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Full text of "Schweizerisches Archiv für Volkskunde"

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AUG 2 1899 




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l^arbarK College l^ibrar^ 

MRS. ANNE E- R SEVER, 

OF BOSTON, 

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8oci6t6 Sxiisse des Xraditions Ir^opulaires, 
Schweia. Gesellschaft für Volkskunde. 

Archives Suisses a^ 

de« 

Pra^ciitioiis Popiilaires. 




j Revue trimestrielle 

publifee par les soins du Comitö et dirigöe 



Ed. Hoffmann^Krayer. 



Veaxl^me anuee. \^ livrainoii. 



ZÜRICH 

Imprinieric Emilo Cotti 

1898. 



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SOMMAIRE. 



1. Innersehweizerische Legeudeii uud 8agea. A. Tthen 

2. Die dapierten Batsherren. A. hhen 
B. Näauer von herkulischer Korperstärke« A. Itheu 

4. La Pete de Mai. h\ Chabloz .... 

5. Credenze popolari uel Canton Tieino. V. Pellcindini 

6. Der gefaugene Mond. A. Zindel .... 

7. Volkskunst. K. A. Stückelberg .... 

8. Das ,,Bettlauben^^ in Sargans. A. Zindel 

9. H«purs Lucernoises. i^^. Kibeaud .... 

10. Ein alter Nachtwiichterruf in Sargans. A. Zindel 

11. Noels jurassiens. A. iVAucourt 

12. M^langes. Die alten Jungfern im G lanben und Braucl 

f des deutschen Volke». 0. Waser 

Ein alter lioohzeitsbraucb. G. Tobler 
Zum Hexen wesen in Bern. G. Tobler 
Rata niiou. J. Bonuard 
Schweizeriscb Fad. J. Wintelor 
Das Andereslcn. K. Fricker 
Weidgangin Zollikon (Kt. Züricb) bis 1828 

H. Brnppach«^r .... 
Nahrunga ve r h alt iiiöse. H. Bruppacber 
Kirchliche Gebräu che. H. Bruppacber 
Ostereier Bettel. E. Zahn 
Epigrapbische Spielereien. E. A. St 

18. Bibliographie 18J)7 

14. Jahresbericht 1896 . 

1 5. Jahresrechnung 189B 

16. Mitgliederrerzeichnis 

17. Concours de Photographie d'aniateur». 



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La revue formera chaquc annee un volume de 20 feuilles 
d'impressioD. 

Conditions d'aboünemeut : pour les membres de la Soci6t6, 
4 frs. ; pour les personiies qui n'ea fönt pas partie, 8 frs. ; pour 
r^tranger le port en sus. 

Lee articles pour la revue. les envois de livres, les adb^sions 
doivent etre adresses au directeur : 

Mr. E. Hoff'manH'Krayer, Freiestrasse 88, Zurieb V. 



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'.^^ •JWI. 



Innerschweizerische Legenden und Sagen.') 

Von Anna Ithen in Ober-Aegeri. 

Der Bau der St. Michaelskirche. 

Eine schöne Sage erzählt, der Platz zur Erbauung der 
St. Michaelskirche sei in der Nähe des Pulverturmes bestimmt 
gewesen, ungefähr da, wo heute an Stelle der alten abgebrochenen 
Kapelle eine neue steht, und es habe schon eine Menge Baumaterial 
bereit gelegen. Wiederholt seien morgens zum Schrecken der 
Arbeiter, welche an das Bauwerk gehen wollten, Holz und Steine 
verschwunden gewesen und weiter oben am Berg, wo die jetzige 
Pfarrkirche steht, gefunden worden. Durch die öftere Wieder- 
holung dieses unerklärlichen Ereignisses kamen die Zuger zur 
Einsicht, dass diese Uebertragung durch Engel geschehe, die 
dem hl. Michael, dem Fürsten der himmlischen Heerscharen« 
einen weitausbliokenden, die Stadt beherrschenden Platz ausge- 
wählt hätten. 

In den letzten Jahren wurde bei Anlass der Platzfrage 
zur Erbauung einer neuen Pfarrkirche diese Engelssage erwähnt; 
moderne Skeptiker wollen herausgeklügelt haben, die vermeint* 
liehen Engel wären pfarrgenössige Mäoner von Grüt geweseCi 
denen es darum zu thun gewesen sei, die Kirche möglichst an 
den Berg hinanzusetzen, um den Kirchgang zu kürzen. 

Die sprechenden KOhe. 

Das Weihnachtsmärchen von dem Bauer, der nicht zugeben 
wollte, dass in der Christnacht die Tiere im Stall reden könnteu, 
kennt auch das Zugervolk und wird in der Weihnachtszeit mei- 
stens gläubig besprochen. Der zweifelnde Bauer stieg, um sich 
zu überzeugen, auf den Heuboden und lauschte ob jener Oeflfnung, 



*) Meist aus mündlicher Ueberlieferung. 



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2 Innerschweizerische Legenden und Sagen. 

clurch welche im Winter das Heu in die Futterkrippen hinabge- 
gezogen wird. Die erste Kuh sprach: ^Wo ist der Bauer?** 
Die zweite: „Auf der Drüschschi*^ [Bezeichnung für eben jene 
Oeflfnung]. Die dritte, eine Mennkuh [Zugtier], aber sagte: „In 
drei Tagen muss ich ihn auf den Kirchhof führen.** Der hor- 
chende Bauer fiel in Ohnmacht; seine Knechte fanden ihn und 
trugen ihn zu Bette. Er starb nach drei Tagen, nachdem er 
den Seinen das Gespräch der Kühe mitgeteilt hatte. 

Diese Sage wird bekanntlich in ähnlicher Form aus Nieder- 
österreich erzählt, wo ein Bauer aus einem der Dörfer am Schnee- 
berg sich zur Probe in den Ochsenstall verfügt habe. 



Die Erdmännlein. 

Noch heute lebt im Volke die Kunde von den Bergmänn- 
lein. Sie hausten auf der Walchwiler Allmend gegen die Gnippen- 
fluh und haben ihre Spur auf der Baarburg durch hieroglyphen- 
artige, in das Felsgestein eingegrabene Inschriften beim „Härd- 
mandliloch** zurückgelassen. Stadiin (II, 221) schildert sie als No- 
madenvolk vom Stamme der Zigeuner, klein von Statur, schwarz- 
braun von Farbe, stark und pfeilschnell; sie hätten im selben 
Augenblick hohe Bäume erklettern und dann wieder in ihren unter- 
irdischen Höhlen verschwinden können. In Musik, Chiromantie 
und Magie seien sie erfahren gewesen und hätten desswegen in 
hohem Ansehen gestanden. Man will sie auf Heu und Stroh 
feuern gesehen haben, unbeschadet der Unterlage. Die Erd- 
männchen konnten „Schutz- oder Plagegeister** seio, je nachdem 
sie gute oder böse Gesinnung gegen Jemanden hegten. Dem 
Bauern, der ihre Gunst erworben, halfen sie in allen bäuerlichen 
Beschäftigungen, besonders beim Heuen. Als einziger Lohn be- 
gehrten sie, in Häusern, denen sie ihr Wohlwollen geschenkt 
hatten, Speisen oder andere Gaben zu erhalteo. Besondere Vor- 
liebe hatten sie für Schweinefleisch. Einst verabreichte ihnen 
der Besitzer vom Hofe Bossen in Walchwil weniger Fleisch, als 
«ie erwartet hatten, und daher schickten sie ihm aus Rache den 
roten Hahn auf das Dach. Die letzte Spur dieses merkwürdigen 
Menschengeschlechtes soll in Baar und Walchwyl noch in der 
Mitte des vorigen Jahrhunderts wahrgenommen worden sein. 
Das Andenken ihres Aufenthaltes lebt in Sagen weiter. 



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Innerschweizerische Legenden nnd Sagen. 3 

Einst holte ein Bergmännleiü die Hebamme von Walchwil. 
Als sich gegen morgen die Frau zur Heimkehr rüstete, füllte 
ihr der kleine Wicht die Schürze mit Kohlen und begleitete eie 
aus der steioemen Halle durch das Tobel der sog. kalten HöU*^ 
wieder auf die Erde zurück. Die missvergnügte Hebamme wagtu 
aus Furcht nicht, das Geschenk zurückzuweisen, liess aber wäh- 
rend des Gehens von den wertlosen Kohlen hie und da eine 
fallen. Da sprach das Bergmännlein: „Je mehr du fallen läest, 
desto weniger wirst du haben ^ und kehrte uin. Als die Frau, 
zu Hause angelangt, die Kohlen in den Herd warf, verwandelten 
49ie sich sämtlich in Diamanten. 



Die schatzhOtende Nonne. 

Sehr populär ist die Sage von der schatzhütenden Nouiio 
Ton Schönbrunn. Unterhalb der Kapelle zu Schönbrunn im 
Chüebodey wo im Mittelalter Waldschwestern (Beguinen) gewohnt 
haben sollen, liegt in der Tiefe ein Schatz in irdenem Gefäsae, 
•den eine Nonne hüten muss. Mit den Jahren rückt der Schatz 
«llmälig höher und höher, bis er endlich nach Ablauf eines Jahr- 
hunderts auf die Oberfläche kommt und gehoben werden kaiiü. 
Wer das aber unternehmen will, darf während dieser Arbeit 
kein einziges Wort sprechen. Einst waren zwei Männer mit 
<ler Hebung des Schatzes beschäftigt; Einer von ihnen sah von 
•der Kapelle aus eine Prozession herankommen und sagte zu 
«einem Gehilfen: „Sieh dort!^ Da sank der Schatz in die Tiefe» 
<lie Nonne seufzte laut auf und sagte zu den Schatzgräbern, aio 
wäre erlöst gewesen, hätten sie Schweigen beobachtet; nun mÜB.'^e 
sie wieder ein ganzes Jahrhundert auf einen erlösungsverheisseu- 
-den Moment warten. Die Prozession aber war verschwundeo. 



Die schatzhOtende Kröte. 

Von den Bewohnern des Aegerithales wird obige Sage viel- 
fach mit der aus dem Muotathal stammenden von der schatzbe- 
wachenden Kröte verwechselt. Bei der Kapelle „zum Herrgott^, 
wo in dem jähen Abgrunde, genannt „Herrgottstutz**, die Muota 
rauscht, vergrub ein Geizhals sein erwuchertes Gold. DasselKe 



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4 Innerschweizerische Legenden und Sagen. 

sollte Niemandem zu gute kommen, weder seinen berechtigten 
Erben, noch der Kirche, noch den Armen. Er beschwor den 
Teufel, die Geldkiste zu bewachen ; kein Menschenkind sollte 
jemals von ihr Besitz nehmen können, ohne eine Kröte dreimal 
geküsst zu haben. Nur einmal im Jahre, an „Unserherrgottstag*" 
soll die yerwunschene Eiste sichtbar werden. Etliche beherzte 
Männer machten sich einstens ans Werk, den Bann zu lösen. 
Der Mutigste unter ihnen brachte es zu stände, die auf der Geld- 
kiste sitzende Kröte zweimal zu küssen. Doch beim dritten Mal 
ward die Kröte zum Ungetüm und spie Feuer, so dass er nicht 
an sie herankommen konnte und Alle die Flucht ergriffen. Wei- 
tere Versuche sollen seither keine mehr gemacht worden sein. 



Der Rechtsstreit um das Alpeli. 

Im Jahr 1491 verlor Aegeri gegenüber der Stadtgemeinde 
einen Prozess. Von dem eingesetzten Schiedsgericht wurde ein- 
stimmig erkannt, dass die Nutzniessung des am Rossberg ge- 
legenen „Alpeli" (eine Weide) ausschliesslich den Zugern zu- 
komme. Dieser Entscheid brachte speziell Wilägeri um die 
erhobenen Ansprüche. Die Dichtung meldet über den Hergang 
der Sache: In Zeiten Yon Unglück hatte Aegeri von der Stadt 
Geld erhoben und dafür das „Alpeli" verpfändet. In dem Pfand- 
brief war festgesetzt worden, dass die Summe in einer bestimmten 
Frist am St. Michaelstage zurückerstattet sein müsse und auf 
dem Rathaus liegen solle, bevor auf der Michaelskirche die Bet- 
glocke läute, sonst würde das „Alpeli" ganz zu Nutz und Eigen 
an die Zuger übergehen. Als der Tag der Rückerstattung ge- 
kommen, trugen die Aegerer Vertrauensmänner das Geld nach 
der Stadt. Wie sie bei AUenwinden vorbeigehen wollten, schallten 
aus dem dortigen Wirtshaus Stimmen fröhlicher Zecher. Es 
waren Zuger Stadtherren, die an den Fenstern sassen und die 
Aegerer Freunde zum Trünke einluden. Die Einladung konnte 
nicht ausgeschlagen werden, denn Pannerherr, Weibel und andere 
obrigkeitliche Herren waren von der Gesellschaft. Ihre Liebens- 
würdigkeit kannte keine Grenzen und die Stunden verflossen wie 
Augenblicke. Sogar ein Preistauz sei veranstaltet worden und 
die düpierten Aegerer blieben sitzen, bis die Sonne sank. End- 
lich erinnerten sie sich an das ihnen anvertraute wichtige Geschäft^ 



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liiDerschweizerisohe Legenden und Sagen. 5 

standen auf und wankten den Berg hinab der Stadt zu. Doch 
schon hatten die Herren auf dem kürzesten Wege einen Boten 
hinuntergeschickt, und ehe die Abgeordneten an der Ringmauer 
das Aegerithor erreichten, ertonte von St. Michael die Betglocke. 
Auf dem Rathaus wurde ihnen klar gemacht, dass die Bedingungen 
nicht eingehalten worden seien und das „Alpeli^ nun der Stadt 
gehöre. Betrübt und Yoll Reue zogen die Ueberlisteten von 
dannen. 



Auch eine Spucksage knüpft sich an den genannten Rechts- 
handel an. Wer in gewissen Zeiten das „Alpli*' (od. „Alpeli**) 
betritt, oder auf dem in der Nähe vorbeiführenden Weg von 
Unter-Aegeri nach Walchwil dahin schlendert, dem begegnen 
mitunter drei Männer in alter Amtstracht, denen die Köpfe fehlen. 
Sie schreiten neben einander her; der Mittlere, von Aussehen 
ein Schreiber, trägt einen grossen Folianten unter dem Arme. 
Nachdem sie eine Strecke weit gegangen, verschwinden sie plötz- 
lich unter schauerlichem Wimmern in einem jähen Abstürze. 
Nicht gerne sieht der Wanderer diese Begegnung; denn wer die 
Oestalten erblickt, ist sicher, selbst am lichthellen, nebelfreien 
Tage auf dem wohlbekannten Wege irre gegangen zu sein. Es 
soll vorkommen, dass Leute nach zwei- bis dreistündigem, un- 
unterbrochenem Marsche statt bei der ersehnten Gehölzlichtung 
sich zu ihrem Erstaunen wieder da befinden, wo sie den Wald 
betreten hatten. Sie machen, ohne es zu wissen, in der Hälfte 
Weges „Kehrum" und gehen zurück, ohne Baum, Strauch und 
Strunk wiederzuerkennen. Solche rätselhaften, noch in der Oegen- 
-^wart vorkommenden Irrgänge werden dem Einflüsse des Spuckes 
zugeschrieben. 

Der Markverrücker. 

In einer Gemeinde des Kantons Zug hatte ein Bauer zum 
Nachteil seines Nachbarn seine Matte vergrössert, indem er nächt- 
licher Weile den Grenzzaun der Mark entlang um einen Klafter 
in des Anstössers Land hineinrückte. Der Nachbar merkte den 
Betrug, schwieg aber still, da er den Beweis nicht erbringen konnte. 
Nach Jahr und Tag erkrankte der gewissenlose Bauer und kam 



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6 Innerschweizeriftche Legenden und Sagen. 

auf das Sterbebett. Da drückte ihn das abgestohlene Land und 
er konnte nicht sterben, obwohl er tagelang im Todeskampfe lag. 
Er wiederholte stets die Worte: „Der Hag, der Hag!" Das 
hörten die geschädigten Leute, die mit den anderen Nachbarn 
nach ländlicher Sitte im Sterbezimmer anwesend waren, gingen 
hin, hoben den Hag aus und setzten denselben genau um 1 Klafter 
wieder weiter hinaus. Wie der erste „Sparren" (Zaunpfahl) in die 
richtige Mark geschlagen, konnte der Bauer sterben. 



Der geizige Bauer. 

Im Lande Uri besass ein vermögender Bauer im Hunger- 
jähre 1817 einen grossen Vorrat von Kartoffeln. Es kamen 
arme Leute zu ihm, in ihrer Not Kartoffeln zu erbitten. Der 
geizige Bauer aber blieb ungerührt und schlug die Bitten ab. 
Er gab aber auch denen nicht, die im Herbst und Winter von 
ihm um Geld kaufen wollten. Da er einzig in der Gegend Vor- 
rat besass, spekulierte er im Frühling darauf, Saatkartoffeln zu 
den höchsten Preisen verkaufen zu können. Als der Bauer im 
kommenden Frühjahr voll Freude über den in Aussicht stehen- 
den Gewinn in seinen Kartoffelkeller ging, sah er auf dem Vorrat 
eine abscheuliche Riesenkröte. Sämtliche Knollen hatten eine 
grasgrüne Farbe und waren gänzlich verdorben ; sie taugten nicht 
einmal zur Schweinefütterung und mussten weggeworfen werden. 



Der Geist des Bettlers. 

Im Stalle eines Bauern hatte ein Bettler stets Unterkunft 
gefunden uud war vom Besitzer mit Nahrung und oft mit Kleidung 
beschenkt worden. Nach seinem Tode aber sah ihn des Bauern 
Knecht wie zu Lebzeiten abends auf der Bank im Stalle sitzen,, 
wo er sein Essen einzunehmen pflegte. 

Voll Schrecken überbrachte der Knecht seinem Herrn diese 
Kunde. Dieser eilte herzu, sah den Geist und rief ihn an: „Alle 
guten Geister im Himmel und auf Erden loben Gott den Herrn!" 
Da antwortete der Verstorbene, er lobe ihn nicht, denn er sei ein ver- 
worfener Geist, weil er ohne Not betteln gegangen und dadurch wirk- 
lich Notleidenden das Almosen entzogen habe. In der hintern Ecke 



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Innerschweizerische Legenden und Sagen. 7 

der Tenne, 2 Fuss tief, hätte er drei Täschchen mit bedeutenden 
Summen Geldes vergraben. Den Inhalt des einen Täschchens 
möge der Bauer behalten für die empfangenen Wohlthaten, da& 
andere Täschchen solle dem Knecht gehören für seine Bereit- 
willigkeit, ihm jederzeit den Stall zu öffnen und die Sorge um 
warme Lagerstätte, das Geld des dritten Täschchens aber soll 
man unter wahrhaft Arme verteilen. Andern zum Exempel sei 
er hergeschickt worden, doch zu helfen sei ihm nicht. 

Nachdem der Geist gesprochen, fing er lichterloh an zu 
brennen, fuhr vom Stall zum Miststock hinaus und von der Mitte 
desselben hinab in den Abgrund der Hölle. 



Die Schädigung der Allmend. 

Zwei Brüder hatten ihr Erbe geteilt. Der ältere bekam 
den näher gelegenen Hof, samt der darauf stehenden Scheune, 
die unmittelbar an Eorporationsgut angrenzte, dem jüngeren 
gehörten die entfernteren Matten. Dieser musste, um sein Vieh 
zu besorgen, stets bei des Bruders Scheune vorbeigehen. Das 
Haus bewohnten beide Brüder gemeinsam. Die Scheune des 
älteren Bruders benötigte einen Umbau und eine Vergrösserung; 
damit aber der Bauschutt dem Graswuchs seiner eigenen Wiese 
nicht schade, liess er ihn auf das minderwertige Korporationsland 
werfen. Er that dieses aber noch mehr aus heimlicher Gehässig- 
keit gegen den AUmendrat, weil dieser auf sein Anerbieten, ein 
Stück von dem Land zu kaufen, nicht eingegangen war. Bald 
nachher starb er eines jähen Todes. So oft nun der jüngere 
Bruder abends bei der Scheune seines verstorbenen Bruders vor- 
beiging, sah er dessen Geist dem Korporationsland entlaug mit 
trauriger Miene auf und abschreiten. Der Bruder, voll Vorlangen, 
dem Verstorbenen zu helfen, nahm einstens allen Mut zusammen 
und redete ihn an: „Alle guten Geister loben den Herr^.^^ Der 
Verstorbene habe milde erwiedert, er lobe ihn auch/\aber er 
könne so lange nicht zur Anschauung des lebendigen o^ttes 
gelangen, als der auf dem Allmendland liegende Schutt den 
Nutzen des Grundstücks beeinträchtige. Jedes Jahr schwinde von 
dem Schutte nur so viel, als ein Korb fasse und so vergehe 
eine lange Reihe von Jahren, bis der absichtliche Schaden aus- 
geglichen sei. Er fragte ihn auch, ob er ein Zioehli (Hand- 



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8 Innerschweizerische Legenden und Sagen. 

tuch) bei sich habe, er wolle ihm dann zeigen, welche Qualen 
er auszustehen habe. Der Bruder reichte ihm ein leinenes Tüch- 
lein, achtfach zusammengelegt. Der Verstorbene legte die Hand 
darauf und das Tüchleiu verbrannte, soweit die Hand es berührte. 
Der Bruder nahm Spaten und Pickel, holte auch Leute herbei, 
und der Schutt ward noch in der Nacht beseitigt. Der Geist 
aber stand dabei und erschien stets heller und glänzender. Wie 
das Land gänzlich gesäubert war, verschwand die Erscheinung, 
verklärt und freudigst dankend, indem ihr der Himmel nun 
offen stehe. 

Der blutende Totenschädel. 

Auf den Höhen einer Schwyzeralp ward einstens ein Frem- 
der erschlagen und ausgeraubt gefunden. Als mutmasslichen 
Thäter richtete man den Senoen der Alphütte zu Schwyz hin, 
obwohl er bis zum Tode seine Unschuld beteuert hatte. Lange 
Jahre waren seitdem verflossen und niemand sprach mehr von 
der Begebenheit. Da kehrte eines Tags ein Einheimischer, der 
dreissig Jahre ausser Lands gewesen war, zurück. Er hatte 
Glück gehabt und sich Reichtum erworben. Es traf sich aber, 
dass man in Morschach Kirchweih feierte, und der eben Zurück- 
gekehrte ging auch dort hin, um sich zu belustigen. Als die 
Leute ihn kommen sahen, liefen sie herbei und versammelten 
sich um ihn, um seinen Erzählungen von fernen Landen und 
fremden Menschen zu lauschen. Wie nun Alles in gespanntester 
Aufmerksamkeit ihm zuhörte, ging die Thür auf, und herein 
trat ein Gaisbub mit einem Totenschädel in den Händen. Er 
habe diesen, berichtete er, heute beim Kreuz oben auf der Höhe 
der Ziegenweide gefunden. Die Morschacher bewunderten alle 
den weissen Schädel und dieser wanderte von Hand zu Hand. 
Als nun aber die Reihe an den Heimgekehrten kam, da fing der 
Schädel an zu bluten, und das Blut rieselte über seine Kleider 
nieder. Erschüttert durch dieses Wunder bekannte er sich als 
Mörder des Fremdlings. Im Gefangnisse zu Schwyz erzählte er 
weiter : am Morgen nach seiner Unthat habe ein Rotkehlchen an 
sein Kammerfenster gepickt und dabei gezwitschert: „Drysg 
Jahr, clrysg Jahr, drysg Jahr/^ Da habe er den Entschluss 
gefasst, die Heimat zu verlassen; dem Arme der Gerechtigkeit 
Gottes sei er aber doch nicht entgangen^ und so sei das Yöglein 



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Innerschweizerische Legenden und Sagen. 9 

an ihm zum Propheten geworden. Der Verbrecher bezahlte 
seine Schuld mit dem Tod durchs Schwert. 



Das Totenbein als Verräter. 

Zur Zeit, als die Schweiz noch aus 13 Orten bestand, be- 
ging einst ein Eidgenosse eine schreckliche Mordthat. Den Leich- 
nam des Erschlagenen begrub er in der Nähe eines Steinbruches 
und wälzte grosse Steinblöcke auf die frisch aufgeworfene Erde. 
Entdeckung seiner verruchten That fürchtend, nahm er Handgeld 
und zog in fremde Kriegsdienste. Nach einer Reihe von Jahren 
— er war inzwischen alt geworden — nahm er seinen Abschied 
und kehrte in die Heimat zurück. Am Nachmittag des nächst- 
folgenden Sonntags erwartete im Dorfe Alt und Jung den heim- 
kehrenden Soldaten, um seine Kriegsabenteuer zu vernehmen. 
Die Leute standen gruppenweise beisammen und vergnügten sich 
mit „Mutteln^ und anderem Spiel. Der Soldat musste auf seinem 
Gang ins Dorf an der' Mordstätte und an dem früheren Stein- 
bruch vorbei, wo er den Ermordeten begraben. Er kannte sich 
aber in der Gegend nicht mehr aus, denn der Steinbruch war 
ausgefüllt und von einem üppigen Wiesenhang bedeckt. Von 
einem Blütenstrauch, der dort stand, pflückte er die schönste 
Blume ab und steckte sie auf seinen Hut. Im Dorfe angelangt, 
fiel ihm auf, dass Niemand seinen Gruss erwiederte und Jeder 
voll Abscheu nach seinem Hute blickte. Einer der Umstehenden 
fragte ihn, was er da für einen sonderbaren Schmuck auf dem 
Hute habe, worauf er antwortete: „Siehst du nicht? einen Maien**. 
Er zog den Hut ab, um ihn an der Blume riechen zu lassen ; 
aber da war anstatt des Malens ein grosser Menschenknochen 
aufgesteckt. Das Gewissen des alten Verbrechers erwachte, er 
bekannte den in jungen Jahren begangenen Mord und Hess sich 
ins Gefängnis abführen. Er wurde zum Tode verurteilt, starb 
aber schon im Gefangnisse. Als man bei der Stelle des Blumen- 
strauches nachgrub, fand man das Skelett des Erschlagenen. 



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Die düpierten Ratsherren. 

(Eine Zuger Anekdote.) 
Von Anna Ithen in Ober-Aegeri. 

Der Yolkahumor erzahlt folgende heitere Geschichte ab 
Abachluas der letzten Hexenexekntion in Zug. 

Nach dem Verbrennungsakte der letzten Hexe (1737)*) be- 
gaben BJch die gnädigen Herren von Zug von der Richtstätte 
beim Schutzengel hinweg in die Wirtschaft ^zum Rötel". Dieses 
heute noch bestehende, am Zugerberg gelegene Gasthaus heisst 
eigentlich im Oberleh, „zum Rötel" nur genannt von den vielen, 
schon vor Zeiten dort abgehaltenen Rötel-Essen. Die gnädigen 
Herren waren iu ernstester Stimmung und besprachen unter ein- 
ander im einzelnen die verruchten Teufelskünste der eben ver- 
brannten Hexe. Ihre Reden hörte das ehrsame, aber muntere 
Schenkmädchen, welchem jeweilen die Bedienung der gnädigen 
Herren oblag. Sie schien keine gar zu hohe Meinung von der 
Weisheit der gnädigen Herren zu haben und erlaubte sich mit- 
unter ganz respektwidrige Scherze, welche ihr aber nicht verübelt 
wurden. Das Mädchen mischte sich auch in das Gespräch und 
meinte^ dag wären noch keine besonderen Teufeleien; solche 
Hexerei würde sie auch verüben können. Einer der Herren 
warnte sie, sie möge sich hüten, sonst könnte ihr der Prozess 
gemacht werden, wie der heute verbrannten Hexe. Das Mädchen 
aber gab nicht viel auf die Warnung, sondern sagte des be- 
stimmteaten, sie wolle gleich den gnädigen Herren ihre Hexen- 
künste vor Augen führen, ob sie dann als Hexe verbrannt werde, 
sei ihr ganz gleichgültig. Darauf ging sie hinaus, kam bald mit 
4 TIftselruten zurück und stellte je eine solche in eine Ecke der 
Schenkstube. Dann nahm sie eine Kreide, stellte sich in der 
Mitte der Stube auf und zeichnete einen Kreis auf den Puss- 
boden, indem sie unverständliche Worte murmelte. Nun wandte 



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Männer von herkulischer Körperstärke. 1 1 

sie sich an die gnädigen Herren und fragte, was sie jetzt sähen. 
Diese folgten In gespanntester Aufmerksamkeit allen ihren Be- 
wegungen, erklärten aber, dass sie nichts sähen. Wieder begann 
sie geheimnisvolle Worte zu sprechen und zog einen zweiten 
Kreis. Jetzt fragte sie feierlich an, ob die gnädigen Herren etwa» 
sähen. Abermals antworteten diese mit nein. Aber jetzt sagte 
sie, jetzt mögen sie wohl Acht geben, sie würden ganz sicher 
Wunderbares zu sehen bekommen. Sie fing neue und noch 
längere Zaubersprüche an und zog um die Kreise einen dritten 
Kreis. Die gnädigen Herrn hatten sich inzwischen auf die Bank- 
kasten gestellt und glotzten unverwandt auf die Kreise. Noch- 
mals richtete das Mädchen die Frage an sie, was sie nun sähen. 
„Nichts, gar nichts," antworteten die Herrn im Chore. Da platzte 
die Zauberin heraus und rief: „Aber ich sehe etwas, ich sehe 
Narren auf den Bänken!" Sprach's, huschte zur Thüre hinaus 
und liess die gnädigen Herreu verdutzt stehen. 



Männer von herkulischer Körperstärke. 

Von Anna Ithen in Ober-Aegeri. 

Noch leben frisch im Yolksmunde die Heldenthaten des mit 
Riesenkräften begabten „Schwandenbub," von Schwanden 
in der Gemeinde Menzingen. Unter andern hervorragenden Leistun- 
gen soll er seinen Zeitgenossen, den starken Styger aus dem Schw j - 
zerland „gebodigt" haben. Stadiin (HI 94) spricht auch von 
Betrügereien, die er verübt, indem er leichtgläubige Leute be- 
schwindelt und, in Teufelsgestalt verkleidet, Schrecken eingejagt 
habe. Es wird erzählt, er habe mit Leichtigkeit ein Rösslein 
mit samt dem Geschirr durch eine Heuleiter hinauf zum Heu- 
boden getragen. Leute aus dem benachbarten Kanton Schwyz 



*) Vgl. OsknbrCooen, Aleiu. Strafrecht S. 379. 

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IS &I ärmer v^on herkulischer Körperstärke. 

aber ßchreibeü diefle letztere That dem „kleineu Schelbert" 
aus dem ]hf uotathal zu und berichten, dieser sei einptmals mit Ross 
und Wägelchen nach den Gehöften Schwanden gefahren, um 
Kälber zu holen. Da sei der Schwandenbob heraogekommen 
und habe S<;helbert herausgefordert zum Schwingen und zum 
^Hiickeln^. Der Muotathaler habe den Wettkampf angeboten, 
wer Ton ihoen beiden das Rösslein auf den Heuboden der nächst- 
stehenden Scheune durch die Heuleiter hinauf zu tragen ver- 
möge. Der Schwandeabub sei yon einem Versuch abgestanden. 
Der kleine Sehelbert aber habe das Rösslein hin und zurück 
gebracht, als ab er nur ein junges ^Qitzi" auf den Armen hätte. 
Hierauf habe sieh der Schwandenbub als besiegt erklärt. 

Ks lebten damals im Muotathal drei Brüder Schelbert 
im Rufe hervorragender Eörperstärke. Der sog. kleine Schelbert 
war der jüngste der dreie. Das Brüderkleeblatt soll durch den 
OenusB von zerlassener Butter so riesenhaft stark geworden sein; 
die Mutter habe den Knaben auf je eine Mahlzeit V^ Mass- 
BchüsBelchen solcher Butter gereicht uod später das Quantum 
auf eine ganze Mass gesteigert. Der berühmteste der Brüder 
war der älteste, Martia, der sog. grosse Schelbert. Dieser soll 
Beine Auszeichnung einem Geschenke, das er von einem fremden 
armen Manne erhalten, zu verdanken gehabt haben. Ein frem- 
der Bettelmann, der an einem bösen Schaden am Arme litt, sei 
zu ihm auf die Alp gekommen. Aus Mitleid habe ihn der grosse 
Schelbert beherbergt und mit heilkräftigen gesottenen Kräutern 
geheilt. Beim Abschied habe ihm der Heimatlose ein Würzlein 
gegeben und ihm verheissen, so lange er das Würzlein bei sich 
trage, Averde er unüberwindlich sein, und besonders wenn er 
dasselbe in den Mund nehme die merkwürdigsten Thaten voll- 
bringen. Er dürfe aber niemals Geld annehmen für irgend- 
welche IKraftleiatung, sonst würde die Wunderkraft von ihm 
weichen. Einst habe Martin Schelbert, so erzählt die jetzt 
lebende Generation, zur Gewinnung einer Wette ein Sennkessi 
samt dem darin kochenden Käs mit den Zähnen ausgehoben und 
eine Strecke Wege getragen. In der Zeit, da er als Senn im 
Bayerland war, habe ein Herzog ein Schloss bauen wollen. Zu 
dem Baue liätte ein grosser, wunderschöner Stein, der im Thale 
lag, awf den Berg geschafft werden sollen. Es war aber kein 
Wagen und kein Schlitten gross und stark genug, den Stein zu 
transportieren. Der gnosse Schelbert habe Rat gewusst, den tief 



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Männer von herkulischer Köi-perstärke. IS 

in der Erde steckenden Stein gefasst und leicht wie einen Ball 
den Berg hinan auf den Bauplatz gewälzt. Eine grosse Geld- 
summe sei ihm als Belohnung angeboten worden, welche er aber, 
eingedenk der Weisung jenes Bettlers ausgeschlagen. Um ihn 
zu ehren und seine That der Nachwelt zu überliefern, sei auf 
dem Stein eine von Schelbert verfasste Inschrift eingemeisselt 
worden, lautend: „Martin Schelbert aus dem Schwyzerland, hat 
diesen Stein gelüpft mit eigner Hand.*^ Direkte Nachkommen 
Yon Martin Schelbert leben im Muotathal, in Sattel und in der 
Gemeinde Ober-Aegeri. Diese berichten übereinstimmend, Martin 
hätte aneinander gewachsene Zähne gehabt, so dass er keinen 
ausziehen lassen konnte. Seine grösste Kraft habe er überhaupt 
in den Zähnen besessen. So habe er um jenen Stein ein Heu- 
seil gebunden; dasselbe mit den Zähnen gefasst und die Last 
ohne Anstrengung an den Bestimmungsort gebracht. Deshalb 
habe die Inschrift gesagt: „gelüpft mit seinem Zahnd", — nicht 
„mit eigner Hand.^ Martin Schelbert starb in seiner Heimat an 
den Folgen eines regelwidrigen Stosses in den Unterleib, den 
ihm beim Schwingen ein deutscher Bierbrauer versetzt hatte. — 



Yor einigen Jahrzehnten, besonders in den fünfziger Jahren 
wurde als Sieger auf allen Schwing- und Aelplerfesten viel ge- 
nannt der „grosse Styger" von Morschach. Von diesem hies» 
es, er habe seine ausserordentliche Stärke dem Genüsse von 
Pferdemilch in der Kindheit zu verdanken gehabt. 



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La Fete de Mai 

Coutumes neuchätetoises et vaudoises 

Par M. Fritz Chabloz, k Samt-Aubin-le-Lac (Neuchätel) 



La ßle de. mai^ celebr^e de temps immemorial dans toute 
TEurope, a laiss^ de nombreux veatiges dana notre Suisae ro- 
tnande. M.M. Hitter, D'Aucourt et Robert ont dejä recneilli 
qQölqueB-uüa de cea precieux eouvenirs, dans lea Archives Suisses. 
des TradUions populaires. La coutuine du Chdteau d'Amour, 
qui se rattaehe aux fetea de mai, tera Tobjet d'une 6tude spe- 
ciale, doQt la redaction s^occupe ä r^unir les mat^riaux. Dans les 
pagea qui »uivent, noua apportons notre contribution k l'enquSte 
fii heureuBement commeacee par dos coliaboratenrs de Gen^ve, 
da Jura et de Yaud. 

Lg loDg des ri^es du lac de Neuchätel, oü le printemps 
fait de bonne teure aon apparitioOi on c^I^bre plus g^n^ralement 
1a fete des Borden ou Bramions que celle du premier mai; ä 
YverdoD^ cette soiröe des Bordes est devenue ou rest^e une 
yraie f^te Datiooale, et pedts et grands fetent les Brandons 
d* Yverdon. Dane cette r^gion baase, on a aussi mieux conserv^ 
lee Jeit.r de Pdf^ites^ ou Jeitj: d'ff'iifs^ que les autres coutumes 
printanieres, Mais^ dans rinterieur du Jura, dans les vallons du 
Yal-de-Travers, du Val-du-Ruz, etc., habitös dfes une haute anti- 
quitS, c'eat k fi^te de mai qui a laiss6 les traces les plus pro- 
fondee, et cela malgr^ toutes les defenses de Tautorite, döfenses 
deveaues tres aevferea apres la Reformation. 

En effet, comme cea fetea 4taient Toccasion de r6jouissances 
qui troublaient lea gene trflDquilles, et que notamment le tir avec 
des armes k feu, occasioniiait parfois des accidents, les autoritds 
publierent k difforentes reprisea des mandements interdisant les 



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La Fete de Mai. ITj 

promeoades et mäscarades de mai. La deroi^re de ces def^n- 
«ee, dans le pays de Neuchitel, porte la date du l«"^ mai 1769. 

En d6pit de toutes les prohibitions, la fete de mai s'est 
perp6ta6e un peu partout jusqu^ä uoe ^poque assez r^cente. 
Meme, en certains endroits, on usa de fraudes pieuses pour em- 
pecher qu'elle ne füt raj^e k tout jamais du calendrier des re- 
jouissauces populaires, — ä Fleurier, par exemple. On me per- 
mettra de conter ici la legende locale, touchaute, que les partisats 
de la föte de mai y ont cr66e (6videmment de toutes piäces), 
pour jnstifier la c^lebration de ces yieux rites, dont le sen^ 
echappait k la plus grande partie de la population. II y a la uu 
fait cnrienx et interessant ä noter. 

Au commencement du XVI® sifecle, dit-on, une grave epi- 
dömie BÖYisaait dans le Yauxtravers et frappait terriblement les 
enfants. Les gens d^Eglise avaient ezige bleu des offirandes, mai 3 
«ans fl^chir le courroux du Ciel. Deux familles du yillage de Fleu- 
rier ayaient 6te atteintes d'une mani^re cruelle, et les deux 
möres; de nouveau enceintes, tremblaient pour le fruit de leurs 
entrailles. Le cur6 du village, homme fort savant pour le tempB, 
leur conseilla d'imiter les parents du proph&te Samuel, qui avaient 
voue leur fils, d^s le ventre de sa möre, au service du Seigneur, 

Elles firent ce voeu. L'accouchement fut heureux, et les 
deux enfants, un gargon et une fille, grandirent^ en attendant de 
devenir, Tun bän^dictin du prieur^ de Motier, Tautre nonne d*un 
couvent francomtois voisiu. 

Dans Tintervalle, Theure de la R6forme sonna (1530), et lei^ 
habitants de Fleurier, comme ceux des autres communaut^s du 
Vauxtravers, renonc^rent k la foi de leurs p^res. La joie de soub- 
traire leurs enfants k la yie du cloitre 6tait entr^e en ligne de 
compte dans les motifs qui avaient engag^ les deux familles 
en question k embrasser la Reformation. Puis les parents convin- 
rent, si Dieu leur prÄtait vie, de marier leurs enfants, lorsqu'iU 
seraient en äge, et s'ils se convenaieut. 

Pour solenniser ce voeu, qui n'offre plus d'images effray- 
antes, tous les enfants du village sont convi^s k la ceremouit' 
des fiangailles: par^s de leurs habits de fete, ils accompagnent 
les deux jeunes futurs dans une joyeuse procession qui fait Iv 
tour du village, le m^netrier de Buttes en tete, — procession 
qui des lors se renouvelle chaque printemps. 

Je vais essayer de redire comment la vieille fete de mai 



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1^ La ¥Hg ile Mai. 

6iMt celebree dans plusieurs loealites neuchäteloises et vaudoises, 
par DOa grands-peres et graod'meres, au bon vieux temps, lors- 
qu'ils titaient jeuncs 6t poavaient f/ouker, c'est h dire daoser 
en toute libertö ©t sane nul empt'chement. *) 

En güDeral. et auesi bi6D dans les loealites de la rive gauche 
du lac de T^euebätel que dans celles des Yallons, les enfants^ 
gar^OQB et filles, Be reunieeaieni, le premier dimaDcbe de mai^ 
puur aller de maison en maiBon chaoter la chanson de mai et 
demander, eu aumÖDö gracieuse fdonnaj, des oeufs, du beurre, 
de la farine, du miel, des poinmes, des noix et de la monuaie 
(baches^ dertu-bachcs et cntahes). Pait k uoter, les produits 
de la vjgae ne figurent pas daua les dons r^clam^s. 

Avec les produits de cette quete, toujours fructueuse, ceux 
qui Taraient faite confectionuaieot des friandises diverses et les 
maDgeaient avee conviction, daus la soir^e. 

Eq outre, chaque manage appretait ce que Ton appelle des 
oroHtes dorees, c'est k dire des tranches de pain tremp^es 
dans des oeufs battua, puis röties dans le beurre, rousses comme 
le Boleil. Daas beaucoup de villages, cette coutume de manger 
des rro/ttes dan^es, le pruitiier diroanche de mai, s*est con- 
servdc jusqu'A noa jours. 

Canton de Neuchfttel 

DoiftbressoH. — La fßte de mai s'est cel^br^e k Dpm- 
breeeon juaqu'en 1849. On la faisait le dimanche avant la foire, 
qui, depuifl tres longtempe, a toujours lieu le troisi^me lundi de 
mai et sVppelle, comme celle de Fribourg du 6 mai, foi7''e de 
mai. De meme que dans les autres villages du Val-de-Ruz, le 
premier dimanelio de mai^ les faotaines de la localite devaient 
etre recouvertes et partes de hetre bien ouvert, bien feuillö. Si 
le ifHU ifetait pae feuille ce jour-lä, les gar^ons «avaient perdu», 
et lea filles chunlüunii fe maf\ et faisaient la föte k leur 
place. Aussi pluBienra foia lea gar^jons commireot-ils des fraudes, 
pour ne paa avoir k subir cette honte. 

Od raconte que^ certaine annee, ils descendirent jusqu'ä 
Pierre4-Bot, avant de decouvrir du mai (seit du hetre ouvert) 
— une autre anaeei jusque daos les bois au dessus de Chuffort, — 

'J L(*n rfMisei^nemeuts suivaut;^ in*oiit ete fournis en piirtie par di- 
vers imiJH, liium ileü lettres particulit'res que j'utilise ici. 



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La Fete de Mai. 17 

et ailleuTB encore. On racoDte ^galement qa'une annöe tardive, 
an cyalet» du village, plus ing^nieux que noble, avait fait toute 
une plantation de branches de foyard^ non encore feuill^, dans 
du furnier de cheval, du pur crottio, ^pandu daüs une äcurie 
6cart6e, et dont la chaleur fit efFet. Car, ce fameux premier di- 
manche de mai, toutes les fontaines de Dombresson 6taient orn^es 
de belies branches, bien vertes, bien feuill6es, tandis qu'on ne 
Yoyait trace de mai dans aucune des forets du territoire com- 
munal. Les filles protesterent si vivement contre la supercherie 
qu'elles supposaient, sans la comprendre, que cette ann^e-lä, par 
mesure de conciliation, gargons et filles ensemble chanU^rent 
U mai, 

Donc, le dimanche avant la foire, d^s 4 heures du'matin, 
grands et petits 6taient debout pour prendre part au cort^ge; 
je yeux dire tous les enfants de 7 ä 16 ans, ä la condition qu'ils 
fussent communiers de Dombresson ; les etrangers, ou habt- 
tants^ ne pouvaient participer ä la f^te qu'apr^s en avoir de- 
mand6 et obtenu Tautorisation. 11 y avait une cotisation ä payer : 
eile 6tait de 7 cruches (kreutzer) pour les enfants com- 
muniers et du double, soit de 872 bacheii (batzen), pour les 
enfants habiianis (49 Centimes). 

Vers 5 heures, ä la pointe du jour, le cortfege se mettait 
en marche, ayant ä sa töte un chef, Wponx de mai^ qui por- 
tait la quenouiüette, c'est-ä-dire un jeune sapin enrubann6 
et d^cor^. La procession 6tait condnite par le boursier ou caissier 
de la föte, eapfece de tambour-major, surnomm6 La Cannes 
lequel etait arm6 d'un grand jonc et portait ä sa casquette le 
haut plumet noir et blanc des grenadiers de la milice. 

La troupe entrait dans chaque cuisine (aucune maison n'^tait 
oubli6e), en chantant en patois: 

Bon! bon! vähtci, bon ! 

To U bouetibe de Bordon, 

Bon ! bon ! väetci^ bon ! 

Li boueube de Dombresson, 

Lorsqu'on abandonna le patois, ce quatrain fut traduit, en 
laissant de cöt6 le sobriquet du village, les Bourdons, au grand 
doromage de la rime, et Ton chantait, encore en 1849 : 

Bon! bon! voici, bon! 
Les garQons de ce vi Hage, 
Bon! bon! voici, bon! 
Les gargons de Dombresson. 

2 



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18 La Fete de Mai. 

Apr&s cette introduction, tapageuse si c'^taient les gar^ons 
-qui «ayaient gagn6», moins brujante si o'^taient les filles (et, dans 
<^d casy on rempla^ait daos le couplet le mot gareons par le 
mot fillesj, la colonne eotonDait Xbl chaiison de mai^ en cban- 
itaat le couplet suivaDt: 

£n cet henreux moin de roai, 
Oii tont fleurit et renait, 
Q,ae voulez-vpus donner, 
Pour mettre dans le panier? 
Les (Bufs sont bien bons, 
Anssi bons que la farine ; 
Noas mettrons. le bearre au fond, 
Et. Targent dans nos boursons. 

Puis venait un couplet de remerciement, ou, en cas de 
refus, un couplet qui honnissait pnbliqueinent (on dirait aujourd'hui : 
^ui conspuait) le manage assez avare pour ne rien donner. 

Les cbanteurs se retiraient pour aller recommencer aillenrs. 

Les dons, consistant en bricelets, en ceufs, en beurre, 
en farine, ^taient port^s dans la denieure du p&re du prösident 
4u cort^ge, chez lequel on avait confectionn6 la quenonülette. 
Tout se partageait entre les enfants qui avaient participä au cor- 
tfege: les communiers^ se r^servaient, comme de juste, la park 
du lion; les habitants avaient les restes. 

Ces renseignements nous ont 6t6 cont6s con amore par 
uo vieux comynuniery qui a chant^ le mai dans son bon 
temps. Chaque ann^e encore, le p^re A. F., qui a maintenant 
79 ans, orne de mai les fontaines du village de Dombressoii> — 
demier vestige -de l'antique fete de mai. 

Ce brave homme, dont la memoire est si bonne, ajoute que 
le samedi avant la fete de mai, les enfants du village nettoyaient 
le cours d'eau qui y passe, enlevant tessons de bouteilles, mor- 
ceaux de poterie, d^bris de tuiles, etc., qui y avaient et6 jetes 
peodant rannte. 

Ainsi, ä Dombresson, pour le dimanche du ynai^ tout devait 
^tre en habits de f6te, memo le lit du ruisseau. 

Coffrüiie* — La fete de mai se c^lfebre encore chaque 
4inn6e ä Coffräne; mais c'est, ä ce qu'on m'assure, le seul village 
du Val-de-Ruz qui ait conserv^ cette coutume. Voici comment 
Ja fete a lieu. 

Les enfants (c'est-ä-dire les gargons) vont couper une belle 



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La Fete de Mai. 19 

branche de hetre, an niai^ daDs la foret, la decorent joliment 
avec des banderolles de papier de coaleur et la portent le long 
des rues du village, en chantant le couplet suivant, sur un rythme 
assez monotone: 

Mai, mal, jöli mai! 
C'est aujoard'hai le premier dimanche de mai ! 
Bon, bon, voici, bon, 
Les (jBiiffl sont bien bohs, • 

Aussi bons, qne la farine. 
Njoqs mettfoDS le bennre aa fond, 
Et Pargent dans nos houraons. 
Noas voici, sanfi filles, les gar^ons! 

Ou bien, qaand les filles «oot gagn6> : 

Nou8 voici, les filles, sans gargons. 

Le cort^ge chantant entre dans chaque maison, et les en- 
fants y recueillent des oeufs, du beurre, de la graisse, de la 
farine, de Targent. 

Puis, la tournöe finie, ils s'en Yont tous chez Tun d'entre 
•eux, ou bien en ploins champs, et fönt des Omelettes et des 
beignets, dont ils se r^galent gaiement. Ou bien encore, ils ee 
partagent le produit de la cueillette. 

Lorsque les feuilles de hdtre ne sont pas ouvertes le jour 
•de la feto, comme 9'a ^t^ le cas en 1896, ce sont les petites 
ülles qui ont le droit de chanter le mai; mais elles pr afferent 
ordinairement ne pas en user, et la procession chantante est 
aupprim^e. 

Cette troupe d'enfants joyeux, portant la belle branche 
Terte, est toujours yue avec plaisir par les gens de Coffräne ; 
<5ar, pour eux, c'eet le vrai signe du renouveau. 

Boudemlliers, — Dans ce village, la f§te de mai se c^lebrait 
«ncore en 1861. 

Si, le premier dimanche du mois, le hetre n'^tait pas feuill^, 
si le mai n'etait pas ouvert, on ne chantait pas la chanson de 
mai: les gargons «avaient perdu», et adieu les r^jouissances et 
les friandises faites au moyen des oßufs, de la farine et du beurre 
recueillis par collecte 1 En revanche, si le hetre (foyard ou foü) 
^tait feuill6, la procession juvenile se d^roulait, en chantant le mai. 

Roch^orl. — Tont pr^s du Val-de-Ruz, ä Rochefort, 
lorsque les gargons «avaient gagne», que le mai ^tait ouvert, 
ils avaient le droit d'embrasser, et ä pleine beuche, les jeunes 



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20 La Fete de Mai. 

filles. Au contraire, ei les gar^ons «avaient perdu», si le foic 
n'^tait pas feuillä, les fiUettes plaisaataient leura futurs epoax^ 
en leur faisant des pieds de nez. 

Puis, les enfants, ayant ä la main chacun une branche de 
hetre feuill^, faisaient cort^ge: chaqae gar^onnet conduisait par 
la main une jeune fille; en tete marchaient le roi et la rei)n\ 
ou V4poux et V&pouse de mai, ce couple portant le bouquet 
de mai. Ce bouquet etait d'une grande simplicitö : un jeune hMre 
ou mal, enrubann^, enguirland^, charg^ d'ornements sytnboliques^ 
fleurs et oeufs, et surmonte d'un grand coq artificiel. 

Le cortöge s'organisait devant la demeure du plus äge ou 
du plus influent de la bände, qui ^tait le roi ou Tepoux de 
mai. II s'^branlait k une heure de Tapr^s-midi et, devant cbaque 
maison, sauf celle du pauvre, s'arretait pour ohanter la chansou 
de mai. 

Fleurier. — Voici comment le regrette Fritz Bertboud a. 
cont6 la fete de Mai, teile qu^elle a cte c61ebr^e ä Fleurier le 
7 mai 1843:') 

«Les fetes de mai ne reviennent plus toutes les ann6es: 
entre chacune, il y a un intervalle arbitraire de 8 ä 10 ans, plu» 
ou moins. 

<La derni^re avait eu lieu en 1834. Depuis, toute une 
g^neration d'enfants s'^tait developp^e; beaueoup allaient atteindre 
la limite pass^ laquelle on n'y joue plus de röle. II devenait 
donc urgent pour bien des mores que la fete eüt lieu cette ann^e- 
lä; mais plusieurs avaient leurs raisons pour qa^elle füt renvoy^e 
a Tan prochain. Copendant, apres quelques tiraillements, 1843^ 
fut choisi. 

«Les fortes tetes maternelles du lieu s'organisärent en co- 
mite et, sous leur energique impulsion, chacun s^appreta k se 
faire le plus beau possible, pour le premier dimanche de mai^ 
jour habituel de la fÄte. 

«Donc dimanche dernier, 7 mai, apres midi, le corps de 
musique de Fleurier se rassembla devant Tauberge de la Cou- 
ronne. De lä, il se rendit devant la maison de TEpoux de mai, 
oü tous les enfants ^taient r^unis : (on nomme Epoux et Epouse 
de mai deux enfants qui sont en tete du cortfege, et qui semblent 
recevoir les honneurs de la föte). De la maison de l'^poux, les- 



Constitutionnel Xeuchätelois, 1843. 

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La Fete de Mai. 21 

«nfants defilerent deux k deux, musique en tete; pour aller eher* 
«her TEpouse, dans une maison du quartier dit Au Päquier. 

«Puis la procession se remit on marcbe. Elle ae composait 
de plus de 200 enfauts, allant deux k deux, un gargon et une 
^lle, tous costumes de la maniöre la plus fratche et la plus gra- 
<!ieu8e : des bergers et des bergires avec des houlettes couronn^es 
de fleurs et de rubans, ou ayaut eo mains des branohes de mal 
(premi&res pousses du hetre, emblime de la fete); des p^chenrs 
portant lignes et filets; ici une marquise poudr6e ä blanc; plus 
loio le modeste costume des d6bardeurs et gens des for^ts, m^l^ 
aux graves accoutrements des paysans de la Suisse allemande. 

«Quelques ofHciers en costume militaire mainteDaient Tordre 
le long du d^fil^. Ils ^taient second^s dans cette besogne par 
quatre figures grotesques qu^on appelle les Fous de Mai. Ceux- 
ci sont masques et arm^s de lances de bois; ils portent k la 
ceinture uoe botte de fer-blanc cadenass6e qui leur sert k re- 
cueillir les dons des gens dispos^s k concourir k payer les frais 
de la föte; tout en accompagnant le cort&ge et en faisant sur la 
route mille folies, ils montent dans les maisons pour faire leur 
qu^te et, au son de leurs lourdes tirelires, ils fönt croire que 
les citoyens ont abondamment r^pondu k leurs sollicitations. 

«Quand le cort^ge fut au complet, ayant en tete son Epouse 
et son EpouXj il se rendit de nouveau devant la maison de ce 
demier. La furent servis k tous les acteurs d'abondants rafratchis- 
sements, et des choeurs de chants appropri^s furent entendus, de 
concert avec les m^lodies ex^cut^es par la musique. 

tLa cort^ge se rendit de lä dans la plaine de Longereuse, 
oü s'organisa pour les enfants une danse en plein air. 

«Vers le soir, le cort^ge rentra, toujours en ordre, dans 
la yillage, pour aller s'asseoir k un goüter pr6par6 dans la mai- 
son du Gi^enier et finir la journee par un bal qui se prolongea 
fort ayant dans la soir^e. 

«La quantit^ de gens attires k Fleurier par cette f^te ^tait 
immense. On avait peine k circuler dans les nies oü passaient 
les enfants.» 

Fresens. — A Fresens, il n'y a plus qu'un petit nombre 
de personnes äg^es qui se rappellent encore quelques fragments 
ou bribes de la chanson de mal; mais elles se souviennent 
toutes qu'elles Tont chant6e avec bonheur dans leur tendre jeu- 
nesse, ayant une fleur au corsage et affubl6es des bonnets blancs 



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22 La Fete de Mai. 

de leurs m&res et grand* innres, — bonnets qa^elles depeignent 
comtne garnis de grandes dentelles repass^es ea tuyaax. Les 
filles seules participaient ä la föte. Comme ailleurs, on chantait 
des matentses.- 

Apr^a avoir chaot^ dans une roaison, les fillettes allaient 
recommencer ailleurs. Les dons consistaient eo denr^es diverses 
et en menue monoaie. Le soir venu, les chanteuses faisaieot, au 
moyen de tout cela, an goüter chez les parents de Tune d'elles. 

Canton de Vaud 

• Procence. — Dans cette localit^, on fete encore le preraier 
dimanche de mal. Les enfants y chantent joyeusenient des chan- 
sons de mai: nous avons r^ussi ä en recueillir quatre, dont Tune 
est 6videmment d'une facture ancienne. 

Orandson et alentours. — Voici quelques renseignements 
que j'ai pu recueillir sur la nmni^re dont les enfants de la 
contr6e c61ebraient autrefois le premier mai, ou, en dernier lieu, le 
premier dimauche de mai: je les tiens de l'une des honnes iSles 
du districfy qui a pris part ä ces petites rejouissances, il y a ein- 
quante ans. 

Pendant la matin^e, cinq ä six .fillettes parcouraieut les 
villages; elles etaient endimanchees et avaient ä leur t^te Tune 
d'elles, qu'elles avaient par6e de ce qu'entre elles toutes^ ellc& 
avaient de plus bean; en outre, elles Tavaient couronn^e de fleurs 
des champs, parfois de fleurs cultiv^es: la fillette eouronn6e 
s'appelait la reineile, 

Une autro fillette portait ä son bras un panier, pour y 
mettre les cadeaux regus dans les maisons visitees. Ces cadeaux 
consistaient en quelques oeufs, un peu de beurre ou de saindoux, 
un peu de farine, — rarement autre chose. 

La petite troupe allait de porte en porte, en chantant ceci,. 
(dans la plaine de Grandson et aux environs). 

Mai, mai, joli mai! 
Pour le prömier jour de mai, 
(iue vonlez-vous nous donner 
Pour mettre dans nos paniers? 

Bon! bon! voici, bon! 
Voici filles de nos villages! 



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La F^te de Mai. 2a 

Bon! bon! voici, boii! 
Voioi filles sans gargons! ') 

Des OBufs Bont bien bona, 
Aussi bona qae la farine, 

Des (BQfs sont bien bons, 
En mettant da benrre an fond. 

Aprfea cadeau regu, il y aväit uq petit couplet do remer- 
ciinent, qni ae chantait, m'a-t-on dit, maia qai ne n'est pas oonnu. 
II y a cinquante ana, lea fillettes diaaient aimplemeat : «Merci.» 

Au Pied-de-la-CölCy c'eat-ädire dana la haute Taernie 
(diatrict de Grandaon), lea fillettes avaient une autre chanaon de 
mai, que nous donnons en partie, plus löin, et qui nous semble 
etre la maientse la plus ancienne. 

Avant de partir, les fillettes avaient aussi un couplet de 
remereiement, ordinairement ehante celui-ci, mais malheureusement 
oubli^ aujourd'hui. 

La tourn^e faite, les fillettes se r^unissaient aux gargonnets 
et, durant Tapr^s-midi, se rendaient dans une maison oü Ton 
avait pr^par^. du caf^ au lait, des Omelettes, des hricdels; le 
petit goüter, plein de rires, de farces enfantines, quelquefois aussi 
de petites querelles et de pleurs, etait vite pass6. On finissait 
Tapres-midi en daosant au son d'une serinette, ou simplement 
au tra la la^ chant6 ä plejne bouche. 

Voilä, pour le pass^! — Preaentement, cette vieille coutume 
a Tair de tomber en d^auetude. En 1897; lea petites Toix timi- 
des et naives ne se sont pas fait entendre aux portes, et les 
Ysernois ont dA garder leurs oeufs, leur beurre et leur farine, 
qui n'auraient pourtant pas manqu^ le . . . panier de mai. 

Ar^zier. — Dans cett^ localite, la coutume du mai est 
demeur^e simple, modeste; mais c'est le grand plaisir des fil- 
lettes, et Ton ne saurait imaginer avec quelle impatience le 
jour de la fSte est atteudu. 

Dans la matinee du premier dimanche de mai, on pr6pare 
d'abord les bouqüets qui seront offerts ä cbaque manage; puis 
Ton eonfectionne la couronne, attribut d'un jour de la petite 
y^eine de mai, Cette reine est une enfant, charmante et gracieuse 
dans son costume rose et blanc, et sa couronne est faite de per- 



') Ce »econd couplet semble faire coraprendre que les filles seules 
participaient ä la fete, au moins dans les derniers temps. 



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24 La Fete de Mai. 

vencbes et de mnguets, — tcouronne de reioe» ^phemire, mais 
qni n'en est port6e que plus joyeusement. 

Enfin sonne Theure du d^part du cortfege de mai. Toutes 
les fillettes du yillage, revetues de leurs plus beaux atours, s'en 
Tont porter dans chaque maison, aTec le bouquet de niai genti- 
ment offert, la gait6, l'esp^rance et le bonheur de vivre. 

La joyeuse cohorte chante la simple et naive chanson de 
mai, et c'est un reel plaisir d^entendre ces voix argentines redire 
le refrain suivant, dont la rime n^est pas riche, mais qui n^en 
est pas moins cbante (avec quelques variantes) dans la plus grande 
partie de la Suisse romande: 

Mai, mai, voici mal, 
Le prämier dimanche de mai ; 

Les (enfs sont bien bons, 
En mettant de la farine; 

Les CBuffl sont bien bons, 
En mettant da beurre an fond. 

Les dons affluent: ce sont des oeufs frais, du beurre, de 
la farine, du sucre, et tout cela s'enfouit dans un fort panier, 
port6 en queue du cortege, par «des grands». 

Deux par deux, reine en tete, le cort^ge de mai fait le 
tour du yillage, distribuant des bouquets: le plus beau est eifert 
ä une personne qui a etä design^e d'avance comme la pr^feree 
de ce petit monde enrubann^. 

La tournee et la collecte acbev^es, les cbanteuses de mai 
se r6unissent chez Tune des grandes, et celles-ci ont bien vite 
fait de preparer un gentil goüter, dont le contenu du grand 
panier fait les frais. Les fillettes s'asseyent autour d'une table 
ad hoc, pour se r^galer d'une omelette dor6e et de merveüles^ 
arros^es d'une tasse de the, — le tout servi par des mamans 
ä Tair indulgent. Ensuite on rit, on joue, et Ton chante des 
rondes jusqu'au soir. 

Aigle, — II y a environ 65 ans que la coutume de mai est 
abolie ä Aigle, en application de la loi sur la mendicit^. A ce 
qu'on m'^crit, une personne ägee se souvient cependant que, 
dans son enfance, cette gentille coutume existait encore, et 
que chacun croyait accueillir le bonheur, en donnant une marque 
d'amitie aux jeunes fiUes, aux maientsettes. 

Leurs chants consistaient en cantiques populaires, appris 
de leurs parents. L'un d'eux avait ces vers: 



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l|||[^9 I \4 0. 



La Fete de Mai. ti 

Soorce de lamiere et de vie, 

Mon Dien, mon Seigneur et mon Roi, 

J'implore la gräce iofinie ; 

Des le matin, exaace-moi ! 

La porte s'ouvrait aussitöt, et les chanteuses recevaient le 
meillear accueil; oo leur donoait des oeafs, du beurre, da lard, 
de la farine ou da pain, en Borte que les paavres enfants ren- 
traient chez elles combl^es de bieufaits. 

Les yieilles gens disent qa'ils ont toujours regrette cette 
aimable fagon de commencer les beaux joars du printemps. 



II 

La chayison de mai est, en genöral, une petite piece de 
vers, k rimes pauvres, tr^s naive et divis^e en plusieurs parties : 
d'abord une eotr^e, oü Ton c^l^bre briövement le retour du prin- 
temps, du mois de mai, puls un ou deux couplets, oü les chan- 
teurs exposent les raisons pieuses de leur donner les prf^sents 
de mai et disent les voeux qu'ils fönt pour les donateurs; enfin 
les remerciements. Quelques matentses ont un couplet, visaut le 
cas oü les pr^sents se faisaient attendre et t6moignant d'une 
certaine impatience aussi naive que tout le reste. De tres rares 
chansons de mai ont aussi un couplet de style gaulois, et en 
patois, qui ne se chantait que devant la maison n^ayant pas ac- 
cueilli par une oiFrande le cortege de mai, — ce qui 6tait 
tris rare. 

Nous donnons ci-apres le texte des chansons de mai cban- 
t^es au Val-de-Ruz, au Val-de-Travers, dans le Vignoble neu- 
chätelois et dans le district de Grandson. Les variantes sont 
mises en note. 

1 

Voiei le joli ^) mai venn : 

Chr^tiens, il faut nous^) rejouir. 

Voici la Saison oii toutes les fleurs 
Prennent leur vigueur : ') 

Rejouissons-noas au Seigneur. 



*) mois de (Val-deHuz). 

^) se (Freaem). 

•) Sont ä leur valeur (Fresens), 

Ont leurs belies couleurs (Saint-Ätibin). 



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26 La Fete de Mai. 

2 

Notre Seignenr a un jardin, 

Qa'il a fait^) de ses propres mains: 

Dans ee bean jardin, il croit des biens, *) 

Du pain et du vin : 
C'est pour nourrir tons Jes humains. 



Noas prions Dieu pour vons, maris, 
Et pour voQS, braves femmes, aussi, 
Et pour vös enfants bieh-aim^?, 
Que le Seigneur vous a donnes 

(Val-de-Rnzy 

' ^ 
Si vous faites la charite, 
Comme Jesus l'a ordonne, *) 
Vous serez combl^s de prosperite 

Et, au^) dernier jonr, 
D'nn tendre effet de son amour. 

5 

Si vous ne voulez rien nous donner, 
Ne nous faites pas ici chanter, 
Car le jour s'en va et la nuit vient ; ^) 
Nous ne sommes pas' ici pour rien. 

(Fresens), 

6 
Nous vous remercions desormais, 
De nous avoir donne le mai. ^) 



n plante (Val-de-Euz). 

^) de beI4es fleurs (VaUle-linz). 

=j Nous prions Dieu pour les niaris, 

Et pour le& femmes aussi, 

Et pour les enfants bien-aimes, 

Que le boii Dieu leur «a donnös, 

Et pour les fidöles pasteurs, 

Qui nous prechent de tout leur ccBur. (Boudry), 
*) Si vous aviez la volonte 

De quelque chose nous donner ( Val-de-Ruz). 
^) Jusqu'au (ib.). 
^l Ne nous faites pas taut tarder ; 

Le jour s^en va, la nuit revient. ((rrandson). 
^) Var. D'avoir donne du joli niai. 



I 



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La Fete de Älai. 27 

Votre volonte faite de bon coeur, 
Voas en recevrez le prix 
Dans le royanme des cieux. *) 

(VaUde-Euz). 

7 
Vo z-ai hin le qu phzan 
Vo et voutrh pouh z-h/dn; 
S'vo nö z-avi auq baillie 
Vo Vhri tan pie lerdgie. 

(Dombresson) 

Ija cha7ison de mal de Provence ofFrait les variaBtes sui- 
Tantes, aux deux: premiers couplets: 

Venez, chretiens,. pour ecoiiter 
La chanson que nous allons chanter: 
Allons ! bonjour de joli mai M i • 
Voiei venir le mois de mai ! .] 
Notre Seigneur nous aime tant 
Uu'il renouvelle tous les ans 
Les produits de son jardin, 
Oü il croit du pain, du vin : 
C'est pour nourrir les orphelins. 

Nous avons decoavert dans un vieux recueil de chansoos 
maDascrites, en patois et en fran^ais, la chanson de mai de 
Fleurier, teile qu'elle se chantait, vers 1750, dans cette localit6 
et Sans deute dans les villages voisins La voici, avec toutes ses 
incorrectious: 

Voiei les enfants de Fleurier 

Qui viennent nous annoncer 
(itt'on voit d6jä verdir le roai 

Aux cretes elev^s, 

Et que tout nous prometl , . 

üne fertile ann^e. | 

La neige, le froid^ les gla^ons 

Quittent notre horizon; 
Le soleil, par son doux retour, 

Ranime la natnre ; 

La campagne a son tour) , . 

Se pare de verdure. ) 



*) l^ous vouft remercions tres liuniblement 
De nous avoir donnö le mai : 
Votre charitc faite par amitiö, 
Vous la recevrez un jour 
Dans le royaurae des jcieux. (Provence), 



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<--- - 



28 La Fete de Mai. 

Les arbres ^maill6s de fleurs 

Flattent Toeil et Todeur. 
Quand vous verrez les frnits mürir, 

L'äme en sera cliarmee. 

Paissiez-voos en jouir ) , . 

Pendant nombre d'annees.) 
Les cbamps payeront le labear 

De cbaqoe laboureur, 
Moissonnant en paix et plaisir 

Les ricbesses sem^es. 

Que Dieu veuille b6nir| j . 

(Jette fertile annee! j 
Quantite de gens g6nereax 

Nous ont donne des ceufs, 
Avec force beurre et argent: 

Nous allons faire fete, 

Priant vos jeunes gens ],. 

De vouloir bien en etre.j 
Nous sommes tous si p6netres 

De toutes vos bont^s, ^ 

Que, pour vous mieux manifester 

L'honneur que vous nous faites, 

Nous boirons ä vos santes] » . 

Pour Cüuronner la fete. j 
Puissiez-vous passer les cent ans 

Fort heureux et contents, 
Etablir suivant vos desirs 

Votre aimable jennesse. 

Que Dieu veuille benir K . 

Ce qui vous interesse. ) 

Mais, avaot ces cJuuisons de niai modernes et de physiono- 
mie religieuse, il en existait d'autres, oü souiflait un tout autre 
esprit. Seulement elles sont tres difficiles ä reconstituer en 
entier: le plus souvent, on en retrouve par ci par lä 
un Couplet, qui n'eat connu que des personnes trfes ägees 
et qui, intercale parfois dans les niatenlses redig^es par les 
instituteurs primaires (ou r^gents), ou meme par les pasteurs, y 
fait un singulier eiFet. 

Je crois avoir retrouve, en partie tout au moins, la vieille 
chanson de mai qui se chantait jadis dans la contr^e situee entre 
FAreuse et TArnon. La facture de ce morceau me parait une 
preuve de son anciennet^. Je vais en citer les couplets, en in- 
diquant la provenance de cbacun d'eux.*) 

*) Nous tenons ä forrauler nos röserves au sujet de cette restitution, 
qui nous parait trfes bypotb^tique. [RfeD.] 



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La fete de Mai. 29 

1 

J'entends lu-hant, sur ce rocher, 
J'entends le ransignol chanter; 
II cbante bien gaillardement : 

Voici le printemps, 
Filles, il faut cbanger d'amants. (öisj 

(Fresens), 
2 
Laissez venir le mois de mai, 
Qnand il est beau, quand il est gai, 
Que toates les fleurs sont ä leur valear ! 

Votre aimable eceur, 
Regois-moi ton serviteur ! (bis) ^) 

(Provence). 
3 
Mie, faites-moi z-iin bouqiiet 
De violettes et de muguet; 
Vous le lierez d'un fil d'argent, 

J'en serai content : 
Votre coeur et le mien dedans! (bis) 

(Provence et Pied-de-la-Cöte). 

4 

La belle s'en va ^an jardin: 
C'est pour cueillir du romarin, 
Da ebevrefeuille et da jasmin, 

De la rose aussi, 
Pour faire an bouquet ä son amant! (bis) ^) 

(Provence). 

5 

Jeunes iilles de quaraute ans, 
Qui avez passe votre temps, 
Vous l'avez passe, le passe rez 

Sans vous marier . . . 
Beiles, il faut vous consoler ! (bis) 

(Provence). 

*) Voici venir le mois de mai : 
Ah ! qu'il est beau, ah I quMl est gäi, 
Quand toutes ses fleurs sont k leur valeur! 

Mon aimable co^ur, 
Regois-le vot' serviteur! (bis) 

(Pied'dela-Cöte, Grandson), 
2) La Margot s'cn va ^au jardin : 
C*est pour cueillir le romarin, 
La marguerite, le jasmin, 

Et la rose aussi, 
Pour faire un bouquet a son amant ! (bis) 

(Pied'de-la-Cote). 



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Credenze popolari nel Canton Ticino (Arbedo). 

Per Vittore Pellandini (Arbedo). 

Non dileggiare gli animali notturni. 

Rcc&yami una sera sui monti in compagnia di an vecchio 
mio compaeiauo. Camniin facendo era giunta la notte, e stanchi 
<!! Bedemmo al pie d'un annoso castano per riposarci un po' ende 
riprender lena per continuare il viaggio. 

QuandVcco rompere la monotonia della notte il grido d'nna 
civetta eb^era venuta a posrrsi sui rami degli alberi circonstanti. 
Iiidispettito della comparsa di queiranimale di cattivo angurio, 
poich^ qui una gran parte della popolazione crede ancora cbe 
^uando una civetta yiene a gridare presso qualche abitazione 
preBagiaca la proasiroa morte di qualcbeduno, onde Bcacciarlo da 
quel luogo^ mi diedi ad imitare il süo grido: SciüU, sciü\L 

Ma 11 vecchiO; fattoai serio, mi prese per un braccio e mi 
^lifise: „Che fai tu mai, ragazzo imprudenteP Perch^ dileggi quel 
notturuo animale? Non temi che male f incolga come a quel pa- 
etore che volle dileggiare Tallocco ed invitarlo a cena con luiP 
Oll anifuali notturni banno il diritto di andare attorno la notte 
aenza essero disturbati n^ dileggiati. Eppoi, sei tu sicuro che 
quella sia yeramente una civetta P Non potrebbe anche essere 
qualche maligno spirito, qualche anima dannata che non trova 
ripoßo Txk In questo mondo nh neiraltro, o qualche strega che 
prende la forma di quelFanimale nottumo per andare ad un 
coüVegDo?" 

Tedendo la faccia scura del mio compagno, non insistetti 
e solo lo pregai di raccontarmi quanto successe a quel pastore 
«he volle dileggiare Tallocco. Allora il vecchio^ in puro dialetto 
di Arbedo, mi raccontö la seguente leggenda: 

Nu bäla sera d'estäd um 
pastüu Teva aetö sgiü dananz 
a la porta da cassina a maj&a 
puleota e Xd^tL^) 

M I due de nelle parole lade, tüdc, nacc, dicc ece. haiino la pronun- 
zi;i come in gliiaccio, lacciu, siiuile al tsch tedesco : Peitsche. 

*) PoUnia: ai prepara versando della farina di grana turco o di 
grano fiaracteno noiracqua bollente salata. Si dimena pol continuamente, 
■cou apposjto niaUerello, per uoa mezz'ora, cio6 fino a cuocitura completa. 
8i raanj^ra anche con forraaggio, salumi, carni, uova ece., versata in appo- 
^ita, taffena ed atfettata. 

Digitized by V^OOQIC 



Era una bella sera d'estate. 
Un pastore stava seduto da- 
vanti alla porta della cascina 
mangiando polenta') col latte. 



«/w. ." t 



Credenze popolari nel Canton Ticino (Arbedo). 



31 



Um n'orök el gorfeva li aturn 
in di albri e ' 1 seguit^va a can- 
Ua: Orök, Orök. 

E! pastüu, par sgognäl, el sa 
metfi dr& anca lü a cridda or6k, 
orök, e p5 yedendu che '1 sca- 
peya miga, el Ba metu a ciamäl: 



Orök ti, 

Orök mi; 

Se tö maj&a, 

Yegn sciä ins^ma a mi. 
L'a gnanca finid da f4a l'in- 
Tid che ga cumpariss sciä da- 
nanz um n'6m cüla testa d'orök 
e *1 ga diss: „Te m'^ ciamö, 
^u, 8om chi; cus te gh'e da 
dam da maj4a?^ 



Ch^l pörü pastiiu che 'I sa 
speci^Ta miga chfela cumparsa 
li, tut stremid el ga respund: 
^A t*ü invidö a majda ins^ma 
a mi; specia che väghi a tot 
na BCÜdMa da la<3ö; la pulenta 
r^ 11 in dal calderöö, mdogian 
fin che te voö ti.** — 

L'orök el sa m^t dr^ a 
maj&a cum^e un descadenatu e 
in d^um mument da pulenta ghe 
n'eva piü. 

^k g'o fam**, el ga diss 
alura al pastiiu, „cus te gh^^ 
da dam da majda?** 



Un^allocco svolazeava fra gli 
alberi circostanti facendo üdire 
senza posa il lugubre suo grido: 
OraA^ orök. 

II pastore, volendo allonta- 
narlo. diedesi pure a gridare 
con voce schernitrice : Orök, 
07*ök, Vedendo poi che quelle 
non se ne partiva peosö d'invi- 
tarlo a cena con lui, e gridö : 
Allocco sei tu, 
Aliocco son io; 
Se mangiar tu brami, 
Vieni al desco raio. 

L^ultima parola era appena 
UBcita dal suo labbro, quando 
gli comparve dinnanzi un mostro 
in forma d*uomo, colla testa d'al- 
locco, che gli disse con una una 
posseute e terribile voce, che 
avrebbe fatto tremare l'uoino 
il piü coraggioso: „Mi hai invi- 
tato a cena con te, che puoi 
offrirmi?* — 

II poverö pastore, che non 
s'aspettava di certo una simil 
visita, balbettando rispose : „Se 
brami dawero empirti l'epa di 
quel modesto cibo ch'io sto man- 
giando, ti portero subito una 
scodella di latte; la polenta h 
li nel pajuolo, mangiane fin che 
sei sazio." — 

II mostro diedesi subito a 
mangiare con tanta aviditä da 
sembrar uno scatenato, ed in un 
momento la polenta fu divorata. 
„Ho fame**, gridö poi al pastore, 
„che puoi offrirmi?** 



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■Tilrfi <*i^ 



32 



(Vedeiize popolari nel Canton Ticino (ArbedoX 



„Tö, gh'e chi um motfel da 
spesB, ^) iHujaK" — 

In d'um muQient anca '1 
gpess Teva bele che na(^c'. 

„A g'ü fani/ el turnaadfi 
l'orok, „CUB te gVh da dam da 
majilay'' — 

j,Ä g'b chi düü paa da mas- 
carpa, tö, ingo&aat sgiü." — 

Anca la niHscarpa Vh passada 
sgiü in d'um hht pal ventru da 

. A g'h fam, cus te gh'fe da 
dam da majaa?^ 

fl Ver 9Ü U scrin e maja '1 pan, 
la farioa, la sda, 'I zücrU; 4 cafe, 
M ris, tut cbM che gh'fe dent." — 

Di(V" e fa<3(^, anca '1 scrin in 
d'um mument Tfe staöc vöjd. 



Ma lorok Teva senza fund. 
„A g'6 fam"*, el turna a dfi an- 
camo, cumee che '1 füdesB stadö 
Cent ann che '1 majiva piu, ^cu8 
te gh'e da dam da majda?" — 

„Tö la ciaf, va in dal ca- 
marel, bef bü 1 U66 da la cunga 
6 maja tiia: i furmagel e 'Ibüt^r 
che gh'u in au Tass." — 

In cinq menüt Teva sgiä turnö 
'ndrL' pÖBsee famatu che prima. 

„A g'o fam, cus te gh'e da 
dam da majaa?** — 

nVa ggiü in stala e maja '1 
purscel, i ciiurl e i vacch.** — 



^Eccoti un bigonciuolo di 
mascarpina, mangiala.** — 

In pocbi minuti anche quella 
fu divorata. 

„Ho fame," torno a gridare 
il mostro, „che puoi offrirmi ?* — 

„Ecco la due pani di mas- 
carpa,diyorali, saziati una volta.^ 

Anche la mascarpa in men 
che non si dice era entrata per 
le fauci dell' insaziabile mostro. 

„Ho fame, ho fame, che puoi 
offrirmi?« — 

„Scoperchia il cassettone e 
mangia il pane, la farina, il sale^ 
lo zucchero, il cafffe, il riso, 
tutto ciö che vi trovi.** — 

Detto e fatto: in un mo- 
mento il cassettone fu vuotato. 
L'appetito viene mangiando ^ 
dice un proverbio, ed il mostro 
depo il pasto aveva pid fame 
di prima poichfe gridö con tal 
rabbia come se da cent^anni non 
avesse preso cibo alcuno: „Ho 
fame, ho fame, che puoi offrir- 
mi ?** — 

„Eccoti la chiave, va nella 
Camera del latte (camarelj, bevi 
il latte dalla conoa e mangia 
le caciuole ed il burro che tro- 
\erai suH'apposito asse." — 

In cinque minuti era di ri- 
torno, ma non giä sazio, sibbene 
con una fame da lupo, gridando: 
„Ho fame, ho fame." — 

„Ya giü nella stalla e divora 
il porco, le capre e le vacche." — 



ij Hpim == mascarpina o mascarpa molle che si ottiene dal siero 
boliito senssa verssarvi la matstra. 



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Credenze popolari nel Canton Ticino (Arbedo). 



33 



In d'um mument el pursc^l, 
i cduri e i yacch j'ö stadö netfee, 
salz DU yaca che gh'eva sü 'I 
ciüch^t cun sculpid dent Tim- 
magina da la Madona. Rabiatu 
da miga yee pudü majäa chela 
yaca li el turna sü da füria: 
„uns te gh'6 da dam da majda ?^ 

El p6ru pastüu el sbassa la 
testa e '1 respund: ^A g'5 piü 
nigöt." 



^Alura a ta maji ti". — 



A sentii inscl, '1 pastüu '1 
crida: „Qesümaria jüt^m ! Gesü- 
maria jüt^m!** e 1 str^pa sgiü 
a la syelta el Crucifiss che 1 
gh'eya tacö sü al co dal cagnoz. 



L^orok alura Vk tradc^ um 
n'ürlu cumee nu bestia ferocia 
e r^ passö föra a fögb e fiama 
da la porta. 



El pastüu dal gran stremi- 
dzi Yh burlö par tfera e 1'^ man- 
cö vee. Quand che Te revegnid 
Vk truyö ancamö tut al so post. 
La pulenta Teya ammö in dal 
calderoö, el ladd in la scQd^la, 
el spfess in dal mot^l, la mas- 
carpa al so post, la roba che 



II mostro vi andö. Diyorö 
il porco, tutte le capre e le 
vacche, eccetto una che non pote 
divorare, perchfe sulla bronza 
stava incisa Timmagine della 
Madonna. Laonde, fuor di se 
per la rabbia ritorn6 dal pastore 
gridando a piü riprese: ,,Ho 
fame, ho fame." — 

II povero pastore abbassö il 
capo, e guardando il mostro con 
occhi paurosi rispose con voce 
quasi inintelliggibile: „Non ho 
piü niente." — 

„Allora mangerö te" urlo 
il mostro, e fece atto d'affer- 
rare il pastore. 

„Gesummaria ajutatemi, Ge- 
summaria ajutatemi!" grido al- 
lora il pover'uomo al colmo dello 
spavento, e fuor di se si slan- 
ciö avanti, strappö piü che non 
staccö il Crocefisso appeso alla 
parete sopra il capo del lettucciö 
e se lo portö avidamente alle 
labbra. 

A quella vista il mostro 
mando un ruggito come di tigre 
ferita, si che ne tremö tutta la 
cascina, e schizzando lampi da 
tutto il corpo uscl precipitoso 
e spari. 

L' immense spavento fece 
si che il pastore perdesse i sensi 
e stramazzasse al suolo. Quando 
rinvenne trovö, che nulla man- 
cava di ciö che il mostro aveva 
divorato. La polenta era ancora 
nel pajuolo, il latte nella sco- 
della, la mascarpina nel bigon- 

3 



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34 



Dar gefaDgene Mond. 



gVeva sgiü in dal acna al so 
poBt, el la6^ in la cunga, el 
büter G i furmagel in bu l^ass, 
B 1 purec^l, i cauri e i vacch 
tu66 ancamo in Btala al bo post 
Ma dopu d'alura Ta scherzö 
piü i best! da norc. 



ciuolo, i pani di mascarpa al 
loro poBto, la farina, 11 pane, il 
riso ecc. nel cassettone, il latte 
nella conca, il burro e le ca- 
ciuole suir asse, ed il porco, le 
capre e le vacche nella stalla 
al loro posto. Ma da quella notte 
in poi non dileggiö piü gli ani- 
mali notturni. 



Der gefangene Mond. 

Yoti ÄDt. Zindel in Schaff hausen. 

„Verstehe Spass und lass den Kopf nicht hangen, 
Ein kluger Mann nimmt Sonn' und Mond gefangen!^ 

Anlässlich des letzton eidgenössischen Turnfestes in Schaff- 
bausen 6el mir beim Eingang in das Seitensträsschen nach Flurlingen 
(Kt, Zürich) diese mysteriöse Inschrift auf. Eingezogene Erkun- 
digungeo enthüllten mir das Geheimnis. Die Flurlinger seien 
einst auf die Idee gekommen, den Mond zu fangen. Zu diesem 
Zwecke nahmen sie eine gut verschliessbare Gelte und füllten 
sie mit Wasser* AIb in einer hellen Mondnacht der Mond sich 
in dem Wasser wiederspiegelte, wurde die Gelte schnell zuge- 
deckt und männiglich glaubte, der Mond sei nun gefangen. Man 
denke sich die Enttäuechung, als daheim in der Stube der Mond 
aus dem Wasser verschwunden war! Für den Spott aber hatten 
die Flurlinger nicht zu sorgen, denn noch heute heisst man Flur- 
lingen im Volkemunde „Mondlingen" und die Bewohner „Mond- 
linger" oder ^Moudfanger**. 



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Volkskunst. 

Von E. A. Stückelberg in Zürich. 

Im XY. Jahrhundert kam eine Art der Ornamentation auf, 
ivelche einerseits an kalligraphisches Schnörkelwerk erinnert, 
anderseits oft den Charakter schmiedeeiserner Gitterwerke an- 
nimmt. Diese Ornamente, in schwarzer Farbe auf die weisse ' 
Wand gemalt, bilden keine selbständigen Bilder, sondern sie be- 
gleiten rahmenartig die Ränder eines Feldes. So finden wir sie 
verwendet als Verzierung von Fenstern und Thüren, als Ersatz 
von Friesen, sowie an Stelle von Lesenen und Pilastem an den 
Ecken. 

Blätter- oder schnörkelartige Büschel brechen aus einem 
Faden, der den Saum des Fensters, der Thür oder der Decke 
bildet, oder aus Quadern, welche eine Steinkonstruktion nach- 
ahmen, hervor und greifen oft weit ins Feld, in die Wand her- 
aus, so dass derselben die Eintönigkeit und Langweiligkeit einer 
weissgetünchten IMauer genommen wird. Der Ursprung dieser 
Ornamentik, über deren Charakter die mitfolgenden Abbildungen 
bessern Aufschluss als lange Beschreibungen geben, ist in den 
Städten zu suchen. Von hier aus hat sich diese einfache, und 
von jedem Laien leicht zu erlernende Kunst der Ornamentik aufs 
Land verbreitet, und sich hier, wie gewisse Trachten, Wappen 
u. dergl. in vereinfachter und nicht gerade verschönerter Form 
immobilisiert. Bis ins XVII. Jahrhundert hinein sind zahllose 
Bauernhäuser innen und aussen mit diesem Schmuck verziert 
worden; auch auf Qeräten und Bauerngeschirr findet sich das 
Muster, speziell die in tulpenartige Blüten auslaufenden Schnörkel 
jn zahllosen Variationen bis in unser Jahrhundert nachgebildet. 

Die Entwicklung dieser Ornamentik beginnt in den Kirchen: 
Spuren davon zeigten sich zu Basel in der Klarakirche und der 



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^ 



Volkskunst. 




Fig. 1. 



Barfuflserkirche (Fig. 1), ferner war 
laut alten Abbildungen der ganze Kreuz- 
gang des Dominikanerklosters mit 
solchem Schnorkelwerk yerziert. *) In 
den letzten Jahren hat man in 
mehreren Kirchen Basels diesen 
' Schmuck nach alten Yorbildem re- 
stauriert. Seit Ende des XY. Jahr- 
hunderts verbreitet sich diese Orna- 
mentation in das Bürgerhaus, Abbild- 
ungen davon finden wir in der Dar- 
stell u Dg eines Gemachs, das auf der St. Blasiusscheibe von Muri 
(jetzt in Aarau) zu sehen ist. Auch Schongauer verwendet der- 
artige Verzierungen auf einer Miniatur im Matrikelbuch der 
Basier UniverBitat. In den Häusern zum Pflug und zum Rosen- 
feld (Fig. 2) (Freie Strasse) wie in zahlreichen andern seither 
abgebrochenen Gebäuden fand sich derartige Innendekoration. 

In Fassadenmalereien 
kam sie z. B. in Luzern 
zur Geltung. ^) 

Im XYI. und den 
folgenden Jahrhunder- 
ten treten dann zahllose 
Beispiele der Schnör- 
kelmalerei in den Dör- 
fern, an den Bauern- 
häusern auf. Besonders 
in der Westschweiz 
waren noch vor wenig 
Jahren viele Gebäude 
aussen mit derartigem 
Schmuck versehen; lei- 
der räumt aber die 
Tünche rasch mit die- 
sen Ueberbleibseln länd - 
lieber Kunst auf, es 
läge deshalb im In- 
teresse derYolkskunde^ 




(Fig. 2.) 



') Em Beispiel aus Zürich: Anzeiger für Schweiz. Alterturaskunde 
1869. Tnfol lU, Fig. 2. 

^) V* Liebenau, Das alte Luzern S. 133. 



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i^ 



oises. 



39 

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ur nous expliqua que, 

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. ore observee dans son pays. 

istance de la crfeme battue en 

ement du plafond. II ne serait 

, d'y voir une espoce de libation 



e de baptCme 

.ite lucemoise. Un bapterae est, dans 

la bourgeoisie, comme partout ailleurs, 

iir les parents, pour les amis. Aprfes la 

' emmfene chez eile les dames invit^es et 

de gäteaux, tandis que le parrain conduit 

n hotel, oü il leur fait servir un repas plus 



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38 Mceurs Lucernoises. 

Ueber diese Föhntage herrscht ein ungemein reges und 
fröhliches Leben in den Buchenwäldern. Das ^ klingeldürre '^ Laub 
wird mittelst eines Besens oder besser einer Rute in eine 
WSichti (Tschochcny) zusammengewischt- Dann fängt man an 
einzufassen und das Laub mit den Füssen in die „Bettziechen^ 
(Bettüberzüge) zu stampfen, bis dieselben gespickt voll sind. 
Alle harten Bestandteile, Holz, Steine etc. werden sorgfUltig ent- 
fernt. Sind die Säcke zugemacht, so tragen die Weiber je einen 
solchen auf dem Kopf und die Männer je zwei zusammengebun- 
den auf dem Rücken dem Thale zu. Ungemein erheiternd wirkt 
eine solche Laubsackkarawane auf den Zuschauer. Bei steileren 
Böschungen lässt man die Säcke „troulen^. Es ist schon vor- 
gekommen, dass dem einen oder andern der Sack so ins Kollern 
geriet, dass er über die mehr als 100 Meter hohe „Passatwand^ 
hinunterpurzelte und unten an den Rebbergstecken aufgespiesst 
hängen blieb. Kommt man mit dem frisch gefüllten Laubsack 
heim, so macht man zuerst das Bett. Der alte Laubsack, der 
allzusehr unter dem „menschlichen Eindrucke* gelitten hat, wird 
auf den Mist geworfer. 



Mffiurs Lucernoises 

Communications de M. E. Ribeaud, ä Lucerne 
i 

A propos du Jeu du change 

A Poccasion de son article sur le jeu du change^ publik 
Fannie dernifere dans nos Archlves (I, p. 234), M. Eugine Ritter 
a rcQU de M. E. Ribeaud, professeur de chimie k Lucerne, la 
lettre suivante (en date du 26 septembre 1897), que nous som- 
mes autorisös ä reproduire : 

cVouB avez public dans les Archlves de la Soci6t6 suisse 
des traditions populaires un interessant article sur le jeu du 
change, recommand^ par saint Frangois de Sales. Je ne sais 
si je V0U8 apprends quelque chose de nouveau en vous ^crivaut 
que ce jeu, l^gferement modifie, est encore ä la mode dans la 
Suisse allemande. II me souvient de lavoir vu jouer, il y a 



*) Eigentl. zusainniengewehter Haufen. [Hed.] 



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■JPI|JUJ,i!i 'J 4 



MoßUTs Lucernoises. 39 

quelque trois ans, k Lucerne, par de vertueuses demoiselles et 
des messieurs — sans ^pithöte. La formule ä r6p6ter 6tait celle- 
ci: €Des Herren Nachthappe ist verloren gegangen, der 
(ou die) Blaue hat sie. Le bonnet de nuit du cur6 est perdu, 
c'est le Bleu qui l'a.» La personne k qui Ton a d'avance 
attribue la couleur bleue, dit ä son tour: cc'est le Vert qui Ta,» 
et ainsi de suite. Comme il s'agit de r^pondre imm^diatement, 
que la soci^t^ est aisement distraite, les h^sitations et les erreurs 
sont fr^quentes. Quiconque h^site ou nomme sa propre couleur 
donne un gage. Et le jeu du change des couleuis n'est ni plus 
ni moins fade que tout autre jeu innocent.» 

* * 

D'une autre lettre, 6crite par M. Ribeaud, en date du 8 
novembre 1897, k la redaction des Ai^chites, nous extrayons 
les passages suivants: 

Lancer de la crime au plafond. 

Vendredi dernier, «ä la table de l'hotel oü je dtne, le 
dessert se composait de meringues. En se servant. Tun des 
hötes fit dvec la cuiller pleine de creme, comme avec une truelle, 
le geste du ma^on qui cr6pit un mur. Nous crümes k une simple 
et mauvaise plaisanterie ; mais ce monsieur nous expliqua que, 
dans lüs villages, quand aux grandes occasions on sert une creme, 
il est de r^gle de lancer au plafond la premi^re cuiller6e. Un 
membre de la cour d'appel, qui habite TEntlebuch, nous affirma 
que cette «inguliere coutume est encore observee dans son pays. 
On juge ainsi, disait-il, de la consistance de la cröme battue en 
neige, qui ne se d^tache que lentement du plafond. II ne serait 
pas trop hasard^, me semble-t-il, d'y voir une espoce de libation 
dont le sens s'est perdu. >< 

Coutume de baptfime 

tUne autre 'singularitö lucernoise. Un bapt^me est, dans 
les vieilles familles de la bourgeoisie, comme partout ailleurs, 
Toccasion d'une f6to pour les parents, pour les amis. Apr^s la 
c6r6monie, la marraine emm^ne chez eile les dames inyit^es et 
les regale de cafe et de gäteaux, tandis que le parrain conduit 
les messieurs dans un hotel, oü il leur fait servir un repas plus 



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I MMim I- 



40 



Ein alter Nachtwächterraf in Sargans. 



ou moins somptueox. Cette Separation des sexes au repas de 
bapteme parait fortement ancr^e dans les moeurs, car eile a &t^ 
encore obaerv^e ces jours derniers, bien que le parrain füt 
etranger ä Lucerne. On me dit que c'est probablement la conse- 
quence de quelque vieille loi somptuaire. > 



Ein alter Nachtwächterruf in Sargans. 

Yon Ant. Zindel in SchafFhausen. 

Während jetzt der Nachtwächter ruhig und atill auf seinen 
nächtlichen Wanderuogen das übliche Zeichen an der Wächter- 
uhr macht, wurden früher die Stunden melodisch angekündigt. 
Der Ruf war folgender: 
Um 9 oder 10 Uhr: 

/ trittä'H'Uff d^Oubetwachty 
Gott gab uns Allen ä guäti Nacht; 
Löschend bald Für und Liecht^ 
Dass uns Gott und Maria bhüef! 
GloVs Jesis Christ! 
Um 12 Uhr: 

Jet^ isch Mittinacht^ 
Wir loben Gott mit aller Chra/t! 
GloVs Jesis Christ! 
Für die einzelnen Stunden z. B. 

Lousend, ivns will-i sägä, 
D'Ologge hat Eis Qschlagä, Eis gschlagä! 
GloVs Jesis Christ! . ' 

Der Tagruf um 3 oder 4 Uhr hatte folgende Melodie: 




p3^ägsiä^i 



it 



— r 



P 



Stund uf 

[Stehet] 



Na-mä Herr Je- sus Christ, der hei-iig 




^fe^gg 



der hei-iig Tag, dar nie ver- 



%E^ET:^^^d^^^ 



lag; — Gott gab' 



AI - len ä gue 



- te 



^^^ 



m 



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Noels jurassiens 

Publica par M. l'abb^ A. D'Aucourt, cur^ de Mi^court 



Il^est une vieille et sainte coutume, qui dure depuis des 
siecles et s'est consery^e jasqu'är bos jours dans raneien ^vech6 
de B&Ie. La Teille de la uaissance du Sauveur, des enfants. 
parfois des jeunes gens, de ron et de Tautre sexe, portant suspen- 
dae ä un bäton une lanterne, grossier symbole de T^toile myst^- 
rieose, chantent devant chaque maison des cantiques de circons- 
tance, des noels en fran^ais ou en patois. II y a des cantiques 
semblables pour le jour de Noel, le bon an, le jour des Rois 
et roctaye de ces fetes. Le terme noels d^signe tous ceux qui 
sont en usage depuis Noel jusqu'ä la Purification (2 fövrier). 

ün manuscrit, datant d'il y a une centaine d'ann^es ^) et 
conserv^ au presbyt^re de Midcourt, contient une collection d'an- 
ciens noels en fran^ais, qui se sont chant6s jusque vers le milieu 
de notre si^cle. Les vieilles gens de la paroisse se souviennent 
de les avoir connus dans leur enfance et ont pu fournir quelques 
indications sur le mode de r^citation et la distribution des röles. 
Nous publions ces noels, en ne faisant au texte manuscrit que 
leg corrections strictement n^cessaires et en respectant Tortho- 
grapbe, parfois incorrecte, notamment en ce qui concerne les ac- 
cents. Les lettres ou les mots superflus ont ^t6 mis entre paren- 
thises; ceux que le copiste avait omis et que T^diteur a cru 
devoir rdtablir ont 6tö mis entre crocbets. La ponctuation tr^s 
d^fectueuse et Tasage arbitraire des majuscules ont 6t6 conform^s 
ä Tusage courant. 



*) M. Hippolyte Aubert, conservateur de la Bibliothfeque de la Ville 
de Gen^ve, a bien voulu noiis donner son avis sur la date du manuscrit. 

[Rfcl>ACTION.] 



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42 Noöls jiirassiens. 

1 

La veüle de Noel, [an jeune homme et une jeune fiUe, re- 
presentant la Ste Yierge et St Joseph, parcouraient les mai- 
sons, en chantant le Noel suivant]: 

[Marie] 1. Mon eher epoux, que faut-il faire? 
Noas sommes renvoyes de tout, 
Noas ne voyons ni ciel ni terre. 
Mon eher epoax, oü irons-nous? 
Faadra-t-il encore noas taire 
D'un refus qni n'a rien de doux ? 

2. Je me sens au hont de mon terme 

Et je dois accoucher bieiitot. ' 

Cherchons au moins un lieu qui ferme, 
Ou nous puissions etre en repos. 
Ah! grand Dieu que mon sein renferme, 
Faut-il que vous souttriez sitot? 

[Joseph] 3. Ma tout aimable et chaste epouse, 
Ce Saint enfant, vous le savez, 
Peut, s'il veut, avoir plus de douze 
Des phis beaux palais acheve. 
Pauvre fitable, que de jalouse[s] 
Du bonheur qui t'est reserve! 

4. Cette ville est meconnaissante, 
Ses habitans trop vicieux, 
De voir rhumauite naissante 
Du Roi de la terre et des cieux. 
Leur(s) vue(8) n'est pas assez per9ante[H] 
Pour soutenir un Homme - Dieu. 

[Marie?] 5. Entrons donc dedans cette estable, 
Puisque c'est le lieu destine 
Par la Providence adorable, 
Pour y loger un Dieu donne. 
Je n*en sais point de plus sortable 
Au dessein du Verbe incarne. (Fin) 

II 

La nuii de Norl^ | un jeune homme, representant an ange^ 
va annoncer aux bergers la venue du Messie. Les bergers re- 
pondent par des chants d'all^gresse]. 



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Noels jurassiens. 43 



1. Bergers, sons ces ormeanx, 
Qui gardez vos tronpeanx, 
Je viens vons annoncer 
Que votre Dien est ne. 
Quittez donc ces vallons, 
Laissez-y vos mootons. 

Des soins plus glorieux (bis) 
Vons rendrons bienheureux, 
Si vons savez aimer 
Cet enfant nouveau-ne. 

2. Les bergers, tous charmes 
De se voir invit^s 

Si gracieusement, 
Se levent promptemeiit ; 
Et puis, melant leurs voix, 
Font eclater leur joie. 
Les ecbos d'alentonr 
K^p^tent tonr ä tonr : 
Vive ce Dien d'amonr ! 
Consaurons-lni nos jours. 

3. Adorable poupon, 

Nous vous reconnaissons 

Pour notre Redemptear 

Et souverain Seigneur. 

Recevez pour present 

Nos cceurs d'amour brulant. 

C'est ce que nous avons fh/\sj 

Digne d'attention 

Et pour nous meriter 

L'beureuse eternite. (FivJ 

III 

Le jour de NorL 

1. Le Messie vient de naiire. 
Pasteurs, dveillez-vous, 
Laissez vos moutons paitrt% 
Ne craignez point les loups. 
AUez le reconnaitre; 

Car il est n6 pour vous, 

2. Dans une pauvre etable, 
Entre deux aniraaux, 
Cet enfant adorable, 
Sujet ä tous les maux, 
Nud comme un miserable, 
Quoique fils du TnVHant. 



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L- 



44 No(*ls jiirassiens. 

3, Voufl y verrez 1a mere 
Adorer ce poupon, 
Joseph anssi, son pere, 
Baiser son nourisson. 

11 ßst couchd par terre 
Entxe un boeuf et nn asnon. 

4. Agr^able noavelle ! 
Depeche-toi, Collin^ 
AHons voir la Puoelle; 
AI Ions voir son Danphin 
Kt marqaer iiotre z^le 
A cet enfant divin. 

5, JVpper^ois une grange, 
Je crois que c'est ici : 

U me souvient qae Tange 
Kous Ta annonc^ ainsi, 
En chantant poar louange: 
Gloria in excelsis, 

6. Entrons tout deax ensemble. 
Le vois-tu sur du foin, 

t^ui est tout nud, qui trerable, 
Dedans ce petit coin V 
O^est bien Ini, ce me semble, 
Je ne me trompe point. 

7* Bon Dien, qaelle misere 
Sonffre le Koi des rois! 
Fatsons notre priere, 
Chantons sur nos haut bois: 
Noiil! le Roi de gloire 
Vient de nous donner la paix. (Fin) 

IV 

Bans rociatw [de NorlJ. 

1* Chr^tiena! que ohacun s'aprete 
Pour la fete 
De ce Saint jour solemnel I 
Entonnons tous des cantiques 

Et musiques 
A la venue de Noel. 

2r IJn Dieu vient dessus la terre 

Satisfaire 
Tout le pauvre genre humain 
Et apaiser la colere 

De son pere, 
Irrite au dernier point. 



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||I«|,^.M. jy.^„ 



No^ls jiiraHsieiKs 45 



3. C'est Adam, le premier homme, 

D'une pomme, . 
Qai noas avait toas perdu[s]. 
Dien, par sa mis^ricorde, 

Nous acorde 
Son fils bien-aime, Jesus. 

4. Imitons les saints archanges 

Et les anges, 
Qni, dans des terroes precis, 
Chantant avec melodie, 

P8almodie[nt] 
Gloria in excelsis. 

5. Les bergers et les bergeres. 

Fort lig^res, 
S'^veillent, entendent^) le bmit^ 
Et vont voir le fruit de vie 

Et de Marie, 
Ne au milieu de la nuit. 

6. Ils le trouvent dans l'etable, 

Pitoyable, 
Mais entre deux animaux, 
Pret d'une vieille muraille, 

Sur la pailie, 
Uui commence ses traveaux. 

7. Oet etonnement extreme 

Me rend bleme, 
Et mon ccjeur en est glaoe. 
ün Dieu nait dans l'^curie, 

Et Timpie 
Nait dans des lieux tapisses. 

8. S'il a voulu ainsi naitre 

Et paraitre, 
C'est pour (nous) faire voir Tamour 
(iu'il a pour notre nature. 

