

der  zwent'  di  lieb'  heilig  Muetter  Gottes, 

der  dritt  de  heilig  sant  Michael, 

wird  gnädig  d'Seel  führe  us-'em  Paradys 

i  das  ewig  Himmebych. 

Vater  unser,  u.  s.  w. 

Ober-Aegeri.  A.  Ithen. 

Bauernregeln  aus  dem  Kanton  Zug. 

Mathis,  bricht's  Is, 

Hed  er  keis,  so  bringt  er  eis. 
Will  sagen,  dass  Sankt  Mathias,  der  24.  Februar,  ein  launischer  Patron 
ist,     cier  bald  Schnee  schmelze,  bald  erneuten  Winter  bringt. 

Geritrud,  Geritrud  [17.  März], 

Säet  Bollä  und  Chrut. 
Ebenso:    Geritrud  Mitte  Meerze,  « 

Löscht  d'Schnider  und  Schuemacher  Keerze. 

Wie  si'  de  Fraufaste-Mitwuehe  tuet  halte. 

So  wird  si'  's  Wätter  vier  Wuche  lang  gstalte. 

Sant  Jakob  mit  dem  Stab 

Schlad  de  Geis  di  halb  Milch  ab. 
Bedeutet,   dass  am   25.  Juli   die   besten   den   Ziegen    schmeckenden 
"^^Ä^er  schon  vorüber  seien. 

Ka  me  am  Jakebstag  d'Birrä  zellä, 

So  ka  me  im  Herbst  Zeine  Stella. 
Will  sagen,  dass  wenn  am  25.  Juli  die  Birnen   an   den    Bäumen   zu 
^*^*3  seien,  die  Obsternte  reichlich  ausfalle  und  die  Körbe  fttUe. 

Vil  a  de  Tanna, 

Vil  i  de  Wanna. 
Enthält  die  gleiche  hofinungsreiche  Aussicht  (tXr  einen   fruchtbaren 
'^^t,  wenn  die  Tannzapfen  zahlreich  gedeihen. 

Weniger  günstig  heisst  es  von  Sankt  Laurentius  |10.  August] : 

Schiächte  Wy  gits  hür, 

Wenn  Sant  Lorenz  ohne  Für. 
Sankt  Laurentius  sollte  Sonnenhitze  sein. 
Ober-Aegeri.  Anna  Ithen. 

^)  Vielleicht  Waizeukömlein. 


304  Miszellen.  —  ^l^laDges. 

Translationskostome. 

Im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundort  haben  in  allen  katliolischen  Gegen- 
den der  Schweiz  feierliche  Prozessionen  und  Festspiele  bei  Gelegenheit  von 
grossem  Reliquien- Uebertragungen  stattgefunden.  Dabei  wurde  häufig  lehr 
grosser  Aufwand  gemacht;  sowohl  die  BClhne,  als  die  Ehrenbogen  und  die 
Wagen  des  Festzuges  wurden  kostbar  hergerichtet,  die  Berittenen  und  Fuss- 
gänger  in  eigens  f&r  den  Anlass  hergestellte  KostQme  gesteckt. 

Bei  keinem  Translation sfest  fehlten  die  Engel;  sie  pflegten  meist  in 
grösserer  Zahl  an  der  Spitze  des  Umzuges  oder  am  Kopf  der  einzelnen  Ab- 
teilungen  einherzuschreiten.  Da  sah  man  nicht  nur  die  Erzengel,  sondern 
Gruppen  von  gewöhnlichen  Engeln,  wie  auch  die  besondern  Schutzengel  des 
Ortes,  der  Abtei,  des  Bistums ,  der  katholischen  Schweiz,  der  katholischen 
Kirche,  oder  des  Rosenkranzes.  Angetan  waren  diese  Engel  nach  der  Vor- 
stellung der  Zeit  mit  federgeschniUckten  Helmen,  glänzenden  Kleidern  und 
farbenprächtigen  Flügeln.  Seide,  Samt,  Spitzen  und  Borten  aus  Silber,  Gold 
und  Federn  spielten  eine  bedeutende  Rolle  in  ihrer  Ausstattung;  in  den 
Händen  trugen  diese  leuchtenden  Grestalten  glitzernde  Sehwerter,  vielleicht 
auch  brennende  Kerzen,  Palmzweige,  Kissen  mit  Reliquien  u.  a.;  am  Ann 
glänzte  der  Schild,  auf  dem  die  Wappen  o<ler  Farben  der  beteiligten  geist- 
lichen Stiftungen  und  Behörden  zu  sehen  waren. 

Fast  alle  TranslationskostQme  sind  untergegangen ;  Motten  und  Rost 
haben  das  Ihrige  getan,  um  die  Zerstörung  dieser  für  ephemeren  Gebrauch 
hergestellten  Trachten  zu  beschleunigen.  Nur  zwei  vollständige  StQcke  sind 
uns  bisher  zu  Gesicht  gekommen ;  sie  befinden  sich  in  <ier  KostflmsammliiDg 
des  t Malers  StUckelberg.  Sie  bestehen  je  ans  einem  Helm  aus  Papier-maehA 
mit  reicher  Vergoldung,  Versilberung  und  Bemalung ;  oben  sind  auf  Metall- 
drähte  montierte  FederbUscne  eingesteckt.  Die  Übrige  Tracht,  die  für  Knabei 
von  8  bis  10  Jahren  berechnet  ist,  besteht  aus  ehemals  fleischfarbenen,  jetit 
weissgewordenen,  enganliegenden  Trikothoseii,  eleganten ,  gelben  Leder- 
stiefeln  zum  SchnQren  und  einem  Rock.  Dieser  reicht  bis  zu  den  Knien, 
winl  hinten  zusammengeschnürt  und  enthält  an  jeder  Schulter  je  eine  eiserne 
Platte,  in  welche  der  Hacken  der  Flügel  eingesteckt  wird.  Um  die  Ver- 
schnürung auf  dem  Rücken  zwischen  den  Flügeln  zu  decken,  sind  dem 
Kostüm  kleine  Tüchlein,  als  eine  Art  Mäntelrhen,  beigc^geben.  Der  eine  Bock 
besteht  aus  gt^lbein  Brokat,  der  andere  aus  blauem  Damast ;  an  den  Aermeln, 
die  bei  beiden  bis  zum  Ellenbogen  otTen  sind,  hängen  beim  gelben  Kleid 
Quasten,  beim  blauen  ein  Futter  von  weisser  Gaze.  Das  letztere  KostOm 
hat  ausserdem  ein(>n  dreieckigen  Brusteinsatz  von  rotem,  gemustertem  Seiden- 
sanit ;  Silber-  und  Goldborten  säumen  die  Bestandteile  der  Röcke  ein.  Die 
Flügel  sind  ungemein  farbenprächti«? ;  sie  bestehen  aus  einem  Holzgerflste, 
über  welches  dicke  Lagen  von  federartig  ausgezogenen  und  ausgekämmten 
Seidenfaden  liegen.  i)as  eine  Flügel])aar  ist  ganz  in  mittelalterlichem  Styl 
gehalten  und  gleicht  den  Fittigen  de^  heraldischen  Adlers,  wie  er  im  XIII. 
und  XIV.  Jahrhundert  durgestellt  wird ;  das  andere  Paar  ist  in  horizontale 
Zonen  eingeteilt,  dit^  alle  Farben  des  Regenbogens  aufweisen.  Die  FIflgri 
HJnd  )»räclitig  erhalten  und  zeigen  solche  Farbenfrische ,  dass  man  glauben 
möchte,  tnie  seien  nie  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  gewesen.  Unsere  Bilder 
veranschaulichen  die  beiden  Translationskostüme  und  ersparen  uns  eine  ^ 
Beschreibung. 


Miszellen.  —  M^langes.  305 

Die  beiden  StQcke  sind  Ueberbleibsel  von  der  Uebertragung  eines 
beiligeh  Leibes,  der  aus  den  Katakomben  stammte,  im  Kanton  Tessin.  Dan 
Datum  der  Anfertigung  und  ersten  Benützung  iiess  sich  bis  jetzt  nicht  eruieren. 

Basel.  E.  A.  Stückelberg. 

Mittfastenlied  aus  Oberwil  (Kt.  Basel-Land). 

An  Mittfasten  zog  die  DorQugend,  einen  Sack  und  einen  Strohmano 
mit  sich  ftihrend,  in  Gruppen  von  3—4  Kindern  von  Haus  zu  Haus,  indem 
sie  folgende  Verse  ,,absang''  : 

Heer,  Anneleis,  hat  ist  Mitteliaste; 
Mer  trette-d'r  in  d*Lache. 

Heer,  Anneleis! 
Wenn-dV  is  weit  kei  Mehl  ge, 
So  muss-ech  der  Müller  nim  [nicht  mehr]  mahle. 

Heer,  Anneleis! 
Wenn-d'r  is  weit  kei  Anke  ge, 
Muss-ech  [d']  Kueh  kei  Milch  me  ge. 

Heer,  Anneleis! 
Wenn-d'r  is  weit  keini  Eier  ge, 
Muss-ech  der  Iltis  d'Htiener  ne. 

Heer,  Anneleis! 
Tannerüs,  Tabneriis, 
Mer  chaufe  d'Chüechli  um  e  Priis. 

Heer,  Anneleis! 
Mer  hei  e  brennige  Ma  *)  gTange, 
Er  sig  e  Johr  im  Cheemi  g'hange. 

Heer,  Anneleis! 
Binningen  b.  Basel.  Fr.  Kestonholz,  Lehrer. 

In  die  BrOckenkette  beissen. 

Zur  Frage  des  Hm.  Pfr.  A.  Famt^r  in  Stammheim,  im  ersten  Heft 
dieses  Jahrgangs,  Seite  61,  ob  auch  noch  in  andeni  Gegenden  der  Brauch 
bestehe,  Kindern,  die  zum  ersten  Mal  über  eine  Brücke  gehen,  in  Aussicht 
zu  stellen ,  sie  müssten  dabei  in  eine  Krtte  beissen,  kann  ich  aus  eigener 
Erfahrung  folgendes  beibringen  :  Ich  bin  in  Wenslingen,  im  obem  Baselbiet, 
aufgewachsen.  Als  ich  als  kleiner  Bube ,  um  das  Jahr  1980,  mit  meinem 
Vater  zum  ersten  Mal  nach  Aarau  ging,  sagte  er  mir  selbst:  Jeder,  der 
zam  ersten  Mal  die  dortige  Kettenbrücke  überschreite,  müsse  tüchtig  in  die 
Kette  beissen,  dass  man  die  Spur  davon  sehe :  sonst  falle  er  unfehlbar  ins 
Wasser.  Und  so  haV  ich  denn  auch  tapfer  eingebissen ,  so  dass  es  einen 
Kritz  in  die  Kette  gab.  Ich  weiss  noch  die  Stelle,  wie  ich  auch  heute  noch 
den  Schauer  fühle,  mit  dem  ich  damals  die  Brücke  betrat.  Diese  Sitte  ist 
abrigens  auch  gegenwärtig  noch  ein  verbreiteter  Spass  im  obern  Baselbiet. 
Sie  gilt  als  eine  Art  Kraftprobe. 

Ganz  dasselbe  —  mit  der  Rheinbrückf  in  Basel  —  begegnet  in  den 
«Erzählungen  und  Bildern   aus  dem  Basolbiet"    von  B.  T.  Jonas^   wo  es  in 

^)  Damit  ist  der  Strohmann  gemeint. 

10 


906  Bflcheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

„der  Baselfahrt'',  cap.  ^11,  von  dem  kleioen  Christeli  also  heisst :  „Darüber 
machte  er  sich  noch  die  meisten  GManken,  dass  er  wie  Alle,  die  zam  ersten 
Mal  nach  Basel  kommen,  werde  mQssen  in  die  Kette  beissen.  Denn  das 
wurde  ihm  so  bestimmt  in  Aassicht  gestellt,  und  er  hatte  schon  so  oft  da- 
von reden  hören  .  . .  .,  dass  er  daran  nicht  mehr  zu  zweifeln  wagte  und 
schon  im  Stillen  fQr  seine  armen  Zähnlein  fürchtete  ....  Jedoch  ....  er 
dachte,  wenn  es  ihm  etwa  zu  heiss  und  schwer  werden  sollte :  „Äbba ! 
wenn  es  andere  haben  erleiden  mögen,  so  mag  ich  es  auch  erleiden ;  der 
Ätti  hat  auch  in  die  Kette  beissen  müssen  und  hat  doch  noch  ein  gutes 
Biss.* 

Etwas  verwandtes  ist  wohl  auch  der  Brücken  stein  in  Chr.  F.  Grelleres 
Gedicht:  „Der  Bauer  und  sein  Sohn**. 

B  e  n  k  e  n  (Baselland).  J.  W  i  r  z .  Pfarrer. 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

P.  Sartori,  Die  Speisung  der  Toten.  Programm  des  GymnasiumB 
zu  Dortmund  1903.    70  doppelspaltige  S.  Gross-S^ 

Dass  der  Verfasser  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Volkskunde 
kein  Neuling  mehr  ist,  hat  er  schon  durch  verschiedene  einschlägige  Arbeiten 
bewiesen.*)  Auch  die  vorliegende  zeichnet  sich  durch  eine  umfassende 
Sach-  und  Litteraturkenntnis  aus.  Zum  ersten  Mal  finden  wir  hier  ein  grosses 
Material  über  diesen  Gegenstand  aus  allen  Himmelsrichtungen  zusammen- 
getragen. S.  fasst  den  Begriff  der  Totenspeisung,  wie  aus  der  folgenden  In- 
haltsübersicht hervorgeht,  möglichst  weit:  A.  Pflege  der  einzelnen 
Seele:  I.  Vor  der  Bestattung:  1.  Speisung  des  Toten,  2.  Schmausereien  der 
Hinterbliebenen;  H.  Die  Mitgabe  von  Speisen  an  Tote:  1.  Die  Speisen  wer- 
den ins  Grab  gelegt,  2.  Die  Speisen  werden  ausserhalb  des  Grabes  ange- 
bracht; lU.  Der  Leichenschmaus  der  Hinterbliebenen:  1.  unmittelbar  nach 
der  Bestattung :  a)  am  Grabe,  b)  im  Hause,  2.  Abschliessender  L.-Schm. 
erst  einige  Zeit  nach  der  BesUittung,  Wiederholung  des  L.-Schm ;  IV.  Fort- 
dauernde Speisung  des  Toten  :  1.  am  Grabe,  2.  im  Hause  oder  in  dessen 
Nithe.  B.  Die  Allersoelenpflege:  I.  Gelegentliche  Speisung;  II.  Speisung 
zu  bestimmten  Zeiten  und  Tagen.  C.  Das  Trauer  fasten.  D.  Wie  die 
Toten  essen.    K.  Uebergang  der  Gaben  an  Tote  in  Opfer  für  Tote. 

Der  reiche  Stoff  bringt  es  mit  sich,  dass  hin  und  wieder  Dinge  als 
Beweismaterial  angeführt  werden,  über  deren  Rubrizierung  man  vielleicht 
anderer  Ansicht  sein  könnte;  auch  dürfte  sich  der  Satz,  dass  es  kein  Volk 
ohne  Jenseitsglaube  gebe,  nach  den  Wedda-  und  Toalaforschungen  der  HH. 
Sarasin  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  lassen.  Trotz  alledem  bedeutet  die  in- 
haltsreiche Arbeit  eine  grosse  Bereicherung  unserer  Wissenschaft,  und  ich 
möchte  es  fast  beklagen,  dass  sie  nicht  durch  den  Buchhandel  einem  grösseren 
Leserkreis  zugänglich  gemacht  worden  ist.  £.  Hoffinaun-Krayer. 

*)  Der  Schuh  im  Volksglauben.  ZfVk.  IV;  Sondersprachen.  Am 
Ubql-elI  V;  Zählen,  messen,  wägen.  Ib.  VI;  Glockensagen  und  Glocken- 
aberglaube. ZfVk.  VII.  Vlll;  üeber  das  Bauopfer.  ZfEthn.  XXX. 


i 


Bücheraozeigeu.  —  Comptes  rendun. 


307 


Jos.  B.  Zürcher,  St.  Weadelinsbuch.  Gebet-  and  Erbauungsbuch 
z.  Verehrung  d.  hl.  Wendelin  für  d.  Landvolk.  Menzingen, 
Et.  Zug   (Depot  kath.  Yolksschriften)   1903.     Preis:    1  Fr. 

Anno  1901  waren  300  Jahre  seit  der  Konsekration  der  Wendelins- 
kapelie  auf  dem  Stalden  bei  Menzingen  verflossen ;  dies  gab  dem  Verfasser 
des  vorliegenden  Büchleins  den  Anlass,  Nachforschangen  über  diesen  Volks- 


heiligen xat  iSoj^i^u  zu  veranstalten.  In  Abschnitt  II,  p.  47—113,  widmet 
er  der  Verehrung  des  hl.  Wendelin  in  der  Schweiz  eine  sorgfältige  und  ein- 
übende Erörterung;  jeder,  der  weiss,  wie  viel  Fleiss  and  Umsicht  dazu 
gehört,  um  das  Material  über  einen  Heiligen  zusammenzutragen,  wird  dem 
Verfasser  för  seine  Arbeit  Dank  wissen.  Auch  die  Verarbeitung  des  Mate- 
rials ist  durchaus  gediegen  und  getragen  von  Sachkenntnis.  Für  die  Volks- 
kunde wäre  es  überaus  wertvoll,  wenn  auch  andere  volkstümliche  Kulto  in 
ähnlicher,  erschöpfender  Weise  geschildert  würden.  £.  A.  S. 

0.  Ebermann,    Blut-  und  Wundsegen  in  ihrer  Entwicklung  dar- 
gestellt. (Palaestra  fid.  XXIY).   Berlin  (Majer  &  Müller) 
1908.    X  +  147  8.  8^    Preis  M.  4.80. 
Der  Zweck  dieser  verdienstvollen  Abhandlung  ist  die  Klarlegiiu^  i\vr 

entwickluDgsgeschichtUcheo  Verhältnisse    einer    bestimmten    Gattung    von 


308  Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Segensformeln  :  der  Blut-  und  Wundsegen.  Dass  nur  die  germanischen  Land 
Rücksicht  gefunden  haben,  hätte  im  Titel  angedeutet  werden,  sollen :. 
diesem  engem  Bereiche  aber  verfügt  R  über  ein  gewaltiges  Material. ')  Da 
selbe  hat  er  auf  die  typischen  Formeln  hin  geprüft  und  nach  diesen  in  b 
stimmte  Gruppen  eingeteilt,  die  er  dann  unter  Beiziehung  aller  zugängliche 
Varianten  entwicklungsgeschichtlich  untersucht.  Die  einzelnen  Gruppen  sii 
unter  folgenden  Titeln  untergebracht :  Der  zweite  Merseburger  Zaubersprue 
—  Jordan-Segen.  —  Drei  gute  Brüder.  —  Longin us-Segen.  —  Sie  quelh 
nicht.  —  Blut  und  Wasser.  —  Glückselige  Wunde.  —  Sanguis  mane  in  te. 
Adams  Blut.  —  Der  Blutsegen  von  den  3  Frauen.  —  Drei  Blumen.  —  E 
Baum.  — '  Der  ungerechte  Mann.  -  Scherzhafte  Wundsegen.  -  Die  beide 
Schlusskapitel  enthalten  allgemeinere  Bemerkungen  über  Geschichte  ur 
Prinzipien  des  Segensprechens. 

Künftige  Forscher  auf  diesem  Gebiete  werden  der  fördernden  Arbf 
E.'s  nicht  en traten  können.  £.  Ü.-K. 

William  Wells  Newell,  The  Legend  of  the  H0I7  Grail  and  tfa 
Perceval  of  Chrestien  of  TroyeB.  Cambridge,  Mass.  (Seyei 
and  Leipzig  (Harrassowitz)  1903.   94  Seiten  8^. 

Die  in  den  Jahrgängen  1897—1902  des  Journal  of  American  Foll 
Lore  erschienenen  Artikel  tlber  die  Graal-Sage  hat  der  Verfasser  in  vo 
liegender  Schrift  gesammelt.  Die  Arbeit  behandelt  in  leicht  fasslicher  Da 
Stellung  den  Ursprung,  die  verschiedenen  mittelalterlichen  Verzweigungc 
und  die  Bedeutung  der  Sage. 

Die  gut  informierende  Abhandlung  wird  jedem  willkommen  sein,  d( 
sich  über  diese  mysteriöse  Legende  Klarheit  zu  verschaffen"  sucht. 

E.  H.-K. 

Paul  Drechsler ,  Sitte ,  Brauch  und  Yolksglaube  in  Schlesien.  \ 
(Schlesiens  volkstümliche  Ueberlieferungen,  hrg.  v.  Friedric 
Vogt  Bd.  II  1.)  Leipzig  (B.  G.  Teubner)  1903.  XIV  +  3J 
Seiten.  8^     Preis:  M.  5.20. 

Nachdem  Friedrich  Vogt  mit  seinen  „Weihnachtsspielen"  (s.  Archiv 
132)  die  Sonderpublikationen  der  Schlesischen  Gesellschaft   fUr  Volkskun 
würdig  eröffnet  hat,    folgt  nun  in   gleich  gediegener  Behandlung  und  A~ 
stattung  die  zweite  nach. 

Was  uns  Drechsler  in  vorliegen<lem  Halbbande  liefert,  ist  BraK 
und  Glaube,    wie   er  sich   an  den  Kreislauf  des  Jahres   und  die  Festzei^ 

')  Weiteres  (von  ¥j.  unbenutztes)  Material  findet  sich  bei:  Schm- 
Saj^cn,  Volksfi^laubo  u.  s.  w.  aus  d.  Baulande.  Baden-Baden  (Progr.)  L  - 
S.  18" ff.;  MosKR,  Kine  Sammlun'::  Odenwälder  Se^en  in :  Zeitschr.  f  Kuk  ' 
geschichte  IV,  213  ;  Dikhl,  Aussagen  der  Protokolle  d.  hess.  Kirchenvisita.  ^ 
V.  1628  ebd.  VIIl,  299 :  Klkkijek(skr,  Volkskundliches  aus  Fischbach  i- 
Pfalz  1902,  S.  49;  Birlinükh,  Aus  Schwaben  I,  441;  Schitlknburo,  WendL»< 
Volkswagen  1880,  S.  217;  Witzsihel,  Sagen  u.  s.  w.  aus  Thüringen  lö' 
S.  295;  i.fioi.F,  Sagen  u.  s.  w.  Luzern  1862,  S.  540  ff. 


/ 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus.  30i> 

Wneraeito  and  den  Lebenslauf  des  Einzelnen  anderseits  anknQpft.    Ein  zweiter 

HaibtMmd   soll  das   häusliche  Leben   des  Schlesiers   darstellen.    Nach  dem, 

H-ita  xuaB  bis  jetzt  von  dem  Verfasser  geboten   worden  ist,   können  wir  der 

^aldi^en  Vollendung  des  Werkes  auf  das  Freudigste  entgegensehen.    Nicht 

mir    ein  reiches  und  fast  durchweg  bedeutendes  Material  tritt  uns  hier  ent- 

ire^c^n,  sondern    wir  gewinnen   aus  der  ganzen  Darstellung   den  Eindruck, 

<Jass    Dr.  wirklich  am  lebenden  Volke   geforscht  und  gelernt  hat.     Und  das 

l»t    nir  uns  bei  dem  Zusammenbruch  aller  Tradition  die  Hauptsache:   heute 

UIUSI0    geborgen  werden,  was  noch  zu  bergen  ist;  denn  morgen  schon  ist  oh 

vie'Uoicht  zu  spät.  E.  H.-K. 

Leo  Reinisch,  Die  Somali-Sprache.  III.  Orammatik.  Wien  (Holder) 
1903.  VIII  +  126  Seiten.  4^  M.  10.40. 
Von  dem  in  dieser  Zeitschrift  VI,  66  angezeigten  Werke  Beinischs 
***  n^inmehr  auch  der  3.  Band  erschienen.  Da  derselbe  jedoch  keine  volks- 
k u  11  dlichen  Gegenstände  enthält,  können  wir  hier  auf  eine  nähere  Besprech- 
»■^*C  ^nicht  eintreten.  Wir  gestatten  uns  nur,  unsere  Leser  auf  den  nunmehrigen 
A.l>a^*|jly8g  dieses  in  allen  Teilen  gleich  vortrett'lichen  Werkes  aufmerksam 
zu    -machen.  E.  H.-K. 

^^-^      F.  6.  Stehler,  Alp-  und  Weidewirtschaft.  Ein  Handbuch  für 

Viehzüchter  und  Alpwirte.  Mit  42  L  Textabbildungen.   Berlin 

(Paul  Parey)  1903.   XII  +  471  S.  8^    10  Mark. 

Die  Bewirtschaftung  der  Alpen  ist  mit  dem  schweizerischen  Volkstume 

'^^^     ^>»ige  verknüpft,   dass   sie   von  dem  Volksforscher   unmöglich  umgangen 

^^'***~*lpn  kann.    Nun  verlangt  aber  dieses  Gebiet  nicht  nur  eine  grosse  Ver- 

^«^m^^eit  mit  dem  täglichen  Leben  lier  Aelpler  und  den  äussert  verwickelten 

rj^^^^^itsverhältnissen,   sondern  auch  ausge<lehnte  botanische   und  zoologische 

'^^^^''^»itnisse.    Da  man  jedoch  eine  derartige  Vielseitigkeit  von  keinem  Volks- 

^*"'**<iher  verlangen  darf,  so  ist  eine  Publikation  wie  die  vorliegende»  als  Weg- 

^^'^'^^ng  durch  das  schwierige  GelHnde  von  grossem  Werte. 

Das  Unternehmen,  das  wir  hier  unsern  Lesern  empfehlen  möchten, 
*^*<"^-  in  den  besten  Händen.  Dr.  Stehler  hat  sich  nicht  nur  durch  seine  rein 
*^  ^.wirtschaftlichen  Arbeiten  einen  hervorragenden  Namen  gemacht,  sondern 
^^^'^^^i  durch  verschiedene  volkskundliche  Schriften  gezeigt,  dass  er  unserm 
^•^^^Ivolke  in  all  seinen  LebensUusserungen  ein  reges  Interesse  und  Ver- 
"'•■^^dnis  entgegenbringt.  Wir  dürfen  also  aus  seinem  Werke  auch  fllr  die 
/*^li8kunde  einen  reichen  (gewinn  erhoffen.  Und  dass  uns  diese  Hoffnung 
^.^^^*t  getäuscht  hat,  zeigt  der  Inhalt  der  bis  jetzt  erschienenen  6  Liefenuigen, 
**^      in  Text  und  Abbildmigen    zahlreiche    volkskundliche  Gegenstände   auf- 

..  Unter   den   22  Kapiteln    vermissen    wir    freilich    eines :    die  Aelpler- 

**  »^üche,  soweit  sie  ausserhalb  der  eigentlichen  Bewirtsohiifrnng  fallen. 
"**chon  ja  dieser  (Gegenstand  nicht  in  dem  Begriffe  ^Alp-  und  Weidewirt- 
^•ft*  eingeschlossen  ist,  würde  er  doch  dem  Buche  eine  besondere  Würze 
^^ ''liehen  haben.  Wir  wollen  jedoch  dem  Verfasser  daraus  keinen  Vorwurf 
^*^^hen,  da  ihm  vermudich  ganz  bestimmte  Grenzen  gesteckt  worden  sind. 
^**ffeD  wir,  dass  er  uns  in  einer  spätem  Arbeit  einmal  mit  einer  Schilderung 


310  Bttcheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

der  Sitten  und  Bräuche  auf  den  Alpen  beglücke.  Einstweilen  sind  wir  von 
Herzen  dankbar  für  das,  was  er  uns  in  diesem  gediegenen  Werke  geboten 
hat.  £.  Hoffmann-Erayer. 

F.  G.  Stehler,  Das  Goms  und  die  Gomser  (Beilage  zum  Jahrb. 
des  8.  A.  C.  Bd.  XXXVHI)  Zürich  (Amberger)  1908.  VIH 
+  112  Seiten.  Lex.-8.  Preis  3  Fr.  (für  Mitglieder  der 
Oesellschaft  f.  Volkskunde  2  Fr.). 

Das  frisch  geschriebene  und  vielseitig  anregende  Buch,  das  uns  Stehler 
vor  2  Jahren  geschenkt  hat  (^Ob  den  Heidenreben '^),  hat  mit  Recht  so  grossen 
Anklang  gefunden,  dass  der  Verf  sich  zur  Ausarbeitung  einer  zweiten  Mono- 
graphie aus  dem  Wallis  ermuntert  sah :  der  vorliegenden  Aber  das  Gombs. 
In  Bezug  auf  Inhalt  und  Ausstattung  steht  diese  Publikation  vollständig  autf~" 
der  Höhe  der  ersten.    Auch   sie   zeichnet  sich  wieder  durch  die  selbe  Le — 
bendigkeit  der  Darstellung,   den  gediegenen  Inhalt    und  den   Reichtum   ar^ 
schönen  Abbildungen  aus.    Man  vennute  in  dem  Buche  nicht  etwa  nttchtern^^ 
historische   oder  landwirtschaftliche  Daten:   es   schildert   uns  vielmehr  da-^ 
heutige  Land-  und  Aelplerleben  des  Gombsers,   wobei  besonders  auch   di^s 
volkskundliche  Seite  eingehende  Berücksichtigung  gefunden  hat. 

Die  Schriften  Stehlers  haben  eine  grosse  Eigenschaft:  sie  lehren  urü^ 
beobachten;  und  darum  wäre  es  zu  wünschen,  dass jeder  Schweizerwander«k= 
sieh  mit  ihnen  vertraut  machte.  Wir  können  es  bei  der  erschreckenden  Z  ^^ 
nähme  rein  turistischer  Litteratur  nicht  genug  wiederholen  :  weniger  Selb^=== 
verheiTlichung  turistischer  Heldenthaten  und  mehr  Beobachtung  von  Mens^  ^ 
und  Natur!  —  Schon  lange  empfinden  wir  es  als  eipen  Mangel,  dass  d^H 
8.  A.  C.  nicht  ein  billiges  illustriertes  Vereinsblatt  herausgiebt,  wie  etwa  ^k^ 
„Blätter  des  Schwäbischen  Albvereins**  oder  „Aus  dem  Schwarzwald  (Or^^^ 
dos  Württemb.  Schw^arzwaldvereins),  welches  Schilderungen  von  Land  l  ^^ 
Leuten  in  der  Schweiz  brächte  und  unseres  Krachtens  ftlglich  neben  A^  ^ 
ernst-ehrwürdigen  „Jahrbuch**  bestehen  könnte. 

Mit  suveräner  Verachtung  pflegen  wir  heute  auf  unsere  UrgrossvS^C 
herabzublicken,  die  für  die  wilde  Gebirgswelt  noch  gar  keinen  Sinn  hatfc.^^ 
flabei  vergessen  wir  aber,    welch  grosse  Verdienste   die  damalige  Zeit  * 

die  Beisebeschreibung  und  die  Sittenschilderung  hatte.  Allmählich  scbfc^^- 
nun  der  Sinn  fUr  die  Eigenart  unseres  Volkes  wieder  zu  erwachen.  MIZ 
beste  Zeugnis  liiefür  ist  die  freundliche  Aufnahme  der  Stebler'schen  Schrick-« 
Möchten  diese  eifrige  Nachahmer  finden  !  E.  Hoffmann-Kray  eir* - 

G.  Fient,     Das     St.    Antöniertal.      Chur    (Chr.  Meisser)     1904 

24  8.  8^  — 

Vorliegendes  reich  illustriertes  Schriftchen  stammt  aus  der  Feder  ^^^ 
ersten  Kenners  des  Prättigau  und  der  umliegenden  Täler.  Obschon  es  ^"^ 
nächst  als  rasch  informierender  Touristen-  und  Kurführer  gedacht  ist,  ^**^ 
hält  es  doch  auch  einige  volkskundliche  Notizen,  vor  allem  eine  anzieher^^ 
Beschreibung  der  Landsgemeinde  von  Luzein.  Ob  die  vortr^ •^ 
liehe,  aber  leider  schwer  zugängliche  Monographie  Prof.  Schröters  benim*^ 
worden  ist,  kann  ich  nicht  konstatieren.  E.  H.-K. 


BflcheranzeigeD.  —  Gomptes  rendus.  311 

EL  A.  StBckelberg,  Die  Sohweizerisohen  Heiligen  des  Mittelalters. 
Ein  Hand-  und  Naohsohlagebnch  für  Forscher,  Künstler 
und  Laien.  Mit  87  Text-Abbildungen,  1  Karte  und  1  Licht- 
dmoktafel.  Zürich  (Fritz  Amberger)  1903.  XYI  +  150  S. 
S\  Preis:  geb.  Fr.  10.—  (Mk.  8.—),  br.  Fr.  8. — 
(Mk.  6.  40).  — 

Die  hagiologischen  Arbeiten  St.'s  nehmen  deu  gedeihlichsten  Fortgang. 

Mit  ton  in  den  Vorbereitungen  zur  Drucklegung   eines   zweiten  Bandes   der 

Reliqiiiengeschichte   hat   der  Verfasser   Zeit   gefunden,   vorliegende,  jedem 

Volk. eiforscher' höchst  willkommene  Schrift  auszuarbeiten.    Was  er  uns  hier 

bietest,  ist  (nach  einer  allgemeinen  Einleitung  über  die  Kulte  überhaupt,  die 

Bil<]eiT  und  Attribute)  die  Lebensgeschichte,  die  Entwicklung  des  Kults  und 

^1^    bildliche  Darstellung  derjenigen  Heiligen,  die  in  der  Schweiz  eine  Grab- 

»tütte  gefunden  haben,  also  nicht  sHmtiicher  Heiligen,  die  in  unserem  Lande 

v*^reliirt  werden.    Wir  hoffen  aber,    dass  nach  Erledigung  dieses  wichtigsten 

B^ftt^cudteils  des  einheimischen  Heiligenkults  auch  die  übrigen,  importierten 

Kul  te?  mit  EinschluBS  der  Ikonographie  von  dem  Verfasser  behandelt  werden 

"»Öc^l:^ten.    Erst  auf  dieser  Grundlage  ist  es  dann  weiterhhi  möglich,  eine 

'wias^außchaftlich  zuverlässige  Darstellung  der  Heiligen  im  Volksleben 

anfÄKibauen. 

Diese  letztere  Aufgabe  halte  ich  für  eine  der  schönsten  und  lohnend- 
^terM.  4ier  gesamten  Volkskunde ;  denn  nur  durch  ihre  Lösung  vermag  endlich 
wc^^-f  in  die  bis  anhin  so  verworrenen  Anschauungen  über  die  „Mythologie" 
ona-^^jer  Vorfahren  zu  fallen.  Wie  mancher  anscheinend  „heidnische"  Glaube 
*^^^^*  Brauch  würde  dadurch  plötzlich  in  ein  christliches  Licht  gerückt! 

Die  Anlage  des  Stückelberg*schen  Buches  ist  vortrefdich.  Mit  strenger 
WisSA^eDschaftlichkeit  (Quellenstudium,  sorgfältig  benützte  Litteratur)  verbindet 
^^  ^^raktische  Handlichkeit  (Alphabethische  Anordnung  der  einzelnen  Heiligen, 
^•"^^^en-  und  Ortsregister,  Kultkarte).  Aber  auch  für  die  Ausstattung  haben 
^^'^^fasser  und  Verleger  weder  Mühe  noch  Kosten  gescheut:  die  Abbildungen 
**^^1  durchweg  klar  und  plastisch  schön,  Druck  und  Papier  tadellos. 

Wie  mit   der  Reliquiengeschichte,   so   wird   auch   mit   diesem  Buche 
w^-'s  jede  künftige  hagiologische  Arbeit  der  Schweiz  rechnen  müssen. 

E.  H.-K. 

Das  Bauernhaus  im  Deutschen  Reiche.     Hgb.  vom  Ver- 
bände Deutscher  Architekten  und  Ingenieur-Vereine.  Lief.  8. 
Dresden  (Eühtmann)  1903. 
Vorliegende  Liefenmg  des  unsern  Lesern  schon  mehrfach  empfohlenen 
Prachtwerks  enthält  wiederum  12  Tafeln,  von  denen  4  auf  Bayern  (Allgäu, 
Oberbayem,   Oberfranken,  Oberpfalz),   3  auf  Schleswig-Holstein  (Süder-  und 
Norder- Dithmarschen,  Insel  Fehmahrn),  je  2  auf  Brandenburg  und  Ostpreussen 
und  1  auf  Braunschweig  entfallen.    Auch  hier  wieder  ist  die  Reichhaltigkeit 
der  Blätter,  die  neben  den  Grundrissen,  Durchschnitten  und  Ansichten  auch 
maDches  interessante  Detail  enthalten,   rühmend  lu^rvorzuheben.    Hie  und  da 
vennisseD  wir  freilich  die  mundartliche  Bezeichnung  der  Räume  und  stellen- 
weise auch   die   nähere  Beschreibung   des  Dachstockgrundrisses.    Bei   dem 
Neakennither  Hause  bleibt  man  im  Unklaren,  ob  noch  weitere  vom  Wohn- 


312  Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

haus  abgetrennte  Wirtschaftsgebäude  dazugehören.   Endlich  sollte  man  ni« 
unterlassen,  die  Lage  eines  Hauses  zur  Strasse  anzuführen. 

Im  Uebrigen  reiht  sich  diese  Lieferung  wQrdig  den  vorausgehenden  an 
Allgemeine  hausgeschichtliche  Betrachtungen   werden  wir   erst   nacl 
Abschluss  des  gans^en  Werkes,   einschliesslich   des  erklärenden  Textes,   an 
stellen  können.  E.  H.-K. 

W.  H.  Riehl,    WaDderbuch.    4.  Aufl.    Stuttgart  u.  Berlin  (Cotta] 

1903.  8^   Vni  +  402  Seiten.    Preis:  M.  5.—. 

Vorliegende  Reise-  und  Riüturschilderungen  deutscher  Gaue  bildet 
den  vierten  Band  der  „Naturgeschichte  des  Volkes  als  Grundlage  eine 
deutschen  Sozialpolitik*^,  sind  aber  inhaltlich  durchaus  selbständig.  Auf  di< 
Vielgestaltigkeit  des  Inhalts  und  die  überall  anregenden  Beobaehtungei 
braucht  man  bei  einem  Manne  wie  Riehl,  der  ja  einen  merkwürdig  scharfei 
Blick  für  alles  Charakteristische  besass,  nicht  eigens  aufinerksam  zu  machen 
Hingewiesen  sei  hier  nur  auf  den  reichen  volkskundlichen  Stoff  mu 
die  mannigfachen  nützlichen  Anweisungen  zum  Sammeln  eines  solchen,  di* 
sich  in  dem  schönen  Buche  finden.  E.  Hoffmann-Krayer. 

D.  Gempeler-Schletti,  Heimatkunde  des  Simmentais.  Mit  87  lUu 
strationen  und  einer  Karte  des  Simmentais.  Bern  (A.  Francke 

1904.  503  Seiten  8^    Preis:  br.  Fr.  6.—,  geb.  Fr.  7.50. 

Der  den  schweizerischen  Volksforschern  als  Sagensammler  des  Simmen 
tals  längst  bekannte  Verfasser  hat  in  vorliegendem  trefflichen  Werke  sein« 
Studien  auf  die  gesamte  Heimatkunde  des  Simmentais  ausgedehnt.  Wir  be 
grüssen  es  immer  mit  besonderer  Freude,  wenn  derartige  Monographien  voi 
Männeni  bearbeitet  werden,  die  schon  mit  einer  gewissen  volkskundlichei 
Schulung  an  ihren  Gegenstand  herantreten  ;  denn  weit  wichtiger  als  die  Orts 
geschieh  te  (deren  Dokumente  ja  zumeist  gesichert  sind),  ist  die  Darstelluni 
des  von  Jahr  zu  Jahr  sich  ausgleichenden  Volkstums.  G.  hat  diesem  letz 
tem  einen  erfreulich  grossen  Raum  gegönnt,  ohne  deswegen  die  übrigei 
heimatkundlichen  Gebiete  •  wie  Topographie,  Flora,  Fauna,  Greschichte,  In 
dustrie  u.  s.  w.  zu  vernachlässigen. 

Von  speziell  volkstümlichen  Stoffen  heben  wir  hervor :  Bauart  de 
Häuser,  Haussprüche,  Volksschlag,  Frauentracht,  Volks 
Charakter,  Mundart,  Sprichwörter,  sprichwörtliche  Kedensarten 
Sagen  (Auswahl  aus  den  bereits  veröffentlichten  Sammlungen  des  Ver 
fassers),  Aberglauben  (besonders  reichhaltig;  doch  vermissen  wir  die  Er 
wähnung  von  Zahlers  Abhandlung  [s.  Archiv  H,  310]),  Volkssitten  un< 
Gebräuehe  (etwas  zu  wenig  ausgebaut),  Volkssprüche.  Eine  reich» 
Auslese,  für  die  wir  dem  Verfasser  Dank  wissen. 

Möchte  durch  diese  schönen  Schilderungen  das  Interesse  an  der  Volks 
künde  auch  in  weitern  Kreisen  geweckt  werden  !  Die  Mitarbeit  gerade  de 
Lehrerschaft  ist  für  unsere  Bestrebungen  unentbehrlich. 

E.  Hoffmann-Krayer. 


f 


313 


Kleine  Chronik.  —  Chronique. 

Die  GemeiDdchroniken  des  Kantons  Zürich  und  die  Volks- 
ki&  Ddp.  In  einigen  Feuilletons  der  «Neuen  Zürcher-Zeitung»  hat  Prof.  Emil 
E^li  die  ersten  Resultate  des  vor  zwei  Jahren  erlassenen  Aufrufs  (s.  Ar- 
chi-^r  VI,  223)  zusammengestellt.  Die  Ausbeute  ist  wie  vorauszusehen  war, 
aa^li  für  die  Volkskunde  eine  reiche  und  mannigfaltige.  Von  volkskundliclien 
<^e»^engtänden  haben  wir  uns  gemerkt:  Bauernregel,  landwirtschaftliche 
(Gepflogenheiten,   Sprichwörter.   Volkslieder,   mundartliche  Spezialausdrücke, 

Sitten   und    Bräuche,    Spiele,    Aberglauben,    Tracht,    Sagen,    IlaussprUchts 

Bauemieben  überhaupt.    Eine  reiche  Blumen-  und  Ährenlese! 

Möchte  das  schöne  Unternehmen  auch  weiterhin  gedeihen  und  FrUchto 

tragen;   möchte  es  aber  auch  in  andern    Gauen    der   Schweiz   Nachahmung 

liiulen ! 

Volkskunde    der    Umgebung    Frankfurts.        Das    sUidtische 

iiistorische  Museum   hat   in   den   Schaükiisten    im   oberen  Gange  des  Lein- 

^Änclhauses    eine    neue   Ausstellung   von    Einzelblilttern    veranstaltet ,    mit 

<ier  Absicht,  die  Landes-  und  Volkskunde  der    Umgebung  Frank- 

^J^rt»    zu   fordeni.    Eine   stattliche   Reihe    von   Abbildungen    hessischer 

*  ^Ik  st  rächten,    sowie   von  Orts-  und  Landschaftsbihlern   der  Umgegend 

^^    zur  Auslage  gebracht.     Die   hessischen    Lande   sind   in  dem  Aufgeben 

^"^  Volkstrachten  nicht  so  schnell  vorgegangen   wie  viele  andere  deutsche 

'^^g'enden,   es  ist  daher  hier  noch  möglich,  eine  ziemlich  lückenlose  Samm- 

^^^^    zusammenzubringen.      Das  Direktorium    des  Museums  hat  die  Reihe 

(Kölner  Originaltraehtenstücke  dadurch  vervollständigt,  das»  es  eine  stattliche 

. '•^äIiI  von  Trachten  in    genügender  Grösse   nach    dem    Leben    aufnehmen 

1^*^**.     Der  Kunstmaler  Rudolf  Koch  hat  sich   dieser  Aufgabe   mit  vielem 

^^**<ihick    unterzogen.     Eine    Anzahl    von   Landschaftsbildern    aus    unserer 

l^^hei^p,,  imil  weiteren  Umgebung  erinnern  den  Beschauer  an  die  Harmonie, 

'•^    Uer  die   Bauerntrachten  koloristisch   zu   der   umgebenden    Landschaft  zu 

'•^<*ht>n  pflegen. 

Volkskunde-Museen.     In  einer  „Museen  und  Sammlungen"  (Berlin 

^^^j    betitelten  Schrift   redet   Rob.  Mielke   der  Schaffung  von  Museen,  dit^ 

^'^  Heimat-  und  Volkskunde  gewidmet  sind,  das  Wort.    Es  konstatiert,  dass 

**'it8ehland  bereits  91  öffentliche  uncl  private  Anstalten  dieser  Art  besitzt. 

„Volks-Ueberlieferungen"  und  Bauernmuseum  in  Mecklen- 

^^^'IJC.    Herr  R.  Wossidlo  schreibt  uns,  dass  das  Manuskript   des  3.  Bandes 

^**iuer  yMeckl.  Volksüberlieferungen **,  enthaltend  Teil  I  der  Kinder  r  e  i  m  t* 

^   ^ie  Redaktions-Kommission  abgegangen  sei    und  dass  das  im  Jahn»  1900 

*^^SiÜndete  Bauernmuseum  heute  iJSOö  Nummern  zähle. 


i 


314 


Maler  Ernst  Sfückelberg.  f 

1831-1903. 

Mit  dem  grossen  Schöpfer  der  Fresken  in  der  Telia* 
kapeile  ist  ein  Mann  von  uns  geschieden,  der  auch  in  unserer 
Zeitschrift  verdient,  ehrend  erwähnt  zu  werden ;  denn  nicht 
nur  seine  bekannten  fertigen  Bilder  oder  die  Studien  sn  seinen 
Teilfresken,  sondern  noch  viel  mehr  seine  Skizzenbttcher  und 
Sammlungen  haben  gezeigt,  welch'  reges  Interesse  der  Ver- 
storbene dem  Volksleben  entgegengebracht  hat.  Gbtns  besonders 
waren  es  die  religiösen  Volksfeste,  auf  die  er  immer  wieder 
seine  Aufmerksamkeit  lenkte.  Jedermann  kennt  seine  herrliche 
„Prozession  im  Sabinergebirge^  im  Museum  zu  Basel.  Was 
an  diesem  Bilde  neben  dem  rein  Künstlerischen  so  auff&llt, 
ist  die  absolute  Treue  im  Kostüm,  und  zwar  verstehen  wir 
hier  unter  „Kostüm^  nicht  nur  die  Trachten  des  Volkes  and 
der  Prozessionsbeteiligten,  sondern  auch  alle  dabei  zur  Ver- 
wendung kommenden  Geräte,  Kirchen fahnen,  Rauchfässer,  Gebet- 
bücher U.S.W.,  U.S.W.  Zu  air  diesen  einzelnen  Gegenständen 
existieren  sowol  erste  Vorstudien  in  den  Skizzenbüchem  als 
auch  mehr  oder  weniger  ausgeführte  Oelstudien.  Zumeist  frei- 
lich sind  diese  kirchlichen  Festszenen  dem  italienischen 
Volksleben  entnommen;  manches  andere  aber  wurzelt  auch  in 
unsern,  oder  wenigstens  benachbarten  Landen.  So  z.B.  eine  Kinds- 
taufe vor  der  Kirche,  die,  den  Trachten  nach,  in  der  Gegend 
von  Säckingen  sich  abgespielt  haben  muss ;  ferner  ein  Schwing- 
fest auf  der  Bälisalp  bei  Spiez,  eine  grössere  Anzahl  von 
Haustypen  aus  dem  Kt.  Tessin  (besonders  Maggiatal),  Studien 
zu- Säumung  und  Bepackung  von  Lasttieren  u.  A.  mehr,  der 
Trachten-  und  Volkstypenstudien  für  die  Tellskapelle  gar  nicht 
zu  vergessen.  —  Daneben  ruhen  in  Kästen  und  Schränken 
zahllose  Trachten-  und  Kostümstücke,  teilweise  aus  frühem 
Jahrhunderten  und  von  hohem  historischem  und  materiellem 
Werte. 

Stückelberg's  künstlerisches  Schaffen  lässt  uns  erkennen, 
welch'  bedeutende  Rolle  das  Volksleben   in  seiner  Kunst  gO' 
spielt  hat.    Möchten  sich  Andere  an  ihm  ein  Beispiel  nehmen 
denn  ein  unversiegbarer  Uuell  von  Poesie  und  warmem  Lebe 
entsprudelt  dem  heimatlichen  Boden. 

K.  H.-K. 


Aal  (77  XIV  15  */ 
J^berglaabe  (72  IIL  4) 
abstreifen   von   Krank- 
heiten 66 
^dleijagd  (75  XI  9) 
Advent  (B.  Bochseln,  Um- 

zOKe)  150 
^AgiSie,  hl.  183 
..AliDtwein  12b  A. 
^amJlouälea  161 
^^^IpeosinD  (75  XI  8) 
^tf^^lpdrack  (8.  a.  Doggeli) 

(77).  140  «»^  141»" 
.^^IpHhrt  214 
.jALiphon  65 
JL  Ipler  42  ff.  (74  X  7  ff.; 

X^l  8).  210  ff. 
-A.  Ijpsegen  (77  XIV  22).  216 
.A^lp^irtBcbaft  36.  (72  III 

3>-  (74).  210  ff.  (809) 
.A.lui.r  170 
A.nD^i8en  41t 
^xnulet  17. 50. 62.  (77  XIV 

2a  b).  138»»  w 
A.n<ljrea8tag  122 
An^lcdoten  i.  Schwanke 
A^ncbropologie  (72 III 4) 
A.nxtfblreim  274 
A.p€c^l  132^  189 
ApV^^Iraarr  119 
Ai>oIlinari8,  hl.  162 
A.pvnl8cherze  145.  282 
Art^,  Tante  173 
A.rt«i  12 

AnolHuatachatzen  146 
^^•••oM,  /.  L.  295  ff. 
-^^^enleiden  138»« 
»^»Weihen  196.  197 
^^»pirien  189.  194.  197 

^*ckende  Dämonen  174. 

g*nn  (Kirchenvont)  7.  18 
S^ubräache  158 
g*HenibiBchof  121 
^uernbaus  (68).  (811) 
***«iernregel  (s.a. Wetter- 
regel) (72  III  4).  (76) 
U*^  itf.  iK».  ut.  303 

^«omkult  171.  184  fg. 
^mamwinden  140"» 
«»ri  119 

»««Tilbnii  (8.  auch  Tote) 
172  III  3).  (74).  139  »«* 
^140««».  144 
BehexiiDg  140"* 
»•«»,  linkes  135^ 
^bteotag  124 


Register. 

Beschäftigung  (72  III  4) 
Besteck  139" 
Betteln  s.  Tm singen 
Biene  (77  XIV  16) 
Bilderschriften  (70) 
Bischofswahl,  panKÜerte 

119  ff  201  ff. 
Bittgang  (s.  auch  Kreuz- 
gang, Prozession)  (75  XI 

11.  12) 
blau  (77  XIV  15») 
Blitz  (77) 
Blumenorakel  h.  Orakel : 

Blumen 
Blut  (77).  132'.  139»^ 
Blutfest  (75  XI  12* ) 
Blutsegen  47.  48.  52 
Bochseln  104.  109  ff.  112. 

116 
Bolte,  J.  66 
Bonaparte  58 
Brandwunde  139  »2 
Branntwein  152 
Brot  163  A.  3,  Abergl. 

133" 
BrQcke   (s.   auch   Kette 

beissen)  (72  III  3) 
Bruderschaft  (75) 
Brumae  187.  195 
Brunnen suchen  10 
Brunner,  K.  (165) 
Bubenstacke  115 
Bundü  G.  165 
Butter:  Abergl.  134  3* 
Butzi  laufen  152 

Char-  8.  Kar- 
Chiromantie  136"  «' 
Christkind  151 
Columba,  hl.  179 

Dachtraufe  139  '^  •»' 
Dame  blanche  176 
Dämonen  (s.  auch  Doggeli) 

183.  185,  weibl.  172.  173 
danken  132  <<^ 
Daucourt,  ^.169  ff. 
De  Cock  (168) 
Dieb  47 
Diebszauber  11. 12.  14.  51 

(2  mal).  53 
Dienstag  24 
Dinkel  (74  X  5i 
Doggeli  (8.  auch  Alpdruck) 

(77   XIV    12).    133  w 

142  «" 
Donnerstag  24.  111.  113. 

114 


Drechsler,  P.  (308) 
drei  s.  Zahl 

drei  höchste  Namen  139 
92-  9»  ]4i  122 

Dreikönige  157 
Durrer,  R.  66 
Duses  185 
Üüsseli  119 

Eber  172 

Ebermann,  0.  (307) 

Ehe  s.  Orakel 

Ehrenstrafen  s.  Laster- 
stecken, aufgehobener 
Stab 

Ei:  Abergl.  135 ♦« 

Eibe  15b 

Eiche  184  fg. 

Eierweggen  124  A.  54 

Eindrücke  in  Steinen  180 

Einhorn  (77  XIV  15) 

Einreden  150.  155 

Einschlachten  106.  222 

Eisen  riege  182 

Engel  137*9 

Epiphanias  102 

Erbsen  werfen  114 

Emt(*mahl  155 

Ermordete  (vgl.  Hinge- 
richtete) 62 

Esche  50 

Esel  151 

Eselsharn  (77  XIV  16*) 

Esi'lsmilz  47 

Essen:    Abergl.     133  2" 
134  ♦» 

Eule  50.  139  »•*.  141  «^ 

^illes  161 

Farben  s.  d.  einzelnen 

Farfter.  A.  61 

Farm  61 

Fastnacht(75).152ffl61fg. 
179.  295  ff.,  alte  F.  154 

Fastnachtspiele  152  fg. 

„fest"  macnen  51.  62 

Feste,  kirchl.  s.  kirchl. 
Bräuche 

Festum  Iiinocentium,  Stul- 
torum  120  ff.  201  ff. 

Feuer:  Älpler  217,  Fast- 
nacht 161.  172.  179 

Feuersbrunst  s.  Orakel 

Feuerspritzen  fest  (75) 

Fient,  G.  (310) 

Fille  de  Mai  (77  XIV  13) 

Finger  135  ^\  136  " 

Fingernägel  (77).  133  »« 


316 


Kegister. 


Finkenhofer,  E.  269  ff. 
Fledei-maus  50.  51 
Fluch  (79) 

rrurnamen  (72  1114).  (79) 
Focke.  J.  36  ff. 
fouita  183  fg. 
Frau,  alte  135  ^^ 
Freikngeln  s.  Treffzauber 
Freitag  24.  139»* 
Froniund,    hl.    170.    171. 

Tafel 
Fronfastenkind  10.  20 
Fronleichnam  158 
Frosch  8.  Laubfrosch 
Fruchtbarkeitssvmbol  128. 

161.  162.  189 
FrühliDgsbräuche  161 
Furrery  P.  56  ff. 

Galrei  122  ff. 

GänsefÜsse  174 

Gebäck  (s.  a.  Neujahr)  61. 
(73).  180 

Gebet  (72  III  4).  Älpler 
215.  216.302,  b.  Schatz- 
graben 16 

Geburt  fs.  a.  Kinderglau- 
ben) 143 

Geburtsbaum  185 

Geburtstag  J4) 

Gegenzauber  (77).  140  "« 

141.  '21-  126  142.  »28   158 

Geister  s.  Gespenster 
Geld  8.  Orakel :  Reichtum 
Geldstück  47.  132  i^- »« 

138  8b 

GcMueindechroniken  (71  II 

2).  (313) 
Gempeler-Schletti  (312) 
Gerate  (71  III  3) 
Geniian,  hl.  173 
Geschenke  im  Advent  150, 

nn    Fastnacht    161,    an 

Weihnacht  und  Neujahr 

111.  187.  190.  191.  197 
Geschlechterverkehr  (s.  a. 

Kiltgang,     Liebschaft) 

148  i^.  15.>.  156 
Gespenster  11.  13  (3  mal). 

14.  15.  140.  "'>  141 '«8. 

119.   120.   122    142.  ^'*d 

Gestirnglaube  15 

Gewitter  139  a«-^» 

G feiler,  S.  50  ff. 

Giritzenraoos  295  ff. 

Glas :  Abergl.  140  »**',  z. 
Diebzauber  14,  z.  Schatz- 
tinden  13. 14  fg.,  19. 20. 21 

gleichzeitiges  Wort  1332^- 
136  ^« 


I  Gletscherbeschwörung  165 
Glockeninschriften  (79.  XV 

31.  32) 
Glockenschellenmann  1 19 
Glockensprache  272 
Glück  8.  Orakel 
Glucksen  137  '^-  '» 
Glücksrad  66 
GlungelM19 
„Goldene  Laus"  61 
Gräberpflege  144 
Grabin8chrift:en  (79  XV  30) 
Gral  (308) 
„Gred,  Arme«*  66 
Gregorstag  122 
Grob.  Heinr.  29  ff. 
Grünes  108.  130.  193 
Gurri  119 

Haar  134. »«  142  »»2  »33.  m 

Haarnadeln  135  "' 

Hnfliger  270 

Hahn  (s.  auch  Henne.  Huhn) 
51 

Hairodes  185 

Hakennase  119 

Hau,  Balth.  29  ff. 

Hanf  (74  XI  3a).  155 

Harn  49 

Hasel  21.  46.  154 

Hasen blut  52 

Hasenhirn  49 

Haus  (71  III  3).  (72).  212 

Hausindustrie  (s.  a.  Be- 
schäftigung) (74) 

Hausinschriften  (s.  a.  In- 
schriften) 53  ff. 

Hausmarken    36  ff.    39. 
(72  HI  4) 

Hauswurz  61 

Hechelgamppele  119 

Heidenhäuser  (77) 

Heiligenverehrung  (72  III 
3).  (77).  162  (311) 

Heischelieder:  Mittfasten 
307,Neujahr59.107.126, 
Wur8tlied(7811»).104ff. 

„heisser  Stein"   18 

Heizgeld  125  A. 

Heiuie  ^8.  a.  Huhn)  52 

Heraldik  73 

Herodias  s.  Hairodes 

Heerkuh  218 

Herrmesserin  218 

Heu  214 

Hexen  (s.  a.  Behexung, 
Gegenzauber)  (76).  141 

125-   12b 

Hexenmeister  169 
Himer,  hl.  170 


Himmelsbrief  (77) 

Hingerichtete   (s.  a.  Er- 
mordete) 47 

Hirschmaske  117  fg.  119  A. 
188  ff 

Hirsjagen  119  A.   . 

Hirtenleben  210  fg. 

Hochzeit  (72  III  4).  (74), 
Tag  24,  Abergl.  (s.  a. 
Orakel:  Ehe)  132  »»— »*^ 
133. 20  134.  •'  140.  »•»•  "• 
292 

Hoffmann-Krayer  E.  l  tT: 
58.  63.  66.  71  ff.  102  ff. 
187  ff.  315.  res.  69.  70. 
165.  167.  168.  224.  306. 
308-12) 

Höhenkult  181 

Höhlen  178.  179.  185 

„hübsche"  Frauen  124 

Huhn  (8.  a.  Hahn,  Henne) 
140»" 

Hühneraugen  139»* 

Hund  134.*«  141«»,  schwar- 
zer 2.141.  "»^  177,  weis- 
ser 12 

„Hütten"  213 

Hj-pokras  125  A. 

Jagd    (71    III    3).    (75), 

Abergl.  135  ♦» 
Jäger,  wilder  172.  177 
Januarskalenden  103.  130. 

187  ff. 
Jean  des  Cotes  169 
JeanjaqueL  J.  65 
Jenner,  J.  46 
Jenny,  G.  62  ff.  298  ff. 
Imesch,  D.  163  ff. 
Industrie  (s.Beschäftignng, 

Hausindustrie) 
Inschriften   (s.  a.  Hausio- 

8chr.)  (71  III  2.  3j.  (79) 
Johannes  d.  T.  (Tag)  49 
Johannesevangelium  7. 12. 

16.  18.  216 
John,  A.  (167) 
irreftlhren  61 
Irrlicht  184 

J«Äew,>l.  59.60. 163. 802fg. 
junge  Person  136** 
Jungfern,  alte  295  ff. 

Kaindl  (167) 
Kaminfeger  132.  *»  133  *» 
Kapuziner  19 
Karfreitag  137 '« 
KarHamstag  157.  158 
Kartenspiel  (76) 
Karwoche  145 
Kastanien  138^ 


Kegistor. 


317 


rz  51 

isik  (s.  a.  Länn- 

;)  115.  lül 

r5  XII  1) 

I.  a.  Lichter)  158 

z.  Fr.  305 

ssen  61.  305 

24.  149.  287 

prgl.  131  »-^  135 

17.  6S    138  88 

chof  119  ff. 
luben  (77).  143 
1er  (8.  a.  Keime) 

(70).  (72  III  4). 
)9  ff. 

igkeit  161 
el  25  fg.  (168) 
il  «.Orakel:  Kdz. 
?(75) 

iiache  (s.  a.  Hei- 
rehrg.  (75) 
1   155 

Hchwarze  135  *® 
rblittt.  132  8 
;r,  C.  (70) 

n\  134  «9 

\.  Bochseln 
Hnacht  111 
schof  8.  Bischofö- 

haften(75vl47ff. 
6 

146 

a.Doggeli)67.183 
18  Friedhofskreu- 

Advent  119.  122 

29 

74  X  5i 

;(79) 

fei)  (8.  a.  Volkg- 

ij  abstreifen  173. 

men  13b''',    ver- 

137'»,  übertragen 

'■®'*,weg8chwem- 

d  -waschen  137  •'' 


tsnamen  s.  Volks- ' 


Irankh.    u.   Tier; 

fl  III  3j,  Abergl. 

♦2  137  -« 

l?e  272 

C  52.  135  *3 

»-« 

fXIV  16).  138.^' 

A.  42  ff.  46  ff 


I  Küchlimaien  154 
,  KUchlisonntag  154 

■  Kugel  z.  Sehatztinden  10 

I 

Laienbischof  119  ff. 
Lampe  (73) 

Lamfsgemeinde  (76).  310 
Landwirtschaft  (74  X.  XI) 
Lärmumziige  103ff.  116  A. 

130.  189.  190.  196.  198. 

199.  200 
Lasterstecken  21.  22 
Laubfrosch  46 
Laus  135  ".  140  "^ 
.Ledige"  147  ff.  150 
Legende    170.    171.    173. 

180  ff.  298  ff 
Leiden  Maria,  ftlnf  298  ff. 
leihen  196 
Leintuch  139  »« 
Leseholz  221 
Lichter  b.  Schattheben  11 

fg.,  im  Abergl.  135  ^^ 
Lichterscheinungen  14 
Lichtmess  158 
LichtHtubeten  155 
Liebeszauber  51  (3  mal). 

132' 
Liebschaft  (s.  a.  Geschlech- 
terverkehr) (74) 
Linde  184 
linke  Seite    132.  «    134.  »» 

135.  ♦♦136.  ♦^137.'*  138.»» 

142.  ««>  165 
Lorenz,  hl.  48.  162 
Losholz  220  ff. 

nühWr  (72  III  3).  (75  XI 
18).  122  ff  129.  155.187. 
i89-U>l.  196  fg.  199.204 

Mahlzeiten  210 

Mai  (75).  175  fg. 

Maiensässe  211  ff. 

Maitau  138  ^' 

Miirchen  (72  III  4\  i78)      j 

Maria  Himmelfahrt  217 

Martin,  hl.  162 

Martinstag  (76  XHI  5).  121 

Masken :  im  Advent  u.  an 
Neujahr  104.  116  ff.,  121. 
187  ff.,  an  Fastn.    152, 
an  Silvester  119  A. 

Matronales  187 

Maulwurf  47 

Maus  137  -2 139  »^5 

Messe,  parod.  120 

Mesj*erl32.  »*^  139. 5^40  «♦♦ 

Milchmessen  215 

Milchrechnungen  36  ff. 

Milchwirtschaft  36  ff.  (74) 


Minorat  39 

Mistelzweig  174.  175.  184 
Mitleid  141  >»' 
MiUfasten  305 
Mittwoch  24 
Möbeln  (71  III  3) 
Mond  47.  62.  138.  "    142 
129.  13V  187  igg  194  200 

Montag  24 
Mörder  47 
Mosis,  Bacher  2 
Most,  Wolff  160 
Müller  25 

MUnze  s.  üeldstück 
Musik  (79».   109  A.  145 
Musikinstrumente  145. 150. 
210 

Nachtbuben  115.  150 

Nachtwächter  (75) 

Nadel  132  »^ 

Nägel  8.   Fingernägel 

Nahrung  (72  ül  3.  4).  (73) 

Namen  (s.  a.  Orts-  u.  Flur- 
namen^ «721113.  4).  (224) 

Namengebung  131  ^ 

Namenstag  (74) 

Napoleon  58 

Narr  125  A. 

Narrenbischoff  119  ff. 

Nase  133.  '»  134*» 

Neptun  67 

Neujahr  (75).  102  ff.  148. 
151  fg.  187  ff.,  Abergl. 
128.  136  «  Gebäck  107. 
124  A.  126,  Geschenke 
123  ff.  126  ff.  130.  152, 
Getränke  152,  Glück- 
wünsche 107.  130.  148. 

151.  152,    Karten    148. 

152,  Mähler  122  ff.  130, 
Masken  116  ff.,  Medaillen 
lOi) 

Neujahrswünsche59.1()7ff. 

l;^0 
Newell,  W.  W.  (308) 
Nikiaus,  St.  122. 126. 150  fg. 

•ii04.  207.  276 
Nussblätter  139 '^^ 
Nuton  67 

Ochsengalle  49 

Ohrenläuten  136  ^^-  ** 

Omen  s.  Orakel 

Omlin,J.  A.  42  A. 

Opfer  17,  an  Dämonen  174, 
ato  Donnergott  139  »"  »% 
an  Tote(JaTirzeitmähler) 
(72  HI  3),  an  wilden 
Jäger  172.  185 


318 


Register, 


Orakel  (s.  auch  Hochzeit) 
Abzählen  (s.  a.  Blumen) 
136  w  Alter  (s.  a.  Tod) 
136«',  Besuch  133« 
Blumen  126  =^««6,  Brief 
133  ",  Denken  an  Jmd. 
135".  136«»,  Ehe  132 
'•»  »*  1332«134*<'-  **-37 

135  WM  Erfolg  134.  w 
135**.  136  61  Feuere- 
brunst 134  ^,  Freudiges 
133  »8,  Freundschaft  132. 
««.  135*9,  Fund  133  «*. 
134«  Geschenk  133"« 
gleichzeitiges  Wort  1 33**. 

136  ^^  Glück  u.  Segen 
108.  132 »^  133 2^  134 
w»«,  Grashalme  133", 
graues  Haar  134  '^  Hand 
S.Chiromantie,  Kinder- 
zahl 136  6i-  w  Krankheit 
134.3«!  35*»,  Laune  135 
*♦,  Liebe  132.  «•  »• »»  184. 

33.  S5      135     55-57       136  59^ 

Koichtum  135",  Selig- 
keit 140  »«»,  Streit  134 
*2.  135*»,  Tod  61.  131. 
*  »♦  134.  ♦"  135  ^.  13«. 
100-112  165^  Traum  135 
♦6-51^  Wetter  (s.  auch 
Wetterregel)  133",  Wie- 
derholung l37*5,Wunsch- 
erfüllung  133  »«-«^ 

Ortsnamen  i72III4).  (79) 

Ortsneckereien  26.  (79).  88. 
90.  91.  271  flf.  286.  287. 
291 

Ostern  (75) 

Othmarstag  50 


Palmsonntag  (75).   158 
Passfonsgcbet  302 
Paten    74).  143.  152 
Polagius,  hl.  162 
lellandini,  V.  23  flf.  300  if . 
Pore  Challande  119 
Pest  114  A. 
Petrus  53.  162 
Pfarrer,  kath.  134  « 
Pfeifen  145 

Pferd  132  ^  133  >«.  139  ^^^ 
PferdtMuist  2.  6 
Pfingsten  (75) 
Pflanzen  (77) 
Pierre  A  Nitou  67 
plattlen  146 
Popanz  173 
Posterli  119 
Predigt  (77) 


Prozession  (s.  a.  Bittgang) 

272  304 
Psalm,  91ter:   2.  5.  7.  18 

Quacksalber  138  ^^ 
Quellenkult  171.  175.  179 

Raben  139  «»*.  140  »•• 

Rabenherz  50 

Rahm  154 

Rätsel  60.  (71  HI  2).  (72 

m  4).  (79) 
Rauten  19 
rechte  Seite  134  ".  136  •♦. 

142 »" 
Rechtsaltertümer  (76) 
Regenwurm    47.    49.   (77 

XIV  16) 
Reime  (s.  a.  Heischelieder, 

Kinderiieder)   23  ff.  63. 

72  m  4).  (78).  (79).  149. 

161.  269  ff. 
Reinhard,  M.  131  ff. 
Reinisch,  L.  (309) 
Reliquien  181 
Remigius,  hl.  162 
Reuschel,  K.  (69) 
Rezepte  (s.  a.  Zaubermittel) 

46  ff 
Rheumatismus  138  e*-  «173 
Riehl,  W.  H.  (168).  (312) 
Ringholz,  0  (225) 
Ringschlagen  147 
Ritter,  E.  165 
Rosenkranzsonntag  211 
Rossat,  A.  81  ff.  241  ff. 
Rotlauf  138«'« 
rückwärts  137".  184 
Ruf  (79) 

Sage  63.  (72  IE  3.  4).  (78). 

170  ff.  272 
Salz  12,  S.  segnen  157 
Sakramentalien  158 
Samstag  24.  134  "   135*' 
Sarazenen   (71  HI  3).  186 
Sargnägel  49 
Sartori,  P.  (306) 
Saturnalien  129  ff.  187  ff. 
Schabziger  218  ff. 
Schaf:  Abergl.  134" 
Schaer,  A.   29  ff .  159  fg. 
Schatzgraben    1  ff.     170. 

176  fg. 
Scheere  132'* 
Scheit  132  »• 
Schellen  211 
SchieB»zauber  s.  Trefft. 
Schiff  (72) 
Schimmel  132 '.  133" 


Schlange  176 
Schlangenkopf  51.  52 
Schlangenzunge  51 
Schlittenruf  (79  XVlü  2) 
Bchlittlen  144 
Schlucksen  137'»" 
Scbmutzli  119 
Schnabelgeisa  119 
Schnaderhttpfel  (69) 
Schnecke  47.  (77  XIV  lfc=^ 

137" 
Schnitzelbank  292 
SchöpfuDgssage  273 
Schuh  142  >w 
Schuhband  135»^ 
Schutz  s.  Gewitter,  Oeg^-^ 

Zauber 
Schützenausreden  29  ff. 
Schützenwesen  (75).  1 

160 

Schwalbe  139*«» 
Schwalbennest  (77  XIV        TSGj 
Schwalbenzunge  51 
Schwank  47  A.  (72  III^  3). 

(79..  300  ff. 
Schweiss  139  «« 
Schweisstuch  140"* 
Schwelle  141  «« 
Seelen  (s.  a.  Gespen 

l42  >»«•  •" 
Segen  47.  48  (2  mal^  ^ 

52   (3  mal).    63.  {^ 

133  ".  137  «.  (307> 
Seitenstechen  137 '• 
Sennengedicht  42  ff. 
Sevibaum  158 
Siedlung  (72)  _ 

Silvester   (s.  a.  Ncuhlj  .«hr  • 

(75).  119  A.  136*^»-    148 
Singer,  S,  61 
Socin,  A.  (224) 
Sommersprossen  1^^^    •' 
Sonntag  24.  135  ".     :l^  -40  '•• 
Sonntagskind  13 
Sonnwend  102 
Speckjagen  119  A. 
Speichel   (s.  a.  8pix<?keti; 

13890.91 

Speisen  (s.a.  Nahnin^T/ ^^ 
Spiel  is.  a.  Kindersp-  >  ^75). 

146  fg. 
Spielmannschilde  1^^ 
Spielmeister  156 
Spinnerinnen  174 
Sport  (75) 
Sprache  (80) 
Sprecher,  F.  W.  imSm 
Sprlchwörter28(71UIÄ<; 

(79).  274 
Spritzenprobe  (76  XI  W'j 


Kegister. 


319 


Heischelieder, 
^en 

er  159 

r  70 

tiobener  22 

fg. 

L  310) 

a.  Tiersteine) 
(77).  143. 170. 
7  fg.  180.  187, 
te  184.  Steine 
'8 
162 

pen  133" 
13 


E.Ä.  162.304, 

311) 
(Maler)Nekrol. 

19 

Silvester 

uoae  8.  Mähler 

r 

09  A.  155. 156, 
190.  194.  195. 
>00,  Tänze  157 
n  272. 281. 282. 

.  Turteltaube) 

Paten,  Unge- 
\i^\  143  fg. 
!f. 

»»«••  180.  253 
Len  117 

48.  49.  62  ff. 

I.  134 

(scherzh.) 


ikter  s.  Mähler 
3rakel)  (77) 
101 140  to6. 144. 

idel  V.  Toten- 
Reliquien  von 
Schweisstuch 

165 

51.  137" 

,  Dissentis  (72 

reiburg  64  fg., 


Translationskostüme  304 
Tratten  218 
Traum  135«-'^» 
Treflfzauber  52 
Turteltauben  herz  51 

Übernamen  siehe  Orts- 
neckereien 

Umsingen  (s.  a.  Heische- 
lieder) 107 

Umzüge  im  Adv.  u.  d. 
Zwölften  103  ff.,  Neu- 
jahr 125 

„unberufen«*  ISd^ 

ungetaufte  Kinder  135  ^ 

Unglück  8.  Orakel 

Unschuld.  Kindlein  Tag 
120.  204  ff. 

Unservater  5 

unsichtbar  51 

Urgeschichte  (72) 

Ursicinus,  hl.  170.  182 

Tenediger  12 

Verena:  im  Segen  56 

Verfassung  (76) 

Verlorenes  133  « 

Vermummung  s.  Masken 

Viehwirtschaft  (74) 

Vogel:  Abergl.  134" 

Volkskundemuseen  313 

Volkskunst  (73) 

Volkslied  58.  66.  (67).  (69). 
(71  in  2).  (77).  81  ff. 
163.  164.  241  ff.  269  ff. 

Volksmedizin  (s.  a.  die 
einzelnen  Krankheiten, 
Orakel:  Krankheit)  46  ff. 
50  ff.  62  ff.  66.  (72  Ifl 
3).  136  ff.  173.  182 

Vorbedeutung  s.  Orakel 

Vorgeschichte  (72) 

Votivalien  (71  III  3).  (225) 

Wachs  12 
Wachsgeld  125  A. 
Wahlbräuche  (76  XUI  5). 

163  fg. 
Wahrsagen  196.  198 
Wallfahrt  171.  181.  (225) 

286 
Wangen  137« 
Warzen  137  ^»-et 
Wasser  (s.  a.  Queiienkult) 

137  ",   schmutziges  W. 

135*8,  w.  segnen  157 


Wasserschmecker  10 
Wassertaufe  175 
Weber,  Veit  159 
Weibermasken  118 
Weihnacht  (s.  a.  Neujahr) 

151,    Abergl.  141.  123, 

Baum   128,    Geschenke 

127 
weisse  Jungfrau  13.  176 
Wendelin,  hl.  (307) 
Werwolf  142  ««c 
Wetterläuten  159 
Wetterregel  (s.  a.  Orakel) 

(72  UI  4> 
Widehopf  50.  52 
Wimper  133" 
Wind  142  "«« 
Windnamen  (80) 
Wirtschaftskunde  (78) 
Wirs,  J.  305 
Witz  (79).  81  ff.  241  ff. 
Wochentage  24 
Wolf  142  "«b 
Wolfsaugen,  -Zähne  52 
Wünschelrute  s.  Zauberr. 
Wurm  s.  liegen  wurm 
Wurätbetteln  104  ff. 
Würste  120 
Wurstmahl  v75) 


Zahlen:  S 138 »♦.  139 •«•  »• 
140«»«,  7  137".  188" 
8   133*«,    77  107,   99 
132».  287,  100  133" 
Zähne  135  ♦».  137"-" 
Zahnfisteln  138 »» 
Zahnschmerzen  137^*-" 
Zauber  (77).  140 »" 
Zauberbücher  12. 16.  17— 

19.  21 
Zauberkreis  9.  12.  19 
Zaubermittel  (s.  a.  Rezepte) 

öOff 
Zauberrute  7.  8.  11.  21 
Zauberspruch  s.  Segen 
Ziegenffalle   (77  XIV  16) 
Zigerfabrikation  218  ff. 
Zltwerwein  124 
Zunftbräuche  122  ff. 
Zürcher,  J.  B.  (307) 
Züricher,  G.  53  ff.  62.  (70). 

131  ff. 
Zweige  (s.  Grünes) :  Aber- 
glaube 135" 


320 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter.  —  Liste  des  Coilaborateurt.' 


J.  L.  Arnold  Dairmeraellen 

H.  Balmer  Bem^ 

J.  BoLTB  Berlin 

A.  BoN?rARD  Lausanne 

E.  BovsT  Zärlch 

H.  BncrPACUER  Zollikon 

G.  BüNDi  Bern 

A.  BcROKHARDT  Fi:<«8LKa  Basel 

Auff.  BuRCKHARDT  Basel 

J.  BüRU  Zell  (Luzern) 

L.  C.  BütuüoxR  Kreuien 

E.  Büds  Glarus 
H.  Cavibel  Ühur 

F.  Chablos  SU  Aobln-le-Lac 
O.  Chambax  8erlx 

U.  CoRREYo:!  Genf 
L.  CoüRTUioN  Genf 
A.  Daitoürt  (alias  D^Aucoirt) 

[Midcourt 
K.  DvRRiR  Stans 
A.  Farker  Htamnihelm 
6.  Font  Chur 
K.  Fischer  Arosa 
U.  Fleisch  Char 
A.  Flubi  Muri  (Bern) 
.1.  Fooke  Bremen 
J.  Führer  Silcnen 
P.  FcKRER  Ilospontul 
O.  Oächter  8t.  Gallen 
P.  Ganz  Basel 
H.  GrELLER  Egfif  (Bern) 

A.  GoDLT  Neuenbürg 

J.  U1behun-8chaltcooer 

[Zürich 

E.  IlArFTER  Bern 

B.  Haller  Bern 

F.  IIeinemann  Luzern 
J.  Hess  £nf?elberg 
P.  UiRZEL  Zürich 


Die   H  e  r  r  e  D : 

M.  HOFLBR  Bad  Tölz 

K.  HonrMAKN-KRATBR  Basel 

R.  lioppSLSR  Zürich 

J.  HimsiKBR  Aaran 

.7.  Jeanjaqcet  Basel 

J.  Jboerlehner  Bern 

G.  Jenny  8t.  Gallen 

D.  Imesch  Brlg^ 
M.  KAlln  Schwyz 
H.  Kasser  Born 
G.  Kbüsler  Wil 

F.  Kbstxnhols  Binnlngen 

F.  Kluoe  Freiburgr  l.  B. 

A.  RUculer  Reros 

A.  Fjandad  Wien 

Th.  y.  LiEBENAO  Lozem 

R.  Martin  Zürich 

J.  Meier  Basel 

8.  Meiek  Jonen 

8.  MEI88BR  Chur 

A.  MiLLiocn  I^AOsanno 
R.  Morax  Morges 

J.  C.  MuoTii  Chur 

E.  MrRET  (ienf 

V.  PEU.ANDINI  Taverne 
E.  Peschier  Constanz 
Pfister  Zürich 

B.  RcBER  Genf 

R.  V.  REDiMO-BxBEREaa  8chwyz 
K.  E.  Reinle  Basel 
E.  RiBEAiTD  Luzern 
O.  RiNOuoLS  Klnsiedeln 
Ris  Thnn 
E.  RrrTBK  (^enf 
W.  Robert  Jongny 
A.  RosHAT  Basel 
J.  E.  RoTHENBACu  Küsnaoht 
(Zürich) 

E.  ROTHRNIliUBLER   BaSCl 


A.  ▼.  Ri'TTE  Bern 

Ph.  A.  RL'iTiMANN  Vali 

G.  Rthiner  Basel 

A.  ScHAER  Strsssbarg 

O.  SouuLTHESs  Zürich 

H.  SoHOPPu  Moskaa 

A.  SsiLBB  Basel 

8.  SiNOBR  Bern 

H.  8piLLBa  EIgg 

F.  W.  Speechbr  Kriegstetton 

A.  SPBENOEa  Grub 

F.  O.  8TBBLU  Zürich 
K.  V.  8TBIOEK  Bern 

H.  SncKXLBEBOKR  Burgdorf 
O.  Stoll  Zürich 

E.  A.  8TÜCULBIRO  Basel 
O.  STüCKBaT  Basel 

G.  SüTTBRLCf  Arl«aheUn 
A.  TATsaNBT  Lanaanne 
N.  W.  Thomas  London 
A.  ToBLER  Wolfhalden 
G.  ToBLiB  Bern 

J.  Ulrich  Zürich 

F.  Urech  Tübingen 
Th.  Vetter  Zürich 
A.  Vital  Chur 

J.  VoLMAR  E^stayayer 

K.  Waldis  Schw>'s 

O.  Wasbb  Zürich 

R.  Wbgbli  Zttrieh 

J.  WaairsR  Lenabnrg 

J.  Wbricu  Lanfenharg 

K,  Wibland  Basel 

J.  WimcLBR  Aarau 

J.  WiBs  Benken 

E.  WriiAMa  Zürich 

A.  Zinobl-Kbbssio  Schalt- 

[haiiien 


1)  i  e    Du  in  e  i) : 


Mm«  C£:R£tiOL£-Di:-Lo£ä  I  Frl.  M.  K.  Makkiaoe  lleidel- 

[Lausanuo  '  [berg 

Krau  E. Frick CR  Raden  (A.'ir^.)  i  Fruu  M.  Poxiltta  Locarnu 
Frl.  A.  Ituen  Oberägeri  ■  Frl.  M.  Rki.miakd  Bern 


Frau  A.  RimasHArs  Zürich  • 
Frl.  G.  Zl^CHKB  Bern 


Band  VII  lieft  4,   aus^-efcobt^n  28.  Dezember  1903. 


ä 


Soh'weizerische  Gesellschaft   fUr  Volkskunde. 
Soci^f^  Suisse  des  Traditions  Populaires. 


Sehweizerisehes 

Archiv  f tir  Volkskun  de. 


Viertelj  ahrsschrift 

UDter   Mitwirkung:    des   Vorstandes    herausgregreben 

von 

Ed.  Hoffmann-Krayer^  Jules  Jeanjaquef^ 

Redaktor  für  den  deutscheD  Teil.  Redaktor  Air  den  romanischen  Teil. 

r  tl,  B«mL  MlttelttrMt«  f,  B«ra. 


Aehter  Jahrgang. 

Mit  15  niuBtrationeo  im  Text  und  einer  Tafel. 


:i    I    :- 


ZÜRICH 
Druck  von  Juchli  &  Beck 

«onn.  Rmfl  CoCti 

idoSL 


INHALT. 


Seite 

Alfred  Tobler,  Der  Yolkstanz  im  Appenzellerlande  1.  100.  178 
Renward   Brandstetter,    Die    altschweizerische    Dramatik 

als  Quelle  für  yolkskundliche  Forschungen  .  24 
Onstay  Tobler,    Gedichte   aus  der  Zeit  des   Bemer  Ober- 
länder-Aufstandes  des  Jahres  1814  87 
S.  Meier,  Wettersegen          .......  47 

£.  Hoffmann-Krayer,   Enabeoschaften   und  Volksjustiz  in 

der  Schweiz                                                      .     81.  161 

Arthur  Rossat,  Les  Paniers                                  .116.  196.  282 

£•  Hoffmann-Erayer,  Yolksmedizinisches  141 

E.  A.  Stückelberg,  Die  Verehrung  des  h.  Morand  Mon.    .  220 

Vittore  Pellandini,  Usi  e  costumi  di  Bedano    .  241 
G.  Züricher  und  M.   Reinhard,    Allerhand  Aberglauben 

aus  dem  Kanton  Bern  .267 

J«  Ochsner,  Yolkstümliches   aus  Einsiedeln   und  Umgebung  296 

Miszellen. 

A.  Dauoourt,  Les  sobriquets  des  yilles  et  villages  du  Jura 

bemois 49 

£•  A.  Stück elb er g,  Notizen  aus  dem  Urserenthal  II  53 

A.  Zindel-Kressig,  Reime  und  Redensarten  aus  Sargans  57 
^*  A.  Stückelberg,  Schweizerische  Santiagopilger  61 

B.  Wymann,  Würgen  und  Würgeten  am  Namenstag  .  63 
E.  Wymann,  Feuerbüchsen  und  Pluderhosen  im  Tessin  1564  63 

A.  Eüchler,  Mitnehmen  junger  Leute  beim  ^Marchen^  64 
£•  Hoffmann -Kray  er.     Zum    Eingang     des    Weingartner 

Reisesegens 65 

B.  Hoffmann-Krayer,    Der   Kuhreihen    der  Schweizer   in 

preiXisisohen  Diensten  1756           ....  65 

B.  Haffter,  Nachträge 66 

8.  Gfeller,  Der  Schulgang  vnseres  Herren  vnd  Heylandes 

Jesu  Christi 154 

£.  Haffter,  Alte  Qalgen  in  der  Schweiz  .157 


IV 


Inhalt. 


Seite 

W.  Keller,  Yariante  zum  „Maartwybli**  ....  158 
A.    Augastin    und    A.    F  a  r  n  e  r ,     Zum    Kapitel    des 

Kettenbeissens 223 

J.  Jeanjaqnet,    Formules  traditionnelles  sut  la   oouTerture 

des  liyres 224 

J.  Jeanjaquet,  Mandement  neuchätelois  de  1596  interdisant 

de  ^barrer*'  les  äpouses 225 

G.  Kessler,  Schweizerische  Santiagopilger  ....  226 
A.  Daucourt,   L6gende   populaire   sur    les    armoiries   de 

Laufen,  Del6mont  et  Porrentruy  .  .315 

A.  Dauoourt,  Autre  legende  populaire  sur  Laufen  .316 

8.  Meier,  Ein  Freitagsgebet  aus  Jonen  .316 


BOcheranzeigen. 

(Wo  Dichta  BesoDderes  bemerkt  ist,  sind  die  Aozeigen  von  E.  Hoffmann-Krayer») 


Ettnger,  Schweizermärchen 

Meiche,  Sagenbuch  des  Königreichs  Sachsen 

Banmberger,    „  Juhu-Juuhu".    —    Baumberger,     St.    Galler 

Land  —  St.  Qaller  Volk     . 
Das  Bauernhaus  im  Deutschen  Reiche  . 
de  Cook  en  Tierlinck,  Kinderspel  en  Kinderlust  in 
de  Montenach,  L'Art  et  le  Peuple 
Ein  Trachtenbild  als  Zimmerschmuck 
Stephani,  Der  älteste  deutsche  Wohnbau.     (E.  A.  St.) 
Byffel,  Die  schweizerischen  Landsgemeinden 

Bundi,  Engadiner  Märchen 

Meier,  Kulturhistorisches  aus  dem  Kelleramt 

Zahler,  Ferien 

von  Greyerz,  Kleines  deutsches  Wörterbuch    . 
Kubier,  Aus  Berg  und  Tal     ..... 
Courthion,  Le  Peuple  du  Valais  (J.  Jeanjaquet)     . 
Das  Bauernhaus  in  der  Schweiz,  mit  Text  von  Probst 
Bibliotheca  Magica  et  Pneumatica 
Jegerlehner,  Das  Val  d'Anniviers  .... 
S4billot,  Le  Folk-Lore  de  France  .... 
Schwindrazheim,  Deutsche  Bauernkunst 
Brandstetter,  Der  Genitiv  der  Lazerner  Mundart  . 
Odermatt,  Die  Deminntion  in  der  Nidwaldner  Mundart 
Doncienx,  Le  Romancero  populaire  de  la  France  (A.  B.) 


67 

67 

68 

69 

69 

69 

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159— 
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Inhalt 

V 

Kleine  Chronik. 

Seite 

chliche  Volkskunde- 

70 

eindechroniken  im  Kanton  Baselland 

70     323 

nische  und  westfälische  Volkskunde 

.     160 

3tö  des  Traditions  valaisannes 

.     323 

iskunde  im  Kgr.  Württemberg 

.     323 

iographie  für  1903  (E.  Hoffmann-Krayer)    . 

71 

esbericht  1903 

.     227 

esrechnung  1903      

.     228 

cht  über  die  neunte  Generalversammlung 

.     229 

;liederverzeichnis 

.     230 

ister          ...... 

.     324 

besserungen 

329 

Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

Von  Alfred  Tobler  in  Wolfhalden. 

Der  Appenzeller  ist  ein  leidenschaftlicher  Tänzer  ').  Die 
azlust  war  in  unserem  Ländchen  schon  seit  Jahrhunderten  ein 
ikapfel  zwischen  Volk  und  Regierung.  Einschränkungen^ 
izliche  Verbote,  und  vom  Volke  jeweilen  wieder  erzwungene 
stattung  des  Tanzes  wechselten    fortwährend  miteinander  ab. 

Im  15.  Jahrhundert  wurde  bei  der  Linde  in  Appenzell  zu 
»mmeln  und  Pfeiffen  alle  Sonntage  getanzt.  Der  Tanz  war 
Qals  in  Innerrhoden  weit  weniger  verboten  als  in  Ausser- 
den, jedoch  bald  und  überall  an  Sonn-  und  Festtagen  unter- 
t,  ausser  an  den  Alpstuberten  ^). 

An  den  Alp-  oder  Wääd-  oder  Allmenweg-Stuberten^) 
rde  im  Freien  getanzt,  an  den  gewöhnlichen  Stöberten  oder 
berten  *)  in  Wirtschaften,  noch  mehr  aber  in  Privathäusern, 
jondere  Tanzanlässe  waren  der  Jahrmarkt,  „d'Rilbi'^,  die  Mu- 
rung,  das  Blockfest  und  der  Elösler  (St.  Nikolausfest)  ^). 

Nach  den  Mandatenbüchern  ii9  Landesarchiv  zu  Appenzell  *) 
rde  schon  im  Jahre  1570  verboten,  bei  Trommeln,  Pfeiffen 
1  Saitenspiel  zu  tanzen ;  die  Busse  wurde  auf  zwei  Pfund  fünf 
lilling  festgesetzt  für  den,  der  auf  seinem  Eigentum  spielen 
18  und  ein  Pfund  fünf  Schilling  für  den  Tänzer. 


»)  G.  Waijjek,  Neue  Appenzeller- Clironik.  St.  Gallen  1740.  S.  667; 
i.  Ebel,  Schildening  der  Gebirgsvölker  der  Schweiz.     1  (1798),    S.  169; 

NEUESTEN  Briefe  AUS  DEK  ScHWEiz,  iii8  väteHiche  Haus  nach  Ludwigsburg 
Zeller)  1807,  S.  373  flf. ;  J.  C.  Schäker,  Materialien  zu  einer  vaterländi- 
*n  Chronik  des  Kantons  Appenzell  A.-R.  (Herisau)  1811,  S.  56;  .1.  (\ 
-^wiER,    Geschichte    des    appenzellischen    Volkes.  Bd.  I  (1830),  S.  549; 

III  (1840),  S.  358;  G.  Ur^cH,  Der  Kanton  Appenzell.  1835,  S.  109.  110. 
;  T.  ToBLER,  Appenzell ischer  Sprachschatz.  1837,  S.  409;  Jon.  Koxu. 
-^WEOER,  Der  Kanton  Appenzell.  1867,  S.  88  ff.  —  *)  J.  R.  Steismiller, 
chreibung  der  schweizerischen  Alpen-  und  Landwirtschaft  u.  s.  w.  2.  Band- 
Ä  1804,  S.  192;  T.  Torleh,  a.  a.  0.  S.  409;  G.  RCsch,  a.  a.  0.  S.  109; 
'-  Zellweoer,  a.  a.  0.  Bd.  III,  2,  S.  365;  Ebel,  a.  a.  0.  I,  169.  —  »)  G. 
CH,  a.  a.  0.  S.  109.  —  *;  T.  Tobler,  a.  a.  0.  S.  409.  —  ^)  Alfr.  Tobler 
Appenzellißche  Jahrbücher  1897  S.  1  ff. ;  Alfr.  Tobler,  Das  Volkslied  im 
^enzellerlande  1903,  S.  106  ff.  —  ß)  .1.  C.  Zellweoer,  a.  a.  0.  Bd.  III,  2,  S.  358. 


2  Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

Im  Jahre  1574  wurde  erlaubt,  in  Wirtshäusern,  bei  den 
Kirchen,  an  Kirchweihen,  Jahrmärkten  und  Hochzeiten  zu  tanzen, 
jedoch  nur  nachmittags  und  bloes  drei  Tänze;  um  Yesporzeit 
aber,  und  wenn  es  zum  Gebete  oder  bei  Ungewittern  läutete, 
sollte  man  aufhören  zu  tanzen.  Im  Herbstmonate  des  nämlichen 
Jahres  wurde  der  Tanz  wegen  der  herrschenden  Pest  gänzlich 
untersagt,  im  folgenden  Frühjahre  aber  unter  den  erwähnten 
Einschränkungen  wieder  erlaubt.  Schon  im  darauffolgenden  Wein- 
monate erschien  abermals  ein  Tanz-Verbot,  das  jedoch  im  Früh- 
jahre 1576  auch  wieder  aufgehoben  werden  musste.  Im  Herbste 
bestimmten  erneuerte  Einschränkungen,  dass  am  Sonntag  Nach- 
mittag nur  bis  zur  Yesperzeit,  an  den  Werktagen  nur  bis  zum 
Ave  Maria  ^,  („Hofemaje")  getanzt  werden  dürfe. 

Im  Jahre  1577  wurde  das  Tanzen  abermals  gänzlich  ver- 
boten, aber  kurze  Zeit  daraufhin  auch  wieder  erlaubt^).  Die 
Alp-  oder  Weidstuberte  ^),  an  denen  nebst  dem  Tanz  namentlich 
auch  kraftstählende  Spiele  zur  Aufführung  kamen,  wurden  des- 
halb von  der  Obrigkeit  empfohlen.  Sie  sollen  dem  jungen  Yolke 
nach  der  Mittagspredigt  erlaubt  sein,  damit  sie  ihren  Mut  in 
Zucht  und  Ehrbarkeit  zeigen  könne  und  es  soll  desshalb  jeder 
Messmer  eine  Stunde  früher  einläuten,  damit  man  an  dieselbe 
gehen  könne  *®). 

Im    Jahre    1582    wurden    aber    nach    den    Berichten    der 
Mandaten-,   Rats-  und  Urphede  -  Bücher  in  Appenzell  diese  Stu-    - 
berten  schon  wieder  verboten,  weil  es  den  Leuten  wohl  im  Ge — 
dächtnisse  sei,  dass  Gott  der  Allmächtige  sie  zu  den  Zeiten  dieser*^ 

„Stubeten**  mit  Hagel  und  grossen  Wassergüssen  gestraft  habe  ") 

Ein  obrigkeitliches  Edikt  vom  Jahre  1590  lautet:  „Es  ist  auch^ 
menklichen  noch  unvergessen,  wie  uns  der  allmächtige  Gott^  ^ 
wenn  die  Stubeten  in  Alpen  und  Wähden  [Weiden]  sind  gsyn  ^ 
uns  wieder  mit  Hagel  und  Ungewitter  und  grossem  Wasser  har^ 
gestraft,  von  wegen  unserm  sündigen,  boshaften,  ruchen  Lebens 
desswegen  haben  wir  einhellig  uf  und  angenommen  und  verbotene 
dass  fürnhin  am  Sonntag  und  au  denen  Fyrtägen  in  Alpen  nnm^  - 
Wähden    die  gemeinen    grossen    Stubeten  verboten    sein    solleoB=i 


^)  Av(?-Maria-,  Feiorabend-,  ,,Hofemaje"-Läuteii :  morgens  bei  Tage^s^ 
anbnicb  und  ubendr*  bei  Einbrucb  der  Nacht  läuten;  s.  T.  ToBLt^jt,  a.  a.  C^ 
S.  271.  —  ^)  J.  r.  Zkllwkokh,  a.  a.  0.  Bd.  lll,  2,  S.  358.  —  9)  G.  Ko* 
a.  a.  0.  S.  109;  T,  Todlkk,  a.  a.  0.  S.  409.  —  »»)  J.  Konk.  Zkllwbgkr, 
Kt.  Appenzell.  S.  89.  —  ««)  J.  ('.  Zellwk<;ku,  a.  a.  0.  Bd.  III,  2,  S.  365. 


Der  Volkstanz  iiii  Appenzellerlande.  3 

hey    der  Baas,    der  etwa   würde  haben    10    Schilling   und    dem 
Setr     gieng  3  Schilling,  so  oft  es  beschicht^*)." 

Wegen  der  Tenrung    des    Heues    wurde    im    Jahre    1594 
noc^  Simals  ein  Tanzverbot  erlassen  ^%  worauf  aber  schon  im  Früh- 
jalm^K-  1597  den  jungen  Leuten  versprochen  wurde,  wenn  sie  sich 
zü^slitig  hielten,  würde  ihnen  das  Tanzen  wieder  gestattet  werden^^). 
581. csh  Gabriel  Walser  wurde  anno  1686  das  „Tantzen  und  aller- 
lejr     Spiel-Leute  verbotten**  ^^),  und  vom  Jahre  1726  bemerkt  er, 
da.^s  ^die  aus  dem   Heydenthum    herstammende ,    so    genannte 
W^^yd-  und  Alp-Stoberten,  da  sich  das  junge  Volk  gleichwie  in 
alt;^o  olympischen  Spielen  im  Lauffen  und  Ringen  uebte,    abge- 
stellt und  verbotten  worden"  *^).     So  ging  es  weiter    bis  in  die 
neiaeBten  Zeiten  ^^. 

Nach  Steinmüllers  Berichte  vom  Jahre  1804  '^)   waren  die 

Alpstubeten,  als  eigentliche  Alpenfeste,  nur  noch  in  Innerrhoden 

üblich  und  sie  wurden  folgenderweise  ausgeführt:     „Zu    Anfang 

^^8    Sommers,    bald    nachdem    die    Sennen    die  Alpeu    bezogen 

i^aben,  gehen  die  erwachsenen  jungen  Leute  paarweise  in  einige 

•^Jpen,  in  denen  eine  Alpstubeten  gehalten  wird  (denn   nicht  in 

*llen  Alpen    ist  das  der  Fall),  z.  B.  in    die  Botersalp,  Ebenalp, 

Sentis-  oder  Meglisalp,  in  Seil  und  Säntis.  —  Am  Schutzengels- 

föBt     hören    sie    zuerst    eine    Predigt    und    eine  Mess    im  Wild- 

'^ifchli,   und   erst   dann   eilt   man  völlig  nach  Ebenalp,  und  am 

^'^kobstag    geschieht   das    nämliche    zuerst    im    Cronbergskirchli 

^^im  Jakobsbrunnen,  worauf  man  erst  in  die  Botersalp  hiuunter- 

Btei^^   und    Hand    in    Hand,   unter    lautem    Jubelgeschrei    und 

öxit^j-    Johlen,    Zauren     und    Löcklen  *^)     den    Sennhütten    zu- 

^auft;.     Hier  bedient  jeder  Liebhaber   seine  Geliebte   mit  Alpen- 

^pBi^en  aiiej.  ^^t,  die  in  dieser  Gegend,   unter   frohen  Scherzen 

PX>elt    gut  schmecken.    Nach    diesem    wird    auf   dem    offenen 

®l^e,   teils  nach  der  Geige    und    dem  Hackbrett  getanzt,    teils 

®^^lit  man  sich  mit  Ringen,  Laufen  und  anderen  Spielen  zu  be- 

^^ttgen.    Des  Abends  spät    hüpft   jeder  Junggesell    mit    seinem 

^^cichen  über  Stock    und  Stein    ins  Tal    hinunter,    wo  er  denn 

*')  T.    ToBLER,    a.    a.   0.    S.  409.    Annierkunj?  ;    StkinmC i.lk«,    a.  a.  0. 

^-  ^33 ff.  —  «)  J.  C.  Zkllwfxjer,  a.  a.  0.  Bd.  111,  2,  S.  358.  —  »*)  Mandaten- 

^^^«r  im  Landesarchiv  zu  Appenzell;  s.  Zkllwk(;kr  a.  a.  O.  Bd.  III,  2,  An- 

^«^kg.  383.  —  »)  a.  a.  0.  S.  667.  -  »«)  a.  a.  0.  S.  740;  Ebel,  I,  174.  — 

^^  <^.RC8CH,  a.  a.  0.  S.  109.  —  «)  a.  a.  0.  S.  192  ff. ;  Khel,  a.  a.  0.  I,  172. 

^  ^•)  Alfr.  ToBLKR,  Kühreihen,  .Todel  und  Jodellied  in  Appenzell.  1890,  S.  19  ff. 


4  Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

gewöhnlich  die  Erlaubnis  erhält,    dasselbe  bis  in  ihr  väterliches 
Haus  begleiten  zu  dürfen/ 

Nach  dem  „Entwurf  zu  einem  Land -Mandat  für  den 
Kanton  Appenzell  der  äussern  Rhoden'^  vom  Jahre  1822  '^)  soll 
das  Tanzen  an  den  Musterungen  und  Nachtagen  derselben  und 
an  den  zwei  letzten  Tagen  in  der  Fastnachtzeit  erlaubt  sein,, 
jedoch  nicht  ohne  Yorwissen  der  Vorgesetzten  und  nicht  länger 
als  bis  10  Uhr  abends,  bei  der  Busse  von  zwei  Gulden  dem. 
Tänzer  und  vier  Gulden  für  den  Wirt.  Wer  ausser  diesen  er- 
laubten Tagen  tanzen  lässt,  soll  ebenfalls  der  erstere  um  zwei 
Gulden  und  der  letztere  um  vier  Gulden  in  den  Landseckel  ge- 
straft werden.  Auch  die  sogenannten  „Lichtspinnen^^*),  wo  junge 
Leute  beiderlei  Geschlechts  zusammenkommen,  sollen  bei  der 
Busse  von  zwei  Gulden  und  nach  Beschaffenheit  der  dabei  yor- 
kommenden  Umstände  höher  bestraft,  auch  von  Jedermann  ange- 
zeigt werden. 

Der  Landsgemeinde  vom  24.  April  1836  in  Trogen  wurden 
die  „Sitten-  und  Polizeigesetze''   zur  Annahme  empfohlen.    Der 
Tanz-Artikel  ^^)  wurde  als  allzu  beschränkend  vom  Volke  bei  der 
Abstimmung  verworfen,  aber  an   der   ausserordentlichen  Lands- 
gemeinde vom   25.  Herbstmonat  desselben  Jahres  in  Trogen  in 
bedeutend    erweiterter  Fassung    angenommen.    Die    sogenannter 
Tanz-  oder  Lichtspinnen  (Nacht-Stuberten)  und  Winkelstubertei 
sollen  gänzlich  untersagt  sein  (Art.  40).    Wer  dieselben  dulde 
soll  um  zehn  Gulden,    und    wer   an   denselben  Teil  nimmt,    u 
zwei  Gulden  in  den  Landseckel  gebüsst  werden.    Aehnliche  Z 
sammenkünfte  wurden  auch  im  Freien  bei  Busse  verboten. 

Im    Jahre    1894   endlich    wurde    vom   Regierungsrate    ( 
Regulativ  zu  den  §§  153  und  156    des  Strafgesetzes  betreffr 
Tanz-  und  Polizeistunde  erlassen,  welches  das  Tanzen  an  So 
und  kirchlichen  Festtagen,   sowie   an  deren  Vorabenden    in 
Regel  bei  einer  Busse  von  5  Franken   für   den  Tanzenden 
30 — 60  Franken    für  denjenigen,    welcher    in    seinen  Raum 
keiten   tanzen    lässt,    untersagt.    Ausnahmen    sind    gestattet 
Neujahrstag,  Fastnacht-Sonntag,  Ostermontag,  Pfingstmonta/ 
in  jeder  Gemeinde  an  einem  von  dem  betreffenden  Gemeii 
zu  bestimmenden  Oktobertag,  je  von  Mittag  an.    Personen 

*")  „Der  Neu-  und  Alt-Riithen-Vorsaramlung  vorzulegen"  §  38  } 
")  T.  ToBLKR,  a.  a.  0.  S.  299;  Alfk.  Toblkr,  in:  Appenzellische  Jal 
1896,  S,  6.   —   "I  Art.  21.  Aitknzellische«  Monatsülatt  1836.  S.  ö( 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlando.  5 

16  Jahren  dürfen  nicht  tanzen.  Wirte,  die  tanzen  lassen  wollen, 
«ind  bei  einer  Busse  von  10  Franken  verpflichtet,  dem  Polizeir 
•amte  hievon  Anzeige  za  machen. 

Heutzutage  werden  nur  noch  an  Werktagen  Alpstuberten 
auf  der  Ebenalp,  Meglisalp,  auf  dem  hohen  Kasten  und  auf  dem 
sogenannten  Soll  beim  hohen  Kasten  gefeiert.  An  den  Sennen- 
'Und  Schöttlerbällen  **)  in  und  ausserhalb  Innerrhodens  bereiten 
die  Alpstuberten-Auffuhrungen  immer  noch  den  Ausübenden  und 
Jftitwirkenden  Freude.  Im  Weissbad  geben  di^  Innerrhoder  den 
Kurgästen  alljährlich  die  Meglisalper  -  Stuberte  zum  Besten.^^) 
Die  Darstellung  der  Alpstuberte  wirkt  ergötzlich  und  zugleich 
l^el ehrend^  da  in  ihr  ein  gutes  altes  Stück  originellen  appen- 
2  ellischen  Yolkslebens  in  Tanz,  Spiel,  Musik,  Gesang,  Jodel, 
"Witz  und  bunter  Volkstracht  zu  mannigfaltiger  und  farbenreicher 
Erscheinung  kommt.  Sie  macht  auch  Arnold  Halders  „Säntis- 
^eise**  zu  einem  beliebten  Zugstücke  ^^). 

Rittmeier  hat  uns  in  seiner  prächtigen   ^  Alpstuberte  **    ein 
lebensvolles  und  wahres  Bild  dieses  Alpfestes  gemalt  ^^). 

Die  Innerrhoder  unterscheiden  bei  Hochzeiten  ein  soge- 
nanntes ^sitzigs^  und  ein  „tanzigs  Mohl"  *').  Dem  „sitzige  MohP 
sprechen  namentlich  die  Vermöglicheren  und  Reichen  zu.  Essen, 
Trinken,  Plaudern  und  Singen  sind  dann  Hauptsache  und  nur 
am  Schlüsse  des  Hochzeitschmauses  „weerid  no  wädli  e  paar 
Buuchryberli  gnoh".  Beim  „tanzige  Mohl"  aber  ist  der  Tanz  von 
Anfang  an  Trumpf  und  erst  gegen  den  Schluss  der  Feier  hin 
-<,weerd  no  näbes  off  d'Gable  gooh  ond  trunke^^ 

Von  den  im  Tanz  verböte  vom  Jahre  1570  erwähnten  Saiten- 
instrumenten bemerkt  Joh.  Caspar  Zellweger  ^^),  dass  dabei  wahr- 
scheinlich an  unser  jetzt  noch  gebrauchtes  „Hackbrett^  zu  denken 
sei.  —  Es  dürfte  jedoch  wohl  auch  an  die  Geige  oder  an  Geige 
^nd  Hackbrett  zugleich  gedacht  werden  ^^).  Heutzutage  besteht 
unsere  Tanzmusik,  wenn  anders  sie  origiaell  appenzellisch  sein 
.,ODd  au  näbes  glych  seche  soll""  aus  erster  und   zweiter  Geige, 


»)  T.  ToBLER,  a.  a.  0.  S.  398.  (SchöiÜer,  Molkonverkiiufer).  —  24)  Pro- 
framm  vom  28.  August  1898.  —  ")  Alfr.  Bkkthchen,  Ein  Nationalschauapiel 
^"8  Appenzell -Innerrhoden,  in:  Sönntagsblatt  des  „Bund*  1892,  No.  19; 
Alfr.  Toblbk,  Das  Volkslied  im  Appenzellerlande.  S.  26  flf.  —  ^ß)  Im  Museum 
'  '•  Gallen.  —  '')  Th.  Grünewald  u.  .T.  Nkff,  in  die  Berge  des  Appenzeller- 
^•iw^lchens  1881.  S.  70.  —  ")  Bd.  III,  2,  S.  358,  Anmerkg.  382.  -  ")  K.  Nkf, 
•f'^-rainand  Fürchtegott  Huber.    Kin  Lebensbild.    St.  Gallen  1898.  S.  9. 


G  Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

also  „088  zwoo  Chly-Gyge",  Hackbrett  ^^),  kurzweg  „'s  Brett"^ 
Cello,  „Zello*^  oder  „Chorz-Gyge*^  genannt  und  Bassgeige  „Pass'*. 
Die  Musikanten  beissen  „d'Spillüüt^,  „d'Spillmanne**,  ^d'Uf- 
macber*,  ^dTanzbodegyger**,  der  Hackbrett-Spieler  wird  aucb 
kurzweg  „Brettler^  genannt  und  dann  beisst  es  etwa  bei  Pia- 
zierung  der  Musikanten :  „Sälewie,  Brettler,  cbomm  gad  do  here 
mit  dimm  Brett,  tuescbt  e-n-Uustock  ringer  do,  's  gueng-dV 
ebe  ringer,  wenn-t'  gad  cbönntiscbt  ofF-ere  Tummibääre  **)  brettle,. 
statt  oiF-eme  so  e-n-ooringe  Tiscbli^. 

Szadrowsky   spricbt   in    seiner    Abbandlung  ^^)    namentlich 
aucb  von  der  appenzelliscben  Alpenmußik  und  gibt  uns  damit 
eine  interessante  und  wertvolle  Beschreibung  und  Gescbicbte  des 
Hackbrettes.    Darnach  ist  das  Hackbrett,  andernorts  auch  Cym- 
bal  genannt,    ausser   im  Appenzellerlande   noch    im  Wallis    und 
auf   den    südlichen  Abdachungen    der  Alpen  zu   Hause.    In  der 
Urschweiz  soll  es    bis   zum  Anfang    des    19.  Jahrhunderts    sehr 
verbreitet  gewesen  sein.    Ferdinand  Huber  fand  in  den  zwanziger 
Jahren  in  mehreren  Tälern    der  Urschweiz   noch   mehr  Cymbal- 
spieler,  als  selbst  im  Appenzellerlande.    Wenn  aber  Szadrowsky 
dazu  bemerkt,  dass  das  Hackbrett  früher   mehr   gepflegt  wurde, 
als  zu  seiner  Zeit,   weil  die  jüngeren  Leute    das  mühevolle  Er- 
lernen des  etwas  schwierig  zu  behandelnden  Instrumentes  scheuen, 
so  ist    zu    erwidern,     dass    diese    Befürchtung    glücklicherweise         ^ 
heutzutage  im  Appenzellerlande  nicht  mehr  ausgesprochen  werden       ^ 
muss.    Trachten,    Jodel,    Appenzellerlieder,   Appenzeller  Streich-       — 
musik  und  namentlich  auch  unser  Hackbrett  werden   neuerdings        ^ 
wieder  iu  Ehren  gehalten  und  sorgfaltig  und  eifrig  gepflegt.  Das   ^^ 
Hackbrett    ist  verschieden    beurteilt    worden.     Ein  Schriftsteller— ^ä' 
des  Jahres  1539^^)  empfand  ^den  ungeheuren  Lärm   der  Töne**  ^  "" 

sehr  unangenehm,  einem  andern  misfallt  der  helle,  spitzige,  durch -ä 

dringende  Metallton.     Das  Volk  aber  liebt    sein    „instrnmentun 
ignobile^,  und  ich  persönlich  habe,  so  oft  ich  es,  namentlich  als 
Solo-Instrument,  höre,  immer  eine  angenehme  Empfindung.  '*)  Ic 
der  Regel  ist  das  Hackbrett  ein  die  Violinen  begleitendes  Tanz. 


^®)   SzADRowHKY,   Die   Muslk   uiul   die   toiierzeugenden  Instrumente  de— ^— ^ 
Alpenbewobner,  in:   .Jahrb.  des  Schweiz.  Alpenklubs  IV  (1868)  S.  322. 
*')   An  den  Alpstubeten    spielt   der  Hackbrettler  statt  auf  einem  Tischche 
stets  auf  einer  umgekehrten  „Tummibääre*',  d.  h.  einem  einrädrigen  Dttngei 
Karren.   —    ^'')  S.  317  ft".  —  ^sj  S/.ai>rowskv,  a.  a.  0.  S.  319.   —   *♦)  Alfbc==^  ^*^ 
Bkktschkn,  a.  a.  ().  S.  149. 


Der  Volkstanz  im  Appenzcllerlande. 


Instrument.  Aber  es  ist  auch,  wie  bereits  bemerkt,  melodie- 
führendes Solo-Instrument;  alsdann  begleiten  die  Geiger  den  „Brett- 
^er^  Pizzicato,  oder  wie  die  Musikanten  sagen:  ^sü  töönd  dezue 
spicke,  spikle^.  Gute  Brettler  sind  selten.  Kann  es  aber  einer, 
60   übt  sein  Spiel  stets  eine  erfreuliche  Wirkung  aus. 

Szadrowsky  bemerkt  richtig,  dass  die  Musikstücke  auf  dem 
XIackbrett    meistens    lebhafte    Ländler    sind.     Von    dem   „häufig 
^erkünstelten**  des  Hackbrettes  aber,  von  dem  Szadrowsky  spricht, 
liabe   ich    nichts  entdecken  können.     .^Immerhin*^,   schreibt  Sza- 
drowsky, ^triflFt  man  oft  merkwürdige  und  unnachahmliche  Wei- 
sen, deren  Urform  weit    zurückreichen    mag.     Ich    hörte    gegen 
3Iitte  der  1850er  Jahre  in  Appenzell  Innerrhoden  einmal    einen 
^chon  älteren  Hackbrettspieler,  der  mich  immer  durch  das  eigen- 
t:  ümliche    Gepräge    seiner    Musikstücke    fesselte.       Es    lag    ein 
^^ewisser  Zug  Chopin'scher  Mazurken  in  den  kurzen,  nur  höchst 
selten    verzierten    Stückchen.     Ein    auffallendes    Beispiel    möge 
selber  sprechen.** 


Langsamts  Ländler- Tempo. 


Notation  vou  H.  Szadmwskv  1867. 

I  I  I  *f.         I 


Anfangs  einer  Chopinschen  Mazurka: 


^ta^^^^^ 


Auf  Szadrowsky  machte  diese  Musik  einen  Chopinschen, 
zigeunerhaften  Eindruck.  Er  hat  damit  wirklich  das  Richtige  ge- 
^i^oifen.  Aber  seine  sonderbare  Idee,  dass  diese  Hackbretttänze 
von  wandernden,  herumziehenden  Zigeunern  abstamme,  muss 
ganz  entschieden  zurückgewiesen  werden.  Wie  oft  kamen  Zi- 
geuQerbanden  zu  uns?  Wunderselten!  Und  wenn  sie  kamen, 
'^  hielt  sich  Alles  fern  von  ihnen,  man  behütete  und  besegnete 
«ich  'Vor  diesen  unheimlichen  braunen  Söhnen  des  Ostens,  und 
'^n  möchte  den  Appenzeller  gesehen  haben,  der  sich  von  einem 
2»igeviner  hätte  in  der  Musik  unterrichten  lassen.  Nein !  Die 
"^^kbretttänze  tragen  durchaus  appenzellischen  Charakter,   viel- 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


leicht,  dasa  die  Melodieen,  von  denen  Szadrowsky  spricht,  in  alte 
Zeiten  zurückgehen.  Das  Szadrowsky'sch-Zigeunerhafte  lässt 
sich  aas  der  Natur  des  Hackbrettes  erklären:  es  ist  etwas  zap- 
peliges, prickelndes,  unrahiges,  spriogendes,  das  sich  aus  der  Art 
herleitet,  wie  das  Instrument  gespielt  werden  muss.  Zigeunerhaft, 
wenn  man  so  sagen  will,  ist  auch  die  Art,  wie  das  Hackbrett 
(und  die  Geigen)  erlernt  werden:  zunächst  in  der  Regel  nicht 
nach  Noten,  sondern  traditionsgemäss  nach  dem  Gehör,  wobei 
dann  wohl  auch  später  hie  und  da  die  Noten  zu  Rate  gezogen 
werden  mögen.  Einem  von  Anfang  an  nur  nach  Noten  erlern- 
ten Tanze  fehlt  nach  der  Sprache  der  Musikanten  der  „Rank^, 
^LaDk*",  „Nack**,  „Zick**,  „Schabritz'',  „Kapritz*,  „Kaparitz"  d.h. 
der  bodenständige  Appenzeller-Charakter. 

Ramend,  der  fanzösische  Übersetzer  der  ersten  Reise  Coxe's 
durch  die  Schweiz,  vermutet,  dass  der  Eühreihen  eine  „Tanz- 
Arie*  sei,  deren  Tanzschritte  wegen  zu  hohen  Alters  verloren  ge- 
gangen seien.  ^^)  Dieser  Vermutung  tritt  jedoch  Ebel  überzeugend 
entgegen.  ^^)  Steinmüller  jedoch  scheint  Coxe's  Vermutung 
wahrscheinlich  zu  sein;  er  fügt  bei,  dass  alle  Jahre  die  jungen 
Leute  an  ihren  Alpstuberten  auf  den  Alpen  unter  freiem  Himmel 
und  an  den  Fassnachtstägen  im  Thal,  ^nach  dem  Kühreihen 
tanzen"".  ^^)  Gleich  darauf  aber  lässt  er  einen  seiner  Bekannten 
^mit  vieler  Selbstzufriedenheit:  den  geistlichen  Küh reihen 
«ingen!"  '*^) 

Szadrowsky  überliefert  uns^^)  einen  „Appenzellertanz^, 
den  er  einem  alten  Klarinettisten  in  Innerrhoden  nachgeschrieben 
hatte,  und  einen  „bekannten  tiroler  Tanz-Ländler*^ : 

Appenzeller  Tanz. 


^jgsig^^^i^^ 


i^^l^^i^i 


-Bekannter  tiroler  Tanz-Ländler* 


Pfa^^fe^i^^j^^^^f^ 


■y-j<— -^^ 


''j    W.  CoxK,  Lettresii  M.  W.  Melnioth  »iir  .  .  .  la  Suisse,  trad.  et  aiigiiu 
\K  JVI.  Ramond  de Carbuimion'».  Paris  1781—1782,  Bd.  II,  S.56  A.  11.  ~   «)  »-- 
a.  0.  I,  i:)3.  -  3')  a.  a.  O.  IL  129.  -  W)  a.  a.  0.  II,  130.  —  »»)  a  a.  0.  S.  279  (0^ 


Der  Volkstanz  im  Appenzellcrlando. 


\,>  P  i  jyp^m 


A — V 


1 


Nachdem  er  zunächst  einen  interessanten  Vergleich  zwischen 
m  Appenzeller-  und  dem  Tiroler-Tanz-Ländler  gezögen  hat, 
»ist  er  darauf  hin,  dass  die  Schweizeriche  Bevölkerung  nicht 
^entlieh  als  musikalisch  erfinderisch  zu  bezeichnen  sei:  „Ihr 
isizieren  ist  ein  mehr  reproduktives,  als  ein  eigentlich  prodnk- 
68 ;  sie  liebt  es,  das  einmal  gebräuchlich  gewordeniB  festzuhalten 
d  die  Tonweisen  unermüdlich  —  man  darf  wohl  sagen  unersätt- 
h  —  zu  wiederholen/  Ferdinand  Huber  machte  Szadrowsky 
r  eine  charakteristische  Erscheinung  an  der  appenzellischen 
»Iksmusik  aufmerksam,  die  aber  schon  damals  nicht  mehr  in 
auffälliger  Weise  hervorgetreten  sei,  nämlich:  auf  die  erhöhte 
larte,  (Fa)  **^).  Ein  in  C  gestimmtes  Alphorn  besitzt  z.  B.  für 
9  und  F  nur  einen  Tod,  der  nach  unsern  jetzigen  melodischen 
^griffen  bald  als  Fis  und  bald  als  F  aufgefasst  werden  muss,  z.  B.: 


^^^^^M 


^-jt^^^^^^^^^m 


In  diesen  Beispielen  müssen  mithin  die  mit  X  bezeichneten 
»ne  als  leitereigene  Töne,  das  heisst  als  F  aufgefasst  werden, 
«  Fis  in  den  Sechszehntel-Triolen  dagegen  als  Wechselnote, 
^o  als  wirkliches  Fis.  Diese  in  der  Natur  und  Beschaffenheit 
8  Alphorns  liegende  Eigentümlichkeit  übertrug  sich  auf  den 
del  und  die  Tanzmusik.  Irrtümlich  sind  solche  Stücke  we- 
ai  dieses  aus  der  Alphornweise  herübergenommenen  Zwischen- 
1-68  auch  schon  als  Moli- Weisen  aufgefasst  und  somit  der  zu 
miDde  liegende  tonische  Dur  -  Dreiklang  übersehen  worden, 
^em  entspricht  dem  fröhlichen  Appenzellerwesen  die  Molltonart 
ixeswegs  und  sie  muss  überall,  namentlich  in  den  Schulen, 
t  vieler  Mühe  künstlich  eingetrichtert  werden.  **) 

Diese  erhöhte  vierte  Leiterstufe,  diese  übermässige  Quarte, 
^sea  Alphorn-Fa,  wird  „eu  bbrochne*^  Ton  genannt  und  kommt 

der  Szadrowskyschen  Notatioa  des  Appenzeller -Walzers  vor. 

*•)  a.  a.  0.    S.  279  ff.    —    *M    Ai.hiku   Tohlek,    Kühreihon   S.  46  ff. 


10  Der  Volkstanz  im  Appenzollerlaiide. 

In  dem  modernen  appenzellischen  „Wälserli^  aber  werden  diese 
Alphorn-Zwischentone  nur  noch  höchst  selten  gehört  „oder  bim-e 
schlechte  Gyger  chaa-^s  eppe-n-emool  vorchoo,  dem-'s  eben-n-eso 
omm  en  halbe  Schue  uaf  oder  aab  off  sinner  Gyge  nüd  graad 
ase  droff  aachont!  Josoo!^  Wohl  aber  kommt  dieses  Alphorn- 
Fa  mit  ganz  besonderer  Vorliebe  in  einem  appenzellischen  Jodel 
stets  noch  zur  Anwendung,  den  man  wegen  dieses  ^bbrochne" 
Tones  ^e-n-Innerööderli"  nennt,  oder  auch  „e  Chüärähjerli**  und 
„e  Chüädräckerli**.  ^-) 

Die  Appenzeller  Streich-  oder  Tanz-Musik  bewegt  sich 
gleich  dem  Jodel  in  den  einfachsten  Ilarmoniefolgen,  nämlich 
im  tonischen  Dreiklang,  im  Ober-  und  Unter-Dominant-Dreiklang 
und  im  Dominant-Septimen-Akkord.  Der  beliebteste  Tanz  im 
Appenzellerlaude  ist  der  Walzer,  d.h.  „Ländler,  Ländlerli,  Appe- 
zeller,  Appezellerli,  e  Hierligs,  Hiesigs",  oder  auch  „e  Buuch— 
ryberli,*'  in  welchem  Musikanten  und  Tänzer  eine  bedeutende 
Fertigkeit  haben. 

Wenn    der    appenzellische    Dichter    J.  Merz*')    den  Tänze» 

sagen  lässt: 

E  Tänzli,  gelt,  no  möchtist  thuo? 
Jo  Schätzli,  lopf  no  d'Füessli! 
No  Gyger!  mach  du  wacker  zuo, 
Se  do  best  e  paar  Biessli. 

Ond  alle  Schwüngli  geb  der  äs, 
Mach  no  en  Appezeller! 
He,   Werth,  geb  her  no  Brod  ond  Chäs 
Ond  was  d'Gaots  hast  im  Cheller! 

so  ist  unter  dem  ^Appenzeller^*    eben    unser  Ländlerli    zu    ve —       J- 
stehen.     Bei  diesem  Ländlerli  drehen  sich  die  Päärchen  langSM  ^ 

und  bedächtig  kreisend  möglichst  ruhig  auf  einer  möglichst  klein        *^^p 

Fläche  herum  oder  sie  bewegen  sich  nur  äusserst  langsam  krfc g  '* 

send  vorwärts.  Man  sagt:  .,Bim  Länderli  gohd's  gaanz  gst^^Ä-^^ 
ond  manierli;    off-eme  Flääschtäller  sött-me'sch  chöne;  mit-      -^de 

Füesse  fascht  nütz  mache;  all  gad  am  glyche-n-Öörtli    blybe '^' 

ond  nüd  noichoo"  [nicht  vorwärts  kommen].  Die  Tanzend  -^^^ 
legen  einander  die  Hände  auf  die  Schultern  oder  am  den  L^^  -r»-»» 
.,wenn-'s  au  no  aaltfrääntsch  soll  zuegoh**.  Der  Raum  innerh^='^^  ^^ 


*^!    Alkki;i>  Tohi.kk,  ebd.  S.  46:  Der»,  Siinjj:  und  Klang  aus  Appens^  *•■ 
I891».  S.  XII.  —  ^3,  j  Mkkz.  Des  poetisch(Mi  Ap])enzeller8  sämtliche  Gediel 
.St.Gallrn  J83ti,  S.  13:5:  Aiiia/.ki.i.imhks  Munatsulatt.  1827,  S.  116;  1828,  S.l 


( 


Der  Volkstanz  im  AppenzellerlaDcle.  11 

luod  ausserhalb  der  tanzenden  Paare  soll  nie  betreten  werden. 
^Während  des  Tanzes  wird  ab wechslangs weise  „gstämpflet  ond 
£JQQchzet^.  Dieses  Stämpfeln  nennt  man  „mit  de  Bäane  appe- 
aellerle*",  „bääle^,  „schlötterle^,  ^doppeltere *". 

Das  ^Solo-Appezellerle  mit  de  Bääne''  ist  eine  Fertig- 

!keit,  die    bedeutende  Kraft   und  Ausdauer  verlangt.     Es  besteht 

^arin,  dass  ein  Tänzer   entweder  für   sich  allein,  oder  als  Inter- 

jmezzo    zum    Tanze    neben    seiner    im    Schritte   Hand    in    Hand 

^inhergehenden  Tänzerin  streng  im  Takte  der  Musik   und   ganz 

langsam  sich  vorwärtsbewegend   so    schnell    als  nur  möglich  mit 

^en  Absätzen   wirbelnd    stämpfelt.     ^Je   länger!  Qsätzli  as  Ann 

:inache    cha*",    d.  h.  je  länger  Einer  dieses   anstrengende  Stampf- 

gewirbel  anshält  und  je  feiner  und  ruhiger  im  Tone  er  es  macht, 

desto  mehr  wird  er  bewundert.    Das  Doppelieren  geschieht,  wie 

bemerkt,  nur   auf   den  Absätzen,    und  muss,    soll  es  recht  sein, 

„hell^,  d.  h.  leicht,  ohne  Getrampel  tönen. 

Das  korrekte  Solo-Doppelieren  des  Tänzers  ist  eine  seltene 
Kunstfertigkeit,  womit  sich  Einer  gelegentlich  auszuzeichnen 
Bucht:  „'s  nehd  aber  au  d'Bää  vyl  vetämpter  zweeg  as  'sTaanze! 
Seb  glob-i!"  Das  Doppelieren  wird,  wie  bemerkt,  wohl  auch 
mit  fröhlichen  Ausrufen  oder  mit  Jauchzen  begleitet  und  ge- 
schlossen. Zu  den  Pantomimen-  und  Spiel-Tänzen  wird  auch 
ab  und  zu  doppeliert.  Dies  aber  nur  als  momentaner  Ausbruch 
der  höchsten  Tanzbegeisterung,  nie  in  der  solistenmässigen  Weise, 
wie  das  beim  „Wälserli**  geschieht. 

Auch    die  Musikanten    begleiten    den  Rhytmus    des  Tanzes 
gewissenhaft  mit  diesem   leichthörbaren  Fussstämpfeln,  d.  h.  „sü 
^loppelierid'',  „sü  schlöönd  de  Doppel."     Dieses  Doppelieren    ist 
das    Zeichen    des    guten,    seriösen    Spielmannes    ^ond    andescht 
t^t-si-'s  halt  suuber  ond  glatt  nüüd.*"     Es    hat    einen  doppelten 
^weck:  einmal  sollen  durch's  hörbare  Doppelieren  die  Musikan- 
ten beim  „Ufmache'^  stramm  unter  sich  zusammengehalten  wer- 
ben, namentlich  dann,  „wenn-'s  ofF-'m  Taanzbode-n-onue  efange-n-e 
fietzeli  eerber  rääss  chnotterid  ond  ebe-n-au  efange  mit  de  Bääne 
Behlötterlid.''  Dann  aber  sollen  durch  das  Doppelieren  Spielleute 
Und  Tänzer  in  sicherem,  gegenseitigen  Takteinverständnisse   sein 
und  bleiben.  Das  Doppelieren  der  Musikanten  wird  auf  folgende 
XlV'eise  ausgeübt:    sie  klopfen    leicht  hörbar    mit    der  Spitze  des 
linken  Fusses  ganz  kurz,  gleichsam  ^Pizocato^  den  zweiten  Achtel 
des  ersten  Yiertels,  um  nach    diesem  sofort    den  vollen  zweiten 


12  Der  Volkstanz  im  Appenzellerlaixle. 

und  dritten  Viertel  mit  dem  Absätze  des  rechten  Fasses  su 
stämpfeln.  Beim  Schottisch  und  bei  andern  Tänzen  wird  nur  der 
volle  Takt  mit  dem  rechten  Fasse  gestampft.  Dies  Doppelieren 
soll  mit  Mass  geschehen. 

Es  kommt  vor,  dass  Spielleute,  die  ihrer  Sache  nicht  ganz  äicher 
sind,  durch  ein  allzu  lautes  Doppelieren  auch  etwa  das  Instrument 
^u  übertönen  suchen.     Von  einem  solchen  minderwertigen  Spieler 
sagt  man:  „Das  sönd  kä  rechti  Musikante!   Das  sönd    gad  nahes 
dere  strohlege  Chnotteri  ond  Rompier!  seu  stampfid  jo  lüüter,  das-si 
ufmachid!  Me  sött-ene  chöne-n-en  Sack  onder  dTüess  schoppe!  Das 
gsiäd  bim  Tonder  nütz  meh  glych!"^  Während  des  Spieles  haben 
die  Spielleute  das  unentbehrliche,  schwarze  silberbeschlagene  und 
mit  Silberkettchen  verzierte  Appenzeller  Tabakpfeifcheu,  das  söge-        — 
nannte  „Lendauerli^  und  zwar  meist  mit  abwärtsgerichtetem  Deckel,     ^  ^, 
d.  h.  „ondeschöbeschi  im  Muul.^    „Defryli  gueng's  mit  Zah'-Locke  <^^e 
nüd  ase  ring!**     Den  Tabak  bergen  sie  in  einem  weissledernen,  ^  mi^^ 
am  Boden  messingbeschlagenen  „Backseckel^  in  der  Seitentasche^^^c=tie 
der    roten    Weste.     „Aber    e-so    hie    ond    doo  thue-'s  au  e  Sa — m:m  nM- 
blootere**  [Schweinsblase],  wenn  gad  de  Strossborger  guett  ischt.^'^^  -^Jk." 
„Ond  denn  zletscht  no  en  Struuss  off-'m  Huett  —  seb    tued-'nncK  *  'm 
guett!     Josoo!"  — 

Geht   gelegentlich    einem    ^Spillmaa    's  Füür   uns   im  Leo  ^=b  ^o- 
dauerli^,  so  kann  man    wohl    auch  vergnüglich  zusehen,   wie  e:^»       er 
mit  wahrhaft  stoischer  Gelassenheit    sein  Tabakpfeifchen  wiede^^  JSer 
in  Ordnung  stellt  und  unterdessen  seine  Kumpanen  lustig  alleir^^ssio 
drauflos  fiedeln  und  brettein  lässt.  So  geigt  dann  etwa  gelegen#'.fl:xnt- 
lich  der  zweite  Geiger  interimistisch  die  erste  Geige,  „bis  der  erschf  ^ucht 
Gvger  's  Pfyfeli  wider  ausklopfet  ond    gstopft   ond    aazönt   hS^  mM 
ond    denn    ebe-n-au    ase-n-allsgmach    wider    aafoot    gyge-n-onc^K:  ^nd 
stämpfle  ond  bäckle." 

Neben  dem  eigentlichen  Appenzeller- Walzer  unterscheide  Jen 
die  Musikanten  noch  zwei  7»  Takt- Walzer,  nämlich:  den  „Schly  "^^f- 
Walser,  Schlyfer"  und  den  „Juck-  oder  Jock-Wals 
Jocker,  Jucker  oder  Gump-Walser,  Gumper*. 

Der  Schlyfer  wird  auch  langsam,  aber  stets  vorwärtskr* 
send  getanzt. 

Der  Gumper  dagegen  wird  in   sehr  schnellem  Tempo 
nommen.     Es  ist  der  bekannte  und  überall  getanzte  Walser. 

Von    diesem    Tanz    wird    gesagt:    „Er    gohd    gjocket    o»     ^^^^ 
ggumpet.  Die  Päärli  schüssid  im  Saal  omme  wie  Brieme  [Brems«.         "^^ 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlaode.  13 

in-ere  Laterne  ond  jockid  ond  gumpid  ond  pfuasid  omme,  dass-^ 
jiomme  wessid  wofaee!"^  Yon  diesem  V»  Takt -Walzern  sagt 
der  Spillmann:  ^Die  zwee  frönte  Täanz  gohnd  üüs  e-n-Aard 
nütz  aa;  me  nehd-s^  eso,  will  me-p-ebe-n-au  efange-n-eerber  vyl 
Schwoobe-n-im  Appenzellerländli  häd.^ 

Erst  in  neuerer  Zeit  aufgekommen  und  weniger  gebräuchlich 
sind  Mazurka  („MasoUke'*),  Polka  („BoIIke'^)  und  Polka- 
Mazurka  (^BoUke-Masollke'').  Diese  Tänze  werden  mehr  auf 
Verlangen,  als  ans  eigenem  Antrieb  gespielt:  „'s  ischt  ebe-n-au 
e  frönti,  ygwandereti  Sach,  die-me  e-so  weges  de  vyle  Frönte 
Bpillt,  wie  d'Sechsachtel-Täänz ;  aber's  Ländlerli  ischt  ond  blybt 
halt  äänzig  ond  elää  appezeliisch:  *s  lopft  ämm  gad  bschäädeli 
d'Bää  ond  ropft-di  hönder-'m  Tisch  hönne  vöre  ep-t'  welischt 
oder  nüüd.  Me  chönnt  nüd  rüebig  zuelose*'.  Ausser  diesen 
Tanzarten  giebt  es  noch  sechs  andere,  die  zum  Teil  vergessen 
sind  oder  nur  noch  selten  getanzt  oder  aufgeführt  werden.  Sie 
sollen  kurz  charakterisiert  werden. 

Der  ^Galopp er*"  oder  ^Hopser"  wird  wohl  auch  der 
Yon  Tituö  Tobler  erwähnte  „Hopper**  sein**),  von  dem  er  schreibt: 
„Der  Hopper  wird  vom  Walser  unterschieden.  Oft  klopfen  die 
jungen  Bursche  mit  ihren  plumpen  Schuhen  aus  allen  Kräften 
auf  den  Boden,  dass  dieser  ordentlich  zittert,  vorzüglich  dann, 
wenn  sie  einen  Sprung  nehmen,  und  der  Jüngling  und  das  Mäd- 
chen, neben  einander  gekettet,  sich  um  den  Kreis  bewegen.*' 

Der  Hierig,  Hierege,  Hierlig,  d.  h.  der  hier  im  Lande 
alte  Appenzeller- Pantomimen-Tanz,  wurde  seiner  Zeit  in  Inner-  und 
Aasserrhoden  getanzt,  ist  jedoch  leider  nicht  mehr  an  der  Tages- 
ordnung. Ich  begegnete  ihm  in  Ausserrhoden  ein  einziges  Mal,  und 
zwar  an  einer  theatralischen  Aufführung.     Auch   in  Innerrhoden 
wird  er  nur  noch  bei  festlichen  Anlässen  und  Aniführnngen  und 
xiamentlich  an  den  künstlich  arrangierten  Alpstuberten  mit  Virtuosi- 
tät  aufgeführt.  Er  ist  ein  anstrengender  Solo-Tanz,  wobei  Tänzer 
mid  Tänzerin  in  der  Tracht  eines  alten  Appenzeller-Paares  auf- 
treten und  als  altvaterisches,   komisches  Pas-de-deux    in  grottes- 
kor  Weise  darstellen,    wie    sich    zwei  Liebende  entzweien,    sich 
STög-enseitig  auf  alle  mögliche  Weise  necken,    sogar    lange  Nase 
'"»«.eben,  an  Nase  und  Ohren  zupfen  und  sich  verhöhnen. 

Der    Tanz    nimmt    ungefähr    folgenden   Verlauf:    Das  Paar 
^^^bt  zunächst  nebeneinander^  hält  sich    nach   alter  Appenzeller- 

**)  Appenzellischer  Sprachschatz.     S.  6.  2ß8. 


u 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


art  d.  b.:  Er  legt  seine  rechte  Hand  anf  ihre  linke  Schulter 
und  Sie  legt  ihre  linke  Hand  auf  seine  rechte  Schulter.  In 
dieser  Haltung  gehen  sie  etwa  zwei  sogenannte  ^Runden^  im 
Kreise  herum.  Die  Musik  beginnt  und  spielt  ein  flottes  Ländlerli 
und  das  Paar  tanzt  etwa  zwei  Runden  nach  folgender  Musik: 


i^^^j^üfea^fe^^ 


^^^^^f^^mnuunri^^^ 


gffrFrj^^ljr^jjzf-i^^^^EB 


2. 


fe^;£L±L£}£:^j^^l^p 


r^^^^^^^^m^^^^ 


^£gi£3 


^ 


33&C 


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Nach  diesen  Runden  trennt  sich  das  Paar  und  es  tan 
jedes  für  sich,  einander  aber  stets  mit  den  Augen  verfolgen 
Das  Tanzen  ist  nunmehr  in  ein  hüpfendes,  trippelndes  Fua 
wechseln  nach  dem  Takte  übergegangen.  Die  Hände  in  d. 
Hüften,  wird  abwechselnd  bald  die  rechte,  bald  die  linke  SchuH 
erhobeu,  bald  nähern  sie  sich,  bald  entfernen  sie  sich  von  eini 
der,  bald  hüpfen  sie  einander  nach,  kreisen,  reichen  sich 
Hände. 

Das  Paar  hält  sich  nun  wieder  wie  anfangs:  Hände  auf  c 
Schultern.     Seine    linke    Hand    und    ihre    rechte    sind    frei, 
dieser  Haltung  wird    vorwärts    getanzt,    dann    plötzlich   gedr 
und  der  Tanz  gebt  rückwärts.    Wiederum  trennt  sich  das  Pi 
Sie  tanzt  kreisend  Runden    und  Er    gleichsam   als  Zeichen 
Grolles  frei  in  stampfender  Bewegung  ihr  nach,   wobei   sie  i. 
neckische  Blicke  über  die  Schulter  zuwirft.    Dann  fasst  er  pl9 


9n 
er 

ie 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


15 


1  seine  Tänzerin  bei  der  linken  Hand  und  —  Häode  hoch  — 
list  sie  immer  aa  derselben  Stelle.  Er  jauchzt  and  doppeliert 
la  während  einigen  Takten,  aber  ohne  zu  kreisen.  Mit  eiaem 
jenseitigen  Umfassen  und  in  ursprünglicher  Tanzhaltung  wird 
;h  einigen  Runden  der  „Hierig^  geschlossen. 

Die  Bewegungen  bei    diesem  Tanze  sind  ziemlich    frei  und 

Q    gegenseitigen   Einverständnisse   des  Paares    anheimgestellt. 

Ein  anderer  Tanz  heisst:  „Der  Drei-lederni-Strömpf"  *^) 

Dieser   komische   Tanz    wird    im   SchottischTempo   getanzt 

1  hat  seinen  Namen  ^on  den  Anfangsworten  dei^  Textes,    der 

I  allen  Tänzern  und  Tänzerinnen  mitgesungen  wird.  z.  B.: 


pH-^^^^^^^^Yf^^^ 


Drei    le-  der-  niStrömpf,  zwee  de-zue  geed  fönf,  minu  Vat-ter  häd  e 


:|=^ 


'rf=f=--^ 


ä^ 


Char- te-gspiel,  ischt    baar    luu  -  ter  Trömpf! 

Die  tanzenden  Paare  stellen  sich  einander  gegenüber  mit 
die  Hüften  gestemmten  Armen  auf.  Die  Musik  beginnt  und 
\  Tanzlied  wird  gesungen,  dabei  sind  folgende  Abteilungen 
bemerken : 

1.  Auf  das  Wort  „drei"  schlägt  Jedes  für  sich  beide  Hände 

die  Hüfte.     Auf  das  Wort  „lederni"  klatscht  Jedes  für   sich 

die  Hände.    Auf  das  Wort  „Strömpf^  aber  klatscht  sich  jedes 

ar  kreuzweise  in  die  rechte  Hand   und    auf  das  Wort  „fönf** 

die  linke. 

Nach  dieser  Figur  folgt  jeweilen  ein  Schottisch,  aber  nur 
F  dem  Platze,  d.  h.  die  Tanzenden  bewegen  sich  nicht  vor- 
.rts.     Dieser  Schottisch  lautet: 


^^i^^ 


:t 


Nach  diesem  Schottisch  folgt  ein  Kreistanz,  d.  h.  ein  trippeln- 


**)  Vgl.  Rbiser,    Sagen,   Gebniuche    und    Sprichwörter   des   Allgäus.  II 
W),  42<);  HCbleb,  Bayrisch  Schwaben  und  Neuburg  1901  S.  172. 


16 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


des  Gehüpfe,  sodass  auf  den  letzten  Takt  die  Tanzenden  wieder 
beieinander  sind.     Gewöhnliche  Melodie  dazu: 


Bei  sämtlichen  folgenden  Touren  sind  die  Bewegungen  auf 
die  Worte  ^drei*"  und  ;,Iederni'^  die .  gleichen,  dagegen  bei 
„Strömpf*^   und  „fönf*  finden  folgende  Varianten  statt: 

2.  Strömpf:  Handschlag  rechts 

Fönf:  ^  links,  dann  wieder  Schottisch  und 

3.  Strömpf:  Fussspitzen  aneinander  rechts. 
Fönf:  „  „  links, 

4.  Strömpf:  Ellenbogen  „  rechts. 
Fönf:                „                      ^           links, 

5.  Strömpf:  Ohrläppchen  berühren  rechts. 
Fönf:  jf  „  liuks, 

6.  Strömpf:  Nasenspitze  fassen  m.  d.  r.  Hand. 


Föüf: 


1. 


7.  Strömpf:  Wange  kneifen  m.  d.  r.  Hand. 


Fönf: 


1. 


8.  Strömpf:  Rücken  links  kehren. 
Fönf:  y,         rechts     „ 

9.  Strömpf:  drohen  m.  d.  r.  Zeigefinger. 
Fönf:  ,        ,     ,   1. 

10.  Strömpf:  Kinn  m.  d.  r.  Hand  fassen. 
FöDf:  ,       ..!.'. 

11.  Strömpf:  Wange  au  Wange  rechts, 
Fönf:  .,         „         .,         links,  aber 

in  äusserst  zärtlicher  Weise, 

12.  Strömpf:  umarmen  und  küssen  rechts. 
Fönf:  ^  .,  ^        links, 

13.  Schluss-Buchrvberli : 


[Kreistanz, 
do. 

do. 

do. 

do. 

do. 

do. 

do. 

do. 

do. 
do. 


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^iSi^^i^üi^^ 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlanile. 


17 


^1  llJf^  lo^ 


{jHfTftrr^^^ 


Dieser  Tanz  ist  offenbar  mit  dem  im  Elsass  bekannten  so- 
nannten  Fischingertanz  identisch,  den  uns  Erk-Böhme  fol- 
ndermassen  überliefert :  *•) 


m 


^^ipq-jT:^;^ 


1 


Drei  led  -  ri-ge Strumpf,  drei  led  -  ri-  ge Strumpf,  und  drei  und  drei  gän 


^s^i^j-U±±:a±±M 


fDn  -fä.    Wer  da»  Lied  nicht  sin  >ge    ka,  der  fangt  wiedrum  vor-ne  a. 


Die  pantomimische  Beschreibung  dieses  Tanzes  stimmt  mit 
rjenigen  unseres  ^drei  lederni  Strompf^  bis  ins  Einzelnste 
erein.  Erk-Böhme  schliessen:  „Zu  dem  Tanze  singen  die  Zu« 
lauer  nach  obiger  Melodie  ein  Lied,  das  die  symbolische 
räche  der  Bewegungen  begleitet  und  erklärt,  indem  es  den 
erlauf  einer  Liebesgeschichte  erzählt  (Bavaria  II,  883).  Yen 
m  Liede  selbst  ist  nur  der  obige  Anfang  gerettet.  Jedenfalla 
dieser  pantomimische  Tanz  sehr  alt,  und  älter  als  all  unsere 
indtänze.*" 

Der  Aliwander  wurde  nur  in  Ausserrhoden  getanzt  und, 
e  der  Schicktanz,  gewöhnlich  erst  dann,  wenn  es  anfieng  etwas 
Bgelassen  herzugehen,  „wenn-s'  efange-n  e  Betzeli  Staub  in 
Chöpfe  gkaa  händ.*^ 


Im  Muottathal  wird  der  .Allenmandler'' 


,AIIemander'',  „AU 


♦♦)  Deutscher  Liederhort,  II  (1893)  775.  —   In  Basel  wird  ein  ähnlicher 
nm  zum  Zapfenstreich  gesprochen.     Hier  lautet  er: 

Drei  läderi  Strimpf 

Und  zwai  derzue  sind  fimf 

Und  wenn  i  ain  verlier. 

So  han  i  nur  no  vier  vier  vier 

So  han  i  nur  no  vier. 
Auch  in  der  Stadt  St.  Gallen  ist  dieser  Zapfenstreich-Keim  Üblich.  Siehe 
iraber:    K.  Alfb.  Toblkb,  „Nahes  oss  mine  Buebejohre."  St.  Gallen.  Zolli- 
>fer  Bacbdnickerei.  1903.    S.  38. 


18  Der  Volkstanz  im  Ap])enzellerlandc. 

maDdler^  oder  „Alliwander^  immer  noch  getanzt  ^^),  in  den  Kan- 
tonen Lnsern,  Zng,  Aargan  und  Zürioh^^)  ist  er  wenigstens  dem 
Namen  nach  noch  bekannt.  Dieser  Tanz  ist  nichts  anderes  als 
die  aus  Frankreich  nach  Deutschland  zurückgekehrte  „  AUemande'', 
die  seiner  Zeit  auch  in  den  höhern  Ständen  sehr  beliebt  war 
und  sich  heute  noch  als  Überrest  und  als  Erinnerung  an  die 
Tanzkunst  unserer  Urgrossväter  im  Muottathal  und  in  Appen- 
zell Ausserrhoden  erhalten  hat.  Rhythmisch  bewegte  sich  dieser 
Tanz,  wie  bei  uns,  im  V* -(Schottisch-)  Takte. 

NiM»h  der  Ueberlieferung  bildeten  im  Luzemischen  die  Paare 
einen  Kreis,  der  nach  einigen  Umgängen  sich  in  den  Ländler 
auflöste,  um  sich  nachher  wieder  zu  vereinigend^)  Im  Muotta- 
thal war  es  ein  Tanz,  bei  welchem  die  Tänzerinnen  der  Reihe 
nach  gewechselt  wurden  und  allemal  ein  Tänzer  leer  ausging.^ 
Dieser  Tanz  ist  im  Appenzell  der  sog.  „  Schicktanz  ^.  Bei  ont 
ging  es  beim  Aliwander  folgendermassen  zu:  y,Musi!  Der  Ali- 
wander!  Wer  will  Tanzmääschter  seeP^  Dieser,  der  sog.  „kenn- 
bare'' Führer  übernimmt  alsdann  die  Leitung  des  in  5  Abtei- 
lungen zerfallenden  Tanzes.  Die  Musik  spielte,  wie  bemerkt 
zum  Aliwander  jeweilen  eine  kleine  Anzahl  stereotyper  Schottisch- 
Formen. 

Nachdem  sich  schon  während  des  Spieles  Tänzer  und  Tän- 
zerinnen im  Kreise  Hand  in  Hand  aufgestellt  haben,  gehen  sie 
so  im  Kreise  herum.  Der  „kennbare^  Führer  klatscht  und  die 
Tänzer  stehen  still:  „d'Wyber  weerid  fortgschickt''  und  sie  winden 
oder  schlängeln  sich  händereichend  und  wieder  lösend  bald  an 
<ler  Vorder-,  bald  an  der  Rückseite  der  Tänzer  yorbei.  .Wah- 
rend dieses  sich  um  die  Tänzer  windenden  Rund-  oder  Schling- 
ganges,  „appezellerlid  diese  mit  de  Bääue  ond  löönd  e  so  zwü- 
schet-ine  eppe-n  emool  en  Juuchzer  aab*'.  Nach  etwa  2 — 3  Touren 
packt  der  Tanzmeister  seine  Tänzerin,  ^'s  Wibsbild'^,  und  klatscht, 
worauf  sich  Alle  wieder,  wie  anfangs,  ketteuartig  halten  und  in 
einer  Reihe  im  Kreise  herumgehen.  Auf  weiteres  Klatschea 
stehen  Alle  still.   Die  Tänzer  bilden  um  die  Tänzerinnen  herum 


*^J  ScHWEizEuiscHF^j  Idiotikox  I,  172.  —  ♦**)  Kt.  Zug  i  Archiv  1,  120;  Kt 
Luzern:  M.  A.  FEiERAnKSD,  Cber  Volksfeste  und  Volksspiele  im  Kt.  Luzem 
1843,  S.  103;  IVvkfkr,  Der  Kt.  Luzern  (Gemälde  der  Schweiz  Bd.  in,  1)  I 
(1858),  312;  Kt.  Aargau;  Schweizer  Freie  Pkessk  (Baden)  1897  Nr.  45.  — 
*^)  Stirnimaxn,  Volksbräuche  aus  dem  Kantou  Luzern.  Im  „Centralblatt  dea 
Zofinger- Vereins".  1898.  S  387.  —  •<>)  Schweiz.  Idiotikon  I,  172. 


i)er  Volkstanz  im  Appeuzellerlande.  19 

einen  Kreis  und  zwar  in  der  Weise,  dass  sich  die  Tänzer  so 
fest  als  möglich  die  Hände  reichen.  Nnn  setzt  sich  jeweilen 
eine  Tänzerin  auf  die  zusammengepressten  Fäuste  zweier  Tänzer 
und  wirft  ihre  Arme  diesen  über  die  Schulter.  In  dieser  leben- 
digen Schaukel  werden  die  Tänzerinnen  im  Kreise  herumgetragen. 

Eben  so  fest,  wie  sich  die  Tänzer  gegenseitig  aneinanderketten, 
haben  sich  auch  die  Tänzerinuen  an  die  Tänzer  zu  schmiegen: 
^botz  tuusi  tonder,  sös  woorid-s'  abikeje  ond  seb  wäär  letz!^ 
Auf  ein  gegebenes  Zeichen  bin  stellen  sich  Alle  wieder  in  Reih 
und  Glied  uud  verlassen  Hand  in  Hand  im  Gänsemarsch  das 
Tanzlokal,  um  durch  alle  möglichen  Räume  des  betreifenden 
Stockwerks  ^ond  eppe-n-emool  gad  au  vo  zonderischt  bis  zobe- 
rischt^  zu  wandern  uud  dann,  wo  immer  möglich,  zu  einer  an- 
deren Tür  wieder  herein^umarschieren.  Ist  dies  geschehen,  so 
seilt  sich  der  Tanzmeister  in  die  Mitte  des  Tanzraumes  und  es 
wird  der  sogenannte  ^Wendelbomm"^  gemacht,  d.  h.  die  ganze 
Gesellschaft  windet  sich  Hand  in  Hand  um  den  Taozmeister 
herum  auf,  wie  man  Faden  um  eine  sog.  Fadenseele  aufwindet, 
,80  e  das-es  Gatti  häd,  wie  en  Spuel  oder  e  Läärli  bim  Spuele'^. 

Nun  bricht  sich  der  Tanzmeister  Bahn  und  schlüpft  unter 
den  in  die  Höhe  gehaltenen  Arme  der  ihn  zunächst  einschliessenden 
Paare  hindurch  und  ihm  schliessen  sich  der  Reihe  nach  die 
Anderen  an,  bis  sich  der  Kneuel  aufgelöst  hat,  um  aufs  Neue 
wieder  Hand  in  Hand  im  Kreise  herumzugehen.  Der  Tanz- 
meister giebt  endlich  das  letzte  Zeichen,  worauf  sich  alle  los- 
lassen, einander  rücklings  übers  Kj*euz  die  Hände  reichen  und 
10  rückwärts  tanzend  den  Aliwaudor  beschliessen.  Dieser 
lustige  Tanz  wird  offenbar  nur  desshalb  nicht  mehr  getanzt, 
,wilI-8'  hüttigstags  efange  z'fuul  sönd,  Näbes  rechts  z'Ieerne  ond 
lieber  gad  wällserlid  oder  sös  efange  gad  lieber  vo  ämm  Egg  is 
ää  jockid,  wie  d'Hell  ond  de  Tüüfl**. 

Zu  Titus  Toblers  Zeiten^')  nannte  man  diese  oder  eine 
ähnliche  Tanzart  im  Mittel-  und  Hinterlande  „e  Schwööbli"*, 
welcher  Name  auf  unsere  ^Allemande"  hindeutet. 