II endure, 
Sitöt qu'il a vu le jour. 

9. Puisque pour nous ce grand maitre 

Vient de naitre 
Dedans ce monde mortel, 
II faut, d'un ton d'allegresse 

Et tendresse, 
Chanter tous : Noelf Noel! 



Ms, s'öveillant, entendant. 



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46 Noels jurassiens. 

10. Vive le Koi des victoires 

Et de gloire ! 
Vive Jesus 6ternel ! 
Vive le fruit de Marie, 

Fruit de vie ! 
Vive, vive Emanuel! 

ll.Prions-le d'un coeur fidel[e], 

Avec zele, 
D^eflacer tout nos forfaits, 
Üue uons pnissions par sa grace, 

Voir sa face 
Dans le ciel a tout jamais. (Fiii) 




Dans Vociave /de NoelJ. 

1. Cbantons ä cett« fois 
Noel a haute voix, 
Pui«qu'un Dieu tout aiinable 
Tour nous quitte les cieux, 
Naissant dans ces bas lieux^ 
Dans ane pauvre 6table 

2. Amour imperieux, 

Tu triomphe[8] d'un Dieu, 

Naissant ici sans pere ; 

Mais la Divinit6, 

En son eternite, 

N'a eu besoin de pere. 

3. Sa tres sainte maman, 
A l'age de quinze ans, 
Elle enfanta son pere; 
Par un sacr^ bonheur, 
Produit son createur, 
Demeurant vierge et mere. 

4. Apres raccouchement, 
Elle prend son enfant 
Et lui tend la mamelle. 
Oh ! fait miraculeux ! 

prodige des cieux ! 
üne mere est pucelle. 



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■ ^. ««.1 1 %« 



Noüls jurassiens. 

5. Et, par compassion, 
Elle offre eon poapon 
A 8on Pere adoiable. 
Pere tout pnissant I 
Dit-elle en soupirant, 
N'aurons-nous qu'ane 6table? 

6. See beaux yeux larmoyant[8] 
Et ses cris languisants 
Nous appellent a la creche, 
Pour demander enfin 

Si c'est notre destin 

Nous laisser en oes breebes. 

7. Est-ce notre d^tin 

Que, pour toas les hnmains, 

ün lieu si miserable, 

Ce soit notre sejour? 

Prodige de l'amour, 

Tu n a[8] point de semblable. 

8. Sacr^e[8] troapes des cieux, 
Venez voir en ce lieu 
Votre Prince adorable, 
Entre deux animaux, 

Sans conches et sans drapeanx, 
Dans une vieille 6table. 

9. Vous, pauvres pastoraux, 
Laissez lä vos troupeaux, 
Venez dans cette grange, 
Voyez la pauvret6 

Et la neceösite 

Aupres du Roi des anges. (Fin) 



VI 

Dans Vociare [de NoelJ. 
[Dialogue entre TAmour divin et Täme humaine.] 

1. AllonS; mes compagnous, 
Allons voir un poupon, 
Le eher fils de Marie. 
Ab ! nous le trouverons, 
(Aue pour nous il prie, 
Et nous l'adorerons. 



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48 Xoöls jurassien». 

2. Nons verrons cet enfant, 
Le fils da Tout Paissatit, 
Entre un bueuf et un asiie, 
Si joli, 81 charmant. 

Et tant rempH de charme 
Qu'il en est ravissant. 

3. Un Dieu d'eternite, 
La source de bonte, 

A voula qu'nne Stahle 
Lui servit de palai«, 
Un Roi *) incomparable, 
Sans pages ni laquais. 

4. Dites, inon eher poupon, 
Est-ce de la fagon 

Que l'amonr vous traite? 
J'aimerais mieux mourir, 
Avant qu'on vous malfraite. 
Je veu vous secourir. 

5. Amante, tu peu[x] voir, 
Comme dans un miroir, 
Le sujet de mes peines. 
L'amour que j'ai pour toi 
M'a rdduit dans les genes, 
De meme que tu vois. 

6. Aiüour, amour, amour! 
Ah ! trop cruel(le) amour ! 
Tu es impitoyable 
D'attaquer mon bon Dieu, 
Keduisant dans Tetable 

Le monarque des cieux. 

7. Q,uoi ! ce n'est pas assez ! 
Je n'ai pas commence 
L'effort de ma p(a)uissance. 
Avant qu'il soit buit jours, 
Tu verras des souftrances 
l>e8 effets de l'amour. 

8. Amour I que feras-tu ? 
Mon amant n'en peut plus. 
Dedans sa pauvre creche, 
II n'a plus qu'un soupir; 
Et cette paille fraiche 
LVmpeohe de mourir. 



^) Lire : au Roi V [lUn.] 



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Noöls jurassiens. 40 

9. II n*est pas encore tems. 
Je ne suis pas content. 
II faut ouvrir ses veines. 
Un crael couteau 
Donnera pour etrene 
De son sang le plus beau. 

10. Amour imp^rieux, 

Tu es trop rigoureox ') 
A mon Jesus aimable. 
Fais moi plutöt mourir. 
Je serais trop blamable 
De le voir languir. 

11. Ce n'est pas pour finir, 
Quand je le veux ^ banir 
De son pauvre domaine 
Par les bois et les champs, 
Charg^ de mille cbaines 

Et de cris languisants. 

12. J^sus, mon eher epoux! 
J'irai avec vous 

Dans ces terres etangeres, 
Desirant vous servir, 
Comme aussi votre mere, 
Jusqu'au dernier soupir. 

13. Cela u'empeche pas 

De le suivre ä tout pas 
Jusqu'au mont du Calvaire. 
ßegarde cette croix 
Et les douleurs ameres 
(iu'il veut souffrir pour toi. 

14. Ah! suis-je le boureau 
De Jesus au berceau, 
L'innocente victime V 
Q,a'on me fasse languir, 
Puisque c'est pour mon crime 

Que mon Dieu veut mourir! (Fin) 



') Ms. rigoureuse. 
2) 3/s*. veut. 



I 
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5U Noels jurassiens. 

VII 

Premier jour de VAn. 

1. Peut-t'tre la fin de tes ans, 
Hat'Ce iiouvel an qai commence ? 
P^ohenr, ii'abuse plus du tems, 
Ne vis plas dans rimpenitence. 
Tu verras dans quelque moment 
Peut-etre la fin de tes ans. 

2. On circoncik notre Sauveur. 

Ah 1 qu'il «ouffre dans cette journee I 
Prenons tuiis part a sa douleur 
Et consacrons-lui cette annee. 
Eetranclioua le pech6 du coeur. 
On cirean<jit notre Sauveur. 

3. D vient se soumettre a la loi, 
NoQobstant sa grande innocence. 
pecheur, rentre donc en toi, 
tluand d'obeir tu te di8pen8e[8], 
Rongis devant Jesus, ton Roi. 
II vient HC soumettre ä la loi. 

4. 11 r^pand aon sang en ce jour. 
11 nons le donne pour etrone. 
Par nn exces de son amour, 

n k fait couler de ses veines. 
Seriez poiir loi sans retour? 
II rfcpand son sang en ce jour. 

5. Voua vttmz du sang et des pleurs, 
Vons lea versez sans plus attendre. 
Mais im juiir, entre deux voleurs, 
La erüix vous en fera repandre. 
0hl jL*auä, enfant de douleurs, 
Vous verHCz du sang et des pleurs. 

6. Voua portcÄ le nom de Jesus : 
O'eat le nom que le ciel vous donne. 
Noui^ iie Hcrons jamais vaincus, 

Si c€ BAiiit nom nous environne. 
Ak ! pourrions-nous etre perdu[8] ? 
Vous portez le nom de Jesus. 

7. Saint nom, soyez mon recour[s] 
Au moment de mon agonie. 
Faites qae, par votre secours, 

J 'entre dans la sainte patrie. 

Je vous invoquerai toujours, 

Saint nom, soyez mon recours ! (Fin) 



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Noels jurassiens. öl 

VIII 

Dans rOclave [de NoelJ. 

1. Celui qni s'est incarne, 

II est ne, 
Et le ciei nous Vk donne 
Poar racbeter nos offenses. 

Courons tous, 

Coarons tous 
A sa naissance. 

2. Une mere, en chastete, 

L'ä port6 
D'une Strange raret^. 
Encore etrange nouvelle, 

Qu'elle äoit, 

Qu'elle 8oit 
Rest6 pncelle ! 

3. Les anges rempli(o)8 d'amour, 

Ce beau jour 
Quittant la Celeste cour 
Pour consoler cette mere, 

Uni se voit, 

Qui se voit 
Dans la misere, 

4. Les Trones et Cb^rubins, 

Serapbins 
Et tout les Esprits divins, 
Kons appellent dans l'^table. 

Courons voir, 

Coarons voir 
Ce fils aimable. 

5. N'attendons que les pastear[8] 

Aniateur[8] 
Soient ce jour nos conducteurs. 
A minuit sont dans l'^table, 

Caressant, 

Caressant 
Ce fils aimable. 

6. N'attendons que les trois Rois, 

Cette fois, 
Au retour fassent leurs lois. 
Faisons tous, a leur exemple, 

Des presens, 

Des presens 
Dans ce saint temple. 



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Kol'ls jurassiens. 

7. AUoQa ütFnr notre coeur 

Net et imr 
A ce fils^ notre vainqueur, 
ilni emiKjrte la victoire 

Sur Satan, 

Sur 8atan, 
Poar notre gloire. 

8. Et pn'ons tous cet enfant 

Triompbant, 
La mere en le produisant, 
Et lernte la cour Celeste 

Üu'ile tassent, 

Ua'ils faasent 
Ces&er la guerre. *) [Fin) 

IX 

Le Jour des Rots. 

1. Hejouia toi, chretien, voici ta fSte, 
Voici le jaar qui t'aporte la foi : 
L'^aatre qui Init aa desstis de ta tete 
Vient t'anoncer ton Sauveur et ton Roi. 

2. Trota rois, conduit[8] par l'etoile brillante, 
A Bethleem vont voir ce noaveaa ne : 
D'un Homrae-Dieu la merveille etonnante 
Surprend leurs yenx et ranime leur foi. ^) 

3. La füi leur dit : C'est ici votre maitre 5 
Et de van t Im les rois 6ont des neants. 
C'est le grand rui, c'est le sou verain etre. 
Prfcsentez-lui Tur^ la myrrhe et l'encent. 

4t Pechear, apprend^ quand la grace t'apelle, 
Comme ces roi«, a suivre ses attraits. 
Hais®) r Esprit saint, ne lui sois^) plus rebelle: 
Sa grace peut s\'clipser pour jamais. 

5. PresentonB toas h Dieu notre priere, 

Presentous lul nos conurs et notre amour. 

Voilii noa dons, en voila la matiere. 

(.''est le preaent qu'il veut en ce jour. (Fin) 



') On peut suppoHcr qu'une version plus ancienne avait le mot 
pestSy qm foiimit nnc rime corieete. [Rtu.] 

2) il/j*. foiis. Ce iiüöl reiDonte sans doute a uiie epoque oii /be se pro- 
non^ait encore fwi' et ae pix'tait :\ rinier, quoiqiie d'une fa<^.on insufßsante, 
avec den rnots en e. [Rto.] 

*) Mü. Äuif . . . Hoit. 



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"fr 



Noels jurassiens. 53 

X 

Adoration des Rois. 

1. Que Jesus est aimable, 
£n son amoar puissant, 
Puisqu'il tire ä l'etable 
Trois rois de rOriant, 
Avec leurs ^quipages, 
Qui viennent l'honorer, 
Lui rendre grand bommage 
Et pour Dieu Tadorer! 

2. A Taspect d'une etoile, 
Sans crainte de Thiver, 
11 fönt vogaer les voiles 
Au travers de la mer. 
üne divine flame 

Lear ravit qnantes fois 
Le cceur, le sang et Tame^ 
Pour chercher ce grand Koi. 

3. Cette belle lumiere, 
Plus claire que le jour, 
Leur fraya(t) la carriere 
Pour trouver le s^jour 
De ce Roi admirable 

Et Celeste soleil, 

Qui, pour etr© admirable^ 

S^est rendu sans pareil. 

4. Admirons la croyance 
Et la foi de ces rois, 
Uui sans nulle apparance 
Ador^rent tout trois 

Le ßoi de tout le monde, 
Dans une humilite 
Tres basse et tres profonde 
Jusqu'ä Textremite. 

5. ün roi ne se d^couvre 
Qu'au milieu des grandeurs^ 
Lorsqu'il est dans son Louvre, 
Parmi tant de splendeur, 

Ou Teclat de Tivoire, 
De l'or et de l'argent 
Font rayonner sa gloire 
Avec ravissement. 



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54 Noels jurassiens. 

6. Mais Jeans, au contraire^ 
N'a que la pauvrete, 
Une extreme misire 

Et grande necessit^ ; 
Conche dessas la terre, 
Couvert d*nn vieil drapeaii, 
Pour chevet nne pierre, 
La creche pour berceau; 

7. Pour palais nne etable 
Sans ancun[s] conrtisans. 
Tont y est pitoyable, 
Jusqu*ä ses parens. 

II n*a ni feu ni flume 
Pour cbauffer ses drapeaux, 
Uu'un boeuf et un pauvre äne 
L'echautfant des museaux. 

8. Nonobstant l'aparance 
D'aucune majeste, 

La beaute et connaissance 

De sa divinite 

Leur fait voir sous ses langes 

Un tresor precieux, 

Qui a cree *) les anges 

Et tout l'enclos des cieux. 



Chacun met sa conronne 
Aux pieds de cet enfant. 
Puis chacun d'eux lui donne 
ün tres riclie present : 
L'un d'or, en temoignage 
Qu'il a la röyaute ; 
]/autre encent, pour hommage 
De sa* divinite. ^) 

[La suite manquej 



*) Ms, cröe. 

^) Interpretation allegorique d^ja tamilii^re au moyen äge. Le myrrhe 
symbolise rhumanite du Christ. Voyez le serraon en ancien frangais^ 
publik ^ la fiQ du tome I de la Grammair e historiqiie de la langue franQoisey 
par A. Darmesteter, pp. 152 et suivantes. [Rto.] 



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Miszellen. — Melanges. 



„Die alten Jungfern im Glauben und Brauch des 
deutschen Volkes" 

betitelt sich einer der Aufsätze des nunmehr vor zwei Jahren ent- 
schlafenen Ludwig Tobler^). In seiner feinen Art setzt da Tobler zu- 
nächst die Bedingungen auseinander, unter denen ;,etwelche Gering- 
schätzung des ehelosen Standes, und zwar so, dass derselbe mehr Spott 
als etwa Mitleid hervorruft/' im Volke Verbreitung finden kann, wa- 
rum wiederum „diese Beurteilung nicht beide Geschlechter in gleichem 
Masse triflPt, sondern vorzugsweise das weibliche." Und um nun die 
Ansicht des deutschen Mittelalters vom ledigen Stande kennen zu 
lernen, zieht er eine Reihe von Volksbräuchen und -Redensarten heran, 
eine Quelle, die ja, so trübe sie etwa fliesst, doch meist ihren Ursprung 
in älterer Zeit hat. — Es folgt eine reiche Auswahl von unfruchtbaren 
und geradezu unmöglichen, zum grossen Teil aber anzüglichen Beschäf- 
tigungen, die der Volkswitz den alten Jungfern und gelegentlich auch den 
alten Knaben nach ihrem Tode zugewiesen hat „als Strafe für ihre Miss- 
achtung der natürlichen Triebe." Wie ihr Leben für ein unnützes 
galt, für ein Leben, das seinen eigentlichen Zweck verfehlt hat, so 
sind auch ihre Seelen noch zu wenig erbaulichen Verrichtungen ver- 
dammt, die ebenso unnütz und nie ihren Zweck erreichend sind, als das 
verlassene Dasein. 

Im Tirol müssen die alten Jungfern bis zum jüngsten Tag den 
kalten Boden des Sterzinger Mooses mit Fingerspannen ausmessen oder 
„ Seh neere item", oder (als Gegenstück dazu) sie müssen in der Hölle 
Schwefelhölzchen und Zunder feilbieten, Flederwische verkaufen ; in 

1) 1883 erschienen in der Zeitschr. f. Völkerpsych. XIV 64—90 ; 
wieder abgedruckt in den Kl. Sehr. z. Volks- u. Sprachkimde, herausg. 
von Baechtold und Bachmann, S. 132—156. Nicht unerwähnt bleibe der 
treffliche Aufsatz von Carl Haberland: Altjungfernschicksal nach dem 
Tode, Globus XXXIV (1878) S. 205 f., aus dem Tobler teilweise ge- 
Mchöpft hat. 



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56 Miszellen. — Mölanges. 

Strassburg müssen sie die Citadelle verbändeliv helfen, ähnlich in Basel 
die EheinbrUcke verbändein und das Münster abreiben, in Frankfurt 
„den Parrtorn [PfaiTturm] bohnen", in Wien den Stephansturm, in 
Nürnberg mit den Barten alter Junggesellen Jen weissen Turm fegen 
u. s. w. Gleichartiges wurde für die Hagestolze ersonnen, wahr- 
scheinlich von den Jungfrauen, die damit das Gleichgewicht herstellen 
wollten: im Tirol müssen sie Nebel schichten, Wolken schieben, Felsen 
abreiben, Steinböcke einsalzen, den kleinsten Ameisen einen Drahtring 
durchs Maul ziehen, Linsen wie Scheitholz klaftern, schwarzen Gänse- 
kot weisskauen u. A. m. 

Nach weit verbreitetem Glauben und Sprachgebrauch kommen 
die alten Jungfern nach ihrem Tode ins „Giritzenmoos**, wozu die Er- 
klärung, dass Giritz dasselbe sei wie Kibitz, und die Vorstellung etwa 
die, dass die alten Jungfern für ihr Freiseinwollen büssen müssen in 
öder, unfruchtbarer Einsamkeit; für diesen Aufenthalt im Giritzen- 
moos aber wiederholen sich jene Thätigkeiten und Leiden, von denen 
die Rede war, z. T. noch witziger, drastischer und anzüglicher aus- 
gedacht. 

Einem sorglichen sinnigen Gärtner gleich, der in seinem Gärtcheu 
Jegliches spriessen lässt an seinem Platze, bietet uns Tobler ein reiches 
Material in klarer, umsichtiger Darstellung. Diesem Weiteres aus unser n 
Gauen beizufügen, muss ich „Volkskundigern** überlassen: „Die alten 
Jungfern kommen ins Giritzimoos, die Junggesellen in den Affewald, ** 
das ist nach wie vor eine beliebte Redensart im Bernbiet.*) Mir 
kommt es darauf an, eine uns zeitlich und örtlich fernliegende Parallele 
anzuknüpfen, die in diesem „Archiv" immerhin insofern einen Unter- 
schlupf beanspruchen darf, als sie einer der populärsten Sagen des 
griechischen Altertums entnommen ist, die selbst bei weiter überhand- 
nehmendem Rückgang der klassischen Bildung nie völlig aus der Er- 
innerung der breitesten Volksschichten wird verdrängt werden können. 
Wer hat nicht schon von den Danaiden gehört? jenen unglücklichen 
Mädchen, die in der Unterwelt ohne Unterlaas in Scherben oder durch- 
löcherten Gefässen Wasser schöpfen müssen in ein leeres Fass, weil sie 
in der Brautnacht die ihnen aufgezwungenen Vettern ermordet hatten, 
sie alle, mit einziger Ausnahme der Hypermestra: Hypermestra allein 
hatte des Lynkeus geschont, weil er ihr Magdtum nicht angetastet.*) 
Die allgemein verbreitete Annahme ist nun die, dass die Danaostöchter 
im Hades büssen müssen für ihre Blutthat als solche, doch gehen wir 
der Sache tiefer auf den Grund, so erhält die Strafe eine andere Be- 



') Für die Bräuche im Kt. Luzern [;,Moo»fahren**, „Gritzenvater« u. 
s. w.) vgl. auch R. Branüstetter, Ztschr. f. d. Phil. XVlll (1886) 473 ff. ; 
im Kt. Luzern sagt man auch etwa, wenn eine alte Jungfer heiratet: 
„S^ist e Seel us (djem Fegfür erlöst worde."* Ich entnehme dies handschrift- 
lichen Notizen Toblers, die dem mir gütigst überlassenen Sonderabzug 
beiliegen. Vgl. übrigens diese Zeitschrift I 139 ff. und 220. 

2) Erst in späterer Version (b. Aischylos: vgl. frg. 43 und Prom. 
V. 865 ff) ist Liebe das Motiv der Hypermestra. 



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mmmi^f^^mm^ 



Miszelleii. ^— Melanges. 57 

leuchtQDg. Für's erste stellen wir fest, dass die Danaiden trotz Blut- 
hochzeit in ältester Fassung der Sage straflos ausgiengen: „es ent- 
sühnten sie Athena und Hermes auf Zeus' Befehl**). „Der Mord eines 
verhassten Gatten ist an sich kein exemplarisches Vergehen**^, und 
Wilh. Schwarz®) vermutet, die That der Danaiden habe Beziehung 
gehabt zum Seeraub: „Seeräubern gegenüber ist Alles erlaubt**, der 
Sage liege der im Altertum so oft begegnende Frauenraub zu Grunde: 
„gegen ihre Räuber haben die Danaiden sich mit List und mit dem 
Dolche gewehrt*, und in diese Verhältnisse spiele als ferneres Moment 
das Verwand tschaftsmotiv hinein. Thatsache ist ferner, dass die end- 
lose Arbeit des Anfüllens eines lecken Fasses erst eine üebertragung 
ist auf die Danaost5chter, insofern als das Früherbezeugte auch für das 
Ursprünglichere gelten wird. Nun sah man bereits auf Polygnots be- 
rühmtem ünterweltsbild in der Lesche der Knidier zu Delphi Per- 
sonen verschiedenen Geschlechtes und Alters die unendliche Arbeit 
des Wassertragens in zerbrochenen Gefassen vollbringen, sie, welche 
die elensinischen Weihen gering geachtet, die djiÖTjTOC, die „Unein- 
geweihten* (wie wohl die Beischrift auf dem Gemälde lautete)*), und im 
gleichen Verstände spielt Platon^) auf das später sprichwörtliche „durch- 
löcherte Fass* an. Erst seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert kennen 
die Kunstdarstellungen bloss noch wassertragende Jungfrauen, d. h. von 
da ab verkörpern die Danaiden das Schicksal der „Uneingeweihten** im 
Hades; in der Literatur aber ist unser ältester Zeuge für die Ein- 
führung eines heroischen Namens für diese Höllenpein orphischen 
Ursprungs^) der späte Verfasser des „Axiochos**, eines pseudoplaton. 
Dialoges, wo zuerst von JauacScvv ödpeiai äveker^ die Rede ist 
(p. 371 e). Das viko^ aber, dessen Nichtvollendung an den Danaostöchtern 
so geahndet wird, ist nach Erwin Rohde's') glücklicher Entdeckung 
ihr durch eigene Schuld unvollendeter Ehebund: die Ehe ist ein r^^oc, 
ein Zweck und Ziel, die Vollendung, mit Goethe zu reden die „Krone 
des Lebens** — und nicht nur das: „die Riten bei Hochzeit und 
Mysterien weihe sind ziemlich die gleichen ; eine Hauptrolle bei beiden 
spielt das AoüTpöu, das Bad".^) Sie also, die das Tc?iO^ Yd/ioo, die 
Vollendung der Ehe, nicht erreicht haben, trifft das Trauergeschick, 



*) Apollod. H 22 ed. Wagn. 

2) Bemerkt Wilamowitz zu Eurip. Herakles v. 1016 (IP 221). 

3) Jahrb. f. klass. Phil. 147 (1893) S. 104. 
^) Paisamas X 31, 9 und 11. 

*) Gorg. p. 493 b. c. Vgl. auch Rep. II p. 3G3 d. 

^) S. Wilamowitz, Homer, unters, p. 202. Vor Wilamowitz erkannte 
diesen Zusammenhang schon der alte Georg Friedr. Creuzer: „Syinb. und 
Myth. d. a. Völker III« p. 480 ff., und schon Schistkk [Rhein. Mus. XIX 
(1874) 268] schien es, „als habe sich die früher allen Uneingeweihten, 
Männern und freilich auch Frauen, angedrohte Pein erst später an be- 
stimmten mythologischen Personen gleichsam lokalisiert." 

') Psyche S. 292 A 1. 

^) Albr. Dietrich, Nekyia S. 70 A 1. 



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58 MiBzellen. — M^lauges. 

ewig vergeblich Wasser zam Hochzeitsbade za tragen. Darum stellte 
man den dtfajioe, den „ün vermählt gebliebenen**, eine AoüTpo(pöpoc ^) 
aufs Grab: ,, ewiges AoOTpocpopen/ galt dem Volk als das Los der 
äxaixot in der Unterwelt: äfa^ot waren die Danaostöchter**). So 
wandte man AlyilTroo ff^fioz als sprichwörtliche Redensart an auf 
solche, die ä kucc-TBkisJ^ d. h. ohne das viko^ der Ehe zu vollenden, 
heirateten, wie dies der Fall war bei der Ehe des Aigyptos, resp. 
seiner Söhne^). 

Fruchtloses Bemühen, Wasserschöpfen ohne Ende mit einem Sieb 
in ein durchlöchertes Fass, das war den Griechen die Strafe für 
Umgehung der Ehe : — im Wallis kommen die Junggesellen in die 
Aucenda Kluft bei Gex (?), wo sie in durchlöcherten Körben Sand 
aus der Rhone zu Berge tragen mHsseu**). 

Zürich. Dr. Otto Waser. 



Ein alter Hochzeitsbrauch. 

An den Vogt Wyss in Lyss. 

Als dissen Morgen der Hr. predicant und noch ein Chorrichter von 
Lyss vor uns erschienen, habend wir inen die abergleubige Ceremoni, 
so die Hochzytter ihrer Kirchöri by ynfiShrung der Brütt in ihre Huss- 
haltungen pflegind zu bruchen, fürgehalten und uf gethane bekandt- 
nus, dass selbiges von altem bar by ihnen geübt worden seye, sy zwar 
alles ernsts vermant, söliche Superstition von nun an abzuschaffen und 
nit mehr zu gestatten, und wyl aber wir besorget, das ein so tief ein- 



^) Daran erinnert schon Haberland a.a.O. S. 206: „Die athenische" 
Sinnigkeit holte auf den Gräbern unverheirateter Personen den nicht zur 
Ausführung gekommeneu hochzeitlichen Brauch durch Darstellung eines 
wassertragenden Kindes oder auch nur eines Wassergefässes \?.0UTp0(püp0(:^ 
symbolisch nach, ein Beweis, wie auch das griechische Volk gleich dem 
unsrigen die Ehe zur Erftlllung des Daseinszweckes für unbedingt erfor- 
derlich hielt.** 

2j E. Kuhner r, Jahrb. d. d. arch. Inst. VIII (1893) 111 (vgl. S. 
109 ff.); vgl. auch Ferd. Dcmmleu, Delphica S. 17 ; • Wilamowiiz, zu Eur. 
Her. 1016 (IP 221). 

') Cf. Corp. Paroemioor, Gr. ed. Lentsch-Schneidew. 1 204 {.Diogenian. 
II 5Ä); II 189 (Makarios I 48), 337 f (Apostolios V 24v Also ä-AöCt-TBkoj^ 
ist gleichbedeutend mit d'Tskm^j nur noch deutlicher, und die Redens- 
art geht nicht auf solche, die zu ihrem Schaden heirateten. 

*} Tobler S. 136. 



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Miszellen. — Mölanges. 59 

• 

gewortzlete sach ohne Zuthan eines Oberamptmans kilmerlioh abzu- 
schaffen syn werde, so habend hiemit wir üch die nfsicht befelchen 
und fründtlich vermahnen wollen, ernstlich daran ze sin, das der bemelt 
anstössige Bruch by der Wartzel ussgerüttet werden möge, wie wir 
uns dann dessen zu üch versechen haben wellend. 
Actum 16 Decembris 1646 

Richter u. Rechtsprecher dess 
Ehegerichts der Statt Bern. 

Worin dieser abergläubische Brauch bestand, sagt der Rückver- 
merk auf dem Brief (Stadtbibl. Bern, Msc. Hist. Helv. XIX, 7) r 
»Verbott, das man an Hochzytten in Heimführung und Zuführung der 
Brutt kein Brott über sy uss werffen solle.** 

üeber die Verbreitung dieses Gebrauches und dessen Bedeutung 
wird wohl im Idiotikon seiner Zeit Aufschluss erteilt werden. 

Bern. Prof. D'r. G. Tobler. 



Zum Hexenwesen in Bern. 



Wir entnehmen dem bernischen Staatsarchive folgende kleinere 
Mitteilungen : 

Brief an den Bischof von Sitten. 

Hochwirdiger, sundrer herr unser früntlich gutwillig dienst und 
was wir eren und guts vermögen zu vor. Durch sunder fürbringen 
vernemend wir, wie dann in üwerh landen und gebieten etlich red 
von uns gan sy uf meinung, wie von etlichen bössen unhulden frowen 
oder man, so dann sölich böss Übungen können und triben, gelt nemen 
und si- nit witer noch anders straffen sien, und wie wol wir nit 
zwiflen, dann ü wer gnad des. von uns keinen glouben hab, dannocht 
verkümbrot uns sölich unschuldig zulegen und mag üwer gnad wol 
geloubcn, das wir keinen sölichen lüten in unsern, von üwern oder 
"andern landen funden oder gestraft, wann eine, die haben wir nach 
keiserlichen rechten mit füres brand verderben lassen. Und bittend 
daruf üwer gnad mit ganzem ernst, wo ir des red hören oder an üch 
oder die üwern gelangen wurd, das ir uns darin getrüwlich und mit 
der warheit verantwurten und ouch dabi uns verkünden wellen, wer die 
oder wo., si sich enthalten, so sölicher bossheit underwist und von üch 
gewichen siend, sol üwer gnad bevinden, ob wir die in unsern landen 
begriffen mögen, wir sölich streng gerechtkeit gegen inen bruchen, in- 
mass ir und menklich sechen mögen, uns sölichen handel widrig und 



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so MiKjfiellen. — Melange». 

« 
ganz tiit 7M dtildL'Li sin, das wellen wir dannoeht alzit umb üwer gnad 
gütwillenkÜcU verdienen, 

Datum 15 Juny anno (14)67. 

Schulthes und rat 
zu Bern. 
TeuUch Miasivenbiiüh Uj Ö, 167. 

14T1, März 27. — An min Herrn von Sitten, min lierren ze under- 
riobten voa einer frosven wegen von Ayent ze Sant Roman, 
heiat Grett, und ist ir man verbrennt, wie si sich gebalten bat, 
deini mati meint, sl mi ein bex. 
(Rats-M. 7, 102). 

1471^ Mai 2. — Gedcnck an die von Luzern ze bringen von der 
(rüwen wegen von Watlis, die mit hexery geschuldigt ist, darzu 
7Ai tun du. 
(Hbd, a 142). 

1473, Juni 16, — Zwei U'alliser Bettelfrauen sollen gefangen werden, 
„habend wetter gemacht." 
{Bbd, 12, 199). 

1473, Juli. ^ I)is* hat der vogt von Grassburg all für hexen an- 
heben ; Heini Boners, Clein Oerli, Pappon, die Pfaffina, herr 
Vitz jungfrtfw, Gredi Kistlerra, Erhart Tschirpis, Angilla Tschip- 
pler, Margreth Wübera, Peter Stuckis und sin muter, Willi 
Bon&rsj Elsa Zimberinannina, Gretta von Treffeis. 
(Elvi, 13, 15). 
Vielleicht steht mit diesen Hexen der Ratsbeschluss vom 30. 

August 1473 im ZiiJ^amnn^n hange: An Herr Martin, den beschwerer, 

hie zu mu 

(Ebd. S. 78). 

Bern, Prof. Dr. G. Tobler. 



Rata miou 

Fonnulette vaudoise 

La fi>nnulütte csnivante est bien connue dans le canton de Vaud, 
en [»urticnlier dans le district de Nyon et dans le Gros de Vaud. 

Une peraonne prend la main d'un enfant et suit avec le doigt 
deux des t>nncipales ligne^ de la paume de la main, en disant, ä propos 
de hl premiere: Par ici pa^se la ratette (souris), et ä propos de la 
öeciinde : Par ici traine »a cuette (petite queue). Puis eile prend 
ßuucessivfiment lea ciiiq doigts de Tenfant et, leur imprimant un mou- 



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Miszellen. — Melangen. 61 

venient de rotation, dit, en teüant le pouce : Sit V vit (celiti-ci le vit) ; 
en terant l'index : SU V 2jr{t (celui-ci le prit) ; en tenant le m^dius : 
Sti Fecortsit (celui-ci l'6corcha) ; en lenant l'annulaire : Sti le medzit 
(celni-ci le mangea), et en tenant l'auricnlaire : Et le petit glingUn, 
Qui est derrüre le movlin^ Qui lave les ecuelles, Qui casse tes 
plus helles^ Et qui faxt rata miou, miou, miouy miouy miou /') En 
disant ces demiers mots, on promene rapidement la main snr le bras 
de Tenfant, en imitant avec les doigts la marche d'un animal, et on 
cbatoaille au cou l'enfant, qui generalement se met a rire. Toate Top^- 
ration s'appelle faire ratamiou ou faire la ratette, 

La premiere partie de cette fonnulette est claire. II s'agit evi- 
demment d'une souris poursuivie par des chats ; eile est vue par l'un, 
prise par l'autre, ecorchee par le troisieme et mangee par le quatrifeme. 
Lee deux derniers mots: rata miou, paraissent egalement se rapporter 
a la meme histoire, rata pouvant signifier souris et miou etre une 
alteration de miaouy le cri du chat.^ Mais qu'est-ce que le petit glin- 
glin, qui est derriire le moulin, qui lave les ecuelles, qui casse 
les plus bdles ? Glinglin est le nom de l'auriculaire dans la Suis^e 
romande, ainsi qu'en Franche-Comt6 et en Bourgogne ; on dit aussi, 
d' apres Bridel, guelin guin et klinguin ; dans les montagnes neucha- 
teloises on dit guinglet^ U semble bien qu'il faille voir dans ce mot 
la rdpetition de * l'allemand klein. Serait-il pris ici dans le sens gen^- 
ral de petit et designerait-il un petit chat qui, lavant les 6cuelles, c'est- 
ä-dire les lecbant^ parce qu'il n*a rien d'autre a manger, casserait les 
plus belles*)? On aurait pu songer d'autre part ä voir dans glinglin 
une alteration de Guinglain^ un cbevalier de la Table Ronde qui a 
donn6 son nom ä un roman du commencement du XI IP sieole. Mais 
je ne vois aucun rapport entre les aventures dudit cbevalier et Tbistoire 
de notre souris. Peut-etre quelqu'un de nos lecteurs aura-t-il une ex- 
plication ä proposer ou une Variante interessante a indiquer ? 

Lausanne. J. Bonnard. 



*) Je donne ce texte tel que je Tai entendu dans les environs de 
Nyon et sans me dissimuler que la syntaxe demanderait: Sti la vit et non 
Sti V vit^ et ainsi de suite. En outre : El le petit glinglin n'est le sujet 
d^aucun verbe. Le glossaire manuscrit de Morel-Fatio, conserv^ k la 
Bibliotb^ue cantonale vaudoise, donne la Variante suivante: Cest Je 
petit glinglin, Qui fait le tour du moülin, Qui lave les icuelles, Cassant les 
plus heiles, Et qui fait miaou^ Miaou, miaou, miaou. 

') Cette explication est corroboröe par la Variante de Morel-Fatio. 

*) M. E. Rolland donne, dans les Rimes et jeux de VEnfance (t. XIV 
des Litt^ratures populaires, Paris, 1883), p. 21—25, un certain nombre de 
formulettes analogues ä la notre. Dans la plupart d'entre elles, le petit 
(appel^ parfois glinglin ou rinconinconin) n'a den ä. se mettre sous la dent ; 
dans quelques autres au contraire c'est lui qui mange tout. 



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^ Mi^zellen. — Mißlänge». 

Schweizerisch Fad. 

Diese Vokabel ist bekanntlich eine Crux wegen ihrer dunkeln 
Bezieh an gen zu nhd. Pfad und engl, path^ mit denen sie sich in der 
ßedeutang berührt Kerenzen bietet den Plur. Fe^d(£^, mit Beziehung 
aaf die tlrasbänder in den Felsen über der Thalalp; geradezu be- 
dentungögleieh mit «Pfad** erscheint das Wort auf Kerenzen in der 
Verbindung pHeidöfad**, worüber meine Arbeit über einen römischen 
Landweg am Wallensee eingehend berichtet. Erinnere ich mich recht, 
«0 heiest auch noch ein anderer Felssteig auf Kerenzen schlechtweg 
Fad. Ich habe nämlich die Ortsbezeichnung: im Fad unde in Er- 
innerung.^) Nach der Deutung im Schweiz. Idiotikon (Bd. I, 670) 
würe ein regelrecht verschobenes rdzüö unter Vermischung mit „Faden* 
als Etymon anzunehmen. Die Berührung der Bedeutung als ^Grenz- 
saum*' und als ^PlaJ*' kann nicht befremden, wenn man limes dagegen 
hätt, welches die nämlichen Bedeutungen vereinigt. 

Den nhd, Pfad haben wir m. E. nur im toggenb. Verbum pfade 
I, einen Pfad (durch den Schnee) bahnen". Dennoch macht das eng- 
lische path bedenklich j unser fad mit nhd. Pfad (mhd. phat etc.) zu 
identjüzieren. Fad ist m. W. blos alpin. Es muss mindestens noch 
ein drittes EtymoD herangezogen und untersucht werden. Dieses er- 
blicke ich in Jat. mduni. In der Bedeutung „Furt** berührt sich 
dieses Wort ohnehin mit dem unserigen, wie es auch durch Abkunft 
von vadere demselben nahe steht. Aber bei Ovid (Met. I, 370) 
scheint es geradezu identisch mit „Flusslauf", wenngleich eine andere 
Ueberset^ung nicht ausgeschlossen ist. 

Komanische^ v wird in unsern Mundarten regelrecht zu (Lenis) 
/, vgU Faäura (Via dura bei Pfövers) Fadutz (geschr. Vadutz) u. A. m. 
In frlilier romanischen Gegenden konnte d nicht verschoben werden. 

Sollte diese Deutung zutreffen, so wäre unser Fäd ein roman- 
isches Lehnwortj wahrend die Ableitung von zdvoö es als urgermanisches 
Eigentum ei'Mcheinen Hesse. Pfad und engl, paih wären in ersterm 
Falle auch Lehnwörter, aber aus andern Vorlagen gewonnen und auf 
andern Wegen ir^s Germanische eingedrungen. Wir hätten da wieder 
ein instruktives Beispiel, wie wenig Bedeutungs- und Lautverwandtschaft 
schon iitlr die identität von Worten beweisend sind.^) 

Aarau. Prof. Dr. Winteler. 



^) Bekannt ist auch der (das V) Tierfed im Glarner Thai. 

*^ W\v geben zu bedenken, dass in ahd. hochalemannischen Denk- 
mälern da» aulautende p sich zu f verschiebt, z, B. funt (Pfund), farra 
(Pfarre) in der Beuedikiiaerregei ; fad (Pfad;, falenza (Pfalz), flegen (pfle- 
gen) bei Notker : Fafftjuja, Faffinchoua, Foriinmarca, Forren in St. Galler 
Urkunden. Die Annahme Kaufmanns (Geschichte der schwäb. Mundart, 
% 16S), daüft die frtltiere Spirans f sekundär wieder zur Affrikata pf ge- 
worden sei, wird bestiüigt durch Pfleget (lat. flagdlum)^ P feister (lat. fene- 
$tra), Pftade (Fladen). Pflum (Flaum), Pßnk in Alagna (Fink), pfladere 
neben fladere, pßattere neben fltittere etc. Die Regel, nach welcher das 
€-ilta[Gni.^nn. f einmal bleibt, ein anderes Mal zu pf gewandelt wird, ist 
freilich noch nitrht gefunden. [Red.] 



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IVI ,.^- u' 



Miszellen. — Mölanges. 

Das Andereslen. 

ßittspnich am 30. November. 

^Anderees i bitte di, 
Bettstaft i betritte dt, 
Lass erschyne dci HärzaUerliebste viyne, 
Ist er rych, so chöm er zWyte^ 
Hat er Chüe, so ihue er si trybe^ 
Hat er nüt^ so chöm er i Gotts Name am Stacke.^ 
Baden i. Aarg. Emma Fricker. 



Weidgang in Zollikon (Kt. ZOrich) bis 1828. 

Die Kühe — Rinder und Stiere inbegriffen — waren über Tag 
bei HaoBe. Abends, nach dem Melken, wurden sie vom Kuhhirten 
durch Hornruf (auf einem langen Alphorn) gesammelt. Der Eine macht*- 
den Anfang ,im Grstad', kam bis ins Oberdorf, dann die Hohlgasse hin- 
auf an den Gatter am Anfang der Allmend ; sein Gehilfe nahm die 
Kühe vom Gugger, Traubenberg, die Sagengass hinauf durchs Kleindarf 
und den ,Kilchhor, dann durch die ,Kühga8s' bis zum ,Furt^ (Eingang 
in die verzäunte Allmend). Morgens früh (4 — 5 Uhr) hatte der Kuh- 
hirt mit seinem Gehilfen an die Gatter zu gehen, wo die Kühe mit 
strotzenden Eutern sich schon gesammelt hatten und des Oeffnens harrten. 
Maoohmal war etwa der Knabe des Kuhhirten, wenn er zu früh war, 
aussen am Gatter sitzend wieder eingeschlafen und die ungeduldigen 
Tiere weckten ihn durch Stupfen mit den Hörnern. Dann giengs inu 
Dorf hinunter zum Melken. Kalberte eine Kuh auf der Weide, so er- 
hielt der Hirt bei der Anzeige vom betreffenden Bauern als Botenbrot 
eine Mass Wein und ein grosses Bauernbrot. 



Nahrungsverhältnisse. 

Noch zu Anfang des XIX. Jahrhunderts hiess in Zollikon b. Zürich 
der Donnerstag ,Flei8chtag^, weil ausser dem Sonntag die besser situler- 
ten Bauern nur an diesem Tage noch Fleisch assen; letzteres bestand 
aber durchweg in Speck von eigenen Schweinen. 

* * 

Bei der Weinlese am Zürcher-See haben jetzt die ,Wümmer'' 
£Nüni Brot, Wein und Käse ; in den 60er Jahren fehlte der letzter».- 
noch, und ältere Leute erzählen, wie es als Neuerung Aufsehen gemaclit 
habe, als zu Anfang der 20er Jahre jeder Wümmer ein Stück Brot 
bekommen habe. Vorher hatten sie sich mit Trauben begnügt. iSu 
steigern sich die Ansprüche. 



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Ö4 Misiollen. — Melanies. 

Kirchliche Gebräuche. 

In Erlenbach und ZoHikon (Zürcher-See) gieng bei der Taufe 
der ,GiJtti' den Degen an der Seite. Von den Worten an «Und betet 
miteinander alfio"* hielt er betend den Hut vor*8 Gesicht. 

Wo der Name ^Jesus* vorkam, verneigten sich die Gevattersleute. 

Während der Predigt (nach Verlesung des Textes als Gottes- 
wort, im Untersächied zur nachfolgenden Predigt als Menschenwort) 
behielten die Männer die HUte auf und lüpften sie etwa nur bei Nen- 
nung des Namens , Jesus*. 

ZülJJkon. Dr. H. Bruppacher. 



Ostereier-Bettel. 

In einigen Gemeinden des Bezirks Uri (in Urseren nicht) hat 
sieh der alte Brauch erhalten, dass die jungen Burschen am Oster- 
montag in die Häuser der Sliidchen Ostereier heischen gehen. Ihre 
Beute ist gew<>hnlieh eine recht reichliche. An einem der folgenden 
Sann tage vereinigen sich Bursehen und Mädchen alsdann zu einem ge- 
meinsamen Mahlj welchem ein Tanzvergnügen, der sogenannte Eier- 
tanz j folgt* 

Güschenen. Ernst Zahn. 



Epigraphische Spielereien. 

Daä Mittelalter, und besonders das sechszehnte Jahrhundert, freute 
sich an allerhand Arten von Inschriften, an denen sich die Leser den 
Kopf zerbrechen Hollten, Bald wurde in eine Aufschrift durch hervor- 
tretende Lettern eine zweite hineingelegt (Kryptogramme), bald bil- 
deten die Ant'augtjbuchataben der Zeilen neue Worte (Akrostichen) oder 
die Jahre&zahl war h\ römischen Zahlen in der Inschrift enthalteu 
(Chronostichen), EigeiitUchä Kätselinschriften waren ebenso beliebt ; 
in den Hand Zeichnungen von Urs Graf finden wir hiefür mannigfache 
Belege, so z. B, im Museum zu Basel auf den Blättern U. X 82. a 
und U. X. letzte Seite* Änf der Federzeichnung U. X. 42 vom Jahre 
1513 lesen wir : 

RETBVE HCl: KEFPO KID 

SAD Vi) SAD ILBIW. TSESOL. RIM 

das heiast : Jnbter [Jupiter] ich opfer Dir, das Du das Wibli losest 
[=liis8eMj mir. E. A. St. 



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BIBLIOGRAPHIE 

aber Schweizerische Vollcslcunde fOr das Jahr 1897. 



Yorbemerkung. 

Zur Vervollständigung des Litteraturverzeichnisses ist die Mitarbeiter- 
schaft unserer Leser erforderlich. Wir richten daher die freundliche Bitte 
an jeden derselben^ uns durch Zusendung von Zeitungsausschnitten^ bzw. 
durch Mitteilungen und Nachrichten unterstützen zu wollen. 

Allen Denjenigen, die uns bisher in dieser Hinsicht behUlflich ge- 
wesen sind, sprechen wir unseni verbindlichsten Dank aus. 

Die Redaktion. 



BIBLIOGRAPHIE 

DES TRADITIONS POPULAIRES DE LA SUISSE 
AM^rilE 1897. 



AVERTISSEMENT 

Pour que cette bibliographie soit complöte, la collaboration de nos 
lecteurs est indispensable. Nous serous tr^s reconnaissants ä tous ceux 
qui voudront bien nous envoyer des extraits de journaux et de revues ou 
toute autre communication d'un interet bibliographique. 

Nous exprimons nos meilleurs remerciements aux personnes qui 
nous ont aidös jnsqu'a präsent. 

La Rädaction. 



Abkflrzungeu. — Abr^ylations. 

Anz. f, 8chw. A. = Anzeiger für schiceizerische Altertumskunde^ hrg. v. d. 

Antiquar. Gesellsch. in Zürich. 
Archfiv) = Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 
Bl. od. Bll. « Blatt oder BläiUr. 

Bündn. Mtbl. = Bündnerisches Monatsblatt, hrg. v. S. Meisser. Chur. 

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ßB Bibliographie. 

Cont raml =^ Le Conteur vaudois. Directeur : L. Monuet, Lausanne. 

Kali =^ Kalender. 

Schtc, = Bh Schwetz. Verlag des Polygraph. Instituts. Zürich. 

Sem. liU. =^ La Semaine iittöraire, Geu6ve. 

Vol. rom. =■ Le Valais romand. Directeur: L. Courthion, Geneve. 

Ztg. ^= Zeitung-. 

ZUchr. = ZeitschrifL 

I. Yermischtes. 

L Churtfiion, L.^ Les Veillßes des Mayens, a. Archivito^ — 2. Mäder, 
D.^ Architekt Caspar Jcuch von Baden. Schw. Freie Presse (Baden) No. 
35—50. Märkte, Qpmv, FmflUiacht, Tänxe, Geb&cke, 8t. NLklaoB u. A. in Baden. — 
3. Die ZUrcher Sitten regWmente von 1755 und 1756. Schtc. Wirie-Zig. 
(Zürich) G. Wirz. Klrcheabenuüh, Hochzeit, T.ichtfltobeten, Kiltgang, Trinken, Spielen, 
TftnBBQ, HAUchOD, DiübtL UDfii^, Raufereien, Lnxns. — 4. Meier ^ G., Werke der 
Wtjhltbiitigkeit im Ki. Scbwyz. Neujahrsbl. der zürch. Hlilfsges. EotiUUt 
Hjuich^ mf Vüikikundo. — 5. Tobler, i., Kleine Schriften zur Volks- und 
Sprach knnde. Fraueufeid. vgl. Archiv I 258. — 6. S, PL, Aus dem ,alten 
GemeiDbuüch* von Üntervaz. Bündn. Monatsbl. 249. Enthält Einzelnes sar Volks- 
kiuia& — 7. Häbedin-ScJiidtegger^ J., Beiträge z. Schweiz. Volkskunde. Sonn- 
tagibL d, Thury. Ztg. Nu. 40 ff. Allgemein Dentsches and spez. ThorgauiioheB. — 

II. Siedelung. 

rfahlbanten. L Sarmin^ P. u. F., Ueber den Zweck der Pf. Globus 
LXX II 277, iia» Wiuier diente zur Aufhahme des Unrats. — 

[II. Wohnung. 

Höhlen* 1. Früh, Dr. J., Moderne Höhtenwohnungen in der Schweiz. 
fHobus LXXl 339. — 

HauSm 2, Boer, W.H,. Alpljabeth. Verzeichn. d. Samml. v. Architekturstud. 
des Prof. E, Gladbach: in: 5. Jahresber. d. Schweiz, Landesmus. 146. 
— 3. LiiUch^ H-t Neuere Veröffentlichungen üb. d. Bauernhaus in 
DtsehUi Oestr-Ung. u. in d. Schweiz. Ztschr. f. Bauwesen. Berlin. — 
4. Der ,KatKcnnUlliof* bei Zürich. D. Schweizer Bauer (Kai.) 47. 
AbbUdif. — 5. Lc Vi I läge suisse k l'Exposition nationale suisse. 
Gcni^ve. — 6. GJadbaoh, E., Der Schweizer Holzstil in seinen kan- 
tonalen und konstruktiven Verschiedenheiten. 3. Aufl. (Wohlfeile 
Aust<abe). ZUricb. — 

Manrnnttiken, 6. Stebler, F. G.^ Hauszeichen aus dem Oberwallis. Schw. 
1 45. Mit AbbilduD^n. 

QtiüU* 7. Han.'jrat einer soloth. Burgerfamilie zu Anf. d. XVIL Jahrh. 
St Ur»en-K<d. 44* — 

IV. Wirtschaftliches. 

Allgemeines, \. Le hm\ Mtssager (Kai.) p. 2. 4. 5. 6, S, tO ff. Landwirtschaft!. 
Arbeliou Lu J. oinz. Mouaten. — 2. Almauach de l'agronome, contenant 



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4 



Bibliographie. iSf 

les travaux du caltivateur et du jardinier pendant c!icU[uq moi^ 
de rannte. Le v4ritahle Messager boiteux de Beme et Vereij, p. 2— 4, 
— 3. Monatskal. f. Land- und Gartenbau. Eidg. NationaJkfü. Ö. 3, 
5. 7 etc. — 4. Benzigers Marienkai, Ebenso. — ö. Krämer, A.. Uie 
Landwirtseh. im Schweiz. Flachland. Frauenfeld. — 

JLlpwirtschaft. 6. Anderegg ^ F., 111. Lehrb. f. d. gesamte schwoij;. M\y- 
wirtsch. Bern u. Leipz. 1896 ff. — 7. Alpwirtschaftl. MunaUhlaüer 
31. Jahrg. Solothurn. — 8. Mettier^ F., Gewinnung und IVausiport 
des „Bergheues" in Sapün. Bündn, MtsbL S. 10. — 9. J Ganden 
Die Alpwirtsch. im Kt. Nidwaiden. (Schweiz. Alpstatistik, lirg. v. 
Schweiz, alpwirtschaftl Verein., Heft 4). — 10. Bericht lili. d. Alp- 
wanderkurse d. Schweiz, alpwirtschftl. Vereins i. Sommer 1896. 
Kursgebiete: L Graubünden: Prättigau-Schanfigg. IL Bern- Fnitigen-, 
Ober- u. Niedersimmenthal. — 11. Alpwirtsch. in Nidwaldeo. Sehtt, 
Ztschr. f. Gemeinn. 36, 20 ff. - 

Milchwirtschaft. 12. Wüihrich^ E,, Käserei- u. Molkerei-KalendiT . ioi 
Schweiz, müchwirtschafü, Jahrb, f. 1897. Bern. — 

Y. Nahningsyerhältnisse. 

€^ebildbrote. 1. Burckhardt- Finder, A., Die Ofleten- u. Waffeleisen den 
bist. Museums; in: Jahresberichte u. Rechnungen d. Vereine f. d. 
bist. Mus. in Basel. — S. auch I 2. IX 13. 20. — 

VI. Tracht. 

AUgetneines. 1. Die Schweizer-Trachten vom XVII.— XIX. Jahrh. n. 
Originalien. Dargestellt unter Leitung von Frau J. Hekrli u. auf 
photomech. Wege in Farben ausgeführt. Polygraph. Inst ittir, Ziincli 
1: Zfirich, Bern (Slmmeothal), Freiamt, Appenzell l.-Rh., Schaff hürijujn^ Uri 
(SohSchenthal). — II: Bern, Url, Basel, Sehaffhausen (Hallaaer BrauD, FroibutK 
(Greyerser Sennen), Thorgaa. — III: Solothurn (Ölten), Zürich (KDonancraiut), 
Sohwyz, Olarus (Sernfthal), Tessin (Verzascathal), Wallis (Ldtsohen^r UocbzeltA^ 
paar). - 2. Ein Schweizertrachten-Fest. N, App. Kai. S. öi). Mit Aih 
bildnng Ton Oreyerzer-Trachten. — 3. Zur Erhaltung der TrHirliKMi. 
Schweizer Bauer (Ztg.) No. 10. — Die Brautkronen. Badeney Jaf/lfinit 
21. Sept. — 

Aargau. s. 1 (Freiamt). — 

Appenzell I.^RIi. 5. Polychromes Bild von Männer- u. Fraut^iitniclit. 
Schw. I No. 1, Tafel. — 6. Grenadier v. d. Fronleichnams-Projitwsion 
in Appenzell, ib. I 145. Abblldg. — S. auch 1. — 

SaseU 7. Burckhardt- Werthemann, !>., Hans Heinr. Glaser, e. Basler KiiiiHtler 
a. d. Zeit d. 30j. Krieges. Basler Jahrb, Mit AbbUdgg.; witiuiif für di^ 
städtische Tracht. — S. auch 1. — 

Bern. 8. Mann u. Frau. Sdiw. I 103. Nach König. — 9. Siebenthal crin. lind. 
Kai. S. 64 Abbildung. — 10. Eine TrUllmustcrung vor ÜK) .Jahren 
(n. König). D, Schweizer Bauer (Kai.) S. 95. Abbildung.— 11, BiiHtMiii 
vom Hasleberg. Schw. I 275. Zeichnung v. F. Mocit- - 12. K.vner ru*s 
d. Umgebung d. Stadt Bern. Schw. I 344. Abb. nach J. L. Abefiu fiTsa. - 



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L. _ 



^ 



68 Bibliographie. 

13. „licrn^^rriieitÄchi.'' tb. 385. Rückwisicht Modern. — 14. K. Sch., Kul- 
turUilder hiih alter Zeit. D. Schweizer Bauer (Bern) 24. Dez. Lazns- 

Enandjitti für i1. Land. — S, HUCh 1. 15. — 

Freihnrg* k. L 2. — 

GUiruSf Litze i'^ti (Freiatnti. s, 1. — 

Ä£. Ortll^n. s. 15. — 

Schaff hausen^ SalothurUf Schwyx, Tessin^ Thurgau, UH s. 1. — 

Wulliw. U". Mädchen vou Bagußs (?j UEcho des Alpes No. 3 (cf. p. 90). — 

S, ;uich I. 15. — 
Zitg. (FruiaHJt) s, 1. — 
Zürich* 15. Zürcher KuL 8. S3 ff. Abb. e. Wehnthalerln mit »Freudmalen«, Tog- 

l^fluburi^fir-senn, B^n»Br-OborlI]i{Ierin,Walliflerinnen, Els&Bserlnnen. — S. auch 1. 

VfL Hausindustrie. 

1. Leftuiünfi, H*. D. aar^. Strohindustrie mit bes. Beriicks. d. 
Kant. Luzenu Beilage : Die Einfuhr u. Ausfuhr d. Schweiz. Rosshaar- u. 
StroUiiKlustrif^ hi d, J. 1854— i>4. v. J, Buser, i90 lllustr. — 16. ü^, Die An- 
fringe der Freiänitor Strolntidustrie. Schw, I 101. — 17. Im Webekeller 
iö. 157. Abiiiuiün;-. — 18. Vom Stricken, ih. 146. — 

VIIL Volksiüiiiliches Kunstgewerbe. 

1- K(ai^er), AI tu Kaust iu Bauernhäusern. D, Schweizer Bauer (Ztg.) No. 45, 
Hit Abblldqng einer Truhe tob 1613. — S. auch V 1. — 

IX. Sitten« Gebräuche^ Feste. 

GehurU 1- Sthvt, 1 No. 1, Umschlag. Text nnd redozlerte Abbüdg. ana Herrli- 
berfircjr^ Kuncc tlnschrefbtinj? der gottesdlensUloliea Gebrftuche, wie solche in der 
ECJrobe der BtAdt aad I.HndacibmfL ZOricli begangea werden. Basel 1751. — 

Taufe* 2, Sehw. No. 2, öuinclila^. Wie i. — 3. Le vin de bapt^me au ct. 
<k NcucbiUel, Cä«^ ratifl. No. 22. — 4. K. Seh.. Kulturbilder au» 
altoT Ziiit. 7J, Schireaer Bauer (Ztg.) 24. Dez. Luxiismandate. — 

Kiltgumh «- l 3- - 

WerlAtinOi Verlobuug v, Hochzeit. 5. Ehegebräuche im Freiamt. Schw, 
l 8. ^20. — ft, Beglil(?kwilijscliung e. Brautpaares, ih, I No. 3, Um- 
stcbla^. Wie 1. — 7. IlcteliKeUsritt. ih. No. 4. Umschl. Wie i. — 8. Trau- 
un^sakt. iK No. 5, riusi-lil. wie i. — 9. Hochzeitsmahl ih. No. 6, 
rmschl- wie 1. — 10. Wio es früher bei Hochzeiten zugieng. St. 
rrmikul (Solüili.) S. 65. — 11. In Vättis. Ragazer Anz. 10. 17. Febr. 
— 12. VaL röm, 15 fihr. Greyeraer Bauernhochzeit 1. J. 1695. — 13. K. 
Sch.. KuhurUiltler aus alter Zeit. D. Schtreizer Bauer (Ztg.) 24. Dez. 
Lux QSni anrate. — S aucb 1 3. VI 4. 

Tod t/. Begrübnitt* 14. Agonie. Schw. I No. 7. Umschl. wie i. — 15. Das 
Leidtra^eiL ib. l No. 8. Umschlag. Wie i. -- 16. Das Leichenbegäng- 
nis. iL I No. 9j Umschl. wie i. — 17. Die Abdankung, ih. I No. 10, 
Umschl. Wie u — 18. Oberhoher, A.^ Ein frommer alter Brauch, ih, 
I 224. Totenffedeakltrettep mit Inschriften. — 19. Oraisons fun^bres a la 



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Bibliographie. 69 

! Vallöe des Ormonts. Val, rom. No. 47/8. — 20. Ein Laie, Mit einer 

Unsitte ist aufzuräumen. Tkurg. Wochenzig. 29. Okt. Leichenichmäase« — 
20a. Die R^ oder Totenbretter. Neue Zürch. Ztg. No. 288. — 

Spinnstube, s. I 3. — 

Einzelne Gewerbe* 21. v, Liebenau, Th.^ Geschichte d. Fischerei in der 
Schweiz. Bern. — 

Merbstbrütiche. 22. La Benichon. Bev. du Bim, 29 aoüt. Art Kirchweih 
im Kant Frelbnrg. — *" 

Kirchweih. 23. VeUer Götti (Kai.; GrUningen) S. 11—25. — 

^. NiMaus. 24. Tohler^ A,, Die St. Nikiausfeier oder der „Klösler" in 
d. 1. Hälfie uns. Jahrh. Appenz. Jahrbb, 3. Folge 9. Heft. S. auch 1 2. 

Weihnacht. 25. Ceresole, A., Les miches de No^l de La Chiäsaz. Au Foyer 
romand p. 207 s. Infolge eines Legates von 1768 worden den Bewohnern von 
La Ch. (b. Verey) an Welhn. Brotlaibe ausgeteilt. -- 25 a. Sophie T., Souvenirs 
d'enfance. Cont, vaud. No. 52. BAche de No€l, la Chanohe-yleiUe, le p6re 
Challande, snperstitions. — S. auch 27. — 

Sylvester. 26. Freie Presse (Baden) 2. Jan. statt MAnnerohören n. Stadtmnsik 
dieses Jahr narGeUate. — 27. Freiämter Stimmen (Wohlen) 6. Jan. Die 12 
Sebastiansbrdder (a. d. XVI. Jahrb.) in Rheinfelden singen am 24. n. 31. Des. 
nachts 9 Ubr Tor den 1 üaaptbrunnen e. Weihnaohts-, besw. Neojahrslied. — 

Neujahr. 28. Neujahr8fe8^B^auch in Wohlen. Eidg, Nationalkod. S. 43. — 
S. auch 27. — 

Fcutnacht. 29. Der Fritschizug in Luzern am 25. Febr. 1897. Schw. I 35 
m. Abbildungen. — 30. Die Basler F. ib. 38. m. Abbildung. — 3L Eine F. 
in Graubünden (Oberland). Eidg, Nationcd-Kal. (Aarau) S. 46. — 
32. Les Brandons. L'Eveil (Moudon) 6'. 10 mars. Umzug der Kinder an 
Sonntag InTOcavit mit Lampions. — 33. Aschermittw. u. F. in alter Zeit. 
Baseüandschaftl. Ztg. 9. März. — 34. /. du Jura. 20 janv. Der MeitH- 
Suwniig (2. Sonnt, nach Nei^.) im aarg. Seethal, an dem die Burschen von d. Mäd- 
chen bewirtet und zum Tanze geführt werden. — 35. Tribüne de Qenhve, 
14 mars. Jungen, noch kinderlosen Eheleuten werden im SaToylschen an Sonntag 
Invoeavit Gaben (FHlohte od. Qeld) abgebettelt An demselben Tage auch 
Höhenfeuer. — 36. Feuer. Thurg. Tagbl. No. 58. — 37. Le Car- 
naval en Valais. ü&er^ (Fribourg) 3 mars. — 38. v. Liebenau, Th. 
F. in Bern 1465. Anz. f. schw. Gesch. 28, 533. — S. auch 12.— 

Sechseläuten. 39. FaMiceid, A,, Das S. in Zürich. Schw. 1 61. Mit Ab- 
bildungen. — 40. Das S. im alten Zürich. Volksbl. (Aussersihl) 13. März. 

Mittfasten. 41. LätareUg. Thurg. Tagbl No. 77. „Licht bachab schicken". 

Karwoche. 42. Der Palmesel [in Baden]. Badener Kai. S. 55. — 

Ostern. 43. B., Das Eierwerfen am Ostermontag. D. freie Bätier 
No. 55. — 44. Das Eierau fiesen. Hausfreund (Burgdorf) 20. Apr. — 

Hitntnelfahrt. 45. Procession ä Munster (Argovie). Vol. rom. No. 47/8. — 

Maibrüuche. 46. Di/, P., La fete de Mai. Bevue du Bimanche, 24 et 31 
mai. — 47. MicheleU B.. Le „dzo du maY** chez nos anc^tres. Gazette 
du VaJais (Sion) 16 mai. — 

Einzelne Tage. 48. Ste Agathe. Val. rom. No. 27. La coutume d« porter 
I bdnir k T^llse nn peloton de fil, du sei, du pain, etc. — 

Nationalfeste* 49. J. F., Die Schweiz. Volksfeste. Schweiz. Tumzeitung 
No. 20—23. Prlnaipielle Erörterungen. — 50. J. F., Ein schweizerisches 
Olympia, ib. No. 24. Anregung zu e. Schweiz. Nationalfeste. — 



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70 Bibliographie. 

Kirclih Lok(U'Feate> 51. FrohnleichDams prozession in Appenzell. 
Sduc, 1 145. -- 52. KLrchl. Feste [in ü n t e r w a 1 d e n]. Nidw. Kai. 
S. 3^14. — 53, K. l\ im Kant. Zug. Neuer Hamkal, S. 2. — 

U>ltL Lokal- Feste. 54. Gelder ^ A., Hebelfest und Hebelmähli. Schw, 
l 3^. — 55 Üer Anrauer Bachfischet. Thurg. Tagbl.y Sonn- 
Upibl. NiK 14. MU Abbiidg. — 

Jllstar, Feste. 56. Der hJHrar. Umzug in Bie 1, 19. April 1897. Schu\ 
I 81 1. Mit Abbtlduügfin, ^ 

lAiHilfiffemeintlfin^ Wahlen. 57. Juchler^ M., Von der Hundwyler 
L !i 11 d Ä f? e m ein d c. Schw. 1 58. M. AMUduiffen. — 58. U r n e r 
L ;i n il s j^ e m e i n d c tu Bötzlingcn bei Altdorf. D. GnUütmer KmL 
(XUrich> S. 5S*. Mit niid. — 59. Nouvelliste vaud. (Lau8<anne), 20 mara. 
WH h icr WL'rd*ti regaiiöTt, — 60. Mtioth^ J. C, Aus alten B e s a t z u n g s- 
Protokolle n der Gorichtsgemeinde Ilanz-Grub. Bündn. Monatsbl, 
No. 7—9. — tjL Eiectiun d'un banneret [Bannerherr] a Monthey 
nu HJecie dortiier. V^ttl. rom. No. 47/8. — 

Märkte. 62. (\ B„ Ein alter Jahrmarkt. Basl. Nachr. 28. Nov. Folre d© 
Br<Dt (Vand). — 6:1 i)er nKnechtenmarkf* in Bern. Vaterl. 27. 
Mai. — S, auch I 2. - 

KirchengebHiticlie. 64. Abendmahl. -.Scäiü. I No. 11. 12 Umschlag. Wie 1. 
— 65. Mme liesboiit^ Comment on passait le jour du Jeune autre- 
foh. C(^»t t-nmL N'o. 41. — HS. Aufnahme junger Geistlicher. Schir. 
I No. 15, Umschlag, wie i. — 66 a. Reber^ J5., Nachrichten Über Glas- 
maler und GloekenianJen. Anz. f. schw. A. XXX 137. — S. auch 
42, 4Ö. 51-53. - 

^chttiffebr/hfche^ 67. Haffter, E., Historisches u. Kulturhistorisches aus 
btiiidiK Gemeinde- Archiven. I. Schulgeschichtliches aus Thusis. 
BimdH. MtmtUshI. 274 tt\ — 

X. Recht iDi Yolkstum. 

1. Jugenieni-s de TMeu. Cont. vaud, No.'25. — 2. Der Uruer Hexenprozess 
von 1459. Gotthürd-Po4t (Alldorf) No. 2. — 3. Le c a r c a n (Halseisen). Cont. 
vaud. No. 10. — 4. Kolht\ J.. Etwas üb. d. alte Zuger Gesetzgebung, 
Ziujf^r Kai 8. 13 ff. — 5. Sprecher^ J. A., Eine politische Rolle d. Kna- 
be n s c h a ft e u im 18. Jfibrh. Bündn, Monatsbl. S. 62. — 6. Diacon, M., 
Un d 1^ I i t d e b 1 a s p b e m e au Val-de-Travers, 1812. Mmie neuchäteloi» 
Ko. 3. — 7. Mrr.^, W., Die B a h r p r o b e in Aarau i. J. 1648. Schw. Ztschr. 
flir Strafr. No. 2, - 8, Gmür, M., üebersicht der Rechtsquellen des Kt. 
St. Gallen bin a. J, 179^. - 9. Theiler, C, Das N a c h b a r r e c h t d. 
Ktn Schwyz. Bern (DisH^rtation). — 10. Alter Gemein-Brief d. 4 Gemeinden 
Lus£erner-Seits. Bündn, Monalsbl. No. 10. — 

XI. Yolksmeinungeii und Yolksglauben. 

Vermischtes* 1. Einige Beispiele des Volksaberglaubens a. d. Ober-Tog- 

genbiirg-. X. Zürcher ZUj. 3. Okt. 
BehutZ'^ Segens- ti. Heilmittel* 2. Gaidoz, H,, Pierres et rochesä 

trou. Mdlimne^ Vi 11 204 ff. Abbildung: des Steins von Courgenay (vgl. 



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Bibliographie. Tl 

Arch. 1 100.) — 3. Anatheme contre les voleurs (D i e b s e g e n). Cont^ 
vaud. No. 10. — 4. Cont vaud. No. 22 (Kagelzauber). — 5. PiagH,. 
^,, Priores et secrets. Musee neuchatelois, No. 3. vgl. i4rcA.i »4i.— 

Hexen- u. Zauherivesen. 6. Glaabe, Wunder u. Wahn, mit bes. Be- 
rilcks. d. Hexenwahns. Gratih, Post 13. 17. Febr. — 7. Aus d. Welt 
d. Aberglaubens. Grenzpost (Richtersweil) 16. Sept. Vermelnti. Teuf^if- 
bfindnlB dei Generals J. R. WerdmflUer, XVII. Jh. — 8. Daucourty A., I.a 
Sorcellerie en Ajoie. Jura du Dim, 13 juin. — S. auch X, 2. — 

Kalender- u. Weiterglauhe. 9. Val. rom, No. 26. 27. — 10. ArheiUr- 
freund-Kal S. 3. 5. 7 etc. — 11. Badener Kai. S. 2 3. ö. 7. etc. — 
12. Befizigers Jfancw-iTaZ. (Einsiedeln). S. 3— 14. — 13. B.GrüÜianer 
Kai, (Zürich). S. 3—14. - 14. St, Galler Kai. S. 5. 7. 9 etc. — 
15. Histor. Kai. «Bern). S. 3. 5. 7 etc. — 16. Eidg. Nationalkai. S. 
3. 5. 7. etc. Einfluss der Monatszeichen auf die darin geborenen Kinder. — 
17. Neuer Hauskai. (Zug), Allerlei Kalenderglaube. — 18. D. Bauem-Kal 
(Langnau). S. 3. 5. 7 etc. — 19. Schweiz. Borßai. (Bern). S. 2. 4. 6 
etc. — 20. Einsiedler Kai. [grosse Ausg.]. S. 2. 4. 6 etc. — 21, 
Neuer Einsiedler Kai. S. 2. 4. 6 etc. — 22. Der Pilger aus Schajj'- 
iMusen (Kal.\ S. 3. 5. 7 etc. — 23. Der Schaffhauser Bote (Kai.). S, 

3. 5. 7 etc. — 24. Der Schweizer Bauer (Kai.). S. 3. 5. 7 etc. — 
25. VeUer Götti (Kai.: Grüningen). S. 3. 5. 7 etc. — 26. VeUer Jakoh 
(Kai; Zürich). S. 4-14. - 27. Züricher Kai S. II-IX. XI. XIL- 
28. Val. rom. No. 35, p. 4. — 29. Dictons du mois d*avril. Val. rom, 
No. 31. — 30. K, Dr. L., Der Aberglaube in der Wetterkunde. 
Vaterland (Luzern) 27. Jan. — 31. Wanner ^ St., Populäre Witterungs- 
kunde. Populäre Kalendererklänmg. Winterthur. — 32. P. B.^ A 
propos des almanachs pour 1898. Cont. vaud. No. 50. Einiges im« 
Kaiende rglaaben. — 33. Wetterzeichen. Soloth. Tagbl. 10. Sept. — 

Orakel 34. Vermischtes. Magiciennes et tireuses de cartes. (hnf. 
vaud. No. 39. — Eh e. 35. E. F., Alter Brauch. Anzeiger für dn^ 
Limmatthal (Altstetten) 2. Dez. Andreastag. — 36. Cont, vaud. No, 7^ 
Wenn man in den 8aam eines Brantkleides seine Haare näht, so heiratet maa tn 
demselben Jahr. ~ 

Glück u. Unglück. 37. Cont. vaud. No. 7. Olücks- u. Unglückstage aus e. Knt. 
▼. 1645. - 38. St.'V., D., Die unglückliche Dreizehn-Zahl. BheinbuU' 
(Berneck) 24. März. — 

XII. Volksdichtung. 

Lieder u. Reime. 1. Chambaz, O., Emprös, rimes et dictons. Cont. vawL 
No. 24. — 2. Meyer, Edm.. Liederstrauss. Vaterland. Volksliedei- 
buch, 3. Aufl. Frauenfeld. — 3. Les Bagnards. Vol. rom. No. 43. - 

4. La coraplainte des Roses. La Montagne 219. — 5. Le poisson 
d'avril (1840). Val. rom. No. 46. — 6. A. F., Das Freienämterlieil. 
Wynenthalerblatt 11. Dez. HUtor. Volkslied aus der Zeit des Sondorbunda. - 
7. R. A. G., Referat über Vital, Das ladinische Volkslied. Der frtfr 
Rätier 22. Mai. - 

Inschriften. 8. Cont. vaud. No. 51 p. 1. Schwertinschriften. — S. auch IX 18. 



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72 Bibliographie. 

Sagen ti. Märchen. 9. DaucouH, A., Le monstre de Freg:iecoui:t. Jura 
du Bim. 10 janv. — 10. td., Le chat noir. ih. 3 jaiiv. — 11. Solan- 
dieu, Hugonette. J. du Dim. 1 janv. — 12. Cfourthion], X., Les 
„Rois" aux Chemeys. Vol. rom. 15 janv. — 13. Meisser, L., Wunder- 
bare Lebensrettung. Bündn. MonaiM. S. 23. — 14. Niederherger, F., 
Gretleins Totentanz. Monat-Eosen XLI, 238. — 15. Chatelain, ün lis 
Sans tache. Sem, litt No. 160; Schw. I 173. — 16. Walter, E., 
Gründung und Grilnder der Eidgenossenschaft in Gesch. und Sage. 
Die Sanntagspost (Winterthur). No. 3 flf. — 17. Daucourt, A,, La 
Koche de F6ra. Jura du Dim. 24. janv. — 18. Quellensage [von 
Baden]. Badener Kai. S. 60. — 19. Der Hirt von Gerlikon. Der 
wilde Jäger. Die Sage vom Schönbaumgarten. Gyglis-Alp. Eidg. 
Nationcdkcd. S. 40 ff. — 20. Monod, /., Zermatt et le Cervin; Geneve 
Enthilt u. A. aach Bagen. — 21. Daucourt^ A., Le trou-de-ia-Sot. Jura 
du Dim. 30 janv. — 22. Tonneau^ A. et Meylan^ E., Au Saleve. 
Souvenirs, description et lögendea. — 23. Courthion, L., Les vaches 
errantes. Vol. rom. No. 33. — 24. Daucourt, A„ La Vierge de la 
Colombe. Jura du Dim.. 14 mars. — 25. id., Les femmes de Grand- 
fontaine, ib. 19 mars. — 26. Vulliemin, L., La Tour de Gourze. 
Histoire et legende. Cont vaud. No. 34 suiv. — 27. Meisser, L., Der 
alte Berggeist im Caiitielertobel. Bündn. Monatsbl. 190. — 28. Zim- 
mermann Th.. Das Fetzfräulein. Eine Sage a. d. Toggenburg. Luzeru. 
29. Courthion, L., L'herbe mystörieuse. Legende du Simplon. Vol. 
rom. 1 sept. — 30. Jörger, Dr., Sagen u. Erlebnisse aus d. Valser- 
thal. Jahrb. des S. A. C. XXXII 133. 147. — 31. Die Volkssage in 
der Schule. BasL Volksbl. 20. Nov. — 32. Daucourt, A., Le Büste 
de Saint Ursanne. Jura du Dim. 11 avril. — 33. id., Le voeu de 
Delemont. ib. 18 avr. — 34. id., Kadegonde de Bärenfels. ib. 25 avr. 
— 35. id., La chapelle expiatoire de Charmoille. ib. 2 mai. — 36. 
id., Le Lavoir de CcBuve. ib. 9 mai. — 37. id., Un abbö de Belle- 
laie, ib., 16 mai. — 38. id., La Dame de Miiandre. ib. 23 mai. — 
38 a. Gross, J., Le Glacier (Lögende). L'Echo des Alpes 299. — 
Fabeln. 39. Lo reua et la leraace. Vol. rom. No. 45. 46. — 
Anektoten. 40. Luzerner Hauskai. S.37 fg. — 41. St. Ursen-Kal. (Soloth.) 
S. 49. — 42. Eidg. Nationalkal. (Aarau) S. 73. — 43. Der Schaff- 
hauser Bote. (Kai.) S. 33 fg. — 44. D. Volksboten Schweizer-Kai. 
S. 44. - 45. VetUr Götti ^Kal.; Grüningen) S. 35. 58. 67. 75. — 
Schauspiel. 46. Die Volksbühne. Theaterorg. f. d. Volkstheater. Red. u. 
Verl. V. J. Wirz, Griiningen. 3. Jahrg. 

XIII. Charakteristische Personen. 

1 . Vom berühmten Bauer K 1 e i n j o g g. St Galler Kai. S. 40. — 
2. K 1 e i nj o gg. D. Schweizer Bauer (Kai.) S. 45 ff. 

XIY. Spiele. 

1. RoideDöponille. Roi de sottise. Val. rom. 1 mars. 

— 2. Jeu de 1 a l u n e. ib. 15 aout. — 3. J e u d u p 1 o m b. i6. 1 sept. 

- S. auch 1 2. - 



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Bibliographie. 73 

XV. Musik und Tanz. 

1. Godet, Ph , La Marc he des Armourins. L'ImpartiaJ (La 
Chaux-de-Fonds) lü aoüt. — 2. K, Seh,, Kulturbilder ans alter Zeit. D. 
Schweizer Bauer (Ztg.) 24. Dez. Lnxasmaadsto gregen Tanz. — 8. auch I 2. — 

XYL Yolkswitz und -Spott 

Sc/illdbürgereien* 1. Daucourt, A.y La mesure du vin dans la chatel- 
lenerie de Porrentruy. Jura du Bim, 21 fövr. — 

Orisneckereien» 2. Sobriquets de quelques communes du centre du 
Valais. Val, rotn. No. 47/8. — 

XYII. Sprichwort, Redensart, Formel. 

Redensart. 1. Etre tird a quatre epingles. Cont. vaud. 
No. 25. — 2. Deu Meister zeigen. Des Volksboten Schwei- 
zer-Kai. S. 32. — 

XVIII. xNamen. 

OrtS" und Flurnawen. 1. A. Godet^ Eucore uu inot a propos du 
ehätaiguer. Le Rameau de Sapin (Neuchätel) No. 6. — 2. Ori- 
gine des noms de localitt^s (du Valais). VaL rom. No. 36 ff. - - 
3. St. ürsen-Kal. (Solothuru) S. 32. Aeltere Flanuunen h. d. Umgeb. ▼. 
Soloth. — 4. Freiämter Orts- u. Flurnamen. Aarg. Nachr. 7. 14. 23. 
März. — 5. Bächtold^ C. A., Die Herkunft des Namens „Schweizers- 
bild". Denkschr. d. Allg. naturf. Ges. Bd. 35. — 6. Ceresole, A., Les 
Seytes des Ormonts. Echo de la Montagne (Sepey) 15 juillet. 
Verlesong der Copisten für 9«pt. — 

Fftanzennamen, 7. Luzemer Hauskai. 38 If. — 3. Ulrich, A., Beiträge 
z. bünd Volksbotanik. 2. Aufl. Davos. s. Archiv l S5S. - 



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Jahresbericht 1896. 



Im ersten Heft unseres Archivs ist bereits vom Sekretariat 
ein Rückblick auf die Gründung der Gesellschaft für Volkskunde 
gegeben wordeo. 

Die Thätigkeit des Vorstandes, der bis zum Jahresschluss 
sieben Sitzungen abhielt, erstreckte sich hauptsächlich auf fol- 
gende Gegenstände: 

a) Hebung der Mitgliederzahl durch intensive Propaganda. 
Status auf 31. Dez. 1896: 401 Mitglieder. 

b) Gewinnung von Mitarbeitern für die Publikation der 
Zeitschrift. 

e) Herausgabe des ersten Heftes der Zeitschrift „Schweiz. 
Archiv für Volkskunde." 

Die Chefredaktion übernahm der Gesellschaftsprä- 
sident; die Vorstandsmitglieder wirken mit, indem sie 
den Stoff für jedes Heft auswählen und dasselbe vor 
der Drucklegung durchsehen. 

d) Anbahnung des Schriftenaustauschs mit andern volksknnd- 
lichen Gesellschaften. 

e) Anlage einer Fachbibliothek. Status auf 31. Dez. 1896: 
200 Nummern. Ein Zettelkatalog wurde vom Präsideu- 
ten der Gesellschaft angefertigt. 

f) Aeufnung von Einnahmequellen. Hierüber gibt die 
nachstehende Rechnung des Quästors Aufschluss, welche 
auf 31. Dez. 1896 einen Aktivsaldo von Fr. 843.15 
aufweist. 



Zürich im Mai 1897. 



Der Präsident: E. Hoffmann-Krayer. 
Der Aktuar: E. A. Stflckelberg. 



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Mitglieder 

der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde. 

Membres 

de la Societe suisse des Traditions popu/aires. 



Vorstand. — Comitö. 

Präsident: Dr. E. Hoffmann-Erayer, Privat- 

dozent für deutsche Philologie Zürich 
Vice-president : E. Mutet, Prof. de philologie romane Geneve 
Aktuar: Dr. E. A. Stückelberg, Privatdozent 

für Altertumskunde Zürich 

Quästor: Oberstlieut. E. Kichard, Sekretär der 

Kaufmännischen Gesellschaft Zürich 

Beisitzer; Dr. Th. Vetter, Prof. für englische 

Philologie Zürich 

Ausschuss. — Conseil. 

V. van Berchem Geneve 

Dr. Joh. Bernoulli, Oberbibliothekar der Landesbibl. Bern 

J. Bonnard, Prof. de philologie romane Lausanne 

Dr. Brandstetter , Prof. an der Kantonsschule Luxem 
Dr. A. Burckhardt-Finsler, Prof. für Geschichte, 

Direktor des historischen Museums Basel 

Hoohwürden Regens L. C. Businge r, KrcMfo b, Sololfcani 

Dr. J. Hunziker, Prof. an der Kantonsschule Aarau 

Dr. G. Jenny, St. Gallen 

Dr. G. Meyer v. Knonau, Professor für Geschichte Zürich 

J. C. M u 1 h , Gymnasial Professor, Chur 

E. Pometta, vicepresidente del Tribunale Bellinzona 

Oberstlieut. Dr. R. v. Reding-Biberegg Schwyz 

Josep Reiohlen, artiste peintre Fribourg 

L. L. v. Roten, Staatsrat Sitten 

Hoch würden Msgr. J. Stammler, Pfarrer Bern 



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Mitgliederverzeichnis. 

Ehrenmitglieder. — Membres honoraires. 

1. Paal Sebillot, secretaire gen6ral de la Soci^te 

des TraditioiM popnlaires Paris 

2. Geh. EegierunersratKarl Wein hold, Prof. für 

deutsche Philologie Berlin 

Korrespondierende Mitglieder. ^ Membres correspondants. 



77 



3. Abbe D'Aucourt, cur^ 

4. Henri Junod, missionnaire 



Siecoort(JoraberBoi») 
Neucbätel 



Mitglieder. — Membres. 

5. Alioth; Manfred (Sonnenbühl, Zürichbergstr.) Zürich 

6. Alioth-Vischer, W., Oberst (Rittergasse) Basel 

7. Amberger, Fr. (Kreuzstr. 11) Zürich 

8. Amberger, H., Direktor des Schweiz. Bankvereins 

(Tiefenhöfe 10) Zürich 

9. V. Arx, Dr. 0., Bezjrkslehrer Ölten 

10. Anckenthaler, H. A., Dr. med. Zürich 11 

11. Bachmann, Alb., Prof. Dr. (Heliosstrasse) Zürich 

12. Bachofen-Petersen, J. J. (Geliert Strasse 24) Basel 

13. Bally, Ch., privat-dooent (21, rae du Mont-Blanc) Geneve 

14. Balmer, Dr. H., Privatdozent Bern 

15. Bär, Dr. E. (Zeltweg 5) Zürich 

16. Barbey, Maur., 6tndiant en droit Manoir de Valleyres, par Orbe (Vand) 

17. Barzaghi-Cattaneo, A., Kunstmaler, Zürich II 

18. Baud-Bovy, Daniel Aeschi (Bern) 

19. Baumann-v. Tischendorf, K. Zürich 

20. Baumgartner A., Prof. (Hottingerstrasse) Zürich 

21. Baur, Hans, Architekt (Mühlebachstrasse 173) Zürich 

22. Bedot, M., prof. a l'universite, dirrctenr du Mus^e 

d'histoire naturelle Geneve 

23. Beer, Rob., Buchhändler (Peterhofstatt) Zürich 

24. Bendel-Rauschenbach, H. Schaffhansen 

25. Bendiner, Dr. M., Redaktor Zürich 

26. Benziger, Nik., Nationalrat Einsiedeln 

27. van Berchem, V. (8, rue Eynard) Geneve 

28. Bemoulli-Burckhardt, Dr. A. (Steinengraben) Basel 

29. Bemoulli, Frl. A. (Pavillonweg) Bern 

30. Bemonlli-Riggenbach, Frau £. Basel 

31. Bemoulli, Dr. Job., Landesbibliothekar Bern 

32. Betz, Dr. L., Privatdozent (Heliosstrasse) Zürich 

33. Biermer, Frau M. (Schanzengraben) Zürich 

34. Bischoff-Sarasin, Alb. (Wettsteinplatz) Basel 

35. Bischoff, A.^ Dr. med. (Martinsgasse) Basel 



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78 Mitgliederverzeichnis. 

36. Biseboff, Dr. K., Notar (Albananlage) Basel 

37. Bleuler- Haber, H., Oberst, Präs. d. Schw. Scbnb^ts Zürich 

38. Blösch, E., Prof. Dr., Stadtbibliothekar Bern 

39. Blumer, Dr. A. La Varenne-Saint-Hilaire (Seine), France 

40. Bodmer^ Dr. Hans (Gemeindestrasse 19) Zürich 

41. Bodmer, Dr. Herrn. (Gemeindestrasse 19) Zürich 

42. Bonnard, J., prof. ä Puniversitä Lausanne 

43. Boos, H., Prof. Dr. Basel 

44. Borel, Mlle C.-Ch., (6, rue du Vieux-College) Genfeve 

45. Bouvier, B., prof. ä l'universit6 (10, Bourg-de-Four) Geneve 

46. Bovet, Mme Ernest (53, via Arenula) Koma 

47. Brandstetter, R., Prof. Dr. Luzern 

48. Brenner, K., Pfarrer Sirnach 

49. Bridel, A., 6diteur-imprimear Lausanne 

50. Bridel, Georges- Antoine (place de la Louve) Lausanne 
5L Bridel, Ph., prof. de th6ologie (Grand Pont) Lausanne 
52. Brindlen, Jos., Hoohw., Präfekt Brig 
1)3. Brocher-de la Flachere, H., prof. ä l'univ. (9 rue Bellet) Geneve 

54. Bron, L., ndgociant (Corraterie) Geneve 

55. Brun, Dr. C, Privatdozent (Zollikerstrasse 106) Zürich 

56. Brunner, J., Prof. Dr., Küsnacht-Zürich 

57. de Bude, Eug., publiciste Petit-Saconnex, prfes Geneve 

58. Bugnion, Ch.-A., banquier (Hermitage) Lausanne 

59. Bühler-Weber, H. Winterthur 

60. Bührer, K., Redaktor der „Schweiz* Zürich 
ß\, Burckhardt-Finsler, A.^ Prof. Dr. (Sevogelstrasse) Basel 
62. Burckhardt, Dr. Aug. (Albanvorstadt 94) Basel 
ßS. Burckhardt- Werthemann, Dr. Dan. Basel 

64. Burckhardt-Ryhiner, E. L. (A eschengraben 18) Basel 

65. Burckhardt, Otto, architecte (14, rue St-Guillaume) Paris 
■66. Burgener, Jos., Notar Vi^p 

67. ßurkhalter, Dr. med., Langenthai (Bein) 

68. Bürli, J., Arzt Zell (Luzem) 
-69. Burraeister, Alb., prof. Payerne 

70. Burnier, Ch. (Prefleuri) Lausanne 

71. Burnat, E., architecte Vevey 

72. Businger, L. C, Hochw. KreoMo b. Solothri 

73. Butler, Dr. P., Seminarlehrer Rorschach 

74. de Candolle, Lucien (Cour St-Pierre 1) Geneve 

75. Cart, W., prof. Lausanne 

76. Ceresole, A., pasteur Blonay (Vaud) 

77. Chabloz, F. Saint- Aubin-le-Lac (Neuchätel) 

78. Chambaz, Octave 8erix,pre80roi(VM(l) 

79. Claraz, G. (Schanzeng. 15) Zürich 

80. Clausen, F., Bundesrichter Lausanne 
31. Coolidge, W. A. B., (Am Sandigenstutz) Grindelwald 
82. Cornu, Jul., Prof. Dr. Prag 

33. Correvon, Henri (2, rue Dancet) Geneve 



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Mitgliederverzeichnis. 



79 



84. 
85. 
86. 
87. 
88. 
89. 
90. 
91. 
92. 
93. 
94. 
95. 
96. 
97. 

98. 
99. 
100. 
101. 
102. 
103. 
104. 
105. 
106. 
107. 
108. 
109. 
110. 
111. 
112. 
113. 
U4. 
115. 
116. 
117. 
118. 
119. 
120. 
121. 
122. 
123. 
124 
125. 
126. 
127. 
128. 
129 
180. 



CourthioD, Loais, journaÜBte Geneve 

Coavreu, Eng. (Grande Place) Vevey 

Cramer-Frey, Dr. C, Nationalrat (Parkring) Zünch 

Gramer, Henri, Schweiz. Consul Mailand 

Caches, Dr. Jnles U Chioi-do-FoRds 

Dändliker, K., Prof. Dr. KUsnacht-Zürich 

David, Th., sculpteur (37 rue Denfert-Rochereau) Paris 
Dettling, A., Lehrer Seewen-Schwyz 

Dettling, M., Kantonerat, Gemeindeschreiber Schwyz 

Diacon, Max, bibliothecaire de la Vilie Neuchatel 

Diggelmann, Charles (Hirschengraben) Zürich 

Dimier, Mlle (411, La Foret) Geneve 

Dinner, Dr. F. Giaros 

Dörr, C, caod. med (Pension Fortana, Mühle- 
bachstr.) Zürich 

Dübi, Dr. H., Gymnasiallehrer (Rabben thalstr. 49) Bern 

Neachätel 
Friboarg 
Geneve 
Bern 
Stans 
Basel 
Zürich 
Geneve 
Zürich 
Luzern 
Zürich 
Zürich 
Zürich 
Zürich 

Albis-Langnaa 
sopra Chiasso 
Zürich II 
Basel 
Basel 
Lansanne 
Geneve 
Geneve 
Aarau 
St. Gallen 
Basel 
Askov pr. Vejen (Dänemark) 
Char 
Basel 
Basel 
Aaraa 
Arosa 
Zürich 



Dabied, Arthur, prof. (avenae de la Gare) 

Dacrest, Fr., abb6, professear aa College 

Danant, E., privat-dozent (3, rae Daniel CoUadon) 

Darrer, J., Adjankt am Eidg. Statist. Bareaa 

Dürrer, Dr. Rob. 

Eberle, H., Sekandarlehrer (Hammerstrasse 14) 

Eberle, 0., Dr. med. (Ankerstrasse 61) 

Eggimann, Ch., libraire 

Egli, P.; Sekandarlehrer (Zeltweg 21) 

V. Ehrenberg, Fraa L. 

Erb, Dr. A. (Kreazplatz) 

Escher, Dr. Konr. (Bleicher weg) 

Escher, Dr. Herm., Stadtbibliothekar 

Escher-Bürkli, Dr. Jak. (Löwenstrasse) 

V. Escher, Frl. N. 

Eschmann, Fraa (Cardina) 

Facchetti-Gaiglia, A. 

Fäh, Dr. Franz, Schalinspector (Holbeinstrasse) 

Faklam, Ferd P. H., Zahnarzt (Wallstrasse) 

Favey, G., prof. ä Taniversit^ 

Favre, C, colonel (rue de Monnetier) 

Favre, Ed. (8, rue des Granges) 

Feer, C. 

Fehr, E , Buchhändler 

Feigenwinter, Dr. Ernst (ob. Heuberg) 

Feilberg, Dr. H. F., Pastor 

Fient, G., Kanzleidirektor 

Fininger-Merian, Dr. L. (Engelgasse 50) 

Finsler, G., V. D. M. (Hardstrasse) 

Fisch, K., Oberstlieut., Instruktionsoffizier 

Fischer, K., Dr. med. 

Fleckenstein, F., Kaufmann 



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^0 Mitgliederverzeichins. 

13K Fleiner^ A., Redaktor (Freie Strasse) Zürich 

132, Fleisch, l/rbaü, Pfarrer Wiesen (Graub.) 

13ii. Forcart, JL K^ stiid, med. (Albananlage) Basel 

134. Foicart-Bachoten, R., Kaufmann (Albananlage) Basel 

135. Francillon, Gustave (avenue Eglantine) Lausanne 
186, FraneiUoii, Mdrc-G. (avenue Eglantine) I^nsanne 

137. Frey, Job,, Prof. Dr. (Plattenstrasse) Zürich 

138. Frei, Rud,, Ingenieur (Missionsstrassc 33) Basel 

139. Fricker, Barth., Prof. Baden 

140. Friedli, Kmannel (Hottingerstrasse 52) Zürich 

141. Furrer^ Jus., Ltindrat Silenen (Uri) 

142. Furrer, K., Prüf. Dr., Pfarrer Zürich 

143. Gaiisser, A. i Schönleinstr. 7) Zürich 

144. Ganz, K., Photu^raph (Bahnhofstrasse) Zürich 

145. Ganzotii, Dr. R, A. Chur 
146» Gardy, Fr<^d,, iicenci^ es-lettres (12, quai des 

KaiiX'Vives) Geneve 

147. Gauchüt, L.-W., Prof. Dr. (Engl. Viertelstr.) Zürich 

148, Geerlngj Ä., Buchhändler (Bäumleingasse) Basel 
149* Geeriiig, Dr. 1\, Sekretär der Handelskammer Basel 

150. Geigy, Dr, Älfr, (Leonhardsgraben) Basel 

151. Geigy-Hagenbacli, Frau E. (Petersgraben) Basel 
152p Geigy-Hagenbach, K., Kaufmann Basel 

153. Geigy-Merian, Rud. (A eschen vorstadt 13) Basel 

154. Geigy-Öebtumberger, Dr. Rud. (Bahnhofstr. 3) Basel 

155. Geiiiöger, R., Oberst, Nationalrat, Stadtpräsident Winterthur 

156. Geiser, Dr, K., Adjankt d. Schweiz. Landesbibl. Bern 

157. Gern perle, Job., Journalist St. Gallen 

158. Genoiid, Leon, dir. desMusees industriel et pedagog. Fribourg 

159. Georgj Dr, A., secr. de la Chambre de Commerce Geneve 

160. Georg, H,, Buoljhändler Basel 
16L Geröter, L., Pfarrer Kappelen 

162. de Giacomi, Dr. (Bärenplatz 4) Bern 

163. V. Giretiwaldj Baron C, (Gartenstrasse) Zürich 

164. V. Girsewald, Biironin C. (Garteustrasse) Zürich 

165. Gisler^ Jos., Hochw.. Bischöfl. Commissar Bürglen 

166. Gobat, H., inspecteur des ecoles Delemont 

167. Godel, Alfr., professeur Neuohatel 

168. Goppelnrüder, E,, Fabrikant (Mühlebachstrasse) Zürich 

169. Graf, J, H., Prof. Dr. (Wylerstrasse 10) Bern 

170. Grandjean, Valentin (boulevard des Tranchees) Geneve 

171. Grandpierre, Ch., Dir. d. Argus der Schweiz. Presse Bern 

172. T, Grebel, H. G., stud. jur. (Pelikanstr. 13) ' Zürich 

173. Gniner, H., Ingenieur (Nauenstr. 9) Basel 

174. GiUlietj Jos, (Brandschenkestrasse) Zürich 
175» Häberlin, A,, Postverwalter Kreuzlingen 

176. Hüberliii, H,, Dr. med. (Sonneckstrasse 16) Zürich 

177. ISartror, C*, a, Regierungsrat Frauenfeld 



^ 



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Mitgliederverzeichnis. 



81 



178. 
179. 
180. 
181. 
182. 
183. 
184. 
185. 
186. 
187. 
188. 
189. 
190. 
191. 
192. 
193. 
194. 
195. 
196. 
197. 
198. 
199. 
200. 
201. 
202. 
203. 
204. 
205. 
206. 
207. 
208. 
209. 
210. 
211. 
212. 
213. 
214. 
215. 
216. 
217. 
218. 
219. 
220. 
221. 
222. 
223. 
224. 
225. 



Hafter, Dr. E., Rektor 

Haldi, Ad., Eidgen. Zollbeamter 

Haller, B. (Herrengasse) 

Häne, Dr. J, (St. Leonhardstrasse) 

de la Harpe, Edm. 



Glaruö 

Basel 

Bern 

St. Gallen 

Vevey 



Hart, A., Bushnell Cambridge, Mass. (U. S. A.) 

Hau3wirth, Armin, Lehrer Thierachern (Bern) 

Heer, J. C., Redaktor (Lavaterstr. 77) Zürich 
V. Hegner-v. Javaita, Kaufmann (Stadthausquai) Zürich 

Hegner, Dr. J., Zahnarzt (Göthestrasse 14) Zürich 

Heinemann, Dr. F., Bibliothekar Luzern 

Herzog, Dr. H., Kantonsbibliothekar Aarau 

Heusler, Andr., Prof. Dr. (Grellingerstrasse) Basel 

Heusler, Andr., Prof. Dr. (Schöneb. Ufer 41) Berlin W 

Heyne, M., Prof. Dr. Göttingen 
His, Dr. Rad., Privatdozent (Kaiserstrasse 33) Heidelberg 

Hofer, Haiis, Knnstanstalt (Münzplatz 3) Zürich 

Hofifmann, A. A., Kaufmann (Rittergasse) Basel 

Hoffmann-Barekhardt, Frau A. (Rittergasse) Basel 

Hoffmann-Fleiner, E. (Albanvorstadt 12) Basel 

Hoffmann, Hans (Ritterg. 21) Basel 
Hoffmaun-Krayer, Dr. E., Privatdoz. (Freiestr. 88) Zürich 

Hoffmann-Krayer, Frau H. (Freiestrasse) Zürich 

Holenstein, Dr. Th. St. Gallen 

Holzmann, M., Dr. med. (Hottingerstrasse) Zürich 

Honegger-Weissenbach, Roh. (Bahnhofstrasse) Zürich 

Hopf, 0., Pfarrer Meyringen 

Höpli, Ulr., Commendatore, Buchhändler Mailand 

Hoppeler, Dr, R. (Dufourstrasse) Zürich 

Homer, R., abbe, prof. ä Tuniversite Fribourg 

Hotz, Dr. R. (Schanzenstr.) Basel 

Haber, Dr. J,, Buchhändler Frauen feld 

Huggenberger, Alfr. BcwÄDgen-lslikon 

Hanziker, J., Prof. Dr. Aarau 

Jäckel, R. (Kasernenstrasse 1) Winterthur 
Jecklin, C, Prof. Dr. ' Chur 

V. Jenner, Eng., Fürsprech Bern 

Jenny, Dr. G. (Blnmenaustrasse) St. Gallen 

Imesch, Dion., Hochw., Prof. Brig 

Imfeid, Xav., Ingenieur (Asylstr.) Zürich 

Imhoof-Blumer, Dr. F. Winterthur 

Ithen-Meyer, A. Ober-Aegeri 

Ithen, Frl. A. Ober-Aegeri 

Jud-Jenny, K., Dr. med. Lachen-Vonwyl 

Jallien, AI., libraire (32, Bourg-de-Four) Geneve 

Kägi, A., Prof. Dr. (Stockerstrasse) Zürich 

Kälin, Kanzleidirektor Schwyz 

Kappeier, Dr. Konstanz 



L^ 



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J 



1 



82 



Mitgliederverzeichnis. 



226. 
227, 
228. 
229. 

230. 
231. 
232, 
233. 
234. 
235. 
236. 
237, 
238. 
239. 
240. 
241. 
242. 
243. 
244. 
245, 
246. 
247. 
248, 
249. 
250. 
251. 
252, 
253. 
254. 
255. 
256, 
257. 
258. 
259. 
260, 
261. 
262, 
263, 
264. 
265. 
266, 
267. 
268, 
269, 
270. 
271. 
272. 
273. 



KaÄser, G., Dir. d. bist. Museums 
Kaufmännischer Verein 
Keiser, Ä., Hochw., Rektor 
Keller, J,, Seniinardirektor 



Bern 

Zürich 

Zug 

Wettingen (Airg.) 



Kennedy, Mra. MBrion(35 Wemyss Road, Blackheath) London 

KesHier, Gottfr, Wyl (St. Gallen) 

Kirsch, J. F., Dr., Univ.-Prof. Freiburg (Schwell) 

Kiasling, R., Bildhauer Zürich 
Klaingutti, R.,stQd, phil. (d. Z.Grosßm.-Pi. 8, Zürich) Samaden 

Knüsli, Eugen , Kaufmann Zürich 

KöchliD, Dr. 1^1. A., Notar (Rennweg) Basel 

Koller, J., Dr. ined. Herisau 

Koppel, W„ Buchhändler St. Gallen 

Kracht, C. (Villa Baur) Zürich 

Krayer, Ad-, Kaufmann Yokohama 

Krayer-Företer, A. (Gellertstrasse) Basel 

Krayer, Georg, Kaufmann Säckingen 

Krayer-Förster, ITrau H. (Gellertstr.) Basel 

KUimn, Jos., Hüchw. Merlischachen 

Kiindig, Dr. Rud., Notar (Sevogelstrasse) Basel 
Lagger, Frane, llochw., Ffr., Zeneggen, Bez. Visp (Wallis) 

Landolt'Ryf, C, (Schulbausstrasse) Zürich 

Langmesyer, Ang., Pfarrer Küsnacht-Zürich 

V, Lasabergi Frl. H., (Schloss Meersburg) Baden 

de Lavallaz, L, (Academy) ümmtV (Scollind) 
LecoultrCj J,, j^rof. a Tacademie (avenue de la Gare) Neuchätel 

Lehmann, H., Dr. (Landesmuseum) Zürich 

V, [jengefeld, Fniul. S. (Tannenstrasse) Zürich 

Lichtenhahn, Dr, C. (Sevogelstr.) Basel 

V, Liebenau, Dr. Th., Staatsarchivar Luzern 

de LoSö, Mite L, Bcndes. prcs Veiey 

Luchainger, H., cand. jur. Zürich 

Lorenz, Dr. P. Chur 

Maag^ Dr. R., Gymnasiallehrer Bern 

Mäder, D., Prof, Baden (Aargau) 

Mähly, J,, Prof. Dr. (Sevogelstrasse) Basel 

V. Marchion, J, F. Chur 

Martin, Dr. R,, Privatdozent (Seefeldatrasse) Zürich 

V. Martini, Fritz, Kunstmaler Frauenfeld 

Marty, Ant., Prof. Dr. (Mariengasse 35) Prag 
Martyj J. B,, Hochw., Kapl. d. Schweizergarde (Vat.) Rom 

Möthey, Mlle Wavre (Neichitel) 

Mayentisch, E.j Dr. med. (Stadthausquai) Zürich 

Mayor, J.^ conservateur du Musee Fol Gcneve 

Meier, Gab., P., 0. S. B., Stiftsbibliothekar Einsiedeln 

Mtiier, S., Lehret Jonen (Aargan) 

Meiose r^ 8,, Staatsarchivar Chur 
Merder, Henri, priv.-doc. äl'univ. (3, rue dela Plaiue) Geneve 



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Mitgliederverzeichuis. 