Alte  Aliwander. 
1. 


**;  Appenzellischer  Sprachschatz.    S.  6. 


20 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


rfr"iftf    f^    m*f  4*?"*    '_  ^  i  ^        !1 


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Fon  Anfang. 


^^^^^JgMitgjHg^ 


Neuere  Aliwander. 
I. 


Der  Volkstanz   im  Appenzellerlande. 


21 


Der  Ballbierer-Tanz  ist  ein  Pantomimentanz,  der  sich  in 
an-  und  Ausser-Rhoden  bis  in  die  neuere  Zeit  stets  grosser 
»eliebtheit  erfreute.  Jetzt  aber  wird  er  nur  noch  selten  auf- 
efuhrt.  An  theatralischen  AiifTührungen  oder  bei  Abendunter- 
altungen  kann  man  ihn  gelegentlich  noch  zu  sehen  bekommen, 
simer  aber  amüsiert  er  das  Yolk,  „dae-s*  gad  d'  BüQch  habe 
loönd  vor  Lache^.  Zu  diesem  sehr  anstrengenden  Tanze  ge- 
oren  ein  Barbier,  dessen  Frau  und  ein  Kunde,  der  sich  den 
orschiedenen  immer  tänzelnd  ausgeführten  Operationen  geduldig 
nterzieht.  Als  Instrumente  figurieren:  Ein  Riesen-Rasiermesser, 
las  e  Gattig  häd  wie  e  Segess,^  eine  grosse  Seifenschüssel, 
pvie  's  grööscht  Milechbecki",  ein  grosser  Hammer,  ein  grosses 
temmeisen  zum  Aderlassen  und  endlich  eine  grosse  Zange  zum 
ahnziehen  „vom  Vechtoktr*".  Die  Musik  zu  dieser  Tanz-Opera- 
>ii  ist  der  Schottisch.  Zuerst  wird  der  ruhig  hereinkommende 
ctude  von  den  ihn  bis  zum  Schlüsse  dieser  Operation  unablässig 
■^tänzelnden  Rasierersleuten,  „vom  Ballbierer  ond  simm  Wyb* 
'  den  Operationsstuhl  geleitet.  Alsdann  wird  er  rasiert,  frisiert, 
'^  Kopf  gewaschen,  geschröpft  und  endlich  zur  Ader  gelassen. 
^Q  Schluss  bildet  das  Zahnziehen,  wo  bei  der  Patient  als  Schluss- 
^kt,  „no  en  Malioo-Schrää  ablood**.  — 

Der  Schicktanz^^)  ist  ein  Tanzspiel,  welches  sich  in  Inner- 

**)  T.  ToBLKB,  Sprachschatz  S.  386.  „Schicke,  en  guette  Schick  tue'', 
'^»J  guten  Kanf  oder  Verkauf  machen,  d.  h.  dabei  gewinoen".  Beim  „Vech- 
^ckle*  wird  der  Handel  durch  gegenseitiges  dreimaliges  klatschendes 
^^"»^gelübde  beteuert,  d.h.  „me  chlepft  y". 


22 


Der  V^ülkstanz   im  Appenzellerlande. 


und  Ausser-Rhoden  noch  immer  grosser  Beliebtheit  erfreut.  Er 
setzt  einen  überzähligen  Tänzer  voraus,  der  „Bletzbueb''  genannt 
wird.  Die  Tanzenden  stellen  sich  paarweise  auf.  Sowie  ge*^ 
rufen  wird:  ,,Schicktanz!  Bietzbueb,  (oder)  Bletzbuebe-n-ine ! 
Chlepfid!^  spielt  die  Musik  in  gemässigtem  Marschtempo  den 
Schicktanz  oder  Schickmarscb,  zu  welchem  die  Paare  Hand  in 
Hand  ruhig  im  Kreise  herumgehen.  Nun  beginnt  das  „Schicke^^ 
d.  h.  der  Bletzbueb,  oder  wenn  mehrere  Bletzboebe  da  sind, 
klatscht  der  vorderste  Bletzbueb  in  die  Hände,  „er  chlepft", 
worauf  sich  ihm  die  Tänzerin  des  zunächst  hinter  ihm  her- 
marschierenden Paares  sofort  anzuschliessen  hat.  So  klatscht 
der  Reihe  nach  Einer  nach  dem  Andern,  solange  bis  die  Musik 
plötzlich  und  an  ungeahnter  Stelle  den  Schicktanz  verläast  und 
einen  Walzer  spielt.  Wer  bei  diesem  Übergange  vom  Schick- 
tanz zum  Walzer  keine  Tänzerin  erwischt  hat,  bleibt  Bletzbueb 
„ond  taar  gad  wider  nebet-usi  stoh**.  Sind  einige  Walzer-Run- 
den getanzt  worden,  so  geht  die  „Bletzbuebegeschichte''  wieder 
von  vorne  an.  Gewöhnlich  leitet  der  erste  Geiger  das  Ganze, 
sodass  er  gelegentlich  einem  Tänzer  oder  einer  Tänzerin  übel 
mitspielen  oder  aber  auch  „vyl  z'Lieb  thue  chaa".  „Säle wie,  ^Dor- 
nessler*^  oder  „Guscht,  machid  de  Jokeb  zom  Bietzbuebe,  i  möcht 
emool  mit  Syner  taanze;  Myni  ischt-mer  vetläädet". 

An  einer  Hochzeit  kam  einmal  ein  Bauer  direkt  aus  dem 
Euhstall  in  den  Tanzsaal,  also  „gad  ase  n-in  Holzbodeschuje  ond 
im  Stallhääs'^.  Die  Musikanten  Hessen  solange  schicken,  bis  der 
Senne  in  seinem  duftigen  Stallkleide  die  Braut  erschickt  hatte 
und  zu  allgemeiner  Freude  „e-n-eebegi  Längi"*  mit  ihr  tanzen 
durfte.  Als  der  Tanz  endlich  aus  war,  meinte  sie:  i  hätt-*8  ehe 
no  lang  uusghaalte  mit-'m  Haastoni;  i  cha  denn  Minn  scho  no 
lang  gnueg  aaluege  dehääme!^ 

Schicktanz. 


Der  Volkstanz   im  Appenzellerlande. 


23 


oder: 


Appezeller-Wälserli  oder  Bncbryberli 
nach  dem  Schicktanz. 


^lj:L^L^tLfe-^tt£jL^I^^ 


i^^P^S 


Der  „Cheerab"  ^^)  endlich  ist  der  Schlusstans  des  Tane- 
ends.  So  wie  die  Musik  den  Kehrab  spielt,  spazieren  Tänzer 
d  Tänzerinnen,  sich  an  der  Hand  führend,  paarweise  im  Kreise 
rum  und  singen  dazu: 

Jetz  ma-chid-mer  no    deCheer-ab,  deCheer-ab,  deCheer-ab,  jetz 


^hrii-g^sj^^^g^gi 


ma-chid-nier  do    de  Cheer-ab,  de    Oheer  -  ab,  de  Cheer! 

Nachdem  der  Kehrab  einigemal  gespielt  und  berumgesungen 

irde,  ,,heenkt  d'Musi  wädli  e  National- Buchryberli  aa  ond  denn 

eppe-n-ääs,    bis    de  Pflaanz    e-so    eppe-n-em    morge-n-omme 

ea  oder  vieri  oder  foöfi  omme-n-uus  ischt,  wenn's  guett  gohd 

d  8ÖS  fangt-me  gad  no  emool  e  Betzeli  vo  vorne-n-aa;  's  ischt 

all  no  Zyt  ond  früe  gnueg  zom  häägoh!^  — 

(Fortsetzung  folgt.) 

")  Anderwärts  Id  der  Schweiz  auch  Cherüs;  s.  Schw.  Id.  I,  32.  557. 


24 


Die  altschweizerische  Dramatik  als  Quelle  für 
volkskundliche  Forschungen. 

Von  Renward  Braudstetter  in  Luzern. 

(Vortrag,    gehalten    an    der   VIII.   Generalversamnihing   der  Schweizer. 
Gesellschaft  filr  Volkskunde,  Sonntag  den  7.  Juni  1903,  in  Winterthur.) 

Qrossartig,  glanzYolI,  märchenhaft  waren  die  AoffQhrungen 
der  altschweizerischen  Dramen  im  16.  und  im  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts. Versetzen  wir  uns  in  die  Stadt  Luzern,  am  Oster- 
montag und  Osterdienstag  des  Jahres  1597!  Zweimal  zwölf 
Stunden  lang,  von  morgens  6  bis  abends  6,  zieht  eine  unendliche 
Reihe  prunkvoller  Bilder  an  unsern  Augen  vorüber,  rauschen 
die  Lieder  von  drei  Gesangchören  in  unser  Ohr,  dampft  be- 
täubender Weibrauch  gen  Himmel.  Wenn  z.  B.  das  alte  Testa- 
ment fertig  gespielt  ist  und  das  neue  beginnen  soll,  so  verkündet 
ein  Kirchenlehrer,  als  Papst  verkleidet,  den  Anbruch  der  Gnaden- 
zeit;  aUe  Anwesenden,  Schauspieler  wie  Zuschauer,  sinken  auf 
die  Kniee,  Posaunen  und  Harsthörner  ertönen,  die  Donner- 
maschine  tritt  in  Funktion,  in  sämtlichen  Kirchen  der  Stadt  wer- 
den alle  Qlocken  geläutet,  und  von  den  alten  Türmen  der  Ring- 
mauer erdröhnen  Böllerschüsse  gegen  den  Spielplatz  hin. 

Da  das  altschweizerische  Drama  eine  solche  Fülle  pracht- 
voller Bilder  bietet,  so  hat  es  schon  seit  längerer  Zeit  die  Auf- 
merksamkeit der  Forscher  auf  sich  gezogen.  Die  bisherige  Forsch- 
ung hat  allerdings  fast  ausschliesslich  die  litterarhistorische  and 
die  dramaturgische  Seite  des  Themas  ins  Auge  gefasst.  Nun 
hat  aber  unser  altschweizerisches  Schauspiel  noch  eine  dritte 
Seite,  die  ebenso  sehr  Berücksichtigung  verdient,  es  ist  dies  das 
volkstümliche  Element,  das  ihm  innewohnt. 

Das  altschweizerische  Drama  ist  einmal  ein  nationales  ur- 
wüchsiges Produkt  unseres  Landes.  Unsere  Dichter  sind,  wie 
Altmeister  Baechtold  nachweist,  meist  originell,  Anlehnungen  an 
ausländische  Spiele,  Übersetzungen  lateinischer  Stücke  kommen 
selten  vor.  Luzerner  Autoren  wählen  wohl  eine  lateinische  Le- 
gende des  Surius  als  Grundlage,  aber  diese  Legende  umfasst  nur 
1 — 2  Seiten,   und   unser  Dichter   macht  daraus  einen  Folianten. 


Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  Forschungen.      25 

Das  altschweizeriscbe  Schauspiel  ist  dann  auch  in  dem 
inn  national  und  volkstümlich,  dass  es  seine  Stoffe  und  An- 
3hauungen  zum  grössten  Teil  aus  dem  Kreise  des 
olkes,  des  schweizerischen  Volkes  nimmt.  Dies  findet  sogar 
ei  den  so  zahlreichen  religiösen  Dramen  statt.  Diese,  die  selbst- 
arstlndlich  ihre  Ideen  aus  Bibel  und  Legende  beziehen,  haben 
Imlich  fast  immer  populäre  Einlagen,  Gastmähler,  Streitszenen, 
;c.,  welche  von  den  Autoren  mit  sichtlichem  Behagen  sehr  weit- 
ufig  ausgesponnen  und  recht  volkstümlich  durchgeführt  werden. 
3  werden  bei  den  biblischen  Gastmählern  der  Centralschweiz 
üechle  und  Krapfen,  die  jetzt  noch  so  beliebten  Lecker- 
ssen  unserer  bäuerlichen  Bevölkerung,  aufgetischt  und  es  wird 
)r  jetzt  noch  so  geschätzte  Yeltliner  getrunken;  hiebei  wollen 
ir  uns  erinnern,  dass  auch  C.  F.  Meyer  in  seinem  „Engelberg*^ 
m  Feuerwein  vom  Yaltellin  kredenzen  lässt.  —  Der  Tenor  der 
»Ikstümlichen  Dramen  und  der  volkstümlichen  Einlagen  in  den 
nst-religiösen  Spielen  ist  nun  meist  ein  derber.  Im  Roten- 
irger  Drama  „Isaaks  Opferung'',  ruft  Abraham  Gottvater  zu: 
^enn  Du  mich  nicht  erhörst,  so  soll  Dich,  Gottvater,  das  noch 
if  dem  Todbett  ängstigen.^  Diese  Derbheit  ist  zwar  allgemeine 
»itrichtung,  aber  ein  grosser  Teil  derselben  wird  doch-  auf  das 
ezifisch-schweizerische  Konto  zu  setzen  sein.  Wir  können  zum 
argleich  und  Beweis  auf  Gotthelf  hindeuten,  wir  können  daran 
nken,  dass  unsere  beiden  begabtesten  Minnesänger  Steinmar 
id  Hadlaub  vom  feinen  höfischen  Sang,  den  sie  in  der  Jugend 
(lernt,  bei  erwachter  Selbständigkeit  zur  grobkörnigen  Dorf- 
>e6ie  übergegangen  sind. 

In  unserm  alten  Drama  ist  drittens  auch  die  Szenerie, 
ie  Landschaft  echt  schweizerisch.  Hans  von  Räte  begnügt  sich 
icht,  zu  schildern,  wie  die  Arche  auf  irgend  einem  hohen  Berg 
:ehen  geblieben,  sondern  sie  ist  auf  einer  „Alp"  festgefahren, 
riebei  fallt  mir  ein,  dass  auch  in  Zwingiis  Psalmenübersetzung 
ie  Landschaft  ein  heimelig  schweizerisches  Kolorit  hat:  Die 
sbafe  weiden  nicht  auf  den  Fluren  Galiläas,  sondern  im  „Gäu^, 
Weht  nicht  ein  heisser  Wüstenwind,  sondern  der  Föhn,  u.  a.  m. 

Und  endlich  spricht  sich  in  unsern  alten  Dramen  nicht 
Iten  ein  kräftiges  Schweizerbewusstsein  aus.  Wenn  im 
^arbali**,  jenem  bekannten  Stück  unseres  grössten  altschwei* 
i'iBchen  Dramatikers,  des  Nikiaus  Manuel,  die  Heldin  ihre 
i^ersacher  durch  die  Wucht  ihrer  Argumente  niedergerungen. 


26       Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  ftlr  volkskundl.  Forschungen. 

80  ruft  die  Matter,    falls  die  Gegner  es  noch  einmal  aufnehmen 

sollten : 

Da  solt  du  sie  aber  ^)  wol  usfegen 
Grad  wie  ein  polierter  schwyzertegen. 

Im  Rotenburger  Drama  lobt  am  Schluss  Abraham  den  Gott* 
vater  mit  den  Worten: 

De  hast  dih  ghaltä  wienä  Thäll. «) 

Ich  habe  Ihnen  hiemit  einleitend  in  einigen  Zügen  die 
Volkstümlichkeit  der  altschweizerischen  Dramatik  bewiesen.  Da- 
mit sind  wir  beim  Kernpunkt  unserer  Betrachtung  angelangt: 
Was  ich  nur  im  allgemeinen  angedeutet,  muss  ich  nun  im  ein- 
zelnen ausführen,  und  ich  muss  Ihnen  zeigen,  wie  diese  volks- 
tümlichen Momente  für  die  volkskundliche  Forschung  verwertbar 
sind.  Und  da  sage  ich,  dass  uns  dieses  volkstümliche  Wesen 
der  alten  Dramatik  in  dreifachem  Strahl  entgegensprudelt,  in 
Sachen,  in  Worten,  in  Gebärden. 

Erstens  also  in  Sachen!  Es  ist  nämlich  einmal,  wie  Hoff- 
mann-Krayer  in  seiner  Schrift  ^die  Volkskunde  als  Wissenschaft '^ 
so  treffend  auseinandersetzt,  Aufgabe  der  Volkskunde,  die  gei- 
stigen, moralischen,  rechtlichen  Anschauungen  des  Volkes,  seine 
Mythen  und  Sagen,  seine  Sitten  und  Gebräuche,  u.  a.  zu  er- 
forschen und  darzustellen.  Verweilen  wir  gleich  einen  Augen- 
blick bei  den  alten  Sagen. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  reiche  Schatz  an  alten  deutsche» 
Sagen,  der  uns  in  der  mittelalterlichen  Litteratur  so  glänzend 
entfaltet  entgegentritt,  in  der  nachhohenstaufischen  Zeit  allmäh- 
lich und  zum  Teil  sehr  rasch  vergessen  wurde.  Aber  gerade 
diesseits  des  Rheins  blieb  das  Andenken  daran,  wenn  auch  immer 
trümmerhafter,  so  doch  noch  recht  lange  lebend.  Baechtold  weist 
nach,  dass  die  Gestalt  Dietrichs  von  Bern  noch  um  1600  bei 
uns  bekannt  war.  Und  Dietrichs  Residenz  Verona  heisst  in  de» 
Luzerner  Verhörprotokollen  noch  im  Jahre  1578  Dietrichs  Bern. 
Von  Karl  und  Roland  und  der  UnglQcksstätte  Ronceval  weis» 
die  Russ'ische  Chronik^)  und  wissen  andere  volkstümliche  Chro- 
niken der  Schweiz  noch  allerlei  zu  berichten.  —  Aus  dem  Volks- 
bewusstsein  sind  nun  die  Ausklänge  der  alten  Sagen  auch  in 
unser  Drama  hineingerankt.     Ich  betone,  aus  dem  Volksbewusst- 


*)  Noch  einmal.  —  *)  Wie  ein  Teil.  —  ')  Der  einzige  Abdruck  dieser 
Chronik  ist  mangelhaft  und  veraltet.  Rektor  HQrbin-Luzern  bereitet  eine 
neue  Ausgabe  vor. 


Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  Forschungen.      27 

«ein,  nicht  aus  gelehrten  BQchern,  denn  alle  diese  Anspielungen 
finden  sich  nur  in  ganz  volkstümlichen,  urwüchsigen  Scenen. 
Im  Rotenburger  Spiel  beklagt  sich  Gottvater  darüber,  dass  die 
Engel  ihm  nicht  gehorchen  wollen,  er  will  sein  Amt  niederlegen 
und  fügt  bei: 

ich  hab  gschworä,  seg's  noh  ä  mahl 
ä  so^)  kam  ih  föUig  in  runtzifahl. 

Hier  ist  der  Name  des  Engpasses  Ronceval  figürlich  ver- 
wendet im  Sinn  von  „Klemme^.  Als  Berg  gedacht  ist  Ronceval 
am  Schluss    von  Manuels  Stück   „Ecks  und  Fabers  Badefahrt^ : 

Do  Egg  und  sin  gsell  Faber  log, 
dass  sich  der  berg  Runzefal  bog. 

Auf  ähnliche  Weise  hat  sich  bei   uns  auch  das  Andenken 

an    Eriemhildens    Rosengarten    erhalten,    im    volkstümlichen 

Drama,  wie  im  Volkslied.     Ein  altes  Volkslied  von  der  ,,  ewigen 

Richtung^,  das  uns  Tobler  registriert,  sagt  von  einem  ungetreuen 

freund : 

Von  dem  du  wandest  *)  trost  erwarten, 
der  schlenzt  *)  dir  selbs  din  rosengarten. 

Und  in  den  Luzerner  Osterspielen  murren  die  von  Hunger 
^nd  Durst  gequälten  Juden  wider  Moses: 

Schow,  wie  sind  wir  jm  rosen  gartten! 
Müessend  Lang  vmbzien  vnd  wartten. 

Wir  stossen  in  der  Dramatik  sogar  auf  Reminiszenzen,  die 
weit   hinter  die  hoheustaufische  Zeit,    bis  ins  alte  Germanentum 
zurückreichen.    Die  Werke  über  altgermanische  Mythologie  reden 
auch  davon,  dass  dem  germanischen  Heidentum  die  Zahl   Neun 
eine   heilige    oder    eine    ominöse  Zahl   war.     Hievon  finden  wir 
noch  mannigfache  Spuren  im  Volksbewusstsein  der  alten  Schweiz. 
Die  Luzerner  Gerichtsprotokolle  aus  den  Zeiten  der  Schlacht  von 
Sempach  registrieren,    dass  man   sich  damals  unter  dem  Volke, 
um  dem  Haas  oder  Zorn  Ausdruck  zu  verleihen,   die  Epilepsie, 
^das  vallende  Übel"^,    anwünschte;    nicht   selten    finde    ich  aber 
protokolliert,    dass    „das    nun  vallende  Übel^  angewünscht  wor- 
-den  war.     In  derben  Partien  der  Dramatik  findet  sich  diese  omi- 
nöse Zahl  ebenfalls,  so  im  Luzerner  Spiel  vom  hl.  Leodegar: 


*)  ä  80  =  mhd.  ie  s6,  verstärktes  so.  —    *)  wähntest.  —  •)  verwüstet. 


28      Die  altBchweizer.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  ForschuDgeo. 

Fort,  fort '')  dan  ^)  in  seckellärs  orden, 
Ein  junger  Man  *)  nun  mal  verdorben 
Sol  dennocht  nimmer  sin  verzagt. 

Es  ist  nun  interessant,  dass  das  Schweizerische  Idiotikon 
ein  ganz  ähnliches  Sprichwort  noch  lebend  aus  einer  schweize* 
rischen  Mundart  verzeichnet:  ^En  junge  Ma  cha  nun  Mol  z'Grund 
go  und  doch  wider,  z'weg  chu/  ^^) 

Selbstverständlich  treffen  wir  auch  spezifisch  schweize- 
rische Mythen-  und  Sagenstoffe  in  reichem  Masse  in  der 
Dramatik.  Die  Sage  vom  verruchten  Spieler  von  Willis- 
au, der,  aus  Unmut  wegen  fortwährenden  Verlustes,  sein  Schwert 
gen  Himmel  warf,  um  Qottes  Seite  zu  treffen,  worauf  Bluts- 
tropfen aus  der  lichten  Höhe  herunterfielen,  diese  Sage  hat  auch 
Aufnahme  in  die  alte  Dramatik  gefunden,  sie  wird  im  Bigandus, 
der  1679  in  Ölten  aufgeführt  wurde,  erzählt.  Ferner  berichtet 
die  schweizerische  Eirchengeschichte  oder  Lütolf  in  seiner  Sagen- 
sammlung, man  habe  den  Wiedertäufern  in  Art  Yorgeworfen,. 
dass  sie  statt  der  Hostie  eine  Hummel  zur  Kommunion  genössen, 
welche  Hummel  aber  eigentlich  der  Teufel  sei.  Auf  diese 
krause  Volksmeinung  spielt  das  Luzerner  Stück  von  der  Kreuz* 
erfindung  an,  in  der  Stelle,  wo  der  fanatische  Romelias  den 
andersdenkenden  Isachar  anschreit: 

Ein  Humel  hast  gfressen  on  Zwyffel, 
Das  gsägno  dir  der  schwertzist  Tttffel. 

Werfen  wir  unsern  Blick  auf  ein  anderes  Gebiet,  das  des- 
volkstümlichen Rechtslebens,  so  erweist  sich  die  alte  Dramatik 
als  wahres  Dorado  für  den  Folkloristen.  Betrachten  wir  z.  B. 
einen  der  am  meisten  volkstümlichen  Rechtsbränche,  das  Friede- 
trinken  und  das  Friedeabtrinken,  ein  Rechtsbranch,  der 
u.  a.  in  Segessers  Rechtsgeschichte  oder  im  Schweizerischen  Idio- 
tikon ausführlich  geschildert  ist.  Weon  irgendwo  ein  Streithandel 
ausbrach,  so  hatte  jeder  ehrliche  Bürger,  der  dazu  kam,  Recht 
und  Pflicht,  Frieden  zu  bieten.  Die  Formel,  die  dabei  zur  An- 
wendung kam,  war  in  Luzern  nach  dem  Statut  von  1484:  „gib 
Prid!**,  in  Unterwaldea:  „Ich  büt  üch  miner  Herre  Prid**.  Oe* 
horchen  die  Beteiligten  dem  Friedebieter,  so  folgt  gemeinig- 
lich noch  ein  Yersöhnungstrunk.     Wollen  sie  aber  den  Frieden 


')  Auf  und  davon  in  die  Fremde !  —  ^)  denn.  —  ')  EÜn  junger  Mann 
aus  dem  Orden,  der  Zahl  derjenigen,  deren  Beutel  leer  ist,  die  ihr  Geld  ver- 
lumpt haben.  —  '*')  wiederhergestellt  werden. 


Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  ForschoDgen.      29 

^geben^,  so  eotsteht  daraus  das  positive  mit  öffentlicher 
B  bedrohte  Vergehen  des  Friedversagens.  Wird  der 
le  gegeben  und  dann  dessenungeachtet  mit  Worten  oder 
ken  gebrochen,  so  resultiert  daraus  sogar  ein  Verbrechen, 
ies  Fried bruchs.  In  unsern  Dramen  also  kommt  dieses 
lebieten  sehr  oft  vor.  In  den  Luzerner  Osterspielen  bietet 
Schreiber  des  Pilatus,  der  zufällig  vorbeigeht,  den  sich  bal- 
en  Wächtern  Friede,  im  Weinspiel,  das  von  Rudolf  Manuel, 
Sohne  des  Nikiaus  Manuel  verfasst  ist,  tritt  der  Narr  als 
lebieter  auf,  ebenso  in  Peter  Spichtigs  Dreikönigspiel  von 
^ern,  welches  kürzlich  von  Bibliothekar  Franz  Heinemann 
isgegeben  worden  ist.  —  Nach  einiger  Zeit  dürfen  die  Be- 
ten dieses  besondere  Friedensverhältnis  wieder  lösen,  da- 
1  kehren  sie  unter  das  gewöhnliche  Recht  zurück.  Dies 
lieht  gemeiniglich  durch  einen  Trunk,  und  das  ist  das  Friede- 
oken,  welches  uns  u.  a.  das  Luzerner  Drama  vom  hl.  Leo- 
r  vorführt:  Die  zwei  Henkersbuben  Servus  und  Sorbet,  die 
gezankt  hatten,  gehen  ins  Wirtshaus    zum  Friedeabtrinken: 

Holla,  württ,  schow  vns  schlacker  ann 
Die  mttesäend  httt  gesoffen  han; 
Drnm  trag  winn  bar,  dir  on  schad, 
Das  triben  möcht  ein  müli  rad.    ^') 

Hospes  bringt  den  Wein. 
Ich  bann  gwys  win  den  aller  besten, 
Der  machett  freUd  den  lieben  gesten. 

Servas  trinkt  dem  Sorbet  zu. 
Sorbett,  an  mich  kein  vnmnott  hab; 
Bring  dir  des  trancks  den  friden  ab. 

Sorbet  antwortet. 
Schon  ^^)  ich  der  streichen  dencken  sott, 
So  gsegne  dirs  recht  dennocht  Gott. 

Das  Motiv  des  Friedebietens  hat  auch  ausserhalb  der 
latik  in  der  älteren  volkstümlichen  Litteratur  Verwendung 
iden.  Im  „Paradies'',  einem  humoristischen  Produkt  des 
ten  Luzerner  Dialektdichters,  des  Pfarrers  Ineichen,  bietet 
Serr  dem  Adam  und  der  Eva,  welche  beide  sofort  nach 
Erschaffung  Zank  angefangen  haben,  Friede: 

Stille,  stille,  i  bUte  Fried, 

Schreit  do  der  Herr,  sind  doch  an  g'schyd. 


')  Diese  gleiche  Hyperbel  verwertet  auch  unser  Minnesänger  Steinmar. 
ObschoD. 


30       Die  altscbweizer.  Dramatik  als  Quelle  ftlr  volkskundl.  Forschungen. 

Adam  will  nicht  sofort  einwilligen,  er  droht,  er  gehe  in 
fremde  Kriegsdienste,  wenn  Eva  ihr  Maul  nicht  halte,  aber  end- 
lich gelingt  die  Versöhnung. 

Über  ein  ferneres  Objekt  der  folkloristischen  Forschung, 
die  alten  Spiele  und  Volksbelustigungen,  welche  wir  auch 
aus  den  so  zahlreichen  Luxusedikten  der  alten  Zeit  studieren 
können,  giebt  uns  auch  unser  Drama  eine  ebenso  reiche,  aber 
viel  lebendigere  Auskunft.  Im  jüngsten  Gericht  des  Zugers  Za- 
charias  Bletz  werden  auch  die  Lehrer  zur  Hölle  verdammt,  weil 
sie  die  heiligen  Pflichten  ihres  hehren  Standes  vernachlässigt 
und  nur  an  eitle  Vergnügungen  gedacht: 

Gluckeren  *'),  stöcklen  war  ir  leer, 
würfflen,  kartten  tribeos  seer, 
platten  schiessen  vnnd  derglichen, 
klotz  werfen,  keglen 

Im  Rotenburger  Drama  „Isaaks  Opferung^  gehen  Gott- 
vater und  Abraham,  nachdem  sie  am  Ende  des  Spieles  aufs 
neue  Freundschaft  geschlossen,  zu  einer  Kaiserpartie;  das 
Kaisern  war  aber  das  altschweizerische  nationale  Kartenspiel, 
das  jetzt  durch  den  Jass  fast  verdrängt  ist.  —  Wie  populär 
die  dramatischen  Aufführungen  in  der  alten  Schweiz  waren, 
geht  übrigens  auch  daraus  hervor,  dass  sie  auch  zu  den  Kin. 
derspielen  gehörten,  wovon  uns  der  jüngere  Platter  in  seiner 
Autobiographie  ein  reizendes  Beispiel  vorführt. 

Recht  amüsant  ist,  dass  man  aus  unserer  Dramatik  ein 
ganzes  Lehrbuch  der  volkstümlichen  Gastronomie  erstellen 
könnte.  Es  kommen  in  derselben  viele  Gastmäler  vor,  so  enthält 
die  „Belagerung  der  Stadt  Babylon^  von  Jos  Murer,  der  in  der 
gleichen  Stadt  wirkte  und  dichtete,  die  uns  heute  so  gast- 
freundlich empfangt,  ein  grosses  Bankett,  und  da  figurieren  denn 
stets  und  ausschliesslich  die  Leckerbissen,  welche  damals  recht 
populär  waren,  und  die  zum  grössten  Teil  jetzt  noch  zur 
Gourmandise  unseres  Landvolks  gehören:  Küechle,  Krapfen, 
bachner  Imper**),  Schlottermilch  *^)  etc.  In  der  „armes 
Gret^,  dem  volkstümlichsten  Produkt  des  oben  erwähnten  In- 
eichen, erzählt  die  Heldin,  die,  um  einen  Mann  zu  ergattern,  den 
Kanton  durchwandert,  sie  sei  auch  nach  Neuenkirch  gekommen, 
wo  man  das  Spiel  vom  hl.  Pius  aufgeführt,  und  sie  habe  gesehen, 


")  Das  Schweizerische  Idiotikon  erklärt  alh»  diese  Ausdrücke.  —  *♦)  Ing- 
wer. —  *^)  Gestockte,  saure  Milch. 


Die  altechweizer.  Dramatik  als  Quelle  flUr  volkskundl.  ForBchuDgen.       31 

wie  der  Heilige  zusammen  mit  dem  Teufel  eine  Schussel  Schlot- 
termilch geschmaust: 

Bi  Barfis  ^^  so  nf  Neüechilch, 
s'iscb  nf  d'Kuomedi  ^^  gsy, 
Der  Tüfel  hed  e  Scblottermilch 
Schön  knanslet  ^^)  mit  Sant  Py. 

Zum  Schluss  dieses  Abschoittes  sei  noch  ein  Kuriosum  er- 
wähnt, das  damals  seinen  Einzug  in  die  Yolksphantasie  gehalten 
und  sich  auch  in  der  Dramatik  niedergeschlagen  hat.     Der   Lu- 
zerner Leopold   Cysat  hat   im  Jahre  1661    eine   für   seioe   Zeit 
ganz  annehmbare  Beschreibung  des  Yierwaldstättersees  geliefert: 
»BeschreibuDg   dess  Berühmbten  Luceruer-  oder  4.  Waldstätten 
Sees,    vnd    dessen   FQrtrefSichen    Qnaliteten    vnd    sonderbaaren 
Hygenschafften*".     Das  24.  Kap.  dieser  Schrift  handelt  ^von  den 
lahmen  vnnd   wilden  Thieren,  so  vmb  disen  See  gefunden  wer- 
den*^, und  hierbei  berichtet  Cysat,  wie  einst  zu  Einsiedeln  beim 
^est  der  Engelweihe  ein  Ochse  geschlachtet  worden  sei,  der  2250 
I^fand  gewogen.  Das  Andenken  an   diesen  Ochsen   hat  nun   die 
V^olksphantasie  lange  bewahrt,  denn  noch   im  Rotenburger  Spiel 
^Isaaks  Opferung''    Yom  Jahre  1743  ist  von  ihm  die  Rede,  von 
grosser  Kraft  heisst   es   da:    ^so   stark   wie  der  Ochse   auf  der 
^^ngelweihe'^. 

Die   Volkskunde    beschäftigt    sich    zweitens    auch   mit    der 

Sprache    des  Volkes,    nicht  mit  Grammatik  und  Syntax,   denn 

dieses  Gebiet  gehört  ihrer  Schwester,  der  Philologie,  wohl  aber 

Xftiit  vielen  andern  Dingen,  als  da  sind:  Bildliche  Redensarten, 

Sprichwörter,  Fluch   und  Schwur,   Witz   und  Wortspiel, 

C^russ  und  Anrede,  Euphemismen  u.  s.  w.    Hier  nun   liefert 

^ns  die  altschweizerische  Dramatik  den  allerreichsten  und  aller- 

dchtesten  Stoff  und  ich  will  gleich  eine  Beobachtung   vorfuhren, 

^6  uns  schlagend  zeigt,  dass  hier  echt    volkstümliches  Material, 

:xiicht    etwa    willkürliche  Erfindung    der  Dichter    vorliegt:     Die 

^ten    Dramatiker    schütten    in    ihren    derberen  Elaboraten    ein 

wahres  Füllhorn  von  Fluch-   und  Schimpfwörtern    aus;    und  die 

ganz  gleichen  Ausdrücke  treffen  wir  auch   in  den  gleichzeitigen 

Oerichtsprotokollen  als  Blasphemien  und  Injurien,  die  unter  dem 


")  barfass.  —  ")  Noch  jetzt  gebräuchliche  humoristische  Wortverdreh- 
log,  unter  AolehouDg  an  „Kuh*',  mhd.  kuo.  Das  mundartliche  Komedi  be- 
seicbnet  jede  Art  Drama.  —  ^^)  schmausen. 


^2      Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  Forsch iin|i^en. 

Yolke    gebräuchlich    wareo,    eingeklagt    und    bestraft    wurden. 
Manche  leben  übrigens   auch  noch  in    den    heutigen  Mundarten. 

Es  ist  nun«  um  gleich  bei  der  Materie  des  Fluchens  und 
Schwörens  ein  wenig  zu  Ter  weilen,  nicht  auffallig,  dass  hier 
unser  echt  nationales  Eeib  ^^  die  Hauptrolle  spielt.  In  Rufs 
Telldrama  führt  Gessler  dieses  Wort  im  Munde,  er  nennt  den 
Teil  „der  keib  vnd  gross  vnflat^;  in  dem  Drama  ^Adam  und 
Heya^  vom  nämlichen  Autor  schimpft  Eain  seinen  Bruder  einen 
Keib.  Recht  derb  klingt  es  unserm  modernen  Ohr,  wenn  es  im 
Luzemer  Drama  „Martyrium  Apostolorum"  bei  Anlass  der  Kreu- 
zigung des  Andreas  heisst:  „das  Crütz  ist  schon  gerüst,  daran 
der  arm  keib  hanngen  muoss^. 

Yiel  Stoff  zur  Betrachtung  liefern  die  Euphemismen. 
Religiöse  Scheu  lässt  es  bedenklich  erscheinen,  den  Namen  Gottes, 
der  Madonna,  heiliger  Dinge  leichtsinnig  zu  verwenden,  daher 
werden  solche  Namen  durch  ähnlich  klingende  ersetzt.  Ein  in 
den  Gerichtsprotokollen  vom  14.  Jahrhundert  an  oft  belegter 
Ausruf  oder  Fluch  war  Gotts  Lyden.  Diese  Wendung 
konnte  man  nun  mildern,  indem  man  entweder  für  den  ersten 
Bestandteil  oder  für  den  zweiten  oder  für  beide  Surrogate  der 
geschilderten  Art  einsetzte;  für  Gott:  Bott,  für  Lyden:  Kryden; 
so  entstanden  die  Phrasen  Botts  Lyden,  oder  Gotts  Kryden 
oder  endlich  Botts  Kryden.  Diese  und  ähnliche  Yerschleiernn- 
gen  sind  in  den  Gerichtsprotokollen  genugsam  belegt,  und 
ebenso  in  volkstümlichen  Dichtungen  wie  in  Wittenweilers  „Ring*, 
der  3  c  32  Götz  plunder  für  Gottes  Wunder  sagt,  und  natür- 
lich auch,  im  reichsten  Mass,  in  unseren  Dramen.  Zuerst  ver- 
steht man  den  Sinn  des  Wortes  Bott  =  nuntius  noch  und  orthogra- 
phiert  den  Gen.  demgemäss  mit  is  oder  tts^  so  noch  in  Binders 
^Acolastus*",  Vers  663,  wo  „bots  armuot*  steht.  Aber  allmäh- 
lich verdunkelte  sich  der  Sinn  dieses  Wortes,  und  von  da  an 
schrieb  man  botz  und  potz.  Als  so  der  erste  Bestandteil  an- 
verständlich geworden  war,  musste  sich  der  zweite,  „Lyden*, 
resp.  „Kryden*^,  oder  was  es  für  ein  Ausdruck  war,  die  mannig- 
fachsten  Umformungea  gefallen  lassen,  so  ist  z.B.  potz  Chride- 
mähl  daraus  erwachsen,  das  in  Luzern  noch  gebräuchlich  ist 
und  auch  in  einem  modernen  Dialektdrama,  in  Kneubühlen 
„Es  gflausigs  Jlocheig"  Aufnahme  gefunden  hat.  Solche  Wort- 
verdrehungen treffen   wir  nun    in    der  Dramatik   zu  Hunderten. 

*^)  Eigentlich:  Aas,  beisuiulors  PferdeaaB. 


J 


\ 


I>io  altschweizer.  Dramatik  als  tiuelle  ftlr  volkskiiiidl.  Forscliungen.      33 

Radolf  Manuel  sagt  in  seinem  Weinspiel:  botz  tuft  für  Gotts 
Tonf,  botz  blnost  für  Ootts  Bluot,  Spichtig  in  seinem  Drei- 
konigenspiel  hat  sogar:  botz  hundert  hüender  hauss. 

Unter  den  böswilligen  Anwünschungen  steht  der  Ritt 
im  Vordergrund.     Ritt  ist  die  echt    deutsche  Bezeichnung  jener 
Krankheit,  für    die   wir   jetzt   das    Lehnwort   Fieber    brauchen. 
Dieser   Ritt   nun   erscheint  in   den  Dramen  meist   personificiert, 
als  ein  mythisches  Wesen,  als  Rivale  des  Teufels.     In  Wendun- 
gen, wie  „Schutt  dich  der  Ritt,*"   die  so  ziemlich  in  allen  Dramen 
vorkommt,    oder  „dass  im    der  ritt    das  Herz    abschitt"    iu  Ru- 
dolf Manuels  Weinspiel  blickt  zwar  die  ursprüngliche  Bedeutung: 
das  Fieber  mit  seinen  Schüttelfrösten  noch  durch;    aber   in  Zu- 
sammenhängen    wie    .,Hol    dich    der    Ritt;    ins    Ritten    Namen; 
Hat    mich    der    ritt    vnd    teufel    bschisseu^,    bei    Spichtig;     ^Du 
schnöde  kutt,  sehend  dich  der  ritf",   im  Luzerner  Leodegar,    ist 
der  Ritt  das  mythische  Wesen  geworden.  Wir  wollen  uns  hier- 
bei erinnern,  dass  der  Ritt  auch  bei  Boner,  den  Baechtold  einen 
<lurch  und  durch  volkstümlichen  Erzähler  nennt,  eine   allerdings 
i^nders  geartete  Personifizierung  gefunden  hat,  in  der  bekannten 
lsabel  vom  Fieber  und  vom  Floh. 

Als  Grussformel  figuriert  überall  das  bekannte  Gottwill- 
Icomm,  oft  in  abgeschwächter  mundartlicher  Form  als  „Qott- 
^vrilchen*^  erscheinend.  Eine  eigenartige  Begrüssung  habe  ich  bei 
Salat,  bei  Rudolf  Manuel  und  im  Luzerner  „Wilhelmus"  ge- 
funden. Der  Ankömmling  begrüsst  die  zechende  Gesellschaft 
xnit  den  Worten:  „Gott  eer's  Gloch**.  So  steht  in  Rudolf 
IManuels  Weinspiel: 

Gott  eer's  gloch,  ir  lieben  brüeder. 

Was  soll  dieses  ^Gloch^?  Das  Dictionarium  latioogermani- 
cum  des  Johann  Fries  giebt  für  ^Geloch''  die  Bedeutung  ^Ürte" 
an'^),  also  meint  ^Gott  eer's  Gloch*^  so  viel  als  .,Gott  ehre  das 
Zechen''  oder  wohl  eher  die  „ Zechgesellschaft ". 

In  reichem  Masse  verwenden  unsere  alten  Dramatiker 
figürliche  Redensarten  und  zwar  solche,  die  offensichtlich 
aas  dem  Ansohauungskreis  des  Volkes  herausgewachsen  oder 
besser  gesagt,  die  von  den  Dichtern  dem  Yolksmund  abgelauscht 
sind.  Es  ist  zum  Beispiel  recht  amüsant,  zu  beobachten,  wie 
gerade  die  obenerwähnte  volkstümliche  Gastronomie  in  die   dra- 


^)  J.  Baechtold,  Nikiaus  Manuel,  S.  451. 


34      Die  altseliweizcr.  Dramatik  als  Quelle  für  volkskundl.  Forschungeu. 

matische  Bildersprache  hineinreicht.  In  den  Luzerner  Osterspielea 
will  Veronika  Christus  auf  seinem  Gang  nach  Golgatha  einea 
stärkenden  Trunk  reichen,  einer  der  Henkersknechte  stösst  sie 
aber  zurück  mit  den  höhnenden  Worten: 

Ja  frylicb,  man  muoss  im  kUecblin  bachen. 

In  Nikiaus  Manuels  Stück  ^die  Krankheit  der  Messe^   sagt; 
Doktor  Lügegk: 

Wer  kan  küechlen  on  für  und  anken? 

Im  Luzerner  Leodegarspiel  beklagt  sich  die  Meretrix,   man. 
müsse    den    Männern    immer    Honigkrapfen    backen,    d.  li. 
Schmeichelworte  geben.  —  Diese  Bildersprache  ist  überhaupt  bc 
den  schweizerischen  Schriftstellern   des    16.  Jahrhunderts,    auel 
in  den  Produkten  einer  ganz  verstand esmässigen  Prosa  sehr  b^  — 

liebt,  yiel  mehr,  als  bei  den  gleichzeitigen   reichsdeutschen  Ai^b.     - 

toren.     So  sagt  Yadian  in  einem  geschäftlichen  Brief:    Man  w^i^Sl 

maynen,  die  sach  werd  on  ainen  blast  ^^)  nit  zergon.     Ich  find     e 

es    bezeichnend,   dass    das    Grimmsche   Wörterbuch    ,,Bla8t*'     m      _n 
dieser  figürlichen  Verwendung  nicht  kennt. 

Von    besonderm    Interesse    für    den   Kulturhistoriker,    ab^^^r 
auch    für    den    Folkloristen   ist    das  Lehnwort   einer  Spractm ■      c, 
einer  Mundart,  denn  dasselbe    legt  davon  Zeugnis  ab,    wie    äL^^^r 
Handel  und  Wandel  zwischen    einem  Lande   und    seinen  Na<3^Hi- 
bargebieten  sich  hin  und   her   bewegte.     Nun   hat   die  Schw^^f  z, 
vor  allem  der  gegen  die  Alpenpässe  hin  gelegene  Teil  derselb^sr-   n, '^ 
stets  regen  Verkehr   mit  Italien    unterhalten,   daher   die   gras  -^e 
Zahl  italienischer   Lehnwörter    in    unsern  Mundarten.     t>    '^r 
Kaufherr  brachte  Wörter   heim   wie  Bolete  „Billet**    oder  K  j^- 
barre,  dessen  Verwendung  sich  mit  dem  des  schriftdeutschen  „Ml  Mo- 
neten** deckt;    der    Viehtreiber    führte    die    Hundenamen  Car"    o, 
Belle,  Fido,    Fino    ein,    dem  Reisläufer   verdanken    wir  M '«a- 
statz  „Ohrfeige^,  italienisch  niostaccio.     Nun  findet  sieh  dieses 
Wort  nur  in  den  Luzerner  Dramen,  und  nur  um  1600,  z.  B.    "Am 
„Wilhelmus'':  Ein  mustatz  gib  ich  dir  zum  grind^').  Den  and^  ^fl 
alten  Dokumenten  ist  es  unbekannt,  ebenso  den  heutigen  schw  ^i- 
zerisohen  Mundarten.  Und  doch  muss  dieses  nur  durch  die  D«"^- 
matik   belegte  Wort   einst   wirkliche,   lebende  Mundart  gewe»^n 
sein,    denn    die    Dramatiker   nehmen,    offensichtlich,    nur    solc  I^ö 
Fromdwörter  auf,  die  zugleich  Eigentum  des  Volksmundes  ware^^f 

-'y  Für:  puliti.scho   L'nrühe.  —   --)  Schädel. 


Die  altschweizer.  Dramatik  als  Quelle  fllr  volkskundl.  Forschungen.       35 

was,  nebenbei  bemerkt,  ein  noch  nicht  genanntes  Moment  an  ihrer 
Volkstümlichkeit  ist. 

Da  also  die  alte  Dramatik  den  mundartlichen  Sprachschatz 
in  so  reichem  Masse  yerwendet,  so  drängt  sich  die  Frage  auf: 
Sind  denn  die  Dramatiker  nicht  auf  die  Idee  gekommen,  ihre 
Stücke  gerade  in  der  Mundart  zu  schreiben?  In  der  Blüte- 
zeit, im  16.  und  im  beginnenden  17.  Jahrhundert,  ist  das  noch 
keinem  Autor  eingefallen,  die  Stücke  sind  in  der  damaligen  Schrift- 
sprache, die  man  gewöhnlich  als  Kanzleisprache  bezeichnet,  ge- 
schrieben. Dagegen  weisen  das  ausgehende  17.  und  das  18.  Jahr- 
hundert Stücke  auf,  die  in  der  Mundart  verfasst  sind,  allerdings 
in  einer  ungeschickt  gehandhabten  und  besonders  ungeschickt  or- 
thographierten  Mundart.  So  ist  das  oben  erwähnte  Rotenbnrger 
Spiel  „Isaaks  Opferung^  in  das  Gewand  der  Mundart  gehüllt, 
das  Luzemer  Dorfspiel  von  der  hl.  Magdalena  enthält  sogar  zwei 
Mundarten:  Die  Luzerner  reden  luzernerisch,  der  Berner  Freier 
handhabt  die  Mundart  seiner  Heimat,  in  Spichtigs  Dreikönigenspiel 
brauchen  die  Tomehmen  Personen,  Gottvater,  Herodes  die  Schrift- 
sprache, die  Hirten,  Vers  1776  flF,  sprechen  Mundart  und  zwar 
erkennbare  Nidwaldner  Mundart,  z.  B.Vers  1996:  „ysers  ase  liebe 
Kind"^  (unser  so  liebes  Kind). 

Der  dritte  volkstümliche  Bestandteil  der  altschweizerischen 
Dramatik  sind  die  Gebärden.  Es  ist  eine  Errungenschaft  der 
Qeuesten  Zeit,  das  Gebärdenspiel  in  den  Bereich  strengwissen- 
96haftlichen  Studiums  einzubeziehen.  Wundt,  Delbrück  u.  a.  Ge- 
lehrte wenden  ihre  Aufmerksamkeit  dieser  Materie  zu,  allerdings 
ron  der  hohen  Warte  der  Sprachphilosophie  aus  darauf  hin- 
blickend. Dass  aber  dieser  Gegenstand  auch  zum  Arbeitsfeld 
ies  Folkloristen  gehört,  lässt  sich  unschwer  zeigen,  ein  einziges 
Moment  beweist  das  zur  Genüge:  Wo  es  sich  um  ernste,  rein 
religiöse,  fremdartige  Szenen  handelt,  da  wissen  die  altschweize- 
rischen Dramaturgen  sozusagen  keine  Vorschriften  über  das  Ge- 
bärdenspiel zu  geben,  es  heisst  etwa  bloss,  ^der  Apostel,  der 
Seiligo  solle  die  Hände  falten,  gen  Himmel  blicken,  sich  de- 
mütiglich  verneigen'^,  etc.;  bei  den  derben  Einlagen  und  in  den 
Pastnachtspielen,  wo  Stoff  und  Sprache  volkstümlich  sind,  da 
iiessen  auch  die  Angaben  betreffend  die  Gesten  reichlicher  und 
lie  Gebärden  sind  volkstümlich-  urwüchsig:  in  der  Luzerner 
,Kreuzerfindung^  verleiht  der  Kaiser  seinem  Zorn  gegenüber 
lem  Pilatus  so  Ausdruck,  dass  er  ihn  anspuckt. 


36      Die  altschweizer.  Drauiatik  als  Quello  für  volkskundl.  Forschungen. 

Oft  geben  die  Dramaturgen  nur  die  Stimmung  der  Per- 
sonen an,  nicht  aber  die  Aktion,  welche  eine  solche  Stimmung 
verkörpern  kann.  In  Bullingers  ^Lucretia*"  heisst  es,  Brutus  solle 
^herrlich  dapffer,  ernsthafft,  ruch,  ghrecht,  oder  der  Bauer  solle 
„trurig  vnd  bekümmert"  sein.  Oder  aber  die  Dramaturgen 
schreiben  beides  vor,  die  Stimmung  und  die  sie  verlebendigende 
Gebärde.  So  heisst  es  in  einem  zentralschweizerischen  Stück 
vom  Tyrannen:  „er  ist  vnwillig,  schütt  den  Grind *".  Auf  ähn- 
liche Weise  heisst  es  in  der  „Kreuzerfiodung*  von  Pilatus,  der 
die  Meldung  von  seiner  Absetzung  erhält:  ^So  er  den  brief  gla- 
sen, bysst  er  dryn,  schüttlet  den  köpf,  spricht  zornig**.  Und 
wenn  in  den  Luzerner  Osterspielen  Judas  den  Verräterlohn  em- 
pfangen hat,  so  „gschouwet''  er  das  Geld  und  ^gschouwets*" 
abermals,  zählt  es  und  zählt  es  abermals,  schnalzt,  ruft  froh- 
lockend aus: 

Da  da  ^^)  nun  bin  ich  ein  stoltzer  Knab 

Dz  ^*)  ich  ein  sömlicbs  ^*)  güettlin  hab.  —  — 

Wir  sind  am  Schluss  unserer  Betrachtung  angelangt.  Ich 
darf  wirklich  behaupten,  und  ich  glaube,  Sie  überzeugt  zu  haben^ 
dass  wir  an  unserer  altschweizerischen  Dramatik  eine  erfreuliche 
Fundgrube  für  volkskundliche  Forschungen  haben,  und  es 
ist  meine  Meinung,  dass  man  diese  Fundgrube  am  besten  mo- 
nographienweise ausbeutet,  sei  es  in  der  Form  von  strengwissen- 
schaftlichen  Abhandlungen,  wenn  man  z.  B.  den  Rechtsan- 
schauungen der  Schauspiele,  wie  etwa  dem  Friedebieten,  seine 
Aufmerksamkeit  zuwendet,  sei  es  im  Kleide  von  Feuilleton plau- 
dereien,  wenn  man  etwa  die  Geheimnisse  der  altschweizerischen 
volkstümlichen  Gastronomie  in  den  schweinsledernen  Manuskrip- 
ten unserer  alten  Dramatiker  ergründen  will. 


*'  Giebt  (las  Schnalzen  wieder.  —  ")  Dass.  —  *•')  ein  solches. 


Gedichte  aus  der  Zeit  des  Berner  Oberländer- 
Aufstandes  des  Jahres  1814. 

Mitgeteilt  von  G.  Tobler  in  Bern. 

Das  historische  Lied  wurde  bis  jetzt  in  unserm  ^  Archiv^ 
recht  stiefmütterlich  behandelt.  Ich  nehme  allerdings  den  Begriff 
^historisches  Lied^  im  weitesten  Sinne,  und  verstehe  darunter 
ein  Gedicht,  das  irgend  eine  öffentliche  Angelegenheit  zum  Gegen- 
stände der  Behandlung  macht.  Streng  genommen  können  viele 
solcher  Elaborate  nicht  zu  den  Volksliedern  gerechnet  werden, 
aber  wie  diese  geben  sie  doch  einer  gewissen  im  Volke  herrschen- 
den Stimmung  Ausdruck  und  verdienen  deswegen  die  volle  Be- 
achtung des  Historikers.  So  halte  ich  auch  die  nachfolgenden 
Oedichte  aus  der  Zeit  des  Berner  Oberländer-Aufstandes  vom 
Herbst  1814  für  bemerkenswert.  Über  das  Historische  ist  zu  ver- 
gleichen J.  Hodler,  Geschichte  des  Bernervolkes :  Die  Restaurations- 
zeit I  253—291 ;  Hilty's  Politisches  Jahrbuch  1887,  S.  243—253; 
A.  V.  Tillier,  Geschichte  der  Eidgenossenschaft  während  der  soge- 
nannten Restaurationsepoche  1  192  —  198. 

Die  Lieder  befinden  sich  in  einer  handschriftlichen  „Samm- 
lung von  Allerhand  Aufsäzen,  Urkunden  und  Aktenstüken^  von 
6  Heften  (in  meinem  Besitz).  Der  Schreiber  ist  unbekannt.  Auf 
dem  Titel  des  ersten  Heftes  steht:  „Angefangen  1815."  Das 
zeitlich  späteste  Aktenstück  trägt  das  Datum  vom  12.  Dezember 
1816.    Demnach  sind  die  Lieder  in  jenen  Jahren  kopiert  worden. 

Das  erste  Gedicht  steht  abgedruckt  bei  Hodler  S.  275,  und 
Hilty  S.  543,  bei  beiden  unvollständig.  Vom  zweiten  zitiert  Hodler 
S.  287  ungenau  den  Anfang,  vom  fünften  kennt  er  S.  290  nur 
fünf  Strophen.  Es  darf  als  bekannt  vorausgesetzt  werden,  dass 
als  Verfasser  des  ersten  Gedichtes  der  Helfer  Samuel  Roschi  von 
Interlaken  gilt. 

I. 

Lied  für  die  Oberländer. 

(Melodie:   Wohlauf  Canieraden  aufs  Pferd,  aufs  Pferd.) 

1.   Frisch  auf  Oberländer !  stellt  euch  zur  Wehr  I 
Es  gilt  jezt  da»  Höchste  auf  Erden. 


38      Gedichte  a.  d.  Zeit  des  Berner  Oberländer- Aufstandes  d.  Jahres  1814. 

Ob  Knechtschaft  und  Schand,  ob  Freyheit  und  Ehr, 
Ob  Unglück,  ob  Glück  uns  soll  werden? 
Wir  haben  zu  wählen,  wir  stehen  am  Rand, 
Drum  auf  zu  den  Waffen  ganz  Oberland ! 

2.  Wir  haben  in  Jahren  von  Elend  und  Noth 
Die  Berner  gastfreundlich  beschüzet, 

Wir  haben  mit  Treu  unser  Blut  bis  zum  Tod 
Für  ihre  HeiTSchgierde  versprizet. 
Und  nun  wird  Bedrükung,  Verachtung  und  Hohn 
Uns  freyen  Männern  zum  schändlichen  Lohn. 

3.  In  altern  Zeiten,  da  rings  um  uns  her 
Zwingherrschaft  die  Völker  noch  schrekte, 
Und  kümmerlich  sich  der  jezt  trozige  Bär 
In  seinem  Aarwinkel  verstekte, 

Schon  damals  vereint  in  glüklichem  Band 
Die  Freyheit  uns  V^ölker  im  Oberland. 

4.  Und  jezt,  da  Europa  der  Freyheit  sich  freut, 
Jezt  da  sie  im  Vaterland  thronet, 

Jezt  —  wo  sie  vom  Oligarchismus  befreyt. 
Im  Waadt  und  im  Aargau  froh  wohnet  — 
Jezt  sollen  wir  Männer  auf  ui-freyen  Höhn 
Dumm  Knechtisch  den  Launen  von  Junkern  fröhn  ? 

5.  Die  Männer,  die  ftlr  uns  mit  redlichem  Muth 
Die  Wahrheit  zu  sagen  es  wagen. 

Die  der  Alpensöhne  vortrefflichstes  Guth, 
Die  Freyheit,  in  warmer  Brust  tragen. 
Die  werden  tyrannisch  in  Kerker  geschleppt. 
Ha!  Oberland  ach!  W^as  hast  du  erlebt! 

6.  Und  wer  ist's,  der's  waget  uns  also  zu  schmähn  ? 
8ind'?i  unsere  rechtmäss'ge  Regenten? 

Ach  Nein  !   eine  Rotte  Patrizier-Söhn, 
Erschöpft  an  Finanzen  und  Renten ; 
Verworfene,  denen  ja  alles  ist  feil. 
Die  Schweizerehre,  des  Vaterlands  Heil ! 

7.  Sie  selbst  verdrängten  rebellischer  Weiss 
Die  von  uns  erwählten  Behörden, 

Und  schakkerten  Jüdisch  um  jeglichen  Preiss, 
Um  uns  gleich  vierftissigen  Herden, 
Zerstörten  selbstsüchtig  mit  frevlender  Hand, 
Die  glükliohe  Eintracht  im  Schweizerland. 

8.  Drum  auf,  Oberländer!  stellt  euch  zur  Wehr! 
Es  gilt  jezt  das  Höchste  auf  Erden ! 

Ob  Knechtschaft,  ob  Schand,  ob  Freyheit  und  Ehr, 
Ol)  Unglük,  ob  Glük  uns  soll  werden  ? 
Wir  haben  zu  wählen,  wir  stehen  am  Rand, 
Drum  auf  zu  den  W^affen,  ganz  Oberland ! 


Gedichte  a.  d.  Zeit  des  Berner  OberlHiider-AufstaiKles  d.  Jahres  1814.     3^ 


II. 

Den  Gefangeoen  zum  Grass. 

(Bey  der  Rückkehr  der  Oberländischen  Staatsgefangenen, 
zu  ihrem  Willkomm  von  den  Mädchen  im  Bödeli  gesungen,  al& 
ihnen  grosses  Volk  entgegen  gieng.) 

(Melodie:  Freut  Euch  des  Lebens.) 


1.  Freunde  willkommen 

Hier  in  der  Heimath  Schoos, 

Lange  beweinten 

Wir  euer  Loos. 

Weil  ihr  nicht  sklavisch  vor  dem 

[Huth 
Des  Junkers  kröchet,    Schweizer- 

[muth 
In  Wort  und  Thaten  zeigtet,  gab 
Man  Hochverrath  Ench  SchuM. 
Freunde  willkommen  u.  s.  w. 

?-  Von  Weib    und    Kindern    wegge- 
[schleppt, 
Weil    freyer   Sinn    noch    in    Euch 

[lebt 
Warf  man  in  dunkle  Kerktn*  Euch 
Und  spottete  des  Recht's. 
Freunde  willkommen  u.  s.  vv. 


3.  Doch  mannlich  wiederstandet  ilir 
Der  List  und  Drohung  fUr  und  für 
L^nd  kehrt  von  Freunden  froh  be- 

(grüsst, 
Geliebte,  noch  nach  Haus. 
Freunde  willkommen  u.  s.  w. 

4.  Mit  Sang  und  Kränzen  grlissen  wir 
Euch  froh,  und  schwören  Freyheit 

[dir 
Zu  leben  dir  zu  sterben,  stets  • 
Der  Kriecher  Feind  zu  seyn. 
Freunde  willkommen  u.  s.  w. 

5.  Auf  Euch  als  unsers  Volkes  Zier^ 
Auf  unsre  Stiizen  sehen  wir 

Ihr  Gatten,  Brüder,  seyd  nur  frok 
Seyd  hei-zlich  uns  gegrüsset! 
Freunde  willkommen  u.  s.  w. 


IIL 
Trinklied.     (Nach  erfolgter  Heimkehr  der  Gefangenen.) 

(Melodie  :  Herr  Bruder  dir  zu  Ehren,  u.  s.  w.) 


l  -    Herr  Fischer '),  Euch  zu  Ehren 
Trink  ich  mein  Gläschen  aus ! 
Sollt  auch  ein  Liedlein  liören 
An  unserm  frohen  Schmaus. 
Herr  Borter  auch  daneben, 
Euch  schHzt  ja  jedermann, 
Ihr  beyde  sollet  leben 
Auf  stosst  die  Gläser  an  ! 

Hailoh!  Hailoh!  Hailoh!  Hailoh! 

Bey  uns  gehts  immer  so ! 


Wir  alle  sind  voll  Trauer 
Dass  Euer  Regiment 
Nach  allzukurzer  Dauer 
»Schon  gieng  zu  seinem  End. 
Euch  pries  man  ohne  Kasten 
Als  Junker  May  uns  noch 
Regierte  —  leicht  die  Lasten 
Und  sanft  war  euer  Joch. 
Hailoh  !  u.  s.  w. 


^)  Anmerkung  des  Ko])isten.  Amtsstatthalter  und  «gewesener 
Bäreuwirth  zu  Brienz.  Die  Oberländer  l)ehaupteten :  Fischer  und  Borter 
haben  den  Oberamtmann  May  geleitet.  Als  aber  Herr  Jenner  das  Amt  Inter- 
lacken  übernahm,  minderte  sich  deren  Einttuss  mächtig. 


40      (^(HÜclite  u.  d.  Zeit  des  Berner  Oberländer-Aiitstandct)  d.  Jahres  1814. 


Nun  leider  ist's  nicht  so ! 
Auf!  munkelt  nicht  so  leise! 
Laut  preisen  soll  mein  Lied 
Wie  Thonnann^)  damals  weise 
Die  Bök  und  Schaafe  schied; 
Wie  sein  erlauchter  Schwjv^er 
Der  tretle  Hinkend  Bott 
Kek  kesselte,  als  schlag  er 
Zehn  Jakobiner  t<)<lt. 
Hall(>h  I  u.  s.  w. 

Ach  !  blieb  es  immer  so 
Als  Junker  von  Bonstetten 
Uns  väterlich  geliebt 
Das  böse  Kind  zu  retten 
Der  Vater  Schläge  giebt.i 
Da  stellet  ihr  als  Väter 
Des  Vaterlands  Küch  dar, 
l'nd  züchtigtet,  wie»  Wetter 
Der  bösen  Kindlein  Schaar. 
Ilalloh  ! 


5.  Wie  waren  wir  so  froh ! 

Wie  hat  siehV  nun  verschlimmert, 
Seit  ihr  nicht  mehr  regiert ! 
Hört  ihr,  wie  jeder  wimmert 
Dass  ihr  uns  nicht  mehr  flihrt? 
Herr  Jenner  lohnt  die  treuen 
Verdienste  nicht,  will  nicht 
Dass  wir  uns  hocli  erfreuen 
Ob  etierm  froh  (Tesicht. 

Hailoh!  Hailoh!  Hailoh!  Hailoh! 

Ach !  wttni  es  wieder  cho. 
(3.  Lasst  nur  den  Muth  nicht  fahren. 
Wir  werden  wie<ler  frey! 
Will's  Gott !  nach  ein  paar  Jahren 
Kommt  uns  ein  zweyter  May! 
Es  giebt  gar  Mancher  Junker 
Von  dieser  Art  in  Bern : 
Nur  her  zu  uns !  und  stunk  er 
Wie  Bok  —  wir  sehn  ihn  gem. 

Hailoh!  Hailoh!  Hailoh!  Hailoh 

Bt^v  uns  geht's  immer  s»». 


IV. 


May-Lied  (beim  Abzug  des  Oberamtmanna  gesungen). 

(Melodie:  Jez  geh  ich  nicht  mehr  heim  u.  s.  w.) 


Marsch !  Marsch !  Herr  May  ganghey ! 
Mer  bruclie  setig  Lüt  nUt  meh. 
Marsch !  Marsch  I  Herr  May  gang  li<\\  ! 
.Mer  bruche  dl  niU  meh : 
Du  bist  an  üs  key  Vater  g'sy, 
Hest  iis  behandlet  wie  (bis  Vieh, 
Drum  Marsch!  Herr  May  gang  hey, 
l'nd  iss  jezt  B^rnerbrey! 
Mjirsch !  Marsch !  1  lerr  May  ganghey ! 
Mer  gseli  dl  alli  Irendig  gab, 
Marsch !  Marsch !  Hi'rr  May  ganghey, 
Du  bist  nit  üse  Mal 
Du  h«»sr  nur  uf  di  Xuze  g'luegt, 
l'nd  was  den  Herren  z'Bern eintrug. 
Drum  Marsch !  Herr  May  gang  liey, 
r  schauidi  fV  nv  clilev  ! 


3.  Marsch!  Marsch!  Herr  May  gang  hey!  — 
S'ist  gut  wenn  soll  ig  use  ga, 
Marsch !  Marsch !  Herr  May  ganghey  I  ^ 
Dass  num  o  schnuufe  cha. 

Nimm  diner  G'selleu  fry  o  mit 
Das  Lumpenzeilg  brauchen  mer  nit._ 
Marsch !  Marsch !  Herr  May  gang  hey  ,*Br 
Samt  diner  Kum])eney! 

4.  (Tiang  hey.  Herr  May  gang  hey! 
l'nd  säg  sie  solle  naidie  cho 
Dort  aus  der  Schreiberey, 

Mir  sys  gar  herzlich  froh ; 
Nimm  mit  dys  ganz  Spionenheer 
Landjäger,  Spengler  2),  Statthalter^ 
(iath  ortli  zäme  liey, 
Voran  der  Mussjö  May ! 


')  Anmerkungen  des  Kopisten.  Vormaliger  Oberamtmann  undausser — - 
or«ientli<-her  Kegierungskonimissär   Ijerief  einmal  die  getreuen  Vcirgesetzten^    * 
mit  Ausschlus.s  derieiiigiMi  in  di»»  man  Zweifel  sezte.    Krsteren  wurden  GoM- 
münzen  ausgetheilt. 

')  Der  Amtsclireiber  von  Interlacken,  Jakob  Schärer  von  ThuD,  ist  Suhir  ^ 
♦'Ines  Spenglers  oder  Kesslers  und  mit  der  Tochter  des  Statthalters  Fisdie^^ 
verheyi-MtlHf.  xMan  wart"  ihm  besonders  <ias  Spionieren  vor.  Die  I^JuidleHib^* 
hatten  es  schon  Irüher  nicht  genu^  gesehen,  dass  einer  von  Thun  und  nich  ^ 
einer  aus  dem  Amte  s»»lbst  Amtsschreiber  gewonlen. 


Geiiichte  a.  d.  Zeit  des  Berner  OberlUnder- Aufstandes  d.  Jahres  1814.      41 


Marsch !  Marsch !  Herr  May  ganghey ! 
Je  wyter  as  du  vo-nis  bist 
Mi  laube  0 brist  May, 
Je  lieber  es  is  ist. 
Du  best  fast  alli  taube  g  macht, 
Hest  is  i  grosse  Schade  bracht, 
My  Junker  Obrist  May, 
Aus  hiter  Tyraniiey. 
Pack  uf  Herr  May,  gang  hey! 
Denn  hie  bist  du  nur  Aergerniss ; 
Ich  schwor's  bey  meiner  Treu, 
Dass  du  nit  geachtet  bist : 
Hest  User  Lüt  i  d'Kerker  g'hyt, 
Bigott  für  nüt  u  wieder  nttt, 
l)nnn  pak  di  nur,  Herr  May, 
Dass  wir  is  freue  cheü ! 
Adie  !  Herr  Mussjö  May  I 
Adie  I  Adie  !  Herr  Oberist  I 
Adie  I  Herr  Mussjö  May, 
Gut  dass  bald  von-is  bist ; 


0  wäret  du  doch   nie  zu  nis  cho, 
Wie  mänge  Traurige  war  jezt  froh 
r)y8  Gwftsse,  Junker  May, 
GitlJ,  plagt  di  doch  e  chlei? 

8.  Du  weist  es  Junker  May, 

Wo  du  hie  Landvogt  wonlen  bist, 
Wie  glQklich  u  wie  frey 
Das  ganze  Land  g*sy  ist. 
Kennst  du  o  üsere  Elend  jezt  ? 
Und  weist  du,  wer  no  gTange  sizt  ? 
Wer  ist  die  Schuld,  Herr  May  ? 
0  Junker !  du  allei ! 

D.  Drum  allong !  fort  Herr  May ! 
Hier  ist  dy  Rok  u  hie  di  Huth ! 
Fort !  Fort !  u  mach  di  hey, 
So  laub  dier  Lyb  u  Guth  ! 
Mer  zieh'n  dir  alli  d'Kappen  ab, 
Gott  bhüti,  May !  du  ziest  jezt  ab. 
Juhe !  der  May  geit  hey, 
0  freO  di,  gross  u  chley ! 


V. 

Wie  gehts  jezt  in  der  Welt? 

(Melodie :  Bekränzt  mit  Laub  u.  s.  w.) 

NB.  Das  Lied  ist  gleich  Anfangs  mit  den  Anmerkungen  erschienen. 

1.  Umhängt  mit  Flor  den  umgestürzten  Becher 
Und  trauert  um  ihn  her. 
In  ganz  £Uro])ia,  ihr  Herren  Zedier, 
Haust  Despi)tismus ')  schwer. 

2.  Er  kommt  nicht  aus  der  Schule  wahrer  Weisen 
Aus  Unstern  Köpfen  nur; 
Hm  mögen  wohl  die  Bonzen'^)  heilig  preisen: 
W^er  baut  auf  Btmzenschwur  ?  ^) 

3.  Das  Last<'r  zeuget  ihn  in  seinem  (Trimme, 
Des  Eigen nuzes  Sohn. 
Er  lobt  sich  selbst  mit  feiler  Pfatfenstimme 
Hoch  von  der  Dummheit  Thron. 

*)  D  e  s  j)  o  t  i  s  m  u  8  heisst  <liejenige  Kegierungsart,  wo  der  Herrschende 
**  aller  Gesetze  überhebt,  und  Land  und  Leute  so  regiert,  als  ob  sie  nur 
**cinem  Vortheil  oder  Kui-zweil  da  witren.  Die  Unterthanen  pflegen  sich 
'^^*y  selten  wohl  zu  befinden. 

^)  Bonzen  sind  in  Japan  die  Klasse  der  Eingeweihten  Priester,  die 
^  der  Einfalt  und  dem  Aberglauben  des  Volkes  mannigfaltigen  Nutzen  zu 
'''^c»n  wissen. 

*)  Man  glaubt  nämlich,  die  Bonzen  machen  sich  nichtts  daraus,  Eide 
^•*  heilige  Zusicherungen  zu  brechen,  weil  sie  den  (4rundsaz  haben:  Ge- 
'^  fingen   Eid   thut    Gott    leid. 


42      Gedichte  n.  d.  Zeit  des  Berner  Oberlilnder- Aufatandeft  d.  Jahres  1814. 

4.  Die  Freyheit  treibt  er  fort  aus  allen  Reichen  ; 
Wie  Nebel  dicht  und  schwer 

Muss  ihm  das  Licht  der  goldnen  Sonne  weichen, 
Hell  wirds  nicht  um  ihn  her. 

5.  Die  Schweizerberge  zum  Exempel  tragen 
Ein  Volk,  sieht  aus,  wie  frey ; 

Ists  aber  nicht ;  Es  darf  nicht  einmal  klagen. 
Wie  ihm  zu  Muthe  sey. 

6.  Im  Oberlaml  am  Fuss  der  Alpenfinie  *), 
Wie  Hchön  Natur  auch  sey. 

So  herrscht  doch  dort  mit  nie  entwölkter  Stirne 
Despoten-Iludeley. 

7.  Man  schafft  in  Bern  statt  fi*eyer  Vi»lkeswahlen 
Nepoten-Regiment  ■*). 

Das  Volk  ist  höchstens  etwa  gut  zum  Zahlen, 
Sonst  wird  ihm  nichts  gegönnt. 

8.  Tief  muss  es  sich  vor  Ihro  Gnaden*)  büken, 
Vor  Stadt  und  Republik, 

Und  will  es  etwa  Vorstellungen',  »chiken 
Schrekt  man's  mit  Macht  zurUk.  ^) 

9.  Frisch  auf  Soldaten  !  steiget  rasch  zu  Wagen  !  ^) 
Dort  giebts  Exekution. 


^   IfV 


♦)  Firne  hoissen  die  höchsten  (lipfel  der  Eisgebirge. 

^)  Nei)oten-Regiment  heisst  eine  solche  Regierung,  wo  nur 
Brüder,  Schwäger,  Vettern  und  Verwandten  gewisser  Familien  zu  a^  ■♦*" 
Staats-Ämtern  un<l  Ehren  gelangen,  ohne  vorhcM-gehende  Prttfimg,  ob  ci"^'**'' 
auch  dazu  filhig  sey. 

*)  Der  Titel  Ihro  Gnaden!  will  eigentlich  sagen:  Das  Volk  kö«-  "^"^^ 
von  Rechtswegen  nicht«  von  der  Regierung  verlangen,  sondern  müsse  a  "•^»'* 
al.«*  Gnade  annehmen. 

')  Wie   zum  Beyspiel   die  Vorstellung    vom   25.  Äugst  1814.  von  ^^ 

Tartikularen    und    mehrern    versammelten  Gemeinden    aus   dem    Oberla^^*^"^ 
unterzeichnet. 

^)  Die  (M)erhringer  jener  Vorstellung  mussten  auf  der  Stelle  Beni  ^^^^»'''* 
las.sen,    und  die  Ehren-Namen    von  Verräthem   und  Jakobinern  mitnehn        ^<*" 

'•)  Die  Soldaten  wurden  auf  Wägen  nach  dem  Oberlande  geführt.         "°* 
jreacht  der  Herr  Oberamtmann  May  und  die  Regierungs-C'^nnmissaiien  hc^'  '"- 
gelobt    hatten,    es   sollten    keine  Soldaten    gegen    die  Oberländer  gesell ^*^^ 
werden,  und  diese  darauf  sich  ruhig  verhalten  hatten.    Herr  Oberst  Effinr^^'''* 
d«*r    die  Exekution    kommandirte,    äusserte    sogar,   er   wflnsche  W^iderst^'"' 
zu    finden,  damit  er  das  Nest  Unterseen  verbrennen  könne.     Herr  Haup/xtf- 
von  Bonstetten  als  er  aus  dem  Schiffe  beym  NeUhans  an's  Land  stieg,  sagte: 
, Jetzt   sind   wir  da,    wir  wollen  alle  auffressen,    wenigstens  40  müssen  ^ 
liangen  werden."     l'nd  Herr  Landvogt  May    hatte  früher  ge<1roht,    das  (ie" 
.«infiel  mit  Kariiitsrlien  aus  einander  zu  jagen. 


Gedichte  a.  d.  Z  e\t  des  Beraer  Oberländer- Aufstandes  d.  Jahres  1814.      4ä 

Rebellen  prügelt,  lasst  in  Fesseln  schlagen !  *"j 
Ihr  kriegt  noch  guten  Lohn. 

10.  Passt  auf  Spione!")  schmiert  ihr  Pamphletschreiber!* 2) 
Euch  winkt  auch  Sündensold ! 

Wir  bleiben  Euch,  verkappte  Schelmentreiber**) 
In  allen  Gnaden  hold! 

11.  Seyd  auch  nicht  blöd,  ihr  Diener  auf  den  Posten!**) 
Entstehe  Schweizerfreünd  !  **) 

Und  sollt  es  uns  auch  schwere  Summen  kosten, 
Wir  honorieren  blind.  '^) 


*")  Zur  Beruhigung  des  Volkes  Hess  nachher  Herr  Effinger  wacker  Prügel 
istheilen,  der  arme  Zimmermann  Wieder,  dessen  Frau  ein  Halbjahr  zuvor 
egen  willkührlicher  Einsperrung  wahnsinnig  geworden,  erhielt  auch  seine 
)rtion.  Herr  Lieut.  von  Büren  21.  Jahr  alt,  wollte  sogar  einmal  den  acht- 
iren  Landsekelmeister  Peter  Seiler  aus  eigener  Autorität  abprügeln  lassen, 
err  Landvogt  von  Muralt  drohte  dem  Herrn  Handelsmann  Eggimann,  Mit- 
ied  der  Räth  und  Burger  in  Thun  mit  12  und  25  Stokschlägen. 

")  Man  rechnete,  dass  im  ganzen  Canton  über  600  Spione  angestellt 
yen.  Diese  heissen  dann  auch  ZehnbHzler,  weil  sie  von  jeder  Angabe  Bz. 
)  Lohn  erhalten. 

*2)  Pamphletschreiber  heissen  Leute,  die  zu  Gunsten  einer  Politischen 
iirthey  kleine  Büchlein  schreiben  und  druken  lassen,  dergleichen  bekannt- 
*.h  viele  in  Bern  erschienen  sind.  Die  Regierung  pflegte  die,  welche  zu 
ren  Gunsten  schrieben  aus  dem  Staat ssekel  schön  zu  belohnen. 

**)   Die  verkleideten  I^andjäger  sind  eine  bekannte  Landplage. 

*♦)  Jedermann  kennt  die  den  Postbeamten  auferlegte  eidliche  Ver- 
licbtung,  alle  ihnen  verdäciitig  scheinenden  Briefe  an  den  Oberamtmann 
iszuliefem,  der  sie  dann  heimlich  erbricht.  In  Bern  besorgte  dieses  Ge- 
häfk  Herr  Geheimrathschreiber  Benoit  und  Herr  Verhörrichter  von  Watten- 
yl,  wechselweise. 

**)  Der  Schweizerfreünd  war  ein  auf  Veranlassung  der  Regierung  ent- 
andenes  Volks-Blatt,  das  in  Fabeln,  Verschen  und  Geschichtchen  aller  Art - 
as  Volk  belehren  sollte,  wie  gut  es  regiert  werde.  Auch  wird  es,  so  wie 
ie  Bemer  Herren-Zeitung,  mit  offiziellen  Einsendungen  aller  Art  beehrt, 
'ffiziell  nennt  man  das,  was  die  Regierung  mit  ihrer  Unterschrift  erlässt. 
tey  den  öflfentlichen  Zeitungs-Artikeln  fehlt  jedoch  meist  die  Unterschrift 
nd  in  diesem  Falle  kennt  man  sie  sogleich  daran,  dass  sie  unberufener 
Veine  die  Regierung  in  einem  gar  vortheilhaften  Lichte  darzustellen  suchen, 
der  über  bekannte  F>eignisse  Erzählungen  enthalten,  welche  dieselben  so 
arstellen,  wie  die  Regierung  wünscht,  dass  man  sie  glaube. 

**)  Honorie[re]n  heisst  bezahlen;  da  aber  ein  Schriftsteller  nicht  so  wie 
in  Holzhaker  um's  Tagelohn  arbeitet,  so  nennt  man  die  Gebühr,  die  ein 
chrifbteller  ftlr  seine  Mühe  und  Kopfarbeit  erhält:  Honorar  d.  h.  Eliren- 
>Id.  Wenn  aber  ein  Schriftsteller  gar  noch  die  Kunst  versteht,  eine  schlimme 
ache  als  gut  darzustellen,  so  muss  man  ihm  billig  mehr  bezahlen;  weil  er 
)er  hiebey  gewöhnlich  gegen  sein  besseres  Wissen  und  Gewissen  schreibt, 
)  nennt  man  denn  spottweise  solche  Bezahlung  Sündensold. 


44      Gedichte  a.  d.  Zeit  des  Berner  Oberländer- Aufstandes  d.  Jahres  1814. 

12.  Eröffne  deine  engverwahrten  Klansen 
0  Bemischer  Spital!*'» 

Dort  müssen  künftig  Philosophen  *^)  hausen. 
Die  denken  liberal. 

13.  Bleib  immer  wach  und  ernst,  Censurbehörde  *^) . 
Und  streich  mit  keker  Hand ! 

Mit  Chinas  Mau'r  rings  um  versehen  werde  2") 
Das  freye  Bernerland. 

14.  0  hör  nicht  auf  mit  allem  deinem  Treiben, 
(4eheime  Polizev !  *M 


*')  Im  hintern  Theil  des  Spitals  zu  Bern  sind  die  bürgerlichen  G< 
tangnisse,  viilgo  Spinnstuben  genannt,  und  auf  der  andera  Seite  die  eigen 
liehen  Staatsgefangenschaften  unter  dem  alten  bekannten  Namen  derCrimina 
Zellen  angebaut.  Dorthin  wurden  die  von  dem  bernerischen  Appeilationi 
Oericht  verurtheilten  Thuner,  Simmenthaler  und  Oberländer  gebracht,  i 
sind  meist  alles  angesehene  Leute,  Kathsherren,  Statthalter,  Sekelmeistt 
und  denen  es  jezt  wehe  thut,  je  zu  zwey  in  engen  wohlvergitterten  Kerke 
stübchen  wohnen  zu  müssen:  doch  dürfen  sie  alle  Tage  eine  Stunde  lang  i 
einem  mit  einer  hohen  Mauer  umschlossenen  Hof  spazieren  gehn,  in  weichet 
auch  die  Schweinsstiille  angebracht  sind. 

*sj  Philosopiien  und  Liberale  wenlen  die  genannt,  welche  <iie  gegei 
wärtige  Regierungsart  nicht  unbedingt  billigen.  Es  ist  sonderbar,  das»  m» 
jene  zwey  Benennungen  sogar  zu  Schimpfnamen  erniedrigt,  da  doch  di 
grössten  Milnner  eines  jeden  Jahrhunderts  sich  eine  Ehre  daraus  machtei 
mit  jenen  Namen  belegt  zu  werden ;  und  man  doch  gewöhnlich  seine  Feind 
nicht  mit  Ehrennamen  tituliert. 

*'^)  Censurbehörde  ist  diejenige  Commission,  die  darüber  wachen  sol 
dass  das  \'olk  nicht  etwas  zu  lesen  bekomme,  wodurch  es  in  den  Stan 
gesetzt  würde,  seinen  Zustand  mit  der  bessern  Lage  anderer  Völker  zu  vei 
gleichen,  o<ler  wodurch  es  auf  den  unglücklichen  Gedanken  gebracht  wej 
den  könnte,  dass  es  auch  etwas  zu  der  Regierung  zu  sagen  habe.  In  alle 
im  Kanton  erscheinenden  Schriften  muss  daher  der  Onsor  solche  Stelle 
durchstreichen  und  diese  dürfen  alsdann  nicht  gedrukt  werden.  Auch  dürfe 
keine  fremde  Drukschriften  verkauft  werden,  ehe  sie  der  Zensor  gelese 
hat.     Gegenwärtiger  Censor  ist  Herr  Wurstemberger  von  Wimmis. 

20)  China  ist  eines  der  berühmtesten  Reiche  Asiens.  Es  ist  von  de 
Nord-  und  Westseite  mit  der  berühmten  500  Meilen  langen  und  aus  Ziege 
steinen  vor  2000  Jahren  erbauten  Mauer  umgeben.  Eine  solche  Mauer  u 
sehr  nüzlich  und  hindert,  dass  nichts  über  die  Grenze  komme,  was  die  Rc 
gierung  nicht  im  Lande  haben  will.  Bildlich  kann  man  auch  von  einei 
Lande,  desr*en  Grenzen  mit  Landjägern  und  Spionen  bewacht  sind,  sagei 
es  .<ey  mit  einer  Mauer  umgeben. 

2*)  Eine  geheime  Polizey  ist  eine  gar  gute,  aber  kostbare  Anstal 
Man  vernimmt  dadurch  alles  was  in  den  Wirthshäusern,  Leisten,  Gesellschafte 
und  selbst  in  Familienzirkeln  geredet  wird.  Der  jetzige  Chef  ist  der  Vei 
hörrichter  von  Wattenwyl  von  Malessert,  unter  der  Leitung  des  obige 
Herrn  Wurstemberger.    In  Luzern  versieht  diesen  Ehrenposten  Herr  Obersi 


Gediclite  a.  d.  Zeit  des  Berner  Oberlilnder-Aiifstandes  d.  Jahres  1814.      45 

La8S  frech  hiuaus  in  alle  Länder  schreiben, 
Wie  man  hier  glüklich  sey.  22) 

15.    Treibts  nur  so  fort,  geheimer  Kath !  ^^)  berufe 
Nicht  oft  den  grossen  Rath  ; 
So  bleibst  du  hübsch  zu  oberst  iiuf  der  Stufe 
Bis  nach  gelungner  That. 


Heut.  Göldlin,  ganz  nach  dem  Plan  Mrhh.  In  Freyburg  lässt  sich  Herr  Gross- 
weibel  Chollet  in  diesem  Fach  instruiren.  In  Solothurn  stehts  böser  nn*t  dem 
{?eheinien  Spionieren,  weil  der  Chef  unter  dem  Pantoffel  seines  Weibs  und 
ihres  Beichtvaters  steht. 

^^)  Man  erinnert  sich  unwillktihrlich  an  das  Adressensi)iel,  was  von  der 

l^«*gierung  getrieben  wurde,    indem    man    die  Zeitungen    mit  Adressen   der 

^''gebenheit  und  Anhänglichkeit  anflillte,  welche  die  Regierung  von  den  Ge- 

"öebden  erhalten  haben  wollte,  und  wovon  die  Gemeindsgenossen  gewöhnlicii 

•*r8t  etwas  erfuhren,  wenn  sie  dieselben  gedrukt  lasen.    Nach  den  Oherländer- 

^nruhen   iieng  das  Adressenspiel    von  neuem  an,    damit  die  Regierung  be- 

^«^ise,  wie  sehr  Ihr  das  Volk  anhänge  und  jene  Unruhigen  misbillige.   Frey- 

'*ch   machen    die   darinn    unterzeichneten  Gemeinden    bey  weitem  nicht  die 

'^iiJfte  der  Einwohnerschaft,  selbst  nur  des  Amtes  Interlaken  aus;  allein  im 

-^^slande  weis  niemand  ob  die  Ed*  Gemeind  Sundglowen  nur  3  Haushaltungen 

''*be   oder  nicht,  und   ob   der  Obmann  W^yss  die    Gemeinde  Isentiuch,    in 

'•^ren  Nahmen  er  unterzeichnet,  wirklich  versammelt  hab«»  oder  nicht  ?    Bey 

scjichen  Gelegenheiten    müssen  dann  auch  die  I^andpfarrer   besondert  thätig 

*^yn,  und  im  Schloss  Interlaken  wird  den  Sammlern  solcher  Adressen  z.  B. 

^^orrichter  Jaun  von  Battenberg,  rother  Wein  und  Fenchelschnitten  serwiert. 

Aiicli  kommt  es  auf  ein  StÜk  Geld  nicht  an,    wenn  etwas  Gutes  zu  Stande 

^^tninen  soll.   Ganz  kürzlich  wurden  durch  <len  eigends  hiezu  abgeordneten 

"'^.  Ratbsherrn  Thormann   von    Interlaken    Medaillen    an  die  gutgesinnten 

▼  orgesezten  des  Amtes  Interlaken  ausgetheilt,  wobey  die  Wohl  Ehrwürdigen 

*  larrherren  von  Grindelwald    und  Batenberg   für    ihre  politischen  Umtri(d)e 

^Uch  ein  paar  schöne  Goldstüke  abfiengen.    Die  getreuen  Vorgesezten  wurden 

^^'  dieser  Grelegenheit  von  denjenigen,  welche  für  das  Wohl  des  Landes  ge- 

^l>it>chen,  wie  die  Schaafe  von  den  Böken  gesondert,  und  die  erstem  sogar 

^Ur  Tafel  gezogen  und  abgefüttert.    Solche  treffliche  Massregeln  beurkunden 

^^'J   ächten  und  angeboiiien  Regienmgs-Verstand. 

2')  Der  geheime  Rath  ist  die  bernerische  Inquisitions-Behörde.    Die  «ou- 

^  ^Htne  Gewalt  in  gesezgebenden,    administrativen  und  richterlichen  Sachen 

*^^*ii<l   nach  der  alten  Verfassung   eigentlich  beym  grossen  Rath,   oder  dem 

**5lth  und  Burger.   Um  aber  demselben  die  Geschäfte  zu  erleichtern,  hat  sich 

.  ^•^  Geheime  Rath  im  Sommer  1814  Vollmachten  erbetten  und  auch  erhalten, 

^^   l?^olge  welcher   er  nun  thut,    was  er  will,    ohne  jemand  Rechenschaft   zu 

^^t^en.    W^er  daher  etwas  will,   der   muss   beym  geheimen  Rath  ankloi»fen. 

*^f^lbe  besteht  aus  5  Mitgliedern,  nämlich  den  beyden  gnädigen  Hrn.  Schult- 

^^Bcen,  dem  Hrn.  Sekelmeister  Jenner,  Hrn.  Rathsherr  May  und  Hrn.  Censor 

''^^rrtem berger.   Der  grosse  Rath  wird  seit  jener  Zeit  gar  selten  versammelt 

**'*<1  ihm  die  Sachen   gewöhnlich   erst   berichtet,   wenn    sie   nicht   mehr   zu 

'^^ern  sind. 


46      Gedichte  a.  d.  Zeit  des  Beriier  Obeiiäiuler-Aufstandes  d.  Jahres  1814. 

16.  Schik  nur  Agenten  aus  in  alle  Welten,  ^*) 
Verschanze  deine  Stadt !  >^) 

Das  ganze  Volk  muss  es  zulezt  entgelten, 
Giebts  nur  Argau  und  Waadt.  2«) 

17.  Schik  Geld  nach  Schwiz,  schik  aus  nach  Unter>\'alden  *'} 
Nach  Freyburg,  Solothurn  "j, 

Es  muss  das  Afifenvolk  auch  endlich  mit  dir  halten, 
Troz  allem  Schreyn  und  Murr'n. 

18.  Und  schwiege  dann  im  Unterthanenlandt^ 
Nicht  jedes  Mäuschen  still, 

So  schimpf,  und  sprich  von  Jakobinerbande, 
Die  selbst  regieren  will. 

19.  In  Zürich  auch  muss  man  Intriguen  spielen ; 
Wo  kämen  wir  sonst  hin  ? 

Die  ganze  Schweiz  muss  unsre  Tttke  fühlen 
Und  tröhnen  unserm  Sinn. 

20.  So  geht  es  dort  im  lieben  Schweizerlande 
Wo  man  von  Freyheit  spricht. 

Umsonst  sucht  ihr  der  Eintracht  holde  Bande, 
Man  tindt  auch  Freyheit  nicht. 

21.  Nach  Deutschland  daif  man  wohl  auch  keinem  rathen 
Der  aus  nach  Freyheit  geht, 

Da  giebts  nur  Durchlaucht,  Exzellenzen,  Gnaden 
Und  etwas  Majestät. 

*^j  Nach  Wien  Hr.  Rathslierr  Zeerleder,  nach  London  Hr.  alt  Schulthe-:^S 
Fieü<lenreicli  und  Banquier  Haller,  nach  Frankreich  Hr.  von  Graffenried  v  —^ 
Blonay,  und  früher  Hr.  Landvogt  von  Muralt  von  Thun,  woran  sich  c^i^ 
.Staatskasse  wohl  erinnern  wird. 

2^)  Bekanntlich  sind  im  Herbstm.  1814  zwey  Verschanzungen  vor  d^=^ 
untern  Thore  mit  grossen  Kosten  aufgeworfen  worden. 

")  Die  Wieder-Erlangung  der  Cantone  Argau  und  Waadt  und  die  Zurl— -*• 
führung  der  ehmahligen  Unterthanen-Verhältnisse,  besonders  aber  der  Gen^t—^ 
der  Einkünfte  v(m  den  elimals  dort  befindlichen  Landvogteyen  sind  ^^^ 
Achse,  um  die  sich  das  ganze  i)olitiHche  System  drehet. 

2')  Es  ist  bekannt,  das»  in  Schwyz  im  Sommer  1814  plözlich  viele  Ben»  ^^ 
l)ukaten  in  Umlauf  kamen,  und  dass  Schwyz  und  Nidwaiden  plözlich  ^* 
]>olitisclie8  System  geändert  u.  auf  der  Tagsazung  mit  Bern  gestimmt  hab-^^'^ 

25  j    Frey  bürg  un<l  Solothurn  haben  eine  ähnliche  Verfassung  wie  B^J^*^- 
und  desswegen  schikt  man  bisweilen  ehrbare  Rathsboten  dorthin,   um  je***^ 
Stände  in  d(»r  wahren  Kegierungskunst  zu  unterrichten,    oder  um  ihnen  cl/^ 
Augen  über  die  grossen  Vergehungt^n  ihrer  politischen  Verbrocher  zu  öfn«*!'- 
Gegenwärtig   betindet    sich   der  liathsherr  Mutach,   vulgo  der  Schwarze,   »d 
Solothurn,  um  sein  möglichstes  zu  thnn.  dass  seine  schon  im  Jahr  1804  er- 
probte Ilenkerslust  befriedigt  werde.    Freyburg  holt  seine  Weisungen  durch 
wöchentliche  ("ouricrc  von  Bern. 


Wett<»r8egen.  47 

22.  In  Spanien  tobt  der  rechte  Herr  Philister, 
Und  Fernand  brüllt  umher 

Drum  morden  auch  daselbst  die  Hohenpriester 
Der  heiligen  Kirch  zu  Ehr. 

23.  Von  Wien,  von  Wien,  da  rufen  edle  Brttder, 
Da  kommt  uns  Freyheit  noch  !  ^9) 

Herab  den  Flor  und  füllt  die  Becher  wieder, 
Sie  lebe  lange  hoch ! 

24.  Und  trinkt  ihn  aus  und  lasst  in  allen  Wegen 
Der  Freyheit  Fahne  wehn 

Und  jauchzt  dem  Frieden  jubelvoll  entgegen  : 
So  niuss  's,  so  wird  es  gehn ! 


Wettersegen. 

Mitgeteilt  von  S.  Meier  in  Jonen. 

Bricht  in  der  Nacht  ein  schweres  Gewitter  los,  so  stehen 
hei'  and  Kellerämtler  auf,  kleiden  sich  an  und  versammeln 

in  der  Stube,  um  durch  lautes  Gebet  die  Blitzgefahr  vom 
se  abzuwenden.  Wo  ein  „ Wettersäge **  vorhanden  ist,  so 
er  hervorgenommen  und  von  einem  Familiengliede  vor- 
sen.  Ein  solcher  einer  gewissen  Bauernfamilie  gehöriger 
tersegen  ist  uns  momentan  zur  Hand.  Es  ist  dies  ein  Blatt 
18  Papier,  Gross  Folio  (43  X  35,5  cm).  Die  obere  Hälfte 
alben  trägt  den  Titel:  Katholischer  Haussegen  des  heiligen 
itels  Jakobus.  Darunter  steht  in  grobem  Holzschnitt  ab- 
Idet  die  hl.  Dreifaltigkeit  (Gott  der  Yater  mit  der  Erdkugel 
dem  Schoss,  in  der  rechten  Hand  ein  Szepter,  auf  dem  der 
3eist  in  Gestalt  eines  die  Flügel  ausbreitenden  Vogels  sitzt, 

gegenüber  der  Heiland  mit  dem  Kreuz).  Sechs  kleinere 
»chnitte,    wovon   zwei  zur  Linken,    zwei  zur  Rechten   und 

zu  den  Füssen,  stellen  dar:  Jesus,  Joseph,  Maria,  Angelus  C, 
Btus  am  Kreuz,  Kaspar,  Melchior,  Balthasar.  Der  Glorien- 
in  der  Dreifaltigkeit  ist  mit  Dreiecken  von  Goldpapier  beklebt; 
gleichem  Papier  beklebt  sind  auch  das  Kreuz  auf  dem  Bilde 


')  Von  dein  Congnvsse  und  drm  allgemeinen  Frieden  in  Wien  erwartiMi 
die  unterdrükten  Völkersiliaften  der  Schweiz  ihre  liettung. 


48  Wettorsegen. 

der  Dreifaltigkeit  und  der  Stern  der  drei  Weisen  aus  dem 
Morgenlande,  mit  hochroten,  bezw.  dunkelgrünen  Papierschnitzeln 
die  Gewandung  der  übrigen  heiligen  Personen.  Die  farbigen 
Papierabschnitte  sollen  wohl  deshalb  auf  die  Bildchen  geklebt 
worden  sein,  um  letztern  das  Aussehen  von  Chromobildchen  zu 
geben.     Der  Wettsegen  selbst  lautet: 

0  allerheiligster  Herr  Jesus  Christus,  du  gewaltiger  and  allmächtiger 
Gott  des  Himmels  und  der  Erde,  du  König  von  Nazareth,  du  alier- 
heiligster  Herr  Jesu  Christi I  du  Sohn  Davids,  erbarme  dich  über  dieses 
Hausvolk,  welches  dich  allezeit  in  seinem  Gebete  ehret.  Gekreuzigter 
Herr  Jesus  Christus,  ich  bitte  dich,  bewahre  dieses  Haus;  das  heilige 
Kreuz,  an  dem  du  gestorben  bist,  beschütze  dieses  Hans;  der  Segen 
Gottes  komme  reichlich  über  die  Menschen,  die  in  diesem  Hause  sind, 
und  die  Gnade  des  heiligen  Geistes  erleuchte  sie.  Gott  Vater,  Gott 
Sohn,  Gott  heiliger  Geist,  segnet  dieses  Haus  und  alles  was  darin  ist, 
Speise  und  Trank,  ja  alles  was  dem  Hause  zugehörig  ist;  Vieh  und 
Früchte  sollen  gesegnet  sein.  Der  allerheiligste  Name  Jesus  behüte 
dieses  Haus.  Die  allerheiligste  Dreifaltigkeit  beschirme  und  segne  alle 
Menschen,  die  in  diesem  Hause  aus-  und  eingehen.  Die  heiligen  vier 
Evangelisten  durch  ihre  Fürbitte  beschützen  dieses  Haus,  dass  weder 
Unglück  noch  gefährliche  Krankheiten  darin  kommen:  als  Pest,  Fieber, 
Wasser,  Feuer,  schwere  Ungewitter  und  Uebel,  welche  sowohl  den 
Menschen  als  dem  Vieh  schaden  könnten;  dieses  verbiete  der  heilige 
Name  Jesus  und  die  heiligen  neun  Chöre  der  Engel.  Der  Friede  Jesu 
Christi  sei  mit  denen,  so  in  diesem  Hause  sind.  Hl.  Dreifaltigkeit^ 
Gott  Vater,  Gott  Sohn,  Gott  heiliger  Geist,  die  wollen  dieses  Hauses 
Hüter  sein,  und  du  heiligste  Jungfrau  Maria,  bitte  Gott  für  uns,  dass 
er  dieses  Haus  vor  allem  Leid  behüte.  Die  heiligen  Erzengel,  diese 
stehen  uns  bei  und  wollen  dieses  Hauses  Wächter  sein,  und  die  heiligen 
zwölf  Apostel,  die  wollen  dieses  Hauses  Schaffner  sein,  damit  alles  in 
dem  Hause  zum  besten  angewendet  werde,  das  heilige  Kreuz  Jesu  sei 
über  uns.  0  liebreichster  Jesu!  wir  bitten  dich  durch  die  Kraft  deiner 
heiligen  Krone  und  Nägel,  dass  dieses  Haus  verschlossen  und  mit  den 
heiligen  Worten  Gottes  wider  alle  sichtbare  und  unsichtbare  Feinde 
bewahrt  bleibet.  0  Herr  Jesus  Christus  von  Nazareth,  erbarme  dich 
unser!  0  heilige  Jungfrau  Maria,  bitt  Gott  für  uns!  0  liebliche  Mutter 
Jesu,  bitt  Gott  für  uns! 

0  gnadenreiche  Mutter  Jesu,  bitt  Gott  für  uns!  Heiliger  Joseph, 
du  Nährvater  Jesu  Christi,  bitt  Gott  für  uns!  Heiliger  Johannes  der 
Täufer,  bitt  Gott  für  uns!  Ihr  heiligen  Patronen  und  insonderheit 
auch  du,  0  heiliger  Schutzengel,  bitt  Gott  für  uns!  Ihr  heiligen  drei 
.Könige,  Kaspar,  Melchior,  Baltasar  und  auch  ihr  Heiligen  und  Aus- 
erwählten Gottes  insgesamint  bittet  die  hochheiligste  Dreifaltigkeit  Air 
niiR,  dass  uns  und  allem  demjenigen,  was  unserm  Hause  zugehört,  kein 
Unglück  widerfahre.  Dazu  helfe  uns  Gott  der  f  Vater,  Gott  der 
t  Sohn  und  Gott  der  heilige  f  Geist  durch  seine  göttliche  Gnade 
und  Barmherzigkeit.     Amen. 


i 


MiBzellen.  —  Melangen.  4^ 

Unter  Evrem  Sohntz  steht  dieses  Haus, 

Jesus,  Maria,  Joseph! 
Glücklich,  die  oft  sprechen  ans: 

Jesus,  Maria,  Joseph! 
Behiit  dieses  Haus  vor  Pest  und  Brunst: 

Jesus,  Maria,  Joseph! 
Vor  Zauberei,  Unheil  und  Missgunst, 

Jesus,  Maria,  Joseph! 
Gebt  über  uns  den  Segen  allezeit, 

Jesus,  Maria,  Joseph! 
Nach  diesem  Leben  die  ewige  Freud', 

Jesus,  Maria,  Joseph! 

Mache  das  heilige  Kreuz  fQr  dich  and  über  aUes,  was  Gott  dir  gegeben  hat  and  sprich ; 

Also   segne   mich   und    alles   das  Meinige   Gott  f  Yater,   f  Sohn 

und  beiliger  f  Geist,   alle    drei  Personen    in  einem  göttlichen  Wesen, 

o  du  heilige  Dreifaltigkeit!     Damit   ich   dir  hier  zeitlich  würdig  diene 

und  dort  ewig  mit  allen  Auserwählten   liebe,  lobe  und  ehre.     Amen» 

Darnach  sprich  ein  Vater  unser,  Ave  Maria,  und  beschliesse  es  mit  dem  ohrlst- 
lleben  Olanben. 

Zu  haben  in  Einsiedeln.  —  Druck  von  A.  Kessler  in  Lachen. 

*  * 

* 

Ein  älterer,  jetzt  abgegangener  Wettersegen  von  Dottikon 
lautete: 

„Lukas,  Markus,  St.  Johannes,  Matthäus!  Wer  die  vier  Evan- 
geliste  wird  nänne  mit  Name,  wird  's  Wetter  weder  schieb  no  bräune*. 

(Wird  dreimal  gesprochen  und  allemal  ein  Yaternnser  ge- 
betet.) 


Miszellen.  —  Melanges. 

Les  sobriquets  des  villes  et  villages  du  Jura  bernois. 

Alle:  «les  Gras»,  les  corbeaux.  —  Asuel:  «les  Vermeches»,  le» 
Vers  Inisants. 

B(i88ecourt:  «  les  Pateües  »,  ceux  qui  battent  aveo  des  barres  de 
tJer.  — Bepraoni  cles  Reuards».  —  Beurnevesain:  cles  Gravalons:»^ 
les  frelons.    On  leur  donne  aussi  le  sobriquet  de  «queues  de  poulain». 

Bimlard:    c  les    Gagueules    ou    gaiguelles  >,    fiente    des    chevres, 

tMKTce  quMtrefois  on  ^levait  beaucoup  de  chevres   dans  cette  commune. 

Ax&oiirt:    «les  Boelons»,    les  longs  culs.    Maladie  des  poules.  — 

-So»  (les):  «les  Grema^  »,  les  grumeaux.    —    Bonfol:    «les  Bats», 


50  Miszelleij.  —  M^langes. 

les  crapauds.  Les  etangs  (^ui  se  trouvent  en  cet  endroit  sont  remplia 
de  crapauds.  On  fait  croire  anx  enfants  et  aux  Daifs  qne  le  <  gros  bat » 
est  encbaine  ä  une  arcbe  du  pont  et  qu'on  doit  le  saluer  en  entraot  sur 
le  pont.  Cette  legende  est  encore  tres  vivante.  On  qualifie  aossi  les 
gens  de  Bonfol  de  caquelons,  du  nom  de  la  poterie  grossiere  qu'on 
fabrique  dans  cette  localite.  —  Bourrignon:  «les  Borets»,  canards  mäles. 

—  Bressaucourt :  « les  Gueules  de  foue  » ,  le«  gueules  de  four.  —  Breu- 
leux  (les):  « les  Malliers»,  mangeurs  de  bouillie  de  farine.  —  Brislach: 
^les  Comes»,  parce  qu'ils  passent  ponr  etre  peu  polis.  CVst  un  dicton 
populaire  que  si  on  veut  acbeter  du  drap  encore  plus  grossier  qu*a  Brislacb, 
il  faut  aller  a  Nenzlingen,  et  qne  si  celui-ci  n'est  pas  encore  assez 
grossier,  on  en  trouvera  ä  Reinacb.  —  Buix:  «les  Gravalons»,  les 
frelons.  —  Bure:  «les  Sangliers»,  ä  cause  du  sanglier  peint  sur  l'an- 
cienne  banniere  sequanaise  de  Tavocatie  de  Bure.  —  Burg:  «les 
Tourteaux»^  les  gateaux,  ä  cause  des  armoiries  des  nobles  de  Wessen- 
bergy  seigneurs  de  Burg  jusqu'en  1793. 

Champoz:  «les  Meulons»,  les  meules  de  fromage.  —  Charmoille: 
«les  noires  Gouailles»,  les  noires  guenilles^  allusion  a  ce  que  beauooup 
d^babitants  faisaient  le  commerce  deschiffons.  —  Chevenez:  «les  Renards». 

—  Chindon:  «  les  Letcbepotcbes  »,  ceux  qui  lecbent  les  pocbons.  — 
Cije^uve:  «  les  Tiaissats  »,  les  casseroles^  les  marmites.  L'armoirie  des 
nobles  de  Cceuve   est  une  dame  d'argent   sorlant  nue  d'une  cuve  d'or. 

—  Communances:  «les  Rainets»,  les  grenouilles.  —  Corban:  «les 
Tcbeneilles»,  les  cbenilles.  —  Corcelles:   «les  Fefioles»,    les  copeaux. 

—  Corganont:  «  les  Bacons  >,  les  mange-lard.  —  Comol:  «  les 
€orbe-dos»,  les  courbe-dos,  parce  qu'ils  pliaient  devant  le  prince.  — 
Coriebert:  «les  Bretchelles»,  sorte  de  patisserie.  —  Courchapoix:  «les 
BreuUe-toyelles  »,  les  brule-draps.  II  est  d'usage  dans  la  plupart  des 
paroisses  catboliques  qu'apres  Tenterrement  on  brüle  la  paillasse  oü  est 
mort  celui  qu*on  a  enterre.  On  la  brule  sur  un  grand  chemin  pour  rap- 
peler aux  passants  qu'on  doit  prier  pour  le  defunt.  A  Courchapoix  pro- 
bablement  on  brülait  les  draps  du  mort.  —  Courchavon :  « les  Baque- 
trons » ,  ceux  qui  piquent  la  m  .  .  .  avec  le  bec.  —  Courfaivre :  « les 
Mergats  »,  les  matous.  Terrae  injurieux  tres  frequent.  —  Courgenag: 
«les  Courbe-nez».  —  Courrendlin:  «les  Piotches  3,  les  piocbes.  — 
Courroiix:  «les  Loups  ».  Les  nobles  de  Courroux  portaient  le  nom 
de  Loupeudorf  ou  Loutfendorf.  —  Court:  «les  Courtisans».  —  Courte- 
doux:  «les  Loiips  ».  —  Courtelarg:  «les  Pieds  de  Cabri»,  ou  «les 
Cbevrettes».  —  Courtemaiche:  «  les  Pousseyais»,  les  sangliers,  comme 
u  Porrentruy.  —  Courtetelle:  «les  Gaiguelles»,  tiente  de  chevre.  Ce 
village  etait  autrefois  renomme  pour  l'^levage  des  cbevres.  —  Cremine  i. 
«  les  Bcvous  »,   les  baveurs,  qui  ne  savent  pas  manger  proprement.  — 

Damphreux :  «les  Queues  d'ecureuii  >.  —  Damvant:  «les 
Deinvois»,  les  orvets.  On  trouve  beaucoup  de  serpents  sur  ce  territoire.  — 
DeUmont:  «  les  Trissous  »,  les  foireux,  a  cause  des  trois  montagnes  de 
«es  armoiries,  qui  ressemblent  a  trois  excrements.  —  Develier:  «  les 
Yemaises»,  les  iimagons.  Gens  reputes  tres  leuts.  —  Dittingen:  «les 
Escargots  ^.    Le  village  de  Dittingen  est  appele  par  moquerie   « la  ville 


Miszellen.  —  MtManges.  51 

du  creux  >,  parce  qu'il  est  fort  rare  qu'on  puisse  traverser  le  village 
u  sec  et  que  les  escargots  aiment  rhumidite.  —  Duggingen:  «les  Oars», 
a  cause  des  nobles  de  Bärenfels. 

Ederschwiler  et  Roggenbourg  :  <  les  Cloches  ».  Les  cloches  de 
Roggenbonrg  sonnent:  <  Sind  zwei  arme  Dörfli »  et  les  cloches  de  KiiTis, 
en  face,  repondent:  <  Eiffis  aach,  Eiffis  anoh».  —  Enfers  (les):  c  les 
Edjalais  >,  les  geles,  ä  canse  da  feu  mis  aax  forets  pour  defricher  ce 
pays.  —  Epauvillersi  «les  Malliers  »,  les  mangeurs  de  bouillie  a  la 
farine.  —  J^iquerez  (les):  c  les Piqae-merde ».  —  Eschert:  <  les  Vers ». 
—  Ettingen :  « les  Ooncoos » .  La  tradition  rapporte  que  les  gens 
^'Ettingen  avaient  fait  fabriquer  une  banniere  pour  le  p^lerinage  annael 
-de  la  Pierre.  Sar  cette  banniere  ils  avaient  fait  peindre  une  colombe 
-povLT  representer  le  St-Esprit^  mais  cette  colombe  ressemblait  tellement 
-»  un  coucou  que  les  gens  de  Therwyl  appelaient  ceux  d'Ettingen 
-<  les  concons  » . 

Fahys:  «les  petits  Bats»,  les  petits  crapauds;  par  Opposition  a  ceux 
-*Je  Bonfol  qui  sont  «les  gros  Bats».  —  Fontenais:  «les  Tchaits»,  les 
-^shats.  —  Fregtecourt:  «les  Vouichaits  »,  les  sales.  Ce  village  est  dans 
^«.-an  endroit  marecagenx,  abondant  en  sources  et  ses  rnes  sont  toujours 
"^res  sates.    On  dit  c'est  «vouiche»,  c'est  sale,  de  lä  «  les  Vonichaits». 

Fuet:   «les  poues»,  les  porcs. 

Genevez  (les):  «les  Taille-fromage».  —  Glovelier:  «  les  Tripets», 
'xmangeurs  de  tripes.  —  Goumois:  «les  Lais-Due»,  litt^ralement  «les 
J  WLS  Dieu ! »  interjection  familiäre  aux  habitants  de  Goumois.  — 
^jrandfoiitatne:  «les  Raines»^  les  grenouilles,  abondantes  dans  la  r^gion. 

Grandval:    «les  Frelons».  —    Grellingen:    «les  Erdbeerkranz», 

1^»  conronnes  de  fraises,  parce  que  les  pauvres  gens  y  vivent  du  com- 
ZKxerce  des  fraises,  des  müres,  etc. 

Huüe  (la):   «  les  Charbonniers  >. 

Lajoux:  «les  Pous»,  les  coqs,  les  amoureux.  —  Laufoyi:  «les 
^^tjgres  ou  les  Maures  ».  La  banniere  est  noire,  chargee  d'une  crosse 
-d^  Bäle  d'argent.  On  dit  que  pour  faire  les  armoiries  de  Laufen  il 
^-«affit  d^avoir  de  I'encre  et  du  papier.  —  Loveresse:  ^  les  Cretches  », 
J  ^«  bottes.  —  Lugnez:    «les  Queues  d'agneau  >. 

Malleray:  « les  Tcheulaires  > ,  les  avaloires  du  harnais.  —  Mervelier: 

-=~    les  Gravalons  »,  les  frelons.  —  Metteinberg:  «  les  Tchievres  >,  les  chevres. 

^E^^ndant  des  siecles  le  fief  de  Mettemberg  fut  tenu  par  la  famille  Chevre; 

cl  %a   restc  ce  nom  est  tres  repandu  dans  la  commune.  —  Mu'court :   « les 

U*Ä-otcbats  >,    les    accrocheurs,    terme    injurieux.    —     Montavon:     «les 

B<x;af8  ».  —   Montenol:   «les  Euvenats»,  petits  cochons  de  trois  mois. 

X^^jnis  des  siecles  ce  village  a  la  specialite  de  vendre  des   euvenats. 

— • —  Montfaiu^on:     «  les    Pinsats  »,    les    linges    des    petits    enfants.  — 

^^<3ntignezT  «  les  Queues  d'agneau  ».  —  Montmelon:   «les  Queues  de 

boTio. —  Montsevelier:  '<  les  Tchevatcheris  > ,  les  chauves-souris,   parce 

<l^\e  de  1793  k  1797    cette  commune   a   forme    une   petite   republique 

Sotivemee  par  son  eure  et  son  maire  et  que  les  habitants  ne  pouvaient 

•^rtir  que  de  nuit  pour  eviter  les  Frangais.  —  Mormont:   «les  Mouer- 


k 


52  Miszellen.  —  M^langes. 

meuets  ».  —  Montier,  <  \es  Letche-potches  »,  les-leche  pochons.  — 
Mavelier:   <  les  Molets  ».  —  Muriaux:  «  les  Mange-merde  >• 

Nendingen:  «  les  Rudes  >,  les  grossiers.  —  Neuvevüle:  «  les 
Jacqaemailles  >,  en  souvenir  de  la  vaillance  des  premiera  habitants  de 
cette  ville,  «les  Jacqnemailles  >.  —  Notrmont:  «les  Poiliers  »^ 
chercheurs  de  poix,  de  r^sine  de  sapin. 

Perreßtte:  «les  Beutchins»,  pommes  sau  vages.  —  Plague:  «  les 
Magnins»,  drouineurs,  etameurs  ambulants.  —  Pleigne:    «les  Geais  »» 

—  Pleujavse:  «  les  Coquereilles»,  les  escargots,  oa  plutot  les  coqaillea 
des  escargots.  —  PommeraU  (les) :  « lesTaivins  »,  les  taons.  —  Pantenet: 
«  lesBonrguignons  »,  parce  qn^antrefois  ces  gens  allaient  moissonner  dans  lea 
pays  etiangers  comme  les  Bourguignons.  —  Porrentruy:  <  les  Poussayes  », 
ies  sangliers.  On  dit  ä  Forrentroy  que  quand  on  tue  nn  porc,  on  saigne 
im  bourgeois.  Le  porc  s'y  appelle  an  bourgeois.  A  l'^poque  du  carnaval^ 
il  est  de  tradition  que  les  bourgeois  tuent  « un  bourgeois »  et  mangent 
du  boudin,  etc.,  ainsi  que  de  la  chonoroute  avec  des  qoartiers  de 
pommes  seches.  Enfin  vient  le  pät^  des  bourgeois,  fait  de  viande  de 
porc  marin6e  et  de  forme  carree. 

Renan:  «  les  Bacons  »,  les  mangeurs  de  lard.  —  Roche:  <  lea 
Rochets»,  ä  cause  des  gorges.  —  Rocourt:  «  les  Gravalons»,  les  frelons. 
Röschenz:  «lesMossengumper»,  les  santereiles,  parce  que,  ne  poss6dant 
qu^un  petit  territoire,  les  gens  de  Röschenz  sont  obliges  d'acheter  oa 
d'amodier  des  terres  dans  les  environs.  —  Roasemaison:  «  les  Rossignols  »^ 
par  moquerie,  ä  cause  de  leur  maniere  de  parier  cbantante  et  d^gr6able. 

Saicourt:  «  les  Foues»,  les  porcs.  —  Saignelegier:  «  les  Lonet- 
chous  »,  les  16cheurs,  les  gourmands.  —  St-Brais:  «les  Chevres».  — 
St-Imier:  «les  Moutons».  — St-Ursanne:  «les  gros  Anes».  Allusion 
ä  l'ane  de  St-Ursanne.  —  Saulcy:  «les  Craitchis »,  les  porteurs  de 
hottes.  La  craitcbe  est  une  hotte  d'osier  dont  les  fermiers  se  chargent 
pour  apporter  en  ville  les  produits  de  leur  culture.  —  Saulea :  «  lea 
Saueres».  —  Sceut:  «les  Boutchets»,  les  boucs.  —  Seieute:  «  lea 
Boucs».  Le  bouc  de  Seieute  est  c^lcbre  dans  tout  le  Jura.  —  Seprais: 
«  les  Tiaissats  »,  les  casseroles.  —  Sonvilier:  «  les  Potets  »,  les  pots. 

—  Sorvilier:  «les  Batturies»,  buveurs  ou  mangeurs  de  babenrre.  — 
Soubey :  «  les  Y^messes  » ,  les  limaQons.  —  Souboz :  «  les  Tetes  de 
fo»,  les  tetes  de  fou.  —  Soulce:  «les  Roquets».  —  Soyhürea:  «les 
Lievres  » . 

Tavannes:  «les  Renards  ».  —  Tramelan:  «les  Tramelottes  »^ 
celebres  petites  chevres  blanches. 

Undervelier  :    «  les  Bidets  ». 

Vellerat:  «  les  Poulats  »,  jeune«  coqs.  —  Vendelincourt:  «  les 
petits  Anes».  —  Vermes:  «les  Breule-Tchins»,  les  brüle-chiens.  On 
caut^risait,  ä  Vermes,  les  gens  mordus  par  un  chien  enrag6,  avec  la 
clef  de  St-Hubert.  —  Vicques:  «  les  Tchaivots»,  vilains  petits  poissons 
grossiers  qui  se  cachent  sous  les  pierres.  —  Villeret:  «les  Gros»,  les 
corbeaux. 

Wahlen:  «les  Geschwelten  Erdäpfel»,  mangeurs  de  pommes  de 
terre  en  robe  de  chambre. 

Miecourt.  A.  Daucourt,  eure. 


Miszellen.  —  MelaDges. 


53 


Notizen  aus  dem  Urserental. 

II. 


Krenzkonobenkapelle  ob  Hospootal. 

Als  Nachtrag  zu  <len  im  V.  Jahrgang  dieser  Zweitschrift  (S.  5()— 60) 
mitgeteilten  Beobachtungen,  seien  hier  noch  einige  volkskundliche  Notizen 
«lus  dem  Urserental  veröffentlicht. 

Zunächst  sei  hier  der  Grundriss  einer  kleinen  Wegkapelle,  die 
längst  kein  Dach  mehr  hat  und  dem  völligen  Zeifall  entgegengeht,  wieder- 
gegeben ;  er  zeigt  den  schon  in  den  Katakomben,  dann  in  der  romanischen 
Avie  in  der  Renaissancearchitektur  auftauchenden  Typus  der  Kreuzkonchen- 
onlage.  Unser  Denkmal  stammt,  wie  ich  aus  Fnrbspuren  vermute,  aus  dem 
:XVII.  Jahrhundert. 

Das  lange  Fortleben  altertümlicher  Knnstformen  lässt  sich  besonders 
-^m  sog.  Eselsrücken  verfolgen.  Hier  seien  noch  einige  Proben  dieses 
Motivs  mitgeteilt;  sie  zeigen  eine  in  primitive  Ranken  auslaufende  Spitze, 
-Oiler  sie  sind  mit  Monogrammen  oder  Inschriften  gekrönt,   oder  die  Spitzen 

Jos  EH 


Andemutt  Andermfttt 

<<ind  durch  horizontale  Kinsctinitte  kreuzartig  abgeschlossen.  Das  letztgenannte 
Omameot  findet  sich  an  einem  alten  Holzhaus  gegenüber  dem  Gasthaus  zu 
'^len  drei  Königen  und  zeichnet  sich  dadurch  aus,   das»  es  von  abwechselnd 


Disentls. 


M 


I 


Miszellen.  —  Melange». 

roten  und  blauen  Lilien  flankiert  ist.  Die  primitivste 
Abreviatur  des  EselsrUckens  findet  sich  an  einem  höl- 
zernen TUrsturz  zu  Andermatt,  dessen  Kante  nur  fünf 
kräftige  Aus-  oder  Abschnitte  aufiveisen,  deren  mitt- 
lere drei  die  Reminiszenz  an  die  zwei  Bogen  und  die 
mittlere,  mit  Kreuzchen  abschliessende  Spitze  des  Kiel- 
bogens  darstellen.  Während  im  Urserental  die^e 
Eselsrücken  den  ständigen  Schmuck  des  untersten 
Wandteiles  ausmachen,  begegnet  man  jenseits  der 
Wasserscheide  im  Osten  anderen  Ornamenten,  die 
nicht  auf  spätgotischen  Vorbildern  zu  beruhen  scheinen 
(vgl.  die  abg.  Probe  aus  Disentis).  Aeusserst  roh. 
und  dem  Formenschatz  der  Barockkunst  entlehnt, 
sind  seitliche  Fensterumrahmungen,  wie  sie  z.  B.  in 
Andermatt  vorkommen. 


Fenstenunrahmung 
Andermatt 


Zudem,  was  wir  über  die  Steinöfen  ')  berichtet  haben,  seien  noch 
folgende  Aufzeichnungen  gefügt: 

XVI.  Jh.    Andermatt.    Bis  vor  wenig  Jahren  (um  1896)  im  Gasthof  zu  de» 
drei  Königen.    Angebliche  Jahrzahl  1651. 


Andermatt    Ofen  von  1651.  Andermatt.    Ofen  Ton  1691^ 

1651.    Andermatt  Gasthof  zu  den  drei  Königen,  Wirtstube.  In  zwei  Schilden 

je  ein  Dreiberg,   darauf  eine  Hausmarke,   die  Inschrift:    EVA  ud» 

I  H  8  und  Jahrzahl  1651. 
1680.    Ilospental.    Im  Hause  Gk)tthard  Schmidts. 


Hospental.    Ofen  von  IGSO.    Gez.  Yon  Stelnhauer  Regit 


1)  Vgl.  K.  f.  Lusser.    Der   Kanton  Uri  1834  p.  127;  darnach    w 
i^ager  von  Topf-  oder  Giltstein   u.  a.  an   der  Wylerstaude  oberhalb   Za— — 
dorf,  am  Gnrschen,  in  der  Göscheneralp,  im  Meienthal,  in  Fellineo  und 


Miszellen.  —  MiManj^es. 


55 


HospentAl     Ofen  von  1680.    Gez.  tou  8teinbaaer  Regll. 

.    Andormatt.    Im  ehemaligen  Nager-Hau8,  jetzt  Adelr.  Meyer  gehöreiuU 
l    Andermatt.    Gasthof  zu  den  drei  Königen: 

H  A  C  A  M  =  Herr  Am  mann  Caspar  Anton  Meyer. 
F  M  A  I  M    =  Frau  Maria  Anna  .Tosepha  Müller. 
l    Andermatt.    Gasthof  zu  den  drei  Königen. 
.    Andennatt.    Pfarrhaus.  Der  Bär  von  ürseren  unter  einer  Krone  nebst 

.lahrzahl,  alles  in  Relief. 

Weitere  Oefen  aus  Giltstein  finden  sich  im  obern  KhonetaK  Oberhaupt 
Vallis  (Stehler,  Ob  den  Ileidenreben  p.  2«),  im  Reusstal  und  obern  Rhein- 
Zu  Disentis    hat  man    aus  Giltstein  einen  Ofen  in  Form  eines  Winter- 
er Kachelofens   errichtet    und    mit   dem   Wappenschild   des   derzeitigen 
es  verziert. 

Die  Darstellung  des  im  „Archiv"  53  abg.  Ofens  wird  uns  von  kom- 
nter  Seite  genauer  erklärt:  es  sind  Werkzeuge  eines  Dachdeckers.  Ueber 
Schlegel  ist  das  Schindeleisen,  genau  so,  wie  es  heute  noch  verwendet 
I ,  abgebildet ;  das  dritte  Werkzeug  ist  ein  Deckerhammer,  in  dessen 
tseite  sich  ein  Emschnitt  zum  Ausziehen  der  Nägel  befindet.  Der  Ofen 
e<lenfalls  tlQr  einen  Dachdecker  hergestellt  worden.  Die  S.  56  wieder- 
?benen  Inschriften  F.  A.  M.  B.  und  A.  B.  von  1690  und  1691  beziehen 
,  wie  die  Wappenbilder,  nicht  auf  die  Familie  Bässler,  sondern  die 
tiner. 

Bezüglich  der  Spiele  im  Urserental  schreibt  uns  Hr.  Staatsarchivar 
D  11  r  r  e  r ,  was  folgt : 

„Was  das  S.  60  genannte  Kartenspiel  „Pan<luren"  betrifft,  so  ist 
lelbe  in  der  Urschweiz  keineswegs  neu,  sondern  geht  nachweisbar  in's 
e  des  vorigen  Jahrhunderts  zurück  und  hat  seinen  Namen  von  den 
rreichischen  Panduren  erhalten,  die  es  in  den  Kriegen  von  1799/1800 
;eführt  zu  haben  scheinen.     Es  ist    eine  Abart  des  Jasses'),    wobei  die 


>j   In  Bezug  auf  das 
»  Skat.    (Red.) 


.Bieten"  hat  das  Spiel  auch  Aehnlichkeiten  mit 


oö  Miözellen.  —  Melange». 

kleinen  Karten  bis  zur  Neun  ausgeschieden  werden.   Man  gibt  je  acht  KarU^n 
und  drei  können  spielen,  der  vierte,  der  das  Spiel  gibt,  bleibt  „Ap|)endix''. 

Man  bietet  nun  der  Reihe  nach,  entweder  100,  150  etc.  oder  einen 
^jkleinen  Pandur",  einen  „kleinen  Bettler*^,  einen  „grossen  Pandur^  oder  einen 
„grosnen  Bettler".  Wer  das  grösste  Angebot  thut,  kann  den  Trumpf  be- 
stimmen und  muss  nun  gegen  seine  zwei  Partner  spielen.  Er  darf  nicht 
weniger  machen,  als  sein  Angebot  beträgt,  sonst  putzen  seine  Gregner.  Man 
schlägt  jeweilen  7  o<ler  10  „Kritze"  auf.  50  putzt  einen,  100  zwei  „Kritze** 
und  so  fort,  ein  „kleiner  Pan<lur"  (d.  h.  alle  Stiche  bis  auf  einen)  und  ein 
„kleiner  Bettler**  (kein  Stich  bis  auf  einen)  putzen  fünf,  ein  „grosser  Pandur-" 
(alle  Stiche)  und  ein  „grosser  Bettler"  (gar  kein  Stich)  putzen  alle  sieben. 
Die  Haupttrümpfe  sind  wie  beim  Jass  der  Bauer  und  das  Neil. 

Das*  Spiel  ist  auch  in  ünterwalden  sehr  verbreitet,  während  das 
Kaisern,  ein  sehr  kompliziertes  Kartenspiel,  auch  bei  uns  immer  mehr  in 
Abnahme  kommt." 

Ueber  die  Hexen  winl  uns  von  Herrn  Pfarrer  Peter  Furrer 
mitjjeteilt: 

„Im  Prozess  der  „kattryna  simon  ze  steinbergen*)  wird  diese  ge- 
ständig, ihre  ^Kunst**  auch  einer  „gret  schullte*'  in  Zumdorf  gelehrt  zu 
haben.  Nach  dem  Gange  solcher  Hexenprozesse  ist  nun  fast  sicher,  dass  die 
„Gret**  bald  in's  „Examen"  kam.  Ich  vermute,  diese  Gret  ist  die  „Schneider- 
gret"  unserer  Sage.*}  Leicht  möglich,  dass  vor  gar  nicht  langer  Zeit  auch 
(Iber  diese  n^ret'  Prozessakten  vorlagen.  —  Das  Urteil  Ober  „kattryna 
Simon"  ist  auch  nicht  mehr  auffindbar  und  wurde  doch  vor  nicht  manchem 
Jahrzehnt  Im  „Geschiohtsfreund**  veröffentlicht.  Auch  die  Prozessurkunde 
musste  ich  Jahre  lang  suchen  ;  endlich  kam  sie  wieder  zum  Vorschein. 

Die.Men  Winter  fand  ich  nun  weitere  „Hexenprozesse"  in  Ursern  aus 
<lem  17.  Jahrhundert. 

a)   C'atrina  simmen  genampt  Jungkttngenen. 

Sie  wird  schon  in  Strafprozessen  1665  und  wieder  1666  verdächtiget, 
kommt  1667  den  6.  Juni  in  Gefangenschaft  wegen  „leidiger  UnhoUdery*'. 
Sie  wird  öfters  verhört,  zuerst  „gtttiglich",  dann  „an  die  Marter  geschlagen** 
mit  „5  und  10  und  15  und  30  ^  stein".  Der  Teufel  „Jögli"  habe  ihr  „Tauf 
und  Chrysam  ausgsogen",  sie  auf  der  rechten  Achsel  gezeichnet,  darum 
tlo}*s  kein  Blut,  wenn  sie  mit  einem  „spitzigen  allseli"  (Ahle)  fingertief  ge- 
stoohtMi  wurde.     Hexentanz  auf  dem  Gurschen,  u.  s.  w.  —  Urteil  fehlt. 

h)  Anna  Maria  Regli  von  Zumdorf, 
verhört  16()r>  imd  1666,  sogar  mit  „50  ß*  stein  ufzogen*.    Sie  bekennt  niemals. 

(•)   Madalena  Periacob, 
1<)66  im  Verhör  mit  Cathrina  simmen  verdächtiget.   1667  Verhör  gegen  sie. 
1668  kommt  M.  Periacob  in  Gefangenschaft.     Auch  sie  soll  auf  der  reehteik. 
•Schulter  das  Hexenzeicheii  haben,  dagegen  behauptet  die  Arme,  in  der  Ju- 
gend habe  sie  dort  „Kissen"  (Geschwüre)  gehabt.   Wiederholtes  Experiment:^ 
mit  <lem  „Allseli".  > Periacob  gibt  nun  eine  Jugendsünde  mit  einem  LÄuiser^ 
und  diu  Diebstahl  von  30  Batzen  im  Spital  zu  Baden  zu,    und   doch    iinnP- 
sit»  mit  Hüten    durch    «las  I>orf  Andermatt  gepeitscht    und  101  Jahre    „ver — - 

*i  V«r.  (tks<iim  Hl.«*!  RKiM»  VI,  244  [Red  ].  —  *)  Vgl.  schon  LCtoi.k,  Sagei* 

S.  211   [Red.]. 


Miszelleo.  —  Melange».  57 

bandiflieit**  aus  den  13  eidgenössischen  Orten,  allen  Vogteien,  aus  Wallis  und 
3  GravenpQnten. 

Im  Verhör  heisst  es :  ,Der  hat  man  Ihr  Muoter  verbrönt.**  Ob  in 
Ursem,  ist  unsicher.  Der  Name  Periacob  weist  auf  Eingewanderte  hin. 
Andernfalls  hätte  Ursem  auch  eine  Hexenverbrennung. ** 

Die  Ueberreste  des  Galgens,  versteckt  in  Wald  und  Gebüsch,  haben 
vrir  seither  aufgesucht;   er  bestand  aus  zwei   mit  Bruchsteinen  gemauerten 
starken  Pfeilern.    Der  eine  steht  noch  aufrecht,  der  andere  liegt  am  Boden. 
Besonders  merkwürdig  ist,  dass  dieselben  beide  nach  der  Lawinenseite  mit 
sog.  Lawinenbrechem  versehen  sind,  mit  andern  Worten,  der  Grundriss  oder 
Schoitt  der  Pfeiler  ist  nicht  kreisförmig,   sondern  er  schliesst   geg^n  Süden 
(Bergseite)  mit  einer  Spitze,   gegen  Norden  (Talseite)   mit  einem  Halbrund. 
X£in  Balken,  an  den  man  die  Delinquenten  hängte,  verband  einst  den  Ober- 
teil der  beiden  Pfeiler;    die  OeiTnung   für  diesen  Balken    hat  einer  unserer 
•Oewährsmänner  noch  gesehen.    Alte   Gralgeq   sind   ausserordentlich  selten ; 
unseres  Wissens   ist  in  der  Schweiz    nur  noch  ein  Denkmal  dieser  Art   (in 
Jörnen  im  Oborwallis)  erhalten.   Es  wäre  deshalb  Pflicht  der  zuständigen  Be- 
fi45rden  und  Interessenten,   die  geringen  Kosten  der  Erhaltung  und  Wieder- 
,Ii«r8tellung  dieses  eigenartigen  Werkes  auf  sich  zu  nehmen. 


^  a» e  1. 


cf-TB 


Steinrelief  in  Andermatt. 


E.  A.  Stückelberi 


Reime  und  Redensarten  aus  Sargans. 


i 


A  n  z  ä  h  1  r  e  i  m . 

>-niiagä,  bennägä,  rumpeUli 

^*ffel,  raffel,  manewi 

^^^^  barä  Schmalz 

^^Wr,  Mahl  und  Salz 
"^^^tä,  Pfannä,  Tuss, 
^^•änä  ChrOzer  Nuss, 
^^-anä  Clirüzer  Bärädrägj? 
"^^t  mä  Diär  der  Chopf  äwägg. 


Wa  n  <i  (•  r  r  e  i  ni  v. 
( 'huni,  mer  gund  gä  wanderä 
Vu  einer  Stadt  zur  andeni; 
Wibi,  wäbi,  wupp 
A  niäelitig  unigs  Stugg 
Und  Wim  mär  nttmmä  witer  cliund. 
Sä  cheTn»  nier  wider  um. 


58 


Mißzellen.  —  M«'»langes. 


Chuin,  mer  guud  in  «rHaselnuss; 

D'Haselnuss  sind  na  nit  rif; 

Sä  chum,  mer  gund  in^s  Bäsäris; 

D's  Bäsäris  ist  au  vil  z'hert; 

Sä  chum,  mer  gund  ins  Schwoubäland, 

Im  Schwoubäland  häts  gu«*iti  Lilt 

Si  Schinken  eira  HungundAnkäbrCU*). 

Verschiedene   Volksreime. 

Der  Lnttntüt  hat  d'Hosä  gflüggt 
Döt  joubä  uf  emä  Reili; 
Er  hat  ä  gstumpäts  Himpli  a 
Mä  gsiäht  eni  sini  Belli. 

Liederli,  Liederli,  wie  geht  es  zuä 
Uni  Strumpf  und  uni  Schuäh ; 
Hettischt  d's  Gäldli  nit  vertuä 
Hettischt  d«1  Winter  Strumpf  und 

Schuäh. 

Alti  Wiber  und  Intä 
Schwaderen  ttber'ä  SeY 


Strecken  d'Bei  in  d'HöUchi 
Und  singen:  Jubbähei! 

Überm ourä,  an  disem  Tag 
Hätt  der  Bätt^elma   Hochzit; 
Es  gigät  ä  Flouh,  es  tanzät  ä  Lu> 
Es  schlout  U  Wintälä  Tnimmä; 
Alli  Tierli,  wo  Schwinzli  hind, 
Chünd  zur  Hochzit  chummä. 

Miner  Muätter  KafHmühli 
Humplet  all  zVinguro; 
Schätzli,  wiun  d'mi  du  nit  wit 
So  säg  mer  doch  worum? 

Es  lUttät  Mittag, 

Mit  da  Herrä  ins  Bad ; 

Mit  da  Buäbä  ins  Würtshus  *) 

Mit  da  Meitlä  ins  Bett 

Mit  der  Ruätä  zuädeckt. 

Wolle  mer  amal,  wolle  mer  amal. 

heirassa^aT 
Lustig  sein,  fröhlich  sein,  tralalala! 


T  a  n  z  r  e  i  m  t» . 
Schottisch. 
O^pfelschnitz  und  Bfräschnitz  und  gaibi  Küebii  deründer; 
Winn  mi  Schatz  ä  Büggel  hat,  sä-n-isch  ä  wttestä  Dünder. 

Meitill  winnd  mi  du  nit  wit  gfggeriggiggi 
Zeig  der  au  mis  Heimat  nit  giggen^g'iggil 

GaJopp.  3) 
Wart,  wart,  wart  nu  Bäbeli, 
Wart,  i  krieg  di  schü  am  Schnäbeli! 
Wart,  wart,  wärt  nu  Bäbeli, 
Wärt  i  krieg  di  schü! 
Und  winn  di  emol  am  Schnäbeli  ha 
Muäst-mer  au  es  ChiissÜ  ha. 
Wart,  wart,  wärt  nu  Bäbeli, 
Wärt  i  krieg  di  schü ! 

Mazurka. 
Friderikä,  Friderikä  gib  mer  ä  Biräweggä ! 
Biräweggä,  Biriiwöggä  sind  guät. 


M  In  Sargans  sagt  man  einem  Butterbrot:  ^.SchmodzhruV' .  —  *)  Oder 
wenn  die  Mädchen  die  Buben  ärgern  wollen:  „Mit  da  Meitli  ins  Würtshus, 
Mit  da  Buäbä  ins  Bett"  etc.  --  ^)  Der  Rhythmus  scheint  uns  hier,  wie  bei 
der  folgenden  Mazurka  und  namentlich  beim  Walzer,  zweifelhaft  (Red.). 


MiszeHen.  —  M^lan^s.  5ö 

Polka. 
P61ka,  Polka  tanz  i  gärn  '* 

Mit  emenä  schUnä  jüngä  Herr ; 
Und  isch  es  au  an  Offizier 
D^stu  lieber  ist  er  mir. 

Walzer.  [?] 
I  gü  nit  hei  bis  es  hallälüt 
Und  bis  mer  Muätter  schäl lällät 
Und  bis  mer  z'Meitli  z'Morgä  bringt 
Sä  gun  i  au  nit  h6i!  — 

Wenn  man  die  kleinen  Kinder,   wenn  sie    im  Hemdlein  in  der  Stube 
t<ind,  ärgern  will: 

Himpäläri,  Spillätroug 
Lauft  dä-n-altä  Wibärä  nou. 

Wenn  man  die  Kinder  zufrieden    stellen    will,    nimmt    man    »ie   aufs 
K^nie  umi  reitet  mit  ihnen,  folgende  Worte  sprechend : 

So  riten  diä  Bättier 

(schwache  Bewegrung) 
So  riten  diä  Burä 

(stärkere  Bewegung) 
So  riten  diä  Herrä 

(starke  Bewegung) 
Un<l  ä  so  riten  die  Schelmä. 

(ganz  starke  Bewegung) 

Wenn  man    die  Kinder  zum  Lachen    bringen  will,    nähert   man   sich 
'l*«i^n  mit  der  Hand,  die  Bewegung  einer  Raupe  ausführend  und  sagt: 
Es  chunt  ä  Bär 
Und  tappet  dohär 

Und  bisst  dem  .  .  .  (Same  des  Kindes) 
Grad  d's  .  .   .   .  (Bezeichnung  des  betr.  Gliedes)   äwägg. 

Um  das  Kind  zum  Schweigen  zu  bringen : 
Soli,  soll,  Poppili, 
I  mach-der  Milch  und  Broggili. 

Das  Kind  singt  dem  Marienkäfer: 
Marti-,  Marti-Vögeli 
Flüg-mer  über's  Töbeli 
Säg  Vater  und  Muätter  sollen 
's  guät  Wättär  bringä. 

Wenn  man  Birnen  isst,  <lie  Magendrücken  verursachen,  so  klopft  mau 
*uf  die  Brust,  bezw.  Magengegend  und  spricht  dabei : 
Würgili,  Wttrgili,  Birästil 
Würgst  mi  du,  sä  töud  i  dich; 
Hing  di  an  ä  Galgärad 
Und  lu  di  hangä  Jour  ond  Tag. 


60  Miezelleo.  —  M^lauges. 

Wie  man  den  Haustieren   ruft. 

Der  Kuh:  „Busch,  chom  sä''  oder:  „Chom  sä,  Buschili,  chom  sä^'. 

Der  Ziege:  „Giz,  Giz,  Giz'*  oder:  „Gizili,  chom  sä"  oder:  „Chom 
sä,  Gizili**. 

Dem  Schaf:  „Sugg,  Sugg,  Sugg". 

Dem  Schwein:  „Hoss,  Hoss*'. 

Der  Katee:  „Zi,  Zi,  Zi"  oder:  „Zizi-Busä,  chom".  In  Pfilfers:  „Chom 
Minzä".    Scheuchruf:  „Gohst  usä  Chuz!"  [so!] 

Dem  Hund:  ,,De,  De,  chom  De,  De". 

Den  Hennen :  „Bi,  Bi,  Bi,  Bi". 

Lockrufder  Fastnachts-Masken  (^Huttli**). 

Dou,  dou  Hüdili, 

Chum  buz-mer  s'Füdili, 

Mit-emä  langä  Basal 

Redensarten. 

Wenn  ,,gwundri£^e"  Kinder  den  Erwachsenen  bei  der  Arbeit  zusehen      4 

und  fragen  : 

„Was  machst  Du  dou?" 

so  antwortet  man: 

„Ä  Stiel  an  ä  Laubsagg!" 

Wenn  die  Kinder  etwas  erzwingen  oder  gerne  etwas  mitmachen  m:m 
wollen,  so  berufen  Hie  sich  gewöhnlich  auf  andere  Leute  oder  Kinder,  indem  mm 
sie  sagen: 

„Ander  Lüt  (oder  andiri  Chinder)  hinds,  tuends  oder  gimd  au;^   j 
dörf-i  nit  au  ?  " 
Dann  antwortet  man  ihnen : 

„Ander  LUt  sind  Laubsagg ! '' 
Das  Kind  erwidert  hierauf  gewöhnlich : 

,,1  will  au  einä  si*' 
und  erhält  dann  in  der  Regel  das  £i*zwungene  oder  die  gewünschte  Krlaubnis^^sai 
Wenn  ein  Kind  sagt : 

„I  ha  Durst" 
8(»  entgegnet  man  ihm : 

.,8ä  schlüf  in-ä  Wurscht", 
und  wenn  es  sagt: 

„I  ha  Hunger': 
„Sä  schlaf  in  ä  Bunger"  ♦). 
S  c  h  e  r  z  w  a  r  n  u  n  g  :    „I  lu  der  grad  d'Ouhrä  stu". 
Wenn  ein  Kind  umgefallen  ist: 

„('hum  dura,  i  lui)f  di  uf ". 
Wenn  (»in  Kind  eine  Kommission  machen  muss,  trägt  man  ihm  sehen — -^ 
weis(^  die  Ausrichtung  eines  Grusses  auf,  wobei  es  sagen  solle : 
„I  läss-es  grüezä  mit  ärä  goldenä  Zeinä, 
Und  der  Bott  heT  r)rägg  an  da  Beinä.'' 
Seil  affli  au  8en.  A.  Zindel-Kressig. 

^)  Bunger  =  eingezäumtcs,  an  Obstbäumen  reiches  Wiesland  in  d^ 
Niihe  de»  Ortes.    Aus:  Baumgart. 


MiBzellen.  >-  M^laoges.  61 

Schweizerische  Santiagopilger. 

Im  Ansohlnas  an  nnsere  Notizen  ttber  ^SobweizeriBche  Santiago- 
ger* ')  sei  hier  die  Ghrttndungsarkande  der  S.  JakobAbmderschafit  von 
chieln  nach  der  Originalhandschrift  mitgeteilt:*) 


^T^a^Srü 


Zelchnang  im  Baehlein  der  8t.  Jakobtbrudenchait  za  SaohMln. 

„In  dem  Namen  der  heiligen  Dryfaltigkeit,  Amen.  Es  ist  zn 
Ben,  dass  die  Schwester  and  Brüder,  so  nss  dem  Landt  Underwalden 
^em  Waldt,  sindt  gen  Sanct  Jacob  in  Gallicia  gewandlet:  Hänt 
brnderschafft  angefieingen,  im  Jahr  1560.  Und  lassendt  järlich  ein 
sjt  began,  ailwegen  Uff  S.  Conrads  tag,  Za  lob  Gott  dem  All- 
tlitigen  Und  in  der  ehr  Marie  der  Matter  Gottes^  Und  des  heiligen 
txmelfürsten  Und  Zwölffbotten  S.  Jacobs.  In  meynang,  dass  sie  da 
lent  den  Allmeohtigen  Gott  bitten  für  alle  Cbristgläabige  Seelen, 
•onderheit  aber  für  alle  Schwester  Und  Brüder,  so  die  Heilig  Statt 
i^acobe  besacht  hänt,  sie  seyndt  glych  tod  oder  lebendig;  dass  ihnen 
t,  wolle  gnädig  Undt  barmhertzig  syn,  aach  allen  denen,  die 
b  Willens  wärendt,  die  Statt  des  h.  Zwölffbotten  zu  besachen  Und 
n  denen  die  noch  Uff  der  Strassen  sindt,  wolle  sin  göttlich  genad 
tlieilen,  sie  mit  fröwden  wider  führen  in  ihrs  Vatterlandt,  den  ab- 
borbenen  aber  geben  die  ewig  fröwd  rahw  Und  Seligkeit. 

Und  erstlich,  soll  ein  jeder,  der  in  die  gemelt  heilig  Brnderschafft 
U  ^ben,  einer  der  by  S.  Jacob  .gsin  ist,  ein  galden  an  müntz,  Und 
)r  der  nit  da  gsin  ist,  soll  geben  ein  dicken  Pfennig,  oder  was  sin 
er  Will  ist.  Hieneben  ist  angesähen,  wenn  ein  Bruder  oder  Schwester, 
i  gemalter  Brnderschafft  stirbt,  Und  man  einen  tod  vernimpt,  so  soll 
^Ib  oder  dieselbe  in  allen  Kilchen  verkündt  werden,  Und  soll 
n  dass  gemeyn  gebett  für  sie  thun,  Und  gan  lassen. 

*j  Bablbb  Jahrbuch  1903,  S.  190-190.  —  »)  Handschrift  in  4^^  im  Pfarr- 
^iv  Sachsein. 


62  Miszellen.  —  Mölanges. 

Uod  welcher  in  die  gemelte  Bruderschafft  will  der  soll  sich  an- 
zeigen by  dem  Vogt  oder  F&rrherren  allbie  zu  Saxleii  Und  das  gelt 
g]ych  angents  erleggen,  damit  so  wirdt  man  ein  jeden  innschryben. 

und  folgen!  hernach  die  Namen  der  Geistlichen.  Erstlich,  Herr 
Johannes  Rossacher  selige  ist  Amman  gsin  disers  Jjandts,  Und  Pfliger 
diser    loblichen  BmderschafPt,    Und  Anna  Rnss,  sin   Ehliche  Hnssfraw. 

Es  folgen  nun  12  Seiten  voll  Namen,  denen  gelegentlich  auch  die 
einbezahlten  Beträge  beigefügt  sind.    Sie  hören  ant  mit  dem  Jahr  1688. 

Die    älteste   Jakobsbraderschaft    ist    nach  Abb^  Danx*)    die    votv 
Paris   1295;    in    Bagneres-de-Bigorre    entsteht    eine    solche    1325,     i«^ 
Ikloissac  1523. 

Der. Höhepunkt  der  S.  Jakobsverehrung  und  der  Pilger&hrt  xc%^ 
nach  demselben  Autor  das  XIV.  Jahrhundert;  damals  bedeutet  Pilgrm-iKsi 
z.  B.  bei  Dante  schlechthin  den  Santiagofabrer,  während  für  Rom-  m«-^^d 
Palästinapilger  besondere  Bezeichnungen  bestehen. 

In  der  Schweiz    sind    noch    hervorzuheben:    eine  Bruderschaft        '^mu. 

Solothurn,*)  der  Gemäldezyklus  von  Bern,*)   die  mit  6  Tafeln    j^ ^- 

ziertc  Kapelle  von  Tafers*)  und  folgende  Pilgerfahrten^): 

1578  drei     JakobebrUder     von    Toggen  bürg,     ünterwalden     *%ji^  vid 
Luzern®). 

1579  ein  Pilger  von  Eywyl  (Obwalden) ^),  einer  von  Schwyz, 

1580  Balthasar  Müller  und  Begleitung  aus  Ünterwalden^) 
1591  Jakob    Stalder    von    Nidwaiden,     offenbar    identisch    mit    d 

1640  März  6  verstorbenen    Ritter  J.  St.  von  Beggenried,  dt^tm 

Grabstein  die  Santiagofahrt  meldet.^) 
1650  drei  Pilger  aus  Toggenburg.  ^^) 
vor   1660  Christoph  Suter  von  Schennis*') 
.,     1663  Carl  Jubil  von  Schennis  ^*) 

Weil  Freibarg  der  letzte  katholische  Ort  der  EidgenossensclB  a/t 
war,  den  die  Jakobspilger  auf  der  Hinfahrt,  und  der  erste,  den  «'« 
auf  der  Rückfahrt  passierten,  wurden  hier  häufig  Beiträge  an  di^^ 
Wallfahrer  ausgerichtet,  die  in  den  Seckelmeisterrechnungen  auftreten, 
üeber  Misshandlnngen  der  Pilger  hören  wir  in  den  Eidg.  Abschieden •  *  7 
Vielleicht  liefern  unsere  Leser  weitere  Beiträge  zur  Geschichte  ^^ 
schweizerischen  Anteils  an  der  Santiagofahrt. 


3)  \jO  P^h'rinage  a  (,'onii)08telle.  Paris.  1898.  —  *)  Mitg.  v.  G-  ^• 
Vi  vis.  —  ^)  verütfentliclit  von  Msji^r.  Stammler  in  Kath.  Schw.  Bll.  l8d3: 
Die  St.  Antoniiiskirche  in  Bern.  —  ^)  M.  v.  Diesbach  in:  Fribo«**'? 
nrtistique  1902.  -  ")  V<fl.  auch  Anzeiger  f  Schweiz.  Geschichte  VII.  S.  X^- 
—  ^)  Mit^.  v.  Hw.  IL  Kaplan  Ed.  Wymann  nach  den  Freiburger  Sedt-«! 
nieisterrechnungen.  —  •')  Mitj?.  v.  Hw.  II.  Kaplan  Ed.  Wymann  nach  ^^" 
waldner  Quellen.  —  '"j  Mitg.  v.  Hw.  H.  Pfarrer  A.  Fraefel  nach  der  H^'* 
ehrunik  des  Klosters  S.  Maria  Anjjreloruni.  —  ")  Mitg.  v  Hw.  H.  Pfarre*" 
Fraefel  naeli  dem  Schenniser  Neerolo^ium.  —  ^^)  IV,  2,  S.  777. 

Basel.  E,  A.  Stöckelberg. 


Miszellen.  —  M^langes.  »  63 

Wflrgen  und  WOrgeten  am  Namenstag. 

In  Ergänzung  eines  bezüglichen  Artikels  im  Archiv  III,  139 
zu  konstatieren,  dasa  die  Sitte  des  Wttr^ens  am  Namenstage,  seltener 
ch  am  Geburtstage,  noch  in  ganz  ünterwalden  besteht.  Die  Be- 
ichnnng  ,,Wttrgeten''  für  das  Namenstag-  oder  Geburtstagsgeschenk 
aber  meines  Wissens  so  gut  wie  ausser  Gebrauch  gekommen  und 
roh  ,Helsete^  ersetzt  worden  '),  welch  letztere  Bezeichnung  mit  Yor- 
be  auf  die  Geschenke  der  Taaf-  und  Firmpaten  Anwendung  findet, 
^egen  muss  auch  hier  zu  Lande  ehemals  mit  dem  Ausdruck  ^ Wür- 
ben^ ein  Geschenk  bezeichnet  worden  sein,  das  man  bei  Anlass  der 
mensfeier  machte.  Als  Orgelbauer  Nikolaus  Schönenbüel  von  Alpnach 
41  an  der  Erstellung  einer  neuen  Stiftsorgel  in  Engelberg  arbeitete, 
lielt  er  von  dortigem  Konvent  zu  seinem  Namens-  und  Geburtstag 
n  6.  Dezember  folgenden  Gratulationsbrief: 

^Wilen  dess  Herren  Geburtstag  beut  uif  dass  U.  Fest  S.  Nicolai 
t,  hat  ein  ehrw.  Convent  allhie  nit  könnden  underlassen,  damit  der 
irr  in  zeitlicher  Prosperitet  lang  wol  erhalten  werde^  durch  dass 
rbit  seines  H.  Patronen  auch  dörten  die  ewige  Früwd  erlangen,  ein 
ler  Priester  ein  H.  Mess,  die  Fratres  ein  ieder  3  Rosaria  in  die 
ürgeten  zuo  verehren. 

Der  allmechtig  Gott  welle  ihne  benedien,  damit  er  mit  Gesund- 
it  dissen  Tag  noch  vil  erleben  möge.    1641. 

Ein  ehrw.  Convent  allhie.^ 
Schünenbüel,    ein    praktisch    veranlagter  Mann,   rechnete    nachher 
f  der  Rückseite  dieses  Glückwunschschreibens  das  Gewicht  der  Orgel - 
iifen  aus. 

Zürich.  E.  Wymann. 

Feuerbflchsen  und  Pluderhosen  im  Tessin  1564. 

Unsere  Tagsatzungen  pflegten  im  XYI.  Jahrhundert  ihre  Traktanden- 
te nur  selten  mit  Kieidermandaten  zu  belasten.  Man  über  Hess  dieses 
ichtbare  Gebiet  der  Gesetzgebung  neidlos  den  gnädigen  Herren  und 
>em  jedes  einzelnen  Ortes  zu  beliebiger  Kultivierung.  Sogar  die  ge- 
iinsamen  Yogteien  blieben  vor  solchen  Massnahmen  seitens  ihrer 
lerherren  ziemlich  verschont.  Dagegen  bildete  das  Banditenwesen, 
r  Kornfürkauf  und  das  Tragen  von  Wehr  und  Wafifen  in  den  ennet- 
rgischen  Yogteien  einen  bevorzugten  Verhandlungsgegenstand  der  eid- 
nössischen  Tagherren,  aber  auf  die  Redaktion  eines  welschen  Mode- 
imals    verzichteten  sie  lange  Zeit. 

Als  jedoch  die  Untertanen  jenseits  des  Gotthards  begannen^  an  der 
leiderpracht  ein  übermässiges  Gefallen  zu  finden  und  zehn,  ja  sogar 
ranzig  Kronen  an  ein  Paar  Hosen  zu  hängen  und  nicht  zufrieden 
arien,  zwei  oder  drei  Büchsen  am  Gürtel  zu  tragen,  sondern  auch 
ick  solche  in  ihren  grossen  Hosen   versteckten,    um    einander    zu    er- 


M  Aum.  d.  Red.:  „Helsetc"  ist  sonst  wohl  der  ältero  Ausdruck. 


04  Miszellen.  —  Molanges. 

schiessen  und  za  ^ermttrden^,  da  wurde  es  den  gntmütigen  Vätern  dies- 
Seite  der  Alpen  doch  zn  bunt.  Sie  erliessen  deshalb  auf  der  Tagsatzung 
zu  Baden  den  9.  Januar  1564  folgenden  strengen  Befehl: 

Und  alsdann  uf  disem  Tag    uns    für  komen,    wiewol    vor    Jaren 
von    unseren   Boten  ennet  dem  Gepirg  die  FUrbttchsen  zu  tragen,  dess- 
glychen  die  vnntttz  Becleidung  der  grossen  Hosen,    by  einer  gesetzten 
Buss  yerpoten,  so  sye  doch    söllichs    alles    widerumb   ganz    gmein    hy 
unseren  Undertanen  ennet  dem  Oepirg.     Nämlich  das  etwan    einer   eii:^ 
Bttchs,  zwo,  dry  an  der  Gürtel,  in  der  Taschen  oder  in  sölliohen  gros — 
sen  Bossen  hab,  damit  einanderen  erschiessen  und  ermttrden.  Zudem  ^ 
ouch  ein  übrige  Hoffart,  das  einer  biss  in  X  oder  XX  Kronen  an  ei 
Par  Hosen  henken  darf. 

Desshalb  so  habend  wir  allen  unseren  Landyögten  ennet  dem  G« 
pirg  geschryben,    das    sy    ein  Ruf  und  Mandat  ussgan  lassen  und 
drissig  Kronen   gepieten,    das  mengklich    sine  Fürbttchsen    hinder    d 
Comun  zu  verwarn  lege,  da  bliben    liggen    und    keinem    wider    geb 
werden  sollen    noch    gestattet    ze   tragen,  es  were  dann    das    einer 
Gwild  oder  Yegel  pirsen  weite,  das  möge  einer  tun.     Doch    solle 
Buchs  anderthalb  Ein  lang  sin.     Und  wan  derselbig  Pirser  wider  v« 
Fäld  heim  kompt,  solle  er  die  Buchs  von  im   tun  und  in  kein  Fläd^^z. 
und  Dorf  keine  tragen,    dessglichen  söUich  gross  Ploderhosen  nit  ma 
lassen  machen,    und    die,    so    gemachet  sind,   lassen    enger   und   cleii 
machen.     Dann  wellich    diss    Gepot    übersächen,    den-    oder    diesell 
sollend  unsere  Landvögt    umb  die  obgemelt   Buss  und  nach  Gstalt 
Sachen    strafen  und    ob   diser  Satzung    styf    und    stät  halten,    ob  i 
söUich  es  Unrats  abkommen  möchte. 

(Landesarchiv  Obwalden.  Abschied  Nr.  68.) 
Zürich.  E.  Wymann. 

Mitnehmen  junger  Leute  in  Obwalden  beim  „Märchen''. 

1441,  25.  Homung,    als  Nikiaus    von  Einwil  Landammann    m  «■  '"> 
erschienen  vor  dem  gescbwomen  Gericht    in    Samen  Abgeordnete     <S^r 
Gemeinde    Kerns    und  Stans    wegen  Marchstreitigkeiten.     Die  Kerrs^^^ 
verlangten,    dass    man    diejenigen    verhöre,    die    damals    als    jurm^^^ 
Knaben  zugegen  waren,  nämlich  Heini   Büler,    Heioi    Sucer,    S^"^^ 
Jäckli    Ergöwer,  Rudi  Snider  und  Jenni  Heiden.     Die  Alten,    die  -vo" 
Seiten    der    Gemeinde   Kerns    zugegen    waren,    hiessen:    Ruf    [Rudo^^i 
-unter  der  Flu,  wahrscheinlich  Grossvater  des  sei.  Bruder  Klans,  Andr^^^f 
zen  Höfen,    Heini  von  Zuben,  der   alt  Rorer,    der    alt    Trütsch,    J©«*^* 
Zurmühli  und    Brendli.       Die    obgenannten    Knaben,     die    unterde»«^*^ 
Männer  geworden  waren,  wurden  nun  verhört,  und  Heini  Büler  erklfcr"'^» 
wo    man    die  March    zwischen  Stans    und  Kerns    gemacht    habe.      C^^^ 
übrigen  bezeugten,    was  Heini  Büler  geredet  habe,    sei  wahr,  sie  »«»^ 
auch  dabei    gewesen.     Jenni  Heiden  sagte  noch:    Er  wisse   wohl,    d^*^ 
die  Alten  auf  sie  gewartet  und  zu  ihnen  gesagt    haben:    Ihr    Jung^^^ 
bis  dahin  geht  unsere  Kilchhöri  und  unsere  March.     Wir  haben    o**-^ 
die  March  gezeigt,  damit    ihr    es    behaltet    und    eueren    Nachkoni.ÄÄ^ 
mitteilet.     (Kopie  vom  20.  Juli   1835  im  Gemeindearchiv  Kerns). 
Kerns.  A.  Küchler,  Pfarrhelfer. 


\ 


Miszellen.  —  M^langes.  65 

Zum  Eingang  des  Weingartner  Reisesegens. 

in  Miillenhoifs  und  Scherers  ^Denkmälern  Deutscher  Poesie  und 
[,18  abgedruckte  Reisesegen  aus  dem  XII.  Jh.  beginnt  mit 
ten: 

c    dir  nach  sihe,    ic  dir  nach  sendi 

lit  minen  fünf  fingirin  funvi  undi  funfzic  engili. 

r  die  Eingangszeile  ist  in  den  Anmerkungen  (Bd.  11,  54)  nichts 

ünde  ich  eine  überraschende  Parallele  in  dem  Liebessegeu  der 
rin**,   die   im  J.  1407   wegen  Zauberei   in   Basel  vor  Grericht 
iigeheftete  Akten    im  sog.   „Leistungsbuch"  des  Basler  Staats- 
Dieser  Segen  lautet: 

sich  dir  nach 

sende  dir  nach 

gewere  wolffe  [Wehrwölfe]: 
,   die  dich  zerbyssent, 

die  dich  zerryssent, 

die  dir  dia  hertzlich  blüt  uss  lappent  und  sügent. 

lege  dich  har  zu  dieser  glät, 
sinne  und  euch  dinen  müt, 
schlaffen  und  diu  wachen, 
essen  und  diu  trinken, 
du  min  in  dinem  hertzen 
;üttem  nyemer  mögest  vergessen, 
müsse  nach  mir  werden  als  wunder  we, 
iem  wachse  by  dem  füre. 

helffe  mir  Lutzifer  in  der  helle 
alle  sine  gesellen. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

reihen   der   Schweizer   in   preussischen  Diensten  1756. 

en  bisherigen  Abhandlungen  über  den  Kuhreihen  sind  m.  W. 
n    folgenden    Erwähnungen    dieses  Gesangs    in    der  „Lebens- 
des  armen  Mannes  in  Tockenburg'^  (Ulrich  Brägger),  Zürich 
beachtet  geblieben.     Sie  lauten: 

.29)  y,So  bald  das  Exerzieren  [der  kgl.  preussischen  Rekruten] 
.r,  flogen  wir  miteinander  in  Schottmanns  Keller,  tranken  unsern 
liner-  oder  Gottwitzer-ßier,  schmauchten  ein  Pfeifgen,  und 
ein  Schweitzerlied.  Immer  horchten  uns  da  die  Brandenburger 
leraner  mit  Lust.  Etliche  Herren  sogar  Hessen  uns  oft  express 
arküche  rufen,  ihnen  den  Kuhreihen  zu  singen.* 
45)  „Scbärer  [ein  Landsmann  Bräggers  in  preuss.  Diensten] 
r  lustig  und  wohlgemuths,  und  sang  bald  seine  Mänrerlieder, 
i  Kühreih'n^ 

E.  Hoffmann-Krayer. 


65  BUcheranzei^en.  —  Coniptes  rendus. 

Nachträge. 

Arch.  Y,  126  ff.  Den  Schwank  von  den  Stiefeln  mit  den 
Totenbeinen  hörte  ich  anch  einmal  in  Graubünden  erzählen;  die 
Einleitnng  der  Geschichte  and  anch  die  Motivierung  des  eiligen  Fort- 
lanfens  des  Helden  (nachdem  er  beim  Erwachen  ein  Kalb  neben  sich 
gefanden),  war  aber  genau  dieselbe,  wie  sie  von  A.  Rittershaas  für  die 
Wetterau  und  für  Island  angegeben  wird  (a.  a.  0.,  S.  128/129). 

Arch.  V,  129.  Den  Kniereite  reim:  „Hanselima,  etc.*^  erinnere 
ich  mich  in  meiner  Jugendzeit  und  noch  später  auch  in  Weinfelden 
gehört  zn  haben.  Anch  am  Untersee  ist  derselbe  bekannt,  wie  ich 
vernehme ').  In  beiden  Fällen  entspricht  Inhalt  und  Form  des  Reims 
der  Nidwaldner  Version  keineswegs  derjenigen  von  Zug  (Arch.  V,  245). 

Bern.  Dr.  Ernst  Haffter. 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Prof.  Dr.  S.  Singer,  Schweizer  Märchen.  Anfange.  Kommentars 
zu  d.  veröflfentlichten  Schweizer  Märchenlitteratur.  (Unter- 
Buchangen  z.  neaeren  Sprach-  u.  Litteratur-Gesch.,  hrsg.  v. 
Prof.  Dr.  0.  F.  Walze  1,  3.  Heft).  Bern  (A.  Francke)  1903. 
77  S.  8^     Preis  Fr.  1.  50.  — 

In  diesem  Anfang  eines  schweizerischen  Märchenkommentars  werden 
die  acht  (oder  eigentlich  sieben)  ersten  Märchen  der  Sutermeister'schen  Samm- 
lung auf  ihre  Beziehungen  zu  verwandten  Motiven  geprüft.  Es  sind  1.  Das 
Kornkind,  2.  Goldig  Betheli,  3.  Die  Geisterküche,  4.  D'Brösmeli  uf  em  Tisch, 
5.  .Müsli,  gang  du  z'erst,  6.  Die  drei  Raben,  (7.  Junker  Prahlhans),  8.  Der 
Bueb  mit  dem  isige  3pazierstecke.  Von  diesen  hat  das  erste  insofern  eine 
ganz  besondere  Behandlung  erfahren,  als  neben  den  ähnlichen  Erzählungen 
jiuch  die  im  schweizerischen  Volksglauben  fortlebenden  Korn-,  Wald  ,  Alp- 
und  sonstigen  verwandten  Dämonen  verfolgt  werden.  Manch  eine  auf  den  ersten 
Blick  bedeutungslose  Erscheinung  ist  dadurch  in  einen  bedeutungsvollen  Zu- 
sammenhang gerückt  worden.  Dass  auch  Fernerliegendes,  vielleicht  völlig 
Unverwandtes,  beigezogen  wurde  (S.  24),  wird  den  Wert  der  Untersuchung 
kaum  beeinträchtigen.  Zum  „Kindlifresser**  ist  auch  noch  Bolte's  Notiz  in 
Herrig's  Archiv  106  S.  18  zu  vorgleichen.  Dem  Märchenmotiv  von  den  un- 
gleichen Töchtern  und  ihrer  Vergeltung  (N^'  2)  reihen  sich  die  beiden  von 
Pellandini  im  „Archiv"  IV,  213  ff.  wiedergegebenen  Tessiner  Märchen  ein. — 
Der  Kommentar  zu  N'^  4  hat  uns  wegen  der  ausgiebigen  Beiziehung  von 
Tierstinimen  und  ihrer  Deutung  interessiert,    während  der  von  K"  5  lesens- 


Ebenso  gilt  er  für  Basel.     iRki».) 


Bücheranzeigen.  —  Coroptes  rendiw.  67 

werte  Betrachtungen  über  das  ätiologische  Tiermärchen,  die  sinnlosen  Reime 
<ler  Kinder  und  das  »Häufungsmärchen**  enthält.  (Zu  S.53  vgl.  auch  Rückert's 
Märchen  vom  Bäumlein,  das  andere  Blätter  hat  gewollt.)  Eine  besonders 
ausführliche  Besprechung  erfahren  N°  6  u.  8,  wo  den  verwandten  Zügen 
bis  in  die  entlegensten  Femen  nachgegangen  wird.  Dabei  fehlt  es  nicht  an 
Erörterungen  grundsätzlicher  Natur.  Wie  der  Veif.  schon  am  Eingang  (S.  9) 
den  wesentlichen  Unterschied  zwischen  Märchen  und  Sage  als  den  zwischen 
phantasievoll  unterhaltender  und  Wahrheit  beanspruchender  Erzählung  charak- 
terisiert, so  spricht  er  gegen  den  Schluss  die  Ansicht  aus,  „dass  wir  für  die 
Dichtungsgattung  ,Märchen'  keinen  Ursprungsort  suchen  sollen,  da  sie  zum 
<iremeingut  der  Menschheit  gehören''. 

Die  Abhandlung  ist,  wie  man  sieht,  reich  an  neuen  und  anregenden 
<^esichtspunkten,  und  es  wäre  für  unsere  heimatliche  und  die  vergleichende 
Volkskunde  förderlich,  wenn  der  auf  dem  Gebiete  der  Sagenkunde  so  treff- 
lich geschulte  Verfasser,  recht  bald  auch  die  übrigen  schweizerischen  Märchen- 
motive in  den  Kreis  seiner  Betrachtung  ziehen  wollte. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

-Dr.  AKred  Meiche,   Sagenbuch  des  Königreichs  Sachsen.     (Yer- 
öffentlichungen  des  Vereins  für  Sächsische  Volkskunde  [I]). 
Leipzig  (G.  Schönfeld)  1903.  LVH  -h  1085  S.  8^ 
„In  redlichem  Bemühen  ist  mein  Buch  entstanden  ;  Liebe  zur  Heimat 
liat  es  gefördert.**     Mit  diesen  schlichten  W^orten  kennzeichnet  der  Verfasser 
—  vielleicht  unbewusst  —  sein  Werk  am  treffendsten.   Das  ist  auch  in  der 
^hat  der  Standpunkt,  den  jeder  Sagensammler  einnehmen  sollte :  „redliches 
^^mühen**   in  Sichtung  und  Anordnung  des  tausendgestaltigen  Stoffes   und 
-^Liebe  zur  Heimat",  die  nicht  nur  vor  Erlahmung  bei  der  gewaltigen  Arbeit 
schützt,  sondern  auch  der  Eigenart  des  heimischen  Volkes  ein  offenes  Ver- 
^ständnis  entgegenbringt.    Bei  Meiche   kommt  aber  noch   eine  dritte  Eigen - 
^Schaft  hinzu :   der  kritische  Sinn.    Wie   hoch   diese  Eigenschaft   bei   einem 
^agensammler  zu  schätzen  ist,  weiss  der  zu  beurteilen,  der  als  Volksforscher 
Ynit  kritiklos  zusammengerechten  Sammlungen  zu  hantieren  gehabt  hat.    In 
^er  „Einführung*  lässt  uns  M.  mehr  als  einen  Durchblick  auf  die  zahlreichen 
^u  überwindenden  Hindemisse;   aber   angesichts   dieses   sauber   und   über- 
sichtlich geordneten  Bandes  wird  es  nur  Wenigen  klar,  was  für  eine  Summe 
"x?^on  Arbeit  darin  steckt. 

Durch  Meiche's  Work  ist  nicht  nur  der  Sagen.schatz  des  Königreichs 
^^achsen  für  alle  Zeiten  geborgen,  sondern  auch  ein  leuchtendes  Vorbild  ge- 
^<haJSen  für  alle  künftigen  Sagensamuihmgen. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

^ieorg  Baumberger,   „Juhu  —  Juuhu!*"    Appenzellerland  und 

.Appenzellerleut'.     Skizzen   und   Novellen.     Mit  60  Bildern. 

Einsiedeln  u.  s.  w.   (Benziger  &  Co.)  1903.    292  Seiten  8^ 

Preis:  br.  M.  3.20,  geb.  M.  4.—. 
^eorg  Baumberger,  St.  Qaller  Land  —  St.  Oaller  Volk.   Ebenda 

1903.    206  Seiten  4^    Preis:  br.  M.  5.20. 


(j8  BücheranzeigßD.  —  Coraptes  rendus. 

Von  B's  Schilderungen  geht  ein  eigener  Zauber  aus,  der  sich  jedenr 
mitteilt,  der  in  dem  Geschäftsgetriebe  der  modernen  Welt  noch  nicht  völlig 
verknöchert  ist  und  des  Tags  ein  stilles  halbes  Stündchen  für  die  Poesie  auf- 
behalten hat.  Im  Spiegel  dieses  warmen  und  reichen  Gemüts  erscheint  uns 
Alles  in  reinerem,  verklärterem  Lichte.  Dass  das  oifene  Auge  des  meister- 
haften Schilderers  von  Natur  und  Menscbenherz  dem  typischen  Volksleben 
und  seinen  sittengeschichtlich  bedeutsamen  Erscheinungen  nicht  verschlossen 
sein  würde,  Hess  sich  schon  aus  seinen  frühern  Sehriften  ahnen.  Nun  hat  er 
durch  diese  beiden  letzten  den  Beweis  geleistet,  dass  er  auch  auf  unserm 
Gebiete  ein  feiner,  man  möchte  sagen  „geschulter"  Beobachter  ist.  Freilich, 
beide  Bücher  sind  in  der  Anlage  grundverschieden.  Während  in  „Juhu** 
das  Volkskundliche  meist  novellistisch  eingekleidet  erscheint  und  so  nicht 
ohne  weiteres  in  die  Augen  springt,  hat  ihm  B.  in  der  St.  Galler  Monographie 
unter  dem  Generaltitel  „St.  gallische  Volkssitten  und  Volksbräuche"  einen 
eigenen  grossen  Abschnitt  gewidmet,  und  da  dieser  Abschnitt  mehr  als  die 
Hälfte  des  ganzen  Buches  einnimmt,  kaim  man  füglich  von  einer  Dar- 
stellung der  Volkskunde  des  Kantons  St.  Gallen  sprechen.  Soweit 
ich  die  Schilderungen  nachprüfen  konnte,  benihen  sie  alle  auf  sorgfältiger 
Benutzung  zuverlässiger  fmündlicher  und  schriftlicher)  Quellen  und  bieten 
somit  auch  der  wissenschaftlichen  Volksforschung  ein  wertvolles  Material.') 
Aber  auch  aus  der  erstgenannten  Novellen-  und  Skizzensammlung  wird  der 
Kundige  Nutzen  ziehen ;  denn  nirgends  versteigt  sich  der  Verfasser  in's- 
Abenteuerlich-Komanhafte ;  wir  haben  vielmehr  überall  den  Eindruck,  dass 
er  auf  dem  Boden  urwüchsigsten  Volkstinns  steht  und  nichts  schildert,  was 
nicht  die  Volksseele  wirklich  hervorbringen  könnte  oder  hei-vorgebracht  hat. 

Unsere  Bestrebungen   haben    in  Baumberger   einen  thätigen  Förderen 
gefunden.  E.  Hoffmann-Kray«r. 


Das  Bauernhaus  im  Deutschen  Reiche.    Lief.  9.    Dresden  (Oerh 
Kühtmann)  1904. 

Von  dem  schon  mehrfach  angezeigten  prächtigen  Werke  der  Deutsches 
Architekten-  und  Ingenieur -Vereine  ist  die  9.,  also  die  vorletzte,  LieferuiH 
erschienen.    iJie  Schlusslieferung  soll  gleichzeitig  mit  dem  Text  zum  ganzF= 


»> 


Werk   in    einigen  Monaten   herauskommen.     Dass  sich  die  Publikation  vo 
ständig  auf  der  Höhe  gehalten  hat,    braucht  wohl   nicht  eigens   bemerkt 
werden.    Die  vorliegende  9.  Lieferung  ist,  mit  Ausnahme  von  «Bayern  N^  V2 
ausschliesslich  dem  Norden  gewidmet.    Zum  ersten  Male  lernen  wir  hier  d —       -   fl 
pommersche   und    das   posensche    Haus   kennen,    ersteres  in  3,   letzteres  ii 

einer  Tafel;    Schleswig-Holstein    ist   mit  4   (N^  8 — 11),   Westphalen  mitz^ 
fN"  3  u.  4),  Schlesien  mit  einer  (N^  3)  Tafel  vertreten. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

M  Kinem  weitverbreiteten  Irrtum  ist  freilich  auch  Baumberger  verfalle  ''. 
wenn  er  auf  S.  200  das  „Obsigent*'  mit  dem  »wachsenden"  Monde  verwech»^  '  '• 
„Obsigenf  (ob  sich  jrehend)    ist  der  von  dem  niedrigsten  Stand    im  Sütlt^  » 
zu  dem  höchsten  Stand  im  Norden  aufsteigende  Mond. 


j 


BücheraDzeigen.  —  Comptes  rendus.  69 

.  D.  Cook  en  Ls.  Teirlinck,  Einderspel  en  Eiaderlust  in  Zuid- 
Nederland.  III:  W erpspeien,  Vinger-,  Hand-enVuistspelletjes. 
Gent  (A.  Siffer)  1903.     284  Seiten  8^. 

Die  musterhafte  Publikation,  vod  der  wir  s.  Z.  die  beiden  ersten  Teile 
igezeigt  haben*;,  nimmt  ihren  steten  gedeihlichen  Fortgang.  Diesmal  sind 
i  also  Wurfspiele  (mit  den  Unterabteilungen:  Werfen  im  Allgemeinen^ 
fVrfen  mit  Steinen,  mit  Pflöcken,  mit  Münzen,  mit  Früchten,  Ballspiele, 
ugelspiele,  Varia)  und  Finger-,  Hand-  und  Fanstspiele  bzw.  Reime 
labei  auch  die  Schnurspiele).  Dass  unsere  Kinderliedsammler  hier  einen 
eitern  Schatz  von  Parallelen  finden  können,  liegt  auf  der  Hand. 

Wir  machen  nochmals  alle  Freunde  der  Kindervolkskunde  auf  die 
ihöne  Sammlung  aufmerksam.  E.  H.-K. 

G.  de  Montenach,  L'Art  et  le  Peuple.  Fribourg  (Imprimerie 
ragnifere  Frferes)  1903.     IV.  41  pages  in-8^ 

Die  Schrift,  welche  den  Gesamttitel  „1.  Brochure  de  propägande  esthö- 
(jue  et  sociale"  trägt,  enthält  die  am  Luzerner  Katholikentag  gehaltene  Rede 
inschliesslich  der  daraufhin  gefassten  Resolutionen)  und  das  Vorwort  zu 
Fribourg  Artistique", 

Ihr  Zweck  ist  klar:  sie  wendet  sich  vornehmlich  gegen  die  sinn-  utod 
anlose  Verunstaltung  unserer  Städte  durch  hässliche,  uncharakteristische 
auten  und  verlangt  vor  allem  liebevolles  Verständnis  der  Architekten  und 
assgebenden  Behörden  für  die  Eigenart  der  heimatlichen,  ursprünglichen 
auweise.  Die  schmucklos-öden  Mietskasernen  sind  der  Ruin  nicht  nur  des 
amiliensinns,  sondern  auch  allen  Schönheitssinns.  Auch  die  Aufrechterhaltung 
?r  alten,  farbenfreudigen  Volksbräuche  wird  aufs  Wärmste  befürwortet. 

Möchten  die  lobenswerten  Beschlüsse  des  Katholikentags, 
ie  getragen  sind  von  dem  Geist  der  Liebe  für  das  Gute  und 
chöne,  Wiederhall  finden  in  allen  Gauen   unseres  Vaterlandes! 

E.  Hoffmann-Krayer. 

Ein  Trachtenbild  als  Zimmerschmuck. 

In  dem  um  die  Volkskunde  so  verdienten  Verlage  von  Alexander 
r  a  n  c  k  e  in  Bern  ist  1903  eine  von  Rudolf  Münger  gezeichnete 
irbenlithographie  im  Format  von  50x71  cm.  erschienen,  auf  die  wir  unsenv 
»ser  aufmerksam  machen  wollen.  Sie  stellt  eine  Oberhaslerin  in  ihrem 
irzen  roten  Mieder  mit  hohem  Stehkragen  und  dem  blauen  Wollrock  dar. 
er  gelbe  Hut  mit  schwarzem  Band  ruht  auf  ihren  Knien.  So  schlicht  diese 
•acht  ist  —  sie  gehört  zu  den  einfachsten  der  ganzen  Schweiz  —  so  wohl- 
uend  berührt  die  harmonische  Stimmung  der  Farben,  die  durch  das  frische 
eiss  der  Hemdärmel  noch  belebt  wird.  Der  Kopf  scheint  uns  in  seiner 
ropathischen  Anspruchslosigkeit  besonders  gut-  gewählt. 

Der  Preis  von  6  Fr.  ist  bei  dem  kostspieligen  Verfahren  des  Farben - 
eindrucks  kein  zu  hoher.  E.  Hoffmann-Krayer. 


»)  Vgl.  Abchiv  VI,  311;  VII,  1<»8. 


-    70 


Kleine  Chronik.  —  Chronique. 


„Kirchliche  Volkskunde**.  — Im  „Tag**  vom  30.  Sept.  1903^ 
lesen  wir:  .^Yor  etwa  einem  Jahrzehnt  erschien  ein  anonymes  Buch 
eines  Thüringer  Dorfgeistlichen:  „Zar  häuerlichen  Glauhens-  und  Sitten- 
lehre^, welches  eine  gewisse  Sensation  erregte  durch  den  Nachweis, 
dass  die  religiöse  und  sittliche  Gedankenwelt  der  einfachen  Leute  auf 
dem  Lande  in  vielen  Dingen  gar  sehr  von  ihren  offiziellen  kirchlichen 
Meinungen  ahweicht.  Es  war  dieses  Buch  vielleicht  der  erste  Baustein 
zu  einer  neuen  Sonderwissenschaft^  die  sich  religiöse  Volkskunde  nennt. 
Der  Verfasser  war  Pfarrer  Hermann  Gebhardt  in  Molschleben ,  der 
hernach  durch  d^n  theologischen  Doktortitel  ausgezeichnet  wurde.  Jetzt 
ist  es  eine  Thüringer  Kirchenbehörde,  der  weimarische  Oberkirchenrat, 
der,  von  dem  gleichen  Interesse  wie  Dr.  Gebhardt  geleitet,  die  Geist- 
lichkeit zur  Mitarbeit  an  der  religiösen  Volkskunde  auffordert.  Nach 
einer  Verfugung  dieser  Behörde  sind  die  Geistlichen  des  Grossherzog- 
tums angewiesen  worden,  soweit  wie  raöglich  alles  zusammenzubringen, 
was  an  alten  kirchlichen  Sitten  und  Gebräuchen  auf  dem  Gebiete  der 
Landeskirche  nachgewiesen  werden  kann,  bezw.  die  noch  im  Volke 
lebende  Kunde  von  allem,  was  an  gottesdienstlicher  Ordnung,  kirchlicher 
Zucht  und  volkstümlicher  christlicher  Sitte  besteht  oder  bestanden  hat, 
zu  sammeln  und  aufzuzeichnen.  Zumal  seien  ins  Auge  zu  fassen  volks- 
tümliche Gebräuche,  die  sich  gebildet  haben  im  Anschlues  an  Verlobungen, 
Hochzeiten,  Kindtaufen,  Kirchgänge  und  Beerdigungen,  auch  solche,  die 
an  sich  nicht  kirchlicher  und  religiöser  Natur  sind,  selbst  wem  sie 
zum  Volksaberglauben  gehören. 

Je  schmerzlicher  die  Verarmung  unseres  Volkslebens  au  heimat- 
licher Sitte  zum  Teil  infolge  der  fortschreitenden  Industrialisierung  zu 
beklagen  ist,  um  so  mehr  erscheint  es  als  Pflicht  aller,  die  dazu  berufen 
sind,  aus  den  Trümmern  der  Überlieferung  zu  retten,  was  gerettet 
werden  kann.  Und  das  Vorgehen  der  weimarischen  Behörde  verdient 
deshalb  allerorten  Nachahmung.** 

Gemeindechroniken  im  Kanton  Baselland.  —  Dem  guten 
Beispiel  der  Zürcher  (s.  Arch.  VI,  223;  VII,  213)  ist  nun  auch 
Baselland  nachgefolgt.  Vor  kurzem  erliess  Herr  Regierungsrat  Bay  in 
Liestal  einen  ersten  Aufruf  an  Geistliche,  Lehrer,  Gemeindeschreiber  u.  b.w., 
worin  er  auf  ähnliche  Unternehmungen  in  den  Kantonen  Zürich,  Wallis 
und  Deutsch-Frei  bürg  hinweist  und  zur  Mitarbeit  auffordert.  Die  Re- 
daktion dieses  „Archivs**  hat  sich  mit  Herrn  Reg.-Rat  Bay  in  Ver- 
bindung gesetzt  behufs  Aufnahme  volkskundlicher  Punkte  in  den 
Fragebogen.  Möge  das  schöne  Unternehmen  von  reichem  Erfolg  gekrönt 
werden  ! 


71 


Bibliographie 

Ober  schweizerische  Volkskunde  fOr  das  Jahr  1903. 

Von  E.  HoflPmann-Krayer. 

Folgende  Herren  (bezw.  Finnen)  haben  sich  in  dankenswerter  Weise 
nrch  Zusendung  von^  Büchern,  Zeitungsausschnitten  und  Litteraturnachweisen 
a  der  Bibliographie  beteiligt: 

,Baselland.scii.  ZKiTrNo*,  Liestal,  Prof.  .1.  L.  Braxdstktter,  Luzeni, 
rof.  I)r.  E.  E«Li,  Züricli,  0.  Chambaz,  Rovray,  Dr.  E.  Hafi-ter,  Bern,  Alb. 
OFFMANN,  Basel,  M.  Kälix,  Einsiedeln,  Pfanli.  A.  Kcchlew,  Kerns,  Dr.  Th. 
LiEBENAr,  Luzern,  P.  Gabriel  Meiek,  Einsiedeln,  Prof.  Dr.  0.  Schülthes.s, 
rauenfeld,  Prof.  Dr.  S.  Six<jeu,  Bern,  W.  Speiser,  Basel,  Dr.  E.  A.  StCckel- 
:r<j,  B»i8el,  Red.  der  „THiiimAiER  Zeititxi;",  Frauenfeld,  A.  Tobler,  Wolf- 
ilden,  Prof.  Dr.  Th.  Vetter,  Zürich. 

Ferner  die  Verleger  bezw.  Herausgeber  folgender  Kalender :  Almaxach 
Vai.ais,  Sion,  EiiMJ,  Xatioxalkai..,  Aarau,  Almaxach  pe  GExfevE,  Ff  r  Alle, 
onstanz,  Einsiedler  Kal.,  Almaxach  nr  Foyer,  (4eneve,  Nidwaldxer  Kal., 
:ans,  Pilger  a.  Schakfhaisex,  Schaffhaiseh  Bote,  Almaxach  dv  „GoxTErR*, 
iiusanne,  Neier  Einsiedler  Kal.,  Almaxach  uomand,  Berne,  Appenzeller  Kal., 
rogen,  Arreitekfreind-Kal.,  Bern,  ^Schweiz.  Dorfkal.,  Bern,  Familiexkal., 
irich,  GrCtlikal.,  Zürich,  HArsFREixo,  Bern,  Hist.  Kal.  od.  Hixkexder  Bot, 
:»riJ,  Vkritarle  Me.ssa«er  «oiTEi  X  DE  Berxe  et  Vevey,  Vevey,  St.  Galler 
AI...  Si.  Fk.sex-Kal.,  Solotluirn,  SciiwEizER-BArEu,  Bern,  Volksbotex  Schweizer- 
AL.,  Basel,  Vetteu  Jakoh,  Zürich,  I)er  Waxderer,  Zürich,  Züricher  Kal., 
hiiEK  Appexzeller  Kal.,  Heidcu,  Badener  Kal.,  Feierabexd-Kal.,  Münsingen, 
NKiE  «HRisTL.  Hauskal.,  Luzem,  LrzERXER  Hafhkal.,  (ThüHng'scher )  Hais- 
AL.,  Luzern,  Joogk.li-Kal.,  Zürich,  Almaxac(  o  dkl  popolo  Ticixesk,  Bellinzona, 
:n/.i<;kum  Marikx-Kal.,    EinsiedeliL 


Abkürzung. 
/.  =B  Schweizerisches  Idiotikon. 

1.  Bibliographisches. 

1.  Hauff en,  A.,  Volkskunde,  in  :  Jahresberichte  f.  neuere  Dt.  Litteratur- 
5e8ch.  X  (1899),  Berlin  1903,  Nr.  1,  8.  —  2.  SchuUerus,  A.,  Volkskunde,  in  : 
hkresbericht  ü.  d.  Erschein,  a.  d.  Gebiete  d.  Gennan.  Philologie.  XXIV  (1902), 
295  ff.  —  3.  Ders.,  Alytholoji^ie  u.  Sagenkunde.  Ib.  282  ff.  —  4.  Bibliographie 
:1er  Schweiz.  Landeskunde.  Bern  (K.  J.  Wyss).  —  5.  Hoffmann-Krayer,  E.y 
Bibliographie  üb.  Schweiz.  Volkskunde  f.  d.  .1.  1902,  in  diesem  ArchicWl,  71  ff. 


72  Bibliographie. 

II.  Methodik  und  Systematik« 

1.  Strack,  A.,  Volkskunde.    Rtss.  BlätUr  f.  Volkskunde  l  [1902]  149  ff. 

—  2.  Bieterich,  A.,  Über  Wesen  und  Ziele  der  Volkskunde.  Ib.  169  ff.  — 

3.  Hoffmann-Krayer,  E.,  Naturgesetz  im  Volksleben  ?  Ib.  U  [1903]  57  ff  — 

4.  Strack,  A.,  Der  Einzelne  und  das  Volk.  Ib.  64  tf.  Entgeffoong  auf  den  Torl^ren 
Artiktl.  —  5.  Kaindly  R.  Fr.,  Die  Volkskunde.  Leipzig  u.  Wien.  S.  Archiv  7,i67. 

—  6.  Beuschel,  K.,  Methodik  u.  Geschichte  der  Volkskunde.  Rorrespondenzbl. 
d.  Gesamtver.  der  deutsch.  Gesch.-  u.  Altertums  vereine  S.  125. 

III.  Yermisclites. 

1.  Stehler,  F.  G.,  Das  Goms  und  die  Gomser.  Zürich.  Sagen  s.  x3  fg.  25. 
26.  28.  81.  39.  41.  46.  81,  108,  Legenden  5.  (Barnabas)  8.  (Ahasver).  21,  StäUe  28,  Hans  27. 
60  ff.,  Sohmnck  am  Hause  60,  Hansinschriften  63,  Ueidenkrenze  6i,  Volksglauben  4.  105. 
109,  Ortsneokerelen  12.  48.  104,  Gedenktafeln  13.  48,  Charakteristik  des  Volkes  I6  ff.  88. 
94  ff.  104,  Schwanke  35,  Kranzjongfern  40,  Wetterregel  44,  BUtgang  45  (.Kalt-Antheiss*) 
46.47,  Wallfahrt  46,  Eheorakel  46,  Volksmedizin  47,  Verfkssnng  55  ff.,  Tesslen  55  ff.  69.  87, 
Hauszeichen  56.  87,  Nachtwächter  56,  Möbel  61,  Sprichwörter  68.97.  102.109,  Flnreinteilnng 
72,  Alpfeste  82  (Snifete),  Alpverfassung  84,  Milchmessen  85,  Käsebereitnng  87,  Tischgebet 
99,  Mahlzeiten,  Rauchen  100,  Tracht  101,  Liebe  103,  Hochzeit,  Tod  104,  Fastnacht  105, 
Nikiaustag,  Prozessionen,  Namenstag,  Spiele  106,  Sprache  109,  Namen  iiO.  —  2.  Baum- 
berger,  G.,  St.  Galler  Land.  St.  Galler  Volk.  Landschafts-  und  Charakterbilder, 
Volkssitten  und  Bräuche.  Einsiedeln,  onsneckereien  8. 69  ff  ,  Witz  ».  69,  Nahrung 
15.  79  ff.,  Sagen  25.  107.  178  ff.,  Nachtwächter  33.  105,  Stall  45,  Haus  57. 83.  87.  88  (Tafel).  89, 
Volksreime  71.  144,  Originaigestalten  71  ff.  90,  Hauseinrichtung  72.  82  ff.,  Tracht  88  ff.  157. 
160  (Tafel),  Charakteristik  86  ff.,  Sprichwörter  80. 89,  Rechtsaltertümer :  Eid  90,  Weihnachts- 
bräuche 97 ff.,  (Ni)klau8en  97 ff.,  Volkslieder  104.  113 fg.  118 ff.  127.  150.  165,  Stubete  104, 
Heischelieder:  Weihn.  104,  Fastn.  114.  123,  LärmumzUge  97  ff.  104,  Silvester  104 fg.,  Ge- 
sohlechterverkehr  104.  105.  116.  182.  I84.  137.  142.  143,  Neujahr  105  fg.,  Dreikönige  107, 
Liohtmess  107,  Fastnacht  108  ff.,  Musik  109.  Gebete  ill.  128.  150.  159  (Alpsegen),  Spiele  117. 
132.  142.  162.  175.  176  fg.,  Palmsonntag  126,  Karfreitag  127  ff.,  Sprflche  12S,  Brot  geweihtes 

128,  Aberglauben  u.  Volksglauben  128  fg.  133.  153.  159.  200  ff.,   Karsamstag  129,  Lorenztag 

129,  Ostern  129  ff.,  Pfingsten  132,  Fronleichnam  132,  Mai  134.  186 ff..  Prozessionen  134, 
Bubenstücke  140,  Volk^ustiz  137  ff.,  Knabenschaften  142  ff.,  Ranftitten  144  fg.,  Landwirt- 
schaft!. Bräuche  115  ff.,  Bettlanben  151,  Bauernregeln  155.  200,  Inschriften  155,  Alpfahrt  157, 
Schwanke  158,  Älplerbräuche  160  ff ,  Tänze  161,  Talfahrt  162,  Spitznamen  162,  Legenden 
164,  Hochzeit  166  ff.  202,  Taufe  168,  Begräbnis  168  fg.,  Jugendfest  170  ff.,  Kinderreime  170. 
175,  Schlittrufe  174,  AprU  177,  Wetterregeln  202  fg.  —  3.  GempeJer-Schletti,  2>.,  Hei- 
matkunde des  Simnieutiils.  Kern.  Haus  112,  Hausinschriften  120,  Volksschla«r  813, 
Frauentracht  314,  Volkscharakter  316,  Mundart  319,  Sprichwörter  330,  Sprichwörtliche 
Bedensarten  334,  Sagen  336,  Aberglauben  318,  Hirschmoutag  366,  Volksjustiz  369,  Volks- 
reime  370.  —  4.  Egli,  E.,  Die  (-Jenieindechroniken  des  Kantons  Zürich.  Neue 
Zürcher  Ztg.  27. — 30.  Juli.  —  5.  Baumberger,  0.,  „Juhu  —  Juuhu!"  Appen- 
zellerland  und  Appenzellerleut'.  Einsiedeln.  Möbeln  u.  i6,  Leichenbretter  i4,  Palm- 
BonnUg  17,  Nahrung  24,  Hausein richtung  25,  Formeln  26,  Begräbnis  26,  Schützenessen  27, 
Winterabende  28,  Tod  30,  Sagen  39.  178,  Alpstubete  41  ff.  61,  Volkslieder  .'>2.  81  (?),  Tracht 
54.  55.  03.  118  fg.  218,  Tanz  s.  Alpstubete,  Ruf  122,  Prozession  168  ff.  205,  Pfeife  182,  Andreas- 
tag 236,  Hecken  und  Durchlässe  282.  237.  289,  Landsgemeinde  241,  Sennhütte  259 ,  Baum- 
ung  271.  —  6.  Courthion,  L.,  Le  Peuple  du  Valais.  Paris  et  Geneve.  Reich- 
haltige und  vielseitige  Monographie  Über  die  Wirtschaftsverhältnisse  im  Wallis.  — 
7.  Bähler,  A.,  Das  Guggisberg.  Schiceiz  \\\,  534  ff.  Tracht  (mit  Abbildg.), 
Häuser,  Kapelle.  Markt,  Schafscheid.  —  8.  Liebenan,  Th.  v.,  Geschichte  der  Stadt 
Willisau  I.  Geschichtsfreund  LVIII,  1  ft*.  Schützenwesen  99,  Hexenprozesse,  Zauber- 
wahn, Aberglauben  Hl,  Musterung,  Schwörtag,  Miihler,  Wirtshausnamen  121,  bist  Volks- 
lieder 170. 


( 


Bibliographie.  73 

IT.  Urgeschichte. ') 

1.  Heierli^  J.  u.  Oechsliy  TF.,  Urgeschichte  Graubündens  mit  Kinschluss 

<ler  Eömerzeit.  Zfirich.  --  2.  Reber,  B.,  Les  sculptures  pröhistoriques  a  Salvan 

<  VÄlais).  Ä?M«ede  TEcole  d* Anthropologie  de  Paris.  XllI,  270.  —  3.  Heierli,  J., 

'A.reMologische  Fuode  in  den  Kant.  St.  Gallen  u.  Appenzell.   Am.  f,  schw. 

^It^  V,  2flf.  103  ff. 

Y.  Siedlung. 

1.   Lüthi,  E.,   Sind  unsere  Eidgenossen  der  welschen  Schweiz  Nach- 
^omiimen  der  Burgunder  oder  der  Alamannen  ?  Pionier  XXIII,  49—55  [1902] 
'^'S'l-  hiezu  Deutsche  Erde  Uy  59.  —  2.  Meyer,  Joh.,  Gesch.  d.  deutschen  Be- 
^i^^dloDg  des  Hegaus  und  Klettgaus.   (ca.  298—1050).    Schriften  d.  Ver.  f. 
^^«^^ch.  d.  Bodensees  XXX.  H.,  S.  38  ff.    Lindau  1901. 

Tl.  Architektur. 

^^^P^Biii«.  1.  TjTpische  Holzhäuser  in  Haslen  (Kt.  Glarus).  Geogr.  Lex,  d. 
Schweiz  II,  337.  —  2.  Altes  Holzhaus  in  Ennetbttlil.  Ib.  338.  — 
3.  Toggenburger  Laube.  Schweiz  VII,  366.  —  4.  Häuser  in  Bevers, 
Vals,  im  MQnsterthal,  in  Sent.  Geogr.  Leu:  d.  Schweiz  II,  428.  429.  — 
5.  Dorfpartie  in  Grengiols  (Wallis).  Ib.  443.  —  6.  Reichien,  F.,  Le 
chalet  fribourgeois.  Le  döpart  pour  la  montagne.  Les  ustensiles  du 
chalet.  Fnbourg  ariistique  1903.  —  7.  /.  516  Brägezen,  523  ff.  Briigi, 
541  ff.  Brugg  u.  Zss. 
"^rücketu    8.    Die   alte   Eumenbrlicko    b.    Luzern  (mit  Abbildungen).    Luz. 

HausKcd. 
runnen.    9.   /.  V,  655  Brunnen. 

YII.  Hauseinrichtung. 

^^^iJiitmer.    1.  Bauernstube  aus  Brülisau  ^Kt.  Appenzell).  Zeielin.  v.  ('.  Liner. 
Die  Schweiz  VII,  317.   —   2.    Wohnzimmer  in   Sent.     Geogr.  Lex.  d. 
Schweiz  II,  430.  —   3.  /.  503,  Provat.  —  S.  auch  VI,  6. 
-^^üeher.    4.   I.  572  Brattik. 
-^^oW«ar.    5.  J.  572  Brattiktäfeli. 

Till.  Wirtschaft.  2) 

-'<äUgenieine9.    1.    Tobler,    Streiflichter  über  Land-  und  Alj)wirt8chaft   im 

Kt.  Appenzell  A.-Rh.    Alpic.  Monatshl  S.  256. 
-MAindwirtBchafU    2.    's  Werch.  (Ilanfkultur  u. -Verarheitun«?.}    St. 

ürsmkcd.  S.  71  ff 
-^IpwirtaelMift,    3.    F.  O.  Stehler,  Alp-  u.  Weidewirtschaft     Ein  Handbuch 

für  Viehzüchter  u.  Alpwirte.  Berlin.  —  4.   Tobler,  J.  J.,  w.  Strüby,  A.. 


0  Wir  bringen  hier  nur  die  Titel  der  uiufussenderen  oder  speziell  vtilkskundlich  in- 
^«reoanten  Art>eiten.  Fttr  alles  Weitere  verweisen  wir  aaf  den  Anztigtr  f.  Schweiz. 
Altertnmsknnde.  —  <)  Aach  hier  nur  das  Umfassendere  od.  spezieU  Volkskundliche. 


} 


74  Biblioj^phie. 

Die  A.  im  Kt.  Appenzell  A.-Rh.  2.  Aufl.  Herisau  1902.  —  5.  Hqffmavtrx- 
Krayer^  E.,  Milchrechnung  und  Milchwirtschaft  in  Bormio  vorlüOJahrcri.^. 

Alpw.  Monatsbll  S.  267.  Tetslen.  —  6.  /.  562  Brocken,  619  brännen.     

S.  auch  XII,  1  ff. 
Transportvorrichtungen.    7.   Heutrilgerin,  Milch transport  im  Kt.  Gr^L  mji- 
btinden.  Geogr.  Lex.  d.  Schweiz  II,  434. 

IX.  Tracht. 

Aargau,    1.    Chr.  Merkli  u.  Elise  Fischer  v.  Wettingen  (nach  König).  hf^F  %i. 

Kai  od.  Hink.  Bot  (Bern). 
Appenzell*    2.   Appenzeller  Sennen  u.  Sennerinnen  ;  Handstickerin.  In  ti*r^-'m 

Kurprospekt  Gontenbad  [1903]  S.  18  (Abbildung:). 
Bern.    3.  Heimkehr  vom  Felde  (nach  Freudenberser).  Hist  Kai.  od.  ä.  Hink.    ^        H 

(Bern)    und  AhnanacJi  Romatid   (Bern).    —   4.    Aus   dem    nK^rhr»         AI 

Grosser  Farbensteindruck  v.  ß.  Müng9r.   Bern  (bei  A.   Francke). 
Oraubünden,    5.   Geogr.  Lex.  d.  Schweiz  II,  432.  433. 
Schaff hausetu    6.   H.  G.  Baumann  u.  Barbara  Schab  v.  Hailau.  Alma>^^-^:^ch 

Roniand. 
Unterwaiden.    7.    Nidwaldner  Kai.  S.  IG  ff.  (mit  Bildern).  —    8.    Beii<S>  ich 

u.  Maria  Käsli  v.  Beckenried  (nach  Künlg).  Almanach  Romami. 
Waadt.    9.  F.  Delayoux  u.  Marg.  Gilleron  v.  Vevey.  Hist.  Kai.  od.  Hink  ^    ^JS*yl 

(Bern).  —  10.   R.^ichlen,  F.,  Loi  somptuaire  et  costunie.  Revue  Ft  «T  ««/o- 

rique  vaudoise  1903. 
rerachiedenes,     11.    /.  ö08  Bräm.  590  Brämen  u.  Z.^.,  600  Brämi. 

X.  Volkskunst. 

Volksheraldik.    K.  Ä.  S.,  Bauern-  und  Handwerkerwappen.    Schtc.  —-Ä^  /-<:ä. 
/-.  Hernldik  XVII,   104. 

XI.  Nahrung. 

J.  510  Brägel  u.  Zss.,  516  Präg,  549  ff.  Brüej  u.  Zss.,  554  brü^Z>^»r 
o.")6  cerbrtiet,  559  ff.  Brock  n.  Zss.,  562  inbrocken,  564  Brocketen  ii.  ^^  ^^ 
Bröclii  u.  Z.'^hs.,  (124  gebrannt^  648  brun. 

XII.  Sitte,  Brauch,  Feste. 

Älpler,    (s.  auch  VIII,  3ff)     1.    Tobler,  J.  J,  u.  Strüby,  A.,    Die  Alpv^-^«»^- 
Schaft  im  Kt.  Ai)penzell  A.  Uli.     2.  Aufl.    Herisau  1902.    S.  18 C  ^ 

2.  Ih-r  Betnif  (in  Nid-  und  Obwaideni.  mdw.  Kai.  26.  —  2*  V[\rm^^'l 
H.  r'..  Der  hetzte  Betruf  Schweiz  VII.  567  (mit  Tafel).  Allgemeine^  ^^** 
mcrkimg.  —  3.  Kine  alte  ^ute  Sitte  (Die  „Kilsgemeinde",  die  "^  ^* ' 
\i)i<\u\\r  dos  AI]MM-tra«ci*).    Uifit.  Kai   od.  Hink.  Bot  (Bern)    S.  62.  ^ 

4.  L.  S.,    La  iiioutee  des  trou])eaux.  Gaz.  de  Lausanne^  13  jwin. 

Zunfthräuche,   5.  El  scher],  C,  Das  ^Kabespiel"  und  das  „Sidelerito**  {^^^f. 
Ilt'inrich   Freudwciler  .    iJie  Schweiz  VII,  191.  Aaegvluaene  Brmnebcr 
ilen  TrinkgoIa<;cn  d.  Zunft  zur  Meise.    Mit  2  Abbildangen. 


Bibliographie.  75 

rufe.  6.  (F^te  des  Vignerons.)  Conteur  vaudois ,  6  juin.  Cnt«teliung 
des  Feste».  —  7.  R.  S.,  Strahler  im  Berner  Oberland.  GriUH-Kal.  S.  63. 

iützenwesen*  8.  Le  tir  cantonal  de  Fleurier.  Messager  hoiieux  de  Neu- 
chätel,  p.  69. 

\detten.  9.  Von  den  Berner  K.  Schweiz.  JDorßcU.  S.  86.  —  10.  P.  P., 
Les  cadets  veveysans.   Canteur  vaudoiSf  2  mai. 

tsterungen.  1 1 .  Die  A  r  m  u  r  i  n  s  von  Neuenbürg.  (Thüringischer)  Haus- 
hol.  S.  28.  —  12.  Trü II sonn  tag  im  Emmenthal  vor  Anno  XXX 
(n.  Waltbard).  Badener  Kai.  S.  64.  —  13.  Piaget,  A.y  Revues  uiilitaires 
ä  Neuchätel  au  XV  et  XVI«  s.    Mus^e  Neuchätelois  XL,  275  ff. 

m feste.  14.  La  fete  cantonale  de  gymnastique  (Neuchätel).  Messager 
hoiieux  de  Neuchätel,  p.  82. 

bilden  II.  Gedenkfeiern.  15.  A.  T.,  Sängerfest  und  Schlachtfeier  auf 
Vögelisegg,  d.  4.  Aug.  1825.  Neuer  Appenzeller  Kai.  Bog.  4.  —  16.  Ein- 
weihung des  Schetfeldenkmals  auf  dem  Aescher.  Ib.  Bog.  5.  — 
17.  Ceresole,  A.,  Un  patriotique  centenaire.  Le  veritable  Messager  boi- 
teux  de  Berne  et  Vevey^  p.  44.  —  18.  E.  Z.,  Die  Toggenburger  Jahr- 
hundertfeier in  Lichtensteig.  Schweiz  VII,  429.  —  Schilderungen  der 
aargauischen,  tessinischen  und  waadtlandischen  Gedenkfeiern  s.  in  den 
betr.  Tagesblättern  und  den  Kalendern  auf  1904. 

Zkshelustigungen  s.  XIII,  4.  5. 

ttiche  (der  eidg.  St«ände  unter  sich).  19.  Les  uns  chez  le  autres.  Co^iteur 
vaudois,  30  mai. 

'cJUiche  F'este  u.  Brüuche.  20.  Nidwaldner  Kai.  ^bei  d.  einz.  Mo- 
natenV  —  21.  Die  Übertra^^ungen  der  Gebeine  des  sei.  Konrad  Scheuber 
in  die  Pfarrkirche  zu  Wolfenschiessen.  Nidwaldner  Kai.  S.  21  fF.  — 
22.    Ducrest,  F.,   Les  processions  au  tem])s  pass^  dans  le  canton  de 

Fribourg.  —  23.  Translation  des [hl.]  Vitalis.  Archiv  f.  Schweiz. 

Koformationsgesch.  S.  115  i^in  :  Kathol.  Schweizerbll.  1904.  Heft  I).  — 

'/(issungsbräuche.  24.  Landsgemeinde.  Denier,  A.,  Eine  Schweiz. 
L.  Benziger's  Marien-Kai.  Bog.  3.  —  25.  Landsgemeinde  in  Trogen. 
Schweiz.  Dorfkai.  S.  44.  45.  —  26.  Hyffel,  H.,  Eine  Landsgemeinde 
auf  dem  Landenberg  zu  Sarneu.  Schweiz  MI,  257.  —  27.  Bytfel,  H.^ 
Oie  Schweiz.  Landsgemeinden.  Zürich.  Grundlegende  Abhandlung.  —  28. 
Lundsgemeinde  in  Glarus.  Geogr.  Lexikon  d.  Schxc.  II,  335.  —  29.  /.  528 
Tanzbrügi. 

"^terabende,  30.  E.  3/.,  Dernieres  veillees.  Gazette  de  Lausanne,  2avril. 
Die  letzte  Lichtstubete  des  Winters,  am  25.  März,  im  Ormont-Talo.  —  S.  auch 

xm,  4. 

thnacht  s.  XVI,  12 
tjahr  8.  XVI,  12. 

^^ster.  31.  M.  B.,  Das  Altjahrabendlied.  Der  Bund  31.  Dez.  Singen 
der  ledigen  Burschen  u.  Mädchen  vor  den  üüuflern.    Graubünden  ? 

Hkönige  s.  XVI,  12.  32.  34. 

Hnacht.    32.  Reichstetter,  L.,  Les  «failles*  et  les  «allouilles».  Tribüne 

de  Geneve,  4  mars.  S.  Archiv  vii,  lei.  —  33.  /.  533  Brögg. 
hsHätUen.    34.    Grivelhj,  U.,    Das   diesjährige   Sechseläuteu.    Schweiz 

VII,  238. 


76  Bibliographie. 

Aprilscherze*  35.  Kessler,  G.,  Aprilscherze  in  d.  Schweiz.  Vaterland  l.Apr, 
Mai.  36.  (Mailäuten  im  Sarganserland.)  Neue  Zürcher  Zeitg.  4.  Mai. 
KiUgang.  Nachibuhen.    37.    /.  516  hräugen,   519  brögen,  bröglen,  5S4 

Bröggeler,  535  bröggen. 
Voike^ustiz  s.  37. 
Hochzeit»    38.  [GaJ'SS-fmannJy  Das  Niedersingen  im  luzemischen  Wiggertal. 

Vaterland  20.  Dezember.  Hochzeitslied. 
Taufe.    39.  /.  623  brännen. 
Baubräuche.   40.  Gaudefroy-Beniombynes,  Notes  sur  le  Valais.  Revue  des 

Trad.  pop.  18,  600. 
Tischgebet.    41.   J.  653  Brunnen. 

XIII.  Spiele. 

JCincier^pM*  1.  Singer y  Ä,  Deutsche  Kinderspiele.  Zeitschr,  d.  Ver.  f. 
Volkskunde  13,  49  ff.,  167  ff.  Manches  Schweizerische.  —  2.  Dahn,  F., 
Die  Kapuze -Männli.  Beil.  z.  AUg,  Ztg.  S.  390.  In  Chnr  beobachtet  — 
3.  /.  539  fg.  Brugq,  548  bruggen,  552  Hüenerbrüej,  579  Bräuen,  Breuer, 
PreUerinSj  586  5roM,  BroUi,  622  6ränn^n,  631  verbrännen,  653  Brunii«n. 

Fol/TMpiele.  4.  Volksbelustigungen  aus  dem  Boowald.  Eidg.  Nationai-KaJ. 
S.  71.  Sackffumpet,  Kässtechet,  Spinnet.  —  5.  Steinstossen  auf 
dem  Rigi  (n.  Ludw.  Vogel?)  Badener  Kai.  S.  79. 

Kartenepiele.  6.  Bonjour,  E.,  Autres  temps,  autres  jeux.  Revue  du  Di- 
manche  (Suppl.  de  la  Revue,  Lausanne),  15  mars. 

XIY.  Tolkstömliche  Reehtsalterlfimer. 

Tiet*proze88.   1.  Proc^s  contre  les  larves  des  bannet ons.  Almanach  Ramand, 

p.  78. 
Baufnfrüchte.    2.    Zur  Zeit  der  reifen  Kirschen.  Schwyzer  Zeitung  29.  Juli. 

Kirschen  früher  Gemeing^nt. 
Schimpfliche  Tracht.    3.   /.  586  Gemeindsbrillen. 
yttchbarrecht.    4.   Schmid,  P.,    Das  ländliche  Nachbarrecbt  des  Kantons 

Thurgau.   Berner  Diss.  —  5.  /.  497  ff.  Zss.  mit  Brief,  538  Brugg. 

XY.  Yolksglauben. 

Vermischte».  1.  ..ur,  Aberglauben.  Baseüandschaftl,  Ztg.  S.,{^.,  10.  Jtai. 
—  2.    I.  523  Brügi. 

Brunnensuchen.  3.  Die  Wünschelrute  und  der  Blitz  oder  das  Greheimnis 
des  Quell wassei-findens.  Alptcirtsch.  Monatsbll.  S.  22  ff.  Verschiedene 
glaubwflrdigre  Angaben  bestätigten  die  Möglichkeit,  mittelst  der  Zwei^r^abel  anter- 
irdische  Quellen  aufzofinden. 

Gespenster.    4.    /.  639  brinnen. 

Hexen.  5.  Liebenau,  Th.  v.,  Von  den  Hexen,  so  in  Wallis  verbrannt  wur- 
den t  in  den  Tagen,  do  Cristofel  von  Silinen  berr  und  lichter  was. 
Am.  f.  Schweiz.  Gesch.  IX,  135.  —  6.  Ein  Hexenprozess  in  Brugg 
1620.   Neujahrshll.  f  Jung  u.  Alt.  Brugg. 

Vorzeiclien  n.  Orakel.    7.   T  o  d.   I.  590  brüelen. 


Bibliographie.  77 

Teiligenverehrung.  Ö.  Stückeiberg,  E.  A.,  Die  ältesten  Reliquien  der 
Schweiz.  Schweiz.  Rundschau  III,  237.  —  9.  Derselbe,  Schweiz.  San- 
tiagopilger.  Bad.  Jahrb.  1903,  S.  190.  —  10.  Müller,  C,  Die  Reliquien 
in  d.  Pfan'kirche  zu  Baar  u.  die  Translation  des  hl.  Silvanus  in  die- 
selbe 1697.  Zuger  Neujahrsblatt.  —  11.  Stückelberg,  E.  A.,  Die  Mär- 
tyrer von  Nyon.  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  S.  169.  —  12.  Derselbe,  Der 
Kult  der  hl.  Euphrosyna  von  Basel.  Basler  Zeitschr.  lU,  37.  —  13.  Ders., 
Das  Marienpatronat  des  Basler  Münsters,  ib.  65.  —  14.  Schnürer^  G., 
Die  Kümmernis-  und  Volte  santo-Bilder  in  der  Schweiz.  Freiburger 
GeschichtsbU.  X,  HO  ff.  —  15.  Stückelberg,  E.  A.,  Von  St.  Fridolin. 
Freiburger  Diözesanarchiv  S.  361.  s.  auch  XII,  20  ff. 

f^n.  16.  (Für  verstauchte  Hand.)  Ber  Schweizer  Bauer  (Kai.)  S.  96.  — 
17.  Friere  des  Joratiers.  (Gebetartige  Besegnungs-Formel.)  Conteur 
vaudois,  6  juin.  —  Alpsegen  s.  XII,  2.  2* 

IMssmedizin.  18.  Loosli,  A.,  Aberglauben  in  der  Alphütte.  Alpwirtschaftl. 
Monatsbl.  S.  233  ff.  Aus  dem  Emmenthal;  teilweige  wörtlich  mit  Arohir  6,  51  ff. 
übereinstimmend.  —  19.  Hoff tnann- Krager,  E.,  Fragebogen  über  V.-M. 
in  der  Schweiz.  (Verlag  d.  Gesellschaft  f.  Volkskunde.)  —  19*  I.  630 
verbrännen,  647  brun..  —  20.  Krankheitsnamen  /.  511  Brätzd. 

^^^nderglauhen.    21.  /.  570  Prattik. 

XYI.  Tolksdichtang. 

g^r,     1.    (Kuhreihen.)    Veni    tote    a   la  montagne.   Conteur  vaudois, 
31  janvier  et  21  f^vrier.  Jura.    —   2.  Viv6  noutra  libertä.  Ib.  7  f^vr. 
Polit.  Lied  von  1830.  —  3.   Vitcdy  A,,  Cbanzuns  popularas  ladinas.  Annalas 
della  Societa  retoromantsclia  XVII,  33  ff.  Davon  io  von  Sandri,  also  Knnst- 
licder.  —   4.   Napoleon   et   Alexandre.    Conteur  vaudois,   7  mars.   — 
5.   Gehrmann,  H.,  Rätoromanische  Volkslieder.   Frankf.  Ztg.  5.  März 
(Nr.  64,  1.  Morg.).  —    6.  Der  Buirästand.  Ged.  in  Nidwaldner  Dialekt. 
Nidwaldner  Kai.  29.  —  7.  Preissecker,  K.,  Das  Guggisberger  Lied.  Das 
deutsche  Volkslied.  Y,  101.119.  —    8.  Charmante  Sylvie.  Conteur  vau- 
dois, 1  aoüt.  —  9.  Chantez,  soldats.  Ib.,  29  aoflt.  —  10.  Chants  popu- 
laires  a  2  et  3  voix  ^*gales,   publ.   p.   le  D(^p.  de  l'instr.  publ.   de  la 
Rep.  et  Cant.  de  Neuchätel.  —  11.  Reichten,  J.,  Chansons  et  Rondes 
<lu  Canton    de  Fribourg.     La  Gruyere  illustree   VIII*  livr.   s.  1.    et  a. 
(Fribourg  1903].  —  12.   [Gajssfmann,  A.  L.],  Das  Weihnachts-,  Neu- 
jahrs- und  Dreikönigssingen  im  luzernischen  Wiggertal.   Vaterland  27. 
J)ez.  1903  u.  1.  Jan.  1904.  —  S.  auch  XII,  38. 
^^,  Legenden^  Märchen.    13.  Solandieu,   Le  Nain  de  la  Maigrange 
CL^gende  fribourgeoise).  Alnuinach  du  Valais,  p.  47.  —  14.  Widmann, 
JH.,  In   der  Heidenhöhle   („Casa  de!  Mago**   am  Monte  Generoso   ob 
JMendrisio).  Der  Hausfreund  (Kai.)  68  ff.  —  15.  Sagen  aus  dem  Bemer 
Oberland.  Feierabend- Kai.  S.  113.    —    16.  Die  drei  Riesen  von  Iselt- 
^ald.  Hist.  Kai.  od.  Hink.  Bot  (Bern)  S.  90 ;  französ.  Verison :  Alma- 
»locÄ  Romand  (Bern).  —   17.  Müller,  A.,  Die  dramatischen  Bearbeit- 
ungen der  Genovefalegende.    Muri  im  Kt.  Aargau  (Progr.  d.  Bezirks- 
8chule.)  —  18.  Singer,  S.,  Die  Zwergsagen  der  Schweiz.  Neue  Denk- 


78  Bibliographie. 

schrr.  d.  allg.  Schweiz.  Ges.  f,  d.  ges.  Naturtoiss.  XXXESC,  23ff.  — 

19.  Maag,  Ä.,  Die  Volkssage  im  EiDfischtal.  BaüerNachrichim  12.  Juli. 
—  20.  Les  Föes  de  Grand'  Combe.  Bulletin  du  Glossaire  p.  26.  — 
21.  Singer,  5.,  Schweizer  Märchen.  Anfang  e.  Kommentars  z.  d.  ver- 
öffentl.  Schweizer  Märchenlitteratur.  Bern.  —  22.  Bundi,  G.y  Engadiner 
Märchen  IL  111.  v.  Giacoraetti.  Zürich.  —  23.  /.  537  Brugg,  547  TüfeU- 
brugg,  639  fg.  brinnen,  646  brinnig,  brinhlig,  652  Brunesen. 

Lnseh'Hften.  24.  Haus.  Cerisole,  Ä.,  Nos  vieux  chalets.  Conieur  vau- 
dois,  14  fSvr.  —  25.  Almanach  du  Conteur  t\,  p.  21.  —  26.  Ga\idt- 
froy-Demombynes,  Inscriptions  des  chalets  (au  Valais).  Bevue  des  Trad. 
pop.  18,  599.  —  27.   /.  623  brännen. 

Rätsel.    28.   /.   623  brännen^  638  brinnen. 

Volksreime  (s.  auch  XVIII).  29.  I.  514  bräglen,  590  briielen,  623  brännen, 
624  gebrannt^  647  brun. 

Kindermund*  30.  Reim.  J.  530  brieggelen,  531  BrieggeH,  541  Brugg, 
546  Rinbrugg,  560  Brock,  561  Brummet- Brocken,  572  Braitik,  604 
Bramen,  623.  624  brännen,  627  anbrännen,  632  verbrannt,  637.  638. 
639  brinnen,  647.  648  brun,  656  Brunnen. 

Schatispiel*  31.  Fo««,  Peter  Spichtigs  Dreikönigsspiel  v.  Lungern  v. 
.].  1658.  Zeitschr.  f.  d.  dt.  Unterricht  17,  73  ff.  —  32.  Bruder  Klausen 
Abschied.  (Aus  Pfr.  Joh.  Zurflüe's  Bruderklausen  spiel  v.  J.  1601). 
ünterwaldner  21.  ^lürz  (Nr.  23V  —  33.  Wagner,  P.,  Das  Dreikönig- 
spiel zu  Freiburg  i/Schw.  Freiburger  Geschiditsbll.  X ,  77  ff.  —  34. 
Kasser,  H.,  Notizen  über  dramatische  Auifühnmgen  und  militärischen 
Jugendunterricht  im  alten  Bern.  Anzeiger  f.  Schweiz.  Altertumskunde 
V,  175  ff. 

XYII.  Mosik  n.  Tanz. 

l.  (Verzeichniss  von  Appenzeller  Liedern  u.  Jodlern)  in  dem  Kurprospek' 
Gontenbad   (gedr.   v.    Schlüpfer  u.  Cie.,   Herisau  [1903])   S.  7— 9.  - 

2.  Appenzeller  Ilackbrettmusik  ;  Tänzer  und  Tänzerinnen  (Abbildung 
Ib.  S.  16.  —   3.    Nef,  A'.,  Die  Stadtpfeiferei.   Schweiz  VII,  540  ff. 

XYIII.  Witz  und  Spott 

Übernatnen.    1.   (Völkerj.   Tschinggen    und  Schwaben.   Basler  Kac 

20.  März.  Enthält  auch  andere  VÖlkerabernamen. 
Ortsneckereien.    2.   La   ronde   du   Jorat.    Conteur   vaudois,   25  avr. 

3.  Surnoms  de  villes  vaudoises.  Ib.  3  octobre.  —  4.  /.  511  Bri 
516  Brägler,  529  brüginen,  552  FleischbrüeJ,  553  Zigerbrüßj,  557  Br 
605  Brameti,  622.  623  brätmen. 

XIX.  Rede  des  Volkes. 

^üpridiwörter,  1.  Almanach  Bomand  S.  3.  5.  7.  9.  11.  13.  15.  17.  1 
23.  25.  —  2.  /.  513  bräglen,  531.  532  brieggen,  549  Brüej,  5 
brocken,  593  verbrüelen,  622.  623  brännen,  626  abbrännen. 


Bibliographie.  79 

Farmelm  3.  Zutrinken.  I.  503  profass,  profatschin.  —  4.  Abweisung. 
I.  SSBbrögg.  —  ö.  Grnss.  I.  ß^  bräunen,  —  6.  Fluch-  u.  Kraft- 
wort, Beteuerung.    I.  632  verbrännty  646  brinnig. 

Jtnf.    7.    Lockruf.    I.  529  bragg. 

JSalender-9  Wetter-  u.  Batiernregeln,  8.  Almanach  du  Conieur  vau- 
doiSy  p.  58.  —  Ferner:  Schweizer  Bauer,  Züricher  Kai.,  Benziger's 
Marien-Kai.,  Vetter  Jakob  (KbX.),  Der  Wanderer,  (Thüringischer)  Haus- 
Kai.,  Der  neue  chrisü.  Hauskai,  Für  Alle  (Kai.),  Almanach  du  Valais, 
Schweizerischer  Dorfkai.,  Grütli-KcU.,  St.  Galler  Kai,  Feierabend-Kai, 
Pilger  aus  Schaffhausen,  Hinkender  Bot  (Bern),  Neuer  Einsiedler  Kal.j 
St.  Ursen-Kal.,  Der  Schaffhauser  Bote,  Joggeli-Kal.,  Arbeiterfreund- 
Kai,  Familien-Kai.,  Badener  Kai.  —  9.  La  pluie  et  le  beau  temps. 
Conteur  vaudois,  24.  oct.  —  10.  I.  545  Ishrugg,  Mergenbrugg,  590. 
592  brüelen,  604  Brameti  (6  mal),  605  Abrellenbramen,  628  inbrännen, 
629  underenbrännenj  632  verbrännen,  635  Bränner,  636  Holzbränner, 
645  verbrimien. 

XX.   Mamen. 

^:9^^(mennamen.  1.  (Art  der  Benennung.)  Sobriquets.  La  Suisse  (Geniive) 
10  f^vr.  Beneturangr  Im  Kt.  Appensell  I.-Rh.  —  2.  DfegenJ,  W.,  Aus  dem 
Kapitel  der  ^Dorfaamen"  [d.  h.  der  Personennamen  auf  dem  LandeJ. 
Neue  Zürcher  Zeitung  12.  u.  16.  Juli.  —  3.  J.  544  Brugg,  648  brun. 
—  Kurz-  u.  Koseformen.   4.    I.  516  Bregel,  518  Brigitta. 

'^S^mHamen-  5.  Muoih,  G.  C,  Observaziuns  historicas  a  rapport  dils  nums 
locals  grischuns.  Annalas  dclla  Suc.  reto-romantscha  XVII,  223  ff.  — 
6.  Jud,  J.,  Was  bedeutet  der  Name  Engadin  ?  N.  Zürcher  Ztg.  Nr.  173 
Morgenbl.  —  7.  ScMatter,  Th.,  St.  gallische  romanische  Ortsnamen  u. 
Verwandtes.  St.  Gallen.  —  8.  Jaccard,  H,  De  l'origine  de  quelques 
lieux-dits.  Chronique  ngrioole  du  Canton  de  Vaud.  —  9.  Salvioni^  C, 
Ancora  i  nomi  leventinesi  in  -^ngo.  BoUettino  storico  XXV,  93.  — 
10.  Stadelmann,  J.,  Die  Etymologie  des  Namens  Biel-Bienne.  Berner 
Taschenb.  1903.  —    11.    I.  543  Brugg,  594  Brüel,  648  brun. 

^^*lkim«»i.  12.  I.  588  Brüller,  608  Primeli,  648  brun,  650  Brunnen, 
Brunettli,  Bruni,  Bruno,  Brün,  Brunei,  651  Brünen,  Brünett,  652  Brüti- 
len,  Brunellen,  653  Brunnelen. 

^^rtMimen  s.  XVIII. 

XXI.  Sprache. 

^^^mzen*  1.  Büchi,  A.,  Die  deutsche  Sprache  in  der  Westschweiz.  Schiceiz. 
Rundschau  III,  115.  276.  —  2.  Hotz,  7?.,  Deutscher  Gottesdienst  in 
welschen  Landen.  1.  Deutscher  evang.  (Tottesdienst  in  der  welschen 
Schweiz.  Deutsche  Erde  II,  74.  —  3.  Brunhes,  J.,  Allemands  et  Ru- 
mands  en  Suisse.  Amiales  «le  (^eographie  XII,  72  ff.  (Vgl.  Deutsche 
Erde  U,  92).  —  4.  Gauchat,  L.,  Gibt  es  Mundartgrenzen?  Archiv  f. 
d.  Studium  d.  neueren  Sprachen  CXI,  365  ff.  Mit  bea.  Berücksichtigung 
der  weltch-seliireic.  Verhältniäse. 


Bibliographie. 

pr€ich8ohatz*    5.  Schweizerisches  Idiotikon.  Heft  47  (Brief  bis  Br 

—  6.  BuUetin  du  Glossaire  des  Patois  de  la  Suisse  Romand« 
sanoe.  —  7.  PA.  G.,  Locutions  neuchäteloises.  Measager  boii 
Neuchaid,  p.  72.  —  8.  Byland,  H.,  Der  Wortschatz  des  Zürche 

*  Testaments  von  1525  u.  1531.  verglichen  mit  d.  Wortschatz  I 

Berlin  1903. 

Chrammatik^    9.    Tuor,  A.^  II  Komontsch  della  Lumnezia.    Annak 

Soc.  reto-roni.  XVII  245  flF.  —  10.    Huonder,  J.,  Der  Vokalisu 

Mundart  von  Dissentis.  In:  Boman.  Forschungen  Bd.  11.  Erlange 

—  11.  Augustin,  H.y  Unterengadinische  Syntax,  mit  Beriicks.  c 
lekte  des  Oberengadins  u.  Münstertals.   Ztlrcher  Diss.    —    12. 
mann,  H.,  Der  Vokalismus  der  Mundart  von  Goldbach  (Obern 
Zeitschr.  f.  hochd.  Mundarten  IV,  295  ff. 


Band  VIII  Heft  1,  ausjrc-ehon  30.  März  ' 


81 


Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.') 

Von  E.  HoiFmann-Erayer  in  Basel. 


Benutzte  Litteratur. 

Allgemeines. 
n.  UsENEB  in :  Hessihchk  Blättkb  f.  Volkskunde  I  (1902)  S.  207  ff.;  J.  R. 
Dieterich  ib.  87  ff. ;  E.  OsenbrOgoen,  Studien  z.  deutschen  u.  Schweiz.  Hechts- 
geschichte  1868,  407  ff. ;   H.  Sbhubtz,  Altersklassen  und  MännerbUnde  1902 
S.  110  ff.;  0.  GiEBKE,  Das  deutsche  Genossenschaftsrecht  I  (1868). 

Schweiz. 

Allgemeines.  Schw.  Id.  III,  709 fg.  (Chnab).  521  (chesslen).  1 16 
(chüblen);  V,  402  (Hauss-Predig).  414  (Brueder).  519  (brögen);  II,  1679  (Hauss). 
1626  (Homer).  151  (morengigen) ;  IV,  304  (Knaben-Gemeinde).  1625  (honien  6). 

Aargau.     S.  Meikb  im  Abchiv  VI,  121  ff. 

Appenzell.  E.  OsenbbCggkn ,  Wanderstudien  V  (1876)  S.  152 ; 
<j.  RCscH,  Der  Kant.  Appenzell.  (Gemälde  d.  Schw.  Bd.  XIII)  1835,  110; 
T.  Tobleb,  Appenzellischer  Sprachschatz  1837,  329. 

Bern.  Schw.  Id.  II,  1625  fg.  (hörnen  6) ;  D.  Gempeleb-Schletti,  Heimat- 
Icunde  des  Simmentais  1903,  369  ff. ;  D.  Gem peleb,  Die  Rosenhalde,  in :  Album 
des  Litterar.  Vereins  in  Bern  1858  S.  73 fg.;  Hidbkb,  Der  ehemalige  sog. 
eiussere  Stand,  in:  Bebneb  Neujahbsbl.  1858;  Lumbroso  in:  Abchiviu  per  lo 
studio  delle  Tradizioni  popolari  XV  (1896)  69  (Gessenay). 

G 1  a  r  u  B.  0.  Heeb  u.  J.  J.  Blumer-Heeh,  Der  Kant.  Glarus  (Gemälde 
zier  Schweiz  Bd.  VII)  1846.  S.  303  ff.;    E.  Buss  im  Archiv IV,  297.  300.  308. 

Graubünden.  H.  L.  Lehmann,  Die  Republik  Graubünden.  II  ( 1799) 
^12  ff.;  J.  A.  V.  Spbecheb,  Gesch.  der  Republik  der  drei  Bünde.  II  (Cultur- 
^schichte)  (1875),  336 ff.;  J.  C.  Muoth  im  Abchiv  II  (1898)  119.  123.  127.  135. 
i.36.  138  ff.  140.  143.  144.  147;  J.  A.  Spbecheb  im  Böndn.  Monatsblatt  1897 
S.  62;  mr  Tomils:  Archiv  I  (1897)  144  ff.;  Vincent,  M....  u.  Chr.  Christofkel 
«  Annalas  della  Societad  Rhaeto-romanscha  V  (1890)  339  ff;  IX  (1894)  103  ff.; 
KU  (1898)  Iff ;  Deb  Fbeie  Rhatier  1900  Nr.  117.  125.  133  (1813);  G.  Lkonhabdi, 
Bhätische  Sitten.  St.  Gallen  1844  S.  18;  H.  Hebzoo,  Schweiz.  Volksfeste  1884, 
^05;  A.  Balletta,  Novellen  und  Aufsätze,  hrg.  v.  Derungs.  1888,  225.  229 ff.; 
W.  BChleb,  Davos  in  s.  Walserdialekt  I  (1872)  277;  IV  (Obersaxer  Dialekt 
L886)  37.  108.  128;  C.  Carisch,  Taschenwörterbuch  d.  rhaetoroni.  Spr.  1818, 
i7fg.;  Wanderer  in  der  Schweiz  V,  (1839j  188;  BCnüner  Kalender  1878 
Bog.  5,  2?  Seite. 

L'uzern.  Hoffmann-Krayer  im  Archiv  I  (1897)  276  ff.,  wo  weitere 
Citteratur  über  d.  Hirsmontagsbrief. 


*j  Nachfolgende  Abhandlung  ist  die  stark  erweiterte  Überarbeitung 
eine»  akademischen  Vortrages,  den  der  Verfasser  am  12.  Januar  1904  in  der 
Basler  Uni versitäts- Aula  gehalten  hat. 


82  Knabenschaften  und  Volkssjustiz  in  der  Schweiz. 

N  e  u  e  n  b  u  r  g.  A.  Henry,  Reglement  d'une  Society  de  gar^ons  (de 
Boudry),  in:  Musfjä  Nkuchatelois  10  (1882)  S.  54 ff.;  Ch.  Ciiatklain,  Les  an- 
ciennt-s  SocitHi'S  de  Gargons.  ib.  27  (1800)  S.  208  ff. 

St.  Gallen.  G.  Baumuekükk,  ßt.  Galler  Land  —  Sf.  Galler  Volk. 
1003  S.  132.  140  ff ;  143  ff ;  Akchiv  I  (1897)  265;  VII  (1903)  147  ff.  154.  156; 
X.  RicKENMANN,  Gescli.  d.  StadtllapperawiP  (1878)  I,  92.  234;  II,  119;  Ed. 
0«ENimr;(i(iE.N ,  Wanderstudien  V  (1876)  246;  ZuRicnER  Post  1899  Nr.  118 
(Oberes  Toggenburg);  Ohkhländer  Anzeiger  (Riigaz)  1897,  17.  Febr. 

S  c  h  w  y  z.  0.  ScHAHE  in  :  Weimarisches  Jahrb.  II  (1885)  143  (Separat- 
abdruck S.  71);  H.  Herzog,  Schweiz.  Volksfeste  1884,  205;  Archiv  1  (1897)  280. 

Thurgau.  Schw.  Id.  I,  1116  (Narrenfest);  Archiv  I  (1897)  267; 
J.  M.  Keller,  Kleine  Weinfelder  Chronik  1864  II,  26  ff. 

U  n  t  e  r  w  a  1  d  e  n.  .1.  Buslnger,  Die  Geschichten  d.  Volkes  v.  ÜDter- 
walden  II  (1828)  311;  A.  Businger,  Der  Kant.  Unterwaiden  (Gemälde  d.  Schw. 
Bd.  VI)  1836  S.  78.  82. 

Waadt.  L.  M.  in:  CWfeir  vahdois  1900,  6.  Oktober  (leider  oihne 
Quellenangaben);  L.  Vullikmin,  Der  Kanton  Waadt  (Gemälde  der  Schweiz 
Bd.  XlXj  II  (1849)  S.  42  fg.;  A.  Ckrk-sule,  in:  Au  Foyer  romani»  1899,  148. 
153.  C<j.n8ervateur  huisse  X  (1820)  48  (2»  Edition  p.  233);  VIII  (1817)  295 
(2"  Ed.  p.  236);  C.  Jaccard  in:  Helvetia  (Monatshefte  d.  Studentenverbindung 
H.)  IX  (1890)  69. 

Wallis.  Am  Herd,  Denkwürdigkeiten  von  Ulrichen  1879,  236  Anm.; 
L.  CouRTHioN,  Le  Peuple  du  Valais  1903,  104. 

Zug.  F.  L.  Stai.lin^  Gesch.  d.  Stadtgemeinde  Zug  (1824)  S.  216; 
C.  BossARi),  Ilistor.  Zeitbilder  v.  1736—1770,  in:  GE-sruRUTSKREUND  14  (1858) 
S.  120;  S.  Plattner,  Die  Gesellen  des  thörichten  Lebens,  in:  Alpemroskn 
(Illust.  Zeitschrift)  I  (Bern  1866),  68  ff.;  Kleiner Zugerkalenükr  f.  1868  S.  3—15 
(sehr  reichhaltig);  Archiv  I  (1897)  264. 

Zürich.  H.  Angst  im  Anzeiger  f.  Schweiz.  Alt.  1899,  28;  Scnw.  Id. 
III,  209  (kollater). 

A  u  s  1  a  n  d. 

Belgien.  V<»lk«kuni.e  XII,  Iff;  XIII,  65  ff.;  Wallonia  IV  (1896) 
156.  157  Anm.  158;  V  (1897)  156  ff.;  IX  (1901)  221  ff;  X  (1902)  p.  94.  157; 
XI  (1903)  237  ff.;  'Friuline  de  (Ikn^ive  1898,  26  Juin. 

Itali(Mi.  Veltlin:  Joh.  Salz^jeuers  Erinnerungen  (1748—1816). 
Churer  Progr.  1902,  27  ff. 

Bayern.  J.  A.  S(ii.meller,  Bayerisches  Wörterbuch  (1827 — 1837) 
2.  Aufl.  1877  I,  191  (Bubenbruderschaft).  1033  (Haberfeld);  II,  851  (Haberweid). 

Osterreich  (s.  auch  den  Artikel  v.  Usexer  unter  „Allgemeines**). 
Revie  des  Traditions  popuhiires  XVIII  (1903)  321;  Zeitscur.  des  Vereins  f. 
Volkskunde  XI  (1901)  451;  Zehhchu.  f  österr.  Volkskunde  HI  (1897)  326. 

Frankreich.  Nimes :  Di'caxije,  Glossarium  med.  et  inf.  Lat.  s.  v. 
carirarium;  Verberie :  Revie  des  Trad.  p.  XVIII  (1903;  244. 

D  e  u  t  s  c  h  I  a  n  d  (a.  auch  die  Artikel  von  LVener  und  DiETRRirn  unt^r 
„Allgemeines").  J.  Si'ee,  Volkstümliches  v.  Niederrhein  1875,  I,  3  Anm. ; 
A.  BiRLi.NGER,  Aus  Schwaben  II  (1871)  46  (Stockach);  A.  Birlinqkr,  Volks- 
tümliches aus  Schwaben  II  (1862)  35  u.  Anm.;  Sarrazin  in:  Alkmannia  XX 
(1892)  211  .  Stockaeh);  J.  AI.  Hluler,  Bayerisch  Schwaben  u.  Neuburg  1901, 176. 


Knabenschaften  und  Volksjiistiz  in  der  Schweiz.  83 

Wir  hatten  in  dieser  Zeitschrift  schon  mehr  als  einmal  Ge- 
enheit,  Ton  den  ^ Nachtbuben''  zu  sprechen,  die,  oft  unter 
en  Ruhestörungen,  nächtlicherweile  umziehen,  allerlei  Unfug 
ben  und,  meist  an  bestimmten  Tagen,  ihre  Auserwählte  auf- 
ben ,  um  mit  ihr  eine  mehr  oder  weniger  gestörte  Schäfer- 
iide  zu  verbringen.  Diese  Sitte  des  Umschwärmens  der  „Nacht- 
uen** ist  in  der  Schweiz  wie  auch  anderwärts  bei  der  Land- 
ölkerung  eine  allgemein  bekannte  und  auch,  soweit  die  Exzesse 
lit  allzu  schlimm  sind,  allgemein  erlaubte.  Heutzutage  scheinen 
den  meisten  Orten  diese  „Nachtbuben**  sich  weder  an  eine 
timmte  Altersgrenze  ^)  noch  an  irgend  welche  genossenschaft- 
le  Abkommen  zu  binden.    In  erster  Linie  beschäftigen  sie  sich 

dem  Kiltgang,  bzw.  seiner  Überwachung,  und  wehe  dem 
»den  Burschen,  der  von  einem  benachbarten  Dorfe  herüber- 
:ommen  ist,  ein  Mädchen  zu  besuchen !  Wird  er  erwischt,  so 
f  er  mit  Sicherheit  auf  eine  gehörige  Tracht  Prügel  oder  ein 
1  im  nächsten  Brunnentrog  rechnen.   Wie  es  zwei  Studenten 

Mathematik  bei  ihrer  improvisierten  Eiltfahrt  ergangen  ist, 
ildert  uns  drastisch  Walter  Senn  v.  Wartau  in  seinem  Büchlein 
rättigau**  (Zürich  1875,  S.  43  fF.).  Da  sich  dieser  Akt  der  Lynch- 
tiz  in  einer  bitterkalten  Winternacht  abspielte,  mag  das  Bad 
Dorfbrunnen  nicht  eben  mollig  gewesen  sein.    Immerhin  aber 

der  Gelynchte  noch  mit  heiler  Haut  davougekommen,  was 
ht  Jeder  von  sich  rühmen  kann ;  denn  mehr  als  einmal  schon 
1  die  Verletzungen  derart  gewesen,  dass  der  Betreffende  bleiben- 
i  Schaden  davongetragen  hat,  ja  ihnen  erlegen  ist.  ^)      Neben 

KiltkontroUe  treiben  aber  die  Nachtbuben  noch  allerlei  Schaber- 
ic und  Unfug:  Bubenstreiche,  wie  sie  zu  allen  Zeiten  in  Städten 
l  auf  dem  Lande  verübt  werden.  ^) 

Das  Alles  wäre  aber  nicht  der  Erwähnung  wert,  wenn  sich 
3t  bei  diesen  Nachtbuben  hie  und  da  Erscheinungen  bemerkbar 
iahten,  die  auf  eine  mehr  oder  weniger  strikte  Organisation 
Hessen  Hessen.  Im  Kt.  Olarns  z.  B.  dürfen  sich  nur  die  „Ober- 
rigen",  d.  h.  die  Burschen  über  16  Jahr,  am  Gassengehen 
eiligen,  und  zwar  erst,  nachdem  sie  sich  durch  eine  Wein- 
^r  Geldspende  eingekauft  haben.  ^)  Dieser  „Einkauf*"  setzt  aber 

')  8.  Archiv  VI,  121  („kaum  der  Schule  entlassene  Jüngelchens").  — 
anfangs  der  70*'  Jahre  soll  ein  zur  Winterszeit  in  den  Brunnen  Geworfener 
Eirkältung  gesorben  sein.  Spueciikk  S.  337  Anm.   —    ♦)  Darüber  s.  Aacniv 

122.  -  5)  8.  AucHiv  IV,  297. 


84  Knaben Bchafben  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

seinerseits  wieder  eine  Genossenschaft  voraas,  die  die  Spende  iv^ 
Empfang  nimmt.  Eine  solche  besteht  im  Kt.  Glarus  wirklich  (od^LS  mr 
hat  wenigstens  bis  vor  kurzem  bestanden)  unter  dem  Nam^  kh 
„Qassenledige^'.  Nnr  die  ^ Gassenledigen ^  sind  berechtigt,  slc^^ 
nachts  herumzutreiben,  nur  sie  dürfen  „2u  Licht  gehen^,  auf  d^  n 
„Stubeten^  (Tanzbelustigung  in  Privathäusern)  erscheinen  a  nm.  d 
von  Verlobten  das  Gassengeld  fordern,  „ünterjährige**  oder  IT  mtm- 
eingekaufte  werden  unsanft  heimgewiesen.  AU  diese  Gepflog^:x3- 
heiten,  wie  auch  der  Brauch,  an  zwei  bestimmten  Tagen  der  Woc^S-^c 
das  Gassengehen  zu  veranstalten ,   zeigen   deutlich  genug ,   d  ^m^  ss 

wir  hier  —   wenn  auch   nicht  mehr  in  ganz  reinen  Formen      

jenes  uralte  Institut  der  Enabenschaften  vor  uns  haben,  wie  «s 
sich  (unter  verschiedenen  Namen  und  mit  zahllosen  kleinen  A^  !>- 
weichungen)  in  ganz  Europa  und  bis  ins  vorchristliche  AlterfcvJK  m 
zurück  nachweisen  lässt.  — 

Dass  wir  es  hier  nicht  mit  einer  regellosen  Schar  zufäl  "M  ig 
vereinigter  junger  Leute   zu   thun   haben,   geht  u.  A.  aus  d^3m 
Namen    dieser  Verbindungen    hervor.      Freilich,    Namen     '^^irio 
„Ledige**    (Glarus,  Taminatal),    „Jeunesse**,  „Gar^ons*    (Waa^^t, 
Neuenburg),  „Gioventü"  (Soglio)  wollen  nichts  sagen ;  aber  wc^it- 
aus  die  Mehrzahl  der  Namen    hebt  das  genossenschaftliche   lk£o- 
ment  unverkennbar  hervor;  so  z.  B.  „Knabengesellschaft"  (Ol>^2r- 
saxen,  Vättis),  „Ledige  Gesellschaft**  (Maienfeld),   „Soci^te  oc5ier 
Compagnie   od.   Confr^rie  des  Gar^ons**    (Kt.  Neuenburg),    ,9^^^' 
baye  od.  Sociöte  de  la  Jeunesse**  (Kt.  Waadt),  „Compagnia  cÄils 
mats**    (rom.    Graubünden);    von   ausländischen   Knabenschaf^cn 
etwa  die  „Bubenbruderschaft"  in  Mittenwald.®) 

Steht  es  also  einerseits  fest,  dass  die  Knabenschaften  wirkLici 
eine  Art  Genossenschaft  waren,  so  muss  anderseits  hervorgehol:>  60 
werden,  dass,  wie  es  überhaupt  bei  Volksbräuchen  zu  gescheta^n 
pflegt,  die  Organisation  mit  der  Zeit  vielfach  locker  geworden 
ist  oder  sich  vollständig  aufgelöst  hat,  sei  es  nun  durch  Ai^^- 
artung  in's  Zügellose,  sei  es  durch  Verkümmerung.  Und  so  wt 
es  gekommen,  dass  der  alte  Stand  der  Dinge  nur  noch  in  a»'*" 
zelnen  Gegenden  unseres  Landes  unverändert  geblieben  ist.  ^^ 
reinsten  hat  er  sich  erhalten  in  Graubünden,  wo  noch  he^t« 
fast  jede  Gemeinde  ihre  geschlossen  organisierte  „Knabenge»^^'' 
Schaft"  hat.  Auch  scheinen  in  Waadt  die  „Jeunesses"  imrtt^^ 
noch  eine  erhebliche  Rolle  zu  spielen,   obwohl  uns  hier  bei  d^^ 

«)   »RssibciiK  Blättku  L  217  flf. 


Kuabcnschaflen  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  85 

ingelhaften  Quellenangabo  nur  ein  dürftiger  Stoff  zur  Ver- 
i;ung  steht. 

Wir  wollen  nun  im  Folgenden  den  Typus  der  bündnerischen 
labenschaften  schildern^),  wie  er,  mit  unwesentlichen  Abweich- 
gen, in  den  meisten  Gemeinden  besteht,  und  wie  er  yermut- 
li  auch  in  andern  Gegenden  der  Schweiz  bestanden  hat. 

Die  , Knabengesellschaft",  rem.  „Compagnia  de  mats",  be- 
bt aus  denjenigen  jungen  Männern  eines  Ortes,  die  das  16. 
18.  Altersjahr  zurückgelegt  haben®),  moralisch  (oft  auch 
ysisch)  makellos  sind  und  sich  durch  Entrichtung  eines  Eintritts- 
ides eingekauft  haben.  ^)  Die  Mitgliedschaft  berechtigt  zu  den 
lon  früher  genannten  Ausübungen.  Dagegen  müssen  die  Statu- 
{  strikte  befolgt  werden.  „Dieselben  enthalten  Verordnungen 
er  wechselseitige  Pflichten  und  Rechte  der  Mitglieder  gegen- 
er  der  Gesellschaft.  Zu  diesen  letztern  gehörte  in  erster  Linie 
i  Aufsicht  über  das  sittliche  Verhalten  der  Mitglieder.  Wer 
chte  oder  schwor,  sich  betrank,  Unanständiges  redete  oder 
it,  ohne  Licht  nachts  bei  einem  Mädchen  verweilte,  eheliche 
iticipation  nahm,  Streitigkeiten  provozierte  u.  s.  w.,  musste  an 
B  Gesellschaftskasse  eine,  je  nach  Umständen  geringere  oder 
össere  Geldbusse  zahlen.  Diebstahl  auch  der  geringsten  Eleinig- 
it  —  mit  Ausnahme  von  Obst  —  schloss  den  Thäter  sofort 
Q  der  Gesellschaft  aus.  Die  Knabenschaft  stand  aber  auch 
t  nach  aussen  zusammen  und  übte  ein  zuweilen  unbarmherzig 
^Dges  strafrichterliches  Amt  gegen  Verheiratete  und  Wittwer, 
ih  mehr  aber  gegen  Fremde,  die  sich  in  geschlechtlicher  Be- 
gnüg mit  einem  Mädchen  der  Gemeinde  vergangen  hatten, 
ein  sie  den  Fehlbaren  oft  bei  strenger  Winterkälte  in  den  Dorf- 
Dnen  tauchten.  War  er  ein  reicher  Mann,  so  konnte  er  sich 
ch  eine,  zuweilen  sehr  hoch  —  bis  auf  1000  fl.  —  bemessene 
idspende  lösen.  Auch  schon  bestrafte  Ehemänner  mussten 
ler  Orten  von  der  ihnen  drohenden  Strafe  des  ,Au8Schellcns* 
^tzenmusik  mit  Sündenregister)  sich  loskaufen.**  An  einigen 
^en  thaten  sie  sich ,  früher  untef  dem  Vorsitze  eines  „Land- 
Jtes"  zu  einem  eigentlichen  Gerichte  zusammen,  dem  „Knaben- 
'icht*,    das  über  Vergehen  ,    Nachlässigkeiten    und  Liederlich- 

')  Vorzugsweise  nach  den  Schilderungen  Sprechers  und  Muoths  —  ®)  Nach 
hniann  ,oft  schon  Kinder  von  12  Jahren"*.  (Ob  das  nicht  auf  einem  Irr- 
^  beruht?)  —  ')  Lehmann  nennt  „einige  Maass  Wein,  Käse  und  Bi-od" 
*  Einkanfsteuer. 


8G  Knabeoschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

keiten,  die  sich  der  offiziellen  Qerichtsbarkeit  entziehen,  abzu- 
urteilen hatten.  (Vgl.  Lehmann  S.  273.)  Der  Gesellschaft  steht 
vor  ein  Kommandant,  der  durch  Stimmenmehr  am  Dreikönigstage 
gewählt  wird.  Andere  Beamte  sind  der  Kassier,  der  Schreiber, 
der  Fahnenträger,  der  Weibel.  ^^)  Die  Gesellschaft  hat  „eine  ge- 
meinsame Kasse,  die  grösstenteils  aus  Hochzeitsgaben  der  sich 
verheiratenden  und  damit  austretenden  Mitglieder  gespeist  wird, 
und  hält  hin  und  wieder  ihre  Versammlungen  und  Feste  ab^. 
„In  friedlichen  Zeiten  bildeten  sie  auch  die  Feuerwehr,  sorgten 
bei  Kirchweihen  und  Hochzeiten  für  militärischen  Pomp,  bei 
Festlichkeiten  und  in  der  Fastnacht  für  UnterhaltuDg  der  Dorf- 
bewohner durch  Bälle,  Umzüge  und  Theater.  In  katholischen  Gegen- 
den übernahmen  sie  den  Kirchengesang.  ^  In  politisch  beweg- 
ten Zeiten  spielten  sie  auch  als  Partei  eine  hervorragende  Rolle.  ^^) 
Dass  diese  Bräuche  jahrhundertelang  im  wesentlichen  die 
selben  geblieben  sind,  beweisen  die  Statuten  der  „Ehrlichen  Ge- 


***)  Wir  lassen  hier  die  uns  bekannt  gewordenen  Ämter  schweizerischer 
Knaben  Schäften  folgen  :  Graubünden:  Knabenkominandant  od.  -Führer 
od.  (^apitani  dils  niats  od.  Platzmeister  (vgl.  Hgbs.  Bll.  I,  219)  od.  Kilbi- 
vorsteher; Kassier,  Schreiber,  Fähndrich,  Weibel.  —  Ve  1 1 1  i  n  :  Capitano  della 
Gioventü.  —  W  a  a  d  t :  Abbö  od.  Capitaine.  —  Neuenburg:  Capitaines 
od.  Gouverneurs,  Porte-Enseigne,  Secr^taires,  Sautiers  od.  Ck)mmandeur8.  — 
Zug:  Schultlieiss,  Statthalter,  Seckolmeister,  Schreiber,  Bannerherr,  Läufer, 
Grossweibel,  Pfarrherr,  Ritter,  2  Mitritter,  Edelmann,  Junker.  —  Bern: 
Schultlieiss,  Statthalter,  Seckelmeister ,  Stadtschreiber,  Grossweibel,  Klein- 
weibel,  2  Läufer,  4  Venner,  2  Heimlicher,  Land-  u.  Klostervögte,  einige 
militärische  Ämter.  —  Rapperswil:  Ammann,  Statthalter,  Hauptmann, 
Fähndrich,  Stubenmeister,  Weibel,  Trommelschläger,  Vikar,  Knabenschult- 
heiss.  —  S  t  a  n  s  :  Schultlieiss,  Reichsschatzmeister,  Reichskanzler,  Panner- 
herr,  Hühnervogt,  Tieriivogt,  Hurenvogt.  —  Taminatal:  Präsident.  — 
Zürcher  Oberland:  Kollater.  —  **)  s.  Sprecher  S.  338.  Derselbe  sagt 
im  BfNDN.  MoNATsiJLATT  f  1897  S.  62:  In  Zeiten  politischer  Aufregung  spielten 
im  vorigen  Jalirh.  (18.  Jh.)  noch  die  Knaben  Schäften  oft  bei  Landsgemein- 
den in  terroristischer  WcMse  eine  bedeutende  Rolle,  wenn  sie  nicht  in  Parteien 
gespalten  waren.  Im  Prätigau,  Oberland,  Engadin  und  anderwärts  bildeten 
sie  gleichsam  die  Leibwachen  von  Parteihäuptern.  Der  sog.  „Heerochse*,  d.  h. 
der  Stärkste  dieser  Wache,  in  vielen  Fällen  der  Hauptmann  der  Knabenschaft, 
begleit(;te  dann  unter  Zuzug  einer  Anzahl  seiner  Leute  jene  Parteiftlhrer, 
wenn  sie  an  Landsgomeinden  auftraten  oder  auch  sich  in  gegnerische  Ort- 
.schaft(Mi,  z.  B.  zu  Gerichtssitzungen  begaben.  Bei  solchen  Anlässen  kam  es, 
wie  z.  B.  1728  und  17G2  im  Prätigau,  zu  fiu'chtbaren  Raufereien  mit  den 
Knaben  anderer  (Tonieindeii,  infolge  (ieren  mehrere  Personen  das  Leben 
verlon^n.  —  Über  ihre  politischen  V(»rrechte  s.  auch  Muoth  im  Abchiv  H,  139 
u.  Leonharui  S.  18. 


Kaabenscliaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  87 

llschaft^  von  Tomilß  aus  dem  Beginn  des  17.  Jahrhunderts.'^) 
eselben  bestimmen  z.  B.  die  Abgaben  von  austretenden,  d.  h.  sieh 
rheiratenden  Mitgliedern,  sowie  von  Witwern  und  Auswärtigen, 
)  in  der  Gemeinde  heiraten.  Schon  hier  wird  die  Brunnen- 
uche  erwähnt.  Ein  folgender  Paragraph  enthält  die  Bestimm- 
g,  dass  die  Gesellschaft  einem  Unbotmässigen  gegenüber  das 
cht  habe,  „ihme  zu  schellen*'  [d.  h.  eine  Katzenmusik  zu 
ngen]  und  um  den  verweigerten  Tribut  zu  pfänden.  Be- 
rkenswert  ist  dann  weiterhin  die  Stellung  der  Gesellschaft  als 
legericht:  „Was  verheurathete  Eheleuth  sind,  die  Sich  in 
eitigkeiten  Begeben,  vnd  Eins  von  dem  andern  aus  dem  Hauss 
let,  vnd  anderstwo  überaacht  Bleibt,  so  solle  man  jhunen, 
n  Sie  widerum  Einig  werden,  16  mass  Wein  zu  fordern  haben, 
fern  Sie  dan  Nichts  geben  wohlen ,  solle  man  jhnnen  nach 
ein  Brauch  schellen  vnd  mit  Trummen  zusammen  Leuthen.^ 
briftlich  überlieferte  Statuten  kommen  nicht  häufig  vor,  doch 
then  diejenigen  von  Toniils  nicht  einzig  da.  Wir  besitzen  solche 
ch  aus  Andeer*^),  Zug*^),  Boudry*^)  und  einer  ungenannten 
»aenburger  Gemeinde  *^).  Auch  spricht  Lehmann  '^)  ausdrücklich 
n  einem  „Gesetzbuch**  der  Enabenschaften  und  führt  sogar 
izelne  darin  erwähnte  Strafbestimmungen  an.  Ferner  besass 
Klingnau  die  ehemalige  Koabenschaft  *^)  eine  Lade  mit  Statuten 
d  Protokoll,  die  nun  allerdings  verschwunden  ist,  und  endlich 
wähnt  Baumberger  (S.  143)  die  Statuten  der  Meiser  Knaben.  *^) 
In  den  bündnerischen  Knabenschaften  haben  wir  den  cha- 
£:teristischsten  Typus  kennen  gelernt.  Wir  haben  nun  im  Fei- 
nden einige  interessante  Abarten  zu  betrachten.  Wir  nehmen 
rvfQg  eine  dokumentarisch  unbelegte  Notiz  aus  dem  Schweiz, 
otikon  (lY,  303)  über  das  untergegangene  Institut  der  „Knaben- 
aaeinde**  (Chnabegmeind)  im  aargauischen  Freiamt.  Dieselbe 
eine  „Versammlung  der  Jünglinge  von  über  16  Jahren,  ge- 
•liolich  am  Sonntag  Abend  vor  der  Kirchweih  auf  dem  Dorf- 
i.t;z  bei  der  Linde  abgehalten,  wobei  der  Knabenrat,  das  Ge- 
llt, der  Seckelmeister  und  der  Weibel  bestellt  wurden.  Der 
•t;  hatte  die  Pflicht,  den  Jünglingen  passende  Mädchen  zu  ge- 
rentlicher  Heirat  anzuweisen,    auf  diese  selbst  ein  wachsames 


*')  8.  Abchiv  I,  144  ff.  —  ' ')  Anxalas  XII,  4.  —  ^*)   Kleinkk  Zuckb  Kau 

>B,  S.  10.  —  »!^)  MisAk  Nei  ci.atelois  XIX,  54.  —  '6)  Ebenda  XXVII,  209.  — 

Republik  II,  273.  —  *^)  Liiut  gütiger  Mitteilung  von  Herrn  Lehrer  Bilger. 

'')  Hier  hiessen  die  Ausgelasseneren  „Buben",  die  Gesetzteren  „Knaben". 


88  Kiiabonschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

Auge  zu  haben  und  überhaupt  auf  Alles  bedacht  zu  sein,  was 
den  Interessen  der  Jünglinge  förderlich  sein  konnte.  Das  Gericht 
sprach  Recht  in  streitigen  Angelegenheiten  der  Jünglinge  und 
fällte  auch  Strafen,  die  gewöhnlich  in  einigen  Maass  Wein  oder 
Most  bestanden  und  gemeiDschaftlich  getruntten  wurden.  Alljähr- 
lich am  Rirchweihfeste  war  dann  yon  Rat  und  Volk  grosser  Um- 
zug; wo  es  tunlich  war,  sogar  zu  Pferd.  Nachher  Tanz  und 
Trunk  bis  abends  10  Uhr."  Leider  wird  uns  nicht  gesagt, 
wann  dieser  Brauch  eingegangen  ist;  jedenfalls  aber  tritt  uos  ^ 
hier  noch  eine  merkwürdig  rein  erhaltene  Form  der  Knaben-  -^.«^ 
Schäften  entgegen. 

Auch  Klingnau  und  Rapperswil  sind  oben  genannt  worden  ^^. 
Diese  beiden  Städtchen  sind  für  die  Entwicklungsgeschichte  dec:  =r 
Kuabenschaften  besonders  bedeutsam,  weil  sie  nicht  nur  neu  4^ 
Gesichtspunkte  eröffnen,  sondern  auch  vermittelnde  Formen  au  f- 
weisen,  die  uns  zu  gewissen  andern  städtischen,  scheinbar  fem^^ar 
abliegenden  Institutionen  hinüberführen.  *®) 

Für  Klingnau^*)  ist  charakteristisch  die  Bethätigung  d  «r 
Enabengesellschaft  bei  den  Fastuächtslustbarkeiten.  Sie  bessB^^ss 
eine  Anzahl  hölzerner  und  kupferverzinnter  Larven  und  eiai  ge 
Narrenkleider,  die  an  Fastnacht  zur  Verwendung  kamen.  B&^no 
besondere  Rolle  spielt  hiebei  der  „Obern arr".  Am  Morgen  €  :3e8 
Fastnachtsdienstags  zieht  derselbe  zunächt  unter  ohrbetäubend  ^^ni 
Peitschenknall  durch  die  Strassen,  ein  Brauch,  der  lebhaft  an  -^ie 
dämonenverscheuchenden  Lärmumzüge  der  Winters-  und  Fr^Äih- 
jahrszeit  erinnert.  ^-)  Dann  versammelt  er,  während  die  Knal>  «n- 
schaft  einer  Messe  beiwohnt,  die  Schuljugend    um  sich    und  in- 

struiert  sie  über  die  Antworten,  die   sie    nachmittags    auf    ^^ein 
Fragen  zu  geben  hat.    Nach  einem  Frühstück  der  KnabenscB"^]aft 
zieht  der  Narr,    eine  grosse  Puppe  auf  den  Armen,  mit  Pfc  'Sfcr 
und  Trommler  vor  die  Häuser  der  „Guggichmannen'',  d.  h.    c^ler- 
jenigen  Männer,  die  sich  im  Laufe  des  Jahres  verehelicht  hal^^o'i' 
tanzt  dort  und  zeigt  der  jungen  Frau  die  Puppe,    wofür  er       e'ß 
Trinkgeld  erhält.    Die  letztere  Handlung  ist  ein  uraltes,  in  z^»W- 
reichcn  Abweichungen  wiederkehrendes  Fruchtbarkeitsymbol,      ^^ 
hier  nicht  näher  erörtert  werden  kann.    Am  Nachmittage  ve:r'Än- 
staltet  die  Knabenschaft  einen  Umzug.    Mit  dem  Seitengew ^i^*) 


2")  Vgl.  die  Knaben schfifttMi  in  Siebenbürgen  bei  Usknkb  in  Hjäb,  Blatt««  '^ 
215  ff.  —  -"  Niit'li  brietliclier  Mitteilung  von  Herrn  Lehrer  Bilger  io  IwI'dK" 
„au.  —  22)  Akch.v  1,  192.  281;  Vll,  116  Anm. 


Koabenschaften  und  VuIksjuBtiz  in  der  Schweiz.  89 

n  Zeichen  des  freien  Mannes,  umgürtet  und  einem  Strauss 
i  der  Liebsten  auf  dem  Hute,  schreitet  man  durch  den  Ort 
1  um  die  Brunnen.  Dann  besteigt  der  Narr  den  Brunnentrog 
i  stellt  an  die  umstehende  Jugend  die  vormittags  eingelernten 
Igen.  Oewöhnliah  werden  hier  zunächst  die  alten  Jungfern  und 
iggesellen  durchgehechelt.  Auf  die  Frage:  „Wo  sind  die  alten 
igfern?''  erschallt  die  Antwort:  „Im  Oiritz'^,  d.  h.  im  Giritzen- 
os,  jenem  eingebildeten  Yerdammungsort  der  Mädchen,  die  die 
B  verschmäht  haben.'')  „Wo  sind  die  Knaben  (Junggeselleu)*^? 
1  Holz',  was  das  selbe  für  die  ledigen  Männer  bedeutet.  Dann 
l^t  die  Persiflage  einzelner  lächerlicher  Vorkommnisse:  „Wo 
bnt  die  Jungfer,  die  im  Korbe  Wasser  holen  wollte"?  „Oben 
der  Stadt.^  „Wo  wohnt  die  Jungfer,  die  das  rechte  Hosen- 
Q  verloren"  ?   „Im  Dorf**  u.s.w.  u.s.w.,  bis  alles  durchgehechelt 

Man  sagt  daher  von  Einem,  der  eine  spottwürdige  Handlung 
;angen  hat:  „Er  kommt  auf  den  Brunnen*',  wie  etwa  in  Basel: 
r  kommt  an  die  Fastnacht^.  Nachher  wird  um  den  Brunnen 
;anzt,  indem  die  Knaben  aus  den  umstehenden  Mädchen  ihre 
izerinnen  aussuchen.    Ein  Trunk  aus  der  Weinspende,  zu  der 

geistlichen  Niederlassungen  des  Ortes  verpflichtet  sind,  be- 
liesst  den  fröhlichen  Tag. 

In  Klingnau  konzentrieren  sich  also  —  wenigstens  soweit 
Überlieferung  reicht  —  die  Gepflogenheiten  der  Knabenschaft 

den  einen  Fastnachtstag  und  auch  die  Yolksjustiz  hat  hier 
ch  die  Inquisition  der  Narren  einen  karnevalesken  Anstrich 
lommen.    Daneben  aber  bestehen   uralte  Kulthandlungen,  wie 

Umgehen  und  Umtanzen  der  Brunnen. 

Noch  eigenartiger  waren  die  Bräuche  in  Rappers wil.**) 
r  ungleich  grösseren  Bedeutung,  die  hier  der  Knabenschaft 
sam,  ist  es  zuzuschreiben,  dass  in  dieser  Stadt  auch  die  Über- 
ernng  eine  ungetrübtere  und  die  Bethätigung  der  Knabenschaft 
e  vielseitigere  ist.  Diese  nannte  sich  in  Rapperswil  „Unübcr- 
idliche  Gewalt  der  Junggesellen^,  etwa  auch  „Knabenzunft^ 
»r,  wenn  sie  in  den  Fall  kam,  Yolksjustiz  auszuüben:  „Sau- 
ichf*.  Mitglieder  waren  alle  ledigen  Bürger  vom  18.  Jahre  an. 
ch  sie  hatte,  wie  ihre  Bündner  Schwestern,  Vorgesetzte  und 
amte:  einen  „Ammann**,  „Statthalter"  u.s.w.    Ihren  Ursprung 

")  8.  Archiv  I,  139  fg.;  VII,  205(1.  —  ")  8.  Rickenmax.h  a.  a.  0. 


90  Knabenschaften  und  Volksjiistiz  in  der  Schweiz. 

leitet  die  „Knabenzunft^  von  einem  historischen  Ereignis  ab.^'^) 
Während  der  Belagerung  durch  die  Zürcher  nämlich,  im  Jahre 
1388,  sollen  die  Frauen  und  Töchter,  die  ihre  Männer  und  Väter 
in  der  Schlacht  bei  Näfels  verloren  hatten,  auf  der  Burg  getanzt 
haben,  um  den  Zürchern  zu  zeigen,  wie  wenig  sie  entmutigt 
seien.  Dieser  Tanz  wurde  in  der  Folgezeit  fortgesetzt  und  je- 
weilen  mit  einem  pomphaften  Fastnachtszug  eingeleitet.  ^^)  Er 
bewegte  sich  um  den  Platzbrunnen  und  endete  auf  der  Burg. 
Die  Tänzerinnen  durften  nur  aus  ledigen  Töchtern  bestehen. 

Neben  der  Fcstthätigkeit ,  zu  der  natürlich  auch  eine  auf- 
wandreiche Mahlzeit  gehörte«  übte  die  Knabenschaft  aber  auch  eine 
sittenrichterliche  aus,  indem  sie  Vergehen  gegen  die  Sittlich- 
keit mit  Bussen,  besonders  in  Form  von  Weinspenden,  belegt«. 
Dass  dieses  Sittengericht  sozusagen  staatlich  sanktioniert  war, 
geht  aus  dem  Umstand  hervor,  dass  man  von  ihm  an  den  Kleinen 
Rat  appellieren  konnte.  ^^)  Auch  gemeinnützige  Handlungen  sind 
von  der  Zunft  nachweisbar.  So  verkaufte  sie  im  Jahr  1656,  „als 
die  Frucht  sehr*  wohlfeil  war,  46  ihrer  silbernen  Becher,  um  da- 
gegen Korn  aufzuspeichern,  8  andere  wurden  zu  frommen  Zwecken 
der  Kirche  gegeben*.  Der  Reichtum  an  silbernen  Bechern  *'') 
lässt  auf  ein  verhältnismässig  hohes  Alter  der  Gesellschaft  schliessen, 
und  wenn  vielleicht  auch  die  Entstehung  im  XIV.  Jahrhundert 
ins  Reich  der  Fabel  gehört,  so  sind  uns  doch  schon  regelrecht 
geführte  Protokolle  aus  dem  Anfang  des  XVII.  Jahrh.  überliefert. 
Eingegangen  ist  die  Zunft,  wie  auch  die  Gesellschaften  von  Zug 
und  Bern,  im  Jahr  1798,  also  in  der  Revolutionszeit,  jener  für 
unzählige  Volksbräuche  so  verhängnisvollen  Klippe. 

In  Rappers wil  wie  in  Kiingnau    tritt  uns  Ernstes  and  Fa- 
schingsfreudiges in  bunter  Mischung  entgegen.    In  beiden  Städten 
sind  die  Grundelementc  dieselben :    festlicher  Umzug,    Umgehen 
und  Umtanzen  des  Brunnens,  Volksjustiz;    aber  diese  Elemente 
sind  in  beiden  Städten  so  verschieden  ausgeprägt,  dass  wir  den 
Eindruck  von  völlig  heterogenen  Erscheinungen  bekommen.  Solche 
Divergenzen  aus  dem  selben  Stamme   geben   uns   nun   aber   ein    j 
Mittel  in  die  Hand,  auch  andere,  bis  anhin  rätselhaft  gebliebene  « 
Institutionen  richtig  zu  beurteilen:  ich  meine  den  sog.  „Grossen  .fl 
Rat*"  in  Zug   und   in  Stans    und  den  „Äussern  Stand**  in  Bern 

-■•)  Das  itlt(»st(»  Protokoll  datiert  j«»docli  erst  vom  Jahr  1612.  —  ")  Kine-^= 

ausfülirlichp  liesclinMbiinj^    im  Au«  inv  I,  260     —    ^')  Rickknmann  I,  235.    

2^)  1653  waren  es  deren  69,    darunter  der  127  Loth  wiegende  „Saubecher* 


KDabi^oschatlten  und  Volksjnstiz  in  der  Schweiz.  Ol 

Wir  müssen  uns   diese   sonderbaren  Gebilde   etwas   näher 
ansehen.     Der  volle  Name  der  Zug  er  Gesellschaft  lautet  „Ge- 
sellschaft des  grossmächtigen,  gewaltigen  und  unüberwindlichen 
Rats*,    ein  pompöser  Titel,    der  auf  ein   nicht  geringes  Selbst- 
bewusstsein  schliessen  lässt.  Dieses  Selbstbewusstsein  findet  unter 
Anderm    aber   auch    seinen  Ausdruck   in    der   natürlich  sagen- 
haften Herleitung  aus  den  Zeiten  Ottos  I.  ^^),  und  wie  schon  die 
Rapperswiler  Enabenschaft   mit    einem   historischen  Ereignis  in 
Verbindung  gebracht  wurde,  so  identifiziert  sich  nun  der  Zuger 
«Qrosse  Bat''  mit  jener  berüchtigten  „Bande  vom  tollen  Leben^, 
die  zur  Fastnachtszeit  des  Jahres  1477  den  tumultuarischen  Zug 
nach  Genf  unternahm,   um    die   rückständige   Brandschatzungs- 
summe   einzuziehen.  '^)     Unwahrscheinlich   ist  diese  Aufstellung 
nicht;    denn  es  ist  nachgewiesen,   dass  das  dem  „Grossen  Rat** 
gehörige  und  jetzt  noch  im  Zuger  Altertumsmusenm  befindliche 
^Saupanner''  **)  von  der  „tollen  Bande*  wirklich  gebraucht  worden 
let»    und  wer  würde  sich  nicht  bei  diesem  „Saupanner^    an  das 
Xlapperswiler    „Saugerichf^    und    seinen    „Saubecher*    erinnern? 
'Zudem  sind  die  Analogien  in  Bern  und  Stans  so  auffallende,  dass 
jedenfalls   die   ehemalige    militärische    Bedeutung    der   Knaben- 
^cshaften  über  allem  Zweifel  steht.   Nun  ist  aber  in  Zug,  wie  in 
^em  und  in  Stans,   Eins  bemerkenswert:    es  wird  nirgends  ge- 
imaigt,  dass  die  Gesellschaft  nur  aus  Ledigen  bestehe  oder  je  be- 
ifcanden  habe.     Schon  aus  Rapperswil    wird   uns  berichtet,    dass 
m<ih  an  dem  Umzüge  „sämmtliche  Herren  und  Bürger'^  beteiligt 
I  ^ben ;  in  Zug  können  aber  auch  wirklich  Ehemänner  Mitglieder 
l  ^8  „Grossen  Unüberwindlichen  Rates ^  sein.     Da  die  Protokolle 
»misch  dieser  Gesellschaft  erst  mit  dem  Jahre  160S  einsetzen,  so 


V 


^)  Auffallend  ist,  dass  auch  die  Meistersin^^er  ihre  Entstehung  auf 

t"to  I.  zurückführen  (s.  Wagknseil,  Von  der  Meistersinger  holdseligen  Kunst 

1^^7  S.  504).    —   Das   lilteste  Protokolihuch    (1608)   der  Zuger  Gesellschaft 

-t^xrs.^^  die  Überschrift:    „In  diesem  Buch   ist  verzeichnet  und  beschryben  di«? 

l^^^KTliche  Statuten,  Jurisdiktion,  Gewaltsame,  Fryheit,  Herrlig-  und  Gerechtig- 

%& «ernten  der  grossmächtigen  Herren  des  grossen,  gewaltigen  und  unUherwind- 

lics-^enBathes  der  Stadt  Zug,  mit  welchem  Sy  befryet  und  begäbet  sind  von 

^    ^m    grossmächtigen    Keyser    Otto,    dem    Ersten    diss 

"M"   2» mens,   so   vor  unzalbaren  Jaren  regiert  und  gelebt"    u.  s.  w.    Klkinkk 

X«.T<3EE  Kalkndkb  1868  S.  3.    —    30)    Vgl.    K.  Dändlikke,    Gesch.  d.  Schweiz. 

^-     Aufl.  II  (1894),  233;    J.  HfHuiN,  Handb.  d.  Schweizer  Geschichte  I  (1900), 

313;  Alphiroskm  1866,  S.  08.  —  ^i)  Vgl.  Aiuiiiv  I,  265  A.  2.  Ähnliche  Banner 

»^i  Du  TiLLioT,  M^moires  pour  servir  ä  Thistoire  de  la  Fete  des  Foux  1741 

^Tafeb). 


92  Rnabenschaflten  und  VolkBJuBtiz  in  der  Schweiz. 

ist  es  unmöglich,  zu  sagen,  wann  diese  Erweiterung  stattgefunden 
hat;  doch  möchte  ich  angesichts  all  der  analogen  Erscheinungen 
vermuten,  dass  die  Ausdehnung  der  Mitgliedschaft  auf  Verhei- 
ratete eine  sekundäre,  in  grössern  Ortschaften  entwickelte  Form 
der  alten  Enabeuschaften  ist.  Im  Übrigen  weist  auch  der  Zuger 
„Grosse  Rat^;  dessen  Mitgliederzahl  freilich  auf  40,  später  auf 
50  beschränkt  war,  und  der  schliesslich  nur  noch  regimentsfahige 
Bürger  zuliess,  alle  Eigenheiten  der  bisher  behandelten  Enaben- 
schaften  auf.  Er  hatte  als  Vorgesetzte  einen  auf  3  Jahre  wähl- 
baren „Schultheissen^,  einen  „Statthalter^  und  einen  „Seckel- 
meister".  Der  Einkauf  war  10  Thaler  und  mehr.  Die  Versamm- 
lungen und  Wahltage  fanden  am  „schmutzigen  Donnerstag^  auf 
dem  alten  Oerichtsplatz  unter  der  Linde  statt,  ähnlich  den  alt- 
germanischen  Gerichtsyersammlungen,  und  dabei  ist  es  bemerkens- 
wert, dass  Yollständig  die  Formen  der  Landsgemeinde  innege- 
halten wurden.  ^^)  Dieser  Parodie  der  Landsgemeinde  werden  wir 
auch  noch  an  andern  Orten  begegnen.  Dass  bei  der  straffen, 
durch  Statuten  geregelten  Organisation  auch  Justiz  geübt  wurde, 
ist  selbstverständlich,  und  zwar  erstreckt  sich  die  Gerichtsbarkeit 
des  „Grossen  Rats^  auch  wieder  auf  geringfügigere  Vergehen; 
ähnlich  wie  bei  den  bereits  erwähnten  Enabeuschaften.  Besonders 
interessant  sind  hier  aber  die  StraHnstrumente,  deren  Handhabung 
jewcilen  einem  besondern  Beamten  zugeteilt  wurde.  Als  solche 
werden  erwähnt:  der  Eisengrind,  das  Hühnerbrett,  der  Holz- 
schuh, der  Eolben,  das  Hundebeil,  der  Bogen,  das  Leiterlein, 
das  Joch,  der  Weiberfeind,  der  Judenspiess,  das  Urren-  (d.  h. 
Stieren-)  Antlitz  und  die  Leimpfanne.  „Es  sind  dies  Eennzeichen 
gewesen",  sagt  der  Anonymus  im  Eleinen  Zuger  Kalender  für 
1868  (S.  11),  „die  man  nachts  denjenigen  vor  die  Wohnungen 
zu  stellen  pflegte,  welche  sich  in  Dingen  versündigt  hatten,  die 
der  Gerichtsbarkeit  des  Grossen  Rats  unterworfen  waren.  Leider 
ist  uns  eine  nähere  Erklärung  des  Eisengrinds,  Kolbens,  Hunde- 
bcils,  des  Hühnerbretts  und  der  Leimpfanne  nicht  möglich.  Die 
Blätter  im  ältesten  Protokolle,  auf  denen  sich  die  Gebrauchs- 
erklärung dieser  Instrumente  befand,  sind  herausgeschnitten,  ver- 

"j  „So  sollen  sy  Jilrlichen  an  Einem  Schnnizigen Donnstag Lanndtss- 
gmeind  halten,  Mit  gannz  gesessnem  Kath,  Under  dem  Heyteren 
II  i  m  m  e  l ,  daniitten  inn  der  Statt  Zug,  An  gewöhnlichem  Blatz,  da  dann 
die  gross  Linden  gestanden,  Unnd  alda  Erwelen  Inen  Einen  Schult- 
heissen*'  u.s.w.  (Es  folgen  dann  die  einzelnen  Bestimmungeo  über  diese  Lands — 
gemeinde.)    Kl.  Zugkr  Kal.  1868,  10. 


V 


Kuabenschaften  und  Volkajuatjz  in  der  Schweiz.  93 

mutlich  weil  dieselbe   in  Bpätern  Zeiten   zu   mittelalterlich   derb 

klang  und  deshalb  Anstoss  erregte.  Der  „Wybfyend**,  der  „Juden- 

spiess^,  das  „Urrenantlit"  und  der  ^Holtzschuo^  hingegen  blieben 

stehen.  Der  ,Wybfyend,  diss  ist  menigkhlichen  zu  wiissen,  wie  die 

Wyber  etwan  zunZyten  den  Mannen  gar  keinGnad  mögend  han  unnd 

nit  by  inen  wend  blyben;   demselben  [Manne]  ist  verordnet  der 

AVybFyendtS    Den  ^Judenspiess  soll  man  auch  besetzen,  so  Einer 

Ocldt  usslehnet  umb  einen  zimlichen  Zinnss,  dass  imo  nochmals 

[nachher]  weder  Zinss  noch  das  Hauptgnt  [Kapital]  wirdt.    Dem- 

selbigen  soll  man  den  Judenspiess  fürsetzen  damit  das  er  stechen 

kböne  das  wo  behafFce^  ^^)    ,Item  das  Urren-Antlit  soll  man  dem 

j  henigen  geben,  der  da  gern  ein  hübscher  Mann  wäre,  aber  dessen 

Hjyb,    Angesicht,   Gang   unnd   Proportion    unflätig   wüost    unndt 

bosser  einer  Suw  zu  verglychen,  dann  einem  hübschen  wolgestal- 

t^en  Mann^  ,Die  Holtzschuo  soll  man  denjänigen  mitteilen,  weliche 

^%^ol   mit  dem  Praticiren    khönncnd   umbgehen,   heimlich   thrölen 

vand  Äropter  überkhomend,  damit  sy  ein  anderss  mal  desto  leyser 

Stehen  können,  oder  denen,  so  das  Pratiziren  gefehlt  bat   [miss- 

I  vjDgen  ist]^    ,Der  Bogen  wird  also  verdienet,  so  einer  wäre,  der 

"v^on    unbillichen  Sachen  redete    unnd   nit   zu   glauben   ist,    noch 

^%^ehre,    dass  ein  Jegkhlicher  woU  gespüren    oder   gryffen    mag, 

cl.as8  er  den  Bogen  zu  fast  spannet  [also  ein  Aufschneider],  dor- 

^  olbig  soll  mit  dem  Handtbogen  versorget  werden'.   Das  Leiterli 

■^^r-  arde  schliesslich  solchen  gegeben,  die  lieber  durch  die  Fenster, 

^^Ib  durch  die  Thüren  in  gewisse  Zimmer  stiegen.''  Die  Yolksjustiz 

cX  ^9  , Grossen  Ratos*^  bestand  aber  nicht  ausschliesslich  in  Persi- 

F9  ^mge ;    er  wendete  sich  auch  strafend  gegen  alle  Gottlosigkeiten 

-«jm.  vnd  sittlichen  Vergehen.  Das  beweist  nicht  nur  die  Strafexpedition 

-^r^i^n  1523    mit   der  schreckhaften  Maske   gegen  die  Nonnen  von 

rauenthal,  die  moralisch  in  schlechtem  Rufe  standen  ^^),  sondern 

Lch  die  in  den  Protokollen   verzeichneten  Fälle  von  Türmung, 

Qogerkuren  und  Geldbusseo,  ferner  der  Zwang  zu  Wallfahrten 

ch  Einsiedelu,  zur  Abbetung  von  Rosenkränzen  und  Psaltern. 

^  Im  frühem  Zeiten  war  Übergiessung  mit  einigen  Zubern  Wassers, 

cls^«  Herumtreiben  von  Gasse  zu  Gas^e   mit  Körben  voll  Unrats 

nxid  mit  dem  Strohkönig  unter  klingendem  Spiel,  sehr  gebräuch- 

^i<5h.   Auch  war  eine  grössere  hölzerne  Kette  vorhanden,  um  mit 

S^^issen   unreinen  Individuen   gelegentlich   eine   Schwemme   im 

")  Dieser  Zusatz  iat  mir  nicht  klar.  —  ^)  s.  Ai-rENnöSEN  18()6  S.  70. 


9i  Knabenscbaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

See  vorzunehmen."  ^^)  Wir  werden  auf  die  alte  Reinigungestrafe 
des  Wassergusses  bzw.  der  Tauche  noch  zurückkommen.  Er- 
wähnung verdient  endlich  die  rege  Bethätigung  des  ,Qrossen 
Rates  bei  kirchlichen  Festen  und  die  geflissentliche  Abhaltung 
von  Seelenmessen  für  verstorbene  Mitglieder.  ^^)  Das  Ende  aber 
war  Versumpfung  in  Schlemmerei  und  Schulden.  ^^) 

Wieder  etwas  anders  hat  sich  der  sog.  „Äussere  Stand*" 
(oder  das  „Äussere  Regiment")  in  Bern  ausgebaut,  obschon  er 
auf  den  gleichen  Grundlagen  ruht.  Seinen  Namen  führt  er  im 
Gegensatz  zum  „Innern  Stand*^,  der  eigentlichen  Regierung,  und 
ist  schon  im  16.  Jahrhundert  völlig  organisiert.  Er  hat  mit  dem 
Zuger  Rat  unter  Anderm  gemein  die  Zulässigkeit  Verheirateter 
und  die  alte  Ursprungssage,  nur  ist  es  hier  der  Herzog  von  Zäh- 
ringen, dem  er,  wie  die  Stadt  Bern  selbst,  seine  Gründung  zu 
verdanken  hat.  Die  Anfange  sollen  ganz  kriegerisch  gewesen  sein. 
Ähnlich  der  „Bande  vom  tollen  Leben"  soll  sich  auch  hier  eine 
Schar  von  Freiwilligen  („Fryhärster")  im  13.  Jahrh.  zusammen- 
gethan  haben  zur  Verteidigung  des  Landes,  und  aus  dieser  soll 
dann  der  „Äussere  Stand^  mit  seiner  weitschichtigen  Organisation 
sich  entwickelt  haben.  Die  Vorgesetzten  und  Beamten  waren  un- 
gefähr die  selben  wie  in  Zug:  Schultheiss,  Statthalter,  Seckel- 
meister,  Stadtschreiber  u.  s.  w.  Daneben  militärische  Ämter  wie 
Hauptmann ,  „  Lütenampt^ ,  Schützenhauptmann ,  Fahnenführer, 
„Spiessenhauptmann"  u.  A.  (Hiubek  S.  13).  Auch  hier  fanden  - 
„Rats Versammlungen^  statt,  die  eine  genaue  Kopie  der  Versamm-  - 
lungen  des  „Innern  Rates*  darstellten.  Während  aber  in  Zug  -^ 
die  Volksjustiz  ein  Hauptelement  des  „Grossen  Rates^   bildete,  .^ 

scheint  sie  in  Bern  auf  Kosten  des  immer  mehr  überhandnehmen 

den  Festpompes  etwas  verkümmert  zu  sein.  ^^)  Wohl  vernehmec 
wir  auch  hier  von  Bussen  bei  Übertretung  der  Sitten-  und 
Anstandsgesetze;  aber  sie  finden  ihre  Anwendung,  soviel  ich 
in  Erfahrung  bringen  konnte,  nur  auf  Mitglieder  des  „Äussere 
Standes**  und  nicht  auf  anderweitige  Personen.  Wichtiger  warei 
der  Berner  Gesellschaft  die  Umzüge,  die  sich,  aus  Ursprung 
lieh  einfachen  Musterungen,  im  17.  und  18.  Jahrh.  zu  einec 
pomphaften  Schaugepräoge   entfalteten.     Diese  Umzüge   fand^ 


3^)  Kl.  Zuger  Kal.  1868  S.  15.  —  36)  Ebenda  S.  14.  —  ")  Ebenda  S.  12€J;r- 
—  '^)  Schon  früh  hat  sich  übrigens  der  Äussere  Stand  durch  wilde  Au8g*e  — 
lassenheit  in  Tanz  und  Schwelgerei  ausgezeichnet  (Hidber  S.  7).  Der  Geisslec 
spotten  sie. 


Knabenschaften  und  V^olksjustiz  in  der  Schweiz.  95 

jeweilen  nach  der  Ämterbesatzung  im  Sommer  statt  und  hatten, 
je  nach  Vereinbarung,  bald  einen  vorwiegend  kriegerischen,  bald 
einen  mehr  fastnächtlichen  Charakter.   In  altern  Zeiten  war  noch 
der  „Aufritt"  des  „Rossvolks^    von   dem  Umzug   des  Fussvoiks 
getrennt,  und  es  wurden  Scheingefechte^^)  aufgeführt,  was  deut- 
lich auf  den  Zusammenhang  mit  den  alten  Musterungen  hinweist. 
Später  wurden  beide  Schaustellungen  vereinigt.  Bei  den  burlesken 
Umzügen,  die  uns  leider  erst  im  18.  Jahrh.  durch  bildliche  Dar- 
stellungen   und    Beschreibungen    näher   geschildert    werden,    er- 
scheinen als  typische  Figuren  die  „Bärenhaut",  der  Affe  und  der 
^Urispiegel" ;  letzteres  eine  die  neueste  Mode  karrikierende  Dame.*®) 
Itferkwürdigerweise !    denn    das  Wort    ist   identisch   mit    „Ulen- 
spiegeP  =  Eulenspiegel'' ^*).  An  diese  Umzüge  schlössen  sich  auf- 
^^^andreicheMähleran,  zu  deneu  die  Regierung  eingeladen  wurde.  *^) 
^\hnlich  den  Bündner  Knabenschaften  muss  der  Berner  ,,Aus8ere 
Stand''  durch  alle  Entwicklungsphasen  hindurch  eine  nicht  geringe 
politische  Macht  gehabt  haben ;  ja  von  1 687  an  galt  er  als  eigent- 
X  iche  Vorschule  für  das  Staatsleben.    Gegen  Ende  des  18.  Jahr- 
Jrmunderts    machte    man   aus  ihm    eine  Art  Freikorps    und    damit 
|^:ehrte   er  wieder    zu   seinen   ursprünglichsten  Anfängen  zurück. 
;^^reilich  nicht  für  lange;  denn  im  Jahre  1798  wurde  er,  wie  die 
^3''^8oll^<^h^f^^Q  ^OQ  Rapperswil  und  Zug,  endgültig  aufgelöst. 

Ein  längeres  Leben  war  dem  „Qrosseu,  Unüberwind- 
1^  i  •chen  Rat''  in  Staus  beschieden.  Derselbe  steht  nämlich  noch 
X^  C3ute  in  der  alten  Blüte.  Da  jedoch  aus  berufenster  Feder,  von  dem 
^  Üeichsschatzmeister"  der  Oesellschaft,  eine  Monographie  über 
clic^ae  in  Aussicht  steht  ^^),  will  ich  hier  nur  so  viel  sagen,  dass  sie 
in  den  wesentlichen  Punkten  mit  denjenigen  von  Zug  und  Bern 
übereinstimmt,  ihren  Ursprung  auf  die  „Bande  vom  tollen  Leben" 

^'^)  Etwas  AhDliches  war  der  „Landsknechtonumzug"  in  Luzern  mit  seinem 

Scheingefecht;  s.  Arcuiv  I,  262  fg.    —    ^^)  Doch  erst  seit  1747.    —   *•)  Also 

'iicht  aus  „Hiirenspiegel'*  entstanden,  wie  Uidber  vermutet.  —  ^-)  Wie  wacker 

^*    Solchen  Mählem  getrunken  wurde,   das  zeigen  folgende  zwei  Berichte: 

l>en  13.  Juni  1619  klagt  Hr.  Ulisang,  er  habe  Meister  Wilhelm  Dingnaner,  den 

^»Urtier,  auf  dem  „Hapstetter  Viild,  gantz  zugerüstet  angetroffen,  also,  das 

^'^nn  er  Ime  vf  einer  Syten  erhaben ,    sye  er  vf  der  anderen  Sythen  vom 

»^osu  gesunken  vnd  hirmit  Imme  syn  Koss  übergaben,  er  aber  uss  Fölli  Irr 

^^gangen,  inn  ein  Höltzli  kommen  und  alda  übernaeht  verbliben.**  —  »1614 

^Jirü  der  Ufritt  gan  Burgdorf  gehalten,  darzu  die  Herren  von  Solothurn  ge- 

>Ä<len  worden,  da  mann  zu  beyden  j^eiten  so  gewaltig  geschluckt,   dass  im 

**^inreiteo  etliche  Sättt»l  und  Wägten  leer  worden"  (Hidbkk  S.  20».  —  *^)  Die 

^^beit  ist  uns  fUr  diese  Zeitschrift  freundlichst  zugesagt  worden. 


96  Knabenscbaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

zurückführt,  humoristische  Strafprozeduren  gegen  Mitglieder  ver- 
fügt und  von  einem  jetzt  eingegangenen  „Hirsmontagsrat'',  also 
offenbar  von  einer  Landsgemeindeparodie,  berichtet.  Eine  Eigen- 
heit des  Stanser  ^Grossen  Rats^  ist  es  übrigens,  dass  laut  dem 
sog.  „ Weiberbrief **  von  1627  auch  die  Frauen  der  „Reichsritter*, 
d.  h.  der  weltlichen  Mitglieder,  aufgenommen  werden  können. 
Demnach  ist  auch  hier  die  Mitgliedschaft  seit  Langem  nicht  mehr 
auf  Unverheiratete  beschränkt. 

Wir  haben  im  Vorausgehenden  nur  eine  kleine  Auswahl 
wichtigerer  Typen  von  Knabenscbaften  herausgehoben ,  um  das 
Hauptsächliche,  das  Gemeinsame,  möglichst  deutlich  darzulegen. 
Wir  müssen  nun  nochmals  auf  diese  wesentlichen  Punkte  zurück- 
kommen, weil  sie  allein  im  Stande  sind,  uns  nach  dem  Ursprung 
zurückzuleiten. 

>  Als  besondere  Merkmale  betrachten  wir  die  Organisation, 
die  sittenrichterliche  Thätigkeit,  die  hervorragende  Rollo 
bei  Festen,  in  früherer  Zeit  auch  das  militärische  Gepräge. 
Alle  diese  Kennzeichen  finden  sich,  wenn  auch  verschieden  stark 
ausgebildet,  bei  den  Knabenscbaften  vor. 

Was  zunächst  die  Organisation  betriift,  so  ist  sie  heute, 
gegenüber  den  altern  Phasen  mit  ihren  Statuten  und  Protokollen, 
in  den  meisten  Gegenden  eine  ziemlich  lockere  geworden  und 
tritt  fast  ausschliesslich  nur  noch  bei  Festanlässen  oder  bei  der 
Volksjustiz  zutage,  indem  für  erstere  sog.  Kilbivorsteher  (Prätti- 
gau),  Spielmeister  (St.  Galler  Oberland),  Capitani  (Brigels),  Platz- 
meister (Obersaxen)  oder  wie  sie  sonst  heissen  mögen,  bestellt 
werden ,  die  die  Vergnügungen  zu  überwachen,  etwa  auch  die 
Mädchen  an  die  Burschen  zu  verteilen,  bzw.  auszulosen  haben.  ^^) 
So  sagt  z.  B.  der  Bündner  Kalender  f.  1869  in  der  Erzählung 
„Das  Kreuz**:  „Die  Geseilschaft  wählte  einen  [Kilbi-]  Vorsteher. 
Der  leitete  die  Angelegenheiten  des  Jungvolkes  ein  ganzes  Jahr, 
hatte  namentlich  die  Pflicht,  auf  Sitte  und  Ehrbarkeit  seine  Wach- 
samkeit zu  richten ;  er  hatte  aber  auch  das  Recht,  sich  zum 
Voraus  ein  Chilbimädchen  zu  wählen  ....  Die  Wahl  des  Vor- 
stehers fand  jedesmal  am  Abend  beim  Mondschein  auf  einer  Wieso 
vor  dem  Dörfchen  statt/  (Ähnlich  Balktta  S.  225.)  Ferner  war 
dieser  Vorsteher  gewöhülich   auch   der  Wortführer   der  Knaben- 

.  **)  HitMülxT  v;^l.  Mr.mi  im  Auiiiiv  II,  I4.*5;  Axnalas  XII,  7.    Im  Freiaint 
war  <*s  der  ^Rut**,  wclclier  die  Miülchcii  zuwies.  Sciiw.  Id.  IV,  304. 


Knabenschaften  und  Volkejustiz  in  der  Schweiz.  97 

aft,  wenn  es  sich  darum  handelte,  bei  Hochzeiten  dem  jungen 
ir  Glückwünsche  darzubringen  und  den  üblichen  Tribut  zu 
lern.  Dass  bei  Ausübung  der  Yolksjustiz  eine  Leitung  not- 
idig  ist,  bedarf  keiner  besondern  Begründung.  Die  Organisation 
aber  auch  bedingt  durch  das  Vermögen,  das  die  Oesellschaft 
itzt.  So  geringfügig  dasselbe  oft  sein  mag :  es  erfordert  doch 
)  Verwaltung  und  zwar  durch  eine  dazu  bestimmte  Person- 
keit. 

Das  Eigentum  der  Gesellschaften  besteht  gewöhnlich  nur 
Wein  und  Geld;  doch  werden  diese  Schätze,  heutzutage 
tigstens,  selten  aufgestapelt,  sondern  bei  der  ersten  besten 
egenheit  wieder  verprasst.  Die  Bezugsquellen  sind  verschiedene. 

häufigsten  laufen  diese  Spenden  bei  Verlobungen  bez.  Hei- 
en ein.  So  war  die  Abgabe  in  Tomils  statutengemäss  16  Gul- 

oder  100  Mass  Wein  (Archiv  I,  146),  in  Bern  1  S"  (Hidber), 
Kanton  Glarus  haben  die  „Ledigen^  das  Recht,  das  „Gassen- 
I"  zu  fordern  (Abchiv  IV,  297.  300)  und  auch  in  Brigels  er- 
en  sie  ein  schönes  Geldgeschenk  (Baletta  S.  232).  Hie  und 
wird  die  Abgabe  auch  in  der  Form  des  „Spannens**  gefordert, 
;he  darin  besteht,  dass  dem  Brautzug  oder  auch  dem  Braut- 
)r   durch   eine  querüber  gespannte  Kette   der  Weg  versperrt 

erst  nach  Entrichtung  eines  Lösegelds  wieder  geöffnet  wird. 
968  ,,Spannen^  ist  eine  weit  über  die  Grenzen  unseres  Landes 
)reitete  Sitte  und  wird  im  Tirol  sogar  mit  einer  Art  Volks- 
iz,  die  sich  in  satyrischen  „Reimen*^  äussert,  verbunden. ^^) 
Kanton  Neuenburg  wird  die  an  die  Knabenschaft  zu  ent- 
tende  Abgabe  geradezu  „barrure^  genannt,  obschon  das 
annen*'  selbst  dort  längst  verschwunden  ist.^^)  Dass  übrigens  diese 
dforderungen  zu  eigentlichen  Erpressungen  ausarten  konnten, 
;en  ältere  Berichte  dieses  selben  Kantons:  „A  Dombresson, 
3oci6t6  des  gar^ons  exigea  d'une  fille  Fallet,  riche  de  22,000 
3,  un  louis  d*or  par  1000  äcus  (509  Fr.),  somme  qui  fut  pay^e 
r  ^viter  un  charivari  et  le  cortfege  d'horreurs  qui  en  6tait  la 
ipagne  ins6parable."  „  A  Villiers,  les  gargons  tax^rent  une  fille 
oe  somme  tellement  forte  qu'elle  refusa  de  la  livrer ;  mais 
epoux,  cruellement  punis,  furent  lobjet  des  plus  horribles 
ations;   ils  durent   en  passer  par  des  charivaris  sans  fin;   on 

meme  jusqu^ä  infester  leurs  terres  en  y  semant  tout  esp^ces 

♦^^  Zkitbchb.  f.  österr.  Volkskunde  HI,  326.  —  ♦«;  MusfeKNeuchätelois  XXVII, 


98  KnabeDBchaften  und  VolksjuBtiz  in  der  Schweiz. 

d'herbes  nuisibles  et  malfaisantes  qui  caus&rent  un  immense  dorn- 
mage.^  ^^)  Anderwärts  sanken  diese  ehemaligen  Abgaben  an  die 
Knabenscbaft  zu  einem  Ehrengeschenk  an  das  Schulgnt  oder  an 
Vereine  herab.*®)  Ausser  Geld  wird  auch  etwa  Wein  gespendet**), 
oder  es  findet  überhaupt  eine  Bewirtung  statt.*^) 

Besonders  aber  wird  von  ausheimischen  Brautwerbern 
Tribut  gefordert.  Die  Tomilser  Gesellschaft  bestimmt  für  einen 
fremden  Eilter  eine  Abgabe  von  12  Mass  Wein  oder  einen 
„Philipp **,  für  einen  Hochzeiter  7  Gulden  oder  55  Mass  Wein.*') 
Auch  die  Glarner  „Ledigen'^  erheben  schon  von  dem  Kilter 
ein  „ Gassengeld ^^^),  gewisse  Zürchergemeinden  die  ^Hauss''  oder 
den  „HeiseP^^)  oder  das  „  Passiergeld  ^  **).  Die  „Soci6t6  des 
gar^ons^  von  M...  (?)  im  Eanton  Waadt  setzt  Folgendes  fest: 
^Nous  ordonnons  que  tout  ^tranger  qui  Youdra  prendre  femme 
en  Mariage  en  notre  Yillage  soit  entendu  k  nous  payer  et  ce 
promptement  pour  ayoir  gard4  sa  dite  ^pouse  assavoir  deux 
pistolles  en  or  ou  la  valeur  en  argent.'^  Die  Braut  dagegen 
hat  zu  liefern:  einen  Golddukaten,  einen  „s^tier"  (ca.  77s  Liter) 
Wein,  einen  Ofen  voll  (^fonrn^e**)  Brot  und  genügend  Fleisch 
„pour  accompagner  et  manger  raisonnablement  le  dit  pain^/^) 
In  Obersaxen  (Graubünden)  wird  die  Geldabgabe  des  fremden 
Hochzeiters,  welche  zwischen  10  und  80  Franken  schwankt, 
„Schall wein*  genannt,  was  entweder  auf  eine  frühere  Weinabgabe 
oder  doch  wenigstens  auf  eine  Geldspende  zum  Zwecke  des  Yer- 
trinkens  hinweist.  ^^)  Und  so  Hesse  sich  diese  gäng  und  gäbe 
Sitte  noch  weiter  verfolgen,  ohne  dass  wesentliche  Abweichungen 
zu  verzeichnen  wären.  ^^)  Besonders  beachtenswert  aber  ist  ein 
früher    im  Bündner  Oberland    geübter  Brauch:     „Heiratete  ein 

•^'}  M[  .SEE Neuchatelois XXVII, 214.  —  ♦»)  s. Scew. Id.  11, 55  (Hochzit-Gab.).  — 
♦5)  „Hofiervvein"  in  Davos  (Buhler,  Daves  I,  277),  „Brutspini'*  im  Toggenburg, 
„Letzi"  im  Einnienthal  (Schw.  Id.  III,  1561).  —  ^<')  Berner  Albdm  1858  S.  73 
(zum  Dank  für  das  Hochzeitschiesson) ;  vgl.  auch  Schw.  Id.  I,  494  (Nacht- 
Crtej;  III,  1561  (Lotzi  4).  —  ^^)  Archiv  I,  146.  —  ")  Abchiv  IV,  297.  — 
^3)  Scnw.  Id.  II,  1679  (2^).  1682  (2).  -  s*)  Ebd.  258.  —  ")  Conteür  vaudois, 
6  oct.  1900.  —  '^)  V.  BChlek,  Davoa  IV,  38.  103.  —  ^7)  Vgl.  Schw.  Id.  U, 
1679  fg.  (Haus  2%  mit  weitern  Synonymen);  II,  260  (Brut-Geld);  III,  1440 
(8tumi)e-Lösig  2);  J.  Salzceber's  Erinnerungen  hrg.  v.  F.  Pieth.  Progr.  d. 
Bündn.  Kantonsseliule.  Chur  1902  S.  27  ff.  —  Etwas  Anderes  sind  natürlich 
die  Abgaben,  welche  die  ausheimische  Braut  nach  gesetzlicher  Vorschrift  an 
die  Gemeinde  des  Bräutigams  zu  entrichten  hat.  (Vgl.  hiezu  namentlich  H. 
JrcKER,  Einzugs-,  Braut-  und  Beehergeld  im  Kanton  Zürich;  in:  „Die  Sonn- 
tagspost" [WinterthurJ  1901  Nr.  9.  10.  11). 


KnabeDSchaflen  und  VolksjuBtiz  in  der  Schweiz.  99 

Idchen  ans  dem  Dorfe  in  ein  anderes,  so  spannten  die  Knaben 
i  Tage  der  Abreise  eine  Kette  über  die  Strasse  und  stellten 
neben  einen  Tisch  mit  Brot,  Käse  und  Wein.  Erschien  dann 
r  fremde  Bräutigam,  so  hielt  man  ihm  eine  Anrede,  worin  er 
ichuldigt  wurde,  dass  er  dem  Dorfe  die  schönste  Rose  entreisse, 
3h  möge  er  nun  freundschaftlich  von  dem  Weine  kosten.  Dies 
icbah ;  er  legte  ein  schönes  Trinkgeld  auf  den  Teller,  und  der 
äutigam  wurde  mit  einem  Strausse  geziert.^  ^^) 

Von  ausländischen  Parallelen  mögen  nur  die  aus  dem  Distrikt 
imay  (Belgien)  angeführt  sein.  Dort  wird  von  dem  ausheimi- 
len  Werber  eine  Summe  von  50—100  Franken  an  die  „  Jeunesse^ 
sahlt,  welche  ,,pi^ce^  oder  auch,  auf  eine  frühere  Yiktualabgabe 
ideutend,  „pät^''  genannt  wird.^^) 

Dass  auch  bei  Witwerheiraten  und  bei  Wiedervereinig- 
g  Entzweiter  Weinspenden  flössen,  zeigen  uns  die  Tomilser 
ituten.  «^ 

Eine  Einnahmequelle  ganz  anderer  Art  sind  die  Gelder, 
w.  die  Weinlieferungen ,  durch  die  man  sich  in  die  Knaben- 
aft  einkaufte.  Zehn  Thaler  und  mehr  sind  es  in  Zug,  2  Batzen 
Bern,  3—5  Franken  im  Taminathal^*),  4 — 20  Batzen  im  Kanton 
aenburg^*) ;  an  Wein  verlangt  die  Tomilser  Gesellschaft  3  Mass^'). 

Gelegentlich  greift  man  etwa  auch,  bei  schlecht  gefüllter 
sse,  zu  weniger  legalen  Mitteln:  man  bettelt  herum,  wie  im 
ninatal^^),  oder  man  heischt  sein  „  Stütz weingeld*^  von  beliebigen 
isanten,  wie  im  alten  Chur^^).  Von  den  Strafabgaben  weiter 
en. 

(Fortsetzung  folgt.) 


M)  H.  Herzoo  S.  305.  —  *»)  Wallosia  IX,  221.  In  aermont  (Belgien) 
Ät  die  Weinspende  ,,Valtonage",  s.  Wallonia  XI,  239.  —  *')  Archiv  I,  146. 
*')  Archiv  VII,  147.  —  ")  MrsfeK  Neuchatelois  XXVII,  210.  -  ")  Archiv  I, 
►.  —  Vgl.  hiezu  noch  Schw.  Id.  II,  1679  (Hauss  2»)  und  A.  Birlinger,  Aus 
iwaben  II,  47.  —  «♦)  Archiv  VII,  154.  —  «*)  Vgl.  die  Stelle  in  der  Prokla- 
•tion  des  Kleinen  Rats  vom  28.  August  1813:  ^Zu  solchen  Ausartungen 
hören  vorzüglich  die  Ansprüche  auf  Stütz-  oder  Hochzeitweine,  wenn  Rei- 
ode  dieserhalb  angehalten,  oder  solche  Gaben  auch  von  andern  Persohnen 
•f  ungestüme  Art  gefordert  oder  erpresst  werden  sollen"  (Der  Freie  Rätier 
HX)  Nr.  133). 


100 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

Von  Alfred  Tobler  in  Wolfhalden. 
(Portsetzung.) 