83 



274. 
275. 
276. 

277. 
278. 
279. 
280 

281. 
282. 
283. 
284. 
285. 
286. 
287. 
288. 
289. 
290. 
291. 
292. 
29B. 
294. 
295. 
296. 
297. 
298. 
299. 
300. 
301. 
302. 
303. 
304. 
305. 
306. 
307. 
308. 
309. 
310. 

311. 
312. 
313. 
314. 
315. 
316. 
317. 
318. 



Merz, C, Dr. med. Baar (Zag) 

Meyer, C, Prof. Dr. (Gartenstr.) Basel 
Meyer, Konr., Inspektor der Schweiz. Mobiliarver- 

sichenmgB-Gesellschaft (ant. Zäune 25) Zürich 

Meyer-am Rhyn, Jost (Grundhof) Luzem 

Meyer v. Knonau, G., Prof. Dr. (Seefeldstr.) Zürich 

Michel, A., Pfarrer Dussnang (Tfcirg.) 
Micheli, Dr. Hör., correspondent du Journ. de 

Genive (Bundesgasse) Bern 

Miville-Burckhardt, R. (Albanvorstadt 71) Basel 

Möhr, J., Pfarrer Flerden-Thusis 

de Molin, A., privat-docent Lausanne 

de Montenach, G., baron Fribourg 

Morel, Gh., joumaliste Geneve 

Morf, H., Prof. Dr. (Pestalozzistrasse) Zürich 

de Morsier, Mlle Mathilde PloogeoB, pres Genne 

V. Mülinen, W. F., Prof. Dr. (Schwarzthorstrasse) Bern 

Müller, Albert, Architekt (Plattenstrasse) Zürich V 

Müller, Hans, cand. phil. (Bidmattstrasse 2) Zürich 

Müller, H., Pfarrer Laufenburg 

Muoth, J. C, Prof. • Chur 

V. Muralt, W., Dr. med. (Rämistrasse) Zürich 

Muret, E., prof. a Tuniv. (15, rue Pierre Fatio) Geneve 

Muret, Mme E. (15, rue Pierre Fatio) Geneve 

Muret, Eu.g, lieutenant-colonel (La Chaumiere) Morges 

Muret, M., Dr med., privat-docent (3, rue du Midi) Lausanne 

Mylios, Alb. (Lange Gasse) Basel 

Nsef, A., arch. CoraeiM^ pres Yötöj 

Nägeli, 0., Dr. med. Ermatingen 

Naville, Adr., doyen de la facult6 des lettres Geneve 
Naville, Ed., prof. ä Tuniv. Malagny, par Versoix (Geneve) 

Naville, Louis, (cours des Bastions) Greneve 

Nessier, Hochw., Präfekt am Kolleg. Maria Hilf Schwyz 

Nicati, P., architecte Vevey 

Nötzlin-Werthemann, R. (Schützenmattstrasse 67) Basel 

Oechsli, W., Prof. Dr. (Gloriastr. 76) Zürich 

Ochsner, M., Verhörrichter Schwyz 

Odinga, Dr. Th. Horgen 
Oltramare, P., prof. a l'universite (32, chemin 

du Nant Servette) Geneve 

Oswald, Dr. C. (Kohlenberg 29) Basel 

Paravicini-Engel, £. Basel 

Paravicini, Carl R. (St. Jakobstr. 20) Basel 

Payot, F., editeur Lausanne 

Pellandini, Y., ajutante capostazione Castione-Arbedo 

Perrochet, Ed., pr^sident de la Soci6t6 d'histoire U Ckim-de-Fonds 

Peschier, Prof. Konstanz 

Pestalozzi, F. 0., Kaufmann (Münsterhof) Zürich 



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M 



Mitgliederverzeichnif». 



319. 
320, 
821. 
H22. 
323. 
324. 
325. 
326, 
327, 
328. 
329. 
330. 

sah 

332. 
333- 
334, 
335. 
336. 
33T. 
338. 
339. 
340. 
34 L 
342. 
343. 
344. 
345. 
346, 
34T. 
348. 
349. 
350. 
351. 
352. 
353. 
354. 
355. 
350. 
■157. 
358. 
359. 
360. 
301. 
362. 
36:4. 
864. 
365. 
366. 



PflegbarJ, 0., Architekt (Bahnhofstrasse 56) Zürich 

Pineaü^ I.ron, professeur (60, boulevard B6ranger) Tours (France) 

V. Planta, J. Tänikon (Thrgia) 

V. Plante, P. FiRteiiu (Grak.) 

V. Planta, R. U., Oberstl. (Pelikanstrasse) Zürich 

Pometta, H., vicepresidente del tribunale Bellinzona 

Prato, Stanislao, professore Arpino (Italia) 

Pnlt, Dr. G. Sent (U.-Engad.) 

de Pury^ -J., lieut.-col. Neucbätel 

Ralin, J. lt., Prof. Dr. (Thalacker) Zürich 

Rebiir, B. (22, avenue du Mail) Geneve 

V. KüJing- Biberegg, Dr. R., Oberstlieut. Schwyz 

Reiohleii, Frangois (quartier Saint-Pierre 330) Fribourg 

Ueiohlen, J., peintre Fribourg 

Reiiile, Dr. K. K. Hawick (Sfhotll.) 
Richard, E,, Oberstl., Sekr. der Kaufui. Gesellschaft Zürich 



Rii^, Dr. med. 

Ritter, l)r, K., Lehrer an der Kantonsschule 

Rivoire, K,, notaire (15, quai de Plle) 

Robert, W. 

Itooö, J., Schriftsteller 

Rod, Kd. (16 rue Lafontaine) 

Rassel , Virg., prof. a Tuniv., conseiller national 

V. Eoten^ L. L., Staatsrat 

Roth, Dr, A., Schweiz. Gesandter (Regentenstr. 17) 

Rothenbacb, J. E., Seminarlehrer 

RothenhSurtler, E. (Apotheke) 

Röthljsberger, W., artiste-peintre 

Raepp, W A., Dr. med. 

V. Rütü, A., a. Pfarrer (Bühlstr. 21) 

Rllttimanii. Ph. A., Hochw., Kaplan 

Kyhincr, Dr. Gast. (Gartenstr. 46) 

Ryhiiier, W., Pfarrer (Oberthor) 

Salzmami, L., Gerichtsschreiber 

Harasin, Alfr., Banquier (Langegasse 80) 

Sarasin, Dr. F. (Spitalg. 22) 

Barasin-I&ölin, W. (St. Jakobstr. 14) 

de Sausijnre, F., prof. a l'universite 



Thun 
Trogen 
Geneve 

Jongny, p. V'evey 
Gisikon(Luzem) 
Paris 
Berne 
Sitten 
Berlin 

Küsnacht- Zürich 
Rorschach 
Thielle (Neacfcalel) 
Wallisellen b. Zirich 
Bern 
Vals 
Basel 

Winterthur 
Naters 
Basel 
Basel 
Basel 
Malagny, par Versoix 



de SaiiHsure, Th. , CoL, dir. du Musee Rath (2, Tertasse) Geneve 
Schaller, G., dir. de PEcole normale des instituteurs Porrentruy 
Scbibig, Martin (zum Hirschen) Steinen (Scbwri) 

Schirraer, Dr. A. (Leonhardstr. 16) Basel 

Schjrmer. Dr. G., Privatdozent (Kasinostr. 19} Zürich 
Schlegel, E., Pfarrer Wallenstadt 

8chIuD]berger-Vi8cher,Ch,,Banq.(Ae8chenvor8t. 15) Basel 
Schinid, E., Sekundarlehrer Biel 

Schmidt J» M., Hochw., Prof. Brig 



Seh IUI d^ J, R.; Postdienstchef 



Basel 



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Mitgliederverzeichnifl. 



m 



367. 
368. 
369. 
370. 
371. 
372. 
373. 
374. 
375. 
376. 
377. 
378. 
379. 
380. 
381. 
382. 
383. 
384. 
385. 
386. 
387. 
388. 
389. 
390. 
391. 
392. 
393. 
394. 
395. 
396. 
397. 
398. 

399. 
400. 
401. 
402. 
403. 
404. 
405. 
406. 
407. 
408. 
409. 
4L0. 
411. 
412. 
413. 



Schmid, Dr. S. Wohlen (Aarg.) 

Sohntiriger, J M., Hochw., Pfarrer Steinen (SciwvE) 

Schoch, R , Prof. Dr. (Zürichbergstrasse) Zftrich 

Schönenberger, E., Erziehangsr. (Weinbergstr. 150) Zürich 
Schrämli,' C, Handelsmann Thnn 

Schröter, C , Pfir. Kircfciwrg b. Aimn 

Schröter, C, Prof Dr. (Merkurstrasse) Zürich 

Schalthes0, Dr. 0., Privatdozent Franenfeld 

V. Schwerzenbach, C, Bregenz 

Secretan, E., colonel, directeur de la Gazette Lausanne 
Secretan, Eug. (le Meleze) Lausanne 

Seippel, P., publiciste (12, rue des Granges) Geneve 
Senn-Holdinghausen, W., Verlag Zürich I 

V. Sejdewitz, Baronin London 

V. Seydewitz, Frl. M. London 

Simon, J. (Albananlage) Basel 

Singer, S., Prof. Dr. Bern 

Soldan, Gh., juge fed^ral Lausanne 

Sommerhoff, E. R., Fabrikant (Thalgasse) Zürich 

Speiser, Dr. P., Regierungsrat Basel 

Spiess, Ed., Dir. d. allg. Gewerbeschule Basel 

Spiller, Dr. Rud. Frauenfeld 

Spiro, J., prof. a Tuniv. de Lausanne, past. Vufflens-la-Ville ( Vaml i 

Zürich 
Maien feld 
Bern 
Zürich 
Zürich 
Bern 
Geneve 
Affolterna. ARi. 



Zürich 



Spörri, J., Kaufmann (Bahnhofstr.) 

V. Sprecher, Th., Laudammann 

Spycber, Otto (Thunstrasse) 

Stadler, E. A., Kaufmann (Schönberggasse) 

Stähelin, Jos. (Falkeng. 21) 

Stammler, J., Hochw., Pfarrer, päpstl. Kämmerer 

de Stapelmohr, H., libraire (Corraterie) 

Staub, W., Pfr. 

Stehler, Dr. F. G., Vorstand der eidg. Samen 

kontroUstation (Bahnhofstrasse) 

Stehlin, Dr. K. (Albananlage) 

Steiger, A, Antiquar (z. Löwenburg). 

V. Steiger, K., stud. med, (Bierhtibeliweg, 11) 

Steiner H., Kaufmann (Freigutstr.) 

Stelzner, Frau H. (Pension Fortuna, Mühlebachstr.) Zürich 

Stern, A,, Prof. Dr. ( Englisch viertelstrasse) Zürich 

Stickelberger, H., Prof. Dr. 

Stocker, Otto, Sekundarlehrer 

Strasser, G., Pfarrer 

Strättli, E., Pfarrer 

Strehler, Alfred (Selnaustr. 14) 

V. Strele, R,, k. Bibliotheksvorstand 

Streuli-Hüni, E., Kaufmann (Bleicherweg) 

Strickler, Dr. Jos. (Herreng. 20) 

Stnehlin, P.-Ch. (86, route de Chene) 



St. Gallen 
Bern 
Zürich II 



Burgdorf (Hern ) 

AllsUtten (St. Gillmr i 

Grindel wald 

Ober-Hittnau 

Zürich 

Salzburg 

Zürich 

Beni 

Geneve 



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86 



Mitgl iederverzeichnis. 



414. Stückelberg, Dr. E. A., Privatdoz. (Kappelerg. 18) Zürich 

415. Stückelberg, Vico (Wartetr. 13) Winterthur 

416. Studer, J., Pfr. (Nägelistr.) Zürich 

417. Stürm, Jo8., Kaufmann (FlorastraRse) Zürich V 

418. Styger, M., Kantonsschreiber Schwyz 

419. Sulzer, M., Dr. med. (St. Leonhardstrasse 7) St. Gallen 

420. Suter, Jak., Rektor des Töchterinstituts und 

aarg Lehrerinnenseminars Aarau 

421. Suter, P., Sekundarlehrer (Kasernenstr. 15) Zürich 

422. Sutermeister, 0., Prof. (Stadtbachstrasse) Bern 

423. Sütterlin, G., flochw., Pfarrer und Dekan Ariesheim 

424. Tappelet, E., Prof. Dr. (Freiestrasse) Zürich 
425 Tartarinoff, E., Prof. Dr. Solothurn 

426. Täschler, J., Pfr. Busnang (Tkarg.) 

427. V. Tavel, Albert, Fürsprech (Laubeckstrasse 20) Bern 

428. Tavemey, Adrien, privat-docent Lausanne 

429. Thommen, R., Prof. Dr. (Bruderholzstr.) Basel 

430. Thurneysen-HofTmann, Frau A. (Albanvorstadt) Basel 

431. Thurneysen, P. E., Kaufmann (Albanvorstadt) Basel 

432. Tissot, Charles-Eugene, grefüer du Tribunal Neuchatel 

433. Tobler-Blumer, A., Prof. Dr. (Winkelwiese) Zürich 

434. Tobler, G., Prof. Dr. Bern 

435. Tobler, A., Dr. jnr. (Sonnenquai) Zürich 

436. Tobler-Meyer, W. (Rämistr.) Zürich 

437. Ulrich, A., Seminarlehrer Bemeck 

438. übrich, J., Prof. Dr. (Zeltweg) Zürich 

439. Ulrich, R., Konservator des Landesmuseums 
(Bahnhofetrasse 47) Zürich 

440. Urech, Dr. F. (Schnarrenbergstr. 1) Tübingen 

441. Usteri-Pestalozzi, E., Oberst (Thalgasse 5) Zürich 

442. Vallotton, Mlle Helene (La Muette) Lausanne 

443. Vegezzi, P., Canonico Lugano 

444. Vetter, F., Prof. Dr. Bern 

445. Vetter, Th., Prof Dr. (Plattenstrasse) Zürich 

446. Vischer-Köchlin, E., Licentiat (Sevogelstrasse) Basel 

447. Vodoz, Dr. J. (z. Adlergarten) Winterthur 

448. Vögeli, Albert (Kappelergasse 18) Zürich I 

449. Vonder Mühll, G. (Albanvorstadt) Basel 

450. Vonder Mühll, Dr. W., Notar (Albangiaben) Basel 

451. Vulliemin, A., (1, Beiles Roches) Lausanne 

452. VuUiet, Paul, d^put^ (20, place Chauderon) Lausanne 

453. Wackernagel, Dr. R., Staatsarchivar Basel 

454. Wanner-Burckhardt, Chr. (Gerechtigkeitsg. 26) Zürich 

455. Wanner, 6., Gymnasiallehrer (Schönau) Schaffhausen 

456. Waser, M., Hochw., Pfarrer Schwyz 

457. Waser, Dr. 0. (Limmatquai) Zürich 

458. Wavre, W., prof. Hauterive, pres Neuchatel 

459. V. Wattenwyl, H. A., Ingenieur (Limmatquai 48) Zürich 



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rrs^ 



Mitglieder Verzeichnis. 



87 



460. Weber, A., Landammann Zug 

461. Weber, Dr. H., 2. Kantonsbibliotbekar Zürich 

462. Wegeli, K., stud. phil. Diessenhofen (Tbnrg.) 

463. Wehrli, F., Architekt (Münstergasse) Zürich 

464. Weidmann, F., Fürsprech Einßiedeln 

465. Weitnauer, J. A., Kaufm. (Schlüsselberg 2) Basel 

466. Weitzel, A., secretaire de la Dir. de Tlnstruction 
pablique 

467. Welti, Dr. Fr. E. (Junkerngasse) 
468 Welti, Dr. H. (Lützowstrasse 20) 

469. Wernli, F., Bezirkslehrer 

470. Westermann, E., Ingenieur (Rigistrasse) 

471. Wickart, A,, Hypothekarschreiber 

472. Wieland, C, Prof. Dr. (Gellertstrasse) 

473. Wiget, Dr. Th., Dir. d. Kantonsschule 

474. Wild berger, W. Oberlehrer 

475. Wille, Dr. U., Oberst 

476. Wind, AI., Pfarrer 

477. Wirz, E., Buchhändler 

478. Wirz, M., architecte (rue d'Italie) 

479. Wissler, Dr. H. (Steinwiesstr. 18) 

480. Wyss, 0., Pn>f. Dr. (Seefeldstrasse) 

481. V. Wyss, W., Prof. Dr. (Seinaustrasse) 

482. Zähler, H., Sekundär 1 ehrer 

483. Zahn, E., ßestaurateur 

484. Zellweger, 0., Redaktor der Allg. Schweiz.-Ztg. Basel 

485. Zemp, Jos., Prof. Dr. Frei bürg (Schweiz) 

486. Zimmerli-Glaser, Dr. J (Hotel Beau-Rivage) Luzeru 

487. Zindel-Kressig, A., Telegraphenbeamter Schaff hausen 

488. Zutt, Dr. R., Regierungsrat Basel 



Fribourg 
Bern 

Berlin W. 
Laufen bürg 
Zürich 
Zug 
Basel 
Trogen 

Neukireh (Schaffh.) 
Mariafeld-Meilen (Zürich) 
Jonen (Aargau) 
Aarau 
Vevey 
Zürich 
Zürich 
Zürich 

Münchenbuchsee 
Göschenen 



Bibliotheken und Gesellschaften. 



489. 


Bibliothek Eönigl. 


Berlin 


490. 


Bibliotheque de l'üniv. 


Lausanne 


491. 


Bodleian Library, The 


Oxford 


492. 


Hofbibliothek, Grossherzogliche 


Darmstadt 


493. 


Eantonsbibliothek 


Frauen feld 


494. 


Kantonsbibliothek 


Zürich 


495. 


Landesbibliothek, Schweiz. 


Bern 


496. 


Lesegesellschaft, Allg. 


Basel 


497. 


Lesegesellschaft z. Hecht 


Teufen 


498. 


Lese-Leist 


Zoüngen 


499. 


Lesezirkel Hottingen 


Zürich 


500. 


V. Lipperheide'sche BUchersammlnng, 


Freiherr! . Berlin 


501. 


Museumsgesellschaft 


Zürich 


502. 


Seminar-rBibliothek 


Küsnacht-Zürich 
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85 



M i tg] ieden'erzeichnis. 



503. Socictc de Zofingue, Section Vaudoise 

505. Staatsarchiv d, Kantons Bern 
bOb. StaatRaroluv des Kant. St. Gallen 

506. Stadtbibliothek 

507. Stadt bibl Lot hek 
508* Stadtbibliothek 

509. Stadtbibliothek 

510. Utii verHitätsbibliothek 
511* Universitätsbibliothek, Egl. 

512. UuiveTsitätsbibliotbek, E. K. 

513. Univorsitätabibliothek, K. K. 

514. Wesaeiiberg-Bibliothek 



Laasanne 

Bern 

St. Gallen 

Schaffhansen 

Winterthur 

Zofingen 

Zürich 

Basel 

Göttiogen 

Graz 

Innsbruck 

Konstanz 



Wettbewerb fflr Amateurphotographen. 

Am 1. Januar 1898 ist die Ablieferungsfrist für Konkorrenzar- 
beiten von Araatenrpbotographen abgelaufen. 

Gemäss Frei aaussch reiben (Archiv 1897, S. 251) bestellte der 
Vorstand eine Jury aus dem Schoss der Gesellschaft und bezeichnete in 
seiner Sitzung %^om 21. Januar 1898 dieselbe folgen dermassen : Prof. 
Ur, Hunziker in Aarau, Photograph R. Ganz in Zürich und Dr. Stückel- 
berg in Zürich. .*. 

Die Jury erkannte einstimmig auf Zuerkennung des vollen Preises 
von Fr. 100. — für die Arbeit mit dem Motto: ^Ein gutes Bild er- 
klärt oft mehr, als die beste Beschreibung.** 

Dieäe Arbeit, bestehend aus ^94 höchst interessanten Aufnahmen, 
ist das Werk von Herrn Dr. F. (» Stehler in Zürich. 

II' Der Aktuar. 

Conoours de Photographie d'amateurs. 

Ce cöncöura a i^t^ clos le 1 janvier 1898. 

t'Onformtjment an programme publie dans nos Archives (ann6e 
1897, p< 2511, le Comite, dans sa s6ance du 21 janvier, a constitue 
un jiiry form^ de troi« membres de la Societe, MM. Hunziker, prof. 
k Aaraa, H. Gans, photographe k Zürich et StUckelberg, privat-dooent 
a Tuniversit^ de Zürich. 

Le jnry unanime a attribue un prix unique de 100 francs ä 
Tcnvoi qui üvait pour Epigraphe ces mots: tEin gutes Bild erklärt 
oft mehr ah die bmte Beschreibung.* 

(Jet envoi, compose de 94 photographies, des plus interessantes, 
est IVeuvre de M, F, G. Stehler k Zürich. 

Le Secretaire. 



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Zeitschriften für VoiksJtunde. 
Revues des Traditions populaires. 

-Aldmannia. Zeitschrift für Sprache, KuiiHt und Altertum besonders des 
alemannisch-schwäbischen Gebiets. Herausgegeben von Friedrich 
Pf äff. Jährlich 3 Hefte. Jahrg. 6 Mk. Verlag; P. Hanstein, Bonn. 

Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Herausgegeben von 

der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und 
Litteratnr in Böhmen Geleitet von Prof. Dr. A. Hauffen, Verlag : 
J. G. Calve, Prag. 

Blätter fflr PommerSChe Volkskunde. Monatsschrift. Herausgegeben 
von A. Knoop und Dr. A, Haas. 4 Mk. jährlich. Bestellungen 
bei A. traube, l^bes (Pommern). 

BuRetin de F<ilklore. lievue trimestrielle. Organe de la „Societe du 
Folklore wallotj**, public par M. Eughie Monseur. Un an: 6 frs., 
un num6ro: 1 50 frs. Bureaux: 92, rue Traversiere, Bruxelles. 

Folk-Lore. Transactions of The Fol k Lore Society. Quarterly. Annual 
Subscriptions : 1 L. 1 s. Publisher: David Nutt, 270, Strand, 
London. 

The Journal of American Folk-Lure. Editor William Wells Newell 

(iuartcrly issued by The American Folk-Lore Society. Annual 
subscription : Doli. 3.00 Publibher for the Continent : Otto Harras- 
sowitz, Leipzig. 

Vorrespondenzblatt des Vereins ^Qr SiebenbQrg. Landeskunde. 

Redaktion: Dr. A. Schullerus. i'>scheint monatlich. Jalirg. 2 Mk. 
Verlag: W. Krafft, Hermannstaj^. 
Melusine. Kevue trimestrielle, dirigt< par M. Henri Gaidoz. Un an ; 
12.25 frs., un numero: 1.25 !>>. Bureaux: 2, rue des Chantiers, 
Paris. 

Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde. Heraus- 
gegeben von F. Voijt und 0. J iczek. Heft 0,50 Mk. Schrift- 
führer des Vereins: Dr. (), J/r/seÄ;^ Kreuzstrasse 15, Breslau. 

Mitteilungen des Vereins för Sächsische Volkskunde. Herausgegeben 

von Prof. Dr. E. Mogk (Färberstrasse 15) Leipzig. 

Mitteilungen und Umfragen zur bayerischen Volkskunde. Jährlich 

4 Hefte. Herausg. im Auftrage des Vereins für bayer. Volkskunde 
und Mundartforschung von Prof. Dr. O. Brenner, WUrzburg. 
Jahrgang 1 Mk. 
OnS Volksleven. Monatsschrift. Herausg. von Joz. Cornelissen «nd 
J. B. Vervliet. Jahrg. 2.50 Fr. Verlag: L. Braeckmans, Brecht. 



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Revue des TraditionS populaires, recueil mensuel de mythologie^ 
litterature orale, ethnographie traditionelle et art popnlaire. Organe 
de la „Soci6te des TraditioDS popalaires**, dirig6 par M. Paul 
Sabillot, Un an: Suisse 17 frs.; pour les membres: 15 frs. ; an 
Nu.: 1.25 frs. Bareanx: 80, boulevard St-liarcel, Paris. — 
(Pour recevoir un numero sp^eimen, il sulBt d'en faire la demande 
II M. S^billot en ajontant an limbre de 15 Centimes.) 

Unser Egerland. Blätter für £ger]änder Volkskunde. Herausg. voo. 
Alois John, Eger. 

Der Urquell. Eine Monatsscbrift für Volkskunde. Herausg. von Friedr. 
S, Krau88. Jahrgang 4 Mk. Redaktion: Neustiftgasse 12, Wien. 

Volkskunde. Monatsschrift. Herausg. von Pol de Moni nnd A. de 
Cock. Jahrgang 3 Fr. Verlag: Hoste, Veldstraat 46, Gent. 

Wallonia. Recueil mensuel de litterature orale, croyances et usagea 
traditioneis, fonde par 0. Colson, Jos, Defrecheux et O. Wä- 
larne, Belgique: Un an 3 frs., un No. 30 c, Union postale: 
4 frs. Administration: 88, me Bonne-Nouvelle ; Redaktion: 6, Mon- 
tagne Ste- Wal bürge, Liege. 

Zeitschrift des Vereins fflr Volkskunde. Vierteljahrsschrift. Herausg. 

von Karl Weinhold, Jahrg. 12 Mk. Vorsitzender des Vereins r 
Prof. Dr. K. Weinhold, Hohenzollerstr. 10, Berlin W. 

Zeitschrift fflr Österreich. Volkskunde. Redaktion: Dr. M. Haberlandu 

Jahrgang 4 fl. 80. Verlag und Expedition: F. Tempsky, Wien^ 



"7 V) ^-j 



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-^y^-; 



SchAveizerische Gesellschaft für Volkskunde. 
Sociefe Suisse des Tradifions Populaires 



,•15^//. l-i 



Schweizerisches 

Archiv für Volkskunde 



l ^Cr^ (TV^Ml ^1 




Vierteljahrsschrift 

unter Mitwirkung des Vorstandes herausgegeben 

vou 

Ed. Hoffmann-Krayer. 



Zweiter dfahrg^ang;. Heft 2« 



-^ai*= 



ZÜRICH 

Druck von Emil Cotti 

1898. 



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INHALT. 



1. Das Bauernhaus des Grossherzogtunis Baden, ver 
glichen mit demjenigen der Schweiz« Dr. J 



r- 



Kunziker 



2. 
3. 



und 



4. 
5. 



Ueber Hexen und Hexereien. Anna Ithen 

Nachrichten über böndnerische Volksfeste 

Bräuche« J. C. Maoth 

Chants et dictons ajoulots. D'Aacourt 

Volkstümliches aus Sargans und Umgebung. Ant. 
Zindel-Kressig ..... 

6. Alter Fastnachtsgebrauch aus Uri. Jos. Furrer 

1. Einige Gebräuche aius Vals (Graubünden). Philipp A 
Küttiuiann. . ...... 

8. Verworfene Tage. J. Werner .... 

9. Racconti di dragoni raccolti nel Canton Ticino 

Vittorc Pellandini. ..... 

10. Credenze popolari nel Canton Ticino. Vittore Pellandini 

11. Le niOUlin ä sei. Henri Correvoa. 

12. Mi:<iZellen. Lancer de la creme au plafond. A. Ithen 

A propos de» empros. Alfred Godet. 
Ein alter Schützen brauch. J, Fnrrer 
Fastnacht im Lötseiienthal. Dr. Stehler 
Eine Siegelkapsel mit bildlicher Dar 

Stellung. K. Wegeli 
Eine Pestbeschwörungsformel. O. Stuckert 
«Vaudai> et «cagou». Ernest Muret 
I/epaule mangee de Pelops. E. M 
Pronostic. Eugene Ritter . 
Ein Sprichwort aus dem Prättigau 

G. Fient 

13. Blicheranzeigen 

14. Jahresbericht 1897 

15. Jahresrechnung 1897 

16. Bericht über die dritte Generalversammlung . 

17. Kleine Rundschau 

18. Zeitschriftenschau 



8«ite 
89 

106 

116 
152 

159 
165 

166 
167 

170 
172 

175 
176 
177 
177 
178 

179 
179 
180 
182 
183 

183 
184 
187 
188 
189 
190 
191 



Der Umfang des Jahrganges ist auf 20 Bogen festgesetzt. 

Der Abonnementspreis beträgt für Mitglieder Fr. 4. — , für 
Nichtmitglieder Fr. 8. — ; für das Ausland kommt der entsprechende 
Portozuschlag hinzu. 

Beiträge für die Zeitschrift, Beitrittserklärungen, Büchersen- 
düngen sind zu richten an den Redaktor 

Herrn Dr. E. Hoff'mann- Krauer, Freiestrasse 88, Zürich V. 



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mm^mm^f-' yf. \ :■ ^■- 



J^ 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 
verglichen mit demjenigen der Schweiz. 

Vortrag, gehalten in Karlsrnhe von Dr. fJ, liunziker, Mai 1897. 
I. Das Holzenhaus. 




Heft 1, Jahrg. XXII (J^muaf lHs9}, des ^Anzeigers für 
schweizerische Altertumskunde'' brachte deti Naclnveis^ da^y das 
8ogeu. dreisiis&ige HanSi welches die Hochobeni; dor Schweiz 
vom Jura bis an die Thur ein nimmt, nahe verwandt ist mit dem 
kelto-romanischen HanF^e des Jura, ferner da.^3 der Hausbau 
der Oötsch weiss eine starke rätu-roniuniscliö Xüancierung zeigt, 
endlich dasa die Grenze zwischen diesen zwei Typen im Süden, 
\un Kaltbrunn am Linthkanal bi?^ zuin Städtchen ^Vyl^ yai- 
eammentrdlt mit der mittelalterlichen Grenze der Bisti'imet^ Chnr 
und KonstÄnz. beziehungs weise der alten Vrdkcrgronzo von 
Itömisch-HeUetiea und Eömisch-Kätlen, 



:J 



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DO 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



Es war deshalb für die schweizerische Hausforschung Ton 
grösstem Interesse, zu untersuchen, ob jene Typen auch auf 
dem rechten Rheinufer sich fortsetzen, wie sie beschaffen seien, 
und wo sie zusammengrenzen. 

Die Untersuchung begann mit dem zunächst gelegenen 
Sudabhang des Schwarzwaldes, von Grenzach bis Waldshut, und 
erstreckte sich durch das Wiesenthal bis auf den Feldberg, 
durch das Albthal bis nach St. Blasien, und auf einige Ort- 
schaften des dazwischen liegenden Hotzenlandes. 

Das Ergebnis war ein überraschendes. 

Nicht nur zeigte der Typus des südlichen Schwarzwaldes 
nahe Verwandtschaft mit dem dreisässigen und folglich auch 
mit dem jurassischen; die Spielart des Schwarzwaldes erschien 
auch sofort als eine höchst altertümliche und rein erhaltene, 
die deshalb auch auf die beiden andern, sagen wir auf die ganze 
Sippe, ein bedeutsames Licht wirft. 




Ficr. 1 b. 



Dieser Schwarzwaldtypus in seiner vollständigsten und ur- 
sprünglichsten Gestalt ist bis jetzt nicht veröffentlicht. Am 
nächsten kommt ihm noch das von Yirchow (Abhandl. der Berl. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



91 



antbropol. Gesellsch. 15. Okt. 1887, S. 586; 15. Nov. 1890, 
S. 565 ff.) beschriebene Ilaus, Dea vollkommen ausgeprägten 
Typus fanden wir im sogen. Hotzenland, von dem er denn auch 
seinen Namen führt, und über dessen geographische Umgrenzung 
wir auf Kossmann (Die Bauernhäuser im badischen Schwarz- 
wald, S. 25) verweisen dürfen. 

"Wir geben hier zunächst die Vorder- und Hinteransicht 
(Fig. la und b), nebst Grundriss (Fig. Ic) und Längendurch- 
schnitt (Fig. Id) eines Hauses aus Willaringen. Eine Jahrzahl 
an der Grundmauer neben der Thürschwelle ist leider nicht 
mehr völlig lesbar. 




Fig. 1 c. (Masstab l : 350). 
^S^ S' Hausthüren. m Brunnen, y Webstuhl. ?/ Tisch, g g Schweine- 
ställe. V Remise, z Stiege in den obern Gang. 
(Statt X und B lies au den Endpunkten der punktierten Linie a uud ß 
statt E und Z lies e und C 

Wohnung und Scheune sind unter dem hohen von Ständern 
getragenen Strohdach mit einander verbunden. Ein 2,27 m 
breiter Laubengang {K K K K\ genannt der Schild, erstreckt 
sich längs der vordem und ein gleicher längs der hintern 
Traufseite. Am Scheunengiebel schliesst er zusammen mit dem 
Schöpfe -ff, am östlichen Giebel mit einem in drei Kammern 



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n 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



(I) D' D'') geteilten Wohntrakt, unter welchem sich der gewölbte 
Keller befindet. 

Der Laubengang wird nach aussen Tollständig abge- 
BchloBsen von einer teilweise durch Fenster unterbrochenen Bretter- 
wand, deren Rahinenhölzer unten auf einer Grundmauer ruhen, 
nach obenhin die unterste auf dem Bundbalken aufliegende 
Dachpfette etützen. 

Der Kammertrakt D D' D" wird begrenzt durch eine 54 cm 
dicke Giebelmauer, die bis in die Gevierte reicht, wo das 
Walmdach an setzt. Ein grosser rohgemalter Kruzifixus ziert 
diese Giebel wand, Auch der Schopf H ist durch Mauern abge- 
schlossen, ebenso die Rampe K des Einfahrs und die hintere Seite 
der Scheune- Alles Uebrige ist Holzbau. Ständer, Schwellen 
und Bundbalken bilden Rahmen, in welche teils Bretter-, teils 
Bohlenwände eingenutet sind. 




Fig. 1 d. (Masstab 1 : 350;. 
Statt charebanil lies chazehandj statt A B lies a 






Auf fünf von den Grundschwellen aufsteigenden und nach 
den Scheidewänden des Hauses sich verteilenden, 10,40 m 
hohen Firstgtüden ruht der 20,50 m lange Firstbaum. 
Etwa l,*iO m tiefer läuft parallel mit dem Firstbaum das sogen, 
mit den Firststüdcn überschnittene Katzenband, welches eine 
Verschiebung in der Längenrichtung hindert. Die Rafen, über 
dem Firstbauni scharnierartig verbunden, tragen frei bis zu der 
auf dem obeiaten Bundbalken ruhenden Dachpfette. 

Abgesehen von dem Kammertrakt D U U* besteht die 
Wohnung aus der Stube B und der Küche L\ Zwischen beiden, 
parallel zur First und senkrecht unter derselben, liegt die 
Brandmauer, mit dem niedrigen Herd in der Küche, mit Kachel- 
Ofen und -Kunst in der Stube. Ueber dem Herd und der 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



93 



halben Küche spaDnt sich, in Stockhöhe anhebend und mit 
dem Scheitel beinahe die Decke des Oberstockes erreichend, 
das aus Ruten geflochtene und mit Lehm ausgeworfene Tonnen- 
gewölbe- des RauchfangSy genannt die Hurd. Hier hängt das 
Rauchfleisch. Die zweite Hälfte der Küche ist gedeckt. Der 
vom Herd aufsteigende Rauch folgt der Wölbung des Rauch- 
fangs, qualmt am Fusse desselben wieder hervor, dringt durch 
eine Lücke zwischen Rauchfang und Decke in den freien Raum 
ob der Küche und von da durch verschiedene Ritzen in die 
Garbenbühne, wo er das Getreide trocknen hilft. Daneben 
entflieht er auch durch die Thür in den Gang, und der ganze 
Oberstock samt den Dachbalken wird von ihm geschwärzt und 
zugleich derart gebeizt, dass nach Aussage der Leute jede 
Feuersgefahr von dieser Seite ausgeschlossen ist. 

Licht, unter Umständen auch Luft, erhalten Küche und 
Stube durch Fenster, die auf den Laubengang gehen und 
denen solche in der Aussenwand des letztern entsprechen. Die 
Stube, 2,09 m hoch, bildet ein Quadrat von 4,88 m. In der 
Ecke zwischen Fenster- und Giebelwand steht der Esstisch ; 
um denselben laufen niedrige Wandbänke; darüber im „Herr- 
gottswinkel*' ist ein Kästchen angebracht mit einem Kruzi- 
fixus. Ein kleiner Bücherladen schliesst sich daran. 

Aus dem Schild öffnet sich eine Fallthüre r auf die 
Kellertreppe, lieber diese Fallthüre hinweg betritt man die 
Kammer //'. Aus der Stube führen zwei Thüren in die als 
Schlafgemach dienenden Kammern U und iy\ In die Kammer 
D gelangt man aus der Küche, es ist das Provisionsgemach 




II 

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Uli 

Fig. 1 f. (Masstab 1 : 43). 






Fig. 1 e. (Masstab 1 : 43). 



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94 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



Zwischen Wohnung und Scheune läuft quer zur First der Haus- 
gang Aj genannt der hüspnneU 1)68 m breit. Die Hausthüre 
^, 2 m hoch, im Lichten 92 cm breit, hat eine nur 4 cm hohe 
Schwelle; der Sturz misst 32 cm, der Thürbogen wird gebildet 
durch zwei Einschiebsel (Fig. 1 e). Dieselbe Weite haben die 
Zimmerthüren ; ihr Sturz zeigt die bekannte Form des spät- 
gothischen Bogens (Fig. 1 f). Die Thür der Aussenwand des 
Schildes ist quergeteilt. 

Die Scheune liegt mit der Wohnung auf demselben Niveau. 
Sie ist quer zur First dreigeteilt. Der mittlere Streifen bildet 
das Futtertenn F. Zu beiden Seiten desselben finden sich 
Ställe E, G.^) Diese sind durch kleine von der Krippe aus- 




Fig. 1 ^. (Masstab 1 : 350) 
(^Lies Bolüenivand statt KohJeniramJ, Sausiall statt Hewstall). 




Fig. 2. (Alasstab 1 : 4UUj. 



^) Das Oberdeutsche kennt „(?«e Tenne* nicht, sondern nur „dm 
Tenn"", Bemerken wir gleichzeitig, dass ,jdie Scheune"' hier durchweg im 
Sinne von Wirtschafts- joder Oekonomiegebäude gebraucht wird, Stall, 
Tenn und Schopf in sich begreifend. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 95 

gehende Scheidewände in Abteilungen für je zwei Haupt unter- 
schlagen. 38 cm. über der Decke des Futtertenns läuft das 
Dreschtenn, in welches von der hintern Traufseite die Rampe 
R führt. Zu beiden Seiten dieses Tenns laufen Bohlenwände 
bis in die Höhe der obern Decke oder garbebinu Die an- 
liegenden Heubühnen stehen offen bis unter das Dach, aber 
über dieselben weg läuft von jenen Bohlenwänden zur garbebini 
ein schmaler Steg. Ebenfalls auf besagter Bohlenwand^ je in 
der Mitte zwischen Firststud und Seitenstud, erheben sich die 
vier Ständer {a a in Fig. 1 g), welche die zwei die Firststud 
überschneidenden Tragbalken stützen, auf denen die brigi ruht. 
Letztere, aus lose gelegten Bohlen gebildet, dient zur Aufbe- 
wahrung von Getreide und Hülsenfrüchten.^) 

Von der eben beschriebenen Hausanlage weicht eine sonst 
ganz übereinstimmende aus dem benachbarten Hütten (Fig. 2) 
darin ab, dass sie nur Einen Stall besitzt und dass das Dreschtenn 
im Erdgeschoss liegt und zugleich auch als Futtertenn dient. Um 
freien Zugang zu demselben zu gewinnen, ist der Schild hier 
unterbrochen. — Beide Häuser haben den Brunnen in den 
Laubengang einbezogen. 

Dieser Laubengang, daran ist nicht zu zweifeln, gewährt 
Schutz gegen das rauhe Klima der Hochebene. Es kann also 



2) Ob der hier gegebene Grundriss samt Durchschnitten allen Aii- 
fordernngen genüge, müssen wir gewärtigen. Die Masse sind genau. 
Höchst wünschenswert wäre es allerdings, dass jeweilen der Archäologe 
zugleich Architekt wäre und umgekehrt. Wenn also Hr.5Lutsch (Neuere 
Veröffentlichungen über das Bauernhaus etc., Berlin 1897, 8, 31 f.) an 
den Grundrisszeichnungen einer Mitteilung in den „Verhandl. [der Berl. 
anthropol. Ges. (1890, S. 320 ff.) „Bedenken findet", so ist das vom 
Standpunkte des Architekten aus vielleicht berechtigt. Wenn er aber 
hinzusetzt: . „Ein Masstab fehlt ebenso wie die genauere Angabe der 
OertUchkeit", so sind das zwei ganz genaue Unwahrheiten. Denn gerade 
unter dx.^m betreffenden Grundriss von Obermutten steht gedruckt zu 
lesen: „Masstab 1 : 200"* und auch die Oertlichkeit ist ganz genau an- 
gegeben. Höchst sonderbar ist es auch, einen Widerspruch darin zu 
finden, dass in einer Abhandlung, überschrieben „ iRäto-romanisches Haus" 
versucht wird, ein langobardisches Element dieses Hauses nachzuweisen; 
als ob ungemischte Rassentypen im schweizerischen Hausbau nicht ebenso 
selten wären als in der Bevölkerung. Dass Herr Lutsch von meinen 
Aufsätzen über schweizerischen Hausbau gerade nur den bemängelten 
anführt, würde ich nicht erwähnen, wenn nicht sein Buch als Repertorium 
der neueren Veröffentlichungen auf diesem Gebiete eine gewisse Voll- 
ständigkeit beanspruchte. 



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Da.s BüuenibüijH tl('s OroBJ^hürzogniiiiH B^ideii, 



nicht atiffallen, dasa er in tiefer gelegenen Geg^enden ganz oder 
teilweise wegfällt, doch nicht ohne deutliche Spuren zurückzu- 
lasseu. So gleich im folgenden Grundriss aus Alb (Fig» 3). Hier 
ist die Ausaenwand des Schildes vor und hinter der Scheune 
ganz weggefallen, neben der Küche ist er zu einer Werkstatt 
umgebaut^ nur vor der Stubi? hat er seine alte Form beibe- 
halten. 







Fi^. :i iMm seitab 1 : M>) 



Eine weitergehende Keduktion lüs&fc nicht nur den Lauben- 
gang, sondern auch die Fortsetzung desselben, den beidseitigen 
Voraprung des Giebeltraktes fallen, ao dass dieser mit der 
übrigen Traufseitenwand in gleiche Flucht zu liegen kommt 
(vgl. Fig* 4), So erscheint am häuhgsten das Haus mit 




h'i^. 4. (Masstab 1 



Strohdach am Südabhacge des Schwarz^'aldes, und, fügen wir 
gleich hinzu, auf der schweizerisehen Hochebene (s. Fig. 5 aus 
Immenreich). 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



97 




Bis dahin hatten wir es nur mit Reduktionen zu thun, 
welche den Laubengang und den Giebeltrakt betrafen. Der 
eigentliche Wohntrakt, bestehend aus Küche und Stube {C und 
B in Fig. 1 c), blieb davon unberührt. 

Nun folgen aber tiefer greifende, auch diesen Wohntrakt 
erfassende Modifikationen. Als treibendes Motiv erscheint das 
Bedürfnis, der vom Laubengang und Giebeltrakt umschlossenen 
Küche und Stube mehr Licht zu verschaffen. Eine erste der- 
rtige Abänderung bietet uns Kuchelbach (Fig. 6). Hier hat 




Fig. 6. (Masstab l : 400}. 



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i 



f& l>as Bauernhaus des Qrossherzogtums Baden, 

die Stube ihre Stelle neben der Küche verlassen, oder an eine 
Geschirrkammer abgetreten, und ist an den Giebeltrakt vorge- 
ruckt Dieaer letztere bildet nun auch die eigentliche Front 
mit der Ilauptfensterreihe, die bisher mit der Stube auf der 
Traufseite lag. Aus der Giebel front wächst dann weiter eine 
einfache oder gar eine doppelte Stirnlaube hervor, und zum 
Schutze dieser erstreckt sieh darüber ein weit vorragendes 
Wnlniendach. 




7. (Al^ts'.tab 1 : 400). 



Noch mehr! Ein Haus aus Herthen (Fig. 7) hat mit der 
Stubo auch die Küche aus dem eigentlichen Wohntrakt an den 
Giebel vorgeschoben; der ganze Mittelraum des alten Wohn- 
traktes steht leer und dient :ils ^Gang^ zwischen Küche und 
Scheune; zu beiden Seiten ist er von Kammern umschlossen, 
die an Stelle dei alten Laubenganges getreten. 

üirigekehrt geht die Entwicklung vor sich in zwei Doppel- 
häusern aus Drandenbcrg (Fig. 8) und Aftersteg (Fig. 9 ; vgl. An- 






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Fi^. 8. iM:K?,tab 1 : 400). 



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verglichen luit demjenigen der Schweiz. 



99 









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Kammer 










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Kammer 


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Flg. 9. (Älasstab 1 : 4üü). 

Zeiger für Schweiz. Altertumskunde, Heft 1, Jahrg. XXII, Taf. 
IX u. X. nr. 14; daraus Kossmann, Die Bauernh. i. b. Schwarzw. 
Bl 2, Abb. 3): die zwei durch eine Mittelwand (die ehemalige 
Brandmauer) getrennten Küchen nehmen den ganzen ursprüng- 
lichen Wohntrakt (Stube und Küche) ein ; sie sind beidseitig 
umschlossen von Kammern, die au Stelle des Laubenganges 
getreten, aber sie erhalten Licht durch einen breiten Gang, der 
den Giebeltrakt durchbricht. 



3? 







Fig. 10. (Masstab 1 : 4üUj. 

Eine letzte Variaute dürfen wir nicht übergehen. In Utzen- 
feld (Fig. 10) beherbergt das dortige sogen. Heidenhaus gegen- 
wärtig vier Familien, verteilt auf vier Küchen und vier Stuben. 
Die grösste dieser Küchen nimmt den ganzen Mittelraum des 
alten Wohntraktes ein ; zwei kleinere liegen zu beiden Seiten 
an Stelle des alten Laubenganges. Hinter diesen Küchen läuft 
der Hausgang. Auf letzteren folgt aber nicht unmittelbar die 
Scheune, sondern zwischen Gang und Scheune legt sich noch 
ein Wohntrakt, bestehend aus der vierten Küche nebst Stube 



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' 



100 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



und Kammer. Die andern drei Stuben liegen am Giebel, der 
deshalb auch die Hauptfront bildet. 

Selbstverständlich fand diese Aufteilung der Wohnräunje 
unter vier Familien erst nachträglich statt, aber einen Ansatz 
zu besagter Weiterung durch einen Wohntrakt hinter dem 
Gang finden wir öfter auch anderwärts: eine Kammer, ausgespart 
aus dem ersten Stall, als Schlafgemach des Knechtes, erscheint 
nicht selten im Schwarzwald (vgl. Kossmann a. a. O. Bl. 2, 
Abb. 10 und 11) und im schweizerischen dreisässigen. Daraus 
hat sich hie und da ein durchgehender Wohntrakt entwickelt. 

Von hier aus werfen wir einen Blick auf analoge Formen 
des genannten Ständerhauses der Schweiz. Da dieses ein relativ 
grosses Gebiet inne hat, so zerfällt es in mehrere Gruppen und 
Varietäten, deren einige an eben besprochene Formen des 
Hotzenhauses genau sich anschliessen, während andere, in Folge 
Hinzutritts neuer Elemente, sich weiter davon entfernen. Die 
erstaunlichste Aehnlichkeit herrscht in der äussern Erscheinung 
des Strohdachhauses im Schwarzwald und desjenigen im Frick- 
thal (vgl. Fig. 11), im Solothurner Gäu und im Alt- Aargau. 




Fio:. 11. 



Noch wichtiger ist die Uebereinstimmung des innern Knochen- 
gerüstes, des Ständerbaues dieser Häuser, wie er mit unüber- 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



^wr 



trefflicher Präzision durch E. Gladbach (Der Schweizer Holzstil, 
I. Serie, S. 11 ff. Taf. 5) dargestellt worden ist, — obwohl er, 
muss hinzugefügt werden, die Anlage und Einteilung dieses 
Hauses durchaus missverstanden hat. Was diese betrifft, so 
reproduziert Fig. 12 aus Möhlin im Frickthal in allen wesent- 
lichen Punkten genau Fig. 1, nur liegt das Tenn im Erdge- 
schoss, und der Laubengang ist durch Beseitigung der Aussen- 
wand ein offener Schopf geworden. 







Sctiopf 




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Schopf 















Fig. 12. (Masstab 1 : 400). 

Jenes Haus aus Kuchelbach (Fig. 6) findet sein Analogon 
in Auswil (Fig. 13) im südlichen Teile des Berner Mittellandes, 




Schopf 

I Brunnen 



Laube 



Fig. 13. (Masstab 1 : 400). 



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L 



10t 



Drh Bauernhaus des Grossherzogtuius Baden, 



angrenzend an das Gebiet des Alpen- (genauer Länder-) 
liaufios, daa zum sogenannten oberdeutschen Typus gehört. Es 
iat deshalb sehr wahrscheinlich, dass sowohl jenes Bernerhaus 
Ton Auswil, als auch das entsprechende aus Kuchelbach vom 
oberdeutschea Typus beeinflusst ihre Stube in den Giebeltrakt 
verlegt uod die Trauffront gegen die Giebelfront vertauscht 
haben. 

Mit einer dritten Gruppe, vertreten durch die besprochenen 
Häuser aus Brandenberg und Aftersteg (Fig. 8 und 9) ver- 
gleicht sich ein Grundriss aus Bötzberg bei Brugg (Fig. 14) ; 
nur bildet eine einzige Küche statt zweier seinen Mittelraum, 
und es fehlt der Durchgang durch den Giebeltrakt. Statt 
dessen erhält die Küche das nötige Licht durch Abschrägung 
der Wandung. 




Fi^. 14. (Masstab 1 : 350). 



Andere Varietäten des dreisässigen Hauses erscheinen in 
wesentlichen Punkten zunächst verwandt mit dem jurassischen, 
und die Beschreibung des letztern muss deshalb dem Vergleich 
mit dem Ilotzenhause zu Grunde gelegt werden. 

AVir wählen ein möglichst einfaches Exemplar aus' 
Vauffelin im Pruntrut (Fig. 15). Wohnung und Scheune liegen 
uuter demselben Dach vereinigt. Bis auf die Rückseite des 
Teuns herrscht eine rings umlaufende Umfassungsmauer. Ganz 
gemauert sind die beiden Keller (7. 7'). Dazu kommt noch die 
Brandmauer. Der übrige Einbau besteht aus Ständerwerk. 
Das ziemlich flache Schindeldach wird von mehreren Reihen 
Ständer getragen. Treten wir durch das Hofthor flj auf der 
Traufaeite ein, so finden wir uns in einem geräumigen Flur (2). 
Gerade vor uus, auf etwas erhöhtem Niveau, erstreckt sich das 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



103 



Dreschtenn (4), das zugleich als Futtertenn dient. Zu beiden Seiten 
desselben befinden sich Ställe und darüber Heubühnen (.7 . 3'). Ein 
Balkengerüst ob dem Tenn entspricht der brigi des Hotzen- 
hauses. Andere Exemplare haben das Tenn im Oberstock, mit 
Rampe und Einfahr. Die Wohnung liegt rechter Hand am 
Giebel. Sie besteht aus drei hinter einander folgenden Oemachen. 
Das mittlere ist die Küche {()), mit einem Tuffsteingewölbe als 
Rauchfang über dem Herde Hinter der Küche liegt der 
Keller, vor derselben, bis an die Umfassungsmauer vorgerückt, 
die Stube {5). Der oft zwischen Wohnung und Scheune sich er- 
streckende Hausgang ist in unserem Exemplar verschwunden. 
Der kleine Keller (7') am entgegengesetzten Giebel bildet einen 
Ansatz, der in andern Exemplaren sich bisweilen zu einem 
zweiten Wohntrakt erweitert. 




Fig. 15. (Masstab 1-: 350). 
/. Hofthor. 2. Flur (devant-huis). S. 3\ Stall (etabJe). 4. Tenn (grange). 
5. Stube (pele), 6. Küche (Qta), 7. 7'. Keller (cave) 8. Schopf (tscharo). 

Vergleichen wir jetzt dieses Haus mit dem Typus des 
Hotzenlandes, so ergeben sich folgende Parallelen: 

1. Das Innere beider, ihr Knochengerüste, ist Ständerbau. 
Die äussere Ummauerung ist im Jura weiter vorgeschritten als 
im Schwarzwald. Das Strohdach des letztern ist steiler als das 
Schindeldach des Jura. Dieses bedarf deshalb auch einer grösseren 
Anzahl Ständerreihen. 

2. Die Einrichtung der Scheune ist beiderseits wesentlich 
identisch. 

3. Beiderseits ist sie in gleicher Weise mit der Wohnung 
verbunden, und von derselben meist durch einen Gang geschieden. 



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töi 



Das Batieriih^aus des Grossherzogtuins Baden, 



4. Im Jura fehlt der Flur- oder Laubengang auf der 
Rückseite dea Hauses; auf der Vorderseite erstreckt er sich, 
wie im Schwarz wald, bis an den Giebeltrakt; an Stelle der 
Ausaenwand ist eine Umfangsmauer getreten. Auch der Schopf 
am Scheuoeugiebel ist weggefallen und wird durch einen An- 
bau (*^) in der Front ersetzt. 

D. Das tonnenförmige Herdgewölbe kehrt beiderseits wieder, 
hier in Tuffstein » dort in Ruten mit Lehm ausgeworfen. 

ü. Die Wühnung liegt zwar beiderseits am Giebel, aber 
ihre Eintt*ilung ist wesentlich verschieden. Im Hotzenhaus zer- 
fällt sie iQ den eigentlichen Wohntrakt, bestehend aus Küche 
und Stube, die durch die senkrecht unter der First stehende 
Brandmauer getrennt werden, und in dem davor liegenden 
Oiehcltrakt mit seinen drei Kammern. Im Jura haben w^ir nur 
den Giebeltrakt mit der Küche in der Mitte, dem Keller hinter, 
der Stube vor derselben. Oft allerdings erscheinen Stube und 
Keller verdoppelt, 

Wie Bollen wir uns, bei der sonst unverkennbaren Ver- 
wandtachaft beider Typen, diese tiefeingreifende Verschiedenheit 
erklären i* Es geht schwerlich an, vorauszusetzen, dass der 
eigentliche Wohntrakt im Jura verloren gegangen sei. Weit 
wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die beiden Häuser sich 
aus einer gemeinsamen, heute nicht mehr vorhandenen Grund- 
form entwickelt haben. Suchen wir dieselbe zu erschliessen : 
der Giebeltrakt des Hotzenhauses erscheint als Fortsetzung des 
Laubenganges; seine Verwandlung in drei Zimmer ist spätere 
Einrichtung; dafür spricht auch der Umstand, dass diese Zimmer 
keinen eigenen Namen tragen, sondern nur den generellen 



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Laubeapang 
















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Herd 




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Fi^. 16. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 105 

„Kammer*. Im Weitern ist allgemein anerkannt^), dass der 
Trennung in Stube und Küche der ungeteilte Herdraum vorauf- 
gieng, der beides zugleich war, und der in Formen wie Fig. 8, 
9, 14 gleich einer alten Erinnerung aus der Vergessenheit 
wieder auftaucht. Wir dürfen uns also jene Grundform un- 
gefähr so vorstellen, wie sie in Fig. 16 dargestellt ist. 

Aus dieser Grundform hat sich das Hotzenhaus ent- 
wickelt: L durch Spaltung des Herdraumes in Stube und Küche, 
2. durch Verwandlung des Laubenganges am Giebel in einen 
Wohntrakt. Im Jura hingegen blieb der alte Herdranm unge- 
teilt; wir nennen ihn heute Küche, seine eigene Mundart aber 
nennt ihn j^ota^ d. h. „Haus"; indessen ist er, um Licht zu 
erhalten, vorgerückt bis an den Giebel, und den Rest des 
Giebeltraktes hat später einerseits der Kellerraum, anderseits 
die vom Herdraum abgelöste Stube eingenommen. 

Die so entstandene Dreiteilung des jurassischen Wohn- 
traktes kehrt dann wieder im dreisässigen Hause der schweizer- 
ischen Hochebene, das davon seinen Namen hat. Auf die 
Spielarten und Modifikationen desselben können wir hier nicht 
eintreten^). Hingegen fügen wir zum Schlüsse noch bei, dass 
der Südabhang des Schwarz wal des, wie im Hausbau, so in 
seiner Bevölkerung, dem schweizerischen Jura nahe steht. Jene 
kleine dunkle Rasse, welche 0. Ammon (Konstanzer Zeitung, 
1888, Nr. 165 ff.), so zu sagen, im Hotzenlande erst entdeckt 
hat, finden wir wieder im Pruntrnt und in den angrenzenden 
Teilen der Kantone Baselland und Solothurn. Der Schweizer 
nennt sie bezeichnend genug „Schwarzbuben^, und misst ihnen 
etwas starrköpfigen, streitlustigen Sinn bei. 



') Vgl. ViRCHow, Verhandl. der Berl. Ges. f. Anthrop. etc. 1889, 
S. 191 f : BAxrALARi, Die Hausforschung und ihre Ergebnisse in den Ostalpen, 
Wien 1893, S. 11 f.; K. Rhamm, Der heutige Stand der deutschen Haus- 
forschung etc. in : Globus, Bd. XXI, Nr. 11, S. 3 flf. 

>) Beiläufig sei bemerkt, dass ein unserem dreisässigen ganz ähn- 
licher Typus auftritt in Lothringen, s. Dr. C. This, Beiträge zur Landes- 
and Volkskunde von Elsass Lothringen, Strassburg 1888, V. Heft, S. 12 f. 



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über Hexen und Hexereien. 

Gesammelt von Anna Ithen in Ober-AgeriJ) 

Lisi Bossard, kurzweg „'s Bossede Lisi^ genannt, 
als Hexe verbrannt zu Zug im Herbstmonat des Jahres 1737, 
ist die populärste Erscheinung dieser Art im Zugerlande. Von 
ihr heisst es, sie habe sich den Schnittlauch für die Fleischsuppe 
unmittelbar vor dem Anrichten derselben im Elsass geholt, sie 
sei durch den Schornstein oben als Yögelchen hinausgekommen 
und habe die Strecke hin und zurück in so raschem Fluge 
zurückgelegt, dass ihr von der Fleischbrühe eicht ein einziges 
Mal ein Tropfen übersotten wäre. Wollte Lisi Bossard über 
ein schon fertig gekochtes und in die Schüssel angerichtetes 
Gemüse Zwiebelbutter brennen, so ging sie die Zwiebeln erst 
in Basel holen, wenn die Butter in der Pfanne bereits brannte. 
Sie ritt dann auf einem Stecken wie auf einem Rösslein und 
durcheilte den Weg ebenso schnell wie auf Flügeln. 

Besuchte Lisi Bossard den Markt in Luzern, so kam sie 
auf einem Besen herangaloppiert. Zu Spazierfahrten auf dem 
See bediente sie sich einer Nussschale und durchfuhr damit den 
Zugersee in die kreuz nud quer so sicher wie in einem grossen 
„Jassen^ (grösseres Seeschiff, Nauen). Einstens fiel es Lisi 
Bossard ein, den Rigiberg mit Stecknadeln zu sprengen. Zu 
diesem Zwecke erklomm sie bei stockfinsterer Nacht den Berg 
auf der Arthner Seite. Oben angekommen stiess sie die Steck- 
nadeln in die Felsen ein, dass sie barsten. Die Leute von 
Arth, durch das Getose erweckt, ahnten, dass die Hexe droben 
Unheil braue und eilten, die Betglocke zu läuten, obwohl die 
Stunde dazu noch nicht gekommen war. Bei dem ersten 
Glockenklang aber hatte die Hexe schon keine Gewalt mehr, 
und Verwünschungen ausstossend musste sie den Berg verlassen. 
Als recht dämonisches Wesen konnte Lisi Bossard fürchterliche 
Unwetter heraufbeschwören, und wenn sie in böser Absicht 
Menschen oder Tiere berührte, so brachte ihre Berührung augen- 
blicklichen Tod. Keine der Wetterglocken, weder der Stadt 

*) Nach mündlichen Mitteilungen von etlichen zwanzig Personen 
der gegenwärtigen altern Generation. A. J. 



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Ceber Hexen und Hexoreien. 



109 




mäoLHgeD Baumstruak mit weit und tief in 
Wurzeln vor sich, recht einladend um bequera 

hatte er aeine Last auf den Struuk geatelltj 

I a Holleu und kugelte über und über samt 

l'uljj bis gegen Rotheuthurm zu. 

iirde ala Mesenmeiater am Anfang letzten 

: verbrnnotO- 

iij noch im Volke erzählten Hexenatiicklein 

itö uad gefürchte töte aller Hexen der Inner- 

I o n V ü g t i n" aus dem Muotathal geweaeu 

'bell, den Menschen zu aehadeoi machte sie 

bie wöisae Ratten zu Tauaendeu ia'e Dasein 

liber die Bteinerne Brücke gegen Schwyz 

it' dort auf den Bauerngütern die Banm- 

1 nagen sollten. Die Kasitenvögtin wohnte 

in dem Hausej das jetzt noch des „Kasten- 

I Sie lebte in wohlhabenden Verhältnjiseu 

ivränierladen. Bei der Alpauffahrt und Ab- 

tiil Herbst, wenn die Kuh- und Ziegonherden 

iiMi^ ataod die Kaatenvögtin vor ihrem Haua 

''üborsfiiehenden Tiere, so dass kein einziges 

: Nutzen brachte, nad sie eämtlich ^galt** 

')üboü, 

' Karten vögtio klagte einst den Leuten, 

^iine grosie^ weisse Katze in der Küche 

ftitze, und weder durch Schmeichele 

I l;ige fortzubriDgen^ oder auch nur zu 

!'g zu bewegen sei. Man riet ihr an, 

r in'a Gesicht zu werfen. Die Magd 

.i>f den Rat uud die Katze floh davou* Die 

' ' an dieaem Tage erst gegen Nachmittag 

■ Mi eiu von Brandwunden ganz entstelltes 
■ Magd erkannte nnu, dass es ihre Herrin 

': \ erwaudelt, früh morgens ihre Arbeiten 

:iLigt hatte, 
•in hatte awei Töchter» wovon die Ein© 

'dl der fast jeden Abend „z'Licht^^ kam. 

?r durfte er niemala kommen j das wurde 



-■*iilllor HiiC'h L 



S. 244 [Rki*.] 



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108 Ueber Hexen und Hexereien. 

fuhr einstetifl bei der Behausung der Hexe vorbei und reichte 
eine El Brief an das Fenster hinauf. Sie öffnete das Fenster 
und Btreckte den Arm hin, den Brief zu empfangen; der 
Fuhrmann aber zog sie beim Arm zum Fenster hinaus auf den 
Wageu und fuhr mit ihr nach Schwyz. Hätte Rosa Löchli die 
Möglichkeit gefunden, mit dem Erdboden in Berührung zu kommen^ 
Bo wäre menschHche Kraft ihr gegenüber machtlos gewesen, dess- 
wegea boU sie nach der heute noch kursierenden Ueberliefernng 
mit samt dem „Kaibenkarren" verbrannt worden sein. 

• 

In Ober-Aegeri hauste gegen Ende des 17. und Anfang 
des 1 8. Jahrhunderts ausnahmsweise ein Hexenmeister. 
Er war von Beruf Köhler. Niemand kannte seine Herkunft^ 
noch seinen Namen ; doch lebt die Erinnerung an die Hexen- 
küuHte de^ ^ Hexenköhlers ^ noch lebhaft im Yolksmunde und 
die Stelle aeiner einstigen Wohnstätte wird heute noch als 
,der Hexenplatz** bezeichnet. Mit Vorliebe soll er die Jäger 
geprellt haben. In der waldbewachsenen Nähe seiner Köhler- 
hütte hielten eich stets ganze Rudel von Wild auf. Niemals 
aber »oll es einem Jäger gelungen sein, in dem durch den 
Hexenmeister beeinflussten Bereiche ein Stück zu erlegen, und 
wer Solches versuchte, war sicher, dass er seinen Gewehrlauf 
krumm sehoss^ ohne Beute zu machen. Nahm ein aufgescheuchtes 
Wild die Richtung nach der Köhlerhütte, und wagten die 
Waid mann er dasselbe dorthin zu verfolgen, so foppte sie der 
Hexenmeister damit, dass er ihnen das Gewild, ob es auch 
eine ganze Herde gewesen, unsichtbar machte und dafür 
etwa eine Scheune herhexte, die dann von den Jägern ange- 
staunt wurde. An einem Herbstmorgen wollten dort Holzhauer 
ihr ftZfiüni'* einnehmen und Hessen sich auf einer gefällten, am 
Wege liegenden, prächtigen Tanne nieder. Die Männer sprachen 
von dem riesigen Waldstamme, der wohl mit nächstem Frühling 
als „Graueeli** (Einbaum) dea See befahren werde, und einer 
der Männer stiess sein Sackmesser in die Rinde des Baumes. 
Da flose alsbald so viel Blut heraus, als ob eine menschliche 
Ader zerechnitten wäre, und die Holzhauer waren nun überzeugt,, 
dass ihnea der Hexenköhler als Sitzbank gedient habe. 

Ein Glaserbub aus dem Bündnerland kam einmal de» 
Weges von Kappentusch (jetzt Biberbrücke) in die Gegend, 
der trug auf dem Rücken seine schwere, gefüllte Glaserkiste» 



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'^MJJ ■ 



lieber Hexen und Hexerelen. 109 

Da sah er einen mächtigen Baumstrunk mit weit und tief in 
die Erde gehenden Wurzeln vor sich, recht einladend um bequem 
auszuruhen. Kaum hatte er seine Last auf den Strunk gestellt, 
so geriet derselbe in's Rollen und kugelte über und über samt 
Kistchen und Glaserbub, bis gegen Rothenthurm zu. 

Der Köhler wurde als Hexenmeister am Anfang letzten 
Jahrhunderts in Zug verbrannt 0. 

Nach den heute noch im Volke erzählten Hexenstücklein 
scheint die berühmteste und gefürchtetste aller Hexen der Inner- 
schweiz die „Kastenvögtin^ aus dem Muotathal gewesen 
zu sein. Ihr Bestreben, den Menschen zu schaden, machte sie 
so erfinderisch, dass sie weisse Ratten zu Tausenden in^s Dasein 
rief und dieselben über die steinerne Brücke gegen Schwyz 
zuschickte, damit sie dort auf den Bauerngütern die Baum- 
und Graswurzeln zernagen sollten. Die KastenYOgtin wohnte 
nächst dem Kloster, in dem Hause, das jetzt noch des „Kasten- 
Yogts*^ genannt wird. Sie lebte in wohlhabenden Verhältnissen 
und betrieb einen Krämerladen. Bei der Alpauffahrt und Ab- 
fahrt im Frühling und Herbst, wenn die Kuh- und Ziegenherden 
Torbeigetrieben wurden, stand die Kastenvögtin Yor ihrem Haus 
und verhexte die vorüberziehenden Tiere, so dass kein einziges 
Stück den Besitzern Nutzen brachte, und sie sämtlich ,^gSL\t^ 
(ohne Milchertrag) blieben. 

Die Magd der Kastenvögtin klagte einst den Leuten, 
dass jeden Morgen eine grosse, weisse Katze in der Küche 
auf der Peuerbank sitze, und weder durch Schmeichel- 
worte, noch durch Schläge fortzubringen, oder auch nur zu 
einer veränderten Stellung zu bewegen sei. Man riet ihr an, 
der Katze heisse Butter in's Gesicht zu werfen. Die Magd 
befolgte anderen Tages den Rat und die Katze floh davon. Die 
Kastenvögtin aber habe an diesem Tage erst gegen Nachmittag 
ihr Lager verlassen und ein von Brandwunden ganz entstelltes 
Gesicht gezeigt. Die Magd erkannte nun, dass es ihre Herrin 
gewesen, die, als Katze verwandelt, früh morgens ihre Arbeiten 
in der Küche beaufsichtigt hatte. 

Die Kastenvögtin hatte zwei Töchter, wovon die Eine 
einen Liebhaber hatte, der fast jeden Abend „z'Licht^ kam. 
An einem Freitag aber durfte er niemals kommen; das wurde 

») Vgl. über den Köhler auch LCtolf S. 244 [Rkd.] 

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1 



\ \i} Ueber Hexen und Hexereien. 

ihm bei jedem Besuche eingeschärft. Der Barsche wunderte 
sich Behr darüber, besonders da ihm kein Grund angegeben 
wurde. Neugierig lauschte er an einem Freitag abends vor 
dem HauBe und sah durch das Stubenfenster einen hölzernen 
Kübel auf dem Tische stehen, daraus die EastenYogtin und 
ihre Tochter Salbe nahmen und Stecklein damit einschmierten. 
Die Stecklei Q brauchten so viel Salbe, dass nach einer halben 
Stunde der Kübel fast geleert war. Darauf flogen die drei auf 
den Steck] ein hoch In die Lüfte und waren mit rasender 
Schnelligkeit dem Gesichtskreis des Burschen entschwunden. 
Beim ntUih&ten Besuche warf ihnen dieser ihre Zauberei vor 
und sagte, die Leute hätten recht, wenn sie sie für Plexen 
hielten. Erst läugueten die Kastenvögtin und ihre Töchter ; als 
ihnen aber der Bursche erzählte, was er gesehen, erklärten sie 
ihm, ea bleibe ihm nun nichts übrig, als auch in ihren Teufels- 
bund einzutreten, sonst hätte er sein Leben verwirkt. Sie 
legten ihm ein Schriftstück vor, auf das er seinen Namen 
schreiben sollte. Als er aber ein f hinzeichnete, gieng das 
Papier alsbald in Flammen auf. Der Bursche floh aus dem 
Hause, hatte aber fortan von den Nachstellungen der Hexen so 
viel zu leideuj dass er die Heimat verlassen und viele Jahre 
in der Fremde zubringen musste*). 

Der Knecht des Klosters verbrachte zur Winterszeit, wo 
er nicht viel Beschäftigung hatte, manche Stunde in der Stube 
der Kastenvögtin. Einst fragte ihn die Oberin des Klosters^ 
ob er wisse, dass die Kastenvögtin den Buf einer Hexe habe, 
und ob er noch nichts Auffälliges an ihr bemerkt habe. Der 
Knecht entgegnete, er habe nichts Besonderes an ihr entdecken 
können, aber wissen möchte er doch gerne, was Wahres an 
dem Gerede der Leute wäre. Die Oberin verabreichte ihm 
eine kleine Dosis getrocknete Kräuter, womit er seine Pfeiffe 
stopfen und sie rauchen möge, wenn die Kastenvögtin allein 
in ihrer Stube anwesend sei.^) Der Knecht füllte seine Pfeife 
mit den Kräutlein, ging hinüber zur Kastenvögtin und traf sie 



^j Eine Variante hiezu bringt A. LCtolf, Sagen, Bräuche und Le- 
genden (1865) S. 202; eine Notiz über die Kastenvögtin ib. S. 207, und 
GKW'MirnT^KREi xn VI 117. (Rku.] 

*) Nach 0. Fh. Da I .vier, Das Geisterreich 1867 S. 277 wäre Hypericon, 
Johanniftkraiir oder TeutVIsfliehe genannt als Präservativ- und Heilmittel 
gegen Hexerei angewandt worden; ebenso morsus diaboli und spina alb«a. 



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üeber Hexen und Hexereien. lU 

allein zu Hause. Er zündete seinen Tabak an und begann zu 
rauchen. Kaum ringelten die ersten Wölkchen aus der Pfeife, 
als die Eastenvögtin am Spinnrad aufsprang, zu stampfen anfinge 
wie eine Furie in der Stube umherlief und endlich durch eine 
winzige Ritze in dem tannenen Getäfel, wie solche oft das^ 
Harz bildet, hinaus in das Freie flog. 

An einem Juli-Nachmittag, da kein Wölkchen am Himmel 
stand und die Sonne heiss brannte, sah die Eastenvögtin und 
ihr Mann, der Eastenvogt, den Elosterfrauen zu, wie sie auf 
der Wiese Heu einheimsten. Die Nonnen hatten gar keine 
Eile und verrichteten die Arbeit in aller Gemächlichkeit. Der 
Eastenvogt sprach zu seiner Frau, solch' langsame Arbeit sei 
nicht lustig, das Heuen sollte flink von statten gehen ; ob sie^ 
es nicht bewerkstelligen könnte, dass die Elosterfrauen sich 
mehr beeilen müssten. Die Eastenvögtin bejahte das, holte 
ein mit Wasser gefülltes Erüglein und hiess ihn davon sachte 
tropfenweise in ein Töpfchen giessen^ das sie mit einer 
Eelle umrührte. Als der erste Tropfen Wasser in den Topf 
fiel, entstieg ihm eine Wolke und es erfolgte eine so starke 
Detonation, dass der Eastenvogt vor Schreck fast den ganzen 
Erug Wasser verschüttete. Die Folge davon war ein plötzliche 
Unwetter, das die ganze Elosterwiese unter Wasser setzte und 
die Nonnen zwang, das Heuen zu lassen, wenn sie noch mit 
heiler Haut davon kommen wollten'). 

Ihren Sabbat hielten die Hexen auf dem Forstberg, gegen 
Iberg hin, ab, und die Eastenvögtin führte mit Luzifer den 
Reihen an.^) 

Die Eastenvögtin besass eine Alpe auf Wasserberg, wohin 
sie sich zurückgezogen hatte, als sie wegen des Hexereiver- 
dachtes im Thale nicht mehr sicher war. Aber auch dahin 
verfolgten sie die „Läufer* (Gerichtsboten). Eines schönen 
Tages — die Hexe hatte eben frische Eirschen gekocht, obwohl 
es in jener Jahreszeit weit und breit keine Eirschen gab und 
solche auf dem Wasserberg überhaupt nicht wachsen — rückten 
die Häscher mit ihrem Earren an. Um sie festnehmen zu 
können, musste Einer sie an der linken Hand fassen, dreimal 
im Ereise drehen und in einem Ruck auf den Earren heben. 



^) Etwas Aehnliches bei LCtolf a. a. 0. S. 214 [Rkd.]. 
V Im »Zuger Neujahrsblatt" fiir 1886 berichtet A. Wikakt, dass 
auch im sog. Eichwalde bei Zug Hexensabbat abgehalten worden sei. 



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IVd Ueber Hexen und Hexereien. 

Die KaatenvÖgtin raste und tobte und schlug um sich. Ein 
Mann, der auf einer Esche stund und das junge Laub als Futter 
für die Ziegen ablas, rief den beiden Läufern zu, sie sollen 
die H€xe mit ,,Haselzwicklein^ (Haselruten) binden, diese ver- 
möchten über Teufelsleute mehr als Stricke und Ketten. Die 
Oerichtsdiener befolgten den Rat, und die Hexe vermochte sich 
nicht mehr ^u rühren. Da bat sie unter Thränen, man möchte 
ihr doch noch einmal ein „Wäseli Härd* (Stückchen Rasenerde) 
in die Hand geben. Ihrer Bitte wurde gewillfahrt, allein kaum 
hatte sie das Stück Rasen samt Wurzeln, daran noch Erde 
hing, in Händen, als sie ein arges Hagelwetter heraufbeschwören 
küunte, das Wald, Weid und Wiese überschwemmte und Häuser 
und Ställe bedrohte. Der Mann, der auf der Esche gestanden, 
fiel hinuDter und brach ein Bein. Höhnisch habe die Kasten- 
VQgtin gerufen, man solle ihn nun auch mit Haselruten binden. 
Ein Liiufer hatte die Kasten vögtin in der Gefängniskammer 
zu bewachen, der sah eine grosse, schwarze Katze, wie er 
noch keine gesehen, von der Abenddämmerung an stets vor 
der Kammerthüre herumschleichen. Gegen Mitternacht ward die 
Katze immer grösser, und der Ausdruck ihrer Wildheit nahm 
stetig zu. Den Wächter befiel Angstsch weiss, ihm graute und 
er konnte auf seinem Posten nicht mehr aushalten, da die 
Katze immer zudringlicher an das Gefängnis herandrängte. 
Nur durch Beten vermochte er der Katze zu wehren; die Angst 
iikaefati^ ihn aber so schwitzen, dass er den Platz verlassen 
mnsate, um die Kleider zu wechseln. Wie er zurückkam, war 
die Katze bei verschlossener Thüre in das Gefängnis hinein- 
gekommen. Die Kastenvögtin fand er tot in der Zelle liegend. 
Der Teufel hatte sie in Gestalt der schwarzen Katze geholt. 
Auch berichtete der Wächter nachher, dass das, was man auf den 
Scheiterhaufen gelegt, kein Menschenleib gewesen, sondern beim 
Aufaseen ganz hohl getönt habe. 

Die Bäuerin auf dem Stalden im Muotathal 
stand auch im Ruf der Hexerei. Sie trieb ihr. Unwesen in 
einer Sennhütte der Alpe „s'Ibergsweid" am Wasserberg. Kein 
Aelpler, kein Senne konnte es dort oben aushalten, der bos- 
hafte Quälgeist vertrieb ihn gleich nach der ersten Nacht. Einst 
kam an einem Frühlingstag ein älterer Senne, ein frommer 
Urner, zu dem Besitzer der verrufenen Alphütte und anerbot 



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üeber Hexen und Hexereien. 113 

sich, über den Sommer eine Stelle als Senne anzunehmen er 
fürchte keine Spuck- und Quälgeister. Der Eigentümer selbst 
riet ihm ab und meinte, er könnte seinen Mut bereuen. Allein 
der Senne Hess sich nicht abschrecken, nahm yerschiedene ge- 
weihte Gegenstände nebst einem währschaften Säbel mit und 
zog hinauf. Zwei Hüterbuben trieben die Kühe und Rinder 
nach. Abends wollte der Senne ein „Kohlermus**) kochen, für 
sich und die beiden jungen Eüher, nahm die in jeder Hütte 
vorrätige Dreifusspfanne, stellte sie in das „WelUoch"^) und 
begann zu feuern. Da fiel aus dem Kamin eine Masse garstigen 
Kehrichts in die Pfanne hinunter, und man hörte die Hexe 
oben poltern, als ob das Kamin abgerissen würde. Da rief der 
Urner hinauf: ^Gisele du nur abbe, i iciU d'r scho gisele 
dir .'* (Wirf nur Kehricht herunter, ich will dir das Handwerk 
schon legen!) Der Senne ging mit den Buben in die Schlaf- 
kammer, zündete eine geweihte Kerze an, setzte sich auf die 
Britsche, legte den Säbel über die Knie und fing an zu beten. 
Bald kam eine schwarze !^atze durch die geschlossene Thüre 
hinein, sprang wütend nach der Kerze, das Licht mit der Pfote 
auszulöschen. Schnell zog der Senne seinen Säbel und hieb 
der Katze die schon erhobene Tatze ab. Das Tier verschwand 
ebenso plötzlich und geheimnisvoll aus der Kammer wie es 
hereingekommen war. Andern Tages ging der Senne nach 
dem Stalden hinunter und begehrte die Bäuerin zu sprechen. 
Man sagte ihm, sie liege krank zu Bette. Der Senne meinte, 
das wisse er schon, er komme eben um ihr zu helfen. Da Hess 
man ihn in die Kammer hinein ; er trat an das Bett und sah 
den verbundenen linken Arm der Bäuerin, an dem die Hand 
fehlte. Er drang in sie, den Bund mit dem Teufel zu lösen, 
sonst würde dieser sie bald am Haken hinunterziehn und das Höllen- 
feuer brenne noch mehr, als ein von der Hand getrennter Arm. Sie 
solle wissen, dass sie und zehn andere Teufel es nicht zu stände 

bringen würden," ihn aus der Alphütte zu vertreiben^). 

* * 

Das unheilvolle Treiben der Hexe aus Steinen greift 
selbst in die Gegenwart hinein. Sie soll das Amt einer „Grab- 

«Ts. Schweiz. Id. IV 492. [Red.] 

2) Auf blosser Erde betindliche, im Halbkreis ummauerte Feuer- 
stelle, über welche der Käsekessel gehängt wird; s. FUür-Grueb im 
Schweiz. Id. II 693. [Red.] 

») Eine ähnliche Erzählung bei LCtolf 210 ff. [Red.] 



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114 lieber Hexen und Hexereien. 

teterin*' verwaltet und ,Vreni** geheissen haben. Die Hexe sei 
80 gottlos gewesen, dass sie bei Leichenbegängnissen statt für 
die Seelenruhe des Yerstorbenen zu beten, den Teufel angerufen 
habe, indem sie die Worte aussprach: „TC/eZ, nimm si us'm 
Grab''. Vom Volke hat sie den Uebernamen: „Pfaffenkellnerin"') 
erhalten. NägIi der Tradition ist über diese Steinerhexe kein 
Gerichtsurteil ergangen, sondern der Teufel, dem sie ihre Seele 
verkauft, und der ihr dafür Jahre lang gedient, habe sie selber 
erwürgt, aU er sie endlich für die Hölle reif genug befunden. 
Auch sie soll oft schwere Unwetter über die Gegend gebracht 
haben ; sobald aber sämtliche Glocken, wie es in Steinen üblich, 
über „das Wetter läuteten*, hatte die Hexe keine Macht mehr 
und sie selbst soll gesagt haben, wenn die Alte komme mit 
ihren Jungen, sei ihre Gewalt ganz gebrochen. Unter der „Alten*' 
Teretand die Hexe die älteste Glocke der Kirche in Steinen. 

Einst befand sich die „PfaffenkeUnerin** auf dem Weg 
nach Seelisberg, da fiel es ihr ein, oberhalb der Treib die an 
der Strasse stehende, der hl. Anna geweihte Kapelle zu zer- 
trümmern* Eben wollte sie einen mächtigen Steinkoloss auf 
das Kirchlein wälzen, als die Leute der umliegenden Gehöfte 
das sahen und herbeieilten, das Glöcklein der Kapelle zu läuten. 
Da vermochte die Hexe den Stein nicht mehr zu bewegen und 
rief hinunter; ^s'Anni hed uf^ (St. Anna hindert mich daran). 
Der Geiftt der „Pfaffenkellnerin« beherrscht heute noch den 
ganzen Lauf des Aabaches. Während den Nächten der Fron- 
fasten, an Weihnachten, in der berüchtigten „Sträggelenacht"*), 
am heiligen Abend selbst vor Mitternacht hört man dem Aabach 
entlang ihr schauerliches Geschrei, als käme es aus den Kehlen 
von sieben Schweinen. Auch zu anderen Zeiten hört man die 
flPfaffenkellnerin*', aber dann ist es ein Anzeichen verheerender 
Unwetter mit Ueberschwemmung, wovon besonders das Dorf 
Steinen durch den Aabach (im Volksmund „Hundskottenbach") 
mehrmals bedroht wurde. 

In gewissen Zeiten bei sternhellen Nächten ist die „Pfaffen- 
kelloerin** in Gestalt eines Laubsackes sichtbar ; doch wer sie 
sieht, trägt ein geschwollenes Gesicht davon. 



^) Uebor ein dämonisches Wesen, genannt „Pfaffen-Kellnerin** vgl. 
A. LOtolk, Saja^cn etc. S. 35. 100. 466. Anderwärts heisst sie anch 
^Pfiiffeiikiichhr ; s. E. H. Meyeu, German. Mythologie 1891, 247. [Ked.] 

2) S. ScHWKiz. Id. IV 658. [Rki>.] 



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Ueber Hexen und Hexereien. 115 

Ein ähnliches Wesen wie die „Pfaffenkellnerin^ ist die 
sog. ^Mühlebachdame^ in Oberwil bei Zug. Das Volk ge- 
sellt sie auch zu den Hexen und der Mühlebach ist wegen 
ihres Spuckes verrufen. Oft wird nachts ihr Heulen weithin 
gehört und dann ist man sicher, dass der Mühlebach infolge 
Unwetters bald austreten wird. Ein Mann aus Walchwil, Kaspar 
Hürlimann, erzählte, die „Mühlebachdame'' sei ihm in einer 
Oktobernacht 1856 auf dem über den Mühlebach führenden 
Steg begegnet und habe ihn im Vorbeigehen ebenfalls in Form 
eines Laubsackes eisig kalt angeweht. Am Morgen hätten ihn 
die Meistersleute, bei denen er diente und seine Mitknechte 
nicht mehr erkannt, denn er hatte auf der linken Hälfte des 
Gesichtes, wo er den kalten Hauch empfunden, die Flechten, 
welche Krankheit ihn erst nach vielen Wochen verlassen habe. 
Uebrigens sei die Mühlebachdame sonst als eine Dame in der 
Kleidung früherer Jahrhunderte wiederholt am Mühlebach ge- 
sehen worden.') 

War eine Person infolge verdächtiger Handlungen in den 
Ruf einer Hexe gelangt, so bestand beim Volke eine eigene 
Gepflogenheit, sie auf ihren Bund mit dem Teufel zu prüfen. 
Die Prüfung bestand darin, dass man bei dem Kirchgang hinter 
derv erdächtigen Person hergieng und genau in ihre Fussstapfen 
trat. Gieng die auf die Probe gestellte Person ruhig ihren 
Weg weiter und ohne Umschauen in die Kirche hinein, so galt 
sie als unschuldig; fühlte sie sich aber im Gehen gehemmt, 
schaute sie zurück, oder kehrte sie gar an der Kirchthüre um, 
so ward das Verdikt als Hexe vom Volke über sie ausgesprochen. 

Jede Hexe musste im Kontrakte mit dem Teufel sich 
verpflichten, jeden Tag den Mitmenschen mindestens für 5 
Schillinge zu schaden. 

Wurden kleine Kinder nachts unsichtbarerweise durch 
Hexen gedrückt, so dass sie unruhig und schlaflos blieben, so 
steckte man ein grosses Brotmesser oberhalb der Wiege in die 
Zimmerdecke. Damit wurde der Zauber aufgehoben.^) 

*; Anderes über die MUhlebachdarae bei LCtolf S. 287. [Rkd.] 
2) G. Fk. Daumer, Das Geisterreich, Bd. II (1867) 278 bespricht 
mehrere Fälle, wo Stiihl sich sehr wirksam gegen Hexenspuck er- 
wiesen habe. 



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Nachrichten über bündnerische Volksfeste u. Bräuche. 

Mitteilungen von Prof. J. C. Muoth in Chur. 

Für die ordentliche Jahresyersammlang der schweizerischen 
gemeinnützigen Gesellschaft, die am 10. September 1884 in 
Aarau abgehalten wurde, war auch ein Referat über „Ursprung, 
Wesen, TiVert und spätere Entwicklung der alten 
BchwoiEerischen Volksfeste" in Aussicht genommen. 

Herr Pfarrer X. Fischer in Aarau, der Referent über dieses 
Thema, ^) ^vaudte sich nun auch an das Comit6 der Churer Sek- 
tion der genannten Gesellschaft mit der Bitte um Mitteilungen 
über bündnerische Volksfeste und Volksbräuche. Das hiesige 
Comite beauftragte mich mit der Ausarbeitung eines Berichts 
über diesen Gegenstand. Unten folgt nun der Bericht, den ich 
damals verfaast und unserem Comite zu Händen von Herrn 
Fischer übergeben habe. 

Das Material dazu musste grösstenteils durch Nachfragen 
zuerst ermittelt, dann gesichtet und geordnet werden. Gute 
Dienste leistefeu mir dabei folgende Vorarbeiten: 

1) Die Druckschriften des um die bündnerische Volkskunde 
hochverdienten evangelischen Pfarrers G. Leonhardi, nament- 
lich seine ^^Uhätischen Sitten und Gebräuche" (1844) und seine 
^Wanderungen durch Graubünden" (1859); 

2) das Werk „Volkstümliches aus Graubünden** von Diet- 
rich Jecklin; 

3) ein auf der Churer Kantonsbibliothek befindliches Manus- 
kript von Pater Placidus a Spescha (1752—1833). Dasselbe 
enthält unter dem Titel „Beschreibung des Thaies Disentis und 
Tavetech*' zwei Aufsätze, die in anderen Handschriften (in den 
Archive a des Klosters Disentis und des Bistums Chur) folgende 
getrennte Titel führen: „Beschreibung des Tavetscher 
Thaies* [ca. 1800 vollendet) und „ Beschreibung der Land- 
schaft Disentis" (zwischen 1811—1814 vollendet).*) P. a 



1) Fischers Referat steht im XXUl. Jahrgang (1884) der schwei- 
serisehen Zt^it^chrift für Gemeinnützigkeit. 

*) Vgl. C. Dkciutixs, Pater Plac. a Spescha (Lebensbild eines rhäti- 
scheii Forschers) Chur (Offizin Gengel) 1874. 



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Kachrichten über büudnerische Volksfeste und Bräuche. 117 

Spescha hat selbst von seinen Werken uns verschiedene Ab- 
schriften hinterlassen. 

Mancherlei Brauchbares fand ich auch in dem sog. ^ Alten 
und neuen Sammler^, in den rätischen Chroniken und in alten 
Zeitungen. 

Da mir jedoch für eine so weitschichtige Arbeit nur wenig 
Zeit zugemessen war, so beschränkte ich mich darauf, den ge- 
sammelten Stoff jeweilen nach seinen charakteristischen Merk- 
malen zu skizzieren, verzichtete daher auf jede ausführliche 
Schilderung irgend eioes Festes oder Brauches, in der Hoffnung, 
dass diese Form der Darstellung vorläufig genügen werde, um 
dem Referenten, Herrn Fischer, ein Bild unseres Volkslebens in 
dieser Richtung zu geben und ihn in die Lage zu versetzen, 
auch unseren originellen Kanton in seinem Referate zu berück- 
sichtigen. 

Da seither ^ber rätische Feste etc. von anderer Seite nichts 
Zusammenhängendes von Bedeutung erschienen ist, so erlaube 
ich mir, meinen alten Bericht hier an geeigneter Stelle mitzuteilen. 

Er enthält eine ziemlich vollständige Uebersicht unserer 
bündnerischen Festanlässe und Bräuche und dürfte geeignet sein, 
künftige Forscher auf diesem Gebiete anzuregen und ihnen eine 
An- und Wegleitung bei ihrer Arbeit zu geben. 

Hier folgt nun der Bericht. Man bedenke jedoch dabei, 
dass seit 1884 sich die Verhältnisse sehr verändert haben und 
vieles von dem, was damals noch teilweise Hebung war, nun 
gänzlich verschwunden ist. 



Graubünden repräsentiert historisch in politischer Beziehung 
den extremen Föderalismus, in sozialer Richtung die Ent- 
wicklung eines ungemein stark ausgeprägten Individualismus. 

Diesen individuellen Charakter, den unmittelbaren Ausdruck 
unserer politischen, sozialen und geographischen Verhältnisse, 
tragen auch unsere Volksfeste. 

Wie die alte Republik in drei Bünde, jeder Bund in eine 
Anzahl selbständiger Gerichte, jedes Gericht wieder in Gemeinden 
oder Nachbarschaften und Höfe mit oft ungleichen Rechten und 
allerlei besonderen Privilegien zerfielen, wie ferner alle diese 
Teile zu irgend einer Zeit ein selbständiges, vom Ganzen unab- 
hängiges Dasein geführt hatten und erst durch freie Vereinigung 



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118 Nachrichten über biindnerische Volksfeste uud Bräuche. 

zu einem Gericht, Bund und Staat zusammeDgetreten und ver- 
wachsen waren ; so standen and stehen auch die Feste des bünd- 
nerischen Volkes in ihrer Entwicklung meistens isoliert da, 
innerhalb eines Dorfes, eines Gerichtes, eines Thaies; jedes ein 
Ding für sich, jedes ein eigenartiges Produkt, ein besonderes 
Gewächs und doch auch wieder einander ähnlich und in gegen- 
seitiger, wenn auch loser Beziehung zu einander, weil eben alle 
die Schöpfung des nämlichen Volkes und Ergebnisse gleichartiger 
Verhältnisse sind. 

Sie sind wie die Blumen auf einer Alpenwiese klein, be- 
scheiden, versteckt, wenig bekannt und beachtet, aber voll poe- 
tischen Duftes und von urwüchsiger Kraft. Wie der alte bünd- 
nerische Staat eine ziemlich lose Verbindung gewesen, so haben 
sich auch die alten Dorf- und Thalfeste nie zu allgemeinen 
Volksfesten entwickelt ; die alte Republik hat keine Bandesfeste 
gefeiert. Selbst die kantonalen Feste der Neazeit tragen immer 
noch diesen lokalen Charakter. 

Mit Rücksicht auf den Ursprung unterscheiden sich unsere 
Feste wenig von denjenigen der übrigen Welt. Sie haben ihre 
Quelle entweder in der Religion, wobei oft christliche und heid- 
nische Bräuche mit einander verwachsen auftreten (religiöse 
Feste), oder im bunten Staatsleben der Gerichte und Bünde 
(politische Feste) oder in der Beschäftigung des Volkes 
(Erntefeste, Alpfeste u. s. w.) oder endlich in den Aeusser- 
ungen der Freude gewisser Lebensalter (Jugend- und Kinder- 
feste.) 

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen gehen wir zum 
Einzelnen über. 

A. Volksfeste mit religiösem Charakter. 

a. Katholische Feste. 

Die Kirchweihe, rom. pardanonza, pardunaunza^ 
— nanza; ital. sagra, gestaltet sich in den meisten katho- 
lischen Pfarreien zu einem Volksfest. Viele Gemeinden, be- 
sonders solche, die aus mehreren Höfen bestehen, feiern 
mehrere Kilbi oder pardanonzas. Die Festbesucher, immer 
zahlreich, genossen früher, so lange die Wirtshäuser selten 
waren, die Gastfreundschaft des feiernden Dorfes oder Hofes. 
Dass Verwandte, Freunde und Bekannte bei ihren Sippen und 



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Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 119 

Freandschaften sich einqaartierten oder wenigstens zum Mittags- 
schmaus eingeladen wurden, galt als selbstverständlich. Die 
Geistlichkeit fiel dem Ortspfarrer oder dem Kapellan der be- 
treffenden Kapelle oder Filial-Kirche zu, angesehene Fremde 
speisten bei den yornehmeren Familien, die Hirten a^sen bei 
den Alp-Meistern (rom. cau-iegia) oder bei den Bauern, wo sie 
gerade die Reihe traf, die Armen erhielten Suppe und Fleisch 
in den Küchen oder Tor den Häusern wohlhabender Leute. 
Diese ausgedehnte Gastfreundschaft hatte für ein Volk, das, durch 
Berg und Thal getrennt, ein isoliertes Dasein innerhalb der 
Dorfmarken führte, manche Vorzüge. Denn abgesehen vom Ge- 
dankenaustausch wurden dadurch alte Freundschaftsverhältnisse 
erneuert und von Generation zu Generation fortgeführt, Anstand 
und gute Sitte gepflegt, der Familiensinn in den Verwandt- 
schaften aufrecht erhalten und die alte Gliederung derselben 
bis in den dritten, vierten und fünften Grad der Vetterschaft 
behauptet. Immer noch unterscheiden die Romanen folgende 
Grade der Vetterschaft:" Cusrin, Vetter im 1. Grad; zavrin 
(suvrinjy Vetter im 2. Grad; basruij Vetter im 3. Grad; suv- 
reit und" hast^ett, Vetter im 4. und 5. Grad. Ein alter Enga- 
diner-Spruch lautet mit Bezug darauf: 

CusdrifiSy stwrinSy basbrins e basbrinets 
Oura schlatta bain et inandreL 

D. h. mit den genannten Graden „ist die Verwandtschaft richtig 
ans und zu Ende.^ (Mitteilung eines Unterengadiners.) 

Allerdings erforderte eine derartige Gastfreundschaft, zu- 
mal wenn man bedenkt, dass ein wohlhabendes Haus oft 30 und 
mehr Personen reichlich zu bewirten hatte, grosse Auslagen; 
aber dieselben wurden vor Zeiten weniger empfunden, da die 
Leute das, was sie brauchten, meistens selbst produzierten, und 
die Nahrungsmittel damals sehr billig waren. Gegenwärtig ist 
es doch gerade der Kostenpunkt, der die Bündner immer mehr 
abhält, bei solchen Anlässen in alter Weise offene Tafel zu halten. 

Neben den kirchlichen Festlichkeiten (Predigt, Amt, Pro- 
zession) spielt an solchen Tagen die Knabenschaft des Dorfes^ 
d. i. die Genossenschaft der ledigen Burschen, eine hervorragende 
Rolle, indem sie unter ihrem Hauptmann (rom. capüani dils 
mats) militärischen Pomp entfaltet und so zur Verherrlichung 
des Festes beiträgt. Dafür erhält die Gesellschaft vom Pfarrer 
oder von der Gemeinde einen Trunk, wobei die Geistlichkeit 



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120 Nachrichten über bündDerische Volksfeste und Bräuche. 

und die Honoratioren des Dorfes anwesend sind, Gesangsproduk- 
tionen stattfinden und humoristische oder auch patriotische Reden 
gehalten werden. 

Für die Kinder wird ein kleiner Obst- oder Zuckerwaren- 
markt abgehalten. Während des Sommers, wenn das Yieh 
in den Alpen ist, erscheinen hier und dort bei der Kilbi abends 
auch die Alpknechte im Dorf und werden Yon den Bauern be- 
wirtet. Für einige Stunden wird dann die Alpherde der Hut 
der Hüttenbuben überlassen. Dass bei solchen Anlässen oft 
über den Durst getrunken wird, ist begreiflich ; doch kommt es 
sehr selten zu wirklichen Excessen. 

Wir wollen nun die vornehmsten katholischen Kirchweihfeste 
anführen und kurz skizzieren. Im Yorderrheinthal ist da in 
erster Linie das St. PlacJdusfest zu Dissentis (Soign Flaci) 
am 11. und 12. Juli zu nennen. Als Fest der Landespatrone, 
Placidus und Sigisbertus, und Hauptfest des Klosters Dissentis 
erfreute es sich vormals einer allgemeinen Beteiligung, die 
übrigens immer noch bedeutend ist. Es erscheinen Pilger von 
Uri und Tessin und Geschäftsleute von Chur und anderwärts, 
da mit dem Feste eine Messe verbunden ist, und bei dieser 
Gelegenheit Einzüge und Bestellungen besorgt zu werden 
pflegen. Das Landvolk strömt in Gruppen und Familien dahin. 
Diejenigen, die noch in altvaterischer Weise leben, schleppen 
in Körben Lebensmittel mit, als da sind: Rauchfleischbinden 
(pulpas)y Schinken (schambuns), Würste (andutgels), Käse, 
feineres Brot (peiias, lavantadas) und Küchli (palüeunas 
e veschlasj; sie schlafen in Privathäusern und essen von dem 
Mitgebrachten. Andere beziehen die Gasthöfe. Gastfreund- 
schaft wurde hier immer wenig geübt. An den kirchlichen 
Feierlichkeiten, namentlich an der Prozession, beteiligen sich 
die Kreisbehörden offiziell, früher in den Landesfarben (grün 
und rot); gegenwärtig trägt nur mehr der Kreisweibel (saltS^) 
den farbigen Mantel, ausnahmsweise einmal auch der Land- 
ammann (mistral) oder Kreispräsident (der Cadi) den ehr- 
würdigen roten Purpurmantel. Dafür werden sie im Kloster 
bewirtet, wobei der Landammann eine Rede hält. lieber diese 
Reden sind mancherlei Anekdoten im Schwang. 

Einmal in den vierziger Jahren unseres Jahrhundert« 
wurde z. B. der Abt zehn Minuten lang respektvoll per „AflT* 



*) Mitteilung meines Vaters, der damals Kreisrichter war. 

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Nachrichten über biindnerische Volksfeste und Rräuche. 121 

angeredet. Der neue Landammann, ursprünglich armer Leute 
Ejnd, war als Schwabengänger nach Deutschland gegangen, hatte 
dort sich brav aufgeführt, war zu Geld gekommen^ kehrte heim, 
heiratete eine Tochter aus angesehener Familie und kaufte sich 
dann, von ihr gedrängt, die Landaramannswürde. Er Hess sich 
von einem guten Freund, der in der Schrift kundig war, eine 
Rede für das Mahl im Kloster yerfassen. Der gute Freund hatte 
die Anrede in Abbreviatur geschrieben, das Wort avat (Abt) 
abgekürzt in „av.*^. Der gute Landammann sprach nun die all- 
gemein bekannten Titulaturen richtig, doch das «av.^ aus unbe- 
greiflicher Confusion stets Äff mit deutschem Accent. Der Abt 
bat ihm übrigens diesen lapus linguse nicht übel genommen. 

Im vorigen Jahrhundert musste auch der Ammann von 
Urseren an diesem Tage erseheinen und zum Zeichen seiner 
früheren Unterthänigkeit dem Abte des Klosters ein Paar weisse 
Handschuhe (ils vonns de SL HaciJ überreichen. Die Belehn- 
nng desselben mit dem jus gladii bildete damals einen besonders 
feierlichen Akt. Geschäftsleute und vornehme Gäste haben 
einen Schmaus in der „Krone", wobei allerlei Kurzweil getrieben 
wird. Am 12. findet die erwähnte Messe statt.*) 

Am St. Martinstag (11. Nov.), dem eigentlichen Patrocinium 
des Klosters, war früher das sogenannte Martiniessen (la 
pardanonza u merenda de Soign Martin) oder die Bewirtung 
der Honoratioren von Tavetsch durch das Kloster merkwürdig. 
Dieses Martiniessen der Tavetscher hat folgende Geschichte : 
Verschiedene Alpen im Tavetscherthal gehörten bis in die Neu- 
zeit vorab dem Kloster, und die Tavetscher, welche damit be- 
lehnt waren, leisteten dafür einen bestimmten Alpzins in Fett- 
käs (Ursprung des ehemals berühmten fetten Tavetscher-Käses) 
and Butter bestehend. Dieser Naturalzins musste jährlich auf 
Martini ins Kloster, abgeliefert werden, und die XJeberbringer 
desselben wurden bei diesem Anlass nach alter, überall gelten- 
der Sitte, vom Kloster reichlich bewirtet. Aus dieser Gewohnheit 
entwickelte sich etwa seit dem XVII. Jahrhundert eine Servitut 
des Klosters. Am St. Martinstag erschienen nämlich seither 
nicht bloss einige Knechte mit dem schuldigen Fettkäse, sondern 
sämtliche Honoratioren des Tavetscher-Thales, d. h. alle männ- 



*) Der erste Tag, der eigentliche Festtag am 11. Juli, heisst ü soign 
JHaci grond {der grosse St. Placidus), während der zweite Tag il soign 
Tlad pign (der kleine St. Placidus) genannt wird. 

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122 Nachrichten Uher biindnerische Volksfeste nnd Bräuche. 

liehen Personen, die während ihres Lebens einmal irgend ein 
politisches Amt in der Gemeinde, im Kreise, Bund oder Kanton 
bekleidet hatten, überhaupt alle honors, sofern sie noch gehen 
und stehen konnten, im Kloster und forderten als ihr Recht eine 
grosse pardanonza. Das Kloster musste zu dem Zwecke ein 
Rind schlachten und Wein genug dazu liefern. Die Tavetscher 
Hessen sich das Martinimahl wohl schmecken und nahmen hin 
und wieder auch ein Bröcklein und Schlücklein in einem „Gütterli^ 
mit heim für Frau und Kinder. Von 1861—1866 walteten Ver- 
handlungen ob zwischen dem Kloster nnd Tavetsch wegen des 
Loskaufs jenes alten Naturalzinses. Man einigte sich dahin, 
dass der Naturalzins von 850 ^ fetten Käses nach Zahlung 
einer Ablösungssumme von Fr. 7650 gelöscht sei. Nun wollten 
aber die Tavetscher auch das Martiniessen mit in Berechnung 
ziehen und verlangten die Wertung oder Schätzung dieser Mahl- 
zeit und Abzug dieser Schätzungssumme als ihr Guthaben von 
der Loskaufssumoie von 7650 Fr. Das Kloster behauptete, es 
sei jenes Martinimahl nur eine Höflichkeit des Klosters gewesen, 
wie bei anderen Klöstern in früherer Zeit; die Tavetscher da- 
gegen bestanden darauf, das Mahl sei ihl* altes Recht. — Die Auf- 
fassung der Tavetscher gewann bei unseren Gerichten die Ober- 
hand, und das Martiniessen wurde zu 2000 Fr. geschätzt und 
diese Ablösungssumme von der andern abgezogen, so dass die 
Tavetscher 1866 nur mehr 5650 Fr. bezahlten. *) 

Das Muttergottesfest in Brigels (Oberland), rom. 
Nossa Dunna d^Uostj am 15. August, ist erwähnenswert, weil 
hier sozusagen allgemein Gastfreundschaft geübt wurde, und weil 
auch die reformierten Nachbarn von Waltensburg zahlreich er- 
schienen und zum Mittags-Schmaus eingeladen wurden. Der 
evangelische Pfarrer der Nachbargemeinde Waltensburg speiste 
früher mit der katholischen Geistlichkeit. 