Wir   lassen  nun    eine  Anzahl  beliebter  Appenzeller   Tänze 
in  der  üblichen  Instrumentation  folgen. 

Appenzeller  Tänze, 

wie  sie  von  den  Musikanten  mit  einer  Violine,  einem  Hackbrette 

und  einem  Basse  gespielt  werden. 

Nr.  1. 

Schottisch.  Aufifcsetzt  von  Ferd.  Hub  er,  8t.  Gallen  (1791—1863). 


Violine. 
Violoii. 

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her  VolkstaDZ  im  AppeDzellerlande. 
Nr.  2. 


Violine. 
Violon. 


Schottisch •  Aufgesetzt  ron  Ferd.  Uuber,  St.  Gallen  (1791— 196S). 


Hackbrett. 
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In:  Sammlung  von  Schweizer-Kühreihen  und  Volksliedern.  Vierte, 
vermehrte  und  verbesserte  Ausgabe.  Bern  bei  J.  J.  Burgdorfer,  Buch-  und 
Kunsthändler.    1826. 

Diese  zwei  Tänze  sind  daselbst  Nr.  73  und  74. 

In  der  Vorrede  heisst  es  Seite  II  unter  Anderem :  Notre  compositeur 
^erd.  Huber)  n'a  pas  entendu  sans  surprise  les  deux  Dauses  appen- 
zell o  i  s  e  s ,  ins^röes  dans  notre  recueil,  qui  ont  ^tä  jou^es  en  sa  pr^sence 
0ar  le  tympanon  (Hackbrett). 


Ländlerli;  Wälserli,  Buuchryberli. 


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Schluss  jedes  Appenzeller  Walzers. 


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Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


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(Schluss  folgt.) 


116 


Les  Paniers. 

Poeme  en  Patois  bisontin,  traduit  an  Patois  jurassien 
par  Ferdinand  Raspieler,  Cure  de  Courroux. 

Etüde   critiquo   des   diverses  versions 
par  Arthur  Rossat,  Bäle. 

Introduction.    Au  premier  abord,  il  ne  setnble  pas  qa'ane 
etude  du  genre  de  celle-ci  ait  sa  place  marqu6e  dans  dos  Archives 
Suisses  des  Tradiiions  populaires,  car,  ä  vrai  dire,  il  ne  s'agit 
pas  ici  de  po^sie  populaire,  puisqu'on  connatt  Tauteur  da  poeme 
et  la  date  k  laquelle  il  fut  6crit.     Mais  les  Paniers  sont  teile- 
ment  conaus  dans  tout  le  Jura  catholique,  ils  sont  si  bien  entr^s 
dans  Täme  du  peuple   qu'ils  fönt   en  quelque  sorte  partie  de  Icu 
tradition  nationale  jurassienne  et  qu'ä  ce  titre  on  peut  vraimecifi 
les  appeler  un  podme  populaire. 

1 .    II  existe  (7*ois  manuscrits  du  poeme  patois  de  F.  Raspieldi 
Deux  sont  döcrits  par  M.  Xavier  Kohler   (Les  Paniers,  podn 
patois  par  Ferdinand  Raspieler^  Porrentruy  1849,  p.  22 
suiv.)     Ce  travail   de  M.  Kohler   etant  presque  introuvable   ri~^^ 
jourd'hui,  on  me  permettra  de  donner  cette  citation  in  exlen^^^^: 

«Nous  avous  deux  manuscrits  diff^rents  des  Paniers.  ^^H^e 
«premier  est  transcrit  sur  celui  qui  appartient  ä  M.  ThurmÄ.-^criD. 
«II  ne  porte  point  de  date,    renferme  688  vers   et   provient  de 

« M.  Moschard,  pasteur  ä  Montier. »  *) 

«Le   second   nous   a   cte  communiqu6    par  M.  Cham[>m.  ^o, 
« professeur  ä  Delcmont.     II  fait  partie  de  la  bibliotheque  d^         U, 
«  Helg,  ancien  president  du  tribunal,  et  lui-meme  le  tient  d&         :fea 
«M.  Vica^),  dont  le  pere  avait  pu  connaitre  le  curö  Raspieler.  CI?  "*^e«t 
«le  manuscrit  princeps,   6crit  en  entier  de  la  main  de  Tau't^ar. 
«II  foripe  un  petit  cahier  in- 12  de  54  pages,  reli^  en  parch^xzifo. 
^Au   lieu  du  titre   ordinaire:   les  Paniers  ou  Vertugadins,      od 
«lit  ä  la  1"  page:  Arrivi^e  d'une  dame  en  Vauire  mond(3     M- 
^billre  en  panier.     Traduit  d'un  imprim^  en  patois  d^     ^^ 
<sancon  en  patois  du  Cornat,  vallie  de  DelAnoni.     Eü     face 


*)  Ce  inanuöcrit  est  actuellement  la  propriet^  de  M.  Georges  Mosoliani, 
ä  Beriic.  —  ^}  II  est  a  present  entre  lo^  raains  de  M.  Ed.  Feune,  P^w- 
inaci«n  a  Del^iiiofit. 


Les  Paniers.  117 

<du  titre  sur  le  premier  feuillct  est  uuc  Vignette  peinte  ä  la 
« main,  qui  represente  Sottenville  k  la  porte  du  Paradis,  celle-ci 
«ä  largea  raies  jaunes  et  noires  n^a  qa'un  battant  d'ouvert,  et 
<  Saint-Pierre  y  apparait  en  costume  d'apötre,  robe  brone,  barbe 
« blanche,  la  main  appuy^e  sar  la  serrare  Celeste.  Qaant  k  rh6roin6 
«du  poeme,  eile  est  friste,  poudr^e,  reventail  k  la  main,  large 
«robe  rehausB^e  de  fleurs  dW,  les  ornements  de  la  taille  et  de 
«ses  manches  courtes  sont  de  meme  couleur,  de  fines  dentelles 
«se  jouent  sur  ses  bras  nus  et  potel^s.  Le  mill6sime  1736  se 
«lit  k  la  fin  du  po^me;  yient  ensuite  sous  forme  de  dictionnaire 
<\^ Explicaiion  des  termes  les  plus  obscurs;  eile  comprend  les 
«cinq  derni^res  pages.    Ce  manuscrit  renferme  752  vers. :» 

«  Chacun  des  deux  manuscrits  a  son  caract^re  propre.  Celui- 
«ci  est  le  premier  jet  de  Tauteur,  aussi  prend-il  ses  coud^es 
« franches,  s^me-t-il  k  foison  les  citations  sacr^es  et  profanes,  adop- 
«te-t-il  le  mot  tel  qu'il  se  präsente  sans  jeter  une  16gere  gaze  sur 
«l'expression  parfois  hardie.  L'autre  est  plus  classique,  si  nous 
r  pouYons  nous  exprimer  ainsi ;  on  a  apport^  un  soin  plus  minu- 
tieux  k  rharmonie  du  yers;  on  a  supprime  maintes  citations, 
adouci  plusieurs  paroles  malsonnantes  pour  des  oreilles  franpaises. 
Bref,  c'est  un  livre  purg^y  Über  expurgatus,  k  Timitation  des 
auteurs  latins  adopt6s  dans  les  collöges.  —  A  qui  sommes-nous 
redevables  de  ces  coupures?  peut-etre  k  Raspieler  lui-memO;  qui 
▼oulut  retoucher  et  corriger  son  poeme,  avant  d'en  livrer  des 
copies  k  ses  amis  . .  . . » 

Un  troisi^me  manuscrit  a  6t6  public  en  1898  par  M.  0. 
olletete,  conseiller  national,  dans  les  Ades  de  la  Soci^lt^  Juras- 
^nne  d' Emulation  (Annees  1893—1897,  Vol.  VI?,  Porrentruy 
398).     II  le  d^crit  de  la  mani^re  suivante  (p.  48): 

«  Nous  avons  d^couvert  dans  un  presbytfere  d'Ajoie  un  troi- 
»i^me  manuscrit  ne  contenant  que  557  yers,  y  compris  les  cita- 
bions  bibliques  familiäres  k  l'auteur.  Cette  nouvelle  Version, 
Sorite  dans  un  livre  reli^  en  parchemin,  intitule :  Collection  de 
^^zaximes^),   ayant  appartenu  k  Pierre -Joseph  Raspieler,   pro- 

')  Le  titre  exact  de  ce  manuscrit  est: 

Pierre-Joseph  Raspieler. 

«Collection  et  un  receuille  des  plus  beaux  passages  des  auteurs.     II 

«est  fort  util  aux  jeunos  gons  d'en  faire  pour  soulager  leur  memoire.  » 

Je  ne  vois  pas  poun^uoi  M.  Folietete  prend  ce  Pierre-Joseph  Raspieler 

**ir  un  neveu  du  Cun^.    On  lit  ä  p.  36  du  manuscrit:  Courroux,  le  18*  mars 

^^^.  —  Mon  fr^re,  le  Cur6  m'ecrivis  pour  me  felieiter  le  jour  de  St-Joseph 

^*t  une  po^sie  fran^aise).     11  s'agit  donc  d'un  fr^'re  du  eure. 


118  Les  Paniers. 

« bablement  un  neveu  da  poete  des  Paniey^s,  est,  ä  notre  ayis, 
«la  premiere  forme  de  rouvrage,  remanide,  corrig^e  et  modifi^e 
«pluB  tard.  La  po^me  a  pour  titre:  Arriv^e  d*une  dame  en 
« rauire  monde  habilUe  en  paniers.  —  Vers  patois  di  Cornat.  — 
«  Le  d^but  diif^re  totalement,  quant  aux  expressions  et  aux  tour- 
<:Qure8,  de  celui  de  l'^dition  de  1849.  C^est  bien  toujoars  la 
«  mSme  iadigoation  contre  le  laxe  des  dames  d'alors,  et  les  pr6- 
« tentioDS  des  petites  geos  qui  B'iagdnieat  ä  singer  la  noblesse  sans 
«  en  avoir  les  moyens ;  mais  la  forme  est  moins  parfaite  que  celle 
«adopt^e  d^finitivement  par  I'autear.» 

J^ajoaterai  que  ce  manascrlt,  comme  celai  de  1736,  est  suivi 
d'une  Explication  des  termes  les  plus  obscures  (sie),  reofer- 
mant  123  mots. 

2.  Le  po^me  des  Paniers  de  F.  Raspieler  fut  publik  pour 
la  premiere  fois  ea  1849,  sous  les  auspices  de  la  Socidtö  Juras- 
sienne  d' Emulation,  par  M.  X.  Eohlar,  ä  Porrentruy.  L'intro- 
duction  au  poome  proprement  dit  est  signier  X.  Kohler.  — 
e/.  Feusier,  sans  qu'on  sache  la  part  de  collaboration  qui  revient 
ä  chacuD  des  deux  auteurs. 

A  son  tour,  M.  FolletSte,  comme  nous  venons  de  le  voir, 
publia  daos  les  Actes  de  la  Soci6tä  Jurassienne  d'Emulation  (1898) 
le  manuscrit  qu'il  decouvrit  ä  Alle. 

Jusqu'ä  maintenant  tout  le  monde  dans  le  Jura  croit  que 
les  Paniers  de  F.  Raspieler  sont  une  oeuvre  originale;  c'est  une 
tradition  incontest^e,  et  tous  les  äcrivains  qui  en  fönt  mention 
s^accordcnt  ä  attribuer  au  öur^  de  Courroux  la  paternitä  de  cette 
Satire.  A  peine  a-t-on  fait  gä  et  lä  quelques  timides  r^serves. 
Mgr.  Vautrey  (Noiices  hisloriques  sur  les  Villes  et  les  Villa^ges 
du  Jura  bernois^  Fribourg  1880,  tome  V,  p.  189)  dit: 

«On  n*a  pu  decider  d'une  mani^re  certaine  si  les  Paniers 
sont  de  la  fa^^on  du  cur6  Raspieler  ou  s'il  n*a  fait  que  traduire 

'<  un  poeme    de  cette  espece  publik    dans  un  autre  patois 

'<M.  Kohler  qui  a  edite  et  traduit  en  frangais  le  po^me  des 
V  Paniers  croit  Toeuvre  originale  et  Tattribue  tout  entier  ä  M. 
'  Raspieler.  y^ 

M.  le  D^  J.  Thiessing  {Mit  Wanderstock  und  Feder^  Berne 
1889)  dit  p.   10: 

„Wichtiger  ist  eine  längere,  gegen  die  weibliche  Eitelkeit, 
„besonders  gegen  die  im  letzten  Jahrhundert  herrschende  Mode 
^der  wulstigen  Reifröcke  gerichtete  Satire  des  Pfarrers  Raspieler 


Les  Paniers.  119 

„von  Coarroux  im  Delsbergerthal.  Der  Zorn  über  die  Sitten- 
^losigkeit  seiner  Zeit  steigert  sich  hie  und  da  zu  den  heftigsten 
„Ausfallen  und  entreisst  dem  Verfasser  die  herbsten  Wahrheiten 
^und  die  derbsten  Ausdrücke.  Dabei  aber  handhabt  er  sein  Idiom 
„in  meisterhafter  Weise.** 

M.  C.  Folietete,  lui  aussi,  est  de  la  mSme  opinion  et  il 
Dous  dit  (Op.  CiL  p.  50): 

« C'est  pourquoi  il  nous  a  paru  opportun  ....  de  faire  con- 
«naltre  davantage  Toeuvre  si  originale  de  messire  Raspieler . . . . 
«Nos  lecteurs  pourront  se  convaincre  du  m^rite  litt^rairedupo^me 
« des  Paniers,  meme  sous  la  forme  primitive  que  lui  avait  d'abord 
«donn^e  Tauteur.» 

Quant  k  M.  X.  Köhler,  il  est  plus  afiirmatif:  <I1  n'existe 
«pas,  ä  notre  connaissance,  de  po^me  en  patois  bisontin.  —  Nous 
«croyons  cette  oeuvre  originale»  (Op.  CiL  p.  22  note  1). 

Et  cependant  on  a  tu  plus  haut  que  Raspieler  lui-mSme 
dit  express^ment  dans  le  manuscrit  de  1736:  «Traduit  d'un 
imprim6  en  patois  de  Besangen.» 

Chose  curieuse,  malgr6  cette  d^claration  cat^gorique,  on  n'a 
jamais  pu  se  d^cider  k  admettre  que  Toeuvre  füt  d'un  autre  que 
da  bon  cur6  de  Courroux.  Sans  doute,  on  ne  pouvait  nier  qu'il 
n'ait  pr^tendu  que  ce  fut  une  traduction;  mais  on  a  toujours 
consid^re  cette  allegation  comme  une  sorte  de  supercherie  litt6- 
raire,  comme  si  Tauteur,  en  tant  que  pretre,  n'avait  pas  os6 
prendre  tout  enti^re  sur  lui  la  responsabilit^  des  crudit^s  et  des 
obscönit^s  de  langage  de  son  po^me  satirique,  et  avait  de  cette 
mani^re  essay^  de  douner  le  change. 

Or  en  octobre  1903,  M.  le  prof.  D!:  Binz,  k  Bäle,  me  ren- 
dait  attentif  k  une  etude  de  M.  Alfred  Vaissier,  Conservateur 
du  Mus6e  d'arch^ologie  de  Besangon,  sur  la  Jacquemardade^ 
poeme  en  patois  bisontin  par  Jean-Louis  Bizot^  Cons^rller-doyen 
aa  baillage  de  Besangen  (1702  —  1781).^)  Dans  cette  etude,  M. 
Yiussier  parle  d*un  autre  poeme  patois  de  Bizot:  <tL'Arriv4e 
«  dans  Fautre  Monde  d'une  danie  habillf^e  en  panier  (BesanQon 
<  1735,  in  S«  de  16  pages)>^'''') 


*)  Memoire»  dt  la  SocieU  d' Emulation  du  Doubs,  VII«!  s^rie,  V!  vol.  1900, 
p.  376  et  8uiv.  —  Besangon  1901.^*»'')  Cet  imprime  a  pour  titre:  Ij^Arrivie 
d'une  Dame  en  Vauire  monde  hahillee  en  Panier.  —  A  Besaui'on^  ches  Jean- 
Claude  Bogilloi  Imprinuur-libraire,  Grande-Rue,  proche  le  Pont^  ä  r Image 
de  Saint'Äugusiin.  —  Avec  permission.    Ce  titre  diff^re  ud  peu  de  celui  que 


120  Les  Paniers. 

Oo  comprendra  facilement  ma  joie  k  cette  d^couverte,  et 
rempressement  que  je  mis  ä  me  rendre  k  Besangon  pendant  mes 
yacances  du  noavel-an !  Qräce  k  Textreme  obligeance  de  M.  Gazier, 
CoDscrvateur  de  la  Bibliothfeque  popalaire,  auquel  j'adresse  ici 
tous  mes  remerciements  et  rexpression  de  ma  plus  yive  recon- 
naissance,  ce  pr^cieux  et  rarissime  volume^)  fut  mis  k  ma  dis- 
position  et  je  fas  autorisä  k  en  prendre  copie.^ 

Au  premier  coup  d'oeil,  on  voit  que  Toeuvre  de  Raspieler 
n'est,  comme  il  Favoue  lui-meme,  qu'une  «traduction»,  disons 
une  Imitation,  une  adaptation  plus  od  moins  libre,  souvent  un 
d^veloppement,  une  paraphrase  ou  nn  remaniement  du  po^me 
bisontin.  Sauf  quelques  vers  de  compliments  et  de  flatteries  k 
l'adresse  de  la  reine  Marie  Leczinska,  femme  de  Louis  XY,  que 
Raspieler  a  du  naturellement  laisser  de  c6t^  (vers  13 — 76),  sauf 
aussi  certains  changements  dans  les  noms  des  localitds  eitles 
dans  Bizot  (Cf.  Biz.:  301-312,  Ms.  A.  30B-314,  Ms. B. 426 -437), 
le  reste  n'est  qu^une  transcription  quasi  littörale,  augment^e  gä 
et  Ik  de  developpements  plus  ou  moins  considörables,  et  agr^- 
ment^e  de  force  citations  latines,  selon  le  goAt  d^testable  de 
l'epoque. 

3.  Nous  devoDS  maintenant  nous  demander  quel  est  T&ge 
respectif  des  trois  manuscrits  de  Raspieler. 

Evidemment  c'est  le  manuscrit  Folietete  qui  est  le  plus 
ancien,  le  premier  en  date.  Cela  saute  aux  yeux.  C'est  d4jä  ce 
qu'avait  pressenti  M.  Folietete  lui-mSme,  et  il  est  facile  de  s'en 

je  viens  de  citer;   comme  od  le  voit,   il  D'y  a  ni  date,   ni  nom  d'auteur. 
C'est  base  sur  l'autorite  de  M.  Oh.  Weiss  que  M.  A.  Vaissier  Tattribue  ä 
Bizüt.   (Op.  cit.  p.  381.)   —    Cette   satire   est-elle    bien    i'oeuvre  de  Bizot?        ■ 
Divers  indices   et   des   difforeDces  notables   entre  ce  patois  et  celui  de  la       ^ 
Jacquemardade  m'en  fönt  presque  douter.    Je  ne  parle  pas  des  nombrenses      « 

differencos  orthographiciues   (Cf.  Biz.  2:  pair4^   et  Jaq.  p.  398:  perri;   Biz.      

521:  po  (peil)  et  Jaq.  208:  poüe;  Biz.  384:  vos,  et  Jaq.  56:  voüe;  Biz.  34:  ^ 
noie  et  Jaq.  217:  nouete;  Biz.  197:  ^as  haibi  et  Jaq.  317:  ca  zJiaibi,  etc.);  .^r 
un  auteur  peut  tqujours  modifier  sa  transcription  phonötique.  Mais  il  y  a^a^ 
d'iiutres  divergences  plus  graves.  (Cf  Biz.  170:  pattout  et  Jaq.  839:  paWiou;^ 
Biz.  17:  aiionna  et  Jaq.  85:  aitoune;  Biz.  231:  encouot  pu  pire,  et  Jaq.  130  • 
coHot  pere;  Biz.  481:  sas  soula,  et  Jaq.  36:  lä  souUe^  etc.)  —  Je  n'ai 
a  discuter  ici  cette  (|uo8tion;  je  me  borne  a  signaler  en  passant  ces  sing 
laritcs  {\\\\  ra'ont  frappö,  et  je  laisse  a  de  plus  compötents  que  moi  le  soi 
de  las  approfondir.  —  •')  Cf  Chs.  Nodier,  n°  640  dans  son  Cataloffue  d*UT-=^x< 
petit  Bihlioiheque:  VArrivie...  citt^e  comme  la  plus  rare  des  productiOE=» s 
franc-comtoises  (Note  de  M.  Vaissier  p.  381). 


Les  Paniers.  121 

c^onvaincre  en  comparant  cette  premiere  r^daction  k  ToBUTre  de 
^^izot;  oü  a  lä  le  premier  jet,  le  premier  travail  de  Raspieler: 
c^"*e8t  presque  vers  pour  vers  la  eatire  bisontine.  (Cf.  Biz.  249 
a^.  et  A  259  eq.  —  Biz.  417  sq.  et  A  425  sq.,  etc.) 

Yient  eneuite  le  manuscrit  de  1736,  oü  Tauteur  remaniant 
1^^  d^yeloppant  soa  premier  travail,  a  doan^  libre  essor  ä  son 
E  KnagiDatioQ  et  k  sa  fantaisie,  et  oü  il  a  ajoutä  eaviron  200  vers. 
^^assi  M.  X.  Köhler  a-t-il  bien  raison  de  dire  {Op.  cit.  p.  18): 
-«c  Si  Ton  envisage  ce  po^me  comnie  oeuvre  litt^raire,  T^loge  aura 
*«cr  une  plus  large  part  que  la  critique ....  L  aateur  tire  un  ex- 
*«c:  cellent  parti  de  rharmonie  imitative;  il  emploie  des  termes 
^<^  heureux ....  Le  langage  de  Raspieler  est  patois  avaut  tont ; 
^«c  il  n'a  pas  reculö  devant  la  crudit6  da  mot  propre,  et  les  vices 
-^^  sont  fl^tris  en  des  termes  qui  rappellent  le  bon  vieux  frangais 
*«k:  de  Mathuriü  R^gnier.  » 

Le  plas  jeune  des  trois  manuscrits  est  celai  de  M.  Moschard, 

<DÜ  Tauteur  a  cherchd  ä  attönuer  et  k  corriger  quelqaes-unes  des 

Xibertds  et  des  crudit^s  de  langage  quMI  s'^tait  permises.    Cette 

Edition  ad  usum  Delphini,    quoique    moins   importante   que  les 

^eux  premi^res,  n'en  est  pas  moins  fort  interessante,  parce  qu^elle 

^enferme   des   tournures,   des  expressions  ou  des  phrases   qu'on 

Kie  retrouve   pas  dans  les  deux  autres   et  qui  sans  cela  seraient 

;|)erdae8,  car  plusieurs  ne  se  sont  plus  conserv^es  dans  le  patois 

^e  nos  jours. 

4.  Depuis  longtemps,  le  besoin  d*une  nouvelle  Edition  des 
JPaniers  se  faisait  sentir.  Aucune  des  publications  que  nous  avons, 
en  effet,  n'est  exempte  de  fautes  et  d'erreurs,  et  si  Ton  veut 
faire  une  dtude  vraiment  s^rieuse  et  scientifique  du  texte,  il  est 
de  tonte  ndcessitd  de  signaler  et  de  relever  dans  un  texte  nou- 
veau  les  imperfections  des  ^ditions  pr^c^dentes. 

Pour  r^dition  de  1849,  MM.  X.  Kohler  et  J.  Feusier  avaient 
k  leur  disposition  les  deux  manuscrits  connus  alors.  Malheureuse- 
ment  au  liea  d'en  publier  un  tel  quel,  in  extenso,  et  d'ajouter 
en  note  les  variantes  de  l'autre,  les  ^diteurs  ont  cru  pouvoir  se 
permettre  bien  des  changements.  «Nous  n'avons  pas  cru  (lisons- 
«nous  p.  23)  devoir  respecter  entiferement  la  volonte  du  bon  cur^ 
«rdans  r^ition  que  nous  livrons  au  public.  Le  manuscrit  de 
«1736  a  bien  servi  de  norme  dans  ce  travail;  cependant  nous 
«avons  pröfdrd  le  texte  du  second  manuscrit  quand  il  nous  oifrait 


\ 


122  Les  Paniers. 


«une  expression  plus  patoise.  Des  vers  se  trouvent  dans  une 
« Edition  qui  ne  se  trouvent  pas  dans  Tautre ;  nous  avons  puis(^ 
« des  deux  mains  et  avons  rdtabli  les  alexandrins  d  leur  place 
« respective. » 

C'est  nous  qui  soulignons  ces  derni^res  lignes,  qui,  plus 
que  tout  le  reste,  montrent  le  manque  de  m^thode  et  de  critique 
de  r^dition  de  1849.  —  A  cela  viennent  encore  s'ajouter  d'autres 
inconvönients  plus  graves: 

a)  Les  auteurs  n'ont  pas  toujours  respectd  ni  transcrit  littörale- 
ment   Torthographe  du   manuscrit;   par  exemple  plusieurs  mots 
difficilcs,    obscurs   ou   inconnus  ont  ^t^  corrig^s   ou  simplement  ^ 
chang^s.     Nous  rel^veroos   tout  cela  en  detail  dans  le  cours  de            ^ 
notre  publication  (Cf.  Koh.  vers  35.  312.   126.    178.    196.  204. 

267.  310,  etc.). 

Sans  doute  Torthographe  de  Raspieler  (comme  du  reste  celle  ^»c 
de  Bizot)  est  elle-meme  tr^s  d^fectueuse,  et  11  n'est  pas  rare  de  ^^  e 
rencontrer  des  mots  ou  des  formes  verbales  Berits  de  quatre  ou  .Mimi 
cinq  maniöres  diff^rentes  (Cf.  vers  71.  73.  74.  149.  355.  371.  -AT 
457.  504,  etc.,  oü  la  3?  pers.  sing,  imparf!  indic.  a  les  5  formes:  r  ^: 
Aive^  SLiYaUj  dgeanyat,  YeLjail^  oya^t).  —  Mais  pourquoi  ne  pas  n  ganr 
les  publier  tels  quels  P  Et  pourquoi  se  permettre  de  corriger  et  zM  ^^  el 
de  changer  des  mots  qu'on  ne  comprend  pas? 

b)  II  y  a  trop  souvent  de  grosses  fautes  de  traduction,  de^  JE>de 
vrais  contre-sens  qu'on  ne  peut  laisser  subsister  et  qu'il  faut  ^  Mi^ni 
absolument  corriger.  Ces  erreurs  seront  aussi  relev^es  dans  litmM  la 
traduction  frangaise  (Cf.  Koh.  vers  51.  83.  114.  132.  180.  201.  X  Ci. 
257.  263.  285.  300.  466.  566.  599.  604.  612.  743).  On  pen^Ä^^«uf 
voir  que  le  nombre  en  est  vraiment  par  trop  considdrable. 

Quoiqu'en  general  mieux  soignöe,  la  Version  de  M.  FoUetit  .^  '^te 
est  loiu  d'etre  parfaite,    et  je   me   suis    vu   dans  Tobligation  d.JEa/0 
redresser  et  de  corriger  quelques  fautes  (Cf.  Fol.  vers  41.  157^    7. 
240,  etc.). 

5.  En  ce  qui  concerne  le  vocabulaire  des  Paniers,  on  ^^^  st 
frappe  au  preniier  abord  de  la  quantitd  de  mots  enti^rem^  :nt 
inconnus  au  patois  d'aujourd'hui  que  Raspieler  a  employt^^a. 
Cela  va  si  loiu  que  Tauteur  lui-meme  a  senti  le  besoin  de  doncm.  ^r 
un  glossaire  de  ces  mots  difficiles  sous  le  titre  de:  ExplicalC^-Tt 
des  termes  les  2^li(s  obscuy^es  (sie).  Le  Ms.  A  en  a  123,  B  l^?CI; 
82  mots  sont  communs;  A  en  a  41  originaux  et  B  38.  —  1^1.^- 


Les  Paniers.  123 

sieurs  de  ces  mots  ont  totalement  disparu  de  la  langae  moderne, 
et  Tod  n'en  connattrait  inline  absolument  pas  la  sigDification,  si 
Raspieler  lui-meme  n'avait  eu  la  lamiDeuse  id6e  de  dous  en 
donner  la  tradaction. 

D'oü  vienneDt  ces  termes  P  Sont-ce  yraiment  tous  des  mots 
du  vieux  patois  de  Courroux  ? 

Une  id^e  qui  m'est  tout  natarellement  venue  k  Tesprit,  c'est 
qae  Raspieler  avait  sans  doute  trouvö  ces  mots  rares  ou  obscurs 
dans  le  patois  bisontin  et  les  avait  traduits  ou  transport^s  tels 
qaels  dans  le  patois  de  Courroux,  en  les  aifublant  d'une  pfay- 
sionomie  jurassienne.  —  Eh!  bien,  non;  j'ai  dA  me  convaincre 
qu'il  n'y  a  presque  pas  de  ces  mots  difficiles  communs  aux  deux 
textes. 

D*oü  proyiennent  donc  les  autres?  Pour  la  plupart,  nous 
n'avons  rien  qui  puisse  nous  donner  une  indication  pr^cise  et 
diriger  nos  recherches.  Quelques-uns,  comme  faire  niaihaihait 
(499),  les  iairlairaits  (332)  ont  pu  etre  forges  par  Tauteur .... 
Je  n'en  sais  rien ;  mais  je  crois  en  tous  cas  qu'on  peut  se  hasar- 
der ä  dire  ceci : 

D'abord  si  tous  ces  termes  obscurs,  et,  remarquons-Ie  bien, 

ddjä  obscurs  en   1736,   eussent   dt6   des   mots   usuels,   employ^s 

dans  le  langage  du  peuple,   Raspieler  n'aurait  pas  eu  besoin  de 

les  expliquer,  d'en  donner  la  clef ;  chacun  les  eüt  compris.    Eu- 

suite  est-il  naturel,  est-il  admissible  de  penser  que  la  plus  grande 

partie  de  ces   expressions   auraient   ainsi    compl^tement  disparu 

de  la  langue  populaire,   sans  y  laisser   le  moindre  souvenir,   la 

moindre   trace    ou   le   moindre    d^riv^?       Est-ce    qu*aucun    des 

vieillards  que  j'ai  encore  connus,   nös  dans   le  premier  quart  du 

!XIX?  si^cle,  n'aurait  pu  garder  la  memoire  de  Tun  ou  de  l'autre 

de  ces  mots  pour  les  avoir   entendus   de   ses  parents  ou  de  ses 

^ands-parents  ?    La  chose  est-elle  poesible  surtout  dans  un  pays 

comme  le  Jura  catholique   oü  le  patois  est  encore  si  vivace  au- 

joard'hui  ? 

Ce  sont  lä  des  questions  auxquelles  je  ne  me  charge  pas 
de  r^pondre  d'une  maniere  satisfaisante ;  mais  je  ne  serais  pas 
^loignÄ  d'admettre  qu'un  certain  nombre  de  ces  termes  n'ont  ja- 
m&is  6t6  yraiment  populaires,  et  que  les  gens  de  Courroux,  par 
o^erople,  ne  les  comprenaient  pas  quand  Raspieler  les  a  Berits. 
Qi^ant  aux  autres,  fabriqu^s  ou  non,  termes  d'argot  ou  connus 
^^^m  nombre  restreint   de   gens  dans  le  Jura,    avouons  franche- 


124  Les  Paniers. 

ment  notre  igoorance  en  ce  qui  concerne  leur  origine;  cela 
vaudra  toujours  mieux  que  de  faire  des  suppositions  plus  ou 
moios  hasard^es. 

6.  Nous  avons  donc  dA  constater  que  les  Paniers  ne  sont 
pas  une  oeuvre  originale,  mais  que  Raspieler  n*a  fait  que  tra- 
duire  et  amplifier  la  satire  de  Bizot.  Est-ce  k  dire  que  ce  po^me 
n'a  aucun  möritoP  Loin  de  moi  la  peas^e  de  le  pr^tendre !  Bien 
au  contraire,  dous  poss^dons  \k  un  monument  des  plus  pröcieux 
pour  Tetude  du  patois  vddais  du  XVIII®  sifecle.  Ce  po^me 
de  750  yers  est  une  oeuvre  de  longue  haieine,  un  miroir 
fidMe  de  la  langue  si  ^nergique  et  si  color^e  de  nos  ancetres ; 
et  on  ce  moment  surtout  oü  nos  vieux  idiomes  sont  Tobjet  des 
minutieuses  recherches  et  des  patientes  investigations  des  roma- 
nistes,  c'est  une  vraie  bonne  fortune  pour  nous  de  possöder  ua 
texte  de  ce  döveloppement,  qui  permet  d^ötudier  k  fond  la  pho- 
nötique,  la  morphologie  et  la  philoIogie  de  notre  yieux  patois 
jurassien. 

7.  Une  difficultö  s'est  pr6sent6e  pour  la  publication  de  toue 
ces  divers  textes.    Comment  les  disposer  ?    Sans  doute  Tid^I  eül 
6tö  de  les  ranger  en  regard   les  uns  des  autres,   de  fagon  k  c 
qu*on  püt  du  premier  coup  d'oeil  se  rendre  compte  de  la  mani^r 
dont  Raspieler  avait  peu  k  peu  modifiö   la  Version   originale   ( 
Bizot;   mais  la  chose  n'etait  pas  possible  avec  le  format  de  n 
Archives,  d'autant  plus  qu'un  travail  comme  le  nötre  doit  donr 
la  traduction  frangaise,    la  transcription  phonetique    et   quelq^ 
remarques  critiques.    A  mon  grand  regret,  je  me  vois  donc  d 
Tobligation  de  publier  chacun  des  textes  k  part.    Je  commenc 
par  rimprimd  de  Bizot,  puis  viendront  le  manuscrit  de  M.  F 
tÄte  (A)  et  celui  de  1736  (B).  Pour  ces  deux  derniers  seul 
ferai  une  transcription   phonetique,    car  je  ne  connais  pas 
bien  le  patois  de  Besangen  pour  m'y  risquer.    Quant  au  m 

crit  de  M.  Moschard,  ce  serait  abuser  de  la  patience  du  1( 
que  d'en  faire  la  publication  compl^te;  je  me  contenterai 
donner  les  variantes  et  les  vers  ou  passages  originaux. 

Lorsque  Touvrage  sera  complet,  il  sera  facile  de  co 
les  diiföreutcs  versions  entre  elles  et  d'en  saisir  les  rappo 
divergences,  les  modifications  ou  les  d^veloppements.    Ui 
placd  apres  les  vers  des  Ms.  A  et  B  renverra  le  lecteur  t 
correspondants  de  Bizot.     De  cette  fagon,   j'espfere    don 


...  o  raniors.  125 

edition   definitive,    et,    pour  notre  patois,    phon^tiqaement  fix^e 
du  bon  yienx  poeme  des  Paniers. 

8.  C'est  en  1899  que  le  Iffi  volume  de  no8  Archices^)  a 
pour  la  premi^re  fois  iadiqu^  mon  Systeme  de  tranBcription  pho- 
n^tiqne.  Beaucoup  de  lecteurs  n'ayant  pas  ce  volume  seront  saus 
deute  bien  aises  que  je  Texpose  ä  nouveau.  Yoici  donc  le 
Systeme  que  j'ai  employ^ : 

a^    Voyelles. 
J^indiqne  par  -  et  ^  les  voyelles  longues  et  breves. 
f    =  e    long  ouvert  (frg.:  t^to,  pr^re,  maire). 
g    =  e     bref  ouvert   (frg.:  efiW/,  porta/s). 
e    =  e    long  ferm^    (^9-  forc^^,  premi^r,  diraz). 
§    =  e     bref  fermö     (frg.:  dqpart,  p^rir). 
0    =  e    muet  (frg.:  petit,  lever). 

05  =  eu  ouvert  (frg.:  cteur,  pet^r). 

ö    =  eu  fermd  (frg.:  icu,  Yeut,  pjw). 

ö    =  0     long  ouvert  (frg.:  encore,  mort,  bord). 
§    =  o     bref  ouvert   (frg.:  doune,  police,  botte.) 
9=0     long  ferm^    (frg.:  c()te,  chai^d,  weau), 
u   =  frg.  ou. 
ü   =  frg.  u. 

Les    nasales   sont:    ä  (frg.:  chant,  entant)]    S  (frg.:   paen, 
»je»);    o  (fr^.:  bon,  mouton);    en  outre  notre  patois   possede 
*««    nasales  pures  d'i,  d'ü  et  d'u:  T  (öf);  u  {(x^lX^)  et  ü  (&<?). 

b)   Consonnes, 
p,  b,  t,  d,  k,  1,  m,  n,  r,  f,   v    ont   la   memo   valeur   qu^en 
**■■«*' ö^ais. 

g  est  toujours  guttural,  meme  devant  e  et  L 
ü  =  n  mouillee  (frg.:  a^neau). 
B  =  spirante  sourde  (frg.:  .savoir,  cesse,  ced,  seul). 
z  =  spirante  sonore  (frg.:  poison,  -jöle). 
X  =  chuintante  sourde  (frg.:  c/ieval). 
j    =  chuintante  sonore  (frg.:  jeune,  j'amaia,  f/enre). 
X  =  mediopalatale  sourde  (allemand:  \ch)\   son  particulier 
*^   patois  ajoulot  ou  patois  de  Porrentruy  (=  latin:  c/,  /?).    Ex.: 

•)  Arch.  m  p.  257  bc]. 


126  Les  PaDiera. 

T  /ö  (un  cloa),  lg  /§  (la  clef);  go/g  (gonfler).  Le  vAdais  ou 
patois  de  Deldmoot  read  ce  son  par  x  (T  xö,  lg  xf ,  goxf). 

y  m6diopalatale  sonore  (allemand:  ja)]  yädlno  (Claudine), 
yT  (lin),  ylino  (lune). 

w  est  le  10  anglais  et  correspond  au  premier  416ment  de 
la  diphtongue  oi  (piüä  =  fr?.:  pois;  vw;ä  =  fr?.:  voir). 

L  mouill^e  n'existe  pas  dans  notre  patois. 

II  n'est  pas  u^cessaire  d'indiqaer  par  un  accent  la  syllabe 
tonique.  Notre  patois  accentue  r^guliörement  la  derniire  syllabe 
non  muette  de  chaque  mot. 

La  traduction  que  je  donne  on  regard  est  tonjours  lilfdrale 
et  jamais  je  n'ai  youIu  faire  de  bon  frangais  au  detriment  da 
sens.  —  J*ai  mis  entre  crochets  [  ]  les  mots  exig^s  par  la  phrase 
franQaise. 


ABRÄVIATIONS. 

Biz.  =  L*Arrivöe  d'une  dame  en  Tautre  monde  habillöe  eo  panier,  par  J.-L. 
Bizot.    (BesaoQOD  1735,  in -8,  16  pages). 

A.  ^  Arrivee  d'une  dame   en  Tautre  monde  habillöe   en   panier.  —  Vers 

patois  di  Cornat.    Manuscrit  de  Pierre-Joseph  Itaspieler  (sans  dateV 

B.  =  Arrivee   d*une   dame  en  Tautre  monde  habiil^e  en  panier.     Traduit    - 

d'un  imprimö  en  patois  de  Besan^on  en  patois  du  Cornat,  Vallee  < 
do  Del^mont.    Manuscrit  de  1736. 

C.  =  Manuscrit  de  M.  Moschard  (sans  date). 

Koh.  =  Les  FanierSy  Po6me  patois  par  Ferdinand  Baspieler,  Curö  de  Cour—  - 

roux.    Porrentruy  1849. 
Fol.  =  Une  nouvelle  Version  des  Paniers ,   par  Casimir  Folletöte,  Conseille*^ 

national.    (Actes   de  la  Soci^tä  Jurassienne  d'Emulation,   Ann^e^s 

1893—97,  II«  s6rie,  VI*  volume,  Porrentruy  1898.) 
Jaq.  ^^  La  Jacquemardade,  po6mc  en  patois  bisontin  par  Jean-Louis  Bizot 

publik  par  M.  Alf.  Vaissier   (Mömoires  de  la  Soci^tö  d'Emulatic:»* 

du  Doubs,  VII«  schrie,  V«  vol.  1900,  Besannen  1901). 
Bour.  =  Glüssaire  du  parier  de  Boumois,  par  C.  Koussey  (Paris  1894). 
Mign.  =r  Histoire  de  Tidiome  bourguignon   et   de   sa  littörature  propre  . 

par  Mignard  (Dijon  1856). 
Mon.  =  Les  Noels  bourguignons  de  Bernard  de  La  Monnoye  (Gui-BarÖÄ^^--: 

par  F.  Fertiault  (Paris  1842% 
Cent.  =  Glossaire  du  patois  de  Montb^Iiard,  par  (li.  Contejean  (Mi^moi  ^mr^ 

de  la  Socie^t^  d'Emulation   de  Montböliard ,  II«  sörie  —  IV«  ^i^€>i 

Montbeliard,  sans  date). 


I. 

L'ARRIVÄE  D'ÜNE  DAME  EN  L'AUTRE  MONDE 

HABILLEE  EN  PANIER. 

Vers  en  patois  de  Besan^on. 

Y  me  monqoai  de  liens ;  oh  soi  qne  s'en  fauchin : 
Ba  disant  loa  vera ;  pair6  ^)  qui  in*en  chaa  bin, 

Y  seu  si  8oa  das  Daime,  &  de  Heus  tintamare, 
Uae  le  s'ollm  raolia,  de  lieas  boos  n'an  qae  fare. 

5.    Le  crayan  qa'on  n'ait  d^oBÜs,  que  pou  las  admira; 
Voiqai  das  b^  Magos,   poa  se  faire  aidoura. 

Y  vonroa  qae  le  sint  aivou  tout  lieas  grimmaice, 
Planta  dans  Montlima,  pou  lourgie^)  su  lai  glaice, 

Y  me  8008  empoatta;  paddon  Messieus,  paddon! 
10.    Y  en  a  bin  loa  sajet,  oh  qa'on  m'aicoute  don; 

Lai  maitere  en  ot  belle,  &  ce  qui  voas  vi  dire, 
Ferai  pleora  las  enne,  ai  pea  las  autre  rire. 

1.    Xa  pa  let  renoontra  doues  Daimes  de  la  Coaot, 
Qae  s'en  vant  viroyant  par  qui  tout  aillaotoaot, 


I. 

L'ARRIVEE  D'UNE  DAME  EN  L'AUTRE  MONDE 

HABILLEE  EN  PANIER. 

Traduction. 

Je  me  moque  d'elles;  oh!  soit  qu'elles  s'en  fachent; 
En  disant  (ie  vrai)  la  verite,  pardi,  (qa')  il  m'en  chaut  bieii ! 
Je  sais  si  fatigue  des  dames  et  de  ieur  tintamarre. 
Ua*elle0  s'ailient  raoler,  nous  n'avons  que  faire  d'elles! 
5.    EUes  croient  qa'on  n'a  d'yeux  que  pour  les  admirer. 
Voiei  de  beaux  magots  pour  se  faire  adorer. 
Je  voadrais  qu'elles  soient,  avec  toutes  leurs  grimaces, 
Planties  dans  Montelimard  pour  glisser  sur  la  glace. 
Je  me  sais  emportö;  pardon,  Messieurs,  pardon! 
10.    J'en  ai  bien  le  sajet;  oh!  qu^on  m'ecoute  donc. 

La  matiere  en  est  belle,  et  ce  que  je  vais  vous  dire 
Fera  pleorer  les  unes  et  puis  les  autres  rire. 

1.  J'ai  par  la  rencontr^  deux  dames  de  la  cour 
,Qai  s'en  vont  (toarnoyant)  rodant  par  ici  tout  alentour, 

^)  Mol  trös  fr^uent  en  patois  bisontin.   Cf  Jaq.  v.  398:  cftaicun  8{'a 

^^'"^^  bin  =  chaeun  sait  parbleu  bien.    —    ^)  lourgie^  employ^  plusieurs  fois 

^^***  la  Cr^che  bisarUinej  se  retrouve  sous  la  forme  ^rdjl9  dans  le  patois  de 

*^^riiois,  —   [La  Creche  bisantine  (drame  populaire  en  patois  de  Besan^on) 

^*  Mition  p.  16:  prente  bin  gädhe  de  lourgie^  au  moins.] 


128  Les  Paniers. 

15.    Qae  sont  pns  aitonna,  &  bin  pa  aiboubie, 

Que  noute  groa  poalot  qnand  l'aiva  lai  pepie. 

Le  voarint  bin  oUa  pr&i  de  noote  grand  Roi, 

Aifin  de  loa  pria  de  lieos  changie  ne  loi 

Que  lieos  ai  imposa  noute  nouveile  Reinne, 
20.    Dont  las  grande  vatta  las  tenan  bin  en  genne; 

L'en  dont  si  daisoolas,  qne  Ten  pienran  tretont; 

Y  fant  qae  mangras  liea  le  lai  suivint  pa  toot. 

Ne  Bgaivin  ce  que  Qot  d'entra  dedans  n'  Eglise: 

Main  maintenant  le  sont  bin  entreprise. 
25.    L'aiprenan  ai  chanta  las  maitenne  en  laitin; 

Lie  demonran  das  fois  doues  henre  din  maitin. 

Las  Diemonches  sonvent  ne  l'aivint  po'nt  de  Messe, 

An  U  jasqn*aa  Medy,  pa  lieos  grande  paresse, 

Aivant  qae  d'en  soeti,  lieas  failla  das  bottillon, 
30     Da  qaatre  heare  de  tems,  poa  veti  lieus  aillion. 

T  failia  s*arnarchie  d'in  monde  d'^uipaige, 

Se  bettillie^),  se  froata,  se  poali  loa  visaige. 

Main  maintenant  le  sont  toutes  bin  aitrapa. 

Qnand  note  Reine  vait,  y  fant  bin  daitraipa '^). 

15.    Q,ai  sont  plus  etonn^es  et  bien  plas  öbaabies 

Qae  notre  gros  coq  quand  il  avait  la  pipie. 

£11  es  voadraient  bien  aller  pres  de  notre  grand  Roi, 

Afin  de  le  prior  de  lear  changer  une  loi 

Qae  lear  a  imposSe  notre  noavelle  Reine, 
20.    Dont  les  grandes  vertus  les  tiennent  bien  en  gene. 

Elles  en  sont  si  d^sol^es  qu'elles  en  pleorent  toutes. 

li  faut  que  ma]gr6  elles,  elles  la  suivent  partout. 

£lles  ne  savaient  ce  que  c'est  [que]  d'entrer  (de)dans  une  Eglise 

Mais  maintenant,  elles  sont  bien  empruntSes. 
25.    Elles  apprennent  ä  chanter  les  matines  en  latin; 

Elles  y  demeurent  des  fois  deux  heures  d'un  matin. 

Les  dimanches  souvent  elles  n'avaient  point  de  messe; 

Au  lit  jusqu'ä  midi,  par  leur  grande  paresse, 

Avant  que  d'en  eortir,  il  leur  fallait  des  bouillons, 
30.    Des  quatre  heures  de  temps  pour  vetir  lears  haillons. 

II  fallait  se  hamacher  d'un  monde  d'6quipage, 

Se  regarder,  se  frotter,  se  polir  le  visage. 

Mais  maintenant  elles  sont  toutes  bien  attrap^s. 

Quand  notre  Reine  y  va,  il  faut  bien  d6m^nager. 


^)  Le  mot  s'emploie  dans  le  Jura:  böj/l»  =  regarder  boucbe  ^^e. 
*°)  Mignard  (Eist,  de  Tidiöme  bourg.^  donne  ditraipa  —  a)  döm^oager,« 
servir  apr^s  les  repas,  —  b)  attraper,  tromper.  —  La  Monnoye  (Noels  Ik 
guignons)  p.  282:  düraipe  —  döbarrasser,  d^m^nager,  desservir  apr^«  les  re| 
Le  Jura  bernois  a  le  mot:  ätr^p^  —  entraver.  —  d^zätrip^  =  se  dösentra^ 
se  dötortiller,  se  d^prendre  (dans  du  fil  p.  ex.)  [Cf.  Jaq,  847:  antraipd  =  * 
combrer].     Cf.  Cont.  detropai  —  dötruire,  d^penser,  döbarrasser. 


Los  Paniere.  129 

35.    Qae  le  eins  protte,  oa  non,  y  faut  marchie  bin  vitte, 
Et  fare  mangra  lieua  lai  gru3,  las  hypocrite. 
Ca  Doate  Reine  ai  bin  tant  de  Religion, 
Que  dez  loa  point  di  jon,  lot  en  devotion. 
C^ot  n'exemple  viqnant  de  lai  pus  grand  Sagesse: 

40.    Nous  sennes  trou  h^ronx  d*aivoi  ne  t6  Princesse. 
TotijouB  ai  genoüillon,  tont  b6  sa  loa  paiva, 
Encoüot  le  voare  bin,  qu'on  ne  loa  saiche  pas  , 
Qaand  l'aissiste  ai  TEgJise,  an  teros  di  Sacrifice, 
Le  prie  Doe  d'in  grand  cobu  d'aipasie  sai  jnstice, 

45.    De  sas  ponre  Sajet  de  fini  las  malhen, 
Et  de  fare  paddon  ai  ^as  poure  pecheu 

2.    Tant  de  devotion  inquemonde  &  chagrine 
Ceux'O  qae  n'an  n^ant  point,  Heus  fa  fare  lai  mine, 
Las  Daime  en  marmuran,  le  trou  van  loa  tems  Ion; 
öO.    Bin  soavent  se  l'oasin,  le  tirerint  de  Ion; 

Main  y  faut  maagra  lieus,  teni  pied  ai  lai  boale: 
Ca  encottot  faut  tu  bin  que  chaicun  jae  son  roule. 
Se  voas  las  entendint  comme  le  se  plaignant; 
L'enne  crie  las  matte '^),  n'autre  recrie  las  dent. 

35.    Qu^elles  soient  pretes  on  non,  il  faut  marcher  bien  vite, 
Et  faire  malgre  elles  la  grae,  les  hypocrites. 
Car  notre  Reine  a  bien  tant  de  religion 
Que  des  le  point  du  jour  eile  est  en  devotion. 
C'est  un  exemple  vivant  de  la  plus  grande  sagesse; 

-4:0.    Nous  sommes  trop  heareux  d^avoir  une  teile  princesse. 
Toujours  agenouillee  tout  beau  sur  le  pav6, 
Encore  eile  voudrait  bien  qn'on  ne  le  sache  pas; 
Qaand  eile  assiste  ä  l'Eglise,  au  (temps)  moment  du  sacrifice, 
Elle  prie  Dien  d'un  grand  coeur  d'apaiser  sa  justice, 

-4  ^.    De  ses  pauvres  sujets  de  finir  les  malhenrs 

Et  de  (faire  pardon)  pardonner  ä  ces  pauvres  pecheurs. 

2.    Tant  de  devotion  incommode  et  chagrine 
Celles  qui  n'en  ont  point,  leur  fait  faire  la  mine; 
Les  dames  en  raurmurent,  elles  trouvent  le  temps  long; 
<^0.    Bien  soavent,  si  elles  osaient,  elles  tireraient  de  long. 
Mais  il  faut  malgre  elles  tenir  pied  ä  la  boule; 
Car  encore  fautil  bien  que  chacun  joue  son  role. 
Si  70US  les  entendiez  comme  elles  se  plaignent! 
L'nne  crie  les  marteaux,  une  autre  recrie  les  dents. 


'*)   Le  mot  ceux  imprimo  dans  le  texte,   a  ^te  corrige  d  la  plume  en 
^^^^««  qui  convient  mieux  pour  le  sens  et  pour  rii^mitische.  —  Cf  vers  208 
i^^Ux  =  Celles)  et  vers  210  (celles).  —  ")  Les  marteaux,  c.  ä  d.  les  molai- 
*"**•     [Cf.  v.  505:  matthe  —  marteau  (Hammer]. 


0  Les  Paniers. 

55.    Y  n'en  peos  pus  das  roins,  y  n'en  pens  pus  di  ventre; 

ia  basie  Ion  veroneil/^)  de  mai  vie  je  ni  rentre. 

Yoy!  las  pied,  redit  n^antre;  y  sont  tout  entemis;'^) 

L'autre  dit  qne  sas  brais  sont  tout  plein  de  fremis. 

L'en  faut  tont  meri,  se  cette  vie  cy  dnre, 
60.    L'6t6  de  lai  chalen,  Thiva  de  lai  fraidnre. 

Se  le  bailla  di  moins  Ion  tems  de  s'aijnsta, 

Main  ai  grand  poune  ans-nons  loa  tems  de  nons  leva; 

On  ne  sere  qnasi  seulement  s'aibillie; 

Tout  en  soetant  di  l&,  nons  faut  conrre  aipr6  lie. 
65.    Dans  nonte  n^gligie  nons  semblan  das  mago: 

Nons  van  dans  nos  chiiTon,  comme  das  virago. 

Y  m*en  sens  ci  venu  de  ne  faigon  si  brusqne 

Sans  frisie  mon  tignon  &  sans  bouta  mon  busque. 

Si  vitte  Ya  mairchie  qui  seus  toute  aissouffla, 
70.    Et  pa  de  si  gran  fraid,  Ya  les  pieds  tout  geoUa. 

Tout  comme  in  grovelon  ^^),  tout  mon  poure  co6  grale; 

Ai  mas  poures  tolons,  lyot-je  venu  das  mule. 

55.    Je  n'en  peux  plus  des  reins,  je  n'en  peux  plus  da  ventre; 

J'ai  baise  le  verrou,  de  ma  vie  je  n'y  rentre. 

Ouais!  les  pieds!  redit  une  autre;  ils  sont  tout  engourdis. 

LWtre  dit  que  ses  bras  sont  tont  pleins  de  fonrmis. 

(II  en  faut  tout)  C'est  a  en  mourir,  si  cette  vie-ci  dare: 
60.    L^^te  de  la  chaleur,  Tbiver  de  la  froidure. 

Si  eile  donnait  du  moins  le  temps  de  s'ajnster; 

Mais  ä  grand'  peine  avons-nons  le  temps  de  nous  lever. 

On  ne  saurait  presque  seulement  s'babiller. 

Tout  en  sortant  du  lit,  il  nous  faut  courir  apres  eile. 
65.    Dans  notre  neglige  nous  semblons  des  magots. 

Nous  allons  dans  nos  chiffons  comme  des  viragos. 

Je  m'en  suis  ici  venue  d'une  fagon  si  brusque, 

Sans  friser  muii  chignon  et  sans  mettre  mon  basc; 

Si  vite  j*ai  marche  que  je  suis  tout  essouffl^e, 
70     Et  par  de  si  graods  froids,  jVi  les  pieds  tout  geles. 

Tout  comme  un  freien,  tout  mon  pauvre  corps  tremble; 

A  mes  pauvres  ta^ons,  il  y  est  dejä  venu  des  ampoules; 


•^)  Baiser  le  verrou  venir  faire  liommagc  a  son  suzerain.  —  Cf  D> 
de  Littre  au  iiiot  verrou:  «Bai.«*er  le  verrou,  »e  disait  de  quelques  coutum 
«ou  It»  vassal  <|iii  ne  troiivait  pas  »on  f*eigneur  dans  son  chateau,  pour 
t  rendre  hommage,  en  etait  quitte  pour  lieurter  trois  fois,  Tappeler  trois  ft 
«par  son  noni,  et  balser  la  eliquette  ou  verrou  de  la  porte,  de  quoi  il  dev 
vpnMidre  note,  et  en  laisser  eopie.  >»  —  ***)  Entemi  —  engourdi  par  Tongl« 
par  le  froid  ou  par  une  position  genante.  (Cf.  Jaq.  vers  1003:  Ai  ne  i 
fare,  on  a'ahtemi  —  :i  ne  rien  faire  on  s'engourdit.)  Le  Jura  bemois  a  ac 
ät9tni  dans  ce  memc  sens.  —  '^}  Le  mot  a  ete  corrig^  d  la  plame  en  ß 
Volon.  Grävälo  ou  (jr^valo,  dans  le  Jura  bemois,  d^signe  le  frdon  . 
Bournois,  grävölö    -  gros  bourdon  «lui  fait  beaueoup  de  bruit  en  volant. 


Les  Paniers.  131 


In  genoüille  daimit,  &  n'autre  qn'  ot  taula^^), 
Foeche  d'etre  ai  genoux,  y  seus  tont  airrena**.) 
75.    la  pris  in  rimatiqne,  la  d6jä  ne  rompnre; 
Ai  ce  propos  voioi  ne  prou  dronle  aivanture. 

3.   Ne  Daime  qu'eta  lai,  bin  belle  &  bin  pinpa: 

Qu'aiva  prit  tout  son  tems,  pou  se  bin  reqninqna; 

Qn^^ta  si  frisonla,  si  chargie  d*6quipaige, 
80.    D'baibit  &  de  penier,  qui  semblint  n'ambaleige 

Chesai  ai  lai  ranvache  &  se  mit  ai  bolla:^^) 

Yoi!  lou  coBn!  raistoumait!    heia,  Seignear,  heia! 

N^en  pen  pus,  n'en  peus  pu,  nion   Due!  Vierge  Marrie 

Vittement  in  pou  d'iau  de  lai  Reine  d'Hongrie: 
85.    Que  rebettilli6s-you8  qui?  coUottes-y  vittement 

Lai  voiqui  qu*ot  pama,  las  oeille  Vy  virant. 

An  Yinaigre,  au  yinaigre,   ou  bin  ai  liau  cliairette; 

Oa  bin  aipouetta-ly  promptement  lai  burrette. 

Met-ly  Ion  peuce  au  con,  ce  qui  lie  seroit  bon; 


On  genou  demis,  un  antre  qui  est  meurtri; 
[A]  force  d'etre  ä  genoux,  je  suis  tont  6reintee. 
75.    J'ai  pris  nn  rhumatisme,  jW  d^Jä  nne  hernie. 
A  ce  propos,  voici  une  assez  drole  aventure: 

3.    Une  dame  qui  etait  lä,  bien  belle  et  bien  pimp6e, 
*  Qui  avait  pr's  tout  son  temps  pour  bien  se  reqninqner, 

Qni  etait  si  frisee,  si  chargee  d^eqnipage, 
^0.    D^habits  et  de  paniers,  qn'ils  semblaient  un  emballage, 

Tomba  ä  la  renverse  et  se  mit  a  rouler  par  terre. 

Ouais!   le  coeur!  Testomac!     Helas,  Seigneur,  h^las! 

Je  n'en  peux  plus,  je  n'en  peux  plus!  Mon  Dieu!  Vierge  Marie! 

—  Vite  un  peu  d'eau  de  la  Reine  de  Hongrie! 
^5.    Que  regardez-vous  ici?     Courez-y  vite, 

JjA  voici  qui  est  pämöe;  les  yeux  Ini  tournent. 

Au  vinaigre,  au  vinaigre,  ou  bien  ä  l'eau-de-vie, 

Ou  bien  apportez-lui  promptement  la  bnrette. 

Mets-Iui  le  pouce  au  cou,  ceci  lui  serait  bon. 

^^)  taida,  ou  tala,  en  bourguignon  tcUer  =  frapper  de  fa^on  k  laisser  des 
ques,  meurtrir   {C(.  tdloche  et  vx.  fr^*.  iaJer  =  meurtrir).    L'ajoulot  a  ce 

aussi;  in  pom^  täi^  —  une  pomme  tomböe  A  terre  et  meurtrie.  — 
^irrena   —   ereinter.    Bournois   dit:    iruinnä   (de  rw^fio)    (Cf.  le  Juras- 

irü^y^^  et  irQdydn^.  Arch.  VII,  p.  252  nr.  183.)  ((f.  C'ont.  iroillenai  -- 
^ter.)  —  ")  hoUä,  bouler,  rouler  en  boule  —  c'est  aussi  aplanir  la  terre 
rnencee  avec  le  rouleau.     [Cf.    le  jurassien:    höl^  —  bouler,  rouler.     On 

d'une  femme:  ^/  ät-ivii  bQl^  eile  a  ötö  battue,  roulöe.  —  On  dira  aussi 
e  femme  accouch^e:  il  ^  ho^.\ 


132  Les  Paniers. 

90.    Toi!  vait  ai  son  outau  ly  queri  dy  boüillon: 

Fanne  de  chambre  ici!  Qai  qne  ohaioon  dainipe;^^ 
Tons  Messieus  las  Laqnais,  Jaissemin,  lai  Tulippe, 
Lai  Ronse  BrandeboUot, .  Comtois  &  L6veill6 ; 
Maidaime  vait  meri ;  poutta-lai  sn  son  16. 

95.    Le  grincc-je  las  dens:  ga?^^)  comme  lot  changie; 
Dans  in  fi  de  contton  le  vait  etre  virie. 
Helas!  eile  s^en  vait;  lai-je  lou  ranqnoillot 
Lai  voiqui  que  le  fa  tons  sas  daries  sangliot. 
Elle  vint  de  passa!  qu6  doumaige  de  lie, 
100.    Suivan  lai  voe  par  qui  jusque  dans  l'autre  vie. 
Aiffin  de  remarqua  de  qn6  coata  lierait; 
Le  tire  au  Pairaidis:  voyan  se  Ty  entrerait. 

4.    De  lai  sainte  Cita  le  toque  ai  lai  poette; 
'    Saint  Piere,  ouvris,  je  suis  ste  deffnnte  quot  moette. 
105.    Que  charchies-vous  ici?  craites-me  daini  pa,*^) 
On  vous  ferait  n'aiffront,  on  ne  vous  connait  pa. 
Main  sans  se  rebuta,  le  toque  encouot  pu  foe, 
Piere  dit,  ouvran  ly,  di  moins  ran  que  pon  voe: 
Peut-etre  le  serait  de  mesure  &  de  pol: 

90.    Toi!  va  (ä  sa  maison)  chez  eile  Ini  chercher  du  boüillon! 

Femme  de  chambre  ici!  9a,  que  chacun  deguerpisse, 

Tons  messieurs  les  laquais,  Jasmin,  La  Tnlipe, 

La  Rose  Brandebourg,  Comtois  &  L^veille! 

Madame  va  mourir,  portez-la  sur  son  lit. 
95.    Elle  grince  deja  les  dents.    Regarde!  comme  eile  est  changee! 

Dans  un  fil  de  coton,  eile  va  etre  tournee. 

Helas!  eile  s'en  va;  eile  a  dejä  le  räle. 

La  voiei  qu'elle  fait  tous  ses  derniers  sanglots. 

Elle  vient  de  passer !     Quel  dommage  d'elle ! 
100.    Suivons-la  voir  par  ici  jusque  dans  lautre  vie, 

Afiii  de  remarquer  de  quel  cote  eile  ira; 

Elle  tire  au  paradis:  voyons  si  eile  y  entrera. 

4.    De  la  Sainte  Cite  eile  (toque)  frappe  a  la  porte. 
Saint  Pierre,  ouvrez;  je  suis  cette  defunte  qui  est  morte. 
105.    Que  cherchez-vous  ici?     Croyez-moi,  allez-vous  eu; 
On  vous  fera  un  afPront;  on  ne  vous  connait  pas. 
Mais  sans  se  rebuter,  eile  frappe  encore  plus  fort. 
Pierre  dit:  Ouvrons-lui,  du  moins  rien  que  pour  voir; 
Peut-etre  eile  sera  de  mesure  et  de  poids. 


'^)    (lainipa,   litt :    denipper,    prendre    ses  nippes,    filer,    s'en  aller.  ^'ö 

fnui(;;iis  bisontin  eiiiploie  dans  ce  sens  le  mot:  degueniller.    Que  chacun      ^-^'- 
gueniUe !    {C(.  Jaq.  v.  399 :    nn  aitundan^    qu'on  daiguenilU   —     et  ver^     ^i 
dainipa.)  —  *^)   gä,    [aga,  aiga,   a  Bournois)    -  tiens!  regarde!   (Cf.  hüt    - 
(»coutol}  —  20,  Ij,.,»:  dainipa,  en  un  mot;  du  verbe  dninipd  (Cf.  v.  91)- 


Les  Paniers.  138 

0.     Y  daivire  aas  clias,  &  roavre  enconot  ne  foi. 

Qaand  le  se  presentait  ai  lai  poette  Celeste, 

Aivo  son  attelaige,  eile  fut  bin  de  reste. 

£lle  ne  saiva  pa  qne  lai  poette  di  Cie 

N'ait  que  troe  pies  d'hautenr,  &  de  large  doa  pies. 
5.    Aivo  son  jaibaidri**)  large  comme  n'addere^*) 

Ne  le  passere  pas  dans  ne  poette  conchere. 

On  lai  presse,  oa  lai  tire,  &  maagra  tont  ce  qui, 

Lai  Daime  &  las  baibit  demourint  toujou  qai. 

Le  fa  tont  sas  cinq  cens;  le  se  clienne  &  se  conrbe, 
0.    Le  pousse  aifin  d'entra;  main  tonjon  d'y  daitoarbe ;  ^^) 

On  lai  vire  &  revire  en  long,  &  de  traiva; 

Main  aivou  tont  celai,  ne  le  pnt  pas  entra. 

Maidaime  aittantes  dono,  qa'on  raillarge  lai  poette; 

Ce  qai  n'ot  pas  bati  pon  gens  de  vontte  soettö. 
5.     Saint  Piere  tont  din  coa  ly  clyot  lai  poette  an  na, 

Disant  Daime  di  monde,  olla-voa  pronmena. 

Le  pensoit^*)  vittement:  voici  ne  pentte  aiffarre! 

0.    II  retourne  ses  clefs  et  rouvre  encore  une  fois. 

Uoand  eile  se  presenta  ä  la  porte  Celeste 

Aveo  son  attelage^  eile  fat  bien  de  reste. 

Elle  ne  savait  pas  qne  la  porte  da  ciel 

N^a  qne  trois  pieds  de  bantear  et  de  large  denx  pieds. 
5.    Aveo  son  bangar  large  comme  an  arc-en-ciel, 

Elle  ne  passerait  pas  dans  une  porte  cocbere. 

On  la  presse  oa  la  tire,  et  malgre  tont  ceci, 

La  dame  et  les  babits  demearaient  toujoars  lä. 

Elle  fait  tous  ses  cinq  cents,  eile  se  pencbe  et  se  coarbe, 
0.    Elle  pousse  atin  d^entrer:  mais  toujoars  de  rempecbement.  (??) 

On  la  vire  et  revire  en  long  et  de  travers; 

Mais  avec  tout  cela,  eile  ne  put  pas  entrer. 

Madame,  attendez  donc  qu'on  relargisse  la  porte; 

Ceci  n'est  pas  bäti  pour  gens  de  votre  sorte. 
5.    Saint  Pierre  toat  d^un  coap  lui  ferme  la  porte  an  nez, 

Disant:  Dame  da  monde,  allez  vous  promener! 

Elle  pensa  vite:  Voici  une  viiaine  afiaire! 


2')  Le  Jaihaidri  est  une  petite  baraque,  un  bangar,  un  appentis  mal  faif. 
')  Arc-en-ciel  (Note  de  rauteur).  —  ^3^  Bournois  a  dftürbä  —  rotarder 
qu'un  dans  son  travail,  lui  faire  perdre  du  temps.  Ce  sont  surtout  les 
lies  qui  se  plaignent  d'etre  dfiurbä  par  les  enfants.  —  Montbeliard  a 
'bai  -  detourner,  retanlor,  empecher  (Cent.)  Cf.  le  vx.  fiQ.:  destorbcr.  - 
le  compronds  pas  le  sen?*  ä  cause  de  ce  d'tj.  —  Faut-il  prendre  ce  d'y 
•  di  du,  |('f.  V.  150:  on  d'i/  —  di)  et  daitourbe  pour  un  substantif? 
raduirait  alors:  mais  toujours  de  Vciupechement.  —  Je  ne  suis  pas  ä  meme 
rancher  la  question.  —  ^^)  Pensoit  est  au  passe  d^fini  (päs^J;  l'imparfait 
pensa.    (Cf.  v.  79:  ^ta:  113:  saiva:  133:  fesa;  142:  aiva,  etc.) 


4  Loß  Paniers. 

Le  graitte  sas  oureille:  ah  Due!  que  veax  i  fare. 
Le  vait,  le  vint;  enfin  sas  pies  s'aimbairaissan 
130.    Dans  son  penie  de  seicle,  ai  peu  8*enqaepillan ; 
£n  se  dequepillant,  le  fesait^^)  ne  glissade; 
Aipre  quoi  tout  d'in  con,  le  voas  fit  ne  roulade : 
(Ce  n'eta  pas  coume  Petoüille*^)  las  fesa,) 
Dans  doaes  troes  tirreboüillis  ^^)  le  chat  poffe  en  enfa. 

135.         5.    Les  Damnas  eurent  pou,  lai  voyant  dainqain  obere. 

I  crayint  etre  encoaot  ne  nouvelle  chandere; 
Oa  bin  in  grand  cay6,  pon  las  tretout  soUa, 
Comme  on  fa  las  goaris;  T^tint  tout  daisonla. 
In  Diale  qae  lai  vit,  lie  fit  ne  peutte  trovgne; 

140.    Ne  faut  pos  qne  ce  qui  pon  nous  mettre  en  besoagne; 

Y  lie  fesa  loa  groin,  das  oeilles  de  traiva; 

L'aiva  tant  de  regret,  qni  manqnait  d'en  creva^ 

Qae  veni  vous  charchie  dans  gas  prisons  profonde? 

Pou  nous  vous  ferin  meu  de  resta  dans  loa  monde. 
145.    Nous  seunes  ici  treuillies^^)  tout  comme  des  airans: 

L'aivou  boutteran-nou  toat  stam barail lernen t; 

Retouna  su  lai  tarre;  aivou  vos  artifice 

Elle  gratte  ses  oreilles:  Ah!  Dien,  que  veax-je  faire? 
Elle  va,  eile  vient;  enfin  ses  pieds  s*embarrassent 
130.    Dans  son  panier  de  cercle,  et  puis  s'er.chevetrent. 
En  se  desenchevetranty  eile  fit  une  glissade; 
Apres  quoi,  tout  d'un  coup,  eile  vous  fit  une  roulade; 
(Ce  n'etait  pas  comme  Petouille  les  faisait) 
Dans  deux  on  trois  culbutes,  eile  tomba  pouf!  en  enfer. 

135.         5.    Les  damnes  eurent  peur,   la  voyant  ainsi  choir. 

Ils  croyaient  (etre)  que  c'etait  encore  une  nouvelle  chaudi^re, 
Oa  bien  un  grand  cuveau  pour  les  tous  saler, 
Comme  on  fait  (les)  aux  gorets;  ils  etaient  tout  d^soles. 
Un  Diable  qui  la  vit,   lui  fit  une  vilaine  trogne: 

140.    II  ne  faut  plus  que  ceci  pour  nous  mettre  en  besogne! 

II  lui  faisait  le  groin,  des  yeux  de  travers; 

11  avait  tant  de  regret  quM  manqua  d'en  crever. 
—  Que  venez-vous  chercher  dans  ces  prisons  profondes? 
Pour  nouS;   vous  feriez  mieux  de  rester  dans  le  monde. 
145.    Nous  sommes  ici  presses  tout  comme  des  harengs. 

Oü  mettrons-nous  tout  cet  (embarraillement)  attirail? 
Retoarnez  sur  la  terre ;  avec  vos  artifices 


2^)   Feaaii  ou  fesit  est  le  passe  defiui;   le  mot  fit  au  vers  saivant     <l*>iV 
etre  fran(,'ais..  fA  Bournois,  on  a  les  deux  formes  rzi  ou  vz^.)  —  *•)  M.«»i^'^ 
de  Musique  (Note  de  Tauteur).  —  "^  a  Besanc^im,  faire  la  tirebouiUe  -    f«*'* 
la  culbute.    (Vf.  Jaq.  322:   son  coc  que  fa  lai  tirebouiUe).  —   ")  Treuili^ 
serre,  presse.     Lt»  treuil       le  pressoir  (Cont.).    (Cf  Jaq.  551:  le  monde  -  •  •• 
se  treinlle).   A  Besan(j(»n:  Notre-Dame  du  Treuil. 


Les  Paniers.  135 

Vüu  peupleri   l'cnfa   pa  que  tous  nos  malice 

Main  ne  voici  tu  pas  in  grou  üiale  tnut^*)  noi? 
)0.    C'etta  quequan  da8  matre,  &  qu'aiva  d'y  pouvoi ; 

Qne  s'en  vint  ai  stnci,  Vy  poutte  lai  paroale. 

Et  envambe*^)  n'airangue.     Aicouta-lai,  lot  droule, 

Loardant,  Vy  disit-ti,  veux-te  pas  te  coise? 

Te  paire  bin  encouot  Nigaud  dans  ton  mete. 
)5.    Laisse-lai  cy  quand  l'y^t;  l'y  en  ait  paire  proa  d'autres 

Pou  daittraipa^')  Jas  ame,  &  las  fare  das  noutre. 

Fesan-cy  noute  ouvraige,  ai  pen  repousan  nou, 

Las  Daime  &  Demoiselle  en  aitraiperan  prou; 

lieus  baibit,  lieu  rega,  lieu  mine,  &  lieus  caresse, 
>0.     fin  fant  bin  pas  damna,  que  toute  nos  finesse. 

Pou  padre  lai  juenesse  y  n'a  point  d'autre  aibrot*^), 

Quand  ceu  qui  manquerant  yen  ai  d'autre  tout  prot. 

Dedans  chaique  quartier  n'en  faure  pas  pus  d'eone; 

Main  il  y  en  ait  bin  pu,  cbaicun  ait  set  chaiquenne ; 
15.    Sus  las  piaice,  as  fenetre,  as  moeson,  as  montier, 

On  ne  voit  que  Donzelle  &  Feille  grevillie**) 

Vous  peuplerez  Tenfer  plus  que  toutes  nos  malices. 
Mais  ne  voici-t-il  pas  un  gros  Diablo  tout  noir? 
»0.    C'^tait  quelqu'un  des  maitres,  et  qui  avait  du  pouvoir, 

Qui  s'en  vient  a  celui-ci,  il  lui  porte  la  parole 

Et  commence  une  barangue.     Ecoutez-la,  eile  est  drole. 

Lourdaud !  lui  dit-il,  ne  veux-tu  pas  te  taire? 

Tu  es,  parbleu!  bien  encore  nigaud  dans  ton  metier. 
>5.    Laisse-la  ici  quand  eile  y  est;  il  y  en  a,  parbleu!  assez  d'autrcs 

Pour  tromper  les  ämes  et  les  faire  des  notres. 

Faisons  ici  notre  ouvrage,  et  puis  reposons-nous. 

Les  dames  et  denioinelles  en  attraperont  assez. 

Leurs  liabits,  leurs  regards,  leurs  mines  et  leurs  caresses 
>0.    En  fönt  bien  plus  damner  que  toutes  nos  fiiiesses. 

Pour  perdre  la  jeunesse,  il  n'y  a  point  d^autres  .... 

Quand  ceux-ci  manqueront,  j'en  ai  d'autres  tout  prets. 

Dedans  cbaque  quartier,  il  n'en  faudrait  pas  plus  d*une; 

Mais  il  y  en  a  bien  plus,  chaeun  a  sa  cbaeune; 
15.    Sur  les  places,  aux  fenetres,  aux  maisons,  aux  eglises, 

On  ne  voit  que  donzelles  et  filles  fourmiller. 


»^)  Faute  d'impression :  tnut  mis  pimr  tout.  —  *'^)  Encambd    -  mettre  en 
ile.    Besan^on  dit:    vatnber  les  cloches;   le  vambe  den  cloches.     Ici  donc 
tre  en  mouvement,  commencor  (Cf.  v.  252).  —  '*j  ici  daittraipa       attra- 

tromper.  (Cf.  vers  3i,  note  2.)  —  ^-j  Je  n'ai  pu  nulle  part  trouver  le 
j  de  ce  mot  —  ^^)  GreviUie  grattor  a  la  porte,  tatoniier,  chercher  d 
rir.  (Cf.  Jaq.  25:  ([u^os  que  grevilleY  Qui  est-ce  (jui  tatonne  a  ma  porte?) 
Contejan  dit:  grevilUe       gratter  doucenient,  mais  incessamment;  deman- 

—  Dans  le  Jura  bernois,  gdrvqyU  ou  gr^v^yU  -  tatonner  pour  essayer 
iivrir,  gratter,  chatouiller,  founntUer,  grouiller. 


136  Les  Paniers. 

Y  semble  etre  sonvent  das  grous  jetton^*)  d'aibeille; 

L*enne  rit,  Taatre  saute,  &  n'aatre  qae  j^aibeille^^); 

Ne  pensan  qu'an  plaisi  d^peu  loa  grand  maitin ; 
170.    Le  se  fouran  pattont^^,  as  voillie,  as  festin, 

As  aissembia  de  Fete,  as  danse,  as  pronmenade: 

Main  y  lieus  fau  suttout  de  jonli  camarade; 

Le  fringan*'),  brioulan^*),  gingan^^)  &  bezeillan  *®), 

Tont  comme  das  chevris,  qae  saatan  au  printan, 
175.    L*en  vant  levant  loa  na  coame  ferin  das  biche, 

Las  Feille  di  coaman,  aussi  bin  que  las  riebe. 

Tantöt  on  las  gatoille,  on  las  embraisse  aitout; 

Las  saloupe  ne  fant  que  de  rire  de  tout; 

In  be  mistrifrisi^^)  sa  loa  brait  las  proumenne, 
180     Pa  las  rne,  pa  las  pra,  las  menne  &  las  raimenne, 

Le  sont  pa  aivanta  que  das  Paige  de  Couot; 

Tout  lou  jou  viroyan*^)  &  fant  pa  de  cent  touot. 

II  semble  (etre)  que  ce  soit  souvent  de  gros  essaims  d'abeilles. 

L*une  rit,  Pautre  saute  et  une  autre  qni  se  tr^mousse. 

EUes  ne  pensent  qu*au  plaisir  depuis  le  grand  matin. 
170.    Elles  se  fourrent  partout,  aux  veillees,  aux  festins, 

AuK  assembl6es  de  fetes,  aux  danses,  aux  promenades; 

Mais  il  leur  faut  surtout  de  jolis  camarades. 

Elles  dansent,  elles  fönt  les  folles,  sautent  et  bondissent 

Tout  comme  des  cbevreaux  ([ui  sautent  an  printemps. 
175.    Elles  s*en  vont  levant  le  nez,  comme  feraient  des  biohes, 

Les  filles  du  commun  aussi  bien  que  les  ricbes. 

Tantöt  on  les  chatouille,  on  les  embrasse  aussi ; 

Les  salopes  ne  fönt  que  rire  de  tout. 

Un  beau  misti/rise  sous  le  bras  les  promene, 
180.    Par  les  rues,  par  les  pres  les  mene  et  les  ramene ; 

Elles  sont  plus  ^ventees  que  des  pages  de  cour. 

Tout  le  jour  elles  tournaillent  et  fönt  plus  de  cent  tours. 


^)  Un  jeton  d'abeilles,  A  Be8an<;;on  -  un  essaim ;  les  abeilles  jettent,  dit-orr 

—  35)  Montb^liard  a  le  verbe  dgehiUie  sauter,  gigoter,  se  tr^moussf  -■? 
vx.  frc;.:  giber  -  s'agiter,  se  debattre  (Cont.).  —  ^^)  Pattont,  faute  d'impre^"^ 
sioii  püur  pattout.  —  ^')  Fringai  a  Montböliard  -=  danser,  w.  frg.  fringt^t^ 
(Cont.).  —  ^^)  Briouhl  =  faire  la  brioule,  la  folle  (CT.  v.  220).  Briole  ■---  femic:^ 
bavarde  fCont.).  —  ^'^)  Dgingai  (Cont.)  sauter,  danser.  —  gingd  (Bouri^MB 
djTgä)       courir  en  folatrant,  en  »autant,    comme  les  animaux  qu'on  cond 

au  paturage  pour  la  preniitTo  fois  au  printemps.  —  ^)  Bezeittie  (besü  ^ 
heseillie,  (V)nt.)  se  dit  des  animaux  i\\\\  sautent  ou  bondissent  lorsqu'ils  a  ■■ 
harceles  par  les  piqures  iies  moucbes.  Ainsi  le  bruit  que  fait  le  ^grovolaiL-^  * 
(V.  71)    fait  besHler  les  vaehes.    —   Vx.  fr(j. :  besiller    -  blosser,  tourmei^  ^^4 

—  ^')  A  Besanc^on,  un  mtstifrhe  est  un  jeune  godelureau.  —  Mign.  ^^lii 
mistifris^  enjolive.  —  *2)  viroitie j^viroilUcy  Cont.)  est  lo  fröquentatif  de  r*-  mr-Zf, 
tourner  et  signifie  aller  de  cote  et  d'autre,  vagabonder,  toumailler. 


Les  Paniers.  137 

Das  jnenes  Gaulegrus^^)  lien  contan  das  flenrette; 

Le  s^ant  repondre  au  ton,  &  chantan  das  sournette. 
185.        L'ant  jaabla^^)  das  haibits  que  noas  proufitan  bin: 

Qu^on  aipelle  Penie,  ou  bin  Vertugadin: 

Uant  inventa  staibit  poa  bin  becou  d'usaige, 

Poa  Celles  que  sont  peutte,  ou  que  ne  sont  pas  saige, 

Las  airanchie,  las  canche,  &  las  boussue  aitout, 
190.    Las  coe  tout  de  traiva;  lou  penie  convre  tont 

Quand  las  Feille  se  sont  laisie  gata  lai  teille, 

Le  se  las  affnblan  pou  caichie  Heus  marveille, 

Elle  pouttan  desou  souvent  de  grou  paiquet; 

Elle  n*en  disan  ran,  se  roouquan  di  caqnet, 
195.    Le  sont  finnes,  ste  moude  ot  in  couvre  malice 

L'effet  de  Heus  aidresse,  &  de  Heus  artifice. 

Dans  gas  Laibits  le  sont  coume  das  tounevant^ 

Renfla  coume  das  touots,  pu  larges  que  das  vant. 

Te  riro  de  las  voe  quand  l'entrant  dans  n'Eglise, 
200.    Ca  ce  n'ot  pas  pou  Heus  ne  pettete  entreprise. 

Coume  de  grousse  clouche,  en  gas  haibits  affrou, 

Le  semblan  in  baittant  ([ue  pangoille  desou. 


Des  jeunes  malotrus  lenr  content  des  fleurettes; 

Elles  savent  repondre  au  ton  et  chantent  des  sornettes. 
3f>.         Elles  ont  invente  des  habits  qui  nous  protitent  bien, 

Qu'on  appelle  paniers  ou  bien  vertugadins. 

Elles  ont  Invente  cet  habit  pour  bien  beaucoup  d'usages, 

Pour  Celles  qui  sont  laides  ou  qui  ne  sont  pas  sages, 

Les  dehanchees,  les  boiteuses  et  les  bossues  aussi, 
^O,    Les  Corps  tout  de  Iravers;  le  panier  couvre  tout. 

Uuand  les  filles  se  sont  laisse  gäter  la  tailie, 

Elles  se  les  affublent  pour  cacber  leurs  merveilles; 

Elles  portent  dessous  souvent  de  gros  paquets; 

Elles  n^en  disent  rien,  se  moqnent  du  caqnet. 
^3.    Elles  sont  fines;  cette  mode  est  un  couvre-malice, 

L^etfet  de  leur  adresse  et  de  leurs  artifices. 

Dans  ces  habits,  elles  sont  comme  des  girouettes, 

Renflees  comme  des  tours,  plus  larges  que  des  vans. 

Tu  rirais  de  les  voir  quand  elles  entrent  dans  une  P^glise, 
'^^K>,    Gar  ce  n'est  pas  pour  elles  une  petite  entreprise. 

Comme  de  grosses  cloches,  en  ces  habits  affreux, 

Elles  semblent  un  battant  qui  pendille  dessous. 

**)  Galegru  vCont.)  niulotru;  vx.  ii\.:  (jalou  cociuin.  —  Miynard  &  le 
^^^  gaJuro  -  jeuno  homme  libortin,  qui  ne  son«^(M|u'au  plai»ir.  (Voir  v. 'J 16 
;*  ^ot:  Oaiäemdle,  appliqne  aux  fillo8.)  —  ^'' ■  Vjablai  Tont.)  pnyeter, 
''^  des  plans,  imaginer,  invrnttT.  Cf.  le  patois  du  Jura  beinois:  djäbye, 
^^^e  sens. 


138  Les  Paniers. 

Chaicun  en  dit  lai  sienne,  A  chacnn  las  satire, 
Ne  l'ant  honte  de  ran,  eile  laissan  toat  dire. 

205.    Ga!  dit  l'un,  y  semble  etre  in  gron  melin  ait  vant ; 
N'aatre  dit,  te  n'y  es  pas,  voici  mon  sentimant, 
St'aibit  fut  inventa  pa  Venus,  lai  ('aroagne ; 
Cot  l'enseigne  de  ceox  qn'en  padda  lai  yargougne. 
Tes  bin  dit,  redit  n'aatre,  j  crai  qae  t^  raison, 

210.    Celles  qae  las  pouettan  ne  sentant  ran  de  bon; 

Lieas  penier  sont  rempli  de  marchaindise  ai  vendre, 
Bin  fo  qae  s'y  fie  trop,  gaire  de  s'y  sarprendre, 
Le  sont  coome  ^as  rosses  foire  tant  montra^^) 
N'an  n'en  veut  pu,  le  sont  das  bete  daicria: 

215.    In  Gaobon  Taatre  joa,  menant  de  ^as  Donzelle, 

Proamenant  sa  loa  bret  dou  de  ^as  Gualemelle  ^^, 
Ressembla  de  ^as  anes  ou  de  ^as  grand  molet, 
Uue  pouettant  das  penie  qae  pendant  ^ai  qu'ai  let. 
Das  Daime  qn'^tint  saige  &  se  moqain  das  foole, 

220     Commen^an  d'en  poatta,  toat  coume  gas  brioule*'), 
Aivo  ste  moade  qoi  nous  feran  nos  chos  gras: 

Nous  n*aat  qu'ai  teni  con,  qu'on  ne  l'ai  quitte  pas. 
Las  gens  de  jagement  haussan  tons  las  aipole, 

Chacun  en  dit  la  sienne  et  chacun  les  satirise. 

Blies  n*ont  honte  de  rien,  elles  laissent  toat  dire. 
205.    Vois!  dit  Tun,  il  semble  (etre)  qoe  ce  soit  an  gros  moulin  ä  vei 

Un  aatre  dit:  Tu  n'y  es  pas;  voici  mon  sentiment: 

Cet  habit  fut  invente  par  Venus  la  carogne ; 

C'est  Tenseigne  de  (oeux)  Celles  qui  ont  perda  la  yergogne. 

—  Tu  as  bien  dit,  redit  un  autre ;  je  crois  que  tu  as  raison. 
210.    Celles  qui  les  portent  ne  sentent  rien  de  bon. 

Leurs  paniers  sont  reraplis  de  marchandise  k  yendre, 

Bien  fou  qui  s'y  tie  trop;  gare  de  s'y  surprendre! 

Elles  sont  comme  ces  rosses  [aux]  foires  tant  montrees. 

Peraonne  n'en  veut  plus ;  elles  sont  des  betes  decriees. 
215.    Un  gar^on  l'autre  jour  menant  de  ces  donzelles 

Promenant  sous  le  bras  deux  de  ces  ccervelees  (?), 

Ressemblait  (de)  u  ces  unes  ou  (de)  ä  ces  grands  mnlets 

Qui  portent  des  paniers  qui  pendent  qk  (qu')et  lä. 

Des  dames  qui  etaient  sages  et  se  moquaient  des  foUes, 
2'2().    Commencent  d'en   porter,  tout  comme  ces  eoervelees. 

Avec  cette  mode-ci,  nous  ferons  nos  choux  gras. 

Nous  n'avons  qu'a  tenir  coup  qu'on  ne  la  quitte  pas. 

Les  gens  de  jugement  hau8sent  tous  les  epaules; 


*y  Vers  inconiph't;  il  fiuit  sans  doute:  coume  <jas  rosses  aa  foire&v  ^tc. 

—  ♦*>)  Voir  la  note  au  vers  183.    Je  ne  sais  pas  le  sens  exact  de  ce  mofc-  -  — 

♦')  Cf.  vers  173.   'Heinaniuer   le«    deux  fornies:  brioule   et   brioU.    C-e  loot 
signitie  unt*  folle,  uiie  »'•cHMvelre  (Cont.  briole       femme  bavarde.) 


Les  Paniers.  139 

Main  las  petete  esprit  admiran  ^as  briole^^), 
225.    Le  s'aidmiran  ^^)  Heu  meme,  ai  pen  se  rangonflan; 

Le  migan  las  gachon,  ceux-ci  las  remigan 

Devant  lieu  gas  Grivois  fesan  las  bon  Aipotre, 

Elle  las  aitiran,  &  se  paddan  l'an  Taatre. 

Y  ne  las  tentai  pns,   sans  moi  Tan  fan  je  prou, 
230.    Y  n^a  pas  seulement  besoin  de  dire  chou. 

S'in  Curie  las  reprend,  le  fant  encout^*^)  pu  pire, 

Ne  le  vant  pas  en  France,  eile  vant  en  £mpire. 

Bon  aiffaire  pon  non;  quand  las  Prochon  disan, 

0  bon  bon !  pensant-elle ;  0  soi,  mouquan  nons  an. 
^35.    Trouve  te  pas  Dialeuic  que  tant  de  belle  moude, 

Nou  fan  de  lai  besongne,  &  nou  son  bin  quemoude! 

Ca  depen  que  las  Feille  en  sont  su  ce  pie  qui, 

On  ne  voit  dans  l'enfa  que  das  gens  y  veni. 
I^aissan  las  su  lai  tare,  eile  sont  nos  aimie, 
240.    In  jou  nou  las  taran;  coumengan  pa  st^cie. 

Nous  n'an  pas  bin  aiffare,  eile  vint  ai  propo ; 

Camarade  y  ly  en  faut  beillie  pou  sas  cinq  so. 

L'ait  enconot  prou  bin  fa  de  veni  de  pa  lie, 

Te  s^a  bin  qu'autrefois  nous  las  ollin  cbarchie 


Mais  les  petits  esprits  admirent  ces  folles. 
225.    EUes  s'admirent  elles-memes  et  puis  se  rengorgent 

Elles  lorgnent  les  gargons ;  ceux  ei  les  relorgnent. 

Devant  elles,  ces  grivois  fönt  les  bons  apotres. 

Elles  les  attirent  et  [ils]  se  perdent  Tun  Tautre. 

Je  ne  les  tente  plus;  sans  moi  elles  en  fönt  dejä  assez. 
^dO.    Je  n'ai  pas  seulement  besoin  de  dire:  Cbou. 

Si  un  eure  les  reprend,  elles  fönt  encore  (plus  pire)  pis. 

Elles  ne  vont  pas  en  France,  elles  vont  en  Empire. 

Bonne  afiaire  pour  nous.  Quand  les  predicatenrs  (disent)  parlent: 

Oh!   bon,  bon!   pensent-elles;  oh!  soit,  moquons-nous  en. 
'3S.    Ne  trouves-tu  pas^  Diablotin,  que  tant  de  helles  modes 

Nous  fönt  de  la  besogne  et  nous  sont  bien  commodesV 

Car  depuis  que  les  tilles  en  sont  sur  ce  pied-ci 

On  ne  voit  dans  l'enfer  que  des  gens  y  venir. 
Laissons-les  sur  la  terre,  elles  sont  nos  amies. 
'■^O.    Un  jour  nous  les  tiendrons.      Commeugons  par  celle-ci. 

Nous  n'avons  pas  bien  ä  faire,  eile  vient  a  propos. 

Camarade,  il  lui  en  faut  donner  pour  ses  cinq  sous. 

Elle  a  encore  assez  bien  fait  de  venir  d'elle-meme. 

Tu  sais  bien  qu'autrefois  nous  les  allions  chercher 

^^}  Voir  la  note  47  a  la  page  138.  —  *^)  S'aidmiran,  cf.  au  vers  pre- 
'iöxit:  admiran.  —  ^°)  Encout  (sie);  il  fant  probabloraVnt  lire :  enconot.  (^Cf. 
«^    136,  243,  etc.) 


140  Les  Paniers. 

245.    Dessud  nu8  poure  dos,  qae  nous  n'en  pouvin  pu, 
Ai  foohe  d'en  pouetta  sens  venu  tont  boassa: 
Laisse  lai  don  ioi,  pranra**^')  bin  soin  de  lie, 
Et  te  voer6  coament  y  m'en  v6  raitreillie 

Ce  Diale  eta  si  gros  qae  l'en  vailla  bin  don, 

250.    Sas  griffe  6tin  ne  fois  pa  large  qu'in  frachon^^); 

Y  te  lai  vint  griffa  tont  b6  pa  lait  poitrenne 
Conmence  ai  lai  vamba^');  ste  Daime  se  demenne; 
Le  vonla  se  deffendre,  &  fesa  de  grands  cry, 

Si  tant  tellement  haut  qne  l'enfa  raitombi. 

255.         6.    Les  Damnas  aiconrend^^)  aifin  de  vo6  bettillie, 
Quelle  6ta  celle  qui  qu'on  entenda  breillie, 

Y  s'aiprecbene  tous  pon  lai  vo'e  de  pn  pr6, 
Lai  beuillin  sn  loa  na,  ga,  ga,  qot  enne  te 

Ai  son  nom  bin  das  gens  vitte  lai  coanaissene, 
260.    Et  de  toas  las  coatta  antoaot  s'aimoncelene ; 

L'y  venait  das  Monsien  &  toat  plein  de  Gachon, 
Qn'^tin  tout  en  fnren,  tont  coame  das  Dragon. 

245.    DessQS  nos  pauvres  dos,  qae  nons  'n*en  poovions  plus; 
A  force  d*en  porter,  [je]  suis  [de]vena  tont  bossa. 
Laisse-la  donc  ici ;  [to]  prendraa  bien  soin  d*elle. 
Et  ta  verras  comment  je  m'en  vais  l'etriller. 

Ce  diable  etait  si  gros  qn'il  en  valait  bien  deux ; 

250.    Ses  griffes  etaient  nne  fois  plns  larges   qu'an  egrappoir. 
II  te  la  vient  griffer  toat  bean  par  la  poitrine, 
Commence  ä  la  balancer ;  cette  dame  se  demene ; 
Elle  voulait  se  defendre  et  faisait  de  grands  cris, 
(Si  tant)  tellement  bant  qae  Tenfer  resonna. 

255.        6.  Les  damn6s  accoarurent  afin  de  voir  regarder 
Quelle  etait  celle-ci  qa'on  entendait  brailler. 
lls  s'approcberent  tous  pour  la  voir  de  plus  pres, 
La  regardaient  sous  le  nez :   Vois,  vois,  c'est  une  teile. 
A  son  nom  bien  des  gens  vite  la  connurent 

200.    Et  de  tous  les  cotes  autour  sVmoncelerent. 

II  y  venait  des  messienrs  et  toat  plein  de  gar^ons 
Qui  etaient  toat  en  fureur,  tout  comme  des  dragons. 
(A  suivre.) 


^')    Forme   du  fiitur,    2"  pors.  sing.:   tu  prendras    -  prends!    —    '^)     t^ 
frachoir  ou  Sgrapnoir    est  im  ancien  instrument  qui  servait    a    egrener       I^.* 
grappes  de  raisin.  —  Le  verbe  frächie       rompre,  separer  la  grappe  d'a^'<^ 
los    gniins  du    raisin.   (Vf.  Jaq.  v.  556.)  —    Mot  tr^s  employ^:  ün  arc  tuß 
bände  se  f räche       un  arc  toujours  bände  se  brise,  se  casse.  (Mignard,  Glo»f. 
bourg.)   —    "i    Cf.  V.  152,  note.    —    '^)    Sans  douto  faut  d'impression  pour 
aicour^n(\  (Cf.  dans  h^s  vers  suivants:  s'aiprechene,  counaisene,  s'aimünce/«^«* 
s'en  venfuent,  etc.) 


141 


Volksmedizinisches. 


Wir  veröffentlichen  im  Folgenden  einen  ersten  Auszug  aus 
bis   jetzt    eingelaufenen    Antworten    auf   den    yerschickten 
gebogen  über  Volksmedizin  in  der  Schweiz.  0 

Dieser  Auszug  hat  lediglich  den  Zweck, ^  zu  weiterm 
imeln  anzuregen. 

Die  Zahl  der  Mitarbeiter  und  der  von  ihnen  vertretenen 
lesteile  ist  noch  zu  klein^  um  einen  annähernd  klaren  Über- 
:  über  den  Stand  der  schweizerischen  Volksmedizin  zu  ge- 
ren.  Bis'jetzt  haben  sich  um  unsere  Sache  besonders  verdient 
acht:  Herr  Lehrer  Bilger  in  Elingnau,  Herr  Lehrer  A. 
JER  in  Basel  (für  Au  im  Kt.  St.  Gallen),  Herr  Pfarrhelfer 
^ücHF.ER  in  Kerns  (aus  altern  Aufzeichnungen),  Herr  Lehrer 
EIER  in  Jonen  (für  Frei-  und  Kelleramt),  Herr  Apotheker  B. 
ER  in  Genf  (für  Freiamt,  Thurgau,  Genf),  Frl.  M.  Reinhard, 
•erin  in  Bern  (für  den  Kt.  Bern),  Frau  Wwe.  Wenger- 
5EL  in  Schwarzenburg,  Frl.  G.  Zürich  r,  Lehrerin  in  Bern 
den  Kt.  Bern). 

Eine  Anzahl  Zettel  sind  erst  nach  Abschluss  dieses  Aus- 
eingegangen,  konnten  also  hier  nicht  mehr  berücksichtigt 
len. 

Vereinzelte  Notizen  sind  wenige  eingelaufen.  Wir  möchten 
iher  nochmals  betonen,  dass  uns  selbst  ein  einziger  Krank- 
snamen, ein  einziges  Volksheilmittel,  ein  einziger 
rglauben  willkommen  ist. 

Wen  die  römischen  und  arabischen  Zahlen  irre  machen, 
lasse  sie  weg.  Es  wird  Sache  der  Redaktion  sein,  die  ein- 
5n  Artikel  in  die  gehörigen  Rubriken  einzareiheu. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

')  Dieser  Frageboj^en  kann  jederzeit  grati»   bei  dem  Unterzeichneten 
?en  werden. 

Prof  E.  Hoflfmann-Krayer 

Hirzbodenweg  91 

Basel. 


142 


VolksmediziDisches. 


I  1. 


I  2. 


I  2.3. 


I  2. 

1  2. 

I  14. 
I40g. 

I  2. 
I40g. 

I  3 


I  4. 


I  4.5. 


I  13. 
I  14. 


I  15 
I  16. 
I  21. 
I  37. 
I  40a. 


1  40(1. 1 
I  40- 


Kopf.    Scherzhaft:  „MoUi,  Motsch,  Epfel,  Nischel"  (geschlossene 

(Basel).  -—  Dicker  Kopf.  Scherzhaft:  Kfirbis  (köarbs^J.  (. 

Kt.  St.  Gallen.) 
Haare,  die  sich  gabeln,  soll  man  schneiden,  da  sie  sonst  brec 

und  ausfallen. 
Bote  Haare,  spitzes  Kinn, 

Wohnt  der  Teufel  mitten  drin  (Bern). 
„Strubi  Haar,  strubi  Hut.    Urichtige  Haar,   urichtige  Hi 
Wenn  der  Vater  einen  rötlichen  Schnurrbart  habe,  bekon 

das  Kind  meist  rote  Haare  (Bern). 
Haare  soll  man  bei  zunehmendem  Mond  s  c  h  n  e  id  e  n.   Re 

auf's  Haar,  mache  sie  kraus. 
Abgeschnittene  Haare  und  Nägel,  ausgezogene  Zähne 

man    nicht   fortwerfen,   sondern    begraben    (Kheintal ,  Kt. 

Gallen). 
Haare  und  Nägel   darf  man  nicht   an   einem  Freitag  a 

schneiden.  (Falkknstkin,  in :  Edkht,  Überlieferungen  II,  H 
K  i  n  n  b  a  r  t :  „Bockbart^   (Schwarzenburg,  Kt.  Bern). 
Im  Simmental    nennt   man    einen    etwas   stnippigen  Vollbi 

„Rützelbart"    (Därstetten). 
„Ougebrune,   Ougsbraue** :   Sind   sie   über  der  Nasenwu 

zusammengewachsen,  besonders  wenn  sie  buschig  und  scbw 

sind,  so  wird  man  leicht  verrückt   (Bern). 
Augenbrauen   und  Wimpern   werden  leicht  verwecha 

indeui  man    gern   den  letztern    auch  „Augsbraue**  sagt. 

einzeln«»  Wimperhaar  heisst  „Augehoor"    (Basel). 
Lippen.    „MuuUispe*    (Schwarzenburg). 
Obere   Schneidezähne:     „ Schuufle •;    Backenzäh  j 

„Stockzeen'*.    —    Der  erste  Zahn  eines  Kindes  wird  ^ 

aufbewahrt,  etwa  auch  in  Ringe  gefasst    (Basel). 
Wenn  dem  Kinde  die  Zähne   so  wachsen,    das»  breite  Luc 

dazwischen  sind,    wird   es  weit  herum  kommen    in  der  V^ 

Wenn  zwischen  den  beiden  vordersten  Zähnen  oben  eine  LC 

ist,  wird  es  gut  singen  lernen    (Bern). 
Zahnfleisch,    ^i'gere"  (Plur.)   (Basel.  Bern). 
Zunge.   Scherzhaft:  „Lalle**  (Bern).    Der  „Lälli**  (Basel). 
Mandeln.    Oft  mit  den  Drüsen  verwechselt    (Bern). 
Ellbogennorv:    „Naarebeinli"    (Basel). 
Handfläche.    Hat  man  einen   gelben  Flecken  auf  der  Ha- 

tläche,  den  man  mit  dem  Finger  nicht  decken  kann,  so  hat  n 

bald  Arger,  kann  man  ihn  decken,   so  bedeutet  er  Glück. 

(Bern;  s.  H^vniKxnAcuM  nr.  35*2  ff.;    Gkmpki.kr,  Heimatkunde  c 

Simnienthals,  S.  352). 
Linker  Mittelfinger.    „Herzfinger**    (Schwarzenburg). 
I  )\o  weissen  Flecke  auf  den  Fingernägeln  deuten  s^ 

lange»  lieben    (Hasel-Land). 


M  Volkstüniliclies  a.  d.  Kt.  Bern.    Zürich  187G. 


Volksmedizinisches.  143 

Die  Fingernägel  sollen  Montags  oder  Freitags  geschnitten 

werden  (Schwarzenburg). 
I  48.     ,'8  Zug"  (das  Zeug)  oder  „'s  Ziigli«  (Basel). 
153.    Kniekehle.    ,Chnöü-Äcke**    (Bern). 
I  58.    Ferse.    „Färsere-  (Bern). 
159.    Fussrücken.    „Grisp"   (Bern). 
I  64.    Wer  einen  gewölbten  Brustkorb  hat,  hat  ein  „ganzes  Herz* 

(ohne  Abteilung  in  Kammern),  (Kt.  Zürich;  vgl.  Archiv  V,  161). 
I  68.    Galle.    »D'Galle-n-isch-mer  uflfe  gstige**  =  ich  wurde  jähzornig. 

(Basel.) 

182.    Urin.    „Zübel"  (Schwarzenberg). 
I  84.    Speichel.    „Seufer«*  (Schwarzenberg).   „Spöüfer"    (Bern). 

185.  Rachenschleim.    „Choder"    (Bern). 

186.  Nasenschleim.   „Schnuder".   Harter  N.  „Poogi*   (Bern). 

187.  Ohrenschmalz.    „Ohreschmutz"  (Schwarzenberg). 

I  90.     T  h  r  ä  n  e  n.   Der  „Tran«  (oft  nur  bildlich :  „e  Tran  Gaflfee*)  (Bern). 
I90a.    Augenzieger.  Der  körnige  Schleim,  der  sich  am  Morgen  oft 

im  Auge  bildet,  heisst  „Pflirtschi"  oder  »Ziger"  (Kt.  Bern). 

II  2.  Niesen,  „'s  Pftlffi*  (Schwarzenberg).  Dreimal  n.  bedeutet 
GlQck,  nüchtern  n.  Unglück:  „Morge-G'nuss,  vil  Verdruss* 
(Au,  Kt.  St.  Gallen\ 

Wenn  man  am  Morgen  zweimal  nacheinander  niesen  muss,  so  be- 
deutet das  Glück  ^Bern). 
Wenn  man  zweimal  nacheinander  niest,    so  bekommt  man  einen 
Brief  (Bern). 
II  3.     S  c  h  1  u  c  k  s  e  n.    „'s  Gluggsi*  (Hauptwort).  Es  kommt  vom  vielen 

Naschen  (Bern). 
115.     Winde.    „Um   die  „Winde**  anzutreiben   (bei  Kolik\    isst   man 

grünen  Bitteröuss  (Freiamt), 
n  6.     Kollern.    „Rugge*    (geschlossenes  mj.  (Bern). 
117.     Harnen.    „Züble**    (Schwarzenburg). 

II  9.     Zur  Abwehr  von  Unheil   spuckt  man  aus  (spöje).    (Bern.) 
Man  spuckt  am  Morgen  früh  in  den  Brunnen;  sinkt  der  Speichel 
auf  den  Boden,  so  ist  man  schwindsüchtig   (Belp). 
II  10.     Menstruation.   Derb :    „der  Schniider"    (Basel).   —    „In  der 
hinteren  Woche"  (Schwarzenburg). 
Zur  Zeit  der   Menstruation    soll    man   keine   scharfen    und 
keine  sauren  Speisen  geniessen,  auch  keine  Früchte,  mit  Aus- 
nahme von  Trauben,  weil  man  sonst  im  Alter  leicht  den  Krebs 
bekomme    (Thun.  Bern). 
11  11.     Wachsen.    Man  glaubt,  in  seinem  2.  Jahre  sei  das  Kind  gerade 
halb  so  gross,  wie  später  als  erwachsen. 
Wenn  man  vom  Mairej^en  nass  wird,  so  wäch.st  man  noch  (Bern). 

(S.    RoTHKXHACH,    UY.     1274). 

II  12.  Wer  viel  süsse  Äpfel  isst,  behält  ein  gutes  G  e  d  ä  c  h  t  n  i  s ,  wird 
gescheit  (Bern).  —    Fische  essen  macht  gescheit   iBaseb. 

II  13.  Wenn  man  von  Geld  träumt,  so  wird  bald  Jemand  krank 
(Bern),    ^s.  Rothkxbaui,  nr.  427.) 


I 


144 


Yolksmedizinisches. 


II  14. 
m  Id. 


Ill  2. 
III  3e. 


lII  4. 
III  öe. 


III  51. 
III  6. 


III  6  b. 

III  6d. 

III  Go. 

III  6  f. 

III  (Jg. 


III  6i. 


III  Ük. 


Zorn  m  (l  t  i  g  k  e  i  t.    „QiUU"  (w.  Haiiptw.)   (SchwarzeDburg). 

Um  zu  häufige  oder  unliebsame  Schwangersc haften  eu 
verhüten,  tragen  die  Frauen  Haselwurzen  (Kadix  Asari  von 
Asarum  Kuropaeum)  mit  sich  herum  (Freiamt,  Kt.  Luzem, 
Kanton  Thurgau). 

Nimmt  ein  Ehepaar  ein  fremdes  Kind  an,  so  bekommt  es  desto 
eher  eigene  (Kt.  Zürich). 

G  e  8  c  h  1  e  c  h  t  d  e  8  Embryo.  Ist  die  Gresichtshaut  der  Schwan- 
gern mit  gelblichen  Flecken  bedeckt  und  stark  entstellt,  so 
schliesst  man  auf  einen  Knaben.  Ebenso  bei  spitzer  Form  des 
Bauches,  bei  rundlicher  auf  ein  Mädchen  fAu,  Kt.  St.  Gallen). 

Abtreibung  mit  purem  Absinthschnaps    (Basel). 

G  e  b  ä  r  8  t  tt  h  1  e  mit  besonderer  Form  nicht  nachweisbar  ;  doch 
erfolgte  die  Niederkunft  noch  in  der  2.  Uälfte  des  19.  Jahrh. 
oft  auf  einem  Lehnstuhl  ^ Basels 

Die  im  Zeichen  des  Widders  geborenen  Kinder  werden  oft 
„widerhaarig"  (eigensinnig).    (Bern.) 

Wöchnerin  („Kindbetterin*')  erhielt  bis  vor  30  Jahren  von 
den  Verwandten  eine  Kanne  Rotwein.  Solche  zinnerne  Kannen, 
ähnlich  den  beim  hl.  Abendmahl  verwendeten,  fehlten  in  keinem 
Hause  (Au,  Kt.  St.  Gallen). 

E  r  8  t  e  r  A  u  s  g  a  n  g   in  die  Kirche  ( Schwarze nburg\ 

Lutscher.  „Xuggizapfe,  Nuggel,  Lulli,  Lullizapfe"  (meist  von 
Kautschuk)    (Bern.) 

FrUlier  wurden  die  Kiuder  6  Wochen  lang  vollständig  bis  an  den 
Kopf  fest  eingewickelt  (Schwarzenburg). 

Wenn  das  Kind  kräftig,  wird  es  schon  nach  2—3  W^ocheu  frei- 
sitzend  auf  dem  Arm  getragen  (ebd.). 

T  H  u  f  e.  iMan  soll  einem  Kind  bei  der  Taufe  das  Taufwasser 
nicht  abwaschen,  sonst  wird  es  nicht  selig   (Bern). 

Die  Patin  soll  mit  dem  getauften  Kind  so  schnell  als  möglich 
von  der  Kirche  nach  Hause  eilen,  damit  das  Kind  nicht  laug- 
sam werde.  (Bern.  vgl.  Rothkxbach)  nr.  33,  u.  Gotthklf, 
„Die  schwarze  Spinne'*). 

Vor  dem  Taufgang  soll  das  Kind  auf  den  Boden  gelegt  werden, 
(liunit  es  demütig  werde.  (Bern.  s.  Gotthklf,  „Anne  Bäbi 
.lowäger,  II.  Bd.,  Kap.  8j. 

Namen  des  Kind  e  s.  Man  soll  einem  Neugeborenen  oicht 
den  Nanu'ii  eines  verstorbenen  Geschwisters  geben,  sonst  stirbt 
es  auch    -  Haselland}. 

Man  hoLsse  mit  den  eigenen  Zähnen  einem  lebenden  Hasen  die 
\ onltTH  Z  ii  h  n  e  aus  und  hänge  dieselben  dem  Kinde  um,  so 
wird  (las  Zulmon  leicht  vor  sich  gehen  (Ztlrcher  Oberland). 

7  otier  \)  Holz  w  a  n  z  e  n  in  einem  frischen  S.äcklein  von  rauher 
Leinwand  mit  rauhem  Faden  ohne  Kn<»pf  zugenäht,  an  einem 
ntMien  ranlilcint'nen  Bündel  umgehängt,  ist  gut  gegen  das 
Z  a  li  n  e  n    (Kt.  Zürich). 

Tui  (Wn  Kindern  das  Zahnen  zu  erleichtern,  hängt  man  ihnen 


Volksmedizinisches.  145 

die  Zähne  [!]  von  3  Gartenschnecken  in  einem  Säckchen    um 
den  Hals  (BQlach,  Kt.  Zürich). 
16  1.     Schlafmittel  für  Kinder:  Dreiaz  (rötliche  Salbe;.  (Schwar- 
zen bürg.) 

Kinderpflege.  Gegen  das  Ratten  der  Kinder  (Röte,  leichte 
Entzündung),  besonders  zwischen  den  Beinen ,  wird 
sorgfältig  ausgetrockneter ,  feiner  T  h  o  n  darauf  geschabt 
(Freiamt). 

SchwacheKinder  werden  mit  Hefenbranntwein  ein- 
gerieben. Noch  beliebter  ist  der  Franzbranntwein  (Thurg.). 
16  1.    Wenn  ein  Kind  einen  engen  Atem  hat,  so  schreibe  den  Text 
10)  von  Offenb.  Joh.  Kap.  1,  V.  8  auf  ein  Z  e  1 1  e  1  e  i  n  und  binde 

''  1  -4)  dieses  unter  Nennung  der  drei  höchsten  Namen  auf  das  Brüst- 

chen. Der  Vers  lautet:  .Ich  bin  das  A  und  das  0,  der  Anfang 
und  das  Ende!  spricht  der  Herr,  der  da  ist,  und  der  da  war, 
und  der  da  kommt,  der  Allmächtige.**    (Staufen,  Aargau.') 
6m.     Schreien  der  kleinen  Kinder  wird  kuriert,  indem  man  eine  Sichel 
(gegen  Hexen)  unter  das  Bettchen  legt  (ebd.). 
[V  6.    Kältend  („cheltig") :  Geschlagener  Rahm,  Gurken,  Erdbeeren, 

Orangen   (Bern). 

[V7.     Ungeziefer  an  einem  Menschen  lässt  auf  gutes  Blut  schliessen 
(Au,  Kt.  St.  Gallen). 

Waschen.  Kinder  und  Weiber  waschen  sich  in  der  Stube  aus 
einem  Waschbecken,  die  Männer  am  Brunnen.  —  Handtuch 
und  Kamm  sind  Geraeingut.  —  Den  Tag  über  reinigt  die 
Mutter  die  Kinder  mit  speichelbenetzter  Schürze  oder  dem 
Nastuch  (ebd.). 

Baden.  Mädchen,  die  dem  Badwännchen  („Bad-Gelteli")  ent- 
wachsen sind,  kommen  in  ihrem  Leben  nicht  mehr  dazu,  den 
ganzen  Körper  zu  waschen.  Auch  bei  den  Knaben  gilt  das 
Baden  nach  dem  Feierabend  nur  als  Spiel,  das  mit  dem 
17.-18.  Jahre  für  immer  aufhört  (ebd.). 

Ein  schmutzatarrendes  Weib  kam  in  das  Basler  Spital.  Von  dem 
Arzt  gefragt,  wann  sie  zum  letzten  Mal  gebadet,  antwortete 
sie,  sie  sei  bis  jetzt  niemals  krank  gewesen  (Basel). 

Gegen  die  PMöhe  reibt  mau  sich  mit  Knoblauch  ein  (Freiamt). 
^  7:\.  Rauchen  gegen  die  verschiedensten  Krankheiten ;  s.  Notes  sur 
les  pipes  antiques.  Par  B.  Rkblu,  in:  Bulletin  de  la  Soci(^t6 
d'Histoire  et  d'archeologie  de  Gen^ve.  Gen^ve  1900. 
L V  9.  „Gesunde**  Krankheiten.  Kinder  haben  oft  einen  Aus- 
schlag am  Kopf,  auch  in  den  Haaren,  den  „Mager",  der 
gesund  sein  soll,  da  das  Schlechte  sich  alles  aus  dem  Körper 
ausscheide.    Auch  leichtes  Nasenbluten  sei  gesund  (Bern). 

Hautausschläge  sind  gesund,  weil  damit  das  „böse  Blut 
herauskommt"  (Bern). 

Ausschlag  an  don  Ellbogen  (Psoriasis)  gilt  für  gesund  (Basel). 

Keuchhusten    ist  gesund    (Bern). 

Durch  „Eissen"  (öo.sV?)  geht  das  ungesunde  Blut  fort  (Au). 

10 


146 


Volksmedizinisches. 


IV  10. 


V  1. 


V  7 


V  9. 


V  10. 


V  11. 


V  12. 


V  13. 
(VI  119). 

V  14. 


Wenn  ein  Brot,  das  man  anschneidet,  viele  Löcher  hat,  so  wir-<r^ 
jemand  krank  (Bern). 

Wenn  man  Blumen   von  einem  fremden  Grab  pflückt,   so   b^^^«^ 
kommt  man  Kopfschmerzen  oder  schwere  Träume  (Berr:m  — 

Quacksalber,  s.  B.  Rebkr,  Verordnungen  gegen  C^rpfuscli  ^=r- 

und  unerlaubte  Arzneibücher  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunder  %^ 

in:   Beiträge  zur  Geschichte  der  Medizin    und  der  Phanna(^% 
I.  Serie.  Wien  1900. 

Schröpfen  ist  gut  gegen  allgemeine  Müdigkeit  und  Hai:^ 
ausschlage.  Die  Hebamme  wird  ftlr  einen  Abend  ^  ^ 
Haus  geladen,  die  Patienten  sitzen  auf  Stühlen,  mit  der  Lek:^  ^ 
nach  vorn  und  lassen  sich  so  schröpfen.  Nachher  wird  tücb^  ^~ 
gegessen  und  Rotwein  getrunken,  um  dem  Körper  gute  S^%^^ 
zuzuftihren  (Au). 

Purgieren.  Hat  man  Geschwüre,  Eissen,  Ausschläge  ci^^ite 
überhaupt  Unreinheiten  der  Haut,  so  wird  immer  ^e*^  £  g,^ 
„Laxierig"  (sog.  Blutreinigung)  genommen.  Auch  bei  A  p  p  &  t  i  t- 
losigkeit,  Magenleiden  etc.  heisst  es :  „Me  m. ^jo88 
sich  halt  wieder  loh  usputzen.*"  Das  geschieht  aber  auch  (^'hne- 
dies.  Man  nimmt  eine  Laxierung,  „wenn  das  Laub  kommt  und 
geht",  also  im  Frühling  und  im  Herbst  (Freiamt). 

Wenn  man  erbrochen  möchte,  so  trinkt  man  einfach  mehrere 
Tassen  laues  Wasser.  Auch  kitzelt  man  zu  diesem  Zw^^cke 
einfach  den  Rachen  mit  einer  Feder   (Freiamt). 

Schönheitsmittel.  Um  die  frische,  schöne  Farbe  des  Ge- 
sichtes zu  erhalten,  zu  erhöhen,  oder  um  Sommersprossen  und 
sonstige  Unreinheiten  der  Haut  zu  entfernen,  wurde  ein©  Ser- 
viette des  Morgens  früh  mit  Maientau  (im  Monat  Mai)  boii^^*^ 
und  sich  damit  jeden  Morgen  gewaschen  (Benzenschwil  [Frei- 
amt] um  1850). 

Abwehr  und  Schutz  gegen  bösen  Zauber.  ^Aufge- 
schnittene Haare,  Nägel,  Hühneraugen  u.  s.  w^-  ^^' 
fen  nicht  einfach  weggeschmissen  werden,  sondern  man  ^'^^' 
brennt  die  Körperteile  sorgfältig  oder  man  übergibt  sie  ^^^^ 
fliesbcnden  Wasser,  um  den  bösen  Zauber,  welcher  danii^  ^' 
trieben  werden  kann,  abzuwenden  (Freiamt  um  1850). 

Gegen  Verhexungen  aller  Art  soll  man  Allermannsharn  i«^"' 
wurzeln  (Radix  Victoriaiis,  Rad.  Allii  vict.)  im  Hause  ^^^' 
bewahren.     Sehr  verbreiteter  Glaube   (Thurgau). 

Wenn  die  Mutter  eines  kranken  Kindes  ein  Stückchen  A  b  e  o  " ' 
m  a  h  l  b  r  o  t  im  Mund  von  der  Kirche  heimbringt  und  es  ^^^ 
Kind  gibt,  so  wird  das  Kind  gesund  (Bern). 

Es  gibt  Leute,  die  Beinbrüche  heilen,  indem  sie  ein  Stuhlbein 
brechen,  dieses  verbinden  und  einen  Spruch  dazu  murm^** 
(Därstetten). 

Der  Brunnen  im  Guggerloch  (zwischen  Appenzell  und  O*»**) 
sichert  vor  Augenkrankheiten. 

Warzen  werden  durch  folgenden  Spruch  vertrieben : 


Volksmedizinisches. 


147 


V  14. 
(VI  88f. 


V  14. 
VI  159). 


V  16. 


(VI  88). 


V  18. 


V26. 


VII. 

(V  16). 


„Jetzt  lilutet's  der  Leiche  das  Ende, 
Jetzt  wasch*  ich  meine  Hände 
(Mit  dem  Schaum  eines  Baches); 
Jetzt  läutet's  der  Leiche  ins  Grab, 
Jetzt  wasch*  ich  meine  Warzen  ab.    fAu;. 
Gegen    Gelenkverstauchung:    Mit  Salz    und   warmem 
Schweineschmalz    einreiben     und    folgenden    Spruch    3    mal 
murmeln  : 

Und  als  Christus  ging  über  die  Heid, 
Fiel  er  um  auf  einen  Stein 
Und  enträichte  sich  die  Hand, 
Und  mit  Salz 
Und  mit  Schmalz 

Wusch  er  sie  im  Namen  f  f  f    (Laupen,   Kt.  Bern\ 
Gegen  das  Schlucksen  („Hitzgi") : 
Hitzgi,  Hätzgi,  hinterem  Hag 
Nimm  mer's  Hitzgi  Hätzgi  ab. 

(3  mal)  (am  ZUrichsee). 

Übertragen    auf  Tiere.     Turteltauben,  ins  Zimmer 
eines  Kranken  gebracht,    ziehen  die  Krankheit  augenblicklich 
an  sich  (Kt.  Appenzell).    —  Die  Turteltaube   nimmt  die 
;,Überröte'*    der  Menschen   an  sich,    wenn    man    ihr   eine 
Schnur  von  dem  erkrankten  Glied  des  Patienten  anhängt.   Sie 
stirbt  dann    (Kt.  Thurgau). 
Warzen  zu  vertreiben,    lässt  man  eine  schwarze  Schnecke 
darüber  kriechen,  die  man  dann  an  einem  Dorn  aufhängt.    So- 
bald die  Schnecke  verdorrt,  verdorren  auch  die  Warzen   (Bü- 
lach,  Kt.  Zürich). 
Verpflöcken   von  Krankheiten  vgl.  Gotthklf,    Die  schwarze 
Spinne.    Anderes   in   der   Zeitschr.  d.  Vereins  f  Volkskunde 
XIII,  438. 
Vergraben    der   Krankheit.      Bei    Seitenstechen 
oder  anderem    plötzlichen   innern  Schmerz,    entstanden 
durch    Springen   oder   starke    Anstrengung,  hebt   man    einen 
Stein  einseitig  ein  wenig  auf,  spuckt  mit  geschlossenen  Augen 
darunter,  oder  richtet  es  jedenfalls  so,  dass  man  nicht  hinsieht, 
lässt  den  Stein  wieder   auf  seinen    aken  Platz  hinfallen    und 
entfernt  sich,  ohne  zurückzuschauen  i Thurgau,  Kanton  Basel). 
Sprichwörter.    Der  Pfeffer  hilft  dem  Mann  auf's  Pferd,  der 
Frau  in's  Grab.  —  Heidelbeeren  helfen  dem  Mann  auf's  Pferd, 
Erdbeeren  der  Frau  in's  Grab  (Freiamt  u 
„Gliichs  mues  Gliichs  vertriibä"  (Freiamt). 
„Weni'  schadt  weni'*  (Bern). 

Gegen  Nasen-,  Gesichts-  oder  andern  Krebs  fängt  man  eine 
grosse  Kröte  und  trägt  dieselbe  in  einem  Säcklein  mit  sich. 
Nach  dem  Volksglauben  gehört  die  Kröte  zu  jenen  Geschöpfen, 
welche  das  Gift  an  sich  ziehen  (P>eiamt.  Kt.  Lu7.ern). 
Einen  Menschen,  der  Gesichtskrebs  hat,  soll  man  nicht 
lang  anschauen,  sonst  bekommt  man  die  Krankheit  auch  (Bern)« 


US 


Volksmedizinisches. 


VI  4. 
VI  8. 


VI  9. 
VI  12. 
VI  14. 
VI  15. 


VI  16. 


VI  19. 
VI  20. 


VI  22. 

VI  29. 
VI  30. 


„Montis  fracti  fons  contra  febrem**.  J.  J.  Wagneb,  Hist.  Nat. 
1681,  p.  121. 

Gegen  Husten,  Brustweh  etc.  wird  starkes  Fliesspapier 
durch  Zuckerpulver  gezogen,  oder  damit  einfach  be- 
streut und  aufgebunden  (Genf). 

Contre  la  toux  et  les  maladies  de  la  poitrine  od  mäche  et  od 
avale  tous  les  jours  des  feuilles  de  ronces  et  des 
boutons  d'^glantines,  pendant  plusieurs  semaines, 
plutot  ä  r^tat  frais  que  sec.  De  temps  en  temps  on  avale  un 
escargot  vivant  et  entier.  RemMe  tr6s  en  vogue  k  la 
campagne.  Des  hommes  s^rieux  m'ont  soutenu  d*avoir  öte 
sauvös  par  ce  moyen    (Gen^ve  et  ses  environs). 

Keuchhustens  Goggelüsche  (aus  franz.  coqueluche).  (Bern.) 

Croup.    ^Blatt  im  Hals*"    (Bern.) 

Heiserkeit.    „Chiister**    (Bern.) 

Gegen  Halsweh  wird  U  n  s  c  h  1  i  1 1  auf  einen  Lappen  gestrichen 
und  warm  umgebunden ;  auch  mit  einem  Halstuche  warm  ge- 
schützt. —  Sehr  im  Gebrauche  ist  auch  das  einfache  Umbin- 
den getragener,  wollener  Strümpfe  (Freiamt). 

Bei  Halsentzündung  wickelt  man  eine  Speckschwarte  um 
den  Hals,  mit  einer  warmen  Binde  darum.  Andere  gurgeln 
sich  mit  warmer  Milch  (Thurgau). 

Bei  Halsentzündungen  (Halsbräune  bei  Kindern  etc.) 
mischt  man  Mohnöl  (Ol.  papaveris)  mit  weissem  Zucker- 
p  u  1 V  e  r  und  lässt  davon  3—4  mal  des  Tages  einen  Theelöffel 
voll  nehmen.  Andere  lassen  das  Zuckerpulver  trocken  schlucken, 
damit  es  im  Halse  hiingen  bleibe  (nach  der  Volksmeinung), 
um  „die  Entzündung  zu  erweichen**,  dann  wird  von  Zeit  zu 
Zeit  ein  Kaffeelöffel  voll  Rollenöl  (Mohnöl)  genommen,  welches 
„ablöst"  (Thurgau). 

„R  a,  u  h  e  r  Hals"  (tuuclie  H.).  Dagegen  wird  Gummi  (arabicum) 
^gelullt"  (gelutscht).    (Basel.). 

Auszehrung:  „er  het'a  uf  der  Lunge".  (Basel).  —  „Rüppsucht*' 
(Boni). 

Gegen  starken  Husten,  Auswurf  und  Brustleiden  reibt 
man  Brust  und  Rücken  mit  rohem  Speck  ein  (Thurgau). 

Grippe:    ^Flnssfiober"     (Bern). 

Schnupfen:  „flessig  sii"  (Altbaslerisch).  —  „Rüme**,  dauert 
3—9  Tage  iBern). 

(iegeu  Pfnüsel  legt  man  jede  Nacht  einen  Unschlittlappen  auf 
die  Nase   ^ Freiamt). 

N  a  s  t*  11  b  iure  n.  Man  sucht  den  Blutemlen  damit  zu  überraschen, 
(lass  man  ilnn  unversehens  etwas  kaltes  Wasser  in 
d  e  n  Nacken  giesst    (Freiauit.    Kanton  Basel). 

B  1 1*  ic  li  .s  II  c  h  t.  Wenn  verbunden  mit  gutem  Aussehen:  „blü- 
ht>n<h^  Bl."  (Bern). 

Als  B  1  u  t  r  e  i  n  i  jr  u  n  g  s  mittel  und  auch  zur  allgemeinen  Stiir- 
kung  wird  das  gekochte  Fett  von  Murmeltieren  löff^el- 
weise  geschluckt  wie  Fischtran  (Lauenen  b.  Saxeln). 


Volksmedizinisches. 


149 


VI  31. 
VI  33. 


VI  35. 
VI  37. 

VI  38. 


VI  43. 


VI  54. 


VI  5Ö. 


VI  59. 


Vi  61. 


Gegen  Mundfäule  haucht  man  nUchtern  in  den  Mund  und 
spricht  die  3  höchsten  Namen    (Kanton  Zürich). 

Gegen  das  sog.  Magen  weh  werden  mit  frischer  Butter  über- 
strichene  Brotschnitten  auf  glühenden  Kohlen  braun 
gebäht  und  nüchtern  gegessen.  Meistens  wird  vorher  noch 
Muskatnuss  darauf  gestreut  (Freiamt). 

Gegen  Magenweh  isst  man  morgens  und  abends  ein  Stück 
rohen,  sehr  gut  geräucherten,  möglichst  schwarzen  Speck 
(Thurgau). 

Erbrechen.  Scherzhafte  Bezeichnungen :  ^Meggeli  [kleine 
Brocken]  lache,  im  [dem]  Ueli  riefe,  kerble,  getze,  gärbe*  (Basel). 

Gegen  starken  Durchfall  wird  eine  Hand  voll  Haselnuss- 
kernen  fein  gestossen,  dann  in  einem  Liter  Wasser  gekocht, 
bis  dieser  auf  Vt  Liter  reduziert  ist,  durch  ein  leinen  Tuch  ge- 
seiht und  in  einem  Tage  getninken   (Genf). 

„Durlauf*   vSchwarzenburg). 

Bauchweh.  Gegen  starke  Bauchschmerzen  und  Kolik  wird  ein 
Aufguss  von  Bitter  süss  (Solanum  Dulcamara)  mehrmals 
tassenweise  getrunken.  Andere  kauen  die  frische  Pflanze  (d.  h. 
den  Stengel),  wie  man  ihn  findet   (Freiamt.   Kanton  Luzern). 

Man  legt  sich  bäuchlings  auf  den  heissenOfen,  bis  man 
Linderung  oder  Heilung  bemerkt  f Freiamt). 

Ruhr.  Der  Aufguss  und  die  Abkochung  der  getrockneten  Tor- 
mentillwurzel  (Tornientilla  erecta)  ist  überall,  besonders  für 
Kinder,  aber  auch  für  Erwachsene  ein  sehr  beliebtes  Volks- 
mittel gegen  blutigen  Durchfall   (Deutsche  Schweiz). 

Menstruation.  Um  die  Periode  zu  begünstigen,  die  bei  der 
Stockung  verursachten  Krämpfe  zu  heben  etc.,  wird  ein  sehr 
starker  Aufguss  von  Kamillen  (Matricaria  Chamomilla)  so 
ofl  als  nir  nötig  erachtet,  getrunken  (Freiamt). 

Bettnässen.  Wenn  ein  Kind  das  Bett  nässt,  schlage  man 
eine  Maus  mit  Haut  und  Haar  zu  Brei,  brate  diesen  in  einer 
Omelette  und  gebe  sie  dem  Kind  zu  essen,  so  wird  das  Übel 
geheilt  (Bern). 

Gegen  heftige  Kopfschmerzen  bindet  man  frische  Blätter 
der  Hundszunge  (Alisuia  Plantago)  um  den  Kopf  (Freiamt). 

Sehr  verbreitet  ist  gegen  alle  Arten  von  Kopfweh  das  warme 
Fussbad  mit  Senf  oder  „Krösch*'  (Kleie)  oder  auch  mit  Koch- 
salz (Freiamt). 

Zahnweh.    Man  spüle  mit  Schnupftabak   (Bern). 

Wenn  man  einem  Neugeborenen  die  Lippen  mit  dem  Blute 
eines  H  a  h  n  e  n  k  a  m  m  s  bestreicht,  so  b^'kommt  es  kein 
Zahnweh   (Wynigen,  Gewährsm.  Herr  Lehrer  Egger,  Basel). 

Gegen  Zahnweh  ist  rauchen  gut.  {Ulk.  Braggkk,  Lebensgesch. 
des  Armen  Mannes  I,  50.)   (Verbreitet.) 

Als  bei  Basel  der  Rhein  im  .1.  1515  zugefroren  war,  gingen  die 
Leute  3  mal  um  d  h  »  K  ä  p  p  e  1  i  -  J  o  c  h  gegen  das  Zahn- 
weh (J.  Gross,  Basler  Chronik  S.  143). 


150 


Volksmedizinisches. 


VI  61. 

(I  40g). 

VI  67. 

VI  71. 


VI  75 

VI  77. 

VI  79. 

VI  80. 

VI  81. 

VI  82 

VI  83 
VI  84. 


VI85.8G. 


VI  88. 


VI  8!). 


VI  89. 97. 


Man  steckt  den  Zahn  eines  ausgegrabenen  Toten  in  die  Tasche 
oder  hängt  ihn  um    (Stammheini,  Kt.  Zürich). 

Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  die  Fingernägel  stets  am 
Freitag  schneiden   iBern  .  (  s.  Kotiienoach,  nr.  135.) 

Krumpfe.  Gegen  Krumpfe  werden  pulverisierte  Reckholder- 
beeren  geröstet  und  in  Säckchen  aufgebunden  (Thurgau>. 

Alpdruck.  Wenn  man  im  Schlaf  die  Arme  über  den  Kopf 
halte,  bekomme  man  leicht  das  «Toggeli";  wenn  vom  Toggeli 
ge<iuä]te  Leute  im  Schlaf  schreien,  soll  man  sie  beim  Namen 
rufen,   dann  erwachen  sie  oder  schlafen  ruhig  weiter   (Bern). 

^A  m  e  t  i  s  t,  ein  kostlicher  Stein,  welcher  der  Trunkenheit 
wehren  soll**  (Maalkrs  Wörterbuch  15, d) 

Um  die  Bildung  von  Schuppen  zu  verhindern  und  das  Wachs- 
tum der  Haare  zu  fördern,  wasche  man  sie  mit  dem  Saft  von 
frischen  Zwiebeln  oder  mit  frischem  Eigelb  (Bern). 

Schorf.    „Reur*.   (Schwarzenburg). 

(ilesichtsrose.    „Scharröthi**  (  ebd.). 

F  u  8  8 1  e  i  d  e  n.  Gegen  blöde  Füsse,  besonders  das  Brennen  zwi- 
schen den  Zehen,  legt  man  jeden  Morgen  Spitzwegerich- 
Blätter  zwischen  die  Zehen  und  auf  die  schwachen  Stellen, 
worauf  der  Strumpf  sorgfältig  darüber  gezogen  wird  (Freiamt). 

K  n  t  X  ü  n  d  u  n  g  e  n.  Bei  allen  Entzündungen  ,  sowie  offenen 
Eiterungen  spielt  das  Schweinefett  eine  grosse  Rolle. 
Dasselbe  wird  auf  Lappen  gestrichen  und  aufgelegt  (Freiamt). 

(Dregen  ^Säuren"  bindet  man  Knoblauch  in  einen  Hosen- 
sackzipfel  (Au,  Kt.  St.  Gallen). 

Hau  tfetzchen ,  die  sich  unterhalb  der  Fingernägel  lösen, 
heissen  „Pfiffi''  (Bern),  „Nagelwurzle"  (Basel). 

H  H  u  1 8  c  h  r  u  n  d  e  n.  Gegen  den  „Heckeler*  werden  die  aufge- 
sprungenen ITinger  und  Hände  alle  Abende  mit  Dachsen- 
schmalz eingerieben.  Andere  legen  dünne  Harz- 
p  f  1  ä  8  t  e  r  c  h  e  n  darauf   (Freiamt). 

Gogen  Krätze  („Rud")  bereitet  man  eine  Salbe  mit  gleichen 
Teilen  venetianischein  Terpentin  und  frischer  Butter. 
Man  lässt  sie  bei  gelinder  Wärme  zusammenschmelzen  und  reibt 
sie  immer  warm  täglich  dreimal  ein.  Darauf  ein  Bad  mit  Ab- 
seifung (FrelamO. 

(it^gen  Wa  r  z  e  n  zieht  man  eine  Hausglocke  und  ruft  durch*s 
Hau»  hinauf: 

Ig  u  myni  Warze 

C'höuio  da  cho  bärze.  (Bern.) 

Man  soll  die  Warzen  nicht  plagen,  sonst  vergehen  sie  nie 
(Hfi-n). 

„Eis«,  (inj^cre'*.  (klointT)  Karfunkel  (Bern).  Ein  Arbeiter  in 
Bern  behandelte  sie  mit  Auflegen  von  Lehm,  wotiurch  er 
aieli  eine  Hlutvergiftim^  '/av/av^. 

(4e^en  K  i  s  s  e  n  und  aiifziuveicheiide  Geschwüre  binden  die 
Bauern  einfach  warmen  K  u  h  d  r  e  e  k  darauf  (Freiamt.  Kt.  Luzem). 


Volksm^dizinißches. 


151 


VI  90. 

VI  93. 
VI  95. 

VI  99. 

VI  107. 

VI  109. 
VI  110. 

VI  113. 


VI  114. 
(VmSa). 


VI  119. 


VI   I  19. 

("I  6   Ij 

VI  124: 
an  Gni). 

VI   I^G. 


In  einem  Bauerngarten  zog  man  Osterluzei,  denn  es  sei 
„bsunderbar  guet,  drab  z'trinke",  wenn  man  böse  Finger 
habe  (Bauernfrau  in  Wabern,  Kt.  BernJ. 

Sommersprossen.  „  Märzendreck  **  (sprich  :  Meaz9dre<tk) 
wascht  man  mit  Rossharn  ab  (Au,  St.  Gallen). 

Frostbeulen  („GfrörDi").  Gegen  Gfrörni  an  Händen  und  Füssen 
salbt  man  mit  Katzen  fett  oder  Hundsfett  (Thurgau). 

Ganz  verbreitet  ist  der  Gebrauch,  bei  Gfrörni  einfach  auf  Hände 
und  FUsse  zu  urinieren  (Aargau,  Thurgau). 

.Knupen"  (kalte  Beulen)  werden  erweicht  mit  einem  dicken 
Brei  aus  Honig  und  Weizenmehl,  welcher  aufgebunden 
wird,  bis  der  »Knupen*  aufgeht  (Freiamt). 

Gegen  rheumatische  Schmerzen  in  den  Gliedern  bindet 
man  eine  A  a  l  h  a  u  t  um  (Freiamt). 

Steifer  Hals:    „Äckegstabi*    (Bern). 

Gliedersucht.    „Gsüchti*   (Schwarzenburg). 

Gegen  Gelenkrheumatismen  wird  ein  Cataplasma  von 
ge(iuetschten  Schnecken  umgebunden  (Grenf). 

Gegen  Kückenweh  bereitet  man  ein  umfangreiches  Pflaster 
aus  Harz  und  Leinwand.  Es  wird  warm  aufgelegt  und  liegen 
gelassen,  bis  der  Schmerz  verschwunden  ist  (Freiamt)  —  oder 
man  bereitet  sich  ein  Pflaster  aus  venetlanischem  Terpentin, 
indem  man  dasselbe  einfach  auf  einen  leinenen  Lappen  streicht 
(Thurgau). 

Rachitis.    „Rüppsucht*  (Schwarzenburg)  [?  Red.]. 

Geschwollene  Beine  wickelt  man  in  Zuckerpapier. 
Es  ist  damit  jenes  dicke,  blaue  Papier  gemeint,  welches  allge- 
mein zur  Verpackung  der  Zuckerstöcke  dient   (Freiamt). 

Schwache  Angen  stärkt  man,  indem  man  sie  mit  Speichel 
bestreicht  oder  mit  Rosen  wasser  wäscht.  (Rosenwasser 
ist  Wasser,  das  man  aus  frischen  Rosenblumenblättern  in  ver- 
schlossenen Fläschchen  mehrere  Tage  an  der  Sonne  hat  stehen 
lassen.) 

Bindehautentzündungen  werden  mit  kalter  Milch 
gewaschen,  auch  Auflegen  von  rohem  Kalbfleisch  sei  gut 
oder  von  gekochtem  E  i  w  e  i  s  s  (Bern). 

Gegen  entzün^^te  oder  triefende  Augen  werden 
Ohrringe  getragen ;  da  das  Durchstechen  der  Ohren 
*  öfters  ein  längeres  Eitern  verursacht,  glaubt  man,  dass  da- 
durch die  Entzündung  aus  den  Augen  abgelenkt  wird  (Freiamt). 

„Böse  Äuglein"  der  Kinder  werden  geheilt,  wenn  die  Mutter 
nüchtern  sie  beleckt  oder  mit  S  p  e  i  c  h  e  1  bestreicht  (Kt. 
Zürich). 

Schielen.  Man  soll  nie  hinter  liegenden  Kindern  stehen,  weil 
sie  sonst  schielen  lernen;  man  soll  nicht  mutwillig  schielen, 
weil  es  sonst  bleibt  (Bern,  letzteres  auch  in  Basel). 

Gegen  Ohrenweh  hält  man  den  Kopf  über  kochende  Milch, 
damit  der  Dampf  ins  Ohr  eindringen  und  die  Stelle  erweichen 
könne  (Thurgau). 


152 


Volksmedizinisched. 


VI  131. 

VI  147. 

VI  151. 

VI  152 


VI  156. 
VI  1()0. 


Gegen  Ohren  weh,  Sausen  im  Kopf  und  in  den  Ohren 
etc.  wird  ein  Dampfbad  bereitet  aus  Ehrenpreis  (Herb. 
Veronicae  oflicin.),  Sani  ekel  (Herbae  Saniculae),  Wald- 
meister ( Herb.  Asperulae  odorat. )  und  H  e  u  b  1  u  m  e  n. 
Wenn  die  ersteren  drei  Kräuter  fehlen,  begnügt  man  sich  mit 
Heublumen  allein,  welche  überhaupt  in  der  Volksmedizin  eine 
grosse  Rolle  spielen   (Thurgau.  Freiamt). 

Um  einen  Kropf  zu  vertreiben,  soll  man  ein  Halsband  aus 
Bernstein  beständig  tragen    (Bern). 

Stotternde  werden  geheilt,  wenn  man  sie  am  Brunnen  zwi- 
schen zwei  Rossen  trinken  lässt  (Oberhasli). 

Stumme.    „Müde**    (Schwarzenburg). 

Beulen.  Wenn  infolge  von  Schlag  oder  Stoss  eine  Beule  ent- 
stehen will,  wird  schnell  ein  kalter  Stein  auf  die  Stelle 
gedruckt.  Im  Winter  bedient  m.an  sich  einer  Schneeballe 
oder  eines  Eisklumpens    (Freiamt). 

Bei  allen  Wunden  und  Verletzungen  wird  Schlangen- 
schmal  z  verwendet  (Freiamt). 

Auf  offene  Wunden  legt  man  Spinn  web,  Tannenharz, 
Karrensalbe,  in  Franzbranntwein  aufbewahrte 
Blumenblätter  der  weissen  Lilie,  auch  Schnaps  aller 
Art  (Bern). 

Bei  Schnitt-  und  Quetschwunden  wird  einfach  darauf 
uriniert   (Thurgau). 

Schnittwunden.  Auf  alle  starkblutenden  Schnittwunden 
w(»rden  Spinnengewebe  gelegt,  bis  die  Wunde  gestopft 
ist.  Hat  das  Bluten  aufgehört,  so  wird  um  die  Spinneugeweb- 
lage  eine  Binde  gewunden  und  so  heilen  gelassen.  Bewährt 
sich  vorzüglich    (Kt.  Basel.    Freiamt). 

Holzsplitter.  „Schupfe"  (Schwarzenburg).  —  (Spiiss?"^,  die 
auf  operativem  Wege  mit  Nadel  oder  Messer  nicht  leicht  ent- 
fernt werden  konnten,  wurden  früher  mit  dem  «  S  p  i  s  s  e  - 
holz"  ausgezogen.  Das  war  ein  2cm  langes,  in  der  hl. 
Nacht  gegrabenes  Stechpalmenzweigelchen ,  das,  in  Leinen 
eingewickelt,  an  einem  „Bendt^l"  um  den  Hals  getragen  wurde 
(Au,  Kt.  St.  Gallen). 

Insektenstich  werde  durch  Bestreichen  mit  Urin  ao- 
schädlich  genitacht   ^B«»rn). 

Auf  Brandwunden  wird  Küchenkoth  aufgelegt  und  zu-  — 
gebunden.    (In  den  alten  Bauernhäusern  ist  der  Küchenbodeo,«, 
wie  die  T(Mine,    mit  Lehm  bedeckt   und  festgeschlagen.    Acrja 
Stelion,    wo  Flüssigkeiten  hinfallen,    wie  das  in  Küchen  vor^s 
kommt,  erweicht  der  Lehm  schnell.)    (Kt.  Luzern.  Freiamt.) 

Auffeinere  Teile  des  Körpers,  z.B.  auf  die  verbrannte  Zu  ng^E=a 
wird  „Henlöpfelretscli**  (fein  geschabte,  rohe  Kar  ,  j; 
t  offen  aufgelegt  und  so  oft  erneuert,  bis  man  rinn  Hrrnnt  j 
nicht  mehr  fühlt  (Freiamt). 

Bei  B  r  a  n  d  w  u  ii  d  e  n  ,   aber   auch   bei    sonst    brennend  feJi^ 


Volksmedizinisches. 


153 


und  entzündeten  Stellen  bindet  man  gequetschte 
Weinbergschnecken  (Heliz  pomatia)  oder  auch  nur 
schwarze  oder  rote  Er d  seh  n  ecken  (Arion  empiricorum, 
Limax  rufus)  auf  die  betreffenden  Stellen  (Freiamt). 

Gegen  Brandschäden  bereitet  man  sich  das  unfehlbare  ^Drei- 
monatschmalz**,  weiches  für  viele  Schäden ,  besonders 
aber  gegen  Brandwunden  sehr  bekannt  ist.  Das  Dreimonat- 
schmalz bereitet  man  einfach,  indem  man  von  den  Monaten 
Mai,  Juni  und  Juli,  von  jedem  gleich  viel  Butter  aufbewahit 
und  dann  alles  mit  einem  gleichen  Teil  feinem  Baumöl  zu- 
sammenschmilzt. Diese  feine  Salbe  wird  das  ganze  Jahr  auf- 
bewahrt  (Thurgau). 

Pulverexplosion.  Auf  von  Pulverexplosionen  herrührende 
Wunden  wird  Kochsalz  in  Gel  aufgelegt.  In  Oel  ge- 
tunkte Lappen  werden  mit  feinem  Salzpulver  bestreut  und 
die  Wunden  damit  bedeckt  (Freiamt). 
VI  165.  Nessel.  Wenn  man  sich  an  Nesseln  brennt,  lege  man  f  e  u  c  h  t  e 
Er  dt)  darauf,  ja  nicht  reiben  (Bern). 

Dornstich  mit  „frisch  warmem*  Kuhmist  belegt.  (Ulr.  Brä'gger, 
Lebensgesch.  d.  Armen  Mannes  I,  15.) 
V^I  J68].    Kleiderläuse.  Gegen  „Ghääslüils**  werden  Totenknöchelchen 
auf  dem  Leibe  getragen  (Stanimheim,  Kt.  Zürich). 

Sauerampfersamen  essen  gibt  Läuse  (Au,  Kt.  St.  Gallen). 
VIT.  Tierarznei.  Sowohl  in  der  romanischen  als  deutschen  Schweiz 
herrscht  der  Glaube,  dass  ein  Geissbock,  im  Pferde- 
stall untergebracht,  die  Pferde  vor  Krankheiten  schütze. 
Viele  nehmen  an,  dass  dieses  dem  starken  Gerüche  zuzu- 
schreiben sei,  wogegen  andere  im  Geissbock  direkt  eine  spe- 
zielle, mit  dem  Aberglauben  in  Verbindung  zu  bringende  Kraft 
voraussetzen. 

Wenn  man  ein  Stückchen  Abendmahlbrot  aus  der  Kirche 
heimtragen  kann  und  es  im  Stall  aufhängt,  so  wird  unter  den 
Tieren  die  Seuche  nicht  ausbrechen  (Bern). 

Wenn  ein  Vieh  ein  Bein  bricht,  bindet  man  Haare  dieses 
Tieres  um  ein  zerbrochenes  Stuhlbein,  indem 
man  Zaubersprüche  dazu  murmelt,  so  wird  das  Bein  sehr 
schnell  geheilt.  Ein  Mann  in  Diemtigen  verstehe  sich  besonders 
gut  auf  solche  Heilungen  und  habe  von  weit  her  Kundschaft 
(Däi-stettenK 

Wenn  man  den  durch  das  Melken  entstandenen  Schaum  der  Milch 
durch  eine  K  a  t  z  e  auflocken  lässt,  so  ist  das  Euter  vor 
Krankheit  «gesichert  (Bülach,  Kt.  Zürich). 


Miszellen.  —  Melanges. 


Der  Schulgang  vnseres  Herren  vnd  Heylandes  Jesu  Christi  /  Exempel 
wie  alle  Oberkeyten  nach  getrüwen  vnnd  geleerten  Schul- 
meysteren  stellen  söllend/ouch  dess  selben  glichen  alle  Eiteren/ 
jre  kindlin  flyssig  zu  der  Schul  halten,  etc. 

Getruckt  zu  Bernn  /  by  Sigfrid  Apiario  1563.*) 

Das  ist  der  Schulgang  ynseres  Herren  Jesu  Christi. 


ALs  vnser  Herr  vif  Ertl  war  kon 
I)(>  wolt  er  üiich  zu  Schule  gon. 
Maria  die  reine  .Iiuikfrow  zart 
Ir  heylige  red  »y  da  nit  spart 
Vnd  sprach  Jesus  lieber  Sone  min 
Wilt  du  gern  ein  schüler  syn 
Er  sprach  ja  heylige  Muter  one  wao 
Du  solt  zu  dem  schulmeyster  gan 
Vnd  jn  bitten  ob  er  mich  wolle  leeren 
Früntlich  sin  fleiss  an  mich  keeren 
Maria  nam  jr  liebs  kind  an  dhand 
Gieng  do  sy  den  schulmeyster  fand 
Da  sy  den  schulmeyster  ane  sach 
Gar  fründtlich  grflsst  sy  jn  vnd  sprach 
Meyster  ich  bring  (Ich  hie  min  kindt 
Ich  mein  das  man  sins  glych  nit  Hndt 
Er  hat  gut  sinn  vnd  gut  g(>danck 
Leeren  jn  on  grossen  zwangck 
Vnd  schicken  jn  heim  als  er  sol 
Ich  wil  (ich  darvon  Ionen  wol 
Der  schulmeyster  zu  Maria  sprach 
Gott  beliüt  (Ich  vor  vngemach 
Wann  ttwors  guts  beger  ich  nicht 
Wil  sunst  zu  jm  han  gut  ptiicht 
Vnd  wil  es  gern  fründtlich  leren 
Min  möglichen  fleiss  an  keren 
Der  schulmeyster   zum  kinde  sprach 
Als  ers  zum  ersten  ane  sach 
Nun  1er  min  kind  wie  es  dir  L^ath 


z  Schul  gan  ist  dir  kein  schand  noch 

(schad 
Dann  es  bringt  dir  zucht  vn  eere 
Darumb  so  ler  mio  kiod  sere 
Vn<l  ler  gern  in  diner  Jugend 
Es  bringt  kunst /wyssheit/ zucht /tuged 
Noch  mee  er  zu  dem  kinde  sprach 
Als  ers  lieblich  vor  jm  sitzen  sach 
Sag  mir  vil  lieber  sune  min 
Wie  heissest  mit  dem  nammen  din 
Jesus  antwort  jm  vnd  sprach 
So  jr  gern  wüssten  dise  sach 
Wie  man  mich  mit  nammeo  thut 

[nämmen 
Des  thu  ich  mich  gar  nUt  schämmeo 
Jesus  von  Nazareth  bin  ich  gnannt 
Min  nam  wirt  noch  wyt  bekannt 
Meyster  ich  bin  Maria  kind 
Alle  Oeaturen  die  da  sind 
Dem  selben  sind  vnderthan 
Dann  sy  jr  laben  von  jm  thund  haa 
Min  Muter  heisset  Maria 
Von  jr  kompt  alle  Gracia 

Nun  so  ler  /  A  b  c  d  e  f  g. 
Jesus  sprach  sol  ich  oit  leren  mee 
Denn  /  A  b  c  d  e  f  vnd  g 

Ich  wil  dir  wol  geben  mee 
Sonder  wil  dich  nit  überladen 
Damit  es  dir  nit  bring  schaden 


')  Ohgenanntes  (ledicht  stammt  aus  einem  Sammelband  von  geistliche 
und  weltlichen  Liedern,  welcher  den  handschriftlichen  Namenszug  des  Bern 
Dichters  Hans  Rudolf  Manuel  trägt    und  nunmehr    in  den  Besitz  der  Sta' 
bibliothek  Bern  übergegangen  ist. 


Miszellen.  —  M^Iaoges. 