Eine gelungene Beschreibung dieses Festes gab A. Balletta 
von Chur im Sonntagsblatt des „Bund** vom Jahr 1881.^) 

Das Fest von Mariä-Geburt in Fellers (Oberland) 
verlief ähnlich wie in Brigels. — Auch hier erschienen früher 
Gäste aus dem benachbarten reformierten Flinis. Ein Kuriosum 



*) Die urkundlichen Belege zu meiner Darstellung befinden sich im 
Tavetscher Gemeindearchiv. 

2) Seither erschienen in : „Novellen und Aufsätze von Alexander 
Ballktta, herausgegeben von J. B. Derungs. Chur 1888. 



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Nachrichten über bttndneriache Volksfeste und Bräuche. 123 

dabei war, dass vor 20—30 Jahren die Knabenacbaft meistens 
mit russischen Gewehren bewaffnet war, nämlich solchen, die 
Suwarow auf seinem denkwürdigen Zug über den PanixerpasB 
(1799) verloren hatte. Gäste kamen von Ems und Dissentia, 
und Präsident Casura (f 1889) versicherte mir, dass er vor 
Jahren einmal mit 13 Vettern von Ruis die Freundschaft er- 
neuert habe. 

Denselben Charakter hatte die Enödel-Eilbi in Bagens 
(Oberland), ü litgun de Sagoign. Der Name rührt .von der 
Sitte her, wonach die Knaben, angeblich zur Verherrlichung 
des Sagenser Wappens, eines Kolbens,^) den man witzig den 
grossen Enödel (litgun) nannte, sich durch die Mädchen einen 
Riesenknödel bereiten Hessen und denselben bei Wein und 
witzigen Reden verspeistea. ^) 

Die Käsfastnacht oder -Kilbi, scheiver de caschiel, zu 
Lumbrein im Luguetz. — Merkwürdig wegen der Fastenspeiaen 
— es ist nämlich der erste Sonntag in der Fastenzeit — und 
der Prozession. Dieser letztern schreiten drei als Nonnen ver- 
kleidete Mädchen voran. Als Kopfputz tragen sie den alvorz, 
im Vorarlberg die Stutza genannt, ein uraltes Zeichen der 
Trauer, das früher allgemein von unseren Weibern während 
der Trauerzeit getragen wurde. Dieser stuorz besteht aua 
«iner weiten weissen Haube von gesteifter Leinwand mit einem 
achwarzen Flor darüber und gleicht ein wenig dem Kopf- 
putz der barmherzigen Schwestern. Die drei Mädchen heissen 
„die drei Marien** (Maria, Schwester des Lazarus, Maria >Iag- 
dalena und die Mutter Christi). ^) Zwei tragen Totenküpfe, 
die mittlere aber, welche die schmerzhafte Mutter vorateUen 
^oU, hat auf der Brust sieben Schwerter, sowie mnii es 
auf den Bildern des gleichen Gegenstandes sehen kann. In 
der Mitte der Prozession aber wandelt ein Knabe in weitem 
schwarzem Gewände einher, ein schwarzes hölzernes Kreuz 
tragend. Er heisst il nelli (Lamm) und soll Christu.^ als 
Opferlamm vorstellen, daher der Name. Dieser Aufzug ist wahr- 
acheinlich erst im XVII. Jahrhundert von den Kapuzinern ein- 
geführt worden. 

*) Eigentlich römische Fasces, weil das Gericht der Gotteshaii^leuto 
-des Bistums im Oberland oder auf MUntinen eben zu S a g e n s gewos^i-ii www 

2) Vgl. die alte Scherzrede vom litgun in den AsNAi/Asdella Soctctad 
Khäto-romanscha, V 113 fF. 

») Vgl. Abchiv I, 269. 



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124 Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 

Der Honigsonntag (Hungsumitig) in Vals (Lugnetz) 
ist eine Art Nachkilbi, die auf den Sonntag nach St. Peter und 
Paul (29. Juni) fällt. Seinen Namen hat der Tag von dem 
Yalserhonig, der auf ein Backwerk gestrichen wird. 

Die ^Knöpfli- Kilbi* (Domengia da bizocah) in L e n s 
findet am sog. ^Passioussonntag" (Sonntag vor Palmarum) statt. 
Sie zeichnet sich namentlich aus durch ihren Reichtum an 
^Knöpfli-" (Nockerln, Spätzle) Sorten und Schneckengerichten. 

Der Magdalenentag (22. Juli) in S tu r vis (Oberhalbstein) 
wird besonders dann stark besucht, wenn es lange nicht geregnet 
hat; denn es herrscht dort der Volksglaube, dass die hl. Mag- 
dalena besondere Qewalt über den Regen habe ; daher die Redens- 
art: Sonfga Madieina bogna la tarschola (die hl. Magdalena 
netzt mit ihren Thränen den Zopf). Beim Abschied kommt die 
Hausfrau zu den Gästen und steckt ihnen aas einer bereit ge- 
haltenen Schüssel so viel ^Pfaffenbohnen** f/uvella),^) als das 
höfliche Abwehren der Gäste es gestattet, in die Taschen, damitr 
sie unterwegs etwas zu knuspern hätten. Der Weg aus dem 
wilden Bergdorf ins Thal ist denn auch weit und rauh genug. 

Die Herbst-Kilbi in Alveneu ist eine Art Herbstfest. 
Früher fasste das Landvolk am Abend dieses Tages Wasser 
aus der nahen Schwefelquelle in Flaschen und brachte es zu 
beliebigen Kuren heim. 

Von den Kirchweihfesten im Oberhalbstein ist noch die 
alte Sitte zu erwähnen, dass hier vor der Predigt der Land- 
weibel vor der Kirchen-Thüre erschien und so zu sagen das Mar- 
tialgesetz verkündete. Man nannte das j^clomar ora las murt- 
gias.*^ Die Formel lautet: ü Landvogi della terra f) cloynar 
or las uiarigias segl dS ded oj, seht fiss encaligign, igi 
fasches encaltge d debat, che croda an (folgt die Busse) mart- 
gias de falamaints. Chegl per h^mprema, la segonda e terza 
geda, d. h. der Landvogt (Gerichtspräsident der Landschaft) 
lässt auf den heutigen Tag die Marken -verkünden. Wenn 
Jemand wäre, der da heute etwas Unruh stiften und Schläger- 
eien veranlassen würde, so verfällt derselbe in die Busse von 
so und so viel Mark. Das zum ersten, zum zweiten und dritten Mal 



2) Nach BuHLKR, Eine Wanderung durch Obersaxen (1885) S. 92 be- 
deutet rfavabohna ein fingerdickes, langes Stangengebäck aus Teig, wel- 
ches beim Backen in kleine Stücke von ungefähr 1 Zoll abgeteilt wird. [Rkd.I 



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Nachrichten über bliadnerische Volksfeste und Bräuche. 125 

etc. Waram das im Oberhalbateia nötig war, erhellt ans den 
Kinderfesten. 

Das Prohnleichnamsfest (Sontg il Christ) hat nichts 
Besonderes, ausser etwa das, dass die Strassen zu den vier Al- 
taren mit Feldblumen bestreut werden. Bei kirchlichen Festen 
wird in Bünden bei den Katholiken nicht getanzt. 

Die Bittgänge in der Bittwoche (6. Woche nach Ostern) 
und am St. Markustage (rogaziuns) nehmen selten den Charakter 
von Volksfesten an, obwohl da und dort Prozessionen aus einer 
ganzen Thalschaft zusammen kommen. Die Pilger eilen meistens 
gleich nach dem Gottesdienst wieder heim. Das Nämliche gilt 
in der Hauptsache auch von den Wall- und Bittfahrten, 
die zu einer andern Zeit und bei besonderen Gelegenheiten 
stattfinden (processiuns^ pelegrinadis). 

An historischen Gedenkfesten und Prozessionen 
ist Bünden nicht reich. Dennoch sollen einige merkwürdige 
Betfahrten aus alter und neuer Zeit erwähnt werden: Die be- 
waffnete Prozession der Remüser mit dem Reliquienschrein 
des hl. Florinus nach Matsch im Vintschgau und zurück. Da- 
rüber schreibt Ulrich Campell (Zwei Bücher rätischer Geschichten, 
deutsch von C. von Mohr I 107 ff.), nachdem er die Legende 
des Heiligen erzählt: „Nach seinem Tode ging der Aberglaube 
„so weit, dass beide Dörfer (Matsch und Remüs) ihn (Florin) 
„auf heidnische Weise als Gott verehrten, Supplicationen vor- 
, nahmen und alljährlich am 28. Nov., am Tage des Heiligen, 
„das Kästchen, in welchem sie seine Ueberreste wähnten, in Pro- 
„zession mit grossem Pomp und Feierlichkeit von Remüs nach 
„Matsch und wieder zurück trugen, von bewaffneten Männern 
„begleitet und Jungfrauen, welche vor der Reliquie Tänze auf- 
„führten, während die gläubige Menge von allen Seiten zur Be- 
„rührung des Kästchens sich herbeidrängte. Dieser Aberglaube 
„fand erst mit der Einführung der protestantischen Lehre im 
„Jahre 1530 unter Pfarrer Wolfin a Porta sein Ende. Das 
„Kästchen wurde dann geöffnet, enthielt aber nur vermoderte 
„Kleidungsstücke. ^ 

Die Wallfahrt der TJrserer nach Dissentis, Mitte 
Heumonats, zur Erinnerung daran, dass sie vormals politisch und 
kirchlich zu Dissentis gehört hatten, war noch bis gegen Ende 
des vorigen Jahrhunderts in Uebung. P. Placidus a Spescha 
(Die Thalschaft Tavetsch etc.) berichtet darüber: „Die Geistlich- 



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126 Nncbrichtea Über bUndnerische Volksfeste und Bräache. 

keit ward vom KJo8ter bewirtet und das Volk mit dem ge- 
weihten Wein^ woria der Schädel vom hl. Placidus getankt war 
gelabet; das Convetit empfieng sie und gab ihnen das Heimbe- 
gleit mit Kreuz: und Fahnen.** 

Dagegen fogen die Tavetscber jährlieh einmal zur 
Kapelle des heiligen Gottbard auf dem Berge Avelin, der 
erst von dieser Kapelle den neuen Namen St. Gotthard hat. 

Der Bittgang der Gemeinden des Albulathales 
nach der alten Thalkirehe Mü stall ^) (jetzt eine Kapelle bei 
Ahaschein). Auf einer solchen Fahrt entschlossen sich die Ber- 
güner, die Reformation anzunehmen. Die Bedeutung dieser 
Fahrten der Filialen zur alten Mutterkirche als Zeichen der 
Huldigung tat allgemeia bekannt. 

Die Fahrt der Obersaxer und der unteren Gemeinden 
des KreNes Disaeotis (Sut Sassialla) zu der St. Anna-Kappelle 
und dem Ahorn zu Truns ist eine Art Gedenkfeier des 
Bundeasehwurea von 1424. Ebenso: 

Die PorkUefahrt der Lugnetzer nach Pleiv zur 
Erinnerung an die Schlacht am Piz Mundaun von 1350. 

An den Franzosenkrieg von 1799 erinnern: 

a) Die Fahrt der Valser nach Maria Camp, früher 
nach der Calvarien-Kapelle, zwei Stunden südlich von Vals- 
Plafez und 

b] Der Bittgang der Emser nach dem Schlacht- 
feld zi^ lachen Reichenau und Ems, wo auf dem Kalkofen der 
Toten (calchicra d/ls moris), worin die Gebeine der in der 
Schlacht von Reichenau vom Mai 1799 gegen die Franzozen 
unter Menard Gefallenen ruhen, eine Predigt gehalten wird. 

An die Pestzeiten des 16. und 17. Jahrhunderts erinnern 
verschiedene Prozessionen am St. Rochus tag, den 16. August. 
Merkwürdig ist die Prozession der Oberhalbsteiner nach der 
Kapelle von Flix, welche die Kirche eines kleinen, jetzt yer- 
lasaenen und damals fast ausgestorbenen Yalser-Dorfes war. 



I) M il s i a i l (viiii monasterium abzuleiten) war ein altes Frauen- 
kloster mit reichem Grundbesitz im Albulathal, namentlich zu Berglin, 
LatHch, ^tnh etc. Es wurde im XII. Jahrhundert von den Bischöfen von 
Chur aufgehoben. Vgl, darüber: A. NCschelkr, die Gotteshäuser der 
Schweiz., I. Heft (\SU) S. 100 ff. Das Kloster hiess Wapitines (926) 
später auch Impedinis oder Impetinis. Damit hängt irgendwie der Name 
Alva«(cbeiu zuHiaminen. 



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Nachrichten über bündnerische Volksfeste uud Bräuche. 127 

Seit den Zeiten der konfessionellen Kämpfe dtiticren 
die Wallfahrten zum hl. Valentin nach Panix (Oberlaüdi^ zur 
Muttergottes auf Zitail (Oberhalbstein), nach Maria zum Liebt 
(sil crest de Aecladira) bei Truns und nach der Kapelle des liL 
Viktor unterhalb des Schlosses Ortenstein im Domleschg; über- 
all finden wir da in dieser Periode (XVL u. XVIL Jahrhundert) 
Erscheinungen der Muttergottes oder der betreffenden Heiligen, 
die von den Katholiken als protestierende Wunderzeichen gegen 
die Ausbreitung der Reformation aufgefasst würden und dahi^r 
Anlass zu Wallfahrten gaben, die heute noch bestehen. Eino 
Geschichte dieser Wallfahrtsorte hier einzuschalten, geht nicht 
wohl au. 

Eine eigentümliche Sitte der Schulknaben, die noch vor 
. 20 und 30 Jahren im Oberland herrschte, gab den regelmässigen 
Wallfahrten und Bittgängen ein weltliches Gepräge. An die- 
sen Tagen sollten nämlich die Jungen der einzelnen Dörfer im 
Ringen ihre Kräfte messen. 

Dieser Umstand setzte die Buben schon lang vorher in 
Aufregung. Man übte sich im Ringen, Stossen und Schlagen. 
Und wenn die Knabenscharen, welche mit Kreuz, Fahue und 
Schelle den Prozessionen voranzugehen pflegen, einander er- 
blickten, da schüttelten sie die Fahne, schwenkten die Mützen 
und läuteten die Schelle, was das Zeug halten mochte. Sobald 
sie am Ziele angelangt waren, traten sie auf einer abseits lit^gcü- 
den Wiese dorfweise zusammen. Die erwachsenen Knaben 
schlössen die kleinen mit einem weiten Ring ein, in der Absicht 
die Ordnung aufrecht zu erhalten, und nun begannen. die Tler- 
ausforderungen und das regelrechte Ringen und Stossen. Wäli- 
rönd Väter und Mütter in der Kirche der Predigt lanaehten, 
erhob sich da ein wildes Kampfgetümmel.*) Lange eiferte die 
Geistlichkeit vergebens gegen diese Unsitte und erst ak die 
Knabenschaften ihr altes Comment vergassen und und das Rin- 
gen in allgemeine Schlägereien auszuarten anfing, konnten Klerisei 
und Behörden dem Unfug ein Ziel setzen. 

b. Reformierte Feste. 
1. Die „Kilbi" (rom. pardunonza, lad. pardimaunziu 



Der Berichterstatter hat an solchen Bubenschlachten selbst ih>eli 
teilgenommen, nämlich zu Schlans am St. Marcustag und zu Tnin^ .um 
St. Annatag. 



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128 Nachrichten über bilndnerische Volksfeste und Bräuche. 

bergellißch schuscheicer, puschlayisch sagrä) ist meistens die 
alte kathol. Kirchweihe, nor auf den Sonntag verlegt. Die Gäste 
gemessen teils Gastfreundschaft, teils bringen die Mütter, Schwe- 
stern oder Freundinnen Lebensmittel mit, und die Gesellschaft 
lässt sich im Wirtshans nur den Wein geben, oder alle schmausen 
(in letzter Zeit) nach der neuen Mode. Nach der Predigt finden 
Scheibenschiessen, Gesangproduktionen, Gesellschaftsspiele statt, 
gegen Abend beginnt der Tanz. 

Die Burschen bezahlen den Wein und die Musik, die 
Mädchen pflegen mit Pitte (eine Art Kuchen) und Fleisch auf- 
zuwarten. Mit der Kilbi verbunden sind da und dort grössere 
und kleinere Märkte. 

Originelle Kilbenen sind: 

r Die Thal-Kilbi in Savien am letzten Sonntag im 
August. Alle Höfe des Thaies beteiligen sich daran. Die Sennen 
kommen von den Alpen herunter und werden jetzt von den 
Bauern bewirtet, während früher Feldküche gehalten wurde. 
Sonst verlief alles nach Programm, nur das Scheibenschiessen 
wurde weggelassen. 

2" Die Schafkilbi in Arosa. Am Abend des Festes 
werden die Schafe aus der Alpe getrieben und ausgeschieden. 
Tags darauf wird Schafmarkt abgehalten. ^) 

3° Der „Bergsonntag** auf Fondey (Schanfigg). Die 
Sennen treiben das Vieh zur Schau in die Nähe des Bergdorfes. 
Den Abschluss bildet ein Tanz im Freien und auf einer Bühne, 
früher auf dem Rasen. 

4^ Verschiedene Zieger- und Erdäpfel-Kilbenen oder 
-Sonntage, ebenfalls im Schanfigg (Erntefeste und Feste der 
Alpentladung). *) 

b'* Der Pflaumensonntag in Haldenstein war wegen 
der Pflaumen, die hier besonders gut gedeihen, ein eigener 
Freudentag für die Kinder von Chur und Umgebung. Ein 
beliebtes Gebäck bildeten an diesem Tag die Pflaumenkuchen. 

6° Die Kruut-Kilbi, ebenfalls in Haldenstein, war 
früher insofern ein wichtiger Tag für die Churer Hausfrauen, als 
sie bei dieser Gelegenheit den nötigen Kohl bestellten. ^) 

') Vgl. hierüber noch V. Bchlkk, Davos I (1870) S. 156. [Red.) 
2j Nach M. Tat HiMi-KiiT, Versuch e. bündn. Idiotikon (1880) S. 32 wird 
für den Ausdruck di Zigerchilbi fire auch gesagt: di Tatte [Schwieger- 
mutter] vergrabe, was auf ein altes Winteraustreibunffsfcst deutet. [Rki^.] 
3; Ueber eine andere Kruttt- Kilbi in Ober-Aegeri s, Art^h. 1 212. 



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Nachriehten über biindnerische Volksfeste und Bräuche. 129 

7** Die Davoser- Kilbi (Davos-Platz) am Tage Johannes des 
Täufers, dauert zwei Tage. Mit dem Markt yerbindet sich 
ein gemeinschaftliches Essen in den Gasthöfen, früher in 
Privathäusern. 

8"* Die Eilbenen im Prättigan sind gleichzeitig grosse 
Märkte. 

9** Bei den Eilbenen in St. Moritz (Domengia bella) 
Beanfs, Zutz, Samaden (pavdunaunzas) wird mit Vorliebe 
das Scheibenschiessen gepflegt. Die Bewirtung geschah hier früher 
ebenfalls durch Private. 

10"* Die Churer-Eilbi existiert nicht mehr. Sie zeichnete 
sich früher durch feine Eüche aus. Die Hauptlustbarkeiten 
bestanden in Fahrten nach dem Mittenberg, Scheibenschiessen, 
Zunftmählern und Tanz. 

2. Weitere Festtage. Neben der Eilbi geben bei den 
Reformierten noch folgende Tage Anlass zu Volksfesten : 

V Der Palmsonntag im Engadin (domengia dellas 
oÜKOs), *) In Daves und im Engadin schnitten sich die 
Enaben an diesem Tage Weidenruten und steckten dieselben 
auf das Hausdach oder in das Kammerfensterlein desjenigen 
Mädchens, das sie am Abend zum Tanz führen wollten. 

2** Am Ostermontag herrscht überall die Sitte der Oster- 
eier und namentlich wird das „Eierputsche n^ {dar piz 
e cuppa) eifrig gepflegt. Im Prättigau, in der Herrschaft 
und auch anderwärts werden Qesellschaftsspiele und Reigen- 
tänze auf den Wiesen abgehalten (vgl. das ,,Merzlied^ von 
J. G. V. Sali»). In Chur fand früher das Eierwerfen 
statt. 2) 

Die Veranstalter dieses Spieles waren auf der einen Seite 
die Metzger und Gerber, welche in Chur zur Sehuhmacherzunft ^) 
gehörten, und auf der anderen Seite die Bäcker (Pfister) und 
Müller als Angehörige der Pfisterzunfk. Am genannten Tag un- 
gefähr um 1 Uhr nachmittags begaben sich die Meister und 
Gesellen dieser Handwerke in festlichem Aufzug auf den Spiel- 
platz in der bischöflichen „Quadra*' vor dem unteren Thor. An 



*) Olitas sind im Engadin die Weiden-Kätzeben. 

') lieber die weitverbreitete Sitte des Eierwerfens, -lesens oder 
-laufens s. Snimciz. Id. Ill 1125 H. [Rki>.] 

') Zünfte der Stadt Cbur gab es filnf: Scbubinacber, Rebleutc, 
Schmiede, Schneider, Pfister. 



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130 Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 

der Spitze des Zages führten kleine Eiiaben im Kostüm der 
Metzgergesellen (rote Weste, rote Mütze mit Quaste und weisse 
Schürze) etliche schon geschmückte rein-weisse Schafe, deren 
Yliess man kurz vorher Borgfaltig gewaschen hatte, und die 
Metzgergesellen selbst unter Umständen auch noch ein Paar 
übrig gebliebene Osterochsen ; dann folgten die Meister und 
Gesellen im üblichen Berufskostüm, darunter einige mit Hand- 
werkszeug, so die Metzgergesellen mit der „Barte^ in der Rechten. 

In der unteren Qaadre wird mittlerweile der Spielplatz durch 
gespannte Seile abgesperrt. An einem Ende des Platzes stand 
ein Bretterpodium, das ungefähr 1 Meter hoch und 2 Meter lang 
war, die sog. ^Bank^. Auf diese Bank stellte sich ein Müller- 
bursche als Spielgenosse eines Bäckerburschen, der die Eier 
werfen sollte. 

Der „Müller** (so wurde er genannt) war mit einer Wanne 
oder Getreideschwinge aus Geflecht versehen, die er an ihren 
beiden Handheben rechts und links in die Hände nehmen und 
entweder festhalten oder unter Umständen auch schwingen sollte. 
In diese Wanne sollte der Bäcker die Eier werfen. Es genügte 
jedoch, wenn sie hinein fielen ; nachher rollten sie entweder von 
selbst heraus ins Gras der Wiese oder wurden vom Müller ab- 
sichtlich herausgeschüttelt, damit er durch sie nicht gehindert 
werde in der Handhabung der Getreideschwinge. Der Müller 
durfte auch auf der Bank hin und her rücken und so dem Spiel- 
genossen das Treffen erleichtem, sei es durch gewandtes Auf- 
fangen der geworfenen Eier oder durch geschicktes Hinhalten 
der Wanne. 

Der Müller und der Bäcker waren die eine Partei der 
Spielenden ; die andere bestand aus einem Gerber, der die Eier 
legen sollte, und einem Metzgerburschen, dem sog. „Läufer**. 
Derselbe sollte, während die Eier vom Bäcker geworfen wurden, 
vom Spielplatz weg bis nach Haldenstein laufen (ungefähr 7^ 
Stunde), dort in der Dorfschenke (damals gab es in Haldenstein 
nur ein Wirtshaus) einen Schoppen Wein und eine „Micke** (ein 
Schildbrötchen) konsumieren, sich vom Wirte über seine An- 
wesenheit und diese Zehrung einen Schein ausstellen lassen und 
dann den gleichen Wog wieder zurück rennen. 

Wenn nun der Festzug, natürlich begleitet von vielem 
Volk, auf dem Spielplatz angekommen war, so setzte zunächst 
der Gerber die Eier. Es sollten 100 hartgesottene weisse Eier 



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Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 131 

und 10 bis 12 gefärbte (gelbe, rote, blaue etc.), wovon die 
meisten noch halb weich waren, gelegt werden. Der Gerber 
begann damit in einer kleinen Entfernung von der Bank und 
legte sie hin, Ei für Ei in gerader Linie, in Abständen von 
ca. je einem Fuss von einander^ und wenn er so 10 weisse Eier 
gesetzt hatte, so legte er ein gefärbtes hin und so weiter, bis 
er alle 100 + 10 (resp. 12) abgelegt hatte. Die so mit der 
Eierzeile belegte Strecke betrug ungefähr 100 Schritte. 

Alsdann stellte sich der Bäcker als Eierwerfer bei dem- 
jenigen Ei auf, das zunächst der Bank lag; der Müller sprang 
auf die Bank und nahm die Wanne zwischen beide Hände; der 
Läufer spannte seinen Leibgurt. Und wie nun auf ein Zeichen 
der aus der Zahl der Meister beider Parteien bestimmten Schieds- 
richter der Eierwerfer sich bückte, um das erste Ei zum Wurfe 
aufzulesen, rannte der Läufer seinem Ziele zu. Unterdessen 
suchte der Bäcker die 100 weissen Eier in die Wanne zu 
schleudern, und der Müller war ihm mit Auffangen derselben so 
Yiel wie möglich behülflich. 

Fiel ein geworfenes weisses Ei nicht in die Wanne, so 
wurde vom Gerber ein anderes an dessen Stelle gesetzt, und 
dies so lange wiederholt, bis der Bäcker eines von den neu 
hingelegten in die Wanne hineinbrachte. 

Die bunten Eier aber brauchte er nicht in die Wanne 
zu werfen; er schleuderte sie gewöhnlich unter das Volk, nament- 
lich unter die Kinder. Wenn dann so ein halbweiches Ei zer- 
platzte und seinen flüssigen Inhalt über das Gesicht oder die 
Kleider eines Buben oder irgend einer wenig beliebten oder 
minder geachteten erwachsenen Person verbreitete, entstand un- 
geheures Gelächter. 

Die Aufgabe des Eierwerfers wurde natürlich mit seiner 
Entfernung von der Wanne oder von der Bank immer schwieriger. 
Während er anfangs fast immer sein Ziel getroffen hatte, gingen 
später einige, dann immer mehr Eier entweder über das Ziel 
hinaus, oder fielen zu kurz und steigerten so nach gleichem 
Verhältnis, das gespannte Interesse und die Heiterkeit unter 
dem Publikum. 

War nun der Bäcker mit dem Eierwerfen noch vor dem 
Wiedererscheinen des Läufers auf dem Spielplatz fertig geworden, 
(d. h. hatte er das letzte Ei bereits abgeschleudert und gelangte 



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132 Nachrichten über bUndnerische Volksfeste und Bräuche. 

dasselbe wirklich richtig io die Wanne), so hatten die Bäcker 
und Müller gewonnen, sonst die Metzger und Gerber. 

Nach dem Spiel zog man wieder in gleicher Weise durch 
die Strassen der Stadt und dann nach Hause. Am Abend zahlten 
die Meister der verlierenden Partei den Gesellen und Lehrbuben 
der gewinnenden Partei ein Nachtessen, früher auf einem der 
erwähnten Zunfthäuser, später in einem Gasthaus. 

Dies Spiel erhielt sich in Chur bis anfangs der sechziger 
Jahre, also noch SO Jahre nach Auflösung der Zünfte daselbst. 

3. Der Auffahrtstag (anseinza). Die Maienfelder 
ziehen an diesem Tage nach der Luziensteig, wo zunächst eine 
Predigt, hernach ein Tanz abgehalten wird. Hiezu finden sich 
Gäste aus dem Kanton St. Gallen, von Liechtenstein und Chur ein. 
Gewöhnlich gestaltet sich der Tag zu einer historischen Erinnerungs- 
feier an die vielen blutigen Kämpfe der Bündner bei dieser 
Landletze *). 

Im Bergün und Prättigau, namentlich zu Saas, ziehen 
die kleinen Mädchen in weissen Kleidern und mit Feldblumen 
bekränzt zur Kirche. Die Wege sind ebenfalls mit Blumen be- 
streut. Früher erschienen auch die erwachsenen Mädchen be- 
kränzt und in weissen Schürzen beim Gottesdienst. (Katholische 
Reminiscenz.) Abends wird ein Tanz veranstaltet. *) 

4. Der Kapitelsonntag oder Synodalsonntag. Da, wo 
nicht gepredigt wird, geht man familien- oder gruppenweise 
auf die Maiensässe, unterhält sich mit Singen und Gesellschafts- 
spielen, geniesst „Luckmilch" (Schlagsahne, rom. gromma, 
gramma) und schliesst den Tag mit einem Tanz ab. Am 
Synodalort findet eine grosse Volksansammlung aus der Um- 
gebung statt, doch hat das Fest hier einen rein kirchlichen 
Charakter. 



*) Nach Urkunden im Maienfelder Stadtarchiv (Mitteilung v. Dr. 
E. llafter) war die Kapelle auf der Steig (dem St. Luzius geweiht) die alte 
gemeinsame Pfarrkirche für Maienfeld und Fläsch. Nach der kirchlichen 
Trennung von Maienfeld und Fläsch kamen beide Pfarreien am Himmel- 
fahrtstage zur Predigt auf der Luziensteig zusammen. Der Ursprung 
unseres Festes dürfte daher zunächst in der katholischen Reminiscenz der 
Abhängigkeit zweier Kapellen (Fläsch und Maienfeld) von einer altern 
gemeinsamen Mutterkirche zu suchen sein. 

*) Vgl. hiezu S(H\vKiz. In. I 1029, Auch. I 115 und G. Lkonharih, 
Uhätische Sitten (1844) S. 54. 



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Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 133 

5. Am Pfingstmontag (Ischiincheismas^ pentecostes) 
wurden namentlich in Chur grosse Maiensässpartien reranstaltet. 

6. Der Zehntansend-Ri ttertag wurde ehedem in 
Chur durch einen Ausflug auf den Mittenberg gefeiert. Obschon 
es ursprünglich eine besondere Gesellschaft war, die diese Sitte 
pflegte, schloss sich doch stets viel anderes Volk an. Die Feier 
bestand in einem Schiessen. Die Verpflegung geschah durch eine 
Feldküche, der namentlich die Zubereitung des „ Zigeuner bratens*" 
als Aufgabe zufiel '). 

7. Der bündnerische Bettag oder das Herbstfest 
(rom. vintschidaSy vinischigliun) wird nur bei den Reformierten 
gefeiert. Es hat aber, im Gegensatz vom eidgenössischen Bettag, 
einen mehr jovialen Charakter. — 

Hier können auch noch folgende Festanlässe untergebracht 
werden, obgleich ihr religiöser Charakter nicht mehr ganz klar ist. 

8. Der Bergsonntag im Prättigau. Wenn der Heuet 
in den Maiensässen (Voralpen) fertig ist, wird am darauffolgenden 
Sonntag allgemein geschmaust und getrunken, um, wie man 
sagt, den Heublumenstaub hinunterzuspülen. Auch der obliga- 
torische Tanz darf nicht fehlen. 

9. Die Bergfahrt der Heinzenberger nach dem 
Präzerhorn (mutla da Präz), an einem Sonntag im August. 

Auf der Mutta (Bergkuppe) in der Nähe des Crap git, von 
wo aus man das Domlesch und Savien überschauen kann, hält 
ein Pfarrer aus den Gemeinden in der Umgebung eine Predigt. 
Nachher treiben die Sennen das festlich geschmückte Yieh in 
Ordnung auf zur Yiehschau. Man besichtigt die Habe, redet 
darüber recht viel und erlabt sich dabei am Bier, Wein oder 
überhaupt an dem, was die Wirte von Thusis oder die Haus- 
frauen heraufgeschafft haben. 

10. Das Aelplerfest der Savier, ebenfalls an einem 
Sonntag im August. Dieses Bergfest wird 2 Jahre nacheinander 
auf der Alp Camana (daher „Cam an afest") und jedes dritte 
Jahr auf Zalön oder Bruscalesg abgehalten. Das Volk des Thaies 
zieht mit Musik auf die Alp, dann folgt das Programm: 



*) Ein Stück weiches Fleisch wird an einen Holzspiess gesteckt ; 
das Fleisch wird so geschnitten, dass es zusammenhängt, über dem Spiess 
ausgestreckt, dann in der Feuerglut langsam geröstet, dabei mit Fett be- 
gossen und am Spiess serviert. 



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134 Nachrichten über bUndnerische Volksfeste und Bräuche. 

Predigt, Viehscbau, i\7rf/^8chmau8 im Freien, Gesaogproduk- 
tionen, Reden, Tanz auf dem Rasen in einer Mulde bei der 
Sennhütte, Heimkehr in gehobener Feststimmung. 

B. Weltliche Feste. 

1. Die Besatzung, auch Landsgemeinde*) (Besatzig, 
rom. tschenlada, ctimin grond^ mastralla, in Puschlaf aringhi) 
war und ist immer noch das schönste Volksfest weltlicher Art 
oder politischer Natur. 

Es gab sonst ebensoviel Besatzungen als Gerichte oder 
Kreise ^). In neuester Zeit haben einzelne Landkreise nach dem 
Vorbilde der Hauptstadt Chur das- Scrutinium in den Dörfern 
eingeführt; doch vermisst man da immer noch sehr die alten 
Besatzungen. 

Die alte „Besatzig** war teils eine wirkliche Landsgemeinde, 
wie z. B. in Olarus und Appenzell, wo die Kreisbehörden, das 
ist die Regierung (der Rat) und das Gericht des betreffenden 
weiland souveränen Standes (der Gerichtsgemeinde) des Frei- 
staates der III Bünde^ einfach durch direkte Wahl bestellt 
wurden, teils nur ein Fest der Einführung und Beeidigung der 
politisch gleichartigen Kreisbehörden, die aber schon vorher 
entweder direkt durch allgemeine Abstimmung in den „Nachbar- 
schaften** (in den Dörfern) des Kreises, oder indirekt durch ein 
Kollegium von Wahlmännern gewählt worden waren. — 

In den meisten Kreisen, namentlich im Bund der X Ge- 
richte, beteiligte sich die ganze Bevölkerung des Kreises an 
dem Feste. 

Einzelne Besatzungen. 
1) II cumin zu Dissentis. *) Ich stelle diese Landsgemeinde 

voran, weil sie am meisten noch die alten Formen bewahrt 

hat. Am Vorabend erscheint der Landweibel (salter) in 

*) Die Bezeichnung Landsgemeinde (cumin grond) ist hier ebensogut 
begründet wie in den Laudkantonen der alten Eidgenossenschaft; denn 
innerhalb des Freistaates der lll Bünde war jedes Gericht oder Hoch- 
gericht (die beiden Begriffe laufen oft in einander über) ein souveräner 
Stand oder Ort für sich. 

2) Die neue Kreiseinteilung datiert vom Jahre 1851, hat sich jedoch 
in der Hauptsache an die uralte Gerichtseinteilung gehalten. 

') Der Kreis Dissentis, la Cadi (das Gotteshaus zu Dissentis) besteht 
aus den Gemeinden Tavetsch, Medels, Dissentis, Somvix, Truns, Brigels 
nud seit 1851 Schlans. Vorher gehörte Schlans zum Gerichte Waltensburg. 



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Nachrichteu über bündnerische Volksfeste und Bräuche, 135 

Begleitung von zwei Trommlern, zwei Pfeifern und einem 
platzmaehenden Piqueur oder Läufer, Alle in den grün und 
roten Landschaftsfarben, vor dem Hause des regierenden 
Präsidenten (Landammann, mislralj^ um ihn abzuholen. 
Dieser bewirtet sie und lädt sie, wenn nötig, bei sich zum Ueber- 
nachten ein. Tags darauf zieht der Mistral, wenn er nicht vom 
Dorfe Dissentis ist, hoch zu Ross und mit einem roten Mantel 
angethan, begleitet von den ebenfalls berittenen Honoratioren 
und Richtern seines Dorfes und der übrigen Dörfer, die an 
seinem Wege nach Dissentis liegen, sowie von den bewaff- 
neten Enabenschaften der naheliegenden Gemeinden in den 
Hauptort ein und auf den Versammlungsplatz. Ist der 
Mistral von Dissentis, so findet dieser Aufzug von seinem 
Hause atis statt. 

Der Besatzungsplatz ist nun eine etwas haldige Wiese 
unterhalb des Klosters. Am Fusse derselben lag vormals 
das alte Ratbaus des Hochgerichtes Dissentis mit seiner 
Hochtreppe. Kun ist dieses Rathaus in Privatbesitz und 
zwischen der Wiese und dem frühern Rathaus, das aller- 
dings immer noch einen Saal für die Ereisgerichtssitzungen be- 
reit halten mnss, geht die Landstrasse hindurch, und eine hohe 
Mauer ob der Strasse hat die alte Verbindung der Landsge- 
meindewiese mit der frühern Residenz gänzlich aufgehoben. — 
In der Mitte der Wiese ist der Ort hergerichtet für die Kreis- 
behörden. Da steht ein gewaltiger Holzblock fla burra)^ von 
dem aus die Behörden zum Volke reden sollen ; rings um den 
Block sind Bretter gelegt, und darauf stehen einige Stühle für 
die Richter und andere Ehrenpersonen. Dieser Raum ist 
gewöhnlich in Form eines Vierecks durch Stricke abgegrenzt, 
die um eingeschlagene Pflöcke gezogen sind. 

Wenn sich nun die Wähler eingefunden hatten, so 
wurde früher, jetzt nicht mehr, der Abt des Klosters, der 
alte Souverän der Landschaft, feierlich abgeholt und in die 
Nähe des Blockes zu einem Sessel geleitet. Nachdem der Abt 
vom Stock oder Block aus das Volk gesegnet und eine kurze 
Ansprache gehalten, eröflFnete der alte Mistral die Versamm- 
lung, dankte ab und übergab, zum Zeichen seiner vorläufigen 
Verzichtleistung auf das Ehrenamt, den roten Mantel dem 
Landweibel. Nun traten die einzelnen Kandidaten um die 
höchste Würde des Hochgerichts auf den Stock und em- 



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13B Nachrichten über bündnerische Volkste.ste und Bräuche. 

pfählen in kürzeren oder längeren Reden ihre Person. Dann 
folgte die Abstimmung durch Handmehr und die Wahl der 
Richter^ sowie Abstimmungen über Landschaftsgesetze. Der 
Neugewählte ward dann mit dem Mantel bekleidet, hielt eine 
Dank- und Entschuldigungsrede, wurde beeidigt und voll- 
zog den gleichen Akt an den neuen Richtern. 

Die feierliche Belehnang mit dem Blutbann (jus gladii, 
dretg de spada) fand vormals zu einer andern Zeit, nämlich bei 
der ersten Sitzung der neuen Behörde durch den Abt statt. 
Seit 1799 war so etwas nicht mehr notig. Sowohl die neue, 
wie die abgedankte Behörde zog jetzt ins Kloster zu einem 
Schmaus. Die Wähler zerstreuten sich, ebenfalls zu einem 
Imbiss in die Wirtshäuser, wo meistens auf Kosten der Ge- 
wählten getrunken wurde. Abends wurde der neue Land- 
ammann in gleicher Weise von dem Kloster abgeholt und, 
wenn er von Dissentis war, bis vor sein Haus, sonst in 
seine Heimatgemeinde begleitet, und zwar so, dass nur die 
Wähler der an seinem Wege zur Heimat gelegenen Dörfer 
ihm jeweilen bis an die Grenze derselben das Geleite gaben. 
Die Heimatgemeinde empfieng ihn mit Triumphbögen, 
Reden und militärischem Pomp der Knabenschaft. In der 
Hauptsache herrscht heute noch der gleiche Brauch, nur 
fehlen die Beziehungen zum Kloster. 
2) Etwas verschieden davon war die Landsgemeinde in Schams, 
Thusis, Rheinwald und in den kleinen Kreisen des X 
Gerichtenbundes. Hier war wegen der geringen Entfernung 
die Beteiligung des Volkes eine allgemeinere. Knaben und 
Mädchen zogen paarweise auf, die Mädchen mit einem Korb 
oder Bündel voll Leckerbissen. 

Im Rheinwald erschienen die Knaben beritten, und 
jeder hatte hinten auf dem Pferde sein Mädchen. Der 
Landammann trug einen schwarzen Mantel wie die refor- 
mierten Geistlichen. Nach dem Wahlakt begann der Tanz 
in Churwalden, Schanfigg etc. im Freien, auf einer Bühne 
oder auf dem Rasen und dauerte zwei Tage. Die Lebens- 
mittel lieferten die Mädchen, den Wein die Behörden oder 
die Jungmannschaft. Die Verheirateten Hessen ihre Haus- 
frauen für den Proviant etc. sorgen; beim Tanz nahmen 
die Herren Richter oft gar wenig Rücksicht auf ihre Ehe- 
hälften. Originell klangen auch die verschiedenen Besatzungs- 
Märsche. 



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Nachriehtea über bündnerische Volksfeste und Bräache. 137 

3) Im Engadin und Oberfaalbstein war die „Mastralia*' nur 
ein Fest der Einführung der Gewählten. 

Im Unterengadin erschienen bei der sog. Beeidigung 
die Verwandten des neuen Ammanns und die Vertreter 
(Honoratioren) der einzelnen Dörfer, welche princes (vom 
lat. principes, d. h. die Häupter) hiessen, zu Pferd, die 
Richter zu Fuss. Der Landammann musste das ganze Volk 
ohne Unterschied der Parteien mit Wein, Käse und Brot 
bewirten. Am Abend war Tanz. 

Im Oberengadin zogen am bestimmten Tag der neue 
Mastral, begleitet Ton seinen ebenfalls berittenen Verwandten 
und vom Volk auf Wagen in Zuoz ein, machte mit der Menge 
zweimal die Runde um das alte Planta'sche Haus, angeblich 
zur Erinnerung an die Zeit, wo diese Familie allein das 
Recht auf diese Würde hatte ^), und begab sich dann 
zum Rathaus, wo die Beeidigung stattfand. 

Der Ammann wurde hier vom Cumoen grand, dem 
sogenannten Tbalrat, gewählt. Es folgte allgemeine Be- 
wirtung des Volkes und Tanz. 

Im Oberhalbstein erschien der vorher von den Ge- 
meinden gewählte, früher vom Bischof bestellte Landvogt 
in ebenso feierlichem Aufzug abwechselnd in Balux, Reams 
oder Savognin und ward da vom alten Landvogt beeidigt. 
Nachher folgt Volksbewirtung und Tanz. 

Der Landvogt (guia) und die Richter speisten bei der 
neuen Landvögtin (guiessa)^ d. h. bei der Frau oder Mutter 
oder Schwester etc. des Landvogts, die sich angelegen sein 
Hess, ihre Vorgängerin zu überbieten. Die Schmause der 
„guiessas^ waren daher bei den Feinschmeckern dieser Land- 
schaft in sehr gutem Andenken. In Pnschlaf fanden die 
aringhi im Rathaus statt. 

4) InChur war Tags nach den Wahlen die splendide Cris- 
pinifeier^, die darin bestand, dass abends in den 
Zünften ^ grossartige Schmausereien veranstaltet wurden, 



*) Es existiereil wirklich dariiber bischöfliche Privilegien, die aber 
von den Zuozern oft bestritten worden. — Thatsache ist nur so viel, 
dass der Ammann des Thaies immer ein Bürger von Zuoz sein musste. 

*) Vgl. hierüber J. A. v. Spbechek, Geschichte d. Republik der 3 
Bünde II (1874) 316. 

') Chur hatte 5 Zünfte, nämlich: Die Schuhmacher-^ Rebleute-, 
Schmiede-, Schneider- und Pfisterzunft. 



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138 Nachrichten über biindnerische Volksfeste und Bräuche. 

welche mit schwungvollen Reden und allerlei Poesie gewürzt 
zu werden pflegten '). 

In aufgeregten Zeiten kam es auf den Besatzungen nicht 
selten zu blutigen Schlägereien, die aber selten das Volks- 
fest störten; höchstens zog, wenn es gar zu arg zugegangen, 
die besiegte Partei mit Kind nnd Kegel heim und vergnügte 
sich zu Hause. 

Ausser den Besatzungen gab es in den früheren Jahrhun- 
derten auch ausserordentliche Landsgemeinden zum 
Zweck der Referendumsabstimmungen. Diese waren aber so 
tumultuarisch, dass man allgemein anfing, die Abstimmung dorf- 
weise vorzunehmen. 

Bei solchen Gelegenheiten entwickelten sich keine Volksfeste. 



C. Gewöhnliche Dorffeste, 
a. Die Knabenschaften. 

Die meisten Festlichkeiten dieser Art verdanken ihren Ur- 
sprung oder wenigstens ihre Ausgestaltung und Leitung der 
uralten Einrichtung der Knabenschaften. Diese Knabenschaften 
(cornpagnia de matsj, d. i. die geschlossene und organisierte 
Gesellschaft der ledigen Burscheu einer Gemeinde oder eines 
Dorfes, früher vom erfüllten 16. Altersjahr, wo in der alten Zeit 
das Stimmrecht und die Militärpflicht der Bündner begann, bis 
und so lange der zum Greise gewordene Junggeselle der Ge- 
sellschaft angehören wollte, sind nicht eine speziell bünd- 
nerische Einrichtung, sondern kommen auch anderwärts viel vor. ^ 
Ihr Ursprung dürfte militärischer Natur gewesen sein. Die freie 
Gemeinde bedurfte in der gewaltthätigen Eeuijalzeit, sowohl zum 
Schutze ihrer Marken und Rechte nach Aussen, als auch zur 
Erhaltung der Ordnung Jm Innern einer stets schlagfertigen 
Mannschaft. Dazu eigneten sich am Besten die jungen ledigen 
Burschen der Gemeinde, die zu dem Zwecke wohl einmal mili- 
tärisch organisiert wurden. Dieser Organismus hat sich denn 



*) Beispiele derartiger Poesie: „Rindfleisch und Kabis, es lebe der 
Hürgermeister Abis ! — Eiersalat mit Essig und Oel, es lebe der Herr Zunft- 
meister Johannes Kohl I 

2) S. Arch. I 264 ff. 



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Nachrichten über bUndnerische Volksfeste und Bräuche. 139 

erhalten and später noch weitere Fanktioneo übernommeu. In 
den freien Stadtgemeinden lässt sich übrigens die militärische 
Organisation der Jnngmannschaften zn dem Zwecke historiach 
nachweisen, nnd in unseren Landgemeinden wird die Entwickelung 
derselben ähnlich gewesen sein. Die Organisation der Knaben- 
Schäften kam in allen bündnerischen Gemeinden vor. An der 
Spitze steht immer noch ein aus der Mitte der Gesellschaft mit 
Stimmenmehr gewählter Hauptmann (Enabenkommandant, Kna- 
benführer, Platzmeister {capitaniy cau), ihm zur Seite sind 
mehrere Chargierte: Kassier, Schreiber, Fahnenträger, Weibel. 
Letzterer ist immer das dem Alter nach jüngste Mitglied der 
Knabenschaft. Sie haben eine gemeinsame Kasse, die gröseten- 
teils aus Hochzeitsabgaben der sich verheiratenden Mitglieder 
gespeist wird, und halten von Zeit zu Zeit ihre YersammluDgon 
und Feste ab. 

In der Zeit der alten Republik waren die Knabenschaften 
allen voran bei der Verteidigung des Landes, bildeten in politisch 
aufgeregten Zeiten fast ausschliesslich die schlagfertigen Fähn- 
lein, die ohne viel Umstände sofort aufbrachen und zum Straf- 
gerichte sich versammelten. 

Die Richter und „Gäumer" (Trabanten, Ehrenwache)^ die 
schon vorher gewählt waren, nahmen sie mit. In friedlichen 
Zeiten handhabten sie in gewissem Sinne die Dorfpolizei, bildeten 
die Feuerwehr, sorgten bei Kirchweihen und Hochzeiten für 
militärischen Pomp, bei Festlichkeiten und in der Fastnacht für 
die Unterhaltung der Dorfbewohner durch Bälle, Umzüge und 
Theater. — An vielen Orten hatten sie auch besondere politische 
Vorrechte. Dafür nur zwei Beispiele: 

Im Bergeil (Soglio) wählte die Knabenschaft aus ihter 
Mitte den Mastral della giovenlu^ einen Kreisrichter. Das 
Vorrecht wurde ihr eingeräumt, weil sie zur Zeit der Kefor- 
mation den katholischen Priester vertrieben und für Annahme des 
Evangeliums entschieden aufgetreten war. 

In der Gemeinde Brigels (Oberland) wählten sie den 
Statthalter, d. i. einen Unterrichter für die Gemeinde Brigels 
und ihre Höfe, der über Frevel und Forderungssacben bis 
auf 150 fl. entscheiden konnte. An beiden Orten gestalteten 
flieh diese Wahlen zu einem allgemeinen Fest, wie bei der „Be- 
«atzig". In Brigels begleiteten die Buben den neugewählten 
Statthalter mit sogen, hölzernen Flinten (settas) oder Sckiissif 



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140 Nachrichten über bündnerische Volksfeste and Bräuche. 

Klopfer in sein Haas. Infolge dessen wurde später, als neue 
Anschauungen auch in Bünden aufkamen, das Amt selbst lächer- 
lich gemacht, so dass in neuerer Zeit fast kein Bursche mehr 
sich dazu hergeben wollte, „Statthalter" zu werden. — 

Von der Rolle der Enabenschaften bei der Eirchweih war 
oben die Rede. In katholischen Gemeinden besorgten sie auch 
den Kirchengesang. 

b. Hochzeiten (nozsas). 

Bei grosseren Hochzeiten zogen die Knaben in Parade 
auf; sonst wurde nur geschossen. Wenn das Brautpaar einge- 
segnet und heimgekommen ist, hält der Hauptmann der Knaben- 
sehaft Yor dem Hause oder in der Stube des neuen Paares 
eine humoristische Rede (plaid de nozzas), worin er dem 
jungen Gemahl besonders darüber Vorwürfe macht, dass er sieh 
in den Rosengarten des Dorfes eingeschlichen und die schönste 
Blume daraus geraubt habe. Der Bräutigam entschuldigt sich 
mit vielen Worten (contraplaidj und erklärt sich bereit, der 
Knabenschaft eine kleine Entschädigung zu bezahlen. Diese 
Sehadloshaltung besteht in Geld oder in einem Trunk. — Man 
hat noch eine Menge solcher Musterreden. ') 

Im Oberland (Fellers, Ruschein, Ladir, Lugnez) zogen 
abends die Knaben vor das Haus des jungen Ehepaares und 
brachten demselben mit Kuhschellen, Blechpfannen und Hörnern 
eine förmliche Katzenmusik. Es war das jedoch keine Unehre, 
sondern das Gegenteil, und sollte nach der gewöhnlichen Er- 
klärung in humoristischer Weise die Ankunft der Fuhrleute und 
Pferde mit der angeblich grossartigen Aussteuer der Braut be- 
deuten ; daher heisst die Sitte far cavals d. i. Pferde spielen,, 
und der Wein, den sie dafür bekommen, il vin de cavals^ in 
Obersaxen Schellewy. Im Prättigau heisst der Hochzeitswein 
Hofierioy,^) am Heinzenberg Stezwy d. i. Löschwein, von 
stizzar, löschen, mag man nun den Durst oder das Licht da- 



1) Vgl. z. B. Annalab della societad rhseto-romanscha I (1886) p. 61 ff. 
und Decurtins Rätoromanische Chrestouiathie Bd. II. 

2) S. Am HIV I 144 ; vgl. auch Eidoen. Abschiede VII, 2, S. 761: (1750)^ 
Der Landvogt berichtet, dass in der Stadt Sargans die Sitte aufgekommen 
sei, dass ein sog. Sing- oder Hofierwein von einem Hochzeiter 
den Verheirateten und den ledigen Burschen ausgeteilt werde ; dass femer 



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■tt^a 






Kachrichten über biindnerische Volksfeste und Bräuche. 141 

runter meineu. An andern Orten bringt man diese Katzenmusik 
nur den Wittwern und Wittwen, die sich wieder verheiraten. 

Als Strafe tritt sie auf, wenn ein Mann seine Frau miss- 
handelt oder ein geschiedenes Ehepaar wieder zusammen kommt. ^) 
Heiratet in Obersaxen ein Mädchen in ein anderes Dorf, so wird 
es gegen einen Trunk Wein mit Schiessen bis an die Dorfgrenze 
begleitet fusgschossaj, weigert sich aber die Braut, die Enaben- 
schaft zu beschenken, so wird sie mit Schellen so weit verfolgt 
(usgschelltj. In Ilanz, Lenz, im Oberhalbstein wurde, wenn ein 
Bursche ein fremdes Mädchen heiratete, dem Brautpaar auf dem 
Gang zur Kirche der Weg vermittelst Kränze oder geschmück- 
ter Latten versperrt und es musste sich mit einem kleinen Geld- 
geschenk lösen. ^) Man nannte diese Sitte far fratgias (von 
frangere^ via fracta^). 

Im Oberhalbstein geschah das Nämliche beim Abzug 
der Braut aus dem Heimatsdorf, doch durfte sie sich dem Tribut 
durch die Flucht entziehen. 

Im Puschlaf versteckte sich die Braut und musste vom 
Bräutigam gesucht werden ; an anderen Orten ergriff sie vor 
der erscheinenden Hochzeitsgesellschaft die Flucht und musste 
vom Bräutigam eingeholt werden. 

D. Sonstige Feste. 

a. Weihnacht. 

Der Christbaum (pigniel de Nadal) war früher auch 
den urdeutschen Walserkolonien ganz unbekannt. Gegenwärtig 
ist Baum und Bescheerung an Weihnachten allgemein eingeführt. 

b. St. Nikiaus. 

Ein wichtiger Festtag für die Kinder, namentlich in katho- 
lischen Gegenden, war der 6. Dezember, der Nikolaustag oder 



von den unter den Jahren befindlichen Buben, um Kich bei deu Knaben 
einzukaufen, ein sog. Gassen- oder K a u f w e i n erlegt werden müsse, 
bei welchen Gelegenheiten Unfngen und Schlaghändel entstunden. Dem 
Landvogt wird aufgetragen, durch ein Mandat diesen unanständigen Miss- 
brauch bei 50 a^ zu verbieten. [Rkd.] 

*) Ganz ähnlich im obern Toggenburg. [Red.] 

2) Vgl. Abchiv I 63. 

^) Vgl. die Burg Frackstein (Thalsperre) in der Prättigauer Clus. 



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142 Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 

St. NiklauB (rom. Soinig-Uclau). Doch hat Bünden bei diesem 
Anlass nichts besonderes zu verzeichnen. 

c. Neujahr. 

Der Hauptfesttag aber für Kinder und Erwachsene, der 
den neuen Christtag ersetzte, war der Neujahrstag (^Z)ann^(?/^.*) 

Da haben wir das Neujahrssingen vor den Häusern, all- 
gemeines Glückwünschen, wie anderwärts. Die Kinder zogen 
ohne Unterschied des Standes von Haus zu Haus, wünschten 
den Leuten ein „glückliches neues Jahr^ und sammelten sich 
sog. Neujahrsrappen oder Blutzger. 

Am Nachmittag finden Besuche bei den Paten statt, die 
nicht ermangeln, ihre Patenkinder und die sie begleitenden 
Mütter mit Kaffee, Birnenbrod, Pitte und Rosoglio zu bewirten 
und ihnen zuletzt noch ein Oeschenk, bestehend in einem Ge- 
wandstück und einem mächtigen Laib feineren Brots (rom. but- 
schella) zuzustecken. Der originelle romanische Neujahrsgruss 
lautet: Bien di, bicn onn de (dei) bientnaunf (Guten 
Tag, gutes Jahr, gebt mir ein Trinkgeld!) Man sagt auch 
agicrar (lat. augurari) in bien onn, während sonst das Wort 
giavischar für den gleichen Begriff geläufiger ist. 

d. Dreikönige. 

Der Dreikönigstag (buama, von Epiphania). In katholischen 
Dörfern werden die hl. drei Könige von den Schulknaben dar- 
gestellt. In Brigels z. B. ziehen am Abend zwanzig und mehr 
Knaben, wovon drei die Könige vorstellen, mit Chorhemden und 
bunten Bändern aufgeputzt, von Haus zu Haus. Ihnen voraus 
schreitet ein Knabe mit einem Licht, dem „Stern", in beweg- 
lichem Tubus. Sie klopfen an und fragen: „Wollt ihr die 
Könige sehen?"* Auf die zustimmende Antwort treten sie in die 
Stube, singen ein paar Lieder, nehmen ein kleines Geldgeschenk 
in Empfang und ziehen dann weiter. 

In den alten und originellen Dreikönigsliedern kommt unter 
anderem folgende Stelle vor: 

Ei mavan ent 

Per quellet stalla ent 

Tut ch' ei devan pil venier ent. 

*) Vgl. namentlich Aich. I 155 ff. 

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Naohrichten über biludnerische Volksfeste und Bräuche. 143 

(Sie stürmten so in den Stall hinein, dass sie auf den Bauch 
fielen.) 

e. Die Fastnacht. 

Die Fastnacht, (il scheiver, schiischeiver, Misox: carnovd) 
beginnt bekanntlich mit dem Dreikönigstag. In Misox und 
Calanca zogen früher die erwachsenen Burschen, jetzt nur noch 
die Schuljungen, mit Schellen von einem Dorf zum anderen. 

Da und dort wird am Dreikönigstag der Vorstand der 
Enabenschaft gewählt und von dieser auch entschieden, ob man 
während der Fastnacht einen grösseren Ball veranstalten wolle 
oder nicht. Wird der Ball beschlossen, so findet dann entweder 
gleich, oder Sonntags darauf die Zuteilung der ledigen Mädchen 
des Dorfes als Tänzerinnen (saltimzas oder signuras) statt. 
Diese Zuteilung geschieht entweder durch eine Wahl nach be- 
stimmten, vorher fixierten Normen, oder durch Verlosung. 

In Brigels und auch anderwärts treffen zuerst die Char- 
gierten ihre Wahl, dann die übrigen Knaben und zwar nach 
dem Alter, so dass der älteste Bursche zuerst und der jüngste 
zuletzt wählt, d. h. seine Tänzerin mit Namen bezeichnet. Eine 
Weigerung seitens der so bezeichneten Schönen ist noch nie 
vorgekommen. In Ems findet am Sylvesterabend eine Verlosung 
sämtlicher Mädchen des Dorfes statt. Alle Namen der Mädchen 
werden auf Papierstreifen geschrieben, diese in einen Hut ge- 
bracht und gezogen. Das Los heisst la boleita clella matta. 
Am Neujahrstag zeigt der Bursche sein Los der betreffenden 
Schönen, und diese lädt ihn zu einem Nachtessen ein. Eine 
wirksame Weigerung von irgendwelcher Seite ist hier eben- 
falls durch die Sitte ausgeschlossen. Der Bursche heisst von 
nun an igl ugaii (Vogt) della raatta und ist ihr Beschützer und 
Aufseher und in der Fastnacht ihr Führer zum Tanze. 

Durch Los oder Wahl erhielt früher in den meisten Ge- 
genden jede Jungfer einen Vogt, der auch in den sog. Straf- 
gerichten der Dorfjugend (dcrigira naiisckajy wovon unten die 
Rede sein soll, sie zu vertreten und zu schützen hatte. Am 
fetten oder „schmutzigen" Donnerstag (Glevgia grassa) sind 
Maskeraden (bagorda.% wüste Masken), Theater und Tanz in 
XJebung. In Ems gehen an dem Tage die Familien, mit Lebens- 
mitteln versehen, in's Wirtshaus. Mit Maskeraden, Tanz und 



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144 Nachrichten Über bUndnerische Volksfeste und Bräuche. 

Theater wurden früher auch die drei letzten Tage der Fastnacht 
gefeiert. Jetzt ist in vielen katholischen Gemeinden das yierzig- 
stündige Gebet an diese Stelle getreten. 

Der Ball dauerte gewöhnlich zwei Tage und zwei Nächte. 
Die Knaben zahlten aus ihrer Kasse den Wein und die Musik; 
die Mädchen brachten die festen Lebensmittel mit oder luden 
ihre Tänzer zu Gaste in ihr Haus. 

Am Fastnachtsdienstag (mardis grass), kurz vor Mitter- 
nacht, wird in katholischen . Dörfern ein reichliches Mahl von 
Fleischspeisen genossen, il puscheign. 

Unter den alten Maskenaufzügen und Fastnachts-Spielen 
dieser Tage verdienen besonders erwähnt zu werden: 

a) Las manlinadas, lad. inantinedas, P. Placi- 
dus a Spescha (Beschreibung der Thalschaft Dissentis und Tavetsch 
etc.) gibt uns davon folgende Schilderung: 

„Man kleidete ein Knäblein als Genius sehr polit an, gab 
ihm einen Stab oder ein Spiesschen in die Hand, und diesen 
schickte man in die Häuser der vornehmen Bürger, um den 
Hausvater anzufragen, ob ers erlaube, eine Mantinada von der 
Knabengosellschaft zu seiner Ehre und zur Belustigung der 
Jugend zu veranstalten. Wenn ers erlaubte, so ging der Zug 
dahin und die Belustigung bestund in folgendem und glich einem 
Schauspiel, welches das Lächerliche mit dem Angenehmen und 
Lustigen verband. 

Zu diesem Ende kleidete man sich sehr prächtig und 
schön und zwar als Manns- und Weibsbilder und zu einem, 
zwei oder mehreren Paaren. Mit klingendem Spiele zog man 
erstlich auf den Hauptplatz. 

Der obgedachte Kurrier, welcher das Spiel ansagte, ging 
voraus, ihm folgten die Musikbanden, dann die schön und scheuss- 
lich Gekleideten, und endlich der Nachzug der Knaben mit 
ihrem Putze. Auf dem Platze geschah die erste Mantinada, d. i. 
es ward das erste Mal getanzt und Possen getrieben und dies 
der Dorfschaft zu Ehren. Dann begab man sich zu den Häusern 
der Vornehmen geistlichen und weltlichen Standes. Dies geschah 
von der grösseren und kleinern Jugend gewöhnlich nur einmal, 
und sie ward dafür belohnt. Diese Belohnung war allgemein, 
bestund in Brot, Wein oder Geld und diente zur Aushilf der 
Fastnacht.^ 



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Nachrichten über biindnerische Volksfeste und Bräuche. 145 

Die erwähnten „Possen^ bestanden gewohnlich in satirischen 
Versen auf das Dorf und die Gebrechen und Fehler der Dorf- 
bewohner, in sogen. Sprüchen, die teils von einem Dorfpoeten 
bereits vorher geschmiedet waren, teils extemporiert wurden. Es fiel 
Niemandem ein, sich darüber lange zu ärgern'). Die gut gekleideten 
Masken Wessen die „Herrschaften", ils signurs oder la signuria. 
Zwei hässliche Masken nannte man ü vegl e la veglia, der Alte 
und die Alte, oder auch il bagord e la bagorda. Sie stellten 
ursprünglich den Winter, dem man noch eine Frau beigegeben 
hatte, Yor; der als Genius verkleidete Knabe den Frühling. Im 
Gefolge der Mantinadas befand sich anderwärts auch der „wilde 
Mann" (igl um s^toad^, eigentlich „Waldmensch") ; ihm kamen 
die eigentlichen Narrenpossen und Sprünge zu, während die 
Signurs das poetische Beiwerk vorbrachten. 

Im Domleschg und Schams zogen die Mantinadas mit 
Schellen auf. — So war ein uraltes Frühlingsfest, das Fest des 
Austreibens oder Ausschellens des Winters, ausgestaltet worden. 

Diesen ursprünglichen Charakter trug auch im XVI. Jahr- 
hundert das „Butzenlaufen% wie es uns Campell beschreibt: 
„Zur Zeit der Bacchusfeste versammeln sich (in der Gruob) die 
Einwohner in bestimmter Zahl und rennen als Masken vermummt 
und mit Knitteln versehen unter Schellengeklingel durch die 
Dörfer. Mit diesem Gebrauch hing der Glaube zusammen, dass 
dessen Ausführung ein fruchtbares Jahr bringen werde" (s. Kin- 
derfeste). 

Das Butzenlaufen ist im XV., XVI. und XVII. Jahrhundert 
wiederholt verboten worden, so z. B. von dem ältesten uns er- 
haltenen Bundesgesetz (1495) des Grauen Bundes. 

Ein Rest des altgermanischen Sonnwendfestes sind auch 
die Bergfeuer im Prättigau. Dieselbe Bedeutung hat il resgiar 
la^veglia (die Alte sägen). Die Kinder erschienen an dem Tag 
( es war meistens der erste Sonntag in der Fasten) mit hölzernen 
Sägen und plagten einander. Die Alten zersägten in einem 
Wirtshaus unter allerlei Witzreden und reichlichem Wein eine 
Puppe von Lumpen und Stroh, die sogenannte Frau Winter, die 
gar nicht fort wollte. Sie hiess auch schlechtweg la bagor^da^). 



, *) S. Archiv I, 277. 
^) Ueber dieses Zersägen speziell s. U^enkr im Rheinischen Muse am 
XXX 192. [Rkd.] . 



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146 Nachrichten -über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem pop schuscheiver 
(Fastnachtsbutz) in Campovasto. Die Schulkinder schleppen am 
schmutzigen Donnerstag eine Puppe auf den Platz, enthaup- 
ten und verbrennen sie. Diese Puppe soll den Tyrannen von 
Campovasto vorstellen, ist aber ursprünglich nichts anderes, als 
das Symbol des Winters. 

Diesen Gebräuchen reiht sich organisch die Chi al an da 
März an. Im ganzen Gotteshausbund ausser Chur und den 
V Dörfern stürmen am 1. März die kleinen Knaben mit Schellen 
durch das Dorf, sammeln in den Häusern Lebensmittel und 
halten ein gemeinschaftliches Mittagessen, zu dem zuweilen auch 
die kleinen Mädchen eingeladen werden. 

Nach dem Mittagessen rennen sie an die Dorfgrenze, läuten 
mit ihren Glocken und fordern die Knaben des Nachbardorfes 
heraus. Dabei geschah es nicht selten, dass das anfängliche 
Ringen nach und nach in eine solenne Prügelei ausartete. Das 
war namentlich im Oberhalbstein der Fall, und da die Eltern 
und erwachsenen Knaben für ihre Kinder und Brüder Partei 
ergriffen, so wurde allmählig die Stimmung eine so gereizte, 
dass man anfing, auf den Kirchweihen sich für die Prügel der 
Chialanda März zu rächen, was in erster Linie die Behörde ver- 
anlasste, obenerwähnte Markverordnung bei jeder Kilbi verkün- 
den zu lassen. Das Schellen geschieht angeblich, damit das 
Gras wachse, }}cr far crescer Verba, Es ist die Chialanda 
März mithin ein uraltes Frühlingsfest, ebenfalls ein Aussohellen 
des Winters. 

Die Ernte der Knaben ist da und dort so reichlich, dass 
sie oft acht Tage gemeinschaftlich daran zehren können. 

Am ersten Sonntag in den Fasten (scheiver veder, Do- 
rnengia de groma, carnecal vecchio) veranstaltete man auch 
Höhenfeuer und Scheibenwerfen (betler las rodlallas oder las 
schibasj, ') Ein grosses Feuer wurde angezündet und kleine 
brennende Scheiben vermittelst eines elastischen Haselstockes in 
die Luft geschleudert. In Untervatz, wo diese Sitte noch heute 
herrscht, ruft der Knabe: 

Juchhe! Weiti soll die Schiba sy? 
Juclihe! Die Schiba soll der Jungfer N. N, sy. 
Juchhe! Der soll si sy ! 



«) S. Aiu Miv 1 179. 

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Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 147 

In Misox und Calanca wird eine Strohpuppe auf einen 
kleinen Baumstamm gebunden, derselbe mit Holz und Stroh in 
Form eines Scheiterhaufens umgeben und später angezündet. Um 
sich Stroh zu verschafFen, laufen abends die Buben durch das 
Dorf mit dem Ruf: 

Strarn e paglia al camovd ! 
A Chi non vol da, 
Se g/ien va a robä. 

(Stroh und Spreu für die Fastnacht! Dem, welcher nicht 
davon geben will, nimmt man's mit Gewalt.) *) 

Wenn der Scheiterhaufen brennt, beginnt das Scheiben- 
werfen, und zwar zuerst zu Ehren des curaio (Pfarrer) und des 
siir (Herr) Presidenten dann der Mädchen. 

Eine besondere Fastnachtsfreude sind noch die grossen 
Schlittenpartien (sliitMas, scarsoladas) im Engadin und Oberland. 

Es Hessen sich noch manche Bräuche anführen. Zum Schluss 
nur noch die Sittengerichte oder Dcrtgiras nauschas (wörtlich 
böse Gerichte oder Strafgerichte). *^) 

Sie sind sozusagen das zivilisierte Haberfeldtreiben, wie es 
in Baiern noch in ursprünglicher Wildheit besteht. Bei uns hat 
es die harmlose Form des Scherzes angenommen. 

Auf dem Dorf-Platze (rom. cadnici) wurde auf einer dazu 
errichteten Bühne von der Knabenschaft ein vollständiges Gericht 
konstituiert und ein regelrechter Prozess nach den üblichea 
Formen der betreffenden Landschaft aufgeführt. Zunächst wur- 
den Anklagen gegen einzelne Mädchen des Dorfes erhoben, die 
von ihren in oben erwähnter Weise bestellten Vögten verteidigt 
wurden ; dann nahm man einzelne komische Vorfälle und lächer- 
liche Personen her ; dafür waren besonders aufgeweckte Knaben 
als Ankläger und Verteidiger bestimmt. Die Bussen bestanden 
in allerlei albernem Kleinkram oder etwas Wein. Harlekine und 
der beliebte wilde Mann füllten die Pausen aus. Diese Sitte 
war so verbreitet, dass es nicht nur verschiedene handschriftliche 
Formulare für das Verfahren in der Dertgira naiischa gibt, 
sondern auch förmliche Gesetzbücher oder Statuten ^) darüber 
und ziemlich alte, gut geführte Strafgerichtsprotokolle.'*) 

») Vgl. Am HIV I, 178. 

2) Nicht zu verwechseln mit den mantinadas. 

3) Ein Statut von Truns publiziert T. A. Vincenz in den Annalas V M'K 
*) Von Prof. Christoffel in Chui* erscheiut nächstens in don 

nAnnalas** eine längere Arbeit „Ueber die Dertgira nauscha in Scham*^" 
mit Auszügen aus zwei alten Protokollen. 



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Nachrichten über bUndnerische Volksfeste und Bräuche. 149 

gern feetlichem Zierrat führt jedes der Kinder ein Säckchen mit 
feinstem Polentamehl bei sich. Aaf einer schönen Bergterrasse 
angelangt, macht man sich an die Zubereitung der Pölenta in fluv 
and singt dazu das originelle Polentalied, in das das ganze an- 
wesende Publikum einzustimmen pflegt. ^) 

h. La bella vacca. 

An dem Tage, wo das Vieh auf die Heimgüter zur Gemein- 
atzung freigelassen wird (bual)^ schmücken die grosseren Schul- 
buben von Ems diejenige Kuh, welche sie für die schönste halten, 
mit einem Kranz zwischen den Hörnern und führen sie jubelnd 
durch das Dorf und auf die Privatgüter hinaus. 

i. Moderne Jugend-, Gesang-, Schützen- und Turnfeste. 

Schulkind er feste gab es in den dreissiger Jahren im 
Bergeil, und seit den fünfziger und sechziger Jahren sind 
sie allgemein geworden. Die Kinder eines Thaies („Thalkinder- 
fest^), Kreises, oder mehrerer Nachbargemeinden kommen von 
zwei zu zwei Jahren, mitunter auch in längern Zwischenräumen 
in einem Dorfe zusammen, begleitet yon den Geistlichen, Lehrern 
und Schulfreunden, singen, spielen, turnen, nehmen eine frugale 
Mahlzeit ein, bestehend in Rahm, Kuchen und Kaffee und fahren 
oder gehen dann wieder heim. Diese Feste sind sehr populär 
und scheinen sich in Bünden zu allgemeinen Volksfesten zu ent- 
wickeln. 

Ebenso beliebt sind die Gesangfeste, die, in Kreis-, 
Bezirks- und Kantonal-Gesangfeste geteilt, in grösseren und 
kleineren Zwischenräumen stattfinden. 

Für das Schützenwesen hat der Kanton früher fast 
mehr gethan als jetzt, und auch die Gemeinden zeigten damals 
mehr Freude daran. Dafür zeugen noch die alten Schiesshütten, 
woYon fast jedes Dorf eine aufweist. Doch geraten dieselben 
jetzt meist in Yerfall. Wie das kommen kann, trotz Bezirks* 
und Kantonalschützenfesten und trotz des entwickelten Militär- 
wesens, will ich nicht untersuchen. 



*) Dieses italienische Polentalied werden wir hier einmal gelegent- 
lich mitteilen. 



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150 Nachrichten über bündnerische Volksfeste und Bräuche. 

Neue Turnfeste gibt es in Chur, Engadin, Thusis, Davos 
ete«, überhaupt da, wo die Turner von Zeit zu Zeit, ein solches 
zu veranstalten belieben. 



k. Alpfeste. 

Eine Klasse von Alpfesten, die sog. „Bergsonntage'^, sind 
üben (8 133) erwähnt worden. — Neben der Alpfahrt und Alp- 
entladung, wobei die „Ringe te* der Heerkühe (rom. piignieras) 
zur allgemeineu Belustigung dienten, sind hier die Tage des 
Milch messen 8 (niasilras, mesiras) zu erwähnen. Die Masüras 
fanden zweimal statt, einmal am Anfang und das andere Mal 
gegen Ende des Sommers. Das zweite Milchmessen heisst im 
Oberland auch straschddas, weil hier die trächtigen Kühe, welche 
keine Milch mehr geben („galt" gehen), ausgeschieden wurden, 
was sh-aschiü- heisst. 

Im Oberengadin zog bei diesem Anlass jede Familie, die 
Älpr echte hatte, in corpore auf die Alp, schmauste fette Alp- 
Speisen, wie sj^ech („Zigermus") und put in gramma („Nidla- 
mus)/} unterhielt sich mit Gesellschaftsspielen, Gesang und Tanz 
auf den Gletschern. In ähnlicher Weise unterhielt man sich 
beim Milchmessen auch anderwärts. 

Die Buben in Brigels hatten am Tage des ersten Milch. 
meeseus frülier noch ihr besonderes Vergnügen. In die Alp 
wurde nämlich das Vieh mit allerlei Glocken, Plumpen und 
Schellen (hrKttsinaSy platt ialas, scaUns, sampugns etc.) getrie- 
ben. Bei Anlass der ersten Masüras wurde dieses Geschelle den 
Kühen und „diesen** (IV2 jähriges Rind, rom. mugia) abgenom- 
men. Damit beiluden sich nun die Buben, soviel ein jeder tragen 
mochte, uud nun rannten sie in corpore mit gewaltigem Geläute 
fort von der Hütte und durch die Alpen heimwärts. An dem 
Alpweg, hoch über dem Dorf, auf einem Hügel steht eine uralte 
Kapelle, die dem heiligen Eusebius (SieviJ geweiht ist; hier 
warteten die Buben der verschiedenen Alpen, bis alle beisammen 
waren. Dann ging es den Hügel hinauf und in die geräumige 
Kapelle hinein* Die Buben knieten nieder und beteten ein 
Vaterunser, dann rasselten sie mit ihren Schellen so viel sie 
konnten^ dem Heiligen zu Ehren, stürmten hinaus, zogen ins 

>j Im Oberland hosig und spitg. 



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Nachrichten über büüdiierische' Volksfeste und Branche. 151 

Dorf, durchstürmten dasselbe nach allen Richtungen und zer- 
streuten sich endlich in ihre Wohnungen. Das hiess sallfJtw ii 
Soign SievL 

Jetzt wird die Milch überall gewogen und die masDras 
haben ihre Bedeutung verloren. 

Die Kunkelserfahrt im Schanfigg. An einem be* 
stimmten Werktag im Hochsommer, wenn die Leutt^ ^uf den 
Maiensässen arbeiten, begeben sich die Einwohner Ton Moliuia, 
Pagig und Peist auf den Bergrücken Kunkel. Die Hirten treiben 
das Vieh vorüber, und die Sennen bringen eine ,,Gebäe'' plilch- 
gefass) voll Butter mit und streichen davon jedem der Aiiweaen- 
den auf eine Scheibe Hausbrot. 

Das Ziegenfest im Münsterthal (Sanch dkm}. In 
Fuldera, Valcava etc. haben die Burschen am St. Johannis Tag 
das Recht, sämtliche Ziegen zu melken. Die Milch wird ver- 
kauft und aus dem Erlös gewöhnlich ein Ball veranstaltet. In 
Ems gehörten verlaufene Ziegen oder Schafe, deren Eigentümer 
nicht mehr ausfindig gemacht werden konnten, dem hL Jtthannfs 
(catiras de soign GionJ. Auch hiess eine alte Jungfer titatla 
de Soign Gion, 

Die Alpfahrt der Schweine im Prättigau. Am 
Morgen dieses Tages ziehen die Schulknaben im Doife umher 
und machen eine grässliche Musik mit Ziegenbockshörnein, ?og, 
„Gugen". Wenn die Herde beisammen ist, wird eie auf die 
Alp getrieben. Die Kinder erhalten Rahm und Milch. 

Endlich gibt auch die Alprechnung (quintdWIp, kuj' 
liar postretgSy ladin. pasturetsch = Hirtschaft) im Her^sst aft 
Anlass zu Festlichkeiten. 



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'^-'^ '•"^' 



154 Chants et dictous ajoulots 

IL La Mistangaine [E., p. 35; cf. pp. 39 et 40] 

Les gar^ons forment une ronde et les filles une autre. Lea 
gar^ODs commencent la ronde; en chantaut: 

Dites-nous, Mesdames 
Uue voulez-vous faire V 
Voulez-vous jouer 
De la mistangaine, 
Le pied a terre, terre, terre, terre, 
Ahl ah! ah! 
De la mistangaine? 

Au mot pied, tous s^arretent, en lachant les mains^ et tous 
frappent la terre du pied. Cela fait, les filles commencent leur 
ronde, en chantant : 

Dites-nous, Messieurs, 
Uue voulez-vous faire? 
Voulez-vous jouer 
De la mistangaine, 
Le coude a terre, terre, terre terre, 
Ah ! ah ! ah ! 
De la mistangaine? 

Au mot coudey toutes frappent la terre du coude. Les 
gargons recommencent le chant et la ronde. Aux mots pouce, 
Ute, main, derridre, etc., chaque ronde frappe la terre avec 
ces differentes parties du corps. 

Quaud on a assez manoeuvr^, les rondes se melent pour 
n'en former qu'une, et tous recommencent le chant: 

Dites-nous vraiment, 
Q,ue voulons-nous faire? 
Youlons-nous jouer 
De la mistangaine. 
Les totes a tetes, tetes, tetes, tetes 
Ah! ah! ah! 
De la mistangaine ? 

Et IIa s'erabrassent. La ronde est termiuce. 



IIL Les Choux 

Les paroles de cette ronde sont identiques ä Celles de Q. 
p. 36,et E., p. 99. 



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Chants et dictons ajonlots 155 

IV 

Les jeunes gargons et les jeuaes filles se metteat en rond; 
pois Tan commence r^limiDation par cette formale : 

Uni, unel, 
Ma tante Michel, 
Des chonx, des raves, 
Des raisins doux, 
Ma qneue au loup, 
Marie floafiou. 

[E., p. 21, n<> 13; R., p. 232, n^ 2.] 

Quand il n*en reste plus qu'un, gargon ou fille, il entre 
dans la ronde. Alors tous, se tenant par la maio, un gar^on et 
uue fille, touroent autour du prisonuier^ en ehaatant : 

Nous n'irons plus au bois, 
Les lauriers sont coupes. 
Madame (ou Monsieur) que voilä, 
Nous la (ou le) verrons sauter. 

Sautez ! Sautez ! 
J'entends le tambour qui bat, 
Ma maman m^appelle. 
Entrez, belle (ou beau\ dans la danse, 
Faites un tour a la cadence. 
Ah! ah! embrassez celui (ou celle) 

Uni vous plaira. [G., p. 36.] 

Quand tous, sauf un ou une, ont ^t^ enfermes dans la ronde, 
le dernier fait de nouveau une eliminatioü, par ces mots chan- 
t&s sur un air connu : 

Une belle, grande pomme, 

(ini s'est fait porter ä Rome. 

Par Saint Pierre et saint Simon, 

Gardez bien votre maison. 

S'il y vient un pauvre gnCme, 

Donnez-lui vite une aumone; 

S'il y vient un capncin, 

Donnez-lui un verre de vin ; 

S'il y vient un caque') larron, 

Donnez-lui cent coups de bäton. 

[E., p. 19, n« 3; R., p. 240, a« 4.] 
Cela fait, tous s'enfuient, et le dernier, sur qui est tombe 
le mot bdion^ court apres les autres et, s'il en attrape un, 
l'embrasse. 



*) Sale, puant. 



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]M Chants et dictons ajoulots 

Emprös 

I 
[R., p. 252, no 29 ; E., p. 94] 



ün, deux, trois, 

JMrai dans les bois, 

Quatre, cinq, six, 

Cueillir des cerises, 

Sept, huit, neuf, 

Dans un panier neuf, 

Dix oijze, donze, 

Qnand elles «eront douces. (Mi^COlivL) 

II 

[Formulette connue] 

Un, deux, trois, 
La culotte en bas, 
Quatre, cinq, six, 
Levez la chemise, 
Sept, huit, neuf, 
Frappez comme un boeuf, 
Dix, onze, douze, 
II sera tout rougc. 

III 

[E., ipp. 19 et 20, n«« 1, 10, 13; R., p. 232, n« 2.] 

1. Unij ttnel — Perinel — Jdjain di ho (Jean du bois) — 
Camhö — Si maifnin (ce magnin) — Berho'illate (barbouille) — 

(MUcourt.) 

% Vnt\ Et;u'/, — Ma taute Michel — Et fait in üe (a fait 
un tjeui"), — Sehe (ft03 que lai töte d'in büe (aussi gros qu'nne tete de 
bcßuf). — Joklw^ iokla, — Lo voila (le voila). 

(Mi^coiirt,) 

ß^ Utiij anelle -- Beribelle — Sicandelle — L'armee — Du 
pr^ — Joseph Bordo — L'Andr6 Gaignelle — Grippon. 



^) Touf*-^ lourd, öttjuftant, en parlant du teraps, se dit dans le Jura 
et en France. Le mut camhö n'a pas de sens connu. Magnin est usit^ 
dan» la Suifise roniajide pour designer un chaudronnier ambulant. 



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Chants et dictons ajoulots lU 

IV 

[Arch. I, p. 228 n« 3.] 

Une poule sur un mur, 

Qui picote du pain dur, 

Picoton, picota, 

Toata. 
Leve la queue, 
Tu l'as. 

V 

[R., p. 248, n« 18; cf. E., p. 20, n^'l et 8.] 

Une ßouris verte, 
Qui courait dans Therbette, 
Je l'attrape par la qaeue, 
Je la montre ä ces messiears. 
IJne belle pomme d'or, 
Tirez-vou8 dehors. 

VI 

Pou7^ gm^Qons Pour filMtes 

Anne, schlacanne, Annette, schlacannette, 

Pilane, Pilanette, 

Poupon. Poupette. 



Friere patoise 

£n prenant de Teau b^nite, lorsqu'elies sortent des maisoiifi, 
les Yieilles gens disent encore aujourd'hui, dans la Basse-Ajoio \ 

A benete^ y te prend, Eau benite, je te prends. 

Tra tchoses te me äffende : De trois choses tu me d^fends ; 

De Vennemiy de lai serpent. Du demon, du serpent, 

Des m^tchaines djens, Des mechantes gens. 

De meuri de moue suhiiement. De mourir subitement. 



Proverbes et dictons 

I, II, III 

Ce qu'an ne peu pe faire^ lo iems lo fait, 

(Ce qu'on ne peut pas faire, le temps le fait). 

Cent annees de tchaigrin n'ain pe payie in yai de daties. 

(Cent annees de chagrin n'ont pas paye un liard de dettes). 

On sait qu'ain an s*en vait, an ignore qu'ain an revindront, 

(On sait quand on s'en va, on ignore quand on reviendra). 



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n 



tfiS Chants et dictons ajoulots 

IV 

TcheiHJ (F Echepaifine^ Cheval d'Espagne, 

Fnntte {f AlemaifjHß^ Femme d'Allemagne, 

Borfiögnon^ hiqe {faivri, Bourguignon, bise d'avril, 

N'ain fiü de hm dam lo pays. N'ont fait de bien dans le pays. 

Allusion a des äv^Dements historiques de triste souvenance 
danfi l'ev(5che de Bale» 



Dtierainne que ivhainte^ Poule qiii chante, 

Prete f/U6 ämn$€f Pretre qui danse, 

Fanne gue s'annwre^ Femme qui s'enivre, 

Ne soat pe digm de vivre. Ne sont pas dignes de vivre. 

VI 

]t ne manpera pas un sac de sei. 
(O'eBt'ä-dire, il quittera bientöt Tendroit qu'il habite). 

VII 

Le mis/^re n''est pas seulement au Vorburg, 

Au XV!!** Bjecle, la peste noire sevit au village du 
Vorbürg pres de Deletnont, Les habitants perirent, et le village 
disparut eauf deux maisons. 

VIII 

Oouverner des ^tudianis^ 
Confesser des relujieuses, 
Au]uiser des couteauXy 
Trois gagne-peiit. 



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Volkstumliches aus Sargans und Umgebung. 

Von Ant. Zindel-Kressig in Schaffhausen. 

Allgemeines. 

Die politische Gemeinde Sargans mit einem Flächen in 1ml t 
von 2514 Jucharten breitet sich zwischen dem südlichen Ab- 
hänge des Gonzen und dem Rhein aus; sie grenzt an die Ge- 
meinden Mels und Wartau, sowie eine Strecke weit an flns 
Fürstentum Liechtenstein. 

Die politische Gemeinde und die Landschaft Sargans haben 
ihren Namen von der Saren, älter Same. Der Name ist keltisch 
und wohl desselben Ursprungs, wie der der Freiburger Sariiie, 
Von ihr hiessen die rätischen Urbewohner Saruneten. fJnd 
wie die Freiburger Sarine auch zusammengezogen Sane heis&t, 
so hatte das Städtchen Sargans ebenfalls die Doppelform, Sar uu e- 
gaunis und Sanagaunis, später Sargans und Sangans. Oan 
oder Gant heisst keltisch „Felsen", was auch der Name Gonzen 
ob Sargans bedeutet. Die Volksetymologie lehnte diesen Nam*^ii 
an „Gans" an^ und infolgedessen wurde dieses Tier in das Wappen 
des Städtchens aufgenommen. 

Unterstützt wurde diese Etymologie noch durch folgende Sago : 

Als die ersten Bewohner von Sargans in Verlegenheit 
waren, welchen Namen sie dem Orte geben sollten, begaben stie 
sich an das nahe Flüsschen „Saar" und beschlossen, es eei die 
Ortschaft nach dem Flüsschen und dem ersten Gegenstande zu 
benennen^ der herabgeschwommen komme. Dieser erste ,,GegeD- 
stand" aber war eine Gans. 

Das heutige weissseidene Gemeindepanner, das unter dem 
Zahne der Zeit schon bedeutend gelitten hat, zeigt denn aiieh^ 
wie bereits erwähnt, das Bild einer Gans. Das alte Fanner, da^ 
noch in der Schlacht am Stoss mutig vorangetragen wurde^ be- 
findet sich im Zeughause zu Appenzell; es ist eine prachtvolle 
Fahne, die mehr als hundert Jahre mit andern eroberten Fannern 
über dem Hochaltar in Appenzell aufbewahrt wurde. Dieses alte 
Panner, auf dessen rauhem Untergrunde eine mehr einem Storche 
ähnliche silberne Gans aufgenäht ist, wurde 1445 im österreirh- 



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160 Volkstumliches aus Sargans und Umgebung. 

ischen Kriege von einem Appenzeller aus dem Kasten im Rat- 
hause zu Sargans mitgenommen; im Gegensatz zur beutigen war 
die alte Stadtfabne von schwarzer Farbe. 

Anthropologisches. 

Es wird den Sargansern stets zu ihrer Ehre nachgesagt, 
sie hätten, weil auf der Sonnenseite liegend, eine viel kräftigere 
und gesündere Körperkonstitution, als ibre Nachbarn auf 
der Nordseite. Etwas Wahres liegt darin. Sargans besitzt einen 
sehr kräftigen und gesunden Yolksschlag und man darf ohne 
Uebertreibung sagen, dass es nicht manchen Ort giebt, der ver- 
hältnismässig so viele körperlich und geistig gesunde Menschen 
erzeugt, wie Sargana. Schon von Kindheit auf mit Naturkost 
und vor allem mit Muttermilch ernährt, wachsen die Sarganser 
auf und gedeihen in der gesunden und kräftigen Luft; das in 
den Städten so verderbliche Fabrikwesen hat die Volkskräfte 
noch nicht geschwächt; so lässt es sich auch erklären, dass es 
auf die ca. 1000 Einwohner kaum 3—4 geistig oder körperlich 
anormale Personen gibt. Eine hervorragende Eigenschaft der 
Männer ist ihre Körperlänge; so gibt es eine Familie, der man 
nachredet, dass ihre fünf Söhne aufeinander gestellt imstande 
wären, durch die Schallöcher des Kirchturms hineinzusehen. Auch 
im Militär wird diesen kraftstrotzenden Sargansern die nötige 
Anerkennung zu Teil. Mit dieser Grösse geht meist eine unge- 
wöhnliche Körperkraft Hand in Hand. Man erzählt schon von 
den Yorfahren, dass i. J. 1708 zwei einzelne Männer aus dem 
Proderberge die beiden grossen Marmorsäulen, die jetzt zur Stütze 
der Empore in der Kirche dienen, an Ort und Stelle getragen 
hätten. Freilich, sagt die Sage, sei ihnen die zweite Säule dann 
zu schwer geworden, so dass sie dieselbe fallen lassen mussten ; 
dies sei auch der Grund, warum die Säule auf der „Frauen- 
seite" *) in der Mitte einen Riss zeige. Bis auf unsere Zeit sah 
man am Mauerthore des Schlossportals gegen die „Färb** einen 
dicken, eisernen Thorriegel gewaltsam verdreht, nach der Sage 
durch einen der riesigen Bewohner von Calveisen aus Zorn 
wegen eines verlorenen Prozesses. Leute, die einen Zentnerstein 
auf flacher Hand 10 — 20 und mehr mal vom Boden über den 
Kopf heben, ohne die geringste Anstrengung, gibt es eine ganze 



*) d. h. auf der Seite, wo die Frauen sitzen. 



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Volkstümliches aus Sargaas und Uingebung. 10] 

Anzahl. Die Jugend übt sich aber auch schon frühzeitig im 
Turnen, Steinheben nnd -Stossen etc. Die Sterblichkeit ist 
eine sehr geringe. So macht man beispielsweise am Stammbaum 
der Familie des Verfassers seit 1630 die Wahrnehmung, dasa 
fast ausnahmslos jeder männliche Spross ein Alter yon 65 — 70 
Jahren erreichte. 

Die Rassenunterscfaiede zwischen den Deutschen und 
den Rätiern sind deutlich bemerkbar. Erstere haben höheren 
Wuchs, längliches Gesicht, helle Haut- und Haar-Farbe. Letztere 
mehr runden Schädel, meist braune Haar- und Augenfarbe und 
einen gedrungeneren Körperbau. 



Religion. 

Sargans ist ganz katholisch. In der Reformationszeit ist 
es jedoch sehr hitzig zugegangen. Pfarrer, die vom alten Glau- 
ben abfielen und heirateten, wurden ohne weiteres ins Gefängnis 
gesetzt. Mit Geldbussen, Hundestall und Burgverliess wurden, wie 
erzählt wird, die Abtrünnigen wieder zum alten Glauben gezwungen. 
Der Kampf entbrannte aber stets aufs neue, die Messe wurde vieler- 
orts abgeschafft und die Geistlichen entlassen. In Wallenstadt 
blieb man erst auf Stimmenmehrheit beim alten Glauben. Der 
Abt von Pfäfers sogar bekannte sich zur neuen Konfession, liesa 
die Heiligenbilder verbrennen und trat in Schutz und Bürger- 
recht von Zürich. Dafür büsst er aber nach der Sage mit ewiger 
Verdammnis, und in der Totengruft der Kirche von Pfäfers, 
wo die ehemaligen Aebte und Ordensbrüder in vollem Ornate 
beigesetzt und eingemauert wurden, zeige sich noch heutzutage 
eine Stelle, die immer feucht bleibe und an der weder Kalk noch 
Mörtel halte; hinter dieser feuchten Stelle aber ruhen die Ueber- 
reste des abtrünnigen Abtes, der seine Sünden beweine. Def 
katholische Glaube ist dann aber nach und nach wieder allge- 
mein angenommen worden und geblieben bis auf den heutigen 
Tag. Auf die „Reformierten** aber sind die katholischen Sar- 
ganser auch heute noch nicht gut zu sprechen : Reformiert mif 
Dr . . . verschmiert, kann schon der kleine Knabe auf der 
Strasse schreien. Umgekehrt rächen die protestantischen Be- 
wohner diesen Schimpf mit einem nicht weniger derben: Umen-fi 
Budeli Branntewy, möcht-i nit kathoidisch stj. 



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'^^•^*»fl 



t5t Volkstümliches aus Sargans und Umgebung. 

Sagen und Volksglauben. 

Die Volkssagen im SargaDserlande, mit denen in Vorarlberg 
lind Tyrol Terwandt und oft dorthin als ihre Wiege hinweisend, 
bilden eine reiche Quelle für die Kenntnis von Volk und Land. 
Leider aber sinken sie immer mehr in Vergessenheit. 

Im allcmannischen Seebezirke ist noch, wenn auch entstellt, 
ein© Spur von Wodan erhalten in den Bezeichnungen Muotis- 
hecr oder Muotisee für die wilde Jagd. In Uznach und Glarus 
heisst pUtibiindig thun" : thun wie Qvn ^^Wiiotisee^'. und im alle- 
mannischen Rheinthale unter Platten heisst die sog. wilde Jagd, 
das ,MuoUasee'^. 

Das Sarganser-Oberland kennt diesen Namen nicht, obwohl 
der gespenstige Nachtwandler mit dem breiten Hute noch an 
vielen Orten spuckt. Dagegen kennt Sargans das sog. Gräggi, 
ein Nachtgeapenst, das in Gestalt eines Schweines, Pferdes oder 
schwarzen Hundes erscheint und mit tausend Stimmen schreit. 
Hie und da erweist es einzelnen Familien auch einen Dienst, 
indem ea ihre Kühe „stumpnet", d. h. auf der Weide an Pfahle 
anbindet. 

Die Hexe erscheint zuweilen als Elster oder als Fuchs, 
wie jene^ die ein Vilder beim Kreuz als Fuchs fing und in 
seinen Sack iteckte, und die auf den Zuruf einer andern Füchsin : 
,^Schv:iysier chum !^^ heulend antwortete: ,,I cha nit, i bi in 
tCs K'ler Geela Sagg''. 

Sonderbar, aber weit verbreitet und Jahrhunderte alt ist 
die Sage, eine Köchin, die ledig bei einem Geistlichen zehn 
Jahre lang diene, werde des Bösen und müsse als sog. Pfaffen- 
kel In erin umgehen. Eine solche hätte sich durch einen Sprung 
vom Gonzen auf die Alp Tamons hinüber von der Hölle retten 
konneo, f^ei aber blos bis zu einem am Alpweg liegenden Stein 
gelangt, wo man den Abdruck ihres Fusses (der „Pfaffenkelleri 
Tapp") noch heute zeigt. *) 

Der iiafarrOrBiiel im Weisstannerthal ist unser Blocks- 
berg, wo die Hexen ihre nächtlichen Tänze und Orgien feierten 
und ein Hirt einst einen seidenen Damenschuh im Grase fand. 
Auch die Schänniser Stiftsdamen fanden 'sich, die Aebtissin an 
der Spitze, in nächtlichem Ritte dort in ihrer Alp ein. 



1) Ein solcher „Pfaffenkelleri Tapp" wurde mir im Herbste 1897 
ancli bei P tafers gezeigt. 



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■in"i ii*p-«Hi i-'.T-i. -^ 



Volkstümliches aus Sargans imd Umgebung. 163 

Der Sarganser kennt, wie der Schottländer das „Doppel- 
gesicht" d.h. ein nachts zum Fenster hereinschauendes gespen- 
stiges Gesicht, das dem gleicht, der es erblickt und dessen bal- 
digen Tod andeutet. Derselbe Glaube knüpft sich an die 
nächtliche Prozession des „Nachtvolks", anderwärts „Totenvolk" 
genannt, das einem Lebenden den Tod verkündet, wenn er sich 
selbst unter den Umziehenden sieht. Der Nachtzug spielt zu- 
weilen eine sonderbare Melodie, die man erlernen kann, wenn 
man sich in gewissen Nächten auf Wege hinstellt, wo „Braut 
und Bahre sich kreuzen". Mit dieser Musik kann man die Zu- 
hörenden zum Tanzen zwingen. 

Zwei Gebräuche aus der Zelt der Landvögte. 

1. 

Von den regierenden Orten wurde wechselweise alle zwei 
Jahre ein Landvogt nach Sargans beordert und zwar immer auf 
den Monat Juni. Am St. Johannistag, beim Antritt ging er mit 
der Sarganser Prozession im Triumphe durch die alte schon im 
Jahre 1503 von den 7 alten Orten (unter der alten Matuger- 
oder Römerstrasse) gehauene Hochwandstrasse nach Gretschins, 
wo feierlicher Gottesdienst gehalten und nachher ihm die Hul- 
digung bezeugt wurde. 

2. 

Am Fastnachtsonntag eines jeden Jahres zogen die 
Knaben aus der Ein- und Ausburgerschaft^) ein grosses Sägeholz oder 
eine Tanne durch die sog. Rankstiege in den Schlosshof hinauf 
und zeigten das Holz dem Landvogte. Dafür erhielten sie jedes 
Mal einen gemeinschaftlichen Trunk. An der alten Fa'st|nacht 
(eine Woche später) aber kamen die Leute, Kinder mit den. 
Eltern, aus den benachbarten Gemeinden und begaben sich mit 
den Sargansern in den Schlosshof. Jede Person, vom Kinde bis 
zum Greise, trug eine Schelle bei sich. Im Hofraume ange- 
kommen, Hess man dieselben ertönen. Die Städtler erhielten dann 
ein Hirsenmus samt zwei grossen Kuchen ; die andern alle nur 
allein zwei Kuchen. 



*) Die Leute in der Stadt hiesseu „Einburger" und die ausser den 
Ringmauern „Ausburger". Beide Bezeichnungen haben sich bis auf den 
heutigen Tag erhalten. 



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1 



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Volkstümliches aus Sargans und Umgebung. 



An der Fastnacht gab der Landvogt allemal den jeweiligen 
Schultheissön und Räten, sowie den Eltern von Mels eine Mahl- 
zeit. Da Bßi es dann oft sehr luftig zugegangen. Als einmal 
die silberne Gans und die vergoldeten Becher aufgedeckt wur- 
den, soll der Bezirks-Statthalter Galatti von Hofrat Good in 
Meh Bpottiaoh gefragt worden sein, w^as doch da unten am Fusse 
der Gaüs für „Ungeziefer** sei.*) Nicht verlegen habe der Statt- 
htilter, auf die Tierchen hindeutend, geantwortet: „He, he, he! 
das sind ja alles Meiser!" 







Schloss Sararans. 




Volkswitz und -Spott. 

Die Sarganser sind nicht wenig stolz darauf, dass sie in 
der Hauptstadt des Bezirkes wohnen. Zwar hören es die um- 
liegenden grossen Dörfer, die dreimal mehr Einwohner zählen 

') Es befinden sich nämlich am Boden kleine Frösche, die sich be- 
wegen, wenn man die Gans abstellt oder daran rüttelt 



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J 



Alter Fastnachtgebrauch aus Uri. 165 

als Sargans, nicht gern, wenn man das Wort „Hauptstadt* an- 
wendet; aber Sargans besitzt ein Scbloss und war bis 1811 von 
einer Ringmauer umgeben. Besonders neidisch auf die Sarganser 
sind die Meiser. Dieser Neid kommt jedoch nur bei der Schul- 
jugend zum offenen Ausbruche. Die Meiser nennen die Sar- 
ganser Clu^tibüüch (Krautbäuche) und die Sarganser titulieren 
die Meiser Bidläbüüch (Zwiebelbäuche). Es bedarf nur dieses 
gegenseitigen Rufes, um den Kampf unter den jüngeren Elementen 
zu entfachen. Inwiefern die Sarganser nicht mit Unrecht Chr^dl- 
hüüch genannt werden, erhellt daraus, dass die Städter früher 
gewisse Vorrechte gegenüber der Landbevölkerung genossen ; 
so besassen sie z. B. schöne Gärten um die Stadtmauern, 
in welchen sie feines Gemüse pflanzten, das sie dann auf 
dem Wochenmarkt verkauften. Das hatte natürlich die Missgunst 
der Dörfler erregt und den Sargansern diesen Namen eingetragen. 
Bei Einführung der Mediation i. J. 1803 äusserte ein 
Bürger : mir isch afä gracl ghjch^ es ist ei Regierig loiä die 
ander, das ei Jour Chäfer und das ander Ingeri (Engerlinge). 



Alter Fastnachtgebrauch aus Uri. 

Von Jos. Furrer in Silenen. 

Am alten Fastnacht Abend (Sonntag nach Aschermittwoch) 
ziehen die jungen Burschen vor die Häuser heiratslustiger 
Mädchen oder auch alter Jungfrauen, um zu yfirämen"', Hiefür 
wird vorher ein alter Tuchlappen mit Oel und Kaminruss 
tüchtig eingeschmiert und sodann an einen langen Stecken fest- 
gemacht. Die Burschen suchen nun durch allerlei Zurufe und 
Reden die Leute an das Fenster zu locken und zum Heraus- 
schauen zu bewegen. Ist ihnen dieses gelungen, so hält ein 
vor dem Fenster bereit stehender Bursche die herausschauende 
Person fest und ein anderer verbrämt derselben mit seinem 
Russlappen das Gesicht, bis es kohlschwarz ist. 

Der alte Fastnacht Abend steht deshalb bei den Mädchen 
in üblem Rufe, und nur selten lässt sich eine der Dorfschönen 
an diesem Abend zum Oeffnen des Fensters bewegen. 



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Einige Gebräuche aus Vals (Graubünden). 

Von Kaplan Philipp A. Rüttimann in Vals. 

Taufe. 