155 


buchstaben  hast  du  gniig 
^8t  du  es  als  /  wer  min  fug 
st  jung  lass  dich  benttgen 
rt  sich  noch  wol  fügen 
räch  Jesus  on  allen  hass 
•  Meyster  gend  mir  fürbass 
etzgen*)  kann  ich  gar  wol 
als  ich  dann  billich  sol 
5hulmeyster  was  gesässen 
ir  umb  das  morgen  essen 
lan  den  kinden  wolte 
itieren  als  man  solte 
as  man  behört  die  Schulkind 
mn  in  die  schul  komen  sind 
m  an  Jesus  den  reinen  dägen 
n  letzgen  wol  kond  silgen 
1  dem  schulmeyster  on  allen  hass 
ab  jm  noch  wyter  fÜrbass 
rflften  jr  Benedicite')    nit  ver- 

[gessen 
sy  jr  morgenbrot  wolten  essen 
mit  gar  gutten  witzen 
dort  vff  ein  orte  sitzen 
jm  niemand  nüt  embot 
öpffel  /  fleisch  /  käss  /  noch  brot 
'ach  Jesus  on  allen  won 
Meyster  land  mich  heim  gon 
igert  mich  auch  vnd  ward  rot 
iter  gibt  mir  ouch  kilss  vn  brot 
irt  es  mir  gar  wol  gunnen 
innen  hat  sy  es  gwunnen 
arbeyt  das  sy  mich  erneert 
lir  den  hunger  stelt  vnd  weert 
lulmeyster  sprach  minliebskind 
nd  brot  dir  von  nöten  sind 
her  sun  vrlob  solt  du  hau 
oub  dir  gern  heim  zu  gan 
n  Jesus  yetzund  heim  gieng 
ater  jn  gütlich  empfieng 
Isst  jn  an  sine  wangen 
ich  wie  hat  er  dich  empfangen 
r  WZ  sol  ich  dir  sagen  darvon 
isgschwind  wider  in  d'schul  g(»n 
gib  mir  yetz  käss  vnd  br(»t 
ungert  übel  vnd  thiit  mir  not 
sprach  gern  lieb»  kinde  min 


Möcht  ich  dir  gäben  brot  vnd  win 
Das  thilt  ich  mit  gutem  willen 
Sprach  Maria  die  künsch  und  stille 
Da  sy  gessen  vnd  truncken  baten 
Lobtens  Gott  jren  hymlischen  Vattren 
Vnd  dancktend  jm  in  hohen  eeren 
Maria  sprach  du  solt  zur  schul  keren 
Jesus  sprach  gern  on  alle  not 
Gib  mir  ouch  käss  /  öpffel  vnd  brot 
Maria  gab  jm  als  vil  jm  zam 
Damit  wider  in  die  schul  kam 
Vnd  bot  sinem  Meyster  ouch  brot 
Im  was  vergangen  hungers  not 
Jesus  sprach  jr  sönd  mich  nit  ver- 

[schmahen 
Vnd  das  brot  von  mir  empfahen 
Er  nam  das  brot  in  sinen  mund 
Lyb  vnd  Seel  ward  jm  da  gsund 
Im  ward  fröuden  ein  micheltheyM) 
Vnd  siner  seelen  ewigs  heyl 
Ward  jm  von  siner  heyigen  spisse 
Kein  Meyster  ward  nie  so  wyse 
Der  köndt  wüssen  wie  im  were 
Von  der  selben  edlen  spiss  hilre 
Dise  red  lassend  wir  blyben  stan 
Vnd  sollend  ein  vffmerken  han 

Wie  der  Meyster  mit  siner  lere 
Fürbass  vnderwyss  das  kind  mere 
Vnd  sprach  min  lieber  Son  lern  du 
Hiklmnopqrstu. 
Jesus  hast  gnug  oder  wilt  mee 
So  gib  ich  dir  /  w  V  y  z,  darzue  ee 
Vnd  er  sprach  ich  han  sy  nit  gnug 
Min  muter  was  eilend  dos  mich  trug 
Drumb  muss  ich  lernen  mit  sinnen 
Damit  das  ich  jr  helffe  gwünnen 
Das  wir  vns  mit  fromkeyt  ernennt 
Vnd  ouch  darby  gütlich  zeerint 
Der  Meyster  do  zu  Jesu  sprach 
Als  er  jn  vor  jm  sitzen  sach 
Din  muter  die  reine  Frowe 
Bat  mich  in  gantzer  trüwe 
Das  ich  dich  gütlich  sölt  h^ren 
Vnd  min  tliss  zu  dir  keren 
Do  sprach  Jesus  der  greeht  vnd  rein 
Meyster  die  letzgen  ist  mir  z'klein 


Lektion.  —   ^)  Preistet  den  Herrn.  —    *j  grosser  Teil. 


156 


Miszellen.  —  Melanges. 


Die  jr  mir  bisshar  band  gäben 
Nun  merckend  mich  recht  vnd  äben 
Vnd  verstand  doch  min  red  also 
Sagend  mir  was  ist  das  Credo  ^) 
Der  Meyster  zornigklich  zu  jm  sprach 
Vnd  Jesum  gar  sur  ane  saeh 
Wilt  schon  yetz  das  Credo  leren 
So  mag  ich  minr  kunst  wol  embärn 
Vnd  min  zyt  mit  dir  zvertryben  hie 
Nun  sag  mir  wenn  /  wo  oder  wie 
Hast  /  du  docli  gleert  das  Credo 
Das  wunderet  mich  doch  also 
Ob  <lu  Pater  noster  und  Ave  Maria 
Könnest  /  Jesus  sprach  Meyster  ja 
Ich  kan  es  inn  minen  sinnen 
Beyde  vssen  und  ouch  innen 
Lieber  Meyster  behören  mich 
Wann  min  lätzgen  die  kan  ich 
Der  Meyster  sprach  vflf  die  trüwe  min 
Du  dunckest  mich  ein  Prophet  sin 
Ich  sach  nie  kind  von  solchen  sinnen 
Das  so  bald  vssen  vnd  innen 
Köndte  oder  möchte  giert  han 
Als  du  allein  jetz  hast  gethan. 
Du  magst  wol  keren  wider  dar 
Dannen  du  bist  kommen  har 
Dann  «alle  leer  die  ich  weiss  vnd  kan 
Deren  nimmen  ich  mich  nUt  an 
Gegen  diner  grossen  wyssheit 
Als  du  mir  die  letzgen  hast  gseyt 
By  der  schul  solt  du  nit  wüsen 
Du  solt -andere  Bücher  läsen 
Der  schulineyster  sich  bas  bedacht 
Die  Bücher  Mosi  jra  da  bracht 
Vnd  sprach  zu  jm  nun  fach  an 
Ich  will  dich  leenm  ob  ich  kan 
Das  kind  nam  ein  blat  in  sin  band 
Do  sprach  Jesus  vnser  Hoyland 
Meister  wollend  jr  mich  leeren 
So  will  ich  das  blat  vmb  keren 
Wann  das  blat  kan  ich  fast  wol 
Las(»n  als  ich  von  rächten  sol 
Der  Meyster  sprach  on  verhall 
Jesus  (hl  bist  mir  vi!  zu  schnall 
Du  kan.st  nie    dann   ich  kan  vorstan 
Sol  ich  bv  dir  svn  od  vimUt  lan 


Vnd  verlieren  mit  dir  min  zyt 
Daran  mir  dann  gar  vil  lit 
Ich  muss  mich  aber  enthalten 
Vnd  es  Gottes  gnad  lan  walten 
Der  Meyster  ward  zornig  zu  vil 
Als  ich  üch  dann  bescheyden  will 
Vnd  begieng  ein  grossen  unfug 
Das  er  Jesum  ein  wenig  schlug. 
Jesus  mit  süssen  W^orten  sprach 
Liebster  Meyster   was  ist  üwer  sach 
Das  jr  mich  schlahend  also  hie 
Ich  kan  min  lätzgen  bass  dann  jr  ye 
Meister  so  sagend  mür  doch  do 
Was  doch  bedüte  das  Credo 
Jesus  fragt  ye  lenger  ye  uiee 
Was  da  sy  /  im  A  b  c 
Vnd  was  es  doch  bedüten  sy 
Das  sagend  mir  vsshar  frey 
Woran  jr  doch  mögend  man  gel  han 
Das  jr  mich  so  ruch  fallend  an. 
Was  das  bedüt  das  /Abc 
Das  Credo  vnd  anders  mee 
Daran  solt  jr  nit  zwyfTel  han 
Es  bedüt  dry  Grött  in  einr  person 
Gott  vatter  Sun  vnd  Heyiger  Geyst 
Nun  sich  wie  gar  wenig  du  weisst 
Lieber  Meyster  ich  leer  dich  baas 
Credo  in  Deuni  bedüt  vns  das 
Wir  sönd  glauben  all  an  einen  Gott 
Vnd  gantz  wol  bhalten  die  zähen  gbot 
Auch  Vatter  und  Muter  in  eeren  han 
Das  find  ich  in  disem  Buch  stan 
Vnd  ander  Satzung  sunst  gar  vil 
Drumb  ich  mit  üch  disputieren  wil 
Jesus  sin  Meyster  ane  sach 
Der  Meyster  zu  sin  gsellen  sprach 
Ich  klag  üch  was  mir  ist  bschähen 
Sins  glichen  han  ich  nie  gsächen 
Als  vom  Jesus  zu  disen  stunden 
Er  hat  mich  gantz  tiberwunden 
Vnd  kan  darzu  ouch  me  dann  ich 
Mir  ist  schier  gschwonden  sicherlich 
Das  ich  jn   zum  schüler  angnon  han 
Vnd  das  er  zu  mir  sol  z'schul  gan 
Dess  muss  ich  ye  jmer  trurig  syn 
Das  mich  dass  klein  kindelyu 


Das  apostolische  Glaubensbekenntnis. 


Miszellen.  —  M^laD^es. 


157 


fild  hat  überwunden 

ist  mir  zu  diesen  stunden 

worden  wind  vnd  wee 
ht  ich  Uberwinds  nit  mee 
^h  lyden  gar  grosse  not 
hweig  er  und  was  tod 
lüeler  zu  Maria  giengend 

klag  also  anfiengend 
ichend  Maria  tugendrych 
nr  gar  wol  bekennen  dich 
Innen  es  nit  vnderlon 

hat  vnserem  Meyster  thon 
in  der  schul  vnd  ist  tod 
mend  nie  in  grösser  not 

du  ein  theyl  schuldig  an 
din  kind  da  heimen  glan 

nit  bschähen  dise  not 
3r  vnser  schulmeyster  nit  tod 
rschrack  gar  sehr  von  hortzen 
;ht  jr  liebs  kind  mit  schmertzen 
jn  fand  vnd  ane  sach 
3rkend  wie  sy  zu  jm  sprach 
lieber  sun  ich  vernim  von  dir 
•  weder  ziFu  noch  gebür 
est  töd  din  Meyster  zart 
sun  hetst  du  das  erspart 
ch  wil  bescheyden  dich 
b  hat  er  dann  gschlagen  mich 
id  min  lätzgen  bass  dann  er 
^  jm  an  also  schwer 
h  jn  fraget  noch  ye 
ond  er  mich  bscheyden  nie 

lyt  er  vnd  ist  tod 
det  dise  pyn  vnd  not 
ler  liebster  sune  min 


A  M 


:S' 


Lass  jm  ab  die  schulde  syn. 
Jesus  sprach  so  sol  er  wider  vffstan 
Vnd  sol  jm  mit  fröuden  wol  gan 
Als  bald  gieng  er  mit  jr  zu  band 
Da  er  den  Meyster  ligen  fand 
Jesus  sprach  stand  vfif  din  pyn 
Hat  erbeten  die  Muter  min 
Das  ich  dich  mache  wider  gsund 
Vffstund  er  zur  selbigen  stund 
Da  der  Meyster  Jesum  ane  sach 
Gar  gflttigklich  er  zu  jm  sprach 
Ich  bitt  dich  vnd  die  Muter  din 
Ir  wollend  mich  behüten  vor  pyn 
Dann  ich  han  gar  vnrecht  gethan 
Das  ich  dich  geschlagen  han 
Lass  das  nit  entgelten  mich 
Herr  Jesus  das  bitten  ich  dich 
Du  bist  Herr  lass  mich  syn  din  knecht 
Was  du  nun  wilt  das  ist  recht 
Herr  darumb  sollend  wir  loben  dich 
All  zyt  von  gantzem  hertzen  ernstlich 
Das  du  vns  erwarbst  ssHymels  krön 
Durch  dich  sind  wider  z gnaden  kon 
0  Gott  du  wölst  vns  gnädig  sin 
Durch  Jesum  das  grächt  schttlerlyn 
Also  hat  ein  Knd  diss  gedieht 
Ist  den  leerkinden  sslieb  zugricht 
Damit  sy  leeren  schryben  vnd  lilsen 
Vnd  zfüren  ein  Gotssförchtigs  wilsen 
Vatter  vnd  Muter  in  Eeren  han 
80  wirt  sy  Gott  lang  laben  lan 
Alsdann  wirt  jn  Gott  gäben 
Nach  disem  das  ewig  laben 
Darzu  hol  ff  vns  Herr  Jesus  Christ 
Der  am  Crütz  für  vns  gstorben  ist 
E  N. 

S.  Gfeller. 


Alte  Galgen  in  der  Schweiz. 

A.nknüpfend  an  die  Bemerkung  Dr.  StUckelberg's  über  das  seltene 
imen  alter  Galgen  in  der  Schweiz  (Jahrgang  VIII,  Heft  1,  p.  57  dieser 
rift)  sei  hier  darauf  hingewiesen,  dass  sich  ein  solcher  auch  noch  im 
(Kt.  Graubünden)  bis  auf  unsere  Tage  erhalten  hat.  Derselbe,  aus 
teinemen  Pfeilern  oder  Säulen  bestehend,  befindet  sich  unterhalb 
rfes  Vicosoprano  am  Kand  eines  Wäldchens,  links  der  Poststrasse, 
aan  thalabwärts  (gegen  Borgonuovo)  wandert,  und  ist  von  der  Strasse 
t  sichtbar;  wenigstens  fiel  er  mir,  ohne  dass  ich  von  seiner  Existenz 


158 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 


\ 


etwas  wiisste*),  sofort  ins  Auge,  als  mich  mein  Weg  im  Sommer  1898  eine« 
Tages  das  Bergell  hiuunterführte. 

Bern.  Ernst  Haffter. 


Variante  zum  „Maartwybii".  *) 


Sji^^fS^li 


1.  *8goht  e   Fräu-li   z'Mär-te, 

2.  's  Mann-Ii  hockt  de  -  hei  •  me, 

Mann  -  li,  was  händ  d'fleiioe  g*i 

Mann  -  li,    wo  hasch  d'Ei  -  er, 

Mann-Ii,   wo  hasch  d*Scha-le, 

Mann  -li,  wo  hasch  's Clitibe-li, 

Mann  -  li    wo  hasch  's  Hüs  li. 


Ho  -  ho! 


-ho! 


will  de   Ma  nöd  mit  're     lo,     m  ii  hei  ä 

spinnt  m'r  en  al  -  ti       Zei   -    ne,      ,  «  «  »        r, 

wis8,di  schwarz,  digschäg-get  zwo,  „  „  ^  „        ^ 

D'Ei  -  er  ha-n  -  i       g'es    -    se,      „  „  „  „ 

i)'Scha-lo  send  im  Chü-be  -  Ü,      „  „  „  «        » 

's  Chü-be  -  li  isch    im  II üs  -  li,      „  «  n  n        n 

'sHüs-li   isch  uf    em  Berg  -  li,      „  «  „  »        „ 

Ich  habe  diese  Variation  in  Arbon  (am  Bodensee)  gehört. 

Basel.  W.  K  e  1 1  e  r. 


Bucheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 


Stephani,   Der  älteste  deutsche  Wohobau  und  seine  Einrichtan 
II.  Band.  Leipzig  (Baumgärtner's  Buchhandlung)  1903. 

Mit  diesem  zweiten  und  letzten  Band  legt  uns  Stephan!  wieder  eii 
ungemein  reiche  Materlalsammlimg  vor,  die  auf  Grund  von  Erdfun<len,  Art 
fakten,  Bauresten,  Münzbildern,  Buchmalereien  und  Schriflquellen  gewonm 
und  auf's  übersichtlichste  verarbeitet  und  flir  Jedermann  benutzbar  gemac: 
ist.  Dieser  neue  Band,  der  nicht  weniger  als  454  Textbilder,  die  grossentei 
nach  unedierten  Originalen  erstellt  sind,   enthält,   behandelt  den  deutsche 


.e- 


-B< 


M  Die  bezügliche  Notiz  Prof.  Rahn's  im  Zürcher  Taschenbuch  ar 
das  Jahr  189  7,  S.  113,  war  mir  damals  noch  unbekannt.  Vgl.  auch  Lkch»^ 
Das  Thal  der  Maira  (Samaden  1903),  S.  15. 

'')  A.  TouLKu,  Sangund  Klang  2  [löDU]  S.  384;  Archiv  VU,  163. 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus.  159 

Wohnbau  und  seine  Einrichtung  von  Karl  dem  Grossen  bis  zum  Ende  des 
XI.  Jahrhunderts. 

Das  erste  Kapitel  orientiert  über  die  Baukunst,  soweit  sie  unter  römi- 
schem Einfluss  steht,  beschreibt  also  die  klösterlichen  Wohn-  und  Wirtschafts- 
bauten, die  Landgüter  und  Pfalzen  der  Karolinger,  die  deutschen  Städte, 
verschiedene  Haustypen,  deren  Einzelheiten,  Technik  und  Mobiliar. 

Im  zweiten  Kapitel  lernen  wir  den  nationalen  Wohnbau,  der  sich  unter 
den  süchsischen  Kaisern  bildet,  kennen.  Stephani  verfolgt  wieder  zunächst 
die  Klöster,  dann  Einzelhöfe  und  Dörfer,  Burgen,  Pfalzen  und  Städte,  sowie 
die  oben  angeführten  Rubriken. 

Mit  grösster  Umsicht  benützt  der  Verfasser  die  ungemein  zerstreut 
liegenden  und  oft  äusserst  spärlichen  Bild-  und  Schrifti]uellen  und  eröffnet 
ungeahnte  Ausblicke  auf  die  verschiedensten  Gebiete  des  Hausens  und 
Wohnens  im  Zeitalter  der  Karolinger  und  Ottonen.  Zahlreiche  neue  und 
wohlgelungene  Ausführungen  haben  seinen  intensiven  Fleiss  gekrönt. 

Nur  in  einigen  Einzelheiten  erlauben  wir  uns  anderer  Meinung  zu  sein. 
So  lassen  wir  die  Beschreibung  der  Fraumünsterkirche  als  Fälschung  lieber 
unbenutzt;  ferner  möchten  wir  die  kleinen  Keli(iuienschreine  nicht  als  Nach- 
klänge des  Hauses  (entgegen  dem  Ausdruck  arculae  in  forma  domus  re- 
dactae  p.  361)  gelten  lassen.  Es  sind  vielmehr  Uebersetzungen  lederner 
Reliquien taschen  in  festen  Stoff ;  die  Henkel  zum  Umhängen  und  die  schmale 
Form  dieser  Ausrüstungsgegenstände  der  Missionäre  sind  ja,  wie  die  Abb. 
Stephanies  179  u.  177  und  in  m.  christl.  Altertumskunde  p.  49  u.  s.  w.  lehren, 
als  Zeugnisse  des  Ursprungs  bei  vielen  Exemplaren  deutlich.  Den  bei  Stephani 
Abb.  193  mitgeteilten  Stoff  halten  wir  für  sarazenisch  und  nicht  für  älter  als 
das  XIII.  Jahrhundert;  er  gehört  also  nicht  mehr  in  den  Rahmen  des  Buchs. 

Stephanies  verdienstvollem  Beginnen  seien  viele  Nachfolger  und  Er- 
gitnzer  gewünscht!  E.  A.  S. 

Dr.  Heinrich  Ryffel,  Die  schweizerischen  Landsgemeindeo.  Zürich 
(Schalthess  &  Co.)  1903  [Umschlag:  1904].  XIV  +  342  S.  8^ 
Fr.  7.-. 

Mit  vorliegender  Arbeit  des  leider  allzufrüh  verstorbenen  Verfassers 
st  eine  für  alle  Zeiten  hinaus  grundlegende  Geschichte  und  Darstellung 
neeres  altehrwürdigen  Institutes  der  Landsgemeinden  geschaffen.  R.  hat 
icH  mit  allem  erforderlichen  Quellenmaterial  auf's  Innigste  vertraut  gemacht 
t^<X  hat  kein  rechts-  oder  verfassungsgeschichtliches  Moment  ausser  Acht 
-l^sen,  das  zu  den  Landsgemeinden  in  irgend  einer  Beziehung  steht. 

Durch  R.*s  Buch  ist  jede  bisherige  Darstellung  entbehrlich  geworden. 

E.  H.-K. 

^gadiner  Märchen.  Erzählt  von  G.  Bundi.  Illustriert  von  G. 
GiACOMETTi.  (Zweite  Folge)  [d  h.  zweite  Sammlung].  Zürich 
(Polygraph.  Institut)  o.  J.  [1903].  50  S.  Quer-8^ 

Die  reizende  Sammlung  Bundi's  (s.  Archiv  VI,  160j  hat  zu  unserer 
os.«en  Freude  eine  Fortsetzung  erfahren.  Sie  enthält  drei  MHrchen:  „Der 
■"'^'C^he  im  Walde",  „Tredeschin",  „Die  Bettler  von  Ponte".  Die  Illustrationen 


\ 


160  Kleine  Chronik.  —  Chronique. 

von   Giacohaetti    üben   auch   hier  wieder   einen   eigenartigen   Farben-   und 
Stiinmungszauber  aus. 

Nicht  nur  Märchenfreunde,  sondern  auch  Bibliophilen  möchten  wir  auf 
diese  schöne  Publikation  hinweisen.  E.  H.-K. 

S.  Meier,  Eultarhistorisches  aus  dem  Eelleramt  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  18.  Jahrhunderts.   Aaraa  (H.  R.  Sauer 
länder  &  Co.)  1904.    187  8.  8^    Fr.  2.80. 
Eine   auf  sorgfältigstem  Quellenstudium   beruhende  Darstellung,   die 
namentlich  dem  Kechtshistoriker  manchen  wertvollen  Stoff  bieten  dürfte. 
Aber  auch  Volkskundliches  findet  sich  reichlich  eingestreut,  wenn  schon  un- 
sern  Gegenständen  kein  besonderes  Kapitel  gewidmet  wird.*)   So  z.B.  sind 
darin   interessante   Notizen    über  Hausbau,  Rechtsaltertümer,  Land- 
wirtschaft, kirchlich-volkstümliche  Bräuche  u.  A.  m.  enthalten. 

Wir  möchten    die  lehrreiche  Schrift   besonders  auch  denjenigen  zum 
Studium  empfehlen,  die  sich  mit  dem  Aufzeichnen  von  Gemeindechroniken 
befassen.    Die   Arbeit   dürfte   auf  manchen    wichtigen   Punkt   aufmerksam       M:mi 
machen.  E.  H.-K. 

Bei  der  Redaktion  sind  ferner  eingegangen: 

Hans  Zahler,    Ferien!     Bern    (A.  Francke)   1904.    Fr.  4.80.  —     

(Wanderungen   mit  Schulkindern   in  die  Berge,   wobei  mannigfache     -^-e:»  e 
Sagen  und  Märchen  eingewoben  werden.) 

Dr.  Otto  von  Greyerz,  Kleines  Bemdeutsches  Wörterbuch.  Ebenda  .«^ia 

1904.  Cts.  —.80. 

(Praktisches,  handliches  Wörterverzeichnis  der  unverfälschten  Bemer-x^-^er 
Mundart.    Brauchbarer  Führer  durch  die  reiche  Mundartlitteratur  Berns.) 

Ulrich  Kubier,    Aus  Berg  und  Tal.    Char  (Manatschal  Ebner  &cs2»  & 
Cie.)  0.  J.  [1903/4]. 
(Gute  Schilderungen  des  schweizerischen  Bauemlebens  mit  beherzigens —  -^^  **" 
werter  Tendenz  zum  wirtschaftlichen  Wohlstand.) 


Kleine  Chronik.  —  Chronique. 

Kln^iniöcho  und  westfill ische  Volkskunde.  —  In  der  seit  Ende 
Miirz  erscheinonden  „Zeitschrift  dos  Vereins  für  rhein.  u.  westfJtl.  Volkskunde* 
bef^riissen  wir  ein  neues  Organ  unserer  Wissenschaft.  Die  Namen  des  Vereins- 
vorstandes wi(^  auch  die  Proben  im  ersten  Hefte  garantieren  für  eine  ge- 
die«^eno  Tühruii-i;  dieser  Publikation.  Wir  geben  dem  jungen  Schwester- 
ufiteniehmen  uiLiere  besten  Wünsche  mit  auf  den  Weg. 

M  Das  Volkstiiinlichi^  hat  der  Verfasser  in  dieser  Zeitschrift  eingehend 
behandelt.     Eine  weitere  Artikelserie  wird  folgen. 


Band  VllI  Heft  2,  ausgegeben  29.  Juni  1904. 


161 


Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

Von  E.  Hoffraann-Krayer  in  Basel. 

(Scliluss.) 

Wir  wenden  uns  nun  dem  weitaus  interessantesten  Charak- 
teristikum der  Knabenschaften  zu :  ihrer  sittenrichterlichen 
Thätigkeit.  Einige  wichtige  Funktionen  der  Knabenschaften  als 
Sittengericht  haben  wir  schon  früher  kennen  gelernt  (S.  85.  87.  90. 
93.  94);  aber  noch  manches  Bedeutsame  ist  hervorzuheben.  Um  zu- 
vörderst einen  Blick  auf  die  Vergehen  zu  werfen,  die  unter  die 
Gerichtsbarkeit  der  Knabenschaften  fallen,  so  müssen  wir  nochmals 
betonen,  dass  dieselben  vor  dem  geschriebenen  Gesetz  nicht  straf- 
bar sind;  ja  es  werden  oft  Dinge  gerügt  und  bestraft,  die  im 
Grunde  den  Mitmenschen  in  keiner  Weise  berühren.  Lehmann  ^^) 
entnimmt  z.  B.  einem  älteren  ^Gesetzbuchs  folgende  Straf bestimm- 
ungen:  „Ein  Mädchen,  das  ohne  Schürze  zum  Brunnen  geht  und 
Wasser  höhlt,  bezahlt  2  Batzen.  —  Wer  ungekämmt  und  unge- 
waschen nach  7  Uhr  auf  der  Gasse,  beyra  Brunnen  oder  im  Felde 
erscheint,  bezahlt  2  Batzen.  —  Ebenso  wer  mit  ungeputzten 
Schuhen  oder  mit  staubigten  Kleidern  in  die  Kirche  kommt,  wer 
mit  einem  schwarz  gemachten  Gesichte  oder  einer  schmutzigen 
Schürze  in  der  Kirche  erscheint  oder  zu  Markte  geht,  wer  das 
Oesangbuch  vergisst,  ohne  Noth  aus  der  Predigt  und  Kinderlehre 
lleibt.  —  Wer  in  der  Kirche  lacht  oder  schläft,  bezahlt  3  Batzen. 
—  Wer  an  einem  Sonntag  arbeitet  oder  tanzt  oder  sich  betrinkt, 
bezahlt  4  Batzen.  —  Wer  flucht  oder  schwört  oder  fremden 
Mädchen  und  Knaben  nachzieht  oder  Vater  und  Mutter  grob  und 
unhöflich  begegnet,  wer  über  Bibel  und  Prädikanten  spottet,  be- 
zahlt 5  Batzen.  —  Wer  einem  Mädchen  oder  Knaben  auf  dem 
Schoos  sitzt,  in  den  Busen  oder  wohl  gar  noch  weiter  greift,  be- 
zahlt 3^^)  Batzen.*^  Ganz  ähnlich,  wenn  auch  teilweise  wohl  iro- 
nisch, klingen  die  Vorschriften,  die  der  Bündner  Kalender  von 
1878  aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh.  anführt  *^^):  „Wenn  das 
Mädchen  ungekämmt  zum  Brunnen  kommt,  so  hat  der  Vogtknabe  ^^) 


^)  Republik  II,  273.  —  ^')  Druckfehler  für  8?  oder  5?  —  *'')  Bcndneb 
Kalexder  1887  Bogen  5,  Sp,  4.  —  *»^)  Der  ihr  zugeteilte  und  für  ihr  Gebahren 
verantwortliche  Bursche. 


162  Knaben  schaden  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 


\ 


7  Blutzger  zu  bezahlen.  —  Trägt  das  Mädchen  im  Eimer  Wasser 
zum  Brunnen,  so  ist  dieses  Vergehen  [P]  mit  5  Blutzger  zu  ahnden. 

—  Hängt  es  beim  Kirchgang  einen  Zopf  herunter,  so  sind 
3  Kreuzer  zu  bezahlen;  beide  Zöpfe  dürfen  herunterhangen.  — 
Am  Freitag  hat  das  Mädchen  in's  Oebet  zu  gehen  und  beim  Ein- 
treten in  die  Kirche  den  rechten  Fuss  vorzusetzen,  am  Sonn- 
tag dagegen  den  linken,  Alles  bei  einer  Busse  von  7  Blutzger. 

—  In  der  Kirche  darf  das  Mädchen  nicht  lachen  oder  nach  der 
Seite  blicken.  —  Das  Schuhbändel  am  linken  [!]  Fuss  darf  nicht 
gelöst  sein.*^    Ja,  die  Bussen  erstrecken  sich  sogar  manchmal  auf 
Oeselligkeitsfehler,  so  z.  B.  wenn  die  Knabenschaft  von  Boudry, 
neben  dem  Verbot  des  Singens  nach  10  Uhr,  des  Zanks,  der  Un- 
mässigkeit,    in   zwei   eigenen  Paragraphen  sagt:    „Tous  gargons 
qui  Youdront  se  trouver  dans  quelque  bal,    et   qui    ne    voudront 
point  danser  ou  du  moins  faire  un  tour  de  danse,  seront  chäti^s 
pour  un  chard  de  vin  et  du  meilleur.  —  ün  gargon  qui  se  trou- 
vera  k  cotc  d'une  fille  et  qui  ne  saura  pas  la  divertir  scra  chätie 
pour  un  chard  de  vin  qaUl  payera  dans  le  moment.'^  ^^)    Auch  die 
ungenannte  Neuenburger  Gemeinde   hat  etwas  Ähnliches:    «Qae  ^ 
ceux  qui  auront  conversation  avec  quelque  fille  devront  le  faire         ^ 
honnetement."  ^*)  Die  selbe  Gemeinde  schreibt  vor:  „on  ne  pourra       -^a 
pas  aller   a  la  veill(^e  oü  il  y  a  des  jeunes  filles  [Lichtstubeten,       «.  ., 
Red.]  avec  un  bonnet  et  un  tablier  de  cuir  sous  peine  de  4  batz.**"*)     ^'') 
Sonst  wird  gewöhnlich  auch  Händelsucht,  übermässiges  Trinken,    «.  m^ 
Ungezogenheit  und  Unanständigkeit  bestraft.  ^^)  Der  Äussere  Stand  f>  d 
in  Bern  legte  Bussen  auf  Überfall,  Beschimpfung,  Lüge,  unnützes  ^sr  -8 
Geschwätz,    Ausbleiben   von    der  Versammlung^*),    die  Torailser-^K  ^9r 
Gesellschaft  u.  A.  auch  auf  „fräche  Buobenstuckh'^  von  Burschen.MZK  «n 
über  16  Jahren. '')    Diejenige  von  Andeer  schloss  Solche  von  dencjr -sn 
Vergnügungen  aus,    die  sich  gegen  ihre  Eltern  unbotmässig  ge— ^^e- 
zeigt  hatten.  **^) 

Aus  der  Bestrafung  dieser  kleineren  Vergehen   ist  danr  mtmiü 
offenbar   die  Verhöhnung   und    öffentliche    Brandmarkung   de^^   er 

•")  M.>^:k  Nourliatclois  XIX,  55.  -  ^'j  Ebenda  XXVII,  209.  Vielleicht  alw^ -«iif^r 
bedeutet  hier  ., conversation"    den  Uuif^anj^;  zweier  Liebender   und  nicht  L^'^mlie 
gi'sellschaftliehe  Unteriialtun»,^  —   '-)    Kbenda.  —  "^)  Ausser  den  genannt» —^en 
Quellen  m.  noch  C.Mi.ni  vaidois  6.  Okt.  1900  S.   1    Sp.  2    u.  Hw».  Blatt- .^rir 

F.  VoLKSKiNDK  l,  2U}\  n.ich  brietiicher  Mitteihin«^  von  Herrn  Dr.  Rob.  Duri er 

auch  in  Stans.  -      '•'*)    Letzteres  übrijjcens  fast  überall,   wo  eigentliche  Sti a/1 

bestiinnmn^qMi  überliefert  sind;  v^rl.  auch  MrsfcK  Nenchatelois  XIX,  55;  XX^^-^^Z 
201)1.  —  'i  s    Aiuinv  1,  UÜ.  -  ■♦>}  Annalks  XII,  6;  vgl.  hier  S.  161. 


/ 


KnabeD8chaft«n  und  Volks  Justiz  iu  der  Schweiz.  163 

Läeherlicbkeiten,  Thorheiten  und  menschlichen  Schwächen  hervor- 
ge^wa.chsen,  von  der  wir  unten  sprechen  werden. 

Im  Allgemeinen  aber   sind  es  immer  wieder  zwei  ethische 
Momente,  die  bei  der  richterlichen  Thätigkeit  der  Knabenschaften 
in      den   Vordergrund    treten:    die  Religiosität    und    die   ge- 
8ch  1  eohtliche  Sittlichkeit.^')  Gottlosigkeit,  Fluchen,  Schwören, 
Miasachten  der  göttlichen  Gebote,  der  Feiertage,  Sonntage,  des 
Fastens  finden  sich  in  allen  altern  Knabenschaftsprotokollen  und 
-Statuten  als  strafwürdig  erwähnt.  '**)    Und  noch  mehr  die  Unsitt- 
liclikeit.  ^ Jeder 'Chnab*  hat  sich  sittlich  und  brav  aufzuführen'*"^), 
^^»    ist  die  Grundregel,  die  ehedem  gegolten  hat  und  jetzt  noch 
gilt,    wo  die  Enabenschaft  wirklich  etwas  auf  sich  hält.    Ausschrei- 
tungen und  Entartungen  sind  ja  allerdings  auch  keine  Seltenheit; 
*^er  doch  sagt  es  Wikard  in  seinen  Versen  vom  „Kolben-Panner**  ^^) 
deutlich,  der  Zweck  des  „Grossen  Rats''  sei: 

Was  wider  den  Glauben  g'redt  wirdt 
Oder  gethan,  und  was  ihn  ihrrt, 
Zuü  schaifen  ab,  voraus  hierbey 
Alle  Unzucht,  Ehebruch,  Hurerey. 

In  Rapperswil  stehen  Weinabgaben  auf  unsittlichem  Lebens- 
wandel, in  Soglio  ist  es  die  Koabenschaft,  die  in  der  Reforma- 
^ionszeit  die  Massregelung  eines  unkeuschen  Priesters  an  die 
Iland  nimmt"*),  und  auch  im  Toggenburg  sorgt  sie  durch  ener- 
^sche  Massregeln  für  Ausmerzung  des  wüsten  Treibens  in  ver- 
rufenen Häusern"^). 

Infolgedessen  wird  auch,  wie  bereits  angedeutet,  der  Kilt- 
%ang  auf's  strengste  überwacht,  und  es  wird  einem  Burschen 
Icaum  möglich  sein,  zu  eioem  Mädchen  in  geschlechtliche  Be- 
gehungen zu  treten,  ohne  dass  binnen  kurzer  Zeit  die  ganze 
OTungmannschaft  davon  wüsste.  ^^)    Anderseits  haben  wir  aus  dem 


i 


")  Es  sind  also  im  Wesentlichen  die  seihen  Vergehen,  die  auch  unter  die 
Crerichtsbarkeit  gewisser  staatlicher  Sittengsrichte,  wii»  „Eh-(iaumer",  „Bann*^, 
^Chorgerichte**  fallen;  in  älterer  Zeit  etwa  der  „Markergedinge"  und  „Dorf- 
|[fenieindegerichte".  —  "'')  Vgl.  noch  Kl.  Zh;ku  Kau.  18B8,  15;  MrsfcK  Neuchä- 
telois  XXVII,  209.  —  'M  Biiilkk,  Davos  IV,  38*.  —  "")  Ahgedruckt  im  Kl. 
ZiGER  Kal.  1868,  7.  —  ^M  Leoxiiakdi  S.  VJ.  —  ^-)  ZfKUHLR  P08T,  21.  Mai 
1899,  Beilage  (nach  J.  Fhaxz,  Zwingiis  Gehurtsort.  1819).  —  Weiteres  s.  bei 
BChlkr,  Daves  IV,  128  Anni.  und  in  der  belgischen  Zeitschrift  V»)LKSKrxi>K  XII, 
8.  10.  11.  15;  XllI,  6G.  —  ^^)  Die  genaue  Überwachung  des  Kiltgangs  er- 
wähDeo  ausser  den  oben  zitierten  Quellen:  Autiiiv  IV,  297.  3UU;  VII,  147. 
287;  Lehmann,  Republik  272;  Baimueuckk,  141. 


164  Rnabenschaften  und  Volk8Ju8tiz  in  der  Schweiz. 

Waadtland  ein  Beispiel,  dass  auch  das  gewaltsame  Yerhindern 
des  ehrenwerten  Eiltgangs  bestraft  werden  konnte.  ^^) 

Im  Weitern  sind  es  allerhand  kleinere  Vergehen  in  Bezug 
auf  das  Liebes-  und  Eheleben,  die  unter  die  Volksjustiz 
fallen.  Zwar  ist  uns  in  der  Schweiz  bis  jetzt  noch  kein  Fall  be- 
gegnet, wo  das  treulose  Verlassen  eines  Liebenden  durch  einen 
besondern  Akt  der  Volksjustiz  gebrandmarkt  worden  wäre,®^)  Auch 
umgekehrt:  die  Verspottung  des  Verlassenen,  wie  sie  anderwärts 
nicht  selten  vorkommt  ^^),  können  wir  hier  nicht  nachweisen  ;  da- 
gegen berichtet  uns  Volmar  aus  Estavayer,  dass  dort  den  unter- 
drückten Ehemännern  als  Schandenbezeugung  ein  Tännchen  an 
die  Hausglocke  gehängt  werde  ^^),  und  auch  die  von  Baumberger**) 
so  anschaulich  geschilderte  „Blindenstäubete"  oder  der  „Wiber- 
schlegel^  in  Oberriet  (st.  gall.  Rheiothal)  scheint  uns  auf  eine 
Verhöhnung  des  unterjochten  Teils  auszugehen.  Wir  lassen  die 
Stelle  wörtlich  folgen:  „Falls  ein  Mann  seine  Frau  schlägt  oder 
umgekehrt  eine  handfeste  Oberrieterin  sich  etwa  an  ihrem  teuren 
Ehegemahl  vergreift,  wird  dem  schuldigen  Teil  der  Blinde  ge- 
stäubt, sofern  die  Sache  überhaupt  ruchbar  wurde.  Unter  Trom- 
peten-Signalen versammelt  sich  die  ledige  Mannschaft  in  einer  Nacht, 
mit  Peitschen,  Gewehren,  Pistolen,  Pfannendeckeln  u.  s.  w.  be- 
wehrt, an  einem  vorher  abgemachten  Platze,  dreissig  bis  vierzig 
Burschen.  Es  wird  dreimal  geschossen  und  dreimal  mit  den 
Peitschen  geknallt.  Hierauf  fängt  einer,  der  die  Geprügelte  oder 
den  Geprügelten  darstellt,  fürchterlich  zu  heulen  und  zu  winseln 
an;  nach  zwei  bis  drei  Minuten  fällt  der  ganze  Chor  mit  ein 
und  erhebt  ungefähr  ebenso  lang  einen  wahrhaft  ohrenbetäuben- 
den Lärm.  Ein  mächtiger  Peitschenknall;  es  wird  plötzlich 
mäuschenstill,  und  ein  Sprecher  ruft  in  die  dunkle  Nacht  hinaus: 

W'or  Hlindäfloiscli  will  kaiifii, 
Der  imiess  zum  N.  N.  laiifä, 
'ft  Pfund  um  on  Furz, 
Wer  z'spot  chund,  chund  z'churz. 

Ist  der  Spruch  gesprochen,   beginnt  der  schon  vorhin   erwähnte 
Spektakel    mit  Geheul    und  Lärm    der  Instrumente    auf's    neue. 

^•)  '(»MKiK  vaudoii^  a.  a.  iK  —  ^'i  V^\  das  Streuen  eines  Spreulagers 
für  den  trt'ulosen  Liebhaber  in  baytMi^ch  Sehwaben,  HfuLKR  S.  17G;  weiteres 
s.  in  VnLKSKiM.i:  XII,  9:  XIII,  67.'  —  ^^)  V.m.kski  xi>k  XII,  12.  13.  14;  XIII, 
iu  i'ij:.  -  ^^  Audiiv  VI,  \\K  —  Üb(M'  die  sciiiuipfliohe  Prozession  der  Pan- 
totfelhelden  ».  Ukmk  des  Traditions  j)op.  XVII,  4Gi);  XVIII,  244,  und  nament- 
licii  J.  R.  Dii.TKiiK  H  in  den  „Hessischen  Blattern  f.  Volkskunde**  I,  98.  99.  101. 
103.  -  ^^j  St.  Galler  Land  S.  140. 


Knaben  Schäften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  165 

Und  nachdem  die  hier  geschilderte  Oesamtszene  noch  einmal 
repetiert  worden  ist,  hat  die  Blindenstäubete  ihr  Ende  erreicht/ 
Aber  der  Ehestreit  wird  überhaupt  mittelst  Katzenmusiken 
gegeisselt.  In  Ulrichen  (Kt.  Wallis)  nennt  man  dies  „hörnlen"^^), 
im  Graubündner  Oberland  „far  cavals",  im  Engadin  „mantineda" ; 
ja  die  Statuten  von  Andeer  haben  diese  Strafe  in  einem  eigenen 
Paragraphen  niedergelegt.^^)  Speziell  werden  getrennt  ge- 
wesene und  wieder  vereinigte  Eheleute  mit  einer  Katzen- 
musik bedacht.  Man  nennt  dies  meist  ^z'sämmeschälle^,  etwa 
auch  „y-schälle**  (einschellen,  Uznach  u.*Umgeb.).  Schon  die 
Tomilser  Statuten'^')  enthalten  darüber  eine  Bestimmung.  Die 
Sitte  kommt  aber  auch  in  den  Kautonen  Glarus'-^*),  St.  Gallen  ^^) 
und  Schwyz^*)  vor.  Im  Toggenbur;^  ist  der  Hergang  folgender: 
An  einem  bestimmt  verabredeten  Abend  versammelt  sich  eine 
Schar  junger  Bursche  vor  dem  Hause  der  betreffenden  Eheleute. 
Jeder  ist  mit  Kuhschellen  behangen.  Diese  lassen  sie  auf  ein 
gegebenes  Zeichen  ertönen,  ,,so  laut  es  immer  angeht '^.  Oft 
kommt  es  vor,  dass  sich  die  Neuvereinten  der  Schmach  dadurch 
entziehen  wollen,  dass  sie  sich  in  einer  andern  Wohnung  oder 
im  Walde  verbergen.  In  diesem  Falle  ruhen  die  Radaumacher 
nicht,  bis  die  Flüchtigen  aufgestöbert  und  in  ihr  Haus  zurück- 
gebracht sind.  „Jetzt  erteilt  der  Anführer  das  Zeichen  zum  An- 
fangen; ein  fürchterlicher  Lärm,  davon  die  Berge  wiederhallen, 
erschallt,  bis  wieder  das  Zeichen  zum  Stillschweigen  erfolgt.  Die 
Glocken  schweigen.''  „Ein  Redner,  angethan  mit  einem  weissen 
Gewand  und  mit  vielen  Rollen  [Schellen]  umwunden,  tritt  her- 
vor, während  die  Schar  einen  Halbkreis  um  ihn  bildet,  und 
wendet  sich  an  die  am  Fenster  stehenden  Eheleute,  um  ihnen 
zu  ihrer  Wiedervereinigung  Glück  und  gesegneten  Portgang  zu 
wünschen.  Er  schärft  ihnen  ihre  häuslichen  Pflichten  ein,  er- 
mahnt sie  zur  Eintracht,  malt  ihnen,  so  gut  er  kann,  einesteils 
das  Glück,  andernteils  das  Unglück  vor,  in  das  sie  sich  ohne  Liebe 
und  Frieden  stürzen  würden,  und  befiehlt  ihnen,  zum  Beweis  der 
Versöhnung  im  Angesicht  Aller  sich  die  Hände  zu  reichen.  Kaum 
hat  er  seinen  Vortrag  geendet,    so  tritt   ein  Pseudo-Messmer  in 


*'»)  Am-Hkri>  S.  236.  —  ^»)  Annalas  XII,  6.  —  Vgl  ausserdem  noch 
Lehmann,  Republik  272;  ßiui.iMiER  Volkstümliches  II,  40Aniii.;  Voi.khklndk 
Xn,  12.  —  9»)  Abi  HIV  I,  146.  —  ^2)  Arihiv  IV,  308.  —  '»)  Oberto^^genburg  : 
ZCbichee  Pü8T  21.  Mai  1899  (nach  J.  Fraxz,  Zwingiis  Geburisort);  Umgegend 
VCD  Uznach:  Bai mbkhcser,  S.  114.  —  ^M  March:  Aiuniv  T,  280. 


166  Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

der  Figur  eines  Poasenreissers  hervor,  um  Alles,  was  der  Ehren- 
redner soeben  vorgetragen,  bestens  zu  bestätigen.  Der  feierliche 
Aktus  ist  beendigt,  und  Jeder  begibt  sich  friedlich  heim/ 

Nahe  verwandt  mit  dem  Vorigen  ist  das  Ausschollen  bei 
Witwenhochzeiten,  ein  Brauch,  der  im  Auslande  mehrfach  ^^), 
in  der  Schweiz  jedoch  nur  für  Gessenay^^)  bezeugt  ist.  Raoul- 
Rochette  sagt  hierüber:  «Si  c'est  une  veuve  qui  se  remarie  il 
est  permis  de  lui  donner  un  schariwari,  c'est-ä-dire  que  le8 
jeunes  gens  reunis  sous  la  conduite  de  Tun  d'entre  eux,  qu'ils 
appellent  leur  roi,  et*  qu'ils  portent  ä  raison  de  cela  sur  leurs 
6paules,  parcourent  toute  la  nuit  le  village  avec  de  grands  cris, 
et  representent  au  naturel  les  diverses  scönes  de  Tömigration  sur 
la  montagne  et  de  la  vie  qu'ils  y  menent  .  .  . »  ^^) 

Überaus  typisch  ist  ferner  die  öffentliche  Brandmarkung 
bzw.  sinnbildliche  Bestrafung  der  Ehelosigkeit.  Das  uralte 
Yolksspiel  des  „Giritzenmoosgerichtes'^  mit  seioen  verschiedenen 
lokalen  Spielarten  ist  den  Lesern  dieser  Zeitschrift  bereits  zur 
Oenüge  bekannt.  ^*)  Überall  läuft  es  auf  ein  Verhöhnen  oder  Be- 
strafen der  alten  Jungfern  in  effigie  hinaus.  Hieher  mag  man 
auch  rechnen  das  Anmalen  eines  „Pfingstmannli"^  an  Häuser,  in 
denen  Mädchen  ohne  Schatz  wohnen,  wie  es  in  Rütbi  (Kt.  St. 
Gallen)  gepflegt  wird  ^^),  während  uns  der  Brauch  von  Oberriet, 
nach  welchem  gerade  umgekehrt  Mädchen  mit  Schatz  ein  Fängst- 
mannli  angemalt  bekommen,  auf  einer  Verkennung  des  ur- 
sprünglichen Zwecks  zu  beruhen  scheint.  Bei  dieser  Gelegenheit 
sei  überdies  an  die  Fragen  erinnert,  die  der  Narr  in  Klingnau 
bezüglich  den  alten  Jungfern  an  die  umstehende  Jugend  richtet 
(s.  0.  S.  89). 

Aus  dem  Angeführten  mag  man  den  Grundcharakter  der 
durch  die  Knabenschaften  geahndeten  Vergehen  ersehen  können : 
es  sind,  vielleicht  mit  Ausnahme  der  Wiederversöhnung  und  der 
Witwenheirat,  alles  Dinge,  die  das  religiös-sittliche  Empfinden 
des  Volkes  verletzen.  Selbst  die  Ehelosigkeit  nicht  ausgenommen ! 
denn   sie   gilt  im  Volke   geradezu   als  ein  Vergehen  gegen   die 

^';  Komagna:  Archimo  per  le  studio  delle  tradizioni  popolari  XVII,  411: 
Nimes:  Ducanoe  (Henschel-Favre;  11,  173*;  Luserii:  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volks- 
kunde XI,  451.  —  '^^)  Aucmvio  etc.  XV,  69  (nach  Raoüi»-Rochette,  Lettre» 
8ur  la  Suisse  1824).  —  *^')  Da»  Durchstreifen  des  Dorfes  in  Form  einer  Alp- 
auffahrt scheint  mir  zweifelhaft.  Gemeint  ist  damit  wohl  das  lärmende  Um- 
ziehen überhau{)t  unter  fortwHhrendem  Läuten  der  Kuhschellen.  —  ^®)  Archiv 
1,  139  ff;  II,  55ff ;  VI,  116;  VIl,  295  ff.  -  ««)  Baumberobb  S.  182. 


Knabenschaften  und  VulkBJustiz  io  der  Schweiz.  167 

Menschheit,  als  eine  Missachtung  des  Oottesgebotes :   „Wachset 
und  mehret  euch.^ 

Nun  kommt  es  freilich  auch  öfter  vor,  dass  die  Yolksjustiz 
(namentlich  das  Ausschellen)  sich  nicht  gegen  ein  Vergehen  richtet, 
sondern  lediglich  als  Racheakt  ausgeübt  wird,  so  z.  B.  bei  Ver- 
weigerung der  üblichen  Abgaben  oder  bei  ungenügender  Spende  *®^), 
ferner  bei  Verrat  der  Vereinsverhandlungen  ***'),  und  endlich  haben 
überhaupt  missliebige  Personen  nicht  selten  von  der  Rachsucht 
der  Jungburschen  zu  leiden'®^). 

Wie  aber  ist  das  Oericht  beschaffen,  durch  das  die 
Strafen  ausgesprochen  werden?  Wir  haben  hier  eine  ganze 
Stufenleiter  von  Gerichtsformen:  von  der  solennen  Gerichtsver- 
handlung, durch  die  Gerichtsparodie,  bis  herab  zum  einfachen 
Verlesen  eines  Sündenregisters  oder  zum  Absingen  einer  „Schnitzel- 
bank''. So  weisen  tioch  in  neuerer  Zeit  die  bündnerischen  Knaben- 
schaften  die  Form  des  eigentlichen  Prozesses  unter  dem  Vorsitz 
des  „Landvogts"  auf.  Der  „Bündner  Kalender  f.  1878  erzählt 
uns  z.  B.  aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jh.  folgende  Geschichte: 
Ein  gewisser  Flury  hatte  vor  seinem  Hauseingang  einen  Pfosten, 
der  Rest  eines  ehemaligen  Gartenzauns.  Dieser  Pfosten  war  für 
Toni,  den  Liebhaber  von  Flurys  Schwester,  bei  seinem  nächt- 
lichen Eiltgang  ein  gefährliches  Hindernis  (weshalb?)  und  er 
klagte  auf  Entfernung  desselben.  Das  Gericht  tagte  über  der 
Sache.  Lange  wurde  hin  und  her  geredet;  da  rief  in  der  Hitze 
des  Kampfes  Flurys  Anwalt  plötzlich  aus:  „Der  Toni  hat  gar 
kein  Recht,  bei  Nacht  das  Haus  des  Flury  zu  betreten. *"  Damit 
hatte  er  aber  die  Sache  zu  Ungunsten  seines  Klienten  entschieden ; 
denn  dass  ein  junger  Mann  kein  Recht  zum  Kiltgang  habe,  war 
eine  Behauptung,  die  die  heiligsten  Rechte  der  Knabenschaft 
überhaupt  antastete  und  die  auch  an  dem,  der  sie  ausgesprochen, 
geahndet  werden  musste.  Das  Urteil  lautete  auf  Entfernung 
des  Pfostens  und  schloss  folgendermassen :  „In  Erwägung,  dass 
der  Beistand  des  Flury  ein  unveräusserliches  Recht  der  wohl- 
löblichen Knabenschaft,  welches  von  unsern  Ur-Ur-Urgrossvätern 


>0")  Tomils:  ARniiv  I,  146;  Waadt:  Au  Foyer  romaxi»  1899,  148.  153; 
CoNTEiTR  a.  a.  0.;  Neuenbürg:  MrstH  Xouchäielois  XX VII,  214;  Belgien: 
Wallonia  IX,  223  fg.;  XI,  239.  —  »o«)  Waadt:  (^^xtkir  a.  a.  ().;  Boiulr}- 
Mrste  Neuchatelois  XIX,  53.  —  ^^^)  Vgl.  z.  B.  Berner  Albim  S.  74.  —  Die 
einreissende  Ungerechtigkeit  bei  der  Volksjustiz  war  überhaupt  mit  ein  Grund 
für  die  obrigkeitlichen  Verbote. 


168  Knabenschafien  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

ererbt  und  bis  auf  den  heutigen  Tag  ist  gehandhabt  und  geübet 
worden,  als  der  einzig  richtige  Wog,  zu  einem  Eheweib  zu 
kommen,  —  gröblich  angetastet  hat,  so  ist  besagter  Anwalt  des 
Flury  vom  Weibel  und  vom  jüngsten  Knab  rücklings  zur  Thüre 
hinauszuführen  und  darf  überdies  an  dem  „Bussenmahl^,  so  da 
folgen  wird,  keinen  Teil  nehmen.^  Interessant  ist  in  diesem 
Fall  weniger  die  causa  selbst,  als  die  Verurteilung  des  vorlauten 
Advokaten.  Ob  in  der  Schweiz  ein  Eigengericht  der  Knaben- 
Schäften  mit  Selbstanklage  bestanden  hat,  wie  z.  B.  in  Sieben- 
bürgen ^^^),  vermag  ich  nicht  zu  sagen ;  dagegen  sind  eigentliche 
Rügegerichte  freilich  bezeugt ,  so ,  ausser  Qraubünden  *®*)  und 
Zug^®^)  (8.  S.  87.  92),  im  aargauischen  Preiamt»®«). 

Bei   dem    inoffiziellen   Charakter    des    Knabengerichts    lag 
jedoch  der  Übergang  in  die  Parodie  nahe.    So  haben  z.B.  die 
heutigen  „Dertgiras  nauschas^    (böse  Oerichte)  der  romanischen 
Bündner  einen  unverkennbar  parodistischen  Anhauch.   Wohl  er- 
innern der  Ort  —   es  ist  der  Dorfplatz  —  und  die  Formen  an 
ein  regelrechtes  Oericht.   Aber  wenn  auf  die  Anklage  gegen  die 
strafwürdigen  Mädchen  und  die  Verteidigung  durch  deren  Vögte 
die  Durchhechelung    ,, komischer  Vorfalle   und   lächerlicher  Per- 
sonen" (ebenfalls  in  Form  von  Anklage  und  Verteidigung)  folgt, 
wenn  die  Bussen  in  Spenden  von  Wein   und  allerlei   „albernem 
Kleinkram*^  bestehen,  wenn  Harlekine  und  Wildleute  die  Pausen 
mit  ihren  Scherzen  ausfüllen,  so  wird  man  wohl  berechtigt  sein, 
von  einer  Gerichtsparodie  zu  sprechen.  *°')     Aber  nicht  nur   das 
Oericht,    sondern   auch    die   Landsgemeinde   wird    parodiert;       ^ 
wie  ja  überhaupt  beide  kaum  zu  trennen  sind,  da  die  altgermani-      — 
sehe  Landsgemeinde  zugleich  Gerichtsverhandlung  war.  *^^)    Wir     "i 
denken  zunächst  an  die  Ratsversammlung  des  „Äussern  Standes*       '^ 
in  Bern  und  den  „Hirsmon tagsrat"  in  Stans.    Aber  noch  Merk-     — 
würdigeres    bietet  sich    uns    dar:    das  „Narrenparlament''  in    j^^ 

»03)  HkssischkBlättkr  J,  216.  —  »"*)  Vgl.  noch  Lkhm ANN,  Republik  S.  272;  ^    • 
Dkr  Wandekkr  V,  188.  —   *»'>)  Kl.  Zuokr  Kal.  18G8,  S.  8.  14.  —  ^^)  Schw.    -  ^ 

Id.  IV,  304  (Knaben-Gmeind).  —  Ähnlich  in  Mitten wald  (Tirol)  Hessische  Bll. "J 

I,  218.  —  »0")  Archiv  II,  147.  —  Eine  ganz  ähnliche  Gerichtsparodie  in  Gros ^ 

sclfingen  schildert  Birlixcjer,  Volkstümliches  II,  38  A.    Auch  das  Ausfragen«:^ 
der  Jugend  durch  den  Narren  in  Klingnau  (s.  o.  S.  89)  zeigt  Anklänge  aod^- 
die  Gerichtsform.  —    *^^)  Dass  diese  parodierte  Landsgemeinde  uogef^Üir  icz^c^^ 
die  gleiche  Zeit  fiel,  wie  das  alte  Märzfeld  (s.  Brunnkä,  Rechtsgesch.  II,  127  ; 

Schröder,  Rechtsgesch.  ^  S.  148),  darf  uns  wohl  kaum  zu  dem  Schluss  eine-     ^ 
direkten  Zusammenhangs  verleiten. 


i 


Knabenschaften  und  Volksjiistiz  in  der  Schweiz.  169 

Weinfelden  (Kt.  Thurgau)  und  die  „Narrengemeiude"  im 
Kanton  Appenzell.  Ersteres,  im  J.  1786  eingegangen,  bestand 
ursprünglich  in  einem  Huldigungsaufzug  der  wehrpflichtigen  Jun^- 
mannschaft  zu  dem  zürcherischen  Obervogt.  Damit  muss  aber 
schon  früh  ein  volkstümliches  Gericht  verbunden  worden  sein, 
indem  sich  die  Jünglinge  auch  als  „Parlament**  konstituierten 
und  einen  König  wählten,  unter  dessen  Leitung  die  Vorgänge 
sich  abspielten.  Das  Sittengericht  äusserte  sich  in  einem  öffent- 
lichen Vorlesen  aller  Thorheiten  und  Lächerlichkeiten,  die  im 
Laufe  des  Jahres  vorgefallen  waren  *®^).  Wir  haben  also  hier  be- 
reits die  Form  des  Sündenregisters  vor  uns«  wie  wir  es  auch 
anderwärts  noch  werden  kennen  lernen. 

Die  „Narrengemeinde"  (oder  der  „Narrenrat*^)  im  Kanton 
Appenzell  ist  ebenfalls  verschwunden.  Nach  einem  Bericht  aus 
dem  J.  1835  „fand  sie  am  Tage  nach  einer  Landsgemeinde  auf 
freiem  Felde  statt  und  war  eine  Nachahmung  des  Landrates. 
Privatleute  übernahmen  scherzweise  Titulaturen  und  Funktionen 
von  Beamten,  berieten  Landesangelegenheiten,  beurteilten  Prozesse 
auf  möglichst  komische  Weise  und  thaten  auch  in  manchen  wirk- 
lichen Streitfällen  witzige  Urteilssprüche,  welche  für  gültig  an- 
erkannt wurden.**^*") 

Die  Bräuche,  bei  welchen  die  Form  eines  eigentlichen  Ge- 
richts oder  eines  Gerichtskörpers  gewahrt  wird,  sind  jedoch  ver- 
hältnismässig selten  gegenüber  denen,  wo  die  Volksjustiz  sich  in 
Gestalt  von  Persiflage  oder  öffentlichem  Vorhalten  der 
Vergehen  äussert.  Es  ist  daher  auch  schwer,  hier  eine  strenge 
Scheidung  zu  machen  zwischen  Gericht  und  Strafe ;  denn  die 
Ausübung  des  Gerichtes  selbst  ist  in  vielen  Fällen  schon  die 
Strafe.  Eine  Übergangsform  haben  wir  bei  dem  Weinfelder  „Parla- 
ment" kennen  gelernt.  Hier  ist  es  ein  Gerichtskörper,  der  aber 
keine  Gerichtsverhandlung  pflegt,  sondern  sich  mit  der  öffent- 
lichen Brandmarkung  begnügt.  Das  Umgekehrte  ist  der  Fall  bei 
dem  ehemaligen  „Hornergericht**  im  Simmenthai  (Kt.  Bern), 
wo  die  dämonische  Rotte  der  Nachtbuben  sich  vor  das  Haus 
ihres  Opfers  begibt,  um  dort  eine  Art  Scheingericht  mit  Frage 
und  Antwort  abzuhalten.  Wir  lassen  hier  (in  etwas  verkürzter 
Form)  die  Schilderung  eines  konkreten  Falles  folgen:'^') 


*^^)  Abchiv  I,  267.  —  Ähnlich  das  Narrengericht  von  Stockach;  s.  Ale- 
mannia XX,  211;  BiBLiNGEu,  Aus  Schwaben  II,  47  fg.  —  «•»)  RCsch  S.  llü.  — 
»")  Albüm  (Bern)  S.  73  ff. 


170  Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

[Das  junge  Paar   ist   eben  von    der  Hochzeit   mit  einigen 
Freunden  in  sein  Heim  zurückgekehrt.    Draussen  ist  es  Nacht.] 
„Horch!   —  da   ertönt   auf  einmal   der   schauerliche  Ruf  eines 
Hernes,  ein  —  zwei  —  drei  Mal  in  kurz  abgebrochenen  Tönen. 
Alle  fahren  erschrocken  zusammen  und  eilen  an's  Fenster.  Rings- 
um an  der  Vorderseite  des  Hauses  gegen  den  Oarten  zu  bildete 
sich  eine  Kette  maskierter  Oestalten  und  schloss  sich  zu  einem 
Halbkreise  zusammen.     Eine   lange,   hagere   Oestalt   mit   einem 
roten  Federschweif  auf  dem  Nebelspalter  trat  in  die  Mitte   und 
eröffnete  mit  kreischender  Stimme  die  nächtliche  Oerichtssitzung. 
Hierauf  traten  aus  der  Mitte  des  Kreises  zwei  in  lumpige  Kleider 
gehüllte   Oestalten   hervor,   das   Brautpaar  vorstellend.      Ihnen, 
gegenüber,  ebenfalls  im  Innern  des  Kreises,  hatte  ein  höckeriger,, 
breitschultriger   Ankläger   Posto    gefasst   und   begann   nach   Art^ 
der  damaligen  Volkssitte  seine  Funktionen.     Allemal,  wenn  der— ^ 
Ankläger  irgend  eine  bis  ins  Profanste  ausgemalte  Handlung  dem^iM 
Brautpaare  vorhielt,    so  wendete  sich    der  Oerichtsvorsteher   an^^ 
die  „Beklagten'^  zur  Bestätigung,  und  diese  antworteten  laut  un<]^K 
vernehmlich  mit  „Ja**.     Hierauf  Hess   der  Anführer  der  Rotte— 
der  auf  einem  dürren  Klepper  neben  dem  Ankläger  sass,  durcl»    -^ 
die   sämtlichen    Mitglieder   seines  Korps   die   angehörte  Aussage  ^ 
bestätigen.     Hörner,  Glocken,  Trinkelu  ,  Pfeifen,  sog.  Radelen    -ä 
Schellen,  Eisenbleche,    Trommeln  und  die  zehn   bis  zwölf  Fus^  -* 
langen  Geisseln   der  Patrouillen    brachten    dann    einen    rainuten    ^^ 
langen  entsetzlichen  Lärm  hervor,  und  über  diesem  Eumeniden^^c 
chor  leuchteten  mit  blutrotem  Lichte  die  Pechfakeln  und  warfoÄ'  ^ 
über    das   Ganze    eine    eigentümliche,    grauenhafte   Beleuchtung 
Nachdem  nun  sämtliche  Klagepunkte  erörtert,  wurden  die  Braud 
leute  einstimmig  zum  Tode  verurteilt.  Ein  bereit  gehaltener  Galge 
wurde  aufgeschlagen,   an  welchem   zwei   eigens   dazu  verfertig 
Masken  aufgeknüpft   und  hernach  an  einen  Pfahl  gebunden  un 
verbrannt  wurden.    Während  dieser  Handlung  spielte  die  Musi 

ohne  Unterbrechung  in  voller  Stärke,  dass  Berg  und  Tal  wiede J 

hallten.  Nachdem  das  Feuer  ausgelöscht  war,  setzte  sich  der  Zt^^-z» 
in  Bewegung  zum  Abmarsch ;  noch  aus  weiter  Ferne  hörte  m^^=^^ 
die  markerschütternden  Töne  dieser  Volksjustiz.  Das  ist  ^  sli 
Hornergericht,  das  in  frühern  Zeiten  über  schlechte  Brautleiz^^« 
und  liederliche  Ehegatten  seine  schonungslose  Geissei  schwan^g-  * 

Wer  würde  sich  hier  nicht  an  das  bayerische  „Haberf^lM- 
treiben''   erinnern,  gegen  dessen  Exzesse  schliesslich  die  LancLe^- 
regierung  einschreiten  musste? 


i 


Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  l7l 

Eine  etwas  harmlosere  Form  war  das  „Hirsjagen^  im 
iizern.  Wiggerthal,  wo  die  Persiflage  in  Form  eines  Fastnacfats- 
pieles  ausgeübt  wurde  ^^^),  eine  Sitte,  die  heute  noch  im  Tamina- 
il  "')  im  Schwange  ist  **^).  Von  hier  bis  zu  den  satirischen  Pre- 
igten'^^)  und  den  Schnitzelbanken ''^)  ist  nur  ein  kleiner  Schritt. 

Eine  Variante  zu  dem  Vorigen  ist  das  einfache  Ablesen 
es  Sündenregisters,  sei  es  nun  im  Beisein  der  Knaben^ 
rie  beim  „Bröögen"  oder  „Zuschellen"'  in  der  schwyzerischen 
larch^*^),  dem  „Zusammenschellen^  entzweiter  Eheleute  im  obern 
^oggenburg  und  den  Giritzenmoosgerichten,  sei  es  durch  einen 
inzelnen  Abgesandten,  wie  beim  „Hirsmontagsbrief^  imEntle- 
uch  "»). 

Das  nämliche  Prinzip  liegt  den  „Maisbriefen''  (Maibriefen) 
n  St.  Galler  Oberland  zu  Grunde"^).  Nur  richtet  sich  hier  das 
ereimte  Sündenregister  nicht  gegen  eine  ganze  Gemeinde,  son- 
ern  gegen  ein  einzelnes  Mädchen,  und  der  Brief  wird  nicht  ab- 
elesen, sondern  einem  in  der  Nähe  des  Hauses  aufgehäugten 
trohmann  in  die  Hand  gesteckt. 

Damit  aber  sind  wir,  wie  schon  bei  einigen  vorausgegangenen 
childerungen  von  Gerichtsformeu ,  bereits  in  das  Kapitel  der 
trafen  eingetreten.  Was  uns  bei  diesen  besonders  interessiert, 
nd  nicht  die  Geldbussen  oder  sonstigen  kleinen  Strafver- 
igungen  ''^)  gegen  unbotmässige  Mitglieder  der  Knabenschaften, 
>ndern  die  typischen,  auf  uralten  Rechts-  oder  Kultsymbolen 
eruhenden  Strafen. 

Da  ist  zunächst  der  Wasserguss  oder  die  Brunnentauche, 

"2)  ScHw.  In.  111,  17.  —  »")  Archiv  VII,  153.  —  >'♦)  Daher  wohl  auch 
e  vielen  Gerichtsszenen  in  den  Fastnachtsspielen  des  15.  und  16.  Jahrh.  — 
^)  Baumbergkb  S.  131.  —  ***^)  Schnitzelbauk  ist  das  Absingen  satirischer 
erse  an  Hand  einer  Bildertafel  im  Stile  der  „Morithaten".  Von  der  Mitte  des 
).  Jh.  bis  heute  an  der  Basler  Fastnacht  üblich.  —  *'";  Archiv  I,  280.  — 
tw,&s  Ähnliches  s.  Wai.lonia  IX,  224  ff.  —  *'*)  Eine  ausführliche  Schilderung 
1  Archiv  I,  277.  —  »«•*)  Baimberc.kr  S.  138.  14().  —  »*«)  Geldbussen: 
B.  in  Tomils:  Archiv  1,  146;  Bern:  Hidoer  a.  a.  0.;  Graubünden:  Lv:h.uanx 
273;  Boudry:  MrsfeE  neuch.  XIX,  55.  —  Wein  spenden:  Tomils:  Archiv 
146;  Rapperswil:  Kicke.nma.n.v  a.  a.  0.;  Freiamt:  Schw.  1i>.  IV,  304.  —  Vgl. 
ich  die  Weinmulten  der  Collegia  inJRom,  Pai  ly-Wissowa  IV,  439.  —  Pfän- 
ung  (bei  Abgaben  Verweigerung)  in  Tomils:  Archiv  I,  146.  —  Zwang  zu 
irchlichen  Verrichtungen  in  Zug:  Kl.  ZuoerKal.  1868, 15,  zu  Liefer- 
ng  von  Wachs  in  Mittenwald:  Hk-ssischk  Blätier  I,  218.  —  Ausschluss 
OD  Vergnügungen  (bei  Ungehorsam  gegen  die  Eltern)  in  Andeer:  Anna- 
is  XII,  6.  —  Gefängnis  in  Zug:  Zigeh  Kal.   1868,  8.  15. 


172  Knabenschafton  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz. 

die  wir  in  Qraubünden  (S.  85.  87)'**)  und  Zag(S.  93)  schon  kennen 
gelernt  haben.  Sie  ist  aber  auch  bei  den  Enabenschaften  der 
Kantone  Appenzell  **^),  St.  Gallen  *^^)  und  Aargau  bestimmt  nach- 
gewiesen und  gehört  im  Übrigen  sozusagen  zum  eisernen  Be- 
stand der  alten  Frühlingsbräuche  von  ganz  Europa***).  Diese  weite 
Verbreitung  deutet  auf  ein  hohes  Alter.  Und  in  der  That  finden 
wir  schon  bei  den  alten  Völkern  des  Orients  und  des  Occident« 
das  Untertauchen  im  Wasser,  später  das  Begiessen  mit  Wasser 
als  Symbol  der  Reinigung  vor.  Ich  brauche  blos  an  die  Taufe 
zu  erinnern,  die  ja  ursprünglich  in  einem  Untertauchen  bestand, 
und  nichts  anderes  bedeutete,  als  das  Abspülen  der  alten  Unrein- 
heit; ferner  an  das  Baden  oder  Besprengen  der  Opfernden  bei 
den  Römern  und  an  das  Weihwasser  der  katholischen  Kirche  '*^). 
Wir  haben  also  ursprünglich  in  dem  Wasserguss  vermutlich 
keine  Strafe,  sondern  eine  Reinigung  des  Sünders  von  seiner 
Untugend  zu  sehen '-^). 

Nicht  anders  fasse  ich  die  Katzenmusiken  („schellen*', 
„moregiigen",  „kesslen*,  „kühlen")  auf,  die  sich  womöglich  einer 
noch  weiteren  Verbreitung  erfreuen,  als  die  Wassertauche.  Heut- 
zutage freilich  wird  dieser  Höllenlärm  in  den  meisten  Fällen  als 
Scbandenbezeugung  angesehen,  der  sich  unmoralische  oder  auch 
missliebige  Personen  unterziehen  müssen.  Das  gilt  aber  nicht 
für  alle  Gegenden.  Im  Bündner  Oberland  z.  B.  betrachtet  das 
junge  Hochzeitspaar  die  ihm  von  der  Knabenschaft  dargebrachte 
Katzenmusik  als  eine  Ehre,  die  es  mit  einer  reichlichen  Wein- 
spende lohnt  '-^) ;  und  so  kann  ich  mir  auch  das  typische  „Zu- 
sammenscbellen''  der  nach  Zank  wiedervereinigten  Eheleute  und 
die  Katzenmusiken  bei  Witwenheiraten  nicht  recht  als  Schanden- 

'^')  8.  überdies  noch  Bihlkr,  DavoslV,  38,  128;  Lkitmaxn,  Republik  S.  272 
(dreimaliges  Tauchen i;  Spuechku,  Geschichte  II,  337.  —  '"^  Schw.  In.  III, 
711:  „So  etwa  le(li«;e  Töchteren  nachts  auf  (hn-  Gass  ohne  Liecht  und  ohne 
Geschäft  unischwanken,  so  mögen  sie  von  Knaben  ohne  Kntgeltnuss  in  den 
Brunnen  geworfen  werden  (Hj5(>).  —  ^-^)  Akihiv  VU,  147;  Baitmbkimjer  S.  144. 
—  12t)  Vgl.  (Iberdies  Biulinueu,  Volkstümliches  II,  40;  Ders.,  Aus  Schwaben 
II,  47.  48;  Hks.sisciie  BlättkIi  I,  218.  —  Eine  Ausartung  ins  Rohe  ist  wohl 
der  Jaucheguss,  s.  Batmiikriikk  S.  140.  —  '-^)  Vgl.  Gkimm,  Myth.  *  I,  489; 
Hkhsi«ciik  Blättkr  1,  218;  Pfaxxkn.schmid,  Das  Weihwasser  S.  32  fg.;  L.  Toblkr^ 
Kleine  Schriften  1897,  S.  97,  sieht  in  der  Bruiuientauche  eine  Spur  des  ehe- 
maligen MtMischenopfers.  —  ^^^)  Der  Wasserguss  in  manchen  Frühlingsbräuche« 
mag  daneben  auch  mit  Manxhahdt,  Baumkultus  1875  (Register,  unter  „Wasser- 
tauche") als  Regenzauber  angesehen  werden.  —   '^t)  Archiv  II,  140. 


Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  173 

eugung  erklären.  Die  letztgenannte  Sitte  wird  von  De  Cock  '^®) 
Grund  der  dämonenvertreibenden  Lärmumzuge  im  Advent 
1  im  Frühjahr  dahin  gedeutet,  dass  durch  die  Lärmmusik  der 
liende  Geist  des  ersten  Gatten  verscheucht  werden  solle.  Man 
in  vielleicht  den  Schluss  noch  weiter  ziehen  und  behaupten, 
8  auch  die  den  sittlichen  Vergehen  geltenden  Katzenmusiken 
prünglich  nur  den  Zweck  hatten,  das  Böse,  Unreine  zu  ver- 
en. 

Dagegen  mögen  andere  Verfügungen  des  Volksgerichtes, 
I  das  Aufhängen  von  Strohpuppen  oder  symbolischer  Gegenstände 
m  Hause  des  Gemassregelten  '^^),  das  Streuen  von  Häckseln  '^^), 
Auspeitschen  ^^*),  Köpfen  und  Hängen  *^^)  in  effigie,  die  Ver- 
inung  ins  Giritzenmoos,  wie  auch  der  schimpfliche  Umzug  *^^) 
kliche  Ehrenstrafen  aus  mittelalterlicher  Zeit  sein*^*). 

Begreiflicherweise   stellten   sich   bei  dieser  Art  Volksjustiz 

und  wieder  Ausschreitungen  ein.    Schon  oben  haben  wir 

auf  hingewiesen,  dass  auch  unschuldige,  wenngleich  missliebige, 

'sonen  das  Volksgericht  mussten  über  sich  ergehen  lassen.    Im 

nton  Neuenburg  nahmen  die  Bubenstreiche  einen  solchen  Um- 

*2^  Volkskunde  XII,  18  ff.  —  ^-^')  Bai;mhku<;kr  8.  138;  Kl.  ZroER  Kal. 
8,  lOfff.  15;  Volkski  xDK  XII,  15;  XlII,  05.68.  -  '^'')  BAi>ti\Ew.v:ii  S.  137; 
w.  li>.  II,  1680  unten;  IlfuLEK  S.  17():  Volkskinuk  XII,  15;  XllI,  66.  — 
VoLK.SKixi>E  Xn,  10.  —  '32)  SiHW.  Id.  II,  1626;  Volkski  XDK  XII,  2.6.7. 
0;  Walloxia  IX,  224.  Vj^l.  auch  das  Siniraenthaler  Uornerji^cM-icht  (O.  S. 
).  —  '"j  Kl.  ZiGKu  Kal.  1868,  15;  Rkvie  des  Traditions  pop.  XIV,  172; 
II,  460;  XVIIl,  243;  Volkskinde  XII,  13;  Walloxia  X,  93  ff.;  S.  GrCxkr, 
T  die  älteren  Sitten  der  Kgerlilnder,  hrg.  v.  A.  John.  Prag  1901,  S.  77; 
lentUch  aber  Gkimm,  Kechtsaltertümer  *  II,  318  und  Dikteruh  in :  Hkssis<hk 
TTKR  I,  87  tf.  109.  —  *^*)  Auch  das  altertümliche  Dachabdecken  is. 
TKRKH  in  Hess.  Bll.  I,  101  ff.)  scheint  ehedem  in  der  Schweiz  vorgekoni- 
1  zu  sein.     Ich  schliesse  das  aus  dem  Keim: 

Wenn-(Ier-is  aber  nüt  weid  ge, 

fWenn  ihr  uns  aber  nichts  wollt  geben) 

So  ivei-mer-ech  Küe  und  Kaiher  ne, 

(So  wollen  wir  euch  Kühe  und  Kitlber  nehmend 

Mer  icein-ech  \s  Huu'i  abdecke, 

(Wir  wollen  euch  das  Haus  abdecken) 

Mer  wem-ech  uf erwecke. 

(Wir  wollen  euch  auferwecken). 
Ir<  HIV  I,  189.  —  Kinig<«  and(Me,  nichtschweizerische,  Ehren-  und  Leibes- 
fen  s.  in  Volkski  XDK  XII,  9  —  12  i  Fenster  einschlagen,  Haustür  verharren, 
und  Fenster  mit  Kot  beschmieren,    Ptlug  ziehen,    Sehamteile  schlagen, 
ir  ausreissen). 


174  Rnabenschaf^en  und  VolkRJustiz  in  der  Schweiz. 

fang  an,  dass  im  J.  1801  die  Regierang  sämtliche  Knabenschaften 
aufheben  musste.  '^^)  Überhaupt  wird  in  manchen  Fällen  der  Über- 
mut der  Burschen  selber  es  gewesen  sein,  was  zur  Auflösung 
der  Knabenschaften  geführt  hat. 

Soviel  über  die  Volksjustiz. 

Einfacher  liegt  alles  beider  Kult-  und  Festbeteiligung. 
Jedem,  der  die  Knabenschaften  etwas  näher  studiert,  fallt  es  auf, 
in  wie  engen  Beziehungen  dieselben  zu  den  kirchlichen  Institu- 
tionen standen  und  teilweise  noch  stehen.  Wie  in  die  Knaben- 
schaft nur  sittlich  (manchmal  sogar  nur  physisch)  Tadellose  auf- 
genommen werden  ^^^),  so  schreiben  die  Statuten  gottgefälligen 
Lebenswandel  und  regelmässige  Beteiligung  bei  den  Gottesdiensten 
vor^^^).  Bei  kirchlichen  Festen  treten  die  Gesellschaften  nicht  selten 
geschlossen  —  sozusagen  offiziell  —  auf  *^*),  sie  verpflichten  sich, 
für  ein  ehrenvolles  Begräbnis  und  Seelenmessen  der  Mitglieder 
zu  sorgen  *'*)  u.  Ä.  m.  In  diesen  kirchlichen  Bethätigungen  be- 
rühren sich  die  Knabenschaften  nahe  mit  den  mittelalterlichen 
Brüderschaften,  wie  auch  die  Meistersinger  (die  ja  nur  eine 
spezielle  Form  der  Brüderschaft  darstellen)  das  Kirchliche 
stark  betonen.  Angesichts  dieser  vielfachen  Beziehungen  zu  den 
gottesdienstlichen  Handlungen  fragen  wir  uns  unwillkürlich,  ob 
wohl    nicht   auch  Spuren    vorchristlicher  Kulte   vorhanden  seien. 


»3^)   MiöfcK    Nouchatclois   XXVII,  215.      Eine    wüste  Prügelei   schildert 
Waij.oma  XI,  239;  man  erinnere  sich  ferner  an  die  Exzesse  beim  „Haberfeld- 
treiben" in  Oberbayern,  s.  Nkik  ZCrciiek  Zkituno  1896,  Nr.  212,  I.  Blatt.  — 
^'6j    ZcuuHKK  Post  21.  Mai  1899    (nach  J.  Franz  1819);   Baimbergeh  S.  143. 
112;    Sprkciiku,    (Tosehichte  II,   337  Anm.    -—    ^3')  s.  o.  unter  den  Vergehen 
(S.  163).     In    istans    und    in    Klingnau  halten  die  Gesellschaften    vor  ihren 
Lu8tbark(»iten  eine  Me^sse  ab.    In  Bern  war  es  vor  dem  Umzug  des  Äussern 
Standes  Gepllo^enheit,    sich,    wie   vor   einer  heiligen  Handlung,  gegenseitigr 
Alles  zu  verzeihen  'Hidbku  S.  17).    Besuch  des  Gottesdienstes  ist  vorgeschrie- 
ben   in    Andeer  (A.nnala.s  XII,    10^     Vgl.  ferner    Kl.  Zugkb  Kal.   1868,  14  ^ 
IIki.vktia  1800  S.  6G;  Bikm.vger,  Volktümliches  U,  37.  38  Anm.  (Grossellingen)  5 
Ders.,  Aus  Schwaben  II,  48  (Stockach j;  Usenkr  in:  Hessische  BLÄrrtB  I,  2=3 
;  Mittenwahl).     Es  ist  vielleicht  auch  von  Bedeutung,  dass  in  Zug  und  Käi>  — 
l)erswil  ein  Pfarrer  ex  officio  der  Gesellschaft  angehörte,  und  dass  der  Stanse- «" 
Grosse  Rat  einen  eigenen  Bischof  [„\n  partibus  infidelium")  hat,  den  Abt  vo«"" 
Kngelberg  (A.  BrsiN(jKu  S.  82j.  —  '^)  Balletfa  S.  225.  229;  BOhlkr,  Dav«:»« 
IV,  38;  Auciiiv  II,   123:  Walloxia  X,  158.  —   »39)  Kl.  Ziger  Kalender  18Gfc*- 
13.   14:  Scuw.  li>.  Hl,  710  (Vilmergen);    Biklinokr,  Volkstümliches  11,  38  A^ 
((irosselfingen);    rsKxiK    in:    Hk.ss.  Bll.  I,    217    (Siebenbürgen).     Vgl.     noo 
die  Begritbnisfürsorge  bei  den  römischen  Collegien  in:  Pacly-Wiäsowa,  RcäI- 
Encyclopadie  IV  (1900)  441. 


Knabensehaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  175 

Ich  sehe  solche  in  dem  feierlichen  Umgehen  oder  Umtanzen 
des  Brannens,  wie  es  u.  A.  von  den  Knabenschaften  in  Rappers- 
wil,  Elingnau  und  Zug  ausdrücklich  bezeugt  ist  und  auch  sonst 
noch  inVolksgebräuchen  häufig  vorkommt  ^^^).  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dass  wir  hier  eine  alte  Kulthandlung  vor  uns  haben; 
denn  die  Verehrung  des  Fruchtbarkeit  spendenden  Wassers 
ist  bei  den  Germanen  eine  uralte*^').  Des  fernem  verdient  es 
Beachtung,  dass  die  wichtigsten  Geschäfte  der  Knabenschaften: 
die  Wahlen ,  Versammlungen  ,  Gerichte ,  Mädchenzuteilungen 
u.  8.  w.,  auf  Kultzeiten  fallen  wie  Ostern,  Stephanstag, 
Neujahr,  Dreikönigen,  Kirchweih,  Fastnacht  '**^).  Dagegen  möchte 
ich  aus  den  im  16.  Jh.  nachgewiesenen  Orgien  und  unerhörten 
Ausschreitungen,  wie  sie  z.  B.  bei  der  Lausanner  Knaben- 
schaft nachgewiesen  sind,  weniger  auf  alte  Bacchanalien,  als  auf 
eine  Degeneration  der  altern  Bräuche  schliessen  **^).  So  heisst  es 
von  den  Lausannern :  «  En  1541  il  se  voyait  ä  Lausanne  une  abbaye, 
c'est-ä-dire  une  societe  de  jeunes  gens  qui  s'assemblaient  et  fai- 
saient  leurs  exercices  militaires  deux  fois  par  an  avec  toutes 
sortes  d'insolences,  c'etait  un  veritable  carnaval.  Ils  courraient 
tout  nus  ou  masques  par  la  ville,  reprösentant  le  dieu  Bacchus. 
Ils  chantaient  des  chansons  impudiques,  dansaient  en  rond  eu 
pleine  ruc  et  ä  la  fin  de  leurs  diverscments,  ils  briilaient  au 
milieu  de  la  rue  le  tonneau  qu'ils  avaient  vidc  avec  une  infinite 
de  singeries  et  d'extravagances.  Ils  prot^gaient  tout  ouvertement 
les  femnies  et  les  filles  de  mauvaise  vie  et  quand  on  mettait 
quelqu^une  en  prison,  ils  allaieut  Ten  tirer  par  force  ou  bien  boire 
ou  se  divertir  avec  eile  dans  la  prison. »  ***) 


»*"}  L.  ToBLKR,  Kleine  Schriften  1897,  S.  97;  Maxnhaudt,  BaumkuUus 
S.  241.  246.  360.  374.  377.  489.  Tanz  um  die  Lindo:  lUm  Bll.  1,  219 
Opferhandlungen  b.  Uskxkb  in  Hk8s.  Bll.  1,  220.  225.  Die  Metzgerumzüge 
an  deutschen  Frühlingsfesten  dürften  damit  in  Zusammenhang  stehen,  s.  Archiv 
I,  127  (f.;  Kl.  Zioer  Kal.  1868,  S.  5.  —  '♦')  Grlmm,  Myth.  M,  484  ff. ;  III, 
165  ff.  Weinholi),  Die  Verehrung  der  Quellen  in  Deutschland,  in  AnnAxuL. 
der  Berliner  Akad.  1898.  —  »*-)  Einige  Beispiele:  Ostermontag:  Mittenwahl 
CH^ss.  Bll.  I,  217),  die  satirische  „Eierpredigt  in  Rüthi"  (Baimuercer  S.  131); 
aweiter  Sonntag  nach  Ostern:  Siebenbürgen  {Hksh.  Bll.  L  215);  Stejihanstag: 
-Andeer  (Anxala»  XII,  2);  Silvester  und  Dreikönige:  March  (Aimiiv  1,  280  ; 
um  Kirchweih:  Freiamt  (Scuw.  Id.  IV,  3011;  Brigels  (Ballktta  S.  225^;  Bel- 
len (Wallonia  XI,  243  fg.).  —  ^^\)  Obschon  das  Siegel  des  IJnterwaldner 
Crrossen  Rats  Bacchus  auf  einer  Weintonne  darstellte    ^J.  Bisimjkr  II,  311,. 

***)    HeLVETIA    S.     69;     Co.NSERVATEIR    SuSSE     ^Sive     EtREXXKS    HKLVETIESXt>t)    X 

C1820)  48;  (1857)  233;  Villiemin  II,  43;  für  Bern:  Hidbkr  S.  20. 


176  Knabenschaf^en  und  YoIkRJustiz  in  der  Schweiz. 

Wie  wichtig  die  Rolle  der  Knaben schaften  bei  dem  ganzen 
Verkehr  der  beiden  Geschlechter  ist,  sowie  ihre  Beteiligung  bei 
den  Hochzeiten,  haben  wir  bereits  berührt  (S.  97).  Wir  halten 
es  für  überflüssig,  an  diesem  Orte  näher  auf  Einzelheiten  einzu- 
gehen. Es  mag  hier  nur  noch  angeführt  werden,  dass  sie  an 
manchen  Orten  den  Tanz  (der  ja  ursprünglich  auch  zur  Kult- 
handlung gehört)  beaufsichtigen*^^),  sich  beim  ^ Kloslerschellen ^ 
beteiligen  *^^)  und  überhaupt  die  ganze  Leitung  der  Vergnügungen 
übernehmen.  Auch  in  die  Hochzeitsbräuche  greifen  sie,  wie  wir 
gesehen  haben,  ein:  sie  vermitteln  die  Verlobung**^),  gratulieren 
dem  jungen  Paare  *^''),  fordern  von  ihm  die  üblichen  Abgaben 
(s.  ö.  S.  97)  u.  A.  m.»^^). 

Aber  noch  ein  weiteres  Moment  ist  hervorzuheben.    In  dem 
Bericht  über  die  Ausschreitungen  der  Lausanner  Gesellschaft  ist 
von  militärischen  Übungen  die  Rede.    In  Zug,  Bern,  Stans  und 
Rapperswil   steht   der   militärische   Charakter,    wie  wir   ge- 
sehen, durch  die  Überlieferung  kriegerischer  Thätigkeit  geradezu 
im  Vordergrund  *^®);  und  so  vernehmen  wir  auch  aus  Graubünden, 
dass  die  Knabenschaften  sich  mit  Säbeln  oder  Schiessgewehr  an 
den  Festlichkeiten  beteiligen,  dass  musterungsartige  Umzüge  über-- 
haupt  gerne  mit  den  Festlichkeiten  der  Knabenschaften  verbunden. 
werden'^').   Es  ist  dieser  kriegerische  Charakter  also  neben  denm 
sakralen  und  judicialen  die  dritte  Eigentümlichkeit  derselben  *^*> - 

Diese  drei  Elemente    dürften  uns  nun  auch    einen  Finger" 

zeig  geben,   wie  wir  uns   die   Entstehung  und   den    Ursprung 

liehen  Zweck  der  Knabenschaften  zu  denken  haben. 

Es  ist  das  Verdienst  J.  R.  Dieterichs  und  Hermann  üaener^^s- , 
die  Knabenschaften  zuerst  in  einen  historischen  Zusammenhalt  ^ 
gerückt  zu  haben.    Während  aber  Ersterer  auf  die  altgermani8ckr~B.« 

'♦'•J  \V1.  z.  B.  Archiv  IV,  197;  VII,  147.  15G;  Hkshische  Blättkb  I,  2^H.  €. 
211).  Im  Tfiniinatnl  briiiort  dio  Knabenschaft  den  Mädchen  Glückwunsch^- lie 
Zinn  Neiijalu- dar  (Akuiiv  Vll,  148  fg.).  —  "*^)  Baimbeim;kr  S.  99.  —  »♦')  C  ^— c:*-c- 
TKiK  a.  a.  0.  —  ^*^)  Kbenda:  Miskk  Nenchatelois  XXVII,  210;  Schw.  Id.  II, 

1010;  V,  402  (Ilauss-Predig).  —  i^')  Lösen  des  Strumpfbandes  der  Bi —  Äiit 
durch  den  ^('apitaine  de  Jeunebse"  Wai.lonia  IX,  224.  —  ****)  Man  erini^a^^^re 
sioli  auch  an  die  Bezeichnung  „Unüberwindlicher  Rat",  ^Uuflb  ^  r- 
win<lliehe  Gewalt  der  JunggeseHen".  —  »'^M  Auimv  II,  123.  135.  136.  k^  39; 
Bi  rn.KK,  DaviKM  IV,  ;JS;  Vi  llikmix  II,  43;  S(  iiw.  In.  III,  710;  IV,  301.  Ebc^^nw 
in  Bern.  Klingnau,  Haf)i)erswil,  Weinf'elden.  Weiteres  bei  Bihlix«kr,  Vi^»-  l.'li**" 
tümlieiies  II.  38  Anm. ;  Der».,  Aus  Sehwaben  II,  49.  —  *^*)  Über  den  p  -^«^  ^'^' 
tischen  Charakter  s.  o.  S.  86  und  CoNSEuvATErR  VIII  (1817)  296,  (1856p. ^^^36). 


Knabenschaften  und  Volksjustiz  in  der  Schweiz.  177 

Gerichtsyerfassang   zurückgebt '^^),   weist  Usener   auf  die  über- 
raschenden Abnlichkeiten  der  Knabenschaften  mit  den  römischen 
„Collegia  iuvenam^  hin,  die  er  ihrerseits  wieder  mit  der  ^mstica 
pubes^,  der  bäuerlichen  männlichen  Jugend,  und  ihrer  Rolle  bei 
gottesdienstlichen  Handlungen  in  Verbindung  bringt  *^).  Wir  dür- 
fen jedoch  kaum  —  und  es  ist  das  wohl  auch  nicht  üseners  Ab- 
sicht —  die  ganze  Institution  der  Knabenschaften  ausschliesslich 
auf  den  antiken  Kuitgenossenschaften  aufbauen.  Es  steht  ja  ausser 
allem  Zweifel ,  dass  für  sakrale  Handlungen  in  allererster  Linie 
sittlich  unbefleckte  Menschen  gefordert  werden;  und  dass  diese 
Beinheit  vornehmlich  bei  solchen  Individuen  vorausgesetzt  wird, 
die  sich  jungfräulich    erbalten  baben,   also  bei  Unverehelichten, 
ist  eine  uralte,  heilige  Überlieferung.     Ferner  ist  klar,  dass  die 
zum  Kulte  der  Götter  Bestimmten  auf  das  strengste  überwacht 
werden  müssen,  ja  dass  sie  sich  gegenseitig  überwachen  müssen, 
um  nicht  durch  Yerunreinigung  die  Götter  zu  erzürnen.     Daher 
die   starke   Betonung   des   Moralischen   bei  den  Sittengerichten. 
Kult  und  Gericht  waren  überhaupt  von  je  her  enge  verbunden, 
^weshalb  auch  bei  den  alten  Germanen   die  Opferstätte  zugleich 
Oerichtsstätte  war  *^^).    Dazu  kommt  aber  noch  ein  Anderes.    Da 
es  vor  allem  die  Jugend  ist,   die  das  heilige  Recht   der  Vater- 
lands Verteidigung  beansprucht,    so  ist  es  leicht  begreiflich,   dass 
^ch  in  kriegerischen  Perioden  eines  Volkes  militärische  Jngend- 
^verbände  gebildet  baben,  die  es  sich  zur  Ehre  gereichen  Hessen, 
ilir  Blut  für  die  Heimat  hinzugeben.     Aus  einer  solchen  Freischar 
(  ^Fryhärster")  *^*)  ist  bekanntlich  der  Berner  „Äussere  Stand**  her- 
^vorgewachsen  und  in  ihnen  wurzelt  auch  die  jetzt  noch  bestehende 
Zürcher  Gesellschaft  der  „  Böcke  ^. 

Wir  vermögen  also  in  der  Schweiz  wohl  die  Entstehung 
ixsilitärischer  Verbände  nachzuweisen,  nicht  aber  sakraler. 
X>a8  ist  jedocb,  bei  dem  Mangel  an  Nachrichten  aus  vorchristlicher 
Zeit^  kein  Beweis,  dass  es  solche  nicht  gegeben  habe.  Ich  glaube 
in  dem  reinigenden  Sittengericht  und  feierlichen  Handlungen  (wie 
K.  B.  das  Umwandeln  des  Brunnens)  deutlicbe  Spuren  alter  Knlt- 
gr^Pflogenheiten  zu  erkennen.  Nur  Eins  ist  mir  noch  fraglich: 
ob  die  Kultverbände  und  Kriegerverbände  der  Jugend    getrennt 

"**»)  Hesstsche  Blätter  I,  87  ff.  -  »^)  Ebenda  I,  225.  —  »")  Bbinneb, 
Ä^ctitsgeschichte  I,  144.  —  *^*)  E.  v.  Rodt,  Geschichte  des  bernischen  Kriegs- 
^^®®©ti8.  1831,  I,  31 ;  C.  V.  EuiGKK,  Kriegswesen  und  Kriegskunst  der  Eid- 
«renossen.  1873,  S.  60. 


178 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


nebeneinander  bestanden  haben  oder  ob  Eines  aus  dem  Andern 
hervorgegangen  ist.  Es  ist  zu  hoffen,  dass  durch  eine  sorgfältige 
Vergleichung  der  ältesten  Berichte  mit  unsem  Yolksbräuchen 
auch  diese  Frage  noch  einer  Lösung  entgegengebracht  werden 
kann. 

Eine  Anregung  ist  durch  Useners  und  Dieterichs  Arbeiten, 
wie  auch  jetzt  durch  diese  Mitteilungen  gemacht  worden.  Mögen 
bald  Andere  folgen!  donn  noch  ist  das  Material  zu  spärlich,  ura 
sichere  Schlüsse  auf  den  Ursprung  und  Zweck  der  Knaben- 
schaften  ziehen  zu  können. 

Ein  schöner  Gedanke  scheint  mir  diesen  jugendlichen  Yer- 
bänden  zu  Gründe  zu  liegen:  der  Glauben  an  die  Heiligkeit 
und  die  reinigende  Kraft  der  Jugend. 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 

Von  Alfred  Tobler  in  Heiden. 

(Schluss.) 
VH. 

r.Pizokato*'  oder  „Spicke*'  {Pizzicato). 


Viol.  I. 
Viel.  IL 


Hack- 
brett. 


Cello. 


Bass. 


a^^üj-^^^^ 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


179 


I  2  Bogm 


^^=f=i'£^^t-='=^^m^^^ 


I    ;     ^1  r 


E3^5-ird=zjJ^Pi^^fe~El 


sa^g^Sä;^ 


f^ 


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&^=^^^^^^^^m^^^ 


gilE^jH 


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t±z:t=H;  =  TEtij= 


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I     I 


g^^ggs^^it: 


H«-^ 


^ 


ra^^Fi^^ 


I  1 


^^^1^^ 


180 


Viol.  I. 


Viol.  II. 


Hack- 
brett. 


Cello. 


BasB. 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 
VIII. 


Piszicato, 


m 


g^^i 


-ä — ^ 


-4- 


J- 


5= 


r^=r^ 


-ä — #■ 


m 


4!=:jaü 


:t=:tsr 


r i^ M i~ (-: 

75  T  f  ^ 


§^ 


-^--1T 


^ 


^  TT  ^ 


3^ 


i^^^e 


3: 


«SI. 


pl-IjEfJ^a-^Eg^r^iZj^l^ 


ScA/uM. 


i^ 


3^^e4 


1=* 


J=t 


nn  -JT.; 


33 


-# — #■ 


^^3^Eg^^^^^^'3Ebli}fe^ 


I    r 


-.zts=:)si 


1*1       « 


r^^.1^^^ 


X     5: 


tr  ^ 


5:  t  ♦=    7 

V     ^     V        I     ' 


a^g^^g=g^-is;^{^^jy^^g 


u-r 


gg^^feg^l?f?^=Oi=g^|^^ 


füll  "cr  r  ^  *  i;  •  Lüj  f  L'  I 


arco  ^.     ^  .^ 


:|=rt: 


:i=C 


^3 


^i^^j|gg^iigg^^zr=gi-7=^ 


Üer  Volkstanz  im  Appeozellerlande. 


181 


-t-ß. 


^r^  ^    I 


_ron  Anfang  bis  Scfüuss. 

I  I 


•      '      •      -         ' — ' ' -L ^-f^^        J  I IX 


•        I  1     «fr 


P^ 


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r^-f 


^Fl- 


W^ 


^^^^i^l^^H^S 


a^^j^ö=j3 


:i— )i=T 


S; 


^^iol.  I. 


^Viol.ll. 


Hack- 
brett. 


Cello. 


Bass. 


IX. 


-#-Tr-^- 


^^i^ 


=^~^ 


tT-^  -^-r  -^V  -^-if 


^^^ 


u  r  r  p  0  t' 


a^^i^^^i^^^ 


ggg^[=l^ipfeg|Hl^^E{aEfefej 


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182 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


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Viül.  II. 


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Der  Volkstanz  im  AppenzellerlAnde. 


183 


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184 

Viol.  I. 
Viol.II. 


Hack- 
brett. 


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Dor  Volkstanz  im  Appenzellerlanclc. 
XI. 


Pissicato» 


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t)er  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


185 


B^^Nsae^ 


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Der  Lauterbacher. 


Viol  I. 


Viol.II. 


Back- 
brett. 


Cello. 
Baas. 


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Z*Lau-ter-bach  hab'  i    mei  Strompf  ver  -  lor'n 


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186 


Der  Volkstanz  im  Appcnzellorlande. 


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Der  Volkstanz  im  Appenzellcrlande. 


187 


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^Muetter,  die  Finke  sönd  tot. 


Viol.  I. 


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Hack- 
brett. 


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188 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


* 


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Muet-ter,  die  Fin-ke  sönd  tot ! 


Ond  hät-test  da   ih  -  nen    zu 


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-• »— Ör- T^a s r-T-»— itr s-t-^ 


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blie-bon,   o   Muet-ter.  die  Fin-ke  sönd    tot! 


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Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


189 


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Muet-ter,  die  Fin  -  ke,  die    Fio  -  ke  sönd    tot,        o    Muet-ter,  die 


^^^^Sif^^^g^ 


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190 


Viol.  I. 


Viol.  II 


Hack-  ■ 
brott. 


Cello. 


Bass. 


Der  Volkstanz  im  Appenzellorlande. 
Alt  Oberegger.       ^ 


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Sto-cker  Wal-8eriraDorf-ne8cht,dü-lä-tt  dü-lä-üimDorf-nescl 

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Streu-i    steh-le    ist  em'sehscbtdü-lä- ü     dü-lä-ti    du    -    lü. 


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Sto-cker  Wal-  ser      im  Dorf-nescht,         di-lä-düi-ja     lä  -  dl    du 


i^zsüzlX^g 


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Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande. 


191 


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Streu  -  i  steh  -  le       ist  -  em  's  ehscht,       di-lä  -  düi-ja      la    la. 


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^^^L^^^^ES^JIZJU^.^^^ 


/b  trommt-'em  Babeli,  's  trommt-'em  Babeli, 
kei  nüd  ober  d'Bettscbett  uas!^ 


Viol.  1. 


Viol.  U. 

Hack- 
brett. 


Cello. 


ii 


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's  trommt-Vm  Ba-be-li,  *s  trommt-'em  Ba-be-li,  kei  nüd  ö-ber 


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Bett-Bchett  uus/s  trommt-'em  Ba-be-li, 's  trommt-'em  Ba-be-li,  kei  nüd  ö-ber- 


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192 


Der  Volkstauz  im  Appenzellerlande. 


ScMuit, 
*^        uus! 


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Von  Anfang, 


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Drei  ledri  Strömpf. 


Viol.  1. 

Viol.  IL 

Hack-  \ 
brett. 

Cello. 
ßah's. 


Dhm  led-  ri  Strömpf, 


zwee  de  zue  gyd  fonf,         minn 


zi 


'^^^^i-^^t^rj 


-g=JiSr=z^— : 


-i—] 


Der  Volkstanz   im  Appenzellerlande. 


193 


t: 


Va-ter   häd    e      Char-te-gspiel  sönd     baar  luu  -  ter  Trömpf. 


e^ 


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Der  Volkstanz  im  Appenzeliorian 


De  Cheräb.*) 


Viol.  I. 


Viol.  II. 

Hack- 
brett.  ' 


Cello. 


BasB. 


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Jetz  macht-me  no   de  Cher 


ab,  de   Ober  -  ab,  de 

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Cher-     -     ab;  jetz    macht-me   no  de  Cher      -      ab,  de 


eher  -  ab,  de      Clier ! 


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*)  Nach  dem  Chenib  wird  das  SchliisswalserU  getanzt. 


Der  Volkstanz  im  Appenzellerlande, 


195 


Verbesserungen. 


S.  14   Z.  4  V.  o.   soll   es   heissen:   ein   flottes  Ländlerli   oder  einen 
Schottisch. 


S.  14  heisst  Ländlerli  Nr.  2  folgendermassen : 


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Diese  Bilder  sind  in  der  Kiihn-Wyss^schen  Sammlung  von  Schweizer 
Kufireihen  und  Volksliedern  vom  Jahre  1826  den  zwei  Appenzeller- Tänzen 
von   Ferd.  Huber,  Seite  84,  beigegeben. 


196 


Les  Paniers. 

Po6me  en  Patois  bisontin,  traduit  en  Patois  jurassien 
par  Ferdinand  Raspieler,  Cur6  de  Courroux. 

Public  par  Arthur  Rossat,  Bäle. 


L'ARRIVIEE  D'UNE  DAME  EN  L'AUTRE  MONDE 

HABILLEE  EN  PANIER. 

Vers  en  patoi»  de  Besan^on. 

(Suite.) 

Te  voici  dont  infaume,  &  double  mol^rouse! 

T68  cause  qne  nous  seune  en  ste  demonre  affroose, 

265.    Ah!  guenippe  90t  toi  ^e  nous  ^s  tont  paddu: 
Sans  toi  nous  ne  fussin  jaima  ci  descendn; 
Que  profit  nous.*ai  fa  ton  impudique  aidresse, 
Tas  mignardise  aivo  tas  vilaine  tendresse? 
Te  nous  ensourcelos;  ai  pou  toi  nous  en  fa 

270.    Bin  pn  qui  n'eut  faillu  pou  descendre  en  Enfa. 
Tas  oeille  que  champin   das  ^pelues  impures, 
Nous  an  gata  lou  coeu,  nous  vaurin  te  daitrure, 
Nous  seran  tas  Bouriaux,  nous  soufHeran  ton  feu, 
Nous  van  te  daipouera  ^•^),  te  daichirie  Ion  coeu. 

Traduction. 

Te  voici  donc,  infame,  et  double  malheureuse! 

Tu  es  cause  que  nous  sommes  en  cette  demeure  affrense 
265.    Ah!  guenlp'pe,  c^est  toi  qui  nous  as  tous  perdus. 

Sans  toi  nous  ne  fussions  jamais  ici  descendus. 

Quel  profit  nous  a  fait  ton  impudique  adresse, 

Tes  mignardises  avec  tes  vilaines  tendresses? 

Tu  nous  ensorcelais,  et  pour  toi  nous  avons  fait 
270.    Bien  plus  qu'il  n'eut  fallu  pour  descendre  en  enfer. 

Tes  yeux  qui  jetaient  des  etincelles  impures 

Nous  ont  gäte  le  coeur ;  nous  voudrions  te  detruire ! 

Nous  serons  tes  bourreaux^  nous  soufiierons  ton  fen. 

Nous  allons  te  dcvorer,  te  dechirer  le  cceur. 

■ ')  Daipouera  ((T.  v.  318  et  513)       devorer,  abattre.   Le  Jura  bei 


fttlS 


a  lt\s  (leux  exprcssioiis  :  (icpö^r^  (ViX.)  et  dqpivqr^  '^Aj.),  avec  en  plus  le  s      '■"'^"''' 

de:  t( 

repit. 


de 
de:  tournuMiter  (luelqu'un  pour  lui  prendre  ce  quMl  a;  ne  pas  lul  laisser 


Les  Paniers.  197 

'5.         Ce  n'ot  pas  loa,  voici  das  Daime  aivo  das  feille, 

Que  fricaissin  pa  lai  dessa  da  gronsse  greille, 

Que  s'en  venenent  qai  toate  daichevelas, 

HulIaDS,  gringans  las  dants,   tant  i'6tin  daisoala. 

Yin  Qai,  vin  Qai  saloupe,  aitand-Dou  grand  vilaine, 
>0.    Tes  coamencie  dos  maux,  &  tes  borgie^^)  nos  chaine, 

Chairoape,  g'6ta  toi  qu'eta  lou  boutte  en  train, 

Das  moude  &  vanite  qa'ollin  de  main  en  main 

Te  feilla  das  baibit  de  toutes  las  figure, 

Penie  ovale  &  rond,  &  de  tonte  mesnre. 
l5.    Las  marcbands  doutre-ma,  las  Fays  dy  Levant^ 

N'aivin  ran  de  pron  be  pou  tas  aijustemant, 

Y  feilla  retouoa,  revirie  tout  ne  Ville : 

Pou  trouva  das  Ouvrere  &  das  Taillouse  hobile. 

Et  quand  nous  te  beillin  qneqne  aivi  on  le^on^ 
•0.    Non  ne  r'etin  pas  digne  ai  jettie  as  concbon ; 

Te  non  viro  Tesprit  aivo  tonte  Qas  monde, 

Te  non  disos  toujon  que  Tetin  bin  qnemoude, 

Qu'y  feilla  que  cbaicnn  s'aibille  ai  sai  faigon, 

Et  qnoiqu'on  t'ensse  dit,  t^aivo  toujou  raison, 
'5.    Nous  feilla  coume  toi,  fare  das  penie  ample. 


5.         Ce  n'est  pas  tont :  voici  des  dames  avec  des  fiUes 
Qui  fricassaient  par  lä  dessus  de  grosses  grilles, 
(iui  s'en  vinrent  ici  tout  echevelees, 
Hnrlant,  grin^ant  les  dents,  tant  elles  etaient  desolees. 
Yiens  ga,  viens  9a,  salope;  attends-nous,  grande  vilaine! 

iO.    Tu  as  commence  nos  maux  et  tu  as  forge  nos  cbaines. 
c  Charoupe » ,    c'etait  toi  qui  etais  le  boute-en-train 
Des  modes  et  vanit6s  qui  allaient  de  main  en  main. 
II  te  fallait  des  habits  de  toutes  les  figures, 
Paniers  ovales  et  ronds  et  de  tonte  mesnre. 

t5.    Les  marcbands  d^outre-mer,  les  pays  du  Levant 
N*avaient  rien  d'assez  beau  pour  tes  ajustements. 
II  fallait  retourner,  revirer  tonte  une  ville 
Pour  trouver  des  ouvrieres  et  des  couturieres  babiles, 
Et  quand  nous  te  donnions  qnelque  avis  ou  le^on 

>0.    Nous  ne  (r)etions  pas  dignes  ä  jeter  aux  cochons. 
Tu  nous  tournais  l'esprit  avec  toutes  ces  modes. 
Tu  nous  disais  toujours  qu'elles  etaient  bien  commodes, 
Qn'il  fallait  que  cbacun  s'babille  a  8a(fagon)  guise; 
Et  quoi  qu'on  t'eüt  dit,  tu  avais  toujours  raison. 

5.    II  nous  fallait  comme  toi  faire  des  paniers  amples. 


*•)  Borgte  —  Her  la  vigne  avec  un  borgerot  (brin  d'osier) ;  tisser,  fahriquer. 
^aq.  754 :  .  .  .  lai  chenille  loiigie  |       .  .  .  la  chenille  logee. 

Dain  hii  toile  t|U('  Tai  borgie  I       Dans  la  tolle  qu'ello  a  tisseo. 


I9d  Les  t^aniers. 

Qaand  noas  ne  voulin  pas  seure  tas  be  exemple, 

Te  nous  tiros  dessas  aivo  tas  sobriquet; 

Ce  rot  ai  note  toiiot,  Marie  Grrallon  vin  cet; 

Nou  te  van  aivola  lai  pe  de  ton  visaige, 
300.    Et  te  fare  ai  senti  lou  poi  de  note  raige. 

Qae  ton  coe  n'ot  tu  gros  conme  in  mont  St.  Bana, 

Qne  n^ot  tn  ressara  de  gros  seiole  de  fa; 

Qae  n'ot  tu  pleio  de  fea,  de  solp&'tre  &  de  poudre, 

Pou  te  fare  ai  toppa  tout  coume  in  co  de  foudre. 
305.    Pleut  ei  Düe  qu'ai  tas  soins  il  y  eut  troe  Selezoas^^), 

Aivo  lien  gros  sell^s^^)  pou  las  daivouera  tous. 

Qne  las  Diale  aipr6  toi  se  boutin  en  besougne, 

Et  que  Vy  en  eusse  antant  autouot  de  tai  charongne, 

Qu'y  faure  de  fremis  pou  traina  las  cainnon. 
310.    De  note  Citadelle  &  ceux  dy  Foe  Griffon, 

Qae  las  neu  t'enduros  de  tourment  &  de  trouble 

Tout  ce  qu'on  peut  souffri,  &  tou  las  jou  lou  double. 
Pendant  qae  ^as  gens  ei  su  lie  se  daigonflan, 

Yoici  n'autre  Damna  que  s'en  viot   en  breillan, 
315.    Que  soettoit  tout  d^in  co  de  ne  prison  profonde, 

Coume  se  l'eut  so^tti  quasi  de  nautre  monde; 

Le  se  cbampit  dessu,  &  das  ongle  &  das  poin, 

Quand  nous  ne  voulions  pas  saivre  tes  beaux  exemples, 
Tu  nous  tirais  dessas  avec  tes  sobriquets. 
(Ce  r'est)  C*est  a  notre  tour,  Marie  Grallon,  viens  ici : 
Nous  te  voulons  avaler  la  peau  de  ton  visage 

300.    Et  te  faire  (ä)  sentir  le  poids  de  notre  rage. 

Que  ton  corps  u'est-il  gros  comme  un  mont  Saint-Bemard ! 
Que  n'est-il  resserre  de  gros  cercles  de  fer, 
Que  n*est-il  plein  de  fea,  de  salpetre  et  de  poudre, 
Pour  te  faire  (ä)  sauter  tout  comme  un  coup  de  foudre! 

305.    Plüt  ä  Dieu  qu'ä  tes  seins  il  y  eüt  trois  s^ranceurs 
Avec  leurs  gros  serans  pour  les  devorer  tous! 
Qae  les  Diables  apres  toi  se  mettent  en  besogne, 
Et  qu'il  y  en  ait  autant  autour  de  ta  charogne 
QuMi  faudrait  de  fourmis  pour  trainer  les  canons 

310.    De  notre  Citadelle  et  ceux  du  Fort  Griffon! 

Que  les  nuits  tu  endures  de  tourments  et  de  trouble 
Tout  ce  qu^on  peut  souffrir,  et  tous  les  jours  le  double! 

Pendant  que  ces  gens-ci  sur  eile  se  d^gonflaient, 
Yoici  une  autre  damnee  qui  s'en  vient  en  criant, 

315.    Qui  sortait  tout  d^un  coup  d'une  prison  profonde^ 

Comme  si  eile  (eut)  füt  sortie  presque  d'un  autre  moude. 
Elle  se  jeta  sar  eile,  et  des  ongles  et  des  poiogs, 


^^)  Od  dit  plutot  sl^jü      peigneur  de  chanvTe,  söranceur  et  «^  —  peig 
a  chanvre,  seran.  ((T  Cont:  celeju,  celie.) 


Les  Paniers.  199 

Le  lai  daiponera  toute,  &  ly  pauta^®)  lou  groin, 

Criant  tout  en  fureu,  tont  coame  ne  Megere: 

Ah  qot  toi  qu'es  paddu  mas  offan  &  lai  mere! 

Combin  en  ete  fa  dairechie  dans  ce  lue? 

Tag  quaitre  feille  etin  ton  idole  &  ton  Düe; 

Ai  grand  poune  l'aivin  cinq  ans  qne  gas  mairmotte 

£tin  pu  aivanta  qne  las  pa  grand  gachotte, 

Te  lieu  disons  sans  cesse,  allons  rengourges-vous, 

Te  lieus  pallos  di  monde,  &  de  Dae  ran  di  tout; 

Le  marchin  pa  ressort,  tout  coume  das  machine; 

Draite  coume  das  guille,  &  fesin  pa  de  mine, 

Vetnes  selon  lai  moude  aivo  das  pennerot, 

C'as  pettete  puante  aivin  das  air  fierot; 

Etant  grantes  T^tin  lou  filet  di  gra«  d  Diale, 

L'an  empesta  ne  Ville  aivo  lieus  escandale, 

Le  fesin  las  sucra  pn  fiere  que  das  pan, 

De  se  voe  regadda  d'in  monce  de  galan. 

Mas  poure  feiile  etint  souvent  de  lai  pattie, 
Las  tienne  maugra  moi  las  sgaivin  aitirie, 
Ste  las  eusse  mairia  d'aivo  Matre  Rouillot^®), 

Elle  la  devora  toute  et  lui  aplatit  le  groin, 

Criant  toute  en  fureur,  tout  comme  une  magere : 

Ah !  o'est  toi  qui  as  perdu  mes  enfants  et  la  mere ! 

Combien  en  as-tu  fait  «derocher»  en  ce  lieu? 

Tes  quatre  filies  6taient  ton  idole  et  ton  Dieu. 

A  grand'  peine  elles  avaient  cinq  ans,   que  ces  marmottea 

Etaient  plus  ^ventees  que  les  plus  grandes  filies. 

Tu  leur  disais  sans  cesse :  Allons^  rengorgez-vous ! 

Tu  leur  parlais  du  monde,  et  de  Dieu  rien  du  tout. 

Elles  marchaient  par  ressort,  tout  comme  des  machines, 

Droites  comme  des  quilles,  et  faisaient  plus  de  mines; 

Vetues  Selon  la  mode  avec  des  petits  paniers, 

Ces  petites  puantes  avaient  des  airs  fierots. 

Etant  grandes,  elles  etaient  le  filet  du  grand  diable. 

Elles  ont  empeste  une  ville  avec  leurs  scandales. 

Elles  faisaient  les  8ucr6es,  plus  fieres  que  des  paons 

De  se  voir  regardees  d'un  monceau  de  galants. 

Mes  pauvres  lilles  etaient  souvent  de  la  partie ; 
Les  tiennes  malgre  moi  les  savaient  attirer. 
Si  tu  les  eusses  mariees  avec  Maitre  Rouülot 


')  Pautd.  Cf  Cont. :  2>^f^^  ecraser  des  fniits  avec  un  pilon  appele 
A  Bournois,  patä  aplatir  avec  le  pätQ  —  battoir  sorvant  a  luür, 
y  battant,  la  manne  pour  en  faire  Tairo  d'une  grange.  (Cf  Jaq.  p.  411, 
b.)  —  ^5)  En  Champaj^ne,  le  rouillot  est  le  battoir  de  lessive,  le  tapoir 
illon).  Rouillot  est  aussi  le  nom  d'un  personnage  qu'on  retrouve  dans 
entes  liegendes  ou  contes  franc-comtois.  C'est  d'ailleurs  un  nom  de  fa- 
du  pays. 


200  Les  Paniers. 

Aivo  martin  boton,  ou  bin  in  bon  goillot^^); 
Staivo  maillie  las  braits  de  ^as  juene  friqaette, 

340.    Te  las  eusse  empocbie  de  fare  las  conquette; 
Loin  de  fare  dainlet,  das  gaudion  bon  temps^^) 
Etin  toojou  ai  Heu  trousse,  &  te  ne  disos  ran, 
Quand  y  las  reprenos,  te  fesos  das  airangue, 
Te  me  passos  au  fii  dy  rasoi  de  tai  langue. 

345.         Y  seu  damna  pou  licu,  y  fau  qui  t'^crasos. 
Qui  te  tiros  las  oeille,  &  te  brisos  las  os, 
Qui  te  gremos**)  de  raige,  y  faut  qui  t'aiffressure, 
Qui  te  vendos  las  bou6  qui  t'ensse  lai  fressure. 
Yais,  vais,  se  mas  offan  an  in  jou  lou  malhen, 

350.    De  veni  coume  moi  dans  ce  lue  de  doulen; 

Te  n'es  qu'ai  las  aittendre,  y  feran  ton  suplice, 
Au  grand  Due  contre  toi  demanderan  justice. 

Ce  n'ot  pair6  pas  tont,  das  gens  de  tout  aloi 
Lie  fesin  tou  las  coene,  &  lai  montrint  au  doit; 

355.    Yous  voiqui  dono,  Maidaime,  antrefois  si  joulie^ 

Avec  Martin-Bäton,  ou  bien  un  bon  luron, 

Si  tu  avais  (maill^)  tordu  les  bras  de  ces  jeunes  friquettes, 
340.    Tu  les  eusses  empechees  de  faire  les  coquettes. 

Loin  de  faire  ainsi,  des  rcjoui-bon-temps 

£taient  toujours  a  leurs  trousses,  et  tu  ne  disais  rien. 

Quand  je  les  reprenais,  tu  faisais  des  harangues, 

Tu  me  passais  au  fil  du  rasoir  de  ta  langue. 
345.  Je  suis  damnee  pour  elles;  il  faut  que  je  t'^rase, 

Que  je  te  tire  les  yeux^  et  te  brise  les  os ; 

Que  je  te  croque  de  rage ;  il  faut  que  je  t'arracbe  les  entrailles, 

Que  je  te  vende  les  boyaux,  que  je  t'aie  la  fressure! 

Va;  va^  si  mea  enfants  ont  un  jour  le  malheur 
'350.    De  venir  comme  moi  dans  ce  Heu  de  douleur, 

Tu  n'as  qu'a  les  attendre^  ils  feront  ton  supplice; 

Au  grand  Dieu,  contre  toi,  ils  demanderont  justice. 
Ce  n'est,  ma  foi,  pas  tout:   des  gens  de  tout  aloi 

Lui  faisaient  tous  les  cornes  et  ia  montraient  aa  doigt. 
355.    Yous  voici  donc,  Madame,  autrefois  si  jolie. 


^")  Cont. :  coillot  luron,  gaillard;  c'est  notre  patois  jurassien  kpt^ 
iUVwv  de  Äo>  (*colea)  testicule  (Cf.  Ärch.  VI,  p.  163,  note  2).  —  «>)  Da 
Ich  Annales  PoUtiques  et  Litteraires,  annee  1904,  p.  124,  je  trouve  sons 
signuturo  de  M.  Adolphe  Brisson  les  paroles  suivantes  ä  propos  de  F. 
vers:  /Oui,  Folix  ^tait  un  joytnix  gargon,  un  vrai  rijoui-hon-'temps.»  —  Cee 
expn'8sion  est  bien  connue  dans  la  province  fran^-aise.  —  ")  gr9m^  -^  mäch 
avec  bruit,    croquer  (|ch.  de  dur:    (fiam^  ^n  kröU    -  croquer  une  croöte.  " 

On  dit  aiissi  gr9m^  le  da       grincer  les  dents.  —  Meme  significatioo  dans       —         ** 
.Iura  beriioin,  ou  Ton  a  aus.si  la  forme  (/^/wi^.   —   D'oü  le  subst  d'li  gr^m:^^^ 
du  cartilage,  ({ui  croque  sous  la  dent. 


Les  Paüiers.  201 

Si  leste,  si  pimpa,  si  drae®^),  si  poulie, 

Failla  das  dem6  jon  poa  voos  bin  reqainqaa, 

Das  moucbe  &  das  chinfo  poa  voa  bin  aijnsta. 

Pas  las  rue  vous  ollin  tout  coume  ne  Dresse, 
>0.    Contre  las  ponres  gens  vous  fesin  lai  grimmesse 

Lai  tare  n*^ta  pa  digne  de  voas  poutta, 

En  obere  &  en  caronsse  y  vous  fei  IIa  traina. 

Qnand  vote  coe  noarri  coume  in  Sardanapale, 

Aiva  paddn  sas  foeebe,  en  menant  loa  scandale, 
15.    Loa  caraime  venu^  voas  plenin  l'aistoumet, 

Y  feilla  das  dispense,  y  feilla  das  poalet, 

Voas  aivin  lai  santa  poa  fare  pente  vie, 

Main  qaand  feilla  jaena  voas  aivin  lai  pepie; 

Lai  neu  fare  loa  joa,  loa  joa  fare  lai  neu; 
^0.    Ran  ne  von  couta  ran,  pou  fare  ai  cu  men  meu, 

Las  neu  dedans  las  bal^  ou  bin  as  mascarade, 

Aivo  das  b6  grivois  lou  jou  en  pronmenade, 

011a  gran  jue,  grand  train  mania  loa  catton, 

Et  bin  fare  treigie  ^)  las  Yaulot  de  carron ; 
^5     S^aivoi  jue  vote  roule  &  caicbie  vos  intrigue, 

Si  leste,  si  pimpee,  si  drue,  si  polie. 

II  fallait  des  demi-jours  pour  voas  bien  requinqaer, 

Des  mouohes  et  des  beguins  pour  voas  bien  ajuster. 

Par  les  rues  vous  alliez  tout  comme  une  Dresse. 
>0.    Contre  les  pauvres  gens  voas  faisiez  la  grimace. 

La  terre  n'etait  plus  digne  de  vous  porter-, 

En  chaise  et  en  carrosse,  il  fallait  voas  trainer. 

Quand  votre  corps  nourri  comme  un  Sardanapale 

Avait  perdu  ses  forces  en  menant  le  scandale, 
)5.    Le  Careme  venu,  vous  plaigniez  Testomac, 

II  fallait  des  dispenses,  il  fallait  des  poalets. 

Vous  aviez  la  sante  pour  faire  laide  vie, 

Mais  quand  il  fallait  jeuner,  vous  aviez  la  p^pie. 

La  nnit  faire  le  jour,  le  jour  faire  la  nuit, 
^0.    Rien  ne  vous  coütait  rien  pour  faire  k  qui  mieux  mieux ; 

Les  nuits  dedane  les  bals  ou  bien  aux  mascarades, 

Aveo  des  beaux  grivois  le  jour  en  promenade, 

Aller  grand  jeu,  grand  train,  manier  le  carton, 

Et  bien  faire  passer  les  valets  de  carreau; 
5.    Savoir  jouer  votre  role  et  cacber  vos  intrigues, 


**)  On  sait  que  le  fr<;.  dru  (vx.  fr^.  drui)  signifie:  1)  vigoureux;  2)  serre  ; 
isez  fort  pour  quitter  le  uid  (olseau  dru);  4)  vif,  entreprenant.  —  ")  A 
.ugon  un  trage  (patois:  trBj?)  est  un  passage,  un  conidor  ferrae  entre 
maisons.  On  a  encore  aujourd'hui  le  trage  de  van  t  la  Place  Labourey. 
^uq.  p.  399:  «Jaquemard  se  phiint  .  .  .  .  a  Tentr^e  du  trefge  de  St.  Pierre 
on  Tavait  mis.  *]  —  treigie  ^    passer,  sortir. 


202  Les  Paniers. 

D'in  nombre  de  Galans  bin  aijnsta  las  brigue, 
Etre  dans  las  Concerts  den  Ion  soi  an  maitin, 
Toajon  bin  dorlota,  tonjon  dans  las  festin; 
Yons  saivin  bin  snrtont  fare  lai  popi nette 

380.    Yons  fesin  las  oeillot  &  las  minne  doncette 
Yote  coen  n'^ta  pas  comme  antrefois  Landau^ 
C'^ta  ne  plaice  prise  an  b6  premie  assan; 
Vote  plaisi  c'eta  d'aivoi  lai  gorge  nne, 
De  daibraillie  vos  tripe,  oUan  sans  retenne, 

385.    Jusqne  dans  Ion  Montier  das  Monsien  aipr^  von, 
Yous  etin  Heus  idonle,  y  voas  suivin  patton, 
C'6ta  de  baidina,  de  checbillie  ^^),  de  rire^ 
You  fesin  honte  as  gens,  on  n'oasa  conot  ran  dire, 
Y  von  feilla  das  chin  pon  passa  voute  tem, 

390.    Dans  las  sormon  voilai  tont  vote  aimnsement. 
Oh  Qai,  gai;  on  vons  vait  aimnsa  ei  pon  rire, 
Maidaime,  on  vons  ferait  seulement  in  pou  frire. 
Yos  monde  &  vos  plaisi  n'ant  pas  dnrie  long-tam, 
Cot  maintenant  qui  fant  pleura  vos  ris  d'antant. 

395.        Enfin  das  gros  monc6  d'Hngnenot,  d'Hnguenotte, 
De  Genevois  aivo  das  Montbeliadotte, 
S  aittronpene  allentonot,  lai  venin  regadda, 

D'nn  nombre  de  galants  bien  ajnster  les  brignes; 

Etre  dans  les  concerts  des  le  soir  an  matin, 

Toujours  bien  dorlotee,  tonjonrs  dans  les  festins; 

Yons  saviez  bien  snrtont  faire  la  petite  ponpee, 
380.    Yons  faisiez  les  petits  yenx  et  les  mines  doncettes. 

Yotre  Ciimr  n*etait  pas  comme  autrefois  Landau ; 

C'etait  nne  place  prise  au  beau  premier  assaut. 

Yotre  plaisir  c'etait  d'avoir  la  gorge  nne, 

De  debrailler  vos  tripes,  allant  sans  retenne 
385.    Juscjue  dans  Teglise^  des  messieurs  apres  vons! 

Yous  6tiez  leur  idole,  ils  vons  snivaient  partout. 

C^etait  de  badiner,  de  chuchoter,  de  rire; 

Yous  faisiez  honte  aux  gens;  on  n'osait  encore  rien  dire; 

II  vons  fallait  des  chiens  pour  passer  votre  temps: 
39H.    Dans  les  sermons  voila  tont  votre  amusement. 

Oh!  5a,  9a!  on  vous  va  amuser  ici  pour  rire. 

Madame,  on  vous  fera  seulement  un  pen  frire. 

Yos  modes  et  vos  plaisirs  n'ont  pas  dur6  longtemps ; 

C'est  maintenant  (ju'il  faut  pleurer  vos  ris  d'antan. 
395.         Enfin  des  gros  monceaux  de  Huguenots,  de  Hugaenottes, 

De  Genevois,  avec  des  Montbeliardaises, 

S^attroaperent  a  l'entüur,  la  venaient  regarder, 

^'0  Cf.  Cont.  tchetchUUe  —  chuchoter,  uiurmurer  entre  les  dents.  Vi.  ii 
chuchiller  et  chechillier. 


Les  Paniers.  303 

Main  ne  pouvin  quasi  dire  ce  qae  o'eta; 

Ga!  vois  te  ste  jaivioule  ^•),  &  an  dessu  de'^)  ste  t^te? 
r^O.    Ot-ce  bin  qui  ne  gent,  ou  bin  ot-ce  ne  b6te? 

Qne  veut  dire  ceqai,  Qas  toile  que  renflant; 

Y  crais  qa'on  ai  voala  bouta  das  volle  an  vent; 

Aissuriement  Qot  qni  ne  nonvelle  macbine, 

Que  qa^n'un  ai  pai  lai  janbla  poa  lai  marine, 
05.    Ca  ceqni  m'ait  tout  Tair  de  ne  barqne  eqnipa, 

Qu'ait  das  volle  tendn  en  yogaant  sa  lai  ma. 

Que  te  foy  disa  n'autre,  en  li  fesant  lai  niqae, 

Ne  vois  te  pas  que  90t  ne  fanne  Catoulique? 

Conment  ne  Catoulique,  h6  quoi!  fa*t'on  dainlet 
10.    Dans  ne  Religion  sainte  conme  stelet? 

Maidaime  y  vous  feilla  vons  en  olla  dans  Bäle, 

Ou  bin  dans  Montbeliar  fare  vos  eacandale, 

Ou  bin  panre  aivo  vous  tout  ce  grand  aittirail 

Olla  cbue  lou  Grand  Türe  vivre  dans  son  serail. 

15.         7.    En  voiqul  prou,  rata,  dit  lou  Diale  en  coulere, 
Que  fesa  feu  das  oeille,  &  dy  na  lai  fernere; 
L'aipelle  son  Yaulot  qu'aiva  nom  Mirmldon; 

Mais  ne  pouvalent  presque  dire  ce  que  c'6tait. 

Begarde!  vois- tu  cette  cage  et  au-dessus  [de]  oette  tete? 
1)0.    Est-ce  bien  ici  une  personne,  ou  bien  est-ce  une  bete? 

Que  veut  dire  ceci,  ces  toiles  qul  reoflent? 

Je  crois  qu'on  a  voulu  mettre  des  volles  au  vent. 

Assur^ment  c'est  ici  une  nonvelle  machine 

Que  quelqu'un  a  par  lä  invent^  pour  la  marine; 
1)5.    Car  cecl  m'a  tout  Tair  d'une  barqne  equip^e 

Qui  a  des  volles  tendues  en  voguant  sur  la  mer. 

—  Que  tu  es  fou,  dlsalt  un  autre  en  lui  faisant  la  nique, 

Ne  vois-tu  pas  que  c'est  une  femme  catholiqne? 

—  Comment,  une  catholique?    He!  quoi?  fait-on  alnsi 
10.    Dans  une  religlon  sainte  comme  celle-lä? 

Madame,  il  vous  fallait  voas  en  aller  dans  Bäle 

Ou  bien  dans  MontbSliard  faire  vos  scandales, 

Ou  bien  prendre  avec  vous  tout  ce  grand  attirail, 

Aller  chez  le  Grand  Türe  vivre  dans  son  s6rail. 

15.         7.    En  volci  assez,  arretezi  dit  le  diable  en  colere, 
Qul  falsalt  feu  des  yeux  et  du  nez  la  fum^e. 
II  appelle  son  valet  qui  avait  nom  Mirmldon: 

*^)  On  dit  encore  ä  Besan^on  une  javiole  pour  les  poulets.  —  *')  II  doit 
''oir  Ici  une  faute  d'impression ;  le  de  devrait  etre  supprim^,  et  il  faudrait 
*  traduire:  «vois-tu  cetto  cage,  et  au-dessus  cette  töte?»  Le  panier  ne 
>i-tait  pas  sur  la  tete.  Du  raste  le  second  h^mistiche  du  vers  a  ainsi  7  syl- 
a.    (Cf.  A.  403  et  B.  558.) 


204  Les  Paniers. 

Voiqui  de  lai  besoagne,  aillae  lai  de  faigon, 
Ce  pete  Dialoatin  ne  sembla  qa'in  Novice, 
420.    Et  ne  sgaiva  par  ou  coamoncie  son  office; 

Y  vait  panre  in  fourche,  coamance  ai  lai  boula, 
Tout  conme  in  gro  paiqaet  de  foin  qu'ot  bontela, 

Y  greteilie^^)  ste  Daime,  y  lai  vire  et  revire, 
Lou  gros  Diale  se  leve,  &  s'en  venet  ly  dire, 

425.    D^in  ton  de  voix  si  foe  qui  faisait  tont  trembia 

Tons  las  Damnas  qii'^tin  au  fin  fond  das  enfa. 

Ot-ce  dainqnin  lourdau  &  double  niquedoUille, 

Qn'on  t^aiprand  de  goena^^;  gas  vilaines  trimouille? 

Aiprand  quo  dans  Tenfa  las  tourment  sont  de  poi^ 
430.    Qai  fant  qui  s'aiccoaddin  as  plaisi  d'autre  foi ; 

Et  qae  selon  las  gens  y  fan  que  lai  jastice 

Se  faisse  ai  proportion  qne  l'ant  eu  de  d^lice. 

Qnand  got  de  ponre  gens  que  chesant  dans  TeDfa, 

Pa  in  CO  de  inalhea  en  fesant  in  faax  pa; 
435.    On  ot  Sans  pidie  oi,  got  poattant  lai  jastice 

Voici  de  la  basogne,  arrange-la  de  fagon! 

Ce  petit  diablotin  ne  semblait  qu'an  novice, 
420.    Et  ne  savait  par  ou  commencer  son  ofiice. 

II  va  prendre  une  fourche,  commence  ä  la  ronler, 

Tout  comme  un  gros  paquet  de  foin  qui  est  bottele. 

II  travaille  cette  dame,  il  la  vire  et  revire. 

Le  gros  diable  se  leve  et  s'en  vint  lui  dire 
425.    D'an  ton  de  voix  si  fort  qu'il  faisait  tout  trembler 

Tous  les  damnes  qui  eta-ent  au  fin  fond  des  enfers: 

£st-ce  ainsi,  lourdaud  et  double  niquedonille, 

Uu'un  t'apprend  a  arranger  ces  vilaines   « trimouilles  p  > 

Apprends  que  dans  Tenfer  les  tourments  sont  de  poids, 
430.  Qu'il  faut  (iu'ils  s'accordent  aux  plaisirs  d'autrefois, 

Et  que  selon   les  gens,  il  faut  que  la  justice 

Se  fasse  ä  proportion  qu'ils  ont  en  de  delices. 

Quand  c'est  de  pauvres  gens  qui  choient  dans  l'enfer 

Par  un  coup  de  malheur,  en  faisant  un  faux  pas, 
435.    On  est  sans  pitie  ici ;  c'est  pourtant  la  justice 

*•'')    Gr^hß   (Huiirn.)    -  a^  ^ratter   un  peu   la  terra  autour  de  certaii 
plante«  couinie  le  iiiaYs    ou  les  caiottes.    —    b)    travailler   doucement, 
ertorte,    en  prenant  son  tenips,  {»oiir  son  plaisir.     C'est  dans  ce  second  8« 
(|U(^  le  niot  e.st  employc^  ici.    —    •»')  Goma        arranger,    habiller.    On  di  '^^ 
BesaiKjon :    une    f'emme  mal  gonee       mal  liabillee,  mal  arrangee.    (^Cf  /^  -^-^^ 
1093  :  .  .  .  reni  vuu  comme  Van  gocnd  rouete  Mutre  --  venez  voir  comme  * 

ont  arranj^e  votre  maitre.;    Dans  le  .Jura  bernois  :  |/w  gtc(n9  ou  une  gtrti^ 
une   fille    sale,    (pii    n'a  pas   de  teniie,     une  fille  de  mauvaise  c<mduite. 
GilJiiC       se  vetir:  «f  t'  fä  tj  gfunl^  ätrjtnä.  —  mägfl?n^^  adj.  —  mal  hab  «  *  "  ' 
iVW  Cont.  gthmi       affiibler ;  mal  habiller,  salir,  souiller.) 


^e8 


DS 


Les  Paniere.  205 

Qu'oD  ne  lieu  faisse  pas  souffri  toas  las  saplice; 
Mais  ceux  coume  steci  qai  santan  ai  pied  join, 
Qni  venan  an  galot,  tambouot  baittan  grand  train, 
Que  sont  bin  poapotta,  qae  son  grasse  &  dodue, 
i).    Qa'ant  toat  fa  pou  lou  monde,  &  ran  fa  poa  Due. 

Y  fau  doubla  lai  dose,  &  lieu  fare  senti 
Uue  jaima  nun  ne  fa  doue  fois  son  Pairaidi. 
Oute  te  loin  d'ici,  vait  te  nds  q^^'in  gro  ane, 
Vait-ten,  que  te  n'es  bon  que  pon  '^)  das  paysaae ; 

5.    Et  d'in  cou  de  tollen  y  lou  champe  bin  loin 
En  migant  in  Dialenx  qu'^ta  lai  dans  in  coin, 
Ce  Dialenx  ne  pouvant  aivola  son  couraige, 
Moudda  dedans  sas  griffe  aittandant  de  l'ouvraige, 

Y  fronsa  sa  babouine,  &  n'^ta  pas  contan. 

0.    De  ce  qu'on  lou  laissa^  qu'on  ne  ly  disa  ran, 

Graiffina  las  chaadere,  &  fesa  ne  regregne 

Coume  fere  in  Maignin  que  racle  &  qae  s'engregne, 
Ai  ßon  Matre  y  venait,  sitot  que  Teut  raiga 

Mon  Matre  y  voyait  bin  ce  que  von  demanda 
5.    Vous  n'etes  seulement  qu*ai  me  voe  laissie  fare.'*) 

Aittand,  &  m'obSis,  cequi  90t  mon  aiffare; 

En  ranflant  son  jaibot  y  ly  disait  Griffon, 

Qu'oa  ne  leur  fasse  pas  souftrir,tous  les  sapplices  ; 

Mais  cenx  comme  celle-ci  qui  y  sauten t  a  pieds  joints, 

Qui  y  viennent  au  galop,  tambour  battant,  grand  train, 

Qui  sont  bien  pouponnees,  qui  sont  grasses   et  dodues, 
0.    Qui  ont  tout  fait  pour  le  monde  et  n*ont  rien  fait  pour  Dieu, 

II  fant  doubler  la  dose,  et  leur  faire  sentir 

Que  Jamals  personne  ne  fait  deux  fois  son  paradis. 

Ote-toi  (loin)  d'ioi ;  va,  tu  n'es  qu'un  gros  äne ; 

Va-t'en,  (que)  tu  n'es  bon  que  pour  des  paysannes! 
5.    Et  d'un  coup  de  talon  il  le  lani^a  bien  loin, 

En  lorgnant  nn  diablotia  qui  etait  la  dans  un  coin. 
Ce  diable  ne  pouvant  avaler  son  courage, 

Mordait  dedans  ses  griffes,  attendant  de  Touvrage; 

II  fronf^ait  ses  babines  et  n'etait  pas  content 
0.    De  ce  qu'on  le  laissait,  qu'on  ne  lui  disait  rien  ; 

II  egratignait  les  chaudieres  et  faisait  une  mine  renfrognee 

Comme  ferait  un  cbaudronnier  qui  racle  et  qui   «s'engrinche» . 
A  son  maitre  il  vint,  sitöt  qu'il  Teut  lorgne. 

Mon  maitre,  je  vois  bien  ce  que  vous  demandez. 
5.    Vous  n'avez  seulement  qu'ä  me  laisser  (voir)  faire. 

—  Attends  et  m'obeis,  ceci  c'est  mon  affaire. 

En  renflant  son  jabot,  il  lui  dit:  Griffen, 


•*)  poHy  faute  (i'iniprossion;  lire  pou.  —  '•)  LittiM'alemcnt:  Qu*a  me  i'oir 
er  faire.     On  dit  bien  souvent:  Laisse-me  voir  faire! 


206  Les  Paniers. 

Prens  sie  barre  de  üei,  frise-ly  son  tignon, 
Beaille  voe  dans  le  fond  de  sie  veille  chand^re^ 

460.    Prens  y  doa  oa  troe  cens  de  gas  grousse  vipere 
Que  tiran  lieu  jassoo,  &  qae  sont  tont  en  fen, 
Met  las  dessa  sai  t£te  en  gaise  de  ohevea. 
Maidaime,  oh  que  t'^s  belle  aivo  ste  chevelure? 
Ne  t^an  nou  paa  tronva  ne  bin  belle  coiffare? 

465.    Prens-me  ce  grous  vou'ant,  aibait-ly  son  cbinfo, 
Aipeu  pou  sai  cremonne  aiffable  dans  son  co 
Ce  gros  carquand  de  fa  qu'ot  let  dedans  ste  braze, 
Qa'aipelue,  que  peteille  au  fond  de  ste  foanase ; 
Laiss'e  lai  demena,  fa  bin  ton  devoi  let, 

470.    Autrement,  si  vais  qui,  lou  grand  Diale  y  seret. 
Ce  visaige  si  hi  qn'ot  aivut  tant  basie, 
Qu'oa  ai  tant  refroata,  qu'on  ai  tant  rebeuilie, 
Aiplique-zi  tas  griffe,  &  lou  met  tout  en  sang, 
Airache-z'en  lai  pe,  plante  las  bin  aivant 

475.    Lyait  qui  das  bonlet  rouge  aussi  gros  qae  das  soille, 
Ce  qui  ly  seroit  bon  pou  das  pendant  d'oureille. 
Le  bouta  bin  souvent  das  moucbe  su  son  na, 
Aiplique  su  sas  temple  an  de  ^as  machefa^^). 
Lai  tant  montra  sas  soin,  cette  belle  gnenipe, 

Prends  cette  barre  de  fer,  frise-lui  son  chignon. 

Regarde  (voir)  dans  le  fond  de  cette  vieille  chaudiere; 
460.    Prends-y  deux  ou  trois  cents  de  ces  grosses  viperes, 

Qui  tirent  leur  dard,  et  qui  sont  tout  en  feu. 

Mets-les  dessus  sa  tete  en  guise   de  chevenx. 

Madame,  oh !  que  tu  es  belle  avec  cette  chevelure ! 

Ne  t'avoDS-nou«  paa  trouve  une  bien  belle  ooiflfure? 
465.    Prends-moi  ce  gros  volant,  abats-lui  son  beguin 

Et  puis  pour  sa  collerette,  affuble  dans  son  coa 

Ce  gros  carcan  de  fer  qui  est  lä  dedans  cette  braise, 

Qui  etincelle,  qui  pctille  au  fond  de  cette  fournaise. 

Laissez-la  [se]  demener;  fais  bien  ton  devoir  lä, 
470.    Autrement,  si  je  vais  ici,  le  grand  diable  y  sera. 
Ce  visage  si  beau,  qui  a  et6  tant  baise, 

Qu'on  a  tant  refrotte,  qu'on  a  tant  regarde, 

Appliques-y  tes  grifPes  et  le  mets  tout  en  sang ; 

Arraches-en  la  peau,  plante-les  bien  avant. 
475.    II  y  a  ici  des  boulets  rouges  aussi  gros  que  des  seilies; 

Ceci  lui  sera  bon  pour  des  pendants  d'oreilles. 

Elle  mettait  bien  souvent  des  mouohes  sar  son  nez; 

Applique  sur  ses  tempes  un  de  ces  mächefers. 

Elle  a  tant  montre  ses  seine,  cette  belle  guenippe, 


'2j  Pinces  de  forgo. 


Les  Paniers.  207 

Prens  gas  don  crapaad,  ploqae-ly  sus  sas  tripe, 

Oate-ly  sas  haibit,  sas  jnpon,  sas  sonla, 

Dans  gas  huile  brelant  fa  lai  bin  ai  sauta, 

Met  lai  qui  toute  nue,  &  rote-ly  sas  chausse, 

Tont  coame  in  giboalot  y  lai  fant  mettre  en  sausse, 

Brise-ly  son  penier,  tont  ce  ^and  battaclan, 

Toat  coume  das  cotis''*),  grille-ly  bin  las  flan, 

Pou  redro3sie  son  dos  prend  ste  veille  carasse, 

Tonte  rouge  de  feu  met  lai  sa  sai  carcasse: 

Aicoute  me  toujou,  te  vois  bin  gas  sarpan 

Que  sont  tonte  brelante,  aipeu  que  fregaeillan  ^^), 

Prens-en  das  pa  maichant  doae  on  bin  troe  donzaine, 

Larde  las  tou  lou  long  di  coe  de  ste  vilaine, 

Le  se  plenna  toujou  d^etre  trop  durement 

Couchie  dessu  troe  le  de  plemme  jeusqn'as  dent. 

Couche  lai  toat  ai  bas,  aipre  cequi  lai  trenne 

Su  son  dos,  SU  son  ventre  &  dessn  sai  poitrenne 

8u  ce  paiva  qu'ot  tont  de  pointe  de  ganif, 

De  razoi,  de  coutes,  que  l'entrin  jeusqu'au  vif. 

Revais  tan  pranre  encouot  enne  de  gas  machine, 


Prends  oes  deux  crapauds,  plaqae[-les]  lui  sur  ses  tripes ; 

Ote-lui  ses  habits,  ses  jupons,  ses  souliers: 

Dans  ces  huiles  brulantes,  fais-la  bien  (ä)  sauter. 

Mets-la  ici  toute  nue  et  (r)6te-lui  ses  bas; 

Tout  comme  une  gibelotte,  il  fant  la  mettre  en  sauce. 

Brise-lui  son  panier,  tout  ce  grand  bataclan, 

Tout  comme  des  cotelettes,  grille-lui  bien  les  flancs. 

Pour  redresser  son  dos,  prends  cette  vieille  cuirasse 

Tonte  rouge  de  feu,  mets-la  sur  sa  carcasse. 

Ecoute-moi  toujours:  tu  vois  bien  ces  serpents 

Qui  sont  tout(es)  brülant(e)s  et  puis  qui  fr^tillent ; 

Prends-en  des  plus  mechants,  deuxou  bien  trois  douzaines; 

Larde-les.  tout  le  long  du  corps  de  cette  vilaine. 

Elle  se  plaignait  toujours  d'etre  trop  durement 

Coucbee  dessus  trois  lits  de  plume  jusqu^aux  dents. 

Couche-la  tout  a  bas,  apres  ceci  la  traiue 

Sur  son  dos,  sur  son  ventre  et  dessus  sa  poitrine 

Sur  ce  pave  qui  est  tout  de  pointes  de  canifs, 

De  rasoirs,  de  couteaux;  qu'ils  entrent  jusqu'au  vif! 

(Re)va-t*en  prendre  encore  une  de  ces  machines 


^)  Les  coUs  sont  les  cötelettes  du  porc.  La  k^rhünädd  est  la  grillade 
>rc  (chair  de  porc  ou  boudins  grill^s).  —  '♦)  FregueiUie  =  fr^tiller, 
^r.  —  Se  dit  aussi  des  fourmillements  douloureux  de  Tongl^e.  Besangon 
ies  doigts  me  freguilhnt.  [Cf  le  Jura  bemois :  frdg^ld  ^  p^tiller,  frin- 
fautiller  (Ajoie),  et  frdg^ye  -  exces  de  joie  (Gu^lat).] 


208  Lcs  Paniers. 

500.    Pleine  de  plomb,  de  souffre,  aipea  de  poiraisine; 
Ouvre-ly  loa  jadd^''^);  vache-zy  ste  liqueu 
Das  grousse  poachena  pou  ly  raillae  lou  coeu ; 
Autrefois  ste  douillette,  &  ste  petete  boache, 
Ne  poava  pas  marchie,  le  fesa  lai  miemoache;^^) 

505.    Desou  ce  gros  matthe  raidoave^^)-ly  las  os, 
Et  te  ly  raillaeres  desoa  ce  gros  etos, 
Laisse  lai  daifropa,  n'y  ait  point  cy  de  pidie, 
Voiqai  lai  peute  fin  das  monde  &  das  penie. 

8.    Ste  poare  maulerouse  enraigea  de  daipe, 
510.    Elle  grin^a  las  dent,  se  daivoaera  lai  pe, 

Le  bola,  le  joamma'^^),  rhulla  coame  ne  bete, 
Sas  oeille  tout  en  feu  ly  soettin  de  lai  tete, 
T'es  be  te  daipouera,  t'airacbie  las  cbeveu, 
Jaima  te  ne  vores  lai  fin  de  tas  malheu, 
515.    Te  ne  fa  seulement  que  coumancie  lai  dance, 

Te  n'es  pas  coaot  au  bont,  n^ait  pas  fa  que  coamance, 
Cequi  ce  n'ot  encouot  que  di  mie  de  bonddon, 
Et  binto  te  vords  bin  das  antre  cbanson. 


500.    Pleines  de  plomb,  de  soufre  et  puis  de  «poiraisine». 

Ouvre-lui  le  gosier ;  verses-y  cette  liqueur, 

Des  grosses  pochees  pour  lui  refaire  le  coeur. 

Autrefois  cette  douillette  et  cette  petite  boucbe 

Ne  pouvait  pas  marcher^  eile  faisait  la  pimbecbe. 
505.    Dessous  ce  gros  marteau  radouve  lui  les  os, 

Et  tu  [les]   lui  raccommoderas  dessous  ce  gros  etau. 

Laisse- la  (defrapper)  se  debattre ;  il  n*y  a  point  de  pitie. 

Yoici  la  laide  fin  des  modes  et  des  paniers. 

8.    Cette  pauvre  malhenreuse  enrageait  de  depit ; 
510.    Elle  griuQait  les  dents,  se  d^vorait  la  peau, 

Elle  roulait,  eile  ecumait,  eile  hurlait  comme  une  bete. 

Ses  yeux  tout  en  feu  lai  sortaient  de  la  tete. 

—  Tu  as  beau  te  dcvorer,  t'arracher  les  cheveux, 

Jamais  tu  ne  verras  la  fin  de  tes  malheurs. 
515.    Tu  ne  fais  seulement  que  commencer  la  danse; 

Tu  n'es  pas  encore  au  bout,  tu  n*as  (pas)  fait  que  commencer^ 

Ceci  ce  n^est  encore  que  du  miel  de  bourdon. 

Et  bientot  tu   verras  bien  des  autres  cbansons. 


/ 


Le  Jadd^  (Cf  Jaq.  1040:  jaedhe)  ^  le  gosier,  le  gösier.    —    '^)  l^c 
miemouche  est  une  pimbeche,  une  prc^cieuse,  une  bt^gueule.  —  "''J  Raidouc 
ra«louv(»r,    reniettro  les  douves.    [Cf  Jaq.  303:    le  voiqui  que  cfi4  tou  p 
douve  ^    li»  voiei  qiii  clioit  tout  par  «louves,    (comme  un  tonneau  d^c<»rcl^ 
—  '")    Cf  Jaq.  72i)  :    t'an  joume.     Jouma  —  öcumer.     A  Besannen  on  d 
de  \2L  joume  de  biere ;  de  la  bi6re  qui  joume   (all.:  Schaum). 


Les  Paniers.  209 

Et  d'in  CO  de  Aregon  y  te  lai  feset  ohere 
520.    Toat  oomme  in  trebeillot  ^^),  dedan  ne  grand  ohaudere. 
T  trembelo  de  po  qnacd  y  yoy6  celai, 
T  dainiehi^^  bin  vitte,  &  voas  lai  plante  lai 
Daime  ai  lai  moude  antantvous  en.pend  as  oareille^ 
Se  Yoot  SjBute  las  loix  que  loa  monde  vons  beille. 

Et  d'un  coüp  d6  fourgoo,  il  te  la  fit  choir, 
520.    Tout  comme  ane ,  toapie,  dedans  tine  grande  chandiere. 
Je  tremblais  de  peur  quand  je  vis  cela; 
Je  (diniohai)  partis  bien  vite  et  vons  la  plantai  iä. 
Dames  ä  la  mode,  autant  vous  ea  pend  aox  oreillesi 
Si  Yoot  saiv^E^  les  lois  qne  le  monde  vons  donne. 


^•)  TrehiUai  ou  trepiüai  =  se  trtmousser,  toorner  sur  soi-m^Aie.  Le 
mot :  trebi  ou  trebeiüot  =  toupie.  —  Le  Dict.  patois  de  6u61at  donne  aossi 
le  mot  de  iroubicU  (trübiä)  =  toupie.  Cf.  Cent.:  trehillot  =  tourbillon;  au 
fig.,  homme  vif  et  turbulent.  On  appelle  encore  trebiUot  un  osselet  perc^ 
transversalement  dans  son  milieu,  et  qu'on  fait  toumer  au  moyen  de  ficelles 
pass^es  dans  le  trou.  —  ^)  D4n%cher  =  sortir  de  sa  niche,  partir.  (Cf.  d6nip- 
per,  d^eniller.) 


14 


210  Les  PaDiere. 


II.  Po&me  de  Raspieler« 

Manuscrit  de  J.  P.  Raspieler  (Ms.  A). ') 

ARRIVIÖE  D»UNB  DAME  EN  LAUTRE  MONDE 

HABILLÄ  EN  PANNIER. 

Vers  Patois  di  Cornat.*) 

I  seat  sehe  b6  des  Daimes,  et  de  loiie  tintaimaire  S 

De^)  m&  füe  loa  raisohait,  de  loa6  nos  n'ain  qne*)  faire  ^4 

Ait  qiü'udaa  qaian  on  d'oeu-ye  qiü'e  pot  les  admiraj  S> 

Yoili  des  hia  meutäs  pot  se  faire  aidoraj,  6 

5.    Demoarrerain  longtems  aiorepi  sehn  lou6  QiüU| 
Sain  que  gnSan  aiye  envie  de  sembrnere^)  desbhn. 
Les  gens  de  jagement  son  tot  soandalizai, 
Devoir  ces  evairans  ornai  cot  des  ataj. 
Ait  jit  g6t  belle voit  quYe  David  Test  pridit: 
10.    Filiae  compositae  nt  similitndo  templi   Ps.  143.V.12. 

I  me  moqaait  de  loaSre,  ma  foy  quXe  s'engregnin,  ^ 

En  digean  lait  voirtaj  louleax^)  qiüait  n'antchabin  " 

Qne  langairdin^)  de  moi,  me  nannin  Etriö: 


*')  Les  chiffi-es  ä  droite  du  texte  iDdiquent   les  vers  correspondants 
poöme  de  Bizot.  —  ^)  Le  Comat  est  le  quartier  de  Courroux  sar  la  rive 
de  la  Scheulte.    Ce  mot  est  fr6quent  dans  le  Jura  et  d^signe  soit  un  coin 
pays  (ainsi  ä.  Moutier,  le  Grand- Vdl,  comprenaDt  les  villages  de  Grand 
Ck>rcelle8  et  Cr^mines,  s*appelle  aussi  le  Comat),  soit  ud  quartier  de  villi 
(Cf.  Fol.  p.  48,  note:  le  Coinat  di  Jone,  le  Coinat  des  OueyeSy  k  Alle).  — 
Suisse  romande  coDuait  aussi   cette  expression.    Cf.  La  Pastaure,  par 
Bols-Melly,  p.  240,  note:    cornier  —  coio,  ancien  dialecte  savoyard;   coi 
comihre  soot  encore  des  noms  de  localit^s   aux  enviroos  de  Grenöve.    Ooj 
ä  vin  peut  avoir  d^sigu^   la  placette  ou  le   coin   de  place   oü   se  tenaii 
les  charrettes   certains  jours   pour   le  march6   du  vin,    transförö  plus 
Place  N!-Dame.  ~  ^}  M.  Folietete  a  corrig6  en  1«  ma  fue  lou  raichaü.  A 
avis,  cette  correction  ne  se  justifie  pas;  ce  de  n^est  pas  une  faute  de 
et  lou  ne   signifie   pas   les.   —   Nous  avons  ici  une  de  ces  ezclamations 
impröcations  comme  j'en  ai  d^ja   relev^  dans  mes  Chants  paiois  jurassi 
(Cf.  Arch.  VI,   p.  275,   note  2.)   Les  tout  vieux  disaient  encore  aox  eof« 
turbulents:  b^grd  d9  pl^  d'mätä!  -  bougre  de  petit  de  (mal  tempe)  dto 
—  *j   Fol.  2   a  ^crit:   quie  faire  (tx9  f^r9).    J*ai  copiö  textuellement  AS 
que  faire  (k^  f^r»).   Raspieler  n'a  pas  toujours  et  partout  employö  le  iX9 
gens  de  C*ourroux  (Cf.  Arch.  III,  p.  259,  note  3);  quand  il  le  fait,  il  toi> 
son  qui  4-voyelle  (Cf  v.  3:  quiudan  (txiidä),  quian  (tx'ä)^  v.  5:  g^  f  ^ 
otc.    J'ai  rigoureusement  rospecte  son  orthographe  et  transcrit  toqjoors 


Les  Paniers.  211 


ni.  Poime  de  Raspieler. 

TranscriptioD  phonötique  en  patois  de  Courroux. 

ARRIVEE  D'ÜNE  DAME  EN  L'AUTRE  MONDE 

HABILLIÖE  EN  PANIER. 


i  B&  X9  8Ö  d^  dem  e  da  lud  tttömerQ ; 

da  mä  täs  lü  r^x^!  da  Iü9  119  n'S  ka  ^ra! 

^  tjfüdS  t]('  Sn-Ö  d'oeya  t/a  pg  lez-&dmirj. 

vwäli  de  be  motö  pg  sa  fgr  edjre! 
5.    damürarS  lötS  ^krapi  xü  lüa  tj^U 

88  ka  üfin-eya  Svia  da  s'Sbrüra  daxü. 

le  djS  da  djüdjamS  so  t§  skSdäliz^ 

da  vwä  sez-everS  grn^  kq  dfz-äte. 

e  ye  djö  bei  vwä  tj^a  David  l'§  predi: 
0,    Filiae  compositae  ut  similitndo  templi. 

i  ma  mgk^  da  lüar,  mä  fwä  t](9  8'SgraüT! 

S  dijä  lg  vwärtg,  lülö  ix'  e  n'S  txÄ  bl! 

ka.  iSg^rdT  da  mwä,  ma  nSnX  etriö: 


Traductioii. 

Je  suis  8i  (soül)  fatigue  des  dames  et  de  lenr  tintamarre; 

De  (mauvais  fea)  foudre  [il]  lear  racle!  d'elles  noas  n'avons  que  faire! 

Elles  croient  qu'on  n'a  d'yenx  qae  poar  les  admirer. 

Yoilä  des  beaax  museaax  poar  se  faire  adorer! 

[Elles]  demeareraient  loDgtemps  accroupies  sur  lear  cal 

Sans  qae  personne  ait  envie  de  s'61ancer  dessas. 

Les  gens  de  jngement  sont  toat  scandalis^s 

De  voir  ces  6ventees  om6es  comme  des  autels. 

II  y  a  d^jä  (belle  Toie)  beaa  temps  qae  David  Ta  pr^it: 

Filles  parees  ä  l'egal  da  temple. 

Je  me  moqae  d'elles;  ma  foi,  qa'elles  se  fachent! 

En  disant  la  v6rit^,  parblea,  (qa')il  n'en  chaat  bien! 

Qa'elles  mädisent  de  moi^  [qa'elles]  m'appellent  sorcier: 


par  A»,  et  quie  par  ix».  —  *;  S'embruere  (s'äbrtbn)  ^  s*6Iancer,  se  jeter 
prendre  son  61an.  (Cf.  le  vaudois  s^embrier,  m6me  sens.)  —  *j  Ce  mot 
toajoars  ^crit  lisiblement  louleux  (Voir  au  Glossaire).  Dans  B,  on  le  ren- 
tre  soas  les  deax  formes  lonUux  et  louleux,  —  '')  Langairdai^  cito  dans 
jrlossaire  A  =  mödire. 


213  Lee  Paniers. 

Vnicai  que  Dens  mandavit  deproximo  suo.  Eccl.51.  v.l2. 
15.    S*an  poyai  pee  les  retsches,  des  pauvres  desavraj, 

I  n*airo  ran  et  dire,  n'ait  yi^)  forai  mon  naj. 

Main  enquieax  in  tcheqnl'an  le  vent  portal  sehe  ha 

QaYe  lait  gaüeuze  et  lait  Noble  sont  .veti6^;  tot  yuha 

De  tot  tems  en  on  vu  grainte  differance 
20.    £ntre  c6s  di  common  et  ods  de  gentelanoe '^) ; 

Main  les  pouyes  revis^^),  les  petetes  Borgeaizes 

Yorrin  faire  raipp6  es  Daimes  de  Noblesses. 

9'a  bon  quian  les  cognla,  atrement  en  croirait 

Qaiait  sarrin*')  des  Princesses,  voubin  aqnXe  d'aidroit  ^'}. 
25.    I  me  seat  emportaj  pairdon,  Schires,  pairdon!  9 

Dait^^)  j  en  aj  le  snjet,  ho  quüan  m'^atoit  dont:  10 

Lait  mattere  en  ä  belle,   et  90t  qui  vos  veat  dire  11 

Fairret  gonschai  les  enne,  et  peux  les  atres  rire.  12 

Y  aj  l'atrie^^)  rancontrai  donb'  Daime  de  Del^mont  13 

30.    Qae  san  allin  briezain^^)  contre  Cortemmilon  ^^):  14 

Alt  poirrin^^)  portain  bin  etre  de  PorraintrUi 

Ait  sentin  lait  laivare  '^) :  Diaile  en  pannait  son  q. 

Tote  dou6  empaqoetai  dain  lai  san 

Fat^  qae  de  ta'es  traes  sin  dinche  coiffan. 


*)  IPait  yi  =  ni  (ou  ne)  ait  yi  =  ni  4  y.  —  ^)  Le  mot  est  6crit  aiosi; 
cette  forme  n^existe  pas,  on  dit  viti.  Peut-^tre  Tauteiir  a-t*il  voolu  terire 
vitu  (Cf.  V.  48  oö  pii  =^  p»).  —    **)  Litt^ralement:  gentillance  =  noblesse. 

—  ")  Les  puy9  nvi  =  les  poux  revifs.  S*emploie  encore  en  Ajoie  et  a 
maintenant  le  sens  de:  les  parvenus.  (Cf.  Koh.  p.  27,  remarq.  5*)  loi  11  ne 
se  dit  pas  de  parvmtis  riches  (Protz) ;  il  s'applique  ä  des  gens  de  basse  ex-  — 
traction  qui  veulent  absolument  se  faire  valoir,  se  donner  des  airs  de  grands  «^ 
personnages,  alors  quo  chacun  sait  qu*ils  n'ont  pas  le  sou.  Ce  sont  des  or-  — 
gueilleux,  des  pr^tentieux  qui  fönt  comme  les  poux  ä  moiti^  ^cras^,  et  qui 
essayent  de  relever  la  tete.  —  La  Monnoye,  Noels  bourguignons,  p.  124, 
N.  Vll,  emploie  ce  mot  qu'il  explique  comme  snit:  ^Pouille-revij  pou  mal 
<  6crase,  revenu  en  (juelque  sorte  de  mort  k  vie,  terme  d'humiliation  ponr  un 
«pöcheur  qui  veut  s'an^antir  devant  Dieu;  quelquefois  aussi  terme  iDJurieux 
« quand  on  s'en  sert  par  m^pris  contre  des  gens  ä  qui  on  reproche  la 
*de  leur  premier  6tat.»  —  **)  Forme  inusit^e,  on  dit  sin.  (Cf.  B.  30:  Bairrin.)^ 

—  *')   A  Courchapolx  et  autres  villages  du  val  Terby,  on  dit  encore:  iß 
d'^drwä  ^'  il  est  d'adroit,   il  est  comme  il  faut;^  on  entend  aussi:   ätxe 
d'idrwä  ^  quelque  chose  (de  d'adroit)  de  comme  il  faut.  (Cf.  v.  90.)  —  Re— 
marquer  la  rime  avec  kr^r^.  —  *♦)  B^  -  Dieu!  (Cf.  piäJ^i^t  ^  pardieu  oui!  ^ 

—  Tr^s  fr^quent  encore  aujourd'hui.  —  ")  L'Otrl»  =  Vötn  yö,  Tautre^hier:^ 
avant-hier.  ('f.  Titalien  Valtr'ieri.  —  *')  Briezai  (Gloss.  A  =  coorir  de^i  del; 
s'eraploie  encore  -    vagabonder,  r6der.  li  vü  vds't*äi^  brUzi  ?  dira-t-on  A  ur 
gamin  (\m  s'apprete  a  courir  dehors.  —  ")  Courtemlon,  belle  propriöt^  em 
Del^mont  et  Courtetelle.  —  *»)  Inusitd  de  nos  jours;  on  dit:  pfrf.  —  <*j 
sobriquet  des  gens  de  Porrentruy  explique  ce  passage ;  les  armes  de  la  rii 
etant  un  sanglier,  les  habitants  s'appellent  les  p^^-s^yi,  les  sangUen,  ou  I 
porcs  (7?  PQ9). 


Les  Paniers.  218 

Unicuique  Dens  mandavit  de  proximo  buo. 
ö.    s'S  p$7§  pe9  le  retxo  de  p$\rro  d^sävr^, 

i  n'^rö  1*  ß  dire,  n'  ^  yi  fjrj  mö  nj; 

mS  St;^8  T  txet;^  lo  v&  p^rt^  xo  ä 

t/9  le  dy8z9  e  1^  nj^blo  sS  y^Ü  t^  yüä. 

dd  t2  tS  Sd-S  vü  grSto  diforSso 
ü.    Strd  se  di  kgm&  e  se  do  djStalSso; 

mS  le  püj9  rovi,  le  potöto  b^rdj^zo 

v^rT  f^ra  repä  e  d^mo  dd  n^bl^o. 

s'ä  bS  t^^  S  le  kgfiä,  ätromS  S  kr^r^ 

t/'e  särT  de  prls^BO,  vü  bT  ät/e  d'^drwä. 
5.    i  m9  80B  Spgrt^,  p^rdö,  xira,  p^rdS! 

de!  ySn-g  lo  ettdjg'l  hö!  t;^'  S  m'gkütg  dö! 

1^  m^tero  Sn-ä  hk\9,  e  89  k'i  v^  yde  dlra 

f^r$  göx^  Ifz-^no,  ^  pö  kz-atro  nrd. 

y'l  TätrQ  yi9  rSkötr§  dü9  dema  da  D1em(^ 
a.    k9  8'SnälT  bn9zS  kötra  K§rt^mlö. 

8  pjrT  pgrtS  bT  etra  da  PgrStrü; 

^  sStt  lg  l^vüra:  dy^la  S  pSne  85  t;^! 

t^ta  düa  Späkat^  dS  le  sS; 

f ät-e  ka  da  täla  trtta  sT  dtxa  kwäf & ! 

c 

Dien  a  Charge  cbacan  du  Boin  de  sod  prochain. 
5.    Si  senlement  on  poavait  diBtinguer  les  riches  des  paavresy 

Je  n'aurais  rien  a  dire^  ni  a  y  foarrer  mon  nez; 

Mais  aojourd'hai  (an)  chacun  le  veut  porter  si  haut 

Qae  la  gaease  et  la  noble  sont  vetnes  tont  pareillement. 

De  tont  temps  on  a  vn  [one]  grande  diff6renoe 
1).    Entre  celles  du  comman  et  Celles  de  nobiesse; 

Mais  les  parvenaes,  les  petites  bourgeoises 

Yoadraieot  faire  rampeaa  aax  dames  de  nobiesse. 

C^est  bon  qo'on  les  connäit,  aatrement  ou  croirait 

Qa*elles  (seraient)  sont  des  princesses  ou  bien  quelqae  chose  de  bien. 
>.    Je  me  suis  empörte,  pardon,  Messieurs,  pardon! 

Parbleu!  j'en  ai  le  sujet!    Ho!  qu^on  m'6coute  dono! 

La  matiere  en  est  belle,  et  ce  que  je  vous  veux  dire 

Fora  gonfler  les  unes,  et  puis  les  autres  rire. 

J^ai  avant-bier  rencontre  deux  dames  de  Delemont 
).    Qui  8*en  allaient  vagabondant  contre  Conrtemlon. 

Elles  pourraient  pourtant  bien  6tre  de  Porrentruy; 

Elles  sentaient  la  lavure :  le  diable  en  torohe  son  cul ! 

Tontea  deax  empaquetees  dans  la  soie; 

Faut-il  que  de  telles  truies  soient  ainsi  coiffees! 


2l4  Les  Paniers. 

35.    I-yi  digi**^)  raes  Daimes  voa  d^airin  vargangnie, 
Sa  anqaYeax  le  Du^moine,  reqaYeate-vo'')  a  motie? 
Tot  ces  graintes  proi-yieres  sont  trop  ledes*')  et  solaines, 
Nos  ne  sonspe  sehe  nunbin  de  poire  tain  de  poine. 
Main  mes  Daimes  vos  s^ite  qxüe  lait  devotion 

40.    A  v6tre  herritaige  et  votre  ocoupation? 

Le  Daemoine  des  tchai-76'^)  Toffice  ^re  che  long 
Qul'e  nos  ne  seunne  soudai**)  d'etre  ait  genon-yon**). 

I  les  pYaqaet  les  doües,  pot  allai  voit  masse: 
Oa  ere  enne  Donzelle  quYaivay  lait  paterasse'^}, 

45.    Y^reschaissutenan*'),  qui  pteingeay,  sospilai*®), 

De  90t  qnl'e  lait  grain  masse  in  po  long  tems  darait 
Y^sesse**)!  digeay-ti,  tot  mon  pauvre  coe  grule, 
Si  n'airo  pi^®^)  pri  stu  maitin  des  pillules! 
Mes  pauvres  petets  pies  sont  g^t  Evarteyie^^), 

60.    Dait  y  seut  tote  vouiqae*^)  d'etre  aigenon-yie: 


<^)   Forme   inconnue   de   nos  jours   (B.  51  )'a  aussi):   on  dit:  t  yt  dyf, 

—  **)  w  ntxödrd  =  se  retirer.  —  r9tx^dr9  a  aussi  le  sens  de  recueillir. 
(Ärck.  III,  p.  275,  n**  8,  str.  3.)  —  ")  Ledes,  lire  ici:  l(d9  =  ennuyant,  em- 
barrassant,  qui  est  au  chemin,  encombrant.  —  v^,  vi,  l(d9  mübyel  =  ito,  tni, 
meutHe  encombrant,  dit-on  ä  un  enfant  qui  se  trouTe  toujours  sur  votre 
chemin.  —  Ne  pas  confondre,  comme  le  fait  M.  Folletßte,  airec  J^d»  (peu 
usitö)  =  laid,  laide;  on  aurait  plutöt  employö  pät9.  —  *»)  M.  FoUet^te  (Cf. 
Fol.  41,  p.  55,  note  **)  traduit  par:  dimanche  des  cailloux;  c*est  une 
faute.  En  patois,  caillou  =  txiyQ  (Vd.)  et  txfyQ  ou  kfyQ  (Aj.)  —  Le 
mot  de  txfy^  est  encore  trfes  employ^  aujourd'hui  d  Courroux;  If  txfyf 
(plur.)  =  le  houx.  Le  dÜ9mwän9  d^  ixiyf  —  le  dimanche  des  Bameaux. 
Dans  le  Val  Terby,  on  Tappelle  le  dvamw&n»  df  hSXm  (Palmen).  Ce  jour-lü, 
en  effet,  ToflSce  est  fort  long.  —  On  plante  au  jardin  le  houx  bönit  rapportö 
de  TEglise;  on  le  laisse  en  terre  jusqu'A  Päques;  alors  on  Tenlöve  et  on  le 
conserve.  ä  la  maison;  quand  il  tonne,  on  en  brüle  un  rameau  sur  des 
braises,  |>^  pr^z^rv^  di  iä.  —  Dans  d^autres  localit^  le  houx  s^appelle  le  pTfp, 

—  24)  8Üdi  (\&t.:  solidare)  =  tenir  forme  au  poSte,  supporter,  endurer.  (Cf. 
V.  54.)  —  2^)  Cf.  le  vleux  fran^ais:  ä  genouülons.  Au  vers  50,  nous  avons  la 
forme  verbale.  --  *^)  Cf.  Glossaire.  Vermes  emploie  encore  ce  mot  dans  le 
sens  de:  toupet,  audace.  Ex.:  kf  pät9rä89  fl  §!  =  quel  toupet  il  a!  —  *')  Cf 
Glossaire.  M.  FoUetßte  öcrit:  c'aissutenan ;  je  ne  sais  pourquoi.  —  ")  Lire 
sppil^,  qui  86  dit  toujours,  et  non  söspü^.  (Cf  v.  139,  211,  etc.)  —  **)  C'est 
le  mot  allemand:  Jeses!  (Cf.  v.  67.)  —  »Oj  p/^^  \\re  pi»^  ou  plutöt  pf9  (Cf 
V.  18,  note  8  et  v.  85 :  cdi  ^  s§l).  ~  '*)  Bien  que  le  ms.  A  porte  (vart^yU, 
le  ms.  B  (v.  67  et  Gloss.)  a  ivartegie  (ivärt9jl9).  M.  X.  Kohler  a  corrig^  la 
Version  B.  en  evärt^yU  fCf  Koh.  67).  Je  crois  qu'il  vaut  mieux  lire  comme 
ici:  ^värt^yU.  L*orteil  =  Vvärt^y»,  d'oü  le  participe:  (värtiyf^  =  litt,  diwr- 
ieilU,  deboiU.  —  C'est  du  reste  ainsi  qu'on  dit  aujourd'hui.  —  ")  Le  ms.  A 
et  Gloss.  donnent:  vouique.  Le  ms.  B  (68)  donne  voüie  et  le  Gloss.  B  tfoüje 
(Koh.  68:  vouique).  Je  ne  sais  quelle  est  la  meilleure  forme,  le  mot  ne 
s'employant  plus  aujourd'hui  a  Courroux. 


Les  Paniers.  215 

35.    i  yi  diji:  med^mo,  vg  d|rT  y&rgSnTo! 

8*ä  St/6  lo  dü9mwän9y  r9t/dto-v§  ä  mötid. 

—  t§  86  grSto  prwäyiora  t5  8r2  l^do  |  8o1§d9; 
n§  n*  85  po  xo  nflbt  da  pwär  tS  d9  pw^no. 

—  mS»  med^me,  yö  seto  t/o  le  dev$8i5 
40.    ä  V2tr9  erit^dja  e  v^tro  g^üp&sio. 

—  l9  düamwänd  de  tx^ye  T^fiso  ^r9  xo  IQ 
t^9  nq  n9  8c&nd  8Üd^  d*etrd  ^  djonSyS. 

i  le  pyäk^  le  dü9  pg  äle  ywä  mäsa 
ü  ^r9  ^D9  d5z§l9  t](^  ev§  1^  pät9rä89. 
45.    i  er9  x'  ^8iit9nS  k'i  pySdj§,  8§pil§ 

d9  89  t/9  1^  grS  mä89  T  pö  iQtS  dtir§. 

—  Yez98  I  dijgt-i,  tq  m5  pövro  köd  grül9. 
8*1  n^^vö  pea  pri  8ttt  m^tX  de  pilttU ! 

me  pövr9  pat^  pi9  85  dj^  ^värt^yia; 
50.    d^!  i  8db  iqtQ  vouique  d  etr9  §dj9n5yi9. 

35.    Je  lenr  dia-:  Me8dame8,  you8  deyriez  (yergogner)  ayoir  honte! 
C'e8t  aajourd'hni  (le)  dimanche,   (retirez)  rendez-yoas  ä  l'^glise. 

—  ToQte8  068  grande8  prieres  8ont  trop  ennüyante8  et  fatiguites; 
K0118  ne  80iDiDe8  pa8  si  niai8e8  de  prendre  tant  de  peine. 

^-  Mai8,  Mesdamee,  yoa8  eayez  qae  la  d^yotion 
40.  Est  yotre  höritage  et  yotre  oeoupation. 

—  Le  dimanohe  de8  Rameanx  foffice  6tait  ei  long 
eine  noa8  ne  (eiimee)  pümee  endurer  d'etre  agenouilleee. 

Je  le8  plantai  lä  pour  aller  yoir  meese 
Oa  itait  nne  donzelle  qai  avait  la  dStreese. 
45.    Elle  £tait  ei  doaillette  qu'elle  plaignait,  eonpirait 
De  oe  qae  la  grand'  meese  un  pea  longtempe  darait. 

—  J68a8!  disait-elle,  tont  mon  paavre  oorpe  tremble. 
Si  je  n*ayai8  eealement  [pas]  pris  oe  matin  dee  pilalee! 
Mee  paayree  petite  pieds  sont  d6jä  ddboitee ; 

50.    Dien!  je  enie  toat  ereint^e  d*etre  agenoaill6e. 


216 


Les  Paniers. 


Yai  git  pri  le  borron,  le  redenx  et  le  Clocat**), 
Yairrö  cent  fois  meat  fai  de  vardai  le  fornat 
Yaivo  Soscbpainsiön  ^)y  q.ai  solerait  de  lai  dainse 
Porcemöme  y  soudet  jaSoqal'an '^)  ent  roschie  paince'*). 

55.  Ste  Daime  dont  j  prageait  ere  belle  et  pimpai, 

Yaivaj  prit  tot  sod  tems,  pot  ae  bin  ^paingoYaj  ^^^ 
Yere  tcbairgie  de  noagat'^,  de  Robe  et  de  pennier 
Qul'antrain  dedain  les  bains  I  motret  son  derie. 
Y^re  pondran,  fri^olan,  qulquiudo  tot  de  bon 

60.    Qulie  g'ere  in  tchin  bairbait,  voa  le  quYa  d'in  oeyon 
1  me  pancet,  mon  Du6!  comment  des  braives  gens 
Ozan  t'et  pairet  bin  se  yettre  sehe  peuttement? 
Main  DnS  quYe  hai-yenne'^)  ces  modes  et  novatais 
Tot  di  long  6tanda  lait  faj^^)  ait  cambisaj^^): 

65.    Yailai  beyon-nain,  criaj  tain  qalipoyai, 

Oye  le  qnlieae!  l'eschtomait !  helai  Seigneur  hel^j! 
I  n'an  pent  pu,  Yesessel  mon  Dien,  Yierge  Mairie! 
Allai  pi^')  in  p6  d'Ave  e?i  lait  Eejne  D'üongrie: 
Yos  etes  en  6preg&^')?  conete  dont  viteman; 

70.    Lait  voila  qulia  schasaj**),  les  Oeu-yes  yi  yiran. 
A  vin  aigre,  a  Yin  aigre,  vite  di  brainteviii ; 
You  bin  aipportai  yi  lait  toban-natte^^)  di  vin: 
Cigangnie  lai  gai-yai^^):  le  malaige  lait  tnS, 


78 


'3)  La  forme  klpkä  existe  encore  dans  le  Yal  Terby,  ä  c6t6  de:  h  Ipl 

—  ^)  Confnsion  entre :  Suspension  et  suspician.   —  ^*)  Cette  fa^n  de  parli 
jusque  ~  jusqu'ä  ce  que  s'emploie  encore  aajourd'buiy  dans  le  Jura,  meme 
fran^ais;   mais  on  dit   plutot  jusqu'ä  quand:  ÄUends-moi  jusqu'ä  quante 
reviendrai.  —  ")  Cf.  Arch.  YI,  p.  163,  note  5.  Le  GIoss.  donne :  roschie 
~  V Agnus  Dei^  qui  se  chante  Ä  la  fin  de  la  messe;  mais  le  r(^ji>  pi89  döi 
aussi,   et  c'est  encore   le  sens  le  plus  habituel  aujoard'hui,   la  cons^cratii 
Vilivation,  au  milieu  de  la  messe.  —  '^)  C'est  le  mot :  ipingler.  M.  Follei 
je  ne  sais  pourquoi,  traduit:  bichonner,  —   ^)  Ce  mot  toiyonrs  öcrit  noum 
dans  le  ms.  A,  se  prononce  pourtant  nükä  et  non  nüsä  (Cf.  B.  77 :  nükä). 
'*)   On   a   les   deux  verbes:   fyi  —  hair,   et  fy9n^  =  d^tester,  m^priser. 
^)  M.  Follet^te  traduit:  la  fit;  inexact.    C'est  le  präsent:  la  faU.   Au 
d^fini  on  aurait:  If  ßz(  i-käbiz^.  —  ^*)  Ce  mot,  inusitö  aujourd'hoi,  estt 
cambissaj  au  vers  323.  Le  ms.  B,  vers  86  a  camhysaj,  et  le  Gloss.  B: 
hissaj,  —  ♦*)  L*expression  pi,  qui  revient  plusieurs  fois  (Cf  v.  75.  B  103, 
et  que  Raspieler  donne  au  Glossaire,  est  inconnue  de  nos  joars.  —  ^) 
X.  Kohler  (Koh.  90)  et  FoIIet^te  (Fol.  69)  traduisent:  Yous  6teB  li  tn 
c'est  la  signification  donn^e  au  Glossaire  B;  mais  le  Glossaire  A  dit: 

—  immuable,  une  souche.    Mot  inconnu  aujoard'hui.   Le  sens  est:  Youb  re 
la  plant^s  comme  une  souche!  —  ^}  Lire:  xäs^,  et  non  xäs^\  o'est  le 
passö.  L*adjectif  a;ä«  (Ajoie:  xäs)  =  döfaillant,  övanoui,  p&mö.  —  ♦*)  Le  i 
encore  usitö  de  nos  jours,  d^signe  la  burette  dans  laqnelle  se  met  le  ^ 
la  messe  k  l'^glise.  —  ^^)  Ce  mot  g^^  =  gaillard[ement],  est  eooore  oaitö  i 
tenant,  mais  ii  a  pris  le  sens  de :  toujours.  iß  (  g^yi  swä  =  il  a  toiyoiin  0(^  S^;  \ 
i  9^y^  ^  f^9vr,  g^yi  mä  ^z-ay»  ^  il  a  toujours  la  fiövre,  toujoun  mal  aux  ^^^Wtf 


Les  Paniers.  S17 

y'§  dje  pri  I9  b^rS,  I9  rQdS,  I9  klgkä. 
yirö  85  fwä  möd  f^  d9  v&rdf  I9  fgrnä! 
y*|yö  sttxpSstS  k'i  söbr^  d9  le  dS89; 
P2r89m^9  i  8Üd$  djSt/'  Sn-tt  röxio  pS89. 
8t9  d^m9  d9  i  pradje  §r9  b^l9  e  pTp§; 
i  evg  pri  !§  85  tfi  P2  89  bT  epTdy^. 
i  ero  tz^rdjld  d9  nükä,  d9  r2b9  ^  d9  p^nla 
t;^*  Str6  d9dS  le  bS  i  mötr§  85  d9n9. 
i  §r9  püdrSy  friz^lS,  t;^'  i  t/ttdö  t§  d9  bS 
t/9  s'gre  I  txl  b|rbg,  vü  U  t;jftt  d*Tn-ö9y5. 
i  m9  pS8$:  m5  dtt9!  k^mS  de  br^vo  djfi 
özfite,  p^r^  bT,  89  v6tr9  Z9  pcBt9inS? 
m6  dü9  t;jf9  §7§n9  8e  m9J9  e  n^vit^, 
q  di  15  etSdül^  f|'^  k8biz§. 
i  &1§  b9y5n6,  krie  t6  t;j^'  i  pgyg: 
öyd  lotj^d!  l*ext§m§!  e\^,  Seigneur,  el^! 
i  n'S  p&  pü!    Yez9s!  man  Dieuf  vi9rdj9  iD^n9! 

—  &lg  pi  T  pö  d'äv9  fi  le  ren9  d^Hongrie, 
yöz-6t9  2ln-^pr9gä!  kü9td  d5  vit9m8! 

1^  vw&lä  tjf*  ä  x&sf,  lez-cBy9  yi  virS. 
ä  vinegro,  ft  vin^gro!  vit«  di  brSt9vT, 
vfi  bX  ^port§  yi  l^  txSn&t9  di  vT ! 
8igSfiI9  1^  g^y^:  lo  mälej9  le  ttt9. 

J'ai  di]k  pris  la  toax,  la  coliquO;  le  hoquet. 

J*aarai8  cent  foi8  mieux  fait  de  garder  le  foarneaa! 

J'avais  sospicion  qn^elle  [se]  fatigaerait  de  la  danse; 

Poartant  eile  tint  ferme  (jusqa'on)  jasqn'ii  ce  qu  on  eut  frappe  la  poitrine. 

Cette  dame  dont  je  parle  6tait  belle  et  pimp6e; 
Elle  avait  pris  tont  Ron  temps  poar  8e  bien  ^pingler. 
Elle  6tait  8i  chargee  de  noeuds,  de  robes  et  de  paniers 
Qn'entrant  dedans  les  bancs,  eile  montrait  son  derriere. 
Elle  etait  poudree,  frisol6e,  que  je  croyais  tont  de  bon 
Qne  o'etait  nn  cbien  barbet  oa  le  cul  d*an  oison. 
Je  (me)  pensai:  Mon  Dien!  comment  des  braves  gens 
Osent-ils,  parblen  bien,  se  vetir  si  vilainement  ? 
Mais  DieUy  qai  d^teste  ces  modes  et  nonveant^. 
Tont  du  long  6tendue  la  fait  (ä)  onlbuter. 
Elle  allait  roulant  par  terre,  criait  tant  qu'elle  poavait: 
Aüe  le  ccenr !  restomac !  bilas !  Seigneur,  b^las ! 
Je  n*en  penx  plus!  J^os!  mon  Dieu!  Yierge  Marie! 

—  AUez  chercber  an  peu  d'eau  ä  la  Beine  de  Hongrie. 
Vons  etes  comme  une  soaehe !  coarez  donc  vite ! 

La  voilä  qoi  est  pam^!  les  yenx  Ini  tournent. 
An  vinaigre,  au  vinaigre!  vite  de  Teau-de-vie, 
Ott  bien  apportez  Ini  la  bnrette  da  vin! 
Seoonez-la  vigoorensement;  le  malaise  la  tue. 


218  Les  Paniers. 

Toy  coaß  vite  a  Liain*')  pot  yaipportay  di  brufe*.  90 

75.    Q,riie  quYeqnlLan  alle  pi  le  Dootor  Schosohemi? 

Portal  lait  soha  son-y^,  Maidaime  en  vait  mearrj.  94 

I  gremme  g^t  les  dents,  son  vesaige  a  tchaingie^  95 

Loaleax  d'in  vire  main  y  vait  etre  virie.  96 

Helai!  mon  Due  Helai!  I  tire  les  derie^^),  97 

80.    Y6t  get  le  rainquoi-yat*^,  1  pai  pot  l'atre  vie.  99 

Yain  kovalain^^)  aipr6  U  jainqaüan  l'eternitaj  100 

Aaffin  de  remerqaaj  de  quYe  cotaj  y  adr6t;  101 

I  tire  devoi  le  Cie  voi-yan  se  yantreret.  102 

De  lait  Sainte  Citaj  vait  cakaj  en  lait  po^rte  103 

85.    Saint  Pierre  oeavrj  me  l'Eat  j  seut  cel^  qiüar  moerte.  104 

QuYu  cake  ciellot^^)?  a  ce  in  Caremantran?  105 
Le  Cie  n'a  pe  ai-ya  fai  pot  ces  soertes  de  gens 

Se  botte  a  r^cremi,  cake  ancot^^  enne  fois;  107 

Pierre  dit,  oeavran  yi,  di  moins  ran  qnYe  pot  voj,  108 

90.    Se  porrait  bin  etre  quieque  chose  d'aidroit,  109 

Alt  devirre  ses  scbairs^^),  r'oeavre  ancot  enne  foj.  110 

Comme  j  feat  eschtanglay  ^^)  devain  le  Pairraidj,  111 
(itfievesse  *^)  qtfian  me  frevoze^®)?  qui  seut  scbe  bin  vetj. 
Entraj  Maidaime,  entraj  yan  seut  pa  qul'e  content^ 

95.    Main  sain  vo  derobaj:  I  ne  veat  pe  atreman. 


^^)  Cette  expression  noas  serait  inconnue  sans  ^e  glossaire.  —  ^^)  TirU 
l^  (Jbrfs  =  tircr  les  demiers  (sc.  soupirs)  est  tr^s  fr^qaent  de  dos  jonrs,  mais 
ne  se  dit  que  des  betes,  et  Jamals  des  gens.  —  ^^)  Le  rikwäyä  d^sigoe  le 
räle  de  la  mort.  Cf.  le  vandois:  le  rancö.  —  ^)  Lire  ici  kouaiUtin  (v  =  u. 
Cf.  Gloss.  kualaj  et  B  122:  coüalaitiy  Gloss.  coüalaj).  Aajourd'hui  d/f  kwäii 
—  aller  lentement,  en  trainant :  i  8*ä  v(  tö  kwäli.  Les  ms.  A  et  B  donnent 
un  verbe  kwäl^  —  marcher  tout  doucement  aprös.  On  traduit  (Fol.  81  et 
Koh.  122):  allons,  marchant  doacement  apr^s  eile.  Mais  comme  dans  aucan 
des  raanuscrits  11  n'y  a  de  ponctuation  entre  vi  et  kwäli,  on  peat  traduire 
comme  je  le  fais  et  comme  on  dit  encore  aujourd'hui.  —  On  a  encore  le 
subst.  ^9  kwäb  toujuurs  pris  dans  nn  mauvais  sens:  bas  d'ane  robe  qui  a 
train^  dans  la  boue.  —  ")  Compl6tement  inconnu  aujourd'hui.  —  **)  Cour- 
roux  dit:  äkp;  le  Val  Terby:  fkf  L'Ajoie  dit:  äktc^.  —  ")  C*est  6videmment 
une  faute  de  copie.  Ms.  B.  135  a  scJwj;  on  n'emplole  que  le  mot  x^  (Vd.)  et  x^ 
^Aj.)  —  ^)  Le  ms.  A.  dit  eschtanglat,  le  ms.  B.  eschtangaj.  Le  mot  s'emploie 
encore  aujourd'hui  et  derive  de  l'allemand  Stange  =  se  tenir  droit  comme 
une  perche.  Courroux  dit:  ^  so  si  dvi  ^xtäg^  kd  n*  f^rä  —  elles  sont  plan* 
tees  1:1  devaiit  qui  ne  fönt  rien.  On  a  aussi:  d^z-^xtäg^  —  femmes  oisives, 
plantees  la  les  bras  croises.  rävw^iU  vwä  s^z-ixtäg^  k9  m^kä  —  Kegardez 
voir  ces  d^samvn»es  qui  cancaneut.  A  toujours  un  sens  pöjoratif.  —  Baspieler 
dans  süu  glossaire  ayant  doune  ä  ce  mot  le  sens  de:  etre  debowt  avec  fieri6 
(quMl  avait  peut-etre  a  son  epoque),  jai  cru  devoir  traduire  comme  il  Ten- 
tend,  bien  que  le  mot  n'ait  ])lus  cette  acception  maintenant.  —  ")  Cette 
forme  quievesse  quian  ne  peut  se  comprendre  que  comme  je  Tal  traDscrite, 
le  qui  —  correspondant  toujoura  a  tx9  :  tx^  ä  89  tx'ä  —  qu'est-ce  qu'on.  — 
56)  Frevozaij  inusite  aujourd'hui  dans  ce  sens.     (Voir  vers  195,  note.) 


Les  Paniers.  219 

twäy  küd  vito  ä  liS  p^  i  ^P9rte  di  brÜ9. 

t;^9  t]fft/fl  äl9  pi  l9  d^kt^r  x^zomi! 

p§rt|  1^  xtt  sC  ye!  med^m9  fi  v^  mSri. 

i  gr9m9  dj^  le  dfi,  85  vez§dj9  E  txSdji9. 

lülö!  d*I  vir9-m6  i  ve  etr9  viri9 ! 

e]§!  m5  dÜ9,  e]^!  i  uro  le  d9n9. 

i  $  dj^  l9  rSkw&yä;  i  p§  p^  rätr9  yi9. 

y6  kw&lS  §pr§  le  djSt/'  fi  l'et^roit^, 

SfT  d9  r9m^rk^  d9  t/e  köt§  i  adr$. 

i  tira  d9vw&  l9  819;  vwayS  89  i  ätr9r$. 

d9  U  88t9  8it§  v§  käk^  &  1^  pö9rt9: 

8S  pi9r9,  8vri-m9  1'8,  i  soe  8^1  t/'  i  mö9rt9. 

—  t/U  k&k9  ciellot?  i-89  I  "^kärfmStrS P 
l9  8l9  n'ft  p^  eytt  f^  P9  se  899rt9  dd  djfi. 
89  b§t9  ^  rfkr9mi,  käk9  Sk^  ^n9  fwä. 
pi9r9  di:  8vr5-yi,  di  mw5  rS  t/9  p§  vwä; 
89  pjr  bX  etr9  t/et/9  txöz9  d'^drwä. 

e  devlr9  8e  x§,  rövro  fik9  eD9  fwä. 

k9m9  i  foB  ^xtSg§  d9vS  l9  per^di: 

t/'a  89  t/'fi  m9  fr9vöz9  k'i  sob  X9  bX  veti? 

—  8tr§y  in^dem9y  Str^,  y'fi  8ob  pü  t;jf9  kötfi, 
mS  8$  y§  d^röb§;  i  n9  vob  p'  fttr9m&. 

Toiy  ooniB  vite  ä  la  cnisine  pour  lui  apporter  du  bonillon. 

Qne  quelqu'un  aille  chercher  le  doctenr  Sonffle-m'y ! 

Portes-ia  sar  8on  lit!  Madame  en  va  moarir. 

Elle  grince  d^jä  les  dents,  son  visage  est  chang6. 

Parblea!  d'an  vire-main  eile  va  etre  toarn^e! 

H^las!  mon  Dieu,  b^las!  eile  tire  It-s  derniers  [soapirs]. 

Elle  a  dejä  le  rale;  eile  part  poar  Tantre  vie. 

Allons  doucement  apres  eile  jusqa^en  l'^ternitöy 

Afia  de  remarquer  de  qael  cote  eile  ira. 

Elle  tire  devers  le  Ciel;  voyons  si  eile  y  entrera. 

De  la  Sainte  CM  [eile]  va  frapper  ä  la  porte: 

Saint-Pierre,  ouvrez-moi  Thais;  je  suis  celle  qui  est  morte. 

—  Qui  frappe  ici?  E8t-ce  un  (Carnaval)  masqae? 
Le  Ciel  n'a  pas  iti  fait  pour  ces  sortes  de  gens. 
Elle  se  met  k  redoubler,  [eile]  frappe  encore  une  fois. 
Pierre  dit:  Oavrons-ld,  du  moin8  rien  qae  pour  voir; 
Ce  pourrait  bien  etre  quelque  cbose  de  comme  il  faut. 
II  dätourne  ses  clefs,  rouvre  encore  une  fois. 

Comme  eile  fut  fikement  dress^e  devant  le  paradis: 

Qu'est-ce,  qn'on  me  m^prise,  [moi]  (que  je)  qui  suis  si  bien  vetue  ? 

—  Entrez,  Madame,  entrez,  j'en  suis  plus  que  content, 
Mais  Sans  vous  d^vetir;  je  ne  veux  pas  autrement. 

(A  suivre.) 


Die  Verehrung  des  h.  Morand  Mon, 

Yon  E.  A.  Stückelberg  in  Basel. 

Unter  den  spätmittelalterlichen  Heiligen  des  Bistmiui  Basel 
verdient  S.  Morandus^)  Mpnachus  um  seiner  Yolkstümliehkeit 
besonderes  Studium.  Der  Kult  des  h.  Morand  ist  eng  begrenit 
und  sozusagen  auf  den  Sundgan  beschränkt;  doch  ist  dnrch  die 
intensiven  Beziehungen  zu  Basel  ^)  einerseits  and  ^ani  Benedik- 
tiner- bzw.  Cluniacenserorden  anderseits  die  Yerehrung  8.  Mo- 
rands  auch  in  die  Schweiz  getragen  worden. 

Zeugnisse  dafür  sind  Reliquien,  die  im  Jahre  1459  in  der 
S.  Andreaskirche  zu  Basel ^)  erwähnt  werden;  dann  Snrgants 
1502  erschienene  Vorschrift^),  deren  Wortlaut  hier  abgedrackt  sei: 

Uff  mom  verkund  ich  euch  des  heiligenn  beiebters  tag  saoct 
Morand.  Sein  woDung  zu  Altkirch  bey  der  stat  Basell  bistombs  in 
eime  Kloster  des  ordens  Cluniax  gehebt  hat,  do  auch  sein  hchnam  be- 
graben erhebt  ist.  Durch  welchen  heiligen  got  der  almechtig  vfl  grosser 
mirackol  und  wundorzeichen  mercken  ist  in  mancherley  weg  den  sollen 
ir  wissen  zu  eoren  uff  morn. 

Auch  die  Klöster  im  Jura  besassen  Heiltum  von  S.  Morand; 
Walch^)  nennt  Partikeln,  die  im  XV.  Jahrhundert  in  Lützel 
ruhten;  SaintJmier  verlor  die  seinigen  beim  Bilderstnrm.  V. 
Acklin^)  berichtet,  dass  im  Jahr  1654  das  Priorat  von  S.  Morand 
in  Mariastein  vergebens  Reliquien  reklamierte;  es  ist  anzunehmen, 
dass  es  sich  um  Reste  des  Schutz-  und  Namenspatrons  des  Prio- 
rates  handelt,  denn  Mariastein  besitzt  Heiltum  des  Sundgauer  Hei- 

*)  Nicht  zu  verwechseln  mit  S.  Morandus,  Abt  von  Brueil  in  Burgund, 
5.  Mai;  Stadlkr,  Heiligen-Lexikon  IV,  p.  493.  —  *)  vgl.  das  Basler  Urkunden 
buch  und  zahlreiche  ungedruckte  Dokumente;  hier  zwei  Beispiele: 

Item  der  Propst  von  sant  Morand  git  (dem  Kloster  Maria  Magd, 
in  Basel)  XV  den.  von  einem  garten  und  mätteli  gab  vor  niathis  bop 
und  zum  letsten  die  kannengiesser.    M.  Magd.  St.  A.  Base). 

Item  wernlin  webar  von  Altkylch  ist  abgelassen  1  ß  von  sinem 
huss,  etc. 
3)  vgl.  des  Verf.  Gesch.  der  Reliquien  (I)  Reg.  i\^  322.  —  ♦)  Manuale  cura-  — 
tonim:  consideratio  IIl  de  modo  indicandi  festa  sanctorum  dominicis  diebu:»—  ^^ 
p.  63  (Basel  15()2).  —  ■•)  Miscellanea  Luciscellensia  I  p.  491 — 506  (Mscr.  \ir-m 
der  üniv.-Bibl.  Basel).  —  *•;  Ackli.v,  Chronik  VI,  p.  994  (Mscr.  im  Staatsarchiv— 
Solothurn). 


Grab  S.  Moranda  mit  der  durchlöcherten  Steiaplatte  in  S.  Morand  (Elaass.) 


Die  Verehrung  des  h.  Morand  Mon.  221 

)D  ;  es  figuriert  heute  noch  in  der  Litanei,  die  an  die  Reliquien 
I  Gotteshauses  anknüpft^).  Nach  Gregor  Schnyder^)  besass  die 
rtskirche  S.  Gallen  im  Jahr  1693  Reliquien  von  S.  Morand;  von 
r  aus  wurden,  wie  es  scheint,  Partikeln  in  das  benachbarte 
>8ter  Neu  S.  Johann  im  Thurtal  ^  abgegeben ,  wo  sie  in  einer 
bula  gefasst  waren.  Ende  des  XYIL  Jahrhunderte  ist  auch 
Pfarrkirche  von  Gachnang  im  Besitz  solchen  Heiltums^^). 

Weder  eine  intensive  Yerehrung  des  Heiligen  im  ganzen 
tum  Basel,  noch  eine  Verbreitung  des  Kultes  längs  dem  Ober- 
in oder  in  der  Schweiz  geht  aus  den  Urkunden  hervor.  Auch 
ikonischen  Denkmäler  des  h.  Morand  sind  sehr  selten  —  ver- 
itet  waren  nur  die  fürstbischöflich  baseFschen  Kalender,  grosse 
pferstiche^'),  in  deren  Oberteil  die  Heiligen  der  Diözese,  dar- 
er  S.  Morand,  neben  S.  Imer  und  über  S.  Ursiz  in  Wolken 
ttt. 

Um  den  heiligen  Mönch  näher  kennen  zu  lernen,  muss  man 
1  Grab,  von  dem  die  Yerehrung  ausgeht,  aufsuchen. 

Im  Jahr  1105  schenkte  der  Graf  von  Mümpelgard  dem 
len  von  Cluny  die  alte  Christophskirche  unweit  dem  Hügel, 
dem  jetzt  Altkirch  steht;  Cluniacenser  siedelten  sich  hier  an 
1  bald  nach  der  Gründung  ward  S.  Morand,  der  aus  den  ober- 
inischen Landen  stammte  und,  im  Anschluss  an  eine  Wallfahrt 
h  Santiago,  in  Frankreich  geblieben  war,  in  das  Filialkloster 
Sundgau  gesandt.  Nach  äusserst  segensreicher  Wirksamkeit 
*b  er  ums  Jahr  1115.  Schon  im  XH.  Jahrhundert  wurde  sein 
)en  beschrieben  und  es  erfolgte  seine  Translation  und  Heilig- 
Bchung;  aus  den  Jahren  1289  und  1326  datieren  die  ältesten 
S.  Morand  bezüglichen  Indulgenzbriefe  und  im  XHI.  Jahr- 
idert  entstand  eine  Bruderschaft  unter  dem  Namen  des  Heiligen. 

Für  den  Leib  des  Heiligen  wurde  ein  neues  Grab  im  Lang- 
es der  Kirche  hergestellt;  es  besteht  zum  Teil  heute  noch, 
lieh  in  verstümmeltem  und  teilweise  erneuertem  Zustande. 
Boden  liegt  eine  grosse  Sandsteinplatte  mit  zwei  runden 
;hern^*);  in  diese   oder  über   diese   hielt  man  kranke  Glied- 

^)  Der  Pilger  in  Mariastein.  2.  Aufl.  Einsiedeln  1890,  p.  33.  —  »)  Sacra- 
i  S.  Galli  I,  p.  625—690  (Mscr.  in  der  Stiftsbibl.  St.  Gallen).  -  »j  Hiero- 
>phylacium,  begonnen  1773  (Mscr.  im  Pfarrarchiv  S.  Johann).  —  >•)  Lang, 
.  theol.  Grundriss,  p.  1060.  —  ")  Aus  dem  XVIII.  Jahrhundert;  mehrere 
mplare  in  Pruntrut  (Bibliothek  und  Museum)  und  Basel  (histor.  Museum). 
2)    „duo  foramina  in  orbem  perfossa  sunt,    tam  ampla  ut  caput  hominis 


222  Die  Vorehrung  des  h.  Morand  Mon. 

masBen,  um  Oesundung  beim  Heiligen  zu  erlangen.   Dies  ist  eine 
uralte  und  weit  verbreitete  Sitte,  deren  Bedeutung  für  die  Volks- 
kunde von  H.  Gaidoz  monographisch  gewürdigt  worden  ist.^*)  Über 
diesen  Löchern  erhebt  sich,  von  vier  steinernen  Löwen  getragen, 
die  Steintumba,  ein  mit  je  6  Blindbogen  auf  jeder  Langseite  um- 
stellter Trog.    Die  figürliche  Füllung  der  Bogenreihen  ist  bei  der 
Revolution  zerstört  worden.    Auf  dem  Sarkophag  ruht  als  Deckel 
ein  Stein  mit  der  in  kräftigem  Relief  gearbeiteten  bartlosen  Figur 
des  Heiligen ;  zu  Füssen  desselben  in  kleinerm  Masstab  die  Dar- 
stellung von  Kranken,  die  durch  die  Wunderkraft  Morands  ge- 
heilt worden  sind.    Das  Werk  gehört,  mit  Ausnahme  delr  durch- 
löcherten  Bodenplatte   und   der  Löwen,   der  romanischen  Styl- 
periode an  und  dürfte  im  XH.  Jahrhundert  entstanden  sein.  Etwas 
später  hat  man  für  das  Haupt  des  Heiligen  einen  besondem  Be- 
hälter erstellt,    ein  silbernes  Caput  mit   vergoldetem  Haar  und  J 
Bart ;  das  Bruststück  besteht  aus  Kupfer,  ist  mit  Glasflüssen  besetzt            ^ 
und  in  neuerer  Zeit  wieder  vergoldet  worden.^  Dieses  ästhetisch            J 
nicht  hervorragende,  aber  hagiographisch  interessante  Stück  wird            J 
heute  im  Pfarrhaus  der  Stadt  Altkirch  aufbewahrt  und  alljährlich           m 
in  feierlicher  Prozession  nach  dem  Moranduskloster  getragen.  Für          tm 
Röhrknochen  wurden  in  spätgotischer  Zeit  zwei  silberne  Arme  mit          ^ 
ovaler  ÖiFnung,  oben  geschmückt  mit  k  jour  gearbeitetem  Ranken-          — 
Ornament,  hergestellt ;  am  einen  liest  man  WIOT  HII  MO  11  LOT.          •" 
Beide  sind  leer  und  stehen  im  Pfarrhaus  Altkirch.    Ebenda  wird,         ^1 
begleitet  von  einer  Authentik  aus  dem  Jahr  1834,  ein  eiserner        rm.^ 
Türgriff  aufbewahrt,  der  von  der  Kammer  des  Heiligen,  die  heut       ^Ji 
als  Kapelle  dient,  herstammt.    Der  Türgriff  trägt  indes  nicht  die       ^  .i 
Formen  des  XIL  Jahrhunderts,  kann  also  von  S.  Morand  kaum      M=mn 
berührt  worden  sein. 

Besondem  Aufschwung  nahm  die  Yerehrung  des  Sundgauer  rxei 
Patrons  im  XV.  und  im  XVH.  Jahrhundert.  Wir  erfahren  von  -c^r^n 
einem  kostbaren  Bild,  das  die  Landesherren,  die  Herzöge  von  MX*n 
Österreich  1426  stifteten,  von  einem  sechspFDndigen  Wachsarm,  «^  .c3b, 
der  1463  ex  voto  geschenkt  wurde,  u.s.  w.'*)  Ob  die  in  Wien  1688^^  «8 


quantumvis  magnum   per  illa  inseri  in  subjectum  spatium  possi,   et  verc»    *!^a 
frequentissime   soleat,  ab  impetrare  cupientibus  per  SsDCti  viri  intern i^sv^ 
ceösionem   beneßciuin   quodlibet;   praecipue  tarnen   levationem   dolori^    j5, 
Caput  c  r u  c  i  a  n  t  i  8. **    A  A.  S  8.  .Tun.  I  p.  310.    (Es  folgt  Beschreibung  d^^^gg 
Grabes  mit  den  Figuren,  die  sich  auf  3  Wunder  bezieben.)  —  '•)  ün 
rite  lihHiical.  —  'M  A.  D.  Sankt-Morand  bei  Altkirch.   Rizheim  1901,  p.  ^^ 


Die  Verehrung  des  h.  Morand  Mon.  223 

vorhandenen  Partikeln  anf  ein  Reliquiengesuch  der  Habsburger 
im  XY.  Jahrhundert  zurückgehen,  scheint  sich  nicht  mehr  er- 
mitteln zu  lassen. 

Ein  neuer  Beginn  der  Aufzeichnung^^)  der  Wunder  am  Grab 
S.  Morands  fällt  ins  XYII.  Saeculum;  Heilungen  von  Kopf  und 
Arm,  auch  von  Vieh,  werden  erwähnt.  Daneben  fahrt  S.  Morand 
fort,  ein  besonderer  Schutzpatron  des  Weins  zu  sein.  Die  Bol- 
landisten  wissen  kein  litterarisches  Zeugnis  für  den  Ursprung 
dieses  Patrociniums  anzuführen*^,  der  Jesuit  Cahier  aber  zitiert 
eine  alte  Biographie  des  Heiligen,  nach  der  eine  Traube  einst 
während  der  Fasten  die  einzige  Nahrung  S.  Morands  gebildet 
habe^^.  Näher  liegt  es,  das  Patronat  auf  die  Weinproduktion 
des  Sundgaues  zurückzuführen;  nichts  ist  natürlicher,  als  dass 
der  Landespatron  als  Beschützer  der  Landesfrüchte  betrachtet 
und  verehrt  wird*^);  die  Kunst  folgt  diesem  Zug,  indem  sie  dem 
Heiligen  jeweilen  den  Gegenstand  seines  Patrociniums  als  Attribut 
beilegte  Spezielle  Legenden  sind  erst  sekundäre  oder  tertiäre 
Erscheinungen. 

Die  Verehrung  S.  Morands  blüht  heute  noch;  sie  äusserte 
'sich  im  Neubau  der  Morand nskirche,  die  1886  geweiht  wurde, 
in  der  feierlichen  Reliquienübertragung  *^)  1892  und  io  alljähr- 
lichen starkbesuchten  Wallfahrten. 


Miszellen.  —  Melanges. 


Zum  Kapitel  des  Kettenbeissens. 

Im  Auschluss  an  die  Mitteiliing  des  Herrn  Pfarrer  Famer  ttlier  das 
Kettenbeissen  beim  ersten  Übergang  über  die  Bheinbracke  bei  Stein 
(Archiv  VII,  61)  kann  ich  einen  ähnlichen  Fall  aus  meiner  Heimatgemeinde 
Sent  (Engadin)  mittfeilen.  Dort  ist  auf  dem  Wege  zu  den  Gemeindealpen, 
etwa  zwei  Stunden  vom  Dorf,  ein  oft  nicht  ungefährlicher  Rüfen-Übergang. 
Kindern  (oder  jungen  Leuten),  die  zum  erstenmal  auf  die  Alp  gehen,  sagt 
man,  sie  mQsseD  die  „mamadonna*",  die  alte,  hässliche  Grossmutter,  küssen, 
sonst  Stürzen  sie  in  den  Tobel,  und  man  erzählt  von  Leuten,  die  verunglückt 


»)  a.  a.  0.  p.  50.  —  ^^)  AA.  SS.  a.  a.  0.  p.345.  —  ")  Cahier,  Caractöristi- 
ques  des  Saint«  II,  p.  723.  —  *»)  wie  S.  Theobald  im  benachbarten  Thann, 
S.  Urban  in  Langres,  S.  Theodul  im  Wallis,  S.  Gratus  in  Aosta  und  zahlreiche 
^uadere  Heilige.  —  *')  Zwei  Schienbeine,  jetzt  in  einem  Altar  der  Evangelien- 
seite, wurden  aas  Altkirch  nach  S.  Morand  einbegleitet. 


224  Miszellen.  —  M^langes. 

siod,  weil  sie  den  Kuss  verweigert  haben.  Die  alte  „mamadonna'*  ist  nur 
der  Name  eines  ofengrossen  Steinblockes,  der  sich  am  Wege  vor  dem  Rufen- 
Übergang  befindet,  dem  aber  schon  manches  leichtgläubige  Kind  einen  Kuss 
aufgedrückt  hat.  Diese  Fälle  stehen  wohl  nicht  vereinzelt  da.  Dass  die  heid- 
nische Sitte,  die  Grottheit  durch  ein  Opfer  oder  eine  Huldigung  zu  gewinnen, 
hier  zu  Grunde  liegt,  scheint  mir  auch  wahrscheinlich. 

Bellinzona.  Dr.  A.  Augustin. 

Nicht  ein  eigentlicher  Beitrag  zu  dem  mehrbesprochenen  und  noch 
immer  nicht  aufgeklärten  Kapitel  des  Beissens  in  eine  Brückenkette,  aber 
eine  nicht  gar  zu  weit  abliegende  Abart  desselben  mag  es  sein,  was  uns 
eine  gebome  Heidelbergerin  bezeugt:  Am  Elisabethenthor  des  berühmten 
Heidelberger  Schlosses  befindet  sich  ein  grosser,  eiserner  Knopf,  der  deutlich« 
Spuren  davon  trägt,  dass  sich  schon  viele  scharfe  Zähne  vergeblieh  an  ihm 
versucht  und  vielleicht  stumpf  gebissen  haben.  £ine  alte  Volkssage  fordert 
nämlich  dazu  auf,  indem  sie  demjenigen,  der  diesen  Knopf  zerbeisseo  kann,  « 

das  ganze  Schloss  mit  allem  Reicbtum  und  aller  Herrlichkeit,  die  darin  liegt  ^ 

oder  einst  dazu  gehörte,  in  sichere  Aussicht  stellt. 

Stammheim.  A.  Farner,  Pfitrrer. 

Formules  traditionnelles  sur  la  couverture  des  livres.O 

L'usage  de  formules  rimöes  traditionnelles,  plus  ou  moins  focötifliises,  «^i 

pour  accompagner  sur  la  couverture  le  nom  du  propriötaire  d'iui  Ihrre,  est  '^^ 

compl^tement  tomb^  en  d^su^tude,  et  ne  se  pratique  mtoo  phn,  croyons-nons,  «4i 

dans  le  monde  des  ^coliers,  oü  il  s'est  conservö  le  plus  longtemps.  AntrefiNslei  ^'' 

plus  giaves  personnages  ne  d^daignaient  pas  ces  amusements  et  nous  traoscri-  ^  J 

vons  k  titre  d'exemple  les  cinq  formules  dont  Fran^ois  Cfaaney,  demeurant  i  ^fe 

Estavayer,  a  jug6  bon  d'omer  en  1630  le  feuillet  de  garde  d'un  oootmiiier  qni  loi  m^j 

appartenait,  et  qui  est  conserve  actuellement  aux  Archives  de  TEtatdeNeachitel:  =  W\ 

Si  nomen  meum  scire  vis,  Dass  Buch  hab  leh  gekanfil, 

Franciscus  plenus  Amoris;  Frantz  byn  Ich  getaufft; 

Si  cognoroen  cupis  scire  Chaney  byn  Ich  genannt, 

Chanetus  dicitur  esse.  Stäffiss  ist  mein  Vaterland. 

Ce  liiiere  est  mien  et  mapertient,  Dass  Buch  ist  mein  und  ist  mir  lieb,     ^^Mb, 

A  moy  que  suys  un  bon  Christien;  Wer  mir  in  stellt,  der  ist  ein  dieb;            ? ; 

Celuy  qui  lo  trouera  le  me  rendra,  Ess  seige  ritter,  oder  kneckt, 

Luy  sora  Csic^  poye  son  bon  vin,  So  stant  im  die  galgen  offirecht 
A  la  mesure  de  Jacopyn. 

Qui  hunc  libnim,  Reddat  mihi 

Par  aduenture,  La  cuuuerture, 

Invenerit  Quie  facta  est 

Sur  le  chemin,  De  parchemyn. 
La  derni^re  de  ces  formules  etait  encore  bien  connue  dans  la  Suiiisc  _-■  ■  ■  "p 
fran^aise  a  unc  öpociuo  recente  et  uous  Pavons  souvent  vue  figurer  sur  dei^»^^* 
livri^s  de  ciasse. 

Herne.  J.  Jeanjaquet 


M  V.  Archives  VI,  p.  211;  Brennkr,  Baslerische  Kinder-  mtd 
Nr.  109.  /R  Ä-JK/ 


Miszellen.  —  Mölaoges.  225 

Mandement  neuchfltelois  de  1596  interdisant 
de  «barrer^^  les  Apouses. 

Dans  8on  ötude  sur  les  soci^t^s  de  gar^ons  f  Abchiyes  Vni,  p.  81  et 
suiv.),  M.  Hoffmaon-Krayer  a  eu  4  8*occuper  de  la  coutume  jadis  trfes  r6pan- 
due,  et  qui  sabsiste  encore  dans  quelques  rögions  de  notre  pays,  de  barrer 
le  passage  aux  cort^ges  nuptiaux  et  de  ne  les  laisser  passer  qu'aprös  paie- 
meDt  d*une  certaine  somme  k  la  jeunesse  du  village.  M.  Hoflfmann  Signale 
ä  ce  propos  (p.  97)  que  cette  coutume  a  cess^  depuis  longtemps  d'etre  pra- 
tiquöe  dans  le  canton  de  Neuchätel,  oü  certains  indices  attestent  cependant 
qu'elle  a  aussi  ^tö  connue.  Nous  reproduisons  ci-dessous  un  mandement 
du  gouvernement  neuchätelois ,  data  de  1596,  qui  tout  en  nous  prouvant 
l'ezistence  de  Tusage  en  question  d6jä  au  XVI"»  si^le,  fait  voir  que  d6s 
eette  öpoque  les  autorit^s  s'eflforgaient  de  le  faire  disparaitre,  ä  cause  des 
abus  et  des  d^sordres  auxquels  il  donnait  Heu.  Ces  döfenses  officielles 
n'earent  d'ailleurs  qn'une  efEcacitö  tr6s  relative,  puisqu'on  les  voit  se  renou- 
veler  dans  la  snite  jusqu*au  XVIII*  si^cle. 

Le  seigneur  de  Bierville,  ambasBadear  ordinaire 
au  coDtä  de  Neufchastel,  aa  chastelain  de  Bouldry  ou 
a  Bon  lieutenant,  Balut. 

Nous  avons  enteodu  par  les  plaintes  qui  nous  sont  est^  faites  par 
gens  d'honneur  come  il  y  a  grande  confusion  et  desordre  par  tout  ce  conti^, 
qnant  les  voisins  vont  querre  des  fianeees  le  jour  de  leur  espousailles,  ou 
le  precedent,  pour  les  mener  et  conduire  au  lieu  ou  elles  doivent  estre 
espousees  avec  leurs  maris,  par  plusieurs  empescheraens  que  Ton  leur  donne 
par  les  nies  et  chemins,  qu'ilz  barricadent  avec  chaynes,  cordes  et  aultres 
engins,  non  seulement  en  ung  endroit,  mais  en  plusieurs  de  chasque  Heu, 
pour  par  ce  moyen  ranQonner  lesdictes  espouses  et  leur  compagnie  a  volonte, 
et  Sans  se  vouloir  contenter  de  la  raison,  qui  esmeult  le  plus  souvent 
noises  et  debatz  entre  les  ungs  et  les  aultres,  ce  que  trouvons  fort  estrange 
et  de  mauvaise  consequence.  Qui  est  la  cause  que  vous  ordonnons,  et  par 
arrest  de  conseil,  que  vous  donnez  garde  par  toiis  les  Heuz  de  vostre  charge 
que  dores  en  avant  nully  aye  a  barricarder  ny  retenir  lesdictes  espouses  ou 
fyancees,  par  quelque  sorte  d'instrumens  ou  engins  qui  puissent  estre,  ains 
les  laisser  passer  avec  leur  compagnie  librement  et  paisiblement,  sans  aulcung 
destourbier ;  et  neaulmoings  est  reservö  aux  voisines  de  chasque  lieu  on  les- 
dictes fyancees  sont  tirees  de  leur  demander  le  partement  come  du  pass^, 
avec  roediocritö  et  modestie  et  non  aultrement,  sur  peyne  a  tous  contrevenans 
d'estre  chastiez  pour  le  jour  de  dimancbe  a  ung  ban  de  dix  livres  et  ung 
aultre  jour  ouvrier  a  ung  ban  de  trois  livres ;  par  quoy  tiendrez  main  et 
ferez  toute  dilligence  ({ue  tous  delinquans  soyent  chastiez  a  forme  que  dessus 
Sans  grace  ny  mercy  et  sans  respect  de  qui  que  ce  soit.  Et  ferez  publier 
le  present  mandement  par  tous  les  lieux  de  vostre  charge,  afßn  que  chascung 
soit  preadverty  de  nostre  intention,  pour  se  scavoir  conduire  de  mesme. 
A  quoy  ne  ferez  point  de  faulte.  Du  Chasteau  de  Neufchastel  ce  xxvj«  de 
mars  IÖ96.    (Ahchivf>*  de  l'Etat  dk  Nkucuatel,  Y'^  n®  18.) 

Berne.  J.  Jeanjaquet. 

16 


226  BücheraDzeigen.  —  Comptes  reodus. 

Schweizerische  Santiagopilger  (s.  Archiv  7111,  61). 

Fridli  Wagner  von  Bazenheid  (toggenburgische  Ortschaft,  eine  Stande 
von  Wil  entfernt)  bekennt,  auf  einer  Wallfahrt,  die  er  nach  Compo- 
stelle  zum  hl.  Jakobus  unternommen,  eine  Notzucht  und  einen  Mord  be- 
gangen zu  haben  ....    (Gerichtsprotokoll  in  Wil  v.  1500.) 

Wil.  Gottfried  Keselfir. 


Bucheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Louis  Courthion,  Le  Peuple  du  Yalais.  Präface  de  M.  Edmood 
Demolins.  Paris,  Bureaux  de  la  «Science  sociale».  Geo^ve, 
A.  Jullien,  1903.  11-242  pages  in  8". 

Le  livre  de  M.  Courthion  n'est  pas  une  simple  ^tude  descriptive  dans 
le  genre  des  Essais  statistiques  de  jadis,  mais  un  ouvrage  de  science 
sociale,  dans  lequel  a  6t(^-  appliqu^e  au  Valais  la  m^thod^  d^observation  dont 
M.  Edmond  Demolins  s^est  fait  en  France  le  principal  propagatenr.  <V>mnie 
Tauteur  le  dit  lui-meme  (p.  6),  it  s'est  efforc^,  en  ^tudiant  möthodiquement 
les  faits  sociaux  du  Valais,  de  rechercher  pourquoi  le  peuple  de  ce  coin  de 
pays  est  ce  quMl  est,  et  de  d^gager  les  raisons  qui  ont  concouru  k  lui  donner 
sa  physionomie  si  originale.  Le  probl^me  ainsi  pos^,  M.  Courthion  donne 
un  aper^u  de  la  configuration  du  pays,  puis  analyse  et  expose  successive- 
ment  les  conditions  du  travail,  la  r^partition  de  la  propri^t^,  la  Constitution 
de  la  famille,  la  vie  intime,  l'industrie  et  le  commerce,  la  culture  intellectuelle, 
la  vie  publique,  l'expansion  et  les  rapports  de  la  race;  un  dernier  chapitre 
est  consacrt^  a  une  sommaire  esquisse  historique. 

Cetto  simple  Enumeration  suffit  ä  indiquer  la  richesse  des  mati^res 
trait^es  et  montre  tout  Tint^ret  qu*offre  un  semblable  ouvrage  non  senlement 
pour  le  sociologue,  mais  aussi  pour  tous  ceux  qui  s*occupent  des  coutumes 
et  tradltions  popnlaires.  I^s  usages  si  originaux  du  Valais  apparaissent  ici 
savamment  groupEs  dans  le  cadre  de  la  vie  sociale  et  il  est  eztremement 
instructif  de  snivre  Tauteur  dans  sa  tentative  d*en  expliquer  la  genese  par 
la  configuration  du  pays  et  les  conditions  speciales  de  son  Evolution.  On 
pourra  contester  certaines  de  ses  appr^ciations,  mais  on  devra  reeonnaitre 
qu'il  aurait  et(^  difficiie  de  rencontrer  (pielqu'un  possödant  mieux  que  lui  la 
pr^paration  nocessaire  pour  une  <^tude  de  ce  genre.  Une  des  principales 
(lifficult(^s  consistait  a  dögager  de  la  masse  des  usages  locnux,  qui  varient 
a  I'infini,  un  apergu  gön^ral  suffisamment  concis,  tout  en  restant  exact.  M. 
Courthion  »'est  bornE  la  plupart  du  temps  ä  prendre  pour  type  le  val  de 
Bagnes,  qui  lui  est  plus  familier,  et  ä  ne  signaler  en  dehors  de  ce  domaine 
restreint  que  les  divcMgences  les  plus  notables.  Ce  proc^d^  de  simplification  neos 
parait  dissimuler  trop  la  reelle  complication  des  faits,  et  Tunit^  un  pen  factice 
i\\ü  on  n^sulte  a  singulienMiient  fiicilite  a  Tauteur  sa  d^raonstration  de  l'exi- 


Jahresbericht  1908.  227 

Btence  d'une  race  valaisanne  ayant  ses  caract^res  et  son  d^veloppement  pro- 
pres. Peut-etre  aussi  le  facteur  historique  a-t-ii  ^t^  trop  relögii^  ä  l'arri^re- 
plan  et  rendrait-il  compte  de  bien  des  particularit^s  que  M.  Courthion  consi- 
d^re  comme  r^siiltant  des  caract^res  de  la  race  et  du  sol.  Nous  ne  serions 
paa  ^loignö  de  croire  que  la  v^ritable  originalit^  du  Valais  est  d'avoir  cod- 
servö  jusqu'au  XX"»«  si^cle,  gräce  ä  son  isolement,  des  habitudes  et  un  genre 
de  vie  qui  n^avaieut  autrefois  rien  de  bien  special,  mais  qu'une  «Evolution 
beaucoup  plns  rapide  a  fait  disparaitre  depuis  longtemps  des  r^gions  avoisi- 
nantes.  J.  Jeanjaquet. 


Jahresbericht  1903. 

In  vier  Sitzungen  hat  der  GesellschaftsYorstand   folgende 
Traktanden  behandelt: 

a)  Mitgliederzahl:   Status  auf  31.  Dezember  1903:   461. 

b)  Herausgabe  der  vier  Quartalhefke  des  siebenten  Jahrgangs. 

c)  Fortführung  des  Schriftenaustauscha. 

d)  Verwaltung  der  Bücher.  Hierüber  berichtet  der  Bibliothekar, 
Herr  Privatdozent  Dr.  Ed.  Schwyzer: 

Die  Gesellschaftsbibliothek  zählte  auf  Ende  Mai  1904  mit 
EinschluBS  der  Broschüren  und  der  einzelnen  Bände  der 
Zeitschriften  961  Nummern.  Allgemeinerer  Benutzung  ist 
sie  jetzt,  wenigstens  zum  Teile,  zugänglich  gemacht  durch 
Aufnahme  der  Zeitschriften  in  den  von  den  schweizerischen 
Bibliotheken  gemeinsam  herausgegebenen  Zeitschriftenkata- 
log (1904);  eine  Durchsicht  des  stattlichen  Heftes  zeigt, 
dass  die  Bibliothek  unserer  Gesellschaft  eine  Reihe  yon 
Zeitschriften  besitzt,  die  auf  keiner  andern  öffentlichen  Biblio- 
thek der  Schweiz  zu  bekommen  sind. 

Für  das  Berichtsjahr  sind  etwa  12  Benutzungen  durch 
3  Benutzer  zu  yerzeichnen ;  verschiedenen  Wünschen  konnte 
die  Bibliothek  nicht  entsprechen,  da  die  gewünschten  Bücher 
fehlen. 

Die  Schenkerliste  zeigt  folgende  5  Spender: 

1.  Herr  Prof.  Giuseppe  Bellucci,  Perugia; 

2.  ^      Prof.  Dr.  E.  Hoffmann-Krayer,  Basel; 

3.  y,      Eugen  Enüsly,  Zürich; 

4.  „      Dr.  E.  A.  Stückelberg,  Basel; 

5.  Historischer  Verein  des  Kantons  Solothurn. 

^)     Abhaltung  der  achten  Generalversammlung  (in  Winterthur). 


228  Jahres-Rechnung  1903. 

f)  Absatz  der  drei  erschienenen  Bände  ^Schriften  der  Schweiz.  

Gesellschaft  für  Volkskunde*;   Vorbereitung  eines  vierten 
Bandes. 

g)  Drucklegung  und  Versendung  eines  Fragebogens  für  Volks- 
medizin. 

Basel,  Januar  1904. 

Der  Aktuar: 
E.  A.  Stückelberg. 

Jahres-Rechnung  1903. 

Einnahmen: 

Saldo  vom  31.  Dezember  1902 Fr.  2625.50 

MitgliederbeitrSge   und    Zeitschriften-Abonnements    1903       j,    3178.— 

Fr.  5803.50 
Ausgraben: 

Druck  des  Archivs  für  Volkskonde  und  sonstige  Druck- 
sachen       Fr.  2222.40 

Zinkographien  und  Photographien ,  267.25 

Buchbinder ,  253.80 

Mitarbeiter „  100.— 

Bureau,   Mietzins,  Abwart,  Inserate,  Generalversammlung.  ^  398.45 

Porti „  206.05 

Fr.  3447.95 
Saldo  per  31.  Dezember  1903 ,    2355.55 

Fr.  5803.50 
Zürich,  im  April  1904.  ' 

Schweiz.  Gesellschaft  für  Volkskunde, 
Der  QuäHtor: 
Emil   Richard. 

Bericht  der  Rechnungsrevisoren. 

An   die  Generalversammlung 

der  Schweiz.  Gesellschaft  für  Volkskunde 

Neuenbürg. 
Die    Unterzeichneten    haben    die   Jahresrechnung    pro    1903    <i«r 
n Schweiz.    Gesellschaft    für  Volkskunde**    nach    Belegen   und    Bach«« 
sorgfiiliig  geprüft  und  richtig  befunden. 


Bericht  über  die  neunte  Generalversammlung.  229 

Sie  schlagen   der  Jahresversammlung   vor,    dem  Kassier,   Herrn 
Oberst  Richard,  ihren  wärmsten  Dank  für  seine  Bemühung  auszusprechen. 
Zürich,  den  16.  Juni  1904. 

Prof,  Dr.  E.  Bovet. 
E.  A.  Stadler. 


Bericht  über  die  neunte  Generalversammlung. 

Abgehalten  in  Neuenbürg,  19.  Juni  1904. 

In  der  AuBschuessitzung  im  Hotel  du  Lac  berichtet  der 
Präsident  über  4en  Stand  des  Subventionsgesuches. 

Prof.  Hoffmann  gibt  Rechenschaft  über  den  Erfolg  der  ver- 
eendeten  Fragebogen  betreffend  Volksmedizin ;  Prof.  Singer  stellt 
seine  Unterstützung,  sowie  die  Mitarbeit  eines  bernischen  Land- 
arztes in  Aussicht.  Prof.  Jeanjaquet  verspricht,  im  Herbst  1904 
eine  französische  Übersetzung  des  Fragebogens  zu  liefern,  wäh- 
rend Prof.  Gauchat  die  Versendung  durch  das  Bureau  des  Glos- 
eaire  Romand  zusagt.  Das  eingegangene  Material  wird  zunächst 
an  Prof.  Singer  zur  Verarbeitung  in  den  Übungen  seines  Semi- 
nars abgeliefert  werden. 

Die  Generalversammlung  im  Gebäude  der  Akademie 
genehmigt  Bericht  und  Rechnung  und  folgt  sodann  den  Vorträgen 
Ton  Prof.  Gauchat  (« Diff6rences  de  prononciation  observ^es  dans 
le  mgme  village»)  und  Kunstmaler  Reichlen  («  Chansons  et  Rondes 
du  canton  de  Fribourg»). 

Am  Bankett  im  Hötel  du  Lac  sprachen  Oberstl.  de  Pury, 
Prof.  V.  Tribolet,  Rektor  der  Akademie,  Prof.  Vetter,  Reichlen, 
!E.  A.  Stückelberg.  Die  Greyerzer  Sänger  und  eine  Dame,  deren 
Ifitwirknng  auch  hier  verbindlichst  verdankt  sei,  verschönerten 
das  Fest  durch  ihre  Vorträge.  Der  Präsident  des  historischen 
Vereins  von  Neuchätel  sandte  telegraphiseh  seine  Grüsse. 

Am  Nachmittag  folgte  der  Besuch  des  ethnographischen 
IMuseums,  dessen  Säle  in  der  schönen  Villa  de  Pury  zum  ersten 
Hai  geöffnet  wurden.' 

Weitere  Berichte  findet  der  Leser  in  den  Tagesblättern  der 
Schweiz  (20.— 30.  Juni). 

Der  Aktuar:  Stückelberg. 


Mitglieder 

der  Schweiz.  Gesellschaft  für  Volkskunde. 

Membres 

de  la  Societe  suisse  des  Traditions  popu/aires. 


Vorstand.  —  ComitA. 

Präsident:  Dr.  Th.  Vetter,  Prof.  für  englische 

Philologie  Zttrioh 

Vice-Präsident:  Dr.  E.  Hoffmann-Krayer,  Prof.  fdr 
deutsche  Philologie,  Redaktor  für 
den  deutschen  Teil  des  Archivs 
für  Volkskunde  Basel 

Aktuar:  Dr.  E.  A.  Stücke Iberg,  Privatdozent 

für  Altertumskunde  Basel 

Quästor:  Oberstl.    E.    Richard,    Sekretär  der 

Zürcher  Handelskammer  Zürich 

Beisitzer:  Dr.  Jules  Jeanjaquet,  Prof.  für  roma- 

nische Philologie,  Redaktor  für 
den  romanischen  Teil  des  Archivs 
für  Volkskunde  Bern 

Ausschuss.  —  Conseil. 

J.  Bonnard,  Prof.  de  philologie  romane  Lausanne 

Dr.   R.  Brand stetter,  Prof.  an  der  Eantonsschule  Luzern 

Dr.  A.  Burokhardt-Finsler,  Prof.,  Regierungsrat  Basel 

L.  C.  Businge r,  Regens  Kmiei  b.  SeMkin 

Dr.  L.  Gau  Chat,  Prof.  für  roman.  Philologie  Bern 

A.  Küchler,  Pfarrhelfer  Kerns 

Dr.  H.  Mercier,  Priv.-doc.  ä  l'üni versitz  Greneve 

Dr.  G.  Meyer  v.  Knonau,  Professor  für  Geschichte  Zürich 

J.  C.  Muoth,  Gymnasialprofessor  Chur 

E.  Pometta,   Vicepresidente  del  Tribunale  Locamo 

Dr.  R.  V.  Reding-Biberegg  ,    Oberst  Schwyz 

Joseph  Reichlen,  Artiste  peintre    '  Fnbourg 

Dr.  Ris,  Arzt  Thun 

Dr.  S.  Singer,  Prof.  für  deutsche  Sprache  u.  Literatur  Bern 

Msgr.  J.  Stammler,  Pfarrer  Bern 

Dr.  Otto  Waser,  Privatdozent  Zttrioh 

Ehrenmitglieder.  —  Membres  honoraires. 

1.  Paul   S^billot,   Secretaire  g6n6ral  de  la  Soci6t6 

des  Traditions  populaires  (boulev.  SaintMarcel  80)  Paris 


Mitgliederv'erzeichnis.  291 

ochw.    P.   Heinrich  v.   Rickenbach,   Rektor 

des  Collegio  Greco  Rom 

r.  Elard  Hugo  Meyer,  Prof.  a.  d.  Universität  Freibirg  im  Breiigu 

enri    Gaidoz,    Directeur  k  l'^cole  des  Hautes 

Etudes;   Prof.   ä  l'Ecole   des  Sciences  Politiqnes 

>ue  Servandoni  22)  Paris 

'respondierende  Mitglieder.  —  Membres  correspondants. 

.  Dauconrt,  Cure  Xieeoirt (Jire beroois) 

enri  Junod,  Missionnaire  Neuchätel 

Leite  de  Vasconcellos,  Prof.  Dr.  Lissabon 

Mitglieder.  —  Membres. 

iiemann,  H.,  Lehrer  Lenk  (Bern) 

iioth,  Manfred,  Dr.  (Rittergasse)  Basel 

lioth-Vischer,  W.,  Oberst  (Rittergasse)  Basel 

nberger-Wethli,  Fr.  (Sihlhofgasse)  Zürich 
mberger,  H.,  Direktor  des  Schweiz.  Bankvereins 

IBöcklinstrasse)  Zürich 

mmann,   Albert  (Dufourstrasse  40)  Zürich 

mmann,  Gustav  (Seestrasse  61)  Zürich 

ndreae;  Fritz   (Louisenstrasse  81)  Bern 

Arx,  0.,  Prof.  Dr.  Winterthur 

ickenthaler,  H.  A.,  Br.  med.  (Gartenstrasse  16)  Zürich 

ichmann^  Alb.,  Prof.  Dr.  (Heliosstrasse)  Zürich 

ichofen-Petersen,  Frau  J.  J.  (Gellertstrasse  24)  Basel 

ilmer,  H.,  Dr.,  Privatdozent  Bern 

ir,   F.,  Pfarrer  Castiel  b.  Chnr 

lud-Bovy,  Daniel,  Aeschi  (Bern) 

lumann-v.  Tischendorf,  K.  (Thalgasse)  Zürich 

lumgartner,  A.,  Prof.  (Hottingerstrasse)  Zürich 

kur,  Hans,  Architekt  (Mühlebachstrasse   173)  Zürich 
jdot,  M.,  Prof.  ä  l'lJni veralte,  Directeur  du  Mus^e 

i'Histoire  naturelle  Geneve 

jer.  Roh.,  Buchhändler  (Peterhofstatt)  Zürich 

jndel-Rauschenbach,  H.,  Prof.  Schaffhausen 

mziger,  Nik.,  Nationalrat  Einsiedeln 

n  Berchem,  V.  (60,  route  de  Frontenex)  Geneve 

jrger-Schürch,  Revisor  Bern 

tmonlli-Burckhardt,  A.,  Dr.   (Leimenstrasse  78)  Basel 

imouIli-Riggenbach,  Frau  E.  Basel 

»moulli,  Job.,  Dr.,  Landesbibliothekar  (Pavillonweg)  Bern 

schoff,  J.  J.  A.,  Dr.  med.  (Freie  Strasse  44)  Basel 

schoff-Wunderly,  Ed.  (Rheinsprung  18)  Basel 

schoff,  E.,  Dr.   (Sevogelstrasse  53)  Basel 

atter,  Aug.,  Dr.  (Sommergasse  24)  Basel 

ondei,  Auguste  (14,  rue  Senebier)  Genfeve 
umer,  Dr.  A.                      La  Varenne-Saint-Hilaire  (Seine)  France 

Die  mit  *  bezeichueten  Mitglieder  sind  Nicht-Abonnenten. 


238  Mitgliedenreneiohnis. 

41.  Bodmer^  Hann,  Dr.  (Gemeindestrasse  19)  Zürich  Y 

42.*ßodinßry  üermann,  l)r.  phil.  (Gemeindestrasse  19)  Zürich  V 

43.  Bonnard,  Jean,  Prof.  k  l'Uni versitz  Lausanne 

44.  Boos,  H.,  Prof.  Dr.  (Eanonengasse  3)  Basel 

45.  Borel,  Mite.  C.-Cb.  (6,  rae  du  Yieax-College)  Geneve 

46.  Bovet,  E.,  Prof.  Dr.  (Bergstrasse  29)  Zürich 
47.*Bovety  Mme  Emest  (Bergstrasse  29)  Zürich 

48.  Brandstetter,  R.,  Prof.  Dr.  Lnzem 

49.  Brenner,  K.,  Pfarrer  Simach 

50.  Bride],  Ph.,  Prof.  de  theologie  (ronte  de  Morges)  Lausanne 

51.  Brindlen,  Jos.,  Hochw.y  Präfekt  Glis  b./Brig 
52.*Brocher-de  la  Fl^chfere,  H.,  Professeur  ä  l'üniversit6  Genfeve 

53.  Bnin,  C,  Prof.  Dr.  (Zollikerstrasse  106)  Zürich 

54.  Branner,  J.,  Prof.  Dr.   (Plattenstrasse  46)  Zürich 

55.  de  Bad6,  Eng.,  Pabliciste  Petit-Saconnex,  pres  Geim^^ 

56.  Bngnion,  Ch.-A.,  Banquier  (Hermitage)  Lausanne 

57.  Bühler-Weber,  H.  Winterthur 

58.  Bühler,  M.,  Dr.,  Redaktor  Bern 

59.  Bundi,  G.,  Redaktor  Bern 

60.  Burckhardt-Finsler,  A.,  Prof.  Dr.,  Regierungsrat  Basel 

61.  Burckhardt,  Aug.,  Dr.  (Albanvorstadt  94)  Basel 

62.  Burckbardt-Zahn,  Carl  (Gellertstrafise)  Basel 

63.  Burokhardt-Werthemann,D., Prof. Dr.  (Albangraben)  Basel 

64.  Burokhardt,  Otto,  Architekt  (Bäumleingasse  44)  Basel 

65.  Burckhardt,  Alphons  (Rittergasse  21)  Basel  ^^ 

66.  Burkhalter,  Dr.  med.  Langenthai  (1^^ 

67.  Burmeister,  Albert,  Professeur  Payeme 

68.  Bumat,  E.,  Architecte  Vevey 

69.  Businger,  L.  C,  Hochw.,  Regens  Kmui  b.  SdMftiiM 

70.  Buss,  E.,  Dr.,  Pfarrer  Glarus 

71.  Caro,  G.^  Dr.  (Freiestrasse  88)  Zürich 

72.  Cart,  W.,  Professeur  Lausanne 

73.  Chambaz,  Octave  Rovray  (Va^c3 

74.  Chaesot,  Raymond,  Instituteur  Tomy-leGrand  (Fribo^tn] 

75.  Claraz,  G.,  (Sprensenbühlstr.  20)  Zürich 

76.  Ciausen,  F.,  Juge  f6d6ral  Lausanne 

77.  Coolidge,  W.  A.  B.  (am  Sandigenstutz)  Grindel wald 

78.  Cornu,  Jules,  Prof.  Dr.  Graz 

79.  Courthion,  Louis,  Joumaliste  Geneye 

80.  Couvreu,  Eug.  (Grande  Place)  Vevey 

81.  Dändliker,  K.,  Prof.  Dr.  Küsnacht-ZÄ^'c* 

82.  Delessert-de  Molin,  Eug.  (Villa  Verte-Rive)  Cully 

83.  Demole,  Eugene  (40,  rue  du  March6)  Geneve 

84.  Denk,  Jos.,  Pfarrer  (Herrenstrasse  17)  München 

85.  Dettling,  A.,  Lehrer  Seewen-Sch  ^wyf 

86.  Dettling,  M.,  Eantonsrat,  Gemeindeschreiber  Schwyz 

87.  Dilthey,  Prof.  Dr.  Göttingen 

88.  Doge,  Frangois                                              La  Tour-de-Pcilz  (V^d) 
89.*Dörr,  C,  cand.  med.  (Zürichbergstrasse  15)  Zürich 


MitgUederverzeichnis. 


333 


Zürich 
Zürich 
Zürich 

Albis-Langnaii 
Cardina  sopra  Chiasso  (Italia) 
Sarnen 
Basel 

Stammheim 
Lausanne 
Gen^ve 
Genive 
St.  Gallen 
Basel 


>übi,  Hm  Dr.,  Gymnasiallehrer  (Rabbenthalstr.  49)  Bern 

hilHed,  Arthnr,  Prof.  (avenue  de  la  Gare)  Neochätel 

hiorest,  Fr.,  Abb6,  Professeur  au  CoU&ge    .  Fribourg 

>itrrer,  Rob.,  Dr.,  Staatsarohivar  Stans 

Iberle,  H.,  Sekundarlehrer  (Hammerstrasse  14)     Basel 

IgViy  P.,  Sekundarlehrer  (Zttrichbergstrasse  15)    Zürich 

Igger,  Fräul.  Sophie  (Bollwerk  17)  Bern 

Ihrenfeldy  A.,  Dr.,  Bezirkslehrer  Qlten 

.Ehrenberg,  Frau  L.  Lnzem 

ilser,  Alfred,  Lehrer  ZüberwaDgen(St.Ghtllen) 

Irnst,  Alfred,   Konservator  des  Kunstvereins         Winterthur 

Ischer- Ziegler,  Konr.,  Dr.  (Bleicherweg) 

Ischer,  Herrn.,  Dr.,  Stadtbibliothekar 

Ischer-Bürkli,  Jak.,  Dr.  (Löwenstrasse) 

.  Escher,  Frl.  N. 

iSchmann,  Frau  M. 

itlin,  Dr.  med. 

'aklam,  Ferd.  P.  H.,  Dr.,  Zahnarzt  (Wallstrasse) 

^arner,  A.,  Pfarrer 

^avey,  G.,  Prof.,  Juge  föderal 

'avre,  C,  Colonel  (6,  rue  de  Monnetier) 

^avre,   Ed.  (8,  rue  des  Granges) 

^ehr,  E  ,  Buchhändler 

"eigen winter,  Ernst,  Dr.  (ob.  Heuberg) 

i'eiiberg,  H.  F.,  Dr.y  Pastor  Askov  pr.  Vejen  (Dänemark) 

^iaux,  Frangois,  Notaire  (La  Barre)  Lausanne 

i'ink,  Paul,  Gymnasiallehrer  Winterthur 

^insler,  G.,  Dr.  phil.  (Soinenwrg)  Basel 

■*ischer,  K.,  Dr.  med.  Beauregard  s/Sierre(Valais) 

Horin,  A.,  Begierungsstatthalter  Sernens(Graab.) 

'"orcart,  M.  K.,  Dr.  med.  (St.  Jakobstrasse)  Basel 

''orcart- Bachofen,  R.  (St.  Jakobstrasse)  Basel 

i'rancke-Schmid,  A.,  Buchhändler  Bern 

■^rankenthal,  Leo J.,  Vice-  andDebuty-Consnl  U.S.A.  Bern 

Tridelance,  F.,  Maitre  k  TEcole  d'Application       Porrentruy 

•"urrer,  Jos.,  Landrat 

iransser,  A.,  Dr.  (via  Principe  Umberto  4) 

iranz,  K.,  Photograph  (Bahnhofstrasse) 

xassmann,  L.  A.,  Lehrer 

jauchat,  L.,  Prof.  Dr. 

iray,  Henri,  Maison  Scholder  (Beul,  de  Grancy)    Lausanne 

Teering,  A.,  Buchhändler  (Bäumleingasse)  Basel 

jreering,  T.,  Dr.,  Sekretär  der  Handelskammer     Basel 

jeigy,  Alfr.,  Dr.   (Leonhardsgraben)  Basel 

Tcigy*  Hagenbach,  Frau  E.  (Hardstrasse)  Basel 

jeigy- Hagenbach,  K.,  Kaufmann  Klein-Hieben  b.  Basel 

xeigy-Merian,  Rud.  (Aeschenvorstadt  13)  Basel 

jeigy-Schlumberger,  Rud.,  Dr.  (Bahnho&tr.  3)     Basel 

jeilinger,  R.,  Oberst,  Nationalrat  Winterthur 


Silenen  (Üri) 

Mailand 

Zürich 

WeggiB(Luzern) 

Bern 


234 


Mitgliederverzeichnis. 


139.  Geiser,  K.,  Prof.  Dr.,  Bern 

140.  Gemuseas-Passavant,  Rad.  Brombach  (Baden'^ 

141.  Genoud,  L.,  Dir.  d.  Masses  indastriel  et  pMagogique  Friboorg 

1 42 .  Georg,  A.,  Dr.  jar.,  Secr.  de  la  Chambre  de  Commerce  Grenfave 

143.  Georg,  H.,  Buchhändler  Basel 

144.  Gerster,  L.,  Pfarrer  £appelen 

145.  Gertsoh,  Fritz,  Oberstlt.  Bern 

146.  Gessler,  Alb.,  Prof.  Dr.  (Mittlere  Strasse)  Basel 

147.  de  Giacomi,  Dr.  (Bärenplatz  4)  Bern 

148.  Girardet,  Lonis,  Pasteur  Yverdon 
149.*v.  Girsewald,  Baron  C.  (Rämistrasse  33)  Zttrich 

150.  y.  Girsewald,  Baronin  M.  (Rämistrasse  33)  Zürich 

151.  Gobat,  H.,  Inspectear  des  Kcoles  Del^mont 

152.  Graf,  J.  H.,  Prof.  Dr.  (Wylerstrasse  10)  Bern 

153.  V.  Grebel,  Hl.  G.,  Dr.  (Pelikanstr.  13)  Zttrich 

154.  Grellet,  Jean,  Joarnaliste  St.  Gallen 

155.  Gmner,  H.,  Ingenieur  (Nanenstr.  9)  Basel 

156.  Hafiter,  C,  a.  Regierangsrat  Franenfeld 

157.  Hagenbaoh,  Ed.,  Dr.  (Missionsstrasse)  Basel 

158.  Häne,  J.,  Dr.,  Privatdozent  (Elausstrasse  50)  Zürich 

159.  de  la  Harpe,  Edmond  Yevey 

160.  Hebbel,  0.,   Oberst  Bern 

161.  V.  Hegner-v.  Jnvalta,  Kaufmann  (Bttrglistrasse  6)  Zürich 

162.  Heinemann,  F.,  Dr.,  Bibliothekar  Luzem 

163.  Herzog,  H.,  Dr.,  Kantonsbibliothekar  Aaran 

164.  Hess,  J.  J.,   Prof.  Dr.  (Villa  des  Glänes)  Friboorg 

165.  Heosler,  Andr..  Prof.  Dr.  (Grellingerstrasse)  Basel 

166.  Heusler,  Andr.,  Prof.  Dr.  (Schöneberger  Ufer  41)  Berlin  W 

167.  Heyne,  M.,  Prof.  Dr.  Göttingen 

168.  His,  Rad.,  Prof.  Dr.  (Luisenaliee  26)  Königsberg  i 

169.  Hoefler,  M.,  Dr.,  Hofrat  Bad  Tölz 

170.  Hofer,  Hans,  Knnstanstalt   (Münzplatz  3)  Zürich 

171.  Hofer,  J.  J.,  Notar  Oberdiesbaot^ 

172.  Hoffinann,  A.  A.,  Kaufmann  (Hirzbodenweg  89)  Basel 

173.  Hoffmann-Burckhardt,  Frau  A.  (Rittergasse  21)  Basel 

174.  Hoffmann-Paravicini,  Alb,  Dr.  med.  (Dufonrstr.)  Basel 

175.  Hoffraann-Fleiner,  E.  (Kapellenstrasse)  Basel 

176.  Hoffmann,   Hans  (Schaff hauser  Rheinweg)  Basel 

177.  Hoffmann,  K.,  Dr.  med.  (Albanvorstadt  102)  Basel 

178.  Hoffmann-Krayer,  E.,  Prof.  Dr.  (Hirzbodenweg)  Basel 
179.*Hoffmann-Krayer,  Fran  H.  Basel 

180.  Holenstein,  Tb.,  Dr.  St.  Gallen 

181.  Holzer,  A.,  Seminarlehrer  Hofwyl  (Bemr«) 

182.  Holzmann,  M.,  Dr.  med.  (Seestrasse)  Zürich 

183.  Honegger-Wei88enbach,Rob.,Oberstl.(See8tr.  110)  Zürich 

184.  Höpli,  Ulr.,  Dr.,  Commendatore,  Bachhäadler  Milano 

185.  Huber,  J.,  Dr.,  Buchhändler  Franenfeld 

186.  Hag,  Arnold  (Sonnenquai  28)  Zürich 

187.  Huggenberger,  Alfr.  Bewiistt-Isiikti 


Pi 


MitgliederverzeichDis. 


8.  Hankeler^  Hans  Luzern 

d.  Hürlimaon,  Dr.  Unter- Aegeri 

0.  Hanziker,  Rud.,  Dr.,  Gymnasiallehrer  Winterthnr 

1.  Hiirbin,  J.,  Dr.,  Rektor  Luzern 

2.  Jaques-Dalcroze  E.,  (20,  Cit6)  Geneve 

3.  Jeanjaqaei,  Jules,  Prof.  Dr.  Bern 

4.  Jecklin,  C,  Prof.  Dr.  Chur 

5.  V.  Jeuner,  Eng.,  Fürsprech  Bern 

t>.  Jenny,  G.,  Dr.  (Blumenaustrasse)  St.  Gi^Uer 

7.  Imescb,  Dion.,  Hochw.,  Pfarrer  Naters 

3.  Imfeid,  Xav.,  Ingenieur  (Asylstr.)  Zürich 

d.  V.  Ins,  A.,  Dr.  Bern 

3.  Isler,  A.,  Stadtrat  Winterthnr 

1.  Ithen,  Frl.  A.  Ober-Aegeri 

2.  Jullien,  AI.,  Libraire  (32,   Bourg-de-Four)  Genive 

3.  Kägi,  A.,  Prof.  Dr.  (Stockerstraase)  Zürich 
I.  Eälin,  Eanzleidirektor  Schwyz 
5.  Easser^  G.,  Dir.  d.  hist.  Museums  Bern 

5.  Kaufmännischer  Verein   (Sihlstrasse  20)  Zürich 

7.  Keiser,  A.,  Hochw.,  Rektor  Zug 

'i.  Kennedy,  Mrs.  Marion  (16  Oriental  Place)  Brighton 

J.  Kessler,  Gottfr.  Wil  (St.  Gallen) 

X  Kirsch,  J.  P.,  Prof.  Dr.  Freiburg  (Sdwii) 

1.  Kisling,  R.,  Kaufmann  (Grossmünsterplatz  9)        Zürich 

l.  Kissling,  R.,  Bildhauer  (Klausstrasse)  Zürich 

3.  Knüsly,  Eugen  (Thalgasse  29)  '  Zürich 

i.'^'Knüsly,  Hans  (Thalgasse  29)  Zürich 

S.  Köchlin,  E.  A.,  Dr.,  Notar  (Hirzbodenweg  49)     Basel 

S.  König,  E.,  Dr.  (Könizstrasse  47)  Bern 

7.  Koller,  E.,  Professor  an  der  techn.  Hochschule     Stuttgart 

B.  Koller,  J.,  Dr.  med.  Herisau 

}.  Kracht,  C.  (Villa  Baur)  Zürich      . 

).  Krayer,  Ad.   (Wartenbergstrasse)  Basel 

L.  Krayer-Förster,  Frau  H.  (Sevogelstrastte)  Basel 

l.  Krayer-La  Roche,  Georg  (Sonnenweg)  Basel 

).  Küchler,  A.,  Hochw.,  Pfarrhelfer  Kerns 

I.  Kümin,  Jos.,  Hochw.,  Kaplan  Merlischachen 

b.  Kflndig,  Rud.,  Dr.,  Notar  (Sevoge Istrasse)  Basel 

5.  Knutschen,  Jos.,  Nationalrat  Sitten 

r.*  Lagger,  Franz,  Hochw.,  Pfr.  Zenneggen,  Bez.  Visp  (Wallis) 

3.  La  Roche,  Hans  (Albanvorstadt  83)  Basel 

h  de  Lavallaz,  L.  (Academy)  Leith  (Scotland) 

}.  LeCoultre,  J.,  Prof.  äTAcademie  (avenuedelaGare)  Neuchatel 

L.  Lichtenhahn,  C,  Dr.  (Engelgasse)  Basel 

l,  Y.  Liebenau,  Th.,  Dr.,   Staatsarchivar  Luzern 

3.  Luchsinger,  R.  (Klausstrasse  2)  Zürich 

I.  Lorenz,  P.,  Dr.  Chur 

b,  Marchand,  M.,  Directeur  de  l'Ecole  normale  Porrentruy 

5.  Marti,  K.,  Prof.  Dr.  (Marienstrasse)  Bern 


Mitgliederyerzeichnis. 


237 
238 
239 
240 
241 
242 
243. 
244 

245 
246. 
247 
248 
249 
250. 
251 
252 
253 
254 
255 
256 
257 
258 
259 
260 
261 
262 
263. 
264. 
265 

266. 
267 
268, 
269. 
270. 
271, 
272, 
273 
274. 
275 
276 

277. 
278 
279, 
280, 
281, 
282, 


Martin,  R.,  Prof.  Dr.  (n.  BeckenhofBtr.   16)  Zürich 

,  V.  Martini,  Fritz  .   St.  Gallen 

.  Matbey,  Mile  H.  Wavre  (Reiciiltii> 

,  Meier,  Gab.,  F.,  0.  S.  B.,  Stiftsbibliothekar  Einsiedeln 

.  Meier,  John,  Prof.  Dr.  (Pilgerstrasse)  Basel 

,  Meier,  S.,  Lehrer  Jonen  (Aargan) 

.^Meisser,  S.,  Dr.,  Staatsarchivar  Char 

.  Mercier,  H.,   Priv.-doc.   a  l'üniv.  (49,  route  de 


G^neve 

Baar  (Zag) 

llew-York 

Basel 

Zürich 

lintottei  (Tfcirgu) 

Geneve 

Basel 

Lausanne 

Fribonrg 

Chnr 

Morges  (Vaud) 

Basel 

Frankfurt  a./llh| 

Ploigeoi,  pm  M*^ 

Laofenburg 

Zürich 

Chur 

Zürich 

Geneve 


Frontenex) 
.  Merz,  C,  Dr.  med. 

Meyer,  Adolf,  Prof.  Dr. 
.  Meyer,  C,  Prof.  Dr.  (Gartenstr.) 
,  Meyer  v.  Knonaa,  G.,  Prof.  Dr.  (Seefeldstr.) 
.  Michel,  A.,  Pfarrer 

Micheli»  Horace,  Dr.  es  lettres,  K^dacteur 
,  Mivilie-Burckhardt,  R.  (St.  Jakobstrasse) 
.  de  Molin,  A.,  Privat-docent  k  Tüniversite 
.  de  Montenach,  G.,  Baron 
.  Moosberger,  H.,  Dr.y  Advokat 
.  Morax,  Rene 

.  Morel,  A.,  Bankdirektor  (Freiestr.  96) 
.  Morf,  H.,  Prof.  Dr.  (Klettenbergstrasse  8) 
.  de  Morsier,  Mlle  Mathilde 
.  Müller,  H.,  Pfarrer 

.  MUller-MUller,  Rob.  S.  (Münstertreppe  9) 
.  Mnoth,  J.  C,  Prof. 

V.  Muralt,  W.,  Dr.  med.  (Rämistrasse) 

Muret,  E.,  Prof.  ä  Tllniv.  (19,  rue  Tcepffer) 
.  Muret,  M.,  Dr.  med..  Privat-doc.  (5,  rue  du  Midi)  Lausanne 
,  van  Muyden,   Henri,  artiste-peintre 

(22,  Promenade  de  Saint- Antoine)  Geneve 

,  Mylius-Passavant,  Alb.,  Dr.  (Kapellenstrasse)  Basel 

.  Nabholz,  Ad.,  Dr.,   Rektor  Glarus 

,  Nägeli,  0.,  Dr.  med.  Ermatingeii 

*Nater,  J.,  Lehrer  Aadorf 

,  Naville,  Ed.,  Prof.  a  Tüniv.  (2,  rue  des  Oranges)  Geneve 
.  Naville,  Louis  (15,  cours  des  ßastions)  Geneve 

.  Nay,  J.,   Dr.  Thusis 

.  Nicati,  Paul,  Arcbitecte  Vevey 

,  Oechsli,  W.,  Prof.  Dr.  (Gloriastr.  76)  Zürich 

.  Ochsner,  M.,   Verliörrichter  Schwyz 

.  Oltramare,   Paul,   Prof.  a  Tüniversite  (avenue  des 

Nant  Bosquets)  Geneve 

.  Oswald,Ad.,  Dr.med.,  Privatdüc.  (Gotthardstr.  55)  Zürich 
,   Paravicini,  Carl  R.,   Dr.  (St.  Jalcobstr.   20)  Basel 

,  Pellandini,  V.,  Ajutante  capostazione  Taverne 

,  Peschier,  Eugene,   Prof.  Konstant 

,  Pestalozzi-Junghans  F.  0.  (Grütlistrasse  20)  Zürich 

,  Pineau,  Leon,  Professeur  ä  l'üniversite  Clermont- 


Mitglioderverzeichnis. 


237 


V.  Planta,  J.  Tänikon  (Tkirgu) 

V.  Planta,  P.  Fintmi  (Grub.) 

V.  Planta,  P.  C.  Znoi  (Granb.) 

Y.  Planta,  R.,  Dr.  (Gartenstrasse  14)  Zürich 

V.  Planta,  K.  U.,  Oberst  (Pelikanstrasse)  Zürich 

Pletscher,  H.,  Reallehrer  Schieitheim 
Pometta,  B..  Grossrat  n.  Redaktor  d.  Popolo  e  Liberta  Locamo 

de  Pory,  J.,  Colonel  Neachatel 

Ragaz,  J.,  Prof.  Dr.  Chur 

Rahn,  J.  R.,  Prof.  Dr.  (Thalacker)  Zürich 

Reber,  B.  (3,  Cour  St-Pierre)  Geneve 

V.  Reding  Biberegg,  R.,  Dr.,  Oberst  Schwyz 

Reichlen,  J.,  Artiste  peintre  Fribonrg 

Reinhard,  Hans,  Oberrichter  Ölten 
Reinhard,  Fräal.  M.,  Lehrerin  (Postgasse  66)       Bern 

Reinle,  E.  E.,  Dr.  (Albanvorstadt  7)  Basel 

Richard,  E.,  Oberstl.  (Börsenstrasse  21)  Zürich 

Ris,  Dr.  med.  Thnn 
Rivett-Camac,  J.  H.,  Baronet                  Schloss  Wildegg  (Aargau) 

Rivoire,  E.,  Notaire  (15,  qnai  de  Tlle)  Geneve 

Robert,  W.  Jongny,  p.Vevey 

Rod,  Ed.  (19,  rue  Erlanger)  Paris 

Rossat,  A.,  Prof.  (Schweizergasse  10)  Basel 

Rössel,  Virgile,  Prof.  Dr.  Bern 

Roth,  Hans,  Dr.,  Ereisdirektion  II  Basel 
Rothenhüasler,  0.,  stad.  pharm.  (Spalenthorweg  25)  Basel 

Röthlisberger,  W.,  Artiste  peintre  Thielle  (Nciefcitel) 

Ruepp,  P.  A.,  Dr.  med.  MercBSchwM4  b.  liri 

Rütimeyer,  L.,  Dr.  med.  (Socinstrasse)  Basel 

Ryhiner,  Gust.,  Dr.  (Schanzenstr.  22)  Basel 

Ryhiner,  W.,  Pfarrer  Winterthur 

V.  Salis,  R.  (Villa  Gruber)  Genna 

Sarasin,  Alfr.,  Bankier  (Langegasse  80)  Basel 

Sarasin,  Ernst  (St.  Albanvorstadt  14)  Basel 

Sarasin-Iselin,  W.   (St.  Jakobstr.   14)  Basel 

de  Saussure,  F.,  Prof.  ä  Tüniversit^  Geneve 

Schabelitz,  Friedr.  (Olgastrasse  2)  Zürich 
Schär,  A.,  Dr.,    Privatdozent  am  Polytechnikum 

(Rigiplatz   1)  Zürich 

Schirmer,  A.,  Dr.   med.  (Leonhardstr.    16)  Basel 
Schirmer,  G.,  Privatdozent  (Easinostrasse   19)        Zürich 

Schiumberger-Vischer,  Cli.  (St.  Jakobstr.)  Basel 

Schmid,  J.   R.,  Postdienstchef  Basel 

Schnorf,  Easp.,  Prof.   Dr.  (Plattenstr.  52)  Zürich 

Schnüriger,  J.  M.,  Hochw.,  Pfarrer  Steinen  (Schwyi) 

Schräg,  Arn.,  Dr.  (Socinstrasse  3)  Basel 

Schuler,   H.,  Dr.  (Jenatsch Strasse  6)  Zürich 

Schulthess,  0.,  Prof.  Dr.  Frauenfeld 

Schwyzer,  Ed.,  Dr.  (Hegibachstrasse  71)  Zürich 


288 


Mitgliederverzeichnis. 


331.  V.  Schwerzenbach,  C.  Bregenz 

332.  Secretan,  Eng.  (le  M61eze)  Laiuaime 

333.  Seebarger,  £.,  Sohn  Zürich 

334.  Seiler,  E.  (Angensteinerstrasse)  Basel 

335.  Senn-Bemoiiili,  Frau  Pfarrer  Sissach 

336.  Senn-Holdinghangen,  W.,  Verlag  Ztirich 

337.  Simon,  J.  (Albananlage  13)  Basel 

338.  Singer,  S.,  Prof.  Dr.  (Spitalgaase  57)  Bern 

339.  Sonderegger,  Herrn.,  Dr.  med.  Heiden 

340.  Sonderegger,  Panl  Heiden 
841.  Smeding,  L.  H.,  Libraire  Anvers 

342.  Speiser,  P.,  Prof.  Dr.  (Uagagma)  Basel 

343.  Spieaa,  Ed.,  Dir.  d.  Allg.  Gewerbeschale  Basel 

344.  Spiller,  Reinhold,  Dr.  Franenfeld 

345.  Spinner-Waser,  H.  (Friedhofg.^  Zürich 

346.  Spörri,  J.,  Kaafoiann  (Bahnhofstr.)  Zürich 

347.  V.  Sprecher,  Th.,  Oberstdivisionär  Maienfeld 

348.  Stadler,  E.  A.  (Schönberggasse)  Zürich 

349.  Stähelin,  Jos.  (Ilgenstr.  8)  Zürich 

350.  Stammler,  J.,  Monsignore,  päpstl.  Kämmerer  Bern 

351.  Stehler,  F.  G.,  Dr.,  Vorstand  der  eidg.  Samen- 
kontrolUtation  (Bahnhofstrasse)  Zürich 

352.  Stehlin,  K,  Dr.  (Albanvorstadt  69)  Basel 

353.  Steiger,  A.,  Antiquar  (z.  Löwenburg)  St.  Gallen 

354.  Stern,  A.,  Prof.  Dr.  (Englischviertelstrasse)  Zürich 

355.  Stickelberger,  H.,   Prof.  Dr.  (Neubrachstrasse  23)  Bern 

356.  Stell,  0.,  Prof.  Dr.  (Klosbach)  Zürich 

357.  Strasser,  G.,  Pfarrer  Grindelwald 

358.  Strehler,  Alfred     (Selnaustr.   14)  Zürich 
359i  V.  Strele,  K.,  k.  u.  k.  Bibliotheksvorstand  Salzbarg 

360.  Streuli-Hüni,   ß.  (Bleicherweg)  Zürich 

361.  Strcehlin,  P.-Ch.  (54,  route  de  Chene)  Geneve 

362.  Stückelberg,  Alfr.,  Dr.  (Hirzbodenweg)  Basel 

363.  Stückelberg,  E.  A..  Dr.,  Privatdozent  Basel 

364.  Sttickelberg,  Vico  (Petersgraben  1)  Basel 

365.  Stürm,  Jos.,  Kaufmann  (Florastrawe)  Zürich 
360.  Styger,  M.,  Kantonsschreiber  Schwyz 
367.  Sütterlin,  G.,  Hochw.,  Dekan  Ariesheim 
368.*Sater,  P.,  Dr.,  Sekundarlehrer  (Kasernenstr.  15)  Zürich 
360.  Tappolet,  E.,  Prof.  Dr.  Basel 

370.  Tatarinoff,  E.,  Prof.  Dr.  Solothum 

371.  V.  Tavel,  Albert,  Fürsprech  (Laubeckstrasse  20)  Bern 

372.  Tavemey,  A.,  Privat-docent  Lausanne 

373.  Thommen,  R.,  Prof.  Dr.  (Angensteinerstrasse)  Basel 

374.  Thurneysen-Hoffmann,   Frau  A.  (Albanvorstadt)    Basel 

375.  Tobler,  A.,  Dr.  jur.  (Wettingerhaus)  Zürich 

376.  Tobler,  Alfr.,  V.  D.  M.  Heiden  (Ä| 

377.  Tobler-Bliimer,  A.,  Prof.  Dr.  (Winkelwiese)  Zürich 

378.  Tobler,  C,  Nationalrat  Thal 


Mitgliederverzeichnis. 


239 


Tobler,  G.,  Prof.  Dr.  Bern 

le  Torrent^-Waser,  IngÄniear  (Spitalackerstrasse)  Bern 


Jrech,  F.,  Dr.  (Graben) 

Jsener,  H.,  Prof.  Dr.  Geheimrat 

Jsteri-Pestalozzi,  E.,  Oberst  (Thaiacker  5) 

fetter,  F.,  Prof.  Dr.  (Aargauerstalden) 

fetter,  Th.,  Prof.  Dr.  (Piattenstrasse) 

/'odoz,  J.,  Prof.  Dr. 

rolbnöller,  K.,  Prof.  Dr.  (Wienerstrasse  25) 

tTon  der  Mühli,  G.  (Albanvorstadt) 

T'on  der  Mühll,  W.,  Dr.,  Notar  (Albangraben) 

Vaeckerle,  Andr.,  E.  Notar 

^ackernagel;  R.,  Dr.,  Staatsarchivar 

kalter,  £.,  Stadtrat 

^aser,  J.  H.  (Limmatquai  70) 

Vaser,  M.,  Hochw.,  Pfarrer 

Vaser,  0.,  Dr.   (Limmatquai  70) 

^  Watten wyl,  H.  A.,  Ingenieur  (Spitalg.  40) 

Vavre,  W.,  Prof. 

Veber,  H.,  Dr.,  Kantonsbibliothekar 

Veckesser,  J.,  Reiieur-artiste  (93,  rue  Ducale) 

Vegeli,  R.,  Dr.  (Landesmuseum) 

Weidmann,  F.,  Fürsprech 

Veitzel,  A.,  Secretaire  de  la  Direction  de 

'Instruction  publique  Fribourg 

Velti,  Fr.  E.,  Dr.  (Junkemgasse)  Bern 

Velti,  H.,  Dr.  (Lützowstrasse  20)  Berlin  W. 

Verzinger,  Arthur  (Bahnhofstrasse  20)  Zürich 

Vestermann-Kienast,  E.,  Ingenieur  Innsbruck 

Vettstein,   Emil,  Dr.  (Zehnderweg  15)  Zürich 

Vickart,  A.,  Hypothekarschreiber  Zug 

Viget,  Th.,  Dr.,   Dir.  der  Kantonsschule  Trogen 

Vild  berger,  W.,  Oberlehrer  Neunkirch  ScfciB. 

Ville,  U.,  Dr.,  Armeekorpskommandant,  Mariafeid-Meilen  (Zürich) 

Vind,  AI.,  Pfarrer  Jonen  (Aargau) 

Virz,  E.,  Buchhändler  Aarau 

Virz,  M.,  Architecte  La  Tour  de  Peilz  (Vaud) 


Aarau 
Bonn 
Zürich 
Bern 
Zürich 
Zürich 
Dresden- A. 
Basel 
Basel 
Forchheim  (Bayern) 
Basel 

Winterthnr 
Zürich 
Schwyz 
Zürich 
Bern 

Neuchatel 
Zürich 
Bruxeiles 
Zürich 
Einsiedeln 


Vymann,  Ed.,  Kaplan  (Kreuzstr.  46) 

Vyss,  0.,  Prüf.  Dr.  (Seefeldstrasse) 

.  Wyss,  W.,  Prof.  Dr.  (Fehrenstrasse) 

ahler,  H.,  Dr.,  Sekundarlehrer 

iahn,  £.,  Schriftsteller 

ellweger,  0.,  Basler  Nachrichten 

emp,  Jos.,  Dr.,  Vizedirektor  des  Schweiz. 

^andesmuseums 

ietter-Scherrer,  E. 

limmerli-Glaser,  J.,  Dr. 

indel-Kressig,  A.,  Telephonbeamter 


Zürich 

Zürich 

Zürich 

Münchenbuchsee 

Göschenen 

Basel 

Zürich 
Solothum 
Luzern 
Sohaffhausen 


üricher,  Frl.  Gertr.,  Lehrerin  (Landhausweg  9)  Bern 


240 


Mitgliederverzeichnis. 


Bibliotheken  und  Gesellschaften.  ^  Bibliothiques  •!  SooiMte. 

426.  Allgemeine  Lesegesellscbaft 

427.  Bibliothek  des  Lelirerteminars 

428.  Bibliothek  des  Lesezirkels  Hottingen 

429.  Bibliothek,  Eönigl. 

430.  Bibliothek,  Kgl.  Württemberg. 

431.  Bibliotheque   de  la  Soci6t6  de  Zofingue  (Section 
Yaadoise) 

432.  Biblioth^ue  de  TUniversiti 

433.  Bibliothek  der  Moseamsgesellschaft 
Bodleian  Library 
Harvard  College  Library 
Hofbibliothek;  Grossherzogliche 
Hofbibliöthek,  E.  u.  E. 
Hof-  and  StaataWbliothek,  Egl. 
Eantonsbiblkytbek 

Eantonsbibliothek  des  Eantons  Thnrgaa 
Eantonsbibliothek  Obwalden 
Eantonsbibliothek  Solotharn 
Maseamsgeselischaft 

444.  Schweizeriaehe  Landesbibüothek 

445.  Schalvoratand  der  Stadt  Zürich 

446.  Staatsarchiv  d.  Eantons  Bern 

447.  Staatsarchiv  des  Eant.  St.  Grallen 

448.  Stadtbibliothek 
Stadtbibliothek 
Stadtbibliothek 
Stadtbibliothek 

452.  Universitätsbibliothek,  E.  n.  E. 

453.  Universitätsbibliothek,  E.  u.  E. 

454.  Universitätsbibliothek,  E.  u.  E. 
Universitätsbibliothek,  Eaiserliche 
Wessenberg-Bibliothek 


434. 
435. 
436. 
437. 
438. 
439. 
440. 
441. 
442. 
443. 


449 
450 
451 


455 

456 


Basel 

Muri  b.  Bern 

Zttrioh 

Berlin 

Stuttgart 

Lausanne 
Lausanne 
Zürich 
Oxford 
Cambridge,  Mass.,  U.  S.  A. 
Darmstadt 
Wien 
Httnohen 
Zürich 
Fraoenfeld 
Sarnen 
Solotharn 
Ölten 
Bern 
Zürich 
Bern 

St.  Gallen 
Sohaffhaosen 
Wintcrthar 
Zofingen 
Zürich 
Gras 

Innsbraok 
Prag 

Strassbarg 
Eonstanz 


Die  verehrlichen  Mitglieder  sind  ersucht,  irgendwelche 
richtigkelten  oder  Ungenauigkeiten  in  obigem  Verzeichnis  H 
Dr.  E.  A.  StQckelberg,  Petersgraben  i,  Basel,  anzeigen  zu  wf 

Les  membres  dont  Tadresse  ne  serait  pas  exacte 
priis  de  bien  vouloir  en  informer  M'  E.  A.  StQokelberg,  P 
graben  I,  ä  Bftle. 


Hand  VllI  Heft  3,  ausgo^ebon  26   September  1904. 


241 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino) 

per  Vittore  Pellandini  (Taverne). 

I.  Situazione,  origine  e  popolazione  del  paese. 

Bedano,  giä  culla  del  Beato  Nicol6  Rusca,  arciprete  di 
ndrio,  caduto  martire  della  religione  cattolica  nel  1618  a  To- 
ana,  e  dei  distinti  cultori  delle  arti  belle,  Albertolli  Francesco, 
bertolli  Giocondo,  Albertolli  Ferdinande  ed  Albertolli  Fedele, 
ice  an  di  an  promontorio  alla  riva  destra  del  fiume  Yedeggio, 
cai  k  bagnato  al  pi^  e  ne  segna  i  confini  a  mattina  con  Ta- 
rne e  Lamone.  AI  nord  gli  sta  Torricella  ed  al  sad  Gravesano, 
3ntre  a  sera  gli  si  erge  a  confine  la  montagna  di  Arosio.  I  be- 
nesi  Yogliono  che  Bedano  venga  da  «  abete  >  secondo  la  segaente 
fgenda : 

I  primi  abitatori,  i  fondatori  del  paese,  furono  alcuni  uomini 
DUti  dal  Nord  con  donne  e  ragazzi,  i  quali,  passando  fra  Ta- 
rne e  Torricella,  furono  fermati  da  alcuni  abitanti  di  quelle 
*re  che  loro  domandarono  dove  facessero  conto  di  andare. 

«Yogliamo  andare  a  stabilirsi  \k  fra  quegli  abeti>,  risposero 
elli  della  comitiva,  e  da  abete  venne  il  nome  di  Bedano,  che 
n  sarebbe  che  una  corruzione  di  Abetano. 

Superiormente  al  paese  trovasi  una  selva  che  i  bedanesi 
iamano  Bed. 

La  popolazione  di  Bedano  constava  al  31  dicembre  1900 
332  abitanti  ripartiti  in  59  famiglie:  41  famiglie  patrizie,  15 
inesi  e  d^altri  cantoni,  3  italiane.    Maschi  168,  femmine  164. 

II.  Divisione  del  paese. 

II  paese  e  diviso  o  meglio  h  formato  da  tre  frazioni  o  de- 
gne  che  sono:  Bcdayio,  propriamente  detto,  al  sud,  ul  CioSy 
l  mezzo  e  ra  Gera  al  nord,  verso  Torricella.  Si  distinguono 
)ltre  le  corti  o  piccole  piazze  seguenti:   ra  curt  di  Baierna, 

curt  dra  Rüvina,  ra  curt  di  Foniana,  ra  curt  da  Belgrado. 

16 


242  üsi  e  costiimi  di  Bedaiio  (Ticino). 

IM.  Parrocchia.  —  Chiese. 

Bedano  fa  parte  della  parrocchia  di  8.  Pietro  in  Grayesano, 
la  quäle  parrocchia  comprende  i  tre  comuni  di  Grayesano,  Be- 
dano e  Manno. 

Oltre  la  chiesa  parrocchiale  ch'e  in  territorio  di  Grayesano, 
Bedano  possiede  dae  altre  chiese,  che  sono :  la  chiesa  di  S^^  Maria 
in  Bedano  propriamente  detto  e  la  chiesa  di  8.  Rocco  tra  il 
Chioso  e  la  Gera. 

La  chiesetta  di  8.  Rocco  era  anticamente  ana  cappella  di 
modeste  dimensioni :  lunghezza  braccia  8  e  larghezza  braccia  6. 
Nel  1597  yenne  ampliata  e  formata  la  chiesetta  doye  oggidi  yien 
celebrata  una  messa  tutte  le  domeniche. 

Circa  Torigina  della  cappella  raccontasi  la  seguente  leggenda : 
Apparye  un  giorno  8.  Rocco  ad  una  donna  che  zappaya  e  le 
diese:  Dite  a  quelli  del  Chioso  che  facciano  fare  una  cappella 
in  onore  di  S.  Rocco  lassü  doye  sono  quegli  alberi.  La  donna 
raccontö  agli  uomini  quanto  ayeya  yisto  ed  udito^  ma  yenne  deriaa 
e  tenuta  in  conto  di  pazza  o  yisionaria.  Non  and6  per6  molto 
che  8.  Rocco  apparye  di  nuoyo  ad  un^  altra  donna  che  staya 
cogliendo  dei  fichi  e  le  diese:  Dite  agli  uomini  che  facciano  la 
cappella  lunga  braccia  otto  e  larga  braccia  sei.  Poi  diedele  un 
ramoscello  di  pruno  dicendole  che  lo  conseryasse.  La  donna  si 
portö  a  casa  il  ramoscello  e  quello  fiori.  Raccontö  essa  pure  agli 
uomini  Taccaduto,  ma  neppur  eeea  yenne  creduta.  Ma  ecco  Tanne 
appreeso,  proprio  nel  meee  di  agosto,  alli  15,  yigilia  di  8.  Rocco, 
ncyicare  sul  luogo  giä  aesegnato  dal  Santo  per  Terezione  della 
cappella,  senza  che  un  sol  fiocco  di  neye  cadesse  in  altre  parti 
del  paese.  Radunaronsi  allora  quelli  del  Chioso  e  decisero  di 
erigere  la  cappella,  res!  da  quel  fatto  persuasi  della  yeridieitä 
del  raccontö  delle  due  donne  a  cui  8.  Rocco  era  apparso. 

Nella  chiesa  di  S.  Rocco,  appesi  alle  pareti,  possonsi  ancora 
oggidi  yederc  due  grandi  quadri  entro  cornici  di  stucco  che  rap- 
presuntano  le  due  apparizioni. 

In  uno  d'essi  leggesi  Tiscrizione: 

Apparse  S.  Rocco  ad  una  fantesca  che  sappana  li  disse  : 
Direic  a  quelli  del  Chioso  che  faccino  fare  una  Capellelia  di 
jS.  Rocco  in  cima  delli  alberi  se  no  granii  loro, 

Lo  inventore  di  questa  diyozione 

Prete  Bcrnardiuo  Rusconi. 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticioo).  243 

Neil'  altro  quadro  leggesi  riscrizione : 

Apparse  S.  Rocco  a  donna  BelUna  in  la  corte  dove  stava 
JFontana  disse:  Che  dicesse  agli  uomini  che  la  capella  sia 
iunga  Braccia  8  e  larga  6. 

La  cappella  che  ora  forma  la  navata  deir  altare  ha  ancora 
la  grandezza  primitiva  di  braccia  8x6. 

IV.  Industria  e  commercio. 

II  paesello  di  Bedano  h  essenzialmeate  agricolo  e  non  ha 
alcuDa  iodastria,  se  ne  togli  il  mulino  per  la  macinazione  di  graai 
dari  uso  Marsiglia,  che  una  ditta  genovese  ha  da  alcuni  anni 
eretto  a  nnovo  sulle  roviae  d'un  yecchio  mulinO)  nn  negozio  di 
vini  air  ingrosso  ed  al  minuto,  uno  spaccio  di  coloniali  al  minnto, 
3on  osteria,  ed  h  tutto. 

Nel  paese  non  v'^  alcun  panificio.  Ire  volte  per  settitnana, 
3ue  panattieri,  Tuno  delle  Taverne^  l'altro  di  Bioggio,  fanno  il 
;iro  del  paese  col  carro  per   la  dispensa  del  pane  a  domicilio. 

NoD  di  rado  arriYano  nel  paese  e  mettono  il  loro  banco 
^  bottega  ambulante  salla  piazza  dei  merciai  ambulanti,  yenditori 
ii  stoiFe,  di  ferramenta,  suppellettili  di  cucina,  terraglie  e  simili. 

La  gente  accorre  a  comperare  quel  che  le  occorre  a  quella 
ipecie  di  mercato.  Per  tutti  gli  altri  bisogni,  i  Bedanesi  si  prov- 
redono  a  Lugano,  dove  si  recano  al  martedl  e  venerd),  giomi 
li  mercato,  a  vendere  le  uova,  le  frutta  ed  i  latticini. 

V.  Arti  e  mestieri.   Costumi. 

Quasi  tutti  gli  uomini  di  Bedano  hanno  imparato  un  arte 
ft  mestiere  e  se  or  fa  un  secolo  Bedano  fu  culla  di  artisti  la  cui 
ama  passö  i  confini  della  Svizzera  e  delP  Italia,  ora  pu6  vantarsi 
Li  possedere  una  quantitä  di  uomini  colti,  avuto  riguardo  alla 
lopolazione,  come  forse  nessun  altro  paese  del  cantone. 

Gli  uomini  esercitano  il  loro  mestiere  sia  in  paese,  sia  in 
»migrazione  periodica  nella  Lombardia,  nel  Piemonte,  nella  Sviz- 
;era  francese  o  tedesca  od  in  Francia.  Partono  in  primavera, 
Lopo  aver  potata  e  legata  la  vite,  e  ritornano  in  autunno  per 
^assare  Tinverno  in  paese.  Questo  in  regola  generale,  perche 
lonvene  di  quelli  che,  secondo  le  circostanze,  passano  Tinverno 
>  si  stabiliscono  definitivamente  alP  estero. 

Emigrano  generalmeute  fino  all'  etä  di  40  o  45  anni,  poi 
li  fermano  in  paese,  dedicandosi  all'  agricoltura. 


244  Usi  0  costumi  di  Bedano  fTicino). 

I  bedanesi,  specialmente  le  doooe,  sooo  in  generale  molto 
economi  e  guai  a  quei  maestrani  che  depo  an  assenza  di  pa- 
recchi  mesi  fanno  ritorno  alle  loro  case  senza  il  grazzolo,  frutto 
del  lavoro  e  del  risparmio.  A  questi  spensierati  figli  prodighi 
vien  cantata  la  seguente  canzone: 

A  Sant  Andreja  a  biija  i  can, 

A  vegn  a  c4  i  maestran, 

I  vegD  a  ca  a  düü  a  düü, 

Cur  sachett  tacM  ar  cüü, 

E  cura  braga  rota 

E  in  di  scarsell  i  gk  dent  nagota. 

Durante  la  loro  assenza  tatti  i  lavori  campestri,  compresa 
la  falciatnra  del  fieno  e  la  vangatura  dei  campi,  vengono  eser- 
citati  ed  eseguiti  dalle  donne  e  dai  yecchi.  II  bestiame  poi,  tanto 
d'estate  che  d'inverno,  h  alle  eure  esclusive  delle  donne.  Pochi 
nomini  sanno  mugnere  e  governare  il  bestiame.  Domandai  ad 
una  donna  perch^  non  insegnasse  a  mugnere  le  yacche  ad  an 
8U0  figliuolo  di  12  anni,  e  mi  rispose:  «Questo  non  c  affare  dei 
maschi ;  essi  imparino  un  mestiere  e  se  ne  vadano  a  guadagnarsi 
il  pane  e  far  qualche  economia  pella  famiglia;  al  bestiame  ci 
pensiamo  noi  donne.»  Son  dunque  le  donne  che  allevano,  com- 
perano  e  vendono  il  bestiame;  Tuomo  non  oltrepassa  la  soglia 
della  stalla  e  non  si  occupa  che  eccezionalmente  del  goYorno  delle 
bestic.  Inoltre  l'uomo  non  porta  quasi  mai  la  gerla,  la  quäle 
viene  caricata  sulle  docili  spalle  delle  donne. 

Bedano  non  possiede  monti,  non  possiede  alpi;  il  suo  t«rri* 
torio  e  tutto  in  piano  ad  eccezione  di  alcune   selve   castanili   aL 
disopra   del    paese  e  di  una  striscia  di  bosco  patriziale,    epper»» 
non  vi  e  pascolo  pel  bestiame,  il  quäle  vien  tenuto  tutto  Tanno 
in    istalla    o    fatto   pascolare    nei   poderi,   guardato    da  appositiUi* 
persona. 

Non  tutte  le  famiglie   possono   teuere  le   loro  bestie  tuttc 
Tanno,  ma  circa  30—35  vacche  vengono  prese  ogni  anno  a  evernc 
dai  valmaggesi.     Le   donne   di   Bedano,   come   del   resto    fannc 
quelle  di  molti  altri  paesi  del  luganese,  si  recano,  come  suol  dir 
in  processione,  passando  il  Monte  Ceneri  a  piedi,  fino  a  Locarnc 
ai  mercati  dell'  ottobre,  in  cerca  di  bestie  da  sverno,  e  le  ricoE 
ducoDO  poi  ai  loro  padroni  nel  mese  di  maggio,  sempre  in  occ£ 
sione  dei  mercati  di  Locarno. 

Ogni  famiglia  alleva  ed  ingrassa  almeno  un  majale  per  f^  ^^i^/ 
far  salami    e    luganighe  e  prosciutti   per  la  casa.     Le  luganigKzi^ 

i 


Usi  e  costumi  di  ßedano  (Ticino).  245 

ihe  non   yeDgono   mangiate   fresche  si   conservano    in   olle   con 
inrro  cotto  o  sugna. 

Le  pecore,  nelF  estate,  cioe  dalP  aprile  all'  ottobre,  vengono 
naudate  alla  pastura  tutte  assieme,  gnardate  da  un  unico  pastore. 
I  pastore  non  yiene  pagato,  ma  ogni  famiglia  che  possiede  pecore 
I  tenuta  a  mandare  un  suo  membro,  od  altro  individuo,  come 
»astore,  tanti  giorni  quanti  capi  possiede,  e  cosi  di  seguito  per 
urno. 

Nel  paese  sonvi  cinque  o  sei  famiglie  di  ricchi,  quantunque 
lon  milionari;  del  resto,  tranne  gli  Italiani  domiciliati,  tutti  pos- 
eggono  una  casa  propria  e  dei  poderi,  e  se  non  vi  regna  dapper- 
atto  Tagiatezza,  non  vi  h  nemmeno  la  stretta  povertä. 

Possono  ripetersi  con  certo  orgoglio  come  i  tedeschi:  Klein, 
ber  mein!  Piccolo,  ma  mio!  o  meglio,  usando  un  detto  della 
ostra  lingua:  Casa  mia,  casa  mia,  per  piccina  che  tu  sia,  tu 
li  sembri  una  badia. 

Una  comoditä  encomiabile  ,  e  direi  quasi  un  locale  indis- 
ensabile  in  ogni  casa  di  contadini,  da  notare  nelle  case  di  Bedanö, 
ome  del  resto  in  tanti  paesi  del  Sottoceneri,  e  la  lohja  o  granajo 
Dtto  il  tetto,  coi  finestroni  a  levante  e  mezzogiorno. 

I  bedanesi  vestono  con  scmplicitä.  Caratteristici  per  le  donne 
Dno  gli  zoccoli  a  due  guiggie,  che  molte  ragazze  si  portano 
nche  in  di  di  festa  legati  sul  coUo  del  piede  con  nastri  colorati. 
i  cappello  non  e  usato  se  non  dalle  signore.  Le  ragazze  non 
[  coproDO  di  solito  il  capo,  nemmeno  in  dl  di  festa,  e  quando 
anno  alle  sacre  funzioni,  a  San  Pedra,  a  quatra  a  qualra, 
3Condo  Tusanza,  portano  solitamente  il  velo  nero.  II  velo  viene 
)lo  adoperato  per  le  funzioni  religiöse  ed  in  altre  occasioni  por- 
»ranno  allora  un  fazzoletto.  Nei  lavori  di  campagna  le  donne, 
:cettuate  le  ragazze,  usano  coprirsi  con  un  cappellaccio  di  feltro 
Btto  müsciatt  ed  un  vecchio  giacche,  rifiuti  degli  uomini. 

Portando  la  gerla,  principalmente  con  abiti  puliti,  come  ad 
lempio  quando  vanno  al  mercato,  si  gettano  sulle  spalle  una 
rande  tovaglia  bianca  di  tela  di  casa,  che  cuopre  tatta  la  schiena. 

VII.  AIcuni  cibi  e  bevande  in  uso  a  Bedano. 

Limitiamoci  a  dare  qui  i  nomi  dei  cibi  piü  comuni,  e  riman- 
iamo  per  la  spiegazione  al  Glossar io  che  chinderä  questo  lavpro : 
aragött,  bülbura,  casora,  castegn  secch,  cusciöö,  corsighin,  feru, 
lenestra  da  ris,  da  6rg^  da  furment,  mundell,  panigada,  panisciöö, 


246  Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 

paräda,  paräda  pestada  o  paräda  strozza,  pel^k,  pöcia,  poci6ri, 
pom  da  töra  imbrügäd,  pnleiita  da  carlon,  palenta  da  furmenton, 
pulenta  sturna;  sancarlin,  stejäd,  torciadighin. 

VII.  Cibi  che  vengono  usati  in  certi  giorni  deir  anno. 

II  1^  maggio  nsano  mangiare  castagne  secche,  leasate, 
affinch^,  dicoDO,  Tasino  non  abbia  a  mordere. 

La  sera  dell'  ultimo  gioroo  del  carnovale  ambrosiano,  ch'^ 
il  sabato  seguente  all'  ultimo  giorno  del  carnevale  romano,  usano 
mangiare  bruciate  nel  lattemele. 

II  giorno  della  sagra  di  8.  Pietro,  usano  mangiare  dei  pesci 
in  omaggio  a  8.  Pietro,  pescatore. 

II  giorno  di  8.  Giuseppe,  usano  far  scorpacciate  di  tortelli 
cotti  neir  olio. 

A  8.  SiWestro,  usano  mangiare  minestra  di  rape,  perch^, 
racconta  la  leggenda,  8.  SiWestro  seminö  le  rape  alla  mattina 
prima  della  messa  ed  al  ritorno  dalla  chiesa  erano  cresciate  e 
giunte  a  maturanza. 

Per  la  festa  della  Madonna,  la  prima  domenioa  di  marzo, 
usano  mangiare  la  tradizionale  torta. 

II  giorno  di  Pasqua  usano  mangiare  uova  a  colazione. 

VIII.  Feste  religiöse  ed  usi  in  certe  epoche  deir  anno. 

II  giorno  di  S.  Pietro  (29  giugno)  ha  luogo,  nella  chiesa 
parrocchiale  omonima  in  Gravesano,  la  sagra,  con  intervento  di 
numeroso  clero,  musica  e  processione  nel  pomeriggio. 

II  giorno  di  8anta  Croce,  il  priore,  accompagnato  dai  par- 
rocchiani  in  processione,  fa  il  giro  della  parrocchia,  fermandosi 
ad  ogni  croce  o  cappella  sulla  strada  a  benedire  la  campagna, 
perche  dia  buona  ed  abbondante  raccolta. 

AIcuni  giorni  prima  di  Natale  vien  fatta  una  colletta,  a 
cura  dei  municipii  dei  tre  eomuni  componenti  la  parrocchia,  a 
favore  del  priore  per  le  funzioni  e  preghiere  durante  la  novem 
di  Natale. 

Dalli  3  di  maggio  ai  14  di  settembre,  ogni  domenica,  prim 
delle  8anta  Messa,  ha  luogo  una  processione  ad  una  cappella  f 
d'una   coUina   in   territorio   di  Gravesano,    detta  al  Mätor.     P 
queste  funzioni  straordinarie ,   ogni   famiglia   della  parrocchia 
tenuta  a  portare  al  priore  due  quartine  di  frumento  o  di  pani 

La  vigilia  di  Pasqua,    il   priore  visita   tutte   le    case    d' 


Usi  e  costumi  di  ßedano  (Ticino).  247 

parrocchia,  imparteadovi  la  Santa  BenedizioDe,  accoinpagnato  dal 
sagrestano,  portante  un  gran  cesto  per  ricevere  i  regali  pel  priore, 
che  consistono  in  nova,  barro,  fratta  ed  anche  denaro. 

L'altima  domenica  di  maggio,  il  priore  va  a  benedire  le 
fontane  pabbliche  della  parrocchia.  Per  questo  suo  incomodo 
ogni  famiglia  h  tenuta  a  dargli  dae  uova,  le  quali  vengono  raccolte 
a  cura  dei  rispettivi  municipii. 

II  giorno  dei  morti  vien  steso  un  drappo  alFentrata  priu- 
cipale  della  chiesa,  yicino  alla  Boglia,  ed  i  divoti  che  interveugono 
alle  sacre  fanzioni,  cio&  alF  ufficio  da  morto,  che  in  detto  giorno 
yien  celebrato  nelle  prime  ore  dei  mattino,  avanti  giorno,  vi 
Tersano  chi  grano  tnrco^  chi  segala,  chi  frumento,  chi  panico,  e 
<5iö  in  regalo  al  priore  per  le  preghiere  e  funzioni  pei  poveri  morti. 

La  prima  domenica  di  marzo  si  celebra  con  gran  pompa 
la  feeta  della  Madonna  dei  Rosario.  Yi  e  intervento  di  clero, 
predica,  processione  coUa  stataa  della  B.  Y.  Condecora  la  festa 
la  filarmonica  dei  paese.  In  tal  giorno  ha  luogo  la  nomina  dei 
tBottopriore  e  della  sottopriora  delle  confraternite.  II  sottopriore 
«  la  sottopriora  eletti  Tanno  precedente  diventano  priore  e  priora 
di  diritto.  Le  spese  per  la  festa,  come  la  filarmonica,  gli  archi 
trionfali  ed  il  pranzo  pei  sacerdoti  sono  a  carico  dei  priore.  La 
carica  di  priore  non  h  retribuita,  ma  solo  onorifica  e,  come  ye- 
diamo,  dispendiosa.  La  priora  deve  comperare  a  proprie  spese 
iina  gran  torcia  da  portare  durante  la  processione.  Di  solito  a 
«ottopriora  vien  eletta  la  piü  giovane  sposa  delle  parrocchia,  o 
meglio  non  giä  la  sposa  piü  giovane  per  etä,  ma  Taltima  maritata. 

Nei  giorni  di  S.  Rocco  e  di  S.  Sebastiane  si  celebra  messa 
cantata,  con  vespri  e  benedizione  nella  chiesa  di  S.  Rocco  in 
Bedano. 

L'nltima  domenica  di  novembre ,  alcune  famiglie  hanno 
l'obbligo,  per  legato,  di  portare  una  certa  quantitä  di  pani  di 
segala  in  sacristia.  II  pane^  tagliato  a  fette  e  benedetto  dal  priore, 
yiene  poi  distribuito,  dopo  la  Santa  Messa,  ai  parrocchiani.  Cre- 
desi  che  codesto  pane  abbia  virtü  di  preservare  dalla  fobbre. 

La  mattina  di  S.  Giovanni  Battista  usasi  lavarsi  colla  ru- 
giada  per  conservare  la  freschezza  dei  volto. 

Nella  notte  di  Natale  si  getta  sul  focolare  un  grosso  ceppo 
e  lo  si  lascia  ardere  per  tutta  la  notte,  ed  h  credenza  che,  mentre 
si  ^  a  letto,  la  Madonna  verra  al  focolare  a  far  asciugare  i  panno- 
lini  dei  neonate  bambiael  Gesü. 


248  *    üsi  e  costumi  di  Bedano  fTicicO). 

La  sera  della  vigilia  dell'  Epifania,  i  ragazzi  girano  a  frotte 
pel  paese  saoDando  i  campanacci  d«lle  vacche.  L' Epifania  h  il 
giorno  santo  sospirato  dai  fanciulli,  che  aspettano  i  doni  dei  Re 
Magi,  che  vengono  dair  Oriente  con  dei  cammelli  alti,  alti,  carichi 
di  giocattoli  e  confetti  pei  fanciulli  savi,  buoni  ed  ubbidienti. 
A  quelli  che  saranno  sempre  stati  buoni  ed  ubbidienti  porteranno 
taute  belle  cose,  ai  meno  buoni  porteranno  meno,  ed  ai  cattivi 
non  porteranno  nulla  aifatto  o  porteranno  una  verga  con  cni  i 
genitori  li  batteranno.  Ed  allora  i  fanciulli  promettono  di  yoler 
essere  sempre  buoni  ed  ubbidienti  e  di  voler  sempre  recitare  di 
buona  yoglia  le  preci  dei  mattino  e  della  sera.  Prima  di  coricarsi 
essi  collocano  sul  davanzale  di  una  finestra  della  camera  da 
letto  un  cestellOy  in  cui  i  Re  Magi  metteranno  i  loro  doni,  e  da- 
vanti  la  porta  di  casa  pongono  una  secchia  con  crusca  per  risto- 
rare  i  cammelli  dei  Re  Magi. 

n  Yenerdl  Santo,  i  ragazzi  dei  paese  si  portano  al  pi6  di 
un  grosso  ed  annoso  castano  situato  superiormente  al  paese,  e 
11  cucinano  una  gran  polenta  che  mangiano  con  merluzzo  o  rane. 
Nella  giornata  scorrazzano  poi  pel  paese  suonando  le  r^-r^  o 
raganelle,  corni  di  becco,  lumache  marine  e  certi  strumenti  con 
mazzuolo  di  legno  ch^essi  chiamano  paltik-e-palfik  e  cantando: 
L'd  mort  ul  Signur,  V^.  mort  in  crus,  par  nüm  pecalur. 

La  mattina  dei  giorno  apresso,  ch'&  il  Sabato  Santo,  prima 
della  Santa  Messa  nella  chiesa  parrocchiale  di  S.  Pietro,  il  sa- 
grestano  accende  un  fuoco  di  stipa  o  di  pampani  davanti  la  porta 
della  chiesa  ed  il  priore  esce  a  benedirlo.  A  quel  fuoco  bene- 
detto  parecchi  ragazzi  vi  accendono  un  pezzo  d'esca,  poi  girano 
tutte  le  case  dei  paese  gettando  sul  fuoco  un  pezzo  d^esca  bene- 
detta  infuocata,  ch'^  fuoco  sacro.  Ricevono  in  regalo  uova,  noci, 
nocciuole  od  anche  qualche  moneta. 

Nello  stesso  giorno,  verso  le  undici  dei  mattino,  quando  i 
sacri  bronzi  danno  Tannuncio  che  Cristo  h  risorto,  tutta  la  gente 
esce  dalle  abitazioni  e  s'aifolla  alle  foniane  pubbliche  a  lavarsi 
gli  occhi  pregando  Iddio  che  le  conservi  la  vista. 

II  giorno  della  Risurrezione  di  N.  S.  h  pur  usanza  di  seminar 
Torto. 

La  prima  domenica  di  quaresima,  i  ragazzi  girano  per  le 
case  cercando  dei  fasci  di  paglia  o  fascine  di  stipa  o  di  pampani 
ch'essi  poi  legano  ad  un  palo  piantato  appositamente  in  mezzo  ad 
una  piazza,  erigendo  come  una  grande  catasta  conica.  Venuta  I» 


ITsi  e  costumi  di  ßedano  (Ticioo). 


249 


^ra,  si  da  il  fuoco  alla  catasta,  ed  al  falö  assiste  tutta  la  popo- 
.zione  del  paese. 

La  sera  della  vigilia  del  1^  maggio,  le  ragazze,  aiutate  da 
iialche  uomo,  sogliono  plantare  in  una  piazza  il  maggio,  ch'e 
aa  longa  antenna  eon  in  cima  una  bandiera,  poi,  radunatesi  in 
>ro  al  pi^  del  maggio  cantano  la  segucnte  maggiolata: 


L'^  rivÄd  ul  magj^io 
Coi  suoi  bei  fior; 
Se  \niri  che  cäntum 
Canterein  d'amor. 

L'^  rivad  ul  maggio 
Colla  saa  bandera; 
L\>  pas8j\d  r'invernu, 
L*e  scia  ra  primavera. 

Beoedetto  il  maggio, 
Benedett  quel  magg! 


L^e  rivud  ul  maggio 
Fora  per  ul  pian; 
L'^  fiurid  ra  rosa 
L*6  spigulent  ul  gran. 

L'e  vegnüd  ul  maggio, 

LV  pass^d  r'april; 

Se  nol  savi  madama 

Sem  vegnüd  a  dil. 

Benedetto  il  maggio, 
Benedett  quel  magg! 


Vuri  cred,  signori, 
Che'l  magg  sia  rivjl? 
Vegni  a  ra  finestra, 
Che  'I  troveri  piantA. 

E'  da  credere  che  un  tempo  la  maggiolata  venisse  cantata 
DD  al  pi&  del  maggio  come  oggidi,  ma  da  una  compagnia  di 
iovani  che  girava  di  casa  in  casa  con  un  ramo  d'alloro  e  ne 
ceveya  in  regalo  salami,  carne  secca,  uova,  ecc.  poiche  la  can- 
>ne  cosl  prosegae: 


Cum{i  l'e  uiai  geutile 
La  foglia  di  brilgnöö, 
Sem  rivad  a  ra  casa 
D'u  Pedrinöö. 

Cume  l't'  niai  gentile 
La  foglia  della  ros^ta; 
Sem  rivad  a  ra  casa 
D'u  CarUHa. 

Cum6  l'e  niai  gentile 
La  foglia  di  amur  (mora); 
Sem  rivdd  a  ra  casa 
D'u  sciur  Dutur,  ecc.  ecc. 

Sbasse  ra  rama 
E  veri  ra  porta, 
Sem  riviid  a  ra  casa 
Dra  sua  consorta. 


In  questa  casa 
Gh'  6  bon  fundament; 
Dio  mantegna  r'  or 
E  pö  anca  r'  argen t, 

Benedetto  il  maggio, 
Benedett  quel  magg! 

Vegni  gio,  madama, 
Dra  vossa  camareta, 
Portt^  gio  na  pezza 
Dra  vossa  carna  s^ca. 

Vegni  gio,  madama, 
Vegni  gi6  pian-pian, 
Con  (juatr'  öf  in  scös 
E  altretant  im  man, 

Benedetto  il  maggio, 
Benedett  quel  magg! 


250  Usi  e  coBtumi  di  Bedano  (Ticino). 

Se  poi  nella  casa  sonyi  ragazze  da  marito,  si  continua  cosl : 

Ra  b^la A  ra  muntagna 

La  g'  ä  ul  8CU88:\a  pendent,  Gh'  ^  fiurid  ra  bröpa, 

La  g'ä  trii  b^i  murus  £  i  tusann  a  ra  piaoOra 

£  la  sa  miga  in  dava  tend.  I  va  a  cerca  ra  döta. 

La  tend  al  prim,  A  ra  muntagna 

La  tend  al  segund,  6'  6  lassüd  ul  capell, 

La  tend  al  so £  a  ra  pianüra 

Che  r^  ul  pttssä  bell  da  mand.  A  gh'  6  r'amur  püssö  bell. 
Benedetto  il  maggio,  Benedetto  il  maggio, 

Beoedett  quel  magg!  Beoedett  quel  magg! 

A  ra  muntagna 
G'  6  lassäd  ra  ranza, 
£  a  ra  pianttra 
A  gh'  ö  ra  mia  speranza. 

A  ra  muntagna 
A  gh'  ö  fiorid  i  giüstron  (mirtilli), 
£  a  ra  pianüra 
A  gh'6  i  bei  tuson. 

Benedetto  il  maggio, 

Benedett  quel  magg! 

La  sera  del  1^  inaggio,  la  musica  locale  fa  il  giro  del  paes^ 
fermandosi  davanti  ad  ogni  casa  a  far  la  serenata.  L'accoinpagn&^ 
an  finto  eremita,  il  quäle,  mentre  la  musica  suona,  entra  nell» 
abitazioni  per  la  cerca  di  ucva  con  cui  fare  una  gran  frittata^ 
a  cui  yengono  invitate  anche  le  rägazze  che*cantarono  al  pi^ 
del  maggio  la  sera  precedente. 

IX.  Divertimenti  carnascialeschi. 

Siamo  a  S.  Martino.  Le  maestranze  (i  maestran)  sono  ritor— 
nate  e  tutto  il  paese  gioisce. 

Questi  uomini  (giovani,  la  maggior  parte)  dope  un'  assenza^ 
di  piü  di  mezz'anno,  chi  a  Milane,  chi  a  Torino,  chi  nella  Svizzera^ 
francese,  chi  nella  Svizzera  tedesca,  chi  a  Parigi,  sono  felici  di. 
ritrovarsi,  di  stringersi  la  mano,  di  discorrere  del  loro  paese,  di 
fare  una  partita  alle  boccie  od  a  tresette,  dal  Carletta  o  dall^a 
Sin,  le  due  osterie  del  paese. 

Nei  primi  giorni   pare  abbiauo   dimenticato   il   dialetto   del 
loro  yillagio  natio,  e  li  odi  discorrere  fra  di  loro  in  francese  ad 
incrociando  il  francese  col  piemontese  e  col  bedanese.    I  mais, 
gli  ouly  i  quoi,    i  bien  sih'y   i  mon  chery   i  mon  ami^  i  r^ 
staja  fua  fota,  i  giüstament,  i  cerea,  i  bdla  iota,  i  p\  ndn,  i 


i 


UbI  e  costumi  di  Bedano  (Ticino).  251 

iravajda,  i  piorda,  gli  a  vegni  da  rüvda,  gli  a  vagh  a  vegnii, 
gli  a  fö  che  manda  a  ra  gara  a  iö  ura  mala,  i  chef  du 
gara  ecc.  sono  all'  ordine  del  giorno. 

Fra  una  partita  e  l'altra  di  tresette,  sortooo  poi  a  dis- 
correre  di  teatro.  Uno  racconta  di  aver  assistito  a  Parigi  alla  rap- 
presentazione  deirOtello  o  deir  Amleto.  Un  altro  ha  assistito  a  To- 
irioo  alla  rappresentazione  di  Fedora,  delCasino  di  campagna,  dei 
Due  sergenti  ecc,  e  11  segue  tutta  una  sfilata  di  commedie,  di  trage- 
ciie,  di  farse,  viste  o  lette,  raccontano  tutti  i  particolari  del  tal 
ettto  o  della  tal  scena,  si  animano,  si  eotasiasmano,  si  che  l'am- 
fciente  si  fa  saturo  di  opere  teatrali. 

Quantunque  minuscolo  paese,  yi  h  in  Bedano  ana  schiera 
di  Yolonterose  persone  di  sesso  mascolioo,  la  maggior  parte  gio- 
vanotti,  che,  nella  stazione  di  carnevale,  si  uniscono  in  societä 
e,  coadiavate  dal  gentil  sesso,  danno  nei  giorni  festiyi  delle  rap- 
presentazioni  teatrali  seguite  da  festa  da  ballo. 