Das neugeborne Kind wird in der Regel möglichst bald, 
am ersten oder zweiten Tage nach der Geburt, zur Taufe ge- 
bracht. Dasselbe wird von der Patin {Gotiä) im Hause der 
Eltern abgeholt, wozu sich dann unterwegs, bei der Kirche, 
auch der „Götti" einfindet. Nach der Taufe verfügen sich beide 
Pathen ins väterliche Haus, wo dann das sogenannte „Götti- 
maht^ stattfindet, ein einfaches ländliches Mahl, woran nebst 
den Familiengliedern die Paten teilnehmen. Letztere geben 
als Geschenk etwas Weissbrot und fünf Franken an Geld. 

Hochzeit. 

Die Hochzeit war früher bei allen Vermöglichen ein grosses 
Fest; GS wurde ein Hochzeitsmahl gehalten, dazu viele von den 
nähern Verwandten, ebenso die Geistlichkeit, eingeladen. Man 
pHe^te auch den Brautleuten ein kleines Geschenk an Geld 
anzubietea, welches jedoch bisweilen abgeschlagen wurde. 
Zur Begleitung der Brautleute nach der Kirche und von der 
Kirche nach Hause wird in der Regel auch tüchtig geschossen, 
deBgleiclien während des Mahles. Später am Abend wird vou 
den Brautleuten den Schützen als Gratifikation ein Trunk ver- 
abreicht, Musik und Tanz kommt nicht vor. 

Nachmittags pflegen die Neuvermählten einen Andachtsgang 
nach dem Wallfahrtsorte Maria Camp zu machen. In neuester 
Zeit ist aus Sparsamkeit eine grössere Vereinfachung im Hoch- 
zoitsraalile eingetreten und werden in der Regel nur die Paten 
und die nächsten Verwandten der Hochzeitsleute eingeladen. 
Bisweilen machen die Neuvermählten auch sogleich eine Hoch- 
zeitereise. 

Ehedem war auch der sogenannte „Stützwein" im Brauch, 
dessen Verabreichung oft arge Raufereien zur Folge hatte. 
Erst Pfarrer Nicolaus Florentini (1818— 24), nachmaliger Bischof 
von Chur, schaffte den Uebelständen Abhilfe, indem er die Sitte 
aufhob. 



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Verworfene Tage. 1G7 

Tod und Begräbnis. 

Sobald Jemand gestorben ist, wird die Leiche aufgebahrt, 
und wenn der Tag nicht allzusehr der Neige zugeht, verkfinden 
es sämtliche Glocken vom Turme. Bis in die neueste Zeit, wo 
ein. neues Geläute erstellt wurde und mit der kleinsten Glocke 
zu läuten begonnen wird, wurde mit der grössten Glocke an- 
gefangen, wenn ein Mann, mit der zweitgrössten, wenn ein 
Weib gestorben war. Früher läutete man eine ganze Stunde, 
jetzt nur noch eine halbe. Bei der Leiche wird gewacht und 
Tag und Nacht für die Seelenruhe des Verstorbenen gebetet. 
Die Leichen werden, wenn es Ledige sind, von vier Jünglingen, 
wenn Verheiratete, von vier Männern zu Grabe getragen. Der 
Sarg von Kindern und Ledigen wird bekränzt. 

St. Nikolaus. 

St. Nikolaus war früher stets ein erwartungsvoller Tag 
für die Kinder; ein Tag der Belohnung, aber auch ein Tag 
der Strafe. Kinder von guter Aufführung erwarteten ein Ge- 
schenk: ein „Hungbrütschi^ (Brodschnitte mit Butter und Honig 
belegt) oder auch andere Geschenke; dazu gewöhnlich auch 
eine Rute zur Warnung. Für Kinder schlimmer Aufführung, 
für leichtsinnige und eigensinnige, war der „Sauna Chlas^ ein 
Mann des Sehreckens. Er kam vermummt, zerrte sie mit sich 
fort, wenn möglich kam er auch mit einem Esel, um solche 
böse Kinder auf ihm wegzuführen. Wenigstens wurde den 
Kindern gesagt, dass der Sanna Chlas auch einen Esel habe, 
die bösen Kinder darauf setze und sie zur „Hundschipfa^, 
einem Abgrund zwischen Lunschaniar und St. Martin, führe und 
sie dort hinunterwerfe. 



Verworfene Tage- 

Von J. Werner in Lenzburg. 

Verzeichnisse der im I. Jahrgang an zwei Stellen (S. U)3. 
246) behandelten unheilvollen Tage sind ein fast nie fehlender 
Bestandteil älterer Kalender, besonders des XL und XIL Jahr- 
hunderts. Diese Tage erhalten da die Bezeichnung dies (rgi/jj/iacas; 
ihr Platz an den Monatstagen ist verschiedene Male zum leichtern 
Behalten in Verse gebracht worden. Eine der ältesten Fas- 



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L^ 



168 Verworfene Tage. 

sungen dieser Tage steht in der lat. Anthologie ed. Riese 
(nro. 736); die Verse 7 — 18 derselben Jani prima dies et 
sepiirna a fine timetur, lesen wir in vielen Kalendern, die vor 
alten Missalbüchern und Brevieren sich finden. Wie aus dem 
erwähnten Verse und V. 21 desselben Stückes ersichtlich ist, 
zählte man sie vom Anfang und Ende des Monates weg. Weniger 
verbreitet scheint die Fassung zu sein, die beginnt mit Prima 
dies mensfs et septi)na truncat ut ensis; sie findet sich z. B. 
in dem Kalender aus Benedictbeuren saec. XII — XIII clm. 4617, 
im Rheinauor Kalender saec. XIII nro. XXVIIT. Ja, es findet 
sich sogar eine Zusammenstellung, die sich an die Buchstaben, 
mit denen man die Wochentage bezeichnete, anschloss: A Jani 
primuni nocet et d dum venit imum. Denn in den alten 
Kalendern ist eine Art Normaljahr angenommen, so dass dabei 
das Jahr immer mit dem Buchstaben a beginnt und die Wochen- 
tage mit a — g bezeichnet werden. Mit Hilfe dieses immer- 
währenden Kalenders mussten die Geistlichen den Zeitpunkt der 
beweglichen Kirchenfeste nach bestimmten Vorschriften berechnen. 

Nach jenem älteren Gedicht: Bis deni biniqiie dies 
scrihuntur in anyiojin quibus una solet morialibus hora 
timeri sind in jedem Jahr 24 solcher Unglückstage; sieht man 
in den Kalendern genauer zu, so sind es nicht überall die 
gleichen. Fünf solcher Verzeichnisse aus verschiedenen Hand- 
schriften findet man in den Mitteil, der antiq. Gesellschaft Zürich, 
Bd. XXII Heft 3 p. VIII. Auch Runge in seiner Abhandlung 
über eine Kalendertafel des XV. Jahrhunderts, ebenda Bd. XII. 
Heft 1 zählt solche auf. 

In vieleu handschriftlichen Kalendern des XIII. — XV. Jahr- 
hunderts findet man aber nicht jene Verse, sondern bei den be- 
treffenden Tagen die Zuschrift D. oder D. Eg.; in einem ge- 
druckten Genfer Missale aus dem Ende des XV. saec. lesen wir 
sogar die Beischrift Dies aeger. 

Die gefährlichen Stunden findet man viel seltener aufge- 
zeichnet ; eine Zürcher Handschrift aus dem Ende des XII. saec. 
bringt zwei Zusammenstellungen in Versen (vgl. Rheinisches 
Museum 1886 S. 638 f.) Damit stimmt fast ausnahmslos überein 
das prosaische Verzeichnis iu clm. 4617. 

Glücklicherweise ist dieser Aberglaube, der besonders im 
Anfang des XVIII. Jahrhunderts noch eine grosse Rolle spielte, 
im Verschwinden begriffen, wenn auch ältere Leute immer noch 
die alten „Lassbüchlein" mit diesen Verzeichnissen in Ehren halten» 



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J 



Racconti di dragoni raccolti nel Canton Ticino 

Per Vittore Pellandini (Arbedo) 



Ei fiöö resOscit& 

Na Yolta gh'eya um magu 
che '1 n^va mat pa la carna di 
canaja pinin, ma dumä da ch^la 
di maton, rniga di matän. Dopa 
che rabjü majö ti\66 i canäja 
dal so paj^s e di paj^s 11 atiirn, 
a ga rest^va piü damä '1 so 
fiöö, um matM d'un quatr^ann. 

Na sera el maga el ga diss 
a la siiu döna: „Duman mi a 
vagbi in dal bosch a faa legn, 
turni indre piü fin a la sera; 
mandum sü '1 disnaa." 

„Cussee che te vöö che ta 
manda?" la ga rcspund la ma- 
ghessa : „ J' fe düü ann che te 
maja miga altru che carna da 
canaja piain ; ad^sa a ghe piü 
dumä '1 tö fiöö, tö forsi majaa 
chel?^ 

„Sei, propi chel, el me fiöö ; 
nia a vöj miga majäl crü cumee 
i j'altri. Ti duman matin te 
ghe fere 8altda-v6e la testa, te 
'1 tajerfe-sü a töcch e te mel 
fere cös pulitu. La mata la ma 
'1 porterä sü im bosch." 

La maghessa la g'ä prumetü, 
e pö j'fe naöö a drumii' tüdd düü. 

A la matin a bunura el magu 
el Ifeva-sü e '1 va im bosch. La 
maghessa la löva-sü anca lee. 



II figlio risuscitato 

C'era una Yolta un dragone 
che andava pazzo per la carne 
dei bambini maschi. Dopo aver 
divorato tutti i bambini del 
suo villaggio e dei villaggi vi- 
cini, non gli restava che suo 
figlio, un ragazzino di circa 
quattro anni. 

Una sera disse a sua mo- 
glie, la dragonessa : ,.Domani io 
andro nel bosco a tagliar legna, 
e non ritornerö che a sera; tu 
mi manderai colä il desinare.** 

„E che vuoi tu ch'io man- 
di?^ domand^ la dragonessa. 
„Son due anni che tu non 
mangi altro che carne di bam- 
bini. Ora non ti rin»ane che 
tuo figlio; vuoi forse divorar 
quelle?'* 

„Appunto, mio figlio," rispose 
il dragone ; „ma questi non voglio 
divorarlo crudo come gli altri. 
Tu domattina gli mozzerai il 
capo, lo farai a pezzetti e me 
lo farai cuocere. La figlia me 
lo porterä nel bosco." 

La moglie promise, e tutti 
due si posero a letto. 

Appena sorse Talba, il dra- 
gone s'incammino verso il bosco. 
La dragonessa si alzö pure, ando 



12 

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Racconti di dragoni raccolti nel Canton Ticino. 



la T» in la stanzia in düu che 
dorm el mat, la ga fa saltda- 
T^e la testa, la U taja sgiü a 
tüGch in la pügnata e la '1 m^t- 
V\i in Bul fögh a cos. 

A mesdl la ciama la mata e 
la ga die 9 da portaa chMa carna 
Fl par dianäa al 8Ö pä. A vedfee 
T^sh fradt;! tajö-sgü insci a töcch, 
la pora canaja la sa m^t a pianqg ; 
ma la mama la ga da düü 
s'giafetuui, la ga dä-8Ü el gferlu 
in spala e la la sgarbüta föra 
da la porta. 

Strada facendu, la mata la 
'ocontra nu vegi^ta, che Teva 
po la Madona, che la ga diss: 
„In düu che te v^ ti, tusa, cun 
che] gerlu?" 

La mata la rcspund miga, 
ma la tö-8giü '1 gerlu e la ga 
fa vedfee chel che gh'fedent. 

^Te vüö forsi portagh-sü '1 
tu frad^l da majda al tö päP" 
la ga dumanda la vegieta. 

„Cuesee che pödi fagh rai P** 
la reBpund la mata tüta pian- 
agiurenta. .^Rumdj Yb mort ; so 
j'avesa pudü salval . . . ma ml 
an Beva da negot ..." 

^Ebegn, se tö dam aträa a 
mi el tö frad^l, el vegnerä an- 
cam5 vif." 

^CosBi-e g'ö da fdaP Disimal, 
dona, disimal, oh se pudress 
vedee ancamö el m^ fradfel böl 
e Tif! 

,Scnlta: lassachi'l gerlu, tur- 
na indrfe a cä, vainstala, destaca- 
föra um vedel e menumal chL" 



nella stanza ove tranquillameote 
dormiva il figlio, con un colpo 
d^accetta gli separö il capo dal 
busto, lo fece a pezzi e lo gettö 
a cuocere in una pentola. 

A mezzogiorno chiamö la 
figlia e le ordinö di portare quella 
carne a suo padre nel boseo. AI 
yedere il suo fratellino tagliato 
cosi a pezzi, la ragazza diö in 
pianto; mala madre le applico 
dae Bonori schiaffi, le carico la 
gerla suUe spalte e la spinse 
fuori di casa. 

La fanciulla si diresse barcol- 
lando verso il bosco. Cammin 
facendo incontro unavecchierella 
(era la Madonna) che le doman- 
dö: „Dove vai, figlia mia?" In- 
yece di rispondere, la fanciulla si 
levölagerla, e singhiozzandomo- 
strö alla vecchierella il contenuto. 

„E che," djomandö la vecchie- 
rella, „Yuoi tu forse portare tuo 
fratello in pasto a tuo padre P" 

„Che posBO io farci?'* rispoee 
la fanciulla con voce tremante 
pel dolore. „Ormai egli emorto; 
se ayessi potuto salvarlo . . . 
raa io tutto ignorava . . .*' 

,,Ebbene, se tu mi dai 
retta, tuo fratello vivrä an- 
cora.*' 

„Che deggio fare ? Oh dite- 
melo, donna, parlate, e vi üb- 
bidirö; oh so potessi ancora 
vederlo vivo !" 

„Torna a casa; togli dalla 
stalla un vitello e conducimelo 
qui." 



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Racconti di dragoni raccolti ncl Caaton Ticino. 



171 



La mala Vk faöö cam^e che 
ga dis^va la vegi^ta, e da 11 a 
DU mezz'ura Teva sgiä turnada 
indre cul vedM. Aliira la Ma- 
döna la tö-föra a yüd a yüd 
i toch da carna dal g^rlu e la-j 
cumpönninB^ma e la farmaanca- 
mo el mat chß yk mazzö. Po la 
ga m^t düü dit ia sul yis e la 
ga diss: „Ya, cara el m^ mat, 
ya in da chM paj^s Ik 11 che tö 
hh truvda da la bona sgent che 
voo tegDit. Regordat da la tüa 
eurela che la ta y5o tantu begn.^ 

El mat alura el g'ä face um 
basin a la sar&la e p5 1' e nadd. 
Alura la Madöoa Y k tocö '1 
yedM, che *1 sa faöd sübat in 
tanti tochit che sa sumejaya a 
carna da candja. La mata la ga 
r ä porto al so pä par disuda, 
e lü el r k truYÖ bon, el 1' k 
mangiö da güst, e '1 sa necor- 
sgiü da neg6t. 

Ma dopu d'alura el magu e 
la maghessa j'a piü pudü durmü 
im pas. Tü<;<5 i nb66 i yegniva 
sempru dessedee d'unu yus che 
cant^ya söt ai fen&stri: 

La m6e mam la m'ä mazzö, 
La m^e sur^la Id m' k portö, 
El m^ pä el m' ä mangio. 
Cucü, cucücheg'söm ammö ! 



La fanciuUa ubbidl. Las- 
ciö 11 la gerla, e via di cor- 
sa. Una mezz' ora depo era 
glä di ritorno col yitello. 
Allora la Madonoa leyö 
dalla gerla ad uno ad uno 
i pezzetti di carne, li unl 
e formö di nuoyo il fan- 
ciuUo ucciso. Pol gli toccö 
la fronte e gli disse : „Va, 
figlio mio, ya nel vicino vil- 
laggio e troyerai asilo. -Ri- 
cordati di tna sorella che tanto 
ti aroa/' 

II fanciuUetto abbraccio la 
sorella e partl. Allora la 
Madonna toccö il yitello, che 
subito si ridusse in pezzetti 
aventi la forma di carne di 
ragazzo. La fanciuUa porto 
il desinare al padre, il quäle 
lo troyo molto buono e sa- 
porito e non s^accorse di 
uulla. 

D'allora in poi il dragone 

e la dragonessa non dormirono 

piü sonni tranquilli. Ogni notte 

yenivano syegliati da una yoce 

che cantaya sötte le loro finestre : 

Mia madre mi ha ammazzato, 

Mia sorella mi ha portato, 

Mio padre mi ha mangiato 

Eppure io yivo e faccio : cucü! ^) 






*) Far cuci'i = infischiarseiie. 



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1 



Credenze popolari nel Canton Ticino 

Raccolte da Vittore Pellaudini (Arbedo) 

Lo spirito folletto 

11 folletto h qui creduto un maligno spirito che ei diverte a 
fare ogni sorta di dispetti, sl alle persone che alle bestie. 

MoUi raccontano che eatra di uotte nelle stalle da cavalli\ 
e qui3ll] che gli sono simpatici li ricolma di carezze, li spazzola^ 
li pettina, e dei crini della criniera e della coda fa delle belle 
treccie. Qaelli ioTece che non gli yanno a genio, li spaventa 
e magari li bastona. 8i e poi trovato il mezzo di alloDtanare 
lo spirito folletto col tenere fra i cavalli un mootone. 

Quando i villici sui moati stanno ammucchiando il fieno 
secco, le foglie degli alberi per far lo sterno al bestiame, 
6 s'alzA Uli venticello a spira che trasporta lontano quel cho 
fitanno raccogliendo, essi ne incolpano di tutto ciö lo spirito 
folletto. 

Lo spirito folletto si diverte pure a far dispetti a quelli 
che dormono : tira loro i capelli, soffia loro in viso, leva le 
coUri 6 poi le rimette al posto, ed altri simili dispetti. 

Una nottc, mentre un pastore dormiva tranquillamente nel suo 
vagnöls, fa svegliato dal folletto che a porte chiuse era entrato 
nella cascina. II folletto aununciö la sua sgradita visita con uno 
ecroQcio di risa; poi, sempre ridendo di un riso allegro e bef- 
fardoj fla vero essere invisibile ed invulnerabile^ incomiuciö a 
danzare nella cascina; poi tirö il pastore pei baffi, pei capelli, 
pel uaao; gli sofßö a piii riprese in viso, gli levö le coltri dt 
doaso e glie le rimise. Non contento di ciö, volle pigliarsi 
il gusto di porre tutto a soqquadro nolla cascina, mottende la 
pentola ed il pajuolo al posto delle scodelle e viceversa, togliendo 
] tiszoni dal focolare per gettarli uno di qua e l'altro di la, 
gettando i cucchiaj nella caldaja del latte, ammucchiando la 
legua nel mezzo della cascina, togliendo il cassettone delle 
cibario (scrin) dal suo posto per metterlo sul focolare, barri- 
cando la porta colla zangola e cogli altri utensili del latte, ecc> 



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L 



Credenze popolari nel Canton Ticino 173 



Prima perö che fosse gianta TAve Maria del mattino, 
aveya tutto rimesso al posto in perfetto ordine e se n'era 
andato. 

Le Visite importane del maligno spirito della notte conti- 
Duarono per parecchio tempo, onde il pastore, stanco di essere 
flempre molestato, studio an espediente o stratagemma per far 
8\ che il folletto, se fosse ritornato la notte prossima, avesse 
tanto da lavorare per riporre al posto gli oggetti messi a 
«ocqnadro da passargli la Yoglia di ritornare ancora. 

Empi di miglio una scodella, an' altra di panico, le mise 
suirapposita tavola, e giunta la notte andö a coricarsi. 

Non and6 molto che ginnse il foUetto, il quäle, depo 
ch'ebbe da per tutto rovistato, viste quelle scodelle, volle 
pigliarsi il gusto di mischiare il miglio col panico, yersando poi 
tutto per terra. 

Era appunto quelle che il pastore desideraya. 

Quanto poi dovette affaticare in quella notte il folletto, lo 
si pu6 considerare. Non petendo rimanere depo rAvemaria 
del mattino e non petendo nemmeno partire senza riporre 
tutto al posto, egli Bxxdb^ tutta la notte a raccogliere e 
scegliere il grano^ mottende il miglio in una scodella ed il 
panico neiraltra. 



Metodo sicuro per guadagnare al lotio 

Ai giuocatori del lotto voglio insegnare un metodo sicuro 
per guadagnare. Eccolo tal quäle lo udii da una donna del mio 
paese : 

Prendete una lucertola a due code (sono molto rare, ma 
io ho avuto occasione di vederne due o tre yolte in mia yita) 
e chiudetela in unii cassetta a due scompartimenti, in cui abbia 
agio di passare da uno nelF altro ed in uno dei quali yi siano 
i 90 numeri del lotto. 

Air indomani aprite la cassetta, e troyerete 87 numeri da 
una parte e 3 dall'altra parte. Giuocate al lotto con questi tre 
numeri, e yincerete sicuramente, perch^ la lucertola a due code 
non sbaglia mai nel scegliere i numeri. 



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I 



I7i Credenze popolari nel Canton Ticino 

Metodo per sventare le arti del prestigiatore 

Chi 81 reca a veder lavorare an prestigiatore prenda seco 
del trifoglio a qnattro foglie od anche a cinque foglie. Id questo 
modo vedra realmoDte quelle che fa il prestigiatore, a differenza 
degli altri spettatori che vedranno solo quelle ch'egli fa loro 
vedere, 

Ed a giustificazione di ci6 voglio narrare un raccouto che 
udii quand'ero ancor ragazzo. Questo raccouto s'assomiglia a 
quello FRccolto a Rougemout da L. di L. e che leggesi a pagina 
102 della prima annata del presente Archimo. 

Un giorno di mercato a Bellinzona, uu ciarlatano, se dicen- 
te gran prestigiatore, gridava a squarciagola sulla Piazza graude: 
„Signori ! Signori I venite a vedere un gallo gigante che tra- 
scinn una trave, venite, venite vedere per credere !" E la gente 
accorreva e rimaneva stupefatta alla vista del gallo che tirava 
una groasa trave. 

DI 11 a un momento passo una donna con una gerla ripiena 
di fieno fra cui v'era del trifoglio a quattro foglie, e si fermö a 
guardare. Ma appena ebbe visto di che si trattava, alzö le spalle 
ed eßclamo: „E che! tanta gente per vedere un gallo che si tira 
dietro una paglia!*' 

II ciarlatano pensö subito che la donna avesse nella gerla 
del trifoglio a quattro od a cinque foglie e che con quelle po- 
teaeo conoscere il suo segreto*; onde, fuor di se per la rabbia, 
grid6 : „Non datele ascolto, essa e pazza, essa h pazza'^ ; poi ri- 
voUo alla donna: „Andate pei fatti vostri, vecchia strega." 

La donna se n'andö a casa, e depo aver vuotato la gerla 
ritorao iudietro coUa gerla vuota sulle spalle per riempirla di 
nuovo, 

Appena giunta sulla piazza, il ciarlatano la scorse da lon- 
tanOf e per vendicarsi le fece comparire la piazza completamente 
allagata, onde la donna, per non bagnarsi le vesti, se le alzö fin 
sopra le ginocchia, e tutta la gente a quella vista rideva a cre- 
papelle. 

Ed il ciarlatano tutto giulivo gridö: ,,Ecco, viene la pazza ; 
ravevo ben detto io che era pazza." 




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Le mounn ä sei 

Legende recueillie par M. Henry Correvon (Geneve) 

La petite vall^e de Nendaz, en face de Sion, est Tune 
des moins connues du Yalais, Tune des moins visit^es et, par 
suite, une de celles qui ont le mieux conserv^ les vieux usages, 
les antiques croyances et les rScits traditionnels. On s'y rcdit, 
le soir, autour du feu darole, les legendes d'antaD, et mtiinte 
coutume archaique y est encore en vigueur. Lisez cette lAgeodo 
que m'a contee aatrefois; sous son toit hospitalier, un jeuoe 
berger, du noni de Joseph Troillet, actuellement artiste statuairc : 

Le pätre qni a d^rob^ du sei k la montagne, pendant qu'il 
gardait les troupeaux confi6s ä ses soins, est rudement ^Müd 
apres sa mort. Son äme revient au chalet oü s'est commiH le 
larcin, et durant tout Thiver, tandis que les populations soiit 
retirees dans les villages, il doit sans cesse moudre et remouilro 
la quantitö de sei volee.^) Cette besogne doit s'accompHr 
dans un nombre d'heures d^termine, pour etre reprise aussttnt 
achev6e. 

Dans Tancien temps, un homme de Nendaz ^tait montä^ 
en hiver, aux greniers de Siviez, afin d'y chercher des billes 
d'arole, qu'il avait coup^es en automne pour en faire des bAts 
de miilets. Arrive dans son grenier, notre homme commonca 
par deguster ses provisions. II 6tait en train de se restaurer 
copieusement, lorsque, derri^re lui, il entendit un bruit insoHte 
et continu, qui devint bientöt si fort qu'il ^branlait le chalet. 
Ce bruit Pinquieta tellement quMl abandouna paiu, fromage et 
vin, pour voir ce qui se passait. Jugez de sa stup^faction, 
quand i) se trouva tout k coup en face d'un affreux revermnt^ 
aux vetements sales, noirs, sentant fortement le lait aigri. Le 
damne regarda fixement le bücheron. Celui-ci, s'enhardiasant, 
lui adressa la parole qui devait le delivrer: «Qui etes-vous, 
pour Vamotir de Dieu?^ Alors le revenant se mit k parier- 
et raconta que, pour avoir jadis vol6 25 mesures de sei, lorsqu*il 

V Eacoro aiijoard'hui, dans les Alpes valaisaniies, le sei genime st' 
moud entre deiix pierres de granit. 



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176 Miszellen. — Melanges. 

prenait soin da troupeau qui paissait k Talpe de Siviez, il <^tait 
condamn^ ä moudre coDtinuellemeDt chaque hiver les 25 mesnres 
d^rob^es dans Tarche. II demanda au bücheron de prior de sa 
pari ses descendants (teile famille, vivant dans teHe maison) de 
rendre snr-le-champ aux consorts de Siriez les 25 mesnres, doDt 
il devait expier le rol aussi longtemps qae sa faate ne serait 
pas r6paree. 

Le bücheron yit la forme du mort s^^vanouir comme la 
fum6e des herbes qu'on brüle au milieu d'un charap. La peur 
s'empara de lui ; il descendit comme uq fou jusqu'au fond de 
la vali^e ; et le bruit tapageur du moulin que tournait le reyenant 
le poursuivit jusqu'ä ce que, parvenu au village, il e&t rempli 
la mission confidentielle dont il s'^tait charg6. 

La restitution du bien d6rob6 eut lieu imm^diatement. 
Depuis lors, en Neudaz, il n'arrive plus, comme auparavant, que 
le b^tail perisse pour avoir mange trop de sei; et, ce qui vaut 
mieux encore, les patres, intimid^s par ce terrible exemple, ne 
d^robent plus le sei des consorts de Siviez pour le donner & 
leurs familles.^) 



Miszellen. — Melanges. 



Lancer de la crime au plafond. 

Der im „Archiv"' II S. 39 erwähnte Gebrauch, geschwungenen 
Rahm an die Zimmerdecke zu schleudern, ist auch im Kanton Zug Üblich. 
Zur Winterszeit sind in jeder Bauernstube an der Decke mehrere da- 
von herführende Kleckse zu sehen. Sie sind ein Stolz der Bauern 
und werden erst bei der herkömmlichen Frtihjahrsreinigung abge- 
waschen. 

Ober-Aegeri. Annalthen. 



^) De semblables legendes, destin^es k enseigner par la terreur lo 
respect de la propriöti d'autrui, ont 6t6 recuelllies en grand nombre dans 
uos Alpes. Voyez, par exemple, le conte publik dans nos Archives, !'• 
annöe, p. 103. [Rkv.] 



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m I i^gf^j »?"' ^i-^-MWff-^T^-" 



Miszellen. — Melanges. 177 

A propos des empros 

La r^daotion dee Archives a re^n de M. Alfred Godet, professenr, 
conaervateur da Uus^e historiqae de Neachatel, la lettre suivante: 

fSi cela peut vous intereeser, voici encore un empro que j'ai 
retroay6 dans ma memoire et qni compl^tera la s£rie de nos empros 
neuchäteloisy oa plus proprement des empros usit^ dans notre canton. 
Les antres ont 6t6 pnbli6s dans les Chansons de nos Gi'and^m^res. 

«Cette petite pieoe de vers a an rythme tres net, qui se prete 
tres bien k Tempro. Elle est ^videmment de sonroe catholique et doit 
etre ancienne: 

Saint Pierre, saint Simon, 
Gard^z bien notre maison. 
S'il y vient un pauvre, 
Baillez-y l'auraone ; 
S'il y vient un pelerin, 
Baillez-y de notre vin ; 
Mais s'il y vient un larron, 
Baillez-y cent coups de baton*). 
cPlusieurs empros ont une forme si triviale qu'il m'avait 6t^ 
impossible de les transerire dans un livre comme les Chansons de 
nos Grand* mlres, destine sp6cialement aux enfants et aax mamans. 
J'en citerai un, trfes usite parmi les enfants de la rue: 
Un lonp passant par un d^sert, 
La queue lev6e, le o* ouvert, 
II fit un p* 
Qui fut pour toi.*) 
fVoilä, Monsieur, ma petite contribution pour aujourd'hui. Si 
eile a quelque valeur pour votre publication, j'en serai heureux.^ 



Ein alter Schfltzenbrauch 

hat sich in Silenen bis auf unsere Zeiten erhalten. Wenn bei den 
sog. Dorfsohiessen, die im Sommer au den Sonntagen stattfinden, ein 
Schütze in der Stichscheibe einen Zentrum-Treffer macht, so erscheint 
vor der betreffenden Scheibe der , Gaugier **, ein hölzerner, auf einem 
langen Stecken festgemachter und durch Schnüre beweglicher Hampel- 
mann. Flugs sind die kleinen Armbrustschützen zur Stelle und be- 
ginnen aus Leibeskräften zu jauchzen und zu johlen, wobei sich der 
«Gaugier*' immer wilder geberdet. Ist der Schütze ein lustiger, junger 
Barsche, oder sonst ein beliebter Mann, so ertönt im Schützenhaus 
von den Zuschauern der Ruf „üse mit-em!*' Unversehens wird 



*) Comparez Vempro jurassien de la page 119. 
•) Comparez Archives, I, page 227. 



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178 Miszellen. — M^langes. 

er dann von seinen Freunden emporgehoben und durch die Schiess- 
lucke des Schtttzenhauses ins Freie hinausgeworfen. 

Ein Eintreten in den Schütsenstand ist ihm nur mehr durch die 
Thüre gestattet, wobei er dann den kleinen Armbrustschützen das 
Jauchzergeld — eine Gabe von 20 bis 50 Cts. — entrichten muss. 

S i l e n e n (Uri). J. F u r r e r, Landrat. 



Fastnacht im Lötschenthal. 

Zu den im 1. Bande des «Archivs^, Heft 4 abgebildeten Masken 
und als Ergänzung zu S. 275 erhalten wir durch die Vermittlung 
Dr. Stehlers folgende Notiz aus dem Lötschenthal: 

Per Hinterkopf der Maske wird ganz mit Schafpelz überspannt, 
so dass man vom Kopf des Maskierten gar nichts mehr sieht. Der 
ganze Körper, selbst Arme, Beine und Hände, wird mit Schaf- oder 
Ziegenpelz bedeckt. Um die Lenden trugen die Maskierten einen 
breiten Ledergurt, der mit 3 bis 4 Kuhtrinkeln (nicht Schellen) be- 
hangen war, und die sie gehörig zu läuten wussten. In der Hand 
führten sie einen langen Stock, ähnlich den Morgensternen, an dessen 
Ende ein Aschensack befestigt war. Vor etwa 30 Jahren war diese 
Maskierung bei uns noch erlaubt, jetzt nicht mehr. Der Tag des 
ümlaufens war der Samstag vor der alten Fastnacht, fiel also bereits 
in die Fasten. An diesem Tage mussten die Kamine oder Rauch- 
fange gereinigt werden. Die Vermummten selbst nannte man „Rauch - 
tscheggeten**, weil sie nach dem Kinderglauben aus dem Rauchfang 
kommen und scheckige, d. h. teils weisse, teils schwarze Pelze tragen. 
Sie waren das Schreckgespenst, mit dem man das ganze Jahr hindurch 
bösen Kindern drohte: „Sei ruhig, oder ich rufe den Roitscheggetu^ . 

An benanntem Tage wurden um 1 Uhr alle Häuser geschlossen. 
Kein Weibsbild durfte auf die Strasse, auch keine Knaben bis zum 
20. Jahre, sonst bekamen sie den Ascheneack um den Kopf. Und 
wirklich war es etwas Grausenerregendes, wenn an die zwanzig solcher 
Masken paarweise, wie Stiere brüllend, daher stürmten. 

Diese Umzüge werden von einem Aufstande gegen den Herrn 
V. Raron hergeleitet, der wegen Unterdrückung ausgebrochen seifi soll. 
Die Aufständischen waren, wie oben beschrieben, maskiert, um nicht 
erkannt zu werden. In Gampel und Steg wurden sie verstärkt und 
rückten unter Trommelwirbel und Pfeifenklang bis vor die Gestelburg; 
doch der Herr von Raron überwältigte die Aufrührer. Man nannte 
die Erhebung den Trinkelstierkrieg '). 

*) Auch dieses ist wieder ein Beleg für die vielfach vorkommende 
Tendenz, unverständlich gewordene Volkssitten von historischen Begeben- 
heiten abzuleiten. Selbstverständlich haben wir hier nichts Anderes vor 
uns, als die Erhaltung alter Frühlingsbräuche. [Rkd.] 



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Miszellen. — Melange». 



m 



Eine Siegelkapsel mit bildlicher Darstellung. 

Die originelle Zeichnung mit der Umschrift : » Wan mein Man nit 
spindt, so schlag ich ihm zum grindf, ist anf den Deckel einer Siegel - 
kapsei (im Besitz des Unterzeichneten) geschnitzt und gehört dem Ende 
des 17. oder dem Anfang des 18. Jahrhunderts an. Es ist leider nicht 




mehr möglich, die dazugehörige Urkunde aufzufinden. Die Umschnft 
weist auf schweizerischen Ursprung hin, die Wendung „zum grindt 
schlagen", speziell auf innerschweizerischen. 

Diessenhofen. R. Wegeli. 



Anmerkung der Redaktion. Da das Original m Hehr 
flachem Relief ausgeführt ist und die Zeichnung dadurch etwas Verschwoni- 
menes hat, so musste die Reproduktion etwas stilisiert werden. Auch die 
Inschrift (ebenfalls Relief) ist im Original verwischt; die Lettern »tiid 
dort Kursiv. 



Eine Pest-Beschwörungsformel. 

t Z. t D. I. A. t B. I. Z. 

t S. A. B. t Z. H. G. P. 

t B. E. R. S. 

Dise Buchstaben seint gut vor die Pest, schreibe sie wie sie 

da stehen ob die Stubendtir dann seynt alle im gantzen Hauss sicLei* 

vor der Pest. den 4* Junij 

Anno 1797. 
Basel. Otto Stuckert. 



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IbO Miszellen. — Mölanges. 



«Vaudai> et «cagou» 

Dans les patois vandois, un meme mot, qa^on 6orit habituellemeut 
vaudai, mais dont la prononciation varie d'an lieu ä l'antre, sert ä la 
fois ä designer le diable et ses suppots, les sorciers. A la y6rite, Bridel ') 
distingae an adjectif (on, poar mieux dire^ un appellatif mascnlin et fe- 
minin), vaudai, vaudaisa, «sorcier, sorciere», et an sabstantif mascalin, 
vaudei, can des nombreax titres da diable, qui est le sorcier par exoel- 
lence > . D^apres ses indications, l'appellatif vaudai est g^neralement asit6 
^ans la Suisse romande, tandis que Vaudei^ nom propre oa sarnom, 
serait plus specialement employe dans le canton de Vaad. Si done la 
difference d*6critare n'est point arbitraire, si eile correspond k une reelle 
difference de prononciation, cela peut tenir ä ce que les deux significations 
n^auraient pas 6te enregistr^ps dans le meme lieu par ßridel ou par ses 
correspondants. Luiden tit6 fonciere des denx formes ne fait pas le moindre 
doute et n*a 6t6, que je sache, contest^e par personne. 

M. Alfred Ceresole, qui ecrit toujonrs vaudai (par ai)^ a cru re- 
connaitre dans cette appellation du diable un nom mythologique allemand, 
celui de Wuotan.^) Mais la forme et le sens des deux mots sont trop 
differents pour qa'on pnisse ^tablir entre eux une relation 6tymologique. 
8e fondant sur Texistence d'un verbe einvauda (envoüter), notre colla- 
borateur, M. S. Singer, ^) rapprocbe vaudai du latin vultus (visage, por- 
trait, image). Mais, a suppossr, comme lui, qu'on ait attribu6 ä vultus 
la signification d'cidole (Götze) >, nons serions encore fort loin de compte, 
puisque vaudai ne signifie que c diable» et c sorcier». Au surplus nos 
patois romands, comme les autres langues romanes, ne cbangent jamais 
*in die t latin prec6d6 d'une autre consonne: altam, alterum, culteUum 
sont prononc^s aujourd'hui dans le canton de Vaud dta ou yota, ötro 
et kute.^) Einvauda ne s*est 6carte du latin vulius et ne differe du 
frangais envoüter (le patois einvouta) que sous Tinfluenoe de notre vaudai. 

Celui-ci, comme Tindiquent le feminin vaudaisa et le derive 
gru6rien vaudezi, «sorcellerie, enchantement» (Bridel), n'est pas autre 
chose que le nom jadis deteste des h^r^tiques vaudois. *Le doyen Bridel, 
infideh pour une fois au bas-breton, avait parfaitement reconnu cette 
Etymologie. Puisqn'elle semble etre oubli^e, on me permettra de remettre 
son article sous les yenx de nos lecteurs : 



*) Glossaire du patois de la Suisse romande, pp. 401 et 402. 

^) Ligendes des Alpes Vaudoises (Lausanne 1885), p. 126 : «. . . Vaudai 
pourralt fort bien so rattacher ^ Voldanus, dieu celte qui pr^sidait au feu^ 
ou ä Wod<in, divinitö germanique ...» 

') Archives suisses des Traditions populaires, I, p. 207, n. 3. 

♦) Odin, Phonologie des patois du canton de Vaud (HaJ/e, 1886^, 
p. 13G. 



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Miszellen. — Mölanges. 181 

«Vaudai, Vaudaisa, adj. Sorcier, sorciere. Ce mot vient des 
Vaudois (Valdenscs) qui habitent les trois vall^es connaes sooa le nora 
de Vallees vaudoises (Alpes du Pi6mont). Ils furent persÄcut^s . . . «t 
lenr nom devint une injare dans la bouche des catboliqnes, longtemps 
avant la reformation. C'est chez nous un des ontrages les plas grossiers 
qae d'appeler qaelqu'un vaudai, vaudaisa; aassi les habitants da canton 
de Vaud tächent de garder en patois le nom de Vaudois, contre Tusage 
de cet idiome qui change les oi en ai : Fribourgeois, Fribordjai, 
Moratois, Moratai, ete. Nos Yaudois ne veulent pas qa*on les croie sor- 
ciers, vaudai. II est vrai qne les paysans des territoires voisins n'ont 
pas les memes motife et les appellent bonnement Vaudai.^ 

Les pr^jug^ du «bon vieux temps» nous expliquent encore un 
autre nom vaudois du diable, cclui de cagou, que M. Ceresole, ') moyen- 
nant un k 6cT\t k T initiale, d^rive du grec xaxd^ (mauvais, m6chant). 
Bridel, qui ne semble pas connaitre cet emploi du mot, le definit : 
c Cagou, s. m. Hypocrite, avare, terme injurieux.» C'est le frangais 
cagot, cagote, que Kabelais employait au sens de emi86rable>; et qui 
designe anjourd'hui^ comme on le sait, ccelui, celle qui afifecte une de- 
votion outr^:>. Le XVIP siecle connaissait encore nn mot cagou, «mi- 
serable, gueux».*) L'origine de ces termes n'est point un mystere. Les 
cacous, caqueux ou caquins de la Bretagne, les cagots du Bearn, les 
agots de la Navarre et de TAragon, tous l^preux, issus de l^prenx ou 
a^isimiles a des 16preux, formaient an moyen age, et jusqu'en plein 
XVII® siecle, une caste maudit^, sorte de parias tenus ä T^cart du reste 
de la population, soumia ä des r^glements vexatoires et abreuv^ des 
pires humiliations. Dans le Midi, une opinion assez ancienne les faisait 
descendre des Albigeois persecutis au XIII® siecle.') En Bretagne, les 
caqueux furent parfois confondus avec les juifs.*) 

Or, la misere et Tabjection jadis engendr^es par la lepre se re- 
flutent diins la signiÜcation actuelle de Tadjectif ladre, ancien synonyme 
de «lepreux». L'horreur qu'inspirait au moyen age l'b^resie, l'extreme 
intolerance dont le patois vaudai nous a offert un eloquent temoignage, 
s'exprime avec bien plus de force encore dans la destin6e ignominieuse 
de ce mot bougre, par lequel on designait autrefois la nationalit^ des 
manich^ens bulgares, des Bogomiles. La condition particuliere des cagots 
et caqueux, entaches de lepre et suspectus d'her^ie, rend bien compte 
des divers sens qu'ont pris, en fran^ais et dans nos patois, les mots 
cagot et cagou. Le Dictionnaire geniral de la langue franqaise de 
M. M. Hatzfeld, Üarmesteter et Thomas derive la forme cagot du b^ar- 
nais cagot et la forme cagou «du bas breton cacou, lepreux». Je serais 



Legendes^ p. 124. 

») Dictionnaire ginercd de la langue frangaise^ par M. M. Adolphe 
Hatzfeld et Ars6ne Darmesteter. avec le concours de M. Antoine Thomas 
(en cours de publication, ä Paris, chez Delagrave). 

') Voyez dans la Grande Encyclopedie Tarticle Cagot, par Löon Cadier. 

♦) Voyez le Glossarium de Du Gange, ;V Tarticle cagoti. 



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182 Miszellen. — Mißlänge». 

plas dispose a voir dans le fran^ais' et le patois cagou une simple 
Variante phonetique de cagot. Si l*on prelere l'autre opinion, il faut du 
moins adinettre que la forme tiree du Nord aurait subi l'influence de 
la forme empruntee au Midi. Reste ä examiner le rapport des mots 
cacou, cagot, agot et autres semblables, pour en decouvrir Tetymologie. 
Mais cette recherche nous conduirait hors du champ d'etndes de cette 
revue. 

Geneve. Ernest Maret. 



L'6paule mang6e de Pöiops 

{Archives, I, p. 239) 

Sous le titre ^nigmatiqoe; Une Variante de la legende de 
Tantale, M J. Winteler nous a fait connaitre un poeme glaronnais, 
dont la donnee, evidemment empruntee a la tradition populaire, rappelle 
vivement ä une memoire familiere avec Tantiquite clasöique ce monstrueux 
repas offert par Tantale aux Olympiens, daiis lequel Demeter mangea 
par distraction une epaule de l'enfant Pelops. Je m'etonne que M. 
Winteler ne se soit pas avise de mettre en vedette le nom du fils, 
de pr^ference a celui du pire. Car, lorsqu'on nous parle de Tantale, 
nous pensons tout d'abord ä son supplioe^ avant de nous souvenir de ses 
crimes. Et c'est la victime, depec6e, cuite et servie ä des convives, 
mais en fin de compte rendue a la vie, quoique horriblement mntilee, — 
c'est (nul n^en disconviendra) la victime seule, bomme ou animal, qui 
attire notre attention, lorsque nous comparons la legende antique et le 
conte moderne. 

Ce conte est probablement assez repandu dans les regions alpestres 
de la Suisse. La redaction des Archives en a dejä signale une Variante 
originaire du Prsettigau. Vernaleken l'a recueilli dans l'Oberland bernois 
et public, il y a quarante ans, dans ses Alpensagen (p. 407). Nous le 
connaissons egalement dans la Suisse romande. On peut en lire une Ver- 
sion dans les Ligendes des Alpes Vaudoises de M. Alfred Ceresole 
(p. 237), et une autre dans les Legendes de Salvan d'Emile Javelle.') 
Les Salvanins mettent la scene tantot au paturage de Fenestral, comme 
dans le recit de Javelle, tantot a celui d'Emaney. La legende vaudoise 
est localisee «sur les frontieres sud-est du district du Pay8-d'Enbaut>. 

Geneve. E. M. 



. *) Souvenirs d*un Alpimste, p. 289 de la Ire Edition (Lausanne, 1886); 
p. 349 de la 2« et de la 3e Edition (Lausanne, 1892 et 1897). 



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Miszellen. — M^lan^es. 18^ 

Pronostic 

Le petit articie qni snit^ a 6te publik dans le Mercwe i^ifisne 
d'avril 1734: 

fUne ancienne espece de Devination {sie) sert encore qut!l«|uefu3s 
d'amusement ä notre galante jeunesse. 

fOn troave dans les pr^s une sorte de chardon, qui s'eleve peu, 
et qui a une propriet^ singuliere: Apres avoir coupe la queue de cette 
flenr, et toutes les feuilles qui gortent de son bouton, si Ton garde celui- 
ci dans la poohe pendant une nuit, on trouve le lendemain qn'il a re- 
pousse de nouveaux brins, aussi longs que les premiers; mais ü arrive 
qaelquefois qu^il n'en repousse aacun, ou tres peu. 

fLorsque des personnes de different sexe sont ä la pronienadtr, 
eile« se donnent quelquefois Tune ä Tautre de ces boutons de plmrduu 
coupes, dans Tid^e du mariage entre elles-memes, ou avec une truisit-mif. 

«Si dans la nuit, la flenr a bien repousse, on en conclut i^w le 
mariage medite se fera, et qu'il sera heurenx. 

cAu contralre, si le bouton se trouve le lendemain s^cbe, ou ijail 
ait peu refleuri, on pretend que le manage n'aura point lien, mi ^inW 
sera triste. > 

Geneve. Eugene Ritter. 



Ein Sprichwort aus dem Prättigau. 

In Klosters lebt das Sprichwort : 

Es chunden an wie Lenzli d's Milrten. 
(Es wandelt ihn an wie Lenzli das Morden). 

Das Sprichwort wird dann gebraucht; wenn Jemand Siicii ilureii 
einen plötzlichen Einfall ebenso rasch zu irgend einer HandUuig be- 
stimmen lässt. 

Der historische Untergrund soll folgender sein: 

Zur Zeit, als das Prättigau noch katholisch war, lebte in Klu^ti^-^ 
ein gewisser Lenzli, der, wie es scheint, ein blutiges Handwerk trieb. 
Einmal bekannte er nämlich in der Beichte, dass ihn von Zeit -in Zeit 
urplötzlich die Sucht zum Morden überfalle. Der Beichtvater p\h 
ihm nun allerlei Pönitenz auf und redete dabei unter Hinweis atU den 
Opferstock auch von ziemlich vielem Geld. Als Lenzli voji (ii^M 
reden hörte, warf er einen scheuen Blick auf den Opferstock und üjaMäi^' 
dann mit dem Aufschrei davon: 

y,Crrad jetz chunds mi iciederm anf^^ 

C h u r. G. F i f n h 



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Bucheranzeigen. — Bibliographie. 



Leon Pineau, Les vieux chants populaires scandinaves. Etüde de 

litt^ratnre comparee. I. Epcxpe sau vage. Les cbants de magie 

Paris (Emile Bouillon) 1898. 8^ XIV et 336 pp. — Prix 

10 Frs. 
Das Buch bietet bedeutend mehr, als der Titel auf den ersten 
Blick vermuten Hesse ; es ist nicht nur eine literaturgeschicbtlicbe Ver- 
gleichsstudie, sondern auch eine völkerpsychologische, indem es uns auf 
vergleichendem Wege zeigt, wie das Volk die Erscheinungen der Natur 
und des Menschenlebens mit seiner Phantasie belebt. 

Der Verfasser teilt seine Darstellung in drei Abschnitte. 1) Be- 
seelung (aniraation) der Natur, 2) Personifikation der Natur, 3) die 
Form der Lieder: Hie von gehören namentlich die beiden erstem näher 
zusammen: «Puisque tout vit, que tout a une ame, non seulement les 
animaux sur la terre, mais aussi les v^getaux et les pierres et tous 
les Clements, le feu, Teau, la terre elle-meme^ et le ciel et les astres, 
et le jour et la nuit: tout doit avoir sa personalit^.» 

Diese Beseelung und Personifizierung wird nun im Einzelnen 
verfolgt. 

In einem ersten Kapitel werden die Runen, ihre Entstehung 
und ihre Verwendung zu Zauberzwecken behandelt, nebst Parallel- 
erscheinungen bei den verschiedenen Völkern. Diesem schliesst sich 
eine lichtvolle Darstellung der Metamorphose an, d.h. der Ver- 
wandlung des Menschen zu Lebzeiten in Tiergestalt oder selbst in 
Gegenstände, sowie die Mittel zur Wiederaufhebung des Zaubers. Die- 
ser Metamorphose zu Lebzeiten steht gegenüber die Metem psych ose, 
die Verwandlung nach dem Tode ; namentlich werden hier zwei Fälle 
eingehend erörtert: das üebergehen der Seele in die Blumen auf dem 
Grabe und die Annahme von Vogelgestalt. 

Und nun das Verhalten der Toten selbst. Hier steht in 
erster Linie der Gespensterglaube und die Ursachen der Gespensterer- 
scheinung, die in einem begangenen Verbrechen, in hilfreichepi Ein- 
greifen für die Hinterbliebenen oder in dem Trennungsschmerz dieser 
Letztern zu suchen sind. Dem reiht sich an die Rächung der Toten 
durch die Angehörigen oder durch ein Wunder der Vorsehung, der Be- 
such der Lebenden bei den Toten und die Totenbeschwörung. 

Der zweite Teil beschäftigt sich mit den weitverbreiteten Fabel- 



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Büoheranzeigen. — Bibliographie. 185 

gestalten der Riesen, Dämonen (trolls), Drachen, Zwerge, 
Klfen, Nixen, mit denen die Phantasie des Volkes seine Welt be- 
lebt. In ausführlichen Erörtemngen betrachtet der Verfasser das Wesen 
nnd Treiben dieser Dämonen, ihre Beziehungen zum Menschen, ihren 
Aufenthalt; besonders wichtig ist hiebei das Kapitel über die Konfun- 
dierung dieses Naturgeistes mit den Seelen der Abgeschiedenen in der 
Vorstellung des Volkes. Den Absohluss dieses Teiles bildet, in etwas 
losem Zusammenhang, eine vergleichende Studie der Sage vom Gatten- 
raörder. 

Der dritte Teil endlich («La forme dans les chansons») 
erörtert zunächst die formelle Entstehung primitiver Lieder überhaupt 
und geht dann zu der Betrachtung der skandinavischen im besoiidern 
über; auch Tanz und Refrain finden eine eingehende geschichtliche Be- 
handlung. 

Das Buch zeichnet sich durch eine elegante und zugleich fesselnde 
Darstellung aus. Dazu tritt eine erstaunliche Belesenheit des Ver- 
fassers, die uns zugleich die Gewähr dafür giebt, dass es ihm weniger 
um eine geistreiche Darstellung des schwierigen Gegenstandes zu thun 
war, als um eine allseitige Beleuchtung desselben. Wir wünschen dem 
Buche eine ausgedehnte Leserzahl. 

H.-K. 

Klard Hugo Meyer, Deutsche Volkskunde. Mit 17 Abbildungen 

und einer Karte. Strassburg, Karl J. Trübner, 1898. VI und 

362 Seiten. 8^ — 6 Mark. 
,, Dieses Buch ist ein Buch der Beispiele, gleichsam ein in die 
erzählende Form gegossener Fragebogen. Es soll die vielfältigen Töne 
des Themas anschlagen, die Leitmotive hervorheben und bald hierhin, 
bald dorthin zeigend zur Mitbeobachtung und Mitforschung anregen und 
die Teilnahme der Leser den bereits bestehenden wie den noch sich 
bildenden Organen und Vereinen für deutsche Volkskunde zuwenden.*' 

Mit diesen Worten führt der hervorragende Forscher deutscher 
Mythologie und Sitte sein Buch ein, und wir wüssten es in der That 
nicht besser zu charakterisieren. Aller rein wissenschaftliche Ballast, 
der einem unakademischen Leser Schreck einflössen könnte, ist ge- 
flissentlich weggelassen, und in leicht lesbarer Form eine übersichtliche 
Darstelluilg des Wesentlichen gegeben. 

Den Reigen eröffnet ein Kapitel über die Dorf- und Fluranlage und 
ihre Verfassung, dem sich organisch die Betrachtung der einzelnen 
Haustypen anschliesst. Hierauf folgt ein ganz kurzgefasster Abschnitt über 
die Körperbeschatfenheit und die Tracht, und dann in naturgemäss breiterer 
Behandlung das wichtige Kapitel ,, Sitte und Brauch**, in dem auch der 
Volksglauben, der in manchen Fällen kaum abgetrennt werden kann, 
eingeschlossen ist. Eine gesonderte Behandlung erfahren auch „Die 
Volkssprache und die Mundarten*' (Kap. V), ein Gebiet, das wir nur 
soweit in den Bereich der Volkskunde hineinziehen möchten, als es 
wirklich der Ausdruck volkstümlichen Denkens und Empfindens ist. 
Den Schluss bilden zwei Kapitel über die Volksdichtung (Volkslied, 

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BUcheranzeigen. — Bibliographie. 186 

Schauspiel, Rätae^ Volkswitz, Sprichwort n. A.) und die Sage. Ein 
aanfUhrliehcfl Register erleichtert das Aufschlagen des Einzelnen. 

Eh steckt eine gewaltige Fülle von Material und eine langjährige 
Arbeit in diesen 350 Seiten, und wir müssen es dem Verfasser Dank 
wiBsen, daes er uus dieses für jeden gebildeten Laien fassliche Handbuch 
geschenkt hat. 

Das war es gerade, was wir nötig hatten. Wieso Mancher, der schon 
lang gern sein Scliärflein beigetragen hätte zu dem grossen Sammelwerk 
volkötilmlicher Ueberliefernngen, wie es jetzt allerorten betrieben wird, 
hat sich durch eine gewisse Unsicherheit bezüglich der zu sammelnden 
Gegenstäude wieder abschrecken lassen! Nun ist ihm durch Meyers 
Buch eine praktische und zugleich zuverlässige Wegleitung zum Sammeln 
an die Hand gegeben. Aber nicht nur das! Da die Darstellung natür- 
licherweise nicht erschöpfend sein kann, wird sie den Leser zu Er- 
gänzungen oder landschaftlichen Modifikationen anregen und so allerorten 
reiche Früchte tragen. 

Wir empfehlen allen unsern Lesern, und namentlich 
nnsern Mitarbeitern, das Bach aufs Wärmste. 

H..K. 
Hknky HautteüOKUB, Le Folklore de Tlle de Kythnos. Conference 

donnce k la Soci6te Royale Beige de Geographie, le 11 novembre 

1897. Bruxelies, Imprimerie de Xavier Havermans, 1898. 8®. 

40 page«. 
Wer das Büchlein gelesen hat, möchte den liebenswürdigen Ver- 
fasser kennen nnd seinen Vortrag gehört haben. In humorvollem und 
geistreichem Plftuderton werden wir von Hauttecoeur über die Sitten 
und Anschauungen der Eythnioten unterrichtet. Wir verfolgen das 
Leben des einzelnen Menschen von der Wiege bis zum Grabe und 
lernen die abergläubischen Anschauungen kennen, die sich an die 
Haupt- Phaaen deaselben knüpfen. Hyperchristliches und ürheidnisches 
schlingen sich hier in buntem Gewirr durcheinander und reihen sich so 
zu einem vielfarbigt^n Mosaikbild des neugriechischen Volkslebens zu- 
sammen. Niemand wird ohne Genuss die belebte Schilderung lesen. 

H.-K. 



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Bericht über die dritte Generalversammlung. 

AbgehalteD in Basel, Saal der Schlüsselzunft, 24. April. 

An der um 10 Uhr eröffneten Sitzung des Aue- 
Schusses nahmen folgende Mitglieder desselben teil: 

Burckhardt-Finsler, Hunziker, Reichlen; ferner der Vorstund : 
IIoffmann-Krayer, Muret, Vetter, Richard und Stückelbeijj;. Ent- 
schuldigt waren Bernoulli, Bonnard, Businger, Jenny, Müycr 
y. Knonau. 

Haupttraktandum bildete die Sammlung der Flurpliine auf 
Anregung von Herrn Professor Hunziker, der mit den Vorarbeiten 
hiezu betraut wird. 

Die Generalversammlung wurde mit einem Eingangewart 
des Präsidenten eröffnet, worauf der Sekretär einen gedrängten 
Jahresbericht, der Quästor die Rechnung für das Jabi- ]!^97 
vorlegten. Jahresbericht und Rechnung wurden genehmigt und 
verdankt. Als Rechnungsrevisoren wurden für 1898 gewählt 
die Herren R. Forcart und R. Nötzlin in Basel. 

Als Vorträge folgten: „Die Stammbücher des historischen 
Museums zu Basel** (mit Vorweisungen von 12 illußtrierten 
Manuskripten) von Professor A. Burckhardt-Finsler und : « La 
Divination chez les Ba-Ronga de Delagoa von H. Junod ^ ) ; auch 
hieran schlössen sich Vorweisungen von Originalgegenstütiden 
und Abbildungen. 

Aufgelegt war zur Besichtigung für die Mitglieder die preis 
gekrönte Photographiensammlung, aufgenommen durch unser Mit- 
glied Herrn Dr. Stehler. 

Als Dessert des durch zahlreiche Toaste gewürzten Banketts 
hatte der Herr Vorsteher des Basler historischen Museums 
„Aenisbrödli" herstellen lassen, deren alte Formen mancherlei 
volkstümliches Interesse boten. 

Nachmittags wurde unter Führung unseres Aussei lussmit- 
gliedes, Herrn Professor Burckhardt-Finsler, dem historischen 
Museum ein Besuch abgestattet. 

Der Sekretär: Stückelherg. 

*) Jetzt teilweise abgedruckt im Bulletiü de la Societe NeucliaJtjJutsü 
de Geographie 1898, p. 452 ff. 



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Kleine Rundschau. — Chronique. 

Passionsspiele in Selzach. Die sdhon rühmlich bekannt ge- 
wordenen Passionsspiele in der Gemeinde Selzaob werden anch dieses 
Jahr wieder zur AuffUhrang kommen. Dieselben verdanken ihre Ent- 
stehung der kunstsinnigen Initiative des Fabrikanten Schläfli, der die 
Oberammergauer und Höritzer Spiele mitangesehen und den kühnen 
Entschluss gefasst hatte, in seiner Heimat ein Gleiches zu probieren. 
Sein Eifer, in dieser Weise seiner engeren Heimat zu dienen, hatte 
nach vielen Anstrengungen einen über alle Erwartungen gehenden Er- 
folg. Die Aufführungen fanden zum ersten Male statt 1893 und wurden 
wiederholt 1895 und 1896. Das Unternehmen blieb gesichert. Ein 
extra erbautes und reich ausgestattetes Schauspielhaus dient seitdem 
für die Aufführungen. 

Die diesjährigen Auff^lhrungen beginnen schon vormittags, genau 
um 11 Uhr, und dauern mit Unterbrechung (zweistündiger Mittags- 
pause) bis abends 57* Uhr. Die Aufführung vom Vormittag erleidet 
in diesem Jahre insofern eine vorteilhafte Veränderung, als verschiedene 
Bilder in dramatischer Weise vorgeführt werden. An den Vorstellungen 
beteiligen sich an Darstellern, Sängern, Musikanten und Bühnenpersonal 
über 250 Personen, sämtlich von Selzach. Die Passionsmusik ist der 
Passion des Domkapitulars H. F. Müller entnommen. Das Schauspiel- 
haus umfasst nebst der grossen Bühne einen gedeckten Zuschauerraum 
für mindestens 1200 Personen. Der dem Orchester und Sängerchore 
angewiesene Raum ist nach dem Muster des Wagnertheaters in Bay- 
reuth hergestellt. Die Bühne selbst ist elektrisch beleuchtet und mit 
den allemeuesten Vorrichtungen ausgestattet. 

„Die Limmat** 1898 No. 134. 

Volkskunde in der Schule. Vor kurzem ist eine Schrift 
erschienen; 0. Dähnhardt, Volkstümliches aus dem Königreich 
Sachsen, gesammelt auf der Thomasschule. Der Herausgeber ist der 
Ansicht, dass es eine lohnende und fruchtbare Aufgabe sei, mit den 
Schülern gelegentlich — und zwar nicht zu selten — Volkskunde zu 
treiben. Sie sollen das Fortdauern deutscher Art in Sitte und Brauch, 
im Dichten und Denken des Volkes erkennen utid die schlichte und 
schöne Poesie verstehen lernen, die sich hier offenbart. £s ist ein 
wahres Labsal für den Schüler, wenn er einmal von höherem Stand- 
punkte aus als Lehrstoff betrachten darf, was ihm aus seinem eigenen 
Leben längst wohlbekannt ist und was er bisher vielleicht als niedrig 
und wertlos ansah. Das vorliegende Heft ist ein Beweis, dass in der 
That der rege Eifer für Volkskunde, der jetzt überall herrscht, auch 
in der Schule leicht zu wecken ist. 



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Zeitschriftenschau. — Revues. 

Blätter für Pommersche Volkskunde. (Mai): HaaB, 
VolkstUinl. Tänze und Tanzlieder auH Pommern. — Weineck, Rügt nschn 
Sagen. — Eoglin, Volksmärchen aus Pommern. — Haas, Essen und 
Trinken im pommerschen Sprichwort. — 

Fol k- Lore (IX No. 1): Sessions, Sorae Sysian Folklore Notes 
gathered on Mount Lebanon. — Presidential Address: The Uiü?cri- 
mjnation of Racial Elements in The Folklore of The British Islt s, — 
Oorrespondence: M. P., Beils. — M. P., Child-birth Custom. — Barrett, 
Divining Rod. — StuartGlennie, The Origin of Amazonian Matriarchy* — 
Gomme, Fertilisation of Birds. — Miscellanea: Giants in Pageants. — Mac 
Phail, Folklore from the Hebrides. — Kennedy, Stakes ad Garnes^ - — 

The Journal of American Folk-Lore (XI No. XL): Bullockt 
The Collectionof Maryland Folk-Lore. — Negro Hymn from Georgia, — 
Boas, Traditions of the Tillamook Indians. — Newell, The L^^geml 
of the Holy Grail. — Bergen, Borrowing Trouble. — Negro Simg 
from North Carolina. — A. F. C, Record of American Folk-Lonv, — 

Melusine (IX No. 2): H. G., Les classes '"maudites et les 
miseres pnbliques en France sous Philipp le Long (1316—1322). — 
Gaidoz, La soumission par le Symbole de 1' herbe. — Tuohmaiiih La 
Fascination. — Ernault, Chansons populaires de la Basse- Bretagne, — 

Mitteilungen des Vereins für Sachs. Volkskunde {^t.u 
5): Pfau, Beiträge zur sächs. Sittengeschichtenach gerichtl. Buchungeu. — 
Schmidt, Haussprtiche. — 0. S., Bauemreiten in Altenburg. — (i, 8., 
Zu den sächs. Volkstrachten. 

0ns Volksleven (IX No. 10—12): Cornelissen, ,Te Kernübis" of 
^te Kanobis komen". — Zand en C, Liederen. — Harou, Ht^t 
Manneken in de Maan. — A. G., Sprookjes. — Harou, Bijgvinoi, 
Volksmeeningen en Zegswijzen te Maastricht. — Harou, Sagen. — 
Harou en J. C, De Kermissen. — Harou, Hoe men drinkt. — Ilaron, 
Sl-Antonius. — Panken, Liederen, Rijmen en Kinderspelen uit No*ji d- 
Brabant. — Geudens, Plaatsbeschrijving der Straten van Antwpr|ieji 
en omtrek, naar een cartularium van 1374. — Harou, Spotnamm o|i 
Steden en Dorpen. — Mees, Vonnissen uitgesproken op de Vierstliajir 
van Hingene, — Vragen en Aanteekeningen : De Tranendoek, — 
Hnwelijken in China, — Volksgebruiken. — Vastenavond 

Revue des Traditions populaires (XIII No. 4—5): 
Chauvin, Le reve du tr^sor sur le pont. — Petites legendes localrs. — ^ 
Stramoy, üsages et chansons de mai. — Morin, Le regne vi'^t^irtt 
dans les jeux de l'Aube. — Les metiers et les professions. — llarcni, 
Miettes de folk-lore parisien (BJason). — Basset, Contes et letrf^n<l*"fl 
arabes. — Lacuve, A propos d'un passage de Rabelais. — Tausst-rat- 
Radel, Specifique contre la peste. — de V. H., Pourquoi ou voilü 



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192 Zeitschriftenschau. — Revues. 

Ich statucs au temps de la passion. — de Baye, Notes de folk-lore 
Votiak.. — Basset, Termes de comparaison en Lorraine. — Louradonr- 
Ponteil, A travers le Poitou. — Basset, Orion. Les pleiadcs. — de 
V. H., La lune et la guerre. — Basset, Contes de la Grece ancienne. — 
Volkov, Saint-Georges dans la legende de 1' Ukraine. — Robert, Medecine 
populairc arabe. — Fertiault, Usages de la semaine sainte. — de Cook, La 
qnerelle des sourds — Gregor, La mer et les eaux. — Basset, Les Ordalies. 

Unser Kgerland (II No. 3) : John, Der Streit zwischen 
Sommer und Winter. — Egerländer Volkslieder. — Köhler, Die 
Hocbfliirhe am Landrain. 

Der Urquell (II No. 5. 6): Höfler, Das Hirnweh. — Heilig, 
Alte Segen. — Mandl, Menschenvergötterung. — Nadel, Brod und 
SartoHT Der Tote in Glaube und Brauch der V-ölker. — G., Der 
Nobels- Krug. — Treichel, St. Andreas als Heiratsstifter. — Kder, 
2nni \'ogel Hein. — Seidel, Arabische Sprichwörter aus Egypten. — 
Schiikowitz, Uebernamen. — Robinsohn, Zaubergeld. — Krönig und 
Scliell, Sagen aus Niedergebra und der Burg Lohre. — Friedländer, 
Die Tt^üfclsgeburt. — Sprenger, Das Erntekind. 

Volkskunde. (X No. 10): de Cock, Menscheters in Kongoland 
en in de volksvertelsels. — de Cock, Spreek worden en Zegswijzen, 
afkonjstig van oude gcbruiken en volkszeden. — de Cock, De StalkaarR 
(reu^f.dlt3t). 

Wal Ion ia (VI No. 5) : Colson, Sorcelleric. — Enigmes po- 
piilajn.!8. — Defrecheux, Pauqui, Pauquette. — Colson, Le folklore 
che^ 1108 ecrivains. — Petiten legendes locales. — 

Zeitschrift des Vereins für Volkskunde (VIII No. 2): 
HeiiBeiMT, Gossensasscr Jugend. — Feilberg, Der Kobold in nordischer 
Ueberlieferung. — Schukowitz, Hausgerätinschriiten aus Nieder- 
(Jestreich. — Lehmann-Filhes, Volkskundliches aus Island. — Stiefel, 
Zur Hchwankdichtung des Hans Sachs. — Dörler, Die Tierwelt in 
der syüipathetischen Tiroler Volksmedizin. — Raff, Spuckgeschichten 
aiii^ dimi bayr. Kreise Schwaben. — Kaindl, Lieder, Neckreinie, Spiele, 
Gtfliüimsprachen aus der Kinderwelt. — Bunker, Heanzische Schwanke, 
Sagen und Märchen. — Haase, Volksmedizin in der Grafschaft Ruppin. — 
Ey«n, Totenbretter um Salzburg. — Beck, Aus dem bäuerlichen Leben 
in Nordiiteimke. — Jawors-Kij, Sankt Stölprian. — Kleine Mitteilungen: 
DirkHen, Marienkind. — Köhler, Lied auf die Besetzung Saarbrückens. — 
Kiioop, Schmied Eisenhart. — Saint Sesne, Der Schutzpatron der 
Hunde. — Eysn, Botanisches zur Volkskunde. — Heilig, Sagen aus dein 
Sinionawälderthal. — M. E., Mittel gegen Zahnweh. — HUhnersegen. 

Zeitschrift für Österreich. Volkskunde (III No. 12): 
Preen^ Einiges über ländliche Beleuchtungsartcn im Bezirke Braunaii 
a, J> — Vernaleken, Hunds-Kirchen in Oesterreich. — Grr»ssel, Die 
Länge Maria?. — Schukowitz, Bauopfer. — Schukowitz, Schoss* 
S^^f;t!n. — Reiterer, Volksbräuche im Ennsthaler Gebiete. — Dan, 
Volksglauben der Rumänen in der Bukowina. 



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Zeitschriften für Volkskunde. 
Revues des Traditions populaires. 

-Alemannia. Zeitschrift für Sprache, Kunst und Altertum besonders des 
alemannisch-Achwäbischen Gebiets. Herausgegeben von Fi*hdrhh 
Pf äff. Jährlich 3 Hefte. Jahrg. 6 Mk. Verlag: P. Hanstein, J**oniu 

Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Herausgegeben von 

der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunfit und 
Litteratur in Böhmen Geleitet von Prof. Dr. A, Hauffen, \rT\\\g\ 
J. G. Calve, Prag. 

Blätter fOr Pommersche Volkskunde. Monatsschrift. Herausgt^geben 

von A. Knoap und Dr. A, Haan, 4 Mk. jährlich. Bestellungen 

bei A. Straube, Labes (Pommern). 
Bulletin de Folklore. Kevue trimestrielle. Organe de la „Socii^te du 

Folklore wallon", publie par M. Eugene Mo7iseuJ\ ün an: i5 fr*„ 

nn numero: 1 50 frs. Bureanx: 92, rue Traversiere, Bnix< lies, 
'Folk-Lore. Transactions of The FolkLore Society. Quarterly. Annnal 

Subscriptions: 1 L. 1 s. Publisher: David Nutt, 270, i^trand. 

London. 

The Journal of American Folk-Lore. Kditor William Wells X^fmll 

iiuartcrly issued by The American Folk-Lore Society. Aunual 
subscription : Doli. 3.00 Publisher for the Continent : ()tto Hurnis- 
sowitz, Leipzig. 

Korrespondenzblatt des Vereins fOr SiebenbOrg. Landeskunde. 

Redaktion: Dr. A. *Schulleru8. Erscheint monatlich. Jahrg^ 2 Mk^ 
Verlag: W. Kratt't, Heruiannstadt. 
•Melusine. Kevue trimestrielle, dirigee par M. Henri Gaidoz, ]ü\i an : 
12.25 frs., nn num6ro: 1.25 frs, Bureaux: 2. rue des Chanrier», 
Paris. 

Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde. Herau»- 

gegeben von F. Vofjt und O. Jiriczek, Heft 0,50 Mk. Suhrift- 
führer des Vereins: Dr. O, Jiriczek, Kreuzstrasse 15, Brt'tilau. 

Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde. Herausgegeben 

von Prof. Dr. E, Mogk (Färberstrasse 15) Leipzig. 

Mitteilungen und Umfragen zur bayerischen Volkskunde. JähHicih 

4 Hefte. Herausg. im Auftrage des Vereins für bayer. Volkfikuntle 
und Mundartforschung von Prof. Dr. O. Brenner, Wür^Jntrg, 
Jahrgang 1 Mk. 
Ons Volksleven. Monatsschrift. Herausg. von Joz, Conieliss^a uiul 
J, B. Vervliet, Jahrg. 2.50 Fr. Verlag: L. Braeckmans, Brecht. 



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Revue des Traditions populaires, recueil mensuel de mythologie, 
litterature orale, ethnogra|)hie traditionelle et art populaire. Organe 
de la „Societe des Traditions populaires", dirige par M. Paul 
Sthillot, ün an; Suisse 17 frs. ; poxir les membres: 16 frs. ; un 
No. : 1.25 frs. Bnreanx: 80, boulevard St-Marcei, Paris. — 
(I^our recevoir un numero specimen, il suffit d'en faire la demande 
k ^I. Sebillot en ajontant un timbre de 15 Centimes.) 

Unser Egerland. Blätter für Egerländer Volkskunde. Herausg. von 
Alois John, Eger. 

Der Urquell. Eine Monatsschrift für Volkskunde. Herausg. von FHedr, 
S. Krau88. Jahrgang 4 Mk. Redaktion: N^ustiftgasse 12, Wien. 

Volkskunde. Monatsschrift. Herausg. von Pol de Moni und A. de 
Cook, Jahrgang 3 Fr. Verlag: Hoste, Veldstraat 46, Gent. 

Wallonla. Recueil mensuel de litterature orale, croyances et nsages 
traditioneis, fond^ par O. Cohon, Jos, Defrechetix et G. Wü- 
lame, Relgique: Un an 3 frs., un No. 30 c, Union postale: 
4 frs. Administration : 88, rue Bonne-Nouvelle ; Redaktion : 6, Mon- 
tagne Ste-Walburge, Liege. 

Zeitschrift des Vereins fOr Volkskunde. Vierteljalnsschrift. Herausg. 

von Karl Weinhold, Jahrg. 12 Mk. Vorsitzender des Vereins: 
Prof. Dr. K. Weinhold, Hohenzollerstr. 10, Berlin W. 

Zeitschrift fQr Österreich. Volkskunde. Redaktion: Dr. M, Haberlandt 

Jahrgang 4 fl. 80. Verlag und Expedition: F. Tempsky, Wien. 



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Sch\Areizerische Gesellschaft für Volkskunde. \ 

Sociefe Suisse des Traditions Populaires.\ . *. : / / 



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Schweizerisch^ i7 ,8-' 

ArehivfürVolkskÄdt' 




Viertelj ahrsschrift 

unter Mitwirkung des Vorstandes herausgegeben 

Ed. Hoffmann-Krayer. 



Zweiter «f alirgang. Heft 3. 



ZÜRICH 

Druck von Emil Cotti's Wwe. 

1898. 



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INHALT. 






Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, yerglichen 
mit demjenigen der Schweiz. II. Dr. J 

Hunziker ....... 

A herglauben im Kanton Zfirich. Dr. Paul Hirzel 
Volkstümliches aus dem fianton Luzern. J. ßurli. 
Ascheriuittwoch in Elgg. H. Spiller 
Anriotine chanson patoise de la FHe des Yignerons 

W. Robert 

Bietous et Deviuettes en usage au Val de Bagnes. L. Courthioii 
Storielle Satiriche ticinesl. Vittore Pellandini . 
Das Oug'hfiflr am Spennrad. Dr. F. Urach 

SUszelleil. Zu der im „Archiv" I 126 erzählte 
Schildbürgergeschichte. E. H.-K. 
Der Glockenschellenmann zu Kaiserstuhl 
F. E. W 

Bruder Johann Hegi und der I 240 ab 
gedruckte Alpsegen. Anna Ithen 

Prei8au8schreibung 

Conconrs 

Büeheranzeigen 



Seite 

193 
215 
223 
229 

234 
240 
244 
249 

251 

251 

252 
253 
254 
256 



Der Umfang des Jahrganges ist auf 20 Bogen festgesetzt. 

Der Abonnementspreis beträgt für Mitglieder Fr, 4. — , für 
Kichtmitglieder Fr. 8. — ; für das Ausland kommt der entsprechende 
Portozuechlag hinzu. 

Beiträge für die Zeitschrift, Beitrittserklärungen, Büchersen- 
dungen sind zu richten an den Redaktor 

Herrn Dr. E, Ho ff mann- Kr ay er, Freiestrasse 88, Zürich V. 



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Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 
verglichen mit demjenigen der Schweiz. 

Vortrag, gehalten ia Karlsruhe von Dr. J. Hanziker, Mai 1897. 

II. Das schwäbische Haus. 

Yom Südabhange des Schwarzwaldes begeben wir unn in 
die Ostschweiz. Leider sind wir hier nicht, wie auf dem Plateau 
des Hotzenlandes, in der glücklichen Lage, von einer völlig 
rein erhaltenen, unverkümmerten Grundform ausgehen zu können. 
Wir haben es vielmehr mit einer aus heterogenen Elementen 
zusammengefügten und durch Modernisierung vielfach verflachten 
Mischform zu thun, die wir die schwäbische nennen, weil sie 
im benachbarten Schwaben sich fortsetzt. 

Der Sitz dieses Hauses in der Schweiz liegt rechts von 
der Thur, vom Städtchen Wyl an abwärts. Uebergangsformen 
zu demselben besitzt schon das Toggenburg. 

Mit wenigen Worten den Charakter dieses Hauses zu 
fixieren, scheint von vorneherein fast unmöglich. Der erste 
Eindruck, den es in seinen verschiedenen Spielarten auf den 
Beobachter macht, ist vielmehr der eines völligen Mangels an 
jedem gemeinsamen Charakter. Erst bei näherem Zusehen und 
bei fortgesetztem Vergleich mit dem angrenzenden Typus des 
dreisässigen ergeben sich einige markante Unterschiede: 

Das dreisässige hat fast durchweg bis in unser Jahrhundert 
am Ständerbau festgehalten, das schwäbische ist schon seit zwei 
Jahrhunderten zum Riegelbau übergegangen. Nur wenige seiüer 
ältesten Exemplare zeigen noch die volle Holzwand in Ständern 
(vgl. Fig. 25). Daneben erscheint, ebenso alt, eine doppelte 
Art von Rutengeflecht mit Lehm ausgeworfen, genannt tÜo 
spöriel' und die sün-wand. 

üeber dem Herd des dreisässigen wölbt sich die hvrtf. 
soweit diese nicht von der asyie^) oder vom modernen Kamin 

') Das ziiineist dem Länderhaus eigene BalkengeriUt über dorn 
Herde (vgl. Schweiz. Id. I, S: 504 ff.)- 



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194 



Da8 Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



verdrängt worden ist. Das schwäbische hat entweder den letztem 
oder das alte rutengeflochtene ettevchemi. 

Das dreisässige, soweit nicht andere Typen mitspielen 
(vgl. Fig. 14), zeigt ausschliesslich Trauffront, das schwäbische 
schwankt ganz auffallend zwischen Trauf- und Giebel-Stirnseite. 

Das dreisässige vereinigt ausnahmslos Wohnung und Scheune 
unter Einem Dach, beim schwäbischen ist diese Yerbindong 
weder gleich eng und altgemein, noch, wie wir sehen werden, 
ursprünglich. 

Der Keller Uegt, wie im Hotzenhause, so auch im schwä- 
bischen, unter dem vordem Giebel, hier allerdings mit zahlreichen 
und bedeutsamen Ausnahmen. 

Aber gerade an die Lage von Keller und Scheune und an 
die Art der Verbindung der letztern mit der Wohnung knüpft 
sich der erste durchschlagende Unterschied. 

Während nämlich im dreisässigen der Keller unter dem 
Erdgeschoss liegt, das die Wohnung enthält und das mit der 
Scheune auf demselben Niveau steht, bilden im schwäbischen 
Keller und Stall das Erdgeschoss, und über beiden, als eine Art 
Hochparterre, liegt die Wohnung. So z. B. in einem Hause 
aus Rüdlingen bei Rafz (Fig. 18). Allerdings treffen wir heute 




Fig. 18. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. tdfi 

vielfach anstatt des Kellers eine Wohnung im Erdgeschoss, aber 
es ist das zumeist Folge vordringender Modernisierung. I'tid 
selbst bei solchen Häusern erblicken wir nicht selten heute noch 
den profilierten Fenstersims, der seine Stelle unter dem Fenster 
des alten Hochparterres behauptet hat. 

Wen ethnologische Beziehungen von Bauformen gleich- 
gültig lassen, überschlage das Nächstfolgende. 

Ich halte die Lage von Keller und Stall auf demselben 
Niveau im Erdgeschoss unter der Wohnung für ein räto-ro- 
manisches Erbstück. 

Genau dieselbe Lage von Keller und Stall auf demselben 
Niveau zu ebener Erde oder wenig vertieft findet sich nämlich 
im räto-romanischen Hause des Engadins wieder. Ein zweiler 
unterer Keller kommt in Gebieten mit verwandten Formen vor ^ 
z. B. in Sils bei Thusis, in Mels u. s. w. Ob auch im Gebiet 
des schwäbischen Hauses, habe ich noch nicht konstatieren 
können. Dagegen sei es mir gestattet, die Nomenklatur für 
meine Ansicht zu Hilfe zu rufen. 

Der räto-romanische Name des Oberkellers ist la cur! 
oder cuorty im XJnterengadin carsuot, wörtlich „unterer Hof**. 
Splügen und andere angrenzende deutschsprechende Ortschaften 
übersetzen kurzweg nhof^. Im schwäbischen Hause der Ost- 
Schweiz heisst der Kellerraum eher (eher, chcim^ charn, her: 
kar im Zürcher Ausseramt); aus süddeutschem Gebiet kommen 
hinzu die Formen kerr, kear, kern. Das Schweizerischo 
Idiotikon und Birlinger (Schwäbisch-Augsb. Wörterb. S. 274) 
führen diese Namensformen zurück auf Keller (cheller) ; doch 
gesteht das Idiotikon (II, 1209) zu, dass diese Ableitung für ' 
die Form charr unzulässig sei (es denkt an ahd. ftar=Gefä&s); 
diese Form wird sich aber von den übrigen nicht trennen 
lassen. Nehmen wir hinzu, dass in der Gegend von Gutach 
und Halbmeil her und heller genau unterschieden werden, ^ 

indem Ersteres den Balkenkeller, Letzteres den gewölbten Keller 
bezeichnet, und beachten wir, dass der her u. s. w. ans- -9^ 

schliesslich ^) auf Gebieten vorkommt, die vor der alemannischen 
Einwanderung zur Bätia prima oder secunda gehörten, so liegt 
die Annahme nicht mehr allzu fern, dass dieser kar oder her 
etc. nichts anderes sei als der erste Teil des räto-romanischeu 



*) Scheinbare Ausnahmen, z. B. Illnau, erklären sich durch Ein- 
Wanderung. 



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1B6 



Das Baaernhaas des Grossherzogtams Baden, 



car-suoL Ich habe den her etc. bis jetzt verfolgen können 
Tom Toggenburg hinweg bis Pforzheim; es bleibt zu onter- 
sucheD, ob seine Grenze sich nicht erst findet am römischen 
Linien. 

Nach dieser kurzen Abschweifung ins Gebiet der sprach- 
geschichtlichen Hypothese kehren wir auf den Boden der That- 
sachtiu zurück. 

Mit der Lage von Keller und Scheune im schwäbischen 
Hause bangt auch die Einteilung der Wohnung, wenigstens ein 
Stück weit, eng zusammen. Fig. 19 gibt den Grundriss des 
Wohnstockes im Hochparterre eines grösseren Hauses ans Berlingen 
am Bodensee. Keller und Stall liegen darunter im Erdgeschoss. 
Die Wohnang besteht zunächst aus Stube (i) und Nebenstube (2), 
die den Giebeltrakt ausmachen, mit der dahinter liegenden 
Küche {*i) auf einer Seite, und einem geräumigen Flur (^) 
genannt gang, auf der andern. Dieser Flur bildet den Haupt- 
emgang der Wohnung; in anderen Teilen der Ostschweiz nennt 
er sich i'fo'hüs. Von diesem Flur weg erstreckt sich bis zum 
hintern Giebel parallel zur First ein schmaler Mittelgang (.5), 
der die ganze übrige Wohnung in zwei Zeilen von Zimmern 
(Oj tJ\ i'i\ (y'\ 6"") zerlegt, die alle nur den gemeinsamen 
auf spätere Einrichtung deutenden Namen „Kammern" trager. 
Nur eine letzte dieser Kammern ist als „Hinterstube* (7) 
zur Wohnung für Auaträgler eingerichtet. Die Länge des 



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Fig. 19. (Masstab 1 : 266). 
/. öiiibe, 2, Nebenstube. 5. Küche. 4. Gan^:. 5. Mittelgang. 6 & 6" 
H'" €'**' Kammern. 7. Axisträglerstube. 8, Ausgang. 9. Eingang zu 

ebener Erde. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



197 



Mittelganges hängt ab von der Ausdehnung der darunter lie- 
genden Keller- und Stallräume. Der Eingang zu diesen öffnet 
sich am . vordem Giebel (9), und eine Thür mit Treppe am 
hintern Giebel (8) vermittelt die Verbindung mit der Wohnung. 
Nicht selten freilich tritt Reduktion ein. Zunächst fällt 
der Mittelgang weg und wird ersetzt durch eine einfache Mittel- 
wand. So im Grundriss Fig. 22 aus Marthalen (Kanton Zürich). 
Bei weiter gehender Reduzierung erscheinen Grundrisse wie 
Fig. 20 a. b. aus Rafz, ganz entsprechend dem Hause aus 
Rüdlingen Fig. 18. Endlich verlässt der Stall seine Stelle unter 
der Wohnung und verschiebt sich hinter die Scheuer. 




Fig. 20 b. Erdgeschoss. 



Da die Lage von Keller und Stall im Erdgeschoss als 
räto-romanisches Erbstück erschien, so drängt sich die Frage 
auf, ob nicht auch für den damit zusammenhängenden Mittel- 
gang derselbe Ursprung sich nachweisen lasse. Es ist dieses in 
der That der Fall. So z. B. reproduziert das sogen. Salis-Haus 



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Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



(Znr Krone) in Grusch (Kanton Oranbünden) (Fig. 21) mit er- 
etaunlicher Genauigkeit unsern Grundriss aus Berlingen (Fig. 19); 
nur bildet die Wohnung hier das Erdgeschoss, weil die Stallung 
fehlt. 




Fig. 21. (Masstab 1 : 266). 
L t' tian^f. 2 chemete. 3, Esstube. 4. Gaststube. 5. Küche. 
7. Kammer. 8. Stube. 



6. spenser. 



Ein scheinbar nebensächlicher Paukt muss besonders scharf 
jna Auge gefasst werden. Bei dem Grundriss aus Grüsch be- 
merken wir, dass die beiden Reihen von Gemächern zur Seite 
des Mittelganges ungleich breit sind. Dieselbe Eigentümlichkeit 
kehrt wieder, bei weggefallenem Mittelgang, in dem Grundriss 
aus Marthalen (Fig. 22). 



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Fig. 22. (Masstab 1 : 400). 

/_ hU^mitj. 2. Kammer. 3. Stube. 4, Werkstatt. 6. Stube. 6. Küche. 

7. Waschhans. s. Holzhaus. 9. Kammer. 10. Tenn. li. Stall. 12. Futtertenn. 

13, Hausthür. 14. Hintere Hausthür. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



1B9 



So sonderbar nun diese Einteilung scheint, so bestimmt 
spricht sie für räto-romanische Provenienz. 

Die ursprünglichste uns erreichbare Form des rätci-ro- 
manischen Hauses, diejenige des Oberengadins, teilt das Areal 
der Wohnung parallel zur First in zwei Hälften: die eine Hälfte 
reiht Stube, Küche und Kemenate hinter einander, die zweite 
Hälfte bildet einen grossen offenen Flur genannt sulSf\ Int. 
Solarium (Fig. 23). 




Fig 23. (Maastab 1 : 400). 
/. Haustblir. 2. Eingang in die curt. 3 suler. 4. Stiege in den Obei^Tork 
5. Stube. 6. Küche. 7. cnminädci. 8 8' cuarta (Garben- und HeublUme} 

9, iral (Tenn). 

Bei weiterer Entwicklung wird aber aus diesem Raum ein 
zweiter Wohntrakt ausgespart, und zwischen beiden Wi>lin- 
trakten bleibt nur ein Mittelgang übrig. Weil aber Mitteilung 
und zweiter Wohntrakt zusammen nur die Hälfte des Areala 
einnehmen, so muss notwendig der zweite Wohntrakt schniülor 
sein als der erste (s. Fig. 24). 




Fig. 24. (Masstab 1 : :3üO'. 

1. Uausthür. 2. stder (Mittelgang . 3. Stube. ■/. Küche, o. BaükulVh 

S. caminäda. 7. Stube. 8. Stiege in den Oberstocic. iK KellerstM^gi* 

10. II. cuarta. 12. Tvxwu 



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200 



Das Bauernhans des Grossherzogtums Baden, 



Dass diese Raumeinteilang auf 8o weite Entfernung und durch 
so viele Jahrhunderte bis heute sich erhalten hat, ist nicht 
einer der schwächsten Beweise der erstaunlichen Zähigkeit der 
Ueberlieferung. 

Ein letzter Punkt bleibt zu erörtern. Wir haben die Form 
des Giebeltraktes im schwäbischen Hause, samt Küche und Flur, 
festgestellt. Wir haben beigefügt, dass dieser Flur, genannt 
garig^ identisch sei mit dem rörhüs des ostschweizerischen 
Länderhauses. Dieses vorhus selbst nennt sich im fränkischen 
Hause der eren: ganz allgemein gesagt, ist es der Flur des 
oberdeutschen Hauses. Ein Blick auf die bereits gegebenen 
Grundrisse genügt, um dieseh Satz, ohne dass es weiterer Aus- 
einandersetzungen bedürfte, dahin zu erweitem: der Giebeltrakt 
des schwäbischen Hauses, inbegriffen Küche und Flur, ist die 
bekannte Wohoungsanlage des oberdeutschen Hauses überhaupt. 

Eine Schwierigkeit erübrigt: das oberdeutsche Haus, sei es 
das alpine Länderhaus, sei es das fränkische, zeigt sonst überall 
Giebelfront. Das ist auch der Fall beim schwäbischen im 
Thurgau, wenn es nicht mit der Scheune verbunden ist. Hier 
steht vor uns ein solches Haus, in Ständern, aus Bleiken 
(Fig. 25). 




Fig. 25. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



201 



Warum soll das nun anders sein, wenn an die Wohnung eine 
Scheune sich anschliesstP z. B. in einem Hause aus Altnau, 
mit reiner Trauffront (Fig. 26)? 




Fig. 26. 

Die Regel ist ein beständiges Schwanken. Das Rätsel löst sich 
aber, sobald wir das benachbarte Appenzeller Haus zum Ver- 
gleiche heranziehen. Der Wohntrakt dieses Hauses (Fig. 27) 
zeigt genau denselben Grundriss wie der Giebeltrakt samt Küche 
und Flur des schwäbischen. Ein äusserer gang oder schöpf 
trennt Wohnung und Scheune. Die letztere hat Trauffront, die 
Wohnung Giebelfront; beide zusammen haben nur Ein Dach, 
dieses bildet eine sogen. Ereuzfirst. 




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Vorbrugg 



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yorbrugg 



Flg. 27. (Masstab 1 



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202 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



Da« Bchwäbische, wie schon das Toggenburger Haus, hat 
die Yerbindung von Wohnung und Scheune belassen, hat aber 
die Ereuzfirst beseitigt. Und zwar geschah das auf zweierlei 
Weisen. Entweder, und das ist im Thurgan die Regel, hat 
man die Stellung der Wohnung zur Scheune nicht verändert, 
hat sie aber unter Trauffront gestellt, so in Altnau (Fig. 26). 
Oder man hat die Wohnung um 90'* gedreht, so dass ihre First 
mit der Scheunenfirst eine Oerade bildet, und zwar mit Giebel- 
front (vgl. Fig. 18). 

Erst mit diesen Vordersätzen ausgerüstet, wagen wir es, 
an die Erklärung der Hausformen östlich vom Schwarzwald 
heranzutreten; es geschieht auf oiner kleinen Rundreise. 

Es war im Juli 1888. Durch die Vermittlung des deutschen 
Gesandten in Bern mit Geleitbriefen versehen fuhr ich von 
Waldshut aus mit der Bahn nach Weitzen, dann Über Lauoh- 
ringen, Erzingen, Beringen, Wilchingen, Schaffhausen, Got- 
madingen, Gailingen nach Singen. Durchweg fand sich, bei 
ziemlich starker Modernisierung, das bereits charakterisierte 
schwäbische Haus. Auf altern Bauten erscheinen hie und da 
Hohlziegel. Das Holzwerk ist husrot angestrichen. Vor der 
Hausthür steht als geweihter Schutzbaum die Schwarzerle, ge- 
nannt ßlbe. Nicht anders verhält es sich in Engen, Immen- 




Fig. 28. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



203 



dingen, Hintschingen. Die Ansicht eines gemauerten Hauses 
ans letzterem Ort (Fig. 28) zeigt deutlich den eigentlichen Wohn- 
stock über dem Erdgeschoss, das, vom Giebel ansgehend, hinter 
einander reiht: 1. den kear, jetzt zur Wohnung umgebaut, 
2. den hüseren, 3. einem Schopf (vgl. Fig. 27), 4. den 
Rosstall, 5. die schür (oder das tenn)^ 6. den Rinderstall. 
In der Stube (Fig. 29) bemerken wir die vor der Fensterreihe 
umlaufenden, nach alter Weise zu Truhen verwendeten Sitz- 
bänke, den Herrgottswinkel • mit Heiligen-Bildern, und die zahl- 
reichen an den Kanten abgefasten UnterzQge der Decke. 





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Fig. 29. 

Erwähnen wir bei diesem Anlass den höchst wertvollen, durch 
Hr. Kossmann (Die Bauernhäuser im Bad. Schwarzwald, S. 1 0. 13 f.) 
erbrachten Nachweis, dass die Stubendecke, eine Art innern 
Daches, im Schwarzwaldhaus spätere Zuthat ist. Ich habe 
anderswo (Archiv für Anthropol. 1889, S. 273 ff.) denselben 
Vorgang erkannt in der sogen, wölbi, d. h. der gewölbten Decke 
des schweizerischen Länderhauses. 

Von Immendiogen führt uns ein Abstecher nach Wurm- 
lingen. Das schwäbische Haus bleibt sich gleich. Der Ueber- 
gang vom Standerbau zum Fachwerk und dann zur Mauerung 
ist auch hier ersichtlich. Die Thürformen sind dieselben wie 
im Schwarzwald, wenn auch weniger primitiv. 



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204 



Das BauernhauÄ des Grossherzogtiims Baden. 



Wir kommen durch Gutmadingen, Neidingen, Pfohren, 
Hüfingen, Bräunungen, nach Donaueschingen, ohne wesentliche 
Verschiedenheiten im Hausbau zu treffen. Nachdem wir noch 
die altehrwürdige Entenburg bei Pfohren besichtigt, fahren wir 
nach Sunthausen auf der hohen Baar, von da nach Baldingen 
und Dürheim. Oberbaldingen besitzt hübsch geschnitzte Thür- 
pfosten. Die namentlich an der Scheune erhaltene Balkenwand 
aus Flöcklingen wird hier Blockwand genannt. Zwei unschein- 
bare Einzelheiten sind vor allem wichtig. In Sunthausen läuft 
neben dem Stalle her ein schmaler Oang, genannt der gentnPr: 
es ist die letzte Spur der in der Appenzeller Scheune (Fig. 27) 
durchlaufenden vm^brugg. — Eine andere Eigentümlichkeit ist 
augenfälliger: zwischen Wohnstock und Erdgeschoss zieht sich 
ein aus dem Balken gearbeiteter, seilartig geschnitzter Gort 
um die Hausfa^ade, an den Strang erinnernd, der einst das Zelt 
des Nomaden umschnürte. Kossmann (1. c. S. 26) berichtet, 
nach Volksüberlieferung vertrete dieser Gurt die Kette, womit 
man das alternde Haus umwickelte und festband. Eine Haus- 




Fig. ao. 

ansieht aus Dürrheim (Fig. 30) zeigt diesen Gurt, zugleich die 
bekannte Hauseinteilung und das steile Ziegeldach, das einen 
Rückschluss auf frühere Strohbedachung gestattet. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz, 



205 



Sehr beachtenswert ist das Haus von Langenbach be 
Wörenbach (Fig. 31 a), dessen Grundriss auch Kossmann 




Fig. 31 a. 



gibt (1 c, Bl. 2, Abb. 2). Mein Grundriss (Fig. 31 b) weist 







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Fig. 31 b. (Masstab 1 : 400}. 
/. FlausthUr. 2, hüsere, 3. Küche. 4. ker (Keller). 5. Stube. 6. Neben- 
slubc. 7. alter hüsere. 8. schir. y. Kuhstall. 10. Futtergang. tl. Kälber- 
stall. 12, Rosstall. 13, Schafstall. 14, Schweinestall. 15. Milchhaus. 

16. Brunnentrog. 



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206 



Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 



einige nicht unwesentliche Abweichungen auf. Es ist der be- 
hagliche Sitz eines wohlhabenden Grossbauern, umgeben von 
einer Anzahl Nebengebäude, unter andern einer eigenen Mühle 
(Fig. 31 c). Der ebenfalls einzeln stehende Speicher ist ver- 
zinkt. Das Haus selbst, vom Jahre 1673, ist in Balkenwand 
aufgeführt und durchweg verschindelt. Die Anlage ist schwäbisch, 
die Nomenklatur ebenfalls, bis auf einige allerdings nicht un- 
wichtige Punkte: der gewölbte hl*r ragt über die Wandflucht 
des Hauses 8 m. vor; auch liegt er nicht unter dem Giebel- 
trakt, sondern neben der Küche, — zwei Eigentümlichkeiten, 
die uns im schwäbischen Hause nie, wohl aber häufig im drei- 
sässigen der Schweiz begegnet sind. Dazu kommt, daas das 
Erdgeschoss hier schon ursprünglich der eigentliche Wohnstock 
zu sein scheint, und dass der Rauchfang weder ein modemer 
Kamin noch ein altes ett^rcheiniy sondern, wie im Hotzenhana 
und im dreisässigen, ein leichtes Gewölbe ist, das auch den 
entsprechenden Namen trägt g'wilb oder hurd. Wir schliessen 
deshalb, dass dieses Haus auf der Grenze steht zwischen dem 
schwäbischen und dem eigentlichen Schwarzwald-Haus. 




Fig. 31 c. 

Wir kommen zu Fuss zurück über Kirnach, das fast 
durchweg noch reine Holzbauten zeigt, nach Villingen; von da 



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verglichen mit deiDJenigen der Schweiz. 



207 



entführt uns die Bahn durch romantische Gebirgslandschaften 
nach Triberc. Das neugebaute Städtchen interessiert uns nicht, 
wohl aber die Umgegend. Wir steigen neben den berühmten 
Wasserfallen hinauf zum Dorfe Schönwald und den vorliegenden 
Höfen von Bleimatt. Hier treffen wir verzinkte Speicher; die 
örtliche Mundart nennt diese Bauweise g' strickt: so heisst in 
der Ostschweiz die eigentliche Blockwand mit vorstehenden 
Wettköpfen. Verschieden davon ist die Balken- oder Bohlen- 




Fig. 32 a. 




Fig. 32 b. (Masstab 1 : 400). 

J. Hausthüre. 2. Gang. 3. Stube. 4. Küche. 5. Hiuterstube. 6, altes Tenn. 

7. Schafstall. 8. Kuhstall. .'/. Fiittergaug. 10. Ochsenstall. IL Kälberstall. 

12. Holzschopf. IS. Schopf. 14. Bienenhaus. 



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208 Das Bauernhaus des Grossherzogtums Baden, 

wand in Ständern, wie selbe auch im Hellhof, einem grosBen 
Bauernhaus bei Schön wald, auftritt (Fig. 32 a. b): hier finden 
wir zum Teil noch Strohbedachung; der ker liegt unter dem 
Wohnstock, die Küche ist an die Giebelfront vorgeschoben; 
noch zeigt sich eine letzte Spur des gentner; über dem Herd 
erhebt sich ein Gewölbe genannt schlöt oder hurdy und über 
die Giebelfront ragt ein abgewalmter vörschuz mit Laube 
darunter. Wir haben hier wieder eine Mischform des schwäbischen 
und des Schwarzwaldhauses vor uns. Kossmann gibt die An- 
sicht eines solchen Hauses Bl. 1, Abb. 1, und einen ähnlichen 
Grundriss Bl. 2, Abb. 14. 

Unsere Rundfahrt gelangt zu einer der interessantesten, 
aber auch schwierigsten Partien, in den Ortschaften Gutach, 
Wolfach und Halbnieil; schwierig trotz der einlässlichen und 
technisch genauen Darstellungen der Herren Carl Schäfer 
(Deutsche Bauzeitung, Jhrg. 95, S. 218 ff.) und F. Schmidt 
(ebd. Jhrg. 96, S. 516). 

Zwei Spielarten der dortigen Häuser müssen unterschieden 
werden. Die eine hat die Wohnung zu ebener Erde, und die 
Scheune, in Querstreifen eingeteilt, liegt hinter derselben auf 
gleichem Niveau. Es ist die von Hrn. Schäfer beschriebene 
Varietät. Seiner Beschreibung habe ich nichts beizufügen, ein 
anderes von mir aufgenommenes Haus entspricht derselben 
vollständig. Was die ethnische Ableitung betrifft, so weist das 
Küchengewölbe, genannt schlöt oder g'toilb^ auf Verwandtschaft 
hin mit dem Schwarzwaidtypus; diesem entspricht auch die 
unserem Grundriss aus Kuchelbach (Fig. 6) ähnliche Einteilung 
der Wohnung; der Balkenkeller unter der Wohnung heisst 
kh% der gewölbte Keller hingegen, meist unter dem Speicher, 
kellf^r: damit wird die Grenzlage dieser Spielart zwischen zwei 
Typen angedeutet. — Eine zweite Spielart des Gutacher Hauses, 
die weder bei Hrn. Schäfer noch bei Hrn. Schmidt vertreten 
ist, hat den parallel zur First eingeteilten Stall nicht hinter, 
sondern unter der Wohnung, im Erdgeschoss. An den Stall, 
auf gleichem Niveau mit demselben, reiht sich der her an. 
Diese Anordnung ist nur insofern von derjenigen des schwäbischen 
Hauses verschieden, als bei letzterem der ker an den Giebel 
tritt, dem der Stall als Querstreifen sich anschliesst. Die Anlage 
der Wohnung des von uns aufgenommenen Hauses von Christian 
Moser (Fig. 33) ist die sogen, oberdeutsche oder genauer, die 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



209 




Fig. 33. (Masstab 1 : 200). 

reduzierte schwäbische. In den Kammern dieses Hauses waren 
früher keine Fenster, nur Schiebladen vor kleinen quadratischen 
Oeffnungen. Der Wohnstock ist in Ständern mit Bretterwand 
gefügt, das Erdgeschoss (Stall und Keller) in federewand 
(Bohlenwand). Ueber dem Wohnstock hat dieses Haus keine 
Kammern, wohl aber einen leeren Raum, ungefähr 50 cm. hoch, 
genannt schlupfe zwischen der heubüni (Estrich) darüber, und 
der Stuben- und kiichi-büni darunter, durch welchen der Rauch ab- 
zieht. Nach Kossraann (1. c. S. 14) heisst dieser Raum auch 
die härte. — 

Am vollständigsten fanden wir den Typus ausgeprägt in 
dem benachbarten Halbmeil. Wir geben hier die Ansicht und 




Fig. 34 a. 



14 

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n 



•210 



Das Bauernhaus des Grossherzog'tunis Baden, 



die drei Grundrisse des Erdgeschosses, des Wohnstockes und 
des Dachraumes des Hofes Spinner von 1636 (Fig. 34 a. b. c. d). 
Das Erdgeschoss unter der Wohnung bis Ende der 
Kammern bildet den Stall, mit einem 3 m. breiten Oang, genannt 
fueterstuck, welcher den Stall in der Längenrichtung so teilt, 
dass auf jeder Seite ein 4,50 m. breiter Yiehstand sich findet, 
mit der Krippe an der Seite des fuei^rstucks. Hinter dem 
Stall liegt quer ein 3 m. tiefer Raum, ebenfalls genannt fuetqr- 
stuck. In diesen Raum wird das Futter durch eine quadratische, 
Oeffiiung (heuschlüch) aus dem darüber liegenden fuetertenn 
herabgestossen. Am hintern Giebel endlich liegt der gemauerte 
und gewölbte Äer, durch eine besondere Thür von der Trauf- 
seite her zugänglich. 



1^ Vtetistaiid 

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Y\^, 34 b. (Masstab 1 : 300). 




Fig. 34 c. 