II  teatro  o  "la  commedia",  come  essi  la  chiamano,  fa  accorrere 
Efc  Bedano  molti  spettatori,  principalmente  giovanotti,  dai  paesi 
circonvicini,  dalla  Capriasca  ed  anche  da  piü  lontano.  Si  proda- 
Dono  delle  commedie,  drammi,  tragedie,  farse,  ecc,  tratte  dal  re- 
pertorio  italiano,  comprese  opere  tradotte  da  lingue  straniere. 

Terminata  la  "commedia",  sj  da  priacipio  al  ballo,  che  ha 
per  iscopo  di  divertire  i  ballerini  non  soci,  e  principalmente  i 
Porastieri,  e  di  apportar  danari  alla  cassa  sociale.  E  per  questo, 
solo  di  quando  in  quando  si  da  un  ballo  riseryato  pei  soli  soci, 
d  quei  soci  che  yogliono  ballare  indiyidualmeute  deyono  proyye- 
Sersi  di  biglietti  come  i  non  soci. 

Terminato  il  carneyale,  i  soci  si  diyidono  Tayanzo  di  cassa, 
preyio  diffalco  di  una  data  somma  da  regalare  in  denaro  od  in- 
[iamenti  nuoyi  (grembiule,  yeste  o  scarpe)  alle  ballerine  piü  assidue 
Bd  a  quelle  ragazze  che  si  prestarono  come  attrici,  ed  una  certa 
somma  come  fondo  di  cassa. 


Nella  stagione  di  carneyale  usasi  anche  far  delle  mascherate 
Dotturne,  le  quali  girano  nelle  stalle  doye  sono  radunate  le  donne 
ft  filare,  nelle  case  priyate  e  nelle  osterie  doye  tengonsi  delle 
Teste  da  ballo.  Le  maschere  devono  essere  precedute  e  scortate 
dalla  sigurtä  o  persona  a  yiso  scoperto  che  si  faccia  malleyadore 
per  loro.  La  sigurtä  porta  ordinariamente  un  cappello  a  cilindro, 
crayatta  bianca,  guanti  e  bastone  in  mano.  Non  essende  permesso 


252  Usi  e  costiimi  di  Bedano  (Ticino). 

alle  maschere  di  entrare  nelle  abitazioni  altrui,  siano  anohe  laoghi. 
di  ritroYO  come  le  stalle  o  luoghi  pubblici  come  le  osterie,  aepaa 
un  anticipato  consenso  dei  padroni  di  casa,  esse  si  fermano  snlla      » 
soglia  mentre  la  sigurtä  entra  a  domandare  il  permesso  di  lasciai      .^ 
entrare  la  mascherata. 

Le  mascherate  hanno  diritto ,  in  una  festa  da  ballo,  a  tre  il  i 
balli  gratniti  e  riservati  per  esse  sole.  Terminati  i  tre  balli  di^S:.i 
diritto,  le  maschere,  se  vogliono  rimanere  nella  sala  da  ballo,  ^.  ^, 
devono  scoprirsi. 

Negli  Ultimi  giorni  di  carnevale ,   incominciando   dal   dl  iim:  JBi 
berlingaccio,  eccettuato  il  venerdl,  nel  quäl  giorno  non  si  tengoncxz^  ^o 
n^  feste  da  ballo  n^  rappresentazioni  teatrali,  comitive  di  maschere,^  ^^e, 
anche  d^altri  comuni,  girano  pel  paese.    Se  le  maschere  sono  deW^^  el 
paese  non  abbisognano  di  sigurtä,  ma,  se  sono  forastiere,  devoDO«:^  ^mo 
essere  scortate  dalla  sigurtä  come  le  maschere  nottame.  Le  ma— ^^^  ra- 
schere diurne  non  si  coprono  il  viso  ma  se  lo  tingono  in  nero  cooEs^z^oa 
fuligine  o  nerofumo,   od  in  rosso  o  giallo,   e  sono,  quasi  sensaissKjsa 
eccezione,  di  sesso  mascolino  ed  accompagnate  da  alcuni  masicanti.  r^  Msti. 

Nelle  maschere  non  manca  mai  il  dotlore,  il  quäle  non  si^  si 
tinge  il  volto  ed  h  yestito  a  nero,  con  cravatta  bianca,  occhiali.  f  JT^^bU, 
redingote,  cappello  a  cilindro,  guanti  e  bastone.  Sua  principal^  I^^i^atle 
occupazione  h  di  tastar  il  polso  alle  ragazze  e  dispensare  ricett^^^'tte 
per  guarire  da  qualunque  male.  Le  mascherate  sono  precedat^dl'wKJate 
da  due  arlccchini  che,  gesticolando  ed  urlando,  mostrano  dell^  I ' 'He 
molle  di  legno  o  molle  da  fuoco.  Codesti  arlecchini,  mentre  las  J^  !& 
mascherata  balla  sulla  piazza  o  davanti  alla  casa,  entrano  nMi^MKlh 
abitazioni  chiedcndo  dei  salami  o  luganighe,  ch'essi  poi  mostraDOO  miiv  do 
alla  compagnia  stretti  fra  le  molle,  gesticolando  e  mandando  grida^  £>  ^& 
di  pazza  gioja. 

Le  maschere  vengono   anche   regalate   di   pane,   di  vino  ^  ^ 

talvolta   anche  di   qualche   moneta  ch'esse  spendono  poi  sempr^"^ ''^ 
in  beveraggi. 

X.  Senate  alla  stalla. 

Nelle   serate   d^nvcroe   le   donne   si   radunano   nelle  stall»  f  ie 
delle  bovine  a  lavorare  (i  va  a  ra  slalaj.     Le  vecchie  filano,  1»  -ÄUe 
maritate  se  non  filano  rammendano  o  rattoppano  abiti,    e   dell»  ^^76 
ragazze  chi  fila,  chi  lavora  d'ago,  chi  d'uncinetto.  Questa  riunion.^^0 
nelle  stalle  incomincia  in  novembre,  e  precisamente  il  giorno  dop 
Tottava  dei  morti,  e  dura  fino  all'  arrivo  della  priroavera. 


Usi  e  costiimi  di  Bedano  (Ticino).  253 

Ogni  gruppo  di  case  ha  la  sua  sialla  in  cui  radunarsi,  e 
la  sera,  dopo  ceoa,  vecchie  e  giovani,  quali  col  cestello  e  la 
conocchia^  quali  solo  col  ceatello,  si  awiano  al  luogo  di  riunione 
e  vi  rimangODO  o  dovrebbero  altneno  rimanervi,  secondo  la  vecchia 
usanza,  fin  mezzanotte  ed  anche  dopo,  fino  a  che  la  costellazione 
delle  plejadi,  da  loro  chiamata  Nosant  o  Pred^e,  sia  scomparsa 
dal  oielo,  secondo  un  loro  proverbio: 

I  bon  fil^e  i  def  mett  a  dürmH  i  pred^e. 

Coir  entrare  del  verno  bisogna  mettersi  di  baona  voglia  a 
filare,  dicon  le  vecchie,  percho  passato  il  Natale  c'  ^  il  carnovale 
che  fa  perder  molto  tempo,  almeno  alle  ragazze;  eppoi  le  notti 
s'accorciano  e  poco  si  pu6  fare  : 

Chi  che  no  fira  par  denedda 
Par  dopu  i  sal  pu  gratda. 

In  marzo  non  se  ne  fila  piü  che  un  fuRO  per  aera: 
A  marzetl  un  füsett. 

In  aprile  il  lavoro  h  quasi  nullo: 

AvrHf  avrn,  laca  süH  fUs  e  va  a  dürrnH. 

AI  sabato  ed  alla  vigilia  di  un  giorno  festivo  si  pettinano 
e  81  accomodano  a  vicenda  le  treccie,  poi  lavorano  ma  al  piü 
tardi  fino  a  mezzanotte,  percho  la  seconda  metä  della  notte  appar- 
tenendo  al  giorno  successivo,  che  k  Igiorno  di  festa,  potrebbe 
accader  male  e  potrebbe  arrivare  quello  del  pi^  d'asino  e  spa- 
ventarle  come  spavento  quella  giovane  dal  cilök  (sconocchiatura) 
che  volle  rimanere  dopo  la  mezzanotte  per  finire  quel  po'  di 
stoppa  che  aveva  ancora  sulla  conocchia. 

Narra  adunque  la  leggenda  che  una  giovane  volle  rimanere 
un  sabato  sera  dopo  le  altre  per  fiaire  il  suo  cilök  (sconocchiatura). 

Era  di  poco  passata  la  mezzanotte  quando  Tuscio  della  stalla 
8'aperse,  ed  un  bei  giovane,  vestito  elegantemente  in  nero,  entro 
ed  andö  a  sedersi  presso  alla  giovane,  mettendosi  a  levarle  dalle 
Yesti  le  filacciche  cadute  dalla  conocchia,  come  usa  far  nelle  stalle 
Tamoroso  colla  sua  bella. 

Poi  attaccarono  discorso.  Ad  un  dato  punto  essende  alla 
giovane  caduto  il  fuso,  neir  abbassarsi  per  raccoglierlo.  s'accorse 
che  il  giovane  aveva  i  piedi  d'asino.  AIzo  spaventata  gli  occhi, 
e  fissandolo  in  volto,  scorse  sopra  la  fronte  due  cornetti  che  si 
nascondevano  sotto  il  cappello,  onde  piena  di  spavento  si  fece  \V 
8egno  della  croce  e  gridö :  Gesummaria  ajutatemi. 


254  üsi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 

AUora  il  pseudo  vagheggioo,  che  doveva  essere  sicuramento 
il  demonio  in  persona,  di^  un'  acutissimo  fischio  e,  mandando 
lampi  dalle  corna,  sparl  lesto  come  il  fulmine. 

Qaella  giovane  fu  ben  castigata  d'aver  voluto  rimanero 
dopo  la  mezzanotte  e  trasgredire  cos)  il  terzo  comandamento  r 
Santificare  la  festa. 

Le  stalle  sono  il  miglior  passatempo  serale.  Yi  intervengono 
anche  i  giovanotti  a  trovar  Tamorosa.  Y'^  chi  racconta  storielle, 
chi  indovinelli  od  altri  passatempi.  Si  discorre  un  po'  di  tatto, 
si  scherza  e  si  canta,  e  di  tanto  in  tanto  si  mangia  qualche  mani- 
caretto  in  comune,  inaffiato  da  bottiglie  di  nostranello. 

XI.  Battesimo. 

Nel  giorno  in  cui  ha  luogo  il  battesimo  di  un  neonato,  la  ma- 
trina  fa  ura  portadüf  cioe  porta  in  regalo  alla  paerpera:  un 
pane  di  burro  fresco,  uova,  vino  yecchio  e  pasta  fina  da  minestre» 

II  padrino,  dal  canto  suo,  va  a  visitare  la  puerpera  e, 
senz^esser  visto,  le  pone  sotto  il  guanciale  un  regalo  in  danaro  che 
non  sarä  per5  inferiore  a  franchi  cinque.  Egli  h  pure  tenuto  a. 
dare  una  mancia  ai  ^ragazzi  che  nella  chiesa,  alF  atto  del  batte- 
simO;  fuDgono  da  chierici,  tenendo  uno  la  candela  accesa  e  Taltro 
i  due  orciuoli  deir  olio  santo  e  del  sale.  Certi  padrini  sogliono 
anche  pagar  del  proprio  il  prete  e  dare  una  roancia  alla  leva- 
trice. 

Yenendo  poi  a  morire  il  figlioccio  in  tenera  etä,  la  matrina. 
e  tenuta  a  portarlo  alla  chiesa  e  da  questa  al  camposanto  sullo 
proprio  braccia. 

La  matrina  regalerä  il  figlioccio  o  la  figlioccia  della  8toff& 
per  la  prima  gonnella  e,  se  h  un  bambino,  venuto  il  tempo  di 
vestirlo  da  uomo,  la  stoffa  pel  primo  vestitino  verrä  regalata  dal 
padrino. 

Älla  chiesa  si  va  sempre  a  piedi,  ed  il  bambino  vien  portato 
in  braccio  dalla  levatrice. 

AI  ritorno  dalla  chiesa,  il  padre  del  bambino  da  una  coIa- 
zione  od  un  pranzo  a  cui  prendono  parte  i  padrini,  la  levatrice 
e  qualche  prossimo  parente. 

XII.  Cresima. 

Nel  mentre  al  battesimo  il  bambino,  sia  poi  maschio  o  fem- 
mina,  ha  diritto  al  padrino  ed  alla  matrina,  a  cresima  i  maschi 
si  hanno  solo  il  padrino  e  le  femmine  solo  la  matrina. 


i 


Usi  e  costumi  di  Bcdano  (Ticino).  255 

In  quest'  occasione  il  padrino  h  tenuto  a  regalare  al  figlioccio 
iin  cappello  nuovo  e  dei  confetti. 

La  matrina  regala  alla  figlioccia  un  grembialino. 

XIII.  Nozze. 

Un  matrimonio  h  tenuto  nel  paese  come  un  awenimento : 
tutti  ne  parlano,  anzi  h  il  principal  tema  di  conversazione.  Ho 
iidito  discorrere  di  an  prossimo  matrimonio  due  donne,  una  di 
IBedano  e  Taltra  del  vicino  paese  di  Torricella,  e  mi  ha  colpito 
la  maniera  con  cui  annunciano   il   prossimo  futuro  awenimento. 

Invece  di  dire  a  mo'  d'esempio :  Dunque  la  tale  o  tal  altra 
vostra  compaesana  si  marita,  dicono:  Dunque  voi  di  Bedano,  o 
voi  di  Torriceila  fate  la  sposa?  Quelli  del  tal  paese  fanno  la  sposa, 
o  faranno  quest^  inverno  due  spose:  vengono  cos)  a  dimostrare 
come  in  certo  qual  modo  concorre  tutto  il  paese  al  matrimonio 
di  una  ragazza. 

Awenuta  la  pubblicazione  civile  del  matrimonio  che  inten- 
ciono  fra  loro  contrarre,  i  fidanzati  vanno  dal  priore  a  iöö  ul 
ounsens^  cioh  a  pregarlo  a  voler  fare  la  pubblicazione  in  chiesa. 
[1  priore,  dopo  aver  notato  nome,  cognome,  paternitä  ed  anno 
di  nascita  dei  fidanzati,  li  interroga  sopra  alcuni  punti  della 
dottrina  cristiana  e  fa  loro  un  predicozzo  d'occasione,  awerten- 
doli  anche  che  per  poter  celebrare  le  nozze  secondo  la  religione 
sattolica  gli  sposi  devono  prima  accostarsi  ai  S.  Sacramenti,  e, 
»e  lo  sposo  no  ne  della  sua  parrocchia,  deve  presentargli  un  nulla 
^sta  rilasciato  dal  parroco  della  propria  parrocchia  e  una  dichia- 
razione  dello  stesso  parroco  attestante  che  lo  sposo  si  h  accostato 
i.i  S.  Sacramenti  da  pochi  gioroi.  Ottenuta  la  promessa  dal 
>riore  che  la  pubblicazione  ecclesiastica  sarä  fatta,  i  promessi 
li  licenziano,  non  senza  per5  avergli  lasciato  in  dono  una  scatola 
>  sacchetto  di  binis  ed  uno  o  piü  fazzoletti  da  naso. 

Alcuni  giorni  prima  del  matrimonio,  i  promessi  visitano  i 
>arenti,  i  vicini  e  gli  amici  e  regalano  loro  i  binis.  Del  resto, 
^ella  settimana  precedente  il  matrimonio,  i  biyiis  vengono  regalati 
^  cbiunque  capita  nella  casa  dei  futuri  sposi. 

La  sposa  e  tenuta  a  regalare  i  parenti  dello  sposo.  I  regali 
i^nsistono  di  solito  in  effetti  di  vestiario.  Una  veste  od  un  grem- 
biole  alla  futura  suocera  ed  un  grembiale  alle  sorelle  dello  sposo. 
Agli  uomini,   cioe   al   futuro  suocero  ed  ai  cognati,  una  camicia 


256  Usi  e  costumi  di  Be(t*ano  \x.. 

od  almeno  una  cravatta.    Lo  sposo  c  tenuto  a  regalare  alla  sposa  < 

il  vestito  nuovo  del  dl  delle  nozze,  completo,  scarpe  e  velo  nero 
0  biaoco  ed  i  giojelli,  fra  cai  riDdispensabile  vera  ch^essa  deye 
portare  nell'  anulare  sioistro  per  tutta  la  vita.  La  sposa  gli  rega- 
lerä  in  contraccambio  una  camicia  nuova  di  tela  bianca,  lavoro 
possibilmente  fatto  di  propria  mano.  La  compera  delle  vesti 
nuziali,  dei  giojelli,  dei  binis  e  dei  regali  vien  fatta  dai  due  pro- 
messi  in  amabile  compagnia,  alla  cittä  di  Lugano  e  dicesi:  näa 
a  dobass  andare  ad  addobbarsi. 

II  corredo    di   nozze    della    sposa,    detto  comunemente  ra       «s 
scherpa,  consiste  in  effetti  di  biancheria,  ed  arredi  tali  che  len-      — 
zuola,  coperte,  federe,  fazzoletti,  camicie,  saWietie,  asciogamani    ^A 
ecc.    Indispensabile   h  poi  un  materazzo,   nna  coperta  pel  letto  ^=^4> 
nuziale  ed  un  canterano. 

Si  fa  molto  parlare  nel  paese  se  una  sposa  puö  portar  con.car^>n 
8^  an  ricco  corredo,  principalmente  se  si  possono  contare  adoz-^2^«i- 
zine  le  lenzuola,  le  fodere  da  guanciali,  le  camicie,  le  calze,  glS-X-^gU 
asciugamani  e  simili. 

Gli  sposi  non  vanno  mai  al  municipio  ed  alla  chiesa  ucmm  in 
carrozza,  ma  a  piedi,  e  partono  con  tutti  gli  invitati  dalla  easuBcr^Tisa 
della  sposa. 

Ecco  come  viene  disposto  un  corteggio  di  nozze.  Dallsf  ^1& 
casa  della  sposa  al  municipio:  1^  Sposa  a  bracoetto  col  fratello C JT^lo 
0  suo  prossimo  parente.  2^  Sposo  a  braccetto  colla  sorella  dellsXX^la 
sposa  0  sua  prossima  parente.    3^  Parenti.    4^  Amioi. 

Dal  municipio  alla  chiesa:  1^  Sposa  a  braccetto  col  padrp'xfilre 
dello  sposo  ed  in  mancanza  del  padre  collo  zio  o  prossimo  p&is^xpa- 
rente.  2^  Sposo  a  braccetto  con  una  prossima  parente  della  sposoB^^^sa. 
S^  Parenti.    4«  Amici. 

Ritorno  dalla  chiesa  alla  casa  della  sposa :  1^  Sposo  a  brao^tf^ac- 
cetto  colla  sposa.  2*^  Parenti.    3^  Amici. 

AI  municipio  vien  regalato  un  piatto  di  confetti  ed  i  binW^    '/s. 

II  pranzo  nuziale  ha  luogo  di  solito  alla  casa  della  spo^  ^aa 
e  le  spese  sono  a  carico  metä  dello  sposo  e  metä  della  famigl  .^O/a 
della  sposa. 

Tcrminato  il  pranzo,  gli  sposi  lasciano  la  famiglia  e  parto^^vo 
subito    in    carrozza    fino    alla  stazione  ferroviaria  pel  viaggio        di 
nozze.     La  solita  meta  e  Como  o  Milano  e  quella  sposa  che    Jbg 
visto  Milano  col  sno  Duomo  puo  dirsi  soddisfatta  e  puo  raccoi7< 
taro  tantc  belle  cose  alle  suc  compacsanc. 


/ 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino).  257 

Quando  la  sposa  si  marita  fuori  di  paese,  allora  lo  sposo 
»rastiero  h  tenato  a  pagare  per  la  futura  compagoa  una  specie 
i  dazio  d'uscita  cio^  a  dare  una  mancia  ai  giovanotti  del  paese, 
lancia  che  non  e  mai  inferiore  ai  10  franchi,  e,  secoodo  la  possi- 
ilitä  finanziaria  e  generositä  dello  sposo  pu6  asceodere  magari 

20,  30  e  piü  franchi.  In  cambio,  la  musica  locale,  alla  sera 
ella  Tigilia  delle  nozze,  va  a  fare  una  serenata  d'addio  alla  sposa. 
i^uscita  poi  del  corteggio  nuziale  dalla  casa  della  sposa  e  la 
slebrazione  delle  nozze  in  chiesa  vengono  salutate  dai  giovani 
el  paese  a  colpi  di  mortaretti  o  d'altra  arma  da  fuoco. 

'  Ma  la  sposa  che  ha  avuto  Tardire  di  scegliere  per  com- 
ägno  de'  suoi  giorni  un  forastiero  ed  il  forastiero  che  sta  per 
)ndurla  fuori  di  paese,  quasi  per  pena  d'essersi  amati,  vengono 
)ttopo8ti  ad  altre  vessazioni.     Appena  il  corteggio  nuziale  esce 

alla  casa  della  sposa,  il  passo  e  sbarrato  da  una  barriera 

isormontabile ,  Due  o  piü  fanciulli,  appostati  ai  due  lati  della 
irada,  tengono  fra  le  mani  un  nastro  teso  e  non  Tallentano  fin 
le  non  vengono  regalati  di  binis  o  di  monete  spicciole  che 
uelli  del  corteggio,  eccettuata  la  sposa,  si  tengono  preparati 
ella  tasche.  E  bisogna  che  lo  sposo  almeno  ne  abbia  le  tasche 
iene,  di  binis,  perche  di  simili  barriere  di  nastri  se  ne  incon- 
ano  ad  ogni  20  o  30  passi.  Basti  dire  che  tutti  i  fanciulli  e 
I  fanciuUe  del  comune  vengono  distribuite  lungo  il  cammino 
lila  casa  della  sposa  al  municipio  e  di  lä  alla  chiesa.  Che,  se 
lalche  binis  rimanessi  poi  ancora  nelle  tasche,  c'h  sempre  nel 
torno  qualche  monello  insoddisfatto  che  tende  il  cappello.  Guai 
)  lo  sposo  si  rifiutasse  di  dar  la  mancia  ai  giovani  del  paese: 

prossimo  ritorno  della  sposa  per  visitare  la  famiglia,  i  monelli, 
istigati  dai  giovanotti,  le  fanno  un  poco  gradito  ricevimento, 
lonando  una  musica  selvaggia  con  latte  da  petrolio  e  campanacci. 

XIV.  Nomignoli  di  persone. 

Non  v'e  forse  paese  come  Bedano  in  cui  le  persone  vengano 
liamate  con  nomignoli  invece  che  col  loro  nome  di  battesimo. 
essun'adulto,  maschio  o  femmina,  manca  del  proprio  nomignolo. 
'e  perfino  chi  vien  chiamato  non  con  uno  solo,  ma  coft  due  o 
e  nomignoli.  E  Tuso  e  tanto  radicato  che  son  magari  i  genitori 
essi  od  i  fratelli  ad  appioppare  il  primo  nomignolo  ai  propri 
;li  od  ai  propri  fratelli  o  sorelle. 


258  Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 

Fra  tatte  le  specie  di  nomignoli,  i  piü  detestabili  e  che 
noQ  dovrebbero  venir  usati  son  quelli  che  dinotano  malattie  od 
infermitä. 

Ecco  i  nomignoli  ch'ho  potuto  raccogliere  e  credo  che  ben 
pochi  inanchino  all*  appello: 

UI  gran  sültänu,  ul  Bcj,  ul  Signur  da  Caröoa,  ul  Fant  da 
pik,  ul  Matt  di  eint,  ul  Strambon,  ra  Travasa,  ra  Mama  Sepa,  ul 
Lüna  piena,  ul  Tulina,  ra  Cavii  d'or,  ra  Cicerinin,  ul  Ootarban, 
ra  Pet^ca,  ul  Ducamara,  ul  Balon,  ul  Marcoja,  ul  Furmagin,  ra 
Visaiga,  ra  Tron,  ra  Cüron,  ra  Gata,  ra  Pita,  ul  Comajigh,  ra 
Naka,  ul  Galin^ta,  ul  Tenaja,  ra  Loka,  ul  Pa  Giuvann,  ra  ^SkT- 
bona,  ul  Göbb,  ra  Cüpiatt,  ra  Goss,  ul  Giüli  papa,  ra  Marceta, 
ra  Marcetora,  ra  Lümaga,  ra  Per-fin,  ra  Contona,  ul  Santa  pas, 
ra-  S6,  ra  Bucin,  ra  Chegon,  ra  Recamada,  ul  Plata,  ul  Salvadigh, 
ul  Cil^B-pil-e-natött,  ul  Pregadüu,  ra  Mama-te,  ra  Crott,  ra  Cfek, 
ul  Frik,  ul  Nivul  senz'acqua,  ra  Gialda,  ra  Erök/  ra  Mol^vra, 
ra  Zükon ,  ul  Tu-a-tam ,  ra  Baronessa ,  ra  Cuntessa ,  ul  Barbin, 
ul  General,  ul  Popp,  ul  Pitt-da-l'oli,  ra  Baiin,  ul  Biciäj,  ul  Garn- 
b^ta,  ra  Storta,  ul  Vegiöö,  ra  Sqwisc,  ra  Baierna,  ra  Fassinata, 
ra  Nin^ta  cara,  ul  Princip,  ul  Buru,  ul  GiuTann  s^das,  ul  Kusari, 
ul  Manessa,  ul  Pepin-ciöca,  ul  Bonalana,  ul  Paltascia,  ul  Pelött, 
ul  Podrinöö,  ra  Penagina,  ra  Biunda,  ra  Negra,  ra  Pepa-tencia, 
ra  B^la,  ra  Cocc,  ul  Govern,  ra  Lansciöta,  ra  Scimiöra,  ul  Micio, 
ul  Titü,  ul  Zebriu;  ul  Cacc,  ul  Lempasciu,  ra  B6iF,  ul  Ciribibiss. 

Glossario  del  vernacolo  di  Bedano. 


Avvertenze  per  1a  pronuncia. 

1*^   Se  una  vocale  e  accentata,  l'accento  tonico  cade  su  quella  vocnle. 

2'  Le  vocali  doppie  ?«,  de,  ee,  äa,  6o,  ho,  öö,  um,  um,  si  pronunciano 
come  una  sola,  ma  con  suono  proliingato. 

3**  Le  vocali  e  ed  o  segnate  da  accento  acute  si  pronuDciano  streite. 
Es:  pidigh,  garej,  garivolt,  magurorij  ecc. 

4°  Le  vocali  e  ed  o  segnate  da  accento  grave  si  pronunciano  aperte. 
Es:  rela,  derla,  löcc,  ciapöff,  ecc. 

/)®  II  segno  ö  indica  il  suono  dell'  eii  francese  o  delP  ö  tedesco.  Es: 
macapi(kt\  goriöö.  ecc. 

6",  II  aegno  ü  indica  il  suono  dell'  u  francese  in  mur  o  delP  ü  tedesco. 
Es:  hülbura.  hrügti. 

1^  La  n  in  tine  di  parolu  e  preceduta  da  vocale  accentata  e  gutturale 
e  si  pronuncia  como  in  saiignc.    Es:  maguron,  f'rahulän,  halafhn,  ecc. 

ö"^    La  n  in  tiiie  di  parola,  \\\i\  preceduta  da  vocale  non  accentata,  ha 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticiiio). 


259 


;uono  dentale  e  si  pronuncia  come  in  ben,  hene,  suon,  suono.  Es:  blökan, 
isan,  finfan,  fänfan,  tampätan. 

9^  La  combinazione  U  suona  come  fz  tedesco  o  come  zz  italiano  in 
nazza.    Es:  crützi,  bastrolzön,  lambrötz,  ecc. 

10°  Le  consonanti  g,  gg,  c,  cc,  in  fine  di  parola  hanno  suono  palatale 
'X)me  in  giomo,  saggio,  cibo,  laccio.    Es:  brg,  cuntägg,  boderc,  bröcc. 

IV  In  fine  di  parola  ch,  cchy  gh,  hanno  suono  gutturale  come  in 
\chi,  secche,  vaghe.    Es:  gnöcch,  lögh. 

12°   La  combinazione  sg  ha  il  suono  delP  j  francese  in  je.    Es:  bisg. 

13°  La  combinazione  sc  ha  il  suono  dell'  sc  toscano  in  sciame,  scia- 
raWo.    Es:  der^nsc,  mergrisc,  rnvvsc,  ecc. 


Acquadura,  romajolo. 

an,  ne.  An  vöt?  Ne  vuoi?  An 
völal?  ne  vuole?  An  völala?  ne 
vuole  lei?  An  vuri?  ne  volete? 
An  töj  o  an  vblaj?  ne  vogliono 
essi? 

inUbdüsc,  biricchino,  vivace.  Che 
antebelüsc  d'un  fiöö! 

Anzögn,  ragazzate. 

Ana:  vess  in  dr'aria,  esser  distratto, 
aver  lo  spirito  svagato,  che  av- 
verte  a  quaicosa  di  straniero  a 
quello  che  dovrebbe  occuparlo,  e 
dicesi  per  lo  piü  degli  innamorati, 
i  quali,  avendo  sempre  il  pensiero 
fisso  airoggetto  del  loro  amore, 
trascurano  ogni  altra  cosa. 

Asbäk,  abbastanza,  a  sazietä. 

Babi,  pl.  babiötfy  ra.  castagna  vuota 
che  non  allign6  il  frutto. 

Babiöff,  v.  Piföcch. 

Bagarött,  verme,  tarlo,  lombrico. 

Ba'jarött:  fäa  vegnü  '/  bagarött,  far 
venire  il  latte  alle  ginocchia,  per 
svenevolezze,  maniere  leziose  o 
carezze  sdolcinate. 

Bägia,  grappolo  d'uva. 

Bagiööj  mazzo  di  panico  scelto  per 
la  semente;  fascio  di  pannocchie 
di  grano  turco  che  si  appende  per 
Tessicazione ;  tralcio  coi  grappoli 
d'uva  matura  della  piu  bella  che 
si  mette  in  »erbo  per  mangiarla 
appassita. 

Bägol  di  ratt,  cacherelli  dei  top!. 

Balafrin,  laccetto:  nastro  cuclto  alle 


due  estremitd  alla  spalla  sinistra 

della  giubba,   per  cui   le  filatrici 

fanno  passare   la   conocchia  per 

tenerla  ferma  mentre  filano. 
BcdconcM,  socchiudere  porta  o  finestra. 
Baldaridöny  ridda,  congresso  di  stre- 

ghe,  tripudio  di  gente  allegra. 
Baltigöloy  altalena. 
Balük,  grosso  fascio  di  legna  minuta 

che  si  rotola  giu  dal  monte. 
Balzanaj  strüväja,  femmina  dissoluta. 
BaragöU,  castagne  secche,  lessate  nel 

loro  guscio. 
Barcurda,  fiadatojo,  finestrino,  porti- 

cina  nei  pollaj  per  lasciar  uscire  e 

rientrare  le  galline. 
Barüuy  crosta  lattea  —  buccia  del- 

Tacino  deir  uva. 
Bardassa,  chiacchierino. 
Bardeta,  sgabello. 
Bäria,  balia,  nutrice. 
Barin^  montone.  AI  pl.:  t  barin^  signi- 

fica  le  pecore,  maschi  e  femmine. 
Bariveü,  spensierato,  sventato. 
BarlingasSy  ninnolarsi. 
Bariott,  V.  Baldaridon. 
Barundm,  randello. 
Barzeleta,  scappata,  scappatella.  Un'ä 

face  quel  Vi  di  barzelett ! 
Bastrotzäa,  comprare  e  vendere  be- 

stiame  per  mestiere. 
Bastrotzöny  mercante  di  bestiame. 
Baüsclnj  bavaglino. 
Beciäa,   sbirciare,    guardare   di   tra- 

verso  per  esser  bircio. 
Bcciön,  bircio. 


260 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 


Bertoräa,  pianger  forte,  come  fanno 
i  bambini. 

Bertorön ,  piagnone ,  fanciullo  che 
piange  sempre. 

Besijj  pungiglione  delle  api  e  simili. 

Bianch^ta,  giabboncino  da  donna,  cod 
maniche,  che  si  porta  sopra  la 
camicia. 

Binls,  quei  chicchi  di  grano  turco  che  i 
ragazzi  mettono  al  fuoco  e  che 
Bcoppiando  sUDgrossano  e  laeciano 
vedere  per  la  crepatura  la  farioa 
bianchiccia. 

Binls,  i  confetti  degli  sposi. 

Bisahoga  (a),    a  zig-zag. 

BisQj  losco. 

BiÜk  e  tundHa,  fräse  di  vario  signi- 
ficato.  Uomo  fatto  a  hitik  e  tundela 
sarebbe  un  uomo  strambo,  strava- 
gante,  originale.  Cose  fatte  a  bittk 
e  tundela,  cose  malfatte,  o  per  iD- 
capacitä  o  per  mala  voglia.  Roba 
che  va  a  bittk  e  tundela,  roba  che 
si  giiasta,  che  imputridisce.  Ga 
nacc  tütt  a  hitik  e  tundela,  si  ö 
r9viDato,  ha  fatto  fallimento. 

Blökan,  macigoo. 

Boderc,  chi  ha  gli  occhi  gonfi  o  per 
aver  troppo  dormito  o  pianto,  o 
per  malattia. 

Bogiäss,  sbrigarsi,  muoversi.  Bögint ! 
sbrigati!  V'oce  importata  dal  Pie- 
monte. 

Bogiett,  sacchetto  di  grano  che  si  porta 
al  miilino  per  far  macinare. 

Bordegäa,  insudiciare,  impiastricciare. 

Borgnäca,  bolgia  da  calderajo. 

Bött,  ateo. 

Bötfy  vuüto  nel  mezzo. 

Bröcc,  acerbo,  immaturo. 

Bröpa,  fronda. 

Brotaa,  abbriistiare  le  castagne  nella 
padella. 

Brüdigh,  sporco,  sudicio. 

Brügii,  ruttare  ;  un  hrügid^  un  rutto. 

BrUsigadÜH',  sogaticcio  di  legno ;  vä 


che  possa  vedke^piä  ne  stirpa  nc 
hrüsigadusc,  vattene  alla  malora. 

Bulbura^  minestra  di  zucche,  fagiuoli 
e  farina  di  frumento. 

Bundäa,  abbondare;  a  bundala?  do- 
maDda  solita  a  farsi  quando  s'in- 
coDtra  qualcuDO  che  porti  uva  o 
che  sta  vendemmiandoM- 

Bürläa,  tomo;  ttr  äsan  du  Nant  u 
fa  ra  bürlita. 

Büsta  (dass  la  --),  darsi  la  pena. 


Cägia,  ciocca  di  capelli. 

Cagiön,  scapigliato,  chi  porta  ci4>eni 

luDghi  e  disordinati. 
Cagn^  boccone  e  specialmente  pezzo 

di  frutta  levato  coi  denti.  I  ragazzi 

dicoDO:  däman  un  cagn. 
Calcamüta,  capovolta,  capitombolo. 
Camant,  gran   falö,   e  propriamente 

quel  gran  fuoco  di  stipa  e  gran- 

turcali  che  si  fa  la  sera  della  prima 

domenica  di  quaresima  per  bruciare 

il  caruevale. 
Canavrela,  caviglia  del  piede. 
Can^a,  matterello  della  polenta. 
Canelön,  ricciolo,  riccioli  di  capelli. 
Canelön,  trucioli  dei  falegnami. 
CatUagögöö,   scarpalanzöö ,    il    canto 

del  gallo. 
Cargänsg,  gerla  fienaja  detta  altrove 

gambagg  o  campäsg. 
Carlon,  granoturco.  £ra  credenza  che 

il  granoturco  fosse  velenoso.    San 

Carlo  lo  benedi  e  d*allora  in  poi 

lo  si  coltivö  ed  io  onore  del  Santo 

lo  si  chiamö  earlon. 
Casöra,  formaggio  che  si  estrae  dal 

siero  del  burro:  Ictcc  penn, 
Ctta,  rupe,  scoglio. 
Ciäla,  cially  sciocca,  sciocco. 
Cialäd,  sciocchezze,  svenevolezze,  ba- 

gatelle. 
Ciama:  a  r*i  mandäd  a  ciäma  r^dutur? 

avete  fatto  chiamare  il  medico? 


')  Nol  bellinzonese  dicono:  a  fec  bonassia? 


Usi  e  costumi  di  Bedano  ^Ticino). 


261 


Qap^nj  cocci,  rottami  di  terragUe  e 

vetrerie. 
Ciapotäaj    ciarpare,   intrattenersi   in 

bazzecole. 
dapöUy  ciarpone,  guastamestiere. 
Ciapürla,  scodella;  al  pl.:  t  ciapurla, 

le  stoviglie. 
Cifiü,   cifelett,   frugolo,   demonietto, 

ragazzo  vivace,  biricchiDO. 
Cihcäa^  ciullare,  öf  che  dlöca. 
Cilöcch^  BCODOccbiatura ,   residuo  del 

pennecchio  sulla  conocchia. 
CfösSf  podere  cinto  di  muro. 
Cipii,  tirar  il  calzino,  morire. 
Ciünc,  Budicio,  sporco. 
CiunciäsS'Sü,  inaudiciarsi. 
Ciunciön^  sadicione. 
Cöf  capo;  ai  däj  cö  da  messa?  Han 

dato  principio  alla  messa? 
Cochln,   noce   smallata;   fäa  föra  i 

cochin,  smallare  le  noci. 
Codcod^ai,    lo    scbiammazzo    della 

galÜDa. 
Cologh,   mett   a   cölögh,    mattere    a 

naoDa,   a  dormiie,   e   dicesi   dei 

bambini  e  delle  galline. 
Cbrsiga^  uva  americana. 
CorsigKin,  vino  di  uva  americana. 
Cbua  cosüHa:   mi  so  na   — ,   violin 

vioUta,   parole  con  cui  suolsi  in- 

trodurre  Fenunciazione  di  un  indo- 

vinello. 
Colin  (i),  le  vesti  da  donna. 
Cotin  «oW,  le  sottovesti. 
CöUa,  scodella  di  legno. 
Coturäa,  carezzare. 
Coiurda,  cacberella  di  capra  o  pecora. 
Coturön,  Stereo  di  cavallo. 
Coiurön,  cucco,  beniamino. 
Crespa,   ruga,   grinza.    A   chi   ha  il 

viso   pieno  di   rughe,    i  bedanesi 

dicono :  A  r  h  passäd  da  Crespo ra. 

Crespera   ^  il  nome  di  una  colli- 

netta  sulla  strada   tra  Bioggio  e 

Lugano. 


Cruschetty  segaticcio  di  legno. 

Crüiei,  cruccio,  corruccio. 

Crütziäss,  corrucciarsi,  darsi  pena. 

Cucüy  il  gheriglio  della  noce,  quando 
resta  intiero. 

Cumpesäaj  usare  economicamente  di 
una  cosa  e  specialmente  di  for- 
maggio  od  altro  companatico. 
Ai  ragazzi  che  mangiano  piü  com- 
panatico che  polenta  o  pane,  usano 
dire,  dando  loro  un  pezzetto  di 
formaggio:  cumpisal  ben  parchk 
t'ann  db  piü. 

Cuntagg,  fetore,  puzzo  orrendo.  ü 
püzea  cume  n  cuntagg.  £  voce 
piemontese,  importata  dai  forna- 
ciai  od  altri  maestrani,  come  Tal  tra: 
bogiass. 

Cusciöö,  piccolo  pane  di  segala  pei 
ragazzi.  £  usanza,  ogni  volta  che 
si  cuoce  o  si  fa  cuocere  una  cotta 
di  pane  di  segala  o  segala  mista 
a  frumento  per  la  famiglia,  di 
cuocere  an  che  tanti  panetti  rotondi, 
quanti  sono  i  ragazzi,  per  poi  re- 
galarli. 

A  Sigirino  tali  panetti  chiamansi 
seiöla,  pl.  sciöll, 

Danänz:  stäa   danänz  a  vün,   forsi 

mallevadore,  garantire  deir  altrui 

onestA,  onore  ecc. ;  ga  gib  danänz 

miy  rispondo  io  per  lui. 
Banday  andaturaaffettata,affettazione 

nel  fare  o  dire  qualcbe  cosa. 
Da-süy   superbia,   alterigia:    la  gä 

un  certu  da  -  sü  che  ma  piass  prbpi 

miga. 
Dhrla^  mallo  della  noce. 
DerenaCy  inerte,  lento  nei  movimenti, 

irresolutd;  il  contrario  di  scorre- 

vole,  parlando  di  corda  e  simili; 

avaro,  spilorcio. 
Distajäay  sfrondare,  levare  i  rami  ad 

una  pianta  abbattuta. 


«)   A  Monte  Carasso   udii  chiamare  mälaga  Tuva  americana  e  Vin  da 
mälaga  il  vino  americano. 


363 


üsi  e  eostumi  di  fiedano  (Ticino). 


Fala,   spazio   tra  una  vite  e  Valtra, 

in  un  iilare. 
Falbur,  vampa,  riverbero,  riflesso. 
FaliWa  (näa  in  — ^  fallire;  fäa  näa 

tau  in  faliUla^  consumare  la  pro- 

piia  sostanza  in  bagordi. 
Fardammj  briciole  di  castagne  seccbe, 

avanzaticcio  della  battitura  onde 

sgusciarle.    Si   fanno  macinare   i 

farciamm    e    la   farina    chiamasi 

panisciöö. 
Farfcda,  la  farfalla  cbe  esce  dal  boz- 

zolo. 
Farffüina,  piccola  farfalla  che  entra 

la  sera   nelle  abitazioni,   attratta 

dai  lumi  accesi.  Vedi :  parpaväja. 
Fignädj  butterato  dal  vajuolo. 
Fincisc,   findscia,   finciscion,   pigro, 

pigra,  pigrone,  poltronaccio,  dor- 

miglione. 
Ftnfan  e  in  fänfan  (fäa  näa  in  —), 

prodigare,  scialacquare,  sperpei-are. 
Fiuramm^  avanzaticci,   rimasugli   di 

fieno  oella  greppia. 
Fötar,  bazzecole,  bagatelle,  frivolezze. 
Frabulän,  sempliciooe. 
Fregäja,  briciola. 
FregajöOy  briciole. 
FümUa^  ajuola,  porca. 
FüHönia  (näa  in),  andare  in  giro  per 

intrighi  amorosi. 
Furment  da  menestra,    specie  d'orzo 

da  minestra. 
Furmentön,  grano  saraceno. 
Füsita,  razzo. 
Fusctüsciäa,  ciarpare. 

Gamhirora  (töö  ura\  dar  il  gambetto. 

Garij  (tiräa  i),  tirar  il  calzino,  morire. 

Qarivölt^  furfante. 

Garivölt  (?),  i  grimaldelli. 

G^ppy  gepa,  semplicione,  sempliciona, 

sciocco,  sciücca. 
Oepäda,  stiipidaggine,  sciocchezza. 
Gh^tz,  ramarro. 

Ghii-ghlij  uva ;  e  voce  infantile. 
Ghisa-ghisa !  rodi-rodi,  roditi  di  rab- 

bia;  e  modo  di  dileggio.  Lo  dicono 


i  fanciulli  mentre  stropicciano  Tin- 

dice  destro  sul  sinistro. 
Giaj,  lezie. 
Giajäd,  leziosaggini. 
Giajüs,  lezioso. 
Giäu,  gianitty   bruchi  cbe  rodono   le 

frutta,  il  formaggio,  ecc. 
Gicüräa^  quel  gorgheggiare  che  fanno 

i   contadini   sui   monti   per   farsi 

udtre  ad  una  gran  distanza.    Ad 

Arbedo  dicono :  urücäa,  a  Daro : 

girOcäa, 
Giramüra   (fäa  ra  — ^,    corteggiare 

una  ragazza. 
Chtöcch,  grumo,  bioccolo. 
Goriöö,   nome  generico   degli  scara- 

faggi. 
Gravison,  le  spighe  del  panico  dopo 

aver  battuto  fuori  il  grano. 
GuamäadOy  veste  di  strüsa. 

Imbiüghf  succhio,  umore  delle  piante. 

Imbragäa,  fasciare  o  legare  o  cucire 
le  ali  ai  polli ;  anche  metter  loro 
i  geti  ai  piedi. 

ImbogäsSf  imbaccuccarsi. 

Imbrügäa ,  lessare ;  pom  da  tera 
imbrOgädy  patate  cotte  in  acqua 
nella  loro  peluria. 

Immamäd,  ubriaco. 

Immamäss,  ubbriacarsi. 

Impölay  enfiatura  della  pelle  prodotta 
da  scottatura;  u  s'ä  scotäd  e  g*ä 
leväd  8ür  itnpöla. 

Incücäay  rovesciare. 

Ingalmlss^  insospettirsi. 

Ingerläa-süy  dare  ad  intendere,  farla 
bevere,  riuscire  a  far  accettare, 
comperare,  sposare.  I  ga  Vä  in- 
gerlada-süj  glie  Thanno  fatta  spo- 
sare; quasi  fargliela  portar  via 
nella  gerla. 

In\gh,  di  malumore. 

Inivldy  di  mal  animo,  di  mala  voglia. 

Inthrpad,  UvaSy  in  torpid! to,  lento  nei 
movimenti,  inerte. 

InvlrSy  rovescio,  rovesciato ;  i^^.:  ^\ 
cattivo  umore,  adirato. 


Üsi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 


2t>3 


Intersäss  ßra^  adirarsi,  moutar  sulle 
furie. 

Jona,  la  veste  degli  eeclesiastici. 

LambröfZt  pantano,  poltiglia ;  anche 

minestra  brodosa   e  mal  condita. 
L^fru,  labbro. 

Lefrön,  chi  ha  grosse  labbra. 
Lenc,  attilato,  ben  pettioato. 
Utas,  vedi  Interpad. 
Liläa^    cioncare. 
Lmn^  filaccicbe. 
Locc,  carezze. 
Locchy   talpa.    Ciapaloch,   il  preudi- 

talpe. 
Lögh^  podere. 
Löla :  töö  8ü  na  löla^  farsi  male  in  a1- 

cuna  parte  dal  corpo  cadendo  nel 

camminare. 
Lbsaura,  lucertola. 
Lött-lötty  quatto-quatto. 
Lova^  pannocchia  di  grano  turco  spo- 

glia  delle  foglie. 
Lüca-lüca  (fäa)y  girare  a  tondo  un 

tizzoDe  acceso;  6  giuoco  fanciul- 

lesco. 
Lüciäa^  allucciare,  e  propriam.  bra- 

mare  cio  che  altri  si  stamaiiglando. 
Ludj  sporcizia. 

Lüdräa,  gorgogliare  delle  budella. 
Lüdräa,  pianger  forte,  «juasi  ululare. 
Lüdria,  lontra.  Di  un  maiigione  i  be- 

danesi  dicoDO :  u  yä  ul  mäa  dra 

lüdria. 
Ludurini,  sporco,  sucido. 
Lümignäga,  albicocca. 
Lüna :  i  vacch  i  fa  ra  lüna,  le  vacche 

si  guardano  con  occhio  torvo  e  si 

preparano  per  cozzare. 
Lüsciäa  e  slüsciäa :  pode  miga  slüs- 

ciasSf  vedorsi  di  malocchio,    non 

poter  soffrire   la  presenza  di  una 

persona. 
Lüserta,  salamandra. 

MacapiöcCj  caparbio. 

Maesträn,  maestranze,  noiue  dato  a 
qaegli  operai  del  paese  che  si 
recano   annualmente    in    Italia   o 


nella  Svizzera  interna  o  in  Francia 

ad  esercitare   il  mestiere  di   for- 

naciajo,  imbiancatore ,  muratore, 

stuccatore,  ecc. 
Magurön,  pottiniccio. 
Malmost Ü8,  sgarbato,  screanzato. 
Mamatt :  fäa  regnii  ul  — ,  far  mon- 

tare  in  collera. 
Mantegna^  ringhiera. 
Maroäta,  mnroätt,  mazzarbca,  stupida, 

stupide»,  cretina,  cretino. 
Märtu^,  gonzo,  scempio. 
Marturäda,  scempiaggine. 
Mätur,  poggio,  colle,  colli  na. 
Mazzarbcay  v.  Maroäta. 
Meli,  collare  dei  cani. 
Mergascy  granturcali. 
Mhcura^  piccolo  matterello  uncinato 

per  dibattere  la  polte. 
Messon:  i  temp  da  messön^  il  tempo 

della  mietitura. 
Missüria  (altrove:  seghezz),  falciuola 

in  forma  di  mezzaluna,  con  manico, 

per  faiciare   le  biade   ed  il  fieno 

dove  non  e  [)0S8ibile  colla  frullana. 
Mb,  adesso. 

Mb-mbj  or  ora,  un  momento  fa. 
Mogn,    macchia  sul  volto   e   per   lo 

piü  di  unto  sporco. 
Mogniid,  macchiato  di  nero,  d'untume 

od  altro  la  faccia. 
Moläca,    i)aniiochia   di   grano  turco, 

spoglia  delle  foglie   e  del  grano. 
MoUrra,  moiSvro,  domestico,  carezze- 

vole ,    e   liicesi   delle   bestie    ed 

anche  delle  ragazze. 
Montrück,  scoglio,  rupe. 
Morigiöö,  topolino. 
Mosca  cnralina,  tafano. 
Mossäa,  mostrare  le  vergogne. 
Müsciält,  cappello  di  feltro  logoro  ed 

untuoso,  riüuto  degli  uomini,  che 

si  mettono  le  d(»nne  nei  lavori  di 

campagna    per  ripararsi   dal  sole 

e  dalla  pioggia. 
Müselh  niuseruola. 

Nesciadä,  indigenza,  inedia. 


Usi  e  coBtumi  di  Bcdano  (Ticino). 


NiölUy  midollo. 

Nisciorin^   mucido,   acido,   infortito ; 

savke  da  niscionn,  dicesi  di  caroe 

in  salamoja  ed  altri  cibi. 
Nügüri\  nuvoloso. 
Nüniy  noi. 
Nusänt  (i),    la    costellazione    delle 

Plejadi. 
Nu8\gia,  paoello  delle  ooci,    cio  che 

resta  delle  noci  depo  estratto  Folio. 

La  nustgittj  ridotta  in  paoi,  si  da 

in  pasto  ai  porci.   I  ragazzi  pero 

ne  Bono  avidisaimi. 

Öry  segno  che  resta  nel  pane  quando 

6  stato  al  contatto  di  un'  altro  nel 
tempo  della  cuocitura. 

Org,  orzo. 

Orgiäda,  minestra  d^orzo. 

Pancüca,  acetosella.    Altrove  papa- 

cüca. 
Panighell,  i  frutti  del  sambuco. 
Paniröray  lucciola. 
Panisciöö,  farina  di  castagne  e  polte 

fatta  con  detta  farina. 
Paräda,   grosso  tortello,   della  gran- 

dezza   della   padella   in  cui  vien 

cotto. 
Paräda  pestädtty   la  stessa,   ma  trita 

colla  paletta. 
Parläa  in  su  ra  puncia  dra  furcdinaj 

parlare   in   istile   colto ,   secondo 

grammatica. 
Parpaväja,  farfalla  che  svolazza  per 

la  campagna. 
Patäriy  riputÄzione,  onore ;  Vä  perdü 

7  patän. 
Paurhla,  robbia. 

Pidigh,  lento  nei  movimenti ;  che 
roba  p^diga,  che  lungaggine. 

FeHegäüj  morir  di  sete. 

PeVecch,  (juegli  spicchi  di  mele  o  pere 
che  si  fanno  seccare  in  filze. 

Pelgura,  pergola. 

Pigbtza,  puppattola,  bambola. 

Pisocäa,    sonnecchiare ;    u   fai   düü 


0   tni  pisochin,   ho   sonnecchiato 

un  po\ 
Pitöcch,    anche   babiött,   quelP   atto 

della  bocca   che  i  fauciulli  fanno 

prima  di  piangere. 
Plbtea,  meggiona,  poltronaccia. 
Pöcia,  intinto. 
Pocüri,   sorta  di  cibo    fatto  con  pa- 

tate   affettate,    tostate  nel  lardo, 

poi  cotte  neir  acqua. 
Pocosee  (poc-o-see),  una  piccola  qiian- 

titA  di  checchessia. 
Pocosedi :  da  U  apocosedt,  alcuni  giomi 

dopo,  passati  alcuni  giomi. 
PoUrögna,   male  del  benedetto,   che 

attacca  i  bambini. 
Pögn^cch,   torso,  torsolo,    ci6  che  ri- 

mane  di  frutta  come  pere,    mele 

e   simili   dopo   aveme   levata  la 

polpa  intorno. 
Poregäa,  palpeggiare. 
Pö8t,  grazia  neir  eseguire  un  lavoro. 
Predee,  v.  Nusant 
Premiröra,  vacca  che  figlia  la  prima 

volta  nel  secondo  anno  di  etä. 
Pügn  e  denc  (fäa)y  far  mari  e  monti, 

far  ogui  possibile. 
Pusbefy  il  cibo  che  si  da  alle  bovine 

dopo  averle  abbeverate. 

Ba,  V.  Ura. 

Rästighy  rastro. 

Ratt,  formaggio  raggruppato  in  fondo 
alla  caldaja. 

Rav\8Cy  vajuolo  salvalico,  ravaglione. 

Reciäm,  richiamo ,  tocco  che  si  da 
colla  campana  dopo  suonato  il 
terzo  segno,  per  ultimo  cenno  che 
Bono  per  incominciare  le  sacre 
fiinzioui. 

Recöry  crepacuore. 

Regälza,  rincalzamento,  cio6  aduna* 
mento  di  terra  attomo  alle  piante, 
patate,  gi-anoturco  e  simili. 

Regal zäa,  rinciilzare  la  terra  attorno 
alle  piante  ed  ortaggi. 

Regahätty    rimboccare    grembiule   o 


^)  Niigfiri.  ha  raccento  ttmico  nella  .seconda  sillaba. 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino). 


265 


gonna  io  guisa  che  il  lembo  di 
esse  sia  rivolto  in  su  verso  la 
ciDtura  —  succignere. 

Regahäda,  grembialata ,  quanto  ne 
cape  un  grein biule  o  veste  rim- 
boccati. 

BegrlsSy  figliuolanza;  u  gU\  giä  U 
irti  0  quatra  regrkss,  ^  gia  padre 
di  tre  o.quattro  figli. 

Rela :  portäa  a  rela^  portare  a  caval- 
luccio. 

B4mhiay  cingbia. 

Eine,  vincere. 

Repetfm  (da),  con  dispetto,  corrucciato. 
Es:  Näa  via  da  repeton,  andarsene 
senza  salutare  o  con  far  dispettoso 
o  brontolando.  Bütäa  lä  la 
sqvela  da  repetön  insema  ai  ultra 
ciapürla,  gettur  dispettosamenle 
la  scodella   fra  le  altre  stoviglie. 

R^-rky  raganelia,  strumento  con  gi- 
rella  con  cui  suonano  i  ragazzi  per 
le  piazze  il  Venerdi  Santo. 

ReschignäsSy  rannicchiarsi,  contrarsi, 
mostrarsi  ritroso  dal  far  una  cosa 
per  mala  voglia  od  avversione  o 
ripugnanza. 

Resarött,  resarotäda^  quanto  ne  cape 
una  gerla  fienaja  (cargansg). 

Reseqötty  segantino. 

Robiäa,  masticare. 

Rogiäa,  sgobbare  alla  campagna,  per 
bello  e  per  cattivo  tempo. 

Rühhsiigh,  burbero,  arrogante. 

Rühesiigäa-sü,  trattare  burberamente, 
con  arroganza. 

Rüfa:  cavassrarüfa,  cavarsi  la  vo- 
glia. 

Rumpi,  acero,  pioppo :  b  molto  usato 
come  palo  a  sostegno  di  viti.  Si 
scapitozza. 

Sagdl^  satollo. 

Saiiäa  da  vall  in  curb^la^  saltar  di 
palo  in  frasea. 

SaUabachitty  lippa,  giuoco  fanciul- 
lesco  detto  nel  bellinzonese  ciliu^ 
che  consiste    nel    far   balzare    in 


aria  una  mazzetta  appuntata  ai  due 

capi,   battendola  con  una  mazza 

piu  lunga. 
Samna  d'avlcc,  sciame  di  api. 
Sanätty  castrare  porci,  montoni  e  si- 

mili. 
Sancarlm^  mascarpa  in  pepe  e  sale. 
Sanguijööy  salasso. 
Sharotzcta,   lavorare   alla  campagna 

e  principalmente  portare  la  gerla. 
Sbogäa,   il    lasciar   il  nido  la  prima 

volta  degli  uccelli. 
Sboghirööj    uccello  che  lascia  il  nido 

la  prima  volta. 
Sbötäss,  bucarsi  e  dicesidellecastagne, 

delle   noci   e   simili   quando   sod 

bucate  dai  venni. 
SbrössigOy  sdrucciolo. 
SbrossighUa  (fäa  ra)  sdrucciolarsi. 
Scalddn,  barbicaja :  ceppo  di  ginestra 

o  d'altra  pianticella. 
Scalcion,    bordoni,    le    penne   degli 

uccelli  (}uando  cominciano  a  spun- 

tar  fuori. 
Scalfarött,  calze  da  uomo. 
Scarpalamööy  v.  Cantngögö. 
Scarüs,  sensibile  al  dolore,  piagnuco- 

lone  che  si  lamenta  per  ogni  picco| 

dolore  risentito   in  qualche  parte 

del  corpo. 
Schegäa,  perdere  al  giuoco. 
Scorabota,   scopanido ,   Tuccello    che 

per  Tultimo  lascia  il  nido. 
Scerrlsg,  schiumarola. 
Sdöja,  pantano  sulle  vesti ;  7a  gh'eva 

sü   i   cotin   cura   sciöja   alta   na 

spandtty   aveva  le  vesti    tutte  in- 

zaccherate. 
Scundignon  (da),  di  soppiatto,  di  nas- 

costo. 
Scurenttnay  scorazzata,  scappatella. 
Serüga,  siero  che  cola  dal  cacioappena 

levato  dalla  caldaja. 
Sfrignäa,  scherzare,  giocare  ridendo 

allegramente. 
Sftdcigäa  ,    stuzzicare  ,    frugacchiare 

con  aicuna  cosa  appuntata. 


266 


Usi  e  costumi  di  Bedano  (Ticino) 


SgcHfion,  sorta  di  ciriegiarossa,  grossa, 

rotonda. 
SgalnUria,  destrezza. 
Sgarha  cavti  (fäa  a),  fare  a  gara. 
Sgarübij  poderetto  incolto,  mal  colti- 

vato  0  poco  produttivü. 
S'giötza,  sdrucciolo;  fäa  ra  s'gibtza, 

sdnicciolare. 
Sgörbia  (i),   le  bacche   dei  fagiuoli, 

delle  fave  e  simili. 
iSua,  Hija  lunga,  donna  alta  di  sta- 

tura  ma  sottile. 
Shvia,  grande  appetito. 
Slbja,   Bpossatezza,  svogiiatezza,    in- 

üngardaggine. 
Slötz,  iDsipido. 
Slüscam,   si   usa   nella   fräse:   Pöas 

miga  fHüsciall,  non  posso  soffrirae 

la  vista,  non  posso  vedermelo  da- 

vanti  agli  occbi;  v.  anche  LrtÄCiaa. 
Solduda,    gregna,   grosso    fascio   di 

biade  di  piü  covoni  legati  insieiue. 
Sorätty   raffreddare   e  dicesi  di  cibi ; 

ciintäa  8ü  quaicos  par  fäa  soräa 

i  denc,   raccontare    (jualche    cosa 

per  passatempo. 
Sött-sü^  ciapäa  da  sött-süy  odiare,  vo- 

dore  di  malocchio. 
Sparangädttj  paraj)etto  di  legno,  pa- 

lizzata. 
Spiga  da  carlon,  paiinocchia  di  gran- 

turco. 
Spinngorty   arco    per  pigliare  uccelli. 
SpiUlIf    spavento ;    che   »püell !    che 

spavento  !  Spüell !  capperi ! 
Sqvela,  »codella. 
Sqrisciäa,  schiacciare. 
Stäa  std  cimir  e  tni  vblt,  andare  alla 

iiioda,  pompeggiare. 
Starlücch,    stupidaccio,    igiiorantone, 

testardaceio. 
Stejäd,    castagne  verdi,    sgusciate  e 

cotte  in  accpia  nella  loro  peluria. 

81  mangiano  di   solito   in  ottobre 

e   novembre    per   eena,    nel  latte 

niunto. 
Stela  bela,  il  pianeta  Giove. 
Strafoj,    bagatelle,    eose    di    poco    o 

niun  valore. 


Strarängtil,  stravagante. 

Stremäa   'l  lacc,   scremare   il   latte  ^ 

lacc  stremäd,  latte  scremato. 
Stretemp,   uragano,    temporale;   da^ 

temp  e  atreUmp,   per  bello  e  per 

cattivo  tempo. 
Sir  Ana,   tessuto   di  seta  cavato  dai 

bozzoli  di  scarto. 
Sfrüsäa,  trascinare. 
Stniväja,  v.  Balzana. 

Tabdlecchy  baggeo. 

Tampa,  fossa  in  cui  si  versa  la  calce 

spenta,  allo  stato  liquide,  per  las- 

eiaria  consolidare  e  conservarla  al 

caso  allo  stato  solido. 
Tampäiafi,   stupido,  babbeo,   scimu- 

nito. 
Tapunn,  copponi,  toppe,  le  scheggie« 

che  si  fanno  cadere  dal  legno  che 

si  atterra  o  che  si  spacca. 
TarUgn,  ritegno. 
TartegnisSy  trattenersi. 
Tenäja^  avaraccio. 
2>ram,  iior  di  latte,  panna. 
Torciadighln,  vino  torchiatico. 
Ton :  vess  ben  in  ton,  essere  bene  irm 

carne,  sano  e  disposto. 
Torciön,  specie  di  castagna  saporita,   q= 

^  la  migliore  qualit^i    per  fare  1^^ 

stejäd. 
Tori,  tronco  d'albero. 
Trenfiday  ansare,  anelare. 
Treschy  coreggiato. 
Trepöstay   gombina ,   quel  cuojo  cc  :^  -^ 

cui    si    congiunge    la    vetta    di.  «et 

coreggiato  col  manico. 
Tufonäa  e  tofonäa^   andar  qua  e       Ä 

rovistando. 
Turniela  (a),  a  zonzo,  in  giro  per        I 

piazze. 

Ul,  il,  lo;  si  usa  davanti  a  consonasi  t-«r>. 
K» :  ul  nö88  pä,  uostro  (ladre,      ^d/ 
Pedra  dra  Sepa,    il   Pietro   d**ll.a 
Giuseppa. 

Ur,   il,  lo ;   si  usa  davanti  a  voca/e 
e  qualcuno  Tusa  anche  davanti  a 
consonante.    Es :  ur  dsan,  Vasioo 
ur  (im,  Tuomo. 


i 


Allerhand  Aberglauben  ans  dem  Kanton  ßem. 


267 


lr\  uraj  ra^  la;  ura  mantj  la  mamma, 
ura  vaca,  la  vacca,  ur'erha,  l'erba, 
ra  mia  gata,  la  mia  gatta. 

Vachita^  maggiolino. 

Vanasciäa ,   vaneggiare ;     ma    ti   tu 

vanäsciat !   ma  tu  vaneggi ! 
Vegiäa,   vegliare  la  notte  presso  ad 

un  morto. 


Vers:  däa  vers  ai  vacch,  govemare 
le  vacche ,  dar  loro  il  cibo,  ab- 
beverarlo,  mugnerle  e  far  loro  il 
letto. 

Vice,  vecchio,  vecchi. 

Visibul,  nome  generico  degli  insetti. 

Zacagnäa,    attaccar   briga;    un  Ura 

zacägn,  uu  accattabrighe. 
Zamujin,   vecchio  arzillo   e  galante. 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

Gesammelt  von  G.  Züricher  und  M.  Reinhard  in  Bern.  ^ 

1.  Einer  Eindbetterin  soll  man  in  den  Sarg  Schuhe  an- 
;iehen;  andern  Leuten  darf  man  dies  nicht  tun.  Wimmis. 

(s.  Schweizerische  Reformblätter«),  XXXIV,  101.) 

2.  Man  soll  einem  Kind  bei  der  Taufe  das  Taufwasser  nicht 
ibwaschen,  sonst  wird  es  nicht  selig.  Bern. 

3.  Die  Patin  soll  mit  dem  getauften  Kind,  so  schnell  sie 
:ann,  von  der  Kirche  nach  Hause  eilen,  damit  das  Kind  nipht 
angsam  werde.  Ebd. 

(s.Rothenbach^),  Nr.33.40;  Gotthelf,  „Die schwarze  Spinne**.) 

4.  Vor  dem  Taufgang  soll  das  Kind  auf  den  Boden  gelegt 
irerden,  damit  es  demütig  werde.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,  „Anna  Bäbi  Jowäger",  II.  Band,  Kap.  8.) 

5.  Wenn  man  einem  neugebornen  Kind  ein  Stück  hartes 
Jrot  unter  das  Kopfkissen  legt,  so  wird  es  nicht  „schnäderfräsig** 
kein  Leckermaul).  Oberburg. 

6.  Wenn  man  am  Sonntag,  während  es  zur  Kirche  läutet, 
D  eine  Brunnstube  hinunter  sieht,  erblickt  man  im  Wasser  das 
iild  des  zukünftigen  Mannes.  Bern. 

7.  Wenn  man  an   11  Brunnen  Wasser  trinkt,   aber  dabei 


M  8.  Archiv  VII,  131  ff.  —  ^)  Zum  Vergleich  haben  wir  our  Arbeiten 
iber  bemischen  Aberglauben  beigezogen.  —  ^j  Volkstümliches  aus  dem  Kan- 
on Bern.  Gesammelt  von  H.  Grunholzer.  Zusammengestellt  und  herausgegeben 
ron  J.  E.  Rothenbach.    Zürich  1876. 


268  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  BLanton  Bern. 

jedesmal  rücklings  zum  Brunnen  tritt,  erscheint  beim  elften  Brunnen 
das  Bild  des  zukünftigen  Lebensgenossen.  BoUigen. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  45;  Gempeler*),  S.  352.) 

8.  Wenn  man  Kirschen  gegessen  hat,  zählt  man  mit  den 
Steinen  ab,  ob  man  einen  Mann  bekomme: 

Das  Jahr,  nächschts,  einisch,  nie.  Bern. 

9.  Wenn  man  beim  Nähen  eines  Kleides  drei  Nadeln  mitten 
entzwei  bricht,  wird  man  sich  in  diesem  Kleid  verloben.  (Vgl. 
Nr.  30.)  Ebd. 

10.  Wenn  einem  Mädchen  beim  Nähen  eines  Kleides  die 
Nadel  bricht,  verlobt  es  sich  in  diesem  Kleid.  (Vgl.  Nr.  30.)    Ebd. 

11.  Wer  am  Neujahrsabend  „Schwarz-Peter"  spielt  und  den 
„Schwarz-Peter''  hat,  bekommt  im  folgenden  Jahr  einen  Mann.  Ebd. 

12.  Wenn  die  Braut  zur  Hochzeit  nicht  ein  neues  Kleid  an- 
zieht, so  wird  sie  unglücklich.  Ebd. 

13.  Wenn  die  Brautleute  auf  ihrer  Fahrt  zur  Elirche  von 
einem  jungen  Burschen  aufgehalten  werden,  so  bedeutet  das  für 
sie  Glück.  Ebd. 

14.  Wenn  man  am  Anfang  einer  Reise  ein  kleines  Schwein 
antrifft,  so  bringt  dieses  Glück  für  die  Reise.  Ebd. 

15.  Wenn  man  Hufeisen,  Nägel  oder  Stecknadeln  findet,  so 
bedeutet  dies  Glück.  Ebd. 

16.  Wenn  man  am  Morgen  dreimal  nacheinander  niesen 
muss,  so  bedeutet  dies  Glück.  Ebd. 

17.  Wenn  man  zweimal  nacheinander  niest,  so  bekoomit 
man  einen  Brief.  Ebd. 

18.  Zählt  man  während  3  Tagen  100  Schimmel,  3  weisse 
Tauben  und  3  Kaminfeger,  so  findet  man  im  Verlauf  des  Jahres 
etwas.  Ebd. 

19.  Wenn  man  100  Schimmel  zählt  und  nacher  3  Kamin- 
feger, so  findet  man  etwas.  Grosshöchste tten. 

20.  Wenn  eine  (kleine)  Spinne  ins  Zimmer  kommt,  so  wird 
man  Geld  erhalten.  Ebd. 

21.  Geschenkte  Lotteriebillete  bringen  Glück.  Ebd. 

22.  Einem  Kaminfeger  begegnen,  bedeutet  Glück.     Ebd. 

23.  Wenn  einem  Jäger  zuerst  eine  junge  Person  begegnet, 
so  hat  er  Glück  auf  der  Jagd.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  372;  Gotthelf,  „Wie  Christen  eine  Frau 
gewinnt".) 

♦)  Hoimatkunde  des  Simmentais.    Bern  1904.     Ganz  ÜbereiDStimmendes 
haben  wir  nicht  anfgenommen. 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  269 

24.  Wenn  nach  Neumond  die  Mondsichel  zum  erstenmal 
wieder  am  Himmel  steht,  darf  man  im  Augenblick,  da  man  sie 
erblickt,  etwas  wünschen,  die  Sichel  fortwährend  anschauend:  das 
wird  erfüllt.  Ebd. 

25.  Ein  Blatt,  welches  von  einem  Baum  auf  einen  fällt, 
bringt  Glück.  Ebd. 

26.  Wenn  eine  Scheere  oder  ein  anderer  spitziger  Gegen- 
stand beim  Fallen  im  Boden  stecken  bleibt,  so  bekommt  man  einen 
Brief  oder  Besuch.  Ebd. 

27.  Wenn  man  von  einer  Person  irrtümlicherweise  sagt, 
sie  sei  gestorben,  so  wird  sie  noch  sehr  lang  leben.  Ebd. 

(vgl.  Nr.  68.) 

28.  Wenn  einem  Bauer  Yieh  stirbt,  so  sagt  man :  das  Un- 
glück kommt  zuerst  in  den  Stall  und  dann  in  die  Stube.      Ebd. 

29.  Wenn  die  Yögel  im  Sommer  nisten  und  auf  das  Fenster- 
gesimse kommen,  um  Futter  zu  suchen,  so  bedeutet  das  eine  be- 
vorstehende Hungersnot.  Ebd. 

30.  Wenn  eine  Nähnadel  mitten  entzwei  bricht,  so  bedeutet 
dies  Unglück.  Ebd. 

(8.  Nr.  9.  10.) 

31.  Dem  Jäger  soll  man  nicht  Glück  auf  die  Jagd  wünschen. 

Ebd. 

32.  Auch  zu  einem  Examen  soll  man  Jemandem  nicht  zum 
voraus  Glück  wünschen.  Ebd. 

33.  Wenn  ein  Brot,  das  man  anschneidet,  viele  Löcher  hat, 
so  wird  Jemand  krank.  Ebd. 

34.  Wenn  man  einen  an  Gesichtskrebs  Kranken  lang  an- 
schaut, bekommt  man  die  Krankheit  auch.  Ebd. 

35.  Wenn  man  einen  Kranz  oder  einen  Strauss  von  Winden 
(convolvulus  sepium)  im  Haus  hat,  so  wird  dieses  verbrennen.    Ebd. 

36.  Die  Bauern  lieben  es,  wenn  Spinngewebe  am  Haus 
sind.  Ebd. 

37.  Es  bedeutet  Unglück,  wenn  eine  Maus  ihr  Loch  unter 
der  Türschwelle  macht.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  407  ff.;  vgl.  Nr.  88.  89.) 

38.  Wenn  man  Blumen  von  einem  fremden  Grab  pflückt, 
80  bekommt  man  Kopfschmerzen  oder  schwere  Träume.     Ebd. 

39.  Wenn  am  Charfreitag  auf  einem  Bauerngut  kein  brüten- 
des Huhn  ist,  so  kommt  der  Bauer  in  kurzer  Zeit  um  Hab  und 
Gut.  Ebd. 

40.  Hat  man  einen  gelben  Flecken  auf  der  Handfläche,  den 


270  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

man  mit  dem  Finger  nicht  decken  kann,  so  hat  man  bald  Ärger; 
kann  man  ihn  decken,  so  bedeutet  er  bevorstehendes  Glück.      Ebd. 
(s.  Rothenbach,  Nr.  352  flf.;  Gempeler,  S.  352.) 

41.  Ein  neues  Kleid  soll  man  zuerst  in  die  Kirche  anziehen, 
damit  es  lange  schön  bleibe.  Ebd. 

42.  Man  kann  die  Zukunft  erforschen,  wenn  man  um  Mitter- 
nacht einigemale  das  Zimmer  kehrt  und  dazu  rückwärts  geht.    Ebd. 

43.  Mau  klopft  an  die  Türe  eines  Schafstalles.  Antwortet 
ein  Widder,  so  bekommt  man  einen  reichen  Mann,  antwortet  ein 
Schaf  oder  Lamm,  so  wird  einem  ein  bitteres  Schicksal  zu  Teil 
werden.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  446  flf.;  Gempeler,  S.  360.) 

44.  Um  zu  erfahren,  wie  lange  man  lebe,  reisst  man  ein 
Blatt  von  Breitwegerich  (plantago  media)  aus:  stehen  unten  viele 
Fasern  vor,  so  lebt  man  lang,  stehen  wenig  vor,  so  wird  man 
nicht  alt.  Ebd* 

45.  Oder  man  zieht  ein  Blatt  vom  Breitwe^erich  aus,  am 
zu  erfahren,  ob  man  viel  oder  wenig  Kinder  bekommt:  wenn  unten 
viele  Fasern  vorstehen,  so  bekommt  man  viele,  wenn  wenig  Fasern 
vorstehen,  wenig  Kinder.  Ebd. 

46.  Wenn  das  Theekraut  in  der  Tasse  schwimmt,  so  be- 
kommt man  Besuch;  ist  das  Blatt  kurz  und  dick,  wird  die  Person 
auch  so  sein,  u.  s.  w.  Ebd. 

47.  Eine  Dame  sieht  am  Gedeihen  einer  geschenkten  Pflanze, 
dass  der  Geber  es  gut  mit  ihr  meint;  gedeiht  die  geschenkte 
Pflanze  nicht,  so  meint  es  der  Geber  nicht  gut  mit  ihr.     Ebd. 

48.  Wenn  in  einer  Gesellschaft  plötzlich  Stille  eintritt,  so 
sagt  man,  es  gehe  ein  Engel  durchs  Zimmer.  Ebd. 

(vgl.  Gotthelf,  „Dursli,  der  Branntweinsäufer",  1898,  S.  310.) 

49.  Böse  Frauen  haben  für  die  Wäsche  schönes  Wetter.    Ebd. 

50.  Die  Person,  der  das  Taschentuch  aus  der  Tasche  hängt, 
sucht  einen  Mann,  oder  sie  ist  verliebt.  Ebd. 

(vgl.  sie  wird  nervös,  St.  Gallen.) 

51.  Wenn  der  Saum  des  Frauenkleides  umgebogen  ist,  so 
bekommt  die  Trägerin  dieses  Kleides  einen  Brief;  oder  sie  be- 
kommt Besuch.  Ebd. 

(vgl.  sie  bekommt  Schelte,  St.  Gallen.) 

52.  Wenn  man  von  Mairegen  nass  wird,  so  wächst  man  noch.  Ebd. 
(s.  Rothenbach,  Nr.  127;  Züricher,  Kinderlied''),  Nr. 256. 257.) 

^1    G,  Zi  KU  HKK,  KiuderlitMl  u.  Kinderspiel  im  Kant.  Bern.    Zürich  (Verlag 
der  Ges.  f.  Volkskunde)  1902. 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  271 

53.  Wer  sich  als  Kind  am  längsten  Tag  streckt,  wird 
gross.  Schwendi,  Berner  Oberland. 

54.  Man  spuckt  am  Morgen  früh  in  den  Brunnen ;  sinkt  der 
Speichel  auf  den  Boden,  so  ist  die  betreffende  Person  schwind- 
süchtig. Belp. 

55.  In  einem  Mäusejahr  werden  viele  Knaben  geboren.  Bern, 
(s.  Rothenbach,  Nr.  325.) 

56.  Wenn  der  Wachholder  fruchtbar  ist,  'werden  viele  Kna- 
ben geboren.  Ebd. 

57.  Eine  Spinne,  die  man  am  Morgen  sieht,  bedeutet  Glück, 
eine,  die  man  am  Abend  sieht,  bedeutet  Unglück. 

(vgl.  Spinne  am  Morgen  —  Kummer  und  Sorgen. 

Spinne  am  Nachmittag  —  Freude  am  dritten  Tag. 
Spinne  am  Abend  —  erquickend  und  labend.)     Ebd. 

58.  Wenn  es  regnet  und  die  Sonne  scheint  und  es  gibt 
keinen  Regenbogen,  so  geht  bald  die  Welt  unter.  Ebd. 

59.  Stallbesen,  Huttenträger  (alles,  wozu  gedrehte  Weiden 
verwendet  werden),  darf  man  nicht  verbrennen ;  das  gibt  Höllen- 
feuer. Schwendi,  Berner  Oberland. 

60.  Kinder,  die  unreife  Johannisbeeren  oder  Stachelbeeren 
essen,  bekommen  Läuse.  Ebd. 

61.  Wenn  man  dreimal  hintereinander  den  gleichen  Traum 
träumt,  so  wird  er  erfüllt.  Bern. 

62.  Was  man  vom  Samstag  auf  den  Sonntag  träumt,  das 
wird  erfüllt.  Ebd. 

63.  Wenn  man  träumt,  andere  Leute  hätten  Wäsche,  so  wird 
man  mit  diesen  in  Streit  geraten; 

oder  man  wird  Unannehmlichkeiten  erleben.  Ebd. 

64.  Klares  Wasser  im  Traum  gesehen,  bedeutet  Glück.  Ebd. 
(vgl.  „Archiv^  VII,  135,  Nr.  48.) 

65.  Rote  Kirschen  im  Traum  gesehen,  bedeuten  Glück.  Ebd. 
(s.  Rothenbach,  Nr.  422;  ., Archiv"  VII,  135,  Nr.  50.) 

66.  Wenn  man  vom  Geliebten  träumt,  so  wird  man  sich 
nicht  mit  diesem  verheiraten.  Ebd. 

67.  Wenn  man  im  Traum  ein  Haus  lichterloh  brennen  sieht, 
so  bekommt  man  Geld.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  429;  Gempeler,  S.  355. 

68.  Wenn  man  träumt.  Jemand  sei  gestorben,  so  verlängert 
man  ihm  damit  das  Leben  um  10  Jahre.  Ebd. 

(vgl.  Nr.  27.) 


272  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

69.  Von  Läusen  träumen,  bedeutet  Glück.  Ebd. 
(s.  Rothenbach,  Nr.  427.) 

70.  Wenn  man  von  Geld  träumt,  so  wird  bald  Jemand 
krank.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  427.) 

71.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  die  Fingernägel  stets 
am  Freitag  schneiden.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  135;  Gempeler,  S.  357.) 

72.  Gegen  Zahnschmerzen  soll  man  die  Nägel  am  Montag 
oder  am  Freitag  schneiden.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  135.) 

73.  Damit  das  Kind  nicht  Zahnfisteln  bekommt,  soll  die 
schwangere  Mutter  auf  der  Brust  einen  Faden  durch  die 
Haut  ziehen  und  dort  lassen.  Ebd. 

(s.  , Archiv"  VII,  138,  Nr.  88.) 

74.  Gegen  Warzen  zieht  man  eine  Hausglocke  und  ruft 
durchs  Haus  hinauf: 

Ig  u  myne  Warze 

Chöme  da  cho  bärze.  Ebd. 

(vgl.  Züricher,  Einderlied  und  Einderspiel  im  Kant.  Bern, 
Nachtrag  Nr.  1 ;  Gempeler,  S.  356  flf.) 

75.  Mau  soll  die  Warzen  immer  plagen,  sonst  vergehen 
sie  nie.  Ebd. 

76.  Um  einen  Kropf  zu  vertreiben,  soll  man  ein  Bernstein 
Halsband  beständig  tragen.  Ebd. 

77.  Wenn  ein  Kind  das  Bett  nässt,  schlage  man  eine  Maus 
mit  Haut  und  Haar  zu  Brei,  backe  diesen  in  eine  Omelette  und 
gebe  sie  dem  Kind  zu  essen ;  so  wird  das  Übel  geheilt.     Ebd. 

78.  Gegen  die  Pest: 

Esst  Bibernelle,  backs  (gebackenes)  Brot  und  Dickdemme, 
So  sterbet  ihr  nit  grad  von  denne; 

und: 
Esst  Tanielik  und  Biberneil, 
So  sterbet  ihr  nit  so  schnell.  Lauenen. 

79.  Wenn  an  die  Türe  oder  an's  Fenster  geklopft  wird,  und 
es  steht  Niemand  draussen,  so  stirbt  bald  Jemand  in  diesem 
Haus.  Bern. 

(s.  Gempeler,  S.  352.) 

80.  Wenn  man  rufen  oder  klopfen  hört  und  Niemanden 
sieht,  so  stirbt  bald  Jemand.  Ebd. 

(s.  Gempeler,  S.  352.) 


i 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  273 

81.  Wenn  einem  Kranken  vorwiegend  weisse  Blumen  ge- 
schenkt werden,  so  wird  er  bald  sterben.  Ebd. 

82.  Wenn  die  Pferde  vor  einem  Leichenwagen  zurück- 
schaoen,  wenn  der  Leichnam  aufgeladen  wird,  so  stirbt  bald  Je- 
mand. Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  384.) 

83.  Wenn  die  Pferde  vor  dem  Leichenwagen  beim  Weggehen 
vom  Trauerhause  auf  eine  seltsame,  traurige  Weise  wiehern,  so 
stirbt  bald  wieder  ein  Familienglied.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  384.) 

84.  Wenn  die  Pferde  vor  einem  Leichenwagen  nicht  recht 
vorwärts  wollen  und  sich  wild  gebärden,  so  stirbt  bald  Jemand 
aus  der  Familie.  Ebd. 

85.  Wenn  unterwegs  zum  Friedhof  Kränze  vom  Sarg  fallen, 
so  stirbt  bald  wieder  Jemand.  Ebd. 

86.  Wenn  ein  Rabe  den  Schwanz  gegen  das  Haus  dreht  und 
kräht,  so  stirbt  bald  Jemand  in  diesem  Haus.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  401;  „Archiv-  VII,  139,  Nr.  104;  Gott- 
helf,  „Die  beiden  Raben  und  der  Holzdieb^;  Gempeler, 
S.  351.) 

87.  Wenn  ein  Rabe  vor  dem  Fenster  kräht,  so  stirbt  bald 
Jemand  aus  der  Familie.  Ebd. 

(s.  Anmerkung  zu  nr.  86.) 

88.  Wenn  die  Mäuse  in  der  Nähe  des  Hauses  Erde  auf- 
werfen, so  stirbt  bald  Jemand.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  407  fr.;  vgl.  Nr.  37.) 

89.  Wenn  Maulwürfe  in  der  Tenne  oder  im  Keller  Erde 
aufstossen,  so  stirbt  Jemand  im  Haus.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  407  ff.;  Gempeler,  S.  352;  vgl.  Nr.  37.) 

90.  Wenn  eine  Eule  in  der  Nacht  nahe  bei  einem  Haus 
schreit,  so  stirbt  bald  Jemand  in  dem  Haus.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  335;  Sutenneister,  Kinder-  u.  Haus- 
märchen aus  der  Schweiz,  2.  Aufl.  Aarau  1873.  S.  202.) 

91.  Viele  Leute  glauben,  dass  ihneu  ein  naher  Tod  bevor- 
stehe, wenn  sie  einen  Spiegel  brechen.  Ebd. 

(s.   ,Archiv%  S.   140,  Nr.  112.) 

92.  Wenn  der  Toto  den  Kopf  hangen  lässt,  wenn  man  ihn 
in  den  Sarg  legt,  so  stirbt  bald  Jemand  aus  der  Familie.     Ebd. 

(vgl.  „Archiv^  VII,  S.  139,  Nr.  101.) 


274  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

93.  Wenn  Jemand  in  einem  Haus  stirbt,  wo  Bienen  gehalten 
werden,  so  muss  der  Tod  den  Bienen  mitgeteilt  werden,  weil 
diese  sonst  auch  sterben.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  365  ff.,  575;  Gempeler,  S.  357;  Schwei- 
zerische Refonnblätter  XXXIV,  66  ff.) 

94.  Wenn  eine  Maus  ganz  zahm  zu  Jemandem  kommt 
und  sich  nicht  vertreiben  lässt,  so  stirbt  Jemand  der  Angehörigen 
der  Person«  die  die  Maus  sah.  Ebd. 

95.  Wenn  die  Krähen  bei  der  „Metzg^  (wenn  Schweine 
geschlachtet  werden),  nicht  zum  Haus  kommen,  so  stirbt  Jemand 
in  diesem  Haus.  Ebd. 

96.  Wenn  ein  Kind  gestorben  ist,  soll  man  einem  nach- 
gebörnen  Kinde  nicht  den  gleichen  Namen  und  nicht  die  gleiche 
Patin  geben,  da  es  sonst  auch  stirbt.  Ebd. 

(vgl.  «Archiv**  VH,  S.  131,  Nr.  5.) 

97.  Wenn  ein  Kind  grosse  Schmerzen  leidet  und  doch  nicht 
sterben  kann,  so  soll  es  die  Patin  auf  die  Arme  nehmen :  so  wird 
das  Kind  bald  friedlich  sterben.  Ebd. 

98.  Wenn  man  ein  Katzenhaar  schluckt,  so  wächst  einem 
ein  Blatt  im  Herzen,  und  man  stirbt  bald.  Ebd. 

(s.  Deutsches  Wörterbuch,  IV,  H,  1226,  s.  v.  Herzblatt.) 

99.  Wenn  man  einem  Begräbnis  beiwohnen  will  und  den 
Sarg  auf  der  Treppe  antrifft,  so  stirbt  bald  Jemand.         Ebd. 

100.  Wenn  man  während  der  Neujahrsnacht  vor  die  Kirch- 
türe geht  und  durchs  Schlüsselloch  in  die  Kirche  schaut,  während 
es  Mitternacht  läutet,  so  sieht  man  um  den  Altar  alle  Personen 
gehen,  die  im  Lauf  des  nächsten  Jahres  sterben  werden.       Ebd. 

101.  Wenn  die  Uhr  stillsteht,  stirbt  bald  Jemand.     Ebd. 

102.  Wer  von  einem  Begräbnis  zuletzt  heimkommt,  ist  der 
Erste,  der  stirbt  unter  denjenigen,  die  das  Leichengeleite  gebildet 
haben.  Ebd. 

103.  Wenn  das  Leichengeleite  dem  Sarg  nicht  in  aufge- 
schlossenem Zuge  nachfolgt,  so  stirbt  bald  ein  Mitglied  aus  der 
Gemeinde.  Simmental. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  385;  Gempeler,  S.  351.) 

104.  Wenn  der  Tote  bei  schönem  Wetter  begraben  wird, 
80  kommt  er  in  den  Himmel;  wird  er  bei  schlechtem  Wetter  be- 
graben, so  kommt  er  in  die  Hölle.  Bern. 

105.  Wenn  Jemand  gestorben  ist,  bindet  man  das  Tuch, 
mit  welchem   der  Tote  gewaschen  wurde,   um  einen  Apfelbaum 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  275 

mit  süBsen  Äpfeln ;  wenn  das  Tuch  verfault  ist,  ist  der  Tote  auch 
yerfault,  und  der  Baum  wird  sehr  fruchtbar  werden.         Ebd. 
(vgl.  ^Archiv**  VII,  140,  Nr.  113;  Schweizerische  Reform- 
blätter XXXIV,  118  flf.) 

106.  Im  Zimmer  Nr.  13  kann  man  nicht  schlafen. 

In  vielen  Hotels  gibt  es  kein  Zimmer  Nr.  13.      Bbd. 
(s.  Rothenbach,  Nr.  391.) 

107.  In  Spiez  sei  eine  Kuh  verhext  gewesen.  Jemand  habe 
dem  Besitzer  derselben  geraten,  um  dieselbe  einen  Holzstoss  zu 
errichten  und  anzuzünden;  im  Augenblick  aber,  als  er  anzünden 
wollte,  sei  ein  kleines  Weiblein  herbeigerannt  und  habe  ge- 
schrieen, nur  das  solle  man  nicht  tun,  es  gebe  sonst  ein  Unglück. 
Man  habe  aber  nicht  darauf  gehört  und  angezündet.  Merkwür- 
digerweise habe  kein  Funke  die  Kuh  berührt ;  das  abseits  stehende 
Weiblein  sei  aber  langsam  verkohlt  und  endlich  in  sich  zusammen- 
gesunken. Spiez. 

108.  Man  kann  Jemand  mit  einem  Ei  verzaubern ;  ist  die 
betreffende  Person  aber  imstande,  das  Ei  zu  vernichten,  so  macht 
sie  den  Zauber  unschädlich.  Bern. 

109.  Wenn  man  ein  Stückchen  Abendmahlbrot  aus  der 
Kirche  heimtragen  kann  und  es  im  Stall  aufhängt,  so  wird  unter 
den  Tieren  die  Seuche  nicht  ausbrechen.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  550.) 

110.  Wenn  die  Mutter  eines  kranken  Kindes  ein  Stückchen 
Abendmahlbrot  im  Munde  von  der  Kirche  heimträgt  und  es  dem 
Kinde  gibt,  so  wird  das  Kind  gesund.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  550.) 

111.  Die  Toten  kommen  als  Geister  in  die  Häuser  und 
gehen  auf  dem  Treppengeländer.  Wenn  Jemand  auf  der  Treppe 
leise  geht,  so  erschreckt  er  den  Toten,  und  dieser  fallt  hinunter 
und  stirbt  noch  einmal.  Ebd. 

112.  Ein  Mädchen  erzählte,  in  der  ersten  Nacht  des  neuen 
Jahres  komme  ein  Mann  in  ihr  Zimmer,  drehe  ihr  das  Deckbett 
dreimal  um  und  schlage  sie  ins  Gesicht.  Ebd. 

113.  Ein  Mädchen  erzählte,  ihre  Mutter  habe  dem  Gross- 
vater eine  Flasche  in  die  Hand  gegeben,  und  diese  sei  in  seinen 
Händen  zerbrochen.  Die  Mutter  sei  darob  erschrocken  und  habe 
gesagt:  jetzt  stirbt  der  Grossvater.  —  Bald  darauf  sei  er  ge- 
storben. Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  420.) 


276  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern. 

114.  Ein  Kind  erzählte,  eine  in  ihrem  Haus  gestorbene 
Frau  sei  jede  Nacht  als  Geist  in  der  Wohnung  seiner  Familie 
herumgegangen;  eines  abends  hätte  man  ihr  einen  Kuchen,  eine 
Flasche  Wein  und  ein  Paar  Schuhe  yor  die  Türe  gestellt.  Da  sei 
der  Geist  wieder  gekommen,  habe  den  Kuchen  gegessen,  den 
Weih  getrunken,  die  Schuhe  angezogen  und  sei  wieder  fortge- 
gangen. Ebd. 

115.  Die  „Härdwybli"  werden  im  Jura  im  „roten  Härd** 
—  zwischen  Lengnau  und  Romont  (Roggmung)  —  gesehen; 
weil  sie  aber  nicht  Füsse  haben  wie  die  übrigen  Menschen,  so 
wollen  sie  dieselben  nie  zeigen.  Einmal  wäre  nun  ein  solches 
„  Wybli^  von  dortigen  Leuten  gefangen  und  ins  Haus  aufgenommen 
worden;  da  hätten  ihm  die  fliehenden  „Wybli**  nachgerufen:  was 
du  auch  da  drinnen  bekennen  musst  —  verrate  nur  nicht,  wozu 
die  blauen  Zwiebeln  gut  sind.  (Blaue  Zwiebel  nennt  man  dort 
die  Küchenzwiebel,  allium  cepa,  mit  den  dunkelrotbraunen  Schalen 
und  bläulichen  Deckblättern.)  Lengnau. 

(vgl.  Nr.  116.) 

116.  Auf  der  Alp  Kuhdungel  bei  Lauenen  lebten  früher 
Zwerglein,  Heidleui  genannt;  einmal  wurde  eins  derselben  ge- 
fangen, worauf  ihm  die  andern  zuriefen,  was  man  auch  mit  ihm 
anstelle,  solle  es  doch  nie  verraten,  wozu  Weisshafer  und  Nessel- 
saroen  zusammen  gut  seien.  Lauenen. 

(vgl.  Nr.  115.) 

117.  In  Lauenen  spukt  eine  gespenstische  Sau,  die  Rochil- 
more;  besonders  wenn  das  Käuzchen  ruft,  heisst  es,  jetzt  ziehe 
sie  durch  die  Gegend.  Ebd. 

(s.  Kohlrusch ^),  S.  45  ff.;  Jahn^),  S.  328.) 

118.  Auf  dem  Sanetsch  sei  noch  die  Fussspur  eines  Mönchs 
sichtbar,  der  zur  Zeit  der  Reformation  dort  hinauf  stieg,  den 
Berg  segnete  und  dazu  auf  den  Boden  stampfte,  indem  er  der 
neuen  Lehre  ein  „bis  hierher  und  nicht  weiter!^  zurief.     Ebd. 

119.  Auf  der  Alp  Stierenduugel  bei  Lauenen  haust  das 
„Unghür*"  oder  „Rothübi",  ein  Männlein  mit  roter  Kappe,  das 
jauchze.  Es  sei  ein  ehemaliger  Soldat,  der  später  bauerte,  aber 
die  Tiere  so  grausam  behandelte,  dass  er  zur  Strafe  dafür  um- 
gehen muss.    Er  naht  sich  den  Menschen  im  Guten  wie  im  Bösen. 


^)    Schweizerisches  Sagenbuch,  Leipzig  1854.    —    •)    Der  Kanton  Bern 
deutschen  Teils,  Bern  und  Zürich  1850. 


Allerhand  Abergtaubeii  aus  dem  Kanton  Bein.  277 

In  einer  allgemein  als  eiskalt  bekannten  Nacht  habe  sich  eine 
Frau  dort  verirrt,  sei  aber  trotzdem  nicht  erfroren,  da  sie  be- 
ständig von  einem  warmen  Luftzug  umgeben  gewesen  sei,  was 
„Rothübi's"  Werk  war. 

Ein  Mann  hatte  eines  Nachts  eine  Kuh  verloren ;  Leute 
mit  einem  Licht,  wie  er  meinte,  kamen,  um  ihm  suchen  zu  helfen; 
da  fand  er  die  Kuh  und  winkte  jenen,  zurückzugehen;  das  Licht 
kam  aber  gleichwohl  immer  näher ;  es  war  aber  niemand  dabei. 
Auch  das  soll  „Rothübi*^  gewesen  sein. 

Ein  Mann  bat  ihn,  ihm  beim  Streuen  zu  helfen;  er  half 
aber  so,  dass  er  ihn  kein  zweites  Mal  aufforderte. 

Oft  auch  werden  Leute  vom  „RothüW  auf  dem  Stieren- 
dungel  lang  in  der  Irre  herumgeführt,  dass  sie  die  Hütte  dort 
nicht  finden  können.  Ebd. 

120.  Früher  (jetzt  nicht  mehr)  seien  oft  Kapuziner  gerufen 
worden,  um  Geister  zu  bannen ;  diese  bannten  sie  dann  ins  Rot- 
tal bei  Lauenen,  wo  noch  jetzt  kleine  Sandhäufchen  als  'Werk 
der  Geister  zu  sehen  sind.  Ebd. 

121.  Zum  Zwecke  der  Geisterbannerei  vergrub  man  auch 
etwa  lebendige  kleine  Tiere,  besonders  Lämmer.  Ebd. 

122.  Ein  Schafdieb  vergrub  die  Köpfe  aller  gestohlenen' 
Schafe;  als  man  diese  ausgrub  und  verbrennen  wollte,  konnte 
man  nicht,  so  dass  man  sie  schliesslich  über  einen  Felsen  hin- 
unter warf.  Ebd. 

123.  Es  gab  in  Lauenen  ein  verhextes  Pferd,  das  man 
nicht  fangen  konnte,  da  es  auch  des  Fliegens  kundig  war.     Ebd. 

124.  Auch  ein  Mann  in  der  „Enge*"  besass  ein  Pferd,  mit 
dem  er  nach  Saanen  zu  fliegen  pflegte.  Einst  fragte  ihn  ein 
Mann,  ob  er  ihn  mit  sich  in  die  ^Enge^  reiten  lasse.  Er  gestattete 
es  unter  der  Bedingung,  dass  der  Andere  während  der  Fahrt  die 
Augen  nicht  öffne.  Einmal  stiess  das  Pferd  mit  dem  Huf  an 
etwas  Hartes.  Als  sie  in  Lauenen  ankamen,  fragte  der  Begleiter, 
was  das  gewesen  sei;  die  Antwort  lautete:  „Die  Turmspitze  der 
kleinen  Kapelle  am  „Gstaad^.  Ebd. 

125.  Es  gibt  Leute,  die  Geld  „ziehen"  können,  d.  h.  so 
oft  sie  ein  gewisses  Goldstück  ausgeben,  haben  sie  es  doch 
immer  wieder.  Ebd. 

126.  Es  gibt  Leute,  die  das  Feuer  bannen  können;  ein 
Berner  erzählt,  er  habe  noch  einen  solchen  gekannt.  Als  am 
Spitzhorn  ein  Waldbrand  entstand,   habe  der  mit  Wasser  einen 


8  Allerhand  Aberglauben  au8  dem  n.«*... 

Ireis  um  die  Stelle  gezogen,  immer  daza  einen  Sprach  mur- 
melnd; überall  habe  das  Feuer  genau  bei  dem  Kreis  Halt  ge- 
macht, was  noch  heute  sichtbar  sei.  Ebd. 

127.  Oberhalb  vom  Sanetsch  ist  der  „verlöre  Barg'',  der 
früher  eine  prächtige  Alp  war,  aber  bei  einem  heftigen  Gewitter 
verschüttet  wurde,  weil  der  Senn  aus  Übermut  seinem  Schatz 
einen  Weg  mit  Käsen  pflasterte.  Ebd. 

(s.  Kohlrusch,  S.  35  flf.,  S.  203  ff.) 

128.  Im  Schloss  Holligen  bei  Bern  sei  ein  Geist  gewesen; 
er  wurde  in  einen  Steinkerker  gebannt.  Bern. 

129.  In  den  Stadtmauerturm  bei  der  Eisenbahnbrücke  in 
Bern  habe  man  die  Leute  eingesperrt,  welche  etwas  gegen  die 
Yögte  gesagt  haben.  Ebd. 

130.  Man  sieht  oft  noch  in  der  Nacht  die  Geister  der  dort 
Verstorbenen .  Ebd. 

131.  Früher  seien  im  Könizbergwald  bei  Bern  immer  viele 
Männer  (?)  gewesen.  Dann  sei  ein  Bataillon  Soldaten  gekommen 
und  habe  sie  fast  alle  verjagt.  Ebd. 

132.  In  der  Nähe  von  Aarwangen  (Et.  Bern)  habe  auf 
einem  Gut  ein  Landvogt  gewohnt,  der  nie  etwas  habe  schiessen 
können.  Dann  habe  er  immer  geflucht,  seine  Frau  habe  ihn  aber 
oft  davor  gewarnt.  Einmal  habe  er  wieder  fehlgeschossen  und 
ausgerufen,  das  Donnerwetter  solle  ihn  erschlagen.  Da  ergraute 
im  Westen  der  Himmel,  und  im  Augenblick,  als  er  auf  einen 
Hirsch  losdrücken  wollte,  krachte  es,  und  der  Yogt  fiel  tot  zu 
Boden.  Aarwangen. 

133.  Beim  Schloss  Ralligen  am  Thunersee  soll  früher  die 
Stadt  Roll  gestanden  hieben.  In  dieser  Stadt  bat  einmal  ein 
Zwerg  um  Unterkunft,  die  ihm  aber  in  allen  Häusern  verweigert 
wurde;  endlich  nahm  man  ihn  im  Schloss  Ralligen  auf.  Aus 
Rache  rief  er: 

Tuet  Schlegel  und  Wegge  g'halte, 
Die  spitzi  Flue  isch  g'schpalte; 
D'Stadt  Roll  muess  untergah, 
Es  isch  ja  da  ke  bravo  Ma. 
und  gleich  darauf  ging  die  Stadt  unter.  Ralligen. 

(s.  Kohlruach,  S.  21;  Zahler«),  S.  31  ff.;  Jahn,  S.  285.)*) 

134.  Eine  Frau  vergrub  ein  Kartenspiel  in  einer  ^geraden'' 
")  Ferien.    Bern  1904.  —  ■•)  \vi.  Schweiz.  Id.  II,  1235.  [Red.] 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Ranton  fiem.  279 

Stunde  in  einem  Kreuzweg  und  sagte  dabei  die  drei  höchsten 
Namen.  Nachdem  die  Karten  drei  Nächte  dort  gelegen  hatten,  grub 
sie  dieselben  aus  und  kann  nun  damit  wahrsagen.     Ringgenberg. 

135.  Das  Marienkäferchen  (coccinella)  wird  auf  die  Hand 
genommen  und  zu  ihm  gesagt,  bis  es  wegfliegt: 

Himelgüegeli ,   flüg  uf  und   säg   em  liebe   Gott,  dass 
es  schön  Wätter  gab ; 
oder: 

Himelgüegeli,  flüg  uf  und  säg  Yatter  und  Mueter,  dass 
es  schön  Wätter  gab.  Bern, 

(s.  Züricher,  Kinderlied  u.  Kinderspiel  im  Kt.  Bern,  Nr.  354.) 

136.  Wenn  ein  Vieh  ein  Bein  bricht,  bindet  man  Haar 
dieses  Tieres  um  ein  zerbrochenes  Stuhlbein,  indem  man  Zauber- 
sprüche murmelt.  Ein  Mann  in  Diemtigen  verstehe  sich  beson- 
ders gut  darauf  und  habe  Kundschaft  von  weit  her.   Därstetten. 

137.  Wer  am  Neujahrsmorgen  in  einer  Familie  zuerst  auf- 
steht, darf  durchs  ganze  Jahr  durch  befehlen.  Bern. 

138.  Bohnen  soll  man  am  Bonifaziustag(„  Bohnesetz '^f  5.  Juni) 
um  Mittag  zwischen  11  und  12  Uhr  setzen.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.   188.) 

139.  Man  soll  die  Bohnen  am  Vormittag  setzen,  damit  sie 
gut  gedeihen.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  Nr.  205.  206.) 

140.  Nelkenschösslinge  soll  man  in  der  Christnacht  setzen, 
damit  sie  gut  wachsen.  Därstetten. 

141.  Man  soll  in  der  Christnacht  die  Bäume  begiessen 
damit  sie  gut  wachsen.  Ebd. 

142.  Zwiebeln,  im  Zeichen  des  Steinbocks  gesetzt,  werden 
fest  und  schön ;  im  Zeichen  des  Wassermanns  gesetzt,  faulen  sie 
bald.  Schwendi,  ßerner  Oberland. 

143.  Rüben,  Kohl  etc.  soll  man  nicht  im  Zeichen  der  Wage 
einmachen,  weil  dann  das  Brett  mit  den  Steinen  nie  eben  darauf 
liegt.  Ebd. 

144.  Jungfrau  und  Krebs  sind  „wachsige"  Zeichen.    Ebd. 

145.  Die  im  Zeichen  des  Widders  geborenen  Leute  werden 
oft  „widerhaarig^  (eigensinnig).  Bern. 

146.  Wer  das  Haar  im  Zeichen  der  Fische  schneidet,  be- 
kommt „Tschüepi*^  (Schuppen).  Schwendi. 

147.  Gegen  das  Ungeziefer  soll  man  im  Neumond  die 
Zimmer  waschen.  Ebd. 

(s.  Rothenbach,  nr.  213.) 


280  Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  ßem. 

148.  Aus  demselben  Grand  soll  man  die  Zimmer  in  einem 
^  toten ^  Zeichen  (Wage),  nicht  etwa  im  Stier  oder  in  den  Fischen, 
waschen.  Ebd. 

149.  Wer  das  Zimmer  im  Zeichen  der  Fische  wäscht, 
bekommt  das  Bett  voll  ^Bettfischchen**  (?).  Ebd. 

150.  Hühneraugen  entfernt  man  am  besten  im  Neumond.  Ebd. 

151.  Wenn  Irrsinnige  lärmen,  so  gibt  es  anderes  Wetter.  Bern. 

152.  Wenn  es  ins  ^blutte  Holz"  (im  Winter)  donnert,  so 
folgt  noch  eine  strenge  Kälte;  Utzigen. 

oder:  Es  gibt  einen  gewitterreichen  Sommer.  Ebd. 

153.  Wenn  der  Bär  am  2.  Februar  (Lichtmess)  über  den 
Berg  sehen  kann«  so  muss  er  noch  acht  Wochen  in  die  Höhle 
(d.  h.  es  folgt  noch  eine  grosse  Kälte,  die  acht  Wochen  anhält). 

Langnau. 

154.  Wenn  zu  einer  Frau  am  Morgen  ein  Vögelchen  auf  das 
Penstergesimseflog  und  „schütt,schütt**  rief,  so  regnete  es  bald.  Bern. 

155.  Äscherich  (Aschenlauge)   im   Mai   gibt  Hagelschlag. 

Schwendi. 

156.  Man  soll  den  ersten  Hagelstein  in  die  Hand  nehmen, 
damit  es  aufhöre  zu  hageln; 

oder :  man  legt  ein  gebrauchtes  Tischtuch  unter  die  Dach- 
traufe und  einen  Rechen  darüber.  Ebd. 

157.  Fuchsgeschrei  bedeutet  schlechtes  Wetter.       Ebd. 

158.  Hasen,  die  sich  tagsüber  sehen  lassen,  bedeuten 
schlechtes  Wetter.  Ebd. 

159.  Wenn  man  einen  „Donnergueg"  (nicht  Hirschkäfer, 
der  auch  so  genannt  wird,  sondern  „Goldschmied'',  Carabiis  aura- 
tus)  zertritt,  gibt  es  ein  Gewitter.  Bern. 

160.  Redensarten,  die  auf  Aberglauben  weisen: 

a)  Wo   eine   Kirche   gebaut   wird ,    da  baut  der  Teufel   eine 
Kapelle  daneben.  Ebd. 

(vgl.  Gotthelf,  „Dursli,  der  Branntweinsäufer";  ,Käthi, 
die  Grossmutter",  Kap.   14.) 

b)  Was  sech  zwöjet,  das  drejet  sech  (drittet  sech).  Ebd. 

c)  Dem  Teufel  vom  Karren  fallen.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,    „Michels   Brautschau*';    „Bauernspiegel "^ 
Kap.  8;  ^Käthi,  die  Grossmutter **,  Kap.  21.) 

d)  Wie  die  wilde  Jagd  herumfahren.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,    „Michels   Brautschau*';    „Bauernspiegel*, 
Kap.  8.) 


Allerhand  Aberglauben  aus  dem  Kanton  Bern.  Sdl 

e)  Den  Teufel  im  Leib  haben.  Ebd. 

(s.  Ootthelf,  „Michels  Brautschau ^.) 

f)  E  Lärme  vom  Tüfel.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,  „Michels  Brautschau*.) 

g)  Es  geht  nicht  mit  rechten  Dingen  zu.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,  „Michels  Brautschau **.) 
h)  Schwarz  wie  der  Teufel.  Ebd. 

(s.  Gotthelf,  „  Bauernspiegel '^j  Kap.  28.) 
i)     Leute,   die  praktisches  Geschick  haben,   nennt  man:   Hex 
(im  Handarbeiten,  Zeichnen  etc.).  Ebd. 

(s.  Gotthelf,  „Dursli,  der  Branntweinsäufer **.) 
k)   (In  Bezug  auf  das  Wetter) : 
Was  der  Suntig  cha, 
Zeigt  der  Frytig  a. 
oder :  Was  der  Suntig  für  Wetter  wott  ha, 

Zeigt  der  Frytig  z'abe  scho  a.  Ebd. 

1)    Viele  Mäuse  im  Haus  wollen  einen  Menschen  haben.    Ebd. 
m)  Roti  Haar  —  Galgewar.  Ebd. 

oder: 
Roti  Haar  und  spitzig  Chin, 

Wohnt  der  Tüfel  mitte  drin.  Ebd. 

(s.  W.  Wackernagel,  Kleine  Schriften  I  (1872)  172  flf.) 


Nachtrag  zu  der  ersten  Sammlung,  (s.  „Archiv^  YH,  131  ff.) 

Zu  Nr.  14:  s.  Gempeler,  S.  352. 

Zu  Nr.  34:  Wenn  man  Butter  aoschneidet,  bekommt  man 
sieben  Jahre  lang  keinen  Mann. 

Zu  Nr.  45:  s.  Gotthelf,  „Wie  Christen  eine  Frau  gewinnt**. 

Zu  Nr.  71:  s.  Züricher,  „Rinderlied  und  Kinderspiel  im 
Kanton  Bern",  nr.  56. 

Zu  Nr.  96.  97:  s.  Schweizerische  Reformblätter  XXXIII,  207. 


282  Les  Paniers. 


Les  Paniers. 


Poäme  en  Patois  bisontin,  traduit  en  Patois  jurassien 
par  Ferdinand  Raspieler,  Cur6  de  Courroux. 

Publik  par  Arthur  Rossat,  Bäle. 


IL  Poäme  de  Raspieler. 

Manuscrit  de  J.  P.  Raspieler  (Ms.  A). 

(Suite.) 

Ce-te  dobe  n'aivaj  pri  gairde  qnl'e  lait  poerte  di  Cie  113 

N'est  qnie  trois  pies  de  ha,  et  de  lairge  i*ovi  pies:  114 

Main  d'aivo  son  pennie  sehe  lairge  qu'in  airbois^^)  115 

I  ne  pojet^^)  entraj  dain  in  poertche  8ch6troit  116 

100.    En  lait  presse,  en  lait  tire,  et  magraj  tot  qoH,  117 

Lait  Daime  et  les  hayons  demourran  aidet  Ij,  118 

I  se  mamanne,  se  schin-ne,  se  piaj-je,  et  se  corbe  119 

Jammais^^)  j  ne  poyet  entraj  d'aivo  ses  robes.  120 

Eq  lait  vire  et  revire,  en  long,  de  bouic-en  boeze*®),  121 

105.    Main  daivo  son  hairnä,  de  sait  vie  j  ne  p&se.  122 

Maidaime  aittentes  dont  quYan  r61airgeoit  lait  poerte  123 

(^oci  n'a  pe  baiti  pot  gens  de  votre  soerte:  124 
Yos  dairrin  bin  saivoit,  quod  Mattbaeus  dixerit 
Quam  angasta  porta  quae  ad  vitam  ducit.   Math. 7. v.  14.  . 

110.    Saint  Pierre  tot  d^n  c6  yi  scbake  Teut  ä  naj!  125 

Digeain,  Daime  di  monde  allaj  vot  biscotaj.  126 


} 


^')  V^rbicä  (arcu  bibit)  =  Tarc-en-ciel.  En  Ajoie  on  dit  aussi:  kQdnaU 
cb  si  Bu'cn^  ^  cornes  de  St.  Beruard.  —  ^^)  Nous  avons  ici  le  pass^  dc^fini : 
poyet  -^  ppy^  ^  put,  et  non  pouvait  comme  traduit  M.  FoUetete.  —  ^')  On 
ne  dit  pas:  jammais,  mais  seulement:  dj9m^  (Cf.  Koh.  154:  djemais).  —  **)  Mot 
inconnu  aujourd'hui;  6crit  ici:  bouic-en  boeze,  au  glossaire:  baute  en  bouese; 
ms.  B  157:  bouic  en  boize,  gloss.  B  bouic  en  b\*ize.  Comme  le  mot  doit  ^r 
rinier  avec  pesd,  on  devrait  peut-etre  prendre  la  forme  de  B  157 :  boize  —  ^f^- 
ou  b^8d. 


I 


Les  Paniers.  288 


ni.  Poime  de  Raspieler. 

TranscriptioD  phonötique  en  patois  de  Courroux. 
(Suite.) 

8t9  döbQ  n'ev§  pri  dyerdg  tjjfo  le  pöarta  di  Bia 

n'^  t/9  trwä  pi9  da  ä,  e  do  l^rdja  du  pi9; 

mS  devö  85  penia  Z9  l§rdJ9  k'T  erbwä, 

i  09  p97e  Stre  dS  T  pöartx9  x'  etri^ä. 
OO.    S  le  pre49,  S  le  tir9,  e  magre  t^  s^li, 

le  dem9  ^  ]ez-^y5  d9mürS  ^d^  li. 

i  89  mämSn9,  89  xTn9,  89  pye79  e  89  kgrbd; 

djame  i  n9  p^ye  Str^  d^vö  se  rob9. 

5  le  vir9  e  r9vlr9,  S  15,  d9  bouic-en-boeze, 
05.    mS  d^vö  s5  ^rnä,  d9  se  yl9  i  n9  pesa. 

—  m^dema,  et5t9  dö  tjf'  S  rölerdj^  1|  pöarta. 

8^8i  n'ä  pa  beti  p^  djS  da  vötra  söarta. 

V9  der!  bT  sevwä  quod  quod  Matthaeus  dixerit: 

Uuam  ant^nsta  porta  quae  ad  vitam  daoit. 
10.    sS  piera  lg  d'T  kö  yi  xäka  Vo  ä  n§, 

dijS:  dema  di  m5da  äle  yq  bi8k2te ! 


Traduction. 

Cette  folle  n'avait  [pas]  pris  garde  qne  la  porte  du  ciel 

N'a  que  trois  pieds  de  haut  et  de  large  deax  pieds; 

Mais  avec  son  panier  plns  large  qn^an  arc-en-ciel, 

Elle  ne  pat  entrer  dans  an  porcbe  8i  6troit. 
DO.    On  la  presse,  on  la  tire,  et  malgr^  tont  cela, 

La  dame  et  les  yetements  demenrent  tonjonrs  la. 

Elle  se  malmene,  se  pencbe,  se  plie  et  se  conrbe; 

Jamais  eile  ne  put  entrer  avec  ses  robes. 

On  la  yire  et  reyire,  en  long,  de  travers, 
05.    Mais  ayec  son  harnais,  de  sa  yie  eile  n'y  passe. 

—  Madame,  attendez  donc  qu'on  r^largisse  la  porte; 

Ceci  n'est  pas  bati  poor  gens  de  yotre  sorte. 

Yous  deyriez  bien  sayoir  ce  qae  Mattbieu  a  dit: 

Combien  ^troite  est  la  porte  qui  conduit  ä  la  yie! 
10.    Saint  Pierre  tout  d'un  coup  lui  claque  Tbuis  au  nez, 

Disant:  Dame  du  monde,  allez  vous  promener! 


284  Les  Paniers. 

I  86  pancit  tochd;  voici  enne  peutte  affaire*^);  127 

I  vait  j  vint,  trepainne,  ses  pies  sembairaissan,  129 

Dain  son  pennie  de  scharsche  ait  s'enohevatrenan  ®')y  130 

115.    En  velain  se  depoire®'),  vait  yngie  din  talon  131 

Et  s'en  vait  bottequiulain  ^),  ä  Palais  de  Piaton  134 

Les  Dannaj  tremonllin,   faizin  lait  pentte  tchiere  135 

Ait  qu'iudin  etre  ancot  qnieque  neuve  tchadiere  136 

Von  enne  grose*^)  quYuve  pot  I6s  tr^tu  sallaj  137 

120.    Comme  en  faj  les  airans,  ^tin  tot  dezoUaj.  138 

In  Diaile  lait  voi-yain  se  mantet  a  gonshaj.  139 

Ait  lere  schan  collenre  quiait  manket  d'en  cravaj  142 

Ait  yu-vaj  le  grangniat,  ait  vi  fazai  lait  potte  1  m 

Des  orai-yes  de  traiv6e,  cace  quKe  qu^'ne  ei  ste  sötte?  j 

125.    Ne  fayaj  pu  quTe  16  pot  nos  mentre  en  bSsangne^  140 
Le  Ruale  decombrait*®)  enne  tale  Carangne. 

Qaie  veni  vot  pi  dain  ces  pr6geons  sehe  fondes?       •  143 

Yos  fairrin  teusse^^  meat  de  Demoarai  a  monde,  144 

Nos  sont  ci-yun  schu  latre  cot  des  mirlicaintons  ^^)»  145 

130.    Laivoa  botterain  not  vos  grains  et  lairges  hai-yons?  146 

Eetornaj  dain  le  monde,  d'aivo  vos  artifices  147 

Yos  penpieraj  l'Enfee  pü  qu'ie  tot  nos  malices.  148 

Main  voici  airrivai  in  gro  Diaile  tot  noi,  149 

Sere  quYequiun  des  Pairpaits  *^),  &  qu'iaivaj  di  povoj,  150 


**)  II  manque  ici  un  vers  qua  nous  retrouvons  B  166:  I  graute  ses 
oreiyes:  ha  due  que  veut  ye  faire!  Elle  gratte  ses  oreilles:  Ah!  Dien,  que 
veux-je  faire!  (Cf.  Biz.  128).  —  *^  S' ätxdvätrdn^,  du  subst.  txvätrd  (lat. 
capistru)  =  licol,  fran^ais:  chevetre.  —  ^^}  Le  vadais  ne  dit  jamais  dfptcär^,  « 

rnais  d^pärd;  ici  c'est  la  forme  ajoulote.  —  ^)  C'est  la  forme  du  participe  *^ 
präsent;  M.  Folletßte  traduit  par  l'infinitif.  (Cf.  B  170.)  —  ")  L'adjectif  pr(>  ^5 
a  toujours  le  feminin  (^crit  grose  (Cf  B  140,  173,  242,  401,  etc.)  On  doit  jrt 
donc  lire  grQz»  et  non  grQse.  —  ^^)  Le  verbo  dfkobr^  signifie:  detruire.  Le  -s^ejp 
(lict.  de  Bietrix  dunno  les  deux  sens:  enlever  les  d^^combres,  et  tuer,  suicider.  —  -". 
—   Contejan  dit:  deaomhrai       decombrei ;  dtHruire;  dc^penser.  —  Dans  le  Val  M ^^ 

de  Deleinont,  on  va  dekobr^  le«  feuilles  et  les  branches  d*arbres  sur  les  prai ^• 

ries.    —    MM.  Folietete   (Fol.  126)    et  X.  Kohler  (Koh.  180)   traduisent  par:»--«r 
diharrasser ;  ils  sont  tous  deux  obligt>s  de  sous-entendre  un  noufti  (le  diabl^^^e 
nous  debarrasse) ;  ce  n'est  pas  le  sens  oxact.  —  *')  Ce  mot  ne  nous  est  conni^^    u 
que  par  le  gloss.    A:  ieusse       encore.   —    ^®)    Expression  inconnue   de   nor  ^^mos 
jours.    Le  j?loss.  A  donne:  mirlicainton       huerUn{?}    —    Pour  hanneton,  ow^  — ö 
emploie  surtout  le  mot  kwikw^r»  iGu6l.)  ou  kwikwfdj»  (Bx.)  Cf.  le  vaudoS=^Äs 
cancoire.  —    Courroux   dit   pourtaut   d^   tx^v.  —    *')   Le  mot  se  dit  enco^ir-p 
aujourd'hui  et  signifie  :  le  prhicrpal,  le  malire^  ceJui  qui  a  la  haute  main      ^f 
qui  comvxande.    Courroux  connait  encore   cette  expression  et  dit :  el  d  pir^:^ 
pq  ddü  t^      11  l'emporte  sur  tous. 


/ 


Les  Paniers.  285 


i  89  pSse  tg  txä:  vwäsi  eoo  pceta  äfera! 

i  ve,  i  vT,  tropeoa,  se  pia  e'SberesS, 

dS  85  penia  do  x&rx9  ^  s'StxdvätrsnS. 
115.    ä  V9l5  89  depwäre,  ve  yüdji9  d'T  tälö 

§  s'ä  ve  b2t9t;^lil5  ä  pale  d9  P2ufara. 
le  däne  tremülT,  fezT  1^  poet9  txl9r9; 

e  t;füdT  etr9  Sk^  t;fft;f8  n8v9  txädwre, 

vü  en9  gröz9  t;^üv9  p2  le  tretü  aale 
120.    k§in9  S  fö  lez-erS;  ett  t^  dezgl^. 

T  dyel9,  1^  vwäyS,  89  mSte  ^  göxe; 

el  §r9  x'5  k^low  t;f'e  mSke  d'5  kräve. 

e  ytive  l9  grSnä,  e  yi  feze  le  pot9, 

dez-2rey9  da  trevea:  k'ä-89  t;f9  tj^tia  8i  8t9  82t9? 
125.    n9  föye  pü  t)(9  le  pg  ng  mätr9  S  bezSna ! 

l9  rüäU  deköbre  en9  täb  kärSn9! 

t;^9  v9ni  vg  pi  dS  se  prejö  X9  f5d9? 

\q  ferT  toes9  mde  da  d9müre  ä  m5d9 : 

Dg  85  si  yu  xü  rätr9  kg  de  mirliketS. 
130.    levü  h^t9T<ß  nj  vö  grS  e  ]erdj9  ey5? 

r9tgme  dS  l9  m5d9;  devö  vöz-ärtifi89 

vg  p6pl9re  rsfe9  pü  tj^a  tg  nö  mäli89. 
mS  vwäai  erive  T  grö  dyeb  tg  nwa  ; 

s'ere  t;^et;^8  de  perpe  e  t;|f'eve  di  povwä, 


Elle  (se)  pensa  tont  (chaud)  de  suite:    Yoici  nne  vilaine  affaire! 

Elle  va,  eile  vient,  trepigne,  ses  pieds  s^embarrassent. 

Dans  son  panier  de  cercle  ils  s'enche Vetren t. 
115.    £n  voalant  se  d^prendre,  [eile]  va  glisser  d'un  talon 

Et  s'en  va  cnlbatant  an  palais  de  Pluton. 

Les  damnes  tremblaient^  faisaient  (la)  vilaine  figure; 

Ils  croyaient  (etre)  qne  c*etait  encore  qaelque  nenve  chaudiere, 

Oa  une  grosse  cuve  ponr  les  (tres)  toas  saler^ 
120.    Comme  on  fait  (les)  aux  harengs;  [ils]  ätaient  tont  d^soles. 

ün  diable  la  voyant,  se  mit  a  gonfler; 

II  6tait  si  en  colcre  qu'il  maoqua  d'en  crever. 

II  leva  le  groin,  il  lai  fit  la  moue, 

Des  oreilles  de  travers:  Qu'est-ce  que  eberche  ici  cette  sötte? 
125.    II  ne  fallait  plus  qu*elle  ponr  noas  mettre  en  besognel 

Le  diable  detruise  une  teile  carogne! 

Qne  venez-voas  obercher  dans  ces  prisons  profondes? 

Yous  feriez  encore  mienx  de  demeurer  au  monde; 

Nous  sommes  ici  Tun  sur  l'autre  comme  des  hannetons. 
130.    Oii  mettrons-nous  vos  grands  et  larges  vetements? 

Retournez  dans  le  monde ;  avec  vos  artifices 

Vous  peuplerez  Penfer  plus  que  toutes  nos  malices. 
Mais  voici  arriver  un  grand  diable  tout  noir; 

C'^tait  quelqu'un  des  principaux  et  qoi  avait  du  pouvoir, 


286  Les  Paniers. 

135.    Qae  s'en  vin  ait  stuci,  yi  porte  lait  pairole,  151 

Et  y  fait  enne  orange  ^^):  ^oataj  lait,  yä  drole.  152 

Y-orde^')  yi  vait  t^t  dire :  ne  veut  te  pe  te  coigie,  153 

Tit  perret  bin  ancot  nörain  dain  ton  metie:  154 

Laisohe  lait  cj  quiain  j  ya  aity lannet  ^^)  proa  d'atre  155 

140.    Pot  sordure^')  168  ames,  et  les  faire  des  notre.  156 

Fain  p6e  ci  notre  ovraige,  et  peat  reposan  not  157 

Les  Daimes  et  Demoiselles  en  dennerain^^)  p6e  trop,  158 

LoaS  robes,  long  mines,  et  lon^  peattes  posohetores  159 

£n  dannan  mil  et  mil,  ^'at  enne  tchose  scharre,  160 

145.    Et  dedain  tcbequl'e  mS  n'an  fdrait  pe  pu  d'enne,  163 

AyYennet  aibage^^),  tchöqaian  h6t  sait  tch6qnYainne.  164 

Sehn  lait  püaice,  ^s  fenetres,  es  moigeous  ^^),  ä  motie  165 

En  ne  voit  quYe  popattes  et  feyes  frebeyie'^)  166 

Comme  in  beusson  d'aischatte  qnYe  vin  d'eschenaj,  167 

150.    Enne  rit,  latre  sdte,  latre  veut  trottenaj.  168 

Les  feyes  di  commun,  les  paavres,  hä  qnYe  pidie!  176 

S'en  vain  ya-vain  le  naj  cot  des  tchins  de  marcie  ^^),  175 

Ne  pensan  quYe  piaigj,  et  peut  a^^)  liebenaj,  169 

Sc  forran  tot  pairtot  pot  etre  sizolaj.  170 

155.    Ait  vain  es  delicaces  ^®),  6s  dainses,  es  pormannades,  171 

'*)  Lire :  präg»  et  non  präj9.  —  ")  De  nos  jours  on  dit :  ycsrdf.  — 
")  Bien  lire  ici :  ^  y'  än-^,  et  non  ^^y'  än-S,  comme  le  fait  M.  Follet^te. 
Notre  maDuscrit  A  emploie  souvent  la  graphie  ait  pour  {f.  (Cf.  191 :  fait, 
pait^  lait;  211:  aiivizai  -  ?t7>^;  310:  et  quiayt  y  en  eussc -=  ^  <>:'| y'dn-oM, 
etc.)  Voir  du  reste  vers  146 :  ayiennet,  mßme  forme  qu'ici.  —  ")  La  forme 
sordure,  que  nous  retrouvons  gloss.  B.  n'est  pas  employöe.  Le  vadais  tout 
entier  dit  sQdüra,  comme  B  196.  Le  dictionnaire  de  Gudat  donne :  sSdure 
(s^düra)  et  celui  de  Biötrix :  sodure  (sQdür^).  --  '♦)  Malgre  cette  orthographe, 
lire  dändrf;  Cf  v.  144 :  dannan  et  B  198  :  danner ain.  —  ")  Le  mot  est  tres 
lisiblement  öcrit  :  aihage.  Les  gloss.  A  et  B  disent :  aibage  --^  en  abondance. 
Cependant  MM.  Folietete  (v.  146)  et  Kohler  (v.  204)  lisent  aihaye.  De  nos 
jours  le  mot  aibaje  (^bäj9)  n'existe  pas;  par  contre  on  appelle  abbaye  la  fete 
du  village  (Gu^l.  donno  abayie  (äb^yh),  mais  le  mot  est  peu  usitö  dans  le 
Jm-a  bernois.  —  '^)  La  forme  mtcajd  n'existe  pas  (ouplus?)  dans  notre  pa- 
tois.  J'ai  cependant  trouvö  ä  Tavannes  une  forme :  mpjd  (Cf.  Arch.  VI 
p.  165,  n^  123,  Str.  1},  mais  le  Jura  catholique  ne  connait  de  nos  joors  qne 
la  forme  tnäjö:  —  ")  Le  gloss.  B  donne  frebeyie  —  fourmiller.  Le  vädais  a 
le  verbe :  f^rbeyU  (Ajoie  :  fr^b^yl?)  -  se  dömener,  se  debattre.  On  a  aussi 
lo  subst.  ßrbey»  (Ajoie:  frdhqyd)  —  dötresse,  transe,  agitation :  ?/ d  de  ^n^ 
bei  fdrbajd !  il  est  dans  une  belle  transe  !  Bietrix  dit :  frebyie  (fr^byu)  -- 
se  tremoussor.  —  '^\  Ni  M.  Folietete,  ni  M.  Kohler  n'ont  compris  ce 
passage :  chiens  de  Marcie  n'a  absolument  aucun  sens.  t  mor^i»  ddsi- 
gnait  autrefois  le  mercier  ou  colporteur  ambulant  qui  parcourait  les  villages 
avec  sa  charrette  attelee  d'un  chien;  ce  dernier,  toujours  aux  aguets,  levait 
le  nez  de  tous  cotös  pour  d^couvrir  les  acheteurs  et  savoir  ou  s'arreter.  — 
^9;  Nous  avons  le  mot  fr^-.  ä  q.  Cf  v.  206  et  486  :  la  -  l^.  —  *®)  Aujourd'hui 
on  ne  connait  que  le  mot  d^dikäs  ou  bnl9sd. 


Les  Paniers.  287 


135.    ko  ß'a  vT  e  stüsi,  yi  p^rto  1^  p^rjla. 

e  yi  fe  ena  ^rSgo;  eküte  le,  i  ä  dröb. 

y^rde,  yi  vet-^  dira,  n9  voe-ta  pa  t9  kwäjlö? 

^h  pere,  bl  Sk^  n^rS  dIS  t5  metia. 

Iex9  le  si  t;f5  i  y'ä;  e  y'5n-e  prü  d'ätra 
140.    P9  s^rdüra  lez-äma  e  le  f|ra  de  nötra. 

fS  pea  si  nötrd  övredja,  e  pö   repözS  n^. 

le  dem9  e  ddmwäzela  5  dSnarS  pea  tr^. 

Iü9  rgba,  lü9  miD9,   e  lüa  pubto  p^xttire 

S  dSoS  mil  e  mil :  s  ät-ena  txöz9  xüra, 
145.    ^  dadS  txet;^a  rtia  n'S  färe  pa  ptt  d'ena; 

e  y'Sa-e  aibage,  txet;j^fi  e  sß  txetjj^ena. 

xü  le  pyesa,  e  fanetr9,  e  mwäj5,  ä  mötia, 

S  na  vwä  t;^a  p^päta  e  ^ya  firab^yia, 

kgma  T  bSsö  d'exäta  t;^a  vT  d*exan§. 
150.    ena  ri,  l'ätra  säta,  Tatra  vob  tr^taDe. 

le  f^ya  di  k^mü,  le  pövra,  ä!  t;fe  pidia ! 

8*5  v6  yfivS  la  ng  k^  de  txT  da  märsia. 

na  pSsS  tj^a  pyeji,  e  pö  (ä)  e  liabane, 

sa  f^rS  t^  pert^  p^  etra  siz^l§ ; 
155.    e  vS  e  dalikäsa,  e  dSsa,  e  p^rrnSnäda, 


135.    Qai  s'en  vient  ä  celui-ci,  lui  porte  la  parole, 

Et  lui  fait  nne  harangae;  6coutez-la,  eile  est  drole. 

Lourdaud!  lui  va-t-il  dire,  ne  veux-tu  pas  te  taire? 

Tu  es,  pardieu!  bien  encore  Ignorant  dans  ton  metier. 

Laisse-la  ici  (quand)  puisqu^elle  y  est;   il  y  en  a  assez   d'antres 
140.    Pour  s^duire  les  ämes  et  les  faire  des  notres. 

Faisons  seulement  ici  notre  ouvrage  et  puis  reposons-nous. 

Les  dames  et  demoiselles  en  damneront  seulement  trop. 

Leurs  robes,  leurs  mines  et  leurs  vilaines  postures 

En  damnent  mille  et  mille:  c^est  une  chose  sure, 
145.    Et  dedans  cbaque  rue,  [il]  n'en  faudrait  pas  plus  d'une; 

II  y  en  a  en  abondance,  cbacun  a  sa  cbaoune. 

Sur  la  place,  aux  fenetres,  aax  maisons,  ä  Teglise, 

On  ne  voit  que  poupees  et  filles  se  d^mener, 

Comme  un  essaim  d'abeilles  qni  vient  d'essaimer. 
150.    üne  rit,  Tautre  saute,  Tautre  veut  trottiner. 

Les  filles  du  commun,  les  pauvres,  ha!  quelle  pitie! 

S'en  vont  levant  le  nez  comme  des  chiens  de  mercier. 

[Blies]  ne  pensent  que  plaisirs  et  puis  ä  faire  Tamour 

[Elles]  se  fourrent  (tout)  partout  pour  etre  courtisees; 
155.    Elles  vont  aux  dedicaces,  aux  danses,  aux  promenades, 


288  Les  Paniers. 

Main  alt  fa  daivo  loaere  des  jolis  Camerades,  172 

Ait  fringnYan,  et  ginga^an,  bezeyan,  freleutchan^')  173 

Tot  comme  [des]  tchervis  qa'ie  satan  a  printems.  174 

Tainto  en  les  gatt^ye,  tainto  en  les  embraisse  177 

160.    Ces  saloppes  enduran  ces  hontouses  caraisse.  178 

Ait  sont  pu  aiffrontan  qu'ie  des  paiges  de  Cor  181 

Tot  le  geot  virai-yan,  et  fain  pa  de  cent  tor  182 
Quiequie  motchou  Gapin  ®*)  dos  les  brais  *')  les  pormanne     179 

Pait  les  ruei,  pait  les  prais,  les  manne  et  les  raimanne  180 

165.    Ait  digean  pair  ensimbye  mille  brecolerie, 

Yoila  Qot  que  les  danne  et  les  exclu^)  die  Cie 

L*ain  jabyaj  des  haibits  qnYe  nos  profitan  bin,  185 

Ait  les  nannan  pennie,  voa  bin  Vertagadin:  186 
De  les  dinsobe  nannaj;  Loaleux  s'at  in  abbus, 

170.    Ait  se  scbiquierait  ®^)  meut,  sait  d'yin  gate  vertu. 

Lain  jnvantaj  staibit^  pot  tot   fin  piain  d'asaiges  ^^)  187 

Pot  c^s  qn'ie  sont  peatte,  von  quie  ne  sont  pe  saiges  188 
L6s  Cointches^^),  les  bados,  scbaircbaits  ^^),  les  airaincbies  ®^)  189 

Les  Coes  tot  de  traivee  sont  crevis  dj  pennie.  190 

175.    Q,aiain  les  feyes  se  sont  laiscbie  empyi  lait  paince,  191 


8*)  Pour  bien  comprendre  ce  passage,  11  faut  le  comparer  ä  Biz.  173.  Cest 
un  des  rares  vers  oü  Haspieler  a  empruntt^  au  patois  bisontin  des  mots  in- 
coDDUS  au  jurassien.  (Cf.  Biz.  vers  173,  notes  37,  38,  39,  40).  —  Quant  au 
ginguian,  MM.  Folietete  et  Kohler  fönt  une  erreur  en  le  confondant  avec 
dytdy^  --  jouer  du  violon.  D'abord  le  sens  ne  s'y  prete  pas  du  tout :  on 
n'a  jainais  vu  les  dites  donzelles  jouer  du  violon  dans  les  rues,  mais  bien 
plut6t  fölätrer,  sauter.  Du  reste  s'il  avait  voulu  employer  ce  verbe  dytdy^, 
notre  auteur  l'eut  ecrit:  guinguian',  c'est  en  effet  toujours  par  gut  qu'il  rend 
le  son  dy?  (Cf.  463,  468,  etc.);  par  contre^  -f-  voyeUe  -  dj.  (Cf.  171 :  usaiges; 
178:  germeugie,  prageaii;  229:  saiges;  250:  in  geot^  etc.)  —  Le  gloss.  B 
donne  freleutchie  danser.  —  ^-)  Gapin  est  cit6  au  glossaire :  jeune  amou- 
reux;  malgr^  cela,  j'ai  traduit  par :  garnewent  sens  que  le  mot,  tres  usite 
encore,  a  de  nos  jours.  So  gäpi!  ^  sot  garnement!  dit-on  d  un  enfant  d^so- 
btMssant;  a  toujours  un  sens  prejoratif.  —  ®')  Dos  les  brais  est  ici  pluriel  : 
sous  les  hras.  —  ^^j  Exclut  est  franc^ais;  mais  je  ne  vois  pas  pour  quelle  raison 
M.  Follet^te  s'est  cru  oblige  de  le  changer  en  tcheusse  (tx9s)  —  chasse.  — 
8^j  C'est  rallemand  sich  schicket  (Cf.  v.  499).  Voir  ma  note  Ärch.  VII,  p.  243. 

-  ^^)  De  nos  jours  on  dit :  özedjd.  —  Remarquer  au  meme  vers  l'expression 
iö  ft  pye  -  litt. :  tout  fin  phin  ^Cf  v.  192,  353.)  —  »•)  L'adjectif  kvBtxd 
ou  ku'ötxä  -  boiteux,  eagneux,  eclope.  Le  verbe  est  kivSlxi9  ou  ktcHxeyU, 
BitHrix    (lans    son    dictionnaire  dit :  cointchie    (kwHxl»)  ~-   pencher  de   cot^. 

—  ^'^)  Le  mot  txerkfi  niaigre,  malingre.  —  On  a  aussi  un  substantif 
<  txitrkä,  qui  signifie :  \)  un  bourgeon  ou  (juehiues  fruits  relies  ensemble: 
?  ixcrka  do  aluJ9;  2)  un  flocon :  t  ixcrka  dj  nwä  un  flocon  de  neige;  ? 
nwä(1J9  c/f  grO  t.rcrkä  il  neige  (des)  ü  gros  flocons;  3)  un  chicot,  un 
trognon  :  l  t.rrrkä  da  pgma.  —  ^'^)  Ce  luot  iiritxU  s'emploie  encore  ä  Cour- 
roux:  i  ä  ig  ^rStxia       eile  est  toute  dc^hanchoe.  ^  (nd  qritaU,  s^ä  ^n9  b^xai^ 


Les  Paniers.  289 

mS  ^  fe  devö  lüara  de  djöli  kämdrädd. 

e  frtdyS  e  djTdyS,  bdzeyS,  frdlBtxS, 

t9  kgma  de  txarvi  t/a  sätS  ä  prttS. 

tStö  S  le  gäteya,  tStö  S  lez-Sbresa; 
160.    86  Bal^pd  SdürS  se  5tüz9  käresd. 

e  85  pü  efrStS  t;fd  de  pedza  da  k^r. 

tj  la  djo  vireyS  e  fS  pü  da  sS  t^r. 

t;|fet;fa  m^txü  gäpT  dö  le  bre  le  pjrmSna, 

pe  le  rfla,  pe  le  pr§  le  inSoa  e  le  remSna. 
165.    e  dijS  per  IsSbya  mila  brakölana; 

Ywälä  sq  ka  le  dSna  e  lez'exclut  di  8ia. 
rs  djäbye  dez-ebi  t/9  nq  prgfitä  bT; 

e  le  nänS  penia,  vü  bT  v^rtügädt, 

da  le  dTxa  nSne,  lülö!  8'&t-Tnäbü; 
170.    e  sa  xit;|fare  mce  s'e  dyT :  gäta- vertu. 

rs  Tv5t§  et'ebi  pg  t^  ff  pyS  d'üzedja, 

p^  se  tj^a  85  pceta,  yü  tj^a  na  85  pa  sedja. 

le  kwStxa,  le  ä  dö,  tx^rke,  lez-erStxia, 

le  köa  t^  da  trevea  85  kravi  di  penia. 
175.    t;f5  le  feya  sa  sS  l^xia  Spyi  le  pSua, 

Mais  il  faut  avec  elles  de  jolis  oamarades. 

Elles  foQt  les  fringantes  et  sautent,  bondissent  et  dansent, 

Tont  comme  des  cbevreaux  qui  sautent  aa  printemps. 

Tantot  OQ  les  cbatoaille^  tantot  on  les  embrasse ; 
160.    Ces  salopes  endarent  ces  bonteuses  caresses. 

Elles  sont  plus  effront^es  qae  des  pages  de  cour. 

Toot  le  jour  [elles]  tournaillent  et  fönt  plus  de  cent  toars. 

Qaelque  morveax  garnement  sous  les  bras  les  promene, 

Par  les  rues,  par  les  pres  les  mene  et  les  ramene. 
165.    IIb  disent  par  ensemble  mille  (bricoleries)  insanit&s; 

Voilä  ce  qui  les  damne  et  les  exclat  du  ciel. 

Elles  ont  invente  des  habits  qui  noas  profitent  bien; 

Elles  les  nomment  paniers  ou  bien  vertugadins. 

De  les  ainsi  nommer,  parbleu!  c^est  un  abus; 
X  70.    II  conviendrait  mieux  si  elles  [lenr]  disaient:  gäte- vertu. 

Elles  ont  invente  cet  babit  ponr  toutes  sortes  d'usages, 

Pour  Celles  qui  sont  vilaines  ou  qui  ne  sont  pas  sageä; 

Les  boiteuses,  les   (hauts-dos)   bossues,   malingres   et   debancbees, 

Les  Corps  tout  de  travers  sont  couverts  du  panier. 
175.    Quand  les  filles  se  sont  laisse  emplir  la  panse, 


t/f9  n'^  n9  djij  n»  feso:  une  critxU  c'est  une  iille  qui  n'a  ni  Jet)  allure, 
ni  fa<;on  »,  m'expliquait  une  bonne  vieille  de  Courroux.  —  Le  verbe  ^rilxu  ^ 
faire  plier  sous  le  poids :  sta  grösd  tx^rdj»  m^e  t^  (ritxi»  cette  grosse 
Charge  m'a  tout  Greinte.  —  to  m'qrflx»  lez-fpcU»  tu  me  fais  plier,  tu 
m'^reintes  les  ^paules. 


290  Lcs  Paniers. 

Nain  quiait  mentre  in  pennie  pot  coitohie  lonete  dainse,         192 

Ait  portan  bin  sevan  dedö  des  gros  Paikait,  193 

Alt  laischan  germeügie^^),  se  mokan  qnian  prageait.  194 

Pairdenne^  ait  son  bin  fines,  ait  l'ain  de  lait  malice^  195 

180.    Ste  mode  a  in  mainte  pot  aivretcbj  ^*)  le  vice 

Ste  voi-yo  comme  ait  fa  quYait  sin  trevirie^^), 

Te  oravero  de  rire  qaiain  ait  L'entran  ä  motie  199 

Comme  des  grosejs  schentche  ^^),  dain  ces  haibits  vilaih  201 

Resambian  in  battai-ye,  ^*)  qoie  vait  nic-nac-lain  ®*)  202 

185.    In  tcbequiun  dit  lait  sin^^^  tot  le  monde  ait  fain  rire  203 

Ait  n'ain  honte  de  ran;  main  ait  laisoban  tot  dire  204 

Vn  dit  ait  semb-ye  aivoit  in  gros  melin  et  vent,  205 

L'atre  dit,  te  nj  espe  voicy  mon  sentiment :  206 
Dait  j  quiudait  qu'ie  sa  pot  a^impo  reachoraj^') 

190.    Porg^nt  qaiait  l'ain  pavou  de  veni  trezalai^®). 

Niant :  Staibit  ä  fait  pait  venus  lait  Carangne  207 

Tot  fin  pyain  le  portan  qaain  predu  lait  Vairgangne^  208 

T6s  bin  dit,  redit  Tatre  j  crais  qoie  tes  regeon,  209 

Lait  pu  pai  quYan  portan,  ne  sentan  ran  de  bon,  210 

195.    Loue  pennies  sont  tot  pyain  de  deran^^  frevozai  *^®)  211 

Bin  fö  quie  sy  fie  trop,  gair  de  se  fogommaj?  212 

Ait  sont  cot  ces  borriques  ^s  foires  tain  montraj  213 

Guiun  n'en  veut  pu,  ait  sont  des  betes  decriaj.  214 
Comme  en  ne  pent  saivoi  s'ait  portan  des  fairdes, 


^^•)  Le8  glos^aires  A  et  B  donnent ;  genneugie  —  soup^onner.  Ce  n'est  pas 
le  sens  habituel,  et  soupQonner  ne  couvient  i)a8  ici.  Ce  verbe  existe  encoro 
et  signifie :  murmurer,  hougonner;  c'est  aussi  le  sens  indiqu^  par  les  diction- 
naires  de  Gu^lat  et  de  BiiHrix.  —  ^'}  Le  verbe  evnixi,  que  le  vädais  pro- 
nonce  plutot  evjrtxi,  —  abriter,  mettre  ä  couvert ,  vient  du  subst.  ^vri  =- 
abri.  vT  e  Vcvri!  viens  ä  Tabri!  —  ^^)  Tr^virl?^  du  latiu*  tran^virare  - 
tourner,  virer  de  travers.  —  ^^)  On  dit;  <*n9  scetxd  (Aj.  sycßtxd)  et  non  xcrtx?: 
faute  de  copie.  —  '**)  Le  glossaire  donne  :  hattaiye  -  battant  de  cloche.  Mot 
inconiiu  de  nos  jours;  on  n'a  «jue  la  forme  hei?,  employee  B  v.  243.  — 
^'')  Nicnuclain  n'est  connu  que  par  le  glossaire.  —  ^M  Bien  lire  /^  sliu  et 
non  /c  sT  {CA.  338  :  lcs  Uns  /f  tTn>).  —  **')  Le  mot  se  rexor^  se  rafraiehir 
a  Tair,  s'at^rer,  s'eventer.  —  ^^)  Le  glossaire  indicjue  trezailai  -  vernioulu. 
On  l'emploie  i'ncore  (l'un  baquet,  d'une  seiUe  t^barouie,  dont  les  douves  sont 
disjointes  par  la  secheresse.  Mais  dans  ce  sens  on  dit  plutot ;  cgrqyh  Ex.  : 
not  siräip  ä  (j(/n;i/i  e  le  fä  bof^  ralerni  notre  seille  est  ebarouie,  il  faut  la 
mettre  conibuger.  ~  "'*)  Denw,  <|ue  eite  le  glossaire,  n'est  pas  le  mot  ordinaire 
\nmv  tlcfuee;  on  dit  :  dürr.  —  *®"i  Le  glossaire  donne  :  frevozai  mepriser. 
("est  le  ^sens  de  ce  mot  au  vers  93;  mais  le  glossaire  B  indique  aussi  : 
rehuirrijui  donc  traduit  par  (Imrces  de  rebut.  —  Courroux  connait  un  mot 
f;trrozr  qui  si«^niHe:  bien  rempli,  suicharge,  surplein;  on  dira,  par  exemple. 
d'une  niesure  de  j)oinines  de  terre  trop  surchargee  :  8i9  tnöjur»  d^  ptmäU 
Ci  bl  fWnjzr. 


Les  Panierflk  291 

n'S  V/^e  mStro  T  penid  p^  kwätxio  Iü9t9  dSso. 

e  p^rtS  bT  savS  dadö  de  grö  peke. 

i  lexS  djarmöjp,  sa  m^kS  t;f'5  prädje. 

perdena!  e  sS  bT  ffna,  el  5  da  le  mälisa; 
180.    Bt9  möda  ä  T  mSte  p^  ivratxi  h  visa. 

S'ta  vwäyö  k^ma  i  ta  tj^^e  sT  treviria, 

ta  kräverö  da  nra  t;^5  el  5tr5  ä  mötia. 

k^ma  de  gröza  sdetxa^  de  sez  ^bi  vilS, 

rasSbyS  T  bäteya  t/a  v^  niknäklS. 
185.    T  txef/5  di  l|  sTna,  t§'la  möda  e  fS  nra; 

e  n'S  5ta  da  rfi,  m6  e  lexa  t^  dira. 

u  di:  e  sSbya  e  vwa  T  grö  malT  e  vfi. 

l'ätra  di:  ta  n'i  ^  pa;  vwäsl  m5  sStiraS : 

de!  i  t^üd^  i^9  s'ä  po  s'T  pö  rexjre, 
190.    p§r85  t;^'^l  S  pävü  da  vani  trezäle. 

—  nyS,  ste  bi  ä  fe  pe   VenuSj  le  käräfia  ! 
tj  fr  pyS  la  p^rtS  tj^'e  pradii  le  vergSne. 

—  t'e  bT  di,  radi  Tatra;  i  kre  ka  t'e  rej5. 
le  püpe  tj^'ä  p§rt5  na  sStS  rS  da  b5; 

105.    lüa  penia  so  t^  pye  da  darS  fravöze. 

bT  fö  tjjfa  s'i  fta  trj:  ger  da  sa  f^g^me  ! 
e  85  k^  se  bürika  e  fwära  tS  mötr§  : 
M  n'S  vce  pU:  e  s5  de  beta  d^krie. 
kgma  S  na  pcR  sevwä  8*e  pjrtS  de  ferde, 

[BUe8]  n'oDt  qu'ä  mettre  un  panier  poar  cacher  leur  dan8e. 

£Ues  portent  bien  souvent  de880U8  dt8  gros  paqaets. 

Elles  laissent  marmurer,  86  moqaent  qa'on  parle*. 

Pardi!  elles  sont  bien  fines,  alles  ont  de  la  malioe, 
180.    Cette  mode  est  un  manteau  pour  abriter  le  vice. 

Si  tu  voyais  comme  il  faut  qu'elles  soient  tordaes, 

Tu  creverais  de  rire  qaand  elles  entrent  a  l'egllse. 

Comme  des  grosses  cloches,  dans  ces  babits  vilainS; 

[Elles]  ressemblent  [ä]  un  battant  qui  va  branlant. 
185.    (Un)  chacun  dit  la  sienne,  tout  le  monde  elles  fönt  rire; 

Elles  n'ont  bonte  de  rien,  mais  elles  laissent  tout  dire. 

Un  dit :  II  semble  (a)  voir  un  gros  moulin  ä  vent. 

L'autre  dit  :  Tu  n'y  es  pas ;  voici  mon  sentiment : 

Pardien!  je  crois  que  c'est  pour  un  peu  s'aerer, 
190.    Parce  qu'elles  ont  peur  de  [dejvenir  vermonlues. 

—  Non,  cet  habit  est  fait  par  Venus,  la  carogne ! 
Beaucoup  le  portent  qui  ont  perdu  la  vergogne. 

—  Tu  as  bien  dit,  redit  l'autre;  je  crois  que  tu  as  raison. 
La  plupart  qui  en  portent  ne  sentent  rien  de  bon; 

195.    Lenrs  paniers  sont  tout  pleins  de  denrees  de  rebut. 
Bien  fou  qui  s'y  fie  trop;  gare  de  .se  meprendre  ! 
Elles  sont  comme  ces  bourriques  aux  foires  tant  montrees  : 
Personne  n'en  veut  plus;  elles  sont  des  betes  decriees. 
Comme  on  ne  peut  savoir  si  elles  portent  des  fiardeaux, 


292  Les  Paniers. 

200.    En  porrait  se  tobairgie  de  lait  vaitche  et  di  Ye, 

In  Grapin  l'atre  geot  mannain  de  ces  Donzelles,  215 

Pormannain  do  les  brais  doue  ^^^)  de  c^s  PaceÜes^  216 

ßesambi-ay  de  ces  aines,  de  ces  Mnlets  tcbairgies  217 

Que  portan  scbu  le  do  Qa  dela  d^  pennies  218 

205.    Des  Daime  qaietin  saiges,  et  se  mokin  des  dobes  219 

Se  sont  mi  a  portal  de  c6s  solaines  *®*)  robes.  220 

P^  quie  les  paires,  les  mennes,  les  sirats,  les  Dainnin 
Les  Seloerges,  foi-yons,  et  les  fraires  aischebin  *®'), 
Les  Papons,  les  memins,  les  Taintes  et  les  Onsbats  '^^) 

210.    Ne  se  mentin  en  tete  dy  bottaj  di  bolla! 
S'ait  s^allin  aitvizai  d'aiboli  les  pennies, 
Nos  yi  pedrin  bin  pu  de  lait  jeute  moitie; 
S'ait  faizin  loue  devoi;  ait  larrin  ^^^)  di  povoi : 
Nos  en  varin  de  p6  sarrin  ^®^)  pris  cot  des  raits. 

215.    I  grulet  quie  quieqtfiun  n'y  forrait  dain  l'escbprit 
Vou  bin  qa'ie  de  Lon^  meme  ne  sallin  seveni, 
QQüe  Taipotre  Saint  Paul  es  gens  d^Epbese  bet  dit 
Patres  educate  filios  in   disciplina  Domini. 

[ad  Epb.  6  v.  9. 
Main  oe  les  magistrats  s^aivisin  tot  d'in  c6 

220.    De  mettre  ju  *^^)  ces  modes,  sairrait  in  mavaj  cö  : 
Senne  fois  ces  Messieurs  s*allin  resevenj 
Quie  le  meme  Saint  Paul  ait  Timoth^e  bet  dit 
Mulieres  non  jn  tortis  crinibns,  vel  veste  praetiosa, 

[1  T.  2.  V.  9. 


*°M  L'adjectif  du  {duo)  a  1a  forme  fc^miulne  dü^  (duas).  Ex.  du  frä 
(deux  f^anc8^  da?  fand  (deux  femmes).  —  *"2)  SöU  -  fatigant,  ennuyeux. 
D^rivo  de  SQ,  söh  (saiidus)  fatigu^,  las,  soül.  Dans  le  sens  de  soill  - 
ivre,  on  dit.  pyi.  —  '"^j  La  plupart  do  ces  termes  de  parente,  inusites  au- 
jourd'hui,  ne  nous  ont  et6  conservi^s  que  dans  ce  passage,  et  seraient  in- 
comprc^hensibles  sans  le  glossaire.  —  '***}  Omhat.  Ne  pas  lire  ö/ä,  forme 
ajoulote,  mais  öxä  forme  vadaise.  Cest  avec  cette  graphie  sh  que  certains 
auteurs  ajoulots  modernes  rendent  le  »on  x '-  mais  Raspieler  parlait  le  patois  vädais 
ou  ce  X  est  inconnu  et  remplac«^  par  .r.  -  *^*)  Ait  larrin  -  ql  ärT  (Cf.  vor» 
suivant :  sarrin).  Oes  deux  forme» :  äri  et  säri  n'existent  pas;  il  faut  lire: 
cr7,  »er«,  que  nous  retrouvon»  v.  244,  274,  282,  etc.  Le  ms.  B,  v.  276  et 
277,  a:  ait  Vairrin,  sairrin;  nous  avons  donc  ici  line  faute  de  copie.  — 
''^^)  jnätr9  djü       mottre  de  cöte. 