1. HausthUr. 2, Laube. S. hüsere. 4, Küche, ö. Stube. 6, Nebenstube. 

7. Kammer. 8. hüsgarnj, 9. Knechtekammer. 10. Kammer. //. Greschirr- 

kammer. 12, Kammer. 13. Futtertenn. 14, heuschlüch. 15. Heubtihne. 

16. Schopf. 17. Rampe. 18. Saustall, li), Brunnen. 20, Abort. 



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verglichen mit demjenigen der Schweiz. 



211 



Das WohngeschosB am vordem Giebel zeigt zunächst die 
gewöhnliche Einteilung des oberdeutschen Hauses, dann einen 
Mittelgang zwischen zwei ungleich breiten Zeilen von Kammern, 
genau wie wir das in der Schweiz gefunden hatten. Dieser 
Mittelgang mündet in das fuelertenn^ und hinter diesem liegen 
noch zwei Querstreifen, eine heubüni und ein teilweise offener 
Schopf. 

Der in Gutach schlupf genannte Raum findet sich auch 
hier über der Küche ; er wird nach unten abgeschlossen durch 
eine aus Ruten geflochtene und mit Lehm ausgeworfene 
wickelbilnL 

Der Dachraum endlich zerfallt in zwei gleich grosse Ab- 
schnitte» Der hintere Abschnitt ist der Länge nach in drei 
Streifen zerlegt, die geschieden sind durch fusshohe Rand- 
bretter. Der mittlere der drei Streifen ist das temiy auf welchem 
auch gedroschen wird, und zu welchem eine Rampe, genannt 
f>'f^g9y ^on der Bergseite hinaufführt. Rechts und links vom 
ienn liegen Heubühnen, üeber die Rampe und das Tenn fahren 
die Wagen auf den vordem Teil des Dachraumes, genannt die 
garbehüni. Oefter schaut die Deichsel zum vordem Giebel- 
loch heraus. 



Ci 




Heubüni 






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Ten/t 


5) 

S i Ram 




Heubüni 







Fig. 34 d. 

Die Wohnung dieses Hauses ist zweifellos die schwäbische. 
Schwäbisch ist auch die Lage von Stall und Keller im Erd- 
geschoss. Hingegen erinnert die Einrichtung des Stalles und 
die Reihenfolge Stall, fuelersiuck (unter Futtertenn), Keller an 
den westfälischen Typus. 

Zu vergleichen sind auch die Grundrisse von Kürnbach 
(oder Kirnbach?) bei Kossmann (1. c. Bl. 2, Abb. 9. 10. 11) 
und die Ansichten bei Schmidt (Deutsche Bauzeitung, Jhrg. 1896, 
S. 516 f.). 



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1 



212 



Das BaueruhaiiH des Grossherzogtiims Baden, 



Denselben Typas, etwas reduziert, finden wir noch in 
Schenkenzdl wieder und in Lossenburg-Rodt. Nur ist hier das 
Strohdach ersetzt durch die Schindel, und an Stelle der Ständer- 
wand ist übertünchtes Fach werk getreten. 

Wir kommen nach Freudenstadt, Ton wo Hr. Stadtbau 
meister Walde, Sohn, uns über den Kniebis nach Rippoldsau 
und ins Schappachthal begleitete. 

Das Wetter war abscheulich, aber die Zeit war teuer. 
Freudenstadt liegt hoch ; ringsum erstrecken sich Tannenwälder. 
Als wir früh morgens abfuhren, hiengen die Regenwolken 
milchfarben in den Forst hinunter. Bei Scheubach im Holzwald 
hinter Rippoldsau treffen wir zuerst auf ein teilweise wenigstens 
in wirklichem Blockbau aufgeführtes Haus (Fig. 35), und zwar 
sind die Blockbalken nicht beschlagen, sondern Rundholz, ver- 
bunden durch Dübel; hohle Zwischenräume zwischen den Balken 
werden durch Moos ausgefüllt oder durch blind eingelegte 
Hölzer. Beistehende Skizze (Fig. 35) des Grundrisses zeigteine vom 




Fig. 35. (Masstab 1 : 3()(J\ 



OG 




Fig. 36 a. (Masstab l : 200). 

/. Freitreppe. 2. Hausthür. 3, hüsgang. 4. Stube. 5. Kammer. 6. Küche. 

7. Kammer, v. und iß, Anbau in Ständern. 10, Laube, x.' heuschluch. 

y, //. Urunnentrog. z. Milchhaus. 



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ver^flichen mit ikmjojii;^eii tl*>r ridiw^fiK, 



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Vif^hsfnuä 



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Fuitf^rshjtk 



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Virhsl-and E: 



Fig. 3Ü b. 

artlicheti Tjpua ganz abweichende Anlage, die nach Art vuu 
Sennhütten bei geringer Breite alle Räumlichkeiten in der 
Längenrichtung hinter einander reiht. Das Haus soll über 30U 
Jahre zählen und durch Tiroler Holzhaeker eryteUt sein. Bei 
strömendem Regen fahren wir weiter im Schappachthal, dessen 
hübsches Kostüm wir freilich kaum zu Gesicht bekümmen. Da- 
gegen treffen wir hier, und besonders in dem kleinen Seiton- 
thälcfaen von Hirschbach, eine grössere Ans^ahl wirklicher Block* 
bauten* alle diesmal in beschlageneni Holz. Aber ein Blick 
auf den Gruudries iFig, 36 a. b.) eines solchen Hauses iiud auf 




t ig, m. 



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n 



214 Da» Bauernhaas deo Groftsherzogtnmfi Baden, 

die photographische Ansicht (Fig. 87) eines zweiten genügt, 
um sich zu überzeugen, dass dieselben, abgesehen von der 
Konstruktion, weder in ihrer äussern Erscheinung, noch in der 
innern Einteilung sich irgendwie wesentlich von kleinern Gut- 
acher Häusern wie Fig. 33 unterscheiden. Es bleibt also nur 
der Schluss übrig, dass derselbe Typus vom Blockbau, der 
ältesten Eonstruktionsart, die in diesen abgelegenen Thälem bis 
heute sich erhalten hat, im Laufe der Zeit zum Ständerbau, 
noch später zum Fachwerk und zur Mauer übergegangen ist. 

Noch zwei Bemerkungen! Alle Häuser der Outacher 
Spielart haben Oiebelfront, während der Eingang auf der Trauf- 
seite liegt. Sie haben dieses mit dem oberdeutschen Hause 
überhaupt gemein. Der grosse Yorschutz des Walmendaches 
bezweckt, diese Oiebelfront gegen die Unbilden der Witterung 
zu sichern. Denselben Schutz geniesst und gewährt die Stim- 
laube. — Der Keller im Erdgeschoss ist gemauert. Zwischen 
den über der Mauer laufenden Rahmenhölzern und den Grund- 
schwellen des in Blockwand aufgeführten Wohnstockes ist durch 
eingeschobene Tragbalken ein hohler Zwischenraum erstellt. Es 
erinnert diese Einrichtung an eine ähnliche Bauart der Walliser 
Speicher. 

Nach diesen befriedigenden Ergebnissen unseres Ausfluges 
schien der Neid der Ootter über uns zu walten. Bei der Rück- 
fahrt waren wir in Seebach abgestiegen und hatten unserem 
Wageolenker befohlen, uns in Zwiselberg, durch die Strasse 
nur auf weitem Umweg erreichbar, zu erwarten. Wir zu Fuss 
schlugen uns rechts, um zunächst den Bruppach-Felsen und 
-Wasserfall zu besichtigen, dann, Wald und Busch an Hand der 
Karte durchquerend, Zwiselberg gegen 7 Uhr zu erreichen. Es 
sollte anders kommen : wir giengen iir, die Nacht brach ^in, 
und nichts blieb übrig, als einem schauerlichen Waldweg durch 
Sumpf und Sand, über Stock und Stein zu folgen, um irgend 
ein menschliches Wesen zu treffen. Wir trafen es, noch drei- 
stündigem Marsch, in Gestalt eines Köhlers, der in seiner Hütte 
schlief und uns damit tröstete, 4ass er uns nach ab^Mvmls zwei 
Stunden Weges durch den Wald nach Zwiselberg zu geleiten 
versprach. Um 12 nachts langten wir dort an, ganz durchnässt, 
aber glücklicherweise mit heilen Gliedern. Dort &nden wir 
auch unsem Wagen, der uns seit 7 Uhr «rwartet hatte. Bei 
leidlichem Bier und kräftiger Wurst belachten wir unser Aben- 



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.verglichen mit demjenigen der Schweiz. 216 

teuer, und fuhren gegen 2 Uhr in Freudenstadt ein, Yom treff- 
lichen Wirt trotz einiger Verspätung aufs beste empfangen. 

Eilen wir denn auch mit unserer Reise zum Abschluss. 

Hochdorf und Oündringen bieten denselben Halbmeilener 
TypuSy haben aber Ziegeldächer und Riegelbau. Auch Wildberg, 
Calw und Hirsau, trotz Modemisiernng, gehen auf diese Form 
zurück. Die regelmässig um Balkendicke vorkragenden Stock- 
werke in Wildberg ersetzen den vörschuz mit Walmen- 
dach. Buchenbronn und Ersingen vor und nach Pforzheim 
waren die letzten Ortschaften, wo ich die Fortdauer des 
schwäbischen Hauses ohne weitere Beimischung konstatieren 
konnte. 

Schon Singen und Wilferdingen zeigen fränkische Hof- 
anlagen. Man darf sich aber die Grenze von Haustypen nicht 
als schroff abschneidende Linie vorstellen ; vielmehr ist der 
Uebergang durchweg ein fliessender. So treffen wir denn auch 
über Karlsruhe hinaus in Maisch noch schwäbische Häuser neben 
den vorherrschenden fränkischen, welche dann die Rheinebene 
besetzen bis wenige Stunden nördlich von Basel. 



Aberglauben im Kanton Zürich. 

Qesammelt von Dr. Paul Hirzel in Zürich. 

Vorbemerkung der Redaktion. 

Nachstehende Aufzeichnungen sind uns von Herrn Dr. Paul 
Hirzel zur Publikation im „Archiv^^ freundlichst zur Verfügung 
gestellt worden. Sie sind grösstenteils von ihm selbst direkt 
gesammelt und in den Jahren 1857/59 in Horgen niederge- 
schrieben worden. Wo also nichts weiter bemerkt ist, gelten 
die betreffenden Sätze für Horgen. 

Eine zweite Sammlung ist auf Veranlassung Herrn 
Hirzels in den Jahren 1857/59 von Hm. Ffr. Wetli (jetzt in 
Oberrieden) im Zürcher Oberland veranstaltet worden. Diese 
Sätze sind am Schlüsse mit (0). bezeichnet. 



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1 



216 . Aberglauben im Kanton Zürich. 

Ein drittes Manuskript endlich, ebenfalls für Herrn 

Hirzel bestimmt, Btaramt von Herrn Lehrer Leuthold in Horger 

^ Berg; das hier Entnommene trägt den Buchstaben (B). 

k Die iü Anführungszeichen ^ '^ gestellten Sätze sind 

■ Zitate aus dem Zauberbuch eines bekannten ^Hexenmeisters" 

in iL, das nach dessen Tode Herrn Hirzel ^für einen Tag und 

eine Nacht" überlassen wurde. 

Die Anordnung des Stoffes wurde von der Redaktion 
Torgenommen. 



Vorzeichen, Anzeichen und Orakel. 

Geburt. 

1. Schiesst ein Stern am Himmel, scheinbar nahe an der Erd- 
oberfläche erlöschend, so spricht frommer Glaube : Es ist 
auch wieder ein Mensch geboren (0). 

Liebe oder Ehe. 

2. Stellt man in der Christnacht ein Becken mit Wasser auf 
den Ofen und sieht zwischen 11 und 12 Uhr hinein, so 
^ielir mau dou Zukünftigen. 

3^ Kehrt man die Stube dreimal rückwärts, so sitzt der Zu- 
künftige da. — Kehrt man am Andreastag rückwärts die 
Stube und trägt man den Kehricht rückwärts hinaus, so 
sieht man don Andreas, der Einem weissagt. 

Tod. 

4. Wenn das Pferd, das den Sarg bis zum Dorf ziehen muss, 
sich in der Nähe des Dorfes umdreht und wiehert, so 
stirbt jemand aus dem Leichengeleite. 

5. Wenn das Leichengeleite so verzatteret geht, dass es 
Lücken gibt, so stirbt Jemand aus ihm. Man sagt: „Es 
ist noch PlatÄ für einen Sarg." (Auch 0) 

(3. Wenn eine Leiche nicht „gstabet" [=steif] wird, so stirbt 

noch Eins aus der Familie. 
7. Wenn die Thür aufgeht und ein weisses Täubchen 

tot bereinfallt, so bedeutet es Tod. 
K Wenn eich ein weisser Mann zeigt. Frau N. N. war 

ein paar Tage vor ihrem Tode im Weingarten. Als sie 



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Aberglaubea im Kanton Zürich. 217 

nach Zürich zurückfuhr, sah sie einen weissen Mann neben- 
bei laufen , den der Kutscher vergebens wegzupeitschen 
suchte. Sie verbarg ihr Gesicht mit Tüchern, musste aber 
doch von Zeit zu Zeit wieder hinaussehen. Erst in Enge 
verschwand er. Wenige Tage nachher war sie tot. 
9. Wenn man die „Totenuhr" in der Wand hört. 

10. Wenn die Thür dreimal von selbst aufgeht, während Einer 
krank ist. 

11. Wenn die Käuzchen in der Nacht schreien. 

12. Wenn die Hauswurz blühet (auch 0). 

13. Wenn ein „Gugger" [=Kuckuck] vors Fenster kommt. 

14. Wenn sich Raben oft aufs Dach setzen. 

15. Wenn man von schwarzen Kirschen träumt. 

16. Wenn eine Flasche springt. 

17. Wenn es während des Ausläutens aus der Kirche „stirbt*'[?]. 
(Vgl. No. 48). 

18. Wenn es während des Morgenläutens schlägt. 

19. Wenn man das Testament aufschlägt und etwas vom Tode 
auf der betr. Seite steht. 

20. Wenn man von einem Sarg mit einem Kranz darauf 
träumt. N. N. träumte von sieben Särgen, und im Laufe des 
Jahres starben sieben Personen aus seiner nähern Be- 
kanntschaft. 

21. Wenn ein Stern schiesst. (Vgl. jedoch auch No. 1). 

22. Wenn man weisse Zwiebeln im Garten bekommt oder 
sonst irgend ein Kraut im Garten weiss wird. 

23. Wenn die ühr in einem Krankenzimmer stehen bleibt. 
Nach dem Tode geht sie weiter. 

24. Wenn die vier Gewichtsteine an einer Uhr gleich tief 
hängen. 

25. Wenn die Uhr „so grochset^. 

26. Wenn schwarze Ameisen ins Haus kommen (B), oder 
man solche im Bett findet. 

27. Wer träumt, dass ihm Zähne ausfallen, der muss sterben 
oder ein lieber Freund von ihm. (B.) 

28 Wenn das Leintuch unter einem Leichnam lange warm 
bleibt, muss bald ein andrer aus dem gleichen Hause 
sterben. (B). 

29. Wenn es in einem Hause, wo ein Kranker liegt, geistet, 
d. h. etwas Feststehendes mit Getöse umfällt, ein dem 



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1 



218 Aberglauben im Kanton Zürich. 

Kranken gehörendes Geftsa zerepringt, wenn man nachts 
drei dröhnende Schläge hört, so moss der Kranke 
sterben. (B). 

30. Wenn man Yon einem ,,Kirchgang'' [= Leichengeleite] 
träumt, so muss man sterben. 

31. Wenn ein „Kirchgang^ so ganz haufenweise aus der 
Kirche geht, so muss Eines aus dem Geleite bald sterben. 

32. Wenn sich eine Spinne in der Milch findet, so bedeutet 
das einen Todesfall. 

33. Wenn ein „Wickel^ [=Eule] gegen das Haus fliegt und 
schreit. 

34. Wenn Elstern um das Haus fliegen. 

35. Wenn im Keller Mäuse „stossen^ [=Staub und Moder hervor- 
stossen]. (R. 0.) 

36. Wenn man träumt, man esse Speck, so stirbt ein Bekannter. 

37. Begegnet einem Leichenzuge zuerst eine Mannsperson, 
so stirbt in nächster Zeit ein Mann. Ebenso bei Frauen. (0.) 

38. Wenn ein Kind bei der Taufe weint, wird es nicht alt. (0.) 
39 Neugeborne Kinder, die mit den Augen nach dem 

Himmel schauen, werden selten alt. 

40. Bekommt ein kleines Kind zuerst die obern Zähne, so 
muss es eines gewaltsamen Todes sterben. (B). 

41. Wenn sich ein grosser Sturm erhebt, so hat sich Jemand 
entleibt. (0). 

42. „Zu wissen, ob ein Kranker stirbt oder nicht. 

Nim ein bislein Brod, Strichs dem Kranken an der 
Stirne, dann gibs einem Hund zu fräsen, frist ers, So be- 
deutet es das Leben, frisst ers nfcht. So Stirbt er.*' 
42''. Man lege auf die Bibelstelle Off. Joh. 22,7 einen Kr e uz- 
Schlüssel [Schlüssel, dessen Bartausschnitt die Form eines 
Kreuzes hat], binde dann die Bibel fest zu und hänge 
das Ganze an einem Bande, das an dem Schlüssel fest- 
gemacht ist, auf. Ehe sich die Bibel zu drehen anfängt, 
zähle man so rasch wie möglich. So hoch man im Zählen 
kommt, so viele Jahre lebt man noch. 

Krankheit. 

43. Wenn man von der Strasse eine Nelke aufliest, wird 
man räudig. (0). 



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Aberglauben im Kanton Zürich. 219 

44. Sitzen Raben auf dem Dachfirst eines Hauses, so wird 
darin Jemand krank. (B). 

45. Wer von Blut träumt, bekommt bald eine Wunde. (B). 

Olfick und Unglück. 

46. Wenn die Hauswurz in einem Jahr nicht recht blüht^ 
so gibts Unglück. (Vgl. No. 12.) 

47. Wenn man am Morgen zuerst einer alten Frau be- 
gegnet, oder Ägersten [=El8tem]. — Die Einem nach- 
fliegende Elster darf man nicht mit einem gewöhnlichen 
Schuss töten, sonst kommt der Schuss auf Einen zurück. 
Man mufls unter das Pulver etwas Brot mischen. 

48. Wenn es unterbrochen oder so „gspässlg" [=ireigentümlich] 
läutet. 

49. Wenn eine Flasche oder ein G^las zerspringt, („Oilt 
nicht immer. ^) 

50. Wenn Einem am Neujahr zuerst eine Frau (oder drei 
Frauen) Glück wünscht, so gibts ein unglückliches Jahr, 
wenn ein Mann, ein glückUcfaes. 

51. Wenn man träumt, dass Einem die Zähne ausfalloi, so gibts 
Unglück. 

52. Wenn es „Hüfli** [von Holzwürmern?] giebt auf dem Zim- 
merboden. (Vgl. No. 35.) 

53. Wenn die Hauswurz auf den Dächern „chrotzet*' 
[=schies8t], oder wenn sie blüht. (Vgl. No. 12. 46.) 

54. Am See wächst Totenkraut. Wenn man das in die 
Ritzen des Zimmerbodens einsetzt, und es gedeiht, so gibts 
Glück, sonst Unglück. 

55. Wenn man unter einem Nussbaum von Olück oder Unglück 
träumt, so gehts in Erfüllung. 

56. Beisst Einen das rechte Auge, so gibts etwas Unge- 
schicktes in der Haushaltung (0). 

57. Morgegnuss [=Niesen am Morgen] Z^Ahig Verdruss (0)' 

58. Wer am 1. April geboren ist, muss sich selbst unglück- 
lich machen (B). 

59. Wer an den Fingerspitzen ^Glücksrosen^ [= kreisförmig 
geschlossene Ringe auf der Innenfläche] hat, ist'glücklich (B). 

60. Begegnet man auf «inem Geschäftsgange drei Männern, so 
bedeutet das viel Glück (B). (Vgl. No. 47. 50). 



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IM' Aberglauben im Kanton Zürich. 

61. Wer träumt, aeiaen eigenen Geiat zu sehen, dem be- 
deutet es Trauer (B). 

62. Wer im FrühJing den Kuckuck zum ersten Mal hört 
und dabei Geld in der Tasche und genug Speise im Magen 
hat, dem bedeutet es für das laufende Jahr gutes Gelingen 
seiner Geschäfte (B). 

63. Heulen während des Läutens die Hunde, so gibts Un- 
glück (B). 

64. Geht einem Menschen Alles nach Wunsch, so wartet 
seiner irgend ein Unglück (B). 

6&* Mittwoch ist ein Unglückstag (B). 

66. Mähe nicht am 10,000 Rittertag, sonst giebt es nächstes 
Jahr Tiele „Claffen** [=Rhin. maj., Hahnenkamm] und bei- , 
nahe kein Gras; auch darf man an diesem Tage nicht 
abreifien (0). 

67. Am Mittwoch soll Niemand seine Wohnung yerändem 
oder sein Brautfuder führen lassen, denn „er ist kein 
Tag« (0). 

68. ^Ihn disem büchlein sind, von Egipten aus, königlich be- 
schrieben^ das in jedem Jahr 42 Tage unglücklich Seyen, 
welches nachstehend beschrieben ist. 







Als 




den 


l. 2. 6. 11. 17 


. 18. 


Jener. 


Tt 


8. 16. 17. 




Hornnng. 


71 


1. 12. 13. 15. 




Merz. 


w 


3. 15. 17. 18. 




Aprill. 


Tt 


8. 10. 17. 30. 




Mäy. 


n 


l. 7. 




Juni. 


n 


I. 5. 6. 




Juli. 


u 


1. 3. 18. 20. 




August. 


n 


15. 18. 30. 




September. 


fl 


17. 18. 




October. 


» 


1. 7. 11. 




November. 


M 


1. 7. 11. 




Dezember. 



Hiebey ist zu bemerken 

1. Sü ein Kind in disen Tagen geboren wird, bleibet es 
nicht lang lebend und So es glich bei Leben bleibt, wird 
ea armselig und Elend. 

2. Wenn sich einer in disen Tagen verheirathet, die 
verlasen gern einander und Leben in Streit und Armuth. 



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Aberglauben im Kanton Zürich. 221 

3. Wenn einer Reisen thnt, Kommt er gemeiniglich 
ungesund wieder nach Haus oder Leidet am Leib oder 
seiner Seelen Schaden. 

4. So Soll man auch an disen Tagen keinen bau an- 
fangen, kein Vieh zulassen, es hat kein Gedeihen, noch 
weniger etwas Sachen oder pflanzen, man fange an, was 
man will, so kommt Alles zu Schaden. 

5. In disen obgesetzten Tagen sind nur 5 Tag die un- 
glücklichsten, in welchen man auch nicht Reisen Soll, als: 
der 3. Merz [?], der 17. Aug. [?], der 1. [?], 2. [P] und 30. Sept.^ 

Hiebei ist wieder zu bemerken, das 3 Tag sind, die 
gar unglücklich sind, und welcher Mensch darin zu ader 
lässt, der stirbt gewiss in 7 oder 8 Tagen ; als nämlich 
den 1. April [P] ist Judas der Verräther geboren, den 1. August 
ist der Teufel vom Himmel geworfen worden, den l. De- 
cember ist Sodoma und Gomorra versunken. Welcher Mensch 
in disen 3 Tagen den unglücklichen geboren wird, der 
Stirbt eines bösen Todes, oder wird vor der Welt zu 
Schanden und auch selten alt.^ 

Streit.' 

69. Wenn die Elstern vor dem Hause „klappern* [=schnat- 
tem], so giebts Streit, wo aber die Schwalben nisten, da 
ist Frieden (0). 

Neuigkeit. 

70. Wenn eine Sehe er e oder sonst ein spitzes Instrument 
auf den Boden fällt und gerade stecken bleibt, so kommt 
ein Fremder, ein Brief. 

Feuersbrunst. 

71. Wenn es am Neujahrstage Morgenröthe giebt, so giebts 
im Laufe des Jahres viele Feuersbrünste. 

72. Wenn beim Anschlagen der Dachlatten an einem neuen 
Gebäude ein Nagel Feuer gibt, so verbrennt das Gebäude 
(Hör gen und B). 

Krieg. 

73. Treiben die Schulknaben immer kriegerische Spiele, 
so bedeutet es Krieg (B). 

' ») Die mit [?] versehenen Tage finden sich nicht in obigem Verzeichnis. 

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T 



222 Aberglauben im Kanton Zürich. 

74. Kommen fremde Yögel ins Land, so kommen auch fremde 
Völker (d. h. Krieger) (B). 

75. Verlassen die Störche ihre gewöhnlichen Nester and über- 
nachten auf Feldbänmen, so giebts Krieg (B). 

T e u r u n g. 

76. Wenn die Kinder immer kücheln [=mit Sand Kuchen 
formen], so wirds teuer (O). 

Fruchtbarkeit und Witterung. 

77. Magere Wespen im Frühling bedeuten ein fruchtbares 
Jahr (B). 

78. Hört man im Sommer Füchse bellen, so gibts guten Wein (B). 

79. Regnet's am Pankratiustag, so giebts keine Birnen, 
regnets am Servatiustag, so gibts keine Apfel (B). 

80. Wenn die Katzen die Hälse verdrehen, so giebts Regen. 

81. Wenn der Hahn vor Mitternacht kräht. 

82. Wenn die Kinder in der Dachtraufe mit Steinchen spie« 
len. (0). 

83. Wenn die kleinen Kinder viel geifern (B). 

84. Hustet das Vieh, so wirds kalt. 

85. Der Landstrich, der im Frühling zum ersten mal vom 
Ungewitter überfallen wird, hat im Verlauf desselben 
Jahres viele Ungewitter zu erdulden (B). 

86. Bekommen die gelben Weiden, aus denen die Tragfesseln 
an Körben gemacht werden, viele Äste, so wird der 
nächste Winter rauh und kalt (B). 

87. Am Andreastag oder Altjahrabend werden 12 Zwiebel- 
oder Nussschalen mit Salz gefüllt und zu jeder ein 
Monatsname geschrieben. Wo am nächsten Morgen das 
Salz feucht ist, bedeutet's einen feuchten Monat. 

88. Kommt die Tageshelle während des Neujahrsmorgens 
schnell, so bedeutet das ein gutes Jahr (B). 

89. Ist die Altjahrsnacht stürmisch, so giebts ein un- 
ruhiges Jahr (B). 

Vermischtes. 

90. Wenn ein Kind getauft werden soll, und die Leute wissen 
lange vor der Taufe schon, wer sein Oötti und seine Ootte 
sein muss, so giebt das Kind ein Plaudermaul (0). 



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VolkstAmliches aus dem Kanton Lazern. 223 

91. Fliegen über einen Sarg weisse Tanben, so bedeutet das, 
dass der Verstorbene grosse Fehltritte begangen habe, 
die ihm aber von Gott yerziehen sind (B). 

92. So lange ein kleines Kind nicht in einen Spiegel 
schaut, ist seinen Blicken der Himmel geöffnet (B). 

93. Wenn man durch das Schlüsselloch, in dem ein Ereuz- 
schlüssel gesteckt hat, in einen Tanzsaal blickt, sieht man 
über jedem tanzenden Paar ein Teufelchen schwe- 
ben. (Aus Sektiererkreisen B.) 

j94. Ein Bienenzüchter darf nicht fluchen, sonst wird er 
Ton den Bienen gestochen und hat als Züchter kein Glück (B). 

95. Wer „Rothhäuserli" [=Rotkelchen], die unter dem Dache 
nisten, ausnimmt und der Katze giebt, dessen Kühe geben 
rote Müch (O). 

96. In welchem Hause die Kinder genäschig mit dem Messer 
in den Rahmtopf fahren, bekommen die Kühe geschwol- 
lene Euter ; denn man sticht auf diese Weise, die Kühe 
ins Euter (0). 

(Portsetzung folgt.) 



Volkstümliches aus dem Kanton Luzern. 

Von J. Bürli, Arzt, in Zell (Kt. Luzern). 

Sagen und Legenden. 

Die Wiederbelebung des unschuldig Gehenkten. 

Ungefähr in der Mitte zwischen Zell und Luthern, auf 
dem das obere Luthernthal rechtsseitig abschliessenden Berg- 
rücken, steht der Hof Bösegg mit einer dem heiligen Erasmus 
geweihten Kapelle. 

Dort hängen drei Gemälde, welche nachstehende, höchst 
wunderbare Geschichte vorführen. Die Zeit der Handlung ist der 
Anfang des 17. Jahrhunderts. Der damalige Besitzer des Hofes 
Bosegg hatte mit seinen zwei Söhnen gelobt, eine Wallfahrt 
nach St. Jakob CSan Jago de Compostella in Spanien) zu unter- 



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224 VolkHtiiinliches aus dem Kanton Lnzern. 

nehmen. Bis an die spanische Grenze verlief die Reise glücklich. 
Hier kehrten sie in einer Wirtschaft ein, um einige Zeit aus- 
zuruhen und sich für den Rest der Reise neu zu stärken. Der 
Tochter des Wirtes gefiel der jüngere der beiden Brüder so 
sehr, dass sie in heftiger Liebe zu ihm entbrannte. Sie bat 
ihn zu bleiben, aber vergebens. Von ihm zurückgewiesen, sinnt 
sie auf Rache. Sie steckte heimlich einen silbernen Becher in 
das Felleisen des jungen Mannes, und als die drei Pilger am 
Morgen das Wirtshaus verlassen hatten, sagte sie ihrem Vater, 
dass ihr ein silberner Becher abhanden gokoimnen, und dass 
wahrscheinlich einer der Pilger denselben mitgenommen habe. 
Sofort wurde die Polizei benachrichtigt, man setzte den Pilgern 
nach, durchstöberte ihre Habseligkeiten und fand wirklich den 
vermissten Becher in dem Reisesacke des jüngsten Pilgers. 
Dieser wurde nun, trotz seiner Beteuerung der Unschuld, zum 
Tode verurteilt und in der gleichen Ortschaft, wo sie Unter- 
kunft gefunden hatten, gehenkt. Der Vater und der andere 
Sohn setzton indessen die Reise fort und kamen endlich glücklich 
in St. Jakob an. Hier erschien dem Vater im Traum der 
heilige Jakob und sagte ihm, dass sein Sohn unschuldig ge- 
richtet worden sei, dass Gott aber seinen Tod verhindert habe, 
und dass der Arme noch lebe; sie sollten auf ihrer Rückreise 
wieder die gleiche Ortschaft besuchen und dort würden sie ihn 
lebendig treffen. Als die zwei Pilger wieder in das bekannte 
Wirtshaus traten, war ihre erste Fruge die nach dem Befinden des 
Jüngern Gefährten. Sie erzählten dem Wirt das sonderbare 
Traumgesicht. Dieser aber verlachte und verspottete sie. Er 
hatte gerade ein Täubchen am Spiess, um es zu braten. 
,Jhr dummen Leute *^, sagte er, „so wenig dieses Täubchen 
wieder lebendig wird, so wenig wird der junge Pilger wieder 
lebendig werden. ** Trotzdem erkundigten sie sich nach dem 
Platze, wo der junge Mann gehenkt worden war. Sie fanden 
ihn noch am Galgen und lösten ihn ab. Da gab er mit 
einem Male Lebenszeichen von sich, und bald hatte er sich soweit 
erholt, dass er mit den beiden Andern die Heimreise antreten 
konnte. Unter dem Galgen waren mehrere Sträucher, die 
eigentümlich harte, fast kugelige, glatte Nüsse in Kapseln trugen. 
Die Pilger pflückten solche Nüsse und nahmen sie als Denk- 
zeichen mit nach Hause. Zum Andenken an die wunderbare 
Rettung des Sohnes stiftete der Vater in der Nähe des Hofes eine 



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VolkstümlicheB aus dem Kanton Luzern. 225 

Kapelle, die jetzt noch von dem jeweiligen Besitzer der Bösegg- 
Liegenschaft unterhalten werden muss Zwischen Hof und 
Kapelle stehen als Wahrzeichen mehrere Pimpernusssträucher 
(Staphylea pinnata, gefiederte Pimpernuss), die nach dem Volks- 
glauben sonst nirgends Nüsse tragen, als dort. 

Die Dürstjagd. 

Es giebt noch viele alte Leute, die von der Existenz des 
„Dürst^ überzeugt sind. Schreiber Dieses kennt Greise, die ihn 
selbst gehört haben wollen ; allerdings nur in ihrer Jugend. Sie 
geben eine sehr lebhafte Schilderung von der DQrstjagd. Da 
hört man die Bassstimme des Alten (des Führers): ,,Zehn Schritt 
aus dem Weg^, die Fistelstimmen der Andern, Pferdegewieher, 
Hnfschläge, Peitschenknallen, lautes Hörnen, Hundegebell u. s. w. 
In Grossdietwyl pflegte der Zug die Richtung von Südwesten 
nach Nordosten zu nehmen, dem Längenbach entlang am Nebels- 
berg vorbei nach dem Rislem-Buchwald. Immer schlug er eine 
gerade Richtung ein; befand sich ein Haus oder eine Scheune 
in derselben, so fuhr das gespenstige Heer mitten durch die- 
selben hindurch; weh dann den armen Leuten und dem Vieh, 
die ihm in den Weg traten! Schwere Krankheit, ja sogar der 
Tod waren häufige Folgen eines solchen Zusammentreffens. Als 
sicherstes Mittel, den Zug von einem Hause abzuleiten, galt das 
Anbringen eines, wohl auch dreier hölzerner Kreuzchen an der 
Wand. Oft wurden auch kreuzförmige Stücke aus der Wand 
ausgesägt. — In der Gemeinde Schötz steht ein altes Haus mit 
daran gebauter Scheune. In einer Nacht war der Durst mit 
seinem Heere an demselben vorbei gezogen, und am folgenden 
Morgen fand man auf dem Miststocke ein kleines schwarzes 
Hündchen. Man wollte dasselbe ins Haus nehmen, es war aber 
so schwer, dass es den vereinten Kräften mehrerer starker 
Personen nicht gelang, es auch nur einen Zoll weit von 
der Stelle zu heben. Als man sich dann einige Zeit entfernt 
hatte und bald wieder hingieng, um nach dem Hunde zu sehen> 
war derselbe spurlos verschwunden*). 

Die Sträggele. 

Unter der „Sträggele^ stellt sich der Volksglaube ein altes, 
zerlumptes Weib mit scharf gekrümmter Nase, krummem Rücken 

») Vgl. LCtolf Sagen, Branche und Legenden 1865, 460 flf. 

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2^26 Volkstiiinliches ans dem Kantpu Luzeru. 

und gräsBÜch abgemagerten Oliedero vor, das seinen Spack 
vorzüglich an Frohnfastentagen treibt und es besonders auf un- 
gehorsanie Kinder abgesehen hat. — In der Gemeinde Fischbach, 
kaum hu ädert Schritte von dem grossen Mühlewald entfernt, 
beftodet aich ein uraltes, bis vor wenigen Jahren als Armeo- 
anstalt benutztes Haus, die „Tschäggle*'. In demselben betete 
man eines Abends, wie gewohnt, den Rosenkranz. Ein Mädchen 
führte sich dabei unartig auf und wollte trotz wiederholter 
Ermahnungen nicht ruhig bleiben. Da drohte ihm der Knecht 
mit der Sträggele; als jedoch auch dies nichts half, nahm er 
das EJnd auf seine Arme, trug es ans Fenster und hielt es in 
die Btockfinatere Nacht hinaus. Da wurde ihm von Jemanden 
das Kind abgenommen, und als man dann hinausgieng, um zu 
geben, wer das Kind in Empfang genommen habe, konnte man 
Niemanden entdecken, hoch in den Lüften aber hörte man das 
herzdurchdringende Geschrei des armen Kindes. Am folgenden 
Tage fand man endlich Teile desselben zerstreut bei einer 
Buche oberhalb Reiferswyl herumliegen. Sie wurden gesammelt 
und in geweihter Erde bestattet. Die Buche steht noch und 
ein hölzernes Kreuzchen, das an dieselbe angenagelt ist, erinnert 
an das entsetzliche Ereignis 0* 

Der Willisauer Stadthund. 

Von Zeit zu Zeit sieht man im Städtchen Willisau einen 
ausserordentlich grossen, schwarzen Hund vom Schlosse herunter- 
steigen, neben dem untern Thore vorbei auf die der Wigger 
zugewandte Seite der Hauptgasse gehen, derselben bis zur 
Kirche folgen und dann neben derselben vorbei wieder ins 
Sehloss hiuHuf zurückkehren. Man erkennt ihn an seinem heisern, 
unheimlichen Bellen. Sein Erscheinen verkündet der Stadt- 
gemeinde ein nahe bevorstehendes Unglück. Anlass zur Ent- 
stehung dieser Sage soll ein ungerechter Prozess gegeben haben, 
den vor mehr als dreihundert Jahren die Stadtgemeinde Willisau 
gegen die Landgemeinde gleichen Namens gewonnen hat und 
in Folge dessen die ausgedehnten Waldungen, die früher der 

*j V^l- über diese Sage auch LCtolf, a. a. 0. S. 31 ff.; und ilber 
die „J^träggüie'* überhaupt: ib. 4(54 ff.; Kohluvsch, Schweiz. Sagenbuch 
1064, 182 ff.; K. Pkvffer, Der Kant. Luzern I (1858) 237. [Rki>.] 



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Volkstumliches aus dem Kantou Lnzeru. 227 

Landgemeinde gehörten, an die Stadt fielen, so dass diese reich 
i/rurde, die andere aber verarmte ^). 

Der schwarze Hund. 

Wenn man von GrosBdietwyl kommend Yor dem Dörfchen 
Fischbach auf der steil ansteigenden Landstrasse die Höhe er- 
stiegen hat, erblickt man links am Wege ein hölzernes Kreuz. 
Demselben gegenüber in der Mitte der Strasse soll des N^achts 
von mehreren Personen ein grosser schwarzer Hund unbeweglich 
auf dem Boden liegend gesehen worden sein. Schreiber Dieses 
hat sich aber selbst überzeugt, dass dieser vermeintliche Hund 
nichts Anderes, als ein Wassertümpel ist. 

Kopflose Männer. 

Etwa hundert Schritte von der Schwandmatt (Gmd. Fisch- 
bach) entfernt, an einer Stelle, wo man einen prächtigen Aus- 
blick auf das alte Kloster St. ürban (jetzige kantonale Irren- 
anstalt) hat, steht eine nicht gar alte Eiche. Yiele gehen des 
Nachts nur mit Furcht und Schrecken an derselben vorbei, denn 
schon oft wurde daselbst ein Mann ohne Kopf gesehen, der 
langsamen Schrittes von dem Kreuze bei Luginsthal zu dem- 
jenigen in der Nähe der Farnern gieog. Die Eiche befindet 
sich ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Kreuzen. 

Brennende Männer 

wurden früher häufig gesehen, z. B. beim steinernen Kreuz auf 
der Stalden (Gmd. Altbüren), bei <Jer Tschäggele (Gmd. Fisch- 
bach) am Nebelsberg, beim Wegweiser auf der AUmend zu 
Grossdietwyl u. s. w. Es sind feurige Männergestalten, die plötzlich 
auftauchen, wieder verschwinden, an einem Orte wieder sichtbar 
werden u. s. w. Der Yolksglaube hält sie für die wandelnden 
Seelen von solchen, die in betrügerischer Weise Marksteine 
versetzt und ^^^ zur Busse um dieselben herum irren müssen. 
Ausserdem glaubt man,, dass, wenn sie erscheinen, ein Witteruugs- 
wechsel bevorstehe^. 



») Eine abweichende Version bei LCtolf, Sagen, Bräuche u. Legenden 
1865, 519 fg. — Etwas Aehnliches s. Archiv I 221 ; Kohlrisch. Schweiz. 
Sagenb. 1854, 363; Estermann, Gesch. d. Pfarrei Rickenbach 1882, 187. 

2) Vgl. LCtol? a. a. 0. S. 133 ff. 



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228 Volkstümliches aus dem Kanton Luzern. 

Ein Weihnachtsbrauch. 

Der Glungel. 

Von Weihnachten bis Dreikonigen ist im Hinterlande das 
Weihnachtssingen gebräuchlich. Männer, Frauen und Mädchen 
bilden eine Gruppe und gehen, oft Yon Musikanten begleitet, 
von Hof zu Hof, wo sie ihre Weihnachts- und Neujahrslieder 
singen und ein glückliches neues Jahr wünschen. Am Drei- 
königentage dürfen die drei Könige Kasper, Melk und Balz 
mit ihrem Sterne nicht fehlen. Früher war auch immer der 
sogenannte „Olungel" dabei, ein Mann, der ein eigenes mit 
zahlreichen kleinen Glöcklein behangenes Kostüm trug. Den 
Kopf hielt er in einer enormen Stierkopfmaske verborgen, in 
der Hand trug er eine lange Peitsche. Er war wirklich grässlich 
anzusehen, und voll Schrecken flüchteten sich die Kinder vor 
ihm in ihre Verstecke. Wo er einen Erwachsenen sah, sprang 
er ihm nach und dieser musste sich dann durch ein kleines Geld- 
geschenk von den Peitschenhieben loskaufen, denen er sonst 
ausgesetzt war. In Folge wiederholter Klagen von Seiten miss- 
handelter Personen wurde das »Glungeln*' am Ende der fünfziger 
Jahre polizeilich verboten. Doch existieren immer noch einige 
Kostüme und Stierkopfmasken, und der Glungel soll sich auf 
abgelegenen Höfen zur Weihnachtszeit immer noch hin und 
wieder sehen lassen. Gewöhnlich war er von dem sogenannten 
Pauri begleitet, einer Mannsperson, die als abscheuliches Weibs- 
bild in wüste Fetzen gekleidet und mit vermummtem Gesicht, 
in der Hand einen Besen haltend, auf den Strassen herumsprang. 
(Fortsetzung folgt.) 

*) Im Kanton ZUrich besteht der Chiungeli noch heute. Vgl. 
Schweiz. Id. III 833, und fUr den Kanton Aargau hier S. 253. 



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Aschermittwoch in Elgg. 

Von H. Spiller in Elgg. 

Wohl in keinem reformierten Orte der Schweiz wird der 
Aschermittwoch so gefeiert, wie in Elgg, einem grossen, statt- 
lichen Orte am nördlichen Fasse des Schanenbergs gelegen. 
Während alle andern Orte in Elgg's Nachbarschaft, Aadorf, 
Turbenthal, Pranenfeld, Winterthur ihren „Böggenmontag* als 
einen Tag der Maskenfreiheit und der Belustigung feiern, hielt 
Elgg schon seit Jahrhunderten den Aschermittwoch (AschUmikte) 
in Ehren. Wie weit die Feier dieses Tages in die frühern 
Zeiten zurückreicht, geht auch aus der 1895 erschienenen „Ge- 
schichte der Stadt, Herrschaft und Gemeinde Elgg^ von E. 
Hauser') nicht deutlich hervor. Dieselbe berichtet S. 525: 

„Yor der Reformation begann mit dem Tage der heil, drei 
Könige die Zeit der Volksbelustigungen und der Maskenfreiheit, 
welche bis zum Aschermittwoch dauerte. Besonders die zehn 
letzten Tage vor den Fasten waren dem Vergnügen gewidmet; 
es fanden Umzüge und öffentliche Schaustellungen [statt; aber 
auch nach der Einführung der neuen Lehre war Prinz Carneval 
jedes Jahr ein willkommener Gast, und es gelangte namentlich 
der Aschermittwoch zu hohen Ehren. An diesem Tage spendete 
die Stadt auf dem Rathause einen öffentlichen Trunk, an welchem 
auch die Weiber teilnahmen, was durch die Seckelamtsrech- 
nungen belegt wird, z. B. : 

1525: ,Auf dem Rathause nebst Wein verzehrt 5 Pfund.* 
1531: ,Den Weibern an dem Eschermittwoch 1 Pfund.* 1539: 
,Am Aeschermittwoch den Weibern 8 Pfund.* 1542 : ,Escher- 
mittwoch : Mannen l Pfund 5 ß^ Wyber 2 Pfund 4 /f.' Mit der 
Zeit wurden die betr. Ausgaben grösser, so verausgabte die 
Stadt im Jahre 1591 ohne Wein noch 38 Pfund für Brod und 
Käse. Am Hirsmontag 1605 feierten die Kleinen und Grossen 
Räte auf des Fleckens Kosten ein Fest und tranken ausser der 



^) Wir ergreifen an diesem Orte gerne die Gelegenheit, unsere 
Leserschaft auf diese treffliche Monographie aufmerksam zu machen, die 
neben dem rein Historischen einen längern Abschnitt der Sittengeschichte 
widmet. [Rbd.] 



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230 Aschermittwoch in Elgg. 

gewöhnlichen Gabe erst noch einen Eimer aus der ^Gruft*'. 
1616: Am Aschermittwoch erhielt die Bürgerschaft: Mann und 
Weib einen Tagtrnnk. Bei diesen Feierlichkeiten scheint es oft 
etwas bunt zugegangen zu sein, wesshalb die Regierung das 
Veto einlegte ; aber die Fastnachtfreuden hatten sich so tief im 
Volke eingelebt, dass sie nicht ausgerottet werden konnten. Im 
Jahre 1626 wurde der Aschermittwoch nach altem Brauche 
wieder festlich begangen, ja, nach den Einträgen der Gemeinde- 
rechnungen zu schlie^sen, nahmen die Festfreuden an diesem 
Tage noch zu, z. B. 1678 Vogt und Räte: 6 Pfund; Burger- 
schaft: 14 Pfund; den jungen Knaben : 1 Pfund; den jüngeren 
Knaben : 1 Pfund ; den \y eibern : 2 Pfuud ; den jüngsten Buben : 
10 Schilling.^ 

Seit diesem Zeitpunkte fehlt jede Aufzeichnung über den 
Aschermittwoch, obschon er wol immer gefeiert worden ist. 
Auch über den Ursprung dieser Lustbarkeiten wissen wir nichts. 
Ihr militärischer Charakter legt jedoch die Annahme nahe, dass 
ursprünglich eine frühjährliche Waffenmusterung zu Grunde liegt 
ähnlich wie sie auch anderwärts nachgewiesen ist.*) 

Wer in der^ Zeit nach Neujahr Sonntags zufallig nach Elgg 
kommt, ist ganz erstaunt, nachmittags kurz nach der „Kinder- 
lehre ^ in den Strassen nach altvaterischer Art Sammlung schlagen 
zu hören. Aus den Häusern treten die Knaben, 10—16 Jahre 
alt, mit der militärischen Ordonnanzmütze (Pölis) als Kopfbe- 
deckung, alten Kadettengewehren, Flinten und grossen Pistolen 
bewaffnet, um dem „Oberthor*^ zuzuströmen, wo sich die ganze 
Mannschaft versammelt, sich ordnet und sich unter Trommelklang 
vor den Flecken verfügt zur Vornahme von miUtärischen 
Exercitien nach alter Ordonnanz. Am ersten Sonntag nach Neu- 
jahr war es von Alters her üblich, die Wahlen der Offiziere 
und Unteroffiziere vorzunehmen, ebenso am Sonntag vor Ascher- 
mittwoch diejenige des Hauptquartiers (gewöhnlich ein Gasthaus 
mit grössern Lokalitäten). Beide Wahlakte gehen nicht immer 
in aller Stille vor sich, Stimmenmehrheit entscheidet. Auch die 
Fahne, aus dem Gemeindearchiy hervorgeholt, wird an dem 
letztbezeichneten Tage zum ersten Mal entfaltet. Wie freuen 
sich die jungen Herzen auf ihren Aschermittwoch, zählen jede 
Stunde ab, die sie von diesem Tage noch trennt und können in 

*) Vgl. Archiv I 260 und Hoffmann-Krayek, Bilder aus dem Fast- 
DachtsIebcD im alten Basel (1896) S. 16. 



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Aschermittwoch in Elgg. ^1 

der letzten Nacht vor Freude kaum ein Auge schliessen. Auch 
der Himmel wird scharf beobachtet, das Barometer desgleichen 
zu Rate gezogen, und gutes, helles Wetter gewünscht. 

Punkt 4 Uhr ertönt die „Tagwache", ausgeführt von B— 4 
Tambouren und einer Pauke, durch Elgg's Strassen; man zieht vor 
die Hänser der jugendlichen Offiziere. Um 7 Uhr trommeln die 
Tambouren in saubrer Uniform die Sammlung. Das „ Oberthor *" 
ist wieder der Sammelplatz. Unter dem Befehl des Oberlieu- 
tenants bewegt sich der geordnete Zug ohne Fahne zum Hause 
des Hauptmanns, wo sich auch der Fahnenträger mit cleni 
Banner befindet. Unter den Klängen des „Fahnenmarschos"' 
reiht sich der Fahnenträger mit der Fahnenwache in den Zug 
zwischen Yordei*- und Hinterglied ein, und der Hauptmann über- 
nimmt den Befehl, salutiert von Ober- und Unterlieutenant, ganz 
auf militärische Weise. Früher unter alten Kriegsmärscbon, 
jetzt unter solchen eidgenössischer Ordonnanz, umzieht der Zug 
in althergebrachter Ordnung und Ausführung verschiedener Kvu- 
lutionen den Ort bis zum betreffenden Gasthaus. Der Fahnen- 
marsch ertönt, die Fahne wird in's Haus geleitet, und durch 
Heranshängen derselben das Gasthaus als Sitz des Hauptquartier« 
bezeichnet. Die Hanptleute erhalten ein besonderes Zimmer 
und eigene Verpflegung. Nach kurzen Pausen werden die 
Umzüge wiederholt, 3 — 4 Mal am Vormittag, je nach dem 
Wetter, und 1 — 2 Mal nachmittags. 

An der Spitze marschiert gravitätisch der „Sappeur^ mit 
weissen Hosen, weissem Schurzfell, versilbertem, halbmondför- 
migem Schild auf der Brust, weissen Handschuhen^ roten Epau- 
letten, Uniformrock (ehemalige Cadettenröcke oder abgeänderte 
alte Uniformen), auf der rechten Schulter die schwere Axt hal- 
tend, die linke Hand in die Hüfte stützend, Ordonnanzkäppi als 
Kopfbedeckung, wie überhaupt alle, Offiziere und Soldaten, die- 
selbe von den Militärpflichtigen im Orte für diesen Tag entlehnen, 
ebenso die Faschinenmesser, Seitengewehre, Ordonnanz-Mützen, 
Patrontaschen, was alles einen militärischen Anstrich gibt. Xun 
folgen die „grünen Jäger ^, acht an der Zahl (weisse Hosen, grüner 
Rock, grüne Epauletten, Waidmesser, Jägerhörner mit grüuer 
Schnur, Patrontasche, Gewehr je links und rechts im Arme 
haltend). Das Vorderglied, ca. 20—25 Mann, reiht sich an, be- 
fehligt von einem Oberlieutenant (weisse Hosen, Uniformrock, 
versilberter Schild auf der Brust, weisse Handschuhe, silberne 



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232 Aschermittwoch in Elgg. 

Epauletten, Säbel, Käppi mit 2 Borden). Flügelmann des Gliedes 
ist der Oberstwachtmeister. In kurzem Abstände folgt sodann 
der Fahnenträger mit Fahnenwache (Ausrüstung wie beim Ober- 
lieatenant, die 2 Mann Fahnenwache mit gezücktem Säbel). 
Das hintere Glied ist, ca. 20 Mann stark, befehligt von dem 
Unterlieutenant, (Ausrüstung wie beim Oberlieutenant, aber nur 
1 Borde am Käppi). Flügelmann ist hier der Unterwachtmeister, 
gekleidet wie der Oberstwachtmeister: weisse Hosen, Uniformrock, 
Käppi, Seitengewehr, Patrontasche, rote Epauletten, und das 
Gewehr links im Arm haltend. Die Soldaten tragen ihr ge- 
wöhnliches Sonntagskleid, mit Käppi, Seitengewehr, Patrontasche 
und Gewehre oder Flinten, die kleinsten nur mit grossen Pistolen. 
Der Oberbefehlshaber dieser „Truppen^, der Hauptmann, hat 
zum Unterschied von den beiden Unter- und Oberlieutenants 
goldene Epauletten, 3 Borden am Käppi und den schönsten 
Säbel. Die Soldaten des Vorder- und Uintergliedes tragen das 
Gewehr geschultert. Am Ende des Zuges tummelt sich der 
„Bajazzo*^, phantastisch gekleidet, mit Peitsche, an der eine 
aufgeblasene Schweinsblase befestigt ist, um von Zeit zu Zeit 
die herandrängende Jugend mit derselben wegzutreiben. Mit- 
telst des Klingelbeutels sammelt er Geld bei den Zuschauern 
ein, das er abends an den Hauptmann abliefern muss. Über 
Mittag wird die Mannschaft entlassen, der „Stab" aber nimmt 
das Mittagessen im Separatzimmer des betreffenden Gasthauses 
ein. Halb 1 Uhr wird wieder Sammlung geschlagen und die 
Umzüge erneuert, jedoch mit dem Unterschiede in der Aus- 
rüstung, dass die gemeinen Soldaten anstatt des Pompons ein 
künstliches Blumensträusschen, die Tambouren Rosshaarschweife 
(von frühern Cavalleristen entlehnt), die Offiziere aber blaue, grüne 
und rote, hohe Pompons, wie sie anfangs dieses Jahrhunderts 
in der zürcherischen Miliz Ordonnanz waren, auf ihre Käppis 
aufgesteckt haben. Ausserdem reitet der Hauptmann, hoch zu 
Ross, neben der Truppe, seine Kommando's erteilend: „Rechts 
und links gschwenkt^ ; „Doppeliiert Glieder"; „Schliesst die 
Glieder^ etc. Nach dem zweiten Nachmittagsumzug schliesst 
die Abdankung des Hauptmanns, vor dem Hauptquartier ange- 
kommen, Yorläufig die Feier dieses Tages. Der Oberbefehls- 
haber kommandiert : „Rechts und links formiert den Kreis !„ 
und begibt sich in ein oberes Stockwerk an ein günstig gelegenes 
Fenster, um von dort aus eine patriotische Rede über den 
Aschermittwoch und seine Segnungen zu halten. 



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Aschermittwoch in Elgg. 233 

Ein donnerndes Hoch auf den Aschermittwoch und seine 
Freunde folgt der Rede. Kaum ist dieser weihevolle Moment vorüber, 
so erschallen dumpf vom ,,IJnterthor^ her Paukentöne, von Trompe- 
tenstössen begleitet: Die alte Mannschaft kommt. Nun folgt der 
humoristische Teil des Tages, die Maskenfreiheit wird ausgiebig 
benutzt, so ausgiebig, dass diese maskierten Umzüge der Er- 
wachsenen manchmal den Charakter eines „naberergerichts^ 
annehmen, wenn eine Persönlichkeit im verflossenen Jahre 
die Entrüstung der Einwohnerschaft durch irgend eine moralisch 
verwerfliche Handlung oder groben Verstoss gegen die Sitt« auf 
sich gezögen hat. — Alle 4 — 5 Jahre vereinigen sich die Orts- 
vereine, um mit bedeutenden Kosten und vieler Mühe wirklich 
gediegene, prächtig kostümierte Umzüge und Schauspiele (Schlacht 
am Stoss, die 4 Jahreszeiten, Helvetia und ihre 22 Kinder in 
Landestrachten) zu veranstalten; auch Märkte, wie sie Elgg nach 
ihrem früher besessenen Stadtrechte abhalten durfte, kamen zur 
Ausfuhrung, wie folgende Bekanntmachung der 80er Jahre im 
Lokalblatte beweist : 

9 Marktanzeige. Auf den Tag, da man zellet den 15. 
Hornuug, genannt Aschlimittwuchen, soll ein Gross- Vieh- und 
allerlei Warenmarkt abgehalten werden und wird hiezu die 
löblich Burgerschaft und jedermänniglich von nah und fern ge- 
bührend eingeladen. Nebst der grossen Zahl von allerhand 
Krämern ist auch eine fürtreffliche Seiltänzertruppe angekommen, 
die beim Getön von ezlichen Zinkenisten ihre Kunststucki zum 
Besten geben wird, item, wer kommt, wird ein par vergnüglich 
Stunden erleben. Namens des Kleinen Rats: Hans Ulrich Bulott. 
Hanz Caspar Wisshaupt (historische Namen) ^. Das Leben und 
Treiben dauert bis tief in die Nacht, bis das „Ladrette'', der 
Zapfenstreich, von den Tambouren 9 Uhr abends um den Ort 
geschlagen wird. — Im Hauptquartier der jungen Soldaten be- 
ginnt nun die Soldauszahlung. Während des Tages sanmielt 
der Ortsweibel nach altem Brauch von Haus zu Haus freiwillige 
Beiträge, welche nach dem Bange verteilt werden; der Haupt- 
mann erhält einen Sold von 6 — 7 Franken und so absteigend 
bis 1 Franken für den gemeinen Soldaten. Müde begeben sich 
nun die jugendlichen Krieger, meistens von den Tätern abgeholt, 
zur Ruhe, noch im Schlafe sich mit dem tagüber Erlebten 
beschäftigend. An der „Bauemfassnacht'' erhält jeder Teil- 
nehmer von dem Wirte des ehemaligen Hauptquartiers Kaffee und 



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234 Ancienne chanson patoise de la F^te des Vignerons 

Eüchli als Gratisgabe, nachher wird der ,, Funken^ gemacht. — 
Nicht immer blieb die Feier des Aschermittwochs in neuerer 
Zeit ohne Anfechtung; dann und wann wurden von engherzigen, 
missgünstigen Persönlichkeiten Anstrengungen gemacht, den- 
selben abzuschaffen, und nur dem festen Willen der Bürgerschaft, 
der Jungen, wie der Alten ist es zu verdanken, dass der Ascher- 
mittwoch, wie er nun schon seit Jahrhunderten in EIgg gefeiert 
wird, uns erhalten worden ist. Der letzte Versuch« diesen 
Freuden tag abzugraben, wurde 1882 gemacht: Der Aschermitt- 
woch wurde vor dem Hause eines Dorfmatadoren, welchem das 
Fest schon lange ein Dorn im Auge war, unter grosser Be- 
teiligung von Nah und Fern sinnbildlich begraben, stund aber 
unter Beifallsrufen wieder auf, um ohne weitere Anfechtungen 
bis auf den heutigen Tag in yollem Glänze wieder gefeiert zu 
werdeo. 



Ancienne chanson patoise de la Fete des Vignerons 

Publice par M. W. Robert (Jongny, prfes Vevey) 

En feuilletant les descriptions des diff^rentes f^tes des 
Vignerons 7 nous ayons lu avec un grand plaisir plusienrs 
charmantes chansous patoises, qu^ont chantees uos p^res et qui 
ont presque toutes disparu aujourd'hui. Citons, entre autres, les 
chansons des vignerons du printemps et d'automne de Ch. Felix 
et L. Favrat, le chant des armaiUers (vachers) de Visinand, 
heureusement conserv^, avec la musique, dans le Chansonnier 
Vaudois de C. C. Denör^az, celui des charmaiUers (gargons 
d'honneur; camis de noces», comme ondit dans la Suisse romande) 
de 1819, et ce vieux rond ou ronde de 1791 dont nous n'avons 
pu encore retrouver ni Tauteur ni la musique, mais dont un 
fragment est imprim^ dans la Lyre populaire de A. Michod*), 
etc., etc. 

*) La Lyre populaire, Chansonnier vaudois. 4« Edition augment^e. 
page 77 (Ronde ou Koraule). Lausanne, Alex. Michod, öditeur; 1858: 
1 vol. de 150 pages, öpuis^. 



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Aucienne chanson patoise de la Fete des Vignerons 



235 



Ayant qu'il soit lougtemps, notre patois aura cesse de 
vivre. Ed attendant qu*on ait r^uni toutes cee fleurs de notre 
po^sie vaudoise, au parfum de terroir, qa'il me soit permis d*en 
signaler une des plus yieillea et des plus originales. C'est la 
Tsanson de labay dey vegnolan, qui a paru pour la premi^re 
fois dans la DescripHon de la föte du 17 aoüt 1791.^) Elle 
a 6t6 r^p6täe en'1819 et 1883, comme cancienne chanson en 
patois du pays, que les Vignerons chantaient lorsque la parade 
se faisait encore aveo sa premi^re simplicit^, et que pour cette 
raison on conserve aujourd'hui.» 

Nous reproduisons diplomatiquement le texte de l'^dition 
de 1791, aujourd'hui presque introuvable. Cependant, nous n'a- 
Yons imprim6 qu'une fois la Strophe 16, qui est r^pet^e par er- 
renr dans cette Edition. Nous donnons en regard de Toriginal 
une traduction fran^aise, aussi litt^rale que possible, faite avec 
Taide aimable de MM. Victor et Adrien Taverney. 



ChanMi de Fabbaye des viperoDs» 

Pöur le n Aout 1791. 

1. Moa valet et neveu Jaques, 
II faut nous r^jouir; 

II faat nons r^joair, tout nons 

[y] invitei 

Metscbapeau neuf et blanche cbemise. 

2. Dites voir, moii brave oncle, 
Qu'est-ii done arriv6? 

Un'est-il done arriv6 dans notre vilie? 
Mariez-vous le consin et la cousine? 

3. Ce n'est pas ya, nevea Jaqnes^ 
Je vais te le conter, 

Je vaiste le conter; c'est en memoire 

De ces Egyptiens tant [connns] dans 

i'bistoire. 

4. Ils avaient dans leur royaume 
ün pays abondant, 

Un pays abondant en bonnes vignes ; 

Tout derriere Merdasson les [parchets 

de] Hauteville. 

*) Description de la Society des Vignerons et la celebration solemnelle 
de sa Fete. A Vevey le 17 aoüt 1791, pp. 21-25. 

2) Nous ignorons ce que fönt ici ces Zegyptian ou Zigyptien (en 
1819 et 1833 . 

^) En 1819, on a niis des roajuscules k ces deux mots. Merdasson 
et Hanteville sont deux parchets de vigüc au dessus de Vevey. On dit 
en patois les Hautevilles, comme on dit les Fenils, les Allours^ etc. 



TsftD&eD de labay de; vepelan. 

Pör lo 17 Äousi 1791. 

1. Mon Valet & Nevau Dzaque 

Y fo no redzo'i, 
Y fo no redzo'i^ to no zinvite, 
Mete nauvo tzapi et bliantze 

tzeviise. 

2. Ditevey mon bravonclio^ 

Qti^ te don arrevaf 
Que te don arreva din noutra vela 7 
Mariavo lo Cousin & la Cousena? 

3. Ne pas ein N^vau Dzaque, 

Ye vei te lo conta, 
Ye vei te lo conta, le in memoire, 
De seliau Zegyptian^) tan din 
Vhistoire. 

4. Lavan din lau Royomo 

On Pa'i abondin, 
On Pai abondin, in boune vegn4, 
To der in merdasson^ lezote veUL ^) 



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336 



Ancienue chaason patoise de la Fete des Vignerons 



ö. Im van bin bouna mouda 
Fo govema lau bin, 
Monsn t& Veniolanj hämo de 

guerra, 
Se fy^i-^avon tre ty dama la terra, 

b\ Lo Rey^ & sa Nobliesse 
Amavon U Veniolan, 
Samavon ty parey U zon le 

zotrOf 
Ne sestimavon pa m^ Ion que 

lotro. 

7* Vei/te mon Nevau Dzaque, 
Que U dzin on tzanzif 
Que le tzin on tzanzi de dedin 
sti mondo f 
jSH^) quin est lo cor passe por 

lombro. 

8\ Ne se pas ein que pinson, 
De voley miprezi^ 
De voUy meprezi V agricultura^ 
Lin est lo pur sotin de la natura, 

9, Salomon sli grand Prinso, 

Lo sadzo de son tin, 

Lo sadzo de son tinporsa sciance, 

Demande de savei commin on 

pliante. 

10. Li Noublio de sti siech, 

Crayon itre me que ly, 

Crayon itre me que li, son dey 

tzerrop4, ^) 

Ne voUion travailly autor dey 

gorgni, ^) 

iL Lan prin novalla mouda, 

Por ne pas travailly, 
Por ne pas Iravailly, y conton 

dince, 

Cin & fiiiatre fon dix, vo bin 

venindze. ^) 



5. IIa avaient bien bonne mode 

Ponr gouverner leurs biens. 
MoDsiear et vigneron, bomme de 

guerre, 
Se piqnaient tons d'aimer la terre. 

6. Le roi et sa noblesse 

Aimaient les vignerons. 
[Ils] s'aimaient tons pareillement les 
nns les antres, 
Ne s'estimaient pas plns l'nn qne 

Tantre. 

7. Vois-tu, mon neveu Jaques, 

Une les gens ont change! 
Qne les gens ont change dans ce 

monde ! 
Celui qui est le corps passe pour 

l'ombre. 

8. Je ne sais pas ce qu'on*) pense 

De vouloir mepriser^ 
De vouloir m^priser Tagriculture : 
Elle est le pur soutien de la nature. 

9. Salomon, ce grand prince, 

Le sage de son temps, 
Le sage de son temps pour sa science, 
Demande ä savoir comment on 

plante. 

10. Les nobles de ce siecle 

Croient etre plus que lui, 

Croient etre plus que lui; [ce] 

sont des paresseux, 

[Ils] ne veulent [pas] travailler autoor 

des soucbes. 

11. Ils ont pris nouvelle mode, 

Pour ne pas travailler, 
Pour ne pas travailler, ils comptent 

ainsi : 

Cinq et quatre fönt dix, [cela] vaat 

bien vendange. ^ 



») Dans le texte de 1819, on lit Seique au Heu de SIL 

*f Litteralement : qu'ils pensent. 

'} 'Tserropa, paresseux.» Glossaire dupatois de la Stusse romande^ par 
le doyeii Hridpl. Appendice, page 538. 

*) Voir les articies gourgna, gourgnon, ib., p. 185. 

^) « Veneindje, s. f. pl., vendanges. Le singulier se dit du raisin 
vendange mais non encore pressö (Lavaux).» Ib., p. 404. 

^) Allusion k la dime. 



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Ancienne chansoD patoise de la Fete des Vignerons 



237 



12. Ye voudray que vegnissen, 

Bacu avod No4, 
Bacu avoe Noe, dzudzeron dince. 
Beide bon Vegnolan voutra 

venindze. 

13. Conserva votitre titro, 

No le zin conservay^) 
No U zin conserva din noutra 

tropa, 
Manteny U todzor in dzin de 

Iota. 

14. Corin man Nevau Dzaque 
A la Societa, prin ta serpeta^^ 

A la Societa, prin ta serpüa, 
Labi Vau bin qu'on beiva ouna 
cartete. ^) 

15. Ditevey mon bravoncUo^ 

Porta no pas mena, 
Porta no pae mena stau duve 

feilU, 
Quon travaüli tot lan din noutre 

vegnä. 

16. Valet vo zite bravo. 

De me lo dimanda. 
De me lo demanda, mafo binfere, 

Prindre garde in bolon le lo 

mistere. 

17. Granmaci mon bravondio; 

Corin vito Cousin, 
Corin vito Cousin din noutre vegne, 
Plianta notre tzapon ^) avoe stau 

feille. 

^) Allusions rövolatioDDaires. Dans la JDescripUon de 1» iVu* \\^ 
1791, il y a denx pages 34. La seconde est remplie par les troi» ^rniphi^K 
d^ane invocation de la pr^tresse des BacchaDtes k Bacchus. La pri uii^'^it* 
n'a que la premi^re Strophe, suivie d'un blanc. Dans un exrni|p[aiii' 
apparteuant 4 la Biblioth^que publique de Vevey, on a rempli i^^ liLiiic 
par deux strophes manuscrites; et, sur la page suivante, rest^e iW;i|i«iiu'iu 
blanche, on a äcrit: «Les couplets ci contre ayant paru respirer Vunpiif 
r^volutionnaire de Tipoque (1791) furent supprim^s par ordre du lianiil 
de Vevey et remplac^s par ceux de la page suivante» [34 bis]» 

*) Les mots prin ta serpSta, imprim^s par erreur deux injs, iit* 
sont 4 leur place qu'an vers suivant. 

') <tCartetta, s. f. quart de pot. ÄUein baire cartetta, allons Inmr \m^ 
bouteille.» Gloss., p. 67. 

♦) Chapony tschappon, s. ra., bouture de vigne. 



12. Je vondrais que vIiihhi nr 

Bacchus avec No^, 
Bacchus avec Noe; [ilsjjugepjnt lutsj^i: 
Bnvez, bona vignerons, vntrr ven* 

dantfL*. 

13. Cönservez vos titrea, 

Nous les avons consLTvi'öj 
Noas les avons conserves düns notr^ 

Maintenez-les toujours en gt^ns du 

liotttt, 

14. Courons, mon neveu J^iifites« 

A la Soci6t6, 
A la Societe, prends ta aL'r|ft!te. 
L*abbe veut bien qu'on ht^wv uite 
quartftft.) 

15. Dites voir, mon brave uuclt^, 

Pourrions-nous pas sunii^nfr, 
Pourrions-nous pas amener ee8 deiix. 

lillts, 
Qui ont travaille tout Tan dans um 

16. Valet, V0U8 etes brave^ 

De me le demandai^ 
De me le demander; mai^ il faut 
bim Ikiiv, 
Prendre garde aux bourgeuiii^, c'est 

17. Grand merci, mon brave uuch-l 

Courons vite, cousin. 
Courons vite, cousin, dansiujtiv vi^ra- 
Planter nos chapons^) avec cts hll« i?. 



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^38 



Ancienne chanson patoise de la F^te des Vignerons 



18. La Louna est bin bouna, 

Se dit la Marion^ 
Se dit la Marion^ y la fo craire^ 
Le tzapon son bin bi vaälon 
reprindre. 

19. La Liondinna^J na oque, 

Dy fo plianta prevon, 
Dy fo plianta prevan, terra 

novala 
Vau itre fochera,^) o riste ingrata. 

20. Cousin prin ta Liondinna, 

Et vie ma Marion, 

Et me nia Marion, rimpliein lau 

brinle/) 

Fo rimplia le bosse *J de la 

venindze. 

21. Cousin vauto me craire, 

Y no fo maria, 
Y no fo maria, danci la nota^ ^) 
No zerrin novefrui in Pintecota. 

22. ,Cin chin lo Paganismo,^) 

Diaute sliau by zesprit, 
Diaute sliau by ze^prit^ le redicela 
De fere sliabay d'Agricultura. 

23. Adam, lo promi homo, 

Ch me a foehera^ 
Ci me a fochera, plianta deyfave,'^) 
Et gagnive j)rau bin & rSpar- 

mave.^) 

•) Glaudine, en 1819. 

2) «Fochera, foss^ra^ v., labourer, travailler avec le fochau; ce verbe 
signifie aussi labourer k la pelle.» *Fochau, fosshau, s. m., sorte dehoue, b^che 
A deux fourchons, hoyau; fossoir^ foussoir, dans le fran^ai» populalre 
vaudois.» Gloss., p. 16ö. 

') •Brdrüa^ breinta, s. f. Long vase de bois, en forme de hotte aplatie, 
muni de bretelles, pour porter la vendange k dos d'homme.» Ib., p. 57. 

^) «Bossa^ s. f. grand tonneau.» Ib., p. 48. 

^) «Notta, s. f. Se disait pour cUlemande^ sorte de danse, valse, danse 
eu g^nöral.i) Ib., p. 264. 

^) Tout ce Couplet, visant les esprits Streits qui trouvaient la fete 
des vignerons trop «paYenne», a ötä supprimö en 1819. 

') Fava (vicia faba L), la föve ordinaire. Autrefois, apr^s chaque 
f^te, avait Heu un repas champetre: « il offrait ä l'oeil pour toute 
vaisselle des plats et des assiettes de terre, ou de bois, et ä Tappötit, 
un pain grossier, des choux, des f6ves avec quelques piöces de boeuf 
^tuv6 ou roti ...» Etrennes HeMtiennes et patriotiques, 1784. Tome II. 

») «Eeperma, v., öpargner. ^conomiser.» Oloss., p. 326. 



18. La Inne est bieo bonne, 

Se dit la Marion, 
Se dit la Marion ; 11 faut la croire ; 
Les chapons sont bien beaux, ils vont 
reprendre. 

19. La Claudine sait quelque chose, 
[ Elle] dit: ilfaut planter profond; 

[Elle] dit: il faut planter profond, 

la terre nonvelle 

Veut etre/ossoy^,*) ou. reste ingrate. 

20. CouBin, prends ta Claudine, 

Et moi ma Marion, 

Et moi ma Marion; rempliasons 

les brantes. 

II faut remplir les tonneaux de la 

vendange. 

21. Cousin, veux-tu me croire? 

II faut nous marier, 
11 faut nous marier, danser la valae. 
Nous aurons nouveaux fruits ä la 
Pentecote. 

22. 9a sent le paganisme, 

Disent ces beanx-esprits, 
Disent ces beaux-esprits; c'est ridicule 
De faire cette abbaye d'agriculture. 

23. Adam, le premier homme, 

Se mit ä fossoyer^ 
Se mit kfossoyer^ planter des feves, 
£t gagnait beaucoup et 6pargnait. 



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Ancienne chansoD patoise de la Fete des Vignerons 



239 



24. Lavet por sa famäle 

Trey bi charman vaUt, 
Trey bi charman valet, portavon 

vtndre 
Lo lad ne seyo, nSpu lapprindre. 

2rt. Tantia ^) ce bin que firon 

Ouna bouna mäson, 
Ou na bouna meson, in bin de terra^ 
Lin avan mh gagni que deusae^) 
ä Bema. 

26, U Agricultura est villie^ 

L^ zuva de tot tin, 
Qa'on sei Juif, o Payen^ o Mo- 

linisto. 

Lau fau a ty dau vin, tan quin 

Menistro. 



24. II avait pour sa famille 

Trois beaax oharmants fiU, 

Trois beaux oharmants fils ; ils 

portaient vendre 

Le lait [je] ne sais ou, [je] n'ai 

pu l'apprendre. 

25. An hont dn compte, je sais 

bien qa'ils firent 

Une bonne maison, 

Une bonne maison ; en biens de terre, 

Ils avaient plus gagn6 que d'ici 

k Berne. 

26. L'agricnlture est vieille, 

Elle a exist^ de tout temps, 
Qn^on soit jnif, ou palen, ou moliniste, 



II faüt ä tous dn viu, meme au 
ministre. 

Cette Tsanson de labey dey vegnolan paratt, au premier 
abord, an peu decousue. Les couplets qui renferment des aliu- 
sions r^Yolutionnaires ont sans doate 6t^ ajout^s apr^s coup ä 
rhistoire du neyea Jaqnes, remplie elle-mSme de doubles sens 
et de d^tails caract^ristiques. Nous n'ayona pu encore, malgr^ 
tous no8 efforta, en retrouver la m^loüe, dont Tair est pro- 
bablement tr^s simple, comme c'est ordinal rement le cas pour 
ces chansons d'autrefois. N'y a-t-il persoune qui pourrait nous 
renseigner ä cet 6gard? 

La musique de la föte des Yignerons de 1819, dit 
le liyret officiel, a 6t4 imprim^e par la maison Loertscher ä 
Yeyey; mais eile est compl6tement ^puis^e aujourd'hui. Ce 
qu'il en restait a servi, paratt-il, ä enyelopper des morceaux 
de fromage sur la place du March6, ou a et^ mis au pilon. 
On peut ponrtant esp^rer qu'un «xemplaire, ^chappe au carnage, 
se sera consery^ quelque part et nous permettra de compl^ter 
cette ancienne chansön locale, dont nous cherchons Tair depuis 
longtemps. 

***) «Tant-y-a. Locution qui signifie ä la bonne heure, en sorte que, pour 
en finir. (Lausanne).» Gloss., p. 363. 

•*; «Du-ice, dn-ci, d'ici, depuis ici.» Ib., p. 122 (article du). 



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Dictons et Devinettes 

ea usage au val de Bagoes 
Comtnunications de M, L. Courthion (Geneve) 

I 

Proverbes mitiorologiques 

Comparez les proverbes conteDUs dans le Glossaire du doyen 
Bride) fGlo.ss.J, ceux que Tabb^ Chenaux a recueiUis en Gruyfere 
et que M, Jules Cornu a publiös dans la Roniania, torae VI 
(Cj^ enfin les proverbes publi^s par ^. Jules Gillieron (G) dans 
Äou Rilois de la commune de Vionnaz (Bas- Valais), qui forme 
le 40** faecicule de la BihliotMque de VEcole des Hautes Eiudes 
(Paria, 1880). [R6d.] 

1. Se fevray Ji pas fevrouye, 
Mä et avn comparouye. 

8i fevrier ne fait pas fevrouye (c'est-ä-dire ne remplit pas 
flon röle), mara et avri) seront penibles. (Compard a dans les 
patcia baa-valaiaans la signification d'«6prouver de la peine, de la 
dif!iculte>). 

Gloss., p. 531; 0, 2 et 3. 

2. Raveu du n'fn, 

Bio tein du dzo que v'in. 
Raveu du matin 
Aminne o carapin. 

Rougeur de Thorizon, le soir, beau temps du jour qui vient 
Rougeur du matin amfene le carapin (petite couche de neige). 
Cf. C, 37. 

S. Se pleü dzo de St Medd^ 
PleU sat smiannes sin manquä^ 
Se St Barnd revoque pas. 

S'il pleut !e jour de St M^dard, il pleut sept semaines sans 
manquer, bi St Bernard ne rövoque pas. 
C et G, 27. 



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DictODs et Devinettes des Bagiiards 241 

4. An de fin, Ann6e de foin, 
An de rin. Ann^e de rien. 

C'est-ä dire que, dans les ann^es oü la pluie est assez 
abondante pour amener une belle r^colte de foin, tous lea autres 
produits de la terre ont k souffrir de rhumidit^. 

Gloss., p. 533 ; C, 47 ; cf. G, 47. 

5. Plodze de m^, Pluie de mai, 

On peü pas s'm soülä, On ne peut s'en rassasierp 

6 Flodee d'avrt, Pinie d'avril, 

Treso du pah Trteor du pays. 

Cf. Gloss., p. 531 ; G, 7 ; C, 7, 8, 11 et 12. 

7. Fevraf/y F^vrier, 
Caca nay, Caque neige, 
Gordge de leü, Gneule de loup, 
Cavoua d'oo. Queue d'or. 

8. Cramintran^ Carnaval, 
Mma-no plan, Sois nous propice. 
La Carayma dure tant, Le careme dure taut. 

9. Mai/ de mä, Mois de mars, 

Faut sUrie ä sopä; II fiiut voir clair a souper* 

May d^avrt Mois d'avril, 

Faui sl^iä ä se covri, II faut voir clair ä se couvrir. 

10. St-Antoine [17 janvier], 
Repas d'un moine. 

Lorsque les jonrs sont ei courts, un seul repas prulonge 
pourrait saffire. 
C et G, 17. 

11. St- Vincent [22 janvier], 
On qu'ii rompt la dent 
Ou la reprend. 

C'est-ä-dire que le froid cesse ou qu'il reprend pour un 
certain temps. 

C et G, 19. 

12. De St Paul [25 janvier] claire journ^e 
Nous annonce bonne aniiee. 

S'il fait brouillard, 
Mortalit6 de tonte part. 



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[ 



n 



9IS 



DictoDB et DevinetUes. des Ba^^nards 



13. St-Charles,^) 

Fevray in armes. 



14. Tsandeteum 

Felnma; 
Min (fhiva 
NHn sin feura. 

lö- Se jamais Paquie vini^ 
Jamals bio tein vint- 



Chandelear 

Poihi^; 

Mab de 1' hiver- 

Nova sommea dehors. 

Si jamais Paques n^arrivef 
Jamais le beau temps n'arrive. 



16, Si-Andray [30 aovembre], 
Fayes u fenaxß^ 
Bardgie u älindray. 

17. St'Lorein [10 aoüt] 
Fariadie o tmt^in - 
Fe meitin. 



St-Andii, 
Brebis aa-fenil, 
Berten au cendrier. 

St-Laorent 
PartÄge l'et^ 
Par le milieu. 



18. St'Dmrdeo [29 aviil}, 

Fau auägnier fftves et ordzo. 



St-Georgesj 

n laut semer feve et orge. 



II 



DictOM et formulettes 



1, Einfat nhiiu, 
Faradis seimUe.^ 



Uni est ni danf un anfer, 
S'y eroit dana vo paradis. 



Ctamintran 

Farholu. 
Totes li höhm 
Letjvön tiu~ 

N'in tant de braves höbes^ 

L'anmont tant dromin, . 

La coverta li tmf, 

La padahle 

Li 0'eimpat^e 

De se levä lo maXtn. 



Carratra^ 
Farboln^ 
Toatea ies filles 
Levent le cul. 

Noas avoos taot de braves filles, 

Elles aiment tant dormir^ 

La coaverture Ies tient, 

Et la paillasse 

Les empecbe 

De se lever \t matin. ' 



4. Quand lea eofants se taillent des sifflets et des ftütes dans 
\m buiflflODs en e^ve, ils frappent du manche da coateau T^corce 
k d^tacher dn boie et diseat; 



') La St'ChaHeraa^e (28 janvier) 



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-. ■■■ i p iw. 



Dictons et Devinettes des Bagnards * if43 

Pin, pin, 

PioCin, 

Se to me v<i8 &m, 

Te ballerqy hat/re de bon vtn. 

Se to me vas päs bifiy 

Te balleräy bayre de pesse de tsin 

D4eo a reüva du molin. 

Pin, pin, 

Piolin, 

Si tu me vas bieD, 

Je te donnerai ä boire da bon vin. 

Si ta ne me vas pas bien, 

Je te donnerai a boire de Tanne de chien 

Sons la roue da monlin. 

5. ün vieox magistrat de BagDes avait coatume de dire ä la 
fin des repas, en mani^re de gräces: 

Dio sdi benin de »Vn repas! 

Voua'ile que Vätro tarday pcLS 

Et quej se tarde^ manquctsae amtn pas! 

Dien seit b^i de ee repas! 

Qa'il veailie qae i'aatre ne tarde pas 

Et qae, s'il tarde, ii ne manqae aa moins pas ! 

ni 

Devinettes. 

Voyez Devinettes ou Enigmes populaires de la France 
par Eugene Bollaod (Paris, 1877). [R4d.] 

1. Pas piä gros qu'ona fdva^ 
Eimple ona sdla? 

Pas plas grand qu'ane feve, 
Emplit ane saiie? 

— La lumi^re d'une lampe (R, 167.) 

2. Ona grossa couerta, tota rominda'ie et pas an pomi? 
Une grande coaverture toate racommodee, sans an seal point? 

— Une toiture (cf. R, 142). 

3. Ona piai9W Plantee qu^a ni partes ni feninttes et qu'esi 
pUna tinqu'an frtta? 

Une ny^^^ blai^ßhe qoi n'a ni portes ni fenetres et qui bjst 
boarräe josqa'aa faite da toit? 

— Un cßuf (R, 65). 



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rr-» 



SU Stonetle satiriche ticinesi 

4. (^nel est !e plus fin de Ja maison ? 

— Le van k bl6, paroe qu'il jette la poussiere et garde le 
boa grain (R, 225). 

6. Uael ent le plus foa de la maison ? 

— La puBsoire k lait^ qui garde le mauvaie et laisse 6chap- 
per le bon (cf. R, 224). 

6. Uuel est le travail ([ni, saus avoir ete fait le soir, se troave 
tOQt tait aa levbr, le leDdemain ? 

— Le aammeiU 

7. Qaeil est oelni qni, aasis dans la chambrey mange ä la ouisine? 

— Le poele. 

Los poeles valaiBanfl soot soud^s au mur et ont leur ouyer- 
ture dane la coisine. 

8. Tant plus gros, 
Mojnö il pese ? 

— TJd trou au vetement. 

Comparez A. Godet, Chansons de nos grand* rn^res, p. 20. 

9, Plus petit il est, 
Plus il fait pear? 

— Un pont Bur une rivifere. 



Storielle satiriche ticinesi 

Pubblicate da Yittore Pellandiai (Arbedo) 

Le kggende ticinesi che mi permetto di presentare ai 
lettori deir Architio aonotutte di carattere scherzevole. NessuDO, 
Bpero, vorrä Ted er vi del dileggio, absit injuria verbo; lungi da 
Tue il pensiero di yoler recare offesa a questo od a quel paese. 

Si tratta del diletto che si prendono quelli di nn paese 
di attribuire a quelli di un altro paese delle sciocchezze, delle 
corbellerie, delle buaggitii impossibili in chi non abbia perduto 
11 lutne della ragione. 



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S torieile satiriche ticines 245 

Tali leggende vengono raccontate, noa per beffeggiare 
qaelli di un dato paese, ma solo per passatempo, per tener 
allegra la brigata. 



La processione delle castagne a Sigirino 

Sigirino era e pu6 essere ancora chiamato eil .paese delle 
castagne», per la sua grande produzione. 

L'aono 16 ... . diede un prodotto straordinario, inaudito, 
tanto per la quantitä come per la grossezza sorpassante quella 
delle castagne dlndia. Una grande quantitä di rami si erano 
schiantati, non^ potendo reggere allo straordinario peso delle frutta. 

Ciö afHisse grandemente i Sigirinesi, anche perch^ si yidero 
obbligati di dare le piü belle agii asini, serbando per loro solo 
le piü piccole. Onde impedire che una tale sciagura si ripetesse 
negli anni vegnenti, pregarono il sig. Curato di organizzare una 
processione per placare Fira deir Altissimo, che certamente ayrä 
mandato quella calamitä in punizione dei loro peccati. 

II sig. Curato esaudi i loro voti ed indisse una processione 
per la prossima domenica, subito dopo la Sta Messa, che 
si celebrö di buon mattino. Ordinö che alla processione dovessero 
prender parte solo gli adulti, i quali non doveyano nel mattino 
prendere cibo alcuno ed andare in processione digiuni affatto. 
Ögoi partecipante doTeva poi prender seco un sacchetto di 
bruciate scelte delle piü grosse. 

Alla domenica mattina adunque la processione si mise in 
yiaggio per la montagna, con alla testa il M. R. CuratO; il 
quäle aveva accettato Tinvito coirintenzione di dar loro una 
severa lezione. II sig. Curato cantaya: «Non dato piü, o Signore, 
castagne agli asini;» ed i fedeli rispondeyano: «Miserere nobis, 
Domine, miserere nobis.» 

Solo yerso mezzogiorno, il sig. Curato permise ai suoi 
parrocchiani di rompere il digiuno con alcune castagne. La 
processione continuö poi subito, per non terminare col rientrare 

^) Questa leggenda yiene attribnita anche a quei d'Arbedo, troyan- 
dosi, un tempo, il paese in egaali condizioni per quanto riguarda la 
grande prodozione di castagne ; ed asini yengono sopranominati quei 
d'Arbedo, come quei di Sigirino, di Isone, di Medeglia, di Claro, di Gerra 
Gambarogno e molti altri paesi ancora. 



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246 Storielle satiriche ticinesi 

in paeee che quando il sole era volto airoccaso e giä incominoiaTa 
U crepuscolo. 

Si pa6 immaginarsi qaale appetito abbiano potuto avere 
qnei buoni montanari in qael lungo viaggio. Nel pomeriggio 
non domandarono piü il perroesso al sig. Curato per mangiare 
le bruciäte che aveyano portato seco; ma, prima alla sfuggita, 
poi liberamente, le divoravano, sebbene fossero delle piü grosse. 

Da qaesto fatto qnei di Sigirino farono soprannominati gli 
asini^ ed il sopraDoome dura aneora al giorno d'oggi. 

La leggenda racconta che, da queU'anno in poi, qnei di 
Sigirino non fecero piü si gran raccolto di castagne; ma, coinunque 
sia, la dura lezione impartita loro dal Curato deve aver loro levato 
dal capo la voglia di lameDtarsi dei raccolti troppo grassi. 



Quei di Carasso danno la caccia alle locuste 

Nell'anno 17.... le campagne del Bellinzonese fiirono 
grandemente infestate e deyastate dalle locuste,*) tanto che quei 
di Carasso tennero consiglio sul raezzo di dar loro la caccia. 

Chi ne diceva una, chi ne diceva un'altra, finalmente venne 
deciso di distrnggerle a colpi di falce, incaricando il sindaco 
della bisogna. 

Ma il sindaco obbiettö: cNon sarä mai ch'io entri oei prati 
dei miei compaesani, adesso che il fieno h alto e yicino a ma- 
turanza. AfBnch^ il fieno non venga da me calpestato, si faccia 
una barella, e quattro gioranotti mi portino attraverso i prati. 
Yi assicuro che colla mia falce in mano farö strage delle male- 
dette locuste.»*) 

Tutti applaudirono al buon senso del cäpo del eomune, ed 
in men che non si dice fu allestita la barella per la grande spe- 
dizione. II sindaco vi si ässise con maestosa compiacetiza, e quat- 
tro giovanotti si presero la barella sulle spalle' e partirono. 

Appena entrati in un prato, uno dei portatori fece pss, pss, 
ed accennö al sindaco che sul collo del suo compagno che cam- 
minava davanti a lui era giä venuta a posarsi una grossa locusta. 



*) Nel dialetto ticinese: sajötri^ saltamartin, saltajötur, 
*) Dieses Motiv findet sich wieder im 15. Kapitel des Laienbuchs. 
S. Narkenbich, herausg. von v, d. Ha^en, 1811, S. 88 if. 



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• Storielle satirrche ticitiesi 247 

n sindaco impugna con förza la sua arma, e giü un colpo 
poderoso. La bar^Ila traballö, ed il sindaco si vide getiato 8ul 
prato. 

^ Che era BDCcessoPIl cöipo di falce ayeya mozzato il capo 
alla locnsta e, nello stesso tempo, reciso quello del giovanotto 
«nl ooUo del qaale la loctierta era andttta*^a pöB^crsi. 

Poteie immagioarvi qnale non fu mai lo sttipOre ed il dolore 
del siildaco e dei tre portatori a qaella vista. Ormai che fare? 
Adagiarono il cadarere solla barella e lo ripörtarono a casa. 

Quel bQon uomo di tin sitrdaco, facendo le scuse e le con- 
doglianze alla famiglia del decapitato diceva: cCoDsölatiByi, buona 
gente, perchfe, se vo&tro figlio Don puo piü caotäre ne ztiffolare, 
perch^ ha mozzo il .capo, pu5 perö ancora mnngere e preparare 
il'burro, il formaggio e la ricötta, perchö nh le braccia nb le 
mani portano ferita alcana. > 

Da qae^to fatto qaei di Carasso farono sopraünotniDati le 
locuste, ed il soprannome dura ancora oggidi. 

L'asino che pasce l'erba sul campanile d'lsone 

Snl tetto del campanile d'Isone essende un anno cresciuta 
Terba molto alta, gli Isonesi pensarono che quella non fosse roba 
da lasciar marcire lä in alto; eppero, legata una fune al coUo 
di nn' asino, a inezzo di una girella lo tirarono su, onde pascesse 
qnel ben di Dio che doyeva edsere roolto daporito, essende cres- 
cinto in hiogo Santo. 

E qüando, arrivato a metä del campanile, sentendosi Tasino 
strozzare, cacciava fuori lunga la lingua, gli Isonesi gridavano : 
«Coraggio, figliuoli, tiriamo forte la corda, che Tasino giä ride 
ed e impaziente di.poter gastare qaelki baon'^rba.» 

Inatile aggiungere che, arrivato sul tetto del campanile, Tasino 
non potfeipiütpascer l'erba, est^ndo compi^tametite stro2zato. 

Qiietto fatto ^yttise« qirei dlsone ir sopraünotne di asini, 
che ' duNi aseora al gionio d' 6ggi. 

QiiBi Id^kone ve^tono il cämpahile 

II genimjo dell' anno 17 . . . . e rammeritato per la sua cru- 
deaaa, pel suo freddo insoppottabile. 

*) Nakkkxiucu, S. 175 fF. 



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248 Storielle satiriche ticinesi 

Non parendo giasto a qaei d'Isone che il campanile della 
ohiesa doTesae starsene sempre 11 ritto ritto yerso il cielo, giorno 
e notte, con quella bruma malvagia, senza veste akuna, si ra- 
dunarono a consiglio ed, a voto unanimey decisero di spedire 
Benz' indagio una commissione a Lugano, per comperare tante 
braccia di frastagno qaante bastassero per coprire dal cocazzolo alle 
piante il campanile. Infatti, due rauli partivano il giomo depo 
alla Yolta di Lugano e la sera stesea ritomavano carichi di frus- 
tagno. Le donne d'Isone si misero subito aH'opera; e, tre giomi 
dopo, un lungo scampanio, un' incessante suonar di festa annun- 
ciava la gioja degli Isonesi per avere, con prowido pensiero, di- 
feso, per quanto possibile, dai rigori del verno il campanile, col 
vestirlo completamente di frastagno. 

Le donne del yicino paese di Medeglia, udendo quell' inso- 
lito scampanio, accorsero per assicurarsi quäl gran festa celebras- 
sero quei dlsone e rimasero maravigliate di vederli gongolar 
dalla gioja per aver coperto il campanile. Ritomarono esse fret- 
tolose al loro paese ; ma verso mezzanotte, mentre tutto Isone 
s' era abbandonato nelle braccia a Morfeo, le Medegliesi s' intro- 
dussero segretamente in paese, e colle forbici tagliarono la veste 
del campanile fino air altezza di quattro o cinqne braccia tutt'al- 
l'ingiro. 

Airindomani, essende giorno di festa^ quei d'Isone eraoo 
piü giulivi ancora del di prima, trovando la veste del campanile 
accorciata, e dicevano : cCome abbiamo fatto bene noi a veatire 
il campanile! Fin che aveva tanto freddo, non era mai cresciuto 
di un palmo; ma, ora che h ben coperto, in una sol notte e cres- 
ciuto di quattro o cinque braccia.» 

Depo il campanile anche la chiesa 

Contenti gli Isonesi di vedere il loro campanile piü alto di 
prima, pensarono al mezzo di ingrandire anche la chiesa, allon- 
gandola cioe ed allargandola. Ma come fare, senza spostare le 
muraglie, o senza faryi delle aggiunte ? 

' Dei furbi proposero di ungere di sapone le pareti interne 
fino air altezza di tre braccia, ed il pavimento fino alla distanza 
di due braccia dalle pareti. Tutti poi, nomini e donne, doTevano 
a piedi nudi disporsi in giro e spingere da tutte le parti ad an 
tempo, chi appoggiando le mani al muro, chi la schiena. 



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Das Ong'hüttr am Spennrad. 210 

Cosl fecero, ed al comando di : Spingete ! dato dal capo 
clel comune, tutti spinsero con quaota forza averano, e tuttl 
andarono a gamb' all' aria. Si rialzarono per6 subito, chi colla 
testa bernoccolata, chi con ainmaccatare alle ginocchia, ai gomiti, 
alle mani, gridando dalla gioja: cAvanti! forza! che le pareti si 
allontanano e la chiesa si ingrandisce.» 



Das Ong'hUUr am Spennrad. 

Eine noch nicht im Drucke bekannt gewordene Sage aus dem 
Seethale, mitgeteilt von Dr. F. Urech in Tübingen. 

In dem aargauischen Dorfe Birrwyl stand ehemals eio 
altes, halbverfallenes Haus, das auf den Schreiber dieser 
Zeilen in seiner Kindheit stets einen märchenhaften Zauber 
ausgeübt hat: Als er eines Tags ein ihm bekanntes Mütterchen 
um Aufschluss darüber befragte, antwortete dieses mit bedenk- 
lichem Eopfschüttoln: „Z>o drinnä isch es OnghiHUr, lueg ned 
inä^ sonscht chouscht ä gschwoUenä Chopf ober, es hohät 
äs GsChpeischt drinnä amä ganz alte Schpennrädli, und gsehl 
US we-n-äs Grosi (Grossmütterchen) mit roiä Augä. Mä 
gsehls aber ned immer. Wenn's Wätter ander et^ ghört niä's 
mängischt z^ Nacht fSchtägä uf und ab goh und obä omä 
laufä.^ 

Dieser gespensterhafte Sagenzug ist ein abgeblasstes üeber* 
bleibsel des germanischen Ahnenkultus. Die alte, knochendürre 
Spinnerin ist die Ahnenmutter der Sippe, die das Spinnen, eine 
der häuslichen Hauptbeschäftigungen der germanischen Frau 
(darum auch auf die Hausgöttin als Attribut übergegangen), 
immer auch nach dem Tode noch ausübt. Nach germanischem 
Glauben hört ja auch nach dem Sterben die Individualität nicht 
auf, sie kann in ihrer leiblichen Hülle wieder zurückkehren und 
so herumwandeln. Der Verstorbene kann wieder seine früheren 
Lieblingsbeschäftigungen ausüben, man gibt ihm darum die 
Werkzeuge ins Grab mit. Auch Speise und Trank nimmt der 



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250 Das Ong'hUiir an> Spennrad. 

Abgeschiedene zeitweise geroe ao, was a^deretts An Sagen 
noch nadiklingt. Aber Belaus^rfittngy^Storang >in ilimiin Tkun 
ist den Toten oft unlieb, sie bestrafen sie mit geschwollenem 
Kopfe und eatzjlndeten Augen. Ans dlasejii Ahfienkoltos 
erst entwickelte sieh in.rielen F^len der Olaube . an Gott- 
heiten mit menschlichen Bligeneebaften und menschlidiem Ge- 
bahren. Also auch von dieser höheren Stufe der germanischen 
Glaubenaent Wicklung liesse sich die gespensterhafte Spinnerin 
als ein abgeblasstes Ueberbleibsel betrachten. Aber zutreffender 
erscheint es fast, sie auf den Hausgeist, die Ahnenmutter, 
zurückzufuhren, die aich beim Heranwachsen des jüngeren, 
klügeren Geschlechtes ins Nebengemach zurückzieht, hier ihr 
Wesen treibt und nur gleichsam im Bunde mit den Natur- 
göttern, wenn diese entfesselt werden (Wetteränderung), auch 
im übrigen Hause herum xumort. 

Daas hier nur noch das Spinnen der geisterhaften Ahnen- 
mutter sich in der Ueberlieferung erhalten hat, ist nicht zufällig 
und nicht ohne Bedeutung, denn ihre spätepten Nachkommen 
sind selbst Förderer und Verbreiter der yervollkommneten 
Spinnerer geworden, und gehören zu den höher gestellten trei- 
benden Kräften des Dörfleins. In anthropologischer Beziehung 
ist dieser Sagenrest Atavismus im Gedächnisorgane. 



Anm. der Redaktion. Unsera Zwecken entsprechend ist das 
in ausfuhrlicherer Form abgefasstc Manuskript hier gekürzt worden. 



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.Miszellen. — Hlelangßs. 



Zu der im ,, Archiv^' I 126 erzählten SchildbOrgergeschichte. 

Die im i. Bande S. 126 angeführten tölpischen Verse des Rap- 
perswiler Sckulmeisters sind eine Variante der Reime, wie sie die 
Schildbürger Schultbeisskandidaten hersagen. Die betr. Stelle lautet^ 
nach von der Hagens »Narrenbucb*' 1811, S. 108 fg,: 
^Der Vierte. . . trat hinein und reimte .... also: 
Ich bin ein recht erschaffen Baner 
Und lehne mein Spiess an die Wand. 
Oho ! sprach der Fünfte, Kannst da es nicht besser, so bleibst 
du wol draussen, wie Putz. Lass' mich Schultheiss werden. Vide : 
Ich heisee Meister Hildebrand 
Und lehne mein Spiess wol an die Wand.^ 
Und ferner S. 111: 

„Ihr liebe Herrn ich tret' hieher, 
Mein Hausfrau die heisst Katharein, 
Sie hat ein' Gosche wie ein' Sau 
Und trinkt gern guten, kühlen Most." 

E. H.-K. 



Der Gloggenschellenmann zu Kaiserstuhl. 

Im Ratsprotokoll der Stadt Kaiserstuhl ist unter dem Datum' 
1736, 10. Dezember folgendes zu lesen : 

„ Den sogenannten gloggenschellenmann belangende : da nemlichen 
einer von denen bürgeren bis anhero um die heil, weynacht- und 
nenjahrzeit pflegte als ein teufel maskirter herumzulaufen, zum an- 
denken, dass bey solch heiliger zeit die höllischen geister denen 
menschen mehr als jehmals zugesetzt, aber bey solchem anlass under- 
schidliche ausgelassenheiten verttebet werden, wodurch benachbarte ge- 
ärgert und annebens eben darumben die R. R. P. P. missionarii bewogen 
worden, die wohlmeinende erinnerung zu thuen, dass diser ohnnütze 
gebrauch, gleichwie in anderen benachbarten orthen abgestellet werden 
möchte, also ist die durchgehends einstimmige meinung gemacht, dass 
so wol dises jähr als auch in das künftige diser sogenannte gloggen- 
schellenmann für allezeit abgestellt sein sollte.^ 

F. E. W. 



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52 Miszellen. — MilaDges. 



Bruder Johann Hegi und der I 240 abgedruckte Alpsegen. 

Von unserer geschätzten Mitarbeiterin , Frl. Anna Itheu, erhalten 
wir folgende Zuschrift: 

Oberägeri, 17. Nov. 1897. 
Hochgeehrter Herr! 

In Zeitungen, welche über das letzten Freitag erfolgte Ableben 
des Bruders Johann Hegi, des Eremiten in der Einsiedelei St. Verena 
bei Solothurn, berichten, lese ich, dieser habe «als letzter Waldbruder 
auf dem St. Jost-Pass den im «Archiv^ I 240 verzeichneten Abend- 
negen über die Thalschaft gesungen.^ — Bruder Johann wird wohl 
der letzte Waldbruder gewesen sein, der bis 1844 den üblichen Abend- 
segea gesungen, doch war er nicht der letzte Waldbruder der Klausner- 
hiUte auf dem St. Jost-Pass, welche erst seit 1882 verödet steht. 

Ich erlaube mir, Ihnen diese Berichtigung zukommen zu lassen 
fUr den Fall, dass Ihnen vielleicht von Solothurn aus der Hinschied 
des weitbekannten Bruders zur Notiznahme im nächsten Vierteljahrsheft 
berichtet werden sollte. 

Der meistbekannte beim «Abendsegen'' zum Schluss gesprochene 
öprnch lautete: Walt Gott und Maria üsi herzliebi Frau. 

Es wird auch erzählt, dass einmal bei Abwesenheit des Bruders 
df^r älteste Senn zum Absingen des Ave Marias bestellt, diese Ver- 
pflichtung vergessen, und der Abendsegen an diesem Abend unterblieben 
sei. Am nächsten Morgen sei der Stier tot gelegen. Infolge einer 
andern Summverordnung wurde der St. Jostberg (Korporationsgut) seit 
1645 als Weidgang nicht mehr benutzt. 

Mit dem Ausdrucke etc. Anna Ithen. 



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Preisausschreibung. 



Auf das Jahr 1900 wird die Schweizerische Gesellschaft 
für Yolkskande einen 

Preis von 200 Fr. 
(als Oesamtpreia oder auf 2 bis 3 Preise Terteilt) 
aussetzen für die beste Sammlung auf dem Qebiete eines der 
folgenden Gegenstände vaterländischer Volkskunde: 

1. Religiöse und weltliche Festgebräuche zu be- 
stimmten Zeiten und Tagen. 

Einige Anhaltspunkte für die hier zu behandelnden Gegenstände 
gibt die „Einfdhrnng^ in Band 1 des ^Schweizerischen Archivs flir 
Volkskunde* und der Artikel von J. C. Muoth in Band IL S. 116 ff, 

2. Tanz- und Reigenlieder (Ringelreihen) von 
Kindern und Erwachsenen. Womöglich auch Beschreibung und 
musikalische Wiedergabe alter (ausgestorbener und noch be- 
stehender) Volkstänze. 

3. Volkslieder und Reime aller Art, mit MuBik. 

4. Märchen. 

Der Unterschied zwischen „Märchen* und «Sage" wird am besten 
gekennzeichnet durch die entsprechenden Sammlungen der ßrllder Grimm. 