Les  Paniers.  293 

200.    5  pgre  sa  txerdjie  da  le  vetx9  e  di  ve. 

T  gäpT,  l'atrd  dj^,  mSnS  da'  se  dSzela, 

pormSDS  dö  le  bre  dü9  do  se  püsela, 

rasSby^  da  sez  ena,  da  se  miile  txerdjia, 

ka  p^rtS  xU  la  dö  sä  da  lä  de  penia. 
205.    de  dema  t;^'etT  sedja  e  sa  m^kl  de  döba, 

sa  85  mi  (ä)  e  p§rte  da  se  sölena  r^ba. 

pea  tj^a  le  pera,  le  raena,  le  sirä,  le  dent, 

le  salöardjd,  fwäyS,  e  le  frera  exabT, 

le  päpo,  le  mmT,  le  tSta  e  lez  5xä, 
210.    na  sa  matT  5  teta  d'i  b^te  di  ^lä! 

s'e  s'älT  evize  d'^böli  le  penia^ 

n^  yi  peadrT  bT  pil    da  le  djöta  mwätia. 

s'e  fezT  lüa  davwä,  el-erT  di  pgvwä; 

nöz-S  värS  da  pe,  serT  pri  k^  de  re. 
215.    i  grüle  t/a  t;^et;^u  n'i  f^rg  dS  T^xpri, 

vü  bT  tjifa  da  lüa  mema  na  s'älT  savani 

t/a  l'^pötra  sS  Paul  e  dj5  dJEphese  ^  di  : 

Patres  edaoate  fiiios   in    disciplina  Domini. 

mS  sa  le  magistrats  s'evizT  *q  d'T  kö 
220.     da  mStra  diu  se  möda,  sere  T  mäve  kö. 

s  ena  fwä  se  mesyö  s  all  rasavani 

tjlfa  la  mema  s6  Paul  e  Timothee  e  di : 

Mulieres  non  in  tortis  crinibus,  vel  veste  pretiosa, 

200.    On  ponrrait  se  charger  de  la  vache  et  da  veau. 

ün  gamement,  Tautre  jour,  menant  de  ces  doiizelles, 

Promenant  sons  les  bras  deux  de  ces  pucelles, 

Ressemblait  [ä]  de  ces  änes,  [a]  de  ces  mnlets  cbarges, 

Qni  portent  sar  le  dos  gä  de  la  des  paniers. 
205.    Des  dames  qai  etaient  sages  et  se  moqaaient  des  folles, 

Se  sont  mises  ä  porter  de  ces  enonyeuses  robes. 

Sealement  que  les  peres,  les  meres,  les  beaax-peres,  les  belles-meres, 

Les  belles-sa^urs,  les  beaax-fr^res  et  les  freres  aassi, 

Les  grands-peres,  les  grand'meres,  les  tantes  et  les  oncles, 
210.    Ne  se  mettent  en  tete  d'y  mettre  (da)  le  bola! 

S'ils  s'allaient  aviser  d'abolir  les  paniers, 

Noas  y  perdrions  bien  plas  de  la  jaste  moitie. 

S'ils  faisaient  leur  devoir,  ils  auraient  da  poavoir; 

Nous  en  vaadrions  de  pis,  [nous]  serions  pris  comme  des  rats. 
215.    Je  tremble  qae  quelqu'an  (n'y)  ne  leur  foarre  dans  l'esprit, 

Ou  bien  que  d'enx-memes  ils  ne  s'aillent  souvenir 

(alue  l'apötre  St.  Paul  ä  Timothee  a  dit : 

Peres,  elevez  vos  fils  dans  la  loi  du  Seigneur. 

Mais  si  les  magistrats  s'avisaient  tout  d'un  coup 
220.    De  mettre  de  cGtc  ces  modes,  [ce]  serait  un  mauvais  coup. 

Si  une  fois  ces  messieurs  allaient  se  ressouvenir 

Que  le  meme  saint  Paul  a  Timothee  a  dit : 

Qae  les  femmes  ne  se  parent  point  de  cheveux  tress^s 

[ni  de  vetements  precieox, 


294  Les  Paniers. 

Ait  porrin  rem^diaj  ait  tot  ces  dezairia  '^^ 

225.    Tchessan  dont  ces  pensieres  bin  loin  de  long  cervelle^ 
Atreman  ses  Messieu  nos  lait  bai-yerin  belle; 
Porcent  quiaivo  ces  modes  nos  fairrain  dos  tchoa  grait  221 

Nos  n'ain  quiait  teni  c6  qa\'e  gniun  ne  les  qaittait.  222 

Les  gens  saiges  et  raissies  en  sont  tretu  bertai  '^^) ;  223 

230.    Main  pait  les  Tairlairaits  ^^^  ait  se  fain  admiraj,  224 

Ait  s'admiran  lone  m^mes  :  et  da  lait  foeüerescbie  ^ '^)  225 

Ait  miguYan  les  gapins  pot  p6saj  loaete  envie.  226 

Devain  loue  ces  grivois  vos  fain  les  bons  valats,  227 

Et  les  laischan  tot  faire,  sain  jammais  dire  bollat: 

235.    Ait  ne  [sont]  ^*^)  pe  sehe  dobes  de  les  eschabouddaj  ^^^) 
Ait  son  binbai-yeronsses  de  les  aiquYelozai  ^  ^^). 
I  ne  les  taintet  pa,  ait  n'en  fain  qme  trop  229 

Pot  d6schandre  es  Enfee:  9a  dont  repozan  not. 
Ait  se  les  Confassoux  ^^*)  les  tcbozan,  gremannan 

240.    Poa,  9a  in  tchaj  fai  ^^^)  :  tain  en  empörte  le  vent. 

Quiain  les  Quüaries  prageant,  et  qmait  les  condennan^ 

Bon  bon,  se  pensan  tet'*^);  que  soit^^^),  mokan  nos  en!        234 

Devain  loue  TEvangile^  n^a  que  saperstission 

Yescbperait  quiait  sairtain  binto  sain  relligion 


*°'/  Dezairia  ^  dösordre  (Gloss.)  Le  ms.  B  a:  dezairva  (293).  On  retrouve 
ces  deux  fornies  dans  le  patois  moderne.  Vermes  et  le  Val  Terby  ont :  d^z^ryä. 
Saulcy  a :  dfz^rvä.  —  Ce  mot  a  aussi  le  sens  de  :  mauvais  tour,  vilaine  farce. 
Ex. :  sf  bü?by  le  wo,  ^  n'fi  rä  k^  df  d^.z^ryä  =  ces  gar^ons,  la  nuit,  (ils)  ne 
fönt  rien  que  des  vilaines  farces.  —  ^^^)  Bertaj  —  surpris  (Gloss.).  Inusite 
aujourd'hni.  Courroux  a  cependant  encore  un  mot :  bdrinü,  b^rtnüz»  =  idiot.  -— 
****)  Tairlatrait  -  petit  esprit,  jeune  ötourdi  (Gloss.)  Inconnu.  —  "°)  FoeOeretchie 
(Cf.  ms.  B  334 :  foevereschie)  ^  devant  la  maison  (Gloss.).  Inconnu  de  nos 
jours.  —  *")  J'ai  r^tabli  le  mot  sont  omis  dans  la  copie.  —  '**)  Eschabouddaj 
—  chasser  deliors  (Gloss. ).  Existe  de  nos  jours  sous  la  forme  (xäbiU^  —  eflfa- 
roucher,  effrayer,  ^pouvanter.  ^xabüi^  l^  djdr^n»  —  effaroucher  les  poules.  — 
"3)  Aiquielozai  —  attirer  a  soi  (Gloss.).  S'emploie  encore,  p.  ex.  ä  Saulcy. 
On  <iira  d'une  mtre  et  de  sa  fille  (jui  ont  fait  leur  possible  pour  attirer  un 
jeune  hommo :  ^/  e  tö  f^  s'k'^l  i  ppt/ü  pp  V^iy^lQz^.  —  "♦;  De  nos  jours  on 
dit :  kofqm  et  non  köfäsü.  Le  ms.  B  346  a  aussi:  confessoux  (kof^sü).  — 
*")  M.  Kühler  (Koh.  347»  traduit:  C'est  un  Chauffeur;  apr^s  lui  M.  Folietete 
(Fol.  240)  reproduit  la  nieme  traduction, '  (jui  n'a  aucun  sens.  Le  patois  ne 
conuait  pae  de  mot  Chauffeur;  la  chose  n'existait  pas  4  r6po<|ue  de  Raspieler. 
Chauffer  —  txädit;  de  nos  jours  on  eraploie  1  Chauffeur  (fr^.);  le  mot,  forme 
r^gulit'rement,  scrait :  t  ixädü^  mais  il  n'existe  pas.  —  Je  comprends  d'autant 
moins  l'erreur  de  M.  Folietete  (jue  le  glossaire  de  son  manuscrit  donne : 
tchdfai  -  bagatelle.  —  ^^^)  Se  penser  {S9  päsO  est  tr^s  fröquent  dans  le 
fninyais  j)0pulaire.  C'est  une  intiuence  de  l'allemand  :  sich  denken.  On  entend 
toujours  dire:  Je  me  suis  penxe.  (/  m^stk  päs^);  pensez-vous  voir !  {päs^^-vo 
vicä !).  —  **";  Soit  {swä)  est  ici  la  forme  fr(;.  Le  patois  dit :  k^^  sq  ^=^  qu^ii 
soit.    (Cf.  vers  536.) 


Les  Paniers.  2ÖS 

e  p^rT  remedye  e  iq  se  dezeryä. 
225.     txQsS  d5  se  pfisiara  bT  IwS  da  lüa  s^rveld, 

ätromS  se  m^.syü  n^  le  beyarX  bela, 

p^r  s'ä  t;j^*evö  se  möda  119  ferS  nö  txö  gre; 

n^  n'5  tj^'^  tani  kö  tj^a  nü  na  le  tj^ite. 
le  djS  sedja  e  rßsi  S  s5  tretü  b^rte; 
230.     mS  pe  le  terlerB  e  sa  fS  ädmire. 

e  s'ädmirS  lud  mema,  e  da  1^  toarexla 

e  midyS  le  gäpX  p^  pese  lüata  Svia. 

davS  lüa  se  grivwä  v^  115  le  b5  välä; 

^  le  lexS  t^  fera,  sS  djäme  dira  :  glä  ! 
235.    ä  na  85  pa  xa  döba  da  lez  exäbüde; 

e  s5  bXeyarüza  da  lez-et;^loze. 

i  na  le  täte  pti;  e  n'ä  f5  tj^a  tr^ 

P2  dexSdra  ez-Stea;  sä  d5,  rapöxS-n^! 

e  sa  le  köfäsä  Je  txözS,  gramSnS : 
240.    pü!  s'ä  X  tx§-fe!  tg'Sn-Sj^rta  la  vä. 

tx^  le  Uüna  prädjS  e  tx'e  le  ködSnä  ; 

hdf  b5,  sa  päs5t-e:  ka  swä^  m^kS  nöz-S! 

dav5  lüa  VEvangiU  n'ä  ka  superstition 

y'expere  tr'e  serS  bXtö  s6  ralidjyS. 

Ils  ponrraient  remedier  ä  toas  ces  desordres. 
225.    Chassons  donc  ces  pens^es  bien  loin  de  leurs  cervelles, 

Autrement  ces  messieurs  nous  la  bailleraient  belle, 

Farce  qu'avec  ces  modes  nous  ferons  nos  chonx  gras; 

Nons  n'avons  qu'ä  tenir  coup  que  personne  ne  les  qaitte. 
Les  genn  sages  et  rassis  en  soiit  (tres)  toas  sur^ris, 
230.    Mais  par  les  jeunes  etoardis  elles  se  foDt  admirer. 

Blies  s'admirent  elles-memes,  et  depais  devant  la  maison 

Elles  lorgnent  les  galants  pour  passer  leur  envie. 

Devant  elles  ces  grivois  vous  fönt  les  bons  gargons; 

Elles  les  laissent  tout  faire  sans  jamais  dire  :  holä! 
235.    Elles  ne  sout  pas  si  folles  de  les  effaroucher; 

Elles  sont  bienheurenses  de  les  attirer. 

Je  ne  les  tente  plus ;  elles  n'en  fönt  que  trop 

Pour  descendre  aux  enfers ;  ga  donc,  reposons-nous ! 

Et  si  les  confesseurs  les  reprennent,  [elles]  murmurent : 
240.    Peuh!  c'est  une  bagatelle!   [aa]tant  en  empörte  le  vent. 

Quand  les  eures  preckent  et  quMls  les  condamnent : 

Bon,  bon,  (se)  pensent-elles;  (que)  soit,  moquons-nous-en  ! 

Devant  elles  TEvangile  n*est  que  superstition. 

J'espere  qu'elles  seront  bientOt  sans  religion. 

(A  suivre.) 


296 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln   und  Umgebung. 

Manuskript  von  Landweibel  Jakob  Ochsner  (1798—1871). 

Das  Originalmanuskript  der  nachfolgenden  Aufzeichnungen 
ist  uns  von  dem  Bibliothekar  des  Stifts  Einsiedeln,  S.  Hochw. 
P.  Gabriel  Meier,  zum  Abdruck  freundlichst  zugestellt  worden. 
Es  trägt  auf  dem  Einschlagebogen  die  Signatur  M  21  XIII  und, 
ebenfalls  von  der  Hand  des  Bibliothekars,  den  Titel  ,, Sagen '^. 
Es  enthält  aber  nicht  nur  Sagen,  sondern  auch  allerlei  Aber- 
glauben, Volksmedizin,  Yolks-  und  Kinderreime,  Bechtsaltertumer, 
Notizen  über  Votivalien  und  Bräuche. 

Da  sich  der  Verfasser  nicht  genannt,  aber  im  Text  doch 
einige  Auhaltspunkte  über  seine  Person  gegeben  hat,  haben  wir 
uns  in  der  Verfasserfrage  an  Herrn  alt  Kanzleidirektor  Martin 
Ochsner  in  Einsiedeln  gewandt,  der  die  Freundlichkeit  hatte, 
uns  nach  Prüfung  des  Mannskripts  folgende  Auskunft  zu  erteilen : 
„Der  Verfasser  ist  Jakob  Ochsner  von  Einsiedeln.  Derselbe  wurde 
hier  1798  geboren,  am  21.  Mai  1826  auf  3  Jahre  als  Landweibel 
gewählt.  Nach  Ablauf  dieser  Amtsdauer  widmete  er  sich  dem 
Schuldienste  und  starb  1871.^^ 

Da  der  Verfasser  die  Sagensammlung  von  Lütolf  kennt, 
muss  das  Mannskript  zwischen  1862  und  1871  entstanden  sein. 
Einzelne  uninteressante  Aufzeichnungen  haben  wir  weggelassen. 

E.  Hoffmann-Krayer. 

Brunnern -Herren. 
1.  Seit  einem  Par  Jahren  verloren  sich  die  Gespräche,  die 
sonst  viele  Jahre  hindurch  im  Umlauf  waren  über  wandelnde 
Geistliche  auf  der  Brnnnern,  einer  dem  Kloster  gehörigen  ViTeide 
am  Katzenstrike.  Die  Besitzer  des  dort  befindlichen  Vogelherdes 
machten  sich  nie  ein  Geheimniss  daraus,  und  erzählten  gar  oft, 
dass  sich  dort  zwei  Geistliche  sehen  lassen,  und  sogar  in  Mitte 
des  Tages,  ein  grosser,  beleibter,  und  ein  kleiner,  mit  breitkram- 
pigen  Hüten,  ein  Buch  unter  dem  Arm,  und  ein  Meerrohr  mit 
silbernem  Knopfe  in  der  Hand,  in  schwarzer  Kutte  wie  die  Kloster- 
herren. Ihr  Gang  war  allemal  mitten  durch  den  angelegten  Vogel- 
herd. Schaden  thaten  sie  nie,  als  dass  sie  beim  Durchgang  die 
allfällig  vorhandenen  Vögel  verscheuchten.  Also  auch  diese  waren 


Volkstttmliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  297 

Geisterseher.  Hie  und  da,  wenn  ein  Knabe  des  Besitzers  auf  der 
Lauer  war,  mochte  ihn  Furcht  anwandeln,  und  er  entfloh  in  den 
nahen  Rietgaden,  um  sich  zu  yerbergen.  Auch  will  man  sie  gar 
oft  gesehen  haben  dem  Grunhag  nach  bis  an  das  Brüklein  ob  der 
Albegg,  und  von  da  die  Runs  hinauf  bis  zum  vorbenannten  Riet- 
gaden. 

2.  Dahin  einschlagend  mag  auch  folgendes  sein:  Mein 
Schwager  hatte  viele  Jahre  einen  Vogelherd  auf  der  Burgern- 
weide.  An  einem  heitern  Tage  kam  zur  Mittagszeit  eine  ledige 
Weibsperson,  aus  dem  Schwyzerbiet  gebürtig,  ganz  schrekhaft 
und  fragte:  "Ja,  Jäsis  iehr!  wo  bini  au?"  Vogler:  "Wo  chömet  er 
härP"  W.:  "Am  Morgen  um  vieri  bini  vo  Neiselä*)  fürt,  und  woni 
unden  a^  Chazästrik  chumä,  se  chund  Einä  imä  schwarzä  Rok, 
ist  aläwyl  näbet  mier  här  glüffä,  hed  aber  keis  Wörtli  g'redt. 
Jetz  ist  er  fürt,  und  i'  weiss  glatt  nid  woni  bi."  Dem  Vogler 
mochte  das  nichts  Neues  sein,  und  um  sie  nicht  noch  mehr  in 
Schreken  zu  setzen,  sagte  er  ihr:  "G'sehnder  det  nnnä  d'Strooss?" 
W.:  "Ja  fryli,  Jäsis  ja!"  V.:  "Se  göhnd  jetz  und  dann  d'r 
Strooss  noo,  bis  zue*me  Chileli."  Sich  bedankend  gieng  sie.  Der 
Vogler  ihr  nachschauend  sah  endlich,  dass  sie  in  die  Strasse  ge- 
kommen, von  derselben  abwich,  oder  gleichsam  abgezogen  wurde, 
und  gegen  das  Hessenmöösle  zu  und  dem  dortigen  Wäldchen. 
Natürlich  machte  er  sich  fort  und  lief,  bis  er  sie  erreichte,  führte 
sie  zurük  und  bis  in  ein  Haus  bei  der  Kirche  zu  Bennau. 

3.  Dieser  Schwager  erzählte  mir  auch,  wie  er  hie  und  da  so 
einen  grossen  Kuttenmann  gesehen  habe  obenher  dem  Vogelherde, 
wo  dieser  geraume  Zeit  und  ganz  gemüthlich  mit  den  Armen 
auf  den  Hag  sich  legte  und  gleichsam  die  Umgegend  betrachtete, 
wieder  umkehrte  und  verschwand. 

Bergmandli. 
1.  Viel  Rumor  machte  man  vor  etwas  Jahren  über  einen 
Geist,  wandelnd  vorzüglich  recht  früh  Morgens,  auch  am  Abend, 
sogar  Tags,  mit  breitkrampigem  Hut  und  einer  Papierrolle  in 
Händen.  So  sah  ihn  einmal  eine  Frau  aus  meinem  Hause,  als 
sie  bei  einbrechender  Nacht  in  einer  Chaise  auf  den  Schnabels- 
berg kam,  sah  auch  zu  ihrer  Verwundrung,  wie  er  innen  an  der 
Strassenheke  durchs  Heu  lief  und  hinunter  bis  zum  nächsten 
Gränzhage,  wo  sie  ihn  plötzlich  nicht  mehr  sah.  Weil  er  sich 
vorzüglich  da  am  Schnabelsberge  sehen  Hess,  nannte  man  ihn 
Bergmandli. 
*)  Einsiedeln. 


298  Volkstümliches  aus  Eiosiedeln  und  Umgebung. 

2.  Besser  untenher  einmal  befand  er  sich  anf  der  Strasse, 
als  gerade  N.  mit  seinem  Fuhrwerk  herabgefahren  kam.  Den 
Fuhrleuten  galt  diese  Figur  für  kein  Geheimniss  mehr.  N.,  ein 
starker,  waghalsiger  Kerl,  machte  nicht  viel  Federlesen,  strekte 
ihm  den  Finger  zum  ''Hägglä"  ^).  Dem  Begehren  wurde  entsprochen, 
und  mir  nichts,  dir  nichts,  lag  der  Fuhrmann  über  das  Strassen- 
port  hingeschleudert,  und  der  Andre  war  fort. 

3.  So  traf  ihn  einmal  ein  Züribiether^)  auf  der  Strasse  vom 
Eschbach  gegen  das  Dorf  zu  am  heitern  Tage.  Dieser  wunderte 
sich  höchlich,  dass  der  Angetroffene,  den  er  gut  zu  kennen  meinte, 
ganz  stumm  neben  ihm  hergieng,  und  nicht  einmal  den  Grass 
erwiderte.  Im  Wirtshaus  angekommen  fragte  er  den  Wirth: 
"Aber  Strahl,  Dunuerhagel,  Herr  Wirth!  Was  isch  au  mit  euem 
N.  N.P  Er  ist  mir  da  unten  begegnet,  ein  Stük  mit  mir  gegangen 
und  hat  mir  nicht  einmal  den  Gruss  abgenommen,  da  er  doch 
sonst  immer  so  freundlich  war."  Verlegen  sagte  der  Wirth:  "Ihr 
müsst  ganz  unrecht  daran  sein;  denn  dieser  lebt  nicht  mehr." 
Gleichsam  erschroken  schwieg  der  Gast. 

4.  Früh  zwei  Uhr  nahm  N.  N.  seine  Waare  auf  den  Rüken, 
um  selbe  anderwärts  zu  verarbeiten  und  an  Mann  zu  bringen. 
Auf  dem  Schnabelsberg  angekommen  gewahrt  er  auch  einen  Be- 
gleiter neben  sich,  in  welchem  er  den  N.  erkennt.  Ihm  war's 
freilich  unheimlich  in  dieser  Nähe,  und  beim  Burgernhaus  ange- 
kommen geht  er  ab  der  Strasse  auf  die  Hausstiege^  Geraume 
Zeit  musste  er  da  verweilen,  bis  der  Andre  daun  auch  verschwand. 
Aus  diesem  machte  unser  Handwerksmann  wohl  kein  Geheimniss 
und  erzählte  es  vielfach.  Darüber  zu  Rede  gestellt,  vor  den 
Pfarrer  berufen  und  befragt,  weil  die  betreffenden  Verwandten 
es  nicht  leiden  wollten,  sagte  er  dem  Pfarrer:  "Ich  habe  ihn  ge- 
sehen und  ihn  gekannt,  und  was  ich  gesehen,  lass  ich  mir  nicht 
nehmen,  und  lasse  mir  nicht  verbiethen,  davon  zu  reden."  So 
erzählte  es  mir  der  Herr  Pfarrer  selbst. 

Geist  am  Tristel. 
Ich  erinnere  mich  noch  heiter  aus  meiner  ersten  Studenten- 
zeit, wie  die  Söhne  von  Aug.  Zehnder  auf  Bennau,  die  nun  alle 
gestorben,  und  von  denen  zwei  meine  Mitschüler  waren,  mir  oft 
erzählten  von  einem  Geiste  im  obern  Tristel  ("Klostergut",  grän- 
zend  an  die  Brunnern).    Ihr  Vater  hatte  es  im  Lehen,  und  ver- 

-')  Kill  Kani]>fs{)i('I,  da.s  darin  Ix'^ti'lit,  dass  die  beiden  Gegner  die  Mittel- 
liii^^er  ineinauderhakeii  und  sich  «gegenseitig-  liinüberziizielien  suchen.  —  ^)  Einer 
aus  ileiii  Kanton  Zürich. 


VolkstÜmlicheB  aus  Einsiedela  und  Umgebuog.  299 

sahen  die  Söhne  das  Hirten,  Melken  etc.  allda.  Im  hintern  Eken 
hatten  sie  ein  Rindlein  am  Bahren.  Dies  wollte  nie  ruhig  stehen, 
riss  und  strekte  an  der  Kette,  wesswegen  es  viel  Stusse  erhielt. 
Sie  wollten  sich  dies  später  doch  erklären,  indem  der  Hirtende 
oft,  wenn  er  z.  B.  zur  hintern  Seite  des  Gadens  wollte,  am  nörd- 
lichen Eken  eioen  Mann  hervorguken  sah,  der  gleich  sich  wieder 
zurükzog,  und  zwar,  so  oft  der  Hirt  wieder  hervorsah.  So  mach- 
ten sie  gleichsam  ''Guguusseli''  (Kukuspiel)^)  gegen  einander.  Bei 
ihnen  galt  also  auch  dieser  Mann  als  derjenige,  der  den  Innern 
hintern  Gadeneken  inne  hatte,  und  den  das  Rindlein  sah,  ohne 
dass  die  Hirten  etwas  zu  sehen  oder  zu  spüren  im  Stande  waren. 

Geissböke. 
Das  Halten  der  Geissböke  in  Pferdeställen  ist  hier  Landes 
und  in  weiterer  Umgebung  noch  immer  üblich.  Besooders  liebt 
man  weisse  Mutschen  (: ungehörnte:).  Abgesehen  davoo,  dass 
sonderlich  in  frühern  Zeiten  viel  abergläubischer  Spuk  dabei 
möge  obgewaltet  haben,  mag  es  wirklich  als  gute  Sache  betrachtet 
werden.  Die  Böke,  die  man  frei  im  Stalle  herumlaufen  lässt, 
and  die  sich  vom  beiseits  gefallenen  Pferdfutter  nähren,  mögen 
viele  Kräuter  darin  finden,  die  den  Pferden  schädlich,  den  Böken 
aber  lieb  und  zuträglich  sind  und  vielfach  im  Rietheu  sich  finden. 
Ferner  werden  die  Pferde  viel  geschlachter  ^),  nicht  so  unleidig 
und  klüpfig^),  da  die  Böke  ohne  Scheu  unter  uod  neben  ihnen 
im  Stall  herumstöbern. 

Kröte. 
1.  Eine  alte  Weibsperson  litt  sehr  lange  schon  am  Brust- 
krebs. Einmal  wurde  ihr  angerathen,  eine  lebende  Kröte  darauf 
zu  thun  und  liegen  zu  lassen,  so  lange  sie  darauf  bleibe.  Dies 
zu  thun,  brauchte  freilich  gewaltige  Überwindung.  Doch  dachte 
sie  endlich:  ''Ich  kann  nicht  mehr,  als  sterben,  und  das  wird 
wohl  nicht  lange  mehr  anstehen,  wenn  dem  Übel  nicht  gesteuert 
wird."  Sie  entschliesst  sich  zur  Kur.  Freilich  wirkte  es  ab- 
schrekend,  wenn  die  Kröte  in  ihrer  neuen  Behausung  auch  hie 
und  da  ihren  Gesang  hören  Hess.  Die  Liebe  zur  Gesundheit  je- 
doch verschaffte  Geduld ,  und  die  Geduld  endlich  Heilung  des 
Übels.  So  erzählte  mir  ein  guter  Freund  von  seiner  Base,  ver- 
schwieg aber  ihren  Namen. 


♦)  Richtiger  ,»Giiggaus- Spiel";  das  \''erbergen  und  wieder  Hervorgucken, 
wie  es  die  Erwachsenen  mit  den  Kindern  machen.  —  ^)  frommer.  —  ^)  em- 
pfindlich und  scheu. 


300  Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung. 

2.  Zu  Einsiedeln  giesst  man  sehr  viel  wächserne  Eroten, 
die  dann  von  Pilgern  gekauft  und  als  Opfer  bei  der  Kapelle 
aufgehängt  werden,  als  Mittel  wider  die  Bärmutter  ^). 

Molchen. 

Hält  man  einen  grossen,  schwarz  und  gelb  geflekten  Molch 
in  einem  Geschirre  mit  feuchter  Erde,  und  gibt  ihm  ganz  fein 
gefeiltes  Kupfer  in  etwas  Milch  zu  fressen,  so  werden  seine  Ex- 
kremente feines  Gold  sein.  So  ein  Mastthier  sah  ich  lange  in 
seinem  Käfig,  aber  das  Gold  bekam  ich  nie  zu  sehen. 

Affen«). 

Schon  gar  oft  wurde  ich  von  Leuten,  denen  ich  als  Mann 
von  Kenntniss  galt,  befragt,  ob  denn  die  Affen  wirklich  ver- 
wünschte oder  verfluchte  Menschen  seien,  wie  sie  und  ihre  Yor- 
eltern  von  jeher  es  immer  hörten  und  glaubten  ?  Auf  meine  Ant- 
wort, dass  sie  auch  eine  Thiergattung  seien,  und  nach  weiterer  Er- 
klärung wollte  der  alte  Glaube  doch  noch  nicht  bei  Allen  weichen. 

Guli-Eier»). 

Yom  Basilisken  aus  dem  Guli-Ei  wird  auch  hier  Landes 
oft  und  viel  erzählt. 

Katzentaufe*^). 
Schon  vor  alten  Zeiten  wurde  den  Kindern  vorgelallet: 
Üseri  Chatz  bat  Jungi  g'leit, 
sibni  inenä  [so!]  Zcina; 
der  Predikannt  hett  sellä  Götti  sy, 
jetz  ist  er  nüd  däbeimä. 

Ägerstä^^). 

1.  Wenn  der  Egerst  schreit, 
bedeutets  Zank  und  Streit; 

2.  Der  Krämer  gebt  bekümmert  fort, 
riltscbt  ibm  der  Egerst  am  Wege  dort. 

Wigglä»2). 

1.  Schreit  die  Wiggli  nah  ums  Haus 
Stirbt  gewiss  bald  Jemand  draus. 

2.  Ruft  dir  Nachts  die  Wiggle, 

(irib  Acht!  du  könntest  überniggle »^j. 

Storch. 
1.  Storä,  Storäheini    mit  de  lang«ä  Beinil 

0  dar  »chniökt  schoo  wyt 
OQsri  Friiöhligszyt! 

")  vgl.  fiCToi.F,  Sagen  S.  351.  —  ^)  vgl.  LCtolf,  Sagen  S.  349.  —  ^)  Hahneo- 
Eier ;  vgl.  LCtolk,  Sagen  S.  353.  577.  —  ^^)  vgl.  ZCaicnKR,  Kinderlied  und 
Kinderspiel  im  Kanton  Bern  1902,  Nr.  313.  314.  315.  —  "j  Elster;  vgl.  LC- 
Toi.K,  Sagen  S.  357.  -  -  *2)  Knie.  —  "j  überpurzeln. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  301 

2.  Yor  etwas  Jahren  kamen  am  Frühling  zwei  Storchen 
nach  Einsiedeln.  Ein  Bauer  —  Schnöri  genannt  —  glaubte  eine 
Heldenthat  zu  yollbriogen,  und  schoss  wirklich  das  Weibchen 
todt.  Dies  gewahrend  kommt  das  Männchen  auf  den  Bauer  los 
und  traktirt  ihn  so,  dass  er  lange  krank  liegen  musste.  Darüber- 
hin  wurde  er  erst  noch  von  der  Obrigkeit  tüchtig  bestraft. 

Guggernfluh. 
Dass  der  "Ouggehuh"  in  der  Ouggerfluh  (s.  Lütolfs  Sagen 
Nr.  309)  wirklich  zum  Eulengeschlechte  gehöre,  sah  man  .vor 
einigen  Jahren.  Ein  Iberger  bekam  einen  lebendig  gefangen,  den 
er  dann  auch  in  einem  Käfig  zur  Schau  umhertrug.  Es  war  die 
grosse  Ohreule,  oder  der  grosse  Uhu,  ein  prächtiges  Exemplar. 
Iberg  ist  auch  die  Heimat  von  andern  Adler-  und  Falken-Arten, 
wie  solche  schon  öfter  gefangen  oder  geschossen  wurden.  Die 
Guggerfluh  ist  auch  der  Ort,  wohin  aus  weiter  Umgebung,  wie 
die  Uralten  schon  glaubten,  alle  Oeister  verbannt  wurden. 

(Mistkäfer.) 
Teufe Isgrossrautter   heissen   hier   Landes    die   grossen, 
schwarzen  Ross-  oder  Mist-Käfer'^). 

Kreuzspinnen 
siod  sichere  Wetter  an  zeiger,  wer  sich  darauf  zu  achten  versteht, 
sind  auch  treu  am  Menschen,  wie  Beispiele  schon  vor  gar  alten 
Zeiten  es  zeigten,  dass  sie  die  Öffoung  mit  Geweb  überzogen, 
wo  sich  ein  Flüchtiger  vor  Lebensgefahr  geschüzt  glaubte.  Lassen 
sich  auch  abrichten,  Einem  auf  gegebenes  Zeichen  die  Fliegen 
aus  der  Hand  zu  holen. 

Schneken  **). 
Bei  der  Jugend  von  Alters  her  gebräuchlicher  Spruch : 

Schnägg,  Schnilgg!  strek  dyni  alli  vieri  Hörnli  uus! 

oder  i*  tödt  di,  oder  i'  mörd  di,  oder  i'  khy  di  überä  Hag  uus, 

oder  i*  loo  di  loo  doorä  bis  übermoorä! 

Rosshimmel. 
Vom  Rosshimmel  wird  auch  hier  gar  oft  geredet.  So,  wenn 
man  Einem  keine  gute  Ewigkeit  zutraut,  so  heissts  geschwind: 
Der  kommt  halt  in  Rosshimmel.  So  hielt  man  früherhin  Unter- 
ägeri  im  Kt.  Zug,  zwar  nur  spottweis,  für  den  Rosshimmel,  weil 
allda  zur  Zeit  sehr  viele  kranke  und  unbrauchbare  Rosse  ge- 
schlachtet und    nach  Gutfinden  verwendet  wurden.     Darum  das 


*♦)  Um  Meggen  heisst  die  Libelle  so.  LCtolf,  S.  359.  —  *^)  vgl.  Zirichkk 
a.  a.  0.  Nr.  347  tf. 


2  VolkstUmlicheB  aus  EiDsiedelD  und  Umgebung. 

iossfleischessen  auch  in  grossen  Städten  üblich  geworden,  darf 
sich  Ageri  nicht  mehr  schämen,  und  sein  alter  Brauch  mag  nur 
zeigen,  dass  die  Ageror  schon  früher  gescheider  waren,  als  so 
viele  andre  Naserümpfer.  Mag  vielleicht  auch  daher  der  alte 
Spruch  kommen : 

Kossdräk  stand  uuf  vo  d'r  Ärdä, 

wän  d'  Witt  en*  Ägerer  wärdä! 

BlumenstrauBs. 
Ans  gar  alter  Übung,   noch  bei  meinem  Denken    gar  viel 

gesungen : 

Nägeli  und  Rosämary, 
Mäiärohr  (Majoran)  au  nu  d'rby, 
guldigi  Ähreli, 
sydigi  Bändeli;  — 
Scbätzeli  gang  nienä  bi, 
obni  dass  icb  by  d'r  bi! 

Viorblätterklee 
fand  man  ehedem  gar  oft  in  Gebethbüchern,  auch  jetz  noch,  und 
verspricht  sich  Glük  davon. 

ZwiebeP«). 

Wird  noch  viel  gebraucht  in  der  hl.  Weihnacht  als  Witte- 
rungsprophetin. Es  wird  eine  Zwiebel  durchgeschnitten  in  zwei 
Theile,  dann  jede  schüsselähnliche  Schichte,  zwölf,  nach  der  Zahl 
der  Monate ,  herausgenommen.  Die  erste  gilt  für  den  Januar, 
und  so  reihenweise  fort.  Tn  jede  wird  dann  etwas  Salz  gelegt. 
Die,  welche  Wasser  zeugen,  deuten  auf  nasse  Monate,  und  die, 
welche  troken  bleiben,  auf  trokne  Monate. 

Jerichorose  oder  hl.  Rose*^). 

Ein  Nachbar  von  mir  hat  noch  immer  eine,  und  zwar  se' 
vielen  Jahren,  um  selbe  in  der  hl.  Weihnacht  12  Uhr  aufblühf 
zu  lassen  und  den  Leuten  zu  zeigen,  denen  auch  noch  versichr 
wird,    dass  dieselbe    zu  keiner  andern  Zeit  aufblühe,    und  d 
so  eine  nur  vom  hl.  Vater  in  Rom  bezogen  werden  könne. 
Kronschlange  *'*). 

Es  war  in  dem  Hause  "zur  Wiege''  in  Einsiedeln,  wie 
Alten  erzählten.    Die  Leute  hatten  ein  kleines  Mädchen,  de 
täglich   seine  Milchsuppe    vor  die  Hausthüre   auf  den  Bod 
der  Stiege  hinausgeben  mussteu     Das  Kind  war  lieb,  und  8 
man  dies  seinem  Eigensinne  zu  lieb.     Sie  hörten  oft,    d» 
Kind,    wie  sie  glaubten,  mit  sich  selbst   rede.     Einmal  n 

'♦*)  vgl.  Ahciiiv  I,  65.  —    >")  vgl.  Aiumv  I,  ()5.  —  ^'^)  vgl.  LCto 
^    324. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  UmgebuDg.  303 

nauerm  Aufhorchen  yerstanden  sie  die  Worte:  Nim  au  Böcheli 
(Bröklein),  nüd  bloss  Miucheii  (Milch)!  In  der  Meinung,  dass 
vielleicht  ein  andres  Kind  mit  ihm  zu  essen  komme,  wollten  sie 
doch  einmal  sehen,  wer  es  wohl  sein  möchte,  sahen  ganz  geheim 
dahin,  und  sahen,  wen?  Eine  grosse,  prächtige  Schlange  mit 
einer  herrlichen  Krone  yon  glänzendem  Oold  auf  dem  Kopfe, 
wie  sie  ganz  gemüthlich  mit  dem  Kinde  aus  dem  Schüsselchen 
Milch  trank.  —  Auch  in  einem  andern  Hause  will  man  so  eine 
Schlange  gesehen  haben.  Viel  erzählten  die  Leute,  welch  Glük 
Jenem  bevorstehe,  dem  sie  ihre  Krone  ablege. 

Das  weisse  Ross. 
Im  Jahre  1824  war  ich  vier  ganze  Wochen  auf  den  Iberger 
Alpen  und  ergieng  mich  viel  auf  denselben  nach  allen  Seiten. 
Einmal  standen  ich  und  der  Senn  auf  dem  obersten  Felsengrate, 
First  genannt,  von  wo  wir  zum  tiefen  Sylthai  hinunter  sahen,  und 
an  die  gegenüberstehende,  schroffe,  südliche  Felsenseite  des  Fluh- 
brig.  Es  war  hell,  warmes  Wetter.  Auf  einmal  macht  mich  der 
Senn  aufmerksam :  "  Seht  ihr  jetz  dort  weit  oben  am  Felsen  das 
weisse  Ross,  von  dem  ich  euch  auch  schon  erzählte?  Seht  nur! 
Dort  gukt  es  und  kommt  jetz  hervor;  es  wird  jetz  wohl  ander 
Wetter  geben."  Ich  sah  recht  genau  nach  seinem  Fingerzeig, 
den  er  recht  deutlich  zu  stellen  bemüht  war.  Allein  ich  war  nicht 
im  Stande,  etwas  für  mein  Aug  ausfindig  zu  machen,  und  um 
den  Senn  nicht  zu  beleidigen,  der  mich  sonst  nicht  zu  denen 
zälilte,  die  mehr  als  zwölf  Glaubensartikel  haben,  sagte  ich  halt: 
"Ja  dort  sehe  ichs  auch!''  So  war  er  zufrieden.  Tags  darauf 
änderte  auch  wirklich  das  Wetter. 

Todtenplangg. 
Nicht  ferne  dieser  Sennerei  befindet  sich  auch  die  soge- 
nannte Todtenplangg,  eine  söhöne  Alpweide,  von  wo  man' gerade 
gegenüber  die  Pfarrkirche  Iberg  in  Ansicht  hat.  Den  Namen 
tragt  sie  daher:  Es  entstund  einst  ein  Ungewitter  mit  grässlichem 
Hagel,  so  dass  alles  Vieh  konfus  wurde,  gegen  das  Unwetter 
stemmend  davon  sprengte,  der  grosse  Muni  voran,  und  über  die 
Felsfluh  hinunter.  Der  Senn,  dessen  Bemühen  alles  umsonst  war, 
sah  verzweifelt  sein  Unglük,  stürzte  auch  nach,  und  lag  so  auch 
zerfallen  neben  seiner  Herde. 

Pfaffenkellerinn  *^J. 
Viel  wurde  im  Iberg  erzählt  von  der  Pfaffenkellerinn,  wie 

»»)  vgl.  LiTOLF    S.  35.  466—69. 


304  Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung. 

sie  Nachts  daher  renne  an  den  Wässern  hin,  und  vorzüglich  die 
Jessenä  (:ein  Bergbach:)  hinauf  mit  einem  Geschrei  wie  lanter 
Schweine  mit  einer  Schaar  Jungen.  Auch  diese  soll  Yorbothe  von 
Wetterändrung  sein.  —  Mit  diesem  setzen  sie  in  Verbindung 
einen  grossen,  schwarzen  Hund,  der  sich  oft  unten  am  Tschalun 
auf  einem  Stege  über  die  Jessenä  hinlege.  Mein  Senn  wollte 
sich  aber  doch  seinen  rechten  Weg  nicht  verbiethen  lassen,  ge- 
rade SO;  ohne  ein  Wort  zu  sagen.  Er  nahm  Weihwasser  mit  sich, 
rief  die  höchsten  Namen  und  schüttete  es  nach  dem  Schwarzen. 
Dieser  wurde  auf  der  Stelle  unsichtbar,  und  nur  noch  aus  der 
Ferne  tönte  durch  die  Felsschlucht  ein  heulendes  Gelärm. 

Erzgraben. 
Die  Alten  erzählten  viel  von  drei  überreichen  alten  Jung- 
fern Chorglöggli  von  Schwyz.  Diese  haben  im  Sylthai  auf  dem 
Fluhbrig  (Berg)  tief  graben  lassen,  um  Erz  zu  finden.  Yenediger 
standen  ihnen  zur  Hilfe.  Ein  gegrabner  Gang  ist  noch  vorhanden. 
Yen  dem,  was  diese  Arbeit  nuzte,  wurde  nichts  bekannt.  Auch 
sollen  sie  der  Regierung  von  Schwyz  anerbothen  haben,  wenn 
sie  den  Mythenberg  bearbeiten  dürfen,  eine  dike  goldene  Kette 
zu  geben,  die  um  den  ganzen  Mythen  herum  gehe. 

Huuper^^). 
Yor  der  Revolution  und  noch  lange  nach  derselben  war 
viel  Gerede  über  den  "Huuper"  auf  dem  Waldwege  bei  Ein- 
siedeln. Yiele  giengen  mit  erschrokenem  Herzen  diesen  Weg  und 
bei  Nacht  freilich  gar  nicht.  Er  komme  vom  "täufä  Brüggli'' 
dahergesprengt  auf  einem  Schimmel  mit  dem  Rufe:  Hup!  Hup! 
sitze  dann  dem  Reisenden  auf  den  Naken  zum  Erstiken  schwer, 
der  ihn  dann  so  tragen  müsse  bis  zum  Horgenberggatter.  Auch 
verführe  er  gar  oft  vom  rechten  Wege  abseits  und  bringe  die 
Leute  sogar  in  Lebensgefahr.  Ich  machte  im  J.  1828  folgende 
Erfahrung.  In  amtlichen  Geschäften  als  damaliger  Amtsweibel 
musste  ich  im  November  drei  Abende  hintereinander  bei  schon 
einbrechender  Nacht  bis  zum  Etzelberge,  und  ziemlich  tiefer 
Schnee  lag.  Am  dritten  Abend,  wie  ich  im  Rükwege  gegen  das 
''taufe  Brüggli"  kam,  wo  damal  noch  hoher  Waldwuchs  war,  er- 
tönte von  den  hohen  Tannen  her:  Hup!  Hup!  Hip!  Hip!  — 
Mir  wars  abgeholfen,  einmal  den  Huper  sehen  zu  können,  forderte 
ihn  gleichsam  heraus  mit  Nachahmung  seines  Geschreis.  Nicht 
lange  Hess  er  sich  spotten  und  kam  mit  seiner  Sprache  mir  näher 


«j  vgl.  LCtolf  S.  201.  576. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  UmgebuDg.  305 

im  Gefolge  von  noch  drei  Andern  —  Nachteulen!  Von  ihrem 
leisen  Fluge  hörte  ich  nichts,  aber  io  der  Schneedämmerung 
konnte  mein  Aug  sie  unterscheiden.  Sie  begleiteten  mich  bereits 
durch  den  ganzen  Wald.  Auch  fand  ich  eben  da,  dass,  wenn 
man  aus  dem  dunkeln  Walde  heraus  kommt,  man  bei  dem  weg- 
losen Schnee  ziemlich  geblendet  wird  und  leicht  von  dem  Wege 
abgezogen  sich  verirrt.  Beispiele  hat  man,  dass  solche  Verirrte 
sogar  todt  gefunden  wurden. 

Züüsler^^. 

1.  Ein  Schuster,  der  auf  Unterschwendi  am  Etzel  arbeitete, 
wollte  Abends  nach  Hause  kehren  mit  dem  Werkzeuge  auf  dem 
Rükeo.  Wie  er  vom  Haus  weg  wollte,  rief  die  Frau  zum  Fenster 
hinaus:  Jesus  Maria!  was  hast  du?  du  brennst  ja  auf  dem  Rüken. 
Alsdann  seufzte  der  feurige  Gast:  Ach  war  ich  doch  bis  unter 
die  Dachtraufe  gekommen,  so  wäre  ich  erlöst!  —  Dann  ver- 
schwand er. 

2.  In  früherer  Zeit  seien  gar  viele  Züüsler  um  Pfaffikon 
vorhanden  gewesen,  so  dass  sie  viel  Furcht  erregten.  Es  wurden 
daher  Beicht-  und  Buss-Tage  errichtet,  worauf  sie  sich  sehr  ver- 
minderten. 

Trotten-Müetterli. 
Pfaffikon.  —  Am  Hause  von  N.  N.  ist  eine  Trotte  an- 
gebaut. In  derselben  spuke  das  Trottä-Müötterli.  So  man  am 
Samstage  nicht  mit  dem  Besen  auskehre,  habe  man  die  ganze 
Woche  keine  Ruhe.  Viele  glauben,  es  sei  dort  in  der  Revo- 
lution —  denn  seit  daher  spukt  es  —  Geld  vergraben  und  nicht 
mehr  gefunden  worden. 

(Verschiedene  Gespenster.) 
In  Einsiedeln  erzählten  die  Alten  gar  viel  von  Geistern, 
Gespenstern,  feurigen  Männern  und  Ziegenböken ,  die  in  vielen, 
vielen  Häusern  rumorten,  von  riesengrossen  Männern,  die  Nachts 
in  den  Gassen  herumspazierten,  von  volkreichen  Promenaden  auf 
dem  Platze  etc.  Meine  Eltern  sagten  oft:  Da  hat  die  Revolution 
am  besten  geholfen;  die  Franzosen  haben  alle  Gespenster  vertrieben. 

(Doggeii  und  Strädel.) 
In  Pfaffikon  gilt  der  Unterschied   zwischen  Doggeii  und 
Strädel:    Dieser    säuge    das  Vieh    und  jener  die  Kinder,  wage 
sich  sogar  an  grosse  Menschen. 


2*)  Brennende  Männer ;  vgl.  LCtolf  S.  133  fg.  20 


30ß  Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung. 

Küaden. 

1.  Im  J.  1843  war  mein  greiser  Nachbar  und  Pathe  meiner 
Frau  und  meines  Töchterleins  dem  Tode  nahe.  Meine  Frau 
wartete  ihm  diese  Nacht  ab.  Nachts  12  Uhr  wekt  mich  drei- 
maliger Schlag  einer  festen  Hand  gerade  ob  mir  zu  an  der  Diele. 
Zu  eben  dieser  Zeit  schied  er  aus  dem  Leben. 

2.  Mein  älterer  Sohn  besuchte  die  Realschule,  war  eben 
einzig  zu  Haus  und  mit  seinen  Schulaufgaben  beschäftigt.  Es 
fangt  an,  am  Tische  zu  lupfen  und  stossen,  die  Sessel  zu  rütteln, 
und  rumorte  so  eine  Zeit  lang.  Das  schien  ihm  nicht  geheuer, 
er  lief  zur  Mutter,  die  eben  andcrorts  arbeitete,  und  erzählte  es 
ihr.  Natürlich  wusste  niemand  der  Sache  eine  Deutung  zu  geben. 
Am  andern  Tage  hiess  es,  B.  B.  sei  gestorben.  Da  dieser  nicht 
gar  lange  vorher  verleumderisch  gegen  unsre  Haushaltung  viel- 
fach sich  äusserte,  ward  dies  zum  Schlüssel  des  Geheimnisses. 
Möge  diese  Kundgabe  ihn  beseligt  haben! 

Künden  von  Lebenden. 
An  der  alten  Fassnacht  1829  ergriff  mich  hart  die  Gesichts- 
rose, dass  sogar  der  Arzt  Besorgniss  zeigte.  Es  besserte  und 
am  30.  März  wollte  ich  wieder  meinen  Geschäften  nachgehen. 
Allein  an  eben  diesem  3[orgen  ergriff  es  mich  noch  heftiger  und 
in  heisse  Verbände  wikelte  ich  meinen  Kopf.  Es  gieng  wieder 
bislang,  und  einen  Kahlkopf  trug  ich  davon.  Meine  ältre  Schwester 
war  Nonne  in  Zug  und  berichtete  mich,  ich  soll  doch,  sobald 
die  Kräfte  es  mir  erlauben,  zu  ihr  kommen,  um  mich  zu  erholen. 
Es  war  im  Mai«  wo  ich  gieng.  Sie  war  sonst  so  ziemlich  eine 
Seheriun,  sonderlich  von  Sterbenden  oder  Verstorbenen,  und  er- 
zählte mir,  wie  sie  einmal  in  der  Nacht  gruchsen  hörte,  und 
unten  am  Bette  Einer  mit  mächtig  eingehülltem  Kopf,  selben  auf 
seine  Arme  legend,  auf  ihren  Füssen  lag.  Er  gruchste  schwer. 
Es  war  am  30.  März,  sagte  sie,  ich  merkte  diesen  Tag  sonderlich. 
Wen  anders  sollte  ich  mir  denken,  als  mich  selbst,  der  ich  ja 
eben  damal  in  so  gleichen  Verhältnissen  mich  befand? 

Hex  e. 
Die  sogenannte  Kerzä-Lysä  war  so  etwas  mehr  als  halblaut 
als  Hexe  verschrieen.  Sonderlich  sagte  man  von  ihr  überall  aus, 
dass  sie  zum  Schmälzen  der  Speise  den  Butter  in  der  Pfanne 
übers  Feuer  setzte,  in  Zürich  Zwiebeln  dazu  holte  und  recht- 
zeitig damit  wieder  anlangte.^-)   —  Meine  Eltern  haben  selbe  gut 

22)    Vjrl.    Aue  HIV    II,     \m. 


VolkstttmlicheB  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  307 

gekannt.  Sie  hatte  auch  einen  Laden  in  der  Eramgasse  and 
wohnte  in  dem  Hause,  wo  wirklich  Schuster  Frz.  Bizener  wohnt. 

Schlaflied"). 

Schief,  schlof,  Meiteli  schlof! 

d'r  Vater  bringt  d'r  e'  guldigä  Schoof, 

e'  wyssil  und  e'  scbwarzä. 

Muetter  cbönd  choo  gä  wehrä, 

d'r  Schwarz  will  's  Meiteli  byssä. 

GränzbestimmuQg. 
Eriegmatt  heisst  ein  Heimwesen  an  der  Gränze  zwischen 
Schwyz  und  Einsiedeln,  und  soll  dort  ein  Gränzstreit  des  Klosters 
Einsiedeln  und  Schwyz  stattgefunden  haben.  Man  kam  endlich 
soweit  Übereins,  dass  jeder  Theil  einen  Manu  wähle.  Diese  zwei 
Männer  sollen,  der  Eine  von  Schwyz,  der  Andere  von  Ein- 
siedeln weggehen  an  einem  verabredeten  Tage  am  Morgen  früh, 
wenn  der  Hahn  das  erste  Mal  krähe.  Wo  dann  diese  Männer 
auf  dem  Wege  zusammentreffen  ,  soll  die  Gränze  gelten.  Die 
Schwyzer  wählten  einen  Riesen  Vinz  ab  dem  Hirsch  im  Iberg, 
und  die  Einsiedler  ihren  Riesen  Öchsle.  Diese  machten  nun  ihren 
Weg  und  trafen  einander  nahe  an  der  Kriegmatt,  wo  der  Mark- 
stein steht.  Dass  nun  der  Schwyzer  eine  dreimal  so  starke  Streke 
Wegs  zurükgelegt  habe,  als  der  Eiusiedler,  soll  von  daher  ge- 
kommen sein :  In  Schwyz  habe  man  dem  bestimmten  Hahn  schon 
Abends  Brantwein  eingeschüttet.  Das  habe  verursacht,  dass  er 
seine  Regel  übergieng  und  schon  um  12  Uhr  krähete.  Beim 
Zusammentreffen  bewillkommte  Ochsle  den  Andern  so  kräftig, 
dass  diesem  das  Blut  unter  den  Nägeln  hervordrang. 

Zusammenschälleu  ^*). 
Einsiedeln.  —  Ein  uralter  Brauch  (ist)  hier  das  Zusammen- 
schällen. Es  geschieht  ja  nur  gar  zu  oft,  dass  Eheleute  uneins 
werden,  und  zulezt  voll  Zorn  und  Unmuth,  mit  oder  ohne  Grund, 
das  Eine  davon  lauft  und  anderweitig  sich  aufhält.  Die  Erfah- 
rung zeigt  auch,  dass  solche  Scheidung(cn)  selten  lange  andauern, 
und  Eins  das  Andre  wieder  sucht  und  findt.  Auf  solche  frisch 
genagelte  Hochzeit  passt  dann  die  juuge,  rüstige  Mannschaft  und 
nahe  und  weite  Nachbarschaft  und  weihet  dieselbe  tüchtig  ein, 
indem  sie  vor  dem  Hause  des  Ehepars  erscheinen  mit  Blas- 
hörnern, Schällen,  Häfen,  Trompeten,  Pfeifen  etc.  —  wenns  nur 
recht  tönt.  Diese  werden  kräftig  in  Bewegung  gesezt  nebst  Ge- 
schrei und  Geheul  von  Jung  und  Alt,  so  lange  sie  Apetit  dazu 


23)  vgl.  ZCbicher  a.  a.  0.  Nr.  1  ff.  —  2*)  vgl.  Archiv  I,  280;  VIll,  87.  16a 


308  Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  UmgebuDg. 

fühlen,  wenn  nicht  allfallig  die  Polizei  hinderlich  einschreitet, 
was  jetz  so  ziemlich  strenge  beobachtet  wird.  Meines  Erachtens 
mag  diese  Übung  nicht  wenig  moralischen  Grund  und  Effekt 
haben.  Wie  solche  Eheleute  öffentliches  Skandal  erzeugen,  ist 
80  eine  öffentliche  Beschämung  nicht  unangemessen. 

Kindlestein^*). 

Einsiedeln.  —  Vielseitig,  so  auch  hier,  wird  unter  Knaben 
und  Mädchen  die  Frage  gestellt,  woher  doch  die  Kinder  kommen. 
Hier  ist  der  Kindlistein  "täufä  Brunnä*'  ob  dem  Frauenkloster 
Au.  Meine  Mutter  erzählte  oft  unter  Lachen,  wie  sie  als  Mädchen 
mit  ihren  Gespielen  dorthin  gegangen  sei.  Sie  haben  das  Ohr 
auf  den  Stein  hingelegt,  und  dann  die  kleinen  Kinder  deutlich 
weinen  gehört,  worüber  sie  grosses  Mitleiden  fühlten  und  den 
Stein  gern  weggehoben  hätten,  so  er  nicht  zu  schwer  gewesen. 
Sie  haben  sich  im  Gewissen  rein  befunden;  sonst,  biess  es, 
komme  ein  grosser ,  rauher  Mann ,  der  Ruthen  binde ,  und  so 
Eines  nicht  am  bravsten  sei,  jage  er  es  mit  der  Ruthe  fort  und 
80  lange ,  bis  es  yor  Mattigkeit  und  Schreken  uiederliege  und 
nicht  mehr  weiter  möge.  Den  Nonnen  wird  übrigens  der  Beruf 
zugeschrieben,  die  Kinder  dort  hervorzunehmen  und  den  Eltern 
zuzutragen.  Daher  laden  sie  auch  viel  Hass  und  Scheelsucht 
auf  sich ,  sonderlich  bei  Kindern  in  grossen  Haushaltungen,  wo 
man  kein  Bedürfniss  mehr  fühlt  für  neuen  Zuwachs. 
Teufelaustreiben. 

So  wirksam  verfuhren  nicht  alle  Exorzisten,  wie  ehemal 
P.  Laurenz  Cathomen^*)  im  Kloster  Einsiedeln.  Bekannt  ist,  wie 
so  Viele  dahin  kamen,  und,  selten  doch,  jetz  noch  kommen,  die 
als  vom  Teufel  besessen  (Betrübte)  angesehen  werden,  und  da 
Abhilfe  suchen.  Es  begab  sich,  dass  ein  Mann  kam,  auf  zwei 
Kruken  gehend,  und  seine  Frau  bei  sich  hatte,  die  —  B'hüötis 
Gott  d'rvor!  —  vom  Teufel  entsetzlich  geplagt.  Sie  sträubte  sich 
furchtbar  gegen  alle  religiöse  Mittel,  und  war  nur  mit  ange- 
wandter Gewalt  zur  Kirche  zu  bringen.  Dort  habe  sich  ihr  Teufel 
sogar  erfrecht,  in  der  Kapelle  der  Mutter  Gottes  Schimpf  und 
Schande  zu  sagen.  P.  Laurenz  nahm  sie  in  Kur,  und  nach  einigen 
Tagen  und  den  gehörig  gemachten  Beobachtungen  beschied  er 
sie  und  den  Mann  zur  Kirchenporte.  Beide  kamen.  Er  nahm 
die  Frau  in  das  dortige  Portenstüblein.  Während  der  Zeit  kam 
auch  der  damalige  Sigrist  Bcda    und  gieng  auf  einen  Wink  des 

2^)  vgl.  Akchiv  IV,  17.  232;  VII,  143.  —   26)  Der  Geschlechtsname  von 
spaterer  Hand  eingefügt. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  309 

P.  Laurenz  auch  ius  StübleiU;  zog  den  verborgenen  Ochsenziemer 
unter  dem  Kirchenroke  hervor,  Hess  ihn  salbungsvoll  auf  den 
Rüken  der  Teufelhaftigen  niederplatzen,  so  dass  sie  —  der  Teufel 
war  es  nicht  —  ein  lautes  Zettergeschrei  erhob.  Der  Mann,  nicht 
anmuthiglich  darüber  erschrekt,  fand  in  der  Hast  die  absichtlich 
offen  gelassene  Porte ,  liess  seine  Erüken  zurück,  lief  windschnell 
die  Kirche  hinunter  und  fort,  ohne  sich  noch  der  Mutter  Gottes 
empfehlen  zu  wollen.  So  war  die  heuchlerische  Verstellung  dieser 
Beiden  auf  gute  Weise  kurirt. 

Wetter  vertreiben. 

Einsiedeln.  —  Meine  Mutter  —  versteht  sich,  auch  ihre 
Zeitgenossen  —  Hessen  sich  es  nicht  nehmen,  dass  beim  Heran- 
nahen eines  üngewitters,  wenn  die  sogenannte  Wettergloke,  oder 
die  so  getaufte  Agatha-Gloke  geläutet  wurde,  die  Wolken  wir- 
belnd sich  bewegten,  und  wie  sie  sahen,  dass  bei  jedem  Gloken- 
schalle  das  wilde  Gewölk  wieder  einen  Rükschritt  machte.  Auch 
fehlte  nicht,  dass  man  dann  ein  Weib  in  wüster  Kleidung,  mit 
zerrissenem  Schinnhut  aus  dem  Klosterwald  springen  und  ein 
Gütterlein  ausleeren  sah.  Am  liebsten  sah  man's,  wenn  der  da- 
malige berühmte  Exorzist  P.  Laurenz  vor  die  Kirchthüre  kam, 
seinen  Segen  sprach  und  das  Weihwasser  gegen  das  Gewitter 
spendete.  Alsogleich  sei  das  Wetter  geflohen,  oder  doch  ohne 
Schaden  abgeloffen. 

Galgächapeli^^). 

Einsiedeln.  —  Man  liest  im  Archive  zu  Einsiedeln,  dass, 
da  die  Strasse  gegen  den  Etzel  verbessert  wurde,  auch  das  dor- 
tige "taufe  Brüggli'*  auf  dem  Waldwege  gemacht  werden  sollte. 
Beim  Aufbrechen  der  Erde  stiessen  die  Arbeiter  auf  ein  mensch- 
liches Geripp.  Sie  legten  es  beiseits.  Wie  sie  so  fortarbeiteten, 
kam  ein  ganz  greiser  Mann  aus  Schwabenland.  Im  Yorbeigehen 
stiess  er  unversehens  mit  den  Füssen  an  die  Knochen,  und  diese 
fiengen  an  zu  bluten.  Verwundernd  sahen  die  Arbeiter  dies,  und 
schauten  den  Mann  mit  kuriosen  Augen  an.  Der  Alte  machte 
auch  seine  augeoblikliche  Betrachtung,  und  —  fieng  an  zu  weinen. 
Von  gewaltigen  Gefühlen  durchdrungen,  bekannte  er  endlich,  er 
habe  da  zur  Zeit  ein  Weibsbild  ums  Leben  gebracht  und  hieher 
verscharrt.  Er  gab  sich  freiwillig  gefangen,  wurde  verhört,  zur 
Enthauptung  verurtheilt,   und   beim  Galgenkapeli ;   wie  es  jetzt 

")  Über  die  weit  verbreitete  Sage  vom  verräterischen  Totenknochen 
8.  LCtolf  S.  399 ;  Rocuholz,  Schweizersagen  II,  122 — 127 ;  Archh-  II,  8.  9 ; 
und  namentlich :  Bulletin  de  Folklore  (Bruxelles)  I,  39. 89 j  II,  219.245 ;  III,  35. 


310  Volkstümliches  aus  £insiedeln  und  Umgebung. 

noch  heisst,  enthauptet.  Dieser  sei  der  Erste  gewesen,  der  da 
hingerichtet  wurde.  Der  fürstliche  Oalgen  stund  bis  zur  Revo- 
lutionszeit. Ein  Steinhaufe  zeigte  später  noch  seine  ehemalige 
Statte.  Wo  das  Galgenkapeli  stund  mit  einem  Gemälde  von  des 
hl.  Johannes  Enthauptung,  ist  nun  ein  Schirmdach  bingesezt  zum 
Schutze  gegen  Ungewitter  und  zum  Ruhepunkt  für  Müde  und 
Belastete. 

An  diesem  Galgen  waren  noch  aufgenagelt  bis  zur  Revo- 
lutionszeit die  Köpfe  der  im  Sechsziger  Handel  zu  Schwyz  Hin- 
gerichteten. Zu  bemerken,  dass  mein  Grossvater  Meinrad  Stein- 
auer  —  Schlosser  —  und  zwar  nach  geroachter  Weigerung  auf 
Hoheitlichen  Befehl  dem  Scharfrichter  die  Nägel  schmieden  musste 
zur  Aufnaglung  der  Köpfe.  Das  that  er  dann  freilich  unter  Angst- 
schweiss,  sonderlich,  da  es  ihm  während  der  Arbeit  mehrere  Mal 
den  Schmiedhammer  abseits  und  fast  aus  der  Hand  schlug.  Dieser 
Handel  lebt  noch  fortwährend  im  Gedächtnisse  des  Volks. 

Sechsziger  Handel. 
Dieser  Handel  ist  geschichtlich  bekannt  in  den  Jahren 
1760*®)  etc.  zwischen  dem  Kloster  Einsiedeln,  der  Waldstatt  etc., 
wo  Mehrere  eingezogen  wurden  und  mit  dem  Leben  büssen  mussten. 
Unter  diesen  Einer  war  auch  Rupert  Kälin  —  Rupess  genannt  — 
ein  gerader,  ehrlicher  Bauer,  in  der  Wäni  hausend.  Einmal  kam 
er  vom  Viehbesuche  ab  der  Allmeind,  den  gewöhnlichen  Steken 
in  der  Hand,  als  der  Läufer  von  Schwyz  in  der  rothen  Farbe 
gerade  Einen  nach  Schwyz  abführte.  Das  wurmte  dem  Rupess 
und  entlokte  ihm  die  Worte:  ''Ja!  so  chas  jetz  doch  afig  nümmä 
goh!''  Man  weiss  nicht,  ob  der  Läufer  wahr  oder  unwahr  be- 
richtete; Rupess  wurde  verhaftet  und  kriminalisch  behandelt. 
Vor  Gericht  stehend,  das  nun  ihn  beurtheilen  sollte,  soll  ihm 
blutiger  Schweiss  unter  den  Armen  durch  seinen  Nörliger-Tschopen 
geflossen  sein.  Auch  habe  er  vor  Gericht  gesagt:  So  wahr  bin 
ich  unschuldig,  als  meine  Frau  einen  Knab  gebähren  wird,  der 
stumm  sein  wird!  Das  Todesurtheil  wurde  gesprochen  und  er 
zur  Enthauptung  fortgeführt.  Während  diesem  sass,  wie  gewöhn- 
lich, das  Gericht  im  Saal  bis  nach  berichtetem  Hergange.  — 
Wie  sie  so  da  sassen,  soll  ein  Gekrach  den  Saal  und  das  ganze 
Rathhaus  erfüllt  haben,  als  wenn  das  Ganze  zusammenstürzen 
müsste.  Die  Sage  weiss  auch  noch,  der  Scharfrichter  habe  das 
Schwert  gebracht,  es  der  Behörde  anheimgestellt  mit  den  Worten, 

2^^  Die  Handschrift  hat  fälschlich  1860. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  311 

er  richte  Keiaen  mehr.  Wirklich  gebahr  die  Frau  des  Rupess 
bald  einen  Knaben.  Dieser  wuchs  an  zu  einem  bildschönen  Manne, 
trieb  das  Mauser-Handwerk,  aber  war  stamm.  Er  redete  auf 
ganz  eigne  Art  und  Niemanden  verständlich ;  nur  seine  Schwester 
verstund  ihn  durch  beständige  Übung ;  Andern  war  er  nur  einiger- 
massen  durch  Zeichen  verständlich.  Er  heirathete,  und  bekam 
zwei  Töchter. 

Oassen-Geister. 
Einsiedeln.  —  Meine  älteste  Schwester  war  immer  mit  Ver- 
fertigung von  Rosenkränzen  beschäftigt.  Sie  hatte  eine  Freundinn, 
die'  ebenso  beschäftigt  war.  So  waren  sie  fast  immer  beisammen 
und  gar  oft  in  die  Nacht  hinein.  Einmal,  wie  sie  so  in  plaudri- 
ger  Emsigkeit  begriffen  waren,  und  die  zwölfte  Stunde  vorbei, 
sahen  sie  einen  ungeheuer  grossen  Mann  vorbeigehen,  der  wohl 
oben  zum  Fenster  im  zweiten  Stoke  hineinzuschauen  vermochte. 
Sie  besannen  sich  nicht  lange,  strichen  ins  Bett,  und  erzählten 
nachher  diese  Erscheinung  gar  oft. 

Beulentod. 
Bekannt   ist   das  Grauenhafte   dieser  Pest.     Dass  auch  in 
Einsiedeln  sie  gar  arg  gehauset  habe,  bezeugte  eine  aufgefundene 
Grabschrift: 

"Ist  OS  nicht  eine  grosse  Klag, 

77  in  Einem  Grab, 

lauter  Knaben  und  Jungfrauen !"  ^^) 

Eine  alte  Jungfrau  im  Eutbal,  noch  spinnend  gefunden,  und  be- 
fragt, wie  es  stehe,  soll  geantwortet  haben:  "Öd,  ööd!  wän's 
nn  jetz  uufschiebt ! "  Man  will  auch  wissen^  dass  ihr  Fussschemel 
mit  Geld  gefüllt  war. 

(Geld  vergraben.) 
Bruder  Nicolaus,  vor  der  Revolutionszeit  lange  im  soge- 
nannten Wechsel  (:  wo  den  Pilgern  die  Münzen  gewechselt  wur- 
den :)  angestellt,  soll  nach  der  Aussage  der  Alten  beim  Ausbruch 
des  Krieges  gar  viel  Geld  iu  die  Erde  verborgen  haben.  Dessen 
zur  Bestätigung  soll  dienen,  dass  er  gar  oft  in  der  Gegend  vom 
Klosterweiher  und  auf  dem  Freiherrenberge  gesehen  worden. 
Fr.  B...,  Rathsherr  und  ein  gerader,  geachteter  Mann,  erzählte 
mir  oft,  wie  er  ihn  oft  gesehen  habe  hinten  am  sogenannten 
Keibenplatz  in  seiner  Kutte  stehen,  und  dass  er  ihn  deutlich  er- 
kannt habe. 

2«)    vgl.  Archiv  III,  136;   J.  A.  Hofmaxx,   Henau  1854  S.  40;    N.  Sexn, 
Werdenberger  Chronik  1860  S.  146;  J.  Kuoni,  Sagen  d.  Kt.  St.  Gallen  1903  S.  23. 


312  Volkstümliches  aus  fiinsiedeln  und  Umgebung. 

Strafe. 

Man  erzählte  gar  oft  das  Schiksal  eines  französischen  Sol- 
daten zar  Revolutionszeit  1798.  Dieser  trieb  sein  Gespötte  beim 
grossen  Herr-Gott  (:  Kapelle  auf  dem  Brüöhl  :)  in  Einsiedelo. 
Er  ging  soweit,  stieg  ans  Kreuz  hinauf  und  stekte  dem  Cfaristus- 
bilde  seine  Tabakspfeife  in  den  Mund,  fiel  hinunter,  war  todt 
und  schwarz  über  und  über. 

Geisterspuk. 

Einsiedeln.  —  In  meines  ehemaligen  Nachbars  Hause  in 
der  R...,  das  sehr  alt  ist,  war  einmal  Alles  fort  zur  Arbeit;  nur 
ein  ganz  kleiner  Knabe  schlief  in  der  Kammer.  Mein  Knabe, 
der  in  der  Nähe  des  Hauses  sich  befand,  hörte  auf  einmal  das 
Kind  jämmerlich  schreien.  Er  hatte  ohnehin  dasselbe  sehr  lieb, 
und  suchte  auf  alle  Weise  ins  Haus  zu  kommen,  was  ihm  end- 
lich vermittels  einer  Leiter  gelang.  Wie  er  die  Kammerstiege 
hinauf  sprang,  erblikte  er  im  Hintertheil  d^s  Hauses  Jemanden 
quer  über  den  Gang  springen  hinter  eine  Wand,  und  von  selber 
wieder  hervorguken,  als  wollte  er  Kuku  spielen.  Er  nahm  das 
Kind,  trugs  hinunter,  und  eben  kommt  die  Mutter,  welcher  er 
den  Vorfall  erzählt.  Ein  dort  hausender  Schuster  und  dessen  Frau 
sagten,  das  sei  ihnen  nichts  Neues;  schon  oft  haben  sie  diesen 
Spuk  gehört.  —  Der  Knabe  war  dabei  gar  nicht  erschroken, 
indem  er  es  für  eine  wirkliche  Person  hielt,  und  seine  ganze 
Aufmerksamkeit  einzig  auf  das  Kind  gerichtet  war.  Dies  Haus 
war  von  jeher  schon  als  "ug'hüürig"  verschrieen. 
Geist  im  Alpthal. 

Schon  viele  Jahre  soll  ein  Geist  gehauset  haben  im  dor- 
tigen Pfarrhause.  So  z.  B.  während  J.  St.  B.  Pfarr  alldort  war. 
Später  auch  unter  dem  nun  verstorbenen  Pfarr  Tschudi,  der  ein 
gelehrter,  gar  frommer  und  eifriger  Herr  war.  Er  selbst  erzählte 
mir  mehrere  Male  davon:  Gar  oft  höre  man  oben  im  Hause 
schwere  Fusstritte,  Rasseln  mit  Ketten  die  Stiege  hinunter.  Ganz 
heimisch  komme  ein  Mann  im  Hirthemd  zur  Thüre  herein,  setze 
sich  an  Tisch,  lege  die  Arme  darauf  und  den  Kopf,  wie  Einer, 
dem  es  nicht  wohl  ist,  und  gruchse  entsetzlich  schwer.  Oft  sogar, 
wenn  der  Pfarr  von  der  andern  Seite  am  Tische  sitze  —  er  und 
die  Köchin  fanden  nichts  Abschriekendes  mehr  daran  —  komme 
er  von  hinten  zum  Pfarr  und  an  seine  Ohren,  gebe  dann  Töne  von 
sich  gar  schrekhaft,  so  dass  man  nicht  wisse,  soll  man  sie  Gruch- 
sen,  Jammern,  dumpfes  Heulen  und  übeltönendes  Jauchzen  heissen. 
So  eine  geraume  Zeit,  dann  verschwinde  er  wieder. 


Volkstümliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung.  313 

(Das  yermeintliche)  Doggeli.  ^°) 
Id  PfäffikoD  beklagte  sich  eine  hübsche  Jangfer  gar  oft  bei 
einem  Vertrauten  über  das  Drüken  vorn  Doggeli ;  auch  scheine 
ihr,  dass  es  mit  dem  Drüken  auf  der  Brust  allein  nicht  ganz 
zufrieden  sei.  Der  Vertraute  gab  ihr  einmal  den  Rath,  sich  ein 
Ereuzlein  aus  Eichenholz  machen  zu  lassen  10''  lang  und  6'' 
breit.  An  jedem  Ende  desselben  und  in  der  Mitte  soll  sie  eine 
scharfe  Stahlspitze  durchgehen  lassen ,  etwa  3"  hervorstechend. 
Diese  fünf  Spitzen,  die  fünf  Wunden  Christi  deutend,  soll  sie 
aufwärts  gekehrt  auf  dem  Rüken  liegend  beim  Schlafengehen  auf 
die  Brust  legen  und  getrost  dann  das  Doggeli  erwarten.  Schlag 
12  Uhr  öffnete  leise  sich  die  Thüre,  und  schauerlich  kams  heran- 
gekrochen ans  Bett,  ihr  dann  auf  die  Brust  mit  entsetzlichem 
Druke.  Mit  dem  Druke  erliess  das  Doggeli  ein  jammerndes  Ach, 
entfernte  sich  hastig  schnell.  Nach  der  Entfernung  bemerkte  die 
Jungfer,  dass  das  Kreuzlein  weg  war.  Beim  Morgenessen  fehlte 
der  Knecht,  und  es  hiess,  dass  ihm  diese  Nacht  ein  scharfes 
Übel  auf  der  Brust  zugestossen  sei ;  er  sei  wie  verwundet.  Allen 
war  dies,  auch  dem  Arzt,  unerklärlich;  nur  die  Jungfer  konnte 
sich  das  Räthsel  lösen  ,  hielt  aber  reinen  Mund  darüber ,  und 
war  inskünftig  unangefochten  vom  "Doggeli". 

Osterfeuer. 

In  Freienbach  herrscht  von  jeher  der  Brauch:  Es  werden 
Baumschwämme  schon  ein  oder  gar  zwei  Jahre  vorher  gesammelt, 
aufbehalten,  dass  sie  recht  dürr  werden,  und  dann  am  Oster- 
Samstag  beim  gesegneten  Feuer  angezündet.  Brennend  werden 
selbe  nach  Haus  genommen,  und  auch  die  Kopfhaare  damit  an- 
gezündet. Dies  soll  Kopfschmerzen  aller  Art  vertreiben.  Auch 
lauft  man  damit  dreimal  ums  Haus  herum,  was  gegen  andre  zu- 
stossende  L^bel  verwahre. 

Die  Kohlen  vom  Osterfeuer  (:  man  neuntes  in  Einsiedeln 
Judasverbreunen  :)  seien  bewährt  gut  zur  Abhaltung  von  Übeln, 
wenn  man  sie  im  Hause  aufbewahre,  auch  sonderlich,  wo  Hexen, 
Zaubereien  und  andrer  Spuk  in  Katzen-,  Hunds-  und  andern  Ge- 
stalten sich  zeigen.  Ladet  man  selbe  in  ein  Gewehr,  darf  man 
sicher,  ohne  beschädigt  zu  werden,  auf  den  Gegenstand  schiessen, 
man  wird  treffen,  und  das  Getroffene  der  Verwundung  nicht  ent- 
gehen, und  wird  oft  sogar  sich  zur  Schande  offenbaren  müssen. 

^")  vgl.  GoTTHKLK,  Der  Baurenspiegel,  Kap.  31. 


314  Volkstiimliches  aus  Einsiedeln  und  Umgebung. 

f  Aberglaube.) 

Ebenda:  Ein  Kind,  das  bei  der  Taufe  schreit;  wird  selbes 
Jahr  sterbeo.^') 

Wieder:  Wenn  ein  Kind  getauft  wird,  und  so  die  Pathin 
auf  dem  Weg  brunzt,  werde  das  Kind  ein  Bettbrunzer. 

Wieder:  Wenn  man  am  Charfreitag  strehle,  bekomme 
man  das  ganze  Jahr  keine  Läuse. 

Schimmelreiter^^). 

Mein  Grossvater,  der  in  seinen  jungen  Jahren  zu  Flums 
im  Et.  St.  Gallen  als  Schlosser  arbeitete,  erzählte  gern,  wie  er 
gar  oft  dort  einen  Schimmelreiter  sah,  der  Nachts  am  dortigen 
Bache  hin  galoppirte,  und  mit  durchdringendem  Geschrei  immer- 
fort rief:  RöUibach  die  rechte  March! 

Fallendes  Weh. 

Mit  Zuversicht  wird  vielfach  behauptet,  dass  ein  mit  dem 
hinfallenden  Wehe  Behafteter  sicher  davon  geheilt  werde,  wenn 
er  vom  Blute  eines  Hingerichteten  trinke.  ^^) 

Kachel  zu  viel. 
Ein  bereits  allgemeiner  Spruch :  Es  ist  eine  Kachel  zu  viel 
im  Ofen ;  auch  oft :  Es  ist  eine  Scheibe  zu  viel  im  Fenster.  So 
wird  gesagt,  wenn  zwei  oder  mehrere  unter  sich  von  etwas  reden, 
das  nicht  Jeder  hören  und  verstehen  sollte,  und  wenn  dann  ein 
Uneingeweihter  bemerkt  wird ;  und  vorzüglich  bei  Gegenständen, 
die  einer  anniesenden  Jugend  anstössig  sein  könnten,  wird  es 
häufig  gebraucht.  Mag  sich  wohl  dieser  Spruch  nicht  schon  von 
der  Luzerner,  Zürcher  oder  einer  frühern  Verschwörung  her- 
datiren?  Ist  ja  der  Ofen  seit  Urzeiten  gar  oft  im  Geleite  von 
Epochen,    (s.  Latolf»  Sagen  Nr.  412.  413.) 

Die  drei  Schwestern. 

Kytä,  rytil  Rössli!  Di  Dritt  thiiet  's  heiig  Thor  uuf; 

z'Badä  »tollt  es  Schlössii,  's  hanget  es  Ängeli  a'  d'r  Wand, 

z'Badä  stobt  es  j?uldigs  Huus,  hat  es  Glöggli  i'  d'r  Hand, 

's  lueget  dry  .Jungfnmä  druus.  wän  das  Glöggli  ehiinglet, 

Di  Kint  spinnt  Sydä,  seiet  alli  Büöbeli  und  Meiteli 

Di  Ander  «rbniizlet  Chrydä,  i  Iliminel  uufti  springä. 

(s.  LUtülfs  Sagen  Nr.  236.)") 

Dies  Liedlein  wird  jetz  noch  häufig  gesungen,  wenn  man 
kleine  Kinder  auf  den  Knieen  aufschaukelt. 


3')  vgl.  Ar(  HIV  II,  218  Nr.  38.  —  ^2)  vgl.  LCtolk  S.  43.  163.  166.  471.  - 
33)  vgl.  Archiv  IV,  4.  —  '^^)  vgl.  ZCkichkr  a.  a.  0.  Nr.  153  ff. 


Mi8zellen.  —  M^langed.  315 

Christchindelibei. 
In  Wollerau   heisst   man   die    Stäbchen,   worin  die  Kinder 
Hike  machen  zur  Bezeichnung  der  gebeteten  Rosenkränze,  Christ- 
chindelibei.   (Ltitolf  Nr.  42,  fol.  98.) 


Miszellen.  —  Melanges. 


Lögende  populaire  sur  les  armoiries  de  Laufen, 
Delöment  et  Porrentruy. 

Les  armoiries  de  la  ville  de  Laufen  sont  de  sable  ii  la  Crosse  de  Bale 
d'argent,  Celles  de  Del^moot  de  gueules  ä  la  Crosse  de  Bale  d'argent  repo- 
sant  sur  six  copeaux  d'or,  celles  de  Porrentruy  d'argent  au  sanglier  de 
sable.  Ces  armes  ont  donne  Heu  a  une  liegende  populaire  tr^s  originale  et 
typique.  On  raconte  qu*un  prince-eveqiie  de  Bale,  qu'on  ne  nomme  pas, 
ayant  voulu  eriger  ces  trois  villes  en  municipalitös,  leur  accorda  les  fran- 
chises  de  Bale  avec  le  privilege  de  choisir  pour  armes  la  premit^re  bete 
qui  entrerait  dans  les  murs  de  ces  villes  a  la  suite  d'une  grande  chasse. 

Cette  partie  de  plaisir,  organis^e  par  le  prince-eveque  et  les  seigneurs 
des  chäteaux,  etant  arretee  ä  un  jour  ^x^j  des  bourgeois  des  trois  villes  se 
tinrent  aux  portes  pour  saisir  le  premier  aniuial  que  poursuivrait  la  chasse 
priiiciere.  Un  süperbe  sanglier  noir  ^tait  poursuivi.  II  arrive  a  Laufen. 
Aussitöt  les  bourgeois  courent  pour  fermer  la  porte  oppos^e  ä  celle  par  oü 
ötait  entre  le  sanglier.  Heins !  ils  n*en  eurent  pas  le  temps,  la  rue  etait  trop 
courte,  le  sanglier  passa  outro.  Le  prince  accorda  alors  ä  cette  ville  l*ar- 
moirie  noire  et  la  Crosse  blanche  de  Bale. 

Le  sanglier  courut  vers  Delemont  suivi  par  toute  la  chasse.  Les  bour- 
geois voyant  la  bßte  entrer  dans  leurs  murs  courent  pour  faire  tomber  la 
herse  de  la  deuxieme  porte,  du  cöte  de  Porrentruy,  mais  la  rue,  quoique 
plus  longue  (pi'a  Laufen,  ne  Fest  pas  assez  pour  que  la  b^'te  n'arrive  ä 
temps  pour  la  franchir  avant  qu'elle  füt  ferm^e.  La  herse  lui  tombe  sur  le  dos. 
Le  sanglier  peut  toutefois  s'echapper,  mais  dans  sa  d^tresse,  11  laisse  tomber 
trois  excrements.  Ce  fut  lä  Torigine  des  armes  de  Delemont :  fond  rouge, 
couleur  du  sang  r^pandu  par  le  sanglier,  trois  copeaux  d'or,  repr^sentant 
les  trois  excrements ;  et  le  prince  pour  affinner  son  autoritt^  y  ajouta  sa 
Crosse  d'argent. 

Le  sanglier  pourchass6  arrive  haletant,  epuise,  saignant,  en  face  de 
Porrentruy,  poursuivi  toujours  par  toute  la  raeute  du  cortege  princier. 
Comme  cette  ville  est  plus  grande  que  Ich  deux  prec6dentes,  et  aussi  a 
cause  de  la  faiblesse  et  des  blessures  de  la  bete  poürsuivie,  des  bourgeois 
eurent  le  temps  de  fermer  leurs  portes  et  dVinprisonner  le  sanglier.  De  lä 
les  armes  de  la  ville  de  Porrentruy,  fond  blanc  au  sanglier  noir,  les  poils 
heriss^s  et  la  queue  tortillee  de  detresse. 


316  Miszellen.  —  Melanged. 

Autre  lögende  pepulaire  sur  Laufen, 

Cette  petite  ville  avait  des  murailles  pea  solides,  une  faible  garnison, 
et  les  bourgeois  ^taient  pauvres.  On  disait  neanmoins  qu'elle  ne  pouvait 
jamais  etre  prise  par  l'ennemi.  £n  eüet,  expliquait-(m,  it  n'y  a  qae  trois  moyens 
pour  s'emparer  d'nne  ville  fortiiiee :  le  bombardement ,  Tescalade  et  la 
famine.  Or  Laufon  ne  pouvait  etre  pris  par  aucun  de  ces  nioyen».  Le 
bombardement  y  dtait  sans  eftet,  car  la  ville  6tait  remplie  de  fumiers,  de 
Sorte  qiie  les  boulets  lances  dans  les  rues,  par-dessus  les  remparts,  tombaient 
sur  les  fumiers  et  ne  faisaient  pas  de  mal.  L'ennemi  ne  pouv^ait  pas  davan- 
tage  s'en  emparer  par  Tescalade,  car  aussitot  que  les  echelles  ^taient  appH- 
qu^es  contre  les  murailles,  eellesci  s^ecroutaient.  Enfin  la  ville  oe  pouvait 
etre  röduite  par  la  famine,  paree  (]ue  les  habitants  6taient  habitu^s  ä  crever 
de  faim  et  que  ce  moyen  les  laissait  indiff^rents.  Donc  Laufon  ötait  une 
ville  imprenable. 

Mi^court.  A.   Daucourt. 

Ein  Freitagsgebet  aus  Jonen. 

Frau  R.  in  Jonen  teilte  mir  ein  „Fritiggebäf*  mit,  das  man  jeden 
Freitag,  wenn  die  Glocke  3  Uhr  läutete,  hersagte,  daheim  sowohl,  als  wenn 
man  da  oder  dort  „z'Stubeten"  war.  Das  Gebet  „haig  no  e  Wärt**,  sagte 
die  gute  Alte.    Es  lautet: 

Ist  hat  der  hl.  Fritig  Hätt'  ich  ein  Mensch 

Der  allerihöchst  Tag  Der  mir  das  Gebet  all  Fritig  dreimal 

Wo-n  euse  liebe  Herr  Jesus  Christ  [sprach 

Am  heiligen  Chrüz  gestorben  war.         Wett'  ihn  belohne 
Er  war  an  eine  Sul  gebunden  Mit  einer  himmlische  Chrone 

Blüetet  ihm  sini  Wunden  VVett  ihm  geh  drei  Seele  zum  Löse 

Die  kleinen  wie  die  grossen.  s  erst  si  Vatter 

•  Da  kam  si  liebste  Mueter  derthar  s  ander  si  Mueter 

Ach  Sohn,  lieber  Herr  Sohn  s  dritt  si  Seel  sälber 

Möchtet  dini  Weh  so  gross  sein  Wett  sie  füere  is  Himmelrich. 

Amen. 
Jonen.  S.  Meier. 


Bucheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

Das  Bauernhaus  in  der  Schweiz.     Hrg.  v.  Schweiz.  Ingenieor- 
u.  Architektenverein.     Sr'chlusslieferung:   Text  von   Eugen 
Probst.    VH-30  Seiten  fol. 
Durch  dir  Veröffentlichung  des  Textes  liegt  nun  der  3.  Band  des  schon 

mehrfach  angezei^tt^n  grossen  Lieferungswerkes  abgeschlossen  vor.    Der  Ab- 

schlnss  der  Bande  „Dt^utschiand'*  und  „r)8terreich"    ist  in  der  nächsten  Zeit 

zu  gewärtigen. 


Bücheranzeigeo.  —  Comptes  rendus.  317 

Es  fällt  mir  nicht  leicht,  den  Text  einer  Kritik  zu  unterziehen;  denn 
ich  gehöre  auf  dem  Gebiete  der  Hausforschung  noch  zu  den  Suchenden. 
Von  den  bisherigen  Arbeiten  über  das  schweizerische  Bauernhaus  hat  mich 
noch  keine  vollauf  befriedigt :  entweder  sind  sie  dilettantisch-sentimental,  indem 
sie  in  unsere  ländlichen  Bauten  Gefühlswerte  hineinlegen,  mit  denen  die  Wissen- 
schaft nichts  anzufangen  weiss,  oder  sie  gehen  von  aprioristi sehen  Thesen 
aus,  denen  sich  das  Material  anbequemen  soll ;  entweder  sind  sie  zu  allge- 
mein gehalten  oder  sie  verwirren  durch  ein  allzu  reiches  Detail.  Mancher  wird 
es  mit  mir  beklagen,  dass  Hunziker  ausser  seiner  knappen  Übersicht  in 
diesem  „Archiv"  (I,  13flF.)  nicht  eine  zusammenfassende  Darstellung  der 
schweizerischen  Haustypen  veröffentlicht  hat,  bevor  er  an  die  einzelnen 
Gruppen  ging.  In  dem  vorliegenden  Werke  hätte  er  sie  uns  vielleicht  ge- 
boten, aber  er  sollte  seinen  Abschluss  nicht  mehr  erleben. 

Der  jetzige  Text  wird  kaum  befriedigen,  so  übersichtlich  er  auch  auf 
den  ersten  Blick  scheint.  Man  hätte  bei  der  Abfassung  zwei  verschiedene 
Wege  einschlagen  können  :  entweder  man  lieferte  einen  erläuternden  Text 
zu  den  Tafeln,  oder  man  begnügte  sich  mit  einer  knappen,  allgemeinverständ- 
lichen Darstellung  der  hauptsächlichsten  Typen.  Dass  der  Verfasser  Ersteres 
nicht  hat  thun  können  und  wollen,  ist  begi-eifiich ;  denn  die  Auswahl  der 
Tafeln  ist  mehr  nach  ästhetischen  als  nach  historischen  Gesichtspunkten  ge- 
troffen worden.  So  ist  es  denn  gekommen,  dass  nicht  weniger  als  25  Tafeln 
vom  Text  unberücksichtigt  gelassen  wurden,  während  zu  einiecen  wichtigen 
Typen  die  Illustrationen  fehlen.*)  Aber  auch  eine  klare  Darlegung  der  ver- 
schiedenen Grundtypen  ist  nicht  geboten  worden.  Man  hätte  erwarten  können, 
dass  mit  ein  paar  markigen  Strichen  die  6  Haupttypen  nach  ihren  wichtig- 
sten Charakteristiken  gekennzeichnet  würden.  Statt  dessen  wird  der  Grund- 
riss  in  den  meisten  Fällen  kurz  (oft  auch  unklar)  behandelt  und  ein  allzu- 
grosses  Gewicht  auf  die  Einzelheiten  (Einrichtung  der  Fenster,  Läden,  Form 
der  Schindeln  u.  s.  w.)  gelegt.  Hiefllr  nur  ein  Beispiel  unter  mehreren :  Als 
Grundtypus  des  „Bernerhauses"  wird  angegeben,  „dass  Wohnungs-  und 
Wirtschaftsräume  unter  einem  einzigen  Dach  vereinigt  sind".  Nun  ist  das 
aber  bei  dem  als  „Länderhaus"  bezeichneten  Haus  von  Diemtigen  (Tafel  6 
und  9)  auch  der  Fall,  und  ebenso  bei  einigen  Engadinerhäusern ;  das  Cha- 
rakteristikum muss  also  ein  anderes  sein.  Der  Hauptgrund  fiir  diese  Unklar- 
heiten liegt  wohl  darin,  dass  Probst  keine  selbständigen  ökologischen  For- 
schungen angestellt  hat,  sondern  ohne  Nachprüfung  die  W'orte  seiner  Vor- 
gänger wiedergibt.  So  hat  er  von  Hunziker  die  etwas  unglückliche  Bezeichnung 
„Länderhaus"  übernommen,  dessen  Kennzeichen  ein  sehr  ., flaches  Dach" 
und  daraufgelegte  Bretter  sein  sollen.  Im  Verlaufe  der  Darstellung  zeigt 
sich  aber,  dass  ein  grosser  Teil  der  „Länderhäuser"  ein  steiles  Dach 
ohne  Bretter  haben.  Wir  vermissen  also  auch  hier  wieder  die  Betonung 
des  Gemeinsamen,  Durchgehenden  einer  Gruppe.    Des  Fernern  halten  wir  es 

*)  Ich  vermisse  z.  B.  in  den  Tafeln  ein  rätoromanisches  Haus  ohne  Vor- 
mauerung (Text  Spalte  3^  imten),  ein  solches  mit  offenem  Giebel  ^Sp.  4*), 
Beispiele  für  die  rätorom.  Nebentypen  (fol.  7  fg.),  den  primitiven  (kleinen) 
Typus  des  ostschweiz.  Länderhauses  (Sp.  13*),  die  altertümliche  Vorschiebung 
der  einzelnen  Stockwerke  an  der  HIockwand  des  Walliserhauses  (Sp.  23» ), 
beim  Bernerhaus  sogar  den  auf  Sp.  27»  beschriebenen  Grundtypus. 


318  Bttcheraozeigen.  —  Comptes  rendus. 

bei  einer  zusammenfassenden  Darstellung,  wie  es  die  vorliegende  sein  boII, 
für  unrichtig,  wenn  einzelne  Typen  nicht  behandelt  werden,  weil  bereits 
Monographien  darüber  bestehen,  wie  das  z.  B.  bei  dein  „zweisässigen  Stock- 
hau»'' (fol.  26)  geschehen  ist.  Mit  dem  gleichen  Recht  hätte  das  rätoroma- 
nische, das  Prättigauer-  und  das  Walliser-Haus  übergangen  werden  können, 
von  denen  wir  Monographien  besitzen  (Egger,  Ludwig,  Hunziker).  Ein  grosser 
Übelstand  ist  auch  das  Fehlen  der  mundartlichen  Terminologie.  Hin  und 
wieder,  wo  Vorarbeiten  existierten,  sind  mundartliche  Bezeichnungen  ange- 
führt, doch  ist  das  eine  grosse  Seltenheit.  Es  wäre  dies  aber  um  so  nötiger 
gewesen,  als  in  den  Tafeln  einzelne  Grundrisse  überhaupt  gar  keine  Benenn- 
ung der  Ritume  aufweisen.  Endlich  macht  das  Ganze  durch  seine  massen- 
haften Druckfehler  den  Eindruck  grosser  Flüchtigkeit.  Wir  halten  es  filr 
unsere  Pflicht,  wenigstens  die  missverständnis-erzeugenden  hier  zu  verbessern. 
Sp.  V*»  und  VI*  Anm.  lies  „1898-*  statt  «18i)0\  Sp.  1*  lies  ,Tafel  lo"  statt  „5-, 
Sp.  12»»  lies  „Schwyz  Blatt  2-  statt  ^3«  (ein  Blatt  3  existiert  überhaupt  nicht), 
Sp.  13*  soll  es  wohl  heissen  „Fig.  25**  statt  „18",  denn  diese  stellt  nicht 
ein  Länderhaus,  sondern  ein  jurassisches  dar.  In  der  selben  Spalte  soll  es 
statt  , Appenzell  Tafel  Nr.  2"  genauer  heissen  :  „Appenzell  Tafel  Nr.  2  oben*  ; 
und  weiter  statt  „Appenz.  Tafel  Nr.  1":  „Appenz.  Tafel  Nr.  2  unten", 
Sp.  14*»  lies  „Bodenmann**  statt  „Bodmann**,  Sp  löMies  „Fürth"  st.  „Fruth-, 
„Brunnadern"  st.  „Brunadern".  Sp.  16*  fehlt  zwischen  Lemma  1,  2  u.  4  das 
Lemma  3,  Sp.  26*  u  26»»  lies  „Anzeiger  etc.  1889^  statt  „1888-'  und  1898". 
Das  Litteraturzitat  Sp.  26»»  enthält  nicht  weniger  als  4  (!)  Druckfehler :  statt 
„Thio:  Beitr.  zur  Landes-  und  Völkerkunde  (!)  v.  Elsass-Lothringen  lt98, 
3.  Heft,  S.  12  ff."  lies  :  „This,  ....  Volkeskunda . . . .  1888,  5.  Heft-.  Im  Litte- 
raturverzeichnis  (fol.  30)  fehlen  Erscheinungsort  und  Jahr  bei :  Bancalari, 
Lambert  &  Rychner,  Ludwig,  Schröter,  Seippel  Von  Druckfehlern  habe  ich  im 
Litteraturverzefchnis  folgende  nachkontrollieren  können:  bei  „Gladbach,  Holz- 
stil Zürich-  lies  „1882/83-  statt  „1897-,  ferner  „Meitzen"  statt  „Meitzer«,  „Senn- 
statt „Terni"  i ! .  Von  Graffeuried  u.  Stttrier  ist  mir  nur  die  Ausgabe  von 
1844  bekannt,  nicht  aber  eine  solche  von  1850.  Übrigens  fehlen  in  diesem 
Quellenverzeichnis  wichtige  Publikationen,  wie  Hunziker's  Arbeiten  im  , An- 
zeiger" und  in  diesem  „Archiv",  Virchow's  Artikel  in  d.  „Verhandl.  der 
Berliner  Ges.  f  Ethnol.-  1890;  ferner  Henning,  Das  deutsche  Haus,  Strassb. 
1882  und ;  I)i(^  deutschen  Haustypen,  Strassb.  1856,  Meringer,  Stud.  z.  germ. 
Volkskunde,  in  d.  „Mitt.  d.  anthr.  Ges.  in  Wien  %  XXI  u.  XXUI;  Gladbach, 
Charakteristische  Holzbauten  der  Schweiz.  Berl.  1897.  u.  A.  m.  Daftlr  sind 
wieder  QuellcMi  zitiert,  die  in  einer  wistienschaftliehen  Arbeit  nicht  figurieren 
sollten. 

Probst's  Fähigkeiten  als  Architekt  kann  und  will  ich  nicht  beurteilen; 
Jedenfalls  aber  h:it  er  sich  hier  einer  Aufgabe  unterzogen ,  der  er  nicht  ge- 
wachsen war.  Die  zusammenfassende  Darstellung  der  schweizerischen  Haus- 
typen  ist  also  nach  wie  vor  n(>ch  ungeschrieben. 

E.  H  0  f  f  m  a  n  n  -  K  r  a  y  e  r. 

Bibliotheca  Magica  et  Pneumatica.  (Antiquarischer  Lager-Katalog 
von  Jacques  Rosenthal,  München)  o.  J.  [1904].  680  Seiten  8^ 
Preis :  Mk.  6.—. 


Bücherauzeigen.  —  Comptes  rendus.  319 

Das  berühmte  Münchner  Antiquariat  hat  mit  der  Herausgabe  dieses 
Katalogs  unserer  Wissenschaft  einen  erbeblichen  Dienst  geleistet.  Denn  nicht 
nur  sind  die  Büchertitel  unter  einzelnen  Rubriken  gruppiert,  sondern  es  wird 
die  Benutzung  auch  durch  ein  vollständiges  alphabetisches  Autoren veraeichnis 
wesentlich  erleichtert.  So  wird  dieser  Katalog  als  Nachschlagewerk  ftlr  jeden 
Forscher  auf  dem  Gebiete  des  Occultismus,  Aberglaubens  u.  s.  w.  einen  blei- 
benden Wert  haben.  E.  Hoffmann-Krayer. 

Dr.  J.  Jegerlehner,  Das  Yal  d'AnDiviers  (Eivischtal)  nebst  einem 
Streifzug  ins  Val  d'H6rens.  Führer  durch  Landschaft,  Ge- 
schichte, Volk  und  Sage  eines  Walliser  Hochtales.  Bern 
(A.  Prancke)  1904.  VIIH-156  Seiten.  8".  Preis  geb.:  Fr.  4.—  . 

Die  Ortsmonographien,  welche  neben  der  Turistik  und  landschaftlichen 
Schilderung  die  Volkskunde  pflegen,  mehren  sich  in  erfreulicherweise  von 
Jahr  zu  Jahr,  und  namentlich  verdient  die  bekannte  Verlagsfirma  A.  Francke 
in  Bern  für  ihre  fortgesetzten  Bemühungen  auf  diesem  Gebiet  unser  volles 
Lob.  Der  unsern  Lesern  nicht  mehr  unbekannte  Verfasser  der  vorliegenden 
Schrift  (s.  Arcuiv  V,  287  ff.j  hat  es  sich  angelegen  sein  lassen,  das  interessante 
Walliser  Tal  und  sein  Volk  möglichst  vielseitig  zu  beleuchten,  indem  er 
nicht  nur  der  Topographie  und  der  Geschichte  seine  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet hat,  sondern  auch  dem  Hausbau,  der  Alpwirtschaft,  den  Sitten  und 
Sagen.  Ein  reicher  Bilderschmuck  erhöht  den  W^ert  des  empfehlenswerten 
Büchleins.  E.  H  offm  an  n -K  ray  e  r. 

Paul  S6billot,  Le  Folk-Lore  de  France.  T.  I.:  Le  Ciel  et  laTerre. 
Paris  (E  Guilmoto)  1904.  VI+489Seiten.8^  Preis  16  Franken. 

iMit  diesem  stattlichen  Bande  eröffnet  der  bekannte  Herausgeber  der 
Revue  des  Traditions  populaires,  unser  Ehrenmitglied,  eine  Publikation,  die 
für  alle  Zeiten  grundlegend  bleiben  wird.  Wir  müssen  freilich  unsere  deutschen 
Leser  darauf  aufmerksam  machen,  dass  der  französische  Begriff  des  „f^elk- 
Lore"  sich  nicht  vollständig  mit  unserer  „Volkskunde"  deckt.  Während  wir 
unter  „Volkskunde"  die  Wissenschaft  vom  Volke  verstehen,  bezeichnet  der 
Franzose  mit  „Folk-Lore"  das  Wissen  des  Volkes,  seine  Denkweise,  seine 
Vorstellungen  von  der  sichtbaren  und  unsichtbaren  Welt,  seine  Poesie  und 
Phantasie,  seine  Redeweise.  Ja,  iSebillot  scheint  den  Begriff  noch  etwas 
enger  zu  umgrenzen,  indem  er  Poesie  und  Redeweise  nur  soweit  beizieht, 
als  sie  Stoff  liefern  für  den  Anschauungskreis  der  Volksseele.  Auf  Grund  dieser 
Auft'assung  von  „Folk-Lore"  bewegt  sich  die  Darstellung  zumeist  auf  dem 
Gebiet  des  sog.  Aberglaubens,  und  wir  haben  somit  ein  Werk  vor  uns, 
ähnlich  wie  es  Wuttke^)  für  Deutschland  geliefert  hat,  nur  in 
grösserm  Masstabe.  Diesem  ersten  Bande  sollen  nämlich  noch  drei  weitere 
folgen  :  II.  La  Mer  et  les  Eaux,  III.  La  Faune  et  la  Flore,  IV.  Le  Peuple 
et  THistoire. 

Der  vorliegende  erste  Band  hat  folgenden  Inhalt :  Livre  premier  : 
Le    Ciel.    Vh.  I:    Les  Astres ;    (1i.  II :   Les  Meteores.    —    Livre   second : 

2)    Der   deutsche  Volksaberglaube  der  Gegenwart.    3.  Bearbeitung  von 
E.  H.  Meyer,  Berlin  1900. 


320  Bücheranzeigen.  —  (-omptes  rendus. 

La  Nuit  et  les  Esprits  de  Tair.  Cli.  I :  LaNuit;  Ch.  II:  Les 
Chasses  aeriennes  et  tes  bruits  de  Tair.  —  Livre  troisieme :  La  T e r r e. 
Ch.  I :  La  Terre ;  Ch.  11 :  Les  Mootagnes ;  Ch.  III :  Les  Forets ;  Ch.  IV  : 
Les  Rochers  et  Jes  Pierres ;  Ch.  V :  Les  Empreintes  merveilieuses.  —  Livre 
quatrieme:  Le  Monde  so  u  terra  in.  Ch.  I :  Le  dessous  de  la  Terre; 
Ch.  II :   Les  Grotte». 

über  die  Anordnung  im  Einzelnen  äussert  sich  der  Verfasser  (S.  rV  fg.) 
wie  folgt :  « II  m'a  semblc^  rationnel  de  commencer  . . .  par  rapporter  les 
legendes  sur  Torigine  des  choses  et  leurs  transformations  successives, 
puis  d'exposer  les  id^es  que  le  peuple  attache  ...  aux  particula- 
ritös  qui  excitent  son  ^tonneinent  ou  sa  crainte,  Tinfluence  qu'il  attribue 
aux  forces  de  la  nature,  le  pouvoir  que  certains  hommes  exercent  sur 
elles,  les  pronostics,  les  prösages,  les  superstitions  dont  les  divers 
phänomenes  sont  l'objet.».  Im  Weitern  werden  die  «etres  fantastiques, 
sumaturels  ou  diabolicpies»,  besprochen,  und  «ä  la  fin  de  cha(jue  mono- 
graphie,  les  coutumes,  les  observances  bizarres,  les  pratiques  ra^- 
dicales,  et  les  vestiges  de  culte  qui  sont  en  relation  ...  avec  les  di- 
verses circonstances  du  monde  physique». 

Die  hohe  Bedeutung  des  Unternehmens  geht  schon  aus  dieser  knappen 
Übersicht,  noch  viel  mehr  aber  aus  der  Lektüre  des  ersten  Bandes  selbst 
hervor.  Das  Werk  wird  in  keiner  grössern  wissenschaftlichen 
Bibliothek  fehlen  dürfen. 

Zum  Schluss  noch  eine  Frage  und  eine  Bitte.  Es  wird  nicht  selten 
vorkommen,  dass  man  über  die  Einreihung  einer  abergläubischen  Vorstellung 
in  eine  bestimmte  Rubrik  schwanken  kann.  So  ist  z.  B.  der  Glauben,  dai*s 
ein  Sonn(jn8triihl  wiihreud  der  Trauung  glückbringend  sei,  unter  dem  Kapitel 
„Gestirne'*  verzeichnet.  Da  nun  aber  auch  eine  Zusammenstellung  des 
Hochzeitsaberglaubens  interessant  wäre,  so  möchte  ich  mir  die  Frage 
gestatten,  ob  auch  auf  die.se  Rubrik  durch  einen  Hinweis  (sei  es  im  Text, 
sei  es  im  Generalregiter)  Kücksicht  genommen  wird.  Meine  Bitte  aber  ist 
keine  geringen»  als  die :  es  möchte  für  Frankreich  auch  eine  Sammlung  der 
eigentlichen  Volkssitten  und  -Brauche  in  A«griff  genommen  werden; 
denn  die  einschlägigen  Monographien  aus  den  einzelnen  Provinzen  und  De- 
partements sind  sehr  schwer  zugänglich. 

E.   H  0  ff  m  a  n  n  •  K  r  a  y  e  r. 

0.  Schwindrazheim,  Deutsche  Bauernkunst.  Hrg.  im  Auftrag  der 
Lehrervereinigung  f.  d.  Pflege  der  künstlerischen  Bildung  zu 
Hamburg.  Wien  (Martin  Gerlach  &  Co.)  o.J.  [1904]  XVI+168 
Seiten.  8''. 

„Wir  möchten  zeigen,  dass  auf  dem  Lande  nicht  nur  allerlei  Kun.st 
vorhanden  ist,  sondern  sogar  allerlei  höchst  interessante,  dass  nur  eine  andere 
Einstellung  des  Auges  nötig  ist,  als  die  in  der  Stadt  gewohnheitsmiissig 
benutzte,  um  sie  zu  sehen  und  sich  ihrer  zu  erfreuen.'*  Mit  diesen  Worten 
führt  der  Verfasser  sein  Buch  ein,  und  wer  auch  nur  einen  flüchtigen  Blick 
in  diese  gliinzend  ausgestattete  Publikation  gethan,  wird  zugeben  mQssen, 
dass  man  berechtigt  ist,  von  einer  Bauern kun st  zu  sprechen.  Ein  unge- 
ahnter Keichtuni    von  interessanten  und  charakteristischen  Formen  entfaltet 


Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus.  321 

sich  hier  vor  unsern  Alicen,  und  wenn  auch  der  Verfasser  das  Hauptgewicht 
auf  die  norddeutsche  Bauernsame  gelegt  hat,  so  ist  doch  ftlr  Jeden, 
der  mit  offenen  Augen  das  Land  durchstreift,  auch  Süddeutschland  und 
unsere  Schweiz  nicht  minder  reich  an  bäuerlichen  Stilformen. 

Der  Verfasser  teilt  sein  Buch  in  drei  grosse  Hauptabschnitte,  von 
denen  der  erste  die  Geschichte  der  deutschen  Bauernkunst,  der  zweite  ihre 
Eigenschaften,  der  dritte  ihre  einzelnen  Erzeugnisse  behandelt.  Es  ist  eine 
wahre  Freude,  aus  dem  gesunden  Born  seiner  frischen  Darstellung  zu  schöpfen 
und  den  stilvollen  Bilderschmuck  auf  sich  wirken  zu  lassen.  Nicht  nur 
allen  Freunden  echter  Heimatkunst  möchten  wir  das 
Buch  zur  Anschaffung  empfehlen,  sondern  wir  möchten 
auch  namentlicli  die  Lehrer  an  Kunst-  und  Gewerbe- 
schulen bitten,  ihre  Schüler  aufdasselbe  hinzuweisen 
und  zum  Zeichnen  auf  unsern  Dörfern  anzuspornen. 
Wünschenswert  w«tre  freilich  —  was  Schw.  nicht  gethan  hat  — ,  dass  die 
echt  mundartliche  Bezeichnung  der  Gegenstände  beigefügt  würde. 

E.  Hoff  m  a  n  n -K  ray  er. 

Renward  Brandstetter,  Der  Genitiv  der  Luzeruer  Mundart  in 
Gegenwart  und  Vergangenheit.  (Abhandlungen  hrg.  von  der 
Gesellsch.  f.  deutsche  Sprache  in  Zürich  X.)  Zürich  (Zürcher 
&  Purrer).  1904.  80  Seiten.  8".  Fr.  2.50. 

Dr.  Esther  Odermatt,  Die  Deminution  in  der  Nidwaldner  Mundart. 
(Dieselbe  Sammlung  IX.)    Ebenda  1904.   91  S.  8^  Fr.  3.-. 

Obschon  es  sonst  nicht  unsere  Gepflogenheit  ist,  an  diesem  Orte  rein 
grammati.sehe  Arbeiten  anzuzeigen,  so  können  wir  es  uns  doch  nicht  ver- 
sagen, der  rührigen  Gesellschaft  fiir  deutsche  Sprache  auch  hier  einmal  un- 
sern Dank  auszusprechen  fllr  so  manche  fordernde  Abhandlung,  die  unter 
ihren  Auspizien  erschienen  ist. 

Von  Brandstetter  konnten  wir  von  vornherein  etwas  Gediegenes 
erwarten ;  sind  doch  seine  frühern  Dialektarbeiten  hinlänglich  als  vielseitige 
und  tiefgreifende  Studien  bekannt.  Und  doch  hat  die  Fülle  des  Stoffs  und 
die  scharfe  Krtiik  der  sprachlichen  Erscheinungen  unsere  Erwartungen  noch 
überboten.  Die  allzu  behagliche  Breite  des  ersten  Kapitels  hätte  ja  freilich 
für  den  Druck  ^)  etwas  zusammengefasst  weiiien  mögen.  Dafür  aber  bietet 
uns  der  grammatikalische  Teil  so  manches  Neue  und  so  manche  feine  Be- 
obachtung, besonders  auf  dem  Gebiete  der  Syntax  (z.  B.  §  91,  S.  73),  dass 
alle  kleinlichen  Bedenken  verstummen  müssen.  Aus  jedem  Kapitel  spricht 
ein  unermüdlicher  Fleiss  und  eine  suveräne  Beherrschung  des  weitschichtigen 
und  verwickelten  Stoffes. 

Esther  Od  er  matt  bietet  uns  eine  Erstlingsarbeit,  aber  gleich 
eine  Arbeit  ersten  Ranges.  Die  Verfasserin  hat  es  fertig  gebracht,  auf  einem 
anscheinend  beschränkten  Gebiete  etwas  Vollendetes  zu  liefern,  und  zwar 
nicht  etwa  nur  durch  den  Reichtum  des  beigebrachten  Stoffes,  sondern  auch 
durch  die  Vielseitigkeit  der  Gesichtspunkte,  die  Feinfühligkeit  für  das  Sprach- 
psychologische und  die  Gewandtheit  des  Stils.    Wie  harmonisch   und  weit- 


^)  Kap.  I  bildete  den  Inhalt  eines  Vortrages.  si 


322  Bücheranzeigen.  —  Comptes  rendus. 

blickend  ist  zum  BelBpiel  die  Püinleitung!  Nirgends  begegnen  wir  dem  in 
Erstlingsarbeiten  so  häufigen  Dünkel  und  dem  Flunkern  mit  wissenscbafl- 
lichen  Schlagwörtern,  nirgends  auch  jenem  nüchternen  und  verständnislosen 
Rubrizieren,  wie  wir  es  sonst  bei  Dissertationen  gewohnt  sind,  überall 
scheinen  wir  es  mit  einem  besonnenen,  reifen  Forscher  zu  thun  zu  haben, 
der  sich  in  Bescheidenheit  der  Grenzen  menschlichen  Wissens  stets  bewusst 
bleibt.  Es  wird  kaum  möglich  sein,  sich  in  die  Gefllhlswerte  begrifisbildender 
Elemente  liebe-  und  verständnisvoller  zu  versenken,  als  es  durch  die  Ver- 
fasserin geschehen  ist. 

Auf  eine  Kritik  des  Einzelnen  können  wir  uns  an  diesem  Orte  natür- 
lich nicht  einlassen ;  wir  haben  auch  wenig  gefunden,  wo  wir  anderer  An- 
sicht wären.  Das  Ganze  aber  ist  eine  so  treffliche  Leistung,  dass  wir  der 
Verfasserin  von  Herzen  Glück  wünschen  können  zu  der  vielverheissenden 
Eröffnung  ihrer  wissenschaftlichen  Laufbahn. 

E.  Hoffm  an  n-K  rayer. 

Le  Komancäro  populaire  de  la  France,  Choix  de  Chansons 
populaires  fran^aises.  Textes  critiques  par  George  Doncieux. 
Avec  un  avant-propos  et  un  index  musical,  par  Julien  Tiersot. 
Paris,  Emile  Bouillon,  1904. 

Un  interessant,  un  consciencieux  et  tres  savant  ouvrage,  oü  Tauteur, 
avec  une  Erudition  minutieuse  et  une  ingeniosit^  remarquable  reconstitue  le 
texte  critique  de  45  vieilles  chansons  populaires  fran^aises,  pour  la  plupart 
en  train  de  disparaitre  et  que  la  jeune  g^n^ration  ne  connait  plus !  C'est 
vraiment  une  oeuvre  de  benMictin  ;  car  avec  une  patience  et  une  perse- 
vörance  quo  rien  ne  rebute,  Doncieux  va  rechercher  dans  tous  les  pays  de 
TEurope  et  jusqu'au  Canada  toutes  les  vieilles  romances  populaires  qui  se 
sont  d'abord  transmises  par  la  tradition  orale ;  il  en  suit  les  moindres  traces, 
en  note  les  transforniations,  retrouve  leurs  origines  jusque  dans  les  gwerz 
armoricains  ou  les  vises  scandinaves ;  et  cette  partie  de  son  süperbe  travail 
n'est  ni  la  moins  interessante,  ni  la  moins  pröcieuse.  En  tete  de  son  etude, 
Tanteur  nous  donne  aussi  une  bibliographie  tres  compl^te  de  tous  les  ouvra- 
ges  ou  il  a  puise  ses  texte».  Pour  la  Suisse,  il  ne  cite  gu^re  que  M.  Grodet 
{Echos  du  hon  vieux  iemps,  1881)  ä  propos  de  la  chanson  La  courte  paUle, 
plus  connuc  ehez  nous  sous  le  titre :  //  etait  un  pelii  navive.  —  Ce  serait 
cependant  une  grave  erreur  de  croire  (ju'en  dehors  de  cette  «biingue»  les 
autres  ehants  populaires  tHudi^s  par  Doncieux  sont  inconnus  dans  notre 
pays ;  le  Jura  bernois,  proche  voisin  de  la  Franche-Comte,  en  possMe  en 
tous  cas  un  tres  grand  nombre.  Quelques-uns,  comme  la  Fille  du  MarSchal 
de  France  (ii®  38) : 

«Brave  capitaine 

Kevenant  de  guetTe 

Clierchant  se»  amours  . . . .» 
»Vntondent  dan»  toutes  no»  frtes  de  village.  D'autres  se  sont  si  bien  accli- 
matö»  (|u'il  ont  ete  traduits  en  patoia  jurassien  :  Le  pommier  doux  (n**  3), 
La  passion  de  JSsus-Christ  ;n'^  5i.  Je  les  ai  citös  Ari-h.  III,  p.  279  et  IV, 
]).  164.  Jiii  reoueilli,  en  patoi»  aussi,  los  complaintes  n°*  31  {Jesus-Christ  en 
pnuvre),  '33  (Saint  Nicolas  et  le  nourrisson  brüle),  o4  {Sainte-CcUherine).  Ces 
iiiüiceiuix,  encore  inedit»,  »erunt  publie»  sous  peu.  —  Nos  vieux  Jurassiens, 


Kleine  Chronik.  —  Chronique.  323 

les  Ajoulots  surtout,  ont  fait  leurs  dölices  de  bon  nombre  des  chansons  du 
Romancero.  —  M.  A.  Bi^trix  dans  ses  Chanta  populaires  du  Pays  d'Ajoie 
(1898,  manuscrit)  donne  Je  texte  de  six  de  ces  romances,  les  n"»*  6,  21,  26, 
39,  42  et  41,  preuve  qu'on  les  connaissait  fort  bien.  Mais  comme  elles  n'ont 
jamai»  ^t^  imprimäes,  Doncieux  ne  pouvait  naturelleuient  pas  savoir  qu'on  les 
connüt  en  Suisse,  du  moins  dans  le  Jura  catholique.  —  Son  livre  n*en  est 
pas  moins  une  (ruvre  de  toute  preiuiere  valeur  pour  les  folkloristes ;  d'autant 
plus  qu'il  a  cet  immense  avantage  sur  la  plupart  des  publications  de  ce 
genre  de  donner  dans  un  appendice  les  melodies  de  toutes  ces  chansons. 
C'est  ä  M.  Julien  Tiersot  que  nous  sommes  redevables  de  cet  index  muslcal. 
L'oeuvre  de  Doncieux,  mort  trop  tot  pour  en  assurer  la  publication,  ne  pou- 
vait tomber  en  de  meilleures  mains.  A.  R. 


Kleine  Chronik.  —  Chronique. 

Sociött^!  des  Traditions  valaisannes.  — -  Wie  wir  vernehmen 
hat  sich  im  Wallis  am  4.  Oktober  1903  eine  Gesellschaft  für  Walliser  Volks- 
kunde gegründet,  deren  Zweck  die  Sammlung  von  Gegenständen  aus  dem 
Walliser  Volksleben  ist.  §  3  der  mir  nur  in  französischer  Fassung  vorliegen- 
den Statuten  lautet:  «La  Sociöti^  recueillera :  V  Les  objets  de  manage  et 
de  la  vie  domestique  (objets  d'6tain,  matöriel  de  cuisine,  vaisselle,  lanternes- 
lampes,  ferronnerie,  ameublement,  nappage,  colliers  de  vache  etc.)-  2^  Les 
costumes  et  les  portraits  anciens  pouvant  servir  ä  Thistoire  du  costume. 
3**  Les  objets  religieux  (croix  de  procession  et  de  cimeti6re,  omements 
d'^glise,  etc.).   £n  un  mot  tous  les  objets  ayant  rapport  d  la  ^ie  nationale.» 

Der  Jahresbeitrag  beträgt  5  Fr.  Als  Vorstand  unterzeichnen  :  A.  de 
Kalbermatten,  Präsident,  und  £.  Bieler,  Aktuar.  Inwieweit  auch  der  deutsche 
Teil  des  Rantons  im  Vorstand  vertreten  ist,  wissen  wir  nicht.  Es  ist  aber 
anzunehmen,  dass  ihm  gleiche  Rechte  eingeräumt  worden  sind,  wie  dem  fran- 
zösischen, und  dass  auch  deutsche  Statuten  existieren. 

Wir  hoffen  bald  Näheres  über  das  lobenswerte  Unternehmen  mitteilen 
zu  können.  Bis  jetzt  sind  uns  nur  von  dritter  Hand  die  Statuten  zugestellt 
worden.  Die   Redaktion. 

Gemeindechroniken  des  Kantons  Basel-Land.  —  In  Band  VIII 
S.  70  haben  wir  bereits  auf  die  im  Entstehen  begriffenen  Gemeindechroniken 
des  Kantons  Basel-Land  hingewiesen.  Die  Fragebogen  hiezu  liegen  nunmehr 
fertig  vor  und  sind  in  der  zweiten  Hälfte  Oktober  verschickt  worden.  Auf 
Veranlassung  von  Herrn  Reg.-RatBay  haben  darin  auch  die  volkskund- 
lichen  Gegenstände  eine  eingehende  Beachtung  gefunden.  — 

Volkskunde  im  Kgr.  Württemberg.  —  Ais  erste  Publikation 
der  „Württemberg.  Vereinigung  für  Volkskunde**  ist  vor  kurzem  Nr.  1  der 
^Mitteilungen  über  volkstümliche  Cberlieferungen  in  Württemberg*  erschienen. 
Sie  sind  das  reiche  Ergebnis  der  verschickten  Frag(»bogen  und  enthalten 
ausschliesslich  Volksglauben.  Der  Verfasser  dieser  ersten  Nummer  ist 
Prof.  Dr.  K.  Bohnenb erger  in  Tübingen.  Wir  empfehlen  den  Freunden 
des  Volkstums  den  reichen  und  interessanten  Stoff  aufs  wärmste  zum  Studium. 


334 


Aalhaut  151 

Abendraahlßbrot  146.  153. 
275 

Aberglauben  s.  Volksglau- 
ben 

Abgaben  246  fg. 

Abstreifen  von  Krankhei- 
ten 221  fg. 

Abtreibung  144 

Affe  300 

Ahasver  (72  III  1) 

Aliwander  17 

Allermannsharnisch  146 

Allerseelen  247 

Alpbräuche  (72  III  1.  2j. 

{74; 

Alpdruck  (s.   a.  Doggeli) 

150.  304.  313 
Alpfahrt   (72  III  2).    (74 

XII  4) 
Alphorn-Fa  9 
Alpsegen  s.  Betruf 
Alpstube(rnen    1.  2.  3.  5 

(72  III  5) 
Alpverfassung  (72  III  1) 
Alpwirtschaft     (73).     (74 

XII  1).  ?45 
Aimilet  145.   152  (2  x^ 
Andreastag  (V2  111  5) 
Apfelbaum  274 
April  (721112  .(76XIU5) 
Architektur  s.  Haus 
Annurins  (75,11) 
Aufstehen  27H 
Augbrauen  142 
AuguHtin .     Kettenbi'i.sson 

223 
Ausgang,  erster  144 
Äusserer  Stand  94  fg.  162 

Bacchus  175 

Balbierertanz  21 

Bande  v.  tollen  Leben  91. 
95 

Barnabas  (72  III  l) 

Basilisk  300 

Baubräuche  (7t)) 

Bauernhaus  (68.  316) 

Bauernrcg<'In  (s.  a  Kalen- 
der-, Wetterregeln)  (72 
1112).  (79) 

Ba'onhenjen  Juhu!  —  St. 
Galler  Land  (67i 

Begriibni.s  (72  1112.5).  267. 
273.  274. 

Belu»xung  (s.  auch  Hexen, 
Gegenzauheri  27»") 


Register. 

Bergmandli  297 

Bernstein  152 

Berufe  (75) 

Besessene  308 

Besuche  (75) 

Betruf  (72  III  2).  (74  XII 
2.  2*) 

Bettlauben  (72  III  2) 

Bettnässen  149 

Bihliofheca  magica  (318) 

Biene  274 

Bittgang  (s.  a.  Prozession) 
(72  III  1) 

blasen  149 

Blasphemie  s.  Lästerung 

Blindenstäubete  164 

Block  247 
i  Blut  314 

Bock  (s.a. Ziegenbock)  153 
;B(»den:   Kind  auf  den  B. 
l(»gen  267 

Bonifaziustag  279 

brandsieiier ,  Dramatik 
24  ff.,  Genitiv  (321) 

Brauen  s.  Augbrauen 

Brot:  Aberglauben  146. 
247.  269,  geweihtes  B. 
(72  III  2) 

Brücken  (73) 

Brüderschaften  61.  174 

Brunnen  (73),  heilsam  146. 
148.  152,  Kult  175  A. 
141,  Orakel  267 

Brunnen herren  296 

Bnmnensegnen  247 

Brunnensuchen  (76) 

Brunnen  tauche  s.  Wasser- 
tauche 

Brunnenumgehen  u.  -um- 
tanzen 89  (2  X).  90.  i75 

Bub(?nstücke  fs.  a.  Nacht- 
buben (72  III  2j.  83 

Bücherreime  224 

Buchryberli  10 

ßundl  Märchen  (159) 

,  C'har-  s.  Kar- 
.  (harakteri.stik  des  Volkes 
I      ;s.  a.  Originalgestalten) 
I      (72  III  1.2.3) 
Chorglöggli  304 


Christkindelibei  315 


Cork  II.  felrlhick.  Kinder- 
I      spei  (69) 

;  Courfhion.  Teuple  du  Va- 
I      lais  (226) 


Dach  ab<iecken  173  A.134 

Dachsfett  150 

Dachtraufe  305 

Dämonen  (s.  a.  Doggeli,  Ge- 
spenster, Seelen  ■,  Uärd- 
wvbli  276,  Zwerge  276. 
278,  Huuper  304,  Trr)t. 
tenmüetterli  305,  Dog- 
geli u.  Strädel  305. 

Daucourt,  S(»bri<)uets  49, 
Legendes  315  fg. 

Doggeli  (8.  a.  Alpdruck) 
305.  313 

l>o>}c/et«a:,Romancer<>(322) 

Donnergueg  280 

doppelieren  11 

drei  268 

Dreikönige  f72III2).  (77 
XVI12).  .78XVI31.33. 
248 

drei  ledemi  Strumpf  15 

Dreimonatschuialz  153 

dteizehn  275 

Durchlässe  (72  III  5) 

Edelsteine :  Amethyst  150 

Ehe  8.  Orakel,  Neuver- 
mählte 

Ehelosigkeit  166 

P^hemänner,  untertlrückte 
164 

Ehepaare  s.  Neuvermählte 

Ei  275 

Einzelgestalten:  Obeniarr 
88,  Strohkönig  9.< 

Eisen  s.  Hufeisen,  Nägel, 
Stecknadel,  Schere,  Si- 
chel, Messer 

Eisengrind  92 

elf  267  fg. 

Elster  3uO 

Embryo:  Geschlecht  des- 
selben 144 

Engerling  s.  Maikäfer 

erbrechen  146.  149 

Erde :  auf  d .  Enle  legen  1 44 

Erz  graben  304 

EselsrQcken  53 

Eule  273.  300 

Eulenspiegel  95 

Euphemismen  32 

Euphrosyne,  hl.  (77  XV  12; 

Farner,  Kettenbeissen224 
Fastnacht  ^72  lil  1.  2.  3), 

(75,  32).    88.   246.   248. 

250  ff 


Register. 


325 


Feuer  (6.  a.  Osterfeuer)  hei- 
liges 248. 313,  Fastnacht 
248 

Feuerbaiin  277 

Feuerbüchscn  63 

Finder  142 

Fin^rernÜKel  142.  146. 150. 
272 

Firmung  254 

Fische  (Tierkreis)  279.  280 

Fhich  32.  (79  XIX  6J 

Fiu^  8.  Zauberflujc 

Fhireinteilunf?  (72  III  1) 

Formel  s.  Re<le 

Fraiienthal  93 

Freitag  272 

Freitafcsgebet  316 

Fridolin,  hl.  (77  XV  15) 

Friede  trinken  28 

Fronleichnam  (72  III  2) 

Fruchtbarkeitssymbol  88. 
274 

Fryhjirster  94.  177 

Fuchs  280 

Galffen  57.  157  fe.  310 
Gassengehen  84 
GassengiMster  311 
Gassenledige  84 
Gebiinlen  35 
Gebärstuhl  144 
Gebet  (72  III  1.  2).    (76). 

316 
Geburt  s.  Kind 
Gedächtnis  143 
GiMlenkf eiern  i75) 
Gedenktafeln  ,72  III  1) 
Gegenzaub«»r  145.146.275. 

313 
Geld  272 
Geldzauber  277 
Gemeindechroniken     {10\ 

(323) 
Genovefa,  hl.  (77  XVI  17) 
Gerät  (s.  a.  Möbeln )  (73V'l  6; 
Geschiechterverkt^lir  (s.  a. 

Kiltgang)c72III1.2).87. 

96.  163  ff.  170 
Gespenster   (s.  a.    Seelen, 

Dämonen^  (76).  275.  276 

278.  297  ff.  305.311.312, 

Verbau nungsiU't  301 
Gestirne  253 

„gesunde"  Krankheiten  145 
Gfeller,  Schulgang  Christi 

154  ff. 
Giritzenmoos  89 
Glas  275 

Glocken  (s.  a.  läuten)  309 
Glück  s.  Orakel 
Goldmachen  300 
Grab  270 


Grenzbereinigung  64.  307. 

314 
Greyerz,  Wörterbuch  (160) 
Gruss  33.  (79  XIX  5) 

Haar  142.  146.  279 

Haberfeldtreiben  170.  174 
A.  135 

Hackbrett  6 

HJicksel  173 

^a/f/€r. Nachträge  66,  Gal- 
gen 157  fg. 

Hagel  280 

Hahnenei  300 

Hahnenkamm  149 

Hämle  142 

Hanfkultur  (73  VUI  2) 

Härdwybli  276 

harnen  151.  152 

Hase  280 

Hasenzähne  144 

hauchen  s.  blasen 

Haus  (s.  a.  Möbel,  Gerät, 
Baubräuche).  72  III  1.2. 
3.  7)    (73) 

Haussegen  47 

Hauszeichen  i72  III  1) 

Hecken  (72  IH  5) 

Heidenkreuze  (72  III  1) 

Heidleni  276 

Heiligenkult  (75,  21.  23). 
(77) 

Heilmittel  s.  Volksmedizin 

Heischelieder  "72  1112) 

H(»ldensage  26  ff. 

Heraldik  54.  (74» 

Herz  143 

Herzblatt  274 

Hexen  (76).  275.  306  309. 
313 

Hexenprozess  56.  (72 III 8). 
(76) 

Hieriger  13 

Hinschmontag  (72  III  3) 

Hirs jagen  I7l 

historische  Lieder  37  ff. 

Ib^chzeit  5.  (72  III  1.  2). 
(76).  97^2.X).  98fg.2ü5. 
255 

Hoff'mnnn-h  rayer,  Wei n- 
gartner  Keisesegen  65, 
Kuhreihen  65,  Knaben- 
schaften  81  ff.,  161  ff., 
Vtjiksmedizin  141  ff. 

Hotierwein  98  A.  49 

Holzsplitter  152 

Holzwanzen  144 

Hornergericht  169 

Hufeisen  268 

Huhn  270 

Hühneraugen  28<) 

Huldigung  (72  HI  8).   169 


Hummel  als  Hostie  28 
Hund,  ges|>enstiger  304 
Hundefett  151 
Huuper  304 

Jagd  269,  wilde  .1.  304 
Jahresbericht  227 
.lakobstag  3 
Jakobus  47 
Jeanjaquet,  Formules  sur 

livres  224,    Mandement 

contre  «barrer»  225 
Jegeriehner,    Val    d'Anni- 

viers  ^31 9) 
Jerichorose  302 
Innerröderli  10 
Inschriften  (72  III  1.  2.  3). 

^78) 
Johannes  d.  T.  247 
Josephstag  246 
irre  gehen  297.  304 
Jubiläen  (75) 
Ju<las  verbrennen  313 
Jude,  ewiger  s.  Ahasver 
Jugendfest  (72  III  2) 
Jungfern,  alte  89.   166 
Jungfrau  (Tierkreis)  279 
JustizmonI  310 

Kadett<»n  (75) 
Käfer  280 
kaisem  30.  56 
Kalenderglauben  (77) 
Kalenderregeln  fs.  a.  Bau- 
ern-, Wetterregeln  (79). 

280 
Kälin,  Rupert  310 
Kaminfeger  268.  269 
Kämpfe  95 
Kapuziner  277 
Karfreitag  (72  III  2).  248. 

270.  314 
Karsamstag  (72  III  2).  248 
Kartenschlagen  279 
Kartenspiel  55.  (76  XIH  6) 
Käsen  (72  m  1} 
Käsgemeinde  (74  XII  3) 
Kässtechet  (76  XIII  4) 
Katze  153.  274 
Katzenfett  151 
Katzenmusik  fs.  a.  Lärm- 

umzügei  87.97.  164.165. 

170.  172  fg.  257.307 
Kehrab  23 

Keiler,  Martwibli  1.58 
Kessler,  Santiagopilger 226 
Kettenbeissen  222 
Kiltgang  ^s.a.Geschlechter- 

verkehr)  (76  XII  37).  83. 

163 
Kind  im  Volksglauben  267. 

274.  308 


S2ß 


fiegistei'. 


Kinderlied  s.  Kindermund 

Kindermund  (s.  a.  Reim) 
57ff.  (721112).  (78).  300. 
301.  302.  307.  314 

Kinderpflege  144  fg. 

Kindersegen  144.  270 

Kindlistein  308 

kirchliche  Feste  ^75).  246 

kirchliche  Volkskunde  (70) 

Kirchtür  274 

Kirschen  (76  XIV  2).  268. 
272 

Klee  302 

Kleid  270.  271 

Knabengemeinde  87 

Knabenschaften  (72  111  2). 
81  ff.  161  ff.  Nacht- 
buben  83,  Rechte, 
Namen  84,  in  Grau- 
bünden 85  ff.  (Eintritt, 
Funktion  85,  Hochzeits- 
gaben,  Feuerwehr,  mili- 
tärische Aufzüge,  Ver- 
gnügungen ,  Kirchen- 
gesang, polit.  Rolle  86, 
Brunnentauche,  Katzen- 
musik 87),  Ämter86A. 
10,  schriftliche  Statu- 
ten, im  Freiamt87fg. 
(Gericht^  Mädchenver- 
teilung, Strafen,  Umzug, 
Tanz),  in  Klingnau 
fc8  fg.  (Fastnacht,  Ober- 
narr, Umzug,  Volks  Justiz, 
Trunk),  in  Kappers- 
wil  89 fg.  (Vorstand,  Ur- 
sprung, Umzug,  Tanz, 
Volksiufttiz) ,  in  Zug 
91  ff.  (Ursprung,  Mitglie- 
der, Vorgi'setztc ,  Kiii- 
kauf,  Versammlungen, 
Justiz),  in  Bern  94 fg. 
(Ursprung,  Ämter,  Ju- 
stiz, Politik),  in  Staus 
\ii)f^.  (Ursprung,  Justiz), 
Organisation  96  i'g., 
Kigentum  u.  Tribut 
97  ff.,  Einkauf  99,  Sit- 
tengericht 161  ff.,  Un- 
sittlichkeit  163,  Treu- 
losigkeit, Ehestreit  164, 
wiedervereinigte  Ehe- 
leute 165,  Witwenlioc-h- 
zeiteii,  Ehelosigkeit  166, 
Rache  167,  Gericht  167ff., 
Gerichts-  und  Landsgc- 
meindeparodio  168,  Nur- 
renparlament  v.  Wein- 
fclden .  Narrengeniein- 
de  von  Appenzell, 
Persiflage,  Ilornerge- 
richt  169,  H  ir.s  jagen.  Mai - 


briefe  171,  Strafen: 
Wasserguss  171,  Katzen- 
musik 172,  Schanden- 
bezeugungen 173;  Aus- 
s  c  h  r  e  i  t  u  o  g  e  n  173. 
175;  Kult-  und  Fest- 
b  e  te  i  1  i  gu  n  g  174,Brun- 
nenumwandeln ,  Kult- 
zeiten 175,  militär. 
Charakter  176,  Ent- 
stehung 176  ff. 

Knochen,  blutender  309 

König:  Narrenkönig  169 

Kopf  142 

Körpergrösse  307 

Krähe  (s.  a.  Rabe)  274 

Krankheitsnaroen  (siehe  a. 
Volksmedizin)  (77  XV 
20) 

Kranzjungfern  (72  III  1) 

Krebs:  Krankheit  147, 
Tierkreis  279 

Kreuzeserhöhung  246 

Kreuzweg  279 

Kronschlange  302 

Kröte  147.  299.  300 

Kubier,  Berg  und  Tal  (160) 

Küchler,  Märchen  64 

Küedreckerli  10 

Küeräierli  10 

Kugelzauber  313 

Kuhmist  150.  153 

Kühreihen  8  65.  (77  X VI  1) 

Kult  verbände  177 

Kümmernis,  hl.  (77  XV  14) 

künden  306 

Kunst  s.  Ornament 

Landsgemeinde  (72  111  5). 

(75,  24-28).  92 
Landwirtschaft  (73).  244 
landwirtschaftl.     Bräuche 

(72  111  2) 
landwirtsch.    Volksglaube 

279 
Lärmumzüge  (72  III 2).  88. 

248 
Lästerunof  278.  312 
Läuse  153.  271.  272 
läuten  2  A.  7 
Legenden  (72  111  1.2).  (77 

XVI  17) 
Leichenbretter  (72  111  5) 
Leichenzug  274 
Lichtmess  (72  III  2).  280 
Lichtstubete    s.    Stubete, 

WintcrabtMide 
Linde  1.  87.  92 
Lockruf  s.  Ruf 
LoHMiztag  (72  III  2) 
Lotterie  1*68 

Mähler    TJ  III  8) 


Mahlzeiten  (72  III 1) 
Mai  (72  m  2).  (76X1136). 

246.  249 
Maibaum  249 
Maibriefe  171 
Maikäferprozess  (76  XIY 1) 
Mairegea  217 
Maisingen  249 
Maitau  146 

Männer,  brennende  305 
marcben  64 
Märchen  (66> 
Marienkäfer  279 
Markt  (72  III  7^ 
Maulwurf  273 
Maus:    Volksmedizin  149, 

Volksglauben  270.  271. 

273.  274.  281 
Meiche,  Sagenbuch  (67) 
Meier,  Wettersegen  47  fg., 

Kulturhistorisches  (16Ö), 

Freitagsgebet  316 
Meistersinger  91 A.  29. 174 
Menstruation  143.  149 
Messer  vgl.  Sichel 
Milchmessen  (72  III  1) 
Mistkäfer  301 
Mitglieden-erzeicbnis  230 
Möbel  (s.a. Gerät)  (72  UI 1. 

2   5) 
Molch  300 
Mond  269.  279 
Montag  272 
Mantenach,    L'Art    et   le 

Peiiple  (69) 
Morand,  hl.  220 
Murmeltier  148 
Musik  (72  m  2).  (78) 
Musikinstrumente  5.  (78) 
Musterung  (72  III  8).   (75) 

Nachbarrecht  (76) 

Nachtbuben  (a.  a.  Buben- 
stücke)  (76X11  37  K  83 

Nachtwächter  (72  111  1.  2) 

Nadel  269 

Nägel  (s.  a.  Fingernägel) 
eiserne  268 

Nahrung  (s.  a.  Speisen) 
(72  111  2.  5).  (U) 

Namen  (72  III  1).  (79), 
Übernamen  (72  III  2. 
(78  XVIII  1).  257,  Na- 
mengebung  144.  274 

Namenstag  63.  (72  III  1) 

Narrengemeinde  169 

Narrenparlament  168  fg. 

Neujahr  (72  III  2).  (77  XVI 
12).  268.  274.  275.  279 

neun  27 

Neuvermählte  88.  247 

niesen  143.  268 


Register. 


327 


Nikiaustag  u.  St.  Nikiaus  1.  j 
(72  III  1.  2)  I 

Niklau8v.Flae(78XVI32) 
nüchtern  Ud 

Ochsner ,  Volkstümliches 
296  fr. 

Odermatt,  Deminution  (34) 

Ofen  54 

Ohrringe  151 

Opfer  8.  Seelenopfer,  Tier- 
opfer 

Orakel  (s.  a.  Vorzeichen 
(76).267ff.,Ehe(7211Ii;. 
267  fg.  270. 272,  Feuers- 
brunst 269,  Glück  und 
Unglück  268ff.,  Hungers- 
not 26.9,  Streit  300,  Tod 
269.270.272ff.3(K),Wet. 
ter  280.  301.  303 

Originalgestalten  (72 III 2), 
Riesen  307 

Ornament  53 

Ortsnamen  s.  Namen 

Ortsneckereien  (s.  a.  Na- 
men) 49  ff.  (72mi.2j. 
(78).  302 

Osterfeuer  313 

Ostern  (72  III 2).  246  (2x). 
248 

Osterwasser  248 

Palmsonntag  (72  III  2.  5) 
panduren  55 

Paniers  116  ff.  196  ff.  282  ff. 
Pellandini,  Bedano  241  ff. 
Personennamen  s.  Namen 
Pest  2.  311 
Peter  u.  Paul  246 
Petri  Stuhl  feier  246 
Pfaffenkellerin  303 
Pfeife  12.  (72  lU  5) 
Pferd  (s.  a.  Schimmel)  152. 

273,  277 
Pferdeharn  151 
Pfingsten  (72  III  2) 
Pflanzenaberglaube     270. 

273 
Pluderhosen  63 
Prozession  (72  III 1.  2.  5). 

(75,22).  246.  247 
purgieren  146 

ijuacksalber  146 
Quellen  s.  Brunnen 

Rabe  (s.  a.  Krähe)  273 
Räberfspiel  (74  XII  5) 
Rätsel  (78) 

rauchen  (72  III  1).  145 
Raufsitten  (72  III  2) 
Rechtsaltertümer  ^721112). 

r76) 
Rechtssagen  307 


Rede  des  Volkes  (s.  a.  Ruf, 

Gru88)31.60.(72UI3.5). 

(78).  280 
Reformation  276 
Regenbogen  271 
Reim  (s.  a.  Kindermund) 

57.  (72 III 2. 3).  (78).  224 
Reinhard ,      Aberglauben 

267  ff 
Reisesegen  65 
Reliquien  (77  XV  8.  10) 
Riese  s.  Körpergrösse 
Rochilmore  276 
Rolandssage  26 
R4)ll  278 
Rosengarten  27 
Rosenkranzfest  247 
Rossat,     Paniers     116  ff. 

196  ff.  282  ff. 
Rosshimmel  301 
Rothübi  277 
rückwärts  168.  268.  270 
Ruf(s.a.Schlittruf)(72III 

5).  (79) 
Ryffel ,    Landsgemeinden 

(159) 

Sackgumpet  (76  XIII  4) 
Sagen  28.  (72 III 1. 2. 3. 5). 

(77).  253.  275.  276.  277. 

278.  296  ff  302  ff  315 
Sakrileg  s.  Lästerung 
Santiagopilger  61.  (77  XV 

9).  226 
Säumung  (72  III  5) 
Saupanner  91 
Schaf  270 

Schafscheid  (72  III  7) 
Schanden  bezeugungen 

164.  166.  173 
Schätze,  vergrabene  311 
Schauspiel  24  ff.  (78) 
Scheere  269 
Scheingefechte  95 
Seheuber,  Konr.  (75,21) 
Schicktanz  18.  21 
schielen  151 
Schiesswesen  (72  III  5.  8) 

(75) 
Schimmel  268.  303 
Schimmelreiter  304.  314 
Schlangenfett  152 
Schlangensage  302 
Schlittruf  (72  III  2) 
Schlottermilch  30  fg. 
Schlucksen  lAö.  147 
Schlüsselloch  274 
Schnecke   145.    147.   148. 

151.  153 
Schnitzelbank  171  A.  116 
Schönheitsmittel  146 
schröpfen  146 


Schuh  267.  276 

Schutzongelsfest  3 

-Schwaben«  (78  XVIII  1) 

Schwangerschaft:  Verhüt- 
ung 144,  im  Aberglauben 
272 

Schwanke  66.  (72  III  1.  2) 

Schwein  268.  276 

schwemmen  93 

Schwindrazheim,  Bauern - 
kunst  (320) 

Schwörtag  s.  Huldigung 

Sibillot,  Folk-Lore  de 
France  (319) 

Sechseläuten  (75,34) 

Seelen,  ruhelose  (s.  a.  Ge- 
spenster, Dämonen  i  275. 
276.  296.  311.  312 

Seelenopfer  276 

Segen  (s.  a.  Feuerbann, 
Keisesegeo,  Verwünsch- 
ung, Wettersegen)  (77). 
147.  150 

Sennhütte  (72  III  5) 

Sichel  145 

Sidelereiten  (74  XII  5) 

Siedlung  (73) 

Silvanus,  hl.  (77  XV  10) 

Silvester  (72  HI  2).  (75,31). 
246 

Singer,  Schweizer  Märchen 
(66) 

Sobriquet«  49  ff. 

Soci(He  des  Traditions  va- 
laisannes  (323) 

spannen    97.  99.  225.  257 

Speichel  (s.  a.  spucken) 
151  (2X) 

Speisen  (s.  a.  Nahrung)  30. 
(72  III  2).  245 

Spiegel  273 

Spiele  30.55.  (72 Uli. 2). 
(76) 

Spinne  268.  271.  301 

Spinnet  ^6  XIH  4) 

Spinnweben  152.  269 

Spissenholz  152 

Sprache  (72  HI  1.3).  (79) 

Sprichwort  (s.  a.  Rede) 
(72  HI  1.2.3).  (78).  147. 
280.  314 

Stadt,  verschwundene  278 

Stall  (72  HI  1.  2) 

Stechpalme  152 

Stecknadel  268 

Steinbock  (Tierkreis)  279 

Steine  s.  Edelsteine,  Kindli- 
stein 

Steinstossen  (76  XUI  5) 

Stephani,  Wobnbau  (158) 

Stier  (Tierkreis)  280 

Stille  io  e.  Gesellschaft  270 


328 


Register. 


Strädel  30!) 
Strahler  ^75,7) 
Streit  272 
Strohkönig  93 
Strohpuppe  173 
Stubeten  1.2.(721112.252 
SfUckelhergy  Urseren  53  ff., 

Santiagopilger  61  fg.,  hl. 

Morand  220  fg. 
Stummheit  3i0 
Sylvester  s.  Silvester 
Sympathie  146.  153.  279 

Talfahrt  (72  HI  2) 

Tanz  1  ff.  (72  III 2. 5).  (78). 
100  flF.178ff.,  drei  Tänze2 

Tanzliedchen  (s.  a.  Tanz) 
68.  185  ff. 

Taschentuch  271 

Tau  247 

Taube  147.  268 

Taufe  (72 111 2).  (76 XII 39. 
144.  254.  267.  314 

Tesslen  (72  III  l) 

Teufel:  Austreiben  308, 
Namen  56,  S^ge  253 

Tiere  (s.  a.  die  einzelnen 
gespenst.  276 

Tierkreis  s.  d.  Einzelne 

Tiernamen  (79)  300 

Tieropfer  277 

Tierprozess  i76) 

roW^r(A.),Tanzlf!*.100flf. 
178  ff. 

Tohler{G.),  Historische  Ge- 
dichte 37  If. 

Tod  (8.  a.  Orakel)  (72  HI 
1.  5) 

Totenbrett  s.  Leichenbrett 

Toter:  Blumen  vom  Grab 
146,  Knochen  153,  Zahn 
150,  sonst.  Abergl.  273 

Tracht  (74j  Appenz(?ll  (72 
III  5i,  (lUggisberg  (73  HI 
7),  Oberhasli  i6i)),  St. 
Gallen  (72  HI2\  Simmon- 
tal  (72  HI  3),  Tossin  63. 
245,  Wallis  (72  HI  1), 
schiniptliche  Tr.  (76) 

Transpurt  (74) 

Träume  143.  271  fg. 

Tretfzauber  s.  Kugelzauber 

Trottenmüeterli  305 

Trüllsonntag  (75,12^ 

Tschinggen   (78  XVIH    1) 

Turnf(»ste  (75) 


Übernamen  s.  Namen,  Orts- 
neckereien 

übertr.'gen  v.  Krankheiten 
147.  299 

rhr  274 

Umwandeln  (s.  a.  Brunnen- 
umgehen) 149 

umwenden,  sich  147 

Umzüge  88  (2  X).  90.  93. 
94  i'^. 

Ungeziefer  145 

Unglück  8.  Or.ikel 

Uriieschichte  73 

Urispiegel  95 

Venediger  304 

Verfassung  (72  III  1).  (75) 

Vergraben  v.  Krankh.  147 

Verptlöckeu  v.  Krankh.  147 

Verwünschung  33.  65 

Vision  306 

Vit.lis,  hl.    75,23) 

Vogelstimmen  280 

Volksbelustigungen  ^75). 
(76) 

Volksdichtung  (S.a. Kinder- 
mund, Keim,  Spruch, 
Volkslied)  (77) 

Volksglauben  is.  a.  Volks- 
medizin),72  HI  1.2.3.8). 
(76).  267.  314 

Volksjustiz  (72  III  2.  3). 
(76).811f.87.89.90.92lf. 
94   96 

Volkslied  (s.  a.  Kinder- 
mund, Kuhreihen,  Keim, 
Spruch)  (72  HI  2.  5.  8  . 
(7;',31)  (76  XH  38).  (77). 
(78XVH  1).  158.  185tf., 
249 

Volksmedizin  (72  111  1). 
i77;.  141  ff.  221.  269  fg. 
274.  275.  279  f^r^  299. 
313.  314 

Volto  Santo  (77  XV  14) 

Vorzeichen  (s.  a.  Orakel 
künden)  (76).  268 

Votivalien  300 

Wachholder  271 
wachsen  143.  271 
Wage  (Tierkreis)  279.  280 
Wallfahrt  (s.  a.  Santiago) 

61.  (72  HI  1).  223.  226 
Walzer  10.   12 
Wai)pensagen  315 


Warzen  146.  147.  150.  272 
Wasser:  im  Abergl.  272 
Wasserguss  s.  W'tauche 
Wassertauche  83.  87.  93. 

171  ig. 
Weiberschlegel  164 
Wei<len,  gedrehte  271 
Weihnacht  (72  III  2).  (77 

XVI  12).  152.  246.  247. 

279.  302.  315 
WeingartnerReisesegeo  65 
Wetterb  «nn  309 
Wetterläuten  3o9 
Wetterregel  (s.  a.  Bauern-, 

Kalenderregel   (72  lU  1. 

2  .  (79).  2>0 
Wettersegen  47 
Widder  ( Tierkreis-  144. 279 
Wiedertäufer  28 
wilde  Jagd  s.  Jagd 
Wildleute  168 
Wimpern  142 
Winde  (Prtmze)  269 
Winterabenile  (s.a  Stubete) 

(72  111  ö)   (75,3o). -^52 
Winzerfest  (75,6) 
Wirtshausnamen  (72  III  8) 
Witwerheiraten  99.  166 
Witz  (72  HI  2) 
Wochenbett  144.  267 
Wünschelrute  (76  XV  3) 
würgen  63 
Wt/mann,     Würgen     63, 

Feuerbüchsen  63 

Zahlen  s.  die  einzelnen 

Zahlen  Ferien  (160) 

Zähne  142 

zahnen  144 

Zauberei  (s.  a.  Gegenzau- 
ber, Geldzauber,  Ilexen) 
(72  Hl  8).  275.  277 

Zauberflug  2  7.  306 

Ziegenbock  299 

Zindely  Keime  u.  Redens- 
arten 57  If. 

Zunftbräuche  (74) 

Züricher,    Aberglauben 
267  ff. 

zurückschauen  s.  umwen- 
den 

zusammenschellen  307 

Züsler  305 

zutrinken  (79  XIX  3) 

Zwerge  (77  XVI  17).  276. 
27b 


Band  Vlll  Heft  4,  ausgegeben  29.  Dezember  1904. 


329 


Verbesserungen. 


Seite    55  Z.  18  v.  u.  ftlge  vor  ,53**  ein:  »V**. 

,       68  Z.  8  V.  0. :  lies  ^Schriften**. 

;,        69  Z.  1  V.  o.:  lies  „De  Cock". 

,        81  Z.  3  V.  o.:  lies  »Schubtz". 

f,  81  Z.  4  V.  o.  füge  bei:  „G.  Phillips,  Über  den  Ursprung  der  Katzen- 
musiken ;  K.  Weikhold,  Zum  Hochzeitcharivari,  in :  Zeitschr.  d. 
Ver.  f.  Volksk.  X,  206. 

„      142  Z.  8  V.  o.:  statt  ^strubi  Hut«  lies:  »strubi  Lüt«. 

„      143  Z.  14  V.  o.:  statt  „Poogi"  lies:  «Pooggi«. 

,  148  Z.  17  V.  u.  fftge  hinter  „Rüppsucht'*  bei:  „besonders  wenn  ver- 
bunden mit  Knochentuberkulose;  auch  allein  fllr  Letzteres". 

„      148  Z.  1  V.  u. :  statt  „Saxeln"  lies:  „Saanen**. 

„      150  Z.  7  V.  u.:  statt  „nicht**  lies:  „recht**. 

„      162  Z.  1  V.  u.:  lies  Axnalas". 

„      175  Z.  1  V.  u.:  lies  „Ausg.  v.  1820:  S.  48;   Ausg.  v.  1857:  S.  233« 

„      185  setze  statt 


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