5. Schwanke (komische Anekdoten, Eulenspiegeleien, 
Schildbürgergeschichten und Aehnl.). 

Die Arbeiten dürfen in deutscher, französischer oder 
italienischer Sprache abgefasst sein, und die behandelten 
Stoffe sich sowohl über die ganze Schweiz als einzelne 
Kantone, Bezirke, Gemeinden erstrecken. Schwer ver^ 
ständliche Ausdrücke müssen erklärt, bzw. übersetzt, und 
Mundartliches in möglichst getreuer und konsequenter Lautschrift 
wiedergegeben werden. 

Nur Ungedrucktes wird aufgenommen; jedoch ist eine 
ausgiebige Vergleichung mit der bereits gedruckten einschlägigen 
Literatur und eine sorgfältige Verzeichnung einzelner Varianten 
oder Parallelerscheinungen sehr zu wünschen. 



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I 



254 Preisausscbreibung. — Concours. 

Besonderes Gewicht wird auf beigegebenes Illustrations- 
material gelegt. 

Für weitere Einzelheiten wende man sich an eines der 
Yoretandsmitglieder. 

Die Eonkurrenzarbeiten sind mit einem Motto zu be- 
zeichnen und ihnen ein yereiegelter Briefumschlag beizulegen, 
der dasselbe Motto trägt und Kamen sanmit Adresse des Ver- 
fassers enthält. 

Ablieferungsfrist bis zum 1. Januar 1900. 

Adresse für 
die deutschen Arbeiten : die französischen od. italienischen 

Arbeiten : 

Dr. E. Hoffmanu-Erayer Prof. Ernest Muret 

Freiestrasse 88, Zürich Y. 15, rue Pierre-Fatio, Oen^ye. 

Der Präsident: Der Sekretär: 

£. Qoffmann-Kray er. E. A. Stttckelberg. 



Concours 



La Soci^t6 suisse des Traditions populaires d^cemera en 
1900 un ou plusieurs prix, de la valeur totale de 200 francs, 
pour le meilleur recueil in^dit: 

1) D'ws et coutumes des jours de ßte tradüionnds (Noel, 
Saint-Sylvestre, 1 janvier, Rois, camaval, Päques, FÄte- 
Dieu, jeünes, fdtes paroissiales et comm^moratives; 
landsgemeinden ; dimanche des Brandons, föte de mai, 

. Saint- Jean, mi-6t6, et autres fdtes des saisons); 

2) ou de danses et rondes d'enfants et d'adiütes ; 

3) ou de Chansons (pafoles et musique)' et rimes popu- 
laires diverses ; 



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Preisaira^ehreibang. — Concours. ^55 

4 et 5) ou de contes merveiUeux ou facMievx; 

Dot^ dafift une region queleonque du territoire de la 
Codfi6d^Mtiott''8iils8e! 

Les tiiaiiidficrits^pomrront dtre t^dig^s^ en fran^ais, en allemand 
oa en italien. Les textes popalaire^' dont" la langue pourrait 
offrfp des diffieult^s devront 6tre traduits ou expliques. Lea 
pat^k seFont transerito conformäment aux exigeBxsee BcieTitiflque§ 
actvMlesi ' 

L'imtK)rtähe^' des Henvois-^erä-' grabdeineM rehaiiaBoc^ par 
la comparaidötf ävebies t^outumes, les dan^ieis, les chansons et 
les contes, d6jä recuöillis dans des publicatioDa suisaes ou 
^tnu^p^res. Toute Variante m^rite d'^tre signal6e> Ou desire 
que- les desertptions 'de fSteset de danses soient illuatr^es au 
moyeii tie deis<(6fs^ %m de pbotogrÄpble«." 

Poür de plus amples d^tails, Vadre88i6i**^ä Tud des membrea 
du Comk^. 

Lee mamMerite devront etre mumis d'une de^ise ou d'uu 
<:hifflre, qni' seront'-reprodTiitfr surtin pliea^hettScontenaut le nom 
-et Tadf^se^de l'anteur. 

Les euTois devront etre remis avant le 1 janrler 1900. 

Lee travaux- allemands devront 6tre adress^a k AL Ed. 
Hoffmann-Krayer^ Dr phü.j Freiestrasse, 88, Zu rieh V; les 
traviAiuL' fran^jaüs et Italiens k M. Eignest Muret, pt^nfesseur ä 
t UniversitS, 15, rue Pierre-FaHo; Gendve. 

Le PrMdent: Le Secrttaire: 

JE. Hoffmann-Krayer. E. A. S t ii c k el bt^rg. 



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Bucheranzeigen. -^ Bibliographie. 

P. Odilo Ringholz 0. S. B., Wallfahrtsgeschichte unserer Lieben Fraa 
von Einsiedeln. Ein Beitrag zur Cnltorgeschichte. Mit einem 
Titelbild in Liohtdrnck, 57 Abbildungen im Texte und einer 
Karte. Freiburg i. Br., Herder, 1896. XVI u. 381 Seiten. 8^. 
br. 7. 60 M., geb. 10 M. 

Vorliegendes Buch des hoch würdigen Stiftsarchivars von Einsiedeln 
wird von jedem aufrichtig Denkenden mit wahrer Freude begrüsst 
werden; und das aus mehr als einem Grunde. Einmal ist eine wissen- 
schaftliche, auf urkundlichem Material fnssende Wallfahrtsgesohichte 
längst als eine Notwendigkeit empfunden worden. Mancher hätte sich 
beim Anblick all des regen Lebens und Treibens, und ganz besonders^ 
zu Zeiten der ^Engelweihe^, gern in einem gediegenen Werke Rats erholt 
über die Entstehungsgeschichte und den weitern Verlauf solcher Wall- 
fahrten. Hier ist ihm nun das Fehlende in Übersichtlicherund durchaus sach- 
lieber, fesselnder Darstellung geboten. Und diese historische Gründlichkeit 
des Ver&ssers zieht in unmittelbarer Folge eine andere willkommene Eigen- 
schaft nadh sich : die absolute Objektivität. Man mag sich nun auf 
die Stufe des Rationalismus stellen und den Glauben an die Heilkraft 
einer Gnadenscätte belächeln oder zu der üeberzeugung durchgedrungen 
sein, dass intensive Glaubensakte göttliche Kräfte anzuziehen vermögen : 
immer wird man einer objektiven Darstellung dieses Glaubens seine 
Anerkennung nicht versagen können. Und wir beglückwünschen den 
Verfasser zu dieser Leistung. 

Von den neun Kapiteln des ganzen Buches schlagen nur ver- 
einzelte und selbst hier oft nur einzelne Abschnitte in unser Gebiet ; 
so sind für unsre Zwecke mehr oder weniger ausgiebig die Kapitel III 
(Die Wallfahrtsfeste), V (Die Kreuzgänge und Pilgerzüge), VI (Die 
Pilgerandachten) und IX (Die Wallfehrtsindustrie und Polizei etc.). Dass 
der Ref. das VII. Kapitel (Gebetserhöhrangen und Wunder) nicht zu 
unsern Gegenständen rechnet, wird Jeder begreifen, der sich mit unserm 
Programm vertraut gemacht hat ; eine religiöse Üeberzeugung darf 
niemals gewissermassen als psychologisch interessante Erscheinung der 
Volksseele aufgefasst werden. 

Allen unsern Lesern empfehlen wir das auch äuseerlich höchst 
geschmackvoll ausgestattete Buch aufs wärmste. 

E. H.-K. 

Badisches Sagenbuch. 2. Aufl. Freiburg i. Br., J. Waibel's Buch- 
handlung, 1898. 8^. — In Lieferungen zu 50 Pf. 
Da von den fünfzig Lieferungen des Werkes bis anhin erst xder 
vorliegen (Abt. I. und II. je Lfg. 1. 2.), so müssen wir uns vorderhand 
mit einer ganz allgemeinen Anzeige desselben begnügen und eine 
eingehende Besprechung auf den Abschlass des Ganzen versparen. 
Immerhin können wir, was die schöne Ausstattung anbelangt, schon 
jetzt der Publikation unser rückhaltsloses Lob zollen. Schon der 
Umstand, dass eine zweite Auflage infolge vielfacher Nachfrage nötig 
wurde, spricht für das Unternehmen. Möge nun auch ^diese neue> 
illustrierte Ausgabe ein badisches Volksbuch ersten Ranges^ werden. 

E. H.-K. 



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Zeitschriften für Volkskunde. 
Revues des Traditions populaires. 

Alemannia. Zeitschrift für Sprache, Kunst and Altertum besonders des 
alemannisch-schwäbischen Gebiets. Herausgegeben von Friedrich 
Pf äff. Jährlich 3 Hefte. Jahrg. 6 Mk. Verlag: P. Hanstein, Bonn. 

Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Herausgegeben von 

der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und 
Litteratur in Ql^hmen. Geleitet von Prof. Dr. A, Hauffen, Verlag: 
J. G. Calve, Prag. 

Blätter fOr PommerSChe Volkskunde. Monat^chrift. Herausgegeben 
von A. Kfwop und Dr. A, Haas. 4 Mk. jährlich. Bestellungen 
bei A. Straube, Labes (Pommern). 

Bulletin de Folklore. Revue trimestrielle. Organe de la „Societe du 
Folklore wallon", publie par M. Eughie Monseur, Un an: 6 frs., 
un nuraero: 1 50 frs. Bureaux: 92, rue Traversiere, Bruxelles. 

Folk-Lore. Transactions of The Folk-Lore Society. Quarterly. Annual 
Subscriptions: 1 L. 1 s. Publisher: David Nutt, 270, Strand, 
London. 

The Journal of American Folk-Lore. Editor WilUain Weih Neivell 

Q,uartcrly issued by The American Folk-Lore Society. Annual 
subsoription : Doli. 3.00 Publisher for the kontinent : Otto Harras- 
sowitz, Leipzig. 

Korrespondenzblatt des Vereins fOr SiebenbOrg. Landeskunde. 

Redaktion: Dr. A. Schullerus. Erscheint monatlich. Jahrg. 2 Mk. 
Verlag: W. Kratft, Hermannstadt. 
Melusine. Revue trimestrielle, dirigee par M. Henri Gaidoz. ün an: 
12.25 frs., un numero: 1.25 frs. Bureaux: 2. rue des Chantiers, 
Paris. 

Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft fflr Volkskunde. Heraus- 
gegeben von F. Vogt und 0. Jiriczek. Heft 0,50 Mk. Schrift- 
führer des Vereins: Dr. 0. Jiriczek, Kreuzstrasse 15, Breslau. 

Mitteilungen des Vereins fflr Sächsische Volkskunde. Herausgegeben 

von Prof. Dr. E. Mogk (Färberstrasse 15) Leipzig. 

Mitteilungen und Umfragen zur bayerischen Volkskunde. Jährlich 

4 Hefte. Herausg. im Auftrage des Vereins für bayer. Volkskunde 
und Mundartforschung von Prof. Dr. O. Brenner, WUrzburg. 
Jahrgang 1 Mk. 

Ons Volktleven. Monatsschrift. Herausg. von Joz. Comelissen und 
J. B. Vervliet, Jahrg. 2.50 Fr. Verlag: L. Braeckmans, Brecht. 



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Revue des TraditionS populaires, recaell mensael de mythulogie^ 
iitterature orale, ethnographie traditionelle et art popnlaire. Organe 
de la ^Societe des Traditions popalaires*, dirig^ par M. Paur 
Sehillot. Un an: Suisse 17 frs.; ponr les meitabres: 15 firs.; na 
No. : 1.25 frs. Bareanx: 80, boulevard St-Marcel, Paris. — 
(Pour recevoir an nnm^ro sp^cimen, il snifit d'en faire la demande 
a M. Sebillot en ajoutant un timbre de 15 Centimes.) 

Unser Egerland. Blätter für Egerländer Volkskonde. Ueransg. voi> 
Alois John, Eger. 

Der Urquell. Eine Monatsschrift für Volkskunde. Herausg. von Friedr. 
S, Kraiiss. Jahrgang 4 Mk. Redaktion: Neustiftgasse 12, Wien. 

Volkskunde. Monatsschrift. Herausg. von Pol de Moni nnd A. de 
Cock, Jahrgang 3 Fr. Verlag: Hoste, Veldstraat 46, Gent. 

Wallonia. Recueil mensuel de Iitterature orale, croyances et usagea 
traditioneis, foiide par O. CoUon, Jos. Defrecheux et G. Wü- 
Inrne. Belgiqne: Vn an 3 frs., un No. 30 c, Union postalei 
4 frs. Administration: 88, rue Bonne-Nouvelle; Redaktion: 6, Mon- 
tagne Ste-Walburge, Liege. 

Zeitschrift des Vereins fOr Volkskunde. Vierteljahrsschrift. Herausg. 
von Karl Weinhold. Jahrg. 12 .Mk. Vorsitzender des Vereins r 
Prof. Dr. K. Weinhold, Hohenzollerstr. 10, Berlin W. 

Zeltschrift fOr Österreich. Volkskunde. Redaktion: Dr. M. Haberlandt. 

Jahrgang 4 fl. 80- Verlag und Expedition: F. Tempsky, Wien. 



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Schweizerische Gesell^^^ft -flir -•^i^^j^cskunde 
Sociötö Suisse de^^^aditions Poo uUi^rbs. 



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Sehweizerisehes 

Archiv für Volkskunde. 




Viertelj ahrsschrift 

unter Mitwirkung des Vorstandes herausgegeben 

von 

Ed. Hoffmann-Krayer. 



Zweiter dahrg^ang^. Heft 4. 



ZÜRICH 

Druck von Emil Cotti's Wwe. 

1898. 



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INHALT, 



Aberglauben im Kauton ZBiich. II. Dr. Faul Hirzel 
Tolbstfimliehes aus dem Kanton Luzern. II. J. Burli 
Ein Zauberprozess in Basel 1719. B. Hoifmauu-Krayer 
8ch tränke des ^^Jor-Lieni^^ aus dem Hnotathal. Kaspar 

WaldiK 

Alpengebete in Goms (Oberwallis). Dionys Imesoh 

I FanciuUi Ticinesi. Vittore Pellandini 

Miszellen. Kin vermeintliches Gespenst im Kreuzgang 
des Basler Münsters. E. H.-K. 
i)ie Sitte der Fensterschenkung. E. A 
lieber Pai Meten. E. A. StUckelberg 

BAclieranzeigen 

Totenschau. Leo Lucian von lloten f . 

Register 



Seite 

257 
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308 
310 
312 
314 



Der Umfang des Jahrganges ist auf 20 Bogen festgesetzt. 

Der Abonnementspreis beträgt für Mitglieder Fr. 4. — , für 
Nichtmitglieder Fr. 8. — ; für das Ausland kommt der entsprechende 
Portozuschlag hinzu. 

Beiträge für die Zeitschrift, Beitrittserklärungen, Büohersen- 
dungen sind zu richten an den Redaktor 

Herrn Dr. E. UoJfm(inn-Kvaiiei\ Freiestrasse 88, Zürich V. 



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Aberglauben im Kanton Zürich. 

Gesammelt von Dr. Paul Hirzel in Zürich. 
(Fortsetzung und Schluss). 

Volksmedizin. 

97. „Eine blut bestehlang [Stillung]. Sey es wo es wolle. 
Sprich: Jesus war zu bethlehem geboren, Jesus war zu 
Jerusalem getodet; So war diso werte sint, so wahr Steht 
dir (der Name genennt) das blut stil. Dann die Drey 
höchsten Namen dreymal gesprochen.*' 

98. ^Ein gut Mitel das Blut zu best eleu, sei es an Leut 
oder Vieh. Sprech im Glauben die 3 höchsten Namen ftt- 
Es sind 3 edle Rosen entsprungen Herr Jesus aus Deinem 
Mund : 

Die 1. heisst Demuth 
Die 2. dein rosenfarben Blut 
Die 3. dein göttlicher Will 
Blut, ich gebiete steh still. 
Dann wieder 3 mal so gesprochen.* 

99. „Es stunden drey Rosen auf unsers Herrn Gottes Grab, 
die Erste ist mild, die andere ist gut, die Dritte Stelt dir 
dein Blut, und dann die 3 höchsten Namen und alles 
3 mal gesprochen." 

100. „Es standen 3 Rosen auf unseres Herrn Gottes Gatt; die 
Erste heisst Demuth, die andere heisst Sanftmuth, die dritte 
stellt das Blut, dann die 3 höchsten Namen 3 mahl 
gesprochen." 

101. „Es liegen 3 Rosen unter unsers lieben Herrn Gottes Herz, 
die Erste war die Demuth, die andere die Sanftmath, 
Blut steh bei dem N. N. still, was der liebe Gott 
von dir haben will, 3 höchste Namen 3 mal. 

Das blut zu stehlen, wenn man mir den Namen weist. 

102. „Ist das nicht eine glückhafte Stund, da Jesus Chr. ge- 
boren war; ist das nicht eine glückhafte Stund, da J. Chr. 
gestorben ist; ist das nicht eine glückhafte Stande, wo 

17 



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258 Aberglauben im Kanton Zürich. 

Jesus Christus wider auferstanden ist; dise drey glückselige 
Stunden^ stelle dir das Blut und heili dein Wunden, 
dass sie nicht geschwollen und geschwären . und in 3 oder 9 
^ Tagen wieder heil werden, 3 höchsten Namen 3 mahl.^ 

103. Wenn Einem das Nasenbluten nicht aufhören will, so 
soll man die kleinen Finger verbinden, und es hört 
sogleich auf (B). 

104. „Für einen blöden Kopf. Wenn ein Mensch einen blöden 
Kopf hat und ist fast zerstreut, der fase einen Ameisen- 
haufen in einen Sack, koche ihn 6 Stunden in einem 
Kesel Yol waser, läse hernach in Flaschen und disteliere 
es an der Sonne; dan mit dem waser den Kopf waschen, 
ist es gar bös, So thue noch ein wenig Esels blut darin, 
und dan bade darin, dan wird es beser." 

105. „Für die Gelbsucht. Dreymahl gesprochen; Wasser, Las 
dich nicht fliesen, denn du wollest mir 7 und 70ger ley 
büsen und dann die 3 höchsten Namen.' ^) 

106. Mittel für die Gelbsucht. Man löst sein Wasser in einen 
„Wulhengstenhaufen^ [Haufen der Waldameise] hinein vor 
Sonnenaufgang, und die Krankheit verschwindet (B).^) 

107. „Für die Fluss-, Zahn- und Kopfschmerzen. Ich be- 
schwöre dich bei dem Lebendigen Gott, das du aus des 
N. N. Leibe ziehest, und ihm so wenig schadest, als es 
Christus dem Herrn am Heiligen Kreuze geschadet hat, 
das befehle dir Gott ftt- ^^^ ^ "^*1^' gesprochen.** 

108. „Für ein Flus in Augen, des Menschen und Vieh. Flus, 
ich beschwöre dich, bei Gott ftt? Plos? ich meine dich, 
das du verschwindest und nehmest ab, wie der Körper im 
Grab, und nimst Tag und Nacht ab, wie der Körper im 
Grab, dann die drey höchsten Namen drei mahl gesprochen, 
und dan bete ein Vaterunser, ein Glauben und Hilf Helfer, 
Hilf in Angst und Noth.** 

109. „Ein Beinbruch zu heilen. Wenn ein Mensch oder Vieh, 
Sey es was für eins das wolle, einen Fuss oder Bein ge- 
brochen hat, das Richte zuvor rächt ein, das es gleich 
aufeinander Steht; darnach lege deine beyden flachen Hende 
um den Beinbruch herum und sprich den nachstehenden 
Sägen 3 Mahl darüber und Schindle das glid, binds auch 

M Vgl. hiezu auch Zkitschr. f. D. Myth. IV 109. 

2) Kuhn, in Zeitschrift ftir vergl. Sprachforschung XIII 113 flf. 



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Aberglauben im Kanton Zürich. 259 

wol das es eingericbtet bleibt und sich nicht mehr aus 
einander zieht, So heilet das Bein mit göttlicher Hülfe 
wieder wie es zuvor gewesen ist. 

Dan Sprich also, 
Beinbruch heili [dich] Gott der Vater, heili dich Gott der 
Sohn, Gott der hl. Geist heili dich; ich Sägen dich an 
disem heiligen Tag, wolle Gott, das du wider werdest ge- 
rade, wolle Gott, das du werdest wie Stein und wie Bein 
wie du zuvor gewesen bist, das helfe dir der liebe Herr 
Jesus Christ, dem kein Bein gebrochen ist, und dis 3 Mahl 
im Glauben gesprochen.^ 
llO.flVor die Geschwulst. 

Sprich du geschwulst, o du geschwulst, o du geschwulst, 
du schadhaftiger Schad, jetzt bitt ich dich, ab dem 
frohen Creuz '), da Christus der Herr So willig und So 
gedultig Leyden thut, bei unsers Herrn Jesus Christi heiligen 
5 wunden, die nicht geschwären und nicht geschwollen und 
keinen Brand und keine Materie [=Eiter] geben, dis 3 mahl 
in 24 Stunden gesprochen.^ 

111. „Ein gut Mitel die Aegersten Augen [= Hühneraugen] 
zu vertreiben. 

Im Schweinenden [= abnehmenden] Mond an einem Abend 
mit dem Zeigefinger der rechten Hand das Aug ringsum 
gerieben und gesprochen : Es ischt nüd und es wird nüd, 
es ist Kad [=KQt] und vergaht 3 höchste Namen 3 mahl. 
Dann ist es in wenigen Tagen weg.* 

112. 8. A. T. 0. R. 
A. R. E. P. O. 
T. E. N. E. T. 
0. P. E. R. A. 
R. 0. T. A. S. 

5 Mal gegen Zahnweh. 
113.0 Jerusalem, o Jerusalem, du heilige Stadt (3 Mal), 

Wo man unsern Herrn Jesum gekreuzigt hat 

Mit viel Wasser und Blut. 

Dies sei für dein Zahnweh gut. 
114. Wer einen hohlen Zahn hat und denselben ausreissen 

lässt, ihn hierauf gegen Sonnenaufgang in einen hohlen Baum 

schlägt, dem werden die andern Zähne gesund bleiben (B). 

») „Frobes Kreuz" fllr „Fron-Kreuz", Kreuz des Herrn; vgl. „Fron- 
fasteri*, -Fronleichnam". 



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fi(^ Aberglauben im Kanton ZUrich. 

115. „Gott der Vater giog ue, 
Us über Land; 

Er sah fahren einen Brand 
An Jf. N. seiner Hand ; 
Er hnb anf seine mächtige Hand 
und segnete den Brand. 
3 höchste Namen. Alles 3 Mal im Glauben zu sprechen. '^ 

116. Gott geht über Land, 

Gott streckt aus seine rechte Hand, 

Gott kann löschen einen stark brünnenden Brand. 

Im Namen f 1 1 ^^^^ dann die Brandwunde dreimal 
angehaucht. 

117. Nimmt man eine an einem Brunuenstocke hängende ge- 
knüpfte Schnur, so bekommt man ebenso viel Warzen, als 
die Schnur Knöpfe hat^) (0). 

118. Wer Warzen hat, mache mit einer Kreide auf einem Pfahl, 
darauf gerade eine Elster gesessen, ein Kreiuz, so vergehen 
sie (0). 

119. Wer Warzen hat, knicke an einem jungen Haselnusshag 
Zweige, dass sie herunterhängen, so viel er Warzen hat, 
so verschwinden diese (0). 

120. Wer Warzen hat, der soll ebenso viel Erbsen hinter sich 
in einen geheizten Ofen hineinwerfen, dann werden die 
Warzen vergehen (B). 

121. Trägt man ein „Spisenhölzli^ [in der Tasche getragenes 
Hölzchen gegen Holzsplitter im Fleisch] im Sack, so 
muss der „Spisen^ heraus. Das Hölzlein muss aber genau 
in der zwölften Stunde nachts, am Andreastage, und zwar 
in einem Schnitt, von einem Weissdorn geschnitten sein (0). 

122. Geht man an einem Karfreitag Morgen vor Sonnenaufgang 
in den Wald, sucht sich einen Schwarzdornbusch aus, der 
nach Osten sich neigt und schneidet von diesem unter drei- 
maligem Gebet des „Glaubens*' ein Stücklein ab, häogt es 
an einem Schnürleia um den Hals, so ist dies das beste 
Schutzmittel gegen Holzsplitter; so viele auch in die 
Haut eindringen mögen, so werden sie doch keine Eiterungen 
oder andere schädliche Folgen nach sich ziehen. (B). 

123. Wer eine Bisse [= Furunkel] hat, der gehe an einem Morgen 
vor Sonnenaufgang ins Holz und suche einen quer über 

*) D. h. die Schnur stammte von Einem her, der seine Warzen los 
wenlen wollte. [Rkd.] 



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Aberglanbeu im Kanton Zürich. 261 

den Weg gewachsenen Brombeerstrauch; darunter schlüpfe 
er dreimal hin und her und nenne dabei die 3 höchsten 
Namen, so wird die Eisse heilen (0). 
124 Hast du starkes Seitenstechen und es hilft kein Thee, 
weder Lindenblust, noch Pfeffermünz, noch Brombeerblätter, 
noch „Stiefmüeterli^, noch Reckholder, so hilft doch das : 
Bei jedem Stechen hebe einen Stein auf der Morgenseite 
ein wenig auf und spucke dreimal darunter und in etlichen 
Tagen bis du der Schmerzen los (0). 

125. Gegen Krämpfe in den Beinen. Streife Abends die 
Schuhe mit den Füssen ab, schiebe sie mit den Füssen 
unter die Bank, so, dass du beide Spitzen der Schuhe nach 
der Stube hinaus richtest, so wirst du ruhig schlafen können (0). 

126. „Genaues Verzeichnis, wie man unterwachsene Kinder, 
und wenn sie auch noch die Riebsucht [= Rippenkrankheit] 
und den Retik on [=Magensäure]^) haben ToUkommen heilen 
kau, aber wie nach beschrieben, muss alles genau behandelt 
werden. 

1. Man sorgt für 3 Stück aspisholz [=E8penholz] Stecken, 
wenigst ein Finger dick, diso müsen am Carfreitag, vor 
Sonnenaufgang ! ! ! aber ohne zu berühren in 3 Streichen, 
aber in den 3 höchsten Namen abgehauen werden. Dan 
mus von jedem in kleine spändlein ein Meserspitz vol ab- 
geschniten werden. 

2. 9 Schösli Waldmeister. 

3. 9 Schösli ädere Züngli [=Otternzungen, Botrych. un.] 

4. 9 Bläter Käsli Kraut oder ändliche. 
Dise 3 Sorten Rein zerschneidten. 

5. Von gelben Rietjlen [•= Sumpflilien] von 3 Stöcken 
die Würzen. Von jeden mus 3 kleine Rügelein [= Klötzchen], 
die aber ganz bleiben, abgeschneiden werden. So dass 
den 9 Stück gleich sint. 

6. Ebenso von grosen Rohrstengel die in den Rietern 
oder den Bächen nach wachsen, von 3 Stöcken die Würzen, 
und punkt so wie die ob bezeichneten gelben Rietjlen. 

7. 3 Bröckli Kirsstein gros Teufels Kath [ = Asa 
foetida]. 

8. 3 Gersten Körner. 

Auf dis mus von Leinen Tuch ein klein Säcklein ge- 

M 8. Ettiken im Schweiz. Id. I 599. 



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262 Aberglauben im Kanton ZUricb. 

macht werden and obiges alles durcheinander gemacht und 
in das Säcklein, dann 

9. oben darauf 3 kleine preisen Salz in den 3 höchsten 
Namen darauf gethan und zu gebfitzt [= zugenäht]. Aber 
an dem Faden Soll kein Ejiöpflein gemächt werden, dad 
ein ungebrauchtes Büntelein daran ebenso gebfitzt So lang 
das das Bfintelein dem Kind Morgens vor Sonnenaufgang 
aber am dritten Tag Neumond bis auf das Herzgrüblein 
gehend angelegt werden kann. Dis mus aber 3 Neumond 
hintereinander so gemacht werden. 

NB. Die in 2, 3, 4, 5, 6 bezeichneten Kräuter dörfen 
nur im Monat Mai im Zeichen des Eräps zwischen 11 — 12 
Uhr gesammlet werden. 

Zudem mus den unterwachsenen und mit der Riebsucht 
behafteten Kindern noch ein Sälblein gemacht werden und 
jedes Mal ein Trficklein [= Schächtelchen] mitgegeben. 

Das Sälblein [soll] so gemacht werden, man nimbt V» 
S finizianische Saufen; diese Rein [= fein] zerschneidten 
und 7» ^ Tfifels Track [dasselbe was Teufelskot, s. o.]. 
Dan in einem Erdeneu geschirr ob der Glut aufgelöst. 
Dann 7» Maas Transen brönz [=Dru8enbranntwein] darein 
gerührt. So lang bis es ein Sälblein ist. Dan müsen den 
Kindern die wälli [=5 Knöchel?] hinder den hendlenen und 
ob den Füsen, so wie die Knüpelein [= Anschwellungen] 
auf den Riben zwischen dem Brüstlein jedes Tags ein 
Mahl ein wenig gesalbet werden. 

Die Bündelein müssen am dritten Tag Neumond Morgens 
vor Sonnenaufgang dem Kindlein angelegt und am 9. Tag 
wieder vor Sonnenaufgang abgenohmen und in ein Rührendt 
waser geworfen werden." 

127. Natterhaut um den Leib gebunden treibt Kinder ab. 
Ebenso Theo vom Grün des Lebens- oder Sefibaums 
[= Juniperus Sabina] (0). 

128. Legt man ein neugeborues Kind auf einen hohen Tisch 
oder überhaupt auf einen erhöhten Platz, so wird es 
schwindelfrei; legt man es auf den Boden, so bekommt 
es Schwindel (B). 

129. „Ein gut Gedächtnis zu machen. Nim eine galle von 
einem Rebhuhn, schmiere die Schläfe damit alle Monat, so 
bekommst du es ganz gut." 



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Aberglanbeu im Kanton Zürich. .263 

130. ^ Wen ein Pferd Reh [= gliederlahm] wird. Dan Nim 
ein Frauenbemdt, welche ihre Reinigung hat, dann weihe [!] 
dis in das Waser, welches dem Pferd zur Tränke gegeben 
wird, dan nach 2 Stund Läse es trinken, So wird es bald 
vergehen." 

131. „Blut Steh auf vom bein und wachs! 
Marg Steh auf vom bein und wachs! 
Fleisch Steh auf vom bein jand wachs! 
Nerven Steh auf vom bein und wachs! 

Jedes Mahl die Drey Höchsten Namen gesprochen, dis ist 
gut, wenn Vieh schwache Beine hat. Dann Rinder- 
marg in warmen Wein verlasen. Die Beine mit Nitz sich 
gewaschen, ist bald gutt." 

132. „Für die Lungen Fäuli. 

Wen die Iiu&gen Fäuli, oder sucht in einem ohrtt grasiert, 
So ist ein Solches ein gutes Mitel für das gesunde Vieh, 
das es nicht kraok werde, wenn man nachstehende Worte, 
auf ein papier Schreibt und machet davon eine Ghicke 
[= Düte], und thue [ ! ] darin nachstehendes pulver, und 
gib es dem Vieh des Abends nach dem Fresen ein, und 
zwar nur ein mahl. So wird solches Vieh von solcher sucht 
nicht angesteckt werden, ist aber ein Vieh schon krank, 
So giebt man denselben [ ! ] 3 Abend nach einander Solches 
packet ein. So wird es wider gesunds, aber hier wird des 
Viehes Namen vorangesetzt, das Schreib ich dir vor den 
einen Lungenflügel vor die Fäuli und vor den andern 
Lungenflügel auch vor die Fäuli, im Namen Gottes tttO> 
dises Schreibe auf ein papier und mach eine Gucke und 
thue daran [ ! ] Lungen Kraut, das an den Eichen wächst, 
und Wachholderbeer, und die obern Gipfel von den Wach- 
holderstanden eins So vil als des andern, dörre Solches, 
stosse es zu pulver, von disem pulver nim 3 mahl So vil, 
als du in 3 Finger nehmen kaust, thue es in den 3 Höchsten 
Namen in die obenstehende Gucken und gib dem Vieh 
abends nach der Fuderzeit ein wie oben steht, und gelehrt 
ist mit samt den Gucken es hilft nebst Gott gewiss. 

133. Hat eine Katze ein böses Bein, so verbindet man ein 
Stuhlbein, und es hilft (0). 

134. Hackt man einer Katze die Schwanzspitze ab, so läuft sie 
nicht vom Hause fort. (0). 

*) Der Text scheint hier Illckenhaft zu sein. 

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264 Aberglauben im Kanton Züricb. 



Allerlei Zauber. 

135. Am Karfreitag setaen die Gärtner viele Pflanzen, 
dabn gedeihen sie besser. 

186. Bänme werden fruchtbar, wenn man sie an Weihnachten 
beim Vesperläuten mit Weiden umwindet (0). 

137.Wennman die ersten Früchte eines Eirschbäum- 
chens einer Frau gibt, die das erste Mal in der Kind- 
bette liegt, so wird das Bäumchen fruchtbar (0). 

138. „Einen Dieb zu stehlen [=stellen] auf deinem gutt. 

Ich hier neue deinen Namen, Kannst Du über mein 
gutt gehen oder Reiten, auser dem Dach oder unter dem 
Dach, kannst Du es nicht, so bleib stille stehen, zähle 
vorher alle Rägentropfen , alle Schneeflocken, alle Sterne, 
die am Firmament stehen und alle Steine, die in der 
Erde liegen, alles grüne Gras, So auf der Erde Stehed, 
alleSandkörnlein, So im Meer liegen und alle Brunnen, 
so unter der Erde liegen. Kannst du es nicht zählen, so 
Sollst und must Du stihle stehen, wie ein Block und dich 
umsehen wie ein Bock.* 

139. „Sanct Petrus bind [3 mal], biuds mit dem Bindschlüssel 
des Himmels mit Gottes Gewalt und durch Gottes Eigen 
Hand, Seid ihr Dieb gebannt und gestellt. So lange es 
mir gefeit, mit seinem bösen Stand, Sey der Dieb gebaut, 
und Sol Stile Stehn bis Juda [!] kann aus der Hölle gehn; 
Judas kau nicht aus der Hölle gehen, also musst du Dieb 
Stihle stehen, bis ich dich mit meinen fleischlichen Augen 
kann übersehen und heissen weiter gehen. Dann die 3 
höchsten Namen dreymahl gesprochen." 

140. ^ Eine approbierte Diebstehlung. Bind, Petrus [3 mal]. 
Bind mir alle diejenigen Diebe und Diebinnen, die mir aus 
meinem Hause oder güteren Etwas nehmen oder stehlen 
wollen ; Bind sie mir mit Eisernen Banden und mit Gotes 
Handeu, mit den heiligen fünf wunden und mit den wahren 
12 Stunden, das Sie müsen Stehen wie ein Stock und 
Schauen wie ein Bock, Zählen mir die Sterne, die 
an dem Himmel und Firmament Stehen, die Sehauen auf 
Gotes Laub und gras das aus der Erde wächst; den 



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Aberglauben im Kanton Zürich. j|$S 

Himmel Solen sie haben zu einem Hutt, die Erde zu einem 
schu, Seid ihr Stärker als Gott, So gehet, Seyd ibr aber 
nicht stärker als Gott, sp Stehed, So lang bis ich euch 
wider weggehen heise. Dazu verhelfe mir Gott etc, [3 höch- 
ste Namen]. 

Auflösung. 
Gehet hin im Namen unseres Herrn Jesus CbriBt, wo 
du [!] herkommen bist, dazu helfe dir Gott f f f.^ 

141. [Dieb sege n]. 

„Ist mir mein gut verbunden ; wer mir Etwas etilt, der 
Sol stehen bleiben zu einem Stock und über sich Behauen 
als ein Bock, kann er mehr zehlen als alle Stern, die am 
Himmel Stehen, als Laub und Gras, Ragen oder Schuee- 
flocken. So kan er mit seinem gestohlen gut Laufen^ wo t^r 
will, kann er es nicht. So Soll er stehen bleiben zn einem 
pfand, bis ich ihn mit meinen leiblichen äugen überschauen 
kann, und ihn mit meiner Zunge heis weiter geben, 
auf Lösung über dis 
Gehe hin im Namen der heiligen Dreyfaltigkeit/ 

142. „Kinen Dieb zu stehlen [=8tellen]. 

Maria ging spazieren mit ihrem lieben Kind 

Zwei Diebe kommen gegangen, die nahmens ihr gesrbwipd ; 

Maria aber sprach Sanctpetrus bind [3 mal]. 

Sanct Petrus sprach, ich habs gebunden 

Mit Jesu Banden, mit seinen heiligen Fünfwunden. ^ 

143. „Hirin wie einer das gestolen wider zurück thuu nius. 

Wenn einem Etwas gestohlen worden, das es der Dieb 
wider bringen mus. Geh des morgens Früh vor der Sonnen 
aufgang zu einem birbaum, und nimb 3 Nägel aus einem 
Todenbaum [=Sarg] oder Hufnägel, die noch nie Gel>rftueht, 
mit. Halt die Nägel gegen der Sonnen aufgang und sprich 
also. Dieb ich bite dich bey dem Ersten Nagel« den 
ich dir in deinen [!] Gstirn und Hirn thui Schlagen^ 
das du das gestolen gut wieder an seinen vorigen Ortt 
must tragen, Es soll dir So wider und So weh werden, 
nah dem Menschen und nah dem Ohrtt, da du es gestohleo 
hast, als dem Jünger Judas wahr, da er Jesum verrathen 
hat, den andern Nagel, den ich in Deine Lung und Leber 
du [a=thue] Schlagen, das du das gestohlen gut wider an 
sein vorigen ohrtt Solst tragen, es Soll dir So weli uah dem 
Menschen und nah dem ohrtt sein, da du es gestohlen hast, 



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266 Aberglauben im Kauton Zttrieh. 

als dem pilato in der Höllepein, den driten Nagel, den ich 
dir Dieb in deinen Fuss du Schlagen, daa da das must 
Tragen, wo du es gestohlen hast. Dieb, ich bind dich 
und dringe dich durch die höchsten 3 Nageln, die Christum 
durch sein Hand und fües sind geschlagen worden, das da 
das gestohlen gutt wider an seinen vorigen ohrtt musst 
Tragen, da du es gestohlen hast. Darauf die Drei höchsten 
Namen, die NAgel müsen mit armensünder Schnialtz gschmiert 
werden." 

144. „Das einer gestohlen gut wider bringen mus. 

Nim 3 Bröcklein Brod und drey Sprätlein [=Pri8e, kleinea 
Mass] Salz und 3 Bröcklein Schmalz: mache eine Starke 
glut, und Lege alle Stücke darauf und Sprich dise Worte 
drey mahl dazu und bleibe allein: Ich lege dir Dieb oder 
Diebin, Brod Salz und Schmalz auf die Glut, wegen deiner 
Sünde und Übermuth. ich lege es Dir auf die Lung Leber 
und Herzen, das dich ankommt ein grosser Schmerzen, es 
Sol dich anstosen eine grosse Noth, als wen es dir thät 
der biter e Tod ; es Solen dir alle ädern Krachen und Todea 
Schmerzen machen, das du keine Ruhe nicht hast, bis du 
das gestohlene bringst, und hinthust wo du es gestohlen 
hast; dis 3 mal gesprochen und jedcsmahl die 3 höchsten 
Namen dazu gesprochen.*^ 

145. „Um gestohlenes gutt noch Ringer [= leichter] herbei zu^ 
bringen. 

Schreib auf zwei Zettelchen folgende Worte, dan lege 
das eine über die theure [=Thüre] und das andere unter die 
theur Schwelen, So kommt der Dieb am dritten Tag und 
bringt den Diebstahl, wörtlich So, 

Abraham hats gebunden, Isack hats erlöst Jakob hats 
heimgeführt, es ist So fest gebunden als Stahl und Eisen 
Ketten und Banden, und dann dreymahl die drey höchsten 
Namen gesprochen.* 

146. „Wan Jemand Etwas gestohlen worden und man Mehrere 
in Verdacht hat. So ist nachstehendes ein gutes Mitel, den 
Dieben zu erraten. 

Man nimbt eine Kornreitern [= Getreidesieb] und eine 
Schafschär. Steckt die Schär in den 3 höchsten Namen 
oben in die Reitern, dann stehen 2 gegen einander und 
nehmen die Schär in welche die Reitern hangend ist auf 
die Zeigfinger, daon spricht Einer 



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Aberglauben im Kanton Zürich. 267 

Dies mies, Mues, fette Mus, Ifuss in Asch ; Benedicto 
Sanktpetrus Sanktpaulas ich frage euch, hat J . . . . 
Str . . . . dem J . . . . St ... « eine Kopfergelten ge- 
Stollen, so tra [=drehe] di, hat er dies aber nicht genehmen, 
So bleib Steho. 

Jedes Mahl wenn der Dieb mit Namen genennt wird^ 
so that sich die Reitern gewiss trähen. 

Und auf diso Probe kann noch villes voraass yer- 
nohmen werden.^ 

147. Wenn Einem „Bollen* [=Zwiebeln] gestohlen worden sind, 
häogt man eine gewisse Warzel in den Eamin^ bis sie 
schwarz wird. Auf diese Weise bekommt der Dieb ein 
schwarzes Auge und wird so kenntlich (B). 

148. Jemand, dem etwa 25 fl. gestohlen worden waren, ging^ 
ohne sonst einem Menschen etwas zu sagen, zum Lachsner 
in B. . . . i . Dieser gab ihm einen Rossnagel und be- 
fahl ihm, denselben um 12 Uhr in einen Kirschbaum zu 
schlagen und zwar in drei Streichen ; auch müsse er bei 
jedem Streich das rechte Bein aufheben und die drei höchsten 
Namen sagen. Der Mann ging ans Werk ; aber als er 
den ersten Streich gethan, kam ihn Furcht und Orausen 
an, und er sprang nach Hause (O). 

149. [Stich- u. kugelfest machen.] 

„Ich schrite [!] über die thür und schwellen 

Gott .der Herr ist mein Oesellen 

Der Himmel ist mein Hut 

Der Heilig Geist ist mein schwort 

Der mich angreift den hab ich lieb und wert 

Man soll mich nicht schiesen 

Man soll mich nicht hauen 

Man soll mich nicht stächen 

Man soll mich nicht schlagen 

Niemand soll kein Gewalt und Macht über mich haben 

Es behüde mich Gott f t t" 

150. Steigt man auf einen hohen Gegenstand und kommt in 
Gefahr zu fallen, so soll man beten: 

Ach Gott, ich bitt! 
Bewahr mein Tritt, 
So fall ich nit ! 
Im Namen Gottes f t t (B)- 



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268 Aberglauben im Kanton Zürich. 

151. ^Ein gut Mitel zu wiBsen, um wie vil Uhr man Morgens 
aufstehen kann. 

W^nn man zu bett geht, so spricht man : Andizen [?], 
ich bitte dich, weck mich nicht zu früh und nicht zu spät, 
sondern wenn die Uhr schlägt: . . Dazu die 3 höchsten 
Namen und Alles drei mal zu sprechen.^ 

152. „Das dir jedermann abkauft es Sey was es wolle. 

Nim ein Reislein von einer Ruthen, damit eine oder 
ein ist ausgestrichen worden, ein Mannsbild mus es [!] von 
einem Mansbild^ ein Weibsbild Ton einem Weibsbild die 
Ruthe haben, dan mach dir ein Ringlein und überwinde 
es mit rother Seide, und Steck es an den Finger, wen du 
etwas verkaufen willst, So Zalt man dirs wie du es bietest.^ 

153. Bei einem Kinde in den ersten Wochen oder Monaten 
seines Lebens einen Floh oder eine Laus zu suchen und 
auf dem Testament zu tödten, macht, dass es eine gute 
Stimme bekommt. Ebenso wenn es zu Leuten ins Haus 
geschickt wird und dort 21 Eier geschenkt bekommt. 

154. „Sich bei den Leuten angenehm zu machen. 

Trage eines Widhopfen Auge bei dir, und wenn du es 
vornen auf die [!] brüst trägst. So werden dir deine Finde 
[!] hold, und So du Sie [!] in den [!] Beutel trägst. So ge- 
winst du an allem was du kaufst." 

155. Liebeszauber. Man nehme zwei oder drei Stücklein Brot, 
trage dieselben einige Tage unter den Armeo, bis sie von 
Schweiss durchdrungen sind, und suche sie dann dem oder 
der Geliebten unter die Speise zu mischen (B). 

156. „Schlöser auf zu machen. 

Tode eine Laubfrosch, lege sie 3 Tag in die Sone, dan 
mache ein bulfer daraus, dan wen du ein wenig in ein 
Schlos thust. So geht es von selbst auf." 

157. „Ein Feuersbrunst zu löschen. 

Laufe 3 mahl ums Feuer herum und sprich, Feuer du 
Heise Flamme, Dir gebeut Jesus Christus, der werthe 
Mann, du sollest stille Stehen und nicht weiter gehen, im 
Namen Gottes t t t Amen.* Oder: Jesus Christus geht 
durch alle Land und löschet aus allen Brand. 3 Mal. 

158. „Ein Spiegel zu machen, worin man ales sehen kann. 
Kaufe einen Spiegel wie man ihn bieten thut und Schreibe 
darauf S. Solam, S. Tattier, S Echogarter Gemator, grab 



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Aberglauben im Kantou Zürich. 26& 

ihn auf einen Kreuzweg, in einer ungeraden Stunde, und 
nim ihn heraus, aber du darfst nicht zuerst in den Spiegel 
sehen. Sondern läse einen Hund oder Katze darein sehen. '^ 

150. Freikugeln erhält man, wenn man das flüssige Blei durch 
die linke (im B die rechte) Augenhöhle des Totenschädels 
eines Verbrechers in den Eugelmodel giesst (Borgen und B). 

1 60. Ein altes Bäuerlein konnte sich unsichtbar machen. 
Nach dem Brand des Waden seh weiler Schlosses kamen Land- 
jäger, ihn zu suchen, weil er Theil genommen hatte. Er 
ging mit einem andern Bauern ihnen entgegen. Als sie 
ganz in der Nähe waren, wurde er unsichtbar, nach ein 
paar Minuten, aber viel weiter, auf der Strasse wieder 
sichtbar. 

So auch ein Anderer, der im Walde Wurzeln ausmachte 
und Ton den Aufsehern überrascht wurde. 



Schädigung durch Zauber. 

161. Um Schaden thun zu können, stellt man sich auf einen 
Misthaufen, nimmt einen Besen, nach oben gekehrt, in die 
Hand und ruft : 

Hier steh ich auf dem Mist 
Und einsage Jesum Christ. 

162. Bezirksrichter X. kann sterben lassen, wer ihm das Ge- 
ringste stiehlt. Indem er in einen Zauberspiegel blickt, sieht 
er den Thäter. Bruder und Schwester hat er ums Leben 
gebracht. Die Leute im Hörsacker hätten ihn längst in den 
Bach geworfen, wenn sie ihn nicht fürchteten. In seiner 
jüngst niedergerissenen Scheune spukte es alle Nacht. 

163. In Wädenschweil war ein armes „Fräuli*', das mit allerhand 
Waren hausierte. Kaufte man ihr nichts ab, so fluchte 
sie Einem Unglück an. Einmal hatte sie ihren Korb 
auf der Bank vor einem Hause abgestellt. Ein lustiger 
Kupferschmid mit seinem Gesellen nagelt den Korb an die 
Bank. Als sie herauskommt, einschlupft und den Korb nicht 
heben kann, flucht sie laut und sagt, die Zwei, die das 
gethan haben, müssen binnen Jahresfrist sterben. Und so 
geschahs. 

164. Wenn man am Karfreitag eioe frische Haselgerte abhaut, 
emen Rock über den Stuhl hängt und tüchtig drauf los- 



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270 Aber^aaben im Kanton Zürich. 

schlägt, so thut es einem Feinde, den man im Sinn 
hat, weh. 

165. Wenn eine Hexe nur ein Bild bat von einem Menschen 
und mit Nadeln hineinsticht, so thnts ihm weh. 

166. Wenn man den 119. Psalm morgens nnd abends betet und 
dabei Jemand im Sinn bat, so kann man machen, dass 
er stirbt. 

167. In 6. starb eine alte Hexe. Der Pfu'rer sagte den Leuten 
in einem bestimmten Hause, sie sollten sich wohl hüten: 
in diesen Tagen dürfe niemand etwas aus dem Haus geben. 
Eine Tochter, die nichts wusste, thats doch. Sofort starb 
alles Yieh. 

168. Drei Nägel werden in Menschenfett getunkt und in Form 
eines Dreiecks (•*•) unter Nennung der drei höchsten Namen, 
oder noch wirksamer des Namens dessen, den man meint, 
in einen Baum geschlagen, dann stirbt der Betreffende. 

169. J. H. in der St. vergräbt an drei verschiedenen Orten Toten- 
köpfe, legt vier Steine darauf und vier [Hasel-P] Ruten 
darüber. Damit kann er gesundmachen und töten (B.) 

170. Eine Frau aus Wädenschweil wollte in einem Hause Waren 
verkaufen. Man stellte einen Besen aufwärts gekehrt vor 
das Haus und streute drei „Hämpfeli"^ Salz darauf. Drei 
Jahre lang blieb sie weg. Im vierten Jahre kam sie wieder. 
Ein paar Tage darauf starb ein Knabe im Hause. 

171. Wenn man drei Rosszähne unter einem Nussbaum vergräbt 
und derselbe abstirbt, so stirbt der, den man dabei im 
Sinne hatte. 

172. Am Altjahrabend legte eine junge Meisterfrau in Zürich, die 
ihren alten Mann gern los sein wollte, auf vier Tische je 
ein Brot und setzte je eine Mass Wein dazu. Dann sprach 
sie die Einsetzungsworte des heil. Nachtmahls und ass und 
trank von Jedem. Sogleich bewegte sich zur Thüre herein 
ein Leichenzug, hinter ihm her auf schönem Ross ein 
schlanker junger Bursche. Weoige Tage nachher starb 
der alte Mann und ein Junger nahm die Wittwe zur Ehe. 

173. F. in der Seh. fand eines Tages drei Nägel in einen Baum 
geschlagen ; er erschrak darob sehr und meldete den Vor- 
fall Herrn E. Dieser riet ihm, die Nägel auszuziehen and 
unter der Dachtraufe zu begraben. Als das geschehen, kam 
alsbald eine alte Frau zu betteln, und als man ihr nichts 



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Aberg:lauben iiu Kanton Zürich. 2ti 

gab, kam sie am andern Tage wieder. Man drohte ihr mit 
Schlägen ; doch schlich sie seitdem ums Haus herum ; der 
Mann aber wurde krank und siechte dahin. 

174. Wenn man die Milch von einer verhexten Ziege siedet, so 
hört man ein Gestöhn; ein Zeichen, dass der Verhexet 
verbrennt. 

175. Wenn Einer die Reben verdirbt, so kann man ihn strafen, 
indem man ein Stück Rebe ins Kamin hängt. Sobald es 
schwarz wird, schwillt der Verderber auf. 

176. Oegen dämonischen Einfluss schützt man sich, wenn man ein 
Messer in ein Brot steckt und es so in den Schrank legt. 

177. Gegen Behexung muss man die Strumpfbänder recht« 
neben sich legen. 

178. Im G. wohnte ein Mann, der hatte ein sehr böses Weib. 
Als er einmal, während sie krank lag, den Steinbruch hin- 
auf gieng, lief ihm ein schwarzer Hund nach, der ihn 
unaufhörlich anbellte. Schliesslich versetzte er dem Tier 
einen tüchtigen Fusstritt. Im selben Augenblick bekam 
die Frau zu Hause eine geschwollene Backe. 

179. Legt man nachts im Bett eine Hexe aufs Gesicht, so 
muss sie sterben. 

180. Gegen Behexung der Kinder hilft man sich, wenn man 
sich nachts mit kreuzweise gelegten Messern vor die 
Hausthür stellt. 

181. Wenn man von der obern Brotrinde etwas in die Tasche 
nimmt, so ist man vor Behexung geschützt. 

182. Ungetaufte Kinder soll man nicht weiter vors Haus bringen 
als die Dachrinne reicht (Bern und Zürcher Bauernland). 

183. Die Mutter eines Neugebornen soll erst ausgehen, 
wenn das Kind getauft ist, und zwar zuerst in die Kirche, in 
schwarzer Kleidung. 

184. Schutzformel vor dem Zubettegehen : 

Jetzt lieg ich nieder in Gottes Macht, 
Jetzt lieg ich nieder in Gottes Kraft, 
Jetzt lieg ich nieder in Jesus Christi Blut, 
Dass mir kein böser Mensch und kein böser Geist 
nichts thut. Amen (B). 

185. Bekommt ein Kindlein grosse Brüste, so wird es von 
Hexen geplagt. Als Mittel hingegen hilft: man legt zwei 
Messer kreuz weis dem Säugling unter den Kopf (B). 



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272 Aberglauben im Kanton Zürich. 

186. „Für böse Leat im Stall zu wachen. Nimm Wermuth^ 
Schwarzen Kümi, FüiLf&nger-Kraut, Teufelsdreck, diese Stück 
jedes für einen Eretizer, Sanbohnenstroh und die zusammen 
Kerig [=gehörig? odet verkehrt?] hinter der Thür anfgefasst; 
ein wenig Salz zusammen in ein tüchlein gemacht; dann 
ein Loch in die Thürschwellen gebohrt, wo das Vieh dar- 
über ein und ausgeht, obiges in den drey höchsten Namen 
hineingethan und mit einem Elzenbäumen Holz zugeschlagen.^ 

187. Wer sein Vieh vor dem Einfluss böser Geister bewahren 
will, der soll ein Stück von einer Bibel im Stall aufbe- 
wahren (B). 

188. Gegen das „Schrätteli^ [= Alpdrücken, das einem Dämon 
zugeschrieben wird] hilft, Einen laut beim Namen zu rufen 
oder drei Messer in die Thür zu stecken. 

Hexengeschichten. 

I. 

„In H war eine Jungfer, man sagte ihr nur Berner 

Aenni. Diese stand im Rufe einer Hexe. Denn wenn sie yon 
Jemandem die Milch hatte, und man redete ihr, wie man sagt^ 
ein wenig zu nahe, so gaben sicher die Kühe morndes rothe 
Milch. Nun war in ihrem Dörfchen ein junger netter Bursch; 
dieser bekam an einer grossen Zehe einen solchen erbärmlichen 
Schmerz, dass er wie rasend in der Stube umher hüpfte. 
Man wandte sich an den Arzt R. in T. Dieser gab unter- 
schiedliche Mittel, aber umsonst. Nun kam dieser eines Tages 
selbst; ich sehe ihn jetzt noch, wie er das Gässlein herauf- 
geritten kam, wie er dann sein Ross an der Hausthüre, wo der 
junge Karli wohnte, anband. Das Berner Aenni wohnte gerade 
gegenüber, nicht gar weit entfernt. Der Doktor gab den Leuten 
nun ein Heilmittel, das sie geheim halten mussten ; auch sagte er^ 
das sei das letzte, das er gebe. Auch werde wohl bald Jemand 
kommen, um Etwas zu entlehnen, aber sie sollten ja nichts aus- 
leihen, sonst helfe Alles nichts. Der Doktor ritt das Gässlein 
hinab, und nicht lange darauf kam das Berner Aenni und wollte 
Salz entlehnen. Als ihm aber das abgeschlagen wurde, begehrte 
es etwas anderes und so fünferlei. Als es gar nichts kriegte, fieng 

*) Berichte von Herrn N. N. an Herrn Dr. Hirzel, auf Grund von 
Erzählungen einer Frau. 



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r 



Aberglauben iui Kanton Zürich. 270 



es laut an zu weiueo und anzuhalten; aber es musste leer heim, 
unterdessen hatte der Doktor dem Vater des Patienten sein Pferd 
übergeben (dieser war gerade auf dem Felde), und ihm befohlen^ 
dasselbe nach U ... H ... zu führen. Dann gieng er wieder 
zurück zu seinem Patienten. Das Berner Aenni aber, als es 
heim kam, sass wieder zu seinem Spinnrade, that vier, fünf 
Züge, fiel plötzlich rückwärts über den Stuhl und war eine 
Leiche, eben als der Doktor wieder zu seinem Patienten eintrat 
Ich vergesse es mein Lebtag nicht: wie ich dabei stand, als sie 
das Bemer Aenni zu Grabe tragen wollten, kam ein Hase die 
Wiese herunter, lief zwischen den Häusern durch und unter 
dem Sarge des Aenni weg ins Weite. Nur 2 Männer giengeu 
hinter dem Sarge her. Der Bursche aber wurde von derselben 
Stunde an wieder gesund und ist jetzt Präsident.** 

n. 

unser Nachbar, hatte eine Tochter von 11 bis 12 Jahren. 
Diese wurde behext, indem ihr eine Hexe in den Mund atmen 
konnte. Es konnte, wenn es bei uns war, plötzlich zur Stube hinaus- 
springen, indem es ausrief: Seht ihr sie! Seht ihr sie! und dann 
zeigte das Kind auf die nur ihm sichtbare Hexe. Ja einmal zerar- 
beitete und zerschlug es sich ordentlich an derselben. Dann „trolete* 
es in der Stube herum und ins Bett hinein und wieder heraus. 
Eines Tages kam Herr Pfarrer N. N., das Kind zu besuchen; das- 
selbe blickte ihn aber anfangs starr an. Verwundert fragte er dea 
Kindes Eltern, warum das geschehe. Diese sagten ihm, er solle nur 
sein rotes Halstuch, das er trage, bedecken ; welches er auch that, 
und das Kind sah ihn nicht mehr so an. Der Pfarrer schärfte 
nun den Eltern strenge ein, doch ja mit dem Kinde nicht mehr 
zu „lachsnen" [=abergläubische Mittel brauchen]. Aber es half 
nichts ; sie konnten ein Bündel bekommen, das sie dem Kinde 
in die Tasche thaten. Aber nun hätte Einer das Krachen durch 
das ganze Haus hören sollen. Sie Hessen sich aber nicht ab* 
schrecken. Das Kind aber nahm es einmal zur Tasche heraus 
und warf es in den Winkel. Da hätte man sehen sollen, wie 
es (das Bündel) in der Stube herumflog, sodass man es schier 
nicht mehr erwischen konnte. Sie nähten es nun dem Kinde 
zwischen das Futter und es genas. 

HI. 
Eine junge Frau hatte ein Kind von etwa V* Jahren. 



IS 



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274 Aberglauben im Kauton ZUricli. 

Dasselbe übergab sie seiner „Gotte**, weil sie etliche Tage ver- 
reisen musste. Als des Kindes Mutter fort war, kam eine alte 
Frau, eine Hexe, zu der Qotte, und als sie das Kindlein sah, 
konnte sie nicht genug thun, wie das doch ein schönes Kind sei; 
aber sie sollen ihm allweg nur Sorg haben, es werde wohl nicht 
alt werden. Nachts darauf hörte des Kindes Pflegerin in der 
Stube, wo das Kind schlief, laut rumpeln. Sie stand auf, und 
siehe, das Kind lag auf dem Angesicht und nackend in der Stube 
draussen, sein Bettlein aber war zugedeckt und in bester Ordnung. 
Sie legte das Kleine wieder hinein, aber auch zum 2. Mal wurde 
das arme Kind auf den Stubenboden gelegt. Nun stellte sie den 
Besen „zunderobsi* [=umgekehrt], und die Hexe hatte keine Ge- 
walt mehr. Denn eine Hexe war's und nichts Andres, die das 
Kind auf den Stubenboden gelegt hatte. 

IV. 

Es war an selbem Orte eine traurige Zeit, alles war be- 
hext, in jedem Hause hatte es eine Hexe. Es gab nirgends so 
viele alte Jungfern wie dort, denn jeder brave Bursche scheute 
sich, eine Hexe zu heiraten. So war dort eine Jungfer, von 
welcher man sagte, dass sie in der Stube umherfliegen könne. 
Eine andere hatte gar keine Ruhe zu Hause; nur wenn sie beim 
^Walddoktor" sich aufhielt, war ihr wohl. 



An einem andern Ort wunderte es den Hausvater, wie doch 
das viele Brot, das er alle Morgen im Küchenschrank fand, über 
Nacht in sein Haus komme. Weil er es aber dem Brote ansah, 
von welchem Bäcker es war, so gieng er zu diesem und bat ihn, 
doch kein "Weites und Breites zu machen ; wenn ihm wieder Brot 
fortkomme, so solle er es nur ihm sagen, er werde es ihm ver- 
güten. Seine Buben waren nämlich behext und konnten das Brot 
holen, ohne dass es Jemand merkte. 

VI. 

Die Hexen ritten des Nachts auch etwa aus. Das gieng so. 
Sie stunden auf die „Choust** [=Ofenbank], nahmen den Besen 
zwischen die Beine, und fort zum Dach hinaus durch die Luft. 
Hätte man nun den Leib einer solchen, die wie tot im Bette 
lag, umgewendet, dass er aufs Angesicht zu liegen gekommen 
wäre, so hätte sie „heben" müssen [=drauf gehen, von Tieren 



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Aberglaubeu im Kanton Zürich. 277 

durch die Luft wie ein Sturm und zertrümmert, was sich ihr in 
den Weg stellt Sie ruft : 

Drei Furren us Weg! 
Susi schyiyd-der d'Bei eiveg. 

(Um drei Furchen aus dem Wege! Sonst schneide ich dir 
die Beine weg.) 

Es giebt manche Muthiseel, im Sternenberg, in der Berg- 
gass, im Grossholz. Einmal habe ein ^ Mann eine solche daher- 
fahren hören, und da habe er dem bösen Geist einen Schieb- 
karren in den Weg geworfen, der dann in tausend Stücklein 
„versöhnet zeit* worden sei (0). 

Feurige Männer. 

Die „Zeusler* ^) sind Gespenster ehemaliger Markstein ver- 
rücker. Sie sind ganz feurig; aus ihren Händen sprüht Feuer; 
wenn sie Holz angreifen, bekommt es Brandflecken. 

Nach andern Angaben.tragen diese Gespenster bloss eine 
Laterne mit sich herum. 

Wenn man bei ihrer Erscheinung betet, so sitzen sie Einem 
auf die Achsel und drücken Einen fast zu Boden ; wenn man 
ihnen aber einen Fluch sagt, so lassen sie Einen in Ruhe. ^) 



Ein Himmelsbrief. ^) 

Auf einem Quartblatt mit Rand gedruckt, wurde in Borgen 
herumgeboten. 

Ein ganz neuer, trauriger und wahrhafter 
Warnungsbericht 
von dem am 29. Mai 1733 zu Wenkenburg*) in der Luft ge- 
hangenem Briefe. 



1) Vgl. J. GaiMM, Mythologie 3. Aufl. 868 flf. ; 4. Aufl. 764. 

2> Anmerk. desAufzeichnefs: „Die Irrlichter folgen jedem Luft- 
zuge. Seufzt man betend und weicht furchtsam hinter sich, so folgen die 
flüchtigen Zeusler rasch nach. Stösst man fluchend die Luft aus und dringt 
heftig gegen sie ein, so fliehen sie.** Anm. der Red.: vgl. übrigens auch 
WuTTKE, Der deutsche Volksaberglaube; 2. Aufl. § 76L 

') Folgendes ist eine Abschrift aus dem auf S. 216 erwähnten Zauber- 
buche. Laut einer dort verzeichneten Notiz wurde dieser Hinimelsbrief 
gedruckt hetumgeboten, „während der Komet am Himmel stand.** 

*) Wo liegt diese Stadt? 



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] 



278 Aberglauben im Kanton ZUrich. 

Denselben hat Gott sehen lassen Tor und in der Stadt, also 
dass Niemand weis, woran er hängt, ist aber mit goldenen Buch- 
staben geschrieben und von Oott durch einen Engel gesandt. — 
Wer Lust hat ihn abzuschreiben, zu dem neigt er sich; wer aber 
nicht Lust hat, ihn abzuschreiben, vor dem flieht er in die Luft. 

Erstens heisst es in dem Brief: Ich gebiete euch, dass ihr 
am Sonntag nicht arbeiten sollt, sondern mit Andacht fleissig in 
die Kirche gehet, fleissig betet und unter dem Äj[igesicht euch 
nicht schmücket. 

Zum Andern sollt ihr keine fremde Haare oder Perrücken 
tragen, noch HofiEart damit treiben. Von euern Reichthümern 
sollet ihr den Armen mittheilen. Und glaubet dass dieser Brief 
mit Gottes eigener Hand geschrieben und von Jesu Christo uns 
ist aufgesetzt, auf dass ihr nicht thuet, wie das unvernünftige 
Vieh. Ihr habet 6 Tage in der Woche, eure Arbeit zu ver- 
richten, aber den Sonntag sollet ihr mir heiligen. Wollet ihr 
mir es nicht thun, so will ich Krieg, Pestilenz, Hungersnot auf 
Erden schicken und mit vielen Plagen euch strafen, auf dass ihr 
es hart empfindet. 

Zum Dritten gebiete ich euch, dass ihr am Samstag nicht 
zu spät arbeitet und am Sonntag wieder früh in die Kirche 
gehet, ein Jeder, er sei jung oder alt in wachender Andacht 
seine Sünden bekennen, auf dass sie euch vergeben werden. 

Zum Vierten begehret nicht Gold oder Silber, treibet nicht 
Betrug mit keinen Sachen, noch Fleischeslust und Begierden, 
sondern bedenket, dass ich alles habe und wieder zerschweissen 
kann. Einer rede dem Andern nichts böses nach, sondern habe 
Mitleiden mit demselben. Ihr Kinder ehret euere Väter und 
euere Mütter, so wird es euch wohl ergehen; wer das nicht 
glaubt und nicht haltet, der sei verloren und verdammt. Jesus 
hat das mit seiner eignen Hand geschrieben. Wer es wider- 
spricht und von mir absteht, der soll meine Hülfe nicht zu er- 
warten haben ; wer den Brief hat und nicht offenbart, der sei 
verflucht von der herrlichen Kirche Gottes und von meiner all- 
mächtigen Hand verlassen. Dieser Brief wird einem Jeden ge- 
geben abzuschreiben! Und sollten Eurer Sünden noch so viel sein, 
als Sand am Meer und Gras auf dem Felde, sollen sie euch doch 
vergeben werden, so ihr glaubt und haltet, was dieser Brief sagt. 
Ich werde euch am jüngsten Tage fragen und ihr werdet mir 
euerer Sünden wegen nicht ein Wort antworten können. Wer diesen 



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Volkstümliches ans dem Kanton Luzeru. 279 

Brief zu Haus hat, dem wird kein Wetter schaden oder Donner 
erschlagen; vor Feuer und Wasser wird er bewahrt und sicher 
sein. Welche Person den Brief hat und bei sich trägt und den 
Menschenkindern offenbart, die soll einen fröhlichen Abschied 
von dieser Welt nehmen und empfangen. Haltet meinen Befehl, 
den ich euch gegeben, durch den Diener welchen ich gesandt 
habe. Ich habe einen Apostel noch für euch gegeben durch den 
zu Wenkenburg in der Luft gehangenen Brief, den 29. Mai 173B. 

Der Meosch betrachte doch; was sich hier zugetragen; 

Gott hat es so gefügt und das ist seine Hand: 

Er wolle, dass wir nicht seine Strafen müssen tragen. 

Ach Herr behüte die Stadt und unser Land! 

Ach, lass uns diese Ruh noch lange Zeit geniessen; 

Und diesen Gnadenstrom beständig auf uns fliessen. 



Volkstümliches aus dem Kanton Luzern. 

Von J. Bürli, Arzt, in Zell (Kt. Luzern). 
(Schluss.) 

Volksmeinungen und Volksglauben. 

Wetter. 

Im Hochsommer beobachtet man häufig vom Hinterlande 
aus am Nordabhange des Pilatus in der Gegend von Schwarzen^ 
berg nach Eintritt der Dunkelheit ein eigentümliches Feuer^ 
ähnlich einem Pastnacht- oder Freudenfeuer, von dem man dort, 
wo es entstehen soll, nichts weiss. Den Landleuten ist diesee 
Feuer ein sicheres Zeichen, dass ein Witterungswechsel bevor- 
steht. — 

In der Nacht der Geburt unseres Herrn wird in vielen 
Häusern eine Zwiebel in Schalen zerlegt, die zwölf inner ti 
Schalen der Reihe nach, wie sie abgeschält wurden, neben- 
einander auf den Tisch gelegt und mit Salz bestreut. Nach 



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280 Volkstümliches aus dem Kaaton Luzern. 

Beendigung des mitternächtlichen Gottesdienstes wird dann 
nachgesehen, welche von diesen Schalen nass sei. Ist es z. B. 
die 4. und 5. in der Reihenfolge, so bedeutet dies, dass die 
Monate April und Mai des nächsten Jahres regnerisch sein 
werden. — 

Wenn die Korbweiden (Salix caprsea) am Ende des 
Sommers so beschaffen sind, dass die Zwischenräume zwischen 
den Abgangspunkten der Zweige ausserge wohnlich lang und 
glatt sind, die Zweige aber in den Wirtein sehr dicht beisammen 
stehen, so deutet dies nach dem Volksglauben auf späten Ein- 
tritt des Winters. — 

Wenn die Nesseln im Frühjahr mit durchlöcherten Blattern 
emporwachsen, so bedeutet das nach dem Volksglauben^ dass 
es im Sommer in der betreffenden Gegend hageln wird. — 

Wenn das Heidekraut bis an die Spitze der Zweige 
hinaus dicht mit Blüten besetzt ist, so ist ein früher und kalter 
Winter zu erwarten. — 

Müc-ken, die in der Luft tanzen, bringen schönes Wetter; 
wenn sie aber aufgeregt sind und stechen, bringen sie Regen. — 

Der immer auf den 1. September fallende St. Verena- 
Tag ist einer der wichtigsten Lostage für den Witterungs- 
charakter des Herbstes. Wenn an diesem Tage Sonnenschein 
mit leichter Bewölkung herrscht, so ist ein schöner und langer 
Herbst zu erwarten. Ist es aber ganz klar, dann gibt es an 
St. Michael (29. Sept.) Schnee. — 

Wenn der Mai tag ein Regentag ist, so gibt es im Sommer 
entweder teures oder faules Heu. — 

Wenn es am Pfingstfeste regnet, hat man an sechs darauf 
folgenden Sonntagen ebenfalls Regen zu gewärtigen. — 

Ist es zu Lichtmess schön und warm, so muss der 
Dachs noch sechs Wochen in seiner Höhle bleiben. — 

Wenn an St. Andreas Schnee fällt, so bleibt derselbe 
100 Tage liegen. — 

Volksmedizin. 

Um von Warzen an den Händen befreit zu werden, muss 
man, während zum Begräbnis einer Leiche geläutet wird, die 
Hände waschen und dabei sagen: „Jetzt läuten sie einer Leich' 
ins Grab, jetzt* wasch' ich meine Warzen ab.** — Ein anderes 
Mittel besteht darin, dass man in eine Schnur so viele Knoten 



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Volksttimliches aus dem Kanton Luzern. 281 

macht, als man Warzen hat, dann an diese Schnur ein Geld- 
stück befestigt und sie des nachts an eine Brunnenröhre hängt. 
Diejenige Person, welche am Morgen die Schnur ablöst, um 
das Geldstück zu nehmen, bekommt dann auch die Warzen, 
während sie bei der . andern verschwinden. Viele werfen die 
Schnur einfach auf die Strasse, in der Hoffnung, dass sie Jemand 
aufhebe. 

Vermischtes. 

Hauswurz (Sempervivum tectorum) gilt als Schutz des 
Hauses, namentlich gegen Blitzgefahr. Sie wird daher auf 
Hausdächern, Gartenmauern, Brunnstöcken, sorgfaltig gepflegt. 
Ein ausserordentlich schnelles Wachsen des Stengels bedeutet 
nach dem Volksglauben einen im Hause bevorstehenden Todesfall. — 

Wenn in einem Blumentopfe, in einem Garten oder auf 
einem Acker eine Gemüsepflanze oder Blume in weiss-gelber 
oder weisser Farbe aus der Erde sprosst, so bedeutet das für 
die Familie, welcher diese Pflanzen gehören, den Todesfall eines 
Mitgliedes derselben oder der Verwandtschaft. — 

Wenn das Läuten bei der Wandlung (einem Teile 
des Messopfers, Consekretioo) mit dem Stundenschlag zusammen- 
fällt, so wird in Kurzem ein Todesfall in der Gemeinde statt- 
finden. — 

Wenn Krähen in der Nähe eines Hauses laut krächzend 
umherfliegen und nicht wegzuscheuchen- sind, so ist im be- 
treffenden Hause in nächster Zeit ein Todesfall zu befürchten. — 

Wer in der Nacht vom ersten Sonntag in der Fastenzeit 
beim Mondschein seinen Schatten ohne Kopf sieht, hat im 
Verlaufe* eines Jahres den Tod zu befürchten. — 

Wenn sich die Katze mit dem Pfötchen hinter dem Ohre 
putzt, so gibt es Gäste im Hause. — 

Wenn eine Kreuzspinne über einer Hausthüre ein 
Gewebe spinnt, so bedeutet dies Glück für das Haus, ist es 
aber eine andere Spinne, so ist das Gegenteil der Fall. — 

Eine Fledermaus, in der Tasche getragen, bringt Glück 
beim Spielen. — 

Wenn einem ein Hase quer über den Weg läuft, so steht 
einem ein Unglück bevor. Das Gleiche wird auch gesagt von 
schwarzen Katzen. — 



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282 Volkstümliches aus dem Kanton Luzern. 

Ein Hufeisen auf der Strasse finden, bedeutet Glück. — 

Rotkehlchen stehen unter dem besondern Schutze dea 
Volkes. Wer solche tötet oder ihre Jungen ausnimmt, wird 
dadurch bestraft, dass seine Kühe rote Milch geben. — 

Wenn Ziegen feile billig und die Käse teuer sind, 
steht ein Krieg* vor der Thüre. — 

Eier, die am Gründonnerstage gelegt werden, sollen 
sich das ganze Jahr frisch erhalten. — 

Dorngebüsche jeder Art werden nach dem Volksglauben 
nie vom Blitzstrahl getroffen, denn die Dornen gelten durch die 
Dornenkrone des Heilandes als geheiligt. Auch die Stechpalme 
gilt aus demselben Grunde vor dem Blitzstrahle gesichert. — 

Träume, die in der Nacht vom Donnerstag auf den 
Freitag geträumt werden, sollen sich nach dem Volksglauben 
erfüllen. — 

Anden sog. Frohnfastentagen geborne Personen haben 
die Fähigkeit, Gespenster oder Geister zu sehen. Die Frohn- 
fastenzeiten (Fraufaste) fallen je drei Tage vor den Beginn 
der vier Jahreszeiten und verlangen in katholischen Gegenden 
Abstinenz von Fleischspeisen. Als der wichtigste dieser Tage 
gilt der Mittwoch, und das Volk schreibt vorzüglich den an 
diesem Tage Geborenen die Gabe der Vision zu. — 

Im luzernischen Hinterlande ist es Gepflogenheit, dass nur 
Weibspersonen, und zwar womöglich unverheiratete, das weibliche 
Schwein zum Zuchteber führen *). — 

Sankt Antonius gilt als der Schutzpatron aller Der- . 
jenigen, die etwas suchen; zu ihm wenden sich auch die 
liebenden Jungfrauen, damit er ihnen den Geliebten wiedergebe, 
dessen Verlust sie befürchten. — 

Sankt Aper ist der Schutzpatron der Schweinehirten. 
Zu seinen Ehren wurde kurz nach dem Burgunderkriege von 
einem aus der Schlacht bei Nancy zurückkehrenden Fischbacher 
Bürger eine Kapelle gestiftet, die noch jetzt vom Volke häufig 
besucht wird, wenn ansteckende Krankheiten unter den Schweinen 
herrschen. — 



*) Es verbindet sich damit offenbar die Vorstellung, dass durch 
diese Handlung ein Fruchtbarkeitssegen auch auf den Menschen bewirkt 
wird. [Red]. 



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Ein Zauberprozess in Basel 1719. 

Mitgetheilt von E. HoflFmann-Krayer. 

Im Folgenden geben wir bruchstückweise die Akten wieder^ 
die unter Criminalia 4 No. 22 im Staats-Archiv von Basel-Stadt 
aufbewahrt liegen. 

Aus diesen Gerichtsverhandlungen geht hervor, dass es sich 
hier nicht um Fälle von Schwarzkunst, d. h. böswilligen Zauber, 
sondern vielmehr um theurgische Magie handelt, deren Be- 
streben es ist, mit Hilfe vermeintlich göttlicher Mächte dem 
Wirken der teuflichen entgegenzuarbeiten. Die Aussagen der 
Zeugen sowohl als des Delinquenten zeigen deutlich, dass dieser 
in guten Treuen gehandelt hat. 



Verrichtung 

Der Herren VII.') bey Friederich Fritschiji, dem Schuch- 
macher. Einem Segensprecher. Verlesen den 6. May 1719. 

Zu gehorsamer Folg E. Gnaden Erkantnuss haben Meine 
Grossgünstige und HochEhreude Herren die Sieben '), Nachdehme 
sie Herrn Pfarrer Merians Bericht (so schriftlich hiebey ligt) ^) 
vernommen, sich zu dem aufF dem sogenannten Eselthürnlin 
Verhaften Friedrich Fritschin, dem Schuchmacher, Einem 
Segensprecher, begeben undt dehne Erstlich um sein Alter be- 
fragt. 

Der dan ganttworttet : 53. Jahr Alt. 
Befr.: Ob er nicht von Hrn. Pfarer Merian fürgefordert worden^ 

und was dieser von Ihme zuwüssen begehrt. 
Ä.ntt.: Hab Ihne gefragt, was Er Dietrich, dem Schuchmacher, 

unter das Tagloch ^) gesteckht. 
Befr. : Was Er Ihme dan darunter gesteckht. 

*) Die „Siebner" waren einRicbterkollegiiim, dem die Voruntersuchung 
aller Verbrechen zufiel. 
2) 8. den Anhang. 
») Dachluke. 



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284 Ein ZauberprozesH in Basel 1719. 

Antt.: Woll die gantze Sach erzehlen. Vor etwas Zeits hab 
Ihme Dietrich Einen Botten geschickt, soll zu Ihme in 
sein Haus kommen, da Er Ihme dann geklagt, wie Er 
und seine Knecht wegen den Katzen and Gespenstern 
in seinem Hauss Nächtlicher Weile keine Rueh habe und 
Ihne desshalben befragt, Ob Er für dieses kein Mittel 
wüsste, dehme hab Er hierauff entsprochen '), wolle Ihme 
drey hasslige ruetten ^) hauwen, welches Er auch gethan 
und auff Einen Tag, Als Es halber Zwölffi gelitten, ^) vor 
dem Riechemer Thor drey in Einem Jahr geschossene 
Haselruethen in den drey höchsten Nammen abgehauwen 
und unter sein, Dietrichs, Tagloch gesteckt, welches dan 
des Dietrichs Aussag nach so viel gewürckhet, dass dieser 
Einmahl Rueh bekommen, worfür Er Ihme 3. XXX ^) sola 
zuem Trinckhgeltt geben. 

Befr. : Ob Er diese Ruethen mehrers gebraucht. 

Antt.: Bey dem Hammerschmidt vor dem Riechemer Thor. 

Befr. : Aus was Anlass solches beschechen, Ob dieser auch etwas 
im Hauss gehabt. 

Antt.: Alss Er, Verhaffte, voi Ohngefehr zweyen Jahren, ab 
seinem Ackheren heimwollen, hab Er den Hammerschmidt 
und seine Frauw unter Ihrer Thüren stehend angetroffen, 
die Ihme dan Im Vorbeygehen mit weinenden Augen ge- 
kl^g^t gange Ihnen so übel, Ohngeacht sie den Schmeltz- 
ofen, darin sie nicht schmeltzen können, abgebrochen, und 
frisch auffgesetzt, haben sie doch 50 fl. verlohren Indehme 
Ihnen Im Schmeltzen das Eisen wider zu nichts worden. 
Hierauff hab Er Ihnen offeriert, wan Sie wollen, woll Er 
Ihnen etwas darfür hauwen, so Er auch gethan, und drey 
Haselruethen, wie Oben vermelt, gehauwen, und solche 
dem Hammerschmidt zugestellt, mit dem Befelch, mit diesen 
Ruethen das Feuer in dem Schmeltzofen zu hauen, welches 
Er Ohnzweifel werde gethan haben, Indehme Es seinem 
sagen nach Ihme geholfen, dass Er wider recht schmeltzen 
können, worfür Er Ihme, Verhaften, ein Pflugschaar 
verehret. 



*) erwidert. 
*) Haselruten. 
') geläutet. 
♦) 33. 



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Ein Zaaberprozess iu Basel 1719. 285 

Befr.: Ob Er dem Hammerschmidt befohlen, das Fewr in den 
Drey Höchsten Nammen zuhauwen. 

Antt. : Nein, habs nicht für nöthig geachtet. 

Befr.: Ob Er diese Kunst sonsten mehr gebraucht. 

Antt.: Nein nichtmehr. 

Befr.: Wo Er diese gelehrnet. 

Antt.: Vom hören sagen. 

Befr.: Ob Er nicht Eine andere Kunst von Einem Mann zu 
Riechen gelehrnet. 

Antt.: Wolle sagen, wie Es auch mit diesem härgangen. Vor 
Ohngefehr 16. Jahren seye Thme ein Töchterlin, so sich 
Jetz noch im Allmosen ^) wegen Eines schweren Zustandts . 
befinde, Einmahls auff Eine sonderbahre Weyss im Kopf 
verwirrt worden, worfür Er die hiesige Herren Doctores 
als auch frömbde, und den hiesigen Nachrichter*) um Hülff 
und Rhat angesuecht, welches aber Alles nichts verfangen 
wollen, Biss Er endlich von Ohngefehr zu seinem Rabman 
auff Riechen, der Bey Einem Mann, so Balthasar 
geheissen und nur Ein Aug gehabt, zu Hauss gewesen, 
kommen, wetcher Ihme dan unter anderem erzehlet, hab 
Eine Vogtstochter gehabt, so veruntrewt*) worden, wor- 
auff man Ihme gerhaten, soll von Einem c. v. Schwein, 
so Ein Rothbarg ^) seyn müesse, die Blatteren ^) nemmen, 
solche mit seiner Yogtstochter Harn des Morgens anfüllen, 
diese mit dreyen Knöpfen ^) in den drey Höchsten Nam- 
men zubinden, und sie hernach iu Ein Känsterlin ^ ein- 
beschliessen, da werde Innerhalb zweymahl 24. Stunden 
die Persohn, so das Meydtlin veruntreuwt, kommen und 
zu diesem wollen, Indehme, solang das Wasser in der 
Blatteren einbeschlossen seye, die Unholdin Ihr Wasser 
nicht lösen könne. Dieses habe Er nun gethan, worauff 
dan Eine Frau Nachts um 11 Uhr zu seinem Hauss kommen, 
und an Ihne begehrt, soll Ihren seiner Yogtstochter Hauss 
auffmachen. Nachdeme solches beschechen, seye diese zu 

») Armenpflege. 

') Der Scharfrichter galt oftmals als zauberkundiger Mann. 

') behext. 

♦) Barg ist in der Schweiz gewöhnlich ein verschnittener Eber. 

*) Schweinsblase. 

*) Knoten. 

') Kästchen. 



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286 Ein Zauberprozess in Basel 1719. 

diesem Meydtlin gangec; was sie aber bey diesem gemacht, 
wüsse Er nicht, Einmahl ') seye die Patientin von Stnndt 
an Besser undt Endtlich yöllig wider gesund worden. Hier- 
auff hab Er, Nachdehme diese Frau wider hinweggangen, 
die Blatteren mit dem c. y. Harn, wie Ihme gerhaten 
worden, in das Kemmy gehenckht und dem Meydtlin, 
damit die böse Irrgeister sowohl durch das Bluett, als 
auch durch den c. v. Harn fortkommen konnten, Nach- 
deme Er Ihroe aufF der Handt zu Ader lassen heissen, 
Balsamum Sulphuris eingegeben. Diese gehorte Erzehlung 
habe Ihne, Verhaften, nun bewogen, bey seiner Rückkunft, 
Ehe. Er gar nacher Hauss gange, von Einer Brätterin^) An 
der Ruttengass '*^), Nammens Anna Maria, mit weinenden 
Augen und um Gottes Willen Eine solche Blatteren, Ohne 
Ihren zusagen, worzu Er diese gebrauchen wolle, abzu- 
fordern, die Ihme dann anstatt Einer zwo gegeben, wor- 
auf Er gleich selbigen Abends zwischen Liecht noch von 
seiner Tochter das c. v. Wasser genommen, und darmit 
verfahren, wie Es Ihme von dem Man von Riechen er- 
zehlet worden. Es seye hierauf den anderen Tag um 
diese Zeith Eine frömhde Weibspersohn, so damahls in 
Jacob Ryffen, des Steinmetzen, Hauss an dem Silber- 
gässlein gewohnet, nun aber verstorben, in sein Hauss 
kommen, dem krankhen Kindt die Händt genommen, 
dehme Glück und Besserung gewünscht und endtlich da- 
von gangen. Auffdieshin seye das Kindt, wie Es zuvor 
im Bett sich 100 mahl herum geträhet, unter den Ofen 
und Bänckh geschloffen, auch die Enödlin an den Händen, 
und die Fersen an den Füessen auffgeschlagen und sich 
sonsten übel gebärdet, von Stundt und Tag an besser und 
gantz wider gesund worden. 

Befr.: Obe Er dieses Mittel nicht weiters, und wehme Ers ge- 
braucht. 

Antt. : Von Ohngefehr 5 Jahren hab Er solches des verstorbenen 
LeistHchueider [!| damals 10. Jähriger Tochter, so halber 
blindt, und die Augen im Eopff grausam verkehrt, auch 
nichts mehr als Hautt und Bein an Ihren gewesen, ge- 
braucht, welches Ihren auch geholffen. 

*) wenigstens. 

2) Bräter heisst im alten Basel Schweioenietzger. 

*) Wol die Utengasse in Rlein-Basel. 



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Ein Zaitberprozess in Basel 1719. 287 

Befr. : Wer die Persohn gewesen, so zu dieser Tochter kommen 

Antt.: Wüsse Es nicht, frage nicht; dan man müesse nicht fragen. 

Befr.: Ob Er diese Kunst noch weiters angewendet. 

Antt.: Vor Ohugefehr Anderthalb Jahren seye Ludwig Hart- 
mann, Ein Schuchmacher von Müllhausen, zuihme nacher 
Basel kommen und Ihme seiner Tochter Zustandt, wor- 
innen sich gleichergestalt Sein, Verhaften, Tochter be- 
funden, erzehlet, mit dem Ansuechen, dieser zuhelffen. Er 
hab hierauf mit eben diesem Mittel dehren anff gesunden 
Fness geholffen und darfür 8. 30 ^) sols zur Belohnung 
empfangen. 

Befr. : Ob Er sonst niemandts mehr durch dieses Mittel geholflfen. 

Antt.: Noch Einer Prauwen in der Aeschemer Vorstatt, deren 
Nammen er nicht wüsse und die nicht mehr lebe. Ihr 
Mann seye Soldat unter Einem Tohr gewesen, Nun aber 
Schermäuser^) in der Grossen Statt. Diese hab die Knie 
bey dem Maul gehabt und solch über alle angewendte 
Mittel nicht streckhen können. Nachdehme Er aber auf 
Thres Manns ansuechen sein Mittel gebraucht, hab dieses 
so Tiel gefruchtet, dass sie von Stundt an Ihre Bein wider 
streckhen können, hernacher aber doch an Einer anderen 
Krankheit gestorben. 

Befr. : Ob Er nicht Hrn. Pfarrer Merian bekennt, hab dissmahlen 
noch Eine fürnemme Tochter in der Chur. 

Antt.: Nein, Niemandts mehr, Herr Pfarrer müesse Es letz ver- 
standen haben, hnb gesagt, die Tochter von Müllhausen seye 
von fürnemmen Leutten, Indehme Ihr Vatter Rhatsherr 
gewesen. 

Befr.: Ob man Ihne um Qottwillen betten müesse, wann man 
seiner Hülff nöthig seye. 

Antt.: Nein, wüsse nichts hiervon. 

Befr. : 'Ob Er nicht Einem gewüssen Kerl Ehnet Rheins, Nam- 
mens Gugeltz, diese Kunst geoffenbahret. 

Antt: Ja. 

Befr.: Auss was Anlass solches beschehen. 

Antt. : Vor Ohngefähr drey viertel Jahren habe Er dehme solche 
ans Mangel eröffnet, weil Er Ihme ein Stuckh Geltts ver- 
sprochen, hab aber niehmahls nichts empfangen. 



') 38. 

^) Maulwurfsfänger. 



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288 Ein ZaiiberprozesH in Basel 1719. 

Befr. : Ob dieser Gugeltz die Kunst auch praeticirt. 

Antt. : Wüsse Es nicht, seye seithär Niemahl mehr bey Ihme 
gewesen. 

Befr.: Ob Er als ein Christ sich einbilde, dass das von Ihme 
Begangene Eine von Gott erlaubte Sach, und Ob Er noch 
niemahlen gehört, dass man die Segensprecher vom heyl. 
Abendmahl aussschliesse, wie Er dies gegen Gott und 
Einer Hochen Oberkeith verantwortteu wolle. 

Antt.: Bette Gott und Eine Hoche Oberkeith um Verzeichung^ 
seye Ihme leydt, hab nicht gewusst, dass Es als etwas 
Natürliches Ohnerlaubt, und so Böses daraus erfolgen 
werde, hab gemeint, weil Er seiner Tochter so leicht 
helffen können, müesse Er anderen Armen Leuthen auch 
helffen. 
Hierauff dan dem Examini Ein End gemacht und Ver- 

haffter wider in seine vorige Gewahrsame zuthun befohlen worden. 

(Es folgt am 10. Mai das Zeugenverhör, in dem nament- 
lich die Aussage des Schermäusers Durs Lipp interessant ist, 
wonach Fritschin zwei mal zu seiner Frau gekommen sei und 
das zweite Mal den Harn in einer Pfanne gekocht und mit einer 
Haselrute darein geschlagen habe. Auch sei sie nicht kuriert 
worden), biss Ihren die Doctorin *) von Gundeldiugen über jedes 
Knie Ein Stuckh von Einer Elephanten Hauth gebunden, und 
habe sie die Knie nie beym Maul gehabt, sondern Jederzeith 
gestreckht. 

Hierauff ist auch Meister Frantz Dietrich, der Schuch- 
macher, was Er mit Fritschi zuthun ghabt, befragt worden, der 
dan geantworttet: 

Vor Ohngefehr drey viertel Jahren, als Er Hrn. Pfarer 
Bruckhner Eine Gewüsse Sach, so Ihme auff dem Hertzen 
gelegen, eröffnet, seye gleich darauflF gefolgto Nacht Ein solches 
Gepolder auff seinem Oberen Bühnlin entstanden, daas nicht 
aaderst gewesen, als Ob man die höltzerne Schuchnägel die dar- 
auff gelegen, herumwurffe. Item in Einer andern Nacht, als Ob 
Jemandts, dehne man auff dem Tach herumgehen hören, gantze 
Körb voll Stein in den Bürseckh*) herunter wurffe, undt dieses 

^) Natürlich keine studierte Aerztin, sondern eine Frau, die mit 
jibergläubischen Mitteln heilte. Solche Weiber kamen schon im XIV. 
Jahrh. (und zweifelsohne noch früher) vor ; s. Fechter in : Basel im XIV. 
Jahrh. S. 39.80. 

2) Birsig, ein Flüsschen in Basel. 



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Ein Zanberprozess in Basel 1719. 289 

seye alle Naoht wie ärger worden, biss Es Endtlich auch auff 
den unteren Oesterieh ^), nnd gar als wan Ein Mensch die 
Oesterioh Stegen herabkäme, vor seiner Knechten Kammeren 
kommen nnd allda biss am Tag ein entsetzliches Oepolder ge- 
habt, welches dann in die Fünff Wochen also continuirt. Hieyon 
habe Er von Zeith zu Zeith Hrn. Pfarer Brackhner — Indehme 
seine Schuchknecht angefangen unwillig zu werden und yon 
Ihme wollen,^ Er hingegen Stockhblindt und Eine damahls 
Eranckhe Frauen Im Hauss gehabt — parte gegeben, ') der Ihme 
dan Jederzeith Einen Mueth eingesprochen; weilen aber kein 
Anffhören dagewesen, hab Er angefangen, nach einem resol- 
vierten^) Man, der etwan Nachts möchte hinauffgehen oder 
Wüssenschaft diesem Qepolder abzuhelffen habe, getrachtet. Es 
seye hierauff auch Ein Gewüsser frömder Artz zu Ihme in sein 
Hauss kommen, und Ihme offeriert, wolle bey Ihme übernacht 
seyn, und wan das Oepolder anfange. Einen Schutz ^) thuen, 
würde gewüss etwas treffen ; oder wan Er, Dietrich, nicht wolle, 
80 wolle Er eine Flinten laden^ seine Schuchknecht können Aiss- 
dan nur in das Blind schiessen, da dan dem Wesen werde ab- 
geholffen werden, welche Offerten aber Er aus Beysorg Eines 
Lärmen nicht annehmen wollen. Endtlich seye Ihme der Sinn 
an den Fritschin kommen, weil Er gewusst, dass Er des Leist- 
schneiders- Töchterlin auch so leicht geholffen, desswegen habe 
Er dehne beschickt und Ihme geklagt, wie Es Ihme gehe. Yon 
dehme habe Er nun in Antwortt erhalten, wan Es etwas Böses 
seye, so seye Es nicht genug, dass man Ihme das .Oesicht ge- 
nommen®), man wolle Ihme das Oesindt auch nemmen. Auff 
sein, Dietrichs, hierauff an Fritschin gethane Frag, Ob Er Ihme 
Niemand wQsse, der Ihme etwan von diesem Qrossen Uebel 
helffen könnte, hab dieser Ihme geanttworttet, Er habe drey 
Haselrüethlin, welche Er in gewüssen Stunden und in den drey 
höchsten Nammen haue, die wolle Er ihme unter die Taglöcher 
steckhen ; wan Es alssdan von dergleichen bösen Sachen seyn 
solte, so werde das Oepolder druss bleiben. Weil Er, Dietrich, 



») Estrich. 

'*) von ihm fort wollen. 

^) Mitteilnog gemacht. 

♦) beherzten. 

*) Schuss. 

*) der Sehkraft beraubt. 



19 



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290 Ein Zaiiberprozess iu Basel 1719. 

nuD etwas Zeitbs zuvor yoq Hm. Pfarer Bruckhoer im Disoorieren 
verDommeD, dass die Haselrnethen ontersohiedliobe Würckhnng 
haben, so hab Er ein Grössere Begirdt bekommen, dieselbe tn- 
gebrauchen, dass Er also den Fritschi dergleichen bringen heisten, 
welches Er dan auch gethan, und den dritten Abendt hernach 
von diesen unter Jedwederes Tagloch drey gesteckt, woraoff dan 
das Gepolder, nachdehme Es sich ein paar nacht noch ein wenig 
hören lassen, endtlich völlig auffgehört, und seye Gott Lob seit- 
här nichts mehr gespührt worden. Hab gemeint, weil dieses 
etwas nichts übernatürliches, seye Es Ihme wohl erlaubt zu- 
gebrauchen, wäre Ihme leydt, wen dem Fritschi, der Ihne von 
Einem solchen üebel befreyt, etwas geschechen solte. 

(Hierauf folgt nochmals das Verhör Fritschis, in dem wir 
nur hervorheben, dass er dem Hammerschmied geboten habe, 
ins Feuer zu schlagen, weil ihm eine Hexe hineinschaue.) 

(Anhang.) 

Bericht Herrn Pfarrer Merians wegen Yerhafften Frid- 
rieh Fritschins, welcher allerhand abendtheurliche Zauberwerckh 
verrichtet, verlesen den 6. Maij 1719. ^) 

Nach dem Herr Brückner Diaconns bey S. Peter mir ra- 
tione seines Ehrwürdigen Banns ^ apertur^) gethan von einem 
ärgerlichen, höchst entsetzlichen Handel in dasiger gemein, 
welchen getriben und aussgeübt haben sollen zwey Burger an 
zweyen unterschiedlichen ortten, nemlich Fritschi der Schumacher, 
genant Bratteler, und ein Gugoltz, der Bräter, welcher letstere 
aufF mein gestriges nachfragen bey seiner frawen sich dato bey 
Franckfortt bey einem doctor auffhalten solle : 

Alss hab ich ohne auffschub den ersteren für mich kommen 
lassen und über das passierte umbständtlich befragt, der dann 
mir frey und unverholen gestanden das jenige, wass mit der 
8. V. schweinblatteren der Veruntrewung und Hexerey halben, 
so dann auch mit den Haselruhten wegen Vertreibung der ge- 
spenstern und Poldergeisteren von ihm selber und obgedachtem 
Gugoltz begangen worden, in meynung, die Sachen seyen nicht 
böss, sondern gut, und in des dreyeinigen Gottes nammen be- 
fichechen; darzu auch ein gewisse Zeit erforderet werde: die 

*) Aufschrift von anderer Hand als der folgende, eigenhändige Be- 
richt Merians. 

^) Bann = Kirchliche Gemeindebehörde. 
^) Eröffnung. 



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Schwanke des „Jör-LieDi*" aus dem Muotatbal. 291 

Haselruhten müssen um halb 12 uhren gehauen, und an die 
Blatteren 3 SiiöpfF gemacht werden. So habe man sie um gottes 
willen umb solche HilfF gebetten. Gugoltz habe die Wissen- 
schafft von ihme und Er tou einem Verstorbenen Man zu riechen ^) 
und dieser von einem nachrichter^ erlernet. Es seyen gutte 
und bewehrte Mittel^ und habe er dato auch widerum vor sich ') 
eine fQmehme tochter in Basel &c. 

Worauff ich ihn von solcher gottlosen Kunst abgemahnt 
und hiemit erlassen, gleich aber denselbigen tag, sc. den lotsten 
Sontag, alles wolgedachtem Herren Diacono referiert und meine 
meynung, wie erstmals, eröffnet, die wichtige materi müsse 
Unseren Gnädigen Herren ohne Yerweilung hinterbracht werden. 
Welchen unterthänigen Bericht ich hiemit schuldiger massen 
erstatte, 

Andreas Merian. 
1719. 4. Maj. Fastor Basileae.^) 



Schwanke des ,,Jör-Lieni'' aus dem Muotathal. 

Mitgeteilt Ton Kaspar Waldis in Schwyz. 

Bei der Eröffnungsfeier des schweizerischen Landesmuseums 
in Zürich war in der Gruppe „Urschweiz^ auch die im Kanton 
Schwyz populäre Figur des „Jör-Lieni** vertreten, ohne dass 
vielleicht manche der zahlreichen Zuschauer wussten, was für eine 
spezielle Bewanntnis es eigentlich mit dieser Charakterfigur habe. 

Der Jör-Lieni ist eine historische Persönlichkeit. Er hiess 
Georg Leonhard Schmidig und stammte aus dem Bisithal, 
einem romantischen Seitenthale des Muotathals. Ebenda ist er 
auch zu Anfang dieses Jahrhunderts gestorben. 

Er gilt in der Innerschweiz als Inbegriff eines Bauern- 
schalks, der mit seinen verzwickten Witzen und Ränken sogar 



*) Riehen, ein Dorf bei Basel. 

*) Scharfrichter. 

^ in Behandlung. 

♦) Pfarrer zu St. Theodor. 



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292 Schwanke des nJör-Lienl'' aas dein Muotatbal. 

der hohon Obrigkeit hie und da ein Sohnippohen zu schlagen 
wusste, ohne dais er mit Halseisen und „TrüUen^, Lasterbank 
oder gar mit dem Malafizgericht in Berührung kam. In allen 
Lagen wusste er sieh mit Schlagfertigkeit und Witz aus der 
Patsche zu ziehen. So erzählt man sich von ihm im Volks- 
munde jetzt noch allerlei drollige Geschichten, deren icli einige 
hier mitteile, ohne jedoch mit meinem Kopf für die Realität 
derselben haften zu können; denn die sie mit erlebt, sind alle 
gestorben. 

Der Jör-Lieni war ein durchtriebener Schalk, und wie es 
bei Yiehhandel jetzt noch nicht immer mit den redlichsten 
Mitteln zugeht, so war auch der Jör-Lieni nicht verlegen, zu 
seinem Vorteil sich immer zurecht zu finden. Kam er da ein- 
mal zu Schwyz zu einem Metzger und wurde mit ihm handels- 
eios um den Verkauf eines Kalbes, wenn er, der Metzger, es 
tragen möge. Der baumstarke Metzger, auf seine Kraft yer- 
trauend, glaubte den Bauer überlisten zu können und Hchlug 
ein. Am andern Tag, als er das Kalb holen wollte, zeigte ihm 
der Lieni ein frisch geworfenes Kalb und sagte ihm, er könne 
es heimtragea, das sei das Kalb, das er gestern gekauft. 

Ein anderes Mal hatte er eine Kuh zu billig verkauft, und 
als der Käufer sie bei ihm abholen wollte, stellte er sich irr- 
sinnig, indem er in einem Korbe Schnee auf das Hausdach trug 
und so den Käufer glauben machte, es sei wirklich nicht recht 
in seinem Kopf. 

Einmal war Lieni bei Föhn auf dem Vierwaldstattersee, 
und als der Sturm das Schiff umzuwerfen drohte, gelobten alle 
Insassen eine gemeinsame Wallfahrt nach Einsiedeln mit Erbsen 
in den Schuhen und bestimmten den Tag. Als sie glücklich in 
Brunnen gelandet, traten sie ihre Pilgerreise mit ihren Erbsen 
in den Schuhen wirklich an, aber nach einem mehrstündigen 
Marsch hatten Alle Blattern an den Fusssohlen, nur Lieni mar- 
schierte frisch drauflos. Da fragten ihn die Andwn, ob ihn die 
Erbsen nicht schmerzten? Nein, antwortete Lieni, er habe die 
„Erbs** vorher gesotten! *) 

Auch mit dem würdigen Pfarrherrn von Muotathal hatte 
Lieni hie und da Differenzen. In der Nähe der Kirche in 
Muotathal erhebt sich eine mehr als 1000 m. hohe Fluh. An 
einem schönen Sonntag machte sich Lieni das sonderbare Ver- 

M Dasselbe machte Siiiiplicissiraus (s. Buch V, Kapitel I). [Red.] 

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Schwanke des „Jör-Lieni'' aus dem Muotathal. 293 

gnügen, an einem Heaseil, welches er an einem über den Felsen 
hinausragenden Baume befestigte, hin und her zu baumeln (zu 
^reitseilen"), und zwar gerade währenddem eine Prozession um 
die Kirche. abgehalten wurde. Natürlich wurde dadurch die An- 
dacht der Thalleute gestört, und Lieni wurde des andern Tags 
vor den Pfarrer citiert, der ihm seine sträfliche HandlungsweisOi 
sieh so. unnützer Weise in Gefahr zu begeben, vorhielt und 
ihm bedeutete, wenn ihn der Schutzengel nicht gehalten hätte, 
so wäre er abgestürzt. j^lVas?*^ sagte Lieni, „Herr Pfarre?^ 
der Schutzengel hall in's Tu f eis icitV) nid dörfe da usä.^ 
Die Antwort war etwas grob; aber der Pfarrer musste selber 
lachen, und Lieni wurde in Gnaden entlassen. 

Der Lieni war auch einmal wegen Holzfrevels angeklagt, 
ein Vergehen, das stets mit minder und mehr erheblichen Geld- 
bussen geahndet wurde. Als nun Lieni in die Ratstube vorgerufen 
wurde, schleppte er an einer langen Schnur seinen Geldbeutel nach 
sich, zog ihn immer ruckweise an und redete ganz trostlich zu 
ihm: Kumm nur! si wend dich, nit mich ; und wirklich 
wurde Lieni's Geldbeutel bedeutend hergenommen. Als er vom 
Rathaus auf den Platz herunter kam, fragte ihn der Läufer, 
ob es etwas Neues gäbe. Ja, sagte Lieni, er habe heute einen 
Hund „im Rat*' gesehen. Sofort wurde dies von dem eifrigen 
Diener der Obrigkeit hinterbracht und Lieni zur Verantwortung 
gezogen. Gefragt, wie er das meine, sagte er ganz trocken: 
„Da unten beim Schmied könnt ihr den Hund „im Rad^ selber 
ansehen, er treibt ihm den Blasbalg." 

An einem Wochenmarkt sass in Luzem Lieni im Wirts- 
haus, und da wurde auch allerlei verhandelt. Schliesslich kam 
man auf Jör-Lieni zu sprechen; besonders Einer war es, der 
viele Stückleio von ihm zum besten zu geben wusste. Lieni, 
den niemand kannte, lachte auch mit. Als der Erzähler innehielt, 
fragte Lieni, ob er nichts mehr von Lieni wisseP „Nein!* ent- 
gegnete der Andere. „Aber ich*, sagte Lieni und gab dem 
geschwätzigen Stadtherrn eine tüchtige Ohrfeige, „ich bin näm- 
lich der Jör-Lieni selber.* Wohl oder übel musste der 
Lnzerner gute Miene zum bösen Spiel machen, denn Lieni hatte 
die Lacher auf seiner Seite. 

Wieder einmal kam Lieni ins Zürichbiet und kehrte in 



*) „in*8 Tilfels witi", Volksausdruck für „bei weitem uicbt." 
Die Muotathaler sagen auch: ;,fri wit uienä!" 



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294 



Schwanke des ^Jör-LieDi*^ aus dem Muotathal. 



eiiier Wirtschaft ein, wo gerade eine lustige Gesellschaft zechte. 
J5r-Lieni war bald die Zielscheibe ihrer Witze, weil er immer 
einen der Gäste, der eine übergrosse Nase hatte, nach Banernart 
anglotzte. Dieser, ein Metzger, fragte im Scherz den Lieni, ob 
er ihm seine Nase etwa abkaufen wolle, er gäbe sie ihm f&r 
zehn Franken; aber er könne sie erst nach seinem, des Besitzers, 
Tode haben. Lieni wollte zuerst nicht, doch endlich wurden sie 
handelseins, unter der Bedingung, dass, wenn es den Metzger 
innert acht Tagen reuen sollte, er gegen Bezahlung von einer 
Dublone (20 Fr.) vom Kauf zurücktreten könne, und die Hälfte 
davon von der anwesenden Gesellschaft vertrunken werden müsse. 
Lieni bezahlte baar vor der Gesellschaft seine zehn Franken, 
der Wein spazierte auf, und heimlich lachte man über den Tölpel, 
der so hineingefallen, und hänselte ihn nach Noten. Als Lieni der 
Fopperei müde war, gieng er zum Wirt in die Küche und ver- 
langte von ihm ein Brenneisen, welches er am Herd glühend 
machte, und als es schön rotglühend war, gieng er damit in die 
Gaststube und gerade auf den Metzger los. Was er denn 
damit wolle P fragte ihn dieser. „Ich will die eben von dir 
gekaufte Nase zeichnen, damit sie nicht verwechselt werden 
kann!*^ antwortete Lieni ohne Zaudern. Damit war der Metzger 
aber nicht einverstanden. Da aber dem Besitzer sein recht- 
mässig und baar bezahltes Eigentum zu zeichnen nicht be- 
stritten werden konnte, so kam der Reukauf bald zu stände. 
Lieni nahm den Napoleon und empfahl sich höflich. 

So lebt der Jör-Lieni mit seinen lustigen Schnurren immer 
noch fort im Yolksmund der Urschweiz. 



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Alpengebete in Goms (Oberwallis). 

Mitgeteilt von Prof. Dr. Dioays Imesch in Brig. 

Die schöne Sitte des Betrafes besteht noch in den meisten 
Alpen von Ober Wallis. Am Abend stellt sich der Senn auf 
einen Hügel der Alpe und ruft durch den Milchtrichter („ Folie ^) 
irgend ein Gebet oder einen Segen, meistens den Anfang des 
Eyangeliums des hl. Jo'Bannes. Dabei besteht die fromme 
Meinung, dass der böse Feind keinen Schaden zufügen könne, 
soweit der Schall des Gebetes dringt. Nachstehend lassen wir 
drei solcher Betrufe folgen, die wir dem Nachlass des Hochw. 
Hrn. Pfarrer Joller selig entnehmen. 

No. 1 findet sich in einer Papierhandschrift Tom Ende 
des XVI. oder Anfang des XVII. Jahrhunderts. Das Original 
ist etwas schadhaft und am Ende durch Wasserflecken an einer 
Stelle unleserlich. No. 2 war noch vor wenigen Jahren in der 
Alpe von Ulrichen und No. 3 in der Alpe von Reokingen in 
XJebung. 

No. 1. 

In dem Nammen Gott des Vatters f und Gott des Suns f 
und Gott des heilligen Geistes f ^^^ ^^^^ ^^^ Zeichen des 
heilligen f* ^^ gesägnen Ich alles ditz vee vor dem bössen 
tüffel und syner ErafiPt- und Meysterschaft, beide vor dem 
Labenden und vor dem schwäbenden und euch vor den Zwyffel- 
hafftigen Lüten und euch vor den todtnen, es gange ze holtz 
oder zu välld, zu Barg oder zu thal, es lyge oder stände; euch 
gesägen ich ditz vee mitt dem Zeichen des heilligen f ^o^ ^^^ 
Reiben und schellroen [Seuche], euch vor dem Freissy, euch vor der 
Eällsucht und Lungensucht; euch gesägnen Ich ditz vee mit 
dem Zeichen des heilligen f vor allen Wollen (Wölfen) und 

baren und andern unthieren, euch vor allen w und 

unsichtigen, und bevillchen euch ditz vee alles, es syge 

Kalber, Rooss, schwynn, dem heilligen Sanijit Anthony, euch 
dem heilligen santt Gallen, dass sy mir ditz vee euch wollen 
beschützen und beschirmmen. In dem Nammen Gott des 



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296 Alpengebete in Goms (Oberwallis). 

Vatters f ^^^ ^^^ des Sons f und Gott des heilligen Geists f 
Amen. 

Diser sägen soll sieb drümallen sprächen, und zu jedem 
mall fünff Yatter-Ünser und füoiF Ave Maria und ein glouben 
hätten, Gott dem allmächtigen zu Lob und Dank in sin byttem 
lyden und Starben und zu trost und Hilff allen Christglöüyben 
Seelen, und soll man Santt Anthony ein nacht Liecht gäben und 
in der ein mäs lasen lassen. 

No. 2. 

Ave Maria u. s. w. Der liebe Herr Jesus Christ bewahre 
uns Alles, was auf dieser Alpe ist. 

Ave Maria u. s. w. Der Herr Jesus Christ behüte und 
bewahre das Veh, das auf diesem Stafel ist, vor allem üebel 
und Unglück. 

Ave Maria u. s. w. Behüte uos Alles, was in unserer 
Pflicht und Schuldigkeit ist. 

Das walte Gott der Vater f? Öott der Sohn f ^nd Gott 
der hl. Geist f- i^^^ Rufende machte das Kreuzzeichen drei 
Mal nach den vier Himmelsgegenden). 

No. 3. 

Yorerst wird das Evangelium des hl. Johannes (Im Anfang 
war das Wort etc.) gebetet, hierauf: 

Ave Maria u. s. w. Der lieb Jesus Christ 
behüte all's, was der Alpe ist. 
Ave Maria u. s. w. Der lieb Jesus Christ 
behüte all's, was in diesem Stafel ist. 
Ave Maria u. s. w. Der lieb Jesus Christ 
behüte alPs, was in unserer Pflicht und Schuldigkeit ist. 
Der liebe Gott, die lieb Mutter Gottes, St. Wendelin, der 
gut' Hirt, wollen uns diese Nacht beschützen, behüten und be- 
wahren vor allem Unglück. Amen. 



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I Fanciulli Ticinesi 

Naova raccolta di saggi di Folk-Lore 

per Vittore PellaDdini (Arbedo) ^ 

Ai miei Saggi di Folklore TicinesCf in corso di stampa 
n^WArchivio del Pitri, ') sono ora in grado di poter aggmn- 
gerne alcuni altri raccolti ad Arbedo, Gorduno, Claro, Lodrino, 
Biasca, Bedano e Vezia. 

I 

Proverbio sulla quantiti dei figli (Biasca) 

Viln V^ cam^ veg nissUn^ Uno e come aver nessuno, 

Düil fh sgiä quaidrUn, Dae son giä qualcheduno, 

Trii i menza a fda nüula, Tre cominciano a far nidiata, 

E quatro i fa bregiada. E quattro fan brigata. 

II 

Ninna-nanna (Biasca) 

Fa la ninay fa^ Ninhta. Fa la iiaiiua, fa, Ninetta. 

La tua mam la te greveta, La tiia mamma la ti culla, 

La tua mam la mangVxd pancbt^ La tua manima mangia il panuotti», 

La te grev^ta cTi e not, La ti culla di e notte. 

III 

Cantilene e fiiastrocche 



Anel, 

Zatäl, 

Tute le bone del campmu'l, 

Quel ustl 

Che sta '?i sul mar 

D^una pefia pö portar / 

Pb portal' d'wia mazzbla, 

Quest in dent 

E quest in föra. (Claro) 

^) Saggi di Folklore Ticinese, raccolti nelle campagne di BelliiixüHt 
e di Lugano. In corso di starapa ueWArchivio per lo studio delle Tradtziom 
popolnri, vol. XVI e XVII (Palermo, Carlo Clausen, 1897-98). 



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1 Fanciulli Ticinesi 



Ära, bebara, 

Di scire comara, 

Di lore, di pin, 

Di contramarin, 

Quel bei Usdin 

Che sta 'n 9ul inar 

Va portda tre phin sula cazzbra, 

Quest in dent 

E quest in fbra. (Grorduno) 



Ära, bombara, 

Scarpa, tomara, ' 

In canßn 

CarUa martin, 

Mht pUscion, 

Täföra da ü 

Ti porco chegon. (Gorduno) 



Pim, pom, 

Tre galinn e trii capon, 

Per andare alla capelUi 

A comperare una scodeUa. 

Pira-pora cavalina^ 

Bhla rama^ bhla sdma. 

Bei ßorU, bei cavalU. 

El cavaUt V^ 'ndai in dent 

E Vh portda un bei nient (Gorduno) 



Barbontin col bon Signor, 

Con la pena, con la cros^ 

La cr08 V^ thite bUe 

La depvend in Oiel e'n tere: 

Cruarda lä in quel pian ßorid 

A ghb lä Santa Marie 

La domanda che strada Vh chiate, 

Uh la strada dal Barbontin. 

Chi che la s6en, 

Chi che la die, 

E chi che timpreen 

AI di dal giudizi 

I sa troverä doleen e malconteen, (Gt)rduno) 



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I Fancinlli Ticineai 29& 



Vün e dilU e trii e quatru, 

Ra metä da vintiqimtru 

L'i na spiga da furment, 

Vün e duü e trii e cent . (Bedano) 

IV 

Giuochi fanciulleschi 

1. Orbisöö stampdd, o Mosca cieca ^ezia) 
Ad ono dei giuooatori yengooo bendati gli ocohi oon un 
fazsoletto; e, dopo aVerlo messo ginocchioni, i compagni gli girano 
attornOy toocandogli il capo e canterellando : 
fOrJisöö stampäd^ «Cieco nato, 

Leva 8ü^ che Vi ßocäd, Levati, che ha nevicato^ 

L'h ßocäd a mezzanooc. Ha oevicato a mezzanotte. 

Leva 8ü a fda *l pancotL Levati e fa il panootto« 

— Marianna, cus* t* i perdüdf — Marianna, che hai perduto? 

— Ur anU. — Induaf — L'anello. — Dove? 

— Im Piazza CasÜL — In Piazza Castello. 

— Vegn da mi, che Vb troväd, > — Vien da me, che l'ho trovato. > 

I compagni si disperdono, Vorbisöö si aiza e li cerca, 
brancicando; ed il primo che riesce ad afferrare prende il suo 
poBto, ed ii giuoco h finito. 

2. La mamma impertinente (Vezia) 
Le giuocatrici, tenendosi per mano, formaao un circolo, in 
mezzo a cui sta inginocchiata una, che fange da mamma. Un'al- 
tra figlia, che si sarä tenuta an po' in disparte, s'avanza e dice 
a bassa yoce alle sorelle: 

cZitte, zitte, che mamma dorme.» 
Qaelle del circolo, ballando, canterellano : 

cForte^ forte, che mamma e sveglia.» 
Qaella in disparte, rivolgendosi alla mamma: 

€ Mamma, qnante ore sono?» 
Risponde la mamma: 

«£ la uDa.» 
Qaella in disparte, alzando le spalte: 

cOh! non sono ancora le due.» 
8'allontana an p6, fingendo di partire; poi ritorna e, rivol- 
gendosi oome sopra alle sorelle, dice a bassa voce: 
fZitte, zitte, che mamma dormo 



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BOO I Fanciulli Ticineai 

Quelle del circolo, come sopra: 

«Forte, forte, che mamma e sveglia.^ 
(^uella in disparte: 

«Mamma; qnante ore sono?» 
Rieponde la mamma : 

«Sono le due.» 
La figlia, come sopra, alzando le spalle: 

«Oh! non'soDo ancora le tre.» 
8'alloDtana di nuoYO, poi ritorna; ed il ginoco continaa sempre 
eoiij tiQO a ehe la mamma alla domanda della figlia ayrit rispoeto: 
«Sono le undici,» e la figlia, alzando le spalle: «Oh! non sono 
ancora le dodici.» 

Ä qoesto punto, tra la figlia in disparte e la mamma ha 
nnrora luogo il seguente dialogo : 

Figlia: «Mamma, c'e an povero che picchia la porta.» 
>[amma : « Dagli un tozzo di pane. :> 
Figlia : « Non lo vuole. > 
Mamma: c Dagli un po^ di brodo caldo.> 
Figlia : « Non lo vuole. > 
Mamma: «Chindigli la porta in faccia.» 
Figlia : «Non vuole andar via.» 
Mamma : c Dagli un calcio e mandalo via. > 
Allora tutte le figlie si staccaao e fuggon via gridando: 
«Oh! che mamma impertinente! 
Oh ! che mamma impertinente ! > 
La mamma le rincorre ed il giuoco h finito. 

ii. Minin, Min in che roba Vüga 

(Miciuo, Micino che ruba Tuva) (Arbedo e Bedano) 

1 giuocatori formano un circolo, tenendosi per mano, meno 
due, nno dei quali se ne sta nel mezzo del circolo e l'altro di 
fttori, alla distanza di alcuni passi, con an bastoiie in mano. 

Qaelli del circolo rappresentano un filare di viti che cir- 
conda un giardino. 

Quello nel mezzo del circolo h an monello che va pilaccando 
Tuva dicendo : 

<0h, che bön' Uga! «Oh, che buon' uva! 

Oh, che ban* Ugaf» Oh, che buon' uva!> 

Quello in disparte, col bastone in mano, h il padrone del 
giardino, che s'avanza minaccioso e rivolto al monello : 
«iiiüim, Minin, «Micino, Micino, 

Cussmtefh^ndalmegiardinf Che fai nel roio giardino? 

— Rohi Vüga. — Rubo l'uva. 



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I Fanciulli Ticinesi BOl 

— In düu che (sh nacc aiööla ciaf? — Dove liai preso la chiÄve ? 

— Söt al traf, — Sotto la trave. 

— £ 7 ctavetin ? — E '1 chiavettino V 

— Sot al cussin, — Sotto il ouscino. 

— E 86 mi ta ciapi? — E s'io ti piglio ? 

— Mi a scapi. — lo fuggo . 

— Scap* um bot? — ^^Sg^i sc puoi? 

— Ciaphn um bot?» — Pigliatemi, se patete?> 
Quelli del circolo aprono un passaggio; ed il Micioo Micino 

scappa yia, inseguito dal padrone col bastene in maDo^ ed 11 
giuooo h finito. 

A Bedano invece usano il seguente dialogo : 

Padrone: 4iSa fet linsdf» «Che fai li? 

MoneDo: tA punceröri V üga.T^ — Pilucco Tuva. 

P: €Chi chefä daj ulpermesaf» — Chi te n'ha dato il permeeso? 

M: tA m^rö ciapäd da par mi,» — Me lo son preso da me atesso, 

P: ^Ah, ben, tal darb mi/»- — Ah, bene, t'arrangero io!» 

Ed alzato 11 bastone, fa atto dl plcchiarlo. II monello fugge 
yia, Taltro lo Insegue, ed il gluoco 6 finito. 

4. La polldjuola (Vezla) 

Le giuooatrici formano un circolo e, tenendosi per manOf 
ballano sempre in giro. Una se ue sta in dlsparte, poi e'avanza 
canterellando : 

«0 madama pollajuola, 
(iuanti polli uel vostro pollajo ?» 
Bispondono, pure canterellando, quelle del circolo: 
«lo ne ho quanti ne aveva 
E ne tengo sin che n'ho.» 

Qaella in disparte: 

«Datemene nno per mio vautaggio, 

Qaando passo sono sola.» 
Quelle del circolo: 

«Scegliy scegU qnel che ti pare ; 

Ma il piü hello lascialo stare.» 

Qaella in disparte: 

«II piü hello che ci sia 
Me lo voglio porfar via.» 
Cosl dicendo, sceglie dal circolo, che poi subito ei ecioglie, 
quella ragazza che meglio le aggrada, la tira In disparte; poi^ 
ponendosl dirlmpetto Tuna aU'altra, alla distanza di un passo, 
formano due arcbi colle braccia tese, tenendosi per mano, Le 
altre compagne passano allora, una depo Taltra, quaat scivolando 



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302 I Fancialli Ticinesi 

per Don lasoiar^i prendere, fra i dae archi, che si abbasseranno 
ogni Yolta per rinchindere quella che passa Botto. 

Qaella che si lascia prendere doTr&, per pena, se il giaoco 
Tien ripetotOy rimanere fuori del circolo, lasciando il sno posio 
a quella rimasta fiiori la prima volta. 

5. // baUo della signora (Veaia) 

Le giuocatrici formano nn circolo, tenendoBi per mano; poi, 
baUando, esegoiraDiio i giuochi comandati dalla coropagna che 
ae ne sta nel mezzo del circolo canterellando : 

f GU uccelleiti che vdano per Faria^ 

Per Vana, nei hoschi^ 

Nei boschi foresü, 

Danzan la danssa 

Che fa la danea dora. ^) 

Ci daretn la paga^ 

Fate un saltOj 

Fatene un oXtro, 

Fate la ffiravoltdj 

Fatela un^altra volta, 

Stringetevi la mano^ 

Datevi il buon giomo, 

Fatevi ü saluto, 

Baüate a due a due. 

Cosi^ va bene, 

Ancora, ancora ! 

Ecco il ballo della signora! 

Ecco il baüo della signora!* 

6. lo vado cercando una fieita beUa (Vezia) 

Le giuocatrici formano un circolo, tenendosi per mano, e 
ballano sempre in giro, meno una che se ne sta nel mezzo del 
eircolo canterellando: 

€lo vado cercandOy 
lo vado cercando, 
Intorno al mio castellOy 
TJna fieita bella. 
La troverö se, 
La troverö wo, 
Perche Vh sotto terra.-k 



*) dora = d'oro. 



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I Fancinlli Ticinesi lOtt 

A questo punto tira dentro con se una di quelle del ciroolo; 
e, ballando con qnella, mentre le altre ballano ancora Id giro, 
continua a canterellare : 

«jBccö/a qui, che Vho irovata^ 

Granda e grossa e ben levata. 

Eccola qui che la bala ben. 

Che la someja un müd6 da fen. 

Dagh un giravolt inturnu, 

InturnUy inturnu, iniumu, 

Ddgala in sciä, ddgala in Ih^ 

Dagh ammb un gir 

E lassala andä.» 

Tutte si staccano, ed il giuoco b fiaito. 

7. Toccare il ferro, il sassOy ü legno, ecc. (Arbedo) 

I ginocatori formano un circolo. Uno entra nel mezzo e, 
toccando coirindice il petto dei oompagni, fa il giro dioendo : 
«La cica, la paca, la pam, pam, pam, 
Sonando le doccie la dan, dan, dan, 
La cictty la paca, la pam, pam, pam.-k 
oppure: ^Agnara, dgnara, 

Spatza la cdmara, 
L'üselin bei, 
Rota la capia 
Scapa Vü8U,T^ 
Quel giuocatore a cui yien diretta Tultima parola esce dal 
circolo. Quello nel mezzo del circolo ricomincierä anoora come 
•sopra: «ia cica, la paca, la pani, pam, pam, ecc.,^ fino a che 
tntti i giuocatori siano usciti dal circolo. L'ultimo uscito dere 
rincorrere gli altri, che saranno fuggiti in tutte le direzioni ed 
andati a posare la mano sopra un ferro, un sasso, un legno ecc, 
secondo sarä stato antecedentemente stabilito. 

Quello che si lascia prendere prima di poter toccare il 
ferro, il sasso, il legno» ha perduto e deve rincorrere gli altri, 
lasciando libero il primo rincorrente. 

Quando tutti i giuocatori hanno trovato il loro luogo di 
salvamento, cercano di scambiarsi di posto tra di loro. II rin- 
corrente spia colla coda deirocchiö i löro movirnenti e, fingendo 
di correre da una parte, bruscamente torna indietro o Balta in 
ayanti, o a destra, o a manca, cercando di prendere il posto lasciato 
da un giuocatore che voleva scambiarsi di posto con un altro, 

Quello che resta senza posto diventa allora rincorrente, ed 
il giuoco continua sempre cosl. 



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304 1 Fanciulli Ticinesi 

8. A ße ziga 
Giuoco che si fa tra ragazzi a Lodrino 
I giuooatori formano an cerchio. Uno entra nel mezzo e, 
toccando coIFindice il petto dei compagni, fa il giro, contando 
fino a dodici o quindioi, oppure dicendo : 
^Söt a la scala da Vospital, tSotto la soala dell' ospitale, 

J*an cüntda trentatrl, Hanno contato trentatre, 

Tr&ntatr^ a la »pagnbla. Trentatr^, alla spagnuola. 

Chiest Fh dentar e qtieat V^fbra. (iuesto e dentro e qnesto e fnora. 
Fora Ü, fbra mx. Fuora tu, foora io. 

ha mia gata la vor muri. La mia gatta yuol morire. 

Lassa pur che la möra. Lascia pnr che muora. 

Ga farem na cassa nUva, Le faremo una cassa nuova, 

N)va n'öventaj Nuova nnoya afiatto, 

Ga farem na cassa strencia, Le faremo una cassa stretta, 

Strencia strencimi^ Stretta stretton, 

Cim e dm e ciom.y^ Cim e cim e ciom.» 

oppure : *) 

tAnel, zetel, 

Tuti U honi di campandy 

QueVuselin che sta nel mare 

Qiuinte pene puö portare? 

In halenay in todesch, 

Carenina, föra quest.> 
Quello dei giuocatori sul cui petto vien pro£F6rita Fultima 
parola esce dal circolo e funge da cane levriere. Tntti gli 
altri giuocatori sono lep7% che fuggono via, inseguite dal cane. 
Quella lepre che si lascia prendere diventa cane e fa rofficio 
di quello, mentre il cane diventa lepre, che fugge colle altre; 
ed il giuoco continua sempre cosi. 

9. Passa porta iriimfanta 

(Passa sotto l'arco trionfale) (Biasca) 

Dne ragazze, una delle quali rappresenta il paradiso e 
Taltra l'inferno, stanno dirimpetto Tuna airaltra, alla diitanza di 
nn passo, e, stendendo le braccia in alto, allacdandosi p«* le 
mani, formano un doppio arco. Poi, invitando le altre oompagne 
a passare ad una ad una, per tre volte, sotto Tarco di trionfo dicono: 

^nPassa porta triun/ania, e vüna^ 

Passa porta triunfantay e dö, 

Passa porta triun/anta e ire.T^ 

*) Intradncibile, gran parte delle parole essendo senza significato. 
Cf. III, l e 2. 



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I Fancialli Ticineai 805 

Quando tentano di passare la terza volta, vengono fermate, 
rinchiase fra i dae archi; e, mostrando loro un fazzoletto, o 
grembiale, od altro, a vari colori, vengono invitate a scegliere 
quel colore che loro ineglio aggrada. Chi sceglie biaaoo o Celeste 
ya con quella che rappresenta il paradiso, chi sceglie rosso o 
nero va oon quella che rappresenta Tinferno. 

L^altima che passa sotto Tarco trionfale rappresenta uno 
spazzacamino con una scopa in mano, ed invece di : < Rissa 
porta triunfantn,^ gif vien detto : 

tPassa^ passa, spazeacamin^ e väna^ 
Passa, passa, spazeacamin^ e dö 
Passa^ passa^ spazeacamin, e tre.* 

Depo di che, il paradiso e Tinferno, ognuno sostenuto dai 
suoi accoliti, vengono a contesa e s'accapigliano. Interviene 
allora lo spazzacamino, che a colpi di scopa motte in fuga la 
coorte infernale, ed il giuoco e finito. 



11 gergo delle ragazze ticinesi 

Y'ha qui nel Ticino un gergo che, a tutta prima, sembra 
incomprensibile. ma che invece h facilissimo e semplicissimo. 
LMmparano e Tusano tra di loro le ragazze dai 10 anni all' insu, 
e forma la disperazione delle mamme che nella loro gioventü 
non Thanno imparato e si sbizzarriscono ad almanaccare quäl 
mai biricchinata o sotterfugio ordiscano le ragazze, cicaleggiando 
in queirabborribil gergo, ch'esse, le ragazze, chiamano : «Pariare 
in eff'ey in erre, in esse o zeta,* 

II piü usato h il parlare in effe, che, del resto, si forma 
colle stesse regele come quelle in erre, in esse e zeia.^) 

Come ho detto dapprincipio, detto gergo h facilissimo e 
semplicissimo ; ma, per essere reso incomprensibile a chi non lo 
conosce, deve esser parlato il piü lestamente possibile ; ed h per 
questo che vien solo usato dalle ragazze, per aver esse, per la 
loro et& e per essere figlie d'Eva, lo scilinguagnolo molto sciolto, 

Chi vnol parlare il gergo delle ragazze deve attenersi alle 
seguenti regele : 

*^ Des argots de formation aDalogue 8ont en usage pariui les 
enfants des pays de langne frao^aise et de langue allemande. Voyez 
Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, t. VIII, p. 321. [Rfco.] 

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306 I Fanciiilli Ticinesi 

Pariare in effe. - 

Regola i*. Le parole vengODO divise in sillabe, e ad ogni 
sillaba si aggiunge an' /", nnitainente alla vocale della sillaba. Es.: 
^ Mi-a ca-ra ma-dre > si dirä : t Mifiafa cafarafa mafddrefe. » 

Regola 2^, Quando nna sillaba ha dne o ire vocali, cioe 
e dittoDgo, o trittongo, all* f va unita soltanto rnltima vocale. 
Es. : < Pie-tro, fi-gliuo-lo, gio-ja, no-ja, ma^glino-lo > si diri^ : 
« Piefelrofo^ fifigUuafolofo, giofojafa^ nofojafa^ mafagliuo- 
folofo, > 

Fanno eocezione i dittonghi e trittongbi tenuinanti in u 
come: c ai, mai, altrai, noi, voi, miei, tuoi, snoi, puoi, guai>, 
che fanno : ^afai^ mafai, af aliruf ui, nofoij vofoi, miefei, 
tuofoiy suofoi^ puofoiy guafai.> 

Regola 3^. Quando una sillaba temiina in consonante, la 
oonsonante si stacca dalla sillaba per unirsi alla vocale della 
sillaba che segue la f. 

Es. : t Ma-don-na, do-vun-que, guai'-do, bel-lo, brut-to, sem- 
pre, non, cer-to ^ si dirä : c Mafadofonnafa, dofovufunquefey 
(ßiafardofOy befellofo^ brufutiofOy sefempvefe, no forty cefertofo. > 



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~r^ 



Miszeiien. — Meianges. 



Ein vermeintliches Gespenst im Kreuzgang des Basler Monsters. 

Information 
Aoss Hocbobrigkeitlichem befelch durch meine grossgünstigen Hoch- 
ehrenden Herren die VII') wegen eines vermeinten Gespenstes, so sich 
in dem Creatzgang der Münster Kirchen solle sehen lassen, aufge- 
nommen Zeinstags den 1^" Novembris 1712. 

[Der Sigrist, Hieron. Gemusaeos, und seine Leute wissen nichts 
von einem Gespenst, wol aber gebe es] viel vnrhatliche leuth, welche 
den Creutzgang s. v. verunrhaten vnd glaub er, dass es dergleichen 
leuth seyen, die mann für gespenster ansehe. 

Margreth Eauffin und Margreth Hastin zeigen an: Sie haben 
gestern 8. Tag zu ader gelassen vnd seyen desswegen die gräber umb^ 
Spatzieren gangen. Als Sie Nun von St. Alban hero in den Creutz- 
gang der Münsterkirchen kommen, hätten Sie etliche schöne Epitaphia 
gelesen^ vnd in deme Sie vor des H. Rihiners sei. Im Wendelstörffer 
Hoff gestanden, habe Sie, Kauffin, zu Ihre, Hastin, Im vexat^) gesagt: 
Wann Jetzo der Officiere da Im Winckhel wäre! Wie sie sich nun 
darüber arobgesehen, habe Sie wahrgenommen, wie einer bey der saul,*) 
wo man das schneckhlin ^) hinauff in das Capitul-Hauss gehe, den Kopff 
herfür gestreckht, welcher den Hut weit über den Kopff herunder 
gehabt vnd mit einem steekhlin auff dem Boden geraspelt habe vnd 

von einer zur anderen gefahren seye. 

* 

Die obigen Akten befinden sich im Staats-Archiv von Basel- 
Stadt sub Criminalia 4; sie sind insofern nicht uninteressant, als sie 
zeigen, wie noch zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts einem harm- 
losen schlechten Spass eine solche Wichtigkeit konnte beigelegt werden 
und wie eingefleischt damals noch der Gespensterglauben selbst unter 
unsern Behörden war. 

E. H.-K. 



8. S. 2aS Anm. 1. 

2) Ob die Gräber mit dem Aderlass in abergläubischem Zusammen- 
hang stehen, oder ob der Spaziergang dahin ein zufälliger war (weil man 
sich überhaupt nach dem Aderlass Bewegung geben soll ?) vermögen wir 
nicht zu entscheiden. 

') im Scherz. 

♦) Säule. 

*) Wendeltreppe. 



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308 Miszellen. — Melange«. 

Die Sitte der Fensterschenkung. 

Ein Beispiel dafür, wie sieb alte Gebräuciic in den Alpenthälern 
weit länger erhalten haben, als im flachen Land, bietet die Erhaltung 
des Brauchs der Fensterschenkungen bis ins XIX. Jahrhundert. Während 
H. Meyer (Die Schweiz. Sitte des Fenster- und Wappenschenkung S. 70) 
das Erloschen dieser Sitte in die Mitte des XVII. Jahrhunderts setzt, 
"^r hat sie in Kandersteg bis auf den heutigen Tag sich erhalten. Dort 

;f befinden sich noch im «Huedi's Hus* neben alten farbigen Glasgemäldeu 

^^ Exemplare aus dem XVIII. und XIX. Jahrhundert, und jetzt noch 

I werden bei Anlass von um- oder Neubauten am Haus mit Oelfarbe 

bemalte Glasscheiben dahin gestiftet. 

E. A. St. 



i . 



Ueber Pailletten. 

Die Gewänder mit glänzenden Stückchen von Metallblech zu ver- 
zieren, ist ein weit in das vorchristliche Altertum hinaufreichender 
Gebrauch. Ueber die Verwendung solcher Metallzierraten oder Pail- 
letten im Mittelalter äussert sich VioUet-le-Duc an verschiedenen Stellen; 
er sagt^): im XIU. Jahrhundert liatten die Prälaten schon Mitren, 
Schuhe, Stolen und Manipeln getragen, welche „decores de plaques 
d'argent dore ou d'or" gewesen seien. An einer andern Stelle^ sagt 
derselbe Autor, um 1350 (so!) sei die Mode aufgekommen, bischöf- 
liche GewandstUcke mit nomements d'enlevure, c'est ä dire faits a 
Testampe ou repousses, cousus par plaques juxtapos^es, d'or ou de ver- 
meil, sur des bandes de drap d'or" zu verzieren. An einer dritten 
Stelle*) citiert Viollet-le-Duc einen mit Pailletten verzierten Baldachin 
des XV. Jahrhunderts : un long couvre-chief de plaisance, brod6 garni 
et papillot6 d'or bien joliment^ ; „ce oouvre-chef, fügt er bei, est un 
long volle blanc paillet^ d or.** 

In jedem Fall waren die Pailletten im Mittelalter sehr verbreitet 
und sowohl im geistlichen^) wie im weltlichen Kostüm reichlich ver- 
wendet. Erhalten haben sich indess nur spärliche Reste dieses Schmucke^); 
immerhin genUgen sie, um uns eine Anschauung von diesen Zierrateii 
zu geben. 

») Dict. du Mobilier IV. S. 21. 

2) a. a. 0. IV. 8. 160. 

») a. a. 0. II. S. 362; an einer vierten Stelle glaubt Viollet-le-Duc 
wieder (III. s. 81), erst im XV. Jahrhundert seien die Pailletten aufge- 
kommen. 

♦) Bock, Liturg. Gewänder II 303 ff. und Taf. III Fig. 5. 



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Miszellen. — M^Ianges. 



309 



Besonder« zahlreiche Pailletten besitzt das Kloster Samen ; sie 
stammen teilweise von Kleidern und einer Haube, welche Königin Agnes 
1325 bei der Einkleidung von Nonnen dem Frauen-Kloster zu Engel- 
berg schenkte*). Ein weiterer Teil dieser Zierraten gehört der Zeit 
ienes Ruedi Ambuel an*); diese Persönlichkeit kann identisch sein 

^ ^ 4 



I 







mit Ruodolf an dem Buele, Zeuge im Jahr 1373, bezw. mit Rudy am 
bal, dessen Stiftung im Urbar der Pfarrkirche Sarnen verzeichnet ist'). 
Ungefähr derselben Zeit mögen die hier abgebildeten Pailletten des 
historischen Museums zu Basel angehören ; die runden zeigen in go- 

») Stammler, Der sog. Feldaltar Karls des Kühnen S. 178 und S. 228. 
■) Eine Beschreibung dieser Pailletten findet sich ein Anz, f. Schweiz. 
Altertnmskde 1891 n. 2. 

') Freundliche Mitteilung von Hochw. H. Ffr. A. KUchler in Kerns. 



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310 Missellen. — M^langes. 

triebener Dantellang Bachstaben, ein Stück einen heraldischen Adler^ 
eines einen gekrönten Topf heim; die ttbrigen nehmen die Form von 
■tylisierten Blumen, Blättern n. dgl. an and sind den Exemplaren ron 
Sarnen sehr ähnlich. Das Material dieser Stücke ist zam Teil ver- 
goldetes Silber, zam Teil vergoldetes Kupfer; nur ein Stück, das mit 
dem Adler, besteht ans Messing. 

Auch im Ausland sind da und dort noch Ueberreste von Pailletten- 
schmuck erhalten, so z. B. ^m Tragband des elfenbeinenen Jagdhorns 
im Schatz zu Aachen.^) 

Nach Ausgang des Mittelalters traten an die Stelle 7on getrie- 
benen Pailletten flache spiegelblanke Metallplättchen von runder Form. 

Wie zahlreiche andere Gebräuche ist auch die Verwendung der 
Pailletten in der Stadt wieder zurück gegangen, hat sich aber auf dem 
Lande erhalten. Noch bis in die Neuzeit werden Braut- und Meitter- 
kronen häufig mit diesem Schmuck geziert. Ferner finden wir ihn an 
lläabchen und Miedern mehrerer schweizerischer Volkstrachten.*) 

E. A. Stttckelberg. 



Bucheranzeigen. — Bibliographie. 



D*^ Hans Zahler, Die Krankheit im Volksglauben des Simmenthals. 
Ein Beitrag zur Ethnographie des Berner Oberlandes. Bern, 
Haller'sche Buchdruckerei, 1898. 114 Seiten. 8^ 

Vorliegende Arbeit ist unter den Auspizien Prof. Dr. Singers^ 
eines hervorragenden Kenners auf dem Gebiete der Volkskunde, and 
des Geographen Prof. Dr. Brttckner entstanden. fDas bietet uns von 
vornherein Gewähr für eine gediegene Durcharbeitung und klare Dis- 
position des S'offes. Die Hauptleistung jedoch, das Sammeln dieses 
umfänglichen Materials und das Anknüpfen an bereits vorhandene Ar- 
beiten, fiel immerhin dem Verfasser selbst zu, und er hat sich dieser 
Aufgabe mit Geschick und Gründlichkeit unterzogen. 

Das Ganze teilt sich in drei Hauptabschnitte : I. Entstehung der 
Krankheiten, II. Abwehr und Verhütung der Krankheiten, IIl. Heilung 
der Krankheiten. Unter I fallen folgende Kapitel: natürliche Krankheits- 
ursachen ; Krankheiten aus dem Princip des pars pro toto, Seelen- 
glauben ; Naturdämonen und Gespenster als Krankheitsursachen ; Hexen 
als Urheber der Krankheiten ; das Doggeli; vom Nageln und Totbeten. 
Teil II behandelt: das Amulet; Abwehr von bösem S^auber, Hexen 

*) Bock, Das Heiligtum von Aachen 1867, S. 11. 
2) Auch bei zahlreichen wilden und halbwilden Stämmen Afrikas 
und Asiens ist der Paillettenschmuck verbreitet. 



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Büoheranzeigen. — Bibliographie. 811 

und Doggeli; VorsichtBinaflsregelii, die an bestimmte Tage gebunden 
sind eU% Teil III endlich : Vorgehen bei Erkrankungen ; die Pflanse 
in der Volksmedizin; die Tiere samt ihren Teilen und Produkten als 
Heilmittel; die Mineralien; Cnivecaalmittel ; Volkschirurgie ; Heilungen 
similia similibus ; Uebertragung von Krankheiten ; Besegnen derselben; 
die Segen ; Mittel gegen Uexenscbaden ; Zahl und Zeit ; Aerzte und 
Heilkttnstler im Volksglauben; die medizinische Litteratur des Volkes. 

Aus dieser Inhaltsübersicht ersiebt man die Eeichhaltigkeit und 
treffliebe Gliederung des Stoffes, dessen Benützung noch dnrch ein 
ausführliches alphabetisches Register erleichtert wird. 

Auch das angehängte Verzeichnis der benützten Litteratur ist für 
uns wertvoll, da es hin und wieder neuere Arbeiten zitiert, die selbst 
Spezialforscbem entgangen sein dürften. Immerhin vermisst man hier 
auch Einzelnes, was für die erfreulicherweise in Aussicht gestellte 
Fortsetzung dieser Forschungen noch zu benützen wäre. Ueber die 
ältere Litteratur giebt Aufschluss Grässe's umföngliche Bibliotheca 
magica et pnenmatica (1843) ; femer scheint Schindler, Der Abcfr- 
glaube des Mittelalters (1858) nicht konsultiert worden zu sein, der 
zu Eingang seines Baches ebenfalls ein reiches Litteratar Verzeichnis 
bringt. Von Grimmas Mythologie hätte unbedingt die vierte Auflage 
benützt werden sollen, die in dem neuhinzugekommenen dritten Bande 
sich S. 401 — 503 speziell über Aberglauben verbreitet. Endlich ver- 
missen wir Barthol. Anhoms Magiologia (1674), die als ein in der 
Schweiz erschienenes Werk gewiss vielfach aus schweizerischen Qaellen 
schöpft. Für die prinzipielle Beurteilung des Aberglaubens giebt 
manchen guten Wink das in jüngster Zeit aus dem Dänischen über- 
setzte Werk A. Lehmann's: Aberglaube und Zauberei (1898). Zwei 
handschriftliche, wie wir glauben, bemische Arzneibücher, die kürzlich 
in unsem Besitz gelangt sind, stellen wir dem Verfasser für seine 
weitem Arbeiten bereitwilligst zur Verfügung. 

Die interessante Schrift Zahlers lässt uns mit freudiger Erwartung 
seinen künftigen Publikationen entgegensehen ; sie versprechen eine will- 
kommene Ergänzung zu Wuttke^s unentbehrlichem Buche zu werden. 

E. H.-K. 



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312 



Totenschau. 



Leo Lucian von Roten | 

geboren 1824, gestorben den 5. August 1898. 



Am 5. August dieses Jahres starb in Breitmatten, 
einem lauschigen Sommersitz ob Eischol (Raron), ein her- 
vorragender Staatsmann und Dichter des Ober wallis, Herr Leo 
Lucian von Roten, Ausschussmitglied unserer Gesellschaft. 

Geboren 1824 in Raron, machte' Roten seine Studien 
in Brig, Freiburg i. ü. und München. 1850 trat er als 
Notar ins praktische Leben und errang sich sofort die Liebe 
und Achtung des Volkes, das ihn der Reihe nach zu den 
wichtigsten Ehrenämtern des Kantons berief. Während 
vielen Jahren war er Präsident seiner Heimatgemeinde; 
seit 1850 bis zu seinem Tode gehörte er dem Grossen 
Rate an; 1857 und 1858 vertrat er Wallis im Ständerat; 
1859 wurde er Yice-Kanzler und 1875 Staatsrat des Kan- 
tons. In letzterer Eigenschaft leitete er über zwanzig Jahre 
mit vieler Umsicht und Klugheit das Militärdepartement 
und das Unterrichtswesen. Besonders auf dem Gebiete der 
Volksschule hat Roten reiche Verdienste und auch grosse 
Erfolge aufzuweisen. Seit seinem Austritt aus dem Staats- 
rat (1896) bekleidete er das Amt eines Regierungsstatt- 
halters in seinem heimatlichen Bezirke Raron. 

In den ersten Jahren seiner politischen Laufbahn ent- 
wickelte der Verstorbene eine rege publicistische Thätig- 
keit. Lange Zeit hindurch war er fleissiger Korrespondent 
der „Schwyzer Zeitung"; von 1858—1875 leitete er als 
Redaktor das „Walliser- Wochenblatt^ die einzige deutsche 
Zeitung des Kantons. Manche Lanze hat er damals in den 
Kampf getragen zur Erhaltung deutscher Sprache, deutschen 
Wesens in seinem lieben Oberwallis. 

Wirklich Hervorragendes leistete Leo Roten auf dem 
Gebiete der Belletristik. Seine ersten Gedichte erschienen 
in den „Späten Rosen^ (1856) und in .den „Monat-Rosen^, 
dem Organ des Schweiz. Studentenvereins. Mehrere No- 
vellen veröffentlichte er in der „Alten und Neuen Welt*, 
worin er, besonders in der „Fähnderbesetzung^, interessante 
Episoden aus dem Walliser Volksleben schildert. Ferner 
gab er heraus: «Wiederklänge aus dem Rhone-ThaP (1862); 
„Die letzten Ritter auf Gubing^ (1894); „Das Leben des 



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Totenschau. 



:^i:i 



Malers Baphael Ritz von Niederwald" (1896); „Der Morgan 
im Kyffhäuser" (1898); ^Der Polen Opfertod" (1896). Diese 
dichterischen Erzeugnisse sind alle getragen von inniger 
Vaterlandsliebe und hoher idealer Auffassung. ^Leo Katon 
war ein geborener Dichter, eigenartig, unmittelbar, schöpfend 
mit Leichtigkeit und Anmut aus dem Rorn seiner gemiit^ 
reichen Phantasie und seiner edlen Seele. Viele von meinen 
Gedichten tragen den Stempel der Vollendung utid der 
Classicität. Hochgebildete Männer und berufene Kiitikn 
haben dem Verstorbenen den Lorbeerkranz der Musen nicht 
versagt. Leo Roten wird furderhin seinen Rang eiunthnien 
in der Geschichte der deutschschweizerischen Literatur." 

Ueberhaupt war Roten eine ideal angelegteJilßrtur und 
in seinen öftern Festreden wie im persönlichen VerUeiir 
offenbarte er einen nicht gewöhnlichen Geistesschwung He- 
sonders war es das Volksleben in seinen Sagen und (h^- 
brauchen, in seinem innersten Wesen, das er gerne Ih*- 
lauschte und mit echt künstlerischem Verständnis A tidern 
schilderte. Roten war immer auf dem Platze, wenn e» galt, 
ein Volksfest zu feiern, die Erinnerung an eine geBtlnrht- 
liche Thatsache zu begehen. Er hat den Anstoss ge^^, bon 
zur Gründung des Museums von Valeria, das so viele und 
herrliche Zeugnisse von dem Kunstsinn und der Scfautl't nn^ 
kraft des Walliser Volkes in sich birgt; er hat auch die 
Ausgrabungen in Martinach in Fluss gebracht, welclu- un^ 
manche bemerkenswerte Aufschlüsse geben über die J^inler 
und ihren Aufenthalt im Rhonethal. Roten war seit Jahren 
auch Präsident des „Geschichtforschenden Vereins von t^her- 
wallis^ und suchte in dieser Eigenschaft das Interesse tur 
vaterländische Geschichte und heimisches Wesen wiicli /.u 
rufen. Und als im verflossenen Jahre der Gedanke ang' regt 
wurde, den Helden, die vor einem Jahrhundert im KnEiiidV 
gegen die Franzosen gefallen, ein Denkmal zu erririii n, 
da war der Verblichene sofort mit Herz und Hand dutüi, 
weihte seine ganzen Kräfte diesem Unternehmen; ja. der 
letzte Brief, den er am Abend vor seiner Erkrankung gut- 
schrieben, war diesem Andenken der Väter gewidmet. Alnt 
des Werkes Vollendung sollte er nicht mehr schauen; un- 
erwartet schnell hat der Herr ihn abberufen. 

D. Imesch, Prnt\ 



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^ 



Regfster. 

»it (Vom Heraasgeber.) 

r — 

■^^.. 

I' I. 

^ Summarisches Register, nach Materien geordnet. 

f^: Anthropologisches* Die Sarganser 160. 

^^ Siedelnngs- und WohiiTerhftltiiisse. Haustypen 89 ff. 193 ff. 

^: Landwirtschafttlehe Knltar. Weidgang 68. 

^ NahrnngSTerhiltnisse. Frugalität 63. 

Tracht. Pailletten 308. 

Yolkstttmliche Knust. Ornamentik 35 ff. 179. Pailletten 306. 

Sitten, Gebranche, Feste. Verschiedenes 116 ff. 166 ff. Tanfe 39. 64. 166. 
L5 Hochzeit 58. 140, 166. Tod 167. Begräbnis 167. Hergang n. Ge- 

^ pflogenheften (beim Essen 39. 176, beim Hausbau 308, in d. Kirche 

64, in der Land- u. Viehpflege 63). Landwirtschaftliche Bräuche 
149. Alpfeste 133. 150. Winzerfest 234 ff. Herbstbräuche (Bett- 
fi- tauben 37 fg., Martini 121). Kirchweih 118 ff. Nikiaus 141. 167. 

'^ Weihnacht 41 ff. 141. 228. Neujahr 142. Dreikönige 52 ff. 142. 

^^'- Fastnacht 143. 163. 165. 178. 229. Palmsonntag 129. Ostern 64. 129. 

^ Himmelfahrt 132. Pfingsten 133. 148. Maibräuche 14 ff. 148. Zehn- 

V tauseiidrittertag 133. Schützenfeste 149. 177. Gesang-, Turn- und 
U"'^ Jugendfeste 149. Kirchliche Bräuche 118 ff. 122 ff. 132. 133. Ge- 
:/ brauche staatlichen Charakters (Landsgemeinden 134 ff., Land- 
:^ : vogtswahl 163, Nachtwächter 40). 

5? Verfassung. Knabenschaften 138 ff. 

» Volksmeiunngen nnd Volksglaaben. Vermischtes 215 ff 257 ff 281 

Alpsegen 295. Andreassegen 63. Eheorakel 183. Gespenster und 

V Dämonen 162. 307. Gewinnen im Spiel 173. Hexen 106 ff. Jungfern, 

alte 55 ff. Opfer 39. Pestsegen 179. Tiere 30. ünglückstage 167 fg. 
Volksmedizin 280. Wetterglaube 279 fg. Zauber 174. 283. 

Yolksdtchtnng. Anekdote 10. 34. 244 ff. 251. 291 ff. Inschriften (Rätsel- 
inschrift 64). Lied und Spruch (Vermischtes 152 ff. 240 ff. 297 ff., 
Andreasspruch 63, Dreiköuigslieder 52 ff., Emproa 177, Fingerreiro 
60 fg., MaisprUche 17 ff.. Nachtwächterruf 40, Neujahrslieder 50, 
Weihnachtslieder 41 ff., Wetter- u. Bauernregeln 240, Winzerlieder 
t 234 ff). Märchen 169. Rätsel 243. Sagen 1 ff. 31, 172. 175. 182. 

223. 249. Schauspiel 190. Sprichwort 183. 

Spiel. Verschiedenes 299 ff. Jeu du change 38 fg. Fingerreim 60 fg 

Mnsik. Nachtwächterruf 40. 

Witz nnd Spott. Auf Ortschaften 34. 164. 244 ff. 

Charakteristische Personen. Starke Männer 11 ff. Spassmaoher 291 ff. 

Wortschatz. Fad 62. Vaudai, Cagou 180 ff. 

Sprache. Geheirasprache 305. 



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Register. 



315 



II. 

Alphabetisches Sach- und Wortregister. 

(Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die Bibliographie) 



Abendmahl (70 IX 64^ 
Abendrot 2iO 
Aberglauben (70). 215 ff. 

267 ff. 
Abgabe 121 
abkaufen 268 
Abraham 266 
Abtreiben v. Kindern 262 
Abzählreime s. Reime 
Aderlass 307 
^er 168 
agyptiacus 167 
Affenwald 56 
Agathentag (69 XI 48) 
Ahnenkult 249 
Ahorn 126 
AUmend 7 
Alpaufzug 150. 151 
Alpdruck (s. auch Dä- 
monen) 45. 272. 275 
Alpentladun>c 150 
Alpfeste 128. 133. 149. 150 
Alpmeister 119 
Alprechnung 151 
Alpsegon 252. 295 
Alpwirtschäft (67 IV 6. 

7. 8. 9) 
Alpzins 121 
Alte zersägen 145 
Ameisen 217 
Ameisengeist 258 
Ameisenhaufen 258 
Andizen (?) 268 
Andreasspruch 63 
AndreasUg (71 XI 35). 

216. 222. 242. 260. 275. 

280 
andultgeh 120 
Anekdoten 10. 34. (72). 

(78 XVI). 120 fg. 244. 

251. 291 
angenehm machen, sich 

268 
Anna, Sankt 126. 127 A. 1 
anseima 132 
Anthropologisches 161 
Antonius, Sankt 282. 295. 

296 
Antoniustag 241 
Anzeichen (vgl. auch 



Orakel,Vorzeichen)216. 

279 
Aper, Sankt 282 
Äpfel 16. 222 
April regen 241 
aringhi 134 

Asa foBtida 261. 262. 272 
Aschensack 178 
Aschermittwoch 229 
Asne s. Haus 
a Spescha 116 
Aufstehen morgens 268 
Augen. Jucken darin 219 
Augenkrankheit 258 
Ausburger 163. 
avat 121 

backe 16. 17 

Bäche reinigen 18 

ßachfischet (70 IX 55) 

Bäcker 129 

Bad 57 

bagordoB 143. 145 

Bahrrecht 8. (70 X 7) 

Balsamuro Sulphuris 286 

Bank 130 

banneret (70 IX 61). 

Bannerherr (70 IX 61) 

Barte 130 

baarett 119 

bashn 119 

Bauernfastnacbt 233 

Bauernregel 220. 222 240 

Baum blutet 108, um- 
winden 264, vernageln 
270 

Beginen 3 

Begräbnis (68 IX 16. 17. 
19). (691X20). 114.167. 

beignets 19 

Bein, rechtes, aufheben 
267 

Beinbruch 258 

Beine, schwache 263 

Beinhaus 126 

beüa vacca 149 

binichon 69 

Bergfahrt 133 

Bergheu (67 IV 8) 

Bergmännlein 2 



Bergsonntag 128. 133. 150 

Bemer Ann! 272 

BemhardsUg 240 

Besatzung s. Landsge- 
meinde 

Beschneidung 50 

Besen, umgekehrter 269. 
270. 274 

Bettag 133 

Bettlauben 87 

Bettler 6. 12 

Bibel (s. auch Testament) 
218. 272 

Bienenzüchter 223 

Bild 270 

Birnbaum 265 

Birnen 222 

Bimenbrot 142 

Bittgänge (s. auch Pro- 
zessionen, Wallfahrten) 
. 125. 126. 245. 282 

Bittwoche 125 

Blockfest 163 

Blume wird zum Toten- 
bein 9 

Blut 219, aus e. Baum 108 

Blutbann 136 

Blutung 257 fg. 

Biutzger 142 

Böggenmontag 229 

bolelta della mnita 143 

Bölläbüüch 165 

Bordes 14 

Bordon 17 

Bossard, Lisi 106 ff. 

Botenbrot 63 

bougre 181 

brämen 165 

Brand (Krankheit) 260 

Brandons 14. (69 IX 32) 

Bräter(in) 286. 290 

Brautfuder 140 

Brautraub 141 

Brautstand (68 IX 6) 

bncdet 18. 23 

Brombeerstrauch 261 

Brot (s. auch Gebäck) 25. 
59. 63. (67 V). (69 IX 
25). 120. 142. 218. 219. 
266. 271. 274 



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316 



Register. 



Biücke (im Rätsel) 244 

Brligi 8. Haus 

Brunnen (s. auch Haus) 

16. 275 
Brannstock 260. 281 
brunsineia 150 
Brüste, grosse 271 
huü 149 
ii Hanta 142 
Bundbaiken s. Haus 
hurra 135 
huUcheüa 142 
Butter 12. 16. 18. 22. 24. 

25. 28. 109 
Batzen lauten 145 

tii(di 120 

cadruvi 147 

cagnöU 172 

€atfou 180 

Ca man afest 138 

Canfie 17 

capitani diJs mats 1 19. 139 

carcan (70 X 3) 

eameval vecchio 146 

cumovä 143 

cau 139 

cauras de Soign Gion 151 

eaa-tegia 119 

i'har- 8. Kar- 

Chialatvda März 146 

rhiantar il bei Magyio 148 

<'houx (ronde) 154 

* 1iri8tnacht(8. auch Weili- 

iiacht^ 1. 41. 42. 114. 

275 
rompagnia de inats a. 

Knabenschaft 
i'iispinifeier 137 
rruüte doree 16 
cruche 16. 17 
numin grond 134 
ntsirin 119 

JlHch (im Rätsel) 243 

Dachtraufe 222 

rX'imonen (s. auch Alp- 
druck, Gespenster, 
Hexen) 30. 31. 114. 115. 
162. 168. 172. 225 fg. 
276 ^ 

Danaiden 55 ff. 

Ihtnnief 142 

dertgira namcha 143. 147 

Diamanten 3 

Diebsegen s. Segen 

dies ceger 168 

dies agyptiacus 167 

Distel 183 



dameng ia beUa 129, d. de 

groma 146 
Donnerstag 63. 282 
Donnerstag, schmutziger 

143 
Doppelgesicht 163 
Domen 282 
Drachen 169 
Dreikönigstag 52. 142 fg. 

143. 228. 229 
dreisässiges Haus s. Haus 
dreizehn (71 XI 38) 
dretg de spada s. jus gladii 
Drusenbranntwein 262 
Diirstjagd 225 

Ehelosigkeit (s. auch 
Jungfern, alte) 55 ff. 

Eheorakel 183 

Eidechse 173 

Eier im Aberglauben 2^%. 
282, als Maigabe 16.18. 
20 22. 24. 25. 28, ;in 
Ostern 14. 64. ^69). 129, 
im Rätsel 213 

Eiertanz 64 

Eierwerfeu 129 

Eiiibaum 108 

Eiuburger 163 

einmalige Handlung: mit 
einem Schnitt ab- 
schneiden 260 

Einsiedler 252 

Eisse 260 

Elephantenhaut 288 

Elster 218. 219. 221. 260, 
Hexe 162. 275 

Elzenbaumholz 272 

Empro 152. 156. 177 

Engel 1 

Epigrapbisches 64 

Erasmus, Sankt 223 

Erdäpfelkilbi 128 

Erde giebt Hexen Kraft 
107. 108. 112 

Erdmännchen 2 

Erle 202 

Erntefeste 128 

Esel des St. Nikiaus 167. 
E. der Schildbürger 247 

Eselsblut 258 

Espenholz 261 

Essen s. Mähler, Mahl- 
zeiten, Speisen. 

Eule (s. auch Käuzchen) 
31. 218 

Eusebius, Sankt 150 

Fabel (72 XIII 39) 
Fad 62 



Fahneumarsch 231 

far cavalt 140 

far fratgias 141 

Fasces 123 A. 1 

Fastenspeisen 123 

Fastenzeit 123 

Fastnacht (s. auch Drei- 
königstag) (66 I 2). 
(69). 123. 139. 143 ff. 
163. 165 178. 229. 241. 
242. 

Fastnacht, alte 163. 165 

Fastnacht begraben .s. 
Todaustragen 

Fastnachtdienstag 144 

Fasttag (70 IX 65^. 282 

faretta 124 

Februar 240. 241 

Fegefeuer 56 A. 1 

feien, s. stich- u. kugelfest 

Feibaum 202 

Fensterschenkung 308 

Feuer 221. 279. an Fast- 
nacht 145. 146. 234 

Fcuersbninst 221. 268 

Feuersegen 268 

Feuerwehr 139 

Fetzfräulein (72 XII 28) 

Finger 219 

Fingorreim 60 fg. 

Firstbaum s. Haus 

Firststud s. Haus 

Fischerei (69) 

Flasche (s auch Zer- 
springen) 217. 219 

Fledermaus 281 

Fleischtag 63 

Floh 268 

Florinus. Sankt 125 

Fluch (8. auch Zauber) 
107. 114. 269 

foire de mai 16 

Folie 295 

Formel : Nenjahrsgruss 
142 

foH de mai 21 

Frau (alte s. Weib\ im 
Aberglauben 219 

Freikugeln 269 

FreiUg 109. 282 

Freudmaien (68 VI 15) 

FrischgrUn 16. 19. 20. 21 

Fritschi (69 IX 29) 

Fronfasten 114. 226. 282 

Fronleichnam 4. (67 VI. 
6). (70 IX 51). 125 

Fruchtbarkeit 222 

Fruchtbarkeitssegen 145. 
264. 282 

Frugalität 63 



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Register. 



317 



Frühlingsfeste s. auch 
Lstare, Paliuarum, 
Pfingsten, SechseläuteD, 
Mai, Todaustragen und 
die in den Frühling 
fallenden einz. Fest- 
tage 
Fuchs 222, Hexe 162 
Fünffingerkraut 272 
Funken 234 
Furunkel 260 
Futtertenn s. Haus 

Gaben (s. auch singen) 
16 ff. 142. 146 

Gallus, Sankt 295 

galt 109 

Gans, in d. Sage 159 

Garbenbuhne s. Haus 

Gassenwein 140 A. 2 

Gastfreundschaft 119.122. 
123. 128. 129 

Gaugier 177 

Gäuroer 139 

Gebäck (s. auch Brot, 
Kuchen) (66 I 2) 
beignetH 19, Birnecbrot 
142, bricelets 18. 23, 
croutes dorSes 16, Htmg- 
brütschi 167, lavantadcLS 
120, merveilles 24. Micke 
130, pattleunas 120, 
pettas 120, Pitte 128 

Gebet, vierzigstünd. 144 

Geburt (68 IX). 216. 221. 
264. 271 

Gedächtnis, gutes 262 

Gedenkfeiern (s. auch his- 
torische Ereignisse) 126 

Gegenzauber (s. auch 
Schutzmittel, Segen, 
Segensmittel) 271. 272. 
273. 274. 276, Butter, 
heisse 109, Glocken 106. 
107. 114, Harn 285, 
Haselruten 284, Kerze, 
geweihte 113. Kreuz 
110. 225, Messer 115. 
271(3mal).272,Pflanzen 
(s. auch Haselruten) 
HO, Schiessen 289, 
Weihwasser 157, Zauber 
entdecken 174 

Geheirosprachen 305 

Gehenkter 223 

Geifern 222 

Geister s. Dämonen, Ge- 
spenster 

Geiz 6 

Gelbsucht 258 



Geld 12. 16. 21. 22. 28. 
142. 144 

Georgstag 242 

Geräte (66 III 7), Drei- 
fusspfanne 113 

Gerber 129 

Gericht s. Volksjustiz 

Gerstenkörner 261 

Gesangfeste 149 

Geschlechterverkehr 128. 
143 

geschwätzig 222 

geschwollener Kopf 249 

Geschwulst 259 

Gespenster (s. auch Dä- 
monen, Männer, Popanz, 
wilder Jäger) 6. 30. 114. 
115. 163. 174. 175. 216. 
220. 249. 275 ff. 284. 
288. 307, kopflose 5, 
TiergesUlt 162 

Gespräch zwischen der 
göttl. Liebe und der 
Seele 47 

Gewitter 222 

Oievgia grcLSsa 143 

Giritzenmoos 56 

Glas (s. Flasche. Zer- 
springen) 

glinglin 61 

Glocken (s. auch läuten, 
Schelle) (70 IX 66a), 
gegen Hexen 106. 107. 

Glockenschellenmann 251 

Glück (s. auch Anzeichen, 
Orakel, Vorzeichen) 
219 ff., zu grosses Gl. 
220 

Glücksrosen 219 

Glungel 228 

Gottesurteile (70 X J) 

gottgeweihte Kinder 15 

Gotthard, Sankt 126 

Grabbeterin 114 

Gräggi 162 

gramtna 132 

Grauseli 108 

gromma 132 

Grösse 160 

Grün 16. 19. 20. 21. 129 

Gründonnerstag 282 

Gugen 151 

guia, guiessa 137 

Haberfeldtreiben s. Volks- 
justiz 

Hagestolz 56 

Hahn 222. am Maibaum 
20, zieht e. Balken 174 



Hahnenkamni (Pflanze) 
220 

Häkeln 12 

Halseisen (70 X 3) 

Handschuhe 121 

Harn 285. 288 

Hase 278. 281 

Haselruten 10. 112. 260, 
270. 284. 288. 289. 290. 
201 

Häufchen auf d. Zimmer- 
boden 219 

Hauptmann 139 

Haus 89 ff. 193 ff. 
Alpenhaus 102, Appen- 
zeller H. 201. 204, Asne 

193, badisches H. 89 ff, 
Berner H. 102. Block- 
bau 212. 213^ Block- 
wand 204, Brügg 211, 
Brügi 92 (Fig. 1 d). 94 
(Fig. 1 g). 95. 103, 
Brunnen95, Bundbal ken 
92. caminada 199 (Fig. 
23! 24), carsuot 195. 
Cher(n) 195. 197, cwarta 
199 (Fig. 23. 24), cuor, 
195, curt 195. 199 (Fig. 
23), dreisässiges H. 89. 
90. 100. 102. 193. 194. 
206, Dre8chtenu95. 10 i, 
Einfahr 92. 94 (Fig. 1 g), 
Eren 200. 203. 205 (Fig. 
31b). 209 (Fig. 33). 210 
(Fig. 34 c). Etterchemi 

194. 206, Federwand 
209, Fenstersims 195, 
Firstbaum 92 (Fig. 1 d), 
Firststud 92 (Fig. 1 d). 
95, fränkisches H. 200. 
215,Futtergang98(Fig. 
8), Futterstuck 210. 
211. 213 (Fig. 36 b) 
Futtertenn 92. (Fig. 
1 d). 94. 96. 103. 210. 
211, Garbenbühne 92 
(Fig. 1 d). 93. 95. 211, 
Gentner 204. 208, ge- 
strickt 207, Gewilb 206, 
Gurt 204. Hausärmel 
94, Haus-Eren s. Eren, 
hausrot 202, Herrgotts- 
winkel 93. 203, Heu- 
bühne 92 (Fig. 1 d). 95. 
103. 209. 211, Heu- 
schlauch 200. 212 (Fig. 
36 a), Hinterstube 196. 
197 (Fig. 20 a), Hof 195, 
Hotzenhaus 89 ff., Hurd 
HUrte 92 (Fig. 1 d). 93 



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318 



Register. 



193. 206. 208. 209, ircU 
199 (Flg. 23), jurassi- 
sches H. 90. 102. 103. 
104. 105, Kamin 194, 
Kammer 105. 196. u. 
öfter, Kämmerii Hf2 
<Fig. U). Kar 195, 
Katzenband 92 (Fig. 
1 d), Keller 194. 195. 

196 u. öfter, keltoro- 
manisches H. 89, Ke- 
mete 198, Ker(r) 195. 
203. 205 (Fig. 31b). 208. 

210, Konstruktion (66 
III 2. 3. 4. 5. 6). 89 ff., 
Kreuztir8t201.202, KU- 
chenbUhne 209, Läuder- 
haus 102. 193 A. 200. 
203, langobardisches H. 
95 A., Laube 92, (Fig. 
1 d), Mühle 206, Neben- 
stube 197 (Fig. 20 a). 
201 (Fig. 27). 209 (Fig. 
33), oberdeutsches H. 
2üO. 211, Obergang 92 
(Fig. l d), Oberkammer 
92 (Fig. 1 d', Orna- 
mentation 35 ff., räto- 
roman. H. 89. 95 A. 195. 
197. 199, Riegelbau 193, 
Scheune 94 A. 1. 191. 

197 u. öfter, Schild 91. 
93. 94 (Fig. l g). 95. 
Schlüt208, Schlupf 209. 

211, Schopf 201, schwä- 
bisches H.193ff.,Seiten- 
«tud 95, Bpenser 198, 
Spörtelwand 193, Stall 
195. 196. 197 u. öfter, 
Ständer 91. 92. 95. 103 
193 u. öfter, Ständer- 
haus 100, Siirnlaube 98. 

214, Stubenbühne 209, 
Stuben kamraerlü2i Fig. 
H\ suler 199, Tenn 
92 (Fig. 1 d). 94 A. 1, 
Thiiren 93. 94. 204, 
To^^geuburger H. 202, 
Vorbrujcg 201 (Fig. 27). 
204,-Vorhaua 196. 200, 
Vorschutz 208 214.215, 
Walmdach 92. 98. 214. 

215, Wellloch 113, 
Wölbi 203, Wickel- 
bUhne 211, ZUnerwand 
193 

Hausärmel s. Haus 
Hausindustrie i68 VlI) 
Hausmarken (66 III 6) 



Hauswur« 217. 219(2roal). 
281 

Hebamme 3 

Hebel fest (70 IX 54) 

Httgi^ Mi. 252 

Heidekraut 280 

Heidenhaus 99 

Heilige (s. auch die Ein- 
zelnen). Agatha (69 IX 
48), Andreas 63, Anna 
114. 126, Antonius 282. 

295, Aper 282, Erasmus 
223, Eusebius 150, Flo- 
rinus 125, Gallus 295. 

296, Gotthard 126, Ja- 
kob 224, Johannes T. 
129, Joseph 42. Luzius 
132, Magdalena 123. 
124, Maria M. G. 42. 

122. 127. 170. 265. 290, 
Maria Schw. d. Lazarus 

123. Michael 1, Nikiaus 
(66* I 2). 141 fg. 167, 
Paulus 267, Petrus 155. 
177. 264. 265. 267, Pla- 
cidus 120. 126, Rochus 
126, Sigisbertus 120. 
Siipou 155. 177, Valen- 
tin 127, Victor 127, 
Wendelin 296, Zehn- 
tausend Ritter 133 

Heinzelmännchen s. Dä- 
monen 

Heraldisches 160 

Herbstbräuche 37. 124 

HerbHtfest 133 

Herbstkilbi 124 

Herrgottswinkel s. Haus 

Herrschaften 144 

Heubuhne s. Haus 

Heureichtum 241 

Heuschrecken 246 

Hexen (s. auch Gegen- 
zauber, Zauber). (71). 
106 ff. 180. 269 ff. 272 ff., 
H. erkennen 115. 275, 
H. fangen 108. 111, H. 
als Laubnack 114. 115, 
Pflanzengestalt 108. 
109, Prozess 10. 59. 60. 
(70 X 2). 106. 108. 109. 
112, Sabbat 109 fg, 
111. 162 275, Tierge- 
stalt 30. 109. 113. 162. 
271. 273. 275, Ver- 
letzungsspuren b. Rück- 
kehr iu Menschenge- 
stalt 109. 113. 271. 
275 

Hexenköhler 108 



Hexenmeister (s. auch 

Zauberer) 108 
Himmelfahrt (ßS^X 182 
Enm^TsliffTer 7rir 
Hirsenmus 163 
historische Ereignisse 

125. 132. 158. Bandn. 
Bundesschwur von 1424 

126, Franzosenkrieg 
von 1799 126, Mediation 
165, Schlacht am Piz 
Mundaun 126, Schlacht 
am Stoss 159, Suwaroff 
123, Trinkelstierkrieg 
178, Tyrann v. Campo- 
vasto 146 

Hochzeit 57. 58. (66 I 3). 
(67 VI 4). (681X7-12). 
139. 140 fg. 166. 220 

Hofierwein 140 

Höhenfeuer s. Feuer, 
Strohpuppe, Todaus- 
tragen 

Höhlenwohnung (66 III 1) 

Hölle 7 

Holzsplitter im Fleisch 
260 

Honig 16. 124 

Honigsonntag 124 

honors 122 

Hotzenhaus 89 ff. 

Hufeisen 282 

HUhtieraugen 259 

Hund 218. 220, gespens- 
tisch 1«»2. 225. 226. 227. 
271. 276 

HungbrUtschi 167 

Hurd 8. Haus 

Husten d. Viehs 222 

Hüttenbub 120 

Hypericon HO A. 2 

Hypermin/Cstra 56 

ladine 152 

Jäger, wilder (72 XII 19). 

162. 225. 276 
Jakob, Erzv. 266 
Jakob, Sankt 224 
Jassen (Schiff) 106 
Jerusalem 259 
Inschriften auf Steinen 2. 

13, auf Schwertern (71 

XII 8) 
Invocavitsonnt^gl45 146 
Johannes T. 129 151 
Johanniskraut 110 A. 2 
Johannistag 150. 163 
Jör-Lieni 291 
Joseph, Sankt 42 
irre gehen 5 



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Register. 



im 



Irrlichter 277 
Isaak 266 
IseDgrind 276 
Jndas 221. 264. 265 
Jngendteste 148. 149 
jQDgferD, alte 29. 55. 151. 

165 
Jnnii^geselle s. Hagestolz 
Jonipems sabina 262 
jus gladii 121. 136 

Kaibenkarreu 108 
KaleDderglaube (s. auch 

Tage) (71). (71 XI 87) 
Kälte 222 

Kamine reinigen 178 
Kjimpfel27. 138. 140A.2. 

146. 165 
Kapitelsonntag 132 
Karfreitag 260. 261. 264. 

269 
Karlstag 242 
Kartenschläger (71 XI 34) 
Kartoffeln 6 
Käse (s. anch Speisen) 

von Tavetsch 121 
Käsfastnacht 123 
Käskilbi 123 
Käslikraut 261 
Kastanien 215 
Kastenvögtin 109 
Katze 109. 112. 113.222. 

263. 275. 281 (2 mal) 
Katzenband s. Haus 
Katzenmusik 140. 141. 

143. 146. 150 151. 163. 

178 
Kaufwein 140 A. 2 
Kaufzauber 268 
Känzchen (s. auch Eule) 

30. 217 
Kiltgang (66 I 3) 
Kind, neugeborenes 218 
Kindbetterin 264 
Kinderfeste s. Jugend- 
feste 
kinderfresseuder Drache 

169 
Kinderreira 60. 297 ff. 
Kinderzahl 297 
Kirche der Schildbürger 

248 
Kirchenbau 1 
Kirchenbräuche 64. (66 

13) (67 VI 6). (70). 119. 

144 
Kirchturm d. Schildbürger 

247 
Kirchweih (69). 118 ff. 
Kirschbaum 264. 267 



Kirschen 217 

Kleeblatt, vier- u. flinf- 
blättr. 174. 275 

Kleinjogg (72 XtU) 

Klopfen 218 

Klopfer 140 

Knaben, am Maifest 16 ff. 

KnabenfUhrer 139 

Knabenkommandant 139 

Knabenschaft (70 X 5). 
119. 123. 127. 135. 136. 
138 ff. 140 143. 144 
147. 163. 

Knechtenmarkt (70 IX 63) 

Knochen 9 

Knödelkilbi 123 

Knöpflikilbi 124 

Knoten, drei 291 

Kobolde s. Dämonen 

Kohl 128 

Kohlen 3 

Kopf, blöder 258 

Kopfschmerzen 258 

Korbweiden 280 

Körperlänge 160 

Kraft 8. Stärke 

Krähe s. Rabe 

Krämpfe 261 

Krankheit (s. auch Segen, 
Volksmedizin u. das 
Einzelne) 218 

Krautbäuche 165 

Krautkilbi 128 

Krebs ^Tierkreis) 262 

Kreispräsident 120 

Kreuz s. Gegenzauber 

KreuzschlUssel 218 

Kreuzspinne 281 

Kreuzweg 269. 275 

Krieg 221. 2ö2 

Kröte a 6 

Kruzifix 92. 93 

Kuchen (s. auch Gebäck, 
Speisen) 19. 120. 163 

kücheln 222 

Kuckuck 217. 220 

Kugelzauber (71 XI 4) 

Kuh (s. auch Vieh), 
sprechend 1. beim Alp- 
fest 149. 150, Aber- 
glaube 223 

Kümmel, schwarzer 272 

Kunkelserfahrt 151 

Kunst 35 ff. (67 V). (68 
Vlll). 179 ' 

küssen 19. 154. 155 

lachsnen 273 

ladre 181 

Lamm Gottes 123 



Landaramann 120. 121. 

135. 136. 137 
Landsgemeinde (70 1. 134 ff. 
Landvogt 124. 137. 140 A. 

2. 163 
Landweibel 124. 134 
Landwirtschaft \m W 

1. 2). (67 IV 3. 4) 
Lärmmusik s. Katzenmu^ 

sik 
Larven (s. auch Marken] 

178. 228 
LassbUchlein 168 
Lffitare ^69 IX 4 n 
Laube s. Haus 
Laubfrosch 268 
Laubsack 37 
Läufer 111. 130. Kib 
Laurentiustag 2iL^ 
Laus 268 
läuten (s.'auch Ülooktiui 

167. 217. 219. L^m 281 
lavanladas 120 
Legenden 1 ff 4<J 
Leiche s. Tod, T<^ter 
Leichenzug 216. Jt8 
Leidtracht 123 
Lenzli 183 

Licht <,im Rätsele 2j:^ 
Lichtmess 242. 2^J 
Liebeszauber 268, -im 
Lieder (s. auch S]m'üc'J!. 

(71). 152ff.,DrpikiinigiiL 

52 ff., Neujalir^L 50 

(69 IX 27», 1 Min irrten 

(Polentalied)14^<,\Vi'ili^ 

nachtsl. 41 ff, VVnw.rrt 

234 
linke Hand 111 
litgun 123 
Loch im Kleid ' Ufitsel) 

244 
Löchli, Rosa 107 
Loostage 280 
Lösen eines Baui^H :i. H. 

56 A. 1. 265 
?.OüTpü(pöpo^ 6« 
Luckmilch 132 
Luiigenfaule 263 
Lunjrenkraut 263 
Luzius, Sankt i;:^.^ 
Lynkeus 56 

Mädchen (s. aneli Ue- 
schlechterverki'hr). jiu 
Fastnacht 147. Iti'j, :iu 
Himmelfahrt Vi^l, an 
Landsgenieindei; UH 
am Maifest 16 iV. 121) 

Mädchen vogt 14'1 



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320 



Register. 






g'\ 







Magdalena 134 

Magen säure 261 

Mähen 220 

Mähler 121. 122. 123. 129. 
132. 133. 134. 136. 137. 
144. 164. 166. 229 

Mahlzeiten 63 

Mai 262 

mai 16. 19. 20 

Maibaum 17. 19. 129 

Maibraut 20 22 

Maibräntigam 17. 20 

maientsefttes) 24. 25 

Maifest 14 ff. (69). 148 

MaigrUn 16. 20. 129 

Maikönigin 22. 23 

Mainarr 21 

Mairegen 241 

Maisingen 16 ff. 148 

Maisonntag 16 ff. 

Maitag 280 

Maiunizug 17. 20. 24 

Männer (s. auch Ge- 
spenster) Aberglaube 
219 (2 mal), feurige 227. 
277, kopflose 5. 227, 
schwarze 276, starke 
11 ff. 

Mantel, roter 135, schwar- 
zer 136 

mantinadoif 144 

Marche des Armourins 
(73 XV» 

Märchen 169 

Marcustag 125. 127 A. 1 

nmrdis gross 144 

Maren s. Dämonen 

Maria M. G. 42. 122. 123. 
126. 127. 170. 265. 296 

Maria Geburt 122 

Maria, Schw. d. Lazarus 
123 

Maria Magdal. 123 

Marien, drei 123 

Märkte (66 I 2). (70). 129. 
233 

MarkverrUcker 5. 227. 277 

Martinstag 121 

März 241 

Masken (s. auch Popanz) 
Dreikönige 228, Fast- 
nacht 143. 144. 145 
146. 178. 232, Mai 21, 
Neujahr 261, Weihnacht 
251 

masircd (vgl. mistral) 137, 
m. della gioventü 139 

mastralia 134. 137 

nMSürM 150 

matta de Soign Gion 151 



Maus 218 

Medardustag 240 

Mehl 16. 18. 22. 24. 25 

Meitlisonntag (69 IX 34) 

Menschenfett 270 

Menstrualblut 263 

merveiües 24 

Mesen 150 

tnesincis 150 

Messe 16 

Messer, im Gegenzauber 

115. 271 (3 mall. 272 
Metzger 129 
Michael, Sankt 1 
Michaelskirche 1. 4. 5 
Michaelstag 4 
Micke 130 

Milch, rote 223. 272. 283 
Milchmessen 150 
Milchwirtschaft (67 IV 12) 
mistangaine 154 
mistral {vg\, fna8tral)^\20. 

135 
Mitternacht 260. 262. 267. 

275. 291 
Mittfasten (69) 
Mittwoch 220 
Mond 259. 262. 276 
Mord 8. 9 

Morgenröte 221. 240 
Mücken 280 
mugia 150 
MUhlebachdame ll5 
Müller 129 
Muoltasee 162 
MuotiseeO) 162. 276 A. 1 
Mtwtisheer 162 
Musik 40. (73). 136. 231 
Musterungen 230 
mutta 133 
Mutteln iSpiel) 9 
Mutter, erster Ausgang 

271 
Muttergottesfest 122 

Nachbarrecht (70 X 9) 
Nachbarschaften (ver- 

fassungsgeschichtl.) 134 
Nachtvolk 163 
Nachtwächterruf 40 
Nägel 265. 267. 270 
Nahrungsverhältnisse (s. 

auch Speisen). 63(67 V) 
Namen (73). 272, »argans 

159, Gonzen 159 
Narr (s. auch Masken) 

21 
Nationalfeste (69) 
Nattemhaut 262 
Naturalzins 121 



Naturdamonen s. Dämo- 
nen 

Nelke 218 

neVi 123 

Nessel 280 

Neujahr 44. 46. 47. 50. 51. 
(69) 142. 143. 219. 221. 
222. 228 251. 

Neujahrsrappen 142 

Neuigkeit 221 

Nidlen-Mns 150 

Niesen 219 

Nikiaus i66 1 2\ (69). 
141 fg. 167 

„Nitz" 263 

no^s 41 ff. 

i Nonne, schatzhUtend 3, 
als Verkleidung 123 

Nossa Dunna d'Uost 122 

Nussbaum 219. 270 

NUsse 16 

Obergang s. Haus 

Oberkammer s. Haus 
I Ofen (im Rätsel) 244 
1 olivas 129 A. 1 
' Opfer (s. auch Segens- 
I mittel) 39 
' Orakel (s. auch Au- u. 
Vorzeichen^ (71). 173. 
183. 216. 279 
1 Ordal (70 X 1) 

Osten 260. 261 

Ostern 14. 64. (69». 125. 
242 

Osterochsen 130 

Octernzunge (Pflanze) 261 

pädagog. Aberglaube 222. 

223 
Pailletten 303 
Palmesel (69 IX 42) 
Palmsonntag (69 IX 42). 

129 
Pankratiustag 222 
pcurdunonsa^pardunaunsa^ 

pardunanza 118 ff. 128> 
Pasaionssonntag 124 
Patenbesuche 142 
rrdroc 62 
patüeunas 120 
Pauli Bekehrung 241 
Paulus, Sankt 267 
pellegrinades 125 
Pelops 182 
pentecostes 133 
Pestsegen 179 
Pestzeiten 126. 158. 179 
Petrus, Sankt 155. 177. 

264. 265. 267 



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r 



Register. 



321 



peUas 120 
PfaflTenbuliiieii 124 
Pfafrenkellnerin 114. 162 
Pfahlbauten 66 II 1) 
Pfeifeni^chneiden 242 
Pferd, im Aberglauben 
216. gespenstisch 162 
Pferdekrankheit 263 
Pferdemilch 13 
Pferdezähne 270 
Pfingsten 133.'; 148. 280 
Pfisterzunft 129 
Pflanzennainen ^73) 
Pflaumenkuchen 128 
Pflaumensonntag 128 
pigniel de Nadal 141 
Pilatus 266 
Pimpeniuss 225 
pissen 258 
Pitte 128 

Placidus, Sankt 120. 126 
Plagegeister 2 
plaid de nozzus 140 
Planta'sches Haus 137 
pUUtialas 150 
Platzmeister 139 
polenta 30 A. 2. .149 
Polentalied 149 
Polizei 139 
Popanz 178. 228 
pop schuscheiver 146 
Porklasfahrt 126 
Preistanz 4 
princes 137 

Prozession (s. auch Bitt- 
gänge, Wallfahrten) 
123. 125. 127. 163. 245 
Psalm CXIX 270 
pugnieraa 150 
ptäpcts 120 
pmcheign 144 
put in gramma 150 

Qiiodra 129. 130 
qidnt d'Alp 151 

Rabe 217. 219. 281 
Rahm 39. 134. 176 
Raron 178 

Kasse s. Anthropolo- 
gisches 
rata miau 60 
rätische Rasse 161 
Rätsel 243 
Ratten, weisse 109 
Rauchfleisch 9:3 
Rauchtscheggeten 178 
Räude 218 
Rcbhuhngalle 262 
Recht % auch Hexenpro- 



zcss) (70). 124. 136. 139. 
147 

Redensart (73) 

Reformation 15. 139. 161 

Regalieruug (s. auch Gast- 
freundschaft. Mähler) 
121. 126. 128. 137. 140. 
142. 151. 163. 229 \'g. 

Regen 222 

Regenheilige 124 

Reim (s. auch Spruch 
(71) 152 ff., Abzählreim 
155. 156. 177. 303, Ka- 
lender- und Wetter- 
spriiche (71', Kinder- 
I reim 60. 297 ff., Scherz- 
reime 138 A. 1. 251, 
Verwan tschaft 119 

reine de Mai 23 

reinette 22 

Reise 221 

Reliquien 125 126 

resgiar la veglia 145 

Retikon 261 

Reukauf 294 

Ribsucht 261 

Richter 139 

Rindermark 263 

Ringelreihen 297 ff. 

Ringete 150 

Rippenkrankheit 261 

Rochus, Sankt 126 

rodiaUas 146 

rogaziuns 125 

Randes 153 

Rosen, drei 257 

Rosengarten 140 

Rotbarg 285 

rote Farbe 268. 273 

Rotkelchen 8. 223. 283 

rückwärts 216. 276 

Rute, womit gestrichen 
worden 268 

Säge 145 

Sagen 1 ff. 15. (72 . 159. 
160. 161. 162. 168. 175. 
223. 249. 276 

sagra 118 ff. 128 

Sakrileg mit d. Abend- 
mahl 270 

scdidar il Soign Sievi 151 

Salix caprsea 280 

salt^r 120. 134 

saltunzas 143 

Salz 262. 266. 270. 272. 
279 

Salzdieb 174 

Salzmahlen 174 A. 1 

sampxigns 150 



Sanch Oion 151 

Sankt s. die Namen der 
Heiligen 

Sarg 217 

Sargnägel 265 

Satorformel 259 

Saubohnenstroh 272 

scalins 150 

scarsoladas 147 

Schädigung durch Zauber 
s. Zauber 

Schafe 130 

Schafkilbi 128 

Sohafroarkt 128 

sehambun 120 

Scharfrichter 285. 291 

Schatten, kopflos 281 

Schatz 3 

Schauspiel, Fastnacht 148, 
Passion 190, Weih- 
nacht 42 

Scheiben werfen 146. 147 

scfteiver 143, seh. de ca- 
schid 123, 8ch. veder 146 

Schelbert 12 

Schellen (s. auch Katzen- 
musik) 143. 145. 146. 
163. 178. 228. 251 

Sehellenwein 140 

Schere 221 

Schermäuser 287 

Scheune s. Haus 

schiessen 14. 140. 141. 166 

Schiessen (s. auch Schiit- 
zenweseu) 128. 129. 133. 
177 

Schild s. Haus 

"Schildbürgereien s. Anek- 
doten 

Schlaf (im Rätsel) 244 

Schlittenfahrten 147 

Schlösser öffnen 268 

Schlüssel s. Rreuzschlüs- 

Schmalz 19. 22. 166 

Schnur gegen Warzen 260. 
280 

Schrätteli 272 

Schreckgespenst s. Po- 
panz 

Schuhe 261 

Schuhmacher 129 

Schulbräuche (s. auch Ju- 
gendfeste) (70) 

schuscheiver 128. 143 

Schilssi 139 

SchUtzenwesen (s. auch 
Schiessen) 149. 177 

Schutzgeister 2 

Schutzmittel (s. auch Ge. 



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21> T 



322 



RegiRter. 



genzauber, Hilfs-, Se- 
gensmitteK Segen, Zau- 
ber) Heiliges 33, Pflan- 
zen 281 

Schwabengänger 121 

Schwalbe 121 

Sobwandenbub 11 

Schwank (s. anch Anek- 
dote) 244 

Schwarzbuben 106 

Schwarzdom 260 

Schwärzen d. GesichtslGö, 
einer Pflanze in d. Zau- 
berei 267. 271 

Schweigen, beim Schatz- 
heben 3 

Schweine, Alpfahrt 151, 
gespenstige 162 

Schweinefleisch 2 

Schweinsblase 285. 291 

»chweissgetränktes Brot 
268 

schwindelfrei machen 262 

Sechseläuten (69) 

Seele und GÖttl. Liebe 47, 
S. im Fegefeuer 66 A. 1 

Seelen, irrende s. Gespen- 
ster 

Segen (s. auch Gegenzan- 
ber) (71X16). 157.257 
ff.. Alps. 252. 295, An- 
dreass. 63, Diebss. (71 
XI 3), Liebe 64, Pests. 
179, Viehs. 107, gegen 
Warzen 280 

Segensmittel s. auch Ge- 
genzauber), f. Frucht- 
barkeit 145. 146 

Segensprecher 283 

Seitenstechen 261 

Selbstmord 218 

s^rait 152 

Servatiustag 222 

settas 139 

Seuche 15 

Sieb (im Rätsel) 244 

Siebdrehen 266 i)ir. 

Siebener 283 A. 1. 307 

Siegelkapsel 179 

Sieri 150 

Sigisbertus, Sankt 120 

signuras 143 

signurSj signuria 145 

Simon, Sankt 155. 177 

Hingen s. Dreikönige, Neu- 
jahr, Weihnacht 

Singwein 140 A. 2 

Sittengericht (s. Volks- 
justiz) 

Sittenpolizei 139 



slitUdas 147 
Sodom 221 
Sointg Uclau 142 
Sonnenaufgang, vor S.260. 
I 261. 262. 265 | 

I spannen 141 > 

, spech 150 I 

I .Speck 25. 218 
I Speisen (s. auch Brot. Ge- 1 
1 bäck)30A.2. 63, croMte 
\ dorie 16, Fastenspeisen t 
I 123, Honigschnitten 124, | 
! Hungbtütschi 167, Käse 
! 120. 121. 123, Knödel 
I 123, Knöpfli 124, Koh- 
lernius 113, Lackmilch 
132, Nidlemus 150, Pfaf- 
fenbohnen 124, Pflau- 
menkuchen 128, Pitte 
128, Polerita 30 A. 2, 
put in gram i/m 150, Rahm 
134, Rauchfleisch 93, 
Rauchfleischbinden 120, | 
roHoglio 142, Schinken i 
120, Schnecken 124,1 
serait 152, spech 150. 
spess 32 A. 1, WUrste 
120, Zigermus 160, Zi- 
geunerbraten 133, Zwie- 
belbutter 106 
Spiegel 223. 268. 269 
Spiel (s. auch Schauspiel) 
(66 I 2). (72). 129. 132, 
Gewinnen im Sp. 173. 
281, Häckeln 12, Jeu 
du change 38, Mutteln 
' 9, Ringen 127. Tanz- 
I spiele s. Rondes 
I Spina alba 110 A. 2 
' Spinne 218. 281 t 

I Spinnstube (66 I 3) 
I Spisenhölzli 260 ' 

I Spott 8. Witz I 

I Sprichwörter 157. 158. I 
' 183. 242 ' 

I Spruch (s. auch Reim, 
I Rondes) 31. 34. 64.^71 . 
I 152 ff. 171. 179. 240 ff.. 
j Andreasspr. 63. Drei- 
I könige 142. Fastnacht 
I 145. 147, histor. Spr. 
: 158, Konfession 161, 
Mai 17 ff., Moralspr. 
158, Nachtwächterruf 
! 40, Scheiben werfen 
{ 146 

I Spuck s. Gespenster 
I Ständer s. Haus 
I Stärke 11 ff. 160 
! Statthalter 139 



Stechpalme 282 

Stecknadeln 1C6 

Steine, darchlochte (70 
XI 2), mit menschl. Ein- 
drucken 162, gegen Sei- 
tenstechen 261 

Steininschriften 2 

Sternschnuppe 216. 217 

Sternsiugen 41 ff. 52. 142. 
228 

Stetzwein (vgl. auch 
StUtzweiu 140 

stich- und kugelfest ma- 
chen 267 

Stierkopfmaske 228 

Stimme, gate 268 

Storch 222 

Stossen 127 

Sträggele 225 

Sträggelenacht 114 

strctschadas 150 

Strauss 24 

Streit 220. 221 

Stricken (ö8 VII) 

Strohiudustrie (68 VII) 

Strohpuppe enthaupten 
u. verbrennen 146. 147. 
zersägen 145 

Strumpfbänder 271 

Stuhlbein verbinden 263 

stuorz 123 

Sturm 218 

stutza 123 

Stutzwein (vgl auch Stetz- 
wein) 166 

Styger 11. 13 

Sumpflilie 261 

suvrett 119 

suvrin 119 

Sylvester (69). 143. 222 
270 

Synodalsonntag 132 

Tage, verworfene s. Tn- 
glUckst.ige 

tagliar postretgi*, pa^tN^ 
retschs 151 

Thalkilbi 128 

Thalkinderfest 149 

Tannenfuhr s. Blockfest 

Tantalus 182 

Tanz (66 I 2). (73\ Aber- 
glaube 223, am Aelpler- 
•fest 134 150, an Fast- 
nacht 143, an Himmel- 
fahrt 132, am Kapitel - 
Sonntag 132, an der 
Kirchweih (s. d.), an 
Landsgemeinden 136. 
137, am Maifest 21. 23, 

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I 



Register. 



323 



an Ostern 129, am Palm- 
sonntag 129 an Pro- 
zessionen 125, Preis- 
tanz 4, T. durch dä- 
mon Zwang 163 

Tanzlied (s. Rondes) 

Tatte vergraben 128 A. 2 

Taube 216 223 

Taufe 39. 64 68 IX). 166. 
218. 222 

Tenn s. Haus 

Testament (s auch Bibel) 
217 268 

Teufel 4. 112. 114. 180. 
221 

Teufelsfliehe 110 A. 2 

Teufelskoth (Pflanze) 261. 
262. 272 

Teufelsvermummung 11. 
251 

Teurung G 

theurgische Magio 283 

Tiergestalt d. Dänioueu 
30. 31 

Tiersprache 1. 8 

Tierstimme 30. 31 

Tod (s. auch Orakel, Vor- 
zeichen^ (68 IX 14. 15). 
167 

Todaustragen (s. auch 
Alte zersägen, Stroh- 
puppe, Winteraustrei- 
ben) 128 A. 2, 145. 146. 
147 

Totenbein 9 

Totenbrett (68 IX 18). 
(69 IX 20 a) 

Totenkraut 219 

Totenschädel 8. 123. 269. 
270 

Totenuhr 217 

Totenvolk 163 

Toter 216. 217 

Tracht 21 (g, (67 VI). 120. j 
123. 130. 132. 308 

Trauertracht 1-23 

Träume 217. 218. 219. 220. 
282 

Tribut 121 

Trinkelstierkrieg 178 

Trtillmusterung(67VI 10) 

tschentada 134 

tschuncheismas 133 

ThUr im Aberglauben 217 

Turnfeste 150 

Ueberlistung 4. 10 
Uebernamen 246. 247 
Uebertragen v. Krank- 
heiten 259. 260. 261 



ygaii (Mla watta 143 

Uhr 217 

um ffdvadi 145 

rmfallen v. Gegenständen 
217 

Umzug, Aschermittw.231, 
histor. U. (70 IX 56 , 
Mai 17. 20 fg.i24. 148 

Unfruchtbarkeit, raenschl. 
55 

ungerade 269 

ungetaufte Kinder 271 

Unglück (s. auch Vor- 
zeichen) 219 

UuglUckstage (s. auch 
Kalenderglaube) (71X1 
37 . 167 ff. 219. 220 

Unglückszahlen (71 XI38) 

Uniform 231 \'g. 

unsichtbar machen, sich 
269 

uiUerwachsene Kinder 26 1 

usschelle 141 

usfichies}<e 141 

vadum 62 

Valentin, Sankt 127 

caudm 180 

vegl^ vetjUa 145 

venezianische Seife 262 

Verdamraungsort 167 

Verenentag 280 

verirren, sich 5 

vernageln s. Nägel 

Verpfändung v. Land 4 

Verwantschaft 119 

veschlas 120 

Vetter 119 

Victor, Sankt 127 

Vieh (s. auch Kuh), 
Husten des V. 222, 
schädigen s. Zauber, 
zur Schau treiben 128. 
133. 134 

vin de cavals 140 

Vincentiustag 241 

vinUchidas^ vintschiyliun 
133 

Vögel, fremde 222 

Volksjustiz 141. 145. 147. 
233 

Volkskunst s. Kunst 

Volkslied s. Lied 

Volksmedizin 257ff.28r>ff. 
307. 310 

Vorzeichen (s. auch An- 
zeichen, Orakel) 216, 
Feuersbrunst221, Glück 
219 ff. 281 282, Krank- 
heit 2 18, Krieg 221. 282, 



Neuigkeit • 221. 281, 
Streit 221, Teuruug222. 
Tod 30. 163 216. 281, 
Unglück 219. 226. 281, 
Wetter, Witterung 114. 
222. 227. 279 ff. 
Vreni 114 

Wachholder 263 

Wahlbräuche (s. auch 
Landsgemeinde) ' 70). 
139. 163 

Waldenser 181 

Waldmeister 261 

Waldschwestern 3 

Wallfahrten (s. auch Bitt- 
gänge, Prozessionen) 
125. 126. 127. 166. 223. 
256. 292 

Walmdach s. Haus 

Wanne f. Getreide (im 
Rätsel) 244 

Wappen 123 

Warzen 260. 280 

Weberei (68 VID. 91 (Le- 
gende zu Fig. 1 c) 

Weib, altes (s. auch Alte, 
Dämonen) 145 219, 
böses 179, als Aerztin 
288 A. 1 

Weibel 120. 124. 139 

Weiden, gelbe 222 

Weidgang 63 

Weihnacht (8. auch Christ- 
nacht) 1.41 ff. (69). 141. 
228. 264 

Weihnachtsbaum 141 

Weihnachtsingen 41 ff. 
228 

Weihnachtsmann 251 

Wein 140. 166 

Weinen bei d. Taufe 218 

Weinlese 63. 222 

Weissdorn 260 

weisse Kräuter 217. 281 

Wellloch s. Haus 

Wendelin. Sankt 296 

Werbung (68 IX) 

Werdmüller. General (71 
XI 7) 

Wei-muth 272 

Wespen 222 

W^etterdämonen s. Dä- 
monen 

Wetterglaube (71). 279 

Wetterläuten s. Gegen- 
zauber 

Wettermachen s. Zauber 

Wetterregeln (71). 222. 
240 



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1 1 



324 



Reifster. 



Wichtelnvinnchen 2 

Widehopf 268 

Wiegenlied 297 

wilde Ja«^ s. Jäger, wilder 

Wildroann 145. 147 

Winteraustreiben (m. auch 
Todaustragen) 128 A. 2. 
145. 146. 147. 228 

Winzerfest 234 

Wittwer, VVittwen 141 

Witz und Spott t«. auch 
Anekdoten, Spruch, 
Uebernamen, Volksju- 
fttiz)(73),Konfe8Hion 161, 
Mädchen 242, Ortschaf- 
ten 34. (73 XVI . 164. 
165, Personen 145 

Wochentage s die ein- 
zelnen 

Wodan h. Wuotan 

Wunden 219 

Wuotan 162. 180. 276 A. 1 

Wuotfsee 162 

Zahlen, dieizehn (71 XI 



38), einundzwanzig 268, 
siebenundsiebzig 258 
Zähne 217. 218. 219 
Zahnschmerzen 258. 259 
Zauber is. auch Fluch, 
Oegenzauber, Hexen, 
Segen) (71 XI 34). 106. 
264 ff.. Z. entdecken 
174, Felsen mit Steck- 
nadeln sprengen 106, 
Herzaubern v. Gegen- 
ständen 108. 111, He- 
xenflug u. Aehnl. 106. 

110. 111. 274, Kapelle 
zerstören 114, Kugel- 
zauber (71 XI 4s Land 
schädigen (s. auch 
Wettermachen) 109, 
Menschen schädigen 
106. 115. 269 ff.. Vieh 
schädigen 106. 107. 109. 
Vorspiegelung 174, 
Wettermachen 60. 106 

111. 112. 114 
Zauberbuch 216. 275 fg, \ 



Zauberer 60. 106. 174. 
180. 288 ff. 

Zauberspiegel s. Spiegel 

eavrin 119 

Zehntausend Ritter 133 

Zersägen d. alten Weibes 
145 

Zerspringen von Gegen- 
ständen (s. auch Fla- 
sche) 218. 219 

Zeusler 277 

Ziegenfest 151 

Zigerkilbi 128 

Zigermns 150 

Zigeuner 2 

Zigeunerbraten 133 

Zins 121 

Zuchteber 282 

Zünfte 129. 137 

Zweige 16. 19 20.21.129 

Zwiebelschalen 222. 279 

Zwist, ehelicher 141 

zwölf Stunden 264 

Zwölften 114. 276 



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Zeitschriften für Volkskunde. 
Revues des Traditions populaires. 

Alomannift. 2^itsohnft fUr Sprache, Kaust und Altertum besonders des 
alemannisch-schwäbischen Gebiets. Herausgegeben von Friedrich 
Ff äff. Jährlich 3 Hefte. Jahrg. 6 Ml:. Verlag : P. Hanstein, Bonn. 

Beitrige zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Herausgegeben von 

der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und 

Litteratur in Böhmen. Geleitet von Prof. Dr. A. Hauffen» Verlag: 

J. G. Calve, Prag, 
Blitter fOr PommerSChe Volkskunde. Monatsschrift. Herausgegeben 

von A, Knoop und Dr. A. Haas. 4 Mk. jährlich. Bestellungen 

bei A. Straube, Labes (Pommern). 
Bulletin de Folklore, lievue trimestrielle. Organe de la „Societe du 

Folklore wallen", public i^SiV M. Eughie Maiiseur, Un an: 6 fre., 

un numero: 1 50 frs. Bureanx: 92, rue Traversiere, Bruxelles. 
Folk-Lore. Ti-ansactious of The Fol k Lore Society. Quarterly. Annual 

Subscriptions: 1 L. 1 s. Publisher; David Nutt, 270, Strand, 

London. 

The Journal of American Folk-Lore. Kditor William WelU Neioell 

(iuartorly issued by Tiie American Folk-Lore Society. Annual 
subscription : Doli. 3.00. Publisher for the Coutinent : Otto Har ras - 
sowitz, Leipzig. 

Korrespondenzblatt des Vereins fflr SiebenbQrg. Landeskunde. 

Hedaktion: Dr. A, Schullerus. Erscheint monatlich. Jahrg. 2 Mk. 
Verlag: W. Krafft, Hermannstadt. 
MMusine. Kevue trimestrielle, dirigee par M. Henri Gaidoz. Un an : 
12.25 frs., un numero: 1.25 frs. Bureanx: 2. rue des Chantiers, 
Paris. 

Mitteilungen der Schiesischen Gesellschaft fflr Volkskunde. Heraus- 
gegeben von F. Vogt und 0. Jiriczek. Heft 0,50 Mk. Schrift- 
führer des Vereins: Dr. O, Jiriczek, Krenzstrasse 15, Breslau. 

Mitteilungen des Vereins fOr Sächsische Volkskunde. Hemusgegeben 

von Prof. Dr. E, Mogk (b'ärberstrasse 15) Leipzig. 

Mitteilungen und Umfragen zur bayerischen Volkskunde. Jährlich 

4 Hefte. Herausg. im Auftrage de^ Vereins für bayer. Volkskunde 
und Mundartforschung von Prof. Dr. 0. Brenner, WUrzburg. 
Jahrgang 1 Mk. 

OnS Volksieven. Monatsschrift. Herausg. von Joz. Cornelissen und 
J. B. Vervliet, Jahrg. 2.50 Fr. Verlag: L. Braeckmans, Brecht. 



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Revue des TraditiOnS populaires, recueil mensuel de mytbologie^ 
litt^ratnre orale, ethnographie traditionelle et art popnlaire. Organe 
de la ^Soci6t6 des Traditions populaires'', dirig6 par M. Paul 
Sebillot, Un an: Snisse 17 frs.; pour les membres: 15 im; nn 
No, : 1.25 frs. Bnreanx; 80, boulevard St-Marcel, Paris. — 
(Pour recevoir an numero sp^cimen, il saffit d'en faire la demande 
a M. Sebillot en ajontant nn timbre de 15 Centimes.) 

Unser Egeriand. Blätter f»r Egerländer Volkskunde. Heraosg. von 
Alois John, Kger. 

Der Urquell. Eine Monatsschrift fUr Volkskunde. Herausg. von Friedr. 
S, Krauss. Jahrgang 4 Mk. Redaktion: Nenstiftgasse 12, Wien. 

Volkskunde. Monatsschrift. Heransg. von Pol de Moni und A. de 
Cock, Jahrgang 3 Fr. Verlag: Hoste, Veldstraat 46, Gent. 

Wallonia. üecueil mensnel de litt6rature orale, croyances et usagea 
traditionels; fond6 par O. Colson, Jos. Defrecheux et G. Wil- 
lame, Belgique: (In an 3 frs., un No. 30 c, Union postale: 
4 frs. Administration: 88, nie Bonne-Nouvellej Redaktion: 6, Mon- 
tagne Ste-Walburge, Liege. 

Zeltschrift des Vereins fOr Volkskunde. Vierteljahrsschrift. Herausg. 
von Karl Weinhold. Jahrg. 12 Mk. Vorsitzender des Vereins : 
Prof. Dr. K. Weinhold, Hohenzollerstr. 10, Berlin W. 

Zeitschrift fOr Österreich. Volkskunde. Redaktion: Dr. M. Haberlandu 

Jahrgang 4 fl. 80. Verlag und Expedition: F. Tempsky, Wien. 



